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Full text of "W. S. Teuffels Geschichte der römischen Literatur"

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W.  S.  iTEUFFELS 


GESCHICHTE 


DER 

RÖMISCHEN  LITERATUR 


NEU  BEARBEITET 


VON 


LUDWIG  SCHWABE. 


FÜNFTE  AUFLAGE. 

ZWEITER  BAND. 


LEIPZIG, 

DBUCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEUBNEB. 

1890. 


Das  Recht  der  Übersetzung  in  fremde  Sprachen  wird  vorbehalten. 


IZJO 

AT.    ^ 


Inhalt  des  zweiten  Bandes. 


Zweiter  Hauptteil:   Die  römische  Eaiserzeit. 

271.  Allgemeine  Übersicht  der  Eaiserzeit.    S.  649. 

A.   Das  silberne  Zeitalter  der  römischen  Literatur. 
Erstes  christliches  Jahrhundert,  J.  14—117  d.  Chr. 

272.  Charakteristik  und  Obersicht.    S.  649. 

1.  Die  Zeit  der  julischen  Dynastie,  J.  14—68  n.  Chr. 

273.  Übersicht  und  Reihenfolge.    S.  656. 

a.  Die  Regierungszeit  deB  Tiberius,  J.  14—37  n.  Chr. 

274.  Literatur  und  Schriftsteller  in  dieser  Zeit'.  S.  656.  275.  Mit- 
glieder des  kaiserlichen  Hauses:  Tiberras.  Germanicus.  S.  667.  276.  Red- 
ner und  Rhetoren:  Votienus  Montanus,  Mam.  Scaurus,  Domitius  Afer  u.  a. 
S.  660.  277.  GeBchichtschreiber:  Cremutius  Cordus,  Aufidius  BassuB  u.  a. 
S.  663.  278.  Velleius  Paterculus.  S;  665.  279.  Valerius  Maximus 
8.  669.  280.  A.  Cornelius  Celsus.  S.  673.  281.  Juristen:  Masurius 
Sabinus,  Nerva  u.  a.  S.  677.  282.  Grammatiker:  Iulius  Modestus,  Rem- 
mius  Palaemon,  NiBUS  u.  a.  S.  678.  283.  Antonius  Castor.  Apicius. 
Iulius  Atticus  und  Graecinus.  S.  680.  284.  Phaedrus.  Pomponius  Se- 
cundus.     S.  681. 

b.    Die  Regierungszeit  des  Caligula,  Claudius  und  Nero,  J.  37 — 68  n.  Chr. 

285.  Literatur  und  Schriftsteller  in  dieser  Zeit.     S.  686.  286.  Mit- 

glieder des  kaiserlichen  Hauses:  Claudius.    Agrippina.    Nero.    S.  688. 
287.  L.  Annaeus  Seneca.  Sein  Leben  und  Charakter.  S.  692.      288.  Schrift- 
stellerische Eigentümlichkeit  des  Seneca.    S.  694.  289.  Seneca's  pro- 
saische Schriften.    S.  697.        290.  Seneca's  poetische  Schriften,  bes.  Tragö- 


IV  Inhalt  des  zweiten  Bandes. 

dien.    S.  703.  291.  Geschieh tschreiber:  Gaetulicus,  Nonianus,  Corbulo, 

Bocchua.  S.  707.  292.  Curtius  Rufus.  S.  709.  293.  Columella. 
S.  713.  294.  Scribonius  Largus  n.  a.  Ärzte.  8.  716.  295.  Asconius. 
S.  718.  296.  Pomponius  Mela.     S.  720.  297.  Redner  und  Rhetoren: 

Vibius  Crispus,  Eprius  Marcellus,  Iulius  AfricanuB,  Galerius  Trachalus, 
Verginius  Flavus  u.  a.    S.  722.  298.  Juristen:   Proculus,  Nerva  filius, 

Cassius  Longinus,  Sex.  Pedins  u.  a.  S.  724.  299.  Lehrer  und  Anhänger 
der  Philosophie:  Cornutus,  Musonius,  Thrasea  Paetus,  Helvidius  Priscus 
u.  a.     S.  726.  300.  301.  Yalerius  Probus.    S.  729.  302.  Persius 

Flaccus.  S.  734.  303.  Lucanus.  S.  737.  304.  Caesius  Bassus  u.  a. 
Dichter.  S.  742.  305.  Petronius.  S.  743.  306.  Calpurnius  Siculus. 
Panegyricus  in  Pisonem.    S.  748.  307.  308.  Das  Lehrgedicht  Aetna. 

Lucilius  Iunior.     S.  751.        309.  Gedichte  des  cod.  Voss.  86.    S.  754. 


2.    Die  Zeit  der  flavischen  Dynastie,  J.  69—96  n.  Chr. 

310.  Übersicht.    S.  754. 

a.  Vespasianus  und  Titus,  J.  69—81  n.  Chr. 

311.  Literatur  und  Schriftsteller  unter  ihnen.  S.  755.  312.  Der  ältere 
Plinius.  Leben  und  Schriftstellerei.  S.  756.  313.  Seine  naturalis 
historia.  S.  759.  314.  Andere  Historiker:  Mucianus,  CluviuB  Rufus, 
Vipstanus  Messalla,  Fabius  RuBticus.  S.  764.  315.  Die  Rhetoren  Gabi- 
nianus, Aper,  Iulius  Secundus.  S.  766.  316.  Die  Juristen  Caelius  Sabinus, 
PegasuB  u.  a.  S.  768.  317.  Valerius  Flaccus.  S.  769.  318.  Andere 
Dichter:  Curiatius  Maternus,  Saleius  Bassus.    S.  771. 

b.    Domitianus,  J.  81—96  n.  Chr. 

319.  Literatur  und  Schriftsteller  unter  ihm.    S.  773.  320.  Silius 

Italicus.  Homerus  latinus.  S.  775.  321.  Statius.  S.  780.  322.  Mar- 
ti aus.  S.  786.  323.  Arruntius  Stella,  Turnus,  Scaevus,  Vestricius  Spu- 
rinna,    Sulpicia.    S.   791.  324.    Dichterlinge   der    Zeit.    S.  795. 

325.   Quintilianus.    S.  796.  326.    Sonstige    Rhetoren    und  Redner: 

Aquilius  Regulus,  Yitorius  Marcellus,  Septimius  Severus  u.  a.  S.  804. 
327.  Sex.  Iulius  Frontinus.  S.  807.  328.  Juristen  (Aufidius  Chius)  und 
Grammatiker  (Aemilius  Asper  u.  a.).  8.  811.  329.  Sonstige  Schriftsteller 
in  Prosa,  bes.  Arulenus  Rusticus.    S.  813. 


3.   Die  Zeit  des  Nerva  und  Trajan,  J.  96—117  n.  Chr. 

330.  Übersicht.  Nerva.  Traianus.  S.  814.  331.  Iuvenalis.  S.  816. 
332.  Sonstige  Dichter  der  Zeit:  Titinius  Capito,  Passennus  Paulus  u.  a. 
S.  823.  333.    Cornelius    Tacitus.     Leben    und    Charakter.    S.    824. 

334.  Seine  Schriften:    Dialogus.    S.  833.  335.  Der  Agricola.    S.  836. 

336.  Die  Germania.    S.  839.  337.  Die  Historiae.     S.  842.  338.  Die 

Annales.    S.  844.  339.  Gesamtausgaben.    S.  847.  340.  Der  jüngere 

Plinius.    S.  848.  341.   Sonstige  Redner  und  Geschichtschreiber  unter 

Trajan.    S.  855.  342.    Juristen:    Neratius   Priscus,    Iuventius   CelsuB, 


Inhalt  des  zweiten  Bandes.  V 

IavolenuB,  Aristo  u.  a.    S.  857.  343.   Die  Grammatiker  Flavius  Caper, 

Urbanus,  Velius  Longus,  Caesellius  Vindex  u.  a.    S.  861.       344.  Die  Gro- 
matiker  Hyginus,  Baibus,  Siculas  Flaccus  und  Nipsus.    S.  868. 


B.  Zweites  Jahrhundert,  J.  117—211  d.  Chr. 

345.  Übersicht.    S.  867. 

1.   Die  Zeit  Hadrian's,  J.  117—138  n.  Chr. 

346.  Hadrianus.  S.  870.  347.  Suetonius  Tranquillas.  S.  872. 
348.  Florus.  S.  879.  349.  Andere  Historiker  der  Zeit.  S.  882.  350.  Die 
Juristen  Salvius  Iulianus,  Pomponius  u.  a.  S.  882.  351.  Bhetoren  und 
Philosophen:  Calpurnius  Flaccus  u.  a.  S.  885.  352.  Grammatiker:  Te- 
rentius  Scaurus  u.  a.  S.  886.  353.  Dichterisches  aus  der  Zeit:  Annianus, 
Septimius  Serenus,  Alfius  Ayitus  u.  a.    S.  888. 

2.  Die  Zeit  der  Antonine,  J.  138—180  n.  Chr. 
a.  Antoninus  PhiB,  J.  138—161  n.  Chr. 

354.  Antoninus  Pius.  Übersicht.  8.  890.  355.  M.  Cornelius  Fronto. 
S.  891.  356.  Sonstige  Eedner,  Bhetoren  und  Sophisten:  Fabius  Severus 
u.  a.  S.  896.  357.  Gelehrsamkeit  und  Grammatik:  Sulpicius  Apollinaris, 
Arruntius  Celsus  u.  a.    S.  897.  858.  Philosophen:  Iunius  Busticus  u.  a. 

S.  899.  359.   Geschichtschreibung:    Ampelius.    Licinianus.    S.  900. 

360.  Juristen:  Africanus,  Maecianus,  Ulpius  Marcellus  u.  a.  S.  902.  361. 
Gaius.    S.  905.        362.  Dichtung.    S.  909. 

b.  Die  Zeit  des  M.  Aurelius,  J.  161—180  n.  Chr. 

863.  M.  Aurelius.  Übersicht.  S.  909.  364.  Die  Schäler  des  Fronto: 
Aafidius  Victorinus,  Titianus  u.  a.    S.  911.  365.  A.  Gellius.    S.  913. 

366.  L.  Apuleius.  Leben  und  Charakter.  S.  916.  867.  Seine  Schriften. 
S.  921.  368.  Minucius  Felix.    S.  927.  869.  CervidiuB  Scaevola 

u.  a.  Juristen.    S.  932. 

3.  Die  Zeit  des  Commodus  und  Septimius  Severus, 
J.  180—211  n.  Chr. 

370.  Übersicht    Septimius  Severus.     S.  934.  371.   Papinianue. 

S.  935.  372.  Callistratus,  Tryphoninus  u.  a.  Juristen.  S.  937.  373.  Ter- 
tullianus.  Itala.  S.  939.  373a.  Grammatiker:  Terentianus,  luba.  S.  945. 
374.  Grammatiker:  Acro,  Porphyrio,  Sammonicus  der  Vater,  Statilius  Maxi- 
mus u.  a.    S.  947. 


C.  Drittes  Jahrhundert,  J.  211—306  n.  Chr. 
1.  Ente  Hälfte,  J.  211—253  n.  Chr. 

375.  Übersicht.     8.  960.         376.  Domitius  ülpianus.     S.  962.        877. 
Ialius  Paulus.    S.  956.       378.  Marcianus,  Macer,  Modestinus  u.  a.  Juristen 


YI  Inhalt  des  zweiten  Bandes. 

S.  957.  379.  Inline  Romanus,   Censorinus  u.  a.  Grammatiker.    S.  969. 

380.  Gargilius  Martialia.    S.  962.        381.  Mar  ins  Maximus  n.  a.  Geschieht- 
Schreiber.    S.  964.  882.   Cyprianus.     Novatianus.    8.  967.  383. 

Schriftsteller  in  gebundener   Form:   Sammonicus   der  Sohn  u.  a.    S.  969. 
384.  Commodianus.    S.  971. 

2.  Zweite  Hälfte,  J.  263-305  n.  Chr. 

385.  Obersicht.     S.  974. 

a.  Die  Zeit  vor  Diocletian,  J.  253—284. 

386.  Nemesianus.  S.  976.  387.  Die  Geschichtschreiber  der  Zeit. 
S.  978.  388.  Aquila  Romanns.  S.  979.  389.  Iulius  Solinus.  S.  979. 
390.  Cornelius  Labeo.    S.  982. 

b.    Die  Zeit  Diocletian's,  J.  284—305. 

391.  Beredsamkeit:  Panegyriker.  Eumenius.  S.  983.  392.  Geschicht- 
schreibung: Spartianus,  Capitolinus,  Gallicanus  und  Pollio.  S.  987.  393. 
Codex  Gregorianus  (und  Hermogenianus).  8.  992.  394.  Sacerdos.  S.  993. 
395.  Aphthonius.   S.  994.  396.  Arnobius.    S.  995.  397.  Lactan- 

tius.     S.   996.  398.    Schriftwerke    in   gebundener   Form:    Catonis 

disticha,   Pervigilium   Veneria,    Reposianus,    PentadiuB   u.   a.    S.    1002. 
399.  Iulius  Valerius.     S.  1006. 


D.   Viertes  Jahrhundert. 

400.  Obersicht.     S.  1007. 

1.  Erste  Hälfte. 
Die  Zeit  Constantin's  des  Großen. 

401.  Constantin  und  Beine  Lobredner.  Nazarius  u.  a.  Redner  und  Rhe- 
toren.  S.  1010.  402.  Die  Kaiserbiographien  von  Vopiscus  u.  Lampridius. 
S.  1014.  403.  Optatianus  und  Iuvencus.  S.  1016.  404.  Codex 
HermogenianuB.  Fragmenta  vaticana  u.  a.  S.  1019.  404 a  Nonius 
Marcellus.  S.  1021.  405.  Grammatiker:  CominianuB,  Albinus,  Asmonius, 
Euanthius  u.  a.  S.  1023.  406.  Firmicus  Maternus,  der  Heide  und  der 
Christ.  S.  1025.  407.  Philosophie:  Chalcidius  u  a.  S.  1030.  408. 
Marius  Victorinus.  S.  1031.  409.  Aelius  Donatus.  S.  1035. 
410.  Palladius  S.  1036.  411.  Medicina  Plinü.  S.  1038.  412.  Itineraria. 
Regionenverzeichnisse.    S.  1039. 

2.  Zweite  Hälfte, 
a.  Die  Zeit  vor  Theodosius  I. 

413.  Geschichtsquellen.  Der  Chronograph  von  354.  S.  1042.  414.  Ge- 
schichtsabriBse :   Aurelius  Victor.    S.  1044.  415.  Eutropius.    S.  1048. 

416.  (Rufius)  Festue,  Iulius  Obsequens.    S.  1049.  417.  Redner:   Mamer- 

tinus  u.  a.   S.  1051.        418.  Hilarius,  Lucifer  u.  a.   S.  1053.        419.  Gram- 
matiker: Charisius.   Diomedes.    S.  1067.         420.  Avienus.    S,  1059.       421. 


Inhalt  des  aweiten  Bande«.  VII 

Ausonius.    S.  1062.        421».  Qaerolus.    S.  1071.  422.  Damasus,  Proba 

u.  a.  christliche  Schriftsteller.     S.  1072.        428.  Diktys.     S.  1075. 

b.   Die  Zeit  des  Theodosius  I.    J.  379  ff. 

424.  Übersicht.  S.  1078.  426.  Die  Symmachi.  S.  1079.  426.  Son- 
stige Redner.  Pacatus.  S.  1085.  427.  Rhetorische  Schriftsteller.  For- 
tunatianus, Rufinianus,  Iulius  Victor  n.  a.  S.  1087.  428.  Heidnische 
Geschichtschreiber:  Nicomachns.  S.  1090.  429.  Ammianus  Marcelli- 
nus. S.  1092.  430.  Heidnische  Philosophen:  Vettius  Praetextatus  u.  a. 
S.  1097.  431.  Servius.  Ti.  Donatus.  S.  1098.  482.  Vegetius.  S.  il03. 
433.  Axnbrosins.  S.  1108.  434.  Hieronymus.  S.  1111.  435.  Rufi- 
nus  u.  a.  christliche  Prosaiker.  S.  1117.  436.  Prudentins  n.  a.  S.  1119. 
437.  Panliniis  Nol.     S.  1122.        438.  Lex  dei.    S.  1123. 

3.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

439.  Claudianus.     S.  1124.  440.  Augustinus.     S.  1129.        441. 

Sulpicius  Severns.    S.  1136.  442.  Hilarianns.    Tichonius.    Mallius 

Theodorue.  S.  1139.  443.  Pelagiua  u.  a.  Zeitgenossen  Augustinus.  S.  1140. 
444.  Macrobius.  S.  1141.  445.  Vibius  Sequester,  Exuperantius,  Pap£ 
rianus  u.  a.  Grammatiker.    S.  1144.  446.  Marcellus  Empiricus  u.  a. 

Medizinische.    S.  1147.  447.  Aggenus  u.  a.  Feldmesser.    S.  1149. 

448.  Endelechius.    Licentius.     S.   1150.  449.    Symphosius.  'S.  1152. 

450.   Avianus.    S.  1153.  451.  Lehrgedichte   de  figuris   u.  a.    S.  1154. 

452.  Martianus  Capeila.     S.  1156. 


E.  Fünftes  Jahrhundert. 

453.  Obersicht     S.  1160. 

1.  Erste  Hälfte. 

454.  Rutilius  NaniatianuB.  S.  1163.  455.  Orosius.  S.  1165. 
456.  Mariua  Mercator  u.  a.  Anhänger  Augustinus.  S.  1168.  457.  Cassia- 
nus  u.  a.  Zeitgenossen.  S.  1169.  458.  Vincentius  Lerin.  S.  1172. 
469.  Papst  Leo  d.  Gr.  S.  1173.  460.  Prosper  Aquit.  u.  a.  christliche 
Prosaiker.  S.  1176.  461.  Codex  Theodosianus.  S.  1178.  462.  Con- 
snltatio.  S.  1180.  463.  Caelius  Aurelianus.  Cassius  Felix.  S.  1181. 
464.  Merobaudes.    Victor.  Orientius.     S.  1184.        465.  Salvianus.    S.  1188. 

2.  Zweite  Hälfte. 

466.  Übersicht.     S.  1191.  467.  Apollinaris  Sidonius.     S.  1194. 

468.  Rusticius   Domnulus,   Mamertus   Claudianus   und    Faustus.     S.    1200. 

469.  Arnobius  iunior,  Gelasius,  Gennadius  u.  a.  christliche  Schriftsteller. 
8.  1203.  470.  Christliche  Geschichtschreiber:  Victor  Vitensis,  Idacius, 
Victorius.  S.  1206.  471.  Dares.  S.  1209.  472.  Grammatiker:  Cledo- 
nius,  Consentius,  Pompeius,  Phocas,  Rufinus  u.  a.  S.  1211.  473.  Sedu- 
lius.  S.  1214.  474.  Auspicius,  Avitus  u.  a.  christliche  Dichter.  S.  1218. 
475.  Dracontius.  Orestis  tragoedia.  S.  1220.  476.  Flavius  Felix,  Floren- 
tinus,  Luxorius,  Coronatus  u.  a.     S.  1224. 


VIII  Inhalt  des  zweiten  Bandes. 


F.   Sechstes  Jahrhundert. 

.  477.  Allgemeines.   S.  1227.        478.  Boethius.    S.  1230.        479.  Enno- 
dius.     S.  1235.  480.   Folgentius   der  Bischof  und  der  Grammatiker. 

S.  1238.  481.    Priscianus.     S.  1242.  482.   Eutyches,   Audax   u.  a. 

Grammatiker.    S.  1245.        483.  Cassiodoriua  Senator.   S.  1246.        484. 
Chronisten:  Marcellinus,  Victor  Tunn.  u.  a.     S.  1253.  485.   Geschicht- 

schreiber: Iordanis.     S.  1256.  486.   Gildas  Sapiens  und  Gregor  von 

Tours.    S.  1260.  487.  Anthimus  u.  a.  Medizinische.     S.  1263.  488. 

Rechtsbücher.    Corpus   iuris  u.  a.        S.  1265.        489.  Historia  Apollonii 
Tyrii.     S.  1272.  490.  Maximianus.     S.  1274.  491.  Arator.    Cypriani 

heptateuchus.     Venantius   Fortunatus.     S.    1275.  492.   Corippus. 

S.  1283.         493.  Gregor  1.     S.  1285.         494.    Eugippius,  Martinus  u.  a. 
theologische  Schriftsteller.     S.  1286. 

G.    Aus  dem  siebenten  und  achten  Jahrhundert. 

495.  Sisebut,  Iulianus  u.  a.  Spanier.    S.  1290.         496.  Isidorus  Hisp. 
S.  1292.  497.  Aethicus  Ister,  Geographus  Ravennas,  Virgilius  gramma- 

ticus.     S.  1295.  498.    Übersetzungen   medizinischer   Werke.     S.  1300. 

499.  Fredegar  u.  seine  Fortsetzen    S.  1302.        500.  Aldhelmus,  Baeda  u.  a. 
S.  1304. 


Nachträge.     S.  1308. 
Alphabetisches  Register.     S.  1318. 


Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert.  649 


ZWEITER  HAÜPTTEIL. 
DIE  RÖMISCHE  KAISERZEltf 

27 1.  Wie  die  augustische  Zeit  in  der  Geschichte^eme  Doppel- 
stellung hat,  als  Ende  der  Bepublik  und  Anfaug  der  Kaiserzeit, 
so  auch  in  der  Literatur,  da  ihre  größere  Hälfte  zu  deren  gol- 
denem Zeitalter  gehört,  die  kleinere  spätere  aber  zum  silbernen. 
In  letzterem  wirken  die  ursprünglichen  nationalen  Kräfte  noch 
fort,  aber  abgeschwächt  und  gehemmt  durch  die  neuen  poli- 
tischen Verhältnisse ,  die  nach  Augustus  die  Monarchie  zur 
Despotie  steigern,  welche  allmählich  den  Tod  alles  selbständigen 
geistigen  Lebens  bewirkt.  Dieses  Ergebnis  tritt  zu  Tage  sobald 
unter  den  Antoninen  die  krankhafte  Spannung  auf  eine  Reihe 
von  Jahrzehnten  nachläßt  und  nun  der  Versuch  zu  neuen  Hervor- 
bringungen gemacht  wird.  Aber  die  vollige  Erschöpfung  bringt 
es  nur  zu  einem  Scheinleben  und  zu  Nachahmungen.  Als  am 
Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  n.  Chr.  Commodus  die  alte 
Despotie  erneuert  und  Schlag  um  Schlag  auf  Volk  und  Reich 
niederfallt,  wird  die  innere  Auflösung  nur  durch  das  Leben  in 
den  Provinzen  noch  längere  Zeit  aufgehalten  und  verdeckt;  aber 
in  der  Literatur  gedeiht  einzig  noch  die  Jurisprudenz  und  etwa 
die  Gelehrsamkeit.  Die  Literatur  überlebt  sogar  noch  längere 
Zeit  den  äußeren  Untergang  des  römischen  Reichs  (J.  476)  und 
endet  erst  mit  dem  sechsten  Jahrhundert.  So  zerfällt  die  Kaiser- 
zeit in  drei  Abschnitte  von  stufenweise  abnehmender  literarischer 
Bedeutung:  das  erste  Jahrhundert  n.  Chr.  Geb.,  das  zweite  Jahr- 
hundert oder  das  Zeitalter  Hadrians  und  der  Antonine,  und  end- 
lich das  dritte  bis  sechste  Jahrhundert. 

A.  DAS  SILBERNE  ZEITALTER  DER  RÖMISCHEN 
LITERATUR. 

Erstes  Jahrhundert,  J.  14—117  n.  Chr. 

^  272.  Das  erste  Jahrhundert  umfaßt  die  Regierungen  von 
Tiberius  (J.  14  —  37  n.  Chr.),  Gaius  (Caligula,  J.  37  —  41), 
Claudius  (41—54),  Nero  (54—68),  Vespasianus  (69—79),  Titus 
(79—81),  Domitianus  (81—96),  Nerva  (96—98)  und  Traianus 
(98 — 117).  Es  zerfallt  in  drei  Abschnitte,  die  Zeit  der  Julier 
(J.  14—68  n.  Chr.),  die  des  flavischen  Hauses  (J.  69—96),  und 


G50  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert. 

die  des  Nerva  und  Trajan  (J.  96 — 117).  Der  Charakter  des 
Jahrhunderts  wird  bestimmt  durch  seine  Anfänge.  Die  Allein- 
herrschaft welche  unter  Augustus  sich  noch  meist  in  milde  For- 
men gekleidet  hatte,  wird  unter  den  Nachfolgern  aus  seinem 
Hause  allmählich  nackte  Gewaltherrschaft,  tückisch  und  roh, 
stumpf  und  wahnsinnig,  aber  immer  gleich  mörderisch  gegen 
alle  Selbständigkeit 9  nur  Sklaven  und  Werkzeuge  neben  sich 
duldend,  den  Besseren  nur  die  Wahl  lassend  zwischen  Tod1)  und 
Heuchelei.  Vespasian  und  Titus  kommen  zu  spät  und  werden 
zu  bald  in  der  Regierung  abgelöst  von  dem  bösartigen  Wüterich 
Domitian  als  daß  durch  sie  eine  wesentliche  Besserung  hätte 
erfolgen  können:  die  Zeit  des  Nerva  und  Trajan  bringt  nur  zum 
Bewußtsein  was  man  alles  in  der  schlimmen  Vergangenheit 
erlitten  und  eingebüßt  hatte.  Für  die  Literatur  kommt  zu  diesen 
Übeln  noch  der  besondere  Umstand  daß  alle  Kaiser  dieser  Zeit 
persönlich  für  sie  Sinn  und  Verständnis  haben;  denn  um  so  arg- 
wöhnischer überwachen  sie  jede  Lebensregung  auf  diesem  Gebiete 
und  empfinden  wohl  gar  Eifersucht  auf  die  schriftstellerischen 
Erfolge  anderer.  Daher  bekommt  die  Literatur  die  Wirkungen 
der  Despotie  in  verstärktem  Maße  zu  fühlen.8) 
£  ^  Die  Wirkungen  welche  die  Gewaltherrschaft  auf  die  Geister 
äußert  sind  doppelter  Art.  Fürs  erste  schafft  sie  um  sich  die 
Stille  des  Kirchhofes,  indem  jede  Selbständigkeit,  mit  dem  Tode 
bedroht,  sich  in  Schweigen  hüllt,  versteckt,  verstellt3)  und  der 
Kriecherei  das  Wort  überläßt,  sich  selbst  ergebend  in  das  Un- 
abänderliche, ja  sich  anstrengend  um  sich  innerlich  ihm  möglichst 
anzubequemen.4)  Dann  aber  bewirkt  dieses  Zurückdrängen  der 
Selbständigkeit  in  das  tiefste  Innere  ebenso  eine  Verinnerlichung 


1)  Je  weniger  das  Leben  bot  an  echten  Genüssen  und  je  reicher  es 
war  an  Qualen,  um  so  leichter  entschied  man  sich  dazu,  gestützt  auf  die 
Lehren  der  Stoa,  aus  ihm  freiwillig  zu  scheiden.  So  schon  unter  Tiberius 
dessen  Freund  Cocceius  Nerva,  dann  Cassius  Severus,  Albucius  Süub, 
(Apicius,)  Silius  Italicus,  Corellius  Rufus  (Plin.  ep.  1,  12),  Titius  Aristo 
(ebd.  1,  22,  8)  u.  a.  2)  Plin.  ep.  3,  6,  5  sub  Nerone,  cum  omnc 

studiorum  genus  paulo  liberius  et  erectius  pcriculosutn  servitus  feciasct. 
W ASchmidt,  Gesch.  der  Denk-  und  Glaubensfreiheit  im  ersten  Jahrhundert 
der  Kaiserherrschaft,  Berl.  1847.  Frikdlämdbr,  Sittengesch.  3*,  361. 
3)  Es  war  gefährlich  ein  tüchtiger  Mann  zu  sein;  Plin.  ep.  5,  14,  6  tan- 
dem  homines  tum  ad  pericula,  ut  prius,  verum  ad  honores  virtutc  perveniunt. 
8,  14,  7  cum  suspecta  virtus,  inertia  in  pretio.  4)  Lucan.  3,  146 

cuius  (der  libertas)  servaveris  umbram  si  guidquid  iubeare  velis. 


§  272  Charakteristik  und  Übersicht.  651 

und  Vertiefung  welche  dem  Familienleben  zu  gute  kommt  und 
Gestalten  wie  die  Arria  und  Fannia  hervorbringt,  wie  anderseits 
eine  Meisterschaft  der  psychologischen  Beobachtung.  Der  ein- 
zelne, nicht  im  stände  sich  nach  außen  auszuleben 7  wühlt  sich 
um  so  tiefer  in  das  eigene  Innere  ein;  und  darauf  angewiesen 
aus  den  Mienen  des  Gebieters  eigenes  wie  fremdes  Schicksal 
herauszulesen  gewinnt  er  Übung  die  Rätsel  des  Seelenlebens  zu 
entwirren  und  lernt  in  den  Irrgängen  einer  Menschenbrust  sich 
zurechtzufinden.  Die  Mehrzahl  aber  wird  durch  jene  Verhält- 
nisse blasiert5),  verbissen  und  verschroben.  Da  man  sich  nicht 
geben  kann  wie  man  ist  und  sich  bemüht  den  Schein  zu  erregen 
als  sei  man  anders  als  m#n  ist,  so  heuchelt  man  und  wird 
affektiert.  Die  Natur  ängstlich  zu  verbergen  genötigt  verfällt 
man  in  Künstelei  und  Unnatur.  Jeden  Augenblick  von  Spähern 
beobachtet  oder  sich  beobachtet  glaubend  fühlt  man  sich  fort- 
während wie  auf  der  Bühne:  man  denkt  an  den  Eindruck  seines 
Tuns  auf  Gegenwart  und  Nachwelt6),  man  lebt  sich  in  eine 
Rolle  hinein,  man  nimmt  theatralische  Stellungen  an,  man  de- 
clamiert  statt  zu  sprechen,  wie  man  schreibt  weil  man  nicht 
handeln  kann.  Je  mehr  sodann  der  einzelne  sich  anstrengen 
muß  um  in  schwerer  Zeit  nicht  unterzugehen,  um  so  größer 
kommt  er  sich  vor:  eine  gewisse  Eitelkeit  haftet  allen  Persön- 
lichkeiten dieser  Zeit  an7),  und  genährt  wird  sie  durch  die 
öffentlichen  Vorträge  ohne  anderen  Zweck  als  Schaustellung  des 
eigenen  Ich  und  gegenseitige  Bewunderung.8)     Die  Unsicherheit 


5)  Fastidium,  vgl.  HBbndeb,  d.  jüngere  Plinius  (Tüb.  1873)  13.  21. 
Ähnlich  desidia  praesens,  Peteon.  sat.  88,  wo  auch:  priscis  temporibus,  cum 
adhuc  nuda  virtus  placeret,  vigebant  artes  ingenuae.  .  .  at  nos  vino  scortis- 
que  demersi  ne  paratas  quidem  artes  audemus  cognoscerc,  sed  accusatores 
antiquitatis  vitia  tantum  docemus  et  discitnus.  übt  est  diabetica?  übi  astro- 
nomia?  ubi  sapientiae  consuUissima  via?  etc.  6)  Plin.  ep.  3,  16,  6 

isla  facienti,  isla  dicenti  gloria  et  aetemitas  ante  oculos  erant  9,  3,  1  mihi, 
nisi  praemium  aeternitatis  ante  oculos,  pingue  illud  altumque  otium  placeat. 
9,  14,  1  (nostro)  studio  et  labore  et  reverentia  posterorum.  Vgl.  5,  8,  1. 
Tac.  a.  14,  49  Thrasea  sueta  firmitudine  animi  et  ne  gloria  inier eideret. 

7)  Der  selbst  sehr  eitle  Plinius  klagt  seinerseits  wieder  über  die  Selbst- 
gewißheit und  Selbstüberhebung  von  adölescentuli  nostri,  ep.  8,  23,  3. 

8)  Quint.  10,  1,  18  et  vitiosa  pluribus  placent  et  a  corrogatis  laudantur  etiam 
quae  non  placent.  Vgl.  Pers.  1,  83.  Auch  auf  die  Beredsamkeit  übte  dies 
Einfloß;  Quint.  4,  3,  2  quod  natwn  ab  ostentatione  declamatoria  tarn  in 
forum  venu,  postquam  agere  causas  non  ad  utilitatem  litigatorum,  sed  ad 


652  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert. 

alles  Seins  und  Habens,  die  stete  Angst  in  der  man  lebt,  bewirkt 
eine  unruhige  Beweglichkeit,  krankhafte  Gereiztheit  und  Hast, 
die  nicht  früh  genug  beginnen  zu  können  glaubt  und  den  Augen- 
blick gierig  ausbeutet;  die  einen  in  Sinnestaumel ;  die  anderen  in 
leidenschaftlichen  Vorkehrungen  für  ihre  Unsterblichkeit.9) 
$  Dieser  Charakter  der  Zeit  prägt  sich  auch  in  ihrer  Schreib- 
weise aus.10)  Das  Einfache,  Natürliche  gilt  für  geistlos11):  schim- 
mernd; pikant,  interessant  sucht  die  Rede  zu  sein;  sie  umhängt 
sich  daher  mit  dem  Flitterstaate  von  Sentenzen18),  rhetorischen 
Figuren,13)  poetischen  Wendungen14)  und  gefallt  sich  in  allerlei 
Entlehnungen  und  Anspielungen.15)  Die  Poesie  wird  rhetorisch, 
die  Prosa  poetisch.  Aber  nach  dem  gleichen  Ziele  strebt  man 
auf  verschiedenen  Wegen:  der  eine  kokettiert  (wie  Seneca)  mit 
kurzen;  zerhackten  Sätzchen16);  der  andere  mit  altertümlicher 
Rauheit   oder  (wie  Persius)   mit  künstlicher  Dunkelheit17);  bald 

patronorum  iactationem  repertwm  est;  vgl.  §  46,  4.  Fbiedländer,  SGtasch. 
35,  372.  Von  dem  gegenseitigen  ßeräuchern  finden  sich  bei  Plinius  d.  J. 
zahlreiche  Proben,  dann  auch  bei  Martialis  und  Statins.  9)  Mit  der 

aufkommenden  Sentimentalität  wächst  ferner  das  Gefühl  und  Verständnis 
für  die  unbelebte  Natur,  das  besonders  bei  dem  jüngeren  Plinias  (§  840,  7) 
ausgebildet  ißt,  aber  auch  bei  Quin  tili  an  u.  a.  sich  findet;  gleicherweise 
entwickelt  sich  die  Neigung  zum  Idealisieren  zeitlich  oder  räumlich  ent- 
fernter Zustände;  vgl.  ARiesb,  die  Idealisierung  der  Naturvölker  des  Nor- 
dens (Heidelb.  1876)  32.  10)  Sogar  in  den  Buchstabenformen  auf 
den  Inschriften  spiegelt  sich  später  teils  die  gesuchte  Zierlichkeit  teils  die 
charakterlose  Schwächlichkeit  der  Zeit,  s.  Ritbchl,  op.  4,  698.  E Hübneb, 
exempla  scripturae,  Berl.  1885.  11)  Quimt.  2,  5,  11.  8,  prooem. 
24  ff.,  zB.  26  nos  quibus  sordet  omne  quod  natura  dictavit.  Vgl.  §  318, 
1  u.  6.  12)  Qüint.  7,  1,  44.  12,  10,  46.  48.  18)  Quint.  8, 
prooem.  24  nihil  iam  proprium  planet  etc.  9,  3,  1  paene  iam  quidquid  loqui- 
mur  figura  est.  14)  Tag.  dial.  20  exigitur  iam  ab  oratore  etiam 
poeticus  cölor.  Quimt.  8,  prooem.  26  a  corruptissimo  quoque  poeiarum  figuras 
ac  translationes  mutuamur.  Plin.  ep.  7,  9,  8  saepe  in  orationes  quoque  non 
historica  modo  sed  prope  poetica  descriptionum  necessitas  (?)  incidit  Fhonto 
ad  Caes.  p.  24  plerumque  ad  orationem  faciendam  versus,  ad  versificandum 
oratio  magis  adiuvat.  Fbikdländer,  SGesch,  36,  372.  16)  MHertz, 
Herrn.  8,  261.  16)  Qüint.  9,  4,  66  mediis  .  .  cura  sit  .  .  ne,  quod 
nunc  maxime  Vitium  est,  brevium  contextu  resultent  ac  sonum  reddant  paene 
puerilium  crepitaculorum.  17)  Qüint.  8,  prooem.  25  tum  demum  in- 
geniosi  scüicet  si  ad  intellegendos  nos  opus  sit  ingenio.  31  quidam  etiam 
cum  optima  sunt  reperta  quaerunt  aliquid  quod  sit  magis  antiqwum,  remotum, 
inopinatum.  9,  3,  10.  So  Plin.  ep.  9,  26,  4  sunt  maxime  mirabüia  quae 
maxime  insperata,  maxime  periculosa.  Tac.  dial.  23  isti  qui  Lucüium  pro 
Horatio  et  Lucrctium  pro  Vergilio  legunt,  .  .  quos  more  prisco  apud  iudicem 


§  272  Charakteristik  und  Übersicht.  653 

erstrebt  man  Wirkung  durch  epigrammatische  Schärfen  und 
Spitzen  (wie  Seneca,  Curtius,  Tacitus,  Plinius  d.  J.)>  bald  durch 
grelle  Färbung  (wie  Juvenal);  den  einen  ist  es  vor  allem  um 
äußere  Glätte  zu  tun,  auch  auf  Kosten  des  Inhalts18)  (wie  Va- 
lerius  Flaccus  und  Statius),  den  anderen  um  den  Eindruck  der 
Gedankentiefe.  Die  Manier  tritt  an  die  Stelle  des  Stils,  ge- 
spreiztes Pathos  an  die  Stelle  ruhiger  Kraft.  Wohl  erkennen 
unter  Yespasian  manche  die  Unnatur  in  die  man  hineingeraten 
ist  und  streben  grundsätzlich  nach  der  Gedankeneinfachheit  und 
dem  abgerundeten  Satzbau  der  ciceronischen  Zeit.  So  Iulius 
Secundus,  Vipstanus  Messalla,  Curiatius  Maternus  und  besonders 
Quintilian.  Aber  dem  Zuge  der  Zeit  entspricht  dies  so  wenig 
daß  es  ohne  Wirkung  bleibt  und  von  ihnen  selbst  sich  nicht 
rein  durchführen  läßt.  Tacitus  verläßt  diese  Bahn  nachdem  er 
sich  nur  einmal  auf  ihr  versucht,  und  der  jüngere  Plinius  weiß 
Redefülle  und  glitzernde  Antithesen  mit  einander  zu  verbinden. 
Die  meisten  Schriftsteller  halten  die  Weise  ihrer  Zeit  für  einen 
Fortschritt  und  betrachten  die  voraugustische  als  formlos.19) 
Wo  augustische  Schriftsteller  nachgeahmt  werden  geschieht  es 
in  übertreibender  Weise :  so  Livius  von  Curtius,  Horaz  von  Per- 
sius,  Virgil  von  Valerius  Flaccus.  Der  Sieg  des  Modernen  über 
das  Altertümliche  ist  in  der  Literatur  vollendet;  nur  in  Kreisen 
ohne  literarische  Bedeutung  lebt  das  Alte  noch  lange  fort  und 
äußert  sich  gelegentlich  ablehnend  gegen  die  neue  Künstelei80), 


fabulantes  non  auditores  sequuntur  etc.  Skn.  ep.  114,  13  multi  .  .  XII  ta- 
bulas loquuntur  etc.  18)  Qüint.  9,  4,  142  duram  potius  atque  asper  am 
compositionem  mdlim  esse  quam  effeminatam  et  enervem,  qualis  apud  multos, 
et  cotidie  magis,  lascivissimis  syntonorum  modis  sältat.  5,  12,  18  nos  habt- 
tum  oraUonis  virilem  .  .  tentra  quadam  eloeutionis  cute  operimus  et  dum 
levia  sint  ac  nitida,  quantum  valcant  nihil  interesse  arbitramur.  2,  5,  23 
recentis  huius  lasciviae  flosculi,  .  .  praedülce  illud  genus.  10,  1,  43  recens 
haec  laseivia  deliciaeque  et  omnia  ad  voluptatem  multitudinis  imperitae  com- 
posita.  Seh.  ep.  114,  15.  Pebs.  1,  63.  19)  Mabt.  8,  66,  1  temporibus 
nosfris  aetas  .  .  cedit  avorum.  Tac.  dial.  20  volgus  quoque  .  .  adsuevit  iam 
exigere  laetitiam  et  pulchritudinem  orationis  nee  perfert  in  iudieiis  tristem 
et  impexam  antiquitatem.  20)  Vgl.  besonders  Pebs.  1,  127.  3,  77. 
5,  189.  6,  37.  Mabt.  11,  90.  Plin.  ep.  6,  21,  1  sum  ex  iis  qui  mirantur 
antiquos,  non  tarnen,  ut  quidam,  temporum  nostrorum  ingenia  despicio.  In 
den  folgenden  Jahrhunderten  aber  wurde  letztere  Denkweise  die  herrschende, 
so  daß  man  sich  förmlich  entschuldigte  wenn  man  anf  die  Gegenwart  zu 
reden  kam  und  in  dem  Schaldunst  wie  in  einer  Wolke  wandelte.  Vgl. 
JBubckhabdt,  Coustantüi  '250. 


654  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert. 

nur  technische  Schriftsteller,  wie  Celsus  und  Columella  und  die 
Juristen,  wissen  sich,  davon  frei  zu  erhalten.  Für  die  Literatur 
im  ganzen  aber  bleibt  die  Fühlung  mit  dem  Volke  verloren;  die 
meisten  Kaiser  erweitern  sogar  planmäßig  die  Kluft  zwischen 
den  Gebildeten  und  der  Masse,  so  daß  diese  mit  Gleichmut,  wo 
nicht  mit  Schadenfreude,  zusieht  wie  jene  gepeinigt  und  geplün- 
dert werden.  Trotzdem  ist  die  Monarchie  auch  bei  den  Schrift- 
stellern allgemeine  Voraussetzung,  auch  die  Kühnsten  kehren 
sich  nur  gegen  deren  Ausschreitungen;  Angstlichere  reden  von 
der  Zeit  der  Republik  nicht  ohne  stilles  Grauen21);  verhältnis- 
mäßig klein  aber  ist  die  Zahl  derer  die  ihr  Talent  zur  Kriecherei 
erniedrigen,  wie  Velleius  und  Valerius  Maximus  unter  Tiberius, 
Martialis  unter  Domitian.  Doch  verstand  schon  Vespasian  die 
Literatur  durch  amtliche  Stellung  und  Gehalte  an  sein  Haus  zu 
ketten;  öffentliche  Wettkämpfe  in  griechischer  und  römischer 
Beredsamkeit  und  Poesie  wiederholten  sich  seit  Caligula  oft- 
mals22) und  steigerten  die  Production  wie  die  Künstelei.  Eine 
gewisse  geistige  und  literarische  Bildung  ist  durch  die  zahl- 
reichen Lehrer  und  Schulen  weitverbreitet23),  auch  unter  dem 
weiblichen  Geschlechte84);  doch  ist  es  häufig  nur  dilettantisches 
Naschen  ohne  Gründlichkeit.25)  Die  Provinzen,  besonders  Spanien 
und  Gallien,  liefern  der  Literatur  ihre  bedeutendsten  Talente: 
Spanien  die  Seneca  (Vater  und  Sohn),  den  Acilius  Lucanus  und 
Annaeus  Lucanus,  Columella,  Pomponius  Mela,  Quintilian,  Mar- 
tialis, Herennius   Senecio   u.  a.2ß),   vielleicht   auch    den  Valerius 


21)  Vgl.  zB.  Quint.  2,  16,  5.  Die  neue  Beredsamkeit  charakterisiert 
modus  et  temper  amcntum  (Tac.  dial.  41  extr.).  Dazu  trägt  auch  der  Um- 
stand bei  daß  die  meisten  großen  Familien  seit  der  Zeit  Neros  ausge- 
storben sind  und  das  neue  Geschlecht  keine  Anknüpfungen  hat  an  die 
republikanische  Vergangenheit.  22)  CIL.  9,  1668  poeta  latinus 

coronatus  in  munere  patriae  suae  (Beneventum).  9,  2860  certamine  sacro 
Iovis  Capitolini  (106  n.  Chr.)  coronatus  inter  poetas  latinos.  Frirdländer, 
SGesch.  2Ö,  437.  576.    36,  378.     Vgl.  §  319,  4.  23)  Tac.  dial.  19 

pervolgatis  tarn  Omnibus  (Philosophie,  Rhetorik  usw.),  cum  vix  in  Corona 
quisquam  adsistat  quin  elementis  studiorum  .  .  certe  imbutus  sit.  Fried- 
ländeb, SGesch.  35,  340.  24)  Friedländkr  aO.  1°,  492. 
25)  Tag.  dial.  32  quod  (die  vielseitige  Bildung  der  alten  Redner)  adeo  ne- 
glegitur  ab  horum  temporum  disertis  ut  etc.  Friedländer  aO.  35,  352. 
HBendbr,  d.  jung.  Plin.  (1873)  19.  26)  Kortüm,  geschieh«.  For- 
schungen (Lpz.  1863)  209  (über  das  gleichartige  und  abweichende  Element 
der   spanisch-römischen   Dichterschule   in   der  zweiten   Hälfte    des   ersten 


§  272  Charakteristik  und  Übersicht.  655 

Fl  accus,  Gallien  die  Redner  und  Rhetoren  Votienus  Montanus, 
Domitius  Afer,  Iulius  Florus  und  Africanus,  Gabinianus,  Quiri- 
nalis,  Ursulus,  Rufus,  M.  Aper  u.  a.27)  Später  beginnt  Afrika 
tonangebend  zu  werden.28) 

^  Die  Rhetorik  und  Declamation  beherrscht  das  ganze  Jahr- 
hundert, Prosa  wie  Poesie,  artet  selbst  aber  immer  mehr  aus  iu 
kleinliche  Schulmeistern  und  Zungendrescherei.  Pormgewandt- 
heifc  ist  sehr  verbreitet29)  und  die  Gesetze  des  Versbaues,  wie  die 
augustische  Zeit  sie  eingeführt,  werden  sorgfältig  beobachtet80), 
teilweise  sogar  verschärft.  Aber  das  Formgefühl  ist  im  Schwin- 
den begriffen.  Die  poetische  Form  wird  auf  alle  möglichen  Gegen- 
stände angewandt,  Poetisches  der  Prosa  beigemischt,  die  Gattungen 
werden  durcheinander  geworfen,  die  feineren  Unterschiede  im 
Wortgebrauch  vernachlässigt,  der  Wortschatz  durch  Schöpfungen 
der  Willkür  verunstaltet;  mit  dem  gelockerten  Satzbau  werden 
manche  Partikeln  ganz  aufgegeben91),  andere  ihrer  eigentlichen 
Bedeutung  zuwider  verwendet.82)  Dadurch  erhält  die  sogenannte 
silberne  Latinität  ihre  eigentümliche  Färbung. 


Jahrh.  n.  Chr.).    JJRölly,  Stadien  und  Studienörter  im  Occident  während 
der  römischen  Kaiserzeit,  Luzern  1869.     HSchiller,  Nero  (1872)  570. 
27)  luv.  16,  111  Gallia  causidicos  doeuit  faeunda  Britannos;  vgl.  7,  147.  213. 
Quint.  10,  3,  13  Julius  Florus  in  eloquentia  Galliarum  .  .  pnneeps.   Fronto 
p.  160  gaTlicanus  quidam  declamator.    Tac.  a.  3,  43.  28)  Schon 

luv.  7,  148  nutricula  causidicorum  Africa.  29)  Petron.  sat.  1  rerum 

tumore  et  sententiarum  vanimmo  strepitu  lioc  tantutn  proßeiunt  ui  cum  in 
forum  venerint  putent  se  in  aliumorbem  ttrrarum  delatos.  Über  die  spätere 
Zeit  8.  JBurckhardt,  Co ii 8 tantin  "378.  30)  Von  den  augustischen 

Dichtern  her  werden  viele  Wendungen  stehend,  besonders  am  Schlüsse  des 
Hexameters,  teilweise  infolge  allgemeiner  Verhältnisse  des  Versbaus  und 
der  lateinischen  Sprache.  AZixqerle,  zu  späteren  lat.  Dichtern  (Innsbr. 
1873)  44.     Vgl.  im  allg.  LFrtedländer  aO.  36,  864.  31)  FHaase 

vor    s.  Ausg.    des   Seneca  3,   p.  xm.  32)  So  die  Verbindungen 

quin  immo,  nempe  enim,  ergo  igitur  u.  dgl.;  auch  der  Gebrauch  von  interim 
und  vieles  andere.  Vgl.  EOpitz,  speeimen  lexilogiae  argenteae  latini- 
tatis,  Nanmb.  1852.  OErdmann,  d.  Gebr.  der  lat.  Adjectiva  mit  dem 
Gen.  in  der  silbernen  Latinität,  Stendal  1880;  vgl.  oben  §  219,  28  gE.  — 
EAbbknz,  die  Schriftstellerei  in  Rom  zur  Zeit  der  Kaiser  (bis  auf  Hadrian), 
Basel  1877. 


656  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert. 

1.  Die  Zeit  der  julischeu  Dynastie,  J.  14—68  u.  Chr. 

273.  Anfanglich  geht  Herrscher  und  Literatur  in  den  Fuß- 
stapfen der  augustischen  Zeit  weiter.  Je  offener  aber  allmählich 
die  Despotie  sich  entwickelt  und  je  unmittelbarer  die  Kaiser 
selbst  auf  die  Literatur  einwirken,  desto  entschiedener  tritt  auch 
deren  Umgestaltung  ein.  Die  Zeit  zerfallt  daher  in  zwei  Ab- 
schnitte, die  Regierung  des  Tiberius  (J.  14—37)  und  die  seiner 
Nachfolger  (J.  37— 68). 

a.  Die  Regierungszeit  des  Tiberius,  J.  14 — 37. 

274.  In  diesen  Jahrzehnten  sinkt  die  Schulberedsamkeit 
langsam  von  der  Höhe  welche  sie  am  Ende  der  augustischen  Zeit 
erstiegen;  einzelne  ihrer  Vertreter,  wie  Votienus  Montanus,  Mam. 
Scaurus,  Romanius  Hispo,  sind  auch  im  Senat  und  in  den  Ge- 
richten tatig.  Von  den  Geschichtschreibern  büßt  Cremutius 
Cordus  seinen  Freimut;  Velleius  und  Yalerius  Maximus  helfen 
sich  mit  Schmeichelei.  Durch  ihren  Stoff  den  Schwierigkeiten 
entrückt  waren  der  Polyhistor  Celsus,  Juristen  wie  Massurius 
Sabinus,  und  die  Grammatiker  wie  Iulius  Modestus,  Pomponius 
Marcellus,  Remmius  Palaemon.  Am  wenigsten  gedeiht  in  der 
dumpfen  düstern  Zeit  die  Poesie.  Der  sog.  Manilius  (§  253) 
scheint  zwar  sein  Werk  erst  unter  Tiberius  herausgegeben  zu 
haben,  sonst  aber  ist  der  Fabeldichter  Phaedrus  für  uns  das  ein- 
zige was  sie  aufzuweisen  hat,  und  auch  dieser  hatte  Verfolgungen 
zu  erfahren,  wie  nicht  minder  Pomponius  Secundus,  der  später 
als  Tragödiendichter  auftrat. 

1.  Sükt.  Tib.  42  Astllio  Sabino  sestertia  ducenta  donavit  pro  dialogo 
in  quo  boleti  et  ficedulae  et  ostreae  et  turdi  certamen  induxerat  AKikbslino, 
JJ.  103,  646  vereinigt  ihn  mit  Sabinus  Asilius,  venubtissimus  inter  rhetoras 
scurra,  bei  Sen.  auas.  2,  12,  und  Asillius  bei  Sübt.  Calig.  8. 

2.  Tac.  a.  4,  31  C.  Cominium  eq.  rotn.  probrosi  in  se  carminis  con- 
victum  Caesar  precibus  fratris  .  .  concessib  —  6,  89  (Sextius)  Paconianus 
(vgl.  6,  3)  in  carcere  ob  carmina  iüic  in  principem  factüata  strangulatus 
est.  Von  ihm  vier  schwülstige  Hexameler  astronomischen  Inhalts  bei  Diom. 
GL.  1,  499  (ülud  Paconianum).  Vgl.  Haupt,  op.  3,  336.  —  Dio  67,  22 
AlXiov  ZaxoQvivov  mg  xai  inr\  ziva  ig  avtbv  ov%  imtrjdiia  anoqqCipavxa  .  . 
dno  xov  KamxcoXCov  %ate%o^uviasv.  —  Suet.  Tib.  61  obieclum  est  poetae  (dem 
Mam.  Scaurus,  s.  §  276,  2)  quod  in  tragocdia  (betitelt  Atreus,  Dio  68,  24) 
Agamtmnonem  probris  lacessisset  {oersibus  qui  in  Tiberium  flecterentur,  Tac. 
a.  6,  29),  obiectum  est  historico  (dem  Cremutius  Cordus,  s.  §  277,  1)  quod 
Brutum  Cassiumque  Ultimos  Romanorum  dixisset:  animadversutn  statim  in 


§  273  Zeit  der  julischen  Dynastie.     §  274.  275  Tiberius.  657 

auetores  scriptaque  abolita,  quamvis  probarentur  ante  aliquot  annos,  etiam 
Augusto  andiente  recüata.  Proben  der  Pasquille  auf  Tiberius  bei  Sueton. 
Tib.  59. 

3.  Über  Inlius  Montanas  (tolerabilis  poeta  et  atnicitia  Tibcrii  notus  et 
frigore)  8.  §  252,  13.  —  Über  die  Gedichte  des  Remmius  Palaemon  8. 
§  282,  3;  Aber  Gaetalicus  §  291,  1.  —  Einschreiten  gegen  das  oscam  lu- 
dicrum  §  10, 2.  —  Verfolgung  des  Phaedrus  durch  Seianus  (Phaedr.  3,  prol.  41) 
§  284,  1.     Über  Pomponius  Secundus  §  284,  7. 

275.  Unter  den  Mitgliedern  des  kaiserlichen  Hauses  besaß 
Tiberius  selbst  (J.  712/42  v.  Chr.  —  790/37  n.  Chr.)  eine  gründ- 
liche rednerische  Bildung  und  betätigte  sie  schriftlich  wie  münd- 
lich, auch  noch  als  Herrscher,  soweit  sein  verschlossenes  hinter- 
haltiges Wesen  es  gestattete.  Auch  Denkwürdigkeiten  voll  kecker 
Unwahrheiten  verfaßte  er,  sowie  Verse  in  lateinischer  wie  grie- 
chischer Sprache.  Der  unglückliche  Germanicus  (J. 739/1 5  v.Chr. 
—  772/19  n.  Chr.)  war  gleichfalls  hochgebildet  und  schrieb  man- 
cherlei in  gebundener  Form.  So  namentlich  die  poetische  Be- 
arbeitung von  Aratos'  astronomischem  Lehrgedichte  welche  (samt 
Scholien)  auf  uns  gekommen  ist. 

1.  Suet.  Tib.  70  artes  liberales  utriusque  generis  (griechische  wie  rö- 
mische) studiosüsime  coluit.  in  oratione  latina  secutus  est  Coroinum  Messa- 
lam  (§  222),  .  .  sed  adfectatione  et  morositate  nitnia  obscurabat  stilum,  ut 
aliquanto  ex  tempore  quam  a  cura  praestantior  haberetur.  Tac.  a.  13,  3 
Tiberius  artem  quoque  callebat  qua  verba  expenderet,  tum  validus  sensibus 
out  consulto  ambiguus.  4,  31  eompositus  alias  et  velut  eluctantium  verborum, 
solutius  promptiusque  eloquebatur  quotiens  subveniret.  Schüler  des  Bhetors 
Theodoros  aus  Gadara,  Sek.  suas.  3,  7.  Suet.  Tib.  67.  Qoimt.  8,  1,  17 
Vermeidung  von  Fremdwörtern  (nach  Messalla,  s.  o.  und  §  222,  2  Z.  12): 
Scbt.  Tib.  71.  Dio  67,  15.  17.  Vorliebe  für  altertümliche  Ausdrücke,  Süet. 
Aug.  86.  gr.  22.  Leichenreden  von  ihm,  Suet.  Tib.  6.  Aug.  100.  Tac.  a. 
4,  12.  Sek.  cons.  ad  Marc.  15,  3.  Dio  57,  11  u.  a.  Anklage-  und  Ver- 
teidigungsreden, Suet.  Tib.  8.  Meter,  orat.  rom.s  553.  Urkunden  von  ihm 
bei  Tac.  a.  3,  6.  53  f.  4,  40;  vgl.  1,  81.  2,  63.  Suet.  Tib.  67.  ebd.  61  com- 
mentario  quem  de  vüa  sua  summatim  breviterque  composuit  (wie  August, 
§  220,  4)  ausus  est  scribere  etc.  Domit.  20  praeter  commentarios  et  acta 
Tiberii  Caesaris  nihil  lectitabat. 

2.  Suet.  Tib.  70  composuit  et  Carmen  lyricum,  cuius  est  titulus  con- 
questio  de  motte  L.  Caesaris.  fecit  et  graeca  poemata  imitatus  Euphorionem 
et  Bhianum  et  Parthenium,  quibus  poetis  admodum  delectatus  etc.  maxime 
tarnen  curavit  notitiam  historiae  fabularis,  usque  ad  ineptias  atque  derisum. 
nam  et  grammaticos,  quod  genus  hominum  praeciput  appetebat,  eiusmodi 
fere  quaesHonibus  experiebatur ,  quae  mater  Hecubae  etc.  Nach  Suidab  (v. 
KaiactQ  Ttßiqiog)  tyQccipev  imyqauuaza  xai  %i%vn\v  ^T\xoqi%i\v  y  letzteres  ein 
Mißverständnis  infolge  Verwechslung  mit  dem  Rhetor  Tiberius  bei  Suid. 
2,  2,  1114  Bdy.    Vgl.  auch  HFlach,  EhM.  86,  319. 

Tcotmi^Sohwabb,  Böm.  Lit.-Geioh.    6.  Aufl.  42 


658  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

3.  Suet.  Calig.  3  von  Germanicus,  dem  Neffen  und  Adoptivsohn 
des  Tiberius :  ingenium  in  utroque  (vgl.  A.  1)  eloquentiae  doctrinaequc 
genere  praecellens.  .  .  oravit  causas  etiam  triumphalis,  atque  inter  cetera 
studiorum  monimenta  reliquit  et  comoedias  graecas  (Suet.  Claud.  11).  Plin. 
NH.  8,  156  fecit  et  divus  Augustus  equo  tumulum,  de  quo  Germanici  Cae- 
saris  Carmen  est  Tac.  a.  2,  83  veteres  inter  scriptores  hoher  etur.  Ov.  fast. 
ly  20  docti  .  .  prineipis.  quae  sit  enim  eulti  faeundia  sensimus  oris  civica 
pro  trepidis  cum  tulit  arma  reis.  26  vates  rege  vatis  hdbenas.  Pont.  2,  6,  53, 
4,  8,  67  non  potes  officium  vatis  contemnere  vates.  70  gloria  Pieridum 
summa  futurus  eras.  73  modo  bella  geris,  numeris  modo  verba  coerces. 
77  tibi  nee  docti  desunt  nee  prineipis  artes.  Unter  des  Germanicus  Namen 
sind  einige  lateinische  und  griechische  Epigramme  überliefert:  AL.  708 
PLM.  4,  102  y  dasselbe  griechisch  Anth.  Pal.  9,  387  (Adqiavov  Kateaoog,  oi 
81  rsQuccvinov).  AL.  709  PLM.  4,  103  —  Anth.  Pal.  7,  542  ($Xa*%ov).  Ferner 
Anth.  Pal.  9,  17.  18  (7,  73.  74?).  Darüber  ABreysig,  miscellanea  crit.  ad 
Germanicum,  Erfurt  1873. 

4.  Unter  dem  Titel  Claudii  Caesaris  Arati  Fhaenomena  (auch  Aratus 
Germanici  ad  Augustum  u.  a.)  ist  erhalten  eine  lateinische  Bearbeitung 
des  astronomischen  Lehrgedichtes  des  Aratos  aus  Soloi:  sie  giebt  in  wohl- 
gebauten Hexx.  die  <paiv6usva  in  686 „Vv.  (die  vier  größeren  Bruchstücke 
über  den  Einfluß  der  Gestirne  auf  die  Witterung,  dioaripsfa  oder  pro- 
gnostica,  sind  von  Aratos  unabhängig).  Gegenüber  den  Überresten  der 
ähnlichen  Arbeiten  des  Cicero  (§  177a,  1)  und  des  Avienus  (§  420,  2) 
zeichnet  sich  jene  durch  Selbständigkeit  (Germanicus  streicht,  setzt  zu, 
bessert  und  ändert  hier  und  da),  Sachkenntnis  und  verhältnismäßig  durch 
poetische  Begabung  aus.  Vgl.  JFrey,  de  Germ.  Ar.  interp.  p.  xxiv.  GSiko, 
de  Cicerone,  Germanico,  Avieno  Arati  interpretibus,  Halle  1886.  Den  Sagen 
gegenüber  verhält  sich  der  Verfasser  kritisch;  s.  Phaen.  31.  166.  264. 
Die  Vergleichung  mit  Aratos  und  Avienus,  sowie  die  Verwendung  als 
Lehrbuch  der  Astronomie  hat  dem  Texte  viele  Verfälschungen  zugezogen, 
zB.  Zusätze,  Lücken  (die  Abschreiber  ließen  Verse  aus  um  Eaum  für  die 
Sternbilder  zu  gewinnen)  u.  dgl.;  s.  Breysiqs  praef.  p.  v.  —  Die  Hss.  zer- 
fallen in  zwei  KlasBen,  zur  einen  (reineren)  gehören  zB.  Basil.  s.  VIII/IX, 
Paris.  7886  (Puteaneus)  8.  IX/X,  Matritens.  A  16  s.  XII,  Phillippicus  in 
Middlehill  s.  IX/X,  Arundelianus  in  Oxford  s.  XIII  (daraus  teilte  neun  bis 
dahin  unbekannte  Verse  der  prognost.  mit  EBährens,  RhM.  82,  323);  zur 
anderen  zB.  Hss.  in  Boulogne  s.  X  (s.  darüber  RDahvs,  JJ.  99,  269; 
Schriftprobe  in  The  Palaeographical  Society  7,  pl.  96),  Einsiedel  s.  X,  Leid. 
Voss.  Q.  79  (cod.  Susianus)  s.  XIII?  Darüber  EBährkns,  PLM.  1,  142  und 
ABreysig,  Herrn.  17,  401. 

5.  Als  Verfasser  betrachten  den  Cl audier  Germanicus  (Sohn  des  Drusue) 
zB.  Hieron ymü8,  Lactantius  (inet.  5,  5),  während  Firmic.  math.  2,  praef. 
(vgl.  8,  5)  ihn  Iulius  Caesar  nennt,  ebenso  Suidas  (s.  v.  lato?  'iovl.  Kccig.) 
fygciips  pezciyQaoiv  tav  'Aftatov  cpaivopivcov  (vgl.  §  196,  6).  Daß  es  vielmehr 
der  Flavier  Domitianus  sei  wollte  Rutgkrs.,  var.  leett.  2,  122,  folgern  aus  v.  2 : 
carminis  at  nobis,  genitor,  tu  maximus  auetor,  te  veneror,  tibi  sacra  fero 
doctique  laboris  primitias  (vgl.  16  pax  tua  tuque  adsis  nato),  während  v.  658  ff. 
(welche  den  Prognost.  zuzuteilen  sind)  Abfassung  nach  dem  Tode  Augusts 


§  275  Germanicus.  659 

beweisen.  Aber  genitor  vom  Adoptivvater  (hier:  Tiberras)  ist  nicht  unge- 
wöhnlich (Merkel  ad  Ibin  p.  379);  Ti.  Caesaris  Aug.  füius,  Divi  Aug.  nep., 
Divi  Juli  pronepos  heißt  Germanicus  auch  offiziell  (zB.  Orelli  -  Henzkn 
5380)  seit  seiner  Adoption  757/4  n.Chr.  (Vbll.  2, 103.  Sdet.  Calig.  4.  Tib.  15. 
Tac.  a.  4,  67),  und  diese  Arbeit  mag  ganz  wohl  die  erste  fertig  gewordene 
des  Verf.  sein.  Gegen  die  Beziehung  auf  Domitian  spricht  das  Schweigen 
sämtlicher  Lobhudler  desselben  über  eine  derartige  Leistung,  sowie  der 
Umstand  daß  Domitianus  sich  den  Titel  Germanicus  erst  als  Kaiser,  nach 
seinem  Chattenfeldzuge,  im  J.  84  n.  Chr.  beilegte;  s.  Frontin.  strat.  2,  11,  7 
irnperator  Caesar  Domitianus  Augustus  Germanicus  eo  hello  quo  victis 
hosiibus  cognomen  Germanici  meruit ,  cum  in  finibus  Chattorum  castella  po- 
neret  etc.  Vgl.  Mart.  2,  2  Greta  dedit  magnum,  maius  dedit  Afriea  nomen ...; 
nöbüiw  domito  tribuit  Germania  Bheno,  et  puer  hoc  dignus  nomine,  Caesar, 
eras  (weil  im  J.  70  Domitian  19  Jahre  alt  an  einem  Zuge  gegen  Gallien 
und  Germanien  teilgenommen  hatte);  .  .  quae  datur  ex  Chattis  laurea  tota 
lua  est.    AImhof,  Domitian  29.  131. 

6.  Ausgaben  der  Aratea  des  Germanicus.  Besonders  ed.  Hugo  Grotius, 
Leid.  1600.  Cum  comm.  varr.  ed.  JCSchwartz  (Coburg  1715).  An  Bohlks 
Ausg.  des  Aratos  (Lpz.  1801),  an  JCOrellib  Ausg.  des  Phaedrus  (1831) 
p.  137.  Cum  scholiis  ed.  ABrrysig,  Berl.  1867.  Bährens  PLM.  1,  148.  — ' 
JCSchaubach,  de  Arati  interpretibus  rom.,  Meiningen  1817.  JFrby,  RhM. 
13,  409;  de  Germanico  Arati  interprete,  Culm  1861.  MHaupt,  op.  3,  405. 
RKllis,  journ.  of  philoL  7  (1877),  256. 

7.  Außer  dem  Lehrgedichte  selbst  besitzen  wir  auch  drei  Scholien- 
sammlungen  dazu  aus  verschiedenen  Zeiten.  Die  ältesten  (des  ßasil. 
und  Paris.)  waren  im  dritten  Jahrh.  (Lactantius  —  §  397  —  benutzt  sie) 
schon  vorhanden  und  wohl  auch  schon  in  Verbindung  mit  dem  Gedichte 
des  Germanicus.  Sie  sind  vorzugsweise  aus  der  ursprünglichen  Fassung 
der  uns  nur  in  einem  Auszug  erhaltenen  nccTaoxeQioiiot  des  Eratosthenes 
geschöpft,  dann  aus  Nigidius  (§  170):  s.  Robert  aO.  11.  15.  Die  zweite 
Sammlung,  hauptsächlich  durch  den  cod.  Sangerm.  s.  IX  vertreten,  ist  von 
der  ersten  unabhängig,  benutzt  aber  gleichfalls  in  dem  mythologischen 
Hauptteil  die  Katasterismen  des  Eratosthenes,  jedoch  in  einem  Auszug  der 
hier  und  da  vollständiger  war  als  der  uns  erhaltene,  daneben  im  astrono- 
mischen auch  Hygins  Astrologie,  Plinius  NH.,  Suetonius  (?),  Censorini 
fragm.  (§  379,  5)  und  FulgentiuB  (§  480):  demnach  frühestens  im  sechsten 
Jahrhundert  zusammengestellt.  Robert  aO.  21.  201.  Die  dritte  Sammlung, 
überliefert  in  einem  cod.  Strozzianus  s.  XIV  in  Florenz  und  in  einem  Vatic. 
Urbinas  1358  s.  XV,  bietet  die  beiden  ersten  Sammlungen  in  einander  ge- 
arbeitet mit  Zusätzen  aus  Hygin,  Plinius,  Fulgentius,  Martianus  Capeila, 
Isidor  usw.  Robert  aO.  204.  —  ABrkysig,  Phil.  13,  660  und  praef.  s.  Ausg. 
p.  xxvi  ff.  Eratosth.  cataster.  rec.  CRobert,  Berl.  1878  (s.  prolegg.  u. 
epimetr.  I).  Vgl.  Reifferscheid  ,  Suet.  p.  440.  JFret,  RhM.  25,  263.  — 
Ausgaben  der  Scholien  an  denen  des  Germanicus  (s.  A.  6),  besonders  der 
von  Bretsig  p.  54.  Auch  an  Eyssknhabdts  Martianus  Capella  (Lps.  1866) 
p.  377  und  zum  Teil  bei  Robert  aO.  Nachträge  dazu  aus  einem  cod. 
Dresd.  (s.   1X/X):    EHkydenreich ,   RhM.  &St   480    (vgl.   JJ.    117,  256).    — 

42* 


660  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

JCSchaubach,  obss.  in  scholia  Germania,  Mein.  1821—1834  IV.  WHDSu- 
rikgab,  de  mythographo  astronomico  qni  dicitur  scholiattes  Germanici, 
Leid.  1842.  ABmysig,  Phil.  13,  657;  de  Nigidii  Fig.  fragm.  ap.  schol.  Germ., 
Berl.  1864;  z.  d.  Schol.  des  Germ.,  Posen  1865;  Herrn.  1,  463.  12,  615. 

276.  Unter  den  Rednern  der  Zeit  waren  die  bedeutendsten 
und  zugleich  Herausgeber  eigener  Reden  und  rednerischer  Schriften 
der  ehrenwerte  aber  als  Redner  maßlose  Yotienus  Montanas  aus 
Narbo;  der  talentvolle  aber  träge  und  liederliche  Mamercus 
Scaurus;  Asinius  Gallus  (J.  714/40  v.  Chr.  —  786/33  n.Chr.), 
Verfasser  einer  Yergleichung  zwischen  seinem  Vater  Pollio  und 
Cicero;  der  Ritter  P.  Vitellius,  welcher  den  Piso  als  Mörder  des 
Germanicus  belangte;  Domitius  Afer  (um  74Q/14  v.  Chr.  —  812^)9 
n.  Chr.)  aus  Nemausus,  welcher  unter  Tiberius,  Caligula  und 
Nero  hohe  Ämter  bekleidete  und  vor  den  Gerichten  wirkte,  jedoch 
als  Mensch  geringe  Achtung  genoß  und  als  Redner  seinen  Ruhm 
überlebte. 

1.  Hiekon.  zu  Ena.  chron.  a.  Abr.  2048  =-  780/27  n.  Chr.  Votienus 
Montanus  Narbonensis  orator  in  Balearibus  insulis  moritur,  iüue  a  Tiberio 
(zwei  Jahre  vorher)  relegatus.  Vgl.  Tag.  a.  4,  42  hdbita  per  illos  dies 
(J.  778/26  n.  Chr.)  de  Votieno  Montane,  cekbris  ingenii  viro,  cogniUo.  .  . 
postulato  Votieno  ob  contumelias  in  Caesarem  dietas  (die  aber  wahrheits- 
gemäß waren)  etc.  Votienus  maiestatis  poenis  adfectus  est.  Sek.  contr.  9, 
praef.  1  Montanus  Votienus  adeo  nutnquam  ostentationis  declamavit  causa 
ut  ne  exereitationis  quidem  declamaverit.  9,  28,  17  habet  hoc  Montanus 
Vitium:  sententias  suas  repetendo  corrumpit;  .  .  et  propter  hoc  et  propter  alia 
.  .  solebat  Scaurus  Montanum  inter  oratores  Ovidiutn  vocare  (§  247,  6.  7). 
9,  28,  16  Montanus  Votienus,  homo  rarissitni,  etiamsi  non  emendatissimi 
ingeni,  Vitium  suum,  quod  in  orationibus  non  eoitat,  in  scholasticis  quoque 
evitare  non  potuit.  .  .  metnini  illum  pro  Gallo,  Numisia  apud  centumviros 
tirocinium  ponere.  .  .  (16)  ex  iis  auaedam  in  orationem  contulit  et  alia  plura 
quam  dixerat  adiecit.  9,  29,  18  Montanus  Votienus  Marcellum  Mar  dum 
amicum  suum,  cuius  frequenter  mentionem  in  scriptis  suis  facit  tamquam 
hominis  diserti,  aiebat  dixisse  etc.  7,  20,  12  Vinicius  (§  268,  10)  erat  non 
aequus  ipsi  Montano.  aecusaverat  illum  apud  Caesarem,  a  colonia  Narbo- 
nensi  rogatus.  at  Montanus  adeo  toto  animo  scholasticus  erat  ut  eodem 
die  quo  aecusatus  est  a  Vinicio  diceret:  delectavit  me  Vinici  actio.  Vom 
siebenten  Bnche  des  Seneca  an  häufige  Proben  aas  den  Schulreden  des 
Montanus. 

2.  Mamercus  Scaurus,  insignis  nöbilitate  (Urenkel  des  prineeps  se- 
natus  §  186,  10)  et  orandis  causis,  vita  pröbrosus  (Tac.  a.  6,  29  vgl.  3,  66), 
im  J.  787/34  n.  Chr.  durch  Tiberius  zum  Selbstmord  getrieben,  vgl.  §  274,  2 
und  §  277,  4.  FRE.  ls,  374,  6.  Gewöhnlich  heißt  er  Mamercus  Scaurus. 
So  bei  Tacitüs  noch  ann.  1,  13.  3,  81.  66,  bei  Sbn.  de  ben.  4,  31,  3,  bei 
Dio  68,  24  MctfiiqKog  MuflLioe  2%avQog  und  auf  einer  Arvalinschrift  CIL. 


§  276  Montanas,  Scaurus  u.  a.  Redner.  661 

6,  2023b,  16  Mam.  Aem(ili*  Scaurci).  Dagegen  bei  Tac.  a.  6,  9  und 
Sbn.  sua8.  2,  22  Scaurus  Mamercus  und  dem*  entsprechend  steht  auf  einer 
pompejanischen  Inschrift  CIL.  4,  1663  M.  Emüio  Scauro,  wonach  (falls 
nicht  in  der  flüchtig  geschriebenen  pompejanischen  Inschrift  das  landläufige 
M.  irrtümlich  an  die  Stelle  des  Mam.  getreten  ist)  der  vollständige  Name 
lauten  würde:  M.  Aemilius  Scaurus  Mamercus.  Vgl.  KNipr erdet,  op.  636. 
—  Über  ihn  Sbneca  contr.  10,  praef.  2-4  non  novi  quemquam  cuius  ingenio 
populus  rom.  pertinacius  ignovcrit.  dicebat  neglegenter:  saepe  causam  in 
ipsis  subselliis,  saepe  dum  amieitur  discebat.  .  .  nihil  erat  illo  venustius, 
nihil  paratius.  genus  dicendi  antiquum,  verborum  quoque  non  völgarium 
gramtas ,  ipse  voltus  habitusque  corporis  mire  ad  auctoritatem  oratoriam 
aptatus.  (3)  sed  .  .  ignavus  Scaurus.  .  .  pleraeque  actiones  malae,  in  Omnibus 
tarnen  aliquod  magni  neglectique  ingeni  vestigium  extabat.  .  .  orationes  Septem 
edidit,  quae  deinde  ex  senatusconsuUo  combustae  sunt  (vgl  §  274y  2).  bene 
cum  illo  ignis  egerat;  sed  extant  libelli  qui  cum  fama  eius  pugnant,  ntulto 
quidem  solutiores  ipsis  actionibus.  .  .  declamantem  audivimus,  et  novissime 
quidem  M\  Lepido  (cos.  764/11,  s.  Borghksi,  oeuvr.  6,  289.  Sen.  rhet.  p.  644 
KieOI).  1,  2,  22  Scaurus  non  tantum  disertissimus  homo  sed  venustissimus. 
Tac.  a.  3,  81  Mam.  Scaurus,  qui  .  .  oratorum  ea  aetate  uberrimus  erat. 
Proben  seines  treffenden  witzigen  Urteils  bei  Sen.  contr.  1,  2,  22.  2,  9,  39. 
9,  28,  17;  vgl.  10,  31,  19. 

3.  C.  Asinius  Gallus,  Sohn  des  Asinius  Pollio  (§  221),  Cos.  746/8, 
J.  786/33  durch  Tiberius  zum  Tode  getrieben;  PRE.  1",  1866,  9.    Plin.  ep. 

7,  4,  3  libri  Äsini  Galli  de  comparatione  patris  et  Ciceronis.  .  .  (6)  libros 
GalU  .  .  quibus  itte  parenti  ausus  de  Cicerone  dare  est  palmamque  decusque. 
Claudius  schrieb  dagegen;  a.  §  286,  2.  Quint.  12,  1,  22  Asinio  utrique, 
qui  vitia  orationis  eius  (des  Cic.)  etiam  inimice  pluribus  loci*  insequuntur. 
Gell.  17,  1,  1  nonnulli  tarn  prodigiosi  tamque  vecordes  extiterunt,  in  quibus 
sunt  Gallus  Asinius  et  Largius  Licinus  (§  328,  6),  cuius  Über  etiam  fertur 
infando  titulo  * 'Ciceromastix* ,  ut  scribere  ausi  sint  M.  Ciceronem  parum  in- 
tegre atque  improprie  atque  inconsiderate  locutum.  Epigramm  von  Gallus 
auf  den  Grammatiker  Marcellus  (§  282,  2)  bei  Suet.  gr.  22. 

4.  P.  Yitellius,  Oheim  des  nachmaligen  Kaisers,  Germanici  comes, 
Cn.  Pisonem  inimicum  et  interfectorem  eius  accusavit  condemnavitque  (Süet. 
Vitell.  2),  J.  772/19  n.  Chr.  Er  selbst  starb  784/31;  PRE.  6,  2682,  4.  Plin. 
NBL  11,  187  extat  oratio  Vitelli  qua  Gnaeum  Pisonem  eius  sceleris  (venefieii) 
coarguit  hoc  usus  argumento  etc. 

6.  Hieron.  a.  Abr.  2062  «  799/46  n.  Chr.  Bomitius  Afer  Nemausensis 
clarus  orator  habetur,  qui  postea  Nerone  regnante  ex  cibi  redundantia  in 
cena  moritur.  Cos.  suff.  unter  Caligula  J.  792/39  n.  Chr.;  cur.  aquarum 
J.  802/49—812/69  (Frontin.  aq.  102  Cn.  Bomitius  Afer).  J.  779/26  Ankläger 
der  Claudia  Pulchra,  Tac.  a.  4,  62  recens  praetura,  modicus  dignationis  et 
quoque  facinore  properus  clarescere.  .  .  Afer  primoribus  oratorum  additus, 
divülgato  ingenio.  .  .  mox  capessendis  accusationibus  aut  reos  tutando 
prosperiere  eloquentiae  quam  morum  fama  fuit,  nisi  quod  aetas  extrema  mul- 
tum  etiam  eloquentiae  dempsit.  4,  66  nüllo  mirante  quod  diu  egens  et  parto 
nuper  praemio  male  usus  plura  ad  flagitia  accingeretur.    14,  19  sequuntur 


662  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

(J.  812/69)  virorum  ülustrium  mortes,  Domitii  Afri  et  M.  Servüii  (§  291,  2), 
qui  8ummis  honoribus  et  multa  eloquentia  viguerant,  ille  orando  causas,  Ser- 
vilius  diu  foro,  mox  tradendis  rebus  rom.  celebris  et  eleganiia  vitae,  quam 
clariorem  effecit  (als  Afer),  ut  par  ingenio  ita  morum  diversus  (besser  als 
Afer).  Vgl.  noch  Plin.  ep.  8,  18,  5.  Qdint.  10,  1,  118  eorum  quos  viderim 
Domitius  Afer  et  Iulius  Africanus  lange  praestantissimi .  verborum  arte  ille 
et  toto  genere  dicendi  praeferendus  et  quem  in  numero  veterum  habere  non 
timeas.  12,  11,  8  vidi  ego  longe  ömnium  quos  mifii  cognoscere  contigit  sum- 
mum  oratorem,  Domitium  Afrum,  wilde  senem  cotidie  aliquid  ex  ea  quam 
meruerat  auctoritate  perdentem,  cum  agente  iUo,  quem  principem  fuisse  quon- 
dam  fori  non  erat  dübium,  alii  .  .  riderent,  alii  erubescerent.  Vgl.  noch  12, 
10,  11  (oben  §  46,  2).  Tac.  dial.  13.  16»  Dio  69,  19.  Plin.  ep.  2,  14,  10 
narrabat  ille  (Quintilian) :  adsectabar  Domitium  Afrum;  cum  apud  centum- 
viros  diceret  graviter  et  lente,  hoc  enim  Uli  actionis  genus  erat  etc.  Be- 
sonders berühmt  seine  (herausgegebenen)  Beden  pro  Yoluseno  Catulo 
(Quint.  10,  1,  24),  pro  Domitilla  (ebd.  8,  6,  16.  9,  2,  20.  9,  3,  66.  9,  4,  31), 
pro  Laelia  (ebd.  9,  4,  31).  Meyeb,  orat.  fragment.  p.  666.  Sonstige 
Schriften:  Qdint.  6,  7,  7  sufficiebant  alioqui  libri  duo  a  Domitio  Afro  in 
hanc  rem  (de  testibus)  compositi,  quem  adulescentulus  senem  colui.  6,  3,  42 
mire  fuit  in  hoc  genere  (witzigen  Beschreibungen)  venustus  Afer  Domüius, 
cuius  orationibus  complures  huiusmodi  narrationes  insertae  reperiuntur;  sed 
dictorum  quoque  ab  eodem  urbane  sunt  editi  libri.    Vgl.  ebd.  27  u.  32. 

6.  Sex.  Pompeius,  Freund  des  Germanicns  (Ov.  Pont.  4,  6,  26;  vgl. 
Tac.  a.  8,  11),  Consul  im  Todesjahr  des  Augustus  (767/14  n.  Chr.),  Gönner 
des  Ovidius  (Pont.  4,  1,  2l.  4,  6,  37.  4,  16,  3.  87),  welcher  an  ihn  seine 
Briefe  ex  Pont.  4,  1.  4.  6.  16  gerichtet  hat,  sowie  des  Valerius  Maximus 
(§  279,  1).  Wie  Ovid  dessen  facundum  os  erwähnt  (Pont.  4,  4,  87),  so 
Val.  Max.  2,  6,  8  (facundissimo  sermone,  qui  ore  eius  quasi  e  beato  quodam 
eloquentiae  fönte  emanabat).  4,  7,  ext.  2  (clariseimi  ac  disertissimi  viri). 
Derselbe  ist  nicht,  wie  Eiesslino  z.  Sen.  Rhet.  p.  649  vermutete,  mit  dem 
Schulredner  Pompeius  Silo  (§  268,  10)  su  vereinigen;  s.  JBrzoska,  in  den 
commentatt.  Keifferscheid.,  Bresl.  1884,  41.,  Vgl  über  ihn  GGräbeb,  quaestt. 
Ovid.  1  (Elberf.  1881),  26.    BLobbntz,  de  amicis  in  Ov.  trist.,  Lps.  1881,  13. 

7.  Tac.  a.  3,  24  M.  (Iunii)  Silani  potentia,  qui  per  insignem  nobili- 
tatem  et  eloquentiam  praecellebat  Cos.  768/16  n.  Chr.;  zum  Tode  genötigt 
(Sübt.  Calig.  23)  von  Cab'gula,  der  seine  Tochter  Iunia  Claudilla  (ebd.  12. 
Tac.  a.  6,  20)  zur  Frau  hatte.  Vgl.  Mommsbn,  ephem.  epigr.  1,  60.  Ver- 
suche ihn  mit  dem  bei  Ovid.  Pont.  1,  1.  3,  9.  4,  6  genannten  Brutus  zu 
vereinigen  bei  Wölffbl  zu  Ovid  ex  Ponto  p.  2187  und  BLobentz,  de  amicis 
in  Ov.  trist.  38.  S.  aber  GWabtknbebo,  quaestt.  Ovid.,  Berl.  1884,  69. 
GGkäbeb,  ünterss.  über  Ovids  Briefe,  Elberf.  1884,  6. 

8.  Tac.  a.  6,  48  poenae  in  Laelium  Balbum  decernuntur  (J.  790/37). 
.  .  Baibus  truci  eloquentia  habebatur,  promptus  adversum  insontis.  Vgl. 
ebd.  47.  Quint.  10,  1,  24  nobis  pueris  insignes  pro  Voluseno  Catulo  (s.  A.  5) 
Decimi  Laelii  orationes  ferebantur. 

9.  Tac.  a.  6,  47  (Vibius)  Marsus  quoque  vetustis  honoribus  et  inlustris 
studiis  (Beredsamkeit)  erat    PBJS.  6,  2671,  23.  —  Über  Valerius  Messalinus 


§  276  Doinitius  Afer  u.  a.  Redner.     §  277  Cremutius.  663 

s.  §  267,  6 ;  über  Popilius  Laenas,  Romanius  Hispo,  Vibius  Gallus,  Vinicius 

u.  a.  s.  §  268,  10  f. 

10.    Vielleicht   in  diese  Zeit  fallt  der   mehrmals   bei  Quintilian   als 

Verfasser  eines  Werkes  de  figuris  genannte  Visellius :  Qui.nt.  9,  3,  89  haec 
omnia  copiosius  sunt  executi  qui  .  .  proprie  libros  huic  operi  (nämlich  den 
figurae,  a%r]uazu  li£ta>s)  dedicaverunt ,  sicut  Caecilius,  Dionysius,  Butilius, 
Cornificius,   Visellius.     9,  2,   101  Celsus  (§  280)   et  non  neglegens   auctor 

Visellius  in  hoc  eam  (comparationem)  parte  posucrunt,  Butilius  quidem 
Lupus  (§  270)  usw.  9,  2,  106  Visellius,  quamquam  paucissimas  faciat 
figuras,  iv&vpriuct  tarnen  quod  commentum  vocat  et  rationem  appellans 
inixeiQTj{Lct  inter  eas  habet,  quod  quidem  recipit  quod  am  modo  et  Celsus: 
nam  ccnsequens  an  epichirema  sit  dubitat.  Visellius  adicit  et  sententiam. 
Das  bei  Priscian  GL.  2,  386  (s.  MHektz  zdSt.)  angeführte  Fragment  eines 
Visellius  gehört  dem  Visellius  Varro  (§  154,  6). 

277,  A.  Cremutius  Cordus  hatte  noch  unter  Augustus  das 
Ende  der  Republik  und  die  Gründung  der  Monarchie  in  freimütiger 
Weise  behandelt,  was  jetzt  zu  seiner  Verfolgung  den  Vorwand 
gab.  Unter  Tiberius  bearbeitete  denselben  Stoff,  in  der  rhetori- 
schen Manier  der  Zeit,  der  philosophisch  gebildete  Aufidius 
Bassus,  welcher  die  Zeit  der  ersten  Kaiser  und  die  Feldzüge 
gegen  die  Germanen  beschrieb  und  nachher  an  dem  älteren 
Plinius  einen  Fortsetzer  fand.  Auch  der  Vater  Seneca  schrieb 
iu  dieser  Zeit  sein  Geschichtswerk.  Bruttedius  Niger  und  Tuscus 
waren  sowohl  Schulredner  als  Geschichtschreiber. 

1.  Tac.  a.  4,  34  Cremutius  Cordus  postulatur  (J.  778/25  n.  Chr. 
.  .  quod  editis  annalibus  laudatoque  M.  Bruto  (vgl.  Plüt.  Brut.  44)  C.  Cassium 
Romanorum  ultimum  dixisset  (vgl.  §  274,  2).  Verteidigungsrede  desselben 
ebd.  34  f.  Egressus  dein  senatu  vitam  abstinentia  finivit.  libros  per  aediles 
cremandos  censuere  patres;  sed  manserunt,  occultati  et  editi,  ebd.  35.  Sun. 
cons.  ad  Marciam  1,  2  (A.  Gremutii  Cordi,  parentis  tut).  22,  6  ff.  Dio  57,  24. 
Die  eigentliche  Ursache  des  Angriffes  auf  ihn  waren  Äußerungen  durch  die 
er  den  Sejan  beleidigt  hatte,  Sex.  ad  Marc.  22,  4  f.  —  Dio  aO.:  vctsqov 
61  i&do&r]  av&tg  (tä  avyy^dfifiava  ccvtov),  älloi  ts  yap  nal  fialiata  ry 
&vydrr}Q  ctvxov  Maqxtcc  <svv£%QvipBv  avzd.  Sei*,  ad  Marc.  1,  3  f. ,  dort  zB. 
restüuisti  in  publica  monumenta  libros  quos  vir  ille  fortissimum  sanguine  suo) 
scripserat  .  .  optime  (meruistt)  de  posteris,  ad  quos  venitt  incorrupta  rerum 
fides  auctori  suo  magno  imputata.  .  .  magnum  mehercüle  detrimentum  res 
publica  ceperat,  si  illum  ob  duas  res  pulclterrimas  in  oblivionem  conieetum, 
eloquentiam  et  libertatem,  non  eruisses;  vgl.  ebd.  26,  1  illo  ingenio  .  .  quo 
(Cremutius)  eivüia  bella  deftevit,  quo  proscribentes  in  aeternum  ipse  pro- 
scripsit.  26,  5  iuvabat  (Cremutius  spricht)  me  unius  me  saeculi  facta  com- 
ponere.  Sdbt.  Calig.  16  (oben  §  267,  10).  Mitteilungen  daraus,  auf  den 
Tod  des  Cicero  sich  beziehend,  bei  Sbhkca  suas.  6,  19.  23.  Auf  Ausschei- 
dung der  stärksten  Stellen  bei  der  neuen  Herausgabe  deutet  Qdint.  10, 1, 104 
habet  amatores,  ncc  immerito,  Cremuti  libertas,  quamquam  circumcisis  quae 


664  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  -(Tiberius). 

dixüse  ei  nocuerat,  sed  elatutn  abunde  spiritum  et  audaces  sententias  depre- 
liendas  etiam  in  his  quae  manent;  vgl.  ENippbbdst,  op.  486.  FRitter,  Phil. 
6,  762.  —  Den  Cremutius  Cordus  nennt  als  Gewährsmann  Plin.  NH.  QVerz. 
B.  7.  10.  16;  doch  deuten  sowohl  die  beiden  Anführungen  10,  74  nnd 
16,  108  als  der  Inhalt  yon  B.  7  (mirabilia)  auf  ein  Werk  über  Wunder- 
dinge (admiranda,  öavpactd;  vgl.  zB.  §  186,  4),  nicht  auf  ein  zeitgeschicht- 
liches. —  JHeld,  de  yita  scriptisque  A.  Crem.  Cordi,  Schweidnitz  1841. 
CRathlef,  de  A.  Cremutio  Cordo,  Dorp.  1860.  CPauckeb,  Domitian  und 
Cremutius  Cordus  (SBer.  der  kurländ.  Ges.  f.  Lit.),  Mitau  1861. 

2.  Sen.  ep.  30,  1  (geschrieben  um  60  n.  Chr.)  Bassum  Aufidium, 
vir  um  Optimum,  vidi  quassum,  aetati  öbluctantem  .  .  magno  senectus  et  universo 
pondere  incubuit.  ebd.  8  Bassus  tarnen  noster  alacer  animo  est  hoc  philo- 
sophia  praestat  etc.  ebd.  5.  10.  14  dicebat  iUe,  Epicuri  praeeepiis  ob- 
sequens  etc.  Quint.  10,  1,  108  quam  (die  auctoritas  historiae)  paulum 
aetate  praecedens  eum  (den  Servilius,  §  291,  2)  Bassus  Aufidius  egregie, 
utique  in  libris  belli  germanici,  praestitit,  genere  ipso  probabilis  in  omnibus, 
in  quibusdam  suis  ipse  viribus  minor.  Proben  aus  seinem  Geschichtswerke, 
über  Ciceros  Tod,  in  ziemlich  gesuchten  Wendungen,  bei  Sen.  suas.  6,  18 
u.  23.  Vgl.  Plin.  NH.  6,  27  universae  (Armeniae)  magnitudinem  Aufidius 
.  .  prodidit.  praef.  20  diximus  .  .  tetnporum  nostrorum  historiam9  orsi  a 
fine  Aufidii  Bassi.  Cassiod.  in  fine  chron.  p.  669  Momms.  a  Bruto  usque 
ad  consulatum  vestrum  (§  483,  4),  sicut  ex  T.  Livio  et  Aufidio  Basso  et 
Paschali  clarorum  virorum  auctoritate  firmato  collegimus,  anni  sunt  mxxxi. 
Mit  welchem  Ereignisse  Aufidius  seine  Erzählung  begaün  (vom  Anfang  der 
Bürgerkriege?  Ton  Caesars  Tod?  a  fine  T.  Livii?)  und  mit  welchem  er  tie 
schloß  (mit  dem  Ende  des  Claudius?  vgl.  §  312,  6,  oder  des  Caligula?  oder 
des  Tiber ius?  usw.)  ist  unsicher.  Nur  wiesen  wir  daß  Plinius,  sein  Fort 
setzer,  mindestens  die  spätere  Regierung  Neros  behandelte,  s.  §  312,  6. 
Vgl.  Mommsbn,  Cassiod or  668.  HChristbnsen,  de  fontibus  Cassii  Dionis 
(Berl.  1871)  60.  WSickbl,  de  fontt.  Cass.  Dion.  (Gott.  1876)  86.  Zweifel- 
haft ist  ob  die  libri  belli  germanici  ein  selbständiges  Werk  waren  oder  ein 
Bestandteil  des  größeren.  Tac.  dial.  23  (Altertümler)  quibus  eloquentia 
Aufidii  Bassi  aut  Servilii  Noniani  ex  comparatione  Sisennae  aut  Varronis 
sordet.    PRE.  1»,  2129,  11. 

3.  Über  Seneca  s.  §  269,  8. 

4.  Bruttedius  Niger,  aedilis  J.  776/22  n.  Chr.,  Tac.  a.  3,  66  (Bruite- 
dium  artibus  honettis  copiosum  et,  si  rectum  iter  pergeret,  ad  clarissima 
quaeque  iturum  festinatio  exstimulabat).  Freund  des  Sejan  und  mit  ihm 
784/31  getötet.  luv.  10,  83.  In  der  Rhetorik  war  er  Schüler  des  Apollo- 
doros,  Sen.  contr.  2,  9,  36.  Probe  aus  seinen  Schulreden  ebd.  36;  da- 
gegen ist  ebd.  6,  20  f.  die  Erzählung  über  Ciceros  Tod  und  die  Ausstellung 
seines  Kopfes  aus  einem  geschichtlichen  Werke,  denn  Sek.  sagt  aO.  6,  16 
(vgl.  21)  daß  er  a  declamatoribus  ad  historicos  übergehe  und  giebt  vor  und 
nach  jenen  Auszügen  aus  Bruttedius  solche  aus  Livius,  Aufidius  Bassus, 
Cremutius  Cordus.  HPeter,  hist.  fragm.  290.  —  Sen.  suas.  2,  22  historicum 
quoque  vobis  fatuum  dabo.  Tuscus  ille  qui  Scaurum  Mamercum  (§  276,  2) 
in  quo  Scaurorum  familia  extincta  est  maiestatis  reum  fecerat,  homo  quam 
improbi  animi  tarn  infelicis  ingenii,  cum  hanc  suasoriam  dcclamaret  dixit  etc. 


§  277  Cremutius,  Aufidius.     §  278  Veileius.  665 

Bei  Tac.  a.  6,  29  heißen  die  Ankläger  des  Scaurus  (J.  787/34)  Servilius 
und  Cornelias;  einer  von  .beiden  wird  also  das  Cognomen  Tuscus  ge- 
habt haben. 

6.  Aemüius  Sura  de  annis  populi  rem.  (vgl  oben  S.  292,  c  u.  d): 
Assyrii  principe*  etc.  lantet  eine  alte  Glosse  welche  in  den  Text  des  Veileius 
(1,  6,  6)  als  Parallelstelle  hineingeraten  ist.  Das  Werk  scheint  ein  Abriß 
der  Weltgeschichte  gewesen  zn  sein,  etwa  in  der  Art  des  vellejischen, 
angelegt  nach  den  fünf  Weltmonarchien  (assyrische,  modische,  persische, 
makedonische,  römische),  deren  fünfte  dann  die  anni  pop.  rom.  gebildet 
haben  werden.  Zeit  der  Abfassung  unbekannt.  Mommsen,  BhM.  16,  282. 
Rkipfbbbchrids  Sueton.  p.  xvi;  vgl.  oben  §  160,  4.  —  Über  Annius  Fetialis 
s.  §  259,  8. 

« 

278.  Vorzugsweise  die  Geschichte  der  Monarchie  behandelt 
auch  der  Abriß  der  romischen  Geschichte  in  zwei  Büchern  von 
C.  Veileius  Paterculus  aus  J.  30  n.  Chr.  Der  Verfasser  ist 
ein  Kriegsmann  der  unter  Tiberius  diente  und  ihn  bewundern 
lernte,  nun  aber  sich  in  eine  Wärme  der  Loyalität  und  des  Stils 
hinaufgesteigert  hat  daß  er  alles  was  mit  seinem  Kriegsherrn 
zusammenhängt  in  überschwenglicher  Weise  preist  und  verherr- 
licht, auf  Gegnerisches  aber  losschlägt.  Für  den  inneren  Zu- 
sammenhang der  Dinge  hat  er  kein  Verständnis,  seine  Teilnahme 
gilt  den  Personen;  eigentümlich  ist  ihm  die  Berücksichtigung 
auch  der  Literaturgeschichte.  Seine  Redeweise  ist  pomphaft  und 
geziert,  aber  an  Mannigfaltigkeit  und  Gewandtheit  fehlt  es  ihr. 
Besonders  ungelenk  ist  sein  Satzbau.  Der  Wortschatz  ist  in  der 
Hauptsache  noch  der  klassische,  die  ganze  Behandlungsweise 
jedoch,  welche  den  Stoff  vornehmlich  als  Mittel  der  Selbstbespiege- 
lung  verwendet,  vollkommen  im  Geiste  des  ersten  Jahrhunderts. 
Das  Werk  ist  nur  durch  eine  jetzt  längst  verschollene^  Hand- 
schrift überliefert,  das    erste*  Buch  in  trümmerhaftem  Zustande^ 

1.  Über  seine  persönlichen  Verhaltnisse  spricht  Veileius  mit  eitler 
Umständlichkeit.  2,  101,  2  süb  initia  stipendiorum  meorum  tribuno  milüum 
mihi  (J.  754/1  n.  Chr.)  .  .  .  quem  militiae  gradum  ante  8ub  patre  tuo,  M. 
Vinici,  et  P.  SiJio  auspicatus  in  Thracia  Macedoniaque,  mox  Ächaia  Asiaque 
et  amnibus  ad  Orienten  trisis  provinciis  et  ore  atque  utroque  tnaris  pontici 
latere,  haud  iniucunda  tot  rerum,  locorum  .  .  recordatione  perfruor.  2, 104,  3 
hoc  tempus  (J.  757/4)  me  .  .  castrorum  Ti.  Caesaris  militem  feeit.  quippe 
protinus  ab  adoptione  (Juni  757/4)  missus  cum  eo  praefectus  equitum  in 
Germaniam,  sueceesor  officii  patris  mei,  caelestissimorum  eius  operum  per 
annos  continuos  VIII  praefectus  aut  legatus  spectator  et  .  .  adiutor  fui. 
2, 111,  3  hdbuit  in  hoc  quoque  hello  (pannonico,  J.  759/6)  mediocritas  nostra 
speciosi  ministeri  locum.  finita  equestri  militia  designatus  quaestor,  necdum 
Senator,  aequatus  senatoribus  et  iam  designatis  tribunis  pUbei  partem  exer- 


666  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

citus  ab  urbe  tradüi  ab  Augusto  perduxi  ad  filium  eius  (Tiberius).  in 
quaestura  (J.  760/7)  deinde,  remissa  sorte  provinciae,  legatus  eiusdem  ad 
eundem  missus  sum.  2,  118,  3  hiemis  (760/7  auf  761/8)  initio  regressus  Sisciam 
legatos,  inier  quos  ipei  fuimus,  partüis  praefecit  hibernis.  114,  2  erat  .  . 
lectica  eius  (des  Tiberius)  pubhcata,  cuius  usum  cum  alii  tum  ego  sensi. 
121,  3  triumphus  (des  Tiberius,  Jan.  766/13),  quem  mihi  fratrique  meo  (vgl. 
2,  115,  1  Magio  Geilere  Velleiano)  intet  praecipuos  praecipuisque  donis  ador- 
natos  tiros  comitari  contigit.  124,  4  quo  tempore  (J.  767/14)  mihi  fratrique 
meo,  candidatis  Caesaris,  proxime  a  nöbilissimis  ae  sacerdotalibus  viris 
dcbtinaH  praetoribus  contigit,  consecutis  ut  neque  post  nos  quemquam  divus 
Augu8tus  (weil  er  starb)  neque  ante  nos  Caesar  commendaret  Tiberius.  Daß 
er  bis  zum  J.  783/30  über  die  Praetur  nicht  hinauskam  ist  aus  seinem 
Schweigen  z^  schließen.  Die  letzte  in  seinem  Werke  erwähnte  Tatsache 
ist  der  Tod  der  Li  via  (2,  180,  5)  J.  782/29  n.  Chr.  und  das  Consulat 
(J.  783/30)  des  M.  Vinicius,  welchem  Velleius  in  eben  diesem  Jahre  sein 
Werk  widmete.  Er  ist  eine  Person  mit  dem  auf  einem  nordafrikanischen 
Meilenstein  —  C.  Velleio  Pater culo  Ug(ato)  Aug{usti)  leg{ionis)  III  Aug(ustae) 
XXIX  CIL.  8,  10311  —  Genannten.  Durch  die  Inschrift  wird  zugleich  der 
Vorname  0.  gesichert,  welchen  die  editio  princeps  vor  und  nach  B.  1  giebt 
(das  apogr.  Amerbachs  hat  den  jetzigen  Anfang  von  B.  1  überhaupt  nicht 
und  in  der  subscriptio  zu  B.  1  fehlt  das  praenomen):  auf  dem  Titel  der 
princeps  steht  freilich  P.  Vellci,  aber  offenbar  nur  deshalb  weil  BRhenanus 
(vgl.  dessen  vita  Vellei  in  der  ed.  princ.)  den  Geschichtschreiber  mit 
P.  Vellaeus  in  Tac.  a.  3,  39  vereinigte.  Bei  Prisc.  GL.  2,  248,  4  heißt  er 
M.  Velleius  Paterculus,  sonst  wird  er  überhaupt  nur  noch  bei  schol.  Luc  an. 
9,  178  (und  schol.  ant.  zu  8,  663,  ebenso  auch  in  der  übrigens  ganz  un- 
sicheren Erwähnung  bei  Fronto  p.  126)  und  zwar  einfach  Pater culus  ge- 
nannt. Der  L.  Velleius  Paterculus  cos.  suff.  813/60  (CIL.  3,  p.  845,  Orelli 
5407  Wilm.  904;  auch  CIL.  1,  776»)  ist  wahrscheinlich  ein  Sohn  des  Ge- 
schichtschreibers. Daß  der  Geschichtschreiber  aus  Capua  stammte  machen 
Stellen  wie  1,  7,  2.  2,  76,  1.  2,  16,  2  wahrscheinlich.  Vgl.  auch  CIL.  10, 
ind.  s.  v.  Velleius.    Mommsen  in  Haases  Ausg.  p.  vn. 

2.  Das  Geschieh tswerk  des  VelleiuB  beschrankt  sich  nicht  ängstlich 
auf  die 'römische  Geschichte.  Nach  dem  Vorgange  der  Annalisten  wird  mit 
den  Ansiedelungen  von  Griechen  in  Italien  begonnen,  in  raschestem  Über- 
blick Orient  und  Hellas  durchwandert  und  die  römische  Geschichte  im 
ersten  Buche  bis  zu  Karthagos  Fall  fortgeführt.  Die  Darstellung,  von  An- 
fang an  auf  einen  kurzen  flüchtigen  Abriß  gerichtet  (1,"  16,  1.  2,  41,  1.  2, 
65,  1.  2,  86,  1.  2,  99,  4.  2,  108,  2.  2,  124,  1  vgl.  2,  29,  2.  2,  52,  3.  2,  86,  1), 
wird,  gleichfalls  in  der  Weise  der  Annalisten  (vgl.  §  257,  11),  immer  aus- 
führlicher  je  mehr  sie  der  eigenen  Zeit  des  Erzählers  sich  nähert,  ist  aber 
schon  in  ihrem  übersichtlichen  Teile  subjeetiv  und  rhetorisch  gefärbt  und 
durch  die  Erwägungen  des  Geschichtschreibers  unterbrochen.  So  findet 
Velleius  noch  Baum  die  Literaturgeschichte,  und  zwar  die  griechische  wie 
die  römische,  zu  berücksichtigen.  1,  16—18  stellt  er  eine  Betrachtung  an 
über  die  kurzen  Zeiträume,  in  welchen  die  Hauptklassiker  der  beiden 
Literaturen  zusammengedrängt  seien.  2,  9  giebt  er  eine  Übersicht  über  die 
ältere,  2,  36  über  die  spätere  römische  Literatur.    Von  Einzelheiten  vgl. 


§  278  Velleius  Paterculus.  667 

man  zB.  da«  Lob  Homers  1,  6  oder  Ciceroa  2,  66  (oben  §  176,  1).  An 
Sonderbarkeiten  fehlt  es  natürlich  nicht:  so  sind  zB.  Plautus,  Horaz  und 
Properz  nicht  erwähnt.  Auch  sonst  werden  Anekdoten -und  einzelne  Zöge 
gern  eingeflochten,  wie,  überhaupt  der  ganze  Standpunkt  der  Betrachtung 
persönlich  und  daher  vielfach  willkürlich  und  einseitig  ist  (Sauppb  aO. 
144.  155).  Doch  fehlt  es  nicht  an  Beweisen  sinniger  Beobachtung.  Viel 
Raum  ist  auf  die  Charakterzeichnuog  der  Handelnden  verwendet,  worin  die 
Hauptstarke  des  Geschichtschreibers  liegt:  sie  ist  bei  den  Männern  der 
republikanischen  Zeit  zwar  manchmal  wunderlich,  meist  aber  treffend.  Da- 
gegen die  Gestalten  des  Caesar*,  August  und  Tiberius  werden  in  eino 
Weihrauchwolke  von  zunehmender  Dichtigkeit  gehüllt  (Sauppb  aO.  161); 
insbesondere  Tiberius  wird  von  2,  94  an  auf  eine  maßlos  Überschwengliche 
Weise  mit  einer  wahren  Verschwendung  von  Superlativen  gepriesen  und 
geradezu  widerlich  ist  die  ausführliche  Lobhudelei  Über  Seianus  (2, 127.  128), 
welcher  als  Velleius  schrieb  auf  der  Höhe  seiner  Macht  (kurz  vor  seinem 
Sturze,  784/81)  stand.  Velleius  hatte  das  Mißgeschick  sein  Buch  zu  früh 
abzuschließen,  sonst  würden  wir  auch  bei  ihm  die  Verhöhnung  des  toten 
Gewaltigen  lesen  wie  bei  seinem  Nebenbuhler  im  Schweifwedeln,  Valerius 
Maximus  (§  279,  1).  Daß  Germanicus  ein  tüchtiger  General  und  Agrippina 
ein  Mitglied  des  kaiserlichen  Hauses  war  kommt  ihnen  zu  gute;  über  die 
heikelen  Beziehungen  des  Tiberius  zu  ihnen  weiß  Vell.  mit  allgemeinen 
Wendungen  glatt  hinwegzugehen.  Bei  diesem  Tatbestand  kann  man  schwer- 
lich zur  Entschuldigung  dieser  unwürdigen  Haltung  anfahren  daß  der  Soldat 
Velleius  an  seinem  Feldherrn  hinaufsah,  welchem  er  in  dessen  besten 
Jahren  nahegestanden  und  daß  er  noch  vor  dessen  letzten  und  schlimmsten 
Jahren  schrieb  (freilich  ist  es  überhaupt  seine  Art  den  Mund  voll  zu  nehmen 
und  die  Farben  dick  aufzutragen,  Kritz  aO.  p.  xlviii),  und  man  ist  froh 
daß  er  den  Vorsatz  (falls  er  ihn  wirklich  im  Ernste  hegte)  nicht  ausgeführt 
hat,  ein  eigenes  Werk  über  Tiberius  und  seine  Zeit  zu  schreiben  (2,  48,  5. 
2,  96,  2.   2,  99,  8.   2,  108,  4.   2,  114,  4.  2,  119,  1). 

3.  Als  Quellen  werden  1,  7,  3  des  Cato  origines,  und  2,  16,  8  des 
Hortensius  Annalen  genannt.  Sonst  hat  sich  Velleius  wohl  an  die  gang- 
barsten Gegchichtsdarstellungen  gehalten,  etwa  den  Abriß  des  Atticus,  so- 
wie an  Cornelius  Nepos  und  Pompeius  Trogus  (?)  für  das  Außeritalische  und 
Biographische.  Dem  Livius  scheint  er  als  einem  verkappten  Republikaner 
nicht  recht  getraut  zu  haben,  da  er  häufiger  von  ihm  abweicht  als  mit  ihm 
übereinstimmt.  Die  Studien  des  VelL  gehen  sehr  wenig  tief;  eine  statt- 
liche Sammlung  seiner  geschichtlichen  Verstöße  bei  Sauppb  aO.  147.  In 
den  Zeitangaben,  welche  er  gerne  auf  das  Consulatsjahr  des  Vinicius 
stellt  (2,  49,  2.  2,  65t  2.  vgl.  1,  14,  6.  2,  103,  8),  folgt  Velleius,  offenbar 
meist  infolge  flüchtiger  Benutzung  verschiedener  Quellen,  bald  der  varro- 
nischen,  lald  der  catonischen  Rechnung,  oder  er  weicht  von  beiden, 
und  in  verschiedener  Weise,  ab.  PKaise*  aO.  20.  Die  Veiteilung  des 
Stoffes  in  die  zwei  Bücher  (1,  14,  1.  vgl.  2,  181,  1)  nach  dem  Wende- 
punkte der  Zerstörung  Karthagos  ist  nicht  unpassend;  aber  vom  Stand- 
punkte des  Vell.  ist  es  unberechtigt  den  Verfall  des  Reiches  von  dem 
Untergange  des  republikanischen  Sinnes  anheben  zu  lassen.  Hierin,  wie 
in  anderem  (Sauppb  aO.  161.  169),  folgt  er  einfach  der  hergebrachten  Aufr 


668  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

fassung.  Daneben  wird  auch  durch  die  Einmischung  persönlicher  Zu-  und 
Abneigungen  das  geschichtliche  Urteil  des  Vell.  widerspruchsvoll.  PEaiseb, 
de  fontfc.  Vell.,  Berl.  1884.  F Abraham,  Vell.  u.  die  Parteien  in  Rom, 
Berl.  1885. 

4.  Der  eigentümliche  Stil  des  Velleius  erklärt  sich  (s.  Eritz  p.  xlvi)  teils 
aus  dem  Zeitgeschmacke,  der  auf  das  Gesuchte  und  Künstliche  gerichtet 
war,  teils  aus  dem  Charakter  des  Verf.  als  eines  schriftstellernden  Dilettanten, 
teils  aus  dessen  festinatio,  die  oft  in  die  Nachlässigkeit  der  gewöhnlichen 
Sprache  verfiel.  Insbesondere  die  ganz  ungeschickt  angelegten  Perioden, 
wo  zwischen  zwei  dünne  Satzteile  endlose9  Einschiebungen  und  Relativsätze 
aufgespeichert  sind  (zB.  2,  18,  1—3.  2,  28,  2V  2,  41,  1  f.  2,  76,  8.  Eritz 
p.  lxi),  die  häufige  Wiederholung  desselben  Gedankens  und  der  gleichen 
Worte  in  kurzen  Zwischenräumen  (Saüppe  aO.  176.  Ebitz  p.  i.V.  lxvi),  das 
Pausbackige  und  Schwülstige  der  Darstellung,  deuten  auf  Mangel  an  schrift- 
stellerischer Übung  und  an  Feile.  Auf  Rechnung  der  Zeit  aber  fällt  das 
eitle  Spiel  mit  blendenden  Sentenzen,  spitzfindigen  Gegensätzen,  gesuchten 
Wendungen,  die  kokette  Lebhaftigkeit  der  Sprache  und  ihr  geschminkter 
Farbenreichtum.  Daraus  erklärt  sich  auch  die  Vorliebe  für  poetische  Aus- 
drücke und  anspruchsvolle  Wortverbindungen  (Sauppe  aO.  178).  Mit  dieser 
bewußten  Künstlichkeit  erinnert  Velleius  am  meisten  an  Sallust.  NOkstling, 
de  elocutione  Vell.,  Ups.  1874.  HGeorokb,  de  elocutione  Vell.,  Lps.  1877. 
FHblm,  s.  §  333,  16.  CMohawski,  Phil.  36,  716.  0 Lange,  zum  Sprachgebr. 
des  V.,  Putbus  1878;  Stettin  1886.  Fritsch,  üb.  d.  Sprachgebr.  des  Vell., 
Arnstadt  1876.  Auch  CdrOppbn  (A.  7)  in  c.  2  de  genere  dicendi.  HFelix, 
quaestt.  gramm.  in  Vell.,  Halle  1886.  FMilkau,  de  Vell.  genere  dicendi 
qoaest.  sei.,  Eönigsb.  1888.  —  GAEocn,  Wörterbuch  zu  Vell.,  Lpz.  1847. 

6.  Ob  im  neunten  Jahrh.  in  Fulda  Velleius  bekannt  war?  MManittds, 
NArch.  f.  deutsche  Geschichte  7,  617.  Die  einzige  uns  bekannte  Hand- 
schrift des  Velleius  ist  die  von  Beatus  Rhenanus  J.  1616  in  der  alten 
Abtei  Murbach  (im  Elsaß)  gefundene,  welche  aber  am  Ende  und  besonders 
am  Anfang  (wo  das  Prooemium  und  weiterhin  die  Zeit  vom  Raube  der 
Sabinerinnen  bis  zum  Kriege  mit  Perseus  fehlt)  lückenhaft  war  und  auch 
sonst  sehr  stark  verdorben.  Nach  einer  im  ganzen  zuverlässigen  Abschrift 
dieser  Hs.  wurde  des  BRhenanus  Ausgabe  zu  Basel  von  Proben  1620 
flüchtig  gedruckt.  Die  Murbacher  Hs.  selbst  wurde  (nicht  ganz  sorgfaltig) 
mit  dem  Text  der  ed.  princeps  von  Rhenanus1  Schüler  JABurkb  verglichen 
und  es  wurde  dessen  Vergleichung  als  Anhang  der  ed.  princ.  hinzugefügt; 
endlich  copierte  für  seinen  Gebrauch  ein  zweiter  Schüler  des  Rhenanus, 
BAmerbach,  jene  Abschrift  mit  Gewissenhaftigkeit  Die  Hs.  selbst  und  die 
erste  Abschrift  sind  verloren.  Amerbachs  Abschrift  der  letzteren  wurde 
zu  Basel  von  JCOrelli  1886  wieder  aufgefunden.  Vgl.  die  Vorreden  von 
Obelli  (p.  vn)  und  Kkitz  (c.  3,  p.  lixvi).  JCMLattbent,  Jahnß  Archiv  6,  6. 
7,  186;  Serapeum  1847,  nr.  12;  Gratulationsprogr.  der  Hamburger  Stadt- 
bibliothek (Hamb.  1866)  17.  JFröhlich,  Jahns  Archiv  6,  612.  DAFechtkb, 
die  Amerbachsche  Handschr.  des  V.  P.  usw.,  Basel  1844.  CHalm,  d.  hs. 
Überliefer.  d.  V.,  RhM.  30,  634. 

'6.  Ausgaben  (außer  ed.  princ,  s.  A.  6)  von  JLipstus  (Leid.  1691. 
Antv.  1607),  JGbütbb  (Frankf.  1607),  RRigukz,  Par.  1675  (mit  Wortindex), 


§  278  Velleius.    §  279  Valerius  Maximus.  669 

Kfinisiua  (Amst.  1678  u.  sonst),  PBubman  (Leid.1  1744  II),  DEühnkbn  (Leid. 
1779  II,  wiederholt  von  CHFbotschbb,  Lps.  1830—39),  JCHKbausb  (Lps. 
1800),  JCOeelli  (Lpz.  1835),  FKbitz  (rec,  annot.  et  indd.  instruxit,  Lps. 
1840,  kl.  Ausg.  Lps.8  1848),  FHaasb  (Lps.8  1868),  CHalm  (apparatu  critico 
adiecto,  Lps.  1876).  —  Übersetzungen  von  FJacobs  (Lpz.  1798),  WGötte 
(Stuttg.  1833),  FEyssbkhabdt  (Stuttg.  1866)  u.  a. 

7.  Abhandinngen  über  Vell. :  HDodwbll,  annales  Vell.,  Ozon.  1698. 
CMorgenstebn,  de  fide  historica  V.  P.,  imprimis  de  adulatione  ei  obiecta, 
Danz.  1798.  HSauppe,  Schweiz.  Museum  für  hist.  Wies.  (Frauenfeld  1837) 
1,  133.  LSpkckebt,  de  la  sincörite'  de  V.  P.f  Toulouse  1848.  A Pernio k,  de 
V.  fide  historica,  Lps.  1862.  JStangbb,  de  V.  fide,  Mönch.  1868.  CWind- 
HBusBB,  de  V.  fide  ad  Tiberii  mores,  Neuß  1867.  GGobkb,  de  Vell.  Tiberii 
imagine,  Jen.  1876.  CdeOppbh,  de  M.  Vell.,  Rost.  1875.  —  Kritisches: 
CHalm,  emend.  Vell.,  Münch.  1886;  RhM.  29,  485.  JCMLaubbht,  Altona 
1836.  JJkkp,  Wolfenb.  1839.  MHaupt,  op.  1,  265.  BMabtin,  Prenzlau  1862. 
NAl3ter8  (Münst.  1866),  GAKoch  (Lps.  1866),  EWilhelm  (Jena  1866),  FGiese 
(Münst.  1868),  ABbbndt  (Lpz.  1873).  Madvio,  adv.  2,  297  (vgl.  CHalm,  JJ. 
109,  397),  JJCobnelissbn,  Mnemos.  NS.  6,  47.  11,  411.  JCGBoot,  ebd.  5,  165, 
JFmbüdbnbebg,  HEbaffebt  und  BSpbemoeb,  JJ.  115,  41  fll.  —  MHebtk,  die 
sog.  excerpta  Velleii  ex  historia  gallica,  in  Haupts  Zeitschr.  f.  deutsches 
Altertum  10,  291.    Vgl.  ebd.  8,  687. 

279.  Valerius  Maximas  widmete  dem  Tiberius  eine 
Beispielsammlung  für  rhetorische  Zwecke,  factorum  et  dictorum 
memorabilium  libri  novem.  Das  Werk  ist  aus  wenigen  Quellen 
zusammengetragen,  jedoch  ohne  Kritik,  Sinn  für  geschichtliche 
Wahrheit  und  Geschmack.  So  beschränkt  übrigens  der  Verfasser 
ist,  so  aufdringlich  ist  er  mit  seiner  Schmeichelei  gegenüber 
Tiberius  und  mit  seinen  Betrachtungen.  Die  Darstellungsweise  ist 
declamatorisch,  der  Stil  schwülstig,  der  Wortvorrat  aber  auch 
hier  noch  wenig  getrübt.  Ein  zehntes  Buch  ist  nicht  erhalten 
und  vielleicht  niemals  fertig  geworden.  Außer  dem  Werke  selbst 
besitzen  wir  noch  Auszüge  daraus:  einen  nach  einer  sehr  guten 
Handschrift  durch  Iulius  Paris  gemachten,  und  einen  sehr  dürf- 
tigen von  Ianuarius  Nepotianus.  Ein  kurzer  Anhang  de  prae- 
nominibus  geht  auf  gute  Quellen  zurück,  steht  aber  zu  Yalerius 
Maximus  in  keiner  Beziehung. 

1.  Beschränkte  persönliche  Verhältnisse  des  Val.  Max.;  s.  4,  4,  11 
to  adquiescere  solaciis  debemus  qui  parvülos  census  nostros  numquam 
querclis  vacuos  esse  sinimus.  .  .  quid  ergo  modiccm  fortunam  .  .  diwrnu 
conviciis  laceramus?  Verbindung  mit  Sex.  PompeiuB,  Cos.  767/14  n.  Chr. 
(e.  §  276,  6),  welcher  später  (etwa  J.  780/27)  Asien  als  Proconsul  verwaltete. 
Val.  Max.  2,  6,  8  quo  tempore  Asiam  cum  Sex.  Pompeio  petens  Iulidem 
oppidum  intravi.  4,  7,  ext.  2  clarissimi  ac  disertissimi  viri  promptissimam 
nga  me  benivolentiam  expertus.  .  .  Pompeium  meum,  .  .  a  quo  omnium  com- 


670  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhunderfc  (Tiberius). 

modorum  incrementa  ultro  oblata  cepi,  per  quem  tutior  adversus  casus  steti, 
qui  sludia  nostra  ductu  et  auspiciis  suis  lucidiora  et  alacriora  reddidü. 
itaque  pavi  invidiam  quorundam  optimi  amici  iactura.  6,  1  prooem.  tu  .  . 
sanctissimum  Iuliae  genialem  torum  adsidua  statione  cehbras.  Also  lebte 
damals  Livia  (f  782/29  n.  Chr.)  noch.  Dagegen  ist  die  Declamation  wider 
Sejan  (am  Schluß  von  9,  11)  unmittelbar  nach  dessen  Sturze  (J.  784/31) 
eingefügt:  sie  schließt  mit  den  Worten:  omni  cum  stirpe  sua  pjpüli  B. 
viribus  öbtrüus  etiam  apud  inferos,  si  tarnen  illuc  receptus  est,  quae  meretur 
supplicia  pendit  Der  Verfasser  hat  somit  an  seinem  Werke  länger  ge- 
arbeitet, oder  mit  Unterbrechungen.  Veröffentlicht  waren  aber  zur  Zeit 
der  Abfassung  von  B.  9  die  früheren  Bücher  noch  nicht,  da  aus  ihnen  jede 
Erwähnung  Sejans  getilgt  ist.  Unrichtig  und  auch  deshalb  nicht  auf 
Sueton  zurückgehend  ist  jedesfalls  die  Angabe  des  Matthäus  von  West- 
minster  (§  258,  3):  anno  divinae  incarnationis  XIX  (=»  772/19)  Valerius 
historiographus  Romanorum  dieta  descripsit  et  facta.  Vgl.  Elschher,  quaestt. 
Val.  12.  Rühl,  die  Verbreitung  des  Justin  SO.  Ähnlich  Radulfus  de  Diceto 
(J.  1210):  Valerius  Maximus  urbis  Bomae  exterarumque  gentium  facta  simul 
et  dicta  memoratu  digna  scripsit  a.  incarnati  verbi  XVIII.    Rühl  aO.  32. 

2.  Zahl  der  Bücher  zehn,  nach  Iulius  Paris  (s.  A.  9) ,  entweder  unter 
irriger  Hinzurechnung  der  Abhandlung  de  nominibus  (A.  11)  oder  (Halm) 
weil  so  die  Überschrift  lautete.  Erhalten  sind  jedesfalls  nur  neun;  da 
aber  am  Schlüsse  des  neunten  die  Bonst  unvermeidlichen  Ergüsse  des 
Verf.  fehlen,  bo  ist  glaublich  daß  derselbe  Bein  Werk  nicht  fertig  ge- 
bracht habe  oder  daß  es  uns  nicht  vollständig  erhalten  sei.  Weniger  wahr- 
scheinlich ist  daß  das  Fehlende  ein  ganzes  Buch  sei.  Plan  und  Zweck 
nach  praef.  in.:  urbis  Bomae  exterarumque  gentium  facta  simul  ac  dicta  me- 
moratu  digna,  quae  apud  alios  latius  diffusa  sunt  quam  ut  breviter  cognosci 
possint,  ab  inlustribus  electa  auctoribus  digerere  constitui,  ut  documenta 
sumere  vohntibus  longae  inquisitionis  labor  absit.  Also  eine  Beispiel- 
Sammlung  für  den  Gebrauch  ohne  Zweifel  der  Redner  und  der  Rhetor- 
schulen.  Daher  die  Anordnung  nach  bestimmten  sachlichen  Begriffen, 
(zB.  de  religione,  auspiciis,  somniis,  institutis  antiquis,  repülsis,  testamentis, 
damnatis  aut  dbsolutü),  besonders  moralischen  (de  fortitudine,  moderatione, 
humanitate,  pudicitia,  felicitate,  luxuria  usw.).  Innerhalb  der  einzelnen 
Kapitel  wiederum  Zerlegung  in  Beispiele  aus  der  römischen  Geschichte  und 
solche  von  Auswärtigen,  wobei  die  erste ren  stark  überwiegen,  infolge  der 
Quellen  des  Val.  und  wohl  auch  aus  nationaler  Eitelkeit.  Die  Züge  aus 
der  republikanischen  Zeit  werden  nicht  abgeschwächt,  wohl  aber  die  Gegner 
der  Monarchie  bereits  regelmäßig  als  Hochverräter  behandelt  (vgl.  Tac.  a. 
4,  34,  oben  §  256,  3).  Über  Tiberius  und  die  ganze  kaiserliche  Familie 
werden  allenthalben,  auch  ohne  äußeren  Anlaß  und  ohne  daß  auf  den  Verf. 
anwendbar  wäre  was  einigermaßen  den  Velleius  entschuldigen  könnte 
(§  278,  2),  die  plumpsten  und  wahrheits widrigsten  Schmeicheleien  ergossen. 

3.  Zu  den  inlustres  auctores  (praef.),  aus  welchen  Valerius  die  für 
seinen  Zweck  brauchbaren  dicta  et  facta  auszog  und  dann  unter  die  Rubriken 
seines  Fachwerks  verteilte,  gehört  hauptsächlich  Livius  (besonders  die  drei 
ersten  Dekaden),  obwohl  er  nur  einmal  genannt  wird  (1,  8,  ext.  19  ser- 
pentis  a  T.  Livio  curiose  pariter  ac  facunde  relatae)\  nächstdem  Cicero,  der 


§  279  Valeriu»  Maximus.  671 

gleichfalls  nur  einmal  genannt  wird  (8,  13,  ext.  1  quemadmodum  Cicero 
refert  libro  quem  de  senectute  scripsit);  auch  Sallustius  und  (wohl  für  die 
auswärtigen  ßeispiele)  Pompeius  Trogus.  Fraglich  ist  noch  ob  und  wie 
weit  Val.  andere  Originalquellen  benützt  habe,  zB.  den  Varro  (wegen  3, 
2,  24  u.  a.  Zschech  p.  43,  Kbanz  p.  19,  Kettneb,  Varro  de  vita  pop.  R. 
p.  12,  CCichobius,  commentt.  Ribbeck.  429),  Coelius  Antipater  (§  137,6), 
Valerius  Antias.  Wohl  aber  hat  er  gelegentlich  Selbsterlebtes  eingestreut 
(Kempp  p.  12).  Auch  mag  vieles  aus  ähnlichen  Sammlungen  der  Gegen- 
wart und  nächsten  Vergangenheit  entnommen  sein,  wohin  gehören  mag 
der  einmal  (4,  4  in.)  und  sonst  nirgends  angeführte  Pomponius  Bufus 
collectorum  libro  VIII  (die  Zahl  ist  unsicher,  verfehlt  ist  die  Vermutung 
von  Kbahz  S.  8).  Die  Art  der  Benützung  seiner  Quellen  besteht  meist  im 
Abschreiben  derselben,  besonders  bei  Anführung  von  Äußerungen;  wo  er 
sachlich  ändert;,  geschieht  es  in  der  Regel  um  die  rhetorische  Brauchbarkeit 
der  Anekdote  zu  erhöhen  (durch  Steigerung,  Verschönerung).  Außerdem 
kürzt  er  bald  ab,  bald  gießt  er  eine  Brühe  hinzu.  Von  der  Oberflächlich- 
keit und  Gedankenlosigkeit  seiner  Quellenbenützung  zeugen  die  vielen 
groben  Mißverständnisse  (besonders  Verwechslungen)  und  Verstöße  welche 
sich  ihm  nachweisen  lassen ;  s.  Kempp  prolegg.  p.  26.  Vgl.  CElschneb,  quaestt. 
Valerianae,  Berl.  1864,  p.  32.  FZschech,  de  Cicerone  et  Livio  Valerii 
Mazimi  fontt.,  Berl.  1865.  MKbanz,  Beitr.  zur  Quellenkritik  des  Val.  Max., 
Posen  1876.  BKbiegeb,  quibus  fontt.  Val.  M.  usus  eit  in  exemplis  ad  priora 
rerum  Rom.  tempora,  Berl.  1888. 

4.  Als  Stilist  geht  Val.  Max.  mit  seiner  Zeit  durchaus  von  der  Ansicht 
aus  daß  daß  Einfache  und  Natürliche  gemein  und  abgedroschen  Bei.  Gesucht, 
gekünstelt  und  geschraubt  ist  bei  ihm  alles,  Gedanke  wie  Ausdruck,  Wahl 
und  Stellung  der  Worte,  und  seine  Darstellung  wird  dadurch  oft  dunkel, 
noch  häufiger  schwülstig,  geschmacklos  und  albern.  Verschränkung  der 
Epitheta,  Verrenkung  der  Zeitwörter,  Metaphern  u.  dgl.  Schmuck  ist  bei 
ihm  ganz  gewöhnlich.  Dabei  zeigt  seine  Manier  große  -Eintönigkeit,  indem 
bestimmte  Lieblings  Wendungen  unaufhörlich  wiederholt  werden.  Kkmpf 
p.  34.  Grlbcke  p.  8.  RSeelisch,  de  casuum  obliquorum  ap.  V.  M.  usu, 
Münster  1872.  RBlaum,  de  V.  M.  dicendi  genere  in  s.  quaestt.  (A.  7)  p.  3. 
AG  ehrmann,  incunabula  incremen  taque  proprio  tatum  sermonis  Val.  Max.  1, 
Rössel  1887. 

6.  Plutarch  hat  den  Val.  Max.  schwerlich  benützt,  obwohl  er  ihn 
Marcell.  30  u.  Brut.  53  anführt;  s.  HPbteb,  Quellen  des  Plut.  S.  75.  136. 
Wohl  aber  Plinius  NH.  (QVerz.  B.  7.  33),  Fbontimüs  strat.,  Gkllius  (12,  7,  8), 
weiterhin  Lactantiüs,  Claud.  Mamebt.  (grat.  act.  5,  8.  16,  2)  u.  a.  Auch 
die  verkürzten  Bearbeitungen  (A.  9  f.)  schadeten  ihm  wenig,  und  er  wurde 
noch  im  Mittelalter  nicht  selten  gelesen.  Davon  zeugt  die  große  Zahl  von 
Handschriften  in  denen  sein  Text  überliefert  ist  (Kempf  p.  71).  Die 
wichtigsten  unter  diesen  eind,  nächst  derjenigen  welche  dem  lulius  Paris 
(Anm.  9)  vorlag  (CHalh,  emend.  Val.  p.  4),  der  Ashburnhamensis  1802 
s.  IX,  jetzt  in  Florenz  (vgl.  ThStangl,  Pbil.  46,  226  und  Keiipps  Ausg.  v. 
1888),  und  der  Bernensis  366  s.  IX  (vgl.  Halms  Ausg.  p.  iv). 

6.  Ausgaben  des  Val.  Max.  zB.  von  Aldus  Manutius  (Ven.  1634), 
StPighiüs  (Antverp.  1667  mit  vielen  willkürlichen  Änderungen);  cum  notis 


672  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

JLipsu,  Antv.  1685  u.  sonst),  JVorst  (cum  notis,  BerL  1672),  ATobbknils 
(cum  comm.  IPbbizonu  et  variorum,  Leid.  1726),  CBHasb  (Paris  1823  II), 
und  besonders  von  CKbmpf  (Berl.  1854  und  Lpz.  1888)  und  CHalm  (rec, 
Lps.  1865).  -  Übersetzt  zB.  von  EHoffmamm  (Stuttg.  1828). 

7.  Kritisches  von  CHalm,  Mfinch.  Gel.  Anz.  1854  2,  233;  emendatt. 
VaL,  Münch.  1854,  JVahlek,  RhM.  11,  686,  HJHellbr,  Phil.  27,  343.  28,  361, 
GFöbtsch,  em.  VaL,  Naumb.  1856—70  III,  CElschnbb,  quaest.  VaL,  Berl. 
1864,  CFGelbcke,  quaest.  VaL,  Berl.  1865,  p.  28,  CKempf,  novae  quaest. 
VaL,  Berl.  1866;  JJ.  133,  49,  MCGebtz,  tidskr.  f.  fil.  10,  260,  RBlaum,  JJ. 
107,  611;  quaestt.  Valer.,  Straßb.  1876,  29,  Madvig,  adv.  2,  314.  JJCohme- 
LissEM,  Mnem.  NS.  1,  295.  ESchulzb,  Phil.  37,  570.  HWensky,  cooiectt.  in 
V.  M.,  Bresl.  1879;  JJ.  127,  637.  129,  777.     WBöhmb,  JJ.  133,  797. 

8.  Über  VaL  Max.  vgl.  JPerizoniub,  animadv.  hist.  (ed.  Harles,  Altenb. 
1771),  HEDibksen  (d.  hist.  Beispielsammlung  d.  V.  M.  u.  d.  Auszüge,  hinterl. 
Sehr.  1,  109)  und  besonders  Eempfs  Prolegomena  1854. 

9.  Epitoma  des  Iulius  Paris,  Ende  des  vierten  oder  Anfang  des 
fünften  Jahrh.  (vgl.  A.  11),  gleichfalls  für  Schulzwecke.  Vorwort:  Iulius 
Paria  Licinio  Gyrioco  suo  solutem.  Exemplorum  conquisitionem  cum  stirem 
esse  non  minus  disputantibus  quam  declamantibus  necessariam,  decem  Valerii 
Maximi  libros  dictorum  et  factorum  memorabüium  ad  unum  volumen  epüomae 
coegi.  Der  Verkürzer  brachte  die  Sammlung  des  VaL  auf  ihren  sach- 
lichen Inhalt,  manchmal  aus  den  Quellen  ihn  berichtigend  (Kbmpf  p.  51), 
und  hat  dabei  eine  Handschrift  benützt  welche  besser  und  (1,  1,  ext  4  — 
1,  4,  ext.  1)  vollständiger  war  als  alle  uns  erhaltenen.  Die  Epitoma  ist 
uns  überliefert  durch  Vatic.  4929  8.  X,  herausgegeben  zuerst  durch  AMai, 
scriptorum  vett  nova  coli.  3,  3  (1828),  1.  Nachlese  dazu  von  duRjku, 
schedae  Vatic.  (Leid.  1860)  164.  Danach  in  Halms  Ausg.  des  VaL  Max. 
(s.  A.  6)  und  bei  Kempf  1888.  Subscriptio  des  Vat.  (und  Bern,  dee  VaL): 
feliciter  emendavi  descriptum  Bavennae  Eusticius  Helpidius  Domnulus  v.  c. 
(s.  §  296,  3.  468,  1  f.). 

10.  Epitoma  des  Ianuarius  Nepotianus.  Vorwort:  Ianuarius  Nepo- 
tianus  Victori  suo  salutem.  Impensius  quam  ceteri  adolescentes  lüteris 
tfudes,  quo  tantum  proficis  ut  exigas  scripta  veterum  coerceri.  .  .  igitur  de 
Valerio  Maximo  meeum  sentis  opera  eius  utilia  esse,  si  sint  brevia.  digna 
enim  cognitione  componit,  sed  coUigenda  producit  .  .  reeidam  itaque  .  .  eius 
redundantia  et  pleraque  transgrediar,  nonnulla  praetermissa  coneetam.  .  .  et 
cum  integra  fere  in  occülto  sint,  praeter  nos  duo  profecto  nemo  epitomata 
cognoscat.  Der  erhaltene  Auszug  reicht  in  21  Kapiteln  bis  VaL  Max.  8,  2,  7 
(Ergänzungen  aus  der  historia  miscella,  8.  unten)  und  ist  sehr  frei  und 
mager;  läßt  ganze  Beispiele  weg  und  fügt  andere  aus  anderen  Quellen  bei. 
Hauptwert  für  die  Lücke  im  ersten  Buche  des  VaL  Max.  (s.  A.  9).  Einzige 
Handschrift:  Vatic.  1321  8.  XIV,  mit  sehr  verdorbenem  Texte;  veröffent- 
licht durch  AMai,  scriptorum  vett.  nova  coli.  3,  3,  93  (vgl.  duRieu,  schedae 
Vatic.  1860,  p.  201)  und  Celle  1831;  zuletzt  in  CKempfs  Ausg.  des  VaL  Max. 
1888.  Vgl.  AEbebhard,  Herrn.  8,  91.  AEussnbb,  Phil.  33,  738.  Diese 
Epitome  ist  erst  spät,  aber  doch  vor  dem  Anfang  des  sechsten  Jahrhunderts 
verfaßt.     Momxsbn,  ZfRGesch.  10,  47.    S.  auch  Kempf  1854  p.  67.    In   der 


§  279  Valerius  Maximus  (Tulius  Paris.    Nepotianus).    §  280  Celsus.    673 

historia  miscella  (s.  §  39,  5)  ist  sie  stark  benutzt,  s.  HDroysen,  Herrn.  13, 122. 
—  Andere  Abkürzungen  des  Val.  Max.  aus  dem  Mittelalter  sind  in  Biblio- 
theken noch  handschriftlich  vorhanden;  8.  Kkmpf  1854  p.  69.  1888  p.  xxvii. 
11.  Nach  dem  Schlüsse  von  Val.  Max.  B.  9  folgt  im  Bern,  die  übliche 
sub3criptio :  Valerii  Maximi  .  .  Über  nonus  expl.  und  darauf  (von  späterer 
Hand  und  aus  Iulius  Paris) :  Hb.  X  de  praenomine.  In  jüngeren  Handschr. 
geht  diesem  Buche  ein  prooemium  voraus:  decimus  atque  ultimus  huius 
operis  Über  .  .  aetati  nostrae  perditus  est.  verum  Iulius  Paris,  abbreviator 
Valerii,  post  novem  libros  explicitos  hunc  decimum  sub  infra  scripto  com- 
pendio  eomplexus  est.  .  .  verba  quidem  Iulii  Paridis  haec  sunt:  Liber  deci- 
mus de  praenominibus  et  simüibus.  Genauere  Inhaltsangabe  in  der  Handschr. 
des  Iulius  Paris  (Vat.,  s.  A.  9):  incipit  Über  decimus  de  praenominibus,  de 
nominibus,  de  cognominibus ,  de  agnominibus,  de  appellationibus,  de  verbis. 
Erhalten  ist  aber  auch  im  Yat.  nur  das  Kapitel  de  praenominibus  (abge- 
druckt zB.  bei  Kempp  1888  p.  587),  dessen  Inhalt  auf  gute  alte  Quellen  (Varro) 
zurückgeht  (Mommskn,  RhM.  15,  181.  RReitzenstsin,  verrian.  Forsch.  23). 
Das  Ganze  kann  jedoch,  wenn  es  von  Anfang  an  ein  Kapitel  de  agnominibus 
enthielt,  nicht  vor  Beginn  des  vierten  christl.  Jahrh.  entstanden  sein.  —  Am 
Schlüsse  haben  Vat.  und  Bern,  die  subscriptio :  C.  Titi  Probi  (so,  s.  Hagens 
catal.  codd.  Bern.  p.  351)  finit  epitoma  historiarum  diver sarum  exemplorum- 
que  (gue  fehlt  in  B)  romanorum;  und  die  des  Helpidius  Domnulus  (Anm.  9). 
Unklar  ist  das  Verhältnis  des  C.  Titius  Probus  zu  Iulius  Paris.  Vielleicht 
hatte  auch  jener  wirklich  eine  ähnliche  epitome  verfaßt,  welche  mit  der  aus 
Val.  Max.  von  Paris  gemachten  zusammenfloß,  etwa  so  daß  von  letzterem 
nur  das  prooemium  (A.  9)  erhalten  wäre,  während  die  grammatische  (aber 
zugleich  antiquarisch  gehaltene)  Schrift  über  nomen  (einschließlich  der 
nomina  propria)  und  verbum  (Kehpf),  etwa  wegen  Verwandtschaft  des 
pädagogischen  Zweckes,  einmal  (aber  nach  der  Zeit  derjenigen  Handschrift 
aus  welcher  unsere  codd.  des  Val.  Max.  stammen)  an  das  Werk  des  Valerius 
Maximus  angehängt,  für  ein  zehntes  Buch  desselben  gehalten  und  als 
solches  von  Paris  mit  ausgezogen  wurde.  Jedenfalls  muß  der  Verf.  vor 
Iulius  Paris  gelebt  haben,  während  von  C.  Titius  Probus  schon  sein  Name 
unwahrscheinlich  macht  daß  er  einer  viel  späteren  Zeit  als  dem  ersten 
christl.  Jahrhundert  angehöre.  Vgl.  ThBebgk,  RhM.  4,  120.  Kempf  1854 
p.  53  und  De  incerti  auctoris  fragmento  quod  inscribitur  de  praenominibus, 
Berl.  1854. 

280.  Vielseitig  angeregt  und  mit  der  Gabe  sachlicher  und 
gewandter  Darstellung  ausgestattet  behandelte  A.  Cornelius 
Celsus  nach  dem  Vorgange  Catos  in  einem  umfangreichen  en- 
cyklopädi8chen  Werke  die  Landwirtschaft,  Heilkunde,  Kriegs- 
wissenschaft, Beredsamkeit,  Rechtswissenschaft  und  die  Philo- 
sophie. Auf  uns  gekommen  sind  nur  die  acht  Bücher  de 
medicina  (B.  6—13  des  ganzen  Werkes),  die  einzige  Arbeit  dieser 
Art  aus  der  besseren  Zeit  der  römischen  Literatur.  Celsus 
stellt  darin  die  gesamte  Medizin  der  damaligen  Zeit  zwar  als  Laie 

TEurrxL-ScHWABB,  Rom.  Lit.-Gesoh.    5.  AuÜ.  43 


674  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberios). 

dar,  hauptsächlich  nach  Hippokrates  und  Asklepiades,  aber  klar, 
sachkundig  und  mit  gesundem  Urteil.  Besonders  wertvoll  sind 
die  chirurgischen  Abschnitte;  nächstdem  die  Besprechung  der 
innerlichen  Krankheiten.  Außerdem  schrieb  Celsus  Philosophisches 
im  Sinne  der  Sextier  und,  erst  unter  Nero,  eine  Schrift  über 
eine  kriegswissenschaftliche  Streitfrage. 

1.  Vorname  aus  den  Überschriften  des  erhaltenen  Werkes.  Zeitalter: 
Colum.  1,1,  14  non  minorem  tarnen  laudem  (als  die  Schriftsteller  der  Ver- 
gangenheit, wie  Virgil  und  Iulius  Hyginus)  meruerunt  nostrorum  temporum 
viri,  Cornelius  Celsus  et  Iulius  Atticus.  3,  17,  4  mox  Iulius  Aitieus  et 
Cornelius  Celsus,  aetatis  nostrae  celeberrimi  auciores,  patrem  atgue  filium 
Sasernam  secuti  etc.  4,  8,  1  Celsus  et  Atticus,  quos  in  re  rustica  maxime 
nostra  aetas  probavit.  Vgl.  ebd.  3,  1,  8.  4,  1,  1  und  A.  B.  Da  nun  Colu- 
mella  ein  Zeitgenosse  des  Seneca  war  (§  293,  1),  so  kaon  Celsus  nicht  wohl 
früher  über  die  Landwirtschaft  als  unter  Tiberius  geschrieben  haben;  aber 
auch  nicht  später,  da  der  unter  Caligula  etwa  J.  39  n.  Chr.  hingerichtete 
Iulius  Graecinus  (§  283,  4)  dessen  landwirtschaftliches  Werk  bereits  be- 
nützt hatte  (Plin.  NH.  14,  33  Graecinus,  gui  alioqui  Cornelium  Celsum 
transscripsit).  Mit  dem  landwirtschaftlichen  Teil  (B.  1  —  5)  begann  aber 
Celsus  seine  Encyklopädie  (s.  A.  3)  und  er  gab  ohne  Zweifel  die  einzelnen 
Teile  des  umfassenden  Werkes  gesondert  heraus,  so  daß  von  Graecinus 
schon  jener  erste  Teil  benützt  werden  konnte,  während  das  ganze  Werk 
noch  unvollendet  war.  Vgl.  auch  noch  A.  6.  Celsus  mag  um  755/2  n.  Chr. 
geboren  gewesen  sein. 

2.  Quint.  12,  11,  24  quid  plura  (von  der  Möglichkeit  alle  dem  Redner 
nützlichen  Fächer  zu  umfassen),  cum  etiam  Cornelius  Celsus ,  mediocri  vir 
ingenio,  non  sölum  de  his  omnibus  conscripserit  artibus  (nämlich  über  Rhe- 
torik, Philosophie  und  Jurisprudenz,  s.  OJahn  aO.  277,  LSchwabe,  Herrn. 
19,  391)  sed  amplius  rei  militaris  et  rusticae  et  medicinae  praecepta  reliquerit, 
dignus  vel  ipso  proposito  ut  eum  scisse  omnia  üla  credamus  ?  Titel  der  Ency- 
klopädie: Schol.  Plaut.  Bacch.  69  (aus  Laur.  36,  37  s.  XV)  in  Ritschis 
Ausg.  v.  1849  p.  vi  Celsus  libros  suos  a  varietate  rerum  cestos  vocavit.  Ob 
diese  Angabe  zuverlässig?  Schanz  aO.  373.  Vgl.  über  ähnliche  gezierte 
Titel  Plin.  NH.  praef.  24.  Gell,  praef.  6  und  die  heotoi  des  Iulius  Africanus, 
sonst  führen  die  Überschriften  in  den  Hss.  (s.  A.  3)  und  die  Stelle  Quin- 
tilians  (oben  Z.  3)  auf  den  Titel  Artes.  Der  Anschluß  an  Cato  (s.  §  121, 
1 — 3)  ist  in  der  Wahl  der  behandelten  Disciplinen  unverkennbar.  Die  Zu- 
sammengehörigkeit derselben  bei  Celsus  erhellt  auch  aus  der  Gleichheit 
der  Urteile  über  ihren  Stil,  der  in  dem  medizinischen  Teil  dieselbe  cfe- 
gantia  zeigt  welche  an  den  landwirtschaftlichen  Abschnitten  gerühmt  wird 
(A.  3).  Vor  der  Verschrobenheit  seiner  Zeit  bewahrte  den  Celsus  wohl 
hauptsächlich  sein  eigener  gesunder  Sinn,  dann  auch  die  Fülle  des  zu  be- 
wältigenden Stoffes  und  die  Beschaffenheit  seiner  Quellen. 

3.  De  med.  5,  28,  16  verweist  Celsus  auf  frühere  Bücher:  sicut  in 
pecoribu8  proposui.  Die  fünf  Bücher  de  re  rustica  gingen  also  denen  de 
medicina  unmittelbar  voraus,  wie  auch  viele  Hss.    die  Überschrift  haben 


§  280  Cornelius  Celsus.  675 

Celsi  artium  liber  VI,  idem  medicinae  I.  Vgl.  auch  den  Anfang  der  Bücher 
de  med.:  ut  alimenta  sanis  corporibus  agricultura,  sie  Sanitätern  aegris 
medicina  promittit.  Columella  1,  1,  14  (vgl.  A.  1)  Cornelius  (Celsus)  to- 
tum  corpus  diseiplinae  (Landwirtschaft)  quinque  libris  complexus  est.  9,  2,  1 
de  quibus  (Bienenstöcke)  neque  düigentius  quidquam  praeeipi  potest  quam 
ab  Hygino  (§  262,  8)  .  .  nee  elegantius  quam  Celso.  .  .  Celsus  utriusque  me- 
morati  (Hygin  und  Virgil)  adhibuit  modum.  2,  2,  15  Cornelium  Celsum, 
non  solum  agricolationis  sed  universae  naturae  prudentem  virum.  Columella 
erwähnt  den  Celsus  30m al  und  stets  mit  höchster  Achtung:  Celsus  scheint, 
als  Columella  schrieb  noch  am  Leben  gewesen  zu  sein  (Schwabs  aO.  391). 
Die  Bücher  über  Landwirtschaft  werden  benutzt  und  angeführt  zB  von 
Pi.in.  NH.  10,  160,  der  ihn  im  QVerz.  B.  7.  8.  10.  11.  14.  15.  17—29.  31 
nennt,  bald  Cornelius  Celsus,  bald  Celsus.  RRkitzenstein,  de  scriptorum 
R.  R.  libris  deperditis,  Berl.  1884,  30.  55. 

4.  Von  den  acht  Büchern  de  medicina  behandelt  (I)  B.  1,  nach  einer 
trefflichen  Einleitung  über  Hauptrichtungen  in  der  Medizin,  die  Diätetik; 
(II)  B.  2  die  Semiotik  und  allgemeine  Therapie;  B.  3  und  4  die  innerliche 
Krankheiten;  (111)  B.  5  und  6  die  Arzneimittellehre  mit  einer  großen  Anzahl 
von  Rezepten;  (IV)  B.  7  u.  8  die  chirurgische  Therapie  (B.  8  die  Knochenkrank- 
heiten). Diese  Bücher  erschienen  vor  den  Rezepten  des  Scribonius  Largus 
(also  vor  J.  47  n.  Chr.  §  294,  2),  da  Celsus  4,  7  ein  Rezept  gegen  die  angina 
als  von  ihm  in  monumentis  medicorum  nicht  gefunden  erwähnt,  welches  Labgus 
70  nennt  Schanz  aO.  364.  —  Da  die  zahlreichen  Hss.  alle  dieselben  Lücken 
haben  (bes.  4,  27),  so  haben  sie  gemeinsamen  Ursprung.  Die  ältesten  und 
besten  sind  Vat.  5951  s.X  (vgl.  ThStangl,  WschrfklPh.  1884,  1469)  und  Laur. 
73,  1  s.  XII,  sowie  Paris.  7028  s.  XI;  die  anderen  sind  aus  s.  XV/XVI.  Zur 
Textgeschichte:  DDetlefsen,  Kieler  Philol.-Vers.  1869,  91.  RSabbadini, 
Guarino  e  gli  archetipi  di  Celso  e  Plauto,  Livorno  1886.  Ausgaben:  (s. 
LChoulakt,  Bücherk.  d.  alt  Med. 8  167).  Cum  not.  varr.  ed.  ThJAt,melovken, 
Amst.  1687.  1718.  Ed.  CChKrausb,  Lps.  1766.  Ex  rec.  LTaeqae,  Patav.  1769 
und  bes.  Veron.  1810  (mit  lexicon  Cels.).  Cum  nott.  varr.,  Leid.  1785  (mit 
Wortindex).  Ed.  EMillioan,  Edinb.*  1831  (mit  gutem  Index).  Ed.  FRittkr 
et  HAlbees,  Cöln  1835.  Ed.  SdkRenzi,  Neap.  1851  (mit  lexic.  Cels.).  Ad 
fidem  opt  libr.  denup  rec.  CDaremberg,  Lps.  1869.  —  Übersetzt  von  BRitter, 
Stuttg.  1840.  ESchelleb,  Braunschw.  1846.  —  Im  allg.  HHäseb,  Gesch.  d. 
Medicin  1  8,  276. 

5.  Veqet.  r.  milit.  1,  8  haec  necessüas  compulit  evolutis  aucloribus  ea  tne 
.  .  fidelissime  dicere  quae  Cato  üle  Censorius  de  diseiplina  militari  scripsit, 
quae  Cornelius  Celsus,  quae  Frontinus  perstringenda  (also  kürzer  behandel- 
ten) duxerunt.  Lydus  de  mag.  1,  47  ficcQxvosg  Keloog  etc.  Vgl.  ebd.  3,  83 
%al  evyyQcccpriv  nsol  tovtov  (über  die  gegen  die  Parther  anzuwendende 
Kriegführung)  (iovtjqti  KtXoog,  6  (atpaiog  raxrtxdff,  dnoXeXoine.  34  mats 
aQpodiov,  cprjalv  b  Kilaog,  ddoKrjtoog  avvotg  inEX&siv.  .  .  o&ev  dtpOQrjTog 
avxoig  o  Kooßovlcav  inl  xov  Niomvog  icpdvTj  (61  n.  Chr.).  Diese  kriegs- 
wissenschafbliche  Einzelschrift  war  also  spater  verfaßt  als  das  encyklopä- 
disebe  Werk;  vgl.  oben  A.  1.     Schwabe  aO.  891. 

6.  Quiht.  3,  1,  21  scripsit  de  eadem  materia  (Rhetorik)  .  .  nonnihil 
pater  Gallio  (§  268,  7),  aecuratius  vero  priores  [Gaüione]  Celsus  et  Laenas 

43* 


676  Die  Eaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

(§  268,  11),  et  aetatis  nostrae  Verginius,  Plinius,  Tutilius.  Hier  wird  das 
sachlich  unrichtige  GaUione  um  so  eher  ein  Glossem  sein  als  das  Ver- 
hältnis zu  Gallio  bereits  durch  aecuratius  ausgedruckt  ist.  Fäittbb,  JJ. 
88,54.  Quintilian  bekämpft  oft  seinen  Vorgänger  Celsus,  zB.2,  15,  22. 
32.  3,6,  13.  8,  3,  47  (si  quidem  Celsus  %aHB(i(pfxtov  apud  Vergilium  <ge. 
1 ,  357>  putat).  9,  1,18  Cornelius  tarnen  Celsus  adieit  (zu  den  ag^parce 
SiavoCas  und  Xs£emg)  figuras  colorum,  nimia  profecto  noväatts  cupiditaU 
duetus.  nam  quis  ignorasse  eruditum  dlioqui  virum  credat  etc.  Auch  -wo 
er  ihm  beistimmt  geschieht  es  mit  Kälte  und  Zurückhaltung,  wie  7,  1,  10 
non  plane  dissentio  a  Celso,  qui  sine  dubio  Ciceronem  secutus  instat  tarnen 
huic  parti  vehementius.  Vgl.  10,  1,  124  (unten  A.  7).  Es  mochte  den  Quin- 
tilian verdrießen  daß  das  worauf  er  sein  ganzes  Leben  verwandt  hatte  von 
Celsus  nur  so  beiläufig  mitbehandelt  wurde;  auch  mochte  der  Encyklopä- 
diker  dem  speziellen  Fachmanne  wirklich  manche  Blößen  darbieten.  Jedes- 
falls  wurde  das  rhetorische  Lehrbuch  (in  7  BB.  ?,  s.  unten  scbol.  luv.)  des 
*  Celsus  verdunkelt  durch  das  des  Quintilian.  Erwähnung  desselben  nur  bei 
FoBTUNATrAN.  3,  2  (p.  121,  10  H.).  Ob  von  luv.  6,  245  componunt  ipsae  (die 
prozeßsüchtigen  Frauen)  per  se  formantque  libellos  prineipium  atque  Jocos 
Celso  dietare  paratae  Cornelius  Celsus  gemeint  sei  oder  Iuventius  Celsus 
(§  342,  2)  ist  zweifelhaft.  Immerhin  hat  es  einige  Wahrscheinlichkeit  daß 
der  Schol.  luv.  zdSt.  Celso  oratori  illius  temporis  (?),  qui  Septem  libros  in- 
stitutionum  reliquit  unseren  Celsus  und  seine  Rhetorik  im  Sinne  hat. 

7.  Augustin.  de  haeres.  prol. :  opiniones  omnium  philosophorum 
qui  seetas  varias  condiderunt  usque  ad  tempora  sua  (neque  enim  plus  poterat) 
sex  non  parvis  voluminibus  quidam  Celsus  absolvü;  nee  redarguit  aliquem, 
sed  tantum  quid  sentirent  aperuit  ea  brevitate  sermonis  ut  tantum  adhiberet 
eloquii  quantum  rei  nee  laudandae  nee  vituperandae  nee  'affirmandae  aut 
defendendae  sed  aperiendae  indicandaeque  sufficeret,  cum  ferme  centum  philo- 
sophos  nominasset:  quorum  non  omnes  instituerunt  haereses  proprias,  quo- 
yiiam  nee  ülos  tacendos  putavit  qui  suos  magistros  sine  ulla  dissensione  secuti 
sunt.  Gewiß  hatte  Celsus  diese  do£ca  nicht  selbst  gesammelt,  sondern  aus 
einer  griechischen  avvaymyrj  tcbqI  tav  ccQsa-Kovtcov  cpilooocpoig  in  seine 
Encyklopädie  herübergenommen.  Vgl.  HDiels,  doxogr.  gr.  183.  Diese  ge- 
ordnete objeetiv  gehaltene  Sammlung  der  Hauptlehren  der  griechischen 
Philosophie  —  in  ihren  6  Büchern  —  fügt  sich  sehr  gut  in  die  Encyklo- 
pädie. Mit  Unrecht  bezweifelt  MSchanz  aO.  die  Verfasserschaft  des  Cor- 
nelius Celsus  bezüglich  der  opiniones  und  bezieht  die  Stelle  auf  einen 
(sonst  unbekannten)  christlichen  Häresiologen.  Vgl.  dagegen  L Schwabe, 
Herrn.  19,  385.  Anspielung  auf  den  Titel  opiniones  philosophorum  bei 
Quint.  12,  11,  17?  —  Was  Quintilian  10,  1,  24  sagt:  scripsit  non  purum 
multa  (über  Philosophie)  Cornelius  Celsus,  Sextios  (§  266,  5)  secutus,  non 
sine  eultu  ac  nitore,  kann  sich  nicht  auf  jene  opiniones  philosophorum  be- 
ziehen, es  werden  vielmehr  einzelne  Abhandlungen  zur  piaktischen  Philo- 
sophie im  Sinne  der  Sextier  gemeint  sein,  s.  A.  5  E. 

8.  OJahn,  Lpz.  SBer.  1850,  273.  CLBianconi,  lettere  sopra  Celso,  Rom 
1779  und  sonst.  HPaldamus,  de  Cornelio  Celso,  Greifsw.  1842  und  dazu 
FRitter,  JJ.  38,  52.    CKissel,  Celsus,   eine  hist.  Monogr.  I,   Gießen  1844. 


§  280  Cornelius  Celsus.     §  281  Juristen:  Masurius  Sabinus.        677 

MSchanz,  KhM.  36,  362  und  dazu  LSchwabe,  Herrn.  19,  385.  Bücheler,  RhM. 
37,324.  —  CABrolkn,  de  elocutione  Celsi,  Upsala  1872. 

281.  Unter  den  Juristen  ragte  in  dieser  Zeit  hervor  Capitos 
Schüler  Masurius  Sabinus,  nach  welchem  die  Schule  der 
Sabinianer  benannt  ist,  Verfasser  hauptsächlich  von  libri  III 
iuris  civilis,  welche  später  Gegenstand  umfassender  Commentare 
und  durch  diese  für  die  Digesten  einflußreich  wurden.  Dagegen 
ein  Nachfolger  von  Labeo  war  M.  Cocceius  Nerva,  der  Vor- 
gänger des  Proculus,  nach  welchem  die  Proculianer  benannt 
wurden. 

1.  Massurius  schreiben  die  Digesten,  sonst  schwanken  die  Hss.  zwi- 
schen Massurius  nnd  Masurius.  Die  Inschriften  geben  den  Namen  Masurius. 
Pompon.  dig.  1,  2,  2,  48  Ateio  Capitoni  (§  265,  3)  Massurius  Sabinus 
successit,  Labeoni  Nerva,  qui  adhuc  tos  dissensiones  auxerunt.  .  .  Massurius 
Sabinus  in  equestri  ordine  fuit  et  (fuit  tt  tilgt  Mommsen)  publice  pritnus 
respondit,  posteaquam  (posteaque  Flor.)  hoc  coepit  beneficium  dari;  a  Tiberio 
Caesare  hoc  tarnen  (tandem  Mommsen)  Uli  concessum  erat.  .  .  50  ergo  Sabino 
concessum  est  a  Tiberio  Caesare  ut  populo  responderet;  qui  in  equestri  ordine 
tarn  grandis  natu  et  fere  annorum  quinquaginta  receptus  est;  huic  nee  amplae 
facultates  fuerunt,  sed  plurimum  a  suis  audiioribus  sustentatus  est.  Er 
lebte  noch  unter  Nero;  Gai.  2,  218  ut  Sabinus  existimaverit  ne  quidem 
ex  SC.  Neroniano  posse  convalescere.  Daß  er  zu  Verona  geboren  sei  ver- 
mutete BBorgh&si  oeuvr.  7,  171  nach  der  in  dortiger  Gegend  gefundenen 
Inschrift  (CIL.  6,  3924  Or.  5990) :  C.  Masurius  C.  f.  Sabinus.    Gell.  4,  1,  21. 

4,  2,  15  (Masurii  Sdbini  ex  libro  iuris  civilis  seeundo.  vgl.  11,  18,  12.  20). 

5,  13,  6  (M.  S.  in  libro  i.  c.  tertio).  Pebs.  5,  90  (Masuri  rubrica).  Arbjan. 
Epict.  4,  3  (MaaovQtov  voaov).  Über  die  Anlage  des  Werkes,  welche  auf 
Labeo  zurückgeht:  M Voigt,  Abh.  d.  sächs.  G.  d.  Wiss.  7,  351.  Krüger  aO. 
Erläutert  wurde  dieses  Handbuch  durch  Pomponius  in  mindestens  36,  von 
Ulpian  in  mindestens  51,  von  Paulus  in  mindestens  17  Büchern:  diese 
drei  Commentare  (ad  Sabinum  oder  ex  Sabino)  bilden  den  Kern  des  sabi- 
uischen  (civilrechtlichen)  Drittels  der  Digesten.  Noten  zu  Sabinus  schrieb 
Aristo.  Sonstige  Schriften  des  Masurius  Sabinus:  Über  de  furtis  (Gell.  11, 
18,  11,  gewöhnlich  als  ein  Teil  des  ius  civil e  angesehen),  libri  responsorum 
in  mindestens  zwei  Büchern  (dig.  14,  2,  4  pr.  u.  1.  fragm.  Vat.  75),  libri 
ad  edictum  praetoris  urbani  in  mindestens  fünf  (dig.  38,  1,  18),  libri  ad 
ViteRium  (ebd.  32,  45.  33,  7,  8  pr.  33,  7,  12,  27.  33,  9,  3  pr.,  auch  dazu 
schrieb  Aristo  Noten),  sowie  ein  assessorium  (ebd.  47,  10,  6,  8  Sabinus  in 
assessorio,  vgl.  2,  14,  12  Puteolanus  libro  prima  adsessoriorum),  commentarii 
de  indigenis  (Gell.  4,  9,  8,  s.  §  174,  4),  memoria! ium  libri,  mindestens  11 
(Gell.  6,  6,  13;  vgl.  4,  20,  11.  7,  7,  8.  Macbob.  3,  6,  11.  dig.  50,  16,  144 
u.  a.),  fasti  in  mindestens  zwei  Büchern  (Macrob.  1,  4,  6.  15.  1,  10,  8). 
Puar.  nennt  den  Masurius  NH.  QVerz.  B.  7.  10.  14—16.  18.  21.  22  und 
fahrt  ihn  an  (aus  ungenannten  Schriften,  wohl  den  memorialia)  7,  40. 
10,  20.  15,  126.  186.  16,  75.  236.  28,  142.  Gellius  3,  16,  23.  5,  19,  11. 
10,  15,  17.    Hüschke,  iurispr.   anteiust. 6  123.     PNArntzen,   de  Mas.  Sab., 


678  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberiua). 

Utr.  1768  =  Oblrichs  Thesaur.  nov.  3,  2,  1.  Zimmern,  Gesch.  d.  PK.  1, 
1,  312.  Rddobff,  röm.  RGesch.  1,  168.  237.  PKbügkr,  Gesch.  d.  Quellen 
d.  röm.  Rechts  160.  —  LMercklin,  de  Varrone  coron.  militar.  interpr.,  Dorp. 
1859,  p.  10. 

2.  Frontin.  de  aq.  100  M.  Cocceius  Nerva,  divi  Nervae  (§  386,  1;  vgl. 
§  298,  2)  avus,  scientia  etiam  iuris  illustris.  Pompon.  aO.  (A.  1)  48  hie  etiam 
Nerva  Caesari  (dem  Tiberius)  famüiarissimus  fuit.  Tac.  a.  4,  68  profectio 
(des  Tiberius  nach  Campanien)  arto  comitatu  fuit:  unus  Senator  consulatu 
funetus  (ygl.  CIL.  6,  1689.  9006;  er  war  cos.  suff.  in  unbekanntem  Jahre), 
Cocceius  Nerva,  cui  legum  peritia.  6,  26  haud  multo  post  (J.  786/83  n.  Chr.) 
Cocceius  Nerva,  continuus  prineipis,  omnis  divini  humanique  iuris  seien 8,  .  . 
moriendi  consilium  cepit  etc.  Dio  68,  21.  Angeführt  von  vielen  späteren 
Juristen,  doch  ohne  Nennung  einer  Schrift,  OLenel,  palingenesia  1,  789. 
Krüger  aO.  163.  —  Dig.  28,  6,  69  Proculus:  Cartilio  assentio  et  .  .  puto. 
Vgl.  Ulp.  ebd.  13,  6,  6,  13  Cartilius  ait.   Über  Proculus  §  298,  1. 

282.  Die  namhaftesten  Grammatiker  der  Zeit  sind  Iulius 
Modestus,  der  gleich  seinem  Lehrer  Hyginus  die  sachliche  wie 
die  sprachliche  Seite  der  Forschung  umfaßte,  der  pedantische 
M.  Pomponius  Marcellus  und  der  begabte,  aber  eitle  und  sittenlose 
Q.  Remmius  Palaemon  aus  Vicenza,  Verfasser  einer  berühmt 
gewordenen  und  vielbenützten  Grammatik  (Ars).  Auch  der 
Grammatiker  Nisus  lehrte  und  schrieb  in  dieser  Zeit  oder  bald 
darauf. 

1.  Soet.  gr.  20  huius  (des  Hyginus  §  262)  libertus  fuit  Iulius  Mo- 
destus, in  studiis  atque  doctrina  vestigia  patroni  secutus.  Gell.  3,  9,  1 
Gavius  Bassus  (§  211,  6)  in  commentariis  suis,  item  Iulius  Modestus  in  sc- 
eundo  quaestionum  confusarum  historiam  de  equo  Seiano  tradunt.  Mach.  1, 
4,  7  (vgl.  1,  10,  9.  1,  16,  28)  Iulius  Modestus  de  feriis.  Auf  Grammatik 
(Orthographie,  Sprachgebrauch,  Etymologie)  beziehen  sich  die  Anführungen 
bei  Quint.  1,  6,  36.  Charis.  GL.  1,  73.  76.  101.  103.  126.  204  (vgl.  Baeda 
GL.  7,  277).  Diomed.  GL.  1,  366.  Ob  dieser  Iulius  Modestus  den  Virgil 
und  Horaz  erklärt  habe  (§  231,  6.  240,  3)  ist  fraglich.  Wenigstens  der  Er- 
klärer Yirgils  wird  von  Philarq.  zu  georg.  2,  497  (3,  63)  Aufidius  Modestus 
genannt  und  wohl  eben  diesen  AvyCdiog  Modsaxog  erwähnt  (freilich  ohne 
ihn  zugleich  als  Grammatiker  zu  kennzeichnen)  als  seinen  Zeitgenossen 
Plut.  quaestt.  sympos.  2,1,  6  p.  632  A.  Derselbe  wird  wohl  dann  auch 
der  von  Mart.  10,  21,  1  (ßcribere  tc  quae  vix  intellegat  ipse  Modtstus)  neben 
daran  üb  (§  328,  4)  genannte'  Grammatiker  sein.  Vgl.  SHeyneman/j,  de  inter- 
polat.  Hör.  (Bonn  1871)  67.  MHkrtz,  anall.  ad  Hör.  hist.  1,  11.  WGilbkbt, 
JJ.  135,  148.  —  Im  allg.  Bunte  in  s.  Ausg.  d.  Hyg.  fab.  p.  6.  ORibbeck, 
proleggT  Verg.  p.  121. 

2.  Sukt.  gr.  22  M.  Pomponius  Marcellus,  sermonis  latini  exaetor 
molcstissimus,  in  advocatione  quadam  —  natu  interdum  et  causas  agebat  — 
soloecümum  etc.    hie  ideni,  cum  ex  oratione  Tibeiium  t  vprcliendisset,  .  .  tu 


§  282  Remmius  Palaeuion  u.  a.  Grammatiker.  679 

(inquit)  Caesar  civitatem  dare  potes  hominibus ,  verbiß  non  potes.    pugilem 
olim  fuisse  Asinius  Gallus  hoc  in  eum  epigrammate  ostendit  etc. 

3.    Suet.  gr.  23  Q.  Bemmius   (nicht:   Fannius,  s.  WChbibt,  RhM. 
20,  69)  Palaemon   Vicetinus  mulieris  verna  primo  .  .  textrinum,  deinde, 
etilem  filium  dum  comitatur  in  scholam,  litteras  didicit.    postea  manumissus 
docuit  Bomae  ac   piincipem    locum  inier  gramtnaticos   tenuit,    quamquam 
infamis  Omnibus  vitiis  palamque  et  Tiber io  et  mox  Claudio  praedicantibus 
nemini  minus  institutioncm  .  .  iuvenum  committendam.     sed  capiebat  ho- 
minis cum  memoria  rerum  tum  faciUtaie  sermonis;  nee  non  etiam  poemata 
faciebat  ex  tempore,     scripsit  vero  variis   nee   völgaribus  metris.     Wegen 
dieser  Verskünste  (vgl.  AKibsslinq  in  s.  u.  Wilamowitz'  phil.  Unterss.  2,  65) 
nennt   ihn   Mabt.  2,  86,  11  (Mart.   lehnt  es  dort  ab  sich  in   künstlichen 
Maßen,  versus  sapini,  echoiei  [§  26,  3.  4],  galliambi,  abzuquälen):  scribat 
carmina  cir  cutis  Palaemon:  me  raris  iuvat  auribus  placere.    Nur  lebte  da- 
mals Palaemon  nicht  mehr,  was  Fbiedländeb  zdSt.  für  möglich  hält,  da  er 
schon  bei  Plin.  NH.  14,  49  fll.  als  Verstorbener  erscheint.   Suet.  aO.  weiter- 
hin: a)rogantia  fuit  tania  ut  M.  Varronem  porcum  appeUaret  etc.  luxuriae 
ita  indulsit  ut  etc.    sed  maxime  flagrabat  libidinibus  in  mulieres  etc.   Plin. 
NH.  14,  49  Bemmio  Pälaemoni,  alias  grammatica  arte  celebri,  in  hisce  XX 
annis  mtreato  rus  etc.    ebd.  60  vanitate  quae  nota  mire  in  ülo  fuit.   61  in- 
viso  alias  (dem  Seneca).    luv.  7,  215  (docti  Palaemonis).  Hiebon.  chron.  ad 
a.  Abr.  2064  =  48  n.  Chr.  Palaemon  Vicetinus  insignis  grammaticus  Bo- 
mae habetur,  qui  quondam  interrogatus  quid  inter  stillam  et  guttam  interesset, 
*  gutta?  inquit  *stat,  stüla  cadit'  und  M.  Antonius  Liberalis  (§  297,  10),  2a- 
tinus  rhetor ,  gravissimas  inimicitias  cum  Palaemone  exercet.    Vita  Pebsii: 
studuit   Flaccus  .  .  .   Bomae  apud  grammaticum   Bemmium   Palaemonem. 
Schol.  luv.   6,  452    Palaemonis  artern]    grammatici,    magistri   Quintüiani 
oratoris.     Qüist.  1,  4,  20  ut  .  .  .  aetate  nostra  Palaemon.    Bei  Gellius  wird 
er  nicht  genannt.    Charisius  erwähnt  ihn  öfters  (GL.  1,  187.  225  f.  231  f.  238) 
und    hat   die   Abschnitte    über   die    Conjunctionen ,    Präpositionen,   Inter- 
jeetionen ;  ferner  über  die  Adverbien,  über  die  Endungen  der  Nomina  (teil- 
weise) u.  a.  aus  ihm  entnommen.    Keil,  GL.  1,  xlix.    CvMobawski,  Herrn. 
11,  339.    Auch  die  excerpta  Bobiensia  (GL.  1,  538)  und  die  Grammatik  des 
Dositheus  f§  431,  7)  enthalten  vieles  das  auf  Palaemon  zurückgeht  (WChbist, 
Phil.  18,  136.     Marschall  aO.  76.  78),  ferner  Diomedes   (GL.  1,  403.  415), 
Consentius  (GL.  6,  375)  Phocas  u.  a.    Seine  Beispiele  sind  nur  aus  wenigen 
Schriftstellern  gewählt:  so  aus  Terenz,  Virgil  (den  er  auch  p.  233,  12.  20 
max   i%o%i\v  poeta  nennt,  FSchöll,  RhM.  34,  680),  Horaz  und  Cicero,  und 
werden  regelmäßig  durch  velut  eingeleitet  (ASchottmülleb  ,  de  Plini  libr. 
gramm.  p.  8).     Desgleichen   braucht   P.   häufig   efferri  (=»  sich   endigen), 
s.  Morawbki  aO.  348.    Gegen  Schottmüller,  welcher  (aO.  26)  den  von  Cha- 
risius benützten  Palaemon  in  das  vierte  Jahrhundert  hinabrücken  wollte, 
s.  Christ  aO.  125.    Keil,  GL.  5,  834.    Morawbki  aO.  352.    JVahlen,  Berl. 
ind.   lect.   1877/78,  p.  8.    —    KMaeschall,    de   Bemm.   Palaemonis   libris 
grammaticis,  Lpz.  1887  (und  dazu  HKeil,  deutsche  Litt.-Ztg.  1888  S.  692). 
—   Mit  Unrecht   (Keil,  GL.   5,   528)   trägt   seinen   Namen    eine   in   ganz 
jungen  Hss.  überlieferte  triviale  Ars,  GL.  5,  533.    Andere  Zuteilungen  von 
Schriften   an   ihn ,  wie   der  Verse   de   ponderibus   et  mensuris  (§  461,  2), 


680  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiber ms). 

der  differentiae  sermonuni  (zB.  in  Roths  Ausg.  d.  Suet.  p.  306,  vgl.  p.  xcv), 
de  pote state  litterarum,  beruhen  auf  grundlosen  Vermutungen.  Rkiffeb- 
8cheid8  Sueton  274,  vgl.  450.  JWBeck,  de  differentiarum  scriptoribus,  Gron. 
1883,  9.     Bbambach,  lat.  Orthogr.  29. 

4.  Donat.  (=  Sueton.)  vita  Vergil.  42  (60)  Nisus  grammaticus  audissc 
se  a  senioribus  (Zeitgenossen  des  Varius,  §  223)  aiebat  Varium  duorum  librorum 
(von  Virgils  Aen.)  ordinim  commutasse  etc.  Vgl.  Ribbeck,  prolegg.  vergil. 
p.  90.  Auch  Velins  Longus  fahrt  ihn  mehrmals  an  GL.  7,  76,  7.  12.  77,  18 
(vgl.  Cassiod.  GL.  7,  165,  17).  78,  6.  79,  8.  20,  sowie  Chams.  GL.  1,  28,  9 
(Nisus  eleganter  .  .  .  ait),  Pnisc.  GL.  2,  603,  16  (Nisus  et  Papirianus  et 
Probus  .  .  .  dicunt),  Arnob.  adv.  nat.  1,  69  (oben  §  41,  4).  Vgl.  Mach.  1, 
12,  30  Nisus  in  commentariis  fastorum  dicit  etc.    E Bähbens,  JJ.  127,  796. 

*      283.    Gleichfalls    in    dieser    Zeit    schrieben    die   Botaniker 

Caepio  und  Antonius  Castor,  sowie  der  Schlemmer  Apicius, 
dessen  Namen  ein  auf  uns  gekommenes  Kochbuch  trägt,  welches 
etwa  aus  dem  dritten  christl.  Jahrhundert  stammt.  Auch  die 
Schriftsteller  über  den  Weinbau,  Iulius  Atticus  und  Iulius  Grae- 
einus,  gehören  der  Zeit  des  Tiberius  an. 

1.  Plin.  NH  21,  18  Caepio  Tiberi  Caesaris  principetu  negavit  etc , 
auch  im  QVerz.  B.  21  u.  22.  Er  war  wohl  ein  Servilius.  —  Plin.  NH.  26,  9 
nobis  certe  contigü  reliquas  (Pflanzen)  contemplari  scientia  Antoni  Ca- 
storis,  cui  summa  auctoritas  erat  in  ea  arte  (Botanik)  nostro  aevo,  visendo 
hortulo  eius,  in  quo  plurimas  aiebat,  centesimum  aetatis  annum  excedens, 
nulluni  corporis  tnalum  expertus  ac  ne  aetate  quidem  memoria  aut  vigore 
concussis.  Er  schrieb  auch  über  Botanik,  und  Plinius  nennt  ihn  als  Quelle 
zu  B.  20—27;  vgl.  20,  174.  244.  261.  23,  166.  26,  61.  Er  war  wohl  ein 
Freigelassener  einer  Antonia  (oder  des  M.  Antonius).  —  Über  Asellius  Sa- 
binus  s.  §  274,  1;  über  Petronius  Musa  §  263,  7. 

2.  Der  Prasser  M.  Apicius  unter  Tiberius  (Tac.  a.  4,  1.  Dio  67,  19. 
Athen.  1,  p.  7A;  PRE.  I8,  1241,  2)  brachte  seine  Küchenweisheit  auch  zu 
Papier.  Sen.  cons.  ad  Helv.  10,  8  Apicius  nostra  memoria  vixit,  qui  .  .  . 
scientiam  popinae  profes&us  disciplina  sua  saeculum  infecit.  ScHOL  iüv#  4f  23 
Apicius  auctor  praecipiendarum  cenarum,  qui  scripsit  de  iusceUis.  Ibid.  or. 
20,  1,  1  coquinae  apparatum  Apicius  quidam  primus  composuit.  Eine  Er- 
wähnung des  Apicius  steckt  auch  in  der  verderbten  Stelle  Späht.  Hei.  6,  9 
atque  idem  Ovidii  ab  dliis  relata,  idem  Apicii  libros  amorum  (zu  lesen  ist 
etwa :  Ovidii  libros  amorum  et  Apicii  ab  aliis  relata)  in  lecto  semper  habuisse 
(dicitur).  Was  aber  Plinius  (NH.  8,  209.  9,  66.  10,  133.  19,  137.  143)  von  den 
Koch-Leistungen  des  M.  Apicius  (Apiciana  coctura  19 ,  143,  Apicius  docuit 
10,  133)  anführt  trifft  auf  die  unter  dem  Namen  des  Caelius  Apicius  (wohl : 
Caelü  Apicius,  so  daß  Ap.  der  Titel  der  Schrift  war,  wie  Oiceronis  Laelius) 
laufende  Schrift  de  re  coqainaria  nicht  zu.  Diese  enthält  eine  nach  Gegen- 
ständen  geordnete  Zusammenstellung  von  Kochrezepten.  Jedes  der  zehn 
Bücher  hat  eine  griechische  Überschrift  (Epiineles,  Sarcoptes,  Cepuros  usw.), 
und  ea  weisen  auch  sonst  die  zahlieichen  griechischen  Wörter  und  Wen- 


§  283  Apicius.  Atticus.  Graecinus.    §  284  Phaedrus.  681 

düngen  darauf  hin  daß  die  Schrift  auf  der  griechischen  Literatur  (oifjagtv- 
Tnnd)  beruht.  Die  Erwähnung  eines  Varianus  pullus  (249)  deutet  auf  Re- 
daction  nach  Elagabalus  (=  Yarius);  vgl.  auch  die  conchida  Commodiana 
(205).  Mehrfach  Bind  Rezepte  nach  ApiciuB  benannt  (134.  173.  203.  266). 
Verschiedene  Zeiten  haben  an  dieser  Sammlung  gearbeitet.  Von  den  Hss. 
bes.  Vatic.  1146  s.  X,  Paris.  6167,  Laur.  73,  20.  Im  Paris.  10318  (Salma- 
aianus,  s.  §  476)  s.  VII/VIII  stehen  r  Apici  excerpta  a  Vinidario  vir  inluV 
(s.  Schucks  Ausg.  p.  21.  MHaupt,  op.  3,  150),  doch  stimmen  die  Rezepte 
nicht  mit  denen  de  re  coquinaria  und  auch  die  termini  technici  sind  ver- 
schieden (O Keller).  —  Ausgaben  zB.  von  GHumelbebg  (Turic.  1542),  MListkr 
(Lond.  1705),  ThJAlmeloveen  (Amsterd.  1709),  JMBernhold  (Markbreit  1787) 
and  ChbThSchuch  (auxit,  emend.  explanavit  etc.,  Heidelb.  1867).  FHDiebbach, 
Flora  Apiciana,  Heidelb.  1831.  EMeyeb,  Gesch.  d.  Botanik  2  (Eönigsb. 
1855),  236. 

3.  Colum.  1,  1,  14  nee  minorem  laudem  meruerunt  nostrorum  temporum 
viri,  Cornelius  Celsus  et  Iulius  Atticus.  quippe  Cornelius  etc.  (§  280,  3); 
hie  (Atticus)  de  una  specie  eulturae  pertinentis  ad  vites  singularcm  librum 
edidit.  euius  velut  discipulus  duo  Volumina  similium  praeeeptorum  de  vineis 
Iulius  Graecinus,  composita  facetius  et  eruditius,  posier itati  tradenda  curavit. 
Anfuhrungen  aus  Atticus  bei  Columella  3,  3,  11.  3,  11,  9.  3,  16,  3.  3, 
17,  4  (oben  §  280,  1).  3,  18,  1.  4,  1,  1.  6.  4,  2,  2.  4,  8,  1  (oben  §  280,  1). 
4,  10,  1  {Celsus  et  Atticus).  4,  13,  1.  4,  28,  2  (Celsus  quoque  et  Atticus 
eonsentiunt).  4,  29,  1.  4.  4,  30,  1.  4,  33,  4.  Von  Plinius  aufgeführt  im 
QVerz.  B.  14.  15.  17.  RReitzensteik,  de  scriptorum  R.  R.  libris  deperditis, 
Berl.  1884,  27.  54. 

4.  Iulius  Graecinus,  b.  A.  3.  Von  Coldmella  öfters  angeführt,  zB. 
4,  3,  6  (Graecinus  eo  libro  quem  de  vineis  scripsit),  von  Plinius  14,  33 
(Graecinus,  qui  alioqui  Cornelium  Celsum  transscripsit).  16,  241,  sowie  im 
QVerz.  B.  14-48.  Er  ist  wohl  der  Sohn  des  Graecinus  an  welchen  Ovjd 
amor.  2,  10  und  Pont.  1,  6  gerichtet  hat  (§  247,  2)  und  ohne  Zweifel  der 
Iulius  Graecinus  welcher  Vater  des  Iulius  Agricola  (§  335)  war  und  unter 
Caligula,  wohl  im  J.  30  n.  Chr.,  hingerichtet  wurde;  s.  Tac.  Agr.  4  Cn. 
Iulius  Agricola,  veter e  et  illustri  Foroiuliensium  colonia  ortus  .  .  .  pater 
itti  Iulius  Graecinus  senatorii  ordinis,  studio  eloquentiae  sapientiaeque  notus. 
Sem.  de  benef.  2,  21,  5.  epist.  29,  6.  Henzbn,  act.  Arv.  p.  190.  Mommsen, 
ephem.  epigr.  1872,  60.  Hibschfeld,  Wiener  Studd.  6,  120.  Der  Vater  gab 
wohl  wegen  seiner  landwirtschaftlichen  Liebhabereien  dem  Sohne  den  Namen 
Agricola;  OHibschfeld  aO.  —  RReitzenstein  aO.  41.  56. 

5.  Plin.  NH.  10,  134  visam  in  Alpibus  ab  se  .  .  .  ibim  Egnatius  Cal- 
vinus  praefectus  earutn  (also  frühestens  unter  August)  prodidit.  Auch  vor- 
her spricht  Plin.  von  Vögeln  der  Alpen,  wohl  gleichfalls  nach  des  Egnatius 
(naturgeschichtlichem?)  Werk.     S.  auch  RPrarER,  Phil.  33,  737. 

284.  Unter  Tiberius  und  dessen  Nachfolger  veröffentlichte 
der  Freigelassene  Phaedrus  aus  Pierien  fünf  Bücher  aesopi- 
scher  Fabeln  in  wohlgebauten  iambischen  Senaren.  Den  eigent- 
lichen Fabeln  sind  auch  Anekdoten  aus  Gegenwart  und  nächster 


682  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

Vergangenheit  beigemischt.  Mancherlei  Verfolgungen  welche 
der  Verfasser  zu  erfahren  hatte  steigerten  sein  Selbstgefühl. 
Die  Darstellung  ist  fließend;  der  Ton  heiter,  manchmal  derb; 
die  Sprache  rein,  die  Verse  gewandt.  Übrigens  ist  die  Samm- 
lung nicht  vollständig  auf  uns  gekommen.  —  Ein  Zeitgenosse 
von  Phaedrus  ist  der  Tragödiendichter  P.  Pomponius  Secundus, 
der  mit  seinen  Arbeiten  erst  nach  dem  Tode  des  Tiberius  hervor- 
getreten zu  sein  scheint. 

1.  Überschrift:  Phaedri,  Augusti  liberti,  fabularum  aesopiarum  libri 
Der  patronus  war  wohl  Augustus  (div.  Aug.  Phabdb.  3,  10,  39),  da  Ti- 
berius als  Caesar  Tiberius  2,  6,  7  bezeichnet  wird.  Lebensumstände  nur 
aus  den  Gedichten  selbst  bekannt.  3,  prol.  1  Phaedri  libellos.  17  ego  quem 
Pierio  mater  enixa  est  iugo.  .  .  (20)  quamvis  in  ipsa  pacne  natus  sim  schola. 
(52)  si  Phryx  Aesopus  potuit,  si  Anacharsis  Scytha  aeiernam  famam  condcre 
ingenio  suo:  ego  litteratae  qui  sum  propior  Graeciae,  cur  somno  inerti  dc- 
seram  patriae  decus?  Threissa  cum  gens  numeret  auctores  suos  Linoque 
Apollo  sit  parens,  Musa  Orpheo,  qui  saxa  caniu  movit  usw.  Daraus  ergiebt 
sich  daß  Phaedrus  in  Thrakien,  bezw.  Pierien,  wirklich  geboren  war  (s. 
LScuwabe,  RhM.  39,  476.  ARiese  vor  s.  Ausg.).  Wortlaut  und  Zusammen- 
hang verbieten  die  Auslegung  (zB.  von  EWölfflin,  RhM.  39,  167.  JMählt, 
WschfklPh.  1884,  946.  WHabtbl,  Wien.  Studd.  7,  161)  als  wenn  die  Stelle 
quem  Pierio  mater  enixa  est  iugo  nur  so  viel  bedeutete  wie  'der  ich  in 
hellenischer,  poetischer  Luft  aufgewachsen  bin'.  Phaedrus  kam  früh  nach 
Italien.  3,  epil.  33  ego  quondam  legi  quam  puer  sentcntiam  'pdlam  mutire 
plebeio  piaculumsf  (Ehnius  trag.  376  V.)  etc.  Verfolgungen:  3,  prol.  34  str- 
vitus  obnoxia,  quia  quae  voltbat  non  audebat  dicere,  adfectus  proprios  in 
fabellas  transtulit,  calumniamque  fictis  elusit  iocis.  ego  porro  ülius  (des 
Aesop)  semita  feci  viam  et  cogitavi  plura  quam  reliquerat,  in  calamitatem 
deligens  quaedam  meam.  guod  si  accusator  alius  Seiano  foret,  .  .  dignum 
faterer  esse  me  tantis  malis.  Stellen  der  beiden  ersten  Bücher,  wenn  nicht 
die  Anekdote  über  Tiberius  (2,  6,  7),  so  doch  vielleicht  1,  1,  15  (qui  fictis 
causis  innocentes  opprimunt)  und  1,  2,  30  (vos  quoque,  o  cives,  .  .  hoc  susti- 
nete,  maius  ne  veniat  malum)  u.  dgl.,  scheinen  also  als  gehässige  An- 
spielungen auf  Zustande  der  Gegenwart  angezeigt  worden  zu  sein.  Worin 
die  mala  (drohende  Anklage?  Verbannung?)  bestanden  ist  nicht  bekannt. 
Häufige  Erwähnung  •  von  Neidern:  2,  epil.  7.  10.  3,  prol.  23.  3,  9,  4.  4, 
prol.  16.  4,  21,  1;  vgl.  3,  epil.  29  difficulter  continetur  Spiritus  integritatis 
qui  sincerae  conscius  a  noxiorum  premitur  insolentiis.  Über  die  Stelle  des 
Skn.  consol.  ad  Polyb.  8,  27  s.  §  27,  2;  doch  6.  dazu  Bücheler,  RhM. 
37,  336.  Mangel  äußerer  Güter:  3,  prol.  21  (quamvis  .  .  curamque  habendi 
penitus  cor  de  eraserim).    Selbstbewußtsein  2,  epil.  7.  3,  1  u.  12;  4  epil. 

2.  Verhältnis  zu  Aesop:  1,  prol.  1  Aesopus  auctor  quam  materiam  rcp- 
pcrit,  hanc  ego  polivi  versibus  senariis.  4,  prol.  11  fabulis,  quas  aesopias, 
non  Aesopi,  nomino,  quia  paucas  itte  ostendit,  ego  plures  fero  etc.  4,  21.  6, 
prol.  Wenn  auch  die  Erzählungen  über  Simonides  (4,  22.  25),  Sokratcs 
(3,  9),  Menander  (5,  1)  aus  einer   späteren  attischen  Sammlung   stammen 


§  284  Phaedrus.  683 

könnten  (vgl.  auch  OCrusids,  RhM.  39,  606),  so  jedesfalls  nicht  die  über 
Cn.  Pompeins  (App.  8),  die  aus  der  Zeit  des  Augustus  und  Tiberius  (3, 10  und 
5,  7.  2,  5,  7),  und  auf  eigene  Zugaben  weist  Pbaedrus  2,  prol.  9.  3,  prol.  38 
ausdrücklich  hin.  Vgl.  3,  3.  4,  7.  4,  11.  Der  5,  7  verhöhnte  tibicen  Prin- 
ceps  wird  auf  einer  Inschrift  genannt:  Kellkbmann,  specim.  epigr.  138  L. 
Cassi  Principis  tibicinis.  Bücheler,  RhM.  37,  332.  —  Die  zwei  ersten  Bücher 
scheinen  zusammen  (unter  Tiberius)  herausgegeben  zu  sein,  da  das  erste 
keinen  Epilog  hat  (doch  s.  unten)  und  im  dritten  von  den  Schicksalen  (prol.  38. 

3,  10,  59;  vgl.  4,  7,  1)  derselben  gesprochen  wird.  Später,  nach  des  Ti- 
berius Tode  (vgl.  3,  prol.  33  und  dulcis  libertas  3,  7,  1),  das  dritte  Buch, 
mit  Prolog  und  Epilog,  gewidmet  dem  Eutjrchus  (dem  unter  Caligula  mäch- 
tigen  Wagenlenker  der  Grünen?  Buche  leb,  RhM.  37,  333)  und  bestimmt  die 
Sammlung  abzuschließen  (vgl.  Epilog  u.  4,  prol.).  Doch  folgte  noch  ein 
viertes,  gerichtet  an  Particulo,  der  im  Prolog  als  Schriftsteller  (17  mihi 
parta  laus  est,  quod  tu,  quod  similes  tut  vestras  in  Chartas  verba  transfertis 
med)  und  im  Epilog  als  vir  sanetissimus  bezeichnet  wird,  Bowie  (als  der 
Dichter  bereits  bejahrt  war,  s.  5,  10)  ein  fünftes,  worin  (10,  10)  Philetes 
angeredet  wird.  Der  Epilog  der  Appendix  (A.  4)  könnte  zum  ersten  oder 
fünften  Buche  gehören. 

3.  Phaedrus  erfreut  durch  sachgemäßen,  knappen,  anmutigen  Vortrag 
und  schlichte,  natürliche  Sprache,  welche  sich  namentlich  vom  rhetorischen 
Schwulst  der  Zeit  weislich  fernhält  (vgl.  den  Spott  über  die  cothurni  . . .  novi 

4,  7).  Besonders  erstrebt  er  Kürze  (2,  prol.  12;  vgl.  3,  epil.  8.  4,  epil.).  Die 
ausführlichste  Fabel  (3,  10)  schließt  (v.  59  f.);  haec  exsecutus  sum  propterea 
pluribus,  brevitate  nimia  quoniam  quosdam  offendimus.  Mart.  3,  20,  5  an 
aemulatur  improbi  iocos  Phaedri?  Das  Beiwort  wohl  wogen  der  mancherlei 
Anzüglichkeiten  und  Derbheiten  (zB.  1,  18.  1,  29.  3,  3.  4,  15.  4,  18)  in 
der  Sammlung.  Obne  Wahrscheinlichkeit  denkt  Fbiedländer  zdSt.  des 
Mart.  an  einen  (sonst  ganz  unbekannten)  Mimographen.  ioci  nennt  Phaedrus 
selbst  wiederholt  seine  Fabeln:  1,  prol.  7.  3,  prol.  37.  4,  2,  1.  4,  7,  2. 
ThStangl  erklärt  das  Beiwort  improbus  daher  weil  Phaedrus  dieses  Wort 
mit  Vorliebe  (13mal)  gebraucht  habe.  Manche  abstracto  Wendungen,  wie 
1,  13,  12  ingemuit  corvi  deeeptus  Stupor,  2,  6,  23  iocata  est  tanta  maiestas 
ducis  erinnern  an  die  Manier  des  Valerius  Maximus.  Personification  der 
saneta  religio  4,  11,'  4.  CCauseret,  de  Phaedri  sermone,  Par.  1886.  — 
Wahl  des  Senars  vielleicht  unter  dem  Einflüsse  des  Publilius  Syrus 
(LMüller,  ed.  mai.  p.  ix).  Auch  in  der  Zulassung  von  Spondeeu  im  zweiten 
und  vierten  Fuße  stimmt  Phaedr.  mit  diesem  und  den  älteren  Dichtern 
überein.  Sonst  aber  sind  seine  Verse  gefeilt  und  die  metrischen  Gesetze 
darin  streng  befolgt;  s.  LMüller,  de  re  metr.  411;  Phaedr.  praef.  p.  ix  ed. 
mai.;  RhM.  30,  618.  PLahobn,  RhM.  13,  197.  Daß  er  sich  auch  auf  höheren 
Stil  verstände  zeigt  4,  7,  6.  App.  6.  Seneca  (s.  A.  1  gE.)  weiß  von  Phaedrus 
nichts  oder  will  nichts  von  ihm  wissen  und  Quintilian  (1,  9,  2)  spricht  zwar 
von  aesopischen  Fabeln  in  Versen,  nennt  aber  seinen  Namen  nicht.  Außer 
Martialis  erwähnt  ihn  allein  Avianus  (epist.  ad  Theodos.:  Phaedrus  etiam 
parlem  aliquant  quinque  in  libellos  resölvit).  Eine  Anspielung  auf  Phaedr. 
4,  6,  10  bei  Prüdent.  cath.  7,  115.  Eine  Inschrift  welche  Phaedr.  3,  17,  12 
enthält  ist  modern,  8.  CIL.  3,  p.  8*;  68*.    Ritschl,  op.  4,  261. 


684  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Tiberius). 

4.  Die  einzige  Handschrift  des  Fhaedrus  welche  sich  bis  heute  er- 
halten hat  ist  der  von  PPithou  bereits  benutzte  und  nach  ihm  benannte 
cod.  b.  IX/X,  jetzt  im  Besitz  des  Marquis  de  Rosanbo  auf  du  Mesnil  bei 
M ante s,  zuletzt  und  am  genausten  verglichen  von  JBbrger  (A.  5).  Mit  ihr 
n'ächstver wandt  und  etwa  gleichaltrig  war  der  1774  verbrannte  Remensis. 
Die  sorgfältigste  davon  1769  gemachte  Vergleichung  von  ICVincent  (einst 
auf  der  Pariser  Bibliothek,  jetzt  verloren)  ist  gleichfalls  von  Berger  mit- 
geteilt. Eine  Aufzeichnung  zahlreicher  Lesarten  des  Remensis  aus  J.  1665 
(jetzt  in  der  Pariser  Univ.-Bibl.)  veröffentlichte  EChatelain,  rev.  de  philol. 
11,  81.  In  einer  Hs.  des  Vatican  Regin.  1616  s.  XII  (chaita  Danielis) 
stehen  8  Fabeln  des  ersten  Buchs  (AMai,  claas.  auet  3,  307.  duRieu, 
.schedae  Yaticanae  p.  137,  neue  Vergleichung  bei  LMüller).  Der  P(ithoeanus) 
und  R(emensis)  gehen  auf  eine  Vorlage  zurück  welche  selbst  ein  Auszug 
aus  einer  umfassenderen  Sammlung  war.  Die  Unvollständigkeit  der  Samm- 
lung PR  erhellt  schon  aus  der  Ungleichheit  der  Fabel-  (bez.  Vers)zahl  in  den 
einzelnen  Büchern  (I:  31;  II:  8;  III:  19;  IV:  25;  V:  10),  aus  dem  Fehlen 
von  Fabeln  worin  arbores  loquuntur  (vgl.  1,  prol.  6;  s.  aber  eine  solche 
worin  quercus  fraxino  ait  usw.  im  Voss,  bei  Risse  p.  71),  aus  der  Lücke 
4,  13  u.  dgl.  m.    Vgl.  auch  TiiBjrt,  d.  antike  Buchwesen,  Berl.  1882,  385. 

—  Einen  anderen  Auszug  aus  der  Ursammlung,  welcher,  zum  Teil  wenig- 
stens, mehr  als  PR  enthielt,  benutzte  NPerottus,  als  er  um  1450  aus 
Aesopu?,  Avianus  und  Phaedrus  mit  eigenen  Zutaten  eine  Fabelsammlung 
zusammenstellte.  Diese  Perottische  Sammlung  ist  erhalten  in  Hss.  zu 
Neapel  —  herausgg.  von  IACassitti,  Neap.  1809  und  CJanelli,  Neap.  1811 

—  und  Rom  (Vatic.  Urbin.  368,  s.  AMai,  class.  auet.  3,  278  und  neue  Ver- 
gleichung bei  LMüller).  Durch  sie  sind  uns  30  in  PR  nicht  überlieferte 
Fabeln  bekannt  geworden  (die  sog.  Appendix,  abgedr.  auch  AL.  799—830). 
Endlich  setzen  auch  die  prosaischen  Fabel-Paraphrasen  des  ranonymus 
Nilanti*  (=»  Sammlung  des  Leid.  Voss.  0.  15  s.  XHI;  abgedruckt:  Fabulae 
untiquae;  acced.  Romuli  fab.  Aesopiae,  ed.  IFNilant,  Leid.  1709  und  bei 
Hervieux  A.  6;  s.  LMülleb,  RhM.  22,  507.  EGrosse,  JJ.  81,  781),  des  Ro- 
mulus  (§  27)  und  einer  Weißenburger  Hs.  (Gud.  148)  in  Wolfenbüttel  s.  X 
einen  vollständigeren  Text  des  Phaedrus  voraus.  Sie  bieten  ungefähr  20 
neue  Fabeln,  welche  man  (zB.  Dressler  und  LMüller)  versucht  hat  wieder 
in  das  Metrum  einzurenken.  Dazu  die  nach  Gregor.  Tub.  hist.  Franc.  4,  9 
p.  146  Arndt  von  König  Theodobald  um  J.  560  verwendete  Fabel  von  der 
Schlange  welche  vollgesogen  aus  der  Weinflasche  nicht  mehr  herauskann, 
ganz  im  Ton  des  Phaedrus  und  noch  das  Metrum  durchschimmern  lassend. 
Bücheler,  RhM.  41,  3.    Vgl.  im  allg.  oben  §  27,  4. 

5.  Ed.  prineeps  von  PPithoeüs,  Autun  1596.  Ausgg.  v.  NRigaltius 
1617,  in  d.  mythologia  aesopica  v.  JNevklet  (Frankf.  1610),  v.  PBurman 
(Amsterd.  1698.  Hag.  1718;  cum  novo  comm.,  Leid.  1727),  RBkntley  (beim 
Terenz  1726),  JGSSchwabk  (cum  comm.  perp.,  Halle  1779—81  111,  und 
Braunschw.  1806  II),  NTitzb  (Prag  1813),  JBkrger  de  Xiykey  (Paris  1830), 
JCOrelli  (Turic.  1831;  supplementum  ebd.  1832),  CGDressler  (recogn., 
Bautzen  1838  und  Lpa.  1850),  FEyssenhardt  (recogn.,  Berl.  1867),  LMüller 
(recogn.  et  praef.  est,  Lps.  1868;  mit  Wörterb.  v.  ASchaubach,  ebd.  31888). 


§  284  Phaedrns.  685 

Desselben  größere  krit  Ausg.:  emend.  adnot.  suppl.,  Lp 8.  1877   (und  dazu 
ANauck,  bull,  de  Tacad.  de  St.  Petersb.  32,  434).    Ed.  ARiesk,  Lps.  1885. 

Schulausgaben  zB.  von  JSiebelis  (Lpz.6  1874  von  F AEckstein), 
FERabchig  (Berl.8  1871  von  RRichteb),  CWNauck  (Berl.  1865),  OEichert 
(Hannov.  1865),  SKunkbl  (Utrecht  1874),  FRamorino,  Turin  1884.  —  Wörter- 
bucher zu  Phaedr.  von  JBillerbeck,  Lpz.8  1859.  ASchaubach,  ebd.8  1888, 
OEichert,  ebd.*  1877.  Collmann  ,  index  Phaedrianus,  Marb.  1841.  — 
Übersetzt  zB.  von  HJKerleb  (Stuttg.  1838),  ARvB.  (mit  lateinischem  Text, 
Lpz.  1857). 

6.  LHesvieux,  los  fabulistes  latins  usw.  (§  27,  4),  darin  üb.  Phaedrus, 
Hss.  Ausgg.,  der  Text  usw.,  vgl.  dazu  GPabis,  journ.  des  savants  1884,  670. 
1885,  37.  FJacobs,  Nachtrage  zu  Sulzer  6,  34.  LPreller  in  Erscb  und 
Grubers  Encykl.  3,  21,  363.  ACEGlasewald,  de  Ph.  fabulis,  Greifsw.  1828. 
L Müller,  de  Phaedri  et  Aviani  fabulis,  Lps.  1875.  SConcato,  Fedro,  Bologna 
1884.  JMahly,  ZföG.  22,  809.  FZorn,  BlfdbayrG.  11,  1.  ASpenqel,  Phil. 
33,  722.  MHauft,  op.  3,  365.  ThBerok,  Phil.  16,  619.  WHartel,  Wiener 
Studd.  7,  140.  ANauck,  Mel.  gr.-rom.  4  (1880),  579;  bull,  de  l'acad.  de  St. 
Petersb.  32  (1888),  434.  —  Übersichten  von  EHetdenbeich,  JB.  1884  2,  1. 
206.  1885  2,  100. 

7.  Tac.  a,  6,  8  relatwm  (J.  784/31  n.  Chr.)  inde  de  .  .  Pomponio 
Secundo.  .  .  huic  obiectabatur  Aelii  Gdlli  (des  Sohnes  von  Sejan)  amicitia. 
.  .  Pomponius',  multa  morum  elegantia  et  ingenio  inlustri,  .  .  Tiberio  su- 
perstes  fuit  (nach  mehrjähriger  Haft  im  Hause  seines  Bruders,  während 
deren  er  wohl  sich  literarisch  beschäftigte).  11,  13  Claudius  (J.  800/47) 
.  .  Üheatralem  populi  lasciviam  severis  edictis  increpuit,  quod  in  Publium 
(falsch  die  Vornamen  Q.  oder  L.  bei  Dio  59,  6,  und  Tac  a.  12,  27)  Potn- 
ponium  consularem  (cos.  suff.  797/44?  8.  Mommsem,  ind.  Plin.  p.  423)  —  is 
carmina  scenae  dabat  —  .  .  probra  iccerat.  12,  28  apud  posteros  .  .  car- 
minum  gloria  praecellit.  Vgl.  dial.  13.  Plin.  NH.  7,  80  in  Pomponio  con- 
sulari  poeta;  und  13,  83  apud  Pomponium  Secundum,  vatetn  civemque 
darüsimum,  vidi.  14,  56  referenUs  (nos)  vitam  Pomponi  Secundi  vatis. 
Plin.  ep.  7,  17,  11  Pbmponius  Secundus  (hie  scriptor  tragoediarum)  .  .  dicere 
solebat  Quint.  10,  1,  98  eorum  (Tragödiendichter)  quos  viderim  longe  prin- 
ceps  Pomponius  Secundus,  quem  senes  quidem  parum  tragicum  putabant, 
eruditione  ac  nitore  praestare  confitebantur.  Nachdenken  über  die  Sprache : 
Cuaris.  GL.  1,  137,  23  Pomponius  Secundus  poeta  (wollte  omneis  statt 
omnes),  ut  refert  Plinius  (in  seiner  Biographie  des  Pomp.  See.  s.  §  312,  2). 
Dergleichen  verhandelte  er  wohl  in  Briefen;  ebd.  125,  23  cetariis  Pomponius 
Secundus  ad  Thraseam  (§  299,  7).  Andere  bewußte  Spracheigentümlichkeiten 
Diom.  GL.  1,  371  und  Prisc.  ebd.  2,  538  {Pomponius  Secundus  ad  Thraseam: 
sancierat  ius).  Über  Quint.  8,  3,  31  s.  §  290,  5.  Terentiax.  Madr.  2135 
(GL.  6,  889)  in  tragicis  iunxere  choris  hunc  (den  daktylischen  Tetrameter) 
saepe  diserti  Annaeus  Seneca  et  Pomponius  ante  Secundus,  und  1965  (GL. 
6,  384)  inserü  haec  aeque  Pomponius  in  choricis  sie  usw.  Vgl.  Mar. 
Victorin.  GL.  6,  115.  121.  Als  Titel  ist  nur  Aeneas  bekannt  (Cbaris.  GL. 
1,  132  P.  S.  in  Aenea)t  der  also  eine  praetexta  gewesen  sein  wird  (vgl. 
Acro  oben  §  17,  4).  Dagegen  ist  Nox.  144,  20  Pomponius  Atreo  wohl  ver- 
derbt und  auch  das  Armorum  iudxcium    (Lactant.  zu  Stat.  Theb.  10,  841) 


686  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert. 

wird  von  Pacuvius  oder  L.  Aerius  sein  (oder  auch  von  Pomponius  Bono- 
niensis,  §  151,  4):  s.  B  Schmidt,  RhM.  16,  588.  MHertz,  de  Scaevo,  Bresl. 
1869  p.  4.  Vgl.  Ribbeck,  Trag,  lat.*  p.  231.  286.  Welch  kr,  KhM.  Suppl. 
2,  3  (1841),  1440.     PRE.  6,  1879. 

b.   Die  Regierungszeit  des  Caligula,  Claudius  und  Nero, 
J.  37-68  n.  Chr. 

285.  War  unter  Tiberius,  bei  der  Neuheit  der  nackten 
Despotie  und  der  unheimlichen  Art  des  Gebieters,  die  über- 
wiegende Stimmung  Gedrücktheit ,  so  herrscht  unter  seinen 
Nachfolgern  aus  dem  julischen  Hause  eine  krankhafte  Lebendig- 
keit, ja  oft  Lustigkeit.  Eine  Menge  der  aufregendsten  Szenen 
geht  an  den  Augen  der  Zeit  vorüber:  Herrscher  und  Günstlinge 
sieht  man  aufsteigen,  ihre  Stellung  wahnsinnig  ausbeuten  und 
jählings  wieder  fallen:  an  die  raschesten  Wechselfalle  und  das 
tollste  Gebaren  gewöhnt,  sieht  man  dem  zu  mit  der  neugierigen 
Spannung  welche  ein  fesselndes  Schauspiel  erregt,  und  gerät  aus 
dieser  Stimmung  kaum  dann  wann  die  eigene  Person  an  die 
Reihe  kommt.  Vernunft  scheint  nirgends  zu  walten;  Intriken 
sind  es  welche  die  Änderungen  herbeiführen,  Schlauheit,  Schlechtig- 
keit oder  rohe  Gewalt:  man  ergiebt  sich  einer  nihilistischen 
Fassung,  welche  das  Heute  auskostet,  für  morgen  auf  alles  ge- 
faßt ist  und  im  besten  Falle  der  entfernteren  Zukunft  sich  ge- 
tröstet. Die  vorbildliche  Gestalt  dieser  Zeit  ist  Seneca;  aber 
auch  Persius  und  Lucanus  und  Petronius  sind  nur  verschiedene 
Wirkungen  derselben  Ursachen.  Männer  ernsteren  Sinns,  wie 
Paetus  Thrasea  und  Helvidius  Priscus,  klammern  sich  an  die 
stoische  Lehre  an  und  suchen  in  deren  Selbstgenügsamkeit  Er- 
satz für  die  trostlosen  Zustände  der  Gegenwart.  Jener  Charakter 
der  "Zeit  spiegelt  sich  am  treuesten  ab  in  den  philosophischen 
Schriften  wie  sie  Seneca  verfaßte.  Für  unbefangene  Geschicht- 
schreibung ist  die  Zeit  sehr  wenig  günstig;  doch  hat  Claudius 
persönliche  Teilnahme  für  Geschichtliches ,  und  so  finden  wir 
unter  ihm  neben  rhetorisch  gefärbten  Erzählern,  wie  Servil ius 
Nonianus  und  Curtius  Rufus,  auch  nüchterne  Forscher  wie 
Cornelius  Bocchus,  Columella,  Asconius  und  Pomponius  Mela. 
Dagegen  begünstigt  Nero  die  Poesie;  zugleich  bietet  dieselbe 
Gelegenheit  durch  recitationes  den  Durst  nach  Beifall  zu  stillen 
und  gewährt  Hoffnung  auf  Unsterblichkeit  des  Namens.  Daher 
sind    ihre    verschiedensten    Gattungen    vertreten,    die    Tragödie 


§  285  Caügula  bis  Nero.     Übersicht.  687 

durch  Seneca  und  Curiatius  Maternus,  das  geschichtliche  Epos 
durch  Lucanus,  das  Lehrgedicht  durch  den  Aetna,  die  Satire  durch 
Persius,  das  Idyll  durch  Calpurnius  Siculus  und  die  Lyrik  durch 
Baasas.  Nur  für  die  Komödie  ist  neben  dem  Mimus  und  Panto- 
mimus  kein  Baum;  aber  der  lustig  ironisierende  Sittenroman 
hat  seinen  Meister  in  Petronius.  Auch  die  Schulberedsamkeit 
wird  eifrig  fortbetrieben ;  doch  das  ewige  Einerlei  und  der 
Mangel  an  gesunder  Nahrung  macht  ihre  Kräfte  schwinden.  Da- 
neben geht  die  Jurisprudenz  ihren  Weg  weiter,  und  die  Gram- 
matik ist  durch  Valerius  Prohus  tüchtig  vertreten. 

1.  Aus  dieser  Zeit  der  Mimus  Laureolus  eines  Catullus.  Tbbtull.  adv. 
Valent.  14  nullum  GatuUi  Laureolum  fuerit  exercitata.  luv.  13, 111  (mit  Schol.) 
mimum  agit  üle,  urbani  quälem  fugitivus  scurra  CatülU.  Suet.  Galig.  57  in 
Laureolo  mimo . .  eruoreseena  abundavit.  Ioseph.  antiq.  19, 1, 13  ufitog  stodysxai 
(kurz  vor  Caligulas  Ermordung)  xcc&'  ov  axavQovxai  Ijjoxüv  rjysfuov.  Mart. 
de  spect.  7.  Iov.  8,  187  mit  Schol.  Von  demselben  Catullus  auch  ein 
Mimus  betitelt  Phasma  (luv.  8,  186  mit  Schol.).  Vgl.  noch  Mart.  6,  80,  3 
facundi  scaena  Catulli.  Anderes  §  8,  1.  —  Zu  Pers.  1,  134  his  mane  edic- 
tum,  post  prandia  Calliroen  do  (dem  Zusammenhang  nach  ein  erotisches 
Gedicht)  bemerkt  ein  Scholiast  (p.  278  Jahn):  Calliroe,  quam  Paris  ante 
Edenae  raptum  habebat,  quae  deserta  multum  dicüur  rupti  amoris  dulce 
fiev%88e  consortium:  hanc  comoediam  scripsit  Atines  Celer  pueriliter.  Ob  diese 
Notiz  Glauben  verdient  ist  ganz  zweifelhaft:  für  den  jedesfalls  verderbten 
Namen  vermutet  FBüchblbr,  BhM.  34,  346,  Asinius  Celer  (Freund  des  Kaisers 
Claudius,  aber  unter  ihm  hingerichtet,  PRE.  1*,  1867). 

2.  Süidas  1,  p.  626  Bernh.  Evodog'Podtog  iitonoiog,  ysyovmg  tnl  Ni- 
pttvo?,  6  &avp,a£6[i£Vog  slg  (fofia'CxTjv  itoirjoiv.  tovxov  xa  ßißlfa  ov  <pa(vtxai. 
Vielleicht  der  Verfasser  von  Anth.  Planud.  epigr.  116  u.  165. 

3.  Schon  unter  Claudius  finden  wir  eine  'literarische  Abteilung9  am 
Kaiserhofe:  das  Amt  a  studiis.  Polybius  (§  289,  4)  bekleidete  es  unter 
jenem  Kaiser:  ob  auch  Callistus?  §  294,  3.  Unter  Hadrian  war  L.  Iulius 
Vestinus  iniatdtrig  tov  povottov  Kai  tnl  zmv  iv  'Paptf  ßißliod"rjnmv  Kai 
int  xyg  naidtCag  («=  a  studiis)  'jidotctvov,  imctoXsvg  tov  avxov  ccvxo- 
nodtooog  (CIG.  3,  5900).  öfters  auf  Inschriften  Beamte  a  studiis  Augg., 
magistri  a  studiis  Augg.,  magistri  studiorum.  Friedländeb,  SG.  1°,  109. 
Über  den  Geschäftskreis  des  Amtes  sind  wir  nicht  unterrichtet:  er  mag 
sich  auf  die  Oberverwaltung  der  kaiserlichen  Bibliotheken ,  auf  die  Befrie- 
digung der  literarischen  Bedürfnisse  des  Kaisers,  auf  Vermittlung  zwi- 
schen dem  Hof  und  der  literarischen  Welt  erstreckt  haben.  —  DDidkrot, 
essai  sur  les  regnes  de  Claude. et  de  Ne'ron  et  sur  les  moeurs  et  les  Berits 
de  Seneque,  Par.  1779  und  sonst.  HLehmann,  Claudius  u.  Nero  n.  ihre 
Zeit.  I  Claudius  u.  s.  Zeit,  Gotha  1858.  HSchillkr,  Gesch.  des  röm. 
Kaiserreichs  unter  Nero,  Berl.  1872.  Über  die  Literatur  in  der  Zeit  ebd. 
S.  608. 


688  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert. 

286.  Von  den  Herrschern  dieser  Zeit  war  C.  Caesar  (Caligula, 
geb.  J.  765/12,  f  794/41)  der  einzige  welcher  nicht  selbst  auch 
Schriften  herausgab.  Claudius  (J.  744/10  v.  Chr.  —  807/54 
n.  Chr.)  schrieb  sogar  vieles,  vor  seinem  Regierungsantritt  wie 
als  Kaiser,  namentlich  Geschichtliches,  und  versuchte  eine  Ver- 
besserung des  lateinischen  Alphabets.  Aber  die  grenzenlose 
Schwäche  seines  Geistes  und  vollends  seines  Charakters  lastete 
als  Fluch  auch  auf  dem  was  er  etwa  Vernünftiges  tat  oder 
schrieb  und  ließ  von  seinen  eigentlichen  literarischen  Leistungen 
nichts  auf  die  Nachwelt  gelangen.  Nur  inschriftlich  sind  Proben 
seines  Wesens  erhalten.  Nero  (J.  790/37—821/68  n.  Chr.)  war 
zwar  für  Beredsamkeit  wenig  ausgebildet,  machte  aber  um 
so  eifriger  Verse,  namentlich  in  epischen  (Troica)  wie  in  me- 
lischen  Maßen,  und  deren  öffentlicher  Vortrag  bildete  eine  der 
harmloseren  Seiten  seiner  Tollheit.  Seine  Mutter  Agrippina, 
Claudius7  Gattin,  verfaßte  Denkwürdigkeiten,  ohne  Zweifel  als 
ein  Mittel  für  die  Zwecke  ihrer  Herrschsucht. 

1.  Sueton.  Caligula  53  ex  disciplinis  liberalibus  minimum  eruditioni, 
eloquentiae  plurimum  attendü,  quantumvis  facundus  et  promptes,  utique  si 
perorandum  in  aliquem  esset,  irato  et  verba  et  sententiae  suppetebant.  .  . 
lenius  comptiusque  scribendi  genus  adeo  contemnens  ut  Senecam  tum  maxime 
placentem  commissiones  meras  componere  et  arenam  esse  sine  calce  diceret. 
solebat  etiam  prosperis  oratorum  dctionibus  reseribere  et  magnorum  in  senatu 
reorum  accusationes  defensionesque  meditari  ac,  prout  stilus  cesserat,  vel 
onerare  sententia  quemque  vel  sublevare,  equestri  quoque  ordine  ad  audiendum 
invitato  per  edicta.  34  cogüavit  etiam  de  Homeri  carminibus  abolendis.  .  . 
sed  et  Vergilii  ac  Tili  Livi  scripta  et  imagines  paülum  afuit  quin  ex  omnibus 
bibliothecis  amoveret,  quorum  alterum  ut  nullius  ingenii  minimaeque  (C Peter: 
nimiaeque)  doctrinae,  alterum  ut  verbosum  in  historia  neglegentemque  carpebat. 
de  iuris  quoque  consultis ,  quasi  scientiae  eorum  omnem  usum  aboliturus, 
saepe  iactavit  se  mehercule  effecturum  ne  quid  respondere  possint  praeter  eum. 
Ohne  Zweifel  irrig  Suid.  (1,  1,  1059)  rdtog  Kcclöccq,  dg  iite%Xrj1hi  KalXiyolaq, 
^to^txr/v  tijynv  'Papcu'Hco?,  aus  Verwechslung  mit  C.  lulius  Caesar,  welchem 
Suid.  8.  v.  KaiaccQ  (vgl.  8.  v.  rdiog)  zi%vr\v  y§a\L\L<xxiv.r\v  'Pcopalyicbg  (»  de 
analogia,  §  19fr,  4)  beilegt. 

2.  Dio  60,  2,  1  KXccvdiog  .  .  aal  nal  Iv  natSefa  fjaKnzo  mars  %al 
Gvyy$aip(u  xivct.  Suet.  Claud.  11  ad  fratris  (des  Germanicus)  memoriam 
comoediam  quoque  graecam  Neapolitano  certamine  docuit  ac  de  sententia 
iudicum  coronavit  (vgl.  Sen.  apocol.  12  —  in  der  Totonklage  auf  Clau- 
dius — :  vosque  poetae  lugete  novi).  33  aleam  studiosissime  lusit;  de  cuius 
arte  Ubrum  quoque  emisit.  40  principi  neque  infacundo  neque  indocto,  immo 
etiam  pertinatiter  liberdlibus  studiis  dedito.  41  historiam  in  adulescentia, 
hortante  T.  Livio,  Sutyicio  vero  Flavo  etiam  adiuvante,  scribere  adgressus 
est.    et  cum  primum  frequenti  audüorio  commisisset  aegre  perlegit,  refrigeratus 


§  286  Caligula  und  ClaudiuB.  689 

saepe  a  semet  ipso,  in  principatu  quoque  et  scripsit  plurimum  et  assidue 
recitavit  per  lectorem.  initium  autem  sumpsit  historiae  post  caedem  Caesaris 
dictatoris,  sed  et  transiit  ad  inferior a  tempora  coepitque  a  pace  civüi  etc. 
(oben  §  219,  5).  prioris  materiae  duo  Volumina,  posteriori»  XXXXI 
reliquit  composuit  et  de  vüa  sua  VIII  Volumina,  magis  inepte  quam  in- 
eleganter; item  Oiceronis  defensionem  adversus  Asini  Galli  libros  (§  276,  3) 
satis  eruditam.  42  nee  minore  cura  graeca  studia  secutus  est,  amorem  prae- 
stantiamque  linguae  occasione  omni  professus.  .  .  denique  et  graecas  scripsit 
historias ,  TvQQtjvinSv  XX,  KccQxrjdoviccxmv  VIII.  Vgl.  Sen.  apocol.  6 
Claudius  gaudet  esse  ülic  philologos  homines,  sperat  futurum  aliquem  historiis 
suis  locum.  Scet.  Claud.  21  quamvis  ipse  in  historiis  suis  prodit.  Plin. 
NH.  12,  78  historiis  Claudii  Caesaris,  auch  5,  63.  6,  27.  6,  31.  6,  128. 
7,  36  citiert  ihn  Pliniüs;  im  QVerz.  wird  er  genannt  zu  B.  5.  6.  12.  13. 
HPeteb,  hist.  fragm.  295.  —  Lex  agrorum  ex  commentario  Claudi  Caesaris 
erwähnt  in  dem  liber  coloniarum,  Schriften  d.  röm.  Feldmesser  1,  p.  211, 
23  L.,  wofür  aber  Mommsen  (ebd.  2,  160)  C.  Iuli  Caesaris  schreibt.  Tage- 
bücher (commentarii)  des  Claud.  erwähnt  Tac.  a.  13,  43  (vgl.  hißt.  4,  40 
commentarii  principales). 

3.  Soet.  Claud.  41  novas  etiam  commentus  est  litt  er  as  tres  ac  numero 
veterum  quasi  maxime  necessarias  addidit;  de  quarum  ratione  cum  privatus 
adhuc  völumen  edidisset,  mox  prineeps  (aber  erst  Ende  800/47  n.  Chr.  als 
Censor,  Tac.  a.  11,  13)  non  difficulter  optinuit  ut  in  usu  quoque  promiscuo 
essent.  extat  talis  scriptura  in  plerisque  libris  ac  diurnis  titulisque  operum. 
Tac.  a.  11,  13  novas  litterarum  formas  addidit  volgavitque.  14  Claudius 
tres  litter  as  adiecit,  quae  usui  imperitante  eo,  post  dblitteratae,  aspiciuntur 
etiam  nunc  in  aere  publico  per  fora  ac  tempHa  fixo.  Es  sind  dies  die  drei 
Buchstaben  j  (digamma  inversum)  für  consonantisches  V,  0  (antißigma) 
fär  ps,  H  (linke  Hälfte  von  H)  für  den  Laut  zwischen  i  und  u  (y). 
Dazu  kam  auch  noch  die  Bückführung  von  AI  statt  des  Diphthongen 
AE.  Diese  Vermehrung  des  lateinischen  Alphabets,  an  sich  von  sehr 
zweifelhafter  Notwendigkeit  und  Nützlichkeit  (nur  von  der.  ersten  Neuerung 
Qunrr.  1,  7,  26  nee  inutüiter  Claudius  .  .  illam  .  .  litteram  adiecerat,  und 
Pbisc.  GL.  2,  15  quod  quamvis  Uli  recte  visum  est,  tarnen  consuetudo  antiqua 
superavit\  hätte,  auch  wenn  sie  von  einem  geachteteren  Fürsten  ausgegangen 
wäre,  schwerlich  Bestand  gehabt;  überdies  hatte  sie  Claudius,  wie  es 
scheint,  nur  empfohlen;  und  so  fand  sie  schon  bei  seinen  Lebzeiten  in  den 
entfernteren  Reichsteilen  sowie  auf  den  Münzen  fast  niemals  Anwendung, 
in  der  Nähe  der  Hauptstadt  nur  ungleichmäßige.  Das  antisigma  läßt  sich 
nur  auf  einer  Inschrift,  und  ohne  Sicherheit,  nachweisen.  Über  den  ganzen 
Gegenstand,  nebst  Sammlung  der  einschlägigen  Inschriften,  FBücheler,  de 
Ti.  Claudio  Caesare  grammatico,  Elberf.  1856.  Vgl.  RhM.  13,  155.  Ephem. 
epigr.  1,  80.     Herrn.  2,  63.    Cobssen,  Aussprache  1*,  26. 

4.  Erhalten  ist  von  Claudius,  auf  einer  im  J.  1524  zu  Lyon  ausgegrabe- 
nen Erztafel,  ein  Teil  der  Rede  welche  er  J.  801/48  n.  Chr.  im  Senat  zu 
Gunsten  der  Zulassung  des  gallischen  Adels  zu  den  römischen  Ämtern  hielt. 
Tacitüs  giebt  a.  11,  24  davon  einen  Auszug.  Ob  Claudius  zu  dieser  Rede 
diejenige  des  Canuleius  bei  Liv.  4,  3  benützt  hat?  AZingkble,  ZföG. 
37,  255.  —  Abgedruckt  ist  dieser  merkwürdige  Überrest  in  vielen  Ausgaben 

Tsuftsl-Scbwabb,  Rom.  Lit.-Geach.    5.  Aufl.  44 


690  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert. 

der  Annalen  des  Tacitus,  zB.  von  KNipperdey,  Orelli-Baitbr  und  sonst. 
ABoissieu,  inscript.  de  Lyon  (Lyon  1846)  p.  136.  Bruns,  fontes6  177  (nach 
neuer  Prüfung  der  Tafel).  Nirbuhr,  kl.  Sehr.  2,  26.  AComarmond,  description 
.  .  des  tahles  de  Claude,  Lyon  1847.  JBMokfalcon,  la  table  de  Claude,  Par. 
1868.    LdklaSaussaye,  les  tables  claudiennes,  Lyon  1873. 

5.  Außerdem  wurde  1869  im  südlichen  Tirol  ein  Erlaß  des  Claudius 
über  das  römische  Bürgerrecht  der  Anauner,  vom  16.  März  799/46  n.  Chr.  ge- 
funden, abgedruckt  CIL.  6, 6060.  Bruns6  224.  Vgl.  FKENNga,ein  Edict  desK.  Cl.v 
Wien  1869;  und  bes.  Mommsrh,  Herrn.  4,  99,  wo  8.  107:  rder  Anfang  (des 
Edicts)  mit  seinen  in  einander  gewickelten  Relativsätzen  und  mit  der  un- 
geschickten Verschiebung  des  Hauptsubjects  in  einen  Nebensatz,  vor  allen 
Dingen  aber  mit  seiner  unerhörten  Anakoluthie,  ist  in  hohem  Grade 
charakteristisch  für  den  gelehrten  Verkehrten  auf  dem  Thron'. 

6.  Tac.  a.  4,  63  id  ego  .  .  repperi  in  commentariis  Agrippinae  filiae, 
quae  Neronis  principxs  mater  vitam  suam  et  casus  suorum  posteris  memoravü. 
Plin.  NH.  7,  46  Neronem  .  .  pedibus  gentium  scribit  parens  eius  Agrippina, 
und  im  QVerz.  B.  7  Agrippina  Claudi.  Sie  starb  J.  69,  geboren  war  sie 
J.  16  (14?)  n.  Chr.  (s.  Mommsen,  Herrn.  13,  264.  JFroitzheim,  Phil.  31,  186; 
de  Tac.  fontibus  [Bonn  1873]  40;  RhM.  32,  340;  auch  HDüntzeb,  Monats- 
sehr.  f.  d.  Gesch.  Westdeutschl.  6  [1880],  23).  Im  allg.  vgl.  PRE.  1*,  .613. 
AStahb,  Agrippina,  die  Mutter  des  Nero,  Berl.  1867.  Da  die  Schriftsteller 
für  kein  Ereignis  von  Neros  Regierung  sich  auf  das  —  doch  so  wichtige  — 
Zeugnis  dieser  Denkwürdigkeiten  berufen,  so  scheinen  sie  vor  der  Thron- 
besteigung ihres  Sohnes  veröffentlicht  zu  sein.    Vgl.  Lehmann,  Claudius  S.  6. 

7.  Sdet.  Nero  62  liberales  discipUnas  omnes  fere  puer  attigit  sed 
a  philosophia  cum  mater  avertit ,  monens  imperaturo  contrariam  esse,  a 
cognüione  veterum  oratorum  Seneea  praeeeptor,  quo  diutius  in  admiratione 
sui  detineret.  (Doch  läßt  Tac.  a.  14,  66  den  Nero  zu  Seneea  sagen:  quod 
meditatae  orationi  tuae  statim  oacurram,  id  primum  tui  muneris  habeo,  qui 
me  .  .  subita  expedire  docuisH.  Vgl.  A.  11.)  itaque  ad  poeticam  pronus 
carmina  Ubenter  ac  sine  labore  composuit  .  .  venere  in  manus  meas  pugillares 
libellique  cum  quibusdam  notissimis  versibus,  ipsius  chirographo  scriptis,  ut 
facile  appareret  non  tralatos  aut  dietante  aliquo  exceptos,  sed  plane  quasi  a 
cogitante  atque  gener  ante  exaratos;  ita  multa  et  deleta  et  indueta  et  super- 
scripta  inerant.  ebd.  10  declatnavit  saepius  publice,  recitavü  et  carmina, 
non  modo  dornt  sed  et  in  theatro,  tanta  universorum  laetitia  (zu  Anfang 
seiner  Regierung)  ut  ob  recitationem  supplicatio  decreta  sit  eaque  pars  cor- 
minum  aureis  litteris  Iovi  Capitölino  dicata.  Tag.  a.  13,  3  Nero  .  .  aliquando 
carminibus  pangendis  inesse  stbi  elementa  doctrinae  ostendebat.  14,  16  cor- 
minum  quoque  Studium  adfeetavit,  contractis  quibus  dliqua  pangendi  facultas 
needum  insignis  erat,  hi  cenati  considere  simul  et  adlatos  vel  ibidem  repertos 
versus  conectere  atque  ipsius  verba  quoquo  modo  prolata  supplere,  quod 
species  ipsa  carminum  docet,  non  impetu  et  instinetu  nee  ore  uno  fluens. 

8.  Dio  62,  29  iv  navdrjficp  xivl  &£a  (den  quinquennalia  J.  818/66)  .  . 
aviyvco  TqcoCxcc  xiva  sctvxov  «ot^uatec.  Vgl.  luv.  8,  221.  Schol.  Pers.  1,  121. 
AL.  726,  38  PLM.  3,  62.  Aus  diesem  Epos  Angaben  bei  Serv.  georg.  3,  36. 
Aen.   5,  370.    Daraus  wohl  die  drei  Hexameter  bei  Schol.  Lucan.  3,  261 


§  286  Nero.  691 

(de  hoc  ait  Nero  in  primo  libro:  Quique  etc.)  und  wohl  auch  der  Hexameter 
bei  Seh.  nat.  qu.  1,  6,  6  {ut  ait  Nero  Caesar  disertissime),  das  hemistichium 
Neronis  bei  Süet.  vita  Lucani  (p.  51,  10  Rff.),  sowie  die  formell  glänzenden, 
aber  völlig  inhaltsleeren  Hexameter  bei  Pebsius  1,  93—96.  99—102,  wozu 
Schol.:  dicit  hos  versus  Neronis  (p.  269  J.),  und:  hi  versus  Neronis  sunt 
(p.  271,  1  f.  J.);  vgl.  OJahhs  Pers.  p.  lxxviii.  WTkuffbl,  Übersetz,  d.  Pers. 
(Stuttg.  1857)  S.  44.  Wohl  ein  Abschnitt  dieser  Troica  war  die  "AXmoig 
'Ilüvo  welche  Nero  beim  Brande  Roms  (J.  64  n.  Chr.)  zur  Eithara  vortrug. 
Dio  62,  18  zr\v  0%8vr)v  xr\v  xWraga>£txqv  Xccßav  yoev  aXaciv  .  .  'lliov. 
Scbt.  Ner.  38  halosin  HU  in  Mo  suo  scenico  habüu  decantavit,  vgl.  §  305,  4 
und  Tac.  a.  15,  39.  —  Dio  61,  20  Ui&aQCßdjjos  xe  "Axxiv  xivä  V  Ba%%ag.  Subt. 
Ner.  21  Niobatn  se  cantaturum.  Subt.  Vitell.  11  Neroniana  cantica.  Vgl. 
A.  9.  —  Dio  62,  29  nageaxsvdtsto  ds  Ag  xai  tag  xav  KP(opaC<ov  nQa&iq 
äxdcccg  6vyyQcnpmv  iv  inseiv  xai  nsqt  ys  xov  nXrj&ovg  xmv  ßißlüov,  tiqIv  xai 
bxiovv  avxäbv  ovv&sivccl,   ioxeipaxo. 

9.  Einzelvortrage  aus  Tragödien  oder  nach  Art  derselben  im  Kostüm 
der  Rolle  (§  13,  6):  Subt.  Ner.  21  tragoedias  quoque  cantavit  personatus 
heroum  deorumqüe  item  heroidum  ac  dearum  personis  effectis  ad  simüitudinem 
oris  sui  et  feminae,  prout  quamque  diligeret.  inter  cetera  cantavit  Canacem 
parturientem,  Orestem  matricidam,  Oedipodem  excaecatum  (vgl.  ebd.  46),  Her- 
culem  insanum.  Vgl.  ebd.  24  {in  tragico  quodam  actu).  Philostbat.  vit. 
Apoll  4,  39  admv  xa  xov  NsQmvog  piln.  .  .  inrjye  (idXn  xa  uhv  i£  'ÖQsaxsfag, 
xa  dl  i£  'Avxiyovr\g ,  xa  d*  bno&svovv  xmv  XQaycpdovpivtDV  avx<p,  xai  tpdag 
inapnxsv  bnooag  Nsqoov  iXvyt£i  xb  xai  xaxa>s  iaxQStpev.     Vgl.  ebd.  5,  7. 

10.  Plin.  NH.  37,  50  Bomitius  Nero  .  .  quodam  carmine.  Gedichte 
(Elegien?)  lüsternen  Inhalts,  Mabt.  9,  26,  9  {Nero  .  .  lascivum  iuvenis  cum 
tibi  lusit  opus);  vgl.  8,  70,  8.  Plin.  epp.  5,  3,  6  (oben  §  31,  1).  Satirisches: 
Subt.  Domii  1  Clodium  Pollionem  praetorium  virum  in  quem  est  poema  Ne- 
ronis quod  inscribüur  Luscio,  und  gegen  QuintianuB  {mollitia  corporis  in- 
famis  et  a  Nerone  probroso  carmine  diffamatus,  Tac.  a.  15,  49).  Subt. 
Ner.  24  quamvis  id  ipsum  in  rege  Miihridate  carmine  quodam  suo  repre- 
hendisset.  Wegen  solcher  Angriffe  heißt  er  bei  luv.  4,  106  cinaedus  saturam 
scribens.  —  OJahns  Prolegg.  zu  Pers.  p.  lxxv.  AHaakh,  PRE.  5, 579.  HSchilleb, 
Nero  610.  611.  619.    KFrtbdländeb,  Sittengesch.  Roms  2&,  404. 

11.  Tag.  a.  13,  3  adnotdbant  seniores  .  .  primum  ex  iis  qui  rerum  potiti 
essent  Neronein  alienae  facundiae  eguisse.  Vgl.  A.  7  u.  §  287,  2.  Dio  61,  3 
xoaavxa  xai  *obg  xi\v  ßovXrjv,  nqog  xov  Ssvixov  mal  aüxa  yqawivxa,  av&yvm. 
Die  Reden,  welche  Subt.  Ner.  7  erwähnt,  die  Dankrede  im  Senat,  pro 
Bononiensibus  latme,  pro  Bhodiis  atque  Iliensibus  graece,  werden  wohl  gleich- 
falls von  Seneca  verfaßt  gewesen  sein.  —  Subt.  Nero  24  quae  beneficia  (Frei- 
heit für  Achaia  usw.)  e  medio  stadio  Isthmiorum  die  sua  ipsa  voce  pro- 
nmUiavit.  Die  bei  dieser  Gelegenheit  von  Nero  gehaltene  schwülstig  ab- 
geschmackte Rede  ist  kürzlich  auf  einer  Inschrift  bei  Akraiphia  in  Böotien 
entdeckt  worden  (vgl.  zB.  Berl.  WschrfklPhil.  1889,  106).  —  Ungenau 
sagt  Fborto  ad.  Ver.  p.  124  über  die  Kaiser  nach  Tiberius  bis  Vespasian: 
quis  eorum  oratione  sua  popülum  aut  senatum  ad  fori,  quis  edictum,  quis 
epistulam  suismet  verbis  componere  potuit?  Vgl.  oben  A.  1.  4.  5.  7.  —  Schol. 

44* 


692         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

luv.  6,  434  Statilia  Messalina  post  Neronem  (dessen  dritte  Gemahlin  sie 
war)  interemptum  et  opibus  et  forma  et  ingenio  plurimum  viguit.  consectata 
est  usum  eloqueniiae  usque  ad  Studium  declamandi. 

287.  Über  die  Regierungszeit  samtlicher  drei  Kaiser  erstreckt 
sich  die  schriftstellerische  Tätigkeit  des  L.  Annaeus  Seneca 
(ungefähr  J.  750/4  v.  Chr.  bis  818/65  n.  Chr.).  Unter  Gaius 
(Caligula)  schon  Senatsmitglied,  wurde  er  unter  Claudius,  bald  nach 
dessen  Regierungsantritt,  auf  Messalinas  Betreiben  nach  Corsica 
verbannt  (J.  41),  jedoch  nach  achtjähriger  Abwesenheit  durch 
Agrippina  zurückgerufen  (J.  49),  mit  der  Erziehung  ihres  Sohnes 
Nero  betraut  und  zum  Praetor  ernannt.  Unter  Nero  erreichte 
er  das  Consulat  und  war  eine  Zeit  lang  tatsächlicher  Lenker  des 
Staates,  fiel  aber  dann  (J.  65)  wegen  angeblicher  Teilnahme  an 
der  pisonischen  Verschworung  in  Ungnade  und  wurde  genötigt 
sich  den  Tod  zu  geben.  Seneca  ist  die  glänzendste  Erschei- 
nung dieser  Zeit.  An  Formgewandtheit  nur  mit  Ovidius  ver- 
gleichbar, an  Geist  ihm  weit  überlegen,  hatte  er  zwar  zugleich 
ein  lebhaftes  Gefühl  seiner  Vorzüge  und  wußte  auch  den  Ver- 
suchungen der  Gelegenheit  und  Macht  und  den  Eingebungen  des 
Augenblicks  keineswegs  immer  zu  widerstehen.  Aber  einen  ver- 
werflichen Gebrauch  hat  er  von  seiner  großen  Begabung  und 
hohen  Stellung  doch  nur  selten  gemacht,  und  wenn  sein  Leben 
die  Weisheit  oft  zur  Klugheit  abgeschwächt  zeigt,  so  bewies  sein 
Sterben  entschlossenen  Verzicht  auf  die  Güter  dieses  Lebens. 

1.  Geboren  war  Seneca  zu  Gorduba  (s.  §  269,  1.  Cordubensis  nostri, 
Sbn.  3,  p.  434  Hse.)  als  zweiter  von  drei  Brüdern  (§  269, 2  £.).  Mutter  Helvia, 
s.  die  Tro8tschrift  an  sie  und  §  269,  1.  Von  deren  Schwester  (nachher 
Gattin  eines  Mannes  der  16  Jahre  lang  praef.  Aegypti  war,  wohl  des  Vi- 
trasius  Pollio)  cons.  ad  Helv.  19,  2  ülius  manibus  in  urbem  perlatus  sum, 
Uliu8  pio  matemoque  nutricio  per  longum  tempus  aeger  convalui;  tUa  pro 
quaestura  mea  gratiam  suam  cxtendit.  Auch  später  war  Seneca  kränklich, 
epp.  64,  1  mala  valitudo  repente  me  invasit.  'quo  genere?'  inquis.  prorsus 
merito  interrogas:  adeo  nullum  mihi  ignotum  est;  vgl  Ma&x,  das  Leiden  des 
Philos.  Sen.  (chronisch  aussetzender  Herzschlag),  Abh.  der  Gott.  Ges.  d. 
Wiss.  1872.  Seine  Lehrer  in  Born  waren  Fabianus  (§  266,  10),  Attalus 
(PRE.  l>,  2055)  und  Sotion  (ep.  49,  2.  108,  17;  Hiebon.  ad  Eus.  chron. 
ad  ann.  Abrah.  2029  «  13  n.  Chr.  Sotio  phüosophus  Alexandrinus ,  prae- 
ceptor  Senecae,  clarus  habetur;  vgl.  FNibtzschb,  RhM.23,639,  HDiels,  doxogr. 
gr.  256).  Nach  des  Attalos  Rat  verschmähte  Seneca  mancherlei  Genüsse 
des  Lebens  (epp.  108,  13 — 16),  auf  Sotions  Anregung  hin  enthielt  er  sich 
sogar  nach  Pythagoras  und  Seztius  (§  266 ,  5)  ein  Jahr  lang  der  Fleisch- 
nahrang, epp.  108,  17—22.  Bewunderer  des  Kynikers  Demetrios  (von  Su- 
nion,  vgl.  unten  §  299,  7.    311,  2):  epp.  62,  1  Demetrium  virum  Optimum, 


§  287  Seneca  (Leben  und  Charakter).  693 

mecum  eircumfero  et  relictis  conchyliatis  cum  illo  seminudo  löquor,  illum 
admiror  u.  a.  St  Von  Asinius  Pollio  (f  758/6,  §  221,  1)  wußte  Seneca  noch 
aus  persönlicher  Erinnerung  (de  tranquill.  17,  7).  epist.  49,  2  quid  non 
*modo7  est  si  recorderis?  modo  apud  Sotionem  puer  sedi,  modo  causas  agere 
coepi,  modo  desii  veUe  agere,  modo  desii  posse,  ebd.  108,  22  in  Tiberii 
Caesaris  principatum  iuventae  tempus  inciderut.  Dio  69,  19,  7  (J.  39)  6 
Zsvixaq  6  "Jvpioq  6  Aovhioq  .  .  dieq&ctQT]  Ttatf  oXlyov  .  .  ort  $Ut]v  xiva  iv 
xm  awsÖQÜp  itagovxog  avxov  (des  Caligula)  xalcog  slnev.  Als  J.  41  die 
jüngste  (J.  18  geborene)  Tochter  des  Germanicus  und  Schwester  des  Caligula, 
Iulia  Livilla,  durch  Messalina  in  die  Verbannung  getrieben  wurde,  traf 
gleiches  Los  auch  den  Seneca,  als  ihren  Buhlen  (Tac.  a.  18,  42.  Dio  61,  10. 
Schol.  luv.  5,  109;  s.  FGlöckneb,  RhM.  36,  486).  Nach  Corsica  begleitete 
ihn  vielleicht  Caesonius  Maximus  (Mabt.  7,  44  f.  und  dazu  Fbiedländeb; 
vgl.  Se».  ep.  87,  2).  Tag.  a.  12,  8  (J.  49)  Agrippina  .  .  veniam  exüii  pro 
Annaeo  Seneca,  simul  praeturam  impetrat,  .  .  ut  Domitii  puerüia  tali  ma- 
gistro  adolesceret  et  consüiis  eiusdem  ad  spem  dominationis  uterentur,  quia 
Seneca  fidus  in  Agrippinam  memoria  beneficii  et  infensus  Claudio  dolore 
iniuriae  credebatur.  Slkt.  Nero  7  undecimo  aetatis  anno  a  Claudio  adopta- 
tus.  est  Annaeoque  Senecae  iam  tunc  senatori  in  disciplinam  traditus,  Schol. 
luv.  aO.  (p.  264  J.)  revocatus  .  .  etsi  magno  desiderio  Athenas  intenderet  ab 
Agrippina  tarnen  erudiendo  Neroni  in  palatium  adductus.  Verdächtigung 
seines  Verhältnisses  auch  zu  Agrippina;  Dio  61,  10  ov  yocQ  dicsxQrjasv  avzm 
xr\v  'iovMctv  poi%sva*it  ovSh  ßsXtfav  h%  xrjg  tpvyrjg  iyevero,  aXXä  xcci  tij 
'AyQimtivy  .  .  inlriatatev.  Dabei  könnte  aber  der  Verführte  er  gewesen 
sein.  Cos.  suff.  J.  809/66?  vgl.  Mommbkn,  Herrn.  12,  127.  BBorqhesi,  oeuvr. 
4,  391.  WHehzks,  Herrn.  2,  46.  Wie  er  sich  in  schwieriger  Zeit  durchhalf 
verrät  Seneca  Öfters,  zB.  de  otio  3,  3  si  resp,  corruptior  est  quam  ut  adiuvari 
possit,  si  occupata  est  malis,  non  nitetur  sapiens  in  supervacuum  nee  se  nihil 
profuturus  impendet.  Vgl.  §  333,  8  gE.  —  Büste  des  Seneca  (in  einer 
Doppelherme  mit  der  Büste  des  Sokrates  verbunden,  beide  Namen  inschrift- 
lich) in  Berlin,  abgebildet  Arch.  Zeit.  38  (1880),  Taf.  6.  Vgl.  JJBkbsoulli, 
rem.  Ikonogr.  1,  276. 

2.  Einfluß  des  Seneca  auf  Nero  in  dessen  besseren  Anfangen,  zum 
Teil  durch  gefährliche  Mittel  aufrecht  erhalten.  Dio  61,  4  avrol  (Seneca 
und  Burrus)  xr\v  aQ%i\v  aitcteav  nccQiXaßov  xai  dttourjcav  &q>'  oeov  rjdvvrjjrn- 
cav  agicra  xai  dixatorara.  Tac.  a.  13,  2  ibatur  in  caedes,  nisi  Afranius 
Burrus  et  Annaeus  Seneca  obviam  issent.  hi  rectores  imperatoriae  iuventae 
et .  .  concordes  diversa  arte  ex  aequo  pollebant,  . .  Seneca  praeeeptis  eloquentiae 
et  comitate  honesta,  iuvantes  invicem,  quo  facilius  lübricam  prineipis  aetatem, 
si  virtutem  aspernaretur ,  völuptatibus  concessis  retinerent  (gegen  letzteres 
Dio  61,  4);  ebd.  11  clementiam  suam  obstringens  (Nero)  crebris  orationibus, 
quas  Seneca,  testificando  quam  honesta  praeeiperet  vel  iaetandi  ingenii,  voce 
prineipis  vulgabat.  13  donec  .  .  exueret  obsequium  in  matrem  seque  Senecae 
permitteret,  ex  cuius  familiär ibus  Annaeus  Serenus  simulatione  amoris  ad' 
versus  eandem  libertam  (Akte)  primas  adolescentis  (Nero)  cupidines  velaverat 
Plin.  NH.  14,  61  Annaeo  Seneca,  principe  tum  eruditorum  ac  potentia,  quae 
postremo  nimia  ruit  super  ipsum,  minime  utique  miratore  inanium.  Ver- 
wertung der  günstigen  Gelegenheit.    Tac.  a.  13,  42  qua  sapientia,  quibus 


694         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudias  und  Nero). 

philosophorum  praeceptis  intra  quadriennium  regiae  amicitiae  ter  tnüies 
sesterHum  paravisset  (Seneca)?  Bomae  testamenta  et  orbos  velut  indagine 
eius  capi,  ItaUatn  et  provincias  itnmenso  fenore  hauriri.  Beispiel  solcher 
Geldspeculationen  bei  Dio  62,  2.  Vgl.  ebd.  61,  10  xai  iv  äXXoig  ndvza  zd 
havzicozaza  otg  icpiXooocpsi  noinv  rjlty%&rj.  xai  yaq  zvQuvvtöog  %azr}yoQ(DV 
.  .  ov%  dcplazazo  zov  naXaztov  .  .  zoig  te  nXovzovatv  iynalav  (?  vgl.  Seh. 
vit.  beat.  17)  ova(av  enxcciuo%ili(ov  xai  nsvzccxooüov  pvQtddo>v  intrfacczo, 
xai  zag  noXvzsXstag  zav  aXXoov  aizimfisvog  nsvzanoaiovg  zoinodag  .  .  sl%s- 
.  .  zag  äosXystag  ug  nodtzmv  ydpov  zs  im<pccveazazov  iynpe  (mit  Pompeia 
Paulina,  Tac.  a.  16,  60)  xai  (istQanCoig  i£<6ooig  £%aioe  xai  zovzo  xai  zov 
NsQ(ova  noitlv  idtöa&.  Dagegen  Tac.  a.  14,  53  Seneca  zu  Nero:  tamtum 
honorutn  atque  oputn  in  tne  cumulasti  ut  nihil  felicitati  meae  desit  nisi  mode- 
ratio  eins.  Vgl.  ebd.  14,  62  variis  criminationibus  Senecam  adoriuntur,  tam- 
quam  ingentes  et  privatum  modum  evectas  apes  adhue  augeret,  .  .  .  hortorum 
quoque  amoenitate  et  villarum  (zB.  Nomentana  ep.  104,  1.  110,  1;  Albana 
ep.  123,  1)  magnitudine  quasi  principem  super grederetur.  Tacitus  hat  den 
Seneca  sehr  viel  besser  verstanden  ah  Dio,  der  häufig  den  neidischen 
Stadtklatsch  gegen  ihn  wiedergiebt  und  sogar  an  der  Art  seines  Sterbens 
zu  mäkeln  sucht  (62,  26).  Im  ganzen  konnte  Seneca,  wenn  er  sich  mit 
anderen  verglich  und  erwog  was  er  alles  vermocht  und  unterlassen 
hatte,  am  Ende  seines  Lebens  mit  Buhe  auf  seine  Vergangenheit  zurück- 
blicken. Ergreifend  schildert  Tacitus  Senecas  Tod  a.  15,  62.  Etwas  Be- 
rechnung der  Wirkung  ist  zwar  auch  in  der  Art  seines  Sterbens  (er  wollte 
als  ein  zweiter  Sokrates  sterben,  s.  A.  1  E.) ,  doch  mindert  das  kaum  den 
Wert  der  Tat. 

8.  DDidbbot,  s.  §  286,  3.  Zblleb,  Philos.  d.  Gr.  3a,  1,  693.  EFGblpkr, 
de  Sen.  vita  et  moribus,  Bern  1848.  AMabtbns,  de  Senecae  vitae  et  de 
tempore  quo  scripta  eius  philosophica  usw.,  Altona  1871.  AIMDiepenbrock, 
Sen.  philos.  vita,  Amsterd.  1888.  PHochabt,  e"tudes  sur  la  vie  de  S.,  Par. 
1885.  IAHeikel,  Sen.s  Charakter  und  politische  Tätigkeit  (Acta  soc.  scient. 
fenn.  B.  16),  Helsingf.  1886. 

288,  Auch  als  Schriftsteller  ist  Seneca  ein  treues  Abbild 
seiner  Zeit,  welche  Glanz  hoher  schätzte  als  schlichte  Gediegen- 
heit; er  hat  mit  Bewußtsein  in  ihrem  Geschmacke  geschrieben, 
ihren  Beifall  gesucht  und  gefunden.  Stofflich  war  seine  Schrift- 
stellerei  vielseitig,  doch  von  Anfang  an  mit  Vorliebe  und  zuletzt 
ausschließlich  dem  beschaulichen  Nachdenken  über  Natur  und 
Menschenleben  zugewandt.  Den  Ausgang  bildet  dabei  die  stoische 
Lehre,  aber  ihre  unfruchtbare  Strenge  wird  gemildert,  Härten 
werden  abgeschliffen ,  die  Grübeleien  beiseite  gelassen  und  Zu- 
taten aus  anderen  Systemen  nicht  verschmäht:  das  Haupt- 
gewicht ruht  auf  der  eindringlichen  beredten  Darlegung  und 
Empfehlung  sittlicher  Grundsätze  zum  Besten  des'  Einzelnen  und 
der  Gesellschaft.    Diese  auf  Wirkung  in  weiteren  Kreisen  berech- 


§  288  Seneca  (als  Schriftsteller).  695 

neten  philosophischen  Schriften  fesseln  durch  Weite  des  Gesichts- 
kreises, Fülle  und  Feinheit  der  Beobachtung,  Reichtum  des 
Wissens  ohne  gelehrten  Beigeschmack,  edle  Würde  der  Gedanken, 
Wärme  der  Empfindung  und  eine  glitzernde  Darstellung,  belebt 
durch  alle  Mittel  der  Rhetorik.  Aber  die  fortwährende  Wieder- 
kehr derselben  Manier  der  Darstellung  ermüdet,  das  stark  hervor- 
tretende Streben  zu  gefallen  und  sich  bewundern  zu  lassen 
verstimmt  und  erregt  unwillkürlich  Verdacht  auch  gegen  Ernst- 
gemeintes. Sein  Leben  lang  von  Seneca  festgehalten  und  mit 
ihm  verwachsen  tritt  diese  Weise  in  allen  seinen  Schriften  gleich 
sehr  zu  Tage,  in  seiner  Prosa  wie  in  seiner  Poesie,  nur  daß  in 
den  Gedichten  die  rhetorische  Phrase  den  Inhalt  weit  überwuchert. 

1.  Tac.  a.  13,  3  fuit  Uli  viro  (Seneca)  ingenium  amoenum  et  temporis 
eius  auribus  accommodatum.  Über  Senecaa  Stil  treffend  schon  Caligula: 
§  286,  1  Z.  4.  Als  durch  und  durch  moderner  Schriftsteller  war  S.  ganz 
besonders  unangenehm  denjenigen  Späteren  welche  durch  Bückkehr  zu  den 
Alten  dem  Stil  ihrer  Zeit  glaubten  aufhelfen  zu  können.  Quint.  10,  1,  126 
ex  industria  Senecam  in  omni  gener e  eloquentiae  distüli,  propter  'vulgatam 
falso  de  me  opinionem  qua  damnare  cum  et  invisum  quoque  habere  sum  cre- 
ditus.  quod  accidit  mihi  dum  corruptum  et  omnibus  vitiis  fractum  dicendi 
genus  revocare  ad  severiora  iudicia  contendo.  126  tum  autem  solus  hie  fere 
in  manibus  adölescentium  fuit.  quem  .  .  potioribus  (besonders  dem  Cicero) 
praeferri  non  sinebam,  quos  Me  non  destiterat  incessere.  .  .  127  placebat 
propter  sola  vitia.  .  .  128  cuius  et  multae  alioqui  et  magnae  virtutes  fuerunt, 
ingenium  faeüe  et  copiosum,  plurimum  studii,  multa  rerum  cognitio.  .  . 
traetamt  etiam  omnem  fere  Studiorum  materiam.  129  nam  et  oraUones  eius 
et  poemata  et  epistolae  et  dialogi  feruntur.  in  phüosophia  parum  diligens, 
egregius  tarnen  vitiorum  inseetator  fuit.  multae  in  eo  claraeque  sententiae, 
multa  etiam  morum  gratia  legenda;  sed  in  ehquendo  corrupta  pleraque  atque 
eo  perniciosissima  quod  abundat  dulcibus  vitiis.  180  .  .  si  non  omnia  sua 
anlasset,  si  rerum  pondera  minutissimis  sententiis  non  f regisset,  eonsensu 
potius  erudüorum  quam  puerorum  amore  comprobaretw.  131  .  .  multa  .  . 
probanda  in  eo,  multa  etiam  admiranda  sunt:  eligere  modo  curae  sit;  quod 
utinam  ipse  fecisset.  Noch  stärker  äußern  sich  Senecas  Gegenfüßler  in  der 
Manier,  Fronto  und  dessen  Anhang.  So  Feonto  p.  155  eloquentiam  .  .  Se- 
neeae  mollibus  et  febriculosis  prunuleis  insitam  subvertendam  eenseo  radicitus. 
156  .  .  neque  ignoro  copiosum  sententiis  et  redundantem  hominem  esse;  verum 
sententias  eius  .  .  video  .  .  nusquam  pugnare  etc.  157  at  eandem  sententiam 
miUens  aJio  atque  alio  amictu  indutam  referunt.  158  .  .  quid  ego  verborum 
sordes  et  illuvies,  quid  verba  modulate  colloeata  et  effeminate  ftuentia? 
Gklljus  12,  2,  1  de  Annaeo  Seneca  partim  existimant  ut  de  scriptore  minime 
utüi,  ouius  libros  attingere  nullum  pretium  operae  sit,  quod  oratio  eius  vul- 
garis videatur  et  protrita,  res  atque  sententiae  aut  mepto  inanique  impetu 
sint  aut  levi  et  quasi  dicaci  argutia,  eruditio  autem  vernacula  et  piebeia 
nihüque  ex  veterum  scriptis  Habens  neque  gratiae  neque  dignitatis.    alii  vero 


696         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

elegantiae  in  verbis  parum  esse  non  infitias  eunt,  sed  et  rerum  qua»  dicat 
scientiam  doctrinamque  ei  non  deesse  dicunt  et  in  viHis  worum  obiurgandis 
severitatem  gravitatemque  non  invenustatn.  Darauf  werden  wegwerfende 
Urteile  desselben  über  Ennius,  Cicero  und  Virgil  aus  epist.  B.  22  mit  Ent- 
rüstung angeführt.    Vgl.  §  290,  S  E. 

2.  Abfassungszeit  von  Senecas  Schriften.  Vor  seiner  Verbannung  (J.  41) 
verfaßt  waren,  außer  Reden  (§  287,  1),  wohl  die  Schriften  über  Ägypten  und 
Indien,  sowie  die  consolatio  adMarciam  (Buresch,  Lpz.  Studd.  9,110).  Aus  der 
Zeit  seiner  Verbannung  stammen  Epigramme,  vielleicht  auch  ein  Teil  der 
Tragödien,  sicher  die  Trostschriften  an  seine  Mutter  Helvia  und  an  Polybius 
(aus  J.  43  oder  44),  sowie  die  (später  von  Seneca  unterdrückte,  Dio  61,  10) 
Lobschrift  auf  Messalina.  Bald  nach  seiner  Zurückberufung  veröffentlicht 
wurden  wohl  die  Schriften  de  tranquillitate  animi  (Lehmann,  Claud.  321), 
de  ira  (Lehmann,  ebd.  315)  und  de  brevitate  vitae  (vgl.  13,  8).  Nach  dem 
Tode  des  Claudius  (J.  54)  verfaßt  ist  die  dnoxoloyivvTcooig;  in  den  ersten 
Jahren  des  Nero  die  an  diesen  gerichteten  Bücher  de  dementia,  die  Schrift 
de  vita  beata,  gerichtet  an  Novatus  (jetzt  Gallio),  die  Bücher  de  beneficiie, 
ferner  de  constantia  sapientis.  Aus  dieser  Zeit  stammt  wohl  auch  ein  Teil 
seiner  Tragödien  (s.  §  290,  2).  Nachdem  sich  Seneca  vom  Hofe  und  dem 
öffentlichen  Leben  zurückgezogen  (J.  62),  verfaßte  er  die  Schrift  de  otio 
ad  Serenum,  sowie  wohl  auch  die  an  Lucilius  gerichteten  Werke  de  Provi- 
dentia, die  quaestiones  naturales  und  die  Briefe  (J.  62 — 65).  HLkhmann, 
Phil.  8,  309  =  Claudius  u.  s.  Zeit  S.  8.  FJonas,  de  ordine  librorum  Se- 
necae  philosophi,  Berl.  1870.  AMartens  (§  287,  3).  Vgl.  FSchultess  aO. 
p.  46. 

3.  RVolkmann,  Seneca,  lit.-pädag.  Skizze,  in  Magers  Revue  1857,  259. 
FBöhm,  Sen.  u.  s.  Wert  f.  unsere  Zeit,  Berl.  1856.  Holzherr,  d.  Philos. 
Sen.,  Rastatt  1868  f.  II.  HSchiller,  Nero  612.  626.  EProbst,  Sen^aus  s. 
Schriften,  Basel  1879.  BBader,  Nero  u.  Sen.,  Vierteljahrsschrift  f.  Volks- 
wirtsch.  46  (1876),  40;  47,  19.  —  KFHMarx,  d.  medizinischen  Aussprüche 
des  Sen.,  Abhh.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  xxii. 

4.  De  Sen.  philosophia  EF Werner,  Bresl.  1826,  BtenBresk,  Gent 
1827,  GHerzog,  Bernb.  1828.  Brolen,  Ups.  1880,  HDöegens,  Senecae 
disciplinae  moralis  cum  Antoniniana  comparatio,  Lps.  1867.  FChbBadr, 
Seneca  u.  Paulus;  das  Verhältn.  d.  Stoicism.  z.  Christentum  in  s.  Abhh.  z. 
alten  Philos.  (Lpz.  1876)  377.  CMartha,  les  moralistes  sous  l'empire  romain 
(Par.  1866)  p.  20.  GBoissieb/ la  religion  Romaine  2  (Paris  1874),  19.  62. 
OWeissenfels,  de  Sen.  Epicureo,  Berl.  1886.  WRibbeck,  Sen.  d.  Philosoph 
u,  b.  Verh.  zu  Epikur,  Plato  usw.,  Hann.  1887.  CCorsi,  lo  stoicismo  rom. 
in  S.,  Prato  1886.    JPit,  la  mort  et  la  vie  future  dans  S.,  Montauban  1884. 

Baarts,  Seneca  de  deo,  Marienwerder  1848.  CRFiceert,  Sen.  de  na- 
tura deorum,  Bresl.  1867.  HWunder,  Sen.  de  deis,  Grimma  1879.  LLevy- 
Bbühx  ,  Sen.  de  deo,  Paris  1884.  HSiedleb,  die  religiös- sittl.  Welt- 
anschauung des  S.,  Fraustadt  1868;  de  S.  philosophia  morali,  Fraust.  1877. 
RBurgmann  ,  S.s  Theologie  im  Verh.  zum  Stoicism.  u.  z.  Christentum,  Berl. 
1872.  WBbbnhardt,  die  Anschauung  des  S.  vom  Universum,  Wittenb.  1861. 
ANehring  (s.    §  289,  6).     OHRWetzstein  ,    Sen.    de    natura    humana,    Lpz. 


§  288.  289  Seneca  (prosaische  Schriften).  697 

1881.     Binde,   Sex.    de   rerum   natura   et   de   vita  humana,    Glogau  1883. 
AFikgl,  de  Sen.  paedagogo,  Bozen  1886. 

5.  AFRosexgren,  de  elocutione  Sen.,  Upsala  1849  f.  De  latinitate 
Senecae  Böhmes  (Oels  1840),  EOpitz  (Naumb.  1871),  ORauschning  (Königsb. 
1876).  BLarisch,  de  Sen.  usu  part.  fut.  in  periodis  condicional.  apodosis 
loco  positis  im  miscell.  philol.  lib. ,  Bresl.  1863.  AHoppe,  d.  Sprache  des 
Ph.  Sen.,  Lauban  1873.  77.  II.  CNägleb,  de  particularum  usu  apud  Sen. 
ph.,  I  Halle  1873;  II  Nordhaus.  1880.  H Klammer,  animadvv.  Annaeanae 
gramni.,  Bonn  1878;  lectt.  Ann.  in  d.  Festgabe  f.  WCrecelius,  Elberf.  1882,  64. 
FGlöcknek  (§  289,  3  gE.,  cap.  2:  de  infinitivo  loco  subiecti  fungente). 

289.  Von  den  prosaischen  Schriften  des  Seneca  ist  ein 
großer  Teil  nur  in  Bruchstücken  oder  Erwähnungen  bekannt. 
Unter  den  erhaltenen  ragt  die  Sammlung  von  Briefen  an  Lucilius 
hervor,  als  die  reichhaltigste  Darstellung  der  Eigentümlichkeit 
des  Schriftstellers.  Die  naturwissenschaftlichen  Untersuchungen 
verraten  mehr  Sachkenntnis  und  Urteil  als  später  der  ältere 
Plinius  beweist.  Die  Spottschrift  auf  den  toten  Claudius  ist 
merkwürdig  als  Beispiel  der  satira  menippea.  Der  Wert  welchen 
man  auf  die  Schriften  Senecas  zur  Sittenlehre  legte  veranlaßte 
fleißiges  Abschreiben,  auch  Auszüge  derselben,  frühzeitig  aber 
auch  Unterschiebungen,  wie  den  erdichteten  Briefwechsel  mit 
dem  Apostel  Paulus. 

1.   Untergegangene  prosaische  Schriften,    a)  Naturwissenschaft- 
liches.   De  motu  terrarum   (volwnen  edidi  iuvenis,  nat.  quaest.  6,  4,  2), 
de  lapidum  natura,  vielleicht  auch  de  piscium  natura.    Abhandlungen  de 
situ  Indiae  und  de  situ  et  sacris  Aegyptiorum  (richtiger  vielleicht  de  situ  et 
sacris  Aegypti;  schwerlich  ist,  mit  FOsann  aO.  1,  3   u.  FGlöckner,  RhM. 
33,  156,  de  ritu  et  8.  Aeg.  zn  schreiben   und  nur  ein  Abschnitt  aus  der 
Schrift  de  superstitione  gemeint),  jene  beiden  Schriften  wohl  eine  Ausbeute 
des  Aufenthalts  bei  dem  Gatten  seiner  Muhme  (§  287,  1  Z.  3;  vgl.  ep.  77,  3); 
de  forma  mundi.    b)  Moralphilosophisches.    Exhortationes,  de  officiis, 
de  immatnra  morte,  de  superstitione  dialogus,  de  matrimonio  (sehr  reich- 
haltig und  pikant) ,  quo  modo  amicitia  continenda  sit,  davon  und  von  der 
Schrift  de  vita  patris  (s.  unten  c)  einige  Reste  im  Vatic.  Palat.  24  s.  V/VI 
(§  180,  2),  zuerst  von  Nibbuhr,  Cic.  p.  Font,  usw.,  Rom  1820,   zuletzt  von 
WStudemusd  bei  0 Roßbach,  de  Sen.  philos.  libr.  recensione,  Bresl.  1887 
herausgegeben;  ferner  moralis  philosophiae  libri;  de  paupertate,  und  vielleicht 
de  misericordia.    Von   der  Schrift  de  remediis   fortuitorum  ad  Gallionem 
(vgl  Tertull.  apolog.  60  Seneca  in  fortuüis)  ist  ein  später  durch  Zusätze 
entstellter  Auszug  erhalten.    Haases  Ausg.  3,  xvi;  ind.  lect.  Vratisl.  1859  f. 
p.  6.    Vgl.  AHortis,   le  Additiones  al  de  Rem.  Fort,   di  Sen.  dimostrate 
coea  del  Petrarca,  Archeogr.  Triestino  NS.  6,  267.    Beste  Hs.  Paris.  10318 
(Salmasianus,  vgl.  §  476)  s.  VII.    Neuer  Text  bei  ORossbacr,  de  Sen.  libr. 
recens.  97  und. bei  JLoth,  un  nouv.  texte  du  traite*  de  Sen.  de  remed.  for- 


698         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudias  und  Nero). 

tuit.,  Rev.  de  phüol.  12,  118.  Desgleichen  ist  auch  das  Schriftchen  des 
Bischofs  Martinas  Dumiensis  (§  494,  2)  de  formal  a  honestae  vitae  (oder  de 
quattuor  virtutibus  cardinalibus  oder  de  verborum  copia;  vgl.  Ps.  Sbn.  ad 
Paulum  [A.  9]  ep.  9  misi  tibi  librum  de  verborum  copia;  vgl.  GSchep&s, 
sechs  Mayhinger  Hss.,  Dinkelsbühl  1879,  15)  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
aus  einer  Schrift  Senecas  (de  officiis  ?  exhortationes  ?)  gezogen.  Beste  Hs. 
Monac.  144  s.  IX.  Herausgegeben  zB.  bei  ILu.se  3,  468  und  rec.  AWeidhek, 
Magdeb.  Progr.  1872.  Vgl.  Haube  au,  acad.  des  inscr.  16  Nov.  1888.  Neue 
Hss.-Vergleichungen  bei  ORossbach,  de  Sen.  libr.  recens.  88.  c)  Geschicht- 
liches, de  vita  patris;  daraus  ein  Bruchstück  im  Vatic.  Palat.  24  (s.  oben 
b  und  §  269,  3)  mit  der  Aufschrift:  incipü  eiusdem  Amiaei  Senecae  de  vita 
patris  feliciter  seribente  me  Niciano  die  et  loco  supra  scriptis.  VgL  dazu 
ORossbach  aO.  161.  d)  Beden,  für  Nero  verfaßt;  Tac.  a.  11,  3.  11.  14,  10 f. 
Qoiht.  8,  5, 18.  Dio  61,  3.  Vgl.  §  286, 11.  e)  Lobschrift  auf  Messalina, 
§  288,  2.  f)  Briefe:  in  decimo  epistolarum  ad  Novatum  (Pbisc.  GL.  2,  410,  6). 
Mabt.  7,  45,  3  (an  Caesonius  Maximus,  §  287,  1).  —  Beste  Zusammenstellung 
der  Überreste  des  Verlorenen  in  Haasbs  Ausgabe  3,  p.  419,  vgl.  p.  xv. 
FOsann,  de  Sen.  scriptis  quibusdam  deperditis,  Gießen  1846 — 48  III. 

2.  Handschriften  der  prosaischen  Schriften  Senecas  sind  zwar  viele 
vorhanden,  doch  meist  junge.  S.  das  Nähere  bei  den  einzelnen  Schriften. 
LvJan,  symbolae  ad  notitiam  codd.  epist.  Senecae,  Schweinfurt  1839. 
CRFickkbt,  prolegg.  in  novam  Sen.  editionem,  Naumburg  1839.  Die  prae- 
fationes  von  Fiokebt  u.  Haasb  (bes.  3,  p.  vi),  Gbbtz,  stud.  critica  (1874)  p.  8 
und  OBossbach,  de  Sen.  philo 8.  11.  recensione  et  emendatione,  Bresl.  1887 
(welcher  sich  namentlich  für  die  Ausnützung  auch  der  jüngeren  Hss.  ver- 
wendet, wenig  überzeugend,  s.  Gbbtz,  BerlphWschr.  1889,  872.  402). 

3.  Gesamtausgaben  der  prosaischen  Schriften  zB.  von  DEbasiius, 
Baa.  1515.  1529.  AMubbtüs,  Rom  1585.  JGbutkb  (ad  mss.  Palat.  rec), 
Heidelb.  1593.  JLipsics,  Antw.  1605.  Sammelausg.  (c.  nott.  JFGbonovii 
[zuerst  Leid.  1649]  et  aliorum),  Amst.  1672 II.  Becogn.  et  illustr.  FEBubropf, 
Lps.  1797—1811  V.  Recensuit,  comm.  adiecit  etc.  GRFickebt,  Lps.  1842 
—45  III.    Text  von  FHaase,  Lps.  1852  f.  III. 

FHaase,  adnott.  critt.  ad  Sen.,  Bresl.  1852  f.  1859.  KSchenkx,  Wiener 
SBer.  44,  3.  MHaupt,  op.  3,  267.  313.  CFWMülleb,  zu  beiden  Seneca,  JJ. 
93,  483.  Obss.  crit.  in  Sen.  v.  OMatthiae  (Berl.  1865)  u.  H AKoch  (Naumb. 
1874  Gratulationsschrift  p.  11).  EBähbbns,  lectt.  lat.  (Bonn  1870)  p.  40. 
:  JJCorneltssen,  coniectanea  lat.,  Daventr.  1870.  NMadvig,  adv.  2,  335.  3,  207. 
FGlöckneb,  quaestt.  Annaeanae,  Halle  1877.  ThMatthias,  commentatt. 
Ribbeck.  173.  ORossbach,  de  Sen.  libr.  recens.  et  emend.  134.  MCGebtz, 
melanges  Graux,  Par.  1884,  353.  —  Übersetzt  von  JMMosbb,  APauly  und 
AHaakh,  Stuttg.  1828  ff. 

4.  Die  in  der  wichtigsten  Mailänder  Hs.  Ambros.  C  90  inf.  s.  X/XI 
als  diälogorum  libri  XII  bezeichneten  Schriften  verdienen  diesen  Namen, 
sofern  sie  häufig  genug  (mit  inquis,  inquit,  dicet  aliquis  usw.)  einen  Gegen- 
redner einführen.  Vgl.  ORossbach,  Herrn.  17,  365  (der  übrigens  ohne  irgend 
ausreichende  Gründe  eine  ursprüngliche  Sammlung  der  Dialoge  Senecas 
annimmt,  welche  außer  den  12  Nummern  des  cod.  Mediol.  auch  de  dem., 


§  289  Seneca  (prosaische  Schriften).  699 

benef.,  nat.  quaestt.,  de  forma  mundi  und  die  oben  A.  1,  b  genannten 
Schriften  enthalten  haben  soll).  —  Unsere  Sammlung  enthält  1)  ad  Lucilium : 
quare  aliqua  incommodabonis  viris  accidant  com  Providentia  sit.  Sonderausg. 
v.  BANauta,  Leid.  1826.  Kritisches:  LCMAubert,  EhM.  36,  178.  JvdVliet, 
Hey.  de  philol.  7,  61;  Mnemos.  10,  129.  2)  ad  Serenum  (§  287,  2):  nee 
inittriam  nee  contnmeliam  aeeipere  sapientem.  3 — 6)  Drei  Bücher  de  ira 
(Senecas  Lehrer  Sotion  hatte  auch  neql  oQyrjs  geschrieben,  KBubesch,  Lpz. 
Studd.  9,  128)  ad  Novatum  (§  269,  2E.),  sichtlich  nach  Caligulas  Tod  verfaßt, 
9.  1,  16,  29.  2,  38,  3.  3,  18,  3.  8,  22,  1.  WAllkbs,  Gott.  1881.  RPfenniq, 
Greifsw.  1887.  6)  ad  Marciam  (die  Tochter  des  Cremutius  Cordus,  §  277,  1) 
de  consolatione,  über  den  vor  mehr  als  drei  Jahren  erfolgten  Tod  ihres 
Sohnes.  Abhandlung  darüber  von  FHbidbbbede,  Bielef.  1839.  Ausg.  v. 
HGMichaelis,  Harlem  1840.  JMähly,  z.  Erit.  latt.  Texte,  Bas.  1886,  29. 
7)  ad  Gallionem  de  vita  beata.  Prolegomena  dazu  von  CFSchulze,  Lps. 
1797.  8)  ad  Serenum  de  otio.  9)  ad  Serenum  de  tranquillitate  animi 
Abhandlung  v.  AHibschig,  Leid.  1825.  Vgl.  HMGemzoe,  Nord.  Tidskr.  f. 
filoL  1  (1874),  110.  10)  ad  Paulinum  (den  Schwiegervater  des  Seneca?)  de 
brevitate  vitae,  vor  dem  J.  49.  Adnotationes  dazu  von  Clumpkk,  Leid.  1835. 
11)  ad  Polybium  (§  231,  5.  285,  8.  320,  7  E.)  de  consolatione.  Trostschrift 
an  den  einflußreichen  Emporkömmling,  der  unter  Claudius  im  kaiserlichen 
Dienst  a  libellis  und  a  studiis  war,  über  den  Verlust  seines  Bruders,  voll 
stark  aufgetragener  unwürdiger  Schmeicheleien  gegen  ihn  und  Claudius, 
um  die  eigene  Zurückberufung  zu  erwirken;  Volkmann  in  Magers  Revue 
1858,  104.  Mit  Unrecht  spricht  Bübksch  aO.  114  sie  nach  andern  dem 
•Seneca  ab.  Jenen  Polybios  hält  DDbtlefben,  einige  Quellenschriftst.  des 
Plin.,  Glückst.  1881,  4,  für  den  bei  Plin.  NH.  QVerz.  B.  31  genannten  und 
31,  131  citierten  lateinischen  gleichnamigen  Schriftsteller  über  Medizin.  Die 
consolatio  ad  Polybium  ist  im  Mediol.  nicht  erhalten.  12)  ad  Helviam  matrem 
de  consolatione,  um  sie  über  seine  Verbannung  zu  trösten,  gleichfalls  eine 
Form  um  deren  Aufhebung  zu  betreiben.  Abhandlung  darüber  von 
CHMichaeli8,  Harlem  1841.  —  Senecae  dialogorum  libri  XII,  ex  rec.  et  cum 
appar.  erit.  H AKoch,  Jena  1879.  ad  cod.  praeeipue  Ambros.  rec.  MCGebtz, 
Kopenhagen  1886.  Zur  Kritik  der  Dialoge  MCGebtz,  stud.  erit.  in  Sen. 
diaL,  Kopenhag.  1874.  HAKoch,  RhM.  30,  79.  340.  FPauly,  ZföG.  26, 
263.  811.  WGeholl,  adnott.  in  Sen.  dialogos,  Ohlau  1877.  HJMüllsb,  Fest- 
sehr.  d.  Friedr.-Werd.  Gymn.,  Berl.  1881,  46.    HTKabstkn,  Mnem.  17,  77. 

Verwandten  Inhalts,  aber  in  der  Sammlung  der  dialogi  nicht  mitbe- 
grifien,  sind  die  zwei  (einst  drei)  an  Nero  im  J.  55 — 56  gerichteten  Bücher 
de  dementia  (unvollständig  erhalten;  dazu  ein  Bruchstück  bei  Hilde- 
bertus  Cenomanensis  [um  J.  1100]  in  Miqnb,  Patrol.  171,  145;  vgl.  ORoss- 
bach,  disquiss.  de  Sen.,  Bost.1882,  88;  de  Sen.  recens.  112)  und  die  sieben 
Bücher  de  benefieiis,  gerichtet  an  Aebutius  Liberalis  aus  Lugdunum. 
Ober  Benützung  von  Hekaton  iisqI  %a&T\%ovxoq  HNFowleb,  Panaetii  et 
Hecatonis  fragm.,  Bonn  1885,  24;  Americ.  philol.  associat.  17  (1887),  24. 
Beste  fls.  der  Laureshamensis  S.  Nazarii,  jetzt  Vaticano  -  Palatinus  1547 
s.  VIII/IX.  Außer  dem  vollständigen  Werk  de  benef.  sind  auch  in  vielen 
Hss.  (von  8.  XII  an)  Auszüge  daraus  erhalten,  OBossbach,  de  Sen.  recens.  86. 
Sen  de  benef.  et  de  dem.  ad  cod.  Nazar.  rec.  MCGebtz,  Berl.  1876.     Zur 


700         Diu  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

Kritik  A Weidneb,  critt.  scriptionum  spec.  (Köln  1864)  p.  28.    FSchultbss, 
RhM.  33,  221.    JFeldmann,  obss.  crit.  in  Sen.,  Ostrowo  1887. 

5.  Die  Briefe  (epistulae  xnorales)  an  seinen  jüngeren  Freund,  den 
Procurator  Siciliens,  Lucilius  (§  307,  2),  sind  etwa  ums  J.  810/67  begonnen, 
von  Ad  fang  an  mit  der  Absicht  der  Veröffentlichung  geschrieben  und 
Buch  1—3  auch  wohl  von  Seneca  selbst  herausgegeben  (Jonas).  Das 
übrige  aber  war  wohl  beim  Tode  des  Seneca  noch  nicht  vollständig  ab- 
geschlossen und  zur  Veröffentlichung  fertig,  und  wurde  daher  aus  dem 
Nachlasse  (vielleicht  durch  Lucilius)  der  Hauptsache  nach  in  der  Reihen- 
folge seiner  Abfassung  herausgegeben  (Haases  praef.  p.  in.  RPeiper,  praef. 
8uppl.  p.  14,  anders  JBabtsch,  Anclam  1870  und  FSchultbss  p.  26).  —  Wir 
besitzen  124  Briefe,  in  20  Bücher  abgeteilt;  aber  Gellius  12,  2,  3  ff.  teilt 
mehrere  literarische  Urteile  des  Seneca  ex  libro  XXII  epistularum  mo- 
ralium  quas  ad  Lucilium  composuit  (§  288,  iE.)  mit.  —  Die  erhaltenen 
Briefe  sind  nur  in  jüngeren  Hss.  (zB.  Abrincensis  239  s.  XII,  Montepess.  H 
445  s.  XIII,  Cantabrig.  1768  s.  XIII)  zu  einem  Ganzen  vereinigt,  in  der 
besseren  Überlieferung  sind  sie  in  2  Teile  (ep.  1 — 88  «  lib.  I— XIII  und 
ep.  89—124  —  lib.  XIV— XX)  zerfallen.  Für  den  ersten  Teil  sind  die  besten 
Hss.  Paris.  8540.  s.  X,  Laur.  76,  40  s.  IX/X  (neue  Vergleichung  des  ersteren 
und  für  dessen  Lücken  der  Parisini  8658  A  s.  X  u.  8539  s.  XI  von  EChatelain, 
rev.  de  philol.  1  [1877],  101;  über  den  letzteren  ders.  ebd.  4,  125)  und  eine 
Hb.  in  Metz  nr.  300  s.  XI;  P Wolters,  in  d.  exercitationis  gramm.  spec., 
Bonn  1881,  32;  für  den  zweiten  Teil  Bamberg,  s.  IX/X  und  der  (1870  ver- 
brannte, aber  von  FBüchelbb  vorher  verglichene)  Argentor.  s.  IX/X  (Schrift- 
proben beider  bei  Bücheleb  aO.).  Im  allgem.  s.  0 Robsbach,  de  Sen.  libr. 
recens.  31  fll.  —  Ausgabe  der  Briefe  von  JSchweiqhäcbeb  ,  Straßb.  1809  II. 
Senecae  epistulae  aliquot  (nämlich  B.  14  u.  15  u.  B.  20,  8),  ex  codd.  Argentor. 
et  Bamberg,  ed.  FBüchblbb,  Bonn  1879.  H Windhaus,  varietas  lectionis  ad 
Sen.  epp.  e  cod.  Bambergensi  enotata,  Dannet.  1879.  FSchultbss,  de  Sen. 
quaest.  nat.  et  epistnlis,  Bonn  1872.  Zur  Textkritik  JBabtsch  (RhM.  24,  271), 
Madvio  (s.  A.  3gE.),  R Volkmann  (obss.  miscellae,  Jauer  1872,  Nr.  20  ff.), 
FSchultbss  (aO.  p.  43—48  und  in  den  Comment.  in  honorem  Bücheleri, 
Bonn  1873,  p.  1—11;  Ann.  studd.,  Hamb.  1888  [auch  zu  diall.  u.  quaestt. 
nat.]).  AHermes,  quaestt.  critt.  in  Sen.  epp.,  MÖrs  1874.  76  II.  HAKoch, 
JJ.  111,  715.  0 Ribbeck,  RhM.  35,  105.  SLihde,  quaestt.  crit.  in  S.  epp. 
mor.,  Lund  1885  (Univ.  Aarskr.  B.  21).  WGemoll,  adnott.  crit.  in  S.  epp. 
mor.,  Kreuzb.  1886.  P Wolters  aO.  JvdVliet,  Mnemos.  10,  240.  GHbss, 
quaestt.  Ann.  I,  Altona  1887.  —  Übersetzt  von  JWOlshausbn,  Kiel  1811  IL 

6.  Die  sieben  (oder,  da  B.  4  in  zwei  zu  zerlegen  ist,  acht)  Bücher 
naturalium  quaestionum,  gleichfalls  dem  Lucilius  gewidmet,  haupt- 
sächlich nach  stoischen  Quellen,  namentlich  Poseidonios  (Zellbb,  Philos. 
d.  Gr.  38,  1,  191,  HDiels,  doxogr.  225.  229),  gearbeitet,  mit  Entflechtung 
moralischer  Betrachtungen,  dienten  dem  Mittelalter  als  Lehrbuch  der  Physik. 
Handschriften  (außer  den  verschollenen  Memmianus  und  Bongarsianus) : 
Berol.  s.  XIII  (daraus  abgeschrieben  Wirceburg.  s.  XV),  Leid.  Voss.  69, 
Bamberg,  s.  XIII,  Prag.  s.  XI1/XIII  u.  a.  Ausgabe  von  GDKölbb,  Gott. 
•1819.  JFGbonovü  notae  in  S.  n.  q.  ed.  Fiokbbt,  Bresl.  1846.  48.  HCMichaelis, 
Sen.  n.  q.  .  .  coli,  cum  cod.  Vossiano,  Phil.  8,  446.    9,  324.     LCkousliS,  de 


§  289  Seneca  (prosaische  Schriften).  701 

Sen.  n.  q.,  Versailles  1863.  BLabisch,  de  Sen.  Q.  N.  codice  Leid.  Voss,  et 
locis  illorum  librr.  a  Vincentio  Bellovacensi  excerptis,  I  Bresl.  1866;  z. 
Krit.  y.  B.  1,  Sagan  1870  und  Patechkau  1874;  von  B.  2,  Patschkau  1879. 
GMüllkb,  de  Sen.  qnaestt.  natur. ,  Bonn  1886.  HSchilleb,  Nero  629. 
FJovA8  p.  62.  ANkhbwg,  die  geologischen  Anschauungen  des  Sen.,  Wolfen- 
büttel 1873.  76  ü.  —  Gegen  des  Vincentius  Bellov.  und  Haases  (Ind.  lect. 
Bresl.  1869  f.)  Umstellung  der  Bücher  (4b,  6,  6,  7,  1,  2,  3,  4»)  vgl.  FSchultkss 
(A.  6  gE.)  p.  6—26. 

7.  Dio  60,  36  Aov%iog  'lovviog  TaXlicßv  b  zov  JSsvina  adelcpög  ccoxeio- 
zuzov  zi  d*t<p&4y£cizo  (über  die  Apotheose  des  Claudius)*  ovvE&rjxe  fihv  yäq 
%a\  b  HevsTUcg  ovyyQctpfia  a7to%oXo%vvz<oot,v  avzo  atmen  zwd  ana&avdxiötv 
ovoftdaag ;  vgl.  über  die  Bedeutung  jenes  Namens  ß Schmidt,  BhM.  33,  637. 
Dia  erhaltene  Schrift  führt  aber  nicht  diesen  Titel,  sondern  in  der  St.  Galler 
Hs. :  Divi  Claudii  AÜOBHOZIZ  Annaei  Senecae  per  saturam,  wohl  weil 
man  den  ursprünglichen  (von  Dio  überlieferten)  nicht  verstand.  Auch  ent- 
hält die  Schrift  nichts  von  einer  Verwandlung  des  Claudius  in  einen 
Kürbis  (Ttolonvvzrj),  indem  dieser  Witz  auf  den  Titel  selbst  sich  beschränkte. 
Es  ist  eine  giftige  politische  Satire,  im  frischen  Eindrucke  von  Claudius1 
Persönlichkeit  und  Regierungsweise  und  mit  tiefgewurzeltem  Hasse  gegen 
ihn  geschrieben.  Die  offizielle  Lüge  über  dessen  Todesart  wird  kurzweg 
angenommen,  Agrippina  auffallend  geschont,  der  neue  Kaiser  verherrlicht. 
Der  Ursprung  in  dieser  Zeit  und  aus  Hofkreisen  ist  daher  unzweifelhaft, 
die  überlieferte  Abfassung  durch  Seneca  um  so  weniger  zu  beanstanden  da 
mindestens  die  Verse  darin  völlig  in  seiner  Art  sind.  Die  alten  Zweifel 
gegen  diese  Überlieferung  Bind  aufgefrischt,  nicht  verstärkt,  worden  durch 
AStahb,  Agrippina  (Berl.  1867)  330.  Vgl.  AHüssb,  Phil.  27,  321.  Die  Nicht- 
erwähnung bei  anderen  Schriftstellern  beweist  höchstens  daß  sie  anfangs 
ohne  den  Namen  des  Seneca  veröffentlicht  und  erst  aus  seinem  Nachlasse 
heraus  den  Schriften  desselben  beigefügt  wurde.  ThBirt,  de  Sen.  apocolo- 
cyntosi  et  apotheosi,  Marb.  1888.  Wechsel  von  Prosa  und  Versen;  s.  §  28 
und  28,  3.  —  Beste  Hs.  Sangallensis  669  s.  X/Xl;  s.  Büchelbb  aO.  72.  Eine 
Anführung  aus  8.  IX  in  Mabillons  Acta  S.  0.  B.  4a,  467:  s.  Herrn.  6,  126. 
Ober  den  cod.  Valenciennensis  393  s.  IX/X  s.  0 Rossbach,  de  Sen.  librr. 
recensione  26.  Sonderausgabe  von  OESchusler  (Utr.  1844)  und  besonders 
von  FBüchklek,  in  der  symbola  philol.  Bonn.  S.  31,  sowie  in  s.  kl.  Ausg. 
des  Petronins8  1882,  p.  226.  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  von 
FLihdkhann  (Zittau  1832),  ABaumstabk  (Phil.  18,  643),  KSchenkl  (Wiener 
SB  er.  44,  3).  LFbiedländer,  in  Sen.  sat.  Menipp.,  Königsb.  1873.  JAsbach, 
BhM.  36,  183.  JMähly,  z.  Krit.  lat.  Texte,  Bas.  1886,  24.  —  Übersetzt  zB. 
v.  Güthumq  (Minden  1861),  AStahb  (Agrippina  S.  307).  Vgl.  auch  DHeiksius, 
oratt.  p.  626.    EKlxbs  in  Sybels  hist.  Zeitschr.  NF.  26,  216. 

8.  Angeblicher  Anteil  des  Seneca  an  den  notae  Tironianae,  s.  §  191,  4 
und  WScHurrz,  symb.  philol.  Bonn.  638;  Beitr.  z.  lat.  Sprachk.  193;  Verh. 
d.  Trierer  Philol.  Vers.  61.  Ihm  als  der  personifizierten  Weisheit  glaubte 
man  auch  diese  Sorte  davon  zuschreiben  zu  müssen,  sehr  gegen  seinen 
Sinn;  ep.  90,  26  (nioht  der  Weise,  wie  Poseidonios  will,  sondern  der  Mensch, 
der  sie  bedarf  macht  die  für  das  Leben  nötigen  Erfindungen,  zB.)  .  .  ver- 
borum  notas,  quibus  quamvis  cüata  excipitw  oratio  et  celeritatem  linguae 


702         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

manu8  sequitur.    vilissimorum  mancipiorum  ista  commenta  sunt,    sapientia 
altius  8edet  nee  manus  edocet:  animorum  magistra  est. 

9.  Unechtes.  Die  Wahrnehmung  daß  in  der  Bekämpfung  des  Volks* 
glauhens  und  in  manchen  Punkten  seiner  Moral  Seneca  sich  mit  dem 
Christentum  berührt  führte  zu  der  Annahme  daß  er  ein  Christ  gewesen  sei 
und  weiterhin  zur  Erdichtung  eines  Briefwechsels  zwischen  Seneca  und 
Paulus,  welchen  schon  HieroDjmus  kannte  und  für  echt  hielt  (de  vir. 
111.  12  quem  non  ponerem  in  catalogo  sanctorum  nisi  me  epistolae  ittae  pro- 
vocarent  quae  leguntur  a  plurimis,  Pauli  ad  Senecam  et  Senecae  ad  Pau- 
lum).  Vgl.  Augustin.  ep.  153  (ad  Maced.  14)  Seneca,  .  .  cuius  etiatn  quae- 
dam  ad  Paulum  apostolum  leguntur  epistolae.  Abgedruckt  sind  diese  14 
ganz  unbedeutenden  und  leeren  (aus  dem  Griechischen  übersetzten?  s. 
AHarnack,  theolog.  Lit.  Ztg.  1881,  444)  Briefe  zB.  in  Haabbs  Ausgabe 
8,  476,  vgl.  p.  xzii,  und  (nach  den  besten  Hss.,  Mediol.  Anm.  4  und  Argen- 
tor.  Anm.  6  —  auch  in  der  Metzer  Hb.  Anm.  5  stehen  [die  Briefe)  bei 
E Westerb ubg,  d.  Ursprung  der  Sage  daß  Sen.  ein  Christ  gewesen,  Berl. 
1881,  41.  —  Vgl.  CWachsmuth,  RhM.  16,  301,  und  FXKbaus,  Tüb.  Quartabchr. 
49,  609.  AFleurt,  St.  Paul  et  Seneque,  Par.  1858  II.  FCBaur,  Abh,  z. 
Gesch.  d.  alt.  Philos.  (Lpz.  1876)  877.  CAubebt»,  les  rapports  supposes 
entre  Seneque  et  St.  Paul,  Par.  1867  und:  Seneque  et  St.  Paul,  Par.  1869. 
JBLiqhtpoot,  St.  Paule  Epietle  to  the  Philippians  (Lond.  1868)  260. 
EWebterbubo  aO.  JKbeyher,  Sen.  u.  s.  Beziehungen  zu  d.  Urchristentum, 
Berl.  1887  (sucht  vergeblich  Kenntnis  der  Bibel  usw.  bei  Sen.  zu  erweisen). 

10.  Tac.  a.  15,  63  et  novissimo  quoque  momento  suppeditante  eloquenüa 
advocatis  seriptoribus  pleraque  tradidit  (Seneca  vor  seinem  Tod)  quae  in 
vulgus  edita  eins  verbis  invertere  supersedeo  (vgl.  ebd.  67).  Diese  c  letzten 
Worte'  S.s  will  EWölfplin  in  einigen  Sentenzen  mit  kurzem  Epilog  wieder- 
finden, die  als  sententiae  Ruft  im  Paris.  4841  s.  IX  stehen  (auch  im  Vatic. 
Regln.  1561  s.  XIII,  0 Rossbach,  de  Sen.  libr.  recens.  86).  Wölfflin  meint 
Seneca  habe  diese  Abschiedsworte  an  den  Faenius  Rufus,  praef.  praet. 
gerichtet.  Im  Epilog  ist  Rufus  angeredet:  Hohes,  mi  Rufe,  iam  congesta 
praecepta  in  quibus  dilatandis  floribus  pJUlosophia  versatur.  Desgleichen 
schalt  Wölfflin  aus  den  Sentenzensammlungen  dieses  Paris,  und  des  Par. 
16318  (Salmasianus,  §  476)  heraus  eine  angeblich  von  Seneca  kurz  vor 
seinem  Tod  verfaßte  Schrift  (Dio  Cass.  62,  25)  und  nennt  sie  (mit  Be- 
nutzung einer  Angabe  im  Salmas.)  Monita.  Daß  diese  Sentenzen  (etwa 
200  an  der  Zahl,  großenteils  auf  Seneca  zurückgehn,  ist,  wie  Sprache  und 
Inhalt  zeigt,  sicher;  daß  aber  die  von  Tag.  erwähnte  Veröffentlichung  uns 
in  jenen  sent.  Ruft  vorliege,  daß  jene  monita  eine  eigene  Schrift  gewesen 
seien,  ist  ganz  unwahrscheinlich:  es  sind  vielmehr  erst  von  fremder  Hand 
aneinander  gereihte  und  geordnete  Auszüge  aus  Seneca  und  anderswoher. 
L.  Annaei  Senecae  monita  et  eiusdem  morientis  eztremae  voces,  primus 
edidit  EWölfflim,  ErlaDg.  1878.  JHaas,  de  L.  Ann.  Senecae  monitis,  Würzb. 
1878.  WBbunco,  zwei  lat.  Spruchsammlungen,  Bayr.  1886.  JMähly,  z.  Krit 
lat.  Texte,  Bas.  1886,  36.  —  Eine  andere  stark  abweichende  Fassung  jener 
sog.  Monita  mit  mancherlei  Kürzungen  und  Zusätzen  (selbst  christlichen, 
vgl.  zB.  66  eleemosyna  non  tarn  accipientibus  quam  danübus  prodest)  ist  der 
in  den  Hss.  den  Namen  des  Seneca  tragende  liber  de  moribus,  abgedruckt 


§  289  Seneca  (Unechtes).    §  290  (Gedichte).  703 

in  JCOhellis  op.  sent.  1,  269,  bei  Haase  3,  462,  in  Wölfflins  Publil.  Syr. 
p.  136  und,  in  Verse  gebracht  (!),  in  OFbiedbichs  Publilius  (Berl.  1880)  p.  87, 
im  ganzen  145  Sprüche  (nr.  35  wird  schon  im  J.  567  unter  Seneca«  Namen 
angefahrt,  s.  Hajlsb  3,  xx).  Vgl.  EWölfflin,  Phil.  8,  184.  9,  680.  KSchbnkl, 
Beitrage  (s.  A.  7  £.)  83.  EHkydbhrjbich,  JJ.  127,  142.  —  Ähnlicher  Art  sind 
die  JProverbia  Senecae  per  ordinem  alphabeti,  welche  sich  in  die  Hss.  des 
Publilius  (§  212,  6)  eingedrängt  haben  (alle  gleichfalls  versifiziert  in 
OFriedbichs  Publil.  p.  92);  auch  die  gnomischen  Excerpte  aus  den  Briefen 
S.s  (Haa86  3,  458). 

290.  In  gebundener  Form  haben  wir  von  Seneca  Epi- 
gramme und  Tragödien.  Deren  besitzen  wir  neun:  Hercules 
(furens),  Troades  (oder  Hecuba),  Phoenissae  (oder  Thebais,  zwei 
nicht  zusammengehörige  Szenen  aus  dem  thebanischen  Sagen- 
kreis), Medea,  Phaedra  (oder  Hippolytus),  Oedipus,  Agamemnon, 
Thyestes  und  Hercules  (Oetaeus).  Unzweifelhaft  nicht  von  Se- 
neca ist  die  praetexta  betitelt  Octavia.  Jene  Tragödien  aber 
stimmen  in  den  wesentlichen  Eigentümlichkeiten  unter  einander 
und  mit  den  prosaischen  Schriften  Senecas  überein.  Überall 
zeigt  sich  derselbe  Reichtum  an  Worten,  Figuren  und  Sentenzen, 
welcher  indessen  in  den  Tragödien  oft  ins  Unleidliche  sich  steigert 
und  hier,  bei  der  Art  des  Stoffes,  der  nur  vom  Gesichtspunkt 
des  Ehetors  und  Declamators  ausgebeutet  wird,  selten  durch  den 
Gehalt  der  Gedanken  entschädigt.  Die  metrische  Form  ist  streng, 
aber  wenig  mannigfaltig. 

1.  Quibt.  10,  1,  129  (oben  §  288,  1)  nam  .  .  .  eiw  (Senecae)  et  poemata 
.  . .  ferurUwr.  Pun.  ep.  6,  3  (§31,  1).  Zwei  (oder  drei)  Epigramme  sind 
unter  Senecas  Namen  in  den  Hss.  der  sog.  lateinischen  Anthologie  (§  31,  4) 
überliefert,  nämlich  AL.  232  PLM.  4,  66  (Senecae  de  qualitate  temporis) 
AL.  236  (237)  PLM.  4,  66  (Senecae,  66).  Außerdem  stimmen  die  in  AL.  441 
PLM.  4,  77  und  AL.  409  PLM.  4,  62  erwähnten  Tatsachen  und  Familien- 
beziehungen auffällig  mit  denen  Senecas  (FGlöoknbk,  BhM.  34,  140).  End- 
lich können  die  beiden  Epigramme  auf  Passienus  Grispus  (§  268,  6  E.)  wohl 
von  Seneca  sein  (vgl.  AL.  406  PLM.  4,  60,  11  ineultae  iaceo  saxU  Ulluris 
aähaerens).  Davon  ausgehend  hat  man  (seit  Scaliger  und  Pithoeus)  ver- 
sucht auch  andere  Epigramme  der  lat.  Anthologie  dem  Seneca  beizulegen. 
Vgl.  Haasbs  Ausg.  1,  261,  am  weitgehendsten  EBähubns,  BhM.  31,  266; 
PLM.  4,  34.  66  und  ORossbach,  disquiss.  de  Sen.  fil.  scriptis,  Rost.  1882, 
welche  einen  ganzen  Abschnitt  des  Leid.  Voss.  86  s.  IX  (§  309,  1),  dem 
die  genannten  Epigramme  (außer  AL.  282)  angehören,  nämlich  AL.  236.  237. 
397 — 463  PLM.  4, 66—87  als  aus  den  Gedichten  Senecas  ausgezogen  glauben. 
Diese  Zuteilungen  beruhen  zwar  auf  scheinbaren,  aber  doch  sehr  unsicheren 
Vermutungen.  VgL  noch  ARiese,  JJ.  99,  279.  ThBibt,  ad  hist.  hexam. 
lat  (Bonn.  1876)  66. 


704         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

2.  Die  Abfassungszeit  der  Tragödien  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  er- 
mitteln. Vermutungen  bei  Pkipeb,  praef.  suppl.  p.  11.  32.  Leo,  Ausg.  1,  133. 
Auf  Corsica  hatte  Seneca  zu  dergleichen  am  ehesten  Muße  und  Stimmung, 
vgl.  consol.  ad  Helv.  20,  1  f.  Noch  Tac  a.  14,  52  (obiciebant  .  .  carmina 
crebrius  factitare  postquam  Neroni  amor  eorum  venisset),  vom  J.  62,  deutet 
auf  derartige  Beschäftigung,  da  auch  Nero  Stoffe  der  griechischen  Tragödie 
behandelte;  s.  §  286,  9.  Die  Medea  erwähnt  Qdint.  9,  2,  8  (ut  Medea  apud 
Senecam),  sowie  Diom.  GL.  1,  511,  23  (anapaesticum  choricum  habemus  in 
Seneca  =  Med.  301);  die  Phaedra  Prisc.  GL.  2,  253,  7  (Seneca  in  Phaedra), 
die  Hecuba  (Troades)  Ps.-Prob.  GL.  4,  224,  22.  246,  19  {Seneca  in  Hecuba), 
den  Herc.  für.  Terent.  Maub.  2672  (GL.  6,  404  exemplum  et  Senecae  dabo, 
folgt  Herc.  für.  877  fll.)j  Seneca  in  Thyeste  bei  Lactaht.  zu  Stat.  Theb.  4,  630. 
Statius  und  Quint.  decl.  12  ahmen  Sen.  Oed.  und  Herc.  furens  nach 
(RPbipkr,  praef.  suppl.  p.  4;  vgl.  p.  36).  Irrig  unterscheidet  Apoll.  Sidorius 
carm.  9,  229  (quorum  unus  colit  hispidum  Platona,  .  .  orchestram  quatit 
alter  Euripidis),  vielleicht  verführt  durch  Mart.  1,  61,  7  duosque  Senecas 
(nämlich  Vater  und  Sohn)  unicumque  Lucanum,  den  Tragiker  Seneca  von 
dem  Philosophen.  Darüber  daß  die  Tragödien  Einern  Verfasser,  und  zwar 
dem  Philosophen  L.  Seneca,  gehören  gestattet  die  nachweisliche  Einheit 
der  Denk-  und  Sprechweise,  sowie  zahlreicher  einzelner  Aussprüche  keinen 
Zweifel;  FGCKlotzsch,  de  Seneca  uno  tragoediarum  omnium  auctore. 
Wittenb.  1802.  GRichtrr,  de  Seneca  tragg.  auctore,  Bonn  1862,  p.  l.  32. 
Nachdem  früher  weitgehende  Zweifel  über  «die  Sammlung  im  ganzen  und 
einzelne  Teile  derselben  sich  Geltung  verschafft  hatten,  hat  allmählich 
eine  nüchterne  Betrachtung  derselben,  namentlich  in  sprachlicher  und 
metrischer  Hinsicht,  die  Gleichartigkeit  und  Zusammengehörigkeit  der 
Stücke  erwiesen  und  jene  Bedenken  mehr  und  mehr  eingeschränkt.  Auch 
Peipers  und  Richters  Meinung,  es  seien  wenigstens  Agam.  und  Herc.  Oet. 
nicht  von  Seneca,  fand  mit  Recht  Widerspruch  (bei  LMüller,  BSchmidt 
u.  a.),  besonders  bezüglich  des  ganz  unverdächtigen  Agamemnon.  Dagegen 
ist  freilich  der  in  beiden  Recensionen  (A.  8)  an  letzter  Stelle  stehende  Herc. 
Oet.  namentlich  in  seinem  zweiten  Teil  kaum  für  echt  zu  halten.  Habruckbr 
aO.  22.  FLbo,  Ausg.  1,  89.  ThBirt,  RhM.  34,  509.  Die  Phoenissae  (so 
in  E;  Thebais  in  A)  bestehen  aus  zwei  unvereinbaren  Teilen:  Vs.  1—362 
der  blinde  Oedipus  und  seine  Geleiterin  Antigone  auf  dem  Weg  nach 
dem  Kithäron  und  auf  dem  Eithäron;  363—664  lokaste  und  Antigone  in 
dem  von  den  Sieben  belagerten  Theben.  Zur  Erklärung  dieses  Tatbestandes 
s.  Richter,  de  Sen.  tragg.  auct.  20.  Habruckrb  aO.  22.  Leos  Ausg.  1,  75. 
Sehr  unwahrscheinlich  ist  die  Meinung  ThBirts  (RhM.  84,  516),  das  Vor- 
liegende sei  aus  6iner  Tragödie  ausgezogen. 

3.  Auch  diese  Tragödien  beweisen  ein  großes  Formtalent,  Fruchtbar- 
keit und  Lebhaftigkeit  der  Phantasie,  Schärfe  der  psychologischen  Be- 
obachtung: nur  werden  diese  Vorzüge  meist  durch  die  rhetorische  Phrase 
erdrückt.  RMSmith,  de  arte  rhetorica  in  Sen.  trag,  perspicua,  Lps.  1885. 
Zu  einer  Charakterzeichnung  kommt  es  nicht;  die  Personen  sind  nur  da 
um  Reden  zu  halten  und  Beschreibungen  vorzutragen.  Die  Fruchtbarkeit 
artet,  infolge  Mangels  an  Selbstbeherrschung  und  Maßhaltung  in  ermü- 
dende Weitschweifigkeit  und  Wiederholungen  aus,  und  die  Erfindsatnkeit, 


§  290  Seneca  (Tragödien).  705 

angeleitet  durch  ernsten  Kunstsinn  und  Takt,  führt  nicht  selten  auf  Ge- 
schmacklosigkeiten und  Ungereimtheiten.  Am  löblichsten  ist  der  Versbau, 
der  sich  an  die  strengsten  Muster  der  augustischen  Zeit  anschließt,  be- 
sonders in  den  Senaren.  Nächstdem  sind  anapästische  und  sapphische 
Verse,  Glykoneen  und  Asklepiadeen  besonders  häufig.  Aber  von  dem 
Geistigen  in  der  Handhabung  der  Form,  der  Obereinstimmung  zwischen 
Metrum  und  Stimmung,  ist  wenig  zu  verspüren.  Ins  Maßlose  gesteigert 
wäre  dieser  Mangel  wenn  Richter  und  Peiper  Recht  hätten  mit  ihrer 
strophischen  Gliederung  des  gesamten  tragischen  Nachlasses  von  Seneca: 
s.  aber  gegen  diesen  mit  den  bekannten  Gewaltmitteln  durchgeführten  Irr- 
tarn  BSchmidt,  JJ.  97,  797.  Mad  via,  adv.  2,  110.  FLeo,  Ausg.  1,  135.  Ver- 
teidigungsversuch  von  GRichtbb,  JJ.  99,  769.  Die  Sprache  der  Tragödien 
hat  viele  Anklänge  an  die  vorausgegangenen  lateinischen  Dichter,  nament- 
lich an  Virgil,  Horaz  und  Ovid.  TebHaabRomeny,  de  auctore  tragoediarum 
quae  sub  Senecae  nomine  feiuntur  Vergilii  imitatore,  Leid.  1887.  AZinobble, 
zu  späteren  lat.  Dichtern,  Innsbr.  1873,  12.  FLeo,  Ausg.  1,  166.  166. 
Überhaupt  fühlte  sich  Seneca  zu  dem  ihm  geistesverwandten  Ovid  hin- 
gezogen: er  nennt  ihn  poetarutn  ingeniosissimus  nat.  qu.  3,  27,  13.  Vgl. 
Pbxbc.  GL.  2,  333,  14  Seneca  Ovidium  sequens  *gau8apa  8%  sumpsit  usw.' 
(der  angeführte  Vers  ist  gleich  Ov.  a.  a.  2,  300).  Besonders  den  Virgil 
und  Ovid  citiert  Seneca  gern  aus  dem  Kopfe.  Benutzung  der  Tragödien 
Senecas  boi  Späteren:  RPbipeb,  RhM.  32,  632. 

4.  Zur  Charakteristik  dieser  Tragödien:  F Jacobs,  Naohtr.  zu  Sulzer 
4,  343.  FGWelckbb,  RhM.  Suppl.  2,  3,  1447.  LMüllbr,  JJ.  89,  409.  RPeifbb, 
praefat.  in  Sen.  tr.  suppl.  (Bresl.  1870)  p.  8.  CESandstböm,  de  Sen.  tragg., 
Ups.  1872.  FGPHabbuckbb,  quaestt.  Annaeanae,  Eönigsb.  1873.  FLeos 
Ausg.  B.  1.  ESchulte,  zur  Senecatragödie,  Rheine  1886.  FStrauss,  de 
ratione  inter  Sen.  et  antiq.  fabb.  rom.,  Rost.  1887.  —  Ober  die  Metrik  des 
Seneca:  FALange,  quaestt.  metricae  (Bonn  1861)  p.  23.  BSchmidt,  de  Sen. 
tragg.  rationibus  prosod.  et  metr.,  Berl.  1860.  MHoche,  d.  Metra  d.  Trag. 
Sen.,  Halle  1862;  vgl.  LMüllkb,  JJ.  89,  473  und  de  re  metr.  p.  118.  GRionTEB, 
die  Compos.  d.  Ghorlieder  in  d.  Tragg.  d.  Sen.,  RhM.  19,  360.  62 J.  RPeifbb, 
ZfGW.  18,  694. 

6.  Sind  die  Tragödien  des  Seneca  für  die  Aufführung  berechnet  oder 
für  den  Vortrag?  Daserstere  wird  zwar  nicht  erwiesen  durch  die  Einhaltung 
der  Regel  von  den  drei  Schauspielern  (HWkil,  Rev.  archlol.  1866  1,  21), 
da  dies  Folge  der  Nachahmung  der  griechischen  Tragödie  sein  kann  und 
die  römische  Bühne  sich  an  diese  Beschränkung  wenig  band  (§  16,  4);  in- 
dessen in  der  Zeit  des  Nero  war  der  Gedanke  an  öffentliche  Aufführung  auch 
nicht  ausgeschlossen,  und  mancherlei  szenische  Winke  (wie  Phaedr.  392) 
könnten  sich  darauf  beziehen.  Das  jedoch  worauf  mit  Sicherheit  sich 
rechnen  ließ  war  allerdings  nur  der  Vortrag  und  das  Lesen,  und  dem 
Publikum  der  Bühne  waren  so  breit  ausgesponnene  Reden  auch  nicht  wohl 
zu  bieten.  GBoisbieb,  les  tragädies  de  Seneque  ont  elles  6i6  repr&entees  ? 
Par.  1861.  RPejpeb,  praef.  suppl.  p.  6.  Auf  theoretische  und  polemische 
Auseinandersetzungen  der  beiden  zeitgenössischen  Verfasser  von  Tragödien 
deutet  Qüikt.  8,  3,  31  memini  iuvenis  admodum  (das  wäre  etwa  J.  66)  inter 
Pomponium  (§  284,  7)  ae  Senecam  etiam  praefationibus  (vor  den  Ausgg.  ihrer 
TiumL-ScHViBi,  Böm.  Lit-Gesoh.    5.  Aufl.  46 


706         Die  Kai8erzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

Tragödien)  esse  traetatum  an  *gradus  eliminaV  in  tragoedia  dici  oportuisset. 
Da  dieser  Ausdruck  bei  Seneca  sich  nicht  findet,  brauchte  ihn  wohl  Pom- 
ponius.    Schon  diese  praefationes  charakterisieren  die  Buchdramen. 

6.  Da  zu  den  meisten  Tragödien  deB  Seneca  die  griechischen  Originale 
(des  Euripides,  Sophokles,  Aeschylos)  erhalten  sind,  so  können  wir  die 
grelle  Übertreibung  verfolgen  welche  der  römische  Bhetor  ihnen  hat  zu 
teil  werden  lassen.  Noch  am  leidlichsten  ist  die  Medea  weggekommen, 
in  der  sich  außer  Euripides  auch  Spuren  von  Benutzung  Ovids  (auch  von 
Ovids  Medea?  s.  §  248,  8)  finden.  WBbaun,  RhM.  32,  68.  FLbo  aO.  1,  163. 
S.  auch  KDilthey,  ann.  deir  inst.  arch.  41,  68.  Die  Phaedra  scheint  be- 
sonders nach  dem  verlorenen  'Inndlvzog  %aXvTCTO(iBvog  des  Euripides  ge- 
arbeitet zu  sein.  Der  König  Oedipus  des  Sophokles  ist  in  der  Bearbeitung 
des  Seneca  ein  einförmiges  Schauergemälde  geworden,  aus  dem  alle  feineren 
Züge  weggelassen  sind  und  um  so  reichlichere  Declamatdon  zugegossen  ist. 
Über  die  Vorbilder  der  Tragödien  FLbo,  Ausg.  1,  160.  AWidal,  ätudes 
sur  trois  trage*dies  de  Sen.  (Troad.  Phaedr.  Med.)  imitees  d'Euripide,  Par. 
1854.  WBbauk,  RhM.  20,  271  (Phoen.).  22,  245  (Oed.).  32,  68  (Med.);  de 
Sen.  Troad.,  Wesel  1870.  APais,  quibus  exemplaribus  Sen.  in  fab.  Troad. 
usus  sit,  Riv.  di  filol.  16,  277.  CWSwahn,  de  Hipp.  Sen.  fab.  I,  Holm  1857. 
EHilleb,  de  Soph.  Phaedra  et  de  Eur.  Hippol.  priore  im  über  miscellan. 
(Bonn  1864)  p.  47.  JKöhlee,  Sen.  Oed.  cum  Soph.  0.  R.  compar.,  Neuß 
1865.  RGbimm,  Herc.  Oet.  in  s.  Bezieh,  zu  Soph.  Trach.,  Petersb.  1876. 
RWebneb,  de  Sen.  Herc.  Troad.  Phoen.,  Lpz.  1888. 

7.  Die  Octavia  schildert  das  Ende  der  gleichnamigen  Gemahlin  des 
Nero,  im  J.  62;  Seneca  tritt  selbst  darin  auf.  Von  ihm  kann  dieses  Stück 
nicht  herrühren,  schon  wegen  der  Anspielung  auf  Neros  Sturz  (630),  welcher 
erst  drei  Jahre  nach  Senecas  Tod  erfolgte.  Die  Versuche  aber  den  Ver- 
fasser (wie  Curiatius  Maternus  §  818,  1,  oder  den  der  Recension  A,  s.  A.  8), 
zu  bestimmen  haben  zu  keinem  überzeugenden  Ergebnisse  geführt,  auch 
die  Zeit  der  Abfassung  ist  streitig.  Das  Stück  findet  sich  nur  in  der  Re- 
cension A  (s.  Anm.  8).  Zuerst  citiert  wird  es  von  Vinc.  Bellov.  spec.  hist. 
9,  113.  Schon  dieser  Umstand  verbietet  seine  Abfassung  (mit  WBbadn, 
die  Trag.  Octavia  u.  die  Zeit  ihrer  Entstehung,  Kiel  1863;  vgl.  JJ.  99,  875) 
in  den  Ausgang  des  Mittelalters  zu  setzen,  wogegen  auch  andere  Gründe 
sprechen  (GRichteb,  JJ.  95,  260;  Ausg.  p.  xii).  Incerta  post  Traianum 
aetate  setzt  es  FVateb  p.  613,  ins  vierte  Jahrh.  Richter,  Ausg.  p.  xn  und 
ThBibt,  RhM.  34,  559.  Allmählich  gewinnt  —  und  mit  Recht  —  die  Mei- 
nung die  Oberhand  daß  die  Octavia  bald  nach  Neros  Tod  verfaßt  sei. 
Vgl.  Bücheleb,  RhM.  27,  474.  FLeo,  Ausg.  1,  1.  EBährens  aO.  EMeisbb, 
histor.  Dramen  d.  Rom.,  Münch.  1887,  118.  Seneca  de  dementia  ist  darin 
für  die  Handlung  benützt.  Es  hat  nicht  den  Wortschwall  der  Tragödien 
des  Seneca,  und  beschränkt  sich  nicht  auf  drei  Schauspieler  wie  jene,  hat 
auch  in  Sprache  und  Versbau  manches  Abweichende.  FGCKlotzsch,  de 
Octavia  Senecae,  Wittenb.  1804.  Octavia  praetezta,  Curiatio  Materno 
vindicatam,  recogn.,  adnot.  FRitteb,  Bonn  1848.  FVateb  in  Jahns  Arch. 
19,  565.  GRichteb,  de  Sen.  tragg.  auctore  (1862)  p.  2.  Analyse  des  StückeB 
bei  AStahb,  Agrippina  (Berl.  1867)  S.  271.  EMeisbb  aO.  7.  Zur  Textkritik 
Büchelbe,  RhM.  27,  474.    EBähbenb,  miscell.  crit.  114. 


§  290  Seneca  (Tragödien).    §  291  Geschichtschreiber.  707 

8.  Der  Text  der  Tragödien  des  Seneca  ist  in  zwei  Recensionen 
überliefert.  Die  bessere  (E)  ist  vertreten  durch  die  Haupt  ha.  Laur.  37,  13 
(Etruscus)  s.  XI/XII,  dann  durch  die  im  Mailänder  Palimpest  des  Flautus 
(§  99,  9)  erhaltenen  Fragmente  ans  Med.  und  Oed.  (darüber  WStudemdnd 
in  Leos  Ausg.  2,  xm)  und  durch  die  Auszüge  aus  Troad.  Med.  Oed.  in 
Paris.  8071  (Thuaneus)  s.  IX/X;  s.  Peiper-Richter  p.  xxm,  Leos  Ausg.  2,  rz. 
—  Zu  der  schlechteren,  stark  verfälschten  Eecension  (A)  gehören  die 
übrigen  Hss.,  von  denen  keine  über  die  Mitte  des  14.  Jahrh.  zurückgeht. 
Eine  Mittelstellung  zwischen  E  und  A  nehmen  ein  Ambros.  D  276  inf.  und 
Vatic.  1769,  beide  s.  XIV,  welche  aus  einem  nach  A  durchcorrigierten 
E-Text  stammen.  In  der  Recension  E  fehlt  die  Octavia  (A.  7)  und  auch 
in  der  Reihenfolge  der  Stücke  weichen  E  und  A  von  einander  ab  (E:  Herc. 
[für.]  Troad.  Phoen.  Med.  Phaedr.  Oed.  Agam.  Thyest.  Herc.  [Oet].  — 
A:  Herc.  f.  Thyest.  Thebais  [«  Phoen.]  Hippolytus  [=  Phaedr.]  Oed.  Troad. 
Med.  Agam.  Octav.  Herc.  Oet.).  Auch  A  reicht  in  ziemlich  frühe  Zeit 
hinauf  (vielleicht  s.  IV?):  schon  Lactantius  (§  821,  10  und  oben  A.  2) 
citiert  nach  A ,  schon  in  dem  mailändischen  Palimpsest  finden  sich  Spuren 
desselben  Textes  u.  a.  m.  Usbneb,  RhM.  28,  391.  VgL  im  allg.  die  prae- 
fatio  der  Ausg.  v.  Pbipeb- Richte»  p.  xiv  und  Leos  Ausg.  B.  1.  Habbuckeb 
(A.  4)  p.  8.  —  Über  eine  mittelalterliche  (auf  der  schlechteren  Recension 
beruhende)  Sentenzensammlung  aus  Sen.  Trag.  s.  FLeo,  commentatt.  in  honor. 
FBuecheleri  usw.,  Bonn  1873,  29. 

9.  Ausgaben  zB.  von  MADelrio  (Antw.  1576  und  im  T.  II  des  Syn- 
tagma  tragg.  latt.,  Antw.  1594.  Par.  1620),  JLrpsrus  (Leid.  1588),  JGbütbb 
(Heidelb.  1604),  PScbivkbius  (Leid.  1621.  1651)  und  besonders  JFGbonovius 
(Leid.  1661.  AmBterd.  1682).  Sammelausgabe  von  JCSchbödeb  (Delft  1728  II). 
Spatere  von  FHBotbe  (Lps.  1819.  Halberst.  1822),  T.  Baden  (Lps.  1821  II), 
JPiebbot  (Par.  1829  111),  Sen.  Med.  et  Troad.  c.  adnot  Gronov.  ed.  AMatthiä, 
Lpz.  1828;  besonders:  rec.  RPbipeb  et  GRichteb,  Lps.  1867  (wozu  vgl. 
BSchmidt,  JJ.  97,  781.  855)  und  rec.  et  emend.  FLeo,  Berl.  1878.  79  II.  — 
Zur  Kritik  zB.  RBemtley  (JJ.  125,  481),  JHWithof  (praemetium  crucium 
crit.,  Leid.  1749),  AHenneberqeb  (ad  Sen.  Med.  et  Troad.,  Mein.  1862), 
RPeipeb  (obss.  in  Sen.  tragg.,  Bresl.  1868;  praef.  Buppl.  p.  38),  GRichteb 
(RhM.  18,  29;  symb.  phil.  Bonn.  567),  BSchmidt  (obss.  crit.  in  Sen.  tragg., 
Jena  1865;  RhM.  16,  589),  Madvio  (adv.  2,  111),  FLeo  (comment.  in  hon. 
Buecheleri,  1873  p.  29),  JJCobnelissen ,  Mnemos.  NS.  6,  176,  ThBibt,  RhM. 
34,  509,  HTEabsten,  spicil.  crit.,  Leid.  1881,  46.  —  Übersetzt  und  erläutert 
von  WASwoboda,  Prag  1828—80  III. 

291«  Die  Geschichtschreiber  dieser  Zeit  hatten  meist 
eine  rhetorische  Färbung  und  waren  zum  Teil  zugleich  Rhetoren 
oder  Redner.  So  unter  Claudius  Servilius  Nonianus,  welcher 
Stoffe  der  Gegenwart  und  letzten  Vergangenheit  behandelte,  und 
vielleicht  Cornelius  Bocchus,  der  außer  Chronologischem  auch 
über  Merkwürdigkeiten  in  Spanien  schrieb,  Domitius  Corbulo 
erzählte  seine  Erlebnisse  und  Beobachtungen  in  Asien,  C.  Sueto- 
nius  Paulinus  in  Mauretanien,  Ti.  Claudius  Balbillus  in  Ägypten, 

46* 


708         Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

L.  Antistius  Vetus  in  Germanien.  Ob  der  schon  von  Caligula 
getötete  Gaetulicus,  welcher  öfters  als  Dichter  genannt  wird, 
auch  Geschichtliches  schrieb  ist  nicht  sicher. 

1.  Subt.  Calig.  8  Cn.  Lentulus  Gaetulicus  Tiburi  gentium  scribit 
(von  Caligula).  .  .  Gaetulicum  refeüit  Plinius  quasi  mentüum  per  adula- 
tionem  etc.  Cos.  779/26  (Tac.  a.  4,  46  vgl.  42  u.  6,  30),  von  Caligula  ge- 
tötet J.  792/39  (nach  den  Arvalfasten;  vgl.  Hbnzen,  act.  Arv.  fragm.  p.  xlix, 
vgl.  Dio  69,  22.  Scbt.  Claud.  9).  Als  Liebesdichter  aufgeführt  von  Plin. 
ep.  5,  3,  5  (oben  §  31,  1)  vor  Seneoa  und  von  Mabttalis  praef.  (§  243,  2), 
vgl.  Apoll.  Sidon.  epp.  2,  10  (saepe  versum  .  .  complevit  .  .  Caesennia  cum 
Gaetülicö).  carm.  9,  256  {non  Gaetulicus  hie  tibi  legttur,  non  Marsus,  Pedo, 
Silius,  Tibullus).  Pbobüs  zu  georg.  1,  227  (p.  38,  12  E.)  cuius  rei  testis  est 
Gaetulicus,  cum  ait  de  Britannis:  fnon  aries  etc.'  (drei  Hexameter).  Und 
da  Gaetulicus  zehn  Jahre  lang  Statthalter  in  Germanien  war  (Dio  aO.  vgl. 
Suet.  Galb.  6),  so  vermutet  OJahn  (zu  Persius  p.  oxlh)  daß  derselbe  über- 
haupt kein  Geschichtswerk  verfaßt  habe,  sondern  ein  Gedicht  über  die  Züge 
gegen  die  Germanen  und  Britannen,  vielleicht  diejenigen  des  Germanien«. 
Über  die  neun  Epigramme  VutzovXUov  {TaizovXXCov)  in  der  griech.  An- 
thologie (6,  17.  6,  190.  831.  7,  71.  244.  246.  276.  864.  11,  409)  s.  FJacobs 
Anth.  gr.  13,  p.  896. 

2.  Plin.  NH.  28,  29  M.  Servilius  Nonianus,  prineeps  civitatis 
(wandte  gegen  lippitudo  ein  abergläubisches  Mittel  an).  37,  81  avus  Ser- 
vüii  Noniani,  quem  consulem  (J.  788/86,  Tac.  a.  6,  31)  vidimus.  Adoptiv- 
sohn des  Cos.  766/3  (PRE.  6,  1122,  78)?  t  812/69  n.  Chr.,  Tac.  a.  14,  19 
(oben  §  276,  6).  Quint.  10,  1,  102  Servilius  Nomanus,  .  .  qui  et  ipse  a 
nöbis  auditus  est,  clari  vir  ingenii  et  sententiis  creber,  sed  minus  pressus 
quam  historiae  auetoritas  postulat.  Dort  wird  er  auch  citiert,  desgleichen 
Chams.  GL.  1,  146,  29  (Büchblkb,  BhM.  42,  473).  Vgl.  Tac.  dial.  23  (elo- 
quentia  .  .  Servilii  Noniani).  Plin.  ep.  1,  13,  3  memoria  parentum  Clau- 
dium  Caesar em  ferunt,  cum  in  palatio  spatiaretur  audissetque  clamorem, 
causam  requisisse,  cumque  dictum  esset  recitare  Nonianum,  subitum  recitanti 
inopinatumque  venisse.    Verhältnis  zu  Persius  s.  §  802,  2. 

8.  Tac.  a.  16,  16  prodiderit  Corbulo  etc.  Dies  geschah  wohl  in  den 
Denkwürdigkeiten  welche  dieser  Cn.  Domitius  Corbulo  (Cos.  suff.  unter 
Caligula  J.  792/39,  t  durch  Nero  J.  820/67)  verfaßte.  Vgl.  Plin.  NH.  6,  83 
oritur  (Euphrates)  etc. ,  ut  prodidere  ex  iis  qui  proxime  viderant  Domitius 
Corbulo.  6,  23  anxia  perquisita  cura  rebus  nuper  in  eo  situ  gestis  a  Domitio 
Corbülone.  2,  180  Corbulo  dux  in  Armenia  .  .  prodidit.  Held,  de  Cn.  Dom. 
Corb.,  Schweidnitz  1862.  EEgli  in  MBüdingers  Unters,  z.  röm.  Kaisergesch. 
1  (1868),  336.  FWolffgramm,  Cn.  D.  Corb.,  Prenzlau  1874;  Phil.  44,  371. 
HPkter,  hist.  fragm.  304.     Bildnisse:  JJBbbnoulli,  röm.  Ikonogr.  1,  271. 

4.  Plin.  NH.  QVerz.  B.  6  (Geographisches)  ex  .  .  Suetonio  Paulino; 
vgl.  6,  14  Suetonius  Pauli nus,  quem  consulem  (bald  nach  796/42;  iterum 
819/66)  vidimus,  primus  Romanorum  dueum  (als  leg.  pro  pr.  in  Mauretanien 
796/42)  transgressm  quoque  Atlantem  prodidit  etc.     Vgl.  PRE.  6,  1476. 

6.  L.  (Antistius)  Vetus,  Cos.  808/66  n.  Chr.,  Befehlshaber  in  Ger- 
manien J.  68  (PBE.  I8,  1166),  wird  von  Plinius  NH.  QVerz.   B.  8—6  {ex 


§  291.  292  Geschichtschreiber:  Curtius  Rufus  u,  a.  709 

L.  Vetere)  als  Quelle  (wohl  für  Germanisches)  genannt.   S.  auch  EWölfflix, 
JB.   1874/76  1,  772. 

6.  Cornelius  Bocchus  wird  von  Plinius  NH.  QVerz.  B.  16.  33. 
34.  37  aufgeführt  und  16,  216.  37,  24.  97.  127  für  Nachrichten  aus  Spanien, 
vielleicht  aus  einem  Werke  de  admirandis  Hispaniae  (Mokmsbn).  Solinüs 
p.  27,  3  M.  (ut  Bocchus  auctor  est)  und  p.  38,  22  (Bocchus  autumat),  vgl. 
p.  37,  8,  erwähnt  ihn  für  chronologische  Angaben  die  sich  bei  Plinius 
selbst  nicht  finden;  daher  Mommsen,  Solin.  p.  xvn,  vermutet  daß  Solins 
Quelle  (vgl.  §  389,  4)  eine  Chronik  des  Bocchus  (aus  der  Zeit  des  Claudius) 
mitbenutzt  habe.  Vgl.  GFUngeb,  BhM.  35,  15.  EHübmbb,  Herrn.  1,  397 
halt  ihn  wohl  richtig  für  den  L.  Cornelius  C.  (L.?)  f.  Bocchus,  fiamen 
prov.,  trib.  mil.  (der  leg.  III  Aug.),  CIL.  2,  36;  vgl.  ephem.  ep.  1,  182, 
nr.  291.  —  HPbtkb  ,  bist.  rom.  fragm.  297.  —  Kiessling  p.  533  wollte  ihn 
mit  Broccus  quidam  non  malus  rhetor  bei  Sen.  contr.  2, 1, 23  vereinigen:  aber 
der  Name  Broccus  (Brocchus)  ist  nicht  selten,  CIL.  indd.  PRE.  V,  2496  und 
Scbibon.  Larg.  146  (Müonis  Brocchi).  —  Sen.  nat.  qu.  4,  2,  18  (Ti.  Claudius) 
Balbillus  (vgl.  CIG.  4699.  4730.  4957,  28)  virorutn  optitnus  profectusque 
in  omni  litterarum  genere  rarissimi  aucior  est  (eines  höchst  wundersamen 
Kampfes  zwischen  Delphinen  und  Krokodilen),  cum  ipse  praefectus  obtineret 
Aegyptum  (J.  808/56;  Tac.  anu.  13,  22.   Plih.  NH.  19,  3). 

7.  Plin.  NH.  36,  70  pinxit  (Parrhasius)  et  archigallum,  quam  picturam 
amavit  Tiberius  princeps  atque,  ut  auctor  est  Deculo  (etwa  in  einem  Leben 
des  Tiberius),  .  .  .  cubiculo  suo  inclusit.  Vgl.  Plin.  NH.  QVerz.  B.  10.  35 
ex  .  .  .  Deculone.  L Urlichs,  Chrestom.  Plin.  p.  351;  Quellenregister  des 
Plin.  13.  Des  Namens  wegen  vgl.  den  Cos.  678/81  M.  Tullius  Decula  (und 
CIL.  3,  4377  Deculus). 

292.  Gleichfalls  ein  Rhetor  war  Q.  Curtius  Rufus,  welcher 
unter  Claudius  zehn  Böcher  historiarum  Alexandri  Magni  schrieb, 
von  denen  aber  die  beiden  ersten  nicht  auf  uns  gekommen  sind. 
Der  glücklich  gewählte  Stoff  ist  in  engem  Anschluß  an  grie- 
chische Quellen  rhetorisch  behandelt.  Geschichtliche  Kritik  verrät 
das  Werk  sehr  wenig,  aber  desto  mehr  Vorliebe  für  Reden  und 
Sentenzen.  Der  Stil  des  Curtius  ist  vorzugsweise  dem  Livius 
nachgebildet,  zeigt  aber  auch  Ähnlichkeit  mit  dem  seines  Zeit- 
genossen Seneca:  kurze,  gegensätzlich  zugespitzte  Sätze,  wenig 
Partikeln,  rhetorische  Wortstellung  und  zahlreiche  Wendungen 
von  poetischem  Anstrich. 

1.  Sueton  hatte  einen  Q.  Curtius  Rufus  unter  den  rfaetores  nach 
M.  Porcina  Latro  und  vor  L.  Valerius  Primanus,  Verginius  Flavius  usw. 
abgehandelt;  s.  Reifferscheids  Ausg.  p.  99.  128.  Genau  denselben  Namen 
geben  die  Hss.  dem  Geschichtschreiber  Alezanders,  der  als  solcher  und 
dessen  Werk  im  Altertum  nie  citiert  wird.  Dazu  stimmt  der  Ansatz  unter 
Claudius  auf  Grund  von  Curt.  10,  9,  3— 6  quod  imperium  sub  uno  stare  po- 
tuisset,  dum  a  pluribus  sustinetur,  ruit.  proinde  iure  meritoque  populus  rom. 
saintem  se  principi  suo  debere  profitetur,  qui  noctis  quam  paene  supremam 


710        -Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

habuimus  novum  sidus  iriluxit.  (4)  huius,  hercule,  non  solis  ortus  lucem 
caliganti  (nach  Schdltebs  de  Sen.  qu.  nat.,  Bonn  1872,  These  11,  und 
OHirschfeld,  Herrn.  8,  472,  Anspielung  auf  den  Namen  Caligula)  reddidit 
mundo,  cum  sine  suo  capite  discordia  membra  trepidarent.  (6)  quot  ille  tum 
extinxit  faces,  quot  condidit  gladios!  quantam  tempestatem  subita  serenitate 
discmsit;  non  ergo  revirescit  solum  sed  etiam  floret  Imperium.  (6)  absit 
modo  invidia,  excipiet  huius  saeculi  tempora  eiusdem  domus  uiinam  perpetua, 
certe  diuturna,  posteritas.  (7)  ceterum,  ut  ad  ordinem  a  quo  me  contemplatio 
püblicae  felicitatis  averterat  redeam,  Perdicca  etc.  Denn  diese  Stelle  paßt 
(wie  uach  JLipsius  zu  Tac.  a.  11,  21  viele  mit  Recht  anerkannt  haben)  am 
besten  auf  die  Vorgänge  in  der  Nacht  vom  24 — 25.  Jan.  41,  als  Caligula 
ermordet  war,  seine  deutsche  Leibwache  in  der  Stadt  umher  wütete,  der 
Senat  an  die  Wiederherstellung  der  Republik  dachte,  bis  des  Claudius  Er- 
hebung auf  den  Thron  alles  wieder  in  das  alte  Geleise  zurückführte.  Mf  tzeixs 
Ausg.  1,  xlvii.  Teuffel,  Studien  u.  Charakt.  387.  ThWiedemann,  Phil.  30, 
241.  441.  31,  342.  661.  766  (welcher  sehr  wahrscheinlich  macht  daß  Curt. 
8,  10,  27  fll.  Quelle  für  Sen.  ep.  6,  7  [69],  12  war).  AEusskeb,  Phil.  32,  167. 
SDosson,  £tude  sur  Quinte  Curce,  sa  vie  et  son  oeuvre,  Par.  1887,  23. 
Spuren  der  Lesung  des  Curtius  bei  Lucan?  Vgl.  Curt.  4,  4,  7  mit  Luc. 
3,  564.  Curt.  9,  6,  6  mit  Luc.  6,  682.  Cübt.  7,  5,  12  mit  Luc.  9,  506. 
Anspielung  Quintilians  6,  1,  27  auf  Cdrt.  6,  6,  11?. 

2.  Von  den  anderen  Zeitbestimmungen  für  Curtius  können  ernsthaft 
in  Betracht  kommen  nur  die  daß  er  geschrieben  habe  unter  Augustus 
(AManutius,  AHirt,  d.  Leben  des  Curt.,  Berl.  1820,  CGZumpt,  RKlotz)  oder 
unter  Vespasian  (Rltgers,  Freinsheim,  PhButtmann,  d.  Leben  des  Curt., 
Berl.  1820,  GPinzger,  Seebodes  Arch.  1  [1824],  91.  FKritz,  Hall.  allg. 
Lit.-Z.  1844,  326.  733.  WBerger,  de  Curtii  aetate,  Heidelb.  1860.  GSchmid, 
JJ.  113,  704).  Indessen  die  Versetzung  unter  August  ist  unvereinbar  mit 
der  Sprache  des  Curtius,  welche  zwar  infolge  seines  engen  Anschlusses  an 
Livius  viele  Ähnlichkeit  mit  der  li vi ani sehen  hat,  aber  zugleich  in  ihrer 
gezierten,  poetisierenden  und  rhetorisierenden  Färbung  auf  das  silberne 
Zeitalter  hinweist.  Auch  ist  seine  politische  Voraussetzimg  die  Erbmonarchie. 
Ferner  spricht  er  wiederholt  (5,  7,  9.  6,  3,  12)  von  dem  Partherreiche  ohne 
doch,  wie  die  augustischen  Schriftsteller,  von  Erfolgen  Augusts  über  die 
Parther  etwas  zu  wissen.  Endlich  wäre  es  bei  dieser  Ansetzung  unmöglich 
jene  Hauptstelle  (10,  9,  3,  s.  A.  1)  vollständig  und  richtig  zu  deuten.  Bei 
der  Beziehung  auf  Vespasian  müßte  sie  von  den  Kämpfen  auf  dem  Capitol 
verstanden  werden,  ohne  daß  dann  aber  subita  zu  seinem  Rechte  käme. 
Auch  ist  für  diese  Ansetzung  minder  günstig  4,  4,  21  über  Tyrus:  nunc 
tandem  longa  pace  euneta  refovente  sub  tutela  romanae  mansuetudinis  ad~ 
quiescit  JCastelu,  l'eta  et  la  patria  di  Curzio  1,  Ascoli  1888,  setzt  ihn 
unter  Marc  Aurel,  Niebuhr,  kl.  Sehr.  1,  305,  und  Ranke,  Weltgesch.  3,  2,  83 
gar  unter  Septimius  Severus. 

3.  Die  sicheren  Ergebnisse  der  neuerlichen  Untersuchungen  über  die 
Quellen  des  Curtius  stehen  im  umgekehrten  Verhältnis  zu  der  großen 
darauf  verwendeten  Arbeit.  Quelle  des  Curtius  ist  besonders  Kleitarchos 
(vgl.  9,  5,  21.  9,  8,  15),  welchen  er  jedoch  durch  Vermittlung  eines  anderen 
(Timagenes?  vgl.  9,  6,  21)  genutzt  zu  haben  scheint.    JGDboysen,  Gesch. 


§  292  Geschichtschreiber:  Curtius  Rufus.  711 

Alex.  d.  Gr.  2*,  406.  AEussnkb,  Phil.  32,  161;  BlfbayrGW.  9,  339;  JB.  1&80 
2,  84.  Vgl.  ASchöwk,  anal,  philol.-hist.  1  (Lps.  1870),  60.  CRaun,  b.  §  258,  4. 
RPeteksdorff,  Diod.  Curt.  Aman,  quibus  ex  fontt.  expeditioues  Alexandr. 
hauser  int,  Königsb.  1870;  eine  neue  Hauptquelle  des  Curt.  Ruf.  (nämlich 
Pompeius  Trogus),  Hannov.  1884.  CFLaudikn,  d.  Quellen  z.  Gesch.  Alex. 
d.  Gr.  im  Diod.  Curt.  u.  Plut.,  Königsb.  1874.  JKaebst,  Beitr.  z.  Quellen- 
kritik des  C,  Tüb.  1878;  Forsch,  z.  Gesch.  Alex.  d.  Gr.,  Stuttg.  1887.  RKöhlkb, 
Quellenkritik  z.  Gesch.  Alex.  d.  Gr.  in  Diod.  Curt.  u.  Justin.,  Lpz.  1880. 
AFbankel,  d.  Quellen  der  Alexanderhistoriker,  Bresl.  1883.  Dosson,  e*tude  101. 
Auf  historische  Kritik  erhebt  Curtius  keinen  Anspruch;  s.  7,  8,  11  utcumque 
sunt  tradita  incorrupta  perferemus.  9,  1,  34  equidem  plura  transscribo  quam 
credo;  nam  nee  adfirmare  sustineo  de  quibus  dubito,  nee  subducere  quae 
aeeepi.  Schwacher  Versuch  dazu  9,  5,  21.  Alexanders  Feldzug  wird  als 
glänzendes  Abenteuer  betrachtet.  Zahlenangaben  u.  dgl.  treu  nach  dem 
griech.  Original;  wirkungsvolle  Gruppierung  der  Tatsachen.  Minder  loh- 
nende Partien  werden  rasch  abgetan,  ergiebige  mit  Behagen  ausgemalt. 
Die  Reden  sind  sorgfältig  ausgearbeitet,  aber  ohne  Individualisierung, 
Reichtum  an  Bildern  und  Sentenzen.  AChassanq,  histoire  du  roman  (Par. 
1862)  313.  AEussneb,  Phil.  32,  557.  Die  Schlachtbeschreibungen  verraten 
sehr  wenig  technische  Kenntnisse,  machen  daher  unwahrscheinlich  daß  der 
Verf.  der  Curtius  Rufus  sei  welcher  (unter  Claudius  oder  Nero?)  als  procos. 
Africae  starb,  Tac.  a.  11,  20  f.  Für  diesen  gut  Kaiserlichen  paßt  auch 
nicht  des  Historikers  verhältnismäßige  Freisinnigkeit  und  Öfters  (wie  8, 
10,  12)  derb  ausgesprochene  Aufklärung.  8,  5,  6  adulatio,  perpetuum  mälum 
regum,  quorum  opes  saepius  adsentatio  quam  hostis  evertit.  Gegen  super- 
stitio,  Magie  u.  dgl.  4,  3,  23.  4,  6,  12.  4,  7,  26.  29.  6,  4,  1.  7,  4,  8. 
7,  7,  8.  Sein  Bekenntnis  ist  der  herkömmliche  Schicksalsglaube  (inevitabile 
fatum  4,  6,  17). 

4.  Der  sprachliche  Stoff  trägt  bei  Curtius  bezüglich  des  Wortgebrauchs 
und  des  Satzbaus  —  mit  wenigen,  nicht  eben  wesentlichen  Ausnahmen  — 
noch  entschiedeu  den  Charakter  der  Classicität,  da  Livius  mit  Bewußtsein 
nachgeahmt  wird;  dabei  aber  macht  sich  zugleich  unwillkürlich  der  Ein- 
fluß des  Zeitgeschmacks  geltend  in  der  Manieriertheit  der  Darstellung. 
JMützbll,  de  translationum  ap.  Curt.  usu,  Berl.  1842.  Zur  Vergleichung 
mit  Quintilians  Sprache  s.  Bonnbll,  lex.  Quintil.  p.  lxv.  lxvih.  Über  die 
sprachlichen  Eigentümlichkeiten  welche  Curtius  wie  Tacitus  mit  Livius 
gemein  (und  aus  ihm  entnommen)  haben  s.  ThWiedemann,  Phil.  31,  342. 
551.  756.  Daher  auch  Ähnlichkeiten  mit  Sallust  (ebd.  756.  AEussner,  ebd. 
38,  549).  Überhaupt  s.  auch  Vogels  deutsche  AuBg.  I3,  p.  9.  EKbah, 
Beitr.  z.  Synt.  des  Curt.,  Insterb.  1886.  87  II.  ISteinhoef,  de  usu  nomi- 
num  urb.  insul.  terr.  Curtiano,  Freib.  1883.  W Adams,  de  ablat.  absol. 
ap.  C,  Marb.  1886.  FKüpfeb,  d.  Gebr.  des  Particip.  (praesentis)  bei  C, 
Cöslin  1877;  Gebr.  d.  Participia  auf  -urus  bei  C,  Cöslin  1887.  ThEger,  de 
infinitivo  Curtiano,  Gießen  1885.  JHEbnbsti,  Curtii  in  particulis  latinitas, 
Lps.  1719.  RGkündler,  d.  Gebr.  einzelner  Präpositionen  (pbopter  ob  apud 
ad)  bei  C,  Tarnowitz  1874.  WIonatius:  §  198,  12.  MCPSchmidt,  ZfGW.  86, 
Jahresber.  260;  39,  Jahresber.  219;  ac  und  atque  bei  C,  JJ.  137,  711.  — 
OEichbbt,  Wörterbuch  zu  Curt.,  Hannov.8  1880. 


7 12         -Die  Eaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

5.  Im  Mittelalter  finden  sich  Sparen  der  Benutzung  des  Curtias  seit 
Einhard  (f  840)  und  Lupus  von  Ferneres  (f  um  862).  Dossos,  Itude  360. 
Die  zahlreichen  Handschriften  (Verzeichnis  derselben  beiDossoN  aO.  315) 
zerfallen  in  zwei  Klassen:  die  eine,  ältere  (s.  IX— XI),  die  auf  eine  selbst 
schon  lückenhafte  und  fehlerreiche  Urhandschrift  zurückgeht,  ist  vertreten 
einerseits  durch  Paris.  6716  s.  IX /X  (nebst  einzelnen  Bruchstücken  in  Zürich 
(Rheinau),  Darmstadt,  Wien  und  Würzburg),  anderseits  durch  Vatic.  Regin. 
971  s.  XII,  Leid.  137,  Voss.  Q.  20,  Laur.  64,  85  und  Bern.  451;  EHbdickk, 
quaestt.  Curtian.  (Berl.  1862);  praef.  s.  Ausg.;  de  codd.  Curtii,  Bernb.  1870; 
auch  JJ.  109,  639;  nebst  AEdssnbb,  specimen  crit.  (Würzb.  1868)  p.  4;  d. 
Textkritik  d.  Curt.,  Verhandl.  der  Würzb.  Philol.  -  Vers.  (Lpz.  1869)  158. 
CFKinch  (Anm.  7),  Stanol,  WschrfklPhiL  1884,  1468.  Die  zweite  Klasse 
besteht  aus  der  Masse  der  jüngeren  (s.  XIV  f.)  durchcorrigierten  und  stark 
verfälschten  Handschriften,  welche  aber  ans  einem  von  der  ersten  Klasse 
unabhängigen  Archetypus  abstammen.  Außer  dem  Verlust  von  B.  1  u.  2 
sind  auch  sonst  Lücken  in  dem  überlieferten  Texte;  so  am  Schlüsse  von 
B.  5  und  Anfang  von  6,  sowie  10,  3  f.  MRino,  die  (zwei  wertlosen)  Curtius- 
hss.  des  ungar.  Nationalmus.,  Pest  1873.  OSchüssleb,  de  Curtii  codice 
oxoniensi  A  (den  Modius  für  seine  Ausgabe  benutzte  und  der,  obwohl  zu 
den  interpolierten  Hss.  gehörig,  doch  oft  die  Lesarten  des  Paris,  bestätigt), 
Ilfeld  1874.  ALinsmayeh,  de  Curt.  cod.  Monac.  15739  (s.  XV),  Münch.  1875. 
Bruchstücke  aus  B.  10  bei  Pdeudo-Kallisthenes,  s.  Jeep,  JJ.  71,  125.  Ober 
das  Fragment  aus  Einsiedeln  s.  AHuo,  Phil.  31,  334.  Vgl  AEussnbh,  ebd. 
32,  162  (Verbreitung  im  Mittelalter)  u.  165.  —  Über  Auszüge  aus  Curtius 
im  Vatic.  1869  s.  XII,  in  welchen  man  anfänglich  Trogusfragmente  sah 
(§  268,  6  E.)f  s.  AThomas,  rev.  crit.  1880  nr.  30  p.  76. 

6.  Ausgaben  zB.  von  DEbasmus  (1618),  HJunius  (Antw.  1546),  FModii  s 
(Colon.  1679),  JFreinshkim  (cum  comm.  et  suppl.,  Straßb.  1648.  1670), 
HSnakenburo  (Sammelau sg. ,  Delft  1724),  FSchmieder  (cum  comm.,  Gott.' 
1803),  JMützkll  (mit  krit.  u.  exeget.  Anm.,  Berl.  1841  II)  und  von  CGZumpt 
(ad  fidem  codd.  rec.  et  comm.instr.,  Braunschw.  1849,  und  schon  früher 
die  unvollendete,  Berl.  1826).  Neue  Recension  von  EHedicke,  Berl.  1867 
(mit  kurzem  krit.  Apparat).  Revision  von  Th Vogel,  Lps.  1881.  —  Schul- 
ausgaben von  JMutzell  (Berl.  1843),  CGZumpt  (Braunschw.  1849.  1864), 
ThVooel,  Lpz.8  1886.  JDosson,  Par.8  1887,  ECocchia,  Torino  1886, 
MCPScmoDT,  Prag  1886.  —  Übersetzungen  von  JFWaoner,  Lemgo  1864, 
AHChbistxan,  Stuttg.  1865,  und  JSirbelis,  Stuttg.  1865. 

7.  Zur  Textkritik:  VAcidalius,  anidmadvers. ,  Frankf.  1694.  HEFoss, 
ep.  crit.  ad  Mützell.,  Altenb.  1846;  quaestt.  Curt.,  Altenb.  1852.  AHuo  (in 
den  Beiträgen  z.  Krit.  lat.  Prosaiker,  Bas.  1864;  RhM.  20,  117;  quaestt 
Curt.  I,  Zur.  1870);  JB.  1873,  499.  UKöhleb,  RhM.  19,  184.  JJbbf,  JJ. 
91,  189.  107,  127.  109,  745.  125,  791.  EHedicke,  s.  A.  6.  EGbunaubb, 
Frauenfeld  1870.  ThVooel,  JJ.  101,  647.  AEussneb,  Phil.  32,  172.  543; 
8.  auch  A.  5.  Madvig,  adv.  2,  330.  JCornelisses  ,  Mnemos.  NS.  4,  68. 
CWagenkb,  JJ.  117,  817.  CFKinch,  quaestt.  Curt.  crit.,  Kopenhag.  1883. 
ECocchia,  studj  lat.,  Neap.  1883,  89.  KMeiseb,  Münch.  SBer.  1887  2,  1. 
FWalteb,  Studd.  z.  Tac.  u.  Curt.,  Münch.  1887. 


§  292  Curtius  Rufus.    §  293  Columella.  713 

293.  Der  Zeitgenosse  und  Landsmann  Senecas,  L.  Iunius 
Moderatus  Columella  aus  Gades,  ist  uns  bekannt  durch  seine 
zwölf  Bucher  De  re  rustica.  Sie  bilden  die  zweite  ausführlichere 
Bearbeitung  des  Gegenstandes  durch  den  Verfasser,  während 
von  der  kürzeren  ersten  ein  Buch  de  arboribus  miterhalten  ist. 
Columella  ist  für  seinen  Stoff  begeistert  und  beklagt  dessen 
Vernachlässigung  in  seiner  von  der  Natur  abgefallenen  Zeit.  Er 
hat  es  darum  auch  nicht  an  Fleiß  fehlen  lassen  und  seine  Auf- 
gabe gründlieh,  sorgfältig  und  in  gewählter,  ansprechender  Form 
behandelt.  So  ist  er  der  Klassiker  seines  Faches  geworden. 
Dem  zehnten  Buche,  vom  Gartenbau,  hat  er  sogar,  im  Anschlüsse 
an  den  von  ihm  verehrten  Virgil,  gebundene  Form  gegeben:  die 
wohlgebauten  Hexameter  stehen  freilich  an  künstlerischer  Ver- 
arbeitung des  Sachlichen  hinter  ihrem  Vorbild  weit  zurück. 

1.  Inschrift  aus  Tarent:  CIL.  9,  235  (—  Or.  5698)  L.  Iunio  L.  f.  Gal. 
Moderato  Columellue,  trib.  mtl.  leg.  VI  jerratae.  Wirklich  gehörte  die  Vater- 
stadt des  Columella,  Gades  (Col.  10,  185  mea  quam  generant  Tartessi  littore 
Gades,  vgl.  7,  2,  4),  zur  tribus  Galeria,  und  die  legio  VI  ferrata  stand  in 
Syrien  (PRE.  4,  883),  wo  Columella  sich  längere  Zeit  aufgehalten  hat 
(2,  10,  18  hoc  quidem  semen  in  Cüiciae  Syriaeque  regionibus  ipse  vidi  mtnse 
Iunio  Iulioque  conseri  et  per  autumnum  .  .  tollt).  CLGbotefend,  ZfAW. 
1836, 179.  Sein  patruus  war  M.  Columella,  doctissimus  et  diligentissimus  agricola 
(2,  16,  4),  vir  illuötribus  diseiplinis  eruditus  ac  diligentissimus  agricola 
Bacticae  provinciae  (5,  6,  lö) ,  acris  vir  ingenii  atque  illustris  agricola  im 
mnnieipium  Gaditanum  (7,  2,  4).  Vgl.  12,  21,  4.  12,  40,  2.  12,  43,  6.  Ein 
anderer  (etwa  mit  unserem  Colamella  gleichalter?)  Verwandter  war  höchst 
wahrscheinlich  der  Philosoph  Moderatus  ans  Gades,  welcher  nv&ayoQinccl 
6%olaC  schrieb  (Plut.  qu.  sympos.  8,  7,  1.  Stbph.  Byz.  s.  v.  rdSfiqoc. 
Porphyr,  y.  Plot.  48).  Büchelkr,  RhM.  37,  335.  Zeitgenosse  des  Seneca; 
3,  3,  8  Nomentana  regio  (vgl.  §  287,  2),  .  .  quam  possidet  Seneca,  vir  ex- 
ceüentis  ingenii  atque  doctrinae.  Also  vor  dem  Tode  des  Seneca  (J.  65) 
geschrieben.  EMeyer,  Gesch.  d.  Botan.  2,  69.  Columella  schloß  sein  Werk 
in  höherem  Lebensalter  ab  (B.  12  Schluß).  Jedesfalls  schrieb  Columella 
später  als  Celsus  und  Graecinus ,  die  er  beide  citiert  (s.  §  280,  1  n.  283,  4), 
und  früher  als  Plinius  der  ältere  (A.  6).  Vgl.  noch  Colum.  1,  praef.  15 
8icut  M.  Varro  iam  temporibus  avorum  conquestus  est.  1,  7,  3  ipse  nostra 
memoria  veterem  consularem  (des  J.  3  n.  Chr.)  virumque  opulentissimum 
L.  Volusium  (f  66  n.  Chr.)  asseverantem  audivi.  6,  1,  2  cum  M.  TrebeUius 
noster  a  me  requireret  (bei  Tac.  a.  6,  41?).  9,  16,  2  Gallioni  nostro  (f  65 
n.Chr.,  8.  §  268,  7  gE.).  P.  Silvinus,  welchem  das  Werk  gewidmet  ist, 
scheint  ein  Landsmann  and  Nachbar  des  Columella  gewesen  zu  sein;  3, 
3,  3  (in  nostris  Geretanis;  vgl.  CIL.  2,  986).  3,  9,  6  (a  me  .  .  ex  una 
vite  quam  in  Ceretano  tuo  possides  .  .  consummata).  Grundbesitz  des  Col. 
in  Italien:  3,  9,  2  cum  et  in  Ardeatino  agro,  quem  muUis  temporibus 
ipsi    ante   possedimus,    et   in   Carseolano  itemque  in  Albano.  .  .  vites  .  . 


714         Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

habuerimus.  Columella  hat  auch  sonst  überall  (zB.  3,  2,  30  in  hoc  ipsa 
Itdlia)  zunächst  italische  Verhältnisse  im  Auge. 

2.  Schriften.  11,  1,  31  in  iis  libris  quos  adver sus  astrologos  com- 
posueram.  2,  22,  6  docendi  curam  (über  die  lustrationes  ceteraque  sacrificia 
quae  pro  frugibus  sunt)  .  .  differo  in  cum  librum  quem  componere  in  animo 
est  cum  agricolattonis  totam  disciplinam  perscripsero.  Ob  diese  Absicht  aus- 
geführt wurde  ist  nicht  bekannt  Der  Schreibfehler  XVI  statt  XII  bei 
Cassiod.  div.  lect.  28  (s.  A.  4)  kann  jedesfalls  darauf  nicht  bezogen  werden. 
Colum.  2,  11,  1  (excepta  cytiso,  de  qua  dicemus  in  iis  libris  quos  de  gene- 
ribus  surculorum  conscripsimus)  deutet  auf  B.  3—5  (speziell  6,  12),  welche 
im  Florent.  (Medic.)  die  Überschrift  haben:  Surcülaris  I  II  III. 

3.  De  arboribus  handelt  sowohl  B.  3  (3,  1,  1  sequitur  arborum  cura  etc.) 
als  auch  ein  eigenes  so  betiteltes  Buch,  welches  sich  selbst  als  ein  zweites 
bezeichnet  (quoniam  de  cultu  agrorum  abunde  primo  volumine  praecepisse 
videmur,  non  intempestiva  erit  arborum  .  .  cura)  und  in  kürzerer  Fassung 
dasselbe  enthält  was  die  nunmehrigen  Bücher  3—5,  auch  dem  P.  Silvinus 
nicht  gewidmet  ist.  Daß  es  zu  den  zwölf  Büchern  nicht  gehört  erhellt 
überdies  aus  der  übereinstimmenden  und  geschlossenen  Zählung  in  diesen 
selbst;    so  8,  1,  1   (quae   .    .    exigebat  ratio  Septem    memoravimus    libris). 

10,  praef.  1  superioribus  novem  libris.  11,  1,  2  hoc  undecimum  praeceptum 
rusticationis  tradidi.  12,  13,  1  cui  septimo  libro  praecepta  dedimus  (=  7,  8). 
Die  ausführlichere  Bearbeitung  sollte  ohne  Zweifel  an  die  Stelle  der  früheren 
treten,  und  nur  der  Zufall  hat  uns  auch  von  dieser  jenen  Teil  erhalten. 
Sie  ist  wohl  der  singularis  liber  ad  Eprium  Marcellum  (Schneid ek  2,  1. 
p.  19  u.  2,  2  p.  673).     Vgl.   §  297,  3. 

4.  Die  zwölf  Bücher  sind  vollständig  und  in  der  von  dem  Verfasser 
selbst  gewählten  Ordnung  auf  uns  gekommen,  wie  aus  den  regelmäßigen 
praefationes  erhellt;  s.  A.  3  und  das  Schlußwort  12,  57,  6  (clausulam 
peracti  operis  mei).  Das  Werk  sollte  anfangs  nur  zehn  Bücher  haben,  welche 
den  etwa  vier  der  ersten  Ausgabe  (A.  3)  entsprachen,  und  sollte  durch 
das  zehnte  poetische  Buch  gekrönt  werden  (s.  B.  9  Schluß  und  B.  10  praef.). 
Aber  auf  persönliche  Veranlassungen  wurden  B.  11  und  12  noch  angereiht; 

11,  1,  2  quod  nunc  aggredior  .  .  primo  rei  rusticae  libro  (1,  8  f.)  videbar 
aliquatenus  executus;  .  .  tarnen  .  .  numerum  quem  iam  quasi  consummaveram 
voluminum  excessi  etc.  12,  1,  1  ut  institutum  ordinem  teneamus  quem  prior e 
volumine  (B.  11)  incohavimus.  Aber  auch  die  früheren  Bücher  scheinen  an 
P.  Silvinus  einzeln  gesandt  zu  sein,  da  die  Vorreden  zu  B.  2.  4  und  5  auf 
Bemerkungen  Bezug  nehmen  welche  über  das  Vorangehende  gemacht  worden 
seien.  Für  erschöpft  hält  der  Verfasser  seinen  Stoff  keineswegs;  5,  1,  1 
neque  infitior  aliqua  me  praeieriisse,  quamvis  inquirentem  sedulo  quae  nostri 
saeculi  cültores  quaeque  veteres  litterarum  monumentis  prodiderunt.  .  . 
(2)  nobis  satis  abundeque  est  tarn  diffusae  materiae  .  .  maximam  partem  tra- 
didisse.  12,  57,  6  nihil  dubitasse  me  paene  infinita  esse  quae  potuerint  huic 
inseri  materiae,  verum  ea  quae  maxime  videbantur  necessaria  memoriae  tra- 
denda  censuisse.  Aber  er  faßt  auch  seine  Aufgabe  im  weitesten  Sinne; 
1,  praef.  21  ego  cum  aut  magnitudinem  totius  rei  .  .  aut  partium  eius  .  . 
numerum  recenseo  vereor  ne  supremus  ante  me  dies  occupet  quam  Universum 


§  293  Columella.  715 

disciplinam  ruris  possim  cognoscere,  nam  qui  se  in  hac  scientia  perfectum 
volet  profiieri  sit  oportet  rerutn  naturae  sagacissimus  etc.  (32)  ille  quem  nos 
perfectum  esse  volumus  agricolam  .  .  muttum  tarnen  profecerit  si  usu  Tre- 
meUios  Sasemasque  et  Stohnes  (§  160,  3)  nostros  aequaverit.  (33)  .  .  illud 
procul  vero  est  .  .  facülimam  esse  nee  ullius  acuminis  rusticationem.  Echt 
römisch  ist  9,  2,  6  haec  et  his  simüia  magis  scrutantium  rerum  naturae 
UUebras  quam  rusticorum  est  inquirere.  btudiosis  quoque  lüterarum  gratiora 
sunt  ista  in  otio  legentibus  quam  negotiosis  agrieölis,  quoniam  neque  in  opere 
neque  in  re  famüiari  quidquam  iuvant.  Übrigens  zeigt  sich  Columella 
Überall  als  ein  gebildeter,  auch  philosophisch  angeregter  Mann,  der  seines 
Gegenstandes  mächtig  und  dafür  begeistert  ist  und  ihn  gestützt  auf  eigene 
reiche  Erfahrung  und  auf  umfassende  Kenntnis  der  literarischen  Vorgänger 
mit  Geschmack  zu  behandeln  weiß.  Veget.  de  mulomedic.  praef.  licet  Co- 
lumeüae  abundaverit  dicendi  facultas.  Cassiod.  divin.  leett.  28  (vgl.  §  54,  2) 
.  .  sed  Columella  XVI  (s.  A.  2)  libris  per  diversas  agriculturae  species  elo- 
quens  ac  faeundus  illabitur,  disertis  potius  quam  imperitis  aecommodus,  ut 
operis  eius  Studiosi  non  solum  communi  fruetu,  sed  etiam  gratissimis  epülis 
expleantur.  Isidob.  orig.  17,  1,  1,  s.  oben  §  54,  2.  Auch  für  die  ethischen 
Seiten  desselben  hat  er  ein  warmes  Gefühl.  Wiederholt  preist  er  die  ein- 
fachen Zustande  des  alten  Rom  und  beklagt  das  Umsichgreifen  der  Un- 
natur (1,  praef.  14.  10,  praef.  2.  12,  praef.  8).  An  dem  Herunterkommen 
des  Bodens  tragen  die  Menschen  selbst  die  Schuld  (2,  lx  7  non  fatigatione 
.  .  nee  senio,  sed  nostra  inertia  minus  benigne  nobis  arva  respondent).  —  Das. 
Werk  Golumellas  ist  gewandt  und  gut  geschrieben  und  erhebt  sich  weit 
über  den  Durchschnitt  technischer  Schriftstellerei.  FPbix,  Sprachliches  zu 
Columella,  Baden  i/östr.  1883.  Zur  Alliteration  bei  Colum.  GHelmkeich 
BlfdbayrGW.  18,  193. 

5.  Colum.  9,  16,  2  quae  reliqua  nobis  rusticarum  rerum  pars  super  est, 
de  cültu  hortorum,  P.  Silvine,  deineeps  ita  ut  et  tibi  et  Gallioni  nostro  com- 
placuerat  in  Carmen  conferemus.  %  10,  praef.  3  postulatio  tua  .  .  .  peroieit  ut 
poeticis  numeris  explerem  georgici  carminis  omissas  partes  (über  den  Garten- 
bau), quas  tarnen  et  ipse  Vergilius  signifieaverat  (georg.  4,  148)  posteris  post 
se  memorandas  relinquere.  neque  enim  dliter  istud  nobis  fuerat  audendum 
quam  ex  voluntate  vatis  maxime  venerandi.  (4)  cuius  quasi  numine  insti- 
gante  .  .  aggressi  sumus  tenuem  admodum  .  .  materiam.  10,  433  hactenus 
arvorum  eultus,  Silvine,  docebam,  siderei  vatis  referens  praeeepta  Moronis. 
WSchäoeter,  de  Columella  Vergilii  imitatore,  Jena  1882. 

6.  Columellas  Werk  wird  verhältnismäßig  Belten  citiert,  besonders  schon 
von  Plixius  NH. ,  der  ihn  unter  seinen  Quellen  zu  B.  8.  11.  14.  16.  17—19 
nennt  und  8,  153.  15,  66.  17,  51.  52.  17,  137.  17,  162.  18,  70  (in  tantum 
faUitur  Columella  qui  usw.).  18,  303.  19,  68  anführt.  Ausgeschrieben 
wurde  es  durch  Palladius  (§  410),  dessen  Arbeit  dem  rohen  Geschmacke 
der  späteren  Zeit  besser  zusagte. 

7.  Die  Handschriften  sind  alle  jung,  außer  der  besten,  dem  cod. 
Sangermanensis  s.  IX,  jetzt  in  Petersburg  (kais.  Bibl.  207);  vgl.  JCScbmitt, 
de  cod.  Sangerm.  Columellae  in  d.  Festschr.  f.  LUrlichs  (Würzb.  1880)  139. 
Ausgaben   in   den  Sammlungen  der   scriptores   rei  rusticae;    s.  §  54,  7. 


716         Uie  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

Sonderausgabe  von  JHRkss,  Fleußt».  1796.  Buch  X  auch  in  Wermsdorpb 
PLM.  6,  31.  —  OGüntheb,  de  coiraptelis  in  Colum.  codd.  im  genethl.  Got- 
ting.  1888  p.  12.  —  Übersetzt  von  MCCurtius,  Hamb.  1769.  —  Über  Colu- 
mella  vgl.  EHMkyer,  Gesch.  der  Botanik  2,  58.  VBabbbrbt,  de  Columellae 
vita  et  scriptis,  Nancy  1888. 

294.  Berühmte  Ärzte  unter  Claudius  waren  besonders 
Stertinius  und  Vettius  Valens.  Als  Schriftsteller  auf  diesem 
Gebiete  ist  uns  bekannt  auch  ein  Leibarzt  des  genannten  Kaisers, 
Scribonius  Largus,  welcher,  obwohl  nicht  frei  von  dem  Wahn- 
glauben seiner  Zeit,  doch  im  ganzen  verständig  und  um  die 
Wahrheit  redlich  bemüht  eine  Sammlung  der  von  ihm  erprobten 
Rezepte  (compositiones)  ums  J.  47  verfaßte,  welche  uns  er- 
halten ist. 

1.  Plin.  NH.  29,  7  multos  praetereo  medicos  celebenimosque  ex  his 
Cassio8,  CaJpetanos,  Arruntios,  Rubrios.  ducena  quinquagena  HS  annua  his 
mercedes  fuere  apud  principes.  Q.  Stertinius  imputavit  principibus  quod 
sestertiis  quingenis  annuis  contentus  esset,  sescena  enim  sibi  guaestu  urbis 
fuisse  enumeratis  domibus  ostendebat.  (8)  par  et  fratri  eius  merces  a  Claudio 
Caesar e  infusa  est.  .  .  exortus  deinde  est  Vettius  Valens,  adulteiio  Mes- 
salinae  Claudii  Caesaris  nobüitatus  paritergue  cloquentia.  adsectatores  et 
potentiam  nanctus  novam  instituit  sectam.  Vgl.  Tac.  a.  11,  31.  35  (Vettium 
Valentem  confessum  .  .  tradi  ad  supplicium  iubet,  J.  48  n.  Chr,).  Sen.  apocol. 
13,  4  (Vettius  Valens,  Fabius,  eq.  vom.,  quos  Narcissus  duci  iusserat).  Vgl. 
A.  2.  Er  war  ohne  Zweifel  aus  Ariniinum  gebürtig;  vgl.  PRE.  6,  2533,  24. 
Cael.  Aübel.  3,  1  Valens  physicus  libro  III  curationum.  Andere  Ärzte  der 
Zeit:  Crito,  Symmachus,  Alcon,  Dasius,  Heras  bei  Martial;  Archigenes, 
Heliodorus,  Themiso,  Philippus  bei  Juvenal. 

2.  Scribon.  Larg.  97  (compositio)  Tiberio  Caesari  per  libellum  scrip- 
tum .  .  data  et  bibliothecis  publicis  posita  venu  in  manus  nostras  etc.  vgl. 
120.  163  vidi  (herbam)  .  .  cum  Britanniam  peteremus  (J.  43)  cum  deo  nostro 
Caesare.  60  Messalina  dei  nostri  Caesaris  hoc  utitur  (f  48).  94  7wc  medi- 
camentum  Apulei  Celsi  fuit  praeceptoris  Valentis  (A.  1  Z.  6)  et  nostri,  et 
numquam  ulli  se  vivo  compositibnem  eius  dedit.  171  antidolus  Apulei  Celsi 
praeceptoris,  quam  .  .  mittebat  Centuripas,  unde  ortus  erat  (vgl.  EMeyeb, 
Gesch.  d.  Botanik  2,  21.  28).  Ob  auch  Scribonius  aus  Sicilien  geburtig 
war?  Bücheleb,  RhM.  87,  321.  176  aeeepimus  a  Tryphone  praeeeptore 
nostro  (BicHELER  aO.).  —  Der  Zuname  Designatianus  für  Scrib.  beruht  auf 
unrichtiger  Folgerung  (vgl.  §  446,  8). 

3.  Scrib.  Labg.  praef.  . .  Herophilus,  Gailuli  CaUiste  (vgl.  161  Gai  Iuli 
und  271  mi  Calliste),  fertur  dutisse  etc.  Die  Schrift  ist  also  an  den  hoch- 
mögenden  Freigelassenen  deB  Caligula  und  Claudius  gerichtet,  welcher  viel- 
leicht auch  das  Amt  a  studiis  (§  285,  3)  bekleidete  (Bücheleb,  RhM.  37, 328). 
Ober  ihn  zB.  Fbiedläkdeb,  S Gesch.  I6,  177.  Schiu.  22  .  .  a  me  compositiones 
quasdam  petiisti.  .  .  cupio  medius  fidius  .  .  tuae  in  me  .  .  benevolentiae 
respondere,  adiutus  omni  tempore  a  te,  praeeipue  vero  his  diebus.  .  .  tradendo 


§  294  Scribonius  Largus  u.  a.  Ärzte.  717 

scripta  mea  Ißtina  medicinalia  deo  nostro  Caesari.  quorum  potestatem  tibi 
feceram,  ut  ipse  prior  legeres  simpliciterque  iudicares  mihi  quid  scntires  .  . 
tu  .  .  dUigentiam  meam  sub  tanti  nominis  editione  (demnach  wurde  die 
Schrift  mit  Widmung  an  den  Kaiser  veröffentlicht)  non  verbis  sed  re  pro- 
basti  perieulumque  non  minus  tu  iudicii  quam  ego  stili  propter  nie  adisti 
quo  tempore  divinis  manibus  laudando  consecrasti.  .  .  (26)  ignosces  autem 
si  paucae  visae  tibi  fuerint  compositiones  et  non  ad  omnia  vitia  scriptae. 
sumus  enim,  ut  scis,  peregre  nee  sequitur  nos  nisi  necessarius  admodum 
numerus  libellorum  (vgl.  Catull.  68,  38.  Scribonius  war  also  wie  Callistus 
im  persönlichen  Dienst  des  Kaisers  und  begleitete  diesen  auch  außerhalb 
Roms)  .  .  initium  a  capite  faciemvs,  .  .  dantes  operam  ut  simplicia  primo 
ponamus.  .  .  deinde  medicamentorum  quibus  compositiones  constant  nomina 
et  pondera  vitiis  subiunximus.  38  neque  illud  dico  novas  omnes  et  non 
aliquibus  notas  me  in  hoc  libro  congesturum  compositiones,  verum  etiam  quos- 
dam  divulgatas.  271  (Epilog)  harum  compositionum  .  .  ipse  composui  plu- 
rimas,  et  ad  ea  quae  scripta  sunt  facientes  scio*  paucas,  sed  valde  paucas, 
ab  amicis.  .  .  illud  autem  te  meminisse  oportet,  mi  Calliste,  .  .  eadem  me- 
dicamenta  in  iisdem  titiis  interim  melius  deteriusve  respondere,  propter  cor- 
porum  varietatem  differentiamque  aetatum,  temporum  aut  locorum.  Anlage 
nach  den  Körperteilen,  s.  §  55,  4. 

4.  Zur  Charakteristik.  Scbib.  Laeq.  praef.  ego  certe  aliquotiens  magnum 
scientiae  consecutus  sum  titulum  ex  usu  prospere  datorum  medicamentorum 
.  .  medicis,  in  quibus  nisi  plenus  misericordiae  et  humanitatis  animus  est  .  . 
diu  et  hominibus  invisi  esse  debent.  .  .  quia  medicina  .  .  aequaliter  omnibus 
implcrantibus  auxilia  sua  suecursuram  se  pöllicetur.  .  .  nos  vero  ab  initio  .  . 
nihil  prius  totius  artis  pereeptione  .  .  iudicavimus,  quia  ex  hoc  omnia  com- 
moda  nos-  consecuturos  existimabamus,  non  medius  fidius  tarn  dueti  peeuniae 
aut  gloriae  cupiditate  quam  ipsius  artis  scientia.  .  .  pereipiebamus  in  dies 
ex  usu  profectus  eius  (der  Heilmittellehre) ,  quos  interdum  supra  fidem  atque 
opinionem  plurimorum  exhibebamus.  Scribonius  kennt  die  griechischen 
Meister  der  Heilkunde  (Hippokiates,  Herophilos,  Asklepiades;  s.  die  praef.) 
und  citiert  für  seine  Rezepte  als  Gewährsmänner  von  Ärzten  der  Gegen- 
wart und  der  letzten  Vergangenheit  sowohl  Griechen  (Ambrosios  in  Puteoli, 
Andron,  Aristos,  Dionysios,  Euelpistos,  Glykon,  Meges,  Philonides  in  Catina, 
Thrasea,  Tryphon,  Zopyros  in  Gortys)  als  Römer  (Antonius  Musa,  Apuleius 
Celans,  lulius  Bassus,  Marcianus,  Paccius  Antiochus,  Vettius  Valens). 
Manches  auch  aus  dem  Volksglauben;  vgl.  17  item  ex  iccinore  gladiatoris 
iugulati  partieülam  aliquam  novies  datam  consumant  (Epileptische),  quaeque 
eiusdem  generis  sunt  extra  medicinae  professionem  cadunt,  quamvis  profuisse 
quibusdam  visa  sunt.  122  hoc  medicamento  müliercula  quaedam  Romas 
ex  Africa  multos  remediavit.  postea  nos  .  .  compositionem  aeeepimus,  pretio 
dato  quod  desideraverat ,  et  aliquot  non  ignotos  sanavimus.  172  hoc  ego 
cum  quaererem  ab  hospite  meo,  legaio  inde  (von  Kreta)  misso,  nomine  Zopyro, 
Goriynense  medieo,  quid  esset  pro  magno  munere  aeeepi.  105  stomachi 
Vitium  quod  .  .  inrequiebili ,  ut  ita  dicam,  tt  inextinguibüi  siti  consistit, 
äxovov  Graeci  vocant.  Stehende  Wendung  facit  bene  (vgl.  tcoiblv  bei  Plat. 
Phaedr.  p.  117  B.).  Erhalten  sind  271  Rezepte;  doch  ist  der  Text  vielfach 
verderbt  und  lückenhaft.   Der  sprachliche  Ausdruck  ist  sachlich,  schmucklos 


718         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

und   scheut  sich   nicht   vor  Wendungen   der   Volkssprache.     GHelmbeich, 
praef.  p.  iv.  v. 

5.  Die  Handschrift  nach  welcher  JRüellius  den  Scribonius  heraus- 
gab ist  verschollen  und  andere  kennt  man  nicht.  Einigen  Ersatz  bietet 
Marcellus  Empiricus  (§  446,  1),  welcher  den  größten  Teil  des  Scribonius 
in  sein  Werk  herübernahm.  —  Ed.  princ.  von  JRuelliüs,  Par.  1628.  Da- 
nach Aldus  u.  Stephanus  (s.  §  55,  6),  JRhodids  (rec.  nott.  ill. ;  lexic.  Scribon. 
adi.),  Patav.  1655,  JMBernhold,  Straßb.  1786  und  bes.  GHelmreich,  Lps. 
1887.  —  Proben  aus  einem  Commentar  OSperlings  (hs.  in  Kopenhagen)  in 
drei  Progr.  von  CGKühn,  Lps.  1826  f.  —  Vgl.  Choulakt,  Handb.  der  med. 
Bücherk.*  180.  EMeyeb,  Gesch.  d.  Botan.  2,  26.  GHelmreich,  BlfdbayrGW. 
18,  386.  460  und  bes.  Böcheleb,  RhM.  37,  321. 

295.  Dem  Studium  der  klassischen  Schriftsteller  der  Ver- 
gangenheit, besonders  Ciceros  und  Virgils,  zugewandt  war  die 
schriftstellerische  Tätigkeit  des  Q.  Asconius  Pedianus  (ums 
J.  756/3 — 841/88  n.  Chr.).  Wir  besitzen  von  ihm  noch,  obwohl 
in  trümmerhafter  Gestalt,  geschichtliche  Erklärungen  zu  fünf  Beden 
Ciceros,  in  schlichter  und  reiner  Sprache  verfaßt,  ein  Werk  sorg- 
samen und  unermüdlichen  Fleißes,  ein  Muster  nüchterner,  ein- 
dringender, ehrlicher  Forschung  und  für  die  sachliche  Erklärung 
hochwichtig.  Mit  Unrecht  aber  tragen  seinen  Namen  die  gehalt- 
losen Scholien  zu  Ciceros  Vereinen. 

1.  Hibrok.  zu  Eus.  chron.  ad  a.  Abr.  2092  =  829/76  n.  Chr.  (Freher. 
zu  2091)  Q.  Asconius  Pedianus  scriptor  historicus  (er  war  von  Sukton  unter 
den  historid,  zwischen  Fenestella  und  dem  älteren  Plinius,  abgehandelt, 
Sueton.  p.  91  Rösch.)  clarus  habetur,  qui  LXXIII  aetatis  suae  anno  captus 
luminibus  XII  postea  annis  in  summo  omnium  Tumore  consenescit.  Die 
Ansetzung  in  diesem  J.  kann  nur  dem  Erblinden  gelten;  die  Blütezeit  des 
Asc.  muß  unter  Claudius  und  Nero  fallen.  Bei  Sdidas  y.  'AnUiog  Mdquog 
erscheint  'Ao*<oviog  üediccvog  schon  J.  781/28  n.  Chr.  in  der  Gesellschaft 
des  damaligen  Consuls  Q.  lunius  Blaesus  (PRE.  4,  6S0,  9);  vgl.  Ascon. 
p.  28  possidet  (das  Haus  des  Scaurus)  nunc  Largus  Caecina  (f  vor  Oct. 
810/67),  qui  cos.  fuit  cum  Claudio  (J.  796/42  n.  Chr.).  Ascon.  p.  68  inier 
quos  Tuditanus  (§  138,  1)  et  Pomponius  Atticus  (§  172,  1),  Livius  quoque 
noster:  daher  war  A.  wohl  gleichfalls  aus  Padua  gebürtig,  woselbst  auf 
Inschriften  andere  Asconii  gefunden  sind  (CIL.  6,  ind.  s.  v.).  Um  unseren 
A.  zu  ehren  mag  Sil.  Ital.  12,  212  einen  Jüngling  aus  Padua  Namens  Pe- 
dianus (vgl.  ebd.  219  seu  musas  placidas  doctaeque  süentia  vitae  maJlet  .  .  . 
non  üllum  dixere  parem)  in  sein  Gedicht  eingeführt  haben.  Auf  engere  Ver- 
bindung des  A.  mit  Livius  scheint  Qdint.  1,  7,  24  zu  deuten. 

2.  Schriften.  Liber  contra  obtrectatores  Vergilii  (s.  §  226,  3E.  §  228,  6), 
auf  gründlicher  Erforschung  des  Tatsächlichen  beruhend  (AKiessling,  coniectan. 
spec.  I,  Greifs w.  1883,  6):  daraus  alle  Bemerkungen  des  A.  über  Virgil, 
zB.  auch  Sery.  zu  Verg.  ecl.  4,  11  Asconius  Pedianus  a  Gallo  (Asinio, 
§  276,  3)  audisse  st  refert  usw.  —   Aoro  zu  Hör.  s.   1,  2,  41   quem  (den 


§  296  Asconius.  719 

Sallust)  Asconius  Peäianus  in  vita  eins  significat.  Ob  die  einzelstehende 
Notiz  glaubwürdig  ist?  —  Schrift  über  Langlebige?  Plin.  NH.  7,  159 
Sammullam  quoque  CX  annis  vixisse  auctor  est  Pedianus  Asconius.  Vgl. 
KiEssLDfo-ScHÖLL  aO.  p.  vni.  Aber  das  bei  Scid.  (Aelian.)  s.  v.  'AnUiog 
MaQxog  wahrscheinlich  aus  derselben  Schrift  Mitgeteilte  scheint  viel- 
mehr aus  einem  nach  Piatons  Vorbild  verfaßten  und  in  das  Consulat&jahr 
des  ßlaeeus  (A.  1  Z.  9)  verlegten  Symposion  des  Asconius  geschöpft  zu 
sein,  dessen  Teilnehmer  abwechselnd  inl  ts%vr]  7talcaoxQi%7}  sprachen  und 
dabei  von  Leuten  handelten  welche  durch  körperliche  Übungen  sich  über 
Erwarten  gesund  und  lange  am  Leben  erhielten.  Vgl.  §  220,  &  Z.  6. 
BHirzkl,  RhM.  43,  814.  —  Hauptwerk:  Commentar  zu  den  Reden 
Cicero s:  verfaßt  um  J.  808/55  (s.  A.  1  und  Kiesbl. -  Scholl  p.  z)  und  an 
seine  Söhne  gerichtet  (p.  38  vestra  aetas,  fUii,  facti;  vgl!  vos  p.  10.  13.  14. 
23  u.  sonst).  Er  beruht  auf  umfassenden  Studien  der  Schriften  Ciceros, 
derjenigen  Beiner  Zeitgenossen,  und  der  öffentlichen  Urkunden:  A.  benützte 
zB.  die  acta  (§  216,  1),  vgl.  p.  38  acta  etiam  totius  illius  temporis  persecutus 
sum  und  p.  17.  27.  41.  43.  Die  Grammatik  und  Rhetorik  laßt  er  beiseite 
und  widmet  sich  ganz  der  sachlichen  Erklärung.  Der  Commentar  erstreckte 
sich,  wie  aus  den  Verweisungen  bei  Asconius  hervorgeht,  auf  eine  große 
Anzahl  ciceronischer  Reden  (vielleicht  sogar  auf  alle),  und  zwar  folgten 
sich  die  einzelnen  in  chronologischer  Ordnung  (vgl.  §  178,  3).  Kiessltng- 
Schöll  p.  xiv.     Vgl.  noch  Gell.  16,  28,  4.     Qüint.  5,  10,  9. 

Auf  uns  gekommen  sind  —  aber  vielfach  lückenhaft  —  die  Commen- 
tare  zu  den  Reden  pro  Cornelio  de  maiestate,  in  toga  Candida,  in  Piso- 
nem,  pro  Scauro  und  pro  Milone  (besonders  wertvoll  ist  die  treffliche 
Einleitung  zur  letzteren).  Dieselben  fand  FPoggio  mit  seinen  Freunden 
Bartholomaeus  von  Montepulciano  und  Sozomenus  von  Pistoja  im  J.  1416 
zu  St.  Gallen  in  einer  bereits  stark  beschädigten  Hb.  (s.  IX?).  Von  den  drei 
Abschriften  welche  jene  nahmen  ist  erhalten  diejenige  des  Sozomenus 
(jetzt  in  Pistoja  nr.  37;  vgl.  AKiessling,  de  Asconii  cod.  Pistor.,  Greifsw. 
1873),  und  die  des  Bartholomaeus,  jetzt  in  Florenz  Laur.  54,  6.  Poggios 
(von  ihm  selbst  kritisch  überarbeitete)  Abschrift  scheint  verloren  (oder  ist 
sie  noch  in  Madrid  bibl.  reg.  X,  81  erhalten?  s.  Kiesslinq-Schöll  p.  zzxiv. 
irxvn),  doch  sind  davon  noch  zahlreiche  Kopien  vorhanden  (zB.  Leid.  222. 
Laur.  60,  4  u.  a.).  —  Ausgaben:  ed.  princ.  Ven.  1477.  Ed.  PManutius, 
Ven.  1547  u.  sonst.  FHotoman,  Lugd.  1651.  IGBaiter  in  Orellis  Cicero, 
s.  §  177,  6.  Erste  kritische  Ausgabe:  recensuerunt  AKikssling  et  RSchoell, 
BerL  1875  (nach  dieser  Ausgabe  ist  citiert).  —  Hauptschrift:  JNMadvig, 
de  Q.  Asc.  Ped.  et  aliorum  vett.  interprett.  in  Cic.  oratt.  commentariis, 
Kopenhag.  1828;  dazu  appendix  critica,  ebd.  1828.  Ferner  Sübinqar,  hist. 
cht.  schol.  lat.  1,  116.  Eibssl.- Schölls  praefatio.  CLichtenfkldt,  de  Q. 
•Abc.  Ped.  fontt.  ac  fide,  Bresl.  1888  (Bresl.  phil.  Abh.).  —  Kritisches: 
SIERau,  var.  lectt.  in  Cic.  oratt.  I,  Leid.  1834.  SHRinkes,  Mnemos.  10,  199. 
U,  181.     AEbbbhabd  in  FRichters  Ausg.  d.  Milon.,  Lps.8  1881,  112. 

3.  Durch  denselben  cod.  SGallensis  dem  wir  den  echten  Asconius 
verdanken  (A.  2),  bzw.  durch  dessen  Abschriften,  ist  uns  erhalten  ein 
ehemals  dem  Asconius  falschlich  beigelegter  Commentar  zu  den  Ver- 
lanen  (einschließlich   der   divinatio).    Derselbe    ist    ebenso    überwiegend 


^20         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

grammatisch  wie  der  echte  historisch,  bietet  sehr  wenig  was  nicht  auch 
aus  anderen  Quellen  bekannt  oder  selbstverständlich  wäre,  hat  eine  breite 
Daretellung  und  unklassische  Sprache  und  ist  nicht  wie  jener  an  eine  Mehr- 
heit gerichtet  (zB.  p.  119  Or.  primarum,  suhaudi  partium).  Hätte  der  Ver- 
fasser desselben  (etwa  aus  dem  fünften  Jahrh.  ?)  den  echten  Commentar  des 
Asconius  zu  diesen  Beden  auch  nur  vor  sich  gehabt,  so  müßte  er  ihn  ohne 
alles  Verständnis  für  das  Wichtige  ausgebeutet  und  in  seine  Sprechweise 
übersetzt  haben.  Vgl.  Madvio,  de  Abc  84.  GThilo  (zu  Serv.  1,  p.  xxxi) 
legt  diesen  Commentar  dem  Servius  (§  431,  1)  oder  dessen  Schule  bei. 
AGkssnhr,  Servius  u.  Ps.- Asconius,  Zur.  1889.  Er  ist  zuletzt  gedruckt  in 
Orellis  Cicero  5,  2,  97.  Neue  Vergleichungen  der  Abschriften  vom  SGal- 
lensis  in  Eiesslino  -  Schölls  Asconius  p.  86.  Textgeschichtlichea  und  Text- 
kritisches: ThStangl,  RhM.  39,  568. 

4.  Am  nächsten  an  Wert,  auch  in  der  Art  und  Weise  der  Erklärung, 
stehen  dem  Asconius  die  sog.  Scholia  Bobiensia,  nur  findet  sich  neben 
sorgsamer  sachlicher  (geschichtlicher,  juristischer,  literarischer)  Erklärung 
darin  bau 6g  auch  Berücksichtigung  des  Sprachlichen  und  Rhetorischen 
(ThStangl,  d.  Gronovscholiast  26.  HGau^jtz,  zu  den  Bob.  Cic.-Scholien, 
Dresd.  1884,  12).  Die  nächstliegende  Annahme,  daß  Asconius  von  dem 
Bchol.  Bob.  ausgebeutet  worden,  wird  durch  die  Vergleichung  der  —  freilich 
spärlichen  —  Reste  nicht  gesichert.  'Gaumitz  aO.  25.  Bei  der  Güte  und 
Haltung  dieser  Scholien,  bei  ihrer  verhältnismäßig  noch  reinen  Sprache 
(ThStangl,  RhM.  39,  431)  ist  auffällig  die  Notiz  p.  256,  9  Or.  secundum 
veterem  super 8titio>iem ,  welche  auf  einen  Christen  als  Verfasser  hinweist, 
also  frühestens  3.  bis  4.  Jahrh.  Dagegen  GRauschen,  ephem.  Tüll.  67. 
Die  Bobienser  Scholien  bildeten  eine  umfassende  einheitliche  Erklärung 
ciceronischer  Reden.  In  ihrer  jetzigen  trümmerhaften  Erhaltung  (nur  zu 
pArch.  sind  sie  vollständig  und  in  Clod.  et  Cur.  und  in  Vatin.  ziemlich 
vollständig)  erstrecken  sich  diese  Scholien  auf  Ciceros  Reden  pro  Flacco, 
cum  senatui  gratias  egit,  cum  populo  gratias  egit,  pro  Flancio,  Milone, 
Sestio,  in  Vatinium,  in  Clodium  et  Cnrionem,  de  aere  al.  Müonis,  de  rege 
alexandrino,  pro  Archia,  Sulla.  Reste  derselben  im  Gronovscholiast  (§  178,  4)  ? 
s.  St  an  gl  u.  Gaumitz  aO.  —  Aus  einem  cod.  palimps.  Bobiensia  s.  VI  (teils 
im  Vatican,  teils  'in  Mailand)  hrsgg.  von  AMai,  Mail.  1815  (==  Frankf.  1815) 
und  in  den  Auetores  class.  lat.  Vol.  II,  Rom  1828.  Ferner  cum  Maii  notis 
edid.  Cbameb  et  Heinrich,  Kiel  1816,  und  in  Obkllis  Cicero  5,  2,  228.  — 
Vgl.  Madviq,  de  Asc.  142.  Zur  Textkritik  (nach  neuer  Vergleichung  des 
Bob.)  LZieqlbb,  RhM.  27,  420;  Progr.  des  Max.-Gynm.  in  München  1873. 
ThStangl,  RhM.  39,  231.  428.  —  Von  jenen  scholia  Bobiensia  sind  zu  unter- 
scheiden die  ganz  dürftigen  und  späten  r scholia  minora  Bobiensia'  (aus 
Ambros.  C  29  inf.  s.  X)  zu  den  Reden  in  Cat.  IV,  pMarc,  Lig.,  Deiot.,  bei 
Mai  aO.  u.  Obelu  aO.  6,  2,  369.  Vgl.  Gaumitz  aO.  12.    Stanol,  RhM.  89,  566.  ' 

296,  Unter  Claudius  oder  Caligula  verfaßte  Pomponius 
Mela  aus  Tingentera  in  Spanien  seine  drei  Bücher  de  chorographia, 
für  uns  die  früheste  Beschreibung  der  alten  Welt.  Der  Abriß 
ist  aus  guten   Quellen  geschöpft,  wohlgeordnet  und  reichhaltig. 


§  296  Pomponius  Mela.  721 

Neben  dem  Geographischen  wird  auch  das  Sittengescliichtliche 
berücksichtigt.  Der  Stil  zeugt  von  rhetorischer  Bildung;  Wort- 
stellung, Sprachgebrauch  und  der  meist  abgerissene  Satzbau  ver- 
raten den  Zeitgenossen  des  Seneca. 

1.  Mela  2,  96  Carteia  .  .  atque  unde  nos  sumus  Tingeniera.  3,  49 
Britannia  qualis  sit  .  .  mox  cei-tiora  dicentur.  quippe  tamdiu  clausam  aperit 
ecce  principum  maximus,  nee  indomitarum  modo  ante  se,  verum  ignotarum 
quoque  gentium  trictor  propriarum  rerum  fidem  ut  hello  adfeetavit  ita  triumpho 
declaraturus  portat.  Dies  deutet  entweder  auf  des  Claudios  Triumph  über 
Britannien  (J.  44  n.  Chr.)  oder  auf  den  Caligulas  (J.  40).  Für  den  letzteren 
Ansatz  spricht  (ohne  ihn  indessen  als  sicher  zu  erweisen)  die  1,  25 — 30 
gegebene  (von  Claudius  im  J.  42  beseitigte)  Einteilung  Nordafrikas,  s. 
CFbick,  Phil.  33,  741.  Unmöglich  ist  es  jene  Stelle  von  Caesar  zu  verstehen 
und  den  Mela  bis  in  die  Zeit  des  Augustus  (nicht  lange  nach  J.  729/25) 
hinaufzurücken,  wie  es  GOehmichen,  plinian.  Stud.  (Münch.  1880)  32  ver- 
sucht. —  Mela  3,  90  Eudoxus  quidam  avorum  nostrorum  temporibus  cum 
Lathyrum  regem  (J.  117 — 81  v.  Chr.)  Älexandriae  profugeret 

2.  Von  Plinius  wird  Mela,  Pomponius  Mela  und  Mela  Pomponius  als 
Quelle  der  NH.  genannt  für  B.  3—6.  8.  12.  13.  21.  22.  Angeführt  wird  er 
von  Schol.  luv.  2,  160,  Serv.  Aen.  9,  31  und  Iordan.  de  reb.  get.  3,  16;  aus- 
gebeutet, aber  nicht  genannt,  von  Solinus.  Mela  selber  nennt  von  seinen 
Quellen  den  Cornelius  Nepos  (3,  45  Com.  N.  ut  recentior,  auetoritate  sie 
eertior;  vgl.  ebd.  90);  den  3,  90  genannten  Hanno  kannte  Mela  wohl  nur 
durch  Nepos ;  die  vermeintliche  Erwähnung  des  Hipparchos  3,  70  beruht 
auf  falscher  Lesart  (das  hs.  ipparchius  ist  *-»  id  parcius,  R Hansen,  JJ. 
117,  499).  Die  Zahl  der  von  ihm  aufgeführten  geographischen  Namen  be- 
trägt über  1500.  Über  die  Quellen  des  Mela:  EHansen,  JJ.  117,  495;  Progr. 
v.  Sondershausen  1879.  ESch weder,  Beitr.  z.  Erit.  der  Chorographie  des 
Aug.  II,  Kiel  1878;  die  Concordanz  der  Chorographien  des  Mela  und  Plin., 
Kiel  1879;  d.  gemeins.  Quelle  der  geogr.  Darstell,  des  Mela  u.  Plin.,  Phil. 
46,  276.  47,  636.  GOehmichen,  plin.  Studien  (Münch.  1880)  47.  Benutzung 
Melaa  in  Tac.  Germ.?  MManitids,  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.  22,  417.  — 
Mela  hat  der  Darstellung  Sorgfalt  gewidmet  und  streut  in  die  knappe  Auf- 
zählung (1,  1  opus  impeditum  et  faeundiae  minime  capax)  deB  Geographischen 
gern  rhetori  eieren  de  Ausführungen,  wie  über  den  specus  Corycius  1,  72, 
den  Berg  Ida  1,  94;  über  Ägypten  1,  57,  über  Britannien  3,  49.  Sein  Stil 
zeigt  häufig  Anklänge  an  Sallust,  FVogkl,  acta  semin.  phil.  Erlang.  1,  317. 
CFbick  vor  s.  Ausg.  p.  v.  Einiges  zur  Sprache:  KvMorawski,  Wien.  Studd. 
4,  166.  —  Nicht  ausgeführt  scheint  die  Absicht  den  Gegenstand  auch  ein- 
gehender zu  behandeln:  1,  2  dicam  autem  alias  plura  et  exaetius,  nunc  ut 
quaeque  sunt  clarissima  et  strictim. 

3.  Haupthandschrift:  Vatican.  4929  s.  X  (§  445,  2),  von  welcher  die 
übrigen  erhaltenen  (sämtlich  jung,  s.  XIV  fll.)  abstammen  (CBursian,  JJ. 
99,  631).  Subscriptio  des  Yaticanus:  Fl.  Rusticius  Helpidius  Domnulus 
v.  c  et  speetab.  com.  conswtor.  emendavi  Iiabennae,  vgl.  §  279,  9.  468,  1.  — 
Ausgaben  zB.  IsVoss,  Haag  1658,  Franeker  1700.  AGkonov,  Leid.  1696. 
1722  u.  sonst.   CHTzschuckb,  Lps.  1807  VII.  ad  libr.  in 88.  fid.  ed.  GParthky, 

TBorpsL-ScHWAB*,  Rom.  Llt.-Gesch.    ft.  Aufl.  46 


722         r>ie  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

Berl.  1867  (dazu  CBubsian,  JJ.  99,  629).  recogn.  CFrick,  Lps.  1880.  —  JFink, 
Pomp.  Mela  u.  s.  Chorographie,  Rosenh.  1881. 

297.  Die  bedeutendsten  Redner  in  dieser  Zeit  waren  solche 
die  sich  gewerbsmäßig  mit  politischen  Anklagen  befaßten ,  wie 
P.  Suillius,  Vibius  Crispus  aus  Vercellae  und  Eprius  Marcellns; 
ferner  Kunstredner  Iulius  Africanus  und  der  Sachwalter  Galerius 
Trachalus  (Cos.  J.  68).  Andere  betätigten  ihre  Beredsamkeit 
vorzugsweise  im  Senat,  wie  die  Stoiker  Paetus  Thrasea  und 
Helvidius  Priscus.  Auch  eine  Anzahl  von  Lehrern  der  Rede- 
kunst kennen  wir  aus  dieser  Zeit,  wie  Verginius  Flavus,  Clodius 
QuirinaliS;  Antonius  Liberalis  u.  a. 

1.  Tac.  a.  13,  42  P.  Suillius,  imperitante  Claudio  terribilis  (als  An- 
klager) ac  venalis.  .  .  eius  oppritnendi  gratia  repetitum  credebatur  SC. 
pocnaque  Cinciae  legis  adversum  eos  qui  pretio  causas  oravissent.  Suillius 
.  .  praeter  feroeiam  animi  extrema  senecta  liber  etc.  ebd.  43  werden  u.  a. 
equitum  rom.  agtnina  damnata  ihm  schuld  gegeben.  Er  wurde  auf  die 
balearischen  InBein  verbannt,  J.  58.  Vermählt  war  er  mit  Ovids  Stieftochter, 
ex  Pont.  4,  8  (vom  J.  15  n.  Chr.).    PRE.  6,  1486,  1. 

2.  Tac.  dial.  8  ausim  contendere  Marcellum  Eprium  .  .  et  Crispum 
Vibium  .  .  notos  non  minus  esse  in  extremis  partibus  terrarum  quam 
Capuae  aut  Vercellis,  ubi  nati  dicuntur;  da  Eprius  aus  Capua  war,  s.  unten 
A.  3,  so  war  Crispus  aus  Vereelli;  vgl.  Schol.  luv.  4,  81  Crispus,  tnuni- 
ceps  ViseUiensis ;  dagegen  Schol.  des  Valla  ebd.  (unter  Verwechslung  mit 
Passienus  Crispus,  §  268,  6?)  V.  Cr.  Placentinus;  HSauppb,  Phil.  19,  261. 
Tac  aO.  weiterhin:  hoc  Ulis  praestat  .  .  ipsa  ehquentia.  .  .  sine  commen- 
datione  natalium,  .  .  .  neuter  moribus  egregius,  alter  kabitu  quoque  corporis 
contemptus,  per  tnultos  iam  annos  potentissimi  sunt  civitatis  ac  donec  libuit 
principes  fori,  nunc  principes  in  Caesans  (des  Vespasian)  amicitia  agunt 
geruntque  cuncta.  hist.  2,  10  Vibius  Crispus,  pecunia,  potentia,  ingenio 
inter  claros  magis  quam  inter  bonos.  .  .  Crispum  easdem  accusationes  cum 
praemio  excrcuisse  meminerant  luv.  4,  81  venu  et  Crispi  iucunda  senectus, 
cuius  erant  mores  qudlis  facundia,  mite  ingenium.  .  .  sie  multas  hiemes  atque 
octogesima  vidit  solstitia,  his  armis  illa  (des  Domitian)  quoque  tutus  in  aula. 
Statius  bei  6 Valla  zu  luv.  4,  94  Nestorei  mitis  prudentia  Crispi.  Er  lebte 
also  etwa  J.  10—90  n.  Chr.,  und  es  kann  daher  richtig  sein  die  Angabe 
des  Schol.  Vall.  zu  luv.  aO. :  et  manu  promptus  et  lingua  süb  Claudio  et 
consulatum  adeptus.  Vgl.  Plin.  NH.  19,  prooem.  4  C.  Flavio  legato  Vibi 
Crispi  procos.  (von  Africa).  Die  Jahre  seiner  (drei?  Statius  aO.)  Consulate 
sind  aber  nicht  bekannt.  Vgl.  Borohesi,  oeuvres  4,  529.  Büchelkb,  BhM. 
39,  283.  Zechgenosse  des  Vitellius  (Suid.  v.  Bizilhos).  Qüint.  6,  13,  48 
quod  factum  venuste  nostris  temporibus  elusit  Vibius  Crispus,  vir  ingenii 
iueundi  et  elegantis.  10,  1,  119  erant  clara  et  nuper  ingenia.  nam  et 
Trachalus  (A.  6)  .  .  fuit  .  .  et  Vibius  Crispus  compositum  et  iueundus  et 
dclcctationi  natus,  privatis  tarnen  cau9is  quam  publids  melior.     12,  10,  11 


§  297  Vibius  Crispus  u.  a.  Redner.  723 

(iuöundüatem  Crispt).    8,  6,  17  (pro  Spatale  Crispus,  vgl.  ebd.  19  Trachalus 
contra  Spatdien). 

3.  Inschrift  aus  Capua  IRN.  3601  (Ob.  6425  Wilm.  1143)  T.  Clodio 
M.  f.  Fol.  Eprio  Marcello  cos.  II  (J.  827/74;  1  814/61),  auguri,  curioni 
maximo,  sodali  augustali,  pr(aetori)  per(egr.,  im  J.  48),  procos.  Asiae  III 
(J.  71 — 74  Frühling)  provincia  Cypros;  vgl.  BBorghesi,  oeuvres  3,  286. 
4,  636.  GWilmanns  aO.  Geboren  zu  Capua  in  niedrigen  Verhältnissen  (s.  A.  2), 
Ankläger  unter  Nero  (Tac.  a.  16,  22  Marc.  Epr.  acri  cloquentia.  ebd.  29 
cum  Marcellus,  ut  erat  torvus  ac  minax,  voce,  voltu,  oculis  ardesceref),  zB. 
des  Thrasea,  und  als  solcher  später  wiederholt  von  Helvidius  Priscus  be- 
langt (Tac.  dial.  6  quid  aliud  infestis  patribus  nuper  Eprius  Marcettus  quam 
suam  eloquentiam  opposuit?  qua  ac  einet  us  et  minax  disertam  quidem  sed 
inexercitatam  et  eiusmodi  certaminum  rudern  Helvidi  sapientiam  elusit;  vgl. 
§  299,  10),  aber  noch  unter  Vespasian  einflußreich  (s.  A.  2),  jedoch  J.  79 
der  Verschwörung  gegen  ihn  überwiesen  und  zum  Tode  genötigt.  Vgl. 
PRE.  3,  207.  Tac.  hist.  4,  7  esse  Uli  (dem  E.  M.)  peeuniam  et  eloquentiam, 
quis  multos  anteiret,  ni  memoria  flagitiorum  urgeretur.  Verteidigung  des 
E.  M.  ebd.  8.    Vgl.  noch  §  293,  3  E. 

4.  Qüint.  10,  1,  118  eorum  quos  viderim  Domitius  Afer  (t  J.  59,  s. 
§  276,  6)  et  Iulius  Africanus  longe  praestahtissimi.  .  .  hie  concitatior 
(als  Afer),  sed  in  cura  verborum  nimius  et  compositione  nonnumquam  longior 
et  translationibus  parum  modicus.  Vgl.  ebd.  12,  10,  11  (§  45,  2).  Tac.  dial.  15. 
Plin.  ep.  7,  6,  11.  Quint.  8,  6,  15  (inslgniter  Africanus  apud  Neroncm  de 
morte  matris,  J.  69).  Sein  Vater  war  wohl  der  im  J.  32  verurteilte  Iulius 
Africanus  e  Santonis,  gallica  civitate  (Tac.  a.  6,  7).  •  Vgl.  §  316,  4. 

6.  Quint.  10,  3,  13  patruus  Iulii  Secundi  fuit  Iulius  Florus,  in 
eloquenlia  Galliarum  (quoniam  ibi  demum  exereuit  eam)  prineeps,  alioqui 
inter  paueos  disertus. 

6.  Tac.  hist.  1,  90  in  rebus  urbanis  Galerii  Trachali  (Cos.  mit 
Silius  Italicus  821/68;  Procos.  in  Afrika,  CIL.  5,  5812)  ingenio  Othonem  uti 
credebatur.  et  tränt  qui  genus  ipsum  orandi  noscerent  crebro  fori  usu  celebre 
et  ad  impUndas  populi  aures  latum  et  sonans.  Quint.  10,  1,  119  erant  clara 
et  nuper  ingenia.  nam  et  Tracluüus  plerumque  sublimis  et  saus  apertus  fuit 
et  quem  veUe  optima  crederes,  auditus  tarnen  maior;  nam  et  vocis  quantam 
in  nuUo  cognovi  felicitas  et  pronuntiatio  vel  scenis  suffectura  et  decor,  omnia 
denique  ei  quae  sunt  extra  superfuerunt.  Letzteres  näher  ausgeführt  12, 
5»  6»  vgl-  12»  10,  J1  (sonum  Trachali).  Veröffentlicht  war  jedes  falls  seine 
Rede  contra  Spatalem  (s.  A.  2  E.).     Vgl.  noch  Quint.  6,  3,  78. 

7.  A.  Pabriciu8  Veiento  (praetorius,  Dio  61,  6)  wurde  im  J.  62  an- 
geklagt quod  multa  et  probrosa  in  patres  et  sacerdotes  composuisset  iis  libris 
quibus  nomen  codicillorum  dederat  (Tac.  a.  14,  60).  Also  wohl  eine  Satire 
in  Prosa  in  der  Form  eines  Testaments  (vgl.  §  28,  3).  convictum  Veien- 
tonem  Italia  depulit  (Nero)  et  libros  exuri  iussit,  conquisüos  lectitatosque 
dorne  cum  periculo  parabantur  (Tag.  aO.).  Unter  Domitian  finden  wir  ihn 
als  den  niedrigen  Schmeichler  des  Herrschers  und  als  Angeber  bei  luv. 
3,  185.  4,  113.  123.  6,  113.  Er  erlebte  noch  den  Nerva  (Plin.  ep.  4,  22,  4; 
vgl.  9,  13,  13).     Dreimal   Gonsul  in  unbekannten  Jahren:  Büchbler,  UhM. 

40* 


724         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

39,  283.  Inschrift  dieses  Yeiento  in  Rheinhessen  gefunden:  Krllkr  und 
Mommsen,  westdeutsche  Zeitschr.  3,  92;  Gießener  Philo!. -Vers.  1895,  209. 

8.  L.  Yalerius  Primanus  wird  von  Sueton  (p.  99  Rffsch.)  nach  Q.  Gurtins 
Ruf us  und  vor  Verginius  Flavus  unter  den  clari  rhetores  aufgeführt. 

9r  Tac.  a.  15,  71  Verginium  Fla v um  .  .  claritudo  nominis  expulit 
(.).  65);  nam  Verginius  studio,  iuvenum  eloquentia  .  .  fovebat.  Unter  letzteren 
war  auch  der  junge  Persius  Flaccus  (vita  Pers.).  In  dem  suetonischeu 
Verzeichnis  von  rhetores  (Sueton.  p.  99  Rffsch.)  ist  er  der  zehnte.  Quint. 
3,  1,  21  scripsit  de  eadem  materia  (Rhetorik)  .  .  aetatis  nostrae  Verginius. 
7,  4,  40  Flavum,  cuius  apud  me  summa  est  auctoritas,  cum  artem  scholae 
tantum  componeret  etc.  Er  schloß  eich  dabei  an  griechische  Vorgänger  an  ; 
s.  ebd.  7,  4,  24.    Erwähnungen  desselben  ebd.  3,  6,  45.  4,  1,  23.   11,  3,  126. 

10.  Hnutox.  zu  Eus.  chron.  a.  Abr.  2063  =  47  n.  Chr.  aus  Sueton 
(vgl.  p.  99  Rffsch.):  P.  Clodius  Quirinalis  rhetor  Arelatensis  Romas  in- 
signissime  docet.  —  Ders.  ad  a.  2064  —  48:  M.  Antonius  Liberalis,  latinus 
rhetor,  gravissimas  inimicitias  cum  Palaemone  (§  282,  3)  exercet.  Dagegen 
Liberalis  noster  aus  Lugdunum  bei  Sen.  ep.  91,  1.  3.  13  scheint  Aebutius 
Liberalis  (§  289,  4  gE.)  zu  sein.  —  Ders.  ad  a.  2073  «=  57 :  Statius  Ursulus 
Tölosensis  celeberrime  in  Gallia  rhetoricam  docet. 

11.  Vita  Lucani:  matrem  habuit  Aciliam,  Acilii  Lucani  filiam,  oratoris 
(Sachwalter)  operae  apud  proconsules  (in  Spanien)  frequentis  et  apud  claris- 
simos  viros  non  nullius  ingcnii.  adeo  non  improbandus  fuü  ut  in  scriptis 
aliquibus  hodiegue  perduret  eius  memoria. 

12.  Ober  Passienus  Grispus  'den  jüngeren  s.  §  268,  5 :  über  Iuniua 
Gallio  §  268,  7;  über  Paetus  Thrasea  und  Helvidius  Priscus  §  299,  7  u.  11; 
über  Cluvius  Rufus  §  314,  2;  über  Guriatius  Materaus  §  318,  1;  über  Silius 
ItalicuB  §  320,  1 ;  über  den  Vater  des  Statius  §  318,  3.  —  Über  die  rheto- 
rischen Schriften  des  L.  Annaeus  Gornutus  §  299,  2. 

298.  Namhaftere  Juristen  dieser  Zeit  sind  Proculus,  nach 
welchem  die  Proculianer  ihren  Namen  hatten,  sowie  der  jüngere 
Nerva,  der  Vater  des  nachmaligen  Kaisers  Nerva,  nnd  besonders 
C.  Cassius  Longinus  (Cos.  30  n.Chr.)  unter  den  Sabinianern, 
welche  seit  ihm  auch  Cassianer  hießen.  Ein  jüngerer  Zeitgenosse 
und  Schüler  des  Proculus  ist  Atilicinus,  und  auch  Fufidius  scheint 
dieser  Zeit  anzugehören. 

1.  Pompon.  dig.  1,  2,  2,  62  Nervae  (§  281,  2)  successit  Proculus.  fuü 
eodem  tempore  et  Nerva  filius  (A.  2).  .  .  sed  Procüli  auctoritas  maior  fuit. 
nam  etiam  plurimum  potuit,  appeüatique  sunt  partim  Cassiani  (Vgl.  A.  3) 
partim  Proculiani.  dig.  37,  14,  17  (Rescript  der  Divi  fratres):  Proculum, 
sane  non  levem  iuris  auctorem.  Vgl.  18,  1,  1,  1  (Sabinus  et  Cassius,  .  . 
Nerva  et  Proculus.  .  .  verior  Neroae  et  froculi  sententia).  Voller  Name 
Sempronius  Proculus??  vgl.  dig.  31,  47  f.  und  zdSt.  Mommsbn.  Rüdorff, 
ZfRGesch.  12,  336.  Eine  seiner  juristischen  Schriften  hatte  Briefform  (An- 
fragen und  Antworten):  epistölarum  libri,  mindestens  11  Bücher;  dig.  19, 
5,  12  und  23,  4,  17  Proculus  libro   XI  (pistolarum;  vgl.  Aj  4  u.  dig.  18, 


§  298  Juristen.  725 

J,  69.  Außerdem  Proculus  libro  III  ex  posterioribus  Labeonis  (ebd.  33, 
6,  16),  wohl  dasselbe  Werk  wie  die  Notae  zu  Labeo  (ebd.  3,  5,  10,  1  und 
36,  1,  69  apud  Labeonem  Proculus  notat;  vgl.  ebd.  17,  2,  66,  5).  Im  ganzen 
sind  von  Proculud  37  Excerpte  in  die  Digesten  aufgenommen  (bei  Hommel, 
Palingenesia  2,  889.    Lenel,  Palingen.  2,  169). 

2.  Pompon.  aO.  (A.  1)  62  fuit  eodem  tempore  et  Nerva  filius  (der 
Vater  §  281,  2).  fuit  et  alius  Longinus  (als  der  A.  3  genannte)  ex  equestri 
quidem  ordine,  gui  postea  ad  pratturam  usque  pervenit.  dig.  8,  1,  1,  3  qua 
aetate  (pueritia,  bis  zum  17.  Jahre  gerechnet)  aut  paulo  tnaiore  fertur  Nerva 
filius  et  publice  de  iure  respomitasse.  41,  2,  47  idque  Nerva  filius  Ubris  de 
usucapionibus  retulit.  Er  war  Proculianer.  Er  ist  der  Cönsul  von  793/40 
und   der   Vater  des  gleichnamigen  Kaisers. 

3.  Pompon.  aO.  (A.  1)  61  huic  (dem  Masurius,  §  281,  1)  successit  Gaius 
Cassius  Longinus,  natus  ex  fUia  Tuberonis  (§  208,  1),  quae  fuit  neptis 
Sercii  Sulpicii  (§  174,  2),  et  ideo  proavutn  suum  Servium  Sulpicium  appeUat. 
hie  consul  fuit  cum  Quartino  (vielmehr  Surdino,  J.  788/30)  temporibus  Tiberii, 
sed  plurimum  in  civitate  auetoritatis  habuit,  eousque  donec  eum  Caesar 
(Nero,  J.  66,  Suet.  Ner.  87  Cassio  Longino  iuris  consulto  ac  luminibus 
orbato  etc.  vgl.  Tag.  a.  16,  7.  9)  civitate  pelleret.  expulsus  ab  eo  in  Sar- 
diniam,  revocatus  a  Vespasiano  diem  suum  obiit.  Vgl.  Tag.  a.  12,  11  (J.  49) 
Gaio  Cassio,  gui  Suriae  praeerat.  12  ea  tempestate  Cassius  ceteros  prae- 
minebat  peritia  legum,  13,  41.  48.  14,  48  f.  Gromat.  vet.  p.  124,  14  Lm. 
(vgl.  ebd.  399,  23.  17,  9.  403,  29)  Cassius  Longinus,  prudentissimus  vir,  iuris 
auetor.  Plin.  ep.  7,  24,  8  domus  C.  Cassi,  huius  gui  Cassianae  scholae  prin- 
ceps  et  parens  fuit  (vgl.  A.  1).  dig.  4,  8,  19,  2  Cassius  sententiam  magistri 
sui  (des  Sabinus,  vgl.  auch  Arbiah.  Epict.  4,  3)  bene  excusat.  Auch  er  ver- 
faßte ein  großes  Werk  über  das  ius  civile  (dig.  7,  1,  7,  3.  7,  1,  9,  6.  7,  1, 
70,  2  C.  Cassius  .  .  libro  oetavo  iuris  civilis;  vgl.  ebd.  36,  1,  64  in  com- 
mentariis  Gaii,  und  46,  3,  78  in  libris  Gaii),  welches  sein  Schüler  Aristo 
erläuterte,  und  Iavolenus  Priscus  auszog,  Lbnbl,  palingen.  1,  277;  außer. 
dem  Anmerkungen  zu  Vitellius  (dig.  83,  7,  12,  27  Cassius  apud  ViteÜium 
notat).  Vgl.  MVoiot,  Abh.  d.  s&chs.  Ges.  d.  Wiss.  7,  344.  PKbüokb,  Quellen 
u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  164. 

4.  Dig.  23,  4,  17  Proculus  (A.  1)  libro  XI  epistolarum:  Ätilicinus 
Proculo  suo  salutem.  Folgt  eine  juristische  Anfrage,  worauf  Proculus 
respondit.  Genannt  wird  er  ebd.  10,  3,  6,  4  (Sabinus  et  At.  responderunt). 
12,  4,  7  (Nerva,  At.  responderunt).  46,  2,  17  (At.,  Sabinus,  Cassius  .  . 
aiunt).  Inst.  Inst.  2,  14  (Aiilicino  placuisse  Paulus  .  .  refert).  Fragm. 
Vat.  77  (AtiUcinum  respondisse  Aufidius  —  oder  Fufidius,  s.  A.  6  —  refert). 
PKbüokb  aO.  166.     ECFebbini,  ZdSavigny-Stift.  7,  1. 

6.  Dig.  34, 2,6  (aus  Africanus)  apud  Fufidium  quaestionum  libro  II etc. 
40,  2,  26  (aus  Gaius)  Fufidius  ait;  Nerva  filius  (A.  2)  contra  sentit.  42,  6,  29 
(aus  Paulus)  Fufidius  refert  etc.    Vgl.  A.  4. 

6.  Sex.  Pedius  (dig.  4,  8,  32,  20  u.  9,  '2,  33  aus  Paulus;  ebd.  39,  1, 
5,  9  ans  Ulpianus),  Verfasser  eines  Werkes  in  mehreren  Büchern  de  stipu- 
lationibus  (Paul.  ebd.  12,  1,  6  Pedius  libro  I  de  st.),  eines  größeren,  von 
mindestens  26  Büchern,  ad  edictum;   Paul.  ebd.  37,  1,  6,  2  notis  scriptae 


726         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudias  und  Nero). 

tdbülae  non  continentur  edicto,  quia  notas  litter as  non  esse  Pedius  libro  XXV 
ad  cdictum  scribit,  und  eines  Commentarg  zum  aedilicischen  Edict.  In  den 
notae  iuris  Einsidlenses  (GL.  4,  276)  wird  aufgeführt  8.  P.  M.  und 
dieses  aufgelöst  Sexti  Pedii  medivani  (nach  Husch  ke  =  Medmani  aus 
Medma  oder  Medama  in  Bruttium).  Danach  hätte  er  vor  Probus  (§  300,  4) 
gelebt.  Aber  das  ist  ganz  unsicher.  Aus  den  Dig.  ersehen  wir  nur  daß 
er  einerseits  nach  Ofilius  (dig.  14,  1,  1,  9)  und  (Maaurius)  Sabinus  (ebd.  60, 
16,  13,  1)  geschrieben  hat,  anderseits  ließe  sich  aus  dig.  4,  8,  82,  16  (nam 
et  Iulianus  .  .  .  idem  Pedius  probat)  und  4,  3,  1,  4  (ut  et  Pedius  libro  VIII 
scribit  .  .  .  idem  et  Pomponius  libro  XXVIII  et  adicit)  erschließen  daß 
er  zwischen  Iulianus  und  Pomponius  (§  360)  schrieb.  Vgl.  EHubchkb,  iurispr. 
anteiuBt.6  134.  143.  Tudemann,  de  Pedio  icto,  Leid.  1822.  PKbügbr, 
Quellen  u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  127. 

299,  Die  Lehrer  der  Philosophie  in  dieser  Zeit  bedienten 
sich  meist  der  griechischen  Sprache.  So  Sextius,  Cornutus,  Mu- 
sonius  Rufus  und  später  Epiktetos.  Von  diesen  verfaßte  der 
einflußreiche  Cornutus  auch  rhetorische  und  grammatische 
Schriften.  Unter  den  Anhängern  der  Philosophie  waren  schrift- 
stellerisch tätig,  und  zwar  in  lateinischer  Sprache,  außer  Celsus, 
Papirius  Fabianus,  ein  Plautus,  und  besonders  Seneca.  Die  besten 
Männer  wandten  sich  dem  Stoicismus  zu,  weil  er  die  Fähigkeit 
verlieh  mit  Würde  zu  leben  und  mutig  zu  sterben.  So  Iulius 
Kanus,  Thrasea  Paetus,  Barea  Soranus,  Rubellius  Plautus,  Hei- 
vidius  Priscus,  sowie  die  Dichter  Persius  und  Lucanus.  Da  sie 
alle  von  den  Kundgebungen  knechtischer  Gesinnung  sich  mög- 
lichst fern  hielten  und  manche  ihre  Abkehr  davon  freimütig 
aussprachen,  so  wurde  das  stoische  Bekenntnis  ein  politischer 
Verdachtsgrund.  Nur  P.  Egnatius  Celer  verband  Stoicismus  und 
Angeberei.  Selten  wird  jedoch  die  stoische  Lehre  von  ihren 
Anhängern  rein  erhalten;  die  einen  schwächen  sie  ab  zu  einem 
Leitfaden  praktischer  Lebensweisheit,  wie  außer  Seneca  auch 
Musonius  und  sein  Schüler  Epiktet,  andere  steigern  sie  durch 
asketische  Zutaten  aus  Lehre  und  Leben  der  Pythagoreer  und 
Kyniker,  und  um  die  Systematik  derselben  kümmern  sich  die 
wenigsten. 

1.  Vgl.  im  allg.  §  61.    Über  Sextius  s.  §  266,  5. 

2.  Suidas  s.  v.  Koqvovtos:  Asntizrjs  (nach  Steph.  Byz.  aus  Thestis, 
gleichfalls  in  Libyen)  cpddoocpog,  .  .  yeyovoag  h  ^Ptofirj  inl  NiQcovog  %al 
nqog  avTov  uvcctQi&tlg  (vielmehr  r verbannt')  avv  xcp  Movacovtoy  (A.  3) 
tyQaips  noXXoc  cpiXoaocpd  te  xal  QTjtOQtytd.  Hiebon.  chron.  ad  a.  Abr.  2084 
=  68  n.  Chr.:  Nero  .  .  Cornutum  philosophum ,  praeceptorem  Persii 
(b.  §  302,  2),  in  exilium  fugat.  Dio  62,  29  (Avvutov  Koqvovtov  svdoxi- 
liovvtct  tote  ys  inl  itaideta).    Philosophische  Schriften  (iroog  'AfrrtvoÖcoQOv 


§  299  Cornutus,  Musonius  u.  a.  Philosophen.  727 

%al  'AQiaxoxiXnv,  ns^l  xijs  tmv  &ea>v  cpvaecog,  welche  letztere  Schrift  erhalten 
ist  (Cokn.  theologiae  graecae  compendium,  rec.  et  emend.  CLang,  Lps.  1881). 
Ferner  rhetorische:  xi%vai  Qnxoquiai  in  griechischer  Sprache  und  de  figurie 
aententiarum  in  lateinischer  .(Gell.  9,  10,  5  Annaeus  Cornutus,  homo  sane 
pleraque  alia  non  indoctus  neque  imprudens,  in  secundo  librorum  quos  de 
figuris  sent.  composuit).  Vgl.  CMobawski,  quaestt.  Quintil.  (1874)  68.  Dazu 
grammatische.  Gell.  2,  6,  1  nonnulli  grammatici  aetatis  superioris,  in 
quibuß  est  Cornutus  Annaeus,  haut  sane  indocti,  neque  ignöbiles,  qui  com- 
mentaria  in  Vergilium  composuerunt ,  reprehendunt  etc.  Chams.  GL.  1,  127 
(aus  Iulius  Romanus):  L.  Annaeus  Cornutus  in  Maronis  commentariis  X, 
ohne  Zweifel  gleich  mit  ebd.  p.  125  Annaeus  Cornutus  ad  Italicum  (§  320,  1) 
de  Vergüio  libro  X;  vgl.  OJahn,  ed.  PerB.  p.  xv.  Ribbeck,  proleg.  Verg. 
p.  123.  Aus  seiner  Schrift  de  enuntiatione  vel  orthographia  Auszöge  (aus 
der  Zeit  der  Autonine?)  bei  Cassiod.  GL.  7,  147-  Vgl.  WBbambach,  lat. 
Orthogr.  30.  Verderbt  und  unverständlich  ist  Chams.  GL.  1,  201,  12  An- 
naeus Cornutus  libro  tob.  castar.  patris  sui  (neuer  Besserungsversuch  von 
FBüchblkb,  RhM.  34,  347).  Ganz  unsicher  aber  ist  ob  Cornutus  auch  Tra- 
gödien verfaßt  habe.  Zwar  heißt  es  in  der  vita  Persii  (p.  284  J.) :  cognovit 
per  Cornutum  etiam  Annaeum  Lueanum,  aequaevum  auditorem  Cornuti. 
nam  Cornutus  illo  tempore  tragieus  fuit,  seetae  stoieae,  qui  libros  phüosophiae 
reliquü.  sed  Lucanus  etc.  Indessen  sind  die  Worte  nam  —  reliquit 
ohne  Zweifel  ein  fremdartiger  Zusatz  (ThBebgk,  ZfAW.  1846,  126;  auch 
MHbbtz,  de  Scaevo  p.  4).  Im  allg.  GJvMabtini,  de  L.  Annaeo  Cornuto, 
Leid.  1825.  OJahn,  prolegg.  zu  Pers.  p.  viii.  EZelleb,  Gesch.  d.  griech. 
Philos.  3,  l8,  689. 

3.  C.  Musonius  (Plin.  ep.  8,  11,  5.  7)  Ruf  üb.  Tac.  a.  16,  71  Bufutn 
claritudo  nominis  expulit  (J.  66  vgl.  Iuliani  epist.  im  RhM.  42,  24  Mov- 
emviog  ineuilsto  Pvccq<dv  [er  fand  zB.  auf  dieser  wasserarmen  Insel  eine 
Quelle,  Philo str.  Apoll,  v.  7,  16],  onY\vi%a  qpevysiv  uvzbv  iicizctxze  Niqmv. 
Dio  62,  27.  Philostb.  Apoll.  4,  46.  6,  19).  nam  .  .  Musonius  praeeeptis 
sapientiae  fooebat  (iuvenes).  14,  59  doctores  sapientiae,  Coeranus  graeci, 
Musonius  tusei  (aus  Volsinii,  Suid.  s.  v.y  vgl.  OMüllbb,  Etr.  1*,  488  und 
unten  §  420,  1)  generis.  hist.  8,  81  miseuerat  se  legatis  (J.  69)  Musonius 
Rufus,  equestris  ordinis,  Studium  phüosophiae  et  plaeita  stoieorum  aemulatus. 
Irrig  daher  der  Ansatz  bei  Hiebon.  ad  a.  Abr.  2096  (Freher.  ad  2096)  = 
J.  79:  Titus  Musonium  Bufum  phüosophum  de  exilio  revocat.  Vgl.  Dio  66, 13 
navzag  avx£%*  xovg  (piXoö6cpovg  6  Ovsonaaiavog,  n\r\v  xov  Movaaviov,  i% 
xjjg  fP(6(irjg  QißaXev  (J.  71).  Vgl.  A.  8.  Nicht  ihn  meint  die  Inschrift 
(CIA.  3,  1298):  teQSvg  'AxoXXmvog  JrjX£ov  öia  (ßfov)  Movcmviog  lPov<pog. 
Daß  er  in  griechischer  Sprache  lehrte  erhellt  aus  Gell.  9,  2,  8.  16,  1,  1  f. 
und  aus  der  Sammlung  seiner  Ausspruche  über  Sittenlehre  (dnofivfifio- 
vBvpccxa  Movocovtov)  durch  Lukios  und  (Valerius)  Pollio,  woraus  Stobaios 
im  Florilegium  vieles  ausgezogen  hat.  Vgl.  ERohde,  über  Lucians  Aovmog  26. 
Das  bei  Gellius  5,  1  von  ihm  Angeführte  kann  übersetzt  sein;  aber  das 
Wortspiel  zwischen  remitiere  und  amittere  animum  (ebd.  18,  2,  1)  deutet 
auf  ursprünglich  lateinische  Fassung.  C.  Musonii  Rufi  .  .  reliquiae  et  apo- 
phthegmata  ed.  JVbnhuizen-Pbeblkamp,  Harlem  1822.  H Ritte b  u.  LPbblleb, 
philos.   graeco-rom.   7471.     EZblleb,    Gesch.   d.    gr.   Philos.    8,   ls,  729. 


728         Die  Eaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

PWkndland,  quaestt.  Muson.,  Berl.  1886.  EWbbeb,  Lpz.  Studd.  10,  101.  215. 
JJBablkr,  im  N.  Schweiz.  Mus.  4  (Bern  1864\  23.  OBkrnhabdt,  zu  G.  Mus. 
Rufus,  Sorau  1866. 

4.  Epiktetos:  EZelleb,  Gesch.  d.  gr.  Fhilos.  3,  l8,  738. 

5.  Über  den  Stoiker  Flautus  s.  §  266,  9.  Über  Italicus,  6  fidUota 
doxmv  ccvrmv  cptloooyog  elvai,  s.  §  820,  iE.  Über  Celans  s.  §  280,  7;  über 
Fabianus  §  266, 10;  über  Seneca  §  289,  lb.  4  u.  6;  über  den  Epikureer  Aufidius 
Bassus  §  277,  2. 

6.  Sek.  de  tranq.  an.  (dial.  IX.)  14,  4  Kanus  Iulius,  vir  inprimis 
magnus,  cuius  admirationi  ne  Jioc  quidem  obstat  quod  nostro  saecülo  natus 
est,  cum  Gaio  (Caligula)  diu  alter catus,  wurde  von  ihm  zum  Tode  verurteilt. 
(9)  prosequebatur  illum  philosophus  suus  (zum  Richtplatz).  .  .  protnisHque 
(I.  K.)  si  quid  explorasset  circumiturum  amicos  (nach  Beinern  Tode)  et  indi- 
caturum  quis  esset  anitnarum  Status. 

7.  P.  Clodius  (MoiiusBN,  Herrn.  12,  128)  Thrasea  Paetus  aus  Pata- 
vium,  Schwiegersohn  des  Gaecina  Paetus,  Gemahl  der  jungem  Arria  und 
Vater  der  Fannia  die  an  Hebidius  Priscus  (A.  11)  vermählt  war.  Consul 
J.  66  (Mommsbn,  Herrn.  aO.),  von  Nero  J.  66  zum  Tode  verurteilt.  PRE. 
6,  1898,  Mommsrn,  index  an  Keils  Ausg.  des  Plin.  min.  410.  ASHoitsbma, 
de  P.  Thr.  P.,  Grön.  1862.  GJoachim,  P.  Paeti  Thr.  vita,  Lahr  1868.  Dio 
62,  26  6  Qqaciag  %al  6  £a>Qav6s  (A.  8),  xori  yevovg  xai  nXovzov  ttjs  te 
övpndoTjg  ctQEtfig  ig  %u  nqmtu  avrjitovxeg,  .  .  dni&avov  .  .  oxi  xoiovtoi  T\<sav. 
Tac.  a.  16,  21  ad  postremum  Nero  virtutem  ipsam  excindere  concupivit  inter- 
fecto  Thrasea  Paeto  et  Barea  Sorano.  Er  gehörte  zu  der  secta  quae  Tube- 
rones  et  Favonios  .  .  genuit  (ebd.  22).  Zum  Tode  verurteilt,  war  er  maxime 
intentus  Demetrio,  cynicae  institutionis  doctori  (§  287,  1.  311,  2),  cutn  quo  .  . 
de  natura  animae  et  dissociatione  Spiritus  corporisque  inquirebat  etc.  (Tac. 
a.  16,  34).  Thraseas  Ideal  war  von  jeher  der  jüngere  Cato,  welchen  er 
auch  in  einer  Schrift  verherrlichte.  Sie  hat  dem  Plutarch  bei  seiner 
Biographie  desselben  als  Hauptquelle  gedient.  Vgl.  auch  §  284,  7;  s.  Plut. 
Cat.  min.  37,  vgl.  26  und  HPbtbb,  d.  Quellen  Plut.  66.  68;  s.  §  216,  2.  — 
Die  von  HNissen,  Marb.  1876,  herausgegebenen  und  halbwegs  dem  Thrasea 
zugeschriebenen  cVitae  Catonis  fragmenta  Marburgensia '  sind  einer  von 
Lapo  da  Castiglionchio  (G Voigt,  Wiederbel.  d.  klass.  Altert.  1*,  369  u.  sonst) 
verfaßten  und  zB.  Vened.  1496  gedruckten  (vgl.  ebd.  fol.  68b  u.  71»)  latei- 
nischen.  Übersetzung  von  Plutarchs  Cato  minor  entnommen.  AvGutschvid, 
lit.  Centr.-Bl.  1876,  nr.  36.  Tbupfbl,  Wurtt.  Staats-Anz.  1876,  Beil.  nr.  22. 
HKbause,  Rostocker  PhiloL-Vers.  (1876)  S.  44. 

8.  (Servilius??  Tac.  a.  16,  30;  vgl.  ephem.  epigr.  2,46)  Barea  So- 
ranus,  cos.  suff.  62  unter  Claudius,  gleichzeitig  mit  Thrasea  CA.  1)  angeklagt 
und  zum  Tode  getrieben.  Dio  62,  26  tov  Zwqavov  TlovnUog  'Eyvdxiog 
KsIsq  (aus  Berytoß)  cpiXooocpog  ycatE^jfBvdoiiagvvQTjaev.  Tac  a.  16,  32  cliens 
hie  (P.  Egnatius)  Sorani  et  tunc  emptus  ad  opprimendum  amicutn  auctori- 
tatetn  stoicae  secta e  praeferebat,  habitu  et  ore  ad  exprimendam  itnaginem 
honesti  exercitus,  ceterum  animo  perfidiosus,  subdolus  etc.  luv.  3,  116  und 
Schol.  zu  1,  33  (Soranum  Baream  Ccler  philosophus  magister  ipsius  apud 
Neronem  scelere  delationis  occidit  et  ipse  postea  sub  Vespasiano  ob  hoc  ipsum 
Musonio  Bufo  accusante  damnatus  est)  und  6,  662. 


§  299  Thrasea,  Helvidius  u.  a.  —  §  300.  301  Fiobns.  729 

9.  liubellius  Plautus  (Urenkel  des  Rubellius  Blandua  §  268,  1)  .  . 
pJacita  maiorum  cölebat,  habüu  severo,  casta  et  secreta  domo,  Tac.  a.  14,  22 
(wo  ihm  Nero  J.  60  schreibt:  esse  Uli  per  Asiam  avitos  agros,  in  quibus 
tuta  et  itUurbida  iuventute  frueretur).  ebd.  67  Plantum  .  .  veterum  Eoma- 
norum  imitamenta  praeferre,  assumpta  etiam  Stoicorum  arrogantia  seetaqur, 
quae  turbidos  et  negotiorum  adpetentes  faciat.  Von  Nero  ermordet  J.  62, 
ebd.  58  f.  FWolffgbamm,  Rub.  PL  u.  s.  Beurteilung  bei  Tac.  u.  luv.,  Frenzlau 
1871.  —  HSchillbb,  Reg.  des  Nero  (1872)  S.  666. 

10.  Vita  P&bsii:  usus  est  apud  Cornutum  duorutn  convictu  doctissimorum 
et  sanetissimorum  virorum,acriter  tunc  philosophantium,  Claudii  f  Agatur(r)ini 
medici  Lacedaemonii  et  Petroni  Aristocratis  Magnttis,  .  .  cum  aequales  essent, 
Cornuti,  minor  ipse.  Der  erstere  wird  meistens  mit  KXavdiog  lr\xriq  'Ayafrri- 
psoog  auf  einer  Inschrift  aus  Rom  (CIG.  6197  Kaibklb  epigr.  gr.  654) 
vereinigt;  FOsann  denkt  (zu  Cornut.  de  nat.  deor.  p.  xvm)  an  den  berühmten 
Arzt  Ägatbinus  aus  Sparta,  FRE.  1*,  524;  vgl.  CIG.  6292  Kaibbl  558 
KXavdiog  lr\xT\Q  'Aya&uvog  und  Sukt.  Tib.  6  Laecedaemonii  in  tutela  Glau- 
diorum  erarU  (Bücheleb.  schreibt  Agathurni). 

11.  Tac.  hist.  4,  6  Helvidius  Priscus  Carecinae  munieipio,  Cluvio 
patre,  qui  ordinem  primi  pili  duxisset  (also  von  einem  Helvidius  adoptiert) 
ingenium  ivlustre  altioribus  studiis  (vgl.  Gell.  13,  10,  1,  oben  §  265,  1) 
iuvenis  admodum  dedit,  non,  ut  plerique,  vt  nomine  magnifico  segne  otium 
velaret,  sed  quo  firmior  adver sus  forluita  remp.  capesseret.  doctores  sapientiae 
seeutus  est  qui  sola  bona  quae  honesta,  mala  tantum  quae  turpia,  potentiam, 
nobüitatem  ceteraque  extra  animum  neque  bonis  neque  malis  adnumerant 
(also  dem  Stoicismus).  quaestorius  adhuc  a  Paeto  Thrasea  (A.  7)  gener  de- 
Jeetus  etc.  6  erarU  quibüs  adpetentior  famae  videretur;  .  .  ruina  soceri  in 
exüium  pülsus  ut  Gdlbae  prineipatu  (J.  69)  rediit,  Marcellum  Eprium  (§  297,  3) 
delatorem  Thraseae  aecusare  adgreditur.  .  .  primo  minax  certamen  et  egregiis 
utriusque  oraiionibus  testatum  etc.  Auch  ein  späterer  Angriff  auf  Marcellas 
scheiterte,  obwohl  nicht,  wie  es  Tac.  dial.  5  seinen  Sprecher  dessen  Rolle 
gemäß  darstellen  läßt,  infolge  der  überlegenen  Beredsamkeit  des  Marcellus; 
vgl.  hist.  4,  43.  Praetor  J.  70.  Als  er  auch  unter  VeBpasian  die  Oppo- 
sition fortsetzte,  teilweise  allerdings  in  grundloser  und  demonstrativer 
Weise,  riß  diesem  endlich  die  Geduld:  Helvidius  wurde  verbannt  und  bald 
darauf,  halb  aus  Mißverständnis,  getötet.  Süet.  Vesp.  15.  Dio  66,  12 
TIqic%og  'EXovtdiog  .  .  xolg  ax(oC%otg  doypaow  ivxoatpslg  xai  xr\v  xov  Gqccosov 
na^r\cCav  ov  avv  naiom  fttfiovfievog  etc.  CMancini,  storia  di  P.  Elvidio 
Prisco,  Atti  delT  R.  Acad.  di  archeol.,  lettere  e  belle  arti  (Napoli)  1882—84. 

300,  301,  Auf  dem  Gebiete  der  Grammatik  ist  die  be- 
deutendste Erscheinung  dieser  Zeit  M.  Valerius  Probus  aus 
Berytos,  welcher  die  Kritik  und  Erklärung  klassischer  Schrift- 
steller sich  zur  Aufgabe  machte.  Er  war  durchaus  mehr  Ge- 
lehrter als  Lehrer  und  veranstaltete  namentlich  wissen  schaftliche 
Ausgaben  des  Lucretius,  Vergilius,  Horatius  und  Persius,  welche 
mit  kritischen  Beizeichen  nach  Art   der  Alexandriner   versehen 


730         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

waren.  Die  Ergebnisse  seiner  Arbeiten  und  seines  Nachdenkens 
über  die  Sprache  gab  er  meist  mündlich  im  Verkehr  mit  seinen 
Schülern,  deren  er  übrigens  nur  in  geringer  Zahl  annahm;  er 
schrieb  und  veröffentlichte  wenig,  einiges  davon  in  Briefform. 
Manches  scheint  aus  Nachschriften  seiner  Schüler  und  aus 
seinem  reichen  Nachlaß,  besonders  über  Altlatein,  bekannt  ge- 
worden zu  sein.  Von  seiner  Schrift  de  notis  ist  ein  wertvoller 
Auszug,  die  juristischen  Abkürzungen  enthaltend,  auf  uns  ge- 
kommen. Von  ihm  zu  unterscheiden  ist  der  Probus  von  welchem 
ein  grammatisches  Lehrbuch  (Ars  vaticana)  uns  erhalten  ist. 

1.  Suet.  gr.  24  nennt  ihn  als  letzten  der  von  ihm  behandelten  Gram- 
matiker (s.  auch  den  index  grammaticorum  p.  98  Beif.),  wie  er  als  letzten 
Iihetor  den  Quintilian  besprach  (p.  99  Eeiff.) :  Sueton  (geb.  um  J.  75) 
schließt  hier  wie  sonst  (§  847)  Beine  Zeitgenossen  aus:  M.  Valerius  Probus 
Berytius  diu  centuriatum  petiit,  donec  taedio  ad  studio,  se  contulit.  leger at 
in  provincia  quosdam  veteres  UbeUos  (lateinische)  apud  grammatistam  du- 
rante  adhuc  ibi  antiquorum  memoria  necdum  omnino  abolita  sicut  Bomae. 
Jios  cum  diligentius  repeteret  atque  alios  deinceps  cognoscere  euperet  .  .  in 
propo8ito  mansit  multaque  exemplaria  contracta  emendare  ac  distinguere  et 
adnotare  (vgl.  §  41,  2)  curavü,  soli  huic  nee  ulli  praeter ea  grammaticae 
parti  deditus.  hicmnon  tarn  diseipulos  quam  seetatores  aliquot  habuit:  num- 
quam  enim  ita  doeuit  ut  magistri  personam  sustineret.  unum  et  aüerum 
vel,  cum  plurimos,  tres  aut  quatuor  postmeridianis  horis  admittere  solebat 
cubansque  inter  longo»  ac  volgares  sermones  legere  quaedam,  idque  perraro 
(vgl.  A.  2).  nimis  pauca  et  exigua  de  quibusdam  minutis  quaestiuneulis 
edidit  (außer  jenen  stummen  Textausgaben),  reliquit  autem  non  mediocrem 
silvam  observationum  sermonis  antiqui.  Diese  Sammlungen  waren  also 
von  ihm  selbst  nicht  herausgegeben,  wurden  es  aber  wohl  aus  seinem 
Nachlasse. 

2.  Nach  eigener  Schätzung  (Sueton  giebt  dazu  keinen  bestimmten  An- 
halt) Hiebonymcs  ad  a.  Abr.  2072  =  809/56  (Amand.  erst  zu  2073):  Probus 
Berytius  eruditissimus  grammaticorum  Bomae  agnoscitur.  Daß  Marti al 
(3,  2,  12  an  sein  Buch:  nee  Probum  timeto)  im  J.  88  den  Probus  als  Lebenden 
erwähnt  hat  (obwohl  der  Wortlaut  der  Stelle  dies  nicht  beweist),  wird  da- 
durch gesichert  daß  noch  der  um  J.  130  geborene  Gellius  in  seiner  Jugend 
Schüler  des  Probus  hörte  (A.  3),  welche  doch  kaum  vor  J.  95  den  Unterricht 
des  Probus  (nicht  lange  vor  dessen  Tode,  Gell.  1,  16,  18)  genossen  haben 
konnten.  Gell.  9,  9,  12  Vdlerii  Probi,  .  .  docti  hominis  et  in  legendis  pensi- 
tandisque  veteribus  scriptis  bene  cdllidi.  1,  16,  18  grammaticum  inlustrem. 
4,  7,  1  V.  P.  grammaHcus  inter  suam  aetatem  praestanti  scientia  fuit.  Adson. 
opusc.  3,  18  p.  2  Schenkl  nomen  grammatici  merui,  non  tarn  grande  quidem 
quo  gloria  nostra  subiret  Aemilium  aut  Scaurum  Berytiumve  Probum.  16,  16, 
12  p.  66  Scaurum  Probumque.  16,  21,  7  p.  68  grammatice  ad  Scaurum 
atque  Probum.  Mach.  6,  22,  9  Valerius  Probus,  vir  perfedissimus,  notat  etc. 
quod  tantum   virum    fugisse  miror.     Casbiod.   GL.   7,  214,   25  Palaemon, 


§  300.  301  Valerius  Probus.  731 

Phocas,  Probus  et  Censorinus.  Cledonius  GL.  6,  20,  19  Probus  et  Sabinus 
sie  volunt  decUnari  optativum  usw.  Anonym.  GL.  5,  326,  21  ut  est  Probus 
et  Caesar.  WBbambach,  lat.  Orthogr.  81.  JStbup,  de  Probis  grammaticis, 
Jena  1871.  Gegen  dessen  Unterscheidung  eines  älteren  (bei  Subt.)  und 
eines  jüngeren  noch  berühmteren  (bei  Martial  u.  Gellius)  Val.  Pr.  kurz 
nach  einander  s.  Trüffel,  Studien  u.  Char.  442  (vgl.  RhM.  27,  62.  192). 
BKlblbb  aO.  2. 

3.  Proben  der  mündlichen  Erörterungen  des  Val.  Probus  Über  den 
sermo  antiquus  bei  Gellius,  welcher  sie  von  familiäres  (vgl.  9,  9,  12  memini 
audisse  me  ex  Valerii  Probt  diseipülis)  desselben  (wie  Favorinus  §  851,  8, 
Annianus  §  358,  8)  hatte;  so  1,  15,  18  u.  3,  1,  6  f.  (zu  Sallust).  6,  7,  8—5 
(Plaut,  n.  Ter.).  6,  9,  12  (Valerins  Antias).  18,  21,  1—8,  und  ebd.  9  his 
tum  verbis  Probus  .  .  hominem  dimisit,  ut  mos  eius  fuü  erga  indociles,  prope 
incUmenter.  Auf  Schriftliches  hingedeutet  ist  ebd.  6,  9,  11  (über  die 
Perfectform  occecurri  Probus  adnotavit  et  haec  verba  apposuit),  4,  7,  1  ff. 
Valerius  Probus  —  sprach  Hannibülem,  Hasdrubälem  —  teste  epistula  eius 
scripta  ad  Marcellum,  in  qua  Plautum  et  Ennium  .  .  eo  modo  pronuntiasse 
affirmat  etc.  15,  30,  6  ego  cum  Probi  mültos  admodum  commentationum 
libros  adquisierim  neque  scriptum  in  his  inveni  etc.  Dabei  hat  Gellius  sicher 
den  Mund  etwas  zu  voll  genommen  (Mebcklin,  Citiermethode  des  Gell.  689. 
Bbck  aO.  19).  Aber  daß  zu  Gellius1  Zeit  mancherlei  Grammatisches  von 
Probus  vorlag  (zum  Teil  wohl  aus  Nachschriften  seiner  Schüler  oder  aus 
des  Probus'  Nachlaß  veröffentlicht)  geht  trotzdem  sicher  aus  der  Stelle 
hervor.  Vgl.  A.  4  Z.  7.  Die  Erwähnungen  .des  Probas  bei  Charisius, 
Diombdes,  Sbbvius  und  Phiscian  stammen  ohne  Zweifel  alle  aus  dritter  Hand, 
wahrscheinlich  aus  Flavias  Caper  (Steup  aO.  190).  Chabisius  (=  Iulius 
Romanus)  GL.  1,  212,  7  Probus  de  inaequalitate  sermonis  quaerit  an  quis  usw. 
Pbibc.  GL.  2,  14  (et  apud  Caprum  et  apud  Probum  de  dubiis  generibus, 
HNeumaxn,  de  Plin.  dubii  serm.  11.,  Kiel  1881,  88),  und  2,  541,  19  Probus 
de  dubio  perfecto  traetans  ostendit  Naevium  protulisse  etc.  Vgl.  ebd.  535 
quod  Probus  usu  Pomponii  (§  151,  4)  comprobat.  Vgl.  Bbck  aO.  21. 
Andere  Erwähnungen  gelten  sichtlich  vielmehr  dem  jüngeren  Probus 
(saec.  IV),  s.  STEur  p.  187.  Vgl.  A.  7.  JWBbck,  de  M.  Val.  Probo  quaestt. 
novae,  Groningen  1886. 

4.  Subt.  in  dem  sog.  Anecd.  Par.  (s.  oben  §  41,  2)  nach  Aufführung 
der  21  kritischen  Zeichen :  his  solis  in  adnotationibus  .  .  usi  sunt . .  postremo 
Probus,  gut  illas  in  Vergilio  et  Horatio  et  Lucretio  apposuit  ut  in  Homero 
Äristarchus  (p.  138  Rffsch.).  Vgl.  Steup  p.  48.  88.  Die  Anwendung  kriti- 
scher Zeichen  in  seinen  Ausgaben  von  Dichtern  scheint  den  Probus  ver- 
anlaßt zu  haben  überhaupt  die  notae  —  als  Zeichen,  Abkürzungen,  wie 
als  Geheimschrift  —  zu  behandeln.  Gell.  17,  9,  5  est  adeo  Probi  gramma- 
tici  commentarius  satis  curiose  factus  de  occülta  litterarum  significatione  in 
epistularum  C.  Caesaris  (§  195,  8)  scriptura.    Die  in  iure  civili  (und  zwar 

.  in  legibus  et  plebiscitis,  in  legis  actionibus,  in  edictis  perpetuis)  gebräuch- 
lichen Abkürzungen  (vgl.  §  88,  2)  sind  verzeichnet  in  der  durch  mehrere 
Hss.  (namentlich  Ambr.  und  Chigianus,  beide  s.  XV— XVI)  erhalteneu  Ab- 
handlung Valerii  Probi  iuris  notarum  (libri),  ursprünglich  wohl  ein  Teil 
einer  Schrift  von  V.  Pr.  de  notis   (antiquis)  oder  de  litteris  singularibus 


732         Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

(sie  beginnt:  est  etiam  circa  perscribendas  vel  paucioribus  lüleris  notatulas 
voces  Studium  nec&sarium),  aber  am  Schlüsse  unvollständig  und  überhaupt 
in  verkürzter  Gestalt  auf  uns  gekommen.  Wertvolle  Ergänzungen  dazu 
bietet  cod.  Einsidlens.  826  s.  X;  Mommsen,  OL.  4,  316.  Nichts  findet  sich 
in  dieser  Schrift  was  über  die  Zeit  des  Berytiers  hinauswiese,  abgesehen 
von  Verfälschungen  welche  schlechte  Hss.  bieten.  Ausgabe  von  Mommsen, 
GL.  4,  271,  danach  bei  Huscbkk,  iurispr.  anteiust.6  135  und  in  PKbüoers 
ülpian  (1874)  142.  Vgl.  Mommsen,  M.  Val.  Pr.  de  notis  antiquis,  Lpz.  SBer. 
1853,  91,  und  in  s.  Ausg.  267.  Hoschke  aO.  129.  Steup  aO.  135.  Die 
Ordnung  in  dem  von  Probus  herrührenden  Teile  ist  eine  sachliche,  syste- 
matische; dagegen  in  den  späteren  Verzeichnissen  von  notae  (den  Lugdu- 
nenses,  ex  cod.  Regio ae,  Magnonianae,  Lindenbrogianae,  Vaticanae,  Papianae 
und  Einsidlenses,  zusammen  veröffentlicht  durch  Mommsen,  GL.  4,  277)  eine 
alphabetische.  Vgl.  auch  den  index  notarum  in  Studemukus  apographum 
des  Gaius  p.  253  und  oben  §  191,  6. 

5.  Mündliche  Erörterungen  des  Probus  überVirgil  und  dessen  Sprach- 
gebrauch bei  Gell.  9,  9,  12  ff.  13,  21,  1—8.  Die  erstere  Stelle  (vgl.  Sbbv. 
Aen.  4,  418.  9,  814.  11,  554)  zeigt  daß  sich  Probus  von  blinder  Bewun- 
derung fernhielt.  Bei  der  Gestaltung  des  Textes  in  seiner  Ausgabe  metho- 
disches Verfahren,  Zurückgehen  auf  die  ältesten  Quellen;  Gell.  13,  21,  4 
in  primo  georg ,  quem  ego,  inquit  (Probus),  Jibrum  manu  ipsius  (des  Virgil) 
correctum  legi.  Anführungen  aus  dieser  Ausgabe  des  Probus  besonders  bei 
Servius,  OJahnb  Pers.  p.  cxl.  Ribbeck,  proleg.  Vergil.  136.  Vgl.  Steup  aO. 
85.  99.  So  Skbv.  georg.  1,  277  Probus  orchus  (Steup  p.  84:  orcus)  leyit, 
Cornutus  vetat  (Steup:  putat)  aspirationem  addendam  (horcus).  Handhabung 
der  Kritik  hauptsächlich  mittels  der  kritischen  Zeichen  der  Alexandriner 
(A.  4.  Ribbeck  aO.  p.  149,  vgl.  ARiese,  JJ.  93,  868).  Vita  Vergilii  de  com- 
mentario  Valerii  Probi  sublata:  §  224,  1»;  vgl.  unten  A.  6  Z.  4.  —  Ob  in 
dem  unter  seinem  Namen  erhaltenen  Commentar  zu  den  Bucolica  und 
Georgica  wirklich  etwas  auf  Probus  zurückgeht  ist  ganz  zweifelhaft.  Einige 
gute  Bemerkungen  darin  schwimmen  als  spärliche  Fettaugen  in  einer  Brühe 
kindischer  Bemerkungen  der  gewöhnlichsten  Art.  Herausgegeben  (aus  einem 
verlorenen  cod.  Bobiensis)  zuerst  von  JBEgnatius,  Venet.  1607  und  seitdem 
Öfters  (vgl.  Keil  p.  v),  am  besten  von  HKeil,  M.  Valerii  Probi  in  Verg. 
Buc  et  Georg,  commentarius  etc.,  Halle  1848.  Wollenberg,  de  Probo  car- 
minum  Vergil.  editore,  Berl.  1857.  ARiese,  de  commentario  Vergiliano  qui 
M.  Valeri  Probi  dicitur  (Bonn  1862)  p.  15.  BKübleb,  de  Probi  Berytii 
commentariis  Vergil.,  Berl.  1881.  Für  eine  Verwässerung  des  Probus- 
Commentars  halten  ihn  ORiubeck,  JJ.  87,  851  und  proleg.  Verg.  p.  163. 
Steup  aO.  112. 

6.  Außer  den  Ausgaben  des  Lucretius  und  Horaz  (A.  4)  hat  Probus 
wohl  auch  von  Terentius  eine  solche  mit  Anmerkungen  veröffentlicht; 
OJahn,  Pers.  p.  cxl.  Vgl.  Steup  aO.  94.  97.  Über  seine  Tätigkeit  für 
Persius  s.  §  302,  1.  6.  Erhalten  ist  uns  die  Vita  des  Persius  de  commen- 
tario Probi  Valeri  sublata  (vgl.  A.  5  Z.  12).  Mit  Unrecht  hat  GValla  die 
von  ihm  herausgegebenen  Scholien  zu  Juvenal  (in  welchen  zB.  1,  36  Trajan 
genannt  ist,  s.  §  331,  7)  diesem  Probus  zugeschrieben;  0 Jahns  Pers.  p.  cuv. 


§  300.  301  Probus.  733 

Ober  Persius-Scholien  eines  angeblichen  Probns  ebd.  p.  clvii  Stkup  aO.  127. 
Commentare  zu  Plantns  und  Sallust??  Stkup  aO.  130. 

7.  Unter  dem  Namen  Probus  haben  wir:  a)  ein  Buch  Gatholica 
(6L.  4,  3)  in  kurzer  Fassung  Tom  Nomen  und  Verbum  handelnd,  überliefert 
nur  durch  Vindob.  16  (Bobiensis)  s.  VII/VIII  mit  der  Überschrift  de  catholicis 
Probi  und  der  Unterschrift  ars  Probt  grammatici  urbis  explicü  catholica. 
Dasselbe  ist  aber  vielmehr  eine  Arbeit  des  Sacerdos  (§  394)  und  gleich 
dessen  zweitem  Buche.  Es  kann  nicht  etwa  Sacerdos  die  catholica  eines 
Probus  in  sein  Werk  herübergenommen  haben,  denn  es  stimmt  Sprache, 
Haltung  und  das  Sachliche  derselben  mit  B.  1  und  3  des  Sacerdos  genau, 
ja  es  wird  auch,  wie  in  den  beiden  andern  Büchern  des  Sacerdos,  in  den 
cathol.  das  Wort  sacerdos  auffallend  oft  als  Beispiel  verwendet  (wie  zB. 
Vklius  Lohgus  GL.  7,  60,  12  den  eigenen  Namen  braucht:  non  ab  Longo, 
sed  af  Longo).  Warum  und  wie  des  Sacerdos  B.  2  dem  Probus  beigelegt 
wurde ,  unter  dessen  Namen  es  auch  zB.  von  Pompeius  (§  472,  2)  und 
Priscian  citiert  wird,  ist  nicht  zu  ermitteln  (Versuch  einer  Erklärung  bei 
Stäub  aO.  168).  —  b)  eine  ebenso  wortreiche  wie  abgeschmackte  Bearbei- 
tung der  gesamten  Grammatik,  überliefert  in  einem  cod.  Vat.  s.  VI/ VII 
(daher  Ars  vaticana  genannt),  in  dem  Vindobon.  17  (Bobiensis)  s.  VIII/IX 
u.  a.  (CCipolla,  due  frammenti  di  antico  cod.  del  grammatico  Probo,  Atti 
delT  acad.  di  Torino  19  nr.  3);  zuerst  herausgegeben  von  AMn,  auctt. 
class.  5,  153;  dann  von  Endliches,  anall.  Vindob.  1,  237  (als  Probi  .  .  ars 
minor),  zuletzt  von  HKeil,  GL.  4,  47  (als  Probi  instituta  artium).  Vgl. 
Steup,  BhM.  26,  314.  Dieselbe  stammt  frühestens  aus  dem  vierten  Jahr- 
hundert, da  sie  (GL.  4,  119,  26)  die  (thermae)  Diocletianae  erwähnt.  Ihr 
Verfasser  (wahrscheinlich  ein  Christ,  s.  ebd.  129,  12)  ist  jedesfalls  ver- 
schieden vom  Verfasser  der  Gatholica  (d.  h.  Sacerdos  s.  o.),  HWentzbl,  de 
Probo  9.  Steup,  de  Prob.  142.  Vielleicht  hieß  er  wirklich  Probus;  ob  er 
aber  der  gleichnamige  Freund  des  Lactantius  ist  (s.  §  397,  2)  muß  ungewiß 
bleiben.  —  Dieser  Ars  Probi  folgt  im  Vindob.  17  (s.  o.)  eine  Appendix 
(bei  Keil,  GL.  4,  193),  welche  mit  Benützung  jener  ars  gearbeitet  ist.  Nicht 
unwichtig  für  die  Kenntnis  der  Aussprache  des  Lateinischen  in  der  Spät- 
zeit ist  ihr  dritter  Abschnitt  (de  orthographia);  der  vierte  handelt  de  diffe- 
rentiis  (dieser  auch  im  Montepess.  306  s.  IX  [§  42,  4],  hier  mit  der  Ober- 
schrift di/ferentiae  Probi  Valerii).  G Paris,  l'appendix  Probi,  Melanges 
Renier,  Paris  1887.  —  Valerii  Probi  de  nomine  excerpta  (GL.  4,  207) 
sind  aus  verschiedenen  grammatischen  Schriften  zusammengetragen  und 
haben  den  Namen  Val.  Prob,  wohl  davon  her  daß  sie  der  Ars  Probi  bei- 
geschrieben waren  (Steup  aO.  175).  —  Dagegen  bei  der,  auch  nur  durch 
Vindob.  16  (s.  oben  a)  überlieferten,  Schrift  über  die  Endsilben  (de  ultimis 
syllabis  über  ad  Caclestinum),  GL.  4,  219  beruht  die  Beifügung  des  Namens 
Probns  nur  auf  einer  Vermutung  ihres  ersten  Herausgebers  (Mediol.  1604) 
Parrhasius.     Vgl.  WFreund,  JJ.  6,  90.     Steup  p.  138. 

Über  die  Frage  ob  neben  dem  Berytier  Probus  noch  ein,  oder  (nach 
Steup)  sogar  noch  zwei  spätere  Grammatiker  gleichen  Namens  anzunehmen 
seien,  s.  FOsann  (Beitr.  z.  griech.  u.  röm.  Lit.  Gesch.  2,  166),  LLbrsch 
(ZfAW.  1843,  Nr.  79),  OJahn  (Persius  p.  cxxxvi),  HWentzrl  (de  Probo  arti- 
fice  latino,   Oppeln  1867),  JStkup,  de  Probis  grammaticis,  Jen.  1871  (vgl. 


734         Die  Kai  8  er  zeit.     Erstes  Jahrhundert  (Claudios  und  Nero). 

A.  2  E.),  HKeil,  zu  GL.  1,  lii.  4,  xvji.  6,  422;  symb.  philol.  Bonn.  93;  JJ. 
95,  638.  JKirchnbr,  JJ.  Suppl.  Bd.  8,  498.  JVahlen,  ind.  leck  Berol. 
1877/78,  10. 

8.  Unter  Nero  schrieb  der  ältere  Plinius  seine  acht  Bücher  dnbii  ser- 
monis,  s.  Fun.  ep.  3,  5,  5  (unten  §  312,  2  u.  4). 

302,  Unter  Nero  verfaßte  der  jugendlich  unreife,  aber  edel- 
gesinnte A.  Persius  Flaccus  (J.  34—62  n.  Chr.)  aus  Vola- 
terrae  sechs  Satiren.  Die  meisten  derselben  sind  in  Verse  ge- 
brachte Abhandlungen  über  stoische  Sätze.  Die  Unselbständig- 
keit des  Anfängers  bezeugt  sich  in  der  starken  Ausnutzung 
horazischer  Wendungen  und  Gestalten.  Das  Überladene  und 
Geschraubte,  welches  zur  Manier  der  Zeit  gehört,  ist  in  diesen 
Satiren  bis  zur  Dunkelheit  gesteigert.  Aber  die  Gesinnungs- 
tüchtigkeit  des  jungen  frühverstorbenen  Sittenpredigers  verschaffte 
ihm  alsbald  lebhafte  Bewunderung. 

1.  Über  das  Leben  des  Persius  s.  die  wertvolle  aber  stark  verderbte 
vita  A.  Persii  Flacci  de  commentario  Ptobi  Valeri  (§  300,  6)  sublata  wahr- 
scheinlich aus  der  Einleitung  zu  des  Probus  Persius  -  Ausgabe  stammend. 
Gedruckt  in  OJahns  Ausgaben  des  Dichters  (1843  p.  233,  1886  p.  54)  und 
in  AReiffer?chkid8  Sueton  p.  72,  und  dazu  die  Erörterungen  von  Jahn, 
Ausg.  v.  1843  p.  cl,  Reifferscheid  p.  394,  JSteup,  de  Probis  p.  125. 

2.  Vita:  Aülus  (Aüles  die  Hss.)  Persius  Flaccus  natus  est  prid.  non. 
decembr.  Fabio  Persico,  L.  Vitellio  coss.  (4.  Dez.  787/34).  decessit  VIII  kal. 
decembr.  P.  Mario,  Afinio  Gallo  coss.  (24.  Nov.  815/62).  natus  in  Etruria 
Volaterris  (vgl.  ECurtius,  de  Persii  patria  in  der  Satura  pbilologica 
HSauppio  oblata  [Berl.  1880]  p.  1)  eques  romanus  .  .  .  decessit  ad  VIII 
miliarium  via  Appia  in  praediis  suis  .  .  .  vitio  stomachi  anno  aetatis  tri- 
cesimo.  Hieron.  a.  Abr.  2050  ==  34  n.  Chr.  Persius  Flaccus  satiricus  poeta 
Volaterris  nascitur;  und  ad  a.  2078  (Freher.  ad  a.  2079)  =  62  n.  Chr. 
Persius  moritur  anno  aetatis  XXVII II.  —  Vita:  pater  eum  Flaccus  pu- 
pillum  rcliquit  moriens  annorum  fere  sex.  Seine  Mutter  Fulvia  Sisennia.  .  . 
studuit  Flaccus  usque  ad  annum  XII  aetatis  suae  Volaterris,  inde  Bomae 
apud  grammaticum  Remmium  Palaemonem  (§  282,  3)  et  apud  rhetorem  Ver- 
ginium  Flavum  (§  297,  9).  cum  esset  annorum  XVI  amicitia  coepit  uti 
Annaei  Cornuti  (§  299,  2),  ita  ut  nusquam  ab  eo  discederet;  inductus  (ab 
eo)  aliquatenus  in  philosophiam  est.  .  .  coluit  ut  patrem  Servilium  Nonianum 
(§  291,  2).  .  .  idem  decem  fere  annis  summe  dileclus  a  Paeto  Thrasea 
(§  299,  7)  est,  .  .  cognatam  eius  Arriam  uxorem  habente.  .  .  sero  cognovü 
et  Scnecam,  sed  non  ut  caperetur  eius  ingenio.  .  .  fuit  morum  lenissimorum, 
verecundiae  virginalis,  formae  pulcrae,  pietatis  erga  mattem  et  sororem  et 
amitam  exemplo  suffic  lentis. 

3.  Vita:  scriptitavit  et  raro  et  tarde.  hunc  ipsum  librum  (die  6  Satiren, 
8.  A.  1)  imperfectum  reliquit.  versus  aliqui  dempti  sunt  ultimo  libro,  ut 
quasi  finitus  esset,    leviter  relractavit  Cornutus   et  Caesio  Basso  (von  ihm 


§  302  Persius  Flaccus.  735 

sagt  Torher  die  vita:  amicum  habuit  a  prima  aduUscentia  Caesium  Bassum 
poetam,  vgl.  §  304,  1)  petenti  ut  ipsi  cederet  tradidit  edendum.  scripserat 
in  pueritia  Flaccus  etiam  praetextam  f  vescio  (Vescia  MHertz,  der  es  auf 
den  Überfall  von  Vescia  bei  Liv.  9,  26  bezieht;  nescio  quam  Ribbeck),  et 
hodoeporicon  librum  unum,  et  paucos  in  socrum  Thraseae,  in  Arriam  matrem, 
versus,  quae  sc  ante  virum  (Caecina  Paetus)  occiderat.  omnia  ea  auctor  fuit 
Cornutus  matri  eius  ut  aböUret.  editum  librum  continuo  mirari  hamines  et 
diripere  coeperunt.  Vgl.  Quint.  10,  1,  94  multurn  et  verae  gloriae  quamvis 
uno  libetto  Persius  meruit.    Mart.  4,  29,  7  (oben  §  243,  8). 

4.  Vita:  lecto  Lucilii  libro  X  vehementer  s atiras  componere  instituit 
(dazn  Bucheleb,  RhM.  39,  287),  .  .  sibi  primo,  mox  Omnibus  detracturus 
cum  tanta  recentium  poetarum  et  oratorum  insectatione  ut  etiam  Neronem  .  . 
culpaverit  (§  286,  8).  Diese  insectatio  geschieht  in  sat.  I  und  dem  Prolog 
(oder  Epilog)  in  Hinkiamben.  Jene  ist  die  einzige  eigentliche  Satire 
des  Persius  und  handelt  von  dem  Geschmacke  der  Dichter  und  des 
Publikums  in  seiner  Zeit.  Die  übrigen  sind  Declamationen  über  Sätze  der 
stoischen  Lehre,  voll  dramatischer,  oft  ans  Possenhafte  streifender  Szenen, 
welche  an  Sophron  erinnerten;  s.  Lyo.  de  magistr.  1,  41  (oben  §  28,  1). 
Alle  aber  sind  mit  horazischen  Federn  behangen.  Wie  die  Personen  bei 
Persius,  soweit  sie  nicht  bloße  Schatten  oder  Gattungen  sind,  größtenteils 
aus  Horaz  oder  Lucilius  stammen,  so  hat  er  auch  zahlreiche  Gedanken, 
Bilder,  Wendungen  bis  herab  zu  einzelnen  Ausdrücken,  Versanfängen  und 
VerBSchlüssen  dem  Horaz  entnommen,  nur  meist  durch  eigene  Zutaten  ins 
Geschmackswidrige  oder  Unpassende  verzerrt.  ICasaubonus,  Persiana  Horatii 
imitatio,  zB.  in  Dübnbbs  Ausg.  des  Pers.  p.  344.  ASzblinsri,  de  Persio 
Horatii  imitatore,  Hohenstein  i/Ostpr.  1879.  ThWerthbb,  de  Persio  Horatii 
imitatore,  Halle  1883.  Seine  Sprache  ist  durch  die  gesuchte  Kühnheit 
seiner  Metaphern,  Tropen  und  Beiwörter,  durch  die  Seltsamkeit  seiner 
Zusammenstellungen,  die  Manier  des  Hineingeheimnissens,  zum  Teil  wohl 
auch  infolge  schriftstellerischer  Ungewandtheit  des  Verfassers,  zu  einer  fast 
unleidlichen  Dunkelheit  gelangt  (§  28,  1).  Vgl.  Teuffel,  Studien  und 
Charaki  400.  BErdmann,  obss.  gramm.  in  Pers.,  Wittenb.  1886.  ISorn 
§  348,  8.  WPibrson,  die  Metaphern  des  Pers.,  RhM.  12,  88.  HJattkowsri, 
de  sermone  in  Persii  et  luv.  satiris  figurato,  Alienstein  1886. 

5.  Da  Persius  das  ganze  Mittelalter  hindurch  (MManitius,  Phil.  47, 710) 
wegen  seiner  strengen  Moral  bewundert  wurde,  auch  der  Umfang  seiner 
Satiren  so  klein  ist,  so  sind  von  ihnen  zahllose  Handschriften  vorhanden. 
OJahn  (1843)  p.  cLXxiir.  Die  älteste  ist  ein  Fragment  im  Vatio.  6760 
(Bobiensis,  in  Capitalschrift) ,  dessen  S.  32  ein  Stück  aus  Persius  enthält 
(s.  §  331,  8).  Sie  zerfallen  in  zwei  Recensionen,  deren  eine  vertreten  ist 
besonders  durch  Montepess.  126  s.  IX  (den  berühmten  Pithoeanus  des  Juvenal, 
§  331,  8;  neue  Vergleichung  desselben  für  Persius  bei  RBber,  spicil. 
Iuvenal,  Lps.  1886,  18),  die  andere  namentlich  durch  Montepess.  212  s.  X 
und  cod.  tabularii  basilic.  Vatic.  36  H  8.  IX/X:  den  Urheber  der  letzteren 
kennen  wir  durch  die  subscriptio:  Flavius  Iulius  Tryfonianus  Sdbinus 
(§  390,  6)  v.  c.  .  .  temptavi  emendare  sine  antigrapho  meum  et  adnotaoi 
BarceUonae  coss.  . .  Arcadio  et  Ilonorio  V  (J.  402),  OJahn  aO.  p.  clxxiv.  cxcii 


736         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

und  Lpz.  SB  er.  1851,  332.  Durch  sorgsames  Abwägen  der  doppelten  Über- 
lieferung läßt  sich,  da  absichtliche  Verfälschungen  kaum  vorkommen,  fast 
immer  das  Ursprüngliche  in  der  Oberlieferung  selbst  finden.  Buche  ler, 
RhM.  41,  455.  AKissbl,  Persii  codicum  mss.  Leidensium  collatio,  una  cum 
animadyers.  in  eins  satiram  I,  Zalt  Bömel  1848.  Über  eine  Wiener  Hb. 
s.  X  mit  Glossen  und  Scholien  s.  AGöbbl,  Phil.  14,  170.  379;  Tgl.  15,  128 
u.  im  Conitzer  Progr.  v.  1869.  Über  eine  Prager  s.  IX/X  (in  der  Fürsten- 
bergschen  Bibl.)  JKbllr,  Abhandl.  d.  böhm.  Ges.  d.  W.  6,  5,  12.  MZillobeb, 
eine  neue  Hb.  des  Pers.,  Augsb.  1862.  WKubitschbk,  d.  Persius -Hs.  d. 
Peterskirche  in  Rom,  Wiener  Studd.  8,  125.  Über  Persius-Excerpte  (zB. 
aus  den  Paris.  7647  u.  17903,  vgl.  §  245,  7.  306,  6)  KWotkb  u.  KEJosiur, 
RhM.  48,  494. 

6.  Alte  Erklärer  des  Persius:  Htbron.  apol.  c.  Rufin.  1,  16  (oben  §  41,  4) 
Die  Hauptscholien Sammlung  zu  den  Satiren  des  Persius  (abgedruckt 
bes.  nach  Paris.  8272  s.  XI  bei  OJahn  1843,  p.  245  und  [in  Auswahl]  Jahn- 
Büchbleb  1886)  trägt  die  Überschrift:  Cornuti  commentum  (zu  1,  16  heißt 
es  im  Monac.  14482  s.  XI/XII,  Leid.  u.  anderen  Hss.  ut  aü  Cornutus).  Sie 
ist  in  vielen  Hss.  durch  mancherlei  spätere  Zusätze  erweitert,  aber  auch 
der  gemeinsame  Kern  ist  von  ganz  geringem  sachlichem  Wert.  Ob  der 
Zusammensteller  sein  Machwerk  durch  den  Namen  des  Lehrers  von  Persius 
empfehlen  wollte  oder  ob  er  wirklich  selbst  Cornutus  hieß  (?)  ist  unsicher. 
Er  hat  aus  älteren  Glossen  und  kürzeren  Scholien  eine  fortlaufende  Er- 
klärung zusammengeflickt.  KFHbbmann,  lectiones  Pers.  I,  Marb.  1842; 
analecta  de  aetate  et  usu  schol.  Pers.,  Gott.  1846,  vor  s.  Ausg.  p.  xn,  weist 
das  commentum  der  Zeit  vor  Isidor  (J.  636)  zu,  OJahn  1843  p.  cxm  dem 
karolingischen  Zeitalter.  Daß  irgend  etwas  darin  auf  Probus  zurückgeht 
(vgl.  A.  1)  ist  mehr  als  zweifelhaft.  Eine  Auswahl  aus  diesem  Commentar 
sind  die  glossae  Pithoeanae  (Jahn  p.  clxiv).  Hss.  s.  X  in  Wien  (s.  A.  5  gE.) 
und  Prag  (JKvicala,  scholioram  Pragcnsium  in  P.  satt,  delectus,  Prag  1873), 
letztere  sehr  ähnlich  den  Leidner  (Kissel,  A.  5)  Scholien.  EKurz,  die 
Persius-Scholien  nach  den  Berner  Hss.  (bea.  nach  Bern.  257  s.  X),  Burgdorf 
1875.  1888  II.  AZiNOBRLE,  Wiener  SBer.  97,  731.  HLiebl,  Beiträge  zu  den 
Persius-Scholien  (bes.  aus  Monac.  14482  s.  XI/XII),  Straubing  1883;  die 
Disticha  Cornuti  .  .  .  und  der  Scholiast  Cornutus;  mit  dem  Text  des  Cor- 
nutus antiquus  und  novus,  Straubing  1888. 

7.  Ausgaben:  zB.  v.  PPithoeus  (Par.  1686),  EVinbtüs  u.  ThMabciliub 
(Par.  1601),  ICasaubonus  (zuerst  Par.  1605;  zuletzt,  mit  vielen  Zusätzen,  von 
FDObnrr,  Lps.  1833),  FPassow  (I  Leipz.  1809),  NLAchaintbe  (Par.  1812), 
EWWebbb  (Lps.  1826),  EPlüm  (Kopenh.  1827),  JCObelli  (eclogae  poett. 
latt.,  Zur.  1833),  FHauthal  (I  Lpz.  1887),  und  besonders  OJahn  (cum  acholiis 
antiquis  ed.,  Lps.  1843,  auch  mit  Wortindex;  Textausgabe  mit  knappem 
Apparat,  mit  Iuvenalis  und  Sulpicia,  und  mit  den  Scholien,  Berl.  *  1886, 
letztere  von  Büchbleb  besorgt).  Auch  CFHbinbichs  Vorlesungen  über  Pers., 
herausgg.  von  OJahn,  Lpz.  1844.  Text  auch  von  CFHbhmann,  Lps.  1864. 
with  a  commentary  by  JConington,  edited  by  HNbttleship,  Lond.s  1874. 
—  Übersetzungen  zB.  von  JJCDonnbb  (Stuttg.  1822),  WEWbbbr  (Bonn  1884), 
FPassow  u.  Hauthal  (aaO.),  HDüntzeb  (Trier  1844),  WTbüpfbl  (Stuttg.  1844; 
umgearbeitet,  Stuttg.  1857). 


§  302  Persius  Flaccua.     §  303  Lucanus.  737 

8.  Über  PerBius  zB.  Nisabd,  Stades  sur  les  poetes  latins  de  la  d£- 
cadence  (Par.  1834)  1,  237.  OJahns  Prolegomena  1843  und  in  Ersch  und 
Grubers  Encykl.  3,  18,  33.  WTetjfpel,  Studien  u.  Charakt.  396.  CMartha, 
un  poete  stoicien,  Rev.  d.  deux  mondes,  Sept.  1863,  p.  291.  Breuker, 
A.  Persius  u.  s.  Zeit,  Mors  1866.  HSchilleb,  Nero  615.  SETonge,  journ. 
of  philo].  6,  142.  GStephan,  d.  dichterische  Individualität  des  Pers.,  Schön- 
berg 1882.    JSchlüteb,  de  sat.  Pers.  nat.  et  indole,  Andernach  1886. 

FKnickekbbbö,  de  ratione  stoica  in  Pers.,  Mflnst.  1867.  VPapa,  lo 
stoicismo  in  Pers.,  Turin  1882.  HWilokb,  Stendal  1869  (Vergleichung  mit 
Juvenal).  —  Zur  Kritik  u.  Erklärung:  Quaestt.  Persianae  von  JSchlüteb 
(Münst.  1867)  und  FSchumachkr  (Münst.  1873).  AHeckvann,  Persiana, 
Münst  1875.  NMadvio,  adv.  cht  2,  128.  Zu  Sat.  1:  AEissel,  A.  5  gE. 
FHand,  Jena  1850.  HLehmann,  ZfAW.  1852,  193.  BJHOvikk,  Leid.  1886. 
2:  HLrhmakn,  Phil.  6,  431;  vgl.  EGbopius,  JJ.  101,  390.  AHackebmann,  JJ. 
81,   341;    Phil.    25,   357.  4:  AHäckermann  in  Jahns  Arch.   18,  390. 

5:  HLxhmann,  Greifsw.  1855.  EHahdhick,  Torgau  1846. 

303,  Dem  Persius  geistesverwandt  und  befreundet  war  M. 
Annaeus  Lucanus  aus  Corduba,  des  älteren  Seneca  Enkel,  des 
jüngeren  Neffe,  für  die  Kürze  seines  Lebens  (J.  39—65  n.  Chr.) 
ein  fruchtbarer  Schriftsteller  auf  verschiedenen  Gebieten,  in  Prosa 
und  Versen.  Erhalten  ist  seine  Pharsalia  in  zehn  Büchern,  ein 
Epos  über  den  Bürgerkrieg  zwischen  Pompeius  und  Caesar, 
welches  den  Ereignissen  historisch  genau  folgt,  aber  für  Pom- 
peius entschieden  Partei  nimmt,  dessen  Sache  für  den  Dichter 
die  yon  Borns  Freiheit  und  Größe  ist.  Die  Anlage  ist  prosaisch, 
die  Behandlung  rhetorisch,  voll  Beschreibungen,  Reden  und  Sen- 
tenzen; die  Darstellung  künstlich  gehoben:  das  Ganze  ist  das 
Werk  eines  noch  nicht  zur  Reife  gelangten  Jünglings,  zeugt  aber 
von  kräftigem  Talent  und  edlem  hochstrebendem  Sinne. 

1.  Vitae  des  Lucanus  sind  zwei  überliefert,  die  eine  (in  Rbiffebscheids 
Sueton  p.  50)  am  Anfang  lückenhaft  und  dem  Dichter  abgeneigt,  mit 
Hieronymus'  Auszug  übereinstimmend  und  daher  wahrscheinlich  von  Sueton; 
die  andere  (in  Rbifpebsoheids  Sueton  p.  76)  vollständig,  weitschweifig,  den 
Lucanus  bewundernd  und  in  Schutz  nehmend,  wahrscheinlich  von  dem 
ezpositor  Lucani,  dem  Grammatiker  (etwa  des  sechsten  Jahrh.)  Vacca; 
CFWebkb,  vitae  M.  Annaei  Lucani  collectae,  Part.  I  (Marb.  1866).  Reiffer- 
scheid  aO.  p.  892.  Dazu  die  Nachrichten  bei  Tacitus  und  des  Statins 
genethliacon  Lucani  (s.  A.  2).  Lucani  vita  per  annos  digesta  von  CFWbber 
aO.  Part.  II,  Marb.  1867;  spätere  vitae  aus  Hss.,  ebd.  1868  (Part.  III);  de 
suprema  Lucani  voce,  ebd.  1867. 

2.  Vacca:  M.  Annaeus  Lucanus  patrem  häbuit  M.  Annaeum  Melam 
(i  269,  2  E.)  .  .  Cordübensem,  equitem  rom.  .  .  notum  Romae  et  propter  Se- 
necam  fratrem  .  .  et  propter  Studium  vitae  quietioris.  .  .  tnatrem  habuit  et 
regionis  eiusdem  et  urbis  Aciliam  (§  297,  11).  .  .  natus  est  III  non.  novembr. 

Tsurnii-SoHWABB,  Rom.  Lit.-Getoh.    5.  Aufl.  47 


738         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

0.  Caesare  Germania)  II,  L.  Apronio  Caesiano  coss.  (3  Nov.  792/39  n.  Chr.). 
Epigramme  auf  den  Geburtstag  Lucans  an  seine  ihn  lange  überlebende 
Witwe  (A.  4  E.):  Mabt.  7,  21—23;  vgl.  10,  64.  Genethliacon  Lucani  in 
Stat.  silv.  2,  7.  Vacca  weiterhin :  octavum  mensem  agens  Bomam  translatus 
est.  .  .  a  praeceptoribus  tunc  eminentissimis  est  eruditus  (vgl.  vita  Persii: 
cognovit  per  Cornutum  etiam  Annaeum  Lucanum,  acquaevum  audiiorem 
Cornuti.  Lucanus  miräbatur  scripta  Flacci  etc.).  declamavit  et  graece  et 
latine  cum  magna  admiratione  audientium. 

3.  Suetouische  vita:  prima  ingenii  experimenta  in  Neronis  laudibus 
dedit  quinquennali  certamine.  '.  .  revocatus  Athenis  a  Nerone  cohortique 
amicorum  additus  atque  etiam  quaestura  honoratus  (sacerdotium  etiam  acccpit 
auguratus,  Vacca)  non  tarnen  permansit  in  gratia  (wovon  der  Verfasser  die 
Schuld  auf  Seiten  Lucans  und  seiner  verletzten  Dichtereitelkeit  findet, 
Vacca  aber  in  Neros  Eifersucht  auf  Lucans  poetische  Erfolge,  s.  A.  4).  .  . 
sed  et  famoso  carmine  cum  ipsum  (Neronem)  tum  potentissimos  amicorum 
gravissime  proscidü.  ad  extremum  paene  signifer  Pisonianae  coniurationis 
extitit  .  .  verum  detecta  coniuratione  ncquaquam  parem  animi  constantiam 
praestitit  (vgl.  Tac.  a.  15,  56.  70).  .  .  impetrato  autem  mortis  arbitrio  libero 
.  .  brachia  ad  secandas  venas  praebuü  medico.  poemata  eius  etiam  praelegi 
memini,  confici  vero  ac  proponi  venalia  non  tantum  operose  et  düigenter 
sed  inepte  quoque;  vgl.  Hikhon.  ad  a.  Abr.  2079  =  63  n.  Chr.  —  cod. 
Freher.  erst  ad  a.  2080  — :  M.  Annaeus  Lucanus  Cordubensis  poeta  in  Pi- 
soniana  coniuratione  deprchensus  brachium  ad  secandas  venas  medico  prae- 
buü. Vacca  :  sua  sponte  coactus  vita  cxcedere  venas  sibi  praecidit  periitque 
pridie  hol.  mai.  Attico  Vestino  et  Nerva  Siliano  coss.  (=  30.  April  818/65 
n.  Chr.). 

4.  Vacca:  et  certamine  pentaeterico  acto  in  Pompei  theatro  laudibus 
recitatis  in  Neronem  fuerat  coronatus  et  ex  tempore  Orphea  (RUngeb,  GratuL- 
Progr.  des  Hallischen  Stadtgymn.  an  Erfurt  1870,  S.  4)  scriptum  (in  Hexa- 
metern) in  experimentum  adversum  complures  ediderat  poetas  et  tres  libros 
(der  Pharsalia)  quales  videmus.  quare  inimicum  sibi  fecerat  imperatorem. 
quo  .  .  intet dictum  est  ei  poetica  (vgl.  Tac.  a.  15,  49  famam  carminum  eius 
premebat  Nero  prohibueratque  ostentare,  vanus  adsimulatione;  Dio  62,  29; 
vgl.  EWesterbubci  ,  RhM.  38,  95),  interdictum  etiam  causarum  actionibus.  .  . 
extant  eius  complures  et  alii  (libri),  ut  Iliacon  (Stat.  silv.  2,  7,  54;  RUnqeb, 
quaestio  de  Lucani  Heliacis,  Friedland  1858),  Saturnalia  (daraus  Makt.  10, 
64,  6?),  catachtJumion  (vgl.  Stat.  silv.  2,  7,  57),  silvarum  X,  tragoedia 
Medea  imperfecta,  salticae  fabulae  XIV  (d.  h.  Entwürfe  für  Pantomimen, 
8.  §8,  13  E.),  epigrammata  (?die  codd.:  et  appämata  und  et  ippamata; 
MHehtz  fyaftata);  prosa  oratione  in  Octavium  Sagütam  (Tac.  a.  13,  44. 
hist.  4,  44)  et  pro  eo  (Stilübung),  de  incendio  urbis  (MSo.nntag*  z.  Append. 
Verg.,  Frankf.  1887,  11),  epistolarum  ex  Gampania,  non  fastidiendi  quidem 
omnes,  tales  tarnen  ut  belli  civilis  (Phars.)  videantur  accessio.  Dazu  adlocutio 
ad  Pollam  (seine  Gattin  Argentaria  Polla)  nach  Stat.  silv.  2,  7,  62.  Über 
diese  seine  Gemahlin  auch  Sid.  Apoll,  ep.  2,  10  saepe  versum  .  .  Argentaria 
cum  Lucano  complevit.  Vgl.  auch  A.  2  Z.  8.  —  BUmobb,  de  Lucani  car- 
minum reliquiis,  Friedland  1860. 


§  303  Lucanua.  739 

5.  Quint.  10,  1,  90  Lucanus  ardens  et  concitatus  et  sententiis  clarissimus 
et,  ut  dicam  quod  sentio,  magis  oratoribus  quam  poetis  imitandus.  Minder 
treffend  ist  eine  alte  (vielleicht  durch  Sueton  verbreitete)  Ausstellung  an 
Lucan.  Sebv.  Aen.  1,  382  Lucanus  ideo  in  numero  poetarum  esse  non  meruit 
guia  videtur  historiam  composuisse,  non  poema.  Fast  wörtlich  übereinstimmend 
Isidojl  orig.  8,  7,  10.  Schol.  .  Phabs.  1,  1  ideo  Lucanus  dicitur  a  plerisque 
non  esse  in  numero  poetarum  guia  omnino  historiam  sequitur,  quod  poeticae 
arti  non  convenit.  Ebenso  Iobdan.  Get.  5,  43.  Auf  ihn  zielt  ohne  Zweifel 
schon  Pbthon.  sat.  118  belli  civilis  ingens  opus  quisquis  attigerit,  nisi  plenus 
litteris,  sub  onere  labetur.  non  enim  res  gestae  versibus  comprehendendae 
sunt,  quod  longe  melius  historici  faciunt,  sed  etc. ,  welcher  Lucana  Gedicht 
auch  in  der  Einlage  de  bello  civili  verspottet:  §  305,  4.  Vgl.  Mart.  14,  194 
Lucanus.  Sunt  quidam  qui  me  dicant  non  esse  poetam,  sed  qui  me  vendit 
bibliopola  putat.  Das  hohe  Ansehn  welches  Lucan  auch  später  genoß  erhellt 
aus  den  zahlreichen  Anführungen  aus  seinem  Gedicht  bei  den  Grammatikern ; 
s.  Keils  GL.  7,  604.  y-  Der  Stoff  ist  in  der  Pharsalia  allerdings  massiger 
aufgenommen  als  daß  er  sich  vollständig  verarbeiten  ließe.  Aber  der 
Hauptfehler  ist  die  declamatorische  Behandlung,  dio  Leidenschaft  für  Be- 
schreibungen, womit  die  Grenzen  des  Maßes  und  Geschmackes  nicht  selten 
überschritten  werden.  So  die  Schauerbilder  am  Schlüsse  von  B.  8  und  von 
6,  530  an,  sowie  7,  839  ff.  9,  735  ff.  Sentimentale  Rhetorik  4,  168  ff.  Fast 
ovidische  Ausmalung  der  Sehnsucht  Cornelias  nach  ihrem  Gatten  Pompeius 
5, 805  ff.  Unnütze  Schaustellung  geographischer  und  mythologischer  Gelehr- 
samkeit 3,  169  ff.  4,  593  ff.  677  ff.  6,  330  ff.  10,  193  ff.  Die  übliche  mytho- 
logische Maschinerie  znr  Förderung  der  Handlung  hat  bei  dem  geschicht- 
lichen, zeitlich  naheliegenden  Stoffe  Lucan  mit  Recht  aufgegeben  und  die 
Beweggründe  der  Handlung  in  die  Handelnden  verlegt:  zudem  spreizt  sich 
der  Dichter  als  Götterverächter  in  Epikurs  Weise  (s.  A.  6gE.)  und  giebt  nach 
Art  der  Stoiker  dem  Schicksal  die  Hauptrolle.  MSouriau,  de  deorum  mi- 
nisteriis  in  Pharsalia,  Par,  1885  (u.  dazu  JGibabd,  journ.  des  sav.  1888,  192). 
Die  Beschreibung  des  Nil  10,  194—331  ist  stark  abhängig  von  Sbn.  quaestt. 
nat  4,  1.  2  (darüber  HDiels,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1885).  In  den  historischen 
Partien  ist  Livius  Hauptquelle  des  Dichters,  s.  GBaibb,  de  Livio  Lucani  in 
carmine  de  bello  civili  auctore,  Schweidnitz  (Bresl.)  1874.  Sinqbls,  de  Luc. 
fontibus  et  fide,  Leid.  1884.  BPsbkix,  Lucan  as  a  historial  source  for 
Appian,  Americ.  journ.  of  philol.  9  (1884),  325.  Benützung  der  historiae 
des  Vater  Seneca  (§  269,  3)?  0 Rossbach,  de  Sen.  philos.  libr.  recens.  et 
emend.,  Bresl.  1888,  170.  —  Im  Metrischen  und  Prosodischen  ist  Lucan  sehr 
streng,  ja  peinlich.    ETbampb,  de  Luc.  arte  metr ,  Berl.  1884. 

6.  f Pharsalia'  nennt  Lucan  selbst  sein  Gedicht  9,  985  Pharsalia  nostra 
vivet,  in  den  Hss.  wird  es  genannt  de  bello  civili  und  so  heißt  auch  die 
Parodie  Patrons  (A.  5  Z.  12).  Die  Erzählung  ist  aber  fortgeführt  bis  zur 
Einschließung  Caesars  in  Alexandria  gleichsam  als  Gegengewicht  gegen 
den  im  Vorhergehenden  geschilderten  Tod  des  Pompeius.  Die  ersten  drei 
Bücher  wurden  von  Lucan  selbst  herausgegeben  (s.  A.  4),  und  zwar  zu 
einer  Zeit  als  er  mit  Nero  noch  gut  stand;  daher  1,  33—66  die  Lobpreisung 
desselben  mit  Hindeutung  auf  seine  künftige  Vergötterung  (anders  freilich 
als  7,  456  ff.)-    Indessen  eine  Verschiedenheit  der  politischen  Ansicht  und 

47* 


740         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudias  und  Nero). 

Richtung  zwischen  den  ersten  drei  Büchern  und  ihrer  Fortsetzung  laßt  sich 
deswegen  doch  nicht  behaupten.  Schon  in  jenen  tritt  die  Vorliebe  für 
Pompeius  (2,  463.  519.  732)  und  Cato  nebst  Brutus  (2,  234),  sowie  die  Ab- 
neigung gegen  Caesar  (2,  489.  3,  82)  unverkennbar  hervor.  Nicht  eine 
andere  Gesinnung  spricht  der  Dichter  in  den  späteren  Buchern  aus,  sondern 
die  gleiche,  aber  mit  noch  größerem  Freimut,  ja  mit  Bitterkeit  und  Feind- 
seligkeit. Des  Pompeius  Sache  ist  kurzweg  die  des  Rechts  und  der  Frei- 
heit (zB.  6,  139.  259.  7,  679),  daher  die  des  Caesar  als  scelus  bezeichnet 
wird  (zB.  7,  751,  vgl.  auch  4,  188.  6,  242.  261.  390.  6,  147.  298.  7,  40. 
168.  243.  558.  761.  777.  8,  782.  834).  Caesars  Sieg  ist  die  Ursache  nicht 
nur  des  Untergangs  der  Freiheit  (7,  433.  639.  696.  9,  204.  262}  sondern 
auch  des  Schwindens  von  Roms  Macht  und  Größe  nach  außen  (7,  427). 
Auch  wo  Caesar  unzweifelhaft  edel  gehandelt  hat  wird  es  ins  Gegenteil 
verkehrt  (7,  798.  9,  1034),  und  seine  Ermordung  gerechtfertigt  und  gepriesen 
(7,  593;  vgl.  8,  609.  10,  338.  628).  Er  ist  der  Bösewicht  des  Gedichts,  und 
ihm  wird  daher  höhnisch  Unsterblichkeit  verheißen  (9,  981).  Wie  an  ihm 
lauter  Schatten,  so  ist  an  Pompeius  alles  Licht  (vgl.  bes.  8,  841,  auch  6,  1. 
6,  799.  7,  28),  so  sehr  daß  an  ihm  sogar  der  Landesverrat  Preis  findet. 
(8,  232).  Daher  benutzt  Lucan  nicht  Caesars  Geschichte  werk,  sondern 
das  des  'Pompejaners'  LiviuB,  s.  A.  5  gE.  und  §  256,  3.  Über  Pompeius  geht 
dem  Dichter  nur  sein  Cato  (9,  697;  vgl.  ebd.  187.  264.  663).  Das  stoische 
Bekenntnis  Lucana  tritt  oft  hervor,  zB.  7,  814.  9,  302.  672.  10,  265.  413. 
Epikurisch  klingende  Äußerungen  (wie  7,  446.  456)  sind  Ausbrüche  der 
Verzweiflung  an  dem  Walten  einer  gerechten  Gottheit  (vgl.  8, 449  u.  A.  6  gE.). 
Gegen  Nero  gerichtet  ist  9,  983.  Andere  freimütige  Äußerungen  4,  807. 
823.  6,  385.  6,  259.  7,  210.  483.  466.  8,  672.   9,  262.  600.  10,  24. 

7.  Daß  das  zehnte  Buch  nicht  vollendet  ist  zeigt  schon  sein  Umfang, 
der  um  mindestens  200  Verse  hinter  den  übrigen  Büchern  zurücksteht. 
Aber  auch  B.  4—9  wurden  nicht  von  Lucan  selbst  herausgegeben,  sondern 
erst  nach  seinem  Tode  von  einem  Angehörigen  oder  Freunde  (Genthb  aO. 
p.  76).  Übrigens  können  diese  trotzdem  von  Lucan  nach  ihrem  Abschluß 
öffentlich  vorgelesen  worden  sein.  Wenn  Vacca  sie  für  mendosi  erklärt 
und  das  ovidische  emendaturus  si  licuisset  erat  auf  sie  anwendet,  so  mag 
dies  von  Einzelheiten  gelten :  im  großen  Ganzen  würde  Lucan  schwerlich 
viel  geändert  haben.  Fbonto  p.  167  unum  .  .  poetae  prooemium  comme- 
morabo,  poeta  eiusdem  temporis  eiusdemque  nominis  (wie  Seneca):  fuü  aeque 
Annaeus.  is  initio  carminis  sui  (der  Phars.)  Septem  primis  versibus  nihil 
aliud  quam  bella  plus  quam  civilia  inierpretatus  est.  Mißverständnis  dieser 
Worte  veranlaß te  wohl  die  Sage  bei  Schol.  Lucan.  1,  1  (p.  8  üb.)  :  hos  VII 
versus  primos  dicitur  Seneca  ex  suo  addidisse  .  .  ne  videretur  Über  ex  abrupto 
incohare.  Vgl.  gegen  FOsann  (de  Sen.  scriptis  deperditis  spec.  III,  Gießen 
1848)  Gbnthe  p.  77.  CFWebeb,  de  duplici  Pharsaliae  Lucaneae  exordio, 
Marb.  1860.  —  Metrische  Inhaltsangaben  zur  Pharsalia  (ob  antik?  CBabth 
gab  sie  aus  einer  verschollenen  Hb.  heraus):  AL.  930  PLM.  6,  418.  Zwei 
zehnzeilige  zu  Lucans  B.  2  {incipit  argumentum  libri  II,  Sidonius  subdiaconus 
fecit)  und  B.  6  in  den  commenta  (A.  8)  ed.  Hüsknbb  p.  47.  151.  Vgl.  dazu 
ROpitz,  Lpz.  Studd.  6,  806. 

8.  Gommentare  zu  Lucan  erwähnt  schon  Hieronymus,  s.  oben  §  41,  4. 


§  303  Lucanus.  741 

Ltd.  de  magistr.  3,  46  mg  6  noXepcov  lv  nefinty  i^rjyriöeayv  trjg  xara 
Aovxavov  zov  'Pcopcciov  ipcpvUcov  avyy^acprjg  dnscprjvccto.  Über  Vacca 
s.  A.  1.  Reste  dieser  erklärenden  Tätigkeit  besitzen  wir  in  den  Scholien 
zu  Lucanus,  von  denen  es  eine  doppelte  Fassang  giebt;  die  eine  ist  betitelt 
Tommenta'  und  vollständig  erhalten  allein  im  Bern.  370  s.  X  (außerdem 
zum  Teil  im  Bern.  46;  neue  Vergleichung  von  HHaqbn,  JJ.  131,  277).  Luc. 
commenta  Bernensia  ed.  Hüsener,  Lps.  1869;  die  andere  'Adnotationea', 
ist  am  vollständigsten  und  besten  überliefert  im  Walle isteinensis ,  zwei 
Leidenses  (Vossiani)  s.  X  und  Bruxell.  (Gemblacensis)  s.  X,  und  veröffent- 
licht, aber  ungenau,  von  Oüdbndorp  und  von  CF Weber.  Zu  den  comm. 
Bern.  s.  HGehthe,  Herrn.  6,  214  und  Scholia  vetera  in  Luc.  e  codice  Monte- 
pessulano,  Berl.  1868.  Kritische  Beitr.  bei  HJMüllbb,  symb.  ad  emend.  script. 
lat.,  Berl.  1876;  Festschr.  d.  Friedr.-Werderschen  Gymn.,  Berl.  1881,  30. 

9.  Die  älteste  Handschrift  der  Phars.  bilden  die  Palimpsestblätter 
in  Wien,  Neapel  und  Rom,  aus  s.  IV?  DDbtlefsen,  Phil.  18,  318.  16, 
526.  26,  173.  WSteinhabt,  de  Luc.  schedis  rescriptis  Vindob  ,  Salzwedel 
1860;  JJ.  83,  363.  Unter  den  übrigen  Hss.  haben  Voss.  63  (II,  B  bei  Stein- 
hart), Montepess.  H.  113,  Golbert.  und  Gasselanus  die  subscriptio:  Paulus 
Constantinopolüanus  emendavi  manu  mea  solus,  welchen  Useheb  (RhM. 
23,  497)  mit  dem  Papulus  Const.  Theyderich  der  Pariser  Miscellanhdschr. 
7530  aas  d.  J.  674  vereinigte.  Die  Hss.  dieser  Recension  unterscheiden 
sich  von  den  zahlreichen  übrigen  dadurch  daß  sie  in  den  nicht  von  Lucan 
selbst  herausgegebenen  Büchern  ursprünglich  eine  beträchtliche  Anzahl 
Verse  nicht  haben,  welche  wenigstens  zum  Teil  auf  späterer  Fälschung  be- 
ruhen. Auch  in  den  Hss.  dieser  Recension  selbst  sind  die  betreffenden 
Verse,  aber  in  ungleichem  Maße,  aus  Hss.  der  andern  Recension  nachge- 
tragen. WSteinhakt,  de  Luc.  codice  Montepess.  in  d.  symb.  philol.  Bonn.  287; 
vgl.  denselben  de  emendatione  Lucani,  Bonn  1864.  AKiädleb,  de  Luc. 
▼v.  qui  in  codd.  Montepess.  et  Voss.  H  desunt,  Münst.  1862.  —  CECSchneideb, 
triam  codd.  Vratisl.  Luc.  lectt.  variae,  Bresl.  1823.  IBekkeb,  über  einen 
Lucancodex  zu  Berlin,  Berl.  SBer.  1863,  166.  Über  drei  Hss.  s.  XI  u.  XU  s. 
JKleih,  RhM.  24,  121.  —  Der  Anfang  von  B.  7  auf  einer  Inschrift  in  Trier, 
8.  FBücheleb,  Jahrbb.  d.  Rheinl.  Altertumsfr.  68  (1876),  175. 

10.  Ausgaben:  zB.  ex  emend.  HGrotii  cum  eiusdem  notis,  Antverp. 
1614.  Lugd.  1626  (vgl.  HUsbheb,  Lucani  pugnae  Pharsaliae  narratio,  ex 
IIGr.  rec.  ed.  cum  comm.  critico,  Greifsw.  1863;  RhM.  19,  148).  GCorte 
(Lps.  1726;  vgl.  HGenthe,  JJ.  89,  647),  FOudendorp  (Leid.  1728,  auch  mit 
Wortindex),  PBürman  (Leid.  1740),  CFWebeb  (cum  notis  varr.  etc.  Lps. 
1821—31  III,  wovon  der  letzte  die  Scholien  enthält;  und:  editionem  morte 
Cortii  interruptam  absolvit,  Lps.  1828  f.  II).  Auch  Ausgg.  v.  Lemaibe  (Par. 
1830  II),  CH Weise  (rec.  schol.  interpr.,  Quedlinb.  u.  Lpz.  1836)  und  by 
CEHaskihs;  with  an  introduction  by  WEHeitland,  Lond.  1887.  —  RBektleys 
Bemerkt  zu  B.  1—3  in  d.  Ausg.  Strawberryhill  1760  (Luc.  c.  notis  HGrotii 
et  RBentlei)  u.  Glasgow  1816:  auch  bei  CFWebeb  1821.  —  Übersetzt  v. 
FHBothe  (Stuttg.  1866  f.)  und  JKbais  (Stuttg.  1863). 

11.  Meüsel  u.  Gottfb.  Büboeb,  de  Lucano,  Halle  1767  f.  II.  Nachträge 
zu  Sulzkb  6,  1,  16.  7,  884,  u.  bes.  HGenthe,  de  Lucani  vita  et  scriptis  (Berl. 


742         Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Claudius  und  Nero). 

1859);  zu  Lucan  (Herrn.  6,  214).    AR  Friedrich,  de  L.  Phars.,  Bautzen  1876. 
HSchiller,  Nero  612.     CESandström,  s.  §  246,  7. 

FKoRTiM,  gesch.  Forschungen  (Lpz.  u.  Heidelb.  1863)  209.  ASchau- 
bach,  Lucans  Phars.  u.  ihr  Verhältnis  z.  Gesch.,  Mein.  1869.  JGibard,  rev. 
d.  deux  mond.  Juli  1876,  423.  ThCreizenach,  d.  Aeneis  .  .  u.  d.  Pharsalia 
im  Mittelalter,  Frankf.  1864.  —  EKöbbkb,  de  L.  usu  syntactico,  Petersb. 
1874.  Berthold,  de  L.  elocutione  poetica,  Grimma  1879.  JObbrmeier,  d. 
Sprachgebr.  d.  Lucan,  Mönch.  1886.  J Schmidt,  de  usu  infinitivi  ap.  Lucan., 
Valer.  Fl.,  Sil.  Ital.,  Halle  1881.  GHundt,  de  Lucani  comparationibus, 
Halle  1886.  —  AZingerle,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  röm.  Poesie  2  (Innsbr.  1878),  12. 
—  Kritisches:  ThBerqk,  Halle  1865.  NMadvio,  adv.  2,  129.  E Schäfer,  obss. 
crit.  in  Luc.  Phars.  et  Stat.  silv.,  Münst.  1886. 

304.  Ein  älterer  Freund  des  Persius  war  der  Lyriker  und 
Metriker  Caesius  Bassus.  Wir  besitzen  von  ihm  bedeutende 
Überreste  einer  wertvollen  Metrik,  wenn  auch  wohl  in  verkürzter 
Gestalt.  Anderes  trägt  mit  Unrecht  seinen  Namen.  Sonstige 
Männer  aus  der  Zeit  des  Nero  von  denen  wir  wissen  daß  sie 
Gedichte  verfaßten  sind  Vagellius,  Antistius  Sosianus,  Curtius 
Montanus  und  Serranus. 

1.  Vita  Persii  (§  302,  1):  amicos  habuit  a  prima  adolescentia  Caesium 
Bassum  poeiam  et  Calpurnium  Staturam,  qui  vivo  eo  iuvenis  deccssit  (und 
kein  Dichter  war).  Herausgeber  der  Satiren  des  Persius;  s.  §  302,  3. 
Schol.  Pers.  6,  1  (p.  340  J.)  hanc  satiram  scribit  Persius  ad  Caesium  Bassum 
poeiam  lyricum,  quem  fama  est  in  praediis  suis  positum  ardente  Vesuvio  .  . 
et  late  ignibus  abundante  cum  viUa  sua  ustum  esse  (J.  79  n.  Chr.).  Vgl. 
Plin.  ep.  6,  16,  8  (s.  aber  HKeil  zdSt.)  accipit  codiciUos  .  .  Caesi  Bassi 
imminente  periculo  exterriti.  Quint.  10,  1,  96  lyricorum  Horatius  fere  solus 
legi  dignus.  .  .  si  quem  adicere  velis  is  erit  Caesius  Bassus,  quem  nuper  vi- 
dimus.  Pres.  6,  1—6  admovit  iam  bruma  foco  te,  Basse,  Sabine?  iamne 
lyra  et  tetrico  vivunt  tibi  pectine  chordae,  mire  opifex  numeris  veterum  pri- 
mordia  vocum  atque  marem  strepitum  fidis  intendisse  latinae,  mox  iuvenes 
agitare  iocos  et  pollice  Ivonesto  egregius  lusisse  senex?  Vgl.  dazu  Bücheuer, 
RhM.  41,  458.  Prisc.  GL.  2,  527  Bassus  in  II  lyricorum.  Calliope  princeps 
sapienti  psallerat  ore.  Daß  er  äine  Person  ist  mit  dem  Metriker  wird  sehr 
wahrscheinlich  durch  das  Citat  Bassius  (st.  Bassus)  ad  Neronem  de  iambico 
sie  dicit,  bei  Rufin.  GL.  6,  555,  22.  Aus  diesem  metrischen  Werke  ohne 
Zweifel  Diou.  GL.  1,  513  huius  (des  molossicum  metrum)  exemplum  dal 
Caesius  Bassus  tale:  Romani  victores  Germanis  devictis.  Vgl.  Teb.  Maub. 
GL.  6,  395  (2358)  quae  (exempla)  locasse  Caesium  libro  notavi  quem  dedit 
metris  super.  396  (2369)  auetore  tanto  credo  me  tutum  fore.  Viotobin.  GL. 
GL.  6,  209,  10  Caesius  Bassus,  vir  doctus  atque  eruditus,  in  libro  de  metris 
'  iambicus  trimetrus9  ait.  Letzteres  Merkmal  trifft  zu  bei  der  am  Anfang 
verstümmelten  und  durch  Übertragung  der  Schlußunterschrift  des  in  der 
HS.  (8.  §  405,  5)  nachfolgenden  Werkes  dem  Atilius  Fortunatianus  bei- 
gelegten Abhandlung  de  metris  (GL.  6,  255 — 272),  daher  diese  von  Caesius 
Bassus  sein  wird,  zumal  da  sie  viele  sehr  wertvolle  Angaben  enthalt  (s. 


§  304  Caesius  Basaus  u.  a.     §  305  Petronius.  743 

Kkil  zu  GL.  aO.  252  und  oben  §  62,  3).  Wie  Basaus  überhaupt  den  Varro 
benutzte,  so  hat  er  von  ihm  namentlich  die  Ableitung  {nccqaycayri)  der  ver- 
schiedenen Metra  aus  einem  metrum  principale  (dem  herous  und  trimeter 
iambicus)  mittelst  adiectio,  detractio,  permutatio  usw.  Die  Beispiele  waren 
teils  den  altrömischen  Dichtern,  vgl.  auch  Pebs.  6,  3;  s.  A.  1,  (teils  den 
Zeitgenossen  Pomponius  Secundus  [§  284,  7],  Seneca  und  Petronius  Arbiter?) 
entnommen,  teils  von  ihm  selbst  gebildet.  Besonders  berücksichtigt  wird 
Horaz  (GL.  6,  266  fll.).  Gewöhnliche  Prahlerei  römischer  Schriftsteller  aO. 
271,  2:  hoc  libro  quem  et  paucis  compo&ui  diebus  et  memoria  tantum  modo  (?) 
adiuvante.  Auch  s.  aO.  272,  5  de  guibus  in  his  libris  explicabimus  quos  de 
melicis  poetis  et  de  tragicis  choris  scriptwri  videmur.  Unter  den  Späteren 
ist  das  Werk  besonders  von  Iuba  und  Terentianus  Mauras  benützt  worden. 
BWbstphal,  griech.  Metr.  1*,  119.  169.  HEeil  zu  den  GL.  6,  250.  OHense, 
act.  soc.  philo).  Lips.  4,  64.  118.  Vgl.  noch  im  allg.  EvLeutsch,  Phil.  11,  739. 
JCäsab,  PEE.  I8,  2296,  10. 

2.  Durch  dieselbe  Ha.  (s.  §  405,  5)  ist  überliefert  ein  Fragment  (GL. 
6,  305)  mit  der  Überschrift  Ars  Caesii  Bassi  de  metris,  welches  aber  nicht 
von  demselben  herrührt.  Es  besteht  aus  einer  mageren  Erläuterung  von 
fünf  Versmaßen  des  Horaz,  geschöpft  vorzugsweise  aus  Caesius  Basaus  (A.  1). 
Darauf  folgen  (GL.  6,  307)  zwei  Abschnitte,  betitelt  Breviatio  pedum  und 
De  compositionibus,  vielleicht  aus  Iulius  Romanus  RWestphal,  griech. 
Metr.  ls,  118.  132.  204.    Keil  zu  GL.  6,  253. 

3.  Sen.  nat.  quaest.  6,  2,  9  egregie  Vagelliu8  mens  in  illo  inelito 
earmine  .  .  inquit.  Ein  declamator  mülino  cor  de  VageUius  bei  luv.  16,  23 
vgl.  13,  119.    Vgl.  auch  §  147,  2. 

4.  Tac.  a.  14,  48  (J.  815/62)  Antistius  (Sosianus)  praetor  probrosa  ad- 
versus  prineipem  carmina  factitavit  vulgavitque  celebri  convivio;  vgl.  16, 
14.  21.  —  Tac.  a.  16,  28  (J.  819/66):  qui  .  .  Curtium  Montanum  detestanda 
carmina  factitantem  eludere  impune  sinerent.  29  Montanum  probae  iuventae 
neque  famosi  carminis,  quia  protulerit  ingenium,  extorrem  agi.  Proben  seines 
Freimuts  im  Senat  (J.  70)  Tac.  bist.  4,  40.  42. 

6.  Quint.  10,  1,  89  (bei  den  Epikern)  Serranum  (GSarpe:  ferrenum, 
farrenum  die  Hss.)  consummari  mors  immatura  non  passa  est;  puerilia  tarnen 
eitis  opera  et  maximam  indolem  ostendunt  et  admirabilem  praecipue  in  aetate 
illa  recii  generis  voluntatem.  Dagegen  setzt  einen  länger  Lebenden  voraus 
luv.  7,  79—81:  eontentus  fama  iaceat  Lucanus  in  hortis  marmoreis,  at 
Serrano  tenuique  SaUio  gloria  quantalibet  quid  erit,  si  gloria  tantumst? 
Auch  möchte  man  hiernach  Serranus  eher  später  setzen.  —  Über  Gaetulicus 
§  291,  1;  über  Attius  Labeo  §  307,  6. 

305*  Aus  der  neronischen  Zeit  stammt  ferner  der  Sitten- 
roman  des  Petronius  Arbiter,  welchen  man  für  den  von  Nero 
im  J.  66  zum  Tode  genötigten  Petronius  halten  darf.  Ursprüng- 
lich ein  umfangreiches  Werk  von  etwa  zwanzig  Büchern  worin 
allerlei  Reiseabenteuer  erzählt  waren,  besteht  es  jetzt  nur  aus 
einer  Reihe  von  Trümmern,  deren  ansehnlichstes  die  cena  Tri- 
malchionis  ist,  die  Beschreibung  einer  Gasterei  welche  ein  reicher 


744  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

ungebildeter  Emporkömmling  giebt.  Obwohl  tief  in  Schmutz 
getaucht;  ist  der  Roman  nicht  nur  hochwichtig  für  die  Geschichte 
der  Sitten  und  der  Sprache,  namentlich  für  die  Kenntnis  der 
Volkssprache,  sondern  auch  in  seiner  Art  ein  Kunstwerk,  voll 
von  Geist,  feinster  Menschenkenntnis,  überlegenem  Witz  und 
heiterem  Humor.  Seiner  Form  nach  ist  es  eine  satira  Menippea, 
aber  so  daß  durch  die  eingelegten  Stücke  in  gebundener  Form 
meist  zugleich  bestimmte  Geschmacksrichtungen  verspottet  werden. 
So  besonders  in  den  umfangreicheren  Epen  Troiae  halosis  und 
Bellum  civile. 

1.  Titel  des  Werks  ursprünglich  wohl  satirae,  in  den  Hss.  teils  er- 
halten (satirarum  liber  u.  dgl.),  teils  in  satiricon  oder  Petronii  Ärbitri  sattrid 
liber  u.  dgl.  verwandelt;  am  vollständigsten  cod.  Trag.:  Petronii  Arbiiri 
Satyri  fragmenta  ex  Ubro  XV  et  XVI.  Eine  Spur  von  B.  14  s.  in  Büchelxbs 
ed.  mai.  p.  208.  Der  Name  Afranius,  der  sich  im  Titel  neben  Petr.  Arb. 
in  Hss.  findet,  bezeichnet  dessen  Ähnlichkeit  mit  jenem  Togatendichter  in 
puerorum  foedis  amoribus  (§  146,  1).  Früh  ausgezogen  ging  das  Ganze 
selbst  um  so  leichter  verloren.  Schon  im  siebenten  Jahrhundert  scheint 
man  es  nicht  mehr  gehabt  zu  haben.  Aus  dem  neunten  Jahrhundert  findet 
sich  Kenntnis  und  Benützung  des  Carmen  de  hello  civili.  Aus  s.  X  ist  die 
älteste  Hs.  die  wir  haben,  Bern.  357;  im  Anfang  von  s.  X  las  Eugenius 
Vulgarius  (MHaupts  op.  3,  690),  s.  XII  Joh.  von  Salisbury,  s.  XIII  Vincenz 
von  Beauvais  den  Petronius  in  der  heutigen  Gestalt.  Büchelkbs  ed.  mai. 
p.  x.  Was  man  seit  dem  Ende  des  siebzehnten  Jahrhunderts  an  neuen  Be- 
standteilen des  Textes  von  Petronius  gefunden  haben  wollte  hat  sich  alles 
als  Fälschung  erwiesen;  so  besonders  das  im  J.  1698  von  FNodot  zu  Paris 
Herausgegebene  (s.  Büchelbb  p.  xui),  sowie  Lallkmands  angeblicher  St. 
Galler  Fund  (Par.  1800). 

2.  Die  erhaltenen  Handschriften  haben  im  wesentlichen  dieselben 
Lücken  und  Verderbnisse,  gehen  daher  auf  äine  Urhs.  zurück,  welche  be- 
reits nur  Auszüge  aus  dem  vollständigen  Werke  des  Petronius  und  außer 
diesen  auch  allerhand  kleinere  lateinische  Gedichte  und  Glossen  enthielt 
welche  von  Unbekannten  aus  Gellius,  Isidor  und  Kirchenschriftstellern  ge- 
sammelt waren  und  durch  das  räumliche  Zusammensein  mit  den  Excerpten 
aus  Petronius  auch  zu  dessen  Namen  gelangten.  Diese  Glossen  gab  heraus 
CBeck,  Petronius  Arbiter  de  antiquis  dictionibus,  Cambridge  (in  Amerika) 
1860  (und  dazu  AReiffebscheid  ,  EhM.  16,  1);  vgl.  auch  Appendix  zu 
AMais  opp.  (Rom  1871)  p.  68  (Adeo  bis  Vestibulum),  GLoewe,  prodrom. 
glo98.  164.  —  Jene  Petronius-Excerpte  sind  in  einer  vollständigeren  Fas- 
sung uns  nur  durch  den  von  JJScaliqers  Hand  (aus  einem  verlorenen  cod. 
Cuiacianus?)  abgeschriebenen  Leid.  Q.  61  und  durch  Mitteilungen  in  den 
Ausgg.  v.  ITornaesius,  Lugd.  1575,  und  PPithoeus,  Par.  1587  bekannt:  ver- 
kürzt sind  sie  in  vielen  Hss.  enthalten,  zB.  Bern.  357  s.  X,  Paris.  7989 
s.  XV.  Die  letztere  Hs.,  welche  ums  J.  1650  in  Trau  in  Dalmatien  gefunden 
wurde  (daher  Traguriensis) ,  enthält  aber  außerdem  (und  zwar  allein  von 
allen  Hss.)  die  cena  Trimalchionis  (Petb.  c.  26—78),  zuerst  gedruckt  Padua 


§  305  Petronius.  745 

1664.  Über  die  Hss.  FBüchelebs  ed.  mal.  p.  xii,  vgl.  p.  xliv.  CBeck,  the 
manuscTipts  of  P.  A.  collated,  Cambridge  (Mass.  U.  S.)  1863;  die  Leidner 
u.  Berner  Hss.  des  P.,  Phil.  20,  293,  und  dagegen  FBüchkler  ebd.  726. 

3.  Der  Freigelassene  Encolpius  erzählt  seine  Abenteuer  zu  Wasser 
und  zu  Land :  die  Handlung  war,  wie  es  scheint,  humoristiech-parodisch  in 
Gang  gesetzt  und  erhalten  durch  den  Zorn  des  Priapos,  welcher  den  En- 
colpius verfolgte  (wie  Poseidon  den  Odysseus):  139  me  quoque  per  terras, 
per  cani  Nereos  aequor  Hellespontiaci  sequitur  gravis  ira  Priapi.  EKlebs, 
Phil.  47,  623.  Auf  Erlebnisse  in  Massilia  deutet  Apoll.  Sidoh.  23,  165  und 
Seht.  Aen.  3,  67;  das  Erhaltene  aber  spielt  in  Unteritalien,  das  meiste  in 
einer  römischen  Kolonie  Campaniens,  die  zugleich  urbs  Graeca  heißt:  etwa 
Cumae?  so  Mommsen,  Herrn.  13,  114,  aber  c.  48  macht  große  Schwierig- 
keiten und  auch  der  praetor  c.  65  kann  nichts  beweisen;  sonst  hat  man 
noch  an  Neapel  oder  an  Puteoli  gedacht,  so  LFeiedlander,  Königsb.  Ind. 
lect.  1860  f.  61  f.,  s.  aber  jetzt  dens.,  JB.  1878  2,  171.  Cap.  116  fll.  spielen 
in  Eroton.  3.  die  Inhaltsübersicht  in  Büchelebs  ed.  min.8  119.  Verlegt 
ist  die  Handlung  in  die  Zeit  des  Tiberius  (Bücheleb,  ed.  mai.  p.  tu),  wozu 
auch  die  Erwähnung  des  (Mam.  Aemilius)  Scaurus  (§  276,  2)  c.  77  stimmt 
(nach  Mommsejt,  Herrn.  13,  211,  in  die  des  Augustus);  daneben  eingeflochtene 
Anspielungen  auf  Persönlichkeiten  aus  der  Zeit  des  Caligula  und  Nero 
(Büchelkb  p.  yiii).  Meisterhaft  ist  die  Zeichnung  der  Charaktere,  meist 
durch  deren  Selbstdarstellung,  doch  so  daß  zugleich  ein  leisironischer  Ton 
hindurchklingt.  In  genauester  Übereinstimmung  mit  Charakter  und  Ver- 
hältnissen der  Personen  ist  ihre  Sprechweise:  bei  Encolpius  selbst  die  der 
Gebildeten  in  der  besten  Zeit  der  Literatur  (CBeck,  the  age  etc.  p.  136), 
nur  mit  der  Zwanglosigkeit  des  Umgangstons  und  mit  einer  Anzahl  Wen- 
dungen, und  Fügungen  des  ersten  christl.  Jahrh.  (unkritische  Sammlung 
bei  Beck  aO.  p.  162),  bei  den  meisten  gelegentlichen  Sprechern  aber  volks- 
mäßig, mit  naturwüchsigen  und  sprichwörtlichen  Wendungen,  Derbheiten, 
Sprachfehlern,  Archaismen  und  (wegen  des  halbgriechischen  Schauplatzes) 
Gräcismen;  GStüdeb,  RhM.  2,  75.  CBeck,  the  age  etc.  p.  106.  Vgl.  A.  9. 
Die  Stücke  in  gebundener  Form  sind  meist  dem  geschmacklosen  Dichter 
Eumolpus  in  den  Mund  gelegt;  so  bes.  c.  89  die  Troiae  halosis  in  65  Se- 
naren  und  c.  119—124  das  bellum  civile  in  295  Hex.  Aber  auch  sonst 
geht  die  Rede  gern  aus  der  Prosa  über  in  poetische  Form;  so  häufig  in 
Hexameter  und  in  eleg.  Maß,  dann  in  Senare  (65),  Hinkiamben  (5),  Ana- 
kreonteen  (fragm.  19—21),  Hendekasyllaben  (15.  79.  93.  109.  fr.  26.  29),  So- 
tadeen  (23.   132).    So  wird  der  Roman  zu  einer  satira  Menippea  (§  28,  3). 

4.  Von  den  verschiedenen  Ansichten  über  das  Zeitalter  des  Werks 
verdient  Erwähnung  allenfalls  die  von  Niebuhb,  kl.  phil.  Sehr.  337,  welcher 
das  dritte  Jahrh.  (unter  Alexander  Severus)  annahm,  veranlaßt  durch  eine 
Inschrift  (CIL.  6,  14672),  die  er  zwar  richtig  in  jene  Zeit  versetzte  (s.  Mommsen, 
Herrn.  13,  106),  deren  Personen  er  aber  irrig  mit  denen  bei  Petronius  ver- 
einigte; Teüffel,  Stud.  u.  Charakt.  391.  Büchelkb,  ed.  mai.  p.  iv.  Ander- 
seits glaubte  CBeck  (the  age  of  Petronius,  Cambr.  Mass.  1856,  bes.  p.  100) 
das  Werk  zwischen  J.  6  und  34  n.  Chr.  verfaßt,  also  unter  Augustus  oder 
Tiberius:  s.  dagegen  Bücheler,  RhM.  11,  608.  Heutzutage  darf  als  nahezu 
allgemein  anerkannt  gelten  der  Ansatz  unter  Nero;  s.  besonders  GStüdeb, 


746  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

RhM.  2,  50.  202;  FRittkb,  ebd.  561;  Teüffel,  Stud.  und  Charakt  393  und 
Büchelkr,  ed.  mai.  p.  v.  Schon  in  der  Zeit  Neros  eine  Ausnahme,  wäre 
in  den  folgenden  Zeiten  die  einfache  natürliche  Sprache  dieses  Romane, 
fern  von  allem  falschen  Pathos  und  rhetorischem  Flitter,  eine  Unmöglich- 
keit gewesen.  Quintilian  schweigt  über  den  für  den  Redner  unwichtigen 
Schriftsteller  (OKelleb,  JJ.  89,  503).  Anspielungen  auf  Seneca:  FHaase, 
miscell.  philol.  3  (Bresl.  1861),  21.  EGottschuch,  de  parodiis  Senecae  ap. 
Petron.  in  den  Miscell.  philolog.  für  FHaaBe  (Bresl.  1863)  p.  26.  unverkenn- 
bar verspottet  Petronius  im  bellum  civile  (A.  3  Z.  6  v.  u.)  die  Manier  des 
Lucanus,  aber  ohne  ihn  (als  nooh  Lebenden)  zu  nennen:  JGMössleb,  de 
Petr.  poemate  de  bello  civili  (Bresl.  1842);  quaestt.  Petron.,  Hirschb.  1857 
—70  III.  EWebterbübo,  RhM.  38,  92.  ETrampe,  de  Luc.  metr.  78.  EKlebs, 
Phil.  47,  631,  und  auch  die  Troiae  halosis  (A.  3  Z.  7  v.  u.)  zielt  gewiß  auf 
das  gleichnamige  Gedicht  Neros  (§  286,  8). 

5.  Tac.  a.  16,  17  paucos  intra  dies  eodem  agmine  .  .  Eufius  Crispmus 
ac  *  Pttronius  cecidere  (J.  66).  18  de  C.  Petronio  (T.  heißt  er  bei  Plin. 
NH.  87,  20  und  Plut.  de  discr.  am.  et  adul.  19,  p.  60  E ,  P.  bei  Schol.  luv. 
6,  638)  pauca  supra  repetenda  sunt,  nam  Uli  dies  per  somnum,  nox  officiis 
et  oblectamentis  vitae  transigebatur :  utque  (üios  industria,  ita  hanc  ignatria 
ad  famam  protulerat  käbebaturque  non  ganeo  et  profligator,  .  .  sed  erudito 
laxu.  ac  dicta  factaque  eius  quanto  solutiora  et  quandam  sui  neglegentiam 
praeferentia  tanto  gratius  in  spem  simplicitatis  accipiebantur.  proconsul 
tarnen  Bithyniae  ei  mox  consul  vigentem  se  ac  parem  negotiis  ostendit  dein 
revolutus  ad  vitia  seu  vitiorum  imitatione  intet  paucos  familiarium  Neroni 
adsumptus  est,  elegantiae  arbiter  (Anspielung  auf  den  Beinamen,  s.  A.  6), 
dum  nihil  amoenum  et  molle  affluentia  putat  nisi  quod  ei  Petronius  ad- 
probavisstt.  Zum  Tode  bestimmt  audiebat  referentes  nihü  de  immortalüate 
animae  tt  sapientium  placitis,  sed  levia  carmina  et  faciles  versus.  Daß  die 
ebd.  19  f.  erwähnte  Schrift  des  Petronius ,  worin  er  flagitia  principia  sub 
nominibus  exoletorum  feminarumque  et  novitatem  cuiusque  stupri  perscripsü 
atque  obsignata  misit  Neroni,  mit  den  erhaltenen  satirae  nichts  zu  tun  hat 
zeigt  FRittkb,  RhM.  2,  569.  Jene  taciteische  Charakteristik  des  Petronius 
paßt  so  gut  auf  den  Charakter  der  vorliegenden  Satirae,  daß  man  mit 
Recht  jetzt  allgemein  denselben  für  den  Verfasser  unseres  Romans  hält. 
Dem  Umstände  daß  Tacitus  nicht  von  dem  Roman  spricht  kann  kein 
solches  Gewicht  beigelegt  werden,  wie  Teuffel,  Stud.  u.  Charakt.  394  und 
GdRL.3  691  wollte,  wenn  er  annahm,  entweder  es  seien  die  satirae  ursprüng- 
lich ohne  Namen  des  Verfassers  und  vielleicht  außerhalb  Roms  (in  Massilia? 
Ap.  Sid.  23,  155)  erschienen  und  die  Zuteilung  an  den  taciteischen  Petro- 
nius sei  eine  spätere  Folgerung,  veranlaßt  durch  die  Verwandtschaft  der 
Zeit  und  des  Geistes,  wobei  die  Bezeichnung  des  Petronius  alß  elegantiae 
arbiter  Veranlassung  gegeben  habe  ihm  den  Beinamen  Arbiter  zu  schaffen ; 
oder  es  sei  der  Verfasser,  falls  er  wirklich  Petronius  Arbiter  geheißen,  nicht 
der  taciteische  Petronius. 

6.  Die  Hss.  nennen  den  Verfasser  der  Satirae  Petronius  Arbiter  (A.  1). 
Derselbe  wird  zuerst  angeführt  bei  Terent.  Maür.  GL.  6,  399,  2489  (Arbiter 
disertus)  und  2852  (Petronius).  Apoll.  Sidon.  carm.  9,  268  nennt  Petronius 
in  einer  Aufzählung  von  Dichtern,   23,  155  Arbiter  unter  den  berühmten 


§  306  Petronius.  747 

Schriftstellern  eloquii  latini.  Ohne  selbständige  Kenntnis  urteilt  Lyd.  de 
mag..l,  41  (oben  §  28,  1).  Mach.  comm.  in  somn.  Sc.  1,  2,  8  auditum 
mulcent  .  .  argumenta  fictia  casibus  amatorum  referta,  quibus  vel  multum  se 
Arbiter  excrcuit  vel  Apuhium  nonnutnquam  lusisse  miramur.  Anfahrungen 
des  Petronius  bei  Dioinedes  (Arbiter),  Hieron  vmus  (Arbiter),  Servius  (Petr.), 
Priscian  (Petr.),  Fulgentius  (Petr.  Arb.),  Sergius  u.  a.  zusammengestellt  in 
Bcchelkbs  ed.  mai.  p.  206;  min.8  p.  109.  —  Unter  Petrons  Namen  sind 
zwei  Epigramme  (AL.  650.  651  PLM.  4,  109.  110)  im  Voss.  F.  111  (§  421,  6) 
uns  fiberkommen,  sodann  hat  Scaliger  eine  im  Voss.  Q.  86  (§  309,  1)  über- 
lieferte Reihe  von  sechzehn  namenlosen  Epigrammen  (AL.  464—479  PLM. 
4,  88—96),  deren  zwei  von  Fulgentius  als  petronisch  angeführt  werden,  dem 
Petronius  beigelegt,  endlich  veröffentlichte  ClBinetus  (C.  Petronii  Arbitri 
.  .  .  epigrammata  hactenus  non  edita,  Pictavii  1579)  aus  einer  verschollenen 
Hs.  bibliothecae  Bellovacensis  zehn  Epigramme  je  mit  der  Überschrift  Pe- 
tronii (AL.  690—699.  218  PLM.  4,  95—99).  Auch  das  erste  dieser  Reihe 
wird  von  Fulgentius  als  petronisch  angeführt  Die  Beglaubigung  durch 
Fulgentius  will  nicht  viel  besagen  (§  480,  7),  die  Scaligersche  und  Binetsche 
Gedichtreihe  weichen  in  Technik  und  Sprache  von  einander  stark  ab. 
Die  Scaligersche  Reihe  ließe  man  sich  wohl  als  petronisch  gefallen,  aber 
gerade  hier  fehlt  jede  genügende  Beglaubigung  seiner  Verfasserschaft. 
CWKbohn,  quaestt  ad  anthol.  lat.  spectt.  I,  de  anth.  lat.  carmm.  quae  sub 
Petronii  nomine  feruntur,  Halle  1887. 

7.  Ausgaben  (s.  Büchelbbb  ed.  mai.  p.  xxxvu).  Vor  Auffindung  der 
cena  Trimalch.  (A.  2)  erschienen:  zB.  von  ITobnaemus,  Lugd.  1575,  JDousa 
(Leid.  1585),  MGoldast  (Frankf.  1610.  Frankf.  1621).  —  Von  späteren: 
ISchbppkb,  Ups.  1665.  MHadbianides,  Amst.  1669.  PBurman  (Amst.*  1743; 
JJRbibkb,  animadvv.  ad  alt  ed.  Burmann.,  Lps.  1748  IV).  Kritische  Aus- 
gabe: ex  recens.  FBüchelebi,  Berl.  1862;  desselben  kl.  Ausgabe  (acc. 
Priapea,  Varronis  et  Senecae  satirae),  ebd.3  1882. 

8.  Textkritisches:  JSchbadeb  (zu  do  bello  civ.),  Herrn.  2,  142.  JCOuelli, 
lectt  Petr.,  Zur.  1836.  GStodeb,  obs.  crii  in  P.  cen.  Trim.,  Bern  1839. 
WWbhlb,  obss.  in  P.,  Bonn  1861.  OKblleb,  RhM.  16,  532.  CBkck,  b.  A.  2. 
FJacobs  (aus  dessen  Nachlaß),  journ.  of  phil.  7,  2Q6.  MHaupt,  op.  3,  376. 
467.  583.  Mommsbn,  Herrn.  13,  216  und  EHübneb,  ebd.  13,  414  (zu  c.  71 
Trimalchios  Grabschrift).  AStrelitz,  JJ.  119,  629.  833.  ERohdk,  JJ.  119,  845. 
JV ahlen,  Herrn.  16,  270.  JSeobbade,  obss.  grammat.  et  crit.  in  Petr.,  Halle 
1880.  OHibschfkld,  Wien.  Studd.  3,  112.  JJCobhelissbx,  Mnemos.  10,  296. 
KEllis,  journ.  of  phil.  11,  237.  RPischbl  (zu  62:  Werwolf)  in  d.  phil.  Abh. 
f.  MHerte,  Berl.  1888,  69. 

9.  Über  Petronius  u.  s.  Werk:  Teüpfbl,  PRE.  5,  1402.  FBücukleb, 
NSchweiz.  Mus.  3  (1863),  17.  JEPetbkquin,  recherches  sur  Petr.,  Par.  1869. 
HSchillbb,  Nero  620.  QBoissieb,  rev.  d.  deux  mond.  Nov.  1874,  320.  — 
Über  die  Sprache:  Büchelkbs  ed.  min.3  p.  128.  ELudwio,  de  Petr.  sermone 
pleb.,  Marb.  1869.  HvGubbicke,  de  linguae  vulgaris  reliq.  ap.  Petr.  et  in 
inscriptt.  pariet.  Pompei.,  Eönigsb.  1875.  Segebade  (s.  A.  8).  JACesabeo, 
de  Petronii  sermone,  Rom  1887. 

10.  Übersetzt  von  WHeinse,  Schwabach8  1783  II,  K Schlüter,  Halle 
1792  II  u.  a.,  zB.  Stuttgart  1873.    Das  Gastmahl  des  Trim.  übersetzt  von 


748  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

AWellaueb,  Jahns  Arch.  10,  194;  ferner  übers.  Berl.  1843  und  von  JMkhkens, 
Jen.  1876. 

306.  Zu  Anfang  der  Regierung  Neros  verfaßte  T.  Cal- 
purnius  Siculus  sieben  Eklogen  welche  die  Gegenstände  und 
die  Art  der  virgilischen  Bucolica  in  strenger  Technik  übertreibend 
nachahmen,  mit  leidlichem  Geschmack,  aber  höfischer  Gesinnung. 
Demselben  Calpurnius  pflegt  man  jetzt  auch  ein  ohne  Namen 
des  jugendlichen  Verfassers  überliefertes  elegantes  Lobgedicht  de 
laude  Pisonis  beizulegen.  Gleichfalls  aus  der  Zeit  des  Nero 
und  von  gleicher  Richtung  wie  jene  Eklogen  sind  zwei  größere 
Überreste  bukolischer  Gedichte  in   einer  Einsiedler  Handschrift. 

1.  Die  Eklogen  des  Calpurnius  wurden  früh  mit  denen  des  Neme- 
8ianua  (§  386,  1)  vereinigt  und  beide  galten  lange  als  Gedichte  eines  Ver- 
fassers, des  Calpurnius  oder  des  Nemesianus.  Doch  in  dem  verschollenen  cod. 
vetustissimus  e  Germania  allatus,  einst  in  Besitz  des  ThUgolrtcs,  der 
Grundlage  der  Ausgabe  des  AUgolktub  (Parma  nm  1600),  war  der  Anteil 
beider  Verfasser  scharf  geschieden;  nach  der  Ausgabe:  Titi  Calphurnii  Sieuli 
bucolicum  Carmen  .  .  ineipit.  Äurelii  Nemesiani  poetae  Carihaginiensis 
ecloga  prima  ineipit;  nach  NAnqelius,  dessen  Vergleichung  (aus  dem 
J.  1492)  jener  Hs.  des  Ugoletus  sich  in  Florenz,  bibl.  Riccard.  363  befindet, 
so :  im  Anfang  Titi  Calphurnii  bucolicum  Carmen  Ad  Nemesianum  Karthagi- 
nensem  und  nach  c.  7:  finis  bueolicorum  Calphurnii.  Aurelii  Nemesiani 
poetae  Carthaginensis  egloga  prima  etc.,  und  auch  der  cod.  Gaddianns  (A.  3) 
hat  am  Schluß  des  c.  7  Folgendes:  explicit  sexta  (vielmehr  septima)  egloga 
Calphurnii.  Aureliani  Nemesiani  Cartaginensis  eglogae  ineipiunt.  Der  cod. 
Neap.  (A.  3)  hat  am  Schlüsse  von  c.  11  die  Unterschrift:  Aureliani  Neme- 
siani Carthag.  bucol.  explicit.  Auch  in  den  Pariser  Excerpten-Hss.  7647 
und  17903  (vgl.  §  245,  7)  steht  vor  den  Auszügen  aus  diesen  Eklogen, 
welche  unmittelbar  auf  diejenigen  aus  de  laude  Pisonis  folgen  (A.  4), 
die  Herkunftsangabe:  Calpurnius  {Scalpurius)  in  bueolicis  (Schbnkl aO.  xlvii). 

Die  wesentliche  Verschiedenheit  der  Technik  zwischen  den  beiden 
Gedichtgruppen  hat  nachgewiesen  MHaupt,  de  carminibuB  bueolicis  Cal- 
purnii  et  Nemesiani,  op.  1,  858.  Dazu  s.  auch  ThBibt  ,  hist.  hexam. 
lat.  63.  Die  Gedichte  1—7  (des  Calpurnius)  zeigen  große  Strenge  und  Sorg- 
falt in  Behandlung  des  auslautenden  o,  der  Verschleifungen,  der  Versschlüsse 
und  der  Cäsuren.  Vgl.  auch  Schenkl  aO.  p.  xui.  In  allen  diesen  Dingen 
läßt  die  Technik  der  Eklogen  8—11  (des  Nemesianus)  einerseits  bedeutende 
Abweichungen  erkennen  von  den  Regeln  des  Calpurnius,  anderseits  aber 
Übereinstimmung  mit  der  Technik  von  Nemesians  Cynegetica  (§  386,  1). 
Ferner  spricht  gegen  die  Annahme  äines  Verfassers  für  alle  11  Gedichte 
der  Umstand  daß  die  4  letzten  Gedichte  zugleich  Nachahmungen  von 
Stellen  der  7  ersten  und  übertreibende  Steigerungen,  namentlich  der 
erotischen  Züge  derselben  enthalten,  daß  Vorliebe  für  eingeschobenes  me- 
mini,  fateor  nur  die  7  ersten,  dagegen  nicht  die  4  letzten  Stücke  zeigen. 
Endlich  verraten  diese  überhaupt  bedeutend  geringere  Befähigung  als  jene. 


§  806  Calpurnius.  749 

2.  Die  Zeit  in  welcher  die  7  ersten  Eklogen  verfaßt  sind  ist  diejenige 
Neros:  Der  Füret  (dens)  ist  ein  iuvenis  (1,  44.  4,  85.  137.  7,  6)  von  jugend-   ^  > 
licher   Schönheit  (7,  84),   maternis   causas  qui   lusit  in  ülnis  (1,  44;  vgl. 

§  286,  7),  er  giebt  glänzende  Spiele  (7t  44),  mit  seinem  Regierungsantritt 
hat  eine  Zeit  de«  Friedens,  der  Freiheit  und  der  dementia  begonnen 
(1,  42—88.  4  passim).  Dies  alles  stimmt  zn  Nero  und  dem  hoffnungsvollen 
Beginne  seiner  Regierung,  wie  auch  der  im  Herbst  sichtbare  Komet  (1,  77)  t  * 
zu  dem  kurz  vor  Claudius1  Lebensende  (J.  807/54)  erschienenen.  Auch 
Sprache  und  Metrik  dieser  7  Eklogen  passen  dazu  vollständig.  Der  Ver- 
fasser klagt  über  seine  Armut  (4,  156)  und  sucht  durch  Meliboeus  (nach 
GSarpe  aO.  -=  Seneca,  nach  Haupt  aO.  391  «  Galpurnius  Piso,  A.  6)  seine 
Lobgedichte  unter  die  Augen  des  Fürsten  zu  bringen.  Ob  Siculus  seine 
Heimat  bezeichnet  oder  etwa  von  Theokrit  her  auf  ihn  übertragen  ist 
läßt  sich  nicht  entscheiden.  Galpurnius  benutzt  die  früheren  Dichter  eifrig, 
außer  Yirgil  namentlich  Ovid,  er  selbst  wird  zB.  von  Statins  nachgeahmt: 
Schenkl  aO.  p.  xxi  (wo  übrigens  viel  abgezogen  werden  maß).  Noch  in 
der  Zeit  Karls  des  Großen  wird  Calpurnius  stark  ausgebeutet  durch  den  *c 
Dichter  Naso  (Modoin,  Bischof  von  Autun,  s.  Dühmleh,  poet.  med.  aev. 
1,  382),  EBahkens,  RhM.  30,  628.  AEbert,  Lit.  d.  MAlt.  2,  65.  GSarpe, 
quaestt.  phil.,  Rost.  1819.  M Haupt,  aO.  378.  —  Pompei,  intorno  al  tempo 
del  poeta  Calpurnio,  Atti  del  Istit.  Veneto  5,  6  (1880),  6.  RGabnett,  journ. 
of  phil.  16,  216  (setzt  den  C.  unter  Gordianus  III).  ^ 

3.  Handschriften:  über  diejenige  des  Thügoletus  s.  A.  1.  Die  noch 
vorhandenen  Hss.  der  vollständigen  Reihe  (ecl.  1—11)  sind  jung,  die  besten 
sind  Neap.  380  s.  XIV/XV;  Gaddianus  90,  12  inf.  s.  XV  (in  Florenz); 
Paris.  8049  s.  XII  enthalt  nur  ecl.  1,  1-4,  12,  s.  Haupt  aO.  393.  —  Aus- 
gaben: zB.  häufig  mit  Grattius  (§  253,  1)  und  Nemesianus  (Cynegetica).  In  ~'r 
Werxsdobfs  PLM.  2,  73.  Recogu. ,  annot.  glossario  instr.  ChbDBeck,  Lps. 
1803.    Becens.  et  annott.  instr.  CEGlaeseb,  Gott.  1842.    In  Bähbens  PLM. 

3;  66.  Calp.  et  Nemes.  bucol.  rec.  HSchenkl,  Prag  1885;  (mit  Wortindex; 
vgl.  dens.  Wien.  Studd.  5,  281.  6,  73);  with  introd.,  comment,  appendix  by 
ChKbehe,  Lond.  1887.  —  Übersetzt  von  FAdelung  (Petersb.  1804),  CGWiss  > 
(Lpz.  1806),  GE Klausen  (Altona  1807).  —  Beiträge  zur  Kritik  des  Calpurnius 
bei  MHadpt,  op.  1,  393.  3,  390.  414  u.  EBährens  (lectt.  lat.  1870  p.  35); 
zn  Calp.  u.  Nemes.  bei  JMählt,  über  Soph.  0.  C.  (Basel  1868)  S.  101. 

4.  De  lande  Pisonis.   Die  Lorscher  Hb.  (ex  bibliothcca  Laurissana), 
aus  welcher  Sichard  (A.  7)  das  Gedicht  zuerst  herausgab,  ist  verschollen,  s c 
ebenso  der  von  HJunius  benutzte  cod.  Atrebatensis;  heute  sind  vollständige 
Hss.  nicht  mehr  vorhanden,  dagegen  enthalten  die  Parisini  7647  und  17903 

s.  XII  und  XIII  (vgl.  §  245,  7)  beträchtliche  Aaszüge  aus  dem  Gedicht  (de 
laude  Pisonis;  im  Paria.  7647  auch  die  auf  einer  Verwirrung  beruhende 
Bezeichnung  Lucanus  in  catalecton,  8.  RhM.  25,  378.  PLM.  1,  222)  welche  ' 
jfait  dem  Atrebat.  enge  Verwandtschaft  zeigen.    KLRoth,   Phil.  17,  340. 
CMsyhcke,  RhM.  26,  378.     Bährbms,  PLM.  1,  221. 

5.  Der  Verfasser  ist  in  der  Oberlieferung  nicht  genannt  Sehr  wahr- 
chehüich  ist  die  Vermutung  MHaupts  (op.  1,  391.  406;  vgl.  Lachmann  z. 
Lacr.  p.  326)   daß  es  der  Bokoliker  Calpurnius  sei.    Vgl.  noch  HSchrnkl    > 


750  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

vor  s.  Ausg.  d.  Calpurn.  u.  Nemes.  p.  vi— x.  S.  auch  A.  1.  Anständig, 
wenn  auch  nicht  sehr  glaubwürdig,  versichert  der  Verfasser  (207  ff.),  nicht 
divitis  auri  imperiosa  fames  habe  ihn  zur  Verherrlichung  des  reichen  und 
freigebigen  Piso  veranlaßt,  sed  laudis  amor.     Jugend  v.  248  quamvis  nunc 

<?£  iuvenile  decus  mihi  pingere  mälas  coeperit  et  nondum  vicesima  venerit  acstas. 
Kenntnis  und  Erwähnung  der  augustischen  Dichter,  des  Virgil,  Horaz, 
L.  Varius,  Properz  (S.  565  Z.  14  v.  u.  Vgl.  auch  §  244,  2),  Ovid;  Anklänge 
an  Horaz  und  Ovid  und  besonders  an  den  panegyricus  Messallae  (§  245,  3). 
Nicht  von  der  Heerstraß«  aufgelesen  ist  die  hasta  der  decem  viri  welche 

top  bei  den  Centumviri  den  Vorsitz  führen  (41;  vgl.  §  326,  8).  Auch  der  Vers- 
bau ist  derselbe  wie  bei  den  sorgfältigsten  Dichtern:  die  Cäsur  sorgsam 
und  mannigfaltig  (Verbindung  von  zoL&rjii,.  und  sfp&rjfi.  mit  r?Ar.  rpojr. 
14inal  in  261  Hexametern);  im  ganzen  Gedicht  nur  zwei  Verschleifungen 
(atque  iUos  24,   quare  age  81),  beide  im  ersten  Fuße.    CLehrb,  quaestt. 

>°£    epic.  306.    MHaupt,  op.  1,  391.    HSchenkl  aO.  p.  xm. 

6.  Tac.  a.  16,  48  is  (C.  Piso,  t  818/65  n.  Chr.)  Calpurnio  genere  ortus 
.  .  claro  apud  vdlgum  rumore  erat.  .  .  namque  facundiam  tuendis  civibus 
exercebat,  Jargitionem  adver sum  amicos  et  ignotis  quoque,  comi  8er motte  et 
congressu.    aderant  etiam  .  .  corpus  procerum,  decora  fades,    sed  procul 

"°  gravitas  morum  aut  voluptatum  parsimonia.  Diese  Schilderung  trifft  voll- 
ständig zu  auf  den  Piso  des  Panegyricus,  aber  nicht  so  daß  sie  dafür  das 
Thema  gebildet  haben  könnte.  Ebenso  Schol.  des  Valla  zu  luv.  5,  109 
Piso  Calpurnius,  ut  Probus  inquit,  antiqua  familia,  scaenico  hdbitu  tragoedias 
actitavit,  in  latrunculorum  lusu  tarn  perfectus  et  callidus  ut  ad  cum  ludentem 

t'$  concurreretur.  ob  haec  insinuatus  C.  Caesari  repente  .  .  relegatus  est,  quia 
consuetudinem  pristinae  uxoris,  abductae  sibi  ab  ipso,  deinde  remissae,  repe- 
tivisse  (überliefert  ist  repetita  esse)  existimabatur.  mox  sub  Claudio  restitutus 
et  post  consülatum  (das  Jahr  ist  unbekannt)  materna  hereditate  ditatus 
magnificentissime  vixit,  meritos  sublevare  inopes  ex  utroque  ordine  solüus,  de 

r*-  plebe  vero  certos  quotannis  ad  equestrem  censum  dignitatemque  provehere.  In 
Übereinstimmung  damit  preist  der  Panegyricus  seinen  Calpurnius  PiBO  als 
beredten  Sachwalter  vor  den  Centumvirn  wie  in  Strafprozessen,  als 
Sprecher  im  Senat  (zB.  69  tu,  reticente  senatu,  quom  tua  bis  senos  numeraret 
purpura  fasces,  Caesareum  grato  cecinisti  pectore  numen),  alß  freigebig,  als 
■2s  heiteren  Gesellschafter,  der  seine  Mußestunden  mit  Versemachen  (v.  161), 
Saitenspiel  und  dem  Bretspiel  (latrunculorum  lusus)  auszufallen  pflege. 
Daraus  daß  bei  der  ausführlichen  Rechtfertigung  (oder  Entschuldigung)  von 
Pisoß  Musizieren  (v.  157)  Neros  Vorgang  nicht  mit  angeführt  wird  ist  zu 
schließen  daß  dieser  noch  nicht  vorlag. 

'  "  7.  Ed.  princ.  v.  JSichaed  (Bas.  1627)  an  s.  Ovid.    Sonst.  zB.  am  Lucan 

von  GCorte  (Lps.  1726).  Bearbeitung  von  HJumüs,  animadvv.  libri  VI 
(Bas.  1566)  249.  In  Wernsdorfs  PLM.  4,  236  (vgl.  ebd.  p.  36.  72)  und  in 
Bährrns1  PLM.  1,  225.  Sonderausgaben  von  JHeld  (Bresl.  1831),  CBeck 
(Statu  ad.  Pia.  poemation,  Ansb.  1835),  CFWeber  (incerti  auctoris  Carmen 

'  -•  panegyricum  in  Piß.  cum  proleg.  et  adnot.  crit.,  Marb.  1859).  —  Über  den 
Verfasser  und  das  Gedicht  s.  CF Webers  prolegomena  und  JMählt,  JJ. 
85,  286.     Kritisches:  MHaupt,  op.  1,  406.  3,  414.     CFWeber,  (annotationea 


m^ 


§  306.  Calpurnius  (laus  Pisonis).     §  307.  308  Aetna.  751 

ad  etc.  Marb.  1860),  JMähly  (aO.  280),  Tu  Biet,  RhM.  32,  418,   Bücheleb, 
RhM.  86,  838. 

8.  Die  Einsiedler  Ge  dichte  (aus  der  Hb.  266  s.X)  sind  zuerst  veröffent-     ,Vo 
licht  worden  von  HHagem,  Phil.  28,  338:  daroaoh  AL.  726.  726  PLM.  3,  60. 
Vgl  §  29,  3.    Zur  Kritik  und  Würdigung:  BPetper,  praef.  in  Sen.  tragg. 
Buppl.  (Bresl.  1870),  p.  27,    FBücheler,  BhM.  26,  235,   0 Ribbeck,   ebd.  406 
vgl.  491,  Hüagen,  JJ.  103,  139,  EBahhens,  ebd.  105,  355.     Das  erste  be- 
steht aus  49,  das  zweite  aus  39  Hexametern  strengsten  Baues  (Blcheleb   j  *s 
aO.  235);  jenes  ist  ein  Wettgesang  zwischen  Ladas  und  Thamyras  (iudice 
Mida),  das  zweite  ein  Zwiegespräch  zwischen  Glyceranus  und  Mystes.    Das 
letztere  ragt  an  Geist,  Natur wahrheit ,  Witz  und  poetischem  Gehalt  über 
das  erste  weit  hervor ;  doch  ist  daraus  nicht  (mit  HHagen)  auf  Verschieden- 
heit des  Verfassers  zu  schließen.    Der  Verfasser  des  ersten  ist  glücklicher   /:tg 
gestellt  als  Calpurnius;  vgl.  v.  18  et  me  .  .  Cynthius  .  .  laudatam  dielyn 
turnt  variare  canendo.    Der  Schluß?ers  des  zweiten  Gedichts  ist  =»  Vero. 
ecl  4,  10;  der  Anfang  desselben  (quid  tacüus,  Mystes?)  stimmt  auffallend 
überein  mit  dem  von  Galpurn.  ecl.  4  und  Calpurnius  scheint  hier  wie  sonst 
der  Nachahmer  zu  sein.   Vgl.  auch  HSchenkl,  Calp.  et  Nemes.  p.  73.    Nero    »rs   i»  o~&?* 
wird  in  der  üblichen  Weise  verherrlicht,  indem  das  erste  Gedicht  Neros   '  "** 

Öffentliches  Auftreten  als  Kitharöde  preist,  das  zweite  die  Wiederkehr  des 
goldenen  Zeitalters  unter  Nero. 

307.  308.  Wohl  noch  der  Zeit  Neros  gehört  an  der  falsch- 
lich unter  Virgils  Namen  überlieferte  Aetna,  ein  inhaltlich  sehr 
anziehendes  kleines  Lehrgedicht  (in  646  regelrecht  gebauten 
Hexametern),  das  Werk  eines  naturkundigen  selbständigen  Kopfes, 
welcher  mit  Geist  und  Eifer  richtigere  Anschauungen  als  die 
volksmäßigen  über  seinen  Gegenstand  verbreiten  will  und  sich 
lebhaft  bemüht  den  spröden  Stoff  dichterisch  zu  gestalten.  Der 
Verfasser  desselben  ist  wahrscheinlich  der  literarisch  gebildete 
und  tatige  jüngere  freund  des  Seneca,  Lucilius  Iunior. 

1.  Daß  das  Gedicht  vor  dem  großen  Ausbruche  des  Vesuv  (im  J.  79) 
▼erfaßt  ist  erhellt  aus  der  Nichterwähnung  desselben  (zB.  431;  vgl.  606). 
Der  Verfasser  bekämpft  die  von  den  Dichtern  verbreiteten  sagenhaften  Vor- 
stellungen über  die  Ursachen  der  vulkanischen  Erscheinungen:  er  wählt 
sich  einen  neuen  Stoff:  (8)  per  insolitum.  (23)  quidquid  et  antiquum,  iam 
nacta  est  fabtüa  Carmen:  fortius  ignotas  molimur  pectore  curas.  Endlich  (91): 
debita  carminibus  libertas  ista,  std  omnis  in  vero  mihi  cura;  canam  quo 
ftrvida  motu  aestuet  Aetna  novosque  rapax  sibi  congerat  ignes.  Die  Theorie 
der  Vulkane  wird  mit  Sachkenntnis  und  gründlich  erörtert,  doch  fehlt  es 
Hier  der  Darstellung  an  Mannigfaltigkeit  und  individualisierender  Anschau- 
lichkeit (Humboldts  Kosmos  2,  21).  Schulwendungen  sind  zahlreich,  auch 
gleiche  Worte  und  Fügungen  wiederholen  sich  häufig.  Dagegen  hebt 
sich  die  Rede  und  wird  warm  wo  das  Genußreiche  und  Menschenwürdige 
der  Naturbeobachtung  im  Gegensatze  zu  kleinlichem  Treiben  (224—281) 
dargelegt  und   den   Menschen  vorgeworfen    wird   daß    sie   die   Welt  um 


752  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

menschliche  Kunstwerke  zu  schauen  durchreisen  (669  —  699),  aber  die 
größeren  Naturwunder  vernachlässigen.  Das  Gedicht  schließt  (606  nl.)  mit 
der  schönen  Erzählung  von  zwei  Brüdern  welche  bei  einem  Aetna-Ausbruch 
ihre  greisen  Eltern  retten.  Die  naturwissenschaftlichen  und  naturphilo- 
sophischen Anschauungen  des  Verf.  des  Aetna  stimmen  häufig  und  auffällig 
bis  ins  Einzelne  mit  den  von  Seneca  in  den  quae&tt.  nat  geäußerten,  welche 
demnach,  wie  es  scheint,  vom  Dichter  des  Aetna  gekannt  und  benutzt 
wurden.  Dann  wäre  der  Aetna  zwischen  J.  66  (vgl.  §  288,  2  gE.)  und  79  (s.  o.) 
verfaßt.  Vgl.  FJacob  p.  xvm.  Wagleb  aO.  40.  Deutlich  sind  auch  Anklänge 
an  Lucretius  (s.  die  Nachweisungen  bei  Mukbo  aO).  Im  allgemeinen  aber  ist 
die  Sprache  die  besonders  durch  Virgil  in  der  römischen  Poesie  üblich 
gewordene.  Die  Metrik  zeigt  das  dem  ersten  halben  Jahrh.  nach  August 
eigentümliche  Schwanken  in  der  einzuschlagenden  Richtung.  In  den  wesent- 
lichsten Punkten  an  Ovid  sich  anschließend,  wiederholt  sie  anderseits  in 
Cäsuren  usw.  gewisse  Härten  Virgils,  ähnlich  wie  Manilius  und  Statins 
(LMüller). 

2.  Lucilius  Iunior  (nat.  qu.  4,  praef.  9  ita  est,  mi  Iuniar)  an  welchen 
Seneca  seine  epistulae,  seine  naturales  quaestiones  und  den  liber  I  dialogorum 
richtete,  geboren  zu  Pompeii  oder  Neapel,  (etwa  um  ein  Jahrzehnt)  jünger 
als  Seneca  (nat.  qu.  3,  1,  1.  ep.  26,  7),  arbeitete  sich  aus  beschrankten 
Verhältnissen  durch  Begabung,  sittliche  Tüchtigkeit  und  eifrige  Tätigkeit 
empor  (nat.  qu.  4,  praef.  14.  ep.  19.  44).  Nat.  qu.  4,  praef.  16—17  läßt 
ihn  Seneca  sagen:  non  mihi  in  amicitia  Gaetulici  (§  291,  1)  vel  Gaius  fidetn 
eripuit,  non  .  .  Messalla  et  Narcissus.  .  .  videbam  apud  Gaium  tormenta  .  . 
non  tarnen  ferro  incubui  usw.  Amtliche  Tätigkeit  in  Germanien,  Illyrien, 
Africa  (ep.  31,  9),  zuletzt  lange  kaiserlicher  procurator  in  Sicilien  (s.  zB.  nat. 
qu.  4,  praef.  1).  Von  demselben  wahrscheinlich  ein  griechisches  Epigramm 
mit  der  Aufschrift  'Iovvüoqos  (CIG.  6966  Kaibels  epigr.  gr.  810).  VgL 
AKiesslino,  coniectan.  II,  Greifsw.  1884.  —  Von  Seneca  in  seinen  Studien 
geleitet  und  gefördert  (ep.  34,  2  adsero  te  mihi,  meum  opus  es).  Mahnung 
zu  geregelter  Lesung  (ep.  2).  Lob  seines  Stils  ep.  69,  4  hohes  verba  in 
potestate,  non  effert  te  oratio  nee  longius  quam  destinasti  trahit  (6)  .  .  pressa 
sunt  omnia  et  rei  aptata  loqueris  quantum  vis  et  plus  significas  quam  lo- 
queris  usw.  Nat.  qu.  4,  praef.  14  sagt  Lucilius:  ad  gratuita  earmina  me 
deflexi  et  ad  salutare  Studium  philosophiae  me  contuli.  Philosophischen  In- 
halts war  wohl  die  von  Sen.  ep.  46  erwähnte  Schrift:  librum  tuum  .  .  . 
aeeepi.  .  .  qui  quam  disertus  fuerit  ex  hoc  iwtellegas  licet:  levis  mihi  visus 
est,  cum  esset  nee  mei  nee  tui  corporis,  sed  qui  primo  adspectu  aut  T.  Livii 
aut  Epicuri  posset  videri.  Vgl.  ebd.  23,  9  Epicuri  tui.  Ein  eigentlicher 
Epiknreer  war  aber  Lucilius  so  wenig  als  Seneca  ein  eigentlicher  Stoiker; 
vgl.  ebd.  107,  1  (Epicurus  noster).  Nat.  qu.  4,  2,  2  quare  non  cum  poeta 
meo  (Luoil.)  iocor  et  Uli  Ovidium  suum  impingo?  Insbesondere  war  Sicilisches 
von  ihm  poetisch  bearbeitet;  ebd.  3,  26,  6  hoc  (die  Sage  von  Arethusa)  et 
a  te  traditum  est  ut  in  poemate,  Lucili  carissime;  vgl.  den  Hexameter 
ebd.  1,  1.  Ausführung  philosophischer  Gedanken  im  epischen  Maße,  Sen. 
ep.  24,  19—21.  Sentenzen  im  Trimeter  (aus  Mimen??)  ebd.  8,  10.  Ebd.  79,  1 
exspecto  epistulas  (deren   Seneca   oft  erwähnt)  tuas  quibus  indices   mihi 


§  307.  308  Aetna.  753 

ckcumitus  Siciliae  totius  quid  tibi  novi  ostenderit  ebd.  6  Äetnam  describas 
in  tuo  carmine  et  hunc  söllemnem  omnibus  poetis  locum  attingas.  quem  quo 
minus  Ovidius  tractaret  nihil  obstitit  quod  iam  Vergilim  (gelegentlich)  im- 
pUverat.  ne  Severum  quidtm  Cornelium  uterque  deterruit.  7  aut  ego  te 
non  novi  aut  Aetna  tibi  salivam  movet.  -iam  cupis  grande  aliquid  et  par 
prioribus  seribere. 

3.  Da  bei  Lucilius  hienach  sowohl  die  Lebenszeit  (A.  2)  zutrifft  als 
die  philosophische  und  die  literarische  (Ovid,  Seneca)  Richtung,  die  Orts- 
kenntnis (Sizilien)  und  die  Absicht  den  Aetna  zum  Gegenstand  eines  Ge- 
dichtes zu  machen  (A.  2,  wenn  auch  Seneca  an  jener  Stelle  ep.  79,  5  eher 
eine  Aetna-Episode  in  einem  umfänglicheren  Gedicht  des  Lucilius  über 
Sizilien  meint,  als  eine  gesonderte  Behandlung  des  Stoffs,  wie  sie  das  vor- 
liegende Gedicht  bringt),  so  hat  die  Urheberschaft  des  Lucilius  hohe  Wahr- 
scheinlichkeit, und  es  fehlt  einzig  die  äußere  Bezeugung.  S.  bes.  Webns- 
dor?  aO.  Die  Zuteilung  an  Cornelius  Severus  (§  252,  5)  ist  eine  im 
fünfzehnten  Jahrhundert  aufgekommene,  aber  durch  nichts  empfohlene 
Folgerung  aus  Sen.  ep.  79,  6  (s.  A.  2  E.). 

4.  Das  lückenhaft  und  voll  schwerer  Verderbnisse  uns  überkommene 
Gedicht  ist  im  Anhange  zu  den  virgilischen  Gedichten  und  unter  Virgils 
Namen  überliefert,  s.  §  229,  1.  Auch  die  Auszüge  aus  dem  Gedicht  (etwa 
40  Verse)  in  den  Parisini  7647  u.  17903  (s.  §  306,  4)  geben  dessen  Namen": 
Virgüius  in  ethna.  —  BKbuczkiewicz,  poema  de  Aetna  monte  Vergilio  auctori 
potissimum  esse  tribuendum,  Erakau  1883.  —  Die  weitaus  beste  Textes- 
quelle bieten  die  Mitteilungen  -(leider  nur  für  V.  138  —  287)  aus  einer 
verschollenen  einst  von  LGyraldus  benützten  Hs.  (s.  §  439,  2).  Die  voll- 
ständigste und  allen  noch  vorhandenen  weit  überlegene  Hs.  ist  Canta- 
brigiensis  2076  s.  X.  Mit  ihm  stimmt  meist  das  fragmentum  Stabulense 
(Paris.  17177  s.  XI):  darüber  Bobmans,  bull,  de  l'acad.  Belgique  21  (1864),  268. 
FWSchmxidswin,  Gott.  GA.  1866,  1041.  Unter  den  jüngeren  stark  ver- 
fälschten Hss.  steht  obenan  Helmstad.  332  s.  XV  (s.  §  229,  1).  Vgl.  die 
Vorreden  von  Jacob,  Muhbo  und  Bähbens,  ferner  Waolbb  aO.  cap.  1. 

5.  Ausgaben  zuerst  an  Virgils  Werken,  dann  zB.  von  Scaligbb,  Lyon 
1572  oder  1673,  Leid.  1696;  s.  Munbo  p.  26  f.;  eigens  von  ThGoballus 
(=»  Joh»  Leclebc),  Amst.  1703.  1716;  in  Webmsdobfs  PLM.  4,  87;  vgl.  ebd. 
p.  3.  Mit  Übersetzung  v.  JHFMeineke  (Quedlinb.  1818).  Rec.  notasque 
JScaligeri,  FLindenbruchii  et  suas  adiecit  (auch  eine  Übersetz.)  F Jacob, 
Lps.  1826.  Bevised,  emended  and  explained  by  HAJMunbo,  Cambridge 
1867.  Besonders  in  MHaupts  Virgilausgabe  (Lps.8  1873)  p.  683.  In  EBähbens' 
PLM.  2,  88.  —  Kritisches  von  MHaupt,  op.  1,  40.  2,  27.  162.  3,  437. 
JMibxt,  Beitr.  z.  Erit.  d.  Aetna,  Bas.  1862.  EBähbems,  lectt.  latt.  (Bonn 
1870)  36;  JJ.  106,  628;  BhM.  31,  144.  HSauppe,  Gott.  Gel.  Anz.  1874,  483. 
PRWagxeb,  de  Aetna  poemate  quaestt.  critt.  (darin  auch  Wortindex),  Berl. 
1884.    REllis  (u.  RUnoeb),  journ.  of  philol.  16,  292. 

6.  Pbbsius  1,  60  quid  non  intus  habet?  non  hie  est  Ilias  Atti  ebria 
veratro  (also  die  nüchterne)?  1,  4  ne  mihi  Potydamas  et  Troiades  Labeonem 
praetiderint?  vgl.  zu  beiden  Stellen  die  Schotten:  1,  4  p.  248  Jahn  Labeo 
transtulit  Iliadem  et  Odyssiam  verbum  ex  verbo  satis  ridieule.    eius  est  ille 

TBüFFEL-ScnWABB,  Böm.  Lit.-Gesch.    5.  Aufl.  48 


754  Die  Kaiserzeit    Erstes  Jahrhundert  (Nero). 

versus  f  crudum  manduces  Priamum  Priamique  pisinnos'  (=  Hon.  J  35 
cofiov  ßeßQco&otg  ÜQ^afiov  ÜQuipoio  xs  natdag)  und  1,  50  p.  259  J.  Attius 
Labeo  poeta  indoctus  fuit  illorum  temporum,  qui  Tliada  Homer i  versibus 
foedissime  composuü.  Denselben  Namen  giebt  eine  lateinische  Inschrift  aus 
Eprinth  .  .  Attium  Labeonem  stlüibus  iudican.,  athen.  Mitteil,  des  archäol. 
Inst.  6,  354.  Bücheleb,  BhM.  39,  289.  Vgl.  auch  die  Fassung  bei  Jahn  aO. 
p.  248  not.  5 :  Labeo  poeta  latinus  fuit,  ut  Fulgentius  in  libro  etymölogiarum 
ait%  qui  Carmen  et  opus  homericum  convertU  in  latinum  et  placuit  non  magis 
auditoribus  quam  lectoribus;  eius  versus  est  c crudum  etc.'  Auch  ist  es  wenig 
glaublich  daß  dieser  Vers  von  Fulgentius  erdichtet  sei,  wie  OJahn  meint, 
Lpz.  SBer.  1856,  301;  vgl.  dessen  Ausg.  d.  Pers.  p.  lxxii.  ThBebok,  op. 
2,  733,  hielt  diesen  Attius  für  den  Verfasser  des  sog.  Homerus  latinus 
(§  320,  7).     S.  dagegen  LMüller,  JJ.  88,  662  und  MHaupt,  op.  2,  163. 

309.  Endlich  sind  die  Gedichte  des  codex  Vossianus  Q.  86 
in  Leiden  wohl  auch,  mit  wenigen  Ausnahmen,  für  Erzeugnisse 
des  ersten  Jahrhunderts  zu  halten  sowohl  wegen  ihres  Gedanken- 
kreises als  wegen  ihrer  Eleganz  in  Sprache  und  Versbau. 

1.  Abdruck  der  Gedichte  dieser  Handschrift  besonders  in  Busses  AL. 
392—479  (vgl.  ebd.  1,  xxxtiii.  2,  lxiv).  Vgl.  §  81,  4  und  Bährens  PLM. 
4,  11.  Die  ersten  (AL.  392—395  PLM.  4,  111.  112.  1,  205.  206)  sind  aus 
späterer  Zeit,  der  des  Trajan  und  der  des  Ausonius.  Dagegen  aus  dem 
ersten  Jahrhundert  sind  alle  diejenigen  welche  sich  mit  Stoffen  aus  der 
letzten  Zeit  der  Republik  beschäftigen,  und  zwar  meist  in  republika- 
nischer Gesinnung.  So  die  Verherrlichungen  des  Gato  Uticensis,  des 
Pompeius  und  seiner  Söhne,  die  Warnungen  vor  dem  Hof  leben,  der  Preis 
der  Einfachheit  und  Zurückgezogenheit.  Monarchistisch  dagegen  sind  die 
Gedichte  in  laudem  Caesaris  (des  E.  Claudius,  bes.  seines  Zuges  nach 
Britannien)  und  über  den  Tod  der  Brüder  Mevius  im  Bürgerkriege  zwischen 
Antonius  und  Octavian  (AL.  462  f.  PLM.  4,  84;  bei  Webnsdokp,  PLM.  3, 
199—205;  vgl.  p.  134—136),  wahrscheinlich  aus  der  Zeit  des  Claudius; 
farblos  das  über  den  Tod  der  beiden  Casca  (AL.  467  PLM.  4,  82).  Der 
rhetorische  Charakter  tritt  überall  stark  hervor,  wie  in  der  Chrie  auf  die 
8pes  (AL.  415  PLM.  4,  65;  bei  Wbrnsdobf  3,  226—234;  vgl.  p.  141  f.)  und 
in  den  beiden  Elegien  auf  die  Mevii  fratres.  Einzelne  Gedichte  sind  unter 
den  Namen  des  Seneca  und  des  Petronius  überliefert:  andere  werden  diesen 
von  Neueren  beigelegt;  s.  darüber  §  290,  1.  305,  6.  —  Erwähnt  sein  mag 
hier  auch  das  Graffito  eines  ungeduldigen  Liebhabers  in  Pompeji  in  fünf 
undisciplinierten  (halb  quanti tierenden ,  halb  accentuierenden)  Versen: 
Amoris  ignes  8%  sentires,  mülio  usw.;  vgl.  bull,  archeol.  1877,  228.  —  Über 
die  Elegien  auf  Maecenas  s.  §  229,  3. 

2.    Die  Zeit  der  flavischen  Dynastie,  J.  69—96  n.  Chr. 

310.  Nachdem  mit  Nero  das  julisch-claudische  Haus  und 
die  Erbmonarchie  erloschen  war  und  die  Kämpfe  über  dessen  Nach- 
folger ein  Jahr  lang  das  Reich  in   allen  seinen  Teilen  zerrüttet 


§  309  Gedichte  des  cod.  Voss.    §  810.  311  Vespasianus.  Titus.     755 

hatten,  gelangte  inVespasianus  (geb.  9  n.  Chr.)  der  tüchtigste  unter 
den  Bewerbern  auf  den  Thron  (J.  69 — 79).  An  die  Stelle  junker- 
hafter Willkür  und  Ausbeutung  des  Staates  für  die  Gelüste  des 
Herrschers  trat  nun  geschäftsmännische  Nüchternheit.  Nach  der 
Aufregung  und  Erschöpfung  der  letzten  Zeit  konnte  das  Reich 
unter  ihm  sich  wieder  sammeln.  Unbestritten  folgte  ihm  sein 
Sohn  Titus  (geb.  am  30.  Dez.  39),  dessen  kurze  Regierung 
(J.  79 — 81)  zum  Guten  noch  die  Freundlichkeit  zu  fügen  sich 
bemüht*  Aber  schon  in  ihrem  dritten  Gliede  entartete  die  Dy- 
nastie, in  des  Titus  Bruder  Domitianus  (J.  81 — 96),  dessen 
Bösartigkeit  mit  den  schlimmsten  Herrschern  des  claudischen 
Hauses  wetteiferte.  Die  Literatur,  die  unter  Vespasian  den  Segen 
des  Friedens  miterfahren  hatte,  litt  unter  Domitian  durch  dessen 
Eitelkeit  nicht  minder  wie  durch  seine  Grausamkeit. 

1.  Tac.  hist.  2,  101  scripiorts  temporum  qui  potiente  rerum  Flavia 
domo  tnonimenta  belli  huiusce  (vom  J.  69)  composuerunt  .  .  corruptas  in 
adulaiionem  causas  tradidere.  Dies  bezieht  Mommsen  hauptsächlich  auf 
CluviüB  Rufus  (§  314,  2),  HNissen  auf  die  Historien  des  Punkts  (§  312,  6). 
WASchmidt,  de  auctt.  quibusd.  Born,  quos  in  describendis  rebuß  a.  68  et  69 
p.  Chr.  geatis  Tac.  Plut.  Suet.  secuti  Bunt,  Jena  1860.  CEPeter,  de  fon- 
tibns  historiae  imperatornm  Flaviorum,  Halle  1866. 

a)  Vespasianus  und  Titus. 

311.  Obwohl  überwiegend  praktisch  tüchtig  und  beherrscht 
von  dem  Streben  nach  den  tollen  Verschwendungen  der  letzten 
Jahrzehnte  den  Staatsschatz  wieder  zu  füllen,  besaß  und  betätigte 
Vespasianus  doch  auch  Teilnahme  für  Bildung  und  Literatur 
und  verfaßte  Denkwürdigkeiten.  Begünstigt  von  ihm  und  seinem 
Sohne  Titus  sammelte  und  schrieb  der  ältere  Plinius,  dichteten 
Valerius  Flaccus,  Saleius  Bassus,  Curiatius  Maternus,  Silius 
Italicus,  Turnus.  Von  den  Rhetoren  war  hochangesehen  Iulius 
Gabinianus,  und  auch  Quintilians  Lehrtätigkeit  fällt  größtenteils 
in  diese  Zeit. 

1.  Richteb,  das  Verhältnis  des  E.  Vespasianus  zur  Literatur,  Plauen 
1866.  Tac.  hist.  2,  80  concurrentes  (Äntiochenses)  .  .  adloquitur  (Vesp.), 
tatis  decortM  etiam  graeca  facundia.  Aus  einer  Rede  des  Vesp.  im  Senat 
CIL.  14,  3608.  Ioseph.  vit.  66,  p.  340,  18  Bk.  Iv  zoig  Ovsanaoiavov 
iov  «vTOXQazOQog  vnofivriiutaiv  ovza  yiyqanzai.  p.  343,  9  zoCg  KaCoaqog 
vxopnjiiaoiv  IvavzCocv  nsizofyacu  tjjv  yQatprjv.  c.  Apion.  1,  10  totg  xmv 
avtoxqazoQwv  (Vesp.  u.  Titus?)  vito\i,vr\\i,oLGiv.  Suet.  Vesp.  18  primus  e 
/wco  latinis  graecisque  rhetoribm  (§  326,  1)  annua  centena  constüuü.  prae- 

48* 


756  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Pia vier). 

stantis  poetas  (wie  den  Saleius  Bassus,  §  318,  2)  nee  non  artifices  .  .  magna 
mercede  donavit.  Daß  er  gegen  die  Philosophen  anders  verfuhr  und  sie, 
wie  die  Astrologen,  ans  Rom  verwies  geschah  auf  Betreiben  des  Marianus, 
und  weil  die  damaligen  Vertreter  der  Philosophie  in  ihrer  Rücksichtslosig- 
keit als  ein  gefahrliches  Element  politischer  Unzufriedenheit  und  Unordnung 
erschienen.  Dio  66,  13  (J.  71)  mg  ovv  xal  aXXoi  itoXXoi  in  tmv  axatnav 
KccXov{isva)V  Xoycov  itQoaxfr&vtsg,  ftsd"9  &v  drjufjZQLog  6  %vvw6g  (§  287,  1. 
299,  7),  av%va  xai  ov%  intxrjdsicc  xoig  nctQOVGt  Srjiioofy,  xa>  zijs  cpiXooocpiag 
TCQoox^fiotti  *azcc%Q(6[ievoi,  SieXiyovxo  .  .  iitetasv  b  Mo  vxiav  6g  (§  314,  1)  zbv 
Oveonaaiavbv  navzag  xovg  zoiovzovg  in  xrjg  noXsng  inßaXstv.  .  .  %ctl  ndvxag 
ccvxUa  xovg  tpdoaocpovg  6  OvsoTiccaiavbg,  nXrjv  zov  MovaonvCov  (§  299,  3), 
£%  xrjg  *P<opr\g  ££sßccXsv,  xbv  de  Sr)  JrjfirjzQtov  %a\  zbv'OoziXiov  xal  ig  vrjoovg 
HaitxXsiasv.  xai  6  (ihv  'OottXiog,  et  xai  .  .  noXXm  nXstco  %aza  %r]q  fiovctQxiag 
xazidoccpsv,  ofioog  ycaQaxQr)(ia  (lexeaxrj'  xm  de  Jrj^rjZQlcp  urjd9  mg  vnslxovzi 
e*xeXevaev  6  Oveaitaoiavbg  Xez&TJvai,  oxi  ov  pev  navza  itoieig  tva  ae  dxo- 
xtftVoo,  iya>  de  %vva  vXaxxovvxa  ov  (povevco.     Vgl.  §  299,  11. 

2.  An  Titus  gerichtet  ist  des  älteren  Plinius  praefatio  zur  NH.,  wo 
zB.  11:  te  quidem  in  excelsissimo  generis  hutnani  fastigio  positum,  summa 
eloquentia,  summa  eruditione  praeditum  etc.  Vgl.  ebd.  6  fülgurat  in  nullo 
umquam  verius  dieta  vis  eloquentiae,  tribunicia  potestas  faeundiae.  quanto 
tu  ore  patris  laude»  tonas,  quanto  fratris  amas  (famos  Dktl.)1  quantus  in 
poetica  es!  Ebd.  2,  89  ocissimo  signifieatu  haee  fuit  (stella  crinita,  Komet) 
de  qua  quinto  consülatu  suo  (J.  76)  Titus  imperator  Caesar  praeclaro  carmine 
perscripsit 

312.  Der  ältere  Plinius,  C.  Plinius  Secundus  aus  Comum 
in  Oberitalien  (J.  23 — 79  n.  Chr),  wußte  durch  angestrengten 
Fleiß  und  geizigste  Zeitbenützung  eine  ausgedehnte  amtliche 
Wirksamkeit  als  Offizier  und  Finanzbeamter  in  verschiedenen 
Teilen  des  Reiches  zu  verbinden  mit  den  umfassendsten  und 
vielseitigsten  Studien  und  einer  fruchtbaren  literarischen  Tätig- 
keit auf  den  Gebieten  des  Kriegswesens,  der  Geschichte,  Gram- 
matik, Rhetorik  und  der  Naturwissenschaften.  War  seine  Schrift- 
stellerei  auch  in  den  meisten  Fächern  eine  zusammentragende, 
welche  über  der  Freude  am  gelehrten  Sammeln  die  Verarbei- 
tung und  Prüfung  des  Gesammelten  vergaß,  so  erregt  sie  doch 
Bewunderung  durch  ihren  Umfang.  Daß  sie  vom  lebendigsten 
Wissensdrange  ausging  zeigt  der  Tod  des  Plinius:  er  starb 
beim  Ausbruche  des  Vesuv  im  J.  79  als  Opfer  seines  Forschungs- 
eifers. 

1.  Vita  Plinii  ex  catalogo  (libro)  virorum  illustrium  Tranquiüi  (unter 
den  Geschieh tschreibern)  in  Plinius -Hss.  erhalten  (p.  92  im  Suet.  von 
Reiffersch.):  Plinius  Secundus  Novocomensis  (Plin.  selbst  nennt  NH.  praef.  1 
den  Catull  seinen  conterraneus)  equestribus  müitiis  industrie  funetus  (be- 
sondere in  Germanien,  unter  Domitius  Corbulo  im  J.  47,  Tac.  a.  11,  18? 


§  312  Pliniu8  maior.  757 

vgl.  Plin.  ep.  3,  6,  3.  4  unten  A.  2;  Aufenthalt  in  Germanien:  vgl.  NH.  12, 
98.  16,  2;  vgl.  22,  8.  17,  47.  31,  25  [an  den  Donauquellen]),  procu- 
raiümes  quoque  (in  Hispania  Tarraconensis ,  unter  Vespaaian  als  procurator 
Caesaris]  Plin.  ep.  3,  5,  17;  auch  in  Gallia  Narbonensis  J.  70  NH.  14,  43 
vgl.  2,  150?  in  Belgica  J.  74  NH.  18,  183?  Aufenthalt  in  Afrika  7,  36. 
17,  41.  25,  123)  splendidissimas  et  continuas  summa  integritate  administravit 
et  tarnen  liberalibus  studiis  tantam  operam  dedit  ut  non  fernere  quis  plura 
in  otio  scripserit  itaque  bella  omnia  quae  umquam  cum  Germanis  gesta 
sunt  XX  völuminibus  comprehendit,  item  naturalis  historiae  XXXVII  libros 
absölvit.  periit  clade  Campaniae.  cum  enim  Misenensi  classi  praeesset  et 
flagrante  Vesuvio  ad  explorandas  propius  causas  liburnica  pertendisset  .  .  vi 
pulveris  ac  favülae  oppressus  est,  vel,  ut  quidam  exütimant,  a  servo  suo 
oecisus,  quem  aestu  defieiens  ut  necem  sibi  maturaret  oraverit.  Beschreibung 
seines  Todes  (am  24.  Aug.  J.  79)  in  dem  Briefe  des  jungem  Plinius  an 
Tacitus,  ep.  6,  16  (peiis  ut  tibi  avuneuli  mei  exitum  scribam,  quo  verius 
tradere  posteris  possis  etc.);  vgl.  6,  20  (ais  te  adductum  litteris  quas  exigenti 
tibi  de  morte  avuneuli  mei  scripsi  cuper e  cognoscere  quos  ego  Miseni  relictus 
.  .  casus  pertulerim  etc.).  Wenn,  wie  Mommben,  Herrn.  19,  644  will,  die 
griechische  Inschrift  aus  Arados  CIG.  3,  4536  f  sich  auf  diesen  Plinius  be- 
zöge, so  wäre  derselbe  unter  anderem  auch  dvxsnitQonog  (Untergeneral- 
stabschef) im  jüdischen  Krieg  (J.  70)  gewesen  (in  diesem  hätte  dann  PI. 
sein  castrense  contubernium  mit  Titus  gehabt,  NH.  praef.  8)  und  procurator 
Syriae.  Vgl.  dazu  OHirschfeld,  Rom.  Mitteil.  d.  deutsch,  arch.  Inst.  2 
(1887),  152.  —  AJaTübrb-Rezzonico,  disquisitt.  Plin.  de  utriusque  P.  patria, 
rebus  gestis,  scriptis  etc.,  Parma  1763—67  II.  Bildnis:  Bebnoulli,  röm. 
Ikonogr.  1,  288. 

2.  Plin.  ep.  3,  5,  1  (an  Baebius  Macer) :  pergratum  est  mihi  quod  tarn 

düigenter  libros  avuneuli  mei  lectitas  ut  habere  omnes  velis  quaerasque  qui 

sint  omnes.    (2)  fungar  indicis  partibus  atque  etiam  quo  sint  ordine  scripti 

notum  tibi  faciam.    .  .  (3)  de  iaculatione  equestri  unus  (vgl.  NH.  8,  162 

nos  diximus  in  libro  de  iaculatione  equestri  condito).    hunc  cum  praefectus 

Aloe  militaret  (in   Germanien?)  pari  ingenio   curaque  composuit    de  vita 

pomponi  secündi  duo,  a  quo  singülariter  amatus  hoc  memoriae  amici  quasi 

debüum  munus  exsolvit  (vgl.   NH.   14,  56;   vgl.  §  284,  7).     (4)  bellorüm 

germaniae  xx,  quibus  omnia  quae  cum  Germanis  gessimus  bella  collegit  (vgl. 

A.  1  u   5;  Suet.  Calig.  8.    Tac.   a.  1,  69  tradit  C.  Plinius,  germanicorum 

btUorum  scriptor,  und  Symmach.  ep.   4,  18).     incohavit  cum  in   Germania 

müitaret,  somnio  monitus.  .  .  (6)  stüdiosi  iii,  in  VI  Volumina  propter  ampli- 

tudinem  divisi,  quibus  oratorem  ab  incunabulis  instituit  et  perficit  (vgl.  A.  3). 

dübu  SBRM0NI8  viii  (vgl.  A.  4)  scHpsit  sub  Nerone  novissimis  annis,  cum 

<mne  studiorum  genus  paulo  liberius  et  erectius  periculosum  servitus  fecisset 

(6)  A  FINE   AÜFIDII  BASSI  XXXI  (vgl.    A.   6).      NATURAE  HISTORIARÜM  XXXVII, 

opus  diffusum,  eruditum,  nee  minus  varium  quam  ipsa  natura.  (7)  miraris 
iwd  tot  Volumina  mültaque  in  his  tarn  scrupulosa  homo  oecupatus  ab- 
vüverit?  magis  miräberis  si  scieris  *illum  aliquamdiu  causas  actitasse,  de- 
emisse  anno  sexto  et  quinquagesimo  (also  war  er  J.  23  geboren),  medium 
tempus  dißtentum  impeditumque  qua  offieiis  maximis  qua  amicitia  prineipum 
tgisse.    (8)  sed  erat  acre  ingenium,  incredibile  Studium,  summa  vigilantia.  .  • 


758  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

(9)  ante  lucem  ibat  ad  Vespasianum  imperatorem  (nam  ille  quoque  noctibus 
utebatur),  itide  ad  delegatum  sibi  officium,  reversus  domum  quod  relicum 
temporis  studiis  reddebat.  (10)  post  cibutn  saepe  .  .  Über  legebatur,  adnotabat 
excerpebatque.  nihil  enim  legü  quod  non  excerperet.  .  .  (11)  .  .  super  hanc 
(cenam)  Über  legebatur,  adnotäbatur,  et  quidem  cursim.  .  .  (13)  tanta  erat 
parsimonia  temporis.  .  .  (14)  .  .  dum  destringitur  tergiturque  (im  Bade) 
audiebat  aliquid  aut  dictabat.  (15)  in  itinere  .  .  huic  uni  vacabat;  ad  latus 
notarius  cum  libro  et  pugillaribus,  cuius  manus  hieme  manicis  muniebantur. 
.  .  (16)  .  .  perire  omne  tempus  arbitrabatur  quod  studiis  non  impenderetur. 
(17)  hoc  intentione  tot  üta  volumina  peregit  electorumque  commentarios  CLX 
mihi  reliquit,  opisthographos  quidem  et  minutissime  scriptos.  .  .  referebat  ipse 
potuisse  se,  cum  procuraret  in  Eispania,  vendere  hos  commentarios  Largio 
Licino  (§  328,  6)  CGCC  müibus  nummum,  et  tunc  äliquanto  pauciores  erant. 

3.  Gell.  9,  16,  1  Plinius  Secundus  existimatus  est  esse  aetatis  suae 
doctissimus.  is  libros  reliquit  quos  *  studiosorum'  inscripsit,  non  medius- 
fidius  usquequaque  aspernandos.  in  his  libris  multa  varie  ad  obUctandas 
eruditorum  hominum  aures  ponit.  refert  etiam  plerasque  sententias  quos  in 
declamandis  controversiis  lepide  arguteque  dictas  putat.  Also  eine  Anleitung 
zur  Beredsamkeit  mit  Beispielen.  Quint.  3,  1,  21  scripsit  de  eadem  materia 
(Rhetorik)  .  .  accuratius  .  .  aetatis  nostrae  Verginius,  Plinius,  Tutüius. 
11,  3,  143  qui  de  gestu  scripserunt.  .  .  quo  magis  miror  Plinii  Secundi, 
docii  hominis  et  in  hoc  utique  libro  paene  etiam  nimium  curiosi,  persua- 
sionem  etc.  ebd.  148  quo  magis  miror  hanc  quoque  succurrisse  Plinio 
curam  etc.  Seiner  sonstigen  schriftstellerischen  Bedeutung  gälte  es  daher 
falls  er  gemeint  ist  ebd.  3,  4,  2;  nunc  maximo  temporum  nostrorum  auctore 
prope  impülsum  (est).  Gegen  die  Beziehung  auf  Plinius  Mobawski,  quaestt 
Quint.  (1874)  9. 

4.  Plin.  NH.  praef.  28  ego  plane  meis  adici  posse  multa  confUcor,  nee 
his  solis  sed  et  omnibus  quos  edidi,  ut  obiter  caveam  istos  Homeromastigas  . . , 
quoniam  audio  et  stoieos  et  dialecticos,  Epicureos  quoque  (nam  de  gramma- 
ticis  semper  expeetavi)  parturire  adversus  libellos  quos  de  grammatica  edidi 
(um  J.  67,  b.  ebd.  u.  A.  2  Z.  14).  Das  Werk  handelte  von  den  zweifelhaften 
Formen  in  Declination,  Conjugation  und  Wortbildung  (A.  2),  umfaßte  neben 
der  Laut-  und  Flexionslehre  auch  die  Etymologie  und  die  Bedeteile  und 
wurde  bis  in  das  Mittelalter  hinein  benützt  und  angeführt.  Besonders 
Charisiu8  citiert  es  häufig  in  den  Partien  aus  Iulius  Romanus.  Pkisc.  GL. 
2,  233,  13  (Plinius  Secundus  in  I  artium)  und  262,  18  (Plinius  Secundus 
in  I  artis  grammaticae)  giebt  den  Titel  ungenau  wieder.  LLebsch,  Sprach- 
philos.  d.  Alten  1,  150.  2,  167.  ASchottmülleb  ,  de  G.  Plini  Secundi  libris 
gramm.  1,  Bonn  1858.  DDetlefben,  z.  Flexionslehre  des  Plinius,  symb.  phil. 
Bonn.  697.  HNeumann,  de  Plinii  dubii  sermonis  libris  Charisii  et  Prisciani 
fontibus,  Kiel  1881.  Schutte,  de  Plinii  studd.  gramm.,  Nordhausen  1883. 
HNettleship,  journ.  of  phil.  15,  193. 

5.  Plin.  ep.  6,  8,  5  avunculus  meus  idemque  per  adoptionem  pater 
historias,  et  quidem  religiosissime,  scripsit.  Das  Lob  der  Gewissenhaftigkeit 
in  Abwägung  abweichender  Berichte,  bis  zur  Unentschiedenheit  des  Urteils, 
bestätigt  sich  durchaus.    Vgl.  HNisben,  RhM.  26,  533.    Umfang  31  Bücher, 


§  312  Plinius  maior.     §  313  Plinius'  naturalis  historia.  759 

8.  A.  2.  Plin.  NH.  praef.  20  vos  quidem  omnes,  patrem  (Vespasian),  te  (TituB) 
fratremque(Domiti&n\  diximus  opere  iusto  temporum  nostrorum  historiam  orsi  a 
fine  Aufidii  Bassi  (§  277,  2).  ubi  sit  ea  quaeres?  tarn  pridem  per  acta 
sancitum  et  alioqui  statutum  erat  heredi  (seinem  Neffen)  mandare,  ne  quid 
ambitioni  dedisse  vita  iudicaretur.  prainde  occupantibus  locum  faveo,  ego 
vero  et  posteris,  quos  scio  nobiscum  decertaturos ,  sicut  ipsi  fecimus  cum 
prioribus.  2,  199  anno  Neronis  prindpis  supremo,  sicut  in  rebus  eius  ex- 
posuimus.  ebd.  232  Neronis  prindpis  supremis,  sicut  in  rebus  eius  retu- 
limus.  Die  spärlichen  Beste  bei  HPbter,  hist.  fragm.  308.  Nach  DDet- 
LBF8BN8  (Phil.  34,  48)  u.  AvGüTscHMiDs  (lit.  Centr.-Bl.  1876,  1661)  Vermutung 
reichte  das  Werk  vom  Sturz  des  Claudius  (J.  41)  bis  zum  gemeinschaftlichen 
Triumph  des  Vespasian  und  Titas  (J.  71)  und  es  befaßten  die  einzelnen 
(31)  Bücher  die  Geschichte  je  eines  Jahres.  Benützung  (und  Verdunklung) 
dieser  Zeitgeschichte  durch  Tacitus?  hist.  3,  28  Hormine  id  (die  Plünde- 
rung von  Cremona  im  J.  69)  ingenium,  ut  MessaUa  (§  314,  3)  tradit,  an 
potior  auctor  sit  C.  Plinius,  qui  Antonium  (Primum)  incusat,  haud  fädle 
discreverim.  Vgl.  a.  13,  20  (Plinius  et  Cluvius  .  .  referunt,  v.  J.  65).  16,  53 
(quod  ö.  Plinius  memorat  vom  J.  53).  Vgl.  HNissbn,  RhM.  26,  497,  bes. 
524.  632,  und  dazu  DDetlefsbn,  Phil.  34,  40.  WDieckmann,  de  ratione  inter 
Tacitum  et  Plinii  bistoriaa,  Hannov.  1877.  Vgl.  auch  §  337,  4.  Sueton 
hat  in  seinen  Biographien  des  Nero,  Galba,  Otho,  Vitellius,  Vespasian. 
(Titus  und  Domitian)  das  Werk  des  Plinius  ohne  Zweifel  benützt  (wenn  auch 
nicht  als  Hauptquelle),  nennt  es  aber  niemals. 

313.  Erhalten  ist  von  den  Schriften  des  Plinius  allein  seine 
naturalis  historia  in  37  Büchern,  im  J.  77  dem  Titus  über- 
reicht, aber  bis  zum  Tode  des  Verfassers  fortwährend  mit  Nach- 
tragen und  Änderungen  versehen.  Das  Werk  ist  eine  Encyklopädie 
der  Naturwissenschaften,  aber  mit  besonderer  Berücksichtigung 
ihrer  Anwendung  in  Leben  und  Kunst  der  Menschen,  und  umfaßt 
daher  auch  die  Erdbeschreibung,  Heilkunde  und  Kunstgeschichte. 
Der  Stoff  ist  aus  einer  großen  Anzahl  von  Schriften  zusammen- 
gezogen, freilich  vielfach  eilfertig,  ohne  genügende  Sachkenntnis 
und  Kritik,  daher  von  sehr  ungleichem  Werte.  Auch  die  Dar- 
stellung ist  wenig  gleichmäßig:  bald  nur  auf  die  Sache  gerichtet 
und  auf  kunstmäßige  Form  verzichtend,  bald  manieriert  rhetorisch. 
Das  Werk  ist  eine  unerschöpfliche  Fundgrube  von  Nachrichten 
und  zeugt  von  dem  ernsten,  strebsamen  und  patriotischen  Sinne 
seines  Verfassers.  Teils  selbst,  teils  in  den  mancherlei  Auszügen 
welche  es  erfuhr  hat  es  lange  fort  großen  Einfluß  ausgeübt. 

1.  Plin.  NH.  praef.  1  libros  naturalis  historiae,  novidum  Catnenis 
Quiritium  tuorutn  opus,  natos  apud  me  proxima  fetura,  licentiore  epistula 
narrare  constitui  tibi,  iucundistime  imperator.  .  .  (3)  censorius  tu  sexiesque 
eonsul  (J.  77  n.  Chr.).  (12)  levioris  operae  hos  tibi  dedicavi  UbeUos.  nam 
nee  ingenii  sunt  capaces  . .  neque  admittunt  excessus  aut  orationes  sermonesve 


760  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Flavier\ 

aut  casus  mirabües  vel  eventus  varios,  iucunda  dictu  aut  legentibus  blanda. 
(13)  sterüis  materia,  rerum  natura  h.  e.  vita,  narratur,  et  haec  sordidissima 
sui  parte,  ut  plurimarum  rerum  aut  rusticis  vocabulis  aut  externis,  immo 
barbaris.  .  .  (14)  praeterea  iter  est  non  trita  auctoribus  via  nee  qua  pere- 
grinari  animus  expäat.  nemo  apud  nos  gut  idem  temptaverit,  nemo  apud 
Graecos  qui  unus  omnia  ea  traetaverit.  .  .  tarn  omnia  attingenda  quae  Graeci 
T/js  iyxvxMov  naideücg  vocant.  .  .  (16)  equidem  ita  sentio,  peeuliarem  in 
studiis  causam  eorum  esse  qui  difficültatibus  victis  utilitatem  iuvandi  prae- 
tulerunt  gratiae  placendi,  idque  iam  et  in  aliis  operibus  ipse  feci.  .  .  (17) 
viginti  milia  rerum  dignarum  cura.  .  .  lectione  voluminum  circiter  duum 
milium  .  .  ex  exquisitis  auetoribus  centum  inclusimus  XXXVI  voluminibus, 
adiectis  rebus  plurimis  quas  aut  ignoraverant  priores  aut  postea  invenerat 
vita.  (18)  nee  dubitamus  multa  esse  quae  et  nos  praeterierint.  homines  enim 
sumus  et  oecupati  offieiis,  subsieivisque  temporibus  ista  curamus9  t.  e.  noctur- 
na. .  .  (21)  in  his  voluminibus  auetorum  nomina  praetexui.  .  .  (33)  quid 
singulis  contineretur  libris  huic  epistülae  subiunxi.  Im  Inhaltsverzeichnis 
werden  am  Schluß  jedes  Buches  die  darin  enthaltenen  res  et  historiae  et 
öbservationes  in  Zahlen  summiert  und  die  auetores  desselben  genannt. 
Ober  jene  zum  Teil  ganz  unverständlichen  Zahlen  s.  ThBirt,  Buchwesen  333. 
—  Der  Neffe  hat  wohl  bei  seiner  Herausgabe  des  Werkes  nach  dem  Tode 
des  Verfassers  die  vorher  (s.  praef.  21  und  18,  23)  den  einzelnen  Buchern 
vorgesetzten  Quellenverzeichnisse  mit  dem  auf  die  praefatio  folgenden  und 
schon  vom  Verfasser  als  B.  1  gerechneten  Inhaltsverzeichnisse  verbunden. 
Demnach  zählte  das  Werk  im  ganzen  87  Bücher  (=  B.  1  Inhalts-  und 
Quellenangaben  +  B.  2—37  XXXVI  Volumina  de  rebus  cura  dignis,  s. 
praef.  17)  und  mit  dieser  Zählung  stimmen  auch  die  Citate  innerhalb  des 
Werkes,  s.  zB.  33,  68.  36,  179.  37,  13.  62.  Daß  der  Verfasser  selbst  nur 
die  erste  Dekade  veröffentlichte  hat  Ublichs  (Vindiciae  1,  19  und  Chrestom. 
Plin.  S.  ziv)  gefolgert  aus  der  Wiederholung  von  restant  immensae  sub- 
tilitatis  animalia  X  extr.  und  XI  in.,  sowie  aus  der  Unterschrift  von  XI  und 
XII  im  Riccard.:  editus  post  mortem.  Überhaupt  aber  finden  sich  im  ganzen 
Werke  manche  Spuren  der  Nichtvollendung,  unausgeglichene  Verweisungen, 
Randbemerkungen  welche  noch  kein  bestimmtes  Unterkommen  gefunden 
haben  u.  dgl.  Vgl.  ThBerok,  ezercitt.  Plin.,  Marb.  1847.  1861.  DNoltbkius, 
quaestt.  Plin.,  Bonn  1866,  mit  LvJan,  JJ.  98,  698. 

2.  Inhalt  und  Anlage  des  Werks  (vgl.  die  Literatur  A.  3).  Buchl 
Inhalts  -  und  Quellen  Verzeichnisse.  B.  2  mathematisch  -  physikalische 
Beschreibung  des  Weltgebäudes.  3  —  6  Geographie.  7  Anthropologie  und 
Physiologie  des  Menschen.  8  —  11  Zoologie  (8  Säugetiere,  FAly,  die 
Quellen  des  Plin.  in  B.  8  der  NG.,  Marb.  1882;  z.  Quellenkritik  des  alt. 
Plin.  (B.  8—11),  Magdeb.  1886;  9  Fische;  10  Vögel;  11  Insecten  und 
Käfer,  vergleichende  Anatomie  und  Physiologie;  GHeigl,  d.  Quellen  d.  Plin. 
in  B.  11  d.  NG.,  Marb.  i/(3atr.  1886.  86  IL).  12-27  Botanik  (12  u.  13 
ausländische  Bäume  und  Sträucher;  14  u.  16  Obstbäume;  16  wilde  Bäume, 
allgemeine  Botanik;  17  Baumzucht;  18  u.  19  Getreide,  Eobl,  Feld-  und 
Gartenbau;  20—27  medizinische  Botanik;  MBbosio,  d.  Botanik  d.  alt. 
Plin.,  Graudenz  1883).  28—32  medizinische  Zoologie.  33—37  Mineralogie 
besonders  nach  ihrer  Verwendung  in  Leben  und  Kunst  (Künstler  und  Kunst- 


§  313  Plinius'  naturalis  historia.  761 

arbeiten  in  Gold  und  Silber  B.  33,  in  Erz  34,  in  Farben  36,  in  Stein  36, 
in  Edelstein  37;  ANieb,  z.  Mineralogie  d.  Flin.,  Mainz  1884. 

3.  Seine  Quellen  hat  Plinius  die  Abeicht  vollständig  anzugeben:  est 
enim  benignum  .  .  et  plenum  ingenui  pudoris  fateri  per  quos  profeceris 
(praef.  21).  Aus  hundert  exquisiti  auctores,  aus  2000  volumina  hat  P.  (ad- 
iectis  rebus  plurimis,  s.  A.  1)  sein  Werk  geschöpft  Die  Quellen  Verzeich- 
nisse enthalten  die  Namen  von  146  römischen  und  327  ausländischen 
Schriftstellern.  Darunter  sind  aber  ohne  Zweifel  gar  manche  (wie  zB.  der 
vermeintliche  Petronius  Diodotus,  s.  CMathofp  1874  p.  7),  welche  PL  nicht 
sowohl  für  sein  Werk  ausgebeutet  alB  vielmehr  nur  gelegentlich  eingesehen 
hat  oder  welche  nur  aus  Sammelwerken,  Übersetzungen  und  Citaten  anderer 
ihm  bekannt  sind.  Die  Ordnung  der  Aufzählung  im  Quellenverzeichnis 
richtet  sich  in  der  Hauptsache  nach  der  Ordnung  worin  sie  für  das  betr. 
Buch  benützt  sind,  wobei  aber  durch  längere  Fortbenützung  derselben 
Schriftsteller,  durch  Nachträge,  Umstellungen,  Sammelausgaben  u.  dgl.  Ab- 
weichungen herbeigeführt  wurden;  HBbukh,  de  auctorum  indicibus  Plinianis 
disputatio  isagogica,  Bonn  1856.  Vgl.  DDbtlefsen,  Phil.  28, 701. 

Plinius  arbeitete  nach  vorheriger  genauer  Feststellung  des  ganzen  Planes 
(daher  die  zahlreichen  Verweisungen  vorwärts  und  rückwärts)  das  Werk 
auf  Grundlage  seiner  Auszöge  (§  312,  2)  aus.  Bald  scheint  es  fast  musi- 
visch  aus  einzelneu  Excerpten  zusammengesetzt,  bald  wieder  (abgesehen 
von  den  auch  hier  sehr  häufigen  Einzelzusätzen)  auf  Benutzung  einer 
kleinen  Zahl  von  Hauptquellen  zu  beruhen.  Wichtig  besonders  ist  für  die 
Erkenntnis  der  Arbeitsweise  des  P.  sein  Verhältnis  zu  Aristoteles  (der  be- 
sonders nach  Pompeius  Trogus ,  §  268,  2,  nach  Nigidius  Figulus,  §  170,  7, 
u.  a.  benützt  ist),  Theophrast,  Cato,  Varro,  Vitruv,  Golumella,  Mela,  deren 
Schriften  wir  noch  besitzen.  Im  übrigen  hat  die  Phantasie  des  modernen 
Quellenforschers  hier,  bei  dem  Verlust  der  meisten  plinianischen  Quellen, 
weiten  (auch  reichlich  benutzten)  Spielraum.  Mit  Vorliebe  folgt  Plin. 
römischen  Führern,  wie  für  Bienenzucht  dem  Hyginus,  für  Medizin  dem 
Pompeins  Lenaeus,  für  Botanik  dem  Sextius  Niger  (§  266,  7).  Letzterer 
wird  auch  von  Dioskorides  ausgebeutet,  daher  die  Übereinstimmung  zwischen 
diesem  und  Plinius.  Geleitet  von  dem  Streben  möglichst  viel  Stoff  zu- 
sammenzubringen ist  Plinius  nicht  eben  wählerisch  in  dessen  Aufnahme, 
es  fehlt  daher  dem  Werk  vor  allem  an  kritischer  Sichtung;  namentlich 
den  Sammlern  von  allerlei  kuriosen  Notizen  schenkt  PI.  nicht  weniger 
Glauben  als  den  gewichtigsten  Forschern.  Die  sonderbarsten  Nachrichten, 
deren  Verkehrtheit  bei  geringem  Nachdenken  ihm  aufstoßen  müßte,  teilt 
er  gutgläubig  und  harmlos  mit.  Auch  an  Flüchtigkeitsfehlern  und  Miß- 
verständnissen ist  kein  Mangel.  —  GMontigny,  quaestt.  in  Plin.  NH.  de 
aninialibus  libros,  Bonn  1844.  ThBiet,  de  halieut.  Ovidii  (Bonn  1878)  132. 
DDbtlepsbk,  Vitruv  als  Quelle  des  Plin.,  Phil.  31,  386;  die  Geographie 
Spaniens  bei  Plin.,  ebd.  30,  265.  32,  600;  die  Geogr.  Lusitaniens,  ebd.  36, 111; 
Varro,  Agrippa  u.  August  als  Quellen  des  Plin.  für  die  Geogr.  Spaniens,  com- 
mentt  Mommsen.  23;  über  einige  Quellen  des  Plin.,  Glückst.  1881;  die  Maße 
der  Erdteile  nach  Plin.,  Glückst.  1883;  die  Weltkarte  des  Agrippa,  Glückst. 
1883;  Unterss.  üb.  die  geogr.  BB.  des  Plin.,  Phil.  46,  691.  OCuntz,  de  Augusto 
PL  geogr.  auctore,   Bonn   1888.    ESchwkdek,  Beitr.  z.  Erit.  der  Chorogr. 


762  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

des  Aug.  II:  die  Chorogr.  des  Aug.  als  Quelle  des  Mela,  Plin.  u.  Strabo, 
Kiel  1878;  III:  über  die  rChorographia't  die  röm.  Quelle  des  Strabo,  u. 
üb.  d.  Provinzialatatistik  in  d.  Geogr.  des  Plin.,  Kiel  1886;  die  Concordanz 
der  Geogr.  des  Mela  u.  Plin.,  Kiel  1879;  Phil.  46,  276.  47,  686.  GOjsh- 
michkn,  de  M.  Varrone  et  Isidoro  Char.  Plinii  in  chorographicis  auctoribus 
in  Act.  phil.  Lips.  3,  399;  Plinianische  Studd.  z.  geograph.  u.  kunsthist. 
Literatur,  Münch.  1880.  OGbuppe,  commentt.  Mommsen.  550.  HEDibkben, 
die  rechtlichen  Quellen  der  NH.  d.  PL,  hinterlass.  Schrr.  1,  133.  OJahn, 
die  Kunsturteile  bei  Plin.,  Lpz.  SBer.  1850,  105.  ABbiegbb,  de  fontibus 
librr.  Plini  xxxin — xxxvi  ad  rem  plaaticam,  Greifs w.  1867.  GWustmasn,  zu 
Plin.  Kunstgesch.,  RhM.  22,  1.  LRoss,  archäol.  Aufs.  2  (Lpz.  1861),  352. 
TiiSchheiber,  de  artificum  aetatibus  in  Plinii  NH.,  Lps.  1872;  RhM.  31,  219. 
HBbunn,  Com.  Nep.  u.  d.  Kunsturteile  bei  Plin.,  Münch.  SBer.  1876  1,  311. 
AFubtwänqler,  Plin.  u.  s.  Quellen  üb.  d.  bildenden  Künste,  JJ.  Suppl.  9,  1. 
LÜKLicHS,  die  Quellenregister  zu  Plin.  letzten  BB.,  Würzb.  1878;  RhM.  44, 
259.  ABlükner,  RhM.  32,  691.  H Voigt,  de  fontt.  eorum  quae  ad  artes 
spectant  NH.  Plin.,  Halle  1887;  ebenso  JDalstein,  Würzb.  1886. 

4.  Über  die  Weltanschauung  des  Plinius  giebt  besonders  B.  2 
Aufschluß.  Hiernach  stand  er  zu  dem  Volksglauben  in  offenem  Gegensatz 
ohne  jedoch  zu  einer  bestimmten  philosophischen  Lehre  sich  ausschließlich 
zu  bekennen.  Am  meisten  neigt  er  sich  in  Beinen  religiösen  und  philoso- 
phischen Ansichten  dem  Stoicismus  zu.  Klagen  über  den  Abfall  von  der 
Natur  und  die  Verschlechterung  der  Sitten  sind  auch  bei  ihm  so  häufig 
wie  bei  Columella  und  Seneca.  üblich«,  Chrestom.  Plin.  S.  xv.  0  Vorhaus  kr, 
die  religiös-sittliche  Weltanschauung  des  alteren  Plinius,  Innsbr.  1860. 
LRummleb,  C.  Plini  See.  philosophumena,  Stettin  1862.  —  Friese,  die  Kosmo- 
logie des  Plin.  I,  Bresl.  1862. 

5.  Der  Stil  des  Plinius  ist  sehr  ungleichartig.  Infolge  seiner  Arbeits- 
weise (A.  3)  und  des  Streben s  nach  Vollständigkeit  und  infolge  des  spröden 
Stoffes  (sterilis  materia,  praef.  13)  der  Naturbeschreibung  häuft  er  tausenderlei 
Einzelheiten  neben  einander,  und  es  hat  daher  das  Werk  in  den  meisten 
sachlichen  Teilen  fast  den  Charakter  eines  Katalogs  oder  Registers.  Plinius 
fühlt  wohl  diesen  Mangel  (praef.  12,  A.  1)  und  bemüht  sich  wo  es  nur 
immer  angeht  den  Leeer  durch  eigenartige  lebhafte  Schreibweise  zu  ge- 
winnen und  ihn  die  unvermeidliche  Trockenheit  durch  eingestreute,  gewöhn- 
lich rhetorisch1,  oft  fast  epigrammatisch  gefaßte  Wendungen  vergessen  zu 
lassen.  Namentlich  aber  stellt  er  gern  vor  einzelne  Bücher  und  Teile  Ein- 
leitungen welche  in  warmherziger  gehobener  Sprache  allgemeine  Gesichts- 
punkte, und  zwar  gern  moralische,  verfolgen,  Einleitungen  welche  stete 
knapp,  ja  karg  in  Worten,  den  Gedanken  durch  kühne  Verwendung  des 
uneigentlichen  und  ungewöhnlichen  Ausdrucks  oft  mehr  verhüllen  als  dar- 
legen. Besonders  verschnörkelt  ist  die  praefatio  an  Titus.  So  ist  Plinius 
einer  der  am  meisten  charakteristischen  Vertreter  der  silbernen  Latinität 
Über  die  Sprache :  Wannowski,  Pliniana,  Posen  1847.  LGbasbebgeb,  de  usu 
Pliniano,  Würzb.  1860.  EOpitz,  quaestt.  Plin.,  Naumb.  1861.  JMülleb,  der 
Stil  des  älteren  Plin.,  Innsbr.  1883.  CFbobekn,  quaestt.  Plin.,  Königsb. 
1888.    FXEss,  de  praeposs.  ap.  Plin.  usu,  Halle  1883,  Karlsruhe  1888  IL 

6.  Das  Werk  wurde  von  Anfang  an  viel  gelesen  (vgl.  Symmach.  ep. 


§  313  Plinius'  naturalis  historia.  763 

1,  24)  und  frühzeitig  ausgezogen.  Über  spätere  Verwertung  s.  Mommsens 
Solinus  p.  xxi  und  §  389,  4.  Über  (für  die  Kritik  der  NH.  wertvolle)  Ex- 
cerpte  aus  Plinius  s.  §  411  und  KRück,  Auszüge  aus  der  NG.  d.  Plin.  in 
einem  astronom.-compntistischen  Sammelwerk  des  8.  Jahrh.,  Münch.  1888.  — 
Handschriften  des  Plinius  sind  ungefähr  200  erhalten.  Die  für  die 
Kritik  wichtigen  teilen  sich  einerseits  in  unvollständige  'vetustiores' 
und  anderseits  in  vollständigere  frecentiores\  Die  rvetustiores' 
bieten  sehr  oft  einen  ursprünglicheren  Text  als  die  recentiores,  sie  sind 
aber  alle  nur  sehr  fragmentarisch  erhalten.  Die  vollständigste  von  ihnen, 
der  Bambergensis  s..  X  (B  bei  Dktlefsen),  überhaupt  die  beste  aller  Hss., 
enthält  nur  B.  32—37.  Andere  Vertreter  dieser  Gruppe  sind  Sessoriana 
folia  palimps.  s.  V  (N)  zu  B.  23.  25;  der  Palimpsest  des  Klosters  StPaul 
im  Lavanter  Tal  in  Kärnten  s.  V/VI  (M)  zu  B.  11—14,  veröffentlicht  von 
FMone  in  B.  6  des  Silligschen  Plin.  1865;  s.  auch  Mayhoffb  lucubr.  nov.  31; 
Paris.  10318  (Salmasianus ,  §  476)  (Q)  Excerpte  aus  B.  19  u.  20  enthaltend 
(Schriftprobe  in  Zanqkmeistbr  -  Wattenbachs  exempl.  codd.  latin.  T.  46), 
früher  durch  ein  Mißverständnis  (s.  §  367,  7,  c)  unter  dem  falschen  Titel 
Apuleius  de  remediis  salutaribus  bekannt,  abgedruckt  in  Silliga  Ausg.  5,  1, 
vgl.  Detlefsk»,  Phil.  28,  308;  Leid.  Voss.  f.  4  s.  IX  (A)  für  B.  2—6;  Paris. 
4860  s.  X  (Par.) ;  endlich  die  Codices  nach  welchen  die  wichtigsten  recen- 
tiores durchcorrigiert  und  ergänzt  sind  (vgl.  Mathofps  lucubr.  nov.  54. 
KWklzhofeb  aO.  5).  Auch  die  alten  Ausgg.  bieten  aus  verlorenen  Hss. 
einzelnes  Gute,  s.  Jan-Mayhoffs  Ausg.  2,  xxn.  —  Die  ( recentiores',  be- 
sonders wegen  ihrer  größeren  Vollständigkeit  schätzbar,  gehen  alle  zurück 
auf  eine  jetzt  verlorene  Urschrift,  in  welcher  2,  187—4,  67  nach  4,  67—6, 
34  gestellt  war.  Von  derselben  stammen  ab  zB.  Riccard.  ums  J.  1100  (B; 
ThStahgl,  Phil.  46,  221),  Vatic.  8861  s.  XI  (D),  Paris.  6796  s.  X/XI  (G), 
Leid.  Voss.  f.  61  s.  XI  (V),  Leid.  Lips.  7  s.  XI  (F).  Die  letztere  Hs.  F  ist 
eine  Abschrift  der  3  sich  ergänzenden  Codd.  DGv"  (bzw.  einzelner  Teile 
derselben)  und  ist  gleich  dem  Vesontinus  ■=  Chiffletianua  Dalecampii 
(gegen  KWelzhofebs  —  aO.  31  —  Bestreitung  der  Gleichheit  s.  LUrlichs, 
JB.  1878  2,  271).  Von  einer  Hs.  welche  eine,  wenn  auch  ungenügende,  Be- 
richtigung jener  Umstellung  vornahm  stammen  ab  Paris.  6795  s.  X/XI  (E) 
u.  a.  —  _  S.  das  Nähere  bei  DDktlefben,  Phil.  28,  284,  vgl.  RhM.  15,  265. 
367.  18,  227.  327  und  in  den  Vorreden  s.  Ausg.  AFels,  de  codd.  Plin.  NH. 
fiitis,  fide,  auctoritate,  Gott.  1861.  LvJax,  de  auctoritate  codd.  plin., 
Schweinf.   1858;  Münch.   SBer.    1862,  221.     LUrlichs,   RhM.   18,  627;   Eos 

2,  363  u.  sonst,  s.  A.  7.  Mathoff,  s.  A.  7.  EChatelain,  rev.  crit.  1876,  145. 
KWblzhofeb,  zur  Handschriftenkunde  der  NH.  d.  Plin.,  Münch.  1878;  JJ. 
123,  805.  EPais,  descriz.  dei  codici  Fiorentini  d.  NH.  PL,  Flor.  1878. 
CCurtius,  Lübecker  Plin.-Hss.,  in  den  Aufsätzen  für  ECurtius,  Berl.  1884, 325. 

7.  Zur  Kritik  u.  Erklärung:  vgl.  A.  3.  ClSalmasii  Plinianae  exercitatt., 
s.  §  389,  7.  ThBergk,  exercitatt.  Plin.,  Marb.  1847—61  II.  LvJan,  Münch. 
Gel.  Anz.  1862,  nr.  70—78  u.  sonst  (s.  A.  6).  GLUblichs,  vindiciae  Plin.  I 
Greifsw.  1863,  II  Erlangen  1866;  de  numeris  et  noxninibus  propriis  in  Plin. 
NH.,  Würzb.  1867;  RhM.  14,  599.  31,  493  u.  a.  (s.  A.  8.  6);  GFbibdlbin,  die 
Zahlausdrücke  in  PL  NH.,  BlfdbayrGymn.  -  W.  2,  174.  DDbtlefsbn,  Phil. 
31,  336  (s.  A.  3.  6).    VRose,  Herrn,  8,  26.    Mayhoff,  lucubratt  Plin.,  Neu« 


764  Di©  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

sirelitz  1865;  novae  lucubrr.  Plin.,  Lps.  1874;  in  den  Abhh.  f.  MHebtz, 
Berl.  1888,  28.  JJCornelissbn,  Mnemos.  NS.  6,  420.  AFürtwängler,  JJ. 
113,  507.  JMüllbr,  Bmendatt.  zu  Plin.  NH.,  Wien.  SBer.  86,  183.  90,  349. 
94,  149.  96,  415.  99,  411.  JCGBoot  (zu  B.  7  u.  8),  Versl.  en  Mededeel.  3,  2* 
(Anisterd.  1884),  193.    WFröhker,  Phil.  Suppl.  5,  13.    Madvio,  adv.  2,  523. 

3,  211.    CFWMüllbr,  krit.  Bemm.  zu  Plin.  NH.,  Bresl.  1888. 

8.  Ausgaben:  zB.  cum  castigatt.  Hermol.  Barbari,  Born  1492.  Rec. 
IDalecampius  ,  Lyon  1587.  cum  notis  IFGbonovü,  Leid.  1669  III  (die  notae 
.  .  emendatius  editae,  Gotha  1855  =  Sillig  B.  6).  Illustr.  JHardouin,  Par. 
1685  V,  1723  ff/ III.  Cum  nott.  varr.  ed.  JGFFbanz,  -Lps.  1778—91  X.  — 
Recens.  et  cum  comm.  criticis  instruxit  ISillio,  Gotha  1853—55  VIII  (B.  7 
u.  8  Indices).  Recogn.  LvJan,  Lps.  1854—65  VI  (B.  6  indices);  B.  1*,  1870. 
B.  2*  1875  (von  CMayhopf).  DDetlbpsen  recensuit,  Berl.  1866—73  VI  (B.  6 
der  indices  erste  Hälfte).  —  Chrestomathia  Pliniana  von  JMGbsneb  (Lps.8 
1776)  und  LUruchs,  Berl.  1867.  —  Übersichten  über  die  neuere  Plinius- 
Literatur  von  JvJan,  Phil.  3,  296.  12,  167.  21,  101;  DDetlefsen,  JJ.  77, 
481.  653,  Phil.  28,  284;  Lüblichs,  JB.  1876  2,  109.  1877  2,  86.  1878  2,  267. 

Französische  Übersetzung  (mit  Anm.  von  Cuvikb,  Letbonne  u.  a.)*  von 
Ajasson  db  Gbandsagne  (Par.  1829—33  XX),  deutsche  von  GGbosse  (Frankf. 
1781—87  XI),  PhHKülb  (Stuttg.  1840-56,  85  Bdchn.),  CFL  u.  MEDLStrack 
(Bremen  1864  f.  III),  GCWittsteim  (Lpz.  1880—82  VI). 

314.  C.  LiciniusMucianus  veröffentlichte  wenig  zuverlässige 
Beobachtungen  aus  seinem  langen  Aufenthalte  im  Osten,  welche 
schon  Plinius  benützte.  Derselbe  war  auch  als  Urkundensammler 
tätig.  Die  Oeschichte  ihrer  Zeit  schilderten  zwei  ausgezeichnete 
Männer,  der  Redner  und  Consular  M.  Cluvius  Rufus,  dessen 
Werk  sich  auf  die  Regierung  des  Nero  und  die  Vorgange  des 
J.  69  erstreckte  und  geschichtliche  Treue .  erstrebt  zu  haben 
scheint,  sowie  Vipstanus  Messalla',  welcher  gleichfalls  Redner, 
und  zwar  von  der  Richtung  Quintilians,  aber  auch  sonst  vielseitig 
gebildet  war  und  durch  seine  unabhängige  Denkweise  mannigfach 
anstieß.  Auch  das  Geschichtswerk  des  jüngeren  Freundes  von 
Seneca,  Fabius  Rusticus,  scheint  in  diese  Zeit  zu  gehören. 

1.  Tac.  hißt.  1,  10  C.  Licinius  Mucianus,  vir  secundis  adversisque 
iuxta  famosus.  imignes  amicitias  iuvenis  ambitiöse  coluerat,  mox  aUritis 
opibus,  .  .  suspecta  etiam  Claudii  iracundia,  in  secretum  Asiae  sepositus. 
.  .  luxuria,  industria,  .  .  nimiae  voluptates,  cum  vacaret;  quotiens  expedieret, 
magnae  virtutes.  pdlam  laudares,  secreta  malt  audiebant,  Tgl.  ebd.  2,  5.  PRE. 

4,  1069.  Teilnahme  an  Corbulos  erstem  Feldzug  in  Armenien  (J.  55  u.  60); 
Verwaltung  in  Lykien  (Plin.  NH.  12,  9.  13,  88;  um  J.  57,  vgl.  eine  In- 
schrift aus  Oinoanda,  bull,  de  corresp.  hellen.  1886,  216)  und  (J.  67)  in 
Syrien.  Plinius  nennt  ihn  zehnmal  (LBrunn  aO.  11)  ter  consul  (vor  J.  67, 
dann  im  J.  70  und  72;  f  vor  77,  denn  Plin.  NH.  32,  62  erwähnt  ihn  als 
verstorben;  Bobghksi,  oeuvr.  4,  345.    JAsbach,  analL  epigr.  17).    LBbunn, 


§  314,  Mucianus,  Cluvius  Rufus  u.  a.  765 

p.  12.  Tac.  dial.  37  haec  vetera  (Reden  aus  der  Zeit  der  Bepublik),  quae 
et  in  antiquariorum  bibliothecis  adhuc  manent  et  cum  maxime  a  Muciano 
contrahuntur  ac  tarn  undecim  (bis  jetzt),  ut  qpinor,  actorum  (vgl.  §  216,  2) 
Ubris  et  tribus  epistularum  composita  et  edita  sunt.  —  Von  diesem  Sammel- 
werke verschieden  und  schon  früher  verfaßt  war  dasjenige  aus  welchem 
Pliniu8  (und  vielleicht  Iosephus,  s.  HNissen,  BhM.  26,  541)  namentlich 
natorge8chichtliche  und  geographische  Angaben  über  den  Osten  entnommen 
hat,  oft  mit  Berufung  auf  den  Verfasser  als  Augenzeugen;  vgl.  Plin.  NH. 
7,  36  {Licinius  Mucianus  prodidit  Visum  a  se  Argis  etc.  .  .  eiusdem  sortis  et 
Zmyrnae  puerum  a  se  visum).  159  (Ttnolus).  19,  12  und  34,  36  (Rhodus: 
daher  ABbiegeb,  de  fontibus  Plin.  p.  60  auch  die  sonstigen  Angaben  des 
Plin.  über  Rhodos  auf  Muc.  zurückführt,  s.  darüber  auch  AFurt w angleb, 
Quellen  des  Plin.  52,  GOshmichen,  Plin.  Stud.  141).  In  seinem  Quellen- 
Verzeichnis  führt  Plinius  das  Werk  oftmals  an,  nämlich  ex  Licinio  Muciano 
zu  B.  3—7;  ex  Muciano  zu  B.  2.  8—13.  16.  19.  31.  33.  35.  36.  Außerdem 
ist  er  citiert  in  B.  14.  21.  28.  32.  34.  Stellensammlung  bei  LBbunn  aO.  18. 
Wie  als  Mensch  abergläubisch  (Plin.  NH.  28,  5),  so  scheint  Muc.  auch 
als  Schriftsteller  leichtgläubig  gewesen  zu  sein  oder  ein  Aufschneider,  und 
Plinius  verdankt  ihm  manche  unglaubwürdige  und  abenteuerliche  Angabe. 
HPkter,  hist.  rell.  p.  cccli.  W ASchmidt  (§  310,  1)  p.  10.  LBbunn,  de  C. 
Lic.  Muc,  Lps.  1870. 

2.   Tag.  hist.  4,  43   a  laude   Cluvii  Bufi   orsus,   qui  perinde  (wie 
Eprius  Marcellus,  §  297,  3)  dioes  et  eloquentia  clarus  nullt  umquam  sub 
Nerone  periculum  facessisset.    Vgl.    ebd.  1,  8  Hispaniae  praeerat  (J.  69) 
Cluvius  Bufus,  vir  facundus  et  pacis  artibus,  bellis  incxpertus.    ebd.  1,  76. 
2,  58.  65.    3,  65.    4,  39.     Consul  (CIL.  10,  826)  schon  unter  Caligula;  we- 
nigstens  heißt  er  Consular   schon  bei  dessen  Ermordung   J.  41;   Ioseph. 
antiq.  19,  1,  13.    Suet.  Ner.  21  Niobam  se  cantaturum  Nero  per  Cluvium 
Rufum  consular em    pronuntiavit   und   (aus   ihm?)   Dio   63,  14   (KXovovtco 
'Povqpo),  ccvSqI  vticcisvkoil  ,  %QTioap&vos).    Dessen  Gleichheit  mit  dem  Ge- 
schichtschreiber erhellt  aus  Plut.  Oth.  3  Klovßtos  Sh  'Povtpog  etg  'Ißriofav 
(wo  er  Statthalter  war,  s.  oben)   cpTtal   xofuröjjycu  dinXripctta  worin  Otho 
sich  Nero  nannte;   vgl.  Suet.  Oth.  7.    Bei  Plut.  quaest.  rom.  107  wird  er 
als  Gewährsmann  angeführt  für  die  Ableitung  von  histrio.    Sein  Geschichts- 
werk verfaßte  Cluvius  wohl  in  seinen  späteren  Jahren  (nach  J.  70),  als  er 
sich  von  den  Geschäften  zurückgezogen  hatte.    Tac.  a.  13,  20  (oben  §  312,  5). 
14,  2  (tradit  Cluvius  etc.),  wo  beide  Male  Cluvius  dem  für  Seneca  Partei 
nehmenden  Fabius  Rusticus  entgegengesetzt  wird.    Plin.  ep.  9,  19,  5  (Ver- 
ginius  Rufus  erzählte) :  ita  secutn  aliquando  Cluvium  locutum:  scis,  Vergini, 
quae  historiae  fides  debetur;  proinde  si  quid  in  historiis  meis  legis  aliter  ac 
ulis  (über  dich  selbst),  rogo  ignoscas.    HPeteb,  die  Quellen  Plut.  40,  sowie 
ThMommsen,  Herrn.  4,  318,  halten  sein  Geschichtswerk  für  die  Hauptquelle 
Plutarchs  in  seinem  Galba  und  Otho,  sowie  für  Tac.  hist.  I  u.  II  (u.  Sueton 
im  Galba,  Otho  u.  Vitell.,  obwohl  ihn  dieser  niemals  nennt;  vgl.  noch  Suet. 
Galb.  17  mit  Plut.  Galb.  19).  Dagegen  s.  OClason,  Plut.  u.  Tac.  (Berl.  1870)  12, 
Tac.  u.  Suet.  76  und  bes.  HNissen,  RhM.  26,  507.  530;  s.  auch  FBeckubts,  zur 
Quellenkritik  des  Tac.  Suet.  u.  Cassius  Dio:  das  Vierkaiserjahr,  Braunschw. 
1880.    Auch  vgl.  §  310,  1.  312,  5.  337,  4.    HPeteb,  hist.  fragm.  311. 


766  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Piavier). 

• 

3.  Tac.  hist.  3,  9  legioni  tribunus   Vipstanus  Messalla  praeerat, 

claris  maioribus  (vgl.  dial.  27,  wo  der  Redner  Valerius  Messalla  —  §  222  — 
zu  seinen  maiores  gerechnet  wird),  egregius  ipse  et  qui  sölus  ad  id  bellum 
(des  J.  69)  artes  bonas  attulisstt  ebd.  3,  25  rem  nominaque  auctore  Vipstano 
Messalla  tradam.  3,  28  (oben  §  312,  6).  4,  42  magnam  eo  die  (J.  70) 
pietatis  eloquentiaeque  famam  Vipstanus  Messalla  adeptus  est,  nondum  sena- 
toria  aetate  (also  im  Anfang  der  Zwanziger)  ausus  pro  fratre  Aquilio  Begulo 
(§  326,  3)  deprecari.  Er  ist  ein  Jugendfreund  des  Tacitus,  aber,  wie  es 
scheint,  früh  verstorben,  da  er  zB.  in  den  Briefen  des  Plinius  niemals  ge- 
nannt wird.  Sein  Geschichtswerk  behandelte  wohl  die  Zeitereignisse  nur 
soweit  als  er  daran  persönlich  teil  hatte,  somit  als  Denkwürdigkeiten  oder 
historisch  politische  Flugschrift.  HNibsen,  RhM.  16,  629.  536.  Im  Dialogas 
hat  ihm  Tac.  ein  Denkmal  errichtet;  s.  dial.  15  non  desinis,  Messalla, 
vetera  tantutn  et  antiqua  mirari,  nostrorum  autem  temporum  studia  irridere 
atque  contemnere?  nam  hunc  tuum  sermonem  saepe  excepi,  cum  oblitus  et 
tuae  et  fratris  tui  eloquentiae  neminem  hoc  tempore  oratorem  esse  contenderes 
prae  antiquis.  ebd.  32  läßt  ihn  Tac.  an  den  diserti  seiner  Zeit  tadeln  daß 
sie  ignorent  leges  nee  teneant  senatusconsuUa ,  ius  civitatis  ultro  derideant, 
sapientiae  vero  Studium  et  praeeepta  prudentium  penitus  reformident,  und 
hinzufügen:  quodsi  forte  Mec  audierint,  certum  habeo  dicturos  me,  dum  iuris 
et  phüosophiae  scientiam  tamquam  oratori  necessariam  laudo,  ineptiis  meis 
plausisse.  Ebenso  sagt  er  ebd.:  ego  iam  meum  munus  explevi  et,  quod  mihi 
in  consuetudine  est,  satis  multos  offendi.  FA  Eckstein,  prolegomena  ad  dialog. 
de  orat.  p.  14. 

4.  Tac  Agr.  10  formam  Britanniae  Livius  veterum,  Fabius  Busticus 
recentium  eloquentissimi  auetores,  .  .  adsimulavere.  Die  übrigen  Bruchstücke 
beziehen  sich  auf  die  neronische  Zeit;  ann.  13,  20  Fabius  Busticus  auetor 
est  etc.  .  .  sane  Fabius  inclinat  ad  laudes  Senecae,  cuius  amicitia  ftoruit. 
14,  2  (F.  B.  memorat).  15,  61  (tradit  F.  JB.).  Er  wird  im  Testament  des 
Dasumius  (§  330,  6)  neben  Tacitus  und  Plinius  zum  Erben  eingesetzt,  war 
somit  J.  108  oder  109  noch  am  Leben.  An  ihn  Plin.  ep.  9,  29  (Bustico)? 
Vielleicht  auf  ihn  bezieht  sich  auch  Quint.  10,  1,  104:  superest  adhuc  et 
ornat  aetatis  nostrae  gloriam  vir  saecülorum  memoria  dignus,  qui  olim  nomi- 
nabitur,  nunc  intellegitur.    Vgl.  PRE.  6,  2921,  76.   Mommsen,  Herrn.  3,  61. 

5.  Minuc  Fel.  Oct.  33,  4  si  Bomanis  magis  gaudes,  ut  transeamus 
veter  es,  Antonii  Iuliani  de  Iudaeis  require:  iam  scies  nequitia  sua  hone 
eos  (die  Juden)  meruisse  fortunam.  Wohl  der  Mccqkos  Uvrmviog  'lovltccvog, 
6  zrjs  'iovSccCag  InlzQonos  (Ioseph.  b.  iud.  6,  4,  8),  welcher  an  der  Belage- 
rung Jerusalems  durch  Titus  teilnahm  und*  als  Mitglied  des  Kriegsrats 
für  die  Zerstörung  der  Stadt  stimmte  (los.  aO.).  Daß  aus  seiner  Schrift 
der  betr.  Bericht  des  Tac.  (hist.  5,  1  fll.)  geschöpft  sei  vermutet  JBkrnays, 
Sulpic.  Sev.  56.  —  Über  das  Geschichte  werk  des  Iulius  Secundus  b.  §  315,  4; 
über  das  des  Curtius  Rufus  §  292. 

315.  Wie  diese  Geschichtschreiber  war  in  der  Zeit  des 
Vespasian  auch  der  Dichter  Curiatius  Maternus  zugleich  als 
Redner  tätig;  bei   anderen  überwog  mehr  die  Declamation  und 


§  314  Vipstanus  Messalla  u.  a.    §  315  Rhetoren.  767 

die  Anleitung  zur  Beredsamkeit.  So  bei  dem  Rhetor  Sex.  Iulius 
6  ab  in  i  an  us  in  Gallien.  Gleichfalls  aus  Gallien  gebürtig  war 
M.  Aper,  welcher  aber  zu  Rom  vor  Gericht  und  im  Hörsaal  wirkte 
und  Ämter  bekleidete.  Der  früh  gestorbene  Iulius  Secundus 
war  mit  Quintilian  befreundet,  teilte  aber  in  der  Beredsamkeit, 
nur  weniger  schroff  als  Aper,  die  Richtung  seiner  Zeit  auf  Eleganz 
und  Künstlichkeit  der  Form. 

1.  Über  Curiatius  Maternus  b.  §  818, 1.  Auch  Salvius  Liberalis  (§  341, 3) 
trat  echon  unter  Vespasian  auf. 

2.  Im  Verzeichnis  der  von  Suston  behandelten  rhetores  (p.  99  Rffsch.) 
i^t  unmittelbar  vor  Quintilian  aufgeführt  Sex.  Iulius  Gabinianus.  Aus 
Sueton  dann  Hieronym.  zu  Euseb.  chron.  a.  Abr.  2092  =  76  n.  Obr. :  Gabi- 
nianus  cekberrimi  nominis  rhetor  in  Gallia  docuit.  Vgl.  Hieron.  zu  Jesai. 
8  praef.  (4,  329  Vall.):  qui  flumen  eloquentiae  et  concinnas  declamationes 
desiderant  legant  TuUium,  Quintilianum ,  Gallionem,  Gabinianum.  Tac. 
dial.  26  quotus  quisque  scholasticorum  non  hac  sua  persuasione  fruitur  ut  se 
ante  Ciceronem  numeret,  sed  plane  post  Gabinianum? 

3.  Im  dialogus  des  Tacitus  führt  M.  Aper  (c.  6—10.  16— -23)  die  Ver- 
teidigung der  modernen  Art  der  Beredsamkeit,  freilich  mehr  mit  Spitzfindig- 
keiten and  Wortprunk  als  mit  triftigen  Gründen,  ebd.  2  M.  Aper  et  Iulius  Se- 
cundus, cekberrima  tum  (unter  Vespasian)  ingenia  fori  nostri,  quos  ego  in 
iudieiis  .  .  studiose  audiebam,  .  .  quamvis  maligne  plerique  opinarentur  nee 
Secundo  promptum  esse  sermonem  et  Aprum  ingenio  potius  et  vi  naturae  quam 
institutione  et  lüteris  famam  eloquentiae  consecutum.  nam  et  Secundo  purus 
et  pressus  et  in  quantum  satis  erat  profluens  sermo  non  defuit  et  Aper  omni 
eruditione  imbutus  contemnebat  potius  litteras  quam  nesciebat.  Aus  dieser 
Stelle  ergiebt  sich  daß  Aper  und  Secundus  (A.  4)  als  Tacitus  seinen  Dialog 
schrieb  (§  334,  2)  schon  gestorben  waren.  11  cum  dixisset  Aper  acrius,  ut 
solebat,  et  intento  ore.  7  equidcm  (Aper)  non  eum  diem  laetiorem  egi  quo 
mihi  latus  clavus  oblatus  est  vel  quo  homo  novus  et  in  civitate  minime  favo- 
rabiü  natus  quaesturam  aut  tribunatum  aut  praeturam  accepi  quam  eos 
quibus  mihi  (einen  wirklichen  Prozeß  mit  Erfolg  zu  führen)  datur.  10  ne 
quid  de  Gallis  nostris  (des  Aper)  loquar.  17  ipse  (Aper  spricht)  ego  in 
Britannia  vidi  senem. 

4.  Quint.  10,  8,  12  memini  narrasse  mihi  Iulium  Secundum  illum, 
aequalem  meum  atque  a  me  .  .  familiariter  amatum,  mirae  facundiae  virum, 
infinitae  tarnen  curat;  ebd.  10,  1,  120  Iulio  Secundo  si  longior  contigisset 
aetas  (vgl.  13  Z.  10)  clarissimum  profecto  nomen  oratoris  apud  posteros 
foret.  adiecisset  enim  atque  adiciebat  ceteris  virtutibus  suis  quod  desiderari 
potest.  id  est  autem  ut  esset  multo  magis  pugnax  et  saepius  ad  curam  rerum 
ab  elocutüme  respiceret.  (121)  ceterum  interceptus  quoque  magnum  sibi  vin- 
dicat  locutn.  ea  est  facundia  etc.  Vgl.  12,  10,  11  elegantiam  Secundi.  Vgl. 
A.  3.  Im  dialogus  giebt  ihm  Tacitus  (c.  4  f.)  die  Bolle  eines  Schiedsrichters 
zwischen  den  Vertretern  entgegengesetzter  Richtungen,  der  republikanischen 
und  der  kaiserlichen  Beredsamkeit,  ebd.  14  probari  video  in  te,  Secundef 
quod  Iuli  Asiatici  (Africani  KNippbbdey,  op.  285,  s.  §  297,  4)  vitam  com- 


768  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

ponendo  spem  hominibus  fecisti  pluriutn  eiusmodi  librorum.  Plut.  Oth.  9 
xovxo  plv  SiTjysLto  (pflegte  anzugeben)  £exovv8og  b  §r}rcoQ,  inl  rwv  im- 
czokwv  ysvopsvog  tov  "0&a>vog.     sz{qcov  d'  r\v  axoveiv  etc. 

6.  Quint.  4,  1,  19  fuerunt  etiam  quidam  suarum  rerum  iudices.  nam 
et  in  libris  öbservationum  a  Septimio  editis  affuisse  Ciceronem  tali  causae 
invenio  et  ego  etc.  Hiernach  scheint  Sept.  ein  rhetorischer  Schriftsteller 
gewesen  zu  sein.  Möglicherweise  ist  er  der  Septimius  Severus,  condiscipulus 
des  Vüorius  Marcellus  (Stat.  silv.  4,  praef.) ,  an  welchen  Statids  silv.  4,  6 
(y.  3  fortem  atgue  facundum  Severum)  gerichtet  hat.  Vgl.  §  326,  9.  — 
Über  des  Plinius  Anleitung  zur  Beredsamkeit  s.  §  312,  3;  über  Vefginius 
und  Tutilius  §  326,  1. 

316«  Unter  den  Juristen  waren  zur  Zeit  des  Vespasianus 
die  einflußreichsten  der  Sabinianer  Gaelius  Sabinus  und  der  Pro- 
culianer  Pegasus.  Auch  Urseius  Ferox  und  der  ältere  Iuventius 
Celsus,  sowie  ein  Plautius,  dessen  Werk  später  viel  erläutert 
wurde,  scheinen  dieser  Zeit  anzugehören.. 

1.  Pompon.  dig.  1,  2,  2,  53  Cassio  (§  298,  3)  Gaelius  Sabinus  (mit 
vollem  Namen  Cn.  Arulenus  Caelius  Sabinus  in  den  Arvalakten  des  J.  69, 
CIL.  6,  p.  499,  81)  successit,  qui  plurimum  temporibus  Vespasiani  potuit 
(doch  war  er  cos.  suff.  schon  J.  69,  Tac.  bist.  1,  77),  Proculo  (§  298,  1) 
Pegasus  (A.  2),  qui  temporibus  Vespasiani  praefectus  urbi  fuit;  Gaelio  Sabino 
Priscus  Iavolenus;  Pegaso  Celsus  (der  Vater,  s.  A.  4).  Gell.  4,  2,  3  CaeUus 
Sabinus  in  libro  de  edicto  aedüium  curülium.  Daraus  Gull.  6,  4,  1  (Caelius 
Sabinus  iurisperüus)  —8.  dig.  21,  1  (de  aedü.  ed.)%  14  (pr.  u.  3.  10).  17 
(§  1.  6.  8.  12  ff.).  20.  65  (2).  Aus  anderen  Schriften  desselben  Gai.  inst.  3, 
70  u.  141.    dig.  35,  1  (de  cond.  et  demonstr.),  72,  7. 

2.  Iüv.  4,  77 properabat  ...  Pegasus  (vgl.  A.  1),  attonitae positus-modo 
vilicus  urbi,  .  .  interpres  legum  sanctissimus ,  omnia  quamquam  temporibus 
dir i8  (des  Domitian)  tractanda  putäbat  inermi  iustitia.  Dazu  Schol.  (p.  223  J.): 
filius  trierarchi,  ex  euius  liburnae  parasemo  nomen  accepU,  iuris  studio 
gloriam  memoriae  meruit,  ut  liber  vulgo,  non  hämo,  diceretur.  hie  funetus 
omni  honore,  cum  provineiis  plurimis  praefuisset,  urbis  curam  administravit. 
hinc  est  Pegasianum  SCtum.  Inst.  2,  23,  5  postea  Vespasiani  Äug.  tempo- 
ribus Pegaso  et  Pusione  consulibus  senatus  censuit  etc.  Vgl.  Gai.  1,  31 
SCto  quod  Pegaso  et  Pusione  consulibus  factum  est.  3,  64  (idque  maxime 
Pegaso  placuit;  quae  sententia  aperte  falsa  est).  In  den  Digesten  kommt 
sein  Name  öfters  vor,  aber  keine  Fragmente  von  ihm. 

3.  Ulpian.  in  der  collat.  leg.  mos.  12,  7,  9  libro  X  Urseius  refert 
Sabinum  (A.  1)  respondisse.  Außerdem  war  Proculus  (§  298,  1)  in  Schriften 
von  ihm  citiert  (dig.  9,  2,  27,  1.  89,  3,  11,  2).  Dagegen  schrieb  Salviua 
lulianus  (§  350,  1)  libri  IV  ad  ürseium  Ferocem.  Mit  der  hiernach  sich 
ergebenden  Lebenszeit  des  Urs.  stimmt  es  nicht  daß  Cassius  (§  298,  3) 
exislimasse  ürseium  refert  (dig.  44,  6,  1,  10;  vgl.  7,  4,  10,  6  Cassius  apud 
ürseium  scribit),  daher  Boeckelen  vielmehr  Cassium  existimasse  Urseius 
refert  schreiben  will.  PKbüokb,  Quellen  u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  160.  Anders 
KVikrtel,  de  vitis  ictorum  p.  16. 


§  316.  Juristen.     §  317  Valerius  Flaccus.  769 

4.  Cslsus  dig.  81,  20  et  Proculo  placebat  et  a  patre  sicaccepi;  und 
3,  29  pr.  pater  meus  referebat,  cum  esset  in  consilio  Duceni  Veri  consulis 
üum  in  sententiam  suam.  Vgl.  ebd.  12,  4,  3,  7  refert  (Celsus)  patrem  suum 
existimasse  etc.    17,  1,  39  et  Ariatoni  et  Celso  patri  placuit  etc. 

6.  Die  Zeit  des  Plautius  wird  dadurch  bestimmt  daß  er  den  Cassius 
und  Proculus  anführte  (dig.  84,  2,  8  Plautius:  .  .  Cassius  ait.  35,  1,  43  pr. 
Plautius:  .  .  Proculus,  Cassius  .  .  aiunt),  anderseits  von  Neratius  Priscus, 
Iavolenus,  Pomponins  und  Paulas  erläutert  wurde,  welche  alle  libri  ex  Plautio 
oder  ad  Plautium  verfaßten.     OLrnkl,  paling.  2,  13.     PKrüqeb  aO.  158. 

317.  Der  einzige  auf  uns  gekommene  Dichter  aus  der 
Zeit  Yespasians  ist  C.  Valerius  Flaccus,  von  welchem  wir 
acht  Bücher  Argonautica  besitzen,  frei  nach  Apollonios  aus 
Rhodos  gearbeitet;  mit  Kürzung  der  alexandrinischen  Gelehr- 
samkeit und  weiterer  Ausführung  wirkungsvoller  Szenen,  sowie 
größerer  Sorgfalt  in  Charakter  Zeichnung  und  Seelenmalerei.  Die 
Darstellung  zeugt  von  dichterischer  Begabung,  ist  rhetorisch 
belebt  und  wortreich.  Der  Sprachschatz  ist  in  der  Hauptsache 
dem  Virgil  entnommen,  hat  aber  durch  kühne  Figuren  und 
Wortverbindungen  und  durch  künstliche  Gedrängtheit  des  Aus- 
drucks an  Klarheit  und  Ebenmaß  eingebüßt.  Übrigens  ist  das 
Werk  in  der  uns  vorliegenden  Gestalt  nicht  zu  Ende  geführt. 

1.  Vollständiger  Name  in  der  subscriptio  des  Vaticanua  ( A.  4)  zu  B.  6 : 
C.  Valerius  Flaccus  Setinus  Baibus  (zu  B.  2:  Baibus  Setinus).  Tod  gegen 
J.  90  n.  Chr.;  vgl.  Quint.  10,  1,  90  multum  nuper  in  VaUrio  Flacco  ami- 
simu8  (§  325,  6).  Daß  er  jung  gestorben  geht  hieraus  nicht  hervor.  Ab- 
fassung des  Vorwortes  (und  ersten  Buchs)  unter  Vespasian,  wohl  nicht  lange 
nach  der  Eroberung  Jerusalems  durch  Titus  (J.  70) ;  Argon.  1,  7  tuque  o, 
pelagi  cui  maior  aperti  fama,  Galedonius  postquam  tua  carbasa  vexit  oceanus 
(vgl.  Tac.  Agr.  13.  17)  Phrygios  prius  indignatus  Iulos,  eripe  tne  populis, 
.  .  sancte  pater,  veterumque  fave  vener anda  canenti  facta  virum.  versam 
proles  tua  pandet  Idumen  (namque  potest),  Solymo  nigrantem  pulvere 
fratrem  etc.  Hinweisung  auf  den  Vesuvausbruch  (August  J.  79)  3,  209.  4,  507. 
686.  Vgl.  JBgRNAYs,  Sulpic.  Sever.  50.  Hienach  arbeitete  V.  Fl.  langsam. 
Auf  Bekleidung  des  Quindecimvirats  sacr.  fac.  deutet  1,5:  Phoebe,  vione, 
si  Gymaeae  mihi  conscia  vatis  stat  casta  cortina  domo,  si  laurea  digna  fronte 
viret.  —  Martialß  Freund  Flaccus  aus  Patavium,  der  gleichfalls  Dichter  ist 
(aber  nicht  von  Argonautica)  und  in  ziemlicher  Dürftigkeit  lebt  (Mart.  1,  61. 
1,  76),  ist  ohne  Zweifel  ein  anderer  und  etwas  späterer  dieses  Namens 
(Thilo,  prolegg.  p.  v). 

2.  Vergleichung  mit  Apollonios  bei  AWricheht,  Leben  u.  Gedicht  des 
Ap.  270,  GThilo  aO.  p.  vm.  ECFRkuss  aO.  11.  RVolkmann,  Jauer  1875 
S.  11.  EMkyeb,  quaestt.  Argonaut.,  Lps.  1882.  Voraus  hat  der  Römer  vor  dem 
Griechen  den  einheitlicheren  Plan  und  die  kräftigere  Charakterzeichnung 
besonders   des  Iason   und  Aeetes;   anderseits  hat  er  den   ohnehin   wenig 

TronriL- Schwab« ,  Rom.  Lit.-Gesoh.    5.  Aufl.  49 


770  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Piavier). 

günstigen  und  fremdartigen  Stoff  durch  declamatorische  Behandlung  allzu 
sehr  in  die  Breite  gezogen.  Benützung  des  Diodor?  Thilos  Ausg.  p.  vm. 
Der  im  Epos  herkömmliche  Apparat  von  Göttern  ist  in  großem  Umfange 
in  Anspruch  genommen  (namentlich  Iuno  und  Minerva  greifen  vielfach  ein) 
und  die  psychologische  Ausmalung  auch  auf  die  Götter  angewandt.  AJTonder, 
d.  Unterwelt  nach  Val.  FL,  Böhm. -Leipa  1888.  Die  kalte  Gelehrsamkeit 
ist  durch  das  Vorherrschen  der  pathetischen  und  sentimentalen  Rhetorik 
zurückgedrängt,  aber  immer  noch  stark  vertreten.  Anachronismen  (wie 
Lagus  und  Arsinoe),  Thilo  p.  xxvm.  Anspielungen  auf  Vorganger,  zB.  1,  17 
auf  Germania  Arat.  40.  Nachgebildet  hat  V.  Fl.  ganz  vorzugsweise  den 
Virgil;  Schekkl,  Stud.  102;  Wien.  Studd.  5,  141.  Bähbens  Ausg.  p.  v.  174. 
IG  hei  ff,  de  Valerii  Argon,  cum  Verg.  Aen.  comparatis,  Trient  1869.  Zu  Virgil 
verhält  sich  Valerius  bezüglich  der  poetischen  Sprache  und  der  Technik 
des  Versbaues  ungefähr  wie  Persius  zu  Horatius:  hier  wie  dort  Steigerung 
der  Künstlichkeit,  in  der  Sprache  oft  bis  zur  Geschraubtheit  imd  Dunkel- 
heit. In  der  Technik  ist  V.  von  einer  ovidischen  Strenge.  Scharfe  Be- 
urteilung des  künstlerischen  Wertes  des  Val.  Fl.  in  den  Nachträgen  zu 
Sulzer  8,  305.  OBusseniub,  de  V.  Fl.  in  adhibendis  comparationibus  usu, 
Lübeck  1872.  Vgl.  Schenkl,  philol.  Anz.  1872,  233.  MSchmitz,  de  Val.  Fl. 
dicendi  genere,  Münster  1872.  HGebbing,  de  Val.  Fl.  tropis  et  jBguris, 
Marb.  1878;  de  Val.  Fl.  dicendi  genere  quaestt.,  Kobl.  1888.  ISchmidt 
(§  303,  11).  PJOestrrbebg,  de  struct.  verbb.  c.  praepp.  compositorum  ap. 
Val.  FL,  Stat.,  Mart.,  Ups.  1883. 

3.  Da  B.  VIII  am  Schluß  jäh  abbricht  und  wesentliche  Teile  der  Sage, 
wie  die  Tötung  des  Absyrtus  und  die  Heimfahrt  der  Argonauten  in  dem 
Überlieferten  nicht  behandelt  sind,  so  ist  mit  Sicherheit  anzunehmen  daß 
weiteres  folgen  sollte;  und  das  Rückständige  konnte  noch  zu  (2—)  4  Büchern 
Stoff  geben.  Zweifelhaft  ist  nur  ob  dieses  Weitere  von  dem  Dichter  selbst 
ausgeführt  wurde  und  nur  verloren  ging  (NHeinsius,  E Bähbens)  oder  der 
Dichter  an  der  Weiterführung  durch  den  Tod  oder  andere  Umstände  ge- 
hindert wurde  (GThilo  p.  xxvi  und  CSchenkl,  bes.  Stud.  12;  auch  RLöhbach). 
Die  zur  Stütze  der  letzteren  Annahme  angeführten  Gründe  (Spuren  der 
Nichtvollendung,  besonders  in  B.  8,  unausgeglichene  Widersprüche,  Vers- 
dubletten udgl.)  können  dieselbe  freilich  nicht  beweisen. 

4.  Der  Dichter  und  seine  Arbeit  wird  nur  von  Quintilian  (s.  A.  1)  er- 
wähnt, insbesondere  von  keinem  Grammatiker  (Haupt,  op.  3,  308).  Wohl 
aber  finden  sich  Nachahmungen  bei  StatiuB  und  vielleicht  Silius  (HBlass, 
JJ.  109,  494),  später  bei  Claudian  und  Dracontius  (Bäubemb  p.  ix).  WStockks, 
Val.  Fl.  in  the  middleage,  Academy  1886,  nr.  661,  11.  —  Haupths.  Vati- 
canus  3277  s.  IX :  davon  war  eine  Abschrift  zB.  die  St.  Galler,  welche,  von 
Poggio  im  J.  1417  aufgefunden,  nur  B.  1  —  4,  317  enthielt.  Letztere 
ist  seitdem  verloren  gegangen,  doch  sind  davon  Abschriften  aus  8.  XV 
erhalten  (zB.  der  Matrit.  X  81;  GGötz,  de  Stat.  silv.  emend.,  Jena  1884,  vu, 
3  Vaticani  u.  a.).  Der  Vaticanus  3277  selbst  aber  hat  viele  Lücken  und 
Verderbnisse,  welche  die  (italienischen)  Abschriften  desselben  (wie  der 
Monac.  802  s.  XV)  öfters  mit  Glück,  meist  mit  Willkür  zu  beseitigen  ver- 
suchen. Thilo  prolegg.  p.  xl.  Schenkl,  Stud.  39 ;  vgl.  OKeller,  Gott  gel. 
Anz.   1873,  1925. 


§  317  Valerius  Flaccus.    §  318  Curiatius  Maternos.  771 

6.  Ausgaben  zB.  Ed.  LCarrio,  Antw.  1565  f.  (vgl.TniLo  p.  lxx,  Schenkt., 
Stud.  47,  Bädbems  p.  x).  Ad  fidem  codd.  emend.  NHsinsiüs,  Amst.  1680. 
Cum  nott.  varr.  PJBuruan  (darin  Wortindex),  Utr.  1702.  Leid.  1724.  Ed. 
ThChHarles,  Altenb.  1781  II.  Cum  comm.  perp.  ed.  JAWagnkb,  Gott.  1805. 
Buch  VIII  cum  notis  criticis  etc.  ed.  AWeiohsrt,  Meißen  1817.  Cum  comm. 
ed.  NELkmaikk,  Par.  1824  II.  Recensuit  GThilo,  Halle  1863.  Ed.  CSchenkl, 
Berl.  1871.     Recogn.  EBährrnb,  Lps.  1876  (vgl.  KSchbnkl,  ZföG.  26,  635). 

6.  Zur  Krit.  u.  Erklärung:  von  HBosbcha  u.  andern  Holländern,  Wien. 
Studd.  5,  189.  FEysseniiardt,  RhM.  17,  378.  HAKoch,  ebd.  18,  163. 
PhW agner,  Phil.  20,  617.  GThilos  prolegg.,  bes.  c.  3.  GMrynckk,  quaestt. 
VaL,  Bonn  1865;  RhM.  22,  362.  MHaupt,  op.  3,  416.  RLöhbach,  obss. 
critt  in  .  .  Arg.,  Andernach  1869;  Studien  zu  V.  FL,  ebd.  1872;  Bemerkk. 
«.  Val.  Fl.,  Mainz  1876;  JJ.  115,  859.  PhBraun,  obss.  critt.  et  exeget., 
Marb.  1869.  BHirbchwäldrr,  curae  critt.  in  .  .  Arg.  P.  I,  Bresl.  1870. 
ECFReoss,  obss.  Val.,  Marb.  1871.  KSchenkl,  Stud.  zn  d.  Arg.,  Wien. 
SBer.  68,  271.  Madvio,  ad*.  2,  134.  FMaixner,  ZföG.  29,  488.  REllts, 
journ.  of  phil.  9,  52.  CESakdsthöm  (s.  §  246,  7).  HKöbtlin,  Phil.  39,  69. 
233.  419.  40,  387.     PHDamste,  advv.  crit.  ad  Val.  FL,  Leid.  1886. 

318.  Wie  schon  unter  Nero  andere  Tragödien  (zB.  Medea) 
so  dichtete  unter  Vespasian  einen  Thyestes  und  Praetexten  (Do- 
mitius,  Cato)  der  rednerisch  gebildete  freisinnige  Curiatius 
Maternus,  welcheni  Tacitus  im  dialogus  ein  schönes  Denkmal 
gesetzt  hat.  Der  von  Freunden  gepriesene  und  auch  von  Vespa- 
sian anerkannte  Saleius  Bassus  scheint  vorzugsweise  Epen 
verfaßt  zu  haben,  vielleicht,  wie  Valerius  Flaccus,  mit  sagen- 
haftem Gegenstande.  Stoffe  aus  der  Gegenwart  behandelte  des 
Statius  Vater.  Auch  Domitianus  beschäftigte  sich  während  der 
Regierung  seines  Vaters  mit  epischen  Versuchen. 

1.  Tag.  dial.  11  (Curiatius  Matern  üb  spricht)  sicut  in  causis 
agendis  efficere  aliquid  et  eniti  fortasse  possum,  ita  recitatione  tragoediarum 
et  ingredi  fatnam  auspicatus  mm,  cum  quidem  inperante  Nerone  (so  MHaupt 
und  LMüllek,  JJ.  97,  417;  die  Hse.  in  Nerone)  improbam  et  studiorum 
quoque  sacra  profanantem  Vatinii  (so  Gronov;  die  Hss.  vaticinii)  potentiam 
fregi  (etwa  indem  er  diesen  Günstling  Neros  [Tac.  a.  15,  34]  unter  der 
Person  des  Thersites  geißelte,  meint  LMüllbr),  et  hodie  si  quid  nobis  no- 
titiae  ac  nominis  est  magis  arbitror  carminum  quam  orationum  gloria  partum, 
ac  tarn  (J.  75)  mc  deiungere  a  forensi  labore  constitui.  Vgl.  ebd.  5  natus 
ad  eloqueniiam  virilem  et  oraloriam  .  .  otnittit  Studium,  ebd.  2  postero  die 
quam  Curiatius  Maternus  Catonem  recitaverat,  cum  oftendisse  potentium 
animos  diceretur,  tamquam  in  eo  tragoediae  (vgl.  §  14,  2)  argumento  sui 
oblitus  tantum  Catonem  cogitasset,  eaque  de  re  per  wrbem  frequens  sermo 
haberetur  etc.  3  si  qua  omisit  Cato,  sequenti  recitatione  Thyestes  dicet;  hanc 
enim  tragoediam  disposui  iam  (Worte  des  Maternus)  et  intra  me  ipse  formavi. 
Darauf  Aper:  adeo  te  tragoediae  istae  non  satiant  quo  minus  omissis  ora- 
tionum et  causarum  studiis  omne  tempus  modo  circa  Medeam,  ecce  nunc  circa 

49* 


772  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

Thyesten  consumas?  •  .  etiam  si  non  novum  tibi  ipse  negotium  importasses, 
Domitium  (etwa  der  pugnax  Domitius  bei  Lucan.  7,  601,  also  der  Gegner 
Caesars,  L.  Domitius  Ahenobarbus,  Cos.  700/64;  PBE.  2,  1210)  et  Catonem, 
id  est  nostras  quoque  historias  et  romana  nomina,  Graeculorum  fabulis 
aggregare.  Verfehlt  ist  die  Vermutung  von  ThBibt,  Rhtö.  34,  580,  welcher 
den  Domitius  mit  dem  Cato  vereinigt  und  darin  die  Belagerungen  von 
Corfinium  und  Utica  (welche  drei  Jahre  auseinanderlagen,  überdies  war 
Domitius  zur  Zeit  der  Belagerung  von  Utica  längst  tot!)  dargestellt  glaubt, 
Also  Zeitfolge:  Tragödie  gegen  Vatinius,  dann  Medea,  Domitius,  Cato 
Thyestes.  —  Viele  beziehen  auf  ihn  Dio  67,  12  MdtSQvov  cotpi6xr\v,  oxi  *axa 
tvqolvvcdv  eins  xi  ccoh&v  (=  declamans),  dnitxewev  (Domitian,  J.  91).  Aber 
man  erwartet  doch  daß  Dio,  wenn  er  hier  wirklich  den  hoch  angesehenen 
vornehmen,  reichen  Senator  (Tag.  dial.  11)  Curiatius  Maternus  meinte,  ihn 
nicht  als  einen  Schulredner  bezeichnet  hätte:  und  wie  sollte  Cur.  Matern., 
welcher  nach  Taoitus1  (dial.)  Schilderung  von  dem  praktischen  Beruf  des 
Sachwalters  ermüdet  sich  auf  die  Dichtung  zurückgezogen  hat,  in  seinem 
Alter  der  Declamation  sich  gewidmet  haben?  Die  Worte  des  Dio  aber 
etwa  auf  die  Vorlesung  des  Thyestes  zu  beziehen  geht  nicht  an  ohne  jenem 
einen  starken  Irrtum  aufzubürden.  Es  wird  also  wohl  ein  anderer  Maternus 
von  Dio  gemeint  sein.  Dieses  Cognomen  war,  wie  die  Inschriften  zeigen, 
sehr  häufig  (Curiatii  Materni  sind  selten;  vgl.  CIL.  8,  429.  2,  8788).  Die 
Verschiedenheit  beider  Materni  ist  erwiesen,  wenn  die  Abfassung  des 
taciteischen  Dialogus  unter  Titas  (s.  §  884,  2)  fällt.  Denn  Tacitus  führt  als 
Unterredner  nur  Verstorbene  ein. 

2.  Tac.  dial.  5  quis  nescit  neminem  mihi  (dem  Iulius  Secundus,  §  815,  4) 
coniunctiorem  esse  et  usu  amicitiae  et  assidmtate  contubernii  quam  Saleiutn 
Bassum,  cum  Optimum  virum  tum  absolutissimum  poetam  (freundschaft- 
liche Überschätzung)?  Aper  ebd.  Saleius  Bassus  .  .  carminum  gloriam  fovet, 
cum  causas  agere  non  possit;  und  9  Saleium  nostrum,  egregium  poetam  .  . 
versus  .  .  Bas80  dornt  nascuntur,  pulckri  quidem  et  iucundi.  .  .  laudavimus 
nuper  .  .  Vespasiani  liberalitatem,  quod  quingenta  sestertia  Basso  donasset. 
Quint.  10,  1,  90  (bei  den  Epikern)  vehement  et  poetieum  ingenium  Solei  Bassi 
fuit,  nee  ipsum  senectute  maturuit  luv.  7,  80  Serrano  tenuique  (dürftig? 
vgl.  Stat.  silv.  5,  3,  168  tenuü  .  .  Corinnas)  Saleio  gloria  quantalibet  quid 
erit,  8%  gloria  tantum  est  (ohne  materiellen  Ertrag)?  Bei  Mabt.  5,  53  Col- 
chida  quid  scribis,  quid  scribis,  amice,  Thyesten?  quo  tibi  vel  Nioben,  Basse, 
vel  Andromachen?  ist  der  Name  Bassus  willkürlich  gewählt  und  bezieht 
sich  nicht  auf  Saleius.  —  JHbld,  de  Saleio  Basso,  Bresl.  1834. 

3.  Des  Statius  Vater,  aus  guter  aber  verarmter  Familie,  war  schon  in 
früher  Jugend  in  poetischen  Wettkämpfen  Neapels  mit  Erfolg  aufgetreten, 
dann  Lehrer  der  Beredsamkeit  und  Dichtung  zuerst  in  Neapel,  dann  zu 
Rom  gewesen,  hatte  den  Brand  des  Capitols  J.  69  alsbald  besungen  und 
war  im  Begriffe  auch  den  Ausbruch  des  Vesuv  (J.  79)  zu  verewigen,  als 
er  (frühestens  J.  80,  vgl.  §  821,  1)  starb,  65  J.  alt,  somit  frühestens  J.  15 
n.  Chr.  geboren.  Vgl.  Stat.  silv.  5,  8.  —  Über  Domitians  epische  Versuche 
s.  §  319,  1. 


§  318  Saleius  Bassus.   §  319  Domitianus.  773 

b)  Domitianus. 

319.  Die  oberflächliche  Teilnahme  für  Literatur  welche 
Domitianus  (geb.  J.  51,  f  J.  96)  früher  zur  Schau  getragen  hatte 
schwand  nachdem  er  den  Thron  bestiegen  (J.  81).  Zwar  er- 
streckten sich  die  capitolinischen  und  albanischen  Wettkämpfe 
auch  auf  die  Poesie;  aber  sie  gestatteten  nur  Verherrlichung  des 
eiteln  Despoten,  dessen  Arm  schwer  auf  allem  geistigen  Leben 
lastete.  Am  drückendsten  empfand  ihn  die  Geschichtschreibung. 
Von  Beredsamkeit  blühte  nur  die  der  Angeber.  Ohne  Gefähr- 
dung entweder  der  bürgerlichen  Stellung  oder  der  persönlichen 
Ehre  war  unter  Domitian  nur  das  möglich  was  Juvenal,  Tacitus 
und  Plinius  die  ganze  Zeit  über  taten,  —  schweigen.  Von  denen 
die  da  schrieben  schmeichelten  dem  gekrönten  Ungeheuer  die 
einen  aus  Schwäche,  die  anderen  aus  Selbstsucht:  aus  Schwäche 
Silius  Italicus,  Statins  und  Quintilian,  aus  berechnender  Kriecherei 
Iosephus  und  Martialis.  Kaum  daß  technischen  Schriftstellern, 
wie  Sex.  Iulius  Frontinus  und  den  Juristen,  es  gelang  die  dro- 
henden Klippen  zu  vermeiden.  Desto  größer  war  die  Zahl  der 
Dilettanten  welche  durch  Verse  machen  ihre  Ungefährlichkeit  zu 
beweisen  wußten. 

1.  Subt.  Dom.  2  simulavit  poeticae  Studium,  tarn  insuetum  antea  sibi 
quam  postea  spretum  et  äbiectum  (s.  A.  2),  recitavitque  etiam  publice.  Tag. 
hist.  4,  86  Domitianus  .  .  Studium  litterarum  et  amorem  carminum  simulans, 
Hauptsächlich  scheinen  dies  epische  Versuche  gewesen  zu  sein.  Mast.  5, 
5,  7  ad  capitolini  caelestia  ('allerhöchste')  carmina  belli  (über  den  Kampf 
ums  Capitol  im  Dez<  J.  69;  s.  Fhxedläkdbr,  SGesch.  Roms  35,  867)  grande 
cothurnati  pone  Maronis  opus.  Qüiht.  10,  1,  91  hos  nominavitnus  (als 
Epiker),  quia  Germanicum  Aug.  ab  institutis  studiis  defkxit  cura  terrarum 
parumque  diu  visum  est  esse  cum  maximum  poetarum.  quid  tarnen  his  ipsis 
eius  operibus  in  quae  donato  imperio  iuvenis  secesserat  sublimius,  doctius, 
omnibus  denique  numeris  praestantius?  quis  enim  caneret  beUa  melius  quam 
qui  sie  gerit?  Vielleicht  war  es  das  bellum  iudaicum  an  das  er  sich  machte 
oder  machen  zu  wollen  behauptete;  s.  Val.  Fl.  1,  7  (oben  §  817,  1).  Vgl. 
§  320,  3.  Die  Aratea  hat  er  nicht  verfaßt;  s.  §  276,  5.  Subt.  Dom.  18 
quameis  libeüo  quem  de  cura  capülorum  ad  amicum  edidit  haec  etiam,  simul 
iUum  seque  consolans,  inseruerit  etc.  Plin.  NH.  QVerz.  zu  B.  33  (metallorum 
naturae)  führt  an  erster  Stelle  an:  ex  .  .  Domitiano  Caesars. 

2.  Subt.  Dom.  20  liberalia  studia  imperii  initio  neglexit,  quamquam 
bijblioihecas  incendio  absumptas  impensissime  reparare  eurasset,  exemplaribus 
undique  petitis  missisque  Äkxandriam  qui  describerent  emendarentque.  num- 
quam  tarnen  aut  historiae  carminibusve  noscendis  operam  ullam  aut  stilo  vel 
necessario  dedit.  praeter  cammentarios  et  acta  Tiberi  Caesaris  nihil  lectitabat; 


774  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Flavier). 

epislolas  orationcsque  et  edicta  alieno  formabat  ingenio.  Danach  ist  zu  be- 
urteilen Quint.  4,  prooem.  3  principem  ut  in  omnibus  ita  in  eloquentia 
quoque  eminentissimum. 

3.  Suet.  Dom.  4  instituit  (J.  86)  et  quinquennale  certamcn  Capitolino 
Ioüi  triplex,  musicum,  equestre,  gymnicum.  .  .  certabant  et  prosa  oratione 
graece  latineque.  .  .  celebrabat  et  in  Albano  quotannis  quinquatria  Minervae 
.  .  et  scenicos  ludos  super que  oratorum  ac  poetarum  certamina.  Plin. 
paneg.  64  quis  tarn  locus  miserae  adulationis  (Probe  davon  auf  einer  metrischen 
Inschrift  aas  Acerra  CIL.  10,  3757?)  manebat  ignarus,  cum  laudes  impera- 
torum  ludis  ctiam  et  commissionibus  celebrarentur?  Bei  dem  ersten  Sänger- 
krieg im  J.  86  erhielt  den  Preis  Collinus:  Mart.  4,  54  o  cui  Tarpeias  licuit 
contingere  quercus  et  meritas  prima  cingere  fronde  comas.  Nach  der  In- 
schrift aus  Histonium  (Or.  2603  Wilm.  2479)  L.  Valerius  L.  f.  Pudens 
cum  esset  annorum  XII  Bomae  certamine  sacro  Iovis  Capitölini  lustro  sexto 
(J.  106)  .  .  .  coronatus  (mit  dem  Eichenkranz)  est  inter  poetas  latinos  (ein 
anderer  ist  Nardu[s]  poeta  pudens  CIL.  10,  1284).  Ahnlich  Carus  (§  324,  2). 
Vgl.  §  323,  3.  §  326,  5  E.  Mißerfolge  dagegen  hatten  Statius  (silv.  3,  5, 
31.  6,  3,  231),  der  junge  Annius  Florus  (§  848,  8)  und  wohl  auch  der 
zwölfjährige  Q.  Sulpicius  Maximus  teitio  certaminis  lustro  (J.  94;  Tgl. 
CL Visconti,  il  sepolcro  del  Q.  S.  M. ,  Rom  1871.  WHenzen,  bull.  arch. 
1871,  98.  GKaibel,  epigr.  gr.  618.  AvRkümont,  Jahrbb.  d.  rheinl.  Alt.  Fr, 
52,  39.  HSAurPE,  Gott.  Gel.  Anz.  1871,  1036.  GEitneb,  Q.  Sulpic.  Max., 
Görl.  1884).  Den  albanischen  Olivenkranz  aber  gewann  Statius  dreimal 
(silv.  3,  6,  28.  HNohl,  quaeett.  Stat.  26.  KerckhOpf  aO.  28).  Vgl.  LFribd- 
länder,  SG.  26,  437.  576.  678.  35,  379.  Lafate,  de  poett.  et  orafcfc.  certa- 
minibus,  Par.  1883.  Ob  hierher  auch  gehört  der  poeta  Latinus  coronatus 
C.  Concordius  Syriacus  eq.  B.  qui  invenit  orcliestopalen  CIL.  9,  1663? 

4.  Tac.  Agr.  2  legimus,  cum  Äruleno  Bustico  (§  329,  2)  Paetus  Thrasea, 
Herennio  Senecioni  Priseus  Helvidius  laudati  essent,  capitale  fuisse  neque 
in  ipsos  modo  auctores  sed  in  libros  quoque  eorum  saevitum,  delegato  trium- 
viris  ministerio  ut  monumenta  clarissimorum  ingeniorum  in  comitio  ac  foro 
urerentur.  .  .  expulsis  insuper  sapientiae  professoribus  atque  omni  bona  arte 
in  exsilium  acta.  .  .  sicut  vetus  aetas  vidit  quid  ultimum  in  libertate  esset, 
ita  nos  quid  in  Servitute,  adempto  per  inquisitiones  etiam  loquendi  audien- 
dique  commercio.  Besonders  in  Domitians  letzten  Jahren  (cum  profiteretur 
odium  bonorum,  Plin.  paneg.  96)  war  suspecta  virtus,  inertia  in  pretio 
(Plin.  ep.  8,  14,  7).  Helvidius  zB.  metu  temporum  nomen  ingens  paresque 
virtutes  seeessu  tegebat  (ebd.  9,  13,  2). 

5.  Suet.  Dom.  10  occidit  Hermogenem  Tarsensem  propter  quasdam  in 
historia  figuras,  librariis  etiam  qui  eam  descripserant  cruci  fixis.  .  .  inter- 
emit  .  .  Mettium  Pompusianum  quod  .  .  depictum  orban  terrae  in  membrana 
contionesque  regum  ac  ducum  ex  T.  Livio  circumferret ;  .  .  Iunium  Busticum 
quod  Paeti  Thraseae  et  Helvidi  Prisci  laudes  edidisset  appellassetque  cos 
sanctissimos  viros,  cuius  criminis  occasione  phüosophos  omnis  urbe  Italiaque 
summovit  Unter  letzteren  waren  Artemidoros  (Plin.  ep.  3,  11),  Lucceius 
Telesinus,  Demetrios,  Dio  Chrysostomos,  Epiktetos.  Hierontm.  ad  a.  Abr. 
2105  =  89  n.  Chr.  Bomitianus  mathematicos  et  philosophos  romanos  (Var. 


§  319  Domitianus.     §  320  Silius  Italicus.  775 

romana)  urbe  pepulit  ad  a.  2111  «  96  n.  Chr.  (richtiger  J.  93;  Mommsen, 
Herrn.  3t  84)  Domitianus  rursum  phüosophos  et  mathematicos  Borna  per  edictum 
extrudit. 

6.  Über  die  dilettantischen  Schriftsteller  in  Versen  s.  §  324.  Vgl. 
LFrebdlXnder,  recensio  poetarnm  Statio,  Martiali,  Plinio  iun.  contempora- 
neornm,  Königsb.  1870;  SGesch.  Roms  36,  399. 

7.  In  der  Zeit  Domitians  und  zwar  zwischen  J.  81—84  sind  verfaßt 
die  Stadtrechte  von  Salpensa  und  Malaca,  von  denen  umfangreiche  und 
wichtige  Beste  auf  zwei  Erztafeln  1851  bei  Malaca  gefunden  worden 
sind:  CIL.  2,  1963.  64.  Bruns  fönt.8  136.  Gleichfalls  Tom  Ende  des  ersten 
Jahrh.  stammt  der  Rest  einer  merkwürdigen  Ordnung  für  die  Verwaltung 
eines  Bergwerks  (lex  metalli  Vipascensis),  1876  zu  Aljustrel  im  südlichen 
Portugal  auf  einer  Erztafel  gefunden.  Bhuns  aO.5  247.  ASoromenho,  la 
table  de  bronze  d'Aljustrel,  Lissab.  1877.  EHübner,  eph.  epigr.  3,  166. 
JFlach,  la  table  d'Aljustrel,  Par.  1880.  GWilmanns,  ZfBergrecht  10  (1877),  2. 
GDemklius,  ZfRechtsG.  17  (4),  33.  —  FBücdeleb,  Arch.  f.  Lexikogr.  2,  606. 

320.  Unter  Doinitian  (und  Nerva)  bearbeitete  sein  Epos  über 
den  zweiten  puniscben  Krieg  Silius  Italicus  (um  J.  25— 101 
n.  Chr.),  der  nach  einer  rednerischen  und  amtlichen  Tätigkeit,  welche 
ihn  bis  zum  Consulat  (J.  68)  geführt,  sich  ganz  in  behagliche  Muße 
und  auf  literarische  Beschäftigung  zurückgezogen  hatte.  Diese 
siebenzehn  Bücher  Punica  sind  dem  Stoffe  nach,  doch  nicht  aus- 
schließlich, von  Livius  abhängig,  in  ihrer  Behandlungsweise  und 
Form  von  Homer  und  Virgil,  so  daß  die  mythologische  Ein- 
kleidung selbst  auf  diesen  geschichtlichen  Stoff  angewendet  wird. 
Die  Ausführung  ist  declamatorisch  gedehnt  und  episodenreich, 
indem  der  Verfasser  die  herkömmlichen  epischen  Requisiten 
möglichst  vollständig  seinem  Werke  einzuverleiben  bemüht  ist. 
Die  Verstechnik  ist  streng  bis  zur  Einförmigkeit.  —  Wahr- 
scheinlich eine  Jugendarbeit  des  Silius  Italicus  ist  der  uns  gleich- 
falls erhaltene  metrische  Auszug  der  Ilias  (der  sog.  Homerus 
latinus  oder  Pindarus  Thebanus). 

1.  In  den  Hss.,  bei  Plin.  und  Tac.  (bist.  3,  66)  heißt  der  Dichter  Silius 
Italicus,  bei  Martial  nur  Silius.  Den  vollständigen  Namen  Ti.  Catius 
Silius  Italicus  geben  die  fasti  sodalium  Augustalium  Claudialium,  CIL. 

6,  1984  (ÖALERIO •  TRACIIALO-  Tt-  CATIO ■  SILIO  ■  ITAL  -C0S-P>R>C-  AN-  DCCCXXI  «=   68 

n.  Chr.).  Pliniüs  ep.  3,  7  (vom  J.  101?)  modo  nuntiatus  est  Silius  Italicus 
in  Neapolitano  $uo  inedia  finivisse  vitam.  (2)  causa  mortis  valetudo.  erat 
Uli  natus  insanabüis  clavus  ("Auswuchs  ?),  cuius  taedio  ad  mortem  irrevocabili 
constantia  decucurrit,  usque  ad  extremum  diem  beatus  et  felix  .  .  (3)  laeserat 
famam  suam  sub  Nerone:  credebatur  sponte  accusasse.  sed  in  Vitelli  amicitia 
(▼gl.  Tac.  bist.  3,  65)  sapientcr  se  et  comiter  gesscrat,  ex  proconsulatu  Asiae 
(noch   unter  Vespasian,    um  J.  77  V    GZippbl,    die  LoBung  der  Proconsuln, 


776  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Doraitianus). 

Königsb.  1883,  83)  gloricm  reportaverat,  maculam  veteris  industriae  laudabili 
otio  abluerat.  (4)  fuit  inter  principe*  civitatis  sine  potentia,  sine  invidia: 
salutabatur,  colebatur,  multumque  in  lectulo  iacens  cubiculo  semper  non  ex 
fortuna  frequenti  doctissimis  sermonibus  (über  philosophische  Fragen?  b. 
unten)  dies  transigebat,  cum  a  scribendo  vacaret.  (6)  scribebat  carmina 
maiore  cwra  quam  ingenio,  nonnumquam  iudicia  hominum  recitationibtis  ex~ 
periebatur.  (7)  .  .  erat  q>iX6nalog  usque  ad  emacitatis  reprehensionem.  plures 
isdem  in  locis  villas  possidebai  adamatisque  novis  priores  negJegebat.  Dar- 
unter auch  eine  welche  früher  Cicero  gehört  hatte:  Mart.  11,  48  Silius 
.  .  iugera  facundi  qui  Ciceronis  habet,  etwa  dessen  Cumanum  oder  das 
Tusculanum?  Bei  Tusculum  fand  man  1882  die  Inschrift  d.  m.  Crescenti  Sili 
Italici  usw.  (CIL.  14, 2663.  JBdeRosbi,  bull,  munic.  di  Roma  1882, 141),  welche 
wohl  auf  den  älteren  Sohn  des  Dichters  sich  bezieht,  quem  consularem  (Cos. 
93?  Mäht.  8,  66.  Fbibdländke,  SGesch.  35,  484.  446)  reliquit  (Plin.  ep.  8, 
7,  2),  der  jüngere  (Severns,  Mart.  9,  86)  starb  vor  dem  Vater.  Plih.  3,  7,  7 
weiterhin:  muUum  ubique  librorum,  multum  statuarum,  multum  imaginum, 
quas  non  habebat  modo  verum  etiam  veneräbatur,  Vergilii  ante  omnes,  cuius 
natalem  religiosius  quam  suum  celebrabat,  Neapoli  maxime,  ubi  monimentum 
(Silius  besaß  das  Grab  Virgils  eigentümlich,  §  224,  3  E.)  eius  adire  ut  templum 
solebat.  (9)  in  hoc  tranquiüitate  annum  LXXV***  excessit,  delicato  magis 
corpore  quam  inßrtno;  •  .  novissimus  a  Nerone  f actus  est  consul  (J.  68,  vgl. 
Mart.  7,  63,  9  und  die  oben  angeführte  Inschrift)  .  .  .  (10)  ülud  etiam  no~ 
tdbile:  ültimus  ex  Neronianis  consularibus  obiit  quo  consule  Nero  periit 
(nämlich  eben  Süio  Italico).  Frühere  rednerische  Tätigkeit,  Mart.  7,  63,  6 
sacra  cothurnati  non  attigit  ante  Maronis  implevit  magni  quam  Ciceronis 
opus,  hunc  miratur  adhuc  centum  gravis  hasta  virorum,  hunc  loquitur  grato 
plurimus  ore  cliens.  Nachdem  er  das  Consulat  bekleidet:  (ebd.  11)  emeritos 
Musis  et  Phoebo  iradidit  annos  proque  suo  celebrat  nunc  Helicona  foro. 
Lebhaft  von  Philosophie  angeregt:  Epiktst.  dissertt.  3, 8,7  'lzali*bg  6  (laltaza 
äo%äv  clvz&v  (piloaocpoq  elvcu  naQOvtog  nozs  pov  (spätestens  im  J.  93,  s. 
§  319,  6)  %aXsn^vag  toig  löCoig  mg  dvrjneora  nae%a>v^  ov  Övvafun,  itprj7 
<pSQ6ivy  anoXXvti  pe,  no^asts  (te  toiovxov  ysvio&aiy  ÖsQ-ag  ipe.  So  erklärt 
sich  auch  seine  Verbindung  mit  Cornutue,  der  ihm  sein  Werk  über  Virgil 
widmete  (§  299,  2).  Demgemäß  zeigen  auch  die  Punica  einen  starken  Bei- 
satz stoischer  Moral.    FBöohblbr,  BhM.  86,  390. 

2.  Daß  Martialis  den  wohlhabenden  Dichter  und  dessen  Werk  aus 
vollen  Backen  preist  ist  selbstverständlich;  s.  Anm.  1  und  4,  14  Sili,  Costa- 
lidum  decus  sororum,  qui  periuria  barbari  furoris  ingenti  premis  ore  per- 
fidosque  astus  Hannibalis  levesque  Poenos  magnis   cedere  cogis  Äfricanis, 

6,  64,  10  perpetui  .  .  Sili.  7,  68  perpetui  numquam  moritura  Volumina  Sili 
qui  legis  et  latia  carmina  digna  toga  etc.  Daraus  daß  er  ihn  nie  als  Lands- 
mann bezeichnet  erhellt  schon  mit  Sicherheit  daß  Silius  nicht  aus  Italica 
in  Spanien  stammt.  S.  auch  EHübvbr,  eph.  epigr.  2,  68.  Das  Schweigen 
des  Quintilian  über  Silius,  auch  in  seiner  Aufzählung  der  römischen  Epiker 
10,  1,  86—90,  erklärt  sich  daraus  daß  als  Q.  sein  Werk  verfaßte  Silius 
noch  lebte  und  sein  Epos  noch  nicht  veröffentlicht  hatte.    Statins  (silv.  4, 

7,  14)  spielt  auf  Sil.   U  233  an.    Bitsohl,  op.  8,  693.    Versuche  die  Ab- 


§  320  SiliuB  Italiens.  777 

fassungszeit  der  Punica  genauer  zu  bestimmen  bei  FBuchwald  (A.  6)  p.  3 
und  ACabtault,  rev.  de  phil.  11,  11. 

3.  Preis  der  flavischen  Kaiser  Sil.  3,  694—629,  wo  über  Domitian 
(607):  at  tu  transcendes,  Germanice,  facta  tuorum  (des  Vaters  und  Bruders!) 
tarn  puer  auricomo  praeformidate  Batavo  (vgl.  Mabt.  2,  2,  4  oben  §  275,  6  E.). 
nee  te  temterint  Tarpei  culminü  ignes:  .  .  servabere  . .;  natn  te  longa  ma- 
nent  nostri  consortia  mundi.  Darauf  bombastischer  Preis  der  Mißerfolge 
Domitians  im  Osten  und  Norden  und  zuletzt  (618) :  quin  et  BomüUos 
superabit  voce  nepotes  quis  erit  eloquio  partum  decus;  hinc  sua  Musae  sacra 
ferent,  meliorque  lyra  (als  Orpheus}  .  .  Fhoebo  miranda  loquetur.  Dagegen 
16,  533  der  Seufzer:  quid  tarn  non  regibus  ausutn?  aut  quod  iam  regnis 
restat  scelus?  Vielleicht  dem  Nerva  gilt  am  Schlüsse  von  B.  14:  at  ni 
cura  viri  qui  nunc  dedit  otia  mundo  effrenum  arceret  popülandi  cuncta 
furorem,  nudassent  avidae  terrasque  fretumque  rapinae.  —  Preis  Virgils  8,  593 
Mantua  Musarum  domus  atque  ad  sidera  cantu  evecta  aonio  et  smyrnaeis 
aemula  plectrü.  Über  dessen  abgöttische  Verehrung  s.  oben  A.  1.  Auch 
Mabt.  12,  67  qui  magni  celebras  Maronis  Idus  geht  wohl  auf  Silius.  ~ 
Über  die  gelegentliche  Verherrlichung  des  Asconius  s.  §  295,  1. 

4.  In  Ermangelung  eigener  Erfindungsgabe  bildet  Silius  die  homeri- 
schen Epen  und  den  Virgil  fast  pedantisch  nach.  So  muß  er  seinen 
oveiQog  (3,  163)  und  seinen  natdloyog  (3,  222)  haben,  seinen  Hektors 
(Hannibals)  Abschied  (3,  62),  seine  Schildbeschreibung  (2,  895),  seine  a&Xcc 
(16,  277),  seine  pagq  itaQanotdiuoQ  (4,  667),  seinen  Proteus  (7,  415)  und 
seine  venvüt  (13,  395);  ebenso  seine  Türenbeschreibung  (3,  32)  wie  die 
Georgica.  Wie  Herakles  steht  Scipio  (15,  20)  am  Scheidewege  zwischen 
Virtus  und  Voluptas,  wie  Turnus  kämpft  Hannibal  bei  Zama  mit  einem 
Gaukelbilde  (17,  522).  Inno  spielt  dieselbe  Holle  wie  in  der  Aeneis  und 
greift  oft  zu  Gunsten  Hannibals  ein  (1,  548.  2,  526.  3,  163.  4,  417);  ander- 
seits sind  Venus  und  Vulcan  tätig  (4,  667).  Die  Charakterzeichnung  ist 
dürftig.  Zu  dem  rhetorischen  Beiwerk  gehören  die  häufigen  Schlacht- 
beachreibungen.  In  nationaler  Haltung  (auch  im  Topographischen)  wett- 
eifert Silius  mit  der  Aeneis.  Gegen  die  Karthager,  bes.  Hannibal,  nimmt  der 
Dichter  sehr  entschieden  Partei  (zB.  2,  696).  Von  B.  12  an  wird  die  Be- 
handlung des  Stoffes  sehr  ungleich,  und  vollends  in  B.  17  eilt  der  Verf. 
sichtlich  zum  Schlüsse:  kein  Wort  über  Scipios  Überfahrt  nach  Afrika  und 
Hannibals  Landung  daselbst.  Mit  Scipios  Triumph  nach  der  Schlacht  bei 
Zama  endet  das  Werk,  nachdem  zuvor  der  Ausblick  auf  Hannibals  schließ- 
liche Schicksale  und  auf  Karthagos  Zerstörung  eröffnet  worden  ist  (v.  371  ff.). 
—  Außer  den  weit  überwiegenden  Anklängen  an  Virgil  finden  sich  auch  solche 

1  an  Horaz,  Ovid  und  Lucan.  JGbobsst,  quatenus  Sil.  Ital.  a  Vergilio  pen- 
dere  videatur,  Halle  1887.  Für  das  Geschichtliche  ist  Livius  Hauptquelle, 
aber  Silius  hat  ihn  mit  dichterischer  Freiheit  benutzt.  Vgl.  im  allgem. 
die  Nachträge  zu  Sulzib  7,  374.  WCosack,  quaestiones  Silianae,  Halle 
1844.  EWbzel,  de  Sil  It.  cum  fontibus  tum  ezemplis,  Lps.  1873  nebst 
HBlabs,  JJ.  109,  471.  FEBbardstätbb,  de  Pun.  Sil.  argumento,  stilo, 
ornatu  poetico,  Witten  1877.  MHbyhacheb,  die  Quellen  des  Sil.  I,  Ilfeld 
1874;  die  Stellung  des  Sil.  unter  den  Quellen  des  2.  pun.  Kriegs,  Ilfeld 
1877.    JSchlichtbisbv,    de   fide    hist.    Silii,   Königsb.    1881.     AKbbbb,    d. 


778  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

Abhängigkeit  des  Sil.  v.  Liv.,  Bozen  1881.  LBaueb,  Verhältnis  des  Sil.  zu 
Liv.,  BlfbayrGW.  17,  145.  201 ;  acta  sem.  phil.  Erlang.  3,  103.  JSvakVbeh, 
quaestt  Sil.,  Leid.  1884.  —  Sprache:  LCbolevius,  epitheta  ornantia  Vergilii 
comparata  cum  eis  quibus  Sil.  Ital.  carm.  s.  distinxit,  Königsb.  1866. 
JSchimkel  (A.  6)  aO.  85  (bes.  de  infinit.  Sil.).  WBaechfbld,  de  compara- 
tionum  usu  ap.  Sil.,  Gott.  1881.     JSchuidt  (§  303,  11). 

5.  Außer  den  Zeitgenossen  des  Dichters  erwähnt  nur  einmal  Sidonius 
Apollinaris  (excus.  ad  Felic.  261)  denselben.  Über  die  angebliche  Be- 
nutzung durch  Vibius  Sequester  (§  446,  1)  HBlass,  RhM.  31,  133.  Im 
Mittelalter  waren  die  Punica  verschollen-:  Petrarca  scheint  sie,  als  er  seine 
Africa  verfaßte,  nicht  gekannt  zu  haben,  OOccioni  aO.  Erst  1416  oder 
1417  fand  Poggius  oder  sein  Begleiter  Barthol.  di  Montepulciano  (§  295,  2, 
vgl.  §  317,  4.  321,  7)  bei  Konstanz,  wohl  in  StGallen,  eine  Hs.  welche  seit- 
dem ebenso  wie  die  von  LCarrion  in  Köln  gefundene  Hb.  (angeblich 
8.  VIII/IX  und  bis  16,  656  reichend)  verloren  ist.  Dieser  vortreffliche 
Coloniensis  ist  uns  bekannt  durch  die  Mitteilungen  von  Carrion  und 
FModius.  LCarbio,  emendationum  etc.  libri  (Antv.  157C.  Par.  1583);  FModii 
novantiq.  lectt.  (Frankf:  1684),  beide  iu  GruterB  Lampas  3,  2,  90  u.  5,  1. 
Die  erhaltenen  Hbb.,  sämtlich  s.  XV  (die  besten  sind  Laur.  37,  16,  Florent. 
eccles.  196,  Ozon,  colleg.  Regia.  314,  Vatic.  1652),  stammen  alle  von  einer 
von  dem  Entdecker  genommenen  und  gleichfalls  verlorenen  Abschrift  des 
SGallensis.  Vgl.  ADbakenbokch  in  d.  praefatio.  G Thilo,  quaestt.  Sil.,  Halle 
1858;  i.  d.  symbola  phil.  Bonn.  399  und  bes.  HBlass,  die  Textesquellen 
des  Sil.,  JJ.  Suppl.  Bd.  8,  159.  Über  eine  (wertlose)  Hs.  in  der  Propaganda 
in  Rom  GWartenbebq,  JJ.  135,  431. 

6.  Ausgaben  zB.  von  DHkinsius  (nebst  s.  crepundia  Siliana),  Leid. 
1600.  ClDausqueius  (Par.  1618),  ChbCellabius  (Lps.  1695)  und  besonders 
cum  animadv.  NHeinbu  etc.  ed.  ADbakenbokch,  Utrecht  1717.  illustr. 
JChThEbnksti,  Lpz.  1791  IL  ill.  GARupebti,  Gott.  1795-98  II.  Text  von 
GHLünemann  (Gott.  1823)  und  in  WEWbbbbs  corpus  poett.  latt.  p.  799.  — 
Metrisch  übers,  v.  FHBothb,  Stuttg.  1856—57  und  von  einem  Ungenannten, 
Braunschw.  1866  II.  —  Quaestionea  Sil.  v.  WCosack  (s.  A.  4),  GThilo  (s. 
A.  6),  CKocn,  Münsi  1877,  JSchinkbl,  Halle  1883,  JSvamVebn,  Leid.  1884; 
Mnem.  16,  289.  Emendationes  Sil.  v.  JSchbadeb,  Herrn.  4,  346.  23,  211. 
GThilo,  symb.  phil.  Bonn.  397,  HBlass,  Berl.  1867,  AChobt,  Lps.  1877.  — 
OOccioni,  Silio  Italico  e  il  suo  poema,  Flor.'  1871;  Antologia  di  Scienze  4 
(1877),  275;  dessen  ital.  Übers,  m.  Text,  Turin  1889  II.  AZinokblb,  Beitr. 
z.  Gesch.  d.  röm.  Poesie  2  (Innsbr.  1878),  12.     LBaueb,  JJ.  137,  193. 

7.  Homerus  latinus.  Die  besten  Hss.  geben  die  Ober-  (bez.  Unter-) 
schrift:  incipit  (explicit)  Homerus  oder  Homerus  de  beüo  Troiano  udgl. 
Und  so  citiert  auch  Lactant.  zu  Stat.  Theb.  6,  121  die  Vv.  1048—50  ans 
Homerus  in  funere  Hectoris.  Auch  im  Mittelalter  wird  die  viel  benützte 
(zB.  in  den  gesta  Berengarii  imp.  aus  s.  X,  EDühmleb,  Forsch,  z.  deutsch. 
GeBch.  13,  415)  Schrift  meist  als  Homerus  bezeichnet.  So  citiert  um  J.  860 
Ebhbnrich  vom  Ellwangen,  epist  ad  Grimoldum  (cd.  EDühmleb,  Halle  1873) 
apud  Homerum  in  Wade  (V.  7),  ebenso  im  zehnten  Jahrhundert  Gualthbbus 
Spibensis  (ed.  WHabstbb,  Speyer  1878  p.  22  Vs.  93).   Im  elften  Jahrhundert 


§  320  Silius  Italicus.    Homerua  latinus.  779 

(erstmals  erweislich  um  J.  1087  bei  Benzo,  Bischof  von  Alba,  in  Monum. 
Germ.  18,  599)  findet  sich  schon  für  den  Verfasser  der  Name  Pindarus  seu 
Homerus  (seu  =  et?  Dümmlkr  aO.  417).  Diese  Bezeichnung  kennt  auch 
Hugo  von  Tbimbbbg,  registr.  auet.  154  ed.  Huemer  (Wien.  SBer.  116,  145): 
sequüur  in  ordine  Statium  Homerus,  qui  nunc  usitaius  est,  sed  non  üle  verus 
.  .  .  hinc  minori  locus  est  kuic  Homer o  datus,  quem  Pindarus  philosophus 
fertur  transtulisse  latinisque  doctoribus  in  metrum  convertisse.  Auch  in 
jungen  Hss.  der  Schrift  selbst  findet  sich  der  Name  Pindarus,  dessen  Ur- 
sprang bis  jetzt  nicht  genügend  erklärt  ist  (ein  Versuch  bei  JLMüller, 
RhM.  24,  492).  Über  Benützung  durch  Spätere  8.  HDüngkr,  die  Sage  vom 
trojan.  Kriege  (Dresd.  1869)  S.  28.  63.  78.  CWaoener,  N.  phil.  Rundsch. 
13,  199.  —  Einen  Hinweis  auf  den  ungenannten  Verfasser  bieten  zwei 
Akrosticha  in  den  acht  je  ersten  und  letzten  Versen  des  Gedichts  (V.  1 — 8 
italtcesu.  V.  1063—1070  scqtpsit),  vgl.  Munk-Sryffrät,  Gesch.  d.  röm. 
Lit.  2*,  242.  FBüchkler,  RhM.  35,  391.  Das  Schluß-Akrostichon  läßt  sich 
leicht  durch  Umstellung  innerhalb  des  V.  1065  Eemis  quem  paucis  stringen- 
tem  littora  cernis  in  Ordnung  bringen.  Dagegen  widerstrebt  das  Akrostichon 
im  Anfang  der  Herstellung  der  Form  Italicus  (V.  7  Ex  quo  contulerant 
discordi  pectore  pugnas  =-  Hom.  Ay  6  i£  ov  Sq  za  itoibta  dutcxritriv  koCcavtt). 
Es  liegt  nahe  das  Ital.  auf  Silins  Italicus  (s.  oben)  zu  deuten  und  den 
Homer- Auszug  für  eine  Jugendarbeit  desselben  zu  halten.  MHkrtz,  ZfGW. 
31,  572  dachte  an  eine  Widmung  an  denselben  (Italice  als  Vocativ;  vgl- 
aber  jetzt  ZfGW.  39,  424).  Dann  ließe  sich  aus  V.  8—11  mit  Umstellung 
eines  Wortes  (in  V.  9  Ira  quis  deus  hos  trisii  contendere  iussif)  sogar  noch 
das  Akrostichon  Sili  gewinnen  (so  jetzt  auch  Frikdlähdkr,  SGesch.  I6,  xx). 
Aber  jenee  scripsit  scheint  doch  die  Bezeichnung  des  Verfassers  zu  ver- 
bürgen. Der  lange  Zeitraum  zwischen  der  Abfassung  der  Ilias  latina  und 
der  Panica  und  die  ganz  verschiedene  Aufgabe  beider  Gedichte  verwehrt  es 
Übereinstimmungen  oder  Abweichungen  beider  ohne  weiteres  für  oder 
gegen  die  Verfasserschaft  des  Silius  bezüglich  der  Ilias  zu  benutzen.  Sicher 
steht  in  sprachlicher  und  metrischer  Beziehung  nichts  entgegen  der  An- 
deutung des  Akrostichon  zu  folgen.  RDörimo,  üb.  d.  Hom.  lat.,  Straßb. 
1884;  de  Silii  Italici  epitomes  re  metrica  et  genere  dicendi,  Straßb.  1886. 
PVerres,  de  Sil.  Pun.  et  Italici  Iliad.  lat.  quaestt.  gramm.  et  metr.,  Münst. 
1888.     IHilbbbo,  Züricher  Philol.-Vers.  234.    ETbampe  (§  303,  5  E.)  p.  79. 

8.  Von  den  1070  Hexametern  des  Werkes  fallen  637,  also  die  Hälfte 
des  Ganzen,  auf  11.  Buch  1—6.  Die  Arbeit  ist  anfangs  fast  Übersetzung,  wird 
aber  allmählich  immer  mehr  ein  knapper  und  dürrer  Auszug.  Besonders 
sorgfältig  ist  der  Schiffskatalog  wiedergegeben,  und  die  zahlreichen,  oft 
schwierigen,  Namen  sind  fehlerlos  übertragen.  Am  wenigsten  genau  sind 
B.  19—22  behandelt,  öfters  erlaubt  sich  der  Verfasser  auch  Erweiterungen, 
bes.  durch  Einschiebung  von  Gleichnissen,  Reden  und  Schilderungen.  Das 
Ausschreiben  Virgils  und  Ovids  geht  weit,  und  die  Versnot  ist  oft  genug 
erkennbar.  Auf  die  römischen  Dichter  vor  den  augustischen  erstreckt  sich 
des  Verfassers  Kenntnis  nicht;  kaum  daß  auf  Lucretiue  schwache  Spuren 
hindeuten.  Der  Versbau  ist  fast  peinlich  streng.  Auf  Abfassung  unter  der 
julischen  Dynastie,  spätestens  unter  Nero,  deutet  899—902  quem  (Aeneas) 
nisi  servasset  magnarum  rector  aquarum,  ut  profugus  latiis  Troiam  r  eparar  et 


780  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

in  arvü  augtutumque  genus  caeli  submitteret  astris,  non  clarae  genUs  nobis 
mansisstt  origo.  Vgl.  286.  488.  CLachmajto,  kl.  Sehr.  2,  161  (vor  dem  Tode 
des  Tiberius);  vgL  zum  Iwein  S.  527  und  zu  Lucr.  8,  11.  LMüller  aO. 
(A.  9)  15,  und  Phil.  15,  479.  502.  —  Von  ähnlicher  Art  scheint  das  Unter- 
nehmen des  Polybius  (Sen.  consol.  ad  Polyb.  8,  2.  11,  5;  Tgl.  §  231,  6. 
289,  4)  gewesen  zu  sein. 

9.  Von  den  zahlreichen  Handschriften  zB.  Laur.  68,  24  s.  XI  (Ver- 
gleichimg bei  ESchbkkl,  ZföG.  26,  248),  Monac.  19462  s.  XI,  Erfurt.  Amplon. 
20  8.  XII  (Ritschl,  op.  3,  842,  Vergleichuug  bei  ThKbafpt,  Studie  z.  lat. 
Hom.,  Nürnb.  1874),  Leid.  Voss.  Q.  89  s.  XII  (Vergleichuug  bei  LMüllbb, 
JJ.  86,  729)  u.  a.  (s.  Bähbens  aO.).  Vom  elften  Jahrhundert  an,  als  der 
Auszug  in  Schulen  gelesen  wurde,  erfolgten  auch  zahlreiche  Verfälschungen 
und  Änderungen.  Hayet  aO.  Über  eine  Brüsseler  Hs.  2718  8.  XV  s. 
Reiffbnbebq  im  Annuaire  8,  189;  über  eine  Prager  JKelle,  <L  class.  Hss. 
in  Prag  (1872).  —  Ausgaben:  zB.  bes.  von  Wekhsdobf,  PLM.  4,  551  Tgl. 
ebd.  5,  621.  Incerti  auctoris,  vulgo  Pindari  Theb.  epitome  Iliadis  home- 
ricae  e  rec.  et  cum  notis  ThvanKooten;  edidit  .  .  HWeytinoh,  Leid.  1809. 
LMülleb,  üb.  d.  Auszug  aus  der  Ilias  des  sog.  Pindarus  Theb.  (BerL  1867) 
S.  16—46  und  dazu  seine  Nachtrage,  Phil.  15,  488.  In  Bähhens1  PLM.  3 , 7. 
Italici  llias  latina,  ed.,  praef.  est,  app.  crii  et  nom.  indic.  locupl.  instr. 
FPlessis,  Par.  1885.  —  Kritisches:  KScbrnkl,  ZföG.  26,  247.  ORossbach, 
Herrn.  17,  515.    LHatet,  rev.  de  phil.  10,  46  und  bei  Plessis  aO. 

321.  Unter  Domitianus  schrieb  ferner  P.  Papinius  Statius 
aus  Neapel  (etwa  von  J.  40  —  96?),  ein  Mann  von  ungewöhn- 
licher poetischer  Begabung,  fähig  warmer  Empfindung,  überaus 
geschliffen  in  der  Form  und  gewandt  als  Stegreifdichter.  Trotz- 
dem stoßt  Statius  oft  mehr  ab  als  daß  er  fesselte,  wegen  der 
Unwahrheit  die  in  seinen  Gedichten  herrscht,  weil  er  nicht 
bloß  wirkliche  Gedanken  und  Gefühle  ausspricht  sondern  auch 
erheuchelte,  gemachte  und  bestellte,  und  den  Ausdruck  der- 
selben so  häufig  durch  die  rhetorische  oder  mythologische  Phrase 
erdrückt  oder  ersetzt  So  in  den  fünf  Büchern  silvae,  Ge- 
legenheitsgedichten (meist  im  epischen  Maße,  zum  kleineren 
Teil  in  melischen),  welche,  auch  als  Zeitbilder  wertvoll,  immer- 
hin das  anziehendste  Werk  des  Statius  sind.  Wenig  genießbar^ 
ist  sein  frühestes  und  größtes  Werk,  die  Thebais  in  zwölf 
Büchern,  stofflich  wohl  nach  Antimachos,  in  der  epischen  Technik 
nach  Virgil  gearbeitet;  unvollendet  blieb  seine  Achilleis,  deren 
zweites  Bach  bereits  unfertig  ist. 

1.  Über  das  Leben  des  P.  Papinius  Statius  (der  Beiname  Ursulas, 
Sursulus  oder  Surcnlus  beruht  auf  Vermischung  mit  dem  §  297,  10  E.  Ge- 
nannten) geben  fast  allein  seine  Gedichte  Auskunft.  Für  seine  Geburtszeit 
liegen  nur  ungefähr  Anhaltspunkte  vor  in  dem  Alter  seines  Vaters  (§  818, 3; 
CFWbbbb,  panegyr.  in  Pia.  p.  12)  und  in  den  Leistungen  des  Sohnes  bei 


§  321  Statins.  781 

des  Vaters  Lebzeiten.  Als  der  Vater  65  J.  alt  ums  Jahr  80  starb,  hatte 
Statins  schon  in  seiner  Heimat  Neapel  (silv.  8,  6,  81)  in  dichterischen 
Wettk&mpfen  Siege  davongetragen  (silv.  5, 8,  226),  schon  zu  Rom  Teile  seiner 
Thebais  vorgelesen  (ebd.  216 ;  vgl.  283  und  luv.  7,  82).  Anderseits  sagt  er 
silv.  4,  4,  69  (v.  J.  95):  nos  .  .  vergimur  in  Senium  (vgl.  8.  6,  2t  168  vom 
J.  96  oder  96  nos  fortior  aetas  iam  fugit).  Im  J.  94  will  er  nach  Neapel 
heimkehren  et  patria  Senium  componere  terra  (s.  3,  5,  13),  und  J.  95  schreibt 
bereits  St.  die  praef.  zu  silv.  B.  4  zu  NeapeL  Nichts  weist  darauf  hin 
daß  Statins  den  Domitian  überlebt  habe  (s.  A.  6).  Später  als  J.  45  wird 
daher  seine  Geburt  kaum  angesetzt  werden  dürfen.  Über  des  Statins  Siege 
im  albanischen  und  Mißerfolg  im  capitolinischen  Wettkampf  s.  §  819, 3.  Daß 
durch  den  letzteren  seine  Übersiedlung  nach  Neapel  (s.  3,  praef.  u.  3,  6) 
veranlaßt  war  ist  möglich,  aber  nicht  bezeugt.  —  Statius'  Ehe  mit  einer 
Bömerin  und  Witwe  Claudia  (an  sie  s.  3,  5)  war  kinderlos  (s.  6,  5,  79).  Er 
lebte  in  leidlichen  Verhältnissen  (ein  Gut  bei  Alba  war  ihm  [von  Domitian?] 
geschenkt,  s.  8,  1,  61.  4,  6,  2.  6,  8,  87) ;  daher  zeigt  St.  seinen  vornehmen 
Freunden  gegenüber  niemals  (denn  silv.  4,  9  ist  ein  Scherz)  eine  so  bettel- 
hafte Haltung  wie  Martial.  luv.  7,  86  (Statius)  cum  fregit  subsellia  versu 
esurü,  intactam  Paridi  nisi  vendit  Agauen  besagt  wohl  nur  daß  St.  von 
seiner  Vorlesung  der  Thebais  keinen  äußeren  Vorteil  habe.  Diese  Agaue 
war  ein  Mimus  (vgl.  §  8,  13)  und  in  den  ersten  Jahren  Domitians  ver- 
faßt (Paris  f  J.  84).  Die  Feilheit  von  Statius*  Muse  gegenüber  Bestellern 
wie  dem  Eunuchen  und  kaiserlichen  Lustknaben  Earinns  (silv.  3,  4)  wird 
mehr  aus  politischer  Angst  als  aus  Geldbedürmis  zu  erklären  sein. 
Über  sein  Verhältnis  zu  Martial  s.  §  822,  2.  A1b  Gönner  erscheinen  G.  Ru- 
tilius  Galliens  (s.  1,  4;  FbibdlXndeb,  SGesch.  8A,  451.  OHibschfeld,  Wien. 
Studd.  8,  268),  Metius  Celer  (rex  mens,  silv.  8,  2,  92)  und  Plotius  Grypus 
(4,  9,  48);  mit  anderen  aber  verkehrt  der  Dichter  auf  dem  Fuße  der  Gleich- 
heit, wie  mit  Claudius  Etruscus  (dileetus  sodalis,  silv.  1,  6,  9 ;  mens,  ebd.  3, 
praef.),  Pollius  Felix  (mens,  ebd.  4,  praef.)  und  dessen  Schwiegersohn  Julius 
Menecrates  (ebd.  4,  8).  Dem  16jährigen  Vettius  Crispinus,  dessen  Vater 
tot  ist,  erteilt  der  Dichter  (ebd.  5,  2)  halb  väterliche  Ermahnungen.  Vgl. 
LFrtedlander  ,  SGesch.  8A,  396.  899.  Dagegen  gegenüber  Domitian  und 
allem  was  mit  dessen  Person  zusammenhängt  (silv.  4,  praef.  latus  omne 
divinae  domus  semper  demereri  pro  mea  medioeritate  conitor;  nam  qui  bona 
fide  deos  colit  amat  et  sacerdoUs)  geht  das  Schweifwedeln  ins  Widerliche 
und  Abgeschmackte.  So  zB.  silv.  1,  1.  8,  4.  4,  1.  2.  8.  5,  1,  165  u.  sonst. 
Indessen  über  den  toten  Galigula  (8,  3,  70)  und  den  ferus  Nero  (5,  2,  38) 
wagt  er  sich  freimütig  auszusprechen.  HDodwell,  annales  Statiani  in  den 
ann.  Velleiani,  Oxf.  1698  (ganz  willkürlich,  s.  AGrosse  [A.  9]  p.  4). 
JDanglabd  (A.  6).  LLehjlnnedr  de  Statu  vita  et  operibus,  La  Rochelle 
1878.  PKkbckhoff,  duae  qnaestt.  Papinianae:  I  de  vitae  operumque  Stat. 
tempp.,  II  de  Stat.  facultate  extemporali,  Berl.  1884.  LFribdländeb,  de 
personis  non  nullis  a  Statio  commemoratis,  Künigsb.  1870;  SGesch.  80,  445. 
WRüdigxb,  quibus  cum  viris  fuerit  Statio  usus  consuetndo  familiaritas, 
Marb.  1888. 

2.  ThebSis  (vgl  Theb.  12,  812.    silv.  3,  6,  86  und  luv.  7,  88),  dem 
Domitian  gewidmet  (1,  17—33),   in  langer,  zwölf  Jahre  hindurch  (Theb* 


782  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

12,  811)  fortgesetzter  Arbeit  vollendet  (silv.  3,  6,  86.  4,  7,  26.  Vibius 
Maximus  §  329,  1  munterte  den  Dichter  auf).  Silv.  3,  2,  142  ist  sie  noch 
nicht  fertig,  wohl  aber  ebd.  4,  4,  88  (tarn  sidonios  emensa  labores  Thebais 
optato  coUegit  carbasa  portu  etc.),  vgL  ebd.  4,  7,  7.  25.  Da  schon  des 
Statiua  Vater  das  Werk  entstehen  sah  (sily.  5,  3,  233),  so  scheint  die  Ab- 
fassung J.  80—92  zu  fallen.  Sie  wurde  kurz  yor  B.  1  der  Silven  veröffent- 
licht (s.  silv.  1,  praef.).  Vgl.  Kkbckhopf  aO.  25.  Gegenstand  die  Kämpfe 
zwischen  Polyneikes  und  Eteokles.  Nachdem  in  B.  1—10  die  Handlung  wegen 
der  langatmigen  Beden,  Zurüstungen,  Beschreibungen  und  Einlagen  (so  füllt 
die  Geschichte  von  Hypsipyle  und  Archemoros  B.  6  u.  6)  überaus  langsam 
Ton  der  Stelle  gerückt  ist,  wird  sie  in  den  beiden  letzten  Büchern  vollends 
hastig  zu  Ende  geführt;  in  diese  fallt  nicht  nur  der  Zweikampf  der  Brüder, 
Kreons  Begierungsantritt  und  Verbot  der  Bestattung  des  Polyneikes  son- 
dern auch  Antigones  Hilfegesuch  bei  Theseus,  dessen  Einschreiten  und 
Erlegung  des  Kreon.  Die  Sage  ist  im  einzelnen  mit  Freiheit  behandelt, 
Griechisches  und  Römisches  (wie  die  abstrakten  Figuren  der  Virtus,  Fu- 
rores  usw.)  durcheinandergemischt.  Die  Charaktere  sind  willkürlich  und 
oft  kraß  ausgemalt.  Anordnung  und  Begründung  halt  sich  äußerlich. 
Epische  Gleichnisse  finden  sich  im  Übermaß  eingestreut.  Mit  Schlacht- 
beschreibungen wechseln  rührende  Episoden.  Die  mythologische  Gelehr- 
samkeit äußert  sich  auch  im  Umschreiben  mythischer  Namen  in  der  Weise 
des  Lykophron.  Die  Sprache  artet  oft  in  Schwnlst  aus  und  ist  durch 
künstliche  Kürze  nicht  selten  dunkel.  Welcher,  kl.  Sehr.  1,  396.  Überall 
blicken  die  augustischen  Vorbilder  hindurch,  zugleich  aber  das  Bestreben 
sie  durch  Künstlichkeit  und  Pathos  zu  überbieten.  Zuletzt  jedoch  (12,  816) 
ruft  Stat.  seinem  Werke  zu:  vive,  precor,  nee  tu  divinam  Aeneida  tempta, 
sed  longe  sequere  et  vestigia  semper  adora.  Zuversichtlicher  Achill.  1,  10 
und  silv.  2,  3,  63.  5,  3,  213.  —  Über  die  metrischen  Inhaltsangaben  8. 
BOpitz,  Lpz.  Studd.  6,  306.  —  USailbb,  Stazio  e  la  sua  Theb.,  Venez.  1886. 

3.  Der  Plan  zur  Achill  eis  (erwähnt  in  den  Jahren  95—96  silv.  4,  4, 
94.  4,  7,  23.  5,  2,  163)  war  weit  angelegt  und  sollte  auch  die  der  Ilias 
vorauBliegenden  und  nachfolgenden  Teile  der  Sage  mitbefassen.  Ach.  1,  1 
Magnanimwn  Aeaeiden,  .  .  dioa,  refer,  quamquam  acta  viri  multum  inclita 
cantu  maeonio,  sed  plura  vacant.  nos  ire  per  omnem  (sie  amor  est)  heroq 
velis  Scyroque  latentem  dulichia  proferre  tüba  nee  in  Hectore  tracto  sistere, 
sed  tota  iuvenem  deducere  Troia.  Das  erste  Buch  erzählt  in  960  Versen 
wie  Thetis  ihren  Sohn  bei  Lykomedes  in  Weiberkleidern  verbirgt,  aber 
Kalchas  seinen  Aufenthalt  prophetisch  entdeckt,  nachdem  das  vermeintliche 
Madchen  bereits  eine  der  Töchter  seines  arglosen  Beherbergers,  die  Deida- 
mia,  verführt  hat,  wie  Odysseus  den  Achilles  herausfindet  und  zur  Teil- 
nahme am  Krieg  gewinnt  Die  167  Verse  die  vom  zweiten  Buche  fertig 
sind  schildern  die  Abfahrt  von  Skyros  und  Gespräche  (UrBache  des  Krieges, 
Jugendzeit  des  Achilles)  während  der  Meerfahrt.  Der  Ton  ist  viel  weniger 
schwülstig  und  geschraubt,  aber  ebenso  redselig  wie  in  der  Thebais.  Über 
die  Bucheinteilung  s.  OMüllers  Ausg.  d.  Theb.  p.  xm,  Kohlmann,  Phil. 
34,  475  und  vor  s.  Ausg.  p.  xi. 

4.  Wie  schon  Theb.  1,  17  verspricht  Statics  auch  Ach.  1,  19  (te  longo 
needum  fidente  paratu  tnölimur,  magnusque  tibi  praeludit  Achilles)  dem 


§  321  Staiiua.  783 

Domitian  ein  eigenes  Epos  auf  seinen  germanischen  Krieg;  vgl.  silv.  4,  4, 93 
nunc  .  .  Troia  quidem  magnusque  mihi  temptatur  Achilles,  sed  vocat 
arcitenens  alio  patcr  armaque  monstrat  ausonii  maiora  ducis.  trahit  impetus 
Mo  tarn  pridem  retrahitque  timor.  Daß  etwas  davon  fertig  und  veröffent- 
licht worden  ist  zeigen  vier  Hexameter  in  den  Scholien  des  GValla  zu 
luv.  4,  94  mit  der  Vorbemerkung:  Acilius  Glabrionis  filius  consul  sub  Do- 
mitiano  fuit,  Papinii  Statu  carmine  de  hello  Germanico  quod  Domitianus 
egitprobatus  r lumin a  Nestorei  uaw.'  OJahn,  RhM.  9,  627.  Nohl,  qa.  Stat.  42. 
Bcchbleb,  RhM.  39,  283. 

5.  Als  Buchtitel  (Gell,  praef.  6)  bedeutet  silvae  nach  Quikt.  10,  3,  17 
rasch  hingeworfene  Arbeiten,  Gelegenheitsgedichte,  Improvisationen;  vgl. 
silv.  1,  praef.  hos  libeüos,  qui  mihi  subito  calore  et  quadcm  festinandi 
voluptote  fiuxerunt.  .  .  nullum  ex  Ulis  biduo  longius  tr actum,  quaedam  et 
singulis  diebus  effasa.  2,  praef.  epieedio  prosecutus  sum  adeo  festinanter 
ut  etc.  3,  praef.  (libeüos)  subito  natos.  Nach  4,  praef.  fand  Statius  Tadler 
quod  hoc  stili  genus  (opuscula,  leves  Ubelli,  2,  praef.;  ioci,  4,  praef.)  edidissct. 
Die  Stücke  (im  ganzen  32)  sind  zuerst  einzeln  verfaßt  und,  wenn  eine 
Anzahl  beisammen  war,  zu  einem  Buche  (wenn  auch  nicht  in  streng 
zeitlicher  Folge)  vereinigt  und  mit  einem  Begleitschreiben  in  Prosa  einem 
Einzelnen  gewidmet  und  herausgegeben  worden ;  Buch  1  dem  Stella 
(§  323,  1),  2  dem  Atedius  Melior,  3  dem  Pollius  Felix,  4  dem  Vitorius 
Marcellas  (§  326,  8);  B.  6  liegt  unvollendet  vor  (auch  das  Vorwort  an 
Abascantus  bezieht  sich  nur  auf  5,  1)  und  scheint  erst  nach  des  Verfassers 
Tod  herausgegeben  zu  sein.  Darin  zB.  4  die  ergreifende  Bitte  des  kranken 
Dichters  um  Schlaf.  —  Außer  6,  3  (epicedion  in  patrem  suum,  etwa  um 
J.  80,  doch  mit  späteren  Zusätzen,  Nobl  aü.  21)  stammen  alle  Stücke  aus 
den  letzten  Lebensjahren  des  Statius  (J.  90—96),  da  schon  B.  1  erst  um 
J.  90  verfaßt  und  nicht  vor  J.  92  herausgegeben  ist,  denn  Rutilius  Gallicus 
(t  Anf.  J.  92,  CIL.'  6,  1984,  8.  5,  6988)  wird  von  Statius  silv.  1,  praef.(  vgl. 
ebd.  1,  4)  bereits  als  verstorben  erwähnt.  LFbiedlähder,  de  tempp.  Mart. 
libr.  et  silv.  Stat.  (Königsb.  1862)  p.  14;  SGesch.  3ö,  440.  HNohl,  quaesr. 
Stat.  5.  Kekckhofp  (A.  1  g£.)  6.  Vgl.  silv.  3,  praef,  sccurus  itaque  tertius  hie 
silvarum  nostrarum  Über  ad  te  mittitur.  habuerat  quidem  et  seeundus  testem, 
sed  hie  habet  auetorem.  4,  praef.  plura  in  quarto  silvarum  quam  in  prioribus. 
Silv.  4,  1  verherrlicht  Domitians  XVIltea  Consulat  (J.  95).  Andere  Gegen- 
stände sind  der  Tod  Nahestehender  (auch  von  pueri  delicati),  in  welchen 
epicedia  häufig  ein  weinerlicher  Ton  angestimmt  wird,  Abreise  von  Freunden 
(propemptica),  Besitztümer  von  solchen  (villae,  balnea,  Kunstwerke,  auch 
ein  psittacus),  Vermählungen,  Geburten  und  Geburtstage  (Lucani  2,  7; 
vgl.  §  303 ,  1) ,  Saturnalienfeier  usw.  Als  bestellt  sind  ausdrücklich  be- 
zeichnet 1,  1  u.  2.  2,  7.  3,  4.  Phalaekisches  Maß  haben  1,  6.  2,  7.  4,  3.  9, 
alkaeisches  4,  6  und  sapphisches  4,  7. 

6.  Den  Wortreichtum,  die  gesuchte  Eleganz,  die  Kühnheit  in  der 
Bildung  und  dem  Gebrauche  der  Wörter  hat  Statius  mit  seiner  ganzen 
Zeit  gemein;  eigen  ist  ihm  (wenigstens  in  den  silvae)  die  Raschheit  des 
Arbeitens,  woraus  manche  Flüchtigkeiten  (wie  Wiederholungen,  Kbbckhoff 
aO.  31)  sich  erklären.  Vgl.  Apoll.  Sid.  carm.  9,  223.  Nachahmung  des 
Virgil,    Horaz,    Ovid    u.  a.;   anfänglich  sich    an  .diese   Vorbilder   enger 


784  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

anschließend,  wird  er  in  den  späteren  Werken  selbständiger.  GLühb,  de 
Statio  in  silvis  priorum  poetarum  Roman,  imitatore,  Eönigsb.  1880. 
AZingerlb,  zu  spät.  lat.  Dicht.  1873,  2.  23.  26.  BDbxpsbb,  de  Statio  Vergilii 
et  Ovidii  imitatore,  dissertt.  Argentor.  6,  91.  MEolla  (A.  9)  43.  Im  allg. 
vgl.  die  Nachträge  zn  Sülzkr  8,  344  und  Hand  zu  Silv.  p.  x.  JDakolabd, 
Stace  et  ses  Silv  es,  Clermont-Ferrand  1864.  —  Über  seine  Sprache  Surinqar, 
obss.  in  Stat.  silv.,  Ling.  1810.  EGrossb,  obss.  p.  11.  45.  ENaukb,  obss. 
crit.  et  gr.  in  Stat.  p.  16.  CEbausb,  de  Statu  comparationibus,  Halle  1871. 
FLohr,  de  infinitivi  ap.  Stat.  et  luv.  usu,  Marb.  1876.  PJOestehbbhg 
(§  817,  2  E.).  Ebbokhofp  aO  49.  —  Metrik  des  Statius:  Gbosse,  obss.  p.  37. 
OMüllbb,  quaestt.  Stat.,  Berl.  1861.  Vorliebe  für  Assonanz  und  Alliteration, 
HEöstlik,  Phil.  36,  494.  89,  67.  EKbanich,  d.  Alliteration  bei  Stat.,  Mähr. 
Neustadt  1886.  —  Statius*  Thebais  und  Achilleis  fanden  viele  Benutzer, 
zB.  an  Ausonius,  Claudianus,  ganz  besonders  aber  an  Sidonius  Apollinaris, 
welcher  aber  auch  die  Silven  stark  ausbeutet  (RBitschopsky,  de  Sid.  Apoll, 
studiis  Statianis,  Wien  1881);  vgl.  auch  Iul.  Capitol.  Gordiani  tres  8,  3. 
Vgl.  überhaupt  Eulla  aO.  Auch  später  im  Mittelalter  wurden  sie  bewun- 
dert (Dantb  Purgat.  xxi)  und  fleißig  gelesen.  Benutzung  der  Achilleis 
durch  los.  Iscanus  (um  J.  1200)  und  besonders  durch  Eonrad  von  Würz- 
burg (um  J.  1280),  HDunobr,  Sage  vom  trojan.  Erieg.  25.  46.  62.  Dagegen 
die  Silvae  werden  sehr  selten  angeführt  (Paiso.  GL.  3,  10,  21.  Sbrv. 
georg.  4,  125.  [Sbbo.]  GL.  4,  499,  16?)  und  waren  im  Mittelalter  fast  un- 
bekannt (OMüllbr,  RhM.  18,  189). 

7.  Die  zahlreichen  Handschriften  der  Thebais  und  Achilleis 
zerfallen  in  zwei  Klassen,  deren  bessere  vertreten  ist  hauptsächlich  durch 
Paris.  8051  (Puteaneus)  s.  X  (darin  unter  B.  4  der  Theb.  die  subscriptio 
'Codex  Iüliani  v.  c.').  Die  geringere,  welche  allein  der  Scholiast  (A.  10) 
kennt  und  welcher  bei  weitem  die  Mehrzahl  der  Hss.  angehört,  ist  ver- 
treten für  die  Thebais  besonders  durch  Bamberg.  N.  4,  11  s.  X,  für  die 
Achilleis  durch  Par.  8062  s.  XII,  Guelferb.  Gud.  52  s.  XIV,  Etonens.  s.  XI 
(KSchenkl,  Wien.  Stndd.  4,  96)  u.  a.  Vgl.  OMüllbr  und  PhEohlmann  vor 
ihren  Ausgg.,  letzteren  auch  Phil.  84,  474.  Über  Bruchstücke  einer  (Wer- 
dener) Hb.  der  Theb.  s.  X  s.  WSchmitz,  RhM.  21,  438  und  WCrbcbuus, 
ebd.  82,  632;  zu  derselben  Hb.  gehörten  wahrscheinlich  auch  die  von 
PDetcks,  Münster  1866  veröffentlichten  Fragmente.  EGrossb,  über  eine 
Trierer  He.  des  St.,  Eönigsb.  1866.  CFWbbrr,  de  cod.  Cassellano  (s.  XI), 
Marb.  1853.  HSchbnkl,  ein  Fragm.  d.  Theb.  s.  IX  zu  Worcester,  Wien.  Studd. 
8,  166.  —  Die  vorhandenen  Hss.  der  Silvae  sind  alle  s.  XV  (bes.  Reh- 
digeran.  S.  1,  6,  17,  Vindobon.  140  [Budensis],  Matrit.  M  31,  s.  GGötz  aO. 
p.  vii ;  für  1,  2  benutzt  bei  Herzog,  A.  9)  und  stammen  durch  ein  gleich- 
falls nicht  mehr  erhaltenes  Mittelglied  aus  einer  längst  verlorenen  Hs., 
welche  Poggio  J.  1417  in  StG allen  entdeckte  (GWachsmuth,  RhM.  29,  855. 
H Blas s,  ebd.  30,  461)  und  nach  Italien  brachte.  APoliziano  schrieb  die 
Lesarten  dieses  Sangallensis  in  ein  Exemplar  der  ed.  princ,  jetzt  in  der 
Corsinischen  Bibliothek  zu  Rom  (vgl.  Nohl,  qu.  Stat.  29;  ferner  Herrn. 
12,  255).  Nur  silv.  2,  7  (Genethliacon  Lucani  ad  Pollam)  ist  auch  in  einem 
Tom  SGall.  unabhängigen  Laur.  29,  32  s.  X  überliefert.  FJLlkd,  ed.  Silv. 
p.  xx.   AImhop,  de  Silv.  St.  condicione  critica,  Halle  1869.   HNohl,  quaestt. 


§  321  Statius.  785 

Stat.  p.  27.     Bährens  vor  s.  Ausg.     GGötz,  de  Statu  silvis  emendandis, 
Jena  1884  (und  dazu  HNohl,  WschrfklPh.  1886,  48). 

8.  Ausgaben  zB.  von  FTiliobroga  (Lindenbrog),  Par.  1600.  JFGronov, 
Amsterd.  1653.  Ex  rec.  et  cum  animadv.  CBarthii,  Cygn.  1664  f.  IV  (mit 
Ind.).  Cum  nott.  varr.  et  ind.  locupl.,  Lond.  1824  IV.  Cum  notis  ed. 
FDübneb,  Par.  1835  f.  II.  Rec.  GQüeck,  Lps.  1864  II  (vgl.  Imiiof,  de 
condic.  p.  43).  Rec.  EBähbens  et  PhKohlmann:  I  silv.  ed.  Bahr.,  Lps.  1876; 
II  Achill,  et  Theb.  ed.  Kohlm.,  Lps.  1879—84  (vgl.  dazu  HNohl,  WschrfklPh. 
1884,  1823).  —  Thebais  et  Achilleis  cum  scholiis  rec.  OMüller  (I:  The- 
bais i  —  vi,  Lps.  1870;  vgl.  auch  PhKohlmann,  St.  Achill.  1,  1  —  396 
cum  scholiis  ed.,  Emden  1877).  —  Silvae  rec.  et  emend.  IMarkland, 
Lond.  1728  (wiederabgedr.  durch  JSillio,  Dresd.  1827).  Silv.  rec.  et  cum 
nott.  varr.  ed.  FHand,  Lps.  1817  (nur  1,  1—3).  —  Ober  Setzungen:  St.'s 
Werke  von  KWBindewald  ,  Stuttg.  1868  fll.  Silven  von  JGDölling,  Plauen 
1837—47.    Thebais  deutsch  v.  AImhof  I  (B.  1—6),  Ilmenau  1885. 

9.  Zur  Kritik  u.  Erklärung:  FGuyet  z.  Theb.  in  JUbi,  un  cercle  sa- 
vant  an  XVII  siecle:  FGGuyet,  Par.  1886.  IGruteri  suspiciones  in  St.  Theb. 
I  cum  animadv.  FHandii,  Jena  1851.  RBentlet  und  JSchradkr  zu  Stat. 
bei  MHaupt,  op.  3,  130.  CLachmann,  kl.  Sehr.  2,  47.  MHaupt,  op.  3,  126. 
OMullsb,  quaestt.  Stat.,  Berl.  1861;  RhM.  18,  189;  electa  Stat.,  Berl.  1882. 
ENaukb,  obss.  criticae  et  grammaticae  in  Stat.,  Bresl.  1863.  AImhof, 
emend att.  Stat.,  Halle  1867.  HNohl,  quaestt.  Stat.,  Berl.  1871.  CAppel- 
mann,  studia  Papiniana,  Demmin  1872.  HHahn,  quaeat  Stat.  I,  Bresl. 
1873.  PhKohlmann,  Phil.  34,  569.  HKöstlin,  Phil.  36,  493.  713.  36,  176. 
37,  276.  LGbasbeboer,  JJ.  116,  419.  769.  CE  Sand  ström,  stud.  crit.  in 
Stat.,  Upsala  1878.  LPolstbb,  quaestt.  Stat.  (silv.),  Wongrowitz  1878; 
Ostrowo  1879.  1884  IIL  JJCobnelissen,  Mnemos.  NS.  6,  277.  7,  308.  AOtto, 
RhM.  41,  362.  42,  631.  Mokmsen  (silv.  6,  1,  94),  Korr.-Bl.  d.  Westdeutsch. 
Zeitschr.  5,  216.  ESchäfer,  §  303,  11.  —  IFGbonovii  in  St.  Silvas  diatribe, 
Hag.  Com.  1637  (cum  annotatt.  ed.  FHand,  Lps.  1811  II).  Stat.  epithala- 
mium  (silv.  1,  2)  denuo  editum  adnotavit  quaesttque  adi.  archaeologicas 
AHbbzoq,  Lps.  1882.  Silv.  1,  4  e  codd.  et  schedis  Handii,  in  Jahns  Archiv 
18,  121.  Über  Silv.  1,  4  EDesjabdins,  rev.  d.  phil.  1  (1877),  1.  189.  CWachs- 
muth,  zu  Stat.  silv.  1,  6,  RhM.  43,  21.  Silv.  3,  5  emend.  et  adn.  AImhof, 
Halle  1863.  Silv.  4,  6  cum  commentar.  FHandii,  Jena  1849.  Ecloga 
ultima  (silv.  6,  5)  emendatiorem  ed.  RUnoeb;  acc.  de  Statu  locis  conieett., 
Neustrelitz  1868.  EGbosbe,  obss.  in  St.  silvis,  Berl.  1861.  EBähbens,  RhM. 
28,  260.  MKulla,  quaestt.  Stat.,  Bresl.  1881.  OHibschfeld,  Wien.  Studd. 
3,  268.  REllis,  journ.  of  phil.  13,  88.  WBbandes,  ZföG.  36,  573.  WWallrb, 
excursus  crit.  in  Stat.  silv.,  Bresl.  1885.  OStange,  Statu  carmm.  quae  ad 
Domitianum  speetant  interpretatio,  Dresd.  1887. 

10.  Zur  Thebais  sind  Scholien  eines  Lactantius  Placidus  erhalten. 
Der  Name  ist  auch  genannt  zu  Theb.  6,  264  sed  de  his  rebus  (über  die 
Antipoden),  prout  ingenio  meo  eonectere  potui,  ex  libris  ineffabilis  doctrinae 
Persei  praeeeptoris  seorsum  libellum  composui  Lactantius  Placidus:  aber 
offenbar  ist  hier  der  Name  erst  nachträglich  eingeschoben;  übrigens  steht 
hier  in  vielen  Hss.  (Kohlmann,  Phil.  33,  130)  Caelius  Firmianus  Xactantius 
Placidus,    infolge   Vermischung    des    Scholiasten    mit    dem    Kirchenvater 

Tsttvfsl-Schwabk,  Köm.  LH.-Gesch.    5.  Aufl.  50 


786  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianns). 

(§  397,  1).  Der  Scholiast  ist  wohl  zu  vereinigen  mit  dem  Verfasser  eines 
Glossars  Luctatius  (Lactantius?)  Placidus,  s.  §  42,  6.  472,  7;  vgl.  auch 
§  249,  2.  Die  Scholien  in  den  ersten  Büchern  reichlich,  werden  allmählich 
spärlicher  und  hören  in  den  letzten  BB.  fast  auf;  schon  dies  deutet  auf 
unvollständige  Erhaltung  des  Commentars.  Ferner  die  Bemerkuog  zu 
Theb.  1,  56  (Thebanarum)  otnnium  seriem  fabularum  in  argumento  digessimus. 
Dieses  argumentum  fehlt  in  den  meisten  Hss.,  ist  aber,  wie  es  Bcheint,  wenn 
auch  mit  falschen  Zutaten,  im  Bhedigeran.  155  s.  XIV  erhalten  (MSchkidt, 
Phil.  23,  540).  Auch  sonst  schwankt  im  einzelnen  der  Bestand  der  Scholien 
in  den  Hss.  und  sicher  enthält  der  vorliegende  Commentar  viel  Fremdes. 
Ehe  eine  neue  Ausgabe  vorhanden,  ist  es  unmöglich  über  Charakter  und  Ab- 
fassungszeit, ursprüngliche  Form  und  spätere  Zusätze  ins  Beine  zu  kommen. 
Die  Scholien  bieten  in  Menge  Auszüge  aus  Hygin,  Servius  u.  a.,  weniger 
Grammatisches.  Zu  Theb.  8, 287  wird  Sedulius  carm.  pasch.  1,  200  angeführt 
(so  zB.  im  cod.  Valentinian.  514  s.  IX/X,  aber  im  Monac.  6396  s.  XI,  19482 
s.  XI/XII,  Bamb.  N.  IV.  11  s.  XI  fehlt  dieses  Citat,  Phil.  24,  166),  ferner 
Boethius  zu  4,  106  (dazu  GThilo  vor  s.  Serv.  1,  p.  xxrvi)  und  in  dem  Argu- 
mentum Phil.  23,  544  Z.  11;  endlich  scheint  das  Scholion  zu  Theb.  12,  62 
Benutzung  von  Iordan.  Get.  257  zu  verraten  (Mommsen  zu  Iord.  p.  xlv.  198). 
Abgedruckt  sind  diese  Scholien  zB.  in  den  Statiusausgaben  von  Lindenbroq 
und  Barth  (s.  A.  8).  Vgl.  FDübneb  vor  s.  AuBg.  p.  vin.  HSchottkt,  de 
pretio  Lactantiani  comm.  in  St  Theb.  usw.,  Bresl.  1846.  RUnqer,  electa  e 
Lact,  in  St.  Th.  comm.  (B.  1),  Friedl.  1863.  EWölfflin,  Phil.  24, 156.  PhEohl- 
mann, z.  Erit.  d.  Statiusscholiasten,  Phil.  33,  128;  neue  Scholien  zur  Theb. 
des  Stat.  (aus  Paris.  10317  s.  X),  Posen  1873;  Lactantii  Placidi  in  Stat. 
Theb.  3,  1—323  commentarii  ad  fid.  codd.  rec.  PhEohlmann,  Emden  1887. 
S.  auch  ThBibt,  BhM.  34,  557.  —  Zur  Achilleis  unbedeutende  Scholien  bei 
Linden bhoo  (GThilo  vor  s.  Serv.  1,  p.  xxxvi)  und  bei  Mai,  spicileg.  rom.  IX, 
appendiz.  Dommerich,  ad  Stat.  Ach.  ex  membranis  (jetzt  Guelferb.  Gud.  292) 
anecdota,  Wolfenbüttel  1758.  S.  auch  PhEohlmann,  Emdener  Progr.  v. 
1877  (oben  A.  8). 

322.  In  Domitians  Regierung  fallt  auch  der  größte  Teil 
der  literarischen  Tätigkeit  des  M.  Valerius  Martialis  (geb.  um 
J.  40,  f  um  J-  102—104)  aus  Bilbilis  in  Spanien,  von  welchem 
wir  15  Bücher  Epigramme  besitzen.  Gegenstand  derselben  ist 
das  soziale  Leben  des  damaligen  Rom  mit  all  seinem  Schmutze 
und  seiner  Unterwürfigkeit  Martial  ist  schwach  von  Charakter; 
in  bedrängten  Verhältnissen  lebend  schwimmt  er  mit  dem 
Strome,  schmiegsam  und  gefügig  gegenüber  den  Anschauungen 
und  Gelüsten  seiner  Zeit,  und  schreckt  auch  vor  sittlich  oder 
ästhetisch  Unzulässigem  und  vor  Selbsterniedrigung  nicht  zurück. 
Aber  Martial  ist  ein  großes  Talent  Allerdings  fühlt  er  nicht  den 
Beruf  des  Sittenpredigers  in  sich,  doch  für  die  Schwächen  seiner 
Mitmenschen  hält  er  sein  scharfes  Auge  offen  und  besitzt  eine 


§  321  Statins.     §  322  Martialis.  787 

ganz  hervorragende  Begabung  mit  wenig  Worten  in  fein 
geschliffenen  Versen  den  Leser  zu  überraschen  und  den  Nagel 
auf  den  Kopf  zu  treffen.  So  ist  er;  freilich  in  kleinem  Gebiete, 
ein  wirklich  schöpferischer  Dichter,  welcher  beim  Vergleich  mit 
den  Griechen  nicht  verliert,  und  der  einzige  Klassiker  des  Epi- 
gramms nicht  nur  in  der  römischen,  sondern  in  der  Weltliteratur 
geworden. 

1.  M.  Valerius  Martialis  (über  das  vermeintliche  Cognomen  Coquus 
s.  Schneide win,  Ausg.  von  1841,  p.  21.  683)  starb  spätestens  J.  104,  da 
spätestens  in  dieses  Jahr  der  Brief  (A.  7)  des  Plinius  über  dessen  Tod 
fallt  (JAsbacr,  RhM.  36,  38).  In  Martials  Gedichten  weist  nichts  mit  Sicher- 
heit über  J.  101  hinaus;  Mommsen,  Herrn.  3,  120.  Geburtstag:  1.  März  (9,  52. 
10,  24.  12,  60).  Seinen  57.  Geburtstag  nennt  Maut.  10, 24  (natdles  mihi  Martiac 
kalendae  .  .  .  quinquagesima  liba  septimamque  vestris  addimus  hanc  focis  acer- 
ram).  Die  Gedichte  von  B.  10  fallen  etwa  in  die  Jahre  95—98  (A.  4).  Nach 
34jährigem  Aufenthalt  in  Rom  (10,  103,  7;  vgl.  12,  31,  7.  12,  34,  1),  also  etwa 
von  J.  64—98  n.  Chr.,  Rückkehr  in  die  Heimat,  vielleicht  auch  darum  weil 
mit  Nerva  und  dann  Trajan  in  Rom  ein  neuer  Geist  eingezogen  war,  in 
welchem  Martial  sich  nicht  zurechtfand  und  von  dem  er  für  sich  nichts 
hoffen  durfte.  Auch  vorher  schon  war  in  Rom  seine  Lebensweise  kümmer- 
lich genug,  da  er  einen  eigentlichen  Beruf,  wie  zB.  den  eines  Sachwalters, 
verschmähte  und  das  Anbetteln  Reicher  und  Mächtiger  keine  zureichende 
Ausbeute  gewährte;  vgl.  3,  38  und  oft.  Neben  einem  kleinen  Hause  in 
der  Hauptstadt  besaß  er  (und  zwar  schon  im  J.  84?)  ein  kleines  mageres 
Landgut  bei  Nomentum  im  Sabinischen:  letzteres  vielleicht  ein  Geschenk 
aus  der  Hinterlassenschaft  Senecas.  Friedländer,  SGesch.  35,  397;  zu 
Mart.  1,  6.  1,  106.  Wie  schon  von  Titus  (3,  95,  6.  9,  97,  6)  erhielt  er 
auch  von  Domitian  für  seine  Gedichte  auf  seine  Bitte  das  ius  trium  libe- 
rorum  (2,  91.  92;  vgl.  4,  27,  3),  sowie  den  Titel  eines  tribunus  (3,  95,  9), 
wodurch  er  in  den  Ritterstand  (3,  95,  10.  5,  13,  2.  5,  17,  2.  9,  49,  4.  12, 
26,  2)  erhoben  wurde  (Priedländbb,  SG.  I6,  292).  Eitern  (Valerius)  Fronto 
und  Flaccilla  (5,  34,  1).  Auch  in  der  Heimat  erhielt  er,  von  der  domina 
Marcella  (12,  31),  wohl  aus  Bewunderung  seiner  literarischen  Leistungen 
(vgl.  12,  21),  ein  Landgut  zum  Geschenke.  Bildnis  des  Dichters:  Mart.  9, 
praef.  (ßteriinium  qui  imaginem  meam  ponere  in  bibliotheca  sua  voluit). 
Brbnoulli,  röm.  lkonogr.  1,  288.  —  Über  das  Leben  des  M. :  Fiujsd- 
länder  vor  s.  Ausg.  1,  3.  ABrandt,  de  Martialis  poetae  vita,  Berl.  1853. 
WvamStockux,  de  Mart.  vita  et  scriptis,  Haag  1884.   Vgl.  A.  10  E. 

2.  Zahlreich  sind  die  Gönner  welche  Martialis  ansingt;  unter  ihnen 
besonders  die  nächste  Umgebung  des  Kaisers,  wie  Parthenius  (§  324,  2), 
Crispinus  (zB.  7,  99),  Earinus  (§  321,  1)  u.  a.  Auch  die  literarischen  Be- 
rühmtheiten der  Zeit  sind  ziemlich  vollständig  in  seinen  Gedichten  ver- 
treten; doch  kommt  Tacitus  nie  bei  ihm  vor,  und  auch  niemals  Statius, 
sowenig  als  Martial  bei  Statius.  Letzteres  ist  um  so  auffallender  da  beide 
Dichter  ungefähr  gleichalt  waren  und  zu  derselben .  Zeit  in  denselben 
Kreisen  verkehrten  und  dieselben  Gegenstände  behandelten.    So  ist  Stat 

50* 


788  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

PÜv.  1,  2.  5  —  Makt.  6,  21.  42;  silv.  2,  1.  7  =  Ma«t.  6,  28  f.  7,  21— 23  ; 
silv.  3,  3  f.  =  Mart.  7,  40.  9,  11—13.  16.  36;  silv.  4,  6  —  Mabt.  9,  43  f. 
Dieses  Schweigen  erklärt  sich  ans  dem  starken  Gegensatz  ihrer  Naturen 
und  ihrer  gegenseitigen  Eifersucht.  Daher  denkt  Martial  bei  seinen  häufigen 
Sticheleien  auf  Dichter  langatmiger  Epen  (zB.  von  12  Büchern,  wie  die  The- 
bais,  Mart.  9,  60,  3  Tgl.  §  324,  3  und  Mabt.  9,  19.  10,  21.  14,  1,  11) 
wohl  besonders  an  Statins.     LFriedlandeb,  SG.  3*,  402 ;  zu  Mabt.  4,  49. 

3.  Nicht  Martials  Schuld  ist  es  daß  die  Geschichte  nicht  in  Domitian 
den  Ausbund  aller  Tugenden  eines  Menschen  und  Herrschers  bewundert. 
Denn  alle  seine  Handlungen  in  Krieg  und  Frieden  preist  Martial  als 
Betätigungen  der  größten  Weisheit  und  Tapferkeit  und  kann,  wenn  der 
Kaiser  im  Felde  ist,  nicht  Worte  genug  finden  um  Borns  Sehnsucht  nach 
der  Rückkehr  dieses  milden  Fürsten  und  Vaters  des  Vaterlandes  auszu- 
drücken, unter  welchem  Rom  freier  sei  als  je  (5,  19,  6).  Namentlich  B.  8 
wimmelt  von  solchen  Speichelleckereien.  Domitian  aber  gewinnt  in  unseren 
Augen,  weil  er  dieser  beständigen  Schmeichelei  und  verblümten  Anbettelei 
gegenüber  sehr  spröde  war;  denn  er  gab  kaum  (vgl.  A.  1  Z.  22)  dem  Martial 
Anlaß  sich  zu  bedanken.  Vgl.  auch  bes.  9,  3.  Um  so  größer  ist  dann 
seine  Verlegenheit  unter  Nerva,  als  mit  den  blandüiae  nicht  mehr  aus- 
zukommen war  und  rustica  veritas  herrschte  (10,  72).  Die  Wahrheit  über 
Domitian  12,  6,  11;  vgl.  12,  16,  9  f.  und  namentlich  die  durch  schol.  Imr. 
4,  38  erhaltenen  Verse  (Valerius  Martialis  in  epigrammate;  gewöhnlich  als 
spect.  33  gezählt):  Flavia  gern,  quantum  tibi  tertius  abstulit  liere*!  paene 
fuit  tanti  non  habuisse  duos.  Die  gegenteiligen  früheren  Äußerungen  be- 
ruhten also  nicht  auf  Selbsttäuschung. 

4.  Den  Büchern  1—12  voraus  geht  ein  nichtnumeriertes  Buch  mit 
32  (33)  Epigrammen  welches  seinem  Inhalte  nach  Über  spect aculorum 
heißt,  in  den  Hss.  aber  nur  epigrammaton  Über  betitelt  ist.  Es  ist  verfaßt 
J.  80  (und  später)  und  bezieht  sich  auf  von  Titas  (und  Domitian)  gegebene 
Schauspiele.  JKbhrein  in  Jahns  Archiv  4,  541.  FSchmibder,  Martial.  de 
spect.  liber,  Brieg  1837.  Mart.s  Buch  der  Schauspiele  m.  Anmm.  von 
LFriedlämdbr,  Eönigsb.  1884.  AD  au  aO.  8.  Auch  die  beiden  letzten  Bücher 
sind  in  den  Hss.  nicht  als  B.  13  u.  14  gezählt  (vgl.  am  Schluß  von 
B.  12  die  Subacriptio:  Mart.  epigrammaton  liber  XII  et  ultimus  explicit 
.  .  .  M .  Vol.  Mart.  xenia  incipit),  sondern  haben  die  Sondertitel  Xenia 
und  Apophoreta,  und  diese  beiden  (herausgegeben  Dez.  84  oder  85?) 
sind  auch  allein  von  Mart.  selbst  mit  Überschriften  über  den  einzelnen 
Distichen  versehen.  Während  die  übrigen  Bücher  Epigramme  im  späteren 
Wortsinne  enthalten,  Gelegenheits-  und  Sinngedichte,  gleichsam  Aufschriften 
auf  ein  Vorkommnis  oder  eine  Person,  sind  die  Epigramme  von  B.  13  u.  14 
zu  Festgeschenken  an  den  Saturnalien  bestimmt  und  enthalten  meist  Epi- 
gramme im  ursprünglichsten  Sinne,  Inschriften  auf  einen  Gegenstand.  In 
B.  14  gehören  regelmäßig  zwei  Epigramme  zusammen  (vgl.  14,  1,  6  divüis 
alternas  et  pauperü  aecipe  sortes,  ThBut,  antikes  Buchwes.  73.  Fbibdljlndrr, 
zu  Mart.  2,  S.  295).  —  Erst  nach  diesen  drei  durch  sachliche  Gesichtspunkte 
veranlaßten  Einzelsammlungen  unternahm  es  Martial  seine  übrigen  Epi- 
gramme in  e*iner  Ausgabe  allmählich  zu  sammeln.  Die  einzelnen  Bücher 
haben  in  der  Hegel  an  ihrer  Spitze  eine  Widmung  mit  einem  Vorworte, 


§  322  Martialis.  789 

teilweise  (B.  1,  2,  8,  12)  in  Prosa,  wie  bei  Statius.  Jedes  Buch  enthält 
durchschnittlich  100  Epigramme.  Die  Ordnung  derselben  innerhalb  der 
Bücher  ist  beeinflußt  durch  das  Bestreben  nach  Abwechslung  (auch  im 
Versmaß).  Die  Zeitbestimmung  ist  vielfach  unsicher:  B.  1  u.  2  erschienen 
im  J.  86;  B.  3 — 11  ungefähr  in  Zwischenräumen  von  je  einem  Jahr  (10,  70, 
1;  vgl-  9»  84,  9)  von  J.  87  bis  Dez.  96:  B.  11  ist  zwar  wohl  seinem  größten 
Teile  nach  unter  Domitian  verfaßt,  veröffentlicht  aber  unter  Nerva,  De- 
zember 96.  Das  Nächste  war  ein  gesäuberter  Auszug  aus  B.  10  und  11, 
welcher  dem  Kaiser  überreicht  wurde  (12,  5),  etwa  Mitte  97.  Darauf  die 
(uns  vorliegende)  zweite  (gereinigte)  Bearbeitung  von  B.  10,  unmittelbar  vor 
der  Rückreise  nach  Bilbilis  (J.  98);  endlich  von  Spanien  aus,  nach  contu- 
mads8tma  trienni  äesidia  (12,  praef.),  B.  12  am  Ende  von  J.  101:  Stobbe 
und  Friedländer  nehmen  auch  hier  eine  doppelte  Bearbeitung  an,  einen 
paucissimis  diebus  zusammengestellten  brevis  Über  für  Terentius  Priscus 
(Ende  101)  und  eine  erweiterte  für  Born  (Anfang  102).  Nach  des  Dichters 
Tode  wurden  mit  der  Hauptsammlung  die  drei  Einzelsammlungen  verbunden. 
—  Das  Nähere  bei  LFbiedländrb,  de  tempp.  librr.  Mart.,  Eönigsb.  1862.  1865; 
neue  Untersuchung  desselben  in  d.  SGesch.  Borns  3B,  424  und  in  s.  Ausg. 
d.  Mart.  1,  8.  60.  HFStobbb,  Phil.  26,  44  und  (gegen  Mommskn,  s.  A.  1) 
ebd.  27,  630  und  in  Feiedländebs  Sittengesch.  35,  424.  OHibschfeld,  Gott, 
gel.  Anz.  1869,  1506.  ADau,  de  Mart.  libellorum  ratione  temporibusque  1, 
Rost.  1887  und  dazu  WGilbebt,  WschrfklPh.  1888,  1068.  —  Epigramme 
unter  dem  Namen  des  M.  welche  sich  in  der  Sammlung  nicht  finden  zB. 
AL.  26.  276  PLM.  4,  116.  117  (anderes  in  Fbibdländers  Ausg.  1,  S.  68). 
Vgl.  oben  A.  3  E. 

6.  Den  Gegenstand  der  Epigramme  bildet  das  wirkliche  Leben  (8,  3, 
20,  vgl.  10,  4,  10),  aber  gern  nach  seiner  schmutzigen  Seite,  dem  Ge- 
schmacke  des  großen  Haufens  entsprechend.  Epigrammata  Ulis  scribuntur 
gut  solent  spectare  Florales  (1,  praef.).  Keusche  oder  Zimperliche  sollen  sie 
angelesen  lassen  (ebd.  und  3,  69.  11,  16).  Am  schamlosesten  ist  B.  11,  was 
mit  den  Saturnaiien  entschuldigt  wird  (c.  2.  6.  15,  11).  Dagegen  diejenigen 
Bücher  welche  dem  Kaiser  gewidmet  sind  (B.  5  u.  8)  rühmen  sich  ihrer  ver- 
hältnismäßigen Anständigkeit;  auch  B.  4  enthält,  wohl  aus  ähnlichem 
Grande  (vgl.  4,  1),  nur  etwa  7  Stücke  dieser  Art.  Aber  auch  sonst  hatte, 
selbst  in  jener  Zeit,  nicht  jedermann  Gefallen  daran.  Wiederholt  verwahrt 
sich  Martial  dagegen  ab  ob  er  ebenso  unflätig  lebe  als  schreibe  (1,  4,  8 
lasciva  est  nobis  pagind,  vita  probast;  vgl.  7,  56,  6.  11,  15,  13);  und  die 
Umarbeitung  von  B.  10  bestand  wohl  hauptsächlich  in  einer  Säuberung 
von  dem  ärgsten  Schmutze,  welche  sich  vielleicht  auch  auf  B.  11  noch 
erstreckt  haben  würde,  wenn  Martial  nicht  Rom  verlassen  hätte  (Stobbk, 
PhiL  26,  72). 

6.  Lebende  Personen  nennt  Martial  nur  dann  bei  Namen,  wenn  er  sie 
lobt  oder  etwas  Gleichgültiges  über  sie  aussagt.  Vgl.  1,  praef.  spero  mc 
secutum  in  libellis  meis  tale  temperamentum  ut  de  Ulis  queri  non  possit  quis- 
quin  de  se  bene  senserit,  cum  salva  infitnarum  quoque  personarum  reverentia 
ludant;  quae  adeo  antiquis  aueioribus  defuit  ut  notninibus  non  tantum  verü 
abusi  rint  sed  et  magnis.  7,  12,  3  mea  nee  taste  quos  odit  pagina  laesit. 
Vergebens  bemüht  er  sich  oft  als  humanitas  und  natürliche  Gutmütigkeit 


790  Die  Kaiserzeit.    ErsteB  Jahrhundert  (Domitianus). 

oder  Grundsatz  (parcere  personis,  dicere  de  vitiis,  10,  33,  10)  hinzustellen 
was  einfach  die  Kehrseite  seiner  Unterwürfigkeit  ist.  Bei  allem  Anzüg- 
lichen wählt  er  daher  die  Namen  rein  nach  metrischem  Bedürfnis  und  ver- 
wahrt sich  dagegen  daß  man  sie  auf  bestimmte  Personen  beziehe  (2,  23. 
3,  11.  9,  95b;  vgl.  1,  96,  14).  Manche  Namen  gebraucht  er  typisch,  wie 
Fidentinus  für  einen  Plagiator,  Selius  für  einen  Schmarotzer,  Ligurinus  von 
einem  Recitator,  und  Caeoilianus,  Gargilianus,  Candidus,  Classicus,  Ponticus, 
Zoilus,  Flaccus,  Tucca  usf.  für  alles  Mögliche.  Dagegen  Gestorbenen  gegen- 
über ist  auch  er,  wie  Statins  (§  321, 1  gE.),  freimütig;  so  namentlich  in  Bezug 
auf  Nero  (1,  20,  4.  4,  63.  7,  21,  3.  7,  44  f.  7,  34,  4  quid  Nerone  peius?), 
und  Arria  (1,  18)  wie  den  Thrasea  (1,  8,  1.  4,  64,  7)  preist  er  offen;  sie 
sind  zu  festen  Charakterrollen  geworden  wie  Cato  oder  Porcia.  Verzeichnis 
bei  PGibse,  de  personis  a  Mart.  commemoratis,  Greifsw.  1872.  LFbibdlandeb, 
de  personis  quibusd.  a  Mart.  commemoratis,  KGnigsb.  1870;  vor  s.  Ausg. 
1,  S.  7  und  die  Personenverzeichnisse  an  Friedländers  und  Gilberts  Aus- 
gaben. 

7.  Plihius  ep.  3,  21,  1  audio  Valerium  Martiakm  decessisse  et  moleste 
fero.  erat  homo  ingeniosus,  acutus,  acer,  et  qui  plurimum  in  scribendo  et 
salis  haberet  et  fellis  (vgl.  Mabt.  7,  25,  3)  nee  candoris  minus.  (2)  prosecutus 
er  am  viatieo  seeedentem:  dederam  hoc  amicitiae,  dederam  etiam  versiculis 
quos  de  me  composuit  (Mabt.  10,  19).  Seine  Jugendgedichte  (1,  114;  vgl. 
12,  94)  sind  spurlos  untergegangen;  der  Ruhm  den  er  schon  in  seiner  Zeit 
gewann  und  von  dem  er  so  oft  und  gern  spricht  gründete  sich  nur  auf 
seine  Epigramme.  Um  dieser  willen  stellt  er  sich  selbst  wiederholt  dem 
Domitius  Marsus  und  Catull  gleich.  Daß  er  nicht  noch  Höheres  erreicht 
habe  erklärt  er  in  offenbarer  Selbsttäuschung  hauptsächlich  aus  der  Kümmer- 
lichkeit seiner  äußeren  Lage  (vgl.  1,  107.  7,  99,  5.  8,  56.  10,  78,  14.  11, 
3.  24).  Martial  lehnt  sich  in  Sprache,  Versmaßen  und  dichterischem  Aus- 
druck besonders  an  Catull,  Ovid  und  die  Priapea,  die  er  Btark  ausbeutet, 
dann  an  Virgil;  weniger  an  Horaz.  Seinen  Zeitgenossen  Lucan  und  Silius 
gegenüber  bewahrt  er  seine  literarische  Selbständigkeit.  RPaukstadt,  de 
Martiale  Catulli  imitatore,  Halle  1876.  KPSchulzb,  JJ.  135,  637.  AZihobbjlk, 
Marüals  Ovid  Studien,  Innsbr.  1877;  Beitr.  z.  Gesch.  d.  röm.  Poes.  2  (Innsbr. 
1878),  12.  EWagneb,  de  Mart.  poetarum  aetatis  August,  imitatore,  Königsb. 
1880  und  dessen  Nachweisungen  in  Friedländers  Ausgabe.  Vgl.  auch  JSüss, 
act.  semin.  Erlang.  1,  11.  Über  die  gewandte,  geschmackvolle  und  ohne 
Pedanterie  sorgfältige  Verskunst  des  Martial  (er  braucht  am  meisten  das 
elegische  Distichon,  dann  Hendekasy Haben  und  Choliamben,  anderes  ver- 
einzelt) 8.  LFbibdlamdbb  u.  ThBibt  in  des  enteren  Ausgabe  1,  S.  26.  Ober 
die  Orthographie  Mart.s  WGilbkbt  in  derselben  Ausg.  1,  S.  108.  —  In 
den  folgenden  Jahrhunderten  blieb  Martial  viel  gelesen.  Sfabtiak.  Hei.  Ver. 
5,  9  (§  283,  2)  idem  Martiakm,  epigrammaticum  poetam,  Vergüium  suum 
dixisse.  Grammatikeranführungen  in  Keils  GL.  7,  608.  Viel  benutzt  bei 
Ausoniu8  und  Sidonius  Apollinaris. 

8.  Von  einer  kritischen  Lesung  des  Martial  hören  wir  durch  die  Sub- 
scriptio  mancher  Hss.;  Ego  Torquatos  Gennadius  emendavi.  lege  feüeüer 
oder  Emendavi  ego  Torquatus  Gennad.  cum  ceteris  Oennadi  vatibus  qui 
re/lorui    (?).      lege   feliciter    und    (im  ArondelL)    tu  senaUn   Vincentii    ei 


§  322  Martialis.     §  323  Stella.  791 

Frangüü  cc.  (gemeint  sind  die  Consuln  des  J.  401  Vincentius  et  Fravitta) 
XV  Febr.  epigrammaton  l.  XIII  de  xeniis  M.  VcU.  Matt,  emendavi  ego 
Torquatos  in  foro  divi  Augusti  (vgl.  §  325,  12.  367,  8).  Danach  könnte 
dieser  Gennadius  Sohn  des  §  417,  1  Genannten  gewesen  sein  (Fribdländeb, 
Ausg.  1,  S.  69).  —  Die  Hss.  zerfallen  in  drei  Familien,  welche  Ver- 
schiedenheiten aufweisen  welche  zum  Teil  bis  auf  den  Dichter  selbst  zurück- 
zugehen scheinen.  Zur  Familie  A  gehören  Paris.  8071  s.  IX  (T),  der 
übrigens  von  Schneidewin  überschätzt  worden  ist  (Fbjedländbr,  de  Mart. 
codice  T,  Königsb. .  1879),  und  Vindob.  277  s.  X  (H),  sowie  Leidensis  Voss. 
Q.  86  s.  IX  (B,  Nachtrage  zu  der  Vergleichung  Schneidewins  giebt  HDeitkbs, 
JJ.  121, 184);  zur  Familie  B,  welche  von  der  Ausgabe  des  Torquatus  Genna- 
dius (s.  o.)  abstammt,  die  verschollene  Ha.  Gruters  ($),  der  Palatinus  1696 
s.  XV  (P),  Arondellianus  136  s.  XV  (Q).  Endlich  Familie  C  (in  Ca  und  Cb 
zerfallend):  dazu  der  Edinburgensis  (E)  s.  X,  Putaneus  (X)  s.  X  (nah  ver- 
wandt mit  ihm  der  Eporediensis  s.  XI,  Leipz.  Studien  1,  863),  zwei  Vos- 
siani,  A  s.  XI  und  B  s.  XII,  ein  Vaticanus  (V)  s.  X/XI.  —  Aufzahlung  und 
Würdigung  der  Hsb.  in  den  Ausg.  Schneidewins  und  Friedlanders. 

9.  Ausgaben:  (Schneidewins  prolegg.  p.  xi)  zB.  von  IGrdtkb,  Francof. 
1602.  Cum  notis  varr.  ed.  PScbtvksius,  Leid.  1619.  1621.  Cum  animadv. 
JFGbomovii  ed.  CSchbevelius,  Amsterd.  1661.  1670.  illustr.  VCollebso  in 
usum  Delphini  (mit  Wortindex,  ein  solcher  auch  von  JLako,  Straßb.  1695), 
Par.  1660.  Edidit  FGSchneidewin,  Grimma  1842  II;  ex  rec.  sua  denuo  re- 
cognita,  Lps.  1863.  Mit  erklärenden  Anmerkungen  herausgg.  von  LFbied- 
lämdeb,  Lpz.  1886  II  (darin  auch  Wörterverzeichnis).  Becogn.  WGildert, 
Lpz.  1886.  —  Mart.  selected  epigrams,  with  introd.,  notee  and  appendices  by 
HMStbpsenson,  Lond.  *  1888;  extracts  by  Sellab  and  Ramsay,  Edinb.  1884. 
—  Metrisch  übersetzt  im  Auszug  von  Ramleb  (Lpz.  1787),  vollständig  von 
ABero,  Stuttg.  1864  ff. 

10.  AdeRooy,  coniecti  crit.  in  Mart.,  Utr.  1764.  OGuttmann,  obss.  in 
M.  (bes.  über  den  Gebr.  d.  Dativ  p.  1—30;  de  metriß  M.  p.  46—52),  Bresl. 
1866.  LFberdländbb,  de  nonnullis  locis  corruptis  in  M.  epigr.,  Königsb. 
1867;  obss.  de  M.  epigr.,  Königsb.  1877.  78  II;  recensio  locoruxn  in  M. 
librifl  corruptorum,  Königsb.  1878;  epimetrum  de  locis  corruptis  in  M. 
epigr.  (lib.  spect.),  Königsb.  1878.  AScotland,  Phil.  29,  184.  vanEldik  in 
den  Verslagen  en  Med.  der  Akad.  v.  W.  1868,  XI.  MHaupt,  op.  3,  499. 
HKöstlih,  Phil.  36,  269.  OHibschjkld,  Wien.  Studd.  1,  113.  WGilbert, 
Phil.  41,  369;  ad  Mart.  quaestt.  crit,  Dresd.  1883;  JJ.  127,  643.  135,  143; 
RhM.  39,  611.  40,  210.  PGibse,  zu  Mart.,  Danzig  1885.  JEBMator  (B.  3), 
journ.  of  phil.  16,  229.  —  Über  Martial  vgl.  Lessinqs  Werke  1,  190.  Martial 
als  Mensch  u.  Dichter,  Berl.  1843.    Tbuffel,  PRE.  4,  1600.    Vgl.  A.  iE. 

323.  Unter  den  anderen  zahlreichen  Dichtern  welche  die 
Regierungszeit  Domitians  aufweist  sind  beachtenswert  Arruntius 
Stella  (Cos.  um  101),  Freund  des  Statius  und  Martialis  und 
Verfasser  von  Liebeselegien  deren  Gegenstand  seine  nachmalige 
Gattin  Violentilla  war;  der  Satiriker  Turnus  und  sein  Bruder, 
der  Tragiker  Scaevus  oder  Scaevius  (?)  Memor;  Verginius  Rufus 


792  J3ie  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

und  Vestricius  Spurin  na,  beide  nach  einer  rühmlichen  Laufbahn 
im  Staats-  und  Kriegsdienst  Verfasser  von  Tändeleien  in  lyrischen 
Maßen;  endlich  des  Calenus  Gattin  Sulpicia,  welche  gleichfalls 
Liebesgedichte  verfaßte.  Die  den  Namen  Sulpicia  tragende  so- 
genannte Satira  ist  aber  viel  jüngeren  Ursprungs.  An  den 
Namen  des  Turnus  wie  an  den  des  Spurinna  haben  sich  Täu- 
schungen aus  neuerer  Zeit  angehängt. 

1.  CIL.  6,  1492  (Orelli  784  Wilm.  2853)  L.  Arruntio  Stella,  L.  Iulio 
Marino  coss.  xim  Kai.  Nov.,  wahrscheinlich  Ende  J.  101  (Mommsen,  Herrn. 
3,  124;  Stobbe,  Phil.  26,  76.  27,  632.  Friedländebs  SGesch.  36,  429;  zu 
Mart.  1,  S.  66).  Daß  der  bei  Martial  und  Statius  oft  vorkommende  Stella 
und  dieser  Consul  eme  Person  ist  wird  nahezu  sicher  dadurch  daß  dieser 
ein  iuvenis  patriciis  maioribus  ortus  (Stat.  silv.  1,  2,  71)  war,  die  Stelle 
eines  XVvir  libr.  sibyll.  bekleidete  (ebd.  177),  Spiele  zu  Ehren  des  dacischen 
Triumphs  (Stat.  silv.  1,  2,  180)  Ende  J.  89  und  im  J.  93  zur  Feier  des  nor- 
dischen (sarmatischen)  Triumphes  des  Domitian  (wahrscheinlich  als  Praetor, 
vgl.  Mart.  10,  41)  zu  halten  hatte  (Marx.  8,  78,  3),  auf  das  Consulat  hoffen 
durfte  (Mart.  9,  42,  6;  vgl.  Stat.  silv.  1,  2,  174)  und  es  auch  erlangte 
(consul  meus,  Mabt.  12,  3, 10).  Geboren  war  er  in  Patavium  (Mart.  1,  61,  3) 
und  dem  Statius  befreundet  (silv.  1,  2,  266),  welcher  auf  Stellas  Vermah- 
lung mit  Violentilla  das  Epithalamium  silv.  1,  2  verfaßt  hat.  Aus  dem- 
selben Anlasse  in  seiner  Weise  Mart.  6,  21.  Er  war  jünger  als  Statius, 
der  ihn  (silv.  1,  praef.)  iuvenis  optime  anredet  Stella  hatte  im  elegischen 
Maße  (Mart.  4,  6,  4.  Stat.  silv.  1,  2,  253)  seine  Geliebte,  die  schöne  und 
reiche  (Stat.  silv.  1,  2,  121)  Violentilla  aus  Neapel  (Stat.  silv.  1,  2,  260), 
unter  dem  Namen  Asteris  besungen  (Stat.  silv.  1,  2,  197;  Martial  pflegt 
sie  mit  Bezog  auf  ihren  wahren  Namen  Ianthis  zu  nennen;  7,  14,  5.  7, 
16,  1.  7,  60,  1.  12,  3,  12;  vgl.  6,  21,  1)  und  namentlich  den  Tod  ihrer 
Lieblingstaube  (Martlal.  1,  7.  7,  14).  Martial  nennt  ihn  disertus  (5,  69,  2), 
facundus  (12,  3,  11),  meus  (6,  11,  2.  6,  12,  7.  6,  47,  1.  9,  65.  12,  8,  10). 
Vgl.  noch  Mart.  9,  89.  Apoll.  Sidon.  carm.  9,  264.  Dölling,  der  Dichter 
Stella,  Plauen  1840. 

2.  Schol.  des  Valla  zu  luv.  1,  20  Turnus  hie  libertini  generis  ad 
honores  ambitione  provectus  est,  potens  in  aüla  Vespasianorum  Titi  et  Do- 
mitiani.  Mart.  11,  10  contulit  ad  saturas  ingentia  pectora  Turnus;  vgl.  7, 
97,  7  natn  me  düigit  ille  proximumque  Turni  nobüibus  legit  UbeUis,  Rutil. 
Namat.  l,  603  huius  vulnificis  satura  ludente  Camenis  nee  Turnus  potior  nee 
Iuvenalis  erit.  Ar.  Sidon.  carm.  9,  266.  Ltd.  magistr.  1,  41  (oben  §  28,  1). 
Schol.  luv.  1,  71  unde  ait  Turnus  in  satura  (folgen  zwei  verderbte  Hexa- 
meter auf  die  Giftmischerin  Lucusta  unter  Nero).  —  Die  80  Verse  (Indignatio 
in  poetas  Neronianorum  temporum)  welche  JLGBalzac  als  das  Werk  eines 
Dichters  der  neronischen  Zeit,  angeblich  aus  einer  alten  Handschrift,  heraus- 
gab, wurden  noch  bei  seinen  Lebzeiten  in  die  Sammlung  seiner  Gedichte, 
unter  der  Rubrik  'Ficta  pro  antiquis',  in  erweiterter  Fassung  (3,  194  der 
Ausg.  v.  1660)  aufgenommen.  Wernsdorf  legte  zuerst  dieselben  dem  Turnus 
bei.    LQuicHKRAT,  Me"langes  de  philologie  (Par.  1879),  259. 


§  823  Stella,  Turnus,  Spurinna  u.  a.     Sulpicia.  793 

3.  Schol.  des  Valla  zu  luv.  1,  20  Lucilium  dicit  .  .  vel,  ut  Probus 
exponü,  Turnum  (Anm.  2)  dicit  Scaevi  (Scaevae  Büchelbb)  Memoris  fra- 
gtet poetae  fratrem.  Mabt.  11,  9  (vom  J.  96)  auf  ein  Bild  desselben:  clarus 
fronde  Iovis  (Sieg  im  capitolinischen  Agon),  romani  fama  cothurni,  spirat 
ÄpelUa  redditus  arte  Memor;  ebd.  11,  10  contulit  etc.  (A.  2).  cur  non  ad 
Memoris  carmina?  frater  erat.  Daraus  wohl  Ap.  Sidoh.  9,  263  (non  Turnus, 
Memor).  Sechs  Anapäste  von  Scaevus  in  tragoedia  (Hecuba  oder  Troades) 
bei  Sebgiüb  GL.  4,  637,  17.  Der  Titel  Hercules  für  eine  Tragödie  von 
Memos  oder  Memmius  beruht  nur  auf  dem  Zeugnisse  des  Fulgentius  (expos. 
b.  ant  g.  v.  suppetias,  p.  663,  28  M.).  MHkbtz,  de  Scaevo  Memore  poeta 
tragico,  Bresl.  1869. 

4.  L.  Verginius  Rufus  aus  Mailand,  Cos.  J.  63  (unter  Nero),  J.  69 
(durch  Otho,  vgl.  CIL.  6,  6702  und  Herrn.  6,  127)  und  J.  97,  f  in  dem- 
selben J.  97  (EKlebs,  RhM.  44,  273)  83  Jahre  alt  (s.  Plin.  ep.  2,  1);  väter- 
licher Freund  des  jüngeren  Plinins,  der  ihn  ep.  6,  3,  6  unter  den  Verfassern 
von  Liebesgedichten  aufzählt  und  6,  10,  4.  9,  19,  1  das  Epigramm  an- 
führt welches  derselbe  sich  auf  sein  Grabmal  setzen  ließ.  Vgl.  PRE.  6, 
2666,  26.    Mommsem  in  HKeils  Plin.  p.  428. 

6.    Pliotus  ep.  3,  1   (vom  J.  101?)  beschreibt  die  Tagesordnung  des 
greisen  Vestricius  Spurinna,    zB.  (7)  se  cübiculo  ac  stilo  reddit.    scribit 
enim,  et  quidem  utraque  Ungua,  lyrica  doctissima.    mira  Ulis  dulcedo,  mira 
suavitas,  mira  hüaritas,  cuius  gratiam  cumulat  sanetitas  scribentis.    (10)  cui 
post  septfmum  et  septuagesimum  annum  (also  geboren  um  J.  24  n.  Chr.)  aurium, 
oculorum  vigor  integer.    Vgl.  ebd.  4,  27,  6  (gravissimus  senex).  2,  7,  1  heri 
a  senatu  Vestricio  Spurinnae  principe  auetore  triumpMlis  statua  decreta  est, 
wegen  seiner  Erfolge  gegen  die  Bructerer;  ebenso  seinem  Sohne  Cottius, 
quem  amisit  dbsens  (ebd.  2,  7,  3).    In  den  Kämpfen  des  J.  69  hatte  er  auf 
Othos   Seite   gestanden;    Tac.   hist.  2,  11.    18.    23.    36.    Plut.    Oth.   6—7. 
Consul   war   er  mindestens    zweimal,    zuletzt   wahrscheinlich   im   J.   100. 
Moioisen,  Herrn.  3,  39.    Schreiben  an  ihn  und  seine  Gattin  Cottia  Plin.  ep. 
3,  10;  an  ihn  ebd.  6,  17.  —  Von  ihm  veröffentlichte  CBarth  angeblich  aus 
einer  Merseburger  He.  (Incipit  Vesprucius  Spurinna  de  contemtu  seculi.  Ad 
Martium)  vier  Gedichte  in  horazischen  Maßen,  s.  dessen  Venatici  et  bueo- 
lici  latini  (Hannov.  1618)  p.  168  und  advers.  14,  6.    Abgedruckt  und  be- 
sprochen auch  bei  Wernsdorf,  PLM.   3,    326.   861.    4,   839    AL.   918—922 
PLM.  6,  408.    Dieselben  sind  aber  längst  als  Fälschungen  anerkannt:  letzter 
Verteidiger  CAMAxt,  Vestr.  Sp.  reliquiae  recog.  usw.,  Frankf.  1840  (und 
Bähbens   aO.);  s.    dagegen  FWOtto  und   LLbbsch,  ZfAW.   1842,  845.   873. 
Kasp.  Barth   ist  auch   sonst  als  Fälscher    bekannt:    CBubsiak,    ex  Hygini 
geneal.  excerpta,  Zur.   1868  p.  vn  und  §  233,  3.   342,  iE.    462,  6  und  die 
anderen  von  ihm  allein  veröffentlichten,  sehr  verdächtigen  Gedichte,  dar- 
unter eines   unter   dem    Namen  Patricius,   AL.  2,   p.  339—368  PLM.  6, 
411-426. 

6.  Mjlbt.  10,  36,  1  omnes  Sulpiciam  legant  etc.  haec  castos  docet  et 
pios  atnores  etc.  cuius  carmina  qui  bene  aestimarit  nullam  dixerit  esse 
tanetiorem,  nuttam  dixerit  esse  nequiorem.  10,  38,  1  o  molles  tibi  quindeeim, 
Caiene,  quos  cum  Sulpicia  tua  iugales  indulsit  deus  et  peiegit  annos!  Apoll. 


794  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

Sidon.  carm.  9,  262  quod  Sulpiciae  iocus  Thdliae  scripsU  blandÜoquum  suo 
Caleno.  Bruchstück  davon  (in  Senaren)  in  Vallas  Probus-Scholion  zu  luv. 
6,  637  unde  ait  Sulpicia  *si  me  Cadurcis  restüutis  fasciis  nudam  Caleno  con- 
cubantem  proferaV.  Außer  Senaren  enthielt  ihr  opusculum  auch  Phalaeceen 
und  Hinkiamben  (s.  Sulp.  sat.  6  u.  A.  7).  Auson.  28  (cento  nupt.),  4  p.  146  Seh. 
prurire  opusculum  Sulpiciae,  frontem  caperare.  Aus  Ausonius  kennt  auch 
Fulgentius  die  Sulpicia,  vgl.  myth.  praef.  p.  616  Sulpiciüae  Aueonianae 
loquacüas  und  ebd.  p.  598  SulpiciUae  procacüas,  s.  MHertz,  JJ.  109,  673. 

7.  In  starkem  Widerspruch  mit  dieser  (A.  6)  Charakteristik  der 
Dichterin  Sulpicia  steht  das  uns  erhaltene  Gedicht  iu  70  Hexametern, 
welches,  in  der  Form  eines  Zwiegesprächs  zwischen  jener  Sulpicia  (auch 
Calenus  —  s.  A.  6  —  ist  V.  62  genannt)  und  der  Muse,  eine  Klage  über 
die  Zeit  Domitians  und  am  Schluß  die  Prophezeiung  des  baldigen  Sturze« 
des  Tyrannen  enthält  und  früher  unbedenklich  der  Sulpicia  Caleni  zuge- 
schrieben wurde.  Allein  die  ungelenke  und  abgeschmackte  Ausdrucksweise, 
der  Mangel  an  individuellen  Zügen,  wie  sie  der  Zeitgenossin  zu  Gebote 
stehen  mußten,  die  Wunderlichkeiten  im  Versbau  und  Sprache  {polare  43, 
captivus  52)  zeigen  daß  das  Gedicht  erst  in  sehr  später  Zeit  und  nur  unter 
der  Maske  der  Sulpicia  verfaßt  ist.  Es  ist  wohl  die  Bearbeitung  eines 
Schulthema:  daher  die  Aufschrift  (s.  u.)  heroieum  Sulpiciae  Carmen,  queritur 
de  reip.  statu  et  temporibus  Domitiani  (der  gewöhnliche  Name  Sulpiciae 
satira  ist  hs.  nicht  beglaubigt);  daher  die  Betonung  der  metrischen  und 
sachlichen  Unterschiede  zwischen  dem  vorliegenden  und  den  echten  (poly- 
metrischen, scherzhaften,  s.  A.  6)  Gedichten  der  Sulpicia  (V.  1—9);  daher 
auch  das  Hervorheben  der  Vertreibung  der  Philosophen  durch  Domitian 
(V.  37  fll.).  Nachgeahmt  ist  besonders  Virgil  (v.  34  sogar  citiert)  und 
Horaz  (auch  Claudian?,  vgl.  V.  12  mit  Claud.  laus  Serenae  1).  —  Das  Ge- 
dicht wurde  im  J.  1493  im  Kloster  Bobbio  entdeckt.  Raph.  Volaterr. 
comment.  urb.  fol.  lvi  ed.  a.  1506:  Bobii  anno  1493  huiuscemodi  libri  reperti 
sunt:  Butüius  Namatianus  (§  454,  4),  heroieum  Sulpiciae  Carmen  lxx  (das 
Gedicht  zählt  70  Verse)  usw.  Aus  der  bobbischen  (jetzt  längst  verschollenen) 
Hs.  wurde  dasselbe  herausgegeben  Ven.  1498  (mit  lat.  Gedichten  von  Ita- 
lienern), und  es  trägt  hier  die  Oberschrift  Sulpitiae  carmina,  quae  fuit  Do- 
mitiani temporibus:  nuper  a  Oeorgio  Merula  AUxandrino  cum  aliis  opusculis 
reperta,  vgl.  im  Inhaltsverzeichnis  derselben  Ausgabe  Sulpitiae  carmina  lxx, 
quae  fuit  Domitiani  temporibus.  Nuper  G.  Merulae  opera  in  lucem  edita, 
dann  (wahrscheinlich  nach  derselben  Hb.,  aber  etwas  weniger  sorgfältig) 
von  ThUooletus  an  8.  Ausonius,  Parma  1499.  Gedruckt  zB.  in  Wernsdorfs 
PLM.  3,  83  (vgl.  p.  lz),  in  Bähbbhs  PLM.  5,  93,  an  der  Ausg.  des  Persias 
u.  Juvenal  v.  Jahn-Bücheler  (Berl.  1886)  p.  223.  Sonderausgaben  von 
CGSchwarz  u.  JGurlitt  (Hamb.  1819  11),  ChLSchlägeb  (Mitau  1846),  DCabutti 
(Turin  1872),  EBährbms,  de  Sulpiciae  quae  vocatur  satira,  Jena  1873  (da- 
selbst Text  p.  37—40).  Die  Meinung  von  JOGBoot,  de  Sulpiciae  quae 
fertur  satira,  Amst  1868  (Abhh.  d.  niederl.  Ak.),  welchem  Büchxlbr  aO.  p.  xrv 
beistimmt,  das  Gedicht  stamme  erst  aus  dem  fünfzehnten  Jahrhundert,  wider- 
legt sich  schon  aus  den  Nachrichten  über  den  Fund  zu  Bobbio  (s.  o.).  Vgl. 
noch  REllu,  Academy  1,  87;  journ.  of  philol.  5,  265.    Trüffel,  Jen.  L.-Z. 


§  323  Sulpicia.    §  324  Dichterlinge..  795 

1874,  223.     EPiccolomini,  riv.  di  filol.   2,  574.     EBahrknb,  JB.  1873,   223. 
PThomas,  rev.  de  Tinstr.  publ.  Belg.  24,  327. 

324*  Außer  diesen  nennt  besonders  Martialis  noch  eine 
Menge  Personen  aus  allen  Ständen  welche  in  ihren  Mußestunden 
Verse  machten  und  in  den  fast  zur  Landplage  gewordenen  Vor- 
lesungen dieselben  zu  hören  gaben,  teilweise  wohl  auch  sie  durch 
den  Buchhandel  veröffentlichten. 

1.  Vom  Öffentlichen  Leben  hatten  eich  viele  zurückgezogen,  wie  Ate- 
dius  Melior  (Stat.  büv.  2,  3,  64),  Marina  aus  Atina  (Mäht.  10,  92,  1),  Pollius 
Felix  ans  Puteoli  (Stat.  s.  2,  2,  112—141.  3,  praef.j.  Die  unverdächtigste 
Art  die  Muße  auszufallen  war  dann  das  Versemachen,  wie  Pollius  tat  (silv. 
3,  1,  67 ;  vgl.  facundus  ebd.  66  und  3,  praef.).  Literarische  Tätigkeit  konnte 
daher  als  eine  Form  des  Müßiggangs  erscheinen  (Mäht.  2,  7).  Welchen 
Umfang'  die  recitationes  gewonnen  hatten  zeigt  zB.  luv.  1,  1—14.  Mast. 
3,  44  f.  50.  10,  70,  10—12.  Das  Anhören  derselben  war  für  manchen  ein 
Nahrungszweig  (Mabt.  2,  14,  2.  2,  27).  Fbiedländeh,  SG.  3ö,  372.  —  Über 
die  Lokale  zur  Recitation  GBoissier,  rev.  de  phil.  4,  97.  Ober  das  in  Rom 
1875  entdeckte  sog.  auditorium  Maecenatis  s.  AMau,  bullett.  arch.  1875,  89. 

2.  Dichter  auf  verschiedenen  oder  unbekannten  Gebieten  sind  aus 
dieser  Zeit  Bassus  (nach  Mabt.  5,  53  Verfasser  von  Epen  und  Tragödien, 
aber  der  Name  ist  wohl  erdichtet);  Canins  Rufus  aus  Gades  (Mart.  1,  61,  9. 
3,  20.  3,  64,  6.  7,  69:  ob  dort  ein  Gedicht  Pantaenis  erwähnt  wird?  Hiebon. 
ep.  49  nennt  einen  Canins  a  Gadibus  Herculis,  poeta  facundiae  lenis  et  iucun- 
dae  als  Zeitgenossen  des  Livius  ?  Vgl.  §  19,  1) ;  Gn.  Octavius  Titinius  Capito 
(§  332,  2);  Carus  (gekrönt  im  albanischen  Agon,  Mabt.  9,  23  f.);  Collinus 
(§  319,  3);  Faustinus  (Mabt.  1, 25);  Flaccus  aus  Patavium  (§  317, 1 E.);  Manlius 
Vopiscas  (vir  eruditissimus  et  qui  praecipue  vindicat  a  situ  lüteras  iam  paene 
fugientes,  Stat.  silv.  1,  prooem. ,  vgl.  ebd.  1,  8,  1  facundi  Vopisci,  und 
v.  99 — 104  als  Verfasser  von  Satiren  und  anderem);  Novius  Vindex  (Kunst- 
kenner und  Dichter,  Stat.  silv.  4,  6,  22.  97;  vgl  Mabt.  9,  43  f.);  Domitians 
Kämmerer,  der  im  J.  97  ermordete  Parthenius  (träfe*,  Mabt.  9,  49,  3;  vgl. 
5,  6,  2.  12,  11,  2.  11,  1,  6);  Rufus  (Dichter  und  Redner,  nach  der  Grab- 
schrift bei  Mabt.  12,  52);  Septimius  Severns  (§  326,  9);  L.  Stertinius  Avitus, 
Cos.  92  (sublimi  pectore  vates,  Makt.  9,  1,  1;  vgl.  praef.);  L.  Valerius 
Pudens  (§  319,  3);  Varro  (Tragiker,  Elegiker  und  Lyriker,  Mabt.  5,  30); 
Atticufl  (??Mabt.  2,  7,  3  companis  helle  mimos). 

3.  Epische  Stoffe,  wie  die  Theseis  des  Codrus  (luv.  1,  2),  behandelten 
außer  Statius  auch  Iulius  Cerialis  (Mabt.  10,  48,  5.  11,  52  tuos  nobis  relegas 
licet  usgue  Gigantas,  rura  vel  aeterno  proxima  Vergilio).  Erdichtet  ist  der 
Name  des  Gaurus  (Mabt.  9,  50  bis  senis  grandia  libris  qui  scribis  Priami 
proelia).    Ist  damit  Statius  gemeint?  Fbibdländkb  zdSt.  und  §  322,  2E. 

4.  Elegiker  (außer  Stella) :  Voconius  Victor,  Verfasser  von  Elegien  auf 
seinen  Thestylus  in  der  Manier  der  Alexandriner  (doctos  .  .  libellos),  Mart. 
7,  29;  vgl.  8,  63;  Nerva  (§  330,  1);  Unicus,  Verwandter  des  Martial,  Ver- 
fasser von  Gedichten  in  der  Weise  des  Catull  und  Ovid  (Mabt.  12,  44). 


796  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

Ein  anderer  hei  Mart.  7,  46,  6.  Verfasser  von  Epigrammen  (außer  Martialis) 
Brutianus  (Mabt.  4,  23,  4)  und  Cerrinius  (Mart.  8,  18);  von  graeea  epi- 
grammata  und  iambi  Arrius  Antoninus  (Plin.  ep.  4,  3,  8;  vgl.  4,  18.  4,  27,  5 
gravissimus  senex.  6,  15),  Cos.  I  J.  69,  mütterlicherseits  Großvater  des 
Antoninus  Pius.  —  Quint.  8,  3,  19  risimus,  et  tnerito,  nuper  poetam  qui 
dixerut  fpraetextam  in  cista  mures  rosere  camillV ;  vgl.  9,  4,  90. 

5.  Verfasser  von  Tragödien  (Telephus,  Orestes  u.  dgl.  luv.  1,  5)  außer 
Scaevus  (§  323,  3),  Bassus  (§  318,  2),  Canius  Bufns  und  Varro  (A.  2),  viel- 
leicht Tucca  und  Ligurinus  mit  erdichteten  Namen  (Mabt.  3,  45),  sowie 
Paccius  (Alcithoe,  luv.  7,  12),  Faustus  (Thehais,  Tereus,  luv.  7,  12)  und 
Buhrenus  Lappa  (Atreus,  luv.  7,  72).  Vgl.  auch  §  340,  4.  (Mast.  10,  99 
si  romana  formt  haee  Socratis  ora,  fuissent  Iuiius  in  Satyris  qualia  Bufus 
habet  heißt  etwa:  Wenn  ein  solches  Sokrates-  (Silen)  Gesicht  für  ein  rö- 
misches gelten  würde,  dann  könnte  man  dafür  auch  die  Maske  ausgeben 
in  welcher  Iuiius  Bufus  als  Silen  auftritt).  Auf  neue  togatue  deutet  luv. 
1 ,  3.  Palliatae  schrieb  vielleicht  schon  in  dieser  Zeit  Bassulus  (§  332,  8). 
Mimographen  s.  §  285,  1.  Subt.  Domit.  10  occidit  et  Helvidium  filium, 
quasi  8cenico  exodio  sub  persona  Paridis  et  Oenones  äivortium  suum  cum 
uxore  taxasset  Über  die  Agaue  des  Statius  §  321,  IM.  Berühmte  Mimen 
(Schauspieler)  der  Zeit  sind  Latinus  (§  326,  5.  PBE.  4,  801)  und  sein  secun- 
darum  actor  Panniculus  (Mabt.  2,  72,  4.  3,  86,  3.  5,  61,  11),  sowie  Tettius 
Caballus  (Mabt.  1,  41,  17).  Auch  Iuiius  Ruf  üb?  b.  oben  Z.  9.  —  Schmutz- 
literatur. Mabt.  12,  43  faeundos  mihi  de  libidinosis  legisti  nitnium,  Sabelle, 
versus  usw. 

325.  Unter  den  prosaischen  Schriftstellern  der  Zeit  ragt 
M.  ITabius  Quintilianus  hervor  (ums  J.  35 — 95  n.  Chr.),  ge- 
bürtig aus  Calagurris  in  Spanien,  aber  in  Rom  gebildet  und  lange 
Zeit  ein  gefeierter  öffentlicher  Lehrer  der  Beredsamkeit,  zuletzt 
von  Domitian  mit  der  Erziehung  seiner  (Groß-)  Neffen  betraut 
und  zum  Gonsul  ernannt  Als  Schriftsteller  trat  er  erst  in  seinen 
späteren  Jahren  auf,  zuerst  mit  einer  Schrift  über  die  Ursachen 
des  Verfalls  der  Beredsamkeit,  dann  mit  den  erhaltenen  zwölf 
Büchern  über  die  gesamte  Bildung  zum  Redner  (Institutio  ora- 
toria),  worin  er  die  Summe  seiner  Lebensarbeit  zog.  Die  Be- 
handlung hält  sich  hier  in  der  Mitte  zwischen  den  populären 
Schriften  Giceros  und  den  rhetorischen  Fachwerken  und  erstrebt 
Vereinfachung  der  Technik:  sie  ruht  auf  reicher  Erfahrung  und 
bekundet  ebenso  Geschick  und  Geschmack  im  Vortrag  wie  Reife 
und  Milde  im  Urteil.  Besonders  wertvoll  ist  in  Buch  X  die 
Musterung  der  für  rednerische  Zwecke  förderlichen  Literatur. 
Selbst  ganz  in  seiner  Zeit  stehend  und  von  ihr  gefärbt  erkennt 
Quintilian  doch  deren  große  Mängel  und  sucht  sie  wenigstens 
in  der  Schreibweise  durch  Zurückgehen  auf  die  alten  Muster  zu 


§  325  Quintilianus.  797 

bessern.  Insbesondere  den  Cicero  stellt  er  allenthalben  als  Vor- 
bild hin.  —  Von  den  anter  Quintilians  Namen  gehenden  Schul- 
reden (declamationes)  gehören  weder  die  umfänglicheren  (19  Stücke) 
noch  die  kurzen  Skizzen  (145  an  Zahl)  ihm  an.  Doch  stammen 
wenigstens    die  letzteren  noch   aus   guter  Zeit   (2.  Jahrh.  ?). 

1.  Quintilian  war  geboren  zu  Calagurris  in  Spanien  (s.  u.  Hiebon.  u. 
Aüson.  prof.  Burd.  1,  7  asser at  usque  licet  Fabium  Calagurris  alumnum). 
Seine  Ausbildung  genoß  er  in  Born,  wo  sein  Vater  Rhetor  war  (9,  3,  73 
pater  mens  contra  eum  qui  etc.  Sen.  contr.  10,  praef.  2  quomodo  .  .  Quin- 
tilianus  senex  declamaverit,  und  10,  33,  19  circa  hunc  sensum  est  et  ille  a 
Quintüiano  dictus).  Vgl.  Quint.  10,  1,  24  nobis  pueris  insignes  pro  Voluseno 
Catulo  .  .  orationes  ferebantur.  Diese  wurden  noch  unter  Tiberius  (f  37) 
gehalten  (s.  §  276,  5  u.  8) ;  aber  im  Umlauf  und  gerühmt  waren  sie  auch 
noch  später.  6,  1,  14  nobis  adulescentibus  accusator  Cossutiani  Capitonis 
(J.  57)  etc.  10,  1,  86  quae  ex  Afro  Domitio  (t  69)  iuvenis  excepi.  5,  7,  7 
quem  (Domiidum  Afrum)  aduUscentülus  senem  colui  (vgl.  12,  11,  3.  Plin. 
ep.  2,  14,  10).  Vgl.  auch  Quint.  8,  3,  31  (s.  §  290,  6  E.).  Hienach  wird 
Quintilians  Geburt  J.  35 — 40  n.  Chr.  anzusetzen  sein.  Vgl.  noch  10,  3,  12 
lulium  Secundum  (§  315,  4),  aequalem  meum  atque  a  me  .  .  famüiariter 
amatum.  Auf  Quintilians  rednerische  Ausbildung  waren  die  oben  §  297 
Genannten  und  Nonianus  (§  291,  2)  als  Lehrer  und  Vorbilder  von  Einfluß. 
Außerdem  Palaemon  (§  282,  3).  Nach  vollendeter  Vorbereitung  kehrte  Q. 
als  Lehrer  der  Beredsamkeit  in  seine  Vaterstadt  zurück:  von  dort  nahm 
ihn  der  damalige  Statthalter  von  Hispania  Tarraconensis  Galba,  als  er  Kaiser 
wurde,  wieder  zurück  nach  Born :  Hiebon.  a.  Abr.  2084  =  68  n.  Chr.  M. 
Fdbius  Quintilianus  Bomam  a  Galba  perducitur.  Abr.  2104  =  88  n.  Chr. 
Quintüianus  ex  Hispania  Calagurritanus  primus  Bomae  publicam  scholam 
et  Solarium  e  fisco  accepit  (dazu  vgl  CIL.  2,  2892  Wilm.  2485)  et  claruit. 
Letzterer  Ansatz  ist  zu  spät  (Quintilian  ist  sicher  gemeint  bei  Subt.  Vesp.  18, 
oben  §311,  1)  und  entstanden  durch  Verwechslung  mit  der  Zeit  als  nach 
zwanzigjähriger  Lehrtätigkeit  (S.  798  Z.  6)  Quintilian  in  den  Ruhestand  trat. 

2.  Tätigkeit  als  Gerichtsredner.  Quint.  7,  2,  24  Naevi  Arpiniani  .  .  . 
äctionem,  et  quidem  solam  in  hoc  tempus,  emiseram,  quod  ipsum  me  fecisse 
ductum  iuvenali  cupiditate  gloriae  fateor.  nam  ceterae  quae  sub  nomine 
meo  feruntur  neglegentia  excipientium  in  quaestum  notariorum  corruptae  rot- 
nimam  partem  mei  habent.  4,  1,  19  ego  pro  regina  Berenice  (unter  Vespasian) 
apud  ipsam  causam  dixi.  9,  2,  73  equidem  et  in  personas  incidi  tales  et  in 
rem  quoque  quae  etc.  ream  tuebar  quae  sübiecisse  dicebatur  mariti  testa- 
mentum  etc.  (74)  ita  ergo  fuit  nobis  agendum  ut  iudices  illud  inteUegerent 
factum  etc.,  et  contigit  utrumque.  quod  non  inseruissem  .  .  nisi  probare  vo- 
luksem  in  foro  quoque  esse  his  figuris  locum.  4,  2,  86  me  certe  .  .  fecisse 
hoc  in  foro  .  .  scio.  7,  2,  5  fuerunt  tales  nostris  etiam  temporibus  contro- 
vertiae,  atque  aliquae  in  meum  quoque  patrocinium  inciderunt. 

8.  Lehrer  der  Beredsamkeit.  Vgl.  A.  1.  Mast.  2,  90,  1  Quint iliane, 
vagae  moderator  summe  iuventae,  gloria  romanae,  Quintüiane,  togae.  Plin. 
ep.  2,  14,  10  ita   certe  ex   Quintüiano,  praeceptore  meo,  audissc  memini. 


798  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Domiiianus). 

6,  6,  3  prope  cotidie  ad  audiendos  quos  tunc  ego  frequentäbam  Quintüianum, 
Niceten  Sacerdotcm  ventitabat.  Qdint.  3,  6,  68  frequenter  quidem,  sicut  omnes 
qui  me  secuti  sunt  meminisse  possunt,  testatus  etc.  Über  die  Richtung  seiner 
Tätigkeit  als  Lehrer  10,  1,  125  f.  (Warnung  vor  Senecas  Art).  1,  prooem.  1 
post  impelratam  studiis  meis  quietem,  quae  per  viginti  annos  erudiendis 
iuvenibus  impenderam.  2,  12,  12  quando  et  praecipiendi  munus  tarn  pridcm 
deprecati  sumus  et  in  foro  quoque  dicendi.  Nachträglich  aber  wurde  er 
Prinzenerzieher.  4,  prooem.  2  cum  mihi  Domitianus  Aug.  sororis  suae 
(Domitillae,  Suet.  Vesp.  3)  nepotum  delegaverit  cur  am;  vgl.  Sokt.  Dom.  15 
Flavium  dementem  patruelem  suum,  .  .  cuius  fUios  etiam  tum  parvulos  suc- 
cessores  palam  destinaverat  et  dbolito  prior e  nomine  alterum  Vespasianum 
appellari  iusserat,  alterum  Domitianum.  Auson.  gratiar.  act.  p.  23  Seh. 
Quintüianus  consularia  per  dementem  ornamenta  sortitus  (vgl.  luv.  7,  197 
8i  fortuna  völet  fies  de  rhetore  consul).  Auch  zu  Wohlstand  scheint  "Q.  durch 
seine  Lehrtätigkeit  gelangt  zu  sein;  luv.  7,  186  unde  tot  Quintilianus  habet 
saltus?  was  als  seltenes  Glück  hingestellt  wird.  Quintilian  heiratete  spat 
(um  J.  81?)  eine  junge  Frau,  welche  ihm  zwei  Söhne  schenkte:  aber  Frau 
und  Kinder  starben  vor  ihm,  die  Frau  zuerst  im  19.  Lebensjahre  (um 
J.  87?),  kurz  darauf  der  jüngere  fünfjährige  Sohn,  zuletzt  der  ältere  9  Jahre 
alt  (um  J.  91?):  s.  die  rührende  Klage,  6  prooem.  Den  Quintilian  selbst 
setzt  der  jüngere  Plinius  in  seinen  Erwähnungen  (s.  oben,  um  J.  100?)  als 
gestorben  voraus.  Der  gleichnamige  an  welchen  Plin.  ep.  6,  32  schreibt 
ist  nicht  der  Rhetor.  —  HDodwell,  annales  Quintilianei,  Oxon.  1698  (auch 
in  Burmans  Ausg.  p.  1117).  EHcmmbl,  Quint.  vita,  Gott.  1843.  LDbiesen, 
de  Q.  vita,  Cleve  1845.  Vgl.  auch  FMüllbb,  quaest.  Quint.,  Halle  1840. 
MBratsanos,  n£Ql  zfjg  nocQoc  Ko'CvtvXiava  naidaywyi'Krjg  (Lpz.  Dias.),  Athen 
1879.    ThFrombmt,  ann.  de  Bordeaux  2,  224.    4,  1. 

4.  luv.  6,  75  nennt  den  Q.  als  Beispiel  eines  gesetzten,  ernsthaften 
Mannes  und  als  Gegenfüßler  eines  Komödianten.  Die  erhaltene  Schrift 
zeigt  ihn  als  eine  milde,  humane  (vgl.  1,  3,  13  fi.  2,  4,  10  ff.)  Persönlichkeit, 
kritischem  Wesen  abhold  (10,  1,  26;  Tgl.  56  f.  80)  und  zum  Anerkennen 
geneigt  (10,  1,  40  f.),  ehrenhaft  (vgl.  12,  7,  3)  und  gemütlich  (vgl.  6,  2,  36), 
wie  auch  die  Tiefe  seines  Schmerzes  über  sein  häusliches  Unglück  beweist; 
s.  A.  1  g£.  Die  Huldigungen  die  er  4,  prooem.  3—5  (vgl.  §  319,  2  E.)  und 
10,  1,  91  f.  (vgl.  §  319,  1)  dem  Domitian  darbringt  sind  zwar  sehr  wahr- 
heitswidrig (zB.  10,  1,  92  nunc  ceterarum  fulgore  virtutum  laus  ista  —  als 
Dichter  —  praestringitur)  und  dick  aufgetragen  (4,  prooem.  5  mihi  .  . 
poterit  ignosci  si  .  .  nunc  omnes  im  auxüium  deos  ipsumque  in  primis  quo 
neque  praesentius  aliud  nee  studiis  magis  propitium  numen  est  invocem 
ut  .  .  tantum  ingenii  adspiret  etc.),  erklären  sich  aber  durch  die  Dank- 
barkeit für  das  unmittelbar  zuvor  ihm  bewiesene  Vertrauen  (s.  A.  3)  und 
den  damaligen  offiziellen  Stil.  Lob  des  Cato  Uticensis  12,  7,  4;  vgl.  auch 
§  277,  1. 

5.  Frühere  Schriften  2,  4,  42  an  ab  ipso  (Demetrio  Phal.)  id  genus 
exercitationis  sit  inventum,  ut  alio  quoque  libro  sum  confessus,  parum  com- 
peri.  5,  12,  23  haec  et  in  alio  nöbis  traetata  sunt  opere  etc.  8,  3,  58  de 
hac  parte  (nccno^rjlov)  et  in  alio  nöbis  opere  plenius  dictum  est  etc.   Genauer 


§  325  Quintilianus.  799 

ebd.  6,  prooem.  3  librum  quem  de  causis  corruptae  eloqueniiae  emisi.  8,  6,  76 
eundem  loewn  plenius  in  eo  libro  quo  causa»  corruptae  eloqueniiae  reddebamus 
tractavimus.  Diese  Schrift  war  einige  Jahre  vor  der  Inst.  orat.  veröffent- 
licht: während  er  an  derselben  arbeitete  starb  ihm  (nm  J.  88)  der  jüngere 
Sohn,  a.  6,  prooem.  3  (s.  A.  3  gE.).  Im  Unterschiede  von  dem  (früher 
erschienenen,  §  334,  2)  dialogas  des  Tacitas  waren  darin  wohl  mehr  die 
stilistischen  als  die  politischen  nnd  kulturgeschichtlichen  Seiten  der  Frage 
erörtert:  namentlich  trat  darin  Quintilian  der  modischen  Schreibart  der  Zeit 
und  den  Einflüssen  Senecas  entgegen.  Auf  diese  Schrift  weist  auch  Quint. 
10,  1,  125  hin  (vgl.  §  288,  1) :  quod  accidit  mihi  dum  eorruptum  et  omnibus 
vitiis  fracium  dicendi  genus  (Senecae)  revocare  ad  severiora  iudtcia  contendo. 
Vermutungen  über  das  Verhältnis  des  Tacitus  (welchen  man  sich  gern, 
wie  den  jüngeren  Plinius  [s.  S.  798  Z.  1.  2],  als  Schüler  des  Quintilian 
denkt)  und  Quintilian  und  ihrer  Schriften:  EWölpflin,  JB.  1874/75  1,  763. 
ARbutbh,  de  Quint.  libro  de  causs.  corr.  eloq.,  Gott.  1887.  ThVoqel,  JJ. 
Suppl.  12,  254.  LKlbibeb  (§  334,  7).  EGrünwald,  quae  ratio  intercedere 
videatar  inter  Quint.  inst,  et  Tac.  dial.,  Berl.  1883,  41.  Vgl.  §  334,  1.  — 
Wider  Quintilians  Willen  veröffentlicht  wurden  nachgeschriebene  Reden 
(s.  A.  2)  nnd  Lehrvorträge  von  ihm.  Vgl.  S.  803  M.,  ebd.  auch  über  Quin- 
tilians Declamationen. 

6.  Die  institutio  oratoria.  Vorwort  an  seinen  Verleger  Trypho: 
efßagitasti  .  .  ut  libros  quos  ad  Marcellum  meum  de  institutione  oratoria 
scripseram  iam  emittere  inciperem.  nam  ipse  eos  nondutn  opinabar  satis 
maturuisse,  qudbus  componendis  .  .  paulo  plus  quam  biennium  tot  älioqui 
negotüs  districtus  (als  Prinzenerzieher,  A.  3)  impendi,  welche  Zeit  größten- 
teils die  Sammlung  des  Stoffes  in  Anspruch  genommen  habe.  Er  hätte 
gern  das  Werk  in  Muße  überarbeitet,  wolle  es  aber  jetzt  doch  nicht  länger 
zurückhalten.  Gewidmet  ist  (vgl.  1,  prooem.  6.  4,  pr.  1.  6,  pr.  1.  12,  11,  31) 
das  Werk  dem  Vitorius  Marcellus  (cum  amicissimus  nobis  tum  eximio  litte- 
ramm  amore  flagrans,  1,  pr.  6),  dessen  Sohn  Geta  Talent  verriet:  Qüint.  1, 
pr.  6  erudiendo  Oetae  tuo.  Stat.  silv.  4,  4,  72  parvoque  exempla  parabis 
magna  Getae.  Derselbe  erscheint  in  den  Arvalakten  der  Jahre  118 — 120 
n.  Chr.  (CIL.  6,  2078—81)  als  C.  Vitorius  Hosidius  Geta.  Mohmsen,  Herrn. 
13,  429.  Über  den  Vater  Vitorius  Marcellus  s.  §  326,  8.  Zugleich  hatte 
der  Verfasser  dabei  ursprünglich  seinen  eigenen  älteren  Sohn  im  Auge 
(6,  pr.  1).  Überhaupt  aber  hat  er  sein  Werk  bestimmt  nicht  für  pueri 
(8,  6, 13),  sondern  für  boni  und  Studiosi  iuvenes  (3,  6,  64.  6,  pr.  1.  12,  11,  31; 
vgl.  5,  10,  96.  7,  3,  30.  11,  1,  5.  65).  Verfaßt  wurde  das  Werk,  nachdem 
J.  88—89  Quintilian  in  Ruhestand  getreten  war  (A.  1  E.  und  S.  798  Z.  6), 
die  Niederschrift  nahm  etwas  mehr  als  zwei  Jahre  in  Anspruch  (s.  o.), 
also  etwa  J.  89 — 91.  Nach  der  Vollendung  hielt  der  Verfasser  sein  Werk 
noch  zurück  (praef.  2  .  .  dabam  libris  otium  ut  refrigerato  inventionis  amore 
düigentiu8  repetitos  tamquam  Uctor  perpenderem)  gab  es  aber  dann,  gedrängt 
von  seinen  Freunden,  früher  als  er  anfanglich  beabsichtigt,  heraus  (J.  92 
— 94?).  Die  drei  ersten  Bücher  waren  schon  vollendet  als  dem  Q.  die 
cura  über  die  Söhne  des  zu  Anfang  des  J.  96  durch  Domitian  getöteten 
T.  Flavins  Clemens  übertragen  wurde  (A.  3).    Vgl  Reuter  (A.  6)  52. 

7.  Plan  und  Ausführung.     1,  prooem.  6  ego  . .  non  aliter  quam  si  mihi 


800  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

tradatur  educandus  orator  studia  eius  formare  ab  infantia  ineipiam.  21  Über 
pritnus  ea  quae  sunt  ante  officium  rhetoris  (also  Aufgabe  des  grammaticus) 
continebü.  secundo  prima  apud  rhetorem  elementa  et  quae  de  ipsa  rJietorices 
substantia  quaeruntur  tractäbimus.  (22)  quinque  deinceps  (III— VII)  inventioni, 
nam  huic  et  dispositio  sübiungitur ,  quatluor  (VIII— XI)  elocutioni,  in  cuius 
partem  memoria  ac  pronuntiatio  veniunt,  däbuntur.  unus  (XII)  accedet  in 
quo  nobis  orator  ipse  informandus  est,  übi  qui  mores  eius,  quae  in  suscipiendis, 
discendis,  agendis  causis  ratio,  quod  eloquentiae  genus,  quis  agendi  debeat 
esse  finis,  quae  post  finem  studia  .  .  disseremus.  (25)  nos  .  .  quidquid  utile 
ad  instituendum  oratorem  putabamus  in  hos  XII  libros  contulimus,  breviter 
omnia  demonstraturi.  Quintilian  wendet  sich  wiederholt  gegen  die  affectata 
subtilitas  der  gewöhnlichen  rhetorischen  Lehrbücher  (1,  prooem.  24.  3,  11, 
21;  vgl.  2,  15,  37)  und  ihre  unpraktische  Pedanterie  (5,  13,  59.  5,  14,27—32). 
Seine  eigene  Lehre  gründet  sich  auf  persönliche  Erfahrung  (6,  2,  25)  und 
das  Beispiel  der  bedeutendsten  Redner  (5,  13,  60).  Auswahl  des  Erprob- 
testen. 3,  1,  5  Ate  Über  .  .  pleraque  non  inventa  per  me,  sed  ab  aliis  tradita 
continebü.  (22)  neque  me  cuiusquam  seetae  velut  quadam  superstitione  im- 
butus  addixi.  3,  4,  12  nobis  et  tutissimum  est  auetores  plurimos  sequi  et  ita 
videtur  ratio  dietare.  2,  8,  6  libera  vel  contra  reeeptas  persuasiones  rationem 
sequenti  sententia  est  6,  2,  25  quodsi  tradita  mihi  sequi  praeeepta  sufficeret, 
satisfeceram  huic  parti;  .  .  sed  eruere  in  animo  est  quae  latent,  .  .  quae 
quidem  non  aliquo  tradente,  sed  experimento  meo  ac  natura  ipsa  duce  aeeepi. 
Sittliche  Grundlage  der  Beredsamkeit:  1,  prooem.  9  ff.  2,  2.  2,  15,  1.  32  ff. 
2,  16,  11.  2,  20,  4.  8.  12,  1,  1;  daher  auch  12,  7,  7  non  convenit  oratori 
iniusta  tueri  scientem;  vgl.  5,  7,  32.  Etwas  lockerer  2,  17,  27  f.  36;  vgl. 
6,  2,  5.  24.  Er  tritt  dem  herrschenden  Zeitgeschmack  entgegen  (oben 
S.  663),  und  geht  zurück  auf  die  Natur  (2,  5,  11  f.;  vgl.  10,  7,  15  pectus  est 
quod  disertos  facit  tt  vis  mentis)  und  die  veteres  (2,  5,  22  f.  6,  12,  20.  8, 
prooem.  24  ff.  8,  5,  34.  10,  1,  43  f.),  namentlich  Cicero,  der  immer  mit 
höchster  Achtung  genannt  und  selbst  in  seinen  Schwachen  verteidigt  wird 
(vgl.  11,  1,  17-21.  23  ff.  12,  1,  16  f.  8,  3,  61);  auf  ihn  gründet  sich  die 
Darlegung  hauptsachlich  und  weicht  nur  ungern  von  ihm  ab  (zB.  4,  2,  64. 
5,  11,  2.  7,  3,  8.  9,  4,  2.  16.  66  f.  11,  3,  123).  6,  3,  3  schreibt  er  sich 
amor  immodicus  praeeipui  in  eloquentia  viri  zu  und  ruft  10,  1,  112  aus: 
hunc  spectemus,  hoc  propositum  nobis  sit  exemplum,  üle  se  profecisse  sciat  cni 
Cicero  vdlde  placebit.  Die  theoretische  Ausführung  ist  überall  gewürzt  durch 
Beispiele  aus  den  Rednern  der  klassischen  Zeit.  In  diesen  ist  Q.  besonders 
zu  Hause,  wogegen  die  vorciceronischen  Prosaiker  (wie  Cato)  unberück- 
sichtigt bleiben,  wohl  weil  sie  für  den  Stil  nicht  mustergültig  sind. 

8.  Quintilian 8  Quellen  sind,  außer  verschiedenen  rhetorischen  noo- 
yvnvdojxccrcc,  besonders  Dionysios  von  Halikarnass,  Caecilius  von  Kaie  Akte, 
auch  Chrysippos  ksqI  naldwv  ayooyrjg;  von  Römern  ganz  vorzugsweise  Cicero 
(A.  7),  dann  Cornificius  ad  Herenn.  (§  162),  Rutilius  (§  270),  Celsns  (§  280), 
vielleicht  Cornutus  (§  299,  2),  endlich  für  die  Accentlehre  und  das  Gramma- 
tische wahrscheinlich  sein  Lehrer  Remmius  Palaemon  (J  282,  3).  J  DD  Claus  pen, 
JJ.  Snppl.  6,  339.  CvMoRAWsKr,  quaestt.  Quint.,  Berl.  1874.  PTeichbrt,  de 
fontt.  Q.i  rhett.  (bes.  über  Aristotel.  u.  auet.  ad  Herenn.),  Königsb.  1884. 
ThBibt,  RhM.  84,  24.  HBabucke,  de  Q.i  doctrina  et  studiis,  Königsb.  186C. 


§  325  Quintilianus.  801 

GSteffeh,  de  canone  q.  d.  Aristoph.  et  Aristarchi  (Lps.  1876),  27.  Be- 
nutzung der  Hebdomaden  Yarros  in  B.  X?  LMerckmn,  de  Varr.  hebdom., 
Dorp.  1867,  11.  Die  Darstellung  ist  nicht  selten  rhetorisch  belebt;  vgl.  3, 
1,  3  admiscere  temptavimus  aliquid  nitoris,  .  .  ut  hoc  ipso  alliceremus  magis 
iuventutem.  Häufigkeit  von  Bildern  und  Vergleichungen  besonders  aus  dem 
Gebiete  der  Natur  und  der  Landwirtschaft  (1,  2,  14.  2,  6,  7.  2,  10,  6.  2, 
16,  13  f.  12,  10,  76;  vgl.  2,  19,  2.  8,  6,  26.  10,  3,  2.  10,  7,  28.  12,  1,  7. 
12,  10,  19),  aber  auch  aus  anderen  Kreisen  menschlicher  Tätigkeit  (4,  5,  5. 
14.  22.  5,  10,  21.  9,  4,  113.  129.  10,  3,  6.  10,  7,  23.  12,  2,  11.  12,  8,  10. 
12,  9,  2 f.).  Die  Sprache  strebt  grundsätzlich  nach  klassischer  Haltung, 
kann  sich  aber  dem  Einflüsse  der  Zeit  nicht  ganz  entziehen.  EBonnkll, 
de  grammatica  Quint.  in  Spaldings  Ausg.  6,  p.  xxi,  und  dessen  Lezicon 
Quintilianeum  (ebd.  Bd.  6).  RTörnebladh,  de  elocutione  Q.,  Upsala  1858; 
de  usu  particularum  ap.  Q. ,  Holm  1861.  Voigtland,  de  brevitate  Q., 
Schleusingen  1846.  ChHauser,  de  Q.  praeceptis  et  usu  nomina  graeca 
declinandi,  Saaz  1875.  FRitschl,  Grammatisches  bei  Q.,  op.  3,  709.  JStändkr 
(A.  9E.)  p.  14  (de  Q.  grammatico).  FBüttner,  de  Q.  grainmatico  I  (de 
accentu  et  de  nominum  verborumque  declin.  praecepta),  Halle  1877. 
FBecher,  quaestt.  gramm.  (über  Präpp.  und  Pronomm.)  et  critt.  ad  libr.  X 
Quint.,  Ilfeld  1879;  Phil.  39,  181.  EGünthkr,  de  coniunctt.  causal.  ap.  Q. 
usu,  Halle  1881.  DWollner  §  181,  1  gE.  AMarty,  de  Quintilianeo  usu  et 
copia  verborum  cum  Ciceronianis  comparatis,  Glaronae  1887. 

9.  Von  den  Handschriften  der  Inst.  or.  ist  die  wichtigste  der  Am- 

brosianus  E  153  sup.  s.  XI  von  mehreren  Händen  und  zwar  in  den  späteren 

Büchern  (9,  4,  135—12,  11,  22  fehlen  darin)  viel  nachlässiger  geschrieben 

als  in   den  vier  ersten.     Zur  Ergänzung  seiner  Lücken  und  Verbesserung 

seiner  Fehler  dient  eine  ältere  Klasse,  welche  durch  Ausfall  verschiedener 

Blätterlagen  etwa  um  */7  verkürzt  ist  und  besonders  durch  den  Bern.  351 

s.  X  und  den  Paris.  18527  (Nostradamensis)  s.  X  (über  ihn  EChatelain  et 

JLkCoultre,  Quintilien,  collation  d'un  manuscrit,  Paris  1875)  vertreten  wird. 

Aus  dem  Bern,  ist  der  Bamberg.  M.  4,  14  s.  X  abgeschrieben,    zugleich 

hat  aber  eine  spätere  Hand  aus  einer  vollständigen  mit  dem  Ambros.  nahe 

verwandten   Hs.    (vgl.    Halm,   RhM.   23,  218)   das    ursprünglich    Fehlende 

ergänzt.    Außer  dem  Ambros.  sind  die  vollständigen  Hss.  jung  (s.  XV)  und 

stark  verderbt  (zB.  Monac.  23473  und  Argentorat.  Obrechtii).    öfters  bieten 

auch   die   Auszüge   im   Paris.  7630   und  Iulius  Victor  (§  427,  7)  Abhilfe. 

CHalm,  d.  Textesquellen  d.  Rhet.   d.  Q.,  Münch.  SBer.   1866,  493;    RhM. 

22,  38;  vor  s.  Ausg.  p.  v,  und  Münch.   SBer.  1869   2,  1.     AReifperscheid, 

die  Quintilianhs.  des  Poggio,  RhM.  23,  143.     RSabbadini,  studj  di  Gasp. 

Barzizza  su  Quint.,  Livorno  1886.    HBlass,  RhM.  30,  458.    FLEnderlrin,  de 

Bamberg,  cod.  Quint.,  Schweinfurt  1842—65  V.    FBahlmann,  quaestt.  Quint. 

(de  Ambros.),  Berl.  1859.    JStänder,  quaestt.  Quint.  (Bonn  1865)  p.  5—13 

(de  Ambr.  I   et   Bamberg,    codd.).     Über   die  französischen   Quintilianhss. 

ChPikbville,   de  Qnintil.  codicibus  usw.,  Bajeux  1874;  über  diejenigen  zu 

Montpellier  M Bonnet,  rev.  de  phil.  11,  89;  über  die  spanischen  Hss.  ChFikr- 

ville,  archives  des  missions  scientif.    3  se*r.  6  (1878),  85;  ders.,  fitienne  de 

Ronen  (s.  XII),  auteur  du  premier  abre'ge'  connu  de  Quintilien,  Bull,  de  la  soc. 

des  antiq.  de  Normandie  8,421.  JYoung,  a  mscr.  of  Quint.,  Athenaeum  nr.  3184. 

TaumL-SoHWABB,  Rom.  Lit.-Getoh.    5.  Aufl.  51 


802  Die  Eaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

10.  Ansgaben  zB.  cum  nott.  varr.,  Leid.  1658;  von  EGibson  Ox.  1693 
u.  sonst.  UObrecht,  Straßb.  1698  II.  PBurman,  Leid.  1720  IL  ClCappe- 
ronnier,  Par.  1725.  JMGesner,  Gott.  1738.  Ad  codd.  fidem  rec.  et  annot. 
expl.  GLSpalding,  Lps.  1798—1816  IV,  dazu  Vol.  V  von  CGZumpt,  1829, 
und  VI  (Lexicon  Q.  et  indices)  von  E Bonne ll,  1834.  Notas  critt.  adiecit 
AGGernhard,  Lps.  1830  II.  Rec.  CGZumpt,  Lps.  1831.  Ad  codd.  rec.  et 
illustr.  HMbybr,  Lpz.  1833,  Vol.  I.  Ad  fidem  codd.  rec.  EBonnell,  Lps. 
1854  II.  Hauptausgabe:  rec.  CHalm,  Lps.  1868  f.  II.  ed.  F Meiste b,  Prag 
1886.  87  II.  —  Übersetzung  von  Bosslek  u.  Baur,  Stuttg.  1863.  B.  10 
übers,  v.  H Bender,  Stuttg.  1874.  —  Ausgaben  des  B.  X  von  CHFbotschkr, 
Lps.  1826,  CGHrrzoo,  Lpz.8  1833,  FWAugusti  (=  Schneide win),  Heimst. 
1831,  GAHerbst,  Lpz.  1834,  EBonnell  u.  FMeister,  Berl.6  1882,  EAlbkrti, 
Lpz.  1858,  GTAKrüger  u.  G Krüger,  Lpz.8  1888.  CHalm,  Lps.  1869, 
FMeistkr,  Prag  1887.     SDosson,  Par.  1884.    JAHild,  Par.  1885. 

Zur  Kritik  u.  Erklärung.  RReoii  ducenta  probleinata,  Ven.  1492. 
Quaestt.  Quintilianeae  von  FMüller  (A.  3E.),  FBahlmann  (A.  9),  FMeistkr 
(Liegn.  1860.  Bresl.  1865;  s.  auch  dessen  Jahresberichte  über  Q.  im  PhiL  18, 
487.  34,  740.  35,  534.  685.  38,  160.  42,  141),  ETörnebladh  (Calmar  1860), 
JStändrr  (A.  9E.),  OMobawski  (A.  8).  Madviq,  op.  2,  362;  Phil.  2,  137; 
adv.  2,  535.  Haupt,  op.  3,  453  u.  sonst.  JDDClaussen  ,  JJ.  Suppl.  Bd. 
6,  319.  GFaber,  krit.  Beitr.  zu  Q.  B.  1  u.  2,  Aschaffenb.  1875.  GAndresen, 
BhM.  30,  506  (zu  B.  1).  MCGertz,  emendatt.  Quint.  (bes.  zu  B.  6—12).  in 
d.  opuscula  ad  Madvigium  (Kopenh.  1876)  92.  MKidbrlin,  Beitr.  z.  Krii 
u.  Erkl.  von  Q.,  Augsb.  1877;  JJ.  131,  113.  133,  200.  137,  489;  BlfbayrGW. 
22,  1.  199.  349.  24,  83;  Herrn.  23,  161;  ZföG.  89,  385;  ZfGW.  42,  Jahres- 
ber.  62.  FBecher,  Herrn.  22,  137;  JB.  1887  2,  1.  —  Zu  Buch  10  adnott. 
critt.  von  FOsann,  Gießen  1841—68  VI.  JJeep,  de  locis  al.,  Wolfenb.  1863. 
LMkrcklin,  RhM.  19,  1.  GAndresen,  RhM.  30,  519;  acta  soc.  Lips.  phil. 
4,  861.     FSchöll,  RhM.  84,  84.     FBecheb,  s.  A.  8  E. 

11.  Unter  dem  Namen  Quintilians  gehen  zwei  Sammlungen  von  De- 
clamationen,  die  eine  aus  19  größeren,  die  andere  aus  145  kleineren 
bestehend :  die  letztere  ist  (nach  Ausweis  der  Numerierung  der  Stücke)  der 
zweite  Teil  einer  Sammlung  welche  einst  388  Stücke  enthielt.  Vgl.  Trebell. 
Poll.  XXX  tyr.  4,  2  fuit  autcm  (Postumus  iunior)  .  .  .  ita  in  declamationibus 
disertus  ut  eins  controversiae  Quintiliano  dicantur  insertae,  quem  declama- 
torem  Romani  generis  acutissimum  vel  unius  capitis  lectio  prima  statim  fronte 
demonstrat.  Es  war  also  im  3.  Jahrhundert  unter  dem  Namen  'Quintilianus' 
eine  Sammlung  von  Declamationen  im  Umlauf  welche  anerkanntermaßen 
Schulreden  auch  anderer  Verfasser  enthielt.  Dieselbe  meint  auch  Auson. 
proff.  Burd.  2,  15  p.  66  Seh.  seu  libeat  fietas  ludorum  evolvere  lües,  andpitem 
palmam  Quintilianus  habet,  und  Hieronymus  spricht  in  Esaiam  8,  praef.  von 
Quintilians  coneinnae  declamationcs.  Aus  den  erhaltenen  (größeren)  Decla- 
mationen führen  Stellen  an  Serv.  Aen.  3,  661  (Quintilianus  dixit)  Hierony- 
mus (de  cer.  pasch.  11,  2  p.  210.  quaest.  hebr.  in  Gen.  3,  1  p.  802),  Pompeius 
(GL.  5,  186),  Ennodius,  Isidorus;  aus  nicht  mehr  erhaltenen  ebenfalls  Hiero- 
nymus (quaestt.  hebr.  in  Gen.  3,  1  p.  353),  dann  Lactantius  (1,  21.  5,  7. 
6,  23).    Quintilian,  welcher  in  der  instit.  orat.  seine  frühere  Schriftstellerei 


§  325  Qnintilianus  (Declamationen).  803 

öfters  erwähnt  (A.  6),  gedenkt  nirgends  veröffentlichter  declamationes,  doch 
brachte  es  natürlich  sein  Beruf  mit  sich  daß  er  solche  hielt  (vgl.  11, 
2,  39  .  .  .  8t  quando  interventus  cäiquorum  qui  hunc  honorem  mererentar 
iterare  declamationis  partem  [me]  coegisset.  nee  est  mendacio  locus  salvis 
qui  interfuerunt.-  luv.  6t  280  die,  Quintiliane,  colorem)  und  daß  er  in  seinem 
Unterricht  die  verschiedenartigsten  Aufgaben  disponierte  und  besprach. 

Aber  gegen  Quintilian  als  den  Verfasser  der  vorliegenden  Samm- 
lungen erheben  sich  die  triftigsten  Zweifel.  Zunächst  können  die  19 
größeren  Declamationen,  unter  denen  sich  selbst  wieder  verschiedene 
Gruppen  unterscheiden  lassen  (Rittkb  aO.),  nach  Inhalt,  Sprache  usw. 
Quintilian  nicht  zugesprochen  werden  und  sind  (wenigstens  die  Mehrzahl) 
beträchtlich  später  als  dieser  anzusetzen.  Dagegen  die  145  kleineren  De- 
clamationen wollten  PAerodius  (A.  12)  und  neuerdings  Ritter  aO.  dem  Quin- 
tilian zuschreiben.  Es  sind  dies  bald  ausgeführtere  bald  knappere  Skizzen, 
häufig  auch  mit  theoretischen  Winken  versehen  und  nach  Sprache  und  Inhalt 
noch  guter  Zeit  (1—2.  Jahrh.)  angehörig,  und  aus  Unterricht  und  Schule 
Btammend.  _  Man  könnte  daran  denken  daß  ebenso  wie  Gerichtsreden  Q.s 
wider  den  Willen  des  Verfassers  herausgegeben  wurden  (s.  A.  2),  in  der- 
selben Weise  die  Sammlung  von  Schulreden ,  von  welcher  wir  nur  etwa 
das  letzte  Drittel  übrig  haben,  veröffentlicht  worden  sei:  Ritter  aO.  will 
darauf  beziehen  die  inst.  orat.  1,  prooem.  7  an  zweiter  Stelle  genannte 
Veröffentlichung:  duo  iam  sub  nomine  meo  libri  ferebantur  artis  rhetoricae 
neque  editi  a  me  neque  in  hoc  comparati.  namque  alterum  sermonem  per 
biduum  habitum  pueri  quibus  id  praestdbatur  exceperant,  alterum  pluribus 
sane  diebus  quantum  notando  consequi  potuerant  intereeptum  boni  iuvenes, 
sed  nimium  amantes  mei,  temer ario  editionis  honorc  vulgaverant  (vgl.  auch 
3,  6,  68  in  ipsis  etiam  Ulis  sermonibus  [über  Rhetorik]  me  nolente  vulgatis). 
Aber  eine  solche  Sammlung  von  Schulthemen  läßt  sich  nicht  ah  ars  rhe- 
torica  bezeichnen  und  noch  weniger  konnte  dies  sehr  umfängliche  Werk 
von  den  Schülern  pluribus  sane  diebus  (als  Gegensatz  eines  biduum)  schrift- 
lich aufgezeichnet  werden  (FMeisteb,  phil.  Anz.  16,  126).  Auch  dürfte  man 
erwarten  wenn  von  Quintilian  eine  solche  Aufgabensammlung  wäre  ver- 
öffentlicht worden,  daß  er  in  der  inst,  or.,  statt  nur  Themen  und  Behand- 
lung anderer  Rhetoren  anzuführen,  auch  auf  diese  seine  Arbeit  citierend 
hingewiesen  hätte.  Endlich  widerspricht  die  Art  der  Themen  oft  den  aus  der 
inst.  orat.  uns  bekannten  Grundsätzen  Quintilians.  Somit  spricht  für  die 
Verfasserschaft  Quintilians  auch  bezüglich  der  kleineren  Declamationen 
nur  die  hs.  Oberlieferung  und  auch  diese  ist  nicht  unanfechtbar:  nur  die 
Hg.  des  Campanus  (A.  12  »  der  Hs.  des  Ugoletus?  Ritter,  Ausg.  p.  xiv) 
scheint  den  Namen  des  Quintilian  gehabt  zu  haben,  in  den  erhaltenen  Hss. 
fehlt  derselbe  (doch  vgl.  oben  A.  11  Z.  16).  Aber  stünde  auch  die  hs.  Zu- 
teilung an  Quintilian  so  fest  wie  bei  den  größeren  Declamationen,  für  die 
Verfasserschaft  des  Q.  kann  sie  allein  dort  so  wenig  wie  hier  beweisen. 
Conbt.  Ritter,  d.  quintilianischen  Declamationen,  Untersuchung  über  Art 
und  Herkunft  derselben,  Freib.  1881  und  dagegen  ATrabandt,  de  minoribus 
quae  sub  nomine  Qnintiliani  feruntur  declamm.,  Greifsw.  1883.  FMetstkr, 
phil.  Anz.  16,  126.  —  Zur  Sprache  einiges  von  CvMorawski,  ZföG.  32,  1. 
FZvesiha,  Arch.  fd.  Stud.  d.  neueren  Sprach.  70,  351. 

51* 


804  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

12.  Die  größeren  und  kleineren  Declamationen  sind  in  der  hs.  Über- 
lieferung getrennt.  Die  größeren  sind  in  vielen  Hss.  erhalten  (Ritter,  Unteres. 
204),'  zB.  Bamberg,  s.  X  (darüber  FLEnderlein,  Schweinf.  1870)  mit  der  Sub- 
scriptio:  descripsi  et  emendavi  Dotnitius  Dracontius  de  codice  fratris  Hieri 
(§  426,  4)  mihi  et  usibus  meis  et  dis  (diis  Paris.,  discipulis  FHaase)  Omnibus, 
dieselbe  Unterschrift  im  Paris.  16230  s.  XV  p.  72;  dagegen  steht  in  dem- 
selben Paris,  p.  35  folgende:  Legi  et  emendavi  ego  Dracontius  cum  fratre 
Ierio  incomparabili  arrieo  (?  oratore)  urbis  Romae  in  scöla  fori  Trajani  fe- 
Heiter  (vgl.  §  322,  8.  367,  8).  Dazu  ERohde  bei  Ritter  aO.  206.  Über  Reste 
der  größeren  in  dem  Paris.  7900  A  UvWilamowitz,  Herrn.  11,  118.  — 
Von  den  kleineren  Declamationen  sind  jetzt  nur  drei  Has.  bekannt:  der 
bereits  von  PPithou  benutzte  Montepessulan.  126  s.  X  (§  269,  7),  welcher 
allein  145  Stücke  bietet,  Monac.  309  s.  XV  und  Ghigian.  fol.  H.  viii.  262 
8.  XV,  welche  nur  136  Stücke  enthalten.  Verschollen  ist  der  von  IACakpanus 
(t  1477 ;  s.  Ritters  Ausg.  p.  xn)  erwähnte  codex  vetustus  nuper  e  Germania 
mis8us,  der  auch  nur  136  Stücke  enthielt,  außerdem  declamationum  Senecae 
X  libri,  dann  Calpurnii  Flacci  (§  351,  4)  excerptae,  darauf  stand  finis  ex- 
cerptarum,  es  folgten  die  Titel :  Antonii  Iuliani  (§  356,  1)  und  extemporaneae 
Quintiliani.  —  In  den  alten  Angaben,  zB.  Treviso  1482,  stehen  nur  die 
größeren  Declamationen.  Die  kleineren,  aber  nur  jene  136  Stücke  (=  Nr.  253 
—  388),  gab  zuerst  heraus  ThUgoletos,  Parma  1494,  dann  PAerodius,  Paris 
1563;  dieselben  am  Anfang  um  9  Stücke  (=  Nr.  244—388)  ex  vet.  exemplari 
(d.  i.  dem  Montepess.,  s.  o.)  vervollständigt  von  PPithoeub,  Par.  1580. 
M.  Fab.  QuintiL  declamationes  quae  supersunt  CXLV,  rec.  Cohst.  Ritter, 
Lps.  1884  (und  dazu  KSchknkl  aO.).  —  Gesamtausgaben:  cum  nott.  varr.  ed. 
JFGbonov.,  Leid.  1665.  Notis  illustr.  Oxon.  1675.  1692.  In  der  Ausg.  der 
Inst.  or.  von  Obrecht,  u.  bes.  von  PBürman,  Leid.  1720 II.  —  Kritisches :  KSchenkl, 
WechrfklPh.  1886,  78.  FMeister,  phil.  Anz.  16,  125.  Morawski,  BerlphWschr. 
1886,  1099.     FBecher,  JB.  1887  2,  74.     ROpitz,  commentt.  Ribbeck.  43. 

326.  Aus  der  Zeit  Quintilians  kennen  wir  noch  als  rhe- 
torischen Schriftsteller  den  Tutilius  und  als  Rhetor  den  Prin- 
ceps.  Unter  den  Rednern  machten  sich  als  Angeber  gefürchtet 
der  charakterlose  M.  Aquilius  Regulus,  welcher  auch  schrift- 
stellerte,  sowie  Baebius  Massa,  Mettius  Carus  und  Palfurius  Sura. 
Als  Verteidiger  tätig  waren,  außer  Tacitus,  Plinius  und  Heren- 
nius  Senecio,  besonders  Vitorius  Marceil  us,  Septimius  Severus 
aus  Afrika,  Flavius  Ursus,  Vettius  Crispinus,  Satrius  Rufus,  Lici- 
nius  Sura  u.  a. 

1.  Qüint.  3,  1,  21  scripsit  de  eadem  materia  (Rhetorik)  .  .  aetatis  nostrae 
Verginius,  Plinius  (§  312,  3),  Tutüius.  Mart.  6,  66,  6  famae  Tutüium  suae 
relinquas.    Vgl.  noch  Plin.  ep.  6,  32,  1. 

2.  Subt.  gr.  4  me  quidem  adolescentulo  repeto  quendam  Principem 
nomine  alternis  diebus  declamare,  alternis  disputare  solitum.  Ein  lulius 
Tiro  (vgl.  Plin.  ep.  6,  31,  7)  wird  im  Verzeichnis  der  von  Sueton  abge- 
handelten Rhetoren  nach  Quintilian  aufgeführt  (Sübt.  p.  99  Rffsch.,  gegen 


§  325  Quintilianus.     §  326  Regulus  u.  a.  Redner.  805 

ReiffeiBcheids  [aO.  418]  Änderung  M.  Tullius  Tiro  s.  GBeckeb,  JJ.  87,  649). 
Derselbe  heißt;  CIL.  2,  3661  G.  Iulius  C.  f.  Gal.  Tiro  Gaetulicus  quaest. 
wrb.,  tr.  pl.,  praet.,  JAsback,  anall.  hist.  et  epigr.  35. 

3.  Plin.  ep.  1,  5,  1  vidistine  quemquam  M.  Begulo  timidiorem,  hu- 
müiorem  post  Domitiani  mortem?  sub  quo  non  minora  flagitia  commiserat 
quam  sub  Nerone  (admodum  iuvenis,  Tac.  hist.  4,  42),  sed  tectiora.  (2)  Bu- 
stici  AruUni  periculum  foverat,  exultaverat  morte,  adeo  ut  librum  recitaret 
publicaretque  in  quo  Busticum  insectatur  atque  etiam  stoicorum  simiam 
appellat;  adicit  ViteUiana  cicatrice  stigmosum.  agnoscis  eloquentiam  Reguli. 
(3)  lacerat  Herennium  Senecionem  .  .  intemper unter.  .  .  (4)  praeterea  remi- 
niscebatur  quam  capitdliter  ipsum  me  apud  centumviros  lacessisset.  (5)  oder  am 
Arrionillae,  .  .  Regulus  contra  etc.  (14)  sCripsit  (Mettius  Modestus)  in 
tpistula  quadam  quae  apud  Domitianum  recitata  est  e  Regulus  omnium 
bipedum  nequissimus' .  .  .  (15)  est  (Regulas)  locuples,  factiosus,  curatur  a 
muliis,  timetur  a  pluribus.  2,  11,  22  est  Begulo  tarn  mobile  ingenium  ut 
plurimum  audeat,  plurimum  timeat.  4,  2,  1  Regulus  filium  amisit.  .  . 
(3)  amissum  luget  insane.  4,  7,  2  nupcr  adhibito  ingenti  auditorio  librum 
de  vita  eius  recitavit;  .  .  eundem  in  exemplaria  mille  transscriptum  per  totam 
Itäliam  prouinciasque  dimisit.  (6)  hunc  luctuosum  Beguli  librum  etc.  (7)  cbt 
tarn  ineptus  ut  risum  magis  possit  exprimere  quam  gemitum;  crcdas  non  de 
puero  scriptum,  sed  a  puero.  .  .  (4)  inbecillum  latus  (des  Regulus),  os  con- 
fusum,  liaesüans  lingua,  tardissima  inventio,  memoria  nulla,  nihil  denique 
praeter  ingenium  insanum;  et  tarnen  eo  impudentia  ipsoque  illo  furore  per- 
venit  ut  orator  habeatur.  Als  solchen  preist  den  machtigen  und  reichen 
Mann  der  untertänige  Martial  1,  111  (vgl.  1,  12  u.  82).  2,  74,  2  (quanta 
reduci  Regulus  solet  turba,  ad  alta  tonsum  templa  cum  reum  misit).  4,  16,  6. 
5,  28,  6  (licet  vincas  .  .  oratione  Begulos).  5,  63,  4  {ipse  tuo  cedet  Regulus 
ingenio).  6,  38.  6,  64,  11.  Maut.  Cap.  6,  432  oratores  .  .  .  conspiceres  .  .  . 
in  togatis  agminibus  .  .  .  Begulum,  Plinium,  Frontonem.  Gemeint  ist  er 
vielleicht  (aber,  als  noch  lebend,  nicht  genannt)  von  luv.  1,  33—36.  Er 
war  ein  älterer  Bruder  des  Vipstanus  Messalla,  oben  §  314,  3.  Er  starb 
ums  J.  105?;  vgl.  Plin.  ep.  6,  2,  1  soleo  nonnumquam  in  iudiciis  quaercre 
M.  Begulum.  .  .  (2)  habebat  studiis  Jionorem,  timebat,  pallebat,  scribebat 
quamvis  non  posset  ediscere.  illud  ipsum  quod  .  .  semper  haruspices  consülebat 
de  actionis  eventu  a  nimia  super stitione ,  sed  tarnen  et  a  magno  studiorum 
honore  vcniebat.  (3)  iam  illa  perquam  iucunda  una  dicentibus,  quod  libera 
Umpora  petebat,  quod  audituros  corrogdbat.  PRE.  la,  1391.  Mommsens  ind. 
zu  Keils  Plin.  p.  402. 

4.  Über  Baebius  Massa,  der  noch  unter  Domitian  gestürzt  wurde, 
s.  Plih.  ep.  7,  33,  4;  über  Mettius  Carus  PRE.  4,  1905,  6.  Schol.  luv.  1,  35 
M<ma  morio  fuisse  didtur  et  Carus  nanus.  .  .  hi  omnes  Neronis  fuerunt 
UberU,  .  .  sed  et  nequissimi  delatores.  .  .  Massa  et  Carus  Heliodoro  deferente 
oceisi  sunt. 

5.  luv.  4,  53—65  si  quid  Palfurio,  si  credimus  Armülato,  quidquid 
conspicuum  pulchrumque  est  aequore  toto  res  fisci  est,  ubicumque  natat. 
Dazu  Schol.:  Palfurius  Sura,  consularis  filius,  sub  Nerone  luciatus  est 
[cum  virgine  lacedacmonia  in  agone  fügen  'die  schol.  Vallae  hinzu];  post  indc 


806  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

a  Vespasiano  senatu  motus  transioit  ad  stoicam  sectam,  in  qua  cum  prae- 
valeret  et  eloquentia  et  artis  poeticae  gloria,  abusus  familiaritate  Bomüiani 
acerbissime  partes  delationis  exercuü.  quo  interfecto  senatu  accusante  dam- 
natus,  cum  fuisset  inter  delatores.  potentes  apud  Domitianum  hi,  ArmiÜatus, 
Demosthenes  et  Latinus  archimimus  (§  324,  5),  sicut  Marius  Maximus 
(§  381,  2)  scribit.  Vgl.  Suet.  Dom.  13  capitolino  certamine  cunctos  ingenti 
consensu  precantis  ut  Pälfurium  Suram  restitueret,  pülsum  olim  senatu  ac 
tunc  de  oratoribus  coronatum  etc. 

6.  Über  Tacitus  und  Plinius  als  Gerichtsredner  §  333,  5  u.  340,  2. 

7.  Herennius  Senecio,  aus  Hispania  Baetica  (Plin.  ep.  7,  33,  5),  Ver- 
teidiger des  Licinianus  (ebd.  4,  11,  12)  und  (mit  Plinius)  Ankläger  des 
Baebius  Massa  (Plin.  ep.  7,  33,  4  ff.).  Über  eine  Schrift  über  Helvidius 
Priscus  und  seine  Hinrichtung  durch  Domitian  s.  §  329,  2. 

8.  An  Vitorius  (über  den  Namen  HNohl,  Herrn.  12,  518.  Mommskn, 
Herrn.  13,  429)  Marcel  lue  gerichtet  ist  Quintilians  Werk  (§  326,  6)  und 
Stat.  silv.  4  (prooem.:  Marcelle  carissime),  4  (vom  J.  95),  worin  zB.  die 
Einladung  sich  zu  erholen:  .  .  ccssat  centeni  moderatrix  iudicis  liasta,  qua 
tibi  .  .  iam  nunc  celeberrima  fama  eminet  et  iuvenes  faeundia  praeterit  annos 
(v.  39—45).  nee  tibi  sola  potentis  eloquii  virtus,  sunt  membra  aecommoda 
bellis  (v.  64  f.).  Daher,  si  latii  ducis  (des  Domitian)  sie  numina  pergant, 
quem  tibi  posthabito  Studium  est  cöluissc  Tonante,  quique  tuos  alio  subtexü 
munere  fasces  et  spatia  antiquae  mandat  renovare  Latinae  (also  curator  viac 
latinae),  forsitan  ausonias  ibis  frenare  colwrtes  (v.  56  —  61)  usw.  magna 
pater  dignosque  etiam  nunc  belliger  actus  poscit  avus  praestatque  domi  no- 
visse  triumphos  (v.  72  f.). 

9.  Stat.  silv.  4,  prooem.  (an  Vitorius  Marcelluß)  vom  J.  95  proximum 
est  lyricum  Carmen  (silv.  4,  5)  ad  Septimium  Severum,  iuvenem  .  .  inter 
arnatissimos  seeundi  ordinis,  tuutn  quidem  etiam  condisdpülum,  sed  mihi  .  . 
artissime  carum.  Auch  Mabt.  5,  80  meus  Severus  und  7,  38,  1  noster  &.? 
(anders  Friedländeb,  b.  diesen  zu  Mabt.  2,  6,  3).  Aus  Afrika  gebürtig, 
aber  schon  als  puer  nach  Italien  gekommen  (Stat.  silv.  4,  5,  29)  ist  er 
wohl  der  Großvater  des  gleichnamigen  späteren  (J.  146  in  Afrika  geborenen) 
Kaisers.  Est  et  frementi  vox  hüaris  foro,  venale  sed  non  eloquium  tibi, 
ensisque  vagina  quiescüy  stringere  ni  iubeant  amici.  sed  rura  cordi  saepius 
et  quies  (Stat.  aO.  49)  .  .  hie  plura  pones  voeibus  et  modis  passu  sölutis, 
sed  .  .  interim  .  .  barbiton  ingeminas  (ebd.  67;  vgl.  Mabt.  11,  67?).  Vgl. 
§  315,  6. 

10.  Statius  silv.  2,  6  consolatio  ad  Flavium  Ursum  de  amissione  pueri 
delicati,  worin  v.  96  übt  (tuä)  nota  reis  faeundia  raptis?  2,  prooem.  ad 
Ursum  nostrum,  iuvenem  candidissimum  et  sine  iactura  desidiae  doctissimum. 
Er  ist  wohl  der  Sohn  des  Ursus  bei  Dio  67,  3  u.  4  (J.  84)  Ovqoov  t^s 
'lovXCag  alxr}aa(iev7]g  vnaxov  än&dsi&v. 

11.  Als  den  Verteidiger  eines  unschuldig  angeklagten  Freundes  vor 
Gericht  rühmt  den  Crispinus,  den  Sohn  des  Vettius  Bolanus,  Statius  silv. 
5,  2,  99  (vom  J.  95—96).     Ein  C.  Clodius  Crispinus  war  Consul  J.  113. 

12.  Stat.  silv.  4,  pr.  Plotio  Grypo  (§  321,  1  nM.),  maioris  gradus 
iuveni.  An  ihn  ebd.  9,  wo  v.  14  tua  dieta,  .  .  quae  trino  iuvenis  foro 
tonabas  aut  centum  prope  iudices  usw. 


§  326  Vitorius  Marceil us  u.  a.  Redner.    §  327  Frontinas.  807 

13.  Nach  Plin.  ep.  1,  6,  11  hatte  Aquilius  Begulus  (A.  3)  unter  Do- 
mitian  in  centumvirali  iudicio,  cum  responderet  .  .  Satrio  Eufo,  spöttisch 
gesagt:  Satrius  Bufus,  cui  non  est  cum  Cicerone  aemulatio  (wie  dem  Plinius) 
et  qui  contentus  est  eloquentia  saeculi  nostri.    Vgl.  ebd.  9,  13,  17.  35. 

14.  L.  Licinius  Sura,  Cos.  II  J.  102  n.  III  J.  107,  Landsmann  (er 
stammte  auch  aas  Hispania  Tarrac.)  und  Gönner  des  Martialis  (6,  64,  12 
hos  nugas  .  .  quas  .  .  laudat  .  .  Sura);  vgl.  ebd.  1,  49,  40.  7,  47,  1  (doctorum 
Licini  celeberrime  Sura  virorum,  cuius  prisca  graves  lingua  reduxit  avos. 
An  ihn  die  Anfrage  wegen  einer  Naturerscheinung,  Plin.  ep.  4,  30  (1  quacstio- 
nem  altissima  ista  eruditione  dignissimam.  1 1  scrutare  tu  causas,  potes  enim). 
Er  verfaßte  Reden  für  Trajan,  vgl.  §  330,  2.  Dio  68,  15  (J.  107)  zw  Sovqa 
rw  Auuvlm  xal  zatprjv  8r\^oaCav  xal  avÜQiavza  idans  (Trajan)  zsXsvzrjoavzi. 
Victor  Caes.  13,  8;  epit.  13,  6.  Ob.-Henzkn  160.  5448  (Wilm.  635).  BBobghesi, 
oeuvr.  5,  32.  CIL.  2,  4282.  4508.     Momhsbnb  ind.  Plin.  417. 

15.  L.  (Mabt.  4,  55,  1)  Valerius  Licinianns  aus  Bilbiiis  (ebd.  und  1, 
61,  11),  Gerichtsredner  (ebd.  1,  49,  35.  4,  55,  1,  wo  ihn  der  Landsmann 
gar  dem  Cicero  gleichstellt).  Unter  Domitian  verbannt,  von  Nerva  nach 
Sizilien  begnadigt  (Plin.  ep.  4,  11,  11)  wurde  er  dort  Lehrer  der  Bered- 
samkeit. Plin.  ep.  4,  11,  1  (J.  104?)  audistine  Valcrium  Licinianum  in  Si- 
cilia  profiteri?  .  .  praetor  ins  hie  modo  inier  ehquentissimos  causarum  actorcs 
habebatur,   nunc  eo  deeidit  ut  exul  de  Senator e,  rhetor  de  oratore  ficret 

(2)  itaque  ipse  in  praefatione  (einer  dcclamatio  oder  einer  Schrift)  dixit  etc. 

(3)  .  .  latine,  inquit,  declamaturus  sum.    Vgl.  ebd.  14. 

16.  Materaus  aus  Spanien  (iuris  et  aequarum  cültor  sanetissime  legum, 
veridico  latium  qui  regis  ore  frenum)  bei  Mart.  10,  37  vgl.  2,  74,  4. 

17.  Außerdem  werden  als  faeundus  oder  disertus  bezeichnet  Pollius 
Felix  (§  324,  1),  Marcus  (Antonius  Primus,  Mabt.  10,  73.  9,  99  und  dazu 
Fsikdländeb),  Sextus  (kais.  Obers tudienrat?  Mabt.  5,  5,  1  u.  dazu  Friede..), 
Kestitutus  (Mabt.  10,  87,  2;  vgl.  §  341,  4),  Caecilius  Secundus  (Mabt.  7,  84; 
Tgl.  5,  80),  Atticus  (Mabt.  7,  32.  9,  99),  Aelianus  (Mabt.  12,  24,  3),  Rufus 
(Cicero  AUobrox,  luv.  7,  214).  Der  Votienua  welcher  in  Narbo  ein  hohes 
Amt  bekleidet  (Mart.  8,  72)  ist  ohne  Zweifel  ein  Sohn  des  Redners  (§  276,  1). 

327.  Eine  hochgeachtete  Stellung  nahm  in  dieser  Zeit  ein 
Sex.  Iulius  Frontinus  (ums  J.  40  —  103),  ebenso  tüchtig  als 
Offizier  und  Techniker  im  Felde  wie  als  Civilingenieur,  dabei 
ebenso  charaktervoll  wie  anspruchslos.  Die  Früchte  seiner  reichen 
Erfahrungen  und  Studien  legte  er  auch  in  Schriften  nieder.  Uns 
ist  davon  erhalten  eine  sorgfältige  Sammlung  von  Kriegslisten 
in  drei  Büchern  (strategematon  libri  III),  welche  der  Verfasser 
als  Ergänzung  eines  verlorenen  Werkes  über  die  Theorie  der 
Kriegführung  zum  Nutzen  und  Gebrauch  der  Offiziere  herausgab. 
Ein  viertes  Buch  welches  zum  Plan  und  Charakter  des  Übrigen 
nicht  stimmt  ist  von  fremder  Hand  angefügt.  Außerdem  be- 
sitzen wir  von  Frontin  eine  Schrift  in  zwei  Büchern   de  aquis 


808  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

urbis  Roinae,  wichtig  durch  eine  Fülle  geschichtlicher  Nachrichten 
und  Urkunden  und,  wie  die  Strategemata,  in  bündiger,  schlichter, 
aber  gebildeter  Sprache  gehalten.  Von  einer  Schrift  über  Feld- 
meßkunst sind  Auszüge  auf  uns  gekommen. 

1.  Der  Vorname  Sex.  ist  durch  die  Inschriften  (s.  u.)  und  durch  cod. 
Paria,  (und  die  jüngeren  Hss.,  s.  A.  5  gE.)  überliefert  (Gundermann  vor  s.  Ausg. 
p.  xii).  Leben:  Tac.  hist.  4,  39  (J.  70)  Iulius  Frontinus  praetor  urbanus. 
Somit  spätestens  J.  41  geboren.  Frontin.  strai  4,  3,  14  auspiciis  impera- 
toris  Caesaris  Domitiani  Auguati  Germanica  (proleptische  Titulatur)  eo  hello 
quod  Civilis  in  Gallia  moverat  (J.  70)  Lingonum  .  .  civitas  .  .  ad  obsequium 
redacta  LXX  milia  armatorum  tradidit  mihi.  Tac.  Agr.  17  sustinuit  tnolem 
Iulius  Frontinus  (in  Britannien,  als  Nachfolger  des  Petilius  Cerealis,  wohl 
J.  76 — 78,  nach  seinem  ersten  Consulat),  vir  magnus,  quantum  licebat,  va- 
lidamque  et  pugnacem  Silurum  gentetn  armis  subegü  etc.  Vgl.  EHübner, 
RhM.  12,  52.  Mitwirkung  im  Chattenkriege  ist  zu  folgern  aus  strat.  1,  1, 
8.  1,  3,  10.  2,  3,  23.  2,  11,  7.  Zurückgezogenes,  der  Literatur  gewidmetes 
Leben  an  der  campanischen  Küste,  Mabt.  10,  58.  Cos.  I  unter  Vespasian 
(vor  Abgang  nach  Britannien),  vgl.  KNutehde*,  op.  620;  II  Anfang  d.  J.  98 
(CIL.  3,  p.  862;  bis  Frontino  consule,  Mabt.  10,  48,  20;  JAsbach,  Jahrbb. 
d.  Altertumsfr.  im  Rheinl.  72,  30);  III  J.  100  (Or.-Hknzkn  6545  Wilm.  1194*. 
CIL.  8,  7066).  Curator.  aquarum  J.  97  (aq.  1.  102).  Uiub  J.  103  scheint  er 
gestorben  zu  sein,  da  (J.  103  oder  104  ?)  Pliuius  sein  Nachfolger  im  Augurat 
wurde  (Plin.  ep.  4,  8,  3;  vgl.  ad  Trai.  13).  Nach  Puniub  (ep.  9,  19,  1) 
Frontinus  vetuü  omnino  monumentum  sibi  fieri,  mit  der  charakteristischen 
Begründung:  impensa  monumenti  supervacua  est;  memoria  nostri  durabit 
si  vita  meruimus  (ebd.  6). 

2.  Unter  Domitian  verfaßt  ist  die  gromatische  Schrift  p.  54,  11 
praestantissimus  postea  Domitianus  ad  hoc  beneficium  procurrit  et  uno  edicto 
totius  Italiae  metum  liberavit  (in  Bezug  auf  die  subsedvae\  und  die  über  die 
Strategeme,  letztere  nach  J.  84,  bzw.  J.  88?  Gundermann,  JJ.  Suppl. 
16,  318.  Dabei  wird  die  offizielle  Anschauung,  daß  der  Kaiser  selbst  das 
gethan  habe  was  seine  Feldherren  ausführten,  folgerichtig  durchgeführt, 
wie  später  (de  aq.)  auch  dem  Nerva  gegenüber.  Eigentliche  Schmeicheleien 
gegen  Domitian  finden  sich  aber  nirgends  (tantus  duz  1,  1,  8  bezieht  sich 
nur  auf  die  Stellung),  und  Plinius  kann  daher  ep.  5,  1,  5  sagen:  duos  quos 
tunc  (unter  Domitian)  civitas  nostra  speetatissimos  liabuit,  Corellium  et 
Frontinum.  Vgl.  ebd.  4,  8,  3  Iulio  Frontino,  prineipi  viro.  Die  Schrift 
über  die  Wasserleitungen  endlich  verfaßte  Frontinus  J.  97,  bald  nach  Über- 
nahme der  cura  aquarum.  Vgl.  A.  6.  Bezeichnend  c.  118  quem  reditum 
.  .  proximis  temporibus  in  Domitiani  loculos  conversum  iustitia  divi  Nervae 
populo  restituit,  nostra  sedulitas  ad  certam  regulam  redegit.  101  nobis 
circumeuntibus  rivos  fides  nostra  et  auvtoritas  a  principe  data  pro  lictoribus 
crit.    130  officii  fidem  etiam  per  offensas  tueri  praestiterit. 

3.  Von  der  gr omatischen  Schrift,  die  mindestens  zwei  Bücher  um- 
faßte (uno  enim  libro  instituimus  artificem,  alio  de  arte  disputavimus,  röm. 
Feldm.  1,  64),  sind  uns  nur  Auszüge  erhalten  (am  besten  in  den  Schriften 
der    röm.   Feldmesser    von  Lachmann    u.    anderen    1,  1),    welche  handeln 


§  327  Frontinus.  809 

de  agrorum  qualitate,  de  eontroversiis  (im  allgemeinen),  de  limitibus,  de 
eontroversiis  agrorum.  Vgl.  Lachmann  aO.  2,  101.  Ob  im  MAlter  noch 
vollständig??  EZarncke,  commentt.  in  hon.  Studein.  194.  —  Über  die  in 
schlechten  Hss.  dem  Frontinus  zugeschriebene  Schrift  des  Balbus  s.  §  344,  3. 
Ober  vermeintlich  Frontinisches  in  dem  sogen.  Anonymus  von  Chartres 
6.  MCantor,  röm.  Agrimensoren  134;  vgl.  ebd.  93.  179;  Gesch.  d.  Mathem. 
1,  500.  Aus  einer  Schrift  über  Landwirtschaftliches  eine  Anführung  bei 
CjJarqil.  Marti  al.  in  Mais  Auct.  class.  1,  410  (IuHwTFrontinus). 

4.  Hindeutung  auf  ein  den  Strat.  vorausgegangenes  theoretisches 
Werk  über  das  Kriegswesen  zu  Anfang  der  Strat. :  cum  ad  instruendam  rei 
militari*  scientiam  unus  ex  nutnero  studiosorum  eius  accesserim,  eique  desti- 
nato  quantum  nostra  cura  valuit,  satisfecisse  visus  sim,  deberi  adhuc  insti- 
ttUae  arbiträr  operae  ut  soUertia  dueum  facta  .  .  expeditis  ayvplectar  com- 
mentariis.  Auf  dieses  bezieht  sich  wohl  Veübt.  1,  8  und  2,  3  (oben  §  56,  2). 
Frontins  Interesse  erstreckte  sich  auch  auf  die  Kriegskunst  der  Hellenen; 
Aelian.  tact.  praef.  (Köchlys  Kriegsschriftst.  2,  236)  inel  ds  inl  xov  &eov 
naxQog  aov  (Trajans)  Nsqovag  itaqa  ÜQOVxlvai  xwv  iniarjfimv  vnaxuiav 
iv  <&OQp{aig  TjfitQag  xiväg  diiiQttpa,  do£av  aBevtyyuxptvm  ne^l  zrjv  iv  xoig 
nolsfiOLg  ifineiQÜcvy  .  .  svqov  ov%  iXdxxovcc  anovdr\v  %%ovx*  slg  xr\v  nccQcc 
xoig  "EXXrjot  xs&scoQrjiitvrjv  fid&rjaiv  (als  für  die  römische).  Auf  ihn  bezieht 
sich  wohl  auch  Aklian.  de  ordin.  inst.  1  ns^l  xijg  xerfr'  "OurjQOv  xaxxixijg 
ivsxvxofisv  avyyQaq>svci  ExQaxQyiXti  xs  xai  <&q6vxo)vi  (lies  $QOvx(vmt  die- 
selbe NamenBverwech8lung  mehrfach  im  Goth.  des  Frontin,  Gundermann, 
praef.  edit.  p.  zu),  xcp  xerir'  rifiäg  vitaxmw  clvöq(.  RFokster,  Herrn.  12,  446. 
Ein  Kriegsschriftsteller  Fronto  ist  nicht  bekannt.  Wer  der  bei  Makt.  1,  55 
(darum  militiae  togaeque  decus)  genannte  Fronto  ist  läßt  sich  nicht  sicher 
feststellen;  s.  Fbibdl.  zdSt.  BBobghesi,  oeuvr.  3,  382.  WHenzen,  act.  Arv. 
(Berl.  1874)  182. 

5.  Strategemata  (über  den  Namen  Wachsmutu  aO.  580,  LDinoorp 
ad  Steph.  Thes.  ling.  gr.  s.  v.  axQttxnyTjfiaxiTiog  y  Gundermann,  JJ.  Suppl. 
16,  320).  1,  praef.  sollertia  dueum  facta,  quae  a  Graecis  una  strategematon 
appellatione  comprehensa  sunt,  expeditis  amplectar  commentariis.  ita  enim 
consilii  quoque  et  providentiae  exemplis  suedneti  duces  erunt  usw.  .  .  .  in 
tres  libros  ea  diduximus.  in  primo  erunt  exempla  quae  campetant  proelio 
nondum  commisso,  in  seeundo  quae  ad  proelium  et  confeetam  pacationem 
pertineant;  tertius  inferendae  solvendaeque  obsidionis  habebit  strategemata. 
Die  Beispiele  sind  mit  Geschick  ausgewählt  und  vorzugsweise,  aber  nicht 
ausschließlich,  der  römischen  Kriegsgeschichte  entnommen.  Benützt  von 
erhaltenen  Schriftstellern  sind  besonders  Livius ,  dann  Caesar ,  Sallust 
(Iugurtha  und  Historien)  u.  a.,  aber  nicht  weniges  ist  auch  aus  uns  ver- 
lorenen Büchern  geschöpft,  woraus  die  meisten  Abweichungen  von  der  sonstigen 
Oberlieferung  sich  erklären.  Gundermann,  JJ.  Suppl.  16,  344.  Verzeichnis 
der  Quellenstellen  und  der  übrigen  sachlich  verwandten  Stellen  in  Gunder- 
manns Ausg.  p.  144.  ABludau  ,  de  fontibus  Frontini,  Königsb.  1883.  Inner- 
halb der  Bücher  ist  die  Anordnung  eine  Verbindung  von  sachlicher  und 
persönlicher,  in  B.  3  nach  der  Nationalität  (exempla  romana,  externa),  wie 
bei  Cornelius  Nepos  (und  Val.  Max.).  —  Schon  Frontin  selbst  hat  1,  praef. 
andere  fast  aufgefordert  Zusätze  zu  dem  Buche  zu  machen;  verum  facile 


810  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Domitianus). 

erit  sub  quaque  specie  suggerere  .  .  .  adiuvari  nie  ab  Ulis  qui  aliquid  tut 
adstruent,  non  argui  credam.  Das  vierte  Buch  fügt  nun  an  die  stra- 
tegemata  (=  Kriegslisten)  der  drei  ersten  Bucher  noch  strategiea  (=  Hand- 
lungen und  Äußerungen  feldherrlichen  Sinnes,  früher  unrichtig  strategematica). 
Es  beginnt  mit  einer  dem  Frontinus  fremden  Ruhmredigkeit:  tnuUa  lectione 
conquisitis  strategeinatibus  et  non  exiguo  scrupulo  digestis,  ut  promissum 
trium  librorum  implerem,  werde  jetzt  noch  angereiht  was  sich  in  den  aut- 
gestellten Rubriken  nicht  habe  unterbringen  lassen,  es  seien  dies  exempla 
potixis  8trategicon  quam  stratcgemata;  auch  dabei  wolle  er  eine  Sachordnung 
befolgen,  nämlich  de  disciplina,  de  e/fectu  disciplinae,  de  continentia,  de 
iustitia,  .  .  de  variis  consüiis.  Diese  Einteilung  nach  Sittenbegriffen  hat 
sehr  wenig  Ähnlichkeit  mit  der  Weise  Frontins,  stimmt  aber  um  so  auf- 
fallender mit  der  des  Yalerius  Maximus  überein ,  welchem  der  größte  Teil 
der  exempla  dieses  Buches  entnommen  ist.  Der  Ergänzer  hat  dann  auch 
das  Vorwort  zu  B.  1  mit  einer  vorbereitenden  Hinweisung  auf  B.  4  aus- 
gestattet. Auch  die  Sprache  stimmt  bei  B.  1 — 3  mit  Frontinus  de  aquis 
(A.  6),  —  sie  hat  manche  Anklänge  an  die  Volkssprache,  —  nicht  aber  bei 
B.  4  (Wölfflin  aO.  73.  90),  und  die  Erweiterung  wird  überhaupt  nicht 
später  als  s.  IV/V  fallen,  die  Zeit  des  Iulius  Paris,  Exuperantius,  Vibius 
Sequester  u.  dgl.  CWachsmuth,  EhM.  16,  574.  EWölfplin,  Herrn.  9,  72. 
GGumdebmann,  JJ.  Suppl.  1 6,  326  möchte  B.  4  bis  in  den  Anfang  des  zweiten 
Jahrhunderts  heraufrücken.  —  Auch  noch  nach  der  Hinzufügung  von  B.  4 
mußte  sich  das  Werk  mancherlei  Zusätze  Späterer  gefallen  lassen,  wozu 
seine  Beschaffenheit  einlud.  Dieselben  verraten  sich  durch  ungeschickte 
Einfügung  in  den  Plan  des  Frontinus,  durch  Einführung  mittels  dicitur, 
tradüur  u.  dgl.,  durch  sonst  abweichende  Darstellung  und  Ausdrucksweise, 
durch  Wiederholungen  usw.  —  Die  Handschriften  (Verzeichnis  bei 
Gundermann,  commentatt.  len.  1,  86;  dazu  vor  s.  Ausg.  p.  x)  zerfallen  in 
zwei  Klassen.  Zur  ersteren  (besseren)  gehört  die  überhaupt  vorzüglichste 
Hs.,  der  Harleianus  2666  s.  1X/X,  dann  die  Auszüge  im  Gothan.  I.  101  s.  IX 
und  Cusan.  G.  14  s.  XII;  zur  zweiten  die  übrigen  (vielfach  verfälschten) 
Hss. ,  meist  jung  außer  dem  wertvollen  Paris.  7240  s.  X/XI.  —  Von  einer 
über  die  erhaltenen  Hss.  hinausreichenden  Blattversetzung  handeln  FHaask, 
KhM.  3,  312  u.  EHedicke,  Herrn.  6,  166.  —  Ausgaben  der  Strateg.: 
Cum  notis  Stewechii  ed.  FModius,  Leid.  1607.  In  Scriverii  scriptt.  rei  mili- 
taris,  Leid.  1644.  Emend.  ill.  STknnulius,  Leid.  1676.  Hauptausgabe  von 
FOudendobi»,  Leid.  1731.  1779.  Ed.  NSchwbbbl,  Lps.  1772  und  bes.  ed. 
üGundkrmann,  Lpz.  1888  (vorher  Sonderausgabe  des  B.  4  in  d.  commentatt. 
philol.  Ienen8.  1  [1881]  83).  Dazu  dessen  quaestt.  de  Front,  strateg.  libris, 
JJ.  Suppl.  16,  315.  —  Kritisches:  AEussnbb,  BlfbayrGW.  7,  84.  JZkchmbistkr, 
Wien.  Studd.  6,  224.    WHartbl,  ebd.  6,  98. 

6.  Durch  eine  einzige  Handschrift  361  zu  Monte  Cassino  (s.  XHI?  vgl. 
MPbtschehig,  Wien.  Studd.  6,  249;  daselbst  neue  Vergleichung),  von  welcher 
alle  übrigen  nur  Abschriften  sind,  ist  erhalten  das  Schriftchen  de  aquis 
urbis  Romae  (so  Heinrich  und  Büchelkr;  der  Casin.  hat:  de  aquaeductu 
u.  B.;  Sauppe  aO.  will:  de  cura  aquarum  u.  B.  oder  de  officio  aqq.).  Es 
ist  in  allem  Wesentlichen  verfaßt  J.  97,  herausgegebeu  nach  dem  Tode  des 
Nerva  (divus  Nerva  87.  118),  unter  Trajan  (93  novum  auctorem  imperatorem 


§  327  Frontinus.    §  328  Grammatiker.  81 1 

Caesarem  Nervam  Traianum  Augustum  praescribente  titulo),  etwa  J.  98. 
Wie  bei  den  Strat.  giebt  ein  Vorwort  Rechenschaft  über  Zweck  und  Plan : 
cum  .  .  sit  nunc  mihi  ab  Nerva  Augusto  .  .  aquarum  iniunctum  officium,  .  . 
primum  ac  potissimum  existimo,  sicut  in  ceteris  negotiis  institueram,  nasse 
quod  suscepi.  (2)  .  .  quapropter  ea  quae  ad  Universum  rem  perUnentia  con- 
trahere  potui  more  tarn  per  mülta  muri  officio  servato  in  ordinem  et  velut  in 
corpus  didueta  in  kunc  commentarium  contuli.  .  .  in  aliis  autem  libris,  quos 
poH  experimenta  et  usum  composui  (vgl.  A.  3—5),  succedentium  res  acta  est; 
huius  commentarii  fortassis  pertinebit  et  ad  successorem  utilitas,  sed  cum 
inter  initia  adminütrationis  meae  scriptus  sü  inprimis  ad  meam  institutionem 
regulamque  proficiet.  Folgt  dann  die  Angabe  der  Disposition.  Mit  pa- 
triotischem Stolze  ruft  Frontin  c.  16:  tot  aquarum  tarn  mullis  necessariis 
molibus  pyramidas  videlicet  otiosas  compares  aut  inertia,  sed  fama  celebrata, 
opera  Graecorum?  Buch  2  beginnt  mite.  64.  —  Ausgaben:  oft  mit  Vitruvius 
zusammen  herausgegeben;  abgesondert  hauptsächlich  von  JPolknub,  Patav. 
1722.  Dessen  notae  auch  in  der  Ausg.  von  GOAdlkb,  Altona  1792.  Rec., 
illustr.  et  germanice  redd.  (mit  den  Anm.  von  Üeiniuch  u.  Schultz) 
ADbdkrich,  Wesel  1841.  Rec.  FBüchklkb,  Lps.  1868.  Vgl.  HSauppb,  Gott. 
GA.  1859,  990.  RSchönk,  Herrn.  6,  248.  —  RLanciani,  Topografia  di  Roma 
antica,  i  commentari  di  Frontino  intorno  le  acque  etc.:  silloge  epigrafica 
aquaria,  Rom  1881. 

7.  Gesamtausgabe  von  REeuchkn,  Amst.  1661.  Texte  Bipont.  1788  und 
von  ADuDEKicn,  Lps.  1866.  —  Ober  Frontins  Leben  Polenus  in  der  Ausg. 
(A.  6).     ADedkbich,  zum  Leben  d.  Front.,  ZfAW.  1839,  834.  1077. 

328.  Der  Zeit  Domitians  gehört  ferner  an  der  juristische 
Schriftsteller  Aufidius  Chius,  während  des  Iuventius  Celsus  und 
Neratius  Priscus  Wirksamkeit  zu  ihrem  bedeutenderen  Teile 
erst  unter  Trajan  und  dessen  Nachfolger  fällt.  Vielleicht  ge- 
horte auch  schon  in  diese  Zeit  der  Grammatiker  Aemilius 
Asper,  der  kenntnisreiche  und  besonnene  Erklärer  des  Terenz, 
Sallust  und  Virgil;  außerdem  Martials  Freund  Apollinaris  und 
vielleicht  Claranus. 

1.  Mabt.  6,  61,  10  acrior  (als  VermögenBverwalter  von  Frauen)  hoc 
Ckius  non  erü  Aufidius.  Vgl.  luv.  9,  25.  Fragm.  vat.  77  contra  quam 
Atüicinum  respondisse  Aufidius  Chius  refert.  Vgl.  §  298,  4.  —  Über  Neratius 
Priscus  und  Iuventius  Celsus  (den  Sohn)  s.  §  342,  1  u.  2. 

2.  Unter  den  berühmten  Grammatikern  nennt  Ausonius  opuBC. 
3,  20  (Aemilius,  s.  §  300,  2)  und  epist.  18,  27  (quem  Claranus,  quem 
Scawrus  et  Asper,  quem  sibi  conferret  Varrö)  den  Aemilius  Asper;  vgl. 
Augustih.  de  util.  cred.  17  (Asper,  Cornutus,  Donatus).  Seine  Zeit  ist  nicht 
genau  zu  bestimmen.  Er  lebte  nicht  früher  als  Cornutus  (§  299,  2),  da 
er  gegen  diesen  schrieb  (schol.  Vkbon.  ad  Aen.  8,  691).  Anderseits  hat 
man  ihn,  da  er  von  Sueton  de  gramm.  nicht  behandelt  war,  später  als  den 
von  Sueton  ebd.  an  letzter  Stelle  besprochenen  Berytier  Probus  (§  300) 
gesetzt  und  ihn  als  zur  Zeit  da  Sueton  schrieb  noch  lebend  und  als  des- 


812  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Doniitianus). 

halb  unberücksichtigt  angenommen,  Stelp,  de  Probis  71.  Dagegen  wird 
eingewendet  daß  Asper  in  den  Virgilscholien  des  Probus  wiederholt  genannt 
sei  (p.  15,  24  Aemilius  Asper  cum  hunc  locum  adnotaret;  p.  19,  9  non,  ut 
Asper  putat).  Dies  kann  jedoch  bei  der  Beschaffenheit  dieser  Scholien 
(§  300,  5)  nichts  beweisen,  ebensowenig  daß  schol.  Vbkon.  ad  Aen.  9,  373 
und  bei  Sebv.  Aen.  10,  539  Asper  vor  Probus  angeführt  wird:  zudem  hat 
Probus  selbst  bis  in  die  Zeit  Domitians  gelebt.  Aber  die  Nichterwähnung 
Aspers  bei  Sueton  ließe  sich  zur  Not  auch  daraus  erklären  daß  A.  nicht 
Lehrer,  sondern  nur  Gelehrter  war,  s.  §  347,  7  und  JVahlen,  ind.  lect. 
Berol.  1877/78  p.  7.  Gellius  erwähnt  ihn  niemals.  Im  Vatic.  1492  (s.  XV) 
bei  Keil,  GL.  5,  527  Asper  grammaticus  civis  rom.  tempore  Antonini  phi- 
lo8ophi  fuit,  in  Verwechslung  mit  Trosius  Aper  (§  357,  4)  bei  Capitol. 
Ant.  phil.  2,  3.  —  Aspers  Commentar  zu  Terenz  erwähnt  Donat.  zu  Phorm. 

I,  2,  24.  Ad.  3,  2,  25.  4,  2,  20;  vgl.  Rüfin.  GL.  6,  566,  1.  566,  6;  Aspri 
in  Vergüium  et  Scdlustium  commentarios  Hiebon.  adv.  Rufin.  1,  16  (4,  1 
p.  367  Bened.).  Der  zu  Sallust  wird  von  Cbarisius  öfters  berücksichtigt; 
s.  bes.  GL.  1,  216,  28  Asper  comrnentario  Sallustii  historiarum.  Vgl.  auch 
Pompei.  GL.  5,  273,  12  und  oben  §  205,  7.  Am  bekanntesten  ist  der  zu 
Vh'gil;  Ribbeck  prolegg.  p.  128.  Nach  den  zahlreichen  erhaltenen  Proben 
daraus  war  A.  in  der  Textkritik  zurückhaltend,  behandelte  bei  der  Er- 
klärung ebenso  das  Sachliche  wie  das  Sprachliche  und  zeigte  dabei  gutes 
Urteil  und  Geschmack.  Auch  systematisch  behandelte  Asper  die  Ab- 
weichungen Virgils  vom  gewöhnlichen  Sprach  gebrauche  in  Formenlehre 
wie  Syntax.  Oberreste  der  Abschnitte  de  praepositione,  de  interiectione, 
de  casibus,  de  generalibus  et  specialibuB,  de  verbo  dieser  quaestiones 
Vergilianae  oder  grammatica  Vergiliana  aus  einem  Palimpsest  von  Corbie, 
Paris.  12161  s.  IV?  (Aspri -Vcrgüius  lautet  regelmäßig  der  Titel  beider  Co- 
lli mnen)  bei  Keil,  Probi  comm.  (Halle  1848)  p.  109  (vgl.  ebd.  p.  xv)  und 
vermehrt  bei  EChatelain,  rev.  de  philol.  10,  83.  Vgl.  HHaqen,  Phil.  25,  353. 
FBölte,  de  artium  scriptt.  lat.,  Bonn  1886,  55.  Daraus  vielleicht  auch:  sie 
{pexui  vel  pectui)  Asper  de  verbo  bei  Prisc.  GL.  3,  489,  36;  vgl.  ebd.  2,  536,  6. 
499,  18),  falls  es  nicht  auf  eine  allgemeine  Grammatik  (Ars)  sich  bezieht. 
Im  aflg.  Suringah,  hist.  crit.  schol.  lat.  p.  95.  124.  255.  ThBergk,  ZfAW. 
1845,  118.  125.  129  (der  ihn  für  einen  Aristarcheer  hält).  GrÄfbnhan,  Gesch. 
d.  class.  Philol.  4,  76.  285.  —  Über  die  unter  dem  Namen  Asper  erhaltenen 
Schriften  §  482,  3. 

3.  Mabt.  4,  86  si  vis  auribus  atticis  probari,  exhortor  moneoque  te, 
libclle,  ut  docto  placcas  Apollinari,  da  er  ein  feiner  ästhetischer  Kritiker 
sei.  Vgl.  7,  26  (meum  .  .  facetae  aures).  7,  89,  2  (noster).  10,  30.  11,  15,  12. 
Wohl  der  Domitius  Apollinaris  an  welchen  Plin.  ep.  2,  9  und  5,  6  gerichtet 
ist;  vgl.  ebd.  9,  13,  13  (cos.  design.  für  J.  97).     CIG.  4236. 

4.  Mart.  10,  21,  1  quae  vix  inteUegat  ipse  Modestus  (s.  §  231,  6.  240, 
3  und  282,  1)  et  vix  Claranuß.  Vgl.  oben  Anm.  2A.  Porphyrio  zu  Hör.  s.  2, 
3,  83  Anticyra  oppidum  et  insula  hoc  nomine,  sicut  Glaranus  testatur.  Ob 
derselbe  den  Horaz  erklärte?    Wahrscheinlich  ist  er  auch  bei  Serv.  Aen. 

II,  316  (Clanarius  ait)  gemeint  und  vielleicht  e*ine  Person  mit  dem  von 
Sen.  epp.  66,  1—4  erwähnten:   Ciaramm,   condücipulum  meum,  vidi  post 


§  328  Grammatiker.     §  329  Historiker.  813 

muUos  annos  .   .   .  senem  .  .  .  viridem  animo  ac  vigentem.    Dann  wäre  er 
früher  anzusetzen.     Vgl.  OJahn,  RhM.  9,  626. 

6.  Mart.  10,  70,  2  doctus  Potitus.  ebd.  1,  41,  12  de  Gadibus  impiobus 
magister. 

6.  Aus  dieser  Zeit  ist  vielleicht  Largius  (so  die  Hss.  des  Gellius  17, 
1,  1;  im  Lemma  ebd.  haben  sie  Lartius  oder  Larcius)  Licinus,  der  Ver- 
fasser eines  Buches  Ciceromastix  (§  276,  3  gE.),  was  auf  eine  Zeit  hin- 
deutet wo  Cicero  Parteiruf  geworden  war.  Er  schrieb  wohl  nach  Asinius 
Gallus  und  jedesfalls  ziemlich  vor  Gellius;  vgl.  §  276,  3.  Früher  ist  er  an- 
zusetzen wenn  er,  was  wahrscheinlich  (M Hertz),  eine  Person  ist  mit  dem 
Largius  (oder  Larcius,  s.  über  den  Namen  Mommskns  index  Plin.  416) 
Licinus  welcher  mehrfach  bei  den  beiden  Pliaii  vorkommt,  Plin.  ep.  2,  14,  9 
als  Declamator  in  der  Zeit  des  Claudius;  ep.  3,  5,  17  (s.  §  312,  2E.)  als 
Bieter  auf  des  älteren  Plinius  gelehrte  Samminngen.  Und  zwar  tat  er  sein 
Gebot  in  Spanien,  woselbst  er  starb  als  legatus  practorius  ad  ius  dicen- 
dum  nach  Plin.  NH.  31,  24,  vgl.  ebd.  19,  35  (etwa  ums  J.  70?). 

329.  Geschichtliches  verfaßten  zu  Domitians  Zeit  C.  Vibius 
Maximus,  Arulenus  Rusticus  und  Herennius  Senecio,  die  beiden 
letzten  zugleich  Bekenner  der  stoischen  Lehre  und  regierungs- 
feindlich, wodurch  sie  ihr  Leben  verwirkten.  Auch  ein  Fronto 
wird  als  Stoiker  genannt,  sowie  Decianus  aus  Emerita,  der  aber 
diese  Richtung  mit  Vorsicht  zu  paaren  wußte.  Zur  epikurischen 
Lehre  hielt  Pollius  Felix.  Die  Schrift  eines  Priscus  über  die 
Freuden  der  Tafel  könnte  gleichfalls  dieser  Zeit  angehören. 

1.  Statiüs  silv.  4,  prooem.  Maximum  Vibium  (so,  nicht  Iunium,  ist 
zu  lesen,  HNohl,  Herrn.  12,  617;  vgl.  Mabt.  11,  106  und  CIL.  3,  38  u.  p.  859) 
et  dignitatis  et  eloquentiae  nomine  a  nobis  diligi  satis  eram  testatus  epistula 
quam  ad  illum  de  editione  Thebaidos  tneae  publicavi;  sed  nunc  guogue  eum 
reverti  maturius  e  Delmatia  rogo  (in  silv.  4,  7).  C.  Vibius  Maximus  stand 
J.  93  als  praef.  cohoitis  III  Alpinorum  in  Dalmatien;  J.  104  war  er  prae- 
fectus  Aegypti.  Nohl  aO.  Vgl.  silv.  4,  7,  46  tu  tuos  parvo  memorabis  cmes 
quos  ad  eoum  tuleris  Orontem  Signa  frenatae  moderatus  alae  Gastore  dextro 
usw.  und  63  tuas  artes,  .  .  omne  quis  mundi  Senium  remensus  orsa  Sallusti 
brevis  et  Timavi  reddis  alumnum.  Also  eine  Weltgeschichte,  somit  stofflich 
weder  dem  Sallust  noch  dem  Livius  ähnlich. 

2.  Iunius  Rusticus  Arulenus,  Volkstribun  J.  66  (Tac.  a.  16,  26),  Praetor 
J.  69  (Tac.  hist.  3,  80),  nach  Suet.  Dom.  10  von  Domitian  (J.  93)  getötet 
quod  Facti  Thraseae  et  Helvidi  Prisei  laudes  edidisset  (lobende  Biographie) 
appeüassetgue  eos  sanctissimos  viros.  Genauer  Tac.  Agr.  2  (oben  §  319,  4). 
Dio  67,  13  xbv  'PovCTixov  xbv  'AoovXr\vbv  anhxsivsv  ort  icpiXoaocpsi  (vgl. 
§  326,  3  A.)  xai  oxi  xbv  Bqctoiav  foobv  curopa^,  xai  'Eqfvviov  ZwenCcovct  ort 
rs  ovÖSfiücv  ao%T]V  iv  noXX<p  (Hm  jLtfT«  xi\v  xct\Li?lcLv  rjxrjnti  xai  oxi  xov 
TIoIc-aov  xov  'EXovtdiov  xov  ßcov  avvfyocapsv.    Plin.  ep.  7,  19,  6  cum  Senecio 


814  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert. 

reus  esset  (durch  Mettius  Garus)  quod  de  trita  Helvidi  libros  composuisset ; 
und  ebd.  6  illos  ipsos  libros  .  .  abolitos  senatus  consulto. 

3.  Makt.  14,  106  stoicus  hoc  (urceo)  gelidam  Fronto  petebat  aquatn, 
§  52,  4.  Ober  Palfurius  Sura  s.  §  326,  5.  Andere  Philosophen  §  319,  6. 
—  Mart.  1,  8  Thrasea  atgue  Catonis  dogmata  sie  sequeris  salvus  ut  esse  velis, 
pectore  nee  nudo  striclos  ineurris  in  enses,  .  .  Deciane  (gebürtig  aus  Emerita 
in  Lusitanien,  Mart.  1,  61,  10).  Vgl.  1,  24.  1,  39  (cecropiae  madidus  latiaeque 
Minervas  artibus  etc.).  Ihm  widmete  Martial  sein  B.  2,  vgl.  praef.  — 
Chaeremon  stoicus  bei  Mart.  11,  56,  1  u.  Fkikdl.  zdSt.  Heliodorus  stoicus 
in  den  Scholien  zu  luv.  1,  35.  —  Stat.  silv.  2,  2,  112  hie  übt  sidereas  exercet 
Pollius  artes,  seu  volvit  monitus  quos  dat  Oargettius  auetor  etc.  Die  Villa 
dieses  PoIUub  Felix  (§  321,  1.  324,  1)  am  Golf  von  Neapel,  beschrieben  von 
Statius  silv.  2,  2  und  3,  1,  147,  wird  auch  inschriftlich  erwähnt.  Mommsen, 
Herrn.  18,  159.  —  Flavius  Archippus,  philosophus,  nach  Domitian  bonus  vir 
et  professioni  suae  etiam  moribus  respondens,  dagegen  sententia  Veli  Paulli 
proconsulis  .  .  crimine  falsi  damnatus  in  metallum;  s.  Pun.  ad  Trai.  68—60. 

4.  Mart.  9,  77  quod  Optimum  sit  disputai  convivium  faeunda  Prisci 
pagina.  Über  14,  196  (Calvus  de  aquae  frigidae  usu)  s.  §  213,  7  gE.  —  Mart. 
12,  96  Musaei  pathicissimos  libellos  (griechisch?),  qui  certant  Sybai-iticis 
libellis,  .  .  lege  etc.    Vgl.  §  324,  6  E. 


3.    Die  Zeit  des  Nerva  und  Trajan,  J.  90—117  n.  Chr. 

330.  Was  unter  der  verständigen  Regierung  Vespasians 
gewachsen  war,  dann  aber  vor  Domitians  Tyrannei  sich  scheu 
verkrochen  und  verleugnet  hatte,  das  wagte  unter  Nervas  und 
Trajans  mildem  Szepter  sich  an  das  Tageslicht.  Wir  finden 
daher  in  dieser  Zeit  eine  große  Menge  von  Schriftstellern  auf 
allen  Gebieten  der  Literatur.  Die  Recitationen  sind  noch  in 
Blüte,  aber  bereits  im  Rückgange  begriffen,  infolge  der  Un- 
bedeutendheit der  meisten  Erzeugnisse,  der  Übersättigung  der 
Hörer,  und  weil  mit  der  freieren  Bewegung  auch  die  praktische 
Beredsamkeit  jetzt  wieder  größeren  Raum  gewonnen  hatte.  Kein 
Wunder  freilich  daß  die  Erinnerung  an  das  Erlebte  die  meisten 
Schriftsteller  mit  Bitterkeit  und  Zorn  erfüllte,  nicht  bloß  einen 
Juvenal  und  Tacitus  sondern  sogar  den  zahmen  Plinius.  Per- 
sönlich hatte  Nerva  Sinn  für  Dichtung  und  Literatur,  regierte 
aber  zu  kurz  (Sept.  96  —  Jan.  98)  um  ihn  betätigen  zu 
können.  Trajan  (Kaiser  von  J.  98—117)  war  idealen  Gebieten 
weniger  zugekehrt  und  forderte  sie  nur  mittelbar.  Die  alten 
Klagen  über  das  Undankbare  der  Beschäftigung  mit  Kunst 
und  Poesie  wiederholen  sich  daher  auch  jetzt  mit  gleicher  Leb- 
haftigkeit. 


§  330  Nerva  und  Traianus.  815 

1.  M.  Cocceius  Nerva,  Sohn  und  Enkel  von  Juristen  (§  281,  2.  298,  2), 
Mabt.  8,  70,  1  tanta  est  facundia  Nervae  (vgl.  9,  26)  .  .  .  hunc  (den  Nerva) 
nostri  seit  temporis  esse  Tibullum,  carmina  qui  doeti  nota  Neronis  habet: 
demnach  hatte  Nero  den  Nerva  welcher  zu  seinem  Kreise  gehörte  in 
seinen  Gedichten  als  zweiten  Tibullos  erwähnt  Plin.  ep.  5,  3,  5  (oben 
§  31, 1).  —  Erlaß  bei  seinem  Regierungsantritte:  Beilage  zu  Plin.  ad  Trai.  58. 

2.  M.  Ulpius  Traianus  aus  Italica,  geb.  18.  Sept.  63,  regierte  J.  98 
— 117.  Dio  68,  7  itatdeiccg  axQißovg,  oar\  iv  Xoyoig,  ov  (lezsoxs.  xo  ys  (ihv 
fyyov  avxrjg  %al  qnfaxaxo  xai  tnotei.  Victor  epit.  13,  7  magis  simpliciora 
ingenia  aut  eruditissimos ,  quamvis  ipse  parcae  esset  scientiae  moderateque 
eloquens,  düigebat.  Iulian.  Caess.  p.  22  nafaeo  Övvapsvog  Xiyuv  —  vno 
(u&vuütg  inixoinsiv  yao  stm&si  xä  noXXcc  x<5  Zovqa  (Licinius  Sura,  §  326,  14) 
yQacpBtv  vnso  ctvxov  —  cp&eyyopsvog  uaXXov  iq  Xiycov  insdsUvvsv  avxoig  etc. 
Plin.  paneg.  47  quem  honorem  dicendi  magistris,  quam  dignaiionem  sa- 
pientiae  doctoribus  habest  ut  sub  te  spiritum  et  sanguinem  et  patriam  re- 
ceperunt  studia!  quae  priorum  temporum  immanitas  exiliis  puniebat  etc. 
.  .  at  tu  easdem  artes  in  complexu,  oculis,  auribus  habes.  praestas  enim 
quaccumque  praeeipiunt  etc.;  vgl.  ebd.  49  (in  mensis  principis  .  .  studiorum 
honor)  u.  A.  3.  Daher  vermutet  man  daß  auf  Trajan  sich  bezieht  luv.  7,  1 
et  spes  et  ratio  studiorum  in  Gaesare  tantum;  solus  enim  tristes  hoc  tem- 
pestate  Camenas  respexit  etc.  Vgl.  Teuffels  Übersetz.  233.  Weidner  zdSt. 
Anders  Friedländeb,  SGesch.  8*,  461  (vgl.  §  331,  4  gM.).  Besonders  be- 
günstigte Trajan  den  Bhetor  Dion  Chrysostomos  (or.  45,  2,  3  Emp.).  Vgl. 
JBpeckhabdt,  N.  Schweiz.  Mus.  4  (1864),  97.  Errichtung  von  Bibliotheken, 
bes.  der  Ulpia  (Dio  68,  16).  Auf  Denkwürdigkeiten  Trajans  deutet  Prisc. 
GL.  2,  205,  6  Traianus  in  I  Dacicorum:  inde  Berzobim  .  .  processimus. 
Ober  eine  Rede  Trajans  im  Senat  am  1.  Jan.  100  s.  Plin.  paneg.  67.  Da- 
gegen Fronto  ad  Ver.  p.  123  Nerva  (Trai.)  facta  sua  in  senatu  verbis  roga- 
ticiis  commendavit.  Vgl.  oben  die  Stelle  aus  Julian.  Die  Antworten  Tra- 
jans auf  die  Anfragen  des  Plinius  (s.  §  340,  6  u.  9)  sind  von  schlichter 
Kürze  und  treffendem  Ausdruck.  Erlaß  des  Tr.  bei  Plin.  ep.  6,  13,  8. 
Trümmer  eines  Briefes  des  Trajan  in  Henzbns  acta  fr.  arval.  (Berl.  1874) 
p.  cxliii. 

3.  Plin.  ep.  5,  14,  6  landem  homines  non  ad  pericüla,  ut  prius,  verum 
ad  honores  virtute  perveniunt.  8,  14,  2  priorum  temporum  servitus  .  .  re- 
ducta  libertas.  9,  13,  4  reddita  libertas.  3,  18,  6  liberius  ideoque  etiam 
libentius  scribitur.  3,  18,  5  studia,  quae  prope  extincta  refoventur  (Geschicht- 
schreibung, Beredsamkeit,  Philosophie).  Vgl.  A.  2  und  8,  12,  1  litterarum 
senescentium  reductor  (Capito).  5,  17,  6  faveo  saeculo,  ne  sit  sterile  et 
effetum.  Dagegen  1,  10,  1  *t  quando  urbs  nostra  liberalibus  studiis  floruit, 
nunc  maxime  floret.    Vgl.  A.  5. 

4.  Plin.  ep.  1,  13,  1  magnum  proventum  poetarum  annus  hie  (J.  97?) 
attulü.  toto  mense  aprüi  nullus  fere  dies  quo  non  recitaret  aliquis.  iuvat  me 
quod  vigent  studia,  .  .  tametsi  ad  audiendum  pigre  coiiur,  was  dann  näher 
ausgeführt  wird.  Vgl.  3,  18,  4  numquam  aut  valde  vacat  Bomae  aut  commo- 
dum  est  audire  recitantem.  6,  17.  luv.  1,  l.  7,  40.  Tac.  dial.  8.  Plinius 
selber  behandelte  diese  Vorträge  mit  großer  Wichtigkeit  (7,  17,  13.  8,  21,  4) 
und  erstreckte  sie  auch  auf  gehaltene  Reden  (ebd.  7,  17). 


816  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

5.  Zahlreiche  Redner,  8.  §  341,  1—6.  Indessen  vgl.  Plin.  ep.  2,  14,  2 
pauci  (sunt)  cum  quibus  iuvet  dkere.  ceteri  auäaces  atque  etiam  magna  ex 
parte  adulescentuli  obscuri  etc.  (4)  sequuntur  auditores  actoribus  simües, 
conducti  et  redempti  etc.  6,  2,  5  ei  qui  dicunt  egisse  malunt  quam  agere  et 
qui  audiunt  finire  quam  iudicare.  Tac.  dial.  19  apud  iudices,  qui  .  .  sacpe 
ultro  admonent  (oratorem)  atque  alio  transgredientem  revocant  et  festinare  se 
testantur.  —  Über  die  äußere  Lage  der  Schriftsteller  und  Gelehrten  in  Rom 
s.  Juyenals  siebente  Satire.  —  JGHullemann,  de  literarum  ap.  Rom.  studiis 
Trai.  imp.,  Leid.  1858.  HThiersch,  Politik  u.  Philosophie  im  Verh.  z.  Re- 
ligion unter  Trai.,  Hadr.  u.  den  Antoninen,  Marb.  1863. 

6.  Wichtige  Inschriften  aus  der  trajanischen  Zeit  (vgl.  Or.  -Henzen 
782—804.  5440-6451).  a)  Das  Testament  des  Dasumius  vom  J.  109;  CIL. 
6,  10229.  Wilm.  314.  Bhunb,  font.e  292.  Unter  den  darin  mit  Legaten 
Bedachten  sind  der  jüngere  Plinius,  Tacitus  und  Fabius  Rusticus  (§  314,  4). 

—  b)  Das  Testament  eines  Galliers,  abschriftlich  auf  einem  Pergamentblatt 
s.  X  in  Basel  erhalten  (herausg.  von  AEiesslimg,  anecd.  Basileensia,  Bas. 
1863.  EHübner,  ann.  d.  inst.  36,200.  Wilm.  315.  Bruns  fönt.6  297),  wenig 
jünger  als  jenes  des  Dasumius.    Anders  OCuntz,  de  Aug.  Plinii  auctore  51. 

—  c)  Die  Stiftungsurkunden  für  wohltätige  Zwecke  (tabulae  alimentariae) 
aus  Veleia,  CIL.  11, 1147,  Wilm.  2846,  Bruns6285,  und  (derLigures  Baebiani) 
aus  Beneventum  (vom  J.  101),  CIL.  9,  1455,  Or.-Hknzen  6664,  Bruns6  288, 
Wilm.  2844.     Vgl.  PRE.  I8,  774.  6,  1656. 

331.  Von  den  Dichtern  der  trajanischen  Zeit  ist  der  be- 
deutendste D.  Iunius  Iuvenalis  aus  Aquinum  (etwa  J.  60  — 
140  n.  Chr.),  welcher  bis  dahin  der  Rhetorschule  sich  gewidmet 
hatte,  jetzt  aber  Satiren  zu  veröffentlichen  begann.  Wir  haben 
deren,  in  fünf  Bücher  abgeteilt,  sechzehn.  Juvenal  behandelt  in 
den  am  meisten  charakteristischen  Stücken  mit  leidenschaftlicher, 
ingrimmiger  Schonungslosigkeit  die  Laster  der  römischen  Gesell- 
schaft: mit  den  grellsten  Farben  der  Rhetorik  malt  er  sie  bis 
zu  oft  grausiger  Anschaulichkeit  aus,  ohne  seinem  Leser  kaum 
je  Beruhigung  oder  Abwechslung  durch  freundlichere  Bilder  zu 
gönnen.  Sein  ernster  und  kraftvoller  Geist  hat  weniger  künst- 
lerischen Aufbau  im  Auge  als  die  Sache;  unbekümmert  um  for- 
melle Unebenheiten  (Wiederholungen,  Nachträge  u.  dgl.)  legt  er 
das  Hauptgewicht  auf  die  Schilderung  und  Ausgestaltung  des 
Einzelnen,  worin  er  sich  kaum  genug  tun  kann.  Daher  auch 
die  stets  gehobene,  beziehungsreiche  Sprache,  welche  dem  vollen 
Verständnis  große  Schwierigkeiten  bereitet.  In  den  späteren 
Satiren  zeigt  sich  die  sittliche  Entrüstung  gemildert  und  da« 
dichterische  Vermögen  merkbar  abgeschwächt.  Die  letzten  sind 
greisenhaft. 


§  331  Iuvenalis.  817 

1.  Für  Kenntnis  von  Juvenals  Leben  bietet,  abgesehen  von  seinen  Ge- 
dichten, am  meisten  die  von  ihm  im  Tempel  der  Ceres  (Helvina,  sat.  3,  320) 
zu  Aqninum  gesetzte  Weihinschrift  (CIL.  10,  5382  Or.-Henzen  5599;  vgl. 
CLGrotkfend,  Phil.  12,  489):  {Cere)ri  sacrum  (D.  Iu)nius  Iuvenalis,  (trib.) 
eoh(orti8  I)  Delmatarum,  II  {vir)  quinq(uennalis) ,  flauten  divi  Vespasiani,  **>" 
vovü  dedicav{itq)ue  sua  pec(unia)t  Die  erhaltenen  vitae  (nach  nenem  ha. 
Material  am  vollständigsten  abgedruckt  bei  JDcrr,  d.  Leben  Jnv.  S.  21; 
sieben  in  0 Jahns  größerer  Ausg.  p.  386;  eine  achte  ans  cod.  Harl.  3301 
s.  XV  s.  JJ.  109,  800,  vgl.  acta  Lips.  4,  304;  vgl.  noch  Stampini,  riv.  di 
filol.  12,  201,  0 Rossbach,  de  Senecae  philos.  libris  recens.  77)  sind  unter  1* 
sich  sehr  eng  verwandt,  bieten  aber  im  einzelnen  viele  Widersprüche  und 
bedenkliche  Angaben:  trotzdem  enthalten  sie  einen,  wenn  auch  kaum  je 
mit  Sicherheit  rein  herauszuschälenden ,  Kern  von  Tatsachen  welche  nicht 
allein  ans  Lesung  der  Satiren  erschlossen  sein  können.  Die  Versuche  die 
Ur-Vita  wiederherzustellen  (zB.  zuletzt  von  Dürr  aO.)  müssen  bei  dem  Zu-  **~ 
stand  unserer  Quellen  mißlingen.  Die  Quelle  der  vitae  ist  unbekannt:  an 
Subtons  viri  illustres  ist  nicht  zu  denken  (§  347,  7).  —  Geburts-  und  Todes- 
jahr des  Dichters  läßt  sich  nicht  genau  bestimmen.  Der  Versuch  von  LFried- 
länder,  de  luv.  vitae  temporibus,  Königsb.  1875,  SGesch.  35,  458;  JB.  1886 

2,  20*,  aus  13,  17  Fonteio  consule  natu*  (vgl.  BBorqhesi,  oeuvr.  5,  76)  das  4* 
Jahr  67  als  Geburtsjahr  Juvenals  zu  erweisen  ist  gescheitert.  LSchwabr, 
RhM.  40,  25.  Nur  so  viel  ergiebt  sich  aus  der  Stelle  daß  J.  nicht  später 
als  in  jenem  Jahr,  daß  er  aber  wahrscheinlich  früher  geboren  ist.  Das 
späteste  nachweisbare  Ereignis  bei  Juvenai  ist  das  15,  27  (nuper  consule 
Iunco)  erwähnte  Consulat  des  L.  Aemilius  Iuncus  im  J.  127  (BBorqhesi  aO.,  «  >" 
WDittbxbkrgkr,  ephem.  epigr.  1,  247.  CIL.  3,  p.  874,  xxxi).  Nach  den 
vitae  1.  2.  3  JahiT  erreichte  oder  Überschritt  J.  das  achtzigste  Lebensjahr; 
anderseits  begann  Juvenai  erst  in  reiferem  Alter  (1,  25  und  die  vitae  1.  2. 

3.  5.  6.  8  ad  median*  fere  aetatem  declamavit)  und  nicht  vor  Trajans  Re- 
gierung Satiren  zu  schreiben  (s.  A.  4).  Martial,  welcher  mit  Juvenai  be-  "x 
freundet  ihn  öfters  nennt  (7,  24.  7,  91  facunde  Iuvenalis  [Ende  J.  92?]. 
12,  18  [frühestens  Ende  J.  98?]),  kennt  ihn  nur  als  Rhetor,  noch  nicht  als 
Satiriker.  —  Demnach  mag  Juvenai  etwa  vom  J.  60  (vgl.  vit.  2.  3  oriundus 
temporibus  Neronis  Claudii  imperatoris)  bis  etwa  zum  Jahr  140  (vgl.  vita  4 
decessit  .  .  Antonino  Pio  imperatore)  gelebt  haben.  Im  cod.  Barberini  vm  ~ 
18  steht  (bei  Dürr  aO.  S.  28):  Iunius  Iuvenalis  Aquinas  Iunio  luvendle 
paire,  matre  vero  Septumuleia  ex  Aquinati  municipio  Claudio  Nerone  et  L. 
Antistio  consulibus  (808/55  n.  Chr.)  natus  est.  sororem  habuit  Septumuleiam 
quae  Fuscino  (luv.  sat.  14,  1)  nupsit  usw.  Diese  einzelstehende  Angabe 
einer  von  einem  italienischen  Humanisten  (s.  XVI?)  verfaßten  Juvenai- Vita,  (■  - 
welche  Dürr  aO.  28  der  Ur-Vita  entnommen  glaubt,  kann,  obwohl  sachlich 
annehmbar,  bis  auf  anderweitige  bessere  Bezeugung  keinen  Anspruch  auf 
Glaubwürdigkeit  erheben.  —  Der  Vorname  D.  ist  überliefert  im  cod.  Laur. 
34,  42  s.  XI  (vgl.  JJ.  109,  868)  und  in  den  Vossiani  18  s.  X  und  64  s.  XI 
(Hosics  aO.  45),  s.  auch  S.  821   unten;    Iunius  Iuvenalis  in  der  Inschrift 

(s.  oben),  dem   cod.  P,  den  Scholien  und  in  den  vitae  1.  2  (in  vita  4  M. 
Iunius  Iuvenalis)-,  einfach  Iuvenalis  bei  anderen  Schriftstellern.    Landgut 
Juvenals  zu  Tibur?  s.  11,  65.   69,  sein  paternus  agellus  zu  Aquinum:  6,  57. 
TBnrpsL-SonwABB,  Rom.  Lit. -Gesch.     5.  Aufl.  52 


818  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

2.  Daß  Iuvenalis  verbannt  wurde  ist  kaum  (mit  VFhancke,  CKempf, 
<7°    ChbStrack,   Nkttleship,  Vahlen   u.   a.)    zu   bezweifeln;    fraglich   ist   aber 

warum,  wann,  und  wohin.  Die  Tatsache  der  Verbannung  erwähnen  alle 
vitae,  die  Scholien  zu  1,  1.  4,  88.  7,  92,  Sidonius  Apoll.  9,  269  (non  gut 
tempore  Gaesaris  secundi  aeterno  incoluit  Tomos  reatu  nee  qui  consimüi 
deinde  casu  ad  vülgi  tenuetn  strepentis  auram  irati  fuit  histrionis  extü),  end- 

^  lieh  Io.  Malal.  chron.  10,  p.  341  und  mit  ihm  gleichlautend  Suidas.  Die 
Verbannung  bringen  —  im  einzelnen  abweichend  —  alle  vitae *  (auch  die 
Schol.  zu  1,  1),  dann  Sidonius  und  Malalas  in  ursachlichen  Zusammenhang 
mit  sat.  7,  90  fll.  (quod  non  dant  proceres  dabit  histrio  uew.),  wodurch 
ein  histrio,  ein  kaiserlicher  Günstling,  beleidigt  und  vom  Kaiser  durch  die 

<*°  Verbannung  des  Dichters  gerächt  worden  sei,  welche  nach  Angabe  aller 
vitae  (auch  der  Schol.  zu  4,  38)  in  der  Form  der  Übertragung  einer 
militärischen  Stellung  in  fernem  Lande  erfolgte.  Wer  die  Verbannung 
verfügte?  Die  vitae  (1.  3.  5  nennen  keinen  Namen)  schwanken  zwischen  — 
dem  zeitlich  ganz   unmöglichen   —   Nero  (7.  Schol.   zu  7,  92),   Domitian 

^  (2.  4.  8.  Schol.  zu  1,  1.  4,  38  und  Malalas  -  Süid ab)  und  Trajan  (6).  Der 
Zeit  nach  verlegen  vita  1  u.  2  dieses  militärische  Kommando  in  das  80.  Jahr 
des  Dichters,  vita  4  in  extrema  Domitiani  tempora.  Als  Verbannungaort 
nennt  die  Mehrzahl  (1.  2.  4.  7.  Schol.  zu  1,  1.  4,  38.  15,  27)  Ägypten, 
einige  (6.  6)  Britannien.    Die  Angabe  bezüglich  Ägyptens  könnte  leicht  aus 

V  sat.  15,  45  erschlossen  sein,  während  für  Britannien  der  Umstand  einnimmt 
daß  die  Cohorte  bei  welcher  Juv.  laut  der  Inschrift  (A.  1)  Offizier  war  in 
jener  Zeit  in  Britannien  stand  (nachweislich  im  J.  105  und  124,  s.  CIL.  7, 
1194.  1195.  367.  387.  400.  1055,  EHübner,  ebd.  7,  p.  85;  RhM.  11,  30. 
Herrn.  16,  566).    Aus  diesem  Gewirre  sich  widersprechender  Angaben  die 

<*>  Wahrheit  zu  ermitteln  ist  unmöglich.  —  ChbStrack,  de  Iuvenalis  exilio, 
Laubach  1880.  JVahlbn,  Juv.  u.  Paris,  Berl.  Sßer.  1883,  1175.  KBittweorb, 
d.  Verbannung  Juv.s  u.  die  Abfass.  s.  Sat.  7,  Bochum  1886  und  A.  3. 

3.  JVFranckk,  examen  crit.  luv.  vitae,  Altona  1820;  de  vita  luv. 
quaeBtio  II,  Dorpat  1827.    C ABauer,   einige  Nachrichten  aus  d.  Leben  des 

'■"'  Juv.,  Begensb.  1833.  CPinzger,  JJ.  14,  261.  Teuffel,  ebd.  43,  103;  Stud. 
und  Charakt.*  535.  BBorghesi  (intomo  all'  eta  di  Giovenale)  oeuvr.  5,  49. 
CSynkerberq,  de  temporibus  vitae  carminumque  luv.,  Helsingf.  1866. 
LFbieoländeb,  de  luv.  vitae  tempp.,  Königsb.  1875;  SGesch.  35,  458. 
EStampini,  de  luv.  vita,  riv.  di  filol.  9,  417;  de  luv.  vita  controv.,  riv.  di 
•  filol.  12,  196.  DNagüiewski,  de  luv.  vita,  Biga  1883.  JAHild,  Juvdnal, 
notes  biographiques,  Par.  1884.  HNettleship,  life  and  poems  of  J.,  journ. 
of  phil.  16,  41.  ASeehaus,  de  luv.  vita,  Halle  1887.  JDübb,  d.  Leben  Juv.s, 
Ulm  1888. 

4.  Die  16  Satiren  sind  in  den  Hss.  (bes.  im  Pithoean.,  A.  8)  in  5  Bücher 
eingeteilt  (B.  I  =  sat.  1—6;  II  =  6;  III  «=  7-9;  IV  =  10-12;  V  =*  13—16). 
Nach  dieser  Bucheinteilung  citiert  zB.  Priscian  (s.  die  Stellen  GL.  3,  537). 
Die  Bücher  folgen  sich  in  zeitlicher  Ordnung,  sie  wurden  einzeln  heraus- 
gegeben, wie  die  Bücher  Martials  und  des  Statius  Silven.  B.  1  ist  unter 
Trajan  herausgegeben,  sicher  nach  J.  100  (1,  49)  und  zwar  wohl  beträcht- 
lich später,  da  kaum  aHzugroße  Zwischenräume  zwischen  der  Herausgabe 


§  381  Iuvenalis.  g\Q 

namentlich  der  ersten  Bücher  werden  stattgefunden  haben;  B.  2  nach  J.  116 
(6,  407  fll);  B.  5  nach  J.  127  (13,  17.  16,  27).  Der  im  Anfang  von  B.  3 
(7,  1)  als  Gönner  der  Dichter  gepriesene  Kaiser  ist  demnach  wohl  Hadrian 
(daß  J.  die  schon  unter  Trajan  verfaßte  Satire  mit  einem  auf  Hadrian  be- 
züglichen Eingang  versehen  habe  meint  Fbiedländeb,  SGesch.  35,  451):  so 
würde  die  Herausgabe  des  Buches  um  J.  120  fallen,  B.  4  dann  wohl  um 
J.  125.  LFbiedländeb,  de  luv.  vitae  tempp.,  Königsb.  1876;  SGesch.  35,  468. 
—  Von  der  letzten  Satire  (16)  sagen  die  Scholien:  ista  a  plerisque  explo- 
ditur  et  dicitur  non  esse  Iuvenalis.  Demgemäß  ist  die  Echtheit  dieser  und 
der.  vorletzten  Satire,  aber  mit  unzureichenden  Gründen,  angefochten  worden 
von  CFHkinrich  und  CKempf  (observationes  in  Iuvenalis  aliquot  locos,  Berl. 
1843),  8.  Teuffel  u.  Hertzbebg  in  ihrer  Übersetzung  153.  341.  GPalm,  de 
luv.  sat.  XV,  Nordhausen  1882.  Übrigens  ist  die  letzte  S.  am  Ende  un- 
vollständig, was  sich  vielleicht  aus  einem  Blätterausfall  erklärt.  FBücheleb, 
RhM.  29,  636  und  dazu^BnEB,  spicil.  46.  —  In  vita  4  (vgl.  schol  zu  1,  1): 
in  exilio  ampltavit  satiras  et  pleraque  mutavit.  Manches  könnte  auf  eine 
doppelte  Redaction  durch  den  Dichter  selbst  weisen;  Teuffel,  Stud.  u. 
Charakt.*  649,  s.  aber  dagegen  zB.  JVahlen,  ind.  lect.,  Berl.  1884,  30  und 
GSchönaich,  quaestt  luv.,  Halle  1884,  13.  GMosenoel,  vindic.  luv.,  Erl. 
1887.  —  Gegen  die  maßlose  Kritik  von  ORibbeck  (in  s.  Ausg.,  Lps.  1859;  ' 
svmb.  phil.  Bonn.  p.  1;  der  echte  und  der  unechte  Juv.,  Berl.  1865)  s. 
Teuffel  in  s.  Übersetz.  154.  209.  246.  252.  259,  die  vindiciae  Iuvenalianae 
von  BLüpds,  Bonn  1864,  OMeinertz,  Königsb.  1866,  RWeise,  Halle  1884, 
auch  OJahn  in  d.  kl.  Ausg.  v.  1886  p.  x.  OMeinertz,  z.  Krit.  u.  Erkl. 
d.  Juv.,  Conitz  1871  (über  die  sprachliche  usw.  Übereinstimmung  des 
r  unechten'  und  des  f  echten'  Juvenal).  JVahlen,  ind.  lect.  Berol.  1884. 
WSchulz,  Herrn.  21,  179,  OHäkicke,  d.  Echtheit  der  zwölften  Sat.  d.  luv., 
Putbus  1877,  HPolstorff,  de  vv.  aliquot  luv.  male  suspectis,  Rostock  1882. 
6.  luv.  1,  22  cum  tener  uxorem  ducat  spado  etc.  .  .  (30)  difficile  est 
satiram  non  scribere.  79  st  natura  negat,  facti  indignatio  versum,  qualem-  > 
cumque  potest,  quales  ego  vel  Gluvienus  (§  332,  9).  150  dicas  hie  forsitan;  unde 
.  .  «72a  priorum  scribendi  quodeumque  animo  flagrante  liberet  simplicitas  ?  .  . 
170  experiar  quid  concedatur  in  Mos  quorum  FJaminia  tegitur  cinis  atque 
Latina.  Nicht  mehr  Lebende  also  will  der  Dichter  zum  Gegenstande  seiner 
Satiren  machen;  die  Namen  sind  teils  typisch  oder  erdichtet,  teils  der  Ver- 
gangenheit entnommen,  besonders  der  Zeit  Neros  und  Domitians.  Von 
Lebenden  werden  nur  Marius  Priscus,  Isaeus,  Archigenes,  Gallicus  und 
vielleicht  Philippus  (3,  126)  genannt,  mit  Ausnahme  des  ersteren  alle  in 
verbindlicher  Weise,  also  ähnlich  wie  bei  Martial  (§  322,  6)  und  Plinius 
(§  340,  6).  Wirkliche  Personen  aber  scheinen  die  von  Juv.  Genannten  alle  ' 
zu  sein  (Bobqbebj,  oeuvr.  5,  533.  LFbiedländeb,  de  nominibus,  s.  u.).  Die 
meisten  gehören  indessen  der  Vergangenheit  an,  vielfach  einer  sehr  ent- 
fernten, wie  der  des  Cicero  oder  gar  Lucilius.  Es  Bind  somit  Schatten 
gegen  welche  der  Satiriker  kämpft,  aber  solche  die  in  der  Gegenwart  Ab- 
bilder genug  haben.  Er  bekämpft  sie  daher  auch  als  gegenwärtige.  Das 
rhetorische  Pathos  läßt  es  jedoch  nur  selten  (wie  2»  29  ff.  4,  37  ff.  8,  212  ff.) 
zu  einer  genaueren  Zeitbestimmung  kommen.  Vgl.  Epkema,  prosopographia 
luv.,    Amßterd.    1864.     FStbauch,    de    personis    Iuvenalianis,    Gott.    1869. 

52* 


820  Die  Eaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

LFriedlander,   de   nominibus  personarum   in  luv.  satiris,   Königsb.  1872; 

°  SGesch.  36,  466.  AThChribt,  d.  Art  u.  Tendenz  d.  Juvenal.  Personenkritik, 
Lpz.  1886.  DieseB  Pathos  liebt  and  sucht  die  dunkelsten  Farben  und  läßt 
den  Satiriker  als  das  Gegenteil  eines  Idealisten,  als  einen  schwarzsichtigen 
Pessimisten  erscheinen.  Von  Witz  und  Humor  (J Jessen,  Phil.  47,  320) 
ist  wenig  bei  ihm  zu  finden.    Überhaupt  haben  den  Juvenal  die  Gewöh- 

n°  nungen  der  Bhetorschule  (1,  15)  auch  zur  Satire  begleitet.    Darüber  LBerq- 

*  müller,  quaestt.  luv.,  acta  sem.  phil.  Erlang.  4,  395.  EStrubb,  de  rhetorica 
luv.  disciplina,  Brandenb.  1875.  Daher  die  Aufstellung  abgegrenzter  Themen 
für  die  einzelnen  Stücke  und  die  nüchterne,  fast  schulmäßige  Durch- 
führung des  jedesmaligen  Themas ,  bald  mit  einförmigen  Übergangen  bald 

n'  in  mechanischem  Nebeneinanderstellen,  ohne  Vermittlung  der  einzelnen 
Teile.  S.  die  Inhaltsangaben  in  KFHermanns  Ausg.  JAGyllinq,  de  argu- 
menti  dispoaitione  in  sat.  I  —  XVI,  Lund  1886.  89  II.  Die  Verse  sind  mit 
Absicht  markig  und  volltönend  gebildet.  HWilcke,  quid  elocutio  luv.  a 
Persiana  differat,  Stendal  1869.   JRahn,  selecta  capita  de  syntaxi  luv.,  Halle 

o*  1875.  F Weiss,  die  Fragesätze  bei  Juv.,  Stockerau  1882.  Auch  R  Weise 
(A.  4  gE.).  LKiaeb,  8ermonem  luv.  certis  legibus  astrictum  esse,  Kopenh. 
1875.  LGenther,  die  Metaphern  bei  Juv.,  Wittenb.  1878.  FLohr  (s.  §  321,  6). 
HJattkowski  (§  302,  4  £.).  MWolff,  de  usu  coniunctionum  ap.  luv., 
Amsterd.  1888.     GMosenqel  (A.  4)  29  (über  Casussyntax). 

ss  6.   Unter  den   früheren  Schriftstellern   verrät  Juvenal  Bekanntschaft 

besonders  mit  Horaz  (zB.  5,  107  =  Hob.  ep.  1,  1,  40;  PSchwartz,  de  luv. 

Horatii  imitatore,  Halle  1882)  und  mit  Virgil  (zB.  2,  100  «=  Aen.  12,  94; 

3,  198  =  Aen.  2,  311;  5,  138  =  Aen.  4,  328.    12,  475;  6,  133  =  G.  3,  282; 

JGehlen,  de  luv.  Vergilii  imitatore,  Erl.  1886);  öfters  berührt  er  sich  auch 
*D     mit  seinem  Freunde  Martialis  (zB.  6,  184  =  M.  10,  68;  6,  196  =  M.  6,  23]; 

6,  492  =-  M.  2,  66). 

7.  Zu  den  Satiren  des  Juv.  sind  zwei  Klassen  von  Scholien  über- 
liefert Die  eine  reicht  in  ihrem  Kerne  wohl  bis  ans  Ende  des  vierten 
Jahrhunderts  zurück  (zu  10,  24  wird  Neratius  Cerealis  praefectus  urbi  J.  352 

"»*'  erwähnt  als  der  Vergangenheit  angehörig).  In  jener  Zeit  waren  Erläu- 
terungen um  so  erwünschter  als  damals  Juvenal  eifrig  gelesen  wurde: 
Ammian.  Mabc.  28,  4,  14  quidam  detestantes  ut  venena  doctrinas,  luvendem 
et  Mariutn  Maximum  curatiore  studio  legunt,  nulla  volumina  praeter  haec  in 
profundo  otio  contrectantes ;  s.  auch  Rutil.  Namat.  1,  604  (§  323,  2).     Diese 

'-"  Scholiensammlung  enthält  trotz  großer  Verderbnis  nicht  wenige  Spuren 
alter  echter  Gelehrsamkeit.  Sie  findet  sich  in  dem  codex  Pithoeanus  s.  IX 
(s.  A.  8)  und  dem  Sangallensis  870  8.  IX  (darüber  HWirz,  Herrn.  15,  443) 
und  ist  darnach  herausgegeben  von  PPithoeus  (Par.  1585,  s.  A.  9),  AWCrambr 
(Hamb.  1823),  von  LScbopkn  in  Heinrichs  Ausg.  (1839)  1,  p.  156  (annotationes 

v>  criticae  dazu  p.  325),  bis  jetzt  am  besten  in  OJahms  Ausg.  von  1851,  p.  171 
(Verbesserungen  nach  den  Hss.  dazu  bei  Stephan  u.  Beer  aaOO.)  und  (in 
Auswahl)  bei  Jahn-Bücheler  (A.  9  E.).  —  Ans  einer  derselben  Gattung  zu- 
gehörigen, aber  vollständigeren  Hs.  stammen  diejenigen  welche  GValla  Ven. 
1486  als  Scholien  des  Probus  (§  300,  6)  sehr  ungenau  veröffentlichte  (nur 
-    bis  zu  sat.  8, 193  reichend).   Ober  die  Aarauer  Fragmente  s.  A.  8.  EMatthiaa, 


§  331  Iuvenalis.  821 

de  scholiis  in  luv.,  Halle  1875  (auch  in  den  Dissertatt.  phil.  Halens.  2,  255). 
ChbStephan,  de  Pithoeanis  in  luv.  scholiis,  Bonn  1882;  RBeeb,  de  nova 
bchol.  in  luv.  recensione  instituenda,  Wien.  Studd.  6,  297.  7,  311.  —  Die 
zweite  Klasse  trägt,  wie  die  zu  Persius  (§  302,  6)  den  Namen  des  Cornutus 
(Cornuti  expositio  super  toto  libro  Iuvenalis),  findet  sich  in  jüngeren  Hss.  *'* 
(bes.  Laur.  52,  4  s.  XV),  stammt  wohl  aus  der  karolingischen  Zeit  (zu  9,  37 
wird  ein  Heiricus  magister  citiert;  vgl.  AEbbbt,  Lit.  d.  MA.  2,  285)  und  ist 
ebenso  wortreich  als  inhaltsleer;  0 Jahns  Ausg.  des  Pers.  p.  cxvi.  Proben 
davon  bei  Schopen  (unedierte  Scholien  zu  Juv.  III,  Bonn  1847),  KFHkbmann 
(schediasma  de  scholiorum  ad  luv.  genere  deteriore,  Gott.  1849)  und  IvGigch  p>* 
(apparatus  criticus  ad  luv.,  Leid.  1849;  tria  capita  ad  luv.  eiusque  scho- 
liastas  spectantia,  ebd.  1850).  AZingkble,  kl.  philol.  Abhh.  4  (Innsbr. 
1887),  1  (üb.  eine  Innsbr.  Hs.  s.  XIV  mit  Scholien).  Vgl.  über  diese  Scholien 
auch  Schönaich  aO.  cap.  1.  Hosrus  (A.  8)  95.  Zur  Sprache  derselben  HRonsch, 
Iioman.  Forsch.  2,  280.  —  Ganz  späte  Glossen  zu  Juv.  welche,  an  sich  wertlos,  ? J  r 
nur  darum  einige  Aufmerksamkeit  verdienen  weil  die  Textlesarten  meist 
mit  dem  Pith.  stimmen,  im  Paris.  7730  s.  X;  hrsgg.  v.  HKeil,  Halle  ind. 
Bchol.  1877;  vgl.  GLoewe,  prodr.  gloss.  p.  x;  HWibz,  Herrn.  15,  448; 
Phil.  Anz.  10,  479.  CBeldamk,  scolies  inädites  de  Juv.  (in  Nizza),  rev. 
de  philol.  6,  76  (wertlos,  aus  15.  Jahrb.!  Bücheleb,  RhM.  38,  132).  Vgl.  >'* 
A.  8  Z.  20. 

8.  Ebenso  zerfallen  auch  die  Handschriften  der  Satiren  selbst  in 
zwei  Klassen.  Von  der  reineren  und  besseren  ist  nur  dine  vollständige  Hs. 
erhalten,  der  Montepessulanus  125  s.  IX  aus  Lorsch  stammend,  dann  im 
Besitz  des  PPithoeus,  daher  Pithoeanus  (P)  genannt.  Dagegen  daß  er  iK 
eine  Zeit  lang  der  Bibliothek  des  Matthias  Corvinus  (weshalb  auch  Bu- 
densis  genannt)  angehört  habe  s.  BBeeb,  Wien.  Studd.  8,  342.  Schriftprobe 
des  Pithoeanus  an  RBbebs  spicil.  Iuvenal.,  Lpz.  1885.  (Mangelhafte)  Ver- 
gleichung  in  OJahns  größerer  Ausg.,  vgl.  FRühl,  Phil.  30,  676;  Nachverglei- 
chung  für  1, 1—2,  133  von  FRühl,  Wissensch.  Monatabi.  [Königsb.  1877]  139,  ^v^ 
außerdem  s.  bes.  die  Mitteilungen  von  RBeeb  in  s.  spicil.  luv.  —  Bruchstücke 
einer  Üb.  s.  X/XI  welche  Text  und  Scholien  enthielt  und  mit  dem  Pithoeanus 
engste  Verwandtschaft  zeigt  sind  in  Aarau  zum  Vorschein  gekommen, 
HWibz,  Herrn.  15,  437.  Ganz  verschollen  ist  die  gleichartige  Hs.  des  GValla 
(A.  7)  und  der  SGallenBis  D  304,  aus  dem  nur  die  Scholien,  nicht  auch3'' 
der  Text,  durch  die  Abschrift  SGall.  870  (s.  A.  7)  gerettet  sind.  Der  sehr 
alte  Vatic.  5750  (Bobiensis)  in  Capitalschrift  enthält  auf  p.  78  Juv.  15, 
18 — 48:  Schriftprobe  in  Zanoemeisteb-Wattbnbachs  exempla  codd.  latt. 
Tfl.  5  (vgl.  §  302,  5).  luven,  et  Persii  fragm.  Bobiensia  ed.  GGoktz,  Jena 
1884.  Vgl.  überhaupt  über  die  gute  Oberlieferung  und  die  Textgeschichte  i:* 
RBebb  spicil.  9.  39.  Über  Juvenalauszüge  im  allgemeinen  und  das  Florilegium 
in  SGall.  870  (in  den  Lesarten  mit  P  stimmend)  insbesondere  ChhStephan, 
RhM.  40,  263.  —  Von  der  zweiten,  stark  verfälschten  Klasse  sind  die  Hss. 
sehr  zahlreich  (Vergleichungen  bei  Hosius  aO.  3).  Auch  der  Pith.  und  die 
Aarauer  Hs.  sind  nach  Hss.  der  Kl.  II,  wie  umgekehrt  manche  Hss.  der  ;  -  - 
letzteren  nach  einer  Hs.  der  Kl.  I  durchgebessert.  Zwei  derselben  (Laur. 
34,  42  und  Leid.  82  s.  XI)  haben  die  subßcriptio:  Legi  ego  Niceus  Romae 
apud  Scrvium  (der  §  431  genannte?)  magistrum  et  emendavi.   Die  Gramm a- 


822  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

tiker  welche  Stellen  aus  Juv.  citieren  folgen  meist  den  Lesarten  der  El.  II 

>b°    (doch  s.  Hosius  aO.  55).    Spur  einer  anderen  Bearbeitung  im  Paris.  9345 

s.  XI  (am  Ende  von  Sat.  6)  dece  iuvenalis  .  .  .  incipit  Hb.  III  legente  Aepi- 

carpio  scrinbentis  JSxuperantio  servo.    0 Keller,  JJ.  131,  576.   Hosius  aO.  62. 

—  CFHermann,  de  codd.  luv.  recte  existimandis,  Gott.  1847 ;  vindiciae  luve- 

ualianae,  ebd.  1854.    OJahn  in  s.  Ausg.  v.  1868,  p.  5.     CHosics,  apparatus 

i*"5    criticus  ad  luv.,  Bonn  1888.    Vergebliche  Versuche  die  Klasse  des  Nicaeus 

als  die  bessere  zu  erweisen  machte  AH  Äckermann,  d.  pithoean.  Cod.  d.  Juv.  I, 

Greifsw.   1856  und  sonBt  (A.  12).    —    AGaste,   sur  un   mscr.   (wertlos)  de 

Juv.,  Ann.  de  la  fac.  de  lettr.  de  Bordeaux  2,  274;  mem.  de  l'acad.  de  Caen 

1880,  308.  AZinoerle  (A.  7gE.).    Schenkx,  Wien.  Studd.  8,  313  (zwei  wert- 

r>°     lose  Cantabrig.  s.  IX). 

9.  Ausgaben  (Aufzählung  bei  Ruperti  1,  clxiv).  DCalderinus  (Ven. 
1475.  1495).  GValla  (Ven.  1486).  IBritannicus  (Brix.  1501  u.  ö\).  ThPulmannub 
et  IIJünius  (Antv.  1665).  FPithoeus  (Par.  1585).  NRioaltius  (Par.  1613. 
1616).    IGrangaeüs  (Par.  1614).    HCHenninius  (mit  Persius,  Utr.  1685.  Leid. 

V  1695).  Cum  perp.  comm.  ed.  GARüfkbti  (Lps.*  1819  II).  Ed.  NLAchaintke 
(Par.  1810  II),  NELemaire  (Par.  1823  II).  Rec.  et  ann.  EWWeber  (Weim. 
1825).  Ex  emend.  et  c.  comm.  CFHeinrichii;  acc.  scholia  vetera  (Bonn 
1839  II).  —  Cum  scholiis  veteribus  recensuit  et  emendavit  OJahn,  Berl.  1861. 
Thirteen   satircs   of  Juvenal   (es   fehlen  2.  6.  9)   with  a   commentary   by 

>so  JEBMator,  Lond.  I4  1886,  II8  1881.  Erklärt  von  AWetdneb,  Lpz.*  1889. 
Cum  lectt.  var.,  commentariis  (russisch)  usw.  ed.  DNaguiewski  I  (satt.  1—3), 
Kasan  1888.  —  Texte  von  CFHermann,  Lps.  1854,  ORibbbck  (8.  A.  4),  und 
bes.  (mit  knappem  Apparat,  namentlich  nach  RBeers  Vergleichung  des  P) 
Jahn-Bücheleb,  Berl.2  1886. 

'v'  10.  Übersetzungen  zB.  von  JJCDonner  (Tab.  1821),  WEWeber  (Halle 

1838>,  ECJvSiebold  (mit  lat.  Text  u.  Erläuterungen  nach  CFHermann,  Lpz. 

1858),  ABero  (Stuttg.  1862  f.),  WHertzbrbq  u.  WTeüfpel  (Stuttg.  1864—67). 

11.   Über  Juvenal  s.  Manso   i.  d.  Nachtr.  zu  Sulzer  6,  294.     DNisa&d, 

e*tudes  .  .  sur  les  poetes   lat.   de  la  decadence  (Par.  1834)  1,  241.  2,  101. 

vr*  Teufpel,  PRE.  4,  636.  Völker,  Juvenal;  Lebens-  u.  Charakterbild,  Elberf. 
1851.  CFHermann  vor  s.  Ausg.  (1854)  p.  in.  AWidal,  Juvenal  et  ses  sa- 
tires;  ätudes  littäraireB  et  morales,  Par.  1869.  GBoissieb,  J.  et  son  temps, 
rev.  des  deux  mondes,  Juni  1870,  p.  141.  GDBelletti,  studj  8 alle  satire 
di  Giov.,  Genua  1886. 

1  12.    Zur  Textkritik  u.  Erklärung:   GPinzoer,  de  versibus  luv.  spuriia 

et  male  suspectis,  Bresl.  1827.  Madvig,  op.  1,  29.  2,  167.  CFHermann, 
annotatt.  ad  sat.  3,  Marb.  1839;  de  sat.  7  tempp.,  Gott.  1843.  NMohb, 
annotatt.  ad  luv.  sat.  1  et  2,  Dorp.  1845.  ALDöllen,  Beitr.  zur  Kr.  u. 
Erkl.,  Kiew  1846.     AHäckermann,  Jahns  Archiv  15,  550.  16,  351.  370.  568. 

i'  17,  356.  600;  ZfGW.  16,  638  und  sonst;  Greifsw.  1872.  1877.  AGöbki., 
Iuvenaliana,  Conitz  u.  BerL  1869.  XPrinz,  Rev.  de  Tinstr.  Belg.  T.  IX  u.  X. 
BBorghesi,  oeuvr.  6,  609.  AScholte,  obes.  critt.,  Utr.  1873.  HvHerwebdbn, 
Mnemos.  NS.  1,  395.  OHirschfeld,  Herrn.  8,  475.  JBbrnayb,  ges.  Abhb. 
2,  71.   HWirz,  Phil.  37,  293;  z.  Krit.  d.  5.  Sat.  Juv.,  Aarau  1868.    MJHo*- 

~  '    mann,   zur  Krit.    u.  Erkl.   einiger  Satt,  des  J.,   Amberg  1878.    FBüchelbr, 


§  381  Iuvenalia.    §  332  Andere  Dichter.  823 

BhM.  29,  636.  36,  391.  41,  634.  Walter  dk  Jongb,  adnott.  critt.  in  saturas 
Juv.,  Gron.  1879.  FGöbbes,  Phil.  41f  719.  AWeidnkr,  JJ.  135,279;  emendatt. 
luv.,  Dortm.  1887.  LUblichs,  Dessauer  Philol.-Vers.  231.  WSchulz,  quaestt. 
luv.  (de  lacunis),  Berl.  1885.  JBEMayob,  journ.  of  phil.  16,  220.  RBebb, 
spicil.  luv.  63.  ASmit,  adnotatio  in  satt,  luv.,  Utr.  1886.  Anderes  s.  Anm. 
4.  6.  8.  —  G Lehmann,  antiquitates  Rom.  domeeticae  in  luv.  satt,  illustratae  I, 
Halle  1867. 

332.  Wie  verbreitet  noch  in  der  Zeit  Trajans  Gewandt- 
heit in  verschiedenen  Formen  der  Poesie  war  beweist  die  an- 
sehnliche Zahl  solcher  Männer  von  denen  wir,  vorzugsweise 
durch  den  jüngeren  Plinius,  wissen  daß  sie  Verse  gemacht  und 
veröffentlicht  haben.  So  Octavius  Rufus,  der  einflußreiche  Titi- 
nius  Capito,  ferner  der  Nachahmer  des  Propertius  und  Horaz, 
Passennus  Paulus,  auf  dem  Gebiete  des  Epos  Caninius,  in  lyri- 
schen Maßen  Augurinus,  weiter  Vergilius  Romanus,  der  Ver- 
fasser  von    Komödien   und    Mimiamben,   und   andere. 

1.  Plin.  ep.  1,  7  (Octavio  Rufo),  6  tu  me  tuis  (versibus)  agere  non 
pateris,  quorum  tanta  cupiditate  ardeo  ut  etc.  2,  10  (Octavio),  thominem 
te  .  .  crudelem  qui  tarn  insignes  libros  tarn  diu  teneas!  .  .  (3)  enoluerunt 
quidam  tut  versus  etc.  Vielleicht  der  Rufus  über  welchen  ebd.  9,  38  legi 
Ubrum  (desselben)  omnibus  numeris  absolutem. 

2.  Inschrift  etwa  vom  J.  100  (CIL.  6,  798  Ob.  801  Wim.  1248)  Cn. 
Octavius  Tüinius  Capito,  . .  proc(urator)  ab  epistulis  (Domitians)  . . .,  iterum 
ab  epistulis  divi  Nervae, .  .  .  ab  epistul(is)  tertio  imp(eratoris)  .  .  .  Traiani.  — 
Clarissimi  cuiusque  vi  tarn  egregiis  carminibus  (Epigramme?)  exornat,  Plin. 
ep.  1,  17,  3;  vgl.  8,  12,  4  scribit  exitus  inlustrium  virorum  .  .  quasi  funebribus 
laudationibus.    6,  8  (Titinio),  1  suades  ut  historiam  scribam. 

3.  Caninius  (Rufus)  bellum  dacicum  scribere  parat,  und  zwar  im  he- 
roischen Maße  der  Griechen,  Plin.  ep.  8,  4,  1.  3;  vgl.  9,  33,  1.  11.  1,  3 
(Caninio  Rufo),  1  (quid  agit  Comum,  tuae  meaeque  deliciae?)  u.  3. 

4.  Plin.  ep.  6,  15,  1  Passennus  Paulus  splendidus  eq.  rom.  et  in 
primis  eruditus,  scribit  elegos.  gentüicium  hoc  üli:  est  enim  municeps  Pro- 
perti  atque  etiam  inter  maiores  suos  Propertium  numerat.  Dazu  stimmt  die 
in  Asisium  (§  246,  1)  gefundene  Inschrift  (in  MHaupts  op.  1,  283),  in  welcher 
er  heißt:  C.  Passennus  C.  f.  Serg.  Pauttus  Propertius  Blaesus.  9,  22  magna 
me  soUicitudine  affecit  Passenni  Pauli  vdletudo.  .  .  8%  elegos  eius  in  manus 
sumpseris  leges  opus  tersum,  molle,  iucundum  et  plane  in  Properti  domo 
scriptum,  nuper  ad  lyrica  deflexit,  in  quibus  ita  Horatium  ut  in  Ulis  illum 
alterum  effingit.  .  .  magna  varietas,  magna  mobilitas.  amat  .  .,  dolet  .  ., 
laudat .  . ,  ludit  etc.  ChrHeinbich  (symb.  phil.  Bonn.  674)  wollte  ihm  manches 
aus  Properz1  B.  5  beilegen. 

5.  Plin.  ep.  6,  17,  1  nuntio  tibi  fuisse  me  Jiodie  in  auditorio  Calpurni 
Pisonis  (Cos.  111?).  recitabat  xaTccoTSQHfptov  eruditam  sane  .  .  materiam. 
scripta  elegis  erat  fluentibus  et  teneris  et  enodibus,  sublimibus  etiam  etc. 


824  Die  Kai 8er zeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

6.  Plin.  ep.  4,  27  audivi  reeitantem  Serium  (so  Borghbsi,  oeuvr.  6,  299 
für  das  ha,  Sentium)  Augurinum  (Cos.  132)  cum  .  .  admiratione.  poematia 
appellat.  multa  tenuiter,  multa  sublimiter,  mtUta  venuste,  multa  .  .  cum 
bile.  Folgt  eine  Probe  in  Hendekasyllaben  in  der  Weise  des  Catull,  Calvus 
und  Plinius  (§  340,  4).  Vgl.  ebd.  9,  8  omnia  scripta  tua  pulcherrima,  maxime 
tarnen  illa  de  nobis. 

7.  Plin.  ep.  6,  21,  2  nuper  audivi  Vergilium  Bomanum  paucis 
legentem  comoediam  ad  exemplar  veteris  comoediae  scriptam.  (4)  scripsit 
mimiambos  tenuiter,  argute,  venuste  atque  in  hoc  gener e  venustissime.  — 
scripsit  comoedias  Menandrum  aliosque  aetatis  eiusdem  aemülatus.  .  .  nunc 
primum  se  in  vetere  comoedia  .  .  ostendit  non  Uli  vis,  .  .  non  amarüudo, 
.  .  non  lepos  defuit,  ornavit  virtutes,  insectatus  est  vitia,  fictis  nominibus 
decenter,  veris  usus  est  apte.  circa  me  .  .  benignitate  nimia  modum  excessit  etc. 

8.  M.  Pomponius  M.  f.  Bassulus  auf  einer  Inschrift  aus  Aeclanum 
(8.  CIL.  9,  1164  Oa.-Hkmzen  5605  Büchxlek,  anthol.  epigr.  spec.  1  [Greifsw. 
1870],  nr.  29)  ne  more  pecoris  otio  transfungerer ,  Menandri  paucas  vorti 
scitas  fdbulas,  et  ipsus  etiam  sedulo  finxi  novas.  id  quäle  quälest  chartis 
mandatum  diu..  Die  wohlgebauten  Verse  und  die  persönlichen  Verhältnisse 
des  Verf.  machen  die  Zuteilung  in  die  zweite  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts 
(Mommsen.,  Herrn.  3,  465.  CIL.  9,  1165)  oder  in  die  Zeit  Trajans  (Büchbleb) 
wahrscheinlich.  Vgl.  Ritschl,  op.  4,  16.  Berge,  JJ.  101,  826.  LQdicherat, 
melanges  de  philol.  (Par.  1879),  89. 

9.  Im  allgemeinen  als  Dichter  werden  genannt  Silius  Proculus  (Plin. 
ep.  3,  15:  ob  äiue  Person  mit  dem  gleichzeitigen  Satiriker  Silius  in  den 
scholia  Vallae  zu  Iuy.  1,  20  vel  Süium  et  ipsum  sui  temporis  satiricum?)  und 
Cluvienus  (luv.  1,  80  und  wohl  auch  Mabt.  7,  90,  3  Gluvienus  et  Umber 
nach  Schnbidbwin,  Phil.  3,  131;  vgl.  noch  ORibbeck,  RhM.  39,  315);  als 
Schriftsteller  überhaupt  Iulius  Avitus  (quanUm  legit,  quantum  scripsit! 
Plin.  ep.  5,  21,  5),  Geminus  (ebd.  9,  11,  1),  Atrius  oder  Satrius  (ebd.  9,  35; 
vgl.  §  326,  13),  Nonius  Maximus  (ebd.  4,  20;  vgl.  5,  6).  —  Über  Anniue 
PloruB  s.  §  348,  8. 

333.  Unter  den  Prosaikern  der  trajanischen  Zeit  nimmt 
die  erste  Stelle  ein  Cornelius  Tacitus  (um  J.  55 — 120  n.  Chr., 
Cos.  97  n.  Chr.),  der  letzte  Klassiker  der  romischen  Literatur. 
Auch  seine  besten  Lebensjahre  fielen,  wie  die  Juvenals,  unter 
die  Herrschaft  Domitians,  als  das  Grauen  und  die  Entrüstung, 
ohne  Entladung  nach  außen,  sich  ins  Innerste  zurückdrängen 
mußten  und  die  ganze  Denkweise  verbitterten.  Seine  Neigung 
gehört  der  aristokratischen  Republik,  aber  sein  Verstand  über- 
zeugt ihn  von  der  Notwendigkeit  der  Monarchie.  Auch  hat  er 
den  Widerwillen  des  vornehmen  Mannes  und  des  Doctrinärs 
gegen  alles  schroffe  Handeln,  und  teilt  die  herrschende  Stimmung 
der  Entsagung.  Als  Geschichtschreiber  befleißigt  sich  Tacitus 
weniger  der  peinlichen  Erforschung  des  Tatsächlichen  bis  in  das 


§  333  Tacitus.  825 

Kleinste,  doch  bemüht  er  sich  redlich  die  Wahrheit  zu  finden. 
Vielmehr  ist  er  in  erster  Linie  ein  ernster  und  strenger  Richter 
der  Ereignisse,  ein  scharfsichtiger  Menschen-  und  Seelenkenner 
und  ein  geistreicher  Künstler  in  Darstellung  und  Schilderung. 
Das  Ergebnis  seiner  Prüfung  spricht  er  unverhohlen  aus,  seine 
eigene  Ansicht  meist  nur  durch  die  Färbung  des  Ausdrucks  ver- 
ratend. Er  spürt  den  Zusammenhängen  des  Geschehenen  und  des- 
sen Ursachen  nach  und  findet  diese  teils  in  den  Verhältnissen,  teils 
in  den  Menschen.  Besonders  anziehend  ist  es  ihm  in  die  Ge- 
danken und  Stimmungen  der  Handelnden  sich  zu  versenken,  und 
er  bekundet  in  der  Zeichnung  der  Charaktere  und  deren  psycho- 
logischer Entwicklung  eine  Meisterschaft  ohnegleichen.  Der 
Grundton  seiner  Darstellung  ist  wehmütig,  herb,  bitter.  Tacitus 
hütet  sich  vor  allem  was  seine  würdevolle  Haltung  beeinträch- 
tigen konnte,  gemeiner  Rhetorik  wie  leidenschaftlichen  Ergüssen; 
wohl  aber  weiß  er  sie  zu  erhöhen  durch  künstlerische  Berech- 
nung und  durch  die  Prägung  des  sprachlichen  Ausdrucks.  Eine 
Zeit  lang  schwankend  zwischen  Mustern  der  klassischen  Zeit  schafft 
er  sich  allmählich  im  Anschlüsse  an  die  poetisch  gefärbte  und 
zugespitzte  Schreibweise  der  Gegenwart  einen  eigentümlichen 
Stil  welcher  mit  seiner  epigrammatischen  Gedrungenheit,  Neu- 
heit und  Kühnheit  (freilich  nicht  selten  auch  mit  seiner  Geziert- 
heit) über  die  bisherige  silberne  Latinität  noch  weit  hinausgeht. 

1.  Name.  Der  Geschichtschreiber  heißt  an  den  verhältnismäßig 
wenigen  Stellen  wo  er  von  anderen  erwähnt  wird  (kein  Grammatiker  nennt 
ihn  außer  dem  Fälscher  Fulgentiuß,  s.  §  339,  2),  zB.  bei  dem  jüngeren 
Plinius,  im  Testament  des  Dasumius  (§  330,  6*),  bei  Tertull.  ad  nat.  2,  12 
(legimus  apud  Comelios,  Nepotem  et  Tacitum),  Vopisc.  Aurelian.  2,  1;  Tac. 
10,  3;  Prob.  2,  7,  Ohos.  7,  10,  19,  Sidon.  Apoll,  carm.  23,  154,  Cornelius 
Tacitus  oder  einfach  Tacitus.  Cornelius  Tacitus  heißt  er  auch  in  den 
Unterschriften  des  Med.  II  (§  337,  5),  ebenso  stand  in  dem  Hersfeldeneis 
des  Dial.  und  der  Germ.  (§  334, 4)  und  in  dem  Archetyp,  des  Agric.  (s.  §  335,  3). 
—  Dagegen  lautet  in  der  besten  Tacitus  -Hs.,  Med.  I  (§  338,  4),  die  Sub- 
scriptio  von  erster  Hand  unter  B.  1  u.  3  P.  Corneli  (die  ähnliche  unter 
B.  2  ist  von  späterer  Hand;  die  Überschrift  P.  Cornelii  Taciti  ist  modern); 
WStudbmuhd,  Eos  2,  224;  Herrn.  8,  234.  —  Der  Vorname  (7.  steht  in 
jungen  Abschriften  s.  XV,  zB.  dem  Farnes.  (§  334,  4)  und  dem  Vatic.  4498 
(§  335,  3),  sowie  zweimal  bei  Sidon.  Apoll,  ep.  4,  14  (Gaius  Tacitus  unus 
e  maioribus  tuis  [des  Polemius,  praef.  praet.  Galliarum ,  §  466,  15] ,  Ulpia- 
norum  temporum  consularis)  und  22  {cum  Gaius  Cornelius  Gaio  Secundo 
paria  suasisset).  Jene  Tac.-Hss.  werden  das  C.  aus  Sidonius  haben.  Ob 
Sidonius,  trotzdem  er  einmal  den  Vornamen  bei  der  Anrede  eines  Nach- 
kommen des  Tac.  erwähnt  (MBüdinqbr,  Wien.  SBer.  97,  931),   Recht  hat, 


826  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

ist  Behr  zweifelhaft,  zumal  sein  zweites  Citat  auf  sachlicher  Verwirrung 
beruht  (Mommskn,  Herrn,  3,  108). 

2.  Geburtsort.  Vopisc.  Tac.  10,  3  erzählt  von  dem  Kaiser  Tacitus 
(J.  275 — 276):  Cornelium  Tacitum,  scriptorem  historiae  augustae,  quod  pa- 
r entern  suum  eundem  dicertt  (ob  mit  Recht  bleibt  fraglich),  in  Omnibus 
bibliotkecis  conlocari  iussit,  et  ne  lectorum  incuria  deperiret  librum  per  annos 
singulos  dccies  scribi  publicitus  in  cunctis  archivis  iussit  et  in  bibliotkecis 
poni.  Da  nun  diesem  Kaiser  und  seinem  Bruder  und  Nachfolger  Florianus 
zu  Interamna  cenotaphia  in  solo  proprio  mit  Statuen  errichtet  waren 
(Vopisc.  Florian.  2,  1  »  Tac.  15,  1),  so  glaubte  man  auch  —  natürlich  un- 
berechtigt —  den  Historiker  dort  geboren. 

3.  Plin.  NH.  7,  76  nach  der  Erwähnung  eines  Falls  von  unnatürlich 
früher  Körperentwicklung  und  ebenso  frühzeitigem  Tode:  ipsi  non  pridem 
vidimus  eadem  fevme  omnia  .  .  in  fUio  Corneli  Taciti  equitis  romani,  Belgicae 
Gdlliae  rationes  procurantis.  Dieser  ist  wahrscheinlich  der  Vater  unseres 
Geschichtschreibers;  wenigstens  stimmt  die  Zeit  genau.  Jedesfalls  stammte 
Tac.  aus  einem  angesehenen  und  wohlhabenden  Hause,  wie  sein  Bildungs- 
gang und  seine  politische  Laufbahn,  auch  seine  Heirat,  zeigen.  Aus  a.  4,  3 
(aus  der  Bezeichnung  SejanB  als  municipalis  adulter)  zu  schließen  daß  der 
Historiker  nicht  selbst  aus  einem  Mnnicipium,  sondern  vielmehr  aus  Rom 
stamme,  dazu  giebt  der  Zusammenhang  jener  Stelle  keine  genügende 
Berechtigung. 

4.  Als  Geburtsjahr  des  Tacitus  läßt  sich  durch  Vergleichung  ver- 
schiedener Tatsachen  etwa  J.  65  —  56  ermittaln  (A.  6).  Mit  dieser  An- 
nahme stimmt  daß  Tac.  dial.  1  das  ins  J.  75  (spätestens  77,  §  334,  2)  ge- 
setzte Gespräch  iuvenis  admodum  (also  in  seinem  20.  Jahr)  mitangehört 
haben  will;  ferner  daß  der  jüngere  Plinius  (geb.  J.  61—62)  ep.  7,  20,  3 
von  sich  und  Tac.  sagt:  duos  hotnines  aetate  dignitate  prope  modum  aequales, 
und  ebd.  4:  equidem  adulescentulus,  cum  iam  tu  fama  gloriaque  (als  Redner) 
floreres,  te  sequi,  tibi  longo,  sed  proxitnus  intervallo  et  esse  et  haberi  con- 
cupiscebam.  --  Agr.  9  consul  (J.  77)  egregiae  tum  spei  filiam  (die  etwa 
12jährige,  Frikdländer,  S Gesch.  I6,  565)  iuveni  mihi  (dem  also  etwa 
22jährigen)  despondit  ac  post  consulatum  (also  J.  78)  coUocavit  et  statim 
Britanniae  praepositus  est.  Kinder  scheint  Tacitue  aus  dieser  Ehe,  wenig- 
stens zur  Zeit  des  Todes  von  Agricola  (f  J.  93),  nicht  gehabt  zu  haben,  da 
solche  in  dem  Epilog  des  Agricola  nicht  wohl  hätten  übergangen  werden 
können. 

5.  Rednerische  Bildung  und  Tätigkeit,  dial.  2  M.  Aper  et  Julius 
Secundus  (§  315,  3.  4),  .  .  quos  ego  in  iudieiis  non  utrosque  modo  studiose 
audiebam  sed  domi  quoque  et  in  püblico  asseetabar,  mira  studiorum  cupi- 
ditate  et  quodam  ardore  iuvenüi  etc.  Vielleicht  war  Quintilian  (§  325,  5  gE.) 
wie  des  Plinius  so  auch  des  Tacitus  Lehrer.  Vgl.  Plin.  ep.  7,  20,  4  (s.  A.  4). 
4,  13,  11  an  Tac:  rogo  ut  ex  copia  studiosorum  quae  ad  te  ex  admiratione 
ingenii  tut  convenit  circumspicias  praeeeptores  quos  soUidtare  possimus. 
9,  23,  2  numquam  maiorem  cepi  voluptatem  quam  nuper  ex  sermone  Corneli 
Taciti.  (  narräbat  sedisse  se  cum  quodam  cirecnsibus  proximis.  hunc  post 
varios    eruditosque    sermones  requisisse:   *  Italiens   es  an  provincialis?'    se 


§  333  Tacitus  (Leben).  827 

respondisse:  tnosti  me,  et  quidem  ex  studiis*.  ad  hoc  illum:  c  Tacitus  es  an 
Pünius?'  Von  philosophischen  Systemen  kennt  Tac.  das  epikurische  und 
Btoische;  tief  können  aber  seine  Studien  hierin  nicht  gegangen  sein;  s. 
Agr.  4  (s.  §  50,  2).  Reden:  s.  Plin.  ep.  2,  1,  6  laudatus  est  (Verginius 
Eufus)  a  consule  Cornelio  Tacito;  nam  hie  supremus  felicitati  eins  cumulus 
accessit,  laudator  eloquentissimus.  Derselbe  2,  11,  2  ego  et  Cornelius  Ta- 
citus, adesse  provincialibus  (von  Africa)  iussi  (J.  100);  2,  11,  17  respondit 
Cornelius  Tacitus  eloquentissime  et,  quod  eximium  orationi  tius  inest,  e$uvmg. 
ebd.  19  quod  ego  et  Tacitus  iniuneta  advocatione  düigenter  et  for titer  funeti 
essemus.  E Walter,  de  Tac.  studiis  rhetoricis  ratione  habita  orationum 
quae  extant  in  priore  annalium  parte,  Halle  1873.  EWölfflin,  JB. 
1874/76  1,  764.    JSebbeck,  de  oratt.  Tac.  libris  insertis  I,  Celle  1880. 

6.  Öffentliche  Laufbahn,  hist.  1,  1  dignitatem  nostram  a  Vespasiano 
(f  79  n.  Chr.)  incohatam,  a  Tito  (Juni  79  bis  Sept.  81)  auetam,  a  Domitiano 
(J.  81— 96)  longius  proveetam  non  abnuerim.  Wohl  am  richtigsten  verstehen 
Borqhbsi  oeuvr.  7,  322  und  L Urlichs  de  Tac.  vita  et  hon.,  Würzb.  1879, 
p.  2  diese  sehr  verschieden  erklärte  Stelle  dahin  daß  Vespasian  den 
Tac.  zum  tribunus  militum  laticlavius  machte,  daß  Tac.  dann  unter  Titus 
Quaestor  war  (dh.  entweder  im  J.  80,  dem  frühesten  für  ihn  möglichen 
Termin,  nämlich  seinem  25.  Lebensjahr,  oder  im  J.  81)  und  unter  Domitian 
das  Volkstribunat  oder  die  Aedilität  und  weiterhin  die  Praetur  erhielt, 
letztere  erst  im  J.  88.  a.  11,  11  is  quoque  (Domitianus)  edidit  ludos  saecu- 
lares  {sepümos  Domitianus  se  XIV  et  L.  Minucio  Rufo  coss.  anno  dcccxxxxi 
[=-  J.  88],  Cbnsorin.  d.  n.  17,  11),  iisque  intentius  adfui  sacerdotio  quin- 
decimvirali  praeditus  ac  tunc  praetor.  —  Von  Agricola,  welcher  im  August  93 
starb,  Agr.  45:  nobis  tarn  longae  absentiae  (von  Rom,  aus  amtlichem  Anlaß, 
etwa  als  praetorischer  Legionslegat  in  Germanien  oder  als  Propraetor  der 
Provinz  Belgica  in  den  Jahren  90  —  94)  condicione  ante  quadriennium 
amissu8  est.  Bald  darauf  jedoch  muß  Tacitus  nach  Rom  zurückgekehrt 
sein,  wegen  Agr.  45:  mox  (nach  Agricolas  Tod)  nostrae  duxere  Helvidium 
in  carcerem  manus,  nos  Maurici  Busticique  visus,  nos  innocenti  sanguine 
Senecio  perfudit.  .  .  praeeipua  sub  Domitiano  miseriarum  pars  erat  videre 
et  aspici.  Conen! at  unter  Trajan,  J.  97,  s.  A.  5  Z.  15.  EKlkbs,  RhM.  44,  273. 
JAsbach,  anall.  hist.  et  epigr.  (Bonn  1878)  16  (für  J.  98).  Ublichs  aO.  13. 
OCljlson,  JJ.  107,  256.  Hadrians  Regierungsantritt  (Aug.  117)  scheint  Tac. 
noch  erlebt  zu  haben  (§  338,  2),  aber  zwischen  117  u,  120  gestorben  zu 
sein;  wenigstens  blieb  die  Absicht  (a.  4,  24)  auch  die  Geschichte  der 
augustischen  Zeit  zu  schreiben  unausgeführt. 

7.  Seine  eigene  Ansicht  über  das  Verhältnis  zur  Vergangenheit  spricht 
wohl  Tacitus  aus  durch  den  Mund  des  C.  Cassius,  a.  14,  43:  saepenumero, 
p.  c,  in  hoc  ordine  interfui  cum  contra  instituta  et  leges  maiorum  nova 
senatus  decreta  postularentur,  neque  sum  adversatus,  non  quia  dubitarem  super 
omnibus  negotiis  melius  atque  rectius  olim  provisum  et  quae  Converter entur 
in  deterius  mutari,  sed  ne  nimio  amore  antiqui  moris  Studium  meum  extollere 
viderer.  simul  quidquid  hoc  in  nobis  auetoritatis  est  crebris  contradictionibus 
destruendum  non  existimabam,  ut  maneret  integrum  si  quando  resp.  consiliis 
eguisset.  Kaum  in  Widerspruch  hiermit  steht  das  a.  3,  66  im  eigenen 
Namen  als  Möglichkeit  Ausgesprochene :  nisi  forte  rebus  eunetis  inest  quidam 


828  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

velut  orbis  .  .  nee  omnia  apud  priores  meliora,  sed  nostra  quoque  aetas  multa 
laudis  et  artium  imitanda  posteris  tulit;  vgl.  h.  1,  3,  in.  Besonders  bitter 
wird  Tac.  bei  dem  Mißbrauch  der  großen  Vergangenheit  zur  Begründung 
kleinlicher  Quälereien  in  der  neuen  Zeit,  zB.  a.  3,  66.  4,  19.  Antiquus  und 
priscus  ist  bei  ihm  immer  ein  Lob  (zB.  h.  2,  5.  64.  a.  6,  32).  Bezeichnend 
ist  auch  die  Wärme  der  Äußerung  a.  3,  60:  magna  eins  diei  specics  fuit, 
quo  senatus  maiorum  beneficia,  sociorum  pacta,  regum  etiam  .  .  decreta  ipso- 
rumque  numinum  religioncs  introspexit,  libero,  ut  quondam,  quid  fiunaret 
mutarette.  Überhaupt  ist  des  Tacitus  Denkweise  aristokratisch  bis  zum 
Vorurteil;  das  adelige  Blut  an  sich  hat  in  seinen  Augen  hohen  Wert; 
a.  4,  3.  6,  27  in.  14,  14.  Ohnehin  Sklaven  und  Barbaren  gegenüber  teilt 
er  alle  Vorurteile  des  Römers  (zB.  a.  1,  76.  2,  85.  11,  36;  auch  Germ  23.  33. 
h.  6,  2  ff.  13)  und  zeigt  nur  selten  (wie  Agr.  30.  a  2,  88.  4,  72)  einen 
offenen  Sinn  für  fremdes  Unabhängigkeitsgefühl. 

8.  Von  den  drei  möglichen  Verfassungen  (eunetas  nationcs  et  urbes 
popülus  aut  primore8  aut  singuli  regunt,  a.  4,  33)  ist  die  republikanische 
nach  Tac.  entschieden  die  freiheitlichere  (a.  6,  42),  aber  im  Interesse  des 
inneren  Friedens  (dial.  36.  hist.  1,  1)  und  infolge  der  Gesunkenheit  der 
Zeit  (h.  2,  37)  sowie  der  ungeheuren  Ausdehnung  des  Reichs  (h.  2,  38)  zur 
Unmöglichkeit  und  die  Monarchie  znr  Notwendigkeit  geworden  (h.  1,  16). 
Dem  gegenüber  muß  der  Einzelne  sich  bescheiden,  Dinge  und  Menschen 
nehmen  wie  sie  sind  (zB.  bonos  imperatores  voto  expetere,  qualescumque 
tolerare,  h.  4,  8;  vgl.  74)  und  durch  die  schwierigen  Verhältnisse  mit  Klug- 
heit eich  so  hindurchzuwinden  suchen  daß  er  weder  seine  Ehre  offen 
schädigt  noch  auch  sich  ernstlichen  Gefahren  aussetzt,  einen  Mittelweg 
einschlägt  (inter  abruptam  contumaciam  et  deforme  obsequium  (a.  4,  20). 
Männer  welchen  dies  gelungen  war,  gemäßigte  Liberale  welche  dem  Be- 
stehenden c Rechnung  trugen',  ihrem  Freisinn  Zügel  anlegten  (modum  et 
temperamentum  adhibere,  dial.  41.  a.  4,  20),  non  contumacia  atque  inani 
iaetatione  Ubertatis  fatnam  fatumque  provocabant  (Agr.  42),  utilia  honestis 
miscebatU  (Agr.  8),  finden  daher  bei  Tacitus  volle  Anerkennung;  so  M.'  Le- 
pidus  (a.  4,  20.  6,  27),  L.  Piso  (a.  6,  10),  C.  Cassius  (a.  12,  12.  14,  43), 
Agricola  (Agr.  8.  42).  Dagegen  Männer  wie  Helvidius  Priscus  (h.  4,  6) 
und  Paetus  Thrasea  (a.  14,  12)  sind  nicht  nach  seinem  Herzen;  er  setzt 
zwar  niemals  solche  herunter  welche  für  ihre  Überzeugungen  zu  sterben 
wissen  (vgl.  a.  14,  34  f.  15,  57.  16,  16),  aber  es  ist  doch  als  fühlte  er  daß 
neben  solchen  Männern  der  Tat  die  Männer  der  heimlichen  Feder  nicht  in 
gleichem  Glänze  dastehen.  Im  ganzen  handelte  er  unter  Domitian  nach 
dem  Worte  des  erfahrenen  Seneca  (ep.  14,  7):  sapiens  numquatn  potentium 
iras  provocabit,  immo  declinabit,  non  alüer  quam  in  navigando  procellam. 
(ebd.  8)  sapiens  nocitwram  potentiam  vitat,  hoc  primum  cavens  nc  vitare 
videatur.  pars  enim  securitatis  et  in  hoc  est  non  ex  professo  eam  fuger e, 
quia  quae  quis  fugit  damnat.    Vgl.  §  287,  1  gE.     HNissbn,  RhM.  26,  514. 

9.  Tacitus  glaubt  an  die  Götter  seines  VolkeB  und  ihre  Einwirkung 
auf  die  menschlichen  Geschicke,  aber  der  Anblick  wie  die  Tyrannei  mit 
unerbittlicher  Gewalt  um  sich  greift  und  das  Edelste,  wenn  es  ihr  in  den 
Weg  tritt,  zermalmt,  während  der  welcher  tausendmal  den  Tod  verdient 
hätte  spät  oder  nie  von  der  Strafe  ereilt  wird,  macht  den  Geschichtachreiber 


§  333  Tacitus  (Charakter).  829 

oft  irre  an  der  göttlichen  Gerechtigkeit.  Er  sacht  vergebens  in  der  tiefen 
Nacht  nach  einer  Götterhand  die  ihn  ans  Licht  leite  und  sieht  »ich  häufig 
zom  Schluß  gedrangt  daß  die  Götter  gegen  die  Menschheit  gleichgültig 
sind  oder  nur  zürnen  und  strafen,  h.  4,  78  nee  sine  ope  dioina  mutatis 
repente  animis  terga  victores  vettere.  3,  72  propitiis,  si  per  mores  nostros 
lictretj  deis.  16,  33  aequüate  deum  erga  bona  malaque  documenta.  1,  3 
adprobatum  est  non  esse  curat  deis  securitatem  nostram,  esse  ultionem.  2,  38 
eadem  illos  deum  ira,  eadem  hominum  rabies,  eaedem  scelerum  causae  in 
discordiam  egere.  .a.  4,  1  deum  ira  in  rem  Born.  Ähnliches  Schwanken 
auch  sonst:  Tgl.  6, 22  mihi  in  incerto  iudicium  est,  fatone  res  mortalium.  . .  an 
forte  voUvantur  und  A.  12.  T.  glaubt  an  Sterndeutung  (4,  58.  6,  22)  und 
▼erachtet  die  Sterndeuter,  er  glaubt  an  Vorzeichen  nnd  denkt  gering  von 
deren  Verkündigern.  Sein  kritisches  Gewissen  ist  nicht  leicht  zu  beschwich- 
tigen. Wie  es  ihm  bei  der  Erzählung  des  Vorzeichens  von  Othos  Tode 
(h.  2,  60)  unbehaglich  zu  Mute  ist  lassen  seine  Worte  merken:  ut  con- 
quirere  fabulosa  et  fictis  oblectare  legentium  animos  proeul  gravitate  coepti 
operis  crediderim,  ita  volgatis  traditisque  demere  fidem  non  ausim.  Darum 
erwähnt  er  auch  selten  Prodigien.  Nur  in  den  hist.  (zB.  1,  18.  3,  66.  5,  13) 
und  den  letzten  Büchern  der  ann.  (12,  43.  64.  14,  32.  16,  7.  47)  tut  er  es 
manchmal.  Vgl.  noch  bes.  a.  14,  12  quae  (prodigia)  adeo  sine  cura  deum 
eveniebant  ut  multos  post  annos  Nero  Imperium  et  seelera  continuaverit ;  vgl. 
h.  1,  86.  4,  26.  Dazu  die  gläubige  Erzählung  von  der  Heilung  des 
Blinden  und  des  Lahmen  durch  Vespasian  h.  4,  81,  doch  mit  dem  bezeich- 
nenden Schluß:  utrumgve  qui  interfuere  nunc  quoque  memorant  postquam 
nullum  mendacio  pretium. 

10.  Literatur  über  die  politischen  und  religiösen  Ansichten  des  Tacitus. 
Süvkrn,  Eunstcharakter  des  Tac.  128.  CHoffmeistkr,  Weltanschauung  des 
Tac.  13.  78.  CZkll,  Ferienschrr.  3,  67.  FHaase,  praef.  p.  xxz.  CNipprrdby, 
Ausg.  der  Ann.8  S.  17.  Stauolin,  die  Philosophie  u.  Denkart  des  Tac,  in 
8.  Gesch.  d.  Skepticismns  2,  297.  FAScharpff,  d.  polit.  n.  religiösen  An- 
sichten d.  Tac,  Rottweil  1843.  Kaulsrt,  Tacitus  de  diis  et  deorum  regi- 
mine,  Brest.  1844.  Neustadt  1847.  Fabian,  Tac.  de  numine  divino,  Lyck 
1862.  JBaumann,  JJ.  79,  267.  JGPfaff,  Tac  über  das  sittlich  Gute,  Marb. 
1868.  FVoiotland,  Tac  de  divina  rerum  humanarum  moderatione,  Schleu- 
singen 1870.  JMüllbr,  d.  philos.  u.  relig.  Anschauungen  des  T.,  Feld- 
kirch 1874. 

11.  Als  Quellen  nennt  Tacitus  (s.  die  Aufzählung  bei  HNisskn,  RhM. 
26,  526)  die  acta  diurna  (a.  3,  3.  13,  81.  16,  22),  die  acta  senatus  (a.  6,  4. 
16,  74),  Agrippinae  commentarii  (a.  4,  63),  C.  Plinius  (h.  3,  28.  a.  1,  69), 
Corbulo  (a.  16,  16),  Vipstanus  Messalla  (h.  3,  26.  28),  Cluvius  (a.  13,  20. 
14,  2),  Fabius  Rusticus  (a.  13,  20.  14,  2.  15,  61),  Sisenna  (h.  3,  51).  In 
der  Regel  aber  spricht  er  nur  im  allgemeinen  von  scriptores  annälium 
(a.  4,  63),  scriptores  senatoresque  eorundem  temporum  (a.  2,  88\  celeberrimi 
auetores  (h.  3,  61),  plurimi  maximeque  fidei  auetores  (a.  4,  10),  temporum 
illorum  scriptores  (a.  12,  67.  13,  17),  temporis  eius  auetores  (a.  5,  3  u.  sonst), 
scriptores  temporum  qui  monumenta  huius  belli  composuerunt  (h.  2,  101), 
oder  omnes,  pterique,  plurimi,  muUi,  quidam,  alii  auetores  tradunt.  Auch 
auf  mündliche  Quellen  beruft  er  sich  nicht  selten  (a.  3,  16  audire  me  memini 


830  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

ex  senioribus;  vgl.  11,  27.  16,  41.  73).  Einziehen  von  Erkundigungen  bei 
Zeitgenossen  (§  337,  3).  Bei  Meinungsverschiedenheiten  unter  seinen  Ge- 
währsmännern entscheidet  er  sich  entweder  für  das  Bestbeglaubigte  oder 
für  das  innerlich  Wahrscheinlichere;  zB.  a.  4,  11  kaec  vulgo  iactata,  super 
id  quod  nullo  auctore  certo  ßrmantur,  prompte  refutaveris  (als  sachlich  un- 
wahrscheinlich; vgl.  14,  2).  Häufig  enthält  er  sich  eines  bestimmten  Urteils 
(h.  2,  28.  a.  1,  81.  5,  10.  6,  7.  13,  20),  anderswo  aber  stellt  er  das  Ergebnis 
seines  eigenen  Nachdenkens  oder  Forschens  den  Berichten  seiner  Quellen 
gegenüber  (h.  2,  101  scriptores  .  .  tradiderunt.  nobis  videntur.  a.  2,  37  invenio 
apud  quosdam  auctores,  .  .  ego  reor;  vgl.  ebd.  6,  7).  Im  ganzen  aber  hat, 
das  stellt  sich  mehr  und  mehr  heraus,  Tacitus  viel  weniger  urkundliche, 
archivalische  Untersuchungen  angestellt  als  man  früher  annahm.  Er  ist 
von  seinen  Vorgängern  viel  abhängiger  als  man  glauben  möchte.  Auch 
er  ist  mehr  Geschichtschreiber  und  Darsteller  als  Geschichtsforscher.  Vgl. 
§  337,  4.  338,  7. 

12.  Pragmatismus:  ut  non  modo  casus  eventusque  rerum,  qui  plerumque 
fortuiti  sunt,  sed  ratio  causaeque  noscantur  (bist.  1,  4).  Ober  das  Verhältnis 
aber  worin  der  Zufall  zur  menschlichen  Freiheit  und  zur  Notwendigkeit 
des  Schicksals  stehe  äußert  Tacitus  widersprechende  Ansichten;  s.  A.  9. 
SüVERNaO.  126.  Hoffmristkr,  Weltanschauung  1 14. 117.  Nipperdey  vor  s.  Ausg. 
d.  Ann.8  S.  20.  Vgl.  zB.  a.  3,  18  mihi,  quanto  plura  recentium  seu  veterum 
revolvo,  tanto  magis  ludibria  verum  mortalium  cunctis  in  negotiis  obser- 
vantwr,  4,  20  dubüare  cogor,  fato  et  sorte  nascendi  .  .  an  sit  aliquid  in 
nostris  consiliis.  5,  4  fatali  quodam  motu  .  .  seu  prava  sollertia,  6,  22 
mihi  haec  ac  talia  audienti  in  incerto  iudicium  est  fatone  res  mortalium  et 
necessitate  immutabüi  an  forte  volvantur.  Häufig  stellt  daher  Tacitus  die 
natürliche  und  die  übernatürliche  Erklärung  unvermittelt  neben  einander 
(zB.  Varus  fato  et  vi  Arminii  cecidit,  a.  1,  55;  vgl.  Süvkbn  aO.  131),  vgl. 
auch  h.  4,  26  quod  in  pace  fors  seu  natura,  tunc  fatum  et  ira  divom  voca- 
batur  (Hoffmkisteb  109).  Überwiegend  aber  entscheidet  er  sich  für  die  in 
den  Dingen  liegenden  Erklärungsgründe ,  und  nur  wo  er  solche  nicht  klar 
erkennt  denkt  er  an  ein  Einwirken  des  Schicksals. 

13.  Die  Virtuosität  der  psychologischen  Beobachtung  (oben  S.  651) 
besitzt  Tacitus  in  ganz  ungewöhnlichem  Grade ;  feine  Bemerkungen  der 
Art  finden  sich  bei  ihm  in  großer  Zahl,  wie  zB.  a.  4,  3:  neque  femina 
amissa  pudicitia  alia  abnuei'it.  Agr.  42  proprium  humani  ingcni  est 
odisse  quem  laeseris.  a.  12,  67  haud  ignai^us  summa  scelera  incipi  cum 
periculo,  peragi  cum  praemio.  5,  2  facetiis  acerbis,  quarum  apud  prae- 
potentes  in  longum  memoria  est.  h.  1,  56  quod  in  seditionibus  accidit,  unde 
plures  tränt  omnes  fuere.  h.  4,  1  in  turbas  et  discordias  pessimo  cuique 
plurima  vis,  pax  et  quies  bonis  artibus  indigent.  Besonders  aber  hat  Tacitus 
seine  Stärke  im  Aufspüren  der  geheimsten  Triebfedern  des  Handelns,  im 
Entlarven  der  Heuchelei,  in  der  genauen  Zergliederung  der  Zustände  und 
Vorgänge  der  Seele,  in  feiner  und  treffender  Charakteristik.  Berühmt 
ist  namentlich  seine  Nach  Weisung  wie  Tiber  ius  aus  einem  ursprünglich 
guten  Fürsten  allmählich  zu  einem  Scheusal  geworden  sei.  Wenn  aber 
Tacitus  selbst  in  der  ersten  Periode  des  Tiberius  dessen  unzweifelhaft 
gute  Handlungen  nur  aus  Heuchelei  erklärt,    so  zeigt  sich  darin  sowohl 


§  333  Tacitns  (Charakter).  831 

die  Schwarzsichtigkeit  des  Geschieh tschreibers  als  eine  auch  sonst  merk- 
liche Überspannung  seiner  psychologischen  Methode.  Von  dieser  Schilderung 
des  Tiberius  gehen  daher  meist  die  neueren  maßlosen  Angriffe  gegen  Tac. 
aus,  zB.  von  AStahr,  Tiberius,  Berl.  *  1873.  LFreytag,  Tib.  u.  Tac.,  Berl. 
1870;  vgl.  noch  FFBaur,  de  Tac.  Tiberii  imagine,  Tüb.  1856.  BChrRiedl, 
der  Parteistandpunkt  des  Tac.,  Betrachtt.  über  Ann.  1—  VI,  Wien  1875. 
Leonhard,  die  Wahrhaftigkeit  u.  Glaubwürdigkeit  des  T.,  Ellwangen  1877. 
Drau,  die  MajestätsprozesBe  unter  Tib.,  Heilbr.  1880  und  dagegen  G  Feh  leib  bn, 
Württ.  Corr.-Bl.  1881,  245.  Indessen  hat  Tacitus  für  das  Edle  und  Große 
sich  einen  offenen  Sinn  bewahrt.  Ein  entschiedener  Liebling  von  ihm  ist 
Germanicus;  aber  auch  in  niedrigeren  Kreisen  hebt  er  gern  das  Gute  her- 
vor (zB.  h.  3,  23.  4,  50).  Die  gemütliche  Anteilnahme  überwiegt  sogar  über 
die  sachliche  und  läßt  den  Tac.  oft  versäumen  den  tatsächlichen  Zusammen- 
hang der  Begebenheiten  darzulegen.  Bis  zur  Parteilichkeit  geht  aber  jenes 
Interesse  nicht;  seinem  Vorsatze  sine  ira  et  studio  (a.  1,  1)  zu  schildern 
ist  er,  alles  in  allem  gerechnet,  treu  geblieben.  Vgl.  auch  Fechnbb,  de 
Taciti  historica  arte  iis  conspicua  quae  de  Germanico  et  Seiano  meraoriae 
prodita  sunt,  Bromb.  1867. 

'  14.  Hist.  2,  50  ut  conquirere  fdbulosa  et  fictis  oblectare  legentium  animos 
procul  gravitate  coepti  operis  crediderim,  ita  volgatis  tradüisque  demere  fidetn 
non  ausim.  Auch  historische  Abschweifungen  sind  daher  verhältnismäßig 
selten,  finden  ßich  aber  zB.  h.  2,  3.  38.  3,  72.  4,  83.  7,  2.  a.  3,  26  (de 
principiis  iuris).  6,  11  (praefecti  nrbis).  12  (libri  sibyllini).  16  (leges  fae- 
nebres).  21  f.  (Astrologie).  11,  22  (Quaestur).  Reden  von  dem  Umfange 
derer  im  Agr.  kehren  in  den  späteren  Schriften  gleichfalls  nicht  wieder; 
kürzere  zB.  h.  1,  83.  2,  76.  4,  42.  58.  64.  73.  a.  1,  42.  58.  2,  37.  71.  3, 
12.  50.  4,  34.  37.  5,  6.  6,  8;  in  indirekter  Bede  a.  2,  14.  45.  Darlegung 
der  Beweggründe  des  Handelns  in  Bede  und  Gegenrede  zB.  a.  2,  76. 
Vgl.  36,  5.  JSebbkck,  A.  5  E.  Urkunden  (besonders  Briefe)  a.  3,  16.  53. 
4,  39.  Wie  hierin  seine  Behandlung  wesentlich  die  rhetorische  ist,  so 
auch  in  seiner  Geringschätzung  der  Nebenumstände,  a-  3,  65  exequi  sen~ 
tentias  (Senatsabstimmungen)  haud  institui  nisi  insignes  per  honestum  aut 
noidbili  dedecore,  quod  praecipuum  munus  annalium  rear  ne  virtutes  sileantur 
utque  pravis  dictis  faetisque  ex  posleritate  et  infamia  metus  sit.  Vgl.  13,  31 
{cum  ex  dignitate  populi  vom.  repertum  sit  res  illustres  annalibus,  tdlia 
diurnis  urbis  actis  mandare).  Namentlich  auf  die  Schilderung  militärischer 
Unternehmungen  wird  geringe  Sorgfalt  verwendet. 

15.  Leidenschaftlich  wird  Tacitus  nie;  dies  wäre  ein  schwerer  Ver- 
stoß gegen  die  römisch-aristokratische  Grandezza  und  würde  ebensowenig 
stimmen  zu  der  Gedrücktheit  der  Zeit  in  welcher  er  lebte  und  schrieb. 
Sein  Ton  ist  daher  bei  aller  Gehobenheit  doch  zugleich  gedämpft  und  läßt 
sich  weder  durch  Haß  noch  Abscheu  oder  Verachtung  über  die  Linie  des 
Maßes  hinausdrängen.  Auch  teilt  Tac.  die  Scheu  der  Rhetorik  vor  den 
eigentlichen  Ausdrücken,  und  häßliche  Dinge  sind  seiner  vornehmen  Art 
zuwider.  Dagegen  verschmäht  er  weder  rhetorische  noch  poetische  Blumen; 
namentlich  an  Virgil  finden  sich  viele  Anklänge  und  von  Prosaikern  be- 
sonders an  Sallust;  s.  EWölpflin,  Phil.  26,  121.  ADräoeb,  Syntax  u.  Stil 
des  Tac.  114.  HSchmaus,  Tac.  ein  Nachahmer  Virgils,  Erl.  1887.  GSchönpeld, 


832  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

de  Tac.  studiis  Sallustianis ,  Lps.  1884.  Kitt,  de  translationibus  Taciteis, 
Conitz  1884.  AStitz,  die  Metapher  b.  Tac.,  Krems  188S.  84  II.  FMeykb, 
de  perBOnificationis  usu  Taciteo,  Gott.  1884. 

16.  Sprache  und  Stil.  Erst  in  den  Annalen  hat  der  Stil  des  Tacitus 
die  Höhe  seiner  Eigentümlichkeiten  (besonders  in  dem  Streben  nach  Kürze, 
im  bewußten  Gegensatz  gegen  das  ciceronische  Ebenmaß  des  Satzes  und 
in  der  poetischen  Färbung)  erreicht.  Die  allmähliche  Ausgestaltung  und 
Steigerung  deß  Stils  läßt  sich  vom  Agricola  durch  Germania  und  Historien 
bis  in  die  Annalen  hinein  verfolgen,  desgleichen  auch  dessen  Anpassung 
an  verschiedene  Stimmungen  und  Gegenstände  (zB.  in  Erzählung  u.  Reden). 
S.  darüber  bos.  EWölfflin,  Phil.  25,  92.  26,  121.  27,  113.  Sonstige  neuere 
Literatur:  WBötticher,  lexicon  Taciteum,  Berl.  1830  und  bes.  AGrrbeb  u. 
AGbebf,  lexicon  Taciteum,  Lps.  1876  fll.  KLRoth,  in  den  Excursen  zu  s. 
Ausg.  d.  Agric.  (§  385,  4).  JEWernicke,  de  elocutione  Tac.,  Thorn  1830. 
KNipperdey  vor  s.  Ausg.  d.  Ann.8  40.  CGöbkl,  de  poetico  Tac.  still  colore, 
Berl.  1859.  ADräqer,  Syntax  u.  Stil  des  T.,  Lpz.8  1882.  EWolff,  die 
Sprache  des  T.,  Frankf.  1879.  JGantrrllb,  grammaire  et  style  de  T.,  Par. 
1874.  FWeinkauff,  s.  §  334,  1.  APohlmann,  s.  §  335,  6.  Gl  hm,  quaeatt. 
syntact.  de  elocutione  Tac.  comparato  Caes.  Sali.  Vell.  usu  loquendi,  Gießen 
1882.  PPktzke,  dicendi  genus  Tacitinum  quatenus  differat  a  Liviano, 
Königsb.  1888.  GClbmm  ,  de  breviloquentiae  Tac.  quibusd.  generibus, 
Leipz.  1881.  JGjsrickb,  de  abundanti  dicendi  genere  Tacitino,  Berl.  1882. 
EKucera,  die  tacit.  Inconcinnität,  Olmütz  1882.  —  CSibker,  taciteische 
Formenlehre,  Berl.  1871.  Storch,  z.  Gramm,  d.  Tac.,  Memel  1868.  ThPan- 
hoff,  de  neutrius  gen.  adiectivorum  substantivo  usu  ap.  T.,  Halle  1883. 
FViolet,  d.  Zahlw.  in  ZeitbeBtimm.  bei  Tac,  Lpz.  Studd.  6,  145.  AGrebf, 
de  praeposs.  usu  ap.  Tac.  1,  Gott.  1869;  Phil.  33,  736.  AG  erbeb,  de  usu 
praeposs.  ap.  T.,  Glückst.  1871.  HCMaujS,  de  praep.  ad  usu  tac.,  Gott  1870 
(vgl.  Phil.  Anz.  1874,  210).  FGHemsbll,  de  praep.  per  usu  T.,  Marb.  1876. 
EWölfflin  (tamquam  u.  quasi  =  a>$),  Phil.  24,  115.  AGerbeb,  de  con- 
iunctionum  temporis  et  de  coniunctt.  concessiv.  usu  T.,  Glückst.  1874;  de 
particularum  quadam  in  Tac.  proprietate,  Leutschau  1863;  de  particula  am 
ap.  T.,  Leutschau  1865;  Phil.  33,  617  (super  bei  T.).  733.  CReuss,  de 
coniunctt.  causal.  ap.  T.,  Halle  1876.  HHahn,  de  particc.  quasi  et  velut 
usu  T.,  Gott.  1877.  RMacke,  die  Substantiva  des  T.f  Plön  1874;  d.  röm. 
Eigennamen  bei  Tac.,  Hadersieb.  1886—89  III.  —  UZernial,  selecta  capita 
ex  genetivi  usu  Tac.,  Gott.  1864;  non  nulla  de  elocutione  T.,  Burg  1868. 
WKnös,  de  dativi  finalis  usu  Tac,  UpBala  1878.  JSohmeidbr,  de  abl.  Tac.  I, 
Bresl.  1882.  ALehmann,  s.  §  195,  9.  C Klein,  de  verbis  separandi  ap  T., 
Halle  1878.  WJüngclaüssen,  de  Tac.  proprietate  iu  usurpandis  verbi  tem- 
poribus  modis  participiis,  Kiel  1848.  CWbtzell,  de  verbo  substantivo  ap. 
T.,  Gott.  1876.  FHüttemann,  de  subiunctivo  relativo  et  absoluto  ap.  T., 
Münster  1864.  PGzensny,  de  infinitivo  Tac.  I,  Bresl.  1858.  CHübbnthal 
(§  206,  9).  FHelm,  de  participiorum  ubu  Tac.  Vell.  Sali.,  Lps.  1879. 
FJörmno,  Gerundium  u.  Gerundiv  bei  Tac.,  Gnesen  1879,  ebendarüber  Badr, 
Württ.  Corresp.-Bl.  31,  639  und  SGPlatner,  Amer.  journ.  of  phil.  Nr.  36.  — 
GAndrbsen,  de  vocabulorum  ap.  T.  collocatione,  Berl.  1874;  PhSpitta,  de 
Tac.  in  componendis   enuntiatis  ratione  I,  Gott.  1866.     MMorgenroth,    de 


§333.  334  Tacitus:  Sprache.     Schriften:  Dialogas.  833 

condicionalium  sententiarum  ap.  T.  formatione,  Salzungen  1868.  JOKlintberg, 
de  formis  enuntiatorum  condicion.  ap.  T.,  Upsala  1877.  POlbricht,  de 
ioterrogationibus  disiunctivis  et  an  particulae  usu  ap.  Tac. ,  Halle  1883. 
KLRoth,  Tac.  Bynonyma  et  per  figuram  ey  dia  Svotv  dicta,  Nürnb.  1826. 
EUlbkicht,  Tac.  qui  ad  ?r  dia  Svotv  referuntur  ex  minoribus  scriptis  loci, 
Lpz.  1875.  RSchmidt,  de  ellipsi  Tacitina,  Dramburg  1871.  FFboehlich, 
Stilist,  u.  realist.  Bemm.  z.  militär.  Phraseol.  des  Tac,  Aarau  1886. 

17.  Literatur  über  Tacitus  im  allgemeinen  zB.  FWSüvern,  der  Kunst- 
charakter des  Tac.,  Berl.  ak.  Abhh.  1822/23  (Berl.  1826),  73.  EHoffmeisteb, 
Weltanschauung  des  T.,  Essen  183t.  NLiebkrt,  de  doctrina  Taciti,  Würzb. 
1868.  WBötticher,  Prolegomena  vor  s.  Lexicon  Tac.  (A.  16),  ders.  de 
vita,  scriptis  ac  stilo  Taciti,  Berl.  1834.  RvBosse,  über  und  wider  Tac.  in 
Jahns  Archiv  11,  452.  FDGerlach,  röm.  Ge  schichte  ehr.  (Stuttg.  1855)  197. 
EPDdbois-Quchan,  Tacite  et  son  siecle,  Par.  1861  IL  FSavalbtb,  ätude  sur 
T.,  Par.  1864.  Naudkt  in  Höfers  nouvelle  biographie  gänärale  Bd.  43. 
Teuffbi.  ,  Sali.  u.  Tac.  (Tüb.  1868)  22.  Nippebdey  und  FHaase  vor  ihren 
Ausgg.  LvRankb,  Weltgesch.  3,  Anall.  280,  JAsbach  im  hist.  Taschenb. 
6,  5  (1886/B7),  57.  141.  H Schiller,  Gesch.  d.  röm.  Kaiserzeit  1  (Gotha 
1883),  586.  Wallichs,  d.  Geschichtschreibung  des  T.,  Rendsb.  1888.  — 
LÜBLicHS,  de  Tac.  vita  et  honoribus,  Würzburg  1879. 

334.  Die  erhaltenen  Schriften  des  Tacitus  sind  in  der  Ord- 
nung ihrer  Abfassung  folgende: 

1)  Dialogas  de  oratoribus,  ein  Versuch  den  Verfall  der 
Beredsamkeit  seit  der  Eaiserzeit  zu  erweisen  und  zu  erklären 
eingekleidet  in  die  Form  eines  Gespräches  zwischen  Literaten 
der  Zeit  Vespasians.  Die  geistreiche  Schrift  zeigt  dieselben  sitt- 
lichen und  politischen  Grundanschauungen,  dieselbe  Feinheit  der 
psychologischen  Beobachtung  und  Charakterzeichnung  wie  die 
späteren  Arbeiten  des  Tacitus,  aber  noch  nicht  deren  Bitterkeit; 
sie  läßt  sogar  noch  künstlerischer  Anmut  und  Heiterkeit  Raum. 
In  ihrer  Stilisierung  ist  die  Schrift  ein  anziehendes  Denkmal 
derjenigen  Jahre  des  Tacitus  als  er,  frisch  vom  Studium  der 
rhetorischen  Schriften  Ciceros  herkommend ;  deren  Fülle  und 
Rundung  nachzubilden  suchte.  Nichtsdestoweniger  verrät  sie  in 
unzähligen  Wendungen  und  Fügungen  unwillkürlich  den  Schrift- 
steller des  ersten  christlichen  Jahrhunderts  und  hat  auch  mit 
den  nächstverfaßten  Schriften  des  Tacitus  sehr  viele  Berührungs- 
punkte. 

1.  Die  einseitige  Hervorhebung  der  Abweichungen  der  Schrift  von  der 
späteren  taciteischen  Schreibweise,  unter  Verkennung  ihrer  Erklärungsgründe 
und  der  fast  nicht  minder  großen  Übereinstimmung  (welche  neuerdings 
besonders  FWkiskauff  im  einzelnen  nachgewiesen  hat),  veranlaßte  seit 
JLipsiüs  viele  den  dialogus  dem  Tacitus  abzusprechen  und  an  allen  mög- 

Tsurrvb-ScHWABB,  Röm.  Li t.- Gesch.    5.  Aufl.  63 


834  Die  Kaigerzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

liehen  anderen  Verfassern  herumzuraten,  wie  dem  jüngeren  Plinias,  Saeion 
oder  Qnintilian.  Und  doch  bezeugt  —  worauf  zuerst  AGLangb  aufmerksam 
gemacht  hat  —  Plinius  selbst,  und  in  einem  Briefe  an  Tacitus  selbst,  den 
taciteischen  Ursprung,  da  ep.  9,  10,  2  (poemata  quieseunt,  quae  tu  inter 
nemora  et  lucos  commodiuime  perfid  putas;  vgl.  ebd.  1,  6,  2)  unverkennbar 
auf  dial.  9.  12  hindeutet.  In  der  ganzen  Zeit  ist  uns  niemand  bekannt  den 
wir  nach  Talent  und  Charakter  für  den  Verfasser  des  dialogus  halten 
könnten.  Wohl  aber  hat  dieser  in  allem  was  unter  der  ciceronisierenden 
Oberfläche  liegt  die  größte  Ähnlichkeit  mit  den  übrigen  taciteischen 
Schriften. 

Literatur  über  die  Frage  (s.  Weinkauff  aO.  p.  xi).  AGLanob,  yerm. 
Schrr.  S.  8  (und  vor  Dronkes  Ausg.  p.  xvi).  HGutmakx,  Tacitum  dial.  de 
or.  scriptorem  non  esse,  in  Orellis  Ausg.  p.  101;  in  s.  Übers.  (Statt g.  1880) 
S.  145,  und  in  Jahns  Arch.  15,  139.  FHessb,  de  Plin.  minore  dialogi  de 
orr.  auetore,  Magdeb.  1881.  FAEckstein,  prolegg.  p.  62.  AWittich,  Jahns 
Archiv  5,  259.  JJKbamarccik,  Heiligenst.  1841.  HCAEichstädt,  de  dialogo 
de  orr.,  Jena  1889.  Teuffbl,  JJ.  77,  285;  Studien  u.  Char.*661,  FWbinkauff, 
Untersuchungen  über  den  Dial.  d.  Tac.,  Köln  '1880  (besonders  auch  Ver- 
gleichung  der  Sprache  des  dial.  mit  den  übrigen  Werken  des  Tac.  u.  der 
Zeitgenossen).  Th Vogel,  de  dial.  qui  Tac.  nom.  fertur  sermone(Verwandtsch. 
m.  Quint.  u.  j.  Plin.),  JJ.  Snppl.  12,  249.  JGEk,  Tidskr.  f.  Philologi  1 
(1859),  1  (vgl.  Phil.  15,  191).  HSacfpe,  Phil.  19,  256  nebst  JClabskn,  Eos 
1  (1864),  1.  JWStbinbr,  d.  dial.  de  or.  d.  Tac,  Ereuzn.  1863.  JA  HG  Jansen, 
de  Tacito  dialogi  auetore,  Groningen  1878.  WRksl,  utrum  dial.  Tacito  ad- 
scribi  possit,  Czernowitz  1881.     Anderes  A.  7. 

2.  Die  Schrift  ist  dem  auch  mit  dem  jüngeren  Plinius  befreundeten 
L.  Fabius  Iustus  (cos.  suff.  J.  102,  CIL.  6,  2191.  6,  10244.  Ob.  2448)  ge- 
widmet. Teilnehmer  des  Gesprächs  sind  Curiatius  Maternus  (§  318,  1), 
M.  Aper  (§  315,  3),  Iulius  Secundus  (§  315,  4)  und  Vipstanus  Messalla 
(§  314,  3).  Zeit  in  welche  das  Gespräch  verlegt  ist:  dial.  17  adice  .  .  . 
sextam  tarn  felicis  huius  prineipatus  stationem,  •  qua  Vespasianus  rem  publicam 
fovet  («->  sechstes  Regierungsjahr  V.s  =  75  n.  Chr.);  cxx  anni  ab  interüu 
Oiceronis  in  hunc  diem  (vgl.  Gell.  20,  1,  6)  colliguntur  (=  J.  77,  vgl. 
dial.  24).  Beide  Angaben  stimmen  demnach  nicht  zusammen  (HSauppb, 
Phil.  19,  257.  Lüblichs  im  Würzburger  Festgruß  1868  S.  1);  aber  die 
erste  auf  die  Gegenwart  bezogene  verdient  wohl  den  Vorzug  vor  der 
zweiten,  welche  auf  ungenau  berechneten  Posten  beruhend  selbst  nur  un- 
gefähr eine  runde  Zahl  angeben  will.  Auch  läßt  ßich  gegen  die  zweite 
einwenden  daß  der  dial.  37  als  lebend  erwähnte  Marianus  im  J.  77  schon  tot 
war  (§  314,  1).  Der  Vf.  will  dem  Gespräch  das  er  zu  wiederholen  vorgiebt 
admodum  iuvenis  (dial.  1)  beigewohnt  haben  (§  333,  4),  er  war  also  zur 
Zeit  der  Abfassung  der  Schrift  älter.  Sicheres  über  die  Zeit  und  Umstände 
der  Abfassung  läßt  sich  nicht  ermitteln.  Nur  kann  der  dial.  unter  Domitian 
nicht  geschrieben  sein,  da  Tacitus  Agr.  3  bestimmt  sagt  daß  er  während 
dessen  Regierung  nichts  veröffentlicht  habe.  Durch  Ansetzung  unter  Nerva 
aber  käme  der  dial.  zeitlich  dem  Agr.  so  nahe  daß  der  bedeutende  stili- 
stische Unterschied  beider  die  erheblichsten  Schwierigkeiten  machen  würde. 
So  ist  es  wohl  am  geratensten  das  zur  Einkleidung  benutzte  Gespräch  in 


§  334  Tacitus1  Dialogus.  835 

das  J.  76  (als  Tac.  etwa  20  Jahre  alt  war  =-  admodutn  iuvenis;  Vbll.  2, 
41,  3  braucht  diesen  Ausdruck  noch  vom  23jährigen  Caesar)  und  die  Ver- 
öffentlichung des  dial.  unter  Titus  ins  J.  81  zu  setzeu.  Zwischen  der  Ab- 
haltung und  der  Veröffentlichung  des  Gespräche  lag  kein  allzugroßer  Zeit- 
raum: Bonst  wäre  die  Einkleidung  nicht  glücklich,  da  Tac.  angiebt,  er 
habe  jenes  früher  gehörte  Gespräch  aus  dem  Gedächtnis  (memoria  et  re- 
cordatione)  iisdem  nunc  numeris  iisdemque  rationibus  servato  ardine  disputa- 
tionis  wiedergegeben  (dial.  1). 

3.  Daß  neben  dem  allgemeinen  kulturgeschichtlichen  Zwecke  die  Schrift 
auch  noch  einen  persönlichen  verfolgt  habe,  nämlich  die  Grande  anzugeben 
warum  Tacitus,  trotz  Beinen  umfassenden  rednerischen  Studien  und  Übungen, 
schließlich  doch  nicht  der  Laufbahn  des  Redners  sich  vorzugsweise  zuge- 
wendet, sondern  die  stille  Wirksamkeit  des  Gelehrten  und  Schriftstellers 
vorgezogen  habe,  diese  Annahme  findet  weder  im  Inhalt  der  Schrift  eine 
genügende  Stütze  noch  in  den  persönlichen  Verhältnissen  des  Verf.,  welcher 
auch  nach  Abfassung  dieser  Schrift  (A.  2)  sich  dem  Staatsdienste  (§  333,  6) 
und  dem  Berufe  als  Sachwalter  und  Redner  (§  333,  6)  widmete  und  erst 
J.  98  seine  erste  geschichtliche  Schrift  veröffentlichte.  —  Naturgemäß  zeigt 
sich  die  Einwirkung  der  rednerischen  Vorbildung,  hauptsächlich  im  An- 
schlüsse an  Cicero,  am  stärkste^  im  dialogus  (vgl.  ADrÄgeb,  Syntax  und  ^ 

Stil  des  Tac.*  113.  116);  aber  auch  in  den  späteren  Schriften  des  Tacitus  ' ft— 
ist  sie  vorhanden,  nur  in  immer  abnehmendem  Maße,  bis  das  späteste 
Werk  desselben,  die  Annalen,  auf  dem  entgegengesetzten  stilistischen 
Prinzip,  der  Zerhacktheit  und  epigrammatischen  Zuspitzung,  angelangt  ist. 
—  Die  Disposition  des  Dialogs  ist  aus  künstlerischen  Rücksichten,  um  das 
Gespräch  natürlich  zu  entwickeln  und  Bein  Ziel  dramatisch  vorzubereiten 
gelockert,  obwohl  das  Thema  (cur  nostra  aetas  deserta  et  laude  eloquentiae 
orbata  vix  notnen  ipsum  oratoris  retineat)  öfters  ausdrücklich  genannt  wird 
(t.  15.  24.  27).  Die  eigentliche  Besprechung  des  Thema  beginnt  erst  c.  16. 
In  der  großen  Lücke  in  c.  36  ging  namentlich  die  c.  16  angekündigte  Rede 
des  Secundus  verloren. 

4.  Sämtliche  Handschriften  des  dialogus  (sowie  der  Germania  und  des 
8uetonischen  Bruchstücks  de  grammaticis  et  rhetoribus)  stammen  ab  von 
einer  Hs.  (daher  in  allen  nach  c.  36  die  Lücke,  A.  3  E )  welche  aus  Deutsch- 
land, und  zwar  wahrscheinlich  aus  Hersfeld  (LUrlichs,  Eos  2,  230.  351),  —  in 
der  Urschrift  oder  in  einer  Abschrift  —  kurz  vor  1460  nach  Italien  kam.  Die 
Angabe  des  JPontanus,  es  sei  Henoch  aus  Ascoli  der  Finder,  ist  nicht  un- 
bedenklich, G Voigt,  Wiederbeleb,  d.  klass.  Altert.  I8,  266.  Abkömmlinge 
dieser  längst  verschollenen  Hs.  sind  in  erster  Linie  Vatic.  1862,  die  jetzt 
beste  Hs.,  KNippkbdet,  op.  392,  und  (durch  Vermittlung  der  Abschrift  des 
Pontanus)  Leid.  18  (aus  dem  J.  1460,  Perizonianus) ,  dann  durch  Vermitt- 
lung einer  mit  Glück  und  Willkür  durchgeb  es  Berten  Abschrift  die  übrigen, 
insbesondere  der  Farnesianus  zu  Neapel,  alle  s.  XV.  Vgl.  §  336,  5.  —  Ober 
Spuren  (aus  s.  IX)  einer  Hs.  des  Tac.  (der  Germ.,  s.  §  336,  6,  auch  der 
Ann.,  s.  §  338,  4)  in  Fulda  s.  Rittbrb  Ausg.  1,  iv.  Ob  sie  die  Mutterhs. 
jener  Hersfelder  war?  —  Vgl.  im  allg.  Rbifpbbscheids  Sueton  p.  409. 
AMichablis  vor  s.  Ausg.  des  dial.,  CHStbudino,  Beitr.  z.  Textkrit.  des  Tac. 

68* 


836  Die  Kaiaerzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

(Würzen  1878)  3  (nam.  üb.  den  cod.  Ottobon.).  JHubmer  (eine  Wiener  Hb. 
zu  Dial.  Germ.  u.  Suet.  gr.  et  rhet.),  ZföG.  29,  801.  Bährem'  Ausg.  p.  44 
und  gegen  dessen  Schätzung  der  Hss.  OBinde,  de  Tac.  dial.  quaestt.  crit.» 
Berl.  1884. 

6.  Sonderausgaben  von  EBekzblius  (cum  nott.  varr.),  Ups.  1706; 
EDeonkb,  Cobl.  1828;  ICOrelli,  Zur.  1830  und  1846;  FRitter,  Bonn1  1869; 
PhCHess,  Lps.  1841;  CPhPabst,  Lpz.  1841;  LTross  (mit  der  Germ.),  Hamm 
1841;  AMichaelis  (ad  codd.  denuo  collatos),  Lps.  1868;  GAndresen,  Berl. 
1877  (s.  §  339,  4  gE.)  und  Lpz.2  1879;  CPetbr,  Jena  1877;  EBähbjens,  Lpz. 
1881;  HGoelzeb,  Par.  1887. 

6.  Zur  Kritik:  LSpenobl  (spec.  emend.,  Münch.  1862,  p.  9),  LSchopbn 
diorth.  in  Tac.  dial.,  Bonn  1868  u.  Anfang  einer  Ausg.  ex  rec.  LSch.,  Lps. 
1869),  CNipperdey  (op.  274.  341),  CHalm  (JJ.  89,  148;  RhM.  28,  499), 
FRitteb  (RhM.  30,  518.  21,  534),  GAndbesen  (acta  Lips.  1,  103),  KMkiser 
(Eichstatt  1871),  ORibbeck  (RbM.  28,  602.  32,  308),  JMähly  (oben  §251,  5E.) 
p.  18;  z.  Krit.  lat.  Texte,  Bas.  1886,  18,  JVabxkn  (comm.  Mommsen.  663  und 
Berl.  ind.  lect.  1878/79.  1881.  1884),  CHSteüding  (Würzen  1878),  EBahbens 
(RhM.  31,  146.  309;  JJ.  116,  506),  KKnaut  (obss.  crit.  in  T.  dial.,  Magdeb. 
1879).  JJCobnelissen,  Mnem.  13,  268.  CJohn,  Württ.  Corresp.-Bl.  33,  347. 
469.  660;  JJ.  183,  511.  187,  572;  Tac.  dial.  c.  1—27  übers,  u.  erl.,  Urach 
1886.    WHabbe,  de  dial.  de  or.  locis  duobns  lacunosis,  Celle  1888. 

7.  FAEckstein,  prolegg.  in  Tac.  qui  v.  f.  dial.,  Halle  1836.  FDbycxb, 
de  dial.  Tac,  Münster  1866.  ASchaubach,  de  vocum  quarundam  in  T.  dial. 
vi  ac  potestate,  Mein.  1857.  PVoss,  Tidskr.  f.  Philol.  7,  101.  Vgl.  oben  A.  1 
und  die  Einleitungen  vor  den  meisten  Ausgaben  und  Übersetzungen,  sowie 
vor  Böttichers  Lexic.  Tacit.  p.  vm.  LKleiber,  quid  Tac.  in  dial.  prioribus 
scriptoribus  debeat,  Halle  1883.  WGilbert,  d.  Einheitlichkeit  des  Tac.  Dial, 
JJ.  133,  203.  Schwenkenbecher,  quo  anno  Tac.  dial.  scriptus  sit,  Sprottau 
1886.  BWütk,  dial.  a  Tac.  Traiani  tempp.  scriptum  esse,  Spandau  1887. 
EGrünwald  (§  325,  5).  ARkuter  (§  825,  6).  EPhilipp,  dial.  Tac.  qui  fertur 
de  oratt.  quae  genuina  fuerit  forma,  Wien  1887.  —  Übersetzungen  zB.  von 
JGAHübsch,  Nürnb.  1837,  CHKrauss,  Stuttg.  1882;  mit  Agr.  u.  Germ,  von 
Teüpfel  (Stuttg.  1868). 

335.  2)  De  vita  et  moribus  Iulii  Agricolae  (§  283,  4) 
über,  eine  Biographie  seines  Schwiegervaters,  von  Tacitus  ver- 
faßt im  J.  98  n.  Chr.  Durch  den  stark  rhetorischen  Charakter 
gemahnt  das  Werk  an  die  laudationes  funebres  und  an  die  Weise 
des  Sallustius,  an  dessen  Catilina  und  Iugurtha  es  schon  als 
Einzelschrift  erinnert;  auch  die  Gleichgültigkeit  gegen  das  äußer- 
lich Geschichtliche,  die  Anlage  und  zahlreiche  einzelne  Wen- 
dungen hat  es  mit  jenen  gemein.  Aber  auch  an  Ciceronisches 
enthält  die  Schrift  noch  Anklänge.  Im  allgemeineu  ist  der 
historische  Stil  noch  wenig  entwickelt,  dafür  aber  eine  wohltuende 
Wärme  gemütlicher  Teilnahme  über  das  Ganze  verbreitet. 


§  386  Tacitus'  Agricola.  837 

1.  Agr.  8  quamquam  .  .  augeat  quotidie  felidtatem  temporum  Nerva 
Traianus;  vgl.  44  durare  in  hanc  felicissimi  saeculi  lucem  ac  principem 
Traianum  videre.  Trajan  war  also  bereits  princeps  (nicht  mehr  bloß  Caesar), 
somit  Nerva  tot  (f  27.  Jan.  98),  wogegen  nichts  beweist  daß  er  nicht  divus 
genannt  wird;  s.  LUblichb,  Agr.  p.  7.  Der  Schluß  des  geharnischten  .Vor- 
worts (c.  3  extr.)  stellt  ein  größeres  geschichtliches  Werk  über  Domitians 
Regierung,  Bowie  über  die  Zeit  des  Nerva  und  Trajan  (also  die  Historien) 
in  Aussicht,  wofür  diese  Schrift  nur  eine  vorläufige  Abschlagszahlung 
sein  solle. 

2.  Wie  die  ciceronische  Periode  des  Tacitus  durch  den  Dialogus,  so 
ist  seine  sallustische  hauptsächlich  durch  den  Agricola  und  die  Germania 
vertreten,  doch  so  daß  auch  jene  entere  noch  immer  fortwirkt,  aber  in 
abnehmendem  Maße.  So  hat  der  Schluß  von  Agr.  44  und  der  Anfang  von 
c.  46  große  Ähnlichkeit  mit  Cic.  de  or.  3,8.  10  f. ;  auch  gutes  et  otium 
(c.  6.  21.  42  »»  Cic.  de  leg.  agr.  2,  102)  und  forma  ac  figura  animi  (Agr.  46) 
sind  ganz  ciceronische  Wendungen  (Tusc.  1,  87  und  sonst),  wie  es  über- 
haupt nicht  an  Pleonastischem  fehlt  (EHübnkb,  Herrn.  1,  446),  so  wenig  als 
an  Periodologischem  (c.  16.  18.  26  in.);  und  c.  4  extr.  erinnert  an  Cic.  pro 
Mur.  66.  Zahlreicher  sind  freilich  jetzt  die  Züge  welche  an  Sallust  er- 
innern, und  dessen  Einfluß  macht  sich  in  allen  weiteren  Schriften  des 
Tacitus  mehr  oder  weniger  geltend:  WTeufpel  vor  der  Übersetz.  (1869), 
S.  131.  JBeänays,  RhM.  16,  319,  und  besonders  EWölfflin,  Phil.  26,  122; 
auch  AGerbeb  im  Leutschauer  Progr.  1861,  13.  Agricola  und  Germania 
verhalten  sich  zu  den  Historiae  des  Tacitus  wie  Sallusts  Catilina  und 
lugurtha  zu  dessen  Historiae.  Vgl.  LUrlichs,  Eos  1,  649.  An  Sallust  hat 
Tacitus  offenbar  seinen  historischen  Stil  gebildet;  und  so  groß  die  Meister- 
schaft ist  welche  Tacitus  in  der  ihm  eigentümlichen  Weise  allmählich 
erlangt  hat,  so  hat  er  sie  doch  erst  stufenweise  erreicht,  und  der  Agricola 
stellt  diejenige  Stufe  dar  auf  welcher  seine  Selbständigkeit  noch  verhältnis- 
mäßig kleiner  war.  Er  ißt  ein  rhetorisch-psychologisches  Gemälde  ganz  in 
der  Weise  des  Sallust,  mit  dessen  Einleitungen,  eingestreuten  Beden  und  Ab- 
schweifungen, seinem  geringen  Interesse  für  Zahlen-  u.  Zeit- Angaben  (c.  41  f.), 
mit  Antithesen  und  anderen  Figuren,  auch  mit  einem  regelrechten  Epilog. 
Nur  darf  man  deswegen  nicht  (mit  EHübneb,  Herrn.  1,  438)  der  Schrift 
den  Charakter  einer  Biographie  absprechen  und  ausschließlich  den  einer 
laudatio  funebris  zuschreiben:  sie  ist  eine  rhetorisch  gehaltene  Biographie 
mit  allgemein  geschichtlichen  Ausblicken.  Die  Bede  des  Calgacus  (c.  30) 
klingt  besonders  stark  an  Sallust  (Cat.  68,  17  f.  und  den  Brief  des  Mithri- 
date8)  an;  aber  auch  sonst  lesen  sich  lange  Partien  (wie  c.  18  ff.)  ganz 
sallus tisch,  allenthalben  sind  sehr  viele  Einzelheiten  teils  Erinnerungen 
aus  Sallust  teils  Variationen  nach  ihm,  ja  die  ganze  Anordnung  zeigt 
große  Übereinstimmung  mit  den  Bella  Sallusts.  Vgl.  LUblichb  de  vita 
Agric.  (1868)  p.  4;  de  Tac.  vita  et  honor.  (1879)  22.  CEGüthlino,  de  Tac. 
Agricola,  Idegn.  1878.  Sallustisches  findet  sich  zwar  auch  noch  in  den 
Annalen,  aber  verhältnismäßig  am  zahlreichsten  doch  im  Agricola.  —  Die 
historische  Studie  Über  Britannien  und  die  früheren  römischen  Züge  dort- 
hin (c.  10—17)  hat  Tacitus  später  (ann.,  bes.  14,  29  ff.)  frei  verwendet  und 
mannigfach  berichtigt  und  erweitert. 


838  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

3.  Überliefert  ist  uns  der  Agricola  heute  nur  durch  zwei  ganz  junge 
Vaticani  3429  (von  der  Hand  des  Pomponius  Laetus  geschrieben,  nach  ihm 
besorgte  Puteolanus  4ie  ed.  princ.,  s.  A.  4)  und  4498  (zusammen  mit  Tac. 
dial.  Germ.  u.  Suet.  de  gramm.,  s.  §  334,  4).  Jene  Ha.,  die  bessere  von 
beiden,  hat  die  Überschrift  Cornelii  Taciti  de  vita  et  moribus  Iulii  Agri- 
cölae,  diese  Gai  Corneli  T.  de  v.  et  m.  I.  A.  Die  Lesarten  dieser  Hss. 
s.  jetzt  bes.  in  der  Ausg.  von  Ublichs  (A.  4).  —  Wex1  Proleg.  "s.  Ausg. 
LSpengel,  Münchn.  gel.  Anz.  1853,  Nr.  25,  und  spec.  emendatt.  in  Tac. 
(Münch.  1852)  p.  15.  GKämmeber,  de  indole  ac  pretio  codd.  mss.  Tac.  Agr. 
et  edd.  vett.  usque  ad  Lipsium,  Bresl.  1842.  Für  einzelne  Stellen  können 
die  Randbemerkungen  von  Vat.  3429  in  Betracht  gezogen  werden;  KSchenkl, 
ZföG.  12,  421  und  JMülleh  im  Innsbr.  Progr.  1863. 

4.  Ausgaben  und  Bearbeitungen:  ed.  princ.  hinter  den  Panegyrici 
latt.  von  FPuteolanüs,  Mail.  1476?  von  (cum  notis  Boxhornii)  JABosius, 
Jena  1664.  EDronke,  Fulda1  1843.  EHBarker  (mit  Germ.),  Lond.  1824. 
Rec.  et  ad  fid.  cod.  Vat.  emend.  ÜJHBeckkr,  Hamb.  1826.  Ed.  et  ill.  P. 
Hofmam-Peeblkamp,  Leid.*  1864.  GLWalch,  Berl.  1828.  CLRoth,  Nürnb. 
1883.  FRrrrEB,  Bonn3  1852.  FDübner,  Par.  1843.  1866.  Ad  fidem  codicum 
denuo  collatorum  rec.  et  enarravit  FCWex,  Braunschw.  1852.  Ad  Codices 
Yaticanos  (cod.  3429  ist  ganz  abgedruckt)  ed.  et  rec.  CLUrlichs,  Würzb. 
1875.  Recogn.  illustr.  FKritz,  Berl.8  1874.  rec.  JJCornkussrn,  Leid.  1881. 
Erkl.  von  CTücking,  Paderb.8  1878,  ADräqbr,  Lpz.4  1884,  par  JGantrbllb, 
Paris  1876,  par  EJacob,  Par.8  1887,  von  CPetkr,  Jena  1876,  JPrammeb,  Wien 
1880,  GDecia,  Turin  1886. 

5.  Deutsch  zB.  von  LDödbrlein  (mit  Rechtfertigungen,  Aarau  1817), 
HWFKlein  (Münch.  1825),  DAFNissen,  mit  Einl.  u.  Comm.  (Hamb.  1847), 
ABacmeisteb  (Stuttg.  1872),  CHKrauss  (mit  Germ.),  Stuttg.  1883. 

6.  Zur  Textkritik:  JGSchneider  (Cob.  1848—52  III),  FKhitz,  de  glosse- 
matis  falso  Tac.  Agr.  imputatis,  Erfurt  1857),  JMüller  (Fiume  1858), 
AJFHenrichsen  (Altona  1858.  1871  II),  CNipperdey  (op.  234.  511.  546), 
FRitter  (RhM.  20,  618),  JClassen  (symb.  criticae,  P.  III,  Hamb.  1866), 
LUrlichs  (Festgruß,  Würzb.  1868,  S.  6;  RhM.  31,  616),  KMeiser,  BifbayrGW. 

6,  3),  APohlmann  (adnott.  in  T.  Agr.  admixtis  obss.  Bermon.  Tac.  in  scriptis 
minoribus,  Gott.  1871),  GSchömann  (op.  203),  APlanck  (Heilbr.  1874), 
EBähbrms,  misc.  crit.  127;  JJ.  127,  641.  JGollino,  ZföG.  37,  481.  HSchütz, 
JJ.  123,269.     FCCBirch,  phil.-hist.    Samfund  1882/84,  31;    Tidskr.  f.  Phil. 

7,  161.     FMaxa,  obss.  in  Tac.  Agr.,  Radautz  1886—87  HI. 

7.  Über  den  Agr.  vgl.  Niebühr,  kl.  Schrr.  1,  381.  Woltmakm  vor  s. 
Übers.  6,  34  (Prag  1817).  Walch,  die  Kunstform  d.  ant.  Biogr.  mit  Rück- 
sicht auf  d.  Agr.  d.  T.,  vor  s.  Ausg.  S.  xxxvm.  Hoffxbister,  Weltanschauung 
d.  Tac.  80.  206.  228.  JHeld,  de  Agr.  vita  quae  vulgo  Tacito  ad  Bignatur, 
Schweidnitz  1845.  EHübneb,  Herrn.  1,  438.  JGantrbllb,  ä  la  critique  et 
Texplication  de  Tacite  I,  Par.  1875;  rev.  de  Tinstr.  belg.  21,  217;  JJ. 
115,  777.  AEussnbr,  JJ.  111,  346;  BifbayrGW.  18,  143.  EHoffmann,  ZföG. 
21,  249  und  dagegen  CHibzel,  die  Tendenz  des  Agr.,  Tüb.  1871.  WJünghams, 
üb.  T.  Agr.,  Lüueb.  1872.  GAndrksen,  Entstehung  u.  Tendenz  des  tac. 
Agr.,   in  d.  Festschr.   d.  Gymn.  z.  gr.  Kloster  (Berl.  1874),  291.    JJäobb, 


§  386  Tacitus'  Agricola.     §  836  Germania.  839 

quae  fides  Tac.  Agr.  habenda  sit,  deque  consilio  quo  über  ille  usw.,  Gott. 
1874.  EGütrlihg,  de  T.  Agr.,  Liegn.  1878.  Urlichs,  de  Tac.  vita  et  honor. 
(Würzb.  1879),  19.  Hülbrich,  d.  literar.  Streit  über  Tac.  Agr.,  Melk  1884. 
JBusse,  de  T.  Agr.,  Hilde  eh.  1886.  PDibtbich,  d.  Tendenz  d.  Agr.,  Strals. 
1887.  —  PhPaueb,  de  rerum  ab  Agr.  in  Brit.  gest.  narratione  Tac,  Gott.  1881. 

336.  3)  Germania,  eine  Einzelschrift  zur  Völkerkunde, 
veranlaßt  durch  die  Wichtigkeit  welche  dieses  Land  und  Volk 
für  die  damalige  Zeit  besaß,  vielleicht  auch  durch  die  persön- 
liche Anschauung  zu  welcher  der .  Verfasser  amtliche  Gelegen- 
heit gehabt  hatte.  Die  Ausführung  ist  durch  Gemütsanteil  wie 
Rhetorik  erwärmt  und  streift  oft  an  das  Sentimentale.  Obwohl 
weder  Kritik  noch  Unparteilichkeit  verleugnend,  stellt  der  Ver- 
fasser die  einfachen  Zustände  der  Germanen  gern  den  verwickelten 
und  verdorbenen  seiner  eigenen  Zeit  gegenüber. 

1.  Titel  in  den  Vaticani  (s.  A.  5)  Com.  Tac.  de  origine  et  situ  Germa- 
norutn  (Germaniae  andere  Hsb.);  im  Leideneis:  Gorneli  Taciti  de  origine, 
situ,  moribus  ac  populis  Germanorum.  Ursprünglich  wahrscheinlich  de  situ 
Germaniae  (vgl.  §  289, 1  a.  262, 2  gE.),  8.  ARbiffkbschbid,  symb.  phil.  Bonn.  623 ; 
Bresl.  ind.  schol.  1877/78,  9.  Unrichtig  EWölfflik,  Herrn.  11,  126.  Die 
Schrift  zerfällt  in  zwei  Teile,  von  denen  der  erste  in  commune  de  omnium 
Germanorum  origine  ac  moribus  handelt  (c.  1—27),  der  zweite  (c.  28—46) 
über  die  einzelnen  Völkerschaften.  Im  letzteren  nimmt  der  Verfasser 
seinen  Standpunkt  am  Rhein  und  schildert,  landeinwärts  vorrückend,  die 
Stamme  zuerst  in  der  Richtung  von  West  nach  Ost,  dann  (c.  35  ff.)  von 
Nord  nach  Süd.  An  der  Donau  angekommen  verfolgt  er  deren  Lauf  (c.  41), 
und  schließt  mit  den  Ufern  der  Ostsee.  GKettnbr,  die  Compos.  des  ethnogr. 
Teils  der  Germ.,  ZfdeutschePhil.  19,  1.  Von  seinen  Quellen  nennt  er  nur 
den  Caesar  (c.  28);  Spuren  von  Quellenkritik  aber  auch  c.  8.  8.  27.  28.  33. 
34.  41.  46.  Des  Plinius  bella  Germaniae  (§  312,  2)  sind  ohne  Zweifel  be- 
nützt. Auch  stoffliche  (A.  4)  Ausbeutung  von  Sallusts  Historien  behaupten 
RKöpke,  deutsche  Forschungen,  Berl.  1869,  223,  und  ThWibdemabn ,  in  den 
Forschungen  z.  deutschen  Gesch.  4,  171.  10,  596;  dagegen  CBbbuker,  quo 
iure  Sallustins  Tacito  in  describendis  Germanorum  moribus  auetor  fuisse 
putetur,  Köln  1870.  Vgl.  Baumstabk,  urdeutsche  Staatsaltert.  100;  ARibsk, 
Idealisierung  (s.  A.  2)  38. 

2.  Die  auf  das  zweite  Consulat  Trajans  (J.  861/98  n.  Chr.)  abgestellte 
Rechnung  in  c  87  (wonach  bis  dahin  vom  ersten  Einfall  der  Cimbern 
J.  641/113  v.  Chr.  210  Jahre  gerechnet  werden)  zeigt  daß  die  Schrift  im 
J.  98  verfaßt  ist.  Daß  sie  trotzdem  Agr.  3  bei  den  literarischen  Planen 
des  Tac.  nicht  mit  erwähnt  wird  erklärt  sich  am  einfachsten  daraus  daß 
sie  ursprünglich  dazu  bestimmt  war  einen  Excurs  der  Historiae  zu  bilden, 
dann  aber  selbständig  bearbeitet  und  herausgegeben  wurde,  teils  weil  der 
reiche  Stoff  zu  der  Aufgabe  der  Hist.  nicht  im  Verhältnis  gestanden  hätte, 
teils  um  ihn  der  Gegenwart  zur  Vergleichung  und  Mahnung  darzubieten  (A.8). 
ARiesk,  Eos  2,  198;  die  Idealisierung  der  Naturvölker  des  Nordens  (Heidelb. 


840  Die  Kaiser  zeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

1875)  3.  43.  Mohmsen,  die  Bedeutung  der  Germ.,  Festrede,  Berl.  SBer. 
1886,  40.  OHirschpeld,  ZföG.  28,  815.  —  FBbünot,  un  fragm.  des  hist.  de 
Tac,  e"tude  sur  le  de  mor.  Germ.,  Par.  1883. 

3.  Die  Germania  ist  weder  ein  Idyll  noch  ein  Roman  noch  eine 
politische  Tendenzschrift  (zB.  um  dem  Trajan  von  einem  Feldzuge  gegen 
Germanien  abzuraten),  wenn  sie  auch  gewiß  dadurch  mit  veranlaßt  wurde 
daß  der  neue  Kaiser  damals  in  Germanien  stand  und  Rom  den  dortigen 
Verhaltnissen  besondere  Aufmerksamkeit  schenkte.  Es  ist  vielmehr  ein 
Beitrag  zu  der  Aufgabe  welche  a.  4,  33  als  eine  anziehende  anerkannt  wird, 
situs  gentium  describere,  wozu  schon  der  Agr.  beigesteuert  hatte.  Aber  die 
Art  der  Ausführung  ist  allerdings  bezeichnend  für  Tacitus.  Wie  bereits 
Horaz  (c.  3,  24,  9)  die  Skythen  und  Geten  gegenüber  der  Verderbnis  Roms 
in  ein  ideales  Licht  gerückt  hatte,  so  verfahrt  hier  Tacitus  mit  den  Ger- 
manen. Er  schildert  diese  mit  fortwährendem  Hinblick  auf  seine  Zeit,  oft- 
mals hervorhebend  was  alles  die  Germanen  zu  ihrem  Glücke  nicht  kennen 
(c.  8.  9.  11.  13.  18.  19.  20.  24.  25.  27.  38).  Dabei  gerät  die  Schilderung 
manchmal  in  einen  weinerlichen  Ton  hinein  (zB.  c.  5.  7.  18  f.  27).  Doch 
ist  der  Verfasser  weit  davon  entfernt  die  Germanen  kurzweg  seiner  Zeit 
als  Muster  vorzuhalten:  er  erkennt  an  ihnen  vielmehr  wesentliche  Fehler 
(c.  11.  16.  17  f.  28  f.),  und  kehrt  (c.  33  vgl.  28)  ihnen  gegenüber  den  spezifisch 
römischen  Standpunkt  sogar  mit  Schroffheit  hervor.  Vgl.  A.  2.  9  nnd 
Teupfjel  vor  s.  Übers.  (1859)  S.  132.  —  Benutzung  des  Mela  durch  Tac.? 
MManitiub,  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.  22,  417. 

4.  Der  rhetorische  Charakter  der  Darstellung  zeigt  sich  in  den  häufigen 
Sentenzen,  den  zahllosen  Fällen  der  Anaphora  (c.  11  sogar  mit  prout)  und 
anderen  Figuren.  Vgl.  JMützell,  ZfGW.  1,  86.  Daher  auch  die  Ungleich- 
heit der  Ausfuhrung,  die  andeutende  Kürze  wo  man  weitere  Belehrung 
wünscht,  neben  Umständlichkeit  bei  minder  Wesentlichem.  Ober  die 
Pleonasmen  der  Schrift  s.  CHalm,  Münch.  SBer.  1864,  12.  Auch  hier  noch 
fehlt  es  nicht  an  Anklängen  an  Sallust  (vgl.  PhHkss,  variae  lectt.  et  obss. 
in  T.  Genn.,  Heimst.  1827.  1828.  1884.  EWölpplin,  Phil.  26,  122,  vgl.  A.  1 
und  §  335,  2);  ebensowenig  an  Berührungen  mit  anderen  Schriften  des 
Tacitus,  besonders  dem  Agricola  (Agr.  11  extr.  —  Germ.  28;  haud  perinde, 
Agr.  10  «=  Germ.  34;  in  Universum  aestimanti,  Agr.  11  «=  Germ.  6;  patiens 
frugum,  Agr.  12,  vgl.  Germ.  5).  Hexameter  Germ.  18.  32.  89;  iambischer 
Dimeter  c.  27. 

5.  Die  handschriftliche  Überlieferung  der  Germania  ist  dieselbe  wie 
diejenige  des  Dialogus  (s.  §  834,  4).  Doch  ist  die  Zahl  der  vorhandenen 
Abschriften  (alle  b.  XV)  eine  größere.  Über  den  Wert  der  einzelnen  für 
die  Kritik  gehen  die  Meinungen  noch  auseinander,  s.  GWaitz,  deutsche 
Verfassungsgesch.  I8,  511.  Neben  Vatic.  1862  und  Leid.  18  (Perisonianus) 
kommt  noch  in  Frage  Vatic.  1518,  weiterhin  der  Farnesianus,  Stuttgartiensis, 
Monac.  5307.  Besonderes  Gewicht  legt  Holdbb  (Ausg.  von  1878)  auf  den 
verschollenen  cod.  Hummelianus  (A.  8  Z.  8;  Wölfflin,  JB.  1879  2,  239;  mit 
dem  Hamm,  stimmt  in  eigentümlicher  Weise  der  Vindob. ',  JHuembe,  ZföG. 
29,  801),  ebenso  EBäbbbns  (A.  8).  S.  aber  schon  Nippbudby,  op.  387. 
HSchefczik,  de  Tac.  Germ,  apparatu  crit.,  Troppau  1886.  HJordan  in  s. 
quaestt.  crit.,  Eönigsb.  1886.    RTagmjjjn,  de  Tac.  Germ,  apparatu  criüco, 


§  836  Tacitas'  Germania.  841 

ßreal.  1847  (vgl.  Nippekdey,  op.  884).  Außer  dem  Mönch  Rudolf  von  Fulda 
(f  865,  AEbbbt,  Lit.  d.  MA.  2,  332),  welcher  seiner  Translatio  S.  Alexandri 
(Monum.  Germ.  2,  673;  darüber  AWetzel,  Kiel  1881;  vgl.  WAendt,  lit. 
Centr.-Bl.  1882,  987)  sahireiche  Auszuge  aus  Tac.  Germ,  einverleibt  hat,  findet 
sich  das  ganze  Mittelalter  hindurch  keine  Benützung  der  Schrift;  GWaitz 
in  d.  Forsch,  z.  deutschen  Gesch.  10,  602. 

6.  Sonderausgaben  (c.  schol.  AAlthamebi,  JWillichii,  HGlabeani, 
PhMelanchthonib)  in  SSchabdii  historicum  opus  I,  Bas.  1674;  SFabricius 
(Sammelausg.),  Augsb.  1680;  HConring,  Heimst.8  1678;  JChDithmar  (cum 
varr.  notis),  Frankf.  a/O.8  1766;  FPassow,  Bresl.«  1817;  JvAmmon  u. 
WBäümlbih,  Tüb.  1817;  G.  u.  KSprbnqel,  Halle1  1819;  FRühs  (c.  1—10  aus- 
führlich erlaut.),  Berl.  1821 ;  JEKDilthey  (vollständig  erläutert),  Braunschw. 
1823;  GLWalch  (Urschrift,  Übers,  usw.  Heft  1),  Berl.  1829;  GKibssuko, 
Lps.  1832;  JGbimm  (ed.  et  quae  ad  res  Germanorum  pertinere  videntur  e 
reliquo  Tac.  opere  excerpsit),  Gott.  1836;  FDGeblach  (u.  WW^ackebnaobl), 
Bas.  1825—37  II;  LTboss  (ad  fid.  cod.  Perizon.,  acc.  dial.  de  or.  et  Suet. 
de  vir  ill.),  Hamm  1841;  FRitter,  Bonn*  1863;  JFMassmanh,  Quedlinb.  1847; 
LDödbblein  (lat.  u.  deutsch),  Erl.  1860;  MHaupt,  Berl.  1866;  FEbitz,  Berl.4 
1878  (von  WHirschpeldeb);  CTückinq,  Paderb.6  1886;  LCubtzb  (c.  1—10 
ausführt,  erkl.),  Lpz.  1868;  HSchweizeb-Sidleb,  Halle4  1884  und  Berl.  1877 
(§  339,  4  gE.);  KMüllenhofp  (post  MHauptium  cum  aliorum  veterum  auctorum 
locis  de  Germania  praecipuis),  Berl.  1873;  AHoltzmann  (germanische  Alter- 
tümer m.  Text,  Übers,  u.  Erkl.  v.  Tac.  G.  herausgg.  von  AHoldbr,  mit 
Wortindex  zur  Germ.),  Lpz.  1873;  JGahtrelle,  Par.  1877;  ABaumstabk  (aus- 
führliche Erläuterung),  Lpz.  1875—80  H  (kl.  Ausg.,  Lpz.  1876);  JPbammer, 
Wien  1878;  AHoldeb  (recensuit,  mit  Wortindex),  Lpz.  1878;  JMülleh 
Prag  1889.     GEoblhaap,  Gotha  1886. 

7.  Übersetzungen  (außer  den  A.  6  angeführten)  von  EGAnton 
(mit  Comm.,  Halle  1824),  HWFKleik  (Münch.  1826),  Bülau,  Weiske  u. 
KvLeutsch  (Lpz.  1828),  JHorkel  (in  den  Geschichtschreibern  der  deutschen 
Vorzeit  I,  Berl.  1847),  GThudichum  (s.  A.  9),  ABacmbisteb  (Stuttg.  1868), 
MWbishaupt  (Kempten  1875),  MHaupt  (c.  1—16),  BerlphWachr.  1886,  1033. 
1066.    Kbauss  (§  335,  6). 

8-  Zur  Textkritik  von  JCObblli  (Zur.  1819),  PhHbbs  (Heimst.  1827. 
1828. 1834),  JChSchobbb  (Naumb.  1827),  ChSelling  (obss.  criti,  acc.  collatio  cod. 
Hummeliani,  Augsb.  1830),  WPfitzneb  (zur  Krit.  u.  Erkl.,  Neubrandenb.  1848), 
FCWbx  (Schwerin  1863),  CNippebdbt  (op.  223),  LvJan  (Eos  1,  76),  CHalm 
(Mfinch.  SBer.  1864,  12),  FRitteb  (RhM.  20,  195),  AReippebschbid  (symb. 
Bonn.  623),  KMbisbb  (Eichstätt  1871  S.  81),  EObtmank  (ZfGW.  38,  306), 
HSchutz  (JJ.  119,  278),  EBähbbns  (JJ.  121,  266),  GHbbabus,  Fehler  u.  contro- 
verse  Stellen  in  Tac.  Germ.,  Hamm  1880.  JOb erdick,  ZföG.  24,  799. 
KHachtmanh,  in  d.  hißt.  Unterss.  f.  ASchäfer,  Bonn  1882,  178. 

9.  Von  der  neueren  Literatur  über  die  Germania  und  deren  Sach- 
erklärung  mag  folgendes  genannt  werden :  FDGeblach,  die  Germ,  des  Tac., 
und  die  Idee  von  T.  Germ.,  hißt.  Stud.  (Hamb.  1841)  308;  Philol.-Vers.  zu 
Hannover  104.  Vgl.  auch  Hoppmeister,  Weltansch.  des  T.  201.  220. 
JPEGbevebds,  Bemerkk.  zu  T.  G.,  Oldenb.  1860.    KMüllkbhoff,  verderbte 


842  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

(deutsche)  Namen  bei  Tac. ,  Z.  f.  deutsches  Altert.  9,  223.  JNSchmeisser, 
Bemm.  zur  G.  aus  dem  Nibelungenlied  usw.,  Konst.  1863.  HSchwbizbr-Sidlkr, 
Bemm.  zu  T.  G ,  Zur.  1860.  1862  II;  JJ.  86,  116.  JVZikgbblb,  in 
F Pfeiffers  Germ.  1860,  229.  GWajtz,  die  principe«  in  der  Germ.,  in  d. 
Forsch,  z.  deutschen  Gesch.  2  (Gott.  1862),  386,  u.  überhaupt  dessen  deutsche 
Verfassungsgeschichte  I,  Kiel8  1880.  G Kaufmann,  Wehrhaftmachung  beim 
Bitterschlag  (zu  G.  12  u.  13),  Phil.  31,  490;  ein  Mißverständnis^ des  T. 
(Germ.  2  extr.),  Straßb.  1 874.  RGLatham,  on  the  authority  etc.  im  Journal 
of  clasß.  and  sacred  phil.  12,  324.  APlanck,  Götter  u.  Gottesglauben  der 
alten  Deutschen,  Jbb.  f.  deutsche  Theol.  11,  200;  z.  Erkl.  d.  G.t  Heilbr. 
1867.  ThMalina,  de  conBilio  T.  in  scribenda  Germ,  usw.,  Deutsch  Crone 
1860.  FThudichuw,  der  altdeutsche  Staat  mit  Obersetzung  (von  GThudichum) 
u.  Erkl.  d.  Germ.  d.  T.,  Gießen  1862.  ABaumstabk,  d.  Romanhafte  in  der 
Germ.,  Eos  1,  39  und  2,  487;  urdeutsche  Staatsaltertümer,  zur  schützenden 
Erläuterung  der  G.  des  T.,  Berl.  1873;  s.  auch  A.  6.  EGöbkl,  Eos  1,  616. 
ARiksk,  d.  ursprüngliche  Bestimmung  der  G.,  ebd.  2,  193.  JAsbach,  d.  Ent- 
stehung d.  Germ.,  Jahrbb.  d.  rheinl.  Altertumsfr.  69,  1.  FMünscheb,  Beitr. 
z.  Erkl.  d.  G.,  Marb.  1863.  1864  II.  HBöttgek^  Wohnsitze  der  Deutschen 
in  dem  von  T.  beschriebenen  Lande,  Stuttg.  1877.  LMbtkb,  Z.  f.  deutsche 
Phil.  4,  72.  6,  26 1.  WSchlkusner,  quae  ratio  inter  Tac.  Germ,  ac  cett. 
primi  saec.  libros  lat.  in  quibus  Germani  tanguntur  intercedat,  Barmen 
1886.    LSchumachkb,  de  Tacito  Germaniae  geographo,  Berl.  1886. 

337.  4)  Historiae,  Darstellung  einer  selbsterlebten  Zeit, 
der  Regierungen  von  Galba,  Otho,  Vitellius,  Vespasianus,  Titus 
und  Domitianus  (J.- 69—96  n.  Chr.),  also  vorzugsweise  des  flavi- 
schen  Hauses,  verfaßt  unter  der  Regierung  des  Trajan  und  aus 
trefflichen  Quellen  geschöpft.  Ursprünglich  bestand  das  Ganze 
höchstens  aus  vierzehn,  vielleicht  aber  nur  aus  zwölf  Büchern, 
wovon  jedoch  nur  die  vier  ersten  und  vom  fünften  etwa  die 
erste  Hälfte  auf  uns  gekommen  sind.  Diese  enthalten  die  Ge- 
schichte der  Jahre  69  und  70  (822  f.  d.  St),  ohne  sie  aber  zu 
Ende  zu  bringen. 

1.  Tertull.  apol.  16  Cornelius  Tacitus  in  quinta  historiarum  suarum ; 
vgl.  Plim.  ep.  7,  SS  (A.  3  A.).  Der  Medic.  II  (A.  5)  giebt  keinen  Titel.  Der  Name 
lehnt  sich  an  den  Vorgang  des  Sisenna,  Sallust  und  Asinius  Pollio  an  und 
entspricht  (als  nostra  aetas  behandelnd,  h.  1,  48)  auch  einer  gewöhnlichen 
Auffassung  des  Wortes  historiae;  s.  §  37,  3.  Doch  meint  Wölölin  daß 
dieser  Titel  zum  Wegfall  bestimmt  war  (oder  nur  als  Spezialtitel  stehen 
blieb)  als  durch  Nachlieferung  der  Julier  (ann.)  das  ganze  Werk  auf 
30  Bücher  (s.  A.  2)  ab  excessu  d.  Augusti  abgerundet  wurde  (A.  2).  Die 
hist.  Bind  das  im  Agr.  3  vorausangekündigte  Werk,  nur  daß  der  Plan  auf 
alle  Regierungen  seit  Neroß  Tode  miterstreckt  ist,  während  die  Geschichte 
des  regierenden  Fürsten,  Trajan  und  seines  Adoptivvaters  Nerva  auf  Bpätere 
Jahre  verspart  wird  (hist.  1,  1)  und  auch  da  nicht  zur  Ausführung  kam. 

2.  Hieronymuö  comm.  zum  Zacharias  3,  14  (6,  2,  913  Vall.)  Cornelius 
Tacitus  qui  post  Augustum  usque  ad  mortem  BomiUani  vitas   Caesarum 


§  337  Tacitus'  Historiae.  843 

triginta  voluminibus  exaravit.  Im  Mcdic.  II  werden  die  Bächer  der  Ann. 
und  Hist.  fortgezählt  wie  die  eines  einheitlichen  Werkes  s.  A.  5).  Welche 
Bücherzahl  man  für  die  Hist.  anzunehmen  hat,  hängt,  da  die  von  Hiero- 
nymus  angegebene  Gesamtzahl  gewiß  richtig  ist,  davon  ab  wie  viele 
Bücher  den  Ann.  zugeteilt  werden.  Denn  die  Buchzählung  des  Medic.  II, 
wonach  B.  XVII  —  hist.  I  ist  (A.  6),  folglich  über  B.  XVI  die  Annalen 
nicht  hinausgehen,  braucht  nicht  maßgebend  zu  sein.  Mehr  als  14  Bücher 
können  die  Hist,  da  von  den  Ann.  noch  Teile  des  16.  Buches  vorhan- 
den sind,  nicht  gehabt  haben,  wohl  aber  weniger.  Über  Ritters  (ed. 
Cantabrig.  1,  xxu)  Annahme  von  12  Büchern  Historien  siehe  unten 
§  338,  2.  —  Die  Reihenfolge  der  Abfassung  beider  Werke  erhellt  aus 
h.  11,  11  utriusque  principis  (des  Augustus  und  Claudius)  rationes  (in  Bezug 
auf  die  ludi  saeculares)  praetermitto ,  satis  narrotas  libris  quibus  res  im- 
peratoris  Domitiani  composui  (in  dem  die  Geschichte  des  D.  enthaltenden 
Teile  der  Hist.).  nam  is  quoque  edidü  ludos  saeculares,  Nerva  heißt  Divus, 
hist.  1,  1.  Anführungen  aus  B.  6  bei  Obos.  7,  10.  19.  Benützung  durch 
Sulpicius  Severus,  s.  §  441,  2. 

3.  Zum  Stoffe  der  in  der  Arbeit  begriffenen  historiae  wollen  Beiträge 
sein  die  Briefe  des  Plinius  6,  16.  20.  7,  33  (historias  tuas).  Auch  war  ein 
Teil  derselben  wohl  der  Über  welchen  Tac.  dem  Plinius  (nach  ep.  7,  20,  1 ; 
vgl.  ebd.  7,  33,  1.  8,  7)  ad  adnotandum  zugeschickt  hatte.  Diese  Erwäh- 
nungen bei  Plinius  fallen  etwa  in  die  Jahre  106—109.  Allmähliches  Vor- 
tragen und  Veröffentlichen  der  einzelnen  Bücher  ist  auch  sonst  wahrschein- 
lich; Mommsen,  Herrn.  3,  107;  vgl.  4,  298.  HNissen,  RhM.  26,  685.  548. 
—  Übersicht  des  Erhaltenen  zB.  bei  Süvern,  Abh.  d    Berl.  Ak.  1822/23,  97. 

4.  Die  Obereinstimmung  des  Tacitus  (hist.)  und  des  Plutarch  (in  den 
Biographien  des  Galba  und  Otho)  pflegte  man  eine  Zeit  lang  nicht  aus  der 
Abhängigkeit  deß  Plutarch  von  Tacitus  zu  erklären,  sondern  aus  Benützung 
einer  gemeinsamen  verlorenen  Hauptquelle.  Als  solche  betrachtet  zB. 
CHibzel  (comparatio  eorum  quae  de  impp.  Galba  et  Othone  relata  legimus 
apud  Tacitum,  Plut.,  Suet.,  Dionem,  Stuttg.  1851)  die  acta  publica, 
ThWiedemann  (de  Tacito,  Suet.,  Plut.,  Cassio  Dione  scriptoribus  imperatorum 
Galbae  et  Othonis,  Berl.  1857)  den  Plinius  und  Cluvius  Bufus,  HPetkr  (d. 
Quellen  Plutarchs,  Halle  1865,  40)  und  Mommsen  (Herrn.  4, 298,  auch  FBeckurts, 
zur  Quellenkritik  des  Tac,  Suet,  Dio,  BraunBchw.  1880)  den  Cluvius, 
HNissen  aber,  RhM.  26,  608  (vgl.  OClason,  Tac.  u.  Suet.  76)  das  Geschichts- 
werk des  älteren  Plinius  (§  312,  6,  triftige  Einwendungen  dagegen  bei 
DDbtlefsen,  Phil.  34,  40;  s.  auch  WDjeckmann,  §  312,  6).  Indessen  ist  bis 
jetzt  nicht  erwiesen  daß  von  den  beiden  Zeitgenossen  Plutarch  und  Tacitus 
der  erstere  die  Biographien  des  Galba  und  Otho  vor  den  Historien  des 
Tacitus  geschrieben  habe,  also  die  Benützung  des  letzteren  Werkes  durch 
Plutarch  ausgeschlossen  sei,  und  mit  Recht  gewinnt  die  Ansicht  jetzt  wieder 
die  Oberhand  daß  die  auffallige  Übereinstimmung  zwischen  den  beiden 
Schriftstellern  durch  die  unmittelbare  Benützung  des  Tacitus  durch  Plutarch 
veranlaßt  sei.  Vgl.  OClason,  Plut.  u,  Tac.,  Berl.  1870.  Nippekdet  vor  s. 
Ausg.  d.  Ann.8  28.  RLanqe,  de  Tacito  Plutarchi  auetore,  Halle  1880. 
JGerstenbckäb,  d.  Krieg  d.  Otho  u.  Vitellius  im  J.  69,  Beitr.  z.  Erkl.  d. 


844  Die  Eaiscrzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

Tac.  u.  Plut.,  Münch.  1882.    JLkzius,  de  Plut.  in  Galba  et  Othone  fontt., 
Dorp.  1884. 

5.  Überliefert  sind  uns  ann.  XI— XVI  und  hist.  I— V  nur  durch  eine 
Ha.,  Laur.  68,  2  s.  XI  (=-  Mediceus  II),  wohl  in  Monte  Cassino  zwischen 
1053  —  87  geschrieben  (HKkil,  EhM.  6,  145).  Die  Historien -Bücher  1— V 
tragen  als  Fortsetzung  der  Annalen  die  Buchzahlen  XVII— XXI  (Gorndii 
Taciti  Über  XVI  cxplicit.  Incipit  XVII  usw.,  Titelangabe  fehlt).  Zwei 
durch  Ausfall  je  eines  Blattes  entstandene  Lücken  dieser  Hs.  (enthaltend 
hist.  1,  69—76.  1,  86—2,  2)  werden  durch  jüngere  Abschriften  welche  vor 
jenem  Verlust  genommen  sind  ergänzt.  Sonst  sind  die  jüngeren  Hss.  wertlos. 
Über  eine  neue  Vergleichung  der  Hss.  s.  CMeiske,  JJ.  126,  133. 

6.  Sonderausgaben  der  Historiae  von  GKiesbling  (Lps.  1840);  CHbrakus 
(f.  d.  Schulgebr.  erkl.,  Lpz.41886  II;  vgl.  E Wölffun,  Phil.  27, 113);  EWolff, 
Berl.  1886—88.  JG aktuelle,  Gand  1880.  JPbammer,  Wien  1883.  B.  I.  II 
von  JGoelzer,  Par.  1886. 

7.  Beiträge  zu  den  Historiae:  ABöckh,  kl.  Schrr.  4,  340.  F Jacob, 
Lüb.  1839.  42  II,  Nachtr.  1844;  über  T.  h.  5,  2—6,  Lüb.  1840.  LDödbblbin, 
Erl.  1841.  CNitperdey,  op.  199.  LUblichs,  Eos  1,  250.  JC lassen,  symb. 
critt.  P.  II  Frankf.  1863;  III  Hamb.  1866.  PRittbb,  Phil.  21,  601.  JMülleb, 
Innsbr.  1865.  1869  II.  EWölfflin,  Phil.  27,  117.  BBobghesi,  oeuvres  5,  287. 
AGrummk  zu  hist.  1,  80,  Gera  1872.  CMeiskb,  krit.  Studien  I:  zu  B.  1  u.  5, 
Münch.  1873;  Münch.  SBer.  1884,  80.  PhGSandfobd,  Hermathena  5 
(1877),  264.  IPrammeb,  ZföG.  33,  411.  34,  167.  36,  7.  JOornelissen,  Mnem. 
12,  373.     WHebaeus,  Herrn.  21,  424.     JHOmions,  journ.  of  phil.  17,  289. 

8.  CVölckbr,  der  Freiheitskampf  der  Bataver  unter  Claudius  Civilis, 
Elberf.  1861—63  II.  JGMüller,  der  tacit.  Bericht  über  d.  Ursprung  der 
Juden,  in  den  theol.  Stud.  u.  Krit.  1843,  893.  Lkozchard,  d.  Ber.  des  Tac. 
über  die  Juden  (hist  5,  2—6),  Ellwangen  1856.  FJacob  (1840),  s.  A.  7. 
HEDirkben,  die  römisch-rechtlichen  Mitteilungen  in  Tac.  Historien,  hinter- 
lass.  Schrr.  1,  204.  Mommsen,  die  zwei  Schlachten  von  Betriacum,  Herrn. 
5,  161,  und  dazu  HNissbn,  BhM.  26,  638.  JKrall,  Tacitus  u.  der  Orient  I: 
hist.  4,  83—84  die  Herkunft  des  Serapis,  Wien  1880. 

338.  5)  Annales,  oder  vielmehr  Ab  excessu  divi  Augusti, 
wenigstens  in  sechzehn,  vielleicht  in  achtzehn  Büchern,  die 
Regierungsgeschichte  des  julischen  Hauses  nach  Augusts  Tode 
(Tiberius,  Caligula,  Claudius,  Nero)  oder  die  Jahre  767/14 
n.  Chr.  —  821/68  enthaltend,  gleichfalls  noch  unter  Trajan  ver- 
faßt und  zwischen  J.  115  und  117  herausgegeben.  Erhalten 
sind  aber  nur  die  vier  ersten  Bücher  mit  Teilen  des  fünften  und 
sechsten,  sodann,  aber  am  Anfang  und  Ende  verstümmelt,  Buch 
XI  bis  XVI,  so  daß  uns  hauptsachlich  fehlt  die  ganze  Begierungs- 
zeit des  Caligula,  von  derjenigen  des  Claudius  der  Anfang  bis 
in  das  Jahr  47,  und  von  der  des  Nero  die  Jahre  66  —  68.  Die 
annalistische  Anordnung  ist  in  diesem  Werke  streng  durch- 
geführt, vielleicht  strenger  als  sie  es  in  den  Historiae  war. 


§  338  Tacitus'  Annalen.  845 

1.  Urkundlich  ist  (nach  dem  Mediceus  I)  einzig  der  Titel  ab  excessu 
divi  Augusti;  ähnliche  Titel  s.  §  266,  7.  Wenn  Tacitus  selbst  wiederholt 
(a.  4,  32;  vgl.  3,  66.  13,  31)  sein  Werk  als  annales  bezeichnet,  so  will  er 
damit  nicht  den  Titel  desselben  angeben,  sondern  die  Art  seiner  Anlage, 
nach  der  Jahresfolge  der  Begebenheiten.  (Daher  spricht  Iobdawes  de  reb. 
get.  2,  13  nach  Hörensagen  von  Cornelius  anndlium  scriptor,  trotzdem  daß 
er  eine  Stelle  des  Agr.  meint.)  Aber  eben  darum  weil  die  Bücher  ab  ex- 
cessu d.  Augusti  wirklich  Annalen  sind  hat  es  kein  Bedenken  der  Kürze 
halber  und  zur  Unterscheidung  von  den  historiae  sie  als  annales  zu  eitleren. 

2.  Die  Zeit  der  Veröffentlichung  erhellt  aus  a.  2,  61  exin  ventum 
Elephantinen  et  Syenen,  claustra  ölim  Eomani  imperii,  quod  nunc  (seit 
Trajan  um  J.  116)  ad  mare  rubrum  (den  persischen  Meerbusen,  Eutr.  8,  3) 
patescü.  Diese  Eroberung  Trajans  wurde  aber  von  Hadrian  gleich  nach 
seinem  Regierungsantritte  (August  117)  wieder  aufgegeben  (Spart.  Hadr.  6, 
1—4.  Eijtr.  8,  6).  —  Die  Abteilung  in  Bücher  rührt  nach  6,  27  (in  prioribus 
libris)  und  11,  11  (s.  §  337,  2)  von  dem  Verfasser  selbst  her.  Da  in  der 
zweiten  nicht  mehr  erhaltenen  Hälfte  des  16.  Buches  die  Ereignisse  der 
Jahre  66 — 68  nicht  eben  leicht  Baum  finden  konnten,  so  hat  Ritter  (ed. 
Cantabrig.  1,  xxn)  eine  größere  Bücherzahl,  und  zwar  18,  angenommen. 
Das  Werk  behandelte  dann  in  drei  Gruppen  zu  je  6  Büchern  die  Regie- 
rungen von  Tiberius,  von  Caligula  und  Claudius  sowie  von  Nero;  vgl. 
OHibscufbld,  ZföG.  28,  812.  EWölffmh,  Herrn.  21,  167.  Doch  ist  der 
Ritterschen  Vermutung  nicht  günstig  daß  bei  Annahme  von  18  Büchern 
die  Erzählung  in  den  B.  16—18  so  ausführlich  gewesen  sein  müßte  wie  in 
keinem  einzigen  der  früheren,  und  es  läßt  sich  ebenso  gut  denken  daß 
Tacitus  (vielleicht  in  einem  etwas  umfänglicheren  Buche)  den  bis  zum 
Anschluß  an  die  Historien  übrigen  Stoff  zusammengedrängt  habe.  Da  die 
Annalenbücher  2.  4.  6.  12.  13  die  Geschichte  von  4—6  Jahren,  B.  3.  14.  16 
von  8— 31/,  Jahren  umfassen,  so  konnte  auch  B.  16  sehr  wohl  die  Erzählung 
von  3%  Jahren  (Mitte  66  —  Ende  68)  enthalten.    S.  oben  §  337,  2. 

3.  Die  Anordnung  ist  mit  Bewußtsein  die  annalistische;  a.  4,  71 
ni  mihi  destinatum  foret  suum  quaeque  in  annum  referre,  avebat  animus 
antire  statimque  memorare  exitus  usw.  Abweichungen  von  dieser  Ordnung 
glaubt  Tacitus  immer  halb  entschuldigen  zu  müssen  (so  zB.  6,  38  quae 
duabus  aestatibus  gesta  coniunxi,  quo  requiesceret  animus  a  domesHcis  malis. 
Vgl.  12,  40  eztr.  13,  9)  und  verweist  für  später  Geschehenes  auf  spätere 
Teile  (in  tempore  memorabo  1,  68;  vgl.  4,  71.  6,  22;  in  loco  reddemus  2,  4; 
vgL  h.  4,  67).  Zwar  können  wir  aus  den  kaum  zwei  Jahre  umspannenden 
Überresten  der  Historien  nicht  mit  Sicherheit  beurteilen  wie  weit  auch  in 
ihnen  dieselbe  herkömmliche  Anlage  befolgt  war;  indessen  lag  eine  strengere 
Durchführung  derselben  bei  dem  späteren  Werke  insofern  in  der  Natur 
der  Sache  als  sich  dieses  über  eine  größere  Reihe  von  Jahren  erstreckte 
und  zum  Teil  langdauernde  Regierungen  umfaßte.  Übrigens  hat  Tacitus 
dieser  Anordnung  ihr  Mechanisches  zu  nehmen  gewußt  dadurch  daß  er, 
wo  der  Gegenstand  es  empfahl,  Verletzungen  derselben  sich  gestattete,  s. 
oben  und  §  37,  3. 

4.  Erhalten  sind  uns  nach  der  zum  Teil  irrigen  Buchzählung  der  einen 
Hs.  ab  excessu  divi  Augusti  libri  I-—V,  dh.  in  Wirklichkeit  B.  1—4,  dann 


846  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

von  B.  5  der  Anfang,  darnach  eine  große  Lücke  welche  den  größten  Teil 
dieses  Buches  und  den  Anfang  von  B.  6  verschlungen  hat,  endlich  der  Rest 
von  B.  6.  In  jener  Lücke  behandelte  T.  die  Fortsetzung  des  J.  29,  das 
ganze  J.  30  und  den  größten  Teil  von  J.  31.  Über  den  richtigen  Einschnitt 
zwischen  B.  5  und  6  FHaasb,  Phil.  3,  162.  Jene  Handschrift  der  Ann. 
I — VI  kam  aus  dem  Kloster  Corvey  in  Westfalen  (über  die  Entwendung 
von  dort  FPhilippj,  Phil.  45,  376)  1608  nach  Rom,  und  von  dort  nach 
Florenz,  wo  sie  sich  noch  heute  befindet  als  Laur.  68,  1  (=  Mediceus  I) 
s.  IX  (Schriftprobe:  Vitklli  und  Paoli,  collez.  fiorent.  paleogr.,  Fir.  1884, 
Lat.  Tav.  2);  über  das  Alter  s.  WStudemund,  Herrn.  8,  233.  FRühl,  RhM. 
36,  25.  Im  J.  1515  wurde  ihr  Inhalt  erstmals  gedruckt  (durch  PhBkroaldus, 
in  Rom).  Gegen  die  Zweifel  von  FRittrr  (Phil.  17,  662,  vgl.  s.  Ausg.  des 
Tac.  vom  J.  1864,  p.  v)  s.  LUbltchs,  Eos  1,  243.  2,  223.  —  Die  letzten 
Bücher  der  Annalen  (B.  11  —  16)  verdanken  wir  dem  Laur.  68,  2  =  Medi- 
ceus II,  welcher  uns  dieselben  zusammen  mit  den  ersten  Büchern  der 
Historiae  erhalten  hat,  s.  §  337,  6.  Aber  von  Buch  11  fehlt  der  Anfang, 
und  Buch  16  ist  am  Schluß  unvollständig;  außer  jenem  Originale  selbst 
(Med.  II)  haben  wir  noch  eine  Anzahl  junger  Abschriften  desselben  (zB. 
den  Farnes,  in  Neapel,  §  334,  4);  s.  §  337,  5  —  Die  Quaternionenbezeichnung 
im  Laur.  68,  1  beginnt  mit  Q.  XV1IF,  die  einst  vorhergehenden  Quaternionen 
I— XVII  («  jetzt  Laur.  47,  86)  enthielten  Plinius'  Briefe,  §  340,  10.  —  Die 
älteste  Tacitus-Hs.  von  welcher  wir  wissen  umfaßte  wohl  sämtliche  (die 
größeren  und  die  kleineren)  Werke  des  Tacitus:  denn  Rudolf  von  Fulda 
kennt  sowohl  die  Genn.  (§  336,  5)  als  auch  die  Annalen,  doch  gewiß  au* 
einem  Codex  seines  Klosters;  Monum.  Germ.  hist.  1,  368  vom  J.  852:  in 
loco  qui  appellatur  Mimida  (Minden)  super  amnem  quem  Cornelius  Tacitus, 
scriptor  rerum  a  Romanis  in  ea  gente  gestarum,  Visurgim  (vgl.  Tac.  a. 
2,  9.  11  f.  16 f.),  moderni  vero  Wisaraha  vocant,  habüo  conventu  generali. 
Auf  diesen  Fuldensis  könnte  wie  die  Hersfelder  Hs.  von  dial.  und  Germ, 
(auch  Agric.  ?,  §  335,  3),  so  auch  die  Corveyer  (=  Laur.  68,  1)  von  Ann. 
I— VI  zurückgehn.  —  CHerabus,  studia  critt.  in  Mediceos  Tac.  Codices, 
Cassel  1846;  zur  Krit.  n.  Erkl.  des  Tac,  Hamm  1869.  EWölffuh,  Phil. 
26,  94.  WPfitzner,  d.  beiden  Florentiner  Hss.  d.  Tac.,  Rostocker  Phil.- 
Vers.  (Lpz.  1876),  83.     A  Viertel,  JJ.  123,  423. 

6.  Ausgaben  der  Annalen:  GARuperti,  Gott.  1804  II.  GKiessling, 
Lps.  1829.  KNippebdky  (und  GAndbesen),  Berl.  8  41884.  80  U.  FWOrro 
(B.  1-6  mit  ausführt.  Com.),  Mainz  1864.  Orelli-Baitbr,  Zur.  1859  (§  339,  4). 
ADräoer,  Lpz.6  1887  II.  JPrammer,  Wien  1888.  GOHolbrookr,  Lond.  1882. 
HFurneaux,  Oxf.  1884.  WPpitzker,  Gotha  1883.  MGitlbauer,  Freib.  1887 
(castriert).  -   Tac.  Ann.  übers,  u.  erkl.  von  AStahr,  Berl.  1871—80. 

6.  Zur  Kritik  und  Erklärung  der  Annalen:  F Jacob,  obss.  ad  T.  ann., 
Lüb.  1837—38  II.  OMüller,  de  a.  3,  56,  Gott.  1841.  CHalm,  Speier  1846. 
IHeld,  ad  loc.  diffic,  Schweidnitz  1861.  LUrmchs,  JJ.  69,  62.  154.  300. 
LSpenqkl,  das  erste  B.  d.  A.,  Abh.  d.  Münch.  Ak.  7,  2,  695;  zu  T.  A.,  Phil. 
28,  644.  EWurm,  Phil.  8,  361.  9,  86.  WGPmjygrrs,  spec.  emend.,  Leiden 
1869.  CKrafft,  hist.  u.  geograph.  Ezcurse  zu  Tac.  A.  I  und  II,  Maulbronn 
1864.  BBoxghebi  (s.  §  337,  7).  KAMüller,  zu  A.  I,  Phil.  33,  314.  JMüllkb, 
Beitr.  z.  Kr.  u.  Erkl.  d.  Tac.,  3.  u.  4.  Heft,   Innsbr.  1873—75.     HSchh.leb, 


§  338  Tacitus1  Annalen.    §  339  Gesamtausgaben.  847 

commentatt.  Monfmsen.  41  (über  15,  44).    JCornemsskn,  Mnemos.   12,  215. 
GClbmm,  in  d.  Gießener  Festschr.  1886,  129. 

7.  Die  Frage  nach  den  Quellen  der  Annalen  ist  bei  dem  Verlust  der 
anderen  lateinischen  Bearbeitungen  des  Stoffes  kaum  genügend  zu  be- 
antworten. Was  Tac.  selbst  von  Quellen  nennt  s.  §  333,  11.  Bezüglich  des 
viel  besprochenen  Verhältnisses  zwischen  Tacitus  und  Dio  Cassius  wird 
ohne  Zweifel  die  alte  Ansicht  (s.  zB.  C Knabe,  de  fönt.  bist,  imperat.  Iulio- 
rum,  Halle  1864,  LSpengbl  aO.,  EEgli  aO.;  vgl.  HHaupt,  Phil.  44,  132), 
daß  Tacitns  von  Dio  benutzt  sei  (wenn  auch  natürlich  neben  anderen), 
wieder  zur  Geltung  kommen  gegenüber  der  jüngst  eifrig  verteidigten  Mei- 
nung daß  die  Ähnlichkeiten  beider  auf  der  Benützung  einer  (verlorenen) 
gemeinsamen  Quelle  beruhen.  HTKabsten,  de  Tac.  fide  in  ann.  I — VI,  Utr. 
1868.  RWbidemann,  Quellen  von  Tac.  ann.  I— VI,  Cleve  1868  —  73  III. 
WHobstmann,  d.  Quellen  d.  Tac.  in  ann.  I— VI,  Marb.  1877.  JJBindbr, 
Tac.  u.  Tib.  in  ann.  I— VI,  Wien  1880.  GHopfmann,  de  Tac.  ann.  et  hist. 
capp.  II  (üb.  d.  Benutzung  der  acta  senatus),  Berl.  1878.  F Herbst,  quaestt- 
Tacit  in  d.  Stettiner  Festschr.  1880,  25.  JFroitzhetm,  de  Tac.  fontt.  in 
libro  I  ann.,  Bonn  1873;  RhM.  32,  340;  JJ.  109,  201.  —  HRkichau,  de 
fontium  delectu  quem  in  Tib.  vita  moribusque  describendis  Vell.  Tac.  Suet. 
Dio  habuerunt,  Königsb.  1865.  MThamm,  de  fontt.  ad  Tib.  hist.  pertinen- 
tibus,  Halle  1874.  NJAndbiessen,  de  fide  et  auctoritate  scriptorum  ex  quibus 
vita  Tiberii  cognoscitnr,  Hagae  1883.  HChribtknsen  ,  de  fontt.  a  Dione  in 
vita  Neronis  adhibitis,  Berlin  1871.  HSchillkr,  Nero  29.  WSickel,  de 
fontt  a  Dione  in  conscribendis  rebus  a  Tib.  ad  Vitell.  adhibitis,  Gott.  1876. 
EEqli  (Feldzüge  in  Armenien  J.  41—63  n.  Chr.,  ein  ßeitr.  z.  Krit.  d.  Tac.) 
in  MBüdingers  Unterss.  zur  röm.  Kaisergeach.  1,  265.  WLaufbnbbbo, 
quaestt.  chronolog.  de  rebus  Parthicis  Armeniisque  a  Tac.  ann.  XI— XVI 
enarratis,  Bonn  1875.  OClason,  de  Tac.  ann.  aetate  quaestt.  geographicae 
ad  mare  rubrum  et  Aegyptum  maxime  pertinentes,  Rost.  1871.  —  EFeist- 
mahtbl,  Psychologisches  in  des  Tac.  Ann.,  Wien  1878.  WPfitzneb,  die  Ann. 
kritisch  beleuchtet' I  (B.  1-6),  Halle  1869.    Vgl.  noch  §  347,  8. 

339.  Von  den  weiteren  Plänen  des  Tacitus ,  die  Historien 
durch  Darstellung  der  Zeit  des  Nerva  und  Trajan  zu  vervoll- 
ständigen oder  den  Annalen  noch  die  Geschichte  des  Augustus 
vorauszuschicken,  kam  keiner  zur  Ausführung. 

1.  Hist.  1,  1  principaium  d.  Nervae  et  Imperium  Traiani  .  .  senectuH 
seposui.  a.  3,  24  cetera  illius  aetatis  (der  augustischen)  memorabo  si  effectis 
in  quae  tetendi  plures  ad  curas  vitam  produxero. 

2.  Fulobntiüs  ezposit.  serm.  antiq.  p.  782  St.  «  p.  566  M.  Cornelius 
Tacitus  libro  facetiarum:  *cessit  itaque  morum  elogio  in  filiis  derelicto9. 
FHaasb  (Ausg.  p.  xiv)  hält  diese  Schrift  für  eine  Jugendarbeit  des  Tacitus; 
vielmehr  ist  Titel  und  Citat  von  Fulgentius  erdichtet  (s.  §  480,  7). 

3.  Fortleben  des  Tacitus:  s.  oben  bei  den  einzelnen  Schriften. 
ECobselius,  quo  modo  Tac.  in  hominum  memoria  versatus  sit  usque  ad  re- 
naftcentea  litteras  s.  XIV  et  XV,  Wetzlar  1888.    MManitius,  Phil.  47,  565. 


848  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

4.  Gesamtausgaben  (vgl.  CLFPanckouckbVoI.  VII  s.  Ausg.,  Par.  1840: 
Bibliographie  de  1065  äditions  de  Tac.) :  Ed.  princ ,  Yen.  Vendelin.  de  Spira, 
um  1470  (A.  XI— XVI,  Hist,  Germ.,  Dial.).  Ed.  FPutbolanus  (mit  Agr., 
Mail,  um  1476;  Ven.  1497),  PhBbroaldus  (erste  vollständige  Ausg.,  Rom 
1616  u.  sonst),  BRhenanus  (Bas.  1619.  1533),  JLipsius  (Antv.  1574.  1600. 
1607.  1668  u.  sonst),  JFGronov  (Am st.  1672.  [1673.]  1686  II),  J.  u.  Abu.  Gronov 
(ütr.  1721  II).  Ex  rec.  IAErnesti  (Lps.  1752.  1772)  cur.  JJOberlin  (Lps. 
1801  II),  GBrotieb  (mit  Supplementen  in  der  Weise  der  Freinsheimschen 
zu  Livius  und  Gurtius,  Par.  1771  IV  u.  sonst),  IBekkkr  (cum  notis  vir  doctt, 
Lps.  1881  11),  GHWalthek  (Halle  1831—33  IV),  FRittkb  (recogn.,  brevi 
adn.  instr.,  Bonn  1834—36  II ;  emend.,  comment.  critico  illustr.,  Cantabrig. 
1848  IV;  e  codd.  denuo  collatis  rec,  Lps.  1864),  LDöderlbin  (Halle  1841 
—47  II),  JGOrblli  (ad  fidem  codd.  Medic.  denuo  excussorum  ceterorumque 
optimorum  librorum  rec.  et  interpr.  est,  Zur.  1846  II.  Ed.  2 :  I  Annal.  ed. 
IGBaitbr  1859;  II  1  Germ.  ed.  HSchwbizbb-Sidleb  1877;  2  u.  3  DiaL  u. 
Agr.  ed.  GAndresen  1877.  80;  4  ff.  Hist.  ed.  GMbiser  1884  fll.),  JStock 
(ed.  illustr.,  Dublin  1862  II),  EJacob  (Par.  1875.  77  11). 

Neuere  Texte  von  IBbkker  (Berl.  1826),  FHaase  (Lps.  1855  II)  und 
besonders  CHalm  (Lps.4  1884  II).  KNipperdet  (Berl.  1871  —  76  IV;  darin 
neuer  index  nominum).    JMüller,  Prag  1885.  87  II. 

5.  KNipperdky,  op.  197—396.  EWurm,  Phil.  8,  361.  9,  86.  FRitter, 
RhM.  16,  454.  17,  99.  20,  196.  618.  21,  534.  Phil.  19,  264.  20,  107.  21, 
601.  22,  48.  FThomä,  obss.  crit.  in  T.,  Bonn  1866.  JMülleb,  Beitr.  z. 
Krit.  u.  Erkl.  d.  Tac,  Innsbr.  1865—76  IV.  Madviq,  advera.  2,  641  (und 
dazu  KHalm,  JJ.  109,  408).  3,  222.  Walter,  Studd.  zu  Tac.  u.  Curt,  Münch. 
1887.  —  EWölfflin,  Jahresberichte  über  Tacitus,  Phil.  26,  92.  26,  92. 
27,  113.  JB.  1874/75  1,  756.  1879  2,  215.  GHblmbeich,  JB.  1884  2,  91. 
1888  2,  1.    GAndrbsen,  ZfGW.  Jahresber.  1876—78.  81.  82.  85.  87. 

6.  Übersetzungen  von  EFBahbdt  (Halle  1807  II),  ELvWoltmanh 
(Berl.  1811  —  1817  VI),  FCvStbombeck  (Braunschw.  1816  III),  FRicklbfs 
(Oldenb.  1826  —  1827  IV),  WBötticher  (Berl.  1831-34  IV),  HGutmanh 
(Stuttg.  1829  ff.),  CLRoth  (Stuttg.  1864  ff.),  GFStbodtbeck,  FBaür,  WTeuffel 
(Stuttg.  1856  ff.). 

340.  Mit  Tacitus  freundschaftlich  verbunden  war  der  jüngere 
Plinius.  C.  Plinius  Caecilius  Secundus  (J.  62  —  um  113  n.  Chr.) 
aus  Comuin,  Neffe  und  Adoptivsohn  des  älteren  (§  312),  bekleidete 
Staats-  und  Gemeindeämter  unter  Doniitian,  zuletzt  unter  Trajan 
das  Consulat  (J.  100)  und  die  Stelle  eines  kaiserlichen  Legaten 
in  Bithynien  (J.  111  f.  oder  112  f.).  Zur  Zeit  Domitians  ein  ge- 
suchter und  gefeierter  Sachwalter  vor  dem  Centumviralgericht 
und  in  Strafprozessen,  begann  Plinius  unter  Nerva  vorher 
gehaltene  Reden  umgearbeitet  herauszugeben.  Wir  besitzen  von 
solchen  noch  die  Dankrede  für  Erteilung  des  Consulats,  stoff- 
lich wichtig  für  die  Geschichte  Trajans,  aber  in  ihrer  erweiterten 


§  340  Plinius  der  jüngere.  849 

Gestalt  ermüdend  durch  Redseligkeit  und  schwülstigen  Preis 
des  Kaisers.  Gleichfalls  nach  Nervas  Regierungsantritt  fing 
Plinius  an  Briefe  mit  der  Absicht  ihrer  Veröffentlichung  zu 
schreiben.  Es  sind  ihrer  neun  Bücher,  verfaßt  und  einzeln  her- 
ausgegeben von  J.  97 — 109;  dazu  noch  der  Briefwechsel  mit 
Trajan,  hauptsächlich  aus  der  Zeit  der  bithynischen  Statthalter- 
schaft, aber  nicht  abgeschlossen.  Diese  Briefe  verbreiten  sich 
in  berechneter  Mannigfaltigkeit  über  eine  Fülle  von  Gegenständen, 
sind  aber  vor  allem  dazu  bestimmt  ihren  Verfasser  im  günstigsten 
Lichte  zu  zeigen.  Doch  mildert  den  Eindruck  der  Eitelkeit  die 
Offenherzigkeit  womit  sich  der  Verfasser  selbst  dazu  bekennt 
und  seine  unverkennbare  Richtung  auf  das  Edle.  Die  Form  ist 
gewandt  und  glatt.  Auch  zum  Versemachen  entschloß  sich  Plinius, 
nach  Jugend  versuchen,  noch  in  seinem  vierzigsten  Lebensjahre; 
indessen  ist  von  diesen  'lusus  et  ineptiae'  nichts  auf  die  Nach- 
welt gekommen. 

1.  Nächst  Cicero  ist  von  allen  Schriftstellern  des  Altertums  kanm 
einer  so  genau  und  vollständig  uns  bekannt  wie  Plinius,  hauptsächlich 
durch  ihn  selbst,  aber  auch  durch  Inschriften  aus  seiner  Heimat,  CIL.  5, 
5262.  5263.  5264.  5279.  5667;  auch  bei  Mommsen,  Herrn.  3,  108.  Die  umfang- 
reichste  ist  von  den  Thermen  welche  PL  letztwillig  für  Comnm  gestiftet 
hatte  (CIL.  5,  6262  Or.-Hbmzen  1172,  vgl.  ebd.  3  p.  124,  Wilm.  1162  *>).  Er 
heißt  da:  C.  Plinius  L.  f.  Ouf.  Gaecilius  Secundus,  cos.  (suff.  mit  Iulius 
Cornutus  Tertullus  in  der  zweiten  Hälfte  des  J.  100,  ep.  5,  14,  5.  paneg. 
60.  92),  augur  (J.  103  oder  104  in  das  Collegium  aufgenommen,  ep.  4,  8), 
legat.  propr.  provinciae  Ponti  et  Bithyniae  consulari  potestat.  in  eam  pro- 
vinciam  ex  SC.  ab  Imp.  Caesar.  Nerva  Traiano  Aug.  Germanico  Dacico 
missus  (J.  111  u.  112  oder  112  u.  113),  curator  alvei  Tiberis  et  riparum  et 
cloacar.  urb.  (wahrscheinlich  J.  105—107,  ep.  5,  14),  praef.  aerari  Saturni 
(Jan.  98-100,  Stobbb,  Phil.  27,  641,  CPkteb,  ebd.  32,  707),  praef.  aerari 
müit.  (J.  95—97  oder  94—96),  praet.  (J.  93  oder  94,  ep.  3,  11,  2.  7,  11, 
4.  16.  paneg.  96),  trib.  pl.  (wahrscheinlich  Dez.  91—92,  ep.  1,  23,  2;  vgl. 
7,  16,  2.  paneg.  96),  quaestor  imp.  (Juni  89—90,  ep.  7,  16,  2),  sevir  equitum 
romanorum,  trib.  müit.  leg.  III  Gallicae,  Xvir  stlitib.  iudicand.  Auf  der 
Inschrift  welche  die  Gemeinde  Vercellae  ihm  in  Comnm  setzte  (CIL.  5,  5667 
Wilm.  1162)  heißt  er  noch  fl(amen)  divi  T.  Aug.  (wohl  in  Comum).  Vgl. 
CiL.  5,  6263.  Ober  das  Einzelne  s.  bes.  Mommsen,  Herrn.  aO.  Vgl.  JBeliczay, 
WschrfklPh.  1887,  311.  —  Plinius  hieß  vor  der  Adoption  durch  Beinen 
Mutterbruder  (§  312)  wahrscheinlich  P.  Caecilius  L.  f.  Secundus:  so  wird 
er  genannt  auf  einer  Inschrift  aus  Comum  (CIL.  5,  5279)  neben  seinem  leib- 
lichen Vater  L.  Caecilius  L.  f.  Cilo.  Plin.  starb  wahrscheinlich  vor  J.  114 
noch  in  der  Provinz  oder  bald  nach  der  Heimkehr  (Mommsen  aO.  99),  etwa 
52  J.  alt,  da  er  beim  Ausbruch  des  Vesuv  am  24.  Aug.  79  im  18.  Jahre 
stand  (ep.  6,  20,  5),  somit  61—62  geboren  war.    Vgl.  auch  §  333,  4.    Ver- 

TsuFrxit-ScHWABS,  Rom.  Lit-Gesch.    5.  Aufl.  54 


850  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianns). 

heiratet  war  PI.  dreimal:  zweimal  unter  Domitian  (ad  Trai.  2,  2),  zuletzt 
mit  Oalpurnia  (4,  19;  vgl.  6,  4.  7.  8,  10  f.),  ohne  aber  Kinder  zu  bekommen. 
Seine  Vermögensverhältnisse  waren  glänzend.  JMasson,  C.  Plini  .  .  vita 
ordine  chronologico  digesta,  Amsterd.  1709.  AJaTurre  Rezzonico,  s.  §312, 1 K. 
JJTanzmann,  de  PL  vita,  iugenio,  moribus,  Bresl.  1865.  Hauptabhandlung: 
ThMommsen,  zur  Lebensgeschichte  des  jüngeren  Plinius,  Herrn.  3,  31  (mit 
Zusätzen  des  Vf.  übersetzt  von  CMobel,  Paris  1873).    Vgl.  A.  6. 

2.  Hiebonym.  ad  a.  Abr.  2126  =  110  n.  Chr.  (Petav.  und  Freher.  ad 
2125,  der  Ansatz  ist  zu  spät,  s.  A.  1)  Plinius  Secundus  Novocomensis  orator 
et  historicus  insignis  habetur,  cuius  plurima  ingenii  opera  extant.  Seine 
Lehrer  in  der  Beredsamkeit  s.  §  325,  3.  Epist.  5,  8,  8  unodevicesimo  aetatis 
anno  dicere  in  foro  coepi.  1,  18,  3  causam  Iuni  Pastoris  .  .  acturus  adu- 
Uscentulus  adhuc,  in  quadruphd  iudido  (vgl.  4,  24,  1).  6,  12,  2  in  arena 
mm,  h.  e.  apud  cevtumviros  (vgl.  4,  16.  9,  23,  1.  Mabt.  10,  19,  14).  So 
Verteidigung  der  Arrionilla  (ep.  1,  5,  4)f  der  Attia  Viriola  (6,  33,  1.  Vgl. 
Anm.  3),  Corellia  (4,  17,  1  u.  11),  des  Vettius  Priscus  (6,  12,  2).  Außer- 
dem pro  Firmanis  (6',  18),  pro  Clario  (9,  28,  5)  u.  a.  Ep.  6,  29,  7  egi  quas- 
dam  a  senatu  iussus.  .  .  (8)  adfui  Baeticis  contra  Baebium  Massam 
(zusammen  mit  Herennius  Senecio,  J.  93,  vgl.  7,  33).  .  .  adfui  rursus  idem 
querentibus  de  Caecilio  Classico  (vgl.  1,  7,  2.  8,  4,  9.  CPeteb,  Phil.  32,  706. 
JAshach,  RhM.  36,  39).  .  .  (9)  accusavi  Marium  Priscum  (Mai  99  und  Jan. 
100,  vgl.  2,  11.  2,  19,  8.  ad  Trai.  3).  .  .  (10)  tuitus  sum  Iülium  Bassum  (nach 
105?  vgl.  4,  9,  4.  4,  13,  1).  .  .  (11)  dixi  proxime  pro  Vareno  (Rufo,  J.  106f. 
vgl.  5,  20,  2.    7,  G.  10).    Andere  Strafprozesse  ep.  7,  6,  8—13. 

8.  Die  gehaltenen  Reden  pflegte  Plinius  nachher  erweitert  und  sonst 
umgearbeitet  vorzutragen  und  nach  langer  Feile  zu  veröffentlichen,  ep.  4, 
14,  1.  5,  8,  6  cgi  magnas  et  graves  causas.  has  .  .  destino  retractare,  ne 
tantus  ille  labor  meus  .  .  mecum  pariter  intercidat.   Vgl.  ebd.  5,  12,  1.  7,  17. 

8,  3,  2.  9,  10,  2.  9,  15,  2.  9,  28,  5  (est  ubcrior,  multa  enim  postea  inserui)m 
So  wurde  herausgegeben  der  sermo  quem  apud  municipes  meos  (decuriones, 
habui  biblioihecam  dedicaturus  (1,  8,  2.  16),  eine  actio  pro  patria  (2,  5,  3), 
die  pro  Iulio  Basso  (4,  9,  23),  pro  Vareno  (5,  20,  2),  pro  Attia  Viriola 
(6,  33,  1;  vgl.  Apoll.  Sid.  ep.  8,  10),  pro  Clario  (9,  28,  6).     Anderes  8,  19. 

9,  4.  Über  die  Dankrede  an  Trajan  b.  A.  12.  —  Lionardo  Bruni  aus  Arezzo 
(f  1444)  wollte  zwanzig  Reden  des  Plinius  besessen  haben:  habui  (schreibt 
er  in  einem  Briefe  bei  GFGamubbini  in  d.  studj  e  docum.  di  stör,  e  di  diritto 
4  —  1883  — ,  143)  clarissimas  orationes  Sccundi  Plinii  numero  viginti,  unam 
praestantissimi  Suetonii  Tranquilli.  festino  tarn  ad  copiam  quam  ad  leduram. 
Dies  beruht  gewiß  auf  einem  Irrtum.  —  Erzählender  Art  waren  (siehe 
epp.  9,  13,  14;  vgl.  4,  21,  3  die  Unterscheidung  von  actio  und  librt)  des 
Plinius  libelli  de  ultione  Helvidii  (gegen  dessen  Ankläger  Publicius  Certus) 
ep.  7,  30,  4.  9,  13,  1;  sowie  die  lobende  Lebensgeschichte  des  jungen 
Vestriciua  Cottius  (ebd.  3,  10,  vgl.  2,  7).  Außer  diesen  (rhetorisch)  biogra- 
phischen Schriften  veröffentlichte  Plinius  keine  geschichtlichen  Arbeiten 
obwohl  er  solche  ep.  5,  8  nach  Bearbeitung  und  Herausgabe  seiner  Reden 
halb  in  Aussicht  stellt.  Die  Erfolge  des  Tacitus  auf  diesem  Gebiet  mögen 
ihn  abgeschreckt  haben.  Wenig  einleuchtende  Vermutungen  über  des 
Plin.    redigierende   Tätigkeit    bei    der   Herausgabe    des    Geschichtswerkes 


§  340  Plinius  der  jüngere.  851 

seines  Oheims  bei  H Nissen,  RhM.  26,  544.  —  Flinius  selbst  meint  von 
seinen  Reden:  temptavi  imitari  Demosthenem  .  .  in  contentione  dicendi  (ep.  1, 
2,  2;  vgl.  7,  30,  5);  dagegen  gab  es  schon  in  seiner  Zeit  nüchterne  Be- 
urteiler seiner  Redeweise  (wie  Lupercus),  gegen  welche  er  sich  ep.  9,  2G 
vergebens  mit  Berufung  auf  Demosthenes  verteidigt  (ebd.  5  visus  es 
mihi  in  scriptis  meis  adnotasse  quaedam  ut  tumida  guae  ego  sublimia,  ut 
improba  guae  ego  audentia,  ut  nimia  guae  ego  plena  arbitrabar).  Vgl.  7, 
12,  4  cum  suspkarer  futurum  ut  tibi  tumidius  videretur  quoniam  est  sonantius 
et  elatius.  Gegen  die  Forderung  der  Kürze  verwahrt  er  sich  lebhaft  ebd.  1, 
20.  6,  6,  42;  vgl.  6,  2,  5.  Mach.  5,  1,  7  pingue  et  floridum  (genus),  in  quo 
Plinius  Secundus  quondam  et  nunc  .  .  Symmachus  luxuria! ur. 

4.  Plih.  ep.  7,  4,  2  numquam  a  poetice  alienus  fui;  quin  etiam 
guattuordecim  natus  annos  graecam  tragoediam  scripsi.  .  .  (3)  mox,  cum  e 
milüia  rediens  in  Icaria  insula  ventis  detinerer,  latinos  elegos  in  illud  ipsum 
mare  ipsamque  insülam  feci.  expertus  sum  me  aliguando  et  heroo,  hendeca- 
sylloibis  nunc  primum.  (7)  transii  (von  Hexametern)  ad  elegos:  Im  quoque 
non  minus  cekriter  explicui.  addidi  iambos  facilitate  corruptus.  .  .  (8)  inde 
plwra  metra,  si  quid  otii,  maxime  in  itinere  temptavi.  postremo  placuit 
exemplo  multorum  unum  separatim  hendecasyllaborum  volumen  dbsolvere.  nee 
paenitet :  legitur,  describitur,  cantatur  etiam,  et  a  Graecis  quoque,  quos  latine 
huius  libeUi  amor  doeuit.  Erste  Erwähnung  dieser  Sammlung  4,  14,  2: 
aeeipies  cum  hac  epistula  hcndeca&yllabos  nostros,  quibus  nos  in  vehicülo,  in 
balineo,  inter  cenam  oblectamus  otium  temporis.  (3)  his  iocamur,  ludimus, 
amamus,  dolemus,  querimur,  iraseimur,  describimus  aliquid  etc.  (4)  ex  quibus 
si  non  nulla  tibi  petülantiora  paulo  videbuntur  etc.  (8)  .  .  cogitare  me  has 
nugas  ita  inscribere  ' hendecasyllabV.  Vgl.  5,  3.  10.  8,  21,  4  (liber  et  opur 
sculis  varius  et  metris).  9,  10,  2  (poemata  creseunt,  nach  Mommsens  Besse- 
rung). 9,  16,  2  (novos  versiculos  tibi  .  .  mittemus).  9,  25,  1  (lusus  et  in- 
eptias  nostros)  u.  3  (passerculis  et  cölumbulis  nostris).  Außerdem  übersetzte 
Plinius  um  dieselbe  Zeit  griechische  Epigramme  des  Arrius  Antoninus 
(§  324,  4)  ins  Lateinische  (4,  18;  vgl  5,  15).  Daraus  vielleicht  AL.  710 
PLM.  4,  103.  Im  allgemeinen4 ep.  9,  29,  1  das  Geständnis:  variis  me  stu- 
diorum  generibus,  nullt  satis  confisus,  experior,    LFbiedländbr,  SG.  3ß,  409. 

5.  Die  Briefsammlung  ist  zeitlich  geordnet,  sofern  sie  stückweise 
in  einzelnen  Büchern,  bzw.  Büchergruppen,  nach  und  nach  in  den  Jahren 
97 — 109  veröffentlicht  wurde.  Innerhalb  der  einzelnen  Bücher  sind  Abwei- 
chungen von  der  zeitlichen  Ordnung  nicht  zu  leugnen:  vgl.  auch  ep.  1,  1,  1 
frequenter  hortatus  es  ut  cpütulas,  si  quas  paulo  curatius  scripsissem, 
colligerem  püblicaremque.  collegi  non  eervato  temporis  ordine  (neque  enim 
Mstoriam  componebam),  sei  ut  quaeque  in  manus  venerat  (freilich  6oll  diese 
Behauptung  von  der  Hintansetzung  der  Zeitfolge  der  durch  und  dnreh 
überlegten  und  gefeilten  Veröffentlichung  in  erster  Linie  den  Schein  der 
grata  neglegentia  verleihen).  Die  Sammlung  war  vollständig  erschienen 
als  Plinius  nach  Bithynien  abging.  —  Der  Briefwechsel  mit  Trajan 
ist  fast  ganz  zeitlich  geordnet  und  jedem  Schreiben  des  PI.  gleich  die 
Antwort  des  Kaisers  angehängt.  Brief  15—121  sind  aus  der  Zeit  der  bithy- 
nischen  Statthalterschaft  (etwa  Sept.  111  bis  nach  Jan.  113),  ohne  aber  bis 
zu  deren  Ende  zu  reichen.  —  Über  die  Chronologie  der  Briefe  s.  besonders 

64* 


852  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

Mommskn,  Herrn.  3,  31.  36.  53;  ferner  HFStobbe,  Phil.  SO,  347,  CPeteb, 
Phil.  32,  698,  J  Abb  ach,  RhM.  36,  38.  G  Geholl,  de  temporum  ratione  in 
Plin.  epp.  IX  libris  observata,  Halle  1872. 

6.  Die  Briefe  sind  sichtlich  von  Anfang  an  für  die  Veröffentlichung 
geschrieben  und  machen  daher  entfernt  nicht  den  frischen  Eindruck  der 
Unmittelbarkeit  wie  die  ciceronischen  (Bender  "aO.  18).  Jede  Person  die 
darin  genannt  wird  und  nicht  tot  oder  verbannt  ist  wird  gelobt;  die  ein- 
zige Ausnahme  macht  Regulus  (§  326,  3)  und  etwa  lavolenus  Priscus 
(§  342,  3).  Sonst  ist  bei  jedem  Getadelten  der  Name  unterdrückt  (s.  2,  6. 
6,  17.  7,  26.  8,  22,  4.  9,  12.  9,  26,  1.  9,  27).  Jeder  Brief  behandelt  nur  je 
einen  Gegenstand,  so  daß  Empfehlungs-,  Glückwunsch-  und  Beileidschreiben 
(zB.  5,  16  über  den  Tod  der  jungen  Minicia,  deren  Aschenurne  sich  wieder 
gefunden  hat,  bull.  arch.  1881,  15)  mit  adressierten  Tagesneuigkeiten,  Be- 
schreibungen (bes.  von  Villen),  Abhandlungen  moralischen  Inhalts  (manch- 
mal recht  gewöhnlichen,  wie  7,  26.  9,  11;  vgl.  Bender  aO.  28)  planmäßig 
abwechseln.  Mit  der  Person  des  Verfassers  beschäftigen  sich  die  aller- 
meisten, mit  gelungenen  Leistungen  oder  Äußerungen  desselben,  seinen 
Grundsätzen,  seiner  Lebensweise  usw.,  und  sie  zeigen  ihn  als  zärtlichen 
Gatten,  treuen  Freund,  gütigen  Sklavenhalter,  edeldenkenden  Bürger,  frei- 
gebigen Förderer  aller  guten  Zwecke,  gefeierten  Redner  und  Schriftsteller. 
Er  gilt  mit  Tacitus  als  der  namhafteste  zeitgenössische  Schriftsteller 
9,  23,  2;  sein  Ruhm  dringt  bis  in  die  Provinzen  9,  11;  die  Buchhändler 
drängen  ihn  Neues  zu  veröffentlichen  1,  2,  6.  Dagegen  der  Briefwechsel 
mit  Trajan  dient  unwillkürlich  dazu  die  Geduld  und  ruhige  Umsicht  des 
Kaisers  gegenüber  der  zappelnden  Ratlosigkeit  und  Wichtigtuerei  seines 
Statthalters  ins  Licht  zu  stellen.  Auf  die  Form  ist  auch  hier  alle  Sorgfalt 
verwendet;  vgl.  1,  1  (A.  5)  und  7,  9,  8  (oben  §  46,  9). 

7.  Mit  seinen  Tugenden  und  Schwächen  ähnelt  PI.  seinem  Vorbilde 
Cicero  (M.  Tullius,  quem  aemulari  studiis  cupio,  ep.  4,  8,  4;  vgl.  1,  5,  11. 
9,  2,  2).  Er  hat  dessen  Weichheit  und  Durst  nach  Lob,  aber  ohne  seine 
Launen  und  Bosheiten  wie  ohne  sein  großes  Talent.  Vgl.  Bendeb  aO.  27. 
Im  Gefühle  seiner  Schranken  hat  PI.  immeV  eine  Schreibtafel  zur  Hand, 
um  die  Gottesgabe  eines  Einfalls  nicht  verloren  gehen  zu  lassen.  Aufrichtig 
gesteht  er:  me  nihil  aeque  ac  diuturnitatis  amor  et  cupido  sollicitat,  ep.  6, 
8,  1;  vgl.  8,  2,  8.  9,  3.  14  (oben  §  272,  6).  23.  31.  Seine  Weichheit 
(mollitia  anitni  mei,  ep.  4,  21,  5)  macht  ihn  milde  in  der  Beurteilung  an- 
derer, im  Leben  (ep.  8,  22.  9,  17)  wie  in  der  Literatur  (6,  17.  21),  so  daß 
manche  ihn  tadelten  tamquam  amicos  ex  omni  occasione  ultra  tnodum  laudet 
(7,  28,  1),  wohl  zugleich  in  der  stillen  Hoffnung  auf  Gegenseitigkeit.  Seine 
Weichheit  läßt  ihn  den  Verlust  von  Angehörigen  und  Freunden  (auch 
Sklaven,  wie  8,  16)  warm  und  tief  empfinden  und  leicht  in  Tränen  aus- 
brechen (zB.  6,  21,  6.  8,  16,  6.  8,  23,  8).  Auch  für  die  Reize  der  un- 
belebten Natur  hat  er  vermöge  dieser  natürlichen  Weichheit  einen  offenen 
Sinn,  zB.  1,  6,  2.  1,  9,  6.  2,  17,  3.  6,  6,  13.  6,  31,  16.  8,  8.  8,  20,  4  ff.  (10) 
me  nihil  aeque  ac  naturae  opera  delectant.  9,  7,  2.  HMotz,  die  Empfindung 
der  Naturschönheit  68.  Bender  aO.  10.  Diese  Eigenschaft  streift  nicht 
selten  an  Weichlichkeit  und  unmännliches  Wesen,  zB.  6,  4.  7,  6.  Im  ganzen 
ist  Plinius  in  nichts  groß  und  in  vielem  klein,  aber  er  hat  das  Gute  ge- 


§  340  Plinius  der  jüngere.  853 

wollt  (8,  2,  2  milii  egregium  in  primis  videtur  .  .  agitare  iustitiam)  und  das 
Gemeine  gemieden,  vgl.  Bender  aO.  22.  -»  JA  Schäfer,  d.  Charakter  d.  j. 
PL,  Ansb.  1786—91.  GEGierig,  Leben,  Charakter  u.  schriftstellerischer 
Wert  d.  j.  PL,  Dortm.  1798.  ECauvet,  ätude  sur  Pline  le  jeune,  Toulouse 
1857.  Grasset,  Pline  le  J.,  sa  vie  et  ees  oeuvres,  Montpellier  1865." 
JPLageroben,  de  vita  et  elocutione  C.  Plinii  See,  Upsala  1872.  HBender, 
d.  jung.  Plin.  nach  s.  Briefen,  Tüb.  1873.  HSchöntao,  Plin.  d.  J.,  ein 
Charakterbild,  Hof  1876.  LMot,  qualem  ap.  aetatiß  suae  studiosos  perso- 
nam  egerit  Plin.,  Par.  1876.  AGiesen,  Charakt.  d.  j.  Plin.,  Bonn  1885.  — 
JHkld,  Wert  der  Briefs  am  mlung  des  j.  PL  in  Bezug  auf  röm.  L  it. -Geschichte, 
Bresl.  1833. 

8.  Die  Sprache  des  Plin.  zeigt  Verwandtschaft  mit  der  des  Quintilian. 
Wensch,  lexici  pliniani  spec,  Wittenb.  1837.  39  IL  HHolstein,  de  PL  min. 
elocutione  I,  Naumb.  1862 ;  II  Magdeb.  1869.  Vgl.  EKlussmann,  phil.  Anz. 
1870,  159.  EGeucke,  de  usu  coniunetionum  et  modorum  ap.  Plin.,  Hildesh. 
1872.     KKraut,  Syntax  u.  Stil  des  j.  Plin.,  Schönthal  1872.     Lagergren,  b. 

A.  7  gE.  ACorbadi,  in  Plin.  obss.  ad  elocutionem  verborumque  construet. 
et  uaum,  riv.  di  fil.  12,  500.  ERbmv,  de  subiunetivo  et  infinit,  ap.  P., 
Lovanii  1884.  SBPlatner,  gerund s  and  gerundivs  in  PL  letters,  Americ. 
journ.  of  phil.  4,  214  —  218.  —  PMorillot,  de  Plin.  min.  eloquentia, 
Grenoble  1888.a 

9.  Apoll.  Sid.  ep.  9,  1  addis  et  causa*  quibus  hie  liber  nonus  octo 
superiorum  voluminibus  adereseat,  quod  C.  Secundus,  cuius  nos  orbüas  sequi 
hoc  opere  pronuntias,  paribus  titulis  opus  epistülare  determinet.  Der  Brief- 
wechsel mit  Trajan,  welchen  Avantius  (1602,  nämlich  ep.  41—121)  und 
Aldus  (1508,  hier  zuerst  ep.  1—40)  aus  der  einzig  bekannten  längst 
verlorenen  Hs.  (vgl.  A.  10)  herausgaben,  wurde  von  Aldus  willkürlich  als 

B.  10  gezählt.  Spätere  Herausgeber  veränderten  die  Ordnung,  indem  sie 
zuerst  die  Briefe  ohne  Antwort  und  dann  die  auf  welche  auch  die  Antwort 
Trojans  erhalten  ist  zusammenstellten.  HEetl  hat  die  ursprüngliche  (zeit- 
liche, A.  5)  Ordnung  wiederhergestellt.  JCOrellx,  hist.  crit.  epistoll.  Plin. 
et  Trai.,  Zur.  1838.  JHeld,  prolegg.  ad  etc.,  Schweidnitz  1835.  GThohben, 
Dansk  Maanedskrift  1858,  425.  1859,  152.  Holm,  ebd.  1859,  158.  JLUssimq, 
om  de  k.  Tr.  tillagte  breve  til  PL,  Kopenh.  1861.  —  Der  berühmte  Brief 
des  Plin.  an  Trajan  (96  [97])  über  die  Christen  wird  falschlich  in  seiner 
Echtheit  angezweifelt  von  BAub£,  hist.  des  persäcutions  de  l'eglise,  Par. 
1875  und  EDesjabdinb  ,  rev.  d.  deuz  mond.  1874,  626.  S.  dagegen  zB. 
GBoibsieb,  rev.  d.  deux  m.  1876,  April;  rev.  archeol.  1876  1,  114.  PDupüy, 
ann.  de  la  fac.  d.  lettr.  de  Bord.  2,  182.  FDblaumat,  compt.  rend.  de 
Vacad.  des  inscr.  1879,  30.  —  Sonderausgabe :  Plin.  epp.  ad  Traian.  ed.  by 
EGHaedy,  Lond.  1889.  —  LSchädel,  PL  d.  j.  u.  Cassiodorius,  Darmst.  1887. 

10.  Plinius"  Briefe  im  M Alter:  MManitius,  Phil.  47,  566.  —  Die  neun 
Bücher  Briefe  und  der  Briefwechsel  mit  Trajan  waren  zusammen  über- 
liefert in  einer  sehr  alten  Hs.,  welche  im  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  aus 
Frankreich  nach  Italien  kam.  Die  Lesarten  dieser  längst  verschollenen 
Es.  Bind  für  die  Bücher  1—9  nur  in  der  Aldina  von  1508,  für  den  Brief- 
wechsel mit  Trajan  in  derselben  Aldina  und  der  Ausg.  des  HAvantius  von 
1502  (e.  A.  9)  enthalten.    In  Oxford  (in  d.  Bodleiana)  ist  jüngst  das  Exemplar 


854  Die  Eaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

der  Plin. -Briefe  aufgetaucht  welches  Aldus  zur  Herstellung  der  Ausg.  von 
1508  in  seine  Druckerei  gab,  gestehend  aus  der  Ausg.  des  Beroaldus  v. 
1498  -f  der  Ausg.  des  Avantius  v.  1502  (A.  9)  +  handschriftlichen  Er- 
gänzungen des  Bestes  (epp.  8,  8,  3—8,  18,  11  und  ad  Trai.  ep.  1—40)  aus 
der  genannten  französischen  Hs.  (oben  Z.  3),  deren  Abweichungen  auch  in 
den  gedruckten  Teilen  am  Rand  handschriftlich  hinzugefügt  sind.  EGHardy, 
journ.  of  philol.  17,  95.  Außer  jenem  exemplar  correctmimum  et  . 
vener andae  vetustatis  aus  Frankreich  wissen  wir  von  keiner  Hs.  welche  die  9 
Bücher  Briefe  und  den  Briefwechsel,  mit  Trajan  zusammen,  von  keiner  die 
etwa  den  letzteren  Briefwechsel  allein  enthalten  habe.  —  Die  einzige  Hand- 
schrift welche  heute  noch  sämtliche  neun  Bücher  (bis  9,  26,  8)  der  Briefe 
enthält  ist  der  Laur.  47,  86  (Mediceus)  s.  1X/X.  Er  ist  von  derselben  Hand 
wie  der  Med.  I  des  Tac.  geschrieben  und  war  einst  mit  diesem  zusammen- 
gebunden (s.  §  338,  4).  Er  stammt  also  auch  aus  Corvey.  Von  ihm  ist  der 
Pragensis  (bei  Titze,  A.  11)  eine  fehlerhafte  Abschrift.  Aus  gleicher  Quelle  mit 
Med.  Btammt  der  Vaticanus  3864  s.  IX/X,  welcher  aber  nur  B.  1—  IV  bietet. 
Zu  einer  zweiten  Gruppe  gehören  die  Hss.  welche  nur  B.  I  bis  V,  6  (zu- 
sammen 100  Briefe)  bieten,  wie  besonders  der  Laur.  olim  SMarci  284 
s.  X/Xl  (Florentinus)  und  der  lang  verschwundene  Riccardianus  488  s.  IX/X 
(von  Koutte  benützt,  früher  mit  dem  Riccard.  der  NH.  d.  Plin.  mai.  ver- 
einigt, vgl.  S.  763  Z.  26),  welcher  vor  kurzem  wieder  in  der  Sammlung  Ash- 
burnham  aufgetaucht  und  jetzt  wieder  in  Florenz  ist,  LIIavet,  rev.  crit 
1883,  261.  ThStanql,  Phil.  46,  220.  642.  Eine  dritte  Gruppe  giebt  nur 
acht  Bücher,  indem  sie  B.  VIII  ausläßt  und  B.  IX  als  achtes  zählt,  und 
bietet  außerdem  das  letzte  und  Buch  V  in  gestörter  Ordnung.  Älteste  Hs. 
dieser  letztern  Klasse  ist  der  codex  archivii  Casinatis  529  vom  J.  1429. 
Auch  der  Dresdensis  gehört  dahin;  in  ihm  aber,  wie  in  anderen,  ist  der 
Text  nach  einem  Exemplar  der  100  Briefe  (s.  oben)  durchgebessert.  Med. 
wie  Dresd.  geben  den  Adressaten  nur  einen  Namen,  während  Flor.  SMarci 
und  Riccard.  oft  beide  Namen  bewahrt  haben.  Für  die  kritische  Her- 
stellung sind  am  wichtigsten  Flor.,  Riccard.  und  Med.,  doch  ist  der  Text 
des  letzten  von  gelehrter  Hand  vielfach  verändert,  s.  bes.  AOtto,  Herrn. 
21,  287.  —  HKkil,  praef.  s.  Ausg.,  sowie  de  PI.  epist.  emendandis,  Erl. 
1866.  66.  II. 

11.  Die  erste  Ausgabe  der  Briefe  (Venet.  1471)  enthielt  nur  acht 
Bücher;  die  wahrscheinlich  von  JSchureneb  Rom  1474  besorgte  fügte  einen 
Teil  von  B.  VIII  (ohne  8,  3—18,  11)  hinzu.  Die  erste  vollständige  ist  die 
von  Aldus,  Ven.  1608  (s.  A.  10).  Sonstige  Ausgaben  von  JGrutbb  (1611), 
JVkknhusen  (cum  notis  varr.  etc.,  Leid.  1669),  GCobtiis  et  PDLongoml's 
(Anist.  1734).  Ed.  FNTiize,  Prag  1820.  Erläutert  von  MDöbino,  Freiberg 
1843  II.  Auswahl  der  Briefe  mit  Anin.  von  GA Herbst,  Halle  1839.  par 
AWaltz,  Par.  1883.  —  Plinys  lettres  Book  3,  with  common tary  of  JEBMatob, 
Lond.  1880. 

12.  Die  schwülstige  und  gezierte  Dankrede  (gratiarum  actio)  an  Tra- 
jan für  die  Erteilung  des  Consulats  (ep.  2,  1,  5.  4,  5.  6,  27,  2.  paneg.  1,  6. 
2,  3.  3,  1.  90,  3)  heißt  in  den  Hss.  panegyricus  und  wird  so  schon  ge- 
nannt von  Apoll.  Sid.  ep.  8,  10.  Auch  sie  ist  nachträglich  umgearbeitet 
worden   (ep.  3,  13.  18),  nicht  zu  ihrem  Vorteil.     Vgl.   FAWolf,   praef.  zu 


§  340  Plinius  der  jüngere.     §  341  Redner.  855 

Cic.  pMarc.  p.  xu  (enecuisset  principem  novus  consul  ei  ita  dixisset  ut 
Bcripsit).  MHebtz,  Renaissance  11.  Bkndkb  aO.  17.  —  Überliefert  ist  sie 
in  der  Sammlung  der  panegyrici,  s.  §  391,  2.  Von  einer  besseren  Recension 
sind  erhalten  drei  Palimpsestblätter  (s.  VI/ VI II)  ans  Bobbio,  jetzt  in  Mai- 
land, welche  AMai  in  s.  Ausg.  des  Symmachus  (Mediol.  1815)  veröffentlicht 
hat,  genauer  HKeil,  de  schedis  ambrosianis  rescriptis  paneg.  PL,  Halle 
1869.  —  GSustsr,  classificazione  dei  cod.  del  paneg.  di  PL,  riv.  di  fil. 
16,  504.  —  Herausgg.  in  den  Panegyrici  §  391,  3;  dann  einzeln  cum 
comment.  JLirsii,  Antv.  1600.  1604  n.  sonst.  Emend.  JMGesneb,  Gott.2 
1749.  Cum  notis  varr.  cur.  JAbntzrn,  Amst.  1738.  Cum  comm.  ed. 
CGSchwabz,  Nürnb.  1746.  Rec.  GEGjebio,  Lps.  1796.  par  FDübneb,  Par. 
1843.  —  Kritisches:  JCHeld,  obss.  in  PL  paneg.,  Baireuth  1824.  MHaupt, 
op.  3,  495.  KSchnelle,  Krit.  z.  Paneg.,  im  Fest  Progr.  v.  Meißen  1879. 
Madyio,  adv.  crit.  3,  215.  —  JDiebaueb,  d.  Paneg.  des  j.  PL,  in  MBüdingers 
Unter 83.  z.  röm.  Kaisergesch.  1,  187. 

13.  Gesamtausgaben  (vgl.  A.  11)  von  HStephanus  (cum  notis  ICasau- 
boni,  Par.  1691),  MZBoxhobn  (Leid.  1653),  JMGesneb  (Lps.8  1770;  cum  notis 
varr.  ed.  GHSchaefeb,  Lps.  1805),  GEGibhio  (rec.  et  prolegg.  instr.,  Lps. 
1806).  Hauptausgabe :  recens.  HKeil  (darin  index  nominum  cum  rerum 
enarratione  von  Mommsen),  Lps.  1870  (Textausg.  von  HKeil,  Lps.  1863).  — 
Übersetzungen  von  JASchäfeb  (Erlangen9  1824),  EASchmid  u.  FStback 
(Frankf.3  1819  Ii),  CFASchott  (Stuttg.  1838),  EKlussmahn  (Stuttg.  1809  f.). 

341.  Außer  diesen  beiden  bedeutendsten  Rednern  ihrer 
Zeit  kennen  wir  besonders  durch  Plinius  noch  eine  große  An- 
zahl von  Männern  aus  allen  Standen  welche  im  Senat  und  vor 
Gericht  als  Redner  und  Sachwalter  tätig  waren  und  zum  Teil 
ihre  Reden  auch  veröffentlichten.  So  namentlich  Pompeius  Sa- 
turninus,  welcher  auch  Verse  machte ,  und  Voconius  Romanus. 
Die  große  Zahl  dieser  praktischen  Redner  und  ihr  entschiedenes 
Übergewicht  über  die  Schulredner  zeugt  von  der  Bedeutung 
welche  das  öffentliche  Leben  wieder  gewonnen  hatte.  Ein  achtungs- 
werter Vertreter  der  Schul  beredsamkeit  ist  der  auch  als  Dichter 
und  wohl  auch  als  Verfasser  eines  Geschichtsabrisses  bekannte 
P.  Annius  Florus.  Die  Geschichtschreibung  hat  auch  außer 
Tacitus  die  Richtung  auf  das  Persönliche  (Claudius  Pollio,  C.  Fan- 
nius,  Plinius)  und  auf  Darstellung  der  letzten  Vergangenheit 
(Pompeius  Planta). 

1.  Plin.  ep.  1,  16,  1  Pompeium  Saturninum  .  .  (2)  audivi  causas 
agentem  .  .  polite  et  ornate  etc.  (3)  orationes  eius  .  .  facile  cuilibet  ve&erum, 
quorum  est  aemulus,  comparabis.  (4)  idem  tarnen  in  historia  magis  salis- 
faciet  etc.  (5)  praeterea  facti  versus  qualcs  Catullus  aut  CaAvus.  quantum 
{in)  Ulis  leporis  etc.  (6)  legü  mihi  nuper  epistulas:  .  .  Plautum  vel  Teren- 
tium  metro  solutum  legi  credidi.  An  ihn  ebd.  1,  8.  5,  21  (1  lüterae  tuae  .  . 
te  recüaturum  statim  ut  venis&em  pollicebanlur).    7,  7.  16.   9,  38. 


856  Die  Kaiserzeit.    ErBtes  Jahrhundert  (Traianus). 

2.  Plin.  ep.  2,  13,  7  (von  Voconius  Romanas)  .  ,  ingenium  ex- 
celsum,  subtile,  dulce,  facile,  eruditum  in  causis  agendis  (vgl.  6,  33).  epistulas 
quidem  scribit  ut  Musas  ipsas  latine  loqui  credas.  An  ihn  1,  5.  3,  13  and 
wohl  auch  (Eomanö)  2,  1.  6,  15.  33.  8,  8.  9,  27.  28  (daselbst  3  nuntias 
multa  te  nunc  dictare,  nunc  scribere  quibus  nos  tibi  repraesentis)  o.  a.  ad 
Trai.  4,  4  pro  moribus  Eomani  mei,  quos  et  liberalia  studio  exornant  et 
eximia  pietas.  Er  ist  wohl  der  C.  Licinius  C.  f.  Gal.  Marinus  Voconius 
Romanus  CIL.  2,  3866;  vgl.  3865  a. 

3.  Suet.  Vesp.  13  Salvium  Liberalem  in  defensione  divüis  rei 
au8um  dicere  .  .  et  ipse  laudavit  (Vesp.).  Unter  Domitian  verbannt.  Plin. 
ep.  2,  11,  17  postero  die  (J.  100)  dixit  pro  Mario  Salvius  Liberalis,  vir  sub- 
tüis,  dispositus,  aeer,  disertus.  Vgl.  ebd.  3,  9,  36  (J.  101).  C.  Salvius  C.  f. 
Vel.  Liberalis  Nonius  Bassus  heißt  er  Obelli  1170  (vgl.  1171)  Wilii.  1161. 
Genannt  wird  er  auch  in  den  acta  Arvalium  zu  J.  78.  81.  86.  87.  101. 
BBorghesi,  oeuvr.  3,  178.    Henzen,  acta  Arv.  p.  196. 

4.  Als  praktische  Redner  bezeichnet  Plinias  außerdem  folgende  Zeit- 
genossen: Catius  Fronto  (2,  11,  3  u.  18.  4,  9,  15.  6,  13,  2;  vgl.  oben  §  327, 
4  E.),  Claudius  Capito  (6,  13,  2),  Claudius  Marcellinus  (2,  11,  15),  Claudius 
Restitutus  (3,  9,  16.  Mart.  10,  87?),  Cornelius  Minicianus  (7,  22),  Cremutius 
Ruso  (6,  23,  2),  Evucius  Clarus  (vir  .  .  disertus  atque  in  agendis  causis  exer- 
citatus,  ebd.  2,  9, 4;  vgl.  §  357, 5),  Fabius  Hispanus  (facundia  vdlidus  3, 9,  12), 
C.  Fannius  (s.  A.  8),  (Cn.  Pedanius)  Fuscus  Salin ator  (Cos.  118;  ebd.  6, 
11.  26),  Herennius  Pollio  (4,  9,  14),  Iulius  Africanus  (7,  6,  11),  Enkel  des 
gleichnamigen  Redners  (§  297,  4);  Lucceius  Albinos  (3,  9,  7.  4,  9,  13), 
Minicius  (Instus?  vgl.  7,  11,  4),  dessen  Stilart  tenuitas  war  (7,  12,  5);  Pom- 
ponius  Rnfus  (4,  9,  3),  Titius  Homullus  (4,  9,  15.  5,  20,  6),  Trebonius  Rufinus 
(4,  22,  1),  Tuscilius  Nominatus  (5,  4,  1.  6,  13,  1),  Varisidius  Nepos  (4,  4,  1), 
Ummidius  Quadratus  (6,  11.    7,  24;  Cos.  J.  118). 

5.  Plin.  ep.  6,  6,  6  et  (Iuventias)  Celsus  (§  342,  2)  Nepoti  ex  libeüo 
respondit  (im  Senat)  et  Celso  (Licinius)  Nepos  ex  pugülaribus.  5,  13,  6 
Nigrinus  trib.  pleb.  recitavit  (im  Senat)  libellum  disertum  et  gravem,  quo 
questus  est  venire  advocationes  etc.  vgl.  5,  20,  6  (dixit  .  .  Nigrinus  presse, 
graviter,  ornate). 

6.  Als  Schulredner  sind  aus  dieser  Zeit  (außer  Licinianus,  §  326,  15) 
bekannt  Isaens  (Plin.  ep.  2,  3.  luv.  3,  74.  Philostr.  vit.  soph.  1,  20)  und 
Iulius  Genitor  (rhetor  latinus,  Plin.  ep.  3,  3,  3;  an  ihn  ebd.  3,  11.  7,  30. 
9,  17),  sowie  Vettius  (luv.  7,  160).  Auch  Sueton  heißt  scholasticus  bei  Plin. 
ep.  1,  24,  4;  vgl.  1,  18,  1  (ne  quid  adversi  in  actione  patiaris). 

7.  Über  P.  Annius  Ftorus  s.  §  348,  8. 

8.  Plin.  ep.  5,  5,  1  nuntiatum  mihi  est  G.  Fannium  decessisse,  .  . 
hominem  elegantem,  disertum  etc.  (2)  .  .  pulcherrimum  opus  imperfectum  re- 
liquit%  (3)  quamvis  enim  agendis  causis  distringeretur  scribebat  tarnen  exitus 
occisorum  aut  relegatorum  a  Nerone  et  iam  tres  libros  absolverat,  subtiles  et 
diligente8  et  latinos  atque  inter  sermonem  historiamque  medios,  ac  tanto  magis 
reliquos  perficere  cupiebat  quanto  frequentius  hi  lectitabantur.  (5)  primum 
librum  quem  de  sceleribus  eius  (des  Nero)  ediderat  etc.  Also  auch  allmäh- 
liches Erscheinen  wie  bei  Plinius'  Briefsammlung. 


§  341  Redner.    §  342  Juristen:  Keratins  Priscns.  857 

9.  Schol.  des  Valla  zu  luv.  2,  99  quod  bellum  (des  J.  69)  descripsit 
Cornelius  Tacitus,  post  Gornelium  vero,  ut  Probus  inquit,  Pompeius 
Planta,  gut  ait  Bebriacum  etc.  Plin.  ep.  9,  1  (Maximo  suo),  1  saepe  te 
monui  ut  libros  quos  vel  pro  te  vel  in  Plantam  .  .  composuisti  quam  ma- 
turissime  emitieres :  quod  nunc  praecipue  morte  eius  audita  et  Jiortor  et  moneo. 
Wohl  der  als  Statthalter  von  Ägypten  (J.  98)  bei  Plin.  ad  Trai.  7  u.  10  ge- 
nannte Pomp.  Planta;  Maximus  aber  ist  wobl  der  Nonius  Maximus  dessen 
libri  Plinius  ep.  4,  20  rühmt  und  an  welchen  auch  6,  5  (s.  A.  8)  gerichtet 
ist     Ein  Messius  Maximus  3,  30.  4,  25. 

10.  Über  einen  Ungenannten  welcher  verissimum  librum  über  die  jüngste 
Vergangenheit  recitaverit  Plin.  ep.  9,  27.  Vgl.  9,  31  (Sardo):  legi  librum 
tuum,  identidem  repetens  ea  maxime  quae  de  me  scripsisti. 

11.  Plin.  ep.  7,  31,  6  Claudius  Pollio  quam  fideliter  amicos  colat 
multorum  supremis  iudiciis,  in  his  Anni  Bassi,  gravissimi  civis  (Mommskn 
an  Keils  Plin.  p.  401),  credere  potes,  cuius  memoriam  tarn  grata  praedicatione 
prorogat  .  .  ut  librum  de  vita  eius  (nam  studia  quoque  sicut  alias  bonas 
aries  veneratur)  ediderit 

342.  Die  Rechtswissenschaft  hat  unter  Trajan  eine  An- 
zahl ausgezeichneter  Vertreter.  So  die  letzten  Proculianer  welche 
Pomponius  (§  350)  nennt,  Neratius  Priscus  und  Iuventius  Celsus, 
beide  zum  Consulat  gelangt  und  noch  im  Rate  Hadrians,  dabei 
fruchtbare  Schriftsteller.  Auf  Seiten  der  Sabinianer  stand  Iavo- 
lenus  Priscus,  sowie  auch  wohl  der  charaktertüchtige  Freund  des 
Plinius,  Titius  Aristo,  ferner  Minicius,  dessen  Werk  Salvius  Iulianus 
erläuterte.  Minder  bedeutend  und  wenig  bekannt  sind  Laelius  Felix, 
Varius  Lucullus,  Arrianus,  Octavenus,  Vivianus  u.  a. 

1.  Pompok.  dig.  1,  2,  2,  63  successit  .  .  patri  Celso  Celsus  ßius  et 
Priscus  Neratius,  qui  utrique  consules  fuerunt,  Celsus  quidem  et  Herum 
(8.  A.  2),  Ner.  Pr.  aber  mit  M.  Annius  Veras  (dig.  48,  8,  6),  dem  Großvater 
von  M.  Aurel.  CIL.  9,  2464  (Or.-Henzen  6446  Wilm.  1162)  L.  Neratio  L. 
f.  Vol.  Prisco,  praef.  aer.  Sat.,  cos.  (etwa  J.  83  nach  Bobghesi  ,  J.  98  nach 
JAsbach,  RhM.  36,  46 ;  rheinl.  Jahrbb.  72,  6),  leg.  pr.  pr.  in  prov.  Pannonia 
(J.  98  nach  Mommsen,  frühestens  J.  104  nach  Asbach  aO.)-  Da  diese  In- 
schrift aus  Saepinum  in  Samnium  stammt  und  dort  auch  sonst  Neratii 
bezeugt  sind  (CIL.  9,  2461—2469),  so  mag  dies  des  Juristen  Heimat  gewesen 
sein.  Spabt.  Hadr.  18,  1  cum  iudicaret  in  consilio  habuit  .  .  iurisconsultos 
et  praecipue  Iulium  Celsum  (den  Consul  J.  86  u.  106?  besser  schreibt  man 
Iuventium  Celsum,  s.  A.  2),  Salvium  Iulianum,  Neratium  Priscum  aliosque, 
wonach  Neratius  ein  hohes  Alter  erreicht  haben  muß.  Am  einflußreichsten 
unter  Trajan;  Spabt.  Hadr.  4,  8  frequens  opinio  fuit  Traiano  id  animi-fuissc 
ut  Neratium  Priscum  .  .  successorem  relinqueret,  .  .  usque  eo  ut  Prisco  ali- 
quando  dixerit:  'commendo  tibi  provincias,  si  quid  mihi  fatale  contigerit.' 
Vgl.  dig.  37,  12,  6  divus  Traianus  .  .  consilio  Neratii  Prisci  et  Aristonis  etc, 
Aus  seinen  Schriften  sind  zahlreiche  Stellen  excerpiert  (Hohmel,  palin- 
genesia   1,  601,    Lbnel    1,  763):    Besponsorum    libri  III,    Membranarum 


858  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (TraianusV 

libri  VII  (zum  Titel  ThBirt,  Buchw.  93;  PKrüokr,  Zeitschr.  f.  Rechtsgesch. 
21  ,  76)  und  Regularum  libri  XV;  angeführt  werden  außerdem  Neratius 
libro  IV0  Epistolarum  (dig.  33,  7,  12,  35  u.  43;  darauB  wohl  die  epistola 
Neratii  ad  Aristonem,  ebd.  19,  2,  19,  2),  libri  ex  Plautio  (dig.  8,  3,  5,  1; 
vgl.  oben  §  316,  5)  und  ein  über  de  nuptÜB  (Gell.  4,  4,  4).  Vgl.  auch 
A.  3.  Ad  Neratium  libri  IV  schrieb  Paulus  (§  377,  4).  JOS  ick  kl,  de  Ne- 
ratio  Prisco,  Lps.  1788.  Hudobff,  röm.  RGesch.  1,  181.  BBobghksi,  oeuvr. 
5,  350.  Dirksen,  Abb.  d.  Berl.  Ak.  1852,  502.  K Viertel,  de  vitis  ictorum 
(1868)  26.  —  Das  Citat  Neratius  in  Ydro  *bacchareis  frondibus  puerum 
amictum'  in  einem  von  CBabth  herausgegebenen  Glossar  (§  238,  3)  beruht 
auf  Fälschung  des  Herausgebers.    Mommsen,  Herrn.  8,  74;  vgl.  §  323,  5  E. 

2.  P.  Iuventius  Celsus  Titus  Aufidius  Hoenius  Severianus  (dig.  5, 
3,  20,  6),  Sohn  des  Juristen  Celsus  (§  316,  4),  ums  J.  95  einer  der  gegen 
Domitian  Verschworenen  (Dio  67,  13),  Praetor  J.  106  oder  107  (Plin.  ep.  6, 
5,  4),  Cos.  I  wohl  unter  Trojan,  II  unter  Hadrian  J.  129  (dig.  aO.  cod.  lust. 
7,  9,  3.  CIL.  6,  527.  bull.  arch.  1871,  148.  Or.-Henzen  7182).  Ob  in  dessen 
Rate?  s.  A.  1  Z.  12.  —  Schriften:  Digestorum  libri  XXXIX,  angelegt  nach 
dem  System  der  hadrianischen  Gesetzgebung  (B.  1—12  u.  24 — 27  nach  der 
Reihenfolge  des  Edicts,  B.  13—23  über  Testamente  und  Legate,  28—39 
über  sonstige  Gegenstände  des  Civ ilrechts) ,  woraus  in  den  Digesten  sich 
142  Stellen  finden,  besonders  ausführliche  8,  6,  6.  28,  5,  59.  33,  10,  7.  47, 
2,  67;  auch  s.  fragm.  Vat.  75.  77.  79.  80.  Nur  angeführt  werden  seine 
Commentarii  in  mindestens  7  Büchern  (dig.  34,  2,  19,  6),  Epistolae  in  min- 
destens 11  (ebd.  4,  4,  3,  1)  und  Quaestiones  in  wenigstens  19  Büchern  (ebd. 
12,  1,  1.  28,  5,  9,  2.  34,  2,  19,  3;  vgl.  Krüger,  Lit.  d.  r.  R.  166).  Institu- 
tionum  libri  VII?  §  280,  6E.  Celsus  geht  in  seinen  Überresten  mit  Vorliebe 
auf  die  Juristen  der  Republik  (bes.  Servius,  Labeo  und  Tubero)  zurück  und 
beruft  sich  öfters  auch  auf  mündliche  Erklärungen  seines  Vaters  (dig.  31,  20 
et  Procülo  placebat  et  a  patre  sie  aeeepi.  ebd.  29  pater  mens  referebat  etc.) 
Griechische  Wendungen  dig.  13,  3,  3.  33,  10,  7.  Er  zeigt  Selbständigkeit 
und  Schärfe  des  Urteils,  teilweise  auch  Derbheit.  Bei  den  Juristen  hieß 
früher  eine  grobe  Antwort  auf  eine  törichte  Frage  responsio  Gelsina  auf 
eine  quaestio  Domitiana,  aus  Anlaß  von  dig.  28,  1,  27  Domitius  Labeo  Oelso 
suo  salutem.  Quaero  an  etc.  (ob  der  Notar  der  ein  Testament  aufgesetzt 
auch  Testamentszeuge  sein  könne).  Iuventius  Celsus  Labeoni  suo  sa- 
lutem. Aut  non  intellego  quid  sit  de  quo  me  consulis  aut  valide  stulta  est 
consultatio  tua.  plus  enim  quam  ridieulum  est  dubitare  -an  aliquis  etc.  Vgl. 
ebd.  3,  6,  10,  1  istam  sententiam  Celsus  eleganter  deridet.  Houmel,  palin- 
genesia  1,  149.  Lenel,  palingen.  1,  127.  Heineccius  (de  P.  Iuventio  Celso 
Icto),  opp.  2,  518.    Rudorff,  Röm.  RGesch.  1,  181. 

3.  Pomfon.  aO.  (s.  A.  1)  successit  .  .  Caelio  Sabino  (§  316,  1)  Priscus 
Iavolenus,  .  .  Iavoleno  Prisco  Aburnius  Valens  et  Tuscianus,  item  Salvius 
Iulianus.  dig.  40,  2,  5  Iülianus:  .  .  ego,  qui  meminissem  Iavolenum,  prae- 
ceptorem  meum,  et  in  Africa  et  in  Syria  servos  suos  manumisisse  cum  con- 
silium  praeberet  Er  war  (mit  vollem  Namen  (C.  [oder  L.]  Octavius  Tidius 
Tossiaanius  (?)  Iavolenus  Priscus  CIL.  3,  2864  und  eph.  epigr.  5,  p.  652)  unter 
anderen  legatus  consularis  in  Germania  superior  (um  J.  90),  in  Syrien  und 


§  342  Juristen:  Celsus,  Iavolenus,  Aristo.  859 

in  Afrika.  Sein  Consulatsjahr  ist  unbekannt.  Nach  jener  legatio  consularis 
muß  er  vor  J.  60  geboren  gewesen  sein,  kann  also  kaum  noch  unter  An- 
tonius Pius  gewirkt  haben,  wie  man  aus  Capitol.  Anton.  Pi.  12, 1  (§  360,  1) 
schloß,  wo  übrigens  die  Hss.  diaböleno  haben.  Plin.  ep.  6,  15  Passennus 
Paulus  (§  332,  4) . .  scribit  elegos.  .  .  is  cum  recitaret  ita  coepit  dicere:  *Prisce, 
iub€8\  ad  hoc  Iavolenus  Priscus  (aderat  enim  ut  Paulo  amicissimus):  *  ego 
vero  non  iubeo*.  cogita  qui  risus  hominum.  .  .  est  omnino  Priscus  dubiae 
sanitatis,  interest  tarnen  officiis,  adhibetur  consiliis  atque  etiam  ius  civile 
publice  respondei.  Um  so  weniger  schlimm  wird  es  mit  seiner  sanitas  dubia 
oder  gar  deliratio  (ebd.  4)  gewesen  sein.  Plinius  hat  für  Humor  keinen 
Sinn  und  war  vielleicht  selbst  auch  durch  Iavolenus  in  seiner  Eitelkeit 
verletzt.  Schriften  von  ihm  sind  mehr  als  200  Stellen  excerpiert.  Wir 
kennen  als  solche:  libri  XV  ex  Cassio,  epistolarum  libri  XIV,  ad  Plautium 
oder  ex  Plautio  libri  V,  und  zwei  (?)  Auszüge  aus  des  Labeo  (§  265,  2) 
posteriore:  (Labeo  libro  .  .  posteriorum  a  Iavoleno  epitomatorum;  Iavolenus 
libro  .  .  ex  posterioribus  Labeonis),  Krüger  äO.  163.  Hommel,  palingenesia 
1,  197.  Lenel  1,  277.  Freilich  ist  es  fraglich  ob  da  wo  Priscus  schlechtweg 
genannt  wird  er  gemeint  ist  oder  Neratius ;  denn  dig.  7,  8,  10,  2  (et  Priscus 
et  Neratius  putant)  schreibt  Mommsen  nach  der  Übersetzung  des  Stephanos 
(%a£  tpaci  IJQonovXog  xs  apa  nal  Nsftdnog)  .vielmehr  et  Proc.  et  Ner. 
GAJenichen,  de  Pr.  Iav.  icto,  Lps.  1734.  HvAlphen,  spicilegia  de  I.  Tr. 
icto,  Utr.  1768  (und  in  Oelbichs  thes.  nov.  3,  1).  CLNeubeb,  die  Jurist. 
Clasaiker  (Berl.  1806)  146. 

4.  Plin.  ep.  1,  22,  1  (ums  J.  100)  .  .  Titi  Äristonis,  quem  singu- 
lariter  et  miror  et  diligo.  nihil  est  enim  ülo  gravius,  sanctius,  doctius  etc. 
(2)  quam  peritus  ille  et  jprivati  iuris  et  püblici!  quantum  rerum,  quantum 
antiquitatis  tenet!  etc.  (3)  .  .  et  tarnen  plerumque  haesitat,  dubitat,  diversitate 
rationum,  quas  acri  magnoque  iudicio  ab  origine  causisque  primis  repetit  etc. 
(6)  in  summa,  non  facile  quemquam  ex  istis  qui  sapientiae  Studium  habitu 
corporis  praeferunt  huic  viro  comparabis.  .  .  in  toga  negotiisque  versatur, 
multos  advocatione,  plures  consilio  iuvat.  Auch  nach  dem  Weiteren  scheint 
es  daß  er  sich  zum  Stoicismus  bekannte.  An  ihn  gerichtet  sind  ep.  5,  3 
(Titio  Aristoni  suo)  und  8,  14  (1  cum  sis  peritissimus  et  privati  iuris  et 
public*  etc.  10  scientia  tua,  cui  semper  fuit  curae  iura  .  .  sie  antiqua  ut 
recentia  .  .  traetare).  dig.  37,  12,  5  (oben  A.  1).  Schriften  von  ihm  erwähnt 
Plinius  noch  nicht;  auch  werden  solche  in  den  Digesten  nie  excerpiert, 
wohl  aber  gelegentlich  (besonders  durch  Pomponius,  s.  §  350,  8)  seine 
Noten  (notat,  adnotat  u.  dgl.)  zu  (Labeo,  Cassius  und)  Sabinus  (wonach 
Aristo  Sabinianer  war),  dig.  2,  14,  7,  2  (eleganter  Aristo  Celso  respondit). 
4,  8,  40  (Cassium  audisse  sc  dicentem  Aristo  ait).  20,  3,  3  (Aristo  Neratio 
Prisco  8cripsit  etc.  Vgl.  40,  4,  46).  7,  1,  7,  3.  7,  8,  6  (Ar.  apud  Sabinum). 
28,  5,  17,  5.  29,  7,  9.  fr.  Vat.  68.  83.  88.  199;  einmal  (dig.  29,  2,  99)  Aristo 
in  decretis  Frontianis  (FrontinianisV  oben  §  327.  Frontonianis?  Kablowa, 
RGe8ch.  1,  700.  Vgl.  Mommsen  aO.).  Gell.  11,  18,  16  memini  legere  me  in 
libro  Äristonis  icti,  haudquaquam  indocti  viri,  etc.  dig.  37,  5,  6  (wo  Salvius 
Aristo  an  Iulianus  eine  juristische  Anfrage  richtet)  ist  Salvius  wohl  zu 
streichen  und  jedesfalls  ein  anderer  Aristo  zu  verstehen.  JJEnschkdk,  de 
T.  A.,  Leid.  1829.     Mommsen,  ZfRGesch.  7,  474.  9,  87. 


860  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

5.  Dig.  41,  1,  19  Aristo  ait;  .  .  quod  et  Varium  Lucullum  dliquando 
dubitasse.  Also  wohl  älterer  Zeitgenosse  des  Aristo.  Mommsen:  Varronem 
Lucullum  (cf.  Cic.  p.  Tüll.  8)? 

6.  Ein  Minicius  ist  als  juristischer  Schriftsteller  bekannt  durch  die 
in  den  Digesten  40mal  excerpierten  Noten  Julians  zu  seinem  Werke  (ex 
Minicio,  apud  oder  in  Minicium).  Sehr  zweifelhaft  ist  ob  er  eine  Person 
sei  mit  dem  L.  Minicius  Natalis  welchem  divus  Traianus  rescripsit  (dig.  2, 
12,  9),  dem  Cos.  von  J.  106,  welcher  auf  Inschriften  öfters  vorkommt,  wie 
sein  gleichnamiger  Sohn  (CIL.  2,  4509.  Or.-Henzbn  6450.  6498  Wilm. 
1172.  1179).  EHübneb,  Berl.  SBer.  1860,  232.  FKämmeber,  de  Minicio 
Natali  icto,  Eoßt.  1839.  KViertel,  de  vitis  ictorum  p.  20.  ChbHülsen, 
röm.  Mitteil.  d.  deutsch,  arch.  Inst.  1884,  84. 

7.  Gell.  15,  27  1  in  libro  Laelii  Felicis  ad  Q.  Mucium  (§  154,  2) 
primo  scriptum  est  Ldbeonem  (§  265,  1)  scribere  etc.  Vgl.  ebd.  4  in  eodem 
Laeli  Felicis  libro  haec  scripta  sunt  etc.  (über  Einrichtungen  der  Republik, 
bes.  comitia).    Vielleicht  ist  er  der  Jurist  Laelius  der  noch  unter  Hadrian 

.lebte,  dig.  5,  4,  3  Laelius  scribit  se  vidisse  .  .  mulier  cm,  quae  ab  Alexandria 
perducta  est  ut  Hadriano  ostenderetur.  Vgl.  ebd.  34,  6,  7.  Auch  ebd.  5, 
3,  43  (idque  et  Laelius  probat).  Mebcklin,  Phil.  16,  168,  welcher  auf  ihn 
ferner  bezieht  Mach.  1,  6,  13  (M.  Laelius  augur  refert  etc.)  und  Gell.  13, 
14,  7  quod  ego  in  f  elydis,  grammatici  veteris,  commentario  ofiendi,  indem 
er  dort  Felicis  liest  (vgl.  RhM.  18,  297),  Bebgk  Epelydis,  MHertz  (RhM. 
17,  580)  Heraclidis. 

8.  Ulpian.  dig.  5,  3,  11  Arrianus  libro  II  de  interdictis.  43,  3,  1,  4 
beUissime  Arrianus  scribit.  Vgl.  28,  5,  19  quam  sententiam  et  Iavolenus 
probat  et  Pomponius  et  Arrianus.  38,  10,  6  (aus  Paulus).  47,  7,  47  (aus 
Paulus).  Vielleicht  daß  er  der  Arrianus  Maturus  ist  an  welchen  Plin.  ep. 
1,  2.  2,  11.  12.  4,  8.  12.  6,  2.  8,  21  gerichtet  sind.  Vgl.  ebd.  3,  2,  2.  Ein 
Arrianus  Severus,  praef.  aerarii  in  der  Zeit  nach  Traianus,  dig.  49,  14,  42 
(aus  Aburnius  Valens).  —  Krüger,  Quell,  u.  Lit.  d.  r.  R.  172. 

9.  Abubniu8  Valens  dig.  38,  1,  47  Campanus  scribit  etc.  Vgl.  Pompon. 
ebd.  40,  5,  34,  1  Campanus  ait  etc. 

10.  Dig.  31,  49,  2  quod  (Labeonis)  merito  Priscus  Fulcinius  falsum 
esse  aiebat.  25,  2,  3,  4  Mela,  Fulcinius  aiunt  39,  6,  43  aus  Neratius  libro  l 
Responsorum:  Fulcinius  (putat  oder  dicit)  etc.  Vgl.  24,  1,  29  (aus  Pom- 
ponius): .  .  Fulcinius  scripsit.    25,  1,  1,  3  (Fulcinius  inquit). 

11.  Paulus  dig.  4,  6,  35,  9  Vivianus  scribit  Proculum  (§  298,  1) 
respondisse;  und  13,  6,  17,  4  Vivianus  scripsit.  Vgl.  29,  7,  14  quidam  re- 
ferunt .  .  apud  Vivianum  Sabini  et  Cassii  et  Proculi  exposüam  esse  contro- 
versiam.  Vgl.  noch  ebd.  9,  2,  27,  24.  19,  6,  17.  21,  1,  1,  9.  21,  1,  17,  3  u. 
unten  A.  13.  KViertel  aO.  15  setzt  ihn  vor  Celsus  und  Octavenus.  Febrihi, 
Viviano  in.  d.  Rendi  conti  del  R.  Ist.  Lombardo  1886. 

12.  Paulus,  dig.  23,  2,  44,  3  Octavenus  ait  Terbntius  Clekbhs  ebd. 
40,  6,  32,  2  idem  Octavenus  probat.  Pompon.  dig.  40,  5,  20  (beUissime 
Aristo  et  Oet.  putabant)  und  40,  4,  61,  2  (hoc  amplius  Oct.  aiebat).  30,  9 
(O.  scripsit).  Nach  Dosith.  12  kannte  er  die  lex  Iunia  Norbana  vom 
J.  772/19  n.  Chr.    Das  Sctum  Iuventianum  aber  kennt  er  noch  nicht  und 


§  842  Juristen.     §  343  Grammatiker:  Velius  Longus  u.  a.  861 

ist  daher  nicht  später  als  unter  Trajan  zu  setzen.  KViebtel  ,  de  vitis  ictoram 
(Eönigsb.  1868),  13. 

13.  Tbbemtids  Clemens  dig.  37,  14,  10  id  etiam  Proculo  (etwa  Vivjano 
Mommsen,  8.  A.  11)  placuisse  Servilius  refert.  —  Iuuanus  dig.  3,  5,  30  Va- 
lerius  Severus  respondit  etc.  Vgl.  Ulp.  ebd.  3,  8  pr.  Valerius  Severus  scribit. 
Ein  C.  Val.  Sev.  war  cos.  suff.  124  n.  Chr.  —  Dig.  37 ,  12 ,  3  aus  Paul. 
VIU  ad  Plaut.:  Paconius  ait.  Gegen  die  AnderungBversuche  (zB.  von 
ASchmidt,  Jahrb.  d.  gem.  Rechts  3,  391)  b.  K Viertel  aO.  10.  Vgl.  Cod.  5, 
37,  6  imperator  Alexander  (J.  223)  A.  Paconio. 

343.  Die  namhaftesten  Grammatiker  in  der  Zeit  des 
Trajan  sind  Velius  Longus  und  vielleicht  auch  Urbanus  und  Fla- 
vius  Caper.  Unter  dem  Namen  des  Caper  haben  wir  zwei  kleine 
Schriften  de  orthographia  und  de  verbis  dubiis,  welche  aber  nur 
dürftige  Auszüge  aus  den  ursprünglichen  Schriften  desselben  sein 
können.  Urbanus  gehörte  zu  den  Erklärern  des  Virgil,  wie 
auch  Velius  Longus,  von  welchem  eine  Abhandlung  de  ortho- 
graphia auf  uns  gekommen  ist.  Auch  der  viel  angefochtene  Caesel- 
lius  Vindex  schrieb  wohl  in  dieser  Zeit  sein  lexikalisches  Werk 
Stromateus  oder  lectiones  antiquae  in  alphabetischer  Ordnung. 

1.  Von  dem  öfters  bei  Servius  zu  Virgil  angeführten  Urbanus  wird 
bei  Sekt.  Aen.  5,  517  eine  gegen  Cornutus  gerichtete  (s.  Longus  bei  Schol. 
Veron.  Aen.  5,  488  p.  96,  10  K.)  Bemerkung  angeführt.  Hiernach  war  Urb. 
jünger  als  Cornutus  (§  299,  2)  und  etwas  älter  als  (Velius)  Longus.  Anders 
G Thilo,  Serv.  1,  p.  xvi  (welcher  den  Urbanus  erst  ins  vierte  Jahrh.  setzt). 
Seine  Leistungen  für  Virgil  waren  nach  den  Resten  zu  urteilen  ziemlich 
unbedeutend.    Ribbeck  prol egg.  ad  Verg.  p.  167. 

2.  Gell.  18,  9,  4  Velio  Longo,  non  homini  indocto,  fidem  esse  ha- 
bcndam,  qui  in  commentario  quod  fecisset  de  usu  antiquae  lectionis  scripserit 
non  'inseque'  apiul  Ennium  legendum,  sed  *insece\  Ferner  schrieb  er  über 
Wortableitung:  Chams.  GL.  1,  93,  31  de  qua  quaestione  (daß  man  von  Titus 
bilden  müsse  thermae  Titianae,  nicht  Titinae  usw.)  a  Velio  Longo  libellus 
scriptus  est.  Dann  ein  Commentar  zu  Verg.  Aen.:  Chabis.  GL.  1,  175,  14 
(F.  L.  in  II  Aeneidos).  113,  29  (F.  L.  de  hac  regula  dixit  in  V  ea parte, 
d.  h.  zu  Aen.  5,  380).  210,  7  (zu  Aen.  2,  79;  Lach  mann  zu  Lucr.  p.  146). 
Derselbe  wird  öfters  in  den  Veroneser  Schol ien  zur  Aen.  erwähnt,  außer- 
dem bei  Serv.  Aen.  10,  245  und  Macb.  eat.  3,  6,  6.  Longus  zeigt  sich 
darin  kenntnisreich  und  einsichtig,  er  behandelt  mit  Vorliebe  Gram- 
matisches. 0 Ribbeck,  prolegg.  Verg.  169.  —  Die  erhaltene  Schrift  de 
orthographia  (in  Keils  GL.  7,  46;  vgl.  auch  Keil,  obss.  in  Vel.  Long., 
Halle  1877)  ist  unB  einzig  überliefert  durch  einen  1493  aufgefundenen  und 
seitdem  wieder  verschollenen  Bobiensis.  Die  Abschrift  desselben  von 
JPabbhasius  (jetzt  Neapolit.  iv  a  11)  ist  heute  die  einzige  Textesquelle,  da 
die  übrigen  Hss.  alle  vom  Neap.  stammen;  Keil  GL.  7,  39.  Mit  dieser 
fleißig  gearbeiteten  Schrift  zeigt  die  gleichnamige  deB  Scaurus  (§  352,  2) 
große  Obereinstimmung  im  Sachlichen,    welche  auf  Benutzung  derselben 


862  Die  Kaiserzeit.     Erstes  Jahrhundert  (Traianus). 

älteren  Quellen  beruht.  Longus  citiert  zB.  Attius  (§  134,  11),  Lucilius  sat. 
1.  IX  (§  143,  7gE.),  Varro  (AWilmanns,  de  Varr.  libr.  gramm.  86),  Verrius 
Flaccus  (de  orthographia,  s.  §  261,  2.  WSchady,  de  Mar.  Victorin.,  Bonn 
186§,  22),  Antonius  Bufus  (§  254,  3)  und  Nisus  (§  282,  4).  Übrigens  scheint, 
nach  einigen  polemischen  Wendungen  zu  urteilen,  die  Schrift  des  Scaurus 
dem  Longus  schon  vorgelegen  zu  haben;  Keil  aO.  34.  Auszüge  aus  Vel. 
Long,  de  orthogr.  in  Cassiodors  orthographischem  Werke  GL.  7,  154.  Vgl. 
noch  Brambach,  lat.  Orthogr.  46. 

3.  Fla  vi  us  Caper  schrieb  zwei  Werke:  Pompei.  GL.  5,  175,  30  luibes 
hoc  in  Capro  de  lingua  latina,  non  de  dubiis  generibus  (Prisc.  GL.  2,  171,  14. 
212,  14).  Das  erste  Werk  wird  auch  citiert  als  de  latinitate  (Romanus  bei 
Charis.  GL.  1,  194,  31.  207,  31)  und  als  libri  enucleati  sermonis  (Serv.  Aen. 
10,  344),  das  zweite  als  libri  dubii  generis  (Serv.  Aen.  10,  377),  vielleicht 
auch  als  libri  dubii  sermonis  (Ciiab.  GL.  1,  77,  20).  Auf  dieselben  gramma- 
tischen Schriften  im  allgemeinen  beziehen  sich  Hieron.  c.  Rufin.  2,  9  (2,  497 
Vall.),  Rüfin.  GL.  6,  556,  20  Fl.  Gap.  in  artibus  suis.  Aus  der  Schrift  de 
latinitate  wohl  auch  Serv.  Aen.  6,  545  (cum  Gaper  de  praepositione  F.x 
tractaret).  Die  Arbeiten  des  Caper  sind  stark  von  Charisius,  bzw.  lulius 
Romanus,  und  von  Priscian  (Kkil  zu  GL.  7,  89)  benutzt  worden;  ferner 
auch  zB.  in  dem  Büchlein  de  dubiis  nominibus  (s.  Keil  zu  GL.  5,  570)  und 
von  Nonius.  Caper  hat  neben  Virgil  besonders  dem  Altlatein  Beachtung 
geschenkt  und  viele  Beispiele  desselben  beigebracht,  vgl.  Prisc.  GL.  2, 
188,  22  Gaper,  doctissimus  antiquitatis  perscrutator,  ebd.  354,  9  Gaper,  anti- 
quitatis  doctissimus  inquisitor.  Nach  dieser  Bevorzugung  des  Altlateins  in 
den  Studien  Capers  ist  er  wohl  nicht  nach  saec.  II  zu  setzen.  Damit 
stimmt  Heine  Benutzung  durch  Romanus  (§  379,  1).  Anderseits  citiert  Caper 
selbst  den  Probus  (Ciiaris.  GL.  1,  118,  1  aus  Romanus):  Flavius  Caper  .  . 
Valerium  Probum  putare  ait  und  wohl  auch  den  Plinius  (§  312,  4;  Keil 
zu  GL.  7,  89).  Daß  C.  wie  vor  Romanus,  so  auch  vor  Terentius  Scaurus 
(§  352,  1)  geschrieben  habe,  kann  nicht  beweisen  das  (mit  Benutzung  von 
Aoroec.  GL.  7,  118,  12  und  Prisc.  GL.  2,  170,  9)  gefälschte  Citat  in 
ClDaüsquius  orthogr.  1,  162  Scaurus  l.  IX  de  orthographia  *et  raro  Gapri 
testimonio  s  apud  JStruscos  exprimitur  usw.'  Irrig  ist  die  Angabe  von 
Pompei.  GL.  6,  154,  13:  Gaper,  ille  magister  Augusti  Gaesaris,  claboravit 
vehementissime  et  de  epistulis  Giceronis  colkgit  haec  (?)  verba  ubi  dixerat 
ipse  Gicero  ^iissimus9  (vgl.  ebd.  5,  327,  15  Gaper  antiquissimus  doctor). 
Wenn  Caper  wirklich  Lehrer  eines  Kaisers  war,  so  frühestens  der  eines 
Klaviers.  Sueton  zählt  ihn  nicht  unter  den  Grammatikern  auf,  entweder 
weil  er  in  seiner  Zeit  noch  (oder  noch  nicht)  lobte  (oder  weil  er  als  Nicht- 
Lehrer  nicht  berücksichtigt  wurde?  §  347,  7).  —  Commentare  zu  Plautus 
und  Terenz  (FRitschl,  parerga  1,  361)  oder  zu  Virgil  (ORibbeck,  prolegg.  166) 
verfaßte  Caper  wohl  nicht;  ebensowenig  wohl  (trotz  Aoroec.  GL.  7,  113,  11, 
wo  Caper  multis  litterarum  opeiHbus  cclcbratus,  in  commentando  etiam  Cice- 
rone praeciputis  heißt)  zu  Cicero.  —  Die  unter  dem  Namon  des  Caper  in 
alten  Hss.  (zB.  Montepess.  306  s.  IX,  Bern.  330.  338,  beide  b.  X)  über- 
lieferten Schriften  orthographia  (GL.  7,  92)  und  de  verbis  dubiis  (GL.  7,  107) 
sind-  inhaltlich  mager  und  zusammenhangslos ,  trotzdem  haben  sie  mit  den 
sonst  bekannten  Ansichten  Capers  so  zahlreiche  Ähnlichkeiten  daß  sie  als 


§  843  Flavius  Caper  u.  a.    §  344  Gromatiker.  863 

stark  verwässerte  und  veränderte  Auszüge  der  echten  Schriften  Oapers 
angesehen  werden  dürfen.  Für  die  durchgreifenden  Veränderungen  welche 
diese  Schriften  erfahren  haben  spricht  schon  der  Umstand  daß  in  der  vor- 
liegenden Orthographia  viele  Regeln  hexametrisch  gefaßt  waren  (Lachmann 
zum  Lucr.  p.  357)  und  auch  diese  ohne  Zweifel  nicht  ursprüngliche  Fas- 
sung in  dem  jetzt  vorliegenden  Text  nur  noch  durchschimmert.  FOsank, 
de  Flavio  Capro  et  Agroecio,  Gießen  1849.  WChbist,  Phil.  18,  165. 
WBrambacb,  lat.  Orthogr.  43.    HKeil  zu  GL.  7,  88. 

4.  Gell.  6,  2,  1  turpe  erratum  offendimus  in  Ulis  eelebratissimis 
commentariis  lectionum  antiquarum  Gaeselli  Vindicis,  hominis  hercle 
pleraque  haud  indiligentis.  (2)  quod  erratum  multos  fugit,  quamquam  multa 
in  Caesellio  reprehendendo  etiam  per  calumnias  rimarentur  (besonders  seine 
jüngeren  Zeit-  und  Fachgenossen  Terentius  Scaurus  und  Sulpicius  Apolli- 
naris).  Dieselbe  Schrift  angeführt  ebd.  2,  16,  5  ff.  3,  16,  11.  9,  16,  2  ff. 
20,  2,  2  und  wohl  auch  9,  14,  6.  18,  11  gemeint.  Darin  war  die  alphabetische 
Ordnung  befolgt;  s.  Chams.  GL.  1,  117,  13  (Vindex  A  liiterae  libro  J). 
239,  21  (Caesellius  Vindex  libro  B  litterae).  196,  26  (Caes.  Vind.  libro  L). 
Die  Gleichartigkeit  des  Inhalts  macht  wahrscheinlich  daß  nur  ein  anderer 
Titel  desselben  Werkes  fstromateus'  war;  s.  Prisc.  GL.  2,  210,  7  (Caesellius 
Vindex  in  stromateo).  230,  1t  (Caesellius  in  stromateo).  Vgl.  ebd.  229,  10 
und  Rufin.  GL.  6,  565,  3.  Arnob.  adv.  nat.  1,  69  (oben  §  41,  4).  FRiTscm,, 
Parerga  1,  360.  Auf  ihn  beziehen  sich  die  kurzen  Excerpte  bei  Cassiodor 
(§  483,  10)  ex  orthographo  Caesellio  (GL.  7,  202)  und  ex  Lucio  Caecilio  Vin- 
diee  (ebd.  7,  206);  Gräpenhan,  Gesch.  d.  class.  Philol.  4,  121;  vgl.  4,  68. 
JKrktzschmer  ,  de  Gellii  fontibus  (1860)  95.  WBbambach,  lat.  Orthogr.  38. 
HKbil  zu  GL.  7,  138. 

6.  Gell.  20,  11,  1  P.  Lavini  liber  est  non  inewriose  f 'actus,  is  in- 
scripius  est  de  verbis  sordidis.  in  eo  scripsit  scülnam  volgo  dici  etc.  .  . 
(4)  seülnam  autem  scriptum  esse  in  logistorico  Varronis  .  .  idem  Lavinius  in 
eodem  libro  admonet.  Der  bei  Macr.  3,  8,  3  genannte  Laevinus  ist  mit 
diesem  Lavinius  schon  darum  nicht  6ine  Person  weil  das  aus  jenem  Ange- 
führte offenbar  gebundene  Form  hat;  eher  wäre  er  =  Laevius  (§  150,  4). 

344.  Unter  Trajan  schrieben  endlich  mehrere  über  Land- 
vermessung. So  Hyginus,  von  welchem  wir  Überreste  eines  um- 
fassenden gromatisch-juristischen  Werkes  besitzen.  Zweifelhaft 
ist  ob  ihm  oder  einem  jüngeren  Hyginus  die  Schrift  de  lirni- 
tibus  constituendis  angehört.  Die  gewöhnlich  demselben  Hy- 
ginus zugeteilte  Lagerbeschreibung  stammt  aus  späterer  Zeit. 
Ferner  schrieb  unter  Trajan  Baibus,  der  Verfasser  einer  auf 
uns  gekommenen  Darstellung  der  elementaren  geometrischen 
Begriffe,  nicht  aber  des  Werkchens  de  asse.  Auch  der  Groma- 
tiker Siculus  Fl  accus,  dessen  Abhandlung  de  condicionibus 
agrorum  vollständig  und  in  gutem  Zusammenhange  erhalten  ist, 
kann  nicht  viel  später  fallen,  sowie  auch  vielleicht  sein  Fach- 
genosse M.  Iunius  Nipsus. 


864  Die  Kaiserzeit.    Erstes  Jahrhundert  (Traumas). 

1.  Unter  den  Schriften  der  römischen  Feldmesser  (in  Lachmann-Ruborffs 
Ausg.  1,  108)  ist  ein  Werk  überliefert  welches  in  dem  Arcerianas  s.  VI/ VII 
zu  Wolfenbüttel  dem  Hyginus  (incipit  [explicit]  de  limitibus  Hygini) 
beigelegt  wird,  ebenso  auch  im  Gud.  s.  IX/X:  in  letzterem  heißt  der 
Verf.  Higenus  Augusti  libertus,  in  Verwechslung  mit  dem  oben  §  262  Ge- 
nannten. Unfruchtbarer  Zweifel,  ob  der  Vf.  wirklich  Hjginus  geheißen 
habe,  von  AGemoll,  Herrn.  11,  175.  Das  ganze  Werk  zerfiel  in  drei  Ab- 
schnitte, de  limitibus  (p.  108  Lachm.),  de  condicionibus  agrorum  (p.  113), 
de  generibus  controversiarum  (p.  123);  vgl.  FBlome,  RhM.  f.  Jurispr.  7 
(1836),  142.  Lachmann  aO.  2,  136.  Ursprünglicher  Zusammenhang;  p.  123 
hae  sunt  condiciones  agrorum  quas  cognoscere  potui.  nunc  de  generibus 
controversiarum  perscribam  quae  sdlent .  in  quaestionem  deduci.  Zur  Ab- 
fassungszeit (vielleicht  J.  103;  Hultsch,  metrolog.  script.  2,  6)  vgl.  ebd. 
p.  121,  7  nuper  quidam  evocatus  Augusti,  .  .  cum  in  Pannonia  agros  rete- 
ranis  ex  voluntate  .  .  imperatoris  Traiani  Aug.  Germanica  adsignaret;  131,  17 
(wonach  in  Samnium  von  Vespasian  bedachte  Veteranen  noch  lebten).  Die 
Schrift  des  Frontinus  (§  327,  3)  ist  benützt,  aber  mit  Selbständigkeit;  die 
Darstellung  ist  etwas  mehr  handwerksmäßig,  aber  die  eines  gründlichen 
Kenners;  die  Redeweise  die  eines  Technikers,  aber  in  gutem  Latein. 
Lachmann  aO.  2,  139.  Vgl.  auch  MCantob,  AgrimenBoren  97.  Über  ein 
anderes  Werk  dieses  Hyginus  r.  Feldm.  1,  133, 14  cuius  edicti  (von  Domitian) 
verba,  itemque  constitutiones  quasdam  aliorum  principum  itemquc  divi  Nervae 
in  uno  libello  contülimus  (vgl.  AGemoll,  Herrn.  11,  175).  —  Die  von  Blume 
und  Lachmann  aufgestellte  Unterscheidung  eiueB  zweiten,  jüngeren  Groma- 
tikers  Hyginus  als  Verfassers  der  Schrift  de  limitibus  constituendis  (abge- 
druckt in  Lachmanns  Schrr.  d.  r.  Feldm.  1,  166),  wird  bestritten  von  LLakob 
zu  Hygin.  de  munit.  castr.  p.  44  und  Gott  gel.  Anz.  1853,  527;  dagegen 
wieder  verteidigt  von  AGemoll,  Herrn.  11,  174. 

2.  Den  Namen  r Hyginus  de  munitionibus  castrorum'  giebt  man  gewöhn- 
lich einem  gleichfalls  unter  den  Schriften  der  Feldmesser  überlieferten 
Büchlein  (herauBgg.  von  PScriveriub,  Leid.  1607,  RHSchble,  Amst.  1660 
[auch  in  Ghaevii  Thes.  antiq.  Rom.  10,  998],  LLanoe,  Gott.  1848.  WGbmom.v 
Lps.  1879.  AvDomaszewski,  Lpz.  1887  [und  dazu  AGemoll,  WschrfklPh. 
1888,  752]);  jedoch  mit  sehr  zweifelhaftem  Recht,  da  in  der  einzig  maß- 
gebenden Hb.  (AGemoll,  Herrn.  10,  244.  HDeoysen,  ebd.  14,  479),  dem 
Arcerianus  (s.  A.  1  A.),  die  Überschrift  mit  dem  Anfang  der  Schrift  (s.  n.) 
fehlt,  die  Unterschrift  aber  (liber  gromaticus  Hygini  de  divisionibus  agrorum 
explicit)  gar  nicht  zum  Inhalt  stimmt.  Die  Auf-  oder  Unterschriften  der 
Kopien  des  Arcer.,  zB.  liber  gromaticus  Hygini  de  divisionibus  castr  oi  um 
oder  de  munitionibus  castrorum  (letztere  würde  auch  nur  zum  letzten  Ab- 
schnitt des  Werkchens  passen)  sind  wertlos.  Der  Vf.  hat  die  Literatur 
durchgesehen  (45  in  brevi  omnes  auctores  sum  persecutus),  aber  er  rühmt 
sich  auch  über  sie  hinauszugeben  (ebd.  .  .  .  nullus  auctor  in  hunc  diem 
ostcndü)  und  hofft  deshalb  auf  Anerkennung  seiner  Leistung,  welche  in  der 
Tat  von  gründlicher  Sachkenntnis  zeugt.  Gerichtet  ist  die  Schrift  an 
einen  hohen  Offizier  (angeredet  45  domine  fraier;  vgl.  FkiedlXndeb,  SG. 
I6,  445)  und  soll  zu  dessen  praktischem  Gebrauche  dienen  (45  methodum 
metationis  a  me  cxquisitam  .  .  .  ad  magnitudinem  tuam  primus  ad f er  am,  quae 


§  344  Gromatiker:  Hyginus,  Balbus.  865 

tibi  spero  placebit  si  .  .  .  pritnum  cottidianam  meiationem  tractabis).  Schon 
die  Verschiedenheit  der  Sprache  trennt  dieses  Buch  von  Hyginus  de  limi- 
tibus  (A.  1)  und  überhaupt  vom  Ende  des  ersten  und  dem  Anfang  des 
zweiten  Jahrhunderts  (Phil.  Anz.  10,  108),  namentlich  aber  fuhrt  die  darin 
geschilderte  Heerverfassung  weit  über  die  Zeit  Trajans  hinaus  bis  in  die 
Mitte  oder  ans  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  (HDhoyskh,  BhM.  80,  469. 
AGemoll,  Herrn.  11,  164.  Marqüaedt,  röm.  Staatsverw.  2",  699.  WFöbsteb, 
RhM.  34,  237.  NRafUrbin,  de  castris  Hygini  qui  fertur  quaestt.,  Hei- 
singf.  1881.  AJung,  Wien.  Studd.  11,  153;  nicht  überzeugend  setzt 
Dohaszewski  aO.  die  Schrift  ins  zweite  Jahrhundert  [1.  Hälfte]).  Übrigens 
ist  das  Buch  wie  am  Anfang  und  Ende,  so  auch  in  der  Mitte  lückenhaft 
(auch  fehlt  der  einst  beigefügte  Plan),  s.  AGemoll,  Herrn.  15,  247.  — 
Kritisches:  AGbmoll,  Herrn.  17,  167. 

3.  Überschrift  des  Werkes  von  Balbus  im  Arcerianus  (A.  1.  2;  auch 
§  327,  3) :  Balbi  ad  Celsum  expositio  et  ratio  omnium  formarum  (dh.  der 
geometrischen  Figuren;  wirklich  abgehandelt  werden  aber  in  dem  Erhal- 
tenen nur  die  mensurae)  in  Lachmanns  Ausg.  d.  röm.  Feldm.  1,  91—108;  vgl. 
Lachmann  ebd.  2,  131,  Mommsen  ebd.  2,  146.  151.  Es  ist  eine  Geometrie  für 
Feldmesser,  geschöpft  besonders  aus  Euklid  und  Heron,  aber  nur  zum 
kleinsten  Teile  erhalten.  Hultsch  in  den  metrolog.  Script.  2,  7.  Nach  der 
Vorrede  hatte  der  Verf.  sein  Werk  bereits  angefangen  als  intervenü  clara 
sacratissimi  imperaioris  nostri  (des  Trajan)  expeditio  (p.  92,  7).  Im  Felde 
lernte  er  die  Wichtigkeit  der  venerabilis  trianguli  (vgl.  FHultsch,  Phil. 
22,  62)  ratio  praktisch  kennen,  postquam  ergo  maximus  imperator  victoria 
JDaciam  proxime  reseravit  (wohl  durch  den  ersten  dakischen  Krieg)  statitn 
ut  e  septentrionali  plaga  annua  vice  transire  permisit  ego  ad  Studium  mcum 
.  «  reversus  mülta  .  .  recollegi  (p.  93,  6).  Der  Celsus  welchem  die  Schrift 
gewidmet  ist  hatte  an  einem  gromatischen  Instrument  (der  dioptra  nach 
Hultsch  aO.  8)  eine  Erfindung  gemacht  (invento  tue,  p.  92,  16)  und  scheint 
ein  Genieoffizier  von  höherem  Range  gewesen  zu  sein.  Balbus  wird  von 
den  späteren  Gromatikern  mehrmals  angeführt,  ohne  daß  klar  ist  ob  ver- 
lorene Teile  desselben  Werks  oder  andere  Schriften  desselben  Verfassers 
gemeint  sind.    Vgl.  MCantor,  röm.  Agrimens.  101. 

4.  Im  Arcerianus  lautet  die  subscriptio  des  über  coloniarum  (röm. 
Feldm.  1,  239):  huic  addendas  mensuras  limitum  et  tertninorum  ex  libris 
Augusti  et  Neronis  Gaesarum,  sed  et  Balbi  mensoris,  qui  temporibus  Augusti 
omnium  provinciarum  et  forma*  civitatium  et  mensuras  compertas  in  com- 
mentariis  contulit  et  legem  agrariam  per  diversitates  provinciarum  distinxit 
ac  declaravü.  Der  Urheber  dieser  subscriptio  hielt  also  für  die  Quelle  der 
lib.  col.  einen  Feldmesser  Balbus,  den  er  unter  August  setzte,  wohl  weil 
ihm  die  von  Balbus  herrührenden  Verzeichnisse  des  ager  divisus  adsignatus 
als  Ergebnis  der  augustischen  Reichsvermessung  (§  220,  18)  erschienen. 
Gehen  die  erhaltenen  Städteverzeichnisse  (libri  coloniarum)  wirklich 
auf  Balbus  zurück,  so  ist  anzunehmen  daß  sie  nach  dessen  Tod  von  anderen 
Feldmessern  fortgeführt  wurden,  da  dieselben  bis  in  die  Zeit  des  M.  Aurelius 
und  Commodus  (J.  177—180)  herabreichen.  Mommsen  in  den  Schrr.  d.  röm. 
Feldm.  2,  176.  Text  dieser  libri  coloniarum  von  Lachmann  ebd.  1,  209. 
Abhandlung    darüber    von    Mommsrn,    ebd.   2,   157,    nach    welchem   zwei 

Taurraii-SoHWABB,  Rom.  Lit.-Qo»ch.    5.  Aufl.  55 


866  Die  Kaiserzeit    Erstes  Jahrhundert  (Traianas). 

Bedactionen  zu  unterscheiden  sind :  eine  bessere  (libr.  col.  I  bei  Lachicann), 
vertreten  besonders  durch  den  Arcerianus;  im  Palat.-Vatic.  1564  s.  IX/X 
bereits  mit  der  jüngeren  (über  col.  II  bei  Lachmann,  p.  262)  vermischt, 
deren  Hauptquelle  der  Gudianus  s.  IX/X  ist  Die  im  Arcer.  überlieferte 
Fassung  ist  im  wesentlichen  eine  Schrift  der  guten  Zeit,  von  sachlicher 
Fülle  und  technisch  knappem  Ausdruck,  ausgezogen  ums  J.  450  n.  Chr.,  die 
spatere  Bedaction  aber  (aus  dem  sechsten  Jahrhundert)  voll  Verwirrung 
und  Unkenntnis  (Mommsxn  aO.  bes.  S.  165.  181).  HNibsen,  ital.  Landes- 
kunde 1,  26. 

5.  Das  Schriftchen  de  asse  minutisque  eius  portiunculis  wurde  her- 
ausgegeben zuerst  (unter  dem  Namen  des  Baibus)  von  Fabius  Calvus  auB 
Bavenna  an  seiner  Übersetzung  des  Hippokrates  (Born  1525)  aus  den  jetzt 
verlorenen  Schlußblattern  des  cod.  ArcerianuB  (A.  1 — 4;  Momusen  in  den 
röm.  Feldm.  2,  150,  Lachmann  ebd.  2,  134),  dann  von  JFGbonov  an  s.  Ausg. 
des  Maecianus  und  von  den  späteren  Herausgebern  des  letzteren  (§  360,  7), 
zuletzt  von  FHultsch  (metrolog.  scr.  2,  72).  Es  ist  knapp  und  sachkundig 
geschrieben  und  für  die  Münzgeschichte  seiner  Zeit  von  Wichtigkeit.  Es 
kann  aber  —  entweder  selbst  oder  in  dem  ihm  etwa  zu  Grunde  liegenden 
ausführlicheren  Werke  —  aus  sprachlichen  wie  sachlichen  Gründen  (es  wird 
zB.  unter  den  Teilen  des  as  der  erst  unter  Alexander  Severus  geprägte 
tremissiB  aufgeführt)  nicht  vor,  aber  auch  nicht  nach  dem  dritten  Jahr- 
hundert verfaßt  sein;  WChrist,  Münch.  SBer.  1863,  105.  FHultsch,  metrol. 
scr.  2,  14. 

6.  Die  Schrift  des  Siculus  Fl  accus  de  condicionibas  agrorum 
beschränkt  sich  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  auf  Italien.  Sie  beginnt:  condi- 
ciones  agrorum  per  totam  iUüiam  diversas  esse  plerisque  etxam  remotis  ma 
professione  nostra  hominibus  notum  est;  worauf  diese  Tatsache  aus  der 
Geschichte  erklärt  wird.  Die  Stilisierung  ist  in  ihrer  Art  sorgfältig  (zur 
Sprache  einiges  bei  AGjsmoll,  Herrn.  11,  171).  Die  Art  der  Erwähnung 
des  Domitianus  p.  163,  13  L.  (de  quibus  Domitianus  finetn  statuü)  macht 
wahrscheinlich  daß  Fl.  ziemlich  nach  dessen  Begierung  geschrieben  hat. 
Näheres  über  Beine  Zeit  ist  aber  nicht  bekannt;  LLange,  Gott.  gel.  Anz. 
1853,  530.  Die  Schrift  ist  durch  die  zweite  Klasse  der  Handschriften  der 
Agrimensoren  (s.  A.  4)  erhalten  und  es  sind  daran  die  nomina  limitum  an- 
gehängt; in  denen  der  ersten  Klasse  sind  einzelne  Blätter  in  den  Hyginus 
hineingeraten  (Lachmann  2,  132.  137).  Abdruck  des  Werkes  in  den  Samm- 
lungen der  Agrimensoren  (§  58,  3),  zuletzt  in  der  von  Lacumann  usw.  1,  134 
(Sonderausgabe  von  JCSchwarz,  Coburg  1711). 

7.  Schrr.  d.  röm.  Feldmess.  1  (Berl.  1848),  285  Incipit  Marei  Iuni 
Nipsi  liber  II  felicüer.  Fluminis  varatio  (p.  285).  Limüis  repositio  (p.  286). 
Varationis  repositio  (p.  288).  Lapides  etc.  (p.  289).  Podismus  (p.  295).  Der 
letzte  Teil  des  Podismus  (p.  297,  1—801,  14)  ist  vielleicht  auf  Baibus  (A.  3) 
zurückzuführen:  Mommsxn  zu  den  röm.  Feldmessern  2,  149.  Oberhaupt  s. 
MCantob,  röm.  Agrimensoren  103 ;  Gesch.  d.  Mathemat.  1,  468.  LBachmann, 
zur  Handschriftenkunde,  Hft.  3  (Rostock  1861):  ein  ungedr.  Fragm.  des  Po- 
dismus des  M.  Iunius  Nipsus  nebst  Beschreib,  der  hs.  Quelle  (=»  einer 
Bostocker  Hs.  der  Agrimensoren).  —  Die  in  den  Schrr.  d.  röm.  Feldm. 


§  344  Gromatiker.    §  345  Zweites  Jahrhundert.  867 

1,  393  gedruckte  demonstratio  artis  geometricae  wird  fälschlich  bald  dem 
Nipsus  (so  im  Bamb.  s.  1X/X  lib.  lunii  Nipsii  de  mensuris,  LvJan,  ZfAW. 
1844,  nr.  65.  FBlume,  röm.  Feldm.  2,  67),  bald  dem  Boethius  (§  478,  5  E.) 
zugeschrieben. 

B.    ZWEITES  JAHRHUNDERT,  J.  117-211  n.  Chr. 

345.  Das  zweite  Jahrhundert1)  war  eine  glückliche  Zeit  für 
den  romischen  Staat,  die  glücklichste  des  Kaiserreichs.  Erst  in 
ihm  gelangten  die  Früchte  der  genialen  Reichsgründung  des 
Augustus  zur  vollkommenen  Reife.  Gute  Fürsten  lösten  in 
gesetzlicher  Thronfolge  einander  ab.  Dank  ihnen  und  der  alt- 
romischen,  auch  jetzt  noch  vollbewährten  Meisterschaft  der  öffent- 
lichen Verwaltung  herrschten  Friede,  Sicherheit,  Wohlstand  in 
dem  ungeheueren  Reiche  welches  für  die  Ewigkeit  gefügt  schien. 
Aber  im  geistigen  Leben  konnte  sich  die  Ermüdung  und  Er- 
schlaffung des  alternden  Rom  nicht  verleugnen.  Nur  ein  Gebiet 
welches,  mit  dem  Leben  auf  das  engste  verbunden,  durch  die 
Anforderungen  der  verwickelten  Verhältnisse  des  großen  nach 
Volkstum,  Sprache,  Kultur,  Rechtsgewohnheit  und  Recht  mannig- 
fach gegliederten  Reichs  beständig  Anreiz  und  Anregung  erhielt, 
brachte  es  jetzt  zu  den  höchsten  Leistungen,  welche  sich  als 
lebenskräftig  und  in  ihrer  unversieglichen  Wirkung  auf  die 
folgenden  Jahrhunderte  als  wahrhaft  klassisch  erwiesen,  das 
Gebiet  der  Rechtswissenschaft.  Eine  Reihe  glänzender  Namen 
—  besonders  Iulianus,  Pomponius,  Gaius  —  löst  sich  in  rascher 
Folge  ab  und  gipfelt  zuletzt  in  Papinianus.  Sie  üben  ihren 
Einfluß  auf  die  Rechtsentwicklung  teils  als  Lehrer  und  Schrift- 
steller teils  indem  sie  die  kaiserlichen  Verfugungen  abfassen,  welche 
jetzt,  nach  Abschluß  des  Edictrechts  durch  Iulianus,  die  einzige 
Quelle  neuen  Rechtes  bilden.  Auch  in  der  sprachlichen  Dar- 
stellung sind  die  Juristen  die  Vertreter  reineren  Geschmackes. 

Sonst  hat  diese  Zeit  die  Fähigkeit  zu  selbständigen  und 
eigentümlichen  Hervorbringungen  verloren:  ihre  Tätigkeit  besteht 
in  Nachahmung.  Nur  wenige,  deren  Bildung  noch  in  Quintilians 
Zeit  wurzelt,  leisten  Bedeutenderes,  wie  namentlich  Suetonius,  in 


1)  Vgl.  MHsbtz,  Renaissance  und  Bococo  in  der  röm.  Lit.,  Berl.  1865 . 
LPbibdländbr,  SGesch.  35,  412.  —  Sonderbearbeitnngen  der  Christ l.-lat  Lite- 
ratur: JChFBähb  (s.  §  2,  4).  AEbert,  Gesch.  d.  christl.  -  lat.  Literatur,  von 
ihren  Anfängen  bis  z.  Zeit  Karls  des  Gr.,  Lpz.  1874  (Bd.  1  von  dessen  allg, 
Gesch.  d.  Lit.  im  Abendlande). 

55* 


868  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert. 

welchem  das  Jahrhundert  seinen  Varro  in  dem  verkleinerten 
Maßstabe  der  Kaiserzeit  besitzt.  Aber  nach  ihm  bekommt  der 
Betrieb  immer  mehr  einen  kleinmeisterlichen  Beigeschmack. 
Man  wühlt  eifrig  in  den  Schätzen  der  Vergangenheit,  aber  mit 
den  Händen  eines  Raritätenkrämers,  immer  verbreiteter  wird 
das  Bedürfnis  den  Reichtum  der  alten  Zeit  ins  Kleine  zusammen- 
zuziehen, immer  größer  die  Zahl  der  Zusammenschneider  und 
V erkürzer.  Gelehrtes  Wesen  erfüllt  selbst  Markt  und  Straße; 
Gelehrttun  wird  zur  Modesache:  Grammatiker  und  Lehrer  der 
Rede  giebt  es  eine  Unzahl,  und  viele  dieser  Klopffechter  der 
Phrase  spielen  eine  große  Rolle.  Aber  ungeleitet  von  historischem 
Sinne  und  in  Dienst  genommen  von  einer  eitlen  Rhetorik  ohne 
Stilgefühl,  treibt  die  Gelehrsamkeit  planlos  dahin,  vergeudet  ihre 
Schätze2)  und  hilft  dazu  Sprache  und  Stil  zu  verderben.3)  Die 
Stilgattungen  werden  vermengt,  der  Sprachschatz  der  Vorzeit 
wird  nach  Altem  und  Seltsamem  durchstöbert  und  damit  der 
Stil  der  Gegenwart  geschmacklos  verziert  So  besonders  seit 
der  wunderliche  Hadrian  die  Zeit  beherrscht  und  der  Afrikaner 
Fronto  in  der  Literatur  den  Ton  angiebt. 

Die  griechische  Literatur,  welche  eben  gerade  in  der  neuen 
Sophistik  einen  Nachsommer  erlebt,  beweist  auch  jetzt  noch  ihr 
Übergewicht  Hellas  und  der  hellenisierte  Osten  liefert  die 
meisten  Talente,  welche  denn  in  ihrer  Muttersprache  schreiben, 
wie  Plutarch,  Appian,  Arrian,  Philon  aus  Byblos  und  besonders 
Lukianos.  Aber*  auch  manche  Schriftsteller  des  Westens,  wie 
Favorinus  und  Aelianus,  schreiben  nur  griechisch,  andere,  wie 
schon  Sueton  und  Hadrian,  dann  Fronto,  M.  Aurelius,  Apuleius, 
Tertullian  und  Modestmus,  sowohl  in  griechischer  als  lateinischer 
Sprache.  Die  Literatur  streift  den  nationalen  Charakter  ab  und 
wird  weltbürgerlich.  Ein  Förderungsmittel  dafür  ist  die  Sitte  der 
Rhetoren  im  ganzen  Reiche  umher  öffentliche  Prunkvorträge  zu 


2)  Vgl.  zB.  Gblliüs  14,  6,  3.  3)  Jagd  auf  Archaismen,  oft  miß- 

verstandene oder  nnr  ans  Scherz  entsprungene  (wie  ipsissimus).  Die  Ach- 
tung in  welcher  die  Gelehrsamkeit  steht  veranlaßt  eitle  Naturen  sich  mit 
erdichtetem  Wissen  zu  brüsten:  die  Schwindelliteratur,  welche  seitdem  ersten 
christlichen  Jahrhundert  innerhalb  der  griechischen  Literatur  tippig  auf- 
schoß, beginnt  auch  auf  die  römische  sich  auszudehnen.  Gell.  6,  17,  3. 
8,  10.  19,  10,  7.  RHercher,  über  Ptol.  Ghennns,  JJ.  Snppl.  Bd.  1,  276. 
EZrllrr,  Vortrage  1,  297.  ERohde,  über  Lucians  Awntog  S.  21.  23.  Vgl. 
unten  §  423.  471. 


§  345  Charakteristik  und  Übersicht.  869 

halten,  welche  von  den  Griechen  auch  auf  die  lateinisch  Redenden, 
wie  Apuleius,  übergeht. 

In  demselben  Verhältnis  wie  Rechtswissenschaft,  Gelehrsamkeit 
und  Schönrednerei  das  Jahrhundert  beherrschen  tritt  die  Poesie 
zurück.  Sogar  dichterisch  begabte  Naturen  wie  Apuleius  wenden 
sich,  unter  dem  Einfluß  der  Sophistik,  der  Prosa  zu.  Das  einzig 
Nennenswerte  ist,  wenn  es  wirklich  dieser  Zeit  angehört4),  das 
Pervigilium  Veneris.  Auch  die  poetische  Tändelei  versucht  wie 
die  Prosa  Vorklassisches  wieder  aufleben  zu  lassen,  zB.  die  me- 
trischen Formen  des  Varro,  Laevius  und  Plautus,  nicht  ohne 
technische  Eleganz,  ober  ohne  Gefühl  für  das  Passende. 

Die  geistige  Regsamkeit  neben  geistigem  Unvermögen  führt 
zum  Aberglauben  und  der  weitverbreitete  Hang  für  Übernatür- 
liches ruft  viele  schwindelhafte  Erscheinungen  hervor,  aber  er  bietet 
zugleich  einen  günstigen  Boden  für  eine  neue  Religion.  Das 
Christentum5),  welches  bisher  nur  in  der  griechischen  Literatur 
sich  bemerklich  gemacht  hatte,  fangt  nun  auch  an  in  der  romischen 
seine  Wirkung  zu  äußern.  Seine  Lehre  von  der  Sünde  und 
Gnade  und  vom  besseren  Jenseits  ergreift  die  Armen  und  Be- 
drängten sowie  das  Geschlecht  der  Frauen  und  erfüllt  sie  mit 
einer  Glaubens-  und  Todesfreudigkeit  welche  auch  die  Männer- 
welt aufmerksam  macht;  die  großartige  Lehre  von  dem  einen 
Gotte,  dem  Schöpfer  des  Himmels  und  der  Erde,  nötigt  auch 
den  Gebildetsten  um  so  mehr  Achtung  ab  je  gründlicher  diese 
längst  innerlich  vom  alten  Glauben  abgekehrt  sind  und  über- 
windet allmählich  deren  feindselige  Stellung6),  und  der  Geist 
werktätiger  Bruderliebe  wirbt  für  die  christliche  Gemeinde  unter 
den  Besten  aller  Stände.  Die  antike  formale  Bildung  sucht  der 
eine  Teil  der  christlichen  Schriftsteller,  wie  Minucius  Felix  und 
Lactantius,  zu  erhalten  und  dem  christlichen  Geiste  anzupassen7); 
die  andere  Richtung,  deren  ältester  Vertreter  Tertullian  ist,  dann 
Gommodianus,  steht  unter  dem  Einflüsse  orientalischer  Kultur- 
elemente, verhält  sich  zur  antiken  Bildung   ablehnend  und  zeigt 

4)  Doch  8.  unten  §  362,  1.  398, 1.  6)  ThKedc,  Rom  u.  d.  Christentum, 
Berl.  1881.  RHilqenkeld,  Verh.  des  löm.  Staates  zum  Christentum  in  d. 
beiden  ersten  Jahrb.,  ZfwissTheol.  24  (1881),  291  (u.  dazu  H Schills,  JB. 
1881  3,  291).  6)  EZbixkb,  röm.  n.  griech.  Urteile  über  das  Christentum, 
Vortrage  n.  Abhandl.  2  (Berl.  1877),  189.  7)  Vgl.  auch  Hikhon.  ad  a. 

2220  «=  204  n.  Chr.  Musanus  (Arm.:  Musianw)  nostrae  philosophiac  scriptor 
agnoseüur. 


870  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert 

geflissentlich  Gleichgültigkeit  gegen  die  äußere  Form.  Unter 
dem  gemeinsamen  Einflüsse  von  Land8)  und  Volksart  (nament- 
lich semitischer)  wie  der  christlich-biblischen  Weise  zu  denken 
und  zu  sprechen  bildet  sich  im  Süden  und  Osten  des  Reiches 
allmählich  eine  eigentümliche  Ausdrucks  weise ,  welche  in  Nord- 
afrika ihre  bedeutendsten  Vertreter  findet  und  daher  afrikanische 
Latinität  genannt  zu  werden  pflegt.9)  Dort  herrscht  überhaupt 
in  dieser  Zeit  am  meisten  geistige  Bewegung.  Die  alte  wie  die 
neue  Richtung  der  Geister  hat  in  Nordafrika10)  lange  fort  ihre 
Vorkämpfer,  einen  Fronto  und  Apuleius  wie  einen  Tertullian 
und  weiterhin  Cyprianus  und  Augustinus.  Wie  die  persönliche 
Richtung  des  Herrschers  noch  fortwährend  von  Einfluß  bleibt 
auch  auf  den  Gang  der  Literatur,  so  zerfallt  das  ganze  Jahr- 
hundert in  drei  Abschnitte:  die  Zeit  Hadrians  (J.  117  — 138), 
die  der  Antonine  (J.  138 — 176),  endlich  die  des  Commodus  und 
Septimius  Severus  (J.  176 — 211). 

1*    Die  Zeit  des  Hadrianus,  J.  117—138  n.  Chr. 

346.  P.  Aelius  Hadrianus  war  eine  seltsame  Natur,  in 
welcher  die  entgegengesetztesten  Eigenschaften  bei  einander  waren. 
Abergläubisch  und  freigeistig,  pedantisch  und  witzig,  grüblerisch 
und  ironisch,  unendlich  anregbar  und  maßlos  eigensinnig,  gesellig 
und  argwöhnisch,  gutmütig  und  grausam,  blieb  er  sich  gleich 
nur  in  dem  ewigen  Wechsel  der  Stimmungen  und  Launen  und 
in  dem  hohen  Begriffe  von  seinem  eigenen  Werte.  Für  alles  hatte 
er  Interesse,  für  nichts  Ernst  und  Ausdauer.  Seine  rastlose 
Beweglichkeit  streifte  ans  Krankhafte;  aber  indem  sie  ihn  trieb 
das  Reich  zu  durchwandern  wurde  sie  die  Ursache  vieler  nütz- 
lichen Einrichtungen.  Am  meisten  gewann  und  litt  die  Literatur 
unter  seiner  Vorliebe  und  Grillenhaftigkeit    Doch  reichten  seine 

8)  Apoll.  Sidon.  ep.  8,  11  urbium  cives  africanarum,  quibus  ut  est 
regio  sie  mens  ardentior.  9)  S.  darüber  zB.  JNOtt,   JJ.  109,  759. 

ABudinszky,  Auebreit.  d.  lat.  Spr.  (Berl.  1881),  257.  KSittl,  die  lokalen 
Verschiedenheiten  der  lat.  Spr.  m.  bes.  Berücksicht.  des  afrikan.  Lat,  Erl. 
1882,  77.  —  WMoelleh,  titulorum  African.  orthographia,  Greifs w.  1875. 
MHoffmann,  index  grammat.  ad  Africae  titul.  lat.,  Straßb.  1878.  — 
GKoffmane,  Gesch.  des  Kirchenlateins  I,  Breslau  1879.  10)  Auf  einer 

Inschrift  in  Numidien  (CIL.  8,  2891)  wird  ein  P.  Flavius  Pudens  c.  v. 
Pomponianus  gepriesen  als  multifariam  loquentes  litter a$  amplians,  atticam 
faeundiam  adaequans  Romano  nitori,  oris  uberis  et  ßuentis.  Vgl.  $  379,  1  £. 


§  846  Hadrianus.  871 

eigenen    Hervorbringungen    auch    hier    über    das   Dilettantische 
nicht  hinaus. 

1.  Hadrianus,  geb.  J.  76  zu  Rom,  stammte,  wie  Trajan,  mit  dem  er 
verwandt  war,  aus  Italica  in  Spanien.  Consul  J.  108,  von  Trajan  kurz  vor 
seinem  Tode  adoptiert  (im  August  117).  f  z«  Baiae  J.  138.  Spabtiam 
Tita  Hadriani  (vgl.  HJänicke,  de  vita  Hadr.  scriptoribus,  Halle  1875). 
FGbbgobovius,  Kaiser  Hadrian,  Stuttg.*  1884. 

2.  Spart.  Hadr.  14,  8  fuit  poematum  et  Utterarum  nimium  (omnium  ?) 
studiosissimus ;  arithmeticae,  geometriae,  picturae  peritissimus.  iam  psaUendi 
et  cantandi  scientiam  prae  se  ferebcU;  .  .  idem  armorutn  peritissimus.  .  . 
idem  severus,  laäus;  comis,  gravis;  lascivus,  cunctator;  tenax,  liberalis; 
Simulator  (jsimpUxy,  saevus,  Clemens,  et  semper  in  omnibus  varius.  15,  10 
quamvis  esset  oratione  et  versu  promptissimus  et  in  omnibus  artibus  peritissi- 
mus, tarnen  professores  omnium  artiutn  semper  ut  doetior  risit,  contempsit, 
öbtrivit.  cum  his  ipsis  professoribus  et  phüosophis  libris  vel  carminibus 
invicem  editis  saepe  certavit  (§  352,  1.  3).  16,  1  famae  celebris  tarn  cupidus 
fuit  ut  libros  vitae  suae  scriptos  a  se  libertis  suis  lüteratis  dederit,  iubens  ut 
eos  suis  nominibus  publicarent.  nam  et  Phlegontis  (vgl.  Vopisc.  Saturnin. 
7,  6.  PRE.  5,  1540)  libri  Hadriani  esse  dicuntur.  Diese  Selbstbiographie 
wird  auch  sonst  erwähnt,  Spart.  Hadr.  1,  1  in  libris  vitae  suae  Hadrianus 
ipse  commemorat.  7,  2  ut  ipse  in  vita  sua  dicit  (vgl.  3,  3.  5)  und  ist  bei 
Spartian  (wenn  auch  nicht  unmittelbar)  benützt.  16,  2  Catachannas  (vgl. 
Fbohto  ep.  p.  35  u.  155)  libros  obscurissimos  Äntimachum  imitando  scripsit. 
.  .  amavü  praeterea  genus  vetustum  dicendi.  .  .  Ciceroni  Catonem,  Vergilio 
JEnnium,  Sallustio  Caelium  (oben  §  137,  5  f.)  praetulit,  eademque  iactatione 
de  Homero  ac  Piatone  iudicavit.  mathesin  sie  scire  sibi  visus  est  ut  etc. 
sed  quamvis  esset  in  reprehendendis  musicis,  tragicis,  comicis,  grammaticis, 
rhetoribus,  oratoribus  facüis,  tarnen  omnes  professores  et  honoravit  et  divites 
fecit,  licet  eos  quaestionibus  semper  agitaverit.  .  .  in  summa  familiaritate 
Epictetum  (?,  Zeller,  Gesch.  d.  gr.  Philos.  3,  l8,  738)  et  Heliodorum  philo- 
sophos  et,  ne  nominatim  de  omnibus  dicam,  grammaticos,  rhetores,  musicos, 
geometras,  pictores,  astrologos  hdbuit,  prae  ceteris,  ut  multi  ad&erunt,  eminente 
Favorino.  doctores  qui  professioni  suae  inhabiles  videbantur  düatos  hono- 
ratosque  professione  dimisit.  20,  2  apud  Alexandriam  in  museo  multas 
quaestiones  professoribus  proposuit  et  propositas  ipse  (ipsi  OJahn)  dissolvit. 
.  .  fuit  memoriae  ingentis,  facultatis  immensae.  nam  ipse  et  orationes  dietavit 
et  ad  omnia  respondit.  ioca  eius  plurima  extant;  nam  fuit  etiam  dicaculus. 
Victor  Caess.  14,  1  Aelius  Hadrianus  eloquio  togaeque  studiis  aecommodatior 
.  .  Bomae  .  .  Graecorum  more  .  .  gymnasia  doctoresque  curare  oecoepit, 
adeo  quidem  ut  etiam  ludum  ingenuarum  artium,  quod  Athenaeum  vocant, 
constüueret.  Spart.  Hei.  4,  2  lüteratis,  quorum  Hadrianus  speciosa  societate 
gaudebat. 

3.  Dio  69,  3  f\v  'A^QUcvog  .  .  <pv<rei  tptloXoyog  h  iucctioa  tjj  yltooerj, 
•aal  tiva  xal  «aja  xal  iv  insai  xorffiata  itavzodana  HccTcctiXowtsv.  cptXo- 
xipüf  rs  yäo  anlri<n<p  ixQVt0  xal  xara  xovto  xal  taUcc  navru  xal  xa 
ßga%vratcc  iicsrrjdBvsv.  Spart.  Hadr.  3,  1  quaesturam  gessit  .  .,  in  qua  cum 
orationem  imperatoris  in  senatu  agrestius  pronuntians   (wegen  seiner  ßpa- 


872  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

nißchen  Aussprache)  risus  esset,  usqueadsummam  perüiam  et  facundiam  Latinis 
operam  dedit.  16,  5  controversias  declamavü.  Photius  bibL  cod.  C  (1,  86  Bk.) 
'Aöqiccvov  zov  ßccoiliag  petitai  dtaqpo?oi,  slg  zb  petQiov  xov  loyov 
ävTjypsvoa  xai  ov%  arjdsig.  Chab.  GL.  1,  222,  21  divus  Hadrianus  orationum 
XII  (a  vobis,  p.  c,  peto  etc.'  Gell.  16,  13,  4  divus  Hadrianus  in  oratione 
quam  de  Italicensibus  .  .  in  senatu  habuit  —  Inschriftlich  erhalten  ist  seine 
Grabrede  anf  seine  Schwiegermutter,  "die  ältere  Matidia  (consecriert 
23.  Dez.  119);  Mommskn,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1863,  483;  ferner  eine  Bede  an 
die  Truppen,  gehalten  im  Lager  von  Lambaese  aus  dem  J.  129,  CIL.  8, 
2532,  GWilmannb,  comment.  Mommsen.  207.  SDehneb,  Hadr.  reliquiae  I 
Bonn  1883.  Zur  Sprache  des  Hadrian  EWölfflin,  Munch.  SBer.  1886,  282. 
Erlasse  an  die  Arvalen:  CIL.  6,  2078.  80  (p.  537,  32.  541,  25),  grie- 
chische zB.  an  die  Gemeindebehörden  von  Ephesos:  JTWood,  discoveries 
at  EphesuB  (Lond.  1877),  Append.  5,  Odeum  nr.  1,  an  die  Stadt  Stratonicea 
Hadrianopolis  (J.  127),  GRadet,  bull,  de  corresp.  hell.  1887,  108.  —  Brief 
Hadrians  an  Servianus  (aus  J.  134)  bei  Vofisc.  Saturnin.  8  (JDürb,  die 
Reisen  Hadr.  88.  AWiedemann,  le  Mousäon  5  [1886],  456).  —  Schmähschrift 
gegen  die  Ärzte  die  ihn  nicht  heilen  können,  Efiphan.  tcsqI  (litQmv  p.  170  A.  — 
Grammatische  Erörterungen  im  Zeitgeschmacke  in  seinen  sermones;  Chabis. 
GL.  1,  209,  12  'obüer'  divus  Hadrianus  sermonum  I  quaerit  an  latinum 
sit,  quamquam  (inquit)  apud  Laberium  kaec  vox  esse  dicatur.  —  Zusammen- 
stellung von  Anekdoten  (mündlichen  und  schriftlichen  Äußerungen  des 
Hadr.)  bei  Dositheus  (§  431,  8) ,  ftetov  'JdQuxvov  änocpdasig  %al  IniQxoXtti. 
D.  Adriani  sententiae  et  epistolae  ed.  (aus  SGall.  902  s.  X)  Goldast,  Genf 
1601;  in  Böckinos  Dosith.  über  III  p.  1  —  21  und  im  Bonner  corp.  iur. 
anteiust.  p.  202.  Die  von  Hadrian  ausgegangenen  Erlasse  bei  Hänel,  corpus 
legum  p.  88.  LdkGeee,  Hadrianus  tegenover  de  rechtswetenschap  van  zijn 
tijd,  Yersl.  d.  Amst.  Akad.  2,  8  (1880).  —  Über  eine  ihm  falschlich  zuge- 
schriebene Taktik  in  griechischer  Sprache  s.  RFöbster,  Herrn.  12,  449. 

4.  Spabt.  Hadr.  14,  7  or acuta  .  .  quae  Hadrianus  ipse  composuisse 
iactatur.  .  .  de  suis  düectis  multa  versibus  composuit  Apul.  apol.  11  divus 
Hadrianus,  cum  Voconi  amici  sui  poetae  tumulum  versibus  muneraretur,  ita 
scripsit  'Lascivus  versu,  mente  pudicus  eras1,  .  .  ipsius  etiam  divi  Hadriani 
multa  id  genus  legere  me  memini.  VgL  §  348,  8.  Spabt.  Hadr.  25,  9  mo- 
rtem lios  versus  fecisse  dicitur  tAnimula  etc.'  totes  autem  nee  multo  meliorcs 
fecit  et  graecos.  Sechs  trockene  (griechische)  Epigramme  unter  seinem 
Namen  in  der  Anthol.  Pal.  6,  332.  7,  674.  9,  17.  137.  387.  402  (9,  17  und 
387  auch  unter  dem  Namen  des  Germanicus,  s.  §  276,  3).  Hendekasyllaben 
(acht  griechische)  auf  einer  Weihinschrift  zu  Thespiae,  bei  Kaibel,  epigr. 
gr.  811.  Mit  wenig  Beglaubigung  und  Recht  werden  ihm  auch  einige 
Stücke  der  sogen,  lat.  Anthologie  zugeschrieben,  zB.  AL.  392.  393.  660 
(vgl.  CIL.  3,  3676,  vgl.  ebd.  p.  1042).  903  (vgl.  CIL.  12,  1122  und  dazu 
Hibschfeld  und  Mommben,  auf  den  Tod  eines  Lieblingspferdes  von  Hadrian, 
Borysthenes,  s.  Dio  Cabs.  69,  10;  vgl.  CIL.  6,  10082)  PLM.  4,  41.  111  fll. 
EBähhbns,  JJ.  127,  861. 

347.  Die  bedeutendste  Erscheinung  in  der  Literatur  der 
Zeit  ist  C.  Suetonius  Tranquillus  (etwa  75—160  n.  Chr.). 


§  346  Hadriaxros.    §  847  Suetonius.  873 

Schon  unter  Trajan  wirkte  er  als  Sachwalter  und  Schriftsteller, 
unter  Hadrian  war  er  eine  Zeit  lang  kaiserlicher  Geheimschreiber, 
dann  aber  widmete  er  seine  Muße  encyklopädischer  literarischer 
Tätigkeit  in  der  Weise  des  Varro,  hauptsächlich  auf  den  Ge- 
bieten der  Kultur-  und  Literatur- Geschichte,  aber  so  daß  das 
Sprachliche  dabei  immer  mit*  berücksichtigt  war.  Das  Nationale, 
Römische  wird  in  erster  Reihe  bedacht,  doch  ohne  Einseitigkeit; 
ein  Teil  der  Schriften  war  sogar  in  griechischer  Sprache  ver- 
faßt. Philosophisches  erscheint  nur  in  der  modischen  Form  des 
Naturwissenschaftlichen,  in  dieser  aber  mit  desto  stärkerer  Ver- 
tretung. Die  Richtung  auf  die  Person,  deren  Besonderheiten, 
Erlebnisse  und  Betätigungen,  tritt  schon  hier  überall  hervor. 
Noch  mehr  aber  in  den  viri  illustres,  von  denen  wir  noch  nam- 
hafte Überreste  besitzen,  und  in  den  Biographien  der  zwölf 
Kaiser  von  Caesar  bis  Domitian,  welche  uns  fast  vollständig 
erhalten  sind.  Das  Werk  teilt  zwar  die  Gleichgültigkeit  aller 
rhetorischen  Arbeiten  gegen  die  Beobachtung  der  Zeitfolge,  ist  über 
Kriegsvorgänge  und  politische  Verhältnisse  allzu  schweigsam, 
auch  einförmig  angelegt;  aber  es  ist  aus  guten  Quellen  mit 
treuem  Fleiße  und  verständigem  Urteil  geschöpft  und  bietet  uns 
reichen  Stoff  in  gedrängter  Darstellung  und  einfacher  sachgemäßer 
Sprache. 

1.  Sun.  Otho  10  interfuü  hme  beUo  (Schlacht  bei  Betriacam,  April 
J.  69)  pater  meus  Suetonius  Laetus,  tertiae  decimae  legionis  tribunus  angusti- 
davius.  Domit.  12  interfuisse  me  adukscentulum  memini  (in  Born)  cum  a 
procuratore  . .  inspiceretur  nonagenarius  senex  an  circumsectus  esset,  gramm.  4 
me  adukscentulo  repeto  quendam  Principem  nomine  deelamare  etc.  (§  326,  2). 
Ner.  57  cum  post  viginti  annos  (nach  Neros  Tod  oder  Volagaesus'  erster 
Sendung,  also  nach  J.  88  und  vor  J.  91,  wo  Volagaesus  starb),  adüUscente 
me,  extitisset  (ein  falscher  Nero)  etc.  Jedesfalh  fiel  also  Saetons  adalescentia 
anter  Domitian,  seine  Gebort  also  spätestens  75  n.  Chr.  Aas  der  Zeit 
Trajans  Nachrichten  über  Sueton  in  Plih.  epp.,  nämlich  1,  18  (Verschiebung 
einer  actio  des  Suet.  wegen  eines  beängstigenden  Traumes).  1,  24  (Für- 
sprache  für  TranquiUus,  contuberndlis  meus  und  scholasticus ,  in  Besag  auf 
den  Kauf  eines  ageUus).  8,  8  petis  (Suet.)  ut  tribunatum,  quem  a  Neratio 
Marceüo  —  also  etwa  J.  100  —  impetravi  tibi,  in  .  .  propinquum  tuum 
transferrem).  5,  10  (Aufforderung  an  Suet,  etwa  vom  J.  105,  seine  scripta 
oder  volumina  endlich  herauszugeben).  9,  84  (Frage  über  eigene  Recita- 
tionen  des  Plin.).  ad  Trai.  94  (Suetomum  Tranquülum,  probissimum,  ho- 
nestissimum,  eruditissimum  virum.  .  .  in  contubermum  adsumpsi  tantoque 
magis  düigere  coepi  quanto  hunc  propius  inspexi.  Für  ihn  wird  wegen 
seines  infeliz  matrimonium  das  ins  trium  liberorum  erbeten,  ums  J.  112) 
und  95  (Gewährung  dieser  Bitte).    MojmsjaL^  Herrn.  8,  48.     Spabt.  Uadr. 

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y  iv  i  i  -"'iv) 


874  Die  Kaiserzeit,    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

12,  3  Septicio  Claro  praef.  praet.  (J.  119  —  121)  et  Suetonio  Tranquülo 
epistularum  magistro  (Friedläädeb,  SG.  1°,  1B5)  multisque  aliis,  quod  apud 
Sabinam  uxorem  in  usu  eius  familiarius  se  tunc  (während  Hadrians  Ab- 
wesenheit) egerant  quam  reverentia  domus  aidicae  postulabat,  suecessores  dedit 
(vgl.  Suet.  Aug.  7  quae  [imago  AugUBti]  dono  a  me  principi  [dem  Hadr.] 
data  inter  cubiculi  lares  colitur).  Seitdem  scheint  Suet.  sich  ausschließlich 
schriftstellerischer  Tätigkeit  gewidmet  zu  haben.  Nach  Fbonto  ep.  p.  118 
succidaneum  sibi  TranquiUum  nostrum  paravit  etc.  .  .  invenit  me  Tran- 
quülus  etc.  .  .  Tranquüli  industriae  etc.  vgl.  ebd.  p.  182  (internatium  .  . 
Suetonius  TranquiUus  spinam  sacram  appellat,  wonach  Suet.  damals  tot  war). 

2.  Suidas  s.  v.  TodyiivXXog :  ToayitvXXog  b  Sovrjxcwiog  %Qtiyutxfaag  (vgl. 
Plin.  ep.  1,  18.  8,  8),  yoccpuaxinbg  ^cofiatog.  fyQaipe  ntol  xäv  nao'  "EXXtjci 
Ttaidtaiv  ßißXtov  «'  (s.  A.  5),  nsol  xmv  nccoa  ^Pcoficctoiq  &s<dqi(5v  xccl  dytovmv 
ßißXia  ß'  (vgl.  A.  5),  icsqI  xov  xara  ^Pcopatovg  iviavxov  ßißXlov  cc'  (s.  A.  3), 
nsgl  xmv  Iv  xolg  ßißXloig  orjusiav  a  (§  41,  2;  Bbiffbhscheid  p.  419),  tcsqI 
xrjg  KfHSQCßvog  noXixiCag  «',  avxiXiyst  dh  x<p  dMfico.  nsol  ovofidxcov  xvqi'gov 
xai  tdictg  ^od'rjfioczoov  xai  vito9rj(idx<ov  xai  xtov  aXXmv  olg  xig  afupiivvvxcti 
(Suetonius  in  libro  de  gener e  vestium,  Serv.  Aen.  7,  612).  xsqI  dvoyrjtuov 
Xi&wv  fjzot  ßXuc<p7juiav  xalffofov  s%datrj  (A.  5).  xeoi  'Ptöfirjs  xai  xmv  iv  ctvxrj 
voitfycav  xai  rj&äv  ßißXCcc  ß'  (s.  A.  3).  evyysvutov  (?).  KaiaaQcov  iß'  (n£oti%si 
dh  ßiovg  xara  S lccöo %ag  ctvzäv  dnb  'iovXCov  E<og  doutxictvov)  ßißXia  j\  (A.  8). 
azsufiata  'Papaicov  dvdgoäv  Inicqynov  (de  viris  ill. ,  A.  7).  Außerdem  Tqay- 
nvXXog  iv  xm  icsqI  inta^ficav  nogvmv  (Lyd.  de  mag.  3,  64),  S.  Tr.  in  libro 
de  vitiis  corporalibus  (Serv.  Aen.  7,  627 ;  vgl.  A.  3) ,  Suetonius  in  libro  qui 
est  de  institutione  officiorum  (über  die  Hof-  und  Staatsämter  und  deren  Ge- 
schichte, eine  Frucht  seiner  Anstellung  am  kaiserlichen  Hof,  Reiffersghsid 
p.  346,  vgl.  p.  466),  tres  Suetonii  libri  quos  de  regibus  dedit  (Adson.  epist.  19, 
vgl.  A.  4),  Suet.  Tr.  de  rebus  variis  (Chabis.  GL.  1,  236,  17  aus  Iulius 
Romanus);  endlich  f  Prata'  in  mindestens  zehn  Büchern  (s.  A.  3).  Über 
veröffentlichte  Reden  Suetons  hören  wir  nichts:  die  Nachricht  vom  Vor- 
handensein einer  solchen  noch  im  16.  Jahrh.  ist  sicher  irrig  (s.  §  340,  3). 
—  Vgl.  JReoent,  de  C.  Suetonii  vita  et  scriptis,  Bresl.  1866.  Zusammen- 
stellung der  Überreste  der  verlorenen  Schriften  in  Roths  Ausgabe  p.  276, 
und  besonders :  S.  Tr.  praeter  Caesarum  libros  reliquiae  ed.  ARbiffbr- 
scheid,  Lps.  1860.  ' 

3.  Prata  (über  den  Namen  vgl.  §  189,  2  Z.  12).  Rbiffbbschbid, 
quaest  Suei  an  s.  Ausg.  (A.  2  E.),  bes.  c.  11  u.  III,  p.  426),  hat  wahrschein- 
lich gemacht  daß  einige  der  bei  Suidas  aufgeführten  Einzeltitel  Teile  dieses 
Werkes  bezeichnen.  Die  ersten  acht  Bücher  der  Prata  scheinen  spezifisch 
Römisches  abgehandelt  zu  haben  (alßo  wohl  =  negi  'Pcofirjg  bei  Suidas), 
meist  wohl  nach  Varro,  und  zwar  so  daß  Sach-  und  Spracherklärung  neben 
einander  hergingen  (wie  in  den  Abschnitten  über  Benennung  und  Beschaffen- 
heit der  Kleidungsstücke),  mit  Belegen  aus  älteren  Schriftstellern.  B.  4 
scheint  die  leges  behandelt  zu  haben,  Pbisc.  GL.  2,  387,  23.  3,  276,  14 
Suet.  in  IUI  pratorum,  B.  6  die  mores  =»  nsgl  xwv  iv  'Faptf  vofUfimv  xai 
ri&mv.  B.  8  erörterte  die  römische  Zeitrechnung,  die  feriae,  dies  fasti 
(Pbisc.  GL.  2,  387,  2  Suet.  in  VIII  pratorum  c  fasti  dies  sunt  etc.*  udgl.) 
ist  also  wohl  dasselbe  wie  nsol  xov  x.  *P.  iviavxov  bei  Suidas.    Wissowa, 


§  347  Suetonius.  875 

de  föntt.  Macr.  p.  31.  Die  weiteren  Bücher  waren  naturwissenschaftlichen 
Inhalte,  mit  Vorliebe  auf  Merkwürdigkeiten  gerichtet,  die  seit  Sextius 
in  Rom  einheimische  Parallelisierung  des  Physischen  und  Ethischen  ver- 
folgend (das  Individuum  ein  Mikrokosmos),  und  gleichfalls  das  Sprachliche 
genau  berücksichtigend.  Buch  9  hatte  vielleicht  den  Titel  de  mundo 
und  erörterte  Winde  und  Wetter  (Ibid.  de  nat.  rer.  38  signa  tempestatum 
navigantibus  TranquiUus  in  pratis  nono  libro  sie  dicit  usw.  vgl.  ebd.  43), 
Meere  und  Küsten,  mit  deren  eigentlichen  Benennungen:  metrische  Be- 
arbeitung des  suetoniBchen  Kapitels  über  die  Winde,  versus  de  XII  ventis 
Tranquüli  physici,  in  Hbb.  zu  Brüssel  und  Venedig  erhalten  (eine  Verbreite- 
rung derselben  in  62  leoninischen  Versen  im  Paris.  13090  s.  XI,  GSchkpss, 
BlfbayrGW.  28,  97),  Bitscul,  op.  3, 835.  Reiffebschbid,  Suet.  304.  JNbumann, 
JJ.  117,  768.  EWölfflin,  RhM.  42,  485.  B.  10  wohl  de  animantium  naturis. 
Hier  zB.  Verzeichnisse  der  Bezeichnungen  für  die  Stimmen  der  Tiere  (voces 
animantium,  §  23,  8).  Suetonius  in  libro  de  naturis  rerum  ponit  proprio 
verba  animalium  seeundum  vocem  ubw.  Vgl.  Rbiffebscheid,  Suet  p.  247 
und  das  dort  von  ihm  Zusammengestellte.  Dazu  MManitius,  Wien.  SBer. 
112  (1886),  606.  Möglich  daß  in  einem  elften  Buche  die  Botanik,  in 
einem  zwölften  die  Mineralogie  abgehandelt  war.  Dieses  Werk  wurde  von 
den  Späteren  stark  ausgebeutet,  wie  von  Schol.  Germanic.  (?  s.  §  275,  7), 
Ambrosius,  Servius  und  ganz  besonders  von  Isidorus,  durch  dessen  Ver- 
mittlung namentlich  die  naturgeschichtlichen  Teile  im  Mittelalter  großen 
Einfluß  übten.  Auch  in  den  Glossaren  finden  sich  vereinzelte  Trümmer 
der  Prata,  s.  GLöwb,  RhM.  34,  491.  Aber  auch  die  grammatischen  Be- 
standteile, besonders  die  über  Synonymik,  wurden  vielfach  ausgezogen  und 
anderweitig  verwendet.  Vielleicht  gehen  teilweise  hierauf  zurück  die  aus 
cod.  Montepess.  306  s.  IX  veröffentlichten  'Differentiae  sermonum  Remmi 
Palaemonis  (vgl.  §  282,  3gE.)  ex  libro  Suetoni  Tranquilli  qui  inscribitur 
Pratum',  abgedruckt  im  Sueton  von  Roth  p.  806  (vgL  ebd.  p.  xcv)  und  von 
Rbiffebscheid  p.  274  (vgl.  ebd.  p.  450).  Neue  Vergleichung  des  Montepess. 
bei  JWBeck,  de  Sulpicio  Apollinari  p.  57.  Vgl.  auch  denselben  de  diffe- 
rentiarum  libris  p.  12.  Im  ganzen  sind  sie  ein  Gemisch  von  wenigen  guten 
(alten)  und  vielen  ganz  wertlosen  Bemerkungen  aus  dem  Anfang  des 
Mittelalters.  Der  erste  Teil  behandelt,  in  der  Weise  der  spateren  Gram- 
matiker, die  Synonymik  zusammen  mit  der  Orthographie,  die  zweite  Hälfte 
aber  ist  alphabetisch  angelegt  (I  bis  V)  und  enthält  ein  Citat  aus  Nigidius 
Figulus,  daher  diese  eher  einen  suetonischen  Kern  haben  könnte.  Vgl. 
Bbambach,  lat.  Orthogr.  42.  Über  eine  neue  suetonische  Glosse  Cepulae' 
ad  senatum,  'prandium'  vero  ad  pqpülum  attinet  says  Suetonius  TranquiUus 
bei  Walter  Scott,  Waverley  p.  62  Tauchn.)  s.  GBecker,  RhM.  37,  643. 

4.  Die  drei  Bücher  de  regibus  scheinen  den  Stoff  nach  den  drei  Erd- 
teilen (Europa,  Asien,  Afrika)  behandelt  zu  haben  und  von  Africanus 
(§  381,  1)  in  seiner  Chronik  benützt  zu  sein.  Daß  darin  (wie  in  der  Porno- 
graphie, Reiffebschbid  p.  466)  die  Gestalten  der  ältesten  Zeit  fast  euhe- 
meristiBch  verflacht  waren  machte  sie  für  tendenziöse  Ausbeutung  ge- 
schickt. Rbiffebscheid  p.  458.  Die  Annahme  ReifferscheidB,  es  habe  Sueton 
auch  eine  Geschichte  der  Bürgerkriege  von  Caesar,  Pompeius  usw.  bis  zur 
Schlacht  von  Actium   geschrieben,   widerlegt  HHaüpt,   Phil.  44,'  291.  — 


876  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

Fälschlich   werden  Caesars  Commentarien   in  Hss.   dem  Sueton  beigelegt: 
§  196,  1  E. 

6.  Daß  die  Schriften  hbqI  dvaip^(Mov  Xi&atv  {toi  ßXao<prifu6v  xai 
no&ev  wdcrri  und  nsgi  xwv  nag*  "EXXtjoi  icaidiwv  ßißUov  a  (s.  A.  2)  grie- 
chisch geschrieben  waren  zeigen  die  Auszüge  aus  denselben  welche  EMilijbb 
aus  einem  von  ihm  bei  Karyes  entdeckten  cod.  Athoas  s.  XIII  (jetzt  in 
Paris)  in  den  Mälanges  de  littlrat.  grecque,  Paris  1868  herausgegeben  hat. 
Dazu  kommen  noch  Auszüge  auß  Par.  reg.  1630  und  Laur.  80,  13 1  ab- 
gesehen von  der  häufigen  Benutzung  in  den  Homer -Commentaren  des 
Eustathios  und  sonst.  —  Aus  der  ersten  Schrift  (auch  erwähnt  Etymol.  H. 
151,  35  TQayxvXXog  iieqI  ßXaacprjfumv)  bietet  die  Hs.  Millers  (Melangea 
p.  418)  reichliche  Auszüge  (unter  dem  Titel  2ovr\tlvov  TQoyxvXov  ksqI 
ßXaa<pT}fAUDv  xai  ntöev  sxdatTJ)  welche  zeigen  daß  die  Schrift  nach  Rubriken 
der  Gescholtenen  (ini  dvögav  äxoXdozav,  inl  yvrairxmv^  elg  Sovlovg)  ange- 
legt und  aus  griechischer  Gelehrsamkeit  geschöpft  war.  —  Von  der  Schrift 
über  die  Spiele  bei  den  Griechen  sind  in  Millers  Hs.  (Mal.  p.  435)  nur 
spärliche  Bruchstücke  und  diese  am  Anfang  und  Ende  lückenhaft  und  ohne 
Namen  des  Vf.s  überliefert.  Dagegen  findet  sich  im  Paris,  zu  Auszügen 
dieser  Schrift  rpa  (d.  i.  TqayxvlXov)  beigeschrieben  (Fbesjbniub  aO.  76).  Vgl. 
noch  Tzbtzes  hißt.  var.  6,  874  TQayxvXXog  Zovrjxtvog  tig  iv  naiSuug  'EXlrptov 
noXXdg  (tev  äXXag  naiducg  xal  cvfinoatcov  Xiysi  %%%.  Auch  Eustathios 
p.  1897,  7.  39  meint  den  Sueton  mit  den  Worten:  6  de  ta  ubqI  ^XXrjwix^g 
natducg  yqdipag  und  hat  auch  diese  Schrift  Suetons  stark  ausgenützt  — 
Die  inhaltlich  entsprechende  Schrift  über  die  Spiele  bei  den  Römern  (xepi 
tmv  naqä  ^Pmpatoig  &s<oqudv  %al  dyoavav  ßißXCa  ß'  bei  Suidas)  war  wohl 
lateinisch  geschrieben  und  führte  den  Titel  Historia  ludicra;  Gell.  9,  7,  3 
Suet.  Tranq.  in  libro  ludicrae  historiae  primo.  Skby.  Aen.  5,  602  S%tet. 
Tranq.  in  libro  de  puerorum  lusibus;  vgl  noch  Acs.  zu  Hör.  AP.  417,  — 
Vgl.  Rkippkbschkid  aO.  p.  278.  454,  822.  461  und  besonders  AFbesemiub,  de 
Xi£smv  Aristophanearum  et  Suetonianarum  excerptis  Byzantinis,  Wiesb.  1875 
(daselbst  S.  128  Übersicht  der  suetonischen  Fragmente).  S.  auch  LCohh,  de 
AriBtophane  et  Suetonio  Eustathii  auctoribus,  JJ.  Suppl.  12,  288.  ANauck, 
Mel.  gräco-rom.  de  Tac.  de  StPätersb.  3,  166.  Ober  Benutzung  dieser  Hi- 
storia ludicra  bei  Späteren  (Tertullian  de  epect.,  Juvenalscholien)  PIMeibr, 
de  gladiatura  rom.,  Bonn  1881,  1.  7.  —  Jene  Doppelseitigkeit  des  lateinisch 
und  griechisch  schreibenden  Sueton  ist  ein  Anzeichen  dafür  daß  Sueton, 
nicht  zufrieden  mit  der  Einwirkung  auf  sein  eigenes  Volk,  sich  auch  an 
den  weiten  Leserkreis  des  Ostens  wandte  (s.  oben  S.  868).  Durch  diese 
Erweiterung  des  Gesichtskreises  hat  freilich  die  Betrachtung  an  Tiefe 
gegenüber  Varro  nicht  gewonnen.  Doch  bewahrte  den  Sueton  seine  ratio- 
nalistische Nüchternheit  Tor  den  Verirrungen  der  Altert ömler  seiner  Zeit 
(Rbiffekschbxd  p.  422.  449);  er  bekennt  sich  zu  der  ciceronischen  Richtung 
und  tritt  für  Cicero  selbst  gegen  Verkleinerer  ein  (A.  2  Z.  6).  Die  Fron- 
tonianer  suchten  daher  den  Sueton  in  den  Schatten  zu  drangen  (Beifferschsid 
p.  473),  aber  ohne  Erfolg;  vom  dritten  Jahrh.  an  tritt  er  als  Wissensquelle 
sogar  immer  mehr  an  die  Stelle  des  Varro. 

6.    Suetons   Sprache   erstrebt    vor  allem   Einfachheit,  Klarheit   und 
Kürze  (Vopisc.  Firm.  1,  2  Suetonio  .  .  familiäre  fuit  amare  brevitatem);  der 


§  847  SuetoniuB.  877 

eigentlichste  Ausdruck  ist  ihm  der  liebste,  selbst  wenn  er  unsauber  wäre, 
und  er  gebraucht  daher  auch  ungewöhnlich  viele  griechische  Wörter.  Das 
Streben  nach  Kürze  hat  manche  harte  Auslassungen  veranlaßt,  sowie  die 
zahllosen  Participiaiconstructionen,  verhältnismäßig  noch  häufiger  als  bei 
Livius  und  ohne  dessen  Kunst.  Doch  konnte  auch  Sueton  dem  Einflüsse 
seiner  Zeit  sich  nicht  ganz  entziehen ;  er  verrät  sich  in  manchen  Gräcismen, 
poetischen  Wendungen  und  Fügungen,  besonders  dem  freien  Gebrauche 
des  Ablativ,  Conjunctiv,  Infinitiv  und  der  consec.  tempp.,  sowie  in  dem 
Bemühen  nach  Abwechslung  im  Ausdrucke.  HRThimm,  de  usu  atque  elocu- 
tione  Suet.,  Königsb.  1367.  PBagoe,  de  elocutione  Suet.,  Upsala  1875. 
ETrachmamr,  de  coniunctt.  causaL  ap.  Suet.  usu,  Halle  1886. 

7.  Von  den  Schriften  Suetons  sind  nur  erhalten  ein  Teil  der  viri 
illustres  und  die  Kaiserbiographien.  Das  Werk  de  viris  illustribus 
handelte  höchst  wahrscheinlich  de  poetis,  oratoHbus,  historicis,  philosophis, 
de  grammaticis  et  rhetoribus,  unter  Beschränkung  also  auf  die  Literatur, 
sowie  auf  die  römische  Welt.  Vorausging  ein  Verzeichnis  der  behandelten 
Männer,  dann  folgte  eine  kurze  Darstellung  der  älteren  Geschichte  des 
betr.  Faches,  endlich  wurden  die  Hauptvertreter  desselben  in  zeitlicher 
Ordnung  besprochen.  Die  Reihe  der  Redner  begann  Sueton,  wie  es  scheint, 
erst  mit  Cicero,  die  der  Geschieh  tschreiber  mit  Salin  st;  die  früheren,  welche 
nach  Suetons  Ansicht  nur  historisches  Interesse  hatten,  berührte  er  wohl 
in  der  Einleitung.  Iuvenalis,  Tacitus  und  der  jüngere  Plinius  waren  in 
dem  Werke  nicht  mitbehandelt,  vielmehr  schloß  es  (wie  die  Caesares)  mit 
der  Zeit  des  Domitianus.  Quellen  waren  besonders  Varro  und  die  scriptores 
de  viris  ill.  (s.  §  211,  2),  sowie  wohl  Asconius  und  Fenestella.  Von  den 
früheren  Teilen  des  Werkes  besitzen  wir  die  Auszüge  welche  Hieronymus 
(in  seiner  lateinischen  Bearbeitung  der  Chronik  des  Eusebios)  und  Diomedes 
(§  419,  8)  daraus  gemacht  haben;  ferner  aus  dem  Buche  de  poetis  durch 
Hss.  der  betr.  Dichter  vitae  des  Terenz,  Horaz,  und  teilweise  des  Lucanus 
(Vergilius  und  Fersius);  aus  dem  Buch  de  historicis  Reste  einer  vita  des 
älteren  PliniuB  (§  312,  1).  Endlich  ist  von  dem  wohl  letzten  Abschnitt  de 
grammaticis  et  rhetoribus,  welcher  die  Aufmerksamkeit  der  Grammatiker  be- 
sonders erregte  und  daher  Bchon  frühe  selbständig  vervielfältigt  wurde,  der  in- 
dex (welcher  teilweise  die  Vornamen  ergänzt)  und  der  größere  Teil  (25  von  86) 
erhalten  durch  Abschriften  derselben  Handschrift  welche  auch  den  dialogus 
and  die  Germania  des  Tacitus  enthielt;  s.  %  334,  4.  Sueton  behandelt  darin 
in  bündiger  Kürze  mehr  die  Lehrer  als  die  Gelehrten  dieser  Fächer  (Vahlen 
aO.  6).  Im  allg.  s.  Reiffebscheid  p.  363.  Suet  de  gramm.  et  rhett.  libelli 
.  .  rec.  et  adn.  crit.  instr.  FOsann,  Gießen  1854.  HDöboehs,  über  Suet.  de 
vir.  ill.,  Lpz.  1857;  Suetons  Lebensbeschr.  ber.  Männer,  Text  m.  Übers,  u. 
ErL,  Lpz.  1863.  Vgl.  noch  Mommbkn,  Phil.  1,  180  und  unten  §  434,  11. 
Zur  Kritik  des  Buches  de  gramm.  et  ifcet.  JVahlkn,  Berl.  ind.  lect.  1877/78. 
ABsiffebsohkid,  Bresl.  ind.  schol.  1877/78. 

8.  De  vita  Caesar  um,  gewidmet  dem  praef.  praet.  G.  Septicias 
Claras  (S.  874  Z.  1;  Ltd.  de  mag.  2,  6),  welcher  J.  119—121  dieses  Amt 
bekleidete,  somit  verfaßt  J.  120.  Einteilung  in  acht  Bücher,  so  daß  die 
sechs  ersten  Kaiser  (Caesar  bis  Nero)  je  ein  Buch  bilden,  die  drei  des  J.  69 
das  siebente,  die  drei  Flavier  das  achte.    Der  Anfang  des  Caesar  fehlt; 


878  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

Lydus  scheint  ihn  noch  gehabt  zu  haben.  Der  Stoff  ist  aus  guten  Quellen 
mit  Sorgfalt  und  Urteil  zusammengetragen;  Velleins,  Iosephus  und  Plutarch 
sind  nicht  benützt;  auch  Tacitus  ist  selten  berücksichtigt,  und  genannt  so 
wenig  als  Plinius  (§  812,  6)  und  Cluvius  Bofus  (§  314,  2)'.  De  Saetonii 
fontibus  et  auctoritate  FCLSchweioer  (Gott.  1830)  und  AKrausb  (Berl.  1831). 
ALehmann,  Claudius  39.  OClason,  Plut.  u.  Tac.  (Berl.  1870)  70;  Tac.  a. 
Suet,  Breslau  1870.  GDedrrding,  de  Suet.  vita  Caesaris  I,  BerL  1871. 
MThamm,  de  fontt.  ad  Tiberii  hist.t  Halle  1874,  p.  33.  LKrauss,  de  vitarum  imp. 
Othonis  fide,  Zweibr.  1880.  S.  auch  §  337, 4.  Das  Werk  ist  ein  biographisches 
und  konnte  sich  daher  den  Umblick  auf  gleichzeitige  Begebenheiten  und  die 
Darlegung  des  innerlichen  Zusammenhanges  der  Tatsachen  erlassen,  nicht 
aber,  wie  es  doch  tat,  zusammenfassende  Charakteristik  der  Geschilderten. 
Aber  psychologische  Feinheit  geht  dem  Verfasser  völlig  ab.  Zahlen  sind 
selten,  ebenso  Unterscheidung  der  Zeiten  (Aug.  9  partes  singülatim  neque 
per  tempora  sed  per  species  exsequar),  und  Beweise  von  politischer  Einsicht. 
Ebensowenig  ist  es  ein  Kunstwerk.  Die  Anlage  ist  gleichförmig:  die  Vor- 
geschichte eines  Kaisers  nach  der  Zeitordnung,  die  Regierungst&tigkeit  nach 
bestimmten  Rubriken  (Iul.  44  forma,  habüus,  cultus,  mores,  civüia,  bellica 
studio)  geordnet,  zuletzt  Tod  und  dessen  Vorzeichen,  Bestattung,  Nach- 
geschichte. Im  Beibringen  von  Tatsachen,  auch  kleinlichen  und  schmutzigen, 
ist  Suet.  unermüdlich,  und  gewiß  hat  er  niemals  wissentlich  die  Wahrheit 
verletzt  oder  vorenthalten.  Sein  persönliches  Urteil  spricht  er  selten  aus; 
aber  es  fehlt  ihm  darum  nicht  an  sittlichem  Ernst  (vgl.  zB.  Tib.  42  ff.  49), 
und  Commodus  wußte  wohl  warum  er  eum  gut  Tranquiüi  librum  vitain 
Caligulae  continentem  legeiat  feris  obici  iussit  (Lamprid.  Comm.  10).  Daß 
Sueton  nicht  schmeicheln  mochte  zeigt  sein  Abschließen  mit  Domitdan. 
Vgl.  CLRoths  praef.  p.  ix.    Im  allg.  HNissen,  ßhM.  41,  496. 

9.  Die  Handschriften  haben  am  Anfang  alle  dieselbe  Lücke, 
stammen  somit  alle  von  derselben  Urhandschrift  ab.  Älteste  und  beste 
Hs.  der  Paris.  6115  (Memmianus)  s.  IX.  Ihm  kommt  am  nächsten  der 
Vaticanus  Lipsii  saec.  XI/XII  (G Becker,  symb.  phil.  Bonn.  687),  sowie  Laur. 
08,  7  (Medic.  111)  s.  XL  Andere  Klassen  sind  vertreten  durch  Laur.  66,  39 
(Medic.  I)  8.  XIII  und  Paris.  6116  s.  XII;  die  zahlreichen  aus  s.  XV  sind 
ohne  Wert.  Roth,  praefatio  p.  xvn.  xx.  Ober  Auszüge  in  Miscellanhss. 
ebd.  p.  xxxii.     Vgl.  noch  Becker,  quaestt.  crit.  (A.  11). 

10.  Ausgaben  zB.  von  PhBeroaldus  (Bon.  1493.  1506),  DErasmus 
(1518),  BStephanus  (Par.  1543),  ICasaubonus  (Genf  1595.  Par.  1610), 
JGGrakvius  tütr.  1672.  1691.  1703),  SPitiscus  (Utr.  1680.  Leov.  1714  II), 
PBurman  (Amst.  1786  11),  JAErnesti  (Lps.2  1775;  recogn.  FAWolp,  Lps. 
1802  IV),  FOudbndorp  (Leid.  1751),  JHBremi  (erläutert,  Zur.  1800.  1820), 
CG Ba umgarten- Crusius  (Lps.  1816  IIlj,  CBHase  (Par.  1828  II),  und  besonders 
rec.  CLRoth,  Lps.  1858.  —  Übersetzungen  der  Kaiserbiographien  zB.  von 
KAndrke  u.  HBrichardt  (Stuttg.)  u.  von  AStahr  (Stuttg.  1857).  Leben 
Caesars  von  HDörqenb,  Lpz.  1864. 

11.  Zur  Krit.  u.  Erkl.:  DRuhnken  (scholia  ed.  JGbel,  Leid.  1828), 
HE  Dirks  bn  (Sehr.  1,  213),  GDkcker  (quaestt.  crit.  de  Suet.  Caess.,  Königsb. 
1862;  JJ.  87,  193.  89,  839  und  symb.  phil.  Bonn.  687),  Rühoer  (Friedland 
1864),  Madvig,  adv.  2,  570  u.  a. 


§  347  Suetonius.    §  848  Florus.  879 

348.  Einen  Abriß  der  römischen  Geschichte  bis  auf  August, 
bellorum  omnium  annorum  DCC  libro  duo,  verfaßte  Florus, 
hauptsächlich  nach  Livius,  aber  lediglich  aus  rhetorischen  Ge- 
sichtspunkten, nicht  ohne  Geist,  doch  mit  wenig  Geschmack  und 
viel  Phrasen,  sowie  mit  zahlreichen  wissentlichen  und  unabsicht- 
lichen Entstellungen  der  geschichtlichen  Wahrheit.  Derselbe  ist 
wohl  eine  Person  mit  dem  als  Schulredner  und  Dichter  be- 
kannten Florus. 

1.  Titel  im  Bamb.  (A.  5)  epiUma  luli  Flori  de  T.  Livio  bellorum 
omnium  annorum  DCC  libri  duo,  im  Nazar.  (A.  6)  L.  Annei  Flori  epitoma 
de  T.  IAvio  in  vier  Büchern.  Die  übrigen  Hss.  nennen  den  Vf.  auch  An- 
natu»  Florus;  vgl.  auch  GBeckkb,  catal.  bibl.  antiqui  p.  311.     S.  A.  8  E. 

2.  Malalas  8,  p.  211,  2  Bonn.  %a&mg  6  ocKpaotaxog  $X&qog  vnsfivrj- 
itazidkv  i%  xmv  AiQCov  övyyQappdxoov.  Vgl.  oben  S.  61 E.  Livius  ist  oft  wört- 
lich abgeschrieben,  besonders  bei  rhetorischen  Wendungen;  bildet  aber 
nicht  die  einzige  Quelle  des  Auszugs:  UKöhleb,  qua  rat.  Liv.  ann.  (1860) 
p.  23.  27.  Aach  Sallast  and  Caesar  sind  benatzt  (Heyn  aO.  36,  BJacobi, 
de  Feati  breviarii  fontibuß  35,  Vogel,  act.  sem.  ph.  Erl.  2,  436,  Opitz, 
spicil  17).  Ebenso  Lacanas  (OJahn  p.  xlvii.  Meinert,  Wiener  Jahrbb. 
28,  186.  HJMullbb,  JJ.  113,  569.  EWesterbürq,  BhM.  37,  35).  Benutzung 
der  Historien  des  Vater  Seneca  (§  269,  3)?  ORossbach,  de  Sen.  phil. 
recens.  164.  Zweck  und  Inhalt  ist  eine  Lobpreisung  des  römischen  Volkes. 
praef.  3  in  brevi  quasi  tabeUa  totam  eius  imaginem  amplectar,  non  nihil,  ut 
spero,  ad  admirationem  principis  populi  collaturus  si  pariter  atque  insemel 
universam  magnitudinem  eius  ostendero.  Florus  wollte  non  tarn  narrare 
bella  rotnana  quam  romanum  Imperium  laudare  (Auausrar.  civ.  dei  3,  19). 
Er  wählt  daher  immer  dio  dem  römischen  Volke  günstigste  Darstellung, 
wo  er  sie  finden  mag.  Neben  diesen  absichtlichen  Entstellungen  ist  Florus 
voller  Irrtümer  aller  Art.  UKöhleb  aO.  26,  mit  den  Beispielen  von  Miß- 
verständnissen, Verwechslungen,  Widersprüchen,  geographischen  und  bes. 
zeitlichen  Fehlern  usw.;  vgl.  OJahn,  p.  xxxiv.  xlvi.  Spengel  aO.  340. 
Heyn  p.  3.  19.  Die  Anlage  ist  in  der  Hauptsache  nach  der  Zeitfolge, 
erstrebt  aber  daneben  eine  gewisse  Sachordnung,  wie  in  den  Rubriken  de 
seditionibus  (1,  17,  vgl.  2,  2 — 5),  res  in  Hispania  gestae  (1,  33).  Zu  Grunde 
gelegt  ist  die  Einteilung  (vgl.  §  269,  3)  nach  Altersstufen  (infantia,  adole- 
scentia,  iuventus,  senectus,  GFUmqeb,  Phil.  43,  429),  indem  der  Verf.  po- 
pulum  rom.  quasi  unum  hominem  considerat  (praef.  4).  Jahn  p.  xxxvm. 
Spengel  S.  845.  Nach  einer  Übersicht  der  Königszeit  (1,  1)  folgt  (1,  2) 
eine  rhetorische  Zusammenfassung  darüber,  wie  auch  am  Schlosse  des  ersten 
Bachs  eine  worin  über  den  fortschreitenden  Sittenverfall  rhetorische  Klage 
geführt  ist.  .  Das  letzte  behandelte  bellum  ist  (2,  33)  b.  cantabricum  et 
astaricum,  worauf  (2,  34)  pax  Parthorum  et  consecratio  Augusti.  Das  erste 
Buch  behandelt  die  gute  Zeit  des  röm.  Volks,  das  zweite  seinen  Verfall 
(seit  den  Gracchen).  Moralisiert  wird  viel  (Spengbl  S.  328).  Probe  des 
politischen  Standpunkts  2,  1  seditionum  omnium  eausas  tribunicia  poiestas 
cxcüavü,  quae  spede  quidem  plebis  tuendae,  .  .  re  autem  dominationem  sibi 


880  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

adquirens,  Studium   populi   .  .   aucupabatar.     Beispiele   lacherlicher  Aus- 
malungen bei  Spenqel  S.  837. 

8.  Abfassungszeit  unter  Hadrian:  praef.  8  a  Caesare  Augusto  (geb. 
691/63  y.  Chr.)  in  saeculum  nostrum  haut  multo  minus  anni  ducenti,  quibus 
inertia  Caesarum  quasi  consenuit  atque  decoxit,  nisi  quod  sub  Traiano  prin- 
cipe movit  lacertos  et  praeter  spem  omnium  senectus  imperii  quasi  reddita 
iuventute  reviruit.  FNTitze  (de  epitomes  .  .  quae  . .  Flori  .  .  fertur  aetate 
probabilissima  etc.,  Lintz  1804,  und  in  s.  Ausg.,  Prag  1819)  setzte  den  Fl. 
unter  August  und  erklärte  die  hiermit  nicht  vereinbaren  Stellen  für  unecht; 
s.  dagegen  Mbinebt,  Wien.  Jahrbb.  28,  169.  Gossbau,  de  Flori  qua  vixerit 
aetate,  Quedlinb.  1837  (unter  Trajan).  GFUngeb,  Phil.  43,  443  (unter  Marc 
Aurel  um  J.  167). 

4.  Die  Darstellung  des  Florus  ist  einerseits  rhetorisch,  anderseits 
poetisch,  sie  zeugt  von  entschiedener  stilistischer  Begabung,  aber  ihre  auf- 
dringliche Maßlosigkeit  stellt  die  Geduld  des  Lesers  auf  eine  harte  Probe. 
Jahn,  p.  xlvii  u.  die  praefatio  von  Graevids.  Vor  der  Masse  des  Schwül- 
stigen und  Übertriebenen  verschwindet  das  Gelungene.  Vgl.  Spengex 
S.  322.  343.  Wie  der  Gesichtskreis  des  Rhetors  ein  beschränkter  ist,  so 
auch  sein  Sprachschatz;  Wiederholungen  sind  sehr  häufig;  namentlich  hat 
Fl.  eine  Leidenschaft  für  quasi,  das  er  in  seinen  81  Kapiteln  125mal 
gebraucht  (quippe  76mal),  sowie  für  Ausrufungen  (Spkngel  S.  336).  Nach- 
ahmung des  Lucanus  (vgl.  Anm.  2)  und  des  Tacitus  (EWölfflin,  Phil. 
29,  557.  AEgen,  de  Fl.  hist.  elocutionis  Tacit.  imitatore,  Münst.  1882).  Im 
Gebrauche  von  post  Übereinstimmung  mit  Tertullian,  Bimsfeld,  BhM.  26,313. 

5.  Den  späteren  Jahrhunderten  und  dem  Mittelalter  empfahl  sich  der 
Abriß  durch  seine  Kürze  und  wohl  auch  durch  seine  Rhetorik.  Besonders 
der  Vf.  der  viri  illustres  urbis  Romae  (§  414,  4),  Orosius  und  vollends 
Iordanes  hat  ihn  stark  ausgebeutet;  später  citiert  ihn  Malalas  (A.  2).  Daher 
giebt  es  auch  eine  sehr  große  Zahl  von  Handschriften  des  Florus.  Die 
beste  ist  der  Bambergensis  s.  IX.  Ihm  ähnlich  war  die  Handschrift  welche 
Iordanes  (de  summa  tempp.,  §  485,  4)  benützte  (vgl.  darüber  Mommsen  zum 
Iord.  p.  xxiv.  ThOpitz,  JJ.  121,  203;  spicil.  3).  Die  sonstigen  Hss.  stammen 
aus  einer  vielfach  verfälschten  Quelle;  doch  ist  auch  diese  zweite  Klasse  für 
die  Kritik  sehr  wichtig.  Ihr  ältester  Vertreter  ist  der  Nazarianus  s.  IX 
(in  Heidelberg),  worin  der  Abriß  in  vier  Bücher  geteilt  und  einem  L.  An- 
naeus  Florus  beigelegt  ist;  s.  A.  1  und  Jahn  p.  v.  Mit  dem  Nazar.  stim- 
men häufig  die  Citate  bei  Orosius.  Zahqemeisteb,  Oros.  p.  xxvi.  Opitz, 
spicil.  1.  HSauppe,  de  arte  crit.  in  Flori  bellis  recte  facienda,  Gott.  1870. 
HMüllkr,  JJ.  103,  565.     EBähbens,  RhM.  30,  628. 

6.  Ausgaben  zB.  von  JCahbbs  (Vienn.  1518),  EVinbtus  (am  Solutus, 
Poitiers  1554  u.  sonst),  JGbutbr  (Heidelb.  1597),  ClSalmasius  (Heidelb.  1609 
u.  sonst),  JGGbaevios  (Utr.  1680  u.  sonst),  OADokeb,  cum  nott.  varr.  (Leid. 
1722,  zuletzt  Lpz.  1832  II),  JFFibchbb  (Lpz.  1760),  FNTitzb  (Prag  1819), 
GSeebodb  (Lpz.  1821).  Erste  kritische  Ausgabe  von  OJahn  (Iuli  Flori  epit, 
.  .  rec.  et  emendavit,  Lps.  1852;  vgl.  CHalm,  JJ.  69,  172);  dann  recogn. 
CHalm,  Lps.  1854.  —  Zur  Textkritik:  FEKuhleb  (Gott.  1865),  JFbbudhhbkbo 
(RhM.  22,  25),  JPBinspbld  (Düsseid.  1867),  EBähbens,  lectt.  lat.,  Bonn  1870, 


§  348  Florus.  881 

p.  6,  HSauppe  (A.  5).  HMllleb,  RhM.  26,  350;  Festschr.  d.  Friedr.-Wrd.- 
Gymn.,  Berl.  1881,  37,  ThOpitz,  JJ.  121,  210;  in  Iulio  Floro  apicileg. 
cht.,  Dresden  1884,  JJCobnelissbn,  Mnemos.  6,  312.  12,  233,  OESchmidt, 
JJ.  181,  801. 

7.  HGPlass,  de  auctoribus  epitomes  L.  Annaei  Flor.,  Verden  1858. 
LSpekoel,  die  Geschichtsbb.  d.  Florus,  Abh.  d.  Münch.  Ak.  36  (1861),  319. 
JRbbeb,  d.  Geschichtswerk  d.  Fl.,  Freising  1865.  CHkyn,  de  Floro  bist., 
Bonn  1866.  GBizos,  Flori  historici  vel  potius  rhetoris  de  vero  nomine, 
aetate,  scriptis,  Paris  1876.  —  Thome,  de  Flor,  elocutione,  Frankenstein 
i/SchL  1881.  ThEgen  (A.  4).  EBieliqk  ,  de  casuum  syntaxi  a  Floro  usur- 
pata,  Halle  1883.  ISobn,  d.  Inf.  b.  Sali.  Flor.  Eutr.  u.  Pers.,  Hall  i/östr.  1888. 
-—  Jahresberichte  aber  Florus  von  AEussnbb,  Phil.  84,  166.  37,  130. 

8.  P.  Annii  Flori  Virgüius  orator  m  poeta  incipit  (dasselbe  Schal- 
thema bei  Mach.  5,  1,  1):  erhalten  ist  aber  nur  die  hübsche  Einleitung 
des  so  betitelten  Dialogs  durch  Bruxell.  10677  s.  XII  und  zuerst  ver- 
öffentlicht von  FRitschl,  RhM.  1,  302  *=-  op.  3,  729.  Nachvergleichung  der 
Hs.  von  Mommben,  RhM.  16,  135.  Gedruckt  auch  in  den  Ausgg.  der  epitome 
des  Florus  (A.  6)  von  OJahn  p.  xli  und  von  KHalh  p.  106.  Beitrage  zur 
Textkritik:  JFseudenbero, RhM.  22, 30.  EBIhbens,  lectt.  latt.,  Bonn  1870,  19; 
JJ.  105,  632.  MHaupt,  op.  3,  459.  586.  HJordan,  Herrn.  8,  85.  Ober  An- 
klänge an  Virgil  AEubsmbb,  BlfbayrGW.  24,  80.  Aus  dieser  Einleitung 
erfahren  wir  über  den  Verfasser  daß  er,  aus  Afrika  gebürtig,  als  puer  sub 
Domitiano  zu  Rom  im  capitolinischen  Wettkampf  aufgetreten,  aber  aus 
Parteilichkeit  nicht  gekrönt  worden  sei;  aus  Verdruß  hatte  er  sich  auf 
Reisen  begeben,  zuletzt  aber  in  Tarraco  (EHübnbb,  Herrn.  1,  97)  nieder- 
gelassen und  die  professio  litterarum  betrieben.  Hier  trifft  ihn  ein  Be- 
kannter und  fragt  ihn  zB.:  quid  tu  tarn  diu  in  hoc  provincia?  nee  .  .  urbem 
iUam  revisis  ubi  versus  tui  a  lectoribus  concinuntur  et  in  foro  omni  clarissi- 
mus  ille  de  JDacia  triumphus  (Trajans,  J.  102  oder  106)  exultat?  Wirklich 
finden  wir  ihn  unter  Hadrian  zu  Rom ,  da  er  ohne  Zweifel  der  Florus  poeta 
ist  mit  welchem  Hadrian  scherzhafte  Verse  wechselte  (Spabt.  Hadr.  16); 
vgl.  Chabis.  GL.  1,  53,  14  u.  140,  6  (Annius  Florus  ad  divutn  Hadrianum: 
poematis  delector).  ebd.  123,  7  (Florus  ad  divutn  Hadrianum).  Auch  ist 
ganz  glaublich  daß  er  der  Verfasser  ist  der  ansprechenden,  in  den  Hss. 
einem  Florus  beigelegten,  26  trochäischen  Tetrameter,  Lebensbeobachtungen 
enthaltend  (AL.  245—252  PLM.  4,  346),  sowie  der  fünf  Hexameter  Flori 
über  die  Rosen  (AL.  87  PLM.  4,  279).  Beides  auch  an  LMüllebs  Rutil.  26. 
EHOMüllbb,  de  P.  Annio  Floro  poeta  et  de  Pervigilio  Veneria,  Berl.  1855. 
FEtssehhabdt,  Hadrian  u.  Florus,  Berl.  1882.  —  Endlich  legt  die  Überein- 
stimmung in  dem  Namen  Florus  und  im  Zeitalter  (A.  3),  sowie  im  rheto- 
rischen Charakter  und  auch  in  manchen  einzelnen  Wendungen  es  nahe, 
den  Verfasser  der  Bella  mit  P.  Annius  Florus  zu  vereinigen  (so  Mommsen, 
Halm,  AEusshbb,  Phil.  34,  173.  87,  143.  EWölfflin,  Münch.  SBer.  1880  1, 413. 
EWestebbubg,  RhM.  37,  47;  ähnlich  Spbngbl  u.  a.).  Vgl.  per  diver 8a  ter- 
rarum  in  Halms  Ausg.  p.  107,  11  und  Bella  1,  40,  27.  1,  41,  1.  2,  7,  2; 
vietor  gentium  populus  (rom.)  ebd.  p.  106,  26  und  Bella  1,  44,  3.  2,  1,  3. 
2,  34,  61.    Halm,  JJ.  69,  192.    Dann  wäre  das  Iuli  im  Bamb.  (und  das  X. 

TiüFFBii-8cHWABaf  Rom.  Lit.-Geioh.    5.  Aufl.  56 


882  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

in  Naz.)    als  verfälscht  aus  Publi   anzusehen  und    das  Annex  des    Nazar* 
(A.  1)  als  Verderbnis  von  Anni. 

349.  Aus  derselben  Zeit  ist  wohl  auch  des  Iustinus  Ge- 
schichtsabriß, sowie  des  Iuventius  Martialis  Geschichte  Caesars. 
Die  andern  Schriftsteller  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  schrieben 
griechisch,  wie  Gassius  Longinus  und  Phlegon. 

1.  Über  Iustinus  s.  §  268,  7.  —  Apoll.  Sidoh.  ep.  9,  14  st  omittantur 
quae  de  titulis  dictatoris  invicti  (des  Iulius  Caesar)  scripta  Patatrinis  sunt 
voluminibus,  quis  opera  Suetonii  (§  196,  IgE.),  quis  Iuventii  Martialis 
historiam,  quisve  ad  extremum  Balbi  ephemeridem  (§  196,  1)  fando  adaequa- 
verit?  Den  Namen  dieses  Iuventius  wollte  Reinesius  auch  bei  Arne r an.  28, 
4,  14  (§  331,  7  Z.  6)  statt  Iuvenälem  herstellen. 

350.  Unter  den  Juristen  der  Zeit  ist  der  einflußreichste 
der  Sabinianer  Salvius  Iulianus,  welcher  in  Hadrians  Auftrag 
die  Edicte  der  Prätoren  (nebst  denen  der  Aedilen  u.  a.)  sammelte, 
sichtete  und  sachlich  geordnet  in  einer  handlichen  Ausgabe  ver- 
öffentlichte, welche  als  Gesetzbuch  kaiserlich  bestätigt  wurde 
mit  der  Bestimmung  daß  Abänderungen  nur  noch  dem  Kaiser, 
nicht  mehr  den  Beamten,  zustanden.  Auch  selbständige  juristische 
Werke  verfaßte  Julian  und  genoß  noch  Jahrhunderte  hindurch 
hohes  Ansehen.  Jüngere  Zeitgenossen  von  ihm  sind  die  Juristen 
Aburnius  Valens,  Pactumeius  Clemens  und  Sex.  Pomponius, 
der  letztere  mehr  ein  gelehrter  als  ein  praktischer  Jurist  und 
für  uns  wichtig  als  Verfasser  einer  in  die  Digesten  aufgenom- 
menen kurzen  Geschichte  des  Rechts  und  der  Rechtswissenschaft 
bis  auf  die  Zeit  Hadrians,  aber  auch  sonst  ein  sehr  fruchtbarer 
und  bis  ins  hohe  Alter  tätiger  juristischer  Schriftsteller. 

1.  Pompon.  dig.  1,  2,  2,  53  Iavoleno  Prisco  (successü)  Aburnius  Valens 
(A.  4)  et  Tuscianus  (sonst  unbekannt),  item  Salvius  Iulianus.  Vgl. 
§  342,  3.  Letzterer  war  ex  Adrumetina  colonia  (Späht.  Did.  lulian.  1,  2) 
in  Afrika  und  (mütterlicherseits)  Urgroßvater  des  nachmaligen  Kaisers 
Didius  Iulianus,  bis  consul  (vgl.  dig.  40,  2,  6),  praefectus  urbi  et  iuris  eonsultus 
(Spart.  Did.  Iul.  8,  1).  Späht.  Hadr.  18,  1  cum  iudicaret  in  consilio  habuit 
.  .  iuris  consultos  et  praeeipue  Iulium  Celsum  (§  342, 1  Z.  11),  Salvium  Iulia- 
num  etc.  Bei  Fbonto  ad  Caes.  p.  59.  60  ist  Julian  krank  und  Fronto  besucht  ihn 
dem  M.  Aurel  zuliebe.  Noch  die  Di  vi  fratres  dig.  37,  14,  17  pr.  pluriutn 
etiam  iuris  auetorum,  sed  et  Salvii  Iuliani  amici  nostri  (vgl.  M.  Aurel  bei 
Fronto  ep.  ad  Caes.  p.  60),  clarissimi  viri,  hanc  sententiam  fuisse  (er  war 
also  damals  schon  tot).  Sein  Grabmal  war  müiario  quinto  via  Labicana 
(Spart.  Did.  Iul.  8,  10). 

2.  Edtr.  8,  17  Salvii  Iuliani,  qui  sub  divo  Hadriano  perpttuum  com- 
posuü  edictum.  Hieron.  ad  a.  Abr.  2147  =  131  n.  Ohr.  Salvius  Iulianus 
perpetuum  compomit  edictum.     Über  diese   Zeitangabe  s.  Mommsen,  üb.  d. 


§  349  Historiker    §  350  Juristen :  SaWias  Julian  üb  u.  a.  883 

Chronographen  (1860)  673.  Justinianb  constit.  didcomv  18  'AÖQuxvog  .  . 
ore  xä  nctqa  zmv  icqcxizcoqcov  %ccz*  £tog  enaazov  vouo&ezovptvcc  iw  ^qcl%(i 
tivi  ovvijys  ßtßlüp,  zov  hqutlgtov  'iovliavov  ngog  zovxo  naQcclaßcov.  constit. 
Tanta  (Cod.  1,  17,  2  vom  J.  533)  18  et  ipse  Iulianus,  legutn  et  edicti  per- 
petui  subtüissimus  conditor,  in  suis  libris  hcc  retulit  .  .  et  divus  Hadrianus 
in  compositione  edicti  tt  scto  quod  eam  secutum  ett  etc.  AFRudorff,  E  die  tum 
perpet.  1,  Lps.  1869.  OLbnbl,  das  Edictum  perpetuum,  Lpz.  1883.  Die 
wörtlich  (bes.  in  den  Digesten)  erhaltenen  Edictsatze  auch  in  Brtjns  fönt.5 
188.  Cod.  3,  33,  15  (vom  J.  530)  sumtnum  auetorem  iuris  scientiae  Sdl- 
viutn  Iulianutn.  4,  5,  10  (vom  J.  530)  sublimissimum  testem  adducit  Sah 
vium  Iulianutn,  summae  auetoritatis  hominem  et  praetoriani  edicti  ordina- 
torem.  6,  61,  5  (vom  J.  478)  Iuliani,  tantae  existimationis  viri  atque 
disertissimi  iurisperiti.  Schüler  von  ihm  waren  Africanus  und  Terentius 
Clemens. 

3.  Eigene  Schriften  des  Iulianus.  Digestorum  libri  XC  (Ind.  Flor.), 
woraus  in  die  justinianischen  Digesten  376  Bruchstücke  aufgenommen  sind, 
wie  auch  Titel  und  Plan  von  Julians  Werk  auf  das  justinianische  Einfluß 
übte.  Es  enthielt  zusammenhangende  Erörterungen  (quaestiones)  über  die 
Rechtswissenschaft,  in  Verbindung  mit  Fragen  der  auditores  und  den 
darauf  von  dem  Lehrer  erteilten  Antworten.  Mommsen,  ZfRGesch.  9,  82. 
Die  ersten  58  Bücher  folgten  der  Ordnung  des  Edicts  und  sind  unter  Hadrürn 
verfaßt  und  veröffentlicht;  die  spateren  Bücher  unter  Antoninus  Pius; 
HHFittwg  (s.  §  49,  11)  S.  4—7.  Vgl.  Rüdobff,  röm.  RGesch.  1,  171. 
K Viertel,  de  vitis  ictorum,  Eönigsb.  1868,  p.  6.  Noten  zu  dem  Werke 
schrieben  ülpius  Marcellus  und  Cervidius  Scaevola,  schon  unter  Pius,  dann 
Mauricianus  und  Paulus.  Julian  selber  verfaßte  Noten  zu  Urseius  Ferox 
(§  316,  3)  in  4  Büchern  (Ind.  Flor.;  doch  vgl.  Viertel,  de  vitis  ictorum 
p.  18),  daraus  geben  die  Digesten  41  Bruchstücke,  und  zu  Minicius 
(§  342,  6)  in  6  Büchern  (?vgl.  KVibbtel  aO.  24).  Aus  Julians  liber  angu- 
laris de  ambiguitatibus  sind  in  den  Digesten  vier  Fragmente.  Im  ganzen 
8.  Hommbl,  palingen.  1,  223.  Lknel,  paling.  1,  318.  Viele  Entscheidungen 
Julians  auch  in  den  quaestiones  des  Africanus,  seines  Schülers  (§  360,  3). 
Das  Citat  Iulianus  libro  I  ad  edictum  (dig.  3,  2,  1)  beruht  auf  Verwechs- 
lang der  Redaction  des  Edictum  durch  Julian  (Anm.  2)  mit  einem  selb- 
ständigen Werke  (Zimmern,  röm.  Privatr.  1,  1,  132).  —  Heineccius  (de  Salvio 
luliano),  opp.  2,  798.  7,  196.  FABibneb,  de  S.  I.  meritis  de  edicto  praetorio, 
Lps.  1809.  Borghe8i,  oeuvr.  9,  302.  HBuhl,  Sab.  Iulianus  I,  Lpz.  1886. 
PKbcgkb,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  R.  167. 

4.  L.  Fulvius  C.  f.  Pupin(iä)  Aburnius  Valens  (Orelli  8168  vgl. 
dig.  32,  78,  6).  Da  er  nach  dieser  Inschrift  (wo  er  noch  clarissimus  iuvenis 
heißt)  praef.  urbi  feriarum  Latinarum  (vor  dem  Eintritt  in  den  Senat, 
Mommsen,  Staatsr.  28,  671)  im  J.  118  war,  so  wird  er  kurz  vor  J.  100 
geboren  sein.  Er  verfaßte  Actiones  in  mindestens  7  Büchern  (dig.  36,  4,  16) 
and  libri  fideicommissorum,  gleichfalls  in  mindestens  7  Büchern  (dig.  33, 
1,  16),  welche  letztere  Schrift  in  den  Pandekten  19 mal  benützt  ist.  Vgl. 
Hommbl,  palingen.  2,  533.  Da  er  in  dem  letztgenannten  Werke  nicht  nur 
den  IavolenuB  citiert  (dig.  33,  1,  16),  sondern  auch  den  (Salvius)  Iulianus 
(ebd.  4,  4,  38  Iulianus  .  .  respondit.    32,  94  IuUanus  .  .  putavit)  und  den 

66* 


884  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

Trajan  als  divus  bezeichnet  (49,  14,  42),  so  scheint  er  den  Inlianus  über- 
lebt zu  haben.  Er  ist  daher  ohne  Zweifel  der  Fulvius  (so  Mommsen,  statt 
Sdlvius)  Valens  bei  Gapitol.  Ant.  Pi.  12,  1  usus  est  iuris  peritis  .  .  Fulvio 
Välente.  Vgl.  dig.  48,  2,  7,  2  divus  Pius  ScUvio  (Fulvio)  Volenti  rescripsit 
PFSmbding,  de  Aburnio  Valente,  Leid.  1824.  Zimmern,  Gesch.  d.  röm. 
Privatr.  l,  1,  334.  KVibbtel,  de  yitis  ictorump.  30.  Mommsen,  ZfRGesch.  9,  90. 

6.  Pompon.  dig.  40,  7,  21,  1  Pactumeius  Clemens  (cos.  suff.  J.  138) 
aiebat  etc.  Seine  Amtslaufbahn  ist  genau  bekannt  durch  die  Inschrift  aus 
Constantine  CIL.  8,  7059  (vgl.  7060.  61;  vgL  Or.-Hknzen  6483  Wilm.  1180) 
P.  Pactumeio  P.  f.  Quir.  Clement*  usw.     Bobghesi,  oeuvr.  5,  407. 

6.  Sex.  Pomponius  lebte  und  schrieb  sowohl  unter  Hadrian  als  unter 
M.  Aurelius  oder  doch  den  divi  fratres.  Bezeichnend  ist  die  Äußerung  aus 
seinen  Epistolae  B.  VII  (dig.  40,  6,  20):  ego  diseendi  cupiditate,  quam  solam 
vivendi  rationem  optimam  in  LXXVIIIum  annum  aetatis  duxi.  Da  er  in 
demselben  Buche  (dig.  60,  12,  14)  den  Antoninus  als  divus  bezeichnet,  so 
schrieb  er  dies  frühestens  J.  162,  war  somit  nicht  vor  J.  84  n.  Chr.  ge- 
boren. Und  daß  er  ein  Zeitgenosse  von  Julian  war  erhellt  teils  daraus  daß 
seine  Geschichte  der  Jurisprudenz  (A.  9)  mit  letzterem  schließt,  teils  daraus 
daß  beide  einander  anführen  (A.  7).  Pomponius  aber  scheint  den  Julian 
überlebt  zu  haben,  da  Julian  nur  ein  Werk  des  Pomp,  benützt  bat,  Pomp, 
aber  mehrere  des  'Julian;  s.  A.  7.  Als  seine  Lehrer  nennt  Pomp,  die 
Juristen  Pegasus  (dig.  81,  43, 2  Pegasus  solüus  fuerat  distinguere),  Aristo  (ebd. 
40,  6,  20  putabat.  86,  1,  72  aiebat,  vgl.  34,  5,  18.  fragm.  Vat.  83.  88)  und 
Octavenus  (dig.  40,  4,  61  aiebat.  40,  6,  20  putabat).  Häufig  geht  er  in 
seinen  Schriften  auf  die  veteres  zurück,  insbesondere  auf  Q.  Mucius,  Ser. 
Sulpicius,  Trebatius,  Alfenue,  Labeo. 

7.  Verhältnis  zwischen  Inlianus  und  Pomponius.  Pomp,  benützt  des 
Iulian.  dig.  und  citiert  ihn  häufig,  wenigstens  in  den  libri  ex  Plautio,  den 
Epistolae  und  variae  lectiones,  sowie  in  den  libri  ad  edictum,  vgl.  dig.  6, 
1,  21  (Pomponius  libro  XXXIX0  ad  edictum  scribit  etc.  Iulianus  autem  etc. 
idque  Pomponius  libro  XXXIV0  variarum  lectionum  probat).  14,  6,  19 
(Iulianus  scribit).  89,  2,  18,  5  (Pomponius  relata  Iuliani  scriptura  dicü  non 
se  improbare  etc.).  40,  4,  40  (aus  Pomp.  libr.  V  ex  Plaut:  Iulianus  aü). 
61  (et  Iul.  aü).  40,  6,  20  (apud  Iülianum  ita  scriptum  est  .  .  ea  quae 
Iulianus  scribit,  aus  Episi  VII).  49,  14,  36  (aus  Epist.  XI  apud  Iülianum 
scriptum  est).  Fragm.  Vat.  75  (Pomponius  aü  libro  VII  ex  Plautio,  relata 
Iuliani  senteniia  .  .  urgetur  tarnen  Iuliani  sententia  argutnentis  Pomponii). 
Julian  benützt  (in  seinen  Dig.)  des  Pomp.  Bücher  ad  Sabinum;  vgl.  Fragm. 
Vat.  88  (Iulianus  subicit  Sextum  quoque  Pomponium  referre).  dig.  28,  5,  41 
(ut  refert  Sex.  Pomponius,  vgl.  Mommsen,  Z.  f.  RGesch.  7,  478).  17,  2,  63,  9 
(ait  Iulianus  Sextum  Pomponium  referre  Sabinum  respondentem  etc.).  Vgl. 
Fitting  aO.  8  f.  11.  12.  13.  Die  Aufeinanderfolge  Iulianus  et  Pomponius 
dig.  28,  2,  9,  2.  45,  1,  2,  5.  Vgl.  Gai.  inst.  2,  218  (Iuliano  et  Sexto  placuit). 
Zu  einer  Unterscheidung  zweier  Juristen  des  Namens  Pomponius  ist  kein 
triftiger  Grund  vorhanden.  Bddobff,  Bechtsgesch.  1,  172.  Fittino  aO.  13. 
Mommsen  aO.  478. 

8.  Schriften  des  Pomponius.  Enchiridii  liber  singularis  (A.  9),  Ad 
Sabinum  libri  XXXV,  und  Fideicommissorum  libri  V,  sämtlich  unter  Hadrian 


§  350  Juristen.    §  35t  Rhetoren.  885 

verfaßt,  die  Noten  ad  Sabinnm  sicher  vor  Julians  Digesten;  Ad  edictum, 
mindestens  83  Bücher  (and  wahrscheinlich  noch  viel  mehr,  Krüger  aO.  174) ; 
Ad  Q.  Mucium  lectionum  libri  XXXIX  (oben  §  154,  2)  nach  Hadrian,  wahr- 
scheinlich unter  Antoninus  Pius  verfaßt;  Ex  Plautio  libri  VII,  unter  Antoninus 
Pins  geschrieben,  wie  auch  wahrscheinlich  Senatusconsultoram  libri  V; 
Variarum  lectionum  libri  (dig.  4,  4,  50.  50,  12,  14),  mindestens  41  Bücher, 
Epistularum  1.  XX  aus  der  Zeit  der  divi  fratres  (s.  A.  6).  Nicht  wohl  vor 
Pius  verfaßt  war  die  Schrift  De  stipulationibus  in  mindestens  acht  Büchern, 
und  spätestens  unter  Pius  der  Regularum  liber  siugularis.  Aus  unbekannter 
Zeit  Bind  seine  Enchiridii  libri  II.  Ebenso  die  Zusammenstellung  der 
juristischen  Ansichten  des  Aristo  (§  342,  4)  aus  dessen  notae,  decreta, 
responsa  und  epistulae;  s.  dig.  24,  3,  44  (aus  Paulus)  Nerva  et  Cato  respon- 
derunt,  ut  est  relatum  apud  Sex.  Pomponium  digestorum  ab  Aristone  libro 
quinto;  ibidem  Äristoni  consensit.  Im  ganzen  sind  die  Schriften  des  Pomp, 
gegen  900mal  angeführt :  s.  die  Zusammenstellung  bei  Hommel,  palingenesia 
2,  303.  Lsnbl,  paling.  2,  15.  Sie  waren  geschätzt  teils  wegen  ihrer  Ca- 
suistik  teils  als  Auszüge  aus  angesehenen  älteren  Juristen. 

9.  Das  Enchiridion  (liber  eing.)  enthielt,  wie  es  scheint,  eine  Er- 
läuterung der  rechtlichen  Grundbegriffe  (dig.  50,  16,  239)  und  einen  Abriß 
der  Geschichte  des  röm.  Rechts  und  der  Rechtswissenschaft  bis  auf  Iulianua 
(dig.  1,  2,  2).  Geschrieben  unter  Hadrian  (dig.  1,  2,  2,  49  optimus  princeps 
Hadrianus).  Vgl.  oben  S.  295,  d.  —  Sonderausgaben  von  EBöcKina  (Bonn 
1831)  und  FOsann  (recogn.  et  annot.  crit.  instr.,  Gießen  1847).  §  41—44 
cum  notis  ed.  ESchradkr,  Berl.  1837.  —  HBRbinold  (de  Sex.  Pomponio 
icto)  opusc.  502.  Heinecciub  (de  Sex.  P.  icto),  opp.  3,  2,  66.  Zimmern, 
Gesch.  d.  röm.  PRechts  1,1,  337.  Fittino  (oben  §  49,  11)  8.  Krügkb, 
Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  178. 

351.  Die  meisten  und  angesehensten  Rhetoren  der  hadria- 
nischen  Zeit  schrieben  in  griechischer  Sprache.  So  Hadrian 
selbst,  Polemon,  Lollianus,  Dionysios  aus  Milet,  Favorinus  u.  a. 
Lateinisch  schrieb  Castricius;  vielleicht  gehören  in  diese  Zeit  auch 
die  dürftigen  Auszüge  aus  Schulreden  eines  sonst  unbekannten 
Calpurnius  Flaccus.  Die  Philosophie  war  vorzugsweise 
durch  Griechen  vertreten,  wie  Plutarchos  und  den  Platoniker 
Calvisius  Taurus. 

1.  Über  Hadrians  Declamationen  s.  §346, 3;  über  Aelius  Veras  §  358,  2. 

2.  Gblliu8  18,  22,  1  T.  Castricius,  rhetoricae  disciplinae  doctor,  qui 
habuit  Romae  locum  principem  declamandi  ac  docendi,  summa  vir  auctori- 
tate  gravüateque  et  a  divo  Hadriano  in  mores  atque  litteras  spectatus,  quo 
.  .  usus  sum  magistro;  vgl.  Gull.  11,  13,  1.  1,  6,  4.  2,  27,  3.  Fbohto  ep. 
ad  am.  p.  190  (Castricius  noster). 

8.  Hibboh.  ad  a.  Abr.  2148  —  132  n.  Ohr.  Favorinus  tt  Polemo  rhe- 
tores  insignes  habentur.  Favorin-us  aus  Arelate  (Arles),  Schüler  desDion 
(Chrysostomos),  mit  Plutarch  und  Fronto  (§  366,  2)  befreundet,  encyklopa- 
discher  Schriftsteller,  zB.  Verfasser  von  philosophischen  Schriften  (IIvqqx' 


886  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus). 

vsiol  zQonoi  und  'AnouvTjpovsvpaTa)  sowie  einer  ffarroffasq  laroQÜt  (EMaass 
u.  UvWilamowitz  in  d.  phil.  Unters«.  3  [Berl.  1880],  1.  142),  Kenner  auch 
der  römischen  Literatur  und  darin  der  Altertümelei  entgegentretend  (Gull. 
1,  10,  vgl.  8,  2.  18,  7.  20,  1,  20) ;  fl.  Pbtlobtb.  vitae  soph.  1,  8  mit  Kaysbb 
(Heidelb.  1838)  p.  181.  JLMabbes,  de  Favorini  Arelatensis  Tita,  studiis, 
v  scriptis,  Ctr.  1863. 

4.  Ex  Calpurnio  Flacco  excerptae  •  excerpta  •  X  •  rethorü  minor  um. 
Mit  dieser  Überschrift  gab  der  Montepesa.  126  s.  X  und  geben  Monac.  und 
Chigian.  (§  325,  12  Z.  13)  kurze  Auszöge  aus  51  declamationes ,  und  zwar 
der  Montepess.  nach  den  Auszügen  aus  Rhetor  Seneca  (§  269,  7,  welche  die 
Oberschrift  haben  Hie  tarn  ineipit  Seneca  decem  rhetorum  feliciter^  Kikss- 
LiMGs  Ausg.  p.  140).  Jener  Titel  bedeutet  schwerlich  (CRitteb,  d.  quintiliao. 
Declamationen  270)  daß,  wie  die  Seneca- Überschrift  Auszüge  aus  dessen 
zehn  Büchern  meint,  so  auch  Auszüge  ans  10  Büchern  des  Calpurnius  ur- 
sprünglich gefolgt  seien.  Vielmehr  ist  wohl  der  allgemeine  Titel  Ex- 
cerpta X  rhetorum  minorum  fälschlich  nach  dem  ersten  Sondertitel  Ex 
Calpurnio  Flacco  excerptae  gesetzt,  und  es  war  die  im  Montepessulanus  u.  a. 
augelegte  umfängliche  Sammlung  von  Schulreden  (Quintilians  decl.,  Sen. 
rhet.)  abgeschlossen  durch  Auszüge  aus  10  rhetores  minores:  darunter 
waren  zB. ,  wenn  man  dem  verschollenen  Codex  des  Campanus  (s.  §  325, 
12  gE.)  trauen  darf,  auch  Stücke  von  Antonius  Iulianus  (§  356,  1).  Die  Zeit 
des  Calpurnius  Flaccus  ist  unsicher  (eine  Vermutung  bei  Bobqhbsi,  opp.  3, 367). 
rDie  Annahme  daß  die  überlieferten  Excerpte  von  Calp.  Fl.  aus  10  Rhe- 
toren  geschöpft  seien  wird  dadurch  ausgeschlossen  daß  immer  nur  die  Auf- 
fassung eines  Rhetors  gegeben  wird'  MHebtz.  —  Erste  Ausg.  (mit  d. 
quintil.  Declamat.,  §  325,  12)  von  Pithoeus,  Par.  1580.  Dann  in  den  Ausgg. 
der  quintil.  Declamationen  von  JFGkonov  (Leid.  1665),  UObbbcht  (Straßb. 
1698)  and  PBubman  (Leid.  1720). 

5.  Aus  der  Bhetorschule  der  Kaie  er  zeit  stammt  wohl  auch  eine  decla- 
mat io  in  L.  Sergium  Catilinam  in  maßlos  breiter  Darstellung  aber  noch 
leidlicher  Sprache,  erhalten  im  Monac.  68  s.  XV  und  (zum  Teil)  im  Leid.  19 
s.  XV,  von  Poggius  im  J.  1451  erwähnt,  gedruckt  zuerst  am  Sallaat,  Rom 
1490,  dann  in  anderen  Sallustausgaben  (zB.  voüKobtte,  Havsbkamp,  Geblach, 
§  205,  9),  zuletzt  bei  Zimmereb  aO.  Seit  dem  Sallust,  Venedig  1491  wurde 
sie  falschlich  dem  Porcius  Latro  (§  268,  2)  beigelegt,  weil  die  Wendung 
des  Porcius  Latro  'quid  exhorruistis ,  iudices?  (Sem.  contr.  9,  2,  24)  sich 
auch  in  dieser  declam.  4,  11  findet  HZimmbber,  declamatio  in  L.  Serg. 
Catil. ,  eine  Schuldeclamation  usw.  I,  Münch.  1888. 

352.  Der  namhafteste  Grammatiker  aus  der  Zeit  Ha- 
drians  ist  Q.  Terentius  Scaurus,  Verfasser  einer  lateinischen 
Grammatik,  sowie  Erklärer  des  Plautus,  Virgil  und  Horaz. 
Erhalten  ist  von  ihm  im  Auszug  eine  Schrift  de  orthographia, 
welche  für  die  Sprachgeschichte  nicht  unwichtig  ist.  Derselben 
Zeit  gehörten  auch  Velius  Celer,  Aelius  Melissus  und  Domitius 
an,  von  den  Griechen  aber  die  Grammatiker  Vestinus  und  beson- 
ders Heliodoros. 


§  361  Rhetoren.    §  362  Grammatiker.  887 

1.  Gell.  11,  15,  3  Terentius  Scaurus,  divi  Hadriani  temporibu^ 
grammaticus  vel  nobüissimus ,  inter  illa  quae  de  Caeselli  (§  343,  4)  erroribus 
composuit.  Vgl.  Capitolin.  Ver.  2,  6  audivit  (Verus)  Scaurinum  gramma- 
ticum  latinum,  Scauri  fiHum  qui  grammaticus  Hadriani  fuit.  Wissenschaft- 
licher Verkehr  mit  Hadrian:  Charib.  GL.  1,  209,  12  'obiter9  divus  Hadrianus 
sernumum  I  quaerit  an  latinum  sit  .  .  .  et  cum  Scaurus  .  .  .  neget  addit 
quia  etc.  (vgl.  A.  3).  —  Erwähnung  des  Scaurus  neben  anderen  berühmten 
Grammatikern  bei  Adson.  epp.  18,  27,  opusc.  3,  20.  —  Grammatik:  Chabib. 
GL.  1,  133,  1  Scaurus  in  arte  grammatica.  186,  16  Scaurus  artis  gramma- 
ticae  libris  (dagegen  ebd.  146,  36  Scaurus  libro  III  bezieht  sich  auf  M. 
Aemilius  Scanras  §  136,  10;  vgl.  Diox.  GL.  1,  374,  14.  385,  30).  Nament- 
liche Anführungen  ans  dieser  Grammatik  besonders  bei  Charisins  und  Dio- 
medes  (ans  Bomanus)  und  in  den  Ex  planati ones  in  artem  Donati  (GL.  4, 486}. 
Über  sonstige  Verwertung  derselben  bei  den  Genannten  und  anderweit  s. 
HKummbow  aO.  9.  16.  30.  52.  PEMkykr,  quaestt.  gramm.  ad  Scauri  artem 
resti  tuend  am,  Jena  1885.  Daß  des  Audax  (§  482,  4)  de  Scauri  et  Palladii 
libris  excerpta  auf  selbständiger  Lesung  des  Scaurus  beruhen  ist  unwahr- 
scheinlich. —  Rufin.  GL.  6,  561,  2  Scaurus  in  eadem  fabula  (dh.  im  Com- 
mentar  zu  Plaut.  Pseud.)  etc.;  vgl.  ebd.  665,  2.  Ritschl,  Parerga  p.  375. 
—  Commentare  zur  Aeneis ,  nicht  aber ,  soviel  wir  wissen ,  zu  den  Bucolica 
(Kdmmrow  aO.  2).  —  Commentare  zu  Horaz:  Porphyr,  zu  Hör.  s.  2,  6,  92 
f  capite  obstipo9,  tristi  ac  severo.  Scaurus  inclinato  dicit.  Charib.  GL.  1, 
202,  26  'impariter9  Horatius  epistolarum  (AP.  76)  'versibus  impariter  iunctis9, 
ubi  Q.  Terentius  Scaurus  in  commentariis  in  artem  poeticam  libro  X  'ad- 
verbium9  inquit  '  figuravü9 ;  ebd.  210,  19  ' primus9  pro  'in  primis9  ut  Maro 
'Troiae  qui  primus  ab  oris9,  ubi  (db.  etwa  bei  der  Erklärung  von  AP.  130) 
Q.  Terentius  Scaurus  commentariis  in  artem  poeticam  libro  X  *non  qui  ante 
omnes9  inquit  'sed  ante  quem  nemo  est9  et  addit  'quo  genere  plures  primi 
acdpi  possunt9.  Da  ein  Commentar  von  10  Büchern  zur  AP.  gewiß  nicht 
anzunehmen  ist,  so  darf  man  vermuten  daß  Scaurus  einen  umfänglichen 
Commentar  zu  Horaz  verfaßt  und  jedem  der  10  horazischen  Bücher  ein 
Buch  Erklärung  gewidmet  habe.  Die  besonders  gezählte  AP.  stand  (anders 
als  in  unseren  Hss.,  §  239,  7  A.)  wie  in  unseren  Ausgaben  am  Schluß. 
KZangkmeibter,  de  Hör.  verbis  Bing.,  Berl.  1862,  40;  RhM.  39,  634.  40,  480. 
ThBirt,  RhM.  38,  199.  —  Die  Fragmente  des  Scaurus  sind  gesammelt  von 
AKümmrow,  symb.  crit.  in  gramm.  lat.,  Greifsw.  1880. 

2.  Wir  haben  zwei  Auszüge  aus  Scaurus ,  einen  größeren  (Teientii 
Scauri  de  orthographia)  GL.  7,  11,  1—29,  2  über  Orthographisches,  dann 
einen  in  den  Hss.  sich  unmittelbar  anschließenden  über  Adverbien,  Prä- 
positionen usw.  GL.  7,  29,  3—33,  13  (ein  damit  sachlich  eng  verwandtes 
Ezcerpt  aus  Par.  7620  s.  XI  in  den  GL.  7,  34).  Beide  sind  besonders 
durch  Berücksichtigung  des  Altlateins  wertvoll;  Hauptquelle  ist,  besonders 
im  zweiten,  Varro  (HUsenrs,  RhM.  24,  94).  Jeden  der  beiden  Auszuge 
beschließt  ein  kurzes  Nachwort,  den  ersten:  haec  tunt  quae  urgenti  tempori 
complecti  tibi  in  praesentia  potui.  si  quid  (a  te  si  quid  FBlchelbr,  RhM. 
34,  349)  exemplis  defecerit  vel  quaestionibus,  subiungetur.  nam  quod  ad  rem 
maxime  pertinet,  regulam  vides;  den  zweiten:  brevitatem  huius  libelli,  si  tibi 
videtur,  adgiutinabis  ei  quem  de  litkris  novis  (ThBebok:  des  Kaisers  Claudius, 


888  Die  Kaieerzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Hadrianus;. 

§  286,  3)  hohes  a  me  acceptum.  quod  ipse  feci  quia  huius  pusiüitas  sub 
isto  deeenHu8  prodire  quam  per  se  censeri  poterat.  —  Haapths.  ist  Bern.  880 
s.  X,  daneben  Palat.  1741  s.  XV.  Im  allg.  HKeil  zu  GL.  7,  3.  WBrambach, 
lat.  Orthogr.  47.  Zur  Kritik  FBüchblrr,  BhM.  34,  848.  —  Im  Einsidl.  32 
a.  X/Xl  (HHaöen,  anecd.  Helvet.  p.  cxxxn)  steht  vor  einigen  Glossen  zur  Syn  - 
onymik:  TerenHus  de  verbo  traetans  hanc  differentiam  dicit.  Ob  damit  Scanras 
gemeint  ist  (JWBbck,  de  differentiarum  scriptt.  lat.,  Gron.  1888,  16)??  Vgl. 
§  482,  2.  —  Über  ein  (erdichtetes)  Citat  Seaurue  lib.  IX  de  orthographia 
s.  §  343,  8  M. 

3.  Pbisc.  GL.  2,  647  Velius  (VeUiu*  im  cod.  D)  Gel  er  respondens  Ha- 
driano  imperatori  per  epistulam  de  hoc  (die  Quantität  von  ambitus)  inter- 
roganti  .  .  ostendit  etc.  Vielleicht  ist  er  der  Kilsq  tsxvoyQccyog,  ßaciAixmv 
(t,\v  imczoläv  n^oetaxt]^  bei  Philobtb.  vit.  soph.  1,  22,  8.  Doch  vgl.  §  S65,  4 
Z.  2  und  LFbiedlaädbr,  SG.  la,  187. 

4.  Gell.  18,  6,  1  Aelius  Melissus  in  nostra  memoria  fuit  Bomae 
8ummi  quidem  loci  inter  grammaticos  id  temporis;  sed  maiore  in  UUeris  erat 
iactaniia  et  Goyioxsta  quam  opera.  is  praeter  alia  quae  scripsit  complura 
librum  composuit  .  .  cui  titulus  est  .  .  de  loquendi  proprietate.  Chams.  GL. 
1,  101,  4  *clunes'  feminino  genere  dixit  Melissus  (vgl.  Babda  GL.  7,  266,  6), 
außerdem  vgl.  das  oben  §  244,  2  E.  Angefahrte.    Auch  s.  §  224,  4.  233,  S. 

6.  Gell.  18,  7,  1  Domitio,  homini  docto  celebrique  in  urbe  Borna 
grammatico,  cui  cognomentum  Insano  factum  est,  quoniam  erat  natura  in- 
tractabüior  et  morosior,  ei  Domitio  Favorinus  noster  cum  forte  *  .  öbviam 
venisset  atque  ego  cum  Favorino  essem  etc. 

6.  Aus  derselben  Zeit  ist  vielleicht  auch  Q.  Octavius  Avitus,  s.  §  225,  3. 
—  Über  Sulpicius  Apollinaris,  welcher  schon  in  dieser  Zeit  von  Einfluß 
ist,  s.  $  867,  2. 

353.  Dichter  von  bedeutendem  Namen  hat  Hadrians  Zeit 
und  die  nächstfolgende  (§  362)  nicht  aufzuweisen.  Doch  fehlte 
es  nicht  an  dichterischen  Bestrebungen,  wobei  man  besonders 
auf  zierliche  und  gezierte  Verskunst  in  bis  dahin  wenig  oder 
nicht  geübten  Maßen  Wert  legte,  namentlich  den  Anapäst  und 
den  jambischen  Dimeter  gern  verwandte  und  mit  diesen  Spiele- 
reien noch  ein  gewisses  Aufsehen  zu  erregen  wußte  (poetae 
neoterici  oder  novelli).  Annianus  und  Septimius  Serenus 
besangen,  nicht  ohne  Gewandtheit,  Stoffe  aus  dem  Landleben, 
jener  in  seinen  Falisca,  dieser  in  seinen  opuscula  (ruralia). 
Annianu9  schrieb  außerdem  Fescennini.  Alfius  Avitus  erzählte 
im  Dimeter  gar  die  römische  Geschichte  und  Marianus  verfaßte 
in  demselben  Maße  Lupercalia.  Außerdem  wurden  ähnliche  Verse 
gemacht  von  Hadrian  selbst,  von  Annius  Florus,  L.  Aelius  Verus, 
Voconius  a.  a. 

1.  Ober  Hadrians  Gedichte  §  346, 2  u.  4;  Aber  Annius  Florns  §  348, 8M. ; 
über  Voconius  §  846,  4. 


§  352  Grammatiker.    §  353  Dichter:  Annianus  u.  a.  889 

2.  Spabt.  Hellas  (der  Vater  L.  Venia,  der  Sohn:  §  363,  4)  5,  1  fuit  .  . 
eruditus  in  UUeris,  .  .  eloquentiae  celsioris,  versu  facüis.  4,  7  cum  de  pro- 
vincia  Aelius  redisset  atque  orationem  pulcherrimam,  quae  hodieque  legitur, 
swe  per  se  seu  per  scriniorum  aut  dicendi  magistros  pararet,  qua  kalendis 
Ianuariis  Hadriano  patri  gratias  ageret,  .  .  kalendis  ipsis  Ianuariis  (des 
J.  891  —  138)  perit. 

3.  Über  die  Vers-Tändelei  dieser  Dichter  s.  namentlich  Diom.  GL.  1, 
614  111.,  zB.  614,  23  huic  metro  quod  enervatum  diximus  simile  est  illud 
neciericum  quod  est  täte,  616,  24  reciprocus  (§  26,  4)  versus  apud  neotericos 
talis.  617,  3  reciproeum  neoterici,  si  non  fallor,  novum  protulerunt.  Vgl.  das 
bei  Babbbns  FPB.  388  fll.  Zusammengestellte.  Diese  modischen  Dichter 
(novelli,  Tgl.  §  366,  7  Z.  16)  erwähnt  öfters  Terbntianus  GL.  6,  400,  262  si 
noveUi  versus  erit  poctae,  ebd.  384,  1973  nemo  tarnen  culpet,  si  sumo  exempla 
noveUa:  nam  et  melius  nostri  servarunt  metra  minores.  Septimius  .  .  .  (A.  5 
Z.  4).  Vgl.  über  diese  Bezeichnung,  ferner  über  die  betreffenden  Dichter 
und  deren  Zeit  GSchultz,  Herrn.  22,  274.    FLeo,  ebd.  24,  294. 

4.  Gell.  6,  7,  1  Annianus  poeta  praeter  ingenii  amoenitates  littera- 
rum  quoque  veterum  et  rationum  in  litteris  oppido  quam  peritus  fuit  et 
sermocinabatur  mira  quadam  et  scita  suavitate.  ebd.  3  se  andiente  Probum 
grammaUcum  (§  300)  .  .  legisse  dicit.  Also  war  Ann.  wohl  nicht  nach  J.  70 
geboren.  9,  10,  1  Ann.  poeta  et  plerique  cum  eo  eiusdem  Musae  viri.  20,  8,  1 
A.  poeta  in  fundo  suo  quem  in  agro  Falisco  possidebat  .  .  me  et  quosdam. 
item  alias  familiäres  vocavit  Demnach  stammte  Annianus  wohl  ans  Etrnrien. 
Dorthin  weist  auch  sein  Name  (Müllrr-Dbeoke,  Etrusk.  28,  298.  WDbkokb, 
die  Falisker,  Straßb  1888, 114),  auch  der  Name  seiner  Gedichte  Fescennini 
(e.  §  6).  Aüson.  cento  nupt  p.  146  Seh.  nam  quid  Anniani  fescenninos? 
Lacbhahn  ad  Terent.  Maur.  p.  xin  hält  mit  Recht  den  A.  für  den  poeta 
Faliscus  welchem  Terbntian.  GL.  6,  379,  1816  ludicra  carmina  zuschreibt, 
vgl.  ebd.  386,  1998  talia  doeta  Falisca  legimus.  Mab.  Vier.  GL.  6,  122,  12 
quod  genus  metri  Annianus  Faliscum  Carmen  inscribit  (vgl.  ebd.  123,  18. 
Sekt.  GL.  4,  466,  6).  LMülleb,  RhM.  25,  837  und  an  s.  Ausg.  des  Rutil. 
Nam.  p.  84.    Bäbbbns,  FPB.  374. 

6.  Trbentian.  GL.  6,  882,  1891  dulcia  Septimius  qui  scripsit  opuscula 
nuper  aneipitem  tali  cantavit  carmine  Ianum  etc.  384,  1978  nemo  tarnen 
culpet  si  sumo  exempla  novella;  nam  et  melius  nostri  servarunt  metra  mi- 
nores. Septimius,  doeuit  quo  ruris  opuscula  libro,  hoc  genere  adsidue  cecinit. 
.  .  sie  hephihemimeres  servavit  carmine  utroque.  386,  1991  ultima  quae  metro 
fuit  hoc  inventa  Sereni.  408,  2627  hoc  de  Septimii  potes  iuneiis  noscere 
versibus.  Sebv.  Aen.  2,  16  quamvis  Serenus  lyricus  c  ad  instar '  dixerit  (vgl. 
zu  Aen.'  6,  289  Serenus  poeta).  Beispiele  kunstreicher  metrischer  Gebilde 
des  Serenus  bei  Diomedes  GL.  1,  511.  513  (Tgl.  Mabt.  Gap.  6,  618).  614. 
517.  618.  Andere  bei  Nonxus  (zB.  639,  19  Serenus  opusculorum  lib.*I; 
210,  22.  268,  2.  431,  16.  467,  26  Ser.  in  opusculis,  dagegen  212,  23  Set. 
ruralibus)9  Sbbvius  n.  a.  Die  Überreste  bei  Wernsdorf,  PLM.  2,  279. 
LMülleb  an  s.  Rutil.  *Nam.  p.  44.  Bahrbns'  FPB.  384.  Das  was  Terbntian. 
GL.  6,  885,  1998  als  doeta  Falisca  bezeichnet  schreibt  Mar.  Vict.  GL.  6, 
122,  16  mißverständlich  (LMüli^eb,  RhM.  26,  838)  dem  Septimius  Serenus 


890  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert. 

zu  (A.  4  E.).  Übrigens  erneuerte  Sept.  Ser.  die  von  Annianus  (A.  4)  aufgebrachte 
Gattung;  vgL  Skrvius  GL.  4,  465,  6  docta  falisca,  Serene,  reparas.  Ihn 
meint  wohl  auch  Ar.  Sidon.  carm.  9,  260  (Stella  et  Septimius  Petroniusque), 
vgl.  carm.  14,  praef.  (s.  §  374,  4),  sowie  Hibrom.  ep.  63  (p.  279  Vall.)  Ca- 
tullus  et  Serenu8.  Über  Sept.  Ser.  Tgl.  Wkknsdobf  aO.  2,  247.  Lachmann, 
Terentianus  p.  xii.  LMülleb,  de  re  metr.  97;  BhM.  25,  343;  an  Eutil.  Nam. 
p.  35.  Das  Tändelnde  das  er  manchmal  hat  war  durch  die  Künstlichkeit 
der  Versmaße  mitbedingt. 

6.  Terentianus  GL.  6,  398,  2446  vom  iambischen  Dimeter:  plerumque 
nee  Carmen  modo  sed  et  volumen  explicat,  ut  pridem  Avitus  Alfius  libros 
poeta  plusculos,  usus  dimetro  perpeti,  conscribit  ExceUentium  (vgl.  Mar. 
Victorin.  GL.  6,  137  apud  nos  metro  continuo  [iamb.  Dixn.]  Alfius  Avitus 
libros  rerum  excelleniium  fecü).  Prisc.  GL.  2,  134,  3  (in  einem  Teil  der 
Hs8.)  Alpheus  Avitus  in  I  excettentium  (folgen  drei  Dimeter);  ebd.  GL. 
2,  427,  1  Alphius  Avitus  in  II  excellentium  (folgen  sechs  Dim.,  vgl.  409, 
18.  233,  21  spaiiando);  ebenso  GL.  2,  591,  14  (zwei  Dim.).  Daraus  bei 
Wbrnsdorf,  PLM.  3,  xxxi.  LMülleb,  de  re  metr.  102  und  an  s.  Rutil.  Nam. 
p.  61.     Bährens'  FPB.  383. 

7.  Fünf  iambische  Dimeter  von  Marianus  Lupercaliorutn  poeta  bei 
Philabgvr.  zu  Verg.  ecl.  1,  20.  Vgl.  LMüllbr  de  re  metr.  103  und  an  s. 
Rutil.  Nam.  p.  63.     FPR.  384. 

8.  Gell.  19,  7,  1  in  agro  Vatieano  Iulius  Paulus  poeta,  vir  bonus  et 
rerum  (vgl.  13,  18,  2  morum)  litterarumque  veter  um  inpense  doctus,  here- 
diolum  tenue  possidebat.  eo  saepe  nos  ad  sese  vocäbat  etc.  Vgl.  ebd.  5,  4,  1 
u.  16,  10,  9  (J.  P.  poeta,  vir  memoria  nostra  doctissimus).  1,  22,  9  (horno 
in  m.  n.  d.).  Vielleicht  eine  Person  mit  dem  Paulus  welcher  den  Anti- 
pater  und  Afranius  erklärte  (§  137,  6£.  145,  3).  HPeter,  rell.  hist..  1,  ccxxxi. 

9.  Metrische  Inschrift  (Hexam.,  iamb.  Sen.,  iamb.  u.  troch.  Dim.)  des 
Q.  Tullius  Maximus  (aus  Leon)  CIL.  2,  2660  Wilm.  147.  —  Hübsche  In- 
schrift (in  Iamben)  eines  Ballspielers  Ursus  aus  den  letzten  Zeiten  Ha- 
drians  CIL.  6,  9797  (Orelli  2691  Wilm.  674).  Vgl.  WHrnzbn,  bull.  1866,  174. 
Mokmsbn,  eph.  epigr.  1,  55.  —  Etwa  in  diese  Zeit  gehören  auch  die  14  (7  la- 
teinische und  7  griechische)  Epigramme  auf  dem  Grabmal  der  Atilia  Pomp- 
tilla  bei  Cagliari  in  Sardinien,  welche  die  landläufige  Inschriftenpoesie 
überragen.    VCrespi,  ephem.  epigr.  4,  484. 

2.  Die  Zeit  der  Antonine,  J.  138—180  n.  Chr. 

a.  Antoninus  Pius,  J.  138—161  n.  Chr. 

354.  An  der  Literatur  hat  Antoninus  Pius  (geb.  J.  86, 
f  161  n.  Chr.,  Kaiser  seit  J.  138)  sich  nicht  persönlich  beteiligt, 
aber  durch  seine  musterhafte  Regierung  ihr  Raum  und  Stim- 
mung gewährt.  Indessen  war  die  geistige  Fähigkeit  der  Nation 
so  tief  gesunken  daß  ein  Fronto  jetzt  das  große  Wort  führte 
und  nur  auf  den  Gebieten  der  Rechtswissenschaft  und  der 
Grammatik  sich  einiges  Leben  zeigte.     Die  griechische  Literatur 


§  354  Antoninus  Pias    §  366  Fronto.  891 

aber  hat  in  dieser  Zeit  neben  leeren  Schönrednern  und  dem 
Periegeten  Pausanias  den  geistreichen  Schriftsteller  Lucian  und 
den  Astronomen  Claudius  Ptolemaeus. 

1.  Capitolin.  Antoninua  Pius  2,  1  fuit  .  .  eloquentiae  nitidae,  litteia- 
turae  praecipuae.  11,  3  rhetoribus  et  philosophis  per  omnes  provincias  et 
honores  et  salaria  detulit.  Vgl.  dig.  27,  1,  G  aas  einer  IniaxoXr}  'Avxmvlvov 
xov  Evctßovg:  al  pev  iXdxxovg  nöXsig  dvvavzcu  nivxB  laxoovg  dxeXetg 
%%uv  xal  zotig  ooq>iaxag  xai  yoafifiocxmovg  xovg  toovg  (größere  7  Arzte,  je 
4  Lehrer,  die  größten  10  Ärzte  und  je  5  (qtoosg  und  y?apfuztixol)-  (§  7) 
n$ol  de  xmv  cpiXooo<p<ov  i\  ccvxrj  didxccfcig  xov  Tllov  ovzoo  Xiysv  cprtoaocpcov 
dh  ov%  tza%&r}  aoi&ftbg  diä  xo  cnaviovg  elvai  xovg  (ptXooocpovvzag.  Capitol. 
Ant.  P.  11,  3  orationes  plerique  alienas  dixenmt  quae  sub  eius  nomine 
feruntur;  Marius  Maximus  eius  proprio»  fuisse  dixit  Erwähnung  einer 
oratio  des  A.  P.  und  des  Verus  (gratiarum  actio)  bei  Fronto  ep.  ad.  Caes. 
p.  87.  Zwei  Briefe  des  A.  P.  an  Fronto  in  Frost,  epist.  p.  163  f.  167  f. 
Zwei  griechische  an  die  Ephesier  bei  Waddinqton,  m6m.  sur  Aristide  p.  8  ff. 
Die  von  A.  P.  ausgegangenen  Erlasse  sind  zusammengestellt  bei  Hänkl, 
Corpus  legnm  p.  101. 

2.  Auch  die  beiden  Brüder  Quintilii,  aus  Troja  gebürtig  (Phtlostr. 
vit.  sophist.  2,  1,  11),  zusammen  coss.  151  n.  Chr.,  welche  gemeinschaftlich 
über  Landwirtschaft  schrieben  und  öfters  in  den  Geoponica  (s.  p.  1279  ed. 
Niclas),  bei  Gargilius  Martialis  (Mai,  class.  auct.  1,  392.  396.  405.  412) 
und  sonst  citiert  werden,  schrieben  griechisch.  Vgl.  PBE.  6,  373.  EHFMbyer  , 
Gesch.  d.  Botan.  2,  164.  M Hertz,  anal,  ad  carm.  Horat.  bist.  3,  9.  WGrmoll, 
Unteres,  üb.  d.  Geopon.,  Berl.  1887,  187. 

355«  Die  bezeichnendste  Gestalt  der  Zeit  ist  der  Bhetor 
M.  Cornelius  Fronto  aus  Cirta  (etwa  J.  100  —  nach  175  n.  Chr.), 
schon  unter  Hadrian  hochangesehen  als  Redner,  unter  Antoninus 
Pius  Lehrer  des  M.  Aurelius  und  L.  Verus,  Consul  143  n.  Chr. 
Wir  besitzen  von  ihm  vorzugsweise  den  größten  Teil  seines 
Briefwechsels  mit  M.  Aurelius  als  Thronfolger  und  als  Kaiser. 
Der  Rhetor  erscheint  darin  eitel,  süßlich,  verschroben,  mit  wenig 
Geist  und  viel  Geschmacklosigkeit  und  Wichtigtuerei,  aber 
kenntnisreich,  ein  eifriger  Verehrer  der  alten  romischen  Literatur 
und  eifrig  bemüht  für  ihre  Verbreitung,  dabei  ein  ehrenwerter 
Charakter,  rechtlich  und  freimütig,  seine  einflußreiche  Stellung 
nie  mißbrauchend,  ein  treuer  Gatte  und  Freund  und  ein  väter- 
licher Berater  seiner  Schüler,  deren  Dankbarkeit  in  den  nächsten 
Zeiten  seinem  Namen  hellen  Glanz  verschafft  hat. 

1.  Persönliche  Verhältnisse.  Fronto  heißt  Cirtensis  noster  bei  Minitc. 
Fbl.  Oct.  9;  vgl.  Fronto  p.  242  £y<o  $1  ACßvg  xmv  Aißtcov,  auch  p.  122.  200  f. 
Amtliche  Laufbahn  vor  dem  Consulat  in  der  Inechrift  aus  Afrika  CIL.  8, 
5860:    M.    Cornelio    T.    f.    Quir.    Frontoni    Illvir.    capital.,    q.  provinc. 


892  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  PiuB). 

Steil,  (vor  138,  demnach  vor  113  geboren),  aedil.  pl.,  prattori,  munieipes 
Galatnensium  patrono.  Ein  Verwandter  dieses  Fronto  war  wohl  L,  Cornelius 
L.  fil.  Quir.  Fronto  Probianus  CIL.  8,  7963  (um  J.  220).  Das  Patronat  von 
Cirta  lehnt  Fronto  ab  p.  200  f.  Consul  J.  143  für  die  Monate  Juli  und 
August;  s.  p.  25.  26.  32  f.  34.  243,  1.  254  gE.  Auson..  grat.  act.  7  p.  23  Seh. 
Als  Proconsul  sollte  er  Asien  verwalten  (p.  86  E.),  erhielt  aber  seiner  Ge- 
sundheit wegen  Befreiung  von  diesem  Posten  (p.  169).  Er  überlebte  noch 
die  Regierung  der  divi  fratres  (J.  161—169)  und  lebte  wenigstens  bis 
J.  175:  s.  p.  161  mdlim  mihi  nummum  Antonini  aut  Commodi  aut  Pii;  vor 
J.  175  sind  keine  Münzen  mit  Commodus'  Namen  geschlagen  worden 
(MoMifSEN,  Herrn.  8,  216).  —  Über  seine  Gesundheit  hat  Fronto  (bes.  ad 
Caes.  V,  p.  78  fll.)  viel  zu  klagen.  Fast  jeder  Körperteil  machte  dem  gicht- 
brüchigen Manne  (Gell.  2,  26,  1.  19,  10,  1)  zu  schaffen.  —  Besitz  der 
Maecenatianihorti  (p.23).  —  Ein  Nachkomme  FrontoB,  Leo,  Apoll.  Sid.  ep.8, 3. 

2.  Persönlicher  Charakter.  Fronto  p.  235  f.  (nach  dem  Tode  seines 
Enkels);  mors  cum  aderit  .  .  quae  mihi  conscius  sum  protestabor:  nihil  in 
longo  vitae  meae  spatio  a  me  admissum  quod  dedecori  aut  probro  aut  flagitio 
foret;  .  .  .  contra  mülta  liberalster,  multa  amice,  multa  fideliter,  multa  con- 
st  anter,  saepe  etiam  cum  periculo  capitis  consuüa.  cum  fratre  optimo  con- 
cordissime  vixi.  .  .  honores  quos  ipse  adeptus  sum  numquam  improbis  ratio- 
nibus  coneupivi.  .  .  studia  doctrinae  rei  familiari  meae  practuli  (vgl.  p.  135,  2 
nostrae  res  haud  copiosae;  doch  s.  Gell.  19,  10,  1).  .  .  verum  dixi  sedulo, 
verum  audivi  libenter.  .  .  guod  cuique  potui  pro  copia  commodavi.  .  .  neque 
me  parum  gratus  quispiam  repertus  segniorem  effecit  ad  beneficia  quaecumque 
possem  prompte  impertienda.  Vgl.  M.  Aurbl.  p.  55  a  Marco  Cornelio  meo, 
oratore  maximo,  homine  optimo.  Die  fast  zärtliche  Anhänglichkeit  seiner 
Schüler  an  ihn,  auch  noch  auf  dem  Throne,  ist  das  beste  Zeugnis  für 
Fronto;  ebenso  seine  Briefe  ad  amicos;  vgl.  p.  166  numquam  ita  animatus 
fuiy  imp.  (Ant.  Pi.),  ut  coeptas  in  rebus  prosperis  amicüias  si  quid  adversi 
increpuisset  desererem.  In  dem  liebenswürdigen  Briefe  über  seinen  Enkel 
p.  181  f.  entwickelt  der  zärtliche  Großvater  sogar  Humor. 

3.  Fbonto  p.  244  fiQ<ov  tote  plv  'A^vodorov  zov  aoepov,  xözs  Sh  diovvaiov 
(§  351)  xov  fäzoQog.  p.  73  a  meo  magistro  et  parente  Athenodoto  ad  imagines 
quasdam  rerum  .  .  animo  comprehendendas  .  .  institutus  sum  (vgl.  p.  115). 
p.  154  meus  magister  Dionysius.  Vgl.  p.  169  Alexandriam  ad  familiäres 
meos  scripsi.  Vielleicht  studierte  er  dort  als  Cirtensis.  Dio  69,  18  (J.  136) 
KoQV^XtrOg  (PqovTcov,  6  tä  noaxu  tmv  tote  'Papafav  iv  9£%aig  <pso6fisvog. 
Auch  unter  Antoninus  Pius  gerichtlicher  Redner;  p.  88  gE.  {ad  agendum 
ad  forum  ibam).  p.  86  (in  plurimis  causis  a  me  defensus).  p.  169  (duas 
amicorum  causas  .  .  tutatus  sum)  und  p.  252  (vom  J.  143)  nee  tu  consüivm 
causarum  agendarum  dimiseris  aut  tecum  simul  omnia  ora  taceant.  Als 
solche  Gerichtsreden  sind  bekannt  pro  Bithynis  (p.  188  f.),  pro  Ptole- 
maeensibus  (Charis.  GL.  1,  138,  11),  in  Heroden  Atticum  (ep.  p.  111  gE.  » 
p.  138,  8;  vgl.  p.  42  f.),  pro  Demonstrato  Petiliano  (ep.  p.  111  =  p.  137), 
in  Pelopem  (Sidon.  epist.  8,  10  M.  Fronto,  cum  reliquis  orationibus  emineret, 
in  P.  se  sibi  praetulü).  Dazu  politische,  wie  p.  25  divom  Hadrianum  .  . 
laudavi  in  senatu  saepenumero  .  .  et  sunt  orationes  istae  frequentes  in  omnium 
manibus,  und  die  Dankrede  für  das  Consul  at  im  Senat  (p.  105,  vgl.  p.  163. 239), 


§  355  Fronto.  893 

die  gratiarum  actio  in  senatu  pro  Carthaginiensibus  (p.  260,  von  welcher 
wenige  zusammenhanglose  Zeilen  im  Vaticano-Palat.  palimps.  24  sich  erhalten 
haben)  u.  a.  —  Bede  gegen  die  Christen  s.  §  368,  1. 

4.  Verhältnis  zu  M.  Aurelius  und  Veras.  Capitolin.  Antonin.  phil.  2,  4 
oratoribus  usus  et  graecis  Aninio  Macro,  Caninio  ödere,  et  Herode  Attico; 
latino  Frontone  Cornelio  (vgl.  Dio  61,  35).  sed  multum  ex  his  Frontoni 
detulit,  cui  et  statuam  in  senatu  petit.  Eutrop.  8,  12  latinas  litteras  eum 
Fronto,  orator  nobüissimus,  docuit.  Hiehob.  ad  a.  Abr.  2180  «=  164  n.  Chr. 
(vgl.  dagegen  A.  1)  Fronto  orator  insignis  habetur,  qui  M.  Antoninum 
Verum  latinis  litteris  erudivit.  Inschrift  aus  Pisaurum  (0 belli  1176):  M. 
Corneli  Frontonis  oratoris,  consulisy  magistri  imperatorum  Lud  et  Antonini; 
s.  §  364,  2.  Überschwenglich  ist  in  den  Briefen  die  Bewunderung  und 
Zärtlichkeit  des  M.  Aurel  gegen  seinen  Lehrer  (zB.  p.  8  f.  p.  26  f.  55  f.), 
sowie  die  liebe  des  letzteren  zu  seinem  Schuler  (zB.  p.  50  quid  est  mihi 
osculo  tuo  suavius?  itte  mihi  suavis  odor  etc.  74,  1  si  quando  te  .  .  video 
in  somnis  numquam  est  quin  amplectar  et  exosculer),  welche  sich  öfters  in 
Schmeicheleien  ergießt,  obwohl  er  ihm  gelegentlich  auch  die  Wahrheit 
sagt  (besonders  p.  74,  7  ff.,  Tgl.  p.  64  f.  66.  95  ff.).  Und  als  der  Schüler, 
namentlich  seit  er  Kaiser  geworden,  sich  yon  der  Rhetorik  ab  und  der 
Philosophie  zuwendet,  versucht  Fronto  alle  Tonarten,  von  der  Wehmut  bis 
zur  Bitterkeit,  um  ihn  von  dieser  vermeintlichen  Verirrung  zurückzubringen. 
Vgl.  p.  142.  144—146.  148.  158  f.  161.  So  p.  150:  tu  mihi  vi  der  t .  .  laboris 
taedio  defessus  eloquentiae  Studium  reliquisse,  ad  philosophiam  devertisse,  ubi 
nullum  prooemium  eum  cura  excolendum,  nulla  narratio  breviter  et  dilucide 
.  .  cöüocanda,  nuttae  quaestiones  partiendae,  nulla  argumenta  quaerenda, 
nihil  exaggerandum  etc.  Fast  komisch  wirkt  es  wie  er  weiterhin  dieseB 
verlassene  Paradies  ausmalt,  wo  der  Fürst  sich  vergnügen  dürfe  syno- 
nymis  colligendis  und  mit  ähnlichen  Genüssen.  Sehr  ernsthaft  aber 
p.  155:  fateor  .  .  unam  solam  posse  causam  incidere  qua  causa  claudat  diu 
quantum  amor  erga  te  meus,  — -  si  eloquentiam  neglegas.  Etwas  boshaft 
schreibt  er  ihm  p.  227:  Chrysippum  tuum,  quem  quotidie  ferunt  tnadescere 
solitum;  noch  starker  an  seinen  Schwiegersohn  p.  183:  non  sine  metu  fui 
ne  quid  philosophia  perversi  suaderet  (dem,  M.  Aurel).  Der  Schüler  bekennt 
als  Kaiser  (etg  iavi.  1,  11)  von  Fronto  gelernt  zu  haben  to  intarijoai  ola 
7}  tvQ«vvt%7j  ßaenavfa  %al  noutiXla  %al  vnoxQiaig  %al  oxi  mg  InOnav  ot 
xalovfuvoi  ovtql  nao*  i\uiv  svTtaxqCdai  aczoQyoxeqol  nmg  tlaL  Vgl.  an 
Fronto  p.  49  me  felicem  nuncupo  .  .  quod  verum  dicere  ex  te  disco. 

5.  Die  Lieblingsschriftsteller  des  Fronto,  deren  Studium  er  auch  seinen 
Schülern  dringend  empfahl,  waren  Plaatus,  Ennius,  Cato,  Gracchus,  LucretiuB, 
Laberius,  Sallustius;  vgl.  p.  62.  28  f.  86.  48.  56.  68  u.  sonst.  Terenz  und 
Virgil  werden  bei  ihm  nicht  erwähnt;  doch  finden  sich  Anklänge  an  Virgil, 
Horaz  (Hertz,  Renaissance  47;  anall.  ad  hist.  Horat.  3,  4)  und  Tacitus 
(ep.  p.  144  —  hist.  4,  6).  Einen  entschiedenen  Widerwillen  hegt  er  gegen 
Seneca,  als  Philosophen  und  als  seinen  stilistischen  Gegenfüßler;  s.  oben 
§  288,  1.  Ironisch  p.  224;  ut  homo  ego  multum  facundus  et  Senceae  Annaei 
sectator.  Den  Cicero  rühmt  er  manchmal,  namentlich  wo  ihm  gegen  Ver- 
ächter der  Beredsamkeit  dessen  Ansehen  willkommen  ist,  wie  p.  145  (tri- 
bunalia  Catonis  et  Gracchi  et  Ciceronis  orationibus  celebrata).    Vgl.  p.  125 


894  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  Pius). 

u.  184,  2  (ut  aestitnes  nostrum  mediocre  ingenium  quantum  ab  Mo  eximiae 
eloquentiae  viro  dbfuat).  Die  Briefe  Ciceros  zieht  er  dessen  Beden  vor; 
s.  §  187,  1.  Aach  behauptet  er  (p.  63):  eius  scripta  omnia  studiosissime 
lectitavi.  Er  bereitet  Ciceronisches  zur  Ausgabe  vor,  ad  amicos  p.  190.  Öfters 
aber  hat  tullianus  bei  Fronto  eine  halb  geringschätzige  Färbung;  vgl.  p.  23. 
25.  76  (oratiunculae).  98  (sententiae).  Auseinandersetzung  mit  der  Schreib- 
weise Ciceros  p.  63  f. ,  zB. :  mihi  videtur  a  quaerendis  scrupulosius  verbiß 
procul  afuisse,  vel  magnitudine  animi  vel  fuga  laboris  vel  fiducia.  .  .  itaque 
.  .  in  omnibus  eins  orationibus  paucissima  admodum  reperias  insperata  atque 
inopinata  verba,  quae  nonnisi  cum  studio  atque  cura  atque  vigilia  atque 
multa  veterum  carminum  memoria  indagantur  (was  Frontos  Stärke  und 
Fehler  ist).  Doch  erkennt  er  dabei  an:  multo  satius  est  volgaribus  et  usi- 
tatis  quam  remotis  et  requisitis  uti,  si  parum  significent  (p.  63  f.,  vgl. 
p.  40.  162  f.).  Über  die  Entlehnungen  und  Nachklänge  aus  dem  Altlatein 
bei  Fronto  und  dessen  sprachliche  Raritäten  s.  RKlussmann  ,  emendatt. 
Front,  p.  76  nebst  WStudemunds  ep.  crit.  (s.  A.  9)  p.  xxx.  Vgl.  A.  10.  Zu 
seiner  Orthographie  vgl.  HWeissbrodt  im  Braunsberger  Ind.  lect.  1872,  18. 
6.  Mehr  oder  minder  bedeutende  (A.  8)  Reste  sind  uns  erhalten  von 
folgenden  Schriften:  Briefwechsel  mit  M.  Aurel  als  Thronfolger  5  Bächer 
(epistalarum  ad  M.  Caesarem  et  invicem  libri  V)  und  als  Kaiser  (Antoninus 
Imperator),  ursprünglich  wohl  gleichfalls  6  Bücher  (Charis.  GL.  1,  223,  27 
Fronto  ad  Antoninum  quintö),  der  letztere  sehr  trümmerhaft  erhalten. 
Ebenso  (p.  113 — 138)  ad  Verum  Imp.  [Aurelium  Caesarem]  zwei  Bücher. 
Dazu  Briefwechsel  (6in  Buch)  mit  Antoninus  Pius  (p.  163—171)  und  zwei 
Bücher  ad  amicos  (p.  172 — 201),  auch  Briefe  in  griechischer  Sprache 
(p.  174.  289—251).  Gleichfalls  an  M.  Aurelius  gerichtet  sind  die  Abhand- 
lungen über  Beredsamkeit,  über  deren  Wert  im  Vergleich  mit  der  Philo- 
sophie (p.  139 — 148),  und  de  orationibus  (p.  155—162),  sowie  die  Zuschrift 
de  bello  parthico  (p.  217—222,  vgl.  AWPassow,  Lucian  u.  die  Geschichte, 
Mein.  1864,  13)  und  die  Principia  historiae  betitelte  (p.  202 — 210) 
Lobschrift  über  die  militärische  Tätigkeit  des  Verus  (dh.  seines  Unter- 
feldherrn, des  Avidius  Cassius)  im  Orient.  Vgl.  noch  Eumrn.  paneg.  in 
Constantium  Caes.  14  (p.  141,  28  Bahr.)  Fronto,  Bomanae  eloquentiae  non 
sccundum  sed  alterum  decus,  cum  belli  in  Britannia  confecti  laudem  Antonino 
principi  daret.  Dem  M.  Aurel  als  Caesar  gewidmet  sind  die  facetiarum 
et  voluptatis  causa  (p.  212,  vgl.  p.  228,  2)  geschriebenen  laudes  fumi  et 
pulveris  und  laudes  neglegentiae  (p.  211—216);  ihm  als  Kaiser  die  Briefe 
de  feriis  Alsiensibus  (p.  223  —  281),  eine  heitere  Aufforderung  die  Ferien 
zur  Erholung  zu  benützen;  ferner  des  Kaisers  Trost  schreiben  an  Fronto 
wegen  des  Todes  seines  Enkels  und  Frontos  Antwort  darauf  (p.  231—236). 
Auch  der  igwzt%6g  (p.  255—259),  ein  Gegenstück  zu  den  beiden  in  Piatons 
Phaedrus,  ist  eingeleitet  durch  Briefe  des  M.  Caesar  aus  Frontos  Consnlats- 
jahr.  Einen  rhetorischen  Zweck  hat  auch  die  Erzählung  von  Arion  (p.  237). 
—  HCbosslby  (the  corresp.  of  Fronto  and  M.  Aurel),  Hermathena  6,  67; 
auch  in  dessen  Ausgabe  der  Meditatt.  M.  Aurel  1.  IV ,  Lond.  1882.  — 
Ein  geringwertiges  Schriftchen  (am  besten  in  Keils  GL.  7,  519)  de  nominum 
verborumque  differentiis ,  das  in  der  einzigen  Hs.,  dem  alten  Neapolitanus 
des  Charisius  (§  419,  3),  ohne  Oberschrift  und  ohne  Namen  des  Verfassers 


§  356  Fronto.  895 

überliefert  ist,  legte  IParrhasius  in  der  ed.  princ.  Vicenza  1509  willkürlich 
dem  Fronto  bei.  JWBeck,  de  different.  scriptt.  lat.  16.  Ebenso  unrichtig 
wurden  die  Exempla  des  Messius  Arusianus  dem  Fronto  zugeschrieben,  s. 
Keil  GL.  7,  444  und  unten  §  427,  4. 

7.  Über  die  Abfassungszeit  der  Briefe  Tgl.  Naber,  Ausg.  p.  xx  und 
bes.  Mommsen,  die  Chronologie  der  Briefe  des  Fr.,  Herrn.  8,  198.  Das  zweite 
Buch  ad  Caes.  ist  aus  dem  Consulat  Frontos;  das  erste  zeigt  den  Caesar 
als  22jährig  (p.  23,  3),  das  vierte  als  25  Jahre  alt  (p.  75  gE.).  Der  Inhalt 
ist,  als  Briefwechsel  zwischen  einem  Lehrer  der  Rhetorik  und  seinem 
Schüler,  für  die  Zeitgeschichte  wenig  fruchtbar,  vielmehr  oft  kleinlich,  ein- 
förmig und  sich  wiederholend  (p.  111  «  137 f.;  p.  136  — »  176,  1  f.;  p.  149 
=  159),  aber  dabei  doch  lehrreich  und  in  seiner  Art  anziehend.  Die 
Mischung  von  Griechisch  und  Latein  geht  bis  inB  Maccaronische  (in  hac 
elxove  p.  47,  1).  Aber  zugleich  verfolgt  den  Fronto  auch  in  die  Briefe 
hinein  seine  Manier,  die  gewundene,  tändelnde  Sprache  mit  eingesprengten 
altertümlichen  und  seltsamen  Worten,  und  das  Schulmeistern  kann  er  nicht 
lassen,  weder  nachdem  sein  Zögling  den  Thron  bestiegen  noch  in  eigenem 
Schmerze  (de  nepote  amisso  p.  233,  7  ff.  fata  a  fando  appellata  aiunt; 
hocine  est  rede  fari?).  Noch  unmittelbarere  Proben  der  elocutio  novella 
(p.  153),  der  ornatae  et  pompaticae  orationes  (p.  55,  1)  mit  ihrem  mühseligen 
(ad  Caes.  2,  1)  Aufputz  Bind  die  rhetorischen  Abhandlungen;  die  von  ge- 
schichtlichem Inhalte  sind  zugleich  Muster  der  schlimmen  Art  von  Geschichts- 
behandlung welche  den  geschichtlichen  Stoff  lediglich  als  Mittel  für  rhe- 
torische Zwecke  verwendet.  Sehr  unrichtig  ist  daher  jedesfalls  das  Urteil 
(s.  Eümenius  paneg.  Constant.  14,  2) :  Fronto  romanae  ehquentiae  non 
stcundum  sed  aiterum  decus.  In  ähnlicher  Weise,  voll  kleinlicher  Gelehr- 
samkeit, waren  auch  die  mündlichen  Erörterungen  Frontos  und  seiner 
damaligen  Fachgenossen  gehalten,  nach  den  Proben  bei  Gellius  2,  26. 
13,  29.  19,  8.  10.  13.    Keine  der  Abhandlungen  weist  über  das  J.  160  zurück. 

8.  Was  wir  von  Fronto  haben  (A.  6)  verdanken  wir  (mit  Ausnahme 
der  wenigen  Zeilen  der  Rede  pro  Carthagin.  (s.  A.  8E.)  einem  leider  sehr 
unvollständig  erhaltenen  cod.  palimps.  Bobiensis  s.  VI,  dessen  kleinere 
Hälfte  zu  Rom  (Vatic.  5750),  dessen  größere  zu  Mailand  (Ambros.)  sich 
jetzt  befindet.  Schriftprobe  bei  Zangeheister-Wattenbach,  ezempl.  codd.  latt. 
T.  31.  In  der  Hs.  steht  unter  B.  3  der  epp.  ad  M.  Caesareni  die  Subacriptio 
(§  41,  2gE.):  Caecilius  saepe  rogatus  (?  LHavkt,  rev.  de  phil.  10,  189)  legi 
emendavi  und  weiterhin  öfter  legi  emendavi  qui  supra.  —  Die  Mailänder 
Stücke  veröffentlichte  zuerst  AMai,  Mail.  1815;  neue  Ausgabe  derselben  (von 
Niebuhe,  Buttkaitn,  Heindorf),  Berl.  1816.  Dann  gab  Mai  dieselben  mit  den 
Vaticanischen  vereinigt  Rom  1823  und  1846  heraus.  —  Nach  einer  neuen 
Vergleichung  der  Hb.  von  GNduRieu  (Nachträge  dazu  von  WStudbmunu  in 
Klußmanns  stud.  Front,  s.  A.  9)  recensuit  SANabeb,  Lps.  1867. 

9.  Zur  Textkritik:  LSchopen,  emendatt.  Fronton.,  Bonn  1830.  1841. 
ASchäper,  Phil.  26,  575.  HAlan,  Dublin  1841.  1863.  1867.  JMähly,  Phil. 
17,  176.  19,  159.  M Haupt,  op.  2,  346  und  sonst.  REllis,  journ.  of  phil.  1 
[Und.  1868],  15.  AEusbnbr,  RhM.  25,  541.  RKlussmann,  emendatt.  Fronton., 
Berl.  1874  (mit  epistula  crit.  von  Studkmund);  JJ.  109,  636;  curae  africanae, 


896  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  Pius). 

Gera  1883.  EBähbens,  JJ.  106,  682.  Madvio,  adv.  crit.  2,  613.  JJCobkb- 
lissen,  Mnemos.  NS.  1,  91.  18,  105.  HvHbbwebdbn  und  CGOobbt  ebd.  1, 
293.  305.  Ehrenthal,  Schwibrczina  aaOO.  (A.  10).  AMDesroüsseaüx  ,  rev. 
de  phil.  10,  149.  16,  159.     WFböhbbb,  PhiL  Suppl.  6,  49. 

10.  FRoth  (die  Schriften  des  M.  Com.  Fronto  u.  das  Zeitalter  der 
Antonine),  Sammlung  etlicher  Vorträge  (Frankf.  1851)  52.  Niebdhh,  kl. 
Schrr.  2,  52.  FAEckbtein  in  Ersch  a.  Graben  Encykl.  1,  51,  442.  MHbrtz, 
Renaissance  usw.  26.  LValmaggi,  i  precursori  del  Front.,  Ivrea  1887. 
EDeoz,  de  M.  Com.  Front,  institutione  oratoria,  Besan9on  1885.  —  AEbebt, 
de  Frontonis  syntaxi,  act.  Bemin.  phil.  Erl.  2,  811;  BlfbayrGW.  19,  527. 
ThSchwiebcziha,  Frontoniana,  Bresl.  1883.  LEhbenthal,  quaestt.  Front, 
Königsb.  1881.  —  CPriebb,  de  Frontone  imitationem  prisci  serm.  lat.  ad- 
fectante,  Stettin  1885.  86.  II. 

11.  Andere  desselben  Namens:  s.  §  52,  4.  327,  4.  329,  3.  Auch  einen 
Dichter:  öchol.  Bern,  ad  Verg.  ge.  4,  288  hie  enitn  (Ariataeus)  iuxta  fabulam 
quam  Fronto  poeta  descripsit  originem  gignendarum  apium  primus  invenü. 
Bähbbns'  FPB.  376. 

356.  Mit  Fronto  befreundet  waren  die  Fachgenossen  An- 
tonius Iulianus  aus  Spanien,  Favorinus  aus  Gallien,  Herodes 
Atticus,  sowie  der  Geschichtschreiber  Appianus,  welche  aber, 
außer  Iulianus,  sämtlich  in  griechischer  Sprache  schrieben.  Als 
Gerichtsredner  kennen  wir  L.  Fabius  Severus  aus  Tergeste. 

1.  Gell.  1,  4  Antonius  Iulianus  rhetor  perquam  fuit  honesti  atque 
amoeni  ingenii.  doctrina  quoque  ista  utiliore  ae  delectabili  veterumque  elegan- 
tiarum  cura  et  memoria  multa  fuit.  ad  hoc  scripta  omnia  antiquiora  tarn 
curiose  speetdbat  et  aut  virtutes  pensitabat  aut  vitia  rimabatur  ut  iudicium 
esse  factum  ad  amussim  diceres.  ...  ad  hunc  modum  Iulianus  enodabat 
diiudicabatque  veterum  scriptorum  sententias,  quae  apud  cum  adulescentes 
delectitabant.  19,  9,  2  venerat  nobiscum  ad  eandem  cenam  Antonius  Iulianus 
rhetor,  docendis  publice  iuvenibus  magister,  hispano  ore  florentisque  homo 
faeundiae  et  rerum  litterarumque  veterum  peritus.  Proben  seiner  Gelehr* 
samkeit  9,  1,  2.  15,  1,  4.  18,  5,  5.  19,  9,  8.  20,  9.  Daß  er  ein  Lehrer  des 
Genius  war  erhellt  aus  Gell.  18,  5,  1  cum  A  I.  rhetor e,  viro  her  de  bona 
et  faeundiae  florentis,  complures  adulescentuli ,  familiäres  eius,  Puteolis  aesti- 
varum  feriarum  ludum  .  .  agitabamus.  Vgl  ebd.  9,  15,  1  cum  A.  I.  rhetore 
per  feriarum  tempus  .  .  Neapolin  concesseramus.  15,  1,  1  declamaverat  A.  I. 
rhetor  .  .  feiunter.  .  .  ergo  familiäres  eius  circumfusi  undique  cum  proseque- 
bamur  domum.  Auf  spater  herausgegebene  Schriften  desselben  scheint  zu 
deuten  ebd.  18,  5,  12  hoc  tum  nobis  Iulianus  .  .  dixit.  sed  eadem  ipsa  post 
etiam  in  pervulgatis  commentariis  scripta  offendimus.  Über  eine  Spur  die 
auf  Declamationen  des  Iulianus  hinweist  s.  §  325,  12  Z.  18.  851,  4  Z.  15.  — 
Über  einen  älteren  A.  I.  §  314,  5. 

2.  Gell.  2,  26,  1  Favorinus  phüosophus  cum  ad  M.  Fronionem  con- 
sülarem,  pedibus  aegrum,  visum  iret  etc.  Fbomto  p.  215  Favorinus  noster. 
Vgl.  §  351,  3.  —  Schreiben  des  Appianus  an  Fronto,  worin  er  ihm  zwei 
Sklaven  als  Geschenk  anbietet, .und  ablehnende  Antwort  des  Frontop.  244-  251 . 


§  366  Antonmus  Iulianus  u.  a.    §  357  Grammatiker.  897 

3.  Zwischen  den  beiden  Prinzenlehrern  und  Rhetoren  (§  365,  4A.)  Fronto 
und  Herodes  Atticue  (PBE.  I8,  2096)  fehlte  es  zwar  nicht  an  Reibungen, 
wie  es  scheint  mehr  durch  die  Schuld  des  letzteren  (vgl.  §  355,  3),  und 
M.  Aurel  hatte  zwischen  beiden  zu  vermitteln  (Fronto  p.  60).  Doch  stellte 
sich  schließlich  für  die  Dauer  ein  gutes  Einvernehmen  her.  Fbonto  p.  111 
u.  138  fieri  amicissimum,  tarn  hercule  quam  est  Herodes  summus  nunc  meus, 
quamquam  extet  oratio  (gegen  ihn). 

4.  Ober  den  quaestor  urbanus  L.  Fabius  Severus,  Sohn  des  Fabius 
Verus  in  Tergeste  (Triest),  s.  das  Ehrendecret  CIL.  5,  532  (Oh.-Hbnzen  7668 
Wilm.  693)  worin  zB. :  ut  qui  a  prima  sua  statim  aetate  id  egerit  uti  .  .  et 
dignitate  et  eloquentia  er  tscer d.  nam  ita  multas  et  magnificas  causas  publica* 
apud  Optimum  prineipem  Antoninum  Aug.  Pium  adseruisse  egisse  vicisse  .  . 
ut  quamvis  admodum  adulescens  senilibus  tarnen  et  perfectis  operibus  et  f actis 
patriam  suam  .  .  obstrinxerit.  .  .  civilia  studio,,  quae  in  eo  quamvis  admodum 
iuvene  tarn  sint  peraeta  atque  perfecta  etc.  .  .  causis  publicis  patrocinando, 
quas  .  .  sua  eximia  ac  prudentissima  oratione  semper  nobis  cum  victoria 
firmiores  remisit. 

5.  In  diese  Zeit  setzt  Rudobff  aO.  die  inschriftlich  erhaltene  Grab- 
rede auf  Murdia  L.  f.  mater  CIL.  6,  10230  (Objjlli  4860  Bbuns,  fönt.6  305; 
vgl.  §  81,  6),  welche  Mommsbn  CIL.  aO.  vielmehr  der  augustischen  Zeit 
zuweist    Vgl.  AFRudobf»,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1868,  217. 

357.  Die  Gelehrsamkeit  und  Grammatik  war  in  dieser  Zeit 
populär:  überall,  auf  Markt  und  Straße  und  in  öffentlichen  Ge- 
bäuden wie  in  Privat  Wohnungen,  bei  Mahlen  wie  bei  Kranken- 
besuchen, wurden  vor  einem  aufmerksamen  Hörerkreise  gelehrte 
Fragen  erörtert,  auch  in  schriftlichen  Anfragen  und  Antworten 
in  der  Weise  der  Juristen.  Der  angesehenste  Vertreter  dieser 
Richtung  ist  G.  Sulpicius  Ap ollin aris  aus  Karthago,  der 
Lehrer  des  Gellius,  sowie  des  Pertinax,  Verfasser  z.  B.  von  ge- 
lehrten Briefen  und  metrischen  Inhaltsangaben  zu  (Plautus,)  Terenz 
und  der  Aeneis.  Neben  ihm  ist  besonders  Arruntius  Celaus  zu 
nennen,  welcher  gleichfalls  der  Erforschung  der  alten  Literatur 
sich  widmete. 

1.  Zur  Charakteristik.  Gell.  20,  10,  2  rem  doceo  grammaticam;  .  .  si 
quid  igüur  ex  Vergüio,  Plauto,  Ennio  quaerere  habes,  quaeras  licet.  19,  18,  1 
stabant  forte  una  in  vestibulo  palatii  fabülantes  Fronto  Cornelius  et  Festus 
Postumius  (§  364,  1)  et  Apollinaris  Sulpicius,  atque  ego  ibi  adsistens  cum 
quibusdam  aliis  sermones  eorum  quos  de  litterar  um  diseiplinis  habebant 
curiosius  captabam.  18,  4,  1  in  Sandaliario  forte  apud  librarios  fuimus, 
cum  ibi  in  multorum  hominum  coetu  Apollinaris  Sulpicius  iaetatorem  quem- 
piam  Sallustianae  lectionis  inrisit  inlusüque.  13,  20,  1  cum  in  domus  Tibe- 
rianae  bibliotheca  sederemus  .  .  prolatus  forte  liber  *est  etc.  tum  quaeri 
coeptum  est  etc.  19,  10,  1  memini  me  quondam  et  Gelsinum  Iulium  Numidam 
(▼gl.  ebd.  19,  7,  2)  ad  Frontonem  Cornelium,  pedes  tunc  gramter  aegrum, 

T»utfkl-8ohwabb,  Rom.  Lit  -Gesch.    5.  Aufl.  57 


898  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  Pius). 

ire  et  visere.  .  .  offendimus  eum  cübantem  .  .  circumundique  sedentibus  multis 
doctrina  aut  gener e  aut  fortuna  nobilibus  viris.  Aas  Anlaß  eines  Kosten- 
Überschlags  für  ein  Bad  entspinnt  sich  eine  Erörterung  über  den  Ausdruck 
praeterpropter. 

2.  Gell.  4,  17,  11  equidem  memini  Sulpicium  A p ollin arem  virum 
praestanti  litter arum  scientia,  .  .  dicere.  12,  13,  1  Sulpicium  Ap.y  doctum 
hominem.  18,  18,  2  ad  S.  A.,  hominem  memoriae  nostrae  doctissimum,  .  . 
nam  id  tempus  ego  adulescens  Eomae  sectabar  eum  discendi  gratia.  13,  20,  5 
Apollinaris,  üb  mos  eius  in  repreJiendendo  fuit,  placide  admodum  lenüerque. 
16,  6,  5  Sulpicium  Ap.  memini  dicere,  virum  eleganti  scientia  ornatum. 
18,  4,  1  A.  S.,  vir  in  memoria  nostra  praeter  alios  doctus.  Über  des  Gellius 
Verhältnis  zu  ihm  s.  §  365;  f  um  J.  160,  da  Pertinax  (§  364,  6)  sein  Nach- 
folger wurde  (Capitolin.  Pert.  1,  4).  Gell.  15,  5,  3  Sulpicius  Ap.  in  qua- 
dam  epistula  scriptum  reliquit.  Vgl.  ebd.  18,  18,  3.  In  diesen  gelehrten 
Briefen  war  namentlich  auch  Virgil  berücksichtigt  (vgl.  Gell.  2,  16,  8  ff.), 
von  dessen  Aeneis  vielleicht  Salp.  selbst  eine  Ausgabe  veranstaltete  (schol. 
Vebon.  Verg.  Aen.  9, 369  hoc  loco  adnotant . . .  Probus  et  Sulpicius  usw.).  Wenig- 
stens verfaßte  er  außer  einem  einleitenden  Epigramme  in  drei  Distichen  die 
Inhaltsangaben  zu  den  12  Aeneis- Büchern  je  in  6  Hexametern  und  je  mit 
dem  Anfangsverse  des  betieffenden  Buches  beginnend,  AL.  635  PLM.  4,  169. 
Die  Überschrift  im  Voss.  F.  111  b.  IX  (§  421,  6)  lautet  hexasticha  Sulpicii 
Cartaginiensis.  Das  Eingangsepigramm  (aber  in  stark  abweichender  Fas- 
sung) auch  in  Donats  vita  Vergilii  (§  224,  1,  b)  p.  63  Reiff.  (de  qua  re  Sul- 
picii Carthaginiensis  extant  huius  modi  versus)  und  in  Pbobus'  Virgilsvita 
(§  224,  1,  a)  p.  54  Reiff.  (hier  aber  vorher:  quod  et  Servius  Varus  [Maurus 
OJahn,  vgl.  §  431  >  1]  hoc  testatur  epigrammate).  Vgl.  Bähbens  PLM.  4, 
p.  45.  5,  385.  396.  Ferner  schrieb  er  auch  zu  den  terenzischen  Stücken 
metrische  Inhaltsangaben  (§  109,  3).  Daher  ist  es  wahrscheinlich  daß 
die  zu  den  plautinischen  (§  99,  3)  gleichfalls  von  ihm  oder  von  einem 
seiner  Zeitgenossen  herrühren.  Gbäfenhan,  ZfAW.  1847,  19.  Ribbeck,  pro- 
legg.  Vergil.  173.  —  Im  allg.  Opitz,  Lpz.  Studd.  6,  196.  204.  229.  282. 
JWBeck,  de  Sulpicio  Apollinari,  Groningen  1884. 

3.  Arruntius  Celsus  (Chabis.  GL.  1,  213,  18.  222,  6.  30),  ein  Gram- 
matiker der  schon  von  Iulius  Romanus  benützt  war  und  dessen  kurze  Er- 
läuterungen zu  einzelnen  Ausdrücken  des  Terenz  (bes.  Phorm.)  und  Plautns 
sowie  des  Virgil  (bes.  Aen.  XI)  bei  Gbarisius,  Priscian  u.  a.  öfters  angeführt 
werden  (meist  unter  dem  Namen  Celsus,  seltener  Arruntius).  Vgl.  Consent. 
GL.  5,  375,  1.  390,  6.  Rufin.  GL.  6,  665,  6.  Förmliche  Commeutare  zu 
jenen  Dichtern  scheint  er  aber  nicht  verfaßt  zu  haben.  Ritschl,  Parerga 
367.     Ribbeck,  prolegg.  25. 

4.  Iul.  Capit.  v.  Antonin.  philos.  2 ,  8  usus  .  .  grammaticis  .  .  latinis 
Trosio  Apro  et  Polione  et  Eutychio  Proculo  Siccensi.  (6)  Procülum  usque 
ad  proconsülatum  provexit  oneribus  in  se  receptis.  Vgl.  Tbbb.  Poll.  XXX 
tyr.  22,  14  quod  apud  Procülum  grammaticum,  doctissimum  sui  temporis 
grammaticum,  cum  de  peregrinis  regionibus  loquitur,  invenitur.  M.  Aübel 
selbst  ad  Front,  p.  17.  34  rogo  ne  Horatii  memineris  qui  mihi  cum  Polione 
est  emortuus.    Auch  bei  Sebv.  Aen.  2,  7.    6,  664.    11,  183  ist  wohl  dieser 


§  357  Sulpicius  Apollinaris  n.  a.    §  358  Philosophen.  899 

Pollio,  nicht  Asinius  Pollio  (§  221)  gemeint.  Danach  beschäftigte  sich 
dieser  Pollio  mit  Virgil  und  Horaz,  ThBkrgk,  ZfAW.  1845,  119.  ORibbeck, 
proleg.  Vergil.  115.    HPeteb,  JJ.  119,  423. 

5.  Ein  gelehrter  Dilettant  war  (Sex.)  Erucius  Clarus,  gut  praef. 
urbi  (nach  J.  138?  Steup,  de  Prob.  74)  et  bis  consul  (J.  117?  und  146, 
Klein,  fasti  cons.  p.  59.  70)  fuit,  vir  nun  um  it  liüerarum  veterum  studiosis- 
simu8,  Gbll.  18,  18,  2  und  3  (vir  eruditus),  vgl.  7,  6,  12.  Er  ist  der  Sohn 
des  Redners  Erucius  Clarus  unter  Trajan  (§  341,  4),  ein  iuvenis  probissimus, 
welchem  der  jüngere  Plinius  die  Qciaestur  und  das  Volks  tribunat  verschaffte 
(Plin.  ep.  2,  9).     Vgl.  noch  Fbonto  p.  166.     Dio  68,  30. 

6.  Gell.  2,  3,  6  venu  nobis  in  memoriatn  Fidum  Optatum,  multi  nominis 
Romae  grammaticum,  ostendisse  mihi  librum  etc. 

7.  Aus  dieser  Zeit  ist  der  Aurunker  Purins  Philocalus,  magister  ludi 
litterari,  summa  quom  castitate  in  diseipulos  suos,  idemque  testamenta  scripsit 
cum  fide,  nach  seiner  Grabschrift,  CIL.  10,  3969  FBüchelbr,  anthol.  epigr. 
lat.  1  (Greifsw.  1870),  19  Wilm.  579. 

8.  Ungenannte  Grammatiker  und  Gelehrte  der  Zeit  bei  Gellius  zB. 
19,  10,  7  {grammaticum  haud  inedebri  nomine  Romae  docentem).  19,  13,  4 
(gramtnatico  cuipiam  latino  Frontonis  familiari).  5,  4,  2  (grammaticus  quis- 
piam  de  nobüioribus).  14,  5,  1  (duos  grammaticos  non  parvi  in  urbe  Roma 
nominis).  Vgl.  1,  7,  4  (amicus  nobter,  homo  lectione  mülta  exercitus,  cui 
pleraque  omnia  veterum  littet arum  quaesita  .  .  erant).  5,  21  (vir  adprime 
doctus,  meu8  amicus).  10,  1,  1—8.  14,  6,  1.  20,  10,  2  (rogavi  Romae  gram- 
maticum,  celebri  hominem  fama  et  multo  nomine). 

358.  Die  Philosophie,  insbesondere  die  stoische  Lehre,  hatte 
zwar  nicht  so  zahlreiche  Bekenner  wie  die  Rhetorik,  doch  wuchs 
deren  Bedeutung  seitdem  der  junge  Thronfolger  dafür  eine  Leiden- 
schaft bekundete.  Wissenschaftliche  Selbständigkeit  fehlte  diesen 
Philosophen,  doch  waren  sie  zum  Teil  charaktervolle  Männer, 
wie  Iunius  Busticus.  Auch  das  Christentum  hatte  schon  jetzt, 
wenigstens  im  Osten,  dogmatisch«  Verfechter. 

1.  Über  die  verhältnismäßige  Seltenheit  der  cpiloaocpoivztg  §  364,  1. 

2.  Capitol.  M.  Ant.  philos.  2,  6  phüosophiae  o  per  am  vehementer  dedit, 
et  quidem  adhuc  puer.  .  .  usus  est  etiam  Commodi  magistro,  .  .  Apollonio 
Chalcedonio  stoico  philosopho  (vgl.  ad  Front,  p.  86  Apollonius  maguter  meus 
phüosophiae).  3,  2  audivit  et  Sextum  Chaeronensem  Plutarcfii  nepotem 
(vgl.  Dio  71,  1.  Philostb.  vit.  sopb.  2,  1,  9),  Iunium  Rusticum,  Clau- 
dium  Maximum  (s.  A.  4)  et  Oinnam  Catulum,  stoieos,  peripattticae  vero 
ttudiosum  audivit  Claudium  Severum.  Dio  71,  35  SidaaadXovg  etys  zaiv  in 
tpiloaocptag  loyoov  xov  ts  'Povaxmov  tbv  'Iovviov  xai  'AnoXXooviov  xlv  Ni%o- 
atjfo'a,  xovg  ZrivmvtCovg  Xoyovg  psXeziovxccg.  Hieeon.  ad  a.  Abr.  2165  =■  149 
n.  Chr.  Apollonius  stoieus  natione  Ghalcidicus  .et  Basilides  Scythopolitar,us 
phüosophi  inlwtres  habentur,  qui  Verissimi  quoque  Caesaris  praeeeptores 
fuerunt.    M.  Aurelina  selbst   nennt  (elg  scevx.  1,  6  ff.)  als  solche    die   auf 

57* 


900  öie  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninns  Pias). 

seine  philosophische  Richtung  Einfluß  hatten:  Ai6yvi\xo^  UnoXlaviog,  2e£xogy 
'Ms£av8Qog  6  TIXcczcdv tyiog ,  KdxovXog.  Fbonto  p.  115  quid  nostra  memoria 
Euphrates,  Bio,  Timocrates,  Äthenodotus?  quid  horum  magister  Musonius? 
Vgl.  EZblleb,  Gesch.  d.  griech.  Philos.  8,  l8,  690. 

3.  Gapitol.  aO.  (s.  A.  2)  Iunium  Rusticum  .  .  et  reveritus  est  et 
sectatus,  qui  dornt  müüiaeque  polhbat,  stoicae  disciplinae  peritissimum ,  cum 
quo  omnia  communicavit  publica  privataque  consüia,  quem  et  consulem  iterum 
designavit  (II  J.  162),  cui  post  obitum  a  senatu  staiuas  postulavü.  dig.  49,  1, 
.1,  8  ans  einem  rescriptum  divorum  fratrum:  .  .  ad  Iunium  Rusticum  amicum 
nostrum,  praef.  uxbi  (J.  167,  Borohbsi,  oeuv.  5,  58)  M.  Aurel  eig  iavx.  1,  7 
nocQa  tPovcxC%ov  ,  ,  xb  (ir)  i-KXQanrjvat,  Big  fäXov  ao<ptaxi*bp  .  .  xal  xo 
dnocftfjvai  QTjzoQi%7jg  nal  noirjxuifjg  xal  dozsioXoyiccg  .  .  %ctl  xb  d*Qißag 
dvccyiyvoooHSiv  .  .  xal  xo  ivxv%uv  xoig  'ErtiKXTjxsioig  vnoftvrjficcciv,  av  otxo&sv 
[isxiduxsv.  Themist.  or.  XIII.  XVII.  Er  ist  wohl  auch  der  Q.  Iun.  Rust., 
Consul  mit  Q.  Flavius  Tertullns  (CIL.  6,  858).  Vgl.  Wilm.  2764.  —  Objglli 
1190  L.  Iunii  Rustici  philosophi  stoici  (anter  Beiner,  samt  der  Inschrift  ver- 
schollenen, Büste:  Bkrnoülli,  röm.  Ikonogr.  1,  288):  sonst  aber  hat  dieser 
Rusticus  den  Vornamen  Q.    Ob  der  §  819,  5.  829,  2  Genannte  gemeint  ist? 

4.  Der  Stoiker  Claudius  Maximas  (A.2Z.6)  ist  der  Md&pog  welchen 
M.  Aurel  etg  lavr.  1,  15  {naodWXriatg  Md&aov  xb  xQctxsiv  Eccvzov)  als  für 
seine  Bildung  einflußreich  und  8,  25  als  längst  (vor  seiner  Gattin  Secunda) 
gestorben  erwähnt.  Er  ist  daher  wohl  auch  der  Claudius  Maximas  vor 
welchem,  als  dem  Proconsul  in  Afrika,  Apuleios  der  Zauberei  angeklagt  war 
(§  366,  3 ;  Apül.  apol.  19  virum  tarn  austerae  sectae  tamque  diutinae  müitiae. 
26  vir  severus.  36  pro  tua  eruditione  legisti  profecto  Aristotelis  .  .  muUiiuga 
volumina  etc.  48  doctrinae  tuae  congruens;  vgl.  ebd.  91.  64  seit  me  vera 
dicere  Maximus,  qui  .  .  legit  in  Phaedro  düigenier  etc.).  Jener  Proconsul 
aber  ist  wahrscheinlich  eine  Person  mit  dem  gleichnamigen  leg.  Aug. 
Pannoniae  des  J.  154  in  CIL.  3,  p.  881.  Waddington,  bull.  delT  inst.  1869, 254. 
ERohde,  BhM.  40,  67. 

359.  Für  den  Betrieb  der  Geschichte  war  wenig  günstig 
die  Herrschaft  der  rhetorischen  Phrase  und  die  Windstille  der 
Zeit.  Vielleicht  verfaßte  schon  damals  L.  Ampelius  seinen 
über  memorialis.  Auch  die  Übersicht  über  die  Geschichte  der 
römischen  Republik,  mit  großer  Vorliebe  für  Märchen  und 
Wunder,  welche  den  Namen  des  Granius  Licinianus  tragt,  ist 
wohl  ungefähr  in  diese  Zeit  zu  setzen. 

1  L.  Ampelius  Macrino  suo  *.  Volenti  tibi  omnia  nosse  scripsi  hunc 
librum  memorialem,  ut  noris  quid  sit  mundus,  quid  elementa  (Kosmographie), 
quid  orbis  terrarum  ferat  (physikalische  Geographie,  Weltwunder,  Mytho- 
logisch-Genealogisches) vel  quid  genus  humanum  peregerü  (orientalische, 
griechische,  ältere  römische  Geschichte).  Auch  die  geschichtlichen  Tat- 
sachen sind  unter  sachliche  Rubriken  gebracht  und  alles  ist  möglichst 
knapp,  nach  Art  eines  Registers,  gefaßt,  doch  nicht  ohne  einiges  Pranken 
mit  seltener  Gelehrsamkeit.    Wäre  der  Macrinus  dem  die  Schrift  gewidmet 


§  858  Philosophen.    §  669  Ampelius.  Licinianus.  901 

ist  derjenige  welcher  J.  217—218  Kaiser  war  und  54  (oder  52)  Jahre  alt 
erschlagen  wurde,  so  wäre  die  Abfassung  des  Schriftchens  ans  Ende  des 
Jahrhunderts  zu  rücken.  Doch  ist  der  Name  Macrinus  häufig  genug.  Ander- 
seits ist  der  späteste  in  dem  Schriftchen  erwähnte  Name  der  des  Traianus 
(47,  7  fortuna  Traiani  principe;  vgl.  28  Caesar  Dacicus),  bei  den  Parther- 
kämpfen (c.  81)  ist  von  denen  des  L.  Veras  nicht  die  Bede.  In  späteren 
Jahrhunderten  (bes.  im  cod.  Theodos.)  ist  der  Name  Ampelius  häufiger. 
Für  Abfassung  in  späterer  Zeit  außer  Gläsbr  (Anfang  des  dritten  Jahrh., 
A.  8)  auch  Bohden  aO.  und  AEnvann,  Phil.  Suppl.  4,  495.  —  Als  Quellen 
sind  benutzt  neben  anderem  Nigidius  Figulus,  Nepos,  Trogus,  Hyginus  de 
virie  illustr.  und  Florus.  Auf  einer  guten  griechischen  Quelle  beruht  cap.  8 
(miracula  mundi,  HyBohoen,  de  mundi  miraculis  [Bonn  1875]  p  8):  darin 
zB.  §  10  eine  wertvolle  Notiz  über  des  Pheidias  Athena  Parthenos  und 
§  14  die  durch  die  pergamenischen  Bildwerke  in  Berlin  berühmt  gewordene 
Stelle  Pergatno  ara  marmorea  magna  etc.  Das  Einschiebsel  8,  18—23  geht 
wohl  auf  Varro  zurück.  Auch  sonst  ist  die  ursprüngliche  Fassung  deB 
Büchleins  öfters  gestört. 

2.  Nach  dem  einzigen  bekannten,  jetzt  verschollenen  codex  Divionensis 
Iureü  gab  zuerst  den  A.  heraus  ClSalmasius,  Leid.  1638  (hinter  Florus); 
dann  am  Florus  von  Dukbb  u.  a.  Sonderausgaben  von  CHTzschuckb  (cum 
notis,  Lps.  1773),  FABeok  (mit  Comm.,  Lpz.  1826);  besonders  von  EWölfplin 
(Lpz.  1854)  hinter  Halms  Florus,  nach  des  Salmasius  Abschrift  («-  Monac. 
10388)  jenes  codex  aus  Dijon. 

3.  CEGläseb,  das  Zeitalter  d.  Amp.,  RhM.  2,  145.  EWölfplin,  de 
L.  Amp.  libro  mem.  quaestt.  crit.  et  hist.,  Gott.  1854.  FBüchkler,  EhM. 
18,  179.  HJacob,  quaestt.  Amp.,  Cleve  1860.  —  Zur  Textkritik:  LUrlichs, 
RhM.  17,  632.  MZink,  Eos  2,  317.  AEussnbb,  spec.  crit.,  Würzb.  1868, 
p.  37  und  Phil.  87,  147.     ERohdb,  EhM.  82,  688. 

4.  Macb.  1,  16,  30  apud  Granium  Licinianum  libro  secundo.  Sebv. 
Aen.  1,  737  Granius  Licinianus  cenae  suae  (FF).  Solin.  polyh.  2,  12  (p.  87, 
12  M.)  Liciniano  (HPbteb:  Licinio  Muciano)  placet    Vgl.  §  199,  7. 

6.  Aus  einem  codex  ter  scriptae  (12  Pergamentblattern  aus  Ägypten, 
Licinianus  steht  zu  unterst)  in  London  (British  Mus.  Add.  17212,  s. 
PBdrncHBB,  Phil.  9,  394;  Schriftprobe:  catalogue  of  anc.  mss.  in  the  Brit. 
mus.  2,  tab.  1  et  2)  wurde  Licinianus  zuerst  herausgegeben  von  CAFPbrtz, 
Gai  Grani  Liciniani  annalium  quae  supersunt  usw.,  Berl.  1857.  Doch  be- 
ruht der  Vorname  auf  völlig  unsicherer  Lesung.  Die  Bücher  müssen  sehr 
kurz  gewesen  sein;  die  Überreste  sind  aus  B.  XXVI,  XXVIII  u.  XXXVI 
und  beziehen  sich  auf  Ereignisse  der  J.  591/163  und  676/78.  Die  Anlage  ist 
annalistisch.  Wahr-  und  Wunderzeichen,  Anekdoten  und  Merkwürdigkeiten 
sind  mit  Umständlichkeit  behandelt.  Die  Erzählung  scheint  sich  (etwa  in 
40  Büchern)  über  Caesars  Tod  nicht  hinauserstreckt  zu  haben;  doch  wird 
auf  die  von  Hadrian  herbeigeführte  Vollendung  des  Olympieion  zu  Athen 
angespielt  (p.  8  f.  Bonn,  aedes  Olympii  Iovis  Atheniensis  diu  imperfecta  per- 
manscraf).  Diese  Tatsache,  sowie  die  eingehende  Beschäftigung  mit  Sallust 
(wie  sie  sich  bei  Fronto  findet,  s.  §  355,  5  und  MHebtz,  JJ.  Suppl.  7,  22) 
bei  ausdrücklicher  Unterscheidung  von  dessen  Zeit  (tempora  reprehendit  sua, 


902  Die  Eaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  Pius). 

8.  §  206,  4  gE.),  die  Altertümelei  (Äriobardianen,  Archelauo)  und  der  Charakter 
der  Schrift  als  Excerpt  aus  Livius  für  den  Schulbedarf  paßt  am  ehesten 
für  das  Zeitalter  der  Antonine.  Weiter  herabzagehen  widerrat  die  An- 
führung durch  Solinus  oder  dessen  Quelle.  Vgl.  Mommsisn,  Solin.  p.  xxvm. 
Die  Bonner  Herausgeber  dagegen  (Bichelkb  u.  a.)  nehmen  wegen  jener 
altertümlichen  Formen  Abfassung  des  ursprünglichen  Werkes  unter  August 
und  Verkürzung  in  der  Zeit  der  Antonine  an,  Madyio  aber  Entstehung  im 
8.-4.  christlichen  Jahrhundert.  Mit  dem  augustischen  Zeitalter  fallt  auch 
die  Vereinigung  (s.  auch  GKeitneb,  Cornel.  Labeo  16)  des  Verfassers  mit 
Granius  Flaccus  (§  199,  7). 

6.  Ausgaben  von  Peutz  (A.  5)  und:  Grani  Liciniani  quae  supersunt 
emendatiora  ed.  philologorum  Bonnensium  heptas,  Lps.  1858.  —  Zur  Text- 
kritik: CG  Schmidt,  Phil.  13,  224,  GLikker,  JJ.  77,  628,  KKbil,  ebd.  640. 
JAWynme,  Phil.  15,  357,  HHbebwagen,  Nürnb.  1858,  DComparbtti ,  RhM. 
13,  457,  CMFbancken,  JJ.  Suppl.  3,  235. 

7.  Über  Lic.  s.  besonders  GLinkeb  ,  JJ.  77,  638  und  M advig,  kl. 
philol.  Schrr.  (Lpz.  1876)  391. 

8.  Vielleicht  gehört  der  in  der  Antoninen -Zeit  hochangesehenen  Familie 
der  Bruttii  (zB.  C.  Bruttius  Praesens  Cos.  J.  153,  gleichnamige  Coss. 
J.  139.  217)  auch  der  Geschichtschreiber  Bruttius  an;  Haxal.  2,  p.  34  Dind. 
BQQVTuog,  ioioQix.6e  xQovoyqacpoQ,  angeführt  für  Mythologisches,  Alexander- 
züge  und  Christenverfolgung  unter  Domitian,  Petsh,  bist.  rom.  tragm.  375. 
—  Über  Frontos  historische  Arbeiten  b.  §  355,  6  u.  7. 

360.  Die  Juristen  Roms  teilten  sich  in  dieser  Zeit  in 
Praktiker,  welche  mit  oder  ohne  öffentlichen  Charakter  Bescheide 
über  Rechtsfragen  gaben  und  Prozesse  führten,  und  in  eigent- 
liche Rechtslehrer.  Die  ersteren  sind  meistens  Schüler  des 
lulianus.  So  Vindius  und  der  durch  die  Schwierigkeit  seiner 
Erörterungen  bekannte  Sex.  Caecilius  Africanus,  ferner  Terentius 
Clemens,  Iunius  Mauricianus  und  Venuleius  Saturninus.  Der 
Lehrer  des  M.  Aurelius  im  Rechte,  L.  Volusius  Maecianus,  ver- 
faßte neben  juristischen  Schriften  auch  ein  auf  uns  gekommenes 
Büchlein  über  die  Einteilung  nach  Maß,  Zahl  und  Gewicht.  Zu 
den  noch  in  den  späteren  Jahrhunderten  angesehensten  Juristen 
gehört  Ulpius  Marcellus  unter  Pius  und  M.  Aurel. 

1.  Gell.  13,  13,  1  cum  .  .  in  lucem  fori  prodissem  quaesitum  esse  memini 
in  plerisque  Bomae  stationibus  ius  publice  docentium  (vgl.  fragm.  Vat.  150 
neque  geomeirae  neque  hi  qui  ius  civile  docent.  dig.  27,  1,  6,  12.  50,  13, 
1,  5  iuris  civilis  professores)  aut  respondentium  etc.  Unter  den  letzteren 
hatte  ein  Teil  amtlichen  Charakter;  vgl.  oben  S.  460.  Capitoun.  Antonin. 
P.  12,  1  multa  de  iure  sanxit  ususque  est  iuris  peritis  Vindio  Vero  (A.  2), 
Fulvio  Volonte  (§  350,  4),  Volusio  Maeciano  (A.  8),  Ulpio  Marcello  (A.  9) 
et  Diaboleno  (vgl.  §  342,  3). 

2.-M.  Vindius  Verus  (A.  1)  war  Cos.  188  n.  Chr.  Fragment.  Vat.  77 
Vindius  cum  consulit  Iulianum  in  ea   opinione  est.     Maecian.   dig.  35,  2, 


§  360  Juristen:  Africanus  u.  a.  903 

32,  4  Vindius  noster.  Vgl.  Ulpian.  ebd.  2,  14,  7,  18  (Vindius  scribit).  5,  1,  5 
(Pomponius  et  V.  scripserunt).  Paul.  ebd.  2,  9,  2,  1  (putat  V.  . .  idque  Iulianus 
scribit  etc.    Pomponius  et  V.  scribunt). 

8.  Gell.  20,  1,  1  Sex.  Caecilius  in  disciplina  iuris  atque  in  legibus 
populi  rotn.  noscendis  interpretattdisque  scientia  usus  auctorüateque  inlustris 
fuit.  ad  eum  forte  .  .  phihsophus  Favorinus  (§  351,  3)  accessit  etc.  in  Ulis 
Punc  earum  sermonibus  arta  mentio  est  legutri  decemviralium.  .  .  eas  leges  cum 
Sex.  Caecilius  inquisitis  exploratisque  muUarum  urbium  legibus  .  .  eleganU 
.  .  brevitate  verborum  scriptas  diceret  etc.  Verhältnis  zu  Julian;  s.  Paul. 
dig.  19,  1,  45  pr.  idque  et  Iulianum  agitasse  Africanus  refert.  Ulp.  dig. 
26,  3,  3,  4  Iulianus  Sexto  Caecilio  Africano  respondit.  80,  39  pr.  Africanus 
libr.  XX*  epistolarum  apud  Iulianum  (s.  §  49,  6)  quaerit.  Afbic.  dig.  12, 
6,  88  pr.  id  maxime  consequens  esse  ei  sentenUae  quam  Iulianus  probaret. 
Vgl.  ebd.  12,  1,  23  und  13,  7,  31  Iulianus  aü.  Schriften  (außer  den 
Epistolae):  Quaestionum  libri  IX,  Erörterungen  über  einzelne  Rechtssätze 
oder  Rechtefalle  in  engem  Anschluß  an  Julian,  häufig  in  Form  von  Frage 
und  Antwort  (Mommsbn,  ZfRGesch.  9,  90,  Fitting,  Alter  d.  Schrr.  15,  Krüger, 
Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  B.  179).  In  den  Digesten  finden  sich  daraus  130 
Fragmente,  zusammengestellt  bei  Hommrl,  pal  in  gen.  p.  3.  Lenel  1,  1.  Bei 
den  Juristen  der  letzten  Jahrhunderte  ist  Africani  lex  sprichwörtlich  für 
etwas  Schwieriges.  Die  Stellen  wo  Caecilius  oder  Sextus  angeführt  wird 
(wie  Gai.  2,  218  Iuliano  et  Sexto  placuit)  beziehen  sich  wohl  gleichfalls  auf 
ihn.  Mommsbn,  ZfRGesch.  7,  479.  9,  92.  Im  allg.  s.  Cujacius  Tractat.  IX. 
ad  Afr.,  opp.  2,  1253.  FKämmerer,  obss.  iur.  civ.  (Rost.  1827)  1,  74. 
Zimmern,  Gesch.  d.  Privatr.  1,  1,  350. 

4.  Terentius  Clemens,  Verfasser  von  zwanzig  Büchern  ad  legem 
Iuliam  et  Papiam,  woraus  in  den  Digesten  sich  37  Stellen  finden  (Hommel, 
palingen.  2,  499.  Lenel,  pal.  2,  353).  Dig.  28,  6,  6  nennt  er  den  Iulianus 
noster  Qu>c  ita  interpretari  Iul.  n.  videtur)  und  berücksichtigt  auch  sonst 
öfters  dessen  Digesta,  bo  daß  sein  Werk  in  der  letzten  Zeit  des  Pias  ver- 
faßt scheint.     Fitting,  Alter  d.  Schrr.  16. 

5.  Iunius  Mauricianus  schrieb  unter  Pius  (dig.  31,  57  divus  Ha- 
drianus  .  .  et  proxime  Imp.  Antoninus.  33,  2,  23  nuper  Imp.  Antoninus 
.  .  rescripsit.  49,  14,  15)  gleichfalls  Ad  legem  Iuliam  et  Papiam  libri  VI, 
sowie  mindestens  2  Bücher  De  poenis  (dig.  2,  13,  3)  und  Noten  zu  Julians 
Digesten;  vgl.  Ulp.  dig.  2,  14,  7,  2  puto  rede  Iulianum  a  Mauriciano  repre- 
hensum  in  hoc  etc.  7,  1,  25,  1  Iulianus  quidem  libro  XXXV0  Digestorum 
scripHt;  . .  MarceUus  vero  et  Mauricianus  etc.  sed  luliani  sententia  hutnanior 
est.     Krüger  aO.  180. 

6.  Venuleius  Saturninus  schrieb  nach  dem  ind.  Flor.  10  Bücher 
actionum,  6  interdictorum ,  4  de  officio  proconsulis,  3  publicorum  oder  de 
publiciö  iudiciis,  19  stipulationum.  Über  den  liber  de  poenis  paganorum 
a.  A.  7.  Hommrl,  paling.  2,  539.  Nicht  richtig  nimmt  Fitting,  d.  Alter  d. 
Schrr.  17,  einen  einzigen  Juristen  des  Namens  Claudius  Venuleius  Saturninus 
an  (vgl.  A.  7).  Wohl  später  ist  Q.  Saturninus  in  den  dig.  12,  2,  13,  5 
(MarceUus  scribit  etc.  cui  Q.  Sat.  consentit)  und  34,  2,  19,  7  (Q.  Saturninus 
libro  X°  Ad  edictum  scribit),   wenn  er  nicht  doch  mit  Venuleius  Sat.  zu 


902  Die  K*-  j^»»»"^™™  "^ 

^^^    XW*""  ächte  1,  ™°-     Keügee  aO.  182.    Vgl. 

+  "*    *£*!*  '  fi*  ^  ißt  zu  unter8che^en    Claudius 

•*■;'£»  *Y**alei*>  &*%wdepoenis  paganorum\  welcher  zwar  im 
**  *•    }°"  der  Verf'  ^"s**-  *ö£eWJnriSDen  ^^t  dftg«8en  "«htig  dig. 
$*t*rai**L 'dem  VeaaJeicb  eiaem  Fragm.  des  VeouL  SaU)  dem  Claudius 
,*</•  ^wlUifliJ**^b*r  ^ßii3te  auch   den   Ztfcer   de   coronis  et  origines   et 
4$r  i9'BQ*>    D0X8el^itm  edisserens   als  dessen  Verfasser  Teetull.  de  cor. 
^iür^  et  ^^Jafafat"  in  hac  QMque  materia   commentator  Claudius 
"fl  den  P^ffertüläAu  hat  dem  Buch  fast  alles  gelehrte  Material 
<!aivr**nl/S  nß'?hes  &  m  8e,ne   christlichen  Ausführungen  verflicht,  vgL 
0ntDO&meD  ß  iq,  12.   13,  und  wir  erkennen  daraus  die  n&mlichen  anti- 
ßacb  T***'  *  irischen  Neigungen  welche  auch  jener  liber  de  poenis  in 
qü*rißC^'pieD  aus  Homer  und  DemoBthenee  bekundet.    Claudius  Saturninus 
seiv^1       p0rBon   sein   mit    dem    gleichnamigen   legatus    Belgicae   unter 
Bl**.      /Vatic.  fr.  223)  oder  mit  dem  Ci.  Sat.,  an  welchen  awei  Erlasse 
^p-us    gerichtet   waren    (Maroiah.  dig.  20,  3,  1,  2.    60,  7,  4  pr.)  und 
^cher  nnt«r  den  divi  fratres  Praetor  war,  dig.  17,  1,  6,  7  (ERohde). 
*6    g.   Capitol.  M.  Ant.  philo».  3,  6  studuit  et  iuri,  audiens  (ums  J.  146) 
r    Volusium  Maecianum.    Vgl.  bei  Fbonto  p.  61,  auch  oben  A.  1.    Er 
wftr  befreundet  mit  Salv.  lulianus  (Julianus  noster,  dig.  35,  1,  86.    36,  2, 
30,  7-   86>  1»  65>  1)  Qnd  mit  Vindius  (Vindius  noster,  ebd.  35,  2,  32,   4). 
Dig.  37,  14,  17  pr.  divi  fratres  .  .  rescripserun t :  .  .    Volusius  Maecianus, 
amicus  noster,  ut  iuris  civilis  praeter  veterem  et  bene  fundatam  peritiam  anxie 
diligens  etc.    Volcac.  Gall.  Avid.  Cass.  7,  4  exercitus  .  .  Maecianum,  cui 
erat  commissa  Alexandria,  .  .  invita  atque  ignorante  Antonino  (M.  Aurel} 
interemit  (als  Mitverschworenen  des  CaesiuB,  J.  176).    -  Unter  Antoninus  Pius 
verfaßte   er   seine    16  Bücher  Quaestionum   de   fideicommissis  oder  fidei- 
commissorum  (dig.  40,  5,  42  Antoninus  Aug.  Pius  noster  etc.)   und  wohl 
auch   die  Schrift  Ex  lege  rhodia  (ebd.  14,  2,  9).     Außerdem  libri  XIV  de 
publicis  iudieiis.    Die  Überreste    dieser   Schriften   bei  Hommkl,   palingen. 
1,  353.    Lknel,  paling.  1,  575.  —  Erhalten  iat  das  metrologische  flülfsbuch 
welches  er  für  seinen  prinzlichen  Schüler  verfaßte:  Distributio  .  .  partium 
in  rebus  quae  constant  (so  Mummben:  peeuniariis  die  Hss.)  pondere,  numero, 
mensura.  Vgl.  das  Vorwort:  Saepenumero,  Caesar,  animadverti  aegre  ferentem 
te  guod  assis  distnbutionem ,  et  in  heredum  institutione  et  in  aliis  multis 
necessariam,  ignotam  haberes.    quare,  ne  tarn  exigua  res  ingenium  tuum  uUo 
modo  moraretur,  cum  partes  ipsas  tum  vocabula  et  notas  proponendas  existi- 
mavi.    Der  Schluß  ist  verloren.     Handschriften:  Paris.  8680,  Vatic.  3862. 
beide  s.  X.    Herausgegeben  von  JFGbonov  (de  sestertiis  etc.,  Leid.  1691), 
EBöcking  (Bonn  1831  und  im  Corpus  iur.  anteiust.  p.  183),  Mommsen  (Abb. 
d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  3  [1853],  286),  FHultsch  (scriptores  metrolog.  rom. 
p.  61),  Huschke  (iuriepr.  anteist.4409).  Vgl.  Mommsen  aO.  281.  Hultsch  aO.  17. 
9.    Ulpius   Marcellug   (vgl.  A.  1)   war   auch   noch  im   Rate   des 
M.  Aurelius;  vgl.  seinen  Bericht  über  eine  Verhandlung  proxime  in  cogni- 
tione  prineipis,   wobei    sententia    lmperatoris   Antonini   Aug.   Pudente   et 
Pollione  coss.  (J.  166)  und  Sachwalter  der  einen  Partei  Cornelius  Priscianua 
war,   advocatus  fisci  aber  Calpurnius  Longinus,  dig.  28,  4,  3  (wo  auch  der 


§  360  Maecianus,  Ulpius  MarceUus.    §  361  Gaius.  905 

Grundsatz:  in  re  dubia  benigniorem  interpretationem  sequi  non  minus  iustius 
est  quam  tutius)  ans  (Ulp.)  Marcbllüb  libro  XXIX  Digestorum.  Der  Jurist 
könnte  euie  Person  sein  mit  L.  Ulpius  MarceUus  legatus  Aug.  pr.  Pannon. 
inf.  (CIL.  3,  3307).  Dagegen  war  der  Ulpius  MarceUus  welcher  unter  Com- 
modu8  in  Britannien  siegreich  focht  (Dio  72,  8)  vielleicht  des  Juristen  Sohn, 
PRE.  6,2718.  Schriften  des  Juristen:  Digestorum  libriXXXI  (31  Bücher  nennt 
der  ind.  Flor,  und  B.  31  wird  citiert  dig.  46,  3,  73;  irrig  dagegen  lib. 
XXXIX  in  dig.  49,  16,  2),  in  den  justinianischen  128mal  ausgezogen; 
Notae  ad  Iuliani  Digesta  und  zu  Pompon.  lib.  sing,  regularum  (dig.  29,  2,  63. 
GMAsheb,  ZfRGesch.  6,  102),  Ad  legem  Inliam  et  Papiam  libri  VI,  Respon- 
sorum  liber  eingularis,  De  officio  consulis  (libro  quinto  angeführt  Ton 
Marcian.  dig.  40,  16,  1,  4)  und  vielleicht  (wenn  nicht  von  Macer)  Publicorum 
(iudiciorum)  libri  (libro  II,  dig.  3,  2,  22),  De  officio  praesidis  (dig.  4,  4,  43 
MarceUus  libro  I  de  off.  praes.).  Zusammenstellung  bei  Hommbl,  palingen. 
1,  363,  Lbnel,  paL  1,  689.  Von  jenen  Schriften  sind  die  Digesta  erweislich 
nach  dem  Tode  des  Pins  verfaßt  (dig.  4,  1,  7  MarceUus  libro  III  digestorum; 
Divus  Antoninus  Marcio  Avito  praetori  .  .  rescripsü  und  (s.  oben)  J.  166 
oder  167  abgeschlossen,  die  Abfassungszeit  der  übrigen  aber  ist  nicht  be- 
kannt. FiTrnro,  d.  Alter  d.  Schrr.  23.  —  MTtdeman,  de  L.  Ulpii  Marcelli 
icti  vita  et  scriptis,  Utr.  1762  («  Oblbichs  thesaur.  nov.  1,  1).  GFWalcb, 
op.  (1786)  1,  2,  313  (de  aetate  Ulpii  Marcelli).  Zimiebn,  Gesch.  d.  Privatr. 
1,  1,  867. 

361.  Ausschließlich  als  Lehrer  und  Schriftsteller  wirkte  in 
Rom  der  wohl  aus  dem  Osten  des  römischen  Reiches  gebürtige 
Jurist  Gaius  (etwa  J.  110—180  n.  Chr.).  Seine  gelehrte  Tätig- 
keit hat  große  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  des  Sex.  Pomponius 
(§  350,  6).  Er  verfaßte  zahlreiche  Schriften  über  das  Privat- 
recht, von  welchen  die  berühmtesten  waren  seine  sieben  Bücher 
Rerum  cotidianarum  (Aurei  genannt)  und  seine  vier  Bücher  In- 
stitutionum,  Einführung  in  die  Rechtswissenschaft,  ein  seitdem 
viel  vertretener  Literaturzweig,  geschrieben  und  wohl  auch  her- 
ausgegeben ums  J.  161  n.  Chr.  Diese  Institutiones  sind  uns 
größtenteils  erhalten  und  legen  durch  die  anmutige  Lebendig- 
keit und  Ungezwungenheit  ihrer  Darstellung  und  die  ungleich- 
mäßige Behandlung  des  Stoffes  die  Vermutung  nahe  daß  sie  aus 
mündlichem  Vortrage  entstanden  sind.  Um  seiner  klaren  Faßlich- 
keit willen  wurde  das  Werk  ein  beliebtes  Lehrbuch  und  hat  auch 
für  die  Institutionen  des  Justini  an  als  Grundlage  gedient. 

1.  Gaius  war  Zeitgenosse  Hadrians:  Gai.  dig.  34,  6,  7  pr.  nostra  quidem 
aetate  Serapias,  Alexandrina  mulier,  ad  divum  Hadrianum  perducta  est 
(§  342,  7  Z.  6):  nur  folgt  daraus  nicht  daß  Gaius  damals  schon  in  Born  ge- 
lebt habe.  Er  erlebte  wohl  noch  die  Regierung  des  Commodus  (A.  7  Z.  6) 
—  Mokkmn,  Jahrb.  d.  gem.  Hechts  8  (1869),  1  meint  daß  Gaius  in  der  pro- 
consularischen  Provinz  Asien  (etwa  in  Troas)  gelebt  und  gelehrt  habe.     Er 


906  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (Antoninus  PiuB). 

schließt  dies  daraus  daß  6.  so  selten  und  spät  in  der  Literatur  berück- 
sichtigt werde  (s.  A.  2),  aus  der  Benennung  mit  dem  bloßen  Vornamen, 
aus  seiner  Berücksichtigung  des  Provinzial  rechts  (vgl.  A.  S  f.) ,  des  außer- 
römischen, griechischen  (Botanischen),  bithynischen,  galatischen  Rechts  und 
der  älteren  römischen  Rechtsquellen  neben  Obersehen  von  Neuerem,  aus 
seiner  genauen  Kenntnis  des  Griechischen,  und  daraus  daß  für  das  ius  Itali- 
cum  Gaius  nur  Beispiele  aus  dem  griechischen  Osten  nennt  (dig.  50,  15,  7 
Gaiu8  .  .;  iuris  italici  sunt  TQcoüg,  Btiqvtoq,  dv^d%iov).  Aber  alles  dies 
reicht  nicht  aus  um  die  deutlichen  Anzeichen  von  Abfassung  der  Inst,  in 
Rom  aufzuwägen;  HDebhbubo,  d.  Inst.  d.  Gai.  80.  Huschke,  iurispr. 
anteiust.4,  158;  ZfRGesch.  7,  161.  Sehr  wohl  möglich  ist  daß  Gaius  im 
hellenistischen  Osten  geboren  war  und  von  dort  seinen  (für  römischen  Ge- 
brauch sehr  auffälligen)  Einzelnamen  nach  Rom  brachte.  Vielleicht  hatte 
er  schon  vorher  im  Osten  gelehrt  (in  Berytos?  FPBbbmkh,  Rechtslehrer  u. 
Rechtsschulen  81)  und  sich  seine  Kenntnis  des  Provinzialreohts  usw.  erworben, 
der  entscheidende  Teil  seiner  Wirksamkeit  als  Lehrer  und  Schriftsteller 
fällt  aber  sicher  nach  Rom.  —  Ein  vertraulicher  Name  seitens  seiner 
Schüler  war  Gaius  schwerlich:  übrigens  kommt  der  Gebrauch  des  Vor- 
namens bei  Juristen  (wie  bei  Kaisern)  auch  sonst  vor;  vgl.  Anm.  2A.  u.  4gE. 
Ein  Gaius  v(ir)  p(erfectissimns)  unter  den  Agrimensoren  (§  58,  2)  p.  307,  1. 
345,  23  Lachm.  Für  den  Geschlechtsnamen  nimmt  wieder  'Gaius'  GPadbl- 
letti,  del  nome  di  Gaio,  Rom  1874,  und  endlich  als  cognomen  FCattakeo, 
rendic.  del  R.  Istit.  Lomb.  2,  14  (1881),  10/11. 

2.  Pompon.  dig.  45,  3,  89  (non  sine  ratione  est  quod  Gaius  noster  dixit) 
bezieht  sich  auf  einen  Gestorbenen,  etwa  das  auch  sonst  Gaius  kurzweg 
genannte  Schulhaupt  G.  Cassius  Longinus  §  298,3;  vgl.  GMAshbb,  ZfRGesch. 
5,  83.  Die  Juristen  der  nächsten  Zeit  nennen  den  G.  niemals,  was  darin 
daß  G.  keine  responsa  erteilte  (vgl.  FPBbeubb,  Rechtslehrer  der  Kaiser- 
zeit 65)  seinen  Grund  haben  kann  und  auch  anderen  widerfährt,  Debnbubg 
aO.  105.  Früheste  sichere  Erwähnung  des  G.  in  dem  Citiergesetz  vom 
J.  426.  Nächstdem  Sebv.  georg.  3,  306  (quod  et  Gaius  homerico  confirmat 
exemplo  —  Inst.  3,  141),  coli.  Mos.  et  Rom.  leg.  16,  2  (Gaius  institutionum 
W6.  III  —  Inst.  3,  1—17),  Pbisc.  GL.  1,  282  (Gaius  in  I  Institutorum  — 
Inst  1,  113).  Die  Lex  romana  Visigothorum  (J.  506)  enthält  auch  einen 
liber  Gaii  in  zwei  Büchern,  eine  verkürzte  und  durch  Zusätze  aus  sonstigen 
Quellen  veränderte  Bearbeitung  von  Gaius1  Inst.,  wohl  schon  aus  saec.  V; 
Deunbubg  aO.  119.  Wenigstens  erhellt  aus  Justinians  Const.  Omnem  reip. 
(dig.  pr.)  1  daß  bis  dahin  im  ersten  juristischen  Studienjahr  ex  tania  legum 
multitudine  .  .  nihil  aliud  nisi  sex  tantummodo  libros  et  ipsos  confusos  .  . 
studiosi  accipiebant;  .  .  in  his  autem  sex  libris  Gai  nostri  Institutiones  et  libri 
singulares  quatuar  (jene  bildeten  also  damals  nur  2  Bücher  =  liber  Gai) 
.  .  connumeräbantur.  Das  hier  (und  Inst.  pr.  6  und  ebd.  4,  18,  5)  gebrauchte 
Gaius  noster  beweist  alles  eher  als  Landsmannschaft  zwischen  G.  und 
Justinian. 

3.  Gaius  Inst.  1,  188  nos  diligentius  hune  tractatum  exeeuti  sumus  et 
in  edicti  interpretatione  et  in  his  libris  quos  ex  Q.  Mucio  fecimus.  3,  83 
de  quibus  (die  bonorum  possessiones)  in  his  commentariis  consulto  non 
agimus  quia  alias  hoc  ius  totum  propriis  commentariis  explicavimus.    3,  54 


§  361  Gaius.  907 

alioqui  düigentior  interpretatio  (der  inra  patronoram  et  libertorum)  propriis 
commetitarii8  exposita  est.  Sonach  sind  sicher  vor  den  Inst,  verfaßt  die 
Bücher  Ex  Q.  Mucio  und  der  Edictcommentar.  Nur  steht  nicht  fest  ob 
unter  letzterem  nur  der  ad  edictum  praetor is  urbani  gemeint  ist  oder  zu- 
gleich auch  die  libri  XXX  (mit  den  aedil.  cur.  XXXII,  s.  u.)  ad  edictum  pro- 
vineiale  (einer  bestimmten  Provinz?  vgl.  Mommsen,  ZfBGeach.  9,  95).  Doch 
igt  letzteres  wahrscheinlich,  da  in  den  Überresten  des  Werkes  (vgl.  Hommel, 
paling.  1,  66.  Lkhel  1,  189)  nichts  über  Pius  hinausweist  und  zwar  divus 
Hadrianus,  Imp.  Antoninus,  princeps  Antoninu9  darin  genannt  wird,  niemals 
aber  divus  Antoninus  oder  divus  Pius  oder  gar  Veras.  Fittikg,  Alter  der 
Schrr.  19.  Für  Abfassung  des  Commentars  zum  Proviozialedict  in  Born :  dig. 
27,  10,  6  vel  a  praetore  vel  in  provinciis  a  praeside.  Auch  der  Commentar 
ad  ed.  praet.  urb.  (oder  kurz  edictum  urbicum)  war  ein  umfangreiches 
Werk;  vgl.  im  ind.  dig.  ad  edictum  urbicum  tä  pova  evQS&evta  (die  übrigen 
waren  also  zu  Justinians  Zeit  nicht  mehr  aufzutreiben)  ptfXCu  dina.  dig. 
30,  73  u.  50,  17,  56  Gaius  libro  III  de  legatis  ad  ed.  praet.  (oder  urbicum). 
50,  17,  56  Gaius  libro  II  de  testamentü  ad  ed.  urbicum.  Außerdem  zwei 
Bücher  ad  edictum  aedilium  curulium  (dig.  21,  1,  82.    21,  2,  57). 

4.  Institutiones:  so  benennen  das  Werk  richtig  die  Auszüge  daraus 
in  den  Digesten;  vgl.  noch  A.  2  Z.  9,  im  cod.  Veronensis  ist  der  Titel 
nicht  erhalten.  Ungenau  heißt  es  instituta  im  ind.  dig.  —  ebenso  wie  da- 
selbst die  gleichnamigen  Werke  des  Floren tinua,  Ulpian,  Paulus,  Calli- 
stratus  — ;  vgl.  noch  A.  2  Z.  10.  WKalb,  Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  1,  92. 
Ihrem  Begriffe  gemäß  enthalten  sie  totius  doctrinae  substantiam  (Lactant. 
inst.  div.  5,  4,  3).  Plan:  1,  8  omne  ius  quo  utimur  vel  ad  personas  pertinet 
(B.  1)  vel  ad  res  (B.  2  Sachenrecht  und  letztwilliges  Erbrecht;  B.  8  gesetz- 
liches Erbrecht  und  Obligationen)  vel  ad  actiones  (B.  4).  Die  Einteilung 
in  vier  commentarii  rührt  von  6.  selbst  her;  s.  zB.  2,  23  {superiore  com- 
mentario  tradidimus  «  1,  119).  3,  38  {sup.  comm.  trad.  -=  2,  119.  148). 
4,  163  (ßecundo  comm.  rettulimus  =  2,  89;.  3,  181  (sequenti  comm.  referemus 
==  4,  103).  Die  Bezeichnung  als  commentarii  (vno^vf](iaxa  im  Unterschiede 
von  cvyyQUfifiatcc)  weist  den  Anspruch  auf  buchmäßige  Ausarbeitung  und 
stilistische  Vollendung  ab  und  wird  zB.  von  Collegienheften  gebraucht; 
s.  Debnbubg  aO.  55.  So  zeigen  auch  die  Inst,  des  Gr.,  bei  scharfer  Be- 
stimmung der  Begriffe  und  genauer  Abgrenzung  der  Rechtssätze  (Dbknburq 
aO.  52),  doch  eine  gewisse  Behaglichkeit  der  Darstellung  in  Wiederholungen, 
Variationen  und  Übergängen  (Dernbubg  aO.  40).  Auch  Anakoluthien  sind 
nicht  selten  (ebd.  50).  Die  Lockerheit  der  consecutio  temporum  teilt  G. 
zB.  mit  Sueton  (§  347,  6).  Im  ganzen  aber  ist  die  Sprache  des  6.  rein  und 
insbesondere  frei  von  frontonischer  Altertümelei.  Besonders  B.  4  hat  über 
den  Prozeß  viele  neue  Aufschlüsse  gebracht,  über  Staatsrechtliches  B.  1. 
Vgl.  ESchrader  (Was  gewinnt  die  röm.  Bechtsgesch.  durch  des  G.  Inst.?), 
Heidelb.  Jahrbb.  1823,  Nr.  60—64.  Eigen  ist  dem  G.  die  Verdeutlichung 
des  röm.  Hechts  durch  Ausblicke  auf  das  Peregrinenrecht.  Citiert  werden 
gewöhnlich  nur  ältere  Juristen;  von  Zeitgenossen  einzig  Iulianus  (2, 218.  280) 
und  (2,  218)  Sextus  «  Pomponius ;  Debnburö  aO.  102.  Abfassung  in  Rom ; 
Tgl.  4,  109  und  Debnburg  aO.  85.  Das  erste  Buch  ist  am  Ende  der  Regie- 
rung des  Pius  verfaßt,  welcher  als  optimus  imp.  Antoninus  (1,  102)  und 


906  TV»  *"  "  .  /AJItouiam  Pias). 

.  £&******'  boP  g,  196  als  dum«  Pfo*  Antomnus 

i*&  s*  1*)>  ******* i*6.  *6i  imP-  Aa/d.  bereits  dem  Marcus 

40*»"*t  'tf&*r  0b*  \i*°igl  74'    Mo,OIBBM»  ZfRGesch .9,  107. 

££***'     sD*******  *°  (****  sUurk   ®nt8iellt'   zB-  durch  Glosseme, 

f*7"*  "übetti*fert  8*djjtitoti°nen  de8  GaiüB  (ab8egenen  von  einer  ver" 
*    n.tindig)  &    ,*  der  lex   rom.    Visigothorum  §  488,  2)  einzig 


u"*  "r^  Um**1**1  /#  j)0nik*pitel*  zu  Verona  s.  V  (darübergeschrieben 
**Teio  P***0*"^.**  Hieronymus);  nur  em  Blatt  (4,  134-144  ent- 
T^i.  VI  ^r,6^e.,a  beschrieben,  davon  Schriftprobe  in  Stüdbmuäds  Apo- 


•d  i-  VI  B*    al  beschrieben,  davon  Schriftprobe  in 

haltend)  ***  ^f^^flÄjfiasTBB-WATTEHBACHs  exempl.  codd,  lat.  T.  24.    Ent- 

er&pha*1  oB~r    üB8  (1816),    worauf   Göschen   mit   Hollweg    die    Schrift 

decter  ***  .  oftmals  herausgab,  Berlin  1820  (M824  nach  neuer  Prüfung 

entziffert0  D^  FßLÜEUK.     s1842  von  Laohmaän).     Ed.  EBöckihg,  Lps.6  1865. 

der  &*'     TOüen»\B  apographum    ad  Goescheni  Hollwegi  Bluhmii   schedas 

Cofic-!  ignidibusque  exceptam  scripturam  publicavit  EBöckino,  Lps.  1866. 

0crip81jerg:  Codicis  Veronensis  denuo  collati  apographum  confecit  et  edidit 

rtrS°üP»*0irI)'   Ll>8'    1874   (darin    S'  263    ^   ind6X    n0terUm    Und    —    S-  813    — 

^,  0-rÄphicus).  Edd.  PKbügeb.  et  WStüdemünd  (nach  neuer  Prüfung  der 
Ua)  Berl.*  1884.  Auch  in  EHusohkes  iurispr.  anteiust.4  170  und  sonst. 
r  bDdbow,  Par.6  1881.  Vergleichende  Zusammenstellung  der  Inst,  des 
Qgi.  und  des  Justinian  von  Klemze  und  Böcking,  Berl.  1829.  Vgl.  die  Col- 
latio  von  WvSwindbben  (annai  acad.  Groning.  1821),  FPotteb  v.  Looh 
(Groning.  1828)  und  von  BJPolenaab  (syntagma  institutionum  novam,  Leiden 
1876).  Gaius,  the  insütutes  and  the  rules  of  Clpian,  with  notes  usw.  by 
JMüibhead,  Edinburg  1880.  Inst,  of  Gaius  and  lustin.,  by  TLMbabs, 
Lond.  1882. 

6.  Zur  Kritik  u.  Erklärung:  zB.  HEDibksen,  Versuche  zur  Kritik  u. 
Ausl.  104.  Pdobta,  Verisimilia,  Lps.  1887.  PbEHdschke,  Gaius,  Beitr.  z. 
Krit.  u.  zum  Verständnis  er.  Inst.,  Lpz.  1855;  krit.  Bemerkk.  z.  G.,  ZfRGesch. 
7,  161.  KMPöschmahh,  Studien  zu  G.,  Lpz.  1864—62  III.  AFRudoeff,  d. 
lexikalen  Excerpte  aus  den  Inst.  d.  G.,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  vom  J.  1865,  828. 
WStudemdnd,  der  antiquar.  Gewinn  aus  d.  neuen  Collation  cL  G.,  Verh.  d. 
Würzb.  Philologenvers.  (Lpz.  1869)  121.  PKeüqer,  krit  Versuche  im  Ge- 
biete des  röm.  Rechts,  Berl.  1870,  118.  Zur  Sprache:  Studkmund  vor  s. 
Ausg.  p.  zvii.    WKalb,  Aren.  f.  lat.  Lexikogr.  1,  82. 

7.  Nach  dem  Tode  des  Pius  verfaßt  sind  (wegen  divus  Antoninus) 
Fideicommissorum  libri  II  (dig.  82,  96.  86,  1,  90.  86,  68,  6),  sowie  min- 
destens die  letzten  der)  XV  libri  ad  legem  Iuliam  et  Papiam  (dig.  31,  56) 
und  der  über  singularis  ad  SCtum  Tertullianum  (dig.  38,  17,  8)  unter 
Marcus  und  Orphitianum  vom  J.  178  n.  Chr.  (dig.  38,  17,  9).  Jedesfalls 
nach  Julians  Digesten  verfaßt  sind  De  verborum  obligationibus  libri  III 
und  Ad  legem  XII  tabularum  libri  VI  (§  86,  6),  und  wohl  auch  der  über 
singularis  de  formula  hypothecaria  (dig.  20,  1,  16  pr.),  sowie  Rerum  coti- 
dianarum  (s.  Aureorum)  libri  VII,  eine  Erörterung  der  im  taglichen  Leben 
Anwendung  findenden  Rechtssätze,  in  der  Ordnung  der  Institutionen  und 
von  Justinian  gleichfalls  für  die  seinigen  benützt;  prooem.  6  que*  ex  omnibus 
antiquorum  Institutionibus  et  proeeipue  ex  commentariis  Gai  nostri  tarn  In- 
stitutionum quam  Herum  cotidianarum  .  .  compositas  etc.     Vgl.  dig.  44,  7,  5 


§  361  Gaius.    §  362.  363  Übersicht:  M.  Aurelius.  909 

(aus  Gaius  libro  III  aureorum),  5  (Iuliano  placuit).  Unbekannt  ist  die 
Abfassungszeit  der  Schriften  Ad  legem  Glitiam,  Über  (singularis  und  libri  III) 
regularnm,  libri  III  de  maDumissionibus,  der  libri  singalares  dotalicion,  de 
tacitis  fideioommis8i8  und  de  casibus.  Zusammenstellung  bei  Hommel,  paling. 
1,  56.  Lbhkl  lt  181.    Hubchkb,  iurispr.  anteiust.4  388. 

8.  Daß  Gaius  das  ius  respondendi  nicht  hatte  erhellt  mit  Wahr- 
scheinlichkeit teils  aus  seinem  Schweigen  inst.  1,  7,  teils  aus  seiner  Nicht- 
erwähnung bei  den  Juristen  der  folgenden  Zeit,  auch  daraus  daß  er  weder 
quaestione8  noch  responsa  verfaßte.  Als  Schriftsteller  strebte  er  über  den 
engen  Kreis  der  Fachmänner  hinaus  und  erfreute  sich  großer  Beliebtheit 
und  Anerkennung,  besonders  von  seiten  der  Lernenden. 

9.  Ober  Gaius  s.  Zimmern,  Gesch.  d.  Privatr.  1,  1,  341.  Budobff, 
Bechtsgesch.  1,  173.  Huschkb,  iurispr.  anteiust.  *  148.  HDbbnbubg,  d.» In- 
stitutionen des  G.,  ein  Collegienheft  aus  J.  161,  Halle  1869,  mit  HDegenkolb, 
in  Pözls  Vierteljahrschrift  f.  Gesetzgeb.  14  (1872),  489.  EGlasson,  e*tude 
sur  Gaius,  Par.*  1885.  JEEuntze,  der  Provinzialjuriat  Gaius  wissenschaft- 
lich abgeschätzt,  Lpz.  1888.    PKkügeb,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  R.  183.  243. 

362.  Von  dichterischen  Erzeugnissen  aus  der  Zeit  des  M. 
Antoninus  wissen  und  haben  wir  nichts,  falls  nicht  das  Per- 
vigilium  Veneria  (§  398,  1)  schon  dieser  Zeit  angehört.  Man 
ging  wohl  in  den  Geleisen  jener  poetae  neoterici  (§  353)  weiter. 

1.  Obelli  866  (Anthol.  lat.  812  Meyer)  ItUius  Faustinus  M.  .  .  Ver- 
fasser eines  inschriftlichen  akrostichischen  Gedichts  (auf  Antoninus  Pius?). 
—  Gell.  19,  8,  3  quispiam  famüiaris  eius  (des  Fronto)  bene  eruditus  homo 
et  tum  poeta  Mustris.    Ober  des  Sulpicius  Apollinaris  Verse  §  867,  2. 


b.   Die  Zeit  des  M.  Aurelius,  J.  161—180  n.  Chr. 

J.  Unter  der  Regierung  des  edlen  M.  Aurelius  steht  die 
Literatur  noch  unter  dem  Einflüsse  der  Richtung  Frontos,  inner- 
halb deren  Apuleius  viel  mehr  Geist  und  Kraft  beweist  als 
Gellius.  Die  Philosophie  wird  bevorzugt,  da  der  Kaiser  ihr  eifrig 
huldigte,  aber  der  Stoicismus  ist  zu  einer  allgemeinen  Lebens- 
weisheit abgeblaßt  und  der  sogenannte  Piatonismus  mit  Mystik 
und  Schönrednerei  reichlich  getränkt.  Die  Grammatik  ist  inner- 
halb der  griechischen  Literatur  glänzend  vertreten  durch  Apol- 
lonios  Dyskolos,  welchem  sein  ebenbürtiger  Sohn  Herodianos 
folgt,  die  Medizin  durch  Galenos.  Auch  der  Sophist  Aristeides 
aus  Bithynien,  ferner  die  Grammatiker  Nikanor  und  Phrynichos, 
der  Rhetor  Polyaen  und  der  Dichter  Oppian  gehören  dieser  Zeit 
an.  Endlich  fallt  in  sie  wohl  noch  die  erste  christliche  Schrift 
in  lateinischer  Sprache,  von  Minucius  Felix. 


910  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

1.  Der  junge  M.  Aurelius  von  Fronto  unterrichtet:  §355,4.  GBoissibr 
(la  jetinesse  de  Marc-Aurele  et  les  lettres  de  Fronton),  rev.  des  deux  mondes 
1.  Apr.  1868,  p.  671.  EMüllkb,  M.  Aar.  in  s.  Briefen  an  Fronto,  Ratibor 
1869.  Mit  seinem  angeborenen  Eifer  zieht  der  Caepar  (so  redet  ihn  Fronto 
an  vor  der  Thronbesteigung,  später  Antonine  oder  M.  Aureli)  die  ihm  von 
Fronto  empfohlenen  Schriftsteller  aus,  sammelt  Synonyma,  Sentenzen,  Ver- 
gleichungen  und  sonstige  Redefigaren,  macht  auch  selbst  Verse  (hexametri, 
Fbonto  p.  24.  34),  empfindet  aber  immer  stärker  die  Leere  dieses  Tuns  und 
läßt  eich  durch  Innius  Rusticus  (§  358,  3)  für  die  (stoische)  Philosophie 
gewinnen,  zum  großen  Verdrusse  des  Fronto  (§  355,  4  M.).  Wendepunkt  ums 
J.  146 ;  vgl.  ad  Front,  p.  75  Aristonis  libri  me  hac  tempestate  .  .  habent 
male;  .  .  nimis  quam  saepe  erubescit  diseipülus  tuus  sibique  suscenset  quod 
viginti  quinque  annos  notus  nihildum  bonorum  opinionum  et  puriorum  ra- 
tionum  animo  hauserim. 

2.  Erhalten  sind  von  M.  Aurel  außer  den  Briefen  an  Fronto  (andere 
Briefe  zB.  bei  Capitol.  Clod.  Alb.  10,  6  ff.)  die  zwölf  Bacher  Selbstbetrach- 
tungen (sie  avtov;  ed.  JStich,  Lpz.  1882)  in  griechischer  Sprache,  aus 
J.  169 — 176,  Tagebuchblätter  mit  knappen  Bemerkungen,  Überlegungen  und 
guten  Vorsätzen  die  von  dem  edelsten  Willen  zeugen.  Daß  es  ihm  an  Schärfe 
(dQifivzqe)  fehle  erkennt  er  selbst  als  Mangel;  vgl.  Avidils  Cassils  bei 
Vulcac.  Gall.  (Av.  Cass.  14,  3.  5)  Marcus  komo  sane  optimus,  qui  dum  de- 
mens  dici  cupit  eos  patitur  vivere  quorum  ipse  non  probat  vi  tarn.  .  .  M.  An- 
toninus  philosophatur  et  quaerit  de  elementis  et  de  animis  et  de  honesto  et 
iusto,  nee  sentit  pro  republica.  Capitol.  Ant.  phil.  8,  3  dahat  se  Marcus 
totum  philosophiae,  amorem  eiviutn  adfeetans. 

3.  Digest.  27,  1,  6,  8  b  &etoxaxog  nctxriQ  fiov  (wohl  M.  Aurel,  nicht 
Pius,  dessen  Verordnung  enger  begrenzt  war,  s.  §  354,  1)  nuQtX&aiv  tv&vg 
inl  xr\v  ocQxr,v  dictxdypccxi  xoeg  vnaq%ovaag  xifiäg  nal  äzslsfag  ißsßccfaaev, 
YQtxipag  (piloootpovg ,  Qrjzogagy  yQappaxi%ovg ,  iecxQOvg  dxsXstg  etvcu  yvfivaci- 
uqZhdv  etc.  xai  uqxe  %q£vstv  pfa*  itQseßsvetv  ur\xs  (ig  oxQaxsfav  %ccxa- 
Xiysefrcci  a-novzag  etc.  Capitol.  M.  philos.  23,  9  fama  fuit  quod  sub  philo- 
sophorum  specie  quidam  remp.  vexarent  et  privatos.  —  PRE.  1*,  1197. 
EZelleb,  Vortr.  u.  Abhh.,  Lpz.  1875,  *89.  E Renan,  Marc-Aurele  et  la  fin 
du  monde  antique,  Par.8  1882.     Watson,  M.  Aur.  Ant.,  Lond.  1884. 

4.  Briefwechsel  zwischen  Fronto  und  L.  Veras  (M.  Aureis  Mitregenten 
§  355,  6,  f  J-  169;  sein  Vater  §  353,  2).  Preis  der  eloquentia  des  Verus 
durch  Fronto  p.  120.  Veras  bestellt  sich  bei  Fronto  eine  verherrlichende 
Darstellung  seiner  Taten  p.  131.  Des  Verus  gratiarum  actio  p.  87;  seine 
orationes  ad  senatum  et  allocutiones  ad  exercitum  p.  131.  Offizieller  Kriegs- 
bericht in  Briefform  (J.  163  f.)  p.  126. 

6.  Capitol.  Ant.  phil.  8,  1  adepti  imperium  ita  civüiter  se  ambo  egerunt 
ut  . .  eos  Marullus,  sui  temporis  mimographus,  cawllando  impune  perstringeret. 
Vgl.  ebd.  29,  2  (de  quo  mimus  in  scena  praesente  Antonino  dixit  etc.). 
Einen  Vers  desselben  bei  Ssnv.  buc.  7,  26.  Aen.  7,  499  (Marullus  mimo- 
graphus). Gtalenos  (seit  J.  164  in  Rom)  nsql  avaxopMwv  £y%siQ-qasmv  7,  12 
o  MaqvXXov  xov  [upoyQacpov  ntttg  $&eqa7t8vd"i)  xai  Jfl  ivv  foi,  vlclCxqi 
yvfivm&eiorjg  ccvxcp  noxe  xrjg  %aqtifag.    MHaupt,  op.  1,  337.    Älter  als  Marullus 


§  363  M.  Aurelius.    §  364  Schüler  des  Fronto.  911 

scheinen  gewesen  zu  sein  die  Mimographen  Lentnlus  und  Hostilius:  Tkhtull. 
de  pall.  4  pugil  Cleomachus  .  .  .  mimographo  Lentulo  in  Catinensibus  com- 
memoratus.  Hieron.  adv.  Rufin.  2,  20  (2,  p.  614  Vall.)  quasi  tnimum  Phili- 
stionis  (§  254,  6)  vel  Lentuli  an  Marulli  stropham  eleganti  sermone  confictam. 
Tbrtült..  apol.  15  dispicite  I^entulorum  et  Hostüiorum  venustates  utrum  mi- 
mos  an  deos  vettroe  in  iocis  et  strophis  rideatis:  moechum  Anübim  (Fried- 
läkdbb,  SG.  I6,  501)  et  masculam  Lunam  et  Dianam  flagellatam  et  Iovis 
mortui  Ustamentum  recitatum  (vgl.  §  28,  3)  et  tres  Hercules  famelicos  inrisos. 
Aus  unbekannter  Zeit  Aemüius  Severianus  (aus  Tarraco)  mimographus  CIL. 
2,  4092  Ob.  2622. 

6.  Gell.  19,  11,  3  hoc  distichon  amicus  meua,  ovx  upovaog  adulescens, 
in  plures  versiculos  .  .  vertu.    Folgen  15  iambische  Dimeter. 

7.  Apül.  flor.  1,  7  Alexandri  multa  sublimia  facinora  .  .  adgressus  est 
mens  Clemens,  eruditissimus  et  suavissimus  poetarum,  pülcherrimo  carmine 
inlustrare.    Also  ein  Epos. 

364.  Unter  den  übrigen  Schülern  des  Fronto  scheint  der 
'bedeutendste  gewesen  zu  sein  dessen  Schwiegersohn  C.  Aufidius 
Victorinus,  Cos.  II  J.  183  n.  Chr.;  nächstdem  Servilius  Silanus 
und  M.  Postumius  Festus.  Überhaupt  standen  wohl  alle  welche 
in  dieser  Zeit  zu  Rom  als  öffentliche  Redner  wirkten  unier 
Frontos  Einfluß,  wenn  sie  auch  nicht  alle  seine  Art  beibehielten. 
So  auch  der  auf  verschiedenen  Gebieten  (Briefstellerei,  Rhetorik, 
Geographie  u.  a.)  tätige  Iulianus  Titianus. 

1.  Fronto  p.  95  ut  parentes  cum  in  voltu  liberum  oris  sui  liniamenta 
din08cunt,  ita  ego  cum  in  orationibus  vestris  vestigia  nostrae  sectae  animad- 
verto,  yfyri&iv  dh  cpQSvcc  Anveo  (vgl.  A  683  hymn.  in  Cer.  237)  ■  meis  enim  verbiß 
exprimere  vim  gaudii  mei  nequeo.  p.  200  suadeo  vobis  (den  Cirtenses)  pa- 
tronos  creare  .  .  eos  qui  nunc  fori  principem  locum  occupant,  Aufidium 
Victor inum  (A.  2),  quem  mihi%generum  cum  Ulis  moribus  tantaque  eloquentia 
elegi.  Servilium  quoque  Silanum  (Cos.  189,  vgl.  Lamprid.  Commod.  7,  6) 
Optimum  et  facundissimum  virum  iure  municipis  patronum  habebitis,  cum  sit 
vicina  et  amica  cwitate  Hippone  regio.  Postumium  Fe  st  um  et  morum 
et  eloquentiae  nomine  recte  patronum  vobis  feceritis,  et  ipsum  nostrae  pro- 
vinciae  et  civitatis  non  longinquae.  Vgl.  §  857,  1.  Capitol.  Ant.  phil.  3,  8 
flrequentavit  et  deelamatorum  scholas  püblicas  amavitque  e  condiscipiüis  prae- 
cipuos  senatorii  ordinis  Seium  Fuscianum  et  Aufidium  Victorinum,  ex  equestri 
Baebium  Longum  et  Calenum.  Über  jenen  M.  Postumius  Festus  a.  Gell. 
19,  13.  Auf  ihn  bezieht  sich  —  ein  Beweis  wie  er  lange  Zeit  in  Ansehn 
stand  —  eine  um  das  J.  300  gesetzte  Inschrift  (CIL.  6,  1418):  T.  FL 
Postumio  Titiano  .  .  .  oratori  (cos.  J.  801),  pronepoti  et  sectatori  M.  Postumi 
FesH  oratipris)  und  ein  inschriftliches  Fragment  (CIL.  6,  1416)  [M.  Postu- 
mium Fest[nm]  oratorem  utraque  facundia  maximum,  procos.  Asiue  destinat, 
VII  virum,  flam.,  venerabüis  memoriae  virum  T.  Fl.  Postumius  Varus  (praef . 
urbi  J.  271)  cos.  pronepos,  sectator  eius.  Borghbsi,  ann.  dell.  instit. 
1844,  53. 


912  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

2.  C.  Anfidius  Victorinus  (vgl.  A.  1),  einer  der  tüchtigsten  Männer 
dieser  Zeit,  praef.  urbi,  bis  consul  (Or.  1176,  cos.  II.  J.  183  CIL.  6,  746 
Ob.  1918  Wilm.  136).  Er  tötete  sich  selbst  J.  186,  xaineQ  xcrl  vnb  zov 
Ma$%ov  iv  xoig  ndvv  Ttpij&cif  xai  tij  vfjg  ipv%ijs  ttQtzij  xai  zjj  xmv  Xoycov 
noQaonevjj  ovdevbg  tmv  %ct&'  ectvtov  SevzsQog  ysvopevog,  Dio  72,  11.  Fbokto 
p.  232  Victorinum  pietate  mansuetudine  veritate  innocentia  maxima,  omnium 
denique  optimarum  artium  praeeipuum  virum,  vgl.  p.  179.  —  Sein  Sohn  von 
Frontos  Tochter  Gratia  ist  der  (M.  Aufidins)  Fronto  consnl  (J.  199),  welcher 
seinem  Sohn  M.  Anfidius  Fronto  die  Grabschrift  bei  Orelli  1176  (ans  Pi- 
saurum)  setzte,  worin  auch  der  Redner  Fronto  erwähnt  wird  (».  §  365,  4  A.)  ; 
und  auch  C.  Anfidius  Victorinus  cos.  J.  200  ist  wohl  ein  jüngerer  Bruder 
des  Cos.  J.  199.  TWfel,  PRE.  1*,  2130,  20.  33.  Mommsen,  Herrn.  8,  209. 
WHenzbn,  bull.  arch.  1881,  54. 

3.  Fronto  p.  191  Vohmnio  Quadrate:  legam,  ßi,  libenter  orationetn 
istam  quam  misisti  mihi  et  si  quid  videbitur  corrigendum  corrigam  (vgl. 
p.  190).  —  p.  191  Fdbianum,  spectatum  in  iudiciis  civilibus,  frequentem  in 
foro,  meum  familiärem.  Vgl.  Spart.  Sever.  13,  8  occidit  .  .  Masticium  Fa- 
bianum.  —  Über  das  Auftreten  des  Sohnes  von  Squilla  Gallicanus  als  Redner 
s.  Fronto  p.  188  {prator  noster).  —  p.  179  Antoninus  Aquila  vir  doctus  est 
et  f (Kundus  (Fronto  empfiehlt  ihn  dem  Victorinus  für  eine  Lehrstelle  der 
Rhetorik  in  seiner  Provinz).  Der  GL.  7,  525,  22  genannte  Antoninus  gram- 
maticus  ist  wohl  ein  anderer.  —  p.  173  commendando  Corneliano  Sul- 
picio  famüiarissimo  meo.  .  .  industrius  vir  est,  strenuus,  ingenio  libero  ac 
Überall,  .  .  litterarum  studio  et  bonorum  artium  elegantia  mihi  acceptissimus. 
—  p.  175  bonarum  artium  seetator  est  meus  (Licinius)  Montanus,  tum 
doctrina  et  facundia  est  eleganti.  —  p.  176  Iulium  Aquilinum,  virum  .  . 
doctissimum,  facundissimum ,  philosophiae  disciplinis  ad  optima»  artes,  elo- 
quentiae  studiis  ad  egregiam  facundiam  eximie  eruditum.  .  .  st  eum  audire 
disputantem  de  platonicis  disciplinis  dignatus  fueris.  (p.  177)  maximi  con- 
cursus  ad  audiendum  eum  Eomae  saepe  facti  sunt. 

4.  Apoll.  Sidon.  ep.  1,  1  quem  (den  Briefstil  Ciceros)  nee  Iuiius 
Titianus  sub  nominibus  ülustrium  feminarum  (erdichtete  Briefe)  digna 
similitudine  expressit.  propter  quod  ülum  ceteri  quique  Frontonianorum,  ut- 
pote  conseetaneum  aemulati  cur  veternosum  dicendi  genus  imitaretur  (das 
ciceronische,  nicht  das  neumodische  des  Fronto),  oratorum  simiam  nuneupa- 
verunt.  Dieser  Titianus  ist  wohl  der  Titianus  senior  (s.  §  879,  7)  qui  pro- 
vinciarum  libros  pulcherrimos  scripsit  et  qui  dictus  est  sitnia  temporis  sui, 
quod  euneta  esset  imitatus  (Capitoltn.  Maximin.  27,  5).  Jene  libri  sind  wohl 
die  chorographia  bei  Skrv.  Aen.  4,  42  (Barcaei  .  .  seeundum  Titianum  in 
chorographia  Phoenicem  .  .  superavere),  vgl.  ebd.  11,  651  und  Ibid.  orig.  9, 
2,  64  {unimammae).  Auch  das  Fragment  über  den  Aetna  bei  Gregor.  Turon. 
de  euren  stell.  13  (Mon.  Genn.  Scriptt.  Merov.  1,  862)  meminit  et  huius 
montis  et  ille  Iuiius  Titianus  his  verbis  etc.  (vgl.  AMai,  coli.  Vat.  3,  239) 
ist  wohl  daraus.  —  Auch  der  Titianus  welcher  über  Rhetorik  schrieb  (Isio. 
orig.  2,  2,  1)  ist  wohl  er  (Sbrv.  Aen.  10,  18  Titianus  et  Calvus  qui  themata 
omnia  de  Vergüio  elicuerunt  et  adformarunt  ad  dicendi  usum)  und  nicht  sein 
Sohn.  Dagegen  ist  der  Fabeldichter  Titianus  wohl  der  Sohn:  s.  §  379,  8. 
Schwerlich    ist  Titianus   auch   bei    Diom.    GL.  1,  368,  26   gemeint.     Vgl. 


§  364  Schüler  des  Fronto.    §  365  Gellius.  913 

§  168,  1  Z.  8,  auch  §  132,  6.    Mach.  3,  19,  6.     FHaase,  Greg.  Tor.  de  cursu 
stell.,  Breal.  1853  p.  37. 

5.  Ungefähr  aas  dieser  Zeit  ist  wohl  auch  Bomanius  Iovinus,  rhetor 
eloquii  latini,  dem  seine  dankbaren  Erben  die  Grabschrift  setzten  (Or.- 
Henzen  5606  aus  Rom):  docta  loqui  doctus  quique  loqui  docuit.  Manibus 
infernis  si  vita  et  gloria  vitae,  vivit  et  hie  nobis  ut  Getto  vel  Cicero. 

6.  Capitol.  Helv.  Pert.  1,  4  puer  litteris  elementariis  et  calculo  im- 
butus ,  datus  etiam  graeco  grammatico  atque  inde  Sulpicio  Apollinari 
(§  357,  2),  post  quem  idem  Pertinax  grammaticen  professus  est.  sed  cum 
in  ea  minus  quaesius  proficeret,  per  Lollianum  Avitum,  consularem  virum,  .  . 
dueendi  ordmis  dignitatem  petit.  2,  1  hello  parthico  (J.  163  ff.)  promeritus  etc. 
Pertinax  (geb.  J.  126)  war  Cos.  179  und  192;  drei  Monate  lang  Kaiser, 
f  J.  193.  —  Jener  L.  Lollianus  Avitus  (cos.  J.  144,  Proconsul  in  Afrika 
um  J.  157,  ERohde,  BhM.  40,  67)  heißt  bei  Apul.  apoL  93  vir  bonus  dieendi 
peritus  (§  44,  1)  und  ebd.  94  wird  seine  Beredsamkeit  überschwenglich 
gelobt;  PBE.  1«,  2155. 

7.  Capitol.  Pert.  12,  7  adhibebat  (cenis)  .  .  VaUrianum,  qui  cum  eo 
docuerat,  ut  fabulas  (Gespräche)  litteratas  haberet. 

365.  Für  viele  Gebiete  des  Wissens  wie  für  die  Kenntnis 
ihrer  Zeit  von  hoher  Wichtigkeit  sind  die  zwanzig  Bücher  Noctes 
atticae  welche  wir  von  A.  Gellius  (geb.  etwa  um  J.  130)  be- 
sitzen. Obwohl  selbst  von  beschränktem  Geiste,  kleinlich  und 
blind  in  seiner  Bewunderung  wie  in  seinen  Abneigungen,  hat 
Gellius  mit  treuem  Fleiß  und  redlicher  Gewissenhaftigkeit  ge- 
sammelt und  zusammengestellt  was  er  aus  Unterredungen  und 
Büchern  über  alte  Literatur  und  Sprache,  Recht  und  Philosophie 
und  auch  Naturwissenschaft  gelernt  hatte.  Die  Ordnung  ist 
eine  zufällige,  die  Sprache  nüchtern,  aber  durchzogen  von  alter- 
tümlichen Ausdrücken.  Vom  achten  Buche  ist  nur  die  Inhalts- 
übersicht auf  uns  gekommen. 

1.  Name:  in  den  Hss.  und  das  MAlter  hindurch  heißt  A.  Gellius  infolge 
Vereinigung  des  Vornamens  mit  dem  Geschlechtsnamen  häufig  Agellius  (ein 
Agellius  Redditus  CIL.  6,  1066,  [2],  33).  —  Leben  und  Bildungsgang:  Gbll. 
18, 4, 1  cum  iam  adulescentuli  Romae  praetextam  et  puerilem  togam  mutassemus 
(lö — 17  J.  alt)  magistrosque  tunc  nobis  nosmet  ipsi  exphratiores  quaereremus, 
.  .  ApoUinaris  Sulpicius  (§  357,  2)  etc.  7,  6,  12  adulescens  ego  Romae,  cum 
ttiamtum  ad  grammaticos  itarem,  audivi  Apollinarem  Sulpicium,  quem  in 
primis  seetabar,  .  .  Erucio  Claro  praef.  urbi  (§  357,  6)  dicere.  20,  6,  1 
percontabar  A.  S.  cum  tum  Romae  adulescentülus  seetarer.  ebd.  15  haec 
memini  mihi  Apollinarem  dicere  eaque  tunc  ipsa  ita  ut  dieta  fuerant  notavi. 
Auch  noch  später  wandte  sich  G.  in  Zweifelfällen  am  liebsten  an  S.  A.; 
vgl.  11,  15,  8.  12,  13,  1.  13,  20,  1  (ego  et  Ap.  S.  et  quidam  alii  mihi  aut 
%Ui  familiäres).  Für  Rhetorik  war  des  G.  Lehrer  Antonius  Iulianus  (§  356,  1), 
sowie  T.  Castricius  (§  361,  2)  und  auch  Fronto  von  Einfluß  (19,  8,  1).  Vor- 
zugsweise aber  fesselte  ihn  fortwährend  Favorinus  (§  361,  3);  vgl.  bes.  16, 

Tkdtfsl-Schwabs,  Rom.  Llt.-Gesch.    5.  Aufl.  58 


914  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

3,  1  cum  Favorino  Bomae  dies  plerumque  totos  eramus  tenebatque  animos 
nostros  homo  ille  fandi  dulcissimus  atque  eum  quoquo  iret  ....  sequebamur. 
MHertz,  rament.  Gell.  mant.  2  (Bresl.  1869),  6.  Herkunft  aus  Afrika  will 
für  Gellius  wahrscheinlich  machen  KSittl,  d.  lokalen  Verschiedenheiten 
der  lateinischen  Sprache,  Erl.  1882,  144;  8.  aber  dagegen  ThVogel,  JJ. 
127,  188. 

2.  Gell,  praef.  12  volvendis  multis  admodum  voluminibus  per  omnia 
semper  negotiorum  intervalla  in  quibus  furari  otium  potui  exercitus  defessus- 
que  sum.  11,  3,  1.  16,  10,  1.  14,  2,  1  quo  primutn  tempore  a  praetoribus 
lectus  in  iudices  sum  (für  iudicia  privata)  libros  .  .  de  officio  iudicis  scriptoi 
conquisivi,  ut  homo  adulescens,  a  poetarum  fabulis  et  a  rhetorum  epilogis  ad 
iudicandas  Utes  vocatus  (demnach  wenigstens  25  Jahre  alt,  s.  dig.  42,  1,  67. 
60,  4,  8),  rem  iudiciariam  .  .  cognoscerem.  12,  13,  1  cum  Romae  a  con- 
sulibus  iudex  extra  ordinem  datus  .  .  essem.  13,  18,  1  cum  ex  angulis 
secretisque  librorum  ac  magistrorum  in  mediam  iam  hominum  et  in  lucem 
fori  prodissem  etc.;  vgl.  1,  22,  6  mcmini  ego  praetoris  .  .  tribunali  me  forte 
adsistere. 

3.  Fortsetzung  der  Studien  zu  Athen  als  iuvenis  (2,  21,  1.  4;  vgl. 
7,  10,  1.  12,  6,  4.  15,  2,  3),  also  ungefähr  30  Jahre  alt  und  nach  dem 
Richteramte  (A.  2).   Gell.  1,  2,  1  Herodes  Atticus  (f  J.  177,  §  866,  3)  .»  acctr- 

jsebat  saepe  nos,  cum  apud  magistros  Athenis  essemus,  .  .  me  et  cl.  v.  Servi- 
lianum  compluresque  alios  nostrates  qui  Borna  in  Graeciam  ad  capiendum 
ingenii  cultum  concesserant  Vgl.  18,  2,  1.  18,  13,  1.  Hauptsächlich  schloß 
sich  G.  hier  an  Taurus  (§  351)  an  (12,  5,  1),  kam  aber  auch  mit  Pere- 
grinus  Proteus  (f  J.  165)  viel  zusammen  (12,  11,  1;  vgl.  8,  3).  Dauer  seines 
Aufenthalts  daselbst,  wie  es  scheint,  ein  Jahr,  dessen  Sommer  (2,  21,  2), 
Herbst  (1,  2,  2),  Winter  (praef.  4.  10.  17,  8,  7.  Saturnalia  18,  2,  1.  18, 
13,  1)  Gellius  erwähnt.  Von  seiner  Rückreise  aus  Griechenland  spricht  er 
19,  1,  1.  4.  9,  4,  1.  16,  6,  1.  Über  sein  späteres  Leben  finden  sich  nur 
sehr  spärliche  und  unbestimmte  Angaben.  Auch  die  Zeit  seines  Todes  ist 
ungewiß;  s.  A.  5. 

4.  Das  Werk  des  Gellius.  Praef.  1  ad  lwc  ut  liberis  quoque  meis  partae 
istiusmodi  remissiones  essent.  (2)  usi  autem  sumus  ordine  rerum  fortuito 
quem  antea  in  excerpendo  feceramus.  nam  proinde  ut  librum  quemque  in 
manus  ceperam  .  .  vel  quid  memoratu  dignum  audier  am  .  .  promiste  ad- 
notabam.  .  .  (3)  facta  igitur  est  in  his  quoque  commentariis  eadem  rerum 
disparilitas  quae  fuit  in  Ulis  adnotationibus  pristinis.  .  .  (4)  sed  quoniam 
longinquis  per  hiemem  noctibus  in  agro  .  .  terrae  atticae  commentationes  hasce 
ludere  ac  facere  exorsi  sumus,  idcirco  eas  inscripsimus  Noctium  esse  atti- 
carum.  (13)  erunt  autem  in  his  commentariis  pauca  quaedam  scrupülosa 
et  anxia  vel  ex  grammatica  vel  ex  dialectica  vel  etiam  ex  geometria,  .  .  item 
paucula  remotiora  ex  augurio  iure  et  pontificio.  (22)  Volumina  commcn- 
tariorum  ad  hunc  diem  viginti  iam  facta  sunt.  (23)  quantum  autem  vitae 
mihi  deinceps  deum  voluntate  erit  quantumque  a  tuenda  re  familiari  procuran- 
doque  cultu  liberorum  meorum  dabitur  otium,  ca  omnia  .  .  tempora  ad  cöüi- 
gendas  huiuscemodi  memoriarum  delectatiunculas  conferam.  Es  scheint  aber 
nicht  daß  dies  zur  Ausführung  kam,  vielleicht  weil  G.  bald  nach  Vollendung 


§365  Gellius.  915 

der  20  Bücher  starb.     Der  Anfang  der  praefatio  wie  der  Schluß  von  B.  20 
ist  nicht  erhalten,  von  B.  8  nur  die  Kapitelüberschriften. 

5.  Radulphus  dk  Diceto  (§  268,  3gE.)  ÄgelUus  tcribit  anno  CLXIX 
(FRihl,  die  Verbreitung  des  Just.  33;  vgl.  35).  Dazu  stimmt  daß  als  Con- 
sularen  bezeichnet  werden  Herodes  Atticus  (Cos.  1431,  Fronto  (Cos.  143), 
Erucius  Claras  (Cos.  146).  Der  Umstand  daß  von  Schriften  des  Fronto 
nicht  die  Rede  ist,  zB.  nicht  (16,  19)  von  dem  Arion  desselben,  erklärt 
sich  aus  der  Gewohnheit  des  G.  von  Lebenden  die  er  bewundert,  wie  He- 
rodes  Atticus  und  teilweise  auch  Favorinus,  nicht  Schriften  zu  erwähnen, 
sondern  sie  selbst  persönlich  und  redend  einzuführen  (M Hertz,  mant.  alt.  7). 
Wenig  erhellt  aus  20,  1,  6:  trecentesimo  anno  p.  E.  c.  tabulae  (XII)  scriptae 
sunt,  a  quo  tempore  ad  hunc  diem  anni  esse  non  longe  minus  DCG  (DC? 
Vogbl)  videntur.  Es  ergiebt  sich  aus  der  Beschaffenheit  des  Werkes  und 
aus  einzelnen  Andeutungen  desselben  (s.  bes.  die  Praef.)  daß  die  Aus- 
arbeitung schon  während  des  Aufenthalts  in  Athen  (um  J.  160?)  begann 
(praef.  4),  dann  von  dem  Vf.  per  omnia  semper  negotiorum  intervalla  in 
quibus  furari  otium  potuit  (praef.  12)  Jahre  lang  weiter  geführt  wurde, 
und  daß  endlich,  schon  in  reiferem  Alter  des  Verfassers,  die  vorliegenden 
20  Bücher  zur  Herausgabe  fertig  gemacht  worden  sind.  Demnach  Veröffent- 
lichung etwa  um  J.  175? 

6.  Gellius  ist  eine  Famulusnatur:  das  Bewundern,  Schlepptragen, 
Applaudieren  ist  ihm  ein  Bedürfnis,  und  er  übt  es  gegenüber  dem  Ent- 
gegengesetztesten, gleichzeitig  gegen  Fronto  und  Cicero  (vgl.  17,  1,  1). 
Seine  Anhänglichkeit  an  die  von  ihm  Erkorenen  hat  etwas  Rührendes, 
außer  wo  sie  sich  in  Geringschätzung  derer  ausspricht  welche  zu  einer 
anderes  Schule  gehören.  In  beiner  ebenso  gutherzigen  wie  beschränkten 
Mittelmäßigkeit  spiegelt  er  den  Charakter  seiner  Zeit  treulich  wieder,  ihre 
wichtigtuerische  Geschäftigkeit  ohne  ernstes  Ziel,  ihre  Verranntheit  in 
Nichtigkeiten,  ihren  völligen  Mangel  an  eigenem  Geiste,  an  Schöpfungs- 
kraft, Urteil  und  Verstand,  ihre  Gelehrsamkeit  wie  ihre  Pedanterie.  Es 
gelingt  ihm  oft  recht  anschauliche  und  (unfreiwillig)  ergötzliche  Bilder 
von  dem  Treiben  in  seiner  Zeit  zu  geben.  Außerdem  ist  für  uns  seine  An- 
häufung von  Mitteilungen  aus  verlorenen  alten  Werken  von  um  so  größerem 
Werte  weil  der  Verfasser  mit  seiner  ängstlichen  Gewissenhaftigkeit  da  wo 
er  wirklich  selbst  gesehen  hat  vollen  Glauben  verdient.  Freilich  ist  auch 
er  von  der  Sucht  seiner  Zeit  ergriffen  gelehrter  zu  erscheinen  als  er  ist, 
und  hat  wohl  manches  aus  zweiter  Hand  entnommen  was  er  aus  den  Quellen 
selbst  geschöpft  zu  haben  behauptet.  Über  den  Einfluß  der  Altertümelei 
des  G.  auf  dessen  Schreibweise  s.  MHebtz,  JJ.  Suppl.  7,  12.  20.  23.  Sonst 
über  des  Gell.  Sprache  OGobgbs,  de  quibusd.  sermonis  Gell,  proprietatibus, 
Halle  1883.     Vgl.  A.  7. 

7.  Benutzung  des  Gell,  schon  bei  seinem  Zeitgenossen  Apuleius?  vgl. 
§  367,  6M.  und  Hektz,  ed.  mai.  2,  p.  vu;  dann  bei  Vopisc.  Prob.  1,  1  (Hertz 
aO.)  und  in  dem  Auszug  der  inst.  div.  des  Lactanz  (§  397,  5),  namentlich 
aber  bei  Nonius  Marcellus,  Ammianus  Marcellinus  und  Macrobius.  Nonius 
und  vollends  Macrobius  schreiben  den  Gellius  eifrig  aus,  aber  ohne  ihn  je 
zu  nennen.  Vir  clcgantissimi  eloquii  et  multae  ac  facundae  scientiae  heißt 
Gellius  bei  Aügübtin.   de  eiv.   dei  9,  4.   —   Im   allg.   s.  FBähk,   Ersch  und 

58* 


916  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

Grabers  Encykl.  1,  67,  39.  MHertz,  Renaissance  36.  Th Vogel,  de  A.  Gellii 
vita,  studiis,  scriptis,  Zittau  1860;  de  A.  Gellii  copia  verborum,  Zwickau  1862; 
de  Gell.  N.  A.  compositione  in  den  Philol.  Abhh.  f.  MHertz,  Bresl.  1888,  1. 
LFeiedländbb  ,  de  A.  G.  vitae  temporibus,  Königsb.  1869;  Sittengeschichte 
8Ö,  470.  JSteup,  de  Probis  77.  vir.  HBecker,  stud.  Apul.  83.  JWBece,  de 
Sulpic.  Apollin.  (Groning.  1884)  6.  —  LMercklin,  die  Citiermethode  und 
Quellenbenützung  des  A.  G.,  JJ.  Suppl.  3,  686;  A.  Gellii  capita  quaedam 
ad  fontes  revocata,  Dorpat  1861.  JKrbtzschmbh  ,  de  A.  G.  fontibus  I:  de 
auctoribus  Gellii  grammaticis,  Greifsw.  1860.  MHertz,  Gell.  u.  Nonius,  JJ. 
86,  706.  779.  LRubke,  de  Gell,  fontt.  quaestt.  sei.,  Bresl.  1883.  HNettlbship, 
lectures  and  essays  248. 

8.  Alle  bekannten  älteren  Handschriften  des  Gellius  enthalten  ent- 
weder nur  B.  1—7  oder  B.  9—20  oder  Teile  dieser  beiden  Gruppen,  Die 
Gellius -Hbs.,  welche  beide  Gruppen  enthalten,  sind  (außer  dem  wertvollen 
▼erschollenen  und  unvollständig  bekannten  Buslidianus)  durchweg  jung 
(s.  XV)  und  stark  verfälscht,  doch  stammen  sie  aus  einem  etwas  vollstän- 
digeren Exemplar:  sie  bieten  zB.  allein  den  index  von  B.  8  (A.  4  E.)  und 
sie  geben  auch  am  Schluß  des  Werkes  etwas  mehr  als  die  mutili.  Der 
Text  von  B.  1  —  7  gründet  sich  vornehmlich  auf  die  Vatic.-Palat.  24 
(palimpa.)  s.  V  (§  180,  2  Z.  8),  Vat.  3462  und  Par.  6765  s.  XIII,  sowie 
Leidensis  Gronov.  21  (Rottendorfianus)  s.  XII;  der  Text  von  B.  9—20  auf 
Leid.  Voss.  112  s.  X,  Vatic.  Reg.  697  s.  X,  Paris.  8664  s.  XHI,  Leidensis 
Voss.  F  7  s.  XIV,  Bern.  404  s.  XII  n.  a.  Vgl.  MHertz,  Berl.  SBer.  1847, 
403  u.  vor  s.  größeren  Ausgabe. 

9.  Ausgaben:  zB.  von  LCabrio,  Par.  1586  (Proben  seiner  Noten  zu 
Gell,  neu  abgedruckt  von  MHertz,  Bresl.  1886  —  86  III).  J.  P.  (und  Jak.) 
Gronovtds,  Leid.  1706  (Lps.  1762  II  von  JLConradi)  und  bes.  Ex  recensione 
et  cum  apparatu  critico  MHertz,  Berl.  1883.  85  II.  Dazu  dessen  editio  mi- 
nor, Lps.3  1886  und  opuscula  Gelliana,  Berl.  1886.  —  Übersetzt  von  F Weiss, 
Lpz.  1876.  76.  IL 

10.  Ober  das  Juristische  bei  Gell.  JvGlöden  (Rost.  1848),  HEDirksem, 
hinterlaea.  Schrr.  1,21.  —  AFleckeisen,  zur  Erit.  der  altlatein.  Dichterfragm. 
bei  G.f  Lpz.  1854. 

Anderes  zur  Kritik  u.  Erklärung  von  RBentlet  (RhM.  85,  633), 
ACramer  (ad  G.  excursus,  Kiel  1827—32  IV),  RKlotz  (quaestt.  Gell.,  Lps. 
1857),  MHertz  (opusc.  Gell.,  s.  A.  9E.),  Mommben  (ad  Gell.  4,  1,  4  in  den 
symbol ae  Bethmanno  Hollw.  oblatae,  Berl.  1868),  Madvig  (adv.  crit.  2,  683 
u.  dazu  MHkktz,  vindiciae  Gell,  alterae,  JJ.  Suppl.  7,  1  u.  JJ.  111,  506), 
ThBebgk,  JJ.  113,  279,  ThBüttner,  ebd.  121,  182,  Cobet,  Mnem.  N.  S.  6,  111 
(dazu  FRühl,  JJ.  117,  320).  7,  86.  97.  179,  HRönsch,  JJ.  127,  211,  HBLÜwreR 
(zu  Gell.  2,  26),  in  d.  phil.  Abhh.  f.  MHertz,  Berl.  1888,  14,  ThVooel,  JJ. 
133,  71.    JCGBoot,  Mnem.  16,  283. 

366.    Unter  Antoninus  Pias   und  M.  Aurelius  schrieb   der 

. Platoniker  und  Rhetor  Apuleius  aus  Madaura  in  Afrika.     In 

Karthago,  Athen  und  durch  Reisen  gebildet,  war  er  eine  Zeit  lang 

zu  Rom  als  Anwalt  tatig,  dann  in  Afrika  als  Wanderredner  über 


§  366  Gellius.    §  366  Apuleius.  917 

philosophische  Gegenstände  und  Lehrer  der  Beredsamkeit  in  der 
Weise  der  griechischen  Sophisten,  aber  in  lateinischer  Sprache. 
Er  ist  ein  echtes  Kind  seiner  Zeit  und  seiner  Heimat  durch  die 
bunte  Vielseitigkeit  seines  geistigen  Strebens  und  literarischen 
Wirkens,  durch  seinen  Mangel  an  Kritik,  seine  phantastische 
Schwärmerei,  seine  eitle  Selbstüberschätzung,  und  den  Ungeschmack 
seiner  aus  allen  Zeiten  und  Stilarten  zusammengesetzten  Dar- 
stellung. Aber  durch  Lebendigkeit  und  Leichtigkeit  der  Hervor- 
bringung sowie  durch  Sprachtalent  und  Sprachgewalt  nimmt  er 
unter  den  Schriftstellern  des  Jahrhunderts  einen  hervorragenden 
Rang  ein. 

1.  Name;  er  heißt  in  den  guten  Hss.  einfach  Apuleius,  und  zwar  in 
dieser  Schreibung.  Sonst  schwanken  Inschriften  und  Hss.  in  diesem  Namen 
zwischen  Appuleius  (der  älteren  Form)  und  Apuleius,  Der  Vorname  L.  ist 
nur  ungenügend  bezeugt,  zB.  Tor  B.  2  de  dogm.  Fiat,  und  vor  de  mundo 
im  Monac.  621  8.  XII  und  im  Flor,  olim  S.  Marci  284  s.  XII,  in  beiden  von 
junger  Hand,  ferner  in  jungen  Guelferbytani  usw.  Die  entsprechende  Angabe 
ans  dem  vermeintlichen  Victorianus  [s.  §  367,  7  Z,  8.  Kruges  vor  s.  Ausg. 
der  Apol.  p.  vui]  ist  wertlos.  Der  Vorname  könnte  von  dem  Helden  der 
Metamorphosen  entnommen  sein.  Vgl.  noch  A.  7E.  —  Madaurensis  heißt 
A.  in  den  besten  Hss.,  er  selbst  nennt  sich  demgemäß  apol.  24  Seminumida 
ei  Semigaetulue,  weil  seine  Vaterstadt  gelegen  sei  Numidiae  et  Oactuliae  in 
ipso  confinio.  Außerdem  giebt  ihm  die  gute  Überlieferung  in  den  Über- 
schriften seiner  Werke  noch  den  Beinamen  Platonicus  oder  philosophus  PI. ; 
und  so  nennt  er  sich  selbst  apol.  10;  vgl.  auch  nsql  £q(it)v.  (§  367, 5)  p.  267  Ond. 
Apuleius  philosophus  platonicus  Madaurensis.  Augustin.  civ.  dei  8,  14  Apu- 
leius Platonicus  Madaurensis,  Chams.  GL.  1,  240  ut  apud  Apuleium  Pia- 
tonicum  de  proverbiis  scriptum  est  libro  II.  Auoustin.  civ.  dei  8,  12  in 
utraque  lingua  .  .  Apuleius  Afer  extitit  Platonicus  nobilis.  Apoll.  Sid.  9,  13 
Cs.  unten  A.  8  E.). 

2.  Über  das  Leben  des  Apuleius  (darüber  Hildsbraxd  vor  s.  Ausg. 
EBohdb,  RhM.  40,  66)  bis  zu  seinem  Prozesse  (s.  A.  3)  giebt  die  apologia 
reiche  Aufschlüsse.  Im  Jahre  des  Prozesses  (unter  Antoninus  Pius,  apol.  86), 
etwa  im  J.  158  (§  367,  2)  war  die  Frau  des  Apuleius  wenig  älter  als  40  Jahre 
(apol.  89),  Apuleius  aber  war  jünger  als  sie  (apol.  27;  iuvenis  heißt  er 
wiederholt:  27.  70).  Dagegen  war,  wenn  auch  arto  contubernio  intime 
iunctus  (apol.  72),  Apuleius  älter  als  sein  Schüler  und  späterer  Stiefsohn 
Pontianus  (geb.  etwa  J.  186?).  Ferner  war  Apuleius  ziemlich  gleichalt  mit 
seinem  früheren  Schulkameraden  (flor.  16, 73)  Aemilianus  Strabo  (cos.  J.  156, 
A.  4  E.).  Danach  mag  seine  Geburt  um  das  Jahr  125  fallen.  ERohdb, 
RhM.  40,  67.  Er  stammte  aus  einer  angesehenen  und  wohlhabenden 
(apol.  23)  Familie,  sein  Vater  war  der  höchste  Beamte  (duumvir)  in  Madaura 
(apoL  24).  florid.  18,  86  pueritia  apud  vos  (Carthag.)  et  magistri  vos,  et 
secta,  licet  AJthenis  Aiticis  confirmata,  tarnen  hie  incohata  est,  et  vox  mea 
utraque  lingua  iam  vtstris  auribus  ante  proximum  sexennium  probe  cognita. 


(J18  Eie  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrbunderfc  (M.  Aurelius). 

20,  97  ego  et  alias  crateras  (als  Grammatik  und  Rhetorik)  Aihenis  (vgl. 
15,  60.  18,  92.  apol.  72)  bibi,  poeticae  .  .,  geometriae  .  .,  musicae  .  ., 
dialecticae  .  .,  tarn  vero  universae  philosophiae.  met.  11,  28  viricülas  patri- 
monii  peregrinationis  (vgl.  auch  apol.  23  [Patrimonium]  longa  peregrinatione 
et  diutinis  studiis  ....  modice  immintUum)  adtriverant  impensae.  .  .  quae 
res  .  .  victum  uberiorem  subministrabat  .  .  quaesticulo  foren&i  nutrüo  (in 
Rom)  per  patrocinia  sermonis  romani.    11,  30  gloriosa  in  foro  patrocinia. 

3.  Auf  einer  Reise  von  Madaura  nach  Alexandria  zu  Oea  erkrankt, 
wurde  Ap.  dort  mit  einer  reichen  Witwe,  Aemilia  Pudentilla,  bekannt  und 
heiratete  sie.  Darüber  erbost  erhob  deren  Verwandtschaft  gegen  Ap.  vor 
dem  Procos.  Claudias  Maximus  (§  368,  2)  eine  Anklage  auf  Zauberei,  wo- 
durch er  die  Witwe  an  sich  gezogen  habe.  Hiergegen  verteidigt  sich  Ap. 
in  der  apologia  (s.  §  367,  2).  Sicher  wurde  er  freigesprochen,  lebte  aber 
(nach  dreijährigem  Aufenthalt  in  Oea,  ap.  55)  seitdem  zu  Karthago,  von 
wo  aus  er  in  Afrika  herumreiste  und  sich  hören  ließ.  In  den  nächsten 
Jahrhunderten  aber  trug  ihm  jenes  Abenteuer  (vgl.  auch  A.  5A.)  den  Ruf 
eineB  magus  und  Wundertäters  ein  welcher  es  mit  denen  des  Christentums 
aufnehmen  könne.  Augustin.  ep.  2,  quaest.  6  (2,  p.  426  c  ed.  Gaume,  Par. 
1838)  si  hoc  quod  de  Tona  scriptum  est  Apuleius  Madaurensis  vel  Apollonius 
Tyaneus  fecisse  diceretur,  quorum  multa  mira  nüllo  fideli  auctrre  iactitant. 
epist.  136  (ebd.  2,  599  a)  Apollonium  quidem  suum  nobis  et  Apüleium  aliosque 
magicae  artis  homines  in  medium  proferunt,  quorum  maiora  contendunt  exti- 
tisse  mir  acuta,  ep.  138,  18  (ebd.  2,  623  a)  Apollonium  et  Apüleium  ceteros- 
que  magicarum  artium  peritissimos  conferre  Christo  vel  etiam  praeferre 
conantur.  Lactant.  inst.  5,  3,  7  Apüleium,  cuius  solent  et  multa  et  mira 
memorari.    PMoncsaux,  Apuläe  magicien,  rev.  des  deux  mondes  1888  1,  572. 

4.  Augustin.  ep.  138  (2,  p.  623 d)  Apuleius,  ut  de.  illo  potissimum  Zo- 
quamur  qui  nobis  Afris  Afer  est  notior,  .  .  ne  ad  aliquam  quidem  iudiciariam 
reip.  potestatem  cum  omnibus  suis  magicis  artibus  potuit  pervenire,  honesto 
patriae  suae  loco  natus  et  liberaliter  educatus  magnaque  praeditus  eloquentia. 
.  .  sacerdos  provinciae  (Afrika;  vgl.  Fmedländer,  SG.  85,  651)  pro  magno 
fuit  ut  munera  ederet  .  .  et  pro  statua  sibi  ad  Oeenses  locanda  .  .  adversus 
contradictionem  quorundam  civium  litigaret.  quod  posteros  ne  lateret  eiusdem 
litis  orationem  scriptam  memoriae  commendavit.  Apul.  flor.  16,  61  vobis 
occipiam,  principes  Africae  viri,  gratias  agere  ob  statuam  quam  mihi  prae- 
senti  Jwneste  postulastis  et  absenti  benigne  decrevistis  etc.  16,  72  Ustimonium 
mihi  perhibuit  in  curia  Carthaginiensium  non  minus  splendidissima  quam 
benignissima  vir  consularis.  .  .  nam  .  .  libtllo  misso,  per  quem  postulabat 
locum  celebrem  statuae  meae,  .  .  .  commemoravit  inter  nos  iura  amicitiae  a 
commilitio  studiorum  eisdem  magistris  honeste  incohata.  .  .  quin  etiam  com- 
memoravit et  alibi  gentium  et  civitatium  honores  mihi  statuarum  et  alios  de- 
cretos.  .  .  etiam  docuit  argumento  suscepti  (s.  oben  Z.  6)  sacerdotii  summum 
mihi  honorem  Carthagini  adesse.  .  .  Aemilianus  Strabo,  vir  consularis,  brevt 
votis  omnium  futurus  proconsül,  sententiam  de  honoribus  meis  in  curia  Car- 
thaginiensium dixit  etc.  Ober  das  weitere  Leben  und  die  Todeszeit  von 
Ap.  ist  nichts  bekannt. 

6.  Apol.  66  sacrorum  pleraque  initia  in  Graecia  participavi.  .  .  multi- 
iuga  sacra  et  plurimos  ritus  et  varias  caerimonias  studio  veri  et  officio  erga 


§  366  Apuleius  (Leben).  919 

deos  didici.  .  .  primis  diebus  quibus  Oeam  venerum  publice  disserens  de 
Aesculapii  maiestate  .  .  .  quot  sacra  nossem  percensui.  ea  disputatio.  .  .  in 
omnium  manibus  versatur.  63  morem  habeo  quoquo  eam  simulacrum  alicuius 
dei  inter  UbeUos  conditum  gestare  eique  diebus  festis  ture  et  meto  ei  aliquando 
tictimis  supplicare.  Diese  geflissentliche  und  zur  Schau  getragene  Werk- 
heiligkeit erklärt  sich  teils  aus  abergläubisch  mystischem  Wesen  und  Ge- 
heimniskrämerei teils  aus  Widerspruch  gegen  das  allmählich  um  sich 
greifende  Christentum,  welchem  Ap.  abgeneigt  war;  met.  9,  14  nee  vel 
unutn  Vitium  nequissimae  Uli  feminae  deerat:  .  .  saeva  scaeva,  virosa  ebriosa, 
pervicax  pertinax,  .  .  inimica  fidei,  hostis  pudicitiae.  tunc  spretis  atque 
calcalis  divinis  numinibus  in  vicem  certae  religionis  mentita  sacrilega  prae- 
sumptione  dei  quem  praedicaret  unicum  confictis  observationibus  vaeuis  fallens 
omnes  homines  etc.  Ausdrücklich  genannt  wird  übrigens  das  Christentum 
von  A.  nicht.  Auch  der  Platonismus  der  Zeit,  zu  welchem  Ap.  sich  be- 
kannte (Ap.  1),  war  ein  solch  mystischer;  vgl.  flor.  15,  60  noster  Plato, 
nihil  ab  hoc  seeta  (des  Pythagoras)  vel  paululum  devius,  pythagorissat  in 
plurimis.  aeque  et  ipse,  ut  in  nomen  eins  a  magistris  meis  adoptarer,  utrum- 
que  (Beden  und  Schweigen)  meditationibus  academicis  didici. 

6.  Apol.  4  aecusamus  apud  te  phüosophum  et  tarn  graece  quam  latine 
disertissimum.  met.  1,  1  in  urbe  latia  advena  studiorum  Quiritium  in- 
digenam  sermonem  aerumnabili  labore,  nullo  magistro  praeeunte,  aggressus 
exeolui.  en  ecce  praefamur  veniam  si  quid  exotici  ac  forensis  sermonis  rudis 
loeutor  o  ff  ender o.  Einen  fremdartigen  Charakter  hat  die  Darstellung  des 
Ap.  immer  behalten,  bei  aller  Gewandhteit  womit  er  die  Sprache  beherrscht. 
So  fühlt  er  zB.  nicht  wie  wunderlich  Worte  und  Wendungen  des  Alt-  und 
Volkelateins  in  ernsthafter  gehobener  Rede  sich  ausnehmen.  Dazu  die 
Überladung  mit  rhetorischen  Figuren  aller  Art,  das  gespreizte  Pathos  und 
die  manierierte  Künstlichkeit.  Doch  ist  die  sprachliche  Darstellung  nicht 
in  allen  Schriften  gleichartig:  auf  der  einen  Seite  stehen  die  Metamor- 
phosen, welche  trotz  aller  sprachlichen  Kunststücke  und  aller  subjeetiven 
Maßlosigkeit  doch  auf  dem  Grund  der  Volkssprache  ruhen  und  sich  ihr 
anschließen,  während  in  den  übrigen  (wissenschaftlichen)  Schriften  Apuleius 
sich  mehr  an  die  rhetorisch- technische  Literatursprache  anlehnt:  ein  Unter- 
schied welcher  sich  selbst  im  Gebrauch  der  Partikeln  wieder  spiegelt:  s. 
darüber  HBbckkb,  studia  Apuleiana  (Berl.  1879),  7.  H Jordan,  krit.  Beitr. 
z.  Gesch.  d.  lat.  Spr.  325.  Vgl.  auch  ChkLütjohann,  act.  Lps.  3,  502.  — 
Im  allg.  s.  OErdhann,  de  Apulei  elocutione,  Stendal  1864.  HKbetschmann, 
de  latinitate  Ap.,  Königsb.  1866.  ThJeltsch,  de  Ap.  floridis  (Bresl.  1868) 
p.  3.  HKoziol,  der  Stil  des  Ap.,  ein  Beitr.  z.  Kenntn.  der  sog.  afrikan. 
Latinität,  Wien  1872.  IPiechotta,  curae  Apuleianae,  Bresl.  1882  (dazu 
KSittl,  JB.  1884  3,  333).    S.  auch  GGötz,  acta  Lips.  6,  240.  326. 

7.  Apdl.  flor.  9,  31  plura  mea  extant  in  Camenis  quam  Hippiae  in 
opifieiis.  9,  87  fateor  uno  chartario  calamo  me  reficere  poemata  omnigenus, 
apta  virgae  ((dßda,  also  Epen),  lyrae>  soeco,  cothurno,  item  satiras  ac 
griphas,  item  hütorias  varias  rerum  (wie  die  Metamorphosen  und  den  Her- 
magoras?  KBlrgeb,  Herrn.  23,  497),  nee  non  orationcs  laudatas  disertis,  nee 
non  dialogos  laudatos  philosophis ,  atque  haec  et  alia  eiusdem  modi  tarn 
graece  quam  latine,  .  .  simili  stilo.    20,  98  canit  Empedqcles  carmina,  Plato 


920  D*e  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

diahgo8,  Socrates  hymnos,  Epicharmus  modos  (?  mimos?  comoedias?  —  gnomas 
Rohde),  Xenophon  historias,  Xenophanes  satiras:  Apuleius  vester  haec  omnia 
novemque  Musas  pari  studio  colit.  Zur  Zeit  seiner  Anklage  (s.  A.  3)  hatte 
Ap.  nicht  nur  öffentliche  Reden  gehalten  und  herausgegeben  (apol.  56,  vgl. 
73.  24.  33  extr.),  sowie  naturales  quaestiones  in  griechischer  und  in  latei- 
nischer Sprache  veröffentlicht  (vgl.  A.  8),  sondern  auch  Gedichte  gemacht, 
wovon  Proben  ebd.  6  (e  ludicris  meis  epistolium  de  dentifricio,  Trimeter 
über  ein  Zahnpulver,  an  einen  Calpurnianus  gerichtet;  einen  troch.  Septenar 
aus  dem  liier  ludicrorum  führt  Noaius  68,  22  an,  FBüchbler,  coniectanea 
[Bonn  1878] ,  9)  und  ebd.  9  (versus  amatorii,  in  elegischer  Form,  gesuchter 
künstlicher  Preis  der  Söhne  des  Scribonius  Laetus  unter  dem  Namen 
Charinus  und  Kritias,  vgl.  Auson.  opusc.  18,  4  p.  146  Seh.  esse  Apuleium  in 
vita  philo8ophum,  in  epigrammatis  amatorem);  dazu  Aesculapii  hymnus  graeco 
et  latino  carmine,  cui  dialogum  similiter  graecum  et  latinutn  praelexui  (flor, 
18,  91).  24  Senare  mit  der  Aufschrift  L.  Apulei  'Ave%6usvQe  ex  Menandro 
von  lüsternem  Tone  (aus  einem  verschollenen  Bellovacensis)  AL.  712  PLM. 
4,  104.     Vgl.  dazu  EBährens,  RhM.  81,  262. 

8.  Sonstige  Schriften  (die  Bruchstücke  in  Hildkbrands  Ausg.  2,  636): 
ein  ioauHog  (Lyd.  mag.  3,  64),  Hermagoras  (aus  mehreren  Büchern,  nach 
den  Überresten  bei  Priscian  vielleicht  ein  Roman  wie  die  Metamorph.) ; 
Epitomae  historiarum  (Prisc.  GL.  3,  482,  2;  vgl.  ebd.  2,  250,  18  Apuleius 
in  epitoma).  —  Zoologisches:  apol.  36  quae  (nämlich  de  genitu  animalium 
deque  viciu  deque  particulis  omni  deque  differentia)  tanta  cura  conquisita  si 
honestum  et  gloriosum  Ulis  (dem  Aristoteles,  Theophrastos,  Eudemos  u.  a.)  fuü 
scribere  cur  turpe  sit  nobis  experiri?  praesertim  cum  ordinatius  et  cohibilius 
eadem  Graece  et  Latine  adnitar  conscribere  et  in  omnibus  aut  omissa  ad- 
quirere  aut  defeeta  supplere  .  .  .  prome  tu  librum  e  graecis  meis,  quos  forte 
hie  amici  häbuere,  sed  utique  naturalium  quaestionum,  atque  eum  maxime  in 
quo  plura  de  piscium  genere  traetata  sunt  .  .  .  (38)  memento  de  solis  piseibus 
haec  volumina  a  me  conscripta  ....  pauca  etiam  de  latinis  scriptis  meie  ad 
eandem  peritiam  pertinentibus  legi  iubebo,  in  quibus  animadvertes  cum  res 
cognitu  raras,  tum  nomina  etiam  Momanis  inusitata  et  in  hodiernum  quod 
sciam  infeeta,  ea  tarnen  nomina  labore  meo  et  studio  ita  de  Graecis  provenire 
ut  iam  latina  moneta  percussa  sint.  Bemühung  sich  durch  Augenschein  zu 
belehren:  apol.  33  proftteor  me  quaerere  et  cetera  (andere  Fischarten)  non 
piscatoribus  modo,  verum  etiam  amicis  meis  negotio  dato,  quicumque  minus 
cogniti  generis  pisces  ineiderü,  ut  eius  mihi  aut  formam  commemorent  aut 
ipsum  vivum,  si  id  nequierint,  vel  mortuum  ostendant.  —  Ferner  Schriften  über 
Arithmetik  (nach  Nikomachos,  Cassiod.  de  arithm.  zu  Ende  und  Ibid.  orig. 
3,  2),  Musik  (Cassiod.  de  mus.  z.  E.),  über  Astronomie  (Lyd.  mens.  4,  7.  73 
u.  ost.  3.  4.  7.  10.  44.  54),  medicinalia  (Piusc.  GL.  2,  208,  14),  de  arbo- 
ribuß  (Serv.  Verg.  ge.  2,  126)  und  anderes  Landwirtschaftliche  (Phot.  bibl. 
cod  163.  Pallad.  r.  r.  1,  85,  9  und  öfters  in  den  Geoponica,  EMeykr,  Gesch. 
d.  Botanik  2,  196.  WGemoll,  Unteres,  üb.  d.  Geopon.  98).  Vgl.  OJabn, 
Lpz.  SBer.  1850,  286,  welcher  vermutet  daß  die  zuletzt  genannten  Schriften 
Teile  einer  Encyklopädie  nach  Art  derjenigen  des  Celsus  (§  280)  gewesen 
seien;  s.  auch  §  367,  6gE.  Endlich  verfaßte  A.  auch  eine  Obersetzung  des 
platonischen  Pbaidon  (Ap.  Sidon.  epp.  2,  9.    Prisc.  GL.  2,  520;  vgl.  Büchblkr 


§  366.  367  Apuleius  (Schriften).  921 

aO.  [a.  A.  7]  611),  sowie  eine  Schrift  de  proverbÜB  (s.  A.  1).  Ap.  Sjdon. 
ep.  9,  13  a  platonico  Madaurensi  formulas  mutuare  convivalium  quaestio- 
num  etc.  (vgl.  Mach.  7,  3,  24  und  HLinke,  de  Macr.  fontt.  66).  Fulgent. 
ezpos.  8erm.  antiq.  p.  396  Roth  Apuleius  in  libro  de  republ.  Ob  glaub- 
würdig? (8.  §  480,  7;  übrigens  zeigt  sonst  Fulgentius  Bekanntschaft  mit 
Apuleius). 

9.  GFHildebeand,  de  vita  et  scriptds  Ap.,  vor  s.  Ausgabe  des  Ap. 
OJahn,  Lpz.  SBer.  1860,  283.  ChCavallin,  de  L.  Ap.  scriptore  lat.,  Lund 
1857.  EGoumy,  de  A.  fabularum  scriptore  et  rhetore,  Par.  1869.  Teuffel, 
PKE.  l\  1348.  MHkrtz,  Renaissance  32.  KDilthey,  akad.  Festrede,  Gott. 
1879.  ERohde,  RhM.  40,  66.  EBüegeh,  Herrn.  23,  489.  —  Bildnisse :  JJBer- 
houlli,  röm.  Ikonogr.  1,  286. 

367.  Von  den  zahlreichen  Schriften  des  Apuleius  in  grie- 
chischer und  lateinischer  Sprache,  Versen  wie  Prosa,  sind  erhalten : 

1)  Metamorphoseon  libri  XI,  ein  phantastisch  satirischer  Sitten- 
roman, wohl  das  erste  und  zugleich  das  anziehendste  Werk  des 
Verfassers,  geschrieben  unter  Antoninus  Pius  und  (Lucians)  Aovxiog 
J)  $vos  nachgebildet  Ein  Jüngling,  welcher  durch  Versehen  aus 
Zauberei  auf  längere  Zeit  in  einen  Esel  verwandelt  wurde, 
erzählt  seine  wundersamen  Erlebnisse.  Apuleius  hat  sein  Vor- 
bild sehr  frei  behandelt,  besonders  dasselbe  durch  Einflechtung 
von  allerlei  Erzählungen  und  namentlich  des  Märchens  von  Gupido 
und  Psyche  erweitert.  Alles  aber  hat  er  mit  einem  unerschöpf- 
lichen Wortschwall  übergössen,  worin  Hoch-  und  Volkslatein, 
worin  die  Sprache  aller  Zeiten  und  Literaturgatiungen,  versetzt  mit 
mancherlei  fremden  Bestandteilen  durcheinander  taumelt.  In  der 
überhitzten  Luft  dieses  Romans  können  Feinheiten  der  Anlage 
und  Charakteristik  u.  dgl.  nicht  gedeihen,  doch  stimmt  gerade 
hier  zu  dem  wunderreichen  Inhalt  die  in  allen  Farben  schillernde 
andeutungsreiche  Sprache  nicht  übel,  und  die  Frische  der  stets 
abwechselnden  Erzählung  und  deren  Ausstattung  mit  kleinen  wir- 
kungsvollen   Zügen    gewinnen    für    den    geistreichen   Verfasser. 

2)  Apologia,  Selbstverteidigung  aus  Anlaß  der  Anklage  auf 
Zauberei,  nachträglich  ausgeführt  mit  redseligem  Behagen  und 
in  dem  lebhaftem  Gefühle  seiner  Überlegenheit  und  Wichtigkeit. 

3)  Florida,  eine  Blumenlese  aus  Beden  und  Declamationen  des 
Apuleius,  von  gemischtem  Inhalt,  aus  Geschichte  und  Philosophie, 
Natur  und  Leben.  4)  de  deo  Socratis,  eine  wortreiche  Darlegung 
der  platonischen  Lehre  von  Gott  und  den  Dämonen.  5)  Zwei 
Bücher  de  Piatone  et  eius  dogmate  (das  dritte  Buch  über  die 
formale  Logik   nach  Aristoteles    gehört    dem  Apuleius    schwer- 


922  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aureliua). 

lieh    an).     6)  de   mundo,  nach    dem    noch    vorhandenen   Werke 
eines  unbekannten  Griechen  gearbeitet. 

1.  Die  Metamorphosen  scheinen  das  früheste  der  erhaltenen  Werke 
des  Apuleius  zu  sein.  Sie  sind  in  Rom  verfaßt  (11,  26.  1,  1  mox  in  urbe 
Latia  advena;  vgl.  flor.  17,  77),  als  A.  dort  auf  der  Bäckkehr  von  Griechen- 
land verweilte  (§  366,  2)  um  J.  153.  Er  entschuldigt  sich  deshalb  auch 
in  dem  Vorwort  dieses  seines  ersten  umfänglicheren  Versuchs  als 
ein  exotici  ac  forensis  sermonis  rudis  locutor  (met.  1,  1).  Roh  de,  BhM. 
40,  76.  Auffällig  ist  freilich  bei  dieser  Zeitbestimmung  daß  sich  Apuleius 
wegen  dieses  ZaüberromanB,  welcher  seinen  Gegnern  reichlichen  Anlaß  zu 
Angriffen  geben  konnte,  in  der  Apologie  nicht  verteidigt  oder  entschuldigt. 
Deshalb  hat  man  auch  die  Metamorphosen  später  als  die  Apologie  ge- 
setzt: doch  8.  darüber  Rohdb,  RhM.  40,  88.  Ob  etwa  das  leichtfertige 
Werk  zuerst  ohne  Namen  des  Verf.  veröffentlicht  wurde?  Rohde  aO.  88. 
K Bürger,  Herrn.  23,  489.  Dafür  ließe  sich  die  Tatsache  verwenden  daß 
im  Laur.  68,  2  (§  867,  7)  in  den  Unter-  (und  Über-)  Schriften  der  Apol. 
und  Flor,  der  Verfasser  stets  Apuleius  Platonicus  (Madaurensis)  genannt 
wird,  dagegen  ein  Verfassername  bei  allen  elf  Büchern  der  Met.  fehlt. 
Erste  Erwähnung  der  Met.:  Cafitol.  Clod.  Alb.  12,  12  cum  ille  naeniis 
anilibus  oecupatus  inter  milesias  punicas  Apulei  sui  (auch  Albinus  war  aus 
Afrika  gebürtig)  et  ludicra  litteraria  consenesceret  (Albinus  f  197). 

Anfang:  at  ego  tibi  sermone  isto  milesio  varias  fabulas  conseram  . 
figuras  fortunasque  hominum  in  alias  imagines  conversas  et  in  se  rur~ 
sutn  .  .  refeetas  ut  mireris  exordior.  .  .  fabulam  graecanicam  ineipimus. 
Über  die  Verwandlung  von  Menschen  in  Tiere  mit  Beibehaltung  des 
menschlichen  Bewußtseins,  aber  ohne  menschliche  Sprache  (wie  schon 
Odyas.  x,  239),  s.  Augustin.  civ.  d.  18,  17  f.  et  nos  cum  essemus  in  Italia 
audiebamus  talia  de  quadam  regione  illarum  partium,  übi  stabularias  mu~ 
lieres  .  .  dare  sohre  dicebantur  .  .  viatoribus  unde  in  iumenta  tilico  verte- 
rentur  .  . ;  nee  iamen  in  eis  meutern  fieri  bestialem,  sed  rationalem  huma- 
namque  servari,  sicut  Apuleius  in  libris  quos  Asini  aurei  titulo  inscripsü 
sibi  ipsi  aeeidisse  ut  .  .  asinus  fieret  aut  indieavit  aut  finxit  Letzteres 
Mißverständnis  ist  dadurch  veranlaßt  daß  das  Werk  ein  sog.  Ich-Roman 
ist,  in  welchem  der  Held  seine  Abenteuer  selbst  erzählt,  und  Apuleius  (ganz 
besonders  von  11,  15  an)  Züge  seines  eigenen  Lebens  in  die  Erzählung 
einflicht  (sogar  mit  lustigem  Versteckspielen  11,  27  mitti  sibi  Madaurensem, 
nämlich  Apuleius!).  —  Dem  Inhalt  nach  stimmen  die  Metamorphosen 
überein  mit  einer  dem  Lucian  beigelegten  Schrift  Aovmog  rj  ovog.  Nur 
die  Namen  sind  verändert,  doch  heißt  bei  beiden  der  Held  Lucius,  bei 
Lucian  genauer  Lucius  von  Patrae.  Über  das  Verhältnis  der  Met.  zu  dem 
Aovyuog  rj  ovog  und  zu  Aovmtov  TIazqicag  fistafiootpoictatv  Xoyoi  duxyoqoi 
bei  Phot.  bibl.  129  vgl.  Tkuffkl,  Studien  u.  Charakt.1  672.  ERohde,  über 
Lucians  Schrift  Aovmog  usw.  (Lpz.  1869)  14;  RhM.  40,  91.  AGoldbachkh, 
ZföG.  23,  323.  403.  CBüuaER,  de  Lucio  Patrensi  sive  de  ratione  inter 
asinum  q.  f.  Lucianeum  Apuleique  metamorph,  intercedente,  Berl.  1887. 
Auch  CKEKnaut,  de  Luciano  libelli  qui  inscribitur  Lucios  sive  Asinus 
anetore,  Lpz.  1869.     Statt  des  heiteren  Schlusses  von  Lucian  hat  Ap.  einen 


§  867  Apuleius  (Schriften).  923 

ernsthaft  phantastischen,  aber  sehr  unpassenden  angefügt  (s.  o.).  KDilthey 
(§  366,  9)  deutet  die  biß  auf  weitere  Beweisführung  schwer  glaubliche 
Meinung  an,  es  habe  Ap.  die  Met.  zuerst  griechisch  und  zwar  ohne  seinen 
Namen  (A.  1  Z.  12),  dann  stark  umgearbeitet  lateinisch  herausgegeben  und 
aus  der  griechischen  Fassung  sei  der  Aovxiog  r/  ovog  ein  Auszug. 

Das  griechische  Vorbild  ist  zunächst  durch  die  Gedunsenheit  und' Ge- 
ziertheit des  Ausdrucks,  wie  sie  A.  liebt,  aufgeblasen  und  ausgeweitet, 
sodann  hat  A.  aus  anderen  (griechischen)  Unterhaltungsbüchern  (vgl. 
OCbusiüs,  Phil.  47,  448),  auch  wohl  nach  wirklichen  Vorgängen  der  letz- 
ten Zeit,  eine  Anzahl  von  Spuk-,  Räuber-  und  Schmutzgeschichten  ein- 
geflochten, sowie  (4,  28-6,  24)  die  bella  fabella  von  Cupido  und  Psyche. 
Das  Werk  ist  für  die  Sittengeschichte  sehr  wichtig  und  auch  vergnüglich 
zu  lesen.  Mit  Recht  sagt  der  Verfasser  1,  1  Uctor ,  intende:  laetaberis! 
—  Der  Kern  jener  Geschichte  von  Cupido  und  Psyche  ist  ein  (indo- 
europäisches) Volksmärchen,  welches  freilich  in  der  vorliegenden  Gestalt 
dem  schlichten  Volkston  entfremdet  und  mit  einer  philosophischen  Allegorie 
von  der  Seele  verschmolzen  ist.  Wie  es  jetzt  bei  Apul.  steht,  ist  es  sicher 
nach  einem  griechischen  Vorbild  gearbeitet  unter  starker  Romanisierung  im 
einzelnen.  Teuffbl  aO.  '678  u.  bes.  LFhiedländeb,  SGesch.  Roeqb  1°,  522.  Oben 
§  47,  8.  —  Spezialausgaben  der  Metam.:  Bonon.  1600  (cum  Beroaldi  com- 
mentariis).  Venet.  1601.  Ed.  Pricakus,  Goud.  1650.  Rec.  FEyssenhardt,  Berl. 
1869.  Übersetzt  von  JSiedkb  (Frankf.  1605)  und  ARode  (Berl.  1788  II).  — 
Fabula  de  Psyche  et  Cupidine  rec.  ICObelli,  Zur.  1888;  rec.  et  emend. 
OJahn  (et  AMichaklis),  Lps.8  1888.  Deutsch  von  JBintz,  Lpz.  1872. 
JMabquardt,  Gotha  1881.  AMosbach,  Berl.  1886  u.  v.  a.  OJahn,  Novelle tten 
aus  Apuleins;  in  s.  populären  Aufsätzen  aus  d.  Alt.  Wiss.  (Bonn  1868) 
S.  76.  HJeüntng,  de  Met.  Ap.,  Rost.  1871.  —  Zur  Textkritik  MHaupt,  op. 
3,  481.  666.  626.  648  und  sonst.  ChrLüt johann  ,  acta  phil.  Lips.  3,  443. 
H AKoch,  RhM.  30,  637.  ERohde,  ebd.  80,  269.  31,  148.  40,  95.  48,  467. 
CBursian,  Mönch.  SBer.  1881  2,  119.  MPbtscbeniq,  Wien.  Studd.  4,  136. 
JJCobmblisbeit,  Versl.  en  Mededeel.  d.  Ak.  Amsterd.  5  (1888),  49.  FBryte, 
quaestt.  Ap.,  Gott.  1888,  40  (auch  zu  apol.  et  flor.).  JvdVlibt,  rev.  de 
phil.  9,  1. 

2.  Die  gewöhnlich  Apologia  genannte  Schrift  ist  im  Laur.  68,  2 
(a.  A.  7)  in  zwei  Bücher  geteilt,  deren  erstes  mit  Kap.  66  schließt.  Die 
Snbscriptio  lautet:  Apulei  Platonici  Madaurensis  pro  se  aput  Glaudium 
Maximum  procons.  de  magia  Üb.  1  (bzw.  II)  explicit.  Auqubtin.  civ.  dei 
8,  19  huius  philosophi  platonici  copiosissima  et  disertissima  extat  oratio,  qua 
crimen  airtium  magicarum  a  se  dlienum  esse  defendit.  Vgl.  §  866,  2  u.  8. 
Apuleins  verteidigte  sich  vor  dem  Proconsul  Claudius  Maximus  (§  368,  4), 
dem  Nachfolger  des  Lollianus  Avitus  im  Proconsulat  (apol.  94),  also  etwa 
im  J.  168  (§  864,  6)  an  einem  Gerichtstage  zu  Sabrata  (hie  Sabratae, 
apol.  69):  die  erhaltene  Rede  nimmt  den  Schein  an  als  wäre  sie  so  vor 
Gericht  gehalten,  was  aber  unmöglich  ist.  Die  leichtfertige,  teilweise  alberne 
Begründung  der  Anklage  (zB.  mit  dem  Besitze  eines  Spiegels,  c.  13  ff.) 
machte  dem  Redner  seine  Arbeit  bequem,  und  er  benätzt  um  so  mehr  die 
Gelegenheit  sich  selbst  ins  Licht  zu  stellen.  Sonderausgaben  von  ICasau- 
bonub    (Heidelb.    1594),   Pbicakus    (Par.    1636);    Commentar    von   Gentius, 


924  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelias). 

Hannover  1607.  Edidit  GKbügeb,  Berl.  1864  (vgl.  HSauppk,  Gott  gel. 
Aoz.  1865,  1545).  Textkritisches:  MHaüpt,  op.  3,  327  u.  sonst.-  EBohdk, 
RhM.  40,  108.     JvdVlibt,  Mnem.  13,  222. 

3.  Die  Florida  (vier  Bücher  nach  der  Überlieferung)  sind  wörtliche 
größere  Auszüge  aus  öffentlichen  Vorträgen  des  Ap.  Die  Anfange  fehlen 
oft,  einige  Male  auch  der  Schluß.  Inhalt,  Bestimmung  und  Charakter  der 
einzelnen  Stücke  ist  verschieden.  Die  zeitlich  bestimmbaren  Stücke  Bind 
aus  der  Regierung  des  M.  Aurelius  und  L.  Veras  (J.  161  —  169).  Vgl. 
9,  40  Honorinum  .  .  favor  Caesarum  ad  constitutum  format.  Nr.  16  über 
Aemilianus  Strabo,  vir  consularis  (cos.  156),  brevi  votis  omnium  fuiurus  pro- 
constil  (um  J.  169?).  Nr.  17  auf  Scipio  Orfitus  pro  cos.  Africae  (im  J.  163; 
cf.  CIL.  8,  24;  cos.  149).  Rohdk,  RhM.  40,  70.  Nr.  12  ist  aus  einer  choro- 
graphia  nach  Plinius  (§  318,  6  A.)  geschöpft;  Momxsbn,  Solin.  p.  xxn.  Der 
Titel  florida  (—  dv&rjQcc)  wird  wohl  nur  eine  Auswahl  bedeuten  und  sich 
nicht  auf  den  'blühenden  Stil'  (floridum  genus)  beziehen,  in  welchem  frei- 
lich die  meisten  Stücke  verfaßt  sind.  Die  Auswahl  in  vier  Büchern  hat 
Apuleius  selbst  getroffen  (s.  dafür  auch  den  hs.  Titel  Apulei  Platonici 
floridorum  liber  I — IV).  Wir  besitzen  aber  nur  einen  Auszug  des  von 
Apuleius  veröffentlichten  Werkes.  Apulei  Floridorum  quae  supersunt  ed. 
GKbügbr,  Berl.  1865.  AGoldbaohhb,  de  Apulei  Floridorum  origine  et  locis 
quibuBdam  corruptis,  Lps.  1867.  ThJjbltsch,  de  Ap.  Floridis  (über  die 
Gleichheit  des  Sprachgebrauchs  mit  dem  der  übrigen  Schriften  des  A.), 
Bresl.  1868.  Beiträge  zur  Textkritik  von  MHaupt,  opusc.  3,  326.  HMüujsr, 
RhM.  22,  463.  646.  23,  445.     JNOtt,  JJ.  116,  67.     ERohde,  RhM.  40,   110. 

4.  Aügustin.  de  civ.  d.  8,  14  Apuleius  Platonicus  Madaurensis  de  hac 
re  sola  unum  scripsit  librum  cuius  esse  titulum  voluit  de  deo  Socratis, 
tibi  disserit  et  exponit  ex  quo  genere  numinum  Socrates  habebat  adiunetum  etc. 
dicit  enim  apertissitne  et  copiosissime  asserit  non  illum  deum  fuisse,  sed 
daemonem,  diligenti  disputatione  pertraetans  istam  Piatonis  de  deorum  subli- 
mitate  et  hominum  humüitate  et  daemonum  medietate  sententiam.  Pbisc.  GL. 
2,  609,  9  Apuleius  in  dialogo  qui  est  de  deo  Socratis.  Recens.  TWABuckley, 
Lond.  1844.  Emendabat  et  adnotabat  ChbLutjohann,  Greifsw.  1878.  Text- 
kritisches: AGoldbachsb,  ZföG.  19,  803.  ORibbsck,  RhM.  33,  434.  GEbcgbb, 
ZfGW.  32,  670.    JvdVliet,  Mnem.  16,  156. 

5.  Die  Schrift  de  Piatone  et  eius  dogmate  sollte  aus  3  Büchern 
bestehen,  vgl.  1,  4  quae  auiem  consulta,  quae  doyfiaza  graece  licet  dici,  ad 
utüitatem  hominum  vivendique  et  intellegendi  ac  loquendi  rationem  extulerit 
(Plato)  hinc  ordiemur.  nam  quoniam  tres  partes  philosophiae  congruere  inter 
se  primus  obtinuit,  nos  quoque  separatim  dicemus  de  singulis  a  naturali 
philosophia  («  B.  1)  facientes  exordium.  Es  folgt  im  B.  2  (gerichtet  an 
Faustinus  filius)  die  philosophia  moralis  (darüber  HvKlkist,  de  Ap.  libro  de 
philos.  mor.,  Gott.  1874).  Übrig  war  also  für  B.  3  noch  die  ratio  intellegendi 
ac  loquendi.  Es  ist  nun  auch  ein  drittes  Buch  (peri[h]ermeniae  [=»  tvsqI 
igpiivetag]  Apulei)  überliefert,  genannt  auch  de  syllogismis  categoricis)  aber 
in  allen  irgendwie  für  die  beiden  ersten  Bücher  maßgebenden  Hss.  fehlt 
dasselbe,  sodann  giebt  es  die  Logik  in  dürrster,  dem  Ap.  sonst  fremder 
Weise,  nach  Aristoteles  und  den  Peripatotikern  (Stahr,  Arist.  bei  d.  Römern 
p.  167.  Zeller,  gr.  Philos.  3, 28,  209).  Auch  wird  der  Name  Apuleius  wiederholt 


§  367  Apuleius  (Schriften).  925 

(p.  267  Oad.)  in  diesem  Bach  als  Beispiel  verwendet  (doch  vgl.  zB.  oben  S.  733 
Z.  12).  Daher  ist  die  Urheberschaft  des  Apuleius  bezüglich  des  B.  3 
zweifelhaft,  trotzdem  es  in  den  Hss.  den  Namen  des  Apuleius  trägt  und 
unter  dessen  Namen  schon  von  Cassiodor  (70,  1173.  1203  Migne)  genannt 
wird;  vgl.  auch  HUsbneb,  anecd.  Holderi  66.  Hildebrand,  Ausg.  1,  xliv. 
Goldbachbr  vor  s.  Ausg.  p.  xv;  Wien.  Studd.  7,  263.  Becker,  stnd.  Apnl.  8. 
Hildebrand  meint,  es  sei  durch  einen  Grammatiker  des  dritten  oder  vierten 
Jahrhunderts  als  Ersatz  des  von  Ap.  nicht  ausgeführten  dritten  Buches 
geschrieben  worden.  —  OJahn  (Lpz.  SBer.  1860,  282,  welcher  die  Schrift 
als  Teil  eines  encyklopädischen  Werkes  auffaßt,  vgl.  §  366,  8gE.),  CPrantl, 
(Gesch.  der  Logik  im  Abendlande  1, 679)  und  PhMeiss  (s.  u.)  halten  an  Apuleius 
alß  dem  Verfasser  fest.  AGoldbachkr,  z.  Krii  u.  Erkl.  v.  Ap.  de  dogm. 
PL,  Wien.  SBer.  66,  169. 

Apulei  opuscula  de  philosophia  (de  deo  Socr.,  Asclep.  [s.  A.  8  a],  de 
Plat.  eiusque  dogm.  I.  II,  de  mundo)  reo.  AGoldbacheb,  Wien  1876  (vgl. 
ERohdb,  JLZ.  1876,  779).  —  Das  Buch  nsql  fyprivsfaQ  nach  den  Hss.  (Paris. 
6638  s.  IX,  Carnutens.  64  s.  XI,  SGall.  64  s.  IX  u.  a.)  neu  herausgg.  von 
AGoldbacheb,  Wien.  Studd.  7,  269  und  von  PhMeiss,  Lörrach  1886.  — 
HKoziol,  zur  Krit.  u.  Erkl.  d.  klein.  Schrr.  d.  Ap.,  Wien  1870.  72  II. 

6.  De  mundo,  freie  Bearbeitung  der  angeblich  aristotelischen  Schrift 
tcsqI  xocfiov  (Abisot.  ed.  Bekk.  p.  392;  vgl.  darüber  EZellbb,  Gesch.  d.  gr. 
Philos.  3,  l8,  631;  nach  ThBebok,  RhM.  37,  60  von  Nikolaos  von  Damascus 
verfaßt;  vgl.  FBücheleb  u.  JAsbach,  RhM.  87,  294,  JBbbnays,  ges.  Abhh. 
2,  278,  und  dagegen  HBbckeb,  ZföG.  33,  688),  doch  mit  stark  römischer 
Färbung  und  mancherlei  eigener  Zutat:  c.  36  (zB.  die  Minucia  porticus  zu 
Born;  Bbckbb  aO.  78).  6  (in  nostro  mari).  17  (ut  Vesuviue  etiam  noster 
8olet\  namentlich  auch  17,  14 — 24  der  Zusatz:  vidi  et  ipse  apud  Hieropolim 
Phrygiae  u.  a.  Wahrend  die  griechische  Schrift  an  einen  Alezander  (den  Sohn 
des  Antonius  und  der  Kleopatra??)  sich  wendet,  ist  die  lateinische  einem 
Faustinus  gewidmet,  offenbar  demselben  welchem  Buch  2  der  Schrift  de  Pia- 
tone (A.  6  Z.  7)  zugeschrieben  wird.  Vergleichung  des  griechischen  und  latei- 
nischen Textes  bei  JHoffmann,  de  pseudo-apul.  libro  de  mundo,  Acta  semin. 
phil.  Erlang.  2,  213.  Im  Prooemium:  quare  nos  Aristotelem,  prudentimmum 
et  doctissimum  phüosophorum,  et  Theophrastum  (?)  auctorem  secuti.  Augustin. 
de  civ.  dei  4,  2  quae  .  .  .  Apuleius  breviter  stringit  in  eo  libello  quem  dt 
mundo  scripsit.  Kap.  13  u.  14  sind  wohl  ein  späteres  Einschiebsel?  ein 
Excerpt  aus  Gell.  NA.  2,  22.  —  Die  Ansicht  (von  AStahb,  Aristoteles  b. 
d.  Römern,  Lpz.  1834,  164;  JJ.  18,  3)  daß  die  Schrift  wqI  noopov  nicht 
das  Original,  sondern  die  Übersetzung  der  lateinischen  Fassung  sei,  wider- 
legt LHöl8chbb,  üb.  das  Buch  des  Ap.  de  mundo,  Herford  1846.  Vgl. 
AGoldbacheb,  ZföG.  24,  672.  Ebenso  ist  die  Ansicht  von  FAdam,  de  auctore 
libri  pseudoaristot.  xsqI  noofiov,  Berl.  1861,  unhaltbar,  daß  sowohl  die 
lateinische  als  auch  die  griechische  Fassung  von  Apuleius  herrühre;  s. 
zB.  Goldbachbr  aO.  24,  670.  Endlich  bestreitet  HBbckeb,  studia  Apuleiana, 
Berl.  1879,  p.  64,  aus  nicht  durchschlagenden  Gründen  die  Urheberschaft 
des  Apuleius  und  glaubt  die  Schrift  sei  demselben  untergeschoben  worden. 
Vgl.  noch  H Jordan,  Deutsche  Lit.  Zeit.  1880,  367.  AGoldbacher,  ZföG. 
31, 609.  —  Ober  eine  genaue  und  gute  syrische  Übersetzung  des  griechischen 


926  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

Textes  VRysskl,  d.  textkrit.  Wert  d.  syr.  Übersetzungen  griech.  Klassiker, 
Leipz.  1880.  81. 

7.  Handschriften.  Für  Apol.,  Metam.,  Flor,  ist  die  Haupths.  Laur. 
68,  2  8.  XI,  aus  welcher  die  übrigen  vorhandenen  sämtlich  geflossen 
sind.  Der  sog.  cod.  Yictorianus  (in  München)  ist  nichts  als  PVettori's 
Yergleichung  des  Laur.  68,  2;  FBkytb,  quaestt.  Apul.,  Gott.  1881,  1. 
LTbaübe,  WschrfklPhil.  1889,  491.  Für  die  Erkenntnis  der  häufig  durch 
jüngere  Änderungen  (darüber  Bette  aO.)  und  sonst  getrübten  ursprüng- 
lichen Lesarten  des  Hauptcodex  ist  wichtig  die  wenig  jüngere  Abschrift 
desselben,  Laur.  29,  2  s.  XII.  HKeil,  observatt.  in  Cat.  et  Varr.  de  re 
rust.  p.  77.  Lütjohann  aO.  (A.  4  E.)  445.  OJahn  vor  s.  Ausg.  von  Ap. 
Pe.  u.  Cup. 8  p.  vn.  Im  Laur.  68,  2  findet  sich  unter  den  Flor,  (nach  c.  65 
und  am  Schluß)  und  unter  mehreren  Büchern  (4—8.  10)  der  Met.  die  Unter- 
schrift: Ego  Sallustius  legi  et  emendavi  Eomae  felix,  ausführlicher  unter 
B.  9  so:  Ego  Sallustius  legi  et  emendavi  Eomae  felix  Olibrio  et  Probino  u. 
c.  C088.  (J.  395) ,  in  foro  Mortis  (§  322,  8.  325,  12)  controversiam  declamans 
oratori  Endelechio  (§  448,  1).  rursus  Constantinupoli  recognovi  Caesario  et 
Altico  C088.  (J.  397).  —  Die  Hss.  der  übrigen  (philosophischen)  Schriften 
zerfallen  in  zwei  Klassen,  deren  zweite  stark  verfälscht  ist.  Die  besten  Hss. 
sind  Bruxell.  10054  s.  XI  (darüber  ERobde,  RhM.  87,  140)  und  Monac.  621 
s.  XII;  außerdem  Vatic.  3385  s.  XII,  Florent.  S.  Marci  284  b.  XII  u.  a.;  s. 
Golddaches  vor  s.  Ausg. 

8.  Falschlich  beigelegt  werden  dem  Apuleius  folgende  Schriften: 
a)  eine  lateinische  Übersetzung  eineB  hermetischen  Gesprächs  über  Gott, 
Welt  und  den  Menschen,  betitelt  Asclepius,  weil  darin  Hermes  Tris- 
megistus  mit  Asklepios  sich  unterredet.  —  Das  griechische  Original  wird 
bei  Stob,  floril.  120,  27  citiert  als  'Eqjiov  in  zcöv  itQog  'AG*Xj}m6vt  bei  Lac- 
tantius  inst  4,  6.  7,  13.  18  (vgl.  ebd.  6,  25)  als  Xoyog  relstog.  Die  Über- 
und  Unterschriften  des  lat.  Asclepius  führen  auf  den  Titel  des  griechischen 
Werkes  'Eqpov  TQtCfisyiczov  ßißlog  Ibqcc  itQog  'JoxXrj7Zibv  *Qooq><ovrj&£iGa 
(Rohdb,  RhM.  37,  146).  —  Die  uns  vorliegende  lateinische  Bearbeitung 
kannte  schon  Augustinus  (de  civ.  dei  8,  23.  24.  26.  [orat.  de  haeres.  5,  2]) 
ohne  sie  aber  mit  der  Person  des  Ap.  in  Verbindung  zu  bringen,  und  eben- 
sowenig nennen  die  guten  Hss.  den  Apuleius  als  Verfasser,  wenn  auch  die 
Schrift  unter  den  philosophica  desselben  überliefert  ist.  Vgl.  JBbbäavs, 
gesamm.  Abhh.  (Berl.  1885)  1,  327.  KKöbeblin,  die  Frage  nach  dem  Über- 
setzer des  neuplaton.  Dialogs  Asclepius,  Augsb.  1882.  —  S.  auch  HBeckeb, 
ßtud.Apul.  9.    EWölffun,  Comparation  5. 

b)  Das  etwa  aus  dem  fünften  Jahrh.  stammende  Kräuterbuch  für  den 
Gebrauch  des  gemeinen  Manns,  aus  griechischen  Quellen  (Rechnung  nach 
drachmae)  geschöpft,  die  Vorrede  aus  Pseudo-Plinius  (Medicina  Plinii) 
wird  genannt  herbarium  oder  de  herbarum  virtutibus  (medica- 
,  minibus).  Anfang  der  Vorrede:  Apuleius  Platonicus  ad  cives  suos.  Ex  plu- 
ribus  paucas  vires  herbarum  et  curationes  corporis  ad  fidem  verüatis  monu- 
mentis  publicis  tradidi  usw.  Die  Schrift  ist  in  mehrfachen  Fassungen 
erbalten;  gewöhnlich  (nicht  aber  im  Leidensis,  s.  u.)  ist  auch  das  Büchlein 
de  herba  betonica  (§  263,  7)  ein  Teil  derselben;  meist  fehlen  die  Pflanzen- 
beschreibungen.   Zahlreiche  Hss.,  zB.  in  Breslau  (s.  XI)  und  London  (s.  XI). 


§  867  Apuleius  (Schriften).    §  368  Minucius  Felix.  927 

Marcellus  Emp.  hat  die  Schrift  noch  nicht  benützt,  wohl  aber  Isidor. 
Herauegeg.  (öfters  als  'Apuleius  Barbaras')  besonders  in  Parabilium  medicam. 
acriptores  antiqui,  ed.  ICGAckehmann  (Nürnb.  1788),  p.  127;  vgl.  p.  22.  295. 
Vgl.  Choulaht,  Bücherk.  d.  alt.  Med.  213.  EMkyeb,  Gesch.  der  Botanik 
2,  316.  LSpengel,  Phil.  21,  120  und  LMülleb,  RhM.  23,  187  (über  den  cod. 
Leid.  b.  VI).  VRose,  Herrn.  8,  35.  HHakseb,  Gesch.  d.  Medizin  ls,  628. 
HKöbebt,  de  Ps.  Apulei  hcrbarum  medicaminibus,  Bayreuth  1888.  Über  ein 
Inhaltsverzeichnis  des  Werkes  in  einem  codex  Eporediensis  s.  VII  s.  Leipz. 
Studien  1,  367. 

c)  Apulei  Platonici  de  remediis  salutaribus.  Unter  diesem  Titel  stand  . 
im  Paris.  10318  (Salmasianus,  s.  §  476)  eine  Schrift  von  der  nur  noch  auf 
Bl.  273  der  Schluß  —  medizinische  Anweisungen  enthaltend  —  vorhanden 
ist:  abgedruckt  in  Silligs  Plinius  5,  xli,  verbessert  von  MHadpt,  op.  8,  467. 
Mit  den  in  der  Hs.  vorausgehenden  Plinius- Auszügen  (s.  §  313,  6  M.)  hat  jener 
Titel  nichts  zu  tun. 

d)  Liber  physiognomoniae  secundum  tres  auciores,  Loxum  (=  Eudoxum) 
medicum,  Aristotelem  philosophum,  Pälemonem  (=  Polemonem)  declamatorem. 
Die  so  (oder  ähnlich)  in  den  Handschriften  (zß.  Leodiens.  77  s.  XII,  Berol. 
Q.  198  b.  XII,  Cottonian.  s.  XIII,  Harl.  s.  XIV  u.  a.;  8.  Boss  und  Förster 
aaOO.)  betitelte  lateinische  Schrift  über  Physiognomik  nach  Polemon  mit 
Zusätzen  aus  Eudoxos  und  Aristoteles,  herausgg.  von  VRose,  anecd.  graeca  1 
(Berl.  1864),  103,  hat  Rose  aO.  61  dem  Apuleius  zugeschrieben,  aber  nicht 
überzeugend.  Die  Schrift  ist  erst  viel  später  (im  vierten  Jahrhundert?)  verfaßt. 
S.  über  Sprache  usw.  Becker,  stud.  Apul.  10.  FMaieb,  de  anonymi  physio- 
gnomonia  Apuleio  falso  adiudicata,  Bruchs.  1880.  Vgl.  auch  HSauppe,  Gott. 
geL  Anz.  1866,  22.  Zur  Textkritik  bes.  BFöbsteb,  de  Apulei  quae  fertnr 
physiognomonia  recens.  et  emendanda,  JJ.  Suppl.  15,  557. 

9.  Gesamtausgaben  zB.  von  Phil.  Beboaldus,  Bonon.  1500.  PColviub, 
Leid.  1558  II.  BVulcanius,  Leid.  1594;  ed.  II  (cura  IIScaligebi,  s.  JBkrnays, 
Scaliger  289.  Kbügeb  vor  s.  Ausg.  der  Apol.  p.  xvn)  ebd.  1600.  Cum  nott. 
varr.  1614  IL  GElmenhorst,  Frankf.  1621.  JFlobidus,  Par.  1688  ü.  Haupt- 
ausgabe von  FOudbndobp,  Leid.  1786—1823  III.  Sammelausgabe  von 
GFHildkbrand,  Lps.  1842  II;  ed.  minor,  Lps.  1843.  —  LSpengel,  die  griech. 
Stellen  im  Ap.,  RhM.  17,  27. 

10.  Die  mageren  Schritten  des  sogen.  Apuleius  minor,  frühestens 
s.  X,  de  nota  aspirationis  und  de  diphthongis,  hat  FOsann  (aO.  p.  87—146) 
zusammen  mit  L.  Caecilii  Minutiani  Apulei  de  orthographia  fragmenta 
(p.  3  —  13),  Darmst.  1826  herausgegeben.  Aber  die  letzteren  fragmenta  de 
orthographia  (zuerst  herausgg.  von  AMai,  Rom  1823),  worin  mit  Citaten 
aus  allen  möglichen  untergegangenen  Schriften  geprunkt  wird,  sind  eine 
moderne  Fälschung  (Madviq,  op.  1,  1  und  —  gegen  Osann,  JJ.  13,  806  — 
op.  l,  26),  und  zwar  des  Caelius  Rhodiginus,  Professors  zu  Ferrara  1508 — 1512 
(OCbusius,  Phil.  47,  434). 

368.  Ungefähr  aus  der  Zeit  des  M.  Aurelius  oder  des  Com- 
modus  ist  wohl  auch  die  älteste  auf  uns  gekommene  christliche 
Schrift  in  lateinischer  Sprache,  des  M.  Minucius  Felix  Dialog 
Octavius.       Die    gegen    das    Christentum    und    seine    Bekenner 


928  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

bestehenden  Vorurteile  und  Einwendungen  werden  darin  mit 
Lebendigkeit  und  Schärfe  dargelegt,  aber  auch  mit  Geist,  Scharf- 
sinn und  Beredsamkeit  als  nichtig  erwiesen.  Der  Verfasser  steht 
auf  der  Höhe  der  philosophischen  und  ästhetischen  Bildung  seiner 
Zeit  und  schreibt  für  Gebildete.  Die  Form  lehnt  sich  an  antike 
Vorbilder  an  und  ist  gewandt  und  geschmackvoll.  —  Etwa 
gleichzeitig  ist  wahrscheinlich  auch  das  sogenannte  murato- 
rische  Fragment,  eine  Übersicht  der  kanonischen  Schriften  des 
neuen  Testaments,  in  volksmäßig  ungebildeter  Sprache. 

1.  Lactant.  inst.  div.  6,  1  (p.  280  Fr.)  si  qui  forte  litteratorum  se  ad 
eam  (die  sapientia  et  veritas  «=  Christentum,  vgl.  A.  4)  contulerunt  defen- 
sioni  eius  non  suffecerunt.  ex  iis  qui  mihi  noti  sunt  {M.  vgl.  Oct.  8,  1.  5,  1) 
Minucius  Felix  non  tgnobilis  inter  causidicos  loci  fuit  (vgl.  Octav.  1,  3 
[Minucius  spricht]  sane  et  ad  vindemiam  feriae  iudiciariam  curam  relaxa- 
verunt).  huius  Über,  cui  Octavio  titulus  est  (dieser  Titel  und  der  Verfasser- 
name  in  der  Hs.  nicht  überliefert,  doch  s.  A.  6),  declarat  quam  idoneus 
veritatis  assertor  esse  potuisset  si  se  totum  ad  id  Studium  contülisset.  SepU- 
mius  quoque  Tertullianus  etc.  (§  373,  2).  Vgl.  ebd.  1,  11  (p.  29)  Minucius 
Felix  in  eo  libro  qui  Octavius  inscribitur.  Hiebon.  de  vir.  ill.  58  Minucius 
Felix,  Eomae  insignis  causidicus ,  scripsit  dialogum  christiani  et  ethnici 
disputantium  qui  Octavius  inscribitur.  sed  et  alius  sub  nomine  eius  fertur 
*  de  fato  vel  contra  mathematicos9,  qui  cum  sit  et  ipse  diserti  hominis  non 
mihi  videtur  cum  superioris  libro  stilo  convenire.  Die  Richtigkeit  dieses 
Urteils  vorausgesetzt,  so  konnte  die  Unterschiebung  veranlaßt  sein  durch 
Oct.  36,  5  (ac  de  fato  satis  vel,  si  pauca,  pro  tempore,  disputaiuri  alias  et 
uberius  et  plenius).  Minucius  steht  bei  Hieron.  de  vir.  ill.,  der  übrigens  in 
den  Zeitbestimmungen  oft  fehl  geht,  nach  Tertullian  und,  wie  aus  den 
Anfangsworten  bei  dessen  Besprechung  (s.  §  373,  1)  hervorgeht,  hält  er 
diesen  für  älter  als  Minucius.  Vgl.  noch  Hieron.  ep.  70,  5  veniam  ad 
Latinos.  quid  Tertulliano  eruditius?  .  .  Minucius  Felix,  causidicus  romani 
fori,  in  libro  cui  titulus  Octavius  est  et  in  altero  contra  mathematicos  (si 
tarnen  inscriptio  non  mentitur  auctorem)  quid  gentilium  scripturarum  dimisit 
intactum?  Septem  libros  adv.  g.  Amobius  edidit  totidemque  discipulus  eius 
Lactantius.  . .  Victorinus  etc.  Cyprianus  etc.  —  In  dem  Dialog  (9,  6)  erwähnt 
Gaecilius  Nataliß  eine  Rede  Frontos  (§  355,  3  E.)  gegen  die  Christen  als 
Girtensis  nostri  oratio  und  Octavius  sich  darauf  beziehend  sagt  (31,  2):  tuus 
Fronto.  Die  Bezeichnung  Frontos  erklärt  sich  am  einfachsten  wenn  auch 
Caecilius  aus  Cirta  gebürtig  war.  Und  da  nun  auf  Inschriften  in  Cirta  (CIL. 
8,  6996.  7094—98)  aus  der  Zeit  Caracallas  (211—217)  ein  M.  Caecilius  Q.  f. 
Quir.  Natalis  erscheint,  welcher  es  bis  zu  den  höchsten  Ämtern  in  seiner 
Vaterstadt  gebracht,  welcher  theatralische  Aufführungen  dem  Volk  gegeben 
und  einen  Triumphbogen  für  Caracalla  aufgerichtet  hat,  so  möchte  man 
ihn  gern  mit  dem  gleichnamigen  Vertreter  des  Heidentums  bei  Minu- 
cius vereinigen.  HDessaü,  bull.  arch.  1880,  33;  Herrn.  15,  471.  Doch 
wollen  die  persönlichen  Verhältnisse  des  auf  den  Inschriften  genannten 
Caecilius   nicht  recht  für  den  Caecilius  deB  Dialogs  passen.     Somit  wird 


§  368  Minucius  Felix.  929 

man  in  diesem  eher  einen  Verwandten  jenes  (vgl.  KJNeumann,  theol.  Lit. 
Ztg.  1881,  422),  etwa  seinen  Vater,  erkennen  dürfen,  zumal  da  die  Annahme 
der  Gleichheit  beider  Caecilii  auch  sonst  in  Schwierigkeiten  bezüglich  des 
Verhältnisses  des  Octavius  zu  Tertullian  verwickelt.  Denn  jene  Gleichheit 
vorausgesetzt,  müßte  der  Oct.  nach  der  Regierung  Caracallas  angesetzt 
werden.  Nun  hat  man  zwar  früher  gewöhnlich  den  Octavius  als  von  Ter- 
tullian abhängig  angesehen  und  zwischen  diesen  und  Cyprian  gesetzt, 
welcher  in  der  Schrift  quod  idola  dii  non  sint  (abgefaßt  um  J.  245?)  den 
Octavius  ausschreibt  (§  382,  2),  und  so  neuerlich  wieder  MLMassebiau,  rev. 
de  l'hist.  des  religions  15,  3.  16,  1  (V  Schultz«,  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  7 
(1881),  485  hat  den  Octavius  gar  in  die  Zeit  Diocletians  versetzen  wollen). 
Aber  es  hat  vielmehr,  wie  nach  anderen  namentlich  AEbbbt,  Abhh.  der 
sächs.  Ges.  d.  Wiss.  12,  353  zeigt,  Tert.  in  seinem  apologeticum  (verfaßt 
um  J.  200)  bereits  den  Oct.  benützt.  PSchwknkb,  Jahrbb.  f.  protest.  Theol. 
9  (1883),  263.  FXRkck,  theol.  Quartalschr.  68,  64.  Besonders  beweisend 
gegen  die  Abhängigkeit  des  MinuciuB  von  Tertullian  ist  die  Stelle  Oct. 
21,  4  vgl.  Test.  apol.  10  (vgl.  ad  nat.  2,  12),  wo  Tertullian  den  von  Mi- 
nucius genannten  Historiker  Cassius  (§  132,  1;  vgl.  auch  den  aus  Minucius 
schöpfenden  Lactant.  inst.  1, 13)  fälschlich  für  CaBsius  Severus  (§  267,  llgE.) 
hält  und  so  nennt  WHabtel  (ZföG.  20,  848)  wollte  ohne  Wahrscheinlich- 
keit die  Übereinstimmung  zwischen  Tertull.  und  Minucius  aus  der  Benutzung 
einer  älteren  verlorenen  Quelle  herleiten,  und  so  jetzt  wieder  FWilhblm,  de 
Min.  Fei.  Oct.  et  Tertull.  apolog.,  Bresl.  1887  (Bresl.  phil.  Abhh.  2,  1  und 
dazu  AHabhack,  theol.  Lit.  Ztg.  1887,  422.  PSchwbnkb,  BerlphWschr. 
1888,  1022). 

2.  Dialogische  Form  in  der  Weise  des  Cicero  und  Tacitus  (dial.).  Ins- 
besondere lehnt  sich  die  Einkleidung  und  vieles  Einzelne  an  Ciceros  Schrift 
de  natura  deorum  (auch  de  div.)  an;  s.  Ebbet  (A.  1)  S.  328.  354.  367. 
EBshb,  der  Oct.  des  M.  F.  in  seinem  Verhältn.  zu  Cic.  de  n.  d.,  Jena  1870. 
Wilhelm  (A.  iE.)  aO.  3.  Auch  Seneca  de  Providentia  und  de  super- 
atitione  sind  benützt.  Auch  kennt  der  Verfasser  die  Dichter  (Lucrez,  Virgil, 
Horaz).  Teilnehmer  am  Gespräch  sind  Caecilius  Natalis,  Octavius  Ianuariua 
und  der  Verfasser  (Marcus).  Letzterer  und  Caecilius  haben  ihren  Wohnsitz 
in  Rom,  des  Minucius  Freund  und  Studiengenosse  (contubernalis),  der  Sach- 
walter (28,  3)  Octavius,  in  der  Provinz  (etwa  Afrika).  Die  Szene  ist 
an  der  Meeresküste  bei  Ostia,  die  Zeit  in  welche  das  erzählte  Gespräch 
versetzt  wird  eine  ziemlich  lange  vergangene,  als  der  jetzt  verstorbene 
Octavius  noch  kleine  Kinder  hatte  (2,  1).  Erwähnt  werden  zB.  Thallos 
(FHG.  3,  517)  und  Diodoros  (21,  4),  Flavius  Iosephus  (?  33,  4)  und  Antonius 
lulianus  (§  314,  5).  Benützung  der  griechischen  Apologeten  (bzw.  deren  Um- 
fang) oder  auch  von  Celsus'  dX7i&r}Q  Xoyog  ist  fraglich.  Ebebt,  Lit.  des 
MA.  1,  26,  3.  GLobschk,  Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  8  (1882),  168.  Schwenks  (A.l) 
aO.  Wilhelm  aO.  58.  Nach  der  Offenheit  der  Darlegung  und  dem  völligen 
Fehlen  von  Bitterkeit  sollte  man  glauben  die  Schrift  wäre  aus  einer  Zeit 
als  das  Christentum  keine  äußeren  Anfechtungen  zu  erfahren  hatte. 

3.  Caecilius  (A.  2)  greift  daß  Christentum  an  als  Abfall  von  dem  Glauben 
der  Väter  und  als  verstoßend  gegen  Sittlichkeit  und  Vernunft.     Octavius 

TBcrrEb-ScHWABi,  Rom.  Lit.-Gesch.    5.  Aufl.  51) 


930  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

(A.  2)  verteidigt  es,  zuerst  (c.  17—27)  als  einen  Fortschritt  gegenüber  der 
Vielgötterei,  deren  Mängel  und  schlimme  Folgen  nachdrücklich  gegeißelt 
werden,  dann  (28—38)  tritt  er  für  die  sittlichen  Anschauungen  und  Ge 
brauche  der  Christen  ein.  Der  Gegner  bekennt  sich  in  der  Hauptsache 
überzeugt,  wenn  ihm  auch  noch  Zweifel  bleiben;  der  Verfasser  kann  sich 
daher  den  übernommenen  schiedsrichterlichen  Ausspruch  ersparen.  Vgl. 
die  Inhaltsangabe  bei  Ebbbt  (A.  1)  S.  332. 

4.  Das  Schriftchen  giebt  uns  eine  deutliche  Vorstellung  von  dem 
Christentum  der  Gebildeten  der  Zeit,  welches  hauptsächlich  in  Abkehr  von 
den  Sinn-  und  Schamlosigkeiten  der  Vielgötterei  bestand  und  in  lebhafter 
Erfassung  des  Gedankens  vom  einen  Gotte.  Bei  Ausführung  dieser  Idee 
wird  der  Verfasser  warm  (c.  18).  Sein  Ton  gewinnt  hier  begeisterten 
Schwung,  wie  auch  da  wo  er  von  dem  Stolze  und  der  Todesfreudigkeit  der 
Christen  spricht,  in  der  (übrigens  stark  an  Sek.  de  provid.  2,  9  erinnernden) 
Stelle  c.  37 :  quam  pulchrum  spectaculum  deo  cum  christianus  .  .  libertatem 
suam  adversus  reges  et  principe»  erigit,  soli  deo,  cuius  est,  cedit  etc.  Das 
Christentum  erscheint  als  eine  höhere  Stufe  geistiger  Bildung,  im  Gegen- 
satze zur  imperitiae  vulgaris  caecitas  (8,  1)  als  lux  sapientiac  et  veritatis 
(1,  4).  Die  christlichen  Dogmen  werden  mit  feinen  wählerischen  Händen 
angefaßt;  so  spezifische  wie  Trinität  und  Christologie  (zB.  Logoslehre) 
bleiben  unberührt,  auch  von  der  Taufe  ist  nicht  die  Bede,  Bibelcitate 
kommen  nicht  vor.  Für  die  populäre  Wirkung  des  Schriftchens  war  die* 
alles  gewiß  nur  günstig.  Der  Standpunkt  der  Betrachtung  ist  überwiegend 
ein  moralischer  und  philosophischer.  Die  Philosophen  werden  als  solche 
anerkannt  welche  de  divinis  praedidionibus  prophetarum  umbram  interpolatae 
veritatis  imitati  sint.  Dagegen  38,  5:  phüosophorum  supercilia  contemnimus, 
quos  corruptores  et  adulteros  novimus  et  tyrannos  et  sempsr  adversus  sua 
viiia  facundos€  Dieses  Verhalten  zum  Christentum  gleicht  dem  des  Seneca 
zum  Stoicismu8,  und  auch  sonst  läßt  sich  Min.  als  ein  zum  Christentum 
fortgeschrittener  Seneca  (Ebebt  [A.  1]  S.  383,  A.  67)  bezeichnen.  Die  gewählte 
Form  ist  mit  Sorgfalt  und  Geschick  durchgeführt.  Die  Sprache  ist  zwar 
manchmal  (bes.  in  der  Einleitung)  geziert,  aber  doch  viel  natürlicher  und 
frischer  als  die  des  Fronto  und  Apuleius.  Mit  letzterem  hat  Min.  übrigens 
manche  eigentümliche  Wendungen  gemein,  wie  plurimum  quantum,  im- 
piatus  u.  dgl.  S.  auch  JNOtt,  JJ.  111,  798.  800.  Übrigens  läßt  sich  die 
alte  Ansicht,  Minucius  sei  aus  Afrika  gebürtig  gewesen  (dafür  zB.  auch 
KSittl,  d.  lok.  Verschiedenheiten  der  lat.  Sprache  82.  144),  nicht  beweisen. 

6.  Der  Octavius  ist  nur  durch  Paris.  1661  a.  IX  erhalten,  und  zwar 
als  achtes  Buch  des  Arnobius  adv.  gentes  (vgl.  §  396,  4)  und  in  sehr  ver- 
dorbener Gestalt.  Die  Überschrift  lautet:  Arnöbii  Über  VII  explicit,  in- 
cipit  Über  VIII  (vgl.  octavus  und  Octavius!)  feliciter  (keine  Unterschrift). 
Der  cod.  Bruxellensis  (Burgnndicus)  s.  XVI  ist  nur  eine  Abschrift  des  Pa- 
risinuB.  —  Ausgaben  zB.  von  FBalduinus  (Heidelb.  1660),  FUhsinus  (Rom 
1583),  DHehaldüs  (Par.  1605.  1613),  NEiqaltius  (Par.  1643.  1645),  JOuzeliüs 
(cum  nott.  varr.,  Leid.  1672),  JDavisius  (Cambr.  1707),  JGkonovius  (Leid. 
1709.  Rotterd.  1743),  JGLindner  (Langensalza  1760;  *1773),  CdeMübalt 
(praef.  est  JCObelli,  Zur.  1836),  Miqnb  (patrolog.  3  [Par.  1844],  231t  nebst 
allerlei  Abhandl.  p.  194.  371),  FOkrlek  (Lps.  1846),  JAHoldkn  (Cambr.  1863), 


§  368  Minucius  Felix.  931 

JBKayseb  (in  ua.  schol.,  Paderborn  1863),  FLeonabd  (Namur  1883\  und  be- 
sonders rec.  et  comm.  critico  instr.  CHalm  (Wiener  corp.  script.  eccl.  lat. 
B.  2,  Wien  1867).  Dann  rec.  JJCornblissrn  (Leid.  1882),  EBährens 
(Lps.  1886).  —  Deutsch  von  JGRusswurm  (Hamb.  1824),  JHBLübkert  (Lpz. 
1836),  ABibbihokb  (Kempten  1871)  nnd  BDomdabt  (Erlang.*  1882,  mit 
lat.  Text). 

6.  JDvHoven,  de  aetate  usw.  Min.  Fei  ,  Campen  1762  (auch  in 
Lindners  Ausg.  von  1773).  HMeibr,  de  Min.  Fei.,  Zur.  1824.  CRoeren, 
Minuciana  i.  e.  Annotatt.  crit.  ad  etc.  cum  commentatione  de  scriptoris 
aetate:  I  Bedb.  1859,  II  Brilon  1877.  JBKayskr,  östr.  Vierteljahrschr.  f. 
kath.  Theol.  1  (1862),  619.  AEbert  (Tertulliana  Verhältnis  zu  Min.  Fei.), 
Abhh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  12,  321  und  Gesch.  d.  Lit.  des  M  Alters  1,  24. 
AFabbr,  de  M.  F.,  Nordh.  1872.  ThKbim,  Celsus  wahres  Wort,  Zur.  1873.  161. 
PpkFblice,  e'tude  sur  l'Oct.  de  Min.  Fei.,  Blois  1880.  RKühn,  d.  Oct.  d. 
Min.  Fei.,  e.  heidn.-philos.  Auffassung  des  Christentums,  Lpz.  1882.  EKurz, 
üb.  d.  Oct.  des  M.  F.,  Burgdorf  1888.  Vgl.  auch  A.  1.  -  Beitrage  zur  Text- 
kritik bei  EBäbbens  (lectt.  latt.  Bonn  1870,  p.  22).  HAKoch  (RhM.  28,  615). 
MHaüpt,  op.  3,  389.  BDombart,  BlfbayrGW.  9,  285.  HÜsb.nkr,  JJ.  99,  393. 
JMahlt,  ebd.  422.  HSauppe,  Gott.  gel.  Anz.  1867,  1992.  JNOtt,  ZföG. 
26,  900.  EKlüssmann,  Phil.  34,  206;  RhM.  20,  144.  Synnerberg,  obss.  crit. 
in  Min.  Oct.,  Helsingf.  1888. 

7.  Als  älteste  lateinisch-christliche  Schriftsteller  nennt  Hieron.,  viri  ill. 
34.  42  (vgl.  53)  den  Victor,  tertius  decimus  Momanae  urbis  episcopus,  super 
quaestione  paschae  et  alia  quaedam  scribens  opuscula  (unter  Septimius  Severua) 
und  Apollonius,  romanae  urbis  Senator  (unter  Commodus),  welcher  ut  ra- 
tionem  fidei  suae  redderet  insigne  volumen  composuit,  quod  in  senatu  legit. 
Jenem  Victor  hat  AHarnack,  Texte  n.  Unterss.  zur  altchristl.  Lat.  6,  1,  Lpz. 
1888,  die  angeblich  cyprianische  Schrift  adv.  aleatores  (§  882,  2gE.)  irr- 
tfimlich  beigelegt.  EWölpplin,  Arch.  f.  Lexikogr.  5,  487.  FXFunk,  histor. 
Jahrb.  d.  Görresgesellsch.  10  (1889),  1.  AMtodonski  vor  s.  Ausg.  der 
Schrift  adv.  aleat.  (Erl.  1889),  S.  25. 

8.  Das  muratoriBche  Fragment  (86  Zeilen)  erstmals  veröffentlicht 
von  LAMuratobi,  antiquitates  italicae  medii  aevi  3,  851  nach  einer  Bobbio- 
schen  Hs.  s.  VIII  in  Mailand.  Genaueste  Wiedergabe  der  Hs.  durch 
SPTreokllbs,  Canon  muratorianus ,  with  a  facsimile  of  the  ms.,  Oxf.  1867. 
Vgl.  ARkippebschetd,  bibl.  patr.  lat.  ital.  2,  81.  —  Zeitbestimmung  Z.  73 ff.: 
Pastor  em  nuperrime  temporibus  nostris  in  urbe  Roma  Herma  conscripsit,  se- 
dente  (in)  cathedra  urbis  Bomae  ecclesiae  Tio  episcopo  (um  J.  140  —  145) 
fratre  eins.  Inhalt  (Verzeichnis  der  Schriften  des  N.  Test.s)  und  Ent- 
stehungszeit machen  zweifelhaft  ob  die  bäurische  Form  (Trübung  der  Vo- 
kale, wie  proficesci  ad  Spaniam,  nomenatim,  Corentios,  descepUna,  recepi, 
*econda;  ad  nobis  statt  a  nobis;  intimans)  die  ursprüngliche  ist.  Ob  aus 
dem  Griechischen  übersetzt?  Versuch  einer  Rückübersetzung  ins  Griechische 
bei  AHilgekfeld ,  Einleit.  in  d.  NT.  (Lpz.  1876)  97.  Zusammenfassend 
FHHessf,,  das  mur.  Fragm.  neu  untersucht  u.  erklärt,  Gießen  1873  und  was 
ERbuss,  Gesch.  d.  N.  Test,  Braunschw.0  1887,  344  anführt  —  Über  ein 
in  einer  Hs.  zu  Cheltenham  entdecktes  ähnliches  Verzeichnis  s.  Momm.hkn, 
Herrn.  21,  144. 

59* 


932  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (M.  Aurelius). 

369.  Als  Juristen  waren  unter  M.  Aurelius  noch  in  Tätig- 
keit Maecianus,  Ulpius  Marcellas  u.  a.  Zu  diesen  gesellte  sich 
jetzt  besonders  der  Lehrer  Papinians,  Q.  Cervidius  Scaevola. 
Seine  Schriften  sind  in  den  Pandekten  stark  benützt,  namentlich 
die  vierzig  Bücher  Digesta.  Sie  enthielten  in  äußerlichem  An- 
schluß an  Julians  System  eigene  Bescheide  des  Verfassers  als 
Frucht  einer  sehr  ausgebreiteten  Tätigkeit  als  Rechtsanwalt.  In 
derselben  Zeit  verfaßte  Papirius  Iustus  die  erste  uns  bekannte 
Sammlung  kaiserlicher  Erlasse  und  schrieb  Paternus  ein  Werk 
über  Militärrecht  (de  re  militari).  Ein  jüngerer  Zeitgenosse  der- 
selben war  vielleicht  Papirius  Fronto. 

1.  Capitol.  M.  philos.  11,  10  usus  est  Scaevola  praedpue  iuris  perito. 
Spabtian.  Carac.  8,  3  memoriae  traditur  .  .  cum  (Papinian)  cum  Severo  (dem 
nachmaligen  Kaiser  Septimius  Severus)  professum  sub  Scaevola.  Dig.  36,  22  pr. 
Scaevola  divum  Marcum  in  auditorio  .  .  .  iudicasse  refert.  Daß  er  aber 
schon  unter  Pias  gewirkt  habe  geht  aus  seiner  Anführung  von  Imp.  An- 
toninus  Pius  libertis  Sextiae  Basiliae  (dig.  34,  1,  13,  1)  nicht  hervor. 
Tryphoninus  und  Paulus  nennen  ihn  regelmäßig  Scaevola  noster,  Paulus 
einmal  (dig.  28,  6,  38,  3)  sogar  Q.  Cervidius  Scaevola  noster  {dicebat),  woraus 
folgt  daß  diese  von  ihm  Schüler  waren,  nicht  aber  daß  sie  noch  bei  seinen 
Lebzeiten  schrieben;  Mommaen,  ZfBGesch.  9,  115. 

2.  Hauptschrift  des  Scaevola:  Digestorum  libri  XL,  verfaßt  in  der 
ersten  Hälfte  von  M.  Aureis  Regierung  (Fitting  aO.  26);  dann  unter  Com- 
modus  Quaestionum  libri  XX;  endlich  wahrscheinlich  unter  Septimius 
Severus  (0 Hirschfeld  ,  Herrn.  12,  143)  die  Responsorum  libri  VI.  Außer- 
dem: über  singularis  quaestionum  publice  tractatarum;  libri  IV  regularum 
(vgl.  A.  4.)  Die  Auszüge  aus  diesen  Schriften  (an  344  Stellen)  bei  Hommel, 
Palingenesia  2,  413.  Lenel  2,  216.  Nur  citiert  werden  Scaevolas  Notae 
ad  Iuliani  Digesta  und  Notae  ad  Marcelli  Digesta,  und  nur  im  Index  Flo- 
rentinus  genannt  wird  sein  Über  singularis  de  quaestione  famiüae.  Ad 
Claudius  Tryphoninus  und  PauluB  fand  Scaevola  Erklärer. 

3.  Modestinüs  dig.  27,  1,  13,  2  ovzcog  xai  KsQßtdiog  Z%aiß6lctg  xal 
IJccvXog  xai  doplxioq  OvXmccvog,  ot  noovtpatoi  ttov  *optxa>y,  yQacpoveiv. 
Tryphon.  dig.  35,  1,  109  magno  ingenio  de  iure  aperto  respondit.  Cod. 
Theod.  4,  4,  3,  8  nennen  ihn  die  Kaiser  Arcadius  und  Honorius  auctorem 
prudentissimum  ictorum.  Fremde  Ansichten  werden  in  den  Überresten  der 
Digesta  des  Scaev.  fast  niemals  berücksichtigt,  desto  häufiger  aber  wird 
von  vorgekommenen  Fäüen  ausgegangen;  wohl  eine  Folge  des  Anschlusses 
an  Julians  Werk.  Dagegen  in  den  Quaestiones  werden  Vorgänger  nicht 
selten  genannt. 

4.  JO Westenberg,  de  iuris prudentia  Q.  C.  Sc,  Leid.  1784  (=  Trias 
op.  acad.  ed.  Püttmann,  Lps.  1795).  JLConradi,  de  vita  et  6criptis  Q.  C.  Sc, 
Lps.  1754  f.  (a=  Opusc.  I).  Zimmebn,  Gesch.  d.  röm.  Privatr.  1, 1,  869.  Rudohff, 
röm.  RGesch.  1,  186.  Fittiko,  Alter  d.  Schrr.  S.  25.  PKröoeb,  Quellen  u. 
Lit.  d.  röm.  Rechts  194. 


§  369  Cervidius  Scaeyola  u.  a.  Juristen.  933 

5.  In  den  '  Ewqvevfiaza  des  angeblichen  Dositheus  (§  431,  8,  e)  steht 
unter  der  Überschrift  avyy^a^dziov  v  opino  v  pAUaxa  neol  iltvd'SQmosoDv  = 
disputatio  forensis  tnaxime  de  manumissionibus,  ein  Abschnitt  ans  dem  Werke 
eines  Juristen,  teilweise  mit  griechischer  Übersetzung,  Text  u.  Übersetzung 
sehr  zerrüttet.  Es  wird  daher  'fragmentum  Dositheanum'  genannt  oder, 
nach  seinem  Inhalte,  fragm.  de  iuris  speciebus  et  manumissionibus.  Das 
Stück  scheint  einem  'Regulae'  betitelten  Werke  entnommen  (3  regulas 
igüur  exequenti  quae  ad  haec  studia  pertinent).  Angeführt  werden  Proculus, 
Octavenus,  Neratius  Priscus  und  Julian.  Der  Verfasser  ist  nicht  sicher  zu 
bestimmen;  Cujacius  dachte  an  Ulpian,  Di&ksen  an  Gaius,  Lachmahn  (kl. 
Sehr.  2,  196)  und  Rüdobff  (röm.  RGesch.  1,  194.  242)  an  Paulus,  MVoiqt 
(Lehre  vom  ius  natur.  1  [Lps.  1856],  617  und  Karlowa,  Rechtsgesch.  1,  765 
an  Pomponius,  EHuschkb  (iurispr.  anteiust.4  422)  endlich  an  Scaeyola,  weil 
in  dessen  Überresten  sich  besondere  Berücksichtigung  des  Griechischen 
wahrnehmen  lasse.  Abdruck  jeneB  Stückes  in  Dosithei  magistri  interpreta- 
mentorum  liber  III,  ed.  EBöckinq,  Bonn  1832.  Auch  im  Corpus  iuris 
anteiust.  Bonn.  p.  193,  in  Ulpiani  fragm.,  Lps.  1855,  p.  159,  bei  Huschke, 
Iurispr.  anteiust4  426  und  in  Krügers  Ulp.  (s.  §  376,  3)  p.  151.  Vgl. 
Dirksbn,  hinterlass.  Sehr.  2,  392.  P  Krug  er,  Quellen  u.  Lit.  des  röm, 
Rechts  251. 

6.  Über  Claudius  Saturninus  s.  §  360,  7  u.  6. 

7.  Papirius  Iustus  de  constitutionibus  libri  XX  nach  Index  Flor. 
Tn  den  Digesten  sind  aus  B.  I,  II  und  VIII  Stellen  angeführt  (s.  Hommel, 
p&Iiog.  1,  617.  Lemel  1,  947).  Die  aus  den  beiden  ersten  Büchern  beginnen 
alle:  Imperatores  Antoninus  et  Veras  Augg.  rescripserunt ,  sind  also  aus 
J.  161—169;  das  Fragment  aus  B.  VIII  (dig.  2,  14,  60)  beginnt:  Imp.  An- 
toninus Avidio  Gassio  reicripsit,  stammt  somit  aus  J.  169—175.  Wenn 
daher  das  Werk  die  zeitliche  Ordnung  befolgte ,  so  wären  die  ersten  Bücher 
unter  den  divi  fratres,  die  weiteren  unter  M.  Aurel  herausgegeben  worden. 
Das  letzte  Drittel  konnte  dann  unter  Commodus  verfaßt  sein  und  dessen 
Constitutionen  enthalten.  ACStockmann,  Pap.  I.  fragmenta  illustrata,  Lps. 
1792.  PEPiepebs,  de  P.  I.  icto,  Leid.  1824.  Zimmern  1,  1,  155.  356. 
Rüdorff,  RGesch.  1,  185.  274.  Fitti^o,  Alter  d.  Schrr.  24.  Huschke, 
ZfRGesch  6,  281.  320.  327. 

8.  Tarrutenius  Paternus,  unter  M.  Aurelius  dessen  ab  epistulis 
latinis  (Dio  71,  12  TccQQQvzqviov  dl  üazi^vov  zov  zag  iittazolctg  avzov  tag 
lazfrag  dia  %siobg  i%ovza\  vgl.  72,  6.  Lampb.  Commod.  4, 1  Tarruieni  Patemi: 
in  den  Digesten,  im  Ind.  und  den  Auszügen  heißt  er  irrig  Tarruntenus)  und 
(J.  170)  siegreicher  Befehlshaber  gegen  die  Markomannen,  unter  Commodus 
praef.  praet.,  dann  J.  188  hingerichtet;  PRE.  6,  1223.  Sein  Werk  de  re 
militari  umfaßte  nach  dem  ind.  florent.  4  Bücher.  Zwei  Stellen  aus  B.  I 
u.  II  dig.  49,  16,  7.  60,  6,  Ö;  vgl.  49,  16,  12,  1.  Laub.  Lyd.  de  mag.  1,  9 
ndxeQvog  o  Papafog  h  7tQ<6zy  zanzm&v  .  .  <f7]Civ}  vgl.  1,  47.  Veget.  de  re 
mil.  1,  8  (oben  §  56,  2)  quae  Paternus,  düigentissimus  iuris  militaris  ad- 
8ertor,  in  libros  redegit.  HEDibksbk  (der  Rechtsgelehrte  und  Taktiker  Pa- 
ternos),  hinterlass.  Schrr.  2,  412.  MSchanz,  Herrn.  16,  137*.  Auch  JWFörstbk, 
de  Vegetii  fide  (Bonn  1879)  36. 


934  Die  Kaiserzeii    Zweites  Jahrhundert  (J.  180-211). 

9.  Callistb.  dig.  50,  16,  220,  1  sed  et  Papirius  Fronto  Ubro  tertio 
responsorum  ait,  und  14,  2,  4  fin.  haec  ita  Papirius  Fronto  respondit. 
Mabcian.  dig.  15,  1,  40  pr.  eleganter  P.  Fr.  diccbat,  und  80,  114,  7  verius 
esse  existimo  quod  et  Scaevola  notat  et  Papirius  Fronto  scribit. 

3.    Die  Zeit  des  Commodns  und  Septimius  Severus, 
J.  180—211  n.  Chr. 

370.  Des  M.  Aurelius  ungleicher  Sohn  Oommodus  (geb.  J.  161, 
Kaiser  J.  180—192)  hatte  für  nichts  Geistiges  Sinn.  Der  tüch- 
tige Septimius  Severus  aber  (geb.  J.  146,  Kaiser  J.  193—211), 
welcher  nach  den  kurzen  Regierungen  des  Pertinax  (Januar  — 
März  J.  193;  vgl.  §  364,  6)  und  Didius  Iulianus  (April  und  Mai 
J.  193)  auf  den  Thron  gelangte,  verfaßte  eine  Schilderung  seines 
Lebens.  Als  Jurist  wirkt  in  dieser  Zeit  hauptsächlich  Papinianus. 
Das  Christentum  gewinnt  auch  unter  den  Gebildeten  an  Boden 
und  hat  einen  beredten  Verteidiger  an  Tertullianus.  In  gebun- 
dener Form  hat  die  Zeit  nur  virgilische  centones  aufzuweisen. 
Überhaupt  beginnt  jetzt  der  allgemeine  Verfall  von  Kunst, 
Wissenschaft  und  Bildung. 

1.  Lampr.  Commodus  1,  6  habuit  Utteratorem  graecum  Onesicratem,  la- 
tinum  Capellam  Antistium;  orator  ei  Ateius  Sanetus  fuit  S,  4  appellatus 
est  a  mimis  quasi  obstupratus  eosdemque  .  .  subito  deportavit  18,  2  versus 
in  eo  (eum)  mülti  scripti  sunt,  de  quxbus  .  .  Marius  Maximus  gloriatur. 

2.  L,  Septimius  Severus  Pius  Pertinax  Aug.  (Arabicus,  Adiabenicus, 
Pärthicus  etc.),  in  den  Rechtsquellen  kurzweg  Severus,  geb.  146  zu  Leptis 
in  Afrika,  Cos.  unter  Commodus  (190?),  Kaiser  198,  f  211.  Vgl.  Spabtian. 
Sev.  1,  4  prius  quam  latinis  graecisque  Htteris  imbueretur,  quibus  eruditissi- 
mus  fuit.  .  .  octavo  decimo  anno  publice  declamavit.  postea  studiorum  causa 
Romain  venu  (unter  M.  Aurelius).  3,  7  Athtnas  petit  studiorum  sacrorum- 
que  causa.  18,  5  philosophiae  ac  mdicendi  studiis  satis  dtditus,  doctrinae 
quoque  nimis  cupidus.  18,  11  cum  eum  ex  humili  per  litterarum  et  militiae 
officia  ad  imperium  .  .  fortuna  duxisset.  Victor  Caes.  20,  28  ortus  medie 
humüis  primo  Htteris,  deinde  imbutus  foro;  duo  parum  commodante  .  .  dum 
tentat  varia  .  .  conscendit  imperium.  Eutrop.  8,  18  hie  primum  fisci  ad- 
vocatus,  mox  miUtaris  tribunus  etc.  Spartian.  Sev.  19,  9  canorus  voce,  sed 
afrum  quiddam  usque  ad  senectutem  sonans.  Vgl.  16,  7  cum  soror  sua 
Leptitana  ad  eum  venisset  rix  latine  loquens,  Dio  76,  16  neetdetag  ins&vtift 
fiällov  rj  lntzvy%avt  xai  Sia  xovto  noXvyvwumv  paXXov  ij}  noXvXoyog  rp. 
Tertüll.  apolog.  46. 

3.  Spabtia*.  Sev.  18,  6  vitam  suam  privatam  publicamque  ipse  con- 
posuit  ad  fidem,  solum  tarnen  Vitium  crudelitatis  excusans.  3,  2  uxorem  .  . 
de  qua  taeuit  in  historia  vitae  privatae.  Viot.  Caes.  20,  22  idem  abs  se 
gesta  ornatu  et  fide  paribus  cotiposuit.  Capitol.  Clod.  Alb.  10,  1  Severus 
quidem  ipse  haec  de  eodem  loquitur.    Dio  76,  7  Xiya  yäo  (über  des  Albinus 


§  370  Septimius  Severus.    §  371  Papinianus.  935 

Tod)  ov%  oacc  b  ZsovrJQog  {yqottysv,  all'  oaa  uXrj&as  iyevsxo.  Vgl.  Hbbodian. 
2,  16,  6  extr.  Schreiben  des  Sev.  an  den  Senat  bei  Cafit.  Clod.  Alb.  12,  6. 
HPbtbb,  bist.  fr.  329. 

4.  Capitol.  Alb.  11,  7  agri  eolendi  peritissimus,  ita  ut  etiam  georgica 
scripserit  (Clodius  Albinus,  kämpft  gegen  Severus  nm  den  Thron,  f  J- 197). 
miksias  nonnuUi  eiusdem  esse  dicwnt,  quarum  fama  non  ignobüis  habetur, 
quamvis  mediocriUr  scriptae  sint.  ebd.  12,  12  cum  üle  (Albinas)  naeniis 
quibusdam  anilibus  occupatus  inter  Müesias  Punicas  Äpulei  sui  (§  367,  1 
Z.  17)  et  ludicra  literaria  consenesceret. 

5.  Tebtull.  de  praescript.  haeret.  89  vides  hodie  ex  Vergilio  fabulam 
in  totum  aliam  componi,  materia  secundum  versus,  versibus  secundum  ma- 
teriatn  concinnatis.  denique  Hosidius  Geta  Medeam  tragoediam  ex  Vergilio 
plenissime  exsuxit.  meus  quidam  propinquus  ex  eodem  poeta  inter  cetera  stili 
sui  otia  pinacetn  Cebetis  explieuit.  Ein  solcher  cento  ober  Medea  in  der 
Form  einer  Tragödie  mit  sehr  lockerem  Versbau,  ist  (ohne  den  Namen  des 
Hos.  G.)  überliefert  durch  den  cod.  Salmas.,  AL.  15  PLM.  4,  219. 

6.  Bemerkenswert  ist  das  Aufkommen  des  /"in  griech.  Wörtern  (statt ph) 
und  anderer  Barbarismen  in  den  Inschriften  seit  Severus.  In  die  besseren 
Kreise  dringt  dieser  Gebrauch  des  /  ==>  qp  freilich  erst  um  die  Mitte  des 
vierten  Jahrhunderts.     Mommsen,  Herrn.  14,  73.    Auch  CIL.  3,  p.  919. 

371.  Mit  Severus  befreundet  und  ungefähr  gleichalt  war 
der  große  Jurist  Aemilius  Papinianus.  Unter  Severus  prae- 
fectus  praetorio,  wurde  er  bald  nach  dem  Regierungsantritt 
Caracallas  hin  gerichtet ,  weil  er  auch  dem  anderen  Sohne,  Geta, 
die  Treue  bewahrte.  Papinian  zeichnet  sich  aus  nicht  bloß 
durch  juristische  Genialitat,  durch  Selbständigkeit  des  Urteils, 
Sicherheit  und  Klarheit  womit  er,  von  einer  reichen  Erfahrung 
unterstützt,  den  einzelnen  Fall  rechtlich  beurteilt,  sondern  zugleich  v 
durch  lebendiges  Gefühl  für  Recht  und  Sittlichkeit,  wodurch  er 
über  die  Schranken  der  Nationalität  vielfach  sich  erhob  und  die 
höchste  Verehrung  noch  späterer  Jahrhunderte  sich  verdiente. 
Von  seinen  Schriften  sind  die  bedeutendsten  die  37  Bücher 
Quaestiones  und  die  19  Bücher  Responsa,  welche  beide  in  den 
justinianischen  Sammlungen  sehr  fleißig  benützt  sind.  Sein  Aus- 
druck ist  durch  Kürze  und  Genauigkeit  ausgezeichnet,  eben- 
dadurch  aber  öfters  nicht  leicht  verständlich. 

1.  Spabtian.  Carac.  8,  2  Papinianum  amicissimum  fuisse  imperatori 
Severo  et,  ut  aliqui  loquuntur,  adfinem  etiam  per  seeundam  uxorem  (Iulia 
aas  Emesa  in  Syrien;  also  stammte  wohl  such  Papinian  daher,  vgl.  auch 
seine  griechische  Schrift,  A.4)  memoriae  traditur,  et  huic  praeeipue  utrumque 
ftoum  (Geta  und  Caracallu)  a  Severo  commendutum,  eumque  cum  Severo  pro- 
fessum  iub  Scaevola  (§  369,  1—4),  et  Severo  in  advocatione  fisci  (§  370,  2gE.) 
successüse.  Tbyphonih.  dig.  20,  5,  12  pr.  rescriptum  est  ab  imperatore 
(Severus?)  UbeUos  agente  Papiniano  (dh.  als  magister  libellorum,  Vorsteher 


936  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

des  Amtes  für  Gesuche  und  Beschwerden);  Tgl.  Vict.  Caes.  20,  33  quem 
ferunt  ülo  tempore  Bassiani  scrinia  curavisse,  .  .  cum  constet  satis  prae- 
fecturam  praetorio  (seit  J.  208)  gessisse.  Paul.  dig.  12,  1,  40  lecta  est  in 
audüorio  Aemüii  Papiniani,  praefecti  praetorio,  icti  cautio  huius  modi.   Dio 

76,  10  (J.  204)  avtbv  (einen  Räuber)  6  Jlamviavbg  b  tnao%og  ävrjoszo  etc. 
Vgl.  ebd.  14  (J.  208)  naqictr\%B  eoi  Ilaiuvittvbg  b  $nao%og  Er  war  also 
in  der  Präfectur  Nachfolger  des  Plautianus  (Hkrodian.  3,  10,  6  ff.),  welcher 
J.  203  hingerichtet  wurde.  Vgl.  A.  2  f.  Ob.-Hknzen  5603  (vom  28.  Mai  206): 
sub  Maecio  Laeto  et  Aemilio  Papiniano  pp.  pp.  w.  em(inentissimis).  Der 
Geschlechtsname  außerdem  nur  dig.  12,  1,  40  (oben  Z.  4).  cod.  Iust.  1, 
17,  1,  6. 

2.  Dio  71,  1  (J.  211)  tovg  oUsCovg  tovg  uev  dn^XXaisv  (Caracalla 
nach  seiner  Thronbesteigung),  cov  %al  IJamviavbg  b  inao%og  rjv,  tovg  ds 
xal  aninzBtvBv.  ebd.  4  ig  $vo  pvoiccdag  naQaxQ^ficc  äitimzeivw ,  .  .  £*  61 
zav  iitupavmv  avdemv  allovg  xs  xai  zov  Ilaniviavbv  aal  zw  ys  xbv 
Jlantvtavbv  cpovsvaccvzi  inszifirjasv  ort  a£tvr]  avtbv  xai  ov  j-icpsi  Sisxorjaazo. 
Spartian.  Carac.  8,  2  (nach  Ermordung  des  Geta,  J.  212)  innitens  Papiniano 
et  Ciloni  ad  palatium  redit,  4,  1  dein  in  conspectu  eius  Papinianus  securi 
percussus  a  militibus  et  occisus  est.  . .  filium  etiam  Papiniani,  qui  ante  triduum 
quaestor  opulentum  munus  ediderat,  interemit.  8,  7  eonstat  cum  quasi 
fautorem  Getae  occisum  (Tgl.  Späht.  Geta  6,  8).  et  fertur  quidem  Papinianus, 
cum  raptus  a  militibus  ad  palatium  traheretur  occidendus,  praedivinasse, 
dicens  stultissimum  fore  qui  in  suum  subrogaretur  locum  nisi  adpetitam 
crudeliter  praefecturam  vindicaret.  Andere  Darstellungen  ebd.  8,  4  —  6. 
Victob  Caes.  20,  38.     Zosim.  1,  9. 

3.  Sfabtian.  Sev.  21,  8  Papinianum  iuris  asylum  et  doctrinae  legal  is 
thesaurum,  quod  parricidium  excusare  noluisset,  occidit,  et  praefectum  quidem, 
ne  homini  per  se  et  per  scientiam  suam  magno  deesset  et  dignitas.  Inst  2, 
23,  7  und  Cod.  6,  25,  6,  1  homo  excelsi  ingenii  Papinianus.  Cod.  6,  71,  14 
u.  6,  42,  16  vir  prudentissimus  Papinianus.  6,  42,  80  acutissimi  ingenii 
vir  et  merito  ante  alios  exceUens  Pap.  7,  32,  3  consultissimi  viri  Pap. 
7,  45,   14  Pap.  summi    ingenii   vir.     Cod.    Theod.    1,  4,  3.    Hiebon.    ep. 

77,  3  u.  a.  Vgl.  A.  4.  Die  öfters  tadelnden  Notae  welche  Marcian,  Ulpian 
und  Paulus  zu  den  Schriften  des  Pap.  hinzufügten  (vgl.  Cod.  Theod.  9,  43. 
dig.  18,  1,  72.  22,  1,  1,  2)  wurden  von  Constantin  J.  321  verworfen  (Cod. 
Tbeod.  1,  4,  1  qui  dum  ingenii  laudem  sectantur  non  tarn  corrigere  cum 
quam  depravare  maluerunt),  von  Justinian  nicht  völlig  verschmäht,  doch 
mit  Vorsicht  benützt;  Cod.  1,  17,  1,  6  ea  quae  antea  in  notis  Aemüii 
Papiniani  ex  ZFlpiano  et  Paulo  nee  non  Marciano  adscripta  sunt,  quae 
antea  nüllam  vim  öbtinebant  propter  honorem  splendidissimi  Papiniani,  non 
statim  respuere,  sed  si  quid  ex  his  ad  repletionem  summi  ingenii  Papiniani 
laborum  vel  interpretationem  necessarium  esse  perspexeritis  et  hoc  ponert  legis 
vicem  öbtinens  non  moremini. 

4.  Schriften  des  Papinian.  Constit.  Omnem  (dig.  prooem.)  6  vobis  .  . 
pvdcherrimus  Papinianus  non  sölum  ex  Eesponsis,  quae  in  xix  libros  com- 
posita  fuerunt,  sed  etiam  ex  libris  xxxvn  Quaestümum  et  gemino  volumine 
Definitionum,  nee  non  De  adulteriis  (libri  II  und  ein  über  singularis)  .  . 
sui  recitationem  praebebit.  ne  autem  tertii  anni  auditorcs,  quos  Papinianistas 


§  871  Papinianus.    §  372  Callistratus  u.  a.  937 

vocant,  nomen  et  festivitatem  eius  amittere  vidcantur  etc.  Außer  jenen 
Schriften  auch  ein  döTvvo(ju*6e  (über  die  Amtsbefugnisse  der  Municipal- 
aedilen?  oder  der  municipalen  IVviri  viiß  in  urbe  purgandis?  Mommsen,  Staatsr. 
23,  603)  povoßißlog  zov  Uamviavov,  daraus  ein  längeres  (griechisches) 
Fragment  dig.  43,  10.  Vgl.  FPBbemer,  Rechtslehrer  und  Rechtsschuien  88. 
Ein  Fragment  ex  libr.  I  Respons.  sub  titülo  de  pactis  in  der  lex  rom. 
Yisigothorum  (Hübchke,  iurispr.  aateiust.4  411).  Spärliche  neue  Fragmente 
aus  B.  5  und  9  der  Responsa  auf  einigen  Blättern  einer  in  Ägypten  gefun- 
denen Uncialhandschrift  s.  IV/V  befinden  sich  jetzt  in  Berlin  und  Paris. 
Über  die  Berliner  Bruchstücke  s.  PKeügbr,  Berl.  SBer.  1879,  509.  1880,  363. 
Vgl.  EHuscHKie,  die  jüngst  aufgefundenen  Bruchstücke  röm.  Juristen,  Lpz. 
1880.  PKeügeb,  ZfRGesch.  14,  93.  15,  83.  Alibbandi,  studi  e  docum. 
di  stör,  e  diritto  1,  509.  2,  63.  ABbinz,  d.  Berliner  Fragm.  vorjustinianischer 
Rechtsquellen,  Münch.  SBer.  1884,  542.  Über  die  Pariser  Blätter  s. 
PKbügkb,  ZfRGesch.  18,  166.  EHuschkk,  ebd.  181.  Alibbandi,  studi  e 
docum.  4,  125.  —  Bei  Lenel,  palingen.  1,  803  (vgl.  Hommel,  paling.  2,  515) 
sind  aus  den  Digesten,  den  fragm.  Vatic.  und  sonsther  (s.  o.)  749  Bruch- 
stücke Papinians  verzeichnet.  Einen  ebenbürtigen  Erklärer  fanden  seine 
Überreste  an  Cüjacixjs,  operum  Tom,  IV. 

5.  In  den  Überresten  der  Quaestiones  (welche  der  Ordnung  des  Edicts 
folgen)  nennt  Pap.  -wiederholt  optimus  Imp.  noster  Severus  (dig.  31,  67,  9. 
50,  5,  7.  Tgl.  22,  1,  6).  Sie  fallen  in  die  Alleinherrschaft  des  Severus 
(J.  193—198),  die  Responsa  dagegen  unter  die  Gesamtherrschaft  von  Severus 
und  Caracalla.  Daher  die  Bezeichnung  von  Severus  und  Caracalla  als 
optimi  maximique  principes  nostri  (dig.  34,  9,  16,  1;  vgl.  fragm.  Vat.  294); 
schon  Buch  IV  ist  nach  J.  206  verfaßt,  und  B.  XV  fif.  im  Laufe  von  211; 
s.  dig.  34,  9,  18  pr.  aus  B.  XV:  divus  Severus.  Fittino,  das  Alter  d. 
Schriften  28.    Mommsen,  ZfRGesch.  9,  100. 

6.  Rechthaberischer  Eigensinn  ist  dem  Pap.  fremd;  s.  zB.  dig.  18,  7, 
6,  1  nobis  aliquando  placebat.  .  .  sed  in  contrarium  me  vocat  Sabini  sen- 
tentia.  Bezeichnend  auch  dig.  28,  7,  15:  quae  facta  laedunt  pietatem,  existi- 
mationem,  verecundiatn  nostram  et,  ut  generaliter  dicam,  contra  bonos  mores 
fiunt,  nee  facere  nos  posse  credendum  est.  Die  Darstellung  hat  oft  eine 
glückliche  und  treffende  Bündigkeit  wie:  non  videntur  rem  amittere  quibus 
propria  non  fuit;  donari  videtur  quod  nuUo  iure  cogente  coneeditur;  ius 
publicum  privatorum  pactis  mutari  non  potest. 

7.  EOtto,  Papinianus  s.  de  vita,  studiis,  scriptis  .  .  .  Aem.  Pap.,  Leid. 
1718.  Brem.  1743.  BVoobda,  Papinianus  s.  optimi  icti  et  viri  forma,  Leid. 
1770.  Zimmern,  Gesch.  d.  röm.  Privatr.  1,  1,  361.  GBbunb,  PRE.  6,  1141. 
Rudorff,  Rechtsgesch.  1,  188.  HEDibksen  (d.  schriftstellerische  Bedeut- 
samkeit des  Pap.),  hinterlass.  Schrr.  2,  449.  PEbüoeb,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm. 
R.  197.  246. 

372.  Zeitgenossen  des  Papinian  sind  die  Juristen  Messius, 
Callistratus  und  Claudius  Tryphoninus,  die  beiden  letzteren  durch 
die  Digesten  auch  als  Schriftsteller  bekannt.  Der  Halbgrieche 
Arrius  Menander  war  im  kaiserlichen  Kate   und   schrieb  de  re 


938  Die  Kaiserzeit,     Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

militari.  Auch  ein  Tertullianus  verfaßte  damals  juristische 
Schriften.  Viele  glauben  daß  der  gleichnamige  Kirchenvater  in 
seiner  vorchristlichen  Zeit  sie  geschrieben  habe. 

1.  Dig.  49,  14,  60  Vdlerius  Patruinus  procurator  imperatoris  .  .  praedia 
.  .  addixerat.  .  .  Papinianus  et  Messius  novam  sententiam  induxerunt;  •  . 
pronuntiavit  tarnen  secundum  Worum  opinionem  .  .  Trypfionino  (A.  3)  sug- 
gerente  etc.  Der  hier  genannte  Jurist  Messius  ist  sonst  nicht  bekannt;  ein 
T.  MeBsius  Extricatus  war  Cos.  II  im  J.  217  n.  Chr. 

2.  Des  Callistratus  vier  Bücher  de  iure  fisci  und  zwei  Bücher 
Quaestiones  sind  unter  Severus  verfaßt;  dig.  49, 14,  2,  6  (aus  de  iure  fisci  II): 
imperator  noster  Severus  Aug.  constituit,  und  dig.  1,  3,  38  (aus  Quaestionum  I) : 
imperator  noster  Severus  rescripsit.  Dagegen  das  Werk  de  cognitionibus 
(libri  VI)  ist  aus  dem  Anfang  der  Mitherrschaft  des  Caracalla  (J.  198—211); 
dig.  1,  19,  3,  2  (imperatores  nostri  Severus  et  Antoninus)  aus  B.  VI,  und 
50,  2,  11  (principes  nostri)  aus  B.  I,  neben  imp.  noster  Severus  Aug.  ebd. 
50,  4,  14,  4  (gleichfalls  aus  B.  I).  Es  berücksichtigte  besonders  das  Be- 
dürfnis der  Untersuchungsrichter,  auch  durch  praktische  Bemerkungen  wie 
dig.  1,  18,  19.  Außerdem  Edicti  monitorii  libri  oder  Ad  edictum  monito- 
rium  und  Institutionum  libri  III.  Die  108  Auszüge  aus  diesen  Schriften  die 
sich  in  den  Pandekten  u.  sonst  finden  s.  bei  Homvel,  palingenesia  1,  129. 
Lenkl  1,  81.  Daß  Callistr.  ein  geborener  Grieche  ist  verrät  sich  nicht 
selten  in  seiner  Sprache.  GAJenichen,  de  Call,  icto,  Lps.  1742.  Pinto,  de 
Call,  icti  scriptis  quae  supersunt,  Leid.  1835.  FPBhemkr,  Rechtslehrer  u 
Rechtsschulen  99. 

3.  A.  Claudius  Tryphoninus  (Cod.  1,  9,  1),  mit  Papinian  im  con- 
silium  principis  (s.  A.  1),  schrieb  Notae  zu  Scaevolas  Digesten  in  welchen 
M.  Aurel  divus  heißt  (dig.  18,  7,  10  Claudius),  die  aber  schon  von  Papinian 
in  B.  XIV  seiner  Responsa  angeführt  wurden  (dig.  34,  9,  25,  1  apud  Scae- 
volam  libro  XXX  digestorum  Claudius  notat).  Später  verfaßt  sind  seine 
21  Bücher  Disputationen;  dig.  27,  1,  44  (aus  B.  II)  und  49,  16,  12,  17  (aus 
B.  IV)  imp.  noster  (Caracalla)  cum  divo  Severo  patre  suo;  48,  19,  39  (aus 
B.  X)  optimi  imperatoris  nostri.  Ungenau  20,  6,  12  pr.  (aus  B.  VIII)  rescrip- 
tum  est  ab  imperator e  (Severus?),  libellos  agente  Papiniano.  Die  Überreste 
bei  Hommbl,  palingen.  2,  509.  Lenel  2,  351.  Fittino,  d.  Alter  d.  Schrr.  32. 
Erlaß  des  Caracalla  an  ihn  vom  J.  213  im  Cod.  1,  9,  1.  ChkRau,  de  Cl. 
Tr.  icto,  Lps.  1768. 

4.  Ulp.  dig.  4,  4,  11,  2  in  einem  Rechtsfalle  aus  der  Zeit  des  im- 
perator Severus  (also  wohl  J.  198 — 198):  cum  susceptam  tutelam  non  alii 
soleant  deponere  quam  .  .  hi  qui  circa  principem  sunt  occupatio  ut  in  con- 
siliarii  Menandri  Arrii  persona  est  indültum  (erst  in  der  Zeit  des  Ulpian?). 
Seine  vier  Bücher  über  das  Militärrecht  sind  unter  Severus  zwischen  J.  198 
und  211  verfaßt;  dig.  49,  16,  13,  6  divus  Severus  et  Antoninus  .  .  iusserunt, 
quod  .  .  Menander  scribit,  während  sonst  Menander  von  der  Mitherrschaft 
des  Caracalla  absieht;  dig.  49,  16,  4,  9  (vgl.  ebd.  5,  4)  imperator  noster 
rescripsit.  Die  Stellen  und  Anführungen  daraus  bei  Hommkl,  paling.  1,  447. 
Lknel  1,  695.  CMirabblli,  comm.  ad  fragm.  A.  M.,  Biturig.  1667  und 
cum  notis  ed.  JGHarnisch,  Lps.  1752.  PJSürinoar,  de  A.  M.  icto  eiusque 
fraginentis,  Leid.  1840.     Fittjng,  d.  Alter  d.  Schrr.  34. 


§  372  Calliatratus,  Tryphoninus  u.  a.     §  373  Tertullianus.  939 

5.  Unbekannt  ist  das  Zeitalter  des  Rutiliua  Maximus,  ans  dessen 
über  singularis  ad  legem  Falcidiam  dig.  30,  125  eine  Stelle  angeführt 
wird  (zwischen  solchen  des  Neratius  und  des  Paulus).  Vgl.  Fragm.  Vat,  113 
frustra  Maximus  .  .  iudicavü  etc.  und:  Maximi  sententia  .  .  placuih 

6.  Aus  Tertulliani  quaestionum  libri  VIII  werden  in  den  Digesten 
zwei  Stellen  angeführt,  aus  seinem  Über  singularis  de  casirensi  peculio  drei ; 
Hommel,  paling.  2,  505.  Lknbl  2,  341.  Vgl.  Iustin.  cod.  6,  70,  7  pr.  Ter- 
tullianus, iuris  antiqui  interpres,  libro  .  .  de  casirensi  peculio.  Wie  er  selbst 
den  Sex.  Pomponius  citierte  (dig.  29,  2,  30,  6) ,  so  wird  er  von  Ulpian  in 
den  unter  Caracalla  verfaßten  libri  ad  Sabinum  mehrfach  angeführt.  Der 
Jurist  dieses  Namens  ist  also  jedesfalls  gleichzeitig  mit  dem  Kirchen- 
schriftsteller (unten  §  373).  Ihn  mit  diesem  zu  vereinigen  liegt  um  bo 
näher  als  letzterer  unzweifelhaft  Jurist  war  (tovg  \Pa>fuuW  vdfiovg  tjkqi- 
ßcoxdca  uvöqcl  nennt  ihn  Euseb.  h.  eccl.  2,  2)  und  in  seinen  theologischen 
Schriften  allenthalben  in  Denk-  und  Ausdrucksweise  den  rechtskundigen 
Anwalt  verrät  (zB.  apolog.  1-6.  28—44.  de  anima  6).  Die  starke  Ab- 
weichung der  Darstellung  in  den  juristischen  Überbleibseln  gegenüber  den 
theologischen  Schriften  müßte  dann  auf  Rechnung  des  beiderseitigen  Gegen- 
standes und  der  Abfassungszeit  gesetzt  werden.  Erwiesen  wäre  die  Ver- 
schiedenheit des  Juristen  und  Theologen,  wenn,  wie  Fittino,  Castr.  Pecul.  36 
wahrscheinlich  macht,  die  Schrift  de  caatr.  pecul.  nicht  vor  der  Regierung 
des  Septimius  Severus  geschrieben  ist.  Der  Name  Tertullianus  findet  sich 
mehrfach  auf  Inschriften  (CIL.  2,  4381.  3,  2666.  6372.  3,  2381.  7,  850.  899. 
12,  4396).  —  JüBlumenbach,  de  scto  Q.  Septimio  Florente  preebytero  et  icto 
Tertulliano,  Lps.  1735.  J A Pagen stechkb,  de  iurispr.  Tertulliani,  Harderov. 
1768.  Zimmeen,  Privatr.  1,  1,  365.  Rüdokff,  RGesch.  1,  196.  Fitting,  d.  Alter 
d.  Schrr.  33.    FPBremeb,  Rechtslehrer  95.    PKbugeb,  Quell,  d.  röm.  R.  203. 

373.  Eine  merkwürdige  Gestalt  ist  Q.  Septimius  Florens 
Tertullianus  aus  Karthago  (um  150  —  230  n.  Chr.),  ein  ganz 
eigenartiger  Schriftsteller  voll  Genialität,  begabt  mit  lebhafter 
Phantasie  und  schlagfertigem  Witze  und  von  einer  Leidenschaft- 
lichkeit welche  ihm  eine  hinreißende  Beredsamkeit  verleiht,  welche 
aber  noch  öfter  über  ihr  Ziel  hinausschießt  und  in  ihrem  düsteren 
Feuer  sich  selbst  verzehrt,  ohne  Licht  und  Wärme  zu  verbreiten. 
Sein  Lebenselement  ist  der  Kampf,  und  seine  zahlreichen  Schriften 
sind  überwiegend  Streitschriften  bald  zum  Angriff,  bald  zur  Ver- 
teidigung. Zuerst  verficht  er  das  Christentum  gegen  seine  Be- 
dränger und  Widersacher,  besonders  im  Apologeticum.  Inner- 
halb des  Christentums  selbst  aber  fand  sein  schwärmerisches 
Wesen  volles  Genügen  erst  an  der  Lehre  des  Montanus  mit  ihren 
überschwänglichen  Träumen  vom  tausendjährigen  Reich  und 
dem  nahen  Ende  der  Welt  und  mit  ihrer  strengen  Vorberei- 
tung darauf  durch  körperliche  und  geistige  Kasteiung.  Tertul- 
lian  wurde  deren  Vorkämpfer  im  Abendlande,  doch  so  daß  sein 


940  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

scharfer  Verstand  die  Schroffheiten  derselben  abschwächte.  Ton 
und  Charakter  dieser  Schriften  ist  überall  der  gleiche:  gedanken- 
reich und  formlos,  leidenschaftlich  und  spitzfindig.  Die  alters- 
müde Prosa  der  Zeit  verschmäht  Tertullian  mit  Bewußtsein  und 
schweißt  sich  selbst  aus  der  Sprache  des  Volks,  der  Literatur 
und  der  Juristen,  aus  theologisch -dogmatischer  Abstraction  und 
mit  Beeinflussung  von  Griechisch  und  Semitisch  einen  von  Afrikas 
Glut  überhauchten  Stil  zusammen,  welcher  zwar  ungleich  und 
ohne  Anmut,  gespreizt  und  geziert,  aber  schwungvoll,  markig 
und  gedrängt,  oft  bis  zur  Dunkelheit,  ein  treues  Abbild  des 
gewalttätigen,  von  heiligem  Eifer  fortgerissenen  Schriftstellers  ist. 

1.  Hiebon.  de  vir.  illustr.  63  Tertullianus  presbyter  nunc  demum  primus 
post  Victorem  et  Apollonium  (§  368,  7)  Laiinorum  ponitur,  provinciae 
Africae,  civitatis  Carthaginiensis ,  patre  centurione  proconsulari  (?,  vgl. 
HDbssau,  Herrn.  16,  473).  hie  actis  et  vehementis  ingenii  sub  Severo  principe 
et  Antonino  Caracalla  maxime  floruit  multaque  scripsit  volumina,  quae  quia 
nota  sunt  pluribus  praetermittimus.  .  .  Ate  cum  usgue  ad  mediam  aetatem 
presbyter  ecclesiae  permansisset ,  invidia  postea  et  contumeliis  clericorum  ro- 
manae  ecclesiae  (vgl.  Tert.  de  eultu  fem.  1,  7.  Eusbb.  hißt.  eccl.  2,  2)  ad 
Montani  dogtna  delapsus  in  multis  libris  novae  prophetiae  (dh.  des  Monta- 
nismus, s.  A.  2)  meminit,  specialiter  autem  adversum  ecclesiam  texuit  volumina 
de  pudicitia,  de  persecutione,  de  ieiuniis,  de  monogamia,  de  eestasi  libros  VI 
(nicht  erhalten),  et  septimum .  quem  adversum  Apollonium  composuit  fertur- 
que  vixisse  usgue  ad  decrepitam  aetatem  et  multa  quae  non  extant  opuscula 
condidisse.  Solche  verlorene  Schriften  des  Tert.  sind  de  vestibus  Aronis 
(Hikbon.  ep.  64,  23);  de  animae  submissione;  de  superstitione  saeculi;  de 
carne  et  anima;  de  spe  fidelium;  de  trinitate;  de  animalibus  mundis  et 
immundis;  de  circumeisione;  de  virginitate;  contra  Apellicianos,  de  para 
diso  (Test,  de  an.  66);  in  griechischer  Sprache  de  spectacnlis;  de  baptismo ; 
de  velandiB  virginibus;  de  Corona  rnilitis  (§  860,  7),  deren  lateinische  Be- 
arbeitung von  Tert.  erhalten  ist.    Über  Tert.  als  Juristen  s.  §  372,  6. 

2.  Hiebon.  ep.  70,  6  quid  Tertülliano  eruditius,  quid  acutius?  Apologe- 
ticus  eius  et  Contra  gentes  libri  eunetam  saeculi  obtinent  disciplinam. 
Lactakt.  inst.  div.  6,  1  (p.  230  Fr.)  Septimius  Tertullianus  fuit  omni  genere 
litterarum  peritus,  sed  in  ehquendo  parum  facilis  et  minus  comptus  et 
multum  obscurus  fuit.  ergo  ne  hie  quidem  satis  celebritatis  invenit  Außer 
dieser  Dunkelheit  standen  ihm  auch  seine  montanistischen  Anschauungen 
im  Wege.  Für  Tertullianus  hatte  der  Gedanke  etwas  Anziehendes  auf  einer 
höheren  Stufe  der  Frömmigkeit  zu  stehen  als  die  übrige  Gemeinde  und  ein 
unmittelbares  Werkzeug  des  göttlichen  Geistes  zu  sein,  und  sein  Haß 
gegen  alles  Halbe  mußte  Gefallen  finden  au  der  montanistischen  Strenge. 
Vgl.  zB.  FCAScHWEaLBR ,  der  Montanismus  usw.,  Tüb.  1841.  FChBalr, 
Kirchengesch.  der  drei  ersten  Jahrh.  (Tüb.  1863)  236.  GNBonwetsch,  Gescb. 
d.  Montanismus,  Erl.  1881.  GCaucanas,  Tert.  et  le  montanisme,  Genf 
1876  u.  a. 


§  373  Tertullianus.  941 

3.  Die  theologische  Schriftstellerei  T.s  zerfällt  in  zwei  Perioden:  eine 
allgemein  christliche  und  eine  weniger  oder  mehr  montanistisch  gefärbte. 
Die  zeitlich  bestimmbaren  Schriften  fallen  zwischen  J.  197  und  212.  Die 
deutlichste  Zeitbestimmung  ist  adv.  Marcion.  1,  15  ad  XV  tarn  Severi  im- 
peratoris  —  J.  207.  Zwischen  beiden  Perioden  bildet  das  Jahr  202  die 
Scheide.  —  Aus  der  ersten  stammen  von  den  erhaltenen  Schriften:  Ad 
martyre8,  Apologeticum,  Ad  nationes  libri  II,  De  testimonio  animae,  Ad- 
versus  Iudaeos,  De  spectaculis,  De  idololatria,  De  cultu  feminarum  (in  zwie- 
facher Bearbeitung),  Ad  uxorem  II,  De  baptismo,  De  paenitentia,  De 
oratione,  De  patientia,  De  praescriptionibus  haereticorum.  —  Montanistisch, 
in  verschiedenen  Abstufungen  sind :  De  virginibns  velandis,  De  Corona  militis, 
(§  360, 5),  De  fuga  in  persecutione,  Scorpiace  (ENöldkchbh,  ZfkirchlWissensch. 
7,  87),  De  exhortatione  castitatis,  Adr.  Hermogenem,  Adv.  Valentinianos 
(darüber  LLehanneur,  Gaen  1886),  Adv.  Marcionem  libri  V,  De  anima,  De 
carne  Christi,  De  resurrectione  carnis;  Adv.  Praxean,  De  pallio,  De  pudi- 
citia,  De  roonogamia,  De  ieiunio  ad  versus  psychicos  («=  catholicos,  im 
Gegensatz  zu  den  pneumatici  oder  Montanisten),  Ad  Scapulam.  —  JANösselt, 
de  vera  aetate  ac  doctrioa  scriptorum  Tert.,  in  dessen  Opusc.  ad  hißt.  eccl. 
3,  1  (auch  in  (Dehlers  Ausg.  des  Tert.  8,  540).  GUhlhorn,  fundamenta 
chronologiae  Tert.,  Gott.  1852.  HKellner,  zur  Chronologie  Tert.s  I,  Tüb. 
theol.  Quartalschr.  52,  547.  53,  585.  GNBonwetsch,  d.  Schriften  Tert.s  nach 
der  Zeit  ihrer  Abfassung,  Dorpat  1878.  ENöldkchen,  d.  Abfassungszeit  der 
Schriften  Tert.s,  in:  Texte  u.  Unterss.  zur  Gesch.  d.  christl.  Lit.  5,  2, 
Lpz.  1889.     Vgl.  A.  7. 

4.  Unter  den  Schriften  des  Tert.  erweckt  besonders  das  apolo- 
geticum Aufmerksamkeit,  eine  Verteidigungsschrift,  gerichtet  (um  J.  200) 
an  rom.  imperii  antistites  (praesides)  und  namentlich  die  von  Minucius 
Felix  nicht  behandelten  politisch -rechtlichen  Anschuldigungen  gegen  die 
Christen  (Nichtverehrung  der  Götter  und  der  Kaiser,  gleichgültiges  oder 
feindseliges  Verhalten  zum  Staate)  erörternd.  Vgl.  AEbert  (oben  §  368,  6) 
S.  342.  Neben  dem  Octavius  (§  368,  1)  scheint  auch  Justins  ctnoloyCa 
benützt.  Die  Behandlung  ist  einschneidend  und  bitter,  die  Darstellung  rhe- 
torisch und  originell.  Ausgaben  von  SHavercamp  (Leiden  1718),  FOehler, 
(mit  ad  nat.,  Halle  1849),  JKatser  (Paderb.  1865).  —  Vgl.  JLMoshbim  in 
Oehlers  Ausg.  des  Tert.  8,  490. 

5.  Von  kulturgeschichtlicher  und  antiquarischer  Bedeutung  sind  be- 
sonders die  Schriften  Ad  nationes  (inhaltlich  mit  dem  Apologeticum  sehr 
eng  verwandt  und  zum  Teil  fast  eine  Neubearbeitung  des  apolog.),  De 
idololatria,  De  spectaculis  (ad  cod.  Agobardinum  [s.  A.  6]  denuo  rec, 
adnott.  crit.  novas  add.  EKlusbmann,  Budolst.  1876;  ders. ,  adnott.  crit. 
ad  T.  de  spect.,  Rudolst.  1876.  Kritisches  auch  PdsLaoarde,  Gott.  Nachr. 
1878,  15),  De  pallio  (ed.  ClSalmasiub,  Par.  1622.  Leid.  1656).  Die  Schrift 
Adversus  Iudaeos  stimmt  fast  wörtlich  überein  mit  adv.  Marc.  III  (s.  Semleb 
p.  640  bei  Oehler);  adv.  Valent.  ist  eine  Bearbeitung  von  Irenäus  c.  haer.  I 
(Skmler  ebd.  p.  658).  Der  Schrift  de  praescr.  haeret.  ist  in  älteren  Aus- 
gaben eine  unechte  Schrift  adversus  haereses  angehängt.  Über  die  Schrift 
contra  Praxean  s.  RALipsiüs,  Jahrbb.  f.  deutsche  Theol.  18,  701.  ENöldkchen, 
Jahrbb.  f.  protest.  Theol.  14,  4. 


942  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (J.  180-  211). 

6.  Handschriften  verhältnismäßig  selten  weil  der  schwierige  Stil 
die  Leser  abstieß  (A.  2  Z.  6) :  Parisini  1622  (Agobardinus)  s.  IX,  162S  s.  X, 
1656  s.  XU,  Arabros.  58  (Bobiensis)  8.  IX,  Montepess.  s.  XI  u.  a.  —  Aus- 
gaben (Aufzählung  bei  Schönemann,  Bibl.  historico-litteraria  patram  1,  9), 
zB.  von  BBhenamds  (ed.  princ),  Bas.  1521.  JPameliüs,  Antv.  1579;  Franeker 
1597  u.  sonst.  NRigaltius,  Par.  1634.  1641  u.  sonst.  JSSemleb,  Halle 
1770  VI.  FOjibrthdb,  Würzb.  1780  IL  EFLbopold,  Lps.  1839  ff,  (in  Gers- 
dorfs Bibl.  patr.).  Mhjnb,  Patrolog.  curs.  Vol.  I  — III.  FOerxrr,  Lps. 
1862—54  III  (in  Vol.  III  ältere  Abhh.  über  Tert.).  Ed.  minor,  Lps.  1854. 
—  Tert.8  sämtl.  Schriften  (mit  Anm.)  übersetzt  von  KAHKellner,  Köln 
1881  III.  —  MKlussmann,  curarum  Tertullianarum  particulae  III,  Gotha  1887. 

7.  Ddpin,  auteurs  eccles.  1  (ed.  1688),  274  (p.  320  eine  gute  Cha- 
rakteristik des  Tert.).  RCkiluer,  hist.  des  auteurs  s.  et  eccl.  2  (1730),  374. 
Coknen,  de  Tert.,  Utr.  1826.  ANeandbb,  Antignostikus,  Geist  des  Tert.  u. 
Einl.  in  s.  Schrr. ,  Berl.  *  1849.  KHkssblbebg,  Tert.8  Leben  u.  Schriften, 
Dorpat  1848.  Gbotkmeybr,  Tert.  Leben  u.  Schrr.,  Kempen  1863  f.  II. 
FBührinöer,  Tertullianus,  Stuttg.  *  1873.  FChBaur,  Gesch.  d.  christl.  Kirche 
l3,  256.  496.  AHauck,  Tert.s  Leben  u.  Schrr.,  Erlang.  1877.  AEbebt,  Lit, 
des  MAlters  1,  32.  —  ENoldbchbn,  Tert.  als  Mensch  und  Bürger  in  v.  Sybels 
hist.  Zeitschr.  64  (1885),  225;  Tert.  in  Griechenland,  ZfwissTheol.  30,  385; 
Tert.s  Geburtsjahr,  ebd.  29,  207;  Tert.s  Erdkunde,  ZfkirchlWiss.  7,  310. 
Vgl.  A.  3E. 

8.  PLangen,  de  usu  praepositionum  tertullianeo,  Münster  1868 — 70  III. 
(Vgl.  §348,  4.)  JSchmidt,  de  latinitate  Tert,  Erlangen  1870.  72.  II;  de 
nominum  verbal,  in  tob  et  tbix  ap.  Tert.  copia  et  vi ,  Erl.  1878.  Kellneb, 
(die  sprachl.  Eigentümlichkeiten  T.s),  Tüb.  theol.  Quartalschr.  68,  229. 
GRHauschild,  die  Wortbildung  bei  Tert.,  Lpz.  1876.  81  H.  JPCondamin, 
de  Tert.  .  .  .  christianae  linguae  artifice,  Lyon  1877. 

9.  Die  biblischen  Citate  giebt  Tertullian  lateinisch:  er  kennt  und  be- 
nutzt im  Gegensatz  zum  Urtext  (authenticus)  eine  gangbare  lateinische 
Übersetzung  (de  monog.  11).  HRönsch,  d.  neue  Testam.  Tert.s  aus  dessen 
Schriften,  Lpz.  1871.  —  Im  allg.  OFFmtzschb  in  d.  REnc.  f.  protest.  Theol. 
8*,  433.  —  Diese  sogen.  f Itala'  wird  mit  diesem  Namen  nur  einmal 
genannt,  nämlich  bei  Adoüstin.  doctr.  Christ.  2,  16  in  ipsis  autem  inter- 
pretattonibus  itala  ceteris  praeferatur,  nam  est  verhör  um  tenacior  cum  per- 
spicuitaie  sententiae  (itdlus  —  latinus  zB.  Abnob.  4,  13.  29;  Nok.  143,  23 
ut  nunc  IUüi  dicunt;  vgl.  HRönsch,  ZföG.  36,  87).  Diese  Übersetzung, 
welche  dem  griechischen  Text  (im  alten  Testament  den  LXX)  buchstäblich 
folgt,  ist  von  großem  Einfluß  gewesen  auf  die  Gestaltung  des  Kirchen- 
lateins und  verdient  (abgesehen  von  ihrem  Wert  für  die  Wiederherstellung 
des  griechischen  Wortlautes)  besondere  Beachtung  wegen  der  Sprachform, 
in  welcher  sich  Graecismen  und  (durch  die  LXX  durchschimmernd)  He- 
braismen  einerseits  mit  starken  Wagnissen  des  Übersetzers  gegenüber  der 
lateinischen  Sprachregel,  anderseits  mit  vulgärlateinischen  Bestandteilen 
zu  einem  originellen  Ganzen  verbinden.  Entstanden  ist  die  Itala  in  der 
zweiten  Hälfte  des  aweiten  Jahrh.  (in  Afrika?).  Dieselbe  wurde  später 
vielfach  überarbeitet,  auch  manche  mehr  oder  weniger  selbständige  Über- 
setzung von  häufig  gebrauchten   biblischen  Büchern   ward   versucht.     Mit 


§  373  Tertullianus.  943 

starker  Übertreibung  freilich  Augustinus  doctr.  Christ.  2,  11  qui  scripturas 
ex  hebraea  lingua  in  graecam  vertcrunt  numerari  possunt,  latini  atUem  inter- 
pretes  nullo  modo;  ut  enim  cuique  primis  fidei  temporibus  in  manus  venu 
codex  graecus  et  aliquantam  facultatis  sibi  utriusque  Hnguae  habere  videbatur 
au8us  est  interpretari.  Vielmehr  geht  wohl  auf  die  rItala',  mittelbar  oder 
anmittelbar,  sehr  vieles  von  demjenigen  zurück  was  wir  von  dem  lateinischen 
Bibeltext  durch  die  Auführungen  der  Kirchenväter  und  durch  zahlreiche 
hochalte  Hss.  einzelner  Bücher  und  Bruchstücke  (Cantabrig. ,  Claromont., 
Vercell.,  Veron.,  Brix.  u.  v.  a.;  s.  unten)  in  vorhieronymißcher  Übersetzung 
haben.  Über  den  Anteil  der  fItala'  an  der  heutigen  Vulgata  s.  §  434,  6.  — 
Literatur  (bes.  neuere)  über  die  alten  lateinischen  Bibelüber- 
setzungen (darüber  OFFbitzschb,  oben  Z.  4) :  Bibliorum  saer.  latinae  versiones 
antiquae,  seu  vetus  italicaetc.  ed.  PSabatier,  Rheinis  1743  (Paris  1751)  III.  — 
E  Ranke,  fragmenta  versionis  sacr.  script.  lat.  antehieronym.  e  cod.  Faldensi 
(s.  V;  Schriftprobe  bei  Zanqbm.-Wattbnb.  T.  21),  Marb.  1860;  Suppl.  1868,- 
Stutgardiana  vers.  sacr.  script.  lai  antehieron.  fragm.,  Wien  1888.  —  Par 
palimpsestoruni  Wirceburgensiam  (s.  V);  antiquiss.  vet.  test.  versionis  lat. 
fragm.  ed.  E Ranke,  Wien  1871.  Leviticus  et  Numeri  e  cod.  perantiquo 
Ashburnhamiensi,  Lond.  1868;  dieser  cod.  Ashburn.  (jetzt  wieder  an  Frank- 
reich zurückgegeben)  ist  ein  Teil  einer  Lyoner  Hs.  des  Pentateuchs:  Pen- 
tateuchi  versio  lat.  antiquiss.  e  cod.  Lugdun.,  publice  par  URobbbt,  Par. 
1881.  Veterie  antehieronymianae  versionis  libri  II  Regum  fragm.  Yindobon. 
(a.  VII— VIII)  ed.  JHadpt,  Wien  1877  (vgl.  ERakke,  Lit.  Centr.-Bl.  1878,  759). 
FGustafsson,  fragm.  vet.  test.  in  lat.  conversi  e  palimps.  Vatic.  eruta,  act. 
soc.  scient.  Fenn.  12,  243.  LZieglbb,  Bruchstücke  einer  vorhieron.  Übers. 
des  Pentateuchs  aus  e.  Münch.  Palimps.,  Münch.  1883.  JBklsheim,  palim- 
pseetus  Vindobon.,  antiquiss.  ueter.  testam.  translat.  lat.  fragm.  e  cod.  re- 
scripto,  Christiania  1885.  —  JBlanchinüs,  evangeliarium  quadruplex  (aus  codd. 
Vercell.  Veron.  Brix.  Corbei.)  lat.  vers.  ant.,  Rom.  1749  IL  CTischbndobp, 
evangel.  palatin.  ined.  s.  rell.  text.  evang.  lat.  ante  Hieron.  versi  (s.  IV/V), 
Lps.  1847;  codex  Claromontanus  s.  epistulae  Pauli  graece  et  lat.  ex  cod. 
Paris.  (107  s.  VI),  Lps.  1852.  ERankb,  fragm.  antiquiss.  evang.  Lucae  vers. 
lat.  e  membranis  Curiensibua,  Wien  1874.  JBklsheim,  codex  aureus  sive  IV 
evangelia  ante  Hieron.  lat.  transl.  ex  cod.  Holm,  (aus  Bobbio?  e.  VII), 
Christian.  1878;  d.  Apostelgesch.  u.  d.  Offenbar,  d.  Job.,  aus  dem  sog.  gigas 
librorum  in  Stockholm  hrsgg.,  Christiania  1879  (über  das  Sprachliche 
HRöxsch,  Roman.  Forsch.  2,  280);  das  Evang.  Matth.  nach  dem  lat.  Cod. 
ff1  Corbeiensis  in  Petersburg  (21  s.  IX;  darüber  JWobdsworth,  stud.  bibl., 
Oxf.  1885,  113),  Christ.  1881;  d.  Briefe  des  Jacobus  nach  de».  Hs.,  Eopenh. 
1883;  epistulae  Paulinae  ante  Hier.  lat.  translat.  ex  cod.  Sangerm.,  Christ, 
1886;  cod.  fs  Corb.,  Christ.  1887;  cod.  Colbeit.  Paris,  quattuor  evangelia 
ante  Hieron.  lat.  transl.  cum  ipso  cod.  coli,  denuo  ed.,  Christ.  1888  f. 
TK Abbott,  evangeliorum  versio  antehieron.  ex  cod.  Usseriano  (s. 'VI  in 
Dublin):  acc.  versio  vulgata  ad  cod.  Amiatinum  (§  434,  6),  Dublin  1884  IT; 
Hermath.  14,  346.  JWobdswobth-HJ White,  old  latin  biblical  texts;  I  g09pel 
.  .  .  Matthew  (nach  Paris.  11553),  Oxf.  1883;  II  gospels  .  .  .  Mark  and 
Mathew  from  the  Bobbio  msc.  (k)  etc.;  III  the  four  gospels  from  the 
Munich   ms.  6224  (q)  etc.,   Oxf.   1888—88.     HHagen,    Italafragmente   (ev. 


944  Die  Kaiserzeit.    Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

Marci  1—3)  aus  cod.  Bern.  s.  VI,  ZfwissTh.  27,  470.  GSchepss,  die  Ältesten 
Evangelienhas.  der  Würzb.  Univ.-Bibl.,  Würzb.  1887.  PBattifol,  fragmenta 
SangaUensia,  Rev.  d'arehe*ol.  1884  2,  806.  WWbibbbbodt,  de  cod.  Cremi- 
funensi  millenario  et  de  fragmm.  evangel.  Vindob.  888,  Salisb.  400,  Norimb. 
27982,  I  Braunsb.  1887.  LZieglbb,  Italafragm.  der  paulin.  Briefe  aus  Frei- 
singer Perg.-Bl.,  Marb.  1874;  Italafragmente  der  paulin.  Briefe  nebst  Brachst, 
einer  vorhieron.  Übers,  d.  1.  Job.  Briefes,  Marb.  1876;  Bruchstücke  einer 
vorhieron.  Übersetzung  der  Petrusbriefe,  Münch.  SBer.  1876  1,  607;  die 
lateinischen  Bibelübersetzungen  vor  Hieronymus  und  die  Itala  des  Augustin, 
Münch.  1879;  JJ.  119,  718.  WSohum,  das  Quedlinburger  Fragment  einer 
illustrierten  Itala,  Gotha  1876.  ADünikq,  ein  neues  Fragment  des  Quedlin- 
burger  Itala  Codex,  Quedlinb.  1888.  FJHobt,  old  lat.  palimps.  of  the 
Acts  and  Apocal.,  class.  review  8,  11.  —  HRönsch,  Itala  und  Vulgata,  das 
Sprachidiom  der  urchristlichen  Itala  und  der  katholischen  Vulgata,  Marb. 
1869  ('1876);  die  alttestam.  Itala  bei  Cyprian,  Z.  f.  histor.  Theol.  1875 
1,  97;  Z.  f.  wissensch.  Theol.  18,  426.  19,  287.  897.  22,  224;  RhM.  34, 
601.  632.  JNOtt,  JJ.  109,  764.  116,  186.  119,  426.  663.  WWbibsbbodt,  de 
versionibus  Script,  sacrae  lat.  ob 88.  misc,  Braunsb.  1887.  PCobssen,  die 
vermeintliche  Itala  und  die  Bibelübersetzung  des  Hieron.,  Jahrbb.  f.  protest. 
Theol.  7  (1881),  507;  epp.  Pauli  codd.  gr.  et  lat.  scriptos,  Augiensem, 
Boerneriannm,  Claromontanum  examinavit  etc.  I,  Jever  1887.  HEhbensbbbgbb, 
Psalter,  vetus  und  die  Psalterien  des  Hieron.,  Tauberbischofsheim  1887.  — 
Momhsen,  röm.  Gesch.  5,  657.  KSittl,  lok.  Yerschiedenh.  d.  lat.  Spr.  146; 
JB.  1886  2,  72.  Vgl.  auch  §  434,  6.  —  AHilqenfkld,  hist.  krit.  Einl.  in 
das  N.  Test.,  Lpz.  1876,  S.  797.  EBeuss,  Gesch.  d.  Schrr.  N.  T.,  Braunschw.6 
1887,  609. 

10.  Wenig  jünger  als  die  Itala  ist  die  lat.  Übersetzung  der  Schrift 
des  Irenaeus,  Bischofs  von  Lyon  seit  J.  177,  HUy%oq  xorl  ano%qonr\  rrjg 
tyevdcovvpov  yvcooecog.  Die  Übersetzung  ist  gedruckt  zB.  in  den  Ausgg.  v^n 
AStieren,  Lps.  1853,  und  WH  ab  v  et,  Cambr.  1857.  Vergleichungen  aus  un- 
benutzten Hss.  bei  Pftba,  anall.  sacra  2  (1884),  211.  —  Ziemlich  gleichzeitig  mit 
dem  lat.  Irenaeus  sind  wohl  auch  die  beiden  lateinischen  Übersetzungen 
des  Pastor  von  Hermas  (§  368,  8),  gedruckt  zB.  in  der  Ausgabe  von  Hilgenfeld, 
Lps.  *  1882.  Die  bessere  ist  die  sogenannte  versio  Palatina  (überliefert 
durch  Vatic.  Palat.  150,  neue  Vergleichung  desselben  bei  FXFukk,  ZföG. 
36,  245).  JHaussleiteb,  de  versionibus  pastoris  Hermae  lat.,  acta  sein, 
phil.  Erlang.  3,  309;  textkrit.  Bern.  z.  palat.  Übers,  d.  Hirten  d.  Herrn., 
ZfwissTheol.  26  (1883),  345.  —  Auch  die  bereits  von  Tertullian  u.  a.  ange- 
führte lateinische  Übersetzung  des  vierten  Buches  Esra  ist  hier  zu  nennen, 
s.  AHilgenfeld,  Messias  Iudaeorum,  Lps.  1869  p.  xxii,  GVolkmab,  Handb. 
der  Apokryphen,  Bd.  2  (Tüb.  1863).  Ergänzung  der  durch  Herausschneiden 
eines  Blattes  (aus  dem  SGerm.  s.  IX,  der  Quelle  aller  jüngeren  Hss.)  ver- 
anlaßten  Lücke  mittelst  einer  Hb.  zu  Amiens  s.  IX:  RLBbnsly,  the  missing 
fragment  of  the  latin  translation  of  the  fourth  book  of  Ezra,  Cambr.  1875. 
—  Ferner  Fragmente  einer  lateinischen  Übersetzung  zweier  anderer  alt- 
testamentlicher  Apokryphen  (gleichfalls  aus  dem  Griechischen),  der  Parva 
Genesis  und  der  Propheüa  et  assumptio  Moeis  aus  einem  Bobbioechen 
Palimpsest  der  Ambrosiana  herausgg.  von  Cebiani,  monum.  sacra  et  profana 


§  373  Tertullianus.    §  373*  Terentianus.  945 

1861.  HRönsch,  das  Buch  der  Jubiläen  oder  die  kleine  Genesis,  Lpz.  1874. 
GVolkmab,  Handb.  d.  Apokryphen  Bd.  3  (Tüb.  1867).  —  Endlich  gehören 
schon  an  das  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  Obersetzangen  der  acta  mar- 
tyrum  Scillitanornm  (zn  Scilla  in  Afrika  inl  IlQafosvzog  xb  öbvxsqov  %al 
Kovdictvov  xmv  vnaxoav  =  J.  180,  griechisch  ans  Paris.  1470  s.  IX  bei 
HUsener,  Bonner  ind.  schol.  1881 ;  vgl.  BAube>  sur  an  nouv.  texte  des  actes 
des  mart.  ScilL,  Par.  1881 ;  les  Chre'tiens  dans  l'empire  Rom.,  Par.  1881,  499. 
Anall.  Bolland.  8  [1889],  1)  and  die  lateinischen  acta  Perpetuae  et  Felici- 
tatis  (unter  Septimias  Seveme  in  Karthago,  ThBüinart,  acta  mart2  92) 
sind  nicht  viel  spater. 

373a.  Gegen  das  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  scheint 
der  Metriker  Terentianus,  aus  Mauretanien  gebürtig,  gelebt 
zu  haben.  Er  verfaßte  in  seinen  späteren  Jahren  in  gebundener 
Form  ein  kurzes  Lehrbuch  de  litteris,  syllabis,  inetris,  gerichtet 
an  seinen  Sohn  Bassinus  und  Schwiegersohn  Novatus.  Es  besteht 
aus  drei  Teilen,  von  welchen  der  letzte  unvollendet  auf  uns 
gekommen  ist.  Inhaltlich  ohne  Selbständigkeit ,  legt  es  um  so 
rühmlicheres  Zeugnis  ab  von  der  Gewandtheit  des  Verfassers  in 
der  Handhabung  mannigfaltiger  metrischer  Formen.  Wie  Teren- 
tianus  das  durch  Varro,  Caesius  Bassus  u.  a.  befolgte  metrische 
System  (§  42,  2)  wieder  giebt  welches  alle  Versmaße  vom  Hexa- 
meter und  iambischen  Trimeter  ableitet,  so  vertritt  Iuba,  wohl 
ein  jüngerer  Landsmann  des  Terentianus,  die  andere  namentlich 
durch  Heliodor  in  Umlauf  gebrachte  Lehre  von  der  Zurückführung 
auf  eine  Mehrheit  versbildender  metra  prototypa  oder  physica. 
Iuba  schrieb  ein  umfangreiches  metrisches  Handbuch,  welches  die 
Späteren  eifrig  ausbeuteten. 

1.  Seit  Lachmann  (zum  Terent.  p.  zi)  setzt  man  den  Terentianus  an 
das  Ende  des  dritten  Jahrhunderts.  Jener  rückte  ihn  aber  nur  deshalb  so 
weit  herab  weil  er  mit  Niebuhr  die  jetzt  längst  aufgegebene  Ansicht 
(§  305,  4)  teilte,  es  gehöre  Petronius,  welchen  Terentianus  mehrfach  anführt 
(§  306,  6A.),  in  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts.  S.  dagegen  schon 
GStüder,  BhM.  2,  63.  Vielmehr  lebte  Terentianus  noch  zugleich  mit  oder 
nicht  lange  nach  den  poetae  novelli  der  hadrianischen  und  folgenden  Zeit 
(§  363.  362),  zumal  dem  Septimius  Serenus  (§  353,  5);  vgl  Terent.  GL.  6, 
382,  1891  dülcia  Septimius  qui  scripsil  opuscula  nuper.  Tkbbntian.  1969  ff. 
(nach  Anführung  eines  Beispiels  aus  Pomponius  Secundus,  §  284,  7):  non 
equidem  possum  tot  priscos  nosse  poetas  ut  veterum  exemplis  valeam  quae 
tracto  probare;  Maurus  item  quantos  potui  cognoscere  Graios?  .  .  nemo  tarnen 
culpet  8i  8umo  exempla  noveUa,  worauf  er  wieder  den  Septimius  Serenus 
anführt,  wie  anderswo  den  Annianus  (§  353,  4)  und  den  Alfius  Avitus 
(§  358,  6).  Anderseits  früheste  Erwähnungen  bei  Diomedes,  Marius  Victo- 
rinas (Aphthouias,  GL.  6,  88,  27  Terentianus,  non  paenitendus  inter  ccteros 

TBDFjntL-Scirw-ABK,  Rom.  Lit-Gesoh.    5.  Anfl.  60 


946  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

artis  metricae  auetot)  und  Augustinus  (Keil  zu  GL.  6,  322;   8.  auchroben 
§  164,  2).    Richtig  über  die  Zeit  GSchültz,  Herrn.  22,  275. 

2.  Tebent.  Vorwort  (stichische  Glykoneen)  61  sie  nosttum  Senium  quo- 
que  .  .  angustam  studii  viam  et  callem  tenuem  terit.  (59)  quid  sü  littet a, 
quid  duae,  iunctae  quid  sibi  syllabae.  Dies  wird  im  ersten  Teile  (in  Sota- 
deen)  ausgeführt,  v.  86—278  (sat  duco  meas  hactenus  occupasse  nugas). 
Darauf  (v.  342—1281)  de  syllabis  (versus  heroici)  in  trochaeischen  Tetra- 
metern und  daktylischen  Hexametern,  nach  einem  Vorworte  (279 — 341), 
dessen  Stellung  auf  eine  Störung  der  ursprünglichen  Anordnung  zu  deuten 
scheint.  Es  beginnt:  sy llabas  .  .  disputatas  attuli  versibus,  sane  modorum 
quo  sonora  levitas  addita  stili  levaret  siccioris  taedium.  haee  prius,  Bassine 
fdi  et  tu  gener  Novate  mi,  perpolite  qua  potestis  crebriore  litnula.  319  morosä 
intentio  tarn  legentis  debet  esse  quam  fuit  nobis  quoque,  qui  .  .  forsitan  nee 
leeta  mültis  e  latebris  scalpsimus,  ardui  laudem  expetentes,  non  favorem  ex 
obviis.  348  hoc  opus,  de  syllabis  quod  reeepi  nunc  loquendum.  Die  erste 
Hälfte  wiederholt  in  erweiterter  Gestalt  den  Inhalt  des  in  Sotadeen  ge- 
schriebenen opusculum  de  litteris.  Die  Erörterung  der  Silbenprosodie 
beginnt  erst  997.  Epilog  1282—1299:  forsitan  hunc  aliquis  verbosum  dicere 
librum  non  dubitat  etc.  (1291)  haee  ego  cum  scripsi  bis  quinis  mensibus 
aeger  pendebam  etc.  (1296)  sie  varios  tarn  longa  dies  renovando  dolores 
duxit  ad  hoc  tempus  semper  sine  fine  minando.  cum  potui  tarnen  obrepens 
ineepta  peregi,  quo  vitae  dubius  vel  sie  vixisse  viderer.  Der  dritte  Teil 
handelt  de  metris  (v.  1800—2981),  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
(Catull  und)  Horaz  (von  v.  2914  an  ausschließlich  die  Epodenmaße).  Die 
Einleitung  handelt  (abermals)  kurz  de  syllabis,  litteris,  dann  (1335)  de 
pedibus.  Die  spezieile  Metrik  beginnt  v.  1580,  ist  wohlgeordnet  und  bildet 
je  das  besprochene  Maß  nach.  Dieser  Teil  hat  weder  Vorwort  noch  Schluß ; 
auch  finden  sich  Wiederholungen  früherer  Verse  (1306  —  1312  —  367  f. 
360—364)  und  sonstige  Spuren  der  Nicht  Vollendung  (Lachmann  p.  ix)  oder 
unvollständigen  Erhaltung  (s.  Keil  GL.  6,  321). 

3.  Von  den  drei  Teilen  (oder  Büchern;  vgl.  ThBibt,  Buchwesen  381) 
ist  der  wichtigste  der  dritte,  die  Metrik,  trotz  manchen  Mißverständnissen 
und  .Unzulänglichkeiten  (zB.  1797).  Er  ist  abhängig  von  einer  älteren 
Metrik,  in  welcher  auch  griechische  Beispiele  gegeben  waren  (vgl.  2128). 
Diese  Quelle  war  ohne  Zweifel  das  Werk  des  Caesius  Bassus  (§  304,  1). 
EWestphal,  griech.  Metr.  1»,  138.  HKeil  zu  GL.  6,  251.  323.  FLeo,  Herrn. 
24,  283. 

4.  Der  Text  des  Ter.  beruht,  da  die  Bobbiosche  Hs.,  in  welcher  er 
1493  entdeckt  wurde,  seitdem  verloren  ging,  nur  auf  der  editio  prin- 
ceps  (Mail.  1497)  mit  dem  Titel :  Terentianus  de  litteris,  syllabis  et  metriB 
Ho  rat  iL  Über  die  späteren  Ausgg.  s.  Keil  aO.  317.  Mit  umständlichem 
Commentar  von  LSantbn  (ed.  DJvLennep),  Utr.  1825.  Becensuit  CLach- 
mannus,  Berl.  1836.  An  Gaisfords  Hephaestion  (Oxon.  1855)  1,  215;  an- 
notationes  2,  349.    In  Keils  GL.  6,  313. 

6.  Mab.  Victorin.  (Aphthon.)  GL.  6,  88,  4  Iuba  noster  atque  alii  Grae- 
corum  opinionem  secuti  referunt  usw.;  ebd.  94,  6  Iuba  noster  qui  intet 
metricos  auetoritatem  primae  eruditionis  obtinuit,  insistens  Heliodori  (§  362) 


§  373»  Terentianus  und  Iuba.     §  374  Acro.  947 

vestigiis,  qui  inter  Graeeos  huiusce  artis  antistes  aut  primus  aut  solus  est. 
Sebv.  Aen.  6,  522  secundum  Iubam  artigraphum.  Seine  Zeit  bestimmt  sich 
dadurch  daß  in  einer  aus  Iuba,  wie  ausdrücklich  angegeben  ist,  entlehnten 
Stelle  bei  Prisc.  GL.  3,  421,  6  drei  nach  Septimius  Serenus  (§  353,  5)  ge- 
arbeitete Verse  sich  finden.  Ob  Iuba  diese  Verse  aus  Serenus  selbst  kannte 
oder  gar  nur  aus  deren  Citat  bei  Tebbntianüs  1998  muß  unentschieden 
bleiben.  —  Iuba  verfaßte  eine  Ars  metrica,  wofür  seine  Hauptquelle  He- 
liodor  war  (s.  o.).  Die  Citate  aus  dem  Werk  gehen  bis  Buch  8  (s.  aber  u.): 
zB.  Rofin.  GL.  6,  561,  11  Iuba  in  libro  quarto  (über  den  iambischen  Tri- 
meter).  Prisc.  GL.  3,  420,  24  idetn  (Iuba  oder  Iuba  bei  Asmonius?  s. 
Hertz  zdSt.)  in  octavo.  Der  ausdrücklich  mit  dem  Namen  des  Verfassers 
bezeichneten  Bruchstücke  sind  es  nur  15.  Vermutungen  über  Umfang, 
Plan,  Quellen  des  Werks,  dann  Fragmentsammlung  bei  Hehsb  aO.  (das 
meiste  bleibt  nach  der  Natur  der  Sache  unsicher).  Iubas  Sprach- 
gebrauch zeigt  neben  Afrikanismen  (minus  ab,  s.  JNOtt,  JJ.  111,  795) 
vorzugsweise  Gr&cismen  und  Wörter  wie  Wendungen  (zB.  inteüegi  datur) 
aus  spaterer  Zeit.  Für  die  einzelnen  Metra  hatte  Iuba  zahlreiche  Beispiele 
gegeben,  griechische  wie  lateinische,  unter  den  letzteren  viele  selbst- 
gebildete,  besonders  mit  Anklängen  an  Virgil  (vgl.  HWentzbl,  de  Iuba 
metr.  1,  10).  Je  von  der  kürzesten  Form  eines  Metrum  wurde  zu  den 
längsten  aufgestiegen  (vgl.  zB.  GL.  6,  630,  2).  Benutzt  wurde  Iuba  schon 
von  Sacerdos  (§  394,  1),  dann  von  den  meisten  späteren  Metrikern,  am 
stärksten  von  Aphthonius  (§  895,  1),  nächstdem  von  Rufinus  und  im  fragm. 
Bobiense  (s.  A.  6).  —  Über  Iuba  s.  HKeil,  quaestt.  grammatt.,  Lps.  1860; 
ind.  schol.  Hai.  1873/74;  GL.  6,  617.  RWbstphal,  griech.  Metr.  1»,  223. 
HWkntzbl,  symbolae  critt.  ad  scriptt.  metr.  lat.,  Bresl.  1868;  im  Progr.  v. 
Oppeln  1864;  de  Iuba  metrico  I,  Oppeln  1881,  und  besonders  OHbnbe,  de 
Iuba  artigrapho  in  den  act.  soc.  phil.  Lips.  4  (1875),  1.  Auch  BtkhBbink, 
Iubae  Mauruaii  de  re  metrica  scriptoris  latini  reliquiae,  Utr.  1854. 

6.  Aus  Iuba  ist  geflossen  das  sog.  fragm.  Bobiense  nach  cod. 
Vindob.  16  (s.  §  394,  1)  abgedruckt  bei  Eichenfeld  und  Endlicher,  anall. 
gramm.  516  und  bei  HKeil,  GL.  6,  620  (s.  auch  ind.  schol.  Hai.  1873/74).  Es 
ist  ein  Auszug  aus  einem  größeren  Werke  und  handelt  de  iambico,  trochaico, 
dactylico,  anapaestico.  Ebenso  stammt  aus  Iuba  das  Fragment  de  iambico 
metro,  nach  Paris.  7580  s.  VIII  in  GL.  6,  630.  In  jenem  Vindob.  finden 
eich  noch  einige  kurze  grammatische  Abhandlungen  de  finalibus  syllabis 
(GL.  6,  625),  de  structuris  (ebd.  627),  de  metris  (melicis,  ebd.  629).  Diesen 
fugt  Kbil  aO.  632  noch  einiges  Metrische  aus  Berol.  66  (Santenianus)  s.  VIII 
and  SGall.  876  s.  IX  an. 

374.  Der  Erklärer  des  Terentius  und  Horatiua  und  wohl 
auch  des  Persius,  Helenius  Acro,  mag  frühestens,  dem  Ende 
des  zweiten  Jahrhunderts  angehören.  Für  nicht  viel  jünger 
hielt  man  auch  den  Grammatiker  und  Erklärer  des  Horaz,  Pom- 
ponius  Porphyrio,  dessen  Scholien  wir  noch  besitzen.  Doch 
weist  die  Sprache  und  Art  dieser  Horaz-Erklärung  auf  erheblich 
spätere   Zeit.     Von   den    Schriften    des    kenntnisreichen    älteren 

60* 


948  Die  Kaiserzeit.     Zweites  Jahrhundert  (J.  180—211). 

Sammonicus  Serenus,  eines  großen  Bücherfreundes,  ist  nichts 
auf  uns  gekommen.  Ebenso  kennen  wir  die  des  Statilius  Maxi- 
mus über  Cato  d.  ä.  und  Cicero  nur  durch  Anfahrungen.  Auch 
Festus,  der  Veranstalter  des  Auszugs  aus  Verrius  Flaccus,  mag 
dem  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  (oder  dem  dritten?)  an- 
gehören. 

1.  Des  Helenius  Acro  Commentare  zu  Terenz'  Eunuchus  und  Adelphi 
werden  von  Iulius  Romanus  bei  Charisma  13mal  erwähnt.  So  GL.  1,  210 
Terentius  in  eunucho  (v.  5)  *nü  prius  usw.',  ubi  Helenium  Acronem  errasse, 
dicendum  est,  qui  c prius9  sie  intellexit  etc.  Vgl.  ebd.  201,  8.  216,  9. 
Helenius  Acron  eotnmentariis  quos  adelphis  Terenti  non  indiligentes  attulit, 
ebd.  192,  vgl.  200,  16.  219,  6.  126,  17.  180,  12..  197,  26.  210,  11,  sowie 
119,  12  id  Helenius  Acron  sie  oportere  dici  in  eadem  Terentii  fdbula  (ädelph.) 
disputavit  Verriumque  dicit  errare  etc.  .  .  gut  autem  cum  Helenio  faciunt 
hanc  afferunt  causam  etc.;  vgl.  auch  Rufinus  GL.  6,  566,  4.  Er  lebte  also 
(nach  Gellius,  der  ihn  nie  erwähnt,  und)  vor  Romanus.  —  Erklärer  des  Horaz : 
8.  §  240,  8.  Porphyr,  zu  Hör.  s.  1,  8,  26  memini  me  legere  apud  Helenium 
Acronem,  Saganam  nomine  fuisse  Horatii  temporibus  etc.  -Auch  sonst  wird 
Porphyrio  vieles,  zB.  seine  Angaben  de  personis  horatianis  (§  240,  8  M.)} 
namentlich  aus  Acro  entlehnt  haben,  s.  A.  8.  —  Auch  den  Persius  scheint 
Acro  erläutert  zu  haben.  Schol.  Pres.  2,  66  Acron  tradü  quod  etc.,  und 
Parrhasius  (in  Gruteri  Lampas  1,  736)  berichtet:  ineidi  in  Frobi  gram- 
tnatici  commentarios  in  primam  Persii  satiram.  .  .  in  iis  ita  scriptum  legi- 
mus:  curas  (v.  1)  Acroni  proprie  dicere  videtur  etc.  Daher  will  OJahn 
(Pers.  p.  clix)  diejenigen  Bestandteile  der  Cornutusscholien  welche  für 
Cornutus  zu  kenntnisreich  sind  und  doch  nicht  auf  Yalerius  Probus  sich 
zurückfuhren  lassen  dem  (Helenius)  Acro  zuschreiben.  —  Von  einem  Com- 
mentare des  Acro  zu  Virgil  giebt  es  keine  sicheren  Spuren;  Ribbeck, 
Prolegg.  p.  176.     Vgl.  Gräfrnhan,  Gesch.  d.  class.  Philol.  4,  808. 

2.  Pseudo-Acron.  Mit  Acros  Namen  benennt  man  eine  Scholien- 
Masse  zu  Horaz,  welche  aus  ungleichartigen  Bestandteilen  (in  s.  VI — VIII) 
zusammengeflossen  ist  und  in  den  älteren  Hss.  (zB.  Paris.  7900*  s.  X, 
Dessaviensis  s.  X,  Paris.  7976  s.  XI;  vgl.  §  240,  6)  ohne  Namen  überliefert 
wird.  Der  Name  des  Acro  ist  ihr  wohl  erst  im  16.  Jahrhundert  durch  falsche 
Vermutung  beigelegt  worden,  HUseker,  Berner  Progr.  v.  1863,  p.  vir.  Die 
von  Usener,  RhM.  23,  490,  beigezogene  sog.  isidorische  Glosse  (§  42,  6gE.) 
kann  nach  ihrer  Beschaffenheit  (§  42,  6  gE.)  eine  ältere  Verbindung  des 
Acro  mit  jenen  Scholien  nicht  beweisen.  GLoewe,  prodr.  gloss.  60.  48. 
Zu  sat.  1,  6,  97  ist  Theoctistus  (§  472,  8)  genannt.  Das  meiste  ist,  soweit 
es  nicht  auf  Porphyrio  ruht,  unbedeutend  und  abgeschmackt,  doch  findet 
sich  einzelnes  sonst  nicht  bekannte  Wertvolle,  aus  einem  vollständigeren 
Porphyrio?  aus  Sueton?  Vgl.  zB.  zu  Hör.  s.  1,  7,  19.  AP.  864.  417;  FMarx, 
studd.  Lucil.  69.  89.  Vgl.  0 Keller,  symb.  philol.  Bonn.  499.  REukula, 
de  tribus  pseudoacronianorum  scholiorum  recensionibus ,  Wien  1883. 
JSchlenoer  im  Mainzer  Gymn.- Progr.  1868,   p,  1  f .    WMbtkr,   ed.  Porph. 


§  374  Acro.  Porphyrio.  949 

p.  v.     AKiEßSLiNG,  de  personis  Horatianis  (Greifsw.  1880),  p.  6.    W  Christ, 
JJ.  113,  169  und  die  Literatur  oben  S.  536  f. 

3.  PomponiuB  Porphyrio  (so  heißt  er  im  Monac.)  von  unbekannter 
Herkunft  (aus  Afrika?  OKkllkr,  symb.  phil.  Bonn.  494.    JNOtt,  JJ.  111,  795. 
Vbba  aO.  2).    Citiert  wird  er  sehr  selten:  Chabis.  GL.   1,  220,  28  ut  Por- 
phyrio ex  Verrio  et  Festo  etc.    Schol.  Lucaw.  1,  214  Porfmon  puniceum  int  er - 
pretatus  est  quasi  phoeniceum.  .  .  Comutus  vero   eto.  (ob  daraus  auf  die 
Abfassung  auch  eines  Lucan  Commentars  zu  schließen  ist?).    Da  Porphyrio 
den  Horaz,  Virgil,  Ovid  und  ihre  Zeitgenossen  oftmals  veteres  oder  antiqui 
nennt   (s.  Meybhs  index  s.   vv.)  wird   man  ihn  nicht  vor  das   dritte  und 
besser   erst   ins   vierte  Jahrhundert   setzen   dürfen.     Dies   empfiehlt    auch 
nachdrücklich  die  Sprache  des  Commentars.    KSittl,  lok.  Verschiedenh.  d. 
lat.   Spr.  89.    Vbba   aO.  26.    Sein   uns    erhaltener   Commentar    zu  Horaz 
(§  240,  8)  beschäftigt  sich  vorzugsweise   mit   der   logischen,  rhetorischen 
und   grammatischen  Erläuterung.    P.  bezeichnet  seine  Quellen  öfters  nur 
allgemein,   eo  zB.  quidam  und  qui  de  personis  Horatianis  scripserunt  (zu 
sat.  1,  3,  21.  90);   mit   Namen  nennt  er  Acro  (A.  1),  Scaurus  (§  852,  1), 
Ciaranus  (§  328,  4)  und  Sueton  (§  347)  nur  je  einmal,  hat  aber  namentlich 
den  ersten  gewiß  vielfach  benutzt  (AKibssling,  de  person.  Horat.  p.  9).  —  Im 
Mittelalter  war  dieser  Commentar  weniger  benützt  als  der  des  Pseudo-Acrou 
und  ist  daher  auch  weit  weniger  verfälscht.    Doch  ist  auch  er  schwerlich 
in   der   ursprünglichen    Fassung    auf   uns    gekommen;    wenigstens   ist   er 
hier  und  da  absichtlich  oder  unabsichtlich  verkürzt  oder  verstümmelt.     So 
fehlt  zu  s.  2,  3,  103—141.    2,  6,  72—117  jede  Erklärung;  vgl.  Kibsslmo  aO.  5. 
—  Porph.  sat.  1,  6,  41  (§  234,  1)  weist  auf  Abfassung  einer  ausführlicheren 
Lebensbeschreibung  des  Horaz,  schwerlich  auf  die  kurze  vita  vor  dem  Horaz- 
Commentar.  —  Älteste  und  beste  Hs.  der  Monac.  181   s.  X  (Vbba  aO.  9), 
sonst  junge   s.  X1V/XV  in  Bern,  Paris,  Wolfenbüttel.    Erste  kritische  Aus- 
gabe von  WMeyeb,  Lps.  1874.     S.  das  §  240,  4  Angeführte.  —  Kritisches: 
FGüstafsson,  Nord,  tidskr.  f.  filol.  6,  62.    JWBeck,  de  Val.  Probo  (Gron. 
1886)  43.  —  MGitlbaub,  Porph  s  Horaztext,  in  s.  Philol.  Streifzügen,  Freib. 
1886,  123.  —  Im  allg.  CFVbba,  meletemata  Porphyrionea,  Wien  1885. 

4.  Mach.  3,  16,  6  temporibus  Severi  prineipis,  qui  ostentabat  duritiam 
morutn  (also  Septimius  Sev.)  Sammonicus  Serenus,  vir  saeculo  suo 
doctus,  cum  ad  prineipem  suum  seriberet,  verba  Plinii  .  .  praemisit  etc. 
Spabtian.  Geta  6,  5  Sereni  Sammonici  libros  familiarissimos  habuit  quos  üle 
ad  Antoninum  (Geta  selbst?)  scripsit  Ein  Mißverständnis  ist  daher,  falls 
es  sich  überhaupt  auf  Samm.  bezieht,  Ltd.  de  magistr.  3,  82  eztr. :  xal 
xavxa  filv  ksqI  xmv  notapav  (Rhein  und  Donau)  xara  Zafimitov  (?)  xbv 
{cofiaiov  tatOQiTtoVy  og  nobg  dio%Xr\xiuvhv  xerl  TaXi^iov  xbv  yigovtoc  iieqI 
noix(l<ov  £T}Tfi(M*T(Dv  dieX4%&rj.  Spabtian.  Carac.  4,  4  oeeisi  (J.  212)  nonnulli 
etiam  eenantes,  inter  quos  etiam  Sammonicus  Serenus,  cuius  libri  plurimi  ad 
doctrinam  extant.  Macb.  3,  9,  6  repperi  in  libro  quinto  rerum  reconditarum 
Sammonici  Sereni  utrumque  Carmen.  Über  Benutzung  von  Plin.  NH.  durch 
Sammonicus  und  Benutzung  des  Sammonicus  durch  Macrobius  Vermutungen 
bei  GWissowa,  Herrn.  16,  502.  Sidon.  Apoll,  carm.  14  praef.  sine  M. 
Varrone  ,  sine  Sereno,  non  Septimio  (§  358,  5)  sed  Sammonico,  sine  Censo- 
rino  etc.  carm.  22  praef.  videtur  mihi  Iulium  Firmicum  (§  406),  Sammonicum, 


950  Die  KaiBerzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  211—263). 

ItUianum  Vertacum,  Fuilonium  Saturninum,  in  libris  matheseos  peritissimos 
conditore8,  didicisse.  Vgl.  Aenob.  adv.  g.  6,  7.  Sbbv.  georg.  1,  30.  102. 
Capitol.  Gordian.  18,  2  Sereno  Sammonico,  qui  patris  eins  amicissimus,  sibi 
autem  praeceptor  fuit,  nimis  acceptus  et  carus,  usque  adeo  ut  omnes  libros 
Sereni  Sammonici  patris  sui,  qui  censebantur  ad  sexaginta  et  duo  milia, 
Gordiano  minori  moriens  ille  relinqueret. 

6.  Statüius  Maximus  wird  bei  Gellins  niemals  erwähnt,  scheint 
daher  später  zu  sein  als  dieser.  Anderseits  fuhrt  Iulins  Romanus  (§  379,  1) 
bei  Charisius  in  dem  Abschnitte  über  die  Adverbien  ihn  öfters  an.  Vgl. 
Chabis.  GL.  1,  194,  11  licet  St.  M.  de  singularibus  apud  Oiceronem  quoque 
posttis  notet.  218,  6  ut  St.  M.  de  sing,  apud  cum  (Gic.)  quoque  positis 
notat.  Vgl.  ebd.  196,  4.  209,  4  (quod  St.  M.  notat  nesciens  etc.).  212,  16. 
213,  13.  214,  17.  215,  22.  217,  3  n.  8.  218,  28.  219,  24  f.  Auf  ein  ähnliches 
Werk  des  St.  M.  über  Cato  senex  deuten  die  Anführungen  ebd.  p.  202,  11. 
(206,  9.)  217,  14  220,  16.  240,  1.  Die  Anlage  dieser  Schriften  des  St.  war 
vielleicht  lexikalisch.  Gbäfekhan,  Gesch.  d.  class.  Philol.  4,  234.  Auch 
besserte  St.  M.  Reden  des  Cicero  nach  guten  alten  Abschriften;  s.  die 
Subscription:  Statüius  Maximus  rursus  emendavi  ad  Tyronem  et  Laetania- 
num  et  dorn,  et  alios  veteres.  III  oratio  eximia.  OJahn,  Lpz.  SBer. 
1861,  329.  AKiesslino,  coniectan.  1  (Greifsw.  1883),  6.  —  T.  Statüius 
Maximus  Se[ve]r.,  welcher  sich  im  J.  136  mit  je  zwei  troch.  Septenaren 
und  iamb.  Senaren  auf  der  Memnon- Statue  verewigt  hat,  jedesmal  alß 
vates  Maximus  (CIL.  3,  47),  kann  schwerlich  mit  dem  Grammatiker  äine 
Person  sein,  FBüchbleb,  anthol.  lat.  epigr.  3  (Bonn  1876),  11;  BhM.  38,  132. 

6.  Ober  Festus  s.  §  261,  6.  Über  die  6Q(i7jvsv(iata  vom  J.  207  s. 
§  431,  8. 

C.    DRITTES  JAHRHUNDERT,  J.  211—305  n.  Chr. 

1.  Erste  Hälfte,  J.  211-253  n.  Chr. 

375.  Diese  Zeit  umfaßt  die  Regierungen  des  M.  Aurelius 
Severus  Antoninus  (Caracalla,  J.  211—217,  bis  212  mit  seinem 
Bruder  öeta),  Macrinus  (J.  217),  Elagabalus  (J.  217  —  222), 
Alexander  Severus  (222—235),  Maximmus  (235  —  238),  Gor- 
dianus  I  u.  II  (238),  Gordianus  III  (238—244),  Philippus  Arabs 
(J.  244—249),  Decius  Traianus  (249—251),  Gallus  (251—253). 
Von  einigem  Bestände  waren  nur  die  von  Caracalla,  Alexander 
und  Gordianus  HI.  Während  dieser  Jahrzehnte  setzt  sich  der 
allgemeine  Rückgang  fort,  und  er  beginnt  jetzt  sich  auch  auf 
die  Rechtswissenschaft  auszudehnen.  Mit  Papinian  verglichen  ist 
des  Ulpianus  und  Paulus  Tätigkeit  überwiegend  eine  sammelnde 
und  verarbeitende.  Achtbare  Gelehrte  sind  Censorinus  und  Iulius 
Romanus,  sowie  Gargilius  Martialis.  Die  Geschichtschreibung 
vertritt  in  der  römischen  Literatur  der  Vorgänger  der  scriptores 


§  375  Allgemeines.    Gordianus.  951 

historiae  augustae,  Marius  Maximus.  Dagegen  schreiben  Gassius 
Dio  und  Herodian  griechisch.  Das  Christentum  hat  einen  Cy- 
prianus,  und  an  Gommodianus  seinen  ersten  Dichter,  aber  in 
barbarischer  Form.  Der  jüngere  Serenus  Sammonicus  zeigt  in 
seiner  Vorliebe  für  altertümliche  Formen  noch  den  Einfluß  des 
Zeitalters  der  Antonine.  Die  Provinzen ,  seit  Caracallas  Consti- 
tutio  Antoniniana  vom  J.  212  Italien  auch  rechtlich  gleich- 
gestellt, liefern  wie  jetzt  dem  Throne  so  fortwährend  auch  der 
Literatur  den  reichsten  Beitrag. 

1.  Von  den  oben  genannten  Kaisern  hatten  nur  wenige  Sinn  für 
Literatur  (den  Maximinus  nennt  Aubel.  Vict.  Caess.  25  litterarum  fere  rudis). 
—  Capit.  Macrin.  14,  4  quod  cum  Macrinus  audisset  fecit  iambos,  qui  non 
extant.  iucundissimi  autein  fuisse  dicuntur.  Vgl.  ebd.  11,  5  hos  versus 
nescio  qui  latinos  .  .  in  foro  posuit.  quibus  acceptis  Macrinus  7Us  versibus 
respondisse  fertur  (zwei  Distichen).  —  Von  Alezander  Severus  (geb.  um 
J.  205)  sagt  Lampbid.  Alex.  27,  6:  facundiae  graecae  magis  quam  latinac 
nee  versu  invenustus.  .  .  vitas  prineipum  bonorum  versibus  scripsit.  ebd.  44 
rhetoribus,  grammaticis ,  medicis,  haruspieibus ,  mathematicis,  mechanicis, 
architectis  salaria  instituit  et  auditoria  decrevit  et  diseipulos  cum  annonis 
pauperum  fiiios,  modo  ingenuos,  dari  iussit  (in  Rom),  etiam  in  provineiis 
oratortbus  forensibus  mültum  detulit  68,  1  ut  scias  qui  viri  in  eius  consilio 
fuerint:  Fabius  Säbinus,  Sabini  insignis  viri  filius,  Cato  temporis  sui;  Domitius 
ülpianus,  iuris  perüissimus;  Aelius  Ghrdianus,  Gordiani  imp.  filius,  scientia 
iuris  insignis;  Iulius  Paulus,  iuris  perüissimus;  Claudius  Venacus,  orator 
amplissimus;  Catilius  Severus,  cognatus  eius,  vir  omnium  doctissimus;  Aelius 
Serenianus,  omnium  vir  sanetissimus ;  Quintilius  Marcellus,  quo  meliorem 
ne  historiae  quidem  continent. 

2.  Über  M.  Antonius  Gordianus  (geb.  J.  158),  den  Vater  (Gordianus  I), 
sagt  Capitol.  Gord.  7,  1  vita  venerabilis,  oum  Piatone  semper,  cum  Arütotele, 
cum  Tullio}  cum  Vergilio  ceterisque  veteribus  agens.  ebd.  3,  2  adulescens 
cum  esset  .  .  poemata  scripsit,  quae  omnia  extant,  et  quidem  euneta  illa  quae 
Cicero  (§  189,  2).  . .  scripsit  praeterea  quemadmodum  Vergüius  Aeneidos  .  .  . 
ita  etiam  üle  Antoniniados  (libros),  h.  e.  Antoninum  Pium  et  Antoninum 
Mar  cum,  versibus  disertissimis  libris  XXX  vitam  illorum  et  bella  et  publice 
privatimque  gesta  perscribens,  et  haec  quidem  puerulus.  .  .  ubi  adolevit  in 
Athenaeo  controversias  declamavit  etc.  4,  7  scripsit  et  laudes  soluta  oratione 
omnium  Antoninorum  qui  ante  cum  fuerunt.  Dessen  Enkel  (von  einer 
Tochter,  CIL.  8,  848.  10079,  vgl.  Capitol.  Gord.  4,  2),  Gordianus  III,  duxit 
uxorem  filiam  Misithei  (vielmehr  Timesithei,  Tipriatfriov,  nämlich  des  C.  Fu- 
rius  Sabinius  Aquila  Timesitheus,  OHirbchfbld,  röm.  Verwaltungsgescb. 
1,  286)  doctissimi  viri,  quem  causa  eloquentiae  .  .  praefectum  statim  fecit, 
Capit.  Gord.  28,  6.  Extat  et  soceri  eius  ad  eum  epistula  et  ipsius  Gordiani 
ad  socerum,  qua  inteTlegitur  eius  saecülum  emendatius  ac  diligentius  socero 
adiuvante  perfectum,  ebd.  24,  1  und  die  Briefe  ebd.  24,  2—25,  4.  Oratio 
Gordiani  ad  senatum  zum  Lobe  des  Timesitheus  ebd.  27,  4. 


952  Die  Eaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Caracalla). 

376.  Hauptsächlich  unter  Caracallas  Regierung  fällt  die 
schriftstellerische  Tätigkeit  des  Juristen  Doinitius  Ulpianus  aus 
Tyrus,  praefectus  praetorio  unter  Alexander  Severus;  in  dieser 
Stellung  war  er  eine  Zeit  lang  allmächtig,  bis  er  im  J.  228  von 
den  Praetorianern  ermordet  wurde.  Unter  seinen  zahlreichen 
Schriften  waren  die  bedeutendsten  die  81  Bücher  Ad  edictum 
(praetoris),  welche  eine  ausführliche  bis  ins  einzelne  gehende  Er- 
läuterung aller  Edicte  und  Formeln  gaben,  und  die  51  Bücher 
Ad  Sabinum.  Sein  Regularum  über  singularis  ist  uns  in  einem 
Auszug  und  auch  von  seinen  Institutionum  libri  II  sind  spärliche 
Reste  erhalten.  Obwohl  Ulpian  sich  mehr  durch  das  Zusammen- 
tragen eines  sehr  umfänglichen  Stoffes  als  durch  dessen  gleich- 
mäßige Verarbeitung  verdient  machte,  so  standen  seine  Werke 
lange  in  hohem  Ansehen  eben  wegen  ihrer  Reichhaltigkeit, 
aber  auch  wegen  des  sich  darin  bekundenden  treffenden  Urteils 
und  ihrer  klaren  Darstellung.  In  den  justinianischen  Digesten 
bilden  die  Auszüge  aus  seinen  Schriften  ein  volles  Drittel  des 
Gesamtwerkes. 

1.  Ulp.  dig.  50,  16,  1  pr.  est  in  Syria  Phoenicc  splendidissima  Tyrio- 
rum  colonia,  unde  mihi  origo  est.  Spartian.  Pescenn.  Nig.  7,  4  Paulus 
(§  377)  et  lilpianus  .  .  Papiniano  in  consüio  fuerunt  ac  postea,  cum  unus 
ad  memoriam,  alter  ad  libellos  paruisset,  statim  (?)  praefecti  facti  sunt. 
Lamprid.  Heliogab.  16,  4  removü  et  Ulpianum  ictum,  ut  bonum  virum,  et 
Süvinum  rhetorem,  quem  magistrum  Caesaris  fecerat.  et  Süvinus  quidem 
occisus  est,  Ulpianus  vero  reservatus.  Atacand.  Sev.  26,  5  Paulum  et  Ul- 
pianum in  magno  honore  habuit,  quos  praefectos  ab  Heliogabalo  alii  dicunt 
factos,  alii  ab  ipso,  nam  et  consiliarius  Mexandri  et  magister  scrinii  Ulpianus 
fuisse  perhibetur,  qui  tarnen  ambo  assessores  Papiniani  fuisse  dicunt ur.  Vier. 
Caes.  24,  6  Domitium  Ulpianum,  quem  Heliogabalus  praetorianis  praefecerat, 
eodem  honore  retinens  Pauloque  inter  exordia  patriae  reddito  iuris  aueto- 
ribus  quantus  erga  optimos  atque  aequi  studio  esset  edoeuit.  Lampbid.  Alex. 
Sev.  51,  4  Ulpianum  pro  tutore  habuit,  primum  repugnante  matte,  deinde 
gratias  agente  .  .  atque  ideo  summus  imperator  fuit  quod  eins  consiliis  prat- 
cipue  remp.  rexit.  15,  6  negotia  et  causas  prius  a  scriniorum  prineipibus 
et  docUssimis  iurisperitis  et  sibi  fidelibus,  quorum  primus  tunc  Ulpianus 
fuit,  traetari  .  .  praeeepit.  31,  2  neque  umquam  solum  quemquam  nisi  prae- 
fectum  suum  vidit,  et  quidem  Ulpianum,  ex  assessore  semper  suoy  causa 
iustitiae  singularis.  Vgl.  noch  ebd.  27,  2.  34,  6.  67,  2.  Cod.  8,  38,  4  (vom 
31.  März  222)  seeundum  responsum  Domitii  Ulpiani,  praefecti  annonae,  icüt 
amici  mei.  4,  65,  4  (vom  1.  Dez.  222)  ad  Domitium  Ulpianum,  praefectum 
praet.  et  parentem  meum.  Dio  80,  1  '4Xi£avdQog  .  .  OvXmavm  xr\v  xs  xäv 
öoQvcpOQcov  nooaxaoücv  xai  xa  Xomct  xijg  dQ%TJ9  initysips  nQdypaxa.  80,  2 
6  OvXntavog  nolla  (xlv  xav  o%%  oplhog  vno  xov  ZJaQSavandXXov  nqajfiivxmv 
inrjvcüQd-cooe,  xov  dl  ötj  ÜXaovtavbv  xov  xe  X^fjoxov  dnontefoag,  ?v'  avxovg 


§  376  ülpianus.  953 

#icr£f£i]T4M,  %al  avxbg  ov  noXXco  vcxsqov  vnb  xmv  doQvcpoqcov  im&Epivwv  ot 
rvnxog  xaxtocpccyrjy  nainso  xai  itobg  xb  naXdxtov  avctdQapmv  xai  tiqoq  avibv 
xbv  ccvxoHQcizoQa  xqv  xb  (ir}xiQcc  ctvzov  %axa<pvymv.  Der  Hauptanstifter 
dabei  sei  Epagatbos  gewesen.  Genaueres  bei  Zosim.  1,  11.  Hieronym.  ad 
a.  2242  -=  224  n.  Chr.  (Amand.  a.  2241)  Ülpianus  ictus  assessor  Alexandri 
insignissimus  habetur. 

2.  Von  Ulpian  ist  vor  dem  Tode  des  Septimius  Severus  (J.  211)  her- 
ausgegeben nur  der  liber  singularis  de  ezcusationibus,  wovon  die  jüngere, 
unter  Caracalla  veröffentlichte,  Schrift  de  officio  praetor is  tutelaris  gewisser- 
maßen die  zweite  Auflage  ist  (Mommsen).  Der  Edictcommentar  ist,  wenig- 
stens in  seinem  ersten  Teile,  gleichfalls  unter  Severua  geschrieben  (in  6.  10 
und  26  wird  als  jüogst  erfolgt  ein  Erlaß  des  Caracalla  vom  19.  Dez.  212 
erwähnt),  aber  erst  später  unter  Caracalla  herausgegeben  oder,  wenn  schon 
früher  veröffentlicht,  später  noch  einmal  überarbeitet  worden.  Von  B.  11 
an  findet  sich  häufig  divus  Severus  und  divus  Severus  et  imp.  noster,  imp. 
noster  cum  patre  und  durch  das  ganze  Werk  imp.  noster  für  Caracalla.  Die 
BScher  ad  Sabinum  sind  wenigstens  bis  B.  43  auch  unter  Caracalla  ge- 
schrieben. Die  große  Masse  Beiner  Schriften  fällt  in  die  Zeit  der  Allein- 
regierung Caracallas  (J.  211—217)  oder  hat  doch  in  dieser  Zeit  von  ihm 
die  Schlußfassnng  erhalten.  Caracalla  wird  darin  durchaus  als  lebend 
(imperator)  erwähnt.  Nur  die  fünf  Bücher  de  adulteriiB  scheinen  unter 
Macrinus  (oder  Elagabal)  verfaßt.  Fittino,  d.  Alter  d.  Schriften  84  (vgl. 
dessen  castr.  pecul.  S.  xxxvi)  nebst  Mommsen,  ZfRGesch.  9,  101.  110.  Ein 
Mißverständnis  ist  Lampkid.  Heliog.  16,  2  Sabinum  consularem,  ad  quem 
libros  ülpianus  scripsit,  .  .  .  iussit  occidi.  Vgl.  vielmehr  unten  A.  5  und 
§  281,  1. 

3.  Die  sog.  Fragmenta  Ulpiani,  nur  durch  einen  Vaticanus 
(Regin.  1128  s.  X)  als  Anhang  der  Lex  rom.  Visigothorum  (§  488,  2)  mit 
der  Überschrift  titüli  ex  corpore  Ulpiani  erhalten,  bilden  einen  am  Anfang 
und  namentlich  am  Schlüsse  verstümmelten  Auszug  aus  Ulpian 8  liber 
singularis  regularum.  Der  Auszug  (nach  Mommsen,  in  Böckings  Ausg.  4113, 
kurz  nach  J.  320  verfaßt)  sollte  besonders  praktischen  Zwecken  dienen. 
Ulpian  folgte  in  diesem  lib.  regul.  nach  Anlage  und  Ausführung  wesentlich 
dem  Garns.  Ed.  princ.  von  JTilids,  Par.  1549.  Ausgaben  (meist  mit  den 
Instii,  A.  4)  von  EBöcking,  Lps.  *  1855  (nach  HBbunns  Abschrift  des  Vatic. 
und  mit  einer  Abhandlung  von  Mommsen,  de  Ulp.  regul.  libro  sing.)  und 
JVahlen,  Bonn  1856.  Ulpiani  liber  sing,  regularum,  Pauli  libri  V  sententiarom, 
fragmenta  minora  saeculorum  p.  Chr.  n.  II  et  III  ed.  PKrügkb,  Berl.  1878. 
Auch  in  Huschkk's  iurispr.  anteiust.5  568  und  bei  Muibhbad  (§  361,  5).  — 
Vgl.  Heimbach,  üb.  Ulp.s  Fragmente,  Lpz.  1834.    CLachmann,  kl.  Sehr.  2,  216. 

4.  Von  B.  1  der  Institutionen  des  Ulpian  Reste  zweier  Blätter 
einer  alten  Hb.  (vielleicht  s.  V— VI)  in  Wien.  StEnducheb,  de  inst.  Ulp. 
fragmento  Vindob.  nuper  reperto,  Wien  1835.  —  Vgl.  Mommsen,  ZfRGesch. 
15,  372.  EHüschke,  iurispr.  anteiust.6  617.  Abgedruckt  (s.  A.  3)  zB.  bei 
Huschke  aO. 6  620.  FPBhsmbb,  de  Ulp.  instit.  scripsit,  inst,  reliquias  adiecit, 
Bonn  1863.  Dazu  einige  Bruchstücke  in  den  Pandekten  u.  sonst.  Alles 
beisammen   in  PKrügeb's  krit.  Versuchen   auf  d.  Gebiete  d.  röm.  Rechts 


954  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Caracalla). 

(Berl.  1870)  163;  vgl.  ebd.  140.    Auch  in  dess.  Ulp.,  Berl.  1878  (s.  A.  3),  157. 
Lenel,  paling.  2,  926. 

5.  Hauptwerke  des  Ulp.:  Ad  edictum  libri  LXXXÜI,  nämlich  81  über 
das  prätorische,  welche  in  den  Pandekten  ausgezogen  sind  und  deren 
Grundstock  bilden,  und  dazu  2  Bücher  Ad  edictum  aedilium  curulium. 
Vielleicht  stammt  aus  dem  ed.  praet.  das  sog.  fragmentum  de  iudiciia  in 
Berlin,  auf  einem  Pergamentblatt  s.  VI,  1877  in  Ägypten  entdeckt  (§  371,  4). 
Mommskn,  Berl.  SBer.  1879,  501.  Huschke,  d.  jüngst  aufgefundenen  Bruch- 
stücke röm.  Jur.,  Lp*.  1880;  iurispr.  anteiust.  5  623.  PEsügbr,  ZfRGesch. 
16,  93;  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  B.  249.  Lenel  2,  421.  —  Ad  Sabinum  (vgl.  A.  2) 
libri  LI  in  zwei  Ausgaben,  s.  Cod.  Iust.  constit.  Cordi  nobis  §  3  fin.  Bruch- 
stücke griechischer  Scholien  (s.  V)  vom  Sinai  zu  Ulp.  ad  Sab.  CFZachabjae, 
Berl.  SBer.  1881,  620.  PKrügeb,  ZfRGesch.  17,  1;  Quell,  u.  Lit.  d.  röm. 
R.  320.  Auch  bei  Huschke,  iurispr.  anteiust.5  816.  —  Außerdem  Ad  legem 
Iuliam  et  Papiam  libri  XX;  Ad  legem  Aeliam  Sentiam  libri  IV;  De  omnibus 
tribunalibus  libri  X;  De  appellationibus  libri  IV;  De  censibus  libri  VI; 
Fideicommisaorum  libri  VI;  (Ad  legem  Iuliam)  de  adulteriis  libri  V  (vgl. 
A.  2);  De  spon8alibu8;  De  officio  proconsulis  libri  X  (B.  VII  enthielt  die 
Erlasse  gegen  die  Christen  und  die  mathematici,  Lactant.  inst.  6,  11. 
Collat.  leg.  15,  2;  vgl.  AFRudorff,  über  den  liber  de  off.  procos.,  Berl.  1866. 
Abh.  d.  Berl.  Ak.);  De  officio  consulis  libri  III;  De  officio  quaestoria 
libri  II  (oder  I);  libri  singulares  de  officio  consularium,  de  off.  curatoris 
reip.,  praefecti  yigilum,  praefecti  urbi,  praetoris  tutelaris,  de  excusationibus 
(A.  2).  Ferner  Disputationum  (publicarum)  libri  X  (A.  6),  Opinionum  libri  VI, 
Responsorum  libri  II.  Zur  Einführung  in  die  Rechtswissenschaft  schrieb 
er  Institutionum  libri  II  (A.  4),  Regularum  liber  singularis  (A.  3),  Regu- 
larum libri  VII.  —  Im  ganzen  sind  aus  diesen  Schriften  in  den  Pandekten 
und  sonst  über  2700  Stellen  erhalten;  sie  bilden  T.  III  von  Hommels 
Palingenesia,  bei  Lenel  2,  379.  Nur  citiert  werden  Ulpians  Pandectarum 
libri  X,  sowie  seine  Noten  zu  Aristo  (dig.  29,  7,  9),  Marcellus  (20,  1,  27.  26, 
7,  28,  1)  und  zu  Papinians  Responsa  (3,  6,  31,  2.  50,  8,  3  pr.). 

6.  Cod.  9,  41,  11  (Diocletian,  J.  290)  vir  prudentimmus  Domüius 
Ülpianus  in  publicarum  disputationum  libris  ad  perennem  scientiae  memo- 
riam  refert.  Justinian.  Cod.  6,  25,  9  (J.  631)  tarn  Ulpiano  quam  Papiniano, 
viris  disertwimis.  6,  51,  9  non  ineleganter  summi  ingenii  vir  ülpianus. 
Novell.  97,  6,  1  Ovlntavov  tbv  aocpcotcctov.  Sein  Schüler  Modestinus  nennt 
ihn  6  xQarictoe  (dig.  26,  6,  2,  5.  27,  1,  2  fin.  27,  4,  1).  Im  ganzen  war 
Ulpians  literarische  Tätigkeit  eine  reproductive ;  die  wissenschaftliche 
Selbständigkeit  Papinians  geht  ihm  ab;  aber  er  weiß  seinen  Stoff  sicher 
zu  beherrschen  und  geschickt  darzustellen.  Auf  einen  gewissen  Wettstreit 
und  ein  kühles  persönliches  Verhältnis  deutet  daß  Paulus  und  Ülpianus, 
obwohl  Zeit-  und  Amtsgenossen,  sich  niemals  gegenseitig  nennen  (dig.  19, 
1,  43  wird  nur  in  einer  Anfrage  an  Paulus,  nicht  von  Paulus  selbst,  eine 
Entscheidung  Ulpians  erwähnt). 

7.  JLectius,  de  vita  et  scriptis  Ulp.,  Genf  1601  =  Otto  Thesaur.  I. 
HStegeb  (FCConradi),  de  Ulp.,  Lps.  1725.  Zimmern,  röm.  Privatr.  1,  1,  367. 
F ASchilling,  de  U.,  Breel.  1824.  GBbuns,  PRE.  7,  2697.  Rüdobpf,  RGesch. 
1,  189.    FPBbemeb,    Rechtslehrer   usw.   82;    Ulp.s    Verhältnis   zu  Gallien, 


§  376  Ulpianus.    §  377  Der  Jurist  Paulus.  955 

ZfRGesch.  16,  134.  17,  84.  APernicb,  ülpian  als  Schriftsteller,  Berl.  SBer. 
1885,  443.  OKarlowa,  röm.  BGesch.  1,  743.  PKbüokb,  Quellen  u.  Lit.  des 
röm.  Rechts  214. 

8.  In  Handschriften  der  notitia  dignitatum  (§  453,  6)  findet  sich  auch 
eine  kurze  Übersicht  der  Verwandtschaftsgrade  (de  gradibus,  vgl.  §  377, 4gE.) 
welche  mit  der  Ausdrucksweise  des  Gaius  übereinstimmt  und  durch 
Klarheit  sich  auszeichnet.  Huschke  aO.  glaubt  daß  sie  einem  Werke  des 
Ulpian  entnommen  sei,  den  Regulae  oder  Instit.  Abgedruckt  zB.  Hdschke 
aO.  627,  in  Kbögebs  ülp.  (1878)  166;  vgl.  dessen  Quellen  u.  Lit.  des 
röm.  R.  258. 

9.  Das  fragmentum  de  iure  fisci  (erhalten  durch  zwei  Blätter 
s.  V— VI  in  Verona),  will  Huschke  aO.  dem  Ulpian  zuschreiben,  wahrend 
zB.  Rudosff  (RGesch.  1,  193.  241)  mit  Lachmann,  kl.  Sehr.  2,  244,  eB  dem 
Paulus  beilegt.  Sicher  ist  es  aus  dem  Ende  des  zweiten  oder  dem  Anfang 
des  dritten  Jahrh.  Abgedruckt  zB.  Huschke,  iurispr.  anteiust.6  635.  Edidit 
PEbüoeb,  Lps.  1868  und  in  dessen  ülpian  (s.  A.  3)  1878  p.  162;  Tgl.  dessen 
Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  R.  250. 

377.  Ein  noch  fruchtbarerer  Schriftsteller  als  Ulpian  war 
dessen  (älterer?)  Zeitgenosse  Iulius  Paulus,  gleichfalls  unter 
Alexander  Severus  praefectus  praetorio  und  einflußreich.  Sein 
Ansehen  als  Jurist  war  ebenso  groß  wie  das  Ulpians.  Als  scharfer 
und  freimütiger  Kritiker  war  er  diesem  wohl  überlegen,  stand 
ihm  aber  entschieden  nach  an  schriftstellerischer  Gewandtheit, 
Sorgfalt  und  Darstellungsgabe.  Die  Stoffe  und  Titel  der  beider- 
seitigen Schriften  sind  vielfach  dieselben.  Zahlreiche  Gegen- 
stände behandelte  Paulus  in  Einzelschriften.  Das  umfassendste 
seiner  Werke  waren  die  80  Bücher  Ad  edictum,  das  am  meisten 
benützte  sein  knappes  Lehrbuch  Sententiae  ad  filiuru.  Letzteres 
ist  in  verkürzter  Gestalt  erhalten.  Außerdem  bilden  die  Aus- 
züge aus  seinen  Werken  ein  Sechstel  von  dem  ganzen  Umfang 
der  justinianischen  Pandekten. 

1.  Paulus  war,  wie  Papinian,  Schüler  des  Scaevola  (§  869,  1)  und 
Mitglied  des  kaiserlichen  consilium  (unter  Septimius  Severus).  Paul.  dig. 
29,  2,  97  Papinianus  putdbat,  .  .  dicebatn,  .  .  pronuntiavit  (imperator). 
4,  4,  38  vieta  tarn  apud  praetorem  quam  apud  praefectum  urbi  provoeaverat. 
putabem  bene  iudicatum, .  .  imperator  autem  motus  est  quod  etc.  dicebatn  etc. 
movit  etiam  ülud  imperatorem  etc.  Vgl.  ebd.  49,  14,  50.  Früher  Sach- 
walter (dig.  32,  78,  6  cum  vir  ita  legasset  .  .  ego  apud  praetorem  fidei- 
commissarium  petebam  . .  nee  obtinui),  sp&ter  Beisitzer  des  praef.  praet.,  unter 
Papinian;  s.  Paul.  dig.  12,  1,  40  leeta  est  .  .  (§  371,  1)  cautio  huius  modi. 
dicebam  etc.  Magister  memoriae,  unter  Elagabal  verbannt,  durch  Alezander 
(Severus)  zurückgerufen  und  zum  praef.  praet.  ernannt;  §  376,  1. 

2.  Die  drei  Bücher  Decretorum  und  die  Schriften  de  iurisdictione 
tutelari  (ed.  II)  und  de  excusationibus  tutelarum  sind  schon  vor  dem  Tode 


956  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Caracalla). 

des  Septimius  Severus  (J.  211)  herausgegeben,  die  sententiarum  libri  V  wie 
es  scheint  kurz  nach  Severus1  Tod.  Unter  Caracalla  fallen  sicher  die  Ab- 
handlungen de  publicis  iudiciis,  de  libertatibus  dandis,  ad  orationem  divi 
Severi,  de  cognitionibus,  vielleicht  auch  die  zwei  Bücher  ad  legem  luliam 
und  die  drei  fideicommissorum.  Unter  Elagabal  (J.  218—222)  die  Bücher 
de  censibus.  Erst  unter  Alezander  (222—235)  mindestens  abgeschlossen 
sind  die  Responsa.  Jedesfalls  nach  Caracallas  Tode  (217)  verfaßt  sind  die 
Abhandlungen  de  adulteriis  und  de  iure  libellorum,  und  abgeschlossen 
(unter  Elagabal  oder  Alezander)  der  Edictcommentar.  Im  allgemeinen  bietet 
Paulus  wenig  Anhaltspunkte  für  die  Bestimmung  der  Abfassungszeit  seiner 
Schriften.  Vgl.  Fittino,  über  d.  Alter  d.  Schrr.  44  und  dazu  Mommseh, 
ZfRGesch.  9,  106.  111.  114. 

3.  Sententiarum  ad  filium  libri  V:  es  war  eine  Art  von  juristi- 
schem Hand-  und  Hilfsbuch,  enthaltend  die  unbestrittenen  Grundsätze  über 
die  häufigsten  Rechtsverhältnisse,  ohne  Begründung  und  Quellennachweise, 
nach  der  Ordnung  des  Edicts.  Ihre  Faßlichkeit  und  Kürze  empfahl  sie 
den  Laien  und  verschaffte  ihnen  öffentliche  Geltung  in  einer  Zeit  welche 
von  juristischen  Difteleien  nichts  wissen  wollte.  Verordnung  Constantins 
vom  J.  327  (Cod.  Theod.  1,  4,  2):  sententiarum  libros,  plenissima  luce  et 
perfectissima  elocutione  et  iustissitna  iuris  ratione  succinctos,  in  iudiciis  pro- 
latos  valere  non  dubitaiur.  Theodosius  II  und  Valentinian  III  (J.  426)  er- 
weiterten dies  (Cod.  Theod.  1,  4,  3):  Pauli  sententias  semper  valere  prae- 
cipimus;  vgl.  Consult.  7,  3.  Für  die  leges  barbarorum  bildeten  diese  Sent. 
die  Hauptquelle  des  geltenden  Rechtes  (daher  reeeptae  sententiae).  Da 
sie,  aber  in  weiterer  Abkürzung,  in  die  lez  rom.  Visigothorum  (§  488,  2) 
Aufnahme  fanden  sind  sie  auf  uns  gekommen.  Doch  finden  sich  in  einigen 
Hss.  dieser  lez  Visigoth.  mehrere  unverkürzte  sententiae  des  Paulus  (Krüger, 
ed.  Pauli  p.  44.  HDkgenkolb,  comment.  Mommsen.  646).  Jene  Auszüge 
in  der  lez  Visig.  werden  ergänzt  durch  Anführungen  in  den  fragmenta 
Vaticana,  der  Collatio  legum,  Consultatio,  in  den  Appendices  der  lez  Visi- 
goth. und  besonders  in  den  Digesten.  Vgl.  Huschke  aO.6  450.  Ausgaben 
zB.  von  L Arndts  (im  Bonner  Corpus  iuris  anteiust.  und  Bonn  1823,  s.  A.  6), 
Huschke  (iurispr.  anteiust.5  457)  und  PKbügbr,  Berl.  1878  (s.  §  376,  8)  u.  a. 
Die  Auszüge  in  den  Pandekten  bei  Hommkl,  paling.  2,  227;  vgl.  Lehel  1, 1197. 

4.  Durch  den  index  Florentinus  und  die  Pandekten,  sowie  die  Fragm. 
Vaticana  kennen  wir  die  überraschend  weite  Ausdehnung  der  Schriftstellerei 
des  Paulus :  Ad  edictum  libri  LXXX ,  mit  Einschluß  der  libri  (II)  Ad  edic- 
tum  aedilium  curulium,  und  die  kürzere  Bearbeitung  (mit  Nachtragen) 
Brevium  libri  XXHI  (oder  ad  ediettnn  de  brevibus).  Quaestionum  libri 
XXVI;  Manualium  libri  III;  Sententiarum  V  (A.3);  Institutionum  II  (vgl. 
Höbchke,  iurispr.  anteiust.6  524;  zwei  neue  Bruchstüoke  aus  einem  un- 
gedruckten Commentar  zu  Cic.  de  inv.  bei  PThomas,  rev.  de  l'instr.  publ. 
en  Belg.  21,  30.  Krüger,  Quellen  usw.  247);  Regularum  VII.  Responsoram 
libri  XXIII;  Decretorum  III;  Imperialium  sententiarum  in  cognitionibus 
prolatarom  (oder  Factoruni)  libri  VI.  Ad  Sabinum  libri  XVI;  ad  Vitel- 
lium  libri  IV  (vgl.  Mommsx*  ad  dig.  32,  78  pr.;  ZfRGesch.  9,  116.  Krüger 
aO.  146.  205);  Epitomarum  Alfeni  (§  208,  3)  libri  VIII,  Labeonis  *t- 
Vavav  libri  VIII;  ad  Plautium  libri  XVIII;  ad  Neratium  libri  IV;   Notae 


§  377  Paulus.    §  378  Marcianus  u.  a.  Juristen.  957 

ad  Iulianum,  Scaevolam,  Papinianum.  Ad  legem  Inliam  et  Papiam  libri  X ; 
ad  legem  Aeliam  Sentiara  libri  IH;  ad  legem  Iuliam  libri  IT.  De  adulteriis 
libri  III;  Fideicommissorum  libri  111;  de  officio  consulis  II;  de  off.  pro- 
consulis  II;  de  censibus  II;  de  iure  fisci  II.-  Außerdem  59  libri  singulares 
über  alle  Gebiete  des  Rechts.  So  de  legibus,  ad  legem  Cinciam,  munici- 
palem,  Falcidiam,  Velleiam,  Fusiam  Caniniam;  de  senatus  consultis;  ad 
S.  C.  Orfitianum,  Tertullianum,  Silanianum,  Turpilianum,  Velleianam,  Clau- 
dianum,  Libonianum;  ad  orationem  divi  Marci,  divi  Severi;  de  iure  libel- 
lorum;  ad  regulam  Catonianam;  de  iure  singulari;  de  iuris  et  facti  igno- 
rantia;  de  variis  lectionibus.  De  officio  praefecti  urbi,  praefecti  vigilum, 
praetoris  tutelaris,  asBessorum;  de  iurisdictione  tutelari  (in  zwei  Ausgaben), 
de  excusationibus  tutelarum;  de  gradibus  et  affinibua  (vgl.  §  376,  8);  de 
dotis  repetitione;  de  donationibos  inter  virum  et  uxorem;  de  intercessionibus 
feminarnm;  de  nsuris.  De  testamentis  mehrere  Einzel  ach  riften.  De  liber- 
tatibns  dandis;  de  assignatione  libertorum ;  de  iure  patronatus.  De  actionibus, 
concurrentibus  actionibus,  conceptione  formularum,  hypothecaria  formula, 
cognitionibua,  liberali  causa,  septemviralibus  iudiciia,  appellationibus.  De 
poenis  omnium  legum,  poenis  paganorum,  militum;  de  portionibus  quae 
liberis  damnatorum  conceduntur;  de  publicis  iudiciis,  extraordinariis  crimi- 
nibus,  adnlteriis.  Im  ganzen  finden  sich  in  den  Digesten  über  2000  Aus- 
züge aus  seinen  Schriften;  s.  Hommel,  palingen.  2,  8.    Lbnel  1,  951. 

5.  Modestin,  dig.  27,  1,  13,  2  (oben  §  369,  3).  Gordianus  im  Cod. 
5,  4,  6  (J.  239),  Diocletian  ebd.  9,  22,  1 1  (J.  287)  u.  Justinian.  const.  Omnem 
(dig.  prooem.)  5:  responsum  vir*  prudentissimi  Pauli.  Infolge  der  Geltung 
seiner  sententiae  (A.  3)  heißt  P.  iuridicus  schlechtweg  Consult.  7,  3  und 
bei  Ibid.  orig.  5,  24,  30. 

6.  AAPAaKNSTECHKB,  Iul.  Paulus,  in  d.  Sylloge  diss.,  Brem.  1713. 
EAOCPagenstechbr,  Paulus  iniuria  vapulans,  in  d.  Tractat.  iur.  1,  Würzb. 
1734.  FCConbadi,  J.  P.  ab  iniuria  criticorum  vindicatus,  Heimst.  1783 
(=  Parerg.  4,  607).  Zimmern,  Privatr.  1,  1,  368.  374.  GBrdus,  PRE.  5,  1251. 
KWitte  in  Ersch  u.  Grubers  Encykl.  3,  14,  221.  Rddobpp,  RGesch.  1,  192. 
LAbndts,  civil.  Schrr.  3  (Stuttg.  1874),  101.  KTzschtbher,  ZfRGescb.  12,  149. 
OKablowa,  RGesch.  1,  749.     PKrüoer,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  R.  204. 

378,  Neben  diesen  Großen  der  Jurisprudenz  wirkten  und 
schrieben  in  dieser  Zeit  auch  noch  eine  Anzahl  Juristen  zweiten 
und  dritten  Ranges,  unter  welchen  die  bedeutendsten  waren 
Aelius  Marcianus,  Aemilius  Macer  und  besonders  der  Schüler 
Ulpians;  Herennius  Modestinus,  welcher  sein  Werk  über  die 
excusationes  griechisch,  die  übrigen  aber  lateinisch  schrieb. 

1.  Paul.  (Quaest.  XII)  dig.  40,  13,  4  Lieinius  Bufinus  Iiüio  Paulo: 
.  .  quaero  .  .  peto  itaque  plenimme  instruas.  24,  1,  41  Lieinius  Bufinus 
Ubro  VI  regularum:  .  .  nam  et  Imp.  Antoninus  (Caracalla,  Mommsen, 
ZfRGesch.  9,  102)  constituit  etc.  42,  1,  34  Lic.  Buf.  Ubro  XIII  regularum 
(ind.  Flor,  weiß  nur  von  XII  Büchern).  Die  spärlichen  Digesten- Auszüge 
aus  diesem  Werke  bei  Bommel,  palingen.  2,  899.  Lemel  1,  559.  Ober  ihn 
HJOKömo  (Halle  1772)  und  CAHClodius  (Lps.  1791). 


960  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  211—1 

gravetur.  Ein  Erkennungszeichen  des  I.  R.  ist  daß  er  den  Virgil  regel- 
mäßig Maro  nennt.  Da  I.  R.  den  Briefwechsel  des  Fronto  mit  M.  Anrelius 
(Charis.  p  223,  26)  und  den  Apuleius  (ebd.  p.  240,  28.  248,  6)  citiert,  sowie 
den  Helenius  Acro  (§  374,  1),  so  wird  er  in  das  dritte  Jahrhundert  zu  setzen 
sein.  Das  Citat  aus  Porphyrio  (§  374,  3)  bei  Charis.  GL.  1,  220,  28  hat 
wohl  erst  Charisius  selbst  hinzugefügt.  Die  Quellen  des  Rom.  waren  bes. 
Plinius  und  Flavius  Caper,  auch  Asper  und  Terentius  Scaurus.  Vgl. 
FOsann,  Beitrage  2,  327.  HKeil,  GL.  1,  xlv.  ASchottmöller,  de  Plini  libr. 
gramm.  1,  32.  W Christ,  Phil.  18,  121.  CvMorawski,  Herrn.  11,  339. 
HNeumann,  de  Plin.  dub.  serm.  libr.,  Kiel  1881,  5.  —  Ziemlich  gleichzeitig 
mit  Romanus  war  vielleicht  der  von  ihm  angeführte  Fl.  Pomponianus  (GL. 
1,  145,  29  torces,  ut  etiam  FL  P.  notat,  .  .  .  pro  torques).  Vgl.  CIL.  8,  239! 
(Thamugadis  in  Numidien)  P.  Fl.  Pudenti  Pomponiano  c.  v.  .  .  .  multi 
fariam  loquentes  litter  as  amplianti,  atticam  facundiam  adaequanti  romano 
nitori,  ordo  incola  fontis  patrono  oris  uberis  et  flucntis,  nostro  altert  fonii. 
Büchelbr,  RhM.  42,  473.  S.  oben  §  345,  10.  —  Sonst  unbekannt  ist  der 
von  Romanus  citierte  Umbrius  Primus  (GL.  1,  190,  20.  192,  16). 

2.  Prisc.  GL.  2,  13,  19  Censorino,  doctissimo  artis  grammaticae. 
Vgl.  ebd.  p.  13,  9.  Bei  Cassiod.  GL.  7,  214,  25  wird  er  neben  Polemoo, 
Phocas  und  Probus  genannt.  Prisc.  GL.  3,  27,  23  Censorinus  plenissime  de 
his  docet  in  libro  quem  de  accentibus  scribit.  Größere  Stelle  daraus  ebd. 
3,  45—47.    Vgl.  Cassiod.  de  mus.  p.  576. 

3.  Sidon.  Apollin.  carm.  14  praef.  Censorinus  qui  de  die  natali  Vo- 
lumen illustre  confecit.  Cassiod.  de  mus.  p.  578  (vgl.  ebd.  p.  577)  Censo- 
rinus, qui  ad  Q.  Caerellium  seripsit  de  natali  eius  die.  Abfassung  J.  238; 
18,  12.  21,  6  (hie  annus,  cuius  velut  index  et  titulus  est  v.  c.  Pii  et  Pontiani 
consulatus,  .  .  est  a  Borna  condita  DCCCCXCI**).  Aus  der  Widmung  (c.  1): 
.  .  .  Q.  Caerelli  .  .  .  cum  dona  pretiosa  neque  tibi  .  .  desint  nee  mihi  per 
rei  tenuitatem  super sint,  quodeumque  hoc  libri  est  meis  opibus  comparatum 
natälicii  titülo  tibi  misi.  in  quo  non,  ut  plerisque  mos  est,  aut  ex  ethica 
parte  philosophiae  praeeepta  ad  beate  vivendum  quae  tibi  scriberem  mutuatus 
sum,  aut  ex  artibus  rhetorum  locos  laudibus  tuis  celebrandis  persecutus,  .  . 
sed  ex  philologis  commentariis  quasdam  quaestiuneulas  delegi,  quae  congestae 
possint  aliquantum  volumen  efficere.  iam  .vero  cum  tuo  collatu  (Beisteuer) 
scirem  me  plura  didicisse,  .  .  ego  a  quo  plura  in  litteris  pereepi  tibi  haec 
exigua  reddo  libamina.  c.  16  quare,  sanetissime  Caerelli,  cum  istum  annutn 
(das  49ste)  .  .  sine  uüo  incömmodo  transieris,  (wirst  du  das  81ste  erleben). 
.  .  .  tu  offieiis  munieipalibus  funetus,  honore  sacerdotii  in  prineipibus  tuae 
civitatis  conspieuus  .  .  de  eloquentia  quoque  sileo  quam  omnia  provinciarum 
nostrarum  (Spanien  oder  Gallien?)  tribunalia,  omnes  praesides  noverunt,  quam 
denique  urbs  Roma  et  auditoria  sacra  mirata  sunt. 

4.  Censorinus  prunkt  mit  Gelehrsamkeit  und  nennt  eine  Menge  (meist 
griechischer)  Schriftsteller,  von  denen  er  gewiß  viele  nie  zu  Gesicht  be- 
kommen hat.  So  von  Lateinern  den  Fulvius  (§  126,  1),  Iunius  Gracchanua, 
Licinius  Macer,  Fenestella  und  vielleicht  auch  den  Varro,  so  oft  er  diesen 
auch  anführt.  Die  Hauptquelle  war  wohl  Suetons  Pratum  (Rbiffebschbtd, 
Säet.  p.  434.  Anders  0 Gruppe,  Herrn.  10, 54  (und  dagegen  HDirls,  doxogr.  186, 
GWissowa,  de   Macrob.    fontt.   18).     Vgl.  Jahn  p.   ix.     Auf  Horaz  spielt 


§  379  Grammatiker:  Censorinus.  961 

Cens.  öfters  an  (1,  1  =  c.  4,  8.  —  3,  6  =  c.  1,  1,  2).  Die  Behandlung 
des  Stoffes  ist  rhetorisch  und  von  gesuchter  Zierlichkeit  (Jahn  p.  x).  Ein- 
fache sachgemäße  Darstellung  mochte  der  Bestimmung  der  Schrift  als  Fest- 
gabe zum  Geburtstage  nicht  würdig  erscheinen.  Diese  Bestimmung  bildet  den 
Mittelpunkt  der  Erörterung.  Zuerst  wird  das  der  Geburt  Vorausgehende 
(Zeugung  usw.)  abgehandelt,  mit  einer  kühnen  Wendung  (12,  1  nee  vero 
incredibile  est  ad  nostros  natales  musicam  pertinere)  die  Musik  mit  herein- 
gezogen, die  Lebensstufen  besprochen,  dann  die  verschiedenen  Arten  der 
Zeiteinteilung  (c.  17  ff.).  Mitten  in  der  Besprechung  der  Teile  des  Tages 
und  der  Nacht  und  ihrer  Benennungen  (24,  6)  brechen  die  Handschriften 
ab.  —  Haupthandschrift:  der  Coloniensis  (bis  1867  in  Darmstadt)  s.  VIF, 
von  alter  Hand  durchgebessert:  aus  ihm  ist  —  erst  nach  der  Zeit  des 
Correctors  —  abgeschrieben  Vatic.  4929  s.  X.  Vergleichungen  dieser  Hbs. 
bei  OJahn  und  Hultsch;  Nachträge  aus  dem  Colon.  LUblichs,  RhM.  22, 465. 
WCbecelius,  spicilegium  ex  cod.  Censorini  Coloniensi,  Elberf.  1872. 

5.  Wegen  Verwandtschaft  des  Inhalts  unmittelbar  angehängt  ist  in 
den  Hbs.  ein  sehr  verderbtes  Bruchstück  (das  sog.  fragmentum  Cen- 
sorini), dessen  Verfasser,  Zeit  und  Zweck  unbekannt  ist.  Es  handelt 
zuerst  de  naturali  institutione ,  dann  de  caeli  positione,  de  stellis  fixis  et 
errantibu8,  de  terra,  springt  aber  von  da  über  zu  Erörterungen  de  geome- 
trica,  formis,  figuris,  postulatis,  welche  aus  Euklid  übersetzt  sind,  und 
handelt  darauf  ebenso  unerwartet  de  musica  (Geschichte),  de  rythmo,  de 
musica  (theoretisch),  de  modalatione,  de  metris  i.  e.  numeris,  de  legitimus 
nnmeris,  de  numeris  simplicibus.  Also  wohl  Teile  eines  encyklopädischen 
Werkes.  Das  fragmentum  enthält  manche  auf  Benützung  guter  Gewährs- 
männer beruhende  Notiz,  besonders  in  den  Abschnitten  über  Musik  und 
Metrik.  Namentlich  gehören  die  metrischen  Abschnitte  zu  den  ältesten 
und  besten  Quellen.  OJahn,  vor  s.  Ausg.  p.  xi.  OHen6e,  acta  Lips.  4,  73. 
GSchpltz  ,  Herrn.  22,  266.  FLeo,  ebd.  24,  282.  —  Gedruckt  in  den  meisten 
Ausgaben  des  Censorinus,  zB.  bei  OJahn  p.  75  (vgl.  p.  x),  bei  Hultsch 
p.  65.    Die  musisch-metrischen  Abschnitte  auch  in  Keils  GL.  6,  605. 

6.  Ausgaben  des  Censorinus  zB.  von  LCabbion,  Par.  1583.  HLinden- 
bboo,  Hamb.  1614.  Leid.  1642.  Cantabr.  1695.  EPutbanus,  Löwen  1628. 
SHavebcampius ,  Leid.  1743.  1767.  Erste  kritische  Ausgabe:  jec.  OJahn, 
Berlin  1846.  rec.  FHültsch,  Lps.  1867.  — -  Zur  Kritik  u.  Erklärung:  LUblichs, 
Eos  2,  468;  RhM.  22,  474.  FHültsch,  Eos  2,  623.  FLüdecke,  Gott.  gel. 
Anz.  1868,  482.  MSchanz,  spec.  crit.  ad  Plat.  et  Censorinum,  Gott.  1867. 
HUflBHBR,  RhM.  28,  892.    HMbüsbk,  Phil.  39,  180  (zum  'fragmentum'). 

7.  Lampbid.  Alex.  Sev.  3,  2  in  prima  pueritia  litteratores  habuü  Vale- 
rium  Cordum  et  T.  Veturium  et  Aurelium  Phüipputn  libertum  patris,  qui 
vitam  eins  postea  in  lüteras  misit;  gratnmaticum  in  patria  graeeum  Nehonem, 
rhetorem  Serapionem,  phüosophum  Stilionem,  Eomae  grammaticos  Scaurinum 
Scaurvni  filium,  doctorem  celeberrimum ,  rhetores  luliutn  Frontinum  et  Bae- 
Irium  Macrianum  et  luliutn  Granianutn,  cuius  hodieque  declamatae  feruntur. 
Capitol.  Maximin.  27,  3—5  usus  est  magistro  graeco  litteratore  Fabillo, 
cuius  epigrammata  graeca  multa  et  extant.  .  .  grammatico  latino  usus  est 
Phüemone,  iuris  perito  Modestino  (oben  §  378,  7),  oratore  Titiano,  filio 
Titiani  senioris  (oben  §  364,  4). 

Tbüfpkl-Schwabb,  Rom.  Lit.-Geschu    5.  Aufl.  61 


962  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  211—268). 

8.  Jener  jüngere  Titianus  (A.  7  E.)  ist  wohl  auch  gemeint  bei  Ausow. 
grat.  act.  7,  31  p.  28  Seh.,  wo  er  ihn  unter  den  Prinzenlehrern  früherer  Zeit 
(nolo  Constantini  temporum  taxare  collegas  .  .  .  superiora  contingam)  aufführt : 
dives  Seneca,  nee  tarnen  consul  .  .  .  Quintilianus  consularia  ornamenta  sor- 
titus  .  .  .  quo  modo  et  Titianus  magist  er.  sed  gloriosus  tue  municipalem 
8cholam  apud  Visontionem  Lugdunumque  variando  non  aetate  quidem  sed 
vilitate  consenuit.  Vermutlich  verlor  T.  nach  dem  Sturz  seines  Schülers, 
des  jüngeren  Maximin  (J.  238),  seine  hohe  Stellung.  Diesem  jüngeren 
Titianus  sind  auch  wohl  eher  als  dessen  Vater  die  Fabeln  zuzuschreiben. 
Er  übertrug  sie  wahrscheinlich  aus  Babrius  (§  383,  4)  in  lateinische  Prosa : 
Auson.  epißt.  16,  praef.:  apölogos  Titiani  (vgl.  §  198,  4,  2)  und  ebd.  16,  78 
Aesopiam  trimetriam,  quam  vertu  exili  stilo  pedestri  concinnans  opus  fandi 
Titianus  artifex.  Auch  er  hieß  Iulius  Titianus  (Auson  epist.  16,  102). 
OCbusius,  Leipz.  Stud.  2,  242 

9.  CLL.  8,  8201  (aus  Sitifis  in  Afrika  vom  J.  229,  Or.-Hbnzeh  5607 
Wilm.  2476)  M.  Damatius  Urbanus,  summarum  artium  liberalium  litterarum 
studiis  utriusgue  linguae  perfecte  eruditus,  optima  faeundia  praeditus  etc. 

380.  Das  große  Werk  des  Q.  Gargilius  Martialis  aas 
Mauretanien  behandelte  die  Landwirtschaft  mit  Einschluß  der 
Tierheilkunde  und  der  medizinischen  Verwendung  der  landwirt- 
schaftlichen Erzeugnisse,  nach  griechischen  und  romischen  Quellen, 
besonders  Plinius  d.  ä.,  mit  reicher  Belesenheit  und  nach  ver- 
ständigen physiologischen  Anschauungen.  Beträchtliche  Teile 
davon  sind  uns  erhalten,  namentlich  durch  das  sogenannte  vierte 
Buch  der  Medicina  Plinii.  Derselbe  Martialis  beschrieb  auch  das 
Leben  des  Alexander  Severus. 

1.  Cassiod.  inst.  div.  litt.  28  quodsi  huius  studii  reguirantur  auetores, 
de  hortis  scripsit  püleerrime  Gargilius  Martialis,  gui  et  nuirimenta  olerum 
et  virtutes  eorum  diligenter  exposuit.  Skrv.  georg.  4,  148  (aliis):  Gargilium 
Martialem  significat.  Die  früheste  Erwähnung  dieses  G.  M.  ist  bei  Palla- 
dius  (Mark  9,  9  haec  omnia  G.  M.  asseruit,  vgl.  Martialis  ebd.  Ian.  15, 
10.  19.  Marl  10,  6.  16.  84.  Apr.  8,  4.  Mai.  6.  Iun.  6,  S.  Oct.  12,  6.  7. 
Dec.  4,  1).  Anderseits  citiert  M.  (s.  A.  4)  mehrfach  die  fratres  Quintilii 
(§  354,  2)  und  den  Galenos  (f  um  J.  201).  — -  Derselbe  ist  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  auch  eine  Person  mit  dem  Gargilius  eius  temporis  (des  Alex. 
Sev.)  8criptor,  welcher  die  Lebensweise  dieses  Kaisers  singülatim  persecutus 
est  (Lampbid.  Alex.  Sev.  87,  9)  und  auch  von  Vopiscus  (Prob.  2,  7)  als 
r Gargilius  Martialis'  unter  den  Verfassern  der  Kaisergeschichte  citiert  wird 
(§  881,  SA.).  HPetbb,  hist.  fr.  341.  Er  wird  demnach  ums  J.  240  geschrieben 
haben.  —  Endlich  darf  man  bei  der  Übereinstimmung  des  seltenen  Namens 
und  der  Lebenszeit  den  Schriftsteller  vereinigen  mit  dem  CIL.  8,  9047 
(vgl.  eph.  epigr.  5,  1300)  Genannten:  Q.  Gargilio  Q.  f.  Quir.  Martiali,  eq. 
B.,  praefecto  coh  I  Astyrum  prov.  Brittaniae,  tribuno  edh.  Hisp.  prov. 
Mauretaniae  Caes.,  praeposito  cohorti  singularium  et  vexülationi  equitum 
Maurorum  in  territorio  Auziensi  (Auzia,  heute  Aumale,  in  Mauretania  Cae- 


§  380  Gargilius  Martialis  963 

sariensis)  praetendentium ,  äecurioni  duarum  coloniarum  Auziensis  et  Bus- 
guniensis  et  patrono  provineiae  ob  .  .  .  singularem  erga  patriam  adfectionem 
.  .  .  ordo  col.  Auziensis  insidiis  Bavarum  deeepto  (und  dem  im  Hinterhalt 
Gefallenen)  pee.  publ.  fecit.  dedicatum  VI  IL  Kai.  Apr.  anno  provineiae 
GCXXI  (=»  26.  März  J.  260,  bald  nach  dem  Tode  des  durch  die  Inschrift 
Geehrten).    KCichoridb,  Lpz.  Studd.  10,  319. 

2.  In  der  länget  verschollenen  Ha.  der  Marcus-Bibliothek  in  Florenz 
von  Cato  und  Yarro  de  r.  r.  (§  122,  1)  stand  ursprünglich  nach  Angabe  des 
Inhaltsverzeichnisses  außer  Columella  auch  noch  unus  (Über)  Claudi  (dieses 
Wort  war  nach  Victorius  unleserlich,  also  gewiß  einst  Gargilt)  Martialis 
(HKeil,  obss.  in  Cat.,  Halle  1849,  p.  2).  —  Von  dem  Werke  des  Gargilius 
sind  uns  stark  verdünnte  Auszüge  der  Abschnitte  de  oleribus  und  de  pomis 
in  verschiedenen  Fassungen  erhalten,  welche  vom  medizinischen  Gesichts- 
punkt aus  die  Heilwirkungen  der  einzelnen  Pflanzen  (medicinae  ex  oleribus 
et  pomis)  zusammenstellen.  Die  beste  Fassung  ist  ohne  Angabe  des  Na- 
mens des  Verfassers  mit  den  drei  Büchern  der  Med i ein a  Plinii  (breviarium 
Plinii,  Plinius  iunior,  vgl.  §  411)  in  alten  Hss.  (besonders  SGall.  752  s.  X, 
Leid.  Voss.  92  s.  X)  verbunden  und  wird  in  der  jüngeren  Überlieferung 
der  Med.  Plinii  als  deren  B.  4  gezählt.  Dieselbe  giebt  die  Heilan Wendungen 
von  mehr  als  60  Gewächsen.  Plini  Secundi  quae  fertur  una  cum  Gargilii 
Martialis  medicina  nunc  primum  edita  a  VRose,  Lps.  1875.  Daß  jenes 
sog.  B.  4  der  Med.  Plin.  wirklich  auf  Martialis  zurückgeht  zeigt  das  Stück 
derselben  mit  der  Überschrift  de  pomis  Martialis,  welches  AMai,  class. 
auett.  3,  418  (vgl.  ebd.  7,  x)  aus  einem  medizinischen  Sammelwerke  nach 
zwei  Vaticani  s.  X  und  XII  herausgegeben  hat;  ferner  die  in  einem  ähn- 
lichen aus  verschiedenen  Quellen  zusammengelesenen  medizinischen  Werke 
des  SGall.  762  s.  IX  (in  dem  Abschnitt  de  virtutibus  herbarum,  abgedruckt 
bei  Rose,  aneed.  graeco-lat.  2,  131)  enthaltene  Redaction  mit  den  Auf- 
schriften der  beiden  Teile  de  oleribus  Martialis  (Rosk,  aneed.  gr.  2,  136,  16) 
und  de  pomis  Martialis  (ebd.  2,  143,  32).  Aus  demselben  Werk  gab  nach 
einem  Neapler  Palimpsest  (Bobiensis)  AMai,  class.  auet.  1,  887  vier  Ab- 
schnitte heraus  (de  cy doneis,  persicis,  amygdalis,  castaneis),  deren  erster 
gleich  ist  mit  Med.  Plin.  4,  43  p.  185  Rose.  Auch  Pallad  ms1  Anführungen 
(s.  A.  1)  treffen  teils  zu  auf  diese  Abschnitte.  Die  vatikanischen  und 
neapolitanischen  Fragmente  [nach  AMai]  zusammengedruckt  Lüneb.  1832. 
Auch  sonst  noch  einzeln  erhaltene  Auszüge  zB.  aus  SGall.  762  bei  Rose, 
aneed.  2,  129  und  in  seine  Ausg.  eingeschaltet  p.  134,  6.  139,  11  (=  Med. 
plin.  4,  5).  155,  12;  aus  Berol.  198  s.  XII  bei  Rose,  aneed.  2,  157;  s.  auch 
dens.  Herrn.  8,  224. 

3.  Aus  einer  Leidener  Abschrift  (s.  XVI)  eines  alten  Corbeiensis  von 
Vegetii  mulomedicina  wurden  Curae  boum  ex  corpore  Gargilii  Martialis 
veröffentlicht  von  JMGesnbb  und  JG  Schneider  (Scriptores  r.  r.  4,  1,  168; 
vgl.  4,  2,  73).  Als  Beitrag  zur  iandwirtschaftl.  Tierheilkunde  herausgeg. 
von  CThSchuch,  Donau eschingen  1857. 

4.  Hauptquellen  des  Martialis:  Plinius  (Plinius  noster  genannt  bei 
Rose,  Ausg.  p.  156,  2;  sonst  p.  165,  15.  181,  5),  Dioskorides  und  Galenos: 
s.   die  Nachweisungen  in  Roses  Ausg.  —  Viele   der  genannten   Gewährs- 

61* 


964  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (J.  211—263). 

manne  r  kennt  M.  nur  durch  PI  infus,  namentlich  Griechen,  aber  auch  den 
Sextius  Niger  (§  266,  7.  §  64,  6).  In  den  Neapler  Fragmenten  (A.  3)  werden 
angeführt  Ceisus,  Columella,  Curtius  Iustus  (§  64,  6),  Iulius  Atticus  (§  283,  3), 
lulius  Frontinus,  Plinius  und  die  Quintilii  (§  364,  2).  —  Erprobung  der  Re- 
zepte p.  136,  4R.  quantum  haec  potio  (gegen  Magenleiden)  valeat  utinam 
nulla  cdlamitas  coegisset  ut  experimento  nossem;  p.  200,  19  vehemens  hoc 
(gegen  Leberleiden)  esse  etiam  in  uxore  servata  experimentis  probavi.  —  Im 
allg.  Tgl.  E Meter,  Gesch.  d.  Botanik  2,  228.  VRose,  anecd.  gr.  et  graeco- 
lat.  2  (Berl.  1870),  103;  Herrn.  8,  63. 

381.  Die  Geschichtschreibung  hatte  inMarius  Maxiinus 
(ungefähr  J.  165—230)  einen  Fortsetzer  der  suetonischen  Kaiser - 
biographien  für  die  Herrscher  von  Nerva  bis  Elagabal,  in  großer 
Ausführlichkeit  und,  wenn  auch  ohne  höhere  Kritik,  doch  nicht 
ohne  Sinn  für  Wahrheit,  dabei  von  bestimmendem  Einfluß  auf 
die  spätere  Geschichtschreibung.  Die  erste  Hälfte  der  uns  er- 
haltenen Historia  augusta  besteht  in  dürftigen  Auszügen  aus 
seinem  Werke.  Neben  ihm  nennen  deren  Urheber  als  ihre  Vor- 
gänger und  Quelle  besonders  häufig  den  Aelius  Iunius  Cordus, 
welcher  auch  den  minder  bekannten  Imperatoren  (etwa  bis  zu 
Maximus  und  Balbinus)  Sonderdarstellungen  widmete,  mit  Ein- 
gehen auf  die  kleinlichsten  Einzelheiten;  ferner  den  Parthenianus, 
Aelius  Maurus,  Marcellinus  u.  a.  In  griechischer  Sprache  ver- 
faßte Herodianus  (aus  Syrien)  eine  Geschichte  der  selbsterlebten 
Zeit  vom  Tode  des  Marcus  (Aurelius)  bis  zum  Regierungsantritt 
von  Gordianus  III  (J.  238)  in  acht  Büchern,  Cassius  Dio  aus 
Bithynien  aber  eine  römische  Geschichte  in  achtzig  Büchern, 
von  der  Gründung  der  Stadt  bis  zum  Jahre  seines  zweiten  Con- 
sulats  229  n.  Chr.  (982  d.  St)  und  Asinius  Quadratus  eine  Ge- 
schichte des  tausendjährigen  römischen  Reichs  in  fünfzehn 
Büchern  (%iXt,£tr]Q£s  oder  %iXiaQ%ia).  In  anderem  Sinne  univer- 
seller Natur  waren  die  Arbeiten  des  gleichfalls  griechisch  schrei- 
benden Sex.  Iulius  Africanus,  des  Urhebers  der  vergleichenden 
heidnisch- christlichen  Zeitberechnung. 

1.  Über  CassiuB  Dio,  Herodian,  Quadratus  und  Sex.  Iulius  Africanus 
s.  ASchäfkb,  Quellenkunde  d.  gr.-röm.  Gesch.,  Lpz.8  1885,  §  84—86.  88. 

2.  CIL.  6,  1450  Ob.-Hbnzen  5502  Wilm.  1203 b  (aus  Born)  L.  Mario 
L.  f.  Quir.  Maximo  Perpetuo  Aureliano  cos.  (wann?),  sacerdoti  fetiaii, 
leg{ato)  Aug(u8torum)  pr(p)  pr{aetore)  provinciae  Syriae  Goelae,  leg.  Aug. 
pr.  pr.  provinciae  Germaniae  inferioris,  item  provinc.  belgicae,  duci  exerciti 
mysiaci  aput  Byzantium  et  aput  Lugudunum,  leg.  leg.  I  Italic,  cur.  viae 
latinae,  item  reip.  Faventinorum ,  allecto  inter  praetorios,  trib.  pleb.  candi- 
dato ,  quaestori  urbano,  trib.    laticl.  leg.  XX IT  primig.,  item  III  Italicac, 


§  381  Marias  Maximus  u.  a.  Geschichtschreiber.  965 

IUI  (viro)  viarum  curandarum.    Auf  anderen  Inschriften  erscheint  er  auch 
als  praef.  urbi  (CIL.  6,  1452.  1453.  Wilm.  1208  cde,  als  solchen  erwähnt  ihn 
unter   Macrinus  217—218    Dio   78,  14.  86)  und   als   cos.   II  (J.  223,  Klein, 
fast.  cod8.  p.  96).    BBobghkbi,  oeuvr.  5,  455.    Unberechtigte  Zweifel  an  der 
Gleichheit  des  Geschichtschreibers  und  des  auf  den  Inschriften  genannten 
hohen  Militär-  u.  Staatsbeamten  bei  JJMüller,  aO.  32.  170,  CRübkl  (A.  6)  62, 
JPlbw,  Mar.  Max.  10.    Io  den  späteren  Jahren  des  CommoduB  (um  J.  190) 
war  er  bereits  erwachsen  und  in  Rom  (Lampbid.  Commod.  13,  2  versus  in 
eo  —  den  Bruch  des  Comm.  —  muUi  scripH  sunt,  de  quibus  etiam  in  opere 
suo  Marius  Maximus  gloriatur),  vielleicht  schon  Senatsmitglied  (vgl.  ebd. 
18,  1  adclamationes  senatus  post  mortem  Commodi  .  .  de  Mario  Maximo  in- 
didt)y  und  dann  also  um  J.  165  geboren.     Da  er  sein  Werk  über  Elagabal 
(f  222)   nicht  hinausführte  (JJMülleb  aO.  26),    so    wird  er  den  Tod   des 
Alezander  (f286)  nicht  mehr  erlebt,  wohl  aber  unter  diesem  geschrieben  haben. 
3.  Capitol.  Clod.  Alb.  12,  14  quae  qui  diligentia  scire  velit  legat  Ma~ 
rium  Maximum  de  latinis  scriptoribus ,  de  graecis  scriptoribus  Herodianum, 
qui  ad  fidem  pleraque  dixerunt.   Vopiso.  Probus  2,  7  ut  imitarer  .  .  Marium 
Maximum,  Suetonium  Tranquillum,  Fabium  Marcellinum,  Gargilium  Mar- 
tialem  (§  880)  ceterosque  qui  haee  et  tdlia  non  tarn  diserte  quam  vere  me- 
moriae  tradiderunt;  ders.,  Firm.  1,  2  Marius  Maximus,  homo  omnium  ver- 
bosissimus,  qui  et  mythistoricis  se  voluminibus  implicavit.    Lampbid.  Alex. 
Sev.  48,  6  neque  in  vita  eius  (Traiani)  id  Marius  Max.  ita  exposuit  etc. 
80,  6  de  quo  in   Ixbris  suis  Marius  Max.   loquitur,  cum  Hadriani  disserit 
vitam.    Volcac.  Avid.  Cass.  6,  7  Marius  Max.  refert  in  eo  libro  quem  se- 
cundum  de  vita  Marci  Antonini  edidit.    Vgl.  ebd.  9,  5.    Capitol.  Pert.  15,  8 
epistula  quae  vitae  illius  (des  Pert)  a  M.  M.  apposita  est  (vgl.  Czwalina 
aO.  1,  15).    Lampbid.  Alex.  Sev.  5,  4  Marius  Max.  dixit  in  vita  (Septimii) 
Severi.    Spabtian.  Geta  2,  1   in  vita  Severi  Marius  Max.  primo  septenario 
(Müllkb  aO.  180)  satis  copiose  rettulit.   Lampbid.  Heliog.  11,  6  Marius  Max. 
dicit  in  vita  ipsius  Heliogabali.    Mit  letzterem  schloß  M.  M.,  nachdem  er 
mit  Nerva  begonnen  hatte  (Müller  aO.  23).    Es  werden  daher  wohl  zwölf 
vitae  gewesen  sein  (wie  bei  Sueton),  nämlich  Nerva,  Trajan,  Hadrian,  An- 
toninus  Pius,  L.  Verus,  M.  Aurelius,  CommoduB,  Pertinax,  lulianus,  Severus, 
Caracalla  und  Elagabal.    Die  minusculi  tyranni  waren  bei  den  anerkannten 
Augusti  gelegentlich  eingeflochten.  Vopisc  Firm.  1, 1  et  Suetonius  Tranquillus 
Vindieem  tacuit  .  ,  et  Marius  Maximus  Avidium  Marci  temporibus,  Albinum 
et  Nigrum  Severi  non  suis  propriis  libris  sed  dlienis  innexuit  (vgl.  Müller 
aO.  28).  —  Ammlan.  28,  4,  14  (quidam  .  .  Iuvenalem  et  Marium  Maximum 
curatiore  studio  legunt).  —  Die  Bruchstücke  bei  HPeteb,  hist.  rom.  fragm.  331. 
JJMülleb,  der  Geschichtschreiber  Mar.  Max.,  in  MBüdingers  Untersuchungen 
z.  röm.  Eaisergesch.  3  (1870),  17.  194.     Der  dortige  Versuch  einer  Wieder- 
herstellung des  WerkeB  von  M.  M.  verfahrt  freilich  vielfach  allzu  rasch. 
CBübbl,  de  fontibus  IV  priorum  hist.  aug.  scriptorum  I  (Bonn  1872)  p.  8.  12 
und   sonst.    MJHöfker,   Untersuch,  zur  Gesch.  d.  Sept.  Sev.  1,  1  (Gießen 
1872),  4.    JPlbw,  Mar.  Max.  als  direkte  und  indirekte  Quelle  der  Scriptt. 
hist.  aug.,  Straßb.  1878. 

4.    Capitol.  Macrin.   1,  3—5  Iunio  Cordo  Studium  fuit  eorum  im- 
peratorum  vitas  edtre   quos  obscuriores  videbat;   qui  non  multum  profecit. 


966  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  211-263). 

nam  et  pauca  repperü  et  indigna  memoratu,  ackeren*  se  minima  quaeque 
persecuturum,  quasi  vel  de  Traiano  aut  Pio  aui  Marco  (daraus  folgt  nicht 
daß  er  diese  Kaiser  behandelt  habe)  sciendum  sit  quotiens  processerit,  quando 
cibos  variaverit  et  quando  vestem  mutaverü  et  quos  quando  promoverü.  quae 
üle  omnia  exequendo  libros  mythistoriis  rephvit.  Clod.  6,  10  quae  qui  volet 
nosse  Helium  Cordum  legat  qui  frivola  super  huius  modi  ominibus  cuncta 
persequitur  (vgl.  Maximin.  12,  7  Äelius  Cordus  dicit).  Maximin.  31,  4  Cordus 
qui  haec  omnia  usque  ad  fabellam  scripsit.  Max.  et  Balb.  4,  5  placet  aliqua 
dici  de  moribus  atque  genere,  non  eq  modo  quo  Iunius  Cordus  est  persecutus 
omnia  (wobei  es  Cordus  mit  der  Wahrheit  nicht  genau  nahm)  sed  iUo  quo 
Suetonius  Tranquülus  et  Valerius  MarceUinus  (=>  Fabkre  Marc?  s.  A.  8.  6), 
quamvis  Curius  Fortunatianus,  qui  omnem  hane  historiam  perscripsit,  pauca 
contigerit,  Cordus  vero  tarn  mülta  ut  etiam  pleraque  et  minus  honesta  per- 
scripserit.  ebd.  4,  2  libris  quos  Iunius  Cordus  affatim  scripsit.  Gordian.  21,  3 
non  nobis  talia  dicenda  sunt  quae  Iunius  Cordus  ridicule  ac  stülte  eomposuit 
de  voluptatibus  domesticis  ceterisque  infimis  rebus,  quae  qui  velit  scire  ipsum 
legat  Cordum,  qui  dicit  et  quos  servos  habuerit  unusquisque  principum  et 
quos  amicos  et  quot  paenulas  quotve  cklamydes.  Maximin.  27,  7  Iunius  Cordus, 
harum  rerum  persecutor.  Vgl.  ebd.  28,  10.  29,  10  u.  sonst.  Cordus  erlebte 
noch  das  J.  249  (s.  Capitoltn.  Gord.  33,  4.  Plew  aO.  10).  Die  Bruchstücke 
bei  HPbtbb,  hist.  rom  fr.  343.  Vgl.  JJMiller  (A.  3)  92.  KDändlikeb,  in 
Büdingers  Untersuch.  3,  306.  BNiehües,  de  Aelio  Cord o% rerum  Augustarum 
scriptore,  Münst.  1885.  Über  die  starke  Benützung  auch  des  Cordus  in 
der  Hist.  Aug.  s.  CRübel  p.  9  und  sonst.    JPlew,  Mar.  Max.  10. 

6.  Capitol.  Maximin.  32,  1  scribit  Aelius  Sabinus.  —  Volcac.  Avid. 
Cas8.  6,  1  de  hoc  (Av.  Cass.)  multa  .  .  inveniuntur  apud  Aemilium  Parthe- 
nianum,  qui  adfectatores  tyrannidis  iam  inde  a  veteribus  historiae  tradidit, 
Hauptquelle  des  Volcacius  im  Leben  des  Avidius  Cassius?  CCzwaltha  aO. 
1,  19.  CRübel  aO.  34.  —  Spabtian.  Sever.  20,  1  legisse  me  apud  Aelium 
Maurum,  Phlegontis  Hadriani  libertum,  memini  Septimium  Severum  etc 
CRübel  55. 

6.  Lampbid.  Alex.  Sev.  48,  6  scio  volgum  hanc  rem  .  .  Traiani  putare; 
sed  neque  in  vita  eius  id  Marius  Maximus  ita  exposuit  neque  Fabius  Marcellinus 
(vgl.  A.  3  Z.  4.  A.4M.;  ob  derselbe  CIL.  2,  4121  genaont  sei  bleibt  unsicher) 
neque  Aurelius  Verus  neque  Statins  Valens  (gemeint  auch  bei  Laur.  Ltd.  de 
mens.  4,  63  OvdXrjg  og  xai  ccvtbg  za  KataaQog  PyQaipe  xtl.?)  qui  omnem 
eius  vitam  in  litteras  miserunt.  contra  autem  et  Septimius  (qui  vitam  eius 
non  mediocriter  executus  est,  ebd.  17,  2)  et  Acholius  (§  387,  1)  et  Encolpius 
(ebd.  17,  1)  vitae  (des  Alexander  Sev.)  scriptores  ceterique  de  hoc  (Alex.) 
talia  pracdicavcrunt.  Dazu  ebd.  37,  9  ne  longum  sit  omnia  inserere  quae 
Gargilius  (vgl.  A.  3  Z.  4  u.  §  880,  1)  eius  temporis  (des  Alex.)  scriptor  singü- 
latim  persecutus  est.    Auch  vgl.  §  879,  7. 

7.  Lampbid.  Diadum.  9,  2  LoUius  Urbicus  in  historia  temporis  sui 
dicit  etc.  —  Capitol.  Gordian.  21,  5  lectum  apud  VüUacium  Terentiamun 
(früher  öfters  ohne  Grund  mit  dem  §  41,  4  genannten  Cicero-Erklärer  ver- 
einigt), qui  et  ipse  historiam  sui  temporis  scripsit,  .  .  Chrdianum  senioretn 
Augusti  voltum  repraesentasse  etc.   —  Lactant.  inst.  div.  1,  21  (pr.  52  Fr.) 


§  381  Iunius  Cordus  u.  a.    §  382  Cyprianus.  967 

Peacennius  Festus  in  libris  historiarum  per  saturam  refert  Carthaginienses 
Saturno  hutnanas  hostias  solitos  immolare  etc. 

382.  Wie  Minucius  Felix  und  Tertullian  so  war  auch  der  edle 
Bischof  von  Karthago,  Thascius  Caecilius  Cyprianus  (um  200 
— 255),  rhetorisch  gebildet.  Als  Schriftsteller  ist  er  sachlich 
sehr  abhängig  von  den  Vorgängern,  namentlich  von  seinem 
Landsmanne  Tertullian,  den  er  eifrig  bewunderte;  seine  Be- 
gabung und  sein  Verdienst  bekundet  sich  vorzugsweise  in  der 
ansprechenden  Form  seiner  Werke.  Er  ist  viel  klarer  als  Ter- 
tullian und  seine  Darstellung  ebenmäßiger  und  gefälliger.  Reich- 
liche Anführungen  aus  den  heiligen  Büchern  verleihen  seinen 
Schriften,  welche  teils  das  Christentum  verteidigen,  teils  den 
Christen  im  Glauben  ermuntern  und  stärken  sollen,  einen 
spezieller  christlichen  Charakter.  Da  sie  sich  von  den  Irr- 
lehren frei  hielten  und  lesbar  waren,  standen  sie  lange  in 
Gebrauch  und  hohem  Ansehn.  Für  die  Geschichte  der  Kirchen- 
verwaltung sind  besonders  Cyprians  Briefe  von  Wichtigkeit  Um 
dieselbe  Zeit  schrieb  in  Born  Novatianus,  welcher  gleichfalls 
den  Tertullian  benützte. 

1.  Hibbon.  vir.  ill.  67  Cyprianus  Afer  pritnum  gloriose  rhetoricam 
docuit,  exinde  suadente  presbytero  Caecilio,  a  quo  et  cognomentum  sortitus 
est*  christianus  factus  omnem  substantiam  suam  pauperibus  erogavit  ae  post 
non  multum  temporis  adlectus  in  presbyterium  etiam  episcopus  Carthaginiensis 
constitutum  est  (J.  248).  huius  ingenii  superfluum  est  indicem  texere,  cum 
sole  clariora  sint  eius  opera.  passus  est  (durch  Enthauptung)  sub  Väleriano 
et  GaUieno  principibus  (a.  Abr.  2272  =  254  n.  Chr.  nach  Am  and.,  2278  =  255 
nach  den  übrigen  Hss.  von  Hiebon.  chron.)  persecutione  octava,  eodem  die 
quo  Bomae  Cornelius  (XVIII  Kai.  Oct.),  sed  non  eodem  anno.  68  Pontius, 
diaconus  Cypriani,  usque  ad  diem  passionis  eius  cum  ipso  exilium  sustinens, 
cgregium  volumen  vitae  et  passionis  Cypriani  reliquit  Er  hatte  ihn  näm- 
lich J.  250  auf  seiner  Flucht  vor  der  Verfolgung  unter  Decius  (der  siebenten) 
begleitet.  Die  den  Namen  deB  Pontius  tragende  vita  Cypriani  (zB.  bei 
Habtel,  Ausg.  8,  xo)  ist  mindestens  stark  verfälscht.  Kvnqutvbv  ayiov 
avdqu  udXiata  ndvtcav  ot  KccQzrjdovioi  oeßovxca  und  feiern  ihm  ein  Jahres- 
fest, KvitQiava,  Pbokop.  Vand.  1,  21. 

2.  Cyprians  Schriften  (ein  wichtiges  aus  dem  J.  359  und  wohl  aus 
Afrika  stammendes  Verzeichnis  der  Schriften  Cyprians  mit  Angabe  ihres 
Umfangs  nach  Zeilen  veröffentlichte  aus  cod.  Phillipp.  12266  s.  X  Mommsem, 
Herrn.  21,  147.  Vgl.  AHarnack,  theol.  Lit.-Z.  1886,  172) :  Ad  Donatum  (de 
gratia  dei);  Quod  idola  dii  non  sint  (Hierom.  epist.  70,  5.  p.  429  Vall. 
Cyprianus  quod  idola  dii  non  sunt  qua  brevitate,  qua  historiarum  omnium 
scientia,  quo  cum  verborum  et  sensuum  splendore  perstrinxit!  Doch  ist  der 
Octavius  und  das  Apologeticum  darin   stark    ausgebeutet);   Ad  Quirinum 


968  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (J.  211—263). 

(testim.  adv.  lud.)  libri  III;  Ad  virgines  (oder  de  habitu  virginum,  nach 
Tertullian8  Schrift);  De  catholicae  ecclesiae  unitate;  De  lapsis;  De  dominica 
oratione;  De  mortalitate ;  Ad  Fortunatum  (de  exhortatione  martyrii;  gleich- 
falls nach  Tertullian  gearbeitet,  vgl.  auch  BDoxbabt,  ZfwissenschTheol. 
22,  874);  Ad  Demetrianum  (vgl.  Lactant.  inst.  6,4);  De  opere  et  eleemosynis; 
De  patientia  (oder  de  bono  patientiae,  Abklatsch  von  Tertull.  de  pat);  De 
zelo  et  livore;  endlich  Briefe  in  verschiedener  Zahl  und  FassuDg  überliefert 
(8.  Mommsen  aO.)    ORitschl,  de  epistulis  Cyprianicis,  Halle  1886. 

Unter  den  Namen  Cyprianß  haben  sich  viele  ihm  fremde  Schriften 
gestellt,  zuletzt  in  Habtkl's  Ausg.  Bd.  8  abgedruckt:  zB.  de  laude  martyrii, 
adv.  Iudaeos  (diese  beiden  werden  von  allen  unechten  oder  verdächtigen 
Cyprian- Schriften  im  Phillipps -Verzeichnis  (s.  o.)  allein  aufgeführt ;  zur  ersten 
Schrift  vgl.  Habtel  zum  Lucifer  Calarit.  p.  287  u.  in  Wölfflins  Arch.  8,  8), 
de  spectaculis,  de  disciplina  et  bono  pudicitiae,  exhortatio  ad  paenitentiam, 
(CWundeber,  BruchBt.  e.  afrik.  Bibelüberd.  in  d.  Sehr,  exhort.  ad  paenit., 
Brl.  1889),  adv.  aleatores  u.  a.,  außerdem  Gedichte,  vgl.  §  21,  2.  408,  6.  — 
Jene  Abhandlung  adv.  aleatores  ist  erst  nach  Cyprian  verfaßt,  wie  schon 
aus  der  darin  bemerklichen  Benutzung  der  cyprianischen  Testimonia  er- 
hellt. Auch  die  volksmäßige  Sprache  verbietet  Cyprian  als  Verfasser  an- 
zunehmen; noch  weniger  ist  freilich  an  Victor  zu  denken;  s.  das  §  368,  7 
Angefahrte.  Dazu  WSanday,  class.  review  3,  126.  JHaüsslkitbb,  theol. 
Lit.-Bl.  1889,  Nr.  6.  6.  —  Neue  Ausgg.  der  Schrift  adv.  aleai  von  AMiodokbki 
(verbessert,  erläutert  u.  übers.),  Erl.  1889  und  von  AHilgenfeld,  Lpz.  1 889. 

3.  Lactant.  inst.  div.  5,  1  (p.  230  Fr.)  unus  igiiwr  (vgl.  §  873,  2) 
praeeipuus  et  clarus  extitit  Cyprianus,  quoniam  et  magnam  sibi  gloriam  ex 
artis  oratoriae  professione  quaesierat  et  admodum  multa  consenpsit  in  suo 
gener e  miranda.  erat  enim  ingenio  faeüi,  copioso,  suavi  et,  quae  sermonis 
maxima  est  virtus,  aperto,  ut  discernere  non  queas  utrumne  ornatior  in 
eloquendo  an  facilior  in  explicando  an  potentior  in  persuadendo  fuerit.  hie 
tarnen  placere  ultra  verba  sacramentum  ignorantibus  non  potest,  quoniam 
mystica  sunt  quae  locutus  est  et  ad  id  praeparata  ut  a  sölis  fidelibus  audiantur; 
denique  a  doctis  huius  saeculi  quibus  forte  scripta  eius  innotuerunt  derideri 
solet.  audivi  ego  quendam  hominem  sane  disertum  qui  eum  immutata  una 
litter a  Copreanum  vocaret,  quasi  qui  elegans  ingenium  et  melioribus  rebus 
aptum  ad  aniles  fabulas  contulisset.  Hiebon.  ep.  68,  10  (p.  326  Vall.)  Ter- 
tuüianus  creber  est  in  sententiis,  seel  difficilis  in  loquendo;  bealus  Cyprianus 
instar  fontis  purissimi  dulcis  incedit  et  placidus.  84,  2  (p.  623  Vall.)  beatus 
Cyprianus  Tertuüiano  magistro  utitur,  ut  eius  scripta  probant.  Vgl.  de  vir. 
ill.  63  vidi  ego  quendam  Paülum  Concordiae,  quod  oppidum  Italiae  est, 
senem  qui  se  beati  Cypriani  iam  grandis  aetatis  notarium,  cum  ipse  ad- 
modum esset  adölescens,  Bomae  vidisse  diceret  referreque  sibi  solitum,  num- 
quam  Cyprianum  absque  TertuÜiani  lectione  unum  diem  praeterisse  ac  sibi 
crebro  dicere  'da  magistrum\  Tertullianum  videlicet  significans. 

4.  Ausgaben  (s.  Habtel  3,  ux)  von  DEeasmus  (Bas.  1620  u.  sonst), 
WMobel  (Par.  1664),  JPamelius  (cum  adnot.,  Antv.  1668  u.  sonst),  NRlqaltius 
(ill.,  Par.  1648  u.  sonst),  JFell  u.  Pbabson  (Oxon.  1682),  StBalueius  (be- 
endigt von  dem  Mauriner  Pbudentius  Mabanus,  Par.  1726.  Ven.  1728.  1768), 
FOberthlb    (Würzb.    1782    II),    Miqne    (Patrolog.    curs.    IV,    Par.    1844), 


§  382  Cyprianus.    §  388  Sammonicus.  969 

JGKbabingeb  (Tüb.  1858.  1859  U;  nur  ausgewählte  Schrr.),  und  bes.  WHabtbl 
(reo.  et  comm.  crit.  instruxh,  Wien  1868—71  III).  —  Die  Schrift  de  unitate 
eccl.  ad  opt.  libr.  fid.  expr.  .  .  MFHydb,  Buckington  1853.  —  Auserlesene 
Schrr.,  übersetzt  v.  Kbabingeb,  Augsb.  1848. 

5.  HDodwell,  dissertt.  Cyprianicae,  1684.  RCeillikr,  hißt,  gänär.  des 
autears  s.  et  eccl.  3  (Par.  1782),  1.  PGLumpeb,  bist,  theol.  crit.  11  (August. 
1790),  58.  FWRkttbebg,  Cyprian  nach  Leben  u.  Wirken,  Gott.  1831. 
FßöHBiNGEB,  Cyprianus,  Stuttg.s  1873.  JPetkrs,  Cyprian  (Leben),  Regensb. 
1877.  BFechtbup,  C.s  Leben  u.  Lehre  I,  Münst.  1878.  AEbebt  (s.  §  373,  7) 
1,  64.  ORitschl,  Cyprian  u.  d.  Verfassung  der  Kirche,  Gott.  1886.  —  Über 
den  (sehr  fraglichen)  Anteil  des  Cypr.  an  der  Sammlung  der  notae  tiro- 
nianae  vgl.  WSchhitz,  i.  d.  symb.  phil.  Bonn.  540.    Auch  §  403,  5. 

6.  Hibron.  vir.  ill.  70  Novatianus  Bomanae  urbis  presbyter  adversus 
Cornelium  (J.  250)  caihedram  sacerdotdlem  conatus  invadere  Novatianorum 
quod  graece  dicitur  kcc&ccqcov  dogma  constituit,  nolens  apostatas  recipere 
paenitentes.  huius  auctor  Novatus  Cypriani  presbyter  fuit  (vgl.  Hiebon.  zu 
Euseb.  chron.  2269  ■=»  251  n.  Chr.  Novatus  presbyter  Cypriani  Bomam  fe- 
rnen* Novatianum  et  ceteros  confessores  sibi  sociat,  eo  quod  Cornelius  paeni- 
tentes  apostatas  recepisset).  scripsit  autem  De  pascha,  De  sabbato,  De 
circumcisione,  De  sacerdote,  De  oratione,  De  cibis  iudaicis,  De  instantia,  De 
Attalo,  multaque  cUia,  et  De  trinitate  grande  volumen,  quasi  knixo\i.y\v  operis 
Tertulliani  faciens,  quod  plerique  nescientes  Cypriani  existimant.  Vgl.  ad 
Rufin.  2 ,  19.  Hagemahn  (die  röm.  Kirche  371)  will  das  Werk  einem  An- 
hänger des  Callistus  zuschreiben.  Hiebon.  ep.  10,  3  (p.  24  Vall.)  erbittet 
sich  epistolas  Novatiani,  ut  dum  schismatici  hominis  vcnena  cognoscimus, 
libentius  sancti  martyris  Cypriani  bibamus  antidotum.  Vgl.  noch  Cyprian. 
ep.  60.  Euseb.  hist.  eccl.  6,  43.  RCeillieb  (vgl.  A.  5)  8,  290.  Die  Schriften 
De  trinitate  und  De  cibis  iud.  epistola  sind  erhalten  und  vielen  Ausgaben 
des  Tertnlli&n  und  des  Cyprian  (zB.  von  Obebthüb)  angehängt.  Selbständig 
von  EWelchmann  (Ozon.  1724)  und  Jackson  (Lond.  1728).  Bei  Migne,  Pa- 
trologiae  cursus  3  (1844),  886.    Vgl.  ebd.  861. 

383.  An  Männern  welche  die  gebundene  Form  gewandt 
handhaben  fehlt  es  der  Zeit  nicht.  Das  auf  uns  gekommene 
medizinische  Lehrgedicht  des  Q.  Serenus  (Sammonicus)  in  1115 
Hexametern,  behandelt  zwar  einen  wenig  geeigneten  Stoff  in 
rhetorischer  Weise,  folgt  jedoch  in  der  Verstechnik  den  besten 
Mustern.  Ein  fruchtbarer  Versemacher  war  in  seinen  jungen 
Jahren  der  ältere  Gordianus  (Antoninias  u.  a.). 

1.  Laxprid.  Alex.  30,  2  latina  cum  legetet  non  alia  magis  legebat  quam 
de  officiis  Ciceronis  et  de  rep.,  nonnumquam  et  oratores  (oder  orationes)  et 
poetas,  in  quis  Serenum  Sammonicum,  quem  ipse  noverat  et  dilexerat, 
et  Horatium.  Vgl.  Capitol.  Gord.  (iun.)  18,  2  (oben  §  374,  4).  Da  der  Vater 
(§  374,  4)  niemals  als  Dichter  genannt  wird  und  Alexander  erst  7  Jahre 
alt  und  noch  nicht  in  Born  war  als  derselbe  getötet  wurde,  so  ist  die 
Stelle  des  Lampridius  und  damit  das  Lehrgedicht,  welches  übrigens  in  den 


970  Die  Kaiserzeit.    Dritte*  Jahrhundert  (J.  211—253). 

H88.  nur  den  Titel  Quinti  Sereni  Jiber  {de  mediana,  mcdicinalis)  fuhrt,  eher 
auf  den  Sohn  zu  beziehen.  Dieser  müßte  darin  vor  Alezander,  also  vor 
J.  235,  gestorben  sein.  Der  Vater  hätte  das  Lehrgedicht  auch  wohl  mit  mehr 
Gelehrsamkeit  ausgestattet.  Zweifel  ob  der  Vf.  nicht  Q.  Serenius  geheißen 
und  also  von  Ser.  Sammon.  zu  trennen  sei  bei  WFhÖhnkr,  Phil.  Suppl.  5,  60. 
—  Die  Angaben  des  Gedichts  lassen  sich  fast  alle  aus  Plinius  nach- 
weisen, neben  welchem  nur  Dioskorides  ne^l  vlrjg  laTQtxfjs  und  nsql  svxo- 
gtazcov  (paQ(id*cov  benutzt  ist.  Eigene  Sachkenntnis  verrät  der  Verfasser 
nirgends,  desto  mehr  Aberglauben,  in  Mitteln  wie  dem  Umhängen  eines  mit 
Abracadabra  beschriebenen  Papiers  (944),  der  urina  canis  (1104)  u.  dgl.  Ge- 
nannt werden  Ennius  (oben  §  100,  6),  der  Toga ten dichter  Titinius  (§  112,  2), 
Horaz  (533  quod  vatis  [Peerlkamp:  quodque  satis  die  Hss.]  melius  verbis 
diccmus  Horati),  Livius  (728  tertia  namque  Titi  simul  et  centesima  Livi 
eharta  docct  etc).  Der  Sprachschatz  ruht  auf  Virgil,  Horaz,  teilweise  auch 
Lucretius,  vgl.  A.  2  E.  —  Zu  Anfang  die  unumgängliche  Anrufung  des  Phoebue 
für  sdlutiferum  quod  pangimus  .  .  Carmen  (4);  vgl.  397  dis  ista  requirat, 
at  no8  pauperibus  praecepta  feramus  amica;  s.  628—626.  Begonnen  wird 
mit  Mitteln  wider  Übel  des  Kopfes  {ceha  de  corporis  arce,  8),  geschlossen 
(falls  das  Gedicht  vollständig  ist)  mit  Mitteln  gegen  Warzen.  In  den  Hss. 
ist  das  Gedicht  in  63  Kapitel  eingeteilt.  In  Bezug  auf  Verschleifung  und 
Cäsur  werden  strenge  Gesetze  befolgt,  die  nur  selten  zu  gunsten  tech- 
nischer Ausdrücke  durchbrochen  werden;  dagegen  941  mortiferum  magis 
est  quod  Graecis  7}fuvffixaiov  völgatur  verbis ;  hoc  nostra  dicere  lingua  non 
potuere  ulli,  puto,  nee  völuere  parentts.  Das  Ganze  ist  mehr  die  Spielerei 
eines  formgewandten  jüngeren  Mannes  als  eine  ernsthafte  Arbeit. 

2.  Handschriften:  Sie  zerfallen  in  zwei  Klassen.  Zur  einen  gehört 
die  beste  Hb.  Turicensis  s.  IX  (FARküss,  lect.  Sammon.  I,  Würzb.  1836), 
zur  zweiten  in  gleicher  Weise  zu  berücksichtigenden  die  übrigen,  wie  Leid. 
Voss.  Q.  33  s.  X,  Par.  9347  s.  X ,  Senensis  s.  XI  (J Schmidt,  Herrn.  17,  239, 
ABaub  aO.),  Mutinensis  s.  XI/X1I  (GGoetz,  obss.  crit.,  Jena  1883  p.  I)  u.  a. 
Eine  wertvolle  Ha.  früher  in  Paderborn  s.  XIII  ist  verschollen  (ABaur  aO.  6). 
Ausgaben  zB.  von  RKkuchrn  (Amst.  1662.  [1706]),  JChGAckkrmann  (Lps. 
1786),  bei  Bukman,  PLM.  2,  186  u.  in  Bährens  PLM.  3, 102.  —  JBMorqagni 
epistolae  duae  in  Serenum  Sam.,  zB.  in  dessen  Opusc.  miscell.  (Neap.  1763) 
1,  191.  Thirrfeldkr,  des  Q.  S.  S.  Lehrgedicht,  in  Küchenmeisters  Ztschr. 
f.  Medizin  5  (1866),  116.  E Meyer,  Gesch.  d.  Botan.  2,  209.  —  Über  Sprach- 
und  Wortgebrauch,  sowie  die  (hier  und  da  vom  strengen  Gebrauch  ab- 
weichende) Silbenmessung  ABaur,  quaestt.  8ammoniceae,  Gießen  1886. 

8.  D.  Caelius  Calvinus  Balbinus,  Cos.  II  J.  213,  kurze  Zeit  Kaiser, 
t  238;  PRE  1»,  2243,  4.  Capitol.  Max.  et  Balb.  7,  6  eloquentia  clarus, 
poeta  inter  sui  temporis  poetas  praedpuus.  Vgl.  ebd.  2,  7  vitae,  quam  a 
prima  aetate  in  studiis  semper  ac  litteris  tenuit    S.  A.  6. 

4.  Capitol.  Maxim.  27,  6  Toxotius  .  .  Senator,  qui  perit  post  praeturam, 
cuius  etiam  poemata  extant.  —  Über  die  Verse  von  Macrinus,  Albinus  und 
Gordianus  s.  §  870,  4.  876,  1.  2.  —  Im  Anfang  des  dritten  Jahrhunderts 
lebte  wohl  auch  der  griechische  Fabeldichter  Babrius,  von  Geburt  ein 
Römer.    OCausius,  Lpz.  Stud.  2,  126. 


§  383  Serenus  Sammonicus.   §  384  Commodianus  971 

6.  Frühestens  dieser  Zeit  gehört  wohl  der  Albinas  an  ans  dessen 
verum  romanarum  primo  Prisc.  GL.  2,  304  drei  Hexameter  anfuhrt.  Vgl. 
LMüllbb,  metr.  270  mit  oben  §  262,  6  nM.  Bäbrens  FPR.  406  vereinigt 
ihn  mit  dem  Albinns  in  §  406,  3,  OHknnig,  de  Ovidii  sodalibus,  Berl.  1883, 
13  mit  dem  Balbinus  oben  A.  3. 

384«  Eine  eigentümliche  Gestalt  ist  Commodianus,  von 
welchem  wir  zwei  Gedichte  besitzen,  erfüllt  von  einem  wenn 
auch  dogmatisch  nicht  ganz  regelrechten  christlichen  Eifer,  und 
dabei  in  rohgezimmerten  halb  quantitierenden,  halb  accentuieren- 
den  Versen  geschrieben  welche  nur  eine  gewisse  äußere  Ähnlich- 
keit mit  dem  Hexameter  festhalten.  Das  jüngere  der  beiden 
ziemlich  gleichzeitigen  Gedichte,  die  Instructiones,  fügt  zu  jener 
Formlosigkeit  noch  akrostichische  Anlage.  Das  Carmen  apolo- 
geticum  (vom  J.  249)  entwickelt,  durch  diese  Wunderlichkeit  nicht 
beengt,  um  so  größeren  Wortreichtum. 

1.  Gelasius  (patrol.  69,  163  Migne)  im  Decret  de  libris  recipiendis  et 
non  recipiendis  (§  469,  6)  führt  die  opuscula  Commodiani  auf  unter 
den  libri  apocryphi  qni  non  recipinntur.  Gennadids  de  scriptor.  eccl.  16 
Commodianus  dum  inter  saeeulares  litteras  etiam  nostras  legit  occa- 
sionem  accepit  fidei.  factus  itaque  christianus  et  ...  .  scripsit  mediocri 
Sermone  quasi  versu  librum  adversus  paganos.  et  quia  parum  nostra- 
rum  attigerat  litterarutn  magis  iüorum  destruere  potuit  dogmata  quam 
nostra  firmare.  unde  et  de  divinis  repromissionibus  adversus  Mos  agens 
vili  satis  et  erasso  .  .  .  sensu  disseruit.  .  .  .  Tertullianum  et  Lactantium 
(vielmehr  etwa  Oyprianum:  Gennadias  irrt,  Lactantias  lebte  nach  Commo- 
dianus) et  Papiam  auctores  secutus  moralem  sane  auctoritatem  et  maxime 
voluntariae  paupertatis  amorem  optime  prosecutus  studentibus  inculcavit.  Das 
letzte  Akrostichon  der  Jnstr.  2,  89  hat  die  Überschrift  Nomen  Gaset 
(=-  Gazaei?)  und  bildet,  die  Anfangsbuchstaben  aufwärts  gelesen,  die  Worte 
Commodianus  mendicus  Christi.  Jenes  Gazaeus  kann  den  Comm.  bezeichnen 
als  aus  Gaza  gebürtig,  dann  wohl  dem  im  palästinischen  Syrien.  Es  könnte 
aber  auch  eine  Anspielung  auf  den  Wortsinn  des  Namens  c  Commodianus ' 
enthalten.  Dann  möchte  man,  schon  der  Sprache  und  des  Inhalts  wegen, 
den  C.  für  einen  Afrikaner  halten.  —  Instr.  1  (praef.),  4  ego  similiter  erravi 
tempore  multo,  fana  prosequendo  parentibus  insciis  ipsis;  abstüli  me  tandem 
inde  legendo  de  lege.  .  .  ob  ea  perdoctus  ignaros  instruo  verum.  Apolog.  3 
errabam  ignarus  spaHans  spe  eaptus  inani,  dum  furor  aetatis  primae  me 
portabat  in  auras.  (11  ff.)  aggressusque  fui  traditor  in  codice  legis,  quid  ibi 
rescirem.  statim  mihi  lampada  fulsit  .  .  et  ideo  tdles  hoi-tor  ab  errore  rece- 
dant.  In  beiden  Gedichten  derselbe  Fatripassianismus  (JLJacobi  in  JMüllers 
Zeitschr.  f.  christl.  Wiss.  4  [1863]  Nr.  26)  und  Chiliasmus.  Instr.  1,  40,  10 
ipse  deus  vita  est,  pependit  ipse  pro  nabis;  vgl.  apolog.  771  unus  est  in 
caelo  deus  caeli,  terrae  marisque,  quem  Moyses  doeuit  ligno  pender e  pro 
nobis.  Instr.  2,  89,  6  hoc  placuit  Christo,  resurgere  mortuos  imo  .  .  sex  mi- 
libus  annis  completis  mundo  finito;  vgl.  apol.  791  sex  milibus  annis  provenient 


972  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (J.  211—263). 

ista  repletis;  .  .  tmc  homo  resurgct  etc.  Die  Instr.  kennen  (1,  41)  nur  äinen 
Antichrist  (Belial),  das  Apol.  aber  zwei  (Nero  und  den  Mann  ans  dem 
Osten,  je  31/,  Jahre).  Natürlich  starke  Benutzung  der  Bibel,  namentlich 
aber  der  Testimonia  Cyprians  (A.  2.  8;  BDombabt,  ZfwissTheol.  22,  374),  des 
Tertullian  (s.  o.)  und  Minucius.  Bekämpfung  der  Anhänger  der  heidnischen 
Klassiker:  apol.  583  (Vergilius  legitur,  Cicero  aut  Tercntius  item,  nil  nisi 
cor  [osf]  faciunt,  ceterum  de  vita  siletur),  trotzdem  finden  sich  aber  manche 
Spuren  von  Verwendung  des  Virgil,  Horaz,  Lucrez;  Dombabt  y.  s.  Ausg. 
p.  im.  Sprache  (vgl.  dazu  den  index  verborum  et  locutionum  in  Dombarts 
Ausg.)  und  Versbau  ist  in  beiden  Gedichten  derselbe  und  besonders  diese 
Gleichheit  neben  der  Gleichzeitigkeit  beider  Gedichte  (A.  2.  3)  beweist  die 
Verfasserschaft  des  Gommodianus  auch  für  das  Apologeticum.  Der  sprach- 
liche Ausdruck  zeigt  starke  Verlotterung  verglichen  mit  dem  Schriftlatein, 
zB.  in  Casus-  und  Geschlechtsgebrauch,  den  Fügungen  mit  Präpositionen 
und  Verben  und  in  den  Wortformen  {paupera  nom.  sg.  fem.,  pauperis  abl. 
pl.,  lucernas,  divitias  usw.  als  nom.  pl.?,  ipsud,  sumptum  neutr.  st.  sumptus, 
nuntia  st.  nuntii,  insigni  st.  insignes,  pracbere,  augerc).  —  Im  allg.  AEbebt, 
Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wies.  5,  414;  Lit.  d.  M Alters  1,  86.  Lktmbach  aO.  23. 
GBoissieb,  Commodien  in  den  Melanges  Renier,  Par.  1887,  37. 

2.  Das  sog.  carmen  apologeticum  ad  versus  Iudaeos  et  gentes  (der 
Titel  und  Verfassername  ist  nicht  überliefert)  ist  aus  einem  cod.  Phillippicns 
12261  s.  VIII  (ohne  Versabteilung),  früher  in  Middle-Hill  jetzt  in  Chelten- 
ham  befindlich,  abgedruckt  bei  JBPitba,  apicilegium  Solesmense  1  (Par. 
1852),  21  (vgl.  p.  637.  566.  xvi,  sowie  4,  h.  222).  HRönsch  (besserer  Text 
mit  Erläuterungen)  in  ZfhistTheol.  1872,  163;  1878,  300;  und  nach  neuen 
Vergleichungen  bei  Dombabt,  s.  A.  4E.  Im  ganzen  sind  es  1060  Verse,  von 
denen  aber  die  letzten  in  der  Hs.  trümmerhaft  und  unleserlich  sind.    Am 

Schlüsse:    explicit  traetatus  saneti  episcopi   de   A co.     Zeitandeutung 

v.  805:  sed  quidam  haec,  aiunt:  quando  haec  (Weltende)  Ventura  putamus? 
(807)  multa  quidem  signa  fient  tantae  termini  pesti,  sed  erü  initium  septima 
per8ecutio  nostra  (nach  Augustin.  civ.  d.  18,  52  die  des  Decius).  eece  tarn 
ianuam  pulsat  et  cingitur  ense  (?)  gut  cito  traiciet  Goihis  inrumpenttbus 
amne  (die  Donau,  J.  250).  rex  ApoUyon  erit  cum  ipsü  nomine  dirus.  (813) 
pergit  ad  Romam  cum  multa  milia  gentis  decietoque  dei  captivat  ex  parte 
subactos.  (885)  haec  Nero  tum  faciet,  .  .  ut  urbs  et  populue  Hie  cum  ipso 
tradatur,  tollatur  Imperium  quod  fuit  inique  repletum,  quod  per  tributa  mala 
diu  macerabat  omnes.  Im  Hinblick  auf  diese  Nähe  des  Weltendes  werden 
die  noch  Ungläubigen  ermahnt  sich  bei  Zeiten  dem  Christentum  zuzuwenden. 
Die  Erwähnung  der  Goten  usw.  weist  auf  das  J.  249  und  damit  stimmt 
die  Benützung  der  zwei  ersten  im  J.  243  herausgegebenen  Bücher  der 
Testimonia  Cyprians  in  Comm.s  Apologeticum,  während  eine  Verwertung  des 
dritten,  etwas  später  herausgegebenen,  Buches  sich  nicht  findet;  BDombabt, 
ZfwissenschTheol.  22,  385.  —  AEbebt,  in  den  Abh.  d.  sächs.  G.  d.  W. 
5,  387.  CLeimbach,  über  C.s  carm.  ap.,  Schmalkalden  1871.  ELldwio,  Phil. 
86,  285.     Zur  ErkläniDg  BAubiS,  rev.  arche'ol.  1883  2,  312.  312. 

3.  Die  Instructiones  per  litteras  versuum  pritnas  bestehen  aus  80 
Gedichten.  Dieselben  behaudeln  das  Thema  akrostichisch ,  daneben  auch 
telestichisch,  zB.  1,  28  (PhThiklmamn,  Arch.  f.  Lexikogr.  5,  148)  und  hängen 


§  384  Commodianus.  973 

noch  andere  närrische  Spielereien  daran:  2,  8  schließen  alle  Verse  mit  dem 
Buchstaben  i;  2,  27  mit  t;  2,  39  mit  o.  Themen,  zB. :  de  fulmine  ipsius 
Iovis;  de  septizonio  et  stellis;  Apollo  sortilegus  falBns;  Hercules;  de  Am- 
mudate  et  deo  magno;  repugnantibus  adversus  legem  Christi  dei  vivi;  item 
gentilibus  ignaris;  qni  iudaeidiant  fanatici;  de  populo  absconso  sancto  omni- 
potentis  Christi  dei  vivi  etc.  —  Die  instr.  zerfallen  in  den  Hss.  in  2  Bücher, 
deren  erstes  41,  deren  zweites  39  Akrosticha  enthält.  Ebekt  zog  noch 
2,  1-4  zu  B.  1.  Vgl.  Dombart,  Wien.  SBer.  107,  741.  Besser  fügt  man 
1,  41  zu  B.  2,  so  daß  jedes  Buch  40  Gedichte  umfaßt.  Dann  ist  B.  1 
apologetisch -polemisch  und  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  den  Heiden 
und  Juden.  Das  zweite  Buch  beginnt  mit  Betrachtungen  über  den  Anti- 
christ, Weltende,  Auferstehung,  jüngstes  Gericht  u.  dgl.  und  wendet  sich 
mit  Ermahnungen  an  die  Christen,  Katechumenen  und  Geistlichen.  Da  in 
den  Instruct.  sich  die  Benützung  der  Schrift  Cyprians  de  habitu  virginum  und 
der  drei  Bücher  von  dessen  Testimonia  verrät,  so  können  dieselben  nicht 
vor  J.  250  verfaßt  sein,  BDombabt,  ZfwissTheol.  22,  386.  —  Dodwkll,  diss. 
de  Comrnodiani  aetate,  an  dessen  annales  Quintil.  (Oxon.  1698)  und  in  der 
Ausg.  von  Schürzflbisch.  AEbbet,  Abh.  (s.  A.  2E.)  417.  —  Aus  einer  einst 
(von  JSihmond  angefertigten)  Abschrift  einer  alten  aus  Angers  stammenden 
jetzt  verschollenen  Ha.  (cod.  St.  Albini  apud  Andecavenses)  zuerst  heraus- 
gegeben von  NRioaltius  Toul  1649,  wiederholt  Toul  1650.  (1666).  Aus 
Sirmonds  Abschrift)  ist  geflossen  Paris.  8304  s.  XVII,  aus  letzterem  Leid. 
Voss.  49  s.  XVn.  Neue  Vergleichungen  der  letzteren  in  der  Ausgabe  von 
Ludwig  (A.  4);  s.  auch  JBPitra,  spicil.  Solesm.  4,  224.  Einzige  jetzt  be- 
kannte ältere  Ha.,  früher  in  Middlehill,  jetzt  in  Cheltenham,  Phillippicus  1825 
(olim  Meermannianus  708)  s.  XI.  Neue  Vergleichungen  in  Dombarts  Aus- 
gabe (A.  4).  Vgl.  noch  BDombart,  Wiener  SBer.  96,  447;  BlfbayrGW.  16,  342. 
—  Andere  Ausgaben  von  ÜLSchurzflbisch  (Wittenb.  1704;  wertvoller  Nach- 
trag 1709),  bei  Migne,  Patrologiae  cursas  3  (Par.  1844),  202,  und  an  FObhleh's 
Minucius  Felix  (1847).  S.  auch  A.  4E.  —  LKälberlaü  ,  curarum  in  Com- 
mod.  Instr.  spec,  Halle  1877.    JHuembb,  ZföG.  30,  31. 

4.  Der  Hexameter  des  Commodian  ist  ein  Zwitterwesen,  schwankend 
zwischen  accentuierender  und  quantitierender  Regel.  Die  schulgerechtc 
Silbenmessung  mißachtet  Commodian  nicht  etwa  aus  Unkenntnis  der- 
selben. Denn  er  hat  zB.  unter  490  zweisilbigen  Versschlüssen  im  apolog. 
nur  2— 3mal  jene  vernachlässigt  (so  551  tertio  die).  Die  einzelnen  Verse 
zerfallen  durch  die  regelmäßige  Cäsur  nach  der  dritten  Hebung  in  zwei 
Teile.  Sie  zählen  13—17  Silben,  davon  5—7  Silben  im  ersten  Teil,  8-10 
im  zweiten.  Die  beiden  Halbverse  sind  gegen  ihr  Ende  meist  quantitierend 
gebaut,  in  ihren  Anfängen  aber  nicht.  Die  dritte  Hebung  selbst  ist  als 
Schlußsilbe  des  ersten  Teiles  mittelzeitig  so  gut  wie  die  letzte  Silbe  des 
ganzen  Verses;  in  der  Senkung  des  zweiten  und  des  fünften  (stets  dakty- 
lischen) und  in  der  Hebung  des  sechsten  Fußes  versucht  Commodian  die 
Quantität  zu  beachten:  dabei  nimmt  er  es  leichter  vokalische  Längen  als 
Positionslängen  zu  kürzen  und  vermeidet  überhaupt  am  Schlüsse  der  Verse 
das  Auseinanderfalten  von  Wort-  und  Versaccent.  Hiatus  ist  durchaus 'ge- 
stattet, VokalverBchleifung  findet  sich  nur  (selten)  bei  est  {causa  resecta 
est).     Der    Wortton    gilt    mehr    als    das    Gewicht    der    Silben    (richtige 


976  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (J.  253—284). 

Herrn.  7,  367.  EWölfflin,  Phil.  34,  137;  lat.  u.  roman.  Comparation,  Erl. 
1879.  Vgl.  auch  Tiede,  über  lat.  u.  deutsche  Umgangssprache,  Sprottau 
1872.  ORebling,  die  röm.  Umgangssprache,  Kiel*  1883;  Lateinisches  u. 
Romanisches  in  d.  Festschr.  d.  Gymn.  zu  Wesel  1882,  93.  OWeise  (über 
Zwitterbildungen),  Phil.  47,  45;  die  oben  §  305,  9  angeführte  Literatur.  S. 
§  346,  9.     §  370,  6. 

4.  Die  außerrömischen  Redner  und  Stilisten  haben  ein  lebhaftes  Ge- 
fühl der  Schwierigkeiten  mit  denen  sie  ringen  müssen.  Panegyr.  9»  1 
neque  ignoro  quanto  inferiora  sint  ingenia  nostra  romanis.  siquidem  latine 
et  diserte  loqui  Ulis  ingeneratum  est,  nobis  elaboratum,  et  si  quid  forte  com- 
mode  dicimus  ex  ülo  fönte  et  capite  facundiae  imitatio  nostra  derivat.  Pacat. 
in  Theodos.  1,  3  huc  accedit  auditor  senatus,  cui  dif fidle  sit  .  .  pro  ingtnUa 
atque  heredüaria  orandi  facultate  non  esse  fastidio  rudern  hunc  et  incuUum 
transalpini  sertnonis  honorem. 

5.  Verbreitung  des  Christentums  auch  unter  den  Gebildeten.  Arnob. 
2,  6  tarn  magnis  ingeniis  praediti  oratores,  grammatici,  rhetores,  consuUi 
iuris  ac  tnedici,  philosophiae  etiam  secreta  rimantes  magisteria  haee  expetunt, 
spretis  quibus  paulo  ante  fidebant.  Ein  Philosoph  welcher  (zu  Nikomedia, 
also  wohl  griechisch)  gegen  das  Christentum  schrieb  bei  Lactant.  inst.  5,  2. 
—  Protokoll  über  die  Vernehmung  (und  Hinrichtung)  des  Maximilianus  in 
Teveste  (Afrika)  J.  295,  welcher  aus  religiösen  Gründen  sich  dem  Kriegs- 
dienst entziehen  will,  in  Mabillon's  vet.  anali.  4  (Par.  1685),  566.  —  Die 
angeblichen  acta  proconsularia  über  Cyprians  Tod  in  Habtel's  praef.  zum 
Cypr.  p.  ex. 

6.  Ältester  lateinischer  Bibel-Erklärer:  Victorinus,  Petabionensü  (m 
Pettau  in  Steiermark)  episcopus,  non  aeque  latine  ut  graece  (wohl  als  Grieche 
von  Geburt)  noverat.  unde  opera  eins  grandia  sensibus  vüiora  videntur 
compositione  verborum.  sunt  autem  haec:  commentarii  in  .  .  (eine  Reihe  alt- 
testamentlicher  Bücher),  in  apocalypsim  Iohannis  (den  Comm.  zu  Matth. 
erwähnt  Hieron.  7,  7.  p.  247  Vall.),  adv.  omnes  haereses  et  mülta  alia.  ad  ex- 
tremum  martyrio  coronatus  est  (f  um  J.  308),  Hibron.  vir.  ill.  74.  Vgl.  noch 
Hieron.  ep.  48,  12.  58,  10.  61,  2.  70,  5.  84,  7.  Die  erhaltenen  Schriften 
bei  Mignb  5,  282  und  Routh,  reliq.  sacr.  3*,  453.  Ihre  Echtheit  ist  aber 
zweifelhaft.    S.  auch  Cave,  scriptt.  eocl.  hist.  p.  95. 

a.   Die  Zeit  vor  Diocletian,  J.  263—284. 

386,  Zur  Zeit  von  Carus  und  seinen  Söhnen  verfaßte 
M.  Aurelius  Olympius  Nemesianus  aus  Karthago  sein  Lehr- 
gedicht über  die  Jagd  (Cynegetica),  von  welchem  die  ersten 
325  Verse  auf  uns  gekommen  sind.  Sie  bewegen  sich  mit  Ge- 
wandtheit, Sicherheit  und  Wortfülle  in  den  herkömmlichen  Ge- 
leisen. Die  Technik  derselben  ist  in  allem  Wesentlichen  dieselbe 
wie  in  den  vier  redseligen  Eklogen  desselben  Verfassers,  worin 
er  sich  die  bukolischen  Versuche  des  Calpurnius  (§  306)   zum 


§  886  Nemesianus.  977 

Master  genommen  hat,  aber  selbst  hinter  diesem  mäßigen  Vor- 
bilde nicht  unerheblich  zurückgeblieben  ist. 

1.  Vopisc.  Car.  11,  2  (Numerianus)  cum  Olympio  Nemesiano  contendit, 
qui  halieutica,  cynegetica  et  nautica  (pontica  Bahrens,  vgl.  A.  4)  scripsü 
quique  omnibus  coronis  (so  Casaubonus:  colonis  die  Hss.)  ülustratus  emicuit. 
Vgl.  §  385,  2.  In  dem  einzig  erhaltenen  dieser  drei  Lehrgedichte,  dem  Jagd- 
buche, wird  zuerst  dargelegt  daß  der  Verf.  sagenhafte  Stoffe,  als  schon  viel 
behandelt,  nicht  bearbeiten  wolle:  nos  saltus  viridesque  piagas  eamposque 
patentes  scrutamur  (40)  etc.  Für  später  stellt  er  (63)  den  Söhnen  des  Garns 
Besingung  ihrer  Taten  in  Aussicht:  mox  vestros  meliore  lyra  memorare 
triumphos  aceingar,  divi  fortissima  pignora  Cari,  atque  canam  nostrum  ge- 
minis  sub  finibus  orbis  (im  Norden  und  Osten)  litus  et  edomitas  fraterno 
numine  gentes  etc.  haec  vobis  nostrae  libabunt  carmina  Musae  cum  primum 
vulius  sacros  .  .  contigerit  vidisse  mihi  etc.  Das  Gedicht  ist  also  außerhalb 
Roms  und  nach  dem  Tode  des  Garns,  J.  284,  verfaßt.  Die  Bezeichnung 
der  Spanier  durch  gens  ampla  iacet  trans  ardua  Calpes  culmina  (251)  deutet 
darauf  daß  der  Verf.  in  Afrika  schreibt,  wie  denn  N.  sowohl  in  den  Hss. 
der  cynegetica  als  in  denen  der  ecl.  (§  306,  1)  als  Karthager  bezeichnet 
wird  (poeta  carthaginiensis).  Von  den  325  Hexametern  welche  allein 
erhalten  sind  fallen  102  auf  die  Einleitung;  im  weiteren  ist  nur  von  den 
Vorbereitungen  zur  Jagd,  insbesondere  den  Jagdhunden,  die  Bede.  Dazu 
zwei  Bruchstücke  in  den  Statins- Scholien  zu  Theb.  2,  58  ut  etiam  Olympius 
(8.  oben  Z.  1)  ait\  5,  389  sie  in  Olympio  usw.  —  Vereinzelte  Archaismen  wie 
mage  (317).  Häufige  Anklänge  bes.  an  Virgil,  dann  solche  an  Manilius 
(8.  §  253,  2).  —  In  der  Zeit  des  Erzbischofs  Hinkmar  von  Bheims  (f  J.  882) 
diente  die  Schrift  als  Schulbuch  (puer  scholarius  in  Ubro  qui  inscribitur 
cynegeticon  Carthaginiensis  Aurelii  didiev). 

2.  Handschriften  des  Jagdbuches:  Vindobon.  3261  s.  XVI  (Abschrift 
des  betreffenden  jetzt  längst  verlorenen  Teiles  von  cod.  Vindob.  277  [San- 
nazarianus]  s.  IX,  in  welchem  einst  Ovids  hal.,  Grattiue'  und  Nemes.  cyneg. 
zusammen  standen,  vgl.  §  250,  4  gE.  §  253,  1),  Par.  4839  u.  7561,  beide 
b.  X.  MHaupt  v.  s.  Ausg.  p.  xxiv  und  dessen  op.  1,  403.  —  Die  Ausgaben 
der  cyneg.,  worin  das  Gedicht  mit  des  Grattius'  Gyneg.  verbunden  zu 
werden  pflegt,  s.  §  253,  1  gE.  —  Über  die  Textgeschichte  der  in  den  Hss. 
mit  Calpuxnius  vereinigten  Eklogen  des  Nemesianus  und  über  diese  selbst 
8.  §  306,  1.  2.  Über  deren  Ausgaben  §  306,  3.  Dazu  die  Gesamtausg.  von 
ecl.  u.  cyneg.  in  Bahbens'  PLM.  3,  176.  —  Ecl.  4,  28.  25  nach  Thkokbit  23, 
30.  82??  GKaibel,  Herrn.  17,  419  und  dagegen  HSchbnkl,  Ausg.  des  Galp. 
u.  Nemes.  p.  xxxin. 

3.  Angeblich  copierte  aus  einem  Gedicht  des  Nemesianus  de  aueupio 
HBoragineu8  aus  Lübeck  rfurtim  in  bibliotheca  porcorum  Salvatoris  Bo- 
noniensis  versus  aliquot'.  Von  diesen  teilt  GLonoolius,  dialogus  de  avibus, 
Köln  1544,  zwei  Bruchstücke,  zusammen  28  Verse,  mit:  auch  bei  Wernsdorp, 
PLM.  1,  128,  Haupt,  Ovid/hal.  usw.  p.  66,  AL.  883.  884  Bähbens' 
PLM.  3,  208.  Aber  Verdacht  erregt  schon  die  Art  der  Auffindung,  und 
wenn  auch  der  Archaismus  contemplaverit  (v.  3)  nicht  gegen  N.  spricht, 
so  jedeafalls  der  Spondeus  gulae  (v.  28)  und  die  Häufigkeit   der  Verschlei- 

Tbu*k*l-Schwabb,  Rom.  Lit.-Oeich.    5.  Aufl.  62 


978  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  253—284). 

fang  eines  langen  Vokals  (v.  5.  6.  14.  27).    Sie   sind  wohl  ein  %  Erzeugnis 
der  neueren  Zeit. 

4.  Der  Anfang  von  Pontica  eines  unbekannten  Verfassers  (A.  1  Z.  2) 
bestehend  aus  22  wohlgebauten  Hexametern  in  gehobener  und  gebildeter 
Sprache,  ist  durch  Zufall  in  Hss.  des  Solinus  geraten;  Mommsen,  Solin. 
p.  xxxix.  Wbrnsdobf,  PLM.  1,  163.  161.  Vgl.  JKlein,  RhM.  22,  627.  AL.  720. 
Bährbns'  PLM.  3,  172. 

5.  Verwandten  Inhalts  ist  das  Gebet  zum  Oceanus  um  glückliche 
Fahrt  (28  Hex.)  von  heidnischem  Verfasser  (aus  Paris.  13026  s.  1X/X),  bei 
Wbrnsdorf  4,  314  (vgl.  p.  51).     AL.  718.     Bähbenb1  PLM.  3,  166. 

387.  Die  Geschichte  der  Zeit  findet  eine  Reihe  von  Dar- 
stellern, für  welche  die  kurze  Dauer  der  einzelnen  Regierungen 
günstig  gewesen  wäre,  wenn  es  nicht  den  meisten  an  innerer 
Unabhängigkeit  gefehlt  hätte.  Wir  kennen  sie  aber  nur  durch 
die  scriptores  historiae  augustae  welche  aus  ihnen  geschöpft  haben. 
Bedeutender  als  alle  war  jedesfalls  der  griechisch  schreibende 
Dexippus. 

1.  Vopisc.  Aurelian.  12,  4  in  ea  re,  quam  fidei  causa  inserendam  credidi 
ex  libris  Acholii,  qui  magister  admissionum  Valeriani  principis  (J.  263—260) 
fuit,  Ixbro  actorum  eins  nono.  Lamprid.  Alex.  64,  5  qui  .  .  historicos  eius 
temporis  legant  et  maxime  Acholium,  qui  et  itinera  (intima  Lipsius,  interiora 
Peteb)  huiu8  principis  scripsit  Vgl.  ebd.  14,  6.  48,  7  (§  381,  6).  HPkteb, 
hist.  rom.  fr.  364. 

2.  Tbebell.  Valerian.  8,  2  ut  Caelestinus  dicit.  —  Gallien.  18,  6  quae 
qui  völet  scire  legat  Pdlfurium  Suram,  qui  ephemeridas  eius  vitae  composuit. 

3.  Tbebell.  xxx  tyr.  6,  6  satis  credimus  Iuli  Atheriani  partem  libri 
cuiusdam  ponere,  in  quo  de  Victorino  sie  loquitur.  Folgt  ein  freimütiges 
Urteil.  FRühl,  RhM.  48,  697.  Mach.  3,  8,  2  apud  Calvum  Aterianus  (acthe- 
rianus  die  Hss.)  adfirmat  legendum  etc.  Er  ist  wohl  auch  der  Haterianus 
welcher  in  den  Veroneser  Virgilscholien  (zu  Aen.  7,  337.  9,  360.  390.  397. 
10,  242)  als  Erklarer  der  Aeneis  genannt  wird  (Ribbeck,  prolegg.  Verg. 
p.  177).    Gbäfenhan,  Gesch.  d.  class.  Philol.  4,  303. 

4.  Tbebell.  xxx  tyr.  12,  3  verba  BaUistae,  quantum  Maeonius  Astyanax 
qui  eonsilio  interfuit  adserit,  haec  fuerunt.  —  Ebd.  16,  8  von  Zenobia: 
mulier,  ut  Cornelius  Capitolinus  adserit,  spedasissima.  —  Ebd.  26,  2  iüibato 
patrimonio,  quod  quidem  ad  suos  posier os  misit,  ut  DageUius  (?)  Fuscus 
dicit.  —  Claud.  6,  3  et  hunc  (Aureolus)  tarnen  quidam  historici  laudare  conati 
sunt,  et  ridicule  quidem.  nam  Gallus  Antipater,  anciUa  honorum  et  ktstori- 
corum  dehonestamentum,  principium  de  Aureolo  habuit:  *venimus  ad  impera- 
torem  nominis  sui*. 

6.  Vopisc.  Tac.  11,  7  st  quis  omnia  de  hoc  viro  cupit  scire  legat  Sue- 
tonium  Optatianum,  qui  eius  vitam  adfatim  scripsit,  —  Firm.  6,  2  ea  quae 
de  illo  (Firmus)  Aurelius  Festivus,  Itbertus  Aureliani,  singillatim  rettulit 
(lauter  reB  leves)  si  vis  cognoscere  eundem  oportet  legas.  —  Aurelian.  1,  6 
ephemeridas    illius    (viri  des   Anrelianus)    scriptas    habemus,    etiam    bella 


§  387  Geschichtschreiber.    §  388  Aquila.     §  389  Solinus.  979 

charactere  historico  digesta.  .  .  quae  omnia  ex  libris  linteis,  in  quibus  ipse 
cotidiana  sua  scribi  praeceperat,  .  .  condisces.  —  Ebd.  4,  2  Callicrates  Tyrius, 
Graecorum  longe  doctissimus,  .  .  dicit.  ebd.  6,  4  refert  Theoclius  Caesareano- 
rum  8criptor.  27,  6  hanc  epistulam  Nicomachus  se  transtulisse  in  Graecum 
e  lingua  Syrorum  dicit. 

6.  Vopisc.  Firm.  etc.  10,  4  M.  Salvidienus  hanc  ipsius  (Satwnini) 
orationem  vere  fuisse  dicit,  et  fuit  re  vera  non  parum  litteratus.  nam  et  in 
Africa  rhetoricae  operam  dederat  et  Bomae  frequentaverat  pergulas  Magistrates. 

—  Car.  4,  3  Fabius  Ceryllianus,  qui  tempora  Cari,  Garini  et  Numeriani 
8ollertissime  persecutus  est.  —  Car.  17,  7  de  eius  luxuria  .  .  quicumque 
ostiatim  cupit  noscere  Ugat  etiam  Fulvium  Asprianum  usque  ad  taedium 
gestorum  eius  universa  dicentem.  —  Firm.  etc.  14,  4  ut  Onesimus  dicit, 
scriptor  vitae  Breite.  Vgl.  ebd.  13,  1.  Gar.  4,  2  (0.,  qui  diligentissime  vitam 
Probi  scripsit).    7,  3.   16,  1.    17,  6. 

388.  Ungefähr  aus  dieser  Zeit  ist  der  Rhetor  Aquila  Ro- 
manus, von  dem  wir  ein  mageres  und  flüchtig  geschriebenes 
Büchlein  De  figuris  sententiarum  et  elocutionis  besitzen,  an 
welches  später  Iulius  Rufinianus  seine  ähnliche  Schrift  als  Er- 
gänzung anschloß. 

1.  Iul.  Ruf.  beginnt:  hactenus  Aquila  Romanus  ex  Alexandro  Numenio. 
exinde  ab  eo  praeteritas,  aliis  quidem  proditas  (figuras),  subtexuimus.  Aquila 
widmet  seine  Schrift  einem  Ungenannten,  den  er  im  Eingang  so  anredet: 
rhetoricos  petis  longioris  morae  ac  diligentiae  quam  pro  angustiis  temporis, 
quod  me  profecto  urget,  ideoque  postea  plenum  hoc  tibi  munus  reddemus.  in 
praesenti  autem  nomina  ipsarum  figurarum  cum  exemplis  (lateinischen)  per- 
currisse  sufficiat.  17  hae  fere  sunt  ab  elegantissimis  electae  figurae  senten- 
tiarum. quibus  si,  ut  adulescens  acerrimo  ingenio,  utebaris  .  .  ex  imitattone 
leäionis  tullianae,  .  .  nihil  mirum  est.  Die  Schrift  ist  vollständig  erhalten, 
steht  aber  der  des  Rutilius  Lupus  (§  270)  an  Wert  weit  nach.  Die  Sprache 
ist  hart,  nachlässig  und  verstößt  vielfach  gegen  die  gute  Latinität.  — 
Probus  (vielmehr  Sacerdos,  s.  §  394)  GL.  4,  19,  82  sie  (pubes  puberis) 
Aquila  rettulit  Tullium  dixisse.  Cassiod.  OL.  7,  209,  18  Aquilam  et  Quin- 
tilianum  sed  et  Avitum,  quos  non  nulli  in  orthographiae  peritia  laudandos 
esse  putaverunt.  —  Ausgaben  meist  an  denen  des  Rutilius  Lupus,  wie  der 
von  Ruhhkbn  (Leid.  1768)  p.  139.  Bei  CHalm,  rhett.  latt.  min.  (Lps.  1868) 
'p.  22.  —  Zur  Textkritik:  JGvFröhlich  (JJ.  89,  208).    JSimon  (Phil.  28,  628). 

—  WWbnsch,  de  Aquila  Romano,  Wittenb.  1861.  —  Über  Saturninus  §  387, 6. 

389.  In  den  ersten  Jahrzehnten  dieses  (oder  vielleicht  schon 
des  vorigen)  Zeitraumes  verfaßte  der  Grammatiker  C.  Iulius 
Solinus  seine  Collectanea  rerum  memorabilium.  Das  Werk 
ist  in  der  Hauptsache  ein  geographisch  geordneter  und  vielfach 
erweiterter  Auszug  aus  den  in  Plinius'  Naturgeschichte  erwähnten 
Merkwürdigkeiten;  für  das  Geschichtliche  ist  darin  eine  Chronik 
aus  bester  Zeit  benützt.     Solinus  hat   aber   nicht   selbst  jenen 

62* 


980  Die  Kaieerzeit.     Drittes  Jahrhundert  (J.  263—284). 

Auszug  angefertigt,  sondern  nur  einen  älteren  und  reichhaltigeren 
weiter  verkürzt.  Die  eigenen  Zutaten  Solins  sind  stofflich  wertlos, 
seine  Darstellung  geschmacklos  geziert  und  umständlich.  Doch 
der  Bildungsstufe  der  folgenden  Zeit  sagte  die  Schrift  in  hohem 
Grade  zu.  Eine  im  sechsten  Jahrhundert  veranstaltete  Bearbei- 
tung derselben  gab  ihr  den  neuen  Titel  Polyhistor. 

1.  Aldhelm  (f  709)  citiert  (p.  323)  Iulius  Solinus  in  collectanea  rerum 
memorabilium ;  der  Mönch  Dicuil  (J.  825)  Iulius  Solinus  in  coUectaneis. 
Im  cod.  Heidelberg,  die  Überschrift:  Iulius  Solinus  Advento  (A.2gE.)  sal(utem); 
im  Paris.  6831  Iulii  Solini  collectio  rerum  memorabilium;  in  anderen  Hss. 
saec.  X  (zB.  Monac.  6884)  die  Subscription :  expl.  fei.  G.  Iüli  Solini  gram- 
matici.  Isidoe  (de  rer.  nat.  40,  1)  nennt  den  Verf.  einfach  Solinus;  ebenso 
Priscian,  mit  dem  Beisatze  in  coUectaneis  (GL.  2,  539,  16),  in  memorabilibus 
(ebd.  2,  80,  23.  151,  6.  270,  17.  8,  313,  10),  auch  (fehlerhaft)  in  admirabilibvs 
(2,  233,  17),  einmal  (2,  29,  9)  in  coUectaneis  vel  polyhistore,  letztere  zwei 
Worte  wohl  ein  spaterer  Zusatz  (Mommsen  p.  Lxn).  —  Bei  Serv.  georg.  2,  215 
Solinus  et  Nicander  qui  de  his  rebus  (ftrjQiaita)  scripserunt  ist  der  Name 
verderbt  und  ist  wohl  Phüinus  zu  lesen.  Vgl.  tiittvog  6  friwiaxog  bei 
ERohde,  RhM.  28,  273  und  GKnaack,  Herrn.  18,  33. 

2.  Solinus  kann  nicht  spater  als  im  vierten  Jahrhundert  gelebt  haben 
(8.  A.  5)  und  nach  Sprache  und  Inhalt  nicht  früher  als  im  dritten  Jahr- 
hundert.  Mommsen  (aO.  p.  vi)  entscheidet  sich  für  die  Zeit  des  Valerianus 
und  Gallienus,  weil  Solinus  Constantinopel  nur  unter  dem  Namen  Byzan- 
tium  kennt  und  von  der  durch  Diocletian  und  Constantin  getroffenen  Ein- 
teilung der  Provinzen  bei  ihm  noch  keine  Spur  ist,  so  wenig  als  vom 
Christentum.  "Wenn  die  Glosse  im  cod.  Monac.  14429  s.  X  (§  203,  1;  vgl. 
HUsexeb,  RhM.  22,  446)  Iulius  solinus  sub  octiuiano  fuit  zu  verbessern  ist 
sub  Oclatinio  (womit  der  Consul  d.  J.  218  Oclatinius  Adventus  gemeint 
wäre  als  derjenige  welchem  Solinus  sein  Buch  gewidmet  hätte,  s.  A.  1  Z.  3), 
so  ist  Solinus  in  die  erste  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  zu  setzen. 

3.  Aus  Solins  Widmung  an  Adventus  (A.  1.  2)  .  .  (2)  über  est  ad  cym- 
pendium  praeparatus  quantumque  ratio  passa  est  ita  moderate  repressus  ut 
nee  prodiga  sit  in  eo  copia  nee  damnosa  concinnitas.  cui  .  .  velut  fermen- 
tum  cognitionis  magis  inesse  quam  bratteas  eloquentiae  depreliendes.  (3)  ex- 
quisitis  enim  aliquot  voluminibus  studuisse  me  impendio  fateor  ut  et  a 
notioribus  referrem  pedem  et  remotis  largius  immorarer.  locorum  comme-* 
moratio  plurimum  tenet,  in  quam  partem  ferme  inclinatior  est  universa  ma- 
teries.  .  .  (4)  inseruimus  et  phraque  differenter  congruentia,  ut  .  .  saltem 
varietas  ipsa  legentium  fastidio  mederetur.  .  .  (5)  nonnulla  etiam  Signa  me- 
moratu,  quae  praetermittere  ineuriosum  videbatur  quorumque  auetoritas  .  . 
de  scriptoribus  manat  reeeptissimis.  quid  enim  proprium  nostrum  esse  possit, 
cum  nihil  omiserit  antiquitatis  diligentia  quod  intactum  ad  hoc  usque  aevi 
permaneret?  .  .  opiniones  universas  eligere  maluimus  potius  quam  innovare. 
(6)  .  .  des  velim  infantiae  meae  veniam.  constantia  veritatis  penes  eos  est 
quos  secuti  sumus.  Das  Hauptaugenmerk  ist  auf  auflallende  Erscheinungen 
irgend  welcher  Art   (naoado^a)   gerichtet.    Von  Rom   wird   ausgegangen, 


§  389  Solutus.  981 

dann  folgt  Italien  mit  den  Inseln,  Griechenland  mit  seinem  Norden  (bis 
Thrakien)  und  den  Inseln ;  Pontus,  Skythien ;  Germanien,  Gallien,  Britannien, 
Hispanien;  Nord- Afrika  und  Ägypten;  Asien  (Arabien,  Syrien,  Kleinasien, 
Assyrien,  Indien,  Parthien).   Schluß  mit  den  Gorgades  und  Hesperiden. 

4.  Drei  Vierteile  von  Solinus  sind  stofflich  aus  dem  übrigens  nie 
erwähnten  Plinius  entnommen,  dessen  Darstellung  rhetorisch  gesteigert 
wird,  unter  vielen  starken  Mißverständnissen  (Mommsbn  p.  ix).  Aber  nicht 
unmittelbar  aus  Plinius,  wie  aus  mancherlei  Zutaten  erhellt  welche  Sol. 
nicht  selbständig  gemacht  haben  kann,  namentlich  der  von  Plin.  nicht  ge- 
nannten Gewährsmänner,  oder  des  Vornamens,  oder  der  Zeit  (ebd.  p.  xix). 
Auch  die  Zusätze  aus  dem  gleichfalls  nicht  genannten  Mela  werden 
sich  schon  in  der  Quelle  des  Sol.  gefunden  haben,  einer  chorographia 
pliniana,  s.  S.  108  gM.  Über  die  Benutzung  der  letzteren  bei  Ammianus 
Marcellinus  s.  Mommsen,  Herrn.  16,  627.  Über  die  chronologischen  Zutaten 
8.  §  291,  6.     Vgl.  Mommsen,  Sol.  p.  249. 

5.  Solins  Buch  wurde  abgeschrieben  schon  von  Theodosius  II  (J.  402 
—460),  8.  die  Unterschrift  der  Hss.  erster  Klasse  (s.  A.  6):  Julius  Solinus 
{de  mcmorabilibus)  explicit  feliciter.  studio  et  diligentia  domni  Theodosii 
Müictissimi  principis.  OJahn,  Lpz.  SBer.  1861,  342.  Benützt  wurde  es  von 
Augustinus  (de  civ.  dei)  und  Capeila  (neben  Plinius),  von  Priscian  (A.  1, 
bes.  in  seiner  Übersetzung  der  Periegese  des  Dionysius)  und  Isidor  (de  nat. 
rer.  und  origg.).  Capella  und  Isidor  haben  ihrerseits  den  Sol.  öfters  miß- 
verstanden (Mommben  p.  ix).  Von  der  fleißigen  Benützung  im  Mittelalter 
zeugen  die  vielen  Hss.  (A.  6).  Mommben  p.  zxx.  266.  —  Auszug  in  Hexa- 
metern 8.  X  unter  dem  Namen  Theodericus  (zB.  in  einem  BraxelL  s.  XII), 
auch  unter  dem  von  Petrus  Diaconus  (s.  XII);  Mommben  p.  xcn.  Latapie, 
sur  rabrege'  poätique  de  Polyh.  Sol.  par  Thierry  (Theodericus),  attribue' 
jusqu'ici  ä  Pierre-Diaere ,  Bull,  de  l'acad.  de  Bruxelles  16,  79;  vgl.  Roulbz 
ebd.  143. 

6.  Die  Handschriften,  welche  alle  auf  einen  vielfach  verderbten 
archetypus  zurückgehen,  teilen  sich  in  drei  Klassen,  schon  durch  die  Ab- 
weichung in  den  Rubriken  und  der  Kapiteleinteilung.  Die  erste  Klasse 
(bes.  Heidelberg,  und  Paris.  6813.  6833)  8.  XI ff.,  von  einer  Hs.  (spätestens 
8.  VI  LI)  welcher  das  vorletzte  Blatt  fehlte  stammend,  hat  nur  wenige  Inter- 
polationen (fast  alle  aus  Isidor).  Über  eine  Hb.  erster  Klasse  in  Frank- 
furt a/O.  s.  XII  s.  ERasmus,  Herrn.  12,  320.  —  Die  zweite  Klasse  (Haupt- 
vertreter Leidensis  [Voss.  Q.  87]  s.  IX  und  Guelferbytanus  [Gud.  168]  s.  X) 
hat  vor  der  ersten  Vorzüge,  aber  auch  schon  zahlreichere  Zusätze.  Die 
dritte  (Hauptvertreter  Angelomontanus  s.  X)  enthält  teils  Variationen  im 
Ausdruck  teils  Erweiterungen  des  Inhalts  aus  Plinius  selbst  und  anderen 
Quellen,  herrührend  aus  einer  alten  durchgreifenden  Umarbeitung  (etwa 
durch  schottische  Mönche  welche  sich  am  Bodensee  angesiedelt,  s.  Vi),  mit 
neuer  praefatio  (p.  283  M.)  und  Umänderung  des  Titels  in  den  unpassenden 
Polyhistor,  und  unter  Annahme  des  Scheins  als  ob  diese  Umarbeitung  den 
Solinus  selbst  zum  Urheber  hätte.  Zusammengeschweißt  aus  Kl.  I  u.  III  ist 
Sangallensia  s.  X,  aus  Kl.  II  u.  III  Paris.  6810.  Über  alles  Nähere  s.  Mommskxb 
Ausgabe.  FLüdbcke,  über  zwei  wichtige  Hss.  des  Sol.,  Bremen  1866. 
AMacb,    un  important   ms.   de   Solin  (nämlich   Vatic.    3343),   in   d.   Me*l. 


982  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (J.  258—284). 

(Tarchgol.  8  (1888),  506.  —  Über  die  Bekanntschaft  des  MAlters  mit  Solinus 
s.  auch  MManitiüs,  Phil.  47,  562. 

7.  Ausgaben  zB.  von  JCamebs  (Wien  1520),  ElVinetus  (Pictav.  1564), 
MDelrio  (Antv.  1572.  Lugd.  1646)  u.  a.  Hauptwerk  zur  Erklärung  (bes. 
des  Plinius):  Claudii  Salmasii  Plinianae  exercitationes  in  Sol.  Polyh.,  Paris 
1629  und  (cur.  SPitisco)  Utrecht  1689  IL  Lps.  1777.  Kritische  Ausgabe: 
rec.  ThMommsen,  BerL  1864.  Vgl.  FLüdkcke,  Gott.  gel.  Anz.  1865,  1089.  — 
Über  die  22  Hexameter  in  Hss.  des  Solinus  s.  §  386,  4. 

390.  Auch  der  eifrige  und  gelehrte  Bearbeiter  der  etruskisch- 
römischen  Religionsgeschichte  und  ihrer  Altertümer,  Cornelius 
Labeo,  welcher  den  alten  Glauben  nicht  ohne  Hinweise  auf 
den  christlichen  verteidigte,  scheint  dieser  Zeit  anzugehören. 

1.  Mach.  3,  4,  6  Cornelius  Labeo  de  dis  penatibus.  1,  18,  2t  Cor- 
nelius Labeo  in  libro  .  .  .  de  oraculo  Apollinis  Clarii.  1,  16,  29  Cornelius 
Labeo  primo  fa&torum  libro  (GWissowa,  de  Macrob.  fönt.  26  zweifelt  ohne 
hinreichenden  Grund  an  der  Richtigkeit  dieses  Titels);  vgl.  1,  12,  21.  22. 
Seby.  Aen.  3,  168  Labeo  in  libris  qui  appeUantur  de  dis  animalibus.  Vgl. 
dens.  Aen.  1,  878  alii,  ut  Nigidius  et  Labeo,  deos  penates  ....  tradunt. 
August,  civ.  dei  2,  11  Labeo,  quem  huiuscemodi  rerum  peritissimum  prae- 
dicant,  numina  bona  a  numinibus  malis  ista  etiam  cuUus  diversitate  distinguit. 
14  Platonem  Labeo  inter  semideos  commemorandum  putavü  (danach  war 
Labeo  Neuplatoniker).  3,  25.  8,  13.  9,  19  non  nülli  istorum  .  .  daemoni- 
colarum,  in  quibus  et  Labeo  est,  eosdetn  perhibent  ab  aliis  angelos  dici  quos 
ipsi  daemones  nuncupant  (also  gehörte  Labeo  der  christlichen  Zeit  an 
und  zwar  nicht  mehr  den  Anfängen  derselben)  22,  28.  —  Denselben  Labeo 
(Actßscov)  führt  an  Ltd.  de  mens.  4,  1.  20  (wohl  aus  den  fasti,  s.  o.)  und 
de  ostent.  3  extr.  (als  Kenner  der  etruskischen  Religion).  42  (Überschrift: 
xccfroU-KT]  Z7uxriQ7)GLe  ngog  oeXrjvqv  nsQl  hsqccvvov  %a\  aXXcov  xerratfrqpara?, 
1%  xav  Aaßsmvos  xa&'  SQfirivttev  tiQog  Xi£iv  anb  trjg  d"tQfirjg  t^ojt^);  vgl. 
CWachbmuth,  prolegg.  p.  xxm).  Ob  dem  Schwindler  Fulgentius  (expos. 
serm.  ant.  s.  y.  manales  p.  388  Roth)  zu  trauen  ist,  der  ein  Citat  hat  aus 
Labeo  qui  disciplinas  etruscas  Tagetis  et  Bacidis  XV  voluminibus  explanavit 
(vgl.  OMüllkb,  Etr.  28,  30.  LPrelleb,  röm.  Myth.  I8,  355)?  Ebenso  frag- 
lich ist  ob  derselbe  Labeo  gemeint  ist  mit  dem  Cornelius,  welcher  quattuor 
Mercurios  esse  scribit  bei  Schol.  Stat.  Theb.  4,  482?  OJahh,  RhM.  9,  627. 
Da  die  Hss.  Corvilius  haben  denkt  MHertz,  BerlphWechr.  1889,  594  an 
Messalla  Corvinus  (§  199,  2).  —  Die  Kritik  des  Arnobius  (§  396)  über  das 
Heidentum  bezieht  sich  auf  manches  was  bei  Augustin  und  Macrobius 
ausdrücklich  als  Lehre  Labeos  erwähnt  ist.  Wirklich  scheint  Arnobius, 
obwohl  er  den  Labeo  nie  nennt,  gegen  ihn  besonders  seine  Kritik  zu  richten, 
und  zwar  läßt  sich  aus  der  Art  wie  dies  geschieht  schließen  daß  A.  das 
nicht  lange  vorher  erschienene  Werk  eines  Zeitgenossen  berücksichtige. 
Danach  darf  man  den  Labeo  in  die  zweite  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts 
setzen^  GKbttneb,  Cornelius  Labeo,  ein  Beitr.  z.  Quellenkritik  des  Arn., 
Pforta  1877  (daselbst  auch  Sammlung  der  Fragmente).  AReiffebscheid, 
Bresl.  ind.  schol.  1879/BO,  9.  OMlxlkb,  Etr.  2»,  36.  GWissowa,  Herrn. 
22,  35.    WKahl,  Cornelius  Labeo,  ein  Beitrag  usw.,  Phil.  Suppl.  5,  719. 


§  S90  Cornelius  Labeo.    §  391  Panegyriker.  983 

b.    Die  Zeit  Diocletians,  J.  284— 306. 

391.  Die  wichtigste  Kunst  ist  fortwährend  die  der  Rede. 
Sie  hat  ihren  Hauptsitz  jetzt  in  Gallien.  Massilia,  Narbo,  Tolosa, 
Burdigala,  Augustodunum ,  Remi  (Durocortorum)  und  Treviri 
haben  eigene  Rhetoren,  deren  Unterrichte  die  Lebhaftigkeit  und 
Sprachgewandtheit  des  Volkes  entgegenkam.  Hier  bildete  sich 
eine  Redeweise  welche  sich  von  der  Geschraubtheit  der  Afrikaner 
durch  regelrechte  Glätte  unterscheidet,  an  Wortfülle  sie  Ober- 
bietet, an  Gedankengehalt  aber  hinter  ihnen  zurückbleibt.  Stoff 
und  Ton  der  Beredsamkeit  war  bedingt  durch  die  öffentlichen 
Verhältnisse.  Entsprechend  dem  orientalisch  despotischen  Hof- 
ceremoniel  welches  Diocletian  einführte  und  welches  die  Person 
des  Kaisers  dem  gewöhnlichen  Verkehre,  damit  aber  auch  den 
Schwertern  der  Soldateska  entrückte,  widmete  sich  die  Bered- 
samkeit der  Verherrlichung  der  Kaiser,  der  Verkündigung  ihrer 
übermenschlichen  Vorzüge  und  Leistungen.  Es  beginnt  die  Zeit 
und  Literatur  der  Festredner  (Panegyriker),  welche  an  den 
Vorgang  des  jüngeren  Plinius  erinnern,  in  ihrem  Stile  aber  eher 
an  Cicero  anknüpfen.  Wir  besitzen  noch  eine  Sammlung  von  acht 
ohne  Namen  überlieferten  Lobreden  aus  Gallien,  um  die  Wende 
des  dritten  und  vierten  Jahrhunderts  verfaßt.  Die  beiden  ältesten 
Vorträge  darin  sind  von  einem  unbekannten  Redner  am  Hof- 
lager zu  Trier  gehalten  zum  Lobe  von  Diocletians  Mitregenten, 
Maximianus  Herculius,  in  den  Jahren  289  und  291.  Vorzugs- 
weise aber  scheint  in  jener  Sammlung  berücksichtigt  der  Rhetor 
Eumenius  aus  Au  tun  (geb.  um  260?),  welcher  die  ciceronische 
Rundung  und  Fülle  noch  weiter  aufbläht  und  sich  in  der  Welt  der 
gesinnungstüchtigen  Phrase  mit  Meisterschaft  bewegt,  übrigens 
als  Charakter  sehr  erfreuliche  Züge  aufweist.  Wir  besitzen  von 
ihm  eine  Rede  für  die  Wiederherstellung  der  Schulen  in  seiner 
Vaterstadt  aus  dem  J.  297.  Wahrscheinlich  von  ihm  sind  auch 
in  jener  Sammlung  die  Lob-  und  Dankreden  auf  den  Caesar 
Coustantius  (J.  297)  und  auf  dessen  Sohn  den  Kaiser  Constantinus 
(J.  307.  310  und  311). 

1.  Die  Verbreitung  der  Bildung  von  Rom  aus  in  die  Provinzen  und 
deren  zähes  Festhalten  an  ihr,  auch  unter  schwierigen  äußeren  Verhält- 
nissen, gehOrt  unter  die  erfreulichsten  Züge  des  sinkenden  Römertams. 
In  Trier  kB.  (von  welchem  Auson.  Mob.  383  sagt:  aemula  te  Latiae  decorat 
facundia  linguae)  bestand  eine  höhere  Lehranstalt  deren  Lehrern  {rhetor, 
grammaticus  latinus  et,  si  gut  dignus  reperiri  potuit,  graecus)  noch  im  J.  376 


984  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

Valens  und  Gratian  (cod.  Theod.  13,  3,  11)  neue  Vergünstigungen  gewähren. 
Ein  grammaticus  graecus  Aemilius  Epictetus  sive  Hedonius  auf  einer  Trierer 
Inschrift  (Corp.  inscr.  Ehen.  801).  Den  in  Trier  um  J.  472  kommandierenden 
Arbogast  (§  474,  1),  offenbar  einen  Germanen,  nennt  Sidon.  Apoll,  (ep.  4,  17) 
einen  Freund  und  Kenner  der  römischen  Literatur  und  als  Vertreter  ro- 
mischer Beredsamkeit. 

2.  Eine  Sammlung  von  12panegyrici  hat  sich  handschriftlich  erhalten. 
Die  noch  vorhandenen  Hss.  derselben  (sämtlich  s.  XV)  stammen  ab  von 
einem  jetzt  längst  verschollenen  Codex  der  Mainzer  Dombibliothek.  Ab- 
Schriften  dieses  Maguntinus  sind  der  Upsaliensis  18  (von  JHbbgot  1458  au 
Mainz  geschrieben),  der  Harleianus  2480  in  London  (EBahbsns,  RhM.  30,464) 
und  die  gleichfalls  verlorene  Abschrift  welche  JAurispa  1438  zu  Mainz 
nahm,  aus  welcher  die  italienischen  Hss.  geflossen  sind  (JAubispae  epistula, 
ed.  HKetl,  Halle  1870).  Unter  den  letzteren  sind  die  besten  Vatic.  1776. 
1776.  Pari 8.  8566  usw.  Vielleicht  stand  in  brüderlichem  Verhältnis  zum 
Maguntinus  der  von  JLivineius  (A.  8)  benutzte  cod.  Bertiniensia  (einst  zu 
StOmer).  Vgl.  im  allg.  Bähbens'  praefatio,  ferner  HKkil,  praef.  ad  Plin. 
epist.  p.  88  und  HRihl  (A.  8  Z  8)  7.  —  Die  Sammlung  zerfallt  in  zwei  (drei) 
Teile.  Der  erste  besteht  aus  vier  einzelnen  unnumerierten  Lobreden  aus 
sehr  verschiedener  Zeit  (=  %  des  Umfange  der  ganzen  Sammlung):  a  (1 
in  den  Ausgg.):  Panegyricus  des  Plinius  vom  J.  100  (§  840,  12);  b  (=  12): 
panegyricu8  Latini  Pacati  Drepani  dictus  Theodosio  vom  J.  889  (§  426,  6) : 
c  (=  11):  graiiarum  actio  Mamertini  de  consulatu  suo  Iuliano  Imp.  vom 
J.  362  (§  417,  7),  Claudius  Mamertinus  heißt  der  Vf.  anch  c.  17;  d  («  10): 
panegyricus  Nazarii  dictus  Constantino  aus  J.  321  (§  401,  7).  —  Darauf  nach 
der  hs.  Bezeichnung:  ineipiunt  panegyrici  diver  sorum  VII  und  mit  eigener 
Zählung,  aber  ohne  Nennung  der  Verfasser:  1  (=  8  in  den  Ausgg.)  in 
cipit  pritnus,  Dankrede  an  Cons tantin;  2  (=  7)  incipit  secundus,  Lobrede 
auf  denselben;  8  (=  6)  incipit  tertius,  Lobrede  auf  Mazimianus  und  Con- 
stantinus  (§  401,  6);  4  (=  6)  incipit  quartus,  Lobrede  auf  Constantiue; 
5  («  4)  incipit  quintus,  Bede  für  die  Wiederherstellung  der  Schulen  in 
AuguBtodunum;  6  (=  2)  incipit  sextus,  Lobrede  auf  Maximian  (s.  A.  5); 
7  (*_  3)  item  eiusdem  magistri  memet  (so  Upsal.,  d.  i.  magistri  memoriae; 
vgl.  Sachs  aO.  7  [vgl.  unten  A.  6  Z.  16;  §  416,  1  M.]  Seeck  aO.  714)  ge- 
nethliacus  Maximiani  Aug.  —  Es  folgt  noch  als  Nachtrag  an  die  vorige 
Abteilung  angeschoben  eine  achte  Rede  (=»  9)  hie  dictus  est  Constantino, 
filio  Constantii  (§  401,  6).  —  Die  Ausgaben  befolgen  die  zeitliche  Ordnung. 

8.  Ausgaben  der  panegyrici  von  JCcspimiamcs  (1613),  BRhenamus 
(Bas.  1620),  besonders  JLivinkius  (Antverp.  1699).  Ferner  CRittkebhubius 
(cum  notis  JGruteri  et  Acidalii,  Francof.  1607),  CbbCbllabius  (Hai.  1703), 
J.  db  la  Baühk  (Ven.  1728),  ChrGSchwabz  (Altorf  1789—48),  Wolfo.  Jäobb 
(Nürnb.  1779  H),  HJAbktzbn  (ütr.  1790-96  II),  Valpy  (Lond.  1838),  u.  bes. 
rec.  EBaehbens  (Lps.  1874).  —  JGWalch,  parerga  acad.  (Lps.  1721)  849. 
CGHeynb,  censura  XII  panegyricorum  vett.,  in  s.  opusc.  6,  80.  JBurkhabdt, 
die  Zeit  Constantins  62.  HRühl,  de  XII  panegyricis  latt,  Greifsw.  1868. 
FEvbsenhabdt,  lectt.  paneg.,  Berl.  1867.  EBähbenb,  RhM.  27,  216.  MHauft 
op.  3,  629.     KSchenkl,   Wien.    Studd.    3,  118.     SBbakdt,    RhM.  88,    603; 


§  891  Panegyriker.  985 

Eumenius  (A.  4  E.,  darin  auch  Manches  über  Vorbilder  der  paneg.).  KBurk- 
hahd,  obss.  ad  panegyr.  lat,  act.  Erlang.  8,  161;  Wien.  Studd.  8,  170.  9,  171. 

4.  Über  die  Verfasser  der  zweiten  Abteilung  (A.  2  Z.  19)  geht  ans 
den  Überschriften  nnr  hervor  daß  Rede  6  (=  2  in  den  Ansgg.)  und  7  (8) 
von  einem  Verfasser  herstammen  (vgl.  A.  2  Z.  6  v.  u.  eiusdem),  ferner  aus 
einem  in  Bede  5  (»4),  14  mitgeteilten  Briefe  daß  dieser  Redner  über 
die  Wiederherstellung  der  Schulen  in  Augustodunum  Eumenius  hieß 
{vaU,  Eumeni  carissime  nobis).  Eine  Mehrzahl  von  Verfassern  bezeugt  die 
Aufschrift  panegyrici  diversorum,  und  gleichfalls  weist  darauf  hin  die 
Sonderaufschrift  zu  7  (8),  wahrend  allerdings  die  einfache  Numerierung  der 
übrigen  sie  als  Werke  eines  Verfassers  könnte  erscheinen  lassen.  Dazu 
kommt  daß  die  Reden  1—8  in  die  Jahre  289—318  fallen  und  sämtlich  in 
Gallien  geschrieben  siud.  Da  nun  auch  in  anderen  Reden  außer  6  (»  4) 
Hinweisungen  auf  Augustodunum  sich  finden  und  außer  den  zeitlichen  Be- 
ziehungen auch  die  persönlichen  Verhältnisse  mit  denen  des  Eumenius  Ähn- 
lichkeit oder  Gleichheit  zeigen,  so  hat  man  dem  Eumenius  auch  andere 
Reden  außer  5  (4)  beigelegt  und  endlich  OSbecx,  JJ.  137,  718  alle  Reden  dieser 
Gruppe  (1 — 8)  für  den  Eumenius  in  Anspruch  genommen.  Vielleicht  rich- 
tiger wird  man  in  den  panegyrici  diversorum  drei  Gruppen  scheiden :  a)  1—4+5 
vier  Lobreden,  in  zeitlicher  Folge  von  der  jüngsten  zu  den  früheren  auf- 
steigend, dazu  anhangsweise  die  Rede  de  rest.  schol ,  alle  dem  Eumenius 
gehörig;  ß)  6—7  zwei  Reden  eines  unbekannten  mag.  mem.  auf  Maximian; 
y)  8  Rede  eines  Unbekannten  auf  Constantin.  —  OSeeck,  d.  Reden  des  Eum., 
JJ.  187,  718.  SBrandt,  Eumenius  u.  die  ihm  zugeschriebenen  Reden, 
Freiburg  1882.  HSachs,  de  IV  panegyricis  qui  ab  Eumenio  scripti  esse 
dicuntur,  Halle  1885.    BKiliah  (A.  6E.). 

5.  Die  beiden  ältesten  Reden  (Nr.  2  und  3  in  den  Ausgg.),  auf  Maxi- 
mian, werden  ohne  genügende  handschriftliche  Berechtigung  einem  (älteren) 
Mamertinus  (über  den  jüngeren  s.  §  417,  7)  zugeschrieben.  Im  cod.  Ven. 
ist  aus  jenem  meinet  des  Upsal.  (A.  2  Z.  6  v.  u.)  nach  der  Aufschrift  von  c 
(«  11)  mamertini  gemacht,  der  Vatic.  1776  hat  das  unverständliche  Wort 
ausgelassen.  Ihr  Verfasser  ist  unbekannt  (s.  A.  4) :  Sbbck  legt  auch  sie  dem 
Eumenius  bei.  Die  Überschrift  von  Nr.  3  wie  der  Inhalt  und  die  enge* 
zeitliche  Verbindung  zeigen  daß  Nr.  2  und  Nr.  3  von  euiem  Verfasser 
sind;  s.  bes.  Sebck  aO.  Anders  HRühl  (A.  3)  18.  Nr.  2  ist  gehalten  am 
Geburtetage  Roms  (21.  April)  J.  289,  außerhalb  Roms  (18.  14),  im  Nor- 
den (12),  in  einer  Stadt  an  einem  schiftbaren  Flusse  (12),  ohne  Zweifel  in 
Maximians  Residenz  zu  Trier.  —  Nr.  8  (Genethliacus)  feiert  Maximians  Geburts- 
tag (2).  Auch  diese  Rede  ist  sicher  außerhalb  Roms  (12.  19)  und  jenseits 
der  Alpen  (9)  J.  290  oder  291  gehalten.  Seeck  aO.  Der  Verfasser  hat 
schon  einmal  den  Maximian  verherrlicht  und  verherrlichen  wollen:  1  ut 
expectationem  sermonis  eins  quem  tuis  quinquennalibus  (1  Apr.  290)  praepara- 
veram  hac  natalis  praedicatione  compensem  et  dieendi  munus,  quod  tunc  voti 
promissione  suseeperam,  nunc  .  .  repraesentem.  voveram  autem  .  .  ut  nie 
dignatione  qua  pridem  audieras  rursus  audires.  .  .  gaudeo  igitur  .  .  düatam 
esse  illam  cupiditatem  meam.  neque  enim  orationis  eius  quam  composueram 
facio  iaeturam,  sed  eam  reservo  .  .  decennalibus  tuis.  6  sed  de  rebus  bellicis 
vktoriisque  vestris  .  .  et  multi  summa  cloquentia  praediti  saepe  dixerunt  et 


986  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

ego  pridem,  cum  mihi  auditionis  tuae  divina  digncUio  eam  eopiam  tribuit, 
quantum  potui  praedicavi.  Hiermit  weist  der  Verfasser  auf  seine  frühere 
Rede  (Nr.  2)  hin.  Diesmal  beschranke  er  sich  daher  auf  der  Kaiser  pietas 
(c.  6—12)  und  felicitas  (c.  13—18).  Letzteres  Thema  hatte  der  Vf.  in  Nr.  2 
nur  kurz  behandelt  (9  f.  11.  13),  deren  Hauptinhalt  die  res  bellicae  ge- 
wesen waren. 

6.  Dem  Eumenius  gehört  (s.  A.  4  Z.  6)  die  Rede  über  die  Wieder- 
herstellung  der  Schulen  von  Augustodunum  (Nr.  4),  gehalten  gegen  Ende 
des  J.  297  vor  dem  praeses  prorinciae  (Lugd.  1).  Sie  enthalt  hauptsächlich  die 
Erklärung  daß  der  Redner  für  jenen  Zweck  seinen  Gehalt  bestimme,  pro 
rest.  schol.  1  certum  habeo  .  .  plerosque  mirari  quod  ego,  qui  ab  (neunte 
adolescentia  usque  in  hunc  diem  numquam  isto  in  loeo  dixerim  et  quantulum- 
cumque  iüud  est  quod  .  .  videor  consecutus  exereere  privatim  quam  in  foro 
(weil  er  Schul-  und  Prunkredner,  nicht  Gerichtsredner  war)  iactare  maluerim, 
nunc  demum,  sero  quodam  tirocinio,  ad  insolitum  mihi  tribunal  adspirem. 
8  relictis  docendi  praecipiendique  rationibus.  6  (Constantium)  mirari  satis 
nequeo,  qui  .  .  me  filio  potius  meo  ad  pristina  mea  studio,  aditum  molientem 
ipsum  iusserit  disciphnas  artis  oratoriae  retractare.  11  sälarium  me  libera- 
lissimi  principes  .  .  in  sexcenis  milibus  nummum  (über  deren  damaligen 
Wert  Sekck  aO.  724)  accipere  iusserunt,  .  .  ut  trecena  üla  sestertia  guae 
sacrae  memoriae  magister  acceperam  .  .  geminarent.  hoc  ego  Solarium  .  . 
cupio  ad  restitutionem  huius  operis  .  .  destinare.  13  litter as  quibus  mihi 
tanti  principes  instituendam  iuventutem  commendare  dignati  sunt,  worin  (14) 
zB. :  auditorio  huic  .  .  te  potissimum  praeficere  debuimus,  cuius  eloquentiam 
et  gravitatem  morum  ex  actus  nostri  häbemus  administratione  compertam. 
hortamur  igitur  .  .  ut  professionem  oratoriam  repetas  etc.  17  iUic  avum 
meum  quondam  docuisse  audio,  hominem  Aihenis  ortum,  Bomae  diu  ceUbrem, 
mox  in  ista  urbe  (Autun)  .  .  detentum.  cuius  locum,  in  quo,  ut  referunt, 
maior  octogenario  docuit  etc.  BKilian,  der  Panegyrist  Eumenius,  Münner- 
Stadt  1869. 

7.  Außerdem  sind  wahrscheinlich  auch  folgende  Reden  dem  Eumenius 
beizulegen  (A.  4gE.):  a)  Lobrede  auf  den  Caesar  Constantius  (Nr.  5  der 
Ausgg.)  gehalten  um  Mitte  297  wohl  zu  Trier.  Vgl.  4:  habenda  est  ratio 
t empor is,  Caesare  stante  (Sbbck  aO.  724)  dum  loquimur.  Der  Vorsatz  wird  aber 
schlecht  ausgeführt.  5  aliis  haec  (die  Taten  von  Diocletian,  Maximian  und 
Galerius)  .  .  celebrabo  temporibus,  .  .  ipsis  qui  gessere  praesentibus.  Maximian 
ist  noch  in  Mauretanien  beschäftigt  (6).  Der  Verf.  hat  sein  Lehramt  und  sein 
Hofamt  (A.  6)  bereits  verlassen:  Er  spricht  wieder  post  diuturnum  süentium 
und  als  älterer  Mann,  wie  es  scheint  (c.  1),  ferner  1 :  quo  in  genere  orationis 
quanta  esset  cura  .  .  sensi  etiam  cum  in  quotidiana  üla  instituenda  iuven- 
tutis  exercitatione  versarer.  .  .  sed  cum  ex  Mo  vetere  curriculo  me  .  .  post 
indultam  a  pietate  vestra  quietem  (Ruhestand?)  Studium  ruris  dbduxerü  etc. 
Hinweisung  auf  eine  Rede  zu  Ehren  des  Maxiinianus  1;  auf  sein  früheres 
Hofamt  2;  auf  den  Wiederaufbau  von  Augustodunum  21.  b)  Festrede 
auf  die  Vermahlung  Constantins  mit  Fausta,  der  Tochter  des  Maximian, 
(Nr.  6)  zu  Trier  gehalten  J.  807.  c)  Lobrede  auf  Constantin  (Nr.  7) 
gehalten  in  Trier  (22;  vgl.  13)  am  dies  natalis  dieser  Stadt  (22),  kurz 
nach  i  Maximinians    Hinrichtung    in   Massilia  (20),    J.  310.     Wieder  Vor- 


§  391  Panegyriker.    §  892  Scriptores  bist.  aug.  987 

satz  der  brevüas  (1.  7).  Der  Verf.  ist  aus  Augustodunum ,  will  in  der 
media  aetas  stehen  (1),  bat  schon  erwachsene  Kinder  (darunter  einen  Sohn 
tarn  summa  fisci  patrocinia  tractantem)  and  bat  als  Lehrer  der  Beredsam- 
keit viele  Schüler  ad  tutelam  fori  et  ad  offida  palatii  gebildet.  Das 
Lob  ist  sehr  Btark  aufgetragen,  zB.  10  —  12.  21.  22.  Schließlich  Ein- 
ladung des  Const.  zum  Besuche  von  Augustodunum  (22).  Benutzung  des 
Tacitus  (Agr.  12)  in  o.  9.  d)  Dankrede  an  Constantin,  gehalten  in  Trier 
(c.  2)  J.  311  (Nr.  8)  im  Namen  des  in  Flavia  umgenannten  Augustodunum, 
für  die  Steuernacblässe  und  sonstigen  Wohltaten  welche  Constantin  bei 
seiner  kürzlichen  Anwesenheit  in  der  Stadt  erwiesen.  '  Der  Schluß  scheint 
unvollständig.  Der  Vf.  ist  aus  Augustodunum  gebürtig,  hat  als  Knabe  die 
Belagerung  und  Eroberung  seiner  Vaterstadt  im  J.  269  (WBbandeb,  laudes 
domini,  Braunschw.  1887,  26)  erlebt  (c.  4)  und  ist  ein  angesehener  Bürger. 
Vom  Christentum  ist  in  allen  Beden  keine  Spur,  vielmehr  wird  der  alte 
Glaube  mit  einer  gewissen  Absichtlichkeit  hervorgekehrt. 

8.  Einen  Gallus  rhetor  sucht  für  den  Unterricht  seines  Sohnes  in 
Rom  Symmach.  ep.  6,  34.  Vgl.  ebd.  9,  88  gallicanae  facundiae  haustus 
requiro,  non  quod  his  Septem  montibus  eloquentia  latiaris  excessit,  sed  quia 
praecepta  rhetorieae  pectori  meo  senex  olim  Garumnae  alumnus  immulsit. 
Vgl.  oben  §  272,  27  u.  S.  983. 

9.  Etwa  ums  Jahr  260  wurde  zu  Benevent  eine  Inschrift  gesetzt. 
M.  Caecüio  Novatüliano  c.  v.  oratcri  et  poetae  itUustri  CIL.  9,  1672  (vgl. 
1571)  Wilmanns  662. 

392«  Von  den  sechs  sogenannten  scriptores  historiae 
angustae  schrieben  vier  schon  unter  Diocletian,  nämlich  Aelius 
Spartianus,  Iulius  Capitolinus,  Vulcacius  Gallicanus  und  Trebellius 
Pollio.  Unter  des  Spartianus  Namen  sind  überliefert  die  Lebens- 
beschreibungen von  Hadrianu8,  Aelius,  Didius  Iulianus,  Septimius 
Severus,  Pescennius  Niger,  Caracalla  und  Geta,  sodann  unter  des 
Iulius  Capitolinus  Namen  Antoninus  Pius,  M.  Antoninus 
philo  sophus,  Verus,  Pertinax,  Clodius  Albinus,  Macrinus,  die 
beiden  Maximine,  die  drei  Gordiane,  Maximus  und  Balbinus. 
Vulcacius  Gallicanus  verfaßte  das  Leben  des  Avidius  Gassius. 
Von  Trebellius  Pollio  sind  die  Schilderungen  der  Valeriani  (un- 
vollständig), Gallieni,  der  von  ihm  sogenannten  dreißig  Tyrannen 
und  die  des  Claudius  erhalten.  Die  ganze  Sammlung  umfaßt 
die  Kaiser  von  Hadrian  bis  Numerianus  (J.  117 — 284);  nur  die 
der  Jahre  244—260  (zum  Teil)  sind  verloren  gegangen.  Zeit 
und  Urheber  der  Zusammenstellung  ist  nicht  bekannt.  Gemein- 
sam ist  allen  das  Merkmal  der  Geistesarmut  und  Unfähigkeit. 
Sie  veranschaulichen  den  kläglichen  Ausgang  der  einst  von 
Sueton  ins  Werk  gesetzten  persönlichen  Kaisergeschichte.  Denn 
kläglich  ist  das  schriftstellerische  Ungeschick  und  das  Unvermögen 


988  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

der  Verfasser  mit  den  Pflichten  und  Rechten  des  Geschicht- 
schreibers auch  nur  halbwegs  anständig  sich,  abzufinden.  Im 
geringsten  Quark  des  Fürsten-  und  Hoflebens  bewegen  sie  sich 
mit  Vorliebe  und  ihre  Haltung  ist  von  vornherein  eine  unfreie 
und  höfische  da  sie  (als  höhere  Beamte?)  ihre  Werke  am  Throne 
niederlegen.  Doch  haben  die  Verfasser  guten  Willen  und  wollen 
die  Wahrheit  oder  was  sie  dafür  halten  sagen.  Wo  sie  irre 
fuhren  sind  sie  eher  die  Betrogenen  als  die  Betrüger. 

1.  Die  Handschriften  der  ecriptores  hist.  aug.  stammen  aus  einer 
Quelle,  da  sie  zB.  dieselbe  Lücke  nach  der  vita  des  Maximus  und  Balbinus 
haben,  welche  mit  den  Biographien  der  Kaiser  nach  Gordian  III  auch  den 
Beginn  der  vita  Yalerianornm  verschlang.  In  der  Reihenfolge  der  Kaiser- 
leben war  in  dem  Archetypus  schon  mancherlei  Unordnung,  auch  durch 
Blattversetzung.  Beste  Hss.  sind  Bambergensis  s.  IX  und  Palatino-Vaticanus 
899  s.  X/XI.  Auszüge,  welche  aus  derselben  Quelle  wie  die  Hss.  geflossen 
sind,  im  Cusanus  s.  XII  (JKlbin,  eine  Hb.  des  Nie.  von  Cues ,  Berl.  1866,  95. 
Mommben,  Herrn.  18,  298)  und  im  Vatic.  Palat.  886  8.  XI.  Ein  Auszug  wie 
der  im  Cusanus  lag  schon  im  Anfang  des  9.  Jahrhunderts  dem  Sedulius 
vor  (§  473,  9;  Haupt,  op.  3,  339.  Mommben  aO.).  Die  Hss.  benennen  die 
Sammlung:  vitae  diversorum  prineipum  et  tyrannorum  a  divo  Hadriano 
usque  ad  Numerianum  diversis  compositi.  Da  aber  die  Auszüge  citieren  ex 
(de)  vita  Caesar  um,  so  war  wohl  der  ursprüngliche  Titel  e  vitae  Caesarum' 
(Mommben  aO.). 

2.  Ausgaben:  zB.  ed.  princ.  (von  BAccursius),  Mail.  1475.  Aldina, 
Yen.  1516.  1519.  von  DErabmdb  (Bas.  1518  u.  5.),  JGrdteb  (Hanov.  1611), 
ICasaubonus  (Par.  1603.  1620  mit  den  notae  von  ClSalmasiub).  Sammel- 
ausgabe Leiden  1671  H.  von  UObhecht,  Straßb.  1677.  recc.  HJobdak  et 
FEybbenhabdt,  Berl.  1864  II  u.  bes.  rec.  HPeteb,  Lps.  *  1884  (dazu  vgl.  des- 
selben auf  alle  Fragen  bezüglich  der  scr.  h.  a.  eingehenden  Jahresber.  im 
Phil.  48,  187).  —  Spartiani  vita  Hadr.  comm.  ill.  JCenteewall  I,  Ups.  1869. 

3.  HDodwell,  praelectiones  Camdenianae  (Oxon.  1692)  p.  32.  CGHeynk, 
censura  sex  scriptorom  hist.  aug.,  opuscula  acad.  6,  52.  HEDjbkben,  die 
scriptt.  h.  aug.,  Andeutt.  z.  Krit.  u.  Ausleg.,  Lpz.  1842.  Mommsen,  röm. 
Gesch.  Bd.  5.  GBebnhahdy,  de  Script,  h.  a.  prooemia  duo,  Halle  1847,  FRiohter 
über  die  scr.  h.  a.,  BhM.  7,  16.  AKrause,  de  fönt,  et  aactor.  scriptt.  h.  a., 
Neustettin  1857—74  II.  HPkteb,  hist.  crit.  scriptt.  h.  a.,  Lps.  1860.  EPlkw, 
de  diversitate  auutorum  h.  a.,  Königsb.  1869;  Marius  Maximus  als  directe 
und  indirecte  Quelle  der  h.  a.,  Straßb.  1878.  EBbockb,  de  IV  prioribus 
h.  a.  scriptoribus,  Königsb.  1869;  Studd.  z.  d.  scr.  h.  a.,  Marienwerder  1877; 
Königsb.  wies.  Mon.-Bl.  5,  119.  6,  60.  CGzwalina,  de  epistularum  actorum- 
que  quae  a  scriptt.  h.  a.  proferuntur  fide  atque  auetoritate  I,  Bonn  1870. 
CK ubkl,  de  fontibus  IV  priorum  h.  a.  scriptorum,  Bonn  1871.  JJMüllek  in 
Büdingen  Unterss.  z.  röm.  Kaisergesch.  3,  33.  ADkeinhÖfkb,  de  fontt.  et 
auetor.  vitarum  quae  feruntur  Spart.  Capitol.  Gallic.  Lampridii,  Halle  1875. 
HJänicke,  de  vitae  Hadr.  scriptoribus  (Halle  1875)  11.  JDler,  die  Reisen 
d.  KaiB.  Hadrian  (Wien  1881)  73.  AZeitleb,  zu  Spart,  vita  Hadriani,  Eichstätt 


§  892  Scriptore8  hist.  augustae.  989 

1875.  EPbbino,  de  fontt.  vitarum  Hadriani  et  Septimii  Severi  ab  Aelio 
Spartiano  conscriptt.,  Heidelb.  1880.  CGijlhbelli,  gli  scrittori  della  h.  a. 
studiati  nelle  loro  fonti,  Atti  delF  acad.  dei  Lincei  1880-81.  AEnmann, 
Phil.  Suppl.  4, 356.  EKlbbs,  d.  dynastische  Element  in  d.  Gescbichtschreibung 
d.  Eai8erzeitt  Histor.  Zeitschr.  NF.  25,  227.  —  CPaücbeb,  de  latinitate 
scriptorum  h.  a.t  Dorpat  1870.  FSKbauss,  de  praeposs.  usu  ap.  sex  scripta, 
h.  a.,  Wien  1882.  CCotta,  quaestt.  gramm.  et  critt.  in  scripta,  h.  a., 
Bresl.  1888.  KLessino,  Studd.  z.  d.  scr.  h.  a.  (syntax.  casuum  a.  Krit.), 
Berl.  1889. 

Zur  Textkritik:  ABecker,  obss.  critt.  in  etc.  Bresl.  1838.  HPetbb,  exer- 
citt.  crit.  in  etc.  Posen  1863;  JJ.  129,  75.  OHibschfeld,  Herrn.  3,  230;  Wien. 
Studd.  6, 121.  MHaupt,op.  3,421.  462.  JObebdick,  ZföG.  16,737. 19,340.  23,803. 
JJCobnelissbn,  coniectanea  lat.,  Daventr.  1870;  Mnemos.  11,  246.  ERösinger, 
Scnweidnitz  1868.  JGolisch,  Schweidnitz  1870.  1877  und  JJ.  103,  646. 
EBahbbns,  JJ.  103,  649.  133,  213.  Madvio,  advers.  2,  630.  AGbmoll,  spicileg. 
crit.  in  scr.  h.  a. ,  Wohlau  1876;  die  Bcriptores  h.  a.  I,  Striegau  1886. 
JKlein,  RhM.  34,  142.  37,  274.  RPeipeb,  RhM.  32,  524.  A  Kell  erbaue  h, 
JJ.  115,  623  (mit  Benutzung  einer  neuen  Vergleicbung  des  Bamberg.). 
MPetschenig,  Wiener  SBer.  93,  355;  z.  Krit.  d.  h.  a.,  Graz  1885.  RUngbr, 
JJ.  119,  493.  123,  209.  JPlew,  krit.  Beitr.  z.  d.  scr.  h.  a.,  Straßb.  1886. 
RBitschofsky,  krit.  exeg.  Studd.  z.  d.  scr.  h.  a.,  Wien  1888.  EElebs,  Phil. 
47,  659. 

4.  AnDiocletian  gerichtet  sind  folgende  vitae:  a)  Aelius  Caesar,  mit 
der  Überschrift:  Diocletiano  Aug.  Aelius  Spartianus  suus  sal.  In  animo 
mihi  est,  Diocletiane  Aug.,  tot  principum  maxime.  b)  Marcus  (19,  12  ut 
vobis  ipsis,  sacraUssime  imp.  Diocletiane,  et  setnpcr  visum  est  et  videtur). 
c)  Veras  (11,  4  praeter  vestram  clementiam,  Diocletiane  Aug.).  d)  Arid. 
Cass.  (3, 3  proposui  enim,  Diocletiane  Aug.).  e)  Septim.  Sever.  (20, 4  reputanti 
mihi,  Diocl.  Aug.).  f)  Pescenn.  Nig.  (9,  1  haec  sunt,  Diocletiane  maxime 
Augustorum  etc.).  g)  Macrin.  (15,  4  serenitati  tuae,  Diocl.  Aug.,  detülimus, 
quia  te  cupidum  veterum  imperatorum  esse  perspeximus).  Yon  diesen  gehören 
dem  Spartianus  die  Leben  a,  e,  f,  dem  Capitolinus  b,  c,  g,  dem  Vulcacius  d. 
An  Constantin  gerichtet  sind  yon  Spartianus  das  Leben  des  (Caracalla 
und)  Geta  (1,  1  Constantine  Auguste),  von  Capitolinus  die  Leben  des  Clod. 
Alb.  (4,  2  Constantine  maxime),  der  Maximine  (1,  1)  und  der  Gordiane  (1,  1. 
34,  6).  Die  mannigfachen  Versuche  (s.  A.  3)  diese  Lebensbeschreibungen 
(namentlich  hinsichtlich  des  Anteils  des  Spartianus  und  Capitolinus)  in 
Abweichung  von  der  durchaus  einstimmigen  Überlieferung  anderen  Ver- 
fassern zuzuweisen  haben  zu  überzeugenden  Ergebnissen  nicht  geführt.  Aus 
ihren  Quellen  (zB.  Marina  Maximus,  Iunius  Cordus;  Herodianos)  schöpfen 
die  Verfasser  kritiklos  und  hastig,  setzen  oft  verschiedenartige  Berichte 
Über  dieselbe  Sache  unvermittelt  neben  einander  ohne  die  entstehenden 
Widersprüche  zu  merken  oder  ergänzen  in  äußerlichster  Weise  ihre  Haupt- 
quelle durch  Zusätze  aus  anderen.  Neuerdings  hat  HDessatj,  Herrn.  24,  387, 
gar  dafür  den  Beweis  angetreten  daß  die  sechs  scrr.  hist.  aug.  niemals  ge- 
lebt hätten,  sondern  nur  im  Kopfe  eines  verschmitzten  Fälschers  entstanden 
seien,  welcher  seine    eigene  bedenkliche  Weisheit  unter  der  Maske  jener 


990  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

von  ihm  erst  zu  diesem  Behufe  erdichteten  Sechsmänner  gegen  Ende  des 
vierten  Jahrhunderts  ausgebracht  habe. 

5.  Spabtian.  Ael.  6, 6  de  quo  genere  tibi  aliter  refert  Marius  Maximus, 
non  pentapharmacum  sed  tetrapharmacum  appellans,  ut  et  nos  ipsi  in  eins 
vita  persecuti  sumus  («—  Hadr.  21,  4  unice  amavü  tetrapharmacum).  Ael. 
1»  1  in  animo  mihi  est  .  .  non  solum  eos  qui  prineipum  locum  .  .  retentarunt, 
ut  usque  ad  divum  Hadrianum  feei,  sed  illos  etiam  qui  vel  Caesarum  nomine 
appellati  sunt  nee  prineipes  aut Augusti  fuerunt,  vel  quoUbet  alio  genere  aut 
in  famam  aut  in  spem  prineipatus  venerunt,  cognitioni  numinis  tui  sternere. 
7,  6  de  quo  ideirco  non  tacui  quia  mihi  propositum  fuit  omnes  qui  post 
Caesarem  dietatorem,  h.  e.  divum  Iulium,  vel  Caesares  vel  Augusti  vel  prin- 
cipe* appellati  sunt  quique  in  adoptionem  venerunt  vel  imperatorum  filii  aut 
parentes  Caesarum  nomine  conseerati  sunt  singulis  libris  exponere,  meae 
8atisfaciens  eonscientiae,  etsi  multis  nuUa  sit  necessitas  talia  requirendi.  Seine 
Absicht  war  also  eine  vollständige  Kaisergeschichte  in  biographischer 
Form.  Unbekannt  ist  ob  diese  Absicht  wirklich  ausgeführt  wurde;  jedes- 
falls  ist  nur  ein  Teil  erhalten.  Seine  Hauptqueile  war  Marius  Maximus 
(§  881,  2).  Zeitandeutung  Ael.  2,  2  nostris  temporibus  a  vestra  'dementia 
Maximianus  atque  Constantius  Caesares  dicti  sunt  (J.  292). 

Über  die  von  Iulius  Capitolinus  an  Diocletian  und  die  von  ihm  an 
C  One  tan  t  in  gesandten  Lebensbeschreibungen  s.  A.  4.  Zu  seiner  Charakte- 
ristik Gord.  21,  8  haec  de  Gordiano  iun.  digna  memoratus  comperimus;  non 
enim  nobis  talia  dicenda  sunt  quae  Iunius  Cordus  ridicuk  ac  stulte  com- 
posuit  (§  881,  4)  .  .  .  .  quorum  etiam  scientia  nulli  rei  pr ödest,  si  quidem  ea 
debeant  in  historia  poni  ab  historiographis  quae  aut  fugienda  sint  aut  se- 
quenda.  Max.  et  ßalb.  4,  5  placet  aliqua  dici  de  moribus  et  genere,  non  eo 
modo  quo  Iunius  Cordus  est  perseeutus  omnia,  sed  illo  quo  Suetonius  Tran- 
quilUts  et  Valerius  Marcellinus.  Maximin.  29,  6  (vgl.  28,  10)  ne  quid  praeter- 
missum  esse  videatur;  38,  4  ne  quis  me  hoc  nescisse  crederet. 

6.  VüLOAc.  Gall.  Avid.  Cass.  3,  3  proposui,  Diocletiane  Aug.,  omnes 
qui  imperatorum  nomen  sive  iusta  ex  causa  sive  iniusta  habuerunt  in  litteras 
mitter e,  ut  omnes  purpuratos  Augustos  cognosceres.  Der  Plan  des  Verfassen, 
welcher  in  den  Hss.  vir  clarissimus  heißt,  ging  also  nicht  ganz  so  weit 
wie  der  des  Spartianus  (A.  6).  In  die  erhaltene  Sammlung  fand  aber  nur 
sein  Avidius  Cassius  Aufnahme.  Eigentümlich  ist  dieser  vita  eine  aus- 
gedehnte Berücksichtigung  der  Briefe  (etwa  aus  Aemilius  Parthenianus, 
§  381,  5),  deren  Echtheit  aber  vielfach  angezweifelt  wird  (Czwalina  aO.  19). 
Vgl.  EEHüdbmann,  Phil.  7,  586.  9,  189.  BNiehuks,  de  Vulc.  Gallic.  vita 
Avidii  Cassü,  Mimst.  1885.     EKlkbs,  RhM.  43,  821. 

7.  Vopisc.  Aurelian.  2, 1  quoniam  sermo  nobis  de  Trebellio  Pollione, 
qui  a  duobus  Philippis  usque  ad  divum  Claudium  et  eius  fratrem  QuintiUum 
imperator es  tarn  claros  quam  obscuros  memoriae  prodidit,  .  .  fuit,  adserente 
Tiberiano  (praef.  urbi  J.  808?)  quod  Pollio  muUa  ineuriose,  multa  breviter 
prodidisset.  Der  Anfang  des  Anteils  von  Pollio  ist  verloren.  Er  ist 
der  Erfinder  des  müßigen  und  schiefen  Begriffs  der  XXX  tyranni.  Pollio 
XXX  tyr.  1,  1  scriptis  iam  pluribus  libris,  non  historico  nee  diserto,  sed 
pedestri  adloquio  .  .  in  unum  eos  (die  XXX)  libellum  contüli,  .  .  maxime  cum 
vel  in  Valeriani  vel  in  Gällieni  vita  pleraque  de  his  dieta  .  .  constet.    33,  8 


§  392  Spartianuß,  Capitolinus,  Vulcacius  Gallic,  Trebellius.       991 

libeüum  non  tarn  diserte  quam  fidelüer  scriptum,  neque  ego  eloquentiam  mihi 
videor  pollicitus  esse,  sed  rem,  qui  hos  libellos  quos  de  vita  principum  edidi 
non  scribo,  sed  dicto,  et  dicto  cum  ea  festinatione  usw.  11,  6  ut  fidelüas 
historica  servaretur,  quam  ego  prae  ceteris  custodiendam  putavi,  qui  quod  ad 
eloquentiam  pertinet  nihil  curo.  rem  enim  vobis  proposui  deferre,  non  verba. 
XXX  tyr.  31, 10  nemo  in  templo  Pacis  (dem  Stelldichein  der  Kritiker;  s.  §  219, 21 
Z.  6)  dicturus  est  me  feminas  inter  tyrannos,  tyrannas  videlicet  vel  tyrannides, 
ut  ipsi  de  me  solent  cum  risu  et  ioco  iactitare,  posuisse.  Mit  diesen  Worten 
schickt  der  Verf.  einen  Nachtrag  zu  seinen  80  Tyrannen,  bestehend  in  zwei 
Tyrannen,  welche  an  Stelle  der  beiden  Tyranninnen  (Zenobia  und  Victoria) 
treten  sollten,  über  die  man  sich  lustig  gemacht  hatte.  Wir  haben  die  ur- 
sprüngliche Fassung  und  den  Nachtrag.  XXX  tyr.  31,  6  haec  de  XXX  tyran- 
nis  dicenda  videbantur.  .  .  nunc  ad  Claudium  redeo.  de  quo  speciale  mihi  Vo- 
lumen .  .  videtur  edendum.  Glaud.  1,  1  ventum  est  ad  principem  Claudium, 
qui  nöbis  intuitu  Constanti  Caesaris  cum  cura  in  litteras  digerendus  est. 
Claud.  11,  6  vera  dici  fides  cogit,  simul  ut  sciant  ii  qui  adülatores  nos  aesti- 
mari  cupiunt  id  quod  historia  dici  postulat  [nos]  non  tacere.  ebd.  3,  1  in 
gratiam  me  quispiam  putes  Constantii  Caesaris  loqui,  sed  tesüs  est  et  tua 
conscientia  et  vita  mea  me  nihil  umquam  cogitasse,  dixisse,  fecisse  gratiosum. 
10,  7  ut  sit  omnibus  darum  Constantium  divini  generis  virum  .  .  esse,  .  . 
sdfms  Diocletiano  et  Maximiano  Augg.  et  eius  fratre  Galerio.  Er  schrieb 
also  noch  bei  Lebzeiten  des  ConstantiuB  I  (f  26  Juli  306),  aber  nach  Voll- 
endung der  diocletiani8chen  Thermen  (Mai  J.  305?  Dessau,  Herrn.  24,  340); 
8.  XXX  tyr.  21,  7  in  his  locis  fuerunt  in  quibus  thermae  Diocletianae  sunt 
exaedificatae,  tarn  aeterni  nominis  quam  sacrati.  Sein  Großvater  hatte  unter 
Aurelian  gelebt  und  war  dem  Tetricus  befreundet  gewesen  (XXX  tyr.  25,  3). 
Valerian.  8,  5  quoniam  vereor  ne  modum  voluminis  transeam.  .  .  ad  aliud  Vo- 
lumen transeam.  .  .  semper  enim  me  vobis  dedidi  .  .  et  famae,  cui  negare 
nihil  possum  (also  auch  einer  hochstehenden  Person  gewidmet).  Gallien.  14, 2 
Claudius,  ut  suo  dicemus  loco,  vir  optimus.  Richter,  BhM.  7,  20.  HPeteb, 
hist.  crit.  9.    Vgl.  Mommsen,  röm.  Gesch.  5,  149.    FRühl,  RhM.  43,  597. 

8.  Vopisc.  Aurelian.  44, 2  Herennianus  teste  Asclepiod  oto  saepe  dicebat 
Diocleüanum  frequenter  dixisse,  und  44,  3  Asclepiodotus  .  .  perhibet.  Wohl 
der  Consul  des  J.  292  und  praef.  praei  J.  296?  —  Gar.  18,  5  quorum  (des 
Diocletian  und  seiner  drei  Collegen)  vitam  singulis  libris  Claudius  Eusthenius, 
qui  Diocletiano  ab  epistulis  fuit,  scripsit.  —  Über  den  Zccfitotiog  (?)  iCTOQinog 
bei  Ltd.  magg.  3,  32  s.  §  874,  4. 

9.  JSine  wertvolle  Geschichtsquelle  ist  das  Provinzenverzeichnis 
(nomina  omnium  provinciarum ,  im  cod.  Veron.  2  s.  VI/V1I)  v.  J.  297; 
Mommsbh,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1862,  489.  Vgl.  rev.  archeol.  13,  377.  14,  369. 
15,  1.  EKuhm,  JJ.  115,  697.  CCzwalina,  d.  Verz.  d.  röm.  Prov.,  Wesel 
1881.  WOhnesoroe,  d.  röm.  Prov.-Liste  I,  Duisb.  1889.  Dieses  Verzeichnis 
und  Ähnliches  (zB.  die  in  der  ältesten  Fassung  zwischen  J.  386  und  450 
geschriebene  Notitia  Galliarum;  WBbambach,  RhM.  23,  262)  auch  bei 
OSeeox,  notit.  dignit.  247  und  ARiese,  geogr.  lat.  min.  127.  S.  auch  Müllen- 
hoff  ,  Germania  antiqua  158.  —  Vom  J.  801  ist  das  edictum  Diocletiani  et 
collegarum  de  pretÜB  rerum  venalium  (dh.  über  die  höchsten  zulässigen 
Preise),  das  aus  einer  Reihe  inschriftlicher  (lateinischer  und  griechischer) 


992  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

Exemplare,  freilich  nicht  vollständig,  hat  hergestellt  werden  können.  Beste 
Ausgabe  im  CIL.  3,  p.  801.  Nachträge  ephem.  epigr.  4,  180,  ferner  in  den 
Mitteil,  des  archäol.  Inst,  in  Athen  6  (1880),  70;  Berl.  archäol.  Ges.,  Januar 
1887;  BerlphWschr.  1889,  1066.  Zur  Erklärung  besonders  Mommsbn,  Ber. 
d.  sacbs.  Ges.  d.  Wies.  3  (1851),  1.  883  und  HWWaddington,  6dit  de  Diode- 
tien  Itablissant  le  maximum  dans  l'Empire  Romain,  Paris  1864  (Abdruck 
aus  dessen  Commentar  zu  Le  Bas,  inscriptions  grecq.  3,  146).  Vgl.  Lactakt. 
de  mortib.  persecutorum  (verfaßt  J.  818—14  s.  §  897,  7)  7  Diocletianus 
cum  variis  iniquitattbus  immensam  faceret  caritatcm,  legem  pretiis  rerum 
venalium  statuere  conatus  est :  tunc  ob  exigua  et  vilia  multus  sanguis  effusus 
nee  venale  quiequam  tnetu  apparebat,  et  Caritas  multo  deteritis  exarsit  dorne 
lex  ipsa  post  multorum  exitium  solveretur. 

898.  Für  die  Rechtssuchenden  und  Rechtskundigen  war  es 
immer  schwieriger  geworden  die  sich  beständig  mehrenden  kaiser- 
lichen Rechtsbestimmungen  und  Entscheide  zu  übersehen.  In- 
folge dessen  hatte  man  unter  Diocletian  das  Bedürfnis  das  gel- 
tende Recht,  soweit  es  auf  kaiserlichen  Verfugungen  beruhte, 
zusammenzustellen.  Daher  die  Sammlung  von  Constitutionen 
der  Kaiser  von  Hadrian  bis  Diocletian,  veranstaltet  durch  einen 
Juristen  Gregorianus  (oder  Gregorius?),  der  codex  Gregorianus 
Im  vierten  Jahrhundert  wurde  dieser  ergänzt  durch  die  ähn- 
liche Sammlung  des  Hermogenianus  (oder  Hermogenes?) 
welche  in  dreierlei  Bearbeitungen  vom  J.  291  bis  365  reichte. 
Beide  Sammlungen  sind  nur  in  den  Bruchstücken  vorhanden 
welche  daraus  spätere  Rechtsbücher  schöpften. 

1.  In  den  Anfahrungen  dieser  Sammlungen  (s.  zB.  A.  8gE.)  heißen 
die  Zusammensteller  Gregorianus  und  Hermogenianus  oder  es  werden  diese 
Namen  adjeetivisch  verwendet  (wie  Theodosianns  =  codex  Theodosianus). 
Da  die  Anführenden  zeitlich  weit  (über  100  Jahre)  von  den  Verfassern  der 
Zusammenstellung  abliegen  bleibt  es  unsicher  ob  jene  nicht  Gregorius  und 
Hermogenes  geheißen  haben  (Kbögkr  aO.  278).  Doch  sprechen  wenigstens 
für  Hermogenianus  auch  die  Anführungen  aus  der  Epitome  (A.  4)  in  den  Di- 
gesten. Die  Sammlungen  scheinen  im  Orient  veranstaltet  worden  zu  sein. 
Krüger  aO.  282.  Neueste  Ausgabe:  Codicis  Gregoriani  et  codicis  Hermog. 
fragmenta  ad  mss.  fidem  recogn.  et  annot.  crit.  instruxit  GHänel,  Bonn 
1837  (=■  Corp.  iur.  anteiust.  2,  1).  —  Zimmern,  GeBch.  d.  röm.  Privatr.  1, 
1,  167.  HFJacobson,  de  codd.  G.  et  H.,  Königeb.  1826.  Hänkl's  praefationes. 
Rudorff,  röm.  RGesch.  1,  274.  Huschke,  ZfRGesch.  6,  279.  Karlowa, 
RGesch.  1,  942.    PKrüobr,  Quellen  u.  Lit.  d.  röm.  R.  277. 

2.  Der  Codex  Gregorianus  fahrte  wohl  ursprünglich  den  Titel  Gre- 
gori(an)i  codex  constitutionum  prineipalium.  Die  älteste  sichere  Constitution 
daraus  ist  vom  J.  196;  aber  da  der  aus  ihm  geschöpfte  codex  Inst,  auch 
eine  von  Hadrian  enthält,  so  wird  Greg,  mit  diesem  begonnen  haben.  Die 
spateste  Constitution  des  Gr.  ist  v.  J.  295,  um  welche  Zeit  die  Sammlung 


§  898  Codex  Gregor,  und  Hermogen.     §  394  Sacerdos.  993 

wohl  herausgegeben  wurde.  Diocletian  und  Maximianus  waren  darin  domini 
nostri  genannt  (collat.  1,  10).  Huschke  aO.  280.  Ein  Vorgänger  war  Pa- 
piriu8  Iustus,  §  369,  7.  Ein  Seitenstück  ist  Julians  Redaction  des  präto- 
ri8chen  Edicts  (§  350,  2).  Als  eine  Sammlung  des  kaiserlichen  ius  generale 
umfaßte  der  cod.  Greg.  Constitutionen  aller  Art  mit  Ausscheidung  des 
Veralteten.  Ordnung  wahrscheinlich  die  auch  im  cod.  lust.  im  wesent- 
lichen befolgte* des  Edicts.  Umfang  etwa  16  Bücher,  ungefähr  wie  cod. 
Theod.,  welcher  selbst  auch  ad  similitudinem  Gregoriani  atque  Hermogeniani 
codids  (cod.  Theod.  1,  1,  5)  angelegt  ist.  Die  drei  letzten  Bücher  scheinen 
das  Strafrecht  enthalten  zu  haben.  Aufgenommen  waren  die  Urkunden 
selbst,  mit  Inscriptionen  und  Subscriptionen;  Hauptquelle  für  die  Samm- 
lnng  war  das  kaiserliche  Archiv.    Hoschkk  aO.  294.  314.    Krügkb  aO.  280. 

3.  Der  codex  Hermogenianus  wird  immer  nach  dem  Greg,  ge- 
nannt und  es  werden  aus  ihm  nur  Titel  (nicht  Bücher)  angeführt.  Er  war 
daher  wohl  eine  Ergänzung  des  Greg.  Aus  dem  Herrn,  werden  nur  Re- 
scripte  citiert,  das  früheste  vom  J.  291.  Die  erste  Ausgabe  erschien  zwi- 
schen J.  814  und  324  (Mommsen,  Herrn.  17,  632.  Krüger  aO.  282).  Dann 
noch  zwei  Ausgaben,  welche  die  unterdessen  erfolgten  Bestimmungen  nach- 
brachten. Auch  der  Hermogen.  war  umfangreich:  in  den  Sinai-Scholien  zu 
Ulpian  (§  376,  6)  wird  aus  tit.  69  des  Hermog.  die  120.  Constitution  ange- 
führt. Consult.  9,  1 — 7  weist  dem  cod.  Hermog.  noch  sieben  von  Valenti- 
nian  und  Valens  aus  J.  364  f.  zu.  Die  letzte  Ausgabe  scheint  somit  um 
365  veröffentlicht  zu  sein;  vgl.  Sedul.  pasch,  op.  praef.  (p.  172,  10  Huem.): 
cognoscant  Hermogenianum ,  doctissimum  iuris  latorem,  tres  editio-nes  sui 
operi8  confecisse.    Hüschke  aO.  291. 

4.  Index  florent.  nennt  unter  den  Quellen  der  justinianischen  Digesten 
an  letzter  Stelle  %E$poysviavov  imtoiimv  ßißlia  £§,  einen  Auszug  ans  dem 
iua,  verfaßt  ums  J.  339;  JGotbofredus,  prolegg.  ad  cod.  Theod.  p.  ccx.  Die 
Auszüge  daraus  bei  Hommel,  paling.  1, 185,  Lbnbl,  paling.  1,265.  JFinestrbs, 
comm.  in  Herrn,  icti  iuris  epitomarum  libros  VI,  Cervar.  1757  II.  HEDibksen, 
hinterlass.  Schrr.  2,  482. 

394.  Unter  der  Regierung  des  Diocletianus  schrieb  wohl 
der  Grammatiker  und  Metriker  Marius  Plotius  Sacerdos,  von 
welchem  wir  Artes  grammaticae  in  drei  Büchern  besitzen,  deren 
drittes  die  Metrik  behandelt  und  viele  griechische  Beispiele  enthält. 

1.  Buch  1  und  2,  durch  Vindobon.  16  (Bobiensis)  s.  VII/VIII,  zum  Teil 
lückenhaft,  überliefert,  wurde  zuerst  herausgegeben  von  Endliches  und 
Eichenfeld,  anall.  gramm.,  Wien  1837;  jetzt  in  Keils  GL.  6,  427.  —  Buch  3 
(de  metris),  schon  von  E Putschi us  veröffentlicht  (in  Keils  GL.  6,  496),  ist 
durch  Valentinianus  s.  IX,  Leid.  Voss.  s.  X,  Paris.  SGerm.  1094  s.  X  erhalten. 
—  In  B.  1  u.  2  heißt  Werk  und  Verfasser  M.  Claudi  Sacerdotis  artium 
gramtnaticarwn  Über  I  und  II;  vgl.  noch  den  Schluß  von  B.  1  (GL.  6,  470) : 
hueusque  artium  grammaticarum  fecimuB  instituta,  de  catholicis  vero  nominum 
tt  verborutn  (=  B.  2)  latius  exponemus.  Im  Anfang  von  Buch  3  ist  der 
Name  richtiger  Überliefert  und  zugleich  der  Inhalt  des  ganzen  Werkes  an- 
gegeben, GL.  6,  496  Marius  Plotius  Sacerdos   composui  Bomae  docens  de 

T*u»f*Ii- Schwabs,  Rom.  Lit.-Geach.    5.  Aufl.  63 


994  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

metris.  Cum  de  institutis  artia  grammaticae  primo  libro  me  tradavissc 
comperisset  v.  cL  Uromius  nee  ei  displieuisset ,  vel  quod  non  absurde  compo- 
situs  vel  quod  ad  eius  filium  v.  ch  mihi  contubernalem  et  aetate  paene  «tu- 
diisque  coniunetum  Gaianum  (wohl  derselbe  an  welchen  im  cod.  Inst.  3, 
32,  11.  5,  43,  3.  6,  42,  26.  8,  28,  18  Rescripte  des  Diocletian  [und  Maximian] 
gerichtet  sind)  scriptus  esset,  compulit  ut  eiiam  de  nominum  verborum- 
que  ratione  nee  non  etiam  de  strueturarum  compositionibus  qpprimendis  bre- 
viter  laborarem.  cuius  praestantissimi  viri  iussionibus  libens  arbitror  libro 
seeundo  nos  explicabiliter  oboedisse.  nunc  in  hoc  sive  tertio  sive  novwimo 
artium  libro  .  .  vöbis  viris  ampiissimis,  nobüitatis  splendore  praedito  Maximo 
(Rescripte  an  Maximus  ans  den  J.  294—305  im  cod.  lustin.  6,  9,  5.  9,  22, 
18.  9,  41,  15.  10,  31,  11)  et  omni  laude  praedieabüi  Simplicio  (vgl.  GL.  6, 
509.  512),  quorum  et  ad  quos  seria  nonnisi  de  litteris  exercentur,  quoniam  .  . 
me  posse  etiam  de  metris  traetare  iudicastis  breviter  esse  componendum  de- 
crevi.  —  In  allen. drei  Büchern  wird  auffallend  oft  als  Beispiel  das  Wort 
saeerdos  (um  auf  den  Namen  des  Vf.  hinzudeuten)  verwendet,  einmal  GL. 
6,  504,  19  benutzt  Saeerdos  so  auch  seinen  Namen  Marius.  Als  Marius 
Plotius  wird  S.  auch  in  einem  Berner  Virgilscholion  citiert,  JJ.  Suppl.  4, 994. 
Verkehrt  Rufinus  GL.  6,  565,  5  in  der  Aufzahlung  von  Metrikern :  Saeerdos 
qui  et  Donatus.  Cassiodorius  gab  den  Abschnitt  des  Saeerdos  de  schema- 
tibus  (98  an  Zahl,  GL.  6,  448;  s.  auch  Cassiod.  GL.  7,  215,  25)  verbunden 
mit  Donats  ars  und  anderem  Grammatischen  heraus  (§  483,  3).  Zur  Zeit- 
bestimmung: Sac.  citiert  den  Metriker  Iuba  (§  373a,  5)  und  den  Aqaila 
Romanus  (§  388);  s.  Pbobi  cath.  GL.  4,  19,  32.  Da  bei  Sacebdob  GL.  6,  474 
(=s  Probi  cath.  GL.  4,  9)  Saxon  (Saxonis)  und  Franco  (Francönis)  als  Bei- 
spiele aufgeführt  sind,  so  kann  derselbe  nicht  vor  Diocletian  geschrieben 
haben.  Anderseits  spielen  schon  Chabisius  und  Diomedes  GL.  1,  318,  7. 
534,  36  oder  vielmehr  deren  Gewährsmann  in  einem  Beispiel  auf  unsern 
Grammatiker  Saeerdos  an;  vgl.  auch  Dositheüs  GL.  7,  393,  12.  407,  19. 
HWbntzbl,  symb.  crit.  ad  lat.  metr.  37.  WChrist,  Phil.  18,  130.  178. 
Steup,  de  Probis  165.     HKeil  zu  GL.  6,  417. 

2.  Das  von  B.  2  (den  catholica  nominum  et  verborum)  Erhaltene  ist 
mit  den  Catholica  des  60g.  Probus  inhaltlich  nahezu  gleich.  Verfasser  ist 
aber  Saeerdos,  nicht  Probus;  s.  darüber  §  300,  7a.  Ober  B.  3  sagt  der 
Vf.  GL.  6,  543,  15  quem  de  graecis  nobüibus  metricis  lectis  a  me  et  ex  his 
quidquid  singulis  fuerat  Optimum  decerpto  composui,  trotzdem  zeigt  er  häufig 
starke  Unwissenheit,  namentlich  auch  in  den  teilweise  von  ihm  selbst  ge- 
bildeten griechischen  und  lateinischen  Beispielen.  Westphal,  gr.  Metr. 
I2,  133.  HKeil  zu  GL.  6,  423.  LMülleb,  RiiM.  27,  284.  —  Verbesserungen 
zu  den  griechischen  Beispielen:  Bücheleb,  BhM.  37,  337. 

395.  Vielleicht  in  dieser  Zeit  schrieb  Aelius  Festus  Aph- 
thonius  seine  vier  Bücher  de  metris,  welche  später  um  die 
Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  Marius  Victorinus  in  sein  gram- 
matisches Lehrgebäude  aufgenommen  hat 

1.  Unter  B.  4  der  ars  des  Marius  Victorinus  (§  408,  3)  stehen  die  Worte 
(GL.  6,  173,  32)  Aelii  Festi  Äphthonii  v(iri)  p(erfectissimi)  de  metris  omnibus 


§  394  Sacerdos.     §  395  Aphthonius.     §  396  Arnobius.  995 

explicit  liber  IUI.  Victorinus  hatte  also  das  Werk  seines  Vorgängers 
(wenn  auch  mit  mancherlei  Änderungen)  seiner  Arbeit  einverleibt  Dem 
Aphthonius  gehören  GL.  6,  31,  17—173,  31.  Er  handelt  in  B.  1  de  elementis 
artis,  2  de  prototypis  speciebus  novem,  3  de  coninnctis  inter  se  et  mixtis 
metris,  4  de  conexis  inter  se  atque  inconexis.  Sonst  unbekannt  ist  der  von 
Aphthonius  GL.  6,  140,  3  citierte,  aber  nach  Schultz  aO.  (vgl.  FLbo,  Herrn. 
24,  283)  auch  sonst  vorzugsweise  benutzte  Thacomnestus  (ob  Theomnestus?). 
Sonst  sind  namentlich  Caesius  Bassus,  Terentianus  Maurus  und  Iuba  bei 
Aphthonius  verwertet.  —  Ygl.  ThBebgk,  Phil.  16,  639.  HEeil,  quaestt. 
gramm.  1  (Halle  1870),  vn;  GL.  6,  xiv.  Westphal,  Metr.  ls,  126.  CThibmakn, 
JJ.  107,  429.  OHensb,  act.  soc.  Lips.  4,  123.  GSchultz,  quibus  auctoribus 
Aphthonius  in  re  metr.  usus  sit,  Bresl.  1885. 

396«  Noch  unter  Diocletian  gab  der  Bhetor  Arnobius  zu 
Sicca  in  Numidien  ums  J.  295,  nach  seinem  Übertritt  zum 
Christentum,  seine  zur  öffentlichen  Bezeugung  dieses  Schrittes 
hastig  verfaßten  sieben  Bücher  adversus  nationes  heraus.  Diese 
Apologie  hält  sich  überwiegend  polemisch  und  verrät  wenig  Ver- 
ständnis des  Christentums.  Den  heidnischen  Glauben  bekämpft 
sie  mit  rhetorischer  Maßlosigkeit,  Vorliebe  für  das  Derbe  und  in 
buntscheckiger  Sprache. 

1.  Hibron.  chron.  ad  a.  Abr.  2343  =-  326  n.  Chr.  =>  1079  d.  St.  (wahr- 
scheinlich Todesjahr  des  Arn.):  Arnobius  (der  Name  ist  griechischen  Ur- 
sprungs; vgl.  MrjlcßLos,  AReiffeb8cheid,  Bresl.  ind.  schol.  1879/80,  10)  rfietor 
in  Africa  clarus  habetur,  qui  cum  Siccae  ad  declamandum  iuvenes  erudiret 
et  adhuc  ethnicus  ad  credulitatem  (dh.  zum  Christentum)  somniis  compelle- 
retury  neque  ab  episcopo  impetraret  fidem,  quam  semper  impugnaverat ,  elucu- 
bravit  adversum  pristinam  religionem  luculentissimos  libros  et  t andern,  veluti 
quibusdam  obsidibus  putatis  (datis),  foedus  impetravit.  de  vir.  illustr.  79 
Arnobius  sub  Biocletiano  principe  Siccae  apud  Africam  florentissime  rheto- 
rieam  docuit  scripsitque  adversum  gentes  quae  vulgo  exstant  volumina.  epist. 
70,  5  (ad  Magnnm)  Septem  libros  adv.  gentes  Arnobius  edidit.  68  (ad  Paulin.), 
10  (p.  326  Vall.)  Arnobius  inaequalis  et  nimius  et  absque  operis  sui  parti- 
tione  confusus.  Für  die  Abfassung  der  Schrift  ums  J.  295  (=  J.  1048  d.  St.) 
vgl.  1,  13  trecenti  sunt  anni  ferme,  minus  vel  plus  aliquid,  ex  quo  coepimus 
esse  christiani  et  terrarum  in  orbe  censeri,  und  2,  71  aetatis  cuius  urbs  Roma 
in  annalibus  indicatur?  annos  ducit  quinquaginta  et  milU,  aut  non  multum 
ab  Ms  minus.  Hindeutung  auf  Christenverfolgungen  der  Vergangenheit 
4,  36  nostra  scripta  cur  ignibus  meruerunt  dari,  cur  immaniter  conventi- 
cula  dirui? 

2.  Abhob.  lt  1  quoniam  comperi  nonnullos  .  .  dicere,  postquam  esse  in 
mundo  christiana  gens  coepit  terrarum  orbem  perisse,  .  .  Statut  pro  captu  ac 
medioeritate  sermonis  contraire  invidiae  et  calumniosas  dissolvere  criminationes. 
Dies  geschieht  in  B.  1,  welches  zuletzt  in  eine  Rechtfertigung  der  Anfänge  des 
Christentums  verläuft.  Dort  c.  62  die  Behauptung:  Christus  inter emptus  est 
non  ipse,  sondern  homo  quem  induerat  et  secum  ipse  portabat.    B.  2  ver- 

63* 


996  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

gleicht  die  Lehren  der  Philosophie  und  des  Christentums  and  giebt  eine 
gnostisch  gefärbte  Psychologie.  B.  3—5  bekämpfen  die  heidnische  Mytho- 
logie, B.  6  und  7  den  Tempel-  und  Bilderdienst,  Opfer-  und  Schauspiele. 
Seine  Quellen  nennt  Arn.  nicht,  obwohl  er  seine  Vorgänger,  unter  den 
Griechen  besonders  den  IlQOTQBnzmoq  des  Clemens  Alex,  (diesen  in  B.  4—6), 
stark  benutzt  hat.  Am  meisten  Ausbeute  liefern  ihm  Epikureer  (wie  Lu- 
cretius,  vgl.  EKlussiiann,  Phil.  26,  362.  Jessen,  Lucr.  u.  sein  Verhältn.  zu 
Catull  und  Späteren,  Kiel  1872,  17),  Rationalisten  (wie  der  Euhemerus 
des  Ennius),  Antiquare  wie  Varro  und  bes.  Cornelius  Labeo,  s.  §  390,  1; 
Tgl.  KBubesch,  Klaros  128.  Durch  die  Menge  des  zusammengerafften  Stoffes 
hat  Arn.  auch  antiquarischen  Wert. 

3.  Kenntnis  des  Alten  Testaments  verrät  Arn.  nicht,  und  von  dem 
Neuen  nur  sehr  ungenaue  (Oehlkb  p.  xm).  Die  Göttlichkeit  Christi  gründet 
er  fast  ausschließlich  auf  seine  Wunder,  welche  1,  48  in  einer  Weise  aus- 
geführt werden  daß  es  zweifelhaft  erscheint  ob  Arn.  die  Evangelien  selbst 
gelesen  hat.  An  ihm  selber  bewährt  sich  keineswegs  seine  Behauptung 
(1,  58):  numquam  veritas  sectata  est  fucum,  nee  quod  exploratum  et  certum 
est  circumduci  se  patitur  orationis  per  ambitum  longiorem;  eher  seine  lockeren 
Ansichten  über  Sprachungeschicklichkeiten  1,  69.  Häufung  rhetorischer 
Figuren,  zB.  2,  39—42  fortwährend  die  Anaphora  und  rhetorische  Frage 
ideirco  (deus)  animas  misit  ut  etc.  Besonders  liebt  Arn.  die  sinnverwandten 
Ausdrücke  un verbunden  neben  einander  zu  rücken.  Der  Schluß  des  Werkes 
entbehrt  der  abschließenden  Redaction,  verschiedene  Fassungen  derselben 
Gedanken  stehen  neben  einander  u.  dgl.    G Kettner,  Cornel.  Labeo  35. 

4.  Der  Text  des  Arn.  beruht  einzig  auf  Paris.  1661  s.  IX  (s.  oben 
§  368,  5),  worin  die  Schrift  Adversus  nationes  betitelt  ist.  Ausgaben 
zB.  von  Geleniu8  (Bas.  1546.  1560),  Cantebus  (Antv.  1582),  Ubsinus  (Born 
1583),  Elmenhobst  (Hanov.  1603.  Hamb.  1610),  Stewechics  (Antv.  1604), 
Salmasius  (Leid.  1651),  in  Gallandi  bibl.  patr.  4,  138  und  von  Obkrthüb 
(Würzb.  1783).  Ed.  JCObelu,  Lps.  1816.  Comm.  instr.  GFHildkbhand, 
Halle  1844.  Bei  Miqne,  curBUs  patrol.  6  (Par.  1844),  718  (allerhand  Abhandl. 
ebd.  p.  351.  1291).  Bec.  111.  FOehleb,  Lps.  1846;  bes.  rec.  AReiffebschejd 
(mit  ausführlichem  index  verborum  et  locutionum),  Wien  1875. 

6.  Ober  Arnobius  vgl.  ThHüg,  PRE.  I8,  1747.  JMecbsiüs,  criticua 
Arnobianus,  Leid.  1598.  JCBulenoeb,  eclogae  ad  Arn.,  Tolos.  1623.  Le 
Noubbt,  apparat.  ad  bibl.  patr.  2,  257.  AEbebt,  LdMA.  1*,  64.  KBFbakckk, 
Psychol.  u.  Erkenntnislehre  des  Arn.,  Lpz.  1878.  Leckelt,  des  Arn.  Sehr, 
adv.  nat.,  Neisse  1884.  —  EKlussmann,  emendatt.  Arnob.,  Lps.  1863;  Phil. 
26,  623;  Jen.  Lit.-Z.  1875,  566.  RElusshann,  curae  afric,  Gera  1883. 
ThHüg,  Beitr.  zur  Krit.  lat.  Pros.  (Bas.  1864)  21.  MZink,  BlfbayrG.  7,  295. 
8,  292;  im  Bamberger  Progr.  1873;  JJ.  111,  865.  FPauly,  ZföG.  27,  897. 
MBastoen,  quaesti  de  locis  Arnob.,  Münst.  1887. 

397.  Des  Arnobius  Schüler  in  der  Beredsamkeit,  Lactan- 
tius  Firmianus,  Lehrer  der  Rhetorik  in  Nikomedia,  später 
im  Westen  Lehrer  des  Prinzen  Crispus,  zeichnet  sich  vor  allen 
christlichen    Schriftstellern   aus   durch   die   Reinheit   und  Glätte 


§  396  Arnobius.     §  397  Lactantius.  997 

seiner  nach  den  besten  Mustern  gebildeten  Darstellung.  Auch 
hat  ihm  sein  Übergang  zum  Christentum  die  Dankbarkeit  gegen 
die  Quellen  aus  denen  er  bisher  seine  geistige  Nahrung  ge- 
schöpft nicht  gemindert  Weniger  regelrecht  als  seinen  Stil  fand 
die  spätere  Zeit  seinen  Glauben.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften 
in  Prosa  und  Versen  sind  die  bedeutendsten  auf  uns  gekommen : 
seine  sieben  Bücher  Institutionum  dmnarum,  eine  populär  ge- 
haltene Darlegung  und  Verteidigung  der  christlichen  Lehre  als 
der  höchsten  Wahrheit,  welche  wir  auch  in  kürzerer  Fassung  be- 
sitzen; De  opificio  dei,  eine  gemeinverständliche  Anthropologie 
aus  christlichen  Gesichtspunkten;  De  ira  dei,  eine  ähnliche  Be- 
arbeitung der  Lehre  von  Gott.  Fanatisch  wie  keine  andere  Schrift 
des  Lactantius,  sonst  aber  seiner  Weise  durchaus  nicht  un- 
ähnlich ist  die  unter  dem  Namen  L.  Caecilius  überlieferte  ge- 
schichtlich wichtige  Tendenzschrift  über  das  Ende  aller  Verfolger 
des  Christentums  von  Nero  bis  Galerius  und  Maximinus  Daza. 

1.  Hiebon.  de  vir.  111.  80  Firmianus,  qui  et  Lactantius  (in  vielen 
Hes.  heißt  er  sonst  Lucius  Caecilius  [oder  Caelius]  Firmianus  Lactantius, 
8.  A.  7  und  vgl.  auch  §  321,  10),  Arnobii  discipülus,  8  üb  Diocletiano  prin- 
cipe accitus  cum  Flavio  grammatico,  cuius  de  medicinalibus  versu  compositi 
extant  libri  (vgl.  contra  Iovin.  2,  332  Vall.  Marcellum  Sidetem  et  nostrum 
Flavium  hexametris  versibus  disserentes;  Ps.-Plin.  de  re  med.  8,  14),  Nico- 
mediae  rhetoricam  docuit  et  penuria  discipulorum ,  ob  graecam  videlicet  civi- 
totem,  ad  scribendum  se  contulit.  .  .  hie  extrema  senectute  magister  Caesaris 
Crispi,  filii  Constantini,  in  Gallia  fuit,  qui  postea  (J.  326)  a  patre  inter- 
fectus  est.  chron.  ad  a.  2833  =  815  n.  Chr.  Crispum  Lactantius  latinis 
litteris  erudivit,  vir  omnium  suo  tempore  eloquentissimus ,  sed  adeo  in  hoc 
tnta  pauper  ut  pHerumque  etiam  necessariis  indiguerit.  epist.  70,  6  (ad 
Magnnm)  Septem  libros  adversus  gentes  Arnobius  edidit  totidemque  discipülus 
eins  Lactantius,  qui  de  ira  quoque  et  opificio  dei  duo  Volumina  condidit; 
quo8  si  legere  volueris  diälogorum  Ciceronis  in  eis  lmxo\ij\v  reperies.  58,  10 
(ad  Paulin.)  Lactantius  quasi  quidam  fluvius  eloquentiae  tullianae  utinam 
tarn  nostra  afßrmare  potuisset  quam  facile  dliena  destruxit!  Lactant.  inst. 
5,  2  ego  cum  in  Bithynia  oratorias  litter as  accitus  docerem.  1,  1  professio 
.  .  illa  oratoria  in  qua  diu  versati  non  ad  virtutem,  sed  plane  ad  argutam 
malitiam  iuvenes  erudiebamus.  .  .  multum  tarnen  nobis  exercitatio  illa  fietarum 
lüium  contulit  ut  nunc  maiore  copia  et  facultate  dicendi  causam  veritatis 
peroremus.  3,  13  equidem  tametsi  operam  dederim  ut  .  .  dicendi  assequerer 
facullatem  propter  Studium  docendi  tarnen  eloquens  numquam  fui,  quippe  qui 
forum  ne  attigerim  quidem.  Lact,  ist  ans  dem  Westen  des  Reichs,  da 
er  die  Römer  als  nostri  (inst.  1,  5.  p.  11,  2  Fr.)  den  Ghraeci  (ebd.  p.  2,  17) 
gegenüberzustellen  pflegt;  wenn  er  Schüler  des  Arnobius  war,  wird  er  wohl 
auch  in  Afrika  geboren  sein. 

2.  Hikron.  vir.  ill.  80  habemus  eius  Symposium,  quod  adukscentulus 
scripsit  (A.  8  E.  u.  §  449) ,  'OdotitOQinbv  de  Africa  usque  Nicomcdiam  scriptum 


998  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

versibus,  et  alium  Ubrum  qui  inscribitur  Grammaticus,  et  pulcherrimum  De  ira 
dei  et  Institutionum  divinarum  adversum  gentes  libros  VII  et  yEmxo\tT]v 
eiusdem  operis  in  libro  uno  acephalo  et  Ad  Asclepiadem  libros  II;  De  per- 
secutione  Ubrum  unum;  Ad  Probum  epistolarum  libros  IV;  Ad  Severum 
(vgl.  vir.  ill.  111)  epistolarum  libros  II;  Ad  Demetrianum  auditorem  suum 
epistolarum  libros  II;  Ad  eundem  de  opificio  dei  vel  formatione  hominis 
Ubrum  unum.  Auf  den  Grammaticus  bezieht  sich  wohl  GL.  6,  209,  11 
nostra  quoque  memoria  Lactantius  de  metris  'pentameter'  inquit  et  *  tetra- 
meter\  Die  Briefe  ad  Probum  stammen  vielleicht  noch  aus  der  vorchrist- 
lichen Zeit  des  Lact,  und  behandelten  (vorzugsweise)  Gegenstande  aus  dem 
Gebiete  der  Gelehrsamkeit:  Rufin.  GL.  6,  564  Firmianus  ad  Probum  de 
metris  comoediarum  sie  dicit  etc.  Hibbon.  comm.  in  ep.  ad  Gal.  (opp.  ed. 
Vall.  7,  1,  426)  Laetantii  nostri  quae  in  tertio  ad  Probum  volumine  de  hoc 
gente  (Galatae)  opinatus  sit  verba  ponemus.  FOsann,  Beiträge  2,  365. 
OHense,  acta  soc.  phil.  Lips.  4,  139.  FLeo,  Herrn.  24,  293.  Die  Briefe  ad 
Demetriauum  erörterten  Christliches.  Hiebon.  epist.  84,  7  (ad  Pammach.  et 
Oc.)  Lactantius  in  libris  suis  et  maxime  in  epistolis  ad  Demetrianum  Spi- 
ritus saneti  omnino  negat  substantiam  et  erröte  iudaico  dicit  eutn  vel  ad 
patrem  referri  vel  ad  filium;  und  comm.  in  ep.  ad  Gal.  4*  6  multi  per  im- 
peritiam  seripturarum,  quod  et  Firmianus  in  oetavo  (?  Vall.:  altero)  ad  De- 
metrianum epistolarum  libro  facti,  asserunt  spiritum  s.  saepe  patrem,  saept 
filium  nominari  etc.  Damasus  an  Hieronymus  (Hier.  opp.  ed.  Vall.  1,  1,  159) 
fateor  tibi,  eos  quos  mihi  iampridem  Laetantii  dederas  libros  ideo  non  libenter 
lego  quia  et  plurimae  epistolae  eius  usque  ad  mille  spatia  versuum  tenduntur 
et  raro  de  nostro  dogmatt  disputant;  quo  fit  ut  et  legenti  fastidium  generet 
longitudo  et  si  qua  brevia  sunt  scholasticis  magis  sint  apta  quam  nobis,  de 
metris  et  regionum  situ  et  philosophis  disputantia*  Die  Absicht  eine  eigene 
Schrift  gegen  die  Juden  zu  schreiben  (inst.  7,  1  extr.  sed  erit  nobis  contra 
Iudaeos  separaia  materia,  in  qua  illos  erroris  et  sceleris  revincemus)  scheint 
Lactantius  nicht  ausgeführt  zu  haben. 

3.  De  opificio  dei.  Widmung  (nicht  vor  J.  304):  quam  minime  sim 
quietus,  etiam  in  summis  necessitatibus  (vgl.  A.  1),  ex  hoc  libello  poteris 
existimare,  quem  ad  te  rudibus  paene  verbis,  .  .  Demetriane,  perscripsi,  ut  et 
quotidianum  Studium  meum  nosceres  et  non  deessem  tibi,  praeeeptor  etiam 
nunc,  sed  honestioris  rei  meliorisgue  doctrinae  (als  früher  in  der  Beredsam- 
keit). .  .  profiteor  nulla  me  necessüate  vel  rei  vel  temporis  impediri  quominus 
aliquid  exeudam  quo  philosophi  nostrae  seetae  quam  tuemur  instruetiores 
doctioresque  in  posterum  fiant.  .  .  tentabo  .  .  corporis  et  animi  .  .  ra- 
tionem  explicare.  Auch  das  Leibliche  wird  eingehend  behandelt,  nach 
Aristoteles  und  den  Stoikern,  teleologisch  und  theologisch.  Yirgil  und 
Lucretius  werden  öfters  angeführt,  letzterer  bekämpft.  Schluß  (c.  20) :  hacc 
ad  te,  Demetriane,  interim  paucis  et  obscurius  fortasse  .  .  peroravi;  quibus 
contentus  esse  debebis,  plura  et  meliora  lecturus  si  nobis  indulgentia  caelitus 
venerit.  tunc  ego  te  ad  verae  phüosophiae  doctrinam  et  planius  et  verius 
cohortabor.  statui  enim  quam  mülta  potero  litteris  tradere  quae  ad  vitae 
beatae  statum  spectent,  et  quidem  contra  philosophos.  .  .  incredibüis  enim  vis 
eloquentiae  etc.  Offenbar  eine  Hindeutung  auf  die  institutiones ,  welche 
hiernach  vielleicht  ursprünglich  gleichfalls  seinem  Schüler  Oemetrianus  ge- 


§  397  Lactantius.  999 

widmet  waren;   vgl.  A.  4.    Ausgabe  der  Schrift  cum  notis  DEbasmi  (Bas. 
1529.  Par.  1529),  Willichii  (1542). 

4.  Lact,  inatit  1, 1  (p.  4, 4  Fr.)  veritatis,  cui  asserendae  atque  ülustrandae 
septem  volumina  destinavimus.  .  .  quae  licet  possit  sine  eloquentia  defendi, 
.  .  tarnen  claritate  ac  nitore  sermonis  (vgl.  5,  2  ornate  copioseque)  ülustranda 
.  .  est,  ut  potentius  in  animos  influat  (p.  2  n.  M.).  8%  quidam  prudentes  .  . 
instituiicnes  civilis  iuris  compositas  ediderunt,  .  .  quanto  melius  nos  .  .  di- 
vinas  institutiones  litteris  persequemur.  VgL  de  ira  2  horum  imperitiam 
tarn  coarguimus  in  secundo  divinarum  institutionum  libro.  quos  ex  parte  tarn 
refutavimus  in  quarto  supra  dicti  operis  libro.  11  docuimus  in  nostris  in- 
stitutionibus.  17  quibus  in  sexto  libro  institutionum  satis  respondimus. 
Buch  1  hat  in  den  Hss.  die  Überschrift  De  falsa  religione;  B.  2  de  origine 
erroris;  3  de  falsa  sapientia;  4  de  vera  sapientia;  5  de  iusütia;  6  de  vero 
cultu;  7  de  vita  beata.  Das  Christentum  will  Lact,  erweisen  als  cum  sölam 
religionem  tum  etiam  et  solam  et  veram  sapientiam  (5,  4  extr.);  es  ist  ihm 
die  geoffenbarte  veritas  und  iustitia.  Seine  Vorgänger  Minucius  Felix, 
Tertullian  und  Cyprian  nennt  (zB.  5,  1)  und  benützt  er,  des  Cyprian  testim . 
ad  Fortun.  namentlich  auch  für  die  Bibelcitate.  Sehr  häufig  citiert  er  aber 
auch  klassische  Schriftsteller,  besonders  Cicero  und  Virgil,  nächstdem 
Lucretius  und  Ovid  (Met.  und  Fasti),  ferner  Enniut,  Plautus,  Terenz,  Lu- 
cilius,  Horaz,  Persius,  Varro,  Sallust,  Seneca  u.  a.  Die  Abfassung  fällt  zwi- 
schen J.  307  und  310.  In  einem  Teile  der  Hss.  finden  sich  mehrfach  An- 
reden an  Kaiser  Constantin  (zB.  1,  1.  2,  1.  3,  1.  4,  1.  5,  1.  6,  3.  7,  27)  und 
andere  Zusätze,  welche  einen  bei  L.  öfters  wiederkehrenden  Gedanken,  daß 
das  Böse  die  notwendige  Bedingung  des  Guten  sei,  erweiternd  ausführen 
(2,  8.  7,  5.  de  opif.  19).  Sie  stammen  nicht  von  Lactanz,  gehören  aber  wohl 
noch  ins  vierte  Jahrhundert.  Vgl.  bes.  SBrandt,  die  dualist.  Zusätze  u. 
d.  Kaiseranreden  bei  L.,  Wien.  SBer.  118.  119. 

5.  Außer  den  Institutiones  selbst  ist  auch  der  von  Lactanz  selbst  ge- 
fertigte (SBbaädt,  ArchflatLez.  6,  286)  Auszug  daraus  erhalten.  Eingang: 
quamquam  divinarum  institutionum  libri  quos  iam  pridem  ad  iüustrandam 
verüatem  religionemque  conscripsimus  ita  legentium  animos  instruant  ut  nee 
prolixitas  pariat  fastidium  nee  oneret  ubertas,  tarnen  horum  tibi  epitomen 
fieri,  Pentadi  frater,  desideras.  .  .  faciam  quod  postulas,  etsi  diffieüe  videtur 
nsw.  Erste  vollständige  Ausgabe  von  CMPfaff  (Par.  1712),  dann  JDavis 
(Cantabrig.  1718).    Hs.  s.  VII  zu  Turin. 

6.  Hxbbos.  comm.  in  ep.  ad  Ephes.  4,  26  (opp.  7,  1,  628  Vau.)  Fir- 
mianus  noster  De  ira  dei  docto  pariter  et  eloquenti  sermone  conscripsiL  Die 
Schrift  bekämpft  hauptsächlich  die  Epikureer.  Vgl.  c.  22  haec  habui  quae 
de  ira  dei  dicerem,  Donate  carissime,  ut  scires  quemadmodum  re feileres  eos 
qui  deum  faciunt  immobilem,  restat  ut  more  Oiceronis  utamur  epilogo  ad 
perorandum  .  .  .  illorum  persuasionem  revincamns  qui  sine  ira  deum  esse 
credentes  dissolvunt  omnem  religionem.  Als  seine  Quelle  behauptet  er  (c.  1) 
doctrinam  dei,  ohne  dies  aber  je  zu  beweisen;  vielmehr  beruht  die  ganze 
Begründung  auf  eigener  und  fremder  Erwägung.  Die  Abfassung  nach  den 
instit.  erhellt  aus  c.  2.  11  und  17  (b    A.  4). 

7.  Die  Schrift  de  mortibus  persecutorum  (vom  Ende  313  oder 
Anfang  des  J.  314,  Ebbrt  aO.  123,  FGöbbbs,  Phil.  36,  597)  ist  durch  eine 


1000  Die  Kaiserzeit.     Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

Hb.  überliefert,  Paris.  Colbert.  1297,  und  nach  dieser  zuerst  herausgegeben 
(Paria  1679)  von  StBaluze  (Miscell.  2,  1.  347).  Über  eine  neue  Abschrift 
der  Hs.  durch  GLaubmann  s.  KHalm,  Wien.  SBer.  50,  161.  Überschrift: 
Lucii  Caecilii  liber  ad  Bonatum  confessorem  de  ro.  p.  Anfang:  audivit  do- 
minus orationes  tuas,  Bonate  carissime.  .  .  ecee  .  .  ecclesia  rursum  exurgit.  .  . 
excitavit  enim  deus  priticipes  (Cona tantin  und  Licinius)  qui  tyrannorum  ne- 
faria  et  cruenta  imperia  resciderunt  etc.  c.  35  hoc  edictum  proponäur  Nico- 
mediae  prid.  Kai.  Maias  (d.  J.  311;  über  dieses  Toleranzedikt  des  E.  Ga- 
lerius  s.  JBklseb,  Eilwangen  1889).  tunc  apertis  carceribus,  Bonate  carissime, 
.  .  .  liberatus  es,  cum  tibi  carcer  sex  annts  pro  domicilio  fuerit.  48  Nico- 
mediam  ingressus  .  .  die  id.  Iun.  (d.  J.  313)  .  .  litter as  proponi  iussü.  .  . 
«ic  ab  eversa  ecclesia  usque  ad  restitutam  fuerunt  anni  decem,  tnenses  plus 
minus  quattuor.  Die  genaue  Kenntnis  aller  Vorgänge  in  Nikomedia  (dar- 
über C  Webner,  Saalfeld  1885),  die  Widmung  an  Donatus  (vgl.  A.  6),  die 
große  Übereinstimmung  des  Wortschatzes  (s.  u.)  und  häufige  Anführungen 
aus  Virgil  (auch  Horaz)  machen  nahezu  gewiß  daß  die  Schrift  wirklich 
die  von  Hieronym.  (s.  A.  2  Z.  5)  de  persecutione  betitelte  ist,  L.  Caecilius 
(oder  Caelius)  also  mit  Recht  Ton  Hss.  unter  den  Namen  des  Lact,  auf- 
geführt wird.  Die  knappe  Darstellung  des  Schriftchens,  gegenüber  der 
Redseligkeit  der  Institutionen,  erklärt  sich  aus  der  Verschiedenheit  des 
Gegenstandes,  der  leidenschaftliche  Ton  aus  dem  Siegesjubel  nach  langer 
unmittelbarer  Gefahr  und  lange  verhaltenem  Grolle.  Übrigens  hatte  es 
schon  inst.  5,  23  geheißen:  quidquid  adver sum  nos  mali  prineipes  moliuntur 
fieri  ipse  (deus)  permittit.  et  tarnen  iniustissimi  persecutores  .  .  non  se  pu- 
tent  impune  laturos.  .  .  veniet,  teniet  rabiosis  ac  voraeibus  lupis  merces  sua, 
qui  iustas  et  simplices  animas  nullis  facinoribus  admissis  exeruciaverunt. 
Davon  ist  die  vorliegende  Tendenzschrift  (de  mort.)  die  Ausführung.  Die 
Bedenken  von  NLeNourry,  OFFritzbchb  (ed.  p.  vni)  u.  a.  sind  nicht  triftig. 
Wenn  auch  die  stilistische  Haltung  der  Schrift  von  derjenigen  der  Insti- 
tutiones  naturgemäß  abweicht,  so  stimmt  doch  Wortschatz  und  Syntax  mit 
diesen  vollständig  überein,  s.  VKehbein,  quis  scripserit  libellum  de  mort. 
persec,  Münster  1877.  —  JBubckhabdt,  Constantin'  39.  68.  289.  299.  309. 
O Rothfuchs,  qua  historiae  fide  Lactantius  usus  sit  in  libro  de  m.  pere., 
Marb.  1862.  Hunzikeb  in  Büdingers  Untersuch,  z.  röm.  Kaisergesch.  1,  117 
und  bes.  AEbebt  (über  den  Verf.  des  Buches  de  m.  p.),  Lpz.  SBer.  1870, 
115    —  Schulausgabe  von  FDübneb,  Paris  1879. 

8.  Unter  dem  Namen  des  Lactantius  (Lactatius  im  Veron.;  im  Paris, 
fehlt  die  Überschrift)  ist  ein  Gedicht  de  ave  phoenice  im  elegischen 
Maß  (170  Vv.)  überliefert  Auch  im  Schriftchen  de  dubiis  nominibus 
(§  495,  8)  ist  es  achtmal  unter  dem  Namen  Lactantius  angeführt,  GL.  5, 
577.  578  usf.  Älteste  Hss.  Paris.  13048  s.  VIII  (Bährenb,  RhM.  30,  308), 
Veron.  s.  IX  (Ueep,  Begrüßungsschr.  d.  Lpz.  Phil.  Vers.  1872,  46)  und 
Leid.  Voss.  Q.  33  s.  X.  Benutzt  ist  das  Gedicht  von  Gregor  von  Tours  de 
oursu  stellarum  p.  861,  1  A.-K.  quod  de  Phinice  Lactantius  referi  usw.  Vgl. 
MHaupts  Ausg.  von  Ov.  Hai.  p.  67.  —  Gedruckt  in  den  meisten  Ausgaben 
des  Lactanz,  in  Buhmanns  Claudian  p.  1035,  Wernsdobfs  PLM.  3,  298, 
Rieses  Anth.  lat.  731,  neuesten e  in  LJeeps  Claudian  2  (1879),  211  (rec. 
ARiese)  und  in   Bährens'  PLM.  3,  253.  —  Sonderausgaben  von  AMabtdu 


§  397  LactantiuB.  1001 

(Lüneb.  1825),  HLbyser  (Quedlinb.  1839).  —  Das  Gedicht  ist  rhetorisch 
wortreich  and  zeigt  neben  der  herkömmlichen  mythologischen  Phraseologie 
so  viele  biblische  Anklänge,  dann  besonders  so  viele  Ähnlichkeit  in  Aus- 
drucksweisen und  Anschauungen  mit  solchen  des  Kirchenvaters  Lactantius 
daß  an  dessen  Verfasserschaft  festzuhalten  ist.  Die  Anklänge  an  das  Ge- 
dicht in  Claudians  Phoenix  (§  439,  6)  erklären  sich  daraus  daß  Claudian 
der  Nachahmer,  nicht  der  Nachgeahmte  ist.  Vgl.  AEbebt,  Lit.  d.  MA.  ls,  97. 
ARiese,  RhM.  31,  446;  in  Jeeps  Claudian  2,  190.  HDbchent,  BhM.  35,  39. 
ThBibt,  ebd.  34,  8.  Gegen  die  Urheberschaft  des  Kirchenvaters  FRitschl, 
op.  3,  806.  GGötz,  act.  soc.  Lips.  5,  322.  EBähbehb,  RhM.  29,  200.  30,  308; 
JB.  1873,  220;  zu  den  PLM.  8,  248.  —  Vgl.  noch  HKlapp,  Wandsbecker 
Progr.  1875  p.  xv.  —  Über  eine  angelsächsische  poetische  Bearbeitung  des 
Gedichtes  s.  Gäbleb  in  Wülckers  Anglia  3,  491. 

Zweifelhafteren  Ursprunges  ist  das  carmen  de  passione  domini  (de  bene- 
ficiiß  suis  Christas;  MManitius,  RhM.  45,  156).  Die  55  Disticha  de  pascha 
gehören  dem  Venantius  Fortunatus  (carm.  3,  9).  Über  die  Zuteilung  der 
Rätsel  des  'Symphosius'  an  Lactanz  s.  §  449. 

9.  Lact,  ppricht  seine  Bewunderung  des  Cicero  sehr  oft  unbefangen 
aus,  zB.  de  opif.  1  und  20.  inst.  1,  15.  3,  13.  7,  1.  Nennt  er  doch  sogar 
den  Ovid  einen  poeta  non  insuavis  (de  ira  20).  Auch  Beine  positive  Christ- 
lichkeit, so  ehrlich  und  eifrig  sie  ist,  hat  keine  Spur  dogmatischer  Klügelei 
und  Starrheit.  So  behauptet  er  auch  (inst.  5,  3) :  non  idcirco  a  nobis  deum 
creditum  Christum  quia  mirdbüia  fecit,  sed  quia  vidimus  in  eo  facta  esse 
omnia  quae  nobis  adnuntiata  sunt  vaticinio  prophetarum.  Schon  Hieronymus 
(s.  A.  lf.)  und  Sidonius  (ep.  4,  3  instruit  ut  Hieronymus,  destruit  ut  Lac- 
tantius, adstruit  ut  Augustinus)  vermissen  bei  L.  dogmatische  Correctheit. 
Vgl.  FWAmmon,  Lact.  opin.  de  relig.  in  syst,  redig.,  Erlangen  1820. 
O verlach,  die  Theologie  des  Lact.,  Schwerin  1858;  Dorpater  Zeitschr.  f. 
Theol.  IV.  Um  so  allgemeiner  war  die  Anerkennung  seiner  Latinität. 
JAKrebs,  de  stilo  Lact.,  Halle  1706.  MNKobtholt,  de  Cicerone  christiano 
Lactantio,  Gießen  1711. 

10.  Handschriften  von  Lact,  (außer  mort.  pers.,  A.  7)  sind  zahl- 
reich, zB.  ein  Bononiensis  s.  VII  und  die  Fragmenta  Floriacensia  (de  opif. 
dei)  in  Orleans  (im  cod.  169;  S Brandt,  Wien.  SBer.  110,  167);  Puteaneus 
s.  IX  in  Paris;  SGaller  Palimps.  213  (inst,  SBrandt,  Wien.  SBer.  108,  231) 
u.  a.  Ausgaben  zB.  ed.  princeps  Rom  1465  (das  erste  in  Italien  ge- 
druckte Buch),  von  XBetuleus,  Bas.  1563.-  MThovasius,  Antv.  1570.  Gal- 
lasus, Leid.  1660.  JGWalchiüb,  Lps.  1715.  CAHeumanm,  Gott.  1736.  Bec. 
et  notis  ill.  JLBlnemann,  Lpz.  1789.  Ed.  JBLeBbun  et  NLehglbt  du  Freshoy, 
Par.  1748  II.  Ed.  Obebthüb,  Würzb.  1783  II.  In  Gallandi  Bibl.  patr. 
4,  229.  Ed.  OFFkitzsche,  Lps.  1842.  1844  (Gebsdobfs  bibl.  patr.  10,  1.  2). 
Bei  Migne,  patrol.  T.  VI  u.  VII  (Par.  1844).  Im  Druck  neue  Ausgabe  von 
GLaubmann  und  SBrandt  (Bd.  19  des  Wiener  corp.  scrr.  eccl.  lat.)  — 
LkNoubbt,  apparatus  ad  bibl.  patr.  2,  3,571  ff.  Walch  vor  s.  Ausg.  JG  Gebet, 
de  Lact.,  Wittenb.  1722.  PBebtold,  Prolegg.  zu  Lact.,  Metten  1861.  AEbebt, 
(s.  A.  8)  1*,  72.  JGThMullkr,  quaest.  Lact.,  Gott.  1875.  TEMbcchi,  Lat- 
tanzio  e  sua  patria,  Fermo  1875.    PMeyeb,  quaestt.  Lact.  I,  Jülich  1878. 


1002  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletiaxras). 

SBbandt,   die  dualistischen  Zusätze  u.  die  Kaiseranreden  bei  Lact,  nebßt 
einer  Unters,  üb.  d.  Leben  des  L.,  Wien.  SB  er.  118.  119. 

398.  Aus  der  Zeit  vor  dem  amtlichen  Siege  des  Christen- 
tums scheint  eine  Anzahl  von  Schriftwerken  in  gebundener  Form 
zu  stammen,  welche  sich  mit  Unbefangenheit  oder  gar  Heiter- 
keit auf  dem  Boden  der  alten  Götterwelt  bewegen  und  die  über- 
lieferten Formen  meist  mit  leidlicher  Sicherheit  handhaben.  Da- 
hin gehören  etwa  die  sog.  Catonis  disticha,  eine  Schulsamm- 
lung von  Sittensprüchen,  aus  je  zwei  Hexametern  bestehend,  in 
vier  Büchern,  welche  noch  das  ganze  Mittelalter  hindurch  eine 
große  Rolle  gespielt  hat.  Ferner  das  von  fast  modern  sentimen- 
taler Naturschwärmerei  erfüllte  Pervigilium  Veneris,  welches, 
in  wohlklingenden  trochäischen  Septenaren  verfaßt,  die  Venus 
als  die  belebende  Macht  des  Alls  verherrlicht  und  zur  Festfeier 
anläßlich  der  sich  im  Frühling  erneuenden  Natur  auffordert. 
Auch  das  kleine  scherzhafte  Epos,  welches  den  Namen  des 
Vespa  trägt,  ist  wohl  aus  dieser  Zeit,  weiterhin  des  Repo- 
sianus  Erzählung  über  die  Verbindung  von  Mars  und  Venus, 
die  Distichen  des  Pentadius,  sowie  die  Rede  des  Achilles  beim  Ver- 
nehmen der  Trompete  des  Diomedes,  der  Brief  der  Dido  an 
Aeneas,  und  dergleichen  Nachbildungen  von  Mustern  der  klas- 
sischen Zeit. 

1.  f  Catonis  disticha'.  Die  Sammlung  im  Paris.  2659  s.  IX  ist 
betitelt  Über  (quartus)  Catonis  philosophi,  im  Paris.  8320  s.  X  (wohl  durch 
Vermischung  mit  Seneca) :  Catonis  Cordub',  im  Veron.  163  s.  IX  dicta  Marci 
Catonis  ad  filium  suum  (vgl.  §  121).  Scaliger  erwähnt  einen  vetustissimus 
codex  Bosii  mit  der  Überschrift :  Dionysii  Catonis  disticha  de  moribus  ad 
filium;  doch  ist  von  dieser  Handschrift  sonst  nichts  bekannt  und  der  Name 
Dionysius  vielleicht  durch  die  in  derselben  Handschrift  befindliche  prißcia- 
nische  Übersetzung  (§  481,  7)  der  Periegese  des  D.  veranlaßt  (Haupt,  op. 
1,  376).  Der  Name  f  Cato'  soll  die  Sprüche  wohl  nur  als  weise  bezeichnen; 
vgl.  HJobdan,  RhM.  14,  277.  ß.  I  enthalt  40,  II  31,  III  44,  IV  49  Sprüche. 
B.  II,  III,  IV  haben  dazu  noch  eigene  (die  Sammluog  empfehlende)  Vor- 
reden, welche  zu  Buch  I  nur  verloren  zu  sein  scheint  Die  zu  ß.  II  kennt 
noch  das  pharmaceutische  Lehrgedicht  des  Macer  (§  228,  5).  IV,  49  ist 
eine  Art  Nachwort.  Die  Sprüche  geben,  nicht  selten  in  geschickter  Fas- 
sung, eine  hausbackene  neutrale  Moral,  welche  wohl  für  Unterrichtszwecke 
zugerichtet  war  (4,  28  disce,  sed  a  doctis,  indoctos  ipse  doceto,  Propaganda 
etenim  est  rerum  doctrina  bonorum;  27  discere  ne  cessa:  cura  sapientia 
crescit,  48  fac  discas.  Sie  haben  eine  monotheistisch -humanitäre  Richtung, 
ohne  spezifisch  christliche  Färbung,  manche  (wie  1,  26,  2,  26.  3,  3.  4,  26) 
sogar  eine  gut  heidnische,  und  auch  die  Abmahnung  von  sortes  (2t  12) 
und  von  blutigen  Opfern  (4,  14.  38)  ist  frei  von  christlicher  Begründung. 


§  S98  Catonis  diüticha.  1003 

Die  Sprüche  über  Behandlung  der  Frauen  und  Sklaven  tragen  gleichfalls 
diesen  Charakter  (vgl.  4,  44  cum  servos  .  .  famülos  dicas,  homines  tarnen 
esse  memenio,  und  3,  12  uxorem  .  .  nee  retinere  velis  —  ihrer  dos  zu  Liebe 
—  si  coeperit  esse  molesta).    Der  Mangel  an  rhetorischem  Schmucke  wird 

4,  49  entschuldigt:  Miraris  versus  nudis  me  »cribere  verbis?  Hoc  brevitas 
fecit,  sensu  coniungere  binos.  Sprache  (mage;  offieiperdus  4,  42)  und  Vers- 
bau Bind  noch  ganz  ertraglich.  Alles  führt  darauf,  daß  die  Sammlung  noch 
aus  guter  Zeit  stammt,  etwa  saec.  III— IV  n.  Chr.  Vindicianus  (Ende  von 
s.  IV,  8.  §  432,  12)  kennt  sie  bereits. 

2.  Der  Sammlung  voraus  geht  eine  prosaische  von  66  ganz  kurzen 
Sprüchen  mit  eigenem  Vorwort  (Cum  animadverterem  quam  plurimos  gra- 
viter  in  via  morum  errare,  suecurrendum  opinioni  eorum  .  .  fore  existimavi, 
maxime  ut  gloriose  viverent  .  .  nunc  te,  füi  carissime,  docebo  etc.),  von  an- 
derem Verfasser  und*  wohl  auch  aus  spaterer  Zeit,  sogar  aus  verschie- 
dener. Denn  während  Nr.  1 — 40  auf  dem  Standpunkte  des  Altertums 
stehen  (zB.  5  foro  pare;  28  pugna  pro  patria),  so  tritt  in  den  späteren 
(zugleich  etwas  wortreicheren)  der  christliche  Ursprung  stark  hervor  (53 
miniine  iudica;  64  alienum  noli  coneupiscere).  In  den  früheren  (meist  aus 
zwei  Worten  bestehenden)  ist  ebenso  deutlich  die  Sorge  für  die  Schulzucht 
ausgeprägt  (Nr.  11.  26.  27.  38);  vgl.  36  ff.  trocho  lüde,  aleam  fuge.  Utteras 
disce.    Die  Fassung  schwankt  in  den  Handschriften  vielfach. 

3.  Verzeichnis  der  zahlreichen  und  alten  Handschriften  (von  s.  IX  an) 
bei  Hauthal  p.  iv  und  Bährens  p.  206.  Nachträge  und  Kritisches  bei 
RPeipeu,  ZfdeutschePhil.  6,  165.  169.   KSchekkl,  ZföG.  24,  486;  Wien.  Studd. 

5,  166.  MBonnet,  rev.  de  phil.  7,  23.  LFontaine,  rev.  de  phil.  4,  177. 
CCipolla,  riv.  di  fil.  8,  617.  HJMüllek,  Bymb.  ad  emend.  Script,  lat.  I 
(Berl.  1876),  15—23.  —  Neuere  Hauptausgabe  von  OAkntzbn  (Utr.  1736  u. 
1764.  Darin  auch  die  Abhh.  von  Boxhorn  und  Canneqieter  de  Catone). 
Catonis  philosophi  liber  .  .  ad  fid.  vetust.  libr.  mss.  rec.  FHauthal,  Berl. 
1869.  Jetzt  in  Bährens'  PLM.  3,  206.  —  Mittelalterliche  Übersetzungen 
und  Bearbeitungen:  FZarncke,  der  deutsche  Cato;  Gesch.  der  deutschen 
Übersetzungen  der  im  MAlter  unter  dem  Namen  Cato  bekannten  Distichen, 
Lpz.  1852;  und:  Eine  vierte  Umarbeitung  der  sog.  dist.  Cat.  (in  leonin. 
Hexam.;,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  W.  1870,  181.  IFeipalik,  der  altböhmische 
Cato,  SBer.  der  Wiener  Akad.  36,  211.  ATobler,  d.  altvenezian.  Übersetz, 
der  Sprüche  des  Dion.  Cato,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1883.  MOGoldberg,  d. 
caton.  Dist.  in  d.  engl.  u.  franz.  Lit,  1  der  engl.  Cato,  Lpz.  1883.  JNeiiab, 
d.  altengl.  Cato,  Gott.  1879;  ABeets,  de  dist.  Cat.  in  het  middel  neder- 
landsch,  Groningen  1885. 

4.  Auch  andere  Fassungen  desselben  und  ähnlichen  Inhalts  sind  auf 
uns  gekommen.  Einzelne  Sprüche,  je  aus  einem  Hexameter  bestehend,  be- 
titelt sententiae  gener ales  in  singülis  versibus,  oder  monosticha  de  moribus 
ineerti,  auch  proverbia  Catonis  philosophi,  meist  gut  nach  Inhalt  wie  Fas- 
sung (aus  Hss.  s.  IX— XI)  in  AL.  716.  PLM.  3,  236.  Den  68  einzeiligen 
Sprüchen  sind  drei  auch  im  Tone  verschiedene  zweizeilige  beigemischt. 
Elf  Hexameter  mit  der  Überschrift  Catonis  (philosophi)  de  musis  PLM. 
3,  243.  Über  Benutzung  der  Catonischen  Sprüche  in  Columbani  Carmen  mo- 
nostichon  s.  Bährens'  PLM.  3,  213.  240. 


1004  Die  Kaiserzeit.    Drittes  Jahrhundert  (Diocletianus). 

5.  Pervigilium  Veneris.  Es  ist  durch  die  Parisini  10818  (Sal- 
masianus)  und  8071  (Thuaneus,  8.  §  476)  überliefert  und  tragt  in  jenem 
die  Überschrift:  per  uirgilium  Veneris  trocaico  tnetro.  sunt  uero  uersus  (dh. 
Gedichte  in  dem  betr.  Abschnitte  der  Sammlung,  ARiese,  Anthol.  lai 
1,  xxi)  XXII.  Es  besteht  aus  93  Versen,  welche  durch  den  Kehrvers  cras 
amet  gut  numquam  amavit  quique  amavit  cras  amet  in  Strophen  Von  un- 
gleichem Umfang  (mindestens  4  Versen)  geteilt  sind.  Die  religiöse  An- 
schauungsweise ist  universalistisch  und  zeigt  zugleich  Einfluß  der  Philo- 
sophie. Venus  ist  als  Genetriz  aufgefaßt,  deren  Dienst  durch  Hadrian  auf- 
gefrischt worden  war,  und  ihre  Feier  als  ein  Frühlings-  und  Blumen- Fest. 
Als  Lokal  ist  Sizilien  gedacht  (v.  49  ff.).  Die  Darstellung  ist  rhetorisch 
belebt,  auch  nicht  frei  von  Schwulst,  aber  warm  und  schwungvoll.  Der 
Verfasser  zeigt  griechische  Bildung,  klingt  jedoch  auch  einmal  (v.  86)  an 
Virgil(Aen.  11,468)  an.  Melancholischer  Schluß:  t7Za(die  Nachtigall)  cantat,' 
nos  tacemus,  quando  ver  venu  meum?  quando  fiam  uti  ehelidon  et  tacere 
desinam?  was  im  Geiste  des  Gedichts  auf  Verjüngung  durch  die  Liebe 
deutet.  Afrikanische  Latinität  braucht  in  dem  öfters  (v.  4.  6.  12.  24.  34.  38. 
46  f.  61.  88  Buch.)  und  teilweise  frei  gebrauchten  de  nicht  gefunden 
zu  werden.    Ähnlich  findet  sich  dasselbe  zB.  bei  Reposianus  (v.  30). 

6.  Die  Nachfrage  nach  dem  Verfasser  des  Pervig.  muß  bei  der  Natur 
der  Sache  erfolglos  bleiben.  Viel  Ähnlichkeit  hat  das  Gedicht  mit  Versen 
des  Annius  Florus  (§  348,  8),  welcher  das  gleiche  Versmaß  anwandte,  und 
mit  seinem  Kehrvera  erinnert  es  an  die  Weise  des  Nemesianus.  Itaque 
acquiescendum  in  hoc  erit  ut  medio  inter  Florum  et  Nemesianum  tempore, 
h.  e.  secundo  vel  tertio  p.  Ch.  n.  saeculo,  conditum  Pervigilium  esse  sta- 
tuämus :  so  Bücheleb  aO.  p.  61.  Es  näher  dem  Zeitalter  der  Antonine  zuzu- 
rücken  könnte  die  vorherrschend  heitere  Stimmung  des  Gedichts  und  sein 
verhältnismäßig  reiner  Geschmack  geneigt  machen,  wenn  dergleichen  nicht 
tröge.  LMüller  setzt  es  vielmehr  ins  dritte  oder  vierte  Jahrh.  So  auch 
EBährens  (unedierte  lat.  Gedichte,  Lpz.  1877),  welcher  das  Gedicht  ohne 
irgend  genügende  Gründe  dem  Tiberianus  (§  401,  9)  zuschreibt.  In  JJ.  106, 
494  wird  es  sogar  in  den  März  des  J.  476  gesetzt,  indem  v.  73  f.  auf  die 
Mutter  des  Romulus  Augustinus  bezogen  wird. 

7.  Ed.  princ.  von  Pitboeus,  Par.  1677  (darüber  HOvoht,  rev.  de  philol. 
9,  124).  Dann  zB.  von  Webnsdobf  (PLM.  3,  426.  463),  ECFScbuleb  (Gott. 
1812),  JCObblli  (an  s.  Phaedrus),  in  den  Abhh.  von  Hbidtmann,  Göbbl, 
OMülleb  (s.  unten)  und  sonst,  zB.  (von  FLindemann)  Lps.  1862.  Adnotabat  et 
emendabat  FBücbbleb,  Lps.  1869.  In  ARiesbs  AL.  1,  200,  bei  EBähbbns, 
unedierte  lat.  Ged.  (Lpz.  1877),  39;  PLM.  4,  292.  —  Darüber  HPaldamus 
(Greifsw.  1830),  GHHbidtwann  (Greifsw.  1842),  TbBbbgk  (Halle  1869),  OJacobi 
(Lund  1867).  OMülleb,  de  Annio  Floro  (Berl.  1866)  p.  18.  —  ECGobbl, 
de  ephymniis  (Gott.  1868)  p.  66.  Zur  Textkritik:  JJScaliobb  und  AStatius, 
rev.  de  phil.  9,  124.  JFbei,  BhM.  10,  196.  FBucublsb,  ebd.  16,  446. 
LMülleb,  JJ.  8S,  689.  JMäblt,  Phil.  23,  366.  KScbbnsl,  ZföG.  18,  233. 
EBäbrbks,  JJ.  106,  66.  107,  66.     JWMackail,  journ.  of  phil.  17,  179. 

8.  Vespae  iudieium  coci  et  pistoris  iudice  Vulcano  (99  Hex.)  im  cod. 
Salmas.  und  Thuaneus  (A.  öA.);  AL.  199.  PLM.  4,  326.    Der  Inhalt  ist  ein 


§  398  Pervigilium  Veneriß,  Reposianus,  Pentadius  u.  a.         1005 

Wettstreit  zwischen  Koch  und  Bäcker.  Der  Schiedsrichter,  Vulcanus,  ur- 
teilt daß  beide  ihren  Wert  haben  und  daher  das  Streiten  unterlassen 
sollten.  Das  Ganze  ist  ein  Scherz,  hat  die  Form  des  Wettkampfes  mit 
dem  Idyll  gemein  und  schließt  sich  zugleich  an  die  rhetorischen  inaivoi 
und  rpoyoi  an.  Vgl.  des  Meleager  ?on  Gadara  lt%i&ov  xcrl  qpaxifc  cvyxQusiq 
(Athen.  4,  167  B).  Vgl.  §  151,  2  E.  274,  1.  306,  8.  Auf  Rom  als  Boden 
deutet  zB.  die  crustula  am  ersten  Januar  (v.  46  vgl.  16).  Der  Bau  der 
Verse  ist  elegant,  Ton  und  Ausführung  nicht  ohne  Anmut.  Auf  das  zweite 
oder  dritte  Jahrh.  weist  daß  der  Verfasser  von  sich  sagt:  ille  ego  Vespa 
preeor  cui  divae  saepe  dedistis  per  multas  urbes  popülo  spectante  favorem 
(v.  3  f.).  Er  ist  also  ein  reisender  Literat  (Rhetor),  der  im  römischen  Reiche 
umher  Vorstellungen  in  seiner  Kunst  giebt,  wie  Apuleius  und  viele  andere 
in  der  Zeit  der  neueren  Sophistik.  Als  Rbetor  kennzeichnet  ihn  der  Gegen- 
stand des  Gedichts  und  der  Schulgeruch  seiner  Witze;  vgl.  44  Satyros  — 
saturos;  Panes  —  partes;  82  gallos  —  Gallos,  sowie  das  Spiel  mit  der  Doppel- 
bedeutung von  ius  v.  29.  60.  6?  Gelehrt  ist  die  spondeische  Messung  von 
quasi  (v.  82  f.).  Auch  in  der  griechischen  Literatur  (besonders  Mythologie) 
zeigt  der  Verfasser  Kenntnisse  und  spricht  sein  Heidentum  mit  einem 
heiteren  Behagen  aus,  welches  von  Störung  durch  das  Christentum  noch 
nichts  weiß.  Daß  v.  6  zur  Empfehlung  des  Gedichtes  angeführt  wird: 
aliquid  quoque  iuris  habtbit,  scheint  auf  eine  Zeit  zu  deuten  als  die  Juris- 
prudenz noch  in  Blüte  stand.  Vgl.  Tedffkl,  Studien  u.  Charakt.  (1.  Aufl.)  458. 
Haupt,  op.  3,  20. 

9.  Reposianus  de  concubitu  Martis  et  Veneria  (182  Hex.)  zB.  bei 
Weknsdobf,  PLM.  4,  319.  AL.  253.  PLM.  4,  348.  Neben  halbsentimentaler 
Naturbeschreibung  (eines  Waldes,  v.  33)  zeigt  der  Verfasser  eine  lüsterne 
Phantasie  und  etwas  leichtfertige  Grundsatze  (140.  178).  Die  Cäsuren  und 
Verschleifungen  sind  regelrecht,  doch  fällt  auf  93  tuo  einsilbig,  126  graiiosa 
als  gratjosa.  Weknsdobf  aO.  4,  62.  Blbckhabdt,  Constantin1  148.  ERohde, 
gr.  Rom.  108,  A.  1.  —  Kritisches:  EBähbens,  RhM.  31,  605,  welcher  Repo- 
sianus für  einen  Zeitgenossen  des  Dracontius  (§  476)  ansieht;  vgl.  auch 
dem.,  unedierte  lat.  Ged.  (Lpz.  1877)  10.  —  Von  einem  Modestinus  ein 
hübsches  Epigramm  (11  Hex.)  auf  den  schlafenden  Amor,  AL.  273  (vgl.  p.  x). 
PLM.  4,  360. 

10.  T.  Caesius  Taurinus  widmet  das  Bild  seines  Vaters  T.  Caesius 
Primus,  welcher  Fruchtbändler  war,  der  Fortuna  quae  tarpeio  coleris  vicina 
Tonardi  mit  einer  Inschrift  von  23  Hex.,  jetzt  in  Präneste  (CIL.  14,  2852, 
Bormanns  Anth.  lat.  1,  80.  Wkbmsdobf,  PLM.  4,  309),  welche  fälschlich 
hierher  gesetzt  wurde;  sie  stammt  vielmehr  aus  J.  136  n.  Chr. 

11.  Von  Pentadius  (vgl.  §  397,  5)  enthält  der  cod.  Salmasianus 
(§  476,  1)  sechs  Gedichte  im  elegischen  Maße,  AL.  234.  236.  266.  266—268. 
PLM.  4,  343—345.  858—359.  Davon  sind  drei  größere  (de  fortuna,  de 
adventu  veris,  auf  Narcissus)  echoici;  e.  §  26,  4;   die  übrigen  Epigramme. 

12.  Von  ungenanntem  Verfasser  und  eine  rhetorische  Stilübung  ist 
das  Schreiben  der  Dido  an  Aeneat,  ehe  eie  sich  den  Tod  giebt,  in  150  Hexa- 
metern (wovon  5  Einleitung,  deren  Schluß:  cui  grata  voluptas  esse  potest 
modicum  dignetur  amare  poetam),  bei  Wsbnbdobf  PLM.  4,  439  (vgl.  p.  56  f.). 


1006  Die  Kaiserzeit.    Drittes  u.  viertes  Jahrhundert. 

AL.  83.  PLM.  4,  271.  Stofflich  nach  Virgil,  die  Art  der  Ausführung 
ovidisch.  Der  Aufwand  an  rhetorischen  Figuren,  Sentenzen  u.  dgl.  ist 
groß,  zweimal  wiederholt  sich  die  Künstelei  einer  refrainartig  behandelten 
Wendung  (42  fll.,  100  fll.),  Häufigkeit  der  Alliteration.  Äußere  Form  tadellos 
(132  quöd  vor  h).  Glaubensbekenntnis  121:  esse  deos  natura  docet,  non  esse 
timendos  rerum  facta  probant  Wohl  erst  aus  dem  vierten  Jahrhundert  (s. 
auch  das  Asyndeton  124  Inprobe  dure  nocens  crudelis  perfide  fallax  Officiis 
ingrate  meis). 

13.  Die  wortreiche  Bede  des  Achill  in  parthenone  cum  tubam  DUh 
medis  audisset  (89  Hex.)  mit  Anklängen  an  Stat.  Achilleis,  ist  gleichfallt 
eine  rhetorische  Schularbeit  (suasoria),  nicht  ohne  sprachliche  Anstöße 
(38  Indicativ  in  indirecter  Frage,  55  sed  Danais  comes  esse  placet,  denn  so 
schrieb  der  Verfasser,  57  Atridi;  vgl.  Dbacont.  8,  587.  449.  548)  und  proso- 
dische  und  metrische  Fehler  (v.  12.  47.  66.  70.  71.  72.  80).  Auch  ßie 
wird  erst  in  das  vierte  Jahrhundert  gehören.  Wkrrbdobf  PLM.  4,  425 
(vgl.  p.  64  f.).     AL.  198.    PLM.  4,  322. 

399.  Endlich  verfaßte  gegen  Ende  des  dritten  oder  im 
ersten  Drittel  des  vierten  Jahrhunderts  Iulius  Valerius 
Alexander  Polemius  seine  lateinische  Bearbeitung  des  griechischen 
Romans  des  Aesopos,  bez.  des  Pseudo-Kallisthenes  über  Alexander 
den  Großen. 

1.  Titel:  Iuli  Valeri  Alexandri  v.  c.  Polemi  res  gestae  Alexandri 
Magni  translatae  ex  Aesopo  Graeco.  Der  Übersetzer  oder  vielmehr  der 
Bearbeiter  der  in  3  Bücher  (ortus,  actus,  obitus  Alexandri)  zerlegten  Schrift 
ist  vielleicht  dine  Person  mit  dem  Gonsul  Polemius  des  J.  838.  IGbion,  i 
nobili  fatti  di  Alessandro  Magno,  Bologna  1872,  p.  xxvi.  Kluge  (§  412,  4) 
und  Grion  haben  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  demselben  Verfasser  das 
sog.  Itinerarium  Alexandri  (unten  §  412)  beigelegt,  welches  in  der  einzigen 
Hs.  (Ambros.  P  49  sup.  s.  IX/X,  8.  A.  3)  auf  die  Alexandergeschichte  folgt 
und  dort  die  Inschrift  trägt  incipit  itinerarium  eiusdem.  Jedesfalls  ist  in 
dem  Itinerarium  (verfaßt  J.  341—345)  unser  lateinisches  Alexanderbuch 
schon  benutzt.  CKluge,  de  itiner.  Alex.  84.  IZacheb,  Pseudocallisthenes  48. 
Anderseits  scheinen  die  Bezeichnungen  des  Alexander  als  victoriosissimus 
und  des  Darius  als  dominus  et  deus  (2,  33)  auf  Abfassung  nicht  vor  J.  270 
zu  deuten  (Landgraf,  ZfÖG.  83,  429.  Schöner,  d.  Titulaturen  d.  röm.  Kaiser, 
acta  Erlang.  2,  449)  und  ebendahin  führt  der  Hinweis  auf  die  Erweiterung 
Roms  unter  Aurelian  (1,  26.  KBoysen,  Phil.  42,  410),  wogegen  die  Nicht- 
erwähnung Konstantinopels  bei  der  Aufzählung  der  größten  Städte  (1,  26) 
auf  Abfassung  vor  der  Verlegung  der  kaiserlichen  Residenz  nach  Kon- 
stantinopel (J.  330)  hinweist.  —  Citiert  wird  das  Alexanderbuch  bei  [Skroids] 
explan,  in  Don.  GL.  4,  557,  25  in  historia  Alexandri  Magni  legitur  '  iubet 
omne  facessere  famulitium  ut  arcanum  sermonem  tuto  committeret9,  welches 
Citat  auf  iT  3,  18—20  zutrifft. 

2.  Die  Sprache  ist  voll  provinzieller  und  volksmäßiger  Fremd- 
artigkeit und  Wunderlichkeit  und  könnte  auf  nichtitalische  Herkunft  des 
Übersetzers  hinweisen  (zB.  ac  si  =»  quasi;  anguina  «■■  angues;  antistarc  «= 


§  399  lulius  Valerius.     §  400  Übersicht.  1007 

antistüem  esse;  continentia  —  Inhalt  [eines  Briefes] ;  vgl.  §  480, 5) ;  industriari, 
iübere  m.  Dat.;  nuptiae  =  nuptiarum;  penita  n.  pl.;  prae  m.  Accus.;  «edere 
=  gefallen,  oft;  thoracam  acc.  u.  a.).  Vgl.  CKluqe  aO.  46.  61.  GLandgraf, 
phil.  Bundsch.  1881,  126;  ZföG.  33,  429  and  Eüblers  Index  verbb.  et  locut. 
—  Eingestreute  Verse  nach  dem  Vorgange  des  Originals  (§  28,  3). 

3.  Hand  sc  h  ri  f  t e  n :  Taurinensis  (palimps.)  s.  VII,  nur  sehr  unvollständig 
erhalten  (Schriftprobe:  Zangbmeibter- Wattenbach,  exempla  codd.  lat.  T.  26). 
Ambros.  P  49  sup.  s.  IX/X.  Paris.  4880  s.  XIII.  Über  dieselben  JZachkb, 
Pseudocallisthenes  aO.  Kübleb  v.  b.  Ausg.;  Herrn.  22,  627;  riv.  di  filol. 
16,  361.  —  Außerdem  sind  wichtig  die  Auszüge  der  Schrift,  der  ausführ- 
lichere im  Ozon.  coli.  corp.  Chr.  s.  XII  (darüber  DVolkmann  aO.)  und  der 
von  JZacher  herausgegebene  (Iul.  Valerii  epitome,  Halle  1867)  —  Aus- 
gaben: ed.  princ.  von  AMai  (an  s.  Ausg.  des  itiner.  Alex.),  Mailand  1817; 
dann  in  dessen  Classici  auctores  7  (Rom  1835),  59.  102;  ferner  (zusammen 
mit  der  ed.  princ.  des  griechischen  Textes  von  C Müller)  an  FDübnebs 
Arrian,  Paris  (Didot)  1846.  Jetzt  besonders  rec.  BKübler,  Lps.  1888.  — 
Ober  die  Alexander- Sagen  und  -Bücher  überhaupt  JZacher,  Pseudocallisthenes, 
Halle  1867.  PMeter,  Alexandre  le  Grand  dans  la  litt,  franc.  du  moyen- 
äge,  Par.  1886  IL  —  Kritisches  usw.:  WWackbrnaoel  u.  JMähly, 
ZfdeutschePhilol.  1,  119.  3,  416.  HMcdsel,  JJ.  99,  282.  EBäbrens,  ebd. 
105,  636.  AEbbrhard,  i.  d.  Festschr.  f.  WCrecelius,  Eiber  f.  1882,  22. 
GLandgraf,  ZföG.  33,  429;  v.  s.  Ausg.  der  Tita  Alex.  M.  des  Archipresb. 
Leo,  Erl.  1885.  HBönsch,  ZföG.  33,  898.  MManitius,  ebd.  36,  739.  CBoyskn, 
WschrfklPh.  1884,  388;  Phil.  41  u.  42.  DVolkmann,  in  Iul.  Val.  coniectanea, 
Pforte  1884. 

4.  Gleichfalls  aus  dem  Griechischen  sind  übersetzt  'Alexandri  Magni 
regia  Macedonum  et  Dindimi  regia  Bragmanorum  de  pbilosophia  per  litteras 
facta  collatio',  und  'Epistola  Alexandri  Macedonis  ad  Aristotelem  magistrum 
suum  de  itinere  suo  et  de  situ  Indiae',  beide  in  alten  Hss.  s.  IX  fll.  über- 
liefert, zuletzt  gedruckt  an  BEüblbbs  Iul.  Val.  p.  169.  Vgl.  denselben  in 
VolluOllbrs  romanischen  Studd.  1888,  203.  RSabbadini,  riv.  di  fil.  15,  534. 
Citiert  wird  die  epistola  p.  205,  6  Eübl.  in  der  Schrift  de  dubiis  gener. 
GL.  5,  586,  22  ut  Alexander  'palus  erat  sicca9. 


D.    VIERTES  JAHRHUNDERT  n.  Chr. 

400,  Dem  vierten  Jahrhundert  prägen  zwei  Tatsachen  seinen 
Charakter  auf:  der  amtliche  Sieg  des  Christentums  und  die  Ver- 
legung der  kaiserlichen  Residenz  nach  Eonstantinopel.  Schon 
unter  Diocletian  hatte  Rom  aufgehört  der  Aufenthalt  des  Kaisers 
zu  sein.  Indem  Constantin  nunmehr  dem  neuen  Geist  eine  neue 
Statte  schuf  wurde  Rom  sich  selbst  überlassen  und  bewahrte 
nur  um  so  länger  seinen  antik  heidnischen  Charakter.  Der  Sieg 
des  Christentums  enthält  den  Bruch  mit  der  alten  Welt,  zugleich 
aber   die   Rettung   ihrer   Kultur,   da   die    siegreichen   Barbaren, 


1008  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert. 

hätte  nicht  das  Christentum  sie  gezügelt,  die  abendländische  Bil- 
dung erbarmungslos  zertreten  hätten.  Damit  daß  das  Heiden- 
tum aufhörte  die  Staatsreligion  zu  sein  war  jedoch  das 
Christentum  noch  nicht  selbst  Staatsreligion  geworden;  seine 
Anhänger  sind  zwar  begünstigt,  die  Vielgötterei  wird  zuerst  in 
ihren  Auswüchsen,  dann  allmählich  in  ihren  Lebensäußerungen 
bekämpft  und  verboten,  in  der  Hauptsache  aber  herrscht  bis 
gegen  das  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  Gleichberechtigung  und 
Religionsfreiheit.  In  die  Minderzahl  gedrängt  umklammern  die 
charaktervolleren  Anhänger  des  alten  Glaubens  desto  leiden- 
schaftlicher dessen  Formen,  wiewohl  vergeblich,  da  jener  längst 
in  der  Auflösung  begriffen  war  und  die  äußeren  Verhältnisse 
sein  Ende  nur  beschleunigten. 

Dem  Christentum  aber  brachte  sein  Sieg  auch  Gefahren* 
Manche  Abweichungen  und  Gegensätze  in  seiner  Mitte,  welche 
zur  Zeit  der  gemeinsamen  Verfolgung  unbemerkt  geblieben  waren, 
wurden  jetzt  der  Anlaß  tiefgehender  Spaltungen  und  gegenseitiger 
Zerfleisch ung.  Das  treue  Bekenntnis  genügte  nicht  mehr:  man 
forderte  eine  bestimmt  vorgezeichnete  Form  desselben,  und  schon 
jetzt  begann  der  Glaube  in  einseitiger  Rechtgläubigkeit  und 
äußerer  Eirchlichkeit  zu  erstarren.  Die  unbefangene  und  freund- 
liche Stellung  zur  alten  Bildung,  welche  Minucius  Felix  und  noch 
Lactanz  eingenommen  hatten,  wich  bewußter  Abkehr,  und  erst 
nach  dem  völligen  Erlöschen  des  Heidentums  fand  sich  sehr 
allmählich  die  Ausgleichung.  In  der  lateinischen  Literatur  hat 
das  Christentum  jetzt  die  Zeit  seines  Glanzes:  Ambrosius,  Hiero- 
nymus  und  zum  Teil  auch  Augustinus  gehören  diesem  Jahr- 
hundert  an,  doch  zeigt  sich  auch  auf  diesem  Gebiete  dieselbe 
wissenschaftliche  Unselbständigkeit  und  Abhängigkeit  der  latei- 
nischen von  den  griechischen  Schriftstellern,  an  welcher  die 
römische  Literatur  überhaupt  seit  ihrem  Entstehen  krankte. 
Jenen  großen  Lichtern  gegenüber  hat  das  Heidentum  einen 
Symmachus  aufzuweisen.  Überhaupt  fehlt  es  der  Zeit  nicht  an 
Leben,  wohl  aber  an  Eigenart.  Greisenhaft  wie  sie  ist  zehrt  sie 
von  den  Erinnerungen  an  die  Vergangenheit.  Die  Rhetorik  hat 
fortwährend  das  Übergewicht  und  zählt  viele  Namen,  aber  we- 
nige von  einigem  Glänze.  Sie  beginnt  ihren  Einfluß  auch  auf 
die  Rechtswissenschaft  zu  erstrecken,  welche  darüber  nun  noch 
die  frühere  Festigkeit  und  Sicherheit  des  sachlichen  Ausdrucks 
einbüßt.     Die  Grammatik  tritt  die  alten  Geleise  aus  und  schreibt 


§  400  Übersicht.  1009^ 

uuverdroasen  Vorgänger  ab  (Charisius,  Diornedes).  Die  Geschicht- 
schreibung lebt  ebenso  von  Aus-  und  Abschreiben,  wie  Aurelius 
Victor,  Eutropius  und  Festus  zeigen,  und  nimmt  einen  höheren 
Flug  nur  in  dem  wackeren  Ammianus  Marcellinus.  Die  Dichtung 
wird  als  Zugabe  der  prosaischen  Stilistik  behandelt,  hat  daher 
einen  starken  Schulgeschmack  und  bewegt  sich  mit  Vorliebe  in 
allerhand  Künsteleien,  vergnügt  sich  an  centones  u.  dgl.  Die 
zahlreichen  christlichen  Dichter,  deren  bedeutendster  Prudentius 
ist,  leiden  unter  der  Unvereinbarkeit  der  alten  Maße  mit  dem 
neuen  Inhalt  und  unter  der  sich  stets  steigernden  Unsicherheit 
im  Formalen:  sie  unterscheiden  sich  aber  oft  durch  Einfachheit 
und  Innigkeit  zu  ihrem  Vorteil  von  dem  hohlen  Wortprunk  der 
heidnischen  dieser  Zeit.  Ja,  es  gewinnen  allmählich  besonders 
durch  sie  volksmäßig  nach  dem  Wortaccent  gebaute  Verse  und 
der  Reim  auch  in  der  Literatur  Geltung. 

1.  Hauptschrift:  JBubckhabdt,  die  Zeit  Constantins  des  Großen  (Basel 
1863.  Lpz.'  1880),  bes.  '185.  183.  273.  487.  Auch  vgl.  Mommsen,  Lpz. 
Ber.  1850,  69.  212. 

2.  Das  Wanken  aller  Verhältnisse  und  das  immer  gewaltigere  Ein- 
strömen barbarischer  Horden  erregt  selbst  auf  Seiten  der  siegreichen  Kirche 
das  Gefühl  als  ob  die  Tage  des  Reiches  gezählt  wären.  Hiebonym.  ep.  60 
(ad  Heliod.),  16  harret  animus  temporum  nostrorum  ruinös  persequi.  .  .  ro- 
manus  orbis  ruü,  et  tarnen  cervix  nostra  erecta  non  flectitur.  Zum  Ver- 
hältnis zwischen  der  alten  Bildung  und  dem  Christentum  vgl.  ebd.  22  (ad 
Eustoch.),  29  quid  facti  cum  psalterio  Horatius?  cum  evangeliis  Maro?  cum 
apostolo  Cicero?  cum  ante  annos  plurimos  .  .  Ierosolymam  pergerem  biblio- 
thtca,  quam  mihi  Bomae  summo  studio  ac  labore  confeceram,  carere  omnino 
non  poteram.  üaque  .  .  lecturus  Tullium  ieiunabam.  post  noctium  crebras 
vigilias  .  .  Plautus  sumebatur  in  manus.  si  quando  .  .  propJtetas  legere  cot- 
pissem,  sermo  horrtbat  incultus.  Da  habe  er  eine  Erscheinung  gehabt  als 
würde  er  vor  Gericht  geschleppt,  gegeißelt  und  ihm  zugerufen:  Ciceronianus 
es,  non  Christianus. 

3.  Für  die  tatsächliche  Religionsfreiheit  sind  bezeichnend  Zusammen- 
stellungen wie  bei  Firmic.  math.  8,  24:  sacerdotes,  prophetas,  aruspices, 
rtligiosos*  Rhetorische  Übertreibung  ist  es  wenn  Mamertinus  (grat.  act.  23) 
behauptet,  man  habe  unter  den  christlichen  Kaisern  nicht  gewagt  zum 
Himmel  zu  blicken,  aus  Furcht  in  den  Verdacht  des  Sonnendienstes  (28; 
vgl.  panegyr.  6,  12.  Firm.  math.  1,  p.  14.  5,  p.  115.  Anth.  gr.  [ed.  1794]  3, 
p.  148  f.  AL.  388)  zu  kommen.  Anderseits  war  Julians  Regierung  für  die 
Christen  mehr  eine  Versuchung  als  eine  Verfolgung.  Vgl.  Hikbon.  ad  a.  2378 
«  361 :  Iuliano  ad  idohrum  eultum  converso  blanda  persecutio  fuit,  inliciens 
magis  quam  impeUens  ad'  sacrificandum.  in  qua  multi  ex  nostris  voluntate 
propria  corruerunt  Aus  seiner  Zeit  ist  vielleicht  der  Hymnus  auf  Luna, 
§  21,  8.    J.  382  Auftreten  Gratians  (J.  376—383)  gegen  den  Polytheismus; 

Tsuthl-Schwabb,  Köm.  Lit.-Gesoh.    5.  Aufl.  64 


1010  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

seit  394  (Theodosius)  offene  Verfolgung  desselben.  —  Äußerung  des  Sym- 
machus:  epist.  3,  11  trahit  nos  usus  temporis  in  argutias  plausibüis  ser~ 
monis.  .  .  spectator  veteris  monetae  solus  super sum,  ceteros  delenimenta  aurium 
capiunt.  .  .  te  autem  non  paeniteat  scriptorum  tneorutn  ferre  noviiatem. 

4.  Im  vierten  Jahrhundert  beschäftigt  sich  schon  die  metrische  Theorie 
eingehend  mit  dem  Unterschiede  der  quantitierenden  (metra)  und  der  accen- 
tuierenden  (rhyihmi)  Verse.  Mar.  Victor.  GL.  6,  206  rhythmus  quid  est? 
verborum  modulata  composüio  non  metrica  ratione,  sed  numerosa  scansione 
ad  iudicium  aurium  examinata,  ut  puta  vduii  sunt  cantica  poetarum  vul- 
garium  .  .  .  metrum  est  ratio  cum  modulatione,  rhythmus  sine  ratione  metrica 
modulatio.  JHukmer,  Unterss.  üb.  d.  ältesten  lat.-christl.  Rhythmen,  Wien 
1879.     Vgl.  auch  §  62,  2. 

5.  Die  ältesten  uns  erhaltenen  Handschriften  lateinischer  Schriftsteller 
reichen  (mit  ganz  geringen  Ausnahmen,  zB.  §  262,  9)  nicht  über  das 
vierte  (oder  das  dritte?)  Jahrhundert  zurück.  Übrigens  ist  die  Zeitbestim- 
mung der  ältesten  Hss.  unsicher.  Verzeichnisse  der  Hss.  von  a.  I — VII 
nach  der  Zeitfolge  bei  EHübker,  Grundr.  z.  Gesch.  u.  Encykl.  d.  klass.  Phil., 
Berl.  1876,  29.    PhBersu,  d.  Gutturalen,  Berl.  1885,  13. 

6.  Die  lateinische  Kirche  holte  ihre  Waffen  gern  aus  den  unerschöpf- 
lichen Zeughäusern  der  griechischen  und  die  alten  lateinischen  Ober- 
setzungen griechischer  christlicher  Werke  waren  von  bedeuten- 
dem Einfluß  auf  die  Verbreitung  des  Christentums  und  sind  zum  Teil  von  be- 
sonderem Werte  zur  Kenntnis  namentlich  auch  der  volkstümlichen  lateinischen 
Sprache.  Leider  lassen  sich  Verfasser  nnd  Zeit  der  Übersetzungen  nur  in 
wenigen  Fällen  sicher  bestimmen.  Solche  alte  Übertragungen  sind  außer 
den  oben  §  373,  10  angeführten,  zB.  vorhanden  von  den  Clemens-  und 
Ignatiusbriefen  (FXFunk,  Tüb.  Quartalschr.  63,  137;  d.  Echtheit  der  Ignat. 
Briefe,  Tüb.  1883,  139.  PdsLagarde,  d.  lat.  Überss.  d.  Ign.,  Abhh.  d. 
Gott.  Ges.  d.  W.  B.  19  [1882]),  von  der  %Uiq  (clavis)  des  Melito  von  Sardes, 
f  um  J.  176  (Pitra,  apicil.  Solesm.  2,  ziu.  1  und  anall.  sacra  2  [1884]), 
von  dem  Jesaias  -  Commentar  des  Basileios  von  Caesarea,  f  J.  379  (Bibl. 
Casinensis  4  [1880],  392),  von  der  Schrift  iibqI  %cttavv£ea>g  des  Io.  Chrvso- 
Stornos,  f  J.  406  (Monum.  tachygr.  ed.  WSchmitz,  fasc.  2;  vgl.  §  191,  6 
Z.  16  u.  $  443,  4),  von  der  tcxo^Ca  rj  izqos  Auvoov  (historia  Lausiaca) 
des  Palladiua  (f  um  J.  426)  und  von  vielen  anderen  griechischen  Lebens- 
beschreibungen, Meinungen  (vitae,  sententiae  patrum)  und  Predigten  grie- 
chischer Gottesmänner,  von  der  Himmelsleiter  (xltfiag  TiaQccdeioov,  scala 
paradißi)  des  Joannes  Scholasticas  (f  um  J.  600)  u.  a.  Vgl.  auch  §  433,  5. 
486.  480,  11.  483,  11.  494,  2  u.  sonst. 


1.  Erste  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts« 

401.  Dem  Constantinus  (Alleinherrscher  von  J.  323 
— 337)  fehlte  es  nicht  an  Sinn  für  Literatur;  er  verfaßte  auch 
selbst  Denkwürdigkeiten,  von  welchen  jedoch  nur  wenige  Spuren 
erhalten  sind.     Er  betrachtete  aber  die  Literatur  nur  als  Mittel 


§  401  Constantinus.  1011 

für  die  Zwecke  seiner  Herrschaft,  und  ließ  sich  daher  auch 
gern  die  Lobreden  gefallen  welche  man  ihm  öffentlich  hielt. 
Fünf  derselben  sind  auf  uns  gekommen,  darunter  drei  von 
dem  Rhetor  Eumenius,  eine  von  Nazarius.  Von  den  übrigen 
Rhetoren  kennen  wir  zwei  auch  als  Schriftsteller  über  Rhe- 
torik, Marcomannus  und  Titianus,  beide  als  Quellen  des  C.  Iulius 
Victor. 

1.  Ltdüs  de  magistr.  2,  30  zotig  &iaXi£soi  KcovazavzCvov,  ag  avzog 
oUsla  cpmvji  YQ<*V>(*S  dnoXiXoutev.  3,  33  KcavazavrCvog  .  .  mg  avzog  6  ßaoi- 
Xsvg  iv  toig  eccvrov  Xsysi  ovyyQa(i{ia<SLv.  .  .  noXvg  av  iv  zij  nccidsvosi  Xoyoov, 
Predigten  des  Const.  vor  seinem  Hof  and  sonstigen  Zuhörern.  Euseb.  vita 
ConBt.  4,  29-33.  Borckhabdt,  Constantin1  277.  Victor  epit.  41,  14  nutrire 
arte»  bonos,  praecipue  studia  litterar  um;  legere  ipse,  scribere,  meditari. 
Eütbop.  10,  7  civilibu8  artibus  et  studiis  liberalibus  deditus.  Optatianus  an 
Const.  p.  3,  6  Müll,  eius  imperatoris  qui  inter  belli  pacisque  virttttes  .  .  etiam 
Musis  tibi  famüiaribus  plaudis  ut .  .  huius  etiam  studii  in  te  micet  splendor 
egregius.  Eine  Probe  von  Constantins  Eunstnrteil  §  403,  1.  Die  in  seinem 
Namen  verfaßten  Erlasse  haben  den  seit  Diocletian  dafür  aufgekommenen 
schwülstigen  Stil,  welcher,  der  übermenschlichen  Stellung  des  Redenden 
entsprechend,  den  Ton  himmlischer  Offenbarungen  affectiert.  M Voigt,  drei 
epigraphische  Constitutionen  Constantins  d.  Gr.,  Lpz.  1860.  Ober  seinen 
Sohn  Constantius  sagt  Victor  Caes.  42,  22  litterarum  ad  elegantiam  prü- 
den* atque  orandi  generi  leni  iucundoque,  nach  seinem  Tode  aber  die  epit. 
42,  18  facundiae  cupidus;  quam  cum  assequi  tarditate  ingenii  non  posset 
aliis  invidebat. 

2.  Gesetze  Constantins  vom  J.  321,  326,  333  (Cod.  Theodos.  13,  3) 
bestätigen  den  vom  Staat  angestellten  Professoren  und  den  Ärzten  samt 
ihren  Familien  die  Befreiung  bes.  vom  Decurionat  und  vom  Kriegsdienst. 
Er  Belbst  schreibt  an  Optatianus  p.  4,  6  Müll.:  saeculo  meo  scribentes  di- 
centesgue  non  aliter  benignus  auditus  quam  lenis  aura  prosequitur,  denique 
etiam  studiis  meritum  a  me  testimonium  non  negatur.   Vgl.  Victor  aO.  (A.  1). 

3.  Geschichtschreiber  des  Constantin:  Eusebios1  ßtog  Kmvazavzlvov  in 
unredlicher,  unterwürfiger  Weise  (Bubckhardt,  Constantin1  307.  381.  334. 
372);  Praxagoras,  Bemarchios,  Eunapios,  sämtlich  in  griechischer  Sprache. 
—  Erst  aus  dem  späten  Mittelalter  stammt  ein  Büchlein  de  Constautino 
magno  eiusque  matre  Helena  (e  codd.  primus  ed.  EHetdenreich,  Lps.  1879 ; 
andere  Literatur:  JJ.  127,  603). 

4.  Über  des  Eumenius  Festrede  auf  die  Vermählung  Constantins  mit 
Maximians  Tochter  Fausta  und  zwei  andere  Reden  desselben  vor  Con- 
stantin s.  §  391,  7  b.  c.  d. 

5.  Panegyricus  auf  Constantin  (Nr.  9;  §  391,  2E.),  gehalten  zu  An- 
fang 313,  nach  Constantins  Bückkehr  von  seinem  italienischen  Feldzug,  in 
Trier  durch  einen  Nichtrümer,  welcher  semper  res  a  numine  tuo  gestas  prae- 
dicare  solitus  est  (1).  Der  Feldzug  wird  verhältnismäßig  einfach  erzählt, 
da  die    Tatsachen   selbst  laut  genug  sprechen.     Daß   Const.  -  ihn  contra 

64* 


1012  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

haruspicum  monita  (2)  unternommen  habe  wäre  später  wohl  nicht  mehr 
oder  anders  gesagt  worden.  Über  das  Verhältnis  zur  folgenden  Rede 
(Nr.  10)  8.  A.  6.  Cicero  heißt  summus  orator  (19),  Virgil  tnagnus  potta  (12). 
Anspielung  auf  Virgil isches  (quantae  molis  sit  24)  und  Horazisches  (?  disten- 
tus  24 ;  vgl.  Hob.  b.  2,  6,  40).  Kühnere  Wendungen  werden  entschuldigt  {ut 
sie  dixerim  1). 

6.  Hiebon.  chron.  ad  a.  Abr.  2340  =  322  n.  Chr.  Nazarius  rhetar 
insignis  habetur.  Vgl.  ad  a.  2352  =  335:  Nazarii  rhetoris  filia  in  eloquentia 
patri  coaequatur.  Pontacus  gab  ihr  den  Namen  Eunomia,  wohl  nach  AL.  767 
(aus  Paris.  8319  s.  XI)  *  Laus  domnae  Eunomiae  sacrae  Virginia9  und  768 
'item  laus  Eunomiae  \  In  diesen  Gedichten  wird  sie  als  christliche  Jung- 
frau und  als  feeunda  libris  (768,  2;  vgl.  767,  3  alta  sapis  .  .  .  profunda 
rimaris)  gefeiert.  Auson.  prof.  Burdig.  15,  9  (gloria  fandi)  Nazario  et  claro 
quondam  delata  Paterae  (A.  7)  egregie  multos  exeoluit  iuvenes.  Seinen 
Namen  trägt  eine  Lobrede  auf  Constantin  vom  J.  821  (Nr.  10;  vgl.  §  391,  2). 
Es  ist  Constantins  15.  Regierungsjahr  (2)  und  beatissimorum  Caesarum  quin- 
quennia  prima  (1.  2.  38).  Der  Caesar  Crispus  hat  schon  kriegerische  Lei- 
stungen hinter  sich  (36  f.)  und  Constantinus  Caesar  kann  schon  schreiben  (37). 
Der  Kaiser  selbst  ist  abwesend  (3),  wird  aber  nichtsdestoweniger  fort- 
während angeredet.  Die  Eroberung  Roms  (J.  312)  pridie  (prideml)  prolixius 
mihi  dieta  sunt  (30).  Dies  geschieht  in  der  in  den  Ausgaben  (nicht  in  den 
Hss.;  s.  §  391,  2)  vorausgehenden  Rede  Nr.  9  (s.  A.  5);  daher  man  auch 
diese  dem  Naz.  zugeschrieben  hat.  Doch  ist  die  beiderseitige  Eigentüm- 
lichkeit dieser  Annahme  nicht  günstig.  Dieselbe  Person  heißt  in  9  Pom- 
peianus,  in  10  Ruricius.  In  9  ist  Historisches  (bes.  aus  der  römischen 
Geschichte)  häufig,  in  10  selten.  Der  religiöse  Standpunkt  ist  in  9  allgemein 
deistißch  (13.  26),  in  10  etwas  mehr  christlich  gefärbt  (bes.  7,  vgl.  auch  14). 
Die  Vorliebe  des  Naz.  für  Substantivbildungen  (ratioeinator,  auxiliator,  dis- 
criminatrix,  eoncüatrix,  incitatrix,  ornatrix,  interpolatrix ;  molitio,  depulsio 
deiectio,  adeptio,  insultatio,  exsultatio),  Comparativwendungen  (benignius 
quam  securius  u.  dgl.  2.  1.  3.  25.  26.  27.  28  u.  sonst)  und  poetische  Aus- 
drücke (securus  sui,  aevi  immaturus,  immodicus  animi;  dies  conditur;  prae- 
cipitante  die,  relaxaverat  acies;  caeei  eventus,  cruda  hieme  u.  dgl.)  teilt  9 
nicht;  die  Nachstellung  von  quippe,  in  9  nur  in  einer  aus  paneg.  2,  5  ent- 
lehnten Stelle  (c.  9),  ist  in  10  häufig  (1.  3.  8.  9.  32);  dagegen  kommt  sed 
enim  (vero)  in  10  nicht  vor,  wohl  aber  in  9  (8.  20);  ebenso  et  quidem,  älioqui, 
der  Inf.  in  der  Ausrufung  (2).  9  hat  eine  ebenso  große  Vorliebe  für 
daktylischen  Satzschluß  (zB.  c.  3)  wie  10  für  bakchischen,  ionischen  und 
trochäischen  (zB.  c.  12). 

7.  Hikbon.  ad  a.  2352  =  335  n.  Chr.:  Pater a  rhetor  Bornas  gloriosis- 
sime  docet.  Ep.  120  (ad  Hedybiam),  1  (opp.  1,  818  Vall.)  maiores  tut  Po- 
tera  atque  Delphidius,  quorum  alter  antequam  ego  nascerer  rhetoricam  Bornas 
doeuit,  alter  me  iam  adolescentulo  omnes  Gallias  prosa  versuqus  suo  illustravit 
ingenio.  Ihm  gewidmet  ist  Auson.  prof.  Burdig.  5  mit  der  Inschrift:  Attius 
Patera  pater  rhetor,  worin  zB.  Patera,  fandi  nobüis  (2),  tarnen  quod  aevo 
floruisti  proximo  iuvenisque  te  vidi  sensm  (4),  doctor  potentum  rhetorum  (6), 
tu  Baiocassis  (Baieux)  stirpe  druidarum  satus  .  .  Beleni  sacratum  dueü  e 
templo  genus  (7.  9).  fratri  pairique  nomen  a  Phoebo  datum  (Phoebicius  der 


§  401  Nazarius,  Tiberianus  u.  a.  Rhetoren.  1013 

Vater,  auch  Grammatiker,  wird  erwähnt  ebd.  11,  23  ff)  natoque  de  Delphis 
tuo  (13).  Der  Sohn,  Attius  Tiro  Delphidius,  wird  besungen  ebd.  6, 
worin  zB.:  facunde,  docte,  lingua  et  ingenio  celer,  iocis  amoene  Delphidi, 
frühzeitig  poeta  nobüis.  puer  celebrasti  Iovem.  mox  inde  .  .  epoa  ligosti 
metricum.  Dann  als  Redner  berühmt  (vgl.  Ammjan.  18,  1,  4  vom  J.  359 
Numerium  Narbonensis  pavXo  ante  rectorem  accusatum  ut  furem  .  .  Delphi- 
dius  orator  acerrimus  vehementer  impugnans  etc.)  habe  er  sich  dnrch  den 
Ehrgeiz  in  die  politische  Laufbahn  drängen  lassen,  welche  ihm  aber  beinahe 
Verderben  gebracht  hätte,  mox  inde  rhetor,  nee  docendi  pertinax,  .  .  medio 
.  .  aevi  raptus  es.  Seine  Witwe  Euchrotia  und  Tochter  Procula  schlössen 
sich  an  Priscillianus  an:  Sulpic.  Set.  chron.  2,  48,  2.  2,  51,  3.  JScaligbbj 
lect.  anson.  1,  10.  Vgl.  §  418,  12.  —  Dieser  Zeit  etwa  gehören  auch  an 
unter  Ausonius'  professores  Burdigalenses  Macrinus  (11,  11),  Thalassius  (13), 
Staphylius  (21),  alle  drei  Lehrer  des  Ausonius,  ferner  Nepotianus  (16), 
Sncuro,  Concordius,  Ammouius,  Auastasius  (oder  die  beiden  letzten  £ine 
Person?  11),  zum  Teil  sehr  bescheidene  Lichter. 

8.  Hiebon.  ad  a.  2352  =  336  n.  Chr.  Tiberianus,  vir  disertus,  prae- 
fectus  praetorio  Gallias  regit.  Wohl  derselbe  welcher  J.  326  comes  per 
Africam,  J.  332  comes  Hispaniarum  und  J.  336  vicariua  Hispaniarum  war 
(Cod.  Theod.  3,  5,  6.  12,  6,  1.  Cod.  Iust.  6,  1,  6).  Ein  anderer  §  402,  2; 
vgl-  §  392,  7.  Jener  ist  wahrscheinlich  der  Dichter  welchen  wir  aus  An- 
führungen und  einigen  Gedichten  kennen.  Seky.  Aen.  6,  136  Tiberianus 
'aurum  quo  pretio  reserantur  limina  Ditis':  dieser  Vers  steht  (als  V.  3)  in 
einem  von  E Bähbens  (unedierte  lat.  Gedichte,  Lps.  1877)  aus  Harleian.  3686 
s.  XV  herausgegebenen,  also  dem  Tib.  angehörigen  Gedichte  (28  Hex.) 
über  die  Verderblichkeit  des  Goldes.  Aus  derselben  Hs.  ist  von  Bährens  aO. 
eine  schöne  Naturschilderung  (Amnis  ibat  inter  herbas  volle  fusus  frigida 
nsw.,  20  troch.  Septenare  mit  der  Überschrift  'versus  Tiberiani')  veröffent- 
licht; desgleichen  de  avicula  12  Hendekasyllaben :  ob  letztere  wirklich  auch 
von  Tib.  stammen  bleibt  fraglich.  Außerdem  (in  Vatic.  Regin.  215  8.  VIII, 
Paris.  2772  s.  X/XI  u.  a.  überliefert)  f  versus  Piatonis  a  quodam  Tiberiano 
de  graeco  in  latinum  translati1  (32  Hex.),  eine  aus  platonischen,  orphischen, 
pythagori sehen  Erinnerungen  zusammengebraute  Anrufung  des  höchsten 
Wesens:  gedruckt  in  Haupts  Ausg.  von  Ovids  Halieut.  p.  65  (vgl.  p.  xxvi). 
AL.  490  (vgl.  ebd.  2,  x),  LQcichebat,  bibl.  de  lMcole  des  chartes  4,  267. 
Vgl.  MZink,  Fulgentius  69.  Metrik  und  Prosodie  dieser  Gedichte  sind  rein, 
die  Sprache  verrät  den  Dichter  der  Spätzeit.  Alles  zusammen  in  Bähbens' 
PLM.  8,  263.  Angeführt  wird  Tiberianus  noch  Sebv.  Aen.  6,  582:  Tibe- 
rianus etiam  inducit  epistölam  vento  allatam  ab  antipodibus  quae  habet 
'superi  inferis  sdlutem',  Fulg.  myth.  3,  7  (p.  120  Munck.)  T  in  Prometheo 
ait,  ebd.  1,26  (p.  62)  Tiberianus  *  Pegasus  hinniens  transvolat  aethram\ 
ders.  Vergil.  cont.  p.  154  M.  T.  in  libro  de  Socrate,  ders.  expos.  serm. 
8.  v.  sudum  (p.  567  Merc.)  Tiberianus  'Aureos  subducit  ignes  sudus  ora 
Lucifer.'  Tiberianus  von  Ausonius  nachgeahmt,  s.  Schbnkls  Auson.  p.  303; 
von  Prudentius,  s.  KBossbebg,  JJ.  127,  771.  Zur  Erklärung  der  Gedichte 
vgl.  ROkhler,  de  Tiberiani  quae  feruntur  fragmentis,  Halle  1879.  S.  auch 
§  398,  6  gE. 

9.  0.  Iuliua  Victor  (§  427,  7)    giebt  unter   den  Quellen   seiner    ars 


1014  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

rhetorica  neben  Titianus  u.  a.  auch  einen  Marcomannus  an,  mit  welchem 
erstmals  ein  deutscher  Name  in  die  römische  Literatur  eintritt. 

10.  Hiebon.  chron.  ad  a.  2361  =  844  n.  Chr.  Titianus,  vir  eloquens, 
praefecturam  praet.  apud  Gattias  administrat.  Es  ist  wohl  der  Cos.  des 
J.  337  Ti.  Fabius  Titianus;  PRE.  6,  2007,  9.  Vgl  noch  A.  9  u.  oben 
§  379,  8. 

11.  Exuperius  aus  Burdigala,  Bhetor  zu  Tolosa  und  zu  Narbo,  Er- 
zieher der  Prinzen  Delmatius  und  Hannibalianns,  welche  J.  336  Cäsaren 
wurden  und  ihm  honorem  praesidis  Hispanumque  tribunal  verschafften, 
Auson.  prof.  Burdig.  18. 

402.  Im  ersten  Drittel  des  Jahrhunderts  schrieben  die 
beiden  letzten  der  sechs  scriptores  historiae  augustae  (§  392), 
Aelius  Lampridins  und  Flavius  Vopiscus  (aus  Syrakus). 
Jenem  werden  beigelegt  die  Biographien  von  Commodus,  Dia- 
dumenus,  Elagabal  und  Alexander  Severus.  Dagegen  tragen 
den  Namen  des  Vopiscus  die  Lebensbeschreibungen  von  Aure- 
lianus,  Tacitus  und  Florianus,  von  Probus,  der  sog.  equadriga 
tyrannorum'  Firmus,  Saturninus,  Proculus  und  Bonosus  und  von 
Carus  und  seinen  Söhnen. 

1.  Im  allg.  ist  §  392  m.  Anm.  zu  vergleichen.  —  Dem  Gonstantinus 
widmet  Lampridius  seinen  Elagabal  (2,  4.  84,  1  Constantine  sacratis- 
sime,  venerabüis)  und  den  Alex.  Sev.  (65,  1).  Citiert  wird  Lampridius  be- 
reits von  Vopisc.  Prob.  2,  7  (vgl.  A.  2).  Elag.  35  cuius  vitam  me  invitum 
et  retractantem  ex  Graecis  Latinisque  collectam  scribere  ac  tibi  offerre  vo- 
luisti,  cum  tarn  aliorum  ante  tulerimus.  scribere  autem  ordiar  qui  post 
sequentur.  quorum  Alexander  optimus  et  cum  cura  dicendus  est,  .  .  Aure- 
lianus  praecipuus  et  .  .  aucior  tui  generis  Claudius,  de  quo  vereor  ad 
clementiam  tuam  scribens  vera  dicere,  ne  malevolis  adulator  videar  esse.  .  . 
Ms  iungendi  sunt  Diocletianus  .  .  et  Maximianus  .  .  ceterique  ad  pietatem 
tuam.  te  vero,  Auguste  venerabüis,  mültis  paginis  isdemque  disertioribus  Uli 
prosequentur  quibus  id  feUcior  natura  detulerit.  his  addendi  sunt  Licinius 
[Severus  Alexander]  atque  Maxentius,  quorum  omnium  ius  in  dicionem  tuam 
venit  (J.  323),  sed  ita  ut  nihil  eorum  virtuti  derogetur.  non  enim  ego  id 
faciam  quod  plerique  scriptores  solent,  ut  de  eis  detraham  qui  vidi  sunt.  Auch 
sonst  zeigt  Lampr.  moralisches  und  patriotisches  Gefühl;  s.  Elag.  1,  1  f. 
34,  lf.  Alex.  1.  2.  Jene  weitergehenden  Absichten  kamen  wahrscheinlich 
nicht  vollständig  zur  Ausführung  (Alex.  64,  2  Aurelianum  et  deineeps.  de 
quibus,  si  vita  suppeditaverit,  ea  quae  comperta  fuerint  publicabimus)\  jedes- 
falls  sind  die  späteren  vitae  nicht  erhalten. 

2.  Vopiscus  heißt  in  der  Überschrift  Syracusius.  Aus  dieser  Her- 
kunft könnte  sich  erklären  die  Notiz  Vopisc.  Aurel.  42,  2  Aurelianus 
pro  consule  Ciliciae,  Senator  optimus  .  .  qui  nunc  in  Sicüia  vitam  agit 
Aurelian.  1  hüaribus  .  .  impletis  .  .  vehiculo  suo  me  .  .  praef.  urbis  (J.  303? 
Richter,  RhM.  7,  18)  .  .  Iunius  Tiberianus  aeeepit.  Auf  dessen  An- 
regung bearbeitete  Vopiscus   das  Leben  des  Aurelianus;    parui  Tiberiani 


§  402  Lanipridius.    Vopiscus.  1015 

praeceptis,  accepi  libros  graecos  (und  die  libri  lintei  ex  bibliotheca  Ulpia, 
§  387,  6)  .  .  ex  quibus  ea  .  .  in  unum  libellum  contuU,  nach  Diocletians  Ab- 
dankung (vgl.  44,  2),  aber  wohl  nicht  schon  unter  Constantius  Chlorus 
(f  25.  Juli  306),  wie  zunächst  aus  Aur.  44,  5  et  est  quidem  tarn  Constantius 
imperator  hervorzugehen  scheint,  sondern  wohl  erst  betrachtlich  später; 
vgl  Aur.  42,  12.  43,  2.  Prob.  22,  3  mit  FRühl,  RhM.  43,  697.  Anders 
zB.  HPjrnuL,  Phil.  43,  141.  Das  Consalat  des  Flavius  Placidus  (Aur.  15,  4 
vidimus  proxime  constitutum  Furii  Placidi)  ist  nicht  sicher  zu  bestimmen, 
Fbiedländbb,  SGK  26,  328  hält  es  für  das  des  J.  343.  Die  Darstellung  ist 
breit;  viel  unverarbeiteter  Stoff.  Später  die  vita  Taciti  atque  Floriani,  dann 
die  des  Probus.  Prob.  1,  5  non  potior  ego  ille  a  quo  dudum  solus  Aure- 
lianus  est  expetüus,  cuius  vitam  quantum  potui  persecutus,  Taeito  Florianoque 
iam  scriptis  non  me  ad  Probt  facta  conscendere,  si  vita  suppetet  omnes  qui 
supersunt  usque  ad  Maximianum  Diocletianumque  dicturus.  neque  ego  nunc 
facultatetn  eloquentiamque  polliceor,  sed  res  gestas;  vgL  Tac.  16,  6.  Prob.  2,  7 
mihi  quidem  id  animi  fuit  ut  non  Saltustios  .  .  atque  omnes  disertissimos 
imitarer  viros  in  vita  principum  et  temporibus  dieser endis,  sed  Marium 
Maximum  .  .  ceterosque  qui  haec  et  tälia  non  tarn  diserte  quam  vere  memoriae 
tradiderunt.  Abfassungszeit  des  Probus:  Vopiscus  erwähnt  Prob.  aO.  als 
Vorgänger  der  Kaiaergeschichte  den  Gapitolinus  und  Lampridius  und 
schreibt  den  Probus  zu  einer  Zeit  als  populus  müitantium  bellis  civüibus 
rem  publicam  vexat  (23,  3;  vgl.  6  qui  ad  civilia  hello  müites  parant,  in 
germanorum  necem  arment  dexteras  fratrum),  also  etwa  vor  dem  Ausbruch 
des  letzten  Kriegs  zwischen  Constantin  und  Licinius,  im  J.  322  oder  323? 
Rühl  aO.  604.  Andere  denken  an  die  Burgerkriege  von  J.  307  oder  312. 
Für  das  Leben  des  Probus  benutzt  Vopiscus  (Prob.  2,  2;  vgl.  3,  4,  6,  1) 
auch  ad  colligenda  talis  viri  gesta  die  ephemeris  (Privataufzeichnungen)  Tur~ 
duli  Gallicani,  viri  honestissimi  et  sincerissimi,  .  .  .  amici  senis.  Prob.  24,  6 
haec  sunt  quae  de  Probo  cognovimus.  .  .  nunc  in  alio  libro  .  .  de  Firmo  et 
Saturnino  et  Bonoso  et  Proculo  dicemus.  .  .  post  inde  .  .  Carum  incipiemus 
pr  opagare  cum  liberis.  Bonos.  16,  10  super  sunt  mihi  Carue,  Carinus  et 
Numerianus,  nam  Diocletianus  et  qui  scquuntur  stilo  maiore  dicendi  sunt. 
Car.  18,  3  post  quos  Diocletianum  et  Maximianum  prineipes  dii  dederunt, 
iungentes  talibus  viris  Galerium  atque  Constantium.  Deren  Leben  sei  schon 
von  Claudius  Eusthenius  (§  392,  8)  beschrieben,  quod  idcirco  dixi  ne  quis 
a  me  rem  tantam  requireret.  Der  Probns  ist  einem  Gelsinus  gewidmet,  die 
quadriga  tvr.  einem  Bassus  (vgl.  §  403,  1).  Firm.  2,  1  scis,  mi  Basse,  quanta 
nobis  contentio  proxime  fuerit  cum  amatore  historiarum  M.  Fonteio,  .  . 
contra  ego  mecumque  Bufus  Celsus  et  Ceionius  Iulianus  et  Fabius  Sosianus 
contenderent  etc.  Andere  Zeitgenossen  der  Cos.  Furius  Placidus  (s.  oben 
Z.  7)  und  Iunius  Messala  (Carin.  20,  4).  Des  Vopiscus  Großvater  (Sat.  9,  4. 
Bon.  15,  4.  Num.  13,  3.  14,  1)  und  Vater  (Aurel.  43,  2)  hatten  eine  an-  . 
gesehene  Stellung.  Vop.  selbst  lebte  zu  Rom  als  Anhänger  der  alten  Re- 
ligion, deren  Aberglauben  er  teilte  (Aurel.  21,  4;  doch  mendacia  haruspicum, 
Tac.  16,  4).  Auch  au  die  Wunder  des  Apollonius  von  Tyana  glaubt  er 
und  verspricht  (Aurel.  24,  9) :  si  vita  suppetit,  .  .  breviter  sattem  tanta  viri 
facta  in  litter as  mittam.  Bei  jeder  Gelegenheit  liebt  Vop.  seine  Kenntnisse 
auszukramen.    Benützung  von  Urkunden.     Bei  Verschiedenheit  der  Quellen- 


1016  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

angaben  gewöhnlich  in  medio  relinquere,  zB.  Aurel.  16,  2  f.  Prob.  3,  3. 
Car.  4,  1  ff.  —  Über  eine  von  der  guten  Überlieferung  abweichende  (im 
Durlac.  36,  Rice.  619,  Ottob.  1303  erhaltene)  moderne  Umarbeitung  der  Rede 
des  Nicomachus  bei  Vopisc.  Tac.  6  a.  GSubteh,  riv.  di  filol.  17,  247.  Im 
allg.  vgl.  FRichteb,  RhM.  7, 17.  HPetbb,  biet,  crit.10.  JBrühnkr  in  Büdingers 
Unter88.  2,  1.  OLinbenbarth,  der  Eaiserbiograph  Flav.  Vopisc,  Ereuzn.  1876. 
3.  ÜAriTOL.  Maximini  1,  2  servavi  hunc  ordinem  quem  pietas  tua  (Con- 
stantin)  etiam  ab  Tatio  Cyrülo  clariss.  viro,  qui  graeca  in  Jatinum  vertu, 
servari  voluit.  —  Über  die  Denkwürdigkeiten  Constantins  und  seine  Ge- 
schichtschreiber s.  §  401,  1.  3;  über  die  Welt-  und  Stadtchronik  aus  dem 
J.  334  s.  §  413,  3. 

403.  In  gebundener  Form  schrieben  unter  Constantin  Opta- 
tianus  und  Iuvencus.  Publilius  Optatianus  Porphyrius  erwirkte 
sich  durch  ein  Lobgedicht  auf  Constantin  von  aberwitziger 
Eünstlichkeit  Rückberufung  aus  der  Verbannung  und  die  Huld 
des  Kaisers.  Der  spanische  Presbyter  C.  Vettius  Aquilinus 
Iuvencus  aber  verfaßte  eine  Bearbeitung  der  neutestamentlichen 
Geschichte  im  epischen  Versmaße  und  in  der  Sprache  der  ro- 
mischen Epiker,  besonders  Virgils.  Er  verrät  Sinn  für  die 
schlichte  Größe  des  Vorbilds  und  dichterische  Empfindung  und 
zeigt  löbliche  Gewandtheit  in  der  Form. 

1 .  Publilii  Optatiani Porfyrii panegyricus  dictus  Constantino  August o : 
so  geben  die  Hbs.  den  Titel.  Porfyrius,  nicht  Porphyrius,  schrieb  sich  der 
Dichter  selbst:  so  lautet  auch  der  Name  in.  Ged.  21,  worin  die  Worte 
Publilius  Optatianus  Porfyrius  haec  lusi  künstlich  eingeflochten  sind. 
Wahrscheinlich  ist  der  Dichter  eine  Person  mit  dem  Publilius  Optatianus 
praef.  urbi  im  J.  329  und  S33;  vgl.  Tillkmont,  hist.  des  emp.  IV,  Conatantin, 
art.  61,  und  notes  sur  Const.  62.  Aus  der  Verbannung  sandte  Optatianus 
den  paneg.  an  den  Kaiser:  2,  31  respice  me  falso  de  crimvne,  maxime  rector, 
exulis  afflictum  poena  .  .  .  sanete  tui  vatis  Caesar  tniserere  serenus  (vgl. 
1,  11).  Aus  den  preisenden  Erwähnungen  (6,  30.  9,  24.  10,  26)  des  Prinzen 
Crispus,  des  Sohnes  Constantins,  welchen  der  Vater  J.  326  töten  ließ, 
wie  aus  dem  Hinweis  auf  die  bevorstehenden  von  Constantin  im  gleichen 
Jahre  gefeierten  vicennalia  (16,  36.  19,  33.  4,  1)  ergiebt  sich  daß  der  paneg. 
im  J.  326  schon  vorlag.  Der  Dichter  hatte  wohl  gerade  zu  des  Kaisers 
Begierungsjubiläum  den  paneg.  überschickt,  als  er  um  so  eher  auf  Be- 
gnadigung rechnen  konnte,  und  es  begnadigte  der  Kaiser  ihn  wirklich  gleich 
oder  doch  bald  darauf.  /  Hieronym.  setzt  die  Zurückberufung  wohl  zu  spät 
,  ad  a.  Abr.  2346  =  328  n.  Chr.  Porphyrius  misso  ad  Constantinum  insigni 
volumine  extlio  liberatur  (vgl.  Baeda  GL.  7,  268, 22).  —  Zu  dem  an  den  Kaiser 
gerichteten  paneg.  gehören  Ged.  1—20.  Mit  diesen  sind  vereinigt  die 
Ged.  21 — 27,  eine  zweite  einem  Bassus  (etwa  dem  §  402,  2  Genannten?)  ge- 
widmete Reihe:  21,  14  sed  rursum  Bassus  nunc  pr ödere  Carmen  imperat, 
und  in  eben  dasselbe  Gedicht  ist  der  Vers  hineingeheimnisst  (Optatianus 
haec  lusi)  omne  genus  metri  tibi  pangens,  optume  Basse.    Der  Sammlung 


§403  Optatianua.  1017 

gehen  vorauf  ein  Belobigungsschreiben  Constantins  und  eine  Danksagung  des 
Optatianua  für  die  gnädige  Aufnahme  bezüglich  der  dem  Kaiser  zugesandten 
Gedichte.  Aus  Constantins  Schreiben:  frater  carissime  .  .  .  gratum  mihi 
est  studiorum  tuorum  facilitatem  in  illud  exisse  ut  in  pangendie  versibus, 
dum  antiqua  servaret,  etiam  nova  iura  sibi  conderet.  vix  hoc  custoditum 
pluribus  fuit  ut  nodis  quibusdam  artis  innexi  citra  interventum  vitii  incul- 
patum  Carmen  effunderent.  tibi  nominum  difficultate  opposita,  numero  litte- 
rarum,  distinctionibus  versuum  —  qui  ita  medium  corpus  propositi  operis 
intermeant  ut  oculorum  sensu*  interstincta  colorum  pigmenta  delectent  —  hoc 
teuere  propositum  contigit  ut  etc.  .  .  gratum  igitur  hoc  mihi  dicationis  tuae 
munus  fuit  exercitatio  mentis  et  naturae  facultas  comprobata  est  —  Ob 
Optatianus  aus  Afrika  gebürtig  war?  Der  Name  findet  sich  in  Afrika 
mehrfach  (CIL.  8,  629.  631.  679.  2393.  4198).  Außerdem  könnte  die  Auf- 
nahme der  versus  anacyclici  Porfirii  (AL.  81  PLM.  4,  268),  welche  gewiß 
unserem  Dichter  angehören  (in  Müllkbs  Ausg.  nr.  28),  in  die  Sammlung 
des  cod.  Salmasianu8  dafür  sprechen  (§  476,  1).  Zwei  Fragmente  bei  Ful- 
gkntids  niytbol.  2,  4  und  Vergil.  contin.  p.  759  Stav.  (Porphyrius  in  epi- 
grammate). 

2.  In  seinen  28  (nr.  28  sind  die  versus  anacyclici  des  cod.  Salm.,  s. 
A.  IgE.)  Gedichten  zeigt  sich  Optatian  als  Meister  in  den  schwierigsten 
Verskünsteleien.  Eine  Anzahl  Gedichte  (2.  3.  6.  6.  7.  8.  10.  14.  18)  hat 
die  Gestalt  eines  Quadrats,  d.  h.  die  einzelnen  Gedichte  bestehen  aus 
ebenso  vielen  Hexametern  als  Buchstaben  in  jedem  Hexameter  sind  (näm- 
lich 36).  Nicht  genug  damit,  bilden  die  äußersten,  einst  durch  rote  Fär- 
bung kenntlich  gemachten  (17,  12.  epist.  Const.  11)  Buchstaben  der  vier 
Seiten  des  Quadrats  oder  die  ebenso  hervorgehobenen  Buchstaben  von 
Parallelen  oder  der  Diagonalen,  oder  auch  kleinerer  eingeschriebener  Fi- 
guren, zB.  eines  rautenförmigen  Gitterwerks  (cancellati  flexus  22.  21),  be- 
sondere Verse  und  Sprüche  (auch  griechische),  namentlich  zum  Lob  des 
Kaisers  (vgl.  zB.  5  AVG  XX  CA  ES  X  in  Buchstabenmosaik).  In  manche 
Gedichte  ist  das  sog.  Monogramm  Christi  (8.  14.  19)  eingelegt.  Dazu 
Akro-,  M08O-,  Telesticha,  Verse  welche  den  Worten  nach  rückwärts  gelesen 
denselben  Sinn  und  dasselbe  Metrum  behalten  (28).  Im  Ged.  15  besteht 
V.  1  nur  aus  zweisilbigen,  V.  2.  3.  4  nur  aus  je  3-  4-  ösilbigen  Wörtern, 
V.  5  ist  ein  sog.  versus  rhopalicus,  d.  h.  jedes  folgende  Wort  übertrifft  das 
vorhergehende  um  eine  Silbe,  V.  7  enthält  in  8  Wörtern  die  acht  Redeteile, 
V.  14.  16  (Hexameter)  geben  rückwärts  gelesen  Sotadeen.  Die  4  Hexa- 
meter de 8  Ged.  25  lassen  sich  unter  Beibehaltung  der  4  Versschlüsse  in 
72  (eine  Art  von)  Sinn  gebende  Hexameter  umbilden  usw.  usw.  Trotz 
alle  dem  ist  Optatian  in  Versbildung  und  ProBodie  streng  gegen  sich,  wenn 
er  auch  seine  Zeit  nicht  ganz  verleugnen  kann  (namentlich  in  freiere 
Behandlung  des  Hiatus,  der  Position  und  in  einigen  Messungen  wie  suplex, 
natio,  rätus).  Für  jedes  Stück  liegt  eine  prosaische  Gebrauchsanweisung 
(metrisch  nur  17)  des  Verfassers  bei.  —  Im  allg.  vgl.  JBurckhardt,  Con- 
stantin*  276.    LMülleb  de  re  metr.  466;  vor  s.  Ausg.;  Nord  u.  Süd  4,  84. 

3.  Handschriften:  Bern.  212  s.  IX/X,  Eporadiensis  70  s.  X,  Phillip- 
picus  1815  s.  X,  Vatic.  Begin.  733  s.  X.    Vgl.  noch  LHavbt,  rev.  d.  phil. 


1018  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.  Erste  Hälfte. 

1  (1877),  282;  GGötz  u.  GLöwe,  Leipz.  Stud.  1,  377.  —  Ausgaben  von 
PPithoeüb  (poemata  vett.  Par.  1590.  Lugd.  1596),  Vblseb  (Ausg.  1595, 
und  in  Marci  Yelseri  opp.,  Nurnb.  1682),  Mighb  19,  391.  Becens.  .et  prae- 
fatus  est  LMcllbb,  Lps.  1877.  —  Proben  bei  Wbbhsdobp,  PLM.  2,  365. 
Zur  Kritik  und  Erklärung:  EBahbehb,  JB.  1877  2,  60  (zu  c.  4),  und  besonder» 
WFböhhbb,  Phil.  Suppl.  6,  74. 

4.  Hiebon.  ad  a.  Abr.  2345  =  328  n.  Chr.  Iuvencus  presbyter  (in 
den  beBten  Hss.  heißt  er  C.  Yettius  Aquilinus  Iuvencus,  s.  u.)  natione 
Hispanus  evangelia  heroicis  versibus  explicat  (vgl.  ep.  70,  5,  in  Matth.  1, 
2,  11).  De  vir.  111.  84  Iuvencus,  nobilissimi  generis  Hispanus  presbyter, 
quattuor  evangelia  hexametris  versibus  paene  ad  verbum  transferens  quattuor 
libros  composuit  et  nonnulla  eodem  metro  ad  sacramentorum  ordinem  perti- 
nentia.  floruit  sub  Constantino  principe.  Vgl.  Iuvenc.  bist.  ev.  4,  805  (haec 
mihi  pax  Christi  tribuit,  pax  haec  mihi  saecli,  quam  fovet  indülgens  terrae 
regnator  apertae,  Constantinus  usw.),  wonach  die  Übersetzung  ums  J.  830 
verfaßt  ist.  Sie  trägt  in  den  besten  Hss.  den  Titel:  Evangeliorum  liber  I 
— IUI  [versibus]  Gai  Vettii  Aquilini  luvend  [presbyteri].  Sie  schließt 
sich  hauptsächlich  an  Matthäus  an.  Die  Evangelien  sind  meist  in  der  Itala 
benützt;  doch  wird  einige  Male  auch  auf  das  griechische  Original  zurück- 
gegangen.    Gebsbb  aO.  80.    Ebbet,  Lit.  d.  MA.  1*,  115. 

6. '  Iuvencus  strebte  in  der  hist.  evang.  entsprechend  seinem  Yorbild 
Virgil  (neben  Virgil  finden  sich  auch  Lucrez,  Horaz,  Ovid,  Lucan  benutzt) 
nach  Richtigkeit  in  der  Form,  doch  konnte  er  sich  von  den  Schwächen 
seiner  Zeit  nicht  ganz  frei  halten.  Vieles  Auffallende,  das  ihm  früher  zu- 
geschrieben wurde,  fallt  übrigens  durch  Benutzung  der  guten  Hss.  weg. 
Bemerkenswert  ist  seine  Yorliebe  für  Altertümliches  (oder  Volkstümliches?), 
wie  plebes,  itiner  iteris,  duum;  quistis,  fuat,  vestibat,  redimibit,  hauritura, 
mergier  usw.  In  der  Prosodie  (abgesehen  von  der  den  christlichen  Dich- 
tern eigentümlichen  freien  Behandlung  der  biblischen  Eigennamen)  zeigt 
er  manche  Abweichungen  von  der  Regel  (inliabitare,  pröpitius,  pröfanare. 
pröfessi  u.  dgl.;  Marold,  Ausg.  p.  114),  er  meidet  streng  den  Hiatus  und 
verwendet  häufig  die  Alliteration.  Kritisches:  JHuemeb,  Wien.  Stud.  2,  81. 
Zur  Latinität  des  Iuvencus  Mabolds  Index,  auch  MPetschexig,  ArchfLexikogr. 
6,  267.  —  Über  die  dem  Iuvencus  u.  a.  unrichtig  zugeteilte  metrische  Be- 
arbeitung des  Alten  Testaments  s.  §  491,  3. 

6.  Handschriften  der  hist.  evang.:  Cantabrig.  corp.  Chr.  304  s.  VII, 
Monac.  6402  s.  VIII,  Britann.  15  A  xvi  s.  YHI,  Turicensis  c  68  s.  IX, 
Yatic.  Reg.  333  s.  X,  Vatic.  Ottob.  3&  s.  X,  Guelferb.  s.  XI  u.  a.  (vgl. 
Mabold  v.  8.  Ausg.).  —  Ausgaben  zB.  von  ThPoelmann,  Bas.  1551. 
EReüsch,  Frankf.  1710.  Besonders:  Ad  vaticanos  codd.  rec.  PAbkvalüs, 
Rom  1792  und  CMarold  (ad.  fid.  codd.  antiquiss.),  Lps.  1886.  Migsb  XIX. 
OEobn,  die  Handschriften  der  hist.  evang.  des  luv.  in  Danzig,  Rom  und 
Wolfenbüttel,  Danzig  1870.  Kritische  Beiträge  von  JHüembb,  Wiener  Stud. 
2,  81.  —  ARGkbsbb,  de  luv.  vita  et  scriptis,  Jena  1827. 

7.  Gleichfalls  unter  Constantin  (v.  146  victorem  Jaetumque  pares  mihi 
Constantinum ,  um  J.  320?)  wurde  verfaßt  ein  christliches  Gedicht  laudes 
domini  cum  miracülo  quod  accidit  in  Aeduieo  (vgl.  v.  9  tardus  Arar  . . . 


§  403  Iuvencus.    §  404.  Arcadius.    Fragmenta  vaticana.         1019 

Aedua  pubcs),  erhalten  im  Paris.  7558  8.  VIII,  gedruckt  zuerst  bei  GMorbl, 
Par.  1560  (vgl.  §  464,  6  gE.),  dann  zB.  Mione  61, 1091,  zuletzt  bei  WBrandes, 
d.  frQhchristl.  Ged.  laudes  domini,  Braunschw.  1887.  Das  im  Ausdruck 
und  Anordnung  ungelenke  und  ziemlich  verworrene,  aber  in  schulgerechter 
Form  geschriebene  Gedicht  stammt  wahrscheinlich  von  einem  Rhetoren- 
zögling  der  Schule  von  Augustodunum  (vgl.  §  891,  bes.  A.  4).  Brandes  aO. 
—  MManitiüb,  W8cbriklPh.  1888,  16  (dort  auch  über  Benutzung  dieses  Ge- 
dichts durch  Iuvencus). 

404.  Die  Rechtswissenschaft  zeigt  in  der  constantini- 
schen  Zeit  einiges  Leben  nur  im  Sammeln  und  Zurichten.  Ihr 
gehören  die  beiden  letzten  Juristen  an  aus  deren  Schriften  die 
Digesten  Auszüge  bringen,  Aurelius  Arcadius  Charisius,  uns 
bekannt  als  Verfasser  dreier  Abhandlungen  zum  Staats-  und 
bürgerlichen  Recht,  und  Hermogenianus  (oder  Hermogenes?), 
dieser  der  Urheber  des  codex  Hermogenianus  (§  393,  3)  und 
eines  Auszuges  aus  dem  Juristenrecht  (epitomae  iuris).  Ebenso 
ist  vielleicht  noch  unter  Constantin  verfaßt  die  Sammlung  von 
Rechtsquellen  welche  Fragmenta  vaticana  genannt  zu  werden 
pflegt.  Sie  war  wohl  eine  Privatarbeit  von  gleichem  Inhalte 
wie  die  später  von  Justinian  angeordnete,  giebt  aber  die  be- 
nützten Quellen  mit  größerer  Treue  wieder  als  die  justinianische 
und  war  daher  vielleicht  noch  umfangreicher  als  diese;  sicher 
indessen  ist  sie  mit  weniger  Sachkenntnis,  Sorgfalt  und  prak- 
tischem Geschick  angelegt.  Sie  umfaßte  sowohl  kaiserliche  Er- 
lasse als  Auszüge  aus  den  Schriften  älterer  Rechtsgelehrten,  ins- 
besondere des  Ulpian  sowie  des  Paulus  und  Papinianus.  Von 
dem  ursprünglichen  Ganzen  ist  uns  nur  ein  kleiner  Teil  durch 
ein  Palimpsest  des  Vatikans  erhalten,  und  auch  von  diesem  nur5 
einiges  vollständig. 

1.  Dig.  1,  11,  1  Aurelius  Arcadius  Charisius,  magister  Ubellorunh 
libro  singulari  de  officio  praefecti  praet.  (worin  er  die  Verordnung ,  Con» 
stantins  vom  J.  SSI  über  dessen  Amtsbefugnis  bereits  kannte}.  Diese* 
Excerpt  griechisch  bei  Lyd.  magistr.  1,  14  (Avqr}XXioe  6  rofuxof);  vgl, 
OKarlowa,  röm.  BGesch.  1,  754.  Dig.  60,  4,  18  Arcadius  Charisius  libya 
singulari  de  muneribus  civilibus.  Außerdem  vier  Fragmente  aus  seinem 
Über  sing,  de  testibus,  Dig.  22,  6,  1.  21.  26  (Aur.  Are.  qui  ei  Charisius)  43, 
18,  10.     ChbRau,  de  Charisio  icto,  Lps.  1773. 

2.  Die  sog.  fragmenta  Vaticana  gab  zuerst  AMai  aus  cod.  (pa- 
limpe.)  Vatic.  6766  (Bobiensis)  s.  1V/V  heraus  (iur.  civil,  anteiust.  rell.  in- 
editae,  Born  1823  [«  Paris  1823]  und  Berl.  1824).  Die  Hs.,  zu  welcher 
einst  auch  6  jetzt  zu  Turin  befindliche  Blätter  gehörten,  enthält  außer  den 
sog.  fragm.  Vatic.  in  erster  Schrift  Teile  des  cod.  Theod.  (§  461)  und  der 
lex  Burgundionum  (§  488,  3):  die  zweite  Schrift  giebt  Cassians  collationes 


1020  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

(§  457,  2).  Das  aas  jener  Sammlung  von  Rechtsquellen  durch  die  fragm. 
Vatic.  Erhaltene  ist  sicher  nur  ein  kleiner  Teil  des  ursprünglichen  Um- 
fanges  derselben.  Außer  dem  Text  stehen  von  sehr  alter  Hand  auch  kurze 
Scholien  im  Yaticanus.  Spätere  Ausgaben:  AvBuchholtz,  Königsb.  1828. 
ABethm ann- Hollweg,  Bonn  1833  (=  Corp.  iur.  civ.  anteiust.  1,  229).  Be- 
sonders: Codicis  vaticani  5766,  in  quo  insunt  iuris  anteiust.  fragmenta  q.  d. 
yaticana,  exemplum  addita  transcriptione  notieque  critt.  edidit  ThMommsen, 
Berl.  1860  (Abh.  d.  Berl.  Akad.  v.  J.  1859r  p.  265):  außerdem  von  Mommsbm 
eine  kleinere  Ausg.,  Bonn  1861.  Bei  Hubchke,  iurisprud.  anteiust.5  718. 
—  Außerdem  vgl.  BBobghesi,  oeuvr.  3,  99.  GBruns,  quid  conferant  fragm. 
yat.  ad  melius  cognoscendum  ins,  Tüb.  1842. 

8.  Das  Werk  war  nicht  in  Bücher,  sondern  (wie  der  cod.  Hermog. 
und  die  Collatio)  in  Titel  (species)  eingeteilt,  zB.  de  empto  et  vendito,  de 
usufructu,  de  excusatione  usw.  Die  Quellen  sind  je  zu  Anfang  beige- 
schrieben (zB.  2  Papinianus  Ubro  III  responsorum)  und  gelten  So  lange  fort 
bis  eine  neue  genannt  ist.  Hauptgrundlage  Ulpian,  bes.  ad  Sabinum  und 
de  excusationibuB  =»  de  officio  praet.  tutel.  (§  376,  2).  Die  Schrift  eines 
Ungenannten  de  interdictis  ist  90 — 93  ausführlicher  citiert  (.  .  Ubro  I  de 
interdictis  sub  titülo  in  eum  qui  etc.)  als  sonst  zu  geschehen  pflegt  und  ist 
daher  wohl  späterer  Zusatz  von  anderem  Urheber  (Mommsbn  p.  396).  Vgl. 
Huschke  aO.  Die  Auszöge  sind  in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt,  ohne  Ab- 
änderung und  Verarbeitung,  gegeben  und  darin  besteht  ihr  Hanptwert. 

4.  Die  kaiserlichen  Erlasse  sind,  wie  im  cod.  Iust.  und  dessen  Quellen 
(vgl.  §  393,  2),  mit  Oberschrift  und  Unterschrift  mitgeteilt,  ohne  Nennung 
der  Sammlungen  woraus  sie  entnommen  sind.  Cod.  Theodos.  ist  nicht  be- 
nützt, wohl  aber  cod.  Gregor,  und  Hermogenianus.  Dazu  Erlasse  (bes. 
der  J.  296  u.  298)  aus  dem  westlichen  Reichsteile,  von  Maximian  gegeben, 
welche  sich  nicht  im  cod.  Iust.  finden.  Endlich  Verordnungen  aus  Constantins 
Zeit  in  unverkürzter  Fassung,  die  Aufschriften  überdies  anders  gehalten 
als  im  cod.  Gregor,  und  Hermog.  Die  späteste  erwähnte  kaiserliche  Ver- 
fügung (§  87)  ist  von  Valentinian  (J.  369—372),  die  nächstvorhergehenden 
aber  aas  Constantins  Regierung  (J.  312 — 337).  Jene  yalentinianische  scheint 
daher  gleichfalls  (s.  A.  8)  ein  späterer  Zusatz,  zumal  da  sie  sich  durch  ihre 
umständliche  und  schwülstige  Fassung  von  den  übrigen  der  Sammlung 
unterscheidet,  mit  Ausnahme  derer  aus  J.  316  (§  249),  330  (§  248),  337  (§  35), 
welche  daher  vielleicht  ebenfalls  erst  nachträglich  hinzugefügt  sind.  Vgl. 
A.  5.  —  Die  Anlage  ist  planlos.  Im  ganzen  ist  auch  hier  (vgl,  §  393,  2) 
die  Ordnung  des  Edicts  befolgt,  doch  mit  unverständlichen  Abweichungen 
(Momhsen  p.  401).  Wiederholungen  und  Widersprüche  sind  nicht  selten. 
Der  Verf.  hat  mangelhafte  Sachkenntnis  gehabt  (daher  zB.  unrichtige  Auf- 
lösung minder  gewöhnlicher  Abkürzungen)  und  hat  flüchtig  gearbeitet 
(Mommsen  aO.  401).  Die  Sammlung  war  ohne  Zweifel  für  gerichtlichen  Ge- 
brauch bestimmt;  auf  amtlichen  Charakter  aber  deutet  nichts.  Angeführt 
wird  sie  nie.  Abfassung  durch  mehrere  (Huschke0  712)  ist  nicht  erwiesen. 
Ob  das  Werk  jemals  ganz  fertig  wurde  ist  nicht  bekannt. 

6.  Abfassung  jede 8 falls  vor  cod.  Theod.  (s.  A.  4;  also  vor  J.  438). 
Die  Beseitigung  der  Namen  des  Mazimianus  Herculius  und  Galerius  Maxi- 
mianus,  die  Beifügung  von  divus  einzig  bei  Diocletian  (und  Constantins), 


§  404  Fragm.  vat.     §  404»  Nonius  Marcellus.  1021 

nicht  aber  (falls  288  d  =»  dominus)  bei  früheren  Kaisern;  endlich  die  Be- 
zeichnung des  Conßtantin  durch  d(ominus)  Constantinus  et  Caess.  oder  durch 
Augg.  (Aug.)  et  Caess.  unter  Weglassung  des  Namens  selbst  hat  Mommsen 
zu  der  Annahme  geführt  daß  die  Sammlung  schon  unter  Constantin  ent- 
standen sei  (vgl.  A.  4).  Die  ungleiche  Behandlung  des  Licinins  (bald  ge- 
nannt, bald  unterdrückt)  Bcheint  ihm  zu  beweisen  daß  das  Werk  noch  vor 
dessen  Sturz  (J.  323)  verfaßt,  nach  demselben  aber  (unvollständig)  revidiert 
worden  ist  Vgl.  A.  4  E.  Gegen  Mommsen  s.  Huschke  aO.  713  (aus  der 
Zeit  des  Honorius  oder  Theodosius  I)  und  Kablowa,  RGesch.  1,  971.  Für 
Entstehung  im  Westen  (Italien  oder  Gallien)  spricht  die  besondere  Berück- 
sichtigung weströmischer  Verfügungen  (s.  A.  4),  der  Auffindungsort  der 
Handschrift  (s.  A.  2),  die  Unbekanntschaft  mit  Modestins  griechisch  ge- 
schriebenem Werke  de  excusationibus,  und  wohl  auch  die  Nichtbenutzung 
der  Sammlung  in  der  justinianischen.  Mommsen  aO.  403.  —  Vgl.  PKrügkr, 
Quellen  u.  Lit.  d.  röm.  R.  298. 

404a.  Im  Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  scheint  Nonius 
Marcellus  gelebt  zu  haben  welcher  das  auf  uns  gekommene 
lexikalische  Werk  (Compendiosa  doctrina  ad  filium)  verfaßte.  Es 
bevorzugt  das  Altlatein  und  ruht  auf  den  Bestrebungen  und 
Arbeiten  der  Altertümler  der  letzten  Jahrhunderte.  Es  will  der 
sprachlichen  (Kap.  1—12)  und  sachlichen  (Kap.  13—20)  Erklä- 
rung der  Schriftsteller  dienen  und  ist  namentlich  wegen  seiner 
zahlreichen  Anführungen  aus  der  älteren  römischen  Literatur  für 
uns  von  unschätzbarem  Werte,  trotzdem  der  Verfasser  allent- 
halben Mangel  an  Sachkenntnis,  Urteil  und  Sorgfalt  verrät. 

1.  Nonius  Marcellus  heißt  in  den  Unterschriften  peripateticus  tubur* 
Mensis,  was  entweder  auf  Thubursicum  Bure  oder  auf  Thubursicum  Numi- 
darum,  beide  in  Afrika,  als  seine  Heimat  hindeutet  (nichts  beweist  p.  19,  26 
tvafrum>  est  callidum  et  quasi  valde  Afrum  et  urbanum).  Für  den  letzteren 
Ort  spricht  eine  daselbst  gefundene  Inschrift  (CIL.  8,  4878)  welche  meldet 
daß  im  J.  323  Nonius  Marcellus  Herculius  sich  durch  Bauten  (um  seine 
Vaterstadt  Thubursicum)  verdient  gemacht  habe.  Dieser  kann  sehr  wohl 
e*ine  Person  mit  dem  Grammatiker  sein,  doch  könnte  der  auf  der  Inschrift 
Genannte  auch  ein  Sohn  (oder  der  Vater)  des  Grammatikers  gewesen  sein. 
Mommsun,  Herrn.  13,  559.  Der  grammaticus  praetenuis  tneriti  Marcellus 
(Marcelli  filius),  welchem  amissam  primum  Narbo  dedit  patriam  (Adson. 
prof.  Burdig.  19),  ißt  ein  anderer.  Die  spätesten  Schriftsteller  welche  N. 
nennt  sind  (Septimius)  Serenus  (§  353,  5)  und  Apuleius  (s.  v.  dbstemius), 
außerdem  ist  Gellius  von  N.  ausgeschrieben  (A.  4).  Im  J.  402  hören  wir 
schon  von  einer  kritischen  Bearbeitung  deB  Nonius  (A.  5).  Teils  angeführt, 
teils  stillschweigend  ausgeschrieben  (MHkbtz,  Phil.  11,  593,  vgl.  zu  Pbisc. 
GL.  3,  70)  wird  Nonius  von.  Pbisc.  GL.  2,  35,  21  (teste  Nonio  Marcello  de 
doctorum  indagine  =  c.  12).  269,  24  (quod  ponit  N.  M.  de  doct.  ind.). 
499,  20  (Nonius  Marcellus  de  mutatis  coniugationibus  =»  c.  10).  Über 
Benutzung  durch  Fulgentius  s.    Müllers  Non.  2,  259.    —   Die  Oberschrift 


1022  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

lautet  in  den  Hss.:  de  compendiosa  doctrina  per  lüteras  ad  filium.  Der 
Zusatz  per  lüteras  (alphabetische  Anordnung)  trifft  nur  zu  auf  3  Kapitel 
(2—4).  Doch  machen  diese  dem  Umfange  nach  drei  Viertel  des  Über- 
lieferten aus. 

2.  Inhalt  und  Einteilung  (in  20  Abschnitte):  c.  1  de  proprietate  ser- 
monum.  2  de  honestis  et  nove  veterum  dictis  per  litteras  (HNettleship, 
journ.  of  pbil.  16,  70).  3  de  indiscretis  generibus  per  litteras.  4  de  varia 
significatione  sermonum  per  litteras.  6  de  differentia  similium  ßignifica- 
tionum.  6  de  inpropriis.  7  de  contrariis  generibus  verborum.  8  de  mutata 
declinatione.  9  de  numeris  et  casibus.  10  de  mutatis  coniugationibus. 
11  de  indiscretis  adverbiis.  12  de  doctorum  indagine.  13  de  genere  navi- 
giorum  (nur  17  Artikel).  14  de  genere  yestimentorum.  15  de  genere 
vasorum  vel  poculorum.  16  de  genere  calciamentorum  (das  Kapitel  ist 
verloren,  aber  seine  Oberschrift  ist  durch  das  dem  Werke  in  den  Hss.  vor- 
angehende Inhaltsverzeichnis  erhalten.  Zur  Sache  Isid.  or.  19,  34.  Vgl. 
Quichebat  vor  s.  Ausg.  p.  xii.  638).  17  de  coloribus  vestimentorum  (13  Ar- 
tikel). 18  de  genere  ciborum  vel  potionum  (16  Artikel).  19  de  genere 
armorum.  20  de  propinquitatum  vocabulis  (9  ganz  kurze  Artikel,  ohne 
Belege;  schließlich:  de  quibus  exempla  multa  sunt  in  antiquis  auctoribus 
et  maxime  in  Afranio  et  iuris  vetustissimis  scriptoribus).  Die  acht  letzten 
Kapitel  sind  also  sachlich  angelegt,  aber  von  Vollständigkeit  sehr  weit 
entfernt.  —  Einmal  citiert  Non.  sich  selbst:  p.  461,  11  nos  in  epütulis  quae 
inscribuntur  a  doctrinis  (?)  de  peregrinando. 

3.  Die  Anlage  des  Werkes  ist  eine  so  mechanische  daß  in  neuerer 
Zeit  mit  Erfolg  das  Verfahren  des  Non.  bei  seiner  Compilation  aufgezeigt, 
das  große  Gewebe  in  seine  Fäden  zerlegt  worden  ist.  Zuerbt  andeutungs- 
weise von  FWSchneidewik  (Gott.  gel.  Anz.  1843,  697),  ausgeführt  sodann 
in  Bezug  auf  die  Benutzung  des  Gellius  von  MHkbtz,  JJ.  86,  706.  779 
=  opusc.  Gell.  85;  erweitert  von  ARikbe  in  der  symbola  phil.  Bonn.  483, 
ASchottmüllbb,  ebd.  809  (üb.  d.  Bestandteile  des  ersten  Kap.  des  N.  M.) 
und  PScbmidt,  de  Nonii  Mar  cell  i  auctoribus  grammaticis  (Lps.  1868)  nebst 
Obersichtstafel.  Ober  die  Plautuscitate  bei  Nonius  HCaksab,  Straßb.  1886, 
CBeblxn,  Greifs w.  1886,  MHenniq,  Königsb.  1884.  Ober  die  Terenzcitate 
EBabtels,  b.  §  109,  2  gE.  Hierdurch  ist  festgestellt  daß  Nonius  fast  in  allen 
Kapp,  im  wesentlichen  das  gleiche  Verfahren  befolgt  hat.  Bestimmte 
Reihen  von  Citaten  wiederholen  sich  fortwährend  in  der  gleichen  Ordnung; 
er  hat  dieselben  also  in  einer  regelmäßigen  Reihenfolge  aus  seinen  Quellen 
in  seine  Sammlungen  und  sein  Buch  eingetragen.  Gewöhnlich  beginnt  die 
Plautusreihe,  fast  alle  fabulae  Varronianae  umfassend,  dann  folgen  Bei- 
spiele  aus  Lucretiue,  Accius,  Poniponius,  LuciliuB  (B.  1—20),  Pacuvius,  Cic. 
de  rep.,  Varro  (22  saturae),  Sallust,  Afranius;  Cic.  de  off.,  Hortons.,  de  sen. 
und  de  rep. ;  Virgil,  Terenz,  Cic.  Verrinae,  Lucilius  (B.  20—26),  Verzeichnis 
von  Verba  (bes.  bei  Dramatikern),  Adverbia,  abermals  die  genannten 
Philosoph.  Schriften  des  Cicero;  darauf  Beispiele  aus  Plaut.  Amphitruo, 
Asin.  und  Aulul.;  wieder  aus  Varro  (18  saturae);  dann  die  Auszüge  aus 
Gellius;  abermals  aus  5  saturae  des  Varro;  Cic.  de  fin.;  Sisenna;  Cic.  or., 
de  or.,  Acad.  und  Tusc. ;  endlich  aus  Varro  de  vita  pop.  rom.,  de  re  rast. 


§  404a  Nonios  Mar  cell  us.  1023 

und  aus  Cato.  Die  Abweichungen  von  dieser  Reihenfolge  sind  verhältnis- 
mäßig selten  und  erklären  sich  ohne  Zweifel  aus  Zufälligkeiten. 

4.  Seine  eigentlichen  Quellen  zu  nennen  hütet  sich  Nonius  sorgfaltig, 
und  der  Name  des  Gellius  zB.,  welchen  er  so  stark  ausschreibt,  findet  sich 
bei  ihm  niemals.  Er  citiert  ihn  sogar  als  vetus  auctoritatis  obscurae  493,  5 
=-  Gell.  1,  17,  2  und  als  alius  auctoritatis  incertae  171,  20  =*  Gell.  18, 
13,  6,  und  nur  188,  4  =  Gell.  14,  1,  24  umschreibt  er  den  absichtlich  ver- 
schwiegenen Namen  mit  auctoritas  prudentium.  Sicher  benutzt  Nonius  ganz 
vorzugsweise  abgeleitete  und  späte  Quellen,  nicht  die  betr.  Schriftsteller 
selbst,  aus  denen  er  soviel  citiert,  sondern  Commentare  zu  ihnen,  Sammel- 
werke, Wörterbücher  und  Grammatiken.  Doch  waren  diese  selbst  trefflich 
und  gingen  auf  ältere  zurück,  wie  auf  Verrius  Flaccus.  Vielfach  berührt 
er  sich  mit  Charisius ,  aber  nur  weil  dessen  Hauptquellen  auf  derselben 
Linie  der  gelehrten  Tradition  sich  hielten,  oder  die  des  Nonius  gleichfalls 
aus  Caper,  Plinias  oder  Probus  geschöpft  hatten.  Diese  seine  Quellen  hat 
aber  N.  höchst  oberflächlich  benützt.  Alle  Gelehrten  die  sich  mit  ihm 
näher  befaßt  wetteifern  in  Ausdrücken  der  Verachtung  über  ihn.  Ist  es 
ihm  doch  sogar  begegnet  daß  er  M.  TuUius  und  Cicero  für  zwei  verschie- 
dene Schriftsteller  hielt  (Schmidt  p.  92). 

6.  Handschriften:  die  wichtigsten  sind  Harleianus  2719  s.  IX  (dar- 
über JHOhionb,  in  d.  Anecdd.  Oxon.  1,  2  [1882];  daraus  abgeschrieben 
Paris.  7667  s.  X),  Leidensis  Voss.  F.  73  s.  IX,  Bamberg,  m.  v.  18  s.  IX/X, 
Guelferb.  Gud.  96  s.  X,  Genev.  84  s.  X,  Bern.  83  s.  X,  Laur.  48,  1  s.  XI/X1I 
(JMStowassbk,  WschrfklPhil.  1888,  1640),  Montepess.  212  s.  X.  Gerlach 
Quichkrat  u.  Müller  vor  ihren  Ausgaben.  LHavet  bei  Meylan  aO.  169, 
ferner  derselbe  Mel.  Graux  803.  EMeylan,  Non.  Marc;  collation  de  plu- 
Bieurs  mss.  de  Paris,  de  Geneve  et  de  Berne,  suivie  d'un  notice  sur  les 
principaux  mss.  de  Non.  par  LHavet,  Par.  1886.  Über  eine  Oxforder  Hs. 
Canon.  279  8.  XI  s.  Bährens,  RhM.  30,  629.  —  Im  cod.  Montepess.  (s.  o.) 
steht  unter  dem  Werk  des  Nonius  die  Unterschrift:  Iulius  Tryfonianus 
Sabinu8  protector  domesticus  legi  meum  dominis  Arcadio  et  Honorio  V  coss. 
(J.  402).  prout  potui  sine  magistro  emendans  adnotavi  anno  aetatis  XXX  et 
müitiae  quarto  in  eivitate  Tolosa,  d.  i.  der  auch  als  Herausgeber  des  Per- 
siua  bekannte  (§302,  5)  Sabinus,  s.  OJahn,  Lpz.  Ber.  1861,  832.  —  Aus- 
gaben: zB.  von  HIdnius,  Antv.  1565.  Dann  namentlich  JMebcier,  Par. 
1583  und  bes.  1614  (neu  gedruckt  Lps.  1825).  Ferner  von  FDGerlach  u. 
CLBoth,  Bas.  1842.  LQuicherat,  Par.  1871.  emend.  et  adnot.  Luc.  Müller, 
Lps.  1888  II. 

6.  RBentley,  Emend  zu  Nonius,  RhM.  33,  465.  JVahlen,  an  all.  Non. 
libriü,  Lps.  1859.  LMüller,  de  re  metr.  29;  JJ.  95,  490.  97,  422;  RhM. 
24,  239.  27,  286  und  sonst.  Madvio,  adv.  2,  651.  LQuicherat,  introduction 
a  la  lecture  de  N.  M.,  Par.  1872.  GLöwe  in  den  commentatt.  philol.  (1874) 
244.  Anderes  s.  A.  3.  HNbttleship,  Americ.  journ.  of  phil.  3,  1.  170. 
JHOhioks,  journ.  of  phil.  11,  79.  12,  77.  16,  161.  18,  89.  JMStowassbr,  No- 
niana,  Freistadt  1884.  —  HRömsch,  Non.  Marc.  u.  d.  Itala,  ZfÖG.  36,  87. 

405.  Die  Grammatik  verengte  sich  immer  mehr  auf  den 
Bedarf  der  Schule  und  verzichtete  auf  geschichtliche  Erforschung 


1024  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

und  Gelehrsamkeit.  Von  dieser  Art  scheint  das  Werk  des  Co- 
minianus  gewesen  zu  sein,  welches  eine  der  Hauptquellen  des 
Gharisius  war  und  hei  Späteren  mit  diesem  zusammenfloß.  Die 
Metrik  behandelten  um  diese  Zeit  Albinus  (in  gebundener  Form), 
Asmonius  und  Atilius  Fortunatianus.  Der  Grammatiker  Euanthius 
erklärte  den  Terenz. 

1.  Chams.  GL.  1,  147  dblativus  casus  Singular is,  ut  ait  Cominianus 
grammaticus ,  etc.  ebd.  1,  175  de  coniugationibus  .  .  Cominianus  disertis- 
simus  grammaticus  ita  disseruit.  180  Com.  grammaticus  ita  de  partkipio 
breviter  refert.  181  haec  quidem  {de  adverbio)  breviter  Com.  gr.  disserit; 
vgl.  noch  ebd.  224.  230.  238.  265.  266.  Jedesmal  ist  dann  ein  längerer 
Abschnitt  dem  C.  entnommen.  Die  sonstigen  Erwähnungen  des  C.  (zB. 
Schol.  Bern,  zu  Verg.  buc.  3,  21.  georg.  1,  215.  3,  311)  sind  aus  Charieius 
geschöpft  oder  gelten  diesem  selbst.  Auch  der  Verfasser  der  sog.  excerpta 
Charisii  hat  den  Com.,  besonders  im  Abschnitte  de  pronomine,  benützt, 
aber  ohne  ihn  zu  nennen.  WChbist,  Phil.  18,  139.  —  Die  sog.  excerpta 
Cominiani  (AMai  class.  auct.  5,  150)  sind  gleichfalls  in  Wahrheit  Auszuge 
aus  Charisiu8;  HKeil  zu  GL.  1,  xxn  und  zu  p.  180,  27.  Daher  kann  die 
einmal  darin  vorkommende  Erwähnung  des  Donatus  für  die  Bestimmung 
der  Zeit  des  Com.  nicht  verwendet  werden.  —  Vgl.  HKkil  zu  GL.  1,  xlviii. 
FObanh,  Beitr.  2,  317.  324.  340  und  dagegen  Keil  aO.  p.  lvi.  WChmbt, 
Phil.  18,  123.  FBölte,  de  artium  scriptoribus ,  Bonn  1886,  52  und  unten 
§  419,  4. 

2.  Chams.  GL.  1,  229,  19  nach  Anführung  einer  Ansicht  des  Romanus 
(§  879,  1):  sed  Marcius  Salutaris  vir  perfectissimus  .  .  rectius  sensit.  Diese 
Titulatur  weist  den  Grammatiker  M.  S.  (der  den  Virgü  erklärt  zu  haben 
scheint)  in  die  constanünische  Zeit,  und  die  Anführung  wird  entweder  aus 
Cominianus  geschöpft  oder  eine  eigene  Zutat  des  Charisius  sein.  Anders 
AKiesslino,  de  person.  Horatian.  (Greifsw.  1860)  6. 

3.  Zwei  verderbte  Hexameter  eines  Albinus  de  metris  bei  Victorin. 
GL.  6,  211  f.  (vgl.  ebd.  7,  339).  Also  etwa  eine  Arbeit  in  der  Weise  des 
Terentianus  (§  373a).  Er  ist  wahrscheinlich  der  von  Rufin.  GL.  6,  565,  4 
genannte  Albinus  und  wohl  auch  eine  Person  mit  dem  unten  §  407,  5  Er- 
wähnten.   Vgl.  noch  §  383,  5. 

4.  Pbisc.  GL.  2,  616,  16  Asmonius  (der  Name  ist  semitischen  Ur- 
sprungs) in  arte  quam  ad  Constantium  (wohl  II)  imperatorem  scribit.  Pbisc. 
GL.  3,  420  giebt  eine  Stelle  des  A.  über  den  Trimeter  der  lateinischen 
Komiker.  Daselbst  Z.  24  idem  (Asmonius  oder  Iuba?  s.  §  378a,  5)  in  octavo. 
Beide  Stellen  weisen  auf  dieselbe  Quelle  welcher  Aphthonius  folgt  (Iuba). 
Vgl.  HKkil,  quaeat.  gramm.  (Lps.  1860)  16  und  Ind.  lect.  halens.  1871, 
p.  vi.     RWestphal,  griech.  Metrik  1 »,  128.    JCäsab  PRE.  1»,  1240. 

5.  Unter  dem  Namen  Ars  Atilii  Fortun atiani  ist  überliefert  eine 
Obersicht  der  Metrik  (pmnis  summa  metrorum,  p.  279,  5),  gewidmet  einem 
jungen  Römer  von  Rang  der  jetzt  Rhetorik  studiert  und  eine  Darstellung 
der  Horatiana  metra  verlangt  hat.    Von  seiner  Arbeit  behauptet  der  Verf. : 


§  405  Cominianus  u.  a.    §  406  Firmicus  Maternus  d.  Heide.     1025 

ut  Sallustius  ait  carptim  quae  memoria  digna  videbantur  de  multis  aucto- 
ribus  excerpta  perscripsi.  In  Wahrheit  folgt  sie  dem  Caesius  Basaus 
(§  304,  1),  beziehungsweise  dem  Iaba  (§  373a,  6),  und  vielleicht  einem  grie- 
chischen Lehrbuch  (OHbnse,  de  Iuba  162.  156).  Ausführlich  sind  schließ- 
lich (p.  294)  die  metra  Horatiana  behandelt.  So  lange  man  den  Namen  At. 
Fort,  auf  das  Werk  des  Caesius  Baesas  (§  304,  1  M.)  erstreckte  nannte  man 
diese  Ars  bald  rAtilius  II',  bald  rPseudo-Atilius'.  Caesius  Bassus  und 
Atil.  Fortun.  sind  uns  nur  durch  des  IParrhasius1  Abschrift  (jetzt  in  Neapel 
iv  A  11)  eines  verlorenen  cod.  Bobiensis  erhalten.  Aus  ihr  sind  die  Vatic. 
3402.  6216  und  die  von  Pahrhasiüb  besorgte  ed.  princ.  Mail.  1504  geflossen. 
In  Keils  GL.  6,  278  und  dazu  Atil.  Fortun.  lib.  de  metr.  ad  fid.  cod.  Neap. 
rec.  HKeil,  Halle  1886.  HKeilh  et  GIuergehsii  obss.  in  Caes.  Bass.  et 
Atil.  Fort.,  Halle  1880,  auch  Keil  zu  GL.  6,  245.  7,  669.  Vgl.  JCäsab, 
PRE.  1*,  2026.  HWbntzel,  symb.  critt.  (Bresl.  1858)  11.  Westphal,  griech. 
Metrik  1»,  128.  153. 

6.  Hieron.  ad  a.  2375  (nach  Bong.  u.  Freh. ;  Schöne  zu  2374)  —  368 
n.  Chr.  JEuanthiu8  eruditissimus  grammaticorum  Constantinopoli  diem  obit. 
Vgl.  Rufin.  GL.  6,  554,  4  Euanthius  in  commentario  Terentii  de  fabula  sie 
dieit;  * concinna  etc.'  .  .  et  postea  sie:  *veteres  etsi  etc.*  Beide  Stellen 
finden  sich  im  ersten  Teile  (p.  3—8,  3  R.)  der  die  donatischen  Terenz- 
Bcholien  einleitenden  Abhandlung  de  comoedia  (p.  6  f.  R.),  welcher  somit 
von  Euanthius  herrührt.  Über  den  zweiten  dem  Donatus  zugehörigen  Teil 
s.  §  409,  3.  Vgl.  Euanthius  et  Donati  commentum  de  comoedia,  ex  rec. 
ARrifpebschridii,  Bresl.  ind.  schol.  hib.  1874.  Andere  Ausgg.  8.  §  109, 7.  Vgl. 
§  12,  1.  Auch  noch  anderes  Eigentum  des  Euanthius  findet  sich  in  dem 
Bog.  Donatcommentar  zu  Terenz  (§  409,  3);  üsener,  RhM.  23,  493.  Vgl. 
Dziatzko  ebd.  25,  538.  Rufin.  GL.  6,  665,  5.  Ritschl,  Parerga  p.  358.  360. 
ATeubrr,  de  auetoritate  commentorum  in  Terent.  quae  sub  Aelii  Donati 
nom.  feruntur,  Eberswalde  1881,  6.  FLeo,  RhM.  38,  327.  EScheidemantel, 
quaestt.  Euanthianae,  Lps.  1883,  14.  47. 

406.  Noch  bei  Constantins  Lebzeiten  begann  Firmicus 
Maternus  in  Sizilien  die  uns  erhaltenen  acht  Bücher  Matheseos, 
welche  aber  erst  ums  Jahr  354  vollendet  wurden.  Das  Werk 
ist  eine  vollständige  Theorie  des  Sternglaubens,  in  neuplatonischem, 
vom  Christentum  abgewandten  Geiste.  Der  Verfasser  ist  ein 
Ehrenmann,  dem  es  mit  seiner  Sache  heiliger  Ernst  ist,  aber 
befangenen  Geistes  und  iu  seiner  Darstellung  einförmig.  Um 
dieselbe  Zeit  (J.  347)  richtete  der  gleichnamige  Christ  an  Con- 
stantins Söhne  Constantius  und  Constans  seine  Schrift  de  errore 
profanarum  religionum,  worin  er  dieselben  zum  Sturze  des  Heiden- 
tumes  anstachelt. 

1.  Der  Verfasser  heißt  am  Schlüsse  von  math.  VIII:  Iulius  Firmicus 

Maternus  Junior  Siculus  v.  c(lari8simus).    Bei  Apoll.  Sidon.  carm.  22,  praef. 

beruht  die  Erwähnung  des  Iulius  Firmicus  nur  auf  einem  Einschiebsel  des 

schlechten  Vatic.  3421.    Gewidmet  ist  das  Werk  dem  Procos.  Mavortius  Lol- 

Tbuftbl-Schwabb,  Rom.  Lit-Geioh.    5.  Aufl.  65 


1026  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

lianuß,  welcher  zB.  proconsul  provinciae  Arricae  war  (CIL.  10,  1695.  1696), 
J.  342  praef.  urbi,  355  cos.  ord.  (Amman.  15,  8,  17),  356  praef.  praet.  Ita- 
liae  (Amman.  16,  8,  5  vir  sublimis  constantiae.  Cod.  Theod.  6,  29,  1.  11, 
30,  25.  11,  36,  11)  BBorohesi,  oeuvr.  4,  519.  Firmicus  war  zuerst  Anwalt, 
zog  sich  aber  von  diesem  Beruf  —  da  ihm  ex  hoc  studio  nihil  aliud  per 
singulos  dies  nisi  periculomm  cumülus  et  grave  onus  invidiae  conferebatur 
—  ins  Privatleben  zurück,  in  otio  itaque  constitutum  .  .  hos  ad  te,  Lolliane, 
libellos  seripsi,  ut  .  .  ad  purganda  animi  vitia  quae  ex  pravorum  hominum 
conversatione  contraxeram  caeUstibus  et  divinis  tne  disputationibus  appli- 
carem  (4,  praef.  p.  83  ed.  a.  1551).  Nach  der  Vorrede  zu  B.  1  gab  er  dem 
Lollianus,  als  dieser  einmal  den  alten  Freund  in  Sizilien  besuchte,  das  so- 
gleich bereute  und  lange  nicht  ausgeführte  Versprechen  omnem  disciplinam 
divinae  mafheseos  darzustellen.  Endlich  nach  fortgesetzten  Mahnungen 
seitens  des  Lollianus  kam  das  wiederholt  unterbrochene  Werk  zu  stände. 
Daß  sich  die  Arbeit  an  dem  Werke  über  eine  lange  Zeit  erstreckte  ergiebt 
sich  auch  daraus  daß  darin  einerseits  Constantin  (f  337)  noch  als  lebend 
erwähnt  wird  (praef.  p.  2  und  1,  4  p.  14  dominus  et  Augustus  noster  ac 
totius  orbis  imperator,  pius  felix  ac  providus  princeps,  Constantinus  scilicet 
maximus,  divi  Constantii  fUius  usw.  ebd.  p.  15  Constantinum  maxitnum 
principem  et  eius  invictissimos  liberos,  dominos  et  Caesares  nostros),  ander- 
seits in  B.  8  (15  p.  221  Lollianus  qui  .  .  etiam  ordinarii  consulatus  insignia 
consecutus  est)  und  in  der  Widmung  (p.  2  proconsuli  igitur  tibi  et  ordinario 
consuli  designoJto  promissa  reddimus  .  .  Lolliane  doctissime)  Hinweise  auf 
das  J.  354  sich  finden.  Anders  KSittl,  ArchflatLex.  4,  610.  Vgl.  auch  1,  2 
p.  5  cum  sol  medio  diei  tempore  fulgida  splendoris  sui  denegat  lumina  .  . 
Optatii  et  Paulini  consuUxtu,  ut  de  receniioribus  loquar  (=  Sonnenfinsternis 
am  17.  Juli  334).    Vgl.  Bursian  ed.  (A.  1 1)  p.  vm. 

2.  Matheseos  libri  nennt  der  Verf.  selbst  sein  Werk  in  der  praef.  zu 
B.  2  und  3.  In  der  peroratio  8,  33:  accipe  itaque,  Mavorti  .  .,  Septem  hos 
libros,  ad  Septem  stellarum  ordinem  numerumque  compositos.  nam  primus 
Über  solum  patrocinium  defensionis  succepit  (Verteidigung  der  Astrologie 
gegen  ihre  Gegner),  in  ceteris  vero  libris  Romanis  hominibus  novi  operis 
tradidimus  disciplinam.  Das  zweite  Buch  enthält  die  allgemeinen  Grund- 
lagen (institutionis  Über  8,  5).  4,  19  p.  114  quia  iam  expedita  prima  operis 
nostri  parte  ad  secundam  principalem  accedimus,  quae  etiam  in  quatuor 
membra,  velut  prima,  divisa  est,>.  .  singulorum  partes  summatim  enumera- 
bimus.  B.  6  enthält  die  genitura  von  Paris,  Demosthenes  und  Hermodoros, 
Homer,  Thersites  u.  a.;  7  die  geniturae  adoptivorum,  pediconum,  cinae- 
dorum,  causidicorum ,  damnatorum  u.  a.  B.  8  behandelt  die  sphaera  bar- 
barica.    B.  1  giebt  Beispiele  aus  der  römischen  Geschichte. 

3.  Die  angegebenen  Quellen  sind  so  abenteuerlich  wie  der  ganze  In- 
halt. Vgl.  2,  praef.  nos  omnia  quae  de  ista  arte  Aegyptii  Babyloniique 
dixerunt  docili  sermonis  institutione  transtulimus.  3,  praef.  Uli  divini  viri 
.  .  Petosiris  (IIsTOöiQig)  Necepsoque  (Ns%^ms)  .  .  nobis  tradiderunt.  4,  praef. 
p.  84  omnia  quae  Aesculapio  Mercurius  Enichnusque  (lies :  Anubiusque,  vgl. 
3,  1)  tradiderunt,  quae  Petosiris  explicavit  et  Neeepso,  quae  Abraham,  Or- 
pheus et  Gritodemus  ediderunt  ceterique  omnes  huius  artis  antiscii  perlecta 
pariter  atque  collecta  .  .  in  his  perscripsimus  libris,    4,  10  p.  98  quae  divi- 


§  406  Firmicus  Maternus  der  Heide.  1027 

nus  iOe  Abraam  et  prudentissimus  Achilles  (vgl.  HDiels,  doxogr.  gr.  p.  18) 
.  .  nobis  tradidere.  4,  16  p.  107  Necepso,  Aegypti  iustissimus  imperator, 
optimus  guoque  astronomus.  p.  109  magnus  ille  Petosiris  hanc  partem  leviter 
aüigit.  8,  6  neque  enim  .  .  Petosiris  et  Necepso,  quorum  alter  imperii  guber- 
nacula  tenuit,  .  .  id  quod  nos  edituri  sumus  invenire  potuerunt.  Firmicus 
verschweigt  den  Namen  seines  Vorgängers  Manilius,  obwohl  er  ihn  stark 
ausbeutet,  MBechebt,  Lpz.  Stod.  1,  18.  Bemerkenswert  ist  3,  15  p.  81  si 
fuerit  haec  domus  Mercurius,  dabit  astronomiam;  si  Venus,  cantüenas  et 
laetitiam;  .  .  Si  Iuppiter,  divinum  cultutn  scientiamque  in  lege;  si  Saturnus, 
scientiam  alchimiae.  Wohl  die  erste  Erwähnung  der  Alchimie,  falls  die 
Stelle  nicht  ein  späterer  Zusatz  ist,  worauf  die  christliche  Färbung  des 
Ausdrucks  in  lege  führen  könnte.  Aus  jener  magischen  Literatur  stammt 
auch  die  Übertragung  der  astrologischen  Symbolik  auf  den  menschlichen 
Körper  (vgl.  A.  5),  wie  später  bei  den  Priscillianisten;  Bernays,  d.  Chronik 
des  Sulp.  S.  14  mit  A.  24. 

4.  Der  Astrologie  sucht  Firmicus  eine  sittliche  Richtung  und  einen 
priesterlichen  Anstrich  zu  geben.  Vgl.  2,  33  p.  43  nunc  tu,  quicunque  hos 
libros  legere  conaris,  .  .  ad  imaginem  te  divinitatis  similitudincmque  forma, 
ut  8is  semper  praeconio  veritatis  ornatus.  .  .  esto  pudicus  et  inter  sobrios  etc. 
.  .  cave  ne  quando  de  statu  reip.  vel  de  vita  rom.  imperatoris  aliquid  inter- 
roganti  respondeas.  .  .  eed  nee  aliquis  mathem  oticus  verum  aliquid  de  fato 
imperatoris  definire  potuit;  solus  enim  imperator  stellar  um  non  sübiacet 
casibus  (!)  .  .  etiam  ipse  in  eorum  deorum  numero  constitutum  est  quem  ad 
facienda  et  conservanda  omnia  divinitas  statuit  principalis.  .  .  tibi  in  omni 
conversatione  placeat  quieta  moderatio.  fuge  seditiones.  .  .  nolo  te  vitia  ho- 
minum  in  traetatu  geniturarum  manifestius  explicare,  .  .  ne  quod  homini 
malus  stellarum  decrevit  cursus  non  dicere,  sed  exprobrare  videaris.  secerne 
te  a  8pectaculorum  semper  illecebris;  .  .  (p.  45)  antistites  enim  deorum  sepa- 
ratos  et  alienos  esse  decet  a  pravis  illecebris  voluptatum.  Erst  wenn  der 
Leser  sich  in  diese  sittliche  Verfassung  gesetzt  habe  solle  er  weiter  gehen 
et  posteriores  libros,  quos  de  apotelesmatis  scripsimus  (vgl.  4,  6  p.  97  etiam 
in  aliis  apotelesmatis  diximus),  secuta  mentis  animositate  perdisce.  Ähnlich 
beschwört  er  7,  praef.  p.  193  den  Mavortius  ne  haec  vener  and  a  communia 
profanis  vel  imperitis  auribus  intimentur,  sed  iis  tantum  quos  animus  in- 
corruptus  ad  rectum  vivendi  ordinem  .  .  instituit  etc.  Vgl.  8,  33  haec  filiis 
tuis  tantum  trade,  quos  a  prima  aetate  ad  omne  virtutis  officium  instituisti  etc. 
JBübckhardt,  Constantin*  212.    LFbikdländeb,  S6.  I6,  365. 

6.  Daß  durch  die  decreta  planetarum  die  menschliche  Willensfreiheit 
und  ZurechnuDgsfähigkeit  aufgehoben  wird  scheint  Firm,  sich  nicht  klar 
gemacht  zu  haben,  und  seine  moralischen  Ermahnungen  (s.  A.  4)  sind  daher 
ohne  Boden,  so  oft  und  so  gern  er  sie  einschärft.-  Die  Einsicht  in  die  feste 
Vorausbestimmung  unserer  Schicksale,  meint  er,  müsse  Schmerz  und  Freude 
dämpfen  (8,  praef.).  Auch  die  theologischen  Folgerungen  der  Lehre  sind 
nicht  klar  gezogen.  1,  3  p.  7  leugnet  Firm,  die  Religionsgefährlichkeit  der 
Lehre,  vielmehr  leite  sie  den  Menschen  zur  Gottesfurcht  und  -Verehrung. 
Aber  seine  Götter  sind  selbst  verschwommene  Gestalten,  bald  mit  den  sidera 
zusammenfallend,  bald  neben  ihnen  stehend,  bald  als  Einheit  bezeichnet, 
bald  als  Mehrheit  (vgl.  3,  praef.  p.  46.    6,  praef.  p.  116.    1,  4  p.  14).  Dumpf 

66* 


1028  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

wie  die  Luft  des  Werkes  ist  auch  sein  Ton,  bald  technisch  trocken  und 
dürftig,  bald  mystisch  feierlich,  mit  zahlreichen  Wiederholungen  nicht 
bloß  in  technischen  Formeln  sondern  auch  in  stilistischen  Wendungen  und 
Ausdrücken.  Wo  er  zu  einer  rhetorischen  Figur  greift  spinnt  Firm,  sie 
bis  zur  Ermüdung  aus.  Er  bittet  daher  (1,  praef.  p.  2):  ne  in  istis  libris 
pondus  et  perfectae  gratiam  orationis  requiras.  .  .  in  nobis  tenue  est  ingenium 
et  sermo  subtilis  et,  quod  vere  confitendum  est,  mathesis  permodica.  Vgl.  1,  1 
p.  4  postulante  ut  .  .  veritotis  fides,  non  orationis  splendor  ac  substantia  re- 
quiratur.  Der  Sprachschatz  enthält  manches  erst  in  diesem  Jahrhundert 
Aufgekommene,  wie  animositas,  quieseentia,  mansuetarius ,  intimare  alicui 
aliquid,  Concor  dialis,  cardinälüer,  partüis  usw.  Zur  Sprache:  HDrkssbl, 
lexikalische  Bemm.  zu  Firm.  Mat.,  Zwickau  1882.  ChrKblbbb,  zu  Firm, 
dem  Astrologen,  Erl.  1881;  Anfang  eines  Wörterbuchs  z.  d.  libri  math.  d. 
Firm.,  Erl.  1883.  —  GNembtht,  quaestt.  de  Firm,  astrologo,  Budapest  1889. 

—  Älteste  Erwähnung  des  Werkes  bei  Honorius  von  Autun  (um  J.  1300) 
de  philos.  mundi  2,  5.    Vgl.  A.  lA. 

6.  Sonstige  Schriften  des  Verf.  4,  14  p.  105  quae  omnia  .  .  specialiter 
in  singulare  libro  quem  de  domino  geniturae  atque  chronoeratore  ad  Muri' 
num  nostrum  scripsimus  .  .  comprehensa  sunt.  7,  6  haec  tibi  omnia  ex  eo 
libro  qui  de  fine  vitae  a  nobis  scriptus  est  .  .  manifestius  intimantur.  5,  1 
p.  121  cum  hoc  opus  .  .  mediocritas  nostra  compleverit,  tunc  tibi  (Lolliane) 
aliis  XII  libris  cetera  intimabo  secreta.  8,  praef.  p.  212  aliud  mihi  tempus 
ad  explicandam  myriogenesin  reservavi.  8,  8  extr.  huius  (des  Necepso,  s. 
A.  3)  ego  libri  interpretationem  alio  tibi  tempore,  Mavorti  decus  nostrum, 
intimare  curabo. 

7.  Handschriften:  nur  der  erste  Teil  des  Werkes  ist  in  alten  Hess, 
erhalten,  zB.  in  einem  Vatic.  8.  X,  Montepess.  s.  XI  und  XU,  Monac.  660 
s.  XI  (darüber  Kelber  [A.  6],  Erl.  1881),  Paris.  17867  s.  XII  u.  a.;  das 
ganze  Werk  ist  nur  durch  junge  vielfach  verfälschte  überliefert,  zB. 
Monac.  49,  Norimberg.,  Vindob.  3195,  Neapol.  v  A  17,  Oxon.  Line.  coli.  114, 
alle  s.  XV— XVI.  Vgl.  MBonnet,  rev.  de  phil.  8,  187.  KSittl,  ArchflatLex. 
4,  610.  —  Ausgaben:  prineeps  Venet.  1497  (hier  ein  reinerer  Text  als 
in  den  späteren  Ausgaben,  KSittl,  ArchflatLex.  4,  608).  In  den  astro- 
nomici  vett.  (Venet.  Aid.  1499,  worin  Firmici  libri  ex  scythicis  oris  ad  nos 
nuper  allati),  und  per  NPrucknehum  astrologum,  BaaiL  1533  und  1551  (nach 
letzterer  Ausgabe  ist  oben  citiert).  Neuere  giebt  es  nicht,  eine  Ausg.  ist 
versprochen  von  KSittl.  Ausfüllung  einiger  Lücken  durch  Lessing  9,  409 
Lachm.  —  Kritisches:  MHaupt,  op.  3,  324.  550.  623.   BDokbabt,  JJ.  125,  590. 

—  Vgl.  AFabbicius,  bibl.  lat.  3,  114  ed.  Emesti. 

8.  Die  Subscriptio  der  christlichen  Schrift  lautet:  Iulii  Firmici 
Materni  v.  c.  de  errore  profanarum  religionum.  Die  darin  angeredeten  Kaiser 
heißen  sacratissimi  imperatores  (6,  1.  8,  4.  16,  4.  20,  7.  24,  9.  28,  6.  29,  1) 
oder  sacrosaneti  imp.  (13,  1)  oder  prineipes  (17,  1),  auch  domini  imperatores 
(25,  1).  Bezeichnend  sind  folgende  Stellen.  16,  4  amputanda  sunt  haec 
(die  heidnischen  Opfer),  sacr.  imp.,  penitus  atque  delenda  et  severissimis 
edictorum  vestrorum  legibus  corrigenda.  .  .  ad  hoc  vobis  deus  stimmt««  com- 
misit  imperium.  29,  1  vobis,  sacr.  imp.,  .  .  hoc  dei  summi  lege  praeeipitur 
ut  severitas  vestra  idololatriae  facinus  omnifariam  persequatur.    20,  7  cos 


§  406  Firmicus  Maternus  der  Heide  und  der  Christ.  1029 

nunc,  Constanti  et  Constans,  sacr.  imp.,  .  .  idölolatriae  excidium  et  profana- 
rum  aedium  ruinam  .  .  Christus  .  vestris  manibus  reservavit.  28,  6  .  .  post 
excidia  templorum  in  maius  dei  estis  virtute  provecti.  vicistis  hoste», ..  . 
et  insperatom  imperatoris  (des  Constans,  J.  343)  faciem  Britannus  expatrit. 
29,  3  . .  missi  sunt  superbi  sub  iugum  populi  et  persica  vota  conlapsa  sunt 
Letzteres  kann  sich  darauf  beziehen  daß  J.  346  Sapor  die  Belagerung  von 
Nisibis  aufgab  (naociuz&iosv  fipdoctg  ißdopfaovta  oxtco  %ccl  ituXiv  cclo%vv- 
&tig  dvextoQTjcfsv,  Theophanes)  und  konnte  jedesfaUs  nach  den  Mißerfolgen 
welche  Constantius  J.  348  gegen  Sapor  hatte  nicht  mehr  gesagt  werden. 
Auch  wurde  Constans  im  J.  350  erschlagen.  Die  Abfassung  wird  daher 
J.  346  oder  347  fallen.  Der  Verfasser  zeigt  (c.  7)  genauere  Kenntnis  der 
Umgegend  von  Henna  in  Sizilien  und  mag  daher  (wie  F.  der  Heide)  von 
dort  gebürtig  sein  oder  dort  seinen  Aufenthalt  gehabt  haben. 

9.  Die  Beweisführung  ist  die  bei  den  christlichen  Apologeten  ge- 
wöhnliche; nur  geht  der  Verf.  auch  auf  die  religiösen  Vorstellungen  und 
Gebräuche  des  Orients  (Ägypter,  Phryger,  Assyrer,  Perser)  näher  ein 
Auch  wendet  er  in  ausgedehnterem  Maße  als  seine  Vorgänger  Bibelstellen 
(bes.  aus  A.  T.)  an.  Er  entlehnt  dieselben  hauptsächlich  aus  Cyprians 
testimonia  und  dessen  Schrift  ad  Fortnnat.  s.  BDombabt,  Z.  f.  wissensch. 
Theol.  22,  375.  Bubsian  aO.  p.  rx.  Doch  verrät  Firm,  auch  Kenntnis  des 
Griechischen,  zB.  13,  4  Porphyrius  (s.  A.  10)  .  .  in  libris  quos  appellat  keqI 
rrjg  ix  loyüov  cpdoaocptag.  Die  quinque  Minervas  (16,  1)  hat  er  eher  aus 
Ampel.  9, 10  oder  dessen  Quelle  als  aus  Cic.  nat.  deor.  3, 59.  S.  noch  RFörstkb, 
d.  Raub  d.  Perseph.  97.  Auch  die  Darstellung  ist  entsprechend  dem 
eifernden  Charakter,  voll  Ausrufungen  und  rhetorischer  Fragen,  c.  8  führt 
er  den  Sol  redend  ein  (ethopoeiaco  sermone  8,  4).  Die  Sprache  zeigt  Volks- 
mäßiges im  Gebrauche  von  suus  statt  eius,  in  der  consecutio  temporum 
und  der  Anwendung  von  quod  nach  nescientes,  persuadetur ;  s.  Halm  p.  135. 

10.  In  sprachlicher  Hinsicht  zwar  stimmt  die  christliche  Schrift  mit 
der  heidnischen  mannigfach  überein  (Bubsian  p.  vn);  aber  dies  erklärt  sich 
durch  die  Annahme  daß  beide  Verfasser  in  ihrer  Jugend  die  gleiche  Schule 
genossen  (vgl.  A.  8E.).  Denn  in  allem  übrigen  ist  beider  Standpunkt 
durchaus  verschieden.  Der  Heide  ist  eine  friedliche,  milde,  innerlich  ge- 
faßte Natur,  der  Christ  ein  glaubenswütiger  Angreifer;  den  Tempelraub 
mißbilligt  der  Heide  (3,  8  p.  70.  3,  13  p.  77),  der  Christ  hetzt  dazu  auf. 
Von  dem  Neuplatoniker  Porphyrius  sagt  der  Heide  (7,  praef.  p.  193)  apud 
Pythagoreos  noster  Porphyrius  religiosa  epulantem  animum  nostrum  silentio 
consecravit;  der  Christ  nennt  ihn  (13, 4)  hostis  dei,  veritatis  inimicus,  scelera- 
tarutn  artium  magister.  Dem  Christen  ist  die  divinatio  eine  Erfindung  des 
Teufels  (c.  1)  usf.  Solche  Gegensätze,  die  selbst  nach  einander  in  dem- 
selben Person  schwer  denkbar  sind,  müßten  nach  den  Zeitverhältnissen  beider 
Schriften  sogar  gleichzeitig  beisammen  gewesen  sein.  Falls  daher  die 
Gleichheit  der  Namen  nicht  überhaupt  Folge  der  zufälligen  Anhängung 
der  kleineren  Schrift  an  das  große  Werk  des  Astrologen  ist  (Ebbet),  so 
müßten  die  Verfasser  Brüder  oder  Vettern  gewesen  sein  (Bursian  p.  ix). 
Von  jener  an  sich  höchst  seltsamen  Vereinigung  beider  wissen  wir  übrigens 
nichts  und  die  Form  der  Unterschrift  de  errore  prof.  rel.  [A.  8  Z.  1] 
spricht  nicht  dafür;  s.  auch  ARbiffbbscheid,  JB.  1880  3,  258. 


1030  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

11.  Aus  der  einzigen  Hs.  (Vaticano-Palatinus  166  s.  X,  es  fehlen  vom 
ersten  Quaternio  die  zwei  äußeren  Blätter ;  vgl.  ABeiffebschuid,  bibl.  patr. 
1,  268)  zuerst  herausgg.  von  MFlacius,  Straßb.  1562.  Dann  öfters  mit 
Minucius  Felix  oder  Cyprianus  oder  Arnobius;  einzeln  von  Jo.  a  Wower, 
Hamb.  1603,  FM unter,  Eopenh.  1826,  FOehlkr,  Lps.  1847.  Außerdem  zB. 
in  Gallandi  bibl.  patr.  5,  23;  bei  Miqne  12,  971.  Besonders  von  CBurbiam, 
Lps.  1856,  und  CHalm  an  s.  Minucius  (§  368,  5).  —  JMHbbtz,  de  Iul.  Firm. 
Mat.  eiusque  imprimis  de  err.  prof.  rel.  libello,  Eopenh.  1817.  JBukckhabdt, 
Conetantin2  188.  230.  361.     AEbert,  Lit.  d.  MA.  ls,  130. 

407,  Für  Philosophie  ist  Athen  die  hohe  Schule,  und 
sie  wird  dort  in  der  auf  das  Geistige  und  Sittliche  gerichteten 
schwärmerischen  Weise  der  Neuplatoniker  betrieben,  welche  ein 
Gegengewicht  gegen  das  Christentum  bilden  sollte  und  sogar 
unverkennbaren  Einfluß  auf  die  christliche  Lehre  and  ihre  ge- 
lehrten Vertreter  gewonnen  hat.  Auch  in  den  Westen  erstreckt 
sich  diese  Richtung  und  ist  hier  vertreten  durch  den  Astrologen 
Firmicus  Maternus  und  den  Übersetzer  Chalcidius;  daneben  aber 
herrscht  hier  nüchterner  aristotelischer  Schulschematismus  und 
Eklekticismus  im  Stile  von  Varro  und  Cicero. 

1.  Über  den  Neuplatonismus  der  Zeit  vgl.  zB.  JBübckhardt,  Constantin  * 
206.  216,  Mamebtin.  grat.  act.  Iuliano  23,  4  tu  phüosophiam,  paulo  ante 
suspectam  ac  nedum  spoliatam  honoribus  sed  accusatam  ac  ream,  non  modo 
iudicio  liberasti  sed  amictam  purpura  .  .  in  regali  solio  collocasti.  Victor 
epit.  43,  6  iuverat  phüosophos  et  Graecorum  sapientissimos. 

2.  Firmicus  (§  406,  1—6)  spricht  von  Porphyrius  noster  (§  406,  10) 
und  hat  1,  2  p.  9  eine  Lobrede  auf  Plotinus  {quas  ille  phüosophiae  non 
attigit  partes  etc.).  Andere  Schriftsteller  über  Astrologie  s.  §  62,  6.  August». 
contra  acad.  3,  18,  41  os  Piatonis  .  .  emicuit  maxime  in  Plotino,  qui  plato- 
nicus  philo8ophus  ita  eins  similis  iudicatus  est  .  .  ut  in  hoc  ille  revixisse 
putandus  sit.  confesB.  8,  3  (s.  §  408,  2);  vgl.  7,  9  (18)  quosdam  Platonicorum 
libros  ex  graeca  lingua  in  latinam  versos.  Gemeint  sind  die  des  Rhetors 
Marina  Victorinus  (§  408,  2).  epist.  1,  1  academieos  ego  ne  intet  iocandum 
quidem  umquam  lacessere  anderem,  contra  acad.  2,  23  inter  quos  (die  aca- 
demici)  et  me  .  .  nihil  distat  nisi  quod  Ulis  probabile  visum  est  non  posse 
inveniri  veritatem,  mihi  autem  inveniri  posse  probabile  est.  nam  ignoratio 
veri  est  .  .  utrisque  communis  (vgl.  Donat.  zu  Ter.  Eun.  4,  6,  4  hoc  muUum 
academieos  iuvat  etc.).  3,  19,  42  itaque  nunc  phüosophos  non  fere  videmus 
nisi  aut  cynicos  aut  peripateticos  aut  platonicos. 

3.  Von  Chalcidius  ist  erhalten  eine  stark  mit  Volksmäßigem  durch- 
setzte Übertragung  des  platonischen  Timaeus,  nebst  Erklärung  dazu,  vom 
Verf.  fortgeführt  bis  p.  63  C  (praef.  primas  partes  Titnaei  Plat.  aggressus 
non  solum  transtuli  sed  etiam  partis  eiusdem  commentarium  feci.  .  .  causa 
vero  in  partes  dividendi  libri  operis  fuit  prolixitas.  .  .  quod  si  non  displi- 
cuisse  rescriberetur ,  faceret  audendi  maiora  fiduciam)  und  gewidmet  einem 


§  407  Philosophie.    §  408  Marius  Victorinas.  1031 

Osius  (dem  Bischof  von  Cordova,  Vorsitzendem  auf  der  Synode  von  Sardica 
347?),  dessen  ingenium  die  praef.  rühmt  und  der  ursprünglich  selbst  die 
Arbeit  ausführen  wollte.  Chalcidius  war  Christ.  Da  er  des  Origenes  (f  264) 
Hexapla  kannte,  bo  kann  er  nicht  vor  der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jahrh. 
gelebt  haben.  Von  einem  mittelalterlichen  (von  Wilh.  von  Conches  ver- 
faßten?) Commentar  hat  VCousin  Teile  herausgegeben,  fragm.  philos.*  (1840) 
p.  374,  und  Ouvrages  inöd.  d1  Abelard  p.  xm.  Haureaü,  de  la  philos.  sco- 
last.  1,  81.  —  Handschriften  des  Chalc.  von  s.  XI  an  in  Bamberg,  Cam- 
bridge, Erakau,  Wien,  Mailand,  Florenz  u.  sonst.  Über  Paris.  10196  s.  XI 
MBomnet,  Herrn.  14,  168.  —  Ausgaben  per  Augustinum  Iustinianum  (Par. 
1620),  JMeursiu8  (Leid.  1617)  und  besond.  in  JAFabriciub'  Ausg.  der  Opera 
Hippolyti  2  (Hamb.  1718),  226  (mit  Meursii  notae  p.  408),  auch  in  Mullachs 
fragm.  philos.  graec.  2  (Paris  1868),  147.  Neuerdings:  ad  fid.  librorum 
mscr.  rec.  IWbobbl,  Lps.  1876.  —  Vgl.  JAFabbicius,  bibl.  lat.  3,  106. 
Bbuckeb,  hist.  crit.  philos.  3,  472.  ThMartin  in  sr.  Ausg.  des  Theon  Smyrn. 
p.  18.  419.  IWbobbl  (über  den  Sprachgebrauch)  ZföG.  26, 178.  268.  IwMüllbb, 
qoaeatt.  crit.  de  Chalc.  in  Tim.  Plat.  commentario  spec.  I— III,  Erl.  1876/77 
(besonders  auch  über  den  Sprachgebrauch). 

4.  Das  von  AMai  (appendix  ad  opera  ab  AMaio  edita  1,  19)  erwähnte 
und  dem  A.  3  genannten  Chalcidius  beigelegte  commentum  per  Chalc idi um 
Neapolitanum  super  carmine  saeculari  (des  Horaz),  überliefert  im  Vatic. 
2769  s.  XV,  ist  die  Arbeit  eines  Italieners  aus  der  Zeit  des  Papstes  Paul  II. 
FBüchblbb,  RhM.  36,  401. 

6.  Boeth.  comm.  in  Aristol.  nsQl  sQfirjv,  edit.  sec.  1,  1  Albinus  quo- 
que  de  iisdem  rebus  scripsisse  perhibetur,  cuius  ego  geometricos  quidem  libros 
editos  seio,  de  diabetica  vero  diu  multumque  quaesüos  reperire  non  potui. 
Derselbe  (vir  magnificus)  schrieb  auch  compendiosa  brevüate  über  Musik 
(Cabbiod.  de  mus.  70,  1212  Migne).  Wohl  Caeionius  Bufius  Albinus  (Cos. 
J.  336),  der  auf  einer  Ehreninschrift  (CIL.  6,  1708  Ob.  3111  Wilm.  1227) 
als  philosopkus  erscheint.  FOsann,  Beitr.  z.  lat.  Gramm.  2,  361.  JCäsab, 
PBE.  l1,  649,  4.  KPbantl,  Gesch.  d.  Logik  1,  644.  OSebck,  Herrn.  19,  186. 
Schwerlich  ist  er  auch  der  Bufius  (so  heißt  er  Macb.  sat.  1,  2,  16  und  1, 
4,  1  in  den  maßgebenden  Hss.,  sonst  aber  Furius)  Albinus,  in  Macrobius1 
Saturnalien  einer  der  Mitunterredner.    Vgl.  noch  §  406,  3. 

408.  Vielseitig  tätig  war  um  die  Mitte  des  Jahrh.  der 
Grammatiker  und  Rhetor  C.  Marius  Victorinus,  Verfasser 
philosophischer  und  rhetorischer  Schriften  und  einer  größtenteils 
aus  Aphthonius  abgeschriebenen  Metrik  in  vier  Büchern,  welche 
auf  uns  gekommen  ist.  In  seinen  späteren  Lebensjahren  zum 
Christentum  übergetreten  verfaßte  Victorinus  nunmehr  auch  Er- 
klärungen zu  paulinischen  Briefen  und  verfocht  die  rechtgläubige 
Lehre  gegen  Arianer  und  Manichäer.  Auch  Gedichte  biblischen 
Inhaltes  tragen  den  Namen  des  Victorinus,  ob  mit  Recht  ist 
ebenso  zweifelhaft  wie  bei  einer  Anzahl  grammatischer,  me- 
trischer und  rhetorischer  Schriften.     Durch  seine  Mittelstellung 


1032  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

zwischen  Heiden-  und  Christentum,  durch  seine  rhetorisch-gram- 
matischen Studien  einerseits  und  seine  philosophisch-theologischen 
anderseits  erwarb  Yictorinus  auf  lange  Zeit  ein  Ansehn  das 
er  durch  seine  wissenschaftlichen  Leistungen,  welche  sich  über 
die  Mittelmäßigkeit  der  damaligen  Zeit  nicht  erhoben,  kaum 
verdient  hatte. 

1.  Hieron.  vir.  illnstr.  101  Victorinus  natione  Afer  Bomae  sub 
Constantio  principe  rhetoricam  docuit  et  in  extrema  senectute  Christi  se  tra- 
dens  fidei  (Augustin.  confess.  8,  2)  scripsit  adversus  Arium  libros  more 
dialectico  valde  obscuros,  qui  nisi  ab  eruditis  non  intelleguntur,  et  commen- 
tarios  in  apostolum.  Praef.  comm.  in  epist.  ad  Galat.  non  quia  ignorem 
C.  Marium  Victorinum,  qui  Bomae  me  puero  rhetoricam  docuit,  edidisse 
commentario8  in  apostolum,  sed  quod  occupatus  ille  eruditione  saeeularium 
litterarum  omnino  sanctas  ignoraverit.  Chron.  ad  a.  2370  (Freh.  ad  a.  2371) 
«=  358  nach  Chr.  Victorinus  rhetor  et  Donatus  grammaticus,  praeceptor 
mens,  Bomae  insignes  hdbentur.  e  quibus  Victorinus  etiam  statuam  in  foro 
Traiani  merv.it  (vgl.  A.  2).  Cassiod.  de  inst.  div.  Victorinus  ex  rhetore 
episcopus.  —  Über  Victorinus  Petabionensis  s.  §  385,  6. 

2.  Auoustin.  confess.  8,  2  (3)  legisse  me  quosdam  libros  Platonicorum 
guo8  Victorinus  quondam  rhetor  urbis  Bomae,  quem  christianum  defunctum 
esse  audier  am,  in  latinam  linguam  transtulisset.  .  .  ille  doctissimus  senex 
et  omnium  liberalium  doctrinarum  peritissimus  quique  philosophorum  tarn 
multa  leger  at  et  diiudicaverat,  doctor  tot  nobilium  Senator  um,  qui  etiam  ob 
insigne  praeclari  magisterii  .  .  statuam  in  rom.  foro  meruerat  et  acceperat. 
—  Dem  Victorinus  gehört,  wie  HUseneh,  anecd.  Holderi  (Bonn  1877)  59 
gezeigt  hat,  die  dem  Boethius  früher  zugeschriebene  Schrift  de  definitionibus 
(krit.  Ausg.  derselben  —  nach  Monac.  14272  s.  XI,  14819  s.  XII,  Bern.  300 
s.  XJ/XI1  —  von  ThStangl  in  den  Tulliana  et  Mario-Victoriniana,  München 
1888).  Dieselbe  ist  unter  des  Victorinus  Namen  in  einer  Hs.  s.  XI  Qibcr 
definitionum  Victorini)  bei  Mai,  class.  auct.  3,  316  überliefert  und  der 
Verf.  verweist  p.  25,  13  Stangl  (nos  quia  iam  uno  libro  et  de  his  quin- 
que  rebus  plenissime  disputavimus)  auf  Victorinus'  Bearbeitung  der  nhu 
cpcovuC  des  Porphyrius  (siehe  unten)  als  auf  ein  eigenes  Werk.  Ein  Auszug 
aus  den  dehn,  in  Ibidors  orig.  2,  29  cde  divisione  definitionum  ex  Marii 
Victorini  libro  abbreviata'.  Auch  benutzt  von  Cassiodor  in  B.  2  der 
instit.  div.  et  saec,  wo  es  am  Schluß  der  Dialektik  so  heißt  (s.  Uskneb 
aO.  66):  isagogen  (des  Porphyrius  staaycoyrj  icbqI  räv  itivte  (pavmv)  trans- 
tulit Victorinus  orator,  commentum  eius  quinque  libris  vir  magnificus  Boethius 
(welcher  p.  1,  86  Rot.  dabei  den  Victorinus  orator  sui  temporis  ferne 
doctissimus  nennt)  edidit  (vgl.  Isid.  orig.  2,  26,  1.  9).  categorias  (des  Aristo- 
teles) idem  transtulit  Victorinus,  cuius  commentum  octo  libris  ipse  quoque 
formavit  (vgl.  Cassiod.  expos.  in  psalm.  II  p.  28).  peri  Jiermenias  (Aristo- 
teles nsql  6Q(irjv^ag)  supra  memoratus  Victorinus  transtulit  in  Jatinum, 
cuius  commentum  sex  libris  patricius  Boethius  minutissima  disputatione 
tractavit.  Apuleius  vero  Madaurensis  (gemeint  ist  de  dogm.  Plat.  B.  3, 
s.  §  367,  5)  syllogismos  categoricos  breviter  enodavit.     Victorinus  de  syllo- 


§  408  Marius  Victorinus.  1033 

gimis  hypotheticis  dixit  (vgl.  Ibid.  orig.  2,  28,  25).  quindecim  quoque  species 
esse  definitionum  idem  Mar  ins  Victorinus  diligenter  edocuit  (eben  im  Buch 
de  definitione).  topica  Aristotelis  Cicero  transtulit  in  latinum,  cuius  com- 
menta  prospector  atque  amator  Latinorum  Victorinus  quattuor  libris  exposuit 
(Boibth.  in  Cic.  top.  p.  270  Or.).  Vgl.  FObann,  Beitr.  2,  373.  Victorini 
(commentarii)  in  dialogos  (Ciceronis,  dh.  dessen  philosophische  Schriften) 
erwähnt  Hiebon.  apol.  c.  Rufin.  1,  16. 

3.  Den  Namen  des  Marius  Victorinus  tragt  eine  Ars  grammatica, 
unter  dem  Namen  des  Victorinus  auch  von  Rufinus  GL.  6,  656,  22.  557,  19 
zweimal  citiert.  Sie  behandelt  in  ihren  vier  Büchern  fast  ausschließlich 
die  Metrik.  Nur  B.  1  enthält  zuerst  Grammatisches,  aus  denselben  Quellen 
woraus  auch  Charisius,  Diomedes  und  Dositheus  geschöpft  haben,  dann 
eine  längere  Ausführung  Über  Orthographisches,  welche  ein  nachlässiger 
Auszug  aus  einer  guten  alten  Quelle  ist  (etwa  Verrius  Flaccus?  WSchady, 
de  Mari  Vict.  1,  4  de  orthogr. ,  I,  Bonn  186^.  Auszüge  daraus  (de 
orthogr.)  in  vier  Hss.  des  Vatikan  (bes.  Vat.  2726),  herausgegeben  von 
HKeil,  Haller  Ind.  lect.  1874.  Von  p.  31,  17  E.  bis  p.  173,  31  ist  die 
Metrik  des  Aphthonius  von  Victorinus  in  sein  Werk  fast  wörtlich  herüber- 
genommen, 8.  §  395,  1.  Aristoxenisches  bei  Victorinus?  FBlasb,  JJ.  133,  451. 
—  Handschriften:  Vatic.-Palat.  1753  (Laurissensis),  aus  ihm  abgeschrieben 
Valentianus  m.  6.  10,  dann  Paris.  7539,  alle  s.  IX.  —  Erste  vollständige 
Ausg.  (nach  dem  Lauriss.)  von  JCamebaxius,  Tüb.  1537.  Am  besten  in  Keils 
GL.  6,  1.  —  Auf  das  Excerpt  aus  Aphthonius  folgt  (gleichfalls  von  Mar. 
Vict.)  ein  index  metrorum  Horatii  (GL.  6,  174),  sodann  Definitionen  von 
ode,  melos  usw.  (aus  einer  Abb.  de  partibus  carminum),  im  Paris,  mit  der 
Subecription:  explicit  ars  grammatica  Victorini  Mari  de  orthogr.  et  de 
metrorum  ratione.  —  HKeil,  quaestionum  gramm.  I:  de  Marii  Victorini 
arte  grammatica,  Halle  1871  (Ind.  lect.  f.  d.  Sommer).  Vgl.  dens.  zu  GL. 
6,  xiv.  OHensb,  de  Iuba  139.  J Caesar,  de  verb.  thesis  et  arsis  ap.  .  .  . 
Mar.  Victorin.  significatione,  Marb.  1885. 

4.  Zweifelhaft  ist  der  Anteil  welchen  Marius  Victorinus  an  zwei  Schul- 
büchern in  katechetischer  Form  hat  (Ars  grammatica  und  De  metrioa  in- 
stitutione  oder  richtiger  de  metris  et  hexametro,  beide  zuletzt  gedruckt 
GL.  6,  187.  206).  Beide  gehören  nach  Sprache  (zB.  Vorliebe  für  quippe 
und  quoties)  und  Beschaffenheit  einem  Verfasser  und  sind  mehrfach  zu- 
sammen überliefert.  Als  Vf.  der  ersten  Schrift  nennen  die  Hss.  teils  (Vatic. 
1587  s.  X,  SGall.  877  s.  X  usw.)  *  Victorinus  (grammaticus) ',  teils  Vind.  16 
s.  VIII)  'Palaemo':  der  letztere  Name  erscheint  als  Vf.  der  zweiten  im 
Paris.  7559  s.  X.  Aus  beiden  Schuften  hat  Audax  (§  482,  4)  in  seine  ars 
vieles  aufgenommen  (s.  Keil  zu  GL.  7,  317).  Mit  dem  Namen  f  Victorinus' 
ist  wohl  Marius  Victorinus  gemeint,  aber  der  vorliegende  Text  der  ars  ist 
so  verworren  und  lückenhaft  daß  er  nur  als  ein  stark  kürzender  und  ver- 
ändernder Auszug  aus  Mar.  Vict.  angesehen  werden  könnte.  Die  Schrift 
de  metr.  et  hex.  giebt  sich  selbst  (s.  Schluß)  als  Überrest  aus  einem 
größeren  Werke  und  stammt  aus  der  Mitte  des  vierten  Jahrh.  (vgl.  GL. 
6,  209  nosira  quoque  memoria  Lactantius).  —  Vgl.  FObann,  Beitr.  2,  366. 
HWbbtzbi,    symbb.    critt.   (Bresl.    1858)  55.     HKeil,   quaestt.    gramm.    II 


1034  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

de  Max.  Victor,  librie  de  arte  grammatica  qui  feruntur,  Halle  1871;   zu 
GL.  6,  xvin. 

6.  Nicht  dem  Marius  Victorinus,  sondern  einem  sonst  unbekannten 
Maxim us  (oder  Maximinus)  Victorinus  legt  die  hs.  Überlieferung  (bes. 
Vindob.  16  [Bobiensis]  s.  VIII,  Monac.  6281  s.  X,  19484  s.  X  u.  a.)  eine 
geringe  Schrift  De  ratione  metrorum  bei  (unter  dem  Namen  f Victorinus' 
von  Baeda  citiert,  GL.  7,  248,  17).  Mit  ihr  ist  häufig  in  den  Hss.  verbun- 
den ein  ebenso  dürres  Schulbuch  De  finalibus  metrorum,  das  vielfach  wört- 
lich mit  Servius  ad  Aquilinum  stimmt  (FObanh,  Beitr.  2,  877.  Keil  zu  GL. 
4,  xliii).  In  den  Hss.  wird  dasselbe  gewöhnlich,  aus  Mißverständnis  der 
Oberschrift  de  finalibus  metrorü,  einem  Metrorius  (oder  Metr.  Maximus, 
Metr.  Maximinus)  zugeschrieben.  VgL  §  41,  6  Z.  7.  12.  Ob  auch  es  von 
jenem  Maximus  Victorinus  herrührt  bleibt  unentschieden.  Beide  Schriften 
zuletzt  gedruckt  GL.  6,  216.  229.  Keil,  quaestt.  gr.  1  (Halle  1871),  i.  x.; 
2  (de  Max.  Victor.),  vm;  zu  GL.  6,  xx. 

6.  Die  Commentare  des  Marius  Victorinus  zu  Ciceros  Topica  und 
philosophischen  Schriften  (A.  2)  sind  verloren:  erhalten  aber  sind  die  frei- 
lich sehr  breiten  und  wenig  Brauchbares  enthaltenden  explanationes  zu  de 
inventione  (zuletzt  gedruckt  in  Orellis  Cicero  6,  1,  1  und  in  Halms  rhett. 
lat.  min.  p.  153).  Erwähnt  sind  sie  von  Cassiod.  rhet.  10  (bei  Halm  aO. 
p.  498,  9  haec  Cicero  in  arte  rJietorica  duobus  libris  videtur  amplexus,  quo- 
rum  commenta  a  Mario  Victorino  composita  in  bibliotheca  mea  vobis  reli- 
quisse  cognoscor).  Auffallend  sind  die  Subscriptionen  in  den  Hss.  dieses 
Commentars:  im  Monac.  6400  s.  X  heißt  der  Vf.  Victorinus  rhetor,  im 
Colon.  (Darmstad.)  s.  VII  Q.  Fabius  Laurentius,  in  einem  Vaticanus  (AMaj, 
spicil.  rom.  5,  xi)  Q.  Laurentius  Fabius  Victorinus  Marius,  fast  ebenso  in 
zwei  Laur.  Fabius  Laurentius  Marius  Victorinus,  endlich  im  Bamb.  s.  XI 
Marius  Fabius  Victorinus,  IwMüller,  JB.  1874/76  1,  679  meint,  ein 
Q.  Fabius  Laurentius  habe  den  Commentar  des  Marius  Victorinus  umge- 
arbeitet. —  Vgl.  Halm  aO.  p.  vm,  CLEatseb,  Phil.  6,  706.  HUsenbb,  anecd. 
Hold.  65.    ThStanol,  Tulliana  et  Mario-Victoriniana,  Münch.  1888,  49. 

7.  Die  christlichen  Schriften  des  M.  V.,  s.  Anm.  1.  Von  denen  zur 
Bibel erklärung  sind  erhalten  die  Commentare  zum  Galater-,  Epheser-  und 
Philipperbrief  (gedruckt  bei  AMai,  nova  collectio  vet.  script.  3,  2,  1),  dann 
die  Schrift  De  verbis  scripturae  r  factum  est  vespere  et  mane  dies  unus '. 
Außerdem  besitzen  wir  von  ihm  De  trinitate  contra  Arium  libri  IV  (ver- 
faßt um  J.  360)  und  De  bpoovoico  recipiendo,  dann  De  generatione  verbi 
divini.  Ferner  geht  unter  seinem  Namen  die  Schrift  Ad  Iustinum  Mani- 
chaeum  contra  duo  principia  Manichaeorum  et  de  vera  carne  Christi.  Nicht 
dem  Mar.  Victor,  gehört  das  Schriftchen  de  physicis  (bei  AMai  aO.  3,  2), 
b.  Kopfmane  aO.  7.  —  In  der  Bibl.  patr.  max.  (Lugd.  1677)  Tom.  4,  bei 
Gallanoi  T.  8  und  bei  Mione  T.  8  finden  sich  diese  Schriften  beisammen. 
GEoffmane,  de  Mario  Victorino  philosopho  christiano,  Bresl.  1880.  GGbigek, 
C.  Victorinus  Afer,  e.  neuplaton.  Philosoph,  Metten  1888.  89  II. 

8.  Die  christlichen  Gedichte  von  einem  Victorinus  sind  a)  De  fratribus 
VII  Maccabaeis  interfectis  ab  Antiocho  Epiphane,  398  Hexameter  nach 
Maccab.  2,  7   in  geschraubt  rhetorischem  Stile  mit  starken  Anklängen  an 


§  408  Marius  Victorinus.    §  409  Donatus.  1035 

Virgil,  Ebkbt,  Lit.  d.  M.-A.  l1,  124.  MHbrtz,  anall.  Hör.  4,  24.  MManitius, 
RhM.  45,  157;  b)  drei  Hymnen  de  trinitate  (Migne  8,  1139);  c)  hymnus  de 
pascha  domini  s.  de  ligno  vitae  8.  de  cruce,  70  Hexameter  (gedruckt  auch 
in  Habtkls  Cyprian.  3,  305),  Tgl.  Ebert  aO.  1*,  316;  d)  De  Iesu  Christo 
deo  et  domino,  137  Hex.  Vgl.  GFabbjciüb,  poetae  Christ  443.  761  und 
ARtvtnus,  sanctae  reliquiae  dnum  Victorinorom,  Gotha  1652. 

409.  Um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  lehrte  zu  Born  der 
Grammatiker  und  Rhetor  Aelius  Donatus,  von  dem  wir  noch 
zweierlei  besitzen,  eine  Grammatik  (Ars),  welche  wesentlich  aus 
denselben  Quellen  geschöpft  ist  wie  die  des  Charisius  und  Dio- 
medes,  sowie  einen  wertvollen  Commentar  zu  Terenz,  der  aber 
nicht  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt  auf  uns  gekommen  ist. 
Auch  hatte  Donatus  den  Virgil  (Georgica  und  Aeneis)  erläutert, 
wovon  (außer  zahlreichen  Anführungen  bei  Servius)  Vorwort 
und  Einleitung  erhalten  sind. 

1.  Hiebon.  chron.  ad  a.  353  n.  Chr.  s.  §  408,  1.  Comm.  in  Eccles. 
c.  1  (3,  390  Vall.)  praeceptor  meus  Donatus.  Apol.  adv.  Rufin.  1,  16  (2,  472) : 
(puer  legeris)  in  Terentii  comoedias  praeceptoris  mei  Donati  (commentarios), 
aeque  in  Vergilium  et  aliorum  in  alios.  Der  Commentar  zu  Terenz  hat  in 
den  Hss.  die  Überschrift:  Aelii  Donati  v.  c.  oratoris  urbis  Botnae.  Alle 
weiteren  Angaben  über  sein  Leben  sind  mittelalterliche  Erfindungen.  So 
insbesondere  die  läppische  vita  Donati  von  Flaccus  Eebius  in  HHagkns 
Anecd.  Helvet.  p.  ccut. 

2.  Die  'Ars  Donati  grammatici  urbis  Romae'  ist  in  einer  doppelten 
Bearbeitung  erhalten,  einer  kürzeren  (Ars  minor),  -welche  nur  die  acht 
Redeteile  behandelt  (GL  4,  355—366),  und  einer  ausführlicheren  in  drei 
Büchern  (GL.  4,  367 — 402).  Über  die  Handschriften  derselben  s.  Keil  zu 
GL.  4,  xxxi.  Die  Übereinstimmung  mit  Charisius  und  besonders  Diomedes 
erklart  sich  aus  der  Benützung  derselben  Quellen.  In  der  Regel  hat  Dio- 
medes die  reichhaltigere  Darstellung  (Keil  aO.  xl).  Bei  den  Späteren  wurde 
die  des  Donatus  bevorzugt  und  teils  erklärt  teils  verkürzt.  So  Servii  commen- 
tarius  in  artem  Donati  (GL.  4,  405—448),  des  angeblichen  Servius  oder 
Sergius  zwei  Bücher  explanationum  in  artem  Donati  (ebd.  4,  486—565,  vgl. 
HHaoen,  anecd.  Helvet.  p.  143  nebst  p.  lxxiix);  des  PompeiuB  commentum 
artis  Donati  (GL.  5,  95—312),  des  Bischofs  Iulianus  commentarius  in  Do- 
natum  (s.  §  495,  7),  und  die  commenta  Einsiedlensia  in  Donati  artem 
maiorem,  minorem,  barbarismum  (Hagen,  anecd.  Helvet.  p.  202—274,  nebst 
p.  cvn).     Gräfenhan,  Gesch.  d.  class.  Philol.  4,  107. 

3.  Hiebon.  adv.  Rufin.  1,  16  (vgl.  A.  1  Z.  2).  Paisc.  GL.  3,  281  Te- 
rentius  in  Ändria  .  .  .  nee  enim  aliter  stat  iambus  .  .  .  quod  etiam  Donati 
commentum  approbat.  320  Ter.  in  Andria  .  .  .  sie  enim  habent  antiqui  Co- 
dices teste  Donato  commentatore  eius  (was  in  dem  erhaltenen  Commentar  so 
nicht  steht).  [Sbrg.]  explan.  GL.  4,  486  hie  Donatus  v(ir)  cQarissimus) 
d(octissim%ts?)  Vergilianum  Carmen  et  Terentii  comoedias  mirifice  commentaoit. 
Der  Commentar  zu  Terenz  (§  109,  3)  ist  aus  zwei  bis  drei  Commcntaren 


1036  Die  Kaiserzeit    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

zusammengeschnitten,  wovon  einer  der  des  Donatus  war,  ein  zweiter  der 
des  Euanthius  (§  405,  6).  Die  Bemerkungen  rhetorischen  und  philosophi- 
schen Inhalts  fallen  wahrscheinlich  in  Donats  Anteil.  HUsenkr,  RhM. 
23,  493;  vgl.  auch  FLeo  aO.  330.  —  Ed.  princeps  Rom.  1472;  dann  in 
den  meisten  älteren  Ausgaben  des  Terenz,  vgl.  §  109,  7.  Kritische  Aus- 
gabe der  Einleitungen  zu  den  einzelnen  Stücken  von  ARbiffebscheid  (Do- 
nati in  commenta  Terentiana  praefationes ,  ind.  schol.  hibern.  ßresl. 
1875/6).  Vgl.  auch  §  406,  6.  —  RBentleys  Emendationen  zu  Don.  ad 
Ter.,  JJ.  Suppl.  10,  662.  LSchopen,  de  Terentio  et  Donato  eius  inter- 
prete,  Bonn  1821;  spec.  emend.  in  Ael.  Donati  comm.  Ter.,  Bonn  1826. 
ABichtes,  de  Donati  comm.  Ter.,  Bonn  1854.  WBLlhn,  zu  den  Scholien 
des  D.  z.  Ter.,  I  Halberstadt  1870;  II  Strals.  1872.  JABeckeb,  de  Don.  in 
Ter.  comm.,  I  Mainz  1870.  KDziatzko,  RhM.  29,  446.  611.  ATecber,  de 
auctoritate  commentorum  in  Ter.  quae  sub  nom.  Ael.  Donati  circumferun- 
tur,  Eberswalde  1881.  FLeo,  RhM.  38,  328.  PRosenstock,  de  Donato, 
Ter.  et  Servio  Vergilii  explicatore  syntaxeos  Latinae  interpretibus,  Koni  gab. 
1886.  Von  der  einleitenden  Abhandlung  De  comoedia  Btammt  nur  die 
zweite  Hälfte  (beginnend:  Comoedia  est  fabula  diversa  p.  8,  4  Reiffersch.) 
aus  Donats  Einleitung  (s.  §  12, 1.  405,  6.  EScheidemantel,  quaestt.  Euanth.  14); 
ferner  die  gehaltreiche  vita  Terentii  (§  108,  1),  welche  Donat  aus  Sueton 
herübergenommen  und  nur  mit  einem  kurzen  Nachwort  begleitet  hat.  — 
Die  beste  Hb.  des  Terenzcommentars  ist  Paris.  7920  s.  XI,  welche  aber 
kaum  ein  Viertel  des  Ganzen  enthält;  die  anderen  (meist  vollständigen, 
aber  oft  verfälschten)  sind  aus  s.  XV  und  stammen  wahrscheinlich  alle 
von  einem  codex  ab  welchen  JAurispa  J.  1433  in  Mainz  auffand  und  nach 
Italien  brachte  (HKeil,  Io.  Aurispae  epistula,  Halle  1870  p.  vm;  ARbiffeb- 
scheid,  Euanth.  et  Don.  de  com.  p.  1),  unter  diesen  beachtenswert  als  nicht 
verfälscht  ein  Bodleianus  (Canonicianus)  in  Oxford,  s.  KDziatzko,  JJ.  Suppl. 
10,  675.  —  Vgl.  auch  FÜmpfknbach,  Herrn.   2,  336.     Phil.  32,  443. 

4.  Von  dem  durch  Sebvius  (zB.  Aen.  2,  657.  798.  ecl.  3,  38  u.  sonst) 
und  Priscian  (GL.  3,  61  Donatus  in  commento  Aeneidos;  vgl.  ebd.  266) 
öfters  erwähnten  Virgilcommentar  besitzen  wir  nur  noch  das  denselben 
einleitende  Vorwort  mit  der  Überschrift:  FL.  (statt  EL.  =  Ael.)  Donatus 
L.  Munatio  suo  salutem  im  Paris,  suppl.  lat.  1011  s.  IX,  abgedruckt  von 
EWölpflih,  Phil.  24, 154,  sodann  die  darauf  folgende  sehr  wertvolle  größten- 
teils aus  Sueton  entlehnte  vita  Virgils  (s.  §  224,  1)  und  endlich  die  Ein- 
leitung zu  den  bucolica  (am  besten  bei  HHagen,  JJ.  Suppl.  4,  740).  S. 
darüber  AReiffeescheid  zu  Suet.  p.  400.  Ribbeck,  Proleg.  in  Verg.  p.  178. 
DCompaeetti,  Virgilio  nel  medio  evo  1,  181.  LValmaggi,  riv.  di  fil.  14 
(1885),  1.  Ob  dieser  Commentar  noch  im  Mittelalter  vorhanden  war? 
Thilo  zu  Serv.  1,  p.  xv.  xvi.  lxxv.  —  Schüler  des  Donatus:  s.  §  41,  6 
Z.  11.  —  Ober  Ti.  Claudias  Donatus,  dessen  Interpretationes  zur  Aeneis 
erhalten  sind  s.  §  431,  6. 

410.  In  diesen  Jahrzehnten  schrieb  vielleicht  Palladius 
seine  14  Bücher  über  Landwirtschaft.  Er  stellte  ohne  Anspruch 
auf  Gelehrsamkeit  in  kurzem  Abriß  die  Lehren  der  Vorgänger 


§  409  Donatus.    §  410  Paliadius.  1037 

und  der  Erfahrung  zusammen.  Den  Hauptteil  bildet  (B.  II— XIII) 
die  Aufzählung  der  ländlichen  Geschäfte,  nach  Monaten  geordnet. 
Buch  XIV  (von  der  Baumzucht)  ist  einem  Pasiphilus  gewidmet 
und  besteht  aus  85  elegischen  Distichen. 

1.  Aufschrift:  Palladii  Eutüii  Tauri  Aemüiani  viri  ül.  de  re  rustica 
liber  I  etc.  Dem  vierten  Jahrb.  gehört  Pall.  jedesfalls  an;  fraglich  ist  nur 
welchem  Teile  desselben.  Die  Person  des  Pasiphilus  (A.  2)  entscheidet 
wenig,  da  es  zweifelhaft  bleibt  welcher  der  verschiedenen  Männer  dieses 
Namens  darunter  zu  verstehen  ist,  ob  der  praef.  urbi  des  J.  355  (CIL. 
6,  1656.  Borghksi,  oeuvr.  3,  486)  oder  der  Philosoph  welcher  einem  Eutro- 
pius  J.  371  das  Leben  rettete  (Amman.  29,  1,  36)  oder  der  im  Cod.  Theod. 
2,  l,  8  (J.  395)  genannte.  Nicht  wahrscheinlich  ist  daher  daß  der  bei 
Rutil.  Nah.  1,  207  ff.  gerühmte  Paliadius,  Sohn  des  Exuperantius,  ein 
facundu8  iuvenis  aus  Gallien  der  mit  Rutil.  Nam.  verwandt  war,  unser 
Schriftsteller  ist.  Freilich  JRHakbis,  Americ.  journ.  of  phil.  3,  411  glaubt 
aus  den  bei  Paliadius  verzeichneten  Schattenlängen  der  Sonnenuhr  berech- 
nen zu  können  daß  Paliadius  um  45°  n.  Br.  oder  wenig  nördlicher  (also 
etwa  in  Gallien)  gewohnt  habe.  Da  Paliadius  den  verschwommenen  Mono- 
theismus des  vierten  Jahrh.  teilt  (1,  1  si  divina  f averint,  14,  21  ipse  poli 
rector  etc.),  daneben  aber  unbefangen  den  Apollo,  Bacchus,  die  Nymphen 
und  andere  Gestalten  des  alten  Glaubens  nennt,  so  möchten  wir  ihn  am 
ehesten  als  Zeitgenossen  des  Astrologen  Firmicus  Maternus  betrachten,  und 
als  Adressaten  von  B.  XIV  (s.  A.  2)  den  praef.  urbi  des  J.  355.  Wenn  in- 
dessen Paliadius,  wie  es  wahrscheinlich  ist,  wirklich  schon  das  land wirt- 
schaftliche Sammelwerk  des  Anatolios  aus  Berytos  (f  364)  benutzt  hat,  so 
wird  man  ihn  wohl  gegen  das  Ende  des  Jahrhunderts  setzen  müssen. 
WGemoll,  Unterss.  üb.  d.  Geoponica,  Berl.  1883,  221.  Übrigens  ist  der 
Name  Paliadius  s.  IV  und  V  häufig  bei  höheren  Beamten;  Hänkl,  index 
leg.  p.  123.  RhM.  28,  581.  Borqhesis  Taurus  führt  irre  (die  Bezeichnung 
der  Kapitel  durch  tituli  wurde  durch  den  cod.  Theod.  schwerlich  aufgebracht, 
vielmehr  angenommen). 

2.  B.  I  giebt  im  Oberblick  quae  pertinent  ad  generale  praeceptum 
(1,  43,  4).  Auf  Stil  wird  verzichtet:  neque  enim  formator  agricölae  debet 
artibus  et  ehquentia  rhetores  aemulari,  quod  a  plerisque  factum  est  (1,  1,  1). 
Die  Quellen  werden  selten  genannt,  am  häufigsten  Columella,  dann  Gar- 
gilius  Martialiß,  Mago,  einmal  auch  Apuleius.  Gewöhnlich  beruft  sich 
Pall.  unbestimmt  auf  Graeci;  vgl.  WGemoll  aO.  198.  Er  benutzt  den  Vitruv 
im  Auszug  des  Faventinus  (s.  §  264,  5),  s.  HNohl,  commentat.  Mommsen.  64. 
Eigene  Erfahrung;  vgl.  4,  10,  16  quod  ego  in  Sardinia  (et  in)  territorio 
Neapolitano  in  fundis  meis  comperi.  ebd.  24  ego  .  .  in  Italia  .  .  plantas 
grandes  ficorum  .  .  disposui.  Viel  Aberglauben  läuft  mit  unter.  Meist 
kurze  Sätzchen.  B.  XIV  (ad  Pasiphilum,  virum  doctissimum)  ist  eine  Nach- 
ahmung von  Colum.  X,  aber  eine  unglückliche.  Schon  die  Wahl  des 
elegischen  Versmaßes  ist  unpassend.  Der  Ausführung  fühlt  sich  die  Mühe 
an  welche  sie  gekostet.  Die  Anlage  ist  eintönig,  der  Ausdruck  ohne 
Leichtigkeit,  voll  von  unzeitigem  Pathos.     Versbau  sorgfaltig.  —  Cassiod. 


1038  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

dir.  1ectt.  28  Aemilianus  explanatos  duodecim  (er  denkt  wohl  mir  an  den 
Wirtschaftskalender)  libros  de  hortis  vel  peeoribus  dlüsque  rebus  plamssiwus 
lucidatione  disseruit.  Im  Mittelalter  war  Palladias  wegen  seiner  unmittel- 
bar praktischen  Anordnung  und  Knappheit  viel  benfitzt. 

8.  Beste  Handschriften  Paris.  6842  s.  X,  6830  s.  X,  Laudonensis  8.  IX. 
Das  letzte  Bach  hat  eine  besondere  Überlieferung  nnd  ist  nur  in  jungen 
Hss.  (s.  XV)  erhalten.  Ober  eine  solche  HJMoule,  Athenaeum  1888  p.  664. 
—  Text  in  den  Scriptores  rei  rusticae,  s.  §  54,  7.  Sonderausgabe  Paris 
1636.  Palladii  über  primae  rec.  JCSchmitt,  Würzb.  1876.  B.  14  (de  in- 
sitione)  auch  bei  Wbbwsdobp,  PLM.  6,  135  und  ad  codd.  nunc  primum  con- 
latos  ed.  JCScmarr,  Mfinnerstadt  1877.  —  Über  Pall.  g.  bea.  EHFMbtkb, 
Gesch.  d.  Botanik  2,  328. 

411.  Gleichfalls  in  der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahrhun- 
derts wurde  von  einem  Unbekannten  ein  Arzneibuch  aus  den 
betreffenden  Büchern  (20—32)  der  Naturgeschichte  des  Plinius 
gezogen  (Medicina  Plinii  oder  Breviarium  Plinii).  Dasselbe 
wurde  in  den  späteren  Jahrhunderten  viel  gebraucht,  durch  An- 
hänge erweitert  und  auch  endlich  innerlich  umgestaltet. 

1.  Dieses  Werk  führt  in  den  Hss.  den  Titel  Plinii  Secundi  (iunioris) 
de  medicina  libri  III  und  ist  wohl  im  Anfang  des  vierten  Jahrh.  (J.  300 
— 860)  zusammengestellt:  es  ist  benutzt  schon  von  Marcellus  ($  446),  der 
den  Yf.  für  einen  von  dem  alten  Plinius  verschiedenen  Schriftsteller  hält 
(uterque  Plinius) ,  weiterhin  von  Psendo  -  Apuleius  (§  367,  8,  b).  Der  Zu- 
sammensteller schickt  ein  Vorwort  voraus,  worin  er  sich  als  einen  viel- 
reisenden Nichtarzt  giebt  welcher  durch  seine  Arbeit  vor  dem  Schwindel 
und  der  Gewinnsucht  der  Ärzte  schützen  wolle:  quapropter  necessarium 
mihi  visum  est  ut  undique  (dh.  er  giebt,  mit  ganz  spärlichen  Zusätzen 
aus  anderen  Quellen  oder  eigener  Meinung,  nur  was  er  bei  Plinius  fand!) 
valitudinis  auxüia  contraherem  et  velut  breviario  coUigerem.  Da  er  zunächst 
für  Reisende  schreibt,  fehlen  Rezepte  für  Frauen-  und  Kinderkrankheiten. 
Die  Anordnung  in  B.  1  und  2  ist  die  bekannte  (§  56,  4)  von  Kopf  bis  zu 
Fuß.  In  B.  3  folgen  die  Mittel  gegen  die  Krankheiten  des  ganzen  Körpers 
und  gegen  Gifte.  Der  Ton  ist  sachlich  trocken,  selten  erhebt  er  sich  zu  mo- 
ralisierendem  Pathos  (1,  7.  3,  32).  Hier  und  da  ist  der  Urtext  mißverstan- 
den (Rosk,  Herrn.  8,  29).  In  dem  wenigen  dem  Vf.  Eigentümlichen  zeigt 
die  Latinität  Vulgarismen  (de  statt  Gen.,  intettectum  est  quod),  auch  werden 
die  Participialverbindungen  des  Originals  in  kurze  selbständige  Sätze  auf- 
gelöst. Plinii  Secundi  quae  fertur  una  cum  Gargilii  Martialis  medicina 
nunc  primum  edita  a  VRosb,  Lpz.  1876;  vgl.  denselben  im  Herrn.  8,  18.  — 
Ober  Vatic.-Regin.  1004  s.  X/XI  AKöiiler,  Herrn.  18,  382. 

2.  Zu  dem  Grundstock  der  medicina  Plinii  B.  1— 3  treten  in  den  Hss. 
hinzu,  bald  als  loser  Anhang,  bald  ausdrücklich  als  B.  4  gezählt,  Auszüge 
aus  Gargilius  Martialis  (medicinae  ex  oleribus  et  pomis,  s.  §  380,  2).  Sodann 
findet  sich  der  so  vergrößerten  Sammlung  zugesellt  ein  Über  diaetarum 
diversorum  medicorum  h.  e.  Alexandri  et  aliorum.    Er  ist  mit  wenigen  Aus- 


§  411  Medicina  Plinii.    §  412  Itineraria.  1039 

nahmen  (c.  14  and  22  Sorani  diaeta,  37  f.  diaeta  Golem)  wörtlich  aas  dem 
lateinischen  Alexander  von  Tralles  (§  498.,  6)  entlehnt,  somit  frühestens 
aus  s.  VII.  Als  B.  6  wird  dieser  liber  diaetarum  mitgezählt  in  der  Ausg. 
der  C.  Plinii  Secnndi  medicina  von  ThPighinucci,  Born  1509  (vgl.  DDetlefsen, 
Jen.  LZ.  1876,  104);  ebenso  in  der  durch  Vermischung  der  verschiedenen 
Pliniusauszüge  unbrauchbaren  Sammlung  de  re  medica  von  ATorinits  (Basel 
1528,  worin  fol.  13—98  C.  Plinii  Secuodi  de  re  medica  libri  V).  Abdruck 
des  Baseler  Textes  in  den  Medici  antiqui,  Ven.  Aid.  1547.  Der  Name 
fPliniu8  Valerianus',  welchen  man  früher  diesen  fünf  Büchern  beilegte,  ver- 
dankt sein  Entstehen  einer  Erfindung  von  PJovius  (in  Como),  de  piscibus 
romanis,  Rom  1524,  cap.  35.  Übrigens  ist  in  jenen  Ausgaben  des  Pighinucci 
(beziehung8w.  des  Torino)  in  den  B.  1— 3  nicht  der  echte  Text  (A.  1)  der 
medicina  Plinii  wiedergegeben,  sondern  eine  spätere  (aus  s.  VI?)  Umarbei- 
tung desselben.  Darin  ist  die  medicina  Plinii  vollständig,  aber  in  will- 
kürlicher Zerstückelung  und  Unordnung,  enthalten;  zugleich  ist  sie  durch 
Zusätze  aus  Caelius  Aurelianus  (§  463),  Pseudo-Apuleins  de  herbis  (§  367, 
8,  b)  und  Vindicianus  (§  432,  12)  u.  a.  vermehrt.  Die  Sprache  ist  schon 
stark  romanisiert  (focus  =  feu;  de  für  Gen.;  amarizare,  malaxare  u.  dgl.). 
Ob  der  Vf.  ein  Deutscher  war  (er  braucht  more  [Möhre]  für  siser  und  aneta 
für  ancu)?  —  Über  alles  Nähere  s.  VRoss,  Herrn.  8,  18;  anecd.  gr.-lat. 
2,  105.  Auch  EMbter,  Gesch.  d.  Botanik  2,  398.  —  CPauckeb,  emecdatt.  in 
Plin.  Valeriano,  Bull.  d.  Petersb.  Akad.  19,  76  <=  Melanges  gr.-rom.  3,  589. 

112«  Dem  vierten  Jahrhundert  gehören  endlich  verschiedene 
Itineraria  an  welche  auf  uns  gekommen  sind.  Aus  dem  An- 
fange desselben  stammen  wohl  die  beiden  sogenannten  Itineraria 
Antonini,  offizielle  Kursbücher,  d.  h.  Stationsverzeichnisse  der 
Straßen  des  römischen  Reichs  mit  Angabe  der  Entfernungen, 
zu  Land  und  zur  See.  Aus  dem  J.  333  ist  die  Übersicht  einer 
Pilgerfahrt  von  Burdigala  nach  Jerusalem  (Itinerarium  Burdi- 
galense  oder  Hierosolymitanum)  und  zurück  über  Rom  nach 
Mailand.  Für  den  Feldzug  des  Constantius  gegen  Persien  (also 
J.  340 — 345)  verfaßt  und  jenem  Kaiser  gewidmet  ist  das  Itine- 
rarium Alexandri,  ein  Abriß  des  persischen  Zugs  von  Alexander 
dem  Großen.  In  der  Zeitbestimmung  der  bei  weitem  wichtigsten 
und  berühmtesten  der  wenigen  Erdkarten  welche  aus  dem  Altertum 
erhalten  sind  (der  sog.  tabula  Peutingerana)  ist  ein  sicheres 
Ergebnis  noch  nicht  erreicht  worden.  Von  den  beiden  vorhan- 
denen Verzeichnissen  der  Regionen  der  Stadt  Rom  stammt  die 
eine  Fassung  aus  der  Mitte  des  Jahrhunderts,  die  andere  aus 
dessen  zweiter  Hälfte. 

1.  Vetera  Romanorum  itineraria  (Antonini,  Hierosol.  und  Hieroclis 
Bynecdemns)  cum  notis  varr.  ed.  P Wesbeldjq,  Amsterd.  1735.  Fobtia  d'Urban, 
recueil  des  itine>aires  anciens,  avec  dix  cartes,  Paris  1845. 


1040  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

2.  Itinerarium  provinciarum  Antonini  Aug.  (p.  1  Parthey)  und  Imp. 
Atitonini  Aug.  itinerarium  maritim  um  (p.  235  P.).  Die  Grundlage  ist  nach 
Parthey  (Itinerarium  Antonini  et  Hierosol.  ex  libris  mss.  edd.  GParthry  et 
MPinder,  Berl.  1848)  p.  vi  aus  der  Zeit  des  Caracalla  (vgl.  ARiese,  geogr. 
min.  xli,  1);  dazu  kamen  aber  fortwährend  Zusätze.  Die  erhaltene  Re- 
cension  der  besseren  Hss.  (Scorial.  b.  VIII  u.  a.)  stammt  erst  aus  der  Zeit 
Diocietians.  Vgl.  A.  8.  Zu  den  Zahlenangaben  ThBkhqk,  z.  Gesch.  u. 
Topographie  der  Rheinlande,  Lpz.  1882,  178. 

3.  LRbnier,  Itin.  romains  de  la  Gaule,  Par.  1850.  MPinder,  das  It. 
Biird.  u.  die  Veron.  Hs.  desselben,  Berl.  SBer.  1860,  816.  Vgl.  AdeBarthe- 
lemt,  rev.  arche'ol.  1864  2,  98.  ABertrand,  les  voies  rom.  en  Gaule,  Par. 
1863.  Aures,  concordance  des  voies  apollinaires  (A.  5)  et  de  ritin.  de 
Bordeaux  etc.,  Nismes  1868. 

4.  Itinerarium  Alexandri  ad  Constantium  Aug.  ed.  nunc  primum  (aus 
Ambros.  P.49  sup.  s.  EX/X,  vgl.  §  399,  1.  3)  .  .  AMai,  Mediol.  1817  (Frankf. 
a.  M.  1818);  auch  in  seinen  Classici  auct.  T.  7  zu  Anfang,  und  von  CMüllbr 
an  FDübners  Ausg.  des  Arrianos  (Par.  1846),  p.  115.  Ed.  D Volkmann, 
Naumb.  1871.  Vgl.  Lethonne,  journ.  des  savants  1818,  401.  FHaase, 
miscell.  philol.  2  (Bresl.  1858),  20.  Anfang:  dextrum  admodum  sciens  et 
omini  tibi  et  magisterio  futurorum,  domine  Constanti,  bonis  melior  imperator, 
si  orso  feliciter  iam  accinctoque  persicam  expeditionem  itinerarium  principum 
eodem  opere  glorio&orum,  Alexandri  scilicet  Magni  Traianique,  componerem, 
libens  sane  et  laboris  cum  amore  succubui.  Der  Schluß  (nach  c.  120)  und 
damit  der  den  Trajan  betreffende,  vielleicht  aus  Arrians  Parthika  aus- 
gezogene Teil  der  Schrift  ist  verloren.  Geschöpft  ist  nämlich  der  erhaltene 
vorzugsweise  aus  Arrians  Anabasis  (C Kluge,  de  itinerario  Alexandri  M., 
Berl.  1861,  4)  und  daneben  aus  Pseudo-Eallisthenes  (ebd.  20)  in  der  Über- 
setzung des  Iulius  Valerius  Alexander  Polemius  (§  399).  Eben  diesem  Verf. 
hat  man  auch  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  wegen  auffalliger  sprachlicher 
Übereinstimmung  das  itinerarium  beigelegt,  welches  in  der  einzigen  Hs. 
(oben  Z.  2)  auf  die  Alexandergeschichte  folgt  (§  399,  1).  Über  den  Sprach- 
gebrauch (Nachahmung  des  Sallust,  Gräcismen,  Altertümliches,  Volks- 
mäßiges) s.  Kluge  aO.  46.  54.  Beitrage  zur  Textkritik  ebd.  56,  EBährrns, 
JJ.  107,  68,  JGrion  (riv.  di  fil.  1873),  RPeipkr  (Phil.  33,  742),  HRöhsch, 
JJ.  127,  653. 

5.  In  Vicarello  (Aquae  Apollinares)  in  Etrurien  sind  vier  silberne 
Reisebecher  in  der  Form  von  Meilensäulen  mit  Angabe  der  Stationen  und 
Entfernungen  von  Gades  nach  Rom  gefunden  worden,  sie  stammen  etwa 
aus  dem  dritten  Jahrh.  CIL.  11,  3281—3184.  Vgl.  WHenzkn,  RhM.  9,  20. 
RGarrocci,  dissert.  archeologiche,  Rom  1864,  160.  AJacob,  les  itin.  des 
Aq.  Ap.,  Par.  1859.  Rev.  arche'ol.  1862  1,  254.    1870  2,  124. 

6.  Außer  den  itineraria  adnotata  (den  Kursbüchern)  gab  es  auch 
itineraria  picta  (Reisekarten,  s.  Veget.  3,  6).  Eine  solche  ist  uns  erhalten 
in  der  sog.  tabula  Peutingerana.  Sie  ist  benannt  nach  dem  Augs- 
burger Ratschreiber  Eonrad  Peutinger,  an  welchen  sie  J.  1508  durch 
ihren  Entdecker  Eonr.  Celtes  kam,  ist  im  13.  Jahrhundert  gefertigt  und 
befindet  sich  jetzt  (aus  der  Bibliothek  des  Prinzen  Eugen)  in  der  Wiener 


§  412  rtineraria.  1041 

Hofbibliothek.  Sie  bestand  einst  aua  12  aneinander  geklebten  Pergament- 
streifen, davon  hat  sich  der  erste  (den  äußersten  Westen  verzeichnend) 
nicht  erhalten.  Sie  ist  die  Copie  eines  alten  Originals,  dessen  Angaben 
über  die  naturlichen  und  Völker-Verhältnisse  sowie  über  die  Provinzial- 
einteilung  des  röm.  Reichs  in  der  Hauptsache  wohl  auf  Agrippas  Karte 
(§  220,  12)  zurückgingen,  und  in  dessen  so  gebildeten  Rahmen  dann  der 
wichtigste  Bestandteil,  das  Straßennetz,  eingezeichnet  war.  Wann  dies 
geschehen  (im  vierten  oder  schon  im  dritten  Jahrhundert?)  und  von  wem, 
ist  nicht  sicher  zu  ermitteln.  Miller  aO.  hält,  den  schwindelhaften  Schriit- 
stellernamen  des  geogr.  Rav.  vertrauend,  den  Castorius  für  den  Verfasser, 
vgl.  §  497,  4.  Es  ist  eine  Wege-  und  Reisekarte,  welche  —  jetzt  noch  in 
einer  Rolle  von  0,34  Meter  Breite  und  6,82  M.  Länge  —  die  den  Römern 
bekannte  Welt  darstellte,  von  Nord  nach  Süd  stark  zusammengedrängt, 
desto  gedehnter  aber  nach  Maßgabe  des  unterzubringenden  Stoffs  von  Ost  nach 
West.  Von  mathematischer  Richtigkeit  zwingt  schon  die  zur  Bequemlichkeit 
des  Gebrauchs  gewählte  Form  ganz  abzusehen.  Über  Gestalt,  Flächeninhalt, 
Lage  der  Länder  bietet  daher  die  Karte  kein  auch  nur  annähernd  rich- 
tiges Bild,  sie  ermöglicht  nur  durch  die  beigeschriebenen  Zahlen  die  Orts- 
abstände  in  gegenseitiger  Verknüpfung  nach  allen  Richtungen  hin  abzulesen. 
Ausgaben:  erste,  fragm.  tab.  antiq.  usw.  (von  MWelskk),  Ven.  1591 
(CRuklens,  la  premiere  Edition  de  la  table  de  Peut.,  Bull,  de  la  soc.  Beige 
de  g^ogr.  1884,  Nr.  3),  zuerst  vollständig  (gleichfalls  v.  Welser),  Antwerp. 
1698.  Dann  von  CFvScheyb,  Wien  1753;  CMannert,  Lipe.  1824;  bes.  (in 
farbiger  Nachbildung  in  der  Größe  des  Originals)  von  EDesjardins  (Paris 
1868—74  (Text  unvollständig).  KMiller,  die  Weltkarte  des  Castorius,  gen. 
die  Peutingersche  Tafel  in  den  Farben  des  Originals  (verkleinert)  herausgg. 
u.  eingeleitet,  Ravensb.  1888  (dazu  GHirschfeld,  BerlphilWschr.  1888,  6*24. 
JPartsch,  deutsche  LZ.  1888,  1532).  Vgl.  EDesjardins,  les  onze  re*gions 
d1  Auguste,  Par.  1875.  FPhilippi,  de  tab.  Peut.;  acced.  fragm.  Agrippae 
geogr.,  Bonn  1876.  RHotz,  z.  Erkl.  u.  Gesch.  d.  Peut.  T.,  Mitt.  d.  Inst.  f. 
österr.  Gesch.  7,  209. 

7.  Die  beiden  Regionen  Verzeichnisse  stammen  aus  einem  in  der  con- 
stantinischen  Zeit  (zwischen  312  —  315?)  veröffentlichten  Original  welches 
eine  offizielle  Übersicht  der  14  seit  Augustus  bestehenden  Regionen  (Stadt- 
quartiere) nebst  Angabe  ihres  Umfangs,  ihrer  Überbauung  usw.  gab.  Die 
ältere  Fassung,  die  sog.  Notitia  (geschrieben  zwischen  J.  334  u.  357), 
findet  sich  in  den  Hss.  der  Notitia  dignitatum  (§  463,  6)  und  in  dem  Wiener 
historischen  Handbuch  (§  413),  die  jüngere  (nach  J.  357,  wahrscheinlich 
vor  403  gemachte)  hat  den  Titel  Curiosum  urbis  Romae  regionum  XIV 
cum  breviariis  suis  (Anhängen,  darüber  AKlloman.v,  Herrn.  15,  211).  Durch 
Zusätze  zum  Curiosum  aus  der  basis  capitolina  (CIL.  6,  975)  und  aus  Schrift- 
steilem  bildeten  Italiener  des  15.  Jahrhunderts  eine  Art  Leitfaden  der 
Topographie,  welchem  das  Aussehen  eines  neuentdeckten  Schriftstellers 
(P.  Victor)  gegeben  wurde  (Urlichs  aO.  p.  29).  Den  Namen  Sex.  Rufus 
erhielt  das  Curiosum  wahrscheinlich  weil  es  hinter  dem  Breviarium  des- 
selben (§  416,  1)  sich  in  Hss.  fand.  —  S.  über  alles  bee.  HJokdax,  Topo- 
graphie der  Stadt  Rom,  Bd.  2,  Berl.  1871;   und  desselb.   Forma  Urbis  Ho- 

TKüFFKt.-ScHWAius,  Uttm.  Lit-GcBch.    S.  Aufl.  Gß 


1042  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

mae  regionum  XIIII,  Berl.  1874.    Sammlung  der  Texte  auch  in  CLUrlichs 
codex  urbis  Romae  topographicus,  Würzb.  1871. 

8.  Palaestinae  descriptiones  ex  9aec.  IV  V  VI,  herausgg.  von  TTobler, 
St.  Gallen  1869.  Itinera  Hierosolymitana  et  descriptiones  terrae  sanctae 
belli 6  sacris  anteriora  et  latina  lingua  exarata  .  .  edd.  TTobler  et  A Mo- 
linike I,  Genf  1879.  Diese  Sammlungen  enthalten  it.  Burdig.  (A.  3),  Hiero- 
nvmi  peregrinatio  Paulae  (um  J.  404),  Paulae  et  Eustochii  epist.  ad  Mar- 
cellam  de  locis  sanctis  (J.  386),  Eucherius  de  locis  aliquibus  sanctis  (um 
«T.  440),  descriptio  parochiae  Jerusalem  (J.  460),  breviariua  de  Hierosolyma 
(um  J.  530),  Theodo8iua  de  terra  sancta  (um  J.  530,  die  beiden  letzten  ver- 
vollständigt hrsgg.  v.  JGildemkister  ,  Bonn  1882),  de  situ  terrae  sanctae 
sec.  Theodosium,  Antonini  martyris  perambulatio  locorum  sanctorum  (um 
J.  570,  neu  hrsgg.  v.  JGildemkister  ,  Berl.  1889)  u.  a.  —  S.  Silviae  Aqui- 
tanae  peregrinatio  ad  loca  sancta  aus  dem  Ende  des  4.  Jahrhunderts  (um 
J.  390),  sachlich  und  sprachlich  (wegen  ihres  volksmäßigen  Lateins)  gleich 
wichtig,  unvollständig  und  ohne  Namen  der  Verfasserin  überliefert,  aber 
nach  dem  Tnhalt  von  Gamübrini  aO.  p.  xxxiv  richtig  der  Silvia,  der  Schwester 
des  Rufinus  (cos.  392,  praef.  or.,  f  895;  s.  §  489,  3.  4  und  Palladius,  hist. 
Laus.  143  =  Mionk,  ser.  graeca34, 1246)  beigelegt.  Pallad  ins  lobt  ihren  Lern- 
eifer und  ihre  Gelehrsamkeit  mit  vollen  Backen,  die  peregrinatio  läßt  davon 
geringer  denken.  Ed.  princeps:  S.  Hilarii  tractatus  de  mysteriis  et  hymoi 
et  S.  Silviae  peregrinatio  usw.  ed.  (aus  cod.  Arret.  s.  XI,  einst  in  Monte 
Caa8ino)  JFGamurrini  (Bibl.  dell1  acad.  storico-giuridica,  vol.  IV),  Rom  1887. 
Nach  neuer  Prüfung  der  Hs.  verbesserte  Ausg.  der  peregrinatio  von  Ga- 
mdrrini,  studj  e  documenti  di  storia  e  diritto  9,  97.  —  EWolpplin, 
ArchfLexikogr.  4,  259.  PGeyer,  ebd.  4,  611.  KWkyman,  Tüb.  theol. 
Quartalschr.  70, 34.  Mommsbn,  Berl.  SB  er.  1887,  357.  AEbkrt,  LdMA.  I2,  345. 
—  Ein  kurzes  Verzeichnis  der  örtlichkeiten  des  h.  Landes  mit  Angaben 
der  Entfernungen  (aus  einem  cod.  Voss.)  vom  Anfang  des  5.  Jahrh.?  bei 
JBPitra,  anall.  sacra  et  class.,  Par.  1888,  118. 

2.  Zweite  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts. 

a.  Die  Zeit  vor  Theodosius  I. 

413.  Aus  dem  Anfange  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrh.  be- 
sitzen wir  eine  wichtige  Geschichtsquelle  an  dem  reichhaltigen 
historischen  Handbuch  für  die  Stadt  Rom  vom  J.  354,  in  der 
Wiener  Handschrift  noch  verbunden  mit  einer  Weltchronik  und 
einer  Stadtchronik,  mit  der  Notitia  regionum  (§  412,  7)  und  mit 
Fortsetzungen  bis  ins  J.  559  n.  Chr. 

1.  Dieses  Handbuch,  überliefert  einerseits  im  Braxell.  7642/48  8.  XVII 
und  Vatican.  9135  s.  XVII  (beides  Abschriften  eines  jetzt  verlorenen  Peires- 
cianus  s.  VIII/IX),  anderseits  am  vollständigsten  im  Vindobon.  3416  s.  XV 
(Abschrift  eines  bis  auf  einige  jetzt  in  Bern  befindliche  Blätter  verlorenen 
cod.  s.  IX),  ist  herausgegeben  und  erläutert  worden  von  Momuen,  über  den 
Chronographen  vom  J.  354,  Abb.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1  (1850),  649. 


§  412  Itineraria.    §  413  Chronograph  d.  J.  364.  1043 

2.  Die  Bestandteile  des  Handbuches  sind  in  der  Brüsseler  Hs.  und  der 
ersten  Hälfte  der  Wiener  (e.  A.  1)  folgende:  I  Der  Kalender  des  Furius 
Philocalus,  s.  §  74,  8.  —  III  Consularfasten  (der  sogen.  Anonymus  Nori- 
8ianusf  nach  der  Ausgabe  des  Norisius,  Flor.  1689),  die  vollständigsten  und 
zuverlässigsten  aller  hs.  erhaltenen,  vom  Anfange  des  Consulats  bis  J.  354 
n.  Chr.  Darin  sind  benutzt  zB.  die  fasti  capitolini.  Mommsen,  CIL.  1, 
p.  483;  Herrn.  9,  279.  OHibschfkld,  Herrn.  9,  96.  —  IV  Ostertafel  (cyclus 
paschalis),  fortgeführt  bis  ins  J.  358,  mit  späteren  schlechten  Ergänzungen 
bis  J.  410  f.  —  V  Verzeichnis  der  römischen  Stadtpräfecten,  vom  J.  258 
—364  (ex  temporibu8  Gallieni  quis  quantum  temporis  praefccturam  urbis  ad- 
ministraverit).  —  VI  Depositio  episcoporum.  item  deposüio  tnartyrum ,  Ver- 
zeichnis der  Begräbnis-  und  Gedächtnis  tage  der  römischen  Bischöfe  und 
der  Märtyrer  vom  J.  265  (235)  bis  335,  abgefaßt  J.  336,  ergänzt  352—369 ; 
Vorläufer  des  christlichen  Kalenders.  JBdbRossi,  Roma  sotterranea  1,  116. 
Das  Martyrologium  ist  das  älteste  bekannte  und  die  Grundlage  des  den 
Namen  des  Hieronymus  tragenden.  Übersicht  der  späteren  Martyrologien 
bei  Wattknbach,  Deutschi.  Geschichtsquellen  l5,  68  f.  ELeBlant,  les  acta 
martyrum  et  leurs  sources,  Nouv.  rev.  histor.  du  droit  3  (1879)  468.  — 
VII  Verzeichnis  der  römischen  Buchöfe  (quis  epücopus  quot  annis  praefuit 
vel  quo  imperante)  bis  auf  Liberius  (J.  352—369)  nach  Consulatsjahren,  an- 
gelegt um  230,  vollendet  unter  Liberius;  die  erste  Hälfte  (bis  J.  230)  ein 
Versuch  die  ältesten  Erinnerungen  der  röm.  Kirche  festzustellen,  die  zweite 
(J.  231—352)  von  offiziellem  Charakter.  Dies  ist  die  Grundlage  des  Ponti- 
ficale  Romanum  (liber  pontificalis) ,  s.  Wattendach,  Deutschi.  Geschichtsq. 
I5,  57.  GWaitz,  NArch.  f.  alt.  deutsche  Gesch.  4,  217.  9,  469.  10,  456. 
11,  217.  LDuchebne,  le  liber  pontificalis,  texte,  introduct.,  commentaire. 
Par.  1884.  85  II.  Vgl.  RALipsiüs,  Chronologie  der  röm.  Bischöfe,  Kiel 
1869,  40. 

3.  In  der  Wiener  Handschrift  kommen  noch  hinzu:  IX  Eine  Welt- 
chronik,  an  die  Bibel  sich  anschließend,  eine  jüngere  Fassung  des  im  liber 
generationis  (ed.  Riese,  geogr.  lat.  160,  vgl.  ebd.  xxxiv)  vorhandenen  Textes, 
zweierlei  Obersetzungen  desselben  griechischen  Originals  (v.  J.  236),  wahr- 
scheinlich des  röm.  (Gegen-) Bischofs  Hippolytus  von  Portus.  BKrubcu, 
NArch.  f.  alt.  deutsche  Gesch.  7,  249.  423.  456.  HGklzeb,  Africanus  2,  2. 
Mommsen,  Herrn.  21,  142.  Vgl.  §  499,  1.  —  X  Stadtchronik,  mit  der  Über- 
schrift Origo  gentis  Romanorum,  Gesamtübersicht  der  röm.  Geschichte  bis 
auf  LiciniuB,  wobei  die  älteste  euhemeristisch  behandelt  und  überall  die 
städtischen  Merkwürdigkeiten  hervorgehoben  werden.  —  XI  Die  sog.  No- 
titia  regionum;  s.  §  412,  7. 

Zusätze  aus  späterer  Zeit,  mit  dem  Übrigen  nicht  zusammenhängend, 
sind  Annalen  in  doppelter  Fassung,  einer  kürzeren  und  geringhaltigeren 
(II),  geführt  von  J.  47  v.  Chr.  (mit  Lücken)  bis  J.  639  n.  Chr.,  und  einer 
ausführlicheren  (VIII)  von  47  v.  Chr.  bis  J.  403  und  wieder  (hier  besonders 
wertvoll)  J.  455—496  n.  Chr.  Dieses  chronicon  Cuspiniani  (so  nach  dem 
ersten  Hrsgbr.  JClspimanis  am  Cassiodor,  Bas.  1552,  jetzt  am  besten  bei 
Mommsen  aO.  666)  ist  in  Ravenna  geschrieben  (daher  auch  consularia  Raven- 
natia  genannt),  hat  durchaus  offiziellen  Charakter  und  ist  von  vielen  Späteren 
benutzt  worden.    Pallmann,  Gesch.  d.  Völkerwander.  2,  196.   GWaitz,  Gott. 

66* 


1044  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

Nachr.  1866,  81.  GKaufmann,  Phil.  84,  398.  729.  42,  473.  605.  OSeeck, 
JJ.  139,  601.  Zur  Ergänzung  des  chron.  Cuspin.  ist  dienlich  das  excerptum 
Sangallense  (vom  J.  390  —  673),  abgedruckt  (von  JBKossi)  bull,  archeol. 
crist.  1867,  17  und  Philol.  42,  484  (s.  das.  Kaufmann).  Versuch  einer  Her- 
stellung der  Ravennater  Annalen  von  OHolder- Egger,  NArch.  f.  alt. 
deutsche  Gesch.  1,  216.     Dagegen  Kaufmann,  Phil.  42,  aO. 

4.  Höchst  wahrscheinlich  aus  dem  vierten  (oder  fünften  Jahrh.)  stammt 
die  passio  sanctorum  Simproniani  (Simforiani),  Claudii,  Nicostrati,  Gastorii 
et  Simplicii,  welche  vom  Martyrium  (im  J.  307?)  fünf  christlicher  panno- 
uischer  Steinbrecher  (mit  auffälliger  Kenntnis  der  pannonischen  Verhält- 
nisse) handelt  und  von  einem  Porphyrius  censualis  a  gleba  actuarius  gleich  - 
zeitig  aufgezeichnet  worden  sein  soll.  Früh  wurde  diese  Legende  mit  der 
römischen  der  IV  coronati  (zum  Ausdruck  OHirschfeld,  archäol.  epigraph. 
Mitteil,  aus  österr.  9,  21)  in  Verbindung  gesetzt  und  stark  umgestaltet. 
Vgl.  WWattenbach,  Wiener  SBer.  10,  116,  Deutschi.  Geschichtsqu.  I6,  42 
und  besonders  in  MBüdingers  Unters,  z.  röm.  Kaisergesch.  3,  323;  vgl. 
OHünziker,  ebd.  3;  OBbnndorf,  ebd.  339;  MBüdingbr,  ebd.  367.  APunckbh, 
RhM.  31,  440.  EMeyee,  Forschungen  z.  deutsch.  Gesch.  18  (1878),  677; 
d.  Pass.  88.  IV  coron.,  Berl.  1886,  und  bes.  JBdeRossi,  Bull,  di  arch.  crist. 
3,  4  (1879),  46.  —  MPetschenig,  z.  Krit.  u.  Würdigung  der  passio  IV  co- 
ronat.,  Wien.  SBer.  97,  761.    CErbbs,  Zf Kirche ogesch.  6  (1882),  466. 

414.  Die  Geschichtschreibung  der  Zeit  hat  nur  kurze  Ab- 
risse aufzuweisen,  von  Aurelius  Victor,  Eutropius  und  Festus. 
Unter  dem  Namen  des  Aurelius  Victor  haben  wir  eine  kurze 
Kaisergeschichte  (die  sog.  Caesares,  verfaßt  J.  360),  reichend  bis 
gegen  das  Ende  des  Gonstantius,  aus  guten  Quellen,  und  eine 
zweite  davon  völlig  verschiedene  (die  sog.  Epitome),  welche  bis 
auf  den  Tod  von  Theodosius  I  herabgeht.  In  den  Caesares  ein 
Originalwerk  des  Sex.  Aurelius  Victor  zu  sehen  steht  nichts  im 
Wege.  Um  eine  vollständige  Darstellung  der  römischen  Ge- 
schichte zu  erhalten  verband  ein  Unbekannter  der  Spätzeit  mit 
den  Caesares  zwei  Schriften,  deren  erste  (origo  gentis  romanae, 
etwa  aus  dem  fünften  oder  sechsten  Jahrhundert)  die  Urgeschichte 
Roms,  deren  zweite  ältere  und  vielfach  wertvolle  (de  viris 
illustribus)  in  biographischer  Form  die  römische  Geschichte 
während  der  Eönigszeit  und  der  Bepublik  behandelt. 

1.  Hiekon.  ep.  10,  3  (1,  24  Vall.)  ne  putes  modica  esse  quae  deprecor: 
.  .  scilicet  cotnmentarios  Fortunatiani  et,  propter  notitiam  persecutorum, 
Aurelii  Victoris  historiam.  Es  ist  also  die  Kaisergesch ichte  welche  er  verlangt 
und  deren  Verfasser  somit  Victor.  Ammian.  21,  10,  6  (J.  361)  übt  (in  Nais- 
sus)  Victorem,  apud  Sirmium  visum  scriptorem  historicum  exindegue  venire 
praeceptum,  Pannoniae  secundae  considarem  praefecit  (Iulianus)  et  honoravü 
acnea  statua,  virum  sobrietatis  gratia  aemulandum ,  multo  post  (J.  389)  urbi 
pratlecVma.     Er  ist  also  wohl  der  Aurelius  Victor,  XV vir  eacr.  fac,  le£. 


§414  Aurelius  Victor.  1045 

Augg.  propr.  prov.  Pannoniae  inf.  bei  Orblli  3715  (aas  Anieria).  Vgl.  CIL. 
6,  1186  Theodosio  Pio  Victori  semper  Augusto  Sex.  Aur.  Victor  v.  c,  urbi 
praef.,  iudex  sacrarum  cognitionum.  Lyd.  de  mag.  3,  7  oixavcti,  ovg  OvtxzooQ 
b  tazoQMOs  h  rjj  w*oqta  tav  lyspvllcov  cpQOV^evtaQiovg  otds  (=■  Caes.  39, 44). 
Paul.  Diac.  gest.  Langob.  2,  18  (Victoria  historia  —  Caes.  6,  2).  Victou 
Caes.  20,  5  mihi  .  .  qui  rwre  ortus  tenuique  et  indocto  patre  in  haec  tetnpora 
vi  tarn  praestüi,  studiis  tantum  honestiorem.  Weiterhin  (6  f.)  bezeichnet  er 
sich  als  Landsmann  des  SepfcimiuB  Severue,  demnach  als  Afrikaner. 

2.  Das  Scbriftchen  (Caesarea)  hat  in  der  Brüsseler  Handschrift 
(8.  A.  6)  den  Titel:  Aurelii  Victoris  historiae  abbreviatae,  ab  Augusto  Octa- 
viano,  i.  e.  a  fine  T.  Litri,  usque  ad  consulatum  X  Constantii  Aug.  et  Iuliani 
Caesaris  III  («=  J.  360),  vgl.  Caes.  42,  19  Iulius  Constantius  annos  XXIII 
augustum  imperium  regem  etc.  Sueton  ist  stark  benutzt.  Gegen  die  Zeit 
des  Verfassers  hin  wächst  die  Ausführlichkeit.  Constantius  (f  361)  heißt 
noster  princeps  42,  5;  vgl.  34,  7  und  41,  9.  nostra  aetate  28,  2  (consule 
Phüippo  —  J.  348)  u.  16,  10  (Cereali  consule  —  J.  368);  nostra  memoria 
39,  6.  40,  14.  13,  6  his  annis  suffectae  vires  IGyrico  sunt,  praefecto  medente 
Anatolio  (J.  369).  Die  Schrift  wurde  im  J.  360  verfaßt,  s.  oben  Z.  4.  Der 
Verfasser  ist  Heide  (vgl.  zB.  40,  15.  41,  20)  und  hält  viel  auf  Vorzeichen. 
Die  eingestreuten  Betrachtungen,  über  den  Wert  der  litterae  und  mora- 
lischen Inhalts  (bes.  20,  2  if.  u.  13.  28,  7  ff.  39,  6  u.  7.  40,  13 f.  41,  21. 
42,  2  ff.),  verraten  einen  geschäftskundigen  Mann  von  altem  Schrot  und 
Korn  und  erinnern  oft  an  Ammian.  Häufige  Nachahmung  des  Sallust 
(Wölfplin  aO.  286.  Thüpitz,  JJ.  127,  217)  und  Benützung  des  Tac. 
(Wölpplin,  ebd.  302).  Nach  ThOpitz  (de  Sex.  Aur.  Vict.,  in  Acta  soc. 
phil.  Lips.  2,  199)  wäre  das  erhaltene  Scbriftchen  nicht  das  Originalwerk 
des  Victor,  sondern  ein  Auszug  daraus.  Dies  sucht  EWölfflin  (RhM.  29, 
282,  s.  auch  JB.  1874/75  1,  790)  mit  sprachlichen  Gründen  zu  stützen.  Anders 
LJkep,  A.  V.  de  Caess.  hist.  e  Tepitome  de  Caess.,  in  der  Turiner  Rivista 
di  filologia  1  (1873),  505.  Der  Ton  des  Ganzen  spricht  für  ein  Originalwerk. 
—  Zur  Kritik:  JFeeddbnberg,  Herrn.  11,  489.    ThOpitz,  JJ.  117,  660. 

3.  Die  Epitome  hat  in  zwei  Gndiani  s.  IX/X  und  XI  die  Oberschrift: 
Libellus  de  vita  tt  moribus  imperatorutn  breviatus  ex  libris  Sex.  Aurelii 
Victoris  (der  Name  genau  wie  auf  der  Inschrift  CIL.  6,  1186;  s.  oben  A.  1), 
a  Gaesare  Aug.  usque  ad  Theodosium.  Engere  Berührung  mit  den  Caess. 
findet  nur  c.  1—11  statt,  doch  so  daß  schon  hier  die  Epit.  öfters  (zB. 
c.  1.  10)  mehr  bietet  als  die  Caess.,  sei  es  daß  die  Epitome  anfangs  die 
Caess.  benutzte,  sie  aber  nach  Domitian  aus  irgend  einem  Grunde  beiseite 
legte,  sei  es  daß  beide  gemeinsam  aus  einer  Epitome  des  Sueton  schöpften. 
ACohm,  quibus  ex  fontibus  S.  Aur.  Victoris  et  libri  de  Caess.  et  epitomes 
undecim  capita  priora  fluxerint,  Berl.  1884.  RAbmstedt,  quae  ratio  inter- 
cedat  inter  XI  capp.  priora  usw.,  Bückeb.  1886.  —  Weiterhin  ist  irgend- 
welche Obereinstimmung  wenigstens  mit  Sicherheit  nicht  nachweisbar 
(angenommen  von  Jeep  aO.  615),  im  wesentlichen  gehen  beide  Darstellungen, 
aus  verschiedenen  Quellen  geschöpft,  völlig  auseinander.  Und  zwar  lassen 
Epit.  12—23  wegen  ihrer  starken  Berücksichtigung  des  Persönlichen  auf 
Marius  Maximus  als  (mittelbare)  Quelle  schließen;  daß  ein  ums  J.  400 
gemachter,  mit  Nerva  beginnender  und  bis  auf  Theodosius'  Tod  (vgl.  c.  48, 8) 


1046  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

fortgeführter  Auszug  aus  Ammianus  Marc,  dem  Gewähremann  der  Epit.  zu 
Grunde  liege,  hat  jedesfalls  erst  von  Constantin  (c.  42)  an  einige  Wahr- 
scheinlichkeit. Die  letzten  Kapp.,  deren  Inhalt  von  dem  (ursprünglichen) 
Verfasser  selbst  Erlebtes  schildert,  sind  sachlich  unparteiisch,  formell  aber 
kammerlich.   Vgl.  Opitz  aO.  208.  260.    LJeep  aO.  612.    EWölfflin  aO.  292. 

4.  Das  anonyme  Schriftchen  de  viris  illustribus  urbis  Eomae  (in 
don  Einzel- Hss.  meist  dem  Plinius  zugeschrieben)  reicht  in  86  Kapp,  von 
dem  Albanerkönige  Procas  bis  auf  M.  Antonius  und  behandelt  auch  Nicht- 
römer  welche  in  die  römische  Geschichte  eingriffen  (zB.  Pyrrhos,  Hannibal, 
Kleopatra).  Es  enthält  viele  wertvolle  Angaben  und  unterscheidet  sich  in 
seiner  knappen  Darstellung  vorteilhaft  von  der  wortreichen  des  Victor 
(Caess.).  Die  Hauptquelle  des  Büchleins  scheint  ein  älteres  Werk  de  viris 
illustribus,  wahrscheinlich  das  des  Hyginus  (§  262,  2)  zu  sein,  durch  dessen 
Vermittlung  sich  die  Berührungen  mit  Valerius  Antiae,  Livius  (der  aber 
auch  außerdem  unmittelbar  benutzt  ist),  Varro,  Nepos,  Ampel  ins,  (Florus?) 
u.  a  erklären.  EWölfflin,  de  Ampelii  libro  mem.  p.  26;  JB.  1874/76  1,  791. 
Mommsbn,  röm.  Forsch.  2,  430.  C Aldenhoven,  Herrn.  6,  160.  H Haupt,  de 
auctoris  de  vir.  illustr.  libro  quaestt.,  Würzb.  1876;  Phil.  Anz.  10,  402 
HHildbsheimeb,  de  libro  de  vir.  ill.  urb  Rom.  quaestt  histor.,  Berl.  1880. 
AEnmann,  eine  verlorene  Gesch.  d.  röm.  Kaiser  u.  das  Buch  de  vir.  illustr. 
U.  R.,  Phil.  Suppl.  4,  337.  CJVinkestkyn,  de  fontt.  ex  quibus  scriptor  libri 
de  vir.  illustr.  U.  R.  hausisse  videtur,  Leiden  1886.  JRosknhaubb,  symb. 
ad  quaestt  de  fontt.  libri  de  vir.  ill.  U.  R.,  Kempten  1882.  —  Vergleichungen 
des  Bruxell.  9766,  Laur.  47,  32  und  Vatic.  4498,  alle  s.  XV,  bei  Hildes- 
iikimeb  aO.  81;  die  einer  Augsburger  Hs.  von  GHelmbeich,  Phil.  39,  161. 
649.  40,  167.  —  Sonderausgaben  von  KFABhohm  (für  Schulen,  Lpz.8  1860) 
und  EKkil  (mit  Commentar,  Bresl.8  1872). 

6.  Die  origo  gentis  romanae  ist  ein  auch  durch  den  Bruxell.  und  Oxo- 
niensis  (A.  6)  erhaltenes  geschmackloses  Büchlein,  welches  in  23  Kapp, 
von  Saturnus  bis  RomuluB  gelangt  und  anfangs  seine  Weisheit  aus  Virgil, 
beziehungsweise  virgil i 8 chen  Scholien,  schöpft,  dann  aber  mit  allerlei  fal- 
scher Gelehrsamkeit  sich  aufputzt.  So  werden  citiert:  Alexander  Ephesius 
libro  I  belli  Marsici  (9);  Vulcatius  et  Acilius  Piso  (10);  M.  Octavius 
libro  I,  Dominus  libro  I  (12);  Lutatius  libro  III  (18);  Lucius  Caesar  hb.  I 
itemque  A.  Postumius  in  eo  volumine  quod  de  adventu  Aeneae  conscripsit 
atque  edidit  (16;  aus  Sebv.  Aen.  9,  707  [§  127,  1  £.]);  C.  Caesar  et  Sex. 
Gellius  in  origine  g.  rom.  (16;  Bährbns  macht  daraus  Sextius  Gallus  und 
vergleicht  den  Sextius  welcher  über  Tibur  schrieb  bei  Solin.  p.  36,  10 
Momms.);  annalis  pontificum  IV,  Hb.  Cincii  et  Caesaris  II,  Tubcronis  I  (17); 
anndlium  Hb,  IV  et  epitomarum  Pisonis  II;  Aufidius  in  epitomis  et  Uo- 
mitius  libro  I  (18);  Valerius  Antias  lib.  I  (19);  .  .  Fäbius  Pictor  lib.  I  et 
Vennonius  (20);  Veratius  l.  II  pontißcdlium  (22);  Licinius  Macer  lib.  I  .  . 
Egnatius  lib.  I  (28).  Solcher  Raritäten  wegen  möchte  man  das  Machwerk 
am  liebsten  dem  16.  Jahrhundert  zuteilen  (Niebuhb,  Obelli,  WABeckeb, 
Hullemann,  Rottek,  WHarless)  ,  aber  innere  Gründe  und  die  Tatsache  daß 
es  ältere  Hbs.  gab  nötigen,  ei  vielmehr  einem  Schulmanne  des  6—6.  Jahrb. 
zuzuweisen  (JMählv,  HJobdan),  also  der  Zeit  des  Fulgentius  (vgl.  §  466,  17), 
dem  es  würdig  zur  Seite  steht.     BSepp  (vor  s.  Ausgg.)  aber  führt  66  gar 


§  414  Aurelius  Victor.  1047 

auf  Verrius  Flaccus  (§  261)  zurück  und  auch  EBähbbns,  JJ.  135,  769,  hält 
es  für  einen  Auszug  aus  einem  unbekannten  Werke  ebendesselben.  Schon 
Paulus  Diaconus  und  sein  Fortsetzer  Landolfus  Sagax  (s.  §  39,  5)  benutzten 
eine  dieser  origo  sehr  ähnliche,  aber  vollständigere  Quelle;  Mommben,  Herrn. 
12,  401 ;  NArch.  f.  alt.  deutsche  Gesch.  5,  59.  Ob  dies  die  von  Hieronymus 
(§  434,  10)  benutzte  historia  latina  war?  Mommben  aO.  401.  Vgl.  noch 
1,  6  quare  (Vebg.  Aen.  1,  243)  addiderit  tu  tu 8  suo  loco  plenissime  ad- 
notavimus  in  commentatione  quam  occepimus  seribere,  cognita  ex  eo  libro  qui 
inscriptus  est  de  origine  patavina.  JMähly,  de  auctore  libelli  qui  inscrib. 
de  or.  g.  r.,  Jahns  Archiv  18,  132;  vgl.  19,  315;  JJ.  71,  264.  CLRoth,  Jahns 
Arch.  19,  314.  Bkiffenbsbg,  bull,  de  l'acad.  de  Bruzelles  11,  Nr.  5;  10,  468. 
HRotter,  de  auctore  libelli  de  or.  g.  r.,  Cottbus  1858.  H Jordan,  RhM. 
18,  589;  Caton.  reliqq.  p.  xxix  und  Herrn.  3,  389.  ThOpitz,  RhM.  29,  186. 
Kritisches  auch  bei  Bähbens  aO.  —  Sonderausgaben:  von  ASchott, 
Douay  1577.  Incerti  auctoris  liber  de  or.  g.  r. ,  mit  Einleitung  herausgg. 
von  BSepp,  Münch.  1879;  ad  fid.  cod.  Brux.  denuo  rec.  BSepp,  Eich- 
städt  1885. 

6.  Die  origo,  die  viri  illustres  und  die  Caesares  sind  zusammen  über- 
liefert im  Bruxell.  9767/62  s.  XV  und  im  Oxon.  Canonic.  131  s.  XIV/XV  (davon 
Vergleichung  bei  ACohn  [A.  3]  und  Mommsen,  Berl.  SBer.  1884,  951,  dazu 
EHavehfield,  journ.  of  phil.  15, 161.  ThOpitz,  JJ.  133, 140).  Nur  von  den  viri 
illustres  giebt  es  noch  andere  und  zwar  vollständigere  Hss.  (A.  4  gE.).  Es 
ist  aus  jenen  drei  Schriften  in  den  oben  genannten  Hss.  (mit  Kürzungen, 
zB.  ist  c.  1  der  viri  ill.  mit  dem  Schluß  der  origo  verschmolzen)  in  später 
Zeit  ein  Corpus  der  römischen  Geschichte  zusammengestellt  worden.  Über 
eine  vollständigere  origo  s.  A.  5  gE.  Der  Zusammensteller  gab  seiner 
Sammlung  folgende  Überschrift:  Origo  gentis  romanae  a  Iano  et  Saturno 
conditoribus  per  succedentes  sibimet  reges  usque  ad  consulatum  X  Con- 
siantii    digesta    ex    auctoribus    Verrio  Flacco,    Antiate  (ut   quidem    idem 

Verrius  maluit  dicere  quam  Antia  [§  155,  2]),  tum  ex  annalibus  pontificum, 
Cincio  (§117),  JSgnatio  (vgl.  §  192, 1),  Veratio  (A.  6;  vgl.  §  199,4),  Fabio  Me- 
iere, Licinio  Maero,  Varrone,  Caesare,  Tuberone  (§  208,  1)  atque  ex  omni  pri- 
s  cor  um  historia.  proinde  ut  quisque  neotericorum  asseveravit,  hoc  est  et  Livius 
et  Victor  Afer  (A.  iE.).  Darin  heben  sich  deutlich  die  drei  Bestandteile 
des  Corpus  ab:  1)  die  origo:  der  Zusammensteller  fügt  zu  schwinde Lhaften 
Quellenangaben  welche  er  in  dem  Büchlein  vorfand  (A.  5)  in  der  Überschrift 
noch  ex  Verrio  und  Varrone  (doch  hat  7,  4  der  Oxon.  uaro  st.  Maro) 
hinzu;  2)  die  viri  illustres  und  3)  die  Caesares,  jene  als  aus  Livius,  diese 
als  aus  Victor  geschöpft,  aus  neoterici  im  Gegensatz  zu  den  prisci.  Als 
historia  Liviana  bezeichnet  auch  der  Zusammen6teller  des  Corpus  die  viri 
ill.  beim  Übergang  von  der  origo  auf  die  v.  ill.  Nach  den  viri  ill.  steht: 
finit  prima  pars  huius  operis  (=  origo  +  viri  ill.),  incipit  secunda  Aurelii 
Vicioris. 

7.  Ausgaben  der  vier  Schriftchen  besonders  von  ASchott  (aus  der 
Brüsseler  Hb.  S.  oben  A.  2.  6,  Antverp.  1579),  SPinscus  (cum  notie,  Utr. 
1696),  JAkntzen  (Amstelod.  1733),  JFGbunek  (Coburg  1767),  FSchrötkr 
(Lps.  1829—31  II).  Auch  in  histor.  rom.  scriptores  minores,  Bipont.  1789, 
und  sonst. 


1048  l>ie  Kaiserzeit     Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

415.  Unter  Valens  verfaßte  Eutropius  seinen  Abriß  der 
ganzen  römischen  Geschichte  (breviarium  ab  urbe  condita)  iu 
zehn  Büchern,  nach  den  geläufigen  Quellen,  mit  gutem  Urteil, 
Geschick  und  Unparteilichkeit,  und  in  einfacher  Sprache.  Seine 
Kürze  und  Brauchbarkeit  machte  das  Schriftchen  bald  beliebt 
und  verschaffte  ihm  Übersetzer  (ins  Griechische)  und  Fortsetzer. 

1.  Suid.  s.  v.:  EvzQomog,  'ixaXog,  oocpiaxrjs.  xr\v  g&pat'xqy  isxoqiav 
imzouutebg  zfj  'itcdäv  cpcovij  HyQaips,  xai  aXXa.  Edtrop.  10,  16,  1  Iülianus 
.  .  Partim  intulit  bellum,  cui  expeditioni  (J.  363)  ego  quoque  interfui.  Vgl. 
Nikkph.  Greg*,  bei  Lanibec.  comm.  de  bibl.  Vindob.  8,  136  uvrjo&rjcofiat 
(als  Zeugen  für  Co  na  tantin)  ivbg  xovvoua  EvzQontov  ßQct%vXoyia  xQwptvov 
xd  {idXiGza  .  .  xai  xccvxa  äns%&&Q  £%ovzqs  ngbg  Ka>vczccvzivov  did  x§  xd 
1*1$  &Qria%e£a$  a%oivu>v7\zov  xai  itqog  ye  Öta  zb  r\XiY>ivizrpt  bfiov  xai  cclqs- 
ouozqv  'iovXiavov  ysysvrio&ai.  Vorher:  6  oo<pbg  EvxQoniog,  og  OvdXevti  ulv 
avyxQovog  ysyovcog,  "EXXtjv  d*  mv  xi\v  frQrjoiistav  etc.  Georg.  Codin.  de  orig. 
Const.  p.  18  Bonn.  Evxq.  b  aoqpiarijg  b  ra>  nagaßdxy  'lovXiavm  avfinccQav  lv 
TUqüCSi  xai  6  iniozoloyedcpoQ  Kcovozccvzlvov  (wo  nur  im  Namen  Constantin 
geirrt  ist).  Widmung:  Domino  Volenti  Gothico  Maximo  Perpetuo  Augusto 
Eutropius  v,  c.  magi&ter  memoriae  (Mommsen  in  Droysens  ed.  mal  p.  n.  ▼). 
Bis  rom.  ex  voluntate  mansuetudinis  tuae  ab  urbe  condita  ad  nostram  mc- 
moriam,  quae  in  negotiis  vel  bellicis  vel  civilibus  eminebant,  per  ordinem 
temporum  brevi  narratione  collegi  strictim,  additis  etiam  his  quae  in  prin- 
cipum  vita  egregia  extiterunt  usw.  Welcher  der  verschiedenen  Eutropii  des 
vierten  Jahrb.  der  Schriftsteller  sei  ist  zweifelhaft;  vielleicht  der  Freund 
des  Libanios  (s.  Liban.  epp.)  und  Neffe  des  Eednera  Akakios  in  Antiochia, 
vgl.  Eütr.  6,  14),  sowie  derjenige  an  welchen  Symmacb.  ep.  3,  46—63  ge- 
richtet sind  (vgl.  ebd.  3,  47  cui  pollet  Minerva). 

2.  Suid.  s.  v.  KanCzmv  Av%iog  (lezdcpQccoiv  xrjg  ijtitoiirjg  EvzqotzCov 
Qtofia'Cazt  iitiTsuovxog  Aifyiov  xbv  *PcopaCov.  Dies  ist  auch  für  die  ältere  Zeit 
nicht  wörtlich  richtig.  Vielmehr  hat  Eutr.  dafür  hauptsächlich  einen  (er- 
weiterten) Liviusauszug  benutzt;  ÜKöhleb,  qua  rat.  Liv.  arm.  (1860)  38. 
Pirogoff  aO.  3Q.  BJacodi,  de  Festi  fontt.  35.  Droysen,  proleg.  ed.  mai. 
p.  xxxvn.  Vgl.  §  465,  4.  CWagenke,  Phil.  46,  510.  AEnmanä  (§  414,  4).  Für 
die  Kaisergescbichte  sind  Sueton  (dazu  vgl.  Wagener  aO.  620),  die  Chronik 
von  364  (Mommsen,  der  Chronograph  S.  601)  und  die  scriptores  h.  a.  ver- 
wertet. Neben  den  Tatsachen  giebt  Eutr.  hier  in  der  Regel  auch  eine 
kurze  Charakteristik,  von  deren  Unparteilichkeit  Proben  sind  die  Urteile 
über  Constantin  und  Julian  (10,  6.  10,  16).  Das  Werk  schließt  mit  dem 
Tode  Jovians  (J.  364):  quia  ad  inclüos  principe»  venerandosque  (die  regie- 
renden) perventum  est  interim  operi  modum  dabimus.  nam  reliqua  stilo 
maiore  dicenda  sunt,  quae  nunc  non  tarn  praetermittimus  quam  ad  maiorem 
scribendi  diligentiam  reservamus.  W Pirogoff,  de  Eutr.  brev.  indole  ac  fon- 
tibus  I,  Berl.  1873. 

3.  Auf  sonstige  Schriften  des  E.  deutet  des  Suidas'  (A.  1)  xai  äXXa. 
Spuren  derselben  sind  nicht  erhalten,  falls  nicht  etwa  eine  ist  das  Citat  bei 
Prisc.  GL.  2,  8  id  etiam  Eutropius  confirmat,  dicens  (über  x). 


§  415  Eutropius.    §  416  Festus.  1049 

4.  Benützung  des  breviarium  von  E.  schon  bei  Festus  (brev.?  §416,  2 
Z.  6),  Hieronymus,  Orosius,  Vict.  epit.  (§  414,  3),  Iordanes,  Isidor  u.  a. 
CWagenek,  Phil.  42,  521.  Namentlich  aber  bildet  das  brev.  Eutrops  den 
Kern  der  Historia  ßomana  des  Paulus  Diaconus  (s.  §  500,  6)  und  somit 
auch  der  historia  miß  cell  a  (e.  §  39,  5).  Vgl.  Drotsen,  ed.  mai.  p.  xxxix 
WHabtkl,  Eutrop.  u.  Paulus,  Wien.  SBer.  71  (1872)  227. 

6.  Fast  vollständig  (zB.  im  Laur.  70,  5  6.  XV)  erhalten  ist  die  grie- 
chische Übersetzung  des  Breviarium  von  Paianios  (wahrscheinlich  Paianios 
von  Syrien,  Schüler  des  Libanios,  in  dessen  Briefen  öfters  erwähnt;  ESchultze 
aO.  286),  verfaßt  ums  J.  380,  vgl.  9,  24  cum  Narseo  Hormisdae  et  Saporis 
avo,  was  Paianios  so  übersetzt:  itaititog  dl  r\v  ovrog  EoltkoqC  [f  J.  379]  re  xai 
'OqpCadcL  xoig  dg  tr\v  fjpszeQav  r\Xi%Cocv  ayinophoig.  Über  den  beträchtlichen 
Nutzen  der  Übersetzung  für  die  Kritik  des  E.  s.  RDunckeb,  JJ.  119,  646; 
de  Paeanio  Eutropii  interprete,  Greiffenb.  1880.  Herausgegeben  zuerst  von 
FSylbüro,  hist.  graec.  Script,  min.  (Frankf.  1590)  3,  62;  dann  in  Ausgg.  des 
Eutr.,  am  besten  in  der  größeren  Ausg.  Dbotsens;  eigens  von  CFSchmid 
(Lauenb.  1736),  JFSKaltwasseb  (Gotha  1780).  Vgl.  Weber,  de  lat.  Script, 
quae  Graeci  transtulerunt  2  (Kassel  1848),  16.  ESchultze,  de  Paeanio 
Eutropii  interprete,  Phil.  29,  285.  —  Die  Bruchstücke  einer  zweiten  grie- 
chischen Übersetzung,  sehr  wahrscheinlich  derjenigen  von  Capito  (A.  2), 
aus  dem  sechsten  christlichen  Jahrhundert  bei  Io.  Antioch.  (AKöcher,  de 
Io.  Ant.  1871,  17),  Suidas ,  Planudes  gesammelt  von  Habtel  (A.  4)  S.  14  ff. 
und  bes.  in  Droysens  ed.  maior. 

6.  Die  hs.  Überlieferung  des  Eutropius  selbst  zerfallt  in  zwei  Klassen : 
zu  der  einen  gehört  der  Gothanus  101  s.  IX  und  der  jetzt  verschollene  jenem 
sehr  nah  verwandte  f  Fuldensis  pervetustuV  Sylburgs  (FLüdecke,  JJ.  111,  874), 
ferner  die  Hs.  welche  Paulus  Diaconus  (A.  4)  benutzte,  womit  genau  stimmt 
Vatic.  1860  s.  XIV;  zu  der  anderen  Klasse,  welche  eine  mannigfach  ver- 
fälschte Fassung  zeigt,  gehören  Leidensis  s.  X  und  Bertinianus  zu  St.  Omer 
s.  IX/X. 

7.  Ausgaben  besonders  von  ASchoonhoven  (Bas.  1652)  und  EViketus 
(Burdig.  1653;  diese  beiden  Ausgaben  sind  die  ersten  des  reinen  Eutrop, 
HDboysen,  Herrn.  12,  386),  SHavercamp  (Leid.  1729),  HVebheyk  (Leid.  1762. 
1793),  CHTzschücke  (Lps.  1796;  kürzer  Lps.  1804).  Handausgaben  von 
WHabtkl  (mit  kurzen  kritischen  Anm.),  Berl.  1872,  HDboysen,  Berl. 
1878,  CWaobner,  Prag  1884  (vgl.  dessen  Jahresberichte  Phil.  42,  379.  511. 
44,  300.  46,  509),  FBühl,  Lps.  1887.  Besonders:  Eutropii  breviarium  ab 
urbe  condita  cum  versionibus  graecis  et  Pauli  Landolfique  additamentis, 
rec.  et  adnot.  HDboysen,  Berl.  1879.  •—  Schulausgabe  von  OEichebt  (Han- 
nover 1871).  Wörterbuch  zu  Eutr.  von  OEichebt,  Bresl.  1860.  —  Kritisches: 
RDunckeb,  JJ.  119,  641;  de  Paeanio  (s.  A.  6)  p.  18.  CSchbadbb,  JJ.  129, 
216.  —  PEbelino,  quaestt.  Eutropianae,  Halle  1881.  —  JSobn,  d.  Sprach- 
gebrauch d.  Eutr.  1,  Hall  i/östr.  1888;  vgl.  §  348,  7. 

416.  Im  Jahre  369  ist  verfaßt  die  ähnliche,  aber  viel  dürf- 
tigere Arbeit  des  (Rufius)  Festus.     Möglicherweise  ist  aus  der- 


1050  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

selben  Zeit  auch  des  Iulius  Obsequens  Verzeichnis  der  Pro- 
digien  in  den  Jahren  505/249  —  742/12  v.  Chr.,  nach  einem 
Auszuge  aus  Livius. 

1.  Anfang  des  Festus:  Brevem  fieri  dementia  tua  praeeepit.  parebo 
libens,  quippe  cui  desit  facultas  latius  eloquendi.  .  .  res  gestas  signabo,  tum 
eloquar.  aeeipe  ergo  quod  breviter  dictis  brevius  computetur.  c.  2  ab  urbe 
cond.  in  ortum  perennitatis  vestrae  .  .  (J.  364)  anni  numerantur  MCXV1L 
Schluß  (c.  29):  quam  magno  deineeps  ore  tua ,  prineeps  invicte,  facta  sunt 
personandaf  quibus  me,  licet  imparem  dicendi  nisu  et  aevo  graviorem  parabo. 
maneat  modo  concessa  ....  felicitas  ut  ad  hanc  ingentem  de  Gotiiis  (J.  369 
von  Valens  bei  Neviodunum  in  Niedermösien  geschlagen)  etiam  Babyloniae 
tibi  palma  pacis  accedat.  Aus  diesem  Schluß  wie  aus  c.  10  (eoas  partes 
totumque  orientem  ac  positas  sub  vicino  sole  provincias  qui  auetores  seeptris 
tuis  paraverint  explicabo,  quo  Studium  clementiae  tuae  quod  in  isdem  propa- 
gandis  hohes  amplius  incitetur)  ergiebt  sich  daß  die  Schrift  an  Valens  ge- 
richtet ist.  Die  jenen  Anfangaworten  vorausgehende  Anrede:  Pio  perpetuo 
domino  Valentiniano  imp.  et  semper  aug.  Bufus  Festus  v.  c.  ist  falsch,  fehlt 
in  den  besten  Hss.  (Goth.  Par.  Bamb.  Escor.)  und  findet  sich  von  den 
älteren  Hss.  allein  im  Vindob.  89  s.  IX.  Ebenso  falsch  und  handschriftlich 
noch  weniger  beglaubigt  sind  die  in  der  Vulgata  am  Schluß  (nach  accedat) 
hinzugefügten  "Worte:  gloriosissime  prineipum,  Valentiniane  auguste.  — 
Titel  im  Bamb.:  breviarium  (ab  urbe  condita  fügt  noch  die  subscriptio 
hinzu)  Festi  v.  c.  magistri  memoriae,  im  Par.:  breviarium  Festi,  im  Goth.: 
(ohne  Namen  des  Vf.)  de  breviario  rerum  gestarum  pop.  rom.,  im  Escor. : 
breviarium  Büß  Festi  vic.  de  breviario  rerum  gestarum  pop.  rom.  (am 
Schluß:  breviarium  Bufi  Festi  vic.  Augusto  Volenti  scriptum).  Bufus  (oder 
Bufiu8?,  da  der  Nominativ  Bufus  in  der  Anrede  als  verdächtig  nichts  be- 
weist) Festus  heißt  der  Vf.  auch  Vindob.  89  s.  IX  (s.  o.),  451  s.  XII  und 
sonst.  Unbeglaubigt  sind  Titel  wie  8.  Bufi  v.  c.  rerum  gestarum  pop.  rom. 
epitome  u.  dgl.  Beachtenswert  ist  daß  in  den  besten  Hss.  (auch  im  Goth. 
steht  am  oberen  Rand  einiger  Seiten  breviar.  Festi)  der  Verf.  nur  Festus 
und  im  Bamb.  außerdem  magister  memoriae  heißt.  Valesius  zu  Ammian. 
29,  2,  22  und  CWaoenkr,  Phil.  38,  375.  42,  621  (vgl.  phil.  Anz.  6,  104.  8,  242) 
halten  ihn  für  Festus  aus  Trient  (zwischen  J.  365 — 372  magister  memoriae, 
f  als  Proconsul  von  Asien  J.  380).  Schenkt  man  freilich  dem  Namen 
Bu/[i)u8  Glauben,  so  könnte  man  ihn  für  den  Procos.  Achaiae  (und  Africae) 
'Povyiog  ürjoTog  ansehen  (J.  366  fll.;  vgl.  §  420,  1).  So  Mommsen,  welcher 
zu  CiL.  6,  637  andeutet  daß  der  Vf.  des  breviarium  und  der  Dichter  Rufius 
Festus  (Avienus,  §  420)  line  Person  seien,  was  wenig  einleuchtend  ist. 
Annehmbarer  ist  (vgl.  auch  Mommsen,  Herrn.  16,  606)  daß  der  Dichter  Ruf. 
Festus  Avienus  der  Sohn  oder  der  Vater  des  Geschichtschreibers. 

2.  Die  erste  Hälfte  (c.  8—14)  ist  geographisch  angelegt,  die  zweite 
(16 — 29)  historisch.  Die  im  Jahr  369  erfolgte  Einrichtung  der  Provinz 
Valentia  kennt  F.  noch  nicht.  Über  die  Quellen  bes.  RJacobi,  de  Festi 
breviarii  fontibus,  Bonn  1874.  Festus  benutzte  Livius  (in  einem  Auszuge), 
Florus   (vgl.  AEubsmeb,  Phil.  37,  154;  auch  CWaobneb,  phil.  Anz.  7,  61), 


§  416  Festus.   §  417  Minervius  u.  a.  Rhetoren.  1051 

Eutropiu8  (oder  dessen  Quelle?  Mommskn  in  Droysens  Eutrop.  ed.  mai. 
p.  xxvi),  endlich  (c.  25—29)  fügt  er  den  Schluß  aus  eigener  Erinnerung 
hinzu.  Über  das  Verhältnis  des  Ammian  zu  Festus  s.  Mommsen,  Herrn. 
16,  605. 

3.  Die  Handschriften  des  Festus  zerfallen  in  zwei  Klassen,  die  eine 
vertreten  bes.  durch  Goth.  101  s.  IX  (§  416,  6),  Bamberg,  e  in  22  s.  XI, 
Par.  6113»  s.  X,  Vind.  461  s.  XII,  die  andere  (lückenhaft  und  öfters  ver- 
fälscht) bes.  durch  Escorialensis  s.  VII  (Vergleichung  bei  WFörstbb,  Wiener 
Studd.  1,  308)  und  durch  Vind.  89  s.  IX.  WFöbster,  de  Rufi  breviario 
eiusque  codicibus,  vor  s.  Ausg.  —  Ausgaben  zB.  von  ChbCellaricjs  (Zeiz 
1673.  Hai.  1698),  an  den  Ausgaben  des  Eutrop  von  Havebcamp  und  Ver- 
hüte; ferner  von  CHTzschucke  (Lps.  1793),  CMünnich  (Hann.  1816),  RMece- 
nate,  Rom  1819  (s.  Phil.  33,  371),  WFöbsteb  (Wien  1874),  CWagener, 
Prag  1886. 

4.  lulii  Obsequentis  ab  a.  u.  c.  DV  (JBebnays,  RhM.  12,  436)  pro- 
digiorum  Über.  Davon  giebt  es  keine  Handschrift  mehr:  die  editio  prin- 
ceps  ist  von  Aldus,  Venet.  1608  (mit  Plinius  d.  J.).  Spätere  Ausgaben  bes. 
von  JSchkffeb  (Amstelod.  1679),  FOüdendobp  (Leid.  1720;  vgl.  Acta  phil. 
Monac.  2,  291),  JKapp  (Hof  1772)  und  bes.  rec.  et  emend.  OJahn  (Lps. 
1863,  an  den  periochae  des  Livius  p.  109,  vgl.  p.  xm).  Auch  in  dem 
Livius  von  Wkissenborn- Müller,  Bd.  10*,  Berl.  1881.  Das  Schriftchen  ist 
lediglich  aus  Livius  geschöpft,  und  auch  aus  diesem  nicht  unmittelbar, 
sondern  aus  einem  Abriß  wo  die  Consulnamen  im  Ablativ  vorangestellt 
waren,  wahrscheinlich  dem  gleichen  welchen  Oassiodor  benützt  hat(MoMM$E*, 
Cassiod.  552),  Durch  diese  Beschränktheit  des  gelehrten  Gesichtskreises, 
wie  anderseits  durch  die  heidnisch-abergläubische  Beachtung  der  Vorzeichen 
überhaupt  bestimmt  sich  ungefähr  die  Abfassungszeit.  HHaupt,  animadvv. 
in  Iulii  Obseq.  prodig.  Hb.,  Bautzen  1881. 

417.  Die  Kunst  der  Rede  hat  in  dieser  Zeit  zahlreiche 
Vertreter,  besonders  in  Gallien,  wie  Gennadius,  Minervius,  Al- 
cimus,  Delphidius,  Arborius  und  bald  auch  Ausonius;  daneben 
in  griechischer  Sprache  die  Sophisten  Himerios,  Libanios  u.  a. 
Die  einzige  Rede  in  lateinischer  Sprache  welche  wir  besitzen  ist  des 
Claudius  Mamertinus  Danksagung  für  das  durch  Julian  ihm 
verliehene  Consulat,  gehalten  am  ersten  Januar  362  zu  Konstan- 
tinopel. Sie  giebt  in  ihrer  Weise  ein  treues  Bild  von  Julians 
Persönlichkeit  und  Regententätigkeit. 

1.  Hiekon.  chron.  a.  2369  =■  362  n.  Chr.  Gennadius  forensis  orator 
Üomae  insignis  habetur. 

2.  Hiebon.  chron.  a.  2369  =  362  n.  Chr.  Minervius  Burdigalcn&is 
rhetor  üomae  florentissime  docet.  Dieser  Ti.  Victor  Minervius  orator  lehrte 
zuerst  zu  Konstantinopel,  dann  zu  Rom,  zuletzt  in  seiner  Heimat  Burdigala; 
auf  ihn  Auson.  prof.  Burd.  1.  Ob  ihn  Svmmach.  epp.  9,  88  als  seinen  Lehrer 
und  Garumnae  alumnus  (§  391,  8)  bezeichnet?  Seeck  vor  s.  Symmach  p.  xliv, 


1052  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

3.  Hieron.  chron.  a.  2371  =  354  Alcimus  et  Delfidius  rhetores  in  Aqui- 
lanica  florentissime  docent  Über  Delphidius  vgl.  §  401,  7.  Latinns  Alci- 
mus Alethius  war  nach  Auson.  prof.  Burd.  3,  21  Lehrer  des  (Kaisers)  Julian 
und  des  Sallustius  (Fl.  Sallustius  cos.  J.  362);  Tgl.  Apoll.  Sidon.  ep.  2,  7 
(Alethius).  6,  10  (abundantia  Delphidii,  Agroecii  disciplina,  fortitudo  Alcimi). 
8,  lt  (si  a  te  instructio  rhetorica  poscatur,  hi  Paülinum,  itti  Alcimum  non 
requirunt).  Demselben  (welchen  Adsonius  aO.  palmae  forensis  et  camenarum 
decus  nennt)  werden  einige  unter  dem  Namen  Alcimus  überlieferte  Epi- 
gramme gehören,  AL.  713—716.  740.  PLM.  4,  106.  187.  Vgl.  HMeykr  zur 
AL.  254.  ARiese,  ZföG.  18,  398.  —  In  einem  Bibliothekkatalog  s.  IX  (GBkckkr 
p.  42)  finden  sich  als  Libri  Alchimi  verzeichnet:  In  adtUescentem  qui  in 
publico  patre  cadente  risit  etc.  und  eine  controversia  fullonis  vel  (»  et)  calvi. 
MHaupt,  op.  3,  426.  —  Sein  Sohn  war  Alethius  Minervius  filius  rhetor,  an 
ihn  Aü8on.  profess.  7 ;  vgl.  daselbst  v.  12  u.  3,  v.  26. 

4.  Sulpic.  Sev.  chron.  2,  46,  3  huius  (des  Marcus,  der  den  Gnosticis- 
mus  aus  Ägypten  nach  Spanien  brachte)  auditores  fuere  Agape  quaedam  .  . 
et  rhetor  Helpidius  (Elp.).  ab  his  Priscillianus  est  institutus  (§  418,  12).  47,  2 
damnati  (J.  380)  .  .  Helpidius  et  Priscillianus  laici  (auf  der  Synode  von 
Caesar augusta).  Ein  anderes  Haupt  der  Secte  (Priscillianisten)  war  Latro- 
nianus,  s.  §  422,  7. 

5.  Aemilius  Magnus  Arborius,  mütterlicher  Oheim  und  Lehrer  des 
Ausonius  (Auson.  parent.  3),  Rhetor  zu  Tolosa,  in  Spanien  und  Kons  tan  - 
tinopel,  wohin  er  berufen  wurde,  nachdem  er  in  Tolosa  Constantini  fratres 
(nämlich  Annaballianus ,  Constantiua  und  Constans)  exüii  specie  sepositos 
kennen  gelernt  hatte,  und  wo  er  auch  starb  (Auson.  prof.  Burd.  17).  Vgl. 
Ap.  Sidon.  ep.  5,  10  (rigor  Magni).  —  Ein  redseliges,  im  Ausdrucke  viel- 
fach ungelenkes  und  modern  klingendes,  im  Technischen  zwar  ziemlich 
sorgfältiges,  aber  einförmiges  Liebesgedicht  wurde  von  ARivnrus  ohne  An- 
gabe von  Gründen  ihm  zugeschrieben,  veröffentlicht  zuerst  aus  unbekannter 
Hs.  im  Petronius  v.  Patisson,  Par.  1587;  jetzt  einzig  überliefert  im  Re- 
mensis  743  s.  XV  unter  meist  mittelalterlichen  und  neueren  Gedichten, 
REllis,  journ.  of  phil.  9,  186;  gedruckt  zB.  AL.  897  PLM.  5,  391. 

6.  Über  den  älteren  Symmachus  s.  §  425,  1. 

7.  Claudius  Mamertinus  (grat.  act.  17),  von  Iulianus  in  demselben 
(21.  22)  Jahre  (361—362)  zum  praef.  aerarii  (1.  22;  comes  sacrarum  largi- 
tionum,  Ammjan.  21,  8,  1),  praef.  praet.  Illyrici  et  Italiae  (1.  vgl.  Symmach. 
op.  10,  60.  Ammian.  21,  12,  25.  26,  6,  5)  und  Consul  (vgl.  Ammian.  21,  10, 
8.  21,  12,  25.  22,  3,  1)  ernannt,  dankt  dem  Kaiser  dafür  in  dieser  Rede, 
überliefert  unter  den  Panegyrici,  s.  §  391,  1  und  abgedr.  als  Nr.  11  bei 
Bähbens,  auch  in  Mignes  patrol.  18,  409.  Da  unter  diesem  Fürsten  Unter- 
würfigkeit weniger  im  Werte  war  (21.  26)  als  Aufrichtigkeit  (libertas,  s.  32), 
so  begnügt  sich  der  Redner  die  wirklichen  Eigenschaften  desselben,  seine 
Strenge  gegen  schlechte  Beamte  (4),  Sparsamkeit  gegen  sich  neben  Frei- 
gebigkeit gegen  andere  (10),  Einfachheit  (11),  rastlose  Tätigkeit  (13  f.), 
Wahrheitsliebe  (26),  Ruhmesdurst  (31),  rhetorisch  auszustaffieren  und  durch 
den  Gegensatz  zu  den  früheren  Regierungen  (11.  19  f.  25)  zu  heben.  Auch 
unterläßt  der  Redner  nicht  sich  selbst  gehörig  ins  Licht  zu  stellen.  Er 
scheint  übrigens  Julians  Vertrauen  so  wenig  entsprochen  zu  haben  wie  die 


§  417  Mamertinus  u.  a.  RhetoreD.    §  418  Hilarius  von  Poitiers.     1053 

meisten  damit  Beehrten;  s.  Ammian.  27,  7,  1  (J.  368):  vix  dies  intercessere 
pauci  cum  Mamertinum  praefectum  praet.  ab  urbe  regressum  .  .  Avitianus 
ex  vicario  peculatus  detulerat  reum.  cui  ideo  Vukacius  successit  Bufinus  etc. 
Zur  Zeit  der  Bede  ist  Mam.  schon  in  vorgerückterem  Lebensalter  (17.  18). 
Spracheigentümlichkeiten:  participare  consilium  1.  pati  ut  2.  dent  recor- 
dari  19.  nedum  (23)  und  universi  (9)  unrichtig  gebraucht;  arcana  va- 
cuare  (18).  et  vere  (20.  26).  Poetische  Wendungen  wie  lata  camporum  (10 
vgl.  12).  Altertümliches  wie  voÜu  satagente  (28),  adulare,  autumo,  subli- 
tnare  u.  dgl. 

8.  Iulianus  selbst  (reg.  J.  360  —  363)  war  der  Bede  mündlich  und 
schriftlich  in  hohem  Grade  mächtig,  aber  auch  er  schrieb  nur  griechisch. 
Eutbop.  10,  16  libercdibus  disciplinis  apprime  eruditus,  graecis  doctior 
atque  adeo  ut  latina  eruditw  nequaquam  cum  graeca  scientia  conveniret; 
facundia  ingenti  et  prompta.  —  Himerios  um  J.  315  —  385,  Libanios  um 
J.  325—893. 

9.  Preis  der  Verdienste  Valentinians  I  (reg.  J.  364—375)  um  die 
Wiederherstellung  der  öffentlichen  Beredsamkeit  bei  Symmach.  in  Valent. 
2,  22:  sonet  apud  te  libertas  forensis  eloquii,  quam  dudum  exulem  tribunalibus 
reddidisti,  ruri  emeritus  torpebat  orator;  .  .  nusquam  malus  süentium  quam 
in  sacrariis  litterarum.  .  .  solvisti  vincla  linguarum.  (23)  .  .  par  fuit  ut 
eloquentiae  usum  redderes  .  .  ingenia  liberasti  etc. 

418.  In  der  Theologie  rief  der  mit  wahnwitzigem  Eifer  ge- 
führte Krieg  zwischen  Arianern  und  Athanasianern  alle  Kräfte 
auf  den  Kampfplatz :  zu  den  streitbarsten  Gegnern  der  Arianer 
im  Abendlande  gehörten  Hilarius,  Ambrosius  (§  433)  und  Lucifer. 
Hilarius,  Bischof  von  Poitiers,  als  Schriftsteller  hervorragend  durch 
philosophische  Vertiefung  seiner  Dogmatik  und  Sorgfalt  in  der 
Darstellung,  verfaßte  außer  seinen  zahlreichen  Streitschriften  eine 
Anzahl  Commentare  zu  Büchern  des  alten  wie  des  neuen  Testa- 
ments. Ihn  überbot  an  maßloser  Heftigkeit  und  zugleich  in  der 
Form  äußerst  sorglos  der  hitzige  Bischof  Lucifer  in  Sardinien, 
welcher  über  dogmatische  Fragen  eiferte.  Von  dem  spanischen 
Bischöfe  Priscillianus,  dem  ersten  durch  die  Kirche  hinge- 
richteten Ketzer  (f  385),  sind  neuerdings  Schriften  aufgetaucht. 

1.  Hiebon.  viri  ill.  100  Hilarius,  urbis  Pictavorum  Aquüanae  epi- 
scopus,  i "actione  Saturnini  Arelatensis  episcopi  de  synodo  Biterrensi  (J.  356) 
in  Phrygiam  relegatus  (J.  369  begnadigt  kehrte  er  nach  Poitiers  zurück), 
XII  adver sub  Arianos  confecit  libros  (gewöhnlich  de  trinitate  genannt,  wohl 
richtiger  de  fide;  vgl.  Hiebon.  1,  430  Yall.  Hilarius  .  .  .  XII  Quintiliani 
libros  et  stüo  imitatus  est  et  numero)  et  alium  librum  De  synodis  (seit  dem 
nieänischen  Concil)  quem  ad  Galliarum  episcopos  scripsit  (dazu  eine  Recht- 
fertigung dieser  Schrift,  Apologetica,  gegen  Lucifer,  A.  4),  et  in  Psalmos 
(zu  Ps.  I  et  II.  LI— LXII.  CXVI1I-CL  nach  Hieron.;  vgl.  Pitba  aO.  141) 
commentarios,  in  quo  operc  imitatus  Origencm  nonnulla  etiam  de  suo  addidit. 


1054  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhunderfc.     Zweite  Hälfte. 

est  eius  et  ad  Constantium  Melius,  quem  viventi  Constantinopoli  porrexerat 
(dh.  ein  im  J.  360  zu  Eonstantinopel  eingereichtes  Gesuch  um  eine  Audienz, 
welche  aber  nicht  gewährt  wurde),  et  alius  (sehr  heftig)  in  Constantium 
quem  po&t  mortem  eins  (J.  361)  scripsit  (vielmehr  J.  869  schrieb,  aber  erst 
J.  361  zu  veröffentlichen  wagte)  et  liber  adversus  Valentem  et  Ursacium 
(davon  nur  15  sehr  zweifelhafte  Fragmente)  historiam  Ariminensis  et  Seleu- 
ciensis  (J.  359)  synodi  continens;   et  ad  praefectum  Sallustium  sive  contra 

Dioscorum  (verloren;  Hiebon.  1,  430  Vall.  Hü brevi    libello    quem 

scripsit  contra  Dioscorum  medicum  quid  litteris  posstt  ostendit);  et  Über 
hymnorum  (Hil.  ist  der  erste,  welcher  als  Verfasser  christlicher  Hymnen 
genannt  wird,  vgl.  §  30,  2;  erweislich  echte  Hymnen  desselben  haben  sich 
nicht  erhalten,  auch  die  bei  Gamdehini  aO.  und  JBPitba,  anall.  sacra  et 
class.,  Par.  1888,  138  veröffentlichten  sind  nicht  echt.  Hölscher,  de  Da- 
ums i  et  Hilarii  qui  feruntur  hymnis,  Münster  1858.  JEatseb,  Beitr.  z. 
Gesch.  d.  Eirchenhymn.  1,  52.  2,  248)  et  mysteriorum  alius  (?  teilweise  in 
einem  cod.  Arret.  g.  XI  erhalten  und  neuerdings  von  JFGamorbini  heraus- 
gegeben; vgl.  §  412,  8  und  AEbebt,  LdMA.  1*,  142);  et  commentarii  in 
Matthaeum  (um  J.  355)  et  tractatus  in  lob  (verloren),  quos  de  graeco  Ori- 
genis  ad  sensum  transtulit;  et  alius  elegans  libellvs  contra  Auxentium 
(arianischen  Bischof  in  Mailand,  §  433,  1),  et  nonnüllae  ad  diversos  Epistölae 
(auch  an  Constantius,  J.  355).  aiunt  quidam  scripsisse  cum  et  in  Cantica 
canticorum,  sed  a  nobis  hoc  opus  ignoratur.  mortuus  est  Pictavis  Valentiniano 
et  VaUnte  regnantibus  {sexto  anno  postquam  redierat,  Sulpic.  Sev.  chron.  2, 
46,  9).  Vgl.  noch  Hieron.  chron.  a.  2372  =  365  (Verbannung).  2375  «  358 
(Rückkehr).  f876  =  359:  Gallia  per  Hüarium  Arminiensis  (vielmehr  Ari- 
minensis, vgl.  ad  a.  2376,  u)  perfidiae  dolos  damnat.  2384  =  367  (Tod). 
Eine  vita  Hilarii  (von  Venantius  Fortunatus?)  in  den  Ausgaben  der  Werke 
des  Hil.:  Gedicht  auf  ihn,  Vbnant.  carm.  2,  15  (s.  aber  FLeo  zdSt.),  der 
ihn  auch  sonst  öfters  preist,  zB.  carm.  6,  5,  217.  8,  1,  113. 

2.  Handschrift  s.  VI  (J.  509  f.)  in  der  Kapitelbibliothek  von  St.  Peter 
in  Rom  (Schriftprobe  bei  Zanoemeisteb  u.  Wattenbach,  exempla  codd.  lat 
T.  62).  Über  deren  Subscriptio  §  477,  11.  —  Ausgaben:  Par.  1610.  von 
DEbasmus,  Bas.  1623.  1526.  1535.  JGillot,  Par.  1572.  1605.  Benedictiner- 
ausg.  (von  PCoustant)  Par.  1693  und  verbessert  von  SMapfei,  Veron.  1730 II. 
FObebthür,  Würzb.  1785  111.  Miqne  9  u.  10  (Par.  1844  f.).  Kritisches: 
AZinoeble,  Wien.  Studd.  8,  331.  11,  314;  kl.  philol.  Abhh.,  Innsbr.  1887,  4 
(die  Bibelcitate  bei  Hilarius),  16.  —  Die  von  JBPitba,  spicil.  Solesm.  (Par. 
1851)  1,  49,  aus  einem  cod.  Corbeiensis  herausgegebenen  und  zuerst  dem 
Hilarius  (vgl.  Pitra  aO.  p.  xxvi  u.  jetzt  anall.  sacra  et  class.,  Par.  1888,  145) 
zugeschriebenen  Commentare  zu  den  kleinen  paulinischen  Briefen  sind 
vielmehr  eine  in  Afrika  um  das  6.  Jahrhundert  gefertigte  Obersetzung 
der  griechischen  Commentare  des  Theodoros  von  Mopsuhestia;  s.  darüber 
JLJacobi  in  6  hallischen  Progr.  1856—72  und  Theodori  Mopsuest.  in  epi- 
stolas  Pauli  comm.,  the  latin  version  with  the  greek  fragments  by  HBSwkte, 
Cambr.  1880.  82  II.  Vgl.  HKihn,  Theod.  v.  Mops.  ...  als  Exeget,  Freib. 
1880.  Ebenso  wenig  gehören  dem  Hil.  das  Fragm.  eines  Commentars  znr 
Genesis  bei  Pitra  aO.  159,  die  von  AMai  (nova  bib).  patr.  I)  herausgegebenen 
Ifomilien  über  die  Anfange  des  Matth.-  und  des  Joh.-Evangeliums  und  die 


§  418  Hilarius  von  Poitiers.    Lucifer.  1055 

von  Pitba  aO.  166  ans  einem  SGall.  8.  VIII  veröffentlichten  114  Hexameter 
über  die  Geburt  Christi  mit  lockerer  Prosodie  (v.  16.  17.  18.  38.  80.  88), 
und  bes.  häufiger  Verlängerung  einer  kurzen  Silbe  (26.  29.  81.  34.  50.  82. 
109.  113). 

3.  Hilarius  legte  großen  Wert  auf  die  Darstellung,  er  erbittet  für 
sein  Werk  de  fide  (1,  38)  von  Gott  Erleuchtung  auch  bezüglich  der  Bedeu- 
tung der  Wörter  und  der  Würde  des  Ausdrucks  (honor  dictorum),  er  ver- 
langt (tract.  in  psaTm.  18)  daß  der  Christ  durch  Sorgfalt  der  Rede  bei  der 
Verkündigung  des  Gotteswortes  diesem  gebührende  Ehrfurcht  beweise. 
Demgemäß  ringt  er  selbst  voll  heiligen  Eifers  mit  der  Sprache  um  sie  für 
sein  abstractes  Denken,  seine  kühne  Allegorie,  stürmische  Polemik  dienst- 
bar zu  machen.  Reinheit  des  Ausdrucks,  Leichtigkeit  und  Anmut  des  Stils 
darf  man  bei  ihm  nicht  suchen,  dafür  entschädigen  aber  urwüchsige  Kraft 
und  Schwung  sowie  Wärme  der  Empfindung.  Nur  selten  fällt  H.  in  den 
leeren  Wortprunk  der  gallischen  Beredsamkeit  (§  891)  zurück,  welche  er 
in  seiner  Jugend  studiert  hatte.  Einseitig  Hieron.  ep.  58,  10  (1,  326  Vall.) 
Hilarius  gallicano  cothurno  aüollÜur  et  cum  Graeciae  floribus  (der  christ- 
lich griechischen  Speculation)  adornetur  longis  interdum  periodis  involvitur 
tt  a  lectione  simpliciorum  fratrum  proeul  est  —  Im  allg.  über  Hilarius: 
RCbillibb,  hiat.  gen.  5,  1.  Hist.  lit.  de  la  France  1,  2,  139.  JDokneb, 
Lehre  von  der  Person  Christi  1,  2S,  900.  1037.  JHRkinkens,  Hilarius  von 
Poitiers,  Schafifhausen  1864  (vgl.  JWaobnmann,  Gott.  gel.  Anz.  1865,  1641). 
Eubrt,  Lit.  d.  Mittelalters  1',  134. 

4.  Hiebon.  vir.  ill.  95  Lucifer,  Caralitanus  (zu  Cagliari  auf  Sardinien) 
episopus,  cum  Pancratio  et  Hilario  rom.  ecclesiae  clericis  ad  Constantium 
imp.  a  Liberio  episcopo  pro  fide  legatus  missus  (J.  354),  cum  nollet  sub  no- 
mine Athanasii  Nicaenam  damnare  fidem  (auf  dem  Concil  zu  Mailand  J.  355), 
in  Palaestinam  relegatus  .  .  contra  Constantium  imp.  scripsit  librum  eique 
legendum  misit  ac  non  multo  post,  sub  Iuliano  principe,  reversus  (J.  363) 
Garalis  Valentiniano  regnante  obiit  (J.  371).  Vgl.  Hikbon.  chron.  ad  a.  2371. 
2378  =  364.  361  n.  Chr.  Lucifer  war  der  schroffste  Gegner  der  Arianer 
und  geriet  dadurch  auch  in  Streit  mit  den  übrigen  Vertretern  der  Ortho- 
doxie (schisma  Luciferianum;  vgl.  auch  oben  A.  1).  Schriften:  de  non 
conveniendo  cum  haereticis,  de  regibus  apostaticis,  pro  S.  Athanasio  11.  II, 
de  non  parcendo  in  deum  delinquentibus,  moriendum  esse  pro  filio  dei  —  von 
übertriebener  Heftigkeit,  namentlich  gegen  Kaiser  Constantius.  Die  Sprache 
Lucifer s  ist  lebhaft,  eindringlich,  voller  Asyndeta,  voller  Anakoluthien  und 
Anaphoren,  dabei  formell  nachlässig  und  das  nächste  beste  aus  dem  Ge- 
brauche des  Volkes  herübernehmend.  Daher  herrscht  in  Declination,  Con- 
jugation,  im  Gebrauch  der  Casus,  Zeiten  und  Modi  wildeste  Freiheit. 
WHartbl,  Lucifer  v.  Cagliari  und  sein  Latein,  ArchflatLexikogr.  3,  1  und 
an  s.  Ausg.  p.  351.  —  Einzige  Hs.  der  Vatic.-Regin.  133  s.  1X/X.  Danach 
zuerst  heransgeg.  von  ITilius,  Par.  1568.  In  der  Bibl.  patr.  max.  (Lugd. 
1677)  4,  181,  Gallandi  bibl.  patr.  6,  156.  D.  et  JColkti,  Ven.  1778,  dar- 
aus Miqnb  13,  692.  Jetzt  bes.  rec.  WHartbl  (=  Corp.  serr.  eccles.  lat. 
Bd.  14),  Wien  1886.  —  Im  allg.  G Krüger,  Lucifer  .  .  u.  das  Schisma  der 
Luciferianer,  Lpz.  1886. 

5.  Der  Diakon  Hilarius,  Lucifers  Begleiter  bei  der  Gesandtschaft  an 


1056  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

Constantios  (A.  4,  Z.  2),  schrieb  libelli  de  haereticis  rebaptizandis  (Hieron. 
c.  Lucif.  21.  26.  27)  und  wird  von  einigen  (namentlich  RSimon,  hißt,  des 
comment.  133)  für  den  Vf.  des  unter  den  Werken  des  Ambrosius  stehen- 
den Conimentars  zu  den  paulinischen  Briefen  (des  sog.  Ambrosiaster)  und 
der  in  der  Appendix  der  Opera  Augustini  stehenden  Quaestiones  in  V.  et 
N.  Test,  gehalten;  s.  aber  §  435,  4. 

6.  Hieron.  vir.  ill.  108  Phoebadius,  Agenni  GaUiarum  episcopus 
edidit  contra  Arianes  librum  (ums  J.  358;  ed.  ThBeza,  Genf  1670;  PPithobös, 
Par.  1686;  CBakth,  Frankf.  1623;  Gallandi  5,  260,  der  bibl.  patr.  max.  3, 
300,  Mignk  B.  20).  dicuntur  et  alia  eius  esse  opuscula,  quae  necdum  legi, 
vivit  usque  hodie  (J.  392)  decrepita  senectute.  Hist  lit.  de  la  France  1,  2,  266. 

7.  Von  Potamius,  Bischof  von  Lissabon,  ist  erhalten  eine  Epistola 
ad  Athanasium  de  consubstantialitate  filii  dei,  verfaßt  um  J.  356,  und  an- 
deres; Gallandi  5,  96.     Mione  8,  1411.    Gams,   span.   Eirchengesch.  2,  220. 

8.  Zeno,  seit  J.  362  Bischof  von  Verona,  f  880,  von  Hieron.  und 
Gennad.  de  vir.  ill.  nicht  erwähnt,  Verfasser  von  tractatus  (technischer 
Ausdruck  für  bischöfliche  Beden,  Fessleb,  Patrol.  1,  740).  Das  unter  seinem 
Namen  Überlieferte  unterliegt  erheblichem  Zweifel.  Die  Ballerini  halten 
16  längere  und  87  kürzere  Stücke  für  echt.  Jazdzewski,  Zeno  Veron.  epi- 
scopus, Regensb.  1862.  Auch  JDorneb,  Lehre  von  der  Person  Christi  l5,  764. 
—  Zenonis  sermones,  rec.  et  ill.  P.  et  HB  aller  ini,  Verona  1739.  rec.  com- 
mentario  ill.  JBGiuliabi,  Verona  1883.  Gallandi  6,  109.  Mione  11,  253. 
Zur  Sprache  Giuliani  in  d.  Ausg.  und  RSabbadini,  riv.  di  fil.  12,  139. 

9.  Eusebius  von  Vercelli,  tätiger  Vertreter  der  Orthodoxie  in  den 
arianischen  Streitigkeiten:  Hiebon.  de  vir.  ill.  96  natione  Sardus,  ex  lectore 
urbis  Bomae  Vercellensis  episcopus,  .  .  .  edidit  in  psalmos  commentarios 
Eusebii  Caesariensis ,  quos  de  graeco  in  latinum  verterat,  et  mortuus  est 
Valentiano  et  Valente  regnantibus  (J.  364—375).  Vgl.  Hiebon.  ep.  62,  2. 
Das  Werk  ist  verloren,  erhalten  sind  nur  einige  Briefe  (Gallandi  5,  78). 
Der  cod.  Vercellensis  des  N.  T.  s.  IV  (S.  943  Z.  9)  soll  von  Eusebius  ge- 
schrieben sein. 

10.  Arianische  Fragmente  eines  Commentars  zu  Lukas  und  dogma- 
tischer Tractate  aus  Bobbio'schen  Palimpsesten  s.  IV  jetzt  in  Mailand  und 
Rom  (AReipfer8cheid,  bibl.  patr.  1,  444.  2,  22.  86),  gab  AMai  heraus,  scrr. 
vett.  nova  coli.  3,  2,  208,  danach  bei  Mignk  13,  593.  Der  Lukascommentar 
ist  wahrscheinlich  von  dem  gotischen  Bischof  Ulfila  im  J.  370  verfaßt,  die 
dogmatischen  Tractate  von  einem  Schüler  desselben,  vielleicht  von  Auxen- 
tius,  Bischof  von  Durostorum  (Silistria).  Vgl.  WLKrafft,  de  fontibus 
Ulfilae  Ariani8mi  ex  fragm.  Bob.  erutis,  Bonn  1860.  Eine  kurze  vita  des 
Ulfila  von  Auxentius  gab  GWaitz  heraus  (Leben  und  Lehre  des  Ulf., 
Hannov.  1840). 

11.  Gennad.  vir.  ill.  4:  Vitellius  Afer  Donatianorum  schisma  defen- 
dens  scrip8Ü  de  eo  quod  odio  sint  mundo  servi  dei.  .  .  scripsit  et  adoersum 
gentes  etc.  .  .  et  ad  regulam  ecclesiasticam  pertinentia  multa  disseruit.  damit 
sub  Constante  filip  Constantini  principis. 

12.  Hieron.  vir.  ill.  121  Priscillianus  Abilae  (in  Spanien)  episcopus, 
qui  {actione  ITydatii  et  Ithacii  (der  Bischöfe  von  Emerita  und  Ossonoba) 


§  418  Phoebadiua  u.  a.'  §  419  Charisma.  1057 

Treveris  a  Maximo  tyranno  caesus  est  (J.  385),  edidit  multa  opuscula,  de 
quibus  ad  nos  aliqua  pervenerunt.  Sulpic.  Set.  chron.  2,  46,  3  ab  his 
(§  417,  4)  Priscillianus  est  instüutus  familia  nobilis,  praedives  opibus,  acer, 
inquies,  facundus,  multa  lectione  eruditus,  disserendi  ac  disputandi  promptis- 
simus.  47,  2  damnati  (J.  380,  wegen  gnostisch-manichäischer  Anwandlungen) 
.  .  .  Helpidius  et  Priscillianus  (auf  der  Synode  von  Caesaraugusta).  Von 
jenen  opuscula  entdeckte  1886  im  Wircebnrg.  Mp.  th.  q.  3  saec.  V/VI 
GSchkps8  elf  Abhandlangen  und  gab  sie  heraus  als  Priscilliani  quae  super  - 
sunt,  Wien  1888  (==  Corp.  eccl.  lat.  Bd.  XVIII).  Die  Hs.  nennt  nicht  den 
Namen  des  Ketzers  (und  deshalb  hat  sie  sich  erhalten),  aber  aus  dem  In- 
halt erhellt  er  sicher.  Es  sind  aber  jene  tractatus  teils  Predigten  oder 
predigtahnlich,  teils  Verteidigungen  hinsichtlich  der  dem  Vf.  vorgeworfenen 
Irrlehren,  so  namentlich  1  (Verteidigung  apud  beatissimos  sacerdotes). 
2  (ad  Damasum,  §  422).  3  (de  fide  et  apocryfis).  —  Außerdem  sind  von 
ihm  erhalten  rcanones  epistularum  apostoli  Pauli'  (enthaltend  den  nach  ein- 
zelnen Gesichtspunkten  zerlegten  Glaubensinhalt  derselben,  mit  den  be- 
weisenden Citaten),  überarbeitet  (sanae  doctrinae  redditi)  von  einem  Pere- 
grinus,  bei  Schbpss  Ausg.  p.  110.  —  Vgl.  »och  GSciiepss,  Priscillian  ein  neu 
aufgefundener  Schriftsteller  usw.,  Würzb.  1886;  die  Latinität  des  Priscillian, 
Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  3,  308.  HHaupt,  Korresp.  61.  d.  Westdeutsch.  Z.  f. 
Gesch.  u.  Kunst  8  (1889),  4.v 

419.  Etwa  gleichzeitig  und  von  einander  unabhängig,  aber 
aus  denselben  Quellen  und  daher  oft  mit  einander  wörtlich  über- 
einstimmend schrieben  die  beiden  Grammatiker  Flavius  Sosipater 
Charisius  und  Diomedes.  Beide  sind  von  Wichtigkeit  als  Über- 
mittler  eines  guten  Teils  der  älteren  grammatischen  Literatur. 
Von  den  fünf  Büchern  der  Grammatik  des  Charisius  sind 
übrigens  beträchtliche  Stücke  verloren  gegangen.  Von  den  drei 
Büchern  der  ars  grammatica  des  Diomedes  ist  das  dritte  von 
besonderem  Werte,  da  es,  wahrscheinlich  aus  Suetonius  de  poetis, 
viele  schätzbare  Nachrichten  aufbewahrt  hat. 

1.  Vorwort:  Fl.  Sosipater  Charisius  (so  wird  er  vollständig  genannt 
auch  von  Rufinus  GL.  6,  672,  18)  v.  p.  magister  [urbis  Romae  filio  karissimo 
*.  d.].  Amore  latini  sermonis  obligare  te  cupiens,  f.  Je.,  artetn  grammaticam 
(dies  war  also  wohl  der  Titel)  sollertia  doctissimorum  virorum  politam  et  a 
me  digestam  in  libris  V  dono  tibi  mm.  .  .  erit  tarn  tuae  diligentiae  frequenti 
recitatione  studia  mea  ex  variis  artibus  inrigata  memoriae  .  .  mandare,  ut 
quod  originalis  patriae  natura  denegavit  virtute  animi  adfeetasse  videaris. 
Daß  der  Verf.  aus  Campanien  gebürtig  sei  geht  p.  216,  23  (hodieque  nostri 
per  Catnpaniam  sie  loguuntur)  nicht  hervor  und  ist  nach  dem  obigen 
originalis  patriae  nicht  glaublich.  Dagegen  hat  große  Wahrscheinlich- 
keit die  Vermutung  von  HUsenkb,  EhM.  23,  492,  daß  bei  Hieron.  chron. 
2376  =  368  (s.  §  406,  6) :  Euanthius  .  .  Constantinopoli  diem  obii,  in  cuius 
locum  ex  Africa  Charistus  (so  Bongarsianus;  dagegen  Freh.  u.  a.  Chrestus) 
adducitur,  zu  lesen  sei:  Charisius.  Der  Grammatiker  Flavianus  ist  viel- 
Tsumii-ScHWABE,  Rom.  Lit.-Geach.    5.  Aufl.  67 


1058  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

leicht  (HKeil,  Herrn.  1,  833.  HHaobn,  anecd.  Helv.  p.  clxiii)  öine  Person 
mit  Ofaarisius,  da  alle  Stellen  worin  jener  angeführt  wird  sich  wörtlich 
oder  fast  wörtlich  bei  Char.  wiederfinden.  Davon  will  ARibbe  (Heidelb. 
Jahrb.  1871,  585)  auch  das  Praenomen  Flavius  (Flav.)  des  Char.  ableiten. 
Vgl.  auch  §  41,  5  Z.  14.    LMüller,  JJ.  93,  561. 

2.  Einzige  Handschrift  des  Charisius:  Neapolitanus  iv  a  8  (Bobi- 
ensis)  s.  VII/VIII  (§  355,  6  E.).  —  Ausgaben  von  JPiebius  Cyminius  (Neapel 
1532),  GFabbicius  (Bas.  1551;  stark  verfälscht)  usw.,  am  besten  von  HKeil 
(GL.  1,  1).  Der  Abschnitt  de  versu  Baturnio  (bei  Keil  p.  288  f.)  eigens 
herausgegeben  von  FWSchnkidewiij,  Gott.  1841 ;  HKeil,  Phil.  3,  90. 

3.  Das  Werk  des  Diomedes  hat  bei  Rufinus  GL.  6,  568,  12  und  in 
den  Subscriptionen  die  Überschrift  Ars  gramxnatica  und  ist  einem  Atha- 
nasius  gewidmet.  Das  Vorwort  besagt:  artem  merae  latinitatis  puraeque 
eloquentiae  magistram  .  .  summo  studio  .  .  trino  digestam  libello  .  .  censui 
esse  mittendam  etc.  .  .  prima  pars  universi  sermonis  membra  continet;  altera 
non  solum  observationes  quae  arti  grammaticae  accidere  sölent,  sed  etiam 
structuram  pedestris  orationis  .  .  demonstrat;  tertia  pedum  qualitatem,  poema- 
tum  gener a  metrorumque  tractatus  .  .  docet.  B.  1  entspricht  somit  B.  1-3 
des  Charisius,  ist  aber  einheitlicher  und  planmäßiger.  B.  3  dient  zum  Er- 
sätze für  das  verstümmelte  B.  4  des  Charisius/  —  Das  Zeitalter  des  D.  be- 
stimmt sich  durch  das  seines  Doppelgängers  und  Zeitgenossen  Charisins 
(A.  1).  Hat  er  nach  der  Mitte  von  s.  IV  geschrieben,  so  ist  er  von  Sacerdos 
(§  394)  weit  genug  entfernt  um  von  ihm  nichts  mehr  zu  wissen  (WChbist, 
Phil.  18,  130). 

4.  Beste  Handschriften:  zwei  Pariser  7494  und  7493  und  ein  Mona- 
censis  14467,  alle  s.  IX;  s.  Keil,  GL.  1,  xxix.  Dazu  Excerpte,  das  älteste 
Par.  7630  s.  VIII  (Kbil,  aO.  xxxiv).  Ausgaben  (s.  Keil,  GL.  1,  xliv):  Ven. 
1476  u.  a.;  besonders  von  HKeil,  GL.  1,  298.  Vgl.  WChbist,  Phil.  18,  127. 
—  CPaucker,  kleinere  Studien  I:  die  Latinität  des  Diom.,  Berl.  1883. 

5.  Das  Zeitalter  des  Gh.  und  Diomedes  (A.  iE.  3  E.)  wird  bestimmt 
einerseits  durch  die  von  ihnen  benützten  Quellen,  von  welchen  ComLnianus 
und  Marcius  Salutaris  (§  405,  1.  2)  die  jüngsten  zu  sein  scheinen,  ander- 
seits durch  die  Schriftsteller  von  welchen  sie  selbst  angeführt  werden, 
nämlich  Sebviüs  (?  Aen.  9,  329  und  dazu  MHaupt  bei  Thilo),  Rufinus 
(GL.  6,  555  und  sonst),  Pbiscian  (oft)  und  Cassiodob  (GL.  7,  213,  1).  Cha- 
risius und  Diomedes  sind  nur  als  Ausschreiber  älterer  verlorener  Werke 
beachtenswert,  die  zahlreichen  und  schlimmen  Flüchtigkeiten  und  Miß- 
verständnisse, welche  sie  im  Ausschreiben  begehen  (vgl.  zB.  Reiffbrbcukid, 
Sueton  872.  373.  875.  RWkstphal,  gr.  Metr.  I8,  131.  MHbhte,  RhM.  20,  320), 
lassen  von  ihrem  eigenen  Urteil  und  ihrer  Gelehrsamkeit  nur  gering 
denken.  In  dem  Werk  des  Charisius  (dem  umfänglicheren  von  beiden) 
stehen  die  Excerpte  aus  den  Quellen  schichtenweise  unvermittelt  und  un- 
geordnet neben  einander,  während  Diomedes  die  Auezüge  seiner  Quellen 
(welche  er  nur  selten  namhaft  macht)  mehr  in  einander  gearbeitet  und  im 
ganzen  alles  sachgemäßer  geordnet  hat.  Beide  stimmen  vielfach  bis  auf 
den  Wortlaut  zusammen,  ohne  daß  einer  den  andern  nennt:  wirklich  hat 
auch  keiner  von   ihnen   den   anderen  ausgeschrieben  (für  Benutzung   des 


§  419  CharisiuB  u.  Diomedes.    §  420  Avienus.  1059 

Charisius  durch  Diomedes  LJkep  aO.  51),  die  Übereinstimmungen  rühren 
vielmehr  von  Benützung  derselben  Quellen  her.  Solche  scheinen  besonders 
(mittelbar  oder  unmittelbar?)  Palaemo  (§  282,  3)  und  Cominianus  (§  405,  1) 
zu  sein.  Außerdem  hat  Charisius  ganz  vorzugsweise  den  Romanus  (§  379,  1) 
ausgebeutet,  Diomedes  aber  den  TerentiuB  Scaurus  benuzt  (§  352, 1),  welchen 
Charisius  nur  durch  Vermittlung  des  Romanus  kennt  (Kuhmrow  aO.  9.  37), 
ferner  auch  wohl  in  dem  durch  seine  literarischen  Mitteilungen  wichtigen 
£.  3  den  Suetonius  (OJahn,  RhM.  9,  629.  AReiffebbcheid  ,  Sueton  p.  370; 
dagegen  Stkub  de  Prob.  p.  190)  u.  a.  Ob  auch  griechische  Techniker 
(WChrist  aO.  18,  129;  s.  auch  OHense,  de  Iuba  103.  121)?  Auch  die  große 
Übereinstimmung  mit  Dositheus  (§  431,  7),  Donatus  und  Marius  Victorinus 
(§  408,  3)  ruht  auf  Benützung  der  nämlichen  Quellen.  —  Das  Werk  des 
Diomedes  ist  vollständig  auf  uns  gekommen,  von  dem  des  Charisius  ist  der 
Anfang  von  B.  1,  der  letzte  Teil  von  B.  4  und  das  Meiste  von  B.  5  ver- 
loren gegangen  (Inhaltsübersicht  des  Ganzen  nach  dem  Vorwort).  —  Im 
allg.  vgl.  POsann,  Beitr.  2,  319.  LSpenqel,  Münch.  Gel.  Anz.  1840,  502. 
BKeil,  GL.  1,  xlv.  ASchottmüller,  de  Plinii  libr.  gramm.  (1858)  7.  WChrist, 
Phil.  18,  127.  FClausen,  üb.  einen  Abschnitt  (den  vom  Verbum)  aus  Cha- 
risius, Berl.  1878.  CvMorawski,  Herrn.  11,  339.  HKummrow,  symb.  crit.  in 
grammaticos  lat.  (Greifsw.  1880),  9.  HNkumann,  de  Plinii  dubii  sermonis  libr i 8 
Charisii  et  Prisciani  fontibus  (Kiel  1881),  5.  FBolte,  de  artium  scrr.  lat., 
Bonn  1886;  die  Quellen  v.  Char.  1,  15.  17,  JJ.  137,  401.  G Schultz,  das 
Kapitel  de  versuum  generibus  bei  Diom.  p.  506,  Herrn.  22,  260.  FLeo,  Herrn. 
24,  281.    PEMeyeii  (§  362,  1).    LJeep,  RhM.  44,  41.    JWBeck,  Phil.  48,  255. 

6.  Neben  Charisius  (und  Diomedes)  stehen  auf  gleicher  Linie  die  wich- 
tigen excerpta  Bobiensia  s.Yil/VIII  (anonymus  Bobiensis),  jetzt  in  Wien, 
veröffentlicht  zuerst  von  Eichenfeld  u.  Endliches,  an  all.  gramm.  (Wien 
1837)  p.  75,  zuletzt  von  Keil,  GL.  1,  533,  vgl.  ebd.  p.  xvn.  Dieselben  sind 
nicht,  wie  man  früher  glaubte,  dem  Charisius  selbst  entnommen,  sondern 
beruhen  mit  ihm  auf  denselben  Quellen.  WChrist,  Phil.  18,  136.  Keil, 
GL.  7,  369.  FBolte,  de  artium  scrr.  lat.,  Bonn  1886.  LJeep,  RhM.  44,  41. 
HNkttleship,  journ.  of.  phil.  16,  27  und  das  A.  5  Angeführte.  Vgl.  noch 
§  405,  1.  431,  7.  —  Ferner  excerpta  Parisina  GL.  1,  xvnr.  Über  die  ans 
einem  cod.  Bernensis,  Leideneis  und  Sanctamandinus  s.  ebd.  p.  xix. 

7.  Über  die  Ars  vaticana  des  sog.  Probus,  vielleicht  aus  dieser  Zeit, 
s.  §  300,  7  b.  —  Carminius  schrieb  de  elocutionibus  (Sebv.  Aen.  5 ,  233) 
und  scheint  auch  den  Virgil  erklärt  zu  haben  (vgl.  Serv.  Aen.  6,  638.  862. 
8,  406).  Carmini  curiosissimi  et  docti  verba,  gut  in  libro  de  Italia  secundo 
ait,  Macrob.  S.  5,  19,  13.  —  Statins  Tullianus  de  vocabülis  rerum  libro  I 
ait  etc.     Macrob.  3,  8,  6  vgl.  Serv.  Aen.  11,  543. 

420.  Einen  Dichter  von  entschiedener  Begabung  für  die 
Form  hat  diese  Zeit  an  Rufius  Festus  Avienus,  einem  vor- 
nehmen Römer.  Im  Stoffe  freilich  ist  er  unselbständig:  er  be- 
gnügt sich  fremde  Vorbilder  mit  geringerer  oder  größerer  Frei- 
heit zu  übersetzen  und  zu  bearbeiten.  So  gab  er  im  epischen 
Maße  eine  Übersetzung  der  Occt,v6[ieva  des   Aratos,  sowie  eine 

67* 


1060  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

Erdbeschreibung  nach  der  Periegesis  des  Dionysios ;  ferner  die  für 
uns  wichtigste  seiner  Arbeiten,  im  iambischen  Trimeter  eine 
Schilderung  der  Küste  des  Mittelmeeres,  des  schwarzen  und  des 
kaspischen  (ora  maritina),  in  mehreren  Büchern,  von  welchen 
aber  nur  der  größere  Teil  des  ersten  erhalten  ist.  Gleichfalls 
in  iambische  Verse  brachte  er  gar  auszugsweise  des  Livius 
Geschichte  und  Virgils  Aeneis.  Die  beiden  letzteren  Sachen 
sind  verloren.  Dazu  zwei  kleinere  Gedichte,  Epigramme  in  Hexa- 
metern. Überall  verrät  Avienus  löblichen  Eifer  uqd  eine  reine 
Form,  nach  den- besten  Mustern  gebildet,  insbesondere  nach 
Virgil;  aber  auch  rhetorische  Wortseligkeit  welche  das  Haupt- 
gewicht auf  den  Aufputz  des  Sachlichen  legi 

1.  Inschrift  aus  Rom  CIL.  6,  5S7  (zB.  auch  in  Meters  Anth.  lat.  278) 
R.  Festus  v.  c.  de  se  ad  deam  Nortiam:  Festus,  Musoni  subÖles  prolesque 
(vgl.  Av.  phaen.  370)  Avieni,  unde  tui  latices  traxerunt,  Caesia,  nomen,  Nortia, 
te  veneror,  lare  cretus  Vülsiniensi,  Eomam  habitans,  gemino  proconsulis  auctus 
honore,  carmina  mulia  serens,  vitam  insons,  integer  aevum,  coniugio  laetus 
Placidae  numeroque  frequenti  natorum  exultans  etc.  Der  Dichter  war  somit 
ein  Nachkomme  des  Musonius  Rufus  (§  299,  3),  wie  dieser  aus  Voleinii  in 
Etrurien  gebürtig  und  daher  anhanglich  an  die  dort  verehrte  Nortia, 
sowie  an  die  aqua  Caesia  (sonst  unbekannt),  Vater  einer  zahlreichen 
Familie,  zu  welcher  der  Placidus  gehörte  welcher  obige  Inschrift  mit  den 
zwei  Distichen  vermehrte:  sancto  patri  filiiis  Placidus.  Ibis  in  optatas 
sedes,  nam  Iuppiter  aethram  (vgl.  Avien.  phaen.  2)  pandit,  Feste,  tibi,  can- 
didus  ut  venias.  iamque  venis,  tendit  dextras  chorus  inde  deorum  et  toto 
tibi  iatn  plauditur  ecce  polo.  Im  Cod.  Iust.  3,  16,  1  (J.  366)  und  Cod.  Theod. 
9,  19,  3  (J.  367)  wird  ein  Festus  als  Proconsul  Africae  genannt:  aber  dies 
ist  C.  Iulius  Festus  Hymetius  (Clt.  6,  1736.  8,  5336,  *  10609).  Eher  ist  mit 
dem  Dichter  eine  Person,  äer  im  CIA.  3,  635  (=»  GIG.  372)  genannte  Procos. 
Achaiae  KPov<piog  QrjOfog.  Rossi,  Ann.  d.  InBt.  21,  345.  PMonckaux  ,  rev. 
archäol.  1887  1,  191.  Ein  Festus,  consularis  Syriae  4m  Codi  Iust.  12,  68,  3 
(J.  366).  Auf  längeren  Aufenthalt  deB  Dichters  in  Afrika,  deutet  orb.  terr. 
329—363.  or.  mar.  273  f.,  in  Griechenland  orb.  terr.,  603  f.  Über  die 
Möglichkeit  daß  jener  Proconsul  von  Achaia  nicht  der  Dichter  Rnfius 
Festus,  sondern  der  Verfasser  des  Geschichtsabrisses  (§  416)  sei,  und  den 
Versuch  diese  beiden  für  eine  Person  oder  als  Vater  und  Sohn  anzusehen 
s.  §  416,  1. 

2.  Hieron.  comm.  zum  Titusbrief  (um  J.  387)  c.  1,  12  (7,  1,  706  Vall.) 
Arati,  quem  Cicero  in  latinum  sermonem  transtülü  et  Germanicus  Caesar 
(§  276,  6)  et  nuper  Avienus  et  multi  quos  enumerare  perlongum  est.  Da- 
gegen noch  Lactantius  kennt  die  Aratea  nur  in  der  Bearbeitung  des  Cicero 
(inst.  6,  6.  p.  238  Fr.)  und  des  Caesar  (1,  11.  p.  30)  Germanicus  (1,  21. 
p.  54  f.  6,  5).  —  Titel  im  Gudianus  132  s.  X  (der  Text  selbst  fehlt  im  Gud., 
Herrn.  11,  261):  Ruft  Festi  Avieni  v.  c.  Arati  Phaenomena,  im  Vindob. 
(A.  7)  Ruß  Festi  Arati  ineipit  über  I  de  positione  siderum,  fast   ebenso 


§  420  Avienus.  1061 

Ambros.  (A.  7):  letztere  Hs.  hat  am  Schluß:  Ruß  Festi  Aratus  explicit. 
Danach  giebt  Breysig  v.  s.  Ausg.  dem  Gedichte  den  Namen  Aratua.  — 
Auf  die  üatvouevcc  kommen  1326,  auf  die  Prognostica  oder  dioarjusLu  658 
Hexameter.  At.  sucht  seine  Vorgänger  zu  überbieten  durch  treue  Wieder- 
gabe des  griechischen  Vorbilds,  dichterischen  Schwung  und  Einflechtung 
von  allerlei  Mitteilungen  auB  den  Werken  von  Philosophen  und  Astronomen 
(zB.  Eratosthenes,  s.  CBobebt  zu  dessen  Catasterism.,  Berl.  1878,  26),  auch 
aus  mystischen  Quellen.  Am  nächsten  schließt  sich  Av.  an  Germanicus 
an.  Ausgaben  in  den  meisten  Sammlungen  der  Aratea,  zB.  von  JThBuhle 
(Lps.  1793—1801  II)  und  FChMatthiae,  Frankf.  1817.  Einzeln:  ed.  ABHBrsia, 
Lps.  1882  (Ayieni  prognostica  ed.  ABrrysig,  Erfurt  1882).  JCSchaubach 
(§  276,  7),  novae  edit.  Av.  spec.  (Mein.  1817  ff.);  in  Jahns  Arch.  12,  197.  — 
Kritisches:  MHaupt,  op.  8,  476.  683.  673.  ABbeysio,  Herrn.  11,  247.  12,  162, 
13,  367.  16,  180.  16,  122;  phil.  Abhh.  f.  MHerfcz,  Berl.  1888,  44.  —  Vgl. 
GSieg,  de  Cicerone,  Germanico,  Avieno  Arati  interpretibus,  Halle  1886. 

3.  Orbis  terrae  (descriptio  orbis  terrae)  in  1393  Hexametern  nach 
der  itSQi7}yrici£  des  Dionysios  (aus  Alexandrien,  unter  Hadrian,  vgl.  GLeuk, 
Phil.  42,  176.  S.  auch  §  481,  7),  welcher  aber  nicht  genannt  wird  (dagegen 
wird  ora  marit.  331  Dionysius  angeführt).  Avien  erwähnt  selbst  dies  Gedicht 
ora  marit.  71  reliqua  porro  scripta  sunt  nobis  in  illo  plenius  volumine  quod 
de  orbis  oris  partibusque  fecimus.  Das  Original  wird  verändert,  gekürzt, 
und  namentlich  durch  gelehrte  Arabesken  erweitert,  auch  die  Darstellung 
durch  lebhaftere  dichterische  Färbung  gesteigert.  EKostkn,  de  Avieno  Dionysii 
interprete,  Tüb.  1888.  —  Ausgaben:  Cum  notis  NHeinsii  all.  cur.  HFbiksemann. 
Amst.  1786.  In  Webssdobfs  PLM.  6,  719,  bei  FChMatthiae  (b.  A.  2  gE.) 
p.  177.  In  Dionysius  Perieg.  ed.  GBernhabdf  (Lps.  1828)  1,  427;  in  CMüllebs 
geographi  graeci  min.  (Par.  1861)  2,  176.  Erklärendes:  (IWassii)  anituadvv. 
in  Av.  descr.,  in  MiBcellan.  observ.  1,  2,  273  (Oudendobp).  1,  3,  373.  5,  1, 
64.  6,  2,  166.     Symbolae  litterar.  2,  3  (Brem.  1746),  669. 

4.  Orae  maritimae  Über  primus  (ed.  princ.)  Das  Ganze  erstreckte 
sich  (v.  61  ff.)  auf  die  gesamte  westliche  und  südliche  Küste  Europas.  Er- 
halten ist  aber  nur  ein  Bruchstück  von  mehr  als  700  Senaren,  über  die  Küste 
vom  atlantischen  Ocean  bis  nach  Massilia,  und  zwar  in  lückenhafter  und 
verderbter  Gestalt.  Es  enthält  die  für  uns  erreichbare  älteste  Überlieferung 
über  den  Westen  Europas.  Widmung  an  einen  Probus,  der  liberum  loco  .  . 
amore  sanguinisque  vinculo  ist  (14  f.)  und  wißbegierig  (16  ff.) :  ob  Anicius 
Probus  Cos.  406?  Über  seine  Quellen  giebt  v.  37  ff.  prahlerische  Auskunft 
(s.  u.):  ad  eius  (des  Sallust)  inclitam  descriptionem  .  .  multa  rerum  iunximus 
ex  plurimorum  sumpta  commentariis ,  nämlich  aus  Hekataios,  Hellanikos, 
Phileas,  Skylax,  Pausimachos,  Damastes  (vgl.  v.  372),  Bakoris,  Euktemon 
(vgl.  v.  350),  Kleon,  Herodot  und  Thukydides.  Dazu  Dionysios  (v.  331,  vgl. 
A.  3),  Iuba  (v.  280),  Himilco  (v.  117.  383.  412)  u.  a.  Vielmehr  benutzte 
Avienus  nur  eine  Hauptquelle.  Dafür  hält  Müllenhofp  einen  punischen,  von 
einem  Maßsalioten  aus  der  Zeit  des  Hekataios  bearbeiteten  und  später  ver- 
fälschten Periplus:  einen  ursprünglich  griechischen  Periplus  aus  dem  Anfang 
des  6.  Jahrb.  habe  später  ein  außerhalb  Massilias  wohnender  Grieche  mit 
Zutaten  versehen,  meint  AvGütschmid.  Die  Nachrichten  über  den  Westen 
führt  auf  den  Eratoathenes  und  weiterhin  Pytheas  zurück  WChrist  aO.  154. 


1062  Di©  Kaiserzeit.    VierteB  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

Dagegen  hält  Unoer  aO.  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  jene  Haaptquelle 
für  eine  einheitliche,  nicht  durch  spätere  Bearbeitung  veränderte,  setzt 
deren  Abfassung  in  den  Anfang  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  und  glaubt  jene  11 
Gewährsmänner  (oben  Z.  10)  schon  in  ihr  genannt.  —  Die  Darstellung  ist 
fließend.  Neben  Altertümlichem,  wie  ducier,  duello,  Worte  wie  intimare,  inti- 
matio.  Griechische  Eigennamen  werden  öfters  prosodisch  willkürlich  behan- 
delt. Gedruckt  zB.  auch  in  Wbbksdorfs  FLM.  5,  1165.  —  FAUkert,  des  A. 
Ora  maritima,  in  dessen  Geogr.  d.  Griechen  u.  Römer  2,  l  (Weimar  1821),  473. 
WChbist,  Avien  usw.  1865,  Abhh.  d.  Münch.  Ak.  11,  1,  113.  FdkSaülcv, 
sur  TOra  mar.  de  R.  F.  Av.,  Rev.  archeol.  15  (1867),  54.  81.  KMullknhokf, 
deutsche  Altertumskunde  1  (Berlin  1870),  73—210,  nebst  AvGutscqmid  im 
Lit.  Central!)].  1871,  523,  WChrist,  JJ.  103,  710  und  CMöllrb,  phil.  Anz. 
3,  456 ;  Phil.  32,  106.  GFümokb,  d.  Periplus  des  Avienu?,  Phil.  Suppl.  4,  191. 
ASonny,  de  Maseil.  rebus,  Dorp.  1887,  21. 

5.  Rufus  Festus  Avienus  v.  c.  Flaviano  Myrmecio  v.  c.  Überschrift 
(in  der  ed.  pvinc,  s.  A.  7)  eines  scherzhaften  Gedichts  von  31  Hexametern, 
enthaltend  eine  Bitte  um  Zusendung  von  Granatäpfeln,  abgedruckt  bei 
Wernsdorf,  PLM.  5,  1296  u.  a.,  auch  AL.  876.  Der  Adressat  ist  vielleicht 
der  Flavianus  welcher  J.  358—361  procos.  Africae  war  (Cod.  Theod.  8,  5, 
10.  11,  36,  14)  oder  derjenige  weicher  J.  377  vicarius  Africae  (ebd.  16,  6,  2), 
382  f.  praef.  praet.  Illyrici  et  Italiae  (ebd.  7,  18,  8.  9,  29.  2.  9,  40,  13).  — 
Dagegen  AL.  26  PLM.  4,  116  wird  nur  von  einem  Teile  der  Hss.  dem 
Avien  zugeschrieben  (Avienus  vc  ad  amicos  de  agrö)\  und  auf  AL.  637 
PLM.  4,  154  (de  Sirenü)  hat  er  gar  kein  Anrecht. 

6.  Srrv.  Aen.  10,  272  stoiei  dieunt  hos  Stellas  (cometas)  esse  ultra 
XXXII,  quarum  nomina  et  effectus  Avienus,  qui  iambis  scripsü  Vergilii 
fabulas,  memorat.  .  .  sanc  Avienus  cometarum  hos  differentias  dicit  etc.  zu 
georg.  1,  488  diri  cometae]  crinitae,  pessimae,  quia  sunt  et  bonae  .  .  quam 
rem  plenissime  Avienus  exsequitur.  zu  Aen.  10,  388  hacc  fabüla  in  latinis 
nusquam  invenüur  auetoribus.  Avienus  tarnen,  qui  totum  Livium  iambis 
scripsü,  hanc  commemorat  dicens  graecam  esse.  Letzteres  also  eine  Arbeit  in 
der  Art  des  Alfius  Avitus  (§  353,  6). 

7.  Handschriften  des  Avien  sind  selten.  Die  Aratea  sind  über- 
liefert in  Yindob.  117  s.  X  und  Ambros.  d  52  inf.  s.  XV,  der  orbis  terrae 
in  demselben  Ambros.  und  durch  die  im  Leid.  Burm.  21  erhaltene  Ver- 
gleichung  eines  verlorenen  cod.  Ortelianus.  Für  die  ora  maritima  ist  keine 
Hs.  erhalten,  hier  ist  die  ed.  princ.  und  die  Vergleichung  des  Ortelianus 
einzige  Textquelle  und  das  A.  6  Z.  1  erwähnte  Gedicht  ist  nur  durch  die  ed. 
princ.  überliefert,  welche  auch  für  Aratea  und  orbis  terrae  die  Stelle  einer 
Hs.  vertritt.  A Holder  vor  s.  Ausg.  —  Gesamtausgaben:  ed.  prineeps 
(von  GValla,  Ven.  1488),  von  PMelian  (Madrid  1634;  vgl.  ABrrysio,  Herrn. 
16,  135).  Avieni  quae  exstant  omnia  cum  nott.  varr.  ed.  JAGilbs,  Oxf. 
1836.  rec.  A  Hold  er,  Innsbr.  1886  (darin  auch  ind.  verbb.)  —  Über  Avienus 
vgl.  Wbbmsdorp,  PLM.  5,  621.     AHoldbb,  PRE.  I8,  2149. 

421.  Fast  über  das  ganze  vierte  Jahrh.  (am  310  bis  um 
395)  reicht   das  Leben  des  Rhetors   D.  Magnus  Ausonius   aus 


§  420  Avienus.    §  421  Ausonius.  1063 

Burdigala.  Zum  Lehrer  des  Prinzen  Gratianus  berufen,  wurde 
er  nach  der  Thronbesteigung  seines  Zöglings  mit  Staatsämtern, 
zuletzt  (J.  379)  auch  mit  dem  Consulat  geehrt,  und  wußte 
durch  seine  schriftstellerische  Gewandtheit,  seine  einflußreichen 
Freundschaften  und  Familienverbindungen  eine  hochangesehene 
Stellung  zu  behaupten.  Nach  Gratians  Tode  zog  er  sich  von 
den  Geschäften  zurück  und  lebte  in  seiner  Heimat  in  eifriger 
literarischer  Tätigkeit.  Fast  alle  auf  uns  gekommene  Schriften 
stammen  aus  vorgerückten  Lebensjahren  des  Verfassers.  Als 
größere  Probe  seines  prosaischen  Stils  haben  wir  einzig  die 
Dankrede  an  Gratian  für  die  Erteilung  des  Consulats;  desto  mehr 
aber  von  dem  was  er  in  gebundener  Form  geschrieben  hat. 
Poetischen  Wert  haben  diese  Arbeiten  freilich  wenig,  wohl  aber 
stofflichen  und  formellen.  Seine  vielseitigen  Kenntnisse,  sein 
treues  Gedächtnis  und  seine  große  Formgewandtheit  lassen  den 
Ausonius  nicht  leicht  bei  einer  Aufgabe  im  Stich  welche  er  sich 
stellt,  auch  wenn  der  Gegenstand  an  sich  ein  trockener  oder  die 
Nachbildung  einer  metrischen  Künstelei  Selbstzweck  ist.  Von  den 
Persönlichkeiten  und  Verhältnissen  seiner  Zeit  und  Heimat  bieten 
seine  Gedichte  ein  reiches  Bild,  namentlich  von  den  Verwandten 
und  von  den  Fachgenossen  des  Rhetors  (professores  Burdiga- 
lenses).  Seine  glücklichste  Leistung  ist  die  Mosella,  die  Schil- 
derung einer  Rhein-  und  Moselreise  aus  der  Gegend  ven  Bingen 
bis  Trier  im  epischen  Stile. 

1.  D.  Magnus  Ausonius  heißt  der  Dichter  wiederholt  in  den  Über- 
oder Unterschriften  der  Hss.  Der  Name  Ausonius  scheint  gallischer  Her- 
kunft zu  sein.  Über  den  Beinamen  Aeonius  (von  seiner  Mutter  Aemilia 
Aeonia)  s.  Brandes  und  Sbeck  aaOO.  Ausonius  lectori  sal.  p.  2  Schenkl 
p.  1  Peiper:  Ausonius  genitor  nöbis;  ego  nomine  eodcm  qui  sim,  qua  secta, 
stirpe,  lare  et  patria,  adscripsi.  .  .  Vasatee  patria  est  patri;  gerne  Eaedua 
tnatri  de  patre,  TarbeUis  sed  genetrix  ab  Aquis.  (7)  ipse  ego  Burdigalae 
genüus  (um  J.  810)  .  .  genitor  studuit  medicinae  (vgl.  epiced.  in  patrem  1.  11 
p.  33  Seh.  21  P.t  unten  §  446,  1)  .  .  (15)  nos  ad  grammaticen  Studium  con- 
vertimus  et  mox  rhetorices  etiam  quod  satis  attigimus.  nee  fora  non  celebrata 
mihi,  sed  eura  docendi  cultior,  et  nomen  grammatici  merui  (J.  884  in  Bor- 
deaux). .  .  (28)  exaetisque  dehinc  per  trina  decennia  fatis  deserui  (so  Brandes  : 
adserui  Voss.)  doctor  municipalem  operam  aurea  et  Augusti  (Valentinians  I) 
palatia  (zu  Trier)  iussus  adire  augustam  subolem  (den  Gratianus)  gramma- 
ticus  docui  (um  J.  364),  mox  etiam  rlietor.  .  .  (35)  cuius  (des  Gratianus)  ego 
comes  (J.  370)  et  quaestor  (sacri  palatii,  J.  375—378)  et,  eulmen  honorum, 
praefectus  Gallis  et  Libyae  et  Lotio  (praef.  Galliarum  J.  878,  sein  Sohn 
Hesperius  seit  J.  377  praef.  praet.  Italiae,  lllyrici,  Africae,  dann  verwalteten 
Vater  und  Sohn  die  genannten  Ämter  als  Collegen  zusammen  als  praefecti 


1064  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

Occidentis.  Skbck  aO.  p.  lxxx),  et  prior  indeptus  fasces  latiamgue  curulein 
consul  (J.  379)  collega  (Q.  Clodius  Herrn  ogenianus  Olybrius)  posteriore  fui. 
Von  diesem  seinem  Consulat  spricht  der  eitle  Schulmann  unzählige  Male, 
am  ausführlichsten  in  der  gratiarum  actio.  Vgl.  OClabon,  Heidelb.  Jahrbb. 
1872,  461.  Als  Ausonius  im  Feldzage  gegen  die  Alamannen  (J.  368.  369) 
seinen  kaiserlichen  Zögling  begleitete,  hatte  der  Witwer  als  Beuteanteil 
eine  junge  Schwäbin,  Bissula,  erhalten;  vgl.  darüber  (versus  habes  lusimus 
quos  in  Suebae  gratiam  virgunculae)  sechs  Gedichtchen  in  verschiedenen 
Maßen  mit  vielen  Entschuldigungen  wegen  des  verfänglichen  Gegenstands 
(incipit  Bissula,  p.  125  Seh.  114  P.).  ABacmeister,  alemann.  Wanderungen 
1  (Stuttg.  1867),  76.  Über  sein  Verhältnis  zu  Symmachus  s.  dessen  Ep.  1, 
13—43,  bes.  32  (Au 8.  an  Symm.):  expertus  es  fidtm  meae  meniis  atque 
dictorum  cum  in  comitatu  degimus  ambo  aevo  dispari,  ubi  tu  veteris  müitiae 
praemia  tiro  meruisti,  ego  tirocinium  iam  veter anus  exereui.  Nach  Gratians 
Tod  (J.  383)  zog  sich  Aus.  in  seine  Heimat  zurück,  wo  er  in  höchst  behag- 
lichen Verhältnissen  lebte.  RDkzeimkris,  note  sur  l'emplacement  de  la 
villula  d'Ausone,  Bordeaux  1869.  Sein  Todesjahr  ist  unbekannt,  fällt  aber 
ohne  Zweifel  in  das  letzte  Decennium  des  Jahrhunderts.  EBöcking  vor  s. 
Ausgg.  der  Mosella,  zuletzt  in  den  Jahrbb.  der  rhein.  Alt.  Fr.  7  (Bonn 
1845),  60.  Tkuppel,  PRE.  1*,  2186.  WBuakdes,  Auscn.  quaestt  spec.  1 
(Braunschw.  1876),  1—32.  Schbnkl  vor  s.  Ausg.  p.  1,  Pkipkb  p.  lxxxx. 
OSkeck  vor  8.  Ausg.  des  Synimach.  p.  lxxv. 

2.  Wegen  der  Beschaffenheit  der  Überlieferung  (A.  6)  können  die 
Ausgaben  nicht  einfach  die  Gedichte  (der  Gesamttitel  im  Voss,  lautet  Ausonii 
opuscula;  vgl.  S.  1067  Z.  3  v.  u. ,  S.  1070  Z.  13)  nach  der  Folge  in  den 
Hss.  geben.  Auch  die  neuesten  Ausgaben  von  Schkmkl  und  Peipee  weichen 
von  dieser  und  unter  sich  ab  und  ebenso  von  den  älteren  Ausgaben.  In 
diesen  (zB.  Souchay  und  Bipomtina)  war  die  Anordnung  folgende  (über  alles 
Einzelne  vgl.  die  Vorreden  von  Pkipkb  und  Schbnkl  und  was  sie  anführen): 

a.  Epigrammatade  diversis  rebus  (so  Titel  im  Voss.  111,  der  Be- 
stand in  beiden  Hbf. -Klassen  stark  abweichend)  gegen  120  Stücke.  Über 
ein  Vorwort  dazu  s.  unten  p.  über  verschiedene  Sammlungen  derselben 
Vermutungen  bei  WBrandes  JJ.  123,  73.  Die  Epigramme  sind  von  ver- 
schiedenem Umfang  und  meist  im  elegischen  Maß,  aber  auch  im  epischen, 
iam  bischen  u.  a.  Auch  griechische  sind  darunter  (nr.  31.  32.  90  Seh.  «= 
49.  60.  21  P.),  sowie  griechisch-lateinische  (29.  33.  37  Seh.  =*  47.  51.  57  P., 
vgl.  unten  m).  Der  Inhalt  ist  sehr  mannigfaltig,  namentlich  finden  sich 
viele  freie  Übersetzungen  aus  der  griechischen  Anthologie,  zB.  epigr.  1 1  Seh. 
83  P.  =  Anth.  Pal.  16,  275;  13  Seh.  36  P.  =  AP.  9,  18;  20  Seh.  42  P.  *= 
AP.  16,  263;  21  Seh.  14  P.  —  AP.  9,  44;  22  Seh.  43  P.  «  AP.  7,  229  usw. 
Auch  die  persönlichen  Angriffe  auf  einen  (pseudonymen)  Rhetor  Rufus 
(nr.  41—48  Seh.  =  9.  12.  13.  8.  60.  61.  10.  11  P.)  beruhen  fast  alle  auf 
griechischen  Vorbildern.  Sonst  Anekdoten ,  Beschreibungen  von  Kunst- 
werken (zB.  Myrons  Kuh),  Ergebenheitsbezeugungen  usw.  Darunter  viel  Un- 
bedeutendes. Die  Sachen  sind  aus  sehr  verschiedener  Zeit,  zB.  aus  den 
40er,  wie  aus  den  80er  Jahren  des  Jahrhunderts.  Zu  den  ältesten  gehören 
die  Epigramme  auf  des  Dichters  früh  verstorbene  Frau  Attusia  Lucana 
Sabina  (nr.  17.  18.  25—27  Seh.  =  39.  40.  63—66  P.).   Auf  die  Donauquelle 


§  421  Ausonius.  1065 

p.  196  Seh.  321.  322  P.  aus  J.  368  f.  —  Unter  die  echten  Epigramme  sind 
seit  den  Ausgaben  des  HAvantius,  Ven.  1496,  und  des  ThUgoletus,  Parma 
1499,  einige  dreißig  (in  den  Ausgaben  von  Schenkl  p.  252,  von  Pkipkb 
p.  419;  bei  Bährens  PLM.  5,  97)  gemischt,  welche,  in  keiner  Hs.  nachge- 
wiesen und  nach  Inhalt  und  Form  verdächtig,  wahrscheinlich  einen  Ita- 
liener des  15.  Jahrhunderts  zum  Verfasser  haben.  RPeipbr,  JJ.  SuppL 
11,  226.  —  S.  auch  unter  e. 

b.  Ephemeris,  Schilderung  der  Tagesgeschäfte  von  Morgen  bis  Abend, 
in  mancherlei  Versmaßen,  vor  J.  367  verfaßt.  Es  ist  nur  Anfang  und  Ende 
erhalten. 

c.  Parentalia,  30  Gedichte,  von  verschiedenem  Umfang  und  meist 
im  elegischen  Maße,  auf  verstorbene  Verwandte,  teilweise  warm  gefühlt, 
verfaßt  nach  seinem  Consulat  (4  [6],  32)  und  als  er  schon  36  Jahre  Witwer 
war  (9  [11],  8). 

d.  Commemoratio  professorum  Burdigalensium,  soweit  Auso- 
nius  sie  noch  persönlich  kannte  und  in  irgend  welchem  Verhältnis  zu  ihnen 
stand  (8  [9],  7  f.  12  [13],  7),  eine  Art  Fortsetzung  und  Seitenstück  zu  den 
Parentalia  (vgl.  11  [12],  7.  16  [17],. 1.  25  [26],  9  und  praef.  [1]),  gleich- 
falls lauter  Gestorbene  behandelnd,  auch  Unbedeutende  (8  [9],  7  f.  10  [11], 
5  ff.  48  ff.  12  [13]),  bis  19  [20]  nur  aus  Burdigala  Gebürtige,  von  20  [21] 
an  auch  dort  nur  für  Ansäßige;  allmählich  (nach  J.  385  entstanden  (s.  14 
[15],  1  ff.)  und  in  wechselnden  Maßen  (eleg.,  iamb.,  troch.  Tetr.,  Anapäste, 
sapph.).  —  Über  die  älteren  profess.  Burdigalenses  s.  §  401,  7.  Von  Alters- 
genossen und  jüngeren  nennt  Ausonius  den  Luciolus  (4),  Leontius  und  dessen 
Bruder  Iucundus  (8.  10),  Sedatus  (20),  Crispus  und  Urbicus  (22),  Victorias 
Altertumsforscher  (23),  Dynamius  (24),  Censorius  Atticus  Agri(oe)cius  (15; 
vgl.  §  457,  11),  Acilius  Glabrio  (25)  und  seinen  (des  Ausonius)  Schwester- 
sohn Pomponius  Maximus  Herculanus  (12). 

e.  Ad  rem  pertinere  existimavi  ut  .  .  libello  (den  professores)  .  .  Epi- 
taphia  subnecterem ,  scilicet  titulos  sepulcrdles  heroum  (26  Stücke)  qui  hello 
troico  interfuerunt  (p.  72  Seh.  P.);  apud  philologum  quendam  gefunden  und 
von  Aus.  ins  Lateinische  übersetzt.  Das  Original,  mit  dem  Ausonius  auch 
hier' sehr  frei  verfuhr,  war  dem  uns  erhaltenen  ps. -aristotelischen  Peplos 
ähnlich.     Peipeb  aO.  235.  —  Dazu  ein  kleiner  Anhang: 

f.  Grabschriften  zB.  auf  Niobe,  den  Cyniker  Diogenes  (=  Anth.  Pal. 
7,  64),  de  sepulcro  vacuo  (=»  AP.  7,  228),  aber  auch  eigene,  wie  auf  eine 
Anicia,  ferner  imsu  Augusti  cquo  admirabili  u.  a. 

g.  Caesares,  über  die  von  Sueton  geschilderten  zwölf  Kaiser,  an 
Beinen  Sohn  Hesperius  gerichtet  (versus  memoriales),  zuerst  monostichisch, 
je  12  Hexameter  über  deren  Aufeinanderfolge,  Regierungsdauer,  Tod;  dann 
tetraatichisch,  so  daß  jedem  Kaiser  zwei  Distichen  gewidmet  sind  und  die 
Reihe  bis  Elagabal  fortgeführt  wird,  mit  der  Absicht  sie  bis  auf  seine  eigene 
Zeit  fortzusetzen. 

b.  Ordo  nobilium  urbiuin,  in  14  Stücken  17  Städte  (Rom  bis  Bur- 
digala) in  Hexametern  vorführend  und  nach  dem  Falle  des  Maximus  (J.  388) 
verfaßt  (7,  5  ff.). 


1066  Die  Kaißerzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

i.  Lndus  VII  sapientam  mit  der  Überschrift  Ausonius  cos.  Latino 
Drepanio  Pacato  procos.  (J.  390)  und  einer  Widmung  im  elegischen  Maße, 
sonst  in  Senaren,  eine  Art  Puppenspiel,  worin  nach  dem  Prologns  und 
einem  Ludius  die  7  Weisen  der  Reihe  nach  auf  die  Bühne  treten,  ihr 
Sprüchlein  hersagen,  am  redseligsten  Solon,  und  schließlich  zum  Klatschen 
auffordern.  —  Die  in  den  älteren  Ausgaben  angehängten  (auch  p.  246  Seh. 
406  P.)  sententiae  Septem  sapientam  septenis  versibus  (von  verschiedenem 
Metrum)  explicatae  und  die  ihnen  folgenden  9  aus  dem  Griechischen  (Anth. 
Pal.  9,  366)  übersetzten  Hexameter,  worin,  nach  einer  Einleitung  von  2 
Versen,  jeder  Spruch  monostichisch  ausgedrückt  ist,  haben  mit  Ausonius 
nichts  zu  schaffen.  Wölfflin,  Publil.  Syr.  p.  149.  RPkiper  aO.  208.  PLM. 
3,  159.    WBrunco,  zwei  lat.  Spruch  Sammlungen,  Bayr.  1885,  19, 

k.  Die  sog.  'Idyllia':  ein  Titel  ist  nicht  überliefert,  willkürlich  ver- 
einigte man  unter  diesem  Namen  zwanzig  Stücke.  Von  seinem  griphus 
sagt  Ausonius  p.  128  Seh.  199  P.:  eius  modi  epyllia,  nisi  vel  obscura  sint 
nihil  futura,  und  im  Nachwort  zum  cento  (p.  146  Seh.  218  P.)  heißt  es: 
Piatonis  Symposion  composita  in  ephebos  epyllia  continere  (s.  Peiper  J J.  Suppl. 
11,  211).  Es  sind,  meist  im  epischen  oder  elegischen  Maße,  oft  mit  Ein- 
leitungen in  Prosa,  zum  Teil  schulmeisterliche  Spielereien,  wie  über 
die  Dreizahl  (griphus  temarii  numeri,  verfaßt  um  J.  368,  später  an  Sym- 
machus  geschickt),  de  aetatibus  Hesiodion  (vgl.  Hbs.  ap.  Plut.  de  def. 
oracul.  11  =  Hks.  fragm.  163  Göttl.).  tnonosticha  de  aerumnis  Herculis  und 
über  die  neun  Musen  und  ihre  Verrichtungen;  als  pythagorisch  (und  Über- 
setzt) geben  sich  de  ambiguitate  eligendae  vitae,  de  viro  bono  (angeführt  in 
des  Badbertus  vita  Walae,  9.  Jahrh.,  BSimson,  RhM.  41,  638),  est  et  NON. 
Die  beiden  letzten  und  de  rosis  nascentibus,  ein  hübsches  Gedicht  auf  die 
Rosen,  sind  auch  unter  den  Pseudo - Vergiliana  überliefert.  Während  bei 
jenen  beiden  das  Gewicht  des  Voss,  für  die  Verfasserschaft  des  Ausonius 
eintritt,  ist  das  Gedicht  de  rosis  in  keiner  der  beiden  Überlieferungen 
ausonischer  Gedichte  enthalten:  seine  Zuweisung  an  Ans.  beruht  nur  auf 
einer  verschollenen  Ha.  (s.  §  229,  2).  —  Bemerkenswert  sind  die  versu6 
paschales  (J.  368),  vgl.  A.  4;  dann  das  epicedium  auf  seinen  Vater  (f  378); 
das  Technopaegnion,  Wort-  und  Verskünsteleien  mit  den  einsilbigen 
Wörtern  {inertis  otii  mei  inutile  opusculum  nennt  es  Ausonius  selbst  p.  132 
Seh.  156  P.),  in  sachlicher  Ordnung  (de  membris,  de  diis,  eibis,  das 
Alphabet  u.  dgl.);  das  Gedicht  liegt  in  den  beiden  hs.  Sammlungen  (A.  6), 
und  zwar  in  doppelter  Fassung  vor;  im  Voss.  111  geht  ihm  ein  Vorwort 
an  Pacatus,  im  Tilianus  u.  a.  eines  an  Paulinus  voraus  (vgl.  auch  EBähbens, 
JJ.  113,  152);  cento  nuptialis,  aus  lauter  virgilischen  Versen  und  Vers- 
teilen, auf  Veranlassung  des  Kaisers  Valentinian  I  (um  J.  368)  verfaßt  und 
an  diesen  sowie  Gratianus  gerichtet,  mit  einem  (späteren)  prosaischen  Vor- 
wort an  Paulus  (s.  unten  m) ;  den  letzten  Absatz,  welcher  die  consummatio 
matrimonii  enthält  und  an  Derbheit  nichts  zu  wünschen  übrig  läßt,  ent- 
schuldigt der  Verfasser  in  einem  eigenen  Vorwort  und  verbittet  sich  Schlüsse 
daraus  auf  seine  Denk-  und  Lebensweise.  Über  die  Bissula  s.  A.  1. 
Protrepticus  (um  J.  880,  W Brandes,  JJ.  123,  60).  Genethliacon  (J.  390)  an 
seinen  Enkel  Ausonius.  Das  berühmteste  Stück  dieser  Sammlung  aber  ist 
die  Mosella  (483  Hex),  verfaßt  zu  Trier  gegen  Ende  des  J.  370  (Böckihg 


§  421  Ausonius.  1067 

aO.  69.  97).  Ober  die  Hss.  8.  A.  6.  Das  stofflich  sehr  anziehende  Gedicht 
hat  auch  nicht  Mangel  an  ästhetisch  gelungenen  Partien,  wie  50—77 
(Gefühl  für  Naturschönheit),  230—237,  259  ff.  Die  Anlage  ist  die  herkömm- 
lich epische,  mit  Götteranrofungen  und  zahlreichen  Abschweifungen,  wie 
über  die  Moselfische  (77—151),  Fischfang  (240  ff.),  Baukünstler  und  Pracht- 
bauten (298  ff.  aus  Anlaß  der  Villen  am  Ufer,  288  ff.  318  ff.)»  auch  mytho- 
logischen (170  ff.  208  ff.).  Eine  eingehendere  Behandlung  der  berühmten 
Männer  und  Städte  des  Moseltales  verschiebt  der  Verfasser  bis  er  sich  in 
die  Heimat  zurückgezogen  habe,  382  ff.  448  ff.  Symmach.  1,  14  volitat  tuus 
MoaeVa  per  manus  sinusque  multorum,  divinis  a  te  versibus  consecratus.  Ab- 
gedruckt zB.  auch  in  Wbrnsdorps  PLM.  1,  192.  Sonderausgaben  zB.  von 
LTross  (Hamm  1821  u.  1824).  EBöckino  (lat.  n.  deutsch,  Berl.  1828;  recogn. 
[Bonn  1842];  Moselgedichte  des  Ausonius  und  Venantius,  lat.  u.  deutsch, 
mit  krit.  u.  erkl.  Anm.,  Jahrbb.  der  rhein.  Alt.  Fr.  VII,  Bonn  1845).  Übers. 
u.  erkl.  von  vOppen,  Cöln  1837.  H  db  la  Ville  db  Mibmont,  Bord.  1889.  Kri- 
tisches usw.:  CCCVölkkb,  symb.  phil.  Bonn.  (1864)  447.  Benutzung  der  Mo- 
sella  durch  Ermanrich  von  Ellwangen  (AEbert,  Lit.  d.  MA.  2,  179)  ums 
J.  860:  s.  MHaüpt,  op.  3,  368. 

1.  Eglogarum  liber.  Darin  hat  man  zusammengestellt  allerlei  astro- 
nomische und  astrologische  Versificationen  im  epischen  und  elegischen 
Maße:  de  ratione  librae,  de  ratione  puerperii  maturi,  de  mensibus,  de  feriis 
romanis.  Ecl.  3  de  XII  signis  (p.  412  Peip.)  gehört  nicht  dem  Auson,  s. 
§  481,  8. 

m.  Epistolarum  liber,  25  Stücke,  in  verschiedenen  Versmaßen  (nr.  17 
[nach  alter  Zählung]  ganz  in  Prosa ,  andere  teilweise) ;  13  zwei  griechische 
Hexameter  als  Überschrift  von  14;  12  in  scherzhafter  Mischung  griechischer 
und  lateinischer  Wörter  und  Formen  (darüber  UvWilamowitz,  Herrn.  19,  461; 
vgl.  auch  REöhlbr,  Ausonius  und  die  macaronische  Poesie,  RhM.  12,  434). 
Die  Sammlung  ist  (im  Voss.  111)  nach  den  Adressaten  geordnet  und  besteht 
aus  lauter  wirklichen  Briefen  (beziehungsweise  Gelegenheitsgedichten), 
meist  in  heiterem  Tone  und  aus  der  Zeit  nach  dem  Consulat  (6,  tit. 
13,  1.  16,  30.  20,  5)  und  aus  des  Verfassers  letztem  Aufenthalt  in  Burdigala 
(▼gl.  9,  11.  12,  31.  19  gE.  20,  7),  doch  nr.  1  ad  patrem  de  suscepto  filio 
(J.  335—840),  2  (Bruchstück  aus  J.  383  mit  der  Überschrift  im  Voss.  111: 
hoc  ineohatum  neque  inpletum  sie  de  lüurariis  scriptum,  also  wurde  bei  der 
Herausgabe  der  Werke  Ausons  auch  noch  der  Nachlaß  des  Dichters  ver- 
wertet) und  3  an  seinen  Sohn  Hesperius,  4  und  16  (J.  376—878)  aus  der 
Zeit  da  A.  Prinzenlehrer  war  und  aus  dem  Felde  (4,  81.  16,  75).  An  Sym- 
machus  ist  gerichtet  17,  womit  Ausonius  auf  Symh.  ep.  1,  31  Seeck 
(25  Jur.)  antwortet.  An  denselben  ist  auch  die  ausführliche  Widmung  des 
griphus  gerichtet  (Briefe  an  Ausonius  von  Symmachus  in  dessen  epist.  1, 
13—43,  darunter  besonders  14  über  des  Ausonius  Moseila).  Ferner  sind  an 
Theon  gerichtet  4—7  und  an  Axius  Paulus  8  —  14.  Letzterer  genannt 
Bigerritanus  (aus  le  Bigorre  gebürtig),  war  Rhetor  zu  Bordeaux.  Er  war 
auch  Dichter  und  schrieb  einen  Delirua  (eine  Komödie?  Auson.  p.  169  Seh. 
231  P.  ergo  nisi  Delirus  tuus  in  re  tenui  non  tenuiter  laboratus  opuscula 
mea,  quae  promi  studueras,  retardasset).  RDbzeimerib,  note  sur  l'auteur  du 
Querolus,  Bord.  1873,  hielt  ihn   danach  für   den  Verfasser  des  Qaerolus 


1068  Di«  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

(§  421»,  1).  Brief  15  schickt  Ausonius  an  seinen  Schüler  Tetradius,  Gram- 
matiker zu  Iculisma  (Angouleme),  welcher  Satiren  geschrieben  hatte 
(p.  173  Seh.  237  P.  rüdes  camenas  qui  Suessae  praevenis  aeooque  cedis,  «ton 
8tüo).  Endlich  sind  namentlich  anziehend  die  Briefe  des  Aus.  (ep.  19 — 26) 
an  Pontius  Paul  in  u  3  (§  437,  2),  etwa  aus  den  Jahren  389—893,  dessen  Ant- 
worten wir  zum  Teil  noch  besitzen  (abgedruckt  auch  im  Auson.  ed.  Peip. 
p.  289;  im  Paulin.  ed.  Migne  carm.  10  und  11.  Dieser  Briefwechsel  be- 
kundet wie  die  Anhänglichkeit  und  Dankbarkeit  des  Paulinus  für  seinen 
greisen  Lehrer  und  Freund,  so  auch  zugleich  die  innerliche  Entfremdung 
zwischen  dem  eifrigen  Christen  Paulinus  und  dem  trotz  seinem  christ- 
lichen Bekenntnisse  im  Heidentum  stecken  gebliebenen  Ausonius.  Manche 
Ausonius-Hss.  bieten  auch  die  Symmachus-  und  Paulinus-Briefe,  wie  um- 
gekehrt die  Symmachus-  und  besonders  die  Paulinus-Hss.  die  betr.  Stücke 
des  Ausonius  enthalten,  zum  Teil  aber  in  abweichender  Fassung.  Sdid. 
8.  v.  AvGoviog  Go<piGXT\s  yey(>cc<pa>$  InioioXttQ  Hai  allcc  ttva  itQog  Nowov 
(NcaXocvov  Scbknkl,  vgl.  oben  Z.  5). 

n.  Ad  Gratianum  gratiarum  actio  pro  consulatu,  im  J.  379  in  Trier 
gehalten,  eine  Blumenlese  von  rhetorischen  Figuren  und  Schmeicheleien  für 
den  Kaiser,  ohne  daß  aber  der  Redner  darüber  sich  selbst  vergessen  hätte, 
p.  19  Seh.    353  P.  —  Kritisches:  MHaupt,  op.  3,  603. 

o.  Periochae  Homeri  lliadis  et  Odyssiae,  gleichfalls  in  Prosa,  mit 
metrischer  Übersetzung  der  Eingangsverse  der  einzelnen  Bücher,  p.  227  Seh. 
377  P.  Ob  dieselben  indessen  dem  Ausonius  wirklich  angehören  ist  ganz 
zweifelhaft.  Zuerst  von  ThUgolktüs  in  s.  Aug.,  Parma  1499,  aus  einer  ver- 
schollenen Hs.  des  ABernerius  aufgenommen,  sind  sie  heute  nur  im  Paris. 
8500  8.  XIV  nachzuweisen,  wo  sie  zwar  zwischen  Ausoniana  stehen,  selbst 
aber  jedes  Hinweises  auf  Ausonius  als  den  Verfasser  entbehren;  KPkipeb 
aO.  222.  314. 

p.  'Praefatiunculae',  nämlich  eine  Antwort  (um  J.  390  mit  einer  Samm- 
lung seiner  Gedichte)  auf  einen  Brief  des  Kaisers  Theodosius,  worin  dieser 
von  Ausonius  die  Zusendung  seiner  Gedichte  sich  ausbittet  (p.  1  Seh.  4  P., 
vgl.  unten  §  424,  2),  dann  eine  Selbstvorstellung  des  Dichters  vor  dem  Leser 
(um  J.  383,  als  Vorwort  einer  früheren  Ausgabe  seiner  Gedichte  p.  2  Seh. 
1  P.),  zwei  Distichen  an  Syagrius  (p.  3  Seh.  P.  8.  §  427,  2),  endlich  eine  Wid- 
mung eines  Gedichtbuches  (p.  120  Seh.  86  P.)  an  Pacatus  (§  426,  5).  Die 
letzte  war  wohl  für  den  epigrammatum  liber  bestimmt  (WBbandbs,  JJ.  123,  65). 

3.  Mit  dem  Voss.  111  ist  dem  Ausonius  noch  beizulegen  oratio  (Gebet) 
consülis  Ausonii  versibus  rhopalicis,  welche  die  früheren  Ausgaben  ausge- 
lassen hatten  (p.  31  Seh.  19  P.).  Dagegen  sind  nicht  erhalten,  weil  schon 
in  der  ersten  Gesamtausgabe  ausgelassen,  die  von  Ausonius  zusammen- 
gestellten fasti  consulares,  fortgeführt  bis  zum  J.  382  (sein  eigener  Name 
war  quartus  ab  imo)  und  eingeleitet  und  beschlossen  durch  Epigramme  an 
seinen  Sohn  Hesperius  (bzw.  Gregorius)  und  an  Proculus,  welche  noch  vor- 
handen sind,  p.  119  Seh.  194  P.  —  Sonst  finden  sich  an  Hinweisen  auf  ver- 
lorene Stücke  nur  drei  Bruchstücke  (p.  226  Seh.  309  P.)  in  dem  Büchlein 
de  dabiis  nominibus  GL.  5,  579,  3.    582,  27.    689,  6. 

4.  Ausonius  bekannte  sich  zum  Christentum.  Er  bringt  demselben 
mehrfach  seine  Huldigung  dar;  so  Ephem.  3  durch  ein  wortreiches  Gebet 


§  421  Ausonius.  1069 

an  Christas,  ferner  durch  die  versus  paschales  ( A.  2  k  Z.  20),  ein  Ostergebet,  die 
oratio  vv.  rhopal.  (A.  3)  und  sonst  durch  manche  christliche  Wendung.  Jene 
Gebete  sind  hs.  auf  das  beste  als  ausonisch  bezeugt  und  sind  nach  Form 
und  Ausdruck  nicht  minder  ausonisch.  Tief  geht  freilich  das  Christentum 
des  Ausonius  nicht.  Viel  besser  als  in  der  Bibel  ist  der  Dichter  in  seinem 
Virgil  zu  Hause,  nächstdem  in  Terenz,  Horaz,  Ovid,  Statius,  auch  in  Plautus. 
Man  s.  die  zahlreichen  Nachweisungen  in  Schbnbxs  und  Peipebs  Ausgaben, 
dazu  MManitius,  ZföG.  37,  241.  FStahl,  de  Ausonianis  studd.  poetarum 
graecorum,  Kiel  1886.  Wo  er  einen  christlichen  Ton  anstimmt  ist  es  viel- 
fach aus  Gefügigkeit,  wie  in  der  Bede  vor  dem  frommen  Gratian  (p.  284. 
300.  301),  in  dem  Briefe  an  den  strenggläubigen  Paulinus  (ep.  25.  123  f.); 
noch  häufiger  macht  sich  die  gutheidnische  Grundlage  seiner  Denkweise 
unwillkürlich  geltend.  So  wenn  er  vers.  pasch.  24  ff.  mit  der  Dreieinigkeit 
(vgl.  ephem.  2,  15  ff.  griph.  88)  die  Teilung  des  Throns  unter  drei  Regenten 
( Yalentinian,  Valens  und  Gratianus)  vergleicht,  oder  den  Kaiser  oftmals  Gott 
nennt,  oder  von  der  Nemesis  und  der  invidia  fati  spricht  (HSpeck,  quaestt. 
Auson.,  Berl.  1874,  19).  Auch  das  christliche  Dogma  von  der  Unsterblich- 
keit des  Individuums  steht  ihm  keineswegs  fest,  s.  par.  15,  9  f.  22,  15. 
prof.  Burd.  1,.  39  ff.  22,  22.  23,  13.  26,  7.  Aber  nichts  ist  begreiflicher  als 
solches  Schwanken  in  einer  Zeit  des  Oberganges.  Vgl.  Böckino,  Jahrbb. 
d.  rheinl.  Alt.  Fr.  7.  66. 

5.  Symmach.  ep.  1,  21  rühmt  an  A.  morum  gravitas  et  disciplinarum 
velustas;  vgl.  ebd.  1,  30  es  ingenio  placabili  inter  reliqua  virtutum.  epiced. 
2,  43  schildert  Aus.  sich  selbst  als  tranquiUus,  Clemens,  oculis  voce  ort  sere- 
nus.  Was  er  protrept.,  praef.  von  einer  einzelnen  Arbeit  meint,  sie  sei  fu- 
gatius  concinnata  quam  verius  et  plus  coloris  quam  suci  habens  (und  venustüla 
magü  quam  forticula),  gilt  so  ziemlich  von  allen.  Von  einer  tüchtigen 
Grundlage  seines  Wesens  zeugt  aber  die  Liebe  womit  er  von  seinen  An- 
gehörigen, besonders  seinem  Vater,  spricht  (wiewohl  auch  hier  viel  Eitel- 
keit mit  im  Spiel  ist)  und  die  Anhänglichkeit  seiner  Schüler  an  ihn.  Sein 
Gedächtnis  ist  unerschöpflich  und  liefert  ihm  Tatsachen,  Notizen,  Remi- 
niscenzen  in  Fülle,  oft  wo  sie  nicht  am  Platze  sind  und  auch  an  der  Stelle 
von  Gedanken.  Häufig  erwähnt  er  in  wie  kurzer  Zeit  er  ein  Gedicht  hin- 
geworfen habe.  Dafür  fehlt  es  denn  auch  oft  an  Feile.  Er  bildet  die  ver- 
schiedenen metrischen  Formen  mit  Gewandtheit  nach,  aber  doch  ohne 
feineres  Verständnis  für  die  Besonderheit  und  den  geistigen  Charakter  der 
einzelnen.  Seine  daktylischen  Verse  baut  er  zwar  in  Bezug  auf  die  Cäsur 
richtig  und  befolgt  in  den  sapphischen  die  strengen  Regeln  des  Horaz; 
aber  in  den  iambischen  erlaubt  er  sich  den  Spondeus  auch  an  den  geraden 
Stellen,  und  in  Kürzung  langer  wie  Verlängerung  kurzer  Silben  manche 
Willkürlichkeiten.  ThRähse,  de  re  metr.  Ausonii,  Berl.  1868.  —  AMeurer, 
de  Aus.  genere  dicendi  quaestiones,  Münster  1873.  LKöppbl,  Grammatisches 
ans  Ausod,  Aschaflenb.  1879.     Schemcls  Ausg.  p.  286. 

6.  Durch  die  verschiedenen  Einzel-  und  Gesamtausgaben  welche  Auso- 
nius bei  seinen  Lebzeiten  veranstaltet  hatte  (A.  2  p)  oder  welche  erst  nach 
Beinern  Tode  ins  Werk  gesetzt  wurden  (A.  2  m  Z.  12),  sowie  durch  die 
vielerlei  ungünstigen  Umstände  bezüglich  der  Erhaltung  ist  die  klare  Ein- 
sicht in  die  sehr  verwickelte  Geschichte  der  Überlieferung  des  ausonischen 


1070  Die  Kaigerzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

Nachlasses  sehr  erschwert.  Handschriften  welche  sämtliche  Werke  des 
Ausonius  enthielten  giebt  es  nicht.  Es  sind,  abgesehen  von  mancherlei 
zersplitterter  Einzel  Überlieferung  in  Miscellanhss. ,  besonders  zwei  corpora 
AuBoniana  überliefert,  deren  jedes  mit  dem  andern  zwar  eine  Reihe  von 
Gedichten  gemeinsam  (aber  zum  Teil  in  stark  abweichender  Fassung  [vgl. 
oben  A.  2,  g.  k]  und  in  abweichender  Reihenfolge)  enthält,  außerdem  aber 
einen  eigentümlichen  Bestand  von  Gedichten  bietet.  Für  die  eine  und 
wichtigste  Sammlung  ist  die  Haupths.  der  Leidensis  Voss.  111  s.  V 111/ IX 
(in  westgotischer  Schrift,  FRühl,  JJ.  137,  338),  welche  diese  Sammlung 
indessen  auch  nur  verstümmelt  giebt  und  aus  Excerpt-Hss.  zu  ergänzen  ist. 
So  zB.  gerade  bezuglich  der  Mosella,  welche  im  Voss,  fehlt  Für  sie  beste 
Hs.  SGall.  899  s.  X/XI,  dann  Bruzell.  6370  (mit  der  Überschrift:  incipiunt 
exeerpta  de  opusculis  B.  Magni  Ausonii)  u.  a.  Die  zweite  Sammlung  ist 
Erhalten  besonders  durch  die  der  ed.  princ.  Ven.  1472  zu  Grunde  liegende 
(verschollene)  Hs.,  ferner  durch  Leidensis  Vosa.  107  (Tilianus)  s.  XIV  u.  a. 
Vgl.  darüber  und  alles  Einzelne  RPriper,  die  handschriftl.  Überlieferung 
des  Aus.,  JJ.  Suppl.  11,  191  und  Pbipbb  und  Schenkt,  vor  ihren  Ausgaben. 
EBährbns,  JJ.  113, 161.  WBrandbs,  JJ.  123,  69.    OSebck,  Gott.  GA.  1887,  497. 

7.  Über  Ausonius  im  allg.  8.  PBaylr,  dictionnaire  s.  v.  Hist.  lit  de 
la  France  1,  2,  281.  CGHrynb,  censura  ingenii  et  morum  Ausonii,  op.  ac. 
6,  22.  JCDemoqeot,  e*tudes  hist.  et  litt,  sur  Aus.,  Bord.  1888.  PGDsYDor, 
Au3one,  Bordeaux  1868.  G  Kaufmann  in  FRaumers  hist.  Taschenb.  1869,  90. 
—  EEvbrat,  de  Ausonii  operibus  et  genere  dicendi,  Par.  1886.  —  Aus- 
gaben (s.  Böckino,  Jahrbb.  d.  rheinl  Alt.  Fr.  7,  3):  ed.  princ.  (Ven.  1472), 
dann  von  Pulmankus  (Antw.  1668),  JSoalioeb  (nebst  s.  lectt.  Auson.,  Lugd. 
1676.  Heidelb.  1688  u.  sonst),  EVinbtus  (Bord.  1680.  1690),  JTollius  (Amst. 
1669),  JFlobidus  et  JBSouchay  (Par.  1730),  ed.  Bipontina  (1786).  Jetzt 
bes.  die  Ausgaben  von  KSchekkl,  Berl.  1883  (=  Monum.  Germ,  hist., 
Auctt.  antiquiss.  6,  2)  und  RPeiper,  Lpz.  1886.  —  Beitrage  zur  Textkritik 
von  CO  Axt,  quaestt.  Auson.  maxime  ad  cod.  Voss.  111  spectantes  (Lps. 
1873)  16.  RDezkimebis,  lecons  nouvelles  et  remarques  sur  le  texte  de  divers 
au  teure,  Bord.  1876.  1879.  1883,  corrections  d'Ausone,  rev.  crit.  1879,  127. 
ann.  de  Bord.  1882,  313,  apropos  d'un  msc.  d'Aus.,  Bord.  1884.  MHaupt, 
op.  3,  603.  WBrandes,  quaestt.  Aus.  (Braunschw.  1876)  32;  JJ.  119,  318. 
HJMülleb,  symb.  ad  emend.  scriptt.  lat.  (Berl.  1876)  24.  EBXhrehb,  JJ. 
113,  161.  MMertbns,  quaestt.  Auson.,  Lps.  1880.  KScherkl,  Wiener  Studien 
2,  276;  ZföG.  31,  896.  32,  16.  102.  176,  260.     REllis,  Hermath.  1886  nr.  12. 

8.  In  der  Art  des  Ausonius  ist  auch  das  Tetrastichon  authenticum  de 
singulis  mensibus,  im  cod.  Voss.  86,  gedruckt  AL.  396  PLM.  1,  20G.  — 
Im  cod.  Voss.  111  (s.  A.  6)  sind  auch  überliefert  von  einem  Schulmann 
Sulpicius  Lupercua  Servasius  Iunior  drei  sapphische  Strophen  über  die 
Vergänglichkeit  alles  Irdischen  und  eine  elegische  Klage  über  die  Ver- 
nachlässigung der  Studien  vor  dem  Gelderwerb.  Ausdruckweise  und  Vers- 
bau mühsam  und  prosaisch.  Die  unvermeidlichen  Archaismen  möge  und 
fundier  fehlen  nicht.  Abgedruckt  zB.  AL.  648  PLM.  4,  107.  —  Aldhblm.  239 
Giles  Paulus  Quaestor  in  gratiarum  actione,  auch  ebd.  231.  238  ohne 
Angabe  des  Gedichts  citiert.  Erhalten  drei  Hexameter  (FPR.  407)  heid- 
nisch mythologischen  Inhalts. 


§  421  Ausonius.    §  421a  Querolus.  1071 

9.  Versus  duodecim  sapientium  de  diver sis  causis  (überliefert 
Turic.  78  a.  IX,  Leid.  Voss.  Q.  86  b.  IX,  Brux.  5657  s.  X/XI,  Par.  8069  s.  XI, 
gedruckt  zB.  AL.  495—638  PLM.  4,  119.  Darin  veranstalten  zwölf  Schüler 
{iuvenes,  nämlich  Asclepiadius,  Asmenius,  Basilius,  Euphorbius,  Eusthenins, 
Hilasius  Iulianus,  Maximinus,  Palladius,  Pompilianus,  Vitalis  und  Vomanius) 
ein  poetisches  Turnier  zur  Feier  des  Geburtstages  ihres  Lehrers  Asmenius  (die 
Schüler  heißen  daher  Asmenidae,  der  Asmenius  unter  den  Schülern  ist  vielleicht 
ein  Sohn  oder  Verwandter  des  Lehrers)  in  zwölf  Stationen.  Zuerst  werden 
nach  und  nach  11  (in  Inhalt  und  Form  bestimmte)  Aufgaben  gestellt,  an 
denen  jeder  Teilnehmer  sich  versuchen  muß.  Bei  der  ersten  Station  wird 
für  den  ganzen  Kampf  die  Ordnung  aller  durch  das  Los  bestimmt:  der 
erste  dieser  so  bestimmten  Folge  beginnt  in  Station  1,  bei  der  zweiten  der 
zweite,  bei  der  dritten  der  dritte  usw.  In  der  zwölften  Station  ist  Thema 
und  Form  frei  gegeben.  Der  letzte  Sprecher  briagt  den  Glückwunsch  der 
Zwölf  dem  Lehrer.  Die  Aufgaben  bewegen  sich  in  den  Gemeinplätzen  der 
Rhetorschule  (Cicero,  Virgil ;  Jahreszeiten,  Regenbogen,  Sonnenaufgang  usw.). 
Die  Heimat  der  Verskünstler  ist  nicht  zu  bestimmen :  aus  der  Schilderung 
des  Winters  im  vierten  und  siebenten  Thema  auf  ein  nördlicheres  Land 
zu  schließen  geht  nicht  an  weil  die  Schilderung  durch  das  gegebene  Thema 
bedingt  ist.  Die  Form  ist  im  ganzen  gewandt  und  sorgfältig  (nur  AL.  628,  7 
ein  Notbehelf  —  oder  eine  mißglückte  Feinheit?).  Leichte  christliche 
Färbung  nur  AL.  659  (hie  meruit  perpetuam  requiem).  Danach  wird  man 
die  Sammlung  nicht  später  als  s.  IV/V  setzen  dürfen  und  sie  hat  mit  der 
Art  des  Ausonius  entschiedene  Verwandtschaft. 

421a.  In  diese  Zeit  etwa  mag  auch  der  Querolus  (der 
Unzufriedene)  fallen,  eine  wunderliche  Nachbildung  der  plauti- 
nischen  Aulularia  in  einer  eigentümlichen  halbprosaischen  und 
halbmetrischen  Form. 

1.  Das  Lustspiel  ist  mit  größter  Freiheit,  auch  im  Sachlichen,  ge- 
arbeitet und  fdbellis  atque  mensis  (p.  3,  16  Peip.)  bestimmt.  Der  Verfasser 
ist  unbekannt,  praef.  p.  6,  9  Aulularium  hodie  sumus  acturi,  non  veterem, 
at  rudern,  investigatam  Plauti  per  vestigia.  ebd.  p.  6,  22  Querolus  an  Aulu- 
laria haec  dicatur  fabula  vestrum  (speetatores)  iudicium  erit.  Überschrift 
in  den  Hss.:  Plauti  aulularia  (vgl.  M Haupt,  op.  3,  587).  Gewidmet  einem 
Rutilius,  der  p.  5,  2  inlustris  heißt  und  gewöhnlich  (Webnsdorf  bei  Peipcr 
p.  xxz  und  Havet  aO.  5)  ohne  hinreichende  Gründe  für  Rutilius  Nama- 
tianus  (§  454)  gehalten  wird.  Auf  Gallien  als  Aufenthalt  des  Dichters 
scheint  freilich  die  Erwähnung  des  Liger  (Loire)  p.  16,  22  hinzudeuten. 
Das  Stück  stammt  wohl  nach  der  verzwickten  Art  des  Dialogs,  nach  dem 
Wortschatz  (vgl.  zB.  praestigium ,  ambitor,  debaeckatio,  discretio,  transfusio, 
impostor,  ineipientes  mei,  compaginare ,  antelucandum  est,  mi  sodes,  ipsudl), 
nach  der  halbmetrischen  Form  usw.  aus  s.  IV/V.  Die  Annahme  daß  schon 
Skbv.  zur  Aen.  3,  226  eine  Stelle  des  Querolus  (p.  30,  16)  citiere  beruht  auf 
einem  Irrtum;  s.  Thilo  zdSt.  —  Metrisches:  praef.  5,  4  noster  sernw  poeticus 
.  .  .  gui  Graecorum  diseiplinas  ore  narrat  barbaro  et  Latinorum  vetusta 
vestro  recolü  tempore,  ebd.  5,  23  prodire  autem  in  agendum  non  auderemus 


1072  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

cum  clodo  pede,  nisi  magnos  praeclarosque  in  hoc  parte  sequeremur  duces.  Es 
laufen  nämlich  die  prosaisch  begonnenen  Perioden  in  metrieche  (iambische 
und  trochäische)  Clausein  aus  (vgl.  die  gereimte  Prosa  deutscher  Scherz- 
gedichte). Darüber  Wernsdokf  bei  Peiper  p.  xxxvr.  WStudkmund,  Jen.  LZ. 
1875,  622;  s.  den 8.  auch  zu  CIL.  8,  646 — 648  (afrikanischen  nach  ähnlichen 
Gesetzen  verfaßten  Inschriften).  Auch  FBücheler,  BhM.  27,  474  (für  afrika- 
nische Herkunft).  LHavet,  le  Querolus  .  .  .  texte  en  vers  restitue'  (tetram. 
troch.  catal.  u.  iamb.  acatal.)  d'apres  un  principe  nouveau  (nicht  stichhaltig), 
pre'cäde'  d'un  examen  litt&aire  usw.,  Paris  1880.  Neben  Plautus  und  Terenz 
sind  auch  andere  Schriftsteller  (namentlich  Yirgil)  benützt.  —  Hand- 
schriften: bes.  Vatican.  4929  s.  1X/X,  Leid.  Voss.  Q.  83  s.  X,  Palat.-Vatic. 
1615  (vgl.  §  99,  7);  Havet  aO.  22.  Ausgaben:  ed.  princ.  von  PDanibl, 
Par.  1564,  SCKlinkhakek,  Leid.  1829,  RPeipbb,  Lps.  1875.  —  Vgl.  noch 
RDezeimeris,  sur  l'auteur  de  Quer,  (nämlich  Axius  Paulus?  s.  §  421,  2  m), 
Bord.  1876;  dtudes  sur  le  Quer.,  Bord.  1881.  LQuicherat,  melanges  en 
phil.  (Par.  1879)  158.  —  Über  die  dem  Q.  angehängte  lex  convivalis 
(p.  59,  12)  8.  §  49,  iE.  —  Dieser  Querolus  ist  im  Mittelalter  von  einem  Vi- 
talis  in  elegisches  Maß  umgegossen  worden  (Hist.  litt  de  la  France  15,  428. 
22,  39.  Peiper  zum  Querol.  p.  xxi);  heraus  gg.  zuerst  von  HCommklinus  an 
der  Ausg.  d.  Querolus  von  KRittebbhaüs,  Heidelb.  1595;  dann  Vitalis  Ble- 
sensis  Amphitryo  et  Aulul.,  ed.  FOsank,  Darmst.  1886.  —  Auch  den  Stoff 
des  plautinischen  Amphitruo  behandelte  Vitalis  in  elegischem  Maß,  nicht 
aber  unmittelbar  nach  Plautus,  sondern  gleichfalls  nach  einer  späteren 
(jetzt  verlorenen)  Bearbeitung  mit  dem  Namen  Geta.  Der  Amphitruo  (oder 
Geta)  zuerst  herausgg.  von  AMat,  class.  auctt.  5,  463 ;  dann  von  Osann  a0.v 
GEMüllbb,  anall.  Bernensia  2,  10.  Jetzt  des  Vitalis  Aulul.  und  Geta  in: 
Comoediae  elegiacae  ed.  comm.  crit.  instr.,  prolegg.  scrips.  EMüllenbach, 
Bonn  1885.  —  AdeMontaiglon,  bibl.  de  Täcole  des  c hartes  1848  4,  476.  5,  463. 
FBücheler,  lat.  Declin.8  20. 

422.  Zu  den  ältesten  christlichen  Dichtern  gehören  Papst 
Damasus  (lebte  J.  305 — 384),  von  welchem  wir  besonders  Auf- 
schriften auf  Gräbern,  Denkmälern  usw.,  aber  auch  umfänglichere 
Gedichte  zu  Ehren  von  Heiligen  und  Märtyrern  haben,  und 
Proba,  die  Gemahlin  des  Clodius  Celsinus  Adelphius  praef. 
urbi  J.  351,  welche,  nachdem  sie  zuerst  in  den  bekannten  Ge- 
leisen wandelnd  ein  episches  Gedicht  über  den  Bürgerkrieg  zwi- 
schen Constantius  und  Magnentius  verfaßt  hatte,  zur  christlichen 
Dichtung  überging  und  durch  eine  aus  lauter  virgilischen  Flicken 
zusammengesetzte  Darstellung  der  heiligen  Geschichte  ein  gott- 
gefälliges Werk  zu  tun  vermeinte.  Dogmatische  Schriften  sind 
erhalten  von  Pacianus,  Optatus,  Philastrius.  Sonst  sind  uns 
noch  als  christliche  Schriftsteller  dieser  Zeit  bekannt  Aquilius 
Severus,  Latronianus  u.  a, 

1.  Hiebon.  de  vir.  ill.  103  Damasus,  romanae  urbü  episcopw  (seit 
J.  866,  vgl.  Ammian.  27,  3,  12  f.),  elegans  in  versibus  componendis  ingenium 


§  421  Ausonius.    §  422  DamasuB.  1073 

habuit  multaque  et  brevia  metro  (pitQm  r\q(oX%m  d.  Übers.)  edidit  et  prope 
octogenarivs  sub  Theodosio  principe  (J.  384)  mortuus  est.  Vgl.  chron.  ad 
a.  2382  =  865.  Suid.  v.  dccpuaog.  Hikkon.  epist.  22,  22  (legas  .  .  de  vir- 
ginitate  papae  Damast  .  .  .  versu  prosaque  composita  völumina)  u.  sonst.  Er 
regte  den  Hieronymus  zur  Bibelübersetzung  an:  §  434,  6. 

2.  Verse  des  Damasus  sind  teils  handschriftlich  teils  als  Grabschriften 
(in  Rom)  überliefert.  Letztere  bes.  bei  JBdeRossi,  inscriptt  Christ.  1,  329; 
i  carmi  di  S.  Damaso,  bull,  di  archeol.  crist.  4,  3  (1885),  7;  elogio  Dama- 
siano  del  Ippolito  martire,  ebd.  3,  6  (1881),  26;  Tgl.  auch  ebd.  4,  2  (1883), 
über  ein  Elogium  auf  Papst  Liberius  I  (f  J.  366?  dagegen  FXFunk,  histor. 
Jahrb.  d.  Görresges.  5,  424).  CStornaiolo,  osserw.  lett.  e  filol.  sugli  epigr. 
Damas.  in  den  studj  e  documenti  di  storia  e  diritto  7, 13.  Vgl.  auchFXKitAUs, 
Roma  sotterranea  (Freib.  1873)  23.  99  und  sonst.  Von  des  Dam.  cultor  at- 
que  amatOTy  Fnrius  Dionysius  Philocalus  (§  74,  8),  sind  sie  mit  besonderer 
Schönheit  und  Zierlichkeit  geschrieben;  deRossi,  inscr.  christ.  1,  lvi.  Die 
meisten  Gedichte  des  Dam.  sind  in  Hexametern,  einige  im  elegischen  Maß. 
Bei  den  Versen  im  epischen  Maße  ist  die  prosodische  Willkür  besonders 
im  Anfang  (zB.  sordibus  depositis,  impium  tnaledicum,  prophetam  Christi) 
und  am  Ende  der  Reihe  (preces,  fratremque,  treneri)  häufig  (vgl.  §  403,  5). 
3,  1  haec  verbd  cecinit;  4,  1  trind  coniunctio  mundi;  ebenso  Verschleifung 
des  langen  Vokals  und  Hiatus.  Die  Gegenstande  sind  Apostel,  Märtyrer, 
Päpste,  verstorbene  Christen  (zB.  Mutter  und  Schwester  des  D.);  c.  2  ein 
Glückwunsch  an  den  Kaiser  zu  Ostern.  In  37  Gedichten  nennt  D.  27mai 
seinen  Namen.  Die  beiden  Hymnen  auf  den  h.  Andreas  (c.  8)  in  iambischen 
Dimetern  und  auf  die  h.  Agathe  (c.  30)  in  katalektischen  daktylischen 
Tetrametern  gehören  schwerlich  dem  Damasus  an.  Auch  c.  6  (Benennungen 
Christi)  stammt  vielmehr  von  einem  Silvius  (§  468,  1  ?),  b.  Riese,  AL.  689  a. 
Vgl.  LMülleb,  RhM.  22,  500.  Dagegen  ist  echt  AL.  765  nach  der  Angabe 
der  einzigen  Hb.  (Versus  Damasi  pp.)\  Rossi,  bull,  crist.  4,  8,  9.  An  Pro- 
saischem besitzen  wir  von  Damasus  einige  Briefe.  Verloren  ist  Damasi  papae 
Über  de  tritiis  (LDelible,  mss.  Ashburnham  87).  S.  noch  §  464,  2.  —  Damasi 
papae  opp.  .  .  cum  notis  ed.  FUbaldin,  Rom  1638.  Par.  1672.  Damasi  car- 
mina  sacra  .  .  ilL  ab  ARivino,  Lps.  1652.  Aucta  et  ill.  ab  AMMkbknda, 
Rom  1764.  Bei  Gallandi  6,  345.  Migne  13,  347.  —  Im  allg.  s.  zB.  die 
prolegg.  v.  Mebenda  (Mione  13,  109,  vgl.  ebd.  417).  RCeillier,  hist.  gön. 
6,  454.  Hölscheb,  b.  §  418,  1.  J  Kays  er,  z.  Gesch.  der  Kirohenhymnen  2 
(1868),  167.  MRade,  Damasus,  Freib.  1882.  —  ACoubbt,  de  Dam.  .  .  car- 
mioibus,  Grenoble  1869. 

3.  Isidob.  origg.  1,  38,  25  (vgl.  de  Script,  eccl.  6):  Proba,  uxor 
Adelphi  (proconsulis) ,  centonem  ex  Vergilio  .  .  expressit  (vgl.  §  26,  2).  Im 
Decret  des  Gelasius  (§  469,  5;  bei  Miqne  59,  162)  ist  erwähnt:  centimetrum 
de  Christo  Virgilianis  compaginatum  versibus  apocryphum.  Dazu  Isid.  de 
scriptt.  eccles.  6  (vom  cento  der  Proba)  quod  opuscülum  legitur  inter  apo- 
eryphas  scripturas  inscr  tum.  Die  Hss.  geben  den  Namen  Proba  und  so 
nennt  sich  die  Dichterin  selbst  v.  12.  Nach  Montfaucox,  diar.  ital.  p.  3G 
hatte  eine  jetzt  verschollene  Hs.  8.  X  die  Unterschrift  Proba,  uxyr  Adelphi 
(Clodius  Celsinus  Adelphius  praef.  urbi  J.  351),  mater  Olybrii  et  Alypii  (=■ 

Taurrsb-ScHWABS,  Böm.  L it. -Gesch.    5.  Aufl.  68 


1074  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte 

Q.  Clodius  Herrn ogenianus  Olybrius  Cos.  J.  379  und  Faltonius  Probus  Alypius 
praef.  urbi  J.  891),  cum  Constantii  (Seeck  v.  b.  Symm.  p.  xcv)  bellum  ad- 
versus  Magnentium  conscripsisset ,  conscripsit  et  hunc  librum.  Vgl.  OSebck 
vor  s.  Symmach.  aO.  Erwähnt  wird  die  Dichterin  noch  CIL.  6,  1712 
Clodius  Adelfiiw  v.  c.  ex  praef ectis  urbis  uxori  inconparabüi  et  sibi  feeü. 
Vgl.  auch  die  Aufschrift  im  Vatic.  Palat  1753  s.  1X/X:  cento  Probat  in- 
lustri8  Bomanae,  Aniciorum  mater  (vielmehr  deren  Urgroßmutter;  Verwechs- 
lung mit  der  Anicia  Faltonia  Proba,  Gemahlin  des  Sex.  Petronius  Probus  cos. 
,T.  371,  welcher  CIL.  6,  1751  litterarum  et  eloquentiae  lutnen  heißt:  ihn  halt 
AKiessling  in  Seecks  Symm  ach.  p.  xcv  für  den  Verfasser  des  oben  S.  390  Z.  5 
genannten  Epigramms  als  der  Widmung  einer  Sammlung  von  Gedichten  des 
Probus,  seines  Vaters  und  Großvaters).  .  .  uxor  Adelphii  ex  praef.  urbis.  Die 
praef.  des  cento  deutet  auf  solche  Veröffentlichungen  hin  wie  die  in  der  Unter- 
schrift bei  Montfaucon  erwähnten:  iamdudum  temerasse  duces  pia  foedera 
pacis,  .  .  diver sasque  neces  regum,  crudelia  bella,  .  .  confiteor,  scripsi;  satis  est 
meminisse  malorum.  nunc,  deus  omnipotens,  sacrum,  precor,  accipe  Carmen, .  . 
arcana  ut  possim  vatis  Proba  cuncta  referre.  .  .  Vergilium  cecinisse  loquar 
pia  munera  Christi.  Vom  A.  T.  ist  nur  Schöpfung,  Sundenfall  und  Sint- 
flut ausführlicher  erzählt,  cetera  facta  patrum  pugnataque  in  ordine  beUa 
praetereo  atque  aliis  post  me  memoranda  relinquo.  Darauf  wendet  sie  sich 
zur  Geburt  Christi  und  führt  seine  Geschichte  bis  zur  Himmelfahrt  fort. 
Ein  Schönschreiber  welcher  diesen  cento  für  Kaiser  Arcadius  abschrieb  fögte 
eine  (in  Heß.  mehrfach  mit  dem  Cento  selbst  verbundene)  Widmung  an 
diesen  in  schlechten  Versen  bei  (auch  AL.  735):  Bomulidum  duetor,  .  .  spes 
orbis  fratrisgue  decus,  dignare  Maronem  mutatum  in  melius  divino  agnoscere 
sensu,  scribendum  famülo  quem  iusseras.  .  .  haec  relegas  servesque  diu  tradas- 
que  minori  Arcadio,  haec  ille  suo  generi,  haec  iua  semper  aeeipiat  doceatque 
suos  augusta  propago.  Vgl.  §  473,  5.  Vgl.  im  allg.  über  das  alberne  Ge- 
dicht Schenkl  vor  s.  Ausg.  JAschbach,  die  Anicier  und  die  römische  Dich- 
terin Proba,  Wien.  SBer.  64,  369.  Ebert,  LdMA.  I8,  126.  —  Hand- 
schriften: Paris.  13048  s.  VIII/1X,  7701  s.  IX,  Laudun.  279.  273  s.IX,  Vatic- 
Palat.  1753  s.  IX/X  usw.  Ausgaben  zB.  von  HMeibom  (cum  notis  va- 
riorum,  Heimst.  1597),  JHKromayer  (Halle  1719),  ferner  bei  Miqne  19,  803 
und  jetzt  bes.  von  KSchenkl  in  d.  poett.  lat.  christ.  min.  1  (Wien  1887),  611 
(=»  corp.  serr.  eccles.  lat.  XVI). 

4.  Hieron.  vir.  ill.106  Pacianus,  in  Pyrenaei  iugis  Barcilohae  epi- 
scopus  castitate  et  eloquentia  et  tarn  vita  quam  sermone  clarus,  snipsit  varia 
opuscüla,  de  quibus  est  Gervus  (?,  nach  Tillemont,  mömoires  8,  539  gegen 
gewisse  Belustigungen  und  Ausgelassenheiten,  die  Worte  cervus  et  fehlen 
im  Paris.  12161  s.  VII)  et  Contra  Novatianos.  sub  Theodosi/>  principe  (J.  391) 
iam  ultima  senectute  mortuus  est.  Vater  des  Flavius  Dexter  ($  434,  11. 
435,  6).  Erhalten  ist  contra  Novatianos  (drei  Briefe  an  den  Novatianer 
Sempromus),  paraenesis  s.  adhortatorius  libellus  ad  poenitentiam  und  sermo 
de  baptismo.  Paciani  opera  studio  JTilii,  Paris  1638,  in  der  Bibl.  patr. 
max.  4,  305,  bei  Gallandi  7,  257,  Miqne  13,  1051.  Über  P.  vgl.  BCeillier 
6,  713. 

6.  Hieron.  vir.  ill.  110  Optatus  Afcr,  cplscopus  Milevitanus,  ex  parle 
catholica,  scripsit  Valentiniano  et  Volonte  prineipibus  adversum  Donationae 


§  422  PacianuB  u.  andere  Theologen.    §  423  Diktys.  1075 

partis  cdlumniam  libros  VI  (Var.:  VII).  Den  ums  Jahr  370  verfaßten  6 
Buchern  de  scbisinate  Donatistarum  fugte  er  15  Jahre  später  Zusätze  und 
namentlich  ein  7.  Buch  bei.  Optatus  bekämpft  darin  die  (verlorene)  Schrift 
des  Parmenianus ,  welcher  nach  Donatus  Bischof  von  Karthago  war.  — 
Ausgaben  zB.  von  FBalduinus,  Par.  1563  u.  sonst.  LEllibs  du  Pin,  Par. 
1700  u.  sonst.  Galländi  5,  461.  FObehthür,  Würzb.  1790.  Migne  11,  883. 
—  Zur  Sprache:  HRönsch,  ZföG.  36,  401. 

6.  Augustin.  de  haeres.  praef. :  Philastrius  quidem  Brixiensis  epi- 
scopus,  quem  cum  sanclo  Ambrosio  Mediolani  etiam  ipse  vidi,  scripsit  hinc 
(darüber)  librum  nee  illas  haereses  praete Wittens  quae  in  populo  iudaeo 
fuerunt  ante  adventum  domini  easque  XXVIII  commemoravit  et  post  dorn, 
adv.  GXXVIII.  scripsit  hinc  etiam  graece  episcopus  Cyprius  Epiphanius. 
Ambrosius  de  haeres.  schöpfte  aus  Epiphanias  und  Philastrius.  Phila9tri  de 
haeresibus  liber  zB.  bei  Miqxr  12,  1049  und  bes.  in  FOeoler's  corpus  haere- 
siologicum  1  (Berl.  1856),  1.  Vgl.  RCrillibr,  hist.  gen.  6,  739.  Der  Nach- 
folger des  Ph.  war  Qandentius,  in  der  Zeit  des  Ambrosius  (ein  anderer 
dieses  Namens  §  472,  9).  Von  ihm  haben  wir  21  Tractatus,  darunter  einen 
de  vita  et  obitu  Philastrii.  Vett.  Brixiae  episcoporum  Phil,  et  Gaud.  opera, 
ed.  Galeabdi,  Brescia  1838.  Zur  Latinität  des  Gaudentius  KPauckbb,  ZföG. 
32,  481. 

7.  Hiebon.  vir.  ill.  111.  122.  123  von  drei  Spaniern,  Aquilius  Severus 
(schrieb  xarcKrrpoqpq  oder  nstQat  d.  i.  seine  Lebensgeschichte  tarn  prosa  quam 
versibus,  f  unter  Valentinian) ,  Latronianus  (valde  eruditus  et  in  metrico 
opere  veteribus  comparandus,  als  Ketzer  getötet  J.  385),  Tiberianus, 
Priscillianist  (Priscill.  p.  3,  9  Schepss)  wie  der  eben  genannte  Latronianus, 
(§  417,  4)  schrieb  haereseos  apölogeticum. 

423.  Für  eine  Übersetzung  giebt  sich  aus  die  von  L.  Septi- 
mius  verfaßte  lateinische  Bearbeitung  der  fabelhaften  Geschichte 
des  trojanischen  Krieges  durch  den  vorgeblichen  Kreter  Diktys. 
Das  Schriftchen  gehört  zu  der  Wunder-  und  Schwindel-Literatur 
der  Zeit.  Die  Sprache  ist  künstlich  und  überallher  zusammen- 
getragen, voll  von  altertümlichen  und  poetischen  Wendungen  und 
späten  Bildungen.  Von  alten  Mustern  ist  vorzugsweise  Sallust 
befolgt. 

1.  Stbianob  (um  J.  430)  in  Walz'  rhett.  gr.  4,  43,  2  mg  dUxvg  h  zaig 
i<pj]fLB^oi  tprjaiv  (=*  Dict.  6,  17).  Suid.  b.  v.  dCizvg  tazoQt%6g.  fyQaipsv 
i<pri(iEQtöa  (ßazt  6s  r«  pid*  nOp.riQOV  %cczaXoyddrjv  iv  ßißXtoig  #'),  'iraXmä, 
tqoüVkov  diaKoapov,  ovzog  EyQcttps  xa  %£q\  xr\g  aqnayr\g  'EXivqg  xal  nsgl  Ms- 
vslaov  xal  nuoqg  iXianrjg  vnod'iasag.  Im  cod.  Par.  2600  (und  in  der  sog. 
Eudokia  p.  128,  vgl.  H Flach,  Unterss.  über  Eudokia  u.  Suidas  80.  154; 
zu  Hesychii  Mil.  Onomatol.  p.  62.  PPulch,  de  Eudociae  violario  54)  ist 
auch  der  Obersetzer  (A.  2  gE.)  genannt:  Zsntrjfitvog  ng  Qcofiaiog  .  .  etg  xr\v 
$cofuc'inr}v  cpavrjv  ftixrjvsynBv.  Das  Buch  ist  von  Malalas  (um  J.  670)  in 
seiner  Chronographie  stark  ausgebeutet.  Andere  Byzantiner  haben  es  nur 
durch  Vermittlung  dos  Malalas  benützt.     Über  die  Einkleidung  des  Buchs 

68* 


1076  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

berichtet  Sdidas  aO  :  iitl  KXavdfov  (of  d9  litl  NsQcovog  fügt  Eudokia  hinzo) 
xrjg  K.Qr]xriq  vno  osiopov  Haxeve%&efar]Q  xori  noXXmv  xdqxov  av£(o%$ivx<ov 
svQi&rj  iv  hl  xovtcov  (ähnliche  Auffindung  s.  §  72,  2)  xb  ovvxaypa  xt\$ 
toxoQfag  dhxvoQ,  xbv  tqgoXkov  neqi£%ov  noXspov,  otisq  Xaßdcv  KXavdtog 
it-idams  yQatpec&cu.  Dies  stimmt  mit  dem  prologus  der  lateinischen  Fas- 
sung: Dictys  .  .  fuit  socius  Idomenei  .  .  et  Merionis,  .  .  a  quibus  ordinaius 
est  ut  annales  belli  troiani  conscriberet.  igüur  de  toto  hello  VI  (Dederich 
nach  Suidas  [s.  A.  2gE.]  IX)  volumina  in  tilias  digessit  phoeniceis  lüteris. 
quae  .  .  praecepit  mortem  ut  secum  sepslirentur.  .  .  verum  .  .  tertio  decimo 
anno  Neronis  imperii  (J.  66  —  819  d.  8t.)  in  Onoso  civitate  terrae  motus 
facti  etc.  pastores  .  .  ad  suum  dominum  JEupraxidem  .  .  perttderunt.  qui 
.  .  litteras  Butüio  Eufo,  ülius  insulae  (Kreta)  tunc  consulari  («=  Statthalter, 
dies  heißt  consularis  erst  seit  dem  4.  Jahrhundert,  JMabquardt,  röm.  Staats- 
verw.  1,  649.  LHavbt,  rev.  de  philol.  2,  288),  obtulit.  iUe  .  .  ad  Neronem 
oblata  sibi  transmisit  .  .  Nero  .  .  iussit  in  graecum  sermonem  ista  transferri 
(vgl.  Eudokia  aO.  pe&SQUTjvsvd-ri  iv  xfj  'Axxwji  yXwcarj).  .  .  quorum  seriem 
qui  sequitur  textus  ostendü.  Wiederholt  (1,  13.  6,  17.  6,  10)  prägt  der 
Redende  ein  daß  er  selbst  Augenzeuge  des  Erzählten  gewesen  sei.  Aber 
ähnlichen  Schwindel  (von  ausgegrabenen  Tafeln  u.  dgl.)  kennen  wir  auch 
sonst  aus  zahlreichen  Beispielen:  Plut.  de  facie  26.  Anton.  Dioo.  bei  Phot. 
cod.  166.     Sdid.  v.  'AnovoiXccoe.    Luc.  Alex.  10.     Vgl.  §  72,  2.    345,  8. 

2.  Es  ist  bis  heute  streitig  ob  es  ein  griechisches  Original  des  Diktys 
wirklich  gegeben  hat.  Man  neigt  sich  jetzt  ziemlich  allgemein  zu  der  An- 
sicht daß  ein  solches  nicht  vorhanden  war.  So  nach  GVossios,  de  histor. 
lat.  3,  742,  zuletzt  FMeistkr  vor  s.  Ausg.  und  namentlich  HDungeb,  Diktys- 
Septimius;  über  die  urspr.  Abfassung  u.  die  Quellen,  Dresd.  1878;  de  Dictye 
Septimio,  Dresd.  1886  u.  a.  Die  gegenteilige  Ansicht  vertritt  G Körting, 
Diktys  und  Dares,  Halle  1874;  vgl.  auch  KTümpel,  JJ.  137, 829.  Aber  die  Art 
jener  Erfindung  ist  entschieden  mehr  in  griechischem  als  in  römischem 
Geiste,  ebenso  deutet  der  Inhalt  und  die  Weise  der  Bearbeitung  mehr  auf 
Griechenland  hin.  Daß  ein  Lateiner  sich  die  Mühe  gegeben  hätte  aus  grie- 
chischen Qaellen,  wie  Apollodor,  Lykophron,  Philostratos  d.  ä.,  Ptolemaios 
Chennos  (RHercher,  JJ.  Suppl.  1,  284)  usw.  (e.  Dünger  aO.  38),  zu  solchem 
Zweck  dieses  Büchlein  zusammenzuarbeiten  erscheint  befremdlich,  ebenso 
daß  Malalas  einen  lateinischen  Schriftsteller  für  die  Darstellung  der  Troica 
als  Quelle  zu  Grunde  gelegt  haben  sollte.  Freilich  verstand  Malalas  not- 
dürftig lateinisch.  Die  von  Malalas  gebrauchten  lateinischen  Wörter  hat 
G Körting  zusammengestellt,  de  voce.  lat.  ap.  Malalam,  Münster  1879;  vgl. 
desselben  index  scriptorum  gr.  et  lat.  quos  Malala  laudavit,  Münst.  1879 
(Mal.  p.  286,  6  Dind.  führt  Verg.  Aen.  4,  802.  308  wörtlich  an  und  über- 
setzt die  Verse  inB  Griechische;  vgl.  auch  CWaobneb,  phil.  Anz.  10,  91). 
Daß  sich  von  dem  griechischen  Diktys  nichts  erhalten  hat  kann  nicht  gegen 
sein  einstiges  Vorhandensein  beweisen:  was  wissen  wir  zB.  über  den  von 
Malalas  neben  Diktys  citierten  und  offenbar  diesem  ganz  gleichartigen 
(p.  116,  28.  119,  22.  132,  19;  vgl.  HHaüpt,  Phil.  40,  107)  Sisyphos  von  Kos, 
welcher  als  ehemaliger  Gefolgsmann  des  Teukros  (wie  Diktys  des  Idome- 
neus)  gleichfalls  den  trojanischen  Krieg  beschrieb?  Freilich  die  Spuren 
des  griechischen  Diktys,   welche  man  bei  Cassiodor  und  sonst  gefunden 


§  423  Diktys.  1077 

haben  will  (Mommsen,  Herrn.  10,  883;  vor  8.  Tordan.  p.  xxxi.  71.  ERohbk, 
RhM.  38,  303)  sind  nicht  entscheidend  (CWaobneb,  JJ.  121,  509;  H Haupt, 
Phil.  43,  646).  Aber  die  der  homerischen  nachgebildete  Ökonomie  in  dem 
Difitys  des  Malalas,  nach  welcher,  wenigstens  teilweise,  die  Helden  ihre  frü- 
heren Abenteuer  in  Wechseigesprachen  selbst  erzählen,  ist  augenscheinlich 
ursprünglicher  als  die  nüchterne  chronologische  des  lat.  Textes:  sie  beweist 
Benutzung  entweder  eines  griechischen  Originals  oder  eines  vollständigeren 
lateinischen,  wovon  der  erhaltene  Text  ein  Auszug  wäre  (AvGutscdmid). 
Anderseits  spricht  für  die  lateinische  Fassung  als  Original  hauptsächlich 
die  Sprache,  namentlich  die  starke  Anlehnung  an  Sallust  (A.  4),  femer  die 
sprachliche  Verwertung  des  Virgil  (a.  Dung  er  aO.  [1878]  46;  de  Dictye 
Septimio  Vergilii  imitatore,  Dresd.  1886),  welche  sich  mit  der  Voraussetzung 
einer  Übersetzung  aus  dem  Griechischen  nicht  ganz  leicht  vereinigen  lassen. 
Aber  auch  aus  diesem  Gesichtspunkt  läßt  sich  die  Frage  nicht  entscheiden, 
vgl.  das  Verhältnis  des  sog.  Hegesippus  zu  Sallust:  §  433,  5.  —  Zu  dem 
Vorwort  (prologus,  s.  A.  1)  seines  (wirklichen  oder  angeblichen)  griechischen 
Originals  fügt  der  Übersetzer  noch  ein  eigenes,  worin  die  meisten  Angaben 
aus  jenem  wiederholt  werden.  Es  war  durch  seine  Stellung  der  Gefahr  des 
Untergangs  leichter  ausgesetzt  und  findet  sich  nur  in  jüngeren  Hss.  Haupt- 
inhalt: L.  Septimius  Q.  Aradio  8.  d.  Ephemerida  belli  troiani  Dictys  Cre- 
tensis  .  .  conscripsit  litteris  punicis  etc.  nobis  cum  in  manus  forte  libelli 
venissent  avidos  verae  historiae  cupido  incessit  ea  uti  erant  lutine  disserere, 
tum  magis  confisi  ingenio  quam  ut  otiosi  animi  desidiam  diseuieremus.  itaque 
priorum  quinque  voluminum  .  .  eundem  numerum  servavimus;  residua  quin- 
que  (quattuor  Dedkbich  wegen  der  Angabe  des  Suidas,  s.  A.  1 ;  vgl.  E  Wölfflin, 
Herrn.  9,  89)  de  reditu  Graecorum  in  unum  redegimus  atque  ad  te  misimus. 
tu,  Eufine  mi,  üb  par  est,  fave  coeptis.  Über  die  beiden  Vorreden  s.  auch 
LHavet,  rev.  de  philol.  3,  80. 

3.  Der  Adressat  heißt  (s.  A.  2)  Q*  Aradius  Rufinus.  Ein  Aradius 
Rufinus  war  praef.  urbi  J.  312—813,  cos.  J.  316,  praef.  praet.  J.  319;  ein 
anderer  (dessen  Sohn  oder  Enkel?)  bei  Amman  23,  1,  4  (Julian  J.  363)  Bu- 
finum  Aradium  comitem  orientis  in  locum  avunculi  sui  Iuliani  recens  de- 
fundi  provexit  (praef.  urbi  war  dieser  J.  376;  vgl.  cod.  Theod.  10,  19,  2). 
Wenn  letzterer  mit  L.  Aradius  Rufinus  CIL.  6,  1695  eine  Person  ist,  so 
könnte  von  beiden  nur  der  erstere  der  Adressat  des  Septimius  sein.  Doch 
kann  natürlich  auch  ein  dritter  gleichnamiger  sonst  Unbekannter  hier  ge- 
meint sein.  Jenem  ersteren  (cos.  316)  gilt  auch  das  Epigramm  des  Vaters 
von  Symmachus  (Symm.  ep.  1,  2),  worin  Ar.  Ruf.  zB.  unus  amor  eunetis  et 
praesidium  trepidorum  heißt.  Den  Septimius  selbst  hat  man  wohl  eh.eL- 
unter  den  Schulmännern  der  Zeit  zu  suchen  als  (mit  Perizonius)  unter  den 
hohen  Staatsbeamten. 

4.  Hinsichtlich  des  Zeitalters  des  Septimius  spricht  die  Person  des 
Adressaten  (s.  A.  3)  für  das  vierte  Jahrhundert.  Dazu  stimmt  auch  seine 
Sprache,  welche,  nach  den  Nachweisungen  von  Dkderich  p.  xxxvin  und  in 
seinem  Glossarium  Sept.  p.  241  ff,  vgl.  Meisters  Ausg.  p.  114  und  Perizonius 
bei  Dederich  p.  lxxxvi),  zwar  mit  Apuleius  manche  Berührungspunkte  hat 
(p.  xlviii),   aber  ebenso  viele   mit  dem   sog.  Hegesippus   (§  433,  6),    mit 


1078  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Ammianus,  Sulpicius  Severus,  Orosius  u.  a.  Wir  entscheiden  uns  daher 
für  die  Zeit  des  Theodosius  I.  Ganz  besonders  ahmt  Septimius  den  Sallust 
nach  in  Wortschatz  und  Ausdrucksweise,  in  Fügungen,  Satzverbindungen, 
in  der  altertümelnden  Knappheit  des  Stils,  ja  in  Reden,  Betrachtungen  und 
Schilderungen.  Außer  Sallust  sind  noch  Cornelius  Nepos,  Livius,  Virgil 
u.  a.  verwertet;  HPratjk,  quaest.  Sallust.  ad  L.  Septimium  et  Snlpicium 
Severum  Sallustii  imitatores  speetantes,  Gott.  1874.  GBrünnbrt,  Sallust 
und  Dictys,  Erfurt  1883.  HDunger,  de  Dictye-Septimio  Vergilii  imitatore, 
Dresd.  1886. 

6.  Dikty8-Septimius  wurde  im  Mittelalter  viel  benützt  (bes.  zur  Er- 
gänzung des  Dares,  §  471)  und  daher  auch  häufig  abgeschrieben.  IIDungkr, 
die  Sage  vom  troj.  Kriege  in  den  Bearbeitt,  des  M Alters  und  ihre  antiken 
Quellen,  Dresd.  1869.  AJolv,  Benoit  de  Sainte-More  .  .  .  ou  les  mdtamor- 
phoses  d'Homere  et  de  Tepopee  gre'co  -  latine  au  moyen  age,  Paris  1870. 
71  IL  GKürtino,  Diktys  u.  Dares,  ein  Beitrag  zur  Gesch.  der  Troja-Sage, 
Halle  1874.   WGrkip,  d.  mittelalterl.  Bearbb.  der  Trojanersago,  Marb.  1886. 

6.  Die  älteste  und  beste  Handschrift  ist  SGall.  205  s.  IX/X.  —  Aus- 
gaben (meist  zusammen  mit  Dares)  zB.  von  Cratanoer,  Bas.  1529.  JMkkckbius 
(Par.  1618.  Amst.  1631),  Anna  Tan.  Fabri  filia  (Par.  1680.  Amst.  1702), 
UObrrcht  (cur.  Artopoei,  Argentor.  1691),  LSmids  (Am>:t.  1702),  ADkdkbicii 
(Bonn  1832.  1837;  darin  auch  IPkrizonii  dissertatio  de  D.  Cr.  etc.;  vgl. 
GFHildkiirand,  JJ.  23,  278),  und  FMkistkr  (Lps.  1872).  —  Im  allg.  EColli- 
lieux,  etude  sur  Dictys  de  Crete  et  Dares  de  Phrygie,  Grenoble  1886.  — 
Kritisches;  Eüohde,  Phil.  32,  749.    FMkister,  ebd.  38,  373. 

b.    Die  Zeit  des  Theodosius  I  (J.  379 ff.). 

424.  Von  den  Kaisern  ,in  den  beiden  letzten  Jahrzehnten 
des  vierten  Jahrh.  hatte  nur  Gratianus  (J.  359 — 383)  Sinn  für 
Literatur.  Theodosius  I  (J.  346—395),  wie  Trajan  überwiegend 
Kriegsmann,  teilte  seine  Tätigkeit  als  Kaiser  (379 — 395)  zwi- 
schen Kämpfen  gegen  äußere  Feinde  an  den  Ost-  und  Nordgrenzen 
seines  Reiches  sowie  gegen  Empörer  (Maximus  und  Eugenius) 
und  Bemühungen  zur  Ausbreitung  der  nikänischen  Rechtgläubig- 
keit auf  Kosten  des  Heidentums  und  der  arianischen  Lehre. 
Wirklich  erlischt  allmählich  der  Polytheismus.  Zwar  halten  ein- 
zelne Kreise,  wie  in  Rom  die  Familien  Symmachus  und  Nico- 
machus,  mit  der  Teilnahme  für  die  alte  Literatur  auch  die  An- 
hänglichkeit an  den  alten  Glauben  noch  länger  fest.  Aber  ihre 
Bestrebungen  werden  immer  vereinzelter  und  erfolgloser:  Sym- 
machus und  Ammianus  sind  die  letzten  namhaften  Vertreter  des 
Römerglaubens  in  der  Literatur.  In  demselben  Verhältnis  wächst 
die  Zahl  und  die  Bedeutung  der  christlichen  Schriftsteller.  Alle 
überragt    die    Gestalt    des    Ambrosius.     An    Vielseitigkeit    des 


§  423  Diktys.     §  424  Theodosius  I.     §  426  Syinuaachus.         1079 

Wissens  und  der  literarischen  Betriebsamkeit  tut  keiner  es  dem 
Hieronymus  gleich,  und  auch  von  der  Wirksamkeit  des  Augustinus 
fallen  die  Anfänge  schon  in  diese  Zeit.  Einen  warmherzigen 
und  formgewandten  Dichter  hat  das  Christentum  in  Prudentius, 
und  bald  nachher  wird  durch  Sulpicius  Severus  und  Orosius  die 
Geschichte  von  christlichen  Gesichtspunkten  aus  bearbeitet.  Das 
Dogma  herrscht  und  betätigt  sich  auch  auf  dem  Gebiete  der 
Geschichte  und  der  Auslegung  durch  allegorische  und  symbolische 
Auffassung  der  biblischen  Gestalten  und  Vorgänge.  Die  medi- 
zinische Literatur  begnügt  sich  mit  Übertragungen  griechischer 
Werke  (Theodorus  Priscianus)  oder  abergläubischer  Erweiterung 
älterer  lateinischer  (Marcellus  Empiricus,  Sex.  Placitus).  Sonst 
bat  die  Zeit  außer  Vegetius  nur  Rhetoren  wie  Pacatus  und  Gram- 
matiker wie  Servius  und  Ti.  Donatus  aufzuweisen. 

1.  Victor  epit.  47,  4  fuit  Gratianus  litteris  haud  mediocriter  insti- 
tutu*  (vgl.  §  421,  1):  Carmen  facere,  ornate  loqui,  explicare  controversias 
rJietorum  tnore*  Aubon.  p.  194  Seh.  820  P.  (bellandi  fandique  potens  Augustus) 
und  grat.  act.  p.  27  Scb.  370  P.  Symmacii.  paneg.  Grat.  7.  epist.  10,  21 
Musis  in  palatio  loca,  lautia  tu  dedisti.  Vgl.  cod.  Theod.  13,  13,  11.  Sozom. 
7,  1  vofiov  i&sto  fist'  dde£a$  eKaczovg  &qt}<j-ksveiv  a>g  ßovXovtcu,  xai  &t- 
ttAqaidfsiy,  nlfjv  Mavi%cci(ov  %aX  x<bv  za  <Pcozeivov  xai  Evvofifov  tpqovovvxmv. 
Symmach.  ep.  10,  61  nil  ille  decerpsit  sacrarum  virginum  privilegiis,  decrevit 
nobüibus  8acerdotia,  romanis  caerimoniis  non  negavü  impensas,  .  .  cumque 
alias  religiones  ipse  sequeretiw  has  servavit  imperio. 

2.  Victor  epit.  48,  9  über  Theodosius:  simplicia  ingenia  aeque 
diligere,  erudita  mirari,  sed  innoxia.  Vgl.  das  Epigramm  des  Aemilius 
Probus  (S.  390  Z.  8):  Theudosio  et  doctis  carmina  nuda  placent.  Theodos.  ad 
Ansonium  (Aoson.  p.  1  Seh.  3  P.):  amor  tneus  qui  in  te  est  et  admiratio  in- 
genii  atque  eruditionis  tuae  .  .  fecit,  parens  iueundissime ,  ut  .  .  familiärem 
sermonem  autographum  ad  te  transmitterem ,  postülans  pro  iure  .  .  privatae 
tnter  nos  earitatis  ne  fraudari  me  scriptorum  tuorum  lectione  patiaris,  quae 
olim  mihi  cognita  et  tarn  per  tempus  oblita  rursum  desidero.  Aubon.  praef. 
ad  Theodos.  p.  1  Seh.  4  P.  scribere  me  Augustus  iübet  et  mea  carmina  poscit 
paene  rogans.  Auch  Libanios  und  Themistios,  so  gut  wie  Symmachus, 
blieben  von  dem  Kaiser,  trotz  seinem  Glaubenseifer,  unbehelligt,  ja  geschätzt 
und  befördert.  —  Symmacb.  ep.  5,  36  romanae  iuventutis  magistris  subsidia 
sollcmnis  alimoniae  detraeta  sunt. 

3.  Der  yates  Laberius  (mit  seiner  Gattin  Bassa)  im  CIL.  6,  13528  mag 
auch  ungefähr  dieser  Zeit  angehören. 

425.  Eine  hervorragende  Stelle  unter  den  Anhängern  der 
alten  Zeit  nimmt  drei  Menschenalter  hindurch  die  Familie  der 
Symmachi  ein.  Ihr  berühmtester  Vertreter  ist  Q.  Aurelius 
Symmachus  (um   J.  345—405),  praef.  urbi  384—385,  Cos.  391 


1080  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

n.  Chr.  Er  ist  Aristokrat  nach  Herkunft,  Stellung  und  An- 
schauungen und  durchaus  ehrenwert  von  Charakter  und  Gesinnung. 
Seine  Neigungen  gehören  Roms  großer  Vergangenheit  und  sein 
Herz  hängt  am  Glauben  der  Väter,  mit  welchem  Rom  groß  war. 
In  der  Verteidigung  dieses  Glaubens  zeigt  Symmachus  seine 
schönsten  Seiten:  darin  steigert  er  seine  sonst  zur  Nachgiebig- 
keit und  Milde  geneigte  etwas  weichliche  Natur  zu  tatkräftigem 
Vorgehen  und  Einstehen  und  erwirbt  sich  die  Achtung  auch 
seiner  christlichen  Widersacher,  welche  in  ihm  ihren  gefährlich- 
sten Gegner  sehen.  Wir  besitzen  Proben  seiner  jugendlichen 
Beredsamkeit  in  drei  Lobreden  auf  Valentinian  I  und  dessen 
Sohn,  den  jungen  Mitkaiser  Gratianus;  sie  teilen  die  Manier  der 
übrigen  Panegyriker,  stehen  aber  (wenigstens  in  der  unvollstän- 
digen und  zerrütteten  Gestalt  in  welcher  sie  vorliegen)  den  bes- 
seren derselben  an  Gehalt  nach.  Aus  seinen  reiferen  Jahren 
haben  wir  Stücke  aus  fünf  Senatsreden.  Wichtiger  sind  seine 
Briefe,  welche  von  seinem  Sohne  gesammelt  und,  wohl  in  Nach- 
ahmung der  Sammlung  des  jüngeren  Plinius,  herausgegeben 
worden  sind.  Sie  bieten  mit  ihrer  glatten  Inhaltslosigkeit  ein 
Bild  von  der  Schwächlichkeit  ihres  Verfassers  und  seines  Kreises. 
Am  bedeutendsten  sind  die  Berichte  (relationes)  des  Symma- 
chus als  Stadtpraefecten ,  namentlich  das  Gesuch  um  Wieder- 
herstellung des  Altars  der  Victoria  im  Sitzungssaale  des  Senats, 
welches  den  Bischof  Ambrosius  und  den  Prudentius  zu  Gegen- 
schriften veranlaßte. 

1.  Der  Vater  des  Redners.  Inschrift  vom  J.  377  (CIL.  6, 1698  Or.  1186 
Wilm.  641):  Lucio  Aur.  Avianio  Symmacho  v.  c.  praefccto  urbi  (J.  364/5,  vgl. 
Symm.  ep.  2,  44.  Ammian.  27,  3,  3  inter  praecipua  nominandus  exempla 
doctrinarum  et  tnodestiae),  consüli  (für  J.  377,  aber  als  designatus  gestorben?? 
s.  Seeck  vor  8.  Ausg.  p.  xliv  und  Symm.  ep.  1,  101),  jpro  praefectis  prat- 
torio  in  urbe  Roma  finitimisque  provinciis,  praefecto  annonae  urbis  Bomae, 
pontifici  maiori,  quindecemviro  s(acris)  f[aciundis),  multis  legationibus  pro 
amplissimi  ordinis  desideriis  apud  divos  principes  functo  (zB.  bei  Constantius, 
Ahmt  an.  21,  12,  24),  qui  primus  in  senatu  sententiam  rogari  solitus  audori- 
tate,  prudentia  atq.  eloquentia  .  .  magnitudinem  loci  eins  impleverit,  auro 
inlustrem  statuam  etc.  Vgl.  1,  44  egit  ille  senatui  gratias  ea  facundiae 
gravitate  qua  notus  est  Brief  von  ihm  an  seinen  Sohn  ep.  1,  2,  worin:  quia 
nihil  est  quod  agam  et,  si  nihil  agam,  subit  me  maiorum  meorum  misera 
recordatio,  inveni  quod  Ulis  libellis  quos  nuper  dictaveram  possimus  adicere. 
Es  sind  5  (mittelmäßige)  Epigramme  von  je  6  Hexametern  auf  angesehene 
Männer  seiner  Zeit,  wie  Aradius  Rnfinus  (§  423,  3),  Anicins  Inlianns,  in 
Nachahmung  der  Hebdomaden  des  Varro  (§  166,  6).  (Ähnliches  AL.  831  fll. 
PLM.  5,  396  fll.).    Briefe  seines  Sohnes  an  ihn  ep.  1,  1.  3—12. 


§  425  Symmachus.  1081 

2.  Der  Redner:  CIL.  6,  1699  Ob.  1187  Wilm.  1235  Q.  Aur.  Sym- 
macho  v.  c,  quaest.  (epp.  9,  119),  praet.  (epp.  8,  14),  pontifici  maiori  (vgl. 
epp.  1,  47.  49.  51.  9,  108,  128  f.),  cornctori  Lucaniae  et  Brütiorum  (J.  366, 
cod.  Theod.  8,  5,  25),  comiti  ordinis  tertii,  procons.  Africae  (J.  373,  cod. 
Theod.  12,  1,  73;  vgl.  CIL.  8,  6347.  Symmach.  ep.  8,  6.  20.  10,  1),  praef. 
urb.  (J.  384  u.  385),  cos.  ordinario  (J.  391,  vgl.  epp.  2,  62—64.  81.  6,  16. 
9,  130),  orotori  disertissimo.  Vermählt  war  er  mit  Rusticiana  (ep.  10,  54, 
▼gl.  Ap.  Sidob.  ep.  2,  10),  der  Tochter  (ep.  9,  131.  10,  54)  von  Memmius 
Vitrasius  Orfitos,  praef.  urbi  J.  363—866.  357 — 369,  und  hatte  von  ihr  eine 
Tochter  und  einen  Sohn  (A.  3).  Tirocinium  des  Redners  in  Germanien 
neben  Ausonios,  s.  §  421,  1.  Vgl.  epist.  1,  14.  in  Valent.  2,  6.  8.  Gallischer 
Lehrer  der  Beredsamkeit,  s.  §  391,  8.  Da  J.  361  Symm.  schon  ein  hoff- 
nungsvoller Knabe  war  (Liban.  epist.  923),  so  wird  er  spätestens  350  ge- 
boren sein.  Im  J.  375  nennt  er  sich  iuvenis  ep.  1,  1,  6,  im  J.  896  steht  er 
annis  in  senectatn  vergentibus,  epp.  4,  18,  2.    Über  seine  Gesundheit  klagt 

5.  in  seinen  Briefen  fast  so  viel  wie  Fronto  (§  366,  iE.).  Seine  Wohnung 
in  Rom  war  auf  dem  mons  Caelius  (epp.  7,  18  vgl.  19);  außerdem  hatte  er 
in  Nähe  und  Ferne  zahlreiche  Landgüter.  Die  Briefe  des  Symmachus  führen 
bis  ins  J.  402:  er  wird  bald  nach  diesem  Jahr  gestorben  sein:  doch  nennt 
ihn  noch  Frudentius  ad  Symmachum  (herausgg.  J.  403/4)  als  Lebenden  (zB.  2, 
praef.  57  quo  nunc  nemo  disertior). 

3.  Q.  Fabius  Memmius  Symmachus  (CIL.  6,  1699  Ob.  1187  Wilm.  1235), 
der  einzige  (s.  ep.  4,  6.  5,  68.  6,  7.  41)  Sohn  des  Redners  (geb.  um 
J.  384),  erlangte  schon  als  parvulus  noch  bei  Lebzeiten  des  Vaters  (J.  393) 
die  Quaestur  (Symm.  ep.  6,  22)  und  (J.  401)  die  Praetur  (praet.  urb.);  procos. 
Africae  war  er  J.  415  (cod.  Theod.  11,  30,  65),  praef.  urbi  J.  418  fll.  (einige 
Berichte  dieses  Symmachus  aus  diesen  Jahren,  meist  an  den  Kaiser,  in  der 
collectio  Avellana,  neu  herausgg.  von  WMbyer,  epp.  impp.  rom.  ex  coli, 
can.  Avell.,  Gott.  1888.  89  II).  Derselbe  war  rhetorisch  gebildet  (ep.  6,  84 
vgl.  61.  7,  9.  8,  69.  4,  20),  und  hatte  zur  Frau  die  Tochter  des  jüngeren 
Nicomachus  Flavianus  (CIL.  6,  1783  Oh.  Hemzbn  5593  vom  J.  431;  vgl.  CIL. 

6,  1787  Ob.  1188  Wilm.  646»).  —  Des  Redners  Symm.  Tochter  war  die 
zweite  Frau  eben  desselben  jüngeren  Nicomachus  Flavianus  (§  428,  2). 
Nachkommen  des  Sohnes  sind  die  Symmachi  welche  Coss.  waren  J.  446, 
486  (§  477,  4),  622.  —  Vgl  BBobohksi,  oeuvr.  8,  197. 

4.  Auf  den  Reden  beruhte  besonders  der  Ruhm  des  Symmachus  (A.2): 
orator  disertissimus  CIL.  aO.  (A.  2  Z.  7) ,  6  XoyoyQatpos  Olyhpiod.  bei  Phot. 
c.  80.  Socb.  bist.  eccl.  5,  14  i&ccv(id£ezo  dl  inl  itccidsvati  Xöycov  (mfut'Cuav 
%al  yaq  avxtp  noXXol  X6yoi  cvyysyQaiipivoi  vrj  'Papa/a?  yXmaajj  xvyxdvovai. 
Vgl.  A.  7.  Einige  sind  (aber  keine  vollständig)  überliefert  durch  ein  Pa- 
limpsest  s.  VI  (§  355, 8  Z.  4),  welches  trümmerhaft  (27  Quartblätter)  größten- 
teils in  Mailand  (Ambros.  k  147  inf.),  teils  in  Rom  (Vat.  5750)  erhalten 
ist;  herausgg.  von  AMai  (Mail.  1815  =  Frankf.  1816  und  in  Niebuhb's  Ausg. 
des  Fronto,  Beil.  1816),  dann  (vermehrt)  bei  AMai,  iuris  civ.  anteiust.  reliqq. 
(Rom  1823),  in  der  Scriptor.  vett.  nova  coli.  1,  4  und  an  Mai's  Außg.  von 
Cic.  de  rep.  (Rom  1846).  HMbyeb,  oratt.  rom.  fragm.  *  p.  627  und  in  Sebck's 
Ausgabe  (A.  10).  Neue  Vergleich ung  der  Hs.  bei  OSebck,  commentat. 
Mommsen.  600  und  jetzt   in  seiner  Ausgabe.     Vgl.  MHaupt,  op.  3,  461. 


1082  l>ie  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

EB.uiHENs,  misc.  crit.  171.  Diese  Stücke  stammen  aus  acht  Reden:  1—2 
Lobreden  auf  Valentinian  I,  gehalten  in  Gallien,  die  eine  J.  369,  die  andere 
(auch  bei  Seeck,  conim.  Mommsen.  607)  auf  des  Kaisers  drittes  Consulat, 
J.  370,  beide  jugendlich  schwülstig  und  mit  Geschmacksfehlern  (wie  1,  1 
cacsam  glaciem  potare;  1,  3  wird  Gratianus  seminarium  prineipatus  et  venia 
regalis  genannt;  2, 26  navigia  riparum  extima  momorderunt).  8  Lobrede  auf 
den  jungen  Augustes  Gratianus,  Anfang  369  gehalten,  vor  Gratianus,  wahr- 
scheinlich in  Trier.  Es  folgen  Reste  von  6  Reden,  gehalten  im  römischen 
Senat,  lauter  kurze  Stucke,  meist  Empfehlungen.  Nr.  4  ist  eine  Dank- 
sagung für  die  Wahl  seines  Vaters  zum  Consul,  nach  dem  Tode  von  Valen- 
tinian I,  J.  376  (die  bei  Mai  besonders  gezählten  Landes  in  patres  sind  ein 
Teil  der  Rede  pro  patre,  s.  Seeck,  comm.  Monims.  601).  Nr.  6  pro  Trygetio 
(J.  376,  von  Symmachus  erwähnt  ep.  1,  34,  2)  usw.  Andere  Senatsreden  des 
Symm.  werden  in  dessen  Briefen  genannt:  s.  ep.  4,  45;  vgl.  4,  29.  5,  9.  1, 106. 

7,  58.  Eine  Lobrede  auf  den  Empörer  Maximus  (J.  888?)  wurde  dem  Symm. 
von  Theodosius  sehr  verübelt  (post  amaros  casus  orationum  tnearum,  ep. 

8,  69;  vgl.  Cassiod.  hist.  trip.  9,  23.  Socr.  h.  e.  5,  14.  Süid.  v.  na&ootmaig) 
und  wurde  durch  laudes  Theodosii  (Ende  J.  388)  u.  a.  wieder  gut  zu  machen 
versucht;  vgl.  ep.  2,  13.  30.  —  Ep.  4,  64  nee  tantum  epütulas  poscis, 
oratiunculas  quoque  nostras  non  edüas  deferri  in  manus  tuas  praeeipis.  .  . 
misi  igitur  ex  recentioribus  numero  quinque. 

5.  Q.  Aur.  Symmachi  v.  c.  relationes.  Mit  diesem  Titel  ist  eine 
Sammlung  amtlicher  Berichte  erhalten  welche  Symmachus  als  praef.  urbi 
J.  384—885  den  Kaisern  eingereicht  hat,  überliefert  in  einer  der  Ausgabe 
des  SGelenius  (A.  10)  zu  Grunde  liegenden,  jetzt  verschollenen  Hs.  (LHavkt, 
rev.  crit.  1873  2,  252),  femer  im  Monac.  (Tegernseens.)  18787  s.  XI  und 
Mettensis  500  s.  XI.  Darunter  Nr.  3  die  berühmteste  über  den  Victoria- 
Altar,  s.  A.  9.  Wir  besitzen  diese  letztere  außer  in  der  Sammlung  der 
Relationen  auch  in  Ambrosius-Hss.  (zB.  Vatic.  286  s.  IX/X,  SGall.  94  s.  IX). 
AinbrosiuB  veröffentlichte  sie  zusammen  mit  seiner  Gegenschrift.  —  Seit 
Juretus  (A.  10)  sind  die  zuerst  gesondert  veröffentlichten  Relationen  dem 
B.  10  der  Briefe  in  deren  Ausgaben  einverleibt  (vgl.  A.  6  Z.  10  und  §  840,  9). 
Sonderausgabe  der  Relationes:  rec.  WMeyeh,  Lps.  1872. 

6.  Die  Briefe  sind,  öfters  unter  Verletzung  der  Zeitfolge,  nach  den 
Empfängern  geordnet,  zB.  enthält  B.  1  die  Briefe  des  S.  an  seinen  Vater 
(t— 12),  Ausonius  (13—43),  Agorio  Praetextato  (44—56.  74),  Probo  (66—61; 
vgl.  Clasow  aO.  532),  Celsino  Titiano  fratri  (62  —  73),  Hesperio  (75  —  88), 
Antonio  (§  426,  2;  vgl.  Clason  aO.  466),  Syagrio  (94—107).  B.  2  fast  nur 
Briefe  an  Flavianus  fraler  (§  428,  1)  usw.  Hinzugefügt  sind  nur  zwei  Briefe 
anderer  an  ihn,  nämlich  seines  Vaters  (1,  2)  und  des  Ausonius  (1,  32, 
vgl.  RPeipbr,  JJ.  Suppl.  11,  820).  OClason,  zur  Prosopographie  der  Briefe 
des  Symmachus,  Heidelb.  Jahrbb.  1872,  461.  526.  573.  865.  Die  Sammlung 
bestand  aus  10  Büchern:  vom  zehnten  sind  jetzt  (außer  den  Relationen, 
A.  5)  nur  zwei  Briefe  erhalten  an  Theodosius  und  Gratianus.  Nach  der 
(hs.?)  Überschrift  enthielt  es  epistolas  familiäres  ad  imperatores ,  sententias 
senatorias  et  opuscula.  Der  Herausgeber  (s.  unten)  hatte  hier  auch  die 
schon  früher  veröffentlichten  Relationes  usw.  wieder  aufgenommen.  Vgl. 
A.  5  E.  —  Diese   wortreichen,  aber  inhaltsleeren  Briefe  des  S.  tragen  znr 


§  426  Syinmachus.  1083 

Kenntnis  der  Zeitgeschichte  verhältnismäßig  wenig  bei  (cassa  rebus  oratio, 
ep.  3,  10;  vgl.  2,  35).  Sogar  Tagesneuigkeiten  verschmäht  der  vornehme 
Briefschreiber,  sie  sind  nur  B.  6  stärker  vertreten  (vgl.  1,  46.  2,  36.  67), 
auch  Geschäftsbriefe  wären  nicht  zahlreich  wenn  nicht  der  Ankauf  von 
Rennpferden,  Gladiatoren  und  seltenen  Tieren  (6,  43.  9,  132.  126.  10,  19) 
für  die  eigenen  Spiele  und  die  seines  Sohnes  die  Feder  des  S.  in  fast  fieber- 
hafte Tätigkeit  versetzte.  Zahllos  sind  dagegen  die  Empfehlungsschreiben, 
die  Fürsprachen  für  näher  und  ferner  Stehende  (1,  64  commendari  a  tne 
episcopum  forte  mireris.  causa  istud,  non  seeta,  persuasit;  7,  51  empfiehlt 
er  .  .  Severum,  episcopum  omnium  seetarum  attestatione  laudabilem) ,  sogar 
Bettelbriefe  (zB.  4,  67.  7,  116)  und  Brautwerbungen  für  andere  (9,  7.  43.  49). 
Nächstdem  Glückwünsche,  Beileidsbezeugungen,  Todesanzeigen,  Einladungen, 
Grüße,  Reisen,  eigene  und  fremde  Gesundheit  u.  dgl.,  besonders  häufig 
Klagen  daß  Adressat  so  selten  oder  so  kurze  Briefe  schreibe  oder  Ver- 
teidigung gegen  solche  Klagen.  Obwohl  eigentliche  Wiederholungen  nicht 
selten  sind  und  zB.  der  Satz  daß  der  Verreiste  zuerst  zu  schreiben  habe 
eich  zehnmal  (3,  8.  4,  23?  5,  30.  70.  73.  6,  60.  8,  56  60.  63.  9,  63)  findet 
(7,  81.  83.  89  ißt  an  dieselbe  Person,  6,  54  u.  66  an  verschiedene  dasselbe 
geschrieben,  vgl.  3,  40  =  ö,  1  ;  2,  67  =  7,  53),  so  gipfelt  doch  die  Kunst 
des  Symmachus  gerade  darin  die  nämlichen  Gedanken  immer  wieder  in 
neue  verbindliche  und  zierliche  Wendungen  zu  kleiden.  Vgl.  auch  §  46,  10. 
—  Ep.  6,  85  (an  Helpidius):  quod  epistülas  mcas  condis  amoris  est  tut,  qui 
deseribenda  nescit  eligere.  .  .  nimis  vereor  ne  ista  simplicitas  ineidat  in  lec- 
torem  alterum,  tibi  disparem.  quare  velim  tibi  habeas  quae  ineogitata  pro- 
ferimus;  licet  eadem  mei  quoque  librarii  servare  dicantur.  Vgl.  6,  86  st  quid 
horum  quae  apud  te  ineuriosius  loquor  cuipiam  lectori  nauseam  moverit,  non 
tarn  in  scribendo  neglegentia  displicebit.  Mit  der  Rücksicht  auf  die  Ver- 
öffentlichung sind  daher  die  Briefe  (wenn  auch  nicht  von  Anfang  an)  sicher 
geschrieben.  Daß  sie  aber  nicht  von  dem  Verfasser  selbst  veröffentlicht 
worden  sind  zeigt  der  rohe  Zustand  in  welchem  sie  uns  vorliegen.  Sogar 
bloße  Papierschnitzel  sind  aufgenommen,  wie  8,  71  f.  zwei  Formulare  des 
Einladungsschreibens  zu  seines  Sohnes  Antritt  der  Praetur.  Danach  war 
der  Sohn  der  Herausgeber  und  dies  bestätigt  die  subscriptio  im  Paris. 
Q.  Aureli  Symmachi  v.  c.  cos.  ord.  epistolarum  l.  II  explicit,  editus  post  eius 
obitum  a  Q.  Fabio  Memmio  Symmacho  v.  c.  filio.  ineipit  l.  III  (und  ähn- 
lich unter  B.  4).  Die  Herausgabe  erfolgte  nicht  lange  nach  dem  Tode  des 
Verfassers.  Vgl.  OSeeck  vor  s.  Ausg.  p.  xxm.  —  Handschriften  der  Briefe: 
Paris.  8623  s.  IX.  OClason,  de  Symm.  epp.  cod.  Paris,  cum  eius  collat., 
Bonn  1867.  Dann  Vatic.  Palat.  1576  8.  XI  u.  a.  Vgl.  Skeck  vor  s.  Ausg. 
Über  den  cod.  Bertinianus  (jetzt  zu  St.  Omer  686  s.  XII)  s.  RFöbsteb, 
RhM.  30,  466. 

7.  Macbob.  5,  1,  7  (genus  dicendi)  pingue  et  floridum,  in  quo  Plinius 
See.  quondam  et  nunc  nullo  veterum  minor  noster  Symmachus  luxuriatur. 
Prudent.  c.  Symm.  1,  632  o  linguam  miro  verborum  fönte  fluentemf  romani 
decus  eloquii  etc.  2,  praef.  65  tanti  .  .  viri,  quo  nunc  nemo  disertior  etc. 
Ap.  Sidon.  ep.  1,  1  Q.  Symmachi  rotunditatem.  Die  Reden  bewegen  sich 
mit  Vorliebe  in  kurzen  Sätzen  mit  wohl  berechnetem  Tonfall  und  sind  mit 
rhetorischen    Blumen    aller  Art    reich    ausgestattet.     Einen   rednerischen 


1084  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Anstrich  haben  auch  die  Briefe  (A.  6)t  namentlich  auch  darin  daß  sie  die 
technischen  Bezeichnungen  (wie  acta  senatus)  als  unedel  zu  meiden  suchen. 
Des  Symm.  Sprache  strebt  zwar  nach  Classicität,  läßt  aber  mit  Bewußt- 
sein Modernes  zu.  Vgl.  Wortbildungen  wie  genialitas,  opUmitas,  plaeiditas, 
autumnitas,  inccntor ,  edecimo,  exambio;  Wendungen  wie  fors  fuat  an  (ut), 
quin  immo,  incoram;  Fügungen  wie  fangt  officium,  honoris  tui  delector, 
sollicitor  tarditatis,  bonarum  artium  spectatus,  die  häufige  Setzung  von  quod 
nach  verb.  sent.  et  declarandi  (zB.  8,  46.  9f  10.  39.  10,  24.  78),  aliquanti  servi 
u.  dgl.  Vgl.  ep.  3,  11  trahit  nos  usus  temporis  in  argutias  plausibüis  ser- 
monis.  quare  aequius  admitte  linguam  saeeuli  nostri  et  deesse  huic  cpistuiae 
atticam  sanitatem  boni  consuU.  .  .  te  non  paeniteat  scriptorum  meorum  fern 
novitatem.  3,  44  ugzcüopbv  scribendi  non  invitus  adfecto.  .  .  praestat  Tuh 
lium  sequi.  Vgl.  OKorbn,  quaestt.  Symm.  39.  EThSchulze,  de  Q.  Aur. 
Symm.  vocabulorum  formationibus  ad  sermonem  vulgarem  pertinentibus, 
Halle  1884  (=  Diss.  Hai.  6,  111).    Auch  Boissibs  (A.  11). 

8.  Als  Mensch  erinnert  S.  an  Cicero:  er  ist  von  makelloser  Reinheit 
des  Wandels,  wohlwollend,  immer  bereit  zu*  helfen,  ein  gemütlicher 
Familienvater,  versöhnlich  (vgl.  ep.  7,  100.  128),  weich  bis  zur  Ängstlich- 
keit und  Empfindlichkeit.  Auch  zur  Selbstsucht  führt  diese  Weichheit:  so 
reich  er  ist,  so  schreit  er  alsbald  über  Druck  (impressio)  wenn  die  Not 
der  Zeit  ihn  im  gewohnten  Behagen  stören  will,  und  für  ihn  und  seine 
Freunde  sollte  man  es  auch  mit  dem  Rechte  nicht  allzustreng  nehmen. 
Seine  Ängstlichkeit  läßt  ihn  nie  von  etwas  Erfreulichem  sprechen  ohne 
ein  f  Unberufen'.  An  Cicero  erinnert  auch  der  Mangel  politischen  Scharf- 
blicks. In  seiner  bürgerlichen  Stellung  fühlt  sich  Symmachus  als  Aristokrat. 
Sein  Stolz  bewahrt  ihn  vor  unwürdiger  Kriecherei  vor  den  Machthabern 
des  Hofes  (ep.  9,  88.  10,  61)  und  selbst  dem  Kaiser  gegenüber  beweist  er 
edlen  Freimut  (ep.  10,  34.  41.  43.  61).  Nur  selten  kehrt  er  die  hochmütige 
Rücksichtslosigkeit  des  Aristokraten  hervor  (ep.  2,  46.  1,  3.  1,  52.  or.  8,3). 

9.  Der  alte  Glaube  ist  für  Symmachus  die  Fahne  zu  der  sich  nicht 
offen  zu  bekennen  Abfall  ist:  nunc  aris  deesse  Romanos  genus  est  ambiendi 
(ep.  1,  51).  Er  ist  frei  von  eifernder  Schroffheit  dem  Christentum  gegenüber, 
ja  er  bequemt  sich  Christen  gegenüber  einmal  zu  der  Erklärung:  in  eligendo 
episcopo  dei  omnipotentis  expectandum  esse  iudicium  (ep.  10,  71);  und  er 
selbst  bleibt  von  Glaubenszweifeln  nicht  ganz  unangefochten  (ep.  8,  18. 
9,  61).  So  verzichtet  er  darauf  für  seinen  Glauben  die  frühere  Herrschaft 
zu  verlangen;  nur  Duldung,  nur  nicht  Verfolgung,  erbittet  er  sich  in  der 
berühmten  relatio  3  «  ep.  10,  61  an  Valentinian  II  in  Sachen  des  Victoria- 
Altars,  welche  ebenso  trefflich  geschrieben  wie  als  Notruf  einer  dem  Unter- 
gang verfallenen  Religion  ergreifend  ist  (zB.  repetimus  religionum  statum 
qui  reip.  diu  profuit.  .  .  praestate,  oro  vos,  ut  ea  quae  pueri  suscepimus 
senes  posteris  relinquamus) ,  und  deren  Beweisführung  unwiderleglich  wäre 
wenn  nicht  die  Behauptung  sich  eingemischt  fände  daß  der  Notstand  des 
Reiches  herbeigeführt  sei  durch  die  Vernachlässigung  der  Religion,  dh.  durch 
das  Aufkommen  des  Christentums.  Die  erfolgreichen  Entgegnungen  des  Am- 
brosiuB  in  dessen  epist.  17.  18  (Miqne  16,  961).  Villemain,  Melange s  2,  36. 
Ober  des  Prudentius  Gegenschrift  §  436,  3f.  Dieser  sagt  selbst  contra 
Symm.  1,  648  inlaesus  maneat  liber  excellensque  voiumen  obtineat  partam 


§  425  Symmachus.    §  426  Pacatus  u.  a.  1085 

dicendi  fultnine  famam.  —  Mit  dieser  Bekämpfung  des  Christentums  hängt 
aufs  engste  zusammen  die  Sorge  des  Symmachus  für  neue  Herausgabe  und 
Verbreitung  des  Livius  als  des  beredtesten  Darstellers  altrömischer  Größe 
und  damit  auch  des  alten  Glaubens.  Symm.  ep.  9,  18  munus  totius  Liviani 
operis  quod  spcpondi  etiam  nunc  diligentia  emendationis  moratur.  Es  bes- 
serte aber  auf  Anregung  des  Symmachus  Victorianus  t?.  c.  dotnnis  Sym- 
wachis  Teile  des  Livius  (§  256,  11),  und  demselben  Geschäfte  unterzogen 
sich  die  mit  Symm.  verschwägerten  Nicomachi  (§  256,  11.  428,  2.  8).  Darch 
das  Vorbild  des  Symm.  wurden  auch  andere,  meist  vornehme,  Römer  zu 
ahnlicher  Tätigkeit  angespornt  (§  802,  5  und  404»,  5.  §  822,  8.  381,  8. 
367,  7.  432,  6.  452,  6.  468,  1  [478,  6].  477,  3  und  oben  §  41,  2)  und  noch 
der  Urenkel  des  Symmachus  beschäftigte  sich  mit  der  Bearbeitung  des 
Macrobius  (§  477,  4).    Vgl.  OJahm,  Lpz.  Ber.  1851,  3S5. 

10.  Ausgaben  der  Briefe  und  Relationen  (FCHeemann  in  d.  Fedtschr. 
d.  königstädt.  Realsch.,  BerL  1882,  293)  ex  off.  JSchotti,  Argent.  1510,  von 
SGüMsmcB  (libri  II),  Bas.  1549,  FIubetus,  Par.  1580.  1604,  JLectius,  Genf 
1587.  1598.  1601,  CScioppius,  Mainz  1608,  JPhPareus  (mit  Lexicon  Symm.), 
Neustadt  a.  d.  H.  1617  und  sonst.  GWihgbndorp,  Leid.  1658.  Mione  18,  145. 
Jetzt  bes.  die  Gesamtausgabe:  Q.  Aur.  Symm.  quae  supersunt  ed.  OSebck, 
Berl.  1883  (=-  Monum.  Germ.  hist.  Auctt.  antiquiss.  6,  1).  —  Kritisches: 
CFWMülleb,  JJ.  73,  324,  KSchbnkl,  ZföG.  11,  412,  MHaupt,  op.  8,  424. 
617.  821.    GBoissieb,  rev.  de  phil.  5,  113. 

11.  JGothofbedus,  vita  Symmachi,  vor  Pareus'  Ausgabe.  CGHbyme, 
censura  ingenii  et  morum  Symm.,  opusc.  6,  6.  Susiana  (von  HDSuse)  ad 
Symm.  ed.  JGurlitt,  Hamb.  1816—18,  EMorin,  la  vie  et  les  Berits  de  S. 
Par.  1847  f.  GBobRosst,  ann.  dell1  inst.  arch.  21,  283.  JBubckbabdt,  Con- 
stantin*  431.  437.  GBoissieb,  journ.  des  savants  1888,  597.  712.  OKoben, 
quaestt  Symm.,  Wien  1874  und  bes.  (über  Symm.  und  seine  Zeitgenossen) 
OSebck  vor  8.  Ausg. 

426.  Symmachus  selbst  nennt  als  Redner  seiner  Zeit  (Ani- 
cius)  Iulianus,  Antonius,  Gregorius  und  Severus.  Auf  uns  ge- 
kommen ist  einzig  die  Lobrede  auf  Theodosius  I  welche  der 
jüngere  Fachgenosse,  Landsmann  und  Freund  des  Ausonius,  der 
llhetor  Latinus  Drepanius  Pacatus,  J.  389  zu  Rom  im  Senate 
gehalten  hat.  Sie  zeichnet  sich  vor  den  übrigen  Reden  dieser 
Art  durch  Stoffreichtum  und  lebhafte  Darstellung  aus  und  zeugt 
auch  von  des  Verfassers  Belesenheit  in  der  alten  Literatur. 

1.  Symm.  ep.  1,  43  an  Ausonius :  scis  in  ülo  forensi  pulvere  quam  rara 
cognaUo  sit  faeundiae  et  boni  pectoris.  .  .  haec  in  tneo  familiari  ac  neemario 
(Iulianus)  ea  societate  viguerunt  ut  etc.  numquam  in  mercedem  ornamenta 
linguae  corrupit  etc.  Sonst  unbekannt.  Anders  OClason,  Heide] b.  JJ. 
1872,  650.     BBorqhesi,  oeuvr.  5,  447. 

2.  Svmm.  ep.  1,  89  (Antonio):  non  incognito  quidem  nobis  eloquii 
splendore  nituisti,  eed  .  .  maiestatis  scriptis  aptatam  gloriam,  quam  magisterio 
arte  quaesisti,  recene  auxit  oratio     natn  .  .  simile  quiddam  planeque  con~ 


1086  Die  Kaiserzeit.    Vierten  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

veniens  auribus  patrum  .  .  sonuisti  etc.  An  ihn  auch  ebd.  1,  90 — 93.  Ge- 
meint ist  Claudius  Antonius  praef.  praet.  Oall.  J.  376  und  cos.  J.  382.  — 
Symm.  ep.  3,  18  (Gregorio):  cum  mihi  de  scriniis  tuis  profecta  delegaretur 
oratio.  An  ihn  ebd.  17—22.  Es  ist  Proculus  Gregor ius  quaest.  sacri  pa- 
latii  J.  378—379,  praef.  praet.  Gall.  J.  383.  —  Pro  Flav.  Severo  3  (p.  337 
Seeck):  guis  credat  summatem  facundiae,  diu  inter  fori  ornamenta  nume- 
ratum,  praesidalem  dudum  (erst  kürzlich)  recepisse  provineiam?  Seeck  vor 
s.  Symm.  p.  cxcn.  —  Ein  Ungenannter  der  pari  nitore  atque  gravitate  Reden 
und  Geschichte  schreibt  bei  Stoma cn.  ep.  9,  110. 

3.  Mach.  1,  5,  13  Postumianum,  qui  forum  defensionum  dignatione  no- 
hilitat.  Vgl.  ebd.  2,  1.  3.  6.  Ob  etwa  mit  einem  der  Vorgenannten  eine 
Person?  Oder  der  bei  Symmachus  öfters  genannte  vir  illustris  dieses  Na- 
mens? —  Eusebio,  oratorum  eloquentissimo  ebd.  1,  24,  14.  Etwa  der 
gleichnamige  praef.  praet  Ital.  J.  395—396?  Doch  ist  der  Name  in  jener 
Zeit  häufig.  Ein  Eusebius  wird  auch  unter  den  scriptores  de  numeris  genannt 
in  Halms  rhet.  lat.  min.  p.  681,  18;  vgl.  p.  698,  20. 

4.  Augustim.  confess.  4,  14,  21  Hier  tum  romanae  urbis  oratorem  .  . 
efferebant  laudibus,  stupentes  quod  ex  homine  Syro,  docto  prius  graecae  fa- 
eundiae, postea  in  latina  etiam  dictor  inhabilis  extitisset.  S.  über  ihn  und 
seinen  Bruder  Dracontius  §  325,  12.  Auch  Mommsen,  Herrn.  4,  359.  ERöhdk 
bei  CRitter,  Unterss.  über  die  Quintil.  Declam.  207. 

6.  Au 8 oni u 8  widmet  dem  Latinua  Drepanius  Pacatus  (procos!  Africae 
J.  890,  comes  rer.  privat.  Theodosii  J.  393)  seinen  ludus  VII  sapp.  (Dre- 
panio  proconsult)  p.  104  Seh.  169  P.,  dann  eine  andere  Sammlung  seiner 
Gedichte,  s.  das  Widmungsgedicht  p.  120  Seh.  86  P.  Drepanio  filio  (wegen 
des  Zusatzes  filio  8.  §  46,  10;  auch  WBhahdes,  JJ.  123,  65),  endlich  eine 
der  beiden  Ausgaben  (§  421,  2  k)  des  technopaegnion ,  s.  die  eine  Vorrede 
dazu  p.  132  Seh.  155  P.  Pacato  proconsuli.  Erwähnt  wird  Pacatus  im 
technop.  noch  p.  134  Seh.  159  P.  (hier  in  beiden  Ausgg.)  und  p.  139  Seh. 
168  P.,  wo  in  der  Vossianus-Ausgabe  Indulge,  Pacate,  in  der  Tilianus-Acis- 
gabe  Indulge,  Pauline  steht.  Von  Pacatus  sagt  Auson.  p.  120  Seh.  86  P. 
hoc  nullus  mihi  carior  meorum,  quem  pluris  faciunt  novem  sorores  quam 
eunetos  alios  Marone  dempto.  Symmachus  richtet  an  ihn  epp.  8,  12.  9,  61. 
64  (auch  9,  72?).  Aus  Burdigala  selbst  scheint  er  nicht  zu  sein,  da  ihn 
Aus.  unter  den  profeas  Burdig.  nicht  aufführt;  vgl.  Sidon.  epist.  8,  11  quid 
agunt  Nitiobroges  (Hauptstadt  Aginnum,  j.  Agen),  quid  Vesunnici  tui?  .  . 
tu  .  .  nunc  Drepanium  Ulis,  modo  istis  restituis  Anthedium  (§  466,  4).  Pacat. 
2,  1  cum  ab  ultimo  Oalliarum  recessu,  qua  latus  oceani  cadentem  excipü 
solein  et  deficientibus  terris  sociale  miscetur  elementum,  ad  contuendum  te 
properassem.    Vgl.  ebd.  23,  1.  24,  4  ff.   47,  6. 

6.  Der  panegyricus  Latini  Pacati  Drepani  dictus  Thcodosio  ist  in  der 
Sammlung  von  Lobreden  (s.  §  391,  2)  überliefert  nnd  zB.  in  der  Ausgabe 
der  panegyrici  von  EBährbns  als  nr.  12  p.  217  abgedruckt.  Derselbe  giebt 
nach  einer  preisenden  Charakteristik  des  Theodosius  als  Mensch  und  Kaiser, 
eine  lebhafte  Schilderung  der  Zustände  unter  dem  Empörer  .Maximus  und 
des  siegreichen  Feldzuges  von  Theod.  gegen  ihn.  So  ist  die  Rede  eine 
wichtige  Geschichtsquelle.   Der  Verf.  zeigt  sich  wohlbewandert  in  der  Lite» 


§  426  Pacatue.    §  427  Arusianus  u.  a.  ßhetoren.  1087 

ratur  der  klassischen  Zeit  wie  der  nächsten  Vergangenheit;  auf  Cicero, 
Virgil,  Horaz,  .Ovid  spielt  er  häufig  an  und  unter  seinen  Vorgängern  be- 
nützt er  besonders  den  Mamertinus  (§  417,  7).  Die  römische  Geschichte 
vermitteln  ihm  vorzugsweise  Valerius  Maximus  und  Florus.  An  Tacitus 
erinnert  er  manchmal  durch  Farbengebung  und  sententiöse  Haltung  (zB.  38 
spem,  quae  postrema  homines  deserü;  vgl.  auch  MHebtz,  anal,  ad  carm.  Hör. 
bist.  3,  16).  Zahlreiche  rhetorische  Figuren,  meist  gut  durchgeführt. 
Sprache  verhältnismäßig  einfach,  doch  cadenzenreich  und  in  vielen  poe- 
tischen Wendungen  und  sonstigen  Eigentümlichkeiten  an  die  Zeit  erinnernd. 
So  parcam  replicare  (S.  6),  aevi  maturus  (8  vgl.  31),  memoriam  convenire 
(18  vgl.  41),  öblita  fide  (12  vgl.  24),  ire  in  Utteras  (33);  das  kanzleimäßige 
retro  —  olim  (1.  18.  14.  22.  31);  iugis,  impervius;  Vorliebe  für  den  Inf. 
perf.,  Gerund ivum  für  Möglichkeit  (zB.  39.  46)  u.  dgl.  —  Sonderausgaben 
von  JSchbffer,  Ups.  *  1668  und  IAbntzbn  (c.  nott.  varr.),  Amstel.  1753. 

7.  Facatus  hat  das  Bekenntnis  der  meisten  klassisch  Gebildeten  seiner 
Zeit,  einen  neutralen  Monotheismus.  Vgl.  4  supremus  verum  fäbricator; 
21  numen  sumtnum,  im  Unterschiede  von  dem  numen  zB.  des  Kaisers  (21 
vgl.  18),  welcher  der  sichtbare  Gott  ist  (deum  quem  videmus  4).  Daneben 
ist  viel  die  Rede  von  fata  und  der  fortuna.  Des  Theodosius  Rechtgläubig- 
keit und  Heidenverfolgung  berührt  er  mit  keiner  Silbe.  Die  Beispiele  aus 
der  römischen  Geschichte  werden  mit  Vorliebe  aus  der  Zeit  der  Bepublik 
genommen,  sowie  aus  der  Sagenwelt;  aus  der  Kaiserzeit  nur  11.  12.  Vgl. 
§  426,  9.  429,  2. 

8.  Als  causidici  werden  in  Svmmach.  epp.  genannt  Lanipadius  (5,  16. 
Skbck  vor  s.  Symm.  p.  cc),  Epictetus  (6,  41.  9,  31),  Celsus  (10,  43).  Vgl. 
ebd.  2,  42.  5,  75.  9,  32  (causidicinae  candidati).  Ein  Jurist  Marinianus 
ebd.  8,  23  Skbck  aO.  p.  cxxvii;  Prosdocius  6,  74  vgl.  ebd.  6,  74.  Ein 
Prozeß  aus  dieser  Zeit  ebd.  10,  39.  48  (s.  darüber  ABethmann  -  Hollwkg, 
ITandb.  d.  Civilproz.  1,  403).  Auch  der  durch  Claudianus  bekannte  Minister 
des  Arcadius,  Rufinus,  war  ursprünglich  causidicus  (Philostobg.  11,  2). 

427.  Andere  Rhetoreu  in  der  Zeit  des  Symmachus  waren 
Palladius  aus  Athen,  Syagrius  und  der  durch  Arbogast  auf  den 
Kaiserthron  erhobene  Eugenius.  Als  Schriftsteller  kennen  wir 
Messius  Arusianus  durch  die  den  Gebrüdern  Olybrius  und 
Probinus  (Coss.  395)  gewidmeten  Exempla  elocutionum,  und 
auch  des  Chirius  Fortunatianus  rhetorisches  in  Frage  und  Ant- 
wort gefaßtes  Schulbuch  ist,  bei  seiner  Richtung  auf  das  Klas- 
sische, keinesfalls  später  zu  setzen,  sowenig  als  die  kurze  Rhe- 
torik des  Sulpicius  Victor  und  die  ausführlichere  des  C.  Iulius 
Victor.  Nach  der  Weite  seines  literarischen  Gesichtskreises  ge- 
hört auch  Iulius  Rufinianus  noch  dieser  Zeit  an. 

1.  Symmach.  ep.  1,  16  (Ausonio):  Palladii  rhetoris  nostri  dcclamatio 
.  .  complacita  summaiibus  litterarum.  .  .  movit  Xoyog  (so  Sreck:  novos  die 
Hss.)  Athenati  hospitis  latiare  concüium  divisionis  arte  etc.  ebd.  94  (Syagrio): 
Palladium  [epeetatum  bonis  omnibui  faeundiae  atque  erudüionis  .  .  mereri 


1088  I>ie  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

facundiam  PaUadii  ut  doleamus  quod  urbi  negatus  est,  tnereri  amdbititatem 
eius  ut  quod  accitus  est  gaudeamus.  3,  60  Palladium  .  .  quem  ego  non 
minus  doleo  abductum  a  iuventute  Romana,  quam  usw.  Vgl.  Ap.  Sidon.  ep. 
6,  10.  Er  war  coines  sacr.  largit.  J.  381,  mag.  officiorum  J.  382  (Seeck 
vor  s.  Symm.  p.  ccn).  Schwerlich  ist  er  (der  Name  ist  in  jener  Zeit  sehr 
häufig,  vgl.  §  410,  1)  der  Palladius  unter  den  sog.  XII  Sapientes :  §  421,  9. 

2.  Flavius  Afraniu8  Syagrius  Cos.  881.  Vgl.  consul  amplissime, 
Stmmach.  ep.  1,  101  {Syagrio).  95  es  linguae  melier.  96  de  faeundiae  penu. 
Briefe  des  Symm.  an  ihn  in  dessen  ep.  1,  94 — 107.  2,  14  f.  49.  Als  einen 
Dichter  rühmt  ihn  Sidon.  ep.  5,  6  (Syagrio,  dem  Urenkel  des  cos.  J.  381): 
cum  8t8  a  semine  poetae  cui  proeul  dubio  statuas  dederant  Utterae,  si  träbeae 
(das  Kleid  des  Oonsuls)  non  dedissent,  quod  etiam  nunc  auctoris  culta  ver- 
sibus  verba  testantur.  Ausonius  widmete  ihm  eine  Ausgabe  seiner  Gedichte. 
In  der  Widmung  (p.  3  Seh.  P.  vgl.  §  421,  2  p)  heißt  es:  patronum  nostris 
te  paro  carminibus.  pectoris  ut  nostri  sedem  colis,  älme  Syagri,  communemque 
habüas  alter  ego  Ausonium,  Sic  usw.  Sein  Grab  war  in  Lugdonum,  Sid. 
ep.  6,  17.  RPeipeb,  JJ.  Suppl.  11 ,  319.  Derselbe  ist  wohl  der  magister 
officiorum  J.  879  Syagrius  im  cod.  Theod.  7,  12,  2,  vielleicht  auch  der 
praef.  praet.  Syagr.  J.  380—382  im  cod.  Theod.  OClasom,  Heidelb.  Jahrbb. 
1872,  867.     OSkeck  vor  s.  Symm.  p.  cix. 

8.  An  die  Stelle  des  von  ihm  erwürgten  Valentinian  II  setzte  der 
Franke  Arbogast  J.  392  Evyiviov  zw*  uayioxoov  (Philostobo.  10,  2).  Vgl. 
Socsat.  h.  e.  5,  25.  Zosiu.  4,  54,  1.  Hist.  misc.  13,  11  grammaticus  qui- 
dam  nomine  Eug.,  litterarum  doctor,  .  .  imp.  Valentiniani  antigraphus  et 
propter  eloquentiam  a  multis  honoratus.  J.  394  von  Theodosiua  besiegt 
und  getötet. 

4.  Die  von  einem  jetzt  verlorenen  Bobiensis  (s.  den  Katalog  der 
Bobbio'schen  Hss.  bei  Pbybon,  Cic.  orat.  fragm.  p.  29)  durch  JParrhasius 
genommene  Abschrift  (jetzt  Neapol.  iv  ▲  11)  ist  die  Quelle  aller  erhaltenen 
Hss.  des  ArusianuB.  Sie  hat  die  Oberschrift:  Cornelii  Frontonis  \  Ineipit 
Arusiani  Messt  v.  c.  or.  comitis  primi  ordinis  (darüber  Mommsen,  mem.  d. 
inst.  arch.  2,  807;  Herrn.  4,  127)  exempla  elocutionum  ex  Vergilio,  Salustio, 
Terentio,  Cicerone  digesta  per  lüteras.  In  einem  Bibliothekkatalog  s.  IX 
(cod.  Berol.  Santen.  66,  GBeckbr,  catalogi  20, 12  steht:  Incipit  Messi  oratoris 
de  elocutionibus.  Olybrio  et  Probino  Messius.  Dazu  stimmt  daß  p.  458,  11. 
489,  28  Symmachus  genannt  wird  und  daß  schon  Ambros.  de  fuga  saec. 
3,  16  p.  424  Bened.,  p.  577  Migne  offenbar  auf  Arus.  Mess.  p.  465,  2  hin- 
weist FBücheler,  RhM.  43,  293.  Wenn  Ambrosius  jene  Schrift,  wie  man 
annimmt,  schon  um  J.  387  schrieb  (s.  aber  MIhm,  JJ.  Suppl.  17,  18),  so 
hat  Arusianus  den  Olybrius  (den  älteren  Bruder,  §  451,  3,  geb.  um  J.  376? 
EZarncke,  commentt.  in  hon.  Studemundi,  Straßb.  1889,  203.  Anders  Sbeck 
vor  8.  Symm.  p.  cv)  und  Probinus  schon  als  Knaben  behelligt  Aber 
da  jene  in  sehr  jugendlichem  Alter  J.  895  gar  das  Consulat  bekleiden 
sollten  (Hi  krön.  epp.  130,  8  Olybrius  consul  quidem  in  pueritia),  so  konnte 
ja  die  Bildung  nicht  frühe  genug  anfangen.  Die  Schrift  des  AruBianus 
ist  eine  alphabetische  Sammlung  von  Substantiven,  Adjectiven  -usw.,  bea. 
Zeitwörtern  welche  eine  verschiedene  Construction  zulassen,  mit  in  der 
llegel  je  einer  Belegstelle  für  jede  Construction  aus  einem  der  vier  Schrift* 


§  427  Arusianus,  Fortunatianus  u.  a.  Rhetoren.  1089 

Bteller.  Daher  Cabsiod.  de  inst.  div.  25  (=  OL.  7,  211,  3)  regulas  elocutionum 
latinarum  i.  e.  quadrigam  Messii.  Wohl  für  den  Gebrauch  der  Rhetor- 
flchule.  Abgedruckt  als  Werk  Frontos  (Cornelii  Frontonis  exempla  elo- 
cutionum), welchem  es  infolge  der  irreführenden  Aufschrift  des  Neapolitanus 
in  geringen,  vielfach  gekürzten  Hss.  fälschlich  zugeschrieben  wird  (vgl. 
§  355,  6  E.),  in  AMaj's  Ausgg.  des  Fronto  (Mail.  1815  und  Rom  1823),  dann 
unter  dem  richtigen  tarnen  in  FLikdemann's  corp.  gramm.  1,  209  und  bes. 
in  Keils  GL.  7,  449.  S uringab,  hist.  scholl,  lat.  2,  202.  FOsann,  Bei- 
träge 2,  349.  van  der  Hoeven,  spec.  litt.  .  .  cum  appendice  de  Ar.  M.  ex. 
el.,  Amst.  1845. 

5.  C.  Chirii  Fortunatiani  artis  rhetoricae  libri  III  in  CHalm's  rhett. 
lat.  min.  p.  79.  Die  katechetische  Form  ist  mit  wenig  Geschick  durch- 
geführt. So  lautet  die  letzte  Frage:  Quae  %a&6lov  in  actione  observanda 
sunt?  Antwort:  ne  pronuntiatio  artem  reddere  videatur  etc.  Hauptquelle 
ist  Quintilian;  die  Beispiele  meist  aus  Cicero.  Fortunatians  Rhetorik  wird 
öfters  von  Cassiodor  in  seiner  Rhetorik  (§  483,  9)  citiert,  auch  unter  Hinweis 
auf  einzelne  Stellen  (so  wird  Fobtüjs.  p.  81,  9.  118,  33.  128,  20  und  130,  4 
Halm  von  Cassiodor  p.  495,  11.  498,  30.  500,  24  Halm  angeführt).  Vgl. 
Cassiod.  rhet.  p.  496,  11  Fortunatianum,  artigraphum  novellum.  p.  498,  17 
Fortunatianum,  doctorem  novellum,  qui  tribus  voluminibus  de  hac  re  eubtüiter 
tninuteque  tractavit,  in  pugülari  codice  apte  forsitan  eongruenterque  rede- 
gimus.  CHalm,  Münch.  SBer.  2  (1862),  13.  JSimon,  krit.  Beitr.  z.  Rhetorik 
des  F.,  Schweinfurt  1872.  —  Im  Bern.  363  s.  IX  heißt  die  subscriptio  von  B.  1 : 
Clodiani  Chirii  Fortunatiani  ort  rliet.  lib.  expl.  Denselben  Namen  Clodianus 
trägt  ein  kurzes  Stück  in  derselben  Ha.,  dessen  zusammenhangloser  Inhalt 
der  Oberschrift  Ars  rhetorica  Clodiani  de  staUbus  (bei  Halm,  rhett.  690—592) 
nicht  entspricht.  Über  jenen  Bernensis  und  seinen  Wert  für  die  Kritik  des 
Fortunatian  AReuteb,  Herrn.  24,  161. 

6.  Sulpicii  Victoria  institutiones  oratoriae,  gerichtet  an  seinen 
Schwiegersohn  M.  Silo,  aus  einer  (jetzt  verlorenen)  Speierer  Hb.  herausgeg. 
BasiL  1621,  bei  Halm,  rhett.  min.  p.  313.  Aus  dem  Vorwort:  contüli  in  or- 
dinem  ea  quae  fere  de  oratoria  arte  traduntur,  secundurn  institutum  magistro- 
rum  meorum,  Zenonis  (in  der  Zeit  des  Kaisers  Julian?)  praecepta  maxvma 
pereecutue,  ita  tarnen  ut  ex  arbitrio  meo  aliqua  praeterirem,  pleraque  ordine 
immutato  referrem,  nonnulla  ex  aliis  quae  necessaria  videbantur  innererem 
(vgl.  p.  321,  30.  338,  28.  84.  339,  1.  341,  26.  29).  rede  an  perperam  fecerim 
tu  iudicabis.  nee  enim  volo  haec  in  multorum  manus  pervenire.  Wirklich 
scheint  der  Verf.  mehr  gerichtlicher  Praktiker  zu  sein  als  Schulrhetor,  und 
auch  die  Sprache  der  Schrift  weist  auf  eine  gute  Zeit. 

7.  Von  lulius  Rufini anus  ist  erhalten  ein  liber  de  figuris  senten- 
tiarum  et  elocutionis  (bei  Halm,  rhett.  min.  p.  88),  welcher  sich  selbst  als 
Ergänzung  des  Aquila  aus  anderen  Quellen  giebt;  s.  §  388,  1.  Der  Ver- 
fasser ist  wohl  als  Bufinianus  orator  und  als  Vater  eines  Tatianas  (vgl. 
A.  8)  erwähnt  auf  der  Inschrift  CIL.  10,  1125.  Die  ursprünglich  alpha- 
betische Ordnung  der  Figuren  ist  noch  erkennbar.  Die  Beispiele  sind  meist 
ans  Cicero,  nächstdem  Virgil,  aber  auch  aus  Ennius  und  Lucilius.  Dagegen 
die  getrennte  Erörterung  Iulii  Rufiniani  de  schematis  lexeos  (ebd.  p.  48) 
and  de  seh.  dianoeas  (ebd.  p.  69)  entnimmt   die  Beispiele  lediglich  dem 

Tsurrai-ScHWABi,  BOra.  Lit.-Geach.    5.  Aufl.  69 


1090  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrbunderfc  (J.  379  ff.). 

Virgil  und  stimmt  bei  den  gemeinsamen  Figuren  (p.  61  f.,  nr.  9  ff.)  weder 
in  Begriffsbestimmungen  noch  in  Beispielen  mit  der  ereteren  Schrift  und 
trägt  daher  den  Namen  Iul.  Ruf.  nur  infolge  der  Anhängung  an  dessen  Bucb. 
8.  Unter  dem  Titel  (p.  371  H.  vgl.  p.  448)  C.  Iulii  Vietoris  ars 
rlietorica  Hermagorae,  Ciceronis,  Quintüiani,  Aquüi  (Aquilae?  §  388,  1), 
Marcamanni  (§  401,  9),  Taciani  (der  Sohn  des  Rufinianus,  der  dann  auch  mit 
Grammatik  sich  beschäftigt  hätte  [A.  7]?  oder  Titiani  mit  Mai  und  Bebqk, 
s.  §  401,  10)  ist  durch  eine  Hs.  s.  XII  überliefert  und  erstmals  durch  AMai 
(script.  vett.  nova  coli.  1,  4,  Rom  1823)  veröffentlicht,  dann  wiederholt  in 
Orelli's  Cicero  5,  p.  195  und  in  Halm's  rhett.  min.  p.  371,  eine  Bearbeitung 
der  Rhetorik  welche  (neben  Cicero)  dem  Quintilian  so  oft  und  so  wörtlich 
folgt  daß  sie  für  die  Kritik  des  letzteren  wesentliche  Dienste  leistet;  8. 
§  326,  9.  FMeister,  quaest.  Quintil.  (Liegnitz  1860)  19.  CHalm,  Manch. 
SBer.  1863,  389.  ADamikn,  de  C.  I.  V.  arte  rhet.,  Paris  1862.  —  Victor 
selbst  ist  wieder  (außer  Cic.  de  inv.)  geplündert  in  der  disputatio  de  rhe- 
torica  et  de  virtutibus  sapientissimi  regia  Karli  et  Albini  magistri  (in 
Halm's  rhett.  lat.  523;  Albinus  =  Alcuinus,  §  500,  3g£.). 

428.  Eifer  für  die  alte  Geschichte  betätigte  die  dem  Sym- 
machus  eng  befreundete  und  verschwägerte  Familie  der  Nico- 
machi  Flaviani  in  drei  Generationen;  ein  Nicomach us  verfaßte 
Annales  und  andere  Schriften,  andere  wandten  dem  Texte  des 
Livius  Sorgfalt  zu.  Auch  der  Verfasser  der  sog.  Epitome  aus 
Victor  schrieb  wohl  bald  nach  dem  Tode  des  Theodosius. 

1.  CIL.  6,  1782  Ob.  1188  Wilm.  646»  Virio  Nicomacho  Flaviano 
(geb.  um  J.  334)  v.  c,  quaest,,  praet.,  pontif.  maiori,  consulari  Sktliae 
(J.  365),  vicario  Africae  (J.  377),  quacstori  intra  palatium  (—  aulae  divi 
Theodosi,  J.  382),  praef.  praet.  (Italiae,  Illyr.  et  Africae)  Herum  (J.  383  und 
um  890  f.),  cos.  ord.  (J.  394),  historico  disertissimo ,  Q.  Fab.  Memmius  Sytn- 
machus  v.  c.  prosocero  optimo.  Der  Sohn  des  Redners  SymmachuB  hatte 
die  Enkelin  des  Nicom.  (I)  und  der  Sohn  dieses  Nie.  (A.  2)  die  Tochter 
des  Symmachus  geheiratet;  s.  §  425,  3.  Als  Geschenk  bei  einer  dieser 
Hochzeiten  diente  wahrscheinlich  das  uns  erhaltene  Diptychon  Meleretense 
(bei  Gobi,  thes.  diptychor.  1,  203  Tfl.  6),  dessen  eine  Seite  die  Inschrift 
Nicomachorum,  die  andere  Symmachorum  zur  Andeutung  der  eingegangenen 
Familienverbindung  trägt.  Im  J.  394  ging  Nicomachus  zu  Eugenius  (§427,3) 
über  und  nahm  sich,  als  dieser  dem  Theodosius  unterlag,  das  Leben 
(MomcsEN,  Herrn.  4,  362).  Im  J.  431  wurde  er  wieder  in  seine  Ehren  ein- 
gesetzt. Der  betreffende  Erlaß  an  den  Senat  von  Theodosius  II  und  Pla- 
eidus  Yalentinianus  ist  inschriftlich  erhalten  (CIL.  6,  1783  Oreixi  6593 
Wilm.  645).  Den  Flavianus  senior,  heißt  es  darin,  sie  in  monumenta  vir- 
tututn  8uarum  titulosque  revocemus  ut  quidquid  in  iatutn  caeca  insimidatione 
commissum  est  proeul  ab  eius  prineipis  (Theodosius  I)  voto  fuisse  iudicetis. 
emus  in  eum  effusa  benivölentia  et  usque  ad  annalium  (sc.  Jibros),  qw* 
consecrari  sibi  a  quaestore  et  praeficto  suo  (eben  Nicom.  I)  voluit,  provetta 
excitavü  livorem  inproborum.  Wegen  dieser  dem  Theodosius  gewidmeten 
annales  heißt  er  in  der  obigen  Inschrift  historicus  disertifsimus.  Macrob.  1, 


§  428  Nicomachi  Flaviani.  1091 

6,  13  Flatianum,  qui  quantum  sit  mirando  viro  Venusto  patre  praestantior 
non  minus  ornatu  morum  gravitateque  vitae  quam  copia  profundae  eruditionis 
(zB.  im  Auguralwesen,  Macrob.  1,  24,  17.  Sozom.  7,  22.  Nikephor.  12,  32) 
adseruit.  Er  ist  bei  Macrobius  einer  der  Wortführer.  Philosophische  Bil- 
dung, s.  Stmmach.  ep.  2,  61  de  hoc  vestra  existimatio  sit,  qui  taliutn  verum 
profitemini  notionem.  Vgl.  Macr.  1,  6,  4  Flavianus  et  Eustathius  (§  430,  3), 
par  insigne  amiciU'ae.  Möglich  daher  daß  die  von  Johannes  Saresber. 
(polier.  2,  26.  8,  11  f.)  benutzte  Schrift  eines  Flavianus  de  vestigiis  philo- 
Bophorum  von  ihm  herrührt:  vgl.  ARbifferscheid,  RhM.  16,23.  Ob  auch  die 
in  Bobbioschen  und  Michelabergschen  Bücherkatalogen  verzeichnete  Schrift 
liber  I  Flaviani  de  consensu  nominum  et  verborum  (GBeckbr,  catalogi  bibl. 
antiqui  nr.  32,  425.  80, 196)?  Vgl.  aber  §  419,  IgE.  Apoll.  Sidon.  epp.  8,  3 
Apollonii  pythagorid  vitam,  non  ut  Nicomachus  senior  e  Philostrati,  sed  ut 
Ta8cius  Victorianus  e  Nicomachi  schedio  exscripsit,  .  .  misi,  was  sich  wohl 
auf  eine  von  dem  alteren  Nicomachus  veranstaltete  und  von  Victorianus 
durchgesehene  lateinische  Übersetzung  (§  467,  6  E.)  von  Philostratos'  Leben 
des  Apollonios  von  Tyana  (vgl.  Mommsen  in  Lütjohanns  Apoll.  Sidon.  p.  420) 
bezieht.  Den  wundertätigen  Apollonios  pflegten  die  Gegner  des  Christentums 
Christus  gegenüberzustellen.  Hauptsächlich  gegen  den  Nicomachus  als 
einen  der  Wortführer  der  heidnischen  Partei  ist  das  Carmen  adv.  paganos 
(§  436,  6)  gerichtet. 

2.  Dessen  Sohn  ist  Nicomachus  Flavianus  (II)  CIL.  6,  1783  Ob.  6693 
Wilm.  646:  N.  Fl.  cons(ularis)  Camp(aniae),  procons.  Asiat  (J.  383),  praef. 
urbi  saepius  (zB.  um  J.  394.  399.  402  f.),  nunc  (J.  431)  praef.  praet.  Italiae 
Iüyrici  et  Äfricae.  Vgl.  Liban.  or.  27.  Cod.  Theod.  (Hähbl,  corp.  leg. 
p.  111).  Er  verbesserte  apud  Hennam  (die  Nicomachi  hatten  Güter  in 
Sizilien,  Symmachi  ep.  2,  30.  6,  57.  66)  als  III  praef.  urb.  (noch  nicht 
praef.  praet.,  also  vor  J.  431)  die  Bücher  6—8  des  Livius,  s.  §  266,  11. 
426,  9  gE. 

3.  CIL.  6,  1788  Ob.  6693  Wilm.  645  Appius  Nicomachus  Dexter,  v.  c. 
ex  praef{ecto)  urb{\)  (zwischen  427  und  431) ,  avo  optimo  (dem  Nie.  I)  sta- 
tuendam  curavi  (J.  481).  Dieser  Nie.  ILT  war  der  Sohn  von  Nie.  II.  Er 
verbesserte  ad  exemplum  parentis  (vgl.  §  46,  10.  Rossi  aO.  326)  Giemen- 
tiani  die  Bücher  3—5  des  Livius,  s.  §  256,  11.  425,  9gE. 

4.  Über  die  drei  Nicomachi  s.  GBdeRossi,  annali  delT  inst.  arch.  21,285, 
und  BBoBaHEsi  ebd.  357  «■  oeuvr.  8,  197.  OJahn,  Lpz.  SBer.  1851,  386. 
OClason,  Heidelb.  Jahrbb.  1872,  636.  OS  reck  vor  s.  Symm.  p.  xl.  li.  cxii 
und  sonst. 

5.  Stmmach.  ep.  3,  11  (Naucellio):  opusculi  tut  quo  priscam  rem- 
publicam  cuiusque  gentis  ex  libro  graeco  in  latinum  transtulisti.  Er  war  ein 
Altertümler:  ebd.  speetator  tibi  veteris  monetae  solus  supersum  .  .  .  me  qui- 
dem  iuvet  vetustatis  exemplar  de  autographo  tuo  sumere.  Naucellius  war 
auch  Dichter.  Symm.  3,  11,  4  carminum  tuorum  codicem  reportandum  puero 
tradidi  et  quia  eglogarum  confusus  ordo  est  usw.  3,  13,  2  dum  carmina  tua 
ruminas,  dum  epigrammata  oblatis  lucis  aut  amnibus  facis  usw.  —  Ober  dio 
Epitome  s.  §  414,  3;  die  Notitia  dignitatum  §  463,  6. 

69* 


1092  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

429.  Seit  Tacitus  das  erste  und  überhaupt  das  letzte  ernst- 
hafte Geschichtswerk  höheren  Stils  gab  der  römischen  Literatur 
ein  Grieche,  Ammianus  Marcellinus  (um  J.  33Ö— 400)  aus 
Antiochia,  welcher  nach  einer  langen  verdienstvollen  kriegerischen 
Laufbahn  in  den  zwei  letzten  Decennien  des  Jahrhunderts  zu 
Rom  eine  Fortsetzung  des  Tacitus  verfaßte.  Er  behandelte  die 
Jahre  96—378,  von  Nerva  bis  zum  Tode  des  Valens;  erhalten 
sind  aber  von  seiner  Darstellung  nur  Buch  XIV — XXXI  (J.  353 
— 378).  Das  Erhaltene  ist  besonders  wertvoll  als  Geschichte  der 
eigenen  Zeit  des  Verfassers,  welcher  den  Ereignissen  vielfach 
nahe  stand  und  die  Wahrheit  zu  sagen  aufrichtig  bemüht  war. 
Ammianus  ist  eine  soldatische  Natur,  von  verstandigem,  frei- 
sinnigem Urteil,  ehrlich  und  derb  und  besonders  den  hofischen 
Schlichen  und  Ränken  aufsäßig,  abergläubisch  und  duldsam, 
gern  prunkend  mit  seiner  sauer  erworbenen  Gelehrsamkeit,  aber 
auf  dem  Gebiete  der  Federführung  gar  nicht  zu  Hause.  Sein 
Latein  ist  schwer  zu  verstehen,  unleidlich  geziert  und  überladen, 
eine  Qual  seiner  Leser.  Seinem  Werke  angehängt  werden  meist 
die  sog.  Anonymi  Valesii,  geschichtlich  wertvolle  Auszüge  über 
die  Zeit  Gonstantins  und  Theoderichs. 

1.  Ammianus  Marcellinus  stammt  ans  guter  Familie,  s.  Aioc.  19,  8,  6. 
Früh  ins  römische  Heer  eingetreten  stand  er  J.  363  im  Gefolge  des  mag. 
eq.  Ursicinns  im  Oriente,  begleitete  denselben  nach  Italien  und  Gallien, 
focht  unter  (Kaiser)  Julian  gegen  die  Alemannen  und  nahm  an  dessen  per- 
sischem Feldzage  teil.  J.  371  lebte  er  in  Antiochia  (29,  1,  24),  später  in 
Rom.  Auch  in  Ägypten  war  er  gewesen:  s.  16,  4,  6.  22,  5,  1.  Schluß- 
wort (31,  16,  9):  haec  ut  miles  quondam  et  Grraecus  (vgl.  Wendungen  wie 
ut  Graeci  dicimus  u.  dgl.  22,  8,  33.  23,  4,  10.  23,  6,  20)  a  principatu 
Caesaris  Nervae  exorsus  adusque  Vdlentis  interitum  pro  virium  explicavi 
mensura,  opus  verüatem  professum  numquam  (ut  arbitror)  seien*  silentio 
ausus  corrumpere  vel  mendacio.  scrxbant  reliqua  potiores,  aetate  doctri- 
nisque  florentes.  Ammian  trug  Teile  seiner  Geschichte  in  Rom  öffentlich 
vor.  Ltban.  ep.  983  (MctoitelMvcp)  %al  ob  f/jXaJ  xov  KPcofirjv  $%biv  %d%sivrjv 
xov  ob  .  .  .  r\v  pev  oiv  Sri  aoi  (isya  xal  xb  fttra  ciyfjg  iv  xy  xoictvxrj 
diuysiv  xal  xb  Xoyovg  vn  uXXwv  Xsyofiivovg  de%80&ai.  noXXovg  Öe  rj'Papri 
TQBCpSL  g^xogag  itazQuoiv  ditoXov&ovvTag.  vvv  d'  mg  ioxiv  a%0veiv  xav 
ixsi&ev  dcpLwovpisvcov ,  avxbg  rj^Cv  iv  tnidei&ai  xcttg  pev  yiyovag,  xaCg  Se 
iajjy  xqg  ovyyoccqiTJg  stg  noXXä  XBXfiTjfiivrig  xal  xov  (pavivxog  intxivB&svxos 
(isoog  txeoov  efoxaXovvxog.  änovco  de  xr\v  'PwftTjv  avvijv  axetpavovv  aoi 
xov  novov.  .  .  xavxl  8b  ov  xov  avyygatpia  noafisi  povov  dlXa  xal  qp«s  (die 
Antiochener)  mv  iaxiv  b  avyyQccopevg.  ebd.  235  o$  vnb  (lev  xov  6%ripaxQ$ 
s lg  axQaxicozccg,  vnb  de  xav  Zgyoov  elg  qpiXoootpovg  iyyiyoctnxai,  .  .  6  xaXos 
'Apfiiavog. 

2.  Ammianus  ist  entschiedener  Polytheist,  aber  in  der  verschwommenen 


§  429  Ammianus.  1093 

und  abgeblaßten  Weise  der  Gebildeten  seiner  Zeit  (vgl.  §  426,  7).  An  der 
Spitze  sieht  ihm  ein  numen  caeleste,  divinum,  superum,  aeternum  von  sehr 
unbestimmten  Umrissen,  und  in  der  Hauptsache  lenkt  alles  fortuna  oder 
fatum  (23,  6,  5  nulla  vis  humana  vel  virtue  meruisse  umquam  potuit  ut  quod 
pra€8cripsit  fatalis  ordo  non  fiat).  Etwas  mehr  Persönlichkeit  haben  die 
Untergötter.  Vgl.  14,  11,  26  (Nemesis).  22,  3,  12.  21,  1,  8  (Themis).  16, 
6,  5  (Mercur).  17,  7,  12  (Neptun).  Er  glaubt  an  portenta,  prodigia,  omina 
(25,  10,  1.  11.  21,  16,  21),  wie  an  auspicia  und  auguria.  Aber  er  ist  auch 
gegen  das  Christentum  gerecht  (21,  16,  18  [Constantius]  chi-istianam  reli- 
gionem  absolutam  et  simplicem  anüi  superslitione  confundens  .  .  .  excitavit 
discidia  plurima)  und  tadelt  es  selbst  an  dem  von  ihm  verehrten  Julian 
als  inclemens  quod  docere  vetuit  magistros  rhetoricos  et  grammaticos  chrütianos 
ni  transissent  ad  numinum  cultum  (25,  4,  20).  22,  11,  10  qui  deoiare  a 
rdigione  compulsi  pertulere  conciabiles  poenas  ad  usque  gloriosam  mortem 
intemerata  fide  progressi  et  nunc  martyree  appellantur.  Gern  blickt  er  in 
die  alte  Zeit  zurück  und  verwendet  sie  zur  Kritik  der  Gegenwart,  zB.  25, 
9,  9  ff.  24,  10,  13.  Ganz  besonders  bezeichnend  ist  seine  Schilderung  der 
Beredsamkeit  und  Rechtspflege  in  seiner  Zeit  80,  4. 

3.  Die  erhaltenen  Bacher  sind,  soweit  wir  Beben  können,  um  J.  390 
verfaßt,  die  Veröffentlichung  erfolgte,  wie  es  scheint,  stückweise.  Einzelne 
Zeitbestimmungen:  22,  16,  12  ist  vor  der  Zerstörung  des  Serapeums  in 
Alexandria  Juli  391  geschrieben ;  26,  5,  14  nach  dem  Consulat  des  Neoterius 
(J.  390).  Vgl.  WCabt  aO.  46.  AvGutschmid  ,  Lit.  Centralbl.  1873,  737. 
Mommseh,  Herrn.  16,  630.  —  Titel:  bei  Friscian  (s.  u.)  und  im  Vaticanus 
(A.  6):  rerum  gestarum  libri.  Ammian  giebt  in  den  erhaltenen  18  Büchern 
(14—31)  die  Geschichte  von  26  Jahren  (353  —  378):  die  gewöhnliche  An- 
nahme ist  nun  daß  er  in  den  verlorenen  BB.  1—13  die  Geschichte  von  256 
Jahren  (96—353,  Arne.  31,  16,  9  a  prineipatu  Caesaris  Nervae  exorsus)  in 
summarischer  Kürze  behandelt  habe.  So  häufig  es  nun  ist  daß  Geschicht- 
schreiber, je  mehr  sie  sich  der  Schilderung  ihrer  Zeit  nahern,  desto  aus- 
führlicher werden  (§  37,  s.  unten  die  Angabe  aus  Liv.),  so  wäre  doch  das 
Mißverhältnis  ein  sehr  grelles,  wenn  in  den  verlorenen  13  ersten  Büchern 
auf  ein  Buch  die  Geschichte  von  rund  20  Jahren  entfallen  sein  sollte, 
während  in  den  erhaltenen  Büchern  noch  nicht  1%  Jahre  durchschnittlich 
in  einem  Buche  behandelt  werden.  Bei  Tacitus  umfaßt  ein  Buch  der  Ann. 
durchschnittlich  je  3,  der  Hißt,  je  2J/3  Jahr,  bei  Cassius  Dio  umfassen  BB. 
9-40  je  772  J.,  41—60  je  5yi0,  61—80  je  8%  J.,  bei  Livius  BB.  6-15  je 
12%  J.,  16—20  91/.  J.,  21—30  1%  J.,  31—45  2%  J.t  46-90  2  J.,  91—120 
l1/,  J.,  121—142  1  J.  Dabei  sind  die  Bücher  der  genannten  Geschicht- 
schreiber umfangreicher  als  die  ammianischen.  Selbst  bei  Dionysios  von 
Halikarnas8  enthalten  die  durchschnittlich  mehr  als  dreimal  umfänglicheren 
Bücher  5  —  20  nur  je  15 */4  Jahre.  Am  ehesten  vergleicht  sich  Zosimos 
(B.  1  Zeit  von  Augustus  bis  Diocletian;  B.  2— 4  viertes  Jahrhundert  bis 
J.  396;  B.  6—6  von  J.  895—410).  Aber  die  Beschaffenheit  der  häufigen 
Verweisungen  Ammians  auf  Stellen  (namentlich  auch  auf  Excurse,  s.  A.  4) 
der  verlorenen  Bücher  zeigt  daß  diese  nicht  sowohl  summarische  Zu- 
sammenfassung als  auch  ausführlichere  Darstellung  enthalten  haben  (s. 
Michael  aO.  8).    Es  ließe  sich  daher  vermuten  (s.  HMiohabl,  die  verlorenen 


1094  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Bücher  des  Ammianus  Marc,  Bresl.  1880)  daß  Ammian  nach  dem  Vorbild 
des  Tacitus,  welchen  er  fortsetzt  und  auch  sonst  (A.  5)  nachahmt,  seine  Ge- 
schichte in  zwei  Abteilungen  zerlegt  habe.  Die  eine  (etwa  mit  dem  Titel 
verum  a  principatu  Caesaris  Nervae  gestarum  libri)  habe  die  Zeit  von  Nerva 
bis  zum  Tod  Constantins  (22.  Mai  387)  umfaßt,  die  andere  habe  die  Ge- 
schichte der  von  Ammian  durchlebten  Zeit  enthalten,  betitelt  etwa  rerum 
ab  excessu  Constantini  Augusti  gestarum  libri  ?  (Diese  Abteilung  konnte,  so- 
lange sie  vollständig  war  und  in  Beziehung  zu  dem  ersten  Teil  stand, 
nicht,  wie  Michael  nach  den  Hss.  und  Prise,  will,  nur  f  rerum  gestarum 
libri'  heißen.)  Demnach  hätten  die  BB.  1—13  der  zweiten  Abteilung  die 
Geschichte  von  16  Jahren  entsprechend  dem  Umfang  der  vorhandenen  BB. 
14  —  31  behandelt.  Den  Verlust  des  größten  Teils  dieses  zweiteiligen 
Werkes  würde  man  aus  dem  Umfang  wie  aus  der  schwerverständlichen 
Schreibweise  erklären  können.  Aber  man  entschließt  sich  doch  schwer  auf 
Gründe  hin  welche  leicht  täuschen  können  dem  Ammian  ein  zweites  so 
ausführliches  Werk  (auch  bei  Veranschlagung  beträchtlich  kürzerer  Fas- 
sung im  Umfang  etwa  von  80  Büchern)  beizulegen.  S.  jetzt  auch  gegen 
Michael  LJeep,  RhM.  42,  60.  —  Ammianus  war  wenig  bekannt:  nur  em 
Gitat  ist  mit  seinem  Namen  vorhanden,  nämlich  Fbxsg.  GL.  2,  487  ut 
Undülsi9,  'indulsum9  vel  'indultum',  unde  Marcellinus  rerum  gestarum 
XIIII  (1,  4)  'tamguam  licentia  crudelitati  indüUa9  (vgl.  §  838,  1).  Wahr- 
scheinlich hatte  schon  Priscian  nicht  mehr  als  wir  von  Ammians  Werke, 
VGardthausen,  JJ.  103,  846.  Cassiodor  (§  483)  schrieb  den  A.  aus  und 
ahmte  ihn  sogar  stilistisch  nach.  —  Vielleicht  ist  auch  nach  B.  30  ein 
Buch  ausgefallen  und  B.  31  eigentlich  als  B.  82  zu  bezeichnen,  s.  Chifflit 
in  Wagners  Ausg.  p.  l,  Valesjus  ebd.  p.  exu  und  Michael  aO.  31. 

4.  Ammian.  16,  1,  1  utcumque  potuimus  verüatem  scrutari  ea  qua* 
videre  lieuit  per  attatem  vel  perplexe  interrogando  versatos  in  media  sein 
narravimus  ordine  casuum  exposito  diver  sorum,  18,  6,  23  cum  nos  conti, 
vel,  ut  verius  dixerim,  timidi  nihil  exaggeremus,  praeter  ea  quae  fidei  testi- 
monia  neque  incerta  monstrarunt.  26,  1,  1  dictis  impensiore  cura  rerum 
ordinibus  adusque  memoriae  confinia  propioris  convenerat  iam  referre  a 
notioribus  pedem,  ut  et  perieula  declinentur  veritati  saepe  contigua  et  exami- 
natores  contexendi  operis  deinde  non  perferamus  intempestivos,  welche  alle 
Kleinigkeiten  erwähnt  wissen  wollen,  praeeeptis  Mstoriae  dissonantia,  diseur- 
rere  per  negotiorum  celsitudines  adsuetae,  non  humüium  minutiös  indagare 
causarum.  Indessen  inscitia  t>olgari  contempia  ad  residua  narranda  per- 
gamus  (ebd.  2).  Die  Anlage  des  Werkes  iBt,  wie  bei  Tacitus,  in  der  Haupt- 
sache annalistisch.  Übermäßig  häufig  werden  große  Abschweifungen  bes. 
geographischen  Inhalts,  eingefügt,  welche  zum  Teil  aus  eigener  Anschauung 
geschöpft  sind  (zB.  22,  16,  12),  überwiegend  aber  aus  Büchern.  Nament- 
lich hat  A.  die  Angaben  des  offiziellen  Verzeichnisses  der  Reichsprovinzen 
und  Reichsgemeinden  (s.  über  derartiges  zB.  die  noütia  Galliarum,  §  392, 9), 
für  das  Reichs- Ausland  die  Geographie  des  Ptolemaeos  mit  Einschlagendem 
aus  Rufius  Festus  (§  416),  aus  SolinuB  (§  389)  u.  a.,  endlich  mit  Notizen 
griechischer  Quellen  (Timagenes)  zusammengearbeitet;  s.  bes.  Mokmskit, 
Ammians  Geographica,  Herrn.  16,  602.  VGardthaubbn,  die  geograph.  Quellen 
Ammians,  JJ.  Suppl.  6,  609,   nebst  AvGutschmid,  lit.  Centralbl.  1873,  737. 


§  429  Ammianus.  1095 

MSchuffbkb,  Amm.  Marc,  quae  de  sedibus  ac  moribus  coinplurium  gentium 
scripserit  etc.,  Meinungen  1877.  Chbistofhe,  gäographie  d'Ammien  Mar- 
cellin;  Asie  centrale,  ancienne  Gaule,  ßgypte,  Lyon  1880.  Im  Berichte 
über  Julian  stimmen  Ammian  und  Zosimus  vielfach  wörtlich  überein;  s. 
HSodhaus,  de  ratione  quae  intercedat  inter  Zosimi  et  Amm.  de  bello  a  Iul. 
imp.  cum  Persis  geeto  relationes,  Bonn  1870.  FReiche,  Chronol.  der  letzten 
6  BB.  des  Amm.,  Jena  1889. 

6.  An  der  Sprache  Ammians  fallt  zunächst  auf  die  ganz  unberechen- 
bare Wortstellung.  Dazu  der  pathetische  Stelzengang,  die  Überladung  mit 
gezierten  bildlichen  und  poetischen  Wendungen,  die  unnatürlichen  Con- 
structionen,  starke  Beimischung  von  Volksni&ßigem  (Comparativ  statt  des 
Positivs,  guod  statt  des  acc.  c.  infM  Präs.  für  Fut.,  Imp.  für  Plqpft.,  voll- 
kommen regellose  consec.  temp.  usw.).  Diese  Darstellung  ist  das  Ergebnis 
teils  des  allgemeinen  Zeitgeschmackes,  teils  der  fremden  (griechischen) 
Herkunft  und  der  personlichen  Wunderlichkeit  des  Verfassers,  welcher  die 
verschiedenartigen  Bestandteile  seiner  Bildung  und  Studien  bunt  durch 
einander  mischt,  endlich  der  Berechnung  für  öffentlichen  Vortrag,  worin 
der  Verf.  mit  den  Ehetoren  wetteiferte  (s.  Leban.  oben  A.  1).  Amm.  zeigt  Be- 
kanntschaft mit  Dichtern  u.  Prosaikern,  mit  Plautus  u.  Terenz  wie  mit  Virgil, 
Horaz,  Ovid,  Lucan  u.  a.,  unter  den  Prosaikern  hauptsächlich  mit  Cicero 
(H Michael,  de  A.  M.  studiis  Ciceronianis,  Bresl.  1874;  Beitr.  z.  Charakterist. 
des  Amm.  in  den  Abhh.  f.  MHertz,  Berl.  1888,  229)  und  Gellius  (MHebtz, 
Herrn.  8,  275),  n&chstdem  mit  Sallust  (MHertz,  de  A.  M.  studiis  Sallustianis, 
Bresl.  1874.  HWibz,  Phil.  36,  627),  Tacitus  (EWölfflin,  Phil.  29,  659), 
Caesar,  Livius,  Plinius  d.  ä.,  Apuleius  u.  a-I  Vgl.  MHebtz,  Hermes  8,  257. 
Dabei  ändert  Amm.  die  benützten  Stellen  gern  ab  und  wendet  sie  auf  ganz 
andere  (oft  entgegengesetzte)  Dinge  an,  sagt  von  der  nox  was  das  Original 
vom  dies  oder  von  der  Atem*  was  jenes  von  der  aestas  ausgesagt  hatte. 
Freilich  ist  es  bei  solchem  Zusammenlesen  der  einzelnen  Worte  und  Wen- 
dungen aus  der  ganzen  Literatur  und  solchem  Hineingeh eimnißsen  fast  un- 
begreiflich wie  Amm.  ein  ganzes  großes  Werk  fertig  brachte,  selbst  unter 
der  Voraussetzung  eines  Jean  Panischen  Zettelkastens,  und  man  wird  des- 
halb vieles  auf  Rechnung  unbewußter  Erinnerung  des  Schriftstellers  setzen 
mfissen,  welcher  besonders  durch  Lesen  sich  der  fremden  Sprache  bemäch- 
tigt hatte.  Vgl.  Momusbn,  Herrn.  16,  635.  —  GHassbnstein,  de  syntaxi  Amm. 
Marc,  Königsb.  1877.  ARbitbb,  de  Amm.  Marc,  usu  orationis  obliquae, 
Würzb.  1887.  GRbinhabdt,  de  praeposs.  usu  ap.  A.  M.,  Halle  1886. 
HEhbismakh,  de  tempp  et  modd.  usu  Amm.  Straßb.  1886  («=»  Dies.  Argentor. 
10,  111).  FLibsenbebq,  die  Sprache  des  Amm.,  I  der  Wortschatz,  Blankenb. 
1888.  89  II.    Vgl.  auch  A.  8. 

6.  Handschriften:  die  beste  war  die  Hersfelder  (s.  IX/X),  welche 
dem  SGelbnius  (s.  A.  7)  vorlag,  verloren  bis  auf  die  kürzlich  in  Marburg 
wieder  entdeckten  erheblichen  Bruchstücke  (6  Blätter,  Amm.  Marc,  fragm. 
Marburgensia  ed.  HNissbm,  Berl.  1876);  jetzt  ist  die  wegen  ihrer  Güte  und 
Vollständigkeit  wichtigste  die  Fuldaer  (s.  IX/X),  welche  vor  dem  J.  1417 
durch  Poggio  (AMai,  spicileg.  rom.  10,  311)  nach  Italien  kam,  jetzt  Vatic. 
1873  (vgl.  auch  G Voigt,  Wiederbeleb,  d.  class.  Altert.  1',  244).  Das  Ver- 
hältnis dieser  besten  Hss.  unter  sich  (ob  die  Fuldaer  Hs.  eine  Abschrift 


1096  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

der  Hersfelder?)  und  zu  der  Hb.  des  Accursius  (s.  A.  7),  zum  Petrinns  (im 
Archiv  von  StPeter  in  Rom)  vom  J.  1842  und  zum  Vatic.  2969  s.  XV  usw. 
igt  noch  nicht  hinlänglich  aufgeklärt.  MHaupt,  op.  2,  371.  VGabdthaüsen, 
JJ.  103,  829.  Mommsen,  Herrn.  6,  231.  7,  97.  16,  244.  Gabdthaüsbh,  ebd. 
6,  243.  7,  168.  454.     FBühl,  RhM.  28,  337.    JJ.  113,  789. 

7.  Ausgaben.  B.  14 —26  zuerst  Rom  1474  (durch  ASabinus)  nach 
einer  Abschrift  der  Fuldaer  Hs.,  verbessert  Bologna  1617  (durch  PCabtbllcs). 
Nachdruck  (durch  DErasmus)  Bas.  1518  (corp.  hist.  rom.).  Neue  Auflage 
hiervon,  aber  unter  Benützung  des  Hersfeldensis  (daraus  abgedruckt  B.  27 
—30)  durch  SGeleniüs,  Bas.  [Joli]  1633;  vgl.  Mommsen,  Herrn.  6,  236.  Gleich- 
zeitig ed.  MAccuRsius  (Augsb.  [Mai]  1633);  vgl.  Gardthaosen,  Herrn.  7, 
168.  453.  Mommsen  ebd.  171.  FRühl,  RhM.  28,  337.  Cum  notis  integris 
FLindenbbogii  (Hamb.  1609),  Henr.  [et  Hadr.]  Valesiorum  (de  Valois,  Par. 
1636.  1681)  et  JGronovii  (Leid.  1693  fol.  und  4.),  quibus  ThRetnesii  quasdam 
et  suas  adiecit  JA  Wagneb,  ed.  absolvit  CGAEbfürdt,  Lps.  1808  III.  Rec. 
FEyssenhardt,  Berl.  1871  (ed.  minor  ebd.  1872,  s.  dens.  JJ.  111,  609;  vgl. 
dazu  AKiesslinq,  JJ.  103,  481.  VGabdthaüsen,  Gott.  gel.  Anz.  1871,  1302. 
JJ.  111,  663.  Mommsen,  Herrn.  6,  231).  Rec.  VGabdthaüsbn,  Lps.  1874. 
75.  II.  —  Übersetzt  von  LTross  und  CBüchelb  ,  Stuttg.  1827  ff.  Auszüge 
aus  Ammian.  Marc,  (enthaltend  das  auf  deutsche  Geschichte  Bezügliche) 
übers,  v.  DCostk,  Lpz.  1879  (Geschichtschr.  d.  deutschen  Vorzeit). 

8.  ClChifflbt,  de  A.  M.  vita  et  libris,  Lovan.  1627  und  in  den  Ausgg. 
CGHetne,  censura  ingenii  Amm.  Marc,  op.  6,  35.  GRSibvebs,  d.  Leben  des 
Libanius,  Berl.  1868,  271.  De  Ammiano  Marc.  Abhh.  v.  AADitki  (Rössel 
1841),  GAMüllbb  (Posen  1852),  EAWMölleb  (Eönigsb.  1863).  Quaestiones 
Amm.  v.  RHReüscher  (I:  A.  vita,  Frankf.  aO.  1859),  EEHddrmann  (Landab, 
a.  W.  1864),  WACart  (Berl.  1868),  PLanoen  (Düren  1867  und  Phil.  29, 
335.  469),  HEallenbero  (grammaticae,  Halle  1868),  ESchneideb  (Berl.  1879), 
HDedebichs  (gramm.  et  critt.,  Münster  1878).  JHorkbl  in  s.  Reden  und 
Abhandl.  (Berl.  1862)  229.  JHrbmann,  obss.  critt.  Amm.,  Bonn  1855.  RUnger, 
de  A.  M.  locia  controversis,  Neustrelitz  1868.  MHaupt,  op.  2,  371.  490. 
3,  645.  VGabdthaüsen,  coniectanea  Amm.  codice  adhibito  Vat.,  Kiel  1869; 
Interpolationen  beim  A.,  Herrn.  7,  463.  AKellerbaueb,  BlfdbayrGW.  7,  11. 
9,  83.  127.  CFWMülleb,  JJ.  107,  841.  Vgl.  MHebtz,  de  Amm.  studiia 
Sali.  p.  4—6  not.  AKibssling,  coniectanea  Amm.,  Greifsw.  1874.  RBentley's 
Emendationen  sind  aus  s.  Handexemplar  abgedruckt  RhM.  33,  468.  35,  336. 
OGüntheb,  quaestt.  Amm.,  Gott.  1888.  OSeeck,  Herrn.  18,  289.  Madvig, 
adv.  crit.  3,  251.    JJCornelissbn,  Mnem.  14,  234. 

9.  Die  sog.  'Excerpta  Valesiana'  gab  HValbsius  an  seiner 
Ammian- Ausgabe  (Par.  1636)  aus  einem  jetzt  in  Berlin  befindlichen,  früheren 
cod.  Phillipp.  1885  (Meermannianus)  s.  IX  zuerst  heraus;  s.  über  diese  Hs. 
FRühl,  act.  soc.  phil.  Lips.  5,  368.  KZangemeister,  RhM.  30,  310.  Seitdem 
in  den  meisten  Ammian- Ausgaben  gedruckt,  jetzt  am  besten  (nach  neuer 
Yergleichung  jener  Hs.  und  mit  Benutzung  eines  Vatic.  Palat.  927  8.  XII 
für  den  zweiten  Teil)  in  Gabdthausen'b  Ammian  2,  280.  Die  Auszüge  sind 
aus  zwei  Schriftstellern  geschöpft.  Die  erste  Hälfte  (Anonymus  I  p.  280—89 
Gardth.,   in  der  Hs.  betitelt:  origo  Constantini  imperatorü) ,  ungefähr  aus 


§  429  Ammianus.    §  430  Praetextatus.  1097 

dem  J.  890,  ist  eine  wichtige  Quelle  für  die  Geschichte  Constantins.  FGörbks, 
JJ.  111, 201.  WOhnesobge,  der  Anonymus  Valesii  de  Constantino,  Kiel  1886. 
JEKlkbs,  Phil.  47,  53.  —  Von  verschiedenem  Charakter  ist  die  über  die 
J.  474—526  sich  erstreckende  zweite  Hälfte  (Anonymus  II  p.  289-305 
Gardth.,  betitelt:  item  ex  libris  chronicorum  inter  cetera),  zwar  stofflich 
gleichfalls  wertvoll,  aber  in  barbarischem  Latein  verfaßt  um  J.  560  zu  Ba- 
venna  (darin  ist  schon  Eugippius'  vita  Severini,  §  494, 3,  benützt;  ChWGlück, 
Wien.  SB  er.  17,  77),  wahrscheinlich  geflossen  aus  der  Chronik  des  Maxi- 
mianus,  Bischofs  von  Bavenna  546,  f  556.  Aonelli,  über  pontific.  eccl. 
ßavenn.  (Mon.  Germ.  hist.  Scriptt.  Langob.  et  Ital.,  Hann.  1878)  p.  331  und 
dazu  OHolder-Eggeb,  ebd.  272  und  NArch.  f.  ältere  deutsche  Gesch.  2 
(1877),  316.  Vgl.  RPallmakn,  Völkerwanderung  2,  248.  WÖchsli,  üb.  d. 
hist.  miscella  und  den  anonym.  Vales.  II,  Zürich  1873.  FGörbjbs  aO.  210. 
—  Deutsche  Übersetzung  der  zweiten  Hälfte  von  DCostb,  an  Prokops 
Gothenkrieg,  Lpz.  1885  (Geschichtschr.  d.  deutschen  Vorzeit). 

480.  Die  Philosophie  wurde  in  dieser  Zeit  hauptsächlich 
von  solchen  betrieben  welche  in  ihr  eine  Stütze  und  Waffe 
gegen  das  übermachtige  Christentum  suchten,  wie  von  dem 
altadeligen,  hochgestellten  und  edlen  Vettius  Praetextatus  (geb. 
um  J.  325,  f  384).  Selbständige  Bedeutung  hat  aber  keiner  der 
Männer  welche  (besonders  von  Symmachus)  als  Philosophen  be- 
zeichnet werden. 

1.  Vettius  Agorius  Praetextatus,  augur,  pontifex  Vestae,  pontif. 
Solis,  quindecemvir,  curiälis  Her  cutis,  sacratus  Libero  et  Eleusiniis,  hiero- 
phanta,  neocorus,  tauroboliatus,  pater  patrum,  in  rep.  vero  quaestor  candi- 
datus,  praetor  urb.,  corrector  Tusciae  et  Vmbriae,  consularü  Lusitaniae, 
procon8.  Achaiae  (J.  862—864),  praef.  urbi  (J.  867—868),  legatus  a  senatu 
missus  V[II],  praef,  praet.  II  Italiae  et  lllyrici  (das  zweite  Mal  J.  384, 
s.  cod.  Theod.  6,  5,  2.  cod.  Iust.  1,  54,  5),  cons.  ord.  designatus  (fflr  J.  385, 
er  starb  noch  J.  384),  nach  seiner  Grabschrift  (im  Capitol,  CIL.  6,  1779, 
vgl.  1778  [=  Ob.  2864],  auch  1780).  Vgl.  OSbbck  vor  s.  Symm.  p.  lxxxiii. 
Jene  Inschrift  (nebst  den  mit  ihr  verbundenen  Gedichten)  zeigt  daß  noch 
immer,  wie  schon  in  Hier  Zeit  des  Apuleius,  die  eifrigsten  Anhänger  der 
alten  Religion  bestrebt  waren  durch  Vielheit  der  Gottesdienste  (Macb.  1, 
9  17,  1  sacrorum  omnium  praesulem  esse  te,  Vetti  Praetextate,  divina  volue- 
runt)  zu  ersetzen  was  ihnen  an  innerer  Befriedigung  und  Sicherheit  ab- 
ging. Dazu  sollte  auch  die  Philosophie  (Macb.  1,  24,  21)  behilflich  sein. 
Bobth.  de  interpret.  ed.  sec.  I  p.  289:  Vettius  Praetextatus  priores  postre- 
mosque  analyticos  non  vertendo  Aristotelem  latino  sermoni  tradidit,  sed 
tr  ans f er  endo  Themtsiium.  Vielleicht  ist  von  ihm  auch  die  unter  Augustins 
Namen  erhaltene  Schrift  de  X  categoriis.  Das  Gedicht  auf  ihn  welches 
seine  Gattin  Aconia  Fabia  Paulina  auf  sein  Grab  schreiben  ließ  (CIL.  aO., 
auch  bei  Büciieleb,  Greifs w.  Sommerkat.  1870,  p.  13)  rühmt  von  ihm:  tu 
quidquid  lingua  utraquest  proditum  cura  sophorutn  porta  quis  caeli  patet, 
vel  quae  periti  condidere  carmina,  vel  guae  sölutis  vocibus  sunt  edita,  meliora 
reddis  quam  legenda  sumpseras  (teils  durch  Übersetzen,  teils  durch  Emen- 


1098  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

dieren;  Symm.  ep.  1,  53  remissa  tempora  et  ab  negotiis  publicis  ftriata  libris 
veterum  ruminandis  Ubenter  expendis;  vgl.  §  428,  2  f.).  PRE.  6,  2536,  42. 
OJahn,  Lpz.  SBer.  1851,  338.  HBichteb,  das  weström.  Reich  (1865)  339. 
Vgl.  §  425,  9.    440,  7  £.    444,  3.  6. 

2.  Syhmacb.  epist.  1,  29  nihil  moror  ceteros  .  .  phüosophiam  fastu  et 
habitu  mentiuntur.  paucos,  et  in  his  praecipue  familiärem  meum  Batrachum, 
nostra  aetas  tulit  quorum  germana  sapientia  ad  vetustatem  vergeret.  Augustin. 
ep.  1,  1  hoc  saectäo  cum  iam  nullos  videamus  philosophos  nisi  forte  amiculo 
corporis,  quos  quidem  haud  censuerim  dignos  tarn  venerabili  nomine.  —  Als 
Philosophen  werden  in  den  Briefen  des  Symmachus  genannt  Maximus 
(2,  29),  Asclepiades  (6,  31),  Iamblichus  (9,  2),  Nicias  (9,  39),  Celsus  (10,  25). 
—  Fürsprache  für  das  Solarium  des  proftssor  phüosophiae  Priscianus  ebd. 
1,  79.    Ein  phüosophiae  candidatus  ebd.  1,  41. 

3.  Macrob.  1,  7,  3  Horus  (vgl.  Symm.  ep.  2,  39),  vir  corpore  atque 
animo  iuxta  validus,  qui  post  innumeras  inter  pugües  palmas  ad  phüosophiae 
studia  migravit  sectamque  Äntisthenis  et  Cratetis  atque  ipsius  Biogenis 
secutus  inter  cynicos  non  incelebris  habebat ur.  ebd.  1,  5,  13  Eustaihium, 
qui  tantus  in  omni  genere  phüosophiae  est  ut  etc.  7,  1,  8  quia  tc  unicum, 
Eustathi,  sectatorem  phüosophiae  nostra  aetas  tulü.  Vgl.  §  428,  1  gE.  — 
Über  Nicomachus  Flavianus  I  s.  §  428,  1.  —  Über  Augustins  philosophische 
Schriften  s.  §  440,  5. 

431.  Ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Symmachus  war  der 
Grammatiker  Servius,  welcher  zu  Rom  lehrte  und  schrieb, 
hauptsächlich  bekannt  als  Verfasser  einer  umfänglichen  Erläu- 
terung zu  den  virgilischen  Gedichten,  welche  auf  uns  gekommen 
ist.  Der  schulmäßigen  Nüchternheit  derselben  hat  ein  Unbe- 
kannter dadurch  aufgeholfen  daß  er  aus  guten  Quellen  eine  Fülle 
des  wertvollsten  Stoffs,  besonders  über  altrömisches  Religions- 
und Staatswesen,  griechische  und  italische  Sagen,  über  Altlatein, 
auch  über  Sprachgebrauch  usw.  den  Erklärungen  des  Servius  in 
der  Form  von  Zusätzen  eingefügt  hat.  An  Urteil  und  Geschmack 
steht  hinter  Servius  weit  zurück  dessen  Fachgenosse,  TL  Clau- 
dius Donatus,  von  welchem  ein  an  seinen  Sohn  Donatianus« 
gerichteter  Commentar  zur  Aeneis  erhalten  ist.  Außer  dem 
Yirgilcommentar  besitzen  wir  von  Servius  eine  Erklärung  zur 
Ars  des  Aelius  Donatus  und  eine  Übersicht  der  verschiedenen 
Metra  (de  centum  metris).  Auch  trägt  seinen  Namen  die  Ab- 
handlung de  finalibus  und  anderes.  Aus  derselben  Zeit  ist  end- 
lich auch  Dositheos,  welcher  eine  ältere  lateinische  Grammatik 
ins  Griechische  übertrug. 

1.  Bei  Macrobius  nimmt  neben  Vettius  Praetextatus  (f  J.  384,  s. 
§  430,  1),  Symmachus  u.  a.  am  Gespräch  teil  Servius  inter  grammaticos 
doctorem  recens  professus,  iuxta  doctrina  mirabüis  et  amabüis  verecundia, 


§  431  Servius.  1099 

Macbob.  1,  2,  16.  7,  11,  2  et  Disarius  (vgl.  Stmm.  ep.  3,  37.  9,  44):  age, 
Sern,  non  sölum  adükscentium  qui  tibi  aequaevi  sunt  sed  senum  quoque 
omnium  doctissime,  etc.  Ist  die  angebliche  Gesprächszeit  etwa  J.  380,  so 
war  demnach  Servius  ums  J.  365  geboren.  6,  6,  1  sed  nunc  dicat  Servius 
quae  in  Vergüio  notaverit  .  .  cotidie  enim  romanae  indoli  enarrando  eundetn 
vatem  necesse  est  habeat  huius  .  .  scientiam  promptiorem;  vgl.  1,  24,  8.  20 
(an  beiden  Stellen  Beziehungen  des  Servius  zu  Virgil).  Wie  die  Gesell- 
schaft in  welcher  er  bei  Macr.  auftritt  (s.  §  444,  3)  so  macht  seine  gelehrte 
Teilnahme  für  die  alte  Religion  höchst  wahrscheinlich  daß  er  sich  zur 
letzteren  auch  bekannte  (ETbomas  aO.  140).  Dem  entsprechend  finden  sich 
im  Virgil commentar  keine  christlichen  Anschauungen,  wohl  aber  heid- 
nische, zB.  zu  Aen.  1,  79  duplici  ratione  divinos  honores  meremur  dearum 
coniugio  et  convivio  deorum.  1,  297  in  deorum  ratione  fabulae  sequendae  sunt, 
nam  veritas  (deren  sich  die  Christen  rühmten)  ignoratur.  Zur  Zeitbestimmung: 
Avienus  (§  420)  wird  von  Servius  citiert  Aen.  10,  272.  388.  Serv.  Aen.  3,  80 
hodieque  impercUores  pontifices  dicimus  (und  dazu  AGbssnbb  aO.  [A.  3]  10). 
Name:  bei  Macrobius  einfach  Servius,  in  den  ältesten  Hss.  des  Virgilcommen- 
tars  Servius  grammaUcus,  ebenso  in  der  Widmung  des  Centimeter  (A.  4);  da- 
gegen haben  die  guten  alten  Hss.  in  den  Über-  und  Unterschriften  des  letz- 
teren und  in  dem  Büchlein  de  finalibus  die  Namen  Naurus  (Marius)  Servius 
oder  Maurus  (Marius)  Servius  Honoratus  oder  Servius  Honoratus,  endlich 
auch  Honoratus  allein  (s.  Keil's  GL.  4,  zliv.  xlvi).  Dieser  vollständige  Name 
erscheint  vor  dem  Virgilcommentar  erst  in  den  Hss.  s.  XV  (Marius  Servius  in 
einem  Leid.  s.  XII).  Servius  magister  heißt  er  in  einer  Subscription  von  Juvenal- 
Hs8.  (§  331,  8),  bei  Ps.-Acbo  zu  Hör.  s.  1,  9,  76  sie  Servius,  magister  urbis 
exposuit,  und  in  der  Subscriptio  des  Par.  7630  s.  VIII  zum  Donatcommentar 
(8.  auch  A.  4).  In  der  Oberschrift  der  letzteren  Hs.  heißt  der  Verfasser 
Sergius  und  auch  sonst  findet  sich  diese  Verderbnis,  zB.  in  der  ältesten 
Hs.  des  Virgilcommentars  (Bern.  863  s.  IX),  in  zwei  Anführungen  aus  dem 
Virgilcommentar  in  den  commenta  (§  303,  8)  zu  Lücan  3,  402.  7,  633.  S. 
auch  A.  4.  10. 

2.  Der  Virgilcommentar  liegt  uns  in  zwiefacher  Fassung  vor.  Die 
kürzere  ist  durch  die  Überschriften  und  andere  Zeugnisse  als  das  Werk 
des  Servius  ausdrücklich  beglaubigt  (Haupthss  :  Caroliruhensis  186  s.  IX, 
Lips.  *.  X,  Carolirnh.  116,  Vatic.  Regin.  1674,  SGall.  861.  862,  alle  s.  X 
u.  a.;  stark  verstümmelt  liegt  diese  Fassung  vor  im  Bern.  863  s.  IX.  Über 
den  cod.  Daventr.  s.  XI  JJCorheussbn,  Berl.  1871,  über  den  Harleianus 
2782  8.  IX  HNbttlkship,  Academy  1879,  11.  Überschrift:  expositio  (auch 
explanatio)  Servii  grammatici  (A.  1)  in  bucolicon  usw.  Pbisc.  GL.  2,  266, 
14.  616,  23  Servius  in  commentario  tertii  libri  Vergiliani  (Aeneidos)  citiert 
des  Servius  Bemerkungen  zu  Aen.  3,  326.  1,  174.  ebd.  2,  238,  18  Servius 
in  eommenio  Vergüii  u.  a.  Ebenso  werden  Erklärungen  in  der  kürzeren 
Fassung  unter  dem  Namen  des  Servius  (Sergius)  citiert  in  den  commenta 
Lucani  (s.  A.  1  E.).  Besonders  ausgebeutet  sind  diese  kürzeren  Schotten  in 
Ibidor's  Origines  (Thilo  zu  Serv.  1,  p.  xxxvni).  Der  Commentar  zur  Aen. 
ist  vor  demjenigen  zu  buc.  und  georg.  (vgl.  georg.  1,  488.  2,  170. 
481.  4,  101.  buc.  7,  26)  verfaßt.  Derselbe  hat  die  größte  Ähnlichkeit  mit 
Servius1  Commentar  zu  Donat  (Thilo  aO.  1,  p.  lxxiv.    Thomas,  essai  212) 


1100  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

und  giebt  eine  für  den  Gebrauch  der  Jugend  bestimmte,  mit  Vorliebe  das 
Grammatische,  Stilistische  und  Rhetorische  behandelnde,  gelehrte  Einzel- 
heiten beiseite  lassende,  sprachliche  und  sachliche  Erklärung.  Von  Com- 
mon taren  seiner  Vorganger  benutzte  Servius  für  das  Sachliche  vielleicht 
Sueton,  sonst  aber  besonders  die  des  Aelius  Donatus  (§  409,  4),  dann  des 
Urbanus  (§  343,  1),  Carminius  (§  419,  7),  daneben  den  Gaper  und  andere 
Grammatiker,  zB.  wird  einmal  Aen.  7,  6  Hebrius  (Hebras)  citiert,  offenbar 
eine  Person  mit  dem  Ebrius  welcher  in  den  schol.  Bern.  Öfters  allein 
(georg.  4,  26.  77.  88.  131.  169.  545.  564)  oder  mit  einem  gleichfalls  sonst 
unbekannten  Cornelianus  (georg.  4,  120.  175;  letzterer  allein  georg.  4,  87: 
vgl.  Serv.  georg.  1,  12  p.  133,  14  Th.)  angeführt  wird. 

In  der  ausführlicheren  Fassung  (den  sogenannten  'scholia  PDa- 
nielis ',  weil  sie  von  diesem  zuerst  veröffentlicht  wurden,  s.  unten),  welche 
in  keiner  Hs.  dem  Servius  beigelegt  wird,  ist  jener  kürzere  Scholien-Text 
um  zahlreiche  oft  sehr  wertvolle  Zusätze  (im  durchschnittlichen  Umfang 
etwa  von  %  der  kürzeren  Fassung)  von  unbekannter  Hand  (eines  Christen, 
s.  Thilo  aO.  1,  p.  lxvii)  vermehrt.  Für  Buc.  und  Georg,  leider  nur  sehr 
unvollständig  erhalten.  Titel :  (im  Cassell.)  Vergüii  commenta.  Handschriften : 
Leid.  Voss.  80  (Lemovicensis)  s.  X,  Cassellanus  (Fuldensis  s.  IX/X  (darüber 
TuBebqk  in  Marburger  Progrr.  1843—45),  Paris.  1750  +  Voss.  F.  79  s.  X, 
Bern.  172  +  Paris.  7929  (Floriacensis)  s.  IX/X,  Bern.  165  (Turonensis)  s.  IX. 
An  Quellen  sind  in  diesen  Zusätzen  benützt  besonders  die  älteren  Virgil- 
commentare,  zB.  Probus  (§  300)  und  Asper  (§  328),  aus  welch  letzterem 
auch  die  zahlreichen  Anführungen  aus  Sallust  stammen  mögen,  ferner  Aelius 
Donatus,  Macrobius  (HLimke,  de  Macrobii  fontt.  15.  GWissowa,  de  Macr. 
fontt.  55,  aber  vgl.  dagegen  RHalfpap- Klotz,  quaestt.  Serv.  p.  3)  u.  a. 
Außerdem  finden  sich  wertvolle,  von  den  Bcholia  Danielis  abweichende  Zu- 
sätze zum  Servius  (ad  georg.)  im  Vatic.  3317  8.  X/XI  (sie  werden  gewöhn- 
lich ohne  Beglaubigung  dem  Iunius  Philargyrius,  §  472,  9,  beigelegt),  jetzt 
gedruckt  in  Tmxo's  Ausg.,  vgl.  denselben  vor  den  buc.  p.  xi.  —  Von  den 
scholia  Danielis  sind  durchaus  die  wertlosen  Vermehrungen  zu  unterscheiden 
welche  die  kürzere  Fassung  in  jungen  italienischen  Hss.  s.  XV  (Thilo  aO.  1, 
p.  xci)  erfahren  hat.  —  Gedruckt  in  den  Vi rgi lausgaben  von  RStepbancs, 
Par.  1532.  GFabricius,  Bas.  1551  und  öfters,  PDakiel,  Par.  1600  (Genf  1636), 
PBurmax,  Amsterd.  1746.  Ed.  HALion,  Gott.  1826  und  besonders  rec.  GThilo 
(et  HHaqbn),  Lpz.  1878  fll. 

3.  Ober  Servius  und  seinen  Virgilcommentar  vgl.  Suringak,  hist.  crit. 
scholl,  lat.  2,  59.  ETbuber,  de  Servii  vita  et  commentariis  I,  Bresl.  1843. 
GThilo  vor  s.  Ausgg.;  RhM.  14,  535.  15,  119;  qua&tt.  Serv.,  Halle  1867. 
Momksbn,  RhM.  16,  442.  ORibbeck,  proleg.  Verg.  189.  JKirchnbr,  de  Servii 
auetoribus  gramm.  quos  ipse  laudavit,  JJ.  Suppl.  8,  469;  die  grammat. 
Quellen  des  Serv.  (Serv.  u.  Prise),  Brieg  1883.  EThomas,  scoliastes  de  Ver- 
gile:  essai  sur  Servius  usw.  (mit  Supplement),  Par.  1880.  RHalfpap-Elotz, 
quaestt.  Serv.,  Greifsw.  1882.  HNettleship,  journ.  of  philol.  10,  153. 
PRosbnstock:  §  409,  3.  AGbssneb,  Serv.  usw.,  Zur.  1889  (§  296,  3gE.).  — 
Kritisches:  Böhmer,  leett.  Serv.,  Oehls  1858.  FPauly,  Randbemerkk.  zu 
Thilo's  Ausg.,  Graz  1879.    ANager,  Textkritisches  zu  Serv.,  Graz  1882. 

4.  Andere  Schriften  des  Servius:  1  Commentar  zur  Ars  des  Donatus 


§  431  Serviua.    Ti.  Donatus.  1101 

(§  409,  2),  abgedr.  GL.  4,  406—448  (Handschrift  Paris.  7530  a.  VIII).    Daraus 
wird  p.  422,  16—17  angeführt  von  Pbiscian  GL.  2,  8,  16  (Servius  in  com- 
mento  quod  scribit  in  Donatum),  ebenso  p.  408,  36  ff.  in  den  Servius  oder 
Sergius  (A.  1)  falschlich  beigelegten  (§  409,  2)  explanationes  in  Donatum 
(gedruckt  GL.  4,  486 — 565)  p.  496,  26  (haec  magister  Servius  extrinsecus 
dictavit).    Auch  Sergius  de  litter a}  syttdba,  pedibus,  accentibus,  distinctione 
(Gh.  4,  476)  ist  nur  ein  später  Auszug  aus    dem  Donatcommentar   des 
Servius.  —  2  de  finalibus  (GL.  4,  449—456),  auf  Donat  beruhend.    Wid- 
mung: Servius  Honoratus  Aquüino  s.    Das  oben  §  408,  5  erwähnte  sachlich 
diesem  Bächlein  sehr  ähnliche  Schriftchen  de  finalibus  metrorum  hat  im 
Palat  1758  ß.  (X  die  Aufschrift  ad  Basüium  amicum  Sergii  und   wurde 
danach  bei  Putsche  gramm.  lat.  p.  1799  irrig  als  Servius  de  ratione  sylla- 
barum  ultimarum    gedruckt.     Vgl.  auch  LMülläb,  JJ.  93,  564.    Dasselbe 
wird  auch  dem  Donat  beigelegt,  s.  HHagbn,  anecd.  helv.  ci.  —  3  de  cen- 
tum  metris  (GL.  4,  466).    Widmung:  Clarissimo  Albino  Servius  gramma- 
ticus.     Jener   Albinus   (praetextatorum   decus),    dessen  patri  avoque  .  .  . 
maximam  reverentiam  litter ae  debent,  ist  wohl  der  auch  bei  Mach.  1,  2,  3 
genannte  Caecina  Decius  Albinus  (praef.  urbi  J.  402),  der  Sohn  des  Publilius 
Caeionius  Caecina  Albinus  (consul.  Numid.  um  J.  365;  Seeck  vor  s.  Symm. 
p.  cuutv),  in  dessen  und  des  Symmachus  Gesellschaft  Servius  bei  Mach.  1, 
2,  15  erscheint.   Anfang:  Licet  audacter,  non  tarnen  ineleganter  hunc  libeUum 
gui  volet  centimetrum  nomindbit.    tot  enim  metrorum  digessi  quanta  potui 
brevitate.    Die  Beispiele  sind  alle  selbstgemachte  (vgl.  p.  461,  25  versicülos 
tibi  dactylicos  cecini,  puer  optime,  quos  facias;  463  Vergilius,  Mantua  quem 
creavit;  .  .  Maecenas  atavis  Lydia  quos  fert  genite,  460  tolle  thyrsos,  aera 
pulsa,  iam  Lyaeus  advenit  [in  der  Weise   des  pervigil.  Ven.],   und  den 
Schlußvers  p.  467  rem  tibi  confeci,  doctissime,  dulcisonoram).    Um  so  eher 
wird  der  Verfasser  ein  Grammatiker  von  höherer  Bedeutung   sein.    Vgl. 
im  allg.  Keil  zu  GL.  4,  xlv.    Westphal,  gr.  Metr.  1*,  180.    LMülleb,  JJ. 
93,  563.     RhM.  25,  340  (welcher  den  Verf.  in  die  Zeit  der  gotischen  Herr- 
schaft über  Italien  versetzt,  Albinus  sei  der  Cos.  493  n.  Chr.).  —  An  den 
Über  centimeter  schließt  sich  im  Paris.  7630  s.  V11I  an:  Servii  de  metris 
Horatii  (GL.  4,  468  vgl.  p.  xlvti)  mit  der  Widmung:  Servius  Fortunatiano 
dn.  Super fluum,   amice,    fore  putavi  et  post   Terentianum  metra  digerere 
[Locke]  .  .  aliud  agenti  obtülerat  exposita  viderentur  (Verweisung  auf  den 
Centimeter    oder  auf  Terentianus  ?).     quare   Horatium  cum  in   Campania 
otiarer  excepi  etc.    Diese  Ferienarbeit  steht  dem  Centimeter  weit  nach  und 
scheint  von  einem  andern  Verfasser  zu  sein.  —  Unter  dem  Namen  Servii 
grammatici  ist  eine  Sammlung  von  Substantiven  erhalten  deren  Geschlecht 
im  Griechischen  und  Lateinischen  verschieden  ist,  dem  Inhalt  nach  sehr 
verwandt  mit  den  excerpta  Charisii  GL.  1,  683  ff.;  herausgg.  von  AMatthabi, 
Analecta  3,  663  und  jetzt  im  Corp.  glossar.  lat.  2,  507.    Vgl.  §  42,  7  n.  M. 
und  FÖhleb,  RhM.  18,  263.    GLoewb,  prodrom.  gloss.  200. 

5.  Die  'Interpretationes'  des  Ti.  Claudius  Donatus  (nicht  zu  verwechseln 
mit  dem  §  409  genannten)  zur  Aeneis,  herausgg.  Neapel  1636  und*  an  den 
Virgilausgaben  von  GFabricius  (Basil.  1661)  und  Lucius  (Basil.  1613).  Vor- 
ausgeschickt ist  ein  Schreiben.  Ti.  Claudius  Donatus  Ti.  Claudio  Maximo 
Donatiano  fUio  s.  p.  d.    Incertum  metuens  vitae,  quod  magis  senibus  .  .  . 


1102  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

proximum  est,  cursim  scripsi  quae  potui,  relinquens  plurima,  .  .  ut  si  quid 
mihi  adversi  accideret  höheres  interpretationum  mearum  quod  imüarerü 
exemplo.  verum  quia  .  .  contigit  diutius  vivere  hos  libros  interim  legendos 
curavi.  Denn  er  sei  entschlossen  die  hier  übergangene  Sacherklärung  in 
einer  eigenen  Arbeit  nachzuholen.  Zur  Ausarbeitung  oder  Vollendung  dieser 
(also  einer  Arbeit  ähnlich  der  des  Vibius  Sequester)  scheint  es  aber  nicht 
gekommen  zu  sein.  Das  Werk  sollte  einen  Anhang  zu  den  Tnterpretationes 
bilden  oder  die  Stelle  eines  beabsichtigten  Registers  dazu  vertreten;  vgl. 
zu  7,  646  catälogus  iste  huic  interpretationum  libro  non  fuerat  inserendus. 
nihil  enim  habet  quod  artificiose  posset  exponi.  est  quippe  nominibus  homi- 
num,  gentium,  fluviorum,  deorum,  .  .  herbarum*  .  .  fontium  plenus.  tarnen 
ne  quid  libro  decerpi  videatur  dicemus  aliqua  eius  uno  libro  qui  XIII**  erit, 
cum  totius  operis  conplexione  dicturi,  ut  historiae  per  XII  libros  sparsae  et 
cetera  quae  supra  dicta  non  sunt  possint  evidenter  apparere. 

6.  Über  Hss.  dieses  Commentars  (bes.  Vatic.  1612  s.  IX,  Laur.  45,  15 
s.  X)  s.  GThilo,  BhM.  15,  149;  auch  Mommskn,  ebd.  16,  189.  —  Im  allg. 
Tgl.  S uringar,  hist.  crit.  scholl.  2,  31.  Grafen han,  Gesch.  d.  class.  Philol. 
4,  316.  MdAvdHokven,  epist.  ad  Suring.  de  Don.  comm.  in  Verg.  Aen., 
Leovard.  1846.  Ribbeck,  prolegg.  Verg.  186.  VBubkas,  de  Ti.  Claud.  Do- 
nati in  Aen.  commentario,  Jena  1889. 

7.  Grammatica  Dosithei  magistri.  Sie  ist  überliefert  durch  SGall.  902 
s.  X  und  durch  die  sich  ergänzenden  Harleian.  5642  s.  1X/X  und  Monac. 
601  s.  IX/X;  vgl.  KKrumbacbbb,  Münch.  Sßer.  1888  2,  193.  RhM.  39,  348. 
Auch  in  Bobbio  war  einst  eine  Hb.,  vgl.  die  Notiz  aus  dem  Bibliothek- 
katalog bei  GBeckkr,  catal.  antiqui  nr.  32,  414  librum  I  Dosithei  de  gram- 
matica. In  den  lateinischen  Text  ist  (je  nach  einem  oder  mehreren  Worten) 
die  griechische  Übersetzung  desselben  eingeschaltet.  Der  Anfang  zB.  lautet: 
ars  t&%v7i  grammatica  yeappattxq  est  iaziv  scientia  yvüoig  usw.  Die  Über- 
setzung wird  aber  schon  nach  der  Erörterung  des  Nomen  immer  seltener 
und  hört  schließlich  (wohl  aus  Überdruß  des  Abschreibers)  ganz  auf. 
Sacerdos  (§  394)  wird  wiederholt  (p.  393,  12.  413,  24)  citiert,  einmal  auch 
(fast  am  Schluß,  p.  424,  9)  Donaths  ars  GL.  4,  391,  27.  Dositheus  {JooüC&eog) 
entlehnte  den  lateinischen  Text  aus  einer  uns  verlorenen  Grammatik,  der- 
selben aus  welcher  die  excerpta  Bobiensia  (§  419,  6)  geflossen  sind.  Sie 
beruhte  auf  den  nämlichen  Quellen  wie  die  artes  des  Charisius  und  Dio- 
medes.  Daher  die  große  Übereinstimmung  mit  ihnen.  Dositheus  selbst 
fügte  (außer  einzelnem,  zB.  dem  Citat  aus  Donat?)  nur  die  griechische 
Übersetzung  hinzu.  —  Herausgegeben  von  HKbil,  Halle  1869—71  und  jetzt 
GL.  7,  376;  vgl.  dessen  Vorrede.    LJeep,  RhM.  44,  26. 

8.  Mit  dieser  lateinisch -griechischen  Grammatik  des  Dositheus  ist 
frühe  von  unbekannter  Hand  (nicht  von  Dositheus  selbst)  vereinigt  worden 
eine  Reihe  griechisch-lateinischer  Übungsstücke  zum  Auswendiglernen  und 
Übersetzen.  Sie  sind  teils  im  SGall.,  Harl.  und  Monac.  (A.  7),  teils  im 
Leid.  Voss.  gr.  Q.  7  s.  XI,  Montepess.  306  s.  IX  u.  a.  Hss.  erhalten.  Näm- 
lich a)  Aufzählungen  von  (Instructionen  lateinischer  Verba  und  überhaupt 
von  Latinismen,  Veabal- Verzeichnisse  usw.,  abgedr.  GL.  7,  424.  b)  (Inter- 
pretamentorum  (i^rivsv^dixmv)   libri  IIP.     Das   erste   Buch   enthält    ein 


§  431  Dositheus.    §  432  Vegetans.  1103 

alphabetisches  Wörterverzeichnis,  das  zweite  Wötterreihen  nach  sachlichen 
Rubriken,  das  dritte  tägliche  Gespräche  {Ka^rjfisQivTj  optiXCa).  Bisher  nur 
unvollständig  gedruckt  zB.  glossaria  duo  .  .  ed.  HStephakus,  Par.  1573;  im 
Thes.  utriusque  linguae  des  BVulcanius,  Lugd.  1600.  ABoucherib,  SQfirjvev- 
pccra.  %ad^rifieQiv7}  byuXCoc,  pnblie*s  ponr  la  premiere  fois  (aus  dem  Montepess.) 
usw.,  in  den  notices  et  extr.  de  la  biblioth.  nat.  23,  2  (1872),  277.  27,  2 
(1879),  457;  compt.  rend.  de  l'acad.  des  inscript.  1868,  271.  HHagen,  de 
Do-8ithei  magistri  qnae  feruntur  glossis,  Bern  1877.  8.  auch  MHaupt,  op. 
2,  441.  508.  FBüchelbr,  JJ.  111,  310.  KKrühbachxb,  de  codd.  quibus  inter- 
pretamenta  pseudodositheana  servata  sunt,  Münch.  1883.  JSchönehann,  de 
leiicographi8  antiquis  qni  rerum  ordinem  secuti  sunt,  Bonn  1886,  3.  —  Dazu 
anhangsweise  (eB.  gedruckt  in  Dosithei  interpretamentorum  liber  III  ed. 
EBöcxiNO,  Bonn  1882):  c)  &siov  'Aäqiavov  anocpaasig  xal  ImaxoXal  bei 
Böckinq  aO.  1,  s.  §  346,  3.  d)  17  (18)  griechische  Fabeln  bei  Böckihg  aO.  25, 
Tgl.  OChusius,  Leipz.  Stud.  2,  241.  e)  das  fragm.  de  mannmissionibus  bei 
Böckikq  aO.  89,  s.  §  369,  5.  f)  Auszüge  ans  Hygini  genealogia  (gemacht 
am  11.  Sept.  J.  207)  bei  Böckjng  aO.  65,  s.  §  262,  6  Z.  4  und  anderes. 

9.  Claudius,  in  der  ars  anonyma  cod.  Bern.  123  mehrfach  angeführt 
(JStkup,  RhM.  26,  320),  desgleichen  ein  Grammatiker  Arruntius  Claudius 
Ton  Diom.  GL.  1,  321,  11  (ob  Arruntius  Celsus  §  357,  3  gemeint  ist?).  — 
8  er  gii  novem  (libri)  de  littera  et  de  barbarismo  (vgl.  §  41,  5  gE.)  waren 
wohl  Donatcommentare  (vgl.  §  481,  4).  Dazu  gehören  vielleicht  die  Ab- 
handlung bei  Hagen,  anecd.  Helv.  p.  143  (vgl.  §  409,  2),  sowie  die  Über- 
reste ebd.  p.  cxcn;  vgl.  ci.  —  Maximus,  Grammatiker  aus  Madaura,  Ver- 
teidiger des  Polytheismus  gegen  Augustin  (s.  dessen  epist.  16).  —  Über  die 
fars  Probi*  b.  §  300,  7b;  über  Iunius  Philargyrius  §  472,  9. 

432.  Frühestens  am  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  schrieb 
Flavius  Vegetius  Renatus  seine  Epitoma  rei  militari s  in  vier 
Büchern9  worin  er  den  Verfall  des  romischen  Kriegswesens  leb- 
haft beklagt,  zur  Verbesserung  desselben  ermahnt  und  dazu 
seinerseits  durch  eine  wenig  zuverlässige  und  sachkundige  Zu- 
sammenstellung aus  Geschichtschreibern  und  Kriegsschriftstellern 
beizutragen  meint  Die  ausführliche  Tierheilkunde  eines  P.  Ve- 
getius, nach  älteren  Quellen,  gehört  gleichfalls  in  diese  Zeit  und 
ist  ihr  Verfasser  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  dem  eben 
genannten  Vegetius  eine  Person.  Auch  wirkte  und  schrieb  da- 
mals der  Arzt  Vindicianus  aus  Afrika. 

1.  Überschrift:  Flavi  Vegeti  Benati  viri  inlustrie  comitis  (sacrum  fügt 
der  cod.  Pal  hinzu,  also  sacrarum  [largitionum]?  ChSchönee  aO.  8)  epitoma 
rei  militari*.  — -  Pmsc.  GL.  2,  97,  19  Vegetius  Benatm  rei  tnilitarü  libro  I 
(20  p.  24, 16  L.).  In  den  vatic.  Excerpten  s.  VII  (A.  6)  heißt  es:  ex  libro  IUI 
Publi  Vegeti  Benati  de  re  militari.  Den  Vornamen  P.  führt  sonst  nur  der 
Verf.  der  mulomedicina  (A.  8).  Danach  könnte  der  vollständige  Name  ge- 
lautet haben  P.  Flavius  Vegetius  Renatus.  Vgl.  A.  10.  Psvazos  bei  Laur. 
Ltd.  mag.  1,  47.  —  Grenzen  für  die  Abfassung  der  Epitome  sind  einerseits 


1 104  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

das  Todesjahr  des  Kaisers  Gratianus  (f  388;  8.  1,  20  ab  urbe  condüa  usque 
ad  tempus  divi  Gratiani),  anderseits  die  Textrevision  des  Baches  im  J.  460 
(8.  A.  6).  Der  Kaiser  welchem  die  Schrift  gewidmet  ist  (1,  praef.,  2,  praef. 
imp.  invicte.  2,  8  imp.  Auguste)  wird  nicht  genannt.  Gegen  die  Annahme 
(schon  einige  Handschriften  fügen  der  Überschrift  hinzn  ad  Theodosium 
imperatorem;  im  allg.  vgl.  CLang  in  s.  Ausg.  p.  vi)  daß  es  Theodosins  I 
(f  395)  sei  macht  OSeeck,  Herrn.  11,  61  erhebliche  Gründe  geltend,  ohne 
daß  seine  eigene  Annahme,  das  Buch  sei  an  Valentinian  III  gerichtet  und 
um  425—486  verfaßt,  hinlänglich  gesichert  wäre  (s.  gegen  Seeck  Schön eb 
aO.  34  und  FRihl,  JJ.  137,  337).  Dagegen  konnte  ein  im  Westreiche 
lebender  Römer  sehr  wohl  von  J.  428  an  dem  Theodosius  II  (reg.  408 — 460) 
als  dem  im  Bange  voranstellenden  und  während  Valentinians  Jugend  eine 
Oberaufsicht  über  das  Westreich  ausübenden  Kaiser  ein  Buch  widmen. 
Für  diese  spätere  Zeit  könnte  die  Kenntnis  des  Namens  Toringi  (A.  9) 
sprechen,  der  sonst  zuerst  für  J.  461  bezeugt  ist  (AvGutschmid).  —  Zwischen 
der  Herausgabe  von  B.  1  und  der  des  Weiteren  war  eine  Pause,  s.  A.  8. 

2.  Der  Verfasser  bekennt  sich  zum  Christentum,  wurzelt  aber  mit 
seinen  religiösen  Vorstellungen  in  der  alten  Zeit  und  unterscheidet  sich 
daher  in  seiner  Art  über  religiöse  Dinge  sich  auszudrücken  sehr  wenig  von 
den  Nichtjuristen  seiner  Zeit.  Vgl.  2,  6  (p.  87  L.)  iurant  (müües)  per  deum 
et  Christum  et  sanctum  spiritum  et  per  maiestatem  imperatoris,  quae  secun- 
dum  deum  generi  humano  diligentia  est  et  colenda.  nam  imperatori  . .  tam- 
quam  praesenti  et  corporali  deo  fidelis  est  praestanda  devotio.  Vgl.  §  426,  7. 
Auch  andere  Äußerungen  könnten  ebenso  gut  bei  Firmicus  oder  Symmachua 
stehen;  so  1,  praef.  non  rede  aliquid  incohatur  nisi  post  deum  faverit  im- 
perator.    2,  21.  4,  40.    Bezeichnend  für  seinen  Aberglauben  4,  35. 

3.  Vegbt.  1  praef.  in  hoc  opusculo  nee  verborum  concinnitas  est  neces- 
saria  nee  acumen  ingenii,  sed  labor  diligens  ac  fidelis,  ut  quae  apud  diversas 
historicos  vel  armorum  diseiplinam  docentes  dispersa  et  involuta  celantur  pro 
utilitate  rom.  proferantur  in  medium.  2,  praef.  cum  haee  (instituta  maiorum 
partis  armatae)  litteris  breviter  comprehendere  maiestati  vestrae  .  .  recogno- 
scenda  praeeiperer,  certavit  saepius  devotio  cum  pudore.  .  .  libellum  de  dilectu 
atque  exercitatione  tironum  (B.  1)  dudum  tamquam  famulus  öbtuli,  non  tarnen 
cülpatus  ab8cessi.  8,  praef.  quae  per  diversos  auetores  librosque  dispersa, 
imperator  invicte,  medioeritatem  meam  abbreviare  iussisH.  1,  8  nihil  enim 
mihi  auctorüatis  adsumo  sed  horum  quos  supra  (s.  oben  §  56,  2)  reMuli  quae 
dispersa  sunt  velut  in  ordinem  epitomata  conscribo.  Diese  Quellen  sind  Cato 
(§  121,  2  M.),  Celsua,  Frontinus,  Paternus  (§  369,  8;  über  dessen  Benutzung 
s.  MSchanz,  Herrn.  16,  137).  2,  3  nennt  Veg.  als  Vorgänger  bes.  Cato  und 
Frontinus;  vgl.  1,  28.  3,  26.  4,  praef.  Vergilius  in  georgicis  und  Varro  in 
libris  navalibus  angeführt  4,  41;  vgl.  2,  1  Latinorum  egregius  auetor  (Verg. 
Aen.).  Sallustius  wird  citiert  1,  4.  9.  Vegetius  war  seiner  Aufgabe  nicht 
gewachsen;  was  er  in  seinen  Quellen  vorfand  hat  er  aus  Mangel  an  sach- 
licher Einsicht  und  aus  schriftstellerischer  Unbeholfenheit  so  durch  einander 
gewirrt  daß  seine  Angaben  nur  mit  großer  Vorsicht  zu  gebrauchen  sind. 
JWFoersteb,  de  fide  Vegetii,  Bonn  1879  (bes.  p.  88). 

4.  Jedes  Buch  hat  ein  Vorwort,  B.  1  und  8  auch  ein  Schlußwort  von 
höfisch  rhetorischem  Charakter.    In  B.  1  Inhalt:  dilectus  atque  exercitaUo 


§  432  Vegetius.  1105 

tironum,  B.  2  bespricht  institutionem  disciplinamque  militarem  (3,  1),  B.  8 
den  Krieg  und  das  Strategische,  B.  4  die  Belagerungakunst  (rationes 
quibus  vel  nostrae  civitates  defendendae  sint  vel  hostium  subruendae),  c.  1—80. 
Darauf  4,  81  praecepto  maiestatis  tuae,  imperator  invicte,  terrestris  proelii 
rationibus  absolutis  navalis  belli  residua  .  .  est  portio;  de  cuius  artibus  ideo 
pauciora  dicenda  sunt  quia  tarn  dudum  pacato  mari  cum  barbaris  nationibus 
agitur  terrestre  cerlamen.  Die  Inhaltsangaben  zu  den  einzelnen  Kapp, 
(rubricae)]  sind  nicht  von  Veg.  selbst,  aber  schon  im  5.-6.  Jahrhundert 
verfaßt;  s.  CLang,  praef.  p.  xim. 

5.  Der  Wortschatz  zeigt,  wegen  der  Beschaffenheit  des  Gegenstandes 
und  der  Benützung  älterer  Schriftsteller,  verhältnismäßig  nicht  viel  späte 
Bestandteile.  Doch  verraten  Worte  und  Wendungen  wie  missibilis,  in  ante, 
aliquant i,  proximior  deutlich  genug  die  Zeit  der  Abfassung;  vgl.  auch 
Fremdwörter  wie  burgus  (4,  10),  drungus  (3,  16.  19),  bebra  (1,  20), 
chalare  (4,  28). 

6.  Die  sehr  zahlreichen  Handschriften  zerfallen  in  zwei  Klassen. 
Die  eine  (Haupths.  Paris.  7230  s.  X)  geht  auf  ein  nachlässiger  geschriebenes 
Original  zurück,  die  andere  sorgfältigere  (Haupths.  Vatic.  Palat  909  8.  X) 
ist  nicht  frei  von  Verfälschung;  s.  über  das  Nähere  CLanq  vor  s.  Ausg., 
auch  Föbstbb  aO.  69.  Excerpte  aus  B.  4  in  Vatic.  Reg.  2077  s.  VII  (vgl. 
§  179,  6,  8),  Mommsbn,  Herrn.  1,  130.  —  In  einigen  Hss.  der  ersten  Klasse 
steht  die  Subscriptio:  Fl.  Eutropius  emendavi  sine  exemplario  Constantino- 
polim  consul  Valentiniano  Aug.  VII  et  Abieni  (=  J.  450  n.  Chr.).  OJahn, 
Lpz.  SBer.  1851,  844.  Verkürzender  Auszug  aus  1,  1  ff.  2,  23  f.  von  Rabanus 
Maurus  (14  Kapp.)  aus  einer  Trierer  Hs.  s.  XII  herausgg.  von  EDümmleb, 
Z.  f.  deutsches  Altert.  N.  F.  3,  443.  —  Über  den  Auszug  des  angeblichen 
Modestus  §  56,  3. 

7.  Ausgaben  zB.  bes.  von  FModxus  (Colon.  1580),  GStewbchxub  (Antv. 
1584);  PScBiVBBics  (cum  notis  Stewechii,  Modii,  Antv.  1607  II.  Wesel  1670). 
NSchwbbel,  Nürnb.  1767.  Cum  notis  varr.,  Straßburg  1806.  Rec.  CLang 
(mit  index  verborum),  Lips.8  1886.  —  AGkmoll,  exercitt.  Veg.,  Herrn. 
6,  118.  HBauacKE,  quaestt.  Veg.,  Leipz.  1876;  Phil.  37,  67.  —  MPlanck, 
der  Verfall  des  röm.  Kriegswesens  .  .  nach  Vegetius,  in  der  Festschrift  d. 
württemb.  Gjmn.  z.  Tflb.  Univ.-Jubil.,  Stuttg.  1877,  61. 

8.  In  den  Vorreden  zu  den  einzelnen  Büchern  der  mulomedicina 
spricht  sich  P.  Vegetius  (A.  1)  über  seine  Grundsätze  aus.  1,  praef.  6  cum 
ab  initio  aetatis  alendorum  equorum  studio  flagrarem  hinc  operam  non  in- 
vitus  arripui  ut  conductis  in  unum  latinis  dumtaxat  auctoribus  universis 
adhibiti8  etiam  mülomedicis  et  medicis  non  omissis  .  .  in  quantum  mediocritas 
ingenii  paiitur  plene  ac  breviter  omnia  epitomae  (lies  epitomata)  congererem. 
3,  praef.  1  mülomeaScinae  ars  iam  dudum  .  .  collapsa  est.  numquid  vero 
exemplo  Hunnorum  .  .  artis  usus  intercidet?  4,  praef.  1  mülomedicinae  me 
cmmentarios  ordinante  cioium  atque  amicorum  frequens  querela  incepti  operis 
continuationem  suspendit  deflentium  aegritudines  mortesque  calamitosissimas 
boum  (vgl.  §  448,  2),  cum  magnopere  peterent  publicandum  si  quid  pro 
Salute  tarn  commodorum  animalium  scriptum  reperiretur  in  libris.  cedens 
itaque  familiarium  honestissimae  voluntatl  ex  diversis  auctoribus  enucleata 

TBurFBL-8oHVABX,  Böm.  Lit-Gesch.    5.  Aufl.  70 


1106  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.)- 

collegi  pedestrique  sermone  in  libellum  (d.  i.  B.  4)  contuli.  cuius  erit  prae- 
cipua  felicitas  si  eum  nee  scholasticus  fastidiat  et  bubulcus  intellegal.  Ganz 
dem  Gesichtskreise  und  der  Ausdrucks  weise  auf  der  Wende  von  saec.  IV 
und  V  entspricht  6,  praef.  1  sollemnis  excusatio  neglegentium  est  dispendia 
ex  dissimulatione  venientia  deo  imputare  vel  casibus,  .  .  quae  fortasse  vera 
videantur  in  homine,  qui  divina  Providentia  ac  dispositione  fatorum  creditur 
regi.  animalia  vero,  cum  quibus  dioinitas  nihil  dignatur  habere  commune, 
nisi  hominum  studio  impensisque  curentur  absque  ambiguitate  depereunt. 
Auch  in  der  mulomed.  (vgl.  A.  2  E.)  der  unvermeidliche  Aberglaube  neben 
dem  Christentum.  Eigene  Erfahrung:  6,  6,  1  per  tarn  diver sas  et  longinquas 
peregrinationes  equorum  genera  universa  cognovimus  et  in  nostris  stabulis 
saepe  nutrivimus  (vgl.  1,  praef.  6,  8.  A.  8  A.).  6,  69,  1  studiose  quae  ex~ 
perimentis  nostris  vel  aliorum  probata  cognovimus  intimamus.  —  Die  Ana- 
tomie des  Pferdes,  wie  sie  Veg.  giebt,  wird  von  Sachverständigen  gelobt. 
—  Der  Verf.  ist  ein  gebildeter  Mann,  welcher  dem  Gegenstand  angemessen 
schreibt,  aber  in  der  ganz  technischen  Schrift  auf  stilistischen  Ausputz 
verzichtet  und  begreiflicherweise  in  den  Worten  nicht  allzu  wählerisch 
sein  mag,  nur  hat  er  hier  und  da,  besonders  in  den  Einleitungen,  etwas 
Sententiöses.  Er  ist  weder  ein  Tierarzt  noch,  wie  Häseb,  Gesch.  d.  Med. 
I8,  545  meint,  ein  Pferdehändler,  sondern  ein  in  kaiserlichem  Dienst  weit 
herumgekommener  vornehmer  und  wohlhabender  Mann. 

9.  Als  Vorgänger  nennt  (s.  Schneidens  Index)  Veg.  mit  Namen  den 
Columella,  Pelagonios  (praef.  1,  2  proxima  aetate  Pelagonius;  s.  §  463,  6), 
ferner  'Chiron  centaurus*  und  Absyrtos  (unter  Constantin  d.  Gr.;  Suin. 
s.  v.).  Von  letzteren  heißt  es  praef.  3  Chiron  centaurus  et  Absyrtus  diligentia 
euneta  rimati  eloquentiae  inopia  et  sermonis  ipsius  vilitate  sordeseunt.  In 
einer  vorläufigen  Mitteilung  deutet  WMkykb,  Mönch.  SB  er.  1885  2,  395  die 
Meinung  an  daß  Vegetius  mit  jenen  Worten  auf  eine  von  ihm  selbst  stark 
in  der  mulomedicina  ausgebeutete  lateinische  Übersetzung  des  griechischen 
'Chiron  und  Absyrtus9  hinweise  und  daß  diese  lateinische  Übersetzung  noch 
im  Monac.  lat.  243  vorliege.  In  den  [nmatQind  (ed.  SGrynabus,  Bas.  1637) 
sind  sehr  viele  von  Veg.  verwertete  Stücke  seiner  griechischen  Vorlagen 
noch  erhalten.  Virgil  wird  citiert  1 ,  praef.  8.  2,  28,  36.  Die  aufgeführten 
Pferderassen  zeugen  von  weitem  geographischen  Gesichtskreis:  6,  6,  2  od 
bellum  Eunniscorum  (equorum)  lange  primo  docetur  utilitas  .  .  . ,  Toringos 
deinde  et  Burgundiones  .  .  .,  tertio  loco  Frigiscos  .  .  .,  postea  Epirotas  usw. 
2,  28,  37  equos  (parthische)  quos  vulgo  trepidarios,  militari  verbo  tottonarios 
vocant 

10.  Die  Annahme  daß  der  Schriftsteller  über  Tierarzneikonde  mit 
dem  über  Kriegswesen  äine  Person  sei  empfiehlt  sich,  abgesehen  von  der 
Gleichnamigkeit  (A.  1)  und  Gleichzeitigkeit  beider,  auch  durch  die  Art 
beider  Schriften  als  epitomae,  bez.  Compilationen,  endlich  durch  die  ganze 
Persönlichkeit  der  beiderseitigen  Verfasser  und  deren  gleiche  Stellung  in 
der  Religion  (vgl.  A.  8  M.  mit  A.  2).  Die  starke  Abweichung  im  sprach- 
lichen Ausdruck  (die  epit.  milit.  ist  ebenso  gewählt  geschrieben  wie  die 
mulomedicina  gemeinverständlich  —  pedestri  sermone  4,  praef.  2)  erklärt 
sich  vollkommen  aus  der  Verschiedenheit  des  Gegenstandes,  der  Quellen 
und  der  Bestimmung:  während  die  Epitome  sich  an  den  Kaiser  wendet, 


§  432  Vegetius.  1107 

will  die  mulomedicina  noch  dem  bubulcus  (4,  praef.  1;  s.  A.  8)  deut- 
lich Bein.  Doch  finden  sich  auch  sehr  auffallende  sprachliche  Überein- 
stimmungen, welche  in  diesem  Fall  mehr  besagen  als  die  Abweichungen: 
ygl.  mulomed.  4,  praef.  1  mulomedicinae  commentarii,  epit.  rei  mil.  3,  9 
artis  beUicae  commentarii;  mul.  4,  praef.  2  ex  diver sis  auctoribus  enucleata 
cottegi  (ebd.  2,  36,  2  ex  diversis  auctoribus  enucleatas  curas)  .  .  .  et  in  libel- 
lum  contuli,  epit.  1,  28  haec  .  .  .  de  universis  auctoribus  (vgl.  mul.  1  praef.  6 
auctoribus  universis)  .  .  .  in  hunc  libeUutn  enucleata  congessi,  ebd.  S,  praef. 
per  diver 808  auctores  dispersa;  mul.  3,  praef.  1  artis  usus  intercidet,  epit. 
3,  10  disciplina  cuius  usus  intercidit;  mul.  1,  praef.  8  Mantuanus  poeta 
divino  ore  testatur,  epit.  4,  41  Vergüius  .  .  .  divino  paene  comprehendit  in- 
genio,  ebd.  1,  5  Mantuanus  auctor;  mul.  1,  praef.  6  ut  plene  et  breviter 
omnia  epitomae  (lies  epitomata)  digererem,  epit.  1,  8  quae  dispersa  sunt  velut 
in  ordinem  epitomata  conscribo;  mul.  2,  28,  1  und  epit.  3,  2  custodire  Sani- 
tätern; mul.  1,  21,  2  und  epit.  3,  2  Sanitätern  praestare;  mul.  1,  23  sciendum 
est  praeter ea  .  .  oportere9  epit.  1,  20  sciendum  praeter ca  .  .  debere;  mul.  6, 
69,  1  quae  .  .  prcibata  cognovimus  intimamus,  epit.  3,  6  quem  ad  modum 
occurri  ingruentibus  debeat  intimetur;  mul.  3,  praef.  1  exemplo  Hunnorum 
sive  gentium  aliarum,  epit.  1,  20  exemplo  Gothorum  et  Alanorum  Hunno- 
rumque  (beide  Schriften  also  nach  J.  376  verfaßt);  mul.  1,  praef.  6  medio- 
crüas  ingenii,  epit.  1,  28  medio  er  itas  mea ;  mul.  6,  6,  8  und  epit.  3,  10 
subiugare;  mul.  1,  praef.  9  Jionestissimus  quisque,  epit.  1,  7  honestiores  qui- 
que;  mul.  6,  praef.  1  dispositione  fatorum,  epit.  4,  praef.  dispositionibus 
vestrae  clementiae,  ebd.  2,  18  dispositione  imperatoris;  mul.  4,  praef.  4  und 
epit.  4,  7  cohortales  aves  u.  a.  8.  auch  die  beiden  mythologischen  Ver- 
gleiche mul.  4,  praef.  6  und  epit.  1,  28.  Zu  beachten  ist  endlich  auch  daß 
wiederholt  Vegetius  de  re  militari  als  sein  Hauptgeschäft  das  digerere  des 
in  seinen  Quellen  Vorgefundenen  bezeichnet  (3,  26  digesta  sunt  quae  usw. 

3,  22  digestis  omnibus  quae  usw.  4,  praef.  4,  30.  2,  23)  und  daß  die 
mnlomed.  im  Corbeiensis  den  Titel  digesta  usw.  (s.  A.  11)  trug.  Jetzt 
bringt  Weiteres  bei  für  die  Gleichheit  des  Verf.  der  epitome  u.  der  mulo- 
medicina ChrSchöneb,  Beitr.  zu  Vegetius,  Erl.  1888,  15. 

11.  P.  Vegetii  mulomedicina  sive  ars  veterinaria  ist  gedruckt  Bas. 
1528.  1574  (ed.  JSambucus)  ,  ferner  in  JMGksner's  (2,  173)  und  bes.  in 
JGScbnkidkiTs  (B.  4)  scriptores  rei  rusticae  (s.  §  64,  7);  bei  den  Früheren  in 

4,  bei  Schneider  in  6  Bücher  eingeteilt,  s.  darüber  Schub  [der  aO.  4,  2,  8. 
Wir  citieren  nach  Schneider.  Ehe  eine  neue  kritische  Ausgabe  vorliegt, 
ist  ein  sicheres  Urteil  über  das  Werk,  seine  Composition,  etwaige  Über- 
arbeitung u.  dgl.  nicht  möglich.  —  Handschriften:  ein  alter,  lückenhafter 
Corbeiensia  (in  Uncialen),  später  in  Köln  fapud  S.  Pantaleonis'  mit  dem 
Titel  (ohne  Namen  des  Veg.):  Digestorum  artis  mulomedicinae  libri  III: 
davon  eine  Abschrift  in  Leiden  (s.  §  380,  3);  über  eine  andere  Abschrift  s. 
Schhkideb  aO.  4,  2,  3.  Über  Fragmente  in  SGall.  908  s.  VI  s.  Scherrer, 
Verz.  d.  Hss.  d.  Stiftsbibl.  v.  StGall.  (Halle  1876)  328. 

12.  EpistuLa  Vindiciani  comitis  archiatrorum  ad  Valentinianum  Imp. 
(§  446,  4).  .  Dieser  Brief  war  vielleicht  ursprünglich  die  Widmung  des 
darin  erwähnten  Werkes  de  expertis  remediis,  aus  welchem  Rezeptbuche 
zwei  Anführungen  {de  Vindiciani  Afri)  bei  Cassxus  Felix  (§  468)  p.  64.  105 

70* 


1108  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

sich  finden  (vgl.  VRose,  anecd.  2,  177.  Herrn.  8,  42).  Ein  anderer  Brief 
des  Vind.  (Vindicianus  Pentadio  nepoti  suo  salutem.  Licet  scirem  etc.)  ist 
erhalten  im  Söall.  761,  Vindob.  10  s.  XI,  veröffentlicht  von  BPkiper,  Phil. 
83,  562.  Über  diesen  Vindicianus,  einen  älteren  Zeitgenossen  Augastins 
(der  ihn  vir  sagax,  acutus  senex,  magnus  ille  nostrorum  temporum  medicus 
nennt),  vgl.  noch  cod.  Theod.  13,  8,  12  (vom  J.  379).  10,  19,  9  (vom  J.  378: 
v.  c,  vicarius).  Auoustin.  epist.  128,  8.  confess.  4,  1,  6.  7,  6.  8.  Theod. 
Pbisc.  p.  81b  qui  nunc  orbe  toto  Vindicianus  celebratur. 

433.  Auf  christlicher  Seite  ist  die  glänzendste  Erscheinung 
der  charaktervolle  Bischof  von  Mailand,  Ambrosius  (um 
340 — 397),  ebenso  gewandt  wie  tatkräftig  und  kühn,  persönlich 
uneigennützig  und  menschenfreundlich ;  aber  alles  einsetzend  för 
die  Macht  und  den  Ruhm  seiner  Kirche.  Von  seinen  Schriften 
sind  geschichtlich  die  wichtigsten  die  Briefe  und  die  Leichen- 
reden auf  Valentinian  und  Theodosius.  Besondere  Berühmtheit 
erlangten  seine  Kirchenlieder  (hymni).  —  Wahrscheinlich  von 
ihm  verfaßt  ist  auch  die  lateinische  Bearbeitung  von  Iosephus' 
Geschichte  des  jüdischen  Krieges  welche  lange  irrtümlich  unter 
dem  Namen  eines  Hegesippus  umlief. 

1.  (Padlihi)  vita  Amhrosii.  Er  war  der  Sohn  eines  gleichnamigen 
praef.  Galliarum  und  vielleicht  in  Trier  gehören,  cdoctus  liberälibus  dis- 
ciplinis  .  .  ita  splendide  causas  peroravit  ut  eligeretur  a  viro  itt.  Probo  tunc 
praef.  praet.  ad  consilium  tribuendum.  post  haec  consularitatis  suscepit  in- 
signia,  ut  reger  et  Liguriatn  Aemüiamque  provincias,  venitque  Mediolanum, 
per  idem  tempus  mortuo  Auxentio  Arianae  perfidiae  episcopo  etc.  Ambros. 
de  off.  1,  1,  4  ego  raptus  de  tribunalibus  et  administrationis  infulis  ad 
sacerdotium  (J.  374).  Hiebon.  ad  a.  2390  (Bong,  ad  a.  2391)  =  373  post  Auxenti 
seram  mortem  Mediölanii  Ambrosio  episcopo  constituto  omnis  ad  fidem  rectam 
Italia  convertitur.  Einfluß  auf  Auguetin  (confess.  6,  18  f.  6,  3  f.).  Festig- 
keit gegenüber  der  arianisch  gesinnten  Kaiserin witwe  lustina  und  ihrem 
Sohne,  dem  jungen  Kaiser  Valentinian.  Diplomatische  Sendungen  an  den 
Empörer  Maximus.  Kräftiges  Auftreten  gegen  Theodosius  wegen  seiner 
Bluttat  in  Thessalonich  (J.  390).  Tod  an  Ostern  (4.  Apr.)  397.  Tillbmont, 
mem.  10  (1706),  78.  729.  Hist.  lit.  de  la  France  1,  2,  826.  F.  u.  PBöhhingbr, 
Ambrosius,  Stuttg.*  1877.  Ebert,  Lit.  d.  M Alters  1*,  148.  ThFörsteb,  Am- 
hrosius,  s.  Lehen  u.  Wirken,  Halle  1884.  Mlmi,  studia  Ambrosiana  (bes. 
über  Abfassungszeit  der  Schriften),  JJ.  Suppl.  17,  1.  —  Ambrosii  opera  zB. 
Basil.  (Frohen)  1627  (von  DErasmds),  besonders  aber  studio  et  labore  mo- 
nachorum  ord.  SBenedicti  (Jac.  du  Frische  u.  NLeNodrrt),  Par.  1686—90  11. 
Ven.  1781  f.  VIII.  Mione,  T.  XIV— XVII  (Par.  1846).  Ad  codd.  MedioL  ed. 
PABallerini,  Mail.  1876-86  VI. 

2.  Unter  den  Schriften  des  A.  hebt  Hieronyiius  besonders  hervor  de 
viduis  liber  und  de  virginitate  tres  libellos  (epist.  48,  14  vgl.  22,  22  de 
virginüate  .  .  Ambrosii  nostri  quae  nuper  seripsit  ad  sororem  opuscula,  in 
quibus  tanto  se  effudit  eloquio  etc.).    Auousim  ad  Hier.,  ep.  116,  21  (p.  774 


§  433  Ambrosius.  ,    1109 

Vall.)  Ambrosius  notier  .  .  .  suos  Ixbros  utilium  praeceptionum  plenos  de 
offieiis  (ministrorum)  voluit  appellare,  Sie  sind  dem  ciceronischen  Werke 
nachgebildet  (über  die  sonstigen  klassischen  Studien  des  A.,  namentlich 
seine  Bekanntschaft  mit  Virgil  vgl.  Ihm  aO.  80).  Sonderausgabe  von 
JGKrabinoek,  Tüb.  1857.  FBittner,  de  Cic.  et  Ambr.  offieiis,  Braunsb. 
1849.  JDraskke,  Cic.  et  Ambr.  de  off.  libri  comparantur,  Riv.  di  fil.  4 
(1876),  122.  JRebb,  das  Sittliche  nach  Cic.  u.  Ambr..  Zweibr.  1876.  PEwald, 
d.  stoisch- ciceron.  Moral  bei  Ambr.,  Lpz.  1881.  —  Hieeon.  ep.  84,  7  (p.  529 
Vall.)  nuper  sanetus  Ambrosius  sie  hexaemeron  (Schöpfungsgeschichte)  illius 
(des  Origenes)  compilavit  ut  magis  Hippolyti  sententias  Basiliique  sequeretur. 
Darin  Zutaten  aus  Suetons  Prata,  s.  Reif  fbbschjbid  ,  Sueton.  p.  442.  Ed. 
ROGilbebt,  Lps.  1840.  —  Briefe  sind  91  erhalten,  zum  Teil  in  dem  Um- 
fange von  Abhandlungen.  Über  die  gegen  Symmachus  gerichteten  s. 
§426,  9  M.  (Leichen-)  Reden:  de  excessu  fratris  sui  Satyri  libri  II  (J.  379); 
de  obitu  Vaientiniani  (J.  392);  de  obitu  Theodosii  oratio  (J.  395). 

3.  Sonstige  Schriften:  a)  dogmatische:  De  fide  libri  V  ad  Gratianum 
Aug.;  De  spiritu  saneto  libri  III  ad  Gratianum;  De  poenitentia  libri  II; 
De  mysterÜ8  (über  die  1.  VI  de  sacramentis  s.  §  469,  8);  De  incarnationis 
dominicae  sacramento.  b)  praktische  (asketische),  außer  de  off.  min.  libri 
III,  de  virginibus  ad  Marcellinam  sororem  libri  III,  de  viduis  (s.  A.  2  A.), 
De  virginitate,  De  institutione  virginis  ad  Eusebium,  Exhortatio  virginitatis, 
De  lapsu  virginis  consecratae.  De  bono  mortis;  De  faga  saeculi.  c)  exe- 
getische, meist  mit  mystisch  allegorischer  Deutung:  De  paradiso;  De  Cain 
et  Abel,  De  Noe*  et  arca.  De  Abraham  libri  II;  De  Isaac  et  anima;  De 
Iacob  et  Tita  beata  libri  II;  De  Iosepho  patriarcha;  De  benedictionibus 
patriarcharum ;  De  Elia  et  ieiunio;  De  Nabuthe;  De  Tobia;  De  inter- 
pellatione  lob  et  David  libri  IV;  Apologia  prophetae  David  ad  Theodosium 
Ang.j  Enarrationes  in  XII  psalmos;  Expositio  in  psalmum  GXVIU;  Ex- 
positio  evangelii  seeundum  Lucam,  libri  X.  —  Dazu  manches  ihm  fälsch- 
lich Beigelegte  (Ihm  aO.  70):  so  zB.  die  (auch  wegen  ihrer  von  Hieronymus 
unabhängigen  Bibelcitate  beachtenswerte)  altercatio  S.  Ambrosii  contra  eos 
qoi  animam  non  confitentur  esse  usw.  hrsgg.  von  CPCaspabi,  kirchenhißtor. 
Anecdota  1  (Christian.  1883),  xi.  225.  Über  den  sog.  Ambrosiaster  s.  §  418,  5. 
435,  4.  —  S.  auch  A.  4  und  §  438,  3. 

4.  Ambbob.  sermo  c.  Auxent.  34  vom  J.  386 :  hymnorum  meorum  carmi- 
nibus  deeeptum  popuJum  ferunt.  plane  nee  hoc  abnuo. .  .  quid  enim  potentius 
quam  eonfessio  trinitatis  quae  quotidie  totius  populi  ore  celebratur?  certatim 
omnes  Student  fidem  fateri,  patrem  et  filium  et  spir.  8.  norunt  versibus  prae- 
dicare.  Paulin.  v.  Ambr.  18  hoc  in  tempore  primtm  antiphonae,  hymni  et 
vigüiae  in  ecclesia  mediolanensi  celebrari  coeperunt.  Insbesondere  führte  A. 
in  seine  Kirche  ein  den  Gesang  rhythmisch  -  melodischer  Psalmen  und 
Hymnen  in  Wechselchören  (cantus  Ambrosianus);  vgl.  Augustin.  conf.  9, 
7,  15  tunc  (unter  Ambr.)  hymni  et  pealmi  ut  canerentur  seeundum  morem 
orientalium  partium  (besonders  der  syrischen  Kirche;  vgl.  WMeyek,  Ab- 
handlungen der  Münch.  Akad.  17,  2,  866.  376)  .  .  institutum  est  et  ex  Mo 
in  hodiernum  retentum.  Die  zwölf  dem  Ambrosius  beigelegten  Hymnen 
(Morgen-  und  Abendgebet,  Weihnachtslied,  Preis  von  Gott  und  Christus) 
sind   sämtlich   im  iambischen  Dimeter  gehalten  und   meist  in  vierzeilige 


1110  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Strophen  abgeteilt.  Die  Verse  reimen  sich  häufig,  aber  nicht  regelmäßig. 
Verlängernde  Wirkung  des  Rhythmus,  zB.  castus  amor ;  honor  natüs  et 
gaudium;  am  häufigsten  in  hymn.  6  (fünfmal  in  sechs  Versen);  ebenso  Ver- 
kürzung {cum  spiritu  paracUtö).  Widerstreit  zwischen  Vers-  und  Wort- 
Accent,  sowie  Verschleifung  nicht  selten.  Aber  sicher  beglaubigt  ist  die 
Urheberschaft  des  A.  nur  bei  vier  tDeus  Creator  omniutn1,  f  Atterne  rerum 
conditor ',  ( Veni  redemptor  gentium9  und  <Iam  surgit  hora  tertia '  und  diese 
sind  Behr  streng  nach  der  Quantität  gebaut  (WMbtsr,  Beobachtung  des 
Wortaccents,  Abhh.  d.  Münch.  Akad.  17,  1,  116).  LBibaqhi,  inni  et  carxui 
di  S.  Ambr.,  Mail.  1862.  MIhm  (A.  1)  60.  Später  wurden  in  der  Weise  des 
Ambrosius  gedichtete  Hymnen  'ambrosianische'  genannt,  8.  Isid.  off.  eccl.  1, 6 
(oben  §  80,  2).  Auch  der  sog.  ambrosianische  Lobgesang  Te  deum  lauda- 
mus,  nachweislich  schon  im  6.  Jahrhundert  vorbanden  (Daniel,  thes.  hymnol. 
2,  276),  gehört  ihm  nicht  an,  der  Verfasser  ist  unbekannt.  Vgl.  Hkbzoq's 
KEncykl.  f.  protest.  Theol.  1',  326.  Kaysbr,  Beitr.  z.  Gesch.  u.  Erkl.  d. 
Kirchenhymnen  1,  82.  2,  223.  Ebert,  Lit.  d.  MA.  1*,  172.  FXKraüs,  Lehrb. 
d.  Kirchengesch.  1,  100.  —  Eine  Ambrosius  fälschlich  beigelegte  Elegie 
über  Gott  als  Schöpfer  und  Herrn  der  Natur  bei  Pxtra,  anall.  sacr.  et  class., 
Par.  1888,  121. 

5.  Aua'lcböTjnog  wurde  irrtümlich  Iosippue,  weiterhin  Egesippus,  Hege- 
sippus.  Im  cod.  Mediol.  (s.  A.  6):  Iosippi  {Egesippi  die  zweite  Hg.)  Ober  I 
explicit.  Incipit  secundus  Ämbrosi  epi,jle  grego  transtulit  in  latinum.  Im 
Vatic.  170  s.  IX/X:  Incipit  tractatus  sei  Ambrosii  epi  de  historia  Iosippi 
captivi  translata  ab  ipso  ex  greco  in  latinum  Über  I.  Im  Cassell.:  Iosephi 
Über  I  etc.  Das  griechische  Original  ist  nicht,  wie  in  der  anderen  wobl 
dem  ßufinus  (§  435,  1  E.)  zugehörigen  Übersetzung ,  wörtlich  übertragen, 
sondern  teils  gekürzt  (B.  5  =  Ioseph.  5—7),  teils  durch  Zusätze  aus  anderen 
Quellen  (aus  des  Iosephus  agzcuoloyict ,  dann  bes.  aus  römischen)  sowie 
durch  rhetorische  Zutaten  (namentlich  in  den  Reden,  welche  zum  Teil  ganz 
neu  sind;  vgl.  5,  83  quem  nos  quasi  epüogum  quendam  claudendo  operi  oU- 
plorabilem  more  rhetorico  non  praetermisimus)  erweitert  und  ins  Christliche 
umgefärbt:  der  Untergang  Jerusalems  ist  die  Strafe  für  die  Tötung  Christi 
usw.  (zB.  2,  12.  8,  2.  4,  5).  Der  Verf.  stellt  im  Vorwort  seine  Arbeit  ah 
eine  Art  Neubearbeitung  des  Iosephus  dar:  (rosephuB  bemüht  sich  zwar 
um  rerum  indago  und  sermonum  sobrietas,  läßt  es  aber  fehlen  an  religio 
und  veritas)  .  .  .  unde  nobis  curat  fuü  non  ingenii  ope  fretis,  sed  fidei  in- 
tentione  in  historiam  Iudaeorum  .  .  .  paulisper  introrsum  pergere,  ut  .  .  . 
eruamus  quae  magis  (als  Iosephi  hist.)  licet  heredibus  (=-  unseren  Nach- 
kommen) vel  in  adversis  obtentui  fuerint  vel  honori  in  prosperis.  Iosephus 
wird  oft  namentlich  angeführt:  ut  Iosephus  auetor  est,  dicente  (auetore) 
Ioseplho  usw.  Außerdem  bemerkt  der  Bearbeiter  im  Eingang:  (die  ältere 
Geschichte  der  Juden  nach  den  vier  Büchern  der  Könige  bis  zur  babylo 
nischen  Gefangenschaft)  etiam  ipse  stilo  persecutus  .  .  .  historiae  in  tnodum 
composui,  was  auf  eine  rhetorische  Behandlung  auch  dieses  Stoffes  durch 
den  Verf.  hinweist.  Zeitbestimmung:  nach  Gallienas  (f  J.  268;  vgl.  3, 
5,  11  mit  Ammian.  23,  5,  3);  Konstantinopel  ist  (seit  J.  330)  zweite  Residenz 
(3,  5,  23);  Abfassung  nach  J.  368  bezeugt  5,  15,  24  ff.  (vgl.  Ahm  27,  8,  5), 
was  also  mit  der  Zeit  des  Ambrosius  stimmt,  ebenso  die  rhetorische  Bil- 


§433  Ambrosius.     §434  Hieronymus.  1111 

düng  des  Verf.  und  eine  bemerkenswerte  Ähnlichkeit  im  sprachlichen  Aus- 
druck (bes.  im  Wortgebrauch).  Zu  beachten  ißt  die  ausgedehnte  stilistische 
Verwertung  von  Sallustischem  (F Vogel,  acta  semin.  Erlang.  1,  348  und 
dazu  Ihm  aO.  64).  Benützung  der  Bibelübersetzung  des  Hieronymus  ist 
nicht  erweislich.  Schon  Cassiodor  kannte  den  Namen  des  Verfassers  nicht 
mehr  sicher:  inst.  div.  litt.  17  (2,  260  Gar.):  quorum  (los.  de  bello  iud.  11.  VII) 
translationem  alii  Hieronymo  alii  Ambrosio  alii  deputant  Eufino:  quae  dum 
talibus  adscribitur,  otnnino  dictionis  eximiae  merita  declarantur.  Benützt 
und  ausgeschrieben  wird  der  sog.  Hegesippus  schon  yon  Eucherius  (Mitte 
von  s.  V,  §  412,  8;  vgl.  Vogel,  de  Heges.  39),  dann  von  Iaidor  (JCabsab  an 
Webers  Ausg.  390,  Vogel  aO.  37).  HRönsch,  phil.  Rundsch.  1881,  602; 
d.  lexik.  Eigentümlichkeiten  der  Latinität  des  Heges.,  in  d.  Romanischen 
Forsch.  1,  256,  ZfwissTheol.  26,  239.  Mira,  studd.  Ambr.  61.  Gegen  Am- 
brosius als  den  Verf.  FVogbl,  de  Hegesippo  qui  dicitur  Iosephi  interprete, 
Manch.  1880;  ZföG.  34,  241;  romanische  Forsch.  1,  416. 

6.  Über  die  Handschriften  der  Josephus-Obersetzung  (bes.  Mediolan. 
s.  VH/V1II,  Cassell.  s.  VIII/IX  u.  a.)  s.  Caesar  p.  399;  auch  dens.  observv. 
de  losepho  lat„  emendando,  Marb.  1878.  AReiffebschkid,  Wien.  SB  er. 
56,  442.  —  Ausgaben:  zB.  von  CGüalthebus,  Colon.  1669.  1676.  Bibl  patr. 
(1677)  6,  1123;  Gallandi  7,  663,  Migne  16,  1962.  Besonders:  Hegesippus 
qui  dicitur,  ope  cod.  Cassell.  recogn.  CFWebeb  et  JCabsab,  Marb.  1864  (zu- 
erst [aber  mit  einigen  wunderlichen  Auslassungen]  in  acht  Marb.  Univ.- 
Progrr.,  1867—63). 

434.  Der  gelehrteste  Vertreter  des  Christentums,  zugleich  ein 
gewandter  Stilist,  scharfsinnig  und  eifrig  im  Wortgefecht,  über- 
haupt eine  leidenschaftliche  Natur  mit  manchen  Schwächen  ist 
Hieronymus  aus  Stridon,  in  seinem  langen  Leben  (J.  331  —420) 
unermüdlich  tätig  als  Schriftsteller,  die  Bücher  des  alten  und 
neuen  Testaments  übersetzend  und  erläuternd,  die  alte  Bildung 
durch  lateinische  Bearbeitungen  mit  Christentum  und  Gegenwart 
vermittelnd,  daneben  allezeit  bereit  zu  brieflicher  Belehrung  und 
zu  hitzigen  Streitschriften.  Yon  hervorragender  Wichtigkeit  ist 
seine  weitergeführte  und  mit  Zusätzen  ausgestattete  Übersetzung 
der  Chronik  des  Eusebius,  ferner  seine  christliche  Literatur- 
geschichte (viri  illustres),  seine  Bibelübersetzung,  Bibelerklärung 
und  seine  reichhaltigen  Briefe. 

1.  Hiebon ym.  viri  ill.  135  Hieronymus,  patre  Eusebio  natus,  oppido 
Stridonis,  quod  .  .  DalmaUae  quondam  Pannoniaeque  confinium  fuü,  usque 
in  praesentem  annutn,  i.  e.  Theodosii  principis  XI V**™  (J.  892) ,  haec  scripsi 
(s.  A.  2).  Geburtsjahr  nach  Prospeh  Aq.  J.  331  (so  JDanko,  Hieronymum 
. .  .  a.  331  natum  esse,  Mainz  1874),  nach  anderen  (Zöcklee  aO.  21)  frühestens 
340.  Seine  Lehrer  zu  Rom  in  der  Grammatik  Donatus  (§  409)  und  ein 
ungenannter  Rhetor  (adv.  Rufin.  1,  30),  schwerlich  Victorinus  (Zöckler 
aO.  30).    Reise  nach  Gallien.    Aufenthalt  in  Trier  und  Aquileja.    Wieder- 


1112  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

holte  Reisen  in  den  Orient  (Syrien).  Kasteiung  in  der  Wüste  J.  374—378. 
In  Antiochia  und  Konstantinopel  (Obersetzung  des  Eusebius,  A.  8).  Epist. 
123,  10  cum  in  chartis  ecclesiasticis  iuvarem  Damasum  romanae  urbis  epi- 
scopum  (§  422)  et  orientis  atque  occidentis  synodicis  consültationibus  responderem 
(J.  382).  Vgl.  A.  6.  Verkehr  mit  vornehmen  Römerinnen,  bes.  Marcella, 
Melania,  Paula  und  deren  Töchtern  Blaesilla  und  Eustochium  (Zöcklkr  aO. 
109.  140.  276.  288).  Adv.  Rufin.  3,  6  ego  philosophus,  rhetor,  grammaticus, 
diakcticus,  Hebraeus,  Gr accus,  Latinus  trilinguis.  Pbosper  de  ingrat.  56 
hebraeo  simul  et  graio  latioque  venustus  eloquio,  morum  exemplum  mundique 
magister  Hieronymus.  Vgl.  Zöcklkr  aO.  365.  Seine  Schriften  sind  meist 
verfaßt  in  dem  Kloster  bei  Bethlehem,  wohin  er  sich  J.  886  zurückgezogen 
hatte  und  bis  zu  seinem  Tode  (30.  Sept.  420)  blieb.  Vita  Hieronymi  ex 
eius  scriptis  von  DErasmus  (Ed.  Vol.  1)  und  bes.  von  Vallabsi  (ed.  T.  11, 1). 
IMartianay,  vie  de  St.  Je*r.,  Par.  1706.  Tillemont,  me*m.  12,  1.  LEngelbtoft, 
H.  Strid.  interpres,  criticus  usw.,  Kopenh.  1797.  DvCölln  bei  Ersch  u.  Gruber 
2,  8,  72.  FCollombet,  hist.  de  S.  Je"r.,  Par.  1844  II.  OZöcklkb,  Hieron. ;  sein 
Leben  u.  Wirken  aus  s.  Schriften,  Gotha  1865.  AhThibrry,  S.  J^röme,  la 
80cie*te"  chr&ienne  ä,  Rome  usw.,  Par.  1867  II.  AEbert,  Lit.  d.  MAlt.  1*,  184. 
—  CPaückeb,  Beitr.  z.  Latinität  des  Hier.,  ZfÖG.  31,  881;  RhM.  37,  566;  de 
latinitate  Hieronymi,  obss.  ad  nomin.  et  verbb.  usum,  Berl.  1880.  HGoelzkb, 
e*tude  lexicogr.  et  gramm.  de  la  latinite*  de  S.  Je'röme,  Par.  1884. 

2.  Hieron.  v.  ill.  135  usque  in  praesentem  annum  (J.  392)  .  .  hacc 
scripsi:  Vitam  Pauli  monachi.  Epistolarum  ad  diversos  librum  unum.  Ad 
Ileliodorum  exhortatoriam.  Altercationem  Luciferiani  et  orthodox* .  Ckro- 
nicon  omnimodae  historiae.  In  Hierein i am  ei  in  Ezecliiel  homilias  Origenis 
XXVIII,  quas  de  graeco  in  latinum  verti.  De  Seraphim,  de  Osanna  et  de 
frugi  et  luxurioso  filiis.  De  tribus  quaestionibus  legis  vtteris.  Homilias  in 
cantica  canticorum  duas.  Adver sus  Helvidium  de  virginitate  Mariae  per- 
petua.  Ad  Eustochium  de  virginitate  servanda.  Ad  Marcellam  epistolarum 
librum  L  Consolatoriam  de  motte  filiae  (Blaesilla)  ad  Paul  am.  In  episto- 
lam  Pauli  ad  Galatas  commentariorum  libros  III.  Item  in  ep.  ad  Ephes. 
libros  III.  In  ep.  ad  Tit.  librum  I.  In  ep.  ad  Philem.  librum  I.  In 
Ecclesiasten  commentarios.  Quaestionum  hebraicarum  in  Genesim  librum  I. 
De  locis  librum  I.  Hebraicorum  nominum  librum  I.  De  spiritu  sancto 
Didymi,  quem  in  latinum  transtuli,  librum  L  In  Lucam  homilias  XXXIX 
(Obersetzung  von  Homilien  des  Origenes).  In  psalmos  X—XVI  tractatus 
VII  (nicht  erhalten,  das  breviarium  in  psalmos  ist  nicht  von  Hieronymus; 
vgl.  darüber  Paucker,  de  latinitate  Hieron.  18).  Malchi,  captivi  monachi, 
vitam  et  beati  Hilarionis  (darüber  WIsrabl,  Z.  f.  wissensch.  Theol.  28,  129). 
Novum  testamenium  graecae  fidei  reddidi  (die  vier  Evangelien  codicum  grae- 
corum  emendata  collatione,  sed  veterum,  nach  der  praef.  an  Damasus),  väus 
iuxta  liebraicam  transtuli  (J.  390  begonnen,  vollendet  erst  J.  405;  vgl.  A.  6). 
Epistolarum  autem  ad  Paülam  et  Eustochium,  quia  quotidie  scribuntur,  incertus 
est  numerus.  Scripsi  praeterea  in  Michaeam  explanationum  libros  II,  in 
Sophoniam  librum  I,  in  Nahum  librum  I,  in  Habacuc  libros  II,  in  Aggaeum 
librum  I,  mültaque  alia  de  opere  prophetali  quae  nunc  hdbeo  in  manibus  et 
necdum  expleta  sunt  (erhalten  i&t  ein  Commentar  zu  allen  4  großen  und 
12  kleinen  Propheten;  der  zuletzt  verfaßte  zu  Jeremias  ist  nicht  vollendet, 


§  434  Hieronymus.  1113 

8.  u.).  Der  sichtliche  Mangel  an  Sachordnung  und  die  sonstige  Art  des 
H.  machen  wahrscheinlich  daß  die  Aufzählung  in  der  Hauptsache  eine 
zeitliche  ist.  Vgl.  comm.  in  Ionam,  praef.  triennium  circiter  fluxit  post- 
quam  quinque  prophetas  interpretatus  sum,  Michaeam,  Nahutn,  Abacuc, 
Sophoniam  et  Aggaeum,  et  alio  opere  deüntus  non  potui  implere  quod 
eoeperam.  scripsi  enim  librum  de  illustribus  viris  et  adversum  Iovinianum 
duo  Volumina,  ApölogeHcum  quoque  et  De  optimo  genere  interpretandi  ad 
Pammachium  et  Ad  Ncpotianum  vel  De  Nepotiano  duos  libros  (Trostschreiben, 
vgl.  §  184,  4,  1,  Zöcklkr  216),  et  alia  quae  enumerare  Jongum  est.  Noch 
spater  verfaßte  Schriften  des  H.  sind  (außer  weiteren  Briefen)  von  den 
erhaltenen;  Contra  Ioannem  Hierosolvmitanum  (Zöcklkr  248.  400),  Ad  versus 
Rufinum  libri  III  (Zöcklkr  241.  260.  407),  Regula  S.  Pachomii  /  Contra 
Vigilantium  (Zöcklbr  803.  418),  Dialogorum  contra  Pelagianos  libri  III 
(Zockle*  310.  420),  iCommentariorum  in  Mathaeum  libri  IV,  Commentarius 
in  Danielem,  Commentarii  in  Iesaiam  und  in  Ieremiam  u.  a.  (Zock leb  291). 
Zar  Frage  über  die  Echtheit  der  beiden  Briefe  ad  amicum  aegrotum  s. 
CPaucker,  ZföG.  31,  891. 

3.  Gesamtausgaben  von  DErasmus  (Bas.  1616,  zuletzt  Bas.  1565  IX), 
MViotobius  aus  Rieti  (Rom  1666 IX;  Antv.  1578  f.),  den  Benedictinern  (studio 
et  labore  IMabtianay  et  APoüqet,  Paris  1693 — 1706  V)  und  besonders  von 
DVallabsi  (Veron.  1734—42  XI;  Ven.  1766—72;  über  Vallarsi's  Text  s. 
ARbipfbbschbtd,  bibl.  patr.  1,  66.  90.  278).  Abdruck  der  zweiten  Vallarsi- 
schen  Ausg.  bei  Miqne  XXII— XXX  (Par.  1845). 

4.  Der  Einfluß  seiner  rhetorischen  Bildung  zeigt  eich  in  seiner  Vor- 
liebe für  wirkungsvolle  Ausmalungen,  auch  in  seinem  Hang  zu  Übertrei- 
bungen und  Wortklaubereien.  Infolge  seiner  starken  Eitelkeit  und  Empfind- 
lichkeit ist  er  in  seinen  Mitteln  zu  Angriff  und  Abwehr  nicht  eben  wählerisch. 
Er  erinnert  sich  noch  nach  vielen  Jahren  eines  ihm  von  einem  Zeitgenossen 
aufgestochenen  Fehlers  ep.  112,  22  nisi  forte,  ut  ante  annos  plurimos  *  Cu- 
curbita9 (Hikron.  hatte  Ion.  4,  6  falsch  hedera  statt  Cucurbita  übersetzt)  venu 
in  medium  asserente  illius  temporxs  Cornelio  et  Asinio  Pollione  (er  witzelt 
mit  cornu  [vgl.  'horndumm']  und  asinus;  vgl.  comment.  in  Ionam  4  quidam 
canthelius  de  antiquissimo  genere  Corneliorum  sive  .  .  .  de  stirpe  Asinii 
Pollionis).  Ferner  Höflichkeiten,  wie  wenn  er  einen  Gegner  Plautinae 
familiae  coJumen  nennt  (vgl.  Paul.  Festi  p.  231  M.  Plauti  appellantur  canes 
nsw.  und  Plaut.  Cas.  prol.  32;  GQoktz,  RhM.  34,  497)  u.  a.  m.  Seine 
Lieblingsschriftsteller  sind  unter  den  nichtkirchlichen  Cicero  und  Virgil, 
nächstdem  Horaz  (MHbrtz,  anall.  Horat.  4,  21),  auch  Terenz,  Lucan  und 
Peraiue,  Sallust,  Sueton  und  Quintilian.  Wenig  bewandert  war  er  in  der 
griechischen  Literatur  (ELübbck,  Hier,  quos  noverit  scriptores  et  ex  quibus 
hauserit,  Lps.  1872).  Zöcklkr  aO.  323.  Nächst  dem  rhetorischen  Charakter 
seiner  Schriften  tritt  ihre  asketische  Richtung  in  den  Vordergrund. 

5.  Die  Kenntnisse  im  Hebräischen  welche  sich  H.  (als  Bußmittel)  mit 
Hilfe  von  Rabbinern  erworben  (Zöcklkr  56.  154.  Vgl.  ebd.  171.  179.  344) 
sind  mangelhaft.  Starke  Verstöße  gegen  hebräische  Laut-  und  Formenlehre 
Bind  nicht  selten.  Trotzdem  ist  er  für  die  Erklärung  des  alten  Testaments 
von  großer  Bedeutung.  Auch  seine,  freilich  eilfertig  zusammengeschriebenen 


1114  Die  Kaiserzeit.    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Commentare  zu  biblischen  Büchern  sind  reiche  Fandgruben  schätzbaren 
Stoffes  (Zöckler  aO.  368).  M  Rahm  er,  die  hebräischen  Traditionen  in  den 
Werken  des  H.,  I  Bresl.  1861.  WNowack,  Bedeutung  des  Hier,  für  die 
alttestam.  Textkritik,  Gott.  1876.  GHoberq,  de  Hieronymi  ratione  inter- 
pretanda Bonn  1886.  —  Hieronymi  quaestt.  hebraicae  in  libro  Geneseos  e 
recogn.  PdeLagarde,  Lps.  1868.  Die  Schriften  Interpretationes  hebr.  nomi- 
Dum  und  De  situ  et  nominibus  locorum  hebr.  in  PdeLagabde's  Onomastica 
sacra,  Gott.  1870. 

6.  Die  von  Papst  Damasus  (§  422,  1)  angeregte  Bibelübersetzung 
des  H.  (ygl.  A.  2  M.)  ist  in  ihrer  Art  ein  Meisterwerk.  Zuerst  (J.  383) 
lieferte  Hieronymus  eine  Durchsicht  der  Italafibersetzung  der  vier  Evangelien 
und  der  Psalmen  (psalterium  vetus).  Darauf  begann  er  eine  Durchsicht 
des  lateinischen  alten  Testaments  mit  Vergleichung  der  LXX,  davon  ist 
erhalten  die  zweite  Bearbeitung  des  Psalters  (psalterium  Gallicanum)  und 
die  Bearbeitung  des  Hiob  (PdeLaoarde,  Mitteil.  2,  189).  Dann  fertigte 
Hier,  in  langjähriger  Arbeit  (J.  390—405)  aus  dem  hebräischen  Grandtext 
eine  Neuübersetzung  aller  protokanonischen  Bücher  des  A.  T.  und  von 
deuterokanonischen  der  Bücher  Tobias  und  Judith  und  der  deuterokano- 
nischen  Bestandteile  von  Daniel  und  Esther.  Diese  Übersetzung  verdrängte 
die  älteren  (§  378,  9)  und  ist  ßelbst  die  Grundlage  der  in  der  katholischen 
Kirche  noch  geltenden  Vulgata  geworden.  Diese  (1592  endgiltig  fest- 
gestellt, neuer  Abdruck  des  offiziellen  Textes  von  Vercellonb,  Born  1861 
u.  sonst,  zB.  Lpz.  Tauchn.  1887)  giebt  sämtliche  protokanonische  Bücher 
des  A.  T.  mit  Ausnahme  der  Psalmen,  sowie  die  deuterokanonischen  von 
Hieronymus  übersetzten  Stücke  in  dessen  Übersetzung;  ferner  die  Bücher 
Baruch  mit  der  Epistel  Jeremiä,  das  Buch  der  Weisheit,  Jesus  Sirach  (= 
Ecclesiasticus),  die  zwei  Bücher  der  Makkabäer  in  der  sog.  Itala  (§  373,  9); 
endlich  das  neue  Testament  und  die  Psalmen  in  der  von  Hieronymus 
durchgesehenen  Itala  und  zwar  die  Psalmen  nach  der  zweiten  Bearbeitung 
(Z.  6).  Haupthandschrift  der  Übersetzung  des  Hieronymus  in  Florenz 
s.  VIII  (Amiatinus,  im  J.  716  vom  Abt  Ceolfried  von  Jarrow  dem  Papste 
dargebracht  (Baeda  114,  127  Migne),  Schriftprobe  in  Zangem.  «Wattehb. 
Ex.  codd.  latt.  T.  35  und  Palaeograph.  Society  66.  66;  vgl.  JBdbRossi, 
im  omaggio  giubilare  della  bibliot.  Vaticana  al  Leone  XIII,  Rom  1888.  — 
Haupt  au  s  gaben  für  das  alte  Testament  von  ThHetse  u.  CTischendobf 
(Biblia  s.  lat.  V.  T.  Hieronymo  interprete  etc.  Lpz.  1873),  für  das  neue 
von  Tischen dorf  (Lps.  1850).  Liber  psalmorum  hebr.  et  lat.,  ab  Hier,  ex 
hebr.  conversus,  ed.  CTischendorf,  SBaer,  FDelitzsch,  Lps.  1874  Psalterium 
iuxta  Hebraeos  Hieronymi  e  recogn.  PdeLagabdb,  Lps.  1874.  Codex  Ful- 
densis.  Test.  Novum.  Latine  interprete  Hieronymo  ex  mscripto  Victoria 
Capuani  (§  477,  11)  ed.  ERanee,  Marb.  1868  (Schriftprobe  dieser  Hs.  auch 
in  Zangemeisteb-Wattekbach's  Ex.  codd.  latt.  T.  33).  GRiegleb,  krit.  Gesch. 
der  Vulgata,  Sulzbach  1820.  LvanEss,  Gesch.  der  Vulg.,  Tüb.  1824. 
FKaülen,  Gesch.  der  Vulg.,  Mainz  1868;  Handb.  d.  Vulg.,  eine  system.  Zu- 
sammenstellung ihres  lat.  Sprachcharakters,  Mainz  1870;  Einl.  in  d.  h. 
Sehr.,  Freib.  1876,  108.  IAHagen,  Sprachl.  Erörterungen  zur  Vulgata,  Freib. 
1863.  IBHeiss,  Beitr.  z.  Gramm,  der  Vulg.,  Münch.  1864.  VLoch,  Mate- 
rialien z.  Gramm,  der  Vulg.,  Bamb.   1870.     PhThjelmank,   die   Benutzung 


§  434  Hieronymus.  1115 

der  Vulgata  zu  sprach].  Unteres.,  Phil.  42,  319;  Beitr.  z.  Textkritik  der 
Vulg.,  besonder*,  des  B.  Judith,  Speier  1883;  Arch.  f.  Lexikogr.  1,  68. 

7.  Die  Briefe,  zum  Teil  in  dem  Umfange  von  kleinen  Büchern  (zB. 
ep.  22  ad  Eustochium  de  conservancla  virginitate) ,  hat  Vallarsi  nach  ihrer 
Zeitfolge  in  fünf  Klassen  eingeteilt.  Vgl.  I,  xxxvi.  ep.  85,  1  (p.  533  ValL): 
uno  ad  occidentem  navigandi  tempore  tantae  a  me  simul  epistolae  flagitantur 
ut  si  cuncta  ad  singulos  velim  rescribere  occurrere  nequeam,  unde  accidit  ut 
omissa  compositione  verborum  et  scribentium  sollicitudine  dictem  quidquid  in 
buccam' venerit.  Schübach,  über  die  Briefe  des  h.  Hier.,  Coblenz  1856. 
Über  den  Briefwechsel  zwischen  Hier,  und  Augustin  s.  JAMöhleb,  ges. 
Schrr.  1,  1.     Ebert  (A.  1)  192. 

8.  Die  Übersetzung  der  Zeittafeln  aus  der  Welt- Chronik  des  Eusebius 
(ygl.  Zöckler  aO.  84.  383)  ist  gewidmet  Vincentio  et  Gallieno.  Das  Vor- 
wort hebt  die  Schwierigkeit  aller  Übersetzungen  hervor:  et  ad  communem 
difficultatem  .  .  hoc  nöbis  proprium  accedat  quod  historia  multiplex  est, 
hdben8  in  se  barbara  nomina,  res  incognitas  Latinis,  numeros  inextricabiles, 
virgulas  rebus  pariter  ac  numeris  intertextas  (p.  2  Seh.).  .  .  (p.  3)  Grae- 
corum  fidem  suo  auetori  adsignent  et  guae  nova  inseruimus  de  aliis  proba- 
tissimis  viris  libata  cognoscant.  sciendum  etenim  est  me  et  interpretis  et 
8criptoris  ex  parte  officio  usum,  quia  et  graeca  fidelissime  expressi  et  non- 
nulla  guae  mihi  intermissa  videbantur  adieci,  in  romana  maxime  historia, 
quam  Eusebius  huius  conditor  libri  .  .  perstrinxisse  mihi  videbatur.  itaque 
a  Nino  et  Abraham  usque  ad  Troiae  captiviiatem  pura  graeca  translatio 
est.  a  Troia  autem  usque  ad  XX  Constantini  annum  nunc  addita  nunc 
mixta  sunt  p&urima  guae  de  Tranquillo  (§  347,  7)  et  ceteris  inlustribus  in 
hütoricis  curiosissime  excerpsi.  a  Constantini  autem  supra  dicto  anno  (J.  325) 
usque  ad  consulatum  Augg.  Valentis  sexies  et  Valentiniani  iterum  (J.  378) 
totum  meum  est.  quo  fine  contentus  reliquum  temporis  Gratiani  et  Theodosii 
latioris  historiae  stilo  reservavi,  .  .  quoniam  dibacchantibus  adhuc  in  terra 
nostra  barbaris  incerta  sunt  omnia.  Damit  stimmt  die  Bemerkung  nach 
Ol.  276,  2  =  a.  Abr.  2342  (J.  826):  huc  usque  historiam  scripsit  Eusebius 
Pamphili  martyris  contubemalis.  cui  r\08  ista  subieeimus.  Eusebius  be- 
gann mit  dem  ersten  Jahre  Abrahams.  KFHebmann,  de  scriptor.  illustr. 
quorum  tempora  Hieronymus  ad  Eus.  chron.  adnotavit,  Gott.  1848.  AvGut- 
schmid,  de  temporum  notis  quibuB  Eusebius  utitur  in  chronicis  canonibus, 
Kiel  1868.    Ebert,  LdMA.  1',  207. 

9.  Das  Werk  des  Eusebios  (in  2  Büchern:  I  %Qovoyqacp{a,  II  %qoviy.o\ 
xavoveg)  ist  verloren.  Doch  finden  sich  zahlreiche  Bruchstücke  des  grie- 
chischen Textes  bei  den  byzantinischen  Chronographen,  namentlich  bei  Syn- 
kellos  u.  a.  (s.  Schöne's  Eus.  1,  xn).  Besonders  wichtig  zur  Wiederherstel- 
lung ist  die  armenische  Übersetzung,  auch  zwei  syrische  Auszüge  sind 
erhalten.  Hieronymus  übersetzte  nur  das  zweite  Buch,  die  netvoveg.  — 
Handschriften:  Oxoniensis  s.  VI  (die  älteste,  darüber  Mommsbn,  Herrn. 
24,  393),  Valentinianus  (Amandinus)  s.  VII,  Bernensis  (Bongarsianus,  Schrift- 
probe bei  Zangembi8tbr- Watten bach,  exempl.  codd.  latt.  T.  59)  s.  VII, 
Berolin.  (früher  in  Middlehill)  s.  VIII,  Leidens*  &  (Preherianus)  s.  IX,  Lei- 
densis  (Petavianus)  s.  IX/X  und  Vaticanus  Reg.  560  (Fuxensis)  s.  XIII  u.  a. 


1116  Die  Kaiserzeit,    Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

Alles  zusammen  (auch  die  armenischen  und  die  eine  syrische  Bearbeitung 
[über  die  andere  s.  unten  Z.  9]  in  lateinischer  Übersetzung,  jene  voq 
HPetebmann,  diese  von  ERobdigeb)  in  der  Ausgabe  von  ASchönb  (Eusebi 
chronicorum  libri  duo  usw.,  Berl.  1866.  1876  II);  s.  dazu  AvGutschmid,  JJ. 
95,  677;  lit.  Centr.Bl.  1876,  886  und  Schöne  selbst  Gott.  GA.  1867,  986. 
1875,  1487.  —  Ältere  Ausgaben  von  APoktacus  (Bord.  1604),  JScaliqbb  (im 
thes.  temp.,  Leid.  1606;  Am  st.  1658),  DVallabsi  (ed.  Hier.  T.  8),  ThRoncalli 
(vet.  lat.  scr.  chronica,  Patav.  1737  T.  1)  und  in  AMai's  scripta,  vett.  nova 
coli.  T.  8  (Rom  1833).  —  Eusebii  can.  epitome  ex  Dionysii  Telmaharensis 
chronico  (aus  dem  9.  Jahrh.)  petita,  verterunt  et  ill.  CSibqpbibd  et  HGelzeb, 
Lps.  1884.  AvGutschmid,  Unterss.  üb.  d.  syr.  Epitome  der  euseb.  Canones, 
Tüb.  1886. 

10.  Mommsbn,  die  Quellen  der  Chronik  des  Hier.,  Abh.  d.  sachs.  Ges. 
d.  W.  1  (1850),  669.  Hienach  (S.  683  f.)  waren  die  Quellen  des  H.  außer 
dem  Kanon  und  der  series  regum  des  Eusebius:  Eutrop's  breviarium, 
breviarium  Run,  die  Stadtchronik,  Sueton's  Schrift  de  viris  in  litteris 
illustribus  (§  847,  7),  welche  dem  H.  noch  vollständig  vorlag,  eine  verlorene 
latina  historia  de  origine  gentis  rom.  (vgl.  chron.  p.  69  Schoene:  in  latina 
historia  hacc  ad  verba  scripta  repperimus  usw.;  vgl.  oben  S.  1047  Z.  5)  und 
ein  verlorenes  Werk  über  die  Zeit  von  Pompeius'  Tod  bis  zur  Schlacht 
bei  Actium.  H.  nennt  im  Vorwort  das  Werk  selbst  ein  opus  tumultuarium. 
Am  wenigsten  Verlaß  bieten  seine  Jahrzahlen,  da  er  seine  Anmerkungen, 
wo  er  in  seinen  Quellen  keine  Jahrzahl  dafür  fand,  beliebig  unter  gewissen 
Jahren  unterbrachte,  vgl.  zB.  oben  §  201,  2.  376,  1  E.  397,  1.  Ritschl, 
Parerga  609.  Rbiffbbschbid's  Sueton  365.  880.  Fortgesetzt  wurde  die  Chro- 
nik des  H.  von  Prosper  und  Cassiodor. 

11.  Die  Schrift  de  viris  illustribus  ist  verfaßt  J.  392  und  gewidmet 
dem  praef.  praet  Dexter.  Vgl.  Zöckler  aO.  190.  386.  Vorwort:  hortaris, 
Dexter,  ut  Tranquillum  sequens  ecclesiasticos  seriptores  in  ordinem  digeram 
et  quod  ille  in  enutnerandis  gentilium  litterarwn  viris  fecit  inlustribus  ego 
in  no$tri8  faciam,  i.  e.  ut  a  passione  Christi  usque  ad  XIV-^  Theodosii 
Imp.  annum  (892)  omnes  qui  de  scripturis  saneiis  memoria*  aliquid  tradi- 
derunt  tibi  breviter  exponam.  .  .  ego  .  .  magistrum  memet  ipsum  habeo,  quam- 
quam  Eusebius  Pamphili  in  X  eedes.  hist.  libris  maximo  nobis  adiumento 
fuerit  et  singülorum  de  quibus  seripturi  sumus  völumina  aetates  auetorum 
suorum  saepe  testentur.  Ebbst,  LdMA.  1*,  204.  —  Handschriften:  Vati- 
cano-Reginensis  2077  s.  VII  (vgl.  $  179,  6,  8.  432,  6),  Paris.  12161  (Sanger- 
manensis,  Corbeiensis ;  palimps.,  untere  Schrift  lex  Visigothorum,  s.  §  488, 2) 
s.  VU,  Vindob.  16  s.  VIII,  Veron.  22  s.  VIII,  Vercell.  183  s.  VIII/IX  u.  a. 
ARbiffebschbio,  Wiener  SBer.  69,  94;  Hebdimo^  Ausg.  p.  ni,  JHuemer,  ZföG. 
31,  443;  EJunqmann,  quaestt.  Gennad.,  Lps.  1880.  —  Eine  griechische  Über- 
setzung des  Sophronios,  von  welcher  sich  einiges  auch  bei  Suidas  erhalten 
hat,  gab  DEbasuus,  lucubratt.  Hieron.  (Bas.  1626)  1,  266  aus  einem  exemplar 
.  .  vetustum  heraus:  Vgl.  HFlach,  RhM.  36,  624 ;  zu  Hesych.  Mil.  Onomatol. 
p.  lxi.  Jener  Sophronios  übersetzte  auch  andere  Schriften  des  H.  ins 
Griechische,  Hieb,  de  vir.  ill.  134.  Abgedruckt  ist  der  lat.  Text  zB.  in 
Vallabsi's  Ausg.  2,  2,  821,   daselbst  auch  die  griechische  Obersetzung  und 


§  434  Hieronymus.     §  435  Rufinus  u.  a.  1117 

die  Fortsetzung  des  Gennadius  (§  469,  13).  Neue  (ganz  mangelhafte)  Aus- 
gabe des  lat.  Textes  (mit  Gennadius)  ex  rec.  GHbrdingii,  Lps.  1879  (vgl. 
JHububb  aO.,  EJdngmann,  JJ.  121,  497). 

435.  Die  literarische  Tätigkeit  des  Tyrannius  (Turanius) 
Rufinus  (um  345—410)  aus  Aquileja  war  fast  ausschließlich  auf 
lateinische  Bearbeitung  der  Werke  griechischer  Kirchenlehrer, 
besonders  des  Origenes  und  Eusebius,  gerichtet.  Seine  Vorlagen 
behandelt  er  darin  mit  großer  Willkür,  kürzend  und  abändernd, 
besonders  aus  dogmatischen  Gesichtspunkten.  Ahnlich  gehalten 
ist  seine  Übersetzung  der  sog.  Sextus- Sprüche.  Besonders  ist 
Rufin  bekannt  durch  den  Streit  mit  seinem  ehemaligen  Freunde 
Hieronymus.  Andere  christliche  Prosaiker  der  Zeit  waren  der 
Grammatiker  Cresconius,  sowie  Euagrius,  Dexter,  Anastasius, 
Chromatius. 

1.  Gbnwad.  vir.  ill.  17  Rufinus  Aquileiensis  ecclesiae  presbyter  non 
minima  pars  fuit  doctorum  ecclesiae  et  in  transferendo  de  graeco  in  latinum 
elegans  ingenium  häbuit.  denique  maximam  partem  Graecorum  bibliothecae 
Latinis  exhibuit:  Basilii  scilicet  Caesariensis  .  .,  Gregor ii  Naziameni  .  ., 
Glementis  Romani  recognitionum  libros,  Eusebii  Caesariensis  .  .  ecclesiaslicam 
historiam,  Sexti  sententias  (s.  darüber  §  266,  6),  Euagrii  sententias  (s.  Gennad. 
vir.  ill.  11,  Hier.  ep.  133,  8  p.  1029  Vall.).  interpretatus  est  etiam  sen- 
tentias Pamphili  martyris  adversum  maihematicos  (auch  desselben  apologiae 
pro  Origene  über  I).  .  .  Origenis  autem  non  omnia  (bes.  dessen  Schrift  neql 
(iQZtov,  vgl.  auch  Ap.  Sid.  2,  9),  quia  et  Hieronymus  transtulit  aliquant a. 
.  .  exposuit  idem  Rufinus  symbolum.  .  .  disseruit  et  benedictionem  Iacob 
luper  patriarchas  triplici,  i.  e.  historico,  morali  et  mystico,  sensu,  scripsit  et 
epistolas  ad  timorem  dei  hortatorias  multas,  inter  quas  pr aeminent  Mae 
quas  ad  Probam  dedit.  Historiae  etiam  ecclesiasticae  (des  Eusebius,  dessen 
10  Bücher  er  in  9  zusammendrängte).  .  .  addidit  X  et  Xl^m  Ubrum  (für 
J.  324—395,  ed.  PThCacciabi,  Rom  1740  II,  vgl.  Kimmel,  de  Rufino  Eusebii 
interprete,  Gera  1838).  scd  et  obirectatori  opusculorum  suorum  respondit 
duobus  voluminibus  (d.  i.  Apologiae  in  Hieronymum  libri  II;  auch  Apologia 
altera  ad  Anastasium  papara),  arguens  et  convincens  de  dei  intuitu  et  ecclesiae 
utUitate  .  .  ingenium  agitasse,  illum  vero  aemulationis  stimulo  incitatum  ob 
obloquendum  stilum  vertisse.  Auch  gab  er  heraus  die  sog.  vitae  patrum 
(auch  historia  eremitica,  hist.  monachorum  genannt,  ed.  HRobweyd,  Antw. 
1616),  Lebensbeschreibungen  ägyptischer  Mönche  zur  Empfehlung  des 
Mönchslebens  (aus  dem  Griechischen).  Rufin s  Übertragung  der  dem  Origenes 
fälschlich  beigelegten  fünf  Dialoge  gegen  die  Gnostiker  veröffentlichte  aus 
einer  Schlettstadter  Hs.  s.  XII  CPCaspari,  kirchenhistor.  Anecdota  I,  Chri- 
stiania  1883.  —  Auch  Pgeudo-Rufinisches ,  zB.  eine  lat.  Übersetzung  von 
Iosephns1  Antiqq.  und  der  libb.  c.  Apion.,  welche  aber  vielmehr  im  Auftrage 
Cassiodors  gefertigt  worden  ist  (Mubatobt,  antiq.  ital.  3,  919),  dagegen  hat 
die  wörtliche  Übersetzung  von  los.  bell.  lad.  (§  433,  5  ZI  7),  gedr.  zB.  Basel 


1120  Die  Kaiserzeit.    VieiteB  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

fidem,  conculcet  Sacra  gentium,  libem,  Borna,  tuis  inferat  idolis,  Carmen  mar- 
tyribus  deooveat,  laude t  apostolos.  Ist  hier  die  Ordnung  der  Abfassungszeit 
eingehalten,  so  wäre  die  Aufeinanderfolge:  Catheraerina,  Hamartigenia, 
Apotheosis,  Psychomachia,  Contra  Symmachum  libri  II,  Peri  stephanon, 
Dittochaeon.  Die  Titel  sind  fast  ausschließlich  griechisch  gewählt.  Vgl. 
Edert,  LdMA.  1*,  251. 

8.  Die  Gedichte  zerfallen  nach  der  äußeren  Form  in  lyrische  und  hexa- 
metrische. Inhaltlich  sind  auch  die  lyrischen  sehr  häufig  lehrhaft  oder  er- 
zählend. Zu  den  lyrischen  gehören  die  in  Strophen  verfaßten  cathemerina 
und  peri  stephanon:  a)  Ka&rjpeQLväv  liber  enthält  12  Hymnen  in  9  ver- 
schiedenen Versmaßen  (iamb.,  troch.,  dact.,  anap.,  aaclep.,  sapph.,  phalaec.) 
und  behandelt  einen  Tages-  und  Lebenslauf  im  christlichen  Sinne.  Diese 
Hymnen  sind  sehr  viel  wortreicher  als  die  für  den  praktischen  Gebrauch 
bestimmten  des  Ambrosius.  In  den  cathemer.  und  periBteph.  schließt  sich 
Prud.  bes.  an  Horaz  an.  HBbeidt,  de  Prud,  Horatii  imitatore,  Heidelb. 
1887.  —  b)  üsqI  otstpuvav  liber,  zum  Preise  von  christlichen  Märtyrern, 
aus  Spanien  und  Italien  (Rom).  14  Gedichte  von  welchen  7  vor,  7  nach  oder 
in  die|  Romreise  (A.  1  E.)  des  Verf.  fallen  (Sixt  aO.  27) ,  in  den  verschie- 
densten Versmaßen  (iamb.,  troch.,  dactyl.,  phalaec,  diese  alle  auch  stro- 
phisch verwendet;  sapph.,  alcaeische  Hendek.,  glycon.,  archiloch.,  im  eleg. 
Dist.,  im  Maß  von  Hör.  od.  1,  4;  in  demjenigen  von  epod.  16).  —  Lehrhaft 
sind  und  sämtlich  in  Hexametern  abgefaßt:  c)  'j4fiaQxiyevsia.  Nach  einem 
Vorwort  über  Eain  und  Abel  (trim.  iamb.)  wird  die  Entstehung  der  Sünde 
(nach  Tertullian)  abgehandelt,  besonders  im  Gegensatze  zu  dualistischen 
Auffassungen  der  Gnostiker,  wie  des  Markion  (praef.  36;  v.  56.  124.  602). 
—  d)  ^no&fcoaig,  eine  Trinitätslehre  in  Versen  mit  gelegentlicher  Be- 
kämpfung der  Hauptketzereien,  auch  hauptsächlich  nach  Tertullian.  Vorher 
doppelte  Einleitung  in  Hezam.  und  in  dem  Maße  von  Hob  epod.  1—10.  — 
e)  Wvxopccxta  mit  starker  Ausbeutung  Virgils.  Der  Kampf  um  die  Seele 
des  Menschen  wird  geführt  von  christlichen  Tugenden  mit  heidnischen 
Lastern,  von  der  Ira,  Patientia,  Superbia,  Sobrietas,  Avaritia,  Virtus,  Spes, 
Fides,  Ratio  usf.  Einige  Glossen  dazu  im  Vatic.  Reg.  339*  (JMStowasseb, 
Wien.  Studd.  7,  343).  Den  Gedanken  zu  diesem  wunderlichsten,  aber  ein- 
flußreichsten seiner  Gedichte  schöpfte  Prudentius  aus  Tertullian  de  spect.  29. 
Püech  aO.  —  f)  Contra  Symmachum  libri  II.  Ober  Gegenstand  und  Vor- 
gänger s.  §  425,  9.  Das  erste  Buch  (Vorwort  im  asclep.  min.)  bekämpft 
den  Heidenglauben  im  allgemeinen,  das  zweite  (praef.  in  glycon.)  die  ein- 
zelnen Behauptungen  des  Symmachus.  VBoth,  Prud.  Schrift  gegen  Symm., 
Rastatt  1882.  —  g)  Dittochaeon  (von  Sirtog  und  6%t\,  Doppelnahrung,  näm- 
lich aus  dem  alten  und  dem  neuen  Testamente,  24  hexametrische  Vierzeilen 
aus  jenem,  25  aus  diesem),  von  Adam  und  Eva  bis  zur  Apokalypse  reichend, 
als  Unterschriften  zu  Kirchenbildern;  vgl.  §  468,  1.  474,  2. 

4.  Die  prosodischen  Verstöße,  unter  dem  Einflüsse  des  Rhythinisierens, 
sind  bei  Prud.  selten  so  gedrängt  wie  praef.  39  ff.  (oben  A.  2).  Zusammen- 
stellung derselben  in  Dressrl's  Ausg.  p.  xvu  f.  not.  54.  Altertümliches  wie 
aquai,  venarier  nach  Versbedürfnis,  doch  nicht  sehr  häufig.  —  AEKahtecki, 
de  Prud.  genere  dicendi,  Münster  1874.  —  FKbbnkel,  epilegom.  ad  poett, 
lat.  poster.  I:  de  Prudentii  re  metr.,  Königsb.  1884. 


§  436  Prudentius.  1121 

5.  Handschriften  des  Prud.  giebt  es  zahlreiche;  die  älteste  und 
wichtigste  ist  Paris.  8084  b.  V  in  Capitalschrift  (Puteaneus;  URobert,  m61. 
Graux,  Par.  1884,  405).  Schriftprobe  bei  Zangemeisteb-Wattenbach,  exempla 
codd.  latt.  T.  15.  In  dieser  Hs.  steht  der  Anfang  einer  Subscriptio  des- 
selben Vettius  Agorios  Basilius  (Mavortius,  des  Consuls  vom  J.  527),  welchen 
wir  ans  den  Horaz-Hss.  kennen  (§  240,  6.  477,  3);  vgl.  LDeltsle,  Berl. 
MBer.  1867,  526.  PKbügeb,  Herrn.  4,  352.  Verzeichnis  der  ital.  Hss.  bei 
Dbessel  p.  xlvi.  —  Ausgaben  (s.  Dbessel  p.  xxv)  von  VGisbun  (Antv. 
1564  u.  oft),  JWeitz  (Hanau  1613),  NHeinsiüs  (Amstel.  1667),  ChbCellarius 
(Halle  1703),  FArevalus  (Rom  1788  f.  II),  ThObbarius  (rec.  et  expl.,  Tüb. 
1845),  Migne  (LIX  und  LX),  Aübessel  (ad  vatic.  all.  codd.  fid.  rec,  ill., 
expl.,  Lps.  1860).  —  HMiddbldorpf  ,  de  Prudentio  et  theol.  Prudentiana, 
Berl.  1823.  1827  «  Ilgen's  Z.  f.  bist.  Theol.  2,  127.  FDblavigne,  de  lyrica 
apud  Prud.  poesi,  Toulouse  1848.  EFaguet,  de  Prud.  carmm.  lyricis,  Par. 
1883.  GSixt,  d.  lyr.  Gedd.  d.  Prud.,  Stuttg.  1889.  JBBbys,  de  vita  et  scrr. 
Prud.,  Löwen  1855.  CGSchmidt,  Z.  f.  luth.  Theologie,  B.  27  (1866),  620.  JKaysbr, 
Beitr.  z.  Gesch.  u.  Erkl.  d.  Kirchenhymnen  2  (1868),  190.  ClBrockhaüs, 
Aurel.  Prud.  Cl.  in  seiner  Bedeutung  für  die  Kirche  seiner  Zeit,  Lpz.  1872. 
AEbebt,  LdMA.  1*,  251.  APuech,  Prudence;  e'tude  sur  la  poe'sie  chre'tienne 
an  IV  ßiecle,  Par.  1888.  ARösler,  der  katholische  Dichter  Prudentius, 
Freib.  1886.  J Schmitz,  d.  Gedichte  des  Prudentius  u.  ihre  Entstehungszeit, 
Aachen  1889. 

6.  Carmen  adv.  paganos.  Im  Puteaneus  des  Prudentius  (s.  A.  5, 
nicht  unwichtig  ist  eine  Abschrift  davon  durch  Salmasius,  Paris.  17904) 
findet  sich  auch  ein  christliches  Gedicht  von  122  Hexametern  aus  J.  394 
oder  395,  worin  unter  vielen  Verstößen  gegen  die  Prosodie  (vgl.  v.  41  däret, 
44  colläribus  subito  membrä  circumdare  sueius,  49  diceretque  esse  deum, 
73  quatere,  [82  faccre],  121  hydropem)  mit  Hinweisung  auf  Vorgänge  der 
letzten  Vergangenheit  (Flavianus,  §  428,  iE.)  der  Heidenglauben  höhnisch 
bekämpft  wird.  LDelislb,  bibl.  de  l'äcole  d.  chartes  6,  3,  297.  GhMorel, 
rev.  archeol.  1868  1,  453.  2,  44.  AL.  4.  PLM.  3,286.  JBRossi,  bull,  di 
arch.  crißt.  1868,  49.  61.  Mommsen,  Herrn.  4,  350  (carmen  non  minus  pium 
et  christianum  quam  ineptum  et  barbarum).  Ebrrt,  LdMA.  1*,  313.  JMähly, 
ZföG.  22,  584.  EBähbens,  RhM.  32,  211.  KScbenkl,  Wiener  Studd.  1,  72. 
GDübbblbtein,  de  carmine  christiano  cod.  Par.  8084,  Löwen  1879.  —  Kritisches: 
HUsxher,  anecdotum  Holderi  36.  EMüllehbaoh  im  Tirocin.  sem.  phil.  Bonn 
(1883)  98.     WFböhmeb,  Phil.  Suppl.  6,  67. 

7.  Ein  polemisches  Lehrgedicht,  Ad  versus  Marcionitas  libri  V,  unge- 
fähr aus  dieser  Zeit  und  von  unbekanntem  Verfasser,  gab  aus  einer  jetzt 
verschollenen  Hs.  heraus  GFabbicius,  poett.  vett.  eccles.  (Bas.  1564)  258: 
znletzt  in  Oehlbb'b  Ausg.  des  Tertullian  2.  Nach  EHöckstädt  (das  Gedicht 
Adv.  Marcionem,  Lpz.  1875)  ist  es  ums  J.  362 — 863  geschrieben,  und  zwar 
▼on  C.  Marius  Victorinus  (§  408);  s.  aber  dagegen  GKoffmane,  de  Mar. 
Victorino  (Bresl.  1880)  35.  AOxe,  prolegg.  de  carm.  adv.  Marcionitas,  Lpz. 
1888.  AHilgenfeld,  ZfwissTheol.  1876  1,  154.  —  Über  das  polemische  Ge- 
dicht Ad  senatorem  und  über  das  de  pascha  (de  cruce)  s.  §  21,  2  Z.  11.  408,  8. 
Ebebt  aO.  314.  —  Über  Seyerus  Sanctus  Endelechius  s.  §  448,  1  u.  2. 

Tiüffbl-Schwabb,  Rom.  Lit,-Ge»oh.    5.  Aufl.  71 


1122  Die  Kaiserzeit.     Viertes  Jahrhundert  (J.  379  ff.). 

437.  In  Versen  und  Prosa  schrieb  der  Schüler  des  Ausonius, 
Meropius  Pontius  Anicius  Paulinus  aus  Burdigala  (J.  353—431). 
Rhetorisch  gründlich  gebildet,  verfaßte  er  eine  Lobrede  auf  Theo- 
dosius  nach  dessen  Sieg  über  Eugenius.  Erhalten  sind  von  ihm 
Briefe  und  eine  Anzahl  Gedichte  im  epischen  und  in  melischen 
Maßen.  Um  das  Jahr  390  zum  Christentum  übergetreten,  wid- 
mete Paulinus  seine  Feder  der  Verherrlichung  seines  Glaubens 
und,  als  er  J.  409  Bischof  von  Nola  geworden,  dem  Preise  des 
dort  verehrten  Märtyrers  Felix.  Sittlicher  Ernst  und  wohltuende 
Wärme  des  Gefühls,  geläuterter  Geschmack  in  der  Form  und 
umfassende  Kenntnis  der  weltlichen  Literatur  tritt  in  seinen  Ge- 
dichten klar  zu  Tage. 

1.  Gbnnad.  vir.  ill.  48  Paulinus,  Nölae  Campaniae  episcopus,  composuit 
versu  brevia  (?),  sed  multa,  et  ad  Celsum  quendam  (s.  A.  4  gE.)  epitaphii  vice 
consölatorium  libellum  super  motte  christiani  et  baptizati  infantis,  spe  christiana 
munitum;  et  ad  Severum  (A.  2gE.)  plures  epistolas,  et  ad  Theodosium  imp. 
ante  episcopatum  prosa  panegyricum  super  victoria  tyrannorum,  eo  maxitne 
quod  fide  et  oratione  plus  quam  armis  vicerit  (vgl.  Hiebon.  ep.  58f  8.  Pauum. 
epist.  28,  6  ut  in  Theodosio  non  tarn  imperatorem  quam  Christi  servum  .  . 
praediearem).  fecit  et  sacramentarium  et  hymnarium.  ad  sororem  quoque 
epistolas  multas  de  contemptu  mundi  dedit.  edidit  et  ex  diversis  causis  dt- 
versa  disputatione  tractatus.  praecipuum  tarnen  omnium  eius  opusculorum 
est  liber  de  poenitentia  et  laude  generali  omnium  martyrum.  elaruit  Um- 
poribus  Honorii  et  Valentiniani  non  solum  eruditione  et  sanctitate  vitae  sed 
et  potentia  adversum  daemones.  Cos.  (suff.)  vor  Ausonius  (Aus.  ep.  20),  im 
J.  378?.  Ausführliche  Prolegomena  von  Mdbatobi  bei  Migne  61,  16  und  die 
Zeugnisse  über  P.  ebd.  126.  ARabanis,  8t.  P.  de  Nole,  Bord.  1840.  Sodibt, 
St  P.f  ätudes  sur  sa  vie  et  ses  Berits,  Par.  1852  II.  ABosk,  Paulinus  v. 
Nola  n.  s.  Zeit,  Regensb.  1856  IL  GFabbe,  e*tude  sur.  P.  de  Nole,  Straß b. 
1862.  FLagrange,  hist.  de  S.  Paulin  de  Nole,  Par.2  1882  IL  AEbkbt, 
LdMA.  1',  298. 

2.  Ausonius  epist.  23,  SS  ego  sum  tuus  dltor  et  üle  praeeeptor  primus, 
veterum  largitor  honorum,  primus  in  Aonidum  gui  te  coüegia  duxi.  Darauf 
Antwort  des  Paulinus  10,  93  tibi  diseiplinas,  dignitatem,  litteras,  linguat, 
togae,  famae  decus,  proveetus,  altus,  institutus  debeo,  patrone,  praeeeptor, 
pater.  Über  den  Briefwechsel  des  Ausonius  und  Paulinus  s.  §  421,  2  m. 
APuech,  de  Paul,  et  Aus.  epp.  commercio,  Par.  1887.  Dem  P.  widmete 
Ans.  auch  die  eine  Recension  seines  Technopaegnion,  s.  §421,  2  k.  Augubtis. 
de  civ.  dei  1,  10  Paulinus  noster,  NoUnsis  episcopus,  ex  opulentissimo  divUe 
voluntate  pauperrimus  (er  schenkte  seinen  Reichtum  den  Armen ,  s.  Sulpic. 
v.  Mart.  25,  4).  Briefwechsel  mit  Hieronymus,  Augustinus  und  Sulpicius 
Severus.  Vgl.  §  441,  1.  §  448,  1.  3.  Im  ganzen  haben  wir  etwa  60  Briefe 
von  P.,  welche,  meist  in  schwülstigem  Stile  voll  biblischer  Wendungen, 
hinter  seinen  Gedichten  zurückstehen.  Ein  neuer  Brief  aus  Monac.  6299 
s.  VIU/IX  bei  OBardknheweb  ,  Katholik  67,  493. 


§  487  Paulinus  Nolanus.    §  438  Lex  dei.  1123 

3.  Handschriften:  Bobiensis  s.  VII  in  Mailand,  Palatino- Vatic.  236 
8.  VIII,  Petropolit.  Oerman.  613  8.  VII1/IX,  Paris.  13026,  2122,  7658,  1164 
alle  8.  IX,  Ambros.  c  74  s.  IX/X,  Monac.  6412  s.  X,  SGallena.  673  s.  X  usw.; 
EOhatblain,  notice  snr  les  mannscrits  de  Paolin  de  Nole,  Par.  1880  (Bibl. 
des  Icoles  franc.  d'Ath.  et  de  Borne,  fascic.  14).  KHaxm  u.  ARbipfbrschbid, 
Wien.  SBer.  50,  155.  56,  546.  67,  531.  —  Ausgaben  von  HRosweyd  (Antv. 
1622),  PFChifflet  (Dijon  1662),  JBLebbum  des  Mabbttbs  (Par.  1685  II), 
LAMüritobj  (Veron.  1736,  erste  vollständige  Ausgabe),  in  der  bibl.  patr. 
max.  B.  6,  Mignb  B.  61  (Par.  1847).  Ged.  36  (vgL  A.  4  Z.  8)  auch  in  Gers- 
dorfs Bibl.  patrum  eccles.  Bd.  13  (Lpz.  1847),  121  von  Fübhlkb. 

4.  Von  den  erhaltenen  36  Gedichten  des  P.  stammen  noch  aus  seiner 
vorchristlichen  Zeit  scherzhafte  poetische  Zuschriften  an  Gestidius  (1.  2), 
und  ein  Bruchstück  de  regibus  nach  Sueton  (3).  Von  den  christlichen  Ge- 
dichten hat  die  größere  Hälfte  den  Felix  zum  Gegenstande  (c.  12—14.  18; 
19;  20;  21 ;  23,  26—34,  teilweise  fragmentarisch),  c.  6  Johannes  den  Täufer; 
andere  sind  Gebete  (4  f.),  Paraphrasen  von  Psalmen  (zB.  7  beatus  ille  qui 
procül  vitam  suam  ab  impiorum  segregarit  coetibus),  oder  polemisch- apolo- 
getischen Inhalts  c.  36:  diseum,  fateor,  sectas,  Antonius,  omnes,  Plurima 
quaesivi,  per  singula  quaeque  cucurri,  Sed  nihil  inveni  melius  quam  credere 
Christo).  Vgl.  Ebbst  aO.  1',  307.  Dieses  letzte  Gedicht  (36)  erwähnt  Auoustin 
ep.  34  an  Paulinus:  adversus  paganos  te  seribere  didici  ex  fratribus.  Es  ist 
wichtig  für  Mythologie  und  gottesdienstliche  Altertümer,  s.  darüber  CBubsian, 
SBer.  d.  Müneh.  Ak.  1880  1,  1.  —  In  den  melischen  Metren  schließt  sich  P. 
an  Horaz  an»,  indem  er  vorzugsweise  die  sapphischen  Strophen  und  die 
Epoden  (Hob.  epod.  1—10)  nachbildet,  jene  besonders  c.  17  an  den  Bischof 
Niketas  in  Dakien,  diese  in  c.  24  an  Cytherius.  Im  elegischen  Maße  das 
Epithalamium  Iuliani  et  Iae  c.  25,  sowie  c.  35  auf  den  Tod  des  jungen 
Celsus.  VgL  A.  1.  Außer  Horaz  benützt  P.  namentlich  Virgil,  s.  darüber 
und  über  Metrisches  AZihoeblb,  zu  späteren  lat.  Dicht.  2  (Innsbr.  1878),  47. 
Kritisches:  (bes.  zu  Ged.  21  u.  36)  JZkchmbistbr,  Wiener  Studd.  1,  98.  314. 
2,  113.  306. 

6.  Mit  Victricius  episcopus  Botomagensis  stand  Paulinus  im  Brief- 
wechsel. Von  ihm  ist  erhalten  tractatus  de  laude  sanctorum  (Mignk  XX). 
Zu  seiner  Sprache  KPaüokbb,  ZföG.  32,  481. 

438.  Wohl  noch  aas  der  Regierungszeit  des  Theodosius 
and  von  einem  theologischen  Verfasser  ist  die  Lex  dei,  eine 
Vergleichung  der  mosaischen  und  der  romischen  Gesetzesbestim- 
mungen über  die  häufigsten  Vergehen  (daher  auch  Collatio 
legum  mosaicarum  et  romanarum  genannt),  mit  der  Absicht  die 
Übereinstimmung  beider  und  die  mosaischen  als  die  wesentliche 
Grundlage  der  romischen  nachzuweisen. 

1.  Handschriftlicher  Titel:  Lex  dei  quam  deus  praecepit  ad  Moysen. 
In  den  einzelnen  (16)  Titeln  werden  jedesmal  vorangestellt  die  mosaischen 
Bestimmungen  {Moyses  dicit;  scriptura  divina  dieit),  in  einer  Übersetzung 
welche  weder  die  des  Hieronymus  noch  die   des   Sulpicius   Severus   ist, 

71* 


1124  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

noch  auch  sich  genau  an  die  LXX  anschließt.  Alsdann  folgen  die  römischen 
Rechtsbestimmungen  in  Auszügen  aus  den  Hauptschriften  von  Gaius,  Pa- 
pinian,  Ulpian,  Paulus  und  Modestinus,  sowie  kaiserlichen  Constitutionen 
aus  dem  Codex  Gregorianus  und  Hermogenianus  nebst  einigen  neueren  Ge- 
setzen.   Das  jüngste  angeführte  ist  das  von  Theodosius  aus  J.  390  (s.  A.  2). 

2.  Zur  Tendenz.  7,  1  quodsi  XII  tdbulae  .  .  iubent,  seitote  iuriscon- 
sulti  quia  Moyses  prius  hoc  statuit,  sicut  lectio  manifestat.  Vgl.  6,  7  maU- 
dicti  sunt  omnes  incesti  per  legem,  cum  adkuc  rudibus  populis  ex  dicino 
nutu  condita  iisdem  adstipülantibus  sanciretur.  et  utique  omnes  maleßci 
puniti  sunt  quos  divina  et  humana  sententia  consona  voce  damnavit.  14,  3,  6 
sciendum  tarnen  est  ex  novellis  constitutionibus  .  .  plagiatores  .  .  puniendos, 
quamvis  et  Paulus  etc.  6,  2  hoc  quidem  (was  Paulus  senk  II  ausgesprochen) 
tum  est;  mentem  tarnen  Pgis  Moysis  Imp.  Theodosii  constitutio  (vom  J.  390) 
ad  plenum  secuta  cognoscitur.  Diese  Sprachproben  könnten  auf  einen  Ver- 
fasser griechischer  Herkunft  hinzuweisen  scheinen. 

3.  Da  der  Verfasser  nur  den  codex  Gregorianus  und  Hermogenianue 
kennt,  aber  noch  nicht  den  Theodosianus ,  von  Ketzern  nur  die  Manichäer 
erwähnt  und  von  Theodosius  d.  Gr.  (f  395)  wie  von  einem  Lebenden  zu 
sprechen  scheint  (6,  2;  s.  A.  2),  so  ist  glaublich  daß  das  Werk  am  Ende 
von  dessen  Regierung  verfaßt  ist,  also  in  der  Zeit  des  Ambrosius  und 
Rufinus,  ohne  daß  aber  irgend  welche  sichere  Spuren  auf  die  Urheber- 
schaft eines  dieser  beiden  hinführten.  Auch  die  von  Rddobff,  Urspr.  d. 
coli.  276,  zu  Gunsten  des  Ambrosius  angeführte  Stelle  aus  einer  syrisch- 
chaldäischen  von  Ebedjesu  (f  1318)  verfaßten  Sammlung  von  Synodal- 
beschlüsBen  beweist  dafür  nichts.  Doch  muß  der  Verfasser  mit  den  Schriften 
der  römischen  Juristen  genauer  bekannt  gewesen  sein  als  sonst  bei  Theo- 
logen der  Fall  war.  Er  kann  daher  ursprünglich  Beamter  gewesen  sein. 
Abfassung  nach  dem  Citiergesetz  vom  J.  426  ist  aus  der  Beschrankung  auf 
die  fünf  Juristen  desselben  nicht  zu  folgern,  da  jenes  Gesetz  nur  bestätigte 
was  längst  tatsächlich  bestand. 

4.  Handschriften:  Berolin.  (Pithoeanus)  s.  IX,  Vercell.  und  Vindob. 
s.  XL  —  Ausgaben:  (princ.)  von  PPithoeus,  Par.  1673.  F Blume  (Bonn 
1833  =  Bonner  Corp.  iur.  anteiust.  1,  389)  und  EHuschkb  (iurispr.  anteiust.* 
646).  —  EHusghke,  Alter  u.  Verfasser  der  collatio,  Z.  f.  gesch.  Rechts wiss. 
13,  1;  und  iurispr.  aO.  AFRddobff,  RGesch.  1,  284  und:  Ursprung  u. 
Bestimmung  der  coli.,  Abhh.  d.  Berl.  Akad.  von  1868,  265.  HEDibkbex, 
Schrr.  2,  100.  CLachmann,  kl.  Sehr.  2,  216.  241.  PKrüqeb,  Quellen  u.  Lit. 
d.  r.  Rechts  302.     Mlmr,  studd.  Ambros.  68. 

3«  Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert« 

4:39.  In  das  Ende  des  vierten  und  den  Anfang  des  fünften 
Jahrb.  fallt  die  Tätigkeit  einiger  Schriftsteller,  deren  hervor- 
ragendster auf  heidnischer  Seite  Claudianus  ist,  auf  christlicher 
Augustinus.  Obwohl  aus  dem  griechischen  Osten  geburtig  hat 
Claudius  Claudianus  vorzugsweise  in  lateinischer  Sprache  ge- 
dichtet und  sich   in  die  Dichter  der  klassischen  Zeit  so  hinein- 


§  438  Lex  dei.    §  439  Claudianus.  1125 

gelebt  daß  er  deren  Sprache  und  Versbau  mit  vollkommener 
Sicherheit  handhabt.  In  seinem  Formtalent  ein  Nachzügler  der 
besten  Zeit,  erinnert  Claudianus  an  Statius  auch  durch  sein 
Phrasentum  und  seine  Schmeichelei  gegen  Große,  übertrifft  ihn 
aber  weit  an  Gehalt,  Fruchtbarkeit,  Reichtum  der  Phantasie 
und  Vielseitigkeit.  Seine  Gegenstände  entnimmt  er  meist  der 
unmittelbaren  Gegenwart  und  schlägt  gern,  wodurch  er  sich  vom 
Versgetändel  eines  Ausonius  und  seiner  Genossen  unterscheidet, 
einen  höheren  Ton  an,  bald  zum  Preise  hochstehender  Gönner, 
wie  besonders  des  Stilicho  und  Honorius,  bald  zum  Angriff  auf 
gemeinsame  Gegner  (Rufinus,  Eutropius).  So  werden  von  ihm 
Gelegenheitsgedichte  mit  dem  Aufwände  förmlicher  Epen  be- 
handelt. Diese  Arbeiten  bieten  reichen  historischen  Stoff;  bei 
dessen  Verwertung  freilich  die  persönliche  Stellung  des  Dichters 
zu  den  Handelnden  und  sein  gutes  Recht  auf  freiere  dichte- 
rische Gestaltung  in  Anschlag  gebracht  werden  muß.  Die  drei 
Bücher  über  den  Raub  der  Proserpina  zeigen  die  Meisterschaft 
des  Claudianus  im  Schildern  besonders  glänzend.  Aber  als  Erbe 
der  alexandrini sehen  Mythengelehrsamkeit  beweist  er  sich  auch 
in  seinen  andern  Gedichten.  Oft  stößt  dabei  Claudius  ab  durch 
das  Mißverhältnis  zwischen  den  aufgebotenen  Mitteln  und  der 
Kleinlichkeit  des  Gegenstandes,  sowie  durch  das  Gesuchte  und 
die  rhetorische  Maßlosigkeit  seiner  Ausführungen. 

1.  Inschrift  in  Neapel  (CIL.  6,  1710  Or.  1182  Wilm.  642)  Claudio 
Claudiano  v.  c.  tribuno  et  notario  inter  ceteras  (de)centes  artes  praeglorio~ 
sissimo  poetarutn,  licet  ad  tnemoriam  sempiternam  carmina  ab  eodem  scripta 
sufficiant,  adtamen  testimonii  gratia  ob  ivdicii  sui  fidem  dd.  nn.  Arcaäius 
ei  Honorius  (J.  395—408)  felicissimi  ac  doctissimi  imperatores  senatu  petente 
statuam  in  foro  divi  Traiani  (daselbst  wurde  die  Inschrift  J.  1493  gefunden) 
erigi  cottocarique  iusserunt.  Elv  M  BigyiXioio  voov  *al  povoav  'OprjQov 
Klavduxvov  'Pmfiri  %al  ßaadf/g  föeoccv.  Diese  Ehre  einer  Statue  und  den 
Hang  eines  patricius  erhielt  Clandian  zwischen  J.  400-402  nach  dem  Ge- 
dicht de  Stilichonis  consulatu,  vgl.  (de  bello  pollent.  praef.)  25,  7  sed  prior 
tffigiem  tribuit  successus  aenam  oraque  patricius  nostra  dieavit  konos.  Lau«. 
Ltd.  de  magistr.  1,  47  p.  "169  (unter  Zeugen  für  einige  lateinische  mili- 
tärische Benennungen,  wie  adorea,  veteranus)  av  b  $$ovzivog  (§  327,  5) 
ftvijßqv  noisizai  x«l  KXavStavog  de  ovtog  b  IIa(pXdytop  6  noirjvrjg  iv  tat 
zyma  tmv  2tUi%6avog  iynooptmv  (1,  384  steht  adorea).  Böchblee,  BhM. 
39,  282.  Suid.  s.  y.  KXavStavog  'AXel-avSQSvg ,  inonoibg  vecotsoog'  yiyovsv 
(dh.  jjxjiafev,  ERohdk,  RhM.  33,  167)  inl  x&v  XQOvmv  'AQuccdtov  tteti  'Opmqiov 
xmv  ßaadiav.  Claud.  39,  20  conditor  hie  (Alexander  M.)  patriae.  89,  66. 
43,  3  nostro  cognite  Nilo.  Ap.  Sidon.  carm.  9,  271  non  pelusiaco  satm  Ca- 
nopo,  qui  ferruginei  toros  mariti  et  Musa  canit  inferos  superna.    Danach 


1126  Die  Kaiaerzeit.     Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

war  Claudianus  zwar  in  Kleinasien  geboren,  lebte  aber  spater  in  Alexan- 
drien  und  sah  dies  als  seine  zweite  Heimat  an.  —  Unter  dem  Consulat 
des  ProbinuB  (J.  395)  kam  Claudian  (von  Alexandrien)  nach  Rom  et  Latiae 
cemt  Graia  Thalia  togae  (42,  14).  Er  lebte  dort  in  Hofkreisen  (A.  8)  noch 
J.  404  (vgl.  27,  23).  Später  kehrte  er  in  die  Heimat  zurück  und  ge- 
wann dort  durch  Serena's  (A.  3E.)  Fürsprache  eine  vornehme  Alexandri- 
nerin zur  Gemahlin  (40,  47).  Über  das  J.  404  weist  in  den  Gedichten  des 
Cl.  keine  bestimmte  Spur  hinaus;  wahrscheinlich  hat  er  den  Sturz  seines 
Gönners  Stilicho  (J.  408)  nicht  überlebt.  —  Auqustiw.  civ.  dei  5,  26  unde  et 
poeta  Claudianus,  quamvts  a  Christi  nomine  älienus,  in  eius  (des  Theodosius) 
tarnen  laudibus  dixit.  Vgl.  Obos.  7,  35  unus  ex  ipsis  (den  Gegnern  des 
Christentums),  poeta  quidem  eximius,  sed  paganus  pervicacissimus:  doch  kann 
er  so  gut  wie  zB.  Ausonius  (§  421,  4)  ein  Namen-Christ  gewesen  sein;  vgl. 
ThBibt,  de  fide  chriatiana  Stilich onia  aetate  in  aula  imp.  occidentali,  Marb. 
1885,  xi.     Vgl.  A.  7.  8. 

2.  Handschriften:  Abgesehen  von  dem  raptus  Proserp.,  dessen  hs. 
Überlieferung  eine  besondere  ist  (beste  Hss.  dafür  Laur.  24,  112  8.  XII/XIH, 
Leid.  Voss.  294  s.  XIII,  Guelferb.  Gud.  228  s.  XIII/XIV),  sind  für  die  übrigen 
Gedichte  die  wichtigsten  Hss.  der  verschollene  Gyraldinus,  bekannt  durch 
Auszüge  des  LGyraldus  (jetzt  in  Leiden,  Jbep's  Ausg.  2,  xvn)  und  durch 
die  sog.  excerpta  Lucensia  (jetzt  in  Florenz,  vgl.  §  307,  4),  dann  Veron.  163 
s.  IX  (darüber  Ukep  in  d.  Begrüßungsschr.  d.  Thomasschule,  Lpz.  1872,  43), 
SGall.  278  s.  IX  (für  37  Gigantomachia),  Vatic.  2809  s.  XI,  Ambros.  m.  9 
sup.  s.  XIII.  Für  Ged.  1  (paneg.  in  Olybr.  et  Prob.)  und  6—8  (de  cons. 
III  et  IV  Honorii),  die  in  den  meisten  guten  Hss.  fehlen,  ist  gleichfalls  der 
genannte  Voss.  bes.  wichtig.  Die  sehr  zahlreichen  jungen  Hss.  sind  wertlos. 
—  Bestand  und  Reihenfolge  der  Gedichte  ist  in  den  einzelnen  Hss.  schwan- 
kend, auch  mancherlei  Unechtes  wird  als  claudianisch  (s.  A.  7)  mitgefahrt 
Die  Ausgaben  (seit  Gesner)  ordnen  die  historischen  Gedichte  (A.  3)  zeit- 
lich, die  übrigen  nach  verschiedenen  Einteilungsgründen.  Die  seit  Heinsnu 
üblichen  Unterabteilungen  der  kleineren  Gedichte  epistulae,  idyllia,  epi* 
grammata  haben  keine  hs.  Beglaubigung  (A.  6  f.  §  29,  4).  Über  die  flu- 
usw.  s.  bes.  Jebp's  Ausg.  prolegg.  Außerdem  denselben  RhM.  27,  618.  28, 
291.  29,  74.  30,  1;  in  den  acta  Lips.  1,  347  und  sonst  ADbqbn,  de  Cl.  cod. 
Vratisl.,  Rogasen  1870.  74  II.  JPawlikowbki,  de  Claudian!  cod.  Cracoviensi 
P,  Cracoviae  1886.  JKoch,  de  codd.  Cuiacianis  quibus  in  edendo  Claudiano 
Claverius  (1602)  usus  est,  Marb.  1889.  —  In  Sprache  und  Versbau  zeigt 
sich  Cl.  besonders  von  Virgil  beeinflußt,  dann  auch  von  Statins,  Ovid, 
Lucan  und  Horaz;  StGbamlewicz,  quaestt.  Claud.,  BresL 1877  und  in  Jbkp's 
Ausg.  2,  lx.  lxxvi.  FTbümp,  obss.  ad  genus"  dicendi  Claudiani  eiusqae 
imitationem  Yergilianam,  Halle  1887.  Lucilisches  und  Juvenalisches  bei 
Claudian??  ThBibt,  zwei  politische  Satiren  52.  Claudian  ist  sehr  streng 
gegen  sich,  so  daß  ihm  nur  selten  Wortbildungen  der  Spätzeit  entschlüpfen, 
weniger  konnte  er  sich  späterer  Wortbedeutungen  erwehren;  CPauckeb,  de 
latinitate  Claudiani,  RhM.  35,  586.  ThBibt,  Verbalformen  vom  Perfect- 
stamm  bei  Claudian,  ArchflatLexikogr.  4,  589.  Claudian  selbst  wird  wieder 
stark  von  Sidonius  ausgebeutet,  Jkbp's  Ausg.  2,  lvii. 

8.    Größere    Gedichte    mit    geschichtlichem    Stoffe.     Den    einzelnen 


§  439  Claudianus.  1127 

Büchern  geht  meist  eine  gesonderte  praefatio  voraus.  1  (die  Nummern 
der  Gedichte  hier  und  sonst  nach  Gesnkr)  in  consulatum  Olybrii  et  Probini 
über  (Anfang  J.  395;.  —  2—6  in  Bufinum  libri  II  (J.  396).  Die  praef.  (4) 
Tor  B.  2  gehört  zu  einem  verlorenen  Gedicht  Claudians.  Vgl.  LJkep,  BhM. 
27,  620;  Ausg.  1,  xvm.  Bruchstacke  von  Scholien  zum  Ged.  in  Ruf.  aus 
einem  PariB.  s.  XII  bei  ECbatelain,  rev.  de  phil.  8t  81.  Vgl.  auch  Haveb- 
fibld,  journ.  of  philol.  17,  271.  —  6—7  de  III  consulatu  Honorii  Aug.  liber 
(J.  396).  —  8  de  IV  cons.  Honorii  Aug.  (J.  398)  liber;  Tgl.  Jbep's  Ausg.  1,  xix. 
ECocohia,  de  Cl.  patria  et  carmm.  de  III  et  IV  consulatu  Honorii,  in 
dessen  studj  lat.f  Neap.  1883,  57.  —  9—10  epithalamium  de  nuptdie  Honorii 
et  Mariae  (Anfang  J.  398).  Bebcheh,  de  Cl.  epithalamio  in  nupt.  H.  et  M.,  Cre- 
feld  1861.  —  11 — 14  Fescennina  aus  demselben  Anlaß  im  alkäischen,  ana- 
kreontischen,  anapästischen  und  asklepiadischen  Maße.  —  15  de  bello  Gildo- 
nico,  unvollständig  überliefert,  Beschreibung  der  Rüstungen  zu  dem  Kriege 
gegen  den  Maurenfürsten  Gildo  (Sommer  J.  398).  —  16—17  de  Manlii  Theo- 
dori  (§  442,  3)  cons.  über  (J.  399).  —  18—20  in  Eutropium  libri  II  (nach 
J.  399),  und  die  sog.  praefatio  zu  B.  2.  S.  über  dieses  Gedicht  ThBibt, 
zwei  politische  Satiren,  Marb.  1888,  36.  —  21—22.  23—24  de  consulatu  Sti- 
lichonis  libri  III  (Ende  J.  399  und  J.  400).  —  25—26  de  bello  pollentino 
(getico)  liber,  von  Stilicho's  Sieg  über  Alarich  bei  Pollentia  im  J.  402.  — 
27-28  de  VI  cons.  Honorii  Aug.  liber  (J.  404),  GGötz,  RhM.  31,  341.  — 
29  laus  Serenae,  der  Nichte  und  Adoptivtochter  von  Theodosius  I  und 
Gattin  von  Stilicho,  unvollendet  geblieben  oder  erhalten.  —  30—81  epithala- 
mium dictum  Palladio  v.  c.  tribuno  et  notario  et  Celerinae;  vgl.  Jeep's 
Ausg.  2,  x. 

4.  In  diesen  Zeitgedichten  hält  sich  Claudian  insoweit  an  die  ge- 
schichtliche Wahrheit  daß  er  Tatsachen  niemals  erdichtet  oder  wesent- 
lich abändert;  aber  in  der  psychologischen  Ausmalung  und  Auffasung  und 
der  poetischen  Ausschmückung  läßt  er  seine  Phantasie  walten  und  Liebe 
oder  Haß  einwirken.  Sein  eigentlicher  Held  ist  der  wackere  Stilicho  j 
Honorius  findet  Preis  als  der  Inhaber  des  Thrones,  aber  ohne  Andichtung 
unwahrer  Eigenschaften.  Ebenso  unersättlich  wie  im  Lobe  des  Stilicho  ist 
Claud.  in  Betätigung  des  Hasses  gegen  den  östlichen  Reichsminister  Rufinus 
(den  Bruder  der  Silvia,  oben  §  412,  8),  der  Verachtung  gegen  dessen  Nach- 
folger, den  Eunuchen  Eutropius;  beidesmal  im  Interesse  des  Stilicho  und 
in  leidenschaftlichstem  Tone,  doch  ohne  tatsächliche  Verletzung  der  Wahr- 
heit. Chaütahd,  quid  ad  bist,  conferat  CL,  Par.  1860.  EVogt,  de  Cl. 
Claud.  carm.  quae  Stiliconem  praedicant  fide  hist.,  Bonn  1863;  die  polit. 
Bestrebb.  Stilicho's  usw.  I:  Einleit.  u.  Quellen,  Köln  1870.  S.  auch  Jkep's 
Ausg.  1,  lxz.  GZeiss,  Claudianus  u.  das  röm.  Reich  von  859  bis  408,  Landß- 
hut  1863.  66  IL  PSchultz,  de  Stilichone  iisque  qui  de  eo  agunt  fontibus, 
Claudiano  inprimis  et  Zosimo,  Eönigsb.  1864.  JHNkt,  vindiciae  Claud. 
sire  de  CL  fide  hist.,  Meseritz  1865. 

6.  Größere  Gedichte  mythologischen  Inhalts.  32  —  36  de  raptu 
Proserpinae  libri  III  (Jeep:  IV).  Inhaltsankündigung  1,  25.  Der  Stoff 
ist  aber  nicht  zu  Ende  geführt,  sondern  nur  bis  zum  Entschlüsse  der  Ceres 
ihre  entschwundene  Tochter  aufzusuchen.  Das  Weitere  ist  nicht  erhalten, 
und  auch    sonst  Lücken  im  Überlieferten  (was  RFörstbb  aO.  92  bestreitet, 


1128  Die  Kaiserzeit,    \iertes  bis  fünftes  Jahrhundert! 

indem  er  das  Ganze  für  unfertig  hält).  Die  Proömien  zu  B.  2  u.  3  sind 
nicht  an  ihrer  Stelle,  das  von  B.  2  gehört  nach  Jeep  vor  ein  Gedicht  ad 
Florentinum  (=  Stilicho  ??).  Sonderausgabe  von  LJbep,  Turin  1874. 
BGWalch,  de  Cl.  c.  de  r.  P.,  Gott.  1770.  JSvedborq,  de  Claud.  de  r.  Pr. 
carmine  quaestt.,  Upsala  1860.  RFöbbteb,  der  Raub  u.  die  Rückkehr  d. 
Persephone  (Stuttg.  1874)  91.  LCbbbato,  de  Claudiani  fontt.  in  raptu  Proserp., 
Riv.  di  filol.  9,  Turin  1881;  animadvv.  crit.  in  CL  rapt  Pros.,  Turin  1882. 
—  Von  37  Gigantomachia  sind  129  Hexameter  erhalten.  Über  eine  grie- 
chische Gigantomachie  8.  A.  8. 

6.  Unter  den  kleineren  Gedichten  stellt  man  an  die  Spitze  fünf  Briefe 
(39—43)  an  Serena  (Dank  für  ihre  Vermittlung  bei  der  Brautwerbung  des 
Dichters,  A.  1),  an  Olybrius,  Probinus  (A.  8),  Gennadius  procos.,  Hadrianus 
(mag.  off.  397—399,  praef.  praet.  400—405.  413—414,  Abbitte  einer  früheren 
Beleidigung  desselben,  s.  unten  Z.  9),  alle  in  elegischem  Maß,  eigentliche 
Briefe  in  einfacher  Sprache  (nur  der  erste  und  letzte  etwas  gesteigert).  — 
Es  folgt  Epigrammatisches  auf  Personen  bezügliches,  zB.  74  ironische  Ab- 
bitte eines  tadelnden  Urteils  über  die  Gedichte  des  Quaestor  Alethius. 
80  de  Theodoro  et  fiadriano  (s.  oben  Z.  5).  52  de  sene  Yeronensi  qui  sub- 
urbium  numquam  egressus  est,  dem  Ton  des  Idylls  genähert.  Dann  Ge- 
dichte auf  Tiere :  zB.  44  de  pboenice  ave  mit  Benützung  des  gleichnamigen 
Gedichts  des  Lactantius  §  397,  8.  Sonderausgabe  von  JGLinsen  u.  AIng- 
mann,  Helsingf.  1838;  45  de  hystrice,  Beschreibung  des  Igels.  46  de  tor- 
pedine,  Schilderung  des  Zitterrochens.  Dann  solche  über  örtlichkeiten  zB. 
49  Aponus,  auf  die  heißen  Schwefelquellen  bei  Patavium.  47  Nilus.  — 
Endlich  zB.  48  Magnes  (Magnet).  50  auf  die  Statuen  der  Brüder  Ampbi- 
nomus  und  Anapis,  die  Retter  ihrer  Eltern  bei  einem  Ausbruch  des  Aetna 
(s.  §  307,  1  M.).  Nr.  44—60  wurden  seit  NBeinsius  fälschlich  unter  dem  Titel 
'eidyllia'  zusammengefaßt  (vgl.  §  29,  4).  —  66—62  Epigramme  auf  ein  Glas- 
gefäß mit  Eis.     Vgl.  A.  8. 

7.  In  manchen  Hss.  des  Claudian  steht  eine  Anzahl  Gedichte  welche 
Claudian  nicht  angehören:  jetzt  als  Appendix  in  Jeep's  Ausg.  2,  180.  S. 
auch  AL.  743  fll.  PLM.  3,  293  fll.  Darunter  zB.  das  epithalamium  Laurentii 
s.  §  22,  2;  de  salvatore  (carmen  paschale,  doch  Tgl.  A.  1  E.),  laus  Christi, 
miracula  Christi,  in  Sirenas,  laus  Herculis  s.  §  464,  2.  468,  5.  21,  3;  endlich 
Lactantii  de  ave  phoenice  §  397,  8.  —  Ein  in  dem  Erhaltenen  nicht  nach- 
gewiesenes Bruchstück  eines  Claudianus  GL.  5,  589,  3. 

8.  Daß  Claudian  als  Alexandriner  der  griechischen  Sprache  voll- 
kommen mächtig  war  ist  selbstverständlich  und  daß  er,  ehe  er  nach  Rom 
kam,  griechische  Gedichte  verfaßt  habe  sagt  er  selbst  42,  14  (s.  oben  A.  1). 
Wenn  nun  in  der  Anth.  Pal.  9,  758.  754  zwei  Epigramme  mit  der  Inschrift 
KXccvSuxvov  sich  finden  welche  denselben  Stoff  wie  die  lateinischen  Epi- 
gramme Claudians  auf  das  Glasgefäß  mit  Eis  (66 — 62,  s.  A.  6  E.)  behandeln, 
so  liegt  es  sehr  nahe  auch  jene  griechischen  unserem  Cl.  beizulegen  und 
dann  auch  AP.  9,  140,  worin  (nach  Ruhnkens  einleuchtender  Besserung) 
Stilicho  erwähnt  wird,  und  ebd.  139  und  5,  86.  Zweifelhaft  ist  ob  die 
christlichen  Sachen  AP.  1,  19.  20  (KXccvdiocvoü)  unserem  Claudian  gehören, 
s.  A.  iE.,  und   die  Bemerkung  eines   Scholiasten   zur  AP.  aO.    ovxos  o 


§  439  Claudianus.    §  440  Augustinus.  1129 

KXavdiavog  icziv  b  y^diffag  ta  ndxQux  Taqoov,  'Jva^dgßov,  Btjqvtov,  Ni%a£a$. 
Dieser  letztere  Klaudian  ist  vielleicht  mit  dem  von  Euagb.  h.  e.  1,  19  unter 
Theodosiua  II  (J.  408  —  450)  gesetzten  Dichter  Klaudian  (Klavdiavhg  aal 
Kvgog  novrjxat)  eine  Person  (s.  noch  §  468,  6).  Derselbe  könnte  auch  der 
Verfasser  sein  zweier  Bruchstücke  einer  griechischen  Gigantomachie  (KXav- 
dtavov  yiy cLvzopaxla,  herausgg.  von  Ihiartb,  catal.  codd.  graec.  Matrit.  1, 215, 
nach  eioer  Abschrift  des  KLaskabis,  dann  von  HKöchly,  op.  1, 238.  KSchehkl, 
Wiener  SBer.  43,  39,  auch  bei  Jebp  1,  Lxxvin),  welche,  ebenso  wie  jene 
christlichen  Epigramme,  in  Verskunst  und  Sprache  enge  Verwandtschaft 
mit  Nonnos  zeigen  (ALudwich,  RhM.  36,  304),  dagegen  mit  unseres  Clau- 
dians  Gigantomachie  (A.  5  £.),  vom  Stoff  abgesehen,  gar  keine  Ähnlichkeit 
haben.  Indessen  mag  auch  unser  Cl.  selbst  jene  griechische  Giganto- 
machie verfaßt  haben:  dafür  spricht  der  Stoff,  die  persönliche  Einleitung 
der  Art  wie  sie  Glaudian  sonst  (A.  3)  vorausschickt  und  daß  auch  der 
Verfasser  der  griechischen  Gigantomachie  (s.  V.  11)  in  Alezandrien  lebte. 
Schenke  und  Jkkp  schreiben  sämtliche  griechische  Gedichte»  dem  jüngeren 
Claudianus  zu,  welchen  sie  für  einen  Verwandten  (Sohn?)  des  lateinischen 
Dichters  halten.  Jedesfalls  ist  zu  beachten  daß  Claudianus  und  Nonnos 
die  letzten  bedeutenden  Dichter  der  lateinischen  und  der  griechischen  Lite: 
ratur,  beide  ziemlich  Zeitgenossen,  beide  aus  Ägypten  gebürtig  und  beide 
vorzugsweise  Epiker  waren:  Claudian,  der  in  der  lateinischen  Literatur 
seiner  Zeit  eine  eigentumlich  vereinzelte  Stellung  einnimmt,  ist  in  gewissem 
Sinn  als  ein  lateinischer  Ableger  jener  späten  griechischen,  besonders  in 
Ägypten  gepflegten  Epik  anzusehen. 

9.  Ausgaben:  zB.  ThPulmannus  (Antw.  1571  und  sonst),  JScaliqer 
(Leid.  1608;  vgl.  JBebnays,  RhM.  16,  163),  CBabth  (Hannov.  1612,  Frankf. 
1650),  NHetnsius  (Leid.  1650.  1665),  JMGksnkb  (Lpz.  1759,  Hauptwerk  für 
die  Erklärung),  PBuhmah  (c.  nott.  varr.  Amst.  1760),  GLKönig  (Gott.  1808. 
Vol.  I).  Kritische  Ausgabe  von  LJeep,  Lps.  1876.  79  II.  —  Die  Dich- 
tungen des  Cl.  übersetzt  von  GvWedekind  ,  Darmst.  1868.  —  JParrhasii 
comm.  in  Claud.,  Bas.  1539.  ThHertel,  de  nonnullis  Cl.  locis,  Torgau  1848. 
ThGPaul,  quaestt.  Claud.,  Glogau  1857  und  Berl.  1866.  Rüngee,  Friedl. 
1869.  MBonnet,  rev.  de  pbil.  2,  176.  FGüstapsson,  RhM.  33,  480.  KPcboold, 
archäol.  Bemerk,  zu  Claud.  u.  8idonius,  Gotha  1878.  —  ThAHodqkin,  Clau- 
dian, the  last  of  the  Roman  poets,  Newcastle  1875. 

440.  Nicht  allein  die  Kirchenlehrer  und  nicht  allein  seine 
Zeit  überragt  an  geistiger  Bedeutung  und  weitreichender  Wirk- 
samkeit der  Afrikaner  Aurelius  Augustinus  (J.  354  —  430). 
Nach  einer  stürmischen  Jugend  neun  Jahre  hindurch  Anhänger 
des  Manichäismus  und  Lehrer  der  Rhetorik  in  Afrika,  Rom  und 
Mailand^  wurde  er  J.  386  durch  Ambrosius  für  eine  tiefere  Auf- 
fassung des  Christentums  gewonnen,  dann  in  seiner  Heimat  zu 
Hippo  J.  392  Presbyter  und  um  395  Bischof.  Augustin  ver- 
einigte in  sich  scheinbar  entgegengesetzte  Eigenschaften:  Über- 
schwänglichkeit  der  Phantasie  und  schneidende  Verstandesschärfe, 


1130  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

leidenschaftliche  Rücksichtslosigkeit  und  gemütvolle  Zartheit, 
Weitherzigkeit  und  Unduldsamkeit,  Autoritätsglauben  und  Origi- 
nalität, Eifer  für  die  Einheit  der  Kirche  und  individuellste  Fröm- 
migkeit, Romantik  und  Scholastik,  Schwärmerei  und  Sophistik, 
die  Begabung  des  Dichters  mit  der  des  Philosophen,  das  Pathos 
des  Rhetors  mit  der  Silbenstecherei  des  Grammatikers.  So  selbst 
ein  psychologisches  Rätsel  und  durch  das  eigene  heiße  Blut  in 
Verirrungen  hineingezogen,  versenkt  sich  Augustin  in  die  Ge- 
heimnisse des  Seelenlebens  und  hat  das  Dogma,  nachdem  es 
durch  die  Orientalen  in  unfruchtbare  Speculationen  über  theo- 
logische und  christologische  Fragen  hineingeführt  war,  wieder 
der  Betrachtung  des  Menschen  zugewandt,  auf  dessen  inneren 
Zustand  und  die  Mittel  zu  seiner  Erlösung  und  Beseligung  hin- 
gelenkt. Vermöge  der  Doppelseitigkeit  seines  Wesens  bewegen 
eich  die  Schriften  Augustins  bald  in  Selbstbetrachtung  oder  ver- 
tiefen sich  mit  religiöser  Innigkeit  in  das  Göttliche,  bald  ver- 
breiten sie  sich  über  das  Gebiet  der  Lehre  und  bekämpfen  mit 
unerbittlicher  Dialektik,  auch  wohl  mit  Spitz6ndigkeit,  Abwei- 
chungen vom  Glauben  der  Kirche.  Von  der  ersteren  Art  sind 
seine  Selbstbekenntnisse  (Confessiones);  von  der  anderen  seine 
Briefe,  Predigten,  dogmatischen  und  exegetischen  Abhandlungen 
und  Streitschriften.  Auch  die  Schreibweise  des  Augustin  ist 
ungleich:  meist  überladen  und  wortreich,  nicht  selten  aber  auch 
scharf  bestimmt.  Zu  den  bestgeschriebenen  gehören  die  auch 
stofflich  besonders  reichhaltigen  22  Bücher  vom  Reiche  Gottes 
(de  civitate  dei). 

1.  Hauptquelle  über  Aug.  seine  Confessiones  (A.  9)  und  Retractationes 
(A.  4).  Vita  Augustini  von  seinem  Schüler  und  Freunde  Possidius,  Bischof 
von  Calama,  verfaßt  um  J.  432,  gedruckt  in  den  meisten  Ausgg.  Augustins 
(zB.  von  den  Benedictinern  T.  10,  Append.  T.  3),  eigens  herausgg.  von 
JSalinas,  Neapel  1731  (Augsb.  1768);  in  Migne's  patrol.  32,  33;  der  indi- 
culus  (A.  4)  ebd.  46,  1.  Neuere  Darstellungen  zB.  von  den  Benedictinern 
(bei  Migne,  patrol.  32,  66),  von  Tiixemont,  memoires  T.  13  (Par.  1702), 
RCeillier,  hist.  ge"n.  11,  1.  12,1.  F.  u.  PBöhringeb,  Augustinus,  Stuttg.' 
1877.  78.  Poujoülat,  St.  Augustin,  Par.7  1886  II.  CBindemakn,  der  h. 
Augustin,  Greifsw.  (Lpz.)  1864 — 1869  III.  Flottes,  St.  Aug.,  Montpellier 
1861.  AEbebt,  LdMA.  1',  212.  ADobneb,  A.b  theol.  System  u.  religione- 
philos.  Anschauung,  Berl.  1873.  EReuteb,  augustiniscbe  Studien,  Gotha  1887. 

2.  Geboren  13.  Nov.  354  zu  Tagaste.  Sein  Vater  der  leidenschaftliche 
Patricius,  von  besonderem  Einfluß  auf  den  Sohn  die  sanfte  fromme  Mutter 
Monica.  Madauris  coeperam  lüteraturae  atque  oratoriae  percipiendae  gratia 
peregrinari  (conf.  2,  3,  5).    Fortsetzung  seiner  Studien  und  ziemlich  wildes 


§  440  Augustinus.  1131 

Leben  (Fracht:  Adeodatus)  in  Karthago,  wo  er  für  den  Manicbäismns  ge- 
wonnen wurde.  Lehrer  der  Rhetorik  in  Tagaste,  Karthago  (conf.  4,  7,  12. 
5,  7,  13).  Dann  nach  Rom  (ebd.  5,  8,  14),  ut  docerem  artem  rhetoricam 
(5,  12,  22).  Posteaquam  missum  est  a  Mediolano  Romain  ad  praef.  urbis 
ut  Uli  civitati  rhetoricae  magister  provideretur,  .  .  ego  ipse  ambivi,  '.  .  ut 
dictione  proposita  me  probatum  praefectus  tunc  Symmachus  (§  425 ,  2)  mit- 
tetet, et  veni  Mediolanum  et  Ambrosium  episcopum  (6,  13,  23),  durch 
welchen  und  seine  nachgekommene  Mutter  der  Wendepunkt  im  Leben  des 
Aug.  eintrat  (GBoisstbr,  rev.  d.  deux  mondes  1888  1,  43).  Getauft  Ostern  387. 
f  wahrend  der  Belagerang  Hippo's  durch  die  Vandalen,  28.  August  430. 

3.  Ap.  Sidon.  ep.  9,  2  Hieronymus  Interpret,  dialecticus  Augustinus. 
Als  Philosoph  schloß  sich  Aug.  vorzugsweise  an  den  Idealismus  des  Piaton 
an,  wandte  ihn  aber  zu  christlichem  Theismus.  EFkueblbin,  die  Stellung 
Aug.s  in  der  Kirchen-  und  Culturgeschichte,  Sybel's  histor.  Zeitschr.  11,  270. 
JHReinkkns,  d.  Geschichtsphil  ob.  des  Aug.,  Schaffh.  1866.  Fbrbaz,  la 
Psychologie  de  St.  Aug.,  Par.  1862.  FAHriicichbn,  de  Aug.  anthropolog.  orig., 
Lps.  1862.  HJBestm anv  ,  qua  rat.  A.  notiones  philosophiae  graecae  ad 
dogmata  anthropologica  describenda  adhibaerit,  Erl.  1877.  GLorsche,  de 
Atigustino  Plotinizante,  Jena  1880.  JStobz,  d.  Philos.  des  Aug.,  Freib. 
1884.  Scipio,  des  Aug.  Metaphysik,  Lpz.  1886.  Bewußtes  Herabsteigen 
zur  Volkssprache:  In  psalni.  86  serm.  3,  6  melius  in  barbarismo  nostro  vos 
inteUegüis  quam  in  nostra  disertitudine  vos  deserti  estis.  enarrat.  psalm. 
123,  8  saepe  et  verba  non  latina  dico,  ut  vos  inteUegaiis.  psalm.  188,  20 
melius  est  reprehendant  nos  grammatici  quam  non  inteUegant  populi.  contra 
Petilian.  1,  91  graecae  linguae  perparum  asseeutus  sum  et  proprie  nihil. 

4.  Über  die  schriftstellerische  Tätigkeit  des  Aug.  giebt  eine  Übersicht 
die  vita  des  Possidius  (A.  1)  mit  dem  daran  angeschlossenen  indiculus 
seiner  Werke,  besonders  aber  Augustin  selbst  in  den  zwei  Büchern  Re- 
tractationes  (bei  Possxnios:  de  reeensione  librorum),  die  er  gegen  das 
Ende  seines  Lebens  (ums  J.  427)  verfaßte  und  worin  er  seine  bis  dahin 
veröffentlichten  Schriften,  mit  Ausnahme  der  Predigten  und  Briefe,  nach 
der  Zeit  ihrer  Entstehung  aufzählt  und  mit  Bemerkungen  begleitet,  durch 
welche  meist  dogmatische  Ungenauigkeiten  berichtigt  werden  sollen.  Das 
erste  Buch  bespricht  die  vor  Beiner  Wahl  zum  Bischof  herausgegebenen, 
das  zweite  diejenigen  die  er  als  Bischof  verfaßt  hatte.  Vgl.  das  Vorwort: 
iam  diu  est  ut  facere  cogito  .  .  ut  opuseula  mea  sive  in  libris  sive  in  epi- 
stolis  sive  in  traetatibus  cum  quadam  iudiciaria  severitate  recenseam  et  quod 
me  offendit  velut  eensorio  stilo  denotem.  .  .  inveniet  fortasse  quomodo  scribendo 
profecerim  quisquis  opuseula  mea  ordine  quo  scripta  sunt  legerit.  quod  ut 
possü,  hoc  opere  quantum  potero  curabo  ut  eundem  ordinem  noverit.  S.  auch 
epist.  224.  und  am  Schiasse  des  Werks  (2,  67):  haec  opera  XCIII  in 
libris  CCXXX1II  me  dietasse  recolui  quando  haec  retraetavi  .  .  .;  atque 
ipsam  eorum  retraetationem  in  libris  II  edidi  .  .  antequam  epistolas  ac  ser- 
mones  ad  populum,  alios  dietatos,  alios  a  me  dictos,  retraetare  coepissem. 
Dazu  aus  Possidius  (s.  o.)  als  Schriften  der  letzten  Lebensjahre  des  Aug.: 
Speculum;  De  haeresibus  ad  Quodvultdeum  liber  (auch  in  Obhleb's  corpus 
haereeiol.  I),  verfaßt  J.  428,  die  Schrift  blieb  unvollendet,  nur  der  geschicht- 
liche Teil  ist  geliefert,  der  kritische  nicht.     Angustins  Quellen  sind  des 


1132  Die  Kaiserzeit.     Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

Epiphanios  ävaxecpaXatcooig  und  Philastrius  (§  422,  6);  b.  LSchwabe,  Herrn. 
19,  386.  388.  Ferner  die  gegen  den  arianischen  Bischof  Maximums  und 
gegen  den  Pelagianer  Iulianus,  sowie  besonders  De  praedeatinatione  sancto- 
rum  und  De  dono  perseverantiae. 

5.  In  Karthago  schrieb  Augustin  ums  J.  380  de  pulchro  et  apto 
(2  oder  3  BB.)  ad  Hierium  (§  426,  4)  romanae  urbis  oratorem  (conf.  4,  13,  20. 
4,  14,  21).  Diese  Jugendschrift  fehlt  in  den  retract.,  welche  beginnen  mit 
3  BB.  contra  academicos.  Retract.  1,  1  cum  .  .  .  me  ad  cJiristianae  vitae 
otium  contulissem,  nondum  baptizatus  contra  academicos  .  .  .  primum 
scripsi  (J.  386),  ut  argumenta  eorum,  quae  .  .  prohibent  cuiquam  rei  assentiri 
et  omnino  aliquid  tamquam  manifestum  certumque  sit  adprobare,  .  .  ab  animo 
meo  .  .  amoverem.  Anschluß  an  das  gleichnamige  Werk  des  Cicero  (§  184,  7) 
auch  in  der  Form  eines  Gesprächs  mit  einem  Gönner  Romanianus,  dessen 
Sohn  Licentius  (s.  §  448,  3  ff.)  und  einem  anderen  Jüngling,  Trygetius. 
Herausgg.  auch  an  Orblli's  Ausg.  von  Cic.  Acad.,  Turic.  1827. 

6.  Retract.  1,  2  librum  de  beata  vita  non  post  libros  de  acad.  sed 
inter  illos  scripsi,  gewidmet  Manlio  Theodoro  (§  442,  3),  quamvis  docto  et 
christiano  viro,  (cui)  plus  tribui  quam  deberem  .  .  ,•  gleichzeitig  de  ordine 
11.  II,  in  quibus  magna  quaestio  versatur  utrum  omnia  bona  et  mala  divinae 
providentiae  ordo  contineat.  sed..  .  de  ordine  studendi  loqui  malui  quo  a 
corporalibus  ad  incorporaha  potest  profici.  in  hie  libris  .  .  nee  illud  mihi 
placet  quod  Pythagorae  philosopho  tantum  laudis  dedi  (1,  3).  Dann  Soli- 
loquia  2  BB.  (unvollendet,  zB.  bei  Migne  32,  869;  die  sog.  meditationes 
und  eoliloquia  Augastini,  zB.  bei  Migne  40,  864,  sind  mittelalterlich)  de 
his  rebus  quas  maxime  scire  cupiebam,  me  interrogans  mihique  respondens 
tamquam  duo  essemus,  Ratio  et  ego,  cum  solus  essem  (1,  4,  1).  1,  6,  1  Me- 
diölanum  reversus  scripsi  librum  De  imm ort alitat e  animae.  .  .  qui  ratio- 
cinationum  contortione  atque  brevitate  sie  obscurus  est  ut  fatiget  cum  legitur 
.  .  vvcque  intellegatur  a  me  ipso.  Die  aus  Vatic.  Regin.  215  s.  YIII/IX  und 
Paris.  4883  A  s.  XI  von  Riese  AL.  489  herausgegebenen,  in  der  Form  sehr 
fehlerhaften  versus  (63  Hex.)  S.  Augustini  de  anima  sind  eine  mittelalter- 
liche dialektische  Spielerei  über  ein  (leicht  verändertes)  augustinisches  Thema. 
Die  drei  ersten  Verse  des  Gedichts  finden  sich  nämlich  bei  Adqustin,  civ. 
dei  16,  22  mit  der  Vorbemerkung  quod  in  laude  quadam  Cerei  breviter 
versibus  dixi. 

7.  Retract.  1,  6  per  idem  tempus  quo  Mediölani  fui,  baptismum  per- 
cepturus  (J.  387),  etiam  Disciplinarum  libros  conatus  sum  scribere,  inter- 
rogans tos  qui  mecum  erant  atque  ab  huiusmodi  studiis  non  abhorrebant.  .  . 
sed  earum  solum  de  grammatica  librum  absolvere  potui,  quem  postea  de 
armario  nostro  perdidi,  et  de  musica  sex  Volumina,  quantum  attinet  ad  eam 
partem  quae  rhyihmus  vocatur.  sed  eosdem  sex  libros  tarn  baptizatus  iamquc 
ex  Italia  regressus  in  Africam  scripsi  (vgl.  ebd.  1,  11);  incohaveram  quippe 
tantummodo  istam  apud  Mediolanum  diseiplinam.  de  aliis  vero  quinque 
diseiplinis  illic  similiter  incoJiatis,  de  didlectica,  de  rhetorica,  de  geometrica,  de 
arithmetica,  de  philosophia,  sola  prineipia  remanserunt,  quae  tarnen  etiam 
ipsa  perdidimus,  sed  häberi  ab  aliquibus  existimo.  Dieses  encyklopädische 
Werk  schloß  sich  schon  in  seinem  Titel  an  Varro  an  (§  166,  6  a)  und  be- 
handelte die  sieben  artes  liberales.   Der  davon  erhaltene  Teil,  sechs  Bücher 


§  440  Augustinus.  1 1 33 

de  musica  (vgl.  Auo.  epist.  101)  hat  die  Form  eines  Gesprächs  zwischen 
Lehrer  und  Schüler:  „sehr  wortreiche  und  sehr  inhaltarme  Erörterungen 
über  Rhythmik  und  Metrik"  (Westphal,  griech.  Metrik1  1,  129);  in  der 
Annahme  von  Pansen  zur  Herstellung  der  Taktgleichheit  zwischen  an- 
gleichen metrischen  Füßen  von  der  gewöhnlichen  Lehre  abweichend,  aber 
in  der  Hauptsache  doch  wohl  aus  Varro  geschöpft.  Westphal  aO.  und 
Fragmente  d.  griech.  Rhythm.  19,  nebst  HWeil,  JJ.  86,  336.  96,  132. 
OHrnsb,  de  Iuba  160.  Aug.  de  mus.  libri  VI,  tradotti  e  annotati  da 
RCakdakonb,  Florenz  1879.  Ein  alter  Auszug  aus  dem  Werke  abgedruckt 
bei  Mai,  collectio  script.  vett.  3  (Rom  1828),  116,  wozu  die  Nachlese  von 
do  Rtbü,  schedae  vatic.  (Leid.  1860)  216.  —  Von  dem  Teile  De  rhetorica 
ist  durch  Handschriften  des  Fortunatianus  (§  427,  6)  ein  sachlich  wertvoller 
Abschnitt  erhalten  und  unter  der  Oberschrift  fprincipia  rhetorices'  abge- 
druckt zB.  bei  Mignb,  patrol.  32,  1440,  am  besten  in  Halm's  rhett.  lat. 
min.  137.  Besonders  Cicero  und  Hermagoras  werden  darin  viel  genannt. 
Katechetische  Form  hat  er  nicht.  Darüber  ARbüteb  in  den  kirchengesch. 
Studd.  für  H Reuter  (Lpz.  1888),  321.  —  Die  nach  Form  und  Inhalt  sehr 
achtbaren  Principia  dialecticae  (bei  Miqne  32,  1409  und  besonders 
Aug.  de  dialectica  über,  recogn.  et  adn.  WCbeceliub,  Elberf.  1867,  vgl. 
HHaaen,  JJ.  106,  767)  bezeichnen  selbst  als  ihren  Verfasser  Augustinus 
(c.  7  ut  cum  Augustino  nominato  nihil  aliud  quam  ego  ipse  cogitor  ab  ipso 
cui  notus  sum  etc.).  Die  früheren  Verdachtsgründe  gegen  die  Echtheit  be- 
standen hauptsächlich  in  den  Abweichungen  von  der  sonstigen  Weise  des 
Aug.  (zB.  dnrch  Anwendung  vieler  griechischer  Kunstausdrücke  und  Nicht- 
anwendung der  dialogischen  Form),  welche  bei  Schriften  welche  sich  im 
ganzen  und  einzelnen  auf  fremde  Arbeit  gründen  von  wenig  Beweiskraft 
sind.  —  Von  dem  Abschnitte  de  grammatica  haben  sich  zwei  Auszüge 
erhalten,  beide  von  ganz  gewöhnlichem  Inhalte,  der  eine  knapper,  betitelt 
Ars  S.  AuguBtini  pro  fratrum  mediocritate  abbreviata  (herausgg.  von  AMai, 
nova  patr.  bibl.  1,  2,  166  und  besser  von  CF Weber,  Marb.  1861;  einige 
Auszüge  daraus  auch  GL.  6,  494),  der  andere  ausführlicher  mit  dem  Namen 
Regulae  Aurelii  Augustini  (gedruckt  in  Keil's  GL.  6,  496;  auch  bei  Migne 
32,  1386).  Außer  der  Überlieferung  spricht  für  die  Urheberschaft  Augustins 
die  in  beiden  Auszügen  sich  findende  Beziehung  auf  Afrikanisches  s.  GL. 
5,  496,  10.  606,  22.  Vgl.  noch  Cassiod.  de  art.  et  discipl.  1  und  JHuemer, 
ZfÖG.  37,  266.  —  Die  f  Categoriae  X  ex  Aristotele  decerptae'  (Migve  32,  1419) 
werden,  da  Aug.  weder  durch  Kenntnis  des  Griechischen  noch  durch  Be- 
wunderung des  Aristoteles  sich  auszeichnete,  eher  von  Praetextatus  (§  430, 1) 
herrühren. 

8.  Es  folgen  De  moribus  ecclesiae  und  De  moribus  Manichaeorum, 
beide  gegen  die  Manich&er  (retr.  1,7),  De  animae  quantitate  dialogus 
(1,  8),  De  libero  arbitrio  III  (über  die  Frage  unde  sit  malum),  alle  in  Rom 
(J.  387)  geschrieben,  nur  de  lib.  arbitr.  II  und  III  erst  zu  Hippo  beendigt 
(1,  9).  Ebendaselbst  verfaßt  de  Genesi  II  contra  Manichaeos  (1,  10),  De 
mnsica  11.  VI  (A.  7),  guorum  ipse  sextus  maxime  innotuit  (1,  11),  De  utili- 
tate  credendi  (1,  14),  De  duabus  animabus  (1,  16),  Contra  Fortunatnm 
Manichaeorum  presbyterum,  die  drei  letzten  Schriften  gegen  die  Manichäer, 
die  letzte  eigentlich  eine  Disputation,  quae  excepta  est  a  notariis  veluti  gesta 


1134  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

(Protokoll)  conficereniur ,  nam  et  diem  habet  et  consukm.  1,  20  psalmus 
contra  partem  Donati,  Über  unus  volens  etiam  causam  Donatistarum  ad 
ipsius  humülimi  vulgi  .  .  notitiam  pervenire  .  .  psalmum  qui  eis  cantaretur 
per  latinas  lüteras  feci  (um  J.  393),  sed  usque  ad  V  lütcram.  tales  autem 
abecedarios  appeUant.  .  .  hypopsalma  etiam  quod  responderetur  et  prooemium 
causae  *  .  non  sunt  in  ordine  lüterarum.  ideo  autem  non  aliquo  carmini* 
genere  id  fieri  volui  ne  me  necessüas  metrica  ad  aliqua  verba  quae  vulgo 
minus  essent  usitata  compelleret.  iste  psalmus  sie  ineipit  c  Omnes  qui  gaudäis 
de  pace  modo  verum  iudicate  %  quod  eius  hypopsalma  est.  Dieser  (Mione 
43,  23)  ist  ganz  rhythmisch  gebaut  mit  häufiger  Verwendung  von  Vokal- 
Verschmelzung  und  Vokalverschleifung  in  meist  achtsilbigen  Halbzeilen, 
deren  zwei  sich  zu  einer  Langzeile  zusammenfügen.  Alle  (267)  Langseilen 
reimen  auf  kurzes  oder  langes  e  (ae).  Vgl.  Ebbst,  LdMA.  I9,  250.  MMeyeh, 
Abhh.  d.  Münch.  Akad.  17,  2,  284.  Als  seine  erste  Schrift  gegen  die  Do- 
natisten  nennt  Augustin  retract.  2,  27  den  über  testimoniorum  fidei  contra 
Donatistas,  zuerst  aus  einer  Hs.  zu  Namur  t.  IX  herausgg.  von  JBPmu, 
anall.  sacra  et  class.,  Par.  1888,  147. 

9.  Retract.  2,  6  confessionum  mearum  libri  XIII .  .  a  primo  usque 
ad  deeimum  de  me  scripti  sunt;  in  tribus  ceteris  de  scripturis  sanetis  (Genes. 
1,  1—2,  2)  .  .  multis  fratribus  eos  muUum  plaeuisse  et  placere  scio.  In 
schlichter  ungekünstelter  Sprache  von  stark  provinzieller  Färbung,  sehr 
wertvoll  auch  für  die  Sittengeschichte.  Die  Beichte  wird  an  Gott  gerichtet 
(zB.  4,  2  maUbam  tarnen,  domine  tu  sei»,  bonos  habere  diseipulos  etc.  et, 
deus,  vidisti  de  longinquo  lapsantem  in  lubrico).  Die  Person  Christi  tritt 
sehr  wenig  in  den  Vordergrund.  Ebert  aO.  1',  219.  Oft  einzeln  heraus- 
gegeben, zB.  von  ANkandbb  (Berl.  1823);  nach  der  Oxforder  Edition  (ed. 
Pusey,  Oxf.  1838)  herausgg.  u.  erläutert  v.  KvRaümbb,  Gütersloh  *  1876. 
Obersetzungen  zB.  von  GRapp  (Stuttg.  1838),  FMjsbschmank  (Frankf.  1866). 
WBornexann,  Gotha  1889.  —  AHabnack,  Augustins  Gonfessionen,  Gießen  1888. 

10.  Retract  2,  43,  1  interea  Borna  Oothorum  irruptione  (J.  410)  .  . 
eversa  est;  cuius  eversionem  deorum  falsorum  muUorumque  eultores  .  .  in 
christianam  religionem  referre  conantes  solito  acerbius  .  .  deum  verum  blasphe- 
mare  coeperunt.  unde  ego  .  .  libros  de  civitate  dei  scribere  institui.  quod 
opus  per  aliquot  annos  me  tenuit  (vgl.  c.  d.  6,  26)  .  .  .  tandem  XXII  libris 
est  terminatum  (ums  J.  426;  vgl.  auch  de  civ.  d.  18  p.  345,  ex  quo  [dem 
Consulat  des  Mallius  Theodorus  im  J.  899,  §  442,  8]  usque  ad  hoc  tempus 
per  triginta  ferme  annos  usw.).  quorum  V  primi  eos  refeüunt  qui  res  humanas 
ita  prosperari  volunt  ut  ad  hoc  multorum  deorum  cultum  .  .  necessarium 
esse  arbitrentur  et  quia  prohibetur  mala  ista  exoriri  .  .  contendunt.  sequentes 
autem  V  adversus  eos  loquuntur  qui  fatentur  haec  mala  nee  defuisse  umguam 
nee  defutura  mortdlibus,  .  .  sed  deorum  cultum  .  .  propter  vitam  post  mortem 
futuram  esse  utilem  disputant  (vgl.  epist.  169,  1).  his  ergo  X  libris  duae 
istae  vanae  opiniones  christianae  religioni  adversariae  refelluntur.  (2)  sed 
ne  quisquam  nos  aliena  tantum  redarguxsse,  non  autem  nostra  asseruisse  re- 
prehenderet:  id  agit  pars  altera  operis  huius,  quae  libris  XII  continetur.  . . 
primi  quattuor  (XI— XIV)  continent  exortum  duarum  civitatum,  quarum  est 
una  dei,  altera  huius  mundi.  seeundi  quattuor  (XV— XV1U)  excursum  earum 
sive  procursum,    tertii  vero,  qui  et  postremi  (XIX— XXII),  debitos  fines.    üa 


§  440  Augustinas.  1135 

omnes  XXII  libri,  cum  sint  de  utraque  civüate  conscripti,  titulum  tarnen  a 
meliere  aeeepenmt.  Gewidmet  ist  diese  christliche  Philosophie  der  Ge- 
schichte dem  Marcellinus,  ohne  Zweifel  demjenigen  welcher  J.  410  zur  Bei- 
legung der  donatistischen  Wirren  nach  Afrika  gesandt  war  nnd  an  welchen 
auch  andere  Schriften  des  Ang.  sowie  epist.  128  f.  133.  188  f.  143  gerichtet 
sind.  Hauptquellen  sind  Cicero  (besonders  de  rep.)  und  Varro  (Antiquitates 
und  de  gente  rom.,  auch  wohl  einzelne  logistorici),  für  das  Orientalische 
Hieronymus'  Bearbeitung  der  Chronik  des  Eusebios;  außerdem  ist  Piaton, 
Saunst,  Plinius  d.  Ä.  und  Solinus,  Iustinus,  Iulius  Africanue,  Lactantius 
benfitzt,  von  Dichtern  besonders  Virgil  sehr  oft  angeführt,  nächstdem 
Terenz,  Horaz,  Persius,  Lucanus,  Terentianus,  Claudianus  u.  a.  GKkttnkr, 
varronische  Studien  40.  KFbick,  d.  Quellen  Aug. 's  in  B.  18  de  civ.  d.t 
Höxter  1886.  —  Haupthandschriften:  Corbeiensis  s.  VII  in  Paris,  Ve- 
ronensis  s.  VI/VII,  Monac.  6259.  Sonderausgaben  zB.  von  JLVivis  (comment. 
illuttr.,  Bas.  1622.  1665.  1670)  und  namentlich  von  BDombart  (Lps.*  1877  II; 
▼gl.  dens.  JJ.  121,  149).  —  Kednsr,  die  civitas  dei  des  n.  Aug.,  Conitz  1866. 
Ebbet  aO.  1*,  223. 

11.  Unter  den  übrigen  Schriften  Augustine  sind  von  besonderer  Wich- 
tigkeit die  dogmatischen  de  doctrina  christiana  11.  IV  (verfaßt  397—426), 
de  trinitate  11.  XV  (J.  400—416),  de  peccatoram  meritis  et  remissione  11.  III 
(ums  J.  412),  de  gratia  et  libero  arbitrio;  de  correptione  et  gratia;  de 
praedestinatione  sanetorum  und  de  dono  perseverantiae.  Aus  dem  Gebiete 
der  praktischen  Theologie  sind  zu  nennen  die  Schriften  contra  mendacium 
(die  Schrift  de  mendacio  wird  von  Aug.  rectract.  l,  27  nicht  anerkannt), 
de  continentia,  de  patientia,  de  agone  christiano,  de  bono  coniugali,  de 
nuptiis  et  coneupiscentia,  de  adulterinis  coniugiis,  de  opere  monachorum, 
de  unico  baptismo,  de  cura  pro  mortuis  gerenda  u.  a.  Nicht  augustinisch  ist 
die  Schrift  de  omnibus  virtuübus,  hrsgg.  von  ABCaillau,  suppl.  II:  sermones 
inediti  Augustini  (1842)  p.  242  und  HMüller,  Z.  f.  wiss.  Theol.  17,  238, 
Tgl.  ebd.  464).  Die  Streitschriften  sind  gerichtet  gegen  die  Secten  und  Irr- 
lehren der  Manichäer,  Donatisten,  Pelagianer,  Priscillianisten ,  Arianer 
und  Origenisten.  Außerdem  haben  wir  von  A.  sehr  zahlreiche  Predigten 
(sermones),  darunter  aber  viel  Zweifelhaftes  und  Unechtes,  zB.  die  aus 
einem  Einsidl.  s.  V 11/ VI II  von  CPCaspabi,  ZfdeutschAltert.  26,  314;  Tidskr. 
f.  d.  evangel.-lutherske  Kirke  in  Norge  9  (1883),  485  und  bes.  Christian. 
1886,  herausgegebene  inhaltlich  und  sprachlich  merkwürdige  homilia  de 
sacrilegiis,  dh.  über  heidnische  Gebräuche  bei  Christen  (vgl.  §  494,  2).  Bei 
aller  Einfachheit  sind  sie  doch  nicht  selten  rhetorisch  wirkungsvoll,  auch 
wohl  rührsam.  BBebb,  die  aneedota  Borderiana  der  augustin.  Sermonen, 
Wien.  SBer.  1887.  ARbonieh,  la  latinitä  des  sermonB  de  St.  Aug.,  Par.  1887. 
über  deren  Publikum  s.  JVerih,  St.  Augustini  auditores,  s.  de  A  fror  um 
christiano  rum  circa  Aug.  ingenio  ac  moribus,  Par.  1870.  Ein  Teil  schließt 
sich  an  die  Erklärung  biblischer  Schriften  (als  Homilien)  an.  Die  Erklä- 
rung tritt  in  der  schriftstellerischen  Tätigkeit  des  Aug.  ziemlich  zurück, 
da  seine  Kenntnis  des  Griechischen  nicht  genügend  (A.  3  E.),  das  He- 
bräische aber  ihm  ganz  fremd  war.  Doch  schrieb  er  besonders  über  den 
Heptateuch,  die  Genesis  (de  genesi  ad  litteram  11.  XII;  Bruchstücke  einer 
Hs.  s.  VI  in  Bern,  EHaulbb,  Wien.  SBer.  117,  1;  vgl.  auch  A.  8),  lob,  die 


1136  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

Evangelien  (de  consensu  evangelistarum  libri  IV;  quaestionum  evangeli- 
carum  libri  11),  den  Römer-  und  Galater-Brief.  HNClacbbn,  Aug.  .  .  sacrae 
scripturae  interpres,  Berl.  1827.  Über  die  quaestt.  bibl.  in  V.  et  N.  Test, 
s.  §  418,  5.  435,  4.  —  Die  Bibelstellen  sind  von  Augustinus  nach  der  sog. 
Itala  (§  373,  9)  angefahrt,  nur  selten  (zB.  doctr.  Christ.  4,  7)  nach  der  Ober- 
setzung des  Hieronymus.  Freilich  giebt  das  Speculum  des  Augustin,  be- 
ginnend Quis  ignorat  (beste  Hb.  Monac.  14513  s.  IX),  gedruckt  3,  1,  507 
ed.  Bened.  und  jetzt  bei  Weihbich  (A.  18)  aO.  p.  3,  die  Bibelcitate  nach 
Hieronymus,  aber  wohl  erst  infolge  nachträglicher  Veränderung  derselben 
(Wbihrich  aO.  zun).  Nicht  von  Augustin  ist  das  speculum  mit  dem  An- 
fang Audi,  Israhel  (beste  Hss.  Sessor.  58  8.  VIII/IX,  Abrincensis  87  s.  IX) 
bei  Weihbich  aO.  287.  —  Reichliche  Auszüge  aus  Augustins  Schriften  bei 
Eugippius,  8.  §  494,  3. 

12.  Die  Sammlung  der  Briefe  umfaßt  (einschließlich  der  an  Aug. 
gerichteten)  270  Stücke.  Kurz  sind  nur  wenige  derselben;  einzelne  (wie 
Nr.  147,  de  videndo  deo)  sind  so  ausführlich  daß  sie  auch  unter  den  Ab- 
handlungen aufgeführt  werden.  Sie  besprechen  fast  alle  kirchlichen  Fragen 
der  Zeit;  manche  sind  beichtväterlichen  Inhalts.  Anderseits  hat  brieflichen 
Charakter  das  Werk  De  diversis  quaestionibus  LXXXTII  (Retract.  1,  26). 
Die  Benedictiner  haben  die  Briefe  in  4  Klassen  eingeteilt:  1.  aus  J.  386 
—395  (von  der  Zeit  der  Bekehrung  bis  zur  Bischofswahl);  2.  J.  395—410; 
3.  J.  411  (Disputation  mit  den  Donatis ten)  bis  J.  430  (Tod);  4.  die  zeitlich 
nicht  bestimmbaren.  JAGinzel,  der  Geist  des  h.  Aug.  in  s.  Briefen,  in 
dessen  kirchenhistor.  Schriften  (Wien  1872)  I. 

13.  Ausgaben  der  sämtlichen  Werke  Augustins  zB.  Bas.  1506;  Ex 
emend.  DErasmi,  Bas.  1528  X  (und  öfter);  Per  theologos  Lovanienses  (Antv. 
1677  XI),  mit  supplementum  von  HVioneriüs  (Par.  1664  II);  besonders  aber 
die  der  Benedictiner  e  congregatione  S.  Mauri,  Par.  1679  ff.  XL  —  Im 
wesentlichen  nur  Wiederholungen  letzterer  sind  die  von  JPhkboponus  (Cle- 
ricus),  Antv.  1700—1703  XII,  und  die  zweierlei  von  JPMigne,  Augustini 
opera  omnia  (Paris  1835  —  1836  —  1839  XI)  und  Patrolog.  Bd.  32—47.  — 
Neue  krit.  Ausg.  in  der  Wiener  Sammlung  der  lat.  KVäter  begonnen  mit 
Augustini  speculum  et  liber  de  divinis  scripturis  sive  speculum  quod  fertur 
Augustini,  rec.  FWeihbich,  Wien  1887  (Corp.  Vindob.  Bd.  XII).  Dazu 
F Weihbich,  d.  spec.  des  Aug.  in  s.  hs.  Überlief.,  Wien.  SBer.  103,  33. 

441.  Zu  Anfang  des  fünften  Jahrh.  verfaßte  der  Presbyter 
Sulpicius  Severus  (um  365 — 425)  in  Aquitanien  einen  Abriß 
der  Geschichte  von  Erschaffung  der  Welt  bis  auf  seine  Zeit 
(Chronicorum  libri  II),  aus  den  besten  Quellen,  mit  geschicht- 
lichem Sinn  und  in  schlichter,  aber  gebildeter  und  den  klas- 
sischen Historikern  nachstrebender  Darstellung.  Dagegen  seine 
Lebensbeschreibung  des  Martinus  von  Tours  (f  J.  397)  ist  ein 
frommer  Roman,  ein  Denkmal  seiner  schwärmerischen  Verehrung 
für  den  Helden,  voll  abenteuerlicher  Wunder.  Ihm  gelten  auch 
die  zwei  Dialoge  mit  ciceronischer  Einkleidung. 


§  440  Augustinus.    §  441  Sulpicius  Severus.  1137 

1.  Qennad.  vir.  ill.  19  Severus  presbyter  cognomenio  Sulpicius,  Aqui- 
tanicae  provinciae,  vir  gener  €  et  litteris  nobilis  et  paupertatis  atque  humi- 
litatis  amore  conspicuus  (vgl.  Tita  Mart.  24,  4),  carus  etiam  sanctorum  viro- 
rum  Martini  Turonensis  episcopi  et  Paulini  Nolensis.  .  .  epistolas  ad  amorem 
dei  et  contemptum  mundi  hortatorias  scrip&it  sorori  suae  multas,  quae  notae 
sunt  (nicht  erhalten,  8.  A.  5),  scrip&it  ad  Paulinum  praedictum  duas  et  ad 
alios  alias,  sed  quia  in  aliquibus  etiam  familiaris  necessüas  inserta  est  non 
digeruntur.  composuit  et  chronica  (A.  2)t  scripsit  et  ad  multorum  profectwn 
vitam  b.  Martini  monachi  et  episcopi  (A.  4)  .  .  et  cöUationem  Postumiani  et 
Galli  se  tnediante  et  iudice  de  conversatione  monachorum  orientalium  et 
ipsius  Martini  habitam  in  dialogi  speciem  duabus  incisionibus  comprehendit 
(A.  4)  .  .  hie  in  senectute  sua  a  Pelagianis  deeeptus  .  .  silentium  usque  ad 
mortem  tenuit.  In  den  echten  Schriften  Auqdstih's  wird  Sulp,  nie  genannt, 
wohl  aber  von  Hiebontxds  (5,  422  Vall.  Severus  noster),  und  oft  bei  Paulin. 
Nol.,  zB.  epist.  5  (Severo  fratri),  5  tu  .  .  in  .  .  fori  cehbritate  diversans  et 
faeundi  nominis  palmam  tenens.  repentino  impetu  discussisti  servile  peccati 
iugum.  neque  te  divitiae  de  matrimonio  familiae  consularis  aggestae  neque 
post  coniugium  peccandi  licentia  et  caelebs  iuventas  ab  angusto  salutis  introitu 
.  .  revocare  potuerunt.  (6)  tu  ergo  .  .  relicto  patre  .  .  Christum  secutus  es. 
.  .  piscatorum  praedicationes  tullianis  omnibus  tuis  litteris  praetulisti.  con- 
fugisti  ad  pietatis  silentium  (Zurückziehung  in  ein  Kloster).  Vgl.  ebd.  ep.  1 
(wonach  Sev.  Elusione  lebte,  d.  i.  Elsonne  bei  Toulouse).  11.  17.  22.  23. 
24.  27.  28.  29.  30.  31  (ad  basüicam  quam  modo  apud  Primuliacum  .  .  con- 
dideris).  32;  s.  §  437,  2.     AEBsat,  LdMA.  1',  327. 

2.  Sulp.  Sbv.  chronica  1,  1  res  a  mundi  exordio  sacris  litteris  edüas 
.  .  .  constringere  et  cum  distinetione  temporum  usque  ad  nostram  memoriam 
carptim  dicere  aggressus  sum.  .  .  non  peperci  labori  meo  quin  ea  quae  per- 
multis  voluminibus  per  scripta  continebantur  duobus  UbeUis  concluderem,  ita 
brevitati  studens  ut  paene  nihil  (?  vgl.  Bebnats  aO.  45)  gestis  subduxerim. 
.  .  non  pigebit  fateri  me,  sieübi  ratio  exegit,  ad  distinguenda  t empor a  con- 
tinuandamque  seriem  usum  esse  historicis  mundialibus  atque  ex  his  quae  ad 
supplementum  cognüionis  deerant  usurpasse.  Das  A.  T.  benützt  er,  da  er 
des  Hebräischen  nicht  mächtig  ist,  nur  in  der  Übersetzung  der  LXX.  Dar- 
aus entnimmt  er  die  geschichtlichen  Bestandteile,  öfters  mit  polemischen 
Beziehungen  auf  Vorgänge  der  eigenen  Zeit.  Als  ehemaliger  Jurist  und 
Anwalt  zeigt  er  Teilnahme  auch  für  die  mosaische  bürgerliche  und  Straf- 
gesetzgebung (Bebnays  aO.  31).  Vgl.  §  438,  3.  Über  die  Zeit  des  Buchs 
Judith  s.  2,  14,  1—6.  Der  geschichtliche  Inhalt  des  N.  T.  wird  absichtlich 
beiseite  gelassen  (2,  27,  3),  weil  bei  ihm  eine  so  freie  Verwendung  wie 
beim  A.  T.  bedenklich  war.  Die  nichtbiblischen  Gewährsmänner  werden 
nie  mit  Namen  genannt,  auch  nicht  die  Chronik  des  Eusebios;  Tgl.  2,  5,  7. 
Iosephus  ist  nicht  benützt,  wohl  aber  Tacitus;  namentlich  für  die  Ge- 
schichte der  Zerstörung  Jerusalems  verlorengegangene  Teile  der  Historien 
(Bernayb  aO.  53).  Selten  sind  sachliche  Flüchtigkeiten  (Bebnats,  Anm.  81). 
Das  Werk  ist  gestellt  auf  das  Consulat  des  Stüicho  (J.  400)  und  vollendet 
J.  403.  Die  Darstellung  ist  den  klassischen  Mustern  mit  Geschick  nach- 
gebildet, besonders  dem  Sallust  (Bebnats,  Anm.  9.  15.  24.  83.  37.  45.  59 
und  gea.  Abhh.  2,  201.  HPhatjb,  oben  §  428,  4E.)  und  Tacitus  (Bebnats, 
Tmurrxu-ScrawjLun,  Böm.  Lit-Gesoh.    5.  Aufl.  72 


1138  Die  Kaiaerzeit.    Vierte»  bis  fünftes  Jahrhundert. 

d.  Chronik  des  Sev.  A.  6.  70),  auch  Velleius  (A.  49),  ohne  doch  musivisch 
buntscheckig  zu  werden,  und  nicht  ohne  Spuren  der  Zeit  (A.  58).  MMahitiüb, 
ZföG.  38,  813.  Ober  Anklänge  an  Virgil  (bes.  in  den  Diall.,  s.  A.  4)  u.  a, 
s.  JFurtnee,  BlfbayrG.  17,  97.  172  und  Landshut  1886  (A.  6).  KPauckek, 
kleinere  Studien  III :  de  latinitate  Sulp.  Sev.,  Berl.  1883.  HGoelzeb,  gramm. 
in  Sulp.  Sev.  obee.,  potissimum  ad  vulgarem  lat,  sermonem  pertinentes,  Par. 
1883.  Ein  wissenschaftliches  Geschichtswerk  hat  Sulp,  weder  geliefert  noch 
beabsichtigt,  wohl  aber  ein  gutes  und  angenehmes  Lesebuch.  JBsrhays, 
über  die  Chronik  des  Sulpicius  Severus,  Berl.  1861  und  ges.  Abhh.  2,  81  (s. 
dazu  AvGutschmid,  JJ.  87,  710).     HGelzeb,  IuL  Africanus  2,  1  (1886),  107. 

3.  Einzige  Handschrift  Palat.-Vatic.  826  s.  XI  (KHalm,  Münch.  SBer. 
1866  2,  37).  Nach  der  Überschrift  (ineipit  prologus  Sulpitii  Severi  in  chro- 
nica, quae  ipse  fecit  ab  exordio  mundi  [usque  ad  tempus  suum])  wird 
r Chronica'  (s.  auch  A.  7)  wohl  der  ursprüngliche  Titel  sein.  Da  Sulp. 
mehrere  Male  (1,  36,  6.  1,  42,  1.  1,  46,  6.  2,  6,  7.  2,  6, 1)  die  Chronik  des 
EuBebioe  schlechthin  als  chronica  anführt,  so  hielt  Bbrnays  (aO.  71)  CA 
mundi  exordio  libri  II'  für  die  ursprüngliche  Überschrift.  —  Ed.  princ.  der 
Chronik  (hist.  sacra)  von  M(athias)  F(lacius),  Bas.  1666.  Ed.  VGisbuhus 
(Antv.  1674),  CSigonius  (Bonon.  1681,  mit  Comm.),  JDbusiüs  (Arnhem.  1607). 

4.  Die  vita  Martini  giebt  ein  anschauliches  Bild  von  der  bis  sur 
Hellseherei  gesteigerten  religiösen  Erregtheit  der  Zeit.  Der  Heilige  besteht 
Kämpfe  mit  dem  Teufel,  hört  und  sieht  Christus  und  Engel,  erweckt  einen 
Toten  und  tut  sonstige  Wunder,  verkündet  das  nahe  Weltende  (dial.  2, 14) 
u.  dgl.  Dasselbe  Thema  wird  dann  in  den  beiden  dialogi  (früher  in  drei 
abgeteilt)  weiter  gesprächsweise  ansgesponnen.  Drei  Briefe,  ad  Eueebram, 
Aurelium  diaconum,  Bassulam,  dienen  als  Einleitung  zu  diesen  Dialogen. 
Vgl.  ep.  1,  1  mentio  incidit  libeUi  mei  quem  de  vita  beati  viri  Martini  epi- 
scopi  edidi.  Pautjn.  epist.  11,  11.  Vgl.  §  491,  6.  JHReineens,  Martin  von 
Tours,  Bresl.  1866.  Die  Sprache  ist  auch  in  diesen  Schriften  verhältnismäßig 
rein  und  gewählt,  sogar  nicht  ohne  einige  Koketterie.  Sie  sind  in  zahl- 
reichen Handschriften  erhalten  (Halm  p.  vhi;  Benutzung  im  M Alter:  MMaki- 
tius,  NArchfädGesch.  14,  166):  die  älteste  und  wichtigste  ein  Veronensis 
8.  VI  (Schriftprobe  in  Zanqemeisteb- Wattenbach  s  Ezempl.  codd.  latt.  T.  32). 

6.  Von  jenen  drei  echten  Briefen  sind  zu  unterscheiden  die  sieben 
welche  mit  sehr  zweifelhafter  Berechtigung  den  Namen  des  Sulp,  tragen 
(Appendix  bei  Halm),  von  welchen  der  zweite  auch  unter  denen  des 
Hieronymus,  der  dritte ,  in  Mönchshumor,  auch  bei  Paulin.  Nol.  epp.  22  steht. 
Sie  weichen  vom  Tone  des  Sulp,  wesentlich  ab.  Die  beiden  ersten  (ad 
Claudiam  sororem  de  ultimo  iudicio  und  de  virginitate)  sind  umständlich 
und  erbaulich.     Sie  hält  für  echt  Harnack  aO. 

6.  Gesamtausgaben  von  JVobst  (cum  notis,  Berlin  1668  u.  sonst), 
HdkPbato  (Veron.  1741—64  II),  bei  Migne  20,  96,  und  besonders  von  CHalm 
(rec.  cum  comment.  crit.  instr.,  Wien  1866,  vgl.  dens.  Münch.  SBer.  1866 
2,  37).  —  Im  allg.  über  Sev.  Sulp.  AHaenack  in  Herzog's  theol.  Realencykl. 
16*,  62.  —  Kritisches:  JFurtnee,  textkrit.  Bemm.  zu  Sulp.  Sev.,  Landshut 
1886.     ThStangl,  phil.  Bundsch.  1886,  1623. 

7.  Den  Namen  des  Sulpicius  Severus  trägt  fälschlich  eine  Weltchronik 
(epitoma  chronicorum   Severi  cognomento  Sulpicii;    über   die   einzige  Hs. 


§  441  Sulpicius  Severus.    §  442  Hilarianus.  Theodorus.  1139 

s.  XÜI  in  Madrid  s.  KZangembisteb  ,  RhM.  33,  222).  Sie  reicht  bis  J.  511, 
ist  nicht  unwichtig  für  die  westgotische  Geschichte  von  450—500,  und  wird 
von  Isidor,  Marius  von  Avenches  (§  484,  6),  Iordanis  und  Gregor  von  Tours 
benfitzt.  Gedruckt  bei  Flobbz,  Eapaßa  sagr.  4,  430  ('428)  und  vom  J.  379 
bei  OHoldbs-Eggeb,  üb.  d.  Weltchronik  des  sog.  Severus  Sulpicius  und 
sädgallische  Annalen  des  5.  Jahrh.,  Gott.  1875.  PEwald,  N.  Aren.  f.  deutsche 
Gesch.  1881,  323. 

442.  Des  Sulpicius  Severus  Zeitgenosse  und  Landsmann 
Q.  Ialius  Hilarianus  schrieb  im  J.  397  über  Zeitrechnung,  be- 
sonders ein  Schriftchen  über  die  Dauer  der  Welt;  der  Donatist 
Tichonius  aus  Afrika  unter  anderem  drei  Bücher  über  den 
inneren  Krieg.  Um  dieselbe  Zeit  schrieb  Flavius  Mallius  Theo- 
dorus  (Cos.  399)  nicht  ohne  Selbständigkeit  sein  auf  uns  ge- 
kommenes Werkchen  de  metris. 

1.  Das  Schriftchen  des  Hilarianus  de  duratione  mundi  (oder  de  euren 
temporum,  beste  Hs.  Leid.  Voss.  5),  nach  Inhalt  und  Sprache  barbarisch, 
aber  von  kühner  Selbständigkeit  der  Forschung,  bei  Mionk  13,  1097.  Vgl. 
AvGutschmid,  JJ.  87,  714.  HGelzkb,  Iul.  Africanus  2,  1,  121.  Seine  Abhand- 
lang de  ratione  paschae  et  menais,  mit  dem  Bruchstück  eines  Unbekannten 
de  origine  generis  humani,  aus  einer  Turiner  Hs.  herausgegeben  von 
ChrMPfafp  (an  den  Inst,  von  Lactantius,  Par.  1712;  bei  Mtone  13,  1115;  vgl. 
FFFleck,  wissensch.  Reise  durch  Deutschi.  usw.  2,  3),  wurde  nach  der 
Unterschrift  (AReiffehscheid  ,  bibl.  patr.  2,  140;  de  latt.  codd.  subscriptt., 
Bresl.  1872,  6)  im  J.  396  verfaßt  und  im  folgenden  zum  zweiten  Mal  ver- 
bessert herausgegeben.  —  HNolte,  Tüb.  Quartalschr.  50,  443. 

2.  Gesnad.  vir.  ill.  18  Tic(h)onius,  natione  Afer,  in  divinis  litteris 
eruditus  iuxta  historiam  sufficienter  et  in  saecülaribus  non  ignarus  fuit  .  . 
seripsit  De  hello  intestina  libros  III  et  Expositiones  diversarum  causarum. 
in  quibus  ob  suorum  defensionem  antiquarum  meminit  synodorum.  e  quibus 
Omnibus  agnoscitur  Donatianae  partis  fuisse.  composuit  et  Regulas  ad  in- 
vestigandam  .  .  intellegentiam  scripturarum  VII,  quas  in  uno  vohtminc  con- 
clusit  (bei  Migne  18,  15;  vgl.  JBPitba,  spicileg.  Solesm.  1,  294).  exposuit 
et  Apocalypsin  Ioannis  (verloren,  vgl.  §  494,  5.  JHausbleiter,  Z.  f.  kirchl. 
Wiss.  u.  Leb.  1886,  239)  etc.  floruit  hie  vir  aetate  qua  iam  memoratus 
Rufinus  (§  436,  1),  Theodosio  et  flio  eius  regnantibus. 

3.  Flavius  Manlius  (Mallius)  Theodorus,  Cos.  399  (CIGr.  6232  und 
sonst,  vgl.  oben  §  439,  3.  6.  440,  6),  trieb  philosophische  und  astronomische 
Studien  und  schrieb  auch  über  solche  Gegenstände.  Claudian.  17,  263 
qualem  te  legimus  teneri  primordia  mundi  scribentem  aut  partis  animae  per 
iingula,  talem  cernimus  et  similes  adgnoscü  pagina  mores;  115  nascentes 
ibant  in  saecula  libri;  vgl.  68.  100.  276.  Ein  jetzt  verschollener  über  de 
natura  rerum  dieses  Schriftstellers  befand  sich  handschriftlich  in  des 
Cujacius  Bibliothek;  AReiffebscheid  zu  Suet.  reliq.  p.  447.  Erhalten  hat 
sich  nur  das  an  seinen  Sohn  Theodorus  gerichtete  Buch  de  metris,  unter 
allen    Abrissen   dieser   Zeit   der   in    der    Form     der   Darstellung   rreieste 

72* 


1140  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert 

und  selbständigste  (HWentzel,  symb.  crii  64«  RWsstphal,  griecb.  Metr. 
1 ',  130),  stark  ausgebeutet  von  Baeda,  der  den  Vf.  auch  Einmal  nennt  (GL. 
7,  257,  13  ut  8cribit  Mallius  Theodorus  »  GL.  6,  693,  6).  Von  Vorgängern 
nennt  Th.  den  Iuba  (OHensr,  de  Iuba  146)  und  Terentianus.  Zuerst  herausgg. 
von  JFHeüsihqbb  (nebst  De  pedibus  expositio  eines  unbekannten  Inline 
Severus),  Wolfenb.  1756,  (cura  Ruhnkenii)  Leid.  1766;  jetzt  in  Kbil's  GL. 
6,  579  (Iulius  Sev.  ebd.  641).  —  ARüben,  de  vita  Fl.  M.  Th.,  ütr.  1694; 
Lps.  1754.   Uekp's  Glaudian  2,  255. 

443.  Von  den  zahlreichen  Freunden  und  Gegnern  des 
Augustinus  waren  außer  den  schon  Genannten  literarisch  tätig 
der  bekannte  Urheber  des  Pelagianismus ,  der  hochachtbare 
Britte  Pelagius,  von  dessen  Schriften  wir  besonders  ein  wohl- 
geschriebenes Glaubensbekenntnis  an  Innocenz  besitzen;  dessen 
Landsmann  und  jüngerer  Freund  Caelestius;  der  Übersetzer 
Anianus,  und  der  durch  Augustins  Gegenschriften  bekannte 
Bischof  Iulianus.  Von  anderen  christlichen  Schriftstellern  der 
Zeit  sind  erwähnenswert  Bachiarius,  Sabbatius,  Helvidius,  Vigi- 
lantius,  Simplicianus,  Innocentius. 

1.  Erhaltene  Schriften  des  Pelagius:  Gommentarii  in  (XIII)  epistolas 
Pauli  (bei  Migne  30,  644);  Epistola  ad  Demetriadem  (ebd.  80,  16  und  33, 
1099);  Libellua  fidei  ad  Innocentium  (45,  1716  und  zu  einem  Sernio  ver- 
arbeitet 39,  2181);  wahrscheinlich  auch  die  Epist.  ad  Celantiam  matronam 
de  ratione  pie  vivendi  (unter  den  Briefen  des  Hieronym.  nr.  148,  bei  Mioks 
22,  1201).  Nur  aus  den  Gegenschriften  Augustins  kennen  wir  sein  Werk 
De  natura  und  De  libero  arbitrio  libri  IV.  Außerdem  schrieb  er  De  trini- 
tate  libri  III  und  anderes. 

2.  Gbnnad.  vir.  ill.  44  Caelestius  .  .  adhuc  adolescens  scripsü  ad  j»- 
rentes  suos  de  mona&terio  epistolas  in  modum  libellorum  tres.  Seine  Schriften 
sind  uns  nur  soweit  bekannt  als  Augustinus  sie  erwähnt  oder  auszieht. 
So  Contra  traducem  peccati,  Definitiones  (s.  Aug.  de  perf.  iust.  hom.),  und 
das  an  Zosimus  gerichtete  Glaubensbekenntnis  (libellus  fidei;  s.  Aug.  de 
peccato  orig.). 

3.  Iulianus,  J.  416  Bischof  von  Aeclanum,  aber  schon  418  als  Pela- 
gianer  abgesetzt  Gennad.  vir.  ill.  45  vir  actis  ingenii,  in  divinis  scriptum 
doctu8,  graeca  et  latina  lingua  scholasticus.  .  .  scripsit  Adversus  Augustinus 
libros  IV  et  iterutn  libros  VIII.  est  etiam  liber  altercationis  amborut» 
partes  suas  defendentium  (d.  i.  Augustini  c.'secundam  Iuliani  responsionem 
imperfectum  opus  sex  libros  complectens,  bei  Migne  45,  1049).  Zur  Zeit 
einer  Hungersnot  habe  er  sich  durch  Wohltätigkeit  ausgezeichnet,  moritur 
Valentiniano  et  Gonstantino  fUio  eius  imperante.    Vgl.  §  440,  4  E. 

4.  Anianue,  diaconus  Celedensis  (Celennensis)  in  Campania,  verfaßte 
Übersetzungen  von  Homilien  des  Chrysostomos,  abgedruckt  in  dessen  Aas- 
gaben. Ob  von  ihm  auch  die  lat  Übersetzung  von  Chrysostomos  ntql 
natavv^Bmg ;  vgl.  §  400,  6.  —  Über  Tichonius  und  Gresconius  s.  §  442,  2. 


§  443  Pelagius  u.  a.     §  444  Macrobius.  1 141 

435,  5.  Passio  des  Donatistenpresbyters  Marculns  in  afrikanischem  Schwulst 
bei  Mjlbillon,  vett.  analecta  4  (Par.  1685),  105.  —  Ein  Schüler  des 
Augustinus,  welcher  ihn  de  cura  pro  mortuis  11  erwähnt,  war  Favonius 
Eulogius,  orator  dltnae  Karthaginis,  von  dem  wir  noch  ein  auf  Ciceros 
Bomn.  Scip.  (§  184,  1,  4)  bezügliches  Schriftchen  besitzen  (zuletzt  gedruckt 
in  Obblli's  Cicero  5,  1,  397).     WHDSdbikgab,  scholl.  Lat.  1,  170. 

5.  Bei  Genbadius  vir.  ill.  20  ff.'  werden  u.  a.  als  christliche  Schrift- 
steller der  Zeit  aufgeführt:  22  Niceas;  23  Olympius,  natione  Hispanus, 
episcopus;  23  Bachiarius  (vir  christianae  philosophiae;  über  seine  Latinität 
KPauckbr,  ZföG.  32,  481);  25  Sabbatius,  gallicanae  ecclesiae  episcopus; 
27  Macarius,  monachus  (scripsit  in  urbe  Borna  adversus  mathematicos  librum); 
31  Paulus  episcopus;  32  Helvidius,  Auxentii  (des  Arianers)  discipulus,  Sym- 
machi  imüator  (gegen  ihn  schrieb  Hieronymus,  §  434,  2);  35  Vigilantius 
presbyter,  natione  Gallus,  Hispaniae  Bardlonensis  parochiae  ecclesiam  tenuit 
(knie  et  b.  Hieronymus  presbyter  respondit;  vgl.  §  434,  2  gE.);  36  Simpli- 
cianus  episcopus  Mediolanensis  (der  Nachfolger  des  Ambrosius,  vgl.  August. 
retr.  2,  1.  ep.  37)  .  .  multis  epistolis  hortatus  est  Augustinum  adhue  pres- 
byterum  ut  etc.;  37  Vigilius  episcopus  (von  Trient  um  J.  400;  soripsit  .  . 
epistolam  continentem  gesta  sui  temporis  apud  barbaros  martyrum);  41  Pe- 
troniu8,  Bononiensis  eccl.  episc.  (f  Theodosio  Arcadii  filio  et  Valentiniano 
regnantibus);  43  lnnocentius  urbis  Bomae  episcopus  (J.  401—417),  Verfasser 
einer  Anzahl  erhaltener  Briefe  (Coustant,  epist.  pontiff.  rom.  1,  739. 
Gallandi,  bibl.  patr.  8,  546);  47  Avitus  presbyter,  homo  Hispanus  gener e 
(vgl.  §  456,  1). 

444.  Am  Ende  des  vierten  und  Anfang  des  fünften  Jahrh. 
wirkte  und  schrieb  auch  Macrobius  Theodosius,  von  welchem 
wir  eine  Erläuterung  zu  Ciceros  Traum  des  Scipio  in  zwei 
Büchern,  sowie  sieben  Bücher  Saturnalia  (lückenhaft)  besitzen. 
Letzteres  ganz  aus  älteren  Quellen  geschöpfte  Werk  reiht  eine 
Menge  stofflich  oft  sehr  wertvoller  Auszüge  über  literarische 
Fragen,  ganz  vorzugsweise  zu  Virgil,  über  italischen  Götterglauben, 
römische  Sitten,  Altertümer  u.  dgl.  nach  sachlichen  Gesichts- 
punkten an  einander,  im  äußerlichen  Rahmen  eines  Gesprächs 
zwischen  gelehrten  Freunden. 

1.  Name  in  den  Saturn,  nach  dem  Bamberg,  s.  IX:  Macrobius  Theo- 
dosiu8  v.  c.  et  ill,  nach  dem  Paris.:  Ambrosius  Theodosius  Macrobius  v.  c. 
et  ül.;  im  Somm.  Scip.  nach  Bamb.  s.  XI  und  Paris.:  Macr.  Ambr.  Theodos, 
0.  c.  et  M.;  im  B.  de  diff.  (A.  9):  (Ambrosius)  Macrobius  Theodosius.  Da 
ei  hienach  hohen  Rang  hatte,  so  wird  er  der  Macrobius  sein  welcher  J.  399  f. 
praef.  praet.  Hispaniarnm  war  (cod.  Tbeod.  16,  10,  15.  8,  5,  61),  J.  410 
procos.  Africae  (ebd.  11,  28,  6)  und  noch  im  J.  422  vir  illustr.  heißt  und 
die  Stelle  eines  praepositus  sacri  cubiculi  bekleidete  (ebd.  6,  8,  1).  Dies 
setzt  voraus  daß  er  in  späteren  Jahren  zum  Christentum  übergetreten  war : 
sonst  hätte  er  in  dieser  Zeit  letzteres  Amt  nicht  erlangen  können.  In 
seinen  Schriften  ist  er  noch  Heide  (s.  A.  8);   ihre  Abfassung  oder  Anlage 


1142  Die  Kaiserzeit.     Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

wird  daher  vor  jene  Amter  fallen  und  die  vollständige  Titulatur  des  Verf. 
erst  nachträglich  hinzugefügt  sein.     Vgl.  auch  §  450,  1. 

2.  Macbob.  sat.  praef.  11  sicubi  nos  sub  alio  ortos  caelo  latinae  linguae 
vena  non  adiuvet.  .  .  st  in  nostro  sermone  nativa  rotnani  oris  elegantia  de- 
sideretur  (vgl.  §  366,  6  Z.  4).  Seine  Begeisterung  för  Cicero  und  Virgil  und 
manche  Versehen  im  Übertragen  griechischer  Stellen  (Wissowa  aO.  15) 
macht  unwahrscheinlich  daß  eine  hellenische  oder  hellenistische  Gegend 
seine  Heimat  ist;  eher  Afrika  (LvJan,  ThVogel,  JJ.  127,  180). 

3.  Bewunderung  des  Symmachus  (§  425,  für  die  Verbindung  Macr.s 
mit  dessen  Familie  s.  auch  A.  9.  8),  des  Nicomachus  (§  428,  1)  und  Prae- 
textatus  (§  480,  1);  s.  sat.  1,  1,  4.  Alle  diese  gehören  zur  heidnischen 
Partei.  Von  Christlichkeit  ist  auch  sonst  keine  Spar  bei  Macrob.  (auch 
die  von  GFUnger  in  IwMüller's  Handb.  1,  598,  8  angeführte  Stelle  sat.  1, 
13,  15  beweist  dafür  nichts),  wohl  aber  zeigt  er  überall  warme  Teilnahme 
für  die  heidnischen  Götter  (bes.  1,  17  ff.)  und  Hinneigung  zum  Neuplato- 
ni8mus  (A.  4).  Vgl.  sat.  1,  12,  8  cum  hodieque  in  sacris  Martern  patrem, 
Venerem  genetricem  vocemus.  1,  24,  1  laudare  .  .  .  cuncti  religionem  (des 
Praetext.),  adfirmantes  htmc  esse  unum  areanae  deorum  naturae  conscium, 
qui  solu8  divina  et  adsequi  animo  et  eloqui  posset  ingenio.  Auch  von  Servins 
ist  er  ein  jüngerer  Zeitgenosse  (s.  §  431,  1).    Vgl.  A.  6. 

4.  Commentar  zu  Cic.s  somnium  Scipionis:  §  184,  1,  4.  Nach  einer 
Einleitung  über  das  Verhältnis  von  Cic.  de  rep.  zu  Platon's  Staat  und  über 
die  Bedeutung  der  Träume  beginnt  der  Commentar,  welcher  die  platonischen 
Erörterungen  (über  die  Zahl,  die  Töne,  die  Seele,  die  Bewegung  der  Ge- 
stirne, die  Zonen  usw.)  in  ziemlich  willkürlicher  und  ungleichmäßiger 
Weise  an  Cicero  anknüpft.  Vgl.  1,  5y  1  diseutienda  nobis  sunt  ipsius  sonmii 
verba,  non  omnia,  sed  ut  quaeque  videbuntur  digna  quaesitu;  daher  citiert 
Macr.  oft  lange  Stellen  des  cic.  Textes,  giebt  aber  nicht  den  ganzen  Text 
Schriftsteller  werden  viele  genannt,  besonders  griechische  (LvJan  p.  xi), 
doch  mehr  zum  Prunke  als  daß  sie  wirklich  benützt  wären.  Ohne  Zweifel 
folgt  Macr.  hauptsächlich  äinem  Gewährsmann.  Anrede  1,  1,  1  Eustachi 
fili,  vitae  mihi  dulcedo  pariter  et  gloria;  2,  1,  1  superiore  commentario, 
Eustachi  luce  mihi  dilectior  fili,  usque  ad  stelliferae  sphaerae  cursum .  .  serm 
processerat.  Vollständige  Erhaltung:  2,  17,  15  sed  tarn  finem  somnio  co- 
hibita  disputatione  faciamus  hoc  adiecto  quod  conclusionem  decebit  etc.  LPbtit, 
de  Macrobio  Ciceronis  interprete  philosopho,  Par.  1866.  HLinke  in  den 
Abhh.  für  MHertz,  Bresl.  1888,  240.  PSchwbnxk,  JB.  1886  2,  810.  Über 
Macrobius  als  Neuplatoniker  s.  EZkllkb,  Phil.  d.  Gr.  8,  28,  885.  AWissowa 
aO.  37. 

6.  Titel  im  Bamb.:  Gonviviorum  primi  diei  Saturnaliorum  (ober 
diese  Form  Macr.  1,  4,  8)  liber  I,  der  Paris,  läßt  mit  Recht  conviviom» 
aus.  Aus  dem  Vorwort:  (1)  mulias  variasque  res  in  hac  vita  nobis,  Eustachi 
fili,  natura  concüiavit;  aber  nichts  gehe  über  die  Liebe  zu  den  Kindern. 
(2)  hinc  est  quod  mihi  quogue  institutione  tua  nihü  antiquius  aestimatur,  ad 
cuius  perfectionem  .  .  guidguid  mihi  vel  te  tarn  in  lucem  edito  vel  antequam 
nascereris  in  diversis  seu  graecae  seu  romanae  linguae  voluminibus  dabo- 
ratum  est,  id  totum  sit  tibi  seientiae  supeUex  etc.    (8)  nee  indigeste  .  .  con- 


§  444  Macrobius.  1143 

gemmus  digna  memoratu,  sed  variarum  rerum  disparilitas  .  .  ita  in  quoddam 
digesta  corpus  est  ut  quae  indistincte  atque  promisoue  ad  sübsidium  memoriae 
adnotaveramu8  in  ordinem  .  .  eonvenirent.  (4)  nee  mihi  vüio  vertas  si  res 
quas  ex  lecUone  varia  mutuabor  ipsis  saepe  verbis  quibus  ab  ipsis  auetoribus 
enarraiae  sunt  explicdbo,  quia  praesens  opus  non  eloquentiae  ostentationem, 
sed  noscendorum  congeriem  pollicetur.  (6)  nos  quoque  quidquid  diversa 
ketione  quaesivimus  committemus  stüo.  Entschuldigung  über  die  Sprache 
s.  A.  2. 

6.  Der  in  den  Satarn.  abgehandelte  Stoff  ist  in  Gespräche  eingekleidet 
welche  an  den  drei  Tagen  der  Saturnalien  sowie  Tags  zuvor  teils  vor 
Tisch  teils  beim  Mahle  selbst  gehalten  worden  seien,  und  zwar  von  Prae- 
textatus  (§  480,  1)  und  Freunden  desselben,  wobei  aber  der  Verf.  sich  vor- 
behält auch  über  dessen  Zeit  hinaus  zugreifen  (1,  1,  6  nee  mihi  firaudi  sit 
si  uni  aut  altert  ex  his  quos  coetus  coegit  mahura  aetas  posterior  saeculo 
Praetextati  fuit).  Er  schreibt  also  geraume  Zeit  nach  dessen  Tod  (J.  885). 
Die  Bolle  des  Gegners  hat  Euangelus,  der  namentlich  den  Virgil  angreift, 
wogegen  Eustathius  (§  430,  8)  denselben  als  Philosophen  und  geschickten 
Nachahmer  der  Griechen  preist,  Nicomachus  Flavianus  und  Praetextatus 
als  Kenmer  des  ius  augurale  und  pontificium,  die  beiden  Albinus  (vgl.  §  407,  6. 
431,  4)  als  Altertümler,  Avienus  und  Servias  die  sonstigen  Seiten.  Diese  Er- 
örterung über  Virgil  bildet  den  Hauptbestandteil  des  Werkes:  daneben  wird 
in  den  eigentlichen  Tischgesprächen  ein  buntes  Allerlei  von  Gegenständen 
abgehandelt. 

7.  Quellen  der  Saturnalien.  Dem  Macrobius  eigentümlich  ist  nur 
die  Einkleidung  und  Einteilung  des  Werkes,  und  auch  bezüglich  der  ersteren 
ist  er  von  Gellius  und  Plato  (sympos.)  abhängig:  der  Stoff  ist  durchaus  von 
Vorgängern  entlehnt,  wenn  auch  nicht  immer  wortgetreu,  so  doch  sach- 
getren  and  sorgfältig.  Im  ganzen  benützt  Macrob.  seine  Quellen  nach 
einander,  nicht  neben  einander.  Die  Namen  derer  welche  er  selbst  ge- 
braucht hat  verschweigt  er  regelmäßig  da  wo  er  aus  ihnen  entlehnt,  und 
auch  sonst  entschlüpfen  ihm  dieselben  nur  sehr  selten  (zB.  Plutarch  [und 
Apuleius?];  vgl.  7,  3,  24);  dagegen  citiert  er  die  in  seinen  Quellen  genannten 
Gewährsmänner  und  freut  sich  dieser  erborgten  Gelehrsamkeit.  Besonders 
beutet  er  Gellius  aus,  dann  verschiedene  Virgil-Commentare  (etwa  den  des 
Aeliua  Donatus,  §  409)  und  Einzelschriften  zur  Virgil-Erklärung  (dagegen 
den  Commentar  des  Servias  benützte  Macr.  nicht;  ob  die  sogen,  scholia 
Danielis  den  Macrobius  ausgeschrieben  haben?  vgl.  §  481,  2gE.),  ferner 
u.  a.  Sueton  de  anno  Born.  (§  347,  3),  den  Philosophen  Seneca;  von  Griechen 
besonders  Plutarch's  quaestt.  convivales,  welche  Macr.  in  ursprünglicherer 
Fassung  vorlagen,  dann  Athenaeos'  Deipnosophisten  (vgl.  Kübel  vor  s. 
Ausg.  1,  iiiii).  Andere  griechische  Quellen,  wie  die  problem.  phys.  et  med. 
des  sog.  Alexander  von  Aphrodisias  (in  Ideler's  phys.  et  med.  gr.  min.  1,  1), 
ein  neuplatonisches  Werk  über  Beligionsphilosophie  (Iamblichos  neql  fteav? 
Wissowa  aO.  40;  Porphyrien  tcsqI  ayaXpdxcov?  LTbaubb,  var.  libamenta 
crit.,  Münch.  1883,  23),  endlich  Bruchstücke  des  Didymos  scheinen  durch 
jetzt  verlorene  lateinische  Bearbeitungen  (zB.  die  eben  genannten  problem. 
durch  des  Apuleius  quaestt.  conviv.  [§  366,  8E.]?  s.  Links  aO.  52)  dem 
Macr.  vermittelt  zu  sein.   Vgl.  G Wissowa,  de  Macr.  Saturn,  fontt.  capita  III, 


1144  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

Bresl.  1880;  Herrn.  16,  499.  HLinke,  quaestt.  de  Macr.  Sat.  fontt,  Bres). 
1880.  S.  auch  GThilo  zu  Serv.  1,  p.  xxv.  Klotz-Halfpap,  quaestt.  Serv., 
Greifsw.  1882.   WKahl,  Phil.  Suppl.  6,  726. 

8.  Die  Handschriften  (Aufzahlung  bei  Jan  1,  lxii)  der  Saturn,  stam- 
men alle  aus  derselben  Quelle,  da  sie  dieselben  Lücken  haben.  Es  fehlt 
nämlich  Ende  von  B.  2  und  Anfang  von  B.  8,  von  B.  4  die  zweite  Hälfte 
und  von  B.  7  der  Schluß.  Die  meisten  lassen  überdies  das  vorkommende 
Griechische  weg.  Die  vollständigste  ist  Paris.  6871  s.  XI,  die  beste  ein 
Bamberg,  s.  IX,  welcher  aber  jetzt  nur  noch  B.  1  u.  2,  sowie  den  größeren 
Teil  von  B.  3  enthält.  Nah  verwandt  mit  dem  Bamb.  ist  Vatic.  Begin.  1650 
8.  IX/X  (darüber  GGoetz,  commentatiuncula  Macrob.,  ind.  schol.  Ienens. 
1889/90).  Für  den  Comm.  zum  Somn.  Scip.  ist  neben  jenem  Paris,  ein  an- 
derer Bamb.  (s.  XI)  maßgebend.  Im  Paris,  nach  B.  1  die  subscriptio:  Äur. 
Memm.  Symmachus  v.  c.  emendabam  vel  disting{uebam)  meum  (nämlich  exem- 
plum)  Ravennae  cum  Macrobio  Plotino  Eudoono  v.  c,  welche  erkennen  läßt 
wie  die  engen  Familienbeziehnngen  zwischen  den  Svmmachi  und  Macrobii 
(A.  3.  9)  langen  Bestand  hatten.    Vgl.  §  426,  9.  477,  4. 

9.  Von  der  Schrift  fDe  differentiis  et  societatibus  graeci  latinique 
verbi'  sind  nur  verschiedene  mittelalterliche  Auszüge  vorhanden,  überliefert 
bes.  im  Paris.  7186  s.  XI  und  Vindob.  (Bobiensis)  16  s.  VII/VIII,  gedruckt 
in  LvJan*s  Macrob.  1,  229  und  zuletzt  in  Keil's  GL.  5,  599.  Unterschrift  des 
Bearbeiters  im  Paris.  (GL.  6,  629):  explieuit  defloratio  de  Ubro  Ambrom 
Macrobii  Theodosii  quam  Johannes  carpserat  ad  discendas  graecorum  verborum 
regüla8  .  quoniam  Macrobius  Theodosius  librum  de  differentiis  deque 
societatibus  verborum  utriusque  linguae,  graecae  seil,  et  latinae,  composuü  .  . . 
visum  mihi  est  eundem  eiusdem  eodem  quo  ipse  usus  est  ordine  brevüer  de- 
florare  usw.  Über  Beziehungen  der  Sammlung  von  barytona  seeundum 
Macrobium  GL.  6,  655  mit  den  Cyriü-Glossen  (§  42,  7)  s.  GGoetz,  comment. 
Macrob.,  ind.  lect.  Ien.  1889/90  p.  vn.  Jene  differentiae  sind  (neben  dem  was 
in  den  zweisprachigen  Glossaren  u.  dgl.  [§  42,  7]  steckt)  so  ziemlich  die  ein- 
zigen Vertreter  der  auf  Vergleich ung  des  Griechischen  und  Lateinischen  gerich- 
teten Studien.  Vielfach  diente  das  Rhematikon  des  Apollonios  Dyskolos  als 
Quelle.  GUhlig,  BhM.  19,  39.  GFCSchÖuann,  commentatio  Macrobiana, 
Greifsw.  und  Lpz.  1871.  Widmung  (im  Vind.  16)  mittelst  einer  Zuschrift 
(Theodosius  Symmacho  suo)  an  einen  Symmachus  (Sohn  oder  Enkel  des 
Redners,  s.  §  426,  3).  Auch  das  Bruchstück  eines  unbekannten  Verfassers 
De  verbo  (aus  Vindob.  17  8.  VIII  abgedruckt  bei  Jan  p.  278,  in  Keil's  GL. 
6,  684)  benützt  den  Macr.  sehr  stark.  Gerichtet  ist  es  an  Severus,  disertis- 
simus  studiosorum. 

10.  Ausgaben  (Aufzahlung  bei  Jan  1,  Lxxxvin).  Ed.  princ.  Ven.  1472. 
Aldina  Ven.  1528.  Hervagiana  Bas.  1535;  ed.  JJPontamüs  (Leid.  1597  und 
sonst;  vgl.  Jan  p.  zzzn).  Cum  notis  JMsuBsn,  JGbonovji,  Leid.  1670.  Emen- 
davit,  app.  crit,  adnotationes  .  .  adiecit  LIanus,  Quedlinb.  1848  —  52  IL 
Recogn.  FEyssknhahdt  ,  Lps.  1868.  —  Kritisches  u.  a.:  RBestley,  BhM. 
36,  324.     BBitschopskt,  ZföG.  29,  88.  (259.  335. 

445.  Ungefähr  aus  derselben  Zeit  sind  auch  einige  küm- 
merliche  Arbeiten  für  den  Bedarf  der  Schule.     So  des  Vibius 


§  444  Macrobius.    §  446  Vibius  Sequester.    Exuperantius.       1145 

Sequester  alphabetisches  Verzeichnis  der  bei  den  gelesensten 
Dichtern  vorkommenden  Ortsnamen,  und  des  Iulius  Exuperan- 
tius  dürftige  Erzählung  des  ersten  Bürgerkrieges  nach  Sallust. 
Sonstige  Grammatiker  und  Rhetoren  aus  dieser  Zeit  sind  Rufinus, 
Donatianus,  Grillius,  Iulius  Honorius,  Papirianus  u.  a.  Auf 
welcher  Stufe  die  Grammatik  dieser  Zeit  steht  erhellt  zB.  daraus 
daß  Rufinus  ausführlich  und  unter  Berufung  auf  andere  Gewährs- 
männer sich  noch  zu  beweisen  bemüht,  die  Stücke  der  alten 
Komiker  und  Tragiker  seien  metrisch  verfaßt 

1.  Titel:  'Vibii  Sequestris  de  fluminibus,  fontibus,  lacubns,  nemo- 
ribus,  paludibus,  montibus,  gentibus  per  litteras.'  Der  Name  Vib.  Seq.  ist 
möglicherweise  eine  scherzhafte  Erdichtung  ans  Gio.  Clnent.  26  Sex.  Yttrium, 
quo  sequestre  .  .  dieebatur  esse  usus.  So  Hebbel  (A.  2),  MHebtz  (JJ.  93,  276), 
FLüdbcke;  dagegen  Bübsian  p.  in  not.  Von  den  vorkommenden  Namen 
weist  keiner  über  saec.  IV  hinaus;  und  das  völlige  Fehlen  aller  Spuren  von 
Christlichkeit,  wie  die  Unbefangenheit  womit  vom  heidnischen  Kult  als 
einem  bestehenden  gesprochen  wird  (zB.  p.  2,  12  Bu.  Älmon  Bomae,  übt 
mater  deum  VI  kal.  apr.  lavatur,  p.  12,  13  Angitiae  (nemus)  Lucaniae  würde 
sogar  auf  eine  weit  frühere  Abfassung  fahren,  wenn  die  geistige  Beschränkt- 
heit des  Verf.  nicht  geböte  dies  auf  seine  Quellen  einzugrenzen.  Vorwort: 
Vibius  Sequester  Virgiliano  filio  salutem.  Quanto  ingenio  ac  studio,  ßi 
carissime,  apud  pkrosque  poetas  fluminum  mentio  habitast,  tanto  labore  sum 
secutus  eorum  et  regiones  et  vocäbula  et  qudlüates  in  litteram  digerens,  .  . 
cum  tuae  professioni  sit  necessarium.  Berücksichtigt  sind  besonders  Virgil, 
Ovid's  Met.  und  Fasti  und  Lucan's  Phars.  Etwa  dreißig  Namen  sind  für 
ans  in  den  erhaltenen  lat.  Dichtern  nicht  nachweisbar:  Erklärungsversuche 
dieses  Umstands  von  Bübsian  p.  v  und  HBlass,  EhM.  31,  133.  Wo  der 
Verf.  über  das  Begisterartige  hinausgeht  wird  er  verschroben.  Zahlreiche 
sachliche  Fehler  zeugen  von  seiner  Unkenntnis,  der  Stil  von  seiner  Barbarei. 
Doch  ist  der  Text  in  verderbter  Gestalt  überliefert.  —  Des  Inhalts  wegen 
kann  man  vergleichen  das  von  Nicetas,  Bischof  von  Serrai  (s.  XI),  in  Verse 
gebrachte  Schulbuch  über  die  Namen  der  Meere,  Flüsse,  Seen,  Berge, 
Städte  usw.,  herausgegeben  von  LCohk,  JJ.  133,  649. 

2.  Älteste  Handschrift  und  Quelle  aller  anderen  ist  Vatic.  4929  s.  X 
(s.  §  296,  8).  —  Ed.  princ.  von  JMazochi,  Born  (o.  J.);  Aldina  (mit  Mela 
usw.),  Ven.  1614.  1618  (—  Iunt.  1619);  dann  mit  Commentar  von  FHbssxl 
(Botterd.  1711),  JJOberlin  (Straßb.  1778),  LBaudet  (mit  französischer  Über- 
setzung, Paris  1843);  bes.  recogn.  C Bübsian  (Zur.  1867;  vgl.  FLüdecks,  Gott, 
gel.  Anz.  1868,  661)  und  in  Riese1»  geogr.  lat.  146. 

3.  cIulii  Exuperantii  opusculum'  ist  erhalten  als  Anhang  einer 
Sallusths.  Paris.  6086  s.  XI,  darnach  veröffentlicht  zuerst  von  FStlbubo 
(1688),  darauf  in  vielen  Ausgaben  des  Sallust,  zuletzt  eigens  von  CBubsian, 
Zur.  1868.  Über  eine  ehemals  Basler  Handschrift  (gleich  der  jetzigen  Pa- 
riser?) und  JDoring's  Abschrift  davon  8.  MHaupt,  op.  8,  441.  FLüdkoke, 
Gott.  gel.  Anz.  1869,  77.    Auch  vgl.  TMTiitttJI  W,  l^ft    —  M&nner  des 

VKIVKKhJTY^ 


1146  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

Namens  Exuperantius  giebt  es  im  4.  und  5.  Jahrhundert  mehrere  (Bübsiam 
aO.  iv),  ohne  daß  aber  der  Verfasser  sich  mit  einem  derselben  sicher  ver- 
einigen ließe. 

4.  Dafür  daß  das  opusculum  des  Iul.  Erup.  aus  saec.  IV— V  stammt 
spricht  teils  die  Tatsache  der  ausschließlichen  Benützung  des  Sallust,  der 
um  diese  Zeit  wieder  in  der  Mode  war,  teils  die  Art  der  Benützung.  Nicht 
nur  der  Inhalt  ist  aus  Sallust  (bes.  Iugurtha  und  Historiae)  geschöpft, 
sondern  auch  zahlreiche  einzelne  Wendungen.  Dabei  zeigt  aber  der  Verf. 
nur  eine  verschwommene  Vorstellung  von  der  Verfassung  der  Republik, 
begeht  erhebliche  geschichtliche  Verstöße  (wie  Verwechslung  des  jüngeren 
Mariu8  mit  dem  alteren),  und  ist  in  seiner  Auffassung  und  Darstellung 
ebenso  gewöhnlich  wie  unbehilflich.  Dazu  Mangel  an  Sprachgefühl  in 
Wortstellung  und  einzelnen  Ausdrücken,  wie  praelium  statt  bellum,  legt» 
ac  iura  praescribere,  comportatur  exercitus  (wird  zusammengebracht)  u.  dgl. 
Vgl.  GLinkeb,  Wien.  SBer.  13,  286.    Bubsian  p.  vi. 

6.  Rufin u 8,  v.  c,  grammaticns  (litter ator  GL.  6,  565,  9)  Antiochensis, 
schrieb  commentarium  in  metra  Terentiana  und  de  compositione  et  de 
metris  oratorum:  beide  (mangelhaft  überliefert)  enthalten  von  dem  Verl 
aus  früheren  Grammatikern  gesammelte  Auszüge  und  auf  Grund  dieser  von 
Rufin.  selbst  verfaßte  Merk -Verse:  alles  zuletzt  abgedruckt  in  Keil's  GL. 
6,  554  (de  comp,  et  de  metr.  orat.  auch  in  Halm1  s  rhett.  575).  Das  comm. 
in  metr.  Ter.  ist  von  Priscian  de  metris  Terent.  benützt,  s.  Keil  aO.  553, 
über  die  Hss.  s.  denselben  aO.  549;  dazu  über  Einsidl.  338  s.  X  HHages, 
JB.  1873,  1432.  Angeführt  werden  von  spateren  Schriftstellern  Terentianus, 
Euanthius,  Victorinus,  Donatus,  Charisius,  Diomedes  und  Servius;  auch 
Firmianus  (=  Lactanz,  §  397,  2  Z.  18,  sie  dicit ,  p.  564,  7  [es  folgt  aber 
eine  Stelle  aus  Victorinus].  565,  2),  Pompeius  Messalinus  {de  numerü 
et  pedibus  oratorum  sie  dicit  p.  575,  12.  vgl.  16),  ferner  ein  Victor,  den 
wohl  auch  Priscian  meint  GL.  2,  14,  13  (a  Victore  in  arte  gratnmatica).  Ob 
auf  denselben  auch  das  Epigramm  AP.  9,  711  (Avtr^v  yecrpp<mxqy  6  £co- 
ypaqpog  rjfrsls  yqccipui,  BCy.toqoc  d\  yQcetpag  *  xbv  anonov*  elitev  *  ix0*')  8^ 
bezieht?  FBücheler,  RhM.  86,  830.  —  Dem  Rufinus  legte  man  ohne  ge- 
nügenden Grund  bei  die  22  Verse  in  sämtlichen  horazischen  Versmaßen 
auf  PasiphaS  (AL.  732.  PLM.  5,  108).  —  S.  auch  noch  §  451,  2. 

6.  rAr8  grammatica  aeeepta  (?  excepta)  ex  auditorio  Donatiani' 
(Sohn  des  Ti.  Donatus,  s.  §  431,  5),  überliefert  durch  einen  jetzt  ver- 
schollenen Bobiensis  (§  405,  5),  eine  wirre  Sammlung  von  allerhand  Gram- 
matikalien, geschöpft  bes.  aus  Charisius.  Gedruckt  in  Keil's  GL.  6,  276. 
—  Eine  Anführung  aus  Donatianus  in  senatu  pro  se  bei  Pbisc.  GL.  2,  225, 10. 

7.  Excerpta  ex  Grillii  commento  in  Cic.  libr.  de  inventione  in  Halm's 
rhett.  latt.  min.  p.  596.  Grillius  citiert  (p.  598,  20)  den  Rhetor  Eusebius 
(§  426,  3)  und  wird  selbst  angeführt  von  Priscian.  GL.  2,  36,  27  (Qrittius 
ad  Virgüium  de  accentibuß).  Auch  seine  Schreibweise  stimmt  zum  vierten 
bis  fünften  Jahrhundert.  —  Vgl.  MHaupt,  op.  8,  339.  —  Ein  angesehener 
Rhetor  zu  Rom  in  der  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  war  Flavios 
Magnus  (JBRossi,  bull,  di  arch.  crist.  1,  nr.  2  p.  14).  Ober  Iulius  Ho- 
norius  orator  s.  §  453,  5. 


§  445  Rufinus  u.  a.  Grammatiker    §  446  Marcellus  Empiricus.     1147 

8.  Pribc.  GL.  2,  27,  11  quod  testatur  Papirianus  de  orthographia. 
ebd.  593,  14  teste  Papiriano,  qui  de  orthographia  hoc  ostendit  Vgl.  ebd. 
31,  2  (auctore  Plinio  et  Papiriano  et  Probo).  503,  16  (Nisus  et  Papirianus 
et  Probus).  Über  Benützung  des  Fapir.  bei  Priscian  s.  HNbumahn,  de  Plin. 
dub.  serm.  librr.  (Kiel  1881)  55.  Auszug  aus  diesem  Werke  bei  Cassiod. 
de  orthogr.  4  —  Keil's  GL.  7,  158.  Pap.  erwähnt  selbst  ebd.  p.  161,  14  den 
Donat  und  wurde  von  Cassiodor  benfitzt  (s.  auch  dir.  inst.  30  «°  GL. 
212,  25).  Er  wird  also  frühestens  J.  400  geschrieben  haben.  Ebendem- 
selben Verfasser  gehört  wohl  an  das  kurze  im  Palatino -Vatic.  1753  s.  IX 
überlieferte  Fragment  (über  die  Aussprache  des  ti  =  zi)  mit  der  Überschrift 
'Quinti  Papirii  orthographia',  zuletzt  gedruckt  GL.  7,  216,  7.  In  dem 
Bobbio'schen  Bibliothekkatalog  s.  X  (bei  GBbckeb,  catalogi  biblioth.  antiq. 
p.  69  nr.  424)  steht  verzeichnet:  Papirii  de  cmalogia  Über  L  Und  auch 
der  Papperinus,  der  de  analogia  schrieb  (§  41,  5E.),  ist  wohl  kein  anderer; 
8.  HKbil,  de  gramm.  inf.  aet.  15;  zu  GL.  7,  135;  HHagen,  anecd.  Helv.  cclii. 
Auch  Brambach,  lat.  Orthogr.  55.  Die  von  ITohtblli  (commentarii  gramm. 
1471)  mitgeteilten  zahlreichen  Fragmente  aus  Papirianus  de  orthographia 
sind  erdichtet,  s.  HKbil  zu  GL.  7,  135. 

9.  Über  Iulius  Paris  s.  §  279,  9  u.  11.  Über  die  Scholia  Bobiensia  zu 
den  ciceronischen  Beden  s.  §  295,  4;  über  Ps.-Asconius  §  295,  3. 

446.  Unter  dem  Namen  des  Marcellus,  aus  Gallien,  ex 
mag.  officiorum  unter  Theodosius,  haben  wir  ein  Arzneibuch 
welches  seine  Hauptquelle,  den  Scribonius  Largus,  durch  eine 
Menge  abergläubischer  Zutaten  erweitert.  Bein  abergläubisch 
aber  und  zugleich  mit  Vorliebe  dem  Schmutzigen  zugewandt  ist 
die  Sammlung  von  Heilmitteln  aus  dem  Tierreich  welche  den 
Namen  des  Sextus  Placitus  (Papyriensis)  trägt  und  auch  in 
einem  Auszug  (des  Constantinus  Africanus)  uns  erhalten  ist. 
Dagegen  das  medizinische  Werk  des  Theodorus  Priscianus  er- 
strebt in  seiner  Weise  Wissenschaftlichkeit. 

1.  Vorwort;  Marcellus  vir.  iü.  ex  mag.  off.  Theodom  sen.  filiis  suis 
8.  d.  Also  schrieb  er  unter  Theodosius  II,  somit  nicht  vor  J.  408.  Er  ist 
wohl  der  Marcellus  magister  off.  im  J.  395  im  Cod.  Theod.  6,  29,  8  und 
16,  5,  29  (wo  ihm  das  Einschreiten  gegen  Nichtchristen  im  Hofdienste  auf- 
getragen wird).  Vgl.  Suidas  s.  v.  Maonellog,  pdyiotQOg  'Agnadtov  tov  ßaai- 
Xicog,  xoapos  aQStrjs  ccndarjs  etc.  Da  er  (in  der  praef.)  den  Ausonius  (den 
Leibarzt  Valentinian's,  den  Vater  des  Dichters,  s.  §  421,  1)  unter  seinen 
Mitbürgern  nennt,  so  wird  er  als  Burdigalensis  bezeichnet  (s.  A.  2),  von 
andern  nach  seiner  rein  empirischen  Richtung  Empiricus.  Arzt  war  er 
nicht.  Er  schreibt  libellum  hunc  de  empirieis  undeunde  collectis  als  guter 
Christ  für  die  Fremden  und  die  Armen. 

2.  Das  Buch  de  medicamentis :  einzige,  vielfach  unvollständige  Hs.  Lau- 
dun.  420  s.  IX,  s.  VRosb,  Herrn.  8,  30,  GHklmbeich  vor  s.  Ausg.;  aus  einer  ähn- 
lichen verschollenen,  aber  vollständigeren  Hs.  stammt  die  ed.  princ.  von  ICor- 
nabius,  Bas.  1536.  Auch  in  den  medici  antiqui  von  Aldus  u.  Stbphanus,  s.  §  55, 5 


1148  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

und  jetzt  bes.  ed.  GHelmbeich,  Lps.  1889.  Es  zahlt  in  36  Kapp,  einfache,  zusam- 
mengesetzte und  zauberische  Mittel  gegen  alle  Krankheiten  vom  Kopfe  bis  zu 
den  Zehen  auf.  Angebliche  Quellen:  non  solum  veteres  medicinae  artis  anderes 
latino  dumtaxat  sermone  perscriptos  (§  65,  S)  . .  lectione  scrutatus  sum  sed  etiam 
ab  agrestibus  et  plebeiis  remedia  fortuita  atque  simplieia  quae  experimentis 
probaverant  didici.  In  Wahrheit  hat  er  gewöhnlich  zuerst  den  Scribonius 
Largus  (§  294,  2)  ausgeschrieben  und  daran  in  freier  Wiedergabe  aus  an- 
deren Quellen,  bes.  der  Medicina  Plinii  (§  411;  Tgl.  das  Verzeichnis  des 
aus  Scribon.  u.  Ps.-Plin.  Entlehnten  in  Helhbeich's  Ausg.  p.  410),  aber  auch 
aus  jüdischem  Aberglauben  (Dens  Sabaoth  usw.,  VRosb,  Herrn.  8,  26),  eine 
Masse  anderer  Mittel  angereiht,  namentlich  auch  volkstümliche  Heil-  und 
Zauberformeln.  Bemerkenswert  sind  die  zahlreichen  Pflanzennamen  (E Meter, 
Gesch.  d.  Botanik  2,  306),  teilweise  mit  ihren  keltischen  Bezeichnungen 
(zB.  p.  48:  herba  quae  graece  chamaeacte,  latine  ebulus,  gallice  odocos  dicitur); 
JGrikm,  über  Marcellus  Burdig.,  kL  Sehr.  2,  114.  152.  Schluß  des  Vor- 
worts: epistulas  quoque  eorum  quorum  Studium  aemulatum  me  esse  seripsi 
huic  operi  .  .  adieci  (A.  3).  .  .  versiculis  quoque  lusimus  migmatum  et  spe- 
cierum  digestione  compositis.  .  .  quod  opusculum  in  infima  parte  huius  codicis 
collocavi  (8.  A.  4),  et  ut  sermone  nostro  opera  haec  .  .  claudantur  et  nugas 
nostras  multiplex  foliorum  celet  obiectus. 

3.  Nach  der  praef.  und  einer  Übersicht  der  griechischen  und  römischen 
Maße  folgen  Epistulae  diversorum  de  qualitate  et  observatione  medicinae 
(vgl.  A.  2),  zuerst  des  Hippokrates  (vielmehr  des  Diokles)  an  König  An- 
tiochus  (Antigonus),  von  Largius  Designatianus  (vgl.  §  294,  2)  für  seine 
Söhne  übersetzt,  dann  eiusdem  dlia,  eiusdem  Hippocratis  ex  graeco  translata 
ad  Maecenatem,  Plinii  Secundi  (§  411,  1)  ad  amicos  de  medicina,  des  Scri- 
bonius  Largus  an  Callistus  (§  294,  3),  unter  der  unrichtigen  Überschrift 
Cornelius  Celsus  G.  Iulio  Cällisto  s.  d.;  sodann  Cornelius  Celsus  Puüio 
Natali  s.  d.  (beginnend:  Lectis  duobus  libris  compositionum  graecis,  P.  &., 
quos  misisti  mihi  ut  in  latinum  sermonem  Converter em,  libenter  parui  tuae 
voluntati  etc.);  endlich  Epistula  Vindiciani  comitis  archiatrorum  ad  Valen- 
tinianum  Imp.;  s.  §  432,  12. 

4.  Jenes  poetische  Nachwort  (s.  A.  2)  zählt  in  78  Hexametern  alle 
möglichen  Arzneimittel  auf.  Schlußwunsch  an  den  Leser:  quotque  his  sunt 
versus,  tot  agant  Uta  tempora  Ianos.  Willkürliche  Prosodie  der  griech. 
Namen,  zB.  Abdera  (5).  Vgl.  EMbybr,  Gesch.  d.  Botanik  2,  301.  Abgedruckt 
in  Ausgaben  des  Marcellus  wie  des  Celsus,  öfters  unter  dem  Namen  des 
Vindicianus  (§482, 12)  oder  gar  des  Serenus  Sammonicus;  in  Ribse's  AL.  910. 
—  Zu  Marc.  Emp.  s.  GHelmrbich,  BlfbayrGW.  18,  392.  460. 

6.  Überschrift  nach  den  Hss.:  Sexti  Placiti  Papyriensis  de  medicina 
ex  animalibus  liber.  In  34  Kapiteln  (vgl.  A.  6)  werden  von  22  Saugetieren 
(c.  17  de  puello  et  puella  virgine),  dann  von  12  Vögeln  Mittel  für  alle  mög- 
lichen Übel  aufgeführt,  so  daß  gewöhnlich  mit  dem  Hirn  des  betr.  Tieres 
begonnen  und  allmählich  zu  den  Extremitäten  hinabgestiegen  wird.  Unter 
den  Übeln  nehmen  Impotenz,  Unfruchtbarkeit  u.  dgl.  eine  hervorragende 
Stelle  ein,  unter  den  Heilmitteln  die  partes  obscenae,  Excremente  usw. 
Daß  der  Verf.  einige  Mittel  selbst  mit  Erfolg  angewendet  haben  will  (27,  2 
ygl.  2,  12)  beweist  bei  deren  Beschaffenheit  nicht  daß  er  ein  Arzt  war.  — 


§  446  Marcellus  Empiricus.    §  447  Feldmesser.  1149 

Da  der  Verf.  Plinius'  nat.  hist.  (bes.  B.  28)  zur  Hauptquelle  hat,  so  wird  er 
ein  Lateiner  sein.  Vgl.  17,  19  dicens:  Tollo  te  ut  üle  Gaius  febribus  Übe- 
retur.  24,  12  Ad  pedicülosos,  quem  affectum  Graeci  phihiriasin  nominant. 
Vgl.  16,  22  Ad  phthiriacos,  i.  e.  pedicülosos.  Nichts  beweisen  hiegegen  die 
zahlreichen  griechischen  Kunstausdrücke  und  die  Rechnung  nach  Drachmen 
und  Obolen  (als  Gewicht);  vgl.  Hultbch,  Metrol.  114.  Unmittelbare  Zeit- 
andeutungen enthalt  die  Schrift  nicht;  indessen  ihr  abergläubischer  Cha- 
rakter neben  leidlicher  Einfachheit  und  Richtigkeit  der  Sprache  empfiehlt 
sie  in  saec.  IV  zu  setzen  (vgl.  auch  18  de  catta  seu  feie).  Wenn  freilich 
schon  in  der  vollständigen  Schrift  Octavian  zu  einer  sagenhaften  Gestalt 
verflüchtigt  war  (s.  A.  6),  so  müßte  dieselbe  für  viel  später  gehalten  werden. 

6.  Der  Anfang  fehlt  und  lautet  im  Auszuge  des  Constantinus  Afri- 
canus  (ums  J.  1087):  Regt  Aegyptiorum  Octaviano  Aug.  salutem.  Plurimis 
exemplis  expertus  sum  victoriam  tuarn  et  prudentiam  tuam,  tarnen  arbitror 
numquam  incidisse  in  manüs  tuas  tantae  utilitatis  virtutem,  quae  ab  Aescu- 
lapio  acceptas  etc.  Mit  der  Widmung  ist  von  Sex.  Plac.  auch  das  erste 
Kap.  (de  taxione)  verloren  und  nur  durch  den  Verkürzer  erhalten,  falls  es 
nicht  spätere  Zutat  ist,  dergleichen  sich  in  dem  Schriftchen  zahlreiche 
finden.  —  Ausgaben  von  FEmebicüs  (Nürnb.  1538),  ATorinus  (Bas.  1638), 
GHümmklbkbo  (Zur.  1539),  in  den  Sammlungen  von  Stephanus,  Rivinus  und 
Ackermann  (§  55,  6);  bei  Ackermann  steht  der  Text  p.  23,  die  Epitome  dea 
Constantinus  p.  115. 

7.  Von  dem  archiater  Theodorus  Priscianus,  einem  Schüler  des 
Vindicianus  (§  432,  12),  besitzen  wir  noch  fünf  Bücher  Medicinae  prae- 
sentaneae,  eine  lateinische  Bearbeitung  einer  (nicht  erhaltenen)  griechi- 
schen Schrift  desselben  Verfassers.  Derselbe  bekennt  sich  noch  zum  alten 
Glauben.  Angeführt  wird  er  schon  von  Alexandros  aus  Tralles  (saec.  VI). 
Unvollständig  herausgg.  von  SGelenius,  Bas.  1532,  gleichzeitig  (hier  heißt 
der  Verf.  fälschlich  Q.  Octavius  Horatianus)  von  HNeubnab,  Straßb.  1532, 
dann  von  JMBernhold  (I,  Ansbach  1791),  vollständig  im  Experimentarius 
medicinae,  Straßb.  1544.  Auch  in  den  medd.  vett.  von  Aldus,  Ven.  1547 
f.  291.  —  Verloren  ist  des  Th.  Pr.  Antidotarium  und  sein  Buch  de  simplici 
medicina.  EMeteb,  Gesch.  d.  Botanik  2,  286.  Dagegen  trägt  mit  Unrecht 
seinen  Namen  ein  schlecht  geschriebenes  Schriftchen  Diaeta  (20  Kapitel), 
herausgg.  v.  GESohbeineb  (Halle  1632)  und  sonst.  Choulant,  Handb.  der 
Bücherk.  216.  —  Emendationen  zu  Th.  Prise,  von  KPauckbr,  ZföG.  25,  577. 

447.  Ungefähr  in  dieser  Zeit  lebten  einige  Erklärer  älterer 
Werke  über  Feldmeßkunde,  wie  Aggenus  Urbicus  und  Innocentins. 

1.  Von  Aggenus  Urbicus  haben  wir  commentum  de  agrorum  quali- 
tate  (zu  Frontinus,  §  327,  3;  rdie  jämmerliche  Arbeit  eines  christlichen 
Schulmeisters',  Lachmann  aO.  2,  104),  gedruckt  in  Lachmann 's  u.  a.  Schrr. 
d.  röm.  Feldmess.  1,  1—58;  ferner  de  controversiis  agrorum  ebd.  1,  59—90. 
Vgl.  über  colon.  I  (ebd.  1,  246)  ex  commentario  Urbici  edictorum  VI  Caesaris 
Quinto  Pedio  Gamidiano  quae  oppresit  illa  agrorum. 

2.  Schrr.  d.  röm.  Feldm.  1,  810  unter  der  Oberschrift:  Ex  libro  XII. 
Inno cent ius  v.  p.  (vir  perfectiss.)  auetor  de  UUeris  et  notis  iuris  expo- 


1150  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

nendis.  Casa  per  A  nomen  hdbens  etc.  Casa  per  B  nomen  Habens  usw. 
Vgl.  Budobff  aO.  2,  406  'die  casae  litterarum,  .  .  das  sonderbarste,  durch 
langen  Schulgebratich  am  meisten  mitgenommene  Stück  der  ganzen  Feld- 
messersammlung' in  ganz  verwildertem  Latein,  s.  ebd.  408.  Vgl.  de  sub 
rivo  latus  (von  der  Bachseite)  p.  316,  17  u.  a.  ebd.  A.  452.  Derselbe  ist 
nicht  mit  dem  Juristen  Innocentius  am  Ende  des  3.  Jahrh.  (PKbügbr,  Q.  u. 
Litt.  d.  röm.  R.  260)  zu  verbinden.  —  Ähnliches  aus  einer  Mailänder  Ha. 
s.  X  in  den  Berl.  SBer.  1861,  1014.  —  Über  Frontin.  Strateg.  B.  4  s.  §  327,6. 

448.  In  gebundener  Form  verfaßte  um  diese  Zeit  der  gal- 
lische Rhetor  Severus  Sanctus  Endelechius  zu  Rom  in  zier- 
lichen asklepiadischen  Strophen  und  flüssiger  Sprache  sein  an- 
mutiges Idyll  de  mortibus  boum.  Gleichfalls  um  den  Beginn  des 
fünften  Jahrhunderts  richtete  Augustins  Landsmann  und  Schüler 
Licentius  von  Rom  aus  an  seinen  nach  Afrika  zurückgekehrten 
Lehrer  ein  Gedicht  von  154  Hexametern,  gespickt  mit  Phrasen 
alten  und  neuesten  Gepräges,  von  wirrem  Gedankengange  und 
sehr  unklassischem  Versbau.  Auch  von  einem  andern  Zeitgenossen, 
Audax,  sind  einige  schülerhafte  Verse  auf  Augustin  erhalten. 
Dagegen  sind  untergegangen  die  Satiren  welche  Lucillus  ver- 
faßt hatte. 

1.  Aus  unbekannter  Quelle  gab  PPithoeus  (vett.  aliquot  Galliae  theo- 
logorum  scripta,  Par.  1586,  144  «  Epigramm.  Lugd.  1596,  673)  ein  christ- 
liches Idyll  heraus  mit  der  Überschrift  Incipit  Carmen  Severi  SancH  id  est 
Endeleichi  rhetoris  de  mortibus  boum.  Vielleicht  nahm  der  Verf.  erst  nach 
seinem  Übertritt  zum  Christentum  den  Namen  Severus  Sanctus  an  (anders 
EBähbenb,  BhM.  31,  264).  Ohne  Zweifel  ist  er  e*ine  Person  mit  dem  orator 
Endelechius  der  im  J.  395  zu  Rom  in  foro  Martis  unterrichtete  (s.  §  367, 7). 
Freundschaft  mit  Paulinus  Nol.;  s.  dessen  epist.  28,  6  alius  libellus  ex  his 
est  quos  ad  benedictum  i.  e.  ehristianutn  virum,  amicum  meum  Endelechwm 
scripsisse  videor  (die  Lobrede  auf  Theodosius,  s.  §  437,  1).  .  .  is  enim  mihi 
auctor  huius  .  .  opusculi  fuit,  sicut  ipsius  epistola,  quae  libello  meo  pro  the- 
mate  praescribitur ,  docet.  Sehr  wahrscheinlich  ist  daß  End.  Gallier  war: 
s.  21  haec  tarn  dira  lues  serpere  dicitur.  pridem  Pannonios,  lllyrios  quoque 
et  Beigas  graviter  stravit  et  impio  cursu  nos  quoque  nunc  petit.  Vgl.  JBkrnayb, 
Chronik  des  Sulp.  Sev.  S.  2  (—  ges.  Abhh.  2,  83). 

2.  Das  Gedicht  ist  ein  Gespräch  zwischen  Hirten.  Auf  Befragen  des 
Aegon  giebt  Buculus  als  Ursache  seiner  Traurigkeit  den  Verlust  seiner 
Herde  durch  die  Binderpest  an,  welche  er  beweglich  beschreibt.  Da  treibt 
Tityrus  seine  gesunde  Herde  vorbei  und  giebt,  auf  die  Frage  nach  dem  Schutz- 
mittel das  er  angewandt,  zur  Antwort:  Signum  quod  perhibent  esse  crucis 
dei,  .  .  mediis  frontibus  additum,  cunetarum  pecudum  certa  salus  fuit  (vgl. 
Greg.  Tub.  3,  18),  worauf  sich  Aegon  und  Buculus  alsbald  entschließen 
selbst  auch  Christen  zu  werden.  Das  Versmaß  der  83  Strophen  ist  das 
von  Horaz  c.  1,  6.    Ißt  die  Seuche  die  lues  panier  boum  atque  kominum 


§  448  Endelechius.   Licentius.  1151 

von  welcher  Ambrosius  spricht  (comm.  in  Lucam  10,  10),  so  wäre  das  Ge- 
dicht noch  aus  saec.  IV;  vgl.  auch  §  432,  8,  Z.  11.  —  Gedruckt  ist  das 
Gedicht  außer  bei  Pithobub  (A.  1)  zB.  bei  Wbbksdobf,  PLM.  2,  218,  in 
Ribsb's  AL.  893 ;  Sonderausgaben  von  FPifeb  (Gott.  1836)  und  JAGilbs 
(Lond.  1838). 

3.  Licentius  (Sohn  des  Romanianus  welchem  Augustin  seine  Bücher 
de  academicis  widmete,  §  440,  5 ;  Tgl.  Aug.  epp.  27,  4),  Schüler  des  Augustin, 
in  Karthago,  Born  und  Mailand,  aber  nach  dessen  Bückkehr  nach  Afrika 
in  Rom  zur  Fortsetzung  seiner  rhetorischen  und  poetischen  Studien  zurück- 
geblieben (vgl.  auch  Auo.  c.  acad.  2,  3.  3,  1.  de  ordine  1,  2.  5.  8),  richtete 
von  Rom  aus  an  Augustin  einen  (nicht  erhaltenen)  Brief  und  das  Gedicht 
(in  Aug.  ep.  39  =■  26,  daraus  abgedr.  bes.  in  Wernsdorf's  PLM.  4,  616  und 
bei  Bähbens,  FPR.  413),  worin  er,  von  den  Schwierigkeiten  ausgehend  die 
ihm  der  über  Musik  handelnde  Teil  von  Varro's  Encyklopädie  mache,  den 
alten  Lehrer  um  Rat  und  Zusendung  seines  Werkes  de  musica  bittet,  und, 
in  zusammengestoppelten  Phrasen  wohlfeile  Gelehrsamkeit  zur  Schau  tragend, 
sich  als  strebsamen  aber  eiteln  Rhetorschüler  kennzeichnet.  Biblische  Wen- 
dungen v.  44.  102.  Daneben  aber  v.  26  clari  rector  Olympi  und  32  tibi 
notier  Apollo  cor  da  replet  (vgl.  Claudian.  81,  4  si  tne  meus  implet  Apollo), 
was  Christus  sein  soll.  Ähnlicher  Geschmacksfehler  148  conceptum  in  lucem 
vomuisti  nectareum  mtl.  Anklänge  an  Virgil  v.  52  (o  mihi  transactos  re- 
vocet  si  pristina  soles  etc.).  97.  132  f.  (non  si  mihi  murmura  centum  det 
Boreas  etc.!)  141;  an  Persms  v.  47;  besonders  aber  an  Claudianus,  zum 
Teil  so  stark  daß  sie  wie  ein  Versuch  aussehen  sich  mit  fremden  Federn 
zu  schmücken;  s.  v.  60.  98  f.  114  f.  132.  Vorzugsweise  sind  es  an  Claudian 
die  alexandrinischen  Phrasen  welche  Lic.  bewundert  und  nachahmt.  Der 
v.  98  f.  ist  aus  Claudian  de  cons.  Probini  (J.  895)  entnommen;  v.  114  aus 
desselben  bell.  Pollent.  (J.  402);  s.  LJebp's  Claudian  2,  p.  xrv.  Nicht  von 
Claudian  aber  hat  Lic.  seine  Kürzung  von  langem  o  im  Auslaut  (zB.  scru- 
tando,  omnino),  die  Messung  Pelöpum  (125),  den  Hiatus  spem  ac  (29)  u.  dgl. 

—  Da  Lic.  neben  lebhafter  Betonung  seiner  Christlichkeit  (187  sed  nos, 
praeterea  quod  ab  wta  exurgimus  urbe,  quod  domus  una  tulit,  quod  sanguine 
Ungimur  uno  saeclorum,  christiana  fides  conexuit)  zugleich  harmlos  genug 
war  zu  gestehen:  et  nunc  Bomülidum  sedes  .  .  desererem,  .  .  ni  mens  con- 
iugio  incumbens  retiner  et  euntem  (71  ff.),  und  seine  Aussichten  im  Briefe 
wohl  näher  ausmalte,  so  bemühten  sich  Augustin  und  Paulinus  von  Nola 
das  verlaufene  Schaf  zur  Herde  zurückzubringen.  S.  August»  ep.  26  Bened. 
■-  39  mi  Licentij  .  .  timeo  te  rebus  mortalibus  .  .  compediri.  .  .  imaginaUoni- 
bus  mortiferarum  voluptatum  aurem  accommodas.  .  .  ornari  abs  te  diabölus 
quaerü.  Paulikus  ep.  8  =>  46:  in  Aug.  epp.  32  =  36:  zB.  tu  thalamos  licet 
et  celsos  medüeris  honores,  .  .  vive,  precor7  sed  vive  deo;  nam  vivere  mundo 
mortis  opus;  viva  est  vivere  vita  deo. 

4.  Die  fünf  Hexameter  des  Audax  (darunter  ein  siebenfüDiger)  an 
seinem  Briefe  in  Augustin's  epp.  260  =-  139;  bei  Wbbnbdobp  PLM.  4,  614. 

—  Versus  Bassi  excosule  scripti  in  tumulo  .  .  Münice  (Monicae)  matris  scti 
Augustini,  aus  Paris.  8093  s.  IX,  in  Riebe's  AL.  670. 

5.  Rutil.  Nam.  1,  599  huius  (des  Lucillus,  des  Vaters  von  Decius,  con- 
Bularis  Tusciae  J.  416)  vulmfids  satira  ludente  Camenis  nee  Turnus  potior 


1152  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

nee  Iuvenalis  erit.  restituit  veter em  censoria  lima  pudorem,  dumgue  malos 
carpü  praeeipit  esse  bonos*  Seine  Satiren  hatten  also  ethisch-polemischen 
Inhalt.  —  Ob  in  derselben  Zeit  auch  das  heroieam  carmen  Sulpiciae  verfaßt 
wurde?  s.  §  323,  7. 

449.  Etwa  aus  dem  vierten  bis  fünften  Jahrh.  stammen 
wohl  die  in  den  Handschriften  einem  Symphosius  beigelegten 
hundert  Bätseigedichte  aus  je  drei  Hexametern.  Sprache  und 
Versbau  sind  rein  und  geschmackvoll. 

1.  Titel  in  den  Hss.  Enigmata  Sy(i)mphosii,  im  Salm.  s.  VÜ/VIII 
enigmata  Symfosi  scolastici  (ebd.  Unterschrift  expl.  enigmata  sinfosi),  im 
Petropol.  s.  VIII  ineipiunt  in  enigmate  simphosi  uel  lucani;  dazu  eine  Rand- 
bemerkung im  Palat.-Vatic.  1763  s.  IX  zum  Anfang  des  Textes:  Incanus 
firmianus  (KSchbnkl,  Wien.  Studd.  8, 147)  und  eine  Glosse  im  cod.  Cassin.  90 
s.  X:  Simposium  vel  simphosium  (simphonium  die  Hs.)  aenigma  quod  Fir- 
mianus (et  fügt  die  Hs.  hinzu)  Lactantius  composuit  (composuerunt  die  Hb.) 
bei  GGoetz,  RhM.  41,  318.  Diese  Glosse  macht  sehr  wahrscheinlich  daß 
für  jenes  vel  lucani  und  Incanus  zu  lesen  ist  vel  Lactanti  und  Lactantius 
(Goetz  aO.)  und  es  treten  zugleich  in  eine  andere  Beleuchtung  die  (sach- 
lich freilich  verkehrten)  Angaben  des  Accursius  und  Pithoeus  über  hs.  Be- 
zeugung des  'Caelius  Firmianus  Simphosius'  als  Verfassers  der  Gedichte 
de  fortuna  und  de  livore  (AL.  629.  636  JPLM.  4,  148.  153;  diese  gehören 
vielmehr  dem  Asclepiadius  und  Yomanius  aus  der  Reihe  der  XII  sapientes 
§  421,  9).  Aus  jener  Glosse  ergiebt  sich  nur  soviel  daß  man  schon  früh 
diese  100  Ratsei  dem  Lactanz  beilegte,  indem  man  sie  für  dessen  Sym- 
posium (§  397,  2  A.  und  8  B.)  ansah.  Ob  aber  diese  Ansicht,  welche 
ChAHbumann  (A.  2)  eifrig  verfocht  (daher  die  Rätsel  in  Lactanz-Ausgg.  iB. 
bei  Migne  7,  286  und  in  der  von  Fritzschb  2,  298),  richtig  sei  ist  sehr  frag- 
lich, da  es  zu  ihrer  Durchführung  eine  Reihe  halsbrechender  Hilfsannahmen 
bedarf.  —  Der  den  Rätseln  vorangehende  Prolog  von  17  Hexametern  in 
ziemlich  gewundenem  Ausdruck  will  dem  Leser  einreden  die  Sammlung 
sei  aus  dem  Stegreif  bei  einem  Saturnaliengelage  ersonnen  worden;  vgl. 
[1  haec  quoque  Symphosius  de  carmine  lusit  inepto.  sie  tu,  Sexte,  doces,  sie 
te  deliro  magistro.]  16  hos  versus  feci  subito  de  carmine  vocis.  17  da  te- 
niam,  lector,  si  non  sapit  ebria  Musa.  Der  Verf.  lebt  noch  in  den  antiken 
Anschauungen,  ohne  vom  Christentume  sich  berührt  zu  zeigen.  Der  Name 
Symposius  ist  vor  dem  4.  Jahrhundert  nicht  nachweisbar.  Ein  Citat  ans 
Symphosius  im  Büchlein  de  dubiis  generibus  (§  496,  8)  GL.  6,  677,  1  Va- 
lentinus  *nullus  mea  carmina  laudaV  («=  Symph.  19,  3):  dort  ist  mit  der 
Anführung  aus  dem  sonst  unbekannten  Valentinus  auch  der  Name  des 
Symphosius  ausgefallen.  Benutzt  ist  Symp.  in  dem  Roman  von  Apollos. 
Ttr.  (§  489,  2)  und  den  Rätseln  des  Aldhelmüs  (§  600,  2),  der  ihn  auch 
mit  Namen  nennt.  WThPaul,  de  Symposii  aenigmatis,  Berl.  1864  und 
Schenkl  (s.  A.  2)  setzen  den  Symphosius  in  saec.  IV — V;  LMüllbb  (metr. 
lat.  p.  66)  wegen  der  guten  Verse  sogar  in  saec.  II— EI.  Vgl.  auch  Hacpt, 
op.  3,  21.  Nachahmung  des  Horaz:  AZingkrls,  zu  spät.  lat.  Dichtern  1 
(lnnabr.  1873),  4.  11.  12. 


§  449  Symphosiua.    §  450  Avianus.  1153 

2.  Überliefert  in  zahlreichen  alten  (s.  VJI1  —  XI)  Handschriften, 
welche  in  zwei  Recensionen  auseinandergehen.  Älteste  Hs.  der  Paris.  10318 
(Salmasianua)  s.  V1I/VIII  (§  476),  dann  Petropolitanns  b.  VIII  (Vergleichung 
Wien.  Studd.  3,  143),  Palat.  1763.  1719  s.  IX,  SGall.  273  s.  IX,  196  s.  X  usw. 
Vgl.  AKissu,  ZföGr.  19,  483;  AL.  2,  p.  lyiu.  KSchkskl,  Wien.  SBer.  43,  11; 
Wiener  Studd.  2,  297.  3,  143.  LMüllek,  JJ.  93,  266.  JKlbin,  BhM.  23,  525. 
Barrens  vor  s.  Ausg.  —  Ausgaben:  zB.  von  PPitrobus  in  s.  Poematia 
vetera,  Par.  1590  und  öfter.  L.  Caelii  Firmiani  Lactantii  Symposium  seu 
C  epigrammata  quae  vero  suo  auctori  (A.  1)  reddidit  et  notis  ill.  ChAHeu- 
mann,  Hannov.  1722.  In  Wrrnsdorf's  PLM.  6,  2,  473.  Symp.  änigmes  revues 
sur  plusieurs  manuscripts  et  traduites  par  EFCorpkt,  Par.  1868.  AL.  286. 
PLM.  4,  364. 

450.  Ungefähr  aus  der  gleichen  Zeit  sind  wohl  auch  die 
42  aesopischen  Fabeln,  welche  Avianus  (oder  Avianius)  in 
elegisches  Maß  gefaßt  und  einem  Theodosius  gewidmet  hat.  Als 
Schulbuch  benützt,  wurden  sie  oft  abgeschrieben,  vermehrt,  para- 
phrasiert  und  nachgebildet. 

1.  Aus  dem  Vorwort:  Dubüanti  mihi,  Tkeodoai  optime,  quoinam  litte- 
rarum  titulo  nostri  nominis  memoriam  mandaremus  fabularum  textus  occurrit. 
.  .  nam  quis  tecutn  de  oratione ,  quis  de  poemate  loqueretur,  cum  in  utroque 
Utterarum  gcner e  et  Atticos  graeca  eruditione  super  es  et  latinitate  Romanos? 
huius  ergo  materiae  ducem  nobis  Aesopum  noveris,  worauf  ferner  Sokrates, 
Flaccus  (Horaz),  Babrius  und  Phaedrus  als  Vorgänger  genannt  werden 
(s.  §  27,  2).  de  his  ego  ad  XLII  in  unum  redaetas  fabulas  dedi,  quas  rudi 
latinitate  compositas  (d.  h.  wohl  cnach  einer  prosaischen  Fabelsammlung ', 
etwa  der  des  Titianus  [§  379,  8]?  OCrusius,  Lpz.  Studd.  2,  238;  JJ. 
139,  650)  elegis  sum  explicare  conatus.  Vielleicht  ist  der  Angeredete  Ma- 
crobius  Theodosius  (§  444).  Der  Verf.  heißt  hs.  (im  Genetiv)  Aviani,  also 
Avianus  oder  Avianius  (WFröhnrr,  Phil.  Suppl.  5,  60.  Avianii  s.  PRE. 
1*,  2147  und  CIL.  1,  577a.  3,  752.  6,  12877—82.  8,  oft  usw.;  vgl.  auch 
§  452,  6).     Un bezeugt  ist,  wie  man  ihn  früher  nannte,  Flavius  Avianus. 

2.  Der  Verf.  handhabt  die  Gestalten  des  heidnischen  Glaubens  (Iuppiter, 
Phoebus,  Neptunus,  Fortuna  usf.)  mit  Unbefangenheit,  erwähnt  ebenso  die 
Errichtung  von  Altären  (12,  5),  von  Götterstatuen  auf  Gräbern  oder  in 
Tempeln  (28)  und  von  Opfern  (29,  16),  spricht  kurzweg  vom  campus  (10,  3) 
und  lebte  daher  vielleicht  zu  Rom  und  in  heidnischer  Umgebung.  Das  für 
den  Stoff  wenig  passende  Versmaß  ist  richtig,  teilweise  elegant  behandelt, 
die  Sprache  ist  meist  rein,  aber  rhetorisch  gebläht,  was  den  schlichten 
Gegenständen  gegenüber  besonders  auffällt.  Am  richtigsten  setzt  man  Av. 
wohl  in  das  4.  oder  5.  Jahrh.  (Wkrnsdorf's  PLM.  5,  2,  663.  OKellkr,  PRE. 
1*,  1326;  JJ.  Suppl.  4,  410.  WFröhker  aO.  p.  xn.  LMüllku,  de  Ph.  et 
Aviano  32.  OCrusids,  Leipz.  Studd.  2,  238.  0 Unrein,  de  Av.  aetate,  Jena 
1885.  Ellis  vor  s.  Ausg.  p.  xv).  Lachmann,  de  aetate  Flavi  Aviani  (kl. 
Schrr.  2,  61)  wies  mit  Cannegieter  in  s.  Ausg.  p.  264  den  Verf.  (nach  starken 
Änderungen  und  Abzügen)  ins  zweite  Jahrhundert. 

TmüFFBL-ScHWABx,  Rom.  Lit.-Gesch.    5.  Aufl.  73 


1154  Die  Kaiserzeit.    Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

3.  Handschriften  sind  zahlreich  von  s.  IX  an  («B.  Paris.. 8093. 
SGerm.  1188,  dann  Leid.  Voss. .  Q.  86,  Karoliruh.  86,  alle  s.  IX);  vgL 
Fäöhneb1^  Babrbhs1,  Ell»1  praefE,  KScheäsi.,.  ZföG.  16,. 897.  LMülleb,  de 
Phaedr.  et  Aviani  fabb^  Lps.  18T6,  33.  JHöembb,  Wien.  Stadd..2,  158  (über 
fragm.  Sßall.  s.  XI/X1I).  —  Ausgaben  mit  Phaedrus  u.  a.  Eigens  von 
HCannkgletee-  (Amst.  1731),  CHTzbchücke  (Lpfi.  1790)r  CLachmawn  (Berl. 
1846),  WFböhser  (Lps.  1862),  EBahbens  (PLM.  5,  38),  REllis  (witb  prolegg., 
crit  app.t  commentary,  ezcurans,  index,  Lond.  1887).  — «  Kritisches:  EBahbbxs, 
miscelL  crit  176.    JEBMatob,  class.  review  1, 188..    0 Cromo«,  JJ.  139,  649. 

4.  Die  Erweiterung  der  fabulae  erfolgte  hauptsächlich  durch  Hinzu- 
fügüng  von  epimythia;  FbÖhkeb  p.  50.  Zum  Teil  verraten  sie  ihren  mittel- 
alterlichen Ursprung  schon  durch  ihre  le omni 8 che  Fassung.  Solche  hat 
auch  die  Paraphrase  (ungefähr  aus  saec.  XI)  betitelt  Novus  Avianus  (nach 
einer  Münchner  und  einer  Brüsseler  Ha.  herausgg.  von  EGbosse,  Königsb. 
1868).  Ans  saec.  XII  der  Novus  Avianus  von  Alexander  Nbcka*  (f  J.  1227), 
die  erhaltenen  Beste  bei  Fböhsbb  p.  55.  Paraphrase  des  A.  in  Prosa  und 
Versen  aus  Paris.  347°  s.  XIV  bei  Fböhnbb  p.  65. 

451.  Gleichfalls  dieser  Zeit  gehören  einige  Lehrgedichte  an, 
unter  welchen  .am  bemerkenswertesten  ist  das  eines  Ungenannten 
über  Rhetorik  (carmen  de  figuris). 

1.  Das  Carmen  de  figuris  (186  Hexx.)  wurde  aus  Paris.  7530  s.  VIII 
zuerst  veröffentlicht  von  LQuichebat  (Bibl.  de  Fecole  des  chartes  1,  51), 
dann  von  HSauppe  (Epist.  crit.  ad  GHermann.  152),  FW  Schneid  ewix  (Gott. 
1841),  am  besten  in  KHalm's  rhett.  lat.  min.  63,  unter  Benützung  der  Bei- 
träge zur  Kritik  von  HLAhbens,  ZfAW.  1843,  162,  ThBkbgk  und  ThMommbkn, 
ebd.  1845,  81,  FRitscbl,  op.  3,  802  u.  a.  Zuletzt  in  Riese's  AL.  485  und 
in  Bähbens*  PLM.  3,  272.  Es  behandelt  die  figurae  lexeos.  Jeder  Figur 
sind  drei  Verse  gewidmet,  von  welchen  in  der  Regel  einer  auf  die  Begriffs- 
bestimmung, zwei  auf  die  Beispiele  fallen.  Nach  einem  Vorwort  von  drei 
Versen  (CoUibitum  est  nobis  in  lexi  Schemata  quae  sunt  trino  ad  te,  Messt, 
pcrscribere  singula  versu  et  prosa  et  versu  pariter  f  placare  virorum)  folgen 
zuerst  die  drei  Grundbegriffe  noppa,  %<olov,  tisqi'oSos,  welche  auch  Aquila 
aus  Alexander  Numenius  hat;  dann  die  einzelnen  Figuren  in  der  alphabe- 
tischen Reihenfolge  der  griechischen  Kunstausdrücke,  in  der  Art  daß  sie 
für  jeden  Buchstaben  zuerst  ans  Rutilius  Lupus,  und  in  dessen  Ordnung, 
entnommen,  dann  aus  anderen  Quellen  (besonders  Alexander  Numenius) 
einige  nachgetragen  werden  (Dzialas,  quaest.  Rutil.  21,  vgl.  FHaasb  aO.  889). 
Von  v.  151  an  folgt  ein  weiterer  Nachtrag  von  (minder  wichtigen)  Figuren 
die  im  Vorhergehenden  übergangen  waren.  Die  Beispiele  sind  meist  treffend 
und  teils  selbstgebildet  teils  aus  griechischen  und  römischen  Schriftstellern, 
Prosaikern  wie  Dichtern,  geschöpft,  mit  denjenigen  Umgestaltungen  welche 
Anlage  und  hexametrische  Form  mit  sich  brachte.  So  aus  Sallust  (CatiL 
20,  4)  v.  8 f.,  aus  Ennins  (trag.  47  Vahl.)  v.  51  (auch  bei  Rutilius  Lupus), 
aus  Virgil  (Aen.  1,  664  f.)  v.  78,  aus  Horaz  (sat.  1,  6,  28)  im  Nachtrag  v.  179. 
Der  altertümliche  Charakter  ist  stark  ausgeprägt  und  erstreckt  sich  nicht 
bloß  auf  prosodische  Nichtbeachtung  des  auslautenden  8  und  auf  Formen 


§  451  Carmen  de  figuris.  1155 

wie  dixem?  indupetravi,  prosieb,  suasi.  sondern  auch  auf  Wortzerteilnngen 
wie  (v.  10)  peri  quam  dicunt  odos;  namentlich  mit  Lucretius  findet  vielfache 
Berührung  statt  (differitas,  bueera  saecula  u.  dgl.).  Diese  Altertümelei. ist 
so  auffallend  daß.  man  sie  gesucht  nennen  muß.  Während  daher  die  ersten 
Herausgeber  das  Gedicht  der  augustischen  Zeit .  zuteilten  hat  es  Füaase 
frühestens  in  die  der  Antonine,  WChbist  (RhM.  20,  67)  in  die  nach  den 
Antoninen  gerückt.  Noch  tiefer  herab  fuhrt  aber  die  durchgängige  Kürzung 
des  auslautenden  o,  sowie  v.  167  die  mißverständliche  Benützung  eines 
selbst  schon  tändelnden  späten  Epigramms  (AL.  392  PLM.  4,  111).  Das 
Gedicht  ist  daher  wohl  die  Spielerei  eines  im  Griechischen  (lemodes  150  — 
X7]fiwdTjg)  und  in  der  altertümlichen  wie  klassischen  Literatur  der  Körner 
wohlbewanderten  Sehulmannes  aus  der  Zeit  des  luKus  Rnfinianus,  Ausonius 
und  Paulinua  von  Kola,  als  auch  das  Abwerfen  des  auslautenden  «wieder 
vorkam,  und  der  Messius  an  welchen  das  Gedicht  gerichtet  ist  wird  Messias 
Arusianus  (§  427,  4)  sein.  MHaupt,  op.  3,  634.  FHaa.se,  Hall.  allg.  Lit.  Ztg. 
1844,  386.  Vgl.  Bresl.  Ind.  lect.  1856,  10.  LMüllbb,  metr.  p.  345  u.  RhM. 
23,  683.  MHaupt  op.  3,  559.  Ein  Schulmann  mochte  sich  auch  Wort- 
bildungen wie  parimembris  (fodxdoAos) ,  distribuela,  suffragiolum  erlauben. 
—  HKbubp,  de  cazmine  incerti  auctoris  de  figuris,  Jena  1874«  RSchmidt, 
carm.  de  fig.  qua  sit  aetate  conscriptum ,  Jena  1874. .  Über  die  Quellen 
auch  JMüller,  de  figuris  quaestt.  crit.  I,  Greifsw.  1880,  14.  —  Das  Carmen 
de  figuris,  herausgg.  von  MHaupt,  Lpz.  SBer.  2,  53,  ist  ein  Werk  des 
Marbod  (f  zu  Angers  J,  1123;  vgl.  JAFabricii  bibl.  lat.  med.  et  inf.  aet.  5, 16), 
s.  HiLDRBBJrrx  Cenoman.  opp.  ed.  Benedict.,  Par.  1708,  p.  1587. 

2.  Das  Carmen  de  ponderibus  et  mensuris,  welches,  meist  in  Hb«. 
des  Priscian  überliefert,  diesem  oft  falschlich  beigelegt  wurde,  ist  vielmehr 
wahrscheinlich  schon  am  Ende  von  saec.  IV  oder  Anfang  von  V  verfaßt 
(KScHEKKi.,  Wien.  SBer.  43,  35).  WChbist  (RhM.  20,  66)  will  es  sogar 
schon  unter  Diocletian  setzen.  Vgl.  LMüllbb,  JJ.  93,  669.  In  der  ältesten 
(und  vollständigsten)  Hb.,  dem  Vindob.  16  (Bobiens.)  s.  VIII,  fehlt  der  Name 
des  Verfassers,  in  anderen  steht:  Priseiani  Über  de  ponderibus  et  mensuris 
ex  opere  Bufini  vel  Faviani  (Leid.  Voss.  Q.  83  s.  X)  oder  Bemi  Favitii  de 
ponderibus  et  mensuris  (Guelferb.  Gud.  64  s.  X)  oder,  was  besonders  be- 
achtenswert ist,  Bemi  Favini  epistola  de  ponderibus  ex  sensu  eiusdem  clari 
auctoris  (oratoris  im  Voss.)  ad  Symmaehum  metrico  iure  missa  (Paris.  7498 
8.  IX,  Leid.  Voss.  16,  s.  LMüllbb,  JJ.  93,  568).  Demnach  ist  es  sehr  wahr* 
acheinlich  daß  ein  Bemmius  F(l)avi(a)nus  der  Verfasser  und  einer  der  jüngeren 
Symmachi  (§  426,  3)  der  Empfanger  war.  Der  Anreger  war  wohl  der  des- 
halb auch  als1  Verf.  genannte  Rufinus  (§  446,  5).  Er  konnte  mit  den  Worten 
eiusdem  clari  oratoris  im  Paris,  bezeichnet  werden,  da  in  dieser  Hs.  das 
commentarium  des  Rufinus  unmittelbar  vorausgeht  (s.  Kbil's  GL«  3,  396). 
Abgedruckt  bei  FHdltsch,  scriptt.  metrolog.  rom.  88,  dann  AL.  486  (vgl. 
ebd.  2,  p.  ix).  PLM.  6-,  71.  Über  einen  Cantabr.  s.  X  HSchbnkl,  Wien. 
Studd.  7,  841.  —  Über  das  Schulgedicht  der  XII  sapientes  s.  §  421,  9;  aber 
das  Lobgedicht  auf  Sol  §  21,  3.  476,  5gE. 

3.  In  einem  Hss. «Katalog  des  Murbacher  Klosters  vom  J.  1464  findet 
sich  verzeichnet:  Otfbrii  bueolicon.  Als  Verfasser  dieses  verschollenen  Ge- 
dichts   ist   wohl    gemeint    der   Cos.  vom   J.   395    Anicius   Hermogenianus 

73* 


1156  Die  Kaiser  zeit.     Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

Olybrius  (§  427,  4) ;  Sohn  des  S.  1074  Z.  8  genannten  Sex.  Petronias  Probus, 
Cos.  J.  371.  Ein  Epigramm  an  denselben  Olybrius  und  eines  von  ihm  ist 
erhalten  AL.  772  (vgl.  §  41,  2  Z.  27).  Über  ihn  Claudian.  ad  Olybr.  3  tarn 
prona  facultas,  carmina  seu  fundis  seu  öicerona  tonas.  EZarncke,  commentatt. 
in  honor.  Studemundi  197. 

452.  In  Nordafrika,  noch  vor  dessen  Eroberung  durch  die 
Vandalen,  verfaßte  Marti anus  Capella  seine  Encyklopädie 
der  sieben  artes  liberales  in  neun  Büchern.  Die  an  sich  schon 
seltsame  Einkleidung;  daß  die  einzelnen  Künste  bei  der  Ver- 
mählung des  Mercurius  mit  der  Philologia  auftreten,  ist  noch 
überdies  geschmacklos  durchgeführt.  Für  den  größten  Teil  des 
Stoffes  und  für  seine  Behandlung  war  Varro  Hauptquelle:  für 
die  Rhetorik  (B.  V)  besonders  Aquila  Romanus;  für  die  Geo- 
metrie und  Geographie  (B.  VI)  Solinus  und  Plinius;  für  die 
Musik  (B.  IX)  Aristides  Quintilianus.  Häufig  geht  die  Dar- 
stellung über  in  die  gebundene  Form,  gleichfalls  nach  dem  Vor- 
gange des  Varro.  Diese  Teile  sind  verhältnismäßig  genießbarer 
als  die  prosaischen,  welche  bald  durch  Dürre  abstoßen,  bald  die 
gezierte  Überladenheit  des   Apuleius  ins   Unerträgliche  steigern. 

1.  Unterschrift  im  Bamberg,  und  Reichen.  Martiani  Mvnnei  Fdicis 
Gapellae  Afri  Carihaginensis  .  .  liber  Villi  explicit.  Nach  Cassiodor  war 
.  er  gebürtig  ans  Madaura.  Über  den  Verfasser  und  sein  Werk  beißt  es 
im  Schlußwort  (9t  997):  habes  senilem  (anf  sein  Alter  spielt  der  Verf.  an 
auch  1,  2),  Martiane  (der  Sohn),  fabulam,  miseiüa  lusit  quam  lucernis  fla- 
mine  Satura;  Pelasgos  dum  docere  nititur  artes  creagris  vix  amicas  Atticis 
sie  in  novena  decidit  volumina.  haec  quippe  löquax  .  .  immiscuit  Musas 
deosque,  disciplinas  cyclicas  garrire  agresti  cruda  finxit  plasmate.  .  .  Felicia 
sed  OapeUae  flamine  (vgl.  8,  806  ne  tu  Felix  vel  Capella  vel  quisquis  es), 
indocta  rabidum  quem  vldere  saecüla  iurgis  caninos  bläteratus  pendere,  pro- 
consülari  f  vero  dantem  eulmini,  .  .  beata  alümnum  ürbs  Elissae  quem  videt 
iugariorum  mureidam  viciniam  parvo  obsidentem  vixque  respersum  lucro, 
nietante  cura  somnolentum  lucibus  .  .  testem  (die  Satura)  ergo  nostrum  quae 
veternum  prodidit  secute  nugis  nate  ignosce  lectitans.  Der  Verfasser  war 
also  Sachwalter  (vgl.  6,  577  ex  quo  desudatio  curaque  destrictior  tibi  forensis 
rabülationis  partibus  inligata  aeiem  .  .  obtudit)  in  Afrika  (Karthago)  so 
lange  es  dort  noch  Proconsnln  gab,  also  vor  Geiserich's  Eroberung  von 
Karthago  (J.  439)  oder  Landung  in  Afrika  (J.  429),  und  lebte  in  beschei- 
denen Verhältnissen.  Damit  stimmt  auch  die  Bezeichnung  Karthagos  6,  669 
als  inclita  pridem  armis,  nunc  felicitate  reverenda.  Fraglich  bleibt  wie 
lauge  vor  J.  439,  bez.  J.  429  Martianus  anzusetzen  ist  Nur  kann  er 
(da  er  die  Arbeiten  des  Aristides  Quintilianus  und  Aquila  benützt  oder 
angefahrt  hat,  s.  A.  8)  nicht  vor  dem  vierten  Jahrhundert  geschrieben 
haben.  Noch  am  wahrscheinlichsten  ist  daß  6,  637  caput  gentium  Borna 
armis  viris  sacrisque  quam  diu  viguit  caeliferis  laudibus  conferenda  auf  die 


§  452  Martianus  Capeila.  11Ö7 

Zeit  nach  der  Eroberung  Borns  durch  Alarich  (J.  410)  deutet.  Ganz  auffällig 
freilich  heißt  es  bei  einem  Schriftsteller  des  4/5.  Jahrhunderts  von  Kon- 
stantinopel: ülic  promunturium  Ceras  chryseon  Byzantio  oppido  celebratum, 
quod  a  Byrrhachio  dccxi  milibus  distal,  was  sich  nur  als  ein  gedanken- 
loses Herübernehmen  aus  der  Quelle  (8olin.  p.  76,  10  «=  Plin.  NH.  4,  46) 
verstehen  läßt.  Martianus  übergeht  das  Christentum  (außer  etwa  durch 
saerisqy.e  aO.)  ganzlich :  damit  stimmt  die  behagliche  Breite  womit  die  Ein- 
kleidung angesponnen  ist.  —  Vgl  LMdlleb,  JJ.  93,  705.  PLüdecke,  Gott, 
gel.  Anz.  1867,  82. 

2.  Die  beiden  ersten  Bücher  enthalten  die  Einkleidung.    Die  personi- 
fizierte Satura  bat  dem  Verf.  die  ganze  Geschichte  eingegeben:  1,  3  (s.  u.); 
6,  576   ut   lepidula   est  et  quae  totam   fabellam   ab   inchoamentorum  motu 
liminegue  suseeperit,  Satura  iocabunda  .  .  .;  8,  806  Satura  illa  quae  meos 
semper  eurae  habuit  informare  sensus,  807  Satura  .  .  lepidula  (809)  .  .  in- 
risoria  semper  lepidaque  versutia  inter  insana  semper  deridens  vatum  tumores 
dicabulis  caviUantibus  usw.     Danach  sieht  der  Verf.  sein  Werk   für  eine 
Satura  an  und  zwar  wegen  der  Mischung  von  Prosa  und  Versen  (A.  5)  als 
eine  Art  von  satura  menippea.     Von  der  varronischen  unterscheidet  sich 
natürlich  die   martianische  wesentlich,   schon  in  der  ganzen  Tendenz,   s. 
§  28,  3.  —  Fabellam  tibi  quam  Satira  comminiscens  hiemali  pervigilio  mar- 
cescentes  meeum  lucemas  edocuit  .  .  explicdbo.    Cum  inter  deos  fierent  Sacra 
coniugia  (1,  3),  .  .  Cyllenius  .  .  uxorem  äucere  instituit  (l,  6).    Nach  dem 
Scheitern  verschiedener  Bewerbungen  macht  sich  Mercur  auf  den  Weg  um 
den  Apollo  zu  befragen.   Dieser  empfiehlt  ihm  eine  doctissima  virgo  Namens 
Philologia.    Mercur  stimmt  zu  und  holt  die  Heiratserlaubnis  ein.    Die  Braut 
wird  in  den  Götterstand  erhoben,  nach  einigem  Strauben  in  den  Himmel 
abgeholt,    unter    Gesängen   der  Musen,   muß  aber   zuvor  all    ihre    Buch- 
gelehnamkeit  von  sich  geben  (2,  135).    Die  Reise  geht   über  die  Milch- 
straße, and  nach  allerlei  Feierlichkeiten  wird  der  Ehe  vertrag  abgeschlossen 
(2,  217).     Die  Ausführung  erinnert  stark  an  Apulei.  Met.,  ist  aber  in  ge- 
schmacklosester Weise  mit  gelehrten  Einzelheiten  überladen.    Das  zweite 
Buch   schließt:   nunc  ergo  mythus  terminatus,  infiunt  artes  Ixbelli  qui  se- 
quentes  asser  ent.   nam  fruge  vera  omne  fictum  dimovent  et  disciplinas  annota- 
bunt  sobrias  etc.    Aber  gleich  zu  Anfang  von   B.  3  bereut  der  Verfasser 
diesen  Vorsatz  und  entschließt  sich  auch  im  weiteren  die  Einkleidung  bei- 
zubehalten.   Die  einzelnen  Fächer  werden  daher  als  Personen  im  Hofstaate 
des  Bräutigams  (dotales  virgines  8,  810;    Mercwriales  9,  897.   899)  einge- 
führt und  ins  einzelnste  hinein  ausgemalt,  manchmal  nicht  ohne  Witz,  da- 
neben aber  wird  ihr  Gegenstand  in  trockenster  Weise  abgehandelt,  in  B.  3 
die  Grammatik,  4  Dialektik,  5  Rhetorik,  6  Geometrie,  7  Arithmetik,  8  Astro- 
nomie, 9  Musik  (Medizin  und  Architektur,  die  beiden  von  Varro  noch  zu- 
gefügten Fächer,  kommen  nicht  zum  Wort,  s.  9,  891).    Inhaltsangabe  bei 
Ebebt,  LdMA.  l8,  483.    Durch  die  übermäßige  Ausdehnung  der  Einkleidung 
(noch  zuletzt  geleitet  Harmonia  die  Braut  in  das  Ehegemach)  und  die  häu- 
fige Einfügung  von  Stücken  in  gebundener  Form  tritt  der  Gegensatz  mit 
der  Dürre   der  sachlichen  Darlegungen  nur  um   so  greller  hervor  und  ge- 
winnt das   Ganze    eine   widerliche  Buntscheckigkeit.     Die  Ordnung    worin 
die    einzelnen  Fächer    aufgeführt  werden    ist  dieselbe   wie   bei   Varro  (s. 


1158  Die  Kaiserzeit.     Viertes  bis  fünftes  Jahrhundert. 

§  166,  6,  a)  und  auch  die  Zahl  der  Bücher  die  gleiche,  indem  der  Weg- 
fall der  Medizin  und  Baukunst  ersetzt  wird  durch  die  zwei  Bücher  Ein- 
leitung. Es  ist  daher  glaublich  daß  auch  der  Titel  derselbe  war  (Disciplinae). 
Am  Ende  von  B.  2  aber  hat  Bamberg,  die  subscriptio:  Martiani  Minna 
Felicis  CapeUae  de  nuptiie  phüologiae  lib.  II  explicit,  und  darauf  die  Über- 
schrift: incipit  de  arte  grammatica  lib.  III. 

8.  Über  die  oft  sehr  nachlässig  und  ohne  Sachkenntnis  (s.  u.)  benutz- 
ten Quellen  der  einzelnen  Bücher  s.  Eyssenhardt's  Ausg.  p.  xxxi,  über  die 
Quellen  von  B.  3  s.  Jübgbnsen  (A.  9).  Die  Einkleidung  (B.  1.  2)  ist  wohl 
des  Verf.  eigene  Erfindung,  aber  auch  schon  hier  ist  manche  ungewöhnliche 
(zB.  den  Orphikern  eigene)  Aussage  über  die  Götter  hauptsächlich  dem 
Varro  entnommen.  So  namentlich  die  gelegentliche  Gleichsetzung  der 
Götter  mit  Gestirnen  und  die  damit  zusammenhängende  Verteilung  der- 
selben in  16  Regionen.  Auch  sonst  hat  es  Wahrscheinlichkeit  daß  Mart. 
den  Varro  unmittelbar  benützt  hat  (bes.  B.  7  u.  8).  In  der  Ehetorik  ist  für 
die  Lehre  von  den  Figuren  Aquila  (§  388)  ausgeschrieben;  Fortanatianus 
aber  (§  427,  5)  kann  ebenso  gut  aus  Mart.  oder  dessen  Quelle  geschöpft 
haben  wie  umgekehrt,  doch  spricht  die  größere  Ausführlichkeit  in  den  betr. 
Abschnitten  des  Fortunatianus  mehr  für  Benutzung  desselben  durch  Mar- 
tianus.  Das  Werk  welches  dem  des  Mart.  aus  der  späteren  Literatur  am 
nächsten  verwandt  ist,  sind  die  Disciplinarum  libri  des  Augustinus  (§  440, 7). 
—  B.  6  ist  aus  Plinius  und  Solinas;  s.  FLüdbcke,  de  M.  C.  libro  sexto, 
Gott.  1862;  Gott.  gel.  Anz.  1867,  88.  Wo  sich  die  Art  der  Quellenbenützung 
nachprüfen  läßt  zeigt  sich  überall  Flüchtigkeit  und  Mangel  an  Sach- 
kenntnis. So  besonders  in  der  Darstellung  der  Harmonik  und  Rhythmik 
(B.  9),  welche  aus  Aristides  Quint.  (neben  ihm  noch  lat.  Quellen,  zB.  Varro?) 
größtenteils  wörtlich  übersetzt  ist,  mit  zahlreichen  Mißverständnissen;  8. 
BWestphal,  griech.  Rhythmiker  (1861)  47.  HDbitxss,  Studien  zu  den  griech. 
Mus.,  üb.  d.  Verhältnis  des  Mart.  Gap.  zu  Amt.  Quint.,  Posen  1881. 

4.  Die  Beispiele  sind  meist  aus  Cicero  (besonders  in  B.  6)  entnommen, 
nächstdem  aus  Virgil,  Terenz,  auch  aus  Sallust,  Ennius  n.  a.,  die  jüngsten 
aus  Septimius  Serenus  (§  353,  5)  und  TerentianuB  (§  373a,  1).  Die  Prosa 
des  Mart.  erinnert  in  vieler  Hinsioht  besonders  an  Apuleius,  doch  erscheint 
dieser  schlicht  gegenüber  Martian's  unversieglichem  Wortschwall,  welcher 
den  völligen  Mangel  'an  plastischer  Gestaltungskraft  ersetzen  soll  und  in  einem 
unleidlichen  Gemisch  von  Abstraktionen,  Alt-  und  Neulatein,  poetischen  und 
prosaischen  Wendungen  nur  auf  ein  halbes  ungefähres  Verständnis  des 
umnebelten  Lesers  rechnend  die  schulmeisterliche  Verschrobenheit  des  Verf. 
bekundet.  Die  Sprache  der  poetischen  Stücke  zeigt  besonders  Nachahmung 
Virgü's,  8.  Stangb  aO.  46.  Im  allg.  s.  über  die  Sprache  M/s  CBöttiobr  aO.  620. 

6.  Jedes  Buch  wird  durch  ein  Stück  in  gebundener  Form  eröffnet  und 
meist  auch  geschlossen.  Daneben  finden  sich  nicht  nur  mannigfach  Ge- 
dichte eingelegt  (bes.  B.  2  u.  9)  sondern  auch  sonst  geht  die  Rede  öfters 
in  poetische  Darstellung  über,  sogar  bei  den  trockensten  Erörterungen  (wie 
3,  289).  Am  häufigsten  sind  Daktylen  (Hexameter,  Distichen,  sogar  einmal 
28  Pentameter  %ata  axl%ov  9,  907  fll.;  auch  stichische  Adonii  2,  126)  und 
lamben  (Senare,  Dimeter):  außerdem  finden  sich  choriambische  (Asklepia- 
deen,    Tetrameter   wie   bei   Auson.    BiBSula  6   p.  226  Seh.),   phalaekische, 


§  462  Martianus  Capeila.  1159 

ionische,  anapaestische  und  trochaeische  Verse.  Dieselben  sind  im  ganzen 
auffallend  richtig  und  nach  den  klassischen  Mustern  gebildet;  auch  in 
Silbenmessung,  Verschleifung  und  Hiatus  (nur  in  der  Caesur)  zeigt  Martian 
löbliche  Strenge.  Doch  namentlich  in  Fremdwörtern  manche  der  Zeit  ent- 
sprechende Fehler  wie  Serapis,  Cdnopos,  trigonus,  axioma,  Areas,  enxag; 
und  wie  hier  der  Wortton  über  die  Quantität  Herr  geworden  ist,  so  auch 
in  Messungen  wie  loquax,  flagitdret  (neben  richtigem  loquäces,  flägüat), 
cerner  es,  fescenina,  mortälibusque.  Auffällig  ist  die  Häufung  von  Unregel- 
mäßigkeiten in  dem  Schlußgedicht  (s.  Proben  A.  1).  Über  das  Einzelne  s. 
FOStangb,  de  re  metrica  Mart.  Gap.,  Lps.  1882. 

6.  Unter  B.  1  in  den  Hss.  (Bamb.,  Beichenaug.,  Daimst)  die  Unter- 
schrift: Seeurus  Memor  Felix  v.  sp(eetabü.),  com(e8)  consiet.,  rheior  (urbis) 
B.  ex  mendosisstmis  exemplaribus  emendabam  contra  legente  Deuter(i)o  scho- 
Jastico,  diseipulo  meo,  Bomae  ad  portam  Capenam  cos.  Paulini  v.  c.  sub  d. 
non.  Martiarum  Christo  adjuvante.  Der  Cos.  Paalinus  ist  eher  der  vom 
J.  634  als  vom  J.  498  und  der  genannte  Felix  mit  dem  in  der  Subscriptio 
der  Horaz-Hss.  (§  240,  6)  erwähnten  magister  Felix  orator  urbis  Bomae 
(vgl.  §  477,  3)  öine  Person,  dann  aber  Deuterius  schwerlich  der  bei  Enno- 
dius  genannte  (§  477,  6).  OJahn,  Leipz.  SBer.  1861,  361.  Ein  Epigramm 
Laeti  Äviani  (AL.  926  PLM.  6,  426)  auf  das  Werk  des  Mart.  Cap.  ist  als  von 
CBabth  veröffentlicht  sehr  verdächtig  (§  323,  6).  —  ENahducci,  intorno  a 
vari  commenti  fin  qui  inediti  o  sconosciuti  (zB.  von  Hadoardus  [vgl.  §  183,  6 
Z.  9],  Scotus  Erigena,  Alexander  Neckam,  Remigius  von  Auxerre)  al  März. 
Cap.,  im  Bull,  delle  scienze  matem.  16  (1882),  Rom  1883.  Eine  althoch- 
deutsche Obersetzung  des  Mart.  Cap.  ans  Notker's  (f  1022)  Schule  abge- 
druckt bei  PPipeb,  Schriften  Notkers  usw.  1  (Freib.  1882),  686. 

7.  Die  Schrift  des  M.  C.  wurde  im  Mittelalter  als  Schulbuch  benützt. 
Schon  Gregor  von  Tours  (§  486)  hist.  Franc,  p  449,  14  A.  *»  te  .  .  Martianus 
noster  Septem  diseiplinis  erudiit  etc.  Daher  die  große  Zahl  von  Hss.;  s. 
ErssEKBJLRDT  aO.  p.  x.  xx.  Die  erhaltenen  stammen,  bei  der  Gleichheit  ihrer 
Verderbnisse,  alle  aus  derselben  Urschrift.  Wichtigste  Hss.:  Bern.  66b  s.  X 
(ADick  aO.  1, 8),  Bamberg.  s.X  und  der  mit  ihm  übereinstimmende  Beichenaug. 
(jetzt  in  Karlsruhe),  dann  Darmstad.,  beide  letztere  s.  X/XI;  außerdem  ein 
Cantabrigiensis  s.  VIII  mit  (keltischen  Glossen ,  s.  WStockes  in  Kuhn's  Beitr. 
z.  vgl.  Sprachforsch.  7,886)  und  Monac.  14729  s.  X.  —  Ausgaben:  ed.  princ. 
von  FVjtalis  Bodiahus,  Vincent.  1499,  dann  von  BVuloanius  (Bas.  1677,  mit 
Isidor),  HGbotius  (Lugd.  1699),  UFKopp  (Frankf.  1886)  und  FEtsbenhardt 
(rec,  Lips.  1866).  B.  6  auch  in  Halm's  rhett.  iatt.  p.  449  (vgl.  p.  xi);  B.  9 
in  Meibom's  auet.  mus.  (1662)  2,  1G6.  —  CBöttiqer,  Mart.  C.  u.  s.  Satira, 
Jahn's  Arch.  13,  690.  —  Kritisches:  RBentley,  RhM.  36,  157.  Bötticher 
aO.  «07.  FEtssrhhabdt,  RhM.  17,  688.  18,  323.  637.  29,  162.  479  und 
comment.  cht.  de  M.  C.  particula,  Berl.  1861.  FJPktersbn,  de  M.  C.  emen- 
dando,  Helsingf.  1870.  ADick,  de  Mart.  Cap.  emendando,  Bern  1886; 
St  Gallen  1889  II.  JJübgekskn,  de  M.  C.  libro  III  in  den  Commentt.  phil., 
Lps.  1874,  69. 


1160  Die  Kaiser  zeit.    FtinfteB  Jahrhundert. 


E.  FÜNFTES  JAHRHUNDERT. 

453.  Mit  dem  fünften  Jahrhundert  befinden  wir  uns  inmitten 
der  Völkerwanderung.  Ein  Land  des  Westens  um  das  andere 
wird  von  dem  Völkerstrome  erfaßt  and  verschlungen  und  mit 
ihm  die  alte  Kultur.  Zu  Anfang  des  Jahrhunderts  (J.  406  ff.) 
wird  Gallien  durch  die  Scharen  des  Radagais  überschwemmt; 
J.  410  Rom  von  dem  Westgoten  Alarich  erobert  und  J.  415 
von  dessen  Nachfolger  Wallia  in  Südfrankreich  und  Spanien  das 
westgotische  Reich  gegründet,  J.  429  in  Nordafrika  die  Herr- 
schaft der  Vandalen  durch  Geiserich.  Italien  verwüsten  im 
J.  452  die  Hunnen  unter  Attila,  und  kaum  entgeht  Rom  selbst 
demselben  Lose,  welches  ihm  aber  schon  J.  455  Geiserich 
bereitet.  Nach  einer  Reihe  unfähiger  Kaiser  erhält  J.  476 
das  weströmische  Reich  den  Gnadenstoß  durch  den  Heruler 
Odoaker,  und  J.  486  geht  Gallien  nördlich  von  der  Loire  in  den 
Besitz  der  Franken  unter  Chlodwig  über,  welche  zu  Anfang  des 
sechsten  Jahrhunderts  Südgallien  den  Westgoten,  den  Südosten 
aber  den  Burgundern  entrissen.  Die  jetzt  herrschenden  Völker 
sind  vorerst  noch  Barbaren,  welche  die  Kultur  zu  Boden  treten 
und  nur  etwa  für  ihre  Schattenseiten  zugänglich  sind.  Die  be- 
siegten Völker  unterwerfen  sich  in  dumpfer  Verzweiflung. 

Anfangs  zeigen  noch  Einzelne,  deren  Bildung  in  besserer  Zeit 
wurzelt,  in  ihren  Schriften  reineren  Geschmack,  wie  Rutilius  Na- 
matianus,  Vincentius  aus  Lerinum  und  Leo  der  Große.  Aber 
allmählich  erlischt  die  literarische  Hervorbringung,  und  die  sich 
dennoch  darin  versuchen  sind  entweder  von  der  herrschenden 
Barbarei  mitergriffen  oder  beweisen,  wie  Salvianus  und  Apolli- 
naris  Sidonius,  durch  die  künstliche  Geziertheit  ihrer  Schreib- 
weise daß  die  Literatur  an  welche  sie  anknüpfen  tot  ist.  Kultur 
und  Literatur  ist  allmählich  im  Alleinbesitz  und  unter  dem  Ver- 
schlusse der  Geistlichkeit.  Nur  die  Rechtswissenschaft  gewinnt 
daneben  wieder  einige  Bedeutung  durch  das  Bedürfnis  die  neuen 
Staaten  zu  ordnen,  das  römische  Recht  mit  der  Bildungsstufe 
und  den  Ansprüchen  der  Sieger  zu  vermitteln.  J.  426  wird  durch 
das  sog.  Gitiergesetz  das  Verhältnis  zur  klassischen  Jurisprudenz 
geregelt,  J.  438  werden  im  codex  Theodosianus  die  noch  geltenden 
kaiserlichen  Verordnungen  geordnet  und  zusammengestellt.  Da- 
durch sind  auch  Auszüge  erleichtert  wie  sie  von  Einzelnen  und 


§  463  Übersicht  des  fünften  Jahrhunderts.  1161 

Staaten  unternommen  werden.  Ebenso  werden  verkürzende  Über- 
setzungen medizinischer  Schriften  immer  häufiger;  am  Ende  des 
Jahrhunderts  richtet  sogar  der  Grieche  Anthimus  in  lateinischer 
Sprache  eine  Schrift  über  Diätetik  an  den  Frankenkönig  Theu- 
derich. In  minderem  Grade  wurde  der  Osten  Europas  von  den 
Schrecken  der  Zeit  betroffen;  dort  hat  das  Heidentum  kräftige 
Verfechter  innerhalb  der  griechischen  Geschichtschreibung  an 
Eunapios,  Olympiodor  und  Zosimos;  der  Betrieb  des  romischen 
Rechts  ist  dort  eifriger,  und  sogar  die  Überlieferung  der  latei- 
nischen Grammatik  findet  in  Konstantinopel  einen  fleißigen  Be- 
wahrer und  Darsteller  an  Priscianus.  Im  Westen  hegt  Gallien 
noch  am  längsten  den  Sinn  für  die  alte  Kultur;  aber  an  eigener 
Schwäche  unheilbar  krankend  erliegt  diese  den  vereinten  Bemü- 
hungen der  Germanen  und  der  Kirche.  So  legt  sich  allmählich 
immer  tieferes  Dunkel  über  Völker  und  Länder. 

1.  AFOzanam,  la  civilisation  au  V6  siecle,  Par.  1856  IL  GKauymann, 
Rhetorenschülen  und  Klosterschulen  im  5.  u.  6.  Jahrh.,  in  Raumer's  hist. 
Taschenb.  1869,  1.  — -  Salyian.  de  gnbern.  6,  18  ubi  sunt  antiquae  Roma- 
norum opes  ac  dignitates?  fortissimi  quondam  Romani  erant,  nunc  sine 
viribus.  .  .  vectigalia  Ulis  solvebant  populi  barbarorum,  nos  vectigales  barbaris 
sumus.  7,  1  totus  romanus  orbis  et  miser  est  et  luxuriosus.  Sidon.  ep.  8,  6 
mundus  iam  senescens.  ebd.  3,  8  romana  resp.  in  extrema  haec  miseriarum 
deßuxit.  Obiknt.  commonit.  2,  186  läbentis  funera  mundi.  Maximcs  (epiac. 
Africanus  ad  Theophilum  Alexandrinnm)  bei  Rbifferschkid  ,  anecdota  Casi- 
nensia  (Bresl.  1871)  p.  2  inter  tot  conlabentis  saecüli  praecipites  minas,  . 
inter  tot  conlisi  orbis  acerba  naufragia.  Clauoxan.  Mam.  Brief  an  Sapaudus 
(§  466,  9) :  bonorum  artium  iam  inde  a  proavorum  nostrorum  saeeulis  facta 
iactura  et  animi  cultum  despuens  .  .  delictis  et  divitiis  serviens  .  .  pessum 
dedit  cum  doctrina  virtutem.  Fulgent.  myth.  praef.  quamvis  nostri  temporis 
aerumnosa  miseria  non  dicendi  petat  Studium,  sed  vivendi  fleat  ergastulum, 
nee  famae  assistendum  poeticae,  sed  fami  sit  consulendum  domeslicae. 

2.  Apoll.  Sidon.  carm.  12,  1  quid  me,  etsi  valeam,  parare  Carmen 
feseenninicolae  iubes  Diones  inter  crinigeras  situm  catervas  et  germanica 
verba  sustinentem,  laudantem  tetrico  sübinde  vultu  quod  Burgundio  cantat 
esculentus,  infundens  aeido  comambutyro?  vis  dicam  tibi  quid  poema  frangat? 
ex  hoc  barbaricis  abaeta  plectris  spernit  senipedem  stilutn  Thalia  ex  quo 
8eptipedes  videt  patronos.  Vgl.  AL.  285  PLM.  4,  863  inter  eils  goticum 
scapia  matzia  ia  drincan  non  audet  quisquam  dignos  edicere  versus  (Mass- 
mann, Z.  f.  deutsch.  Altert.  1,  379.  JGrimm,  Gesch.  d.  deutsch.  Spr.  1,  464. 
AGrabow  i.  d.  GratulationsBchr.  d.  Philomathia  an  AStinner,  Oppeln  1880,  21. 
FLeo,  deutsche  Randschan  32  [1882],  416.  REhwald,  Phil.  46,  637);  s. 
§466,  2.  Doch  bildeten  die  Höfe  der  Westgoten  in  Toulouse,  der  Bur- 
gunder in  Vienne  und  später  der  Franken  noch  lange  die  Zufluchtsorte  für 
die  letzten  Vertreter  römischer  Literatur.     Über  Karthago  Salyian.  de  gub. 


1162  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert. 

7,  16  illic  artiutn  liberalium  seholae,  ülic  phüosophorum  officinae  etc.  Tgl. 
Apul.  flor.  16  und  (über  die  Zeit  Thrasamund's)  Florbntintts  (AL.  376,  32 
PLM.  4,  427)  Carthago  studiis,  Carthago  ornata  magistris.  —  Aasschluß  der 
Anhänger  des  alten  Glaubens  vom  Staatsdienst  durch  den  kaiserlichen  Er- 
laß vom  J.  416  (cod.  Theod.  16,  10,  21). 

8.  Cod.  Theod.  1,  4,  3  (vom  J.  426)  Papiniani,  Paulli,  Gaii,  Ulpiani 
atque  Modestini  scripta  universa  firmamus  ita  ut  Gaiutn  quae  Pauüum, 
Ulpianum  et  cunctos  comitetur  auctoritas  leeUonesque  ex  omni  eins  opere 
recitentur.  eorum  quoque  sententiatn  quorum  tractatus  atque  sententias  prae- 
dicti  omnes  suis  operibus  miscuerunt  ratam  esse  censemus,  ut  Scaevolae,  Sa- 
bini,  Iuliani  atque  MarceUi.  .  .  übt  autem  diver sae  sententide  proferuntur 
potior  numerus  vineat  auctorum,  vel,  si  numerus  aequaUs  sü,  eins  partis 
praecedat  auctoritas  in  qua  exceUentis  ingenii  vir  Papinianus  emmeat.  Der 
Name  Citiergesetz  rührt  von  GHugo  her.  Vgl.  Rudorff,  röm.  Rechtsgesch. 
1,  202.     Debnburo,  Gaius  1X1. 

4.  Erlaß  des  Theodosius  und  Valentinian  vom  J.  438  (cod.  Theod. 
praef.):  saepe  nostra  dementia  dubitavit  quae  causa  faceret  ut  tantis  propo- 
sitis  praemiis  quibus  artes  et  studia  nutriuntur  tarn  pauci  raroque  extiterint 
qui  plena  iuris  seientia  ditarentur  et  .  .  vix  unus  aut  alter  receperü  solidi- 
totem  perfectae  doctrinae  (Rechtekenntnis).  Vgl.  %  461,  1.  —  Für  die  Zeit- 
und  Kirchengeschichte  des  6.  und  6.  Jahrhunderts  sind  wichtig*  einige 
Sammlungen  von  Erlassen,  Berichten,  Gutachten,  Briefen  usw.,  besonders 
die  sog.  collectio  canonum  Avellana,  enthaltend  243  Stücke  aus  den  Jahren 
367—663  (der  größere  Teil  aus  den  J.  614—623);  vgl.  Ballbriki  bei  Migne 
66,  179.  Maasben,  Wien.  SBer.  86,  239;  Gesch.  d.  Quellen  des  canon.  R. 
1,  787.  —  Haupthss.  Vatic.  3787  s.  XI,  Vatic.  4961  (Avellanus)  s.  XI.  Vgl 
bes.  WMeybb,  epistulae  imperatorum  rom.  ex  coli.  can.  Avell.  editae,  Ind. 
schol.  Gott.  1888.  1888/89.  Vgl.  §  498,  8.  —  Im  cod.  Reichenaug.  jetzt 
Caroliruh,  263  s.  V  sind  gallikanische  Messen  des  fünften  Jahrhunderts 
überliefert,  hrsgg.  von  FJMonb.    Vgl.  Schuohardt,  Vokal.  1,  16. 

6.  Die  spätestens  ins  6.  Jahrhundert  fallende  Erdbeschreibung  des 
Honorius  enthält  die  Namen  einer  etwa  ums  J.  360  n.  Chr.  verfertigten 
Karte  (sphaera)  nach  vier  Oceanen  (orientalis,  occid.,  septentr.,  merid.)  und 
deren  Unterabteilungen  (maria,  insulae,  montes,  provinciae,  oppida,  flumina, 
gentes)  ausgewählt.  Nicht  der  Zusammensteller  selbst,  Iulius  Honorius 
magister  peritus  atque  sine  aliqua  dübitatione  docüssimus  (Iulius  orator 
utriusque  artis  nennt  ihn  die  Subscriptio  des  Paris,  s.  VI;  s.  unten  Cas- 
siodor),  sondern  einer  seiner  Schüler  illo  nolente  ac  subterfugiente  divulgavxt 
ac  püblicae  scientiae  öbtulit.  Das  Büchlein  ist  in  zwei  RecenBionen  erhalten 
(die  zweite  cosmographia  Iulii  Caesaris  betitelt),  beide  gedruckt  in  ARisbs's 
geographi  lat.  min.  21.  Erwähnt  und  empfohlen  von  Cassiod.  div.  loci  26 
cosmograpfiiae  quoque  notitiam  vobis  percurrendam  esse  .  .  .  suademus; .  .  . 
quod  vobis  eveniet  absolute  si  libellum  Iulii  oratoris  . .  .  studiose  legere  festi- 
netis  usw.  KMüllehhoff,  d.  Weltkarte  des  Aug.  (Kiel  1866)  6;  Herrn.  9,  182. 
Risse  vor  d.  geogr.  min.  xix.  WKubitschkk,  krit.  Beitr.  z.  lul.  Honorius, 
Oberhollabrunn  1882.  88  II;  d/  Erdtafel  des  lul.  Honor.,  Wien.  Studd.  7, 
1.  278.  —  Ausgeschrieben  Bind  Honorius  und  Orosius  (§  466,  4)  in  der  wohl 


§  453  Übersicht  des  fünften  Jahrh.    §  464  Rutiliuß  Namatianus.     H63 

dem  6.  Jahrhundert  angehörigen  ziemlich  wertlosen  Zusammenstellung 
welche  in  den  jüngeren  Hss.  falschlich  dem  Aethicns  (§  497,  1)  beigelegt 
wird,  zuletzt  gedruckt  in  Ribse's  geogr.  min.  71;  b.  dessen  Prolegg.  xxvn.  In 
der  ältesten  Überlieferung  heißt  die  Überschrift  Cosmographia  cum  töne- 
rarüs  suis  et  portibus  et  ex  fastis  Botnanarum  ei  consulum  nominibus  et 
dicersis,  sine  quo  nemo  prudentium  esse  potest.  Die  cosmogr.  gehörte  also 
in  einem  Sammelwerke  welches  sich  jetzt  in  den  Hss.  nicht  mehr  zusammen 
findet,  doch  folgt  auf  die  cosmogr.  noch  in  vielen  Hss.  (auch  in  der  ältesten, 
Vindob.  8.  VIII)  das  itiner.  Anton.  (§  4  IS,  2).  —  Eine  geographische  Schrift 
(eines  griechischen  Nicht-Christen)  aus  dem  Orient  (um  das  J.  350  n.  Chr. 
verfaßt),  welche  durch  Falle  des  Stoffs  und  Frische  des  Tons  hervorragt,  ist 
uns  erhalten  durch  eine  lateinische  Übersetzung  wohl  aus  dem  5.  Jahrh.  in 
barbarischem  Latein,  worin  das  Griechische  noch  durchschimmert,  u.  d.  T. 
expositio  totios  mundi  et  gentium  (gedruckt  zB.  bei  CMüllbb,  geogr.  gr. 
min.  2,  513.  ABibsb,  geogr.  lat.  min.  105).  Diese  Übersetzung  wurde 
später  von  einem  Christen,  vornehmlich  durch  Ausscheidung  alles  Heid- 
nischen, stark  gekürzt  und  stilistisch  ganz  umgearbeitet  und  verbessert. 
Diese  Umarbeitung  (bei  AMai,  class.  auct.  8,  385.  CMüllbb  und  ARiese 
aaOO.)  ist  in  den  Hss.  betitelt:  Über  iunioris  phüosophi  in  quo  eontinetur 
totius  orbis  descriptio  .  .  .  Vgl.  Büchelbb,  BhM.  27,  476.  Im  allg.  Ritbchl, 
op.  3,  743.  ChrFbtebsbk,  BhM.  8,  161.  877.  9,  85.  422.  Pbbtz,  de  cos- 
mogr. 12.  —  Ein  Epigramm  auf  die  neue  Ausgabe  einer  (zur  Diviaio  orbis 
terrarum  [§  220, 12  Z.  23]  gehörigen?)  Erdkarte,  welche  Theodosius  II  im  J.  435 
fertigen  ließ,  hat  der  irische  Mönch  Dicuil  de  mensura  orbis  terrae  (J.  825) 
aufbewahrt:  AL.  724  PLM.  5,  84;  Riebe's  geogr.  min.  19,  vgl.  p.  xvnt.  Die 
Zuteilung  an  einen  Sedulius  beruht  auf  Mißverständnis,  s.  §  473,  9  und 
ESchwkdj»,  Chorogr.  des  Aug.  1,  46.  JPabtscb,  die  Darst.  Eur.  bei  Agr. 
1875,  9. 

6.  Für  die  Statistik  des  späteren  römischen  Reichs  ist  von  Wichtig- 
keit das  byzantinische  Staatshandbuch  (Verzeichnis  der  Hof-,  Civil-  und 
Militär-Ämter),  Notitia  dignitatum  omnium,  tarn  civilium  quam  militarium, 
in  partibus  orientis  et  occidentis,  eine  offizielle  Arbeit,  verfaßt  um  J.  410 
(doch  vgl.  Mommsen,  Herrn.  19,  233),  durch  einen  (jetzt  verlorenen)  cod. 
Spirenais  überliefert.  Nach  dessen  Abschriften  herausgegeben  von  EBöckino, 
Bonn  1839—53,  und  OSeeck,  Berl.  1876.  Vgl.  OSeeck,  quaestt.  de  N.  D., 
Berl.  1872;  Herrn.  9,  217.  S.  auch  ESteffenhaobm,  Herrn.  19,  458.  CJullian, 
Mel.  d'arche'ol.  1,  284.   8,  80. 

454.  Aus  dem  J.  416  haben  wir  von  Rutilius  Claudias  Na- 
matianus ein  Gedicht  in  zwei  Büchern,  de  reditu  suo,  worin  des 
Verfassers  Heimfahrt  ans  Rom  nach  Gallien  im  elegischen  Maße 
beschrieben  wird,  mit  zahlreichen  Abschweifungen  persönlichen  * 
und  sachlichen  Inhaltes.  Das  Gedicht  ist  anziehend  durch  An- 
schaulichkeit und  einen  warmen  Hauch  natürlichen  Gefühles, 
dabei  in  der  Form  sorgfältig  und  rein.  Leider  ist  vom  zweiten 
Buche  der  größte  Teil  untergegangen. 


1164  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.     Erste  Haltte. 

1.  Name  des  Verf.  im  Bobiensis  (b.  A.  4):  Butilius  Claudius  Nama- 
tianus.  Geborener  Gallier  (1,  20  indigenamque  suum  gaUica  rura  vocant), 
aber  am  weströmischen  Hofe  magister  ofßciorum  (1,  668)  und  in  Born 
praef.  urbi  (1,  157),  wahrscheinlich  im  Laufe  des  J.  414,  als  Vorgänger  de« 
Albinus  (1,  473,  Tgl.  cod.  Theod.  18,  5,  88).  Ist  er  der  mag.  off.  Namatius 
im  cod.  Theod.  6,  27,  16,  so  war  er  dies  J.  412.  Sein  Vater  Lachanius 
(1,595;  Laecanius  will  WFröhnbr,  Phil.  Suppl.  5,  60,  ohne  Not;  Tgl.  Aa%a- 
vcovy  Äa%aväg)  war  ein  hoher  Beamter  gewesen  und  hatte  in  Pisa  ein  Stand- 
bild (1,  575).  Vielleicht  ist  derselbe  der  Claudius  wekher  J.  889  cons. 
Tusciae  war  (cod.  Theod.  2,  4,  5)  und  396  praef.  urb.  (ebd.  6,  26,  8.  15, 
13,  1).    Ein  Verwandter  ist  Palladius,  Sohn  des  Exuper&ntius  (1,  207). 

2.  Anlaß  der  Heimreise  war  die  Verwüstung  Beiner  Güter  (1,  20)  wohl 
durch  die  Westgoten  (bei  Tolosa?  Eroberung  desselben  1,  496).  Namat 
nimmt  wegen  der  Goten  (Getae  1,  37,  welche  eine  große  Rolle  im  Gedicht 
spielen,  s.  1,  142.  386.  2,  61)  den  Weg  zur  See  und  erleidet  infolge  der 
ungünstigen  Jahreszeit  (Abfahrt  von  Ostia  Anfang  Oktober)  viele  Ver- 
zögerungen. An  die  Erzählung  der  Erlebnisse  werden  mancherlei  Ab- 
schweifungen (deverticula  2,  61)  angeknüpft,  Ortsbeschreibungen,  Sagen, 
rhetorische  Ausführungen  (über  Gold  und  Eisen  1,  357);  besonders  aber  wird 
Freunden  ein  Denkmal  gestiftet,  wie  dem  Bufius  Volusianus  1,  167.  417), 
Palladius  (oben  §  410,  1),  Albinus  (1,  466),  Victorinus  (1,  493),  Protadius 
(1,  642),  seinem  Vater  Lachanius  (A.  1)  u.  a.  (A.  5).  Aufrichtiger  Anhänger 
des  alten  Glaubens  (zB.  1,  67.  233.  269)  mit  stoischem  Grundton:  FMülleb, 
de  Namatiano  stoico,  Soltquellae  1882.  Kräftiger  Ausfall  gegen  die  Juden: 
1,  383.  Auch  das  Christentum  ist  dem  Dichter  eine  detcrior  circaeis  seäa 
venenis  (1,  525)  und  er  bekämpft  besonders  dessen  Kasteiung  und  Möncbe- 
wesen  (1,  440.  617).  Begeisterter  Preis  Borns  zu  Anfang  von  B.  1.  Da- 
gegen ist  das  kaiserliche  Haus  in  dem  Erhaltenen  nicht  erwähnt.  Hieb 
auf  Stilicho  wegen  seines  Vertrags  mit  den  Goten  2,  41. 

3.  Zur  Abfassungszeit  s.  1,  135:  quamvis  sedecies  denis  et  milk  per- 
actis  annus  praetcrca  iam  tibi  (Borna)  nonus  eat.  J.  1169  d.  St.  (Varr.) 
=  416  n.  Chr.  Halb  Idyll,  halb  Satire,  ist  das  Gedicht  auch  als  Zeitbild 
von  hohem  Werte.  Doch  ist  von  B.  2  nur  etwa  das  erste  Zehntel  er- 
halten. Auch  der  Anfang  von  B.  1  ist  verloren.  Ober  die  fast  tadellosen 
Verse  des  Nam.  s.  LMüller  vor  s.  Ausg.  p.  xi. 

4.  Da  der  im  J.  1493  aufgefundene  cod.  Bobiensis  (§  323,  7)  wieder 
verloren  ist,  ruht  der  Text  des  Gedichts  einzig  auf  einer  Abschrift  s.  XVI 
in  Wien.  Ed.  princ.  von  JBPius  (Bon.  1620),  dann  von  JCastalio,  Rom  1582. 
C Barth,  Frankf.  1623.  ThJabAlmblovekn  (cum  nott.  varr.),  Amst.  1687. 
Wbrnsdorf,  PLM.  6,  1,  77.  rec.  et  ill.  AWZumpt,  Berl.  1840.  Rec.  et 
praefatus  est  L Müller,  Lps.  1870.  Übers,  u.  erläut.  t.  Itasius  Lemniacub 
(AtReümont),  Berl.  1872.  In  BährkrV  PLM.  5,  4.  —  Kritisches:  AWZumpt, 
obss.  in  R.  Cl.  Nam.  pars  I  Berl.  1836.     GFUnqbr,  Phil.  39,  370. 

6.  Als  zeitgenössische  Dichter  erwähnt  R.  N.  den  Satiriker  Lucillas 
(8.  §  448,  5),  sowie  einen  (Rufius  Valerius)  Messala  (1,  268),  wohl  den- 
jenigen der  praef.  praet.  war  in  den  Jahren  899—400  nnd  später  praef.  urbi, 
derselbe  an  welchen  Symmachus'  epp.  7,  81  —  92  (dazu  Sekck  p.  clxxxvi) 
schrieb;  vgl.  Sm.  carm.  9,  302  Messalam  ingenii  satis  profundi. 


§  454  Rut  Namatianus.     §  466  Orosiuß.  1165 

455«  Um  dieselbe  Zeit  verfaßte  auf  Augustinus  Aufforderung 
der  Presbyter  Paulus  Orosius  aus  Spanien  behufs  Verteidigung 
und  Verherrlichung  der  Kirche  seinen  Abriß  einer  christlichen 
Weltgeschichte  in  sieben  Büchern ,  von  Adam  bis  ins  J.  417 
n.  Chr.,  ohne  tiefere  Studien  und  Sachkenntnis;  hauptsächlich 
nach  Livius,  Justin  und  der  Bearbeitung  der  eusebischen  Chro- 
nik durch  Hieronymus,  mit  willkürlicher  und  tendenziöser  Aus- 
wahl und  Behandlung  des  Stoffes ;  in  ungleichem,  aber  meist 
schwulstigem  Stile.  Außer  diesem  Werke  besitzen  wir  von 
Orosius  noch  zwei  dogmatische  Streitschriften  gegen  Pelagianer 
und  Priscillianisten. 

1.  Gennad.  vir.  ill.  39  Orosius  presbyter,  Hispanus  gener e,  vir  eloquens 
et  historiarum  cognitor  (aus  Pbosper  chron.  ad  a.  396),  scripsit  adversum 
guerulos  et  infamcUares  christiani  nominis,  qui  dicunt  defectum  romanae  reip. 
Christi  doctrina  invectum,  libros  VII.  .  .  hie  est  Orosius  qui  ab  Auguslino 
pro  discenda-  animae  ratione  ad  Hieronymum  (nach  Bethlehem)  missus  re- 
diens  reliquias  b.  Stephani  primi  martyris  tunc  nuper  inventas  primus  in- 
tulit  oeeidenti  (Minorca).  claruit  extremo  paene  Honorii  imperatoris  tem- 
pore. Vielleicht  war  seine  Vaterstadt  Tarraco:  Oros.  7,  22,  8  nos  quoque 
in  Hispania  Tarraconem  nostram.  Zu  Bracara  in  Lusitanien  war  er  wohl 
Presbyter.  Avitus  aas  Bracara,  presbyter  in  Palästina,  schreibt  an  den 
Bischof  von  Bracara,  Balchonius  (Baron,  annal.  eccl.  ad  a.  416):  ut  dileetis- 
simus  filius  et  eompresbyter  meus  Orosius  usque  ad  hos  partes  ab  africanis 
episcopis  mitteretur,  cuius  mihi  Caritas  .  .  vestrum  omnium  praesentiam  red- 
didit.  Vgl.  Augustin.  epist.  166,  2  (an  Hieronymus):  venu  ad  me  (J.  413 
oder  414)  religiosus  iuvenis,  catholica  pace  f  rater,  aetate  ßius,  honore  eom- 
presbyter noster  Orosius,  vigil  ingenio,  promptus  eloquio,  flagrans  studio  .  . 
ad  refellendas  falsas  perniciosasque  doctrinas,  quae  animas  Hispanorum  multo 
infelicius  quam  corpora  barbaricus  gladius  trueidarunt.  nam  inde  ad  nos 
usque  ab  oceani  littore  properavit  etc.  Ebd.  169,  13  (ad  Euodium  episc): 
sanetissimi  et  studiosissimi  iuvenis  presbyteri  Orosii,  qui  ad  nos  ab  ultima 
Hispania,  i.  e.  ab  oceani  littore,  .  .  advenit.  Er  traf  den  Aug.  mit  Abfas- 
sung seines  Werks  de  civ.  beschäftigt,  wovon  die  ersten  fünf  Bücher  bereits 
fertig  -waren  (ebd.  169,  1).  Geboren  wird  Orosius  spätestens  J.  390  sein;  Bein 
Todesjahr  ist  nicht  bekannt. 

2.  Titel  des  Geschichte  Werkes:  Pauli  Orosii  presbyteri  historiarum  ad- 
versum paganos  libri  VII.  Unerklärt  ist  Ormista,  Ormesta  (Tgl.  §  481,  7) 
in  der  Aufschrift  mancher  alten  Hss.  (Versuche  sB.  bei  Bahr,  BLG.  24,  318 
und  HNoltk,  ZföG.  31,  86).  —  Oros.  hist.  1,  prol.  1  praeeeptis  tuis  parui, 
beatissime  pater  Augustine.  (9)  praeeeperas  mihi  uti  adversus  vaniloquam 
pravitatem  eorum  qui  .  .  pagani  vocantur,  .  .  qui  .  .  praesentia  .  .  tempora 
veluti  malis  extra  solitum  infestatissima  ob  hoc  solum  quod  creditur  Christus 
et  colitur  Dens,  idöla  autem  minus  coluntur,  infamant:  — -  praeeeperas  ergo 
ut  ex  omnibus  qui  haberi  ad  praesens  possunt  historiarum  atque  annalium 
fastis  quaecumque  aut  bellis  gravia   aut  corrupta  morbis    aut  fame  tristia 


1166  Di«  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

aut  terrarum  motibus  terribüia  aut  inumdationibus  aguarum  insolüa  aut 
eruptionibus  ignium  metuenda  aut  ictibus  fulminum  plagisque  grandinum 
saeva  vel  etiam  parricidiis  flagitiisque  misera  per  transacta  retro  saecula 
repperissem  ordinato  brevite?  vdluminis  textu  explicarm.  maxime  cum  reve- 
rentiam  tuam  perficiendo  adversum  hos  ipsös  paganos  undecimo  libro  (de  civ. 
deir  s.  §  440,  10)  insistentem,  quorum  tarn  decem  .  .  elati  sunt,  .  .  Uci  opur 
sculo  occupari  non  oporteret,  . .  dedi  operam  etc.  . .  (14)  ut  merito  hac  seru- 
tatione  claruerit  regnasse  mortem  avidam  sanguinis  dum  ignoratur  religio, 
.  .  ista  inlucescente  illam  constupuisse.  Zu  diesem  Zwecke  wählte  Or.  bei 
Verschiedenheit  der  Darstellungen  in  seinen  Quellen  immer  die  blutigste 
und  steigert  wohl  auch  absichtlich  die  Greuel.    Möbkek  aO.  176. 

3.  Ottos.  1,  21,  21  quoniam  spopondisse  me  memini  (nämlich  1,  1,  14) 
.  .  dicturum  me  esse  ab  orbe  condito  usque  ad  urbem  eonditam  huic  polu- 
mini,  quod  ab  orbe  condito  explicuimus,  finis  hie  sü  ut  ab  urbe  condita  se- 
quens  Ubellus  inripiat.  B.  2  führt  die  römische  Geschichte  bis  cur  Eroberung 
Roms  durch  die  Gallier  und  berichtet  die  gleichzeitigen  sonstigen  Ereig- 
nisse von  der  Eroberung  Babylons  durch  Kyros  bis  zur  Schlacht  bei  Kunaxa; 
B.  3  reicht  bis  J.  280  v.  Chr.;  B.  4:  von  den  Kämpfen  mit  Pyrrhos  bis  zur 
Zerstörung  Karthagos;  B.  5:  von  der  Zerstörung  Korinths  bis  zum  ersten 
Bürgerkrieg;  B.  6:  vom  mithridatiechen  Kriege  bis  auf  Augustus  und  Christi 
Geburt;  B.  7;  Kaisergeschichte  bis  auf  die  Gegenwart  (Vallia),  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Geschichte  der  christlichen  Kirche.  Diese  Ein- 
teilung ist  das  Beste  am  Werke,  trotzdem  daß  die  Siebenzahl  der  Bücher 
wohl  ihre  Wurzel  im  Aberglauben  hat  (7,  2,  9  septenarius  Ute  numerus  quo 
iudicantur  omnia)  und  die  auf  das  Buch  Daniel  gegründete  Unterscheidung 
von  vier  Weltmonarchien  nach  den  vier  Himmelsgegenden  (babylonische, 
römische,  makedonische,  karthagische)  zu  Zeiten  *  störend  dazwischentritt. 
Auch  die  synchronistische  Anlage  und  das  Interesse  für  die  Zeitrechnung 
(Zahlen)  ist  löblich,  obwohl  letztere  Seite  ohne  Plan  und  mit  vielen  Irr- 
tümern durchgeführt  wird.  Mit  seiner  Quelle,  der  Chronik  des  Eusebios,  folgt 
Or.  für  die  Zeit  vor  Chr.  dem  Ansätze  Catos  (Rom  752);  für  die  Kaiser- 
zeit giebt  er  nur  (rund)  die  Regierungsjahre  der  einzelnen  Kaiser  an. 
Möbnsb  aO.  67.  Was  auf  Spanien  Bezug  hat  wird  immer  mit  besonderer 
Vorliebe  behandelt,  auch  werden  in  Vor-  und  Nachworten  zu  den  einzelnen 
Büchern  erbauliche  Betrachtungen  reichlich  angestellt.  Bewußtsein  Bürger 
des  römischen  Reichs  und  Christ  zu  sein  bes.  5,  1  f. 

4.  Orosius  möchte  gern  den  Schein  erregen  als  hätte  er  eine  Menge 
von  Büchern  für  sein  Werk  benützt,  schreibt  deshalb  aus  seinen  Quellen 
besonders  gern  solche  Stellen  ab  worin  andere  Schriftsteller  genannt 
werden  (zB.  7,  10,  4  aus  Tag.  hist.  die  Erwähnung  des  Sallust),  und  ge- 
denkt daher  vieler  Griechen  und  Römer  (wie  Piaton,  Polybios,  Palaephaioe, 
Phanokles;  Fabius,  Claudius,  Valeriu»  Antias,  Galba, .  Pom  peius  Trogu»; 
auch  Iosephus)  die  er  sicherlich  nie  in  Händen  gehabt  hat,  zumal  da  er 
des  Griechischen  kaum  mächtig  war.  In  Wahrheit  hat  er  nur  wenige  be- 
nützt, und  zwar  (mit  geringen  Ausnahmen,  zB.  eines  Teils  von  Tag.  hist.) 
lauter  solche  die  wir  noch  besitzen,  so  daß  wir  sein  Verfahren  nach- 
prüfen können,  auch  da  wo  er  seine  wirkliche  Quelle  nicht  nennt,  was  bei 
ihm  die  Regel  ist.    Benützt  und  gelegentlich  genannt  hat  er  das  A.  und 


.    §..466  Oroaiua.  1L67 

N.  T.,  Liviuat  Iustinus,  Tacitus,  Sueton,  Eutropius,  Augustinus  (bes.  de  civ. 
dei);  benutzt  und  nie  genannt  Florus,  die  Chronik  des  Eusebios  in  der 
(noch  durch  Zusätee  erweiterten?  Zakokmeiatek's  größere  Ausg.  p.  xxxv)  Be- 
arbeitung dea  Hieronymus,  die  Kirchengeachichte  von  Eusebios -Rufinus 
(§  436, 1)  und  die  für  die  1,  2  eingeschaltete  Chorographie  (bes.  herausgg. 
von  Zangbmeibtbb,  commentt.  MommaeiL  716  und  in  Bjxse's  geogr.  min.  56; 
vgl.  ebd.  p.  xxvi  und  Pabtsch  [§  220,  18]  10)  verwerteten  uns  verlorenen 
geographischen.  Quallen.  —  Die  Grundlage  für  die  Anordnung  bildet  Eusebios- 
Hieronymus;  für  die  römische  Geschichte  dient .  als  Qnelle  bald  Livius, 
welcher  indessen  nur  in  einem  Auszüge  benutzt  ist  (Zahgemkisteb's  praef. 
ed.  mai.  p.  xxv;  <L  Periochae  dea  Liv.,  Karlar,  1882),  bald  Florus,  dann 
immer  mehr  Eutropius;  für  die  außerrömische  Iustinns;  in  der  Kaiserzeit 
Entropioa  und  daneben  Tacitus  und  Sueton,  Für  die  Geschichte  der  letzten 
von  Oroaiua  behandelten  Jahrzehnte  (besonders  von  J.  S78  an)  hat  sein  Ge- 
schichtawerk  auch  selbständigen  Wert.  Zur  Geschichte  der  Eroberung 
Galliens  ist  auch  Caeaar's  bell.  gall.  benützt,  doch  ao  daß  Or.  ea  für  ein 
Werk  des  Sueton  hält;  6,  7,  2  hanc  JUstoriam  Suetonius  Tranquillus  ple- 
nissime  explicuit,  cuius  nos  competentes  portiunculas  decerpsimus  (Möbneb 
aO.  p.  148,  vgl.  oben  §  196,  1  E.).  Die  Flüchtigkeit  der  Quellenbenützung 
hat  zahlreiche  Mißverständnisse ,  doppelte  Erwähnung  derselben  Thatsache 
aus  zweierlei  Quellen,  Verwechslungen  u.  dgl.  zur  Folge  gehabt;  vgl. 
UKöhleb,  qua  rat.  Livii  ann.  42.  96.  Or.  hat  auch  sei  bat  das  Gefühl  daß  er 
seiner  Aufgabe  nicht  gewachsen  sei;  vgl.  zB.  3,  praef.  1:  repeto  .  .  nee  omnia 
nee  per  omnia  posse  quae  gesta  ei  sicut  gesta  sunt  explicari,  quoniam  magna 
atque  innumera  copiosissime  et  a  plurimis  scripta  sunt  .  .  (2)  praeterea  ex 
hac  ipsa  de  quo  queror  abundantia  angustia  oritur  mihi  et  concludit  me 
mllicitudo  nodosior,  die  Schwierigkeit  sowohl  den  Vorwurf  der  UnVoll- 
ständigkeit als  der  Undeutlichkeit  zu  vermeiden.  Über  die  Quellen  s.  be- 
sonders Möbneb  aO.  49  und  jetzt  die  fortlaufende  Verzeichnung  derselben 
unter  dem  Texte  (und  im  Index  II  p.  684)  in  Zanqbmeistbb's  größerer 
Ausgabe. 

6.  Auf  die  Bildung  und  Ausdrucksweise  des  Or.  waren  von  Einfluß 
Virgil  (MöBNE&aO.  177),  sonst  namentlich  Augustinus  (ebd.  p.62).  Auch  Kennt- 
nis des  Lucanus  (6,  1,  80  ut  verbis  poetae  optimi  loquar  «=-  Lucan.  1,  337)  und 
dea  Cicero  verrät  sich  (Möbneb  ebd.),  wie  überhaupt  rhetorische  Bildung. 
Durch  die  Quellen  welche  er  ausschreibt  ist  sein  Stil  im  einzelnen  bedingt; 
wo  er  selber  spricht  gerät  Or.  meist  in  pastorale  Breite  und  Salbung  hinein, 
verwickelt  sich  auch  leicht  in  seinen  Perioden.  Über  seine  Sprache  vgl. 
den  index  vocabb.  notabilium  in  Zanqembisteb's  gr.  Ausg.  p.  799.  KPaucker, 
Kleinere  Studien:  II  die  Latinität  des  Orosius,  Berl.  1883. 

6.  Schlußwort  (7,  43,  19):  explicui  adiuvante  Christo  seeundum  tuum 
praeeeptum,  beatissime  pater  Augustine,  ab  initio  mundi  usque  in  praesen- 
tem  diem,  h.  e.  per  annos  VDCXVIH,  cupiditates  et  punüiones  hominum 
peccatorum,  conflietationes  saeculi  et  iudicia  dei  quam  brevissime  et  quam 
simplicissime  potui.  .  .  de  qualitate  autem  opusculorum  tu  videris ,*  qui  prae- 
cepisti:  tibi  adiudicanda  si  edas,  per  te  iudicata  si  deleas.  Die  6618  Jahre 
weisen  auf  J.  417  als  Zeit  des  Abschlusses  hin;  vgl.  7,  41,  2  irruptae  sunt 
Hispaniae.  . .  nihil  quidem  novum,  hoc  enim  nunc  per  biennium  .  .  sustinuere 


1168  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

a  barbaris  guod  per  CG  quondam  annos  passae  fuerant  a  Eomanis.  Die 
Abfassung  des  größeren  Teils  fällt  aber  schon  vor  die  Reise  nach  Palästina, 
bald  nach  der  Ankunft  bei  Augustin  (5,  2,  2  nunc  me  Africa  excepit): 
in  seiner  Nähe  und  vielleicht  aus  den  Mitteln  seiner  Bibliothek  wurde 
später  auch  das  Weitere  geschrieben.  —  Auf  des  Orosius  commonitoriuni 
ad  Augustinus  de  Priscillianistis  et  de  Origenis  errore  (verfaßt  im  J.  415, 
älteste  Hs.  zu  Laon  s.  VIII/IX,  gedruckt  zß.  bei  Mignk  31,  1211;  neue  kri- 
tische Ausgabe  von  GSchepss  an  dessen  Priscillian  [§418,  12]  im  Wiener 
Corp.  scriptt.  eccles.  lat.  Bd.  18)  antwortete  Augustinus  mit  seiner  Schrift 
contra  Priscillianistas  et  Origeniatas  ad  Orosium  (bei  Migne  42,  669).  Der 
über  apologeticus  (über  die  Freiheit  des  menschlichen  Willens,  gegen 
die  Pelagianer)  ist  in  Palästina  am  Ende  des  J.  415  verfaßt,  s.  Mö&nkr  aO. 
28.  29.  Älteste  Hss.  Paris.  17349  s.  IX/X,  1863  s.  X,  Vatic.  Reg.  286 
s.  X/XI;  gedruckt  am  besten  jetzt  in  Zangeiieister's  gr.  Ausg.  p.  601.  Bei 
Migne  31,  1173.  —  Auf  einen  ungedruckten  Brief  des  Orosius  im  Brit.  Mas. 
Add.  Mss.  24902,  fol.  37  v.  macht  aufmerksam  AGoldbachbr,  ZfÖG.  34,  104. 

7.  Die  orthodoxe  Haltung  des  Or.  und  seine  Beziehung  zu  Augustin 
diente  dem  Geschieh tsabrisee  lange  zu  großer  Empfehlung.  Daher  auch 
fast  200  Handschriften  von  s.  VI  an,  zum  Teil  stark  verfälscht.  Die 
wichtigsten  sind  Laur.  65,  1  s.  VI  (Schriftproben  in  Zangemeistkr-Wattbn- 
bach's  exx.  codd.  latt.  T.  65  und  in  Vitelli  e  Paom,  collez.  Fiorent.  paleogr., 
Fir.  1884,  Lat.  Tv.  1),  Donauesching.  s.  VIII,  Ambrosianus  (Bobiensis)  s.  VIII, 
schedae  olim  Stabulenses  s.  V 11/ VIII  (Schriftprobe  im  catal,  of  anc.  mss. 
in  the  Brit.  Mus.  2,  T.  6),  Vatic.  Palat.  829  s.  VIII,  Rhediger.  s.  IX/X;  vgl. 
Zanoemeister's  Vorreden  vor  8.  Ausgg.  —  Ausgaben:  zB.  von  GBolsujhge 
(Köln  1526),  FFabbicius  (Köln  1561  u.  sonst)  und  besonders  SHavkbcamp 
(Leid.  1738  [1767]).  Hauptausgabe:  (hist.  et  apol.)  rec.  et  commentario 
crit  instr.  CZanokmeistbb,  Wien  1882  (=  Corp.  scriptt.  eccl.  lat.  Vindob. 
vol.  V).  Desselben  ed.  min.,  Lps.  Teubn.  1889.  —  Abdruck  zB.  Migne  31,  636. 
—  Kritisches:  EGrubitz  (emendatt  Oros.,  Naumb.  1835)  und  UKöhler 
(Phil.  17,  662).  Deutsch  (z.  apolog.),  phil.  Wschr.  1882,  1418.  —  König 
Alfred  ließ  den  Orosius  ins  Angelsächsische  übersetzen  (herausgegeben  von 
DBarbington,  Lond.  1773,  und  von  JBorsworth,  Lond.  1865),  vgl.  RPauli, 
K.  Alfred  226.  307. 

8.  RCbillier,  hist.  gen.  des  aut.  14,  1,  GFHBeck,  de  Orosii  fontt.  et 
auetoritate  (Marb.  1832),  besonders  ThvMörner,  de  Orosii  vita  eiusque  histor. 
11.  VII,  Berl.  1844.  —  EMejean,  Orose  et  son  apologätique ,  Straßb.  1862. 
Gams,  span.  Kirchengesch.  2,  398.  Wattenbach,  Deutschlands  Geschichtsq. 
I6,  77.     Ebert,  LdMA.  I2,  337. 

456»  Unter  den  übrigen  Anhängern  Augustin's  in  seinem 
Kampfe  gegen  den  Pelagianismus  war  mit  Wort  und  Schrift 
einer  der  eifrigsten  Marius  Mercator;  außerdem  der  Bischof  von 
Karthago  Aurelius,  sowie  Leporius,  der  Presbyter  Paulinus  aus 
Mailand  u.  a. 

1.  Auqustin.  epist.  193  (aus  Ende  418)  an  Mercator:  lüteras  tuae  sin- 
ceritatis  inveni  et  alium  adverms  novos  haereticos  librum.    Er  schrieb  und 


§  465  Orosius.    §  456  Mercator  u.  a.    §  457  Cassianus.         1169 

übersetzte  Streitschriften  gegen  Felagianer  und  Nestorianer,  herausgg.  von 
JGabhikr  (Par.  1673),  StBaluzius  (Par.  1684).  Bei  Gallandi  8,  615,  Miqne 
48,  47. 

2.  Schreiben  des  Aarelias  De  damnatione  Pelagii  atque  Caelestii,  bei 
Gallahdi  8,  129,  Mione  20,  1009  u.  a.  Von  seinem  Nachfolger  (seit  J.  480) 
Gapreolns  Briefe  gegen  die  Irrlehre  des  Nestorius  sB.  bei  Gallandi  9,  490, 
Miarc  58,  843. 

3.  Gbnvad.  ill.  69  Leporius  adhuc  monachus,  postea  presbyter,  .  . 
scripsit  emendationis  suae  libellum,  in  quo  et  satisfacit  de  erroribus  (als 
früherer  Pelagianer)  et  gratias  agit  de  emendatione  (durch  Angastin).  Ge- 
druckt zB.  bei  Miqhe  31,  1221. 

4.  Cassian.  de  incarn.  dorn.  7  Paulinus  presbyter,  non  üle  Nolanus 
episeopus,  eonscripsit  s.  Ambrosii  vitam.  Vgl.  §  483,  1.  Abgedruckt  in 
den  meisten  Ausgg.  des  Ambrosius.  Ebebt,  LdMA.  ls,  844.  Paulini  Medio- 
lanensis  libellus  ad  versus  Caelestinm  Zosimo  papae  oblatus  (ums  J.  417) 
und  De  benedictionibas  patriarcharum  zB.  bei  Miqnk  20,  711.  Ober  die 
Sprache  dieses  und  des  Se venia,  episeopus  Maioricensis  (welcher  J.  418 
epißtulam  de  Iudaeis  conversis  [Mioke  20,  785]  schrieb)  s.  KPadckbb,  ZftG. 
32,  481. 

5.  Briefwechsel  des  Euodius  Uzalensis  episeopus  mit  Augustin,  epist. 
158—164.  169  —  98—102.  246  f.  Die  andern  dem  Euodius  beigelegten 
Schriften  zB.  bei  Miqhe  31,  1283.  —  Über  Prosper  8.  §  460,  1. 

457.  Auf  der  Gegenseite  ist  der  bedeutendste  Schriftsteller 
der  eifrige  Beförderer  des  Mönchswesens  Ioannes  Gassianus  in 
Massilia  (um  J.  360  —  435),  welcher  für  den  Urheber  der  semi- 
pelagianischen  Richtung  gilt.  Wir  besitzen  von  ihm  noch  drei 
Werke:  De  institutis  coenobiorum  et  de  octo  prineipalium  vi- 
tiorum  remediis  libri  XII;  Collationes,  vierundzwanzig  Gespräche 
mit  ägyptischen  Mönchen  über  das  Mönchsleben;  De  incarnatione 
domini  contra  Nestorium  libri  VII.  Gleichzeitige  Schriftsteller, 
meist  von  derselben  theologischen  Richtung,  sind  Philippus  und 
Eucherius,  ferner  Hilarius  von  Arles  u.  a.  Von  ihnen  sind  eben- 
falls Schriften  auf  uns  gekommen.  Auch  Agroecius,  der  de 
orthographia  schrieb,  war  ein  gallischer  Priester. 

1.  Gsnnad.  ill.  61  Cassianus,  natione  Scytha  (?  vielmehr  war  er  ans 
Gallien  und  von  begüterten  und  gebildeten  Eltern  gebürtig;  über  die  Ent- 
stehung des  Irrtums  bei  Gennadias  s.  Pbtschkmo  v.  s.  Ausg.  p.  im),  (Jon- 
stantinopoli  (nach  langem  Aufenthalt  im  Orient,  zB.  in  Bethlehem,  Ägypten) 
a  Ioanne  (Chrysostomus)  magno  episcopo  diaconus  ordinatus,  apud  Massüiaim 
Presbyter  condit  (um  J.  416)  duo  monasteria.  .  .  seripsü  experientia  magi- 
strante  lüterato  sermone  et  .  .  sensu  verba  inveniens  .  .  res  omnium  mona- 
chorum  profemohi  necessarias,  i.  e.  De  habitu  monachi  et  De  cemonico 
orationum  (Gebete)  atque  psalmorum  modo  qui  in  monasteriis  Aegypti  diu 
noetuque  tenentur  libros  III;  Institutionum  librum  unum;    De  origine  et 

Tiurru-ScBWABi,  Böm.  Lit-Gesch.    5.  Aufl.  74 


1170  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

qualitate  a  remecUis  VIII  principälium  vitiorum  libros  VIII,  singulos  sei- 
licet  de  singulis  vüiis  (yaotQi(iccQyia ,  fornicatio,  <pilaoyvQta ,  ira,  tristitia, 
axijd/a,  %svo8o££a,  superbia)  expediens  (im  ganzen  also  12  Bucher.de  in- 
stitutis  coenobiorum ,  verfaßt  bis  J.  426).  Digessit  etiam  (J.  426  ff.)  CoJla- 
tiones  (XXIV)  cum  patribus  aegyptiis  habitas  (vgl.  Hüben  er,  religionagesch. 
Uoterss.  1,  320)  .  .  et  ad  extremum  rogatus  a  Leone  urbis  Botnae  episeopo 
(damals  noch  archidiaconus)  scripsit  adver  Bus  Nestorium  De  incarnatione 
dotnini  libros  VII  (J.  430)  et  in  his  scribendis  apud  Massüiam  et  vivendi 
finem  fecit  Theodosio  et  Valentiniano  regnantibus  (also  vor  J.  450). 

2.  Handschriften:  Für  de  instit.  Gasin.  295  s.  VII f  Caroliruh.  87 
s.  IX,  Augustodun.  24  s.  VII  u.  a.;  vgl.  §  401,  2.  Für  die  24  collat.,  welche 
in  drei  Teile  je  mit  Vorrede  zerfallen  1 — 10,  11—17,  18—24  und  oft  im 
Wortlaut  stark  verfälscht  sind  (Petschenig,  Wien.  SBer.  103,  491  u.  vor  s. 
Ausg.),  sind  für  I  Vatic.  6766  s.  VIII,  Paris.  13384  s.  IX,  Vercell.  187,  44 
s.  IX/X ;  für  II  Sessor.  55  s.  VII/VIII,  Petropol.  0.  i.  4  s.  VII/VIII,  SGall.  676 
s.  IX;  für  IU  Monac.  4549  s.  VIII/IX,  6343  s.  IX,  Par.  2170  s.  IX  u.  a.  wich- 
tig. Für  de  incarn.  Paris.  Arsenal  483  s.  X/XI,  Britann.  16414  s.  XI/XIL  S. 
Petschenig  vor  s.  Ausg.  —  Ausgaben  von  HCutkius  (Antw.  1678),  AGazaeub 
(Atreb.  1628  und  sonst)  bei  Migne  B.  49  u.  50  und  bes.  von  MPktschewig, 
Wien  1886.  88  II  («  Corp.  scrr.  occles.  lat.  Vindob.  Bd.  13.  17).  Ober  eine 
Hes.  der  Collationes  8.  §  404,  2. 

3.  Über  Cassian's  Sprache  s.  den  Index  in  Petqchenig's  Ausg.,  auch  den- 
selben im  Archiv  f.  Lexikogr.  5,  137.  KPaucker,  d.  Latinität  des  Ioann. 
Cass.,  Romanische  Forsch.  2,  391. 

4.  Über  Cassianus  vgl.  bes.  Voss.  hist.  pelag.  1,  7.  Nobisids  hist.  peL 
2,  1.  GFWxoqsbs,  de  lo.  Cass.  usw.,  Rost.  1824  f.  und  in  Ersch  u.  Gruber1« 
Encykl.  1,  21,  105.  JGeffken,  hist.  semipelagianismi  antiquiss.,  Gott.  1826. 
GKaufhann  in  Baumerts  hist.  Taschenb.  1869,  64.    Ebert,  LdMA.  1*,  348. 

5.  Gennad.  ill.  62  Philipp us  presbyter,  optimus  auditor  Hieronymi, 
.  .  in  lob  edidit  sermone  simplici  librum,  legi  eius  et  Familiäres  epistolas 
et  valde  salsas  et  maxime  ad  paupertatis  et  dolorum  tolerantiam  exhortatorias. 
moritur  Marcianö  (J.  450—457)  et  Avito  (J.  455  f.)  regnantibus,  also  J.  455 
oder  466.  Sein  Commentar  zu  lob  (libri  IU)  herausgg.  (von  JSicbabd)  Bas. 
1627  und  in  den  Werken  des  Hieronymus  (zB.  bei  Migne  23,  1401). 

6.  Gennad.  ill.  63  Eucherius,  Lugdunensis  ecclesiae  presbyter  (Bischof 
daselbst  etwa  seit  434,  f  um  460)t  scripsit  ad  Valerianum  propinquum  suum 
De  contemptu  mundi  et  saecülaris  phüosophiae  epistolam  unam  scholastico 
sermone  et  rationabili.  disseruü  etiam  ad  personam  füiorum  Salonii  et 
Veranii,  postea  episcoporum  (§  469,  11),  obscura  quaeque  sanctarum  capitula 
scripturarum.  sed  et  Cassiani  quaedam  opuscula  lato  tensa  sermone  angusto 
verbi  resolvens  tramite  in  unum  coegit  volumen,  aliaque  tarn  ecclesiasticis 
quam  monasticis  studiis  necessaria.  moritur  sub  Valentiniano  (J.  425 — 455) 
et  Marcianö  (J.  460—457)  principibus  (also  zwischen  J.  450  und  466).  Be- 
sonders verbreitet  und  einflußreich  war  seine  Sammlung  biblischer  Alle- 
gorien und  Bilder,  de  formulis  spiritalis  intellegentiae  und  erlitt  daher 
starke  Verfälschung  (Eucherit  de  form,  spirit.  intell.  ad  optt.  codd.  fid.  reo. 
et   portentosa   [!]    interpolatione   liberavit  FPault,    Graz   1884.     Bes.    in 


§  467  Eucherius,  Agroecius  u.  a.  1171 

Pitba's  anall.  sacra  2,  484  nach  einer  Hs.  b.  VI).  Schon  frühe  gab  es  für 
den  Handgebranch  alphabetische  Auszüge  ans  diesem  Büchlein,  abgedruckt 
bei  Pitiu,  spicil  Solesm.  3,  xtiii.  400  und  KWotkb,  Wien.  SBer.  yö,  426. 
—  Ausgg.  von  BRhexasüs  (Bas.  1616),  DEbasmus  (Bas.  1630),  bei  Mionb 
60,  701.  —  Über  eine  Schrift  von  ihm  s.  Salviak.  epist.  8.  Auch  s.  §  412,  8. 
Hißt,  litter.  de  la  France  2,  276.  AMbllist,  de  vita  et  scriptis  Euch.,  Par. 
1877.  AGoüillaud,  S*  Eucher  et  Täglise  de  Lyon,  Lyon  1881.  Widmungen 
an  ihn  von  Agroecius  und  Polemius  Silvius,  s.  A.  11  und  §  74,  9. 

7.  Gennad.  all.  69  Hilarius,  Arelatcnsis  episcopus  (seit  429),  riV  in 
sanctis  scripturis  doctus,  paupertatis  amator,  .  .  homo  genere  clarus  .  .  ingenio 
immortdli  äliqua  et  parva  edidit,  quae  fidelis  animae  et  eruditae  linguae 
indicio  sunt,  in  quibus  praecipue  .  .  vitam  scti  Honorati,  praedecessoris 
sui,  composuü.  moritur  Valentiniano  et  Marciano  regnantibus  (also  460—456). 
Gedruckt  ist  diese  Tita  zB.  bei  Mignk  60,  1249.  Vgl.  Ebebt,  LdMA.  1*,  461. 
Vier  Verse  von  Hil.  bei  Gregor.  Tür.  de  cursu  stell,  p.  862,  14  A.-K.  (auch 
AL.  487).  Metrum  in  Genesin  (Schöpfung),  197  Hexameter,  mit  drei  Distichen 
Widmung  an  Leo  papa,  von  (diesem?)  Hil.,.  bei  Migme  60,  1287,  auch  in 
den  Ausgg.  des  H.  von  Poitiers  (§  418,  2)  zB.  von  Maffbi  und  Obbrtbür 
(Vol.  IV).  Der  biblische  Stoff  ist  darin  mit  Freiheit  behandelt;  Ebbrt  aO. 
1*,  368.  Prospeb  an  Augustinus  (ep.  226,  9):  unum  eorum  (der  hochgestellten 
Halbpelagianer)  praecipuae  auctoritatis  et  spiritualium  studiorum  virum, 
sanctum  Hilarium  Arelatensem  episcopum,  sciat  beatitudo  tua  admiratorem 
sectatoremque  in  alixs  omnibus  tuae  esse  doctrinae.  Kampf  des  Gallicanismus 
und  Romanismus  in  der  Person  von  Hil.  und  Leo  I,  s.  Lko's  epist.  10  f.  Im 
allg.  vgl.  Hist.  littet,  de  la  France  2,  262.    Vgl.  §  468,  1  E. 

8.  Von  Hilarius'  Schwager  Lupus,  Bischof  vonTroyes  (episc.  Trecensis) 
J.  429—497  Briefe  bei  Gallahdi  9, 616  und  Mionb  8,  63  (der  Brief  an  Sidonius 
[Gratias  ago]  ist  eine  Fälschung  des  berüchtigten  JVionibb  [NArchfadG. 
11,  438.  12,  462]).  Hist.  litter.  de  la  France  2,  486.  —  Vielleicht  war 
auch  ein  Gallier  Euagrius,  welcher  nach  Gbnnad.  vir.  ill.  61  seripsit  alter' 
caiionem  Simonis  Iudaei  et  Theophüi  Christiani,  quae  paene  omnibus  nota 
est,  gedruckt  bei  Mabtene,  thes.  anecd.  (Par.  1717)  6,  1  und  neu  hrsgg. 
und  aus  Bamb.  B.  8 ,  81  s.  X  vervollständigt  von  AHarvack  in  seinen  und 
OvGebhardt's  Texten  u.  unteres,  z.  Gesch.  d.  altchristl.  Lit.  1,  8  (Lpz.  1883). 
Die  Schrift  ist  um  J.  430  nach  einem  griechischen  Vorbilde  verfaßt.  Zur 
Latinitat  KPauckbb,  ZföG.  32,  481. 

9.  Dem  Petrus,  geb.  um  406  zu  Imola,  Bischof  von  Ravenna  433—460 
und  berühmtem  Kanzelredner  (daher  Chrysologus  zubenannt),  schreibt  man 

%  176  sermones  zu  (manche  unecht),  bei  Mione  62,  183.  Einen  Brief  von  ihm 
an  Eutyches  s.   ebd.  54,  789.    Dappbb,  Petr.  Chrys.,  Cöln  1867. 

10.  Predigten  (20)  von  Valerianus,  Abt  auf  Lerinum,  Bischof  von 
Cemele  (bei  Nizza)  ums  J.  440,  nebst  einer  Epistola  ad  monachos  de  vir- 
tutibus  et  ordine  doctrinae  apostolicae,  zB.  bei  Mione  62,  691.  Vgl.  Hist. 
litt,  de  la  France  2,  328. 

11.  Dem  Bischof  Eucherius  (A.  6)  widmete  (in  Gallien)  Agroecius 
sein  Werkchen  de   orthographia ,  enthaltend  eine  Anzahl  vom  niedrigsten 

74* 


1172  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte, 

Standpunkt  auB  genommener  Zusätze  zum  betr.  Werk  des  Caper  (§  343,  3). 
Zur  Probe:  facenms9  moles  est,  f acerbus9  immaturus  et  asper;  'hora* 
dierum  est,  *oray  finium;  'deuncem9  X  uncias  dicimus,  Kdiuncem9  XL  Gleich 
die  erste  Bemerkung  bezieht  sich  auf  die  Schreibung  des  Namens  des  Verf. : 
*  Agroecius9  cum  latine  (griechisch  'AyQofoiog)  scribis  per  diphthongon  scri- 
bendum,  non  .  .  .  per  i  tAgricius9.  Aus  dem  Vorwort:  Capri  libello  .  .  quae- 
dam  adicienda  sübieci  non  guod  vir  tantae  peritiae  aliquid  praetermiserit  .  . 
sed  quia  nos  difficüia  putamus  quae  üle  ut  facüia  neglexit.  Am  besten 
gedr.  in  Keil's  GL.  7,  112.  Mit  Namen  wird  Agr.  citiert  schol.  Bern,  zu 
Verg.  ecl.  5,  80  Agroecius  war,  wie  aus  dem  an  ihn  gerichteten  Brief  des 
Apoll.  Sidon.  7,  5  hervorgeht,  später  Bischof  zu  Sens  (Yonne)  und  vielleicht 
ein  Nachkomme  des  unter  den  profess.  Burdig.  (15)  von  Adsonius  genannten 
und  auch  von  Apoll.  Sid.  5,  10  erwähnten  Khetors  Censorius  Atticus 
Agroecius  (f  um  J.  390;  vgl.  §  421,  2  d).  An  einen  Bischof  Agroecius  (zu 
Antibes?  Balüze  zdSt.  bei  Migne  53,  160)  schreibt  Salviam.  ep.  3.  —  FOsanh, 
de  Fl.  Gapro  et  Agroecio  (Gießen  1849)  p.  4.  20.  Bbambach,  lat.  Orthogr.  44. 
Keil  aO? 

458.  Im  J.  434  verfaßte  Yincentius  aus  Lerinum  unter 
dem  Namen  Peregrinus  sein  Commonitorium,  eine  Mahnung  zum 
Festhalten  an  der  echten  katholischen,  auf  Schrift  und  Herkommen 
gegründeten  Lehre  und  eine  Warnung  vor  den  Ketzereien  aller 
Art,  in  einfacher  und  verhältnismäßig  gebildeter  Sprache.  Auch 
Yincentius  findet  Augustinus  Richtung  allzuschroff  und  einseitig 
und  bekennt  sich  zu  einem  gemilderten  Pelagianismus. 

1.  Gbnnad.  ill.  64  Vineentius,  natione  GaUus  (aas  Nordfrankreich), 
apud  monasterium  Lerinensis  insulae  (bei  Nizza)  presbyter,  vir  in  seripturis 
sanctis  doctus  et  notitia  ecclesiasticorum  dogmatum  sufficienter  instructus, 
composuit  ad  evitanda  haereHeorum  collegia  nitido  satis  et  aperto  sermone 
välidissimam  disputationem,  quam  absconso  nomine  suo  tüulavit  Peregrini 
adversus  haereticos  (vgl.  A.  2).  cuius  operis  quia  seeundi  Ubri  maximam 
in  scheduUs  partem  a  quibusdam  furatam  perdidit,  recapüulato  eius  pauds 
sermonibus  sensu  pristino  composuit  et  uno  in  libro  edidit.  moritur  Theo- 
dosio  et  Valentiniano  regnantibus  (also  J.  426—460). 

2.  Vincent,  comm.  praef.:  videtur  mihi  minima  omnium  servorum  dei 
Peregrino  guod  res  non  minimae  utilitaiis  .  .  futura  sit  si  ea  quae  fideliter 
a  sanctis  patribus  accepi  litteris  comprehendam.  .  .  hoc  scribendi  lege  servata 
ut  nequaquam  omnia,  sed  tantum  necessaria  quaeque  perstringam,  neque  id 
ornato  et  exacto,  sed  facüi  communique  sermone.  .  .  me  sublevandae  recor- 
dationis  vel  potius  oblivionis  meae  gratia  Commonitorium  mxhimet  parasse 
suffecerit  42  exemplum  adhibuimus  sancti  concüii  guod  ante  triennium  ferme 
in  Asia  apud  Ephesum  celebratum  est  vv.  cc.  Basso  Antiochoque  coss.  (J.  431). 
40  iam  tempus  est  ut  pöllidtum  proferamus  exemplum,  ubi  et  quomodo 
sanctorum  patrum  sententiae  congregatae  sint,  ut  secundum  eas  . .  fidei  regula 
figeretur.  guod  quo  commodius  fiat  hie  sit  iam  huius  commonitorii  modus, 
ut  cetera  quae  sequuntur  ab  alio  sumamus  exordio.   Dieses  zweite  commoni- 


§  458  Vincentius  Lerinensis.    §  459  Leo  I.  1173 

torium  ist  aber  bis  auf  die  Zusammenfassung  am  Schlüsse  (c.  41— 43)  ver- 
loren gegangen  (s.  A.  1) ;  vgl.  c.  41  iam  tempus  est  ut  ea  quae  duobus  his 
eommonitoriis  dieta  sunt  in  huius  secundi  fine  reeapitulemus. 

3.  Begriff  des  Katholischen  c.  3:  id  quod  übique,  quod  semper,  quod 
ab  Omnibus  creditum  est;  hoc  enim  vere  proprieque  catholicum  .  .,  demnach 
sequamur  universüatem ,  antiquitatetn,  consensionem.  Alle  novitas  ist  daher 
dem  Vinc.  verdachtig,  und  ganz  nach  seinem  Sinne  das  Wort  des  Caele- 
stinns:  desinat  incessere  novitas  vetustatem  (c.  43).  37  (haeretici)  audent 
polliceri  et  docere  quod  in  ecclesia  sua  .  .  magna  et  specialis  ac  plane  per- 
sonalis  quaedam  sit  dei  gratia,  adeo  ut  sine  uUo  labore,  etiamsi  nee  petant 
nee  quaerant  nee  pulsent,  quicumque  Uli  ad  numerum  suum  pertinent  .  . 
numquam  possint  oflendere.  Dies  hat  offenbar  Beziehung  auf  August»  de 
dono  persev.  23:  falluntur  qui  putant  esse  a  nöbis,  non  darinobis,  ut  pe- 
tamus,  quaeramus,  pulsemus,  und  schon  die  Veröffentlichung  unter  falschem 
Kamen  beweist  daß  das  common,  eine  Streitschrift  ist.  Wahrend  Vincentius 
und  seine  Meinungsgenossen  ihre  Lehre  vetustate  defendunt  (Prosper  epist. 
ad^  August,  vom  J.  428  oder  429)  und  Augustinus  Praedestinationslehre  als 
eine  individuelle  Neuerung  (Häresie)  bezeichneten  (Prosper  aO.:  multi  qui 
in  Massiliensi  urbe  eonsistunt  in  .  .  scriptis  quae  adversus  Pelagianos  con- 
didisti  contrarium  putant  patrum  opinümi  et  eccJesiastieo  sensui  quidquid  de 
vocatione  electorum  seeundum  dei  proposüum  disputasti),  so  wurden  sie  selbst 
von  augastinischer  Seite  als  Semipelagianer  verdächtigt.  Gegen  den  Pela- 
gianer  Iulianus  (§  443,  8)  spricht  sich  Vincentius  aus,  common.  40. 

4.  Ausgaben  bes.  von  GCalixtus  (Heimst.  1629.  1655),  StBaluzius  (mit 
Salvianus,  Par.  1663  u.  sonst),  EKlüpfkl  (notis  illustr.,  Vienn.  1809),  bei 
Migne  50,  637  u.  a.    Vgl.  Hefelb,  Beitr.  z.  Kirchengesch.  1,  146. 

5.  Auf  weitere  Beteiligung  des  Vinc.  an  den  pelagianischen  Streitig- 
keiten deutet  die  Gegenschrift  Prosper's,  betitelt  pro  Augustino  responsiones 
ad  capitula  (XVI)  obiectionum  Vincentianarum.  Aus  ähnlichem  Kreise,  ob- 
wohl nicht  von  Vinc.  selbst,  stammen  die  drei  Bücher  Praedestinatus  (ed. 
Sirmond,  Par.  1643;  bei  Migne  63,  687).  Ebensowenig  rührt  von  Vinc.  her 
das  symbolum  Quicumque.  EKlüppel  aO.  56.  Im  allg.  vgl.  Hist.  litt,  de 
la  France  2,  305.    Ebebt,  LdMA.  1%  468. 

459.  Ebenso  wichtig  durch  ihren  Inhalt  wie  anziehend  durch 
ihre  Form  sind  die  Schriften  des  Gründers  der  päpstlichen  Macht, 
des  romischen  Bischofs  Leo  I  (genannt  der  Große),  J.  440—461. 
Sie  bestehen  teils  aus  Festpredigten  (sermones),  teils  aus  Briefen, 
letztere  fast  aus  seiner  ganzen  bischöflichen  Zeit,  den  Jahren 
442 — 460.  Leo  zeigt  sich  darin  gleich  sehr  als  scharfer  Denker 
wie  gewiegter  Geschäftsmann  und  vollendeter  Stilist,  nicht  min- 
der klug  als  tatkräftig;  in  seinen  Zielen  unerschütterlich,  in  den 
Wegen  dazu  erfinderisch,  fein  und  wohlberechnend;  in  prak- 
tischen Fragen  maßvoll  und  billig,  in  Glaubenssachen  von  sicherer 
Fühlung  und  das  einmal  Festgesetzte  mit  zäher  Ausdauer  gegen 


1174  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

alle  Abweichungen  verfechtend,  vor  allem  aber  eifersüchtig 
wachend  über  die  von  ihm  in  Anspruch  genommenen  Vorrechte. 
Seine  Sprache  ist  gewandt,  rein  und  geschmackvoll. 

1.  Gennad.  ill.  70  Leo,  urbis  Romae  episcopus  (J.  440—461),  scripsit  ad 
Flavianum,  Constantinopolüanae  ecclesiae  episcopum,  adversus  Entgehen 
presbyterum  .  .  .  epistolam.  moritur  Leone  et  Maioriano  imperatoribus 
(10.  Nov.  461).  Ist  er  der  Akoluth  Leo  bei  Augustin  ep.  191,  so  fällt  sein 
erstes  Auftreten  ins  J.  41S,  seine  Geburt  also  etwa  395.  Jenes  Schreiben 
an  Flavianus  (epist.  28)  über  das  Verhältnis  der  zwei  Naturen  in  Christus 
wurde  die  Grundlage  der  Beschlüsse  auf  der  Synode  von  Ghalkedon  (J.  451) 
und  erhielt  allmählich  symbolischen  Charakter.  Noch  ausführlicher  ist  da« 
Schreiben  an  Kaiser  Leo  (epist.  165)  vom  J.  458  zur  Rechtfertigung  des 
ersten  (und  der  Beschlüsse  von  Chalkedon)  aus  Schrift  und  Herkommen.  Die 
Ansprüche  des  röm.  Episkopats  auf  den  Vorrang  sind  besonders  klar  aus- 
gedrückt epist.  16  und  156,  2.  Markianos  erkennt  auch  nach  seiner  Thron- 
besteigung Leo's  principatus  in  episcopatu  an  (epist  78).  Bezeichnend 
epist.  140  (J.  454)  über  Markianos:  multis  experimentis  probavimus  eam  esse 
gloriosissimi  Augusti  fidem  ut  tunc  maxime  se  arbitretur  regno  suo  consulerc 
cum  praecipue  studuerit  pro  integriiate  ecclesiae  laborare,  und  ep.  156,  3  an 
K.  Leo  (J.  457) :  debes  incunctanter  advertere  regiam  potestatem  tibi  non  ad 
solum  mundi  regimen  sed  maxime  ad  ecclesiae  praesidium  esse  coüatam.  — 
Seine  eigene  Person  hütete  sich  Leo  weislich  den  Ränken  und  Stürmen 
der  Synoden  des  Ostens  auszusetzen.  Dagegen  verlangte  er  von  den  Bi- 
schöfen regelmäßige  Berichte  über  alle  wichtigeren  kirchlichen  Vorgänge, 
trat  kräftig  allen  Regungen  bischöflicher  Selbständigkeit  als  ambitus  (ep. 
104—106.  157,  4)  entgegen  und  rief  dazu  auch  den  weltlichen  -  Arm  auf 
(ep.  11.  24  u.  sonst). 

2.  Den  Kaisern  gegenüber  weiß  Leo  sachliche  Schärfe  mit  verbind- 
lichster Form  zu  paaren;  er  entfaltet  große  Geschicklichkeit  und  wunder- 
bare Rührigkeit,  und  versteht  sich  namentlich  auch  auf  die  kleinen  Künste 
der  Diplomatie.  Nie  läßt  er  in  einer  wichtigeren  Sache  ein  Schreiben  an 
den  Kaiser  abgehen  ohne  gleichzeitig  eines  an  die  Kaiserin  und  den  bei 
Hof  einflußreichsten  Priester  (nebst  einer  Abschrift  seiner  Briefe  an  die 
Majestäten)  abzusenden.  Die  Sorge  für  die  kirchliche  Einheit  macht  ihn 
zu  einem  unerbittlichen  Hüter  der  orthodoxen  Lehre;  vgl.  ep.  165,  2:  ca- 
tholica  fides9  quae  est  singularis  et  vera  cuique  nihil  addi,  nihil  minui  potcst. 
In  Fragen  des  Lebens  aber  ist  er  von  Härte  und  Kleinlichkeit  frei;  vgl. 
zB.  ep.  159.  167  f.  FCBaüb,  die  Christ.  Kirche  im  4—6  Jahrh.  (Tüb.  1863) 
114.  288.  246. 

3.  Der  erhaltenen  sermones  von  Leo  sind  es  96,  meist  von  verständiger 
Kürze,  wie  auch  die  173  Briefe  von  überflüssiger  Breite  sich  fern  halten. 
Die  ersteren  verraten  rhetorische  Schulung;  die  Briefe  sind  wohl  meist  aus 
seiner  Kanzlei  (vgl.  §  460,  1.  2)  hervorgegangen.  Die  Reinheit  der  Sprache 
geht  bei  Leo  nicht  bis  zur  Klassizität  (spätlateinische  Worte  und  Wen- 
dungen wie  aliquanti  homines,  obviare,  fiducialiter,  pervasor,  subadiuva,  tri- 
bulatio  sind  nicht  selten),  aber  für  diese  Zeit  ist  sie  bewundernswürdig  und 


§  469  Leo  I.    §  460  Proaper  Aquitanus.  1175 

läßt  darauf  schließen  daß  Leo  ein  geborener  Römer  von  gutem  Hause  und 
angeborenem  Formgeföhle  war.    Vgl.  Ebebt  LdMA.  la,  470. 

4.  Schriften  welche  dem  Leo  mit  Unrecht  zugeschrieben  werden:  Capitula 
s.  praeteritornm  sedis  apostolicae  episcoporum  auctoritates  (aus  J.  431); 
De  vocatione  omnium  gentium;  Epistola  ad  Demetriadem  (dieselbe  an 
weiche  Pelagius  schrieb,  s.  §  443,  1)  b.  de  hnmilitate  tractatus,  die  beiden 
letzten  Schriften  auch  dem  Ambrosius  und  Prosper  zugeschrieben,  vielleicht 
beide  von  einem  Verfasser  um  J.  450;  Sacramentarium  oder  codex  sacra- 
mentorum  vetus  romanae  ecclesiae;  Breviarium  adversus  haereticos. 

5.  Hauptausgg.  der  Werke  Leo's  von  PQuesnbllus  (Par.  1675  II,  Lugd. 
1700  II)  und  P.  u.  HBallebini  (Ven.  1756  ff.  III).  Darnach  bei  Mionk 
B.  54 — 56.  Die  Briefe  auch  in  den  Conciliensammlungen.  —  Abhandlungen, 
über  Leo  bes.  von  Qcesnel  und  Ballerini  in  ihren  Ausgg.  WA  Aren  dt,  Leo 
der  Große  u.  s.  Zeit,  Mainz  1835.  EPkrthel,  Papst  Leo'e  I  Leben  und 
Lehren,  Jena  1843.  F.  und  PBöhrlxqer,  die  Kirche  Christi  und  ihre  Zeugen 
(Leo  I  und  Gregor  I),  Bd.  12,  Stuttg.  »1879. 

460.  Ein  eifriger  Anhänger  Augustinus  und  seiner  Recht- 
gläubigkeit, überhaupt  voll  theologischen  Eifers,  jedoch  selbst 
nicht  Geistlicher,  war  der  Aquitanier  Prosper  (geb.  ums  J.  400), 
von  welchem  wir  außer  Streitschriften  gegen  die  Pelagianer 
und  Semipelagianer  und  Gedichten  ähnlichen  Inhaltes  besonders 
eine  Chronik  besitzen,  welche  sich  genau  an  die  des  Hieronymus 
anschließt,  sie  vom  J.  379  —  455  n.  Chr.  fortsetzt  und  selbst 
später  von  andern  fortgesetzt  und  abgekürzt  wurde.  Für  die 
letzten  dreißig  Jahre  ist  Prosper's  Chronik  bei  dem  Mangel 
anderer  Quellen  sehr  wichtig.  Von  den  übrigen  christlichen 
Schriftstellern  ist  besonders  der  Schotte  Patricius  erwähnenswert. 

1.  Gknnad.  ill.  84  Prosper  (vollständiger  heißt  er  Tiro  Prosper^  zB. 
in  Hss.  der  Chronik  und  bei  Babda  GL.  7,  257,  21;  Holder  aO.  73  und 
unten  A.  3),  homo  aquitanicae  regionis,  sermone  schölastieus  et  assertionibus 
nervosa* ,  tnülta  composuisse  dicitur.  ex  quibus  ego  Chronica  ülius  nomine 
praetitulata  legi,  continentia  a  primi  hominis  conditione  .  .  usque  ad  obüum 
VcUentiniani  Aug.  et  captivitatem  urbis  Eomae  a  Genserico  Vandalorum 
rege  factam  (ebenso  Cassiod.  div.  lect.  17).  legi  et  librum  adversus  opuscula 
sub  persona  Cassiani  (§  467,  1).  .  .  epistolae  quoque  papae  I^onis  (§  460)  ad- 
versus Eutyehen  de  vera  Christi  incarnatione  ad  diversos  datae  et  ab  ipso 
dictatae  dicuntur.  Die  Zeit  seines  Todes  ist  ungewiß.  Marcellih.  p.  296 
ed.  Rom.  setzt  die  aus  Gennadius  aO.  entlehnte  Nachricht  aber  Prosper 
zum  Jahr  463.  Ob  dies  sein  Todesjahr  war?  —  Schreiben  Prosper's  an 
Augustin  (ignotus  quidem  fade)  vom  Jahr  428  oder  429,  über  den  Semi- 
pelagianismus  in  Süd-Gallien,  unter  Augustin's  epp.  226;  vgl.  ebd.  226  den 
ähnlichen  Brief  von  Prosper's  Freund  Hilarius,  sowie  Prosper's  an  Rufinus 
bei  Mignk  61,  77.  Ebd.  61,  166  fll.  stehen  Prosper's  pro  Auguetino  respon- 
siones  ad  capitula  obiectionum  Gallorum  calumniantium ,  ad  cap.  obieet. 


1176  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

Vincentianarum  (§  468,  5),  ad  excerpta  quae  de  genueusi  civitate  sunt 
missa  (alle  drei  kurz  nach  J.  430  verfaßt)  und  besonders  seine  Schrift  De 
gratia  dei  et  libero  arbitrio,  gerichtet  gegen  Cassian's  (§  457,  1)  collationes, 
daher  auch  genannt  über  contra  collatorem,  verfaßt  um  J.  436  (ed. 
PFFoqqini,  Rom  1768.  Ven.  1786);  außer  anderem  auch  ein  Auszug  aus 
Augustin's  Commentar  zu  den  Psalmen  und  der  dogmatisch  wichtigsten 
Aussprache  in  dessen  Werken.  Einen  Teil  der  letzteren  bearbeitete  Prosper 
auch  im  elegischen  Maße  (s.  A.  4).  Die  Schrift  de  promissionibus  et  prae- 
dictionibus  dei  (Hs.  s.  VII  in  Trier)  wird  Prosper  fälschlich  beigelegt.  Sie 
ist  um  J.  440  von  einem  Afrikaner  verfaßt. 

2.  Prosper  verfaßte  in  Born  (als  Notar  in  der  päpstlichen  Kanzlei? 
8.  A.  1)  seine  Chronik,  die  in  erster  ßedaction  (dem  sog.  'chronicon  vulga- 
tum',  am  besten  herausgg.  von  Pontacus,  chron.  triam  illustr.  auctorum, 
Bord.  1604)  bis  J.  445,  in  zweiter  bis  J.  455  reicht  (dem  sog.  rchronicon 
integrum',  in  Labbi&'s  nova  bibl.  ms.,  Par.  1657,  1,  16  und  in  Rokcalu's 
vetust.  lat.  chron.,  Päd.  1787,  1,.  635).  Von  der  Erschaffung  der  Welt  an- 
hebend, zieht  P.  zunächst  die  Chronik  des  Hieronymus  ganz  flüchtig  aus, 
vom  Tod  Christi  an  legt  er  ein  aus  den  Ravennatischen  Fasten  stammen- 
des Consulverzeichnis  zu  Grunde  (abgedr.  auch  bei  Mommsbw,  Abh.  d.  sächs. 
Ges.  d.  Wies.  8  [1861],  661),  daher  nennt  man  das  Werk  auch  rchronicon 
consulare'  (vgl.  A.  8).  Dann  benützt  er  Augustin,  Orosius;  von  J.  425  an 
schreibt  er  als  Augenzeuge,  liederlich,  fehlerhaft,  parteiisch,  aber  hier  sind 
dennoch  seine  Nachrichten  sehr  wertvoll.  —  Vgl.  OHolder-Eqgee,  NArch. 
f.  alt.  deutsche  Gesch.  1,  13.  WWattenbach,  Deutschi.  Geschichtsquellen 
l6,  78.  AEbsbt,  LdMA.  ls,  441.  —  HFebnow,  roman.  Elemente  in  der  Chron. 
Prosp.,  im  Jahrb.  f.  roman.  Lit.  11  (1870),  257.  —  Zusammenstellung  der 
nachhierony mischen  lat.  Chroniken  für  die  Zeit  von  J.  379  —  455  in 
ChFRösleb's  Chronica  med.  aev.,  Tüb.  1798. 

3.  Prosper's  Chronik  in  erster  Bedaction  mit  einer  römischen  Fort- 
setzung bis  J.  451  ist  in  Afrika  (Karthago)  Überarbeitet  und  bis  467  fort- 
geführt, endlich  durch  eine  Übersicht  der  Geschichte  des  Vandalenreicha 
von  der  Einnahme  Karthagos  bis  zum  Untergang  des  Reichs  534  erweitert 
worden:  rchronicon  Canisianum'  genannt  nach  dem  ersten  Herausgeber 
HCanisiub,  lectiones  antiq.  1',  148.  306  (auch  bei  Robcalli  1,  677)  oder 
r  Prosper  Augustanus '  nach  der  Augsburger  Hs.,  s.  OHoldeb  aO.  24.  37.  — 
Fälschlich  ist  dem  Prosper  beigelegt  worden  das  uns  durch  cod.  Britann. 
16974  s.  X  (Moxmsbn,  Herrn.  24,  398)  erhaltene  sog.  'chronicon  imperatorum' 
oder  *  imperiale '  (weil  es  nach  den  Regierungsjahren  der  Kaiser  rechnet 
[vgl.  das  consulare  A.  2],  ed.  PPithoü,  Par.  1588,  daher  auch  'Pithoeanum', 
bei  Roncalli  1,  739),  auch  von  J.  379 — 465  reichend,  am  Schluß  (vom 
J.  453)  aus  dem  echten  Prosper  ergänzt,  aber  wertvoll  durch  Nachrichten 
zur  Geschichte  der  germanischen  Völker  in  Gallien  und  ebenda  (in  Mar- 
seille?) verfaßt.  OHoldeb-Eggbb  aO.  1,  91.  AEbsbt  aO.  1',  442.  Der  Name 
Trosper  Tiro'  (s.  A.  1)  ist,  obwohl  er  mit  dem  chron.  imperiale  verbunden 
zu  werden  pflegt,  gerade  hier  hs.  nicht  beglaubigt,  s.  Holdkr  aO.  101.  — 
Prosper  selbst  wurde  ausgebeutet  in  der  Ostertafel  des  Victorius  Aquitanos 
(8.  §  470,  8),  aus  welcher  dann  Cassiodor  in  ähnlicher  Weise  schöpfte. 
Moxmsbn   aO.  666.    Prosperi  auctarium  (bis  J.  560  reichend)  bei  Roacalu 


§  460  Prosper  Aquitanus.  1177 

aO.  1,  721.  Prosperi  Aquitani  Chronici  continuator  (bis  J.  641)  Havniensis; 
nunc  primum  edidit  GHille,  Berl.  1866.  Vgl.  GKaufmann,  Forsch,  z.  deutsch. 
Gesch.  13,  418;  Phil.  84,  385.  728.  42,  477.  502.  Holder  aO.  259.  280. 
Wattehbach  aO.  1*,  78.  Ober  die  Zeitzer  Ostertafel  (jetzt  in  Berlin,  Schrift- 
probe in  ZANaBMBisTEB-WATTEHBACH'8  Exempla  codd.  latt,  T.  23)  vom  J.  447 
vgl.  Mommsbn,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1862,  539. 

4.  Proaper  verfaßte  ferner  ums  J.  430  (noch  vor  dem  Tode  Augustinus, 
s.  t.  90)  ein  Lehrgedicht  de  ingratis  (bei  Mignjs  51,  91)  in  vier  Teilen  (zu- 
sammen von  1002  Hexametern),  und  gerichtet  gegen  das  dogma  quod  .  . 
pestifero  vomuit  coluber  sermone  Britannus  (Pelagius).  Vgl.  693.  praef.  1 
unde  völuntatis  sanetae  sübsistat  origo,  unde  animis  pietas  insit  et  unde  fides 
adversum  ingratos  (die  göttliche  Gnade  nicht  anerkennend)  falsa  et  virtute 
(Werkheiligkeit)  superbos  emtenis  decies  versibus  exposui.  Der  trockene 
Stoff  ist  mit  Lebendigkeit,  Eifer  und  in  einer  Form  bebandelt  welche  zwar 
die  feineren  Gesetze  über  Caesar,  Versohleifung  usw.  nicht  befolgt,  wohl 
aber  (mit  seltenen  Ausnahmen,  wie  aliud  239)  die  gewöhnlichen,  und  von 
Kenntnis  auch  heidnischer  Dichter  sowie  rhetorischer  Bildung  zeugt.  Alter- 
tümliches wie  nascier  (10)  und  mage  (962)  nach  Versbedürfnis.  Außerdem 
zwei  Epigramme  (im  elegischen  Maße)  wider  einen  literarischen  Gegner 
Augustin's  und  Verteidiger  der  menschlichen  Willensfreiheit,  sowie  ein 
repitaphium'  auf  die  (angeblich  engverwandte)  nestorianische  und  pelagia- 
nische  Irrlehre.  Vorwort  der  106  dogmatischen  Epigramme  (s.  A.  1  E.)}  ver- 
faßt um  J.  450:  Dum  sacris  mentem  placet  exercere  loguelis  .  .  quosdam  ceu 
prato  Ubuit  deeerpere  flores  distindisque  ipsos  texere  versiculis.    Baeda.,  GL. 

7,  232,  12  Proeper  in  praefatüme  epigrammatum.  Auch  sonst  citiert  Baeda 
diese  Epigramme  Prosper's  (s.  Keil's  GL.  7,  616).  Vgl.  noch  Rxbse's  AL.  2,  p.  xn. 

5.  Unter  den  mit  zweifelhaftem  Rechte  dem  Prosper  Aquit.  zuge- 
schriebenen Arbeiten  ist  besonders  erwähnenswert  ein  Gedicht  worin  der 
Redende  seine  Gattin  ermahnt  sich  mit  ihm  ganz  Gott  zu  weihen  (bei 
Migne  51,  611).  Es  beginnt  mit  16  zierlichen  Anakreonteen  in  vier  Strophen 
(auch  bei  Baeda  GL.  7,  257,  23  und  in  Webnsdorf's  PLM.  3,  413)  und  ver- 
läuft dann  im  elegischen  Maße  (116  Verse).  Sodann  ein  Lehrgedicht  de 
Providentia  divina  (§  464,  9.  Mignb  51,  617;  vgl.  MMahitxus,  ZföG.  89,  580), 
mit  Einleitung  (v.  1 — 96)  im  elegischen  Maße,  mit  der  Klage :  caede  decenni 
vandalicis  gladiis  stemimur  (in  Südgallien,  um  415)  et  geticis  (v.  33  f.). 
Übergang  (95  f.):  at  ne  sermo  moram  paiiatur  ab  impare  versu,  heroi  nu- 
meris  porrige  pentametrum.  Daß  es  von  Prosper  Aq.  nicht  herrührt,  be- 
weist schon  seine  pelagianische  Haltung.  Vgl.  zB.  238  quia  liber  Homo  et 
sapiens  discemere  rectis  prava  potest,  in  se  intus  Habens  discrimina  rerum 
iusque  voluntatis,  quo  temperat  arbitriutn  mens.  554  ff.  u.  sonst.  Anders,  aber 
nicht  überzeugend,  Makitius  aO.  Die  Darstellung  ist  gewandt  und  formsicher, 
aber  breit  und  oft  gewöhnlich.  Vgl.  Ebebt,  LdM^.  1',  316.  —  Auch  der  in 
einem  Montepess.  s.  IX  unter  Prosper's  Kamen  erhaltene  Hymnus  abecedarius 
gegen  die  Antitrinitarier  (AUus  prosator  et  vetus)  kann  ihm  kaum  angehören ; 

8.  ABodcbbbis,  me*langes  latins  et  bas-latins,  Montpellier  1875. 

6.  Über  ProBper  vgl.  Hisi  litt,  de  la  France  2,  869.  FPapencobdt, 
vandal.  Herrschaft  (1837)  355.  AEbrbt,  LdMA.  I2, 365.  Bob.  OHoldbb-Eggbr, 
NArch.  f.  alt.  deutsche  Geschichtsk.  1,  54.    —  Ausgabe  seiner  Werke  bes. 


1178  Die  Kaiserzeit.     Fünftes  Jahrhundert.     Erste  Hälfte. 

von  den  Benedictinern  (LeBrun  u.  Mang  kaut),  Par.  1711  (Born  1732)  =* 
Miove  Bd.  51.  —  Ober  den  Kalender  des  Polemius  Silvius  (aus  J.  448  f.) 
s.  §  74,  9. 

7.  Andere  christliche  Prosaiker  der  Zeit  von  welchen  uns  Schriften 
in  lateinischer  Sprache  erhalten  sind.  Patricias  (geb.  bei  Glasgow,  ur- 
sprünglich cSnccath'  genannt),  der  bekannte  Iren -Apostel  (8t.  Patrik), 
Verfasser  einer  confessio  (bei  Mione  53,  801),  Ton  Briefen  u.  a.  (ebd.  814): 
auch  31  Hexameter  (Aufzählung  von  Prodigien)  werden  ihm  zugeschrieben 
(AL.  791  R.).  Tnrribius  Asturicensis  (seit  447  Bischof),  Verfasser  eines 
Schreibens  an  die  Bischöfe  Idacius  und  Geponius  gegen  die  Apokryphen 
und  die  Priscillianisten,  abgedruckt  hinter  Leo's  epist.  15  (bei  Mignk  51,693). 
Leo  Bituricensis  (Bischof  von  Bourges),  von  welchem  sich  gleichfalls  ein 
Schreiben  an  die  Bischöfe  der  provincia  III  Lugd.  (Turonica)  unter  den 
Briefen  Leo's  d.  Gr.  findet  (bei  Migne  im  B.  54). 

8.  Christliche  Prosaiker  des  Westens  ungefähr  aus  dieser  Zeit,  deren 
Schriften  nicht  erhalten  sind.  Syagrius  (Gennad.  ill.  65);  Paulinus  (ebd.  68); 
Asclepius  Afer,  in  baiensi  territorio  episcopus  (ebd.  73);  Paulus  presbyter, 
natione  .  .  Pannonius  (75);  Pastor  episcopus  (76);  Victor,  Cartennae  Mauri- 
taniae  civitatis  episcopus  {scripsit  adversus  Arianos  librum  unum  longum, 
quem  Genserico  regi  .  .  oltulit  etc.,  77);  Voconius,  Castellani  Mauritaniae 
oppidi  episcopus  (78);  Musaeus,  Massiliensis  ecclesiae  presbyter  (tnoritur 
Leone  et  Maioriano  regnantibus,  79);  Vincentius  presbyter,  et  ipse  natione 
Gallus  (linguam  hohem  usu  loqucndi  et  maiore  lectione  politam,  80).  — 
Diclinii  tractatus  quos  secundum  PrisciUiani  dogma  conscripsit  erwähnt  Leo 
epist.  15,  16. 

461.  Im  Jahre  438  wurde  nach  neunjähriger  Vorbereitung 
der  codex  Theodosianus  fertig,  eine  amtliche  Sammlung  der 
von  den  Kaisern  seit  Constantin  erlassenen  Verfügungen  (ius 
principale).  Er  besteht  aus  sechzehn  Büchern,  welche  eine  sach- 
liche Ordnung  befolgen,  während  innerhalb  der  einzelnen  Titel 
die  kaiserlichen  Verordnungen  nach  ihrer  Zeitfolge  aufgeführt 
sind.  Im  ostromischen  Reiche  galt  die  Sammlung  mit  ihren 
Nachträgen  (novellae  leges)  bis  sie  in  die  justinianische  ver- 
arbeitet wurde;  im  Westen  wurde  sie  bald  verkürzt,  und  das 
erste  Drittel  ist  fast  nur  in  solcher  Abkürzung  auf  uns  gekommen. 

1.  Aus  dem  Einführungsgesetz  des  cod.  Theodosianus  vom  15. Febr. 
438:  electis  viris  nobüibus  exploratae  fidei,  famosae  doctrinae,  quibus  delegata 
causa  civilis  officii,  .  .  retro  principum  seita  volgavimus,  ne  iurisperitorum 
ulterius  8everitate  mentita,  dissimulata  scienlia,  velut  ab  ipsis  adytis  ex- 
pectareniur  formidanda  responsa.  (8)  quam  ob  rem  detersa  nübe  voluminum 
in  quibus  multorum  nihil  explicantium  aetates  attritae  sunt  compendiosom 
divalium  constituHonum  scientiam  ex  d.  Gonstantini  temporibus  roboramus, 
nülli  post  kal.  Ian.  (439)  concessa  licentia  ad  forum  et  quotidianas  ad» 
vocationes  ius  principale  deferre  vel  litis  instrumenta  componere  nisi  ex  his 
videlicet  libris,  qui  in  nostri  nominis  vocabulum  transierunt  et  sacris  habentur 


§  46t  Codex  Theodosianua.  1179 

in  scriniis.  (7)  longum  est  memorare  quid  in  huius  consummationem  negotii 
contulerit  vigiliis  suis  Antiochus  .  .  expraef.  et  cos.,  quid  Maximinus,  .  . 
Martyrius,  quid  etiam  Sperantius,  ApoUodorus,  Theodorus,  .  .  quid  Epigenes, 
.  .  Procopius.  Aus  dem  Protokoll  des  römischen  Senats  vom  J.  438:  cum 
.  .  kanc  quoque  orbi  suo  .  .  d.  n.  Theodosius  adieere  voluit  dignitatem  ut  in 
unum  coUectis  legum  praeceptionibus  sequenda  per  orbem  XVI  librorum 
compendio,  quos  sacratissimo  suo  nomine  voluit  conseerari,  constitui  iuberet. 
Ans  der  Verordnung  vom  J.  429  (cod.  Theod.  l,  1,  5):  Ad  similüudinem 
Gregoriani  atque  Hermegeniani  eodicis  cunctas  colligi  constitutiones  decerni- 
mus  quas  Constantinus  inclitus  et  post  eum  divi  principes  nosque  tulimus 
edictorum  viribus  aut  sacra  generdlitate  subnixas.  .  .  sed  cum  simplicius 
iustiusque  sit  praetermissis  iis  quas  posteriores  infirmant  explicari  sölus  quas 
valere  conveniet,  hunc  quidetn  codicem  .  .  cognoscamus  etc.  ad  tanti  con- 
summationem  operis  et  contexendos  Codices  (quorum  primus  omni  gener alium 
constitutione  colleda  nuüaque  extra  se  quam  tarn  proferre  liceat  praetermissa 
inanem  verborum  copiam  recusäbit,  alter  omni  iuris  diversitate  exclusa 
magisterium  vitae  suscipiet)  deligendi  viri  sunt  singularis  fidei,  limatioris 
ingenii.  .  .  Antiochum  v.  i.  exquaest.  et  praef.  elegimus,  Antiochum  v.  i. 
quaestorem  s.  pal.,  Theodorum,  .  .  Eudicium  et  Eusebium,  Ioannem,  .  .  Co- 
mazontem  atque  Eubulum,  .  .  et  Apellem,  virum  disertissimum,  scholasticum. 
hos  a  nostra  perennitate  electos  eruditissimum  quemque  adhibituros  esse  con- 
fidimus  etc.  Cod.  Theod.  1,  1,  6  (J.  485):  omnes  edidales  generalesque  con- 
stitutiones vel  in  certis  provindis  seu  locis  valere  aut  proponi  iussae  quas 
divus  Constantinus  posterioresque  principes  ac  mos  tulimus  indicibus  rerum 
titulis  distinguantur,  ita  ut  non  solum  consulum  dierumque  supputatione  sed 
etiam  ordine  compositionis  apparere  possint  novissimae.  .  .  (1)  quod  ut  brevi- 
tate  constrictum  claritate  luctat  aggressuHs  hoc  opus  et  demendi  supervacanea 
verba  et  adiciendi  necessaria  et  mutandi  ambigua  et  emendandi  incongrua 
tribuimus  potestatem.  (2)  contextores  huius  Theodosiani  eodicis  Antiochus 
.  .  consularis,  Eubulus,  .  .  Maximinus,  .  .  Sperantius,  Martyrius,  Alipius, 
Sebastianus,  ApoUodorus,  Theodorus,  Oron,  .  .  Maximus,  Epigenes,  Diodorus, 
Procopius,  .  .  Erotius,  .  .  Neuterius. 

2.  Brich  1—5  enthält  das  ins  ordinarium  in  der  Ordnung  des  Edicts, 
das  Weitere  aber  das  ius  eztraordinarium  and  novum,  und  zwar  B.  6—8 
neues  Staatsverwaltungsrecht,  B.  9  Strafrecht,  B.  10  f.  Fiscalrecht,  B.  12—15 
Gemeinde- Verfassung  und  -Verwaltung  u.  a.,  B.  16  Kirchenrecht. 

3.  Ausgezogen  wurde  der  cod.  Theod.  in  der  lex  romana  Visigothorum 
(§  488,  2)  und  noch  im  7.  Jahrhundert  wurde  derselbe  (auf  der  Rechts- 
Bchule  zu  Ravenna?)  summiert  (antiqua  summaria  eodicis  Theod.  —  für 
B.  9—16  —  ed.  GHaehbl,  Lps.  1834.  Makenti,  antiqua  summaria  eodicis 
Theod.,  Studj  Senesi  1888  Nr.  3  u.  4).  Durch  jenen  Auszug  in  der  lex. 
rom.  Visig.  ist  uns  allein  (abgesehen  von  wesentlichen  Ergänzungen  aus 
Hss.  in  Turin  und  Mailand,  A.  4)  B.  1—  B.  6,  tit.  1.  2  des  cod.  Theod. 
erhalten.  —  Vgl.  PKbügbr,  ZfRechtsG.  20,  1,  138. 

4.  Wichtigste  Handschriften  sind  für  B.  6—8  Paris.  9643  s.  V  (Schrift- 
probe bei  Zasgembistbr-Wattbnbach  exx.  cod.  lat.  T.  26),  für  B.  9—16  Vatic- 
Regin.  886  (Tilianus)  s.  VI.  Dazu  Ergänzungen  aus  Hss.  in  Mailand  (zu 
B.  1;  darüber  WFClosbiüs,  Tüb.  1824)  und  Turin  (zu  B.  1-5.  13.  14.  16  j 


1180  Die  KiAerzeit.     Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

darüber  APkybon,  Tarin  1823;  CBaudi  a  Vbsme,  Tur.  1839,  und  jetzt  be- 
sonders cod.  Theod.  fragm.  Taurinensia,  ed.  PKbüobb  in  den  Abh.  d.  Berl. 
Ak.  d.  Wiss.  1879  Abt.  2).  Schriftprobe  des  Tariner  Palimpa.  (die  obere 
Schrift  s.  VII  enthält  den  Iulius  Valerius,  s.  §  399,  3)  aus  8.  V/VI  bei 
Zangemeisteb -Wattenbach  aO.  T.  25.  Bruchstücke  eines  Palimpsests  zu 
Halberstadt,  WSchum,  ZfBechtsgesch.  22,  365.  In  Hss.  des  westgotischen 
Auszugs  finden  sich  auch  manche  Teile  (zB.  B.  16)  in  der  unverkürzten 
Fassung.  Sonst  Tgl.  noch  A.  3.  —  Ältere  Hauptausgabe :  cum  perpetuis 
(höchst  wertvollen)  commentariis  JGothofredi,  Lyon  1655  VI  (ed.  nova  .  . 
cur.  IDRxttkr,  Lps.  1736—45  VI).  Neueste  Ausgabe:  cod.  Theod.  ad  liv  11. 
mss.  .  .  recogn.  .  .  GHabnel,  Bonn  1842  (im  Bonner  corp.  iur.  anteiust  2, 
*81  fll).  —  Ober  den  cod.  Theod.  s.  SWZimmbbn,  Gesch.  des  röm.  Privatr. 
1,  1,  165.  AFBudobpf,  röm.  RGesch.  1,  277.  PKbügbb,  Quellen  u.  Lit  d. 
röm.  R.  285 ;  commentt.  Mommsen.  75. 

5.  Cod.  Th.  1,  1,  6,  3  (J.  435):  nüüum  extra  se  novellae  constitu- 
tionis  locum  relicturi  nisi  quae  post  editionem  huius  fuerit  promulgata. 
Diese  späteren  Gesetze  sollten  von  jedem  der  beiden  Höfe  (in  Rom  und 
Konstantinopel)  dem  andern  zugesandt  und  von  diesem  verkündigt  werden. 
Wirklich  wurden  J.  447—468  oströmische  Novellen  nach  Rom  gesandt  und 
dort  veröffentlicht,  wahrend  weströmische  nach  J.  438  im  cod.  Inst,  sich 
nicht  finden.  Sammlung  der  Novellen  von  Theodosius  H,  Valentinian  III, 
(Maximus,)  Marcianus,  Maiorianus,  Severus  und  Anthemius,  in  sechs  Ab- 
teilungen unter  Titelrubriken,  teils  in  der  westgotischen  Verkürzung  (s.  A.  3), 
teils  in  der  ursprünglichen  Fassung.  Vollständigste  Ausgabe  von  GHaxbx., 
novellae  constitutiones  imperatorum  Theodosii  II  etc.,  Bonn  1844  (im 
Bonner  Corp.  iur.  anteiust.  hinter  dem  cod.  Theod.). 

6.  Die  21  (richtiger  18)  sogen.  Sirmondschen  Constitutionen 
(JSibmond,  appendiz  codicis  Theod.  novis  consütutionibus  cumulatior,  Paris 
1631  u.  sonst)  Bind  kirchenrechtlichen  Inhalts  und  rühren  von  Constantin 
u.  a.  Kaisern  des  4.  Jahrh.  her.  Sie  stammen  aus  einer  in  Gallien  ent- 
standenen zeitlich  geordneten  Sammlung,  welche  den  dortigen  Concilien- 
beschlüssen  angehängt  war,  und  sind  schon  durch  eine  Hs.  s.  VIII  über- 
liefert. GHänel,  de  constitutionibus  quas  JSirmondus  edidit,  Lps.  1840, 
und  im  Bonner  Corpus  iur.  anteiust.  2,  405. 

462.  Nach  Veröffentlichung  des  codex  Theodosianus,  aber 
vielleicht  noch  vor  Theodosius*  II  Tode  (J.  450),  in  Gallien  ver- 
faßt ist  die  von  J.  Cujacius  so  genannte  Consultatio  veteris 
cuiusdam  iuris  consulti,  Privatgutachten  eines  (oder  mehrerer) 
Rechtsgelehrten  auf  Anfragen  von  Sachwaltern,  unter  wortlicher 
Anführung  von  Gesetzesstellen  aus  dem  codex  Gregorianus, 
Hermogenianus  und  Theodosianus. 

1.  Die  Schrift  zerfällt  in  drei  Teile  (c.  1—3,  4—6,  7—9),  deren  jeder 
wiederum  mehrere  Anfragen  umfaßt  Die  Belegstellen  sind  (wie  in  der  lex 
rom.  Burgund.)  außer  den  drei  Codices  lediglich  aus  Paulus  sententiae 
(§  877,  3)  geschöpft,  und  zwar  vor  deren  Verkürzung.  Die  lex  romana 
Visigoth.  (und  Burgund.)  wird  noch  nicht  erwähnt.    Verfasser  unbekannt 


§  462  Consultatio.    §  463  Caelius  Aureliamus.  1181 

Für  die  Abfassung  bei  Lebzeiten  von  Theodoaius  II  spricht  (Rudorfp)  c.  7,  3 
(Pauli  iuridici,  cuius  sententias  sacratissimorum  principutn  scita  semper  va- 
Utura.8  ac  divalis  constitutio  declarant)  die  Unterlassung  der  Nennung  seines 
Namens  (sacrat.  prine.),  ob  nun  ac  divalis  constitutio  auf  die  Constantin's 
(cod.  Theod.  1,  4,  2)  vom  J.  327  hindeutet  oder  (mit  Hüschkb  aO.  852) 
perinde  ac  div.  const.  (semper  valet)  erklärt  wird.  Die  übrigen  Grunde  von 
Hdschke  aO.  836,  welcher  die  consultatio  gegen  daB  Ende  des  5.  Jahrb. 
ansetzt,  scheinen  damit  nicht  unvereinbar.  —  Erste  Anführung  der  Schrift 
durch  Ivo  von  Chartres  (J.  1090 — 1116)  Decret.  16,  201.  —  Die  consultatio 
zuerst  herausgg.  (Dach  einer  Abschrift  ALoisel's  von  der  einzigen,  jetzt 
verlorenen  Hs.)  von  JCdjacius,  Par.  1677.  Neueste  Ausgg.  von  EPugge  im 
Bonner  Corp.  iur.  ant.  391  und  EHüschke,  iurispr.  anteiuBt.8  838.  —  AFRu- 
doefp,  d.  Entsteh,  der  cons.,  Z.  f.  gesch.  RWissensch.  13,  50.  Vgl.  Huschke 
aO.  797.    PKbüger,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  R.  805. 

2.  Auf  durchaus  römisch-rechtlicher  Grundlage  ruht  auch  das  syrische 
Rechtsbucb,  welches  nach  griechischen  Bearbeitungen  des  römischen 
Rechts  wohl  von  einem  syrischen  Geistlichen  in  griechischer  Sprache 
zum  praktischen  Gebrauch  bei  der  kirchlichen  Rechtsprechung  bearbeitet 
wurde.  Es  enthält  hauptsächlich  Privatrecht,  besonders  Ehe-  und  Erb- 
recht, väterliche  Gewalt  und  Vormundschaft,  fand  im  Orient  große  Ver- 
breitung und  Geltung  und  hat  sich  dort  selbst  den  justinianischen  Gesetz- 
büchern gegenüber  siegreich  behauptet.  Das  ums  J.  477  verfaßte  griechische 
Original  ist  verloren:  wir  kennen  das  Werk  nur  aus  syrischen,  arabischen, 
armenischen  usw.  Übersetzungen  und  Bearbeitungen.  Syrisch  -  römisches 
Rechtsbuch  aus  den  orientalischen  Quellen  herausgg.,  übers,  und  erläutert 
von  KGBrunb  ü.  ESachau,  Lpz.  1880.  —  RvHübe  u.  ESachau,  ZfRechtsgesch. 
16,  17. 

3.  Über  die  libri  coloniarum  (ungefähr  ums  J.  460)  s.  §  344,  4.  — 
Über  die  subscriptio  zu  Vegetius  (ums  J.  450)  s.  oben  §  432,  6.  Anderes 
s.  §  373,  9.  376,  4. 

463.  Auch  in  Heilkunde  und  Naturforschung  zehrte  das 
fünfte  Jahrhundert  von  den  Arbeiten  früherer  Zeiten,  welche  jetzt 
in  verschiedener  Weise  und  zu  verschiedenen  Zwecken  übersetzt 
und  umgestaltet  wurden.  Hier  ist  namentlich  zu  nennen  der  Afri- 
kaner Caelius  Aurelianus,  der  Übersetzer  des  Soranos,  des 
Hauptes  der  methodischen  Schule.  Von  ihm  besitzen  wir  das 
Werk  über  chronische  und  acute  Krankheiten  und  außerdem 
noch  umfangreiche  Stücke  seines  Abrisses  der  gesamten  Medizin 
in  Fragen  und  Antworten  (medicinales  responsiones).  Für  uns 
ist  er  die  Hauptquelle  zur  Kenntnis  der  Lehren  der  Methodiker. 
Vorzugsweise  auf  Galenos  stützt  sich  der  Landsmann  des 
Aurelianus,  Gassius  Felix,  der  sein  medizinisches  Hilfsbüchlein 
im  J.  447  schrieb.  Auch  ein  Sammelwerk  über  Tierheilkunde 
nach  Pelagonios  u.  a.  stammt  wohl  aus  dieser  Zeit.  Ebenso  wurden 


1182  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.     Erste  Hälfte. 

damals  Hippokrates   und   Dioskorides   in   lateinischen   Auszügen 
u.  dgl.  mundgerecht  gemacht 

1.  Caelius  Aurelianus  meihodicus  Siccensis  (dh.  aus  Sicca  in  Nu- 
midien)  heißt  der  Verf.  in  der  Aufschrift  des  Leidener  Fragments  (s.  u.) 
und  in  dem  Lorscher  Hss. -Verzeichnis,  s.  VRobb,  Herrn.  4,  141.  AWilmanxs, 
RhM.  23,  389.  Methodicus  als  Anhänger  und  Obersetzer  des  berühmtesten 
Methodikers,  des  Soranus.  Vgl.  acut.  2,  1  Soranus,  cuius  haec  sunt  quae 
latinizanda  suscepimus.  2,  28  cuius  verissimas  apprehensiones  latino  ser- 
tnone  desertiere  laboramus.  chron.  2,  7  Mnaseas  ei  Soranus,  cuius  etiam  nos 
amamus  iudicium.  Die  schon  stark  zum  Romanischen  neigende  Latinität  de? 
Cael.  Aur.  spricht  für  das  5.  Jahrhundert.  Die  Vergleichung  des  Leide- 
ner Bruchstückes  aus  den  gjnaecia  (=  yvvawsta)  desselben  (s.  Herrn.  aO.) 
mit  dem  erhaltenen  Original  (ns(fl  yvpamsiaiv  «orfta?,  ed.  VRosk,  Lps.  1882; 
s.  A.  4)  zeigt  daß  C.  A.  wörtlich  übersetzt,  aber  abkürzt.  Die  Anfüh- 
rungen anderer  eigener  Schriften  (s.  das  Register  Amman's  s.  v.  Cael. 
Aurel.)  gelten  nur  seinen  Übersetzungen  anderer  Schriften  des  Soranos,  und 
seeundum  nos  (xad»'  tj^öcg)  bedeutet  eigentlich  nos  seeundum  Sorani  iudicium. 
VRose,  aneed.  2,  167.  Hier  und  da  fügt  auch  Aur.  ein  Citat  aus  einem 
Lateiner  ein  (FBücheijjr,  Bonner  ind.  schol.  1877,  6). 

2.  Das  Werk  über  die  acuten  (celerum  oder  acutarum  passionum, 
3  BB.)  und  über  die  chronischen  Krankheiten  (tardarum  oder  chronicaruzn 
passionum,  5  BB.)  ist  als  Wiedergabe  des  uns  verlorenen  vortrefflichen 
Werkes  des  Soranos  neql  ofcicov  %ccl  xqovCcov  nad-cov  von  hervorragender 
Bedeutung.  Es  ist  wichtig  durch  die  zahlreichen  Erwähnungen  älterer 
Schriftsteller  und  ihrer  Heilmethoden  und  namentlich  ausgezeichnet  durch 
die  treue  und  lebendige  Schilderung  der  Krankheiten.  Die  Bearbeitung  des 
Aurelian  läßt  freilich  viel  zu  wünschen  übrig.  —  Ed.  princ.  der  %o6vta 
von  JSichabd,  Bas.  1529  nach  einer  seitdem  verschwundenen  Lorscher  Ha. 
(verzeichnet  im  Katalog  dieser  Bibl.,  G Becker,  catalogi  biblioth.  antiqui 
nr.  37,  S89.  658.  38,  44);  ed.  princ.  der  o£t'a  cur.  JGuinthebo,  Par.  1533 
nach  einem  gleichfalls  verschollenen  Parisinus.  Jetzt  sind,  so  viel  man 
weiß,  keine  Hss.  dieser  Schriften  mehr  vorhanden.  Beide  zusammen  am 
besten  rec.  JC Amman,  Amsterd.  1709  (=-  Ven.  1757).  Auch  in  den  medi- 
zinischen Sammelwerken  (§  55,  6).  Vgl.  CGKühn,  de  Cael.  Aur.,  op.  ac.  2, 1; 
DGTrillbbi  notae  in  C.  A.,  Lps.  1817  fll.    HHäsbb,  Gesch.  d.  Mediz.  1«,  321. 

3.  Cael.  Aur.  acut.  1,  praef.  placet  itague,  BeUice  diseipulorum  summe, 
celerum  passionum  libros  scribere.  .  .  nam  inierrogationum  ac  responsionum 
libros,  quibus  omnem  medicinam  breviter  dixi,  iamdudum  ad  Lucretium 
nostrum  perscriptos  aptissime  destinavi.  is  enim,  ut  nosti,  ex  omni  parle 
graecarum  scientia  praeditus  est  litter arum.  Im  Lorscher  Kloster  befand 
sich  auch  von  diesem  Werk  eine  jetzt  verschollene  Hs. :  'Cael  Aur.  .  . 
medicinalium  responsionum  libri  III9  (Beckkr,  catal.  biblioth.  nr.  37, 
388.  559.  38,  43).  Casbiod.  de  instit.  div.  litt  31  deinde  Aurelii  Caelii  de 
medicina  et  Hippocratis  de  herbis  et  curis  diversosgue  alias  medendi  arte 
cqmpositos,  quos  vobis  in  bibliothecae  nostrae  finibus  reconditos  deo  auxilianU 
dereliqui.  Erhalten  haben  sich  ansehnliche  Teile  dieses  Werkes  in  Reiche- 
naner  (s.  X,  jetzt  in  Karlsruhe)  und  Londoner  (s.  XU)  Hss.,   in  letzterer 


§  463  Caelius  Aurelianus,  Cassius  Felix.  1183 

unter  der  Überschrift  Incipit  liber  Sorani  de  digestionibus,  zuerst  herausgg. 
von  VRose,  anecd.  gr.  et  graecolat.  2,  188.  Vgl.  ebd.  168.  Anfang:  Cum 
nobis  saepius,  meus  Lucreti,  de  mediana  fuerit  sermo  etc.  .  .  hoc  dabit 
occasionem  meis  interrogationibus  (188.  196).  Das  Stück  enthalt  Gesnndheits- 
regeln  (salutaria  praecepta,  vgl.  Cabl.  Aur.  p.  76.  341  Amman).  Dazu  noch 
aus  derselben  Beichenauer  Es.  ebd.  (206.  226,  vgl.  174)  ein  weiteres  Stück, 
beginnend:  Duobus  me  libris  diaetiearum  partem  traditurum  promisi,  ex 
quibus  superiore  libro  respondens  de  curatione,  de  passionibus,  de  temporibus 
et  inspectione  et  de  pulsu  et  de  generali  significatione  et  de  typis  et  de  dia- 
tritis  et  de  adiutoriis  .  .  ordinavi.  nunc  de  speciali  significatione  diaetiearum 
passionum  (Kennzeichen  der  inneren,  nicht  chirurgischen  Krankheiten)  et  de 
generali  curatione  respondeamus ,  ut  isto  volumine  omni»  diaetiearum  cura 
compleaiur.  Dieses  dritte  Buch  müßte  die  Chirargie  und  die  Frauenkrank- 
heiten mitenthalten  haben,  wenn  es  das  letzte  war.  Lib.  III  Besponsionum 
medicinalium  angeführt  von  Cabl.  Aüb.  p.  206.  274.  436  vgl.  207  ed.  Aram.  1757. 
Auch  dieses  Werk  war  sicher  aus  Soranos  übersetzt;  vgl.  Soban.  gynaec. 
p.  27  u.  37  (iv  %&  vyieLva).  Rose  aO.  172.  —  Der  Sprachschatz  der 
Beichenauer  (a.  0.)  medic.  resp.  ist  ganz  der  des  Cael.  Aur.  (vgl.  Robb 
aO.  202).  In  seinen  spateren  Werken  (chron.  u.  acut.)  hat  C.  A.  das  frühere 
überall  benützt,  öfters  ganze  Abschnitte  wiederholt.  Ebenso  finden  sich 
Entlehnungen  aus  dem  Fragenbuche  des  C.  A.  bei  Ps.  Plinius,  Isidor 
(Origg.  IV)  und  Aurelius-Escolapius.    Rose  aO.  175. 

4.  Aus  dem  5. — 6.  Jahrh.  haben  wir  ein  Hebammenbuch,  die  von  einem 
Muscio  (Moo%Ccov)  verfaßte  lateinische  Bearbeitung  der  Schrift  des  Soranos 
über  die  Frauenkrankheiten  (yvvauistct).  Sorani  gynaeciorum  vetus  trans- 
latio  latina  nunc  primum  (aus  Brux.  3701/4  8.  IX/X,  Laur.  73,  1  s.  XI, 
Havn.  1653  s.  XII)  edita  cum  graeci  textus  reliquiis  .  .  a  VRosb,  Lpz.  1882. 
Über  die  Sprache  Bose's  Index  und  KPaucxeb,  RhM.  38,  312.  PuThjelmamn, 
Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  2,  198.  —  KSittl,  JB.  1889  2,  12. 

Den  Namen  des  Soranos  tragen  zwei  größere  lateinische  Bruch- 
stücke in  Karlsruhe  (Reichenauer  Hs.  s.  IX/X)  und  London  (Cottonianus, 
s.  XIII),  beide  mit  der  Überschrift  Suranus  füio  karissimo  salutem,  das 
Karlsruher  (abgedr.  bei  Rosr  anecd.  2,275  vgl.  ebd.  170)  überdies  Peri  sfigmon 
(ksqI  o<pvy(i<5v}  de  pulsibus),  am  Schlüsse  in  Fragform.  Das  Londoner 
(abgedr.  ebd.  243)  enthält  eine  Einleitung  ad  medicinam,  gehalten  im  inter- 
rogationum  et  responsionum  modus  (ebd.  247,  Z.  6),  nach  einem  längeren 
Vorwort.  Das  Ganze  ist  eine  lateinische  Bearbeitung  der  pseudo-galenischen 
"Oqoi  durch  einen  Gegner  der  Methodiker.  Der  Abschnitt  de  pulsibus 
(ebd.  268)  zeigt  wörtliche  Benützung  der  im  Reichenauer  Codex  enthaltenen 
ausführlicheren  Darstellung  dieses  Gegenstandes.  Die  pseudo-soranische 
in  artem  medicam  isagoge  (gedr.  in  d.  medici  vett.  v.  Torinus  1528  u. 
Aldus  1547)  enthält  als  c.  1—4  eben  jenes  längere  Vorwort  der  Londoner 
Hs.,  der  Best  c.  5—23  giebt  damit  und  auch  unter  sich  nicht  zusammen- 
hängende Auszüge  aus  unbekannten  Quellen.     Rose  aO.  169. 

5.  In  manchen  Hss.  (SGall.  105  s.  XI  lückenhaft,  Paris.  6114  s.  XIII, 
Vatic.  4461  s.  XIV  [darüber  AKöhlbb,  Herrn.  18,  892],  Cantabr.  s.  XV)  hat 
sich  eine  Schrift  de  medicina  erhalten,  die  in  82  Abschnitten  ebenso  viele 
Krankheiten  und  ihre  Heilmittel  abhandelt.    Vorrede:  cum  diuturno  tem- 


1184  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert    Erste  Hälfte. 

pore  sedulus  mecum  volvendo,  carissime  fiH,  de  tnedicina  tractassem, .  .  . 
plaeuit  mihi  ut  ex  grateis  logicae  seetae  auetoribus  (besonders  aus  Galenos, 
namentlich  aus  dessen  &eQcc7cevvi%ä  xqos  rXav%awa)  omnium  causarum 
dogmato  in  brevüoquio  latino  sermone  conscriberem.  quae  cum  perlegeris  et 
usus  fueris,  ad  curam  omnium  corporum  humanorum  euneta  experta  reperies. 
Ben  Zusammensteller  und  die  Abfassungszeit  nennt  die  Subscr.  der  Pariser 
Hb.:  Gassii  Felicis  Ariensis  (Oirtensis  Böse,  als  Afrikaner,  s.  u.v  Catrensis 
KSittl,  JB.  1886  2,  84)  medicinae  logicae  seetae  de  graeco  in  latinum  über 
translatus  süb  ardebre  et  asclepio  consulibus  (d.  i.  sub  Artabure  et  Calepio, 
den  Consuln  des  J.  447;  Mommsen,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1863,  661).  Auch 
in  Cantabr.  steht:  Explicit  castus  felix.  Der  Verfasser  ist  ein  Lateiner 
(p.  42  araneas  Graeci  .  .  .  herpetas  dieunt,  nos  vero  simüiter  latino  sermone 
.  .  .  a  serpendo  serpusculos  nominamus),  und  zwar  ein  Afrikaner  (zB.  p.  32 
herbam  putidam  quam  punice  <aturbisi  dieunt,  er  braucht  auch  das  pa- 
nische Wort  girba),  wie  der  von  ihm  angeführte  Vindicianus  (§  432,  12), 
und  wie  Caelius  Aurelianus,  mit  dessen  Sprache  die  seinige  die  allergrößte 
Ähnlichkeit  hat.  Vgl.  VRosb,  Aristot.  pseud.-epigr.  388,  aneed.  gr.  lat  2, 
116.  167  und  dessen  Ausgabe:  Cassii  Felicis  de  Medicina  .  .  .  liber  .  .  . 
nunc  primum  editus  a  VRobk,  Lpz.  1879.  £  Wölffun,  die  Latinität  des 
Afrikaners  Cassius  Felix,  Mfinch.  SBer.  1880  1,  381. 

6.  Vielleicht  aus  dem  Anfang  des  Jahrh.  stammt  ein  lateinisches 
Sammelwerk  über  Tierheilkunde,  geschöpft  aus  Oolumella,  Pelagonios  (einem 
mehrfach  von  Vegetius  [§  432]  angeführten  Schriftsteller  etwa  aus  der 
Zeit  des  Constantin)  u.  a.  —  Pelagonii  Yeterinaria  ex  Bicardiano  codice 
(dh.  aus  APoliziano'b  Abschrift  einer  verschollenen  Hs.)  exeripta  ab  ISar- 
chianio  nunc  primum  edita  cura  CCionii,  Flor.  1826.  Bruchstücke  desselben 
Werks  im  Vindob.  16  (palimps.  s.  V/Vl;  vgl.  §  303,  9.  394,  1.  481,  6);  s. 
JvEichenfeld,  Wiener  Jahrbb.  26  (1824),  Anzeigebl.  26;  ebd.  44  (1828),  141 
und  Anzeigebl.  46.  —  HMolini,  sopra  la  yeterinaria  di  P.,  Padua  1828. 
FOsann,  quaedam  de  Pelagonio,  Gießen  1843.  OGümtheb  im  Genethl.  Gottiug. 
1887,  12. 

7.  Über  lateinische  Übersetzungen  des  Hippokrates  (vgl.  auch  H  Kühle - 
wein,  Phil.  42,  119),  Dio8korides,  Galenos  u.  a.  s.  Gassiod.  de  instii  div. 
litt.  31  (s.  oben  §  66,  3).  Medizinische  Rezepte  aus  Voss.  Q.  9  s.  VI  ver- 
öffentlicht JPieohotta,  ein  aneed.  lat,  Leob schütz  1887.  Vgl.  GHbucbkich, 
Arch.  f.  Lexikogr.  4,  339.  —  Aus  dem  Ende  des  fünften  (oder  dem  Anfang 
des  sechsten)  Jahrh.  stammt  eine  lateinische  Übersetzung  des  griechischen 
Metrologen  Epipbanios  (um  J.  390)  bei  Hultsch,  metrol.  rom.  100  (vgl.  ebd.  32). 

464.  Unter  den  christlichen  Dichtern  der  Zeit  hat  der 
auch  als  Kriegsmann  tüchtige  Rhetor  Merobaudes  aus  Spanien, 
von  welchem  lange  nur  ein  kurzes  Gedicht  auf  Christus  be- 
kannt war,  durch  neu  entdeckte  Gedichte  geschichtlichen  Inhalts, 
besonders  auf  Aetius,  an  Wichtigkeit  gewonnen.  Der  Ton 
derselben  ist  hochtrabend,  die  Form  rein  und  gewählt.  Claudius 
Marina  Victor  aus  Massilia  hat  in  den  drei  Büchern  seiner 
Alethia  etwa  das  erste  Drittel  des  Inhalts  der  Genesis  in  Verse 


§  463  Cassius  Felix.    §  464  Merobaudes.  1185 

gebracht  und  dabei,  allerdings  auf  Kosten  des  strengen  An- 
schlusses an  seine  Vorlage,  Geschick  und  Geschmack  bekundet. 
Fälschlich  wurde  bisher  demselben  Victor  ein  Gespräch  beige- 
legt, welches  von  den  Sitten  der  Zeit  ein  anschauliches  Gemälde 
entwirft  Vielleicht  gleichaltrig  ist  auch  das  commonitorium  des 
Galliers  Orientius  (zwei  Bücher  im  elegischen  Maße)  welches 
zu  einem  christlichen  Lebenswandel  ermahnt. 

1.  Inschrift  aus  Rom  (CIL.  6,  1724  Ob.  1188  Wilm.  646)  vom  J.  435: 
Fl  Merobaudi  v{iro)  8{pectabili)  com(iti)  $(acri)  c{onsistorii).  Fl.  Mero- 
baudi  aeque  forti  et  docto  viro,  tarn  facere  Jaudanda  quam  aliorum  facta 
laudare  praecipuo,  castrensi  experientia  claro,  facundia  vel  otiosorum  studia 
supergresao,  cui  a  crepundits  par  virtutis  et  eloquentiae  eura  ingenium  ita 
fortitudini  ut  doctrinae  natutn  stüo  et  gladio  pariter  exercuit,  nee  in  umbra 
vel  latebrü  mentis  trigorem  scholari  tantutn  otio  torpere  passus  tnter  arma 
litterü  müitabat  et  in  Alpibus  acuebat  eloquium.  ideo  Uli  cessit  in  prae- 
mium  .  .  itnago  aere  formata.  .  .  quod  huic  quoque  cum  augustissimis  Borna 
prineipibus  Theodosio  et  Plaeido  VaUntiniano  rerum  dominis  in  foro  ZJlpio 
detulerunt,  remunerantes  in  viro  antiquae  nobüitatis  novae  gloriae  vel  in- 
dustriam  müitarem  vel  Carmen,  cuius  praeconio  gloria  triumfali  crevit  imperio. 
Vgl.  Sidon.  carm.  9  (ad  Felic),  293  sed  nunc  tertius  üle  non  legetur  Baetin 
qui,  patrium  solum  relinquens,  undosae  petiit  sitim  Ravennae,  plosores  cui 
fulgidam  Quirites  et  carus  popülaritate  prineeps  Traiano  statuam  foro  loca- 
runt.  Diese  Ausdrücke  zeugen  von  Eifersucht  und  übler  Laune.  Mebobaud. 
carm.  5  praef.  pro  his  me  laudibus  tuis  (des  Aetius)  Borna  cum  principe 
victuro  aere  formavit,  pro  his  denique  nuper  ad  honoris  maximi  (Consulat) 
nomen  .  .  imperator  evexit.  .  .  vel  ego  vel  alii  qui  in  hac  dicendi  professionc 
sunt.  .  .  delatus  ego  in  .  .  sinum  qua  Salonas  usque  pelagus  ülabitur  nactus 
sum  quendam  qui  etc.  Daß  er  Christ  war  zeigt  carm.  4,  23.  Vgl.  A.  2. 
AEbebt,  LdMA.  1*,  417. 

2.  Aus  einer  verschollenen  Hs.  gab  JCamkbs  in  s.  Claudian-Ausg.  1510 
vier  Gedichte  als  clandianisch  heraus,  welche,  obwohl  sie  dem  Claudian 
ganz  fremd  sind,  seither  in  den  Claudian  Ausgg.  abgedruckt  werden,  zB.  bei 
Gbsnbb  nr.  98—101,  bei  Jeep  2,  p.  201-208,  auch  in  Biesb's  AL.  878—881, 
nämlich  laus  Christi,  miracala  Christi,  in  Sirenas  und  laus  Herculis  (nur 
die  beiden  letzten  lassen  sich  jetzt  noch  hs.  nachweisen).  Das  erste  der- 
selben (laua  Christi)  war  in  einer  alten  Hs.  dem  Merobaudes  beigelegt 
(Merobaudis  Hispani  scholastici  Carmen  de  Christo  transcripsimus  e  libro 
antiquo  quem  ad  nos  Oporinus  misit  sagt  GFabbicius,  comment.  in  poett. 
eccies.  p.  17).  An  dieser  Angabe  zu  zweifeln  liegt  kein  Grund  vor:  Nibbuhb, 
Merob.  p.  xt  teilt  auch  die  miracula  Christi  und  das  (pseudo-?)claudianische 
Bog.  carmen  paschale  (de  salvatore,  nr.  96  Gksnbb,  bei  Jeep  2,  p.  200), 
welches  hs.  auch  dem  Damasus  (§  422,  2)  beigelegt  wird,  dem  Merobaudes 
zu.    EBährbns,  JB.  1873,  217.     Vgl.  §  21,  3.   439,  7.  468,  5. 

3.  Andere  meist  trümmerhafte  Überreste  ohne  Namen  des  Verf.  über- 
liefert im  SGall.  908  s.  V  (Schriftprobe  in  Zangbmbisteb-Wattenbach's  exx. 
codd.   latt.    T.  51),    als   dem   Merobaudes    angehörig   erkannt   und   zuerst 

Thuppbl-Schwabä,  Rom.  Lit.-Gesoh.    5.  Aufl.  75 


1186  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

herauBgg.  toiiBGNiebühr  (StGallen  1823,  Bonn  1824;  darnach  in  WEWebbb's 
corp.  poett.  lat.  1367),  dann  von  IBskkbb  (mit  Corippus)  im  Corp.  scriptt. 
byzant.,  Bonn  1836.  Vgl.  CFHeinbich,  EhM.  2  (1843),  632.  Fragm.  1  (23 
eleg.  Vv.)  preist  die  beim  Mahle  versammelte  kaiserliche  Familie  (von 
Valentibian  III);  fr.  2  (7  Distichen)  dieselbe  in  einer  Villa;  fr.  3  (vier  un- 
vollständige Distichen)  hat  die  Überschrift  (Vt)ridiaris  viri  inl.  Fausti 
(Cos.  438?).  Von  c.  4  (nach  Stat.  süv.  2,  7)  sind  46  Hendekasyllaben  auf 
den  zweiten  Geburtstag  des  Söhnchens  von  Aetius  erhalten.  Carm.  5  ist 
ein  Panegyricus  auf  das  dritte  Consulat  des  Aetius  (J.  446),  mit  einem 
längeren  Vorwort  in  Prosa.  Von  dem  Panegyricus  selbst  sind  197  Hezam. 
entziffert.  Das  Lob  ist  bei  Merob.  überall  stark  aufgetragen.  Die  Dar- 
stellung hat  die  Sauberkeit  und  Eleganz  des  Claudianus,  aber  ohne  seine 
Leichtigkeit.  Zum  sachlichen  Inhalt  vgl.  AHansen,  de  vita  AStii  (Dorpat 
1840)  2,  24.    GWurm,  de  rebus  gestis  Aetii  (Bonn  1844). 

4.  In  der  SG  aller  Merobaudes-Hs.  (A.  3)  stehen  auch  erhebliche  Reste 
eines  OrakelbuchB.  Erhalten  sind  nur  Antworten,  ganz  in  der  Art  der- 
jenigen des  Astrampsychos  (ed.  EHeroher,  Berl.  1863).  Sie  sind  aus  dem 
Griechischen  übersetzt,  von  christlicher  Haltung  und  in  stark  volkstümlicher 
Sprache.  Herausgegeben  von  HWinnefeld,  sortes  Sangallenses  ineditae, 
Bonn  1887.     Vgl.  Bcchbleb,  ind.  schol.  1877  p.  13. 

6.  Gennad.  vir.  ill.  61  Victorius  (so  Par.  12161  s.  VII  und  Victorius 
heißt  er  auch  in  den  Subscriptionen  des  Paris.  7658  zu  B.  2  und  3  der 
Alethia,  Victorinus  andere  Hss.  des  Gennadius),  rhetor  Massiliensis  ad  filii 
sui  Aetherii  personam  commentatus  in  genesim,  id  est  a  principio  libri  u&que 
ad  obitum  patriarchae  Äbrahae  (richtiger  nur  bis  zu  Sodoms  Untergang) 
tres  (quaituor  der  Paris.;  am  Schluß  von  B.  3  steht  im  Par.  7558  expl. 
Alitias  lib.  IUI)  versu  edidit  libros,  christiano  quidem  et  pio  sensu,  sed 
utpote  saeculari  litteratura  occupatus  homo  et  nullius  magisterio  in  divinis 
scripturis  exercitatus,  levioris  ponderis  sententiatn  figuravit.  moritur  TKcodosio 
et  Valentiniano  regnantibus.  Mit  diesen  Worten  bezeichnet  Gennadius 
höchst  wahrscheinlich  des  Claudius  Marius  Victor  orator  Massüiensis  (so 
heißt  er  richtig  mehrmals  in  der  Hb.)  nach  Inhalt  (doch  s.  o.  Z.  5)  und 
Darstellung  mit  des  Gennadius  Angaben  stimmendes  Gedicht  Alethia  in 
drei  Büchern  (547,  668  und  789  Hexz.).  Das  Erhaltene,  welches  übrigens 
eine  Widmung  an  den  Aetherius  (s.  Z.  4)  nicht  hat,  giebt  eine  erklärende 
Darstellung  des  Inhalts  der  Genesis  mit  allerlei  Ausmalungen,  Abschwei- 
fungen und  rhetorischem  Aufputz.  Die  Anführung  von  Bibelstellen  wird 
sichtlich  gemieden.  Pädagogischer  Zweck:  praef.  101  te,  deus  ahne,  preeor 
.  .  da  nosse  precanti,  dum  teneros  formare  animos  et  corda  paramus  ad 
verum  virtutis  iter  puerilibus  annis.  Benützung  des  Virgil,  dann  des  Lucrex 
n.  Ovid  u.  a.  Über  Sprache  und  die  im  ganzen  leidliche  Verskunst  s. 
Schenkl'b  Indices.  —  Vorsichtige  Verwahrung  praef.  9  fin.  quod  si  lege  mctri 
guidquam  peccaverit  ordo,  peccavit  sermo  improprius  sensusque  vacülans,  hinc 
nullum  fidei  subeat  mensura  periclum.  —  AEbert,  LdMA.  1*,  369.  Schbkkl 
v.  s.  Ausg.  ABouhgoin,  de  Cl.  Mario  Victore  rhetore  Christiano  quinti 
secuii,  Par.  1888.  SGambeb,  un  rhäteur  chrätien  au  5°  siede  Claud.  Mar. 
Yict,  Marseille  1884. 


§  464  Merobaudes.    Victor.    Orientius.  1187 

6.  Erhalten  ist  die  Alethia  durch  6ine  Hb.,  Par.  7568  (Tnronensis) 
8.  IX.  Der  erste  Heransgeber  JGaoneics,  Lyon  1636  (Par.  1646)  benutzte 
eine  Hb.  aus  einem  Kloster  'in  insula  Barbarensi'  (doch  s.  Schenkl  aO.  344), 
er  verfälschte  aber  den  Text  durch  eigene  Zutaten,  Auslassungen  usw.  auf 
das  willkürlichste  (s.  seinen  Text  mit  Hervorhebung  der  Fälschungen  bei 
Schenkl  aO.  p.  437).  Ihm  folgen  die  späteren  Ausgaben  (zB.  Mione  61,  937) 
außer  GMobel,  Par.  1660,  welcher,  ohne  von  Gagneius1  Ausgabe  zu  wiesen, 
zuerst  den  echten  Text  des  Paris,  veröffentlichte.  Jetzt  bes.  die  Ausg.  v. 
KSchbnkl  in  Poetae  Christ,  min.  I,  Wien  1888,  336  (=»  Corp.  scrr.  eccles. 
lat.  16).  —  Kritisches:  MPetschehig,  Wien.  Studd.  10,  163. 

7.  In  dem  Paris.  7668  folgt  auf  die  Alethia  in  110  Herr.  S.  Paulini 
epigramma,  welches  der  Fälscher  Gagneius  dem  Cl.  Mar.  Victor  beigelegt 
und  f  de  perversis  aetatis  suae  moribus  liber  IV  (andere :  epistola)  ad  Sal- 
monem'  betitelt  hat.  Es  ist  ein  satirisch  gehaltenes  Gespräch  zwischen 
einem  Priester  Salmo  (der  im  Süden  von  Frankreich  am  Fluß  Tecum,  heute 
Tee,  Tech  wohnte,  s.  Schenkl  zu  V.  106)  u.  a.  über  die  Sitten  beider  Ge- 
schlechter in  flüssiger  und  gewandter  Sprache  und  Verskunst.  10  agris  .  . 
barbarus  ineumbit.  .  .  18  si  quid  vastavit  Sarmata,  si  quid  Vandulus  incen- 
dit  veloxque  äbducit  Älanus.  91  st  falcem  verbi  cordi  imprimeremus,  .  .  nee 
nos  riphaei  prosterneret  (jireus  Alani  nee  servile  etiam  subverterety  omnia 
bellum  et  qui  nunc  nostra  grassantur  clade  superbi.  An  den  Männern  tadelt 
der  Verf.  besonders  die  materielle  Richtung  (33),  an  den  Frauen  die  Putz- 
sucht (61),  aber  er  macht  auch  für  deren  Fehler  die  Männer  verantwort- 
lich. 76  Paulo  et  Salomone  relicto  aut  Maro  cantatur  Phoenissa  (Dido)  aut 
Nado  Corinna,  .  .  .  aeeipiunt  plausus  lyra  Flacci  aut  scena  Marülli,  nos 
horum,  nos  causa  sumus,  Heil  sieht  der  Verfasser  nur  in  der  Zunahme  des 
christlichen  Sinnes.  Seine  Person  ist  nicht  zu  bestimmen  (ein  Versuch  bei 
Schenkl  p.  602).  Schenkl  setzt  das  Gedicht  aus  wenig  triftigen  Gründen 
in  das  J.  408.    Gedruckt  an  Marias  Victor,  bei  ^Schenkl  p.  603. 

8.  Schluß  (subscriptio)  des  commonitorium  von  Or. :  ut  peccatores 
mneens  Orientius  omnes  sanetorum  veniam  promerear  preeibus.  Venant. 
Fort,  de  vit.  Mart.  1,  17  paucaque  perstrinxit  florente  Orientius  ore.  Also 
jedesfalls  vor  dem  sechsten  Jahrh.  Dazu  die  Zeitschilderung  im  commonit. 
2,  166  fll.,  zB.  181:  per  vicos,  villas,  per  rura  et  compita  .  .  mors,  dolor,  ex- 
eidium,  strages,  incendia,  luctus  uno  fumavit  Gallia  tota  rogo,  welche  am 
besten  auf  den  Anfang  des  fünften  Jahrh.  paßt.  Selbstbekenntnis  1,  406: 
non  ignarus  enim  miseris  suecurrere  quaero,  omnia  perpessus  quae  fugienda 
loquor.  Vita  Orientii  1,  3  (in  d.  Acta  SS.  Mai  I)  b.  Orieniium  mundanae 
lubricitatis  squalore  deposito  se  totum  casta  mente  divinae  maiestati  devovisse 
et  .  .  .  pontificalis  Auscio  eivitate  (Auch,  de*p.  Gers)  cathedrae  dignitatem 
ascendisse.  Er  habe  im  Auftrage  des  in  Tolosa  residierenden  Theodorich  1 
hochbejahrt  eine  Sendung  an  Agtius  und  Litorius  übernommen  (um  J.  439). 

9.  Commonitorium  fidelium  heißt  das  Gedicht  des  Orientius  bei  Siuebkbt 
Gemblacbksis  (f  1112  n.  Chr.)  vir.  111.  84.  In  den  Hss.  steht  nur  S.  Orientii 
vertus  oder  Vtrsus  libri  I  S.  Orientii  u.  dgl.  B.  1  des  commonit.  besteht 
aus  618,  B.  2  aus  418  elegischen  Versen  und  scheint  sich  bes.  an  Lactant. 
inst,  anzuschließen  (dagegen  FHavebpield,  class.  review  2,  8).    Auch  das 

76* 


1188  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

Ged.  de  Providentia  (§  460,  6)  .ist  benutzt.  Die  einzelnen  Fehler  (wie  Neid, 
Habgier,  Eitelkeit)  werden  abgehandelt,  besonders  lebhaft  die  Lockungen 
der  Liebe  (1,  407),  die  ebrietas  (2,  61)  besprochen,  der  Gedanke  an  den 
Tod  und  die  Vergeltung  im  Jenseits  ausgemalt  (2,  185.  278).  In  letzterem 
werden  zB.  die  monachi  (2,  338)  besonders  bedacht.  Die  Sprache  ist  warm 
und  kräftig.  Prosodische  Willkürlichkeiten  (wie  ibi  als  Spondeus,  posses, 
eremo,  millesimus)  sind  nicht  selten. 

10.  Handschriften  sind  nur  zwei  bekannt,  der  nur  B.  1  enthaltende, 
jetzt  längst  verschollene  Aquxcinctensis  (zu  Achin  im  Hennegau  gefunden, 
nach  ihm  die  ed.  princ.  von  MADelrio,  Antv.  1600.  Salam.  1604)  und  der 
Ashburnhamensis  73  s.  X  (aus  Tours  von  Libri  gestohlen).  Nach  diesem 
Turonensis  erste  vervollständigte  Ausg.  von  EMabt£nb,  vett.  scriptt.  et 
monum.  nova  coli.,  Rotomag.  1700,  1,  1  und  Thes.  anecdd.  (Par.  1717)  5,  17. 
HLSchdbtzflmsch  (Wittenb.  1706;  Nachtrag  1716)  und  zB.  bei  Mione  61,  974. 
Jetzt  bes.  die  Ausg.  von  REius  in  Poetae  Christ,  min.  1  (Wien  1888),  191 
(=  Corp.  scrr.  eccles.  lat.  Bd.  16).  Kritisches:  EBahbehs,  JJ.  137,  389. 
HNbttlbship,  journ.  of  phil.  17,  118.  JHilbkbg,  Wien.  Studd  10,  165.  Ober 
Vorbilder  usw.:  MManitius,  ZföG.  87,  408;  WschrfklPh.  1888,  1137.  - 
Im  Turonensis  folgen  auf  das  commonitorium  ohne  bestimmte  Angabe  der 
Verfasserschaft  (doch  s.  die  Oberschrift  vor  Ged.  8)  folgende  Gedichte:  1  de 
nativitate  domini,  7  Hex.;  2  de  epithetis  salvatoris  no&tri,  5  Dist.,  nur  Be- 
zeichnungen Christi  enthaltend;  3  item  eiusdem  de  trinüate  mit  der  expli- 
catio  nominum  domini  (vgl.  LMüllek,  RhM.  22,  504)  und  der  laudatio,  die 
drei  letzten  in  Hex.  Darauf:  4  incipiunt  orationes  Orientii  numero  XXIV, 
wovon  aber  nur  zwei  Gebete  in  fünfzeiligen  Strophen  aus  (spondeenreichen) 
Senaren  mit  Eehrversen,  das  erste  und  letzte  Stack  der  Sammlung,  er- 
halten sind. 

11.  Ap.  Sidok.  carm.  9,  274  nee  (tibi  legentur)  qui  tarn  patribus  fuere 
nostris  primo  tempore  mäteimi  sodales.  quorum  unus  Bonifatium  secutus 
nee  non  praeeipitem  Sebastianum  natales  puer  horruit  Cadureos,  plus  Pan- 
dionias  amans  Aihenas.  cuius  si  varium  legas  poema  (in  griechischer  Sprache?), 
tum  Phoebum  .  .  sonore  collato  modulamine  arbitreris.  —  ebd.  9,  289  non 
tu  hie  nunc  Ugeris  tuumque  fulmen,  o  digniseime  Quintianus  aller,  spor- 
nen* qui  Ligurum  solum  et  penates  mutato  lare  Gdllias  amasti,  inter  cla&sica 
Signa,  pila,  twrmas,  laudans  Aetium  vacansque  libro,  in  castris  hederate 
laureatis. 

12.  Von  Secundinus  (f  448)  ein  panegyricus  abecedarius  auf  seinen 
Oheim  Patricius  (§  460,  7)  zB.  Mignk  53,  837.    VgL  §  466,  10. 

465.  Noch  vor  der  Mitte  des  Jahrhunderts  verfaßt  sind  die 
Schriften  welche  wir  von  dem  gallischen  Presbyter  Salvianus 
besitzen:  vier  Bücher  ad  ecclesiam  und  ein  Werk  von  acht 
Büchern  worin  zur  Rechtfertigung  des  Vorsehungsglaubens  das 
Unglück  der  Zeit  als  ein  wohlverdientes  göttliches  Strafgericht 
dargestellt  wird,  endlich  neun  Briefe.  Alle  diese  Schriften  sind 
wertvoll   als   lebendige  und   in  ihrer  Art   gutgeschriebene  Zeit- 


§  465  Salvianus.  1189 

bilder,  bei  weitem  aber  die  bedeutendste  ist  jene  de  gubernatione 
dei;  eine  kulturgeschichtliche  Quelle  ersten  Ranges,  welche  zu- 
gleich mit  ihrer  Hervorkehrung  des  sittlichen  Standpunkts  vor 
dem  dogmatischen  einzig  in  dieser  Zeit  dasteht. 

1.  Gennad.  vir.  ill.  67  Salvianus,  Massiliensis  ecclesiae  presbyter, 
humana  et  divina  UUeratura  instructus  et  .  .  episcoporum  magister,  scripsit 
8cholastico  et  aperto  sermone  multa.  ex  quibus  ista  legi:  De  virginitatis 
bono  ad  Marcellum  presbyterum  libros  IV,  Adver sum  auaritiam  libros  IV 
(=  ad  ecclesiam,  8.  A.  2).  De  praesenti  iudicio  libros  V  (=»  de  gub.  dei  11.  VIII) 
et  pro  eorwn  merito  satisfactionis  ad  Salonium  episcopum  librum  I  et  Ex- 
positionis  extremae  partis  libri  Ecclesiastis  ad  Claudium  episcopum  Viennen- 
sem  librum  J;  librum  Epistölarum  I;  et  in  morem  Graecorum  a  principio 
Genesis  usque  ad  conditionem  hominis  composuit  versu  Hexaemeron  librum  I, 
Homilias  episcopis  factas  multas  (vgl.  §  479,  4),  sacramentorum  vero  quantas 
nee  recordor.  vixit  usque  hodie  (vgl.  §  469)  in  senectute  bona.  Erhalten  ist 
nur  das  zweite  und  dritte  Werk  und  9  Briefe.  Salvian.  gub.  6,  13,  72  cum 
sciam  etiam  in  solo  patrio  atque  in  civitatibus  gallicanis  omnes  ferme  prae- 
celsiores  viros  .  .  factos  fuisse  peiores.  vidi  siquidem  ego  Treveros  ipse  ho- 
mines  dornt  nobiles  etc.  KHalm  vermutet  Trever  ipse,  dann  wäre  Salvian's 
Herkunft  aus  Trier  selbst  bezeugt;  vgl.  6,  15,  84  iacebant  passim  quod  ipse 
vidi  atque  sustinui  .  .  .  cadavera  nuda  (bei  der  letzten  Eroberung  von 
Trier).  7,  6,  25  terrae  vel  Aquitanorum  vel  nostrorum  omnium  a  deo  bar- 
baris  datae  sunt.  Epist.  1,  5  adulescens  quem  ad  vos  misi  Agrippinae  (Köln) 
cum  suis  captus  est,  .  .  familia  non  obscurus,  .  .  propinquus  mens.  gub.  7, 
10,  40  ille  dux  nostrae  partis  (Litorius)  qui  eandem  urbem  hostium  (Tolosa) 
quam  eodem  die  victorem  se  intraturum  esse  praesumpsit  captivus  intravit 
(J.  439).  Dagegen  Attila's  Eroberungszug  und  die  Schlacht  auf  den  cata- 
launischen  Feldern  (J.  451)  kennt  Salv.  in  den  uns  erhaltenen  Schriften 
noch  nicht.  Aufenthalt  in  Afrika  erhellt  aus  de  gub.  7,  16,  70  video  sca- 
turientem  vitiis  civitatem  etc.  Vgl.  8,  4  f.  Anziehend  ist  epist.  4,  ein 
rührender  Versuch  sich  mit  seinen  Schwiegereltern  zu  versöhnen,  welche, 
obwohl  sie  selbst  inzwischen  Christen  geworden,  es  nicht  verzeihen  wollten 
daß  Salvianus  und  seine  von  ihm  zum  Christentum  bekehrte  Frau  Palladia 
(beider  Eind  Auspiciola)  ihr  eheliches  Zusammenleben  aufgehoben  und  beide 
sich  einem  klösterlichen,  bzw.  priesterlichen  Leben  gewidmet  hatten. 

2.  Die  von  Salvian  unter  dem  Namen  Timotheus  herausgegebene 
Schrift  ad  ecclesiam  (adversus  avaritiam)  citiert  Salvian.  selbst  de  gub. 
4,  1,  1:  sicui  ait  quidam  in  scriptis  suis  «  ad  eccl.  2,  9,  37  (mit  ähnlichen 
Worten  citiert  Salv.  gub.  1,  3,  16  [non  imprudenter  quidam  hoc  loco  dixit] 
seinen  Brief  5,  4).  In  epist.  9  antwortet  er  seinem  Schüler,  dem  Bischof 
Salonius  (A.  3),  der  ihn  nach  dem  Verfasser  der  BB.  ad  ecclesiam  gefragt 
hatte,  so  daß  er  sich  zwar  nicht  als  Verfasser  bekennt,  wohl  aber  seine 
Verfasserschaft  merken  läßt.  Die  Schrift  ad  eccl.  selbst  (ein  ballon  d'eesai, 
daher  auch  der  falsche  Name)  sucht  mit  allen  Künsten  ränkevoller  Beweis- 
führung darzutun  daß  der  Christ  sein  ganzes  Vermögen  der  Kirche  letzt- 
willig  vererben  müsse  i    Vgl.  AEbkbt  aO.  465. 


1190  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Erste  Hälfte. 

3.  Die  Schrift  de  gubernatione  dei  ist  gleichfalls  (A.  2)  dem  Bischof 
Salonius  (§  469,  11)  gewidmet,  verfaßt  zwischen  J.  439  und  451  (s.  A.  1). 
Daraus:  nos,  qui  rerum  magis  quam  verborum  amatorcs,  utilia  potius  quam 
pJausibilia  sectamur;  .  .  in  scriptiuncülis  nostris  non  lenocinia  esse  völumus, 
sed  remedia  etc.  Wirklich  sagt  der  Verf.  seiner  Zeit  derb  die  Wahrheit 
Alles  Unglück  das  über  sie  gekommen  bezeichnet  er  als  selbstverschuldet 
(patimur  quod  meremur).  Insbesondere  den  Sieg  der  barbari  über  die 
Römer  leitet  er  ab  aus  der  sittlichen  Tüchtigkeit  jener  (sowohl  der  heid- 
nischen wie  der  ketzerischen)  gegenüber  der  Verdorbenheit  dieser.  Vgl.  4, 
13,  63  ego  .  .  Romanorum  .  .  paene  omnes  maioris  reatus  dico  et  crimino- 
sioris  vitae  esse  quam  barbaros.  7,  6,  24  inter  pudicos  barbaros  impudici 
sumus.     plus   adhuc   dico:   offenduniur   barbari  ipsi  impuritatibus   nostris. 

7,  13,  56  et  quod  Vandali  ad  Africam  tr ansier unt  non  est  divinae  severitati, 
sed  Afrorum  sceleri  deputandum.  7,  23,  107.  108.  Die  sittliche  Zerfahren- 
heit wird  besonders  ausführlich  von  den  Aquitani  (7,  2  ff.)  und  Afri  (7,  14  ff. 

8,  2  ff.)  nachgewiesen;  anderen  namentlich  ihre  Vorliebe  für  circenscs  ac 
theatra  vorgeworfen.  6,  8,  42  .  .  ludicra  ipsa  ideo  non  aguntur  (in  Mainz, 
Köln,  Trier,  in  den  meisten  Städten  Galliens  und  Spaniens)  qnia  agi  iam 
prae  miseria  temporis  atque  egestate  non  possunt.  6,  12,  67  vastata  est  Italia 
tot  iam  cladibus:  ergo  Italorum  vitia  destiterunt?  obsessa  est  urbs  Borna  et 
expugnata:  ergo  desierunt  blasphemi  ac  furiosi  esse  Romani?  inundarunt 
Gallias  gentes  barbarae:  ergo  .  .  non  eadem  sunt  Gallorum  crimina  quae 
fuerunt?  transcenderunt  in  Hispaniae  terras  populi  Vanddlorum:  mutata 
quidem  est  sors  Hispanorum,  sed  non  mutata  vitiositas.  .  .  circumsonabatü 
armis  muros  Girtae  atque  Carthaginis  populi  barbarorum;  et  ecclesia  cartlia- 
ginensis  insaniebat  in  circis,  luxuridbat  in  theatris.  Die  SittenschildeniDg 
ist  immer  grell.  Die  klare  und  schwungvolle  Darstellung  bietet  alle  mög- 
lichen rhetorischen  Figuren  auf,,  ermüdet  aber  durch  deren  Übermaß,  ihre 
Breite  (stili  prolixitas  8,  1,  1)  und  die  gar  zu  häufige  Wiederkehr  derselben 
Gedanken,  Wendungen  und  Ausdrücke,  sogar  der  Wortspiele  (wie  divitiis- 
vitiiSy  s.  Zbchimmkb  aO.  63).  B.  8  ist  sichtlich  unvollständig.  Aach  fehlt 
der  7,  1,  2  in  Aussicht  gestellte  Nachweis  daß  die  alten  Römer  besser  ge- 
wesen «eien  als  die  der  Gegenwart.  Einteilung  in  Bücher  von  dem  Verf. 
selbst;  vgli  7,  1,  1  cum  in  conclusione  libelli  huius  qui  nunc  finitus  est  etc. 

4.  Neben  seiner  rhetorischen  Bildung  verrät  Salv.  auch  einige  juri- 
stische; vgl.  de  gub.  6,  8,  41  (genus  vendüionis  et  emptionis).  7,  16,  66 
Gaius-Seius).  7,  20,  86  (in  iura  migrare).  8,  6,  24  (XII  tabularum  de- 
creta).  Kümmerlich  dagegen  ist  seine  philosophische;,  hält  er  doch  de 
gub.  7,  28,  101  den  Sokrates  für  den  Verfasser  der  platonischen  Politeia 
(s.  Zsciiimmbb  aO.  43).  Sein  Stil  hat  entschiedene  Ähnlichkeit  mit  Lactanz, 
auch  sachlich  hat  er  dessen  institt.  div.  ausgebeutet  und  diesen  zB.  die 
spärlichen  Citate  aus  lateinischen  Klassikern  fast  sämtlich  entnommen, 
8.  Zbchimmkb  aO.  62.  Zur  Sprache  S.'s  8.  FXHibnkr,  Progr.  d.  Lyc.  zu 
Freising  1869  und  die  indices  verbb.  et  locutionum  in  den  AuBgg.  von  Halm 
u.  Paultt. 

6.  Haupthandschriften  für  de  gab.  dei:  ein  Paris.  13386  s.  X 
(Corbeiensis)  und  ein  Bruxell.  10628  8.  XIII,  für  die  Schrift  ad  ecclesiam: 
Paris.  2172  s.  X  und  2786  s.  XI;  für  die  Briefe  1—7  öine  Hb.  Bern.  219  + 


§  465  Salyianus.    §  466  Obersiebt  der  zweiten  Hälfte.         1191 

Paris.  3791  s.  X,  für  Br.  8  Paris.  9659  e.  VII/VIII  u.  a.,  Br.  9  Paris.  2785 
s.  IX.  Halm,  Münch.  SBer.  1876  lv  390  und  vor  s.  Ausg.,  außerdem  FPauly, 
Wiener  SBer.  98,  3.  —  Ausgaben:  zB.  von  PPithobub  (Par.  1680.  1594), 
CRittbbshübids  (Nürnb.  1623),  u.  bes.  StBalüzius  (Par.  1663.  1669.  1684); 
daraus  zB.  bei  Mione  63,  25.  Auch  cum  comm.  varr.,  Bremen  1688.  Jetzt 
besonders:  rec.  CHalm,  Berl.  1877  («=  Monum.  Genn.  hist.  Auctt.  antiquiss. 
1,  1)  und  ex  rec.  FPadly,  Wien  1883  («  Corp.  serr.  eccles.  lat.  Bd.  8).  — 
Über  Salvian  Hist  HU.  de  la  France  2  (1786),  617.  CGHbtnb,  op.  acad.  6, 119. 
GKaufmann  in  Baumer's  hist.  Taschenb.  1869,  47.  AEbbbt,  LdMA.  1*,  459. 
WAZecmifMBB,  Salyianus  u.  s.  Schriften,  Halle  1875. 

Zweite  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts. 

466.  Am  längsten  fristete  die  Literatur  sich  das  Dasein 
in  Gallien.  Insbesondere  gedieh  hier  die  Kunst  sieh  in  Prosa 
und  Versen  geläufig  und  kunstgerecht  auszudrücken.  Unter- 
geordnet war  der  Inhalt,  welcher  sich  in  den  hergebrachten  Ge- 
leisen fortbewegte,  ohne  ernste  Ziele,  nur  zur  Selbstbefriedigung 
der  Verfasser  und  zur  Bewunderung  für  ihre  Freunde.  Um  so 
leichter  artete  das  Versemachen  in  müßige  Spielerei  aus.  Be- 
sonders beliebt  war  in  dieser  Zeit  die  Form  des  Hendekasyllabus. 
Zahlreiche  Namen  von  Rednern,  Schriftstellern ;  Dichtern  dieser 
Art  kennen  wir  besonders  durch  Apollinaris  Sidonius.  So  Con- 
sentius,  Lampridius,  Leo,  Petrus,  Sapaudus,  Secundinus,  Tonan- 
tius  Ferreolus,  Thaumastus  und  viele  andere.  Verbreitet  ist  in 
manchen  Kreisen  die  Sucht  mit  Gelehrsamkeit  zu  prunken.  Da 
aber  dabei  das  Maß  der  wirklichen  Kenntnisse  ein  sehr  geringes 
ist,  so  kommen  keckere  Geister,  wie  der  Verfasser  der  origo 
gentis  romanae,  dann  Fulgentius  und  der  Grammatiker  Virgilius, 
darauf  die  Gitate  selbst  zu  erdichten. 

1.  Sidok.  ep.  5,  10  pauci  studia  nunc  hoborant.  ebd.  2,  10  tantum 
increbuit  multüudo  desidiosorum  ut,  nisi  vel  pauewimi  quique  meram  latiaris 
linguae  Proprietäten*  de  trivialium  barbarismorum  robigine  vindieaveritis, 
tarn  brevi  abolüam  defleamus  interitamque.  4,  17  sermonis  pompa  romani, 
**  qua  adhuc  uspiam  est,  belgicis  olim  sive  rhenams  dbolita  terris. 

2.  Der  Unterricht  und  die  literarische  Tätigkeit  erstreckt  sich  in 
Gallien  hauptsächlich  auf  Grammatik  und  Rhetorik,  letztere  mit  Einschluß 
der  gebundenen  Form.  Ap.  Sin.  c.  23,  210  quidquid  rhetoricae  instüutionis, 
quidquid  grammatiealis  aut  palaestrae  est  .  .  .  voraBti.  ebd.  ep.  4,  21  te 
imbuendum  liberalibus  discipUnis  grammatici  rhetorisque  studia  florentia  .  . 
foverunt.  Die  griechische  Sprache  war  in  Gallien  (außer  Massilia)  ver- 
schollen, die  einheimische  und  germanische  als  plebejisch  und  barbarisch 
in  seltsamer  Mißachtung,  ebd.  carm.  14,  praef.  quae  8%  quispiam  ut  graeca 
.  .  et  peregrina  verba  contempserit.    ep.  3,  8  Urne  personae  debitum  quod 


1192  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

sermonis  celtici  squamam  depositura  nobüitas  nunc  oratorio  stüo,  nunc  etiam 
camenalibu8  modis  imbuebatur.  ebd.  6,  5  cum  sis  (Syagrius)  consulis  pro- 
nepo8  .  .  immane  narratu  est  quantum  stupeam  sermonis  te  germanici  notitiam 
tanta  facilitate  rapuisse,  worüber  das  Weitere  albern  witzelt.  Vbmant.  Fort. 
carm.  7,  8,  63  pJaudat  tibi  barbarus  harpa  (Harfe),  ebd.  7,  8,  69  nos  tibi 
versicul08,  dent  barbara  carmina  leudos  (Lieder).  1,  praef.  5  barbaros 
leudos  harpa  relidens.  Vgl.  Luxomus,  AL.  307,  4  PLM.  4,  397  esse  inter 
iuvenes  cupit,  vocari  baudus  (=  Gebieter,  Herr,  vgl.  Merobaudes,  Marobodue, 
Teutobodus;  ARiesr,  JB.  1881  2,  98).  Vgl.  §  453,  2.  GKaufmanx,  Rhetoren- 
schulen  und  Klosterschulen,  oder  heidn.  ti.  Christ! .  Cultur  in  Gallien  im 
5.-6.  Jahrh.,  in  Raumer 's  histor.  Taschenb.  1869,  3;  deutsche  Gesch.  bis 
auf  Karl  d.  Gr.  (Berl.  1881)  2,  28.  Ober  das  weatröm.  Reich  J.  455—480 
Tgl.  GRSievebs,  Studd.  z.  Gesch.  d.  röm.  Kaiser  (1870)  515. 

3.  In  den  gallischen  Kirchen  hörte  die  Gemeinde  stehend  zu  und 
klatschte  (wie  im  Osten,  Hiehon.  ep.  52,  8  ad  Nepot.)  dem  Prediger  Beifall. 
Ap.  Sid.  c.  16,  126  contionaturum  plebs  sedula  circumsistit.  ep.  9,  3  licet 
praedicationes  tuas  .  .  raucus  plosor  audier  im,  tunc  praecipue  cum  in  Lug- 
dunensis  eccksiae  dedicatae  festis  etc.    S.  auch  §  469,  7. 

4.  Ap.  Sid.  c.  9,  299  ne  tu  mihi  comparare  tentes  quos  .  .  ipse  plus 
adoro,  Paulinum  Ampeliumque  Symmachumque  (§  425,  2),  Messalam  (§  454,  5) 
.  .  et  nulli  modo  Martium  (Mareius  Myro,  c.  23,  444)  secundum-,  dicendi 
arte  nova  parem  vetustis,  Petrum  (A.  8)  et  cum  loquitur  nimis  stupendum, 
vel  quem  municipalibus  poetis  praeponit  bene  villicum  senatus,  nostrum  aut 
quos  retinet  solutn  .(Gallien)  disertos,  dulcem  Anthedion  (in  Vesontio,  s.  ep. 
8,  11  vgl.  carm.  22,  praef.  und  §  426,  5)  et  mihi  magistri  Musas  sat  vcne- 
rabiles  HoSni;  acrem  Lampridium  (A.  6),  catum  Leonem  (A.  7),  praestan- 
temque  tuba  Severianum  (A.  8)  et  sie  scribere  non  minus  valentem  Marcus 
Quintilianus  ut  solebat. 

5.  Ap.  Sid.  ep.  8,  4  (an  Consentius):  tu  .  .  citos  iambos,  etegos 
aciUos  ac  rotundatos  hendecasylldbos  et  cetera  .  .  nunc  Narbonensibus  canti- 
tanda,  nunc  Biterrensibus ,  ambigendum  celerius  an  pulchrius  elueubrasti 
Vgl.  ebd.  9,  16  (s.  A,  7):  Consentiorum  qui  superstes  est  patri  (welcher 
selbst  Schriftsteller  gewesen  war,  s.  ebd.  c.  23,  97—176)  .  .  cecinisse  diclus 
omniforme  canticum.  An  An  ebd.  c.  23  (ad  Consentium  v.  c.  civem  Narbo- 
nensem),  worin  v.  20:  misisti  mihi  multiplex  po€ma.  .  .  ibant  hexametri 
superbientes  et  .  .  per  quinos  elegi  pedes  ferebant;  misisti  et  triplicis  tndrum 
trochaei,  spondeo  comitante  daetyloque,  dulces  hendecasyüabos.  Er  dichtete 
in  griechischer  und  in  lat.  Sprache,  vgl.  ebd.  23,  284—240.     Vgl.  §  472,  3. 

6.  Sidon.  ep.  8,  11,  3  Lampridius  orator  (in  Burdigala)  modo  pri- 
mum  mihi  occisus  agnoscitur.  .  .  hie  me  quondam,  ut  inter  amicos  ioca. 
Fhoebum  vocabat,  ipse  a  nobis  vatis  Odrysii  (des  Orpheus)  nomine  aeeeptw 
.  .  si  orationes  illius  metiaris,  acer,  rotundus,  composüus,  excussus,  si  poemata, 
tener,  muUimeter,  argutus,  artifex  erat,  fadebat  siquidem  versus  oppido 
exaetos  tarn  pedum  mira  quam  figurarum  varietate:  hendecasyllabos  lubricos 
et  enodes,  hexametros  crepantes  et  cothnrnatos,  elegos  vero  nunc  echoieos,  nunc 
recurrentes  (§  26,  4),  nunc  per  anadiplosin  fine  prineipiisque  conexos.  .  .  tu 
materia  controversiali  fortis  et  lacertosus,  in  satirica  soVicitus  et  mordax,  in 


§  466  Zeitgenossen  des  Apollinaris  Sidonius.  1193 

tragica  saevus  et  fkbilis,  in  comica  urbanus  mültiformisque^  in  fescennina 
vernans  verbis,  aestuans  votis,  in  bucolica  vigilax,  .  .  in  georgica  rusticans. 
. .  praeterea  quod  ad  epigrammata  spectat,  .  .  aeumine  placens,  .  .  in  lyricis 
auiem  Flaccum  secutus  etc.  Daher  ebd.  in  dem  Gedichte  an  ihn:  Arpinas 
modo  quem  tonante  lingua  ditat,  nunc  stilus  aut  Maronianus  aut  quo  tu 
Latium  beas,  Horati,  Alcaeo  potior  lyristes  ipso,  et  nunc  inftat  epos  tra~ 
goediarum,  nunc  comoedia  temperat  iocosa,  nunc  flammant  satirae  et  tyran- 
nicarum  declamatio  controversiarum.  Vgl.  ebd.  9,  13  istud  vix  Leo  (A.  7), 
rex  castalii  chori,  vix  hunc  qui  sequitur  Lampridius  queat,  declamans  gemini 
pondere  sub  stiili  (Prosa  and  Verse?)  coram  discipulis  Burdigdlensibus. 

7.  Sidon.  ep.  9,  13  (s.  A.  6).  9,  16  epos  sed  istud  aptius  paraverit  Leo, 
Leonis  aut  secutus  orbitas  cantu  in  latino  .  .  Consentiorum  qui  etc.  (A.  5). 
Vgl.  ep.  8,  3  (Leoni):  sepone  tantisper  pythicas  lauros  Hippocrenenque  et 
Mos  carminum  modos  etc.  suspende  perorandi  illud  quoque  celeberrimum 
flumen  quod  .  .  in  tuum  pectus  .  .  ab  atavo  Frontone  (§  355)  transfunditur. 
sepone  pauxiUulum  conclamatissimas  declamationes  quas  oris  regii  vice  con- 
ficis.  Er  war  nämlich  Geheimschreiber  des  ostgotischen  Königs  Eurich  in 
Toulonse;  vgl.  ebd.  4,  22.  Ennod.  v.  Epiphan.  85  erat  ea  tempesiate  con- 
siliorum  principis  (Eurich)  et  moderator  et  arbiter  Leo  nomine.  Gebgor. 
glor.  niart  91  contulit  haec  cum  Leone  consiliario  rex  Alaricus.  Sidon. 
carm.  9,  311  (A.  4).  14  praef.  (spectabili  viro  Leone).  23,  448  ad  doctiloqui 
Leonis  aedes,  quo  bis  sex  tabulas  docente  iuris  ultro  Claudius  Appius  taceret. 
.  .  at  si  dicat  epos  metrumque  rhythmis  flectat  commaticis  .  .  faciat  stiere 
Flaccum. 

8.  Sidon.  ep.  9,  13  quod  temporibus  Aug.  Maioriani  . .  in  Petri  Jibrum 
magistri  epistolarum  .  .  effudi,  meis  quoque  contubernalibus  .  .  Domnulo, 
Severiano  atque  Lampridio  (A.  6)  paria  pangentibus.  Darin:  Petrus  est 
tibi  legendus,  in  utraque  disciplina  satis  institutus  auctor.  .  .  opus  editum 
tenemus  bimetra  quod  arte  texens  etc.  ebd.  9,  15  Severianus  ista  rhetor 
altius,  Afer  vaferque  Domnulus  (s.  §  468,  1)  pölitius,  scholasticusque  sub 
rotundioribus  Petrus  Catnenis  dictitasset  acrius  .  .  humo  atque  gente  cretus 
in  Ligustide  Proculus  (vgl.  Enhod.  carm.  1,  3)  melodis  insonare  pul- 
sibus  etc.  ebd.  carm.  3  mihi  Petrus  erit  Maecenas  temporis  huius.  Bei 
Halm,  rhett.  min.  p.  355 — 370,  finden  sich  Praecepta  artis  rhetoricae  sum- 
matim  collecta  de  mültis  ac  syntomata  a  Iulio  Severiano  (Würzb.  Hs. 
s.  VIU/IX),  gerichtet  an  einen  Desiderins  und  auf  Selbständigkeit  keinen 
Anspruch  erhebend.  Memento  tarnen  non  ante  tibi  haec  esse  compendia  rele- 
genda  quam  ingenium  tuum  multa  ac  tuUiana  arte  subegeris  (c.  1  extr.). 

9.  Ein  Brief  des  Claudiahds  Mahbrt.  (aus  Paris.  2165  s.  XIII)  p.  203 
Engelbr.  (Mignk  53,  784):  doctissimo  viro  Sapaudo  rhetori  (an  denselben 
auch  Sidon.  ep.  5,  10)  Claudianus  (§  468,  3).  .  .  declamationum  tuarum 
8uavitas.  Überschwengliches  Lob  derselben,  ebd.:  fac  memineris  docendi 
munus  tibi  a  proavis  et  citra  hereditarium  fore  (=  esse).  .  .  admonitus 
quoque  sis  oportet  Viennensis  urbis  nobilitatis  antiquae,  cuius  tu  civis  et 
doctor  etc. 

10.  Sidon.  ep.  5,  8  (an  Secundinus):  diu  quidem  est  quod  te  hexa- 
mttris  famüiarius  inservientem  stupentes  pracdicantesque  lectitabamus.  erat 
siquidem  materia  iocunda,  seu  nuptialts  tibi  ihalamorum  faces  sive  perfossae 


1194  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

regiis  ictibus  ferae  describerentur.  sed  triplicibus  trochaeis  nuper  in  metrum 
hendecasyllabum  compaginatis  nihil  .  .  simile  fecisii.  dem  bone,  quid  Ulic 
inesse  fellis,  leporis  piperataeque  faeundiae  .  .  inspexi!  .  .  operam  facetü 
satirarum  cöloribm  intrepidus  impende.  nam  tua  scripta  nostrorum  vitiis 
proficientibus  tyrannopolitarum  loeupletäbuntur.  Vgl.  ebd.  2,  10  o&  htxa- 
metris  eminentium  poetarum  Constantii  (§  467,  6)  et  Seeundini  vidnantia 
altari  basilieae  (in  Lugdunum)  latera  clareseunt.    Vgl.  §  464,  12. 

11.  Sidon.  ep.  1,  7  legati  provinciae  Galliae  (in  Rom  J.  469)  Ton an- 
tius  Ferreolus  praefectorius  (er  war  praef.  pfaet.  Gall.  im  J.  453),  Afiranü 
Syagrii  consulis  (unter  Gratianus)  e  filia  nepos,  Thaumastus  quoque  et 
Petroniu8,  maxima  rerum  verborumque  scientia  praediti  (traten  in  Rom  als 
Ankläger  des  Arvandus,  praef.  praet.  Galliarum,  auf.  Verteidiger  des  letz- 
teren waren  Sidonius  selbst  und  Auxanius).  2,  9  (Tonantium  cum  fratribus). 
carm.  24,  34  hie  docti  inveniens  patrem  Tonanti,  rectorem  columenque  Gal- 
liarum, Prisci  Ferreölum  parem  Syagru  ebd.  24,  84  exin  tende  gradum 
Tribusque  villis  TJiaumastum  expete,  quem  Übet  duorum;  quorum  iunior  est 
mihi  sodalis  et  cöllega  simul  graduque  frater.  AChabaux,  Ton.  Ferreol.,  pro?. 
Gall.  praef.,  Paris  1876. 

12.  Sonstige  Redner  der  Zeit:  Pragmatius  (Sidon.  ep.  5,  10);  Flaviua 
Nicetius  (8,  6);  Bischof  Remigius  in  Reims  (9,  7  declamatianum  tuarum 
schedio  .  .  tot  voluminibus).  Zugleich  Lehrer  der  Beredsamkeit  Lupus  (8, 11), 
Ioannes  (8,  2). 

18.  Sonstige  Versmacher  der  Zeit:  Heronius  in  Lugdunum  (Sidon.  ep. 
1,  9  Clius  tuae  hexametrü);  Victorius  (potentissime  condidit  versus,  5,  2t; 
vgl.  §  470,  8).  Eine  Satire  eines  Ungenannten  (temporibus  Aug.  Maioriani) 
auf  Verhältnisse  und  Persönlichkeiten  in  Arelate  erwähnt  Stoon.  ep.  1, 11. 

14.  Sonstige  Gelehrte  der  Zeit:  Paulus  in  Rom  (Sidon.  ep.  1,  9) 
Probus  (carm.  9,  830.  24,  94).  Als  Rechtskenner  werden  bezeichnet  Mar- 
cellinus (23,  466),  Tetradius  (24,  81  vgl.  ep.  3,  10). 

16.  Beschäftigung  mit  Philosophie,  teilweise  auch  schriftstellerische, 
wird  ausgesagt  außer  von  Claudianus  Mamertus  (§  468,  3)  auch  von  Domi- 
tius  (Sidon.  ep.  2,  2;  vgl.  carm.  24,  10),  Eusebius  (Sid.  ep.  4,  1),  Eutropius 
(ebd.  3,  6  conseetanei  vestri  Plotini  dogmatibus),  Faustus  (§  468,  7),  Polemins 
(Sidon.  ep.  4,  14;  vgl.  carm.  14  praef.:  complatonieis  tuis;  16,  187  stoica 
pone  8upercüia  etc.).  Zu  den  membra  philosophiae  wurde  auch  die  Astro- 
logie gerechnet  (Sid.  carm.  22,  praef.). 

16.  Wie  Sidonius  in  seinen  Briefen  die  Anhäufung  von  Schriftsteller- 
namen der  alten  Zeit  liebt,  gewöhnlich  mit  einem  charakteristisch  sein 
sollenden,  aber  meist  phrasenhaften  Beiwort  (vgl.  A.  6),  so  ähnlich  auch 
Mamertus  Claudianus  in  dem  Briefe  an  Sapaudus  (s.  A.  9). 

17.  Erdichten  von  Citaten  auch  bei  Romanschriftstellern,  wie  Antonius 
Diogenes  u.  a.  RHercher  (oben  §  346,  3)  270.  279.  Vgl.  unten  §  480,7 
482,  6.     Phantastische  Einkleidungen  auch  oben  §  423,  1. 

467.  Der  begabteste  Vertreter  der  Strebsamkeit  und  Fonn- 
gewandtheit,  aber  auch  der  Gedankenarmut  und  des  Wortkling- 


§  467.  Apollinaria  Sidonius.  1195 

klangs  der  gallisch-romischen  Literatur  dieser  Zeit  ist  G.  Sollius 
Apollinaris  Sidonius  (ums  Jahr  430 — 480),  aus  einer  adligen 
Familie  in  Lugdunum,  seit  etwa  470  Bischof  von  Clermont 
(Arverni).  Wir  besitzen  von  ihm  eine  Sammlung  von  24  Ge- 
dichten und  neun  Bücher  Briefe,  worin  gleichfalls  manche  Ge- 
dichte mitenthalten  sind.  Die  umfangreichsten  sind  Lobgedichte 
zu  Ehren  seines  Schwiegervaters  Avitus  (c.  7),  auf  dessen  sieg- 
reichen Gegner  Maiorianus  (c.  5)  und  auf  den  Kaiser  Anthemius 
(c.  2),  alle  künstlich  geschwellt  durch  Aufgebot  von  Mythologie 
und  Gelehrsamkeit,  und  in  herkömmlichen  Wendungen  nach 
einem  rhetorischen  Schema  gearbeitet.  Neben  dem  epischen 
Versmaß  ist  auch  das  elegische  und  der  Hendekasyllabus  häufig. 
Die  Briefe  schließen  sich  mit  Bewußtsein  an  die  Muster  von 
Plinius  und  Symmachus  an  und  vergegenwärtigen  uns  das  weiche, 
gutmütige  und  eitle  Wesen  ihres  Verfassers,  sowie  seine  über- 
ladene, verschrobene  Schreibweise. 

1.  Der  volle  Name  lautet  C.  Sollius  Modestus  Apollinaris  Sidonius. 
Darüber  s.  die  Nachweisungen  bei  Mommsen  vor  Lütjobann's  Ausg.  p.  xlvi. 
Quellen  für  sein  Leben  außer  seinen  Schriften  die  im  cod.  Matrit.  (A.  9) 
erhaltene  Grabschrift  (wohl  von  einer  Inschrift  in  Arverni  copiert),  gedruckt 
in  Lütjohann's  Ausg.  p.  vi.  zliv  und  die  Notizen  über  ihn  bei  Gennadius 
und  Gregor  v.  Tours,  s.  u. 

2.  Geboren  zu  Lyon  (ep.  1,  6.  1,  8.  4,  25.  carm.  13,  28)  non.  novembr. 
(c.  20)  um  430  (J.  449  als  sein  Vater  die  praef.  praet.  Gall.  bekleidete 
[Z.  7]  war  er  adulescens  atque  adhuc  nuper  ex  puero,  ep.  8,  6).  Gregor. 
hist.  Franc.  2,  21  Sidonius  . .  .  vir  secundum  saeculi  dignitatem  nöbilissimus 
et  de  pritnis  Galliae  senatoribus.  ep.  6,  16  famüia  praefeetoria;  Großvater 
praef.  praet.  Gall.  Apollinaris  schon  getauft  (ep.  3,  12.  5,  9);  Vater  praef. 
praet.  Gall.  (J.  448  u.  449;  ep.  6,  9.  8,  6).  Versemachen  a  parw(ep.  5,  21). 
Vermählt  (um  452)  mit  Papianilla  (ep.  5,  16),  der  Tochter  des  Avitus  welcher 
sich  gegen  Ende  456  zu  Tolosa  (und  Arelate)  zum  Kaiser  aufwarf.  Sohn 
Apollinaris  (der  Vater  liest  mit  ihm  den  Terenz,  ep.  4,  12;  an  ihn  Sidon. 
epp.  3,  13.  Ruric.  epp.  2,  26.  41.  Avm  epp.  24.  36.  51),  Tochter  Roscia 
(ep.  5,  11.  16).  Durch  seinen  Schwiegervater  erhielt  Ap.  zu  Rom  eine 
Statue  (c.  8,  8.  ep.  9,  16).  J.  456  Avitus  gestürzt  durch  Ricimer  und 
Maiorianus.  Letzterem  unterwirft  sich  (457  oder  458)  schließlich  Sid.  mit 
dem  übrigen  gallischen  Adel.  Majorian  gestürzt  461;  tatsächlicher  Be- 
herrscher Galliens  der  Westgote  Theoderich  II.  J.  467  Anthemius  durch 
den  oström.  Kaiser  Leo  zum  weströmischen  erhoben.  Unter  ihm  (J.  468)  Sid. 
zu  Rom  praef.  urbi  (s.  A.  3  u.  c.  8,  9.  ep.  1,  9).  Um  470  wurde  er  (un- 
erwartet und  unfreiwillig)  Bischof  zu  Arverni  (Clermont-Ferrand ;  ep.  3,  1. 
6,  1)  und  als  solcher  zugleich  politisches  Haupt,  Leiter  des  Widerstands 
gegen  die  Goten.  Nach  dem  Fall  Clermonts  (J.  474)  war  Sid.  eine  kurze  Zeit 
Gefangener  des  Königs  Eurich  (ep.  8,  9.  9,  3).    Ab  exordio  religiosae  pro- 


1196  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

fessionis  (J.  468)  hat  er  tres  olympiadas  keine  Gedichte  gemacht  (ep.  9,  12). 
Er  starb  nach  J.  479  und  wurde  bestattet  XII  hol.  sept.  (21.  Aug.)  Zt- 
none  imperatore  nach  der  Grabschrift  (A.  1),  nach  den  martyrolog.  vielmehr 
23.  Aug.  Er  schreibt  ep.  5,  9  (um  J.  474)  in  annis  tarn  senectutis  initia 
pulsantibus,  ep.  8,  6  adhuc  aevo  viridis,  ep.  9,  16  den  letzten  Brief  der 
Sammlung  (J.  479?)  senectuUs  propiore  meto.  Er  wurde  sogar  heilig  ge- 
sprochen.  Vgl.  Gbegob.  Tue.  hist  Franc.  2,  22. 

3.  Gknnad.  (oder  s.  Fortsetze^  §  469,  13)  ill.  92  (dieser  in  den  meisten 
Hss.  fehlende  Abschnitt  steht  im  PariB.  12161  s.  VII)  Sidonius,  Arvernorum 
episcopus,  scripsit  varia  et  grata  opuscula  et  sanae  doctrinae,  homo  si  quidetn 
tarn  divinis  quam  humanü  ad  integrum  imbutus  acerque  ingenio,  scripsit 
ad  diversos  diverso  metro  vel  prosa  compositum  epistularum  insigne  volumtn, 
in  quo  quid  in  litteris  posset  ostendit.  verum  in  christiano  vigore  pollens 
ctiam  inter  barbarae  ferocitatis  duritiam  quae  eo  tempore  Gallos  oppresserat, 
catholicus  pater  et  doctor  habetur  insignis.  floruit  ea  tempestate  qua  Leo  et 
Zeno  Romanis  imperdbant.  Sid.  selbst  giebt  eine  Übersicht  seines  Lebens 
und  seiner  literarischen  Tätigkeit  in  dem  Gedichte  ep.  9,  16,  worin  v.  20ff.: 
coronae  quam  mihi  indülsit  populus  Quirini,  blattifer  vel  quam  tribuit  Se- 
nat us,  .  .  cum  meis  poni  statuam  perennem  Nerva  Traianus  (dessen  forum) 
titulis  vidertt  inter  auetores  utriusque  fixam  bibliothecae  (vgl.  c.  8,  8) ;  quam- 
que  post  visus  prope  post  bilustre  tempus  aeeepi  capiens  honorem  (des  praef. 
urb.).  (33)  praeter  heroos  ioca  multa  multis  texui  pannis,  elegos  frequenter 
subditos  senis  pedibus  rotavi  commate  bino;  nunc  per  undenas  equitare  suetus 
syllabas  lusi  celer,  atque  metro  sapphico  creber  cecini,  citato  rarus  iambo. 
(45)  iam  senectuUs  propiore  meto  .  .  plus  pudet  si  quid  leve  lusit  aetas  nunc 
reminisci.  quod  perhorrescens  ad  epistolarum  transtuli  eultum  genus  omne 
curae,  .  .  clerici  ne  quid  maculet  rigorem  fama  poetae.  .  .  nullum  cito  cogar 
exhinc  promere  Carmen,  persecutorum  nisi  quaestiones  forsiton  dicam  tneri 
tosque  caelum  martyres  etc.    Dazu  kam  es  aber  nicht. 

4.  Die  erste  Hälfte  der  literarischen  Tätigkeit  des  Sid.  bewegt  sich 
jn  gebundener  Form.  Die  Sammlung  der  Gedichte  umfaßt  24  Stücke 
und  zerfällt  in  zwei  (einst  wohl'  besonders  veröffentlichte)  Teile  (I  =»  die 
größeren  Gedichte  mit  ihren  Zugaben  c.  1—8;  II  die  kleineren  c.  9—24). 
Voran  stehen  die  drei  Lobgedichte  in  Hexametern  mit  Begleitschreiben  im 
elegischen  Maße,  in  einer  der  zeitlichen  entgegengesetzten  Ordnung: 
c.  7  vom  J.  466  k.  Ian.  auf  Avitus  (dazu  die  gleichzeitigen  c.  6  u.  8); 
c.  6  aus  dem  Ende  des  J.  458  auf  Maiorianus  als  er  sich  in  Lugdunom 
befand  (dazu  das  gleichzeitige  c.  4);  c  2  aus  J.  468  k.  Ian.  auf  Kaiser 
Anthemius  (dazu  die  gleichzeitigen  c.  1  u.  3).  —  Mit  c.  9  (Hendekas.)  be- 
ginnt die  zweite  Hälfte  der  Sammlung  (v.  6  nugas  .  .  quas  sparsit  tenerae 
iocus  iuventae  in  formam  redigi  iubes  libelli),  es  ist  ein  poetischer  Brief 
(excusatorium  ad  v.  c.  Felicem)  worin  eintönig  dargelegt  wird  was  alles 
man  von  der  nachfolgenden  Sammlung  nicht  erwarten  dürfe.  Epithalamien 
(in  Hex.)  Buricio  et  Iberiae  (c.  11)  und  Polemio  et  Araneolae  (c.  16),  je  mit 
Vorwort.  Poetische  Briefe  sind  c.  12  (Hendekas.),  13  an  Maiorianus  (Bitte 
um  Steuernachlaß  für  Lugdunum,  Dist  u.  Hendekas.,  J.  458),  16  (Dank- 
sagung an  Faustus,  episcopus  Reiensis  §  468,  7,  Hex.),  auch  c.  22  (mit  Zu- 
schrift in  Prosa)  die  Beschreibung  eines  Gutes  von  Pontius  Leontius  (Hex.) 


§  467  Apollinaris  Sidonius.  1197 

und  23  (513!  Hendekasyllaben  an  Consentius,  zwischen  J.  461 — 466). 
Nr.  17—21  Gelegenheitsgedichte  von  wenigen  Distichen,  c.  24  Epilog  (pro- 
pempticon  ad  Ubellum,  101  Hendekasyllaben).  Zar  Zeit  von  c.  23  ist  Narbo 
noch  im  Besitze  der  Goten  (v.  68  te  .  .  deeus  Getarum  .  .  Theudericus  amat\ 
die  es  im  J.  462  gewonnen  hatten. 

5.  Nachdem  er  Priester  geworden  verschwor  Sid.  das  Versemachen, 
doch  wurde  er  öfters  rückfällig  (epist.  9,  12  ab  exordio  religiosae  profes- 
sionis  [J.  468]  huic  principaliter  exercitio .renuntiavi ,  vgl.  A.  8).  ep.  9,  13 
erhält  ein  Bewunderer  Beiner  Muse  ein  20  J.  altes  Gedicht  zugeschickt, 
aber  während  er  sich  darüber  entschuldigt  macht  er  wieder  neue  Verse 
(Asklepiadeen);  ep.  9,  16  enthält  Iamben  und  16  ein  sappbisches  Gedicht. 
Auch  sonst  ist  er  immer  bereit  Bestellungen  auf  (geistliche  oder  weltliche) 
Gedichte  zu  entsprechen.  So  ep.  2,  10  (Hendekas.  zur  Einweihung  einer 
Kirche  in  Lugdünum).  4,8  (auf  eine  der  Königin  Ragnahilda  zu  über- 
reichende concha).  7,  17  {nenia  sepulcralis  auf  einen  Abt  Abraam).  Andere 
Gedichte  in  der  Briefsammlung:  2,  8  (nenia  funebris  .  .  per  hendecasylldboe, 
auf  Philematia,  .  .  quam  .  .  eeteris  epigrammatum  meorutn  voluminibus 
applicandam  mereenarius  bybliopola  suscipiet).  3,  12  (Hendekas.  auf  das 
Grab  seines  Großvaters).  4,  11  (auf  Glaudianus).  4,  18  (Kirchweihe  in 
Tours).  8,  9  (Hendekasyllaben  an  Lampridius).  Jugendgedichte  8,  11 
(Hendekas.)  und  9,  13  (Anacreonteen).  Erwähnung  seiner  Stegreifgedichte 
ep.  1,  11.  6,  17.  9,  18.  Das  Versprechen  Attilae  bellum  stüo  me  posteris 
intimaturum  quo  .  .  Aurelianensis  urbia  obsidio  .  .  continebotur  zeigte  sich 
als  unausführbar  (ep.  8,  16),  wie  Sid.  auch  die  Aufforderung  zu'  einem 
Geschieh ts werke  mit  gutem  Grund  ablehnte  (ep.  4,  22).  —  Epist  7,  3  con- 
testatiuneulas  quas  ipse  dietavi  .  .  tibi  transmisi.  ebd.  7,  9  orationem  quam 
videor  ad  plebem  Biturigis  in  ecclesia  sermocinatus,  .  .  quam  duabus  vigiliis 
unius  noctis  aestivae  Christo  teste  dietatdm  (er  beilegt).  Greg.  TW  bist. 
Franc.  2,  22  Sidonius  .  .  tantae  faeundiae  erat  ut  plerumque  ex  improviso 
luculentissime  quae  voluisset  .  .  componeret  .  .  quod  in  praefatione  libri  quem 
de  missis  ab  eo  compositis  coniunximus  (verloren)  plenius  declaravimus.  Sid.  ep. 
3, 14  meas  nugas,  sive  confeetas  opere  prosario,  seu  poetarum  stüo  eantüenosas. 
1,  1  contenti  versuum  .  .  editorum  opinione,  de  qua  mihi  iam  pridem  in  portu 
iudieii  publici  .  .  sufficientis  gloriae  ancora  sedet.  —  Philostratos'  Lebens- 
beschreibung des  Apollonios  von  Tyana,  lateinisch  übersetzt  von  Nicomachus 
und  Victorianus  (§  428,  1  E.),  verbesserte  Sidonius,  ep.  8,  3. 

6.  Die  neun  Bücher  Briefe  stammen  aus  dem  reiferen  Alter  des 
Verf.  und  umfassen  147  Stücke,  darunter  einen  Brief  an  Sidonius  (4,  2  von 
Mam.  Claudianus,  §  468,  3).  Die  Briefe  sind  teils  für  die  Veröffentlichung 
geschrieben  teils  wenigstens  für  sie  zurecht  gemacht.  Ein  Brief  (6,  16)  an 
Beine  Frau,  die  übrigen  an  Freunde,  B.  6  an  lauter  Bischöfe.  In  1,  1  Wid- 
mung an  Constantius  (presbyter  Lugdunensis) :  diu  praeeipis  .  .  ut  si  quae 
litterae  paülo  politiores  varia  oecasione  fluxerunt  .  .  omnes  retraetatis  exem- 
plaribus  enucleatisque  uno  volumine  includam.  Im  Falle  günstiger  Auf- 
nahme actutum  tibi  a  nobis  volumina  numerosiora  .  .  multiplicabuntur.  Die 
Bücher  wurden  einzeln  oder  in  kleineren  Gruppen  herausgegeben,  B.  1  um 
J.  469;  B.  2  um  472 ;  B.  6—7  um  J.  474—476;  B.  9  um  J.  479.  4,  2  Beschwerde 
des  Claudianus  über  Nichterwähnung  in  der  Sammlung.  4, 10  post  terminatum 


1198  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

libellum  qui  parum  (paülo?)  cultior  est  reliquas  denuo  litteras  usuali  . .  ser- 
mone  contexo.  non  enim  tanti  est  poliri  formulas  editione  carituras.  4,  22 
ut  epistolarum  cur  am  iam  terminatis  -  libris  earum  converteremus  ad  stilum 
historiae.  7,  18  (an  Constantius):  fa  te  principium,  tibi  desineV  (Vrbq.  ecl. 
8,  11):  nam  petitum  misimus  opus,  raptim  relectis  exemplaribus,  quae  ob  hoc 
in  manus  pauca  venerunt  quia  mihi  nihil  de  UbeUi  huiusce  eonscriptiont 
meditanti  hactenus  incustodita  nequeunt  inveniri.  Spätere  Hinzufügung  von 
B.  8  auf  Anregung  des  Petronius  (in  Arelate);  ep.  8,  1  scrinia  Arverna 
petis  eventilari,  cui  sufficere  suspicabamur  si  quid  superiorc  vulgaiu  proiu- 
lissemus.  itaque  morem  geremus  iniunctis,  .  .  ut  epistolarum  seriem  .  .  in 
extimo  fine  parvi  adhuc  numeri  summa  protendat  Vgl.  ebd.  8,  16  spopon- 
deram  Petronio  .  .  praesens  opusculum  paucis  me  epistolis  expediturum.  .  . 
malui  ut  illum  correctionis  labor,  te  (Constantius)  honor  editionis  aspiceret 
.  .  peracta  promissio  est.  Dazu  schließlich  B.  9;  s.  9,  1  (Firmino):  exigis 
ut  epistolarum  priorum  limite  irrupto  sUlus  noster  in  ulteriora  procurrat. . . 
addis  et  causas  quibus  hie  liber  nonus  octo  superiorum  voluminibus  adereseat; 
eo  quod  C.  Secundus,  cuius  nos  orbitas  sequi  hoc  opere  pronuntias,  partim 
Htülis  opus  epistolare  determintt  (§  840,  6).  .  .  nos  vero  si  quod  exemplar 
(von  B.  1—8)  manibus  oecurrerit  libri  marginibus  oetavi  celeriter  addemus. 
So  hat  die  Sammlung  triplices  epüogös  (9,  1).  Zur  Zeitbestimmung  der 
Briefe  s.  Büdinoeb  aO.  940.  Mommsen  in  Lütjohann's  Ausg.  p.  li.  —  Nach- 
ahmer: Greg  ob.  Tür.  hist.  Franc.  6,  7  Ferrcolus  Uzezensis  (Uzes,  in  Gall. 
Narb.)  (f  J.  581)  ....  libros  aliquos  epistolarum  quasi  Sidonium  secuttts 
composuit. 

7.  Sid.  ep.  7,  18  ita  mens  patet  in  libro  veluti  vultus  in  spcculo.  dietaei 
enim  quaepiam  hortando,  laudando  plurima,  aliqua  suadendo,  maerendo 
pauca  iocandoque  nonnulla.  .  .  singulae  causae  singulis  ferme  epütoiis 
finiuntur.  Anfangs  zufällig  entstanden  und  wirkliche  Briefe  (Empfehlungs- 
und Gluckwunschschreiben,  Todesanzeigen,  Geschäftsbriefe  u.  dgl.),  wuchs 
die  Sammlung  immer  mehr  durch  bewußte  Nachbildung  des  Plinius  und  Sym- 
machue,  durch  das  Bestreben  bestimmte  Stoffe  zu  behandeln  und  den  Wunsch 
von  Bekannten  und  Freunden  durch  solche  Briefe  verewigt  zu  werden  (ep. 
7,  12.  8,  5.  9,  11.  15).  Viele  Briefe  sind  förmliche  Lobreden  auf  einzelne 
Männer  (wie  Theodorich  II,  ep.  1,  2;  Ecdicius,  ebd.  3,  3;  Claudianus,  ebd. 
4,  11;  Sigismer  regius  iuvenis,  ebd.  4,  20),  meist  auf  den  Adressaten  seilst 
(4,  9.  13.  21.  6,  1.  12.  7,  1.  12—14.  9,  7  u.  sonst).  Inhalt  und  Ausdehnung 
stehen  oft  in  Mißverhältnis  (sunt  omnes  loquacissimae ,  ep.  9,  11  vgl.  2,  9. 
3,  7.  11.  4,  3.  6,  3.  7,  2.  9,  15  u.  sonst).  Die  an  Bischöfe  gerichteltn 
(s.  A.  6)  haben  einen  feierlicheren  Ton  und  eine  litaneiartige  Schlußformel 
(memor  nostri  esse  dignare,  domine  papa).  Schwerlich  ernst  gemeint  ist  die 
Versicherung  (ep.  8,  16):  nos  opuscula  sermone  edidimus  arido,  exili,  certe 
maxima  ex  parte  vulgato. 

8.  Sidonius  ist  eine  Persönlichkeit  aus  demselben  Teige  wie  die 
Männer  welche  auch  literarisch  seine  in  den  Briefen  eifrig  nachgeahmten 
Vorbilder  sind,  Plinius  d.  J.  und  Symmachus  (s.  A.  6  und  ep.  4,  22  ego 
Plinio  ut  discipulus  assurgo):  gutmütig,  bereit  zu  helfen,  von  unanfecht- 
barer Sittenreinheit  in  einer  verwilderten  Zeit,  feinerer  Sitte  und  geistiger 


§  467  Apollinaris  Sidonius.  1199 

Bildung  zugewandt,  ein  treuer  Freund  (tenues  nobis  esse  amicitias  nee  inimici 
fingere  queunt,  ep.  9,  9)  und  guter  Familienrater;  dabei  aber  von  einer 
grenzenlosen  Eitelkeit,  unersättlichem  Durst  nach  Lob,  sich  und  andere 
überschätzend  (vgl.  die  Urteile  §  466,  4  ff.  und  unten  §  468,  1—6.  8),  ein 
würdeloser  Schmeichler  der  Machthaber,  ein  leerer  Wortmächer,  erfüllt  von 
den  Vorurteilen  seines  Volkes  (vgl.  §  466,  2)  und  seines  (adeligen)  Ge- 
schlechtes (zB.  ep.  9,  6).  Seine  Christlichkeit  ist  am  stärksten  aufgetragen 
in  den  Briefen  an  seine  bischöflichen  Standesgenossen  (zB.  ep.  9,  2  nennt 
er  sich  einen  novus  clericus,  peccator  antiquus),  aber  auch  sonst  aufrichtig 
und  regelrecht  (ep.  8,  4  tempus  est .  .  de  perpetua  vüa  potius  quam  memoria 
cogitari;  9,  8  iudicii  dies,  resunectio;  8,  11  quisque  praesumpserit  .  .  vetita 
rimari,  vereor  huiusmodi  a  catholicae  fidei  regtUis  exorbitaturum) ,  jedoch 
frei  von  dogmatischer  Verbissenheit  (wegen  spiritaks  quaestiones  verweist 
er  ep.  4,  17  auf  sacerdotes  fide  clari,  und  auch  Juden  zeigt  er  Entgegen- 
kommen, obwohl  ihm  deren  seeta  despectui  est,  ebd.  3,  4  vgl.  6,  11.  8,  13) 
und  Raum  lassend  für  warme  Bewunderung  der  klassischen  Literatur.  Vgl. 
ep.  2,  9  simüis  scientiae  viri,  hinc  Augustinus,  hinc  Varro,  hinc  Horaiius, 
hine  Prudentius  leetitabantur.  Er  hat  zwar  ein  klares  Bewußtsein  von  dem 
Gegensatze  der  beiden  Weltanschauungen  (ep.  9,  13  proeul  hinc  et  Hippo- 
crenen  .  .  et  ApoUinem  canorum  .  .  abigamus,  et  Minervam.  .  .  removete 
fieta  fatu:  deus  ista  prostat  unus;  vgl.  8,  4  tälibus  studiis  anterior  aetas 
iuste  .  .  oecupdbatur;  modo  tempus  est  seria  legi,  seria  scribi  etc.);  aber 
er  bedient  sich  gewöhnlich  unbefangen  der  Gestalten  und  Begriffe  der 
alten  Welt  und  ist  in  deren  Literatur  wohlbewandert  (s.  besonders  c.  9). 
Daß  er  jedoch  darin  nicht  ursprünglich  zu  Hause,  sondern  nur  durch 
Schulbildung  und  fortgesetztes  Studium  eingebürgert  ist,  zeigt  das  viele 
Fremdartige,  Analogie  widrige,  Verschrobene  und  Geschmacklose  was  sein 
lateinischer  Ausdruck  hat,  in  Wortstellung  wie  in  Wortbildung  und  Syno- 
nymik (cervicositas,  viratus,  concellita,  bonuscula,  complices,  tribulosus, 
sternax,  ineursax,  granditer  anxius,  spontaliter,  trebaciter,  ducalius,  ex  asse 
gaudere,  familiarescere ,  phthisiscere ,  düleare,  combinare,  sis  meminens,  cre- 
puseulascens ,  ilieet  «=»  nam  usw.),  eine  bunte  Mischung  von  Entlehnungen 
aus  allen  Zeiten  und  Stilarten.  HKbbtbchmanh,  de  latinitate  Ap.  Sid.  I, 
Memel  1870.  1872  II.  PMohb,  zu  Apoll.  Sid.,  Bremerhaven  1886  (und  A.  10). 
MMülleb,  de  Apoll.  Sid.  latinitate,  Halle  1888.  EGbupb,  zur  Syntax  des 
Sid,  Pfalzb.  1888  u.  ders.  in  Lütjohann's  Ausg.  p.  448.  Die  Prosodie  des 
Sid.  idt  fast  untadelig,  abgesehen  von  willkürlichen  Messungen  bei  Fremd- 
wörtern wie  Euripidis,  Ctesiphon,  aethiops,  änachoreta,  catholicam,  corytus, 
pfoüosopki,  soerätica.  Er  schließt  sich  in  den  Gedichten  nach  metrischer 
und  sprachlicher  Form,  ja  selbst  nicht  selten  bezüglich  der  Stoffe  besonders 
an  Statius  an  (s.  RBitschofskt,  de  Ap.  Sidonii  studiis  Statianis,  Wien  1881), 
außerdem  namentlich  an  Claudian  (s.  Jeep's  Claud.  2,  lvii)  und  Virgil. 
EGxislkb,  de  Apoll.  Sid.  studiis,  Berl.  1886  und  derselbe  in  Lütjohann's 
Ausg.  p.  861.    MMaiutiüs,  JJ.  137,  79  (Nachahmer  des  Ausonius). 

9.  Handschriften.  Die  wichtigsten  sind:  Florentin.  S.  Marci  664 
s.  X,  Laurent.  45,  23  s.  XII,  Paris.  2781  s.  X/XI,  Matrit.  E  e  102  (Cluniac.) 
s.  X/XI,  Paris.  9661  s.  XII;  außerdem  für  die  Briefe  an  erster  Stelle:  Bodl. 
Laudian.  104  s.  X.     Vgl.  Litjohann  u.  FLeo  vor  des  ersteren  Ausgabe.  — 


1200  Die  Kaiserzeit     Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

EChatklain,  rev.  de  philol.  3,  154;  Mel.  Graux,  Paris  1884,  321.  —  Aus- 
gaben von  EVinetus  (Lugd.  1662),  JWoweb  (cum  notis  PColvii,  Par.  et 
Lugd.  1598),  JSavaro  (Par.  1599.  1609),  GElmenhobst  (Hannover  1617)  und 
bes.  J Sirmond  (Paris  1614.  *1662.  Die  erste  Ausg.  auch  in  Sibkohdi  opp. 
1,  464).  Ferner  zB.  bei  Mione  B.  68,  von  JFGbbgoiee  et  FZCollombet, 
Lyon  1836  und  von  E Bauet,  Par.  1879.  Jetzt  bes.  Sid.  epp.  et  carm.  rec. 
et  emend.  ChrLütjohamn,  Berol.  1887  («=  Mon.  Germ.  bist.  Auctt.  antiquiss. 
Bd.  8).  —  Wertlose  späte  Glossen  zu  Sidoniüs  bei  BEllis,  Anecd.  Ozon.  1 
(1885),  6. 

10.  Hist.  litt,  de  la  France  2,  550.  ACGebmain,  essai  sur  Ap.  Sid., 
Montpellier  1840  (nebst  einer  lat.  Dies.  bes.  über  d.  Chronologie  des  Ap.  S.). 
MFkbtio,  C.  S.  A.  S.  u.  s.  Zeit  nach  s.  Werken  dargestellt,  Wfirzb.  1845.  46. 
Passau  1848  Hl.  GKaufmann,  die  Werke  des  A.  S.  als  Quelle  für  d.  Gesch. 
seiner  Zeit,  Gott.  1864;  Ap.  Sid.  im  NSchweiz.  Mus.  5  (Bas.  1865),  1,  und 
in  Baumerts  histor.  Taschenb.  1869,  30.  CAChaix,  St.  Sidoine  Ap.  et  son 
siecle,  Clermond-Ferrand  1867  II  (vgl.  darüber  GKadfmann,  Gott.  GA.  1868, 
1001).  Ebebt,  LdMA.  1*,  419.  MBüdiwgbb,  Ap.  Sid.  als  Politiker,  Wiener 
SBer.  97,  915.  Mommsem  vor  Lütjohann's  Ausg.  p.  xliv;  üb.  Apoll.  Sid.  u.  b. 
Schilderung  d.  got.  Königshofes,  Berl.  SBer.  1885, 215.  EPdboold,  s.  §  439, 9. 
—  Kritisches:  EChatelain,  rev.  de  philol.  3,  64.  164.  PMohb,  in  Ap.  Sid. 
obss.,  Sondersh.  1877;  zu  Sid.  carmina ,  Laubach  1881.  FGustafssok,  de 
Apoll.  Sidonio  emendando,  Helsingf.  1882;  BerlphWschr.  1889,  1365.  1393. 

468.  Aus  dem  Freundeskreise  von  Sidoniüs  besitzen  wir 
noch  Schriften  von  Domnulus,  Mamertus  Claudianus,  Faustus. 
und  Ruricius.  Von  Domnulus  sind  uns  einige  christliche  Ge- 
dichte erhalten-,  von  dem  Presbyter  Mamertus  Claudianus  die 
drei  Bücher  de  statu  animae  welche  er  ums  J.  470  dem  Si- 
doniüs widmete.  Ihrem  Inhalte  nach  ist  diese  Schrift  scho- 
lastisch, in  der  Form  bald  trocken  bald  schwülstig.  Gleichfalls 
Freunde  des  Sidoniüs  waren  die  beiden  Bischöfe,  Faustus  von 
Reii,  gegen  welchen  das  Werk  des  Claudianus  gerichtet  war 
und  von  welchem  eine  Schrift  de  gratia  dei,  Predigten  u.  dgl. 
auf  uns  gekommen  sind,  und  Ruricius,  Bischof  von  Limoges, 
dessen  Briefwechsel  mit  Faustus  und  anderen  sich  erhalten  bat 

1.  Der  vollständige  Name  in  den  Subscriptionen  zu  Pompomas  Mela 
und  lulius  Paris  (s.  §  296,  3.  279,  9  E.):  Fl.  Rusticius  Helpidius  Domnulus 
v.  c.  et  spectab.  com.  consistor.  Die  nächste  Stufe  nach  den  comites  cons. 
war  die  des  quaestor.  Der  Domnulus  von  welchem  Sidon.  ep.  9,  13  erzählt 
daß  er  unter  Maiorianus  (J.  457—461)  zu  Arles  Gedichte  gemacht  habe 
(vgl-  §  466,  8)  und  an  welchen  Sid.  ep.  4,  25  gerichtet  ist  heißt  ebd.  carm. 
14,  praef.  vir  quaestorius.  Vgl.  vit.  S.  Hilarii  Arel.  (Miqne  60,  1219)  11  ut 
eiusdem  praeclari  auciores  temporis,  qui  suis  scriptis  merito  claruerunt, 
Silvius  (§  422,  2  gE?),  Eusebius  (§  466,  15),  Domnulus  admiratüme  (über 
Hilar.  Arel.)  succensi  in  haec  verba  proruperint  usw. 


§  468  Domnulus.    Mam.  Claudianus.  1201 

2.  Da  die  erhaltenen  historiarum  teatamenti  vet.  et  novi  tristicha 
(gedr.  in  GFabricius'  corp.  poett.  christ.  766.  Migne  62,  645)  24  Strophen 
von  je  3  Hexx. ,  Tgl.  §  474,  2,  ursprünglich  Unterschriften  unter  biblische 
Bilder  (vgl.  §  436,  3),  die  Überschrift  tragen  Rustici  Helpidi  v.  c.  et  inl.  ex 
quaestore,  so  ist  wohl  Gleichheit  der  Person  (A.  1)  anzunehmen.  OJahn, 
Lpz.  SBer.  1851,  345.  Ob  diesem  Domnulus  auch  die  von  EBähjeusns,  RhM. 
31,  94  veröffentlichten  versus  Rustici  defensoris  S.  Augustini  (8  Hex.  auf 
Aug.  de  trin.)  angehören?  Über  das  Carmen  de  Christi  beneficiis  s.  §  479,  11. 

3.  Gennad.  vir.  ill.  84  Claudianus  Viennensis  ecclesiae  presbyter,  vir 
ad  loquendum  artifex  et  ad  disputandum  subtilis,  composuit  tres  quasi  de 
statu  vel  de  substantia  animae  libros,  in  quibus  agit  .  .  ut  ostendat  aliquid 
esse  incorporeum  praeter  deutn.  (Das  Folgende  fehlt  in  fast  allen  Hss.) 
8cripsit  et  alia  nonnulla,  inter  quae  et  hytnnum  de  passione  domini  cuius 
prineipium  est  '  Fange  lingua  gloriosi'  (sl  A.  6).  fuit  autem  frater  Mamerti 
Viennensis  episcopi  (vgl.  Sid.  epp.  4,  11,  5).  Nachruf  an  ihn  (nuper  ereptus, 
etwa  J.  473)  von  Sidon.  epist.  4,  11  mit  maßlosem  Lobe,  zB.:  vir  providus, 
prüdem,  doctus,  eloquens,  acer  et  hominum  aevi,  loci,  populi  sui  ingeniosissi- 
mus  quique  indesinenter  salva  religione  philosopharetur  et  .  .  a  collegio  com- 
platonicorum  solo  hdbitu  ac  fide  dissociabatur  usw.  Und  in  der  nachfolgenden 
nenia  auf  ihn  zB.:  Claudianus,  triplex  bibliotheca  quo  magistro  —  romana, 
attica,  christiana  —  fulsit.  .  .  orator,  dialecticus,  poeta,  tractator,  geometra 
musicusque,  doctus  solvere  vincla  quaestionum  et  verbi  gladio  secare  sectas, 
8%  quae  catholicam  fidem  lacessunt.  psalmorum  hie  modülator  et  phonascus  etc. 
Brief  des  Claudianus  an  Sidonius  in  dessen  epifit.  4,  2.  Anderer  an  den 
Rhetor  Sapaudus,  s.  §  466,  9. 

4.  Die  Schrift  de  statu  animae  hat  die  Widmung:  praefectorio  (also 
nach  J.  468,  b.  §  467,  2),  patricio,  doctissimo  et  optimo  viro  Sollio  Sidonio 
Claudianus  sah  und  das  Nachwort:  Claudianus  C.  Sollio  Apollinaru  Jene 
beginnt:  editionem  libeUorum  quos  de  animae  statu  condidi  .  .  mihi  imperasli 
und  enthält  auch  eine  kurze  Inhaltsangabe.  B.  1  beginnt:  tnagnum  in 
genere  hutnano,  Sollt  Sidoni,  frater  amantissime ,  multorum  Vitium  est  etc. 
Im  Nachwort:  libeUorum  a  me  transmissorum ,  quos  philosophicae  artis  sub- 
tilissima  disputatione  disposui  etc.  Überschwenglicher  Preis  dieser  Schrift 
durch  Sidon.  epist.  4,  3;  vgl.  5,  2  librum  de  st.  an.  tribus  voluminibus 
illustrem  Mamertus  Claudianus,  peritissimus  christianorum  philosophus,  .  . 
excolere  curavit  etc.  Er  kämpft  gegen  chartula  quaedam  (1, 1),  ein  opusculum 
(1,  2),  welches  ohne  Namen  erschienen  war  (ebd.),  aber  den  Faustus  zum 
Verfasser  hatte;  s.  A.  8.  9.  Vgl.  Ebert,  aO.  ls,  473.  MSchulze,  d.  Sehr, 
d.  Cl.  Mam.  de  statu  an.,  Lpz.  1883. 

6.  Über  einen  Hymnus  des  Claudianus  Sidon.  ep.  4,  8:  de  hymno  tuo 
si  percontere  quid  sentiam,  commaticus  est,  copiosus,  dulcis,  elatus  et  quoslibet 
lyricos  dithyrambos  amoenitate  poetica  et  historica  veritate  super eminet,  usf. 
in  diesem  Stile.  Damit  könnte  der  Hymnus  Pange  usw.  (80  troch.  Tetram.) 
gemeint  sein,  wenn  die  betreffende  (in  den  meisten  Hss.  fehlende)  Erwäh- 
nung desselben  bei  Gennadius  (s.  A.  3  Z.  6)  Glauben  verdiente.  Aber  dieser 
Hymnus  gehört  vielmehr  dem  Venantius  Fortunatus  (§  491,  9)  und  steht 
unter  dessen  carm.  2,  2.  Auch  das  Anrecht  des  Mam.  Claud.  auf  andere 
Tbvppsl- Schwab«,  Rom.  Lit.-Ocioh.    5.  Aufl.  76 


1202  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert    Zweite  Hälfte. 

ihm  zugeschriebene  Gedichte  ist  teils  sehr  zweifelhaft,  teils  ganz  unbegründet. 
Das  Gedicht  contra  poetas  vanos  gehört  vielmehr  dem  Paulinus  von  Nola 
(=»  dessen  Ged.  22,  bei  Mione  61,  603;  s.  §  487,  4).  Über  die  den  Werken 
des  älteren  Claudian  angehängten  christlichen  Gedichte  Carmen  p  aschale, 
laus  Christi,  miracula  Christi  s.  §  439,  7.  464,  2.  Auch  das  Gedicht  dieses 
älteren  Claudian  (77  Gesn.,  bei  Jeep  2,  p.  142)  in  Iacobum  mag.  eq. ,  in 
welchem  die  gehäufte  Erwähnung  christlicher  Heiligen  offenbar  ironisch 
gemeint  ist,  wird  dem  Mam.  Claud.  fälschlich  beigelegt,  nicht  minder  (mag 
auch  Sjoon.  ep.  4,  11  [s.  A.  3]  Gedichte  desselben  in  griechischer  Sprache 
meinen)  Anth.  Pal.  1,  19.  20.    S.  §  439,  8. 

6.  Handschriften  des  Mam.  Claudianus  zB.  Paris.  16340  s.  IX,  Paris. 
2779,  Einsidl.  318,  SGall.  846,  alle  s.  X,  Lips.  286  s.  XI  u.  a.  —  Aus- 
gaben von  Casp.  Babth  (Zwickau  1655);  dann  zB.  bei  Migne  53,  693  (die 
Gedichte  auch  zB.  in  GFabriciuV  corp.  poett  christ.  753).  Jetzt  besonders 
Claud.  Mam.  opp.  rec.  AEnqelbrbcht,  Wien  1885  (=-  Corp.  serr.  eccles.  lat. 
Bd.  11).  —  Dazu  AExgklbrbcht,  d.  Sprache  des  Cl.  Mam.,  Wien.  SBer. 
110,423  und  den  ind.  verbb.  et  locut.  an  dessen  Ausgabe.  —  Kritisches  usw.: 
HBönbch,  ZfwissTheol.  30,  480.  Über  Claudian  Bist.  litt,  de  la  France 
2,  442  und  Engblbbecht  v.  s.  Ausg. 

7.  Gennad.  vir.  ill.  85  Faustus,  ex  äbbate  Lerinensis  monasterii  (seit 
J.  433)  apud  Regium  Galliae  (so  auch  bei  Gelasius  aO.  Faustus  Regiensis 
GaUiarum,  vielmehr  in  Reii,  j.  Biez)  episcopus  factus  (zwischen  J.  450 
—462),  vir  in  divinis  scriptuns  satis  intentus,  .  .  cotnposuü  librum  de  spiritu 
saneto.  .  .  edidit  quoque  opus  egregium  de  gratia  dei  (s.  A.  8).  .  .  legi  aus 
et  adversus  Arianos  et  Macedonianos  parvum  libellum  in  quo  coessentialem 
praedicat  trinitatem  («=  Fausti  ep.  20  p.  292  —  294,  14  Krusch)  et  dlium 
adversos  cos  qui  dieunt  esse  in  creaturis  aliquid  incorporeum,  in  quo  divinis 
testimoniis  et  patrum  confirmat  sententiis  nüiil  credendum  incorporeum  praeter 
deutn  (  —  Fausti  ep.  20  p.  294,  14—298,  17;  s.  unten  A.  9).  est  et  eius 
epistola  in  modum  libelli  ad  diaconum  quendam  Graecum  nomine  edita  (Fausti 
ep.  17),  qui  a  fide  catholica  discedens  ad  Nestorianam  abiit  impietatem.  .  . 
sunt  vero  et  alia  eius  scripta,  quae  quia  needum  legi  nominare  nolui.  viva 
tarnen  voce  egregius  doctor  et  creditur  et  probatur  (demnach  f  Faustus  nach 
der  Abfassung  von  Genn.  v.  ill.,  §  469,  12).  scripsit  postea  ad  Felicem  praef. 
praet.  et  patriciae  dignitatis  virutn,  filium  Magni  consulis,  tarn  religiosum, 
epistolam  ad  timorem  dei  hortatoriatn.  Unter  K.  Eurich  (J.  477 — 485)  mußte 
Faustus  aus  Beii  fliehen,  kehrte  aber  später  zurück.  Papst  Gelasius  (§  469, 5) 
setzte  des  Faustus  Schriften  unter  die  libri  qui  non  reeipiuntur.  Sidok. 
carm.  16.  epist.  9,  3.  9.  Vgl.  §  467,  4.  BKhüsch  vor  Lütjohann's  Sidoniua 
p.  uv.    AEnoelbbecht,  Studd.  über  d.  Schrr.  d.  Faustus,  Wien  1889. 

8.  Die  Schrift  des  Faustus  De  gratia  Dei  in  zwei  Büchern,  als  pela- 
gianisch  angegriffen  von  Gelasius  u.  a.,  ist  durch  Paris.  2166  s.  IX  erhalten, 
ebenso,  namentlich  durch  Vatic.  Palat.  241  s.  X,  das  fälschlich  unter  dem 
Namen  des  Paschasius  gehende  Werk  de  spiritu  saneto  (A.  7  Z.  4,  bei  Migne 
62,  8).  Vgl.  CPC Aspabi,  Taufsymbol  2  (Christian.  1869),  214;  kirchenhist. 
Anecdd.  1,  316.  Ferner  Sermones  u.  a.  Ober  die  Briefe  s.  A.  9.  —  Vgl. 
Sidon.  epist.  9,  3  an  Faustus :  immane  suspicio  dietandi  istud  in  vobis  tropo- 
logicum  genus  ac  figuratum    Umatisque  plurifariam  veibis   eminentissimum. 


§  468  Mam.  Claudianus.    Faustus.     §  469  Arnobius  iun.  1203 

ebd.  9  legi  volumina  tua  etc.  legimus  opus  operosissimum ,  multiplex,  acre, 
sublime,  digestum  titulis  exemplisque  eongestum,  bipartitum  sub  dialogi  sehe- 
male,  sub  causarum  themate  quadripariüum.  .  .  mulierem  pulchram  .  .  tibi 
iugasti,  .  .  philosophiam  scüicet.  .  .  huic  copulatum  te  matrimonio  gut  lacessi- 
verit  sentiet  ecclesiae  Christi  Piatonis  academiam  müitare  teque  nobüius  philo- 
sophari  —  Die  erhaltenen  Schriften  sB.  bei  Mignb  58,  783;  vgl.  53,  681. 

9.  An  Ruricius,  spater  episcopus  Lemovicensis  (Limoges,  J.  485—507) 
ist  gerichtet  Sidon.  epp.  8, 10.  Wir  besitzen  eine  Briefsammlung  (102  Stücke) 
erhalten  bes.  durch  SGall.  190  s.  IX  (zur  Ergänzung  Paris.  12097  s.  VI/VII. 
1564  s.  IX  u.  a).  Sie  giebt  zuerst  zwanzig  Stücke,  darunter  zehn  Briefe 
des  Faustus,  deren  fünf  an  Ruricius  gerichtet  sind,  die  anderen  an  Paulinus, 
Felix,  Graecus  (A.  7  Z.  11),  Lucidus.  Diese  Briefe  sind  dogmatischen  In- 
halts und  Öfters  umfangreich,  so  nr.  20  der  A.  7  Z.  8  erwähnte  Brief,  adv, 
tos  qui  dieunt  esse  in  creaturis  aliquid  incorporeum,  gegen  welchen  Clau- 
dianus schrieb  (A.  3.  4).  Faustus  hafte  diesen  Brief  ohne  seinen  Namen 
veröffentlicht  (A.  4  £.).  Derselbe  steht  auch  (zum  Teil)  in  den  Hss.  des 
Claudianus  und  in  dessen  Ausgaben,  bei  Engelbrecht  p.  3.  Außerdem  ent- 
hält jene  Briefsammlung  an  Ruricius  noch  acht  Briefe  anderer  (zB.  der  Bi- 
schöfe Euphrasius,  Caesarius,  Sedatus).  Es  folgen  Domni  Ruricii  episto- 
larum  libri  II  (82  Stücke),  vorzugsweise  an  geistliche  Herren,  zB.  Faustus, 
Sidonius  u.  a. ,  meist  Geschäfts-  und  Empfehlungsbriefe,  Geistliches  und 
Weltliches  (bis  auf  Küche  und  Keller)  behandelnd.  Die  Nachahmung  des 
Sidonius  ist  unverkennbar  (2,  18  versucht  sich  auch  R.  in  Hendekasyllaben) ; 
an  Reichtum  des  Inhalts  aber  sind  die  Briefe  mit  denen  des  Sid.  nicht  zu 
vergleichen.  Grabgedicht  des  Venant.  Fort.  (c.  4,  5)  auf  die  beiden  Ruricii, 
Großvater  und  Enkel.  —  Ausgaben:  zB.  bei  Mione  58,  68.  Jetzt  bes. 
an  Lütjohaxn'b  Sidonius :  Fausti  aliorumque  epistulae  ad  Ruricium  aliosque. 
Ruricii  epistulae  reo.  et  emend.  BK&usch,  Berl.  1887.  S.  auch  denselben  über 
Ruricius  aO.  p.  lxii.    Vgl.  §  467,  4. 

469.  Wie  bei  Claudianus  und  Faustus  so  dreht  sich  auch 
bei  andern  Theologen  der  Zeit  von  welchen  wir  noch  Arbeiten 
besitzen  die  schriftstellerische  Tätigkeit  vorzugsweise  um  das 
Verhältnis  von  Willensfreiheit  und  Gnade,  auch  wohl  noch  um 
die  alten  Streitigkeiten  über  die  Person  Christi.  Andere  ver- 
fassen Erklärungen  zu  biblischen  Schriften,  Predigten  und  dgl. 
Solche  theologische  Schriftsteller  sind  Arnobius  (iunior),  Caesarius 
(J.  470—542),  Cerealis,  Gelasius,  Honoratus,  Salonius  u.  a.  Be- 
sonders wichtig  aber  ist  die  Fortsetzung  von  Hieronymus'  Ver- 
zeichnis der  kirchlichen  Schriftsteller  (viri  illustres)  welche  Gen- 
nadius  gegen  das  Ende  des  Jahrhunderts  nicht  ohne  Irrtümer, 
aber  mit  Freimut  verfaßte. 

1.  Des  Arnobius  Commentarius  in  psalmos  (einzige  Ha.  Vati c an o- 
Palat.  160  s.  X,  ARsiffebschkid,  bibl.  patr.  lat.  1,  201)  ist  gewidmet  I^ontio 
et  Eustico  episcopis,  die  um  J.  460  fallen.    Außerdem  Arnobii  catholici  et 

76* 


1204         Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

Serapionis  conflictus  de  deo  trino  et  uno  etc.,  in  Form  einer  Verhandlung 
vor  einem  Schiedsgericht  (Arnobius  a  parte  sedis  apostolicae  defensor,  Se- 
rapion  a  synedrio  Aegyptiorum  alter cator,  iudices  a  parte  cathöliea  Dedus 
Constantius  et  a  parte  Aegyptiorum  Ammonius).  Dieser  conflictus  kann 
wegen  seiner  augustinischen  Tendenz  wohl  nicht  von  Arnobius  sein  (nach 
einigen  von  Vigilius,  8.  A.  11).  Abdruck  zB.  bei  Migne  63,  238.  Wichtig 
ein  cod.  Barber.  s.  IX,  s.  AReifferscheid  aO.  1,  155.  Vgl.  Hist.  litt,  de  la 
France  2,  342. 

2.  (Gennad.)  vir.  ill.  86  Caesar  ius  (§  468,  9),  Arelatensis  urbis  epi- 
scopus (seit  J.  502),  .  .  scripsit  egregia  et  grata  et  valde  monachis  necessaria 
opuscula.  de  graiia  quoque  et  libero  arbürio  edidit  testimonia  (nicht  erhalten). 
.  .  quod  opus  etiam  papa  Felix  per  suam  epistolam  roboraoit  et  in  latius 
promulgavit  (vgl.  BKbusch  in  Lütjohann's  Sidon.  p.  liv).  floruit  hie  .  .  Ana- 
stasio  remp.  administrante  (J.  491 — 518).  Er  starb  im  J.  642.  VgL  Greg. 
Tue.  hist.  Franc.  9,  39.  Von  ihm  auch  eine  Nonnenregel  (regula  ad  vir- 
gines)  ums  J.  613.  Diese  und  seine  Predigten  ed.  Stsph.  Baluzius  (Par. 
1659),  und  zB.  bei  Migne  B.  67.  Eine  in  einem  Einsidl.  s.  VIII  erhaltene 
ErmahnuDgsrede  an  das  Volk  veröffentlicht  und  weist  dem  Caesarius  zu 
CPCASPABr,  hirchenhistor.  Anecdd.  1  (Christian.  1883),  213.  —  Hist.  litt,  de 
la  France  3,  190.     Ebbet  aO.  la,  472. 

3.  (Gennad.)  vir.  ill.  96  Cerealis  episcopus  natione  Afer,  .  .  fidem 
cafhölicam,  .  .  copiosis  tarn  veteris  quam  novi  testamenti  indieiis  approbavit 
et  libello  edidit  (gedruckt  zB.  bei  Miqne  68,  757). 

4.  (Gennad.)  ill.  97  Eugenius,  Carfhaginis  .  .  episcopus  et  confessor 
publicus,  admonitus  ab  Hunerico  Vandalorum  rege  catholicae  fidei  expositionem 
et  maxime  verbi  homousii  proprietatem  disserere  (J.  484)  .  .  composuit  librum 
fidei  (zB.  bei  Migne  58,  219).  .  .  iam  vero  asportandus  pro  fidelis  linguae 
remuneratione  in  exüium  epistolas  velut  commonitorias  fidei  .  .  dereliquü 
(zß.  bei  Miqne  58,  770).  altercationes  quoque  quas  cum  Arianorum  prae- 
sulibus  per  intemuntios  habuit  conscripsit  et  relegendas  per  maiorem  domus 
Hunerico  transmisit.  similiter  et  preces  pro  quiete  christianorum  eidem  velut 
apologias  obtülit.  vivere  adhuc  .  .  dieitur.  Er  starb  J.  505.  Vgl.  Gbeo. 
Tue.  hist.  Franc.  2,  3.    mirac.  1,  58. 

5.  (Gennad.)  ill.  94  Oelasius,  urbis  Romas  episcopus  (J.  492—496), 
scripsit  adversus  Eutychen  et  Nesiorium  grande  et  praeclarum  Volumen  et 
traetatus  diversarum  scripturarum  et  sacramentorum  elimato  sermone,  et  ad- 
versus Fetrum  et  Acacium  scripsit  epistolas.  .  .  fecit  et  hymnos  in  similitu- 
dinem  Ambrosii  episcopi.  obiit  sub  Anastasio  Aug.  Abdruck  des  Erhaltenen 
(worunter  auch  de  luperedlium  intermissione)  in  den  Conciliensammlungen, 
und  zB.  bei  Mignk  ß.  59.  Von  besonderer  Wichtigkeit,  auch  für  die 
Literaturgeschichte,  ist  das  Dekret  des  Gelasius  (J.  496)  de  libris  reeipiendis 
et  non  reeipiendis,  d.  i.  Aufzählung  der  canonischen,  empfehlenswerten, 
apokryphen  und  verbotenen  Bücher,  zB.  in  Mansi's  coli,  concil.  8,  150;  bei 
Migne  59,  162;  vgl  darüber  FAbevalo  in  s.  Sedulius-Ausg.  (§  473,  7)  und 
AThiel,  de  decretali  Gelasii  de  reeip.  et  non  rec.  libris  usw.,  Braunsb.  1866. 
KJHbfele,  Conciliengesch.  2,  620.  JBRossi,  inscr.  Christ.  1,  404.  —  Der  Brief 
(vom  J.  494)  des  Gelasius  an  Rusticus,  Bischof  von  Lyon,  beginnend  Inter 


§  469  Arnobius  iun.    Gelasius  u.  a.  1205 

ingruentium,  bei  Thiel  epp.  pontif.  1, 358  ist  eine  moderne  Fälschung  (EHavet). 
—  Schreiben  seiner  Vorgänger,  der  Päpste  Hilarius  (J.  461—467),  Simpliciua 
(J.  467—483),  Felix  III  (J.  483—492),  bei  AThiel,  epistolae  pontificum  etc.  I 
Braunsb.  1868  (die  Briefe  von  Hilarius  bis  Hormisdas  J.  461—523),  bei 
Mione  B.  58.  SLöwbnfeld,  epp.  pontificum  rom.  ineditae  (vom  J.  494—1198), 
Lpz.  1885.  —  ABoüx,  le  pape  Gölase  I  (492—496),  ätude  sur  sa  vie  et  ses 
e'crits,  Bordeaux  1880. 

6.  (Gennad.)  ill.  95  (Antonius)  Honoratus,  Constantinae  (Africae  civi- 
tatis) episcopus,  scripsit  ad  Arcadium  quendam  qui  pro  confessione  fidei 
catholicae  in  partibus  Africae  e  Genserico  rege  missus  exulabat  epistolam  .  . 
hortatoriam.    In  Mionb's  patrol.  50,  567. 

7.  (Gennad.)  ill.  99  Honoratus,  Massüiensis  ecclesiae  episcopus,  vir 
eloquens  et  dbsque  ullo  linguae  impedimento  ex  tempore  in  ecclesia  declamator 
•  .  in  homüiarum  modum  .  .  multa  composuit.  Auch  war  er  als  Reiseprediger 
tätig.  .  .  sanctus  quoque  papa  Gelasius  (A.  5)  per  scripturam  agnoscens  eius 
fidei  integritatem  rescripto  suo  probatam  iudieavit  sanctorum  quoque  patrum 
vitas  .  .  eoaptat  ipse  legendas,  praecipue  nuiritoris  sui  HiJarii  (§  457,  7). 
litanias  ad  supplicandam  dei  clementiam  cum  plebe  sibi  credita  pro  viribus 
agit  (f  J.  429).  Gedruckt  ist  jene  vita  Hilarii  zB.  in  Migne's  patrol.  50, 1220. 
Vgl.  Ebbet,  LdMA.  I1,  460. 

8.  Gennad.  vir.  ill.  40  Maximus,  Taurinensis  ecclesiae  episcopus  (was 
er  J.  461  und  465  noch  war),  moritur  Honorio  et  Theodosio  iun.  regnan- 
tibus.  Von  ihm  haben  wir  118  homiliae,  116  sermones  und  sechs  tractatus 
(bes.  de  baptismo,  contra  paganos,  contra  Iudaeos).  Ausg.  von  BBruni, 
Rom  1784  und  bei  Migne  B.  57.  Vielleicht  sind  von  ihm  auch  die  mit 
Benutzung  von  Ambrosius  de  mysterüs  (§  433,  3)  geschriebenen  libri  VI  de 
sacramentis. 

9.  (Gennad.)  ill.  98  Pomerius  natione  Maurus,  in  Gallia  presbyter 
ordinatus,  interrogantibus  lüliano  episcopo  et  Vero  presbytero  diakcticorum 
viore  respondens  arte  diaUctica  .  .  composuit  De  natura  animae  et  qualitate 
eius  et  De  resurrectione  .  .  libros  VIII  (gedruckt  zB.  bei  Mione  69,  416). 
.  .  memini  legisse  me  olim  eius  dictatum  ad  quendam  nomine  Principium  de 
contemptu  mundi  ac  rerum  transiturarum  horiatorium  et  alium  De  vitiis  et 
virtutibus  praetitulatum.  scripsisse  dicitur  et  alia  et  adhuc  scribere,  quae 
ad  meam  notüiam  non  venerunt.  vivü  usque  hodie.  Cypbian.  in  vita  Cae- 
sarii:  Pomerius,  professione  rhetor,  Afer  gener»,  quem  .  *carum  grammaticae 
artis  doctrina  reddebat.  Bei  Ibid.  ill.  12  heißt  er  Iulianus  cognomento  Po- 
merius. An  ihn  schreiben  Rubicius  epp.  1,  17.  2,  10  und  Ennodiub  epp. 
2,  6.    Lehrer  des  Gaesarius  (A.  2).    Hist.  litt,  de  la  France  2,  665. 

10.  Salonius,  Sohn  des  Eucherius  (§  457,  6),  Verfasser  einer  Ex- 
positio  mystica  zu  den  Sprüchen  Salomo's  in  dialogischer  Form  (zB.  bei 
Mignk  53,  967)  und  einer  ganz  ähnlichen  zum  Prediger  Salomo  (ebd.  993). 
Ein  Brief  von  ihm,  Ceretius  und  Veranius  an  Leo  M.  bei  Mione  54,  887. 
Briefe  und  Schriften  des  Salvianus  an  ihn,  s.  §  465,  1  —  3;  ebenso  von 
Sidonius  epp.  7,  15. 

11.  Vigilius,  Bischof  von  Thapsus  (Afrika),  J.  484  verbannt;  Verf. 
von  Adver sus  Nestorium  et  Eutychcm  libri  V  pro  defensione  synodi  Chalce- 


1206         Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert    Zweite  Hälfte. 

donensis.  Unter  dem  Namen  des-  Athanasius  erschien  seine  Altercatio  ad- 
versus  Arium.  Bestritten  ist  die  Urheberschaft  der  libri  XII  de  trinitate. 
Abdruck  in  ChiffletV  Ausg.  des  Victor  Vit.  (Divion.  1664),  bei  Miomb  62,93. 
Vigilius  schrieb  auch  unter  dem  Namen  des  Ambrosius  und  Augustinus; 
wahrscheinlich  von  ihm  ist  die  Altercatio  Augustini  cum  Pascentio  (bei 
Miqnb  33,  1156)  und  Contra  Felicianum  Arianum  (ebd.  48,  1167).  8.  A.  1. 
12.  Gbnnad.  vir.  ill.  100  ego  Gennadius,  Massiliae  presbyter,  scripsi 
advcrsus  omnes  haereses  libros  VIII  et  adversus  Nestorium  libros  VI  et 
adversus  Eutychen  libros  VI  et  adversus  Pelagium  libros  III  et  tractatus 
de  mille  annis  et  de  apocalypsi  b.  Iohannis  et  hoc  opus  et  epütulam  de  fide 
mea  missam  (so  der  cod.  Veron.,  s.  Rkiffbrscheid  ,  bibl.  patr.  lat.  1,  91)  ad 
b.  Gelasium  (A.  6),  wrbis  Romae  episcopum.  Diese  'epistula  de  fide  mea' 
pflegt  man  in  der  pseudoaugustinischen  Schrift  de  ecclesiasticis  dogmatibus 
bei  Miünk  58,  979  zu  finden  (eine  von  der  gedruckten  ganz  abweichende 
Fassung  dieser  Schrift  in  einem  cod.  Sessor.  s.  IX/X,  s.  AReifferscheid, 
aO.  1,  137).  Juugmann  bezieht  darauf  ein  Glaubensbekenntnis,  das  in  den 
Monac.  14461.  68,  beide  s.  IX  die  Überschrift  hat:  Gennadius  Massiliensis 
tps  de  fide  disputans  inter  cetera  dixit,  gedr.  bei  EJumgmann  aO.  23  und 
CPCaspabi,  Anecdd.  1,  301.  Vgl.  KSittl,  JB.  1888  3,  246).  —  Vgl.  noch 
vir.  ill.  72  extr.:  hunc  ipsum  libellum  (Timothei  ad  Leonem  imp.)  noscendi 
gratia  ego  rogatus  a  fratribus  in  latinum  transtuli.  Die  vir.  ill.  führt 
Gennadius  bis  zu  seinen  Zeitgenossen  herab:  das  Buch  ist  aber  besonders 
am  Schluß  (vgl.  zB.  die  oben  A.  2—7.  9  angeführten  Artikel),  von  fremder 
Hand  durch  Zusätze  vermehrt.  Ob  die  Schrift  auch  durch  Ausfall  einzelner 
vitae  gelitten  hat?  §  472,  2  A.  Jlhgmakn  aO.  JHukmeb,  de  Sedulio  18. 
Die  Schrift  ist  in  den  Hss.  (darüber  §  434,  11)  verbunden  mit  der  gleich- 
namigen Schrift  des  Hieronymus  (s.  ebd.),  eine  Verbindung  die  schon  durch 
Cassiodob,  inst.  div.  litt.  17  bezeugt  ist.  Überschrift  ijn  cod.  Veron.  s.  VW: 
ExpUcit  de  illustribus  viris  S.  Hieronymi  pnsbyteri.  Incipit  Gennadii  pres- 
byter i  Massiliensis  idem  virorum  Mustrium,  quos  beatum  Hieronymum  se- 
quens  commemorat.  Kritisches:  WGemoll,  JJ.  127,  866.  —  Ausgaben  an 
dem  Werke  des  Hieronymus  (zB.  ed.  Vallars.  2,  2,  967),  von  SECypriancs 
(Jena  1703),  bei  Migne  58,  1053,  von  WHbrdinq  (s.  §  434,  11)  und  sonst. 
Später  fortgesetzt  von  Isidorus  (§  496,  5).  Alle  diese  zusammen  (mit  deren 
mittelalterlichen  Fortsetzungen)  in  den  Schriften  De  illustribus  ecclesiae 
scriptoribus  von  Sijffbidub  Petrus  (Colon.  1680)  und  von  AMibaeus  (Antv. 
1639),  sowie  in  JAFabricius1  Biblioth.  ecclesiastica  (Hamb.  1718).  Hist. 
litt,  de  la  France  2,  632.  AEbert,  LdMA.  1',  447.  E Jungmann,  quaestt. 
Gennadianae,  Lps.  1881. 

470.  Geschichtliche  Arbeiten  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
fünften  Jahrhunderts  sind  des  Victor  Yitensis  Darstellung  der 
Verfolgung  der  orthodoxen  Kirche  durch  die  arianischen  Van- 
dalen  in  drei  Büchern,  und  die  Chronik  des  Spaniers  Idacius 
(eigentlich  Hydatius,  um  395—470),  welche  die  Jahre  379—468 
umfaßt  und  namentlich  für  die  Geschichte  seiner  Heimat  eine 
Quelle  von  hohem  Werte  ist.     Ein  Verzeichnis  der  Consuln  vom 


§  469  Gennadius.    §  470  Victor.  1207 

Beginne  der  Republik  bis  ins  J.  468  n.  Chr.  ist  vielleicht  auch 
von  Idacias  zusammengestellt  worden.  Aus  derselben  Zeit  ist  des 
Victorius  Ostertafel,  in  Fortsetzung  der  Chrooik  des  Prosper. 

1.  Titel:  Historia  persecuüonis  Africanae provinciae  temporibus  Geiserici 
et  Hunirici  regum  Wandalorum  scribente  sancto  Victore  episcopo  patria 
Vitensi  (in  der  prov.  Byzacena).  Ans  dem  von  Petschenio,  Wiener  SBer. 
96,  727,  mit  Unrecht  verdächtigten  Vorwort :  ego  iubentis  imperio  oboedientiae 
cervieem  submittens  quae  obvenerunt  in  partibus  Africae  debacchantibus 
Arianis  sensim  breviterque  indicare  temptabo.  Zeitbestimmung  1,  1  sexa- 
gensimus  nunc,  ut  darum  est,  agitur  annus  ex  eo  quo  populus  ille  erudelis 
ac  saevus  Wandalicae  gentis  Africae  miserabilis  attigit  fines  (J.  427  +  59 
=  486).  B.  1  enthalt  die  Verfolgungen  durch  Geiserich  (f  477),  B.  2  und  3 
die  durch  dessen  Sohn  und  Nachfolger  Hunerich  (J.  477  bis  Ende  484);  am 
Ende  von  B.  2  ist  zugefügt  das  dem  letzteren  überreichte  Glaubens- 
bekenntnis (liber  fidei  catholicae)  der  orthodoxen  Bischöfe  (s.  §  469,  4). 
Falsch  ist  die  alte  Einteilung  in  fünf  Bücher.  Die  Erzählung  ist,  unter 
dem  frischen  Eindrucke  des  Selbsterlebten,  einseitig  und  grell  gehalten, 
die  Darstellung  ungebildet  (s.  die  indices  verborum  et  locutionum  in  Halm's 
und  Pexschenio's  Ausgg.,  letzteren  auch  Wiener  SBer.  96,  674).  FPapencordt, 
Gesch.  der  vandal.  Herrschaft  in  Afrika  (Berl.  1837)  866.  AEbert,  LdMA. 
1',  454.  AAüLEß  in  d.  hist.  ünterss.  für  ASchäfer,  Bonn  1882, 268.  WPötzsch, 
Vict.  v.  Vita  u.  d.  Kirchenverfolgung  im  Vandalenreich,  Dübeln  1887. 

2.  Über  die  Handschriften  (bes.  Bamb.,  Vind.  988,  beide  s.  X, 
Vind.  408  s.  XI,  Laud.  s.  IX)  s.  Halm  u.  Petschenio  vor  ihren  Ausgg., 
diesen  auch  Wien.  SBer.  96,  637.  —  Ed.  princ.  (von  IPbtit)  Par.  um  1600. 
Dann  Ausgg.  von  BRhknanus,  Bas.  1635.  cum  notis  PFChipflbtii  (mit 
Vigil.  Thaps.),  Divion.  1664.  c.  n.  et  obss.  ThRuinabt,  Par.  1694.  Ven.  1782. 
Bei  Mionb  68,  180.  Bes.  rec.  CHalm,  Berl.  1879  (in  den  Monum.  Germ. 
Auctt.  antiquiss.  3,  1)  und  rec.  MPbtscheniq,  Wien  1881  (im  Corp.  scriptt. 
eccles.  lat.  B.  7).  —  Übersetzt  von  MZink,  Bamb.  1883. 

3.  Auf  die  persecutio  wandalica  folgt  in  den  Hss.  (bei  Halm  p.  59, 
bei  Petschenio  p.  108)  eine  passio  beatissimorum  (nämlich  sieben)  martyrum 
qui  apad  Cartliaginem  passi  sunt  sub  impio  rege  Hunirico  die  VI  non. 
Iulias  (J.  483),  welche  nach  Inhalt  und  Sprache  aus  derselben  Zeit,  vielleicht 
auch  von  Victor,  herrührt  (Bedenken  dagegen  bei  Petschenio,  Wiener  SBer. 
96,  717).  Dasselbe  Martyrium  wird  von  Victor  hist.  persec.  3,  41  er- 
wähnt. Ebbet  aO.  468.  —  In  dem  unvollständigen  Laudun.  s.  IX  (A.  2) 
welcher  nur  den  liber  fidei  catholicae  (A.  1)  enthält  folgt  auf  diesen  (p.  63 
Halm,  p.  117  Petbcu.)  die  sog.  Notitia  provinciarum  et  civitatum  Africae, 
db.  nomina  episcoporum  catholicorum  diversarum  provinciarum  qui  Carthagine 
(am  1.  Febr.  484,  vgl.  Victob  2,  52)  ex  praecepto  regdli  venerunt  pro  reddenda 
ratione  fidei. 

4.  Idac.  praef. :  Id actus,  provinciae  GaUaeciae  natus  in  Lemica  citri- 
tote  (Lamego),  .  .  summt  praesul  creatus  officii  (vgl.  c.  4  capto  Idacio  epi- 
scopo VII  kal.  aug.  —  des  J.  468  —  in  Aquaeflatriensi  eccUsia), . .  perexiguum 
informatus  studio  saeculari,  .  .  sanctorum  erudüissimorum  patrum  in  prae- 


1208  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

cedenti  opere  suo  .  .  ostensum  ab  his  secutus  exemplar.  quorum  primus 
Eusebius  etc.  post  hunc  Hieronymus  presbyter  etc.  quem  quodam  tempore 
propriae  peregrinationis  (in  Palästina,  um  J.  407)  .  .  adhuc  infantulus  vidisse 
me  certus  sum.  .  .  partim  ex  studio  scriptorum,  partim  ex  certo  äliquantorum 
relatu,  partim  ex  cognüione  quam  iam  lacrimdbüe  propriae  vitae  tempus 
ostendit  quae  subsequuntur  adiecimus.  .  .  ab  anno  primo  Theodosii  Aug.  in 
annum  III  Valentiniani  Aug.,  Placidiae  reginae  fUii,  .  .  a  nobis  conscripta 
sunt  studio  vel  ex  scriptorum  stüo  vel  ex  relationibus  indicantum.  exin  im- 
merito  allectus  ad  episcopatus  officium  (J.  427)  .  .  subdidimus  (das  Selbst- 
erlebte :  darin  besteht  der  Wert  der  Chronik),  posteris  in  temporibus  quibus 
offenderint  reliquimus  consummanda.  Sichtlich  bemüht  sich  der  Verf.  die 
Wahrheit  zu  sagen.  Anordnung  nach  den  Kaisern.  Vgl.  FPapexcobdt, 
Gesch.  d.  vandal.  Herrschaft  (1837)  862.  HHbbtzbbbg,  d.  Hist.  des  Isid. 
(1874)  52.  AEbbet  aO.  I9,  443.  OHoldeb-Eggeb,  NArchfadGesch.  1,  334. 
KCiohobiuJT  Lpz.  Studd.  9,  189.     OSeeck,  JJ.  139,  608. 

5.  Handschrift  im  Besitze  Sibkond's  (jetzt  in  Berlin,  Herrn.  24,  401), 
danach  von  diesem  herausgeg.  Par.  1619;  auch  in  s.  Opp.  (Par.  1696  2,  291. 
Venet.  1718  2,  228);  von  Bodquet  (recueil  des  hist.  de  la  France  1,  612), 
Flobez  (Esp.  sagr.  4,  846),  Roncalli  (vetust.  lait.  scr.  chron.  2,  837).  Auch 
bei  Miqhe,  patrol.  51,  878.  Idatii  chronicon  .  .  illustr.  a  JMGabzoh,  ed. 
FXdeRam,  Brüssel  1846. 

6.  Das  von  Sirmond  dem  Idacius  zugeschriebene  Consulverzeichnis 
streut  auch  geschichtliche  Nachrichten  ein,  anfangs  spärlich,  in  den  letzten 
zwei  Jahrhunderten  häufiger.  Mit  Idacius  hat  es  sicher  die  Zeit  gemein, 
sowie  die  handschriftliche  Oberlieferung.  Ausgaben  von  Sibmond  und  Ro.v 
calu  (s.  A.  6),  in  Gbaevius'  Thesaur/  antiqq.  rom.  11,  246.  Micke  61,  891 
u.  sonst.   GEaufmann,  Phil.  34,  244.  294.   42,  471.    OHoldeb-Eggeb  aO.  2,  69. 

7.  Ein  Consulverzeichnis  aus  dem  Ende  des  Jahrh.,  vom  J.  439  zuerst 
bis  486  geschrieben  und  dann  nachträglich  bis  zum  J.  494  fortgeführt,  in 
der  Kapitelsbibliothek  zu  Verona;  s.  Mohhsen,  röm.  Forsch.  2,  86. 

8.  Gen n ad.  vir.  ill.  88  Victorius,  homo  natione  Aquitanus  (aus  Li- 
moges?),  calculator  scrupulosus  (vgl.  Victorii  calculus  ex  cod.  vatic.  ed. 
GFbibdleim  ,  Rom  1872  [bull,  di  bibliogr.  delle  scienze  matem.  Bd.  4]  und 
darüber  WChbist,  Münch.  SBer.  1863  1,  100.  FHultsch,  metrol.  rom.  24.  87). 
invitatus  a  8.  Hilario  urbis  Bomae  episcopo  composuit  paschalem  cursum  .  • 
et  protendit  annorum  seriem  usque  ad  a.  DXXXII.  Er  verfaßte  seine  Oster- 
tafel  (canon  paschalis)  J.  457 ,  indem  er  das  Frühere  aus  der  Chronik  des 
Prosper  entnahm,  mit  allerlei  Auslassungen  und  Änderungen  (Mohuseh, 
Caesiodor  565.  660)  und  unter  Vorausbestimmung  der  Osterfeste  für  die 
nächsten  102  Jahre.  Vgl.  §  460,  3.  Sirmond  wollte  ihn  mit  dem  besonders 
als  Dichter  bei  Sidon.  epp.  5, 21  Genannten  (§  466, 18)  vereinigen.  AeBccheb, 
de  doctrina  temporam  comm.  in  Vict.  Aq.  canonem  pasch.,  Antw.  1633 
(1664).  Hist.  litt,  de  la  France  2,  424.  Vgl.  Mommsen  aO.  677.  690.  GOppkbt, 
JJ.  91,  817.  Zu  den  Hss.  des  can.  pasch,  vgl.  GKadfmänn,  Phil.  34,  385. 
AReiffkbschbid,  bibl.  patr.  lat.  2,  98.  Ober  die  Einleitungsbriefe  vor  dem 
can.  pasch,  s.  BKhusch,  NArch.  f.  alt.  d.  Gesch.  4,  169.  Über  eine  Hs.  des 
^icturius'  (Goth.  76  s.  Vll)  s.  BKbusch,  ebd.  9,  269. 


§  470  Idacius  u.  a.    §  471  Dares.  1209 

9.  Ein  Abriß  der  Weltgeschichte  bis  J.  452  aus  einer  Berner  Ha.  des 
Orosius  bei  Pallmann,  Gesch.  der  Völkerwanderung  1,  504.  —  Gbegob.  Tür. 
hist.  Franc.  2,  8  quid  de  Actio  .  .  Renati  Frigiredi  narrat  historia.  .  . 
cum  in  duodecitno  historiarum  libro  rtftrat  .  .  adieü.  Vgl.  ebd.  9  Benatus 
Profuturus  Frigiretus  cum  Motnam  reftrt  a  GotJiis  captam  atqut  subversam, 
ait  (der  Name  Frig.  weist  auf  westgotische  Herkunft;  KSchirren,  de  Iord. 
et  Cassiod.  7  hält  ihn  für  den  Profuturus,  Bischof  von  Bracara,  an  welchen 
Papst  Vigilius  im  J.  538  schreibt,  Jafpk,  reg.  9nr.  907).  Beide  Male  folgen 
längere  Anführungen.  Ebenda  führt  Gregor  einige  Stellen  an  aus  der 
Historia  (B.  3  und  4)  eines  Sulpicius  Alexander.  Nach  den  Citaten  hatten 
beide  Geschichtewerke  Ähnlichkeit  mit  der  Art  und  Weise  des  Ammianus 
Marcellinus. 

471«  Die  Geschichte  der  Zerstörung  Trojas  von  dem  an- 
geblichen Phrygier  Dares  gehört  nach  Einkleidung  wie  Aus- 
fahrung zu  der  Schwindelliteratur.  Dieselbe  hat  dem  Mittel- 
alter Torzugsweise  Stoff  zu  seinen  trojanischen  Rittergeschichten 
geliefert. 

1.  Wie  bei  Diktys  (§  423)  ist  es  auch  bei  Dares  zweifelhaft  ob  die 
Torliegende  lateinische  Schrift  das  Original  sei  oder  eine  Übersetzung,  bzw. 
(richtiger)  eine  freie  Bearbeitung  eines  griechischen  Originals.  Auch  hier 
entscheidet  man  sich  jetzt  gewöhnlich,  ohne  durchschlagende  Gründe,  für 
ein  lateinisches  Original.  Der  Name  Dares  ist  entlehnt  aus  llias  E  9  tjv 
de  xig  iv  Todtaoi  ddoi\g  dcpvetog  dfivpcov  Coevg  KH(paCaxoto  %xl.  (vgl.  auch 
Vbbo.  Aen.  6,  369).  Vgl.  Ptolbhabos  Chehnos  (um  J.  70—100  n.  Chr.)  bei 
Phot.  bibl.  cod.  120  'Avtinaxoog  di  cpr\aw  b  'Axdv&iog  (einer  der  vielen  von 
Ptol.  Chenn.  erdichteten  Schriftsteller,  RHbrcheb,  JJ.  Suppl.  1,  269)  dd$r\xa 
noo  'OprJQOv  yodipavxcc  trjv  'iXiddcc  pvriiiova  yevso&ai  "Enxooog  inso  xov  pq 
dveXsiv  ndtQomXov  ixetioov  'A%iXXi(og.  Auf  Ptol.  Chenn.  beruht  auch  die 
Angabe  des  Edstath.  z.  Odyss.  p.  1697  9Avxinuxqog  dh  6  'Axdv&tog  <prjot 
xai  tat  "Exro^i  ddorjza  ÜQvya  do&rjvai  nvijfiovcc  pr\  dvsXetv  (ptXov  xov  *A%iX- 
Xicog  'AnoXXcavog  xov  Gvpßquiov  xovxo  ZQTjOccvzog.  xov  dh  avxopoXr\auvxa 
bit  'Odvaciatg  dvaios&rivcu.  Möglicherweise  hat  die  Stelle  des  Ptolem. 
Chenn.  erst  die  Veranlassung  gegeben  das  griechische  Original  des  sogen. 
Dares  zu  schmieden.  Vgl.  Ablian  (ums  J.  170  n.  Chr.)  var.  hist.  11,  2  xai 
xov  Qovya  Sh  ddoTjxcc,  ov  Qovylav  'iXcuöa  ixt  xal  vvv  dnoGmiop&vriv  olScc, 
itob  'Opifcot*  xai  xovxov  yevio&at  Xiyovat. 

2.  Der  Verfasser  der  lateinischen  historia  de  excidio  Troiae  nimmt  die 
Maske  des  Cornelias  Nepos  vor,  welchen  er  —  bezeichnend  für  seine  Ge- 
schichtskenntnis  —  seine  Übersetzung  dem  Sallustius  Crispus  widmen  läßt. 
Er  sagt  im  prologus;  Cum  multa  ago  Athenis  curiose,  invtni  historiam 
Baretts  Phrygii,  ipsius  manu  scriptam,  ut  titülus  indicat,  quam  de  Graecis 
et  Troianis  tnemoriae  mandavit.  quam  ego  summo  amore  complexus  continuo 
transtuii.  cui  nihil  adiciendum  vtl  deminutndum  rei  formandae  causa  putavi: 
alioqui  mea  posset  videri.  Optimum  ergo  duxi  ut  ita  ut  fuit  vere  et  simpli- 
citer  per  scripta  sie  eam  ad  verbum  in  latinitatem  transverterem ,  ut  legentes 
cognoscere  posstnt  quomodo  res  gestae  essent  quas  Dares  Phrygius  mtmoriae 


1210  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

commendavit,  qui  per  ipsum  tempus  vixit  dum  Graeci  Troianos  dbpugnarent. 
minime  Homer  o  credendum.  .  .  de  qua  re  Athenis  iudicium  fuit,  cum  pro 
insano  haberetur  quod  (und  diese  Begründung  verrät  den  Christen)  deos 
cum  hominibus  belligerasse  descripserit  Um  den  Homer  und  die  darauf 
ruhende  Überlieferung  zu  übertrumpfen  wird  die  Sage  in  tollster  Weise 
verändert.  Der  lat.  Bearbeiter  schrieb  vor  Isidor  (s.  A.  4),  etwa  im  fünften 
Jahrh.,  worauf  die  Sprache  hinweist  (s.  den  Index  latinitatis  in  Mbistkh's 
Ausg.  p.  56)  und  der  einförmige  trockene  Ton  wie  die  kümmerliche  Stili- 
sierung in  lauter  kurzen  Sätzchen. 

3.  Der  Verf.  behauptet  Teilnehmer  und  Augenzeuge  des  Kriegs  gewesen 
zu  sein  und  hat  damit  im  Mittelalter  großen  Eindruck  gemacht.  Vgl.  c.  12 
Dar  es  Phrygius,  qui  hanc  historiam  conscripsit,  ait  se  müitasse  usque  dum 
Troia  capto,  est  hos  se  vidisse  etc.  44  hactenus  Bares  Phr.  litteris  mandavit. 
G  Paris  (rev.  crit.  1874,  289  und  Romania  1874,  s.  u.  A.  4)  sieht  darin, 
sowie  in  der  Stilisierung  (mit  G Körtino)  einen  Beweis  daß  das  Erhaltene 
der  Auszug  aus  einer  ausführlicheren  Bearbeitung  sei,  in  welcher  Dares  in 
der  ersten  Person  redete.  Am  Schlüsse  berechnet  der  Verf  die  Zahl  der 
beiderseits  Gefallenen  (sicut  acta  diurna  indicant  quae  Dares  descripsit), 
auf  676000  Trojaner,  aber  auf  886  000  Griechen.  Denn  wie  Diktys  den 
Griechen,  so  ist  Dares  den  Trojanern  günstig:  dies  diente  ihm  im 
Mittelalter,  das  unter  VirgiTs  Einflüsse  stand,  nur  zur  Empfehlung.  Das 
hölzerne  Pferd  ist  rationalistisch  in  einen  am  skäischen  Tore  gemalten 
Pferdekopf  (c.  40,  vgl.  Serv.  Aon.  2,  16)  verwandelt.  Daß  der  Verf.  des 
excid.  Troiae  lateinische  Quellen  benutzt  habe  ist  bis  jetzt  nicht  erwiesen, 
wohl  aber  zeigt  die  überraschende  Ähnlichkeit  welche  sich  in  den  Schilde- 
rungen der  homerischen  Helden  bei  Dares  mit  solchen  bei  Malalas  findet 
daß  dieselben  aus  einer  griechischen  physiognomiechen  Quelle  stammen 
(vgl.  Isaac  Porphyrog.  an  Hinck's  Polemo  p.  80.  Tzbtz.  poath.  654  u.  Ö.). 
—  Im  allg.  CWaoeneb,  Phil.  88,  97.    HHaupt,  ebd.  40,  107. 

4.  Isidor  kennt  die  lateinische  Fassung  bereits  und  schenkt  der  Er- 
dichtung Glauben,  orig.  1,  41  historiam  primus  apud  nos  Moyses  .  .  con- 
scripsit;  apud  gentiles  vero  primus  Dares  Phr.  de  Graecis  et  Troianis  histo- 
riam edidit,  quam  in  föliis  palmarum  (eine  -ungenaue  Erinnerung  und 
Verwechslung  mit  den  libri  ex  philyra,  bez.  den  tiliae  bei  Dictys  praef.  u. 
prol.)  ab  eo  consoriptam  esse  ferunt.  post  Daretem  autem  in  Giaecia  Hero- 
dotus  primus  historiographus  habitus  est  Dem  Mittelalter  lag  Dares  ledig- 
lich in  seiner  jetzigen  Gestalt,  nicht  etwa  in  einer  ausführlicheren  Fassung 
vor.  S.  über  die  zahlreichen  mittelalterlichen  Bearbeitungen  HDunobb,  die 
Sage  vom  troj.  Krieg  usw.  (A.  5)  23 ;  JJ.  107,  666.  113,'  649.  FMeisteb, 
über  Dares  25  und  vor  s.  Ausg.  p.  zvui.  AJolt,  Ben  oft  de  Sainte-More  et 
le  roman  de  Troie,  Par.  1870.  71  II.  RJäckrl,  Dares  Phr.  u.  Benoit  de 
S.-M.,  Beri.  1876.  —  Auch  eine  historia  Daretis  Frigii  de  origine  Franeo- 
rum  (worin  die  Schrift  de  excidio  Troiae  benutzt  ist;  die  Franken  wollten 
von  den  Trojanern  abstammen)  findet  sich  als  Einschiebsel  in  Hss.  des 
Fredegar,  veröffentlicht  durch  GPabis,  Romania  1874,  129  und  im  Fredegar 
von  Kbusch  p.  194.     Vgl.  BKbusch,  NArch.  f.  alt.  d.  Gesch.  7,  612. 

6.  Handschriften:  Paris.  7906  s.  IX  und  Bamb.,  Bern.,  Leid.,  Monac, 
alle   s.  X;  FMeisteb,  über  Dares  1   u.  Ausg.  praef.  p.  in.    —  Ausgaben 


§  471  Dares.    §  472  Cledonius,  Pompeius  u.  a.  Grammatiker.    1211 

meist  mit  Diktys  (§  423),  bes.  von  Mercieb,  Smids  und  von  ADedebich  (Bonn 
1835  und  an  8.  Ausg.  des  Diktys,  1837),  am  besten  von  FMeistkk  (rec, 
Lps.  1873).  Kritisches:  JScbmid  (ZföG.  20,  819)  und  HDungbb  (JJ.  107,  662). 
—  Ober  Dares  HDunoeb,  die  Sage  vom  trojan.  Kriege  in  den  Bearbeitungen 
des  Mittelalters  usw.,  Dresd.  1869.  AJoly  (A.  4)>  FMeisteb,  über  Dares  v. 
Phr.,  Bresl.  1871.  QKöbtino,  Diktys  u.  Dares,  Beitr.  z.  Gesch.  der  Troja- 
sage  usw.,  Halle  1874.    CWaqbneb,  Phil.  38,  91. 

472.  Grammatiker  ungefähr  aus  dieser  Zeit  sind  die  Er- 
klärer der  Ars  des  Donatus,  Cledonius  aus  Rom,  Lehrer  in 
Konstantinopel,  und  Pompeius  aus  Mauretanien.  Von  einem 
grammatischen  Werke  des  Galliers  Consentius  sind  zwei  Ab- 
schnitte, de  nomine  et  verbo  et  de  barbarismis  et  nietaplasmis, 
gleichfalls  auf  uns  gekommen;  ebenso  von  dem  grammaticus 
urbis  Romae  Phocas  eine  Ars  de  nomine  et  verbo  und  eine 
vita  Vergilii  in  Hexametern.  Auch  der  Lehrer  des  Priscianus, 
Theoctistus,  sowie  wohl  der  Glossograph  PJacidus  gehörten  dieser 
Zeit  an. 

1.  Die  fArs  Cledonii  romani  senatoris,  Constantinopolitani  gram- 
matici'  (in  Keil's  GL.  6,  9),  erhalten  durch  einen  stark  verwirrten  und 
verdorbenen  Bern.  380  s.  VI,  bildet  eine  fortlaufende  Erläuterung  zu  Donatus, 
geschöpft  aus  den  in  den  Schulen  üblichen  Quellen  (zB.  Virgilcommentaren), 
denselben  welche  auch  in  den  ausführlicheren  Werken  von  Sergius  (§  409, 2) 
und  Pompeius  (s.  A.  2)  benützt  sind  (genannt  werden  Varro,  Plinius,  Probus, 
Terentianus,  Sabinus),  und  enthält  neben  dem  Gewöhnlichen  auch  einige 
gewähltere  Bemerkungen.  Entstehung  aus  Schulvortragen;  vgl.  p.  14,  4 
quodam  tempore,  dum  Ars  in  Capüölxo  die  competenti  tractaretur,  unus  e 
ßorentibus  discipulis  Iöhannes  a  grammatico  venia  postulata  .  .  sciscitatus 
est  etc.  Voraus  geht  an  einen  unbekannten  Adressaten  eine  gezierte  Wid- 
mung. Cledonius  (Klrjdcvtog)  wird  von  keinem  anderen  Schriftsteller  er- 
wähnt.    FOsakn,  Beiträge  2,  814.     Keil  aO.  p.  3. 

2.  Pompe i  commentum  Artig  Donati,  zuerst  herausgg.  von  Lindemann 
(Lps.  1820),  jetzt  in  Keil's  GL.  5,  95.  Über  die  Hss.  s.  Keil  aO.  83.  Der 
Charakter  als  Schulbuch  ist  stark  ausgeprägt  (durch  Fragen,  Anreden  u.  dgl.). 
Der  Stoff  wird  mit  ermüdender  Weitschweifigkeit  behandelt  und  vom  nie- 
drigsten Standpunkt.  Doch  hat  P.  manches  Brauchbare  aus  seinen  Quellen 
bewahrt.  Benützt  ist  hauptsächlich  Donat's  ausführlichere  Ars  und  des 
Servius  Corhmentar  zu  Donat  in  seiner  ursprünglichen  Fassung,  mit  willkür- 
lichen Umänderungen.  Genannt  werden  besonders  häufig  Probus  und  Plinius ; 
außerdem  Claudius  Sacerdos,  Caper,  Iuba,  Terentianus,  und  viele  ältere 
(Lucilius,  Cato,  Varro,  Caesar,  Verrius  Fl  accus  u.  a.),  diese  ohne  Zweifel 
nur  aus  späteren  Quellen.  Der  zweimal  209,  5.  211,  8  angeführte  Astyagius 
ist  sonst  unbekannt.  Als  Maurus  bezeichnet  sich  Pomp.  p.  205,  5;  vgl. 
p.  287,  5.  Im  Mittelalter  wurde  sein  Buch  neben  Priscian,  DonatuB  und 
Servius  besonders  häufig  benützt  und  angeführt,  erstmals  durch  Iulianus 
von   Tolbdo  (§  496,  7)   GL.  5,  317,  13.   819,  23  und  Baeda  ebd.  7,  228,  26. 


1212  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

231,  21.  Auch  Auszüge  daraus  sind  erhalten  (s.  Keil  aO.  88).  Osash, 
Beitr.  2,  311.  Gräfenhan,  Gesch.  d.  class.  Phil.  4,  108.  Kkil  aO.  89,  vgL 
dessen  Prorectoratsprogramm  von  Erlangen  1868,  p.  3. 

3.  Ars  Con sentit  v.  e.  de  duabus  partibus  orationis,  nomine  et  verbo. 
Ars  Gonsentii  v.  c.  de  barbarismis  et  metaplasmis  (GL.  5,  386).  Einzige  voll- 
ständige Hs.  Monac.  14666  s.  X.  Nach  der  Auswahl  seiner  Beispiele  von 
Ortsnamen  ist  der  Verf.  sicher  aus  Gallien  (FOsann,  Beitr.  2,  346),  und 
gehört  daher  wohl  zu  der  Familie  des  dichterischen  Freundes  von  Sidonius, 
Consentius  in  Narbo  (§  466,  5).  Aber  daß  er  e*ine  Person  mit  ihm  sei  ist 
nicht  festzustellen  (HKkil  zu  GL.  5,  338).  Verweisungen  auf  nicht  erhaltene 
frühere  (p.  353,  17.  398,  36  f.  399,  30)  und  spätere  (p.  377,  26.  393,  30  ff.) 
Teile  des  Werkes  machen  glaublich  daß  die  zwei  Schriften  zufällig  gerettete 
Überreste  einer  vollständigen  Grammatik  sind.  Vorgänger  nennt  Consentius 
selten  bei  Namen;  doch  finden  sich  die  von  Varro,  Probus,  (Arruntius) 
Celsus,  Palaemo,  Pansa  (FLeo,  Herrn.  24,  294)  und  Asper.  Die  ausgedehnte, 
aber  nicht  auf  unmittelbare  Benützung  führende  Obereinstimmung  mit  Do- 
natus,  Charisius  und  Diomedes  macht  glaublich  daß  Cons.  aus  den  gleichen 
Quellen  wie  diese  geschöpft  hat,  also  aus  Palaemo,  Probus  und  Cominianus. 
Keil  aO.  334. 

4.  Doppeltes  Vorwort  der  Ars  des  Phocas  (GL.  5,  410),  in  gebundener 
Form  und  in  Prosa.  Aus  letzterem:  praecipue  discipulis  nostris  .  .  nominum 
regulas  et  verborum  in  unum  congessi.  .  .  quo  in  apere  nihil  mihi  sumam 
nee  a  me  novi  quidquam  repertum  adfirmabo.  multa  namque  ex  multorum 
tfbris  decerpta  concinna  brevitate  eonclusi.  Geschöpft  ist  das  Schriftchen  aus 
denselben  Quellen  wie  Charisius,  hauptsächlich  wohl  aus  Palaemon  und 
(den  Catholica  des)  Probus.  Angeführt  wird  Ph.  schon  von  Pbisclah  (GL.  2, 
516,  16)  und  Cassiodor  GL.  7,  146,  21.  214,  25  (inst.  div.  30).  Viele  und 
alte  Hss.  der  ars  (älteste  Paris.  7530  s.  VIII),  8.  Keil  GL.  5,  405.  —  Außer- 
dem (durch  Paris.  8093  s.  IX)  eine  vita  Vergilii  a  Phoca  grammatico  urbis 
Romae  versibus  edita  (s.  §  224,  1,  b)  ganz  aus  Donat  geschöpft.  Dieselbe 
ist  in  Hexametern  (mit  einer  Vorrede  in  sapphischem  Maß)  abgefaßt,  am 
Ende  nicht  vollständig,  abgedruckt  in  Rbiffbbscheid's  Sueton  p.  68.  403. 
AL.  671   PLM.  5,  85  j  vgl.  MHacpt,  op.  3,  335. 

5.  Den  Namen  des  Phocas  trägt  auch  ein  nur  in  Hss.  s.  XV  erhaltener 
Aufsatz  de  aspiratione  (GL.  5,  439),  höchst  wahrscheinlich  eine  Zu- 
sammenstellung aus  neuerer  Zeit,  s.  Keil  aO.  409.  Ober  zwei  Venediger 
Hss.  JStowassbb,  Wien.  Studd.  7,  164. 

6.  Adamantii  sive  Martyrii  (Sardiani  grammatici,  s.  GL.  7,  178, 14) 
de  ß  muta  et  v  vocali  ist  durch  Abschriften  alter  Hss.  aus  Bobbio  und 
Venedig  erhalten,  zuerst  herausgg.  von  HKkil  in  zwei  Progr.,  Halle  1878 
und  jetzt  GL.  7,  165.  Das  Büchlein  versucht  eine  Gebietsabgrenzung  der 
beiden  damals  schon  vielfältig  in  der  Aussprache  zusammengeflossenen 
Laute  und  ist  deshalb  sprachgeschichtlich  nicht  unwichtig.  Die  Angabe 
eines  zwiefachen  Verf.  erklärt  sich  durch  das  Vorwort  des  Martvrius:  .  •  • 
placet  hoc  commentario  nostro  aeeeptü  seminibus  ab  Adamantio,  patre  vuo, 
qui  sanetissimo  gravissimoque  iudicio  auetor  doctorque  elocuUonis  latinac 
Visus  est  non  futilis,  quantum  natura  tninistravit  exponere  duorum  gratia. 
Ein  ausführlicher  Auszug  dieser  Schrift  findet  sich  bei  Cassiod.  de  orthogr.  6 


§  472  Consentius,  Phocas  u.  a.  Grammatiker.  1213 

(gleichfalls  in  GL.  7,  167).  Über  die  Reste  alter  lat.-griecbischer  Glossare 
(ähnlich  denen  des  Philoxenus,  §  42,  7)  bei  Martyrius  s.  FBücheler,  BhM. 
35,  69.  Außer  der  genannten  Schrift  fahrt  Cassiodor  noch  andere  ver- 
lorene des  Adamantius  Martyrius  an  (so  nennt  ihn  Cass.  irrtümlich  hier 
und  QL.  7,  147,  8),  divin.  lect.  30  p.  526  Gar.  (abgedr.  auch  GL.  7,  212,  26): 
orthographos  antiquos  id  est  .  .  Curtium  Vdlerianum  .  .  Ädamantium  Mar- 
tyrium de  v  et  6,  eiusdem  de  primis  mediis  atque  Ultimi*  syllabis,  eiusdem 
de  b  littera  trifariam  in  nomine  posita.  Vgl.  Kbil's  GL.  7,  36.  FBücheler, 
BhM.  37,  330.  —  Auszüge  aus  jenes  Valerianus  orthographischem  Werk 
(vgl.  Symm.  ep.  8,  69?)  bei  Cassiodob  de  orthogr.  3  (in  Keil's  GL.  7,  155,  23. 
147,  6). 

7.  Glossae  Luctatii  Placidi  grammatici.  Diese  mit  lateinischer  Erklä- 
rung versehenen  Glossen  enthalten  Vortreffliches  aus  dem  Altlatein,  besonders 
(nicht  ausschließlich,  wie  die  Aufschrift  des  cod.  Corsianus  glossae  in  Plauti 
comoedias  glauben  machen  will)  aus  Plan  tos,  dann  auch  aus  Lucilius  usw. 
(Losws,  prodrom.  254.  293.  Bitschl,  op.  3,  55.  HA  Koch,  BhM.  26,  549). 
Die  vorhandenen  (jungen)  Hss.  der  gl.  Pacidi  bieten  diese  einerseits  mannig- 
fach verkürzt,  anderseits  durch  mancherlei  fremde  Zusätze  vermehrt.  Das 
durch  die  Kürzung  Weggefallene  läßt  sich  indessen  ans  dem  über  glossarum 
(§  42,  8)  und  einigen  anderen  Glossensammlungen  (zB.  im  Paris.  Suppl.  1298 
s.  XI  und  Vatic.  1469  s.  X;  vgl.  GGobtz  aO.)  einigermaßen  ergänzen.  Die 
gl.  Plac.  sind  herausgegeben  von  AMai,  class.  auct.  3,  427.  Danach  von 
BKlotz,  Jahn's  Arch.  2  (1833),  439.  485.  Bes.  rec.  ADeuebling,  Lps.  1875; 
dazu  Glossae  quae  Placido  non  adscribuntur  nisi  in  libro  glossarum,  rec. 
ADeuebliho,  Müoch.  1876;  ders.,  JJ.  121,  847.  131,  643;  BlfbayrGW.  8, 
150.  319.  14,  285.  GLoewb,  Jen.  LZ.  1875,  Art.  598;  glossae  nom.  85. 
HKbtthbr,  krit.  Bern,  zu  Varro  u.  lat.  Gloae.,  Halle  1868;  zur  Krit.  der 
gl.  Plac,  Diamb.  1872;  Herrn.  6,  165.  HHagen,  de  PL  glossis  in  libri  gloss. 
codice  Bern,  obviis,  Bern  1879;  JB.  1874/75  1,  716.  GGoktz,  de  PI.  glossis, 
Jena  1886.  ThBibt,  BhM.  34,  557.  FBücheler,  BhM.  35,  402.  JHOnioks, 
journ.  of  philol.  11,  75.  12,  77.  15,  167.  HNettleship,  essays  244.  WHebabus, 
ArchflatLexikogr.  6,  273.  Der  Zusammensteller  dieser  Glossen  ist  wohl 
eine  Person  mit  dem  Lactantius  Placidus,  dem  Erklärer  des  Statins  (§  321, 10; 
vgl.  auch  §  249, 2).  Angeführt  wird  Placidus  allein  von  Ibidob.  diff.  verb.  99 
Placidus  *  conscribere*  inquit  'est  (eine  Stelle  welche  in  unseren  Placidus- 
Glossen  fehlt)  usw.  Über  die  wunderliche  Ausnutzung  von  Placidus-Glossen 
in  einer  praefatio  des  cod.  Salmas.  s.  §  476,  1.  Dafür  daß  PI.  ein  Christ  war 
spricht  die  Wendung  (b.  v.  anelare)  saecularis  poeta  comicus  von  Plautus. 
Zu  einem  Afrikaner  will  ihn  machen  EBähbens,  PLM.  4,  29. 

8.  Pbiscian.  GL.  2,  288*  5  quod  .  .  doctissime  attendit  noster  praeceptor 
Theoctistus,  omnis  eloqueniiae  decus,  cui  quidquid  in  me  sit  doetrinae 
post  deum  imputo.  Vgl.  ebd.  3,  281,  24  teste  sapientissimo  domino  et  doctore 
meo  Theoctisto,  quod  in  institutione  artis  grammaticae  docet  etc.  Cassiod. 
divin.  lect.  30  (—  GL.  7,  213,  1)  Theoctistum  quoque  aliqua  de  tali  arte 
(orthogr.)  conscripsisse  comperimus.  Ps.-Acro  zu  Hör.  s.  1,  6,  97  (Barium) 
civitas  est  quae  Atbaris  dicitur  hodieque,  ut  dixit  grammaticus  Theoctistus. 
Er  kann  nicht  euie  Person  sein  mit  dem  §  395,  1  erwähnten  Thacomestus. 
Vgl  OHbnsb,  de  Iuba  125. 


1216  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

insigni  laude  praeferimus.  item  luvend  (§  408,  4)  nihüominus  laboriosutn 
opus  non  spernimus,  sed  miramur.  JHübbueb,  ZföG.  27,  500;  de  Sedulio  (Wien 
1878)  17.  Erwähnt  wird  ferner  Sedulius  von  Cassiodor,  Lactantius  Placidug 
(s.  aber  §  321,  10),  Venantius  Fortunatus  (carm.  8,  1,  67  Sedulius  dulcis, 
v.  Mart.  1,  15),  Isidor  (ill.  7)  usw.,  s.  Huembb,  de  Sedul.  61. 

3.  Sedul.  1,  23  cur  ego  davidicis  assuetus  eantibus  odas  chordarum 
resonare  deeem  sanctoque  verenter  stare  choro  et  placidis  eaelesUa  psaUerc 
verbis  data  salutiferi  taceam  mir  acuta  Christi?  Als  solche  werden  schon 
die  im  A.  T.  berichteten  Wunder  betrachtet  und  B.  1  (nach  einem  Vorwort 
im  elegischen  Maße)  dargestellt.  B.  2  beginnt  dann  mit  der  Geburt  Christi, 
B.  3  mit  dem  Wunder  auf  der  Hochzeit  zu  Kana,  die  übrigen  Wunder  werden 
in  B.  4  behandelt.  B.  6  erzählt  die  Leidensgeschichte  bis  zur  Himmelfahrt 
und  schließt  mit  einem  Epilog.  In  einem  Teile  der  Hsb.  zerfallt  das  Ganze, 
entsprechend  der  (mißverstandenen)  Angabe'  des  Sed.  (A.  1),  nur  in  vier 
Bücher;  HDEMEB,'de  Sed.  39.  Auch  Reden  Christi  werden  kurz  in  Verse 
gebracht.  Auf  Übergänge  in  der  Erzählung,  Verknüpfung  der  einzelnen 
Teile  wird  kein  Wert  gelegt;  um  so  mehr  tritt  die  mystische  Ausdeutung 
hervor.  Die  Darstellung  beweist  rhetorische  Bildung,  Kenntnis  des  Terenz, 
Tibull,  Ovid,  Lucan  und  besonders  genaue  Vertrautheit  mit  Virgil,  mit  dessen 
poetischem  Ausdruck  Sed.  vollkommen  frei  schaltet.  Seinen  Vorgänger 
luveneu 8  (§  403,  4)  kennt  Sedulius ,  wie  Anklänge  beweisen.  Sed.  hält  sich 
viel  weniger  streng  als  Iuvencus  an  den  neutestamentlichen  Text.  Seine 
Hauptquelle  ist  das  Matthäusevangelium.  Ausführlichkeit  oder  Kürze  der 
Darstellung  bestimmt  sich  bei  ihm  nach  dichterischen  Gesichtspunkten, 
daher  namentlich  auch  die  Hervorhebung  der  Wunder  Christi.  Nach  Luv- 
bach  (A.  8)  ist  das  carm.  pasch,  vor  J.  431  geschrieben  (s.  auch  ELudwig, 
Jen.  LZ.  1879,  449).  Die  metrische  Bearbeitung  wird  durch  die  Zucht  der 
klassischen  Vorbilder  in  Schranken  gehalten,  während  die  prosaische  durch 
den  damals  beliebten  Schwulst  des  Ausdrucks  und  die  Verschnörkelang 
der  Gedanken  fast  unverständlich  und  ungenießbar  wird. 

4.  In  dem  ersten  Hymnus  bilden  dieselben  Worte  sowohl  die  erste 
Hälfte  des  Hexameters  als  die  zweite  Hälfte  des  Pentameters  (epanaleptische 
Anlage,  §  26,  4),  wodurch  derselbe  unleidlich  eintönig  ist.  Der  zweite 
Hymnus  ist  ein  sog.  abecedarius.  Die  damalige  Verdampfung  von  aus- 
lautendem m,  8,  t  zeigt  sich  in  Reimen  wie  pectoris  —  dei;  inpie  —  times; 
viderant  — praeviam;  personal  —  pignora;  millia  —  victimam;  fundere  — 
originem;  plurimus  —  febrium;  vincuUs  —  sibi;  torridi  —  obstruit  uaf.  Vgl. 
AEbert,  LdMA.  1',  380.  Die  sonstigen  Abweichungen  von  der  klassischen 
Silbenmessung  und  Verskunst  bei  Sed.  bestehen  in  Verlängerung  kurzer 
Silben  durch  die  Hebung  (zB.  carm.  5,  162.  hymn  1,  69  f.  per  homnem), 
Verkürzung  langer  in  der  Senkung  (zB.  haec  sputa  5,  102;  idola  6,  146 
n.  dgl.)  und  Hiatus  (zB.  2,  77  ducem  hoc;  hymn.  1,  6  u.  62  zwischen  den 
zwei  Hälften  des  Pentameters;  hymn.  2,  17  enixa  est).  Die  Caesuren  be- 
schränken sich  fast  durchaus  auf  nsv*h](Ufi€Qtfs  und  die  Verbindung  von 
rorfhiuifiseqQ  mit  (neeza  xqCxov  too%atov  und)  scpdypitisQTjg.  Leoninische 
Verse  sind  (bes.  carm.  2,  82  ff.)  häufig.  S.  über  des  Sed.  Metrik  Hdkmkr, 
de  Sedul.  102  u.  dessen  Ausg.  p.  394. 

5.  Die   Zuteilung  eines   kläglichen   cento  vergilianus   (von   Martene 


§  473  Sedulius.  1217 

betitelt:  De  verbi  incarnatione)  an  Sedulius  beruht  lediglich  darauf  daß  in 
der  einsigen  bekannten  Hs.  (Paris.  13047  [SGerman.]  8.  IX)  anf  denselben 
ohne  Absatz  und  Überschrift  das  erste  Buch  deB  opus  pascbale  folgt 
Herausgegeben  ist  dieser  cento  zuerst  von  Martin«  und  Durahd  (Collectio 
ampl.  9,  126),  dann  besonders  in  Abbvalo's  Ausg.  des  Sed.  (s.  A.  7)  «  Mignb 
19,  773,  zuletzt  in  Ribss's  AL.  719  und  bes.  in  Hubmer's  Sedul.  p.  310  und 
von  KSchknkl  in  d.  poett.  christ.  lat  1  (Wien  1888},  616.  Neue  Ver- 
gleichung  der  Hs.  von  HOmont,  rev.  de  phiL  4,  68.  Derselbe  steht  tief 
unter  der  Kunst  des  Sedulius,  ist  aber  sehr  ähnlich  dem  cento  Tityrus  (s. 
§  26,  2),  welcher  vielleicht  eine  Art  Einleitung  zu  diesem  cento  de  incarn. 
bilden  sollte.    CBubsia*,  Münch.  SBer.  1878  2,  29.  Vgl.  auch  §436,7.  463,6. 

6.  In  den  ältesten  Sedulius  -Hss.  steht  mit  mancherlei  Varianten  (s. 
Hcembb  vor  s.  Ausg.  p.  vu)  eine  auf  das  carm.  pasch,  bezügliche  merkwürdige 
Unterschrift,  zB.  in  dem  Taurinensis  (s.  A.  7):  opus  .  .  quod  Sedulius  inter 
cartulas  suas  sparsas  reliquit  et  (libri)  rccollecti  adunatique  sunt  a  Turcio 
Rufio  Asterio  v.  c.  et  ex  cons.  ord.  (also  J.  496  oder  494)  et  patrieio  supra- 
scriptorwn  editore  Ubrorum  (AReifferschsid  ,  bibl.  patr.  2,  137).  Darauf 
folgt  ein  Widmungsgedicht  des  Herausgebers  von  vier  Distichen  (v.  6 
Astcriique  tui,  .  .  cuius  ope  et  cura  edita  sunt  populis),  an  den  (A.  2)  Papst 
Gelasius,  der  damals  gerade  sein  Decret  über  die  von  der  Kirche  empfohlenen 
Bücher  (§  469,  6)  vorbereitete,  gerichtet?  OJahn,  Lpz.  SBer.  1861,  360. 
FHaasv,  Bresl.  Ind.  lect.  1860  f.  Ribsk's  AL.  491.  Hubmbb,  de  Sedul.  31. 
Dieser  Asterius  ist  derselbe  von  welchem  auch  die  berühmte  Subscriptio 
im  Mediceus  des  Virgil  herrührt :  s.  §  231 ,  9.  Ob  eine  metrische  Schrift 
desselben  Asterius  gemeint  ist  in  einem  Bucherverzeichnis  von  Bobbio  bei 
GBsckek,  catalogi  biblioth.  antiqui  p.  69  (libros  Marti  grammatici  de  cen- 
tum  metris  II  .  .  .  Asterii  grammatici,  Honorati  de  ratione  metrorum)?  — 
Akro-  (und  tele-)Btichische  Gedichte  auf  Sedulius  antistes  von  Belisarius 
scholasticus  und  Liberius  (oder  einem  Liberius  Belisarius?  Huemrb,  de 
Sedul.  61)  bei  Mignk  19,  782  und  in  Riese's  AL.  492  (vgl.  2,  p.  44). 

7.  Zahlreiche  alte  Handschriften  der  Gedichte  des  Sed.  (Hukmkb 
vor  s.  Ausg.);  darunter  ein  Bobiensis  s.  VII  in  Capital-  und  Uncialschrift, 
jetzt  in  Turin  (Schriftprobe  in  Zangkmeister-Wattbnbach's  Exempla  codd. 
latt.  T.  16  und  66;  ein  zweiter  Bobiensis  s.  VII  in  Mailand  (Ambros.  R.  67 
sup.,  s.  oben  §  180,  2),  Gothanus  I  75  s.  VIII,  Basil.  0.  IV.  17  s.  VIII. 
Spärlicher  sind  die  Hss.  für  das  Prosawerk,  besonders  Paris.  12279  s.  IX, 
Rheinaug.  77  s.  X  in  Zürich,  Harlei.  3012  s.  X  u.  a.  —  Ausgaben  zB.  von 
ChrCkllarids  (Halle  1704.  1739),  HJAbmtzbn  (Leo Yard.  1761)  und  bes.  recogn. 
et  ill.  a  FAbevalo,  Rom  1794.  Abdruck  letzterer  bei  Mignb  19,  433.  Se- 
dulii  opera  (dh.  nur  die  Gedichte)  recens.  ad  codd.  Monac.  (ed.  JLooshorn), 
Münch.  1879.  Sedulii  paschalis  operis  über  qu intus,  revidiert  von  ELudwio, 
Heilbr.  1880.  Jetzt  bes.  Sed.  opp.  omnia  ex  rec.  JHubmer,  Wien  1886 
(«  Corp.  serr.  eccles.  lat.  Bd.  10).  —  Über  einen  Commentar  des  Remigius 
von  Auxerre  (im  9.  Jahrh.),  erhalten  in  den  Monac.  19466  s.  X  u.  22807 
s.  XII,  zu  dem  carmen  paschale  s.  JHuemrb,  Wiener  SBer.  96,  606  und  in 
8.  Ausg.  p.  816. 

8.  Über  Sedulius  vgl.  RGbillibb,  bist.  gen.  10,  631  und  Abkvalo's 
prolegg.     JKatsbb,   Beitr.   zur  Geschichte   der  Kirchenhymnen  2  (Paderb. 

Tbuffbij-Schwabb,  Rom.  Lit.-Gesch.    f>.  Aufl.  77 


1218  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

1868),  212.  AEbert,  LdMA.  I3,  373  und  bes.  JHübmbb,  de  Sednlii  poet&c 
Tita  et  ecriptifl,  Wien  1878.  —  CLLbdcbach,  patristische  Stadien  I:  üb.  Sednl. 
u.  dessen  carm.  pasch.,  Wolfenbütt.  1879.  GBonsnut,  le  carm.  pasch,  et 
Top.  pasch,  de  Sed.,  rev.  de  phiL  6,  28. 

9.  Bei  dem  irischen  Mönche  Dicdil  (§  453,  5  gE.)  de  mens.  p.  13  aucto- 
ritate  .  .  Vergilii,  quem  in  talibus  causis  noster  simulavit  (-=  imitatus  est)  Se- 
dulius  etc.  ist  gemeint  der  Landsmann  Dicnil's,  der  Grammatiker  Sedulius 
aus  Schottland  (§  392,  1)  im  9.  Jahrhundert  (vgl.  AEbert,  LdMA.  2,  191). 
Von  diesem  auch  ein  'Commentum  in  Eutychis  (§  482,  1)  Artem  de  dis- 
cernendis  coniugationibns  *  aus  einer  Züricher  Hs.  s.  IX  abgedruckt  in 
HHagen's  Anecd.  Helvet.  p.  1,  geschöpft  aus  Macrobius  (§  444,  9)  und 
Priscian.  Ein  Auszug  aus  diesem  Commentum  im  Monac.  6411  s.  X/Xr 
mit  der  Unterschrift  Theodosius  Macrobius.  HKeil  im  Haller  ind.  lect. 
1875,  p.  v. 

474.  Die  übrigen  welche  sich  in  dieser  Zeit  der  gebundenen 
Form  bedienen  schließen  sich  entweder  an  die  hergebrachten 
Regeln  an,  können  sich  aber  doch  den  Einflüssen  ihrer*Zeit  nicht 
entziehen,  welche  die  vollige  Auflösung  der  alten  Sprache  und 
Verskunst  erlebte,  oder  sie  bauen  ihre  Verse  volksmäßig  nach 
dem  Wortton.  Zu  den  letzteren  gehört  Auspicius,  ums  J.  470 
Bischof  von  Toul,  mit  seinem  Schreiben  an  Arbogast;  zu  den 
ersteren  dagegen  Paulinus  von  Perigueux  (ums  J.  470)  mit 
seinem  Werk  über  das  Leben  des  heil.  Martinus  von  Tours  in 
sechs  Büchern.  Die  christlichen  Gedichte  des  ränkevollen  Bischofs 
von  Vienne  (seit  490)  Avitus  (von  etwa  J.  460  —  um  525)  sind 
neben  ihrer  regelrechten  Verskunst  beachtenswert  durch  die  wohl- 
überdachte dichterische  Anlage,  welcher  der  frei  behandelte  alt- 
testamentliche  Stoff  sich  fügen  muß. 

1.  Auspicii  episcopi  ecclesiae  Tullenm  (an  ihn  Sidon.  epp.  7,  10)  ad 
Arbogastem  (§  391,  1)  comitem  Treverorum  epistola,  abgedruckt  zB.  bei  Migne 
61,  1006.  Die  Verse  lesen  sich  ganz  alexandriner artig  und  kümmern  sich 
weder  um  Quantität  noch  Hiatus.  Beispiele:  praeceho  et  spectabüi  his 
Arbogasto  cömiti  Auspidus,  qui  düigo,  salutem  dico  plurimam  (1  f.).  claris 
etenim  gener e,  clarus  et  vitae  moribus  (16).  pater  in  cunctis  nobilis  fuü  tibi 
Arigiu8  (17).    tarnen  non  gener aliter  istd  de  cunctis  dixerim  usf. 

2.  Der  christliche  Dichter  Amoenus  (seine  vermeintlichen  Verse  bei 
Micke  61,  1076)  verflüchtigt  sich  in  ein  Nichts.  Denn  das  sog.  Amoem 
enchiridion  veteris  et  novi  testamenti  ist  gleich  dem  r  Dittochaeon '  des  Pru- 
dentius  (§  486,  3E.),  der  demselben  beigelegte  abecedarische  Hymnus  in 
Leontium  episcopum  gehört  dem  Venantius  Fortnnatus  («—  dessen  carm. 
1,  16;  s.  §  491,  9),  endlich  die  16  Verse  über  Martinus  und  die  22  Vene 
über  einen  Ägypter  der  durch  Anrufung  von  Martini  dem  aus  einem  Sturm 
gerettet  wurde  stehen  bei  demselben  Vkn.  Port,  vita  Mart.  4,  372—386  und 
4,  404—426.     MManitil-8,  ZföG.  37,  401. 


§  474  Paolinus  Petricord.    Avitos.  1219 

3.  Das  Werk  des  Pauli nus  Petricordiae  ist  in  einem  prosaischen  Vor- 
wort (vgl.  t.  Mart.  6,  301)  dem  Bischof  Perpetuus  von  Tours  gewidmet, 
der  noch  ein  Schüler  des  heiL  Martin  gewesen  war.  Vgl  6,  13  quinque 
prius  recolens  signavi  gesta  libellis  etc.  Stofflich  folgt  das  Werk  dem  des 
SnlpiciuB  Severas  (vgl.  6,  195  fll.)  und  malt  die  Legenden  nur  noch  weiter 
aus;  sprachlich  waren  Virgil,  Ovid,  Iuvencus,  Sedulius  u.  a.  Vorbilder. 
Darüber  und  über  das  Sprachliche  und  Metrische  die  Nachweisungen  bei 
Pstschbhio  aO.  Vgl.  MManitios,  ZfÖG.  37,  402;  WschrfklPhil.  1888,  1136. 
Die  Form  ist  im  ganzen  sorgfaltig  und  flüssig,  neben  herkömmlichen  Will- 
kürlichkeiten wie  eremo,  idola,  clämantum,  largttione  und  AuBkunftsmitteln 
wie  öfters  mage.  Gleichfalls  domino  sancto  ac  beatissimo  patrono  Perpetuo 
episcopo  gewidmet  sind  des  Paulinus  versus  de  oranHbus  (26  Hex.,  quos  pa- 
gina  in  pariete  reserata  [an  der  Martinskirche  in  Tours]  susciperet  p.  161,  4 
Petsch.)  und  die  versus  Paulini  de  visitatione  nepotuli  mei  (80  Hex.),  den  ein 
auf  den  kranken  Leib  gebrachter  Brief  des  Perpetuus  wundertätig  geheilt 
hatte.  Ausgaben:  cum  notis  Iureti  all.  (von  Kasp.Babth,  herausgg.)  cura 
ChrDauioi,  LpB.  1681.  (Oeuvres . .  revues  et  traduites  par  EFCobpet,  Par.  1862.) 
Bei  Mignb  61,  1009  und  jetzt  bes.  (nach  Vatic.  Regin.  682  s.  IX/X,  Vatic. 
Palat.  846,  SGalL  673,  alle  s.  1X/X,  u.  a.)  von  MPetbchknig  im  Corp.  Bcrr. 
eccles.  lat.  16  (Wien  1888),  1.  —  Vgl.  Hist.  litt  de  la  France  2,  469.  Ebbkt, 
LdMA.  1*,  402.  637. 

4.  Von  einem  andern  'Paulinus',  geb.  J.  376  zu  Pella  in  Mace- 
donien  aus  vornehmem  Stande,  aber  aus  Burdigala  stammend  (Enkel  des 
Ausonius  §  421  von  dessen  Sohne  Hesperius?  WBrakdhs,  JJ.  128,  60  u.  vor 
8.  Ausg.  p.  266;  anders  OSbbck  vor  s.  Symm.  p.  lxxvii),  besitzen  wir  eine 
formell  ziemlich  sorglose,  aber  stofflich  höchst  anziehende  Selbstschilderong 
in  der  Form  eines  Dankgebets  von  616  Hexametern  {En%a(ftcti%6g  deo  sub 
ephemeridis  tneae  textu  lautet  der  Titel  im  Bern.;  vgl.  in  dem  prosaischen 
Vorwort:  eucharisticon  .  .  .  opusculum  sub  ephemeridis  tneae  relaHone),  welche 
er  über  83  Jahre  alt  im  J.  469  verfaßte.  Freilich  läßt  sich  die  Richtig- 
keit des  Namens  des  Verfassers  nicht  mehr  nachprüfen,  da  er  in  der  ein- 
zigen jetzt  erhaltenen  Hs.  Bern.  317  s.  IX  fehlt.  Doch  fand  er  sich  wohl  in 
der  (jetzt  verschollenen)  Hs.,  nach  welcher  Maboabixus  ob  la  Biomb  das  Ge- 
dicht zuerst  in  der  Appendix  der  bibl.  patr.  8  (Par.  1679),  281  herausgab. 
Dann  Daum  (A.  3),  neuerdings  (prolegg.  et  adn.  illustr.)  duroh  LLripziqkb, 
BresL  1868  und  bes.  von  WBrandes  im  Corp.  scrr.  eccles.  lat.  16,  268. 
Vgl.  Ebbst,  aO.  I8,  406.     Kritisches:  WBbamdbs,  ZföG.  31,  248. 

6.  Alcimus  Ecdicius  (vgl.  'E%d£%tog)  Avitus.  Der  volle  Name  findet 
sich  vor  dem  Prolog  zu  den  Gedichten  p.  201,  1  Pp.  Gbbqob.  Tue.  hist. 
Franc.  2,  84  magnae  facundiae  erat  tuno  tetnporis  b.  Avitus.  namque  in- 
surgente  haeresi  apud  urbem  Gonstantinopolitanarn ,  tarn  iüa  quam  Eutyches 
quam  iüa  quam  SabeUius  docuit  .  .  .  rogante  Gundobado  rege  contra  eos 
scripeü  (erhalten  sind  contra  Eutychianam  heresim  libri  II,  auch  Bruch- 
stücke einer  Schrift  gegeu  die  Arianer,  p.  1  Pp.),  .  .  .  seripsit . . .  homüiarum 
librum  unum,  vgl.  Avit.  p.  201,  3  Pp.  nuper  paucis  homüiarum  mearum  in 
unum  corpus  redactis  hortatu  amicorum  editionis  discrimen  intravi.  Die  er- 
heblichen Trümmer  dieses  Buchs  sind  nach  Paris.  8913.  14  s.  VI  (darüber 
LDblislk  in  d.  e"tud.  paleogr.  et  hist,  Genf  1866)  und  nach  den  Auszügen 

77* 


1220         Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.     Zweite  Hälfte. 

des  Florus  zu  Lyon  (Ebekt,  Lit.  d.  MA.  2,  268)  im  cod.  Cheltenham.  14036 
s.  XI  gedruckt  in  Pkipkb's  Ausg.  p.  103.  —  Gregor.  aO.  weiterhin:  (seripsü 
Avitus)  de  mundi  principio  et  de  dioersis  aliis  condicionibus  libros  VI  versu 
compaginatos  (s.  u.  Z.  14),  epistölarum  libros  IX.  Erhalten  haben  sich  gegen 
100  Briefe  durch  Lugdun.  111  s.  XT,  die  verschollene  Hb.  Sirmond's  n.  a. 
Sie  sind  für  die  Zeitgeschichte  wichtig  und  fallen  in  die  Jahre  497 — 517 
(Pkipkb's  Ausg.  p.  372).  Isid.  ill.  23  Avitus  episcopus  scientia  saecularium 
litterarum  doctissimus  edidit  quinque  ItbeUos  heroico  metro  compositos  (von 
Avitus  selbst  ep.  51  p.  80,  21  Pp.  als  libelli  de  spiritalis  historiae  gesti»  be- 
zeichnet), quorutn  primus  est  de  origine  (initio)  mundi  (bes.  des  Menschen), 
II  de  originali  peeeato,  III  de  sententia  dei,  IV  de  düuvio  mundi,  V  de 
transitu  maris  rübri.  seripsit  et  ad  Fuscinam  sororem  de  laude  virginitaiis 
(auf  Kosten  der  Ehe,  Avitus  selbst  nennt  es  p.  247,  6  Peip.  de  eonsolaioria 
castitatis  laude)  librum  unum  (in  den  Hss.  als  B.  6  gezahlt)  pulcherrimo 
compositum  carmine  et  eleganti  epigiammate  eoaptatum.  —  Für  die  Gedichte 
sind  die  wichtigsten  Hss.  Leid.  Q.  86  s.  IX,  Laudun.  279  s.  IX,  Vatic.  Regia. 
2078  8.  IX/X,  Laur.  33,  30  s.  X.  Avitus  dachte  an  Sammlnng  seiner  Ge- 
dichte non  minimo  volumine  p.  201, 8  Pp.,  aber  gehindert  durch  die  notissima 
perturbatio  (bei  der  Eroberung  von  Vienna  J.  500)  brachte  er  die  Herausgabe 
erst  um  J.  507  zu  stände,  und  zwar  von  B.  1 — 5.  B.  6  folgte  Bpater  und  sollte 
nur  in  die  Hände  derer  kommen  quos  revera  nobis  aut  tiruculum  propin- 
quitatis  aut  propositum  religionis  adnectit  (p.  275,  3  Pp.).  Diese  Gedichte 
zeigen  engen  Anschluß  an  Virgil,  namentlich  aber  an  Sidonius,  dann  an 
luvencus,  Sedulius  usw.  S.  darüber  und  über  Sprache  und  Verskunst  die 
Nachweisungen  bei  Pkipeb  aO.  Vgl.  auch  MManitius,  ZfÖG.  37,  244. 
KWbyman,  BhM.  42,  637.  —  Die  metrische  Grabschrift  des  Avitus  hat  sich 
erhalten  in  der  von  einem  Manno  a.  IX  nach  den  Steinen  veranstalteten 
Sammlung  christlicher  gallischer  Inschriften  des  6.  Jahrhundeit«,  überliefert 
im  Paris.  2832  s.  IX,  zuletzt  gedruckt  in  Peipbr's  Avitus  p.  183.  Dort  heißt 
es  p.  185  Pp.  von  Avitus :  unus  in  arte  fuit  quoquo  libet  ordine  fandi,  orator 
nuUus  simüis  nuUusque  poeta,  clamant  quod  sparst  per  crebra  Volumina  libri. 
S.  auch  die  alte  Vita  bei  Pkipek  p.  177.  Avitus  starb  nach  J.  525/6  und  vor 
J.  538.  —  Ältere  Hauptausgabe  von  JSibmohd  (Par.  1643;  in  Sirmondi  opera, 
Par.  1696  2,  185  u.  sonst),  bei  Miqnjs  Bd.  59.  Jetzt  bes.  Ale.  Kcd.  Aviti 
opp.  quae  supersunt,  rec.  BPkipeb,  Berl.  1883  («=  Mon.  Germ.  hiet.  Anctt 
antiquiss.  6, 2).  —  Vgl.  Hut.  litt,  de  la  France  3, 115.  Parizbl,  St.  Avite,  ia 
vie  usw.,  Löwen  1859.  VCuohbyal,  de  s.  Aviti  opp.,  Par.  1863.  Bindjhg, 
Gesch.  d.  burgund.  Eönigr.  (1868)  168.  Ebkkt,  LdMA.  la,  398.  ACharaux, 
St.  Avite,  sa  vie  usw.,  Par.  1876. 

6.  Ober  eine  epische  Bearbeitung  der  jüdischen  Geschichte  s.  §  491,  3. 

475.  Einer  der  begabtesten  afrikanischen  Dichter  ist  Bloa- 
siufi  Aemilius  Dracontius  in  Karthago,  von  welchem  wir  teils 
ein  christliches  Lehrgedicht  de  laudibus  dei  in  drei  Büchern  besitzen 
teils  kleine  Epen  deren  Stoff  der  alten  Sagenwelt  entnommen 
ist  (Hylas,  ßaptus  Helenae,  Medea)  oder  den  rhetorischen  Schul- 
übungen (verba  Herculis,  Deliberativa  Achillis,  Controversia  de 


§  474  Avitos.    §  476  Dracontius.  1221 

statua  viri  fortis),  sowie  zwei  Hochzeitsgesänge  und  ein  elegisches 
Gedicht  (Satisfactio)  worin  er  den  Vandalenkönig  Gunthaniund 
(J.  484  —  496)  um  Verzeihung  bittet  daß  er,  statt  ihn  selbst, 
einen  Feind  desselben  besungen  habe.  Alle  diese  Gedichte  haben 
eine  stark  rhetorische  Haltung  und  verraten  Kenntnis  wie  der 
biblischen  so  auch  der  klassischen  Literatur  der  Römer;  letztere 
in  einem  für  diese  Zeit  beachtenswerten  Umfange.  Die  über- 
raschende Ähnlichkeit  der  Sprache,  Metrik  und  Behandlung  des 
Stoffes  macht  sehr  wahrscheinlich  daß  auch  die  Orestis  tra- 
goedia  von  Dracontius  stammt. 

1.  Sabscriptio  der  Controv.  (p.  2lDuhn):  Exp.  Controversia  statuae 
viri  forti8  quam  dixit  in  Gargilianis  thermis  (in  Karthago)  Blossius  Emilius 
Dracontius  vir  clarissimus  et  togatus  (vgl.  §  488,  6  Z.  8)  fori  proconsulis  almae 
Karlhaginis  apud  proconsulem  Pacidcgium.  Über  seine  Lebensverhaltnisse 
s.  A.  2  u.  8  nebst  c.  7,  69  {eaptus  .  .  dederant  quia  carmina  clades).  7,  127 
(non  male  peccavi  nee  rex  iratu*  inique  est  etc.)-  Schuler  des  grammaticus 
Felicianus  (A.  6),  gut  fugatas  Africanae  reddidit  urbi  litteras  (praef.  18, 
▼gl.  c.  3).  Drac.  nennt  sich  exiguus  inter  iura  poeta  (7,  123),  vilis  vates 
(8,  23).  Seine  Rechtskenntnis  (vgl.  6,  250)  gebt  aber  nicht  tiefer  als  seine 
Christlichkeit  (vgl.  horam  quaesivit  fadem  mir  acuta  Christus,  satisf.  263; 
vgl.  8,  466),  über  welche  Aufschluß  giebt  10,  600  sitque  nefas  cöluisse 
deos,  quia  crimen  habetur  relligionis  honos.  Im  allg.  vgl.  AEbrbt,  LdMA.  1*,  383. 

2.  Die  drei  Bücher  de  laudibus  dei  (de  deo)  behandeln  die  Gnade 
(pietas)  Gottes,  wie  sie  sich  in  der  Schöpfung  der  Welt  (B.  1,  dem  ge- 
lungensten Teil),  in  ihrer  Erhaltung  (B.  2)  offenbart,  und  wie  sich  der 
Mensch  derselben  würdig  machen  solle  (B.  3).  Dieses  Werk  ist  ebenso  wie 
die  Satisfactio  (A.  3)  von  Drac.  im  Gefängnis  geschrieben  (3,  682  gravor 
undique  pressus,  vincla  ligant.  3,  649  me  .  .  .  catenarum  ferrato  pondere 
pressum)  und  hat  daher  mit  jenem  ziemlich  gleichzeitigen  Gedicht  viele 
sachliche  Berührungen.  Die  Beziehung  auf  das  eigene  Schicksal  des  Dich- 
ters giebt  seinen  Ausfahrungen  nicht  selten  eine  ergreifende  Warme.  Die 
dogmatischen  Aufstellungen  in  B.  3  werden  mit  reichen  Beispielen  aus  der 
biblischen  und  römischen  Geschichte  belegt  und  es  wird  auch  dadurch  der 
trockene  Lehrton  Öfters  glücklich  überwunden.  In  den  Hss.  wird  das  Werk 
fälschlich  dem  Augustinus  beigelegt.  Handschriften  (darüber  besonders 
WMeykb  aO):  Bruxell.  10722  s.  XII  (daraus  geflossen  Vatic.  3863.  5884. 
Urb.  352.  Rhedig.  59,  alle  s.  XV)  und  Berol.  Meerm.  1824  s.  IX  (giebt  nur 
eine  Auswahl  von  Versen;  darüber  WMkybb,  Berl.  SBer.  1890,  257).  Das  Ge- 
dicht ist  zuerst  aus  dem  Urbin.  352  von  FAbevalo  (s.  A.  6)  herausgegeben 
worden.  Dann  lieferten  aus  den  genanten  anderen  Hss.  Ergänzungen  CEGläseb 
(Buch  3  u.  2,  Bresl.  1843.  47:),  AMai,  nova  patr.  bibl.  1,  1,  162,  IBPitba, 
an  all.  sacra  et  class.,  Paris  1888,  176,  WMbteb  aO.  269.  279.  —  Vgl.  im 
allg.  Ebbbt,  LdMA.  1',  386.  Über  einen  Auszug  daraus  s.  A.  4.  Ältere 
Ausgaben  s.  A.  6. 

3.  Die  Satisfactio  Dracontii  ad  Guthamundum  regem  Guandalorum 
dum  esset  in  vineulis  (Subscr.),  158  eleg.  Distichen,  scheint  rasch  hinge- 


1222  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert     Zweite  Hälfte. 

worfen.  Auch  hier  unersättliches  Herbeischleppen  von  Beispielen  ans 
Sage  und  biblischer  und  heidnischer  Geschichte.  Anlaß:  (19)  mea  cor  da 
deus  .  .  pellit  ad  iUicita,  ut  qui  facta  ducum  possem  narrare  meorum,  no- 
minis  asdingui  bella  triumphigera,  .  .  praemia  despicerem  .  .  ut  peterem  subito 
certa  pericla  miser.  (93)  culpa  mihi  fuerat  dominos  reticere  modestos  igno- 
tumque  mihi  (den  oströmischen  Kaiser?)  scribere,  nee  dominum.  (105)  te 
coram  (Gott)  .  .  me  carminis  ülius,  .  .  guod  male  disposui,  paenüet  et  fateor. 
Er  ist  peccando  .  .  peior  factus  deteriorque  cane  (89),  hat  mit  den  Seinigen 
(283)  verbera,  vincla,  fames  erduldet  (812)  und  bittet  jetzt  den  König 
flehentlich  um  Verzeihung  (107  ff,,  117  ff.)  avi  ut  laudes  dicam  patriasque 
8uasque  (61).  Des  Königs  terrae  pelagique  triumphos  Ansila  testatur, 
Maurus  ubique  iacet  (213).  Beste  He.:  Vatic.  Reg.  608  s.  X/XI.  Ober 
die  Bearbeitung  des  Eugenius  b.  A.  4.  —  Vgl.  Paprnoobdt,  Gesch.  der  vandal. 
Herrschaft  374.  —  Auch  auf  König  Thrasamund  (496—623),  den  Nach- 
folger Gunthamund'g,  verfaßte  Drac.  ein  Loblied;  s.  ARibsb,  RhM.  32,  319. 
EBahbkns,  ebd.  33,  314. 

4.  Aus  dem  umfangreichen  Lehrgedicht  (A.  2)  wurde  der  anziehendste 
Teil,  die  Darstellung  der  Weltschöpfung,  früh  herausgenommen  und  einzeln 
verbreitet.  So  kennt  nur  dieses  Stück  Isidokus  ill.  24  (Dracontius  composuit 
heroieis  versibus  hexaemeron  creationis  mundi  et  luculenter  guod  composuit 
scripsit)  und  Eugenius  von  Toledo  (§  495)  gab  eben  dasselbe  nebst  der  von 
ihm  verballhornten  Satisfactio  (A.  3)  heraus;  s.  die  (bei  Ildhfons.  ill.  14 
ausgezogene)  Widmung  des  Eugenius  (Miosis  60,  604)  an  den  Westgoten- 
könig Chindasuinth  (reg.  J.  642—663):  ckmentiae  vestrae  iussis  .  .  deserviens 
.  .  Dracontii  cuiusdam  libellos  multis  videns  erroribus  involutos  .  •  pro  te- 
nuitate  sensuli  mei  correxi,  hoc  videlicet  moderamme  custodito  quo  superflua 
demerem,  semiplena  supplerem%  fraeta  constabüirem  et  crebro  repetita  mutarem 
.  .  .  et  quoniam  dt  die  septimo  praefatus  auetor  omnino  retieuit  semum 
mihi  opusculum  videbatur,  si  non  inde  aliquid  in  hoc  codiculo  hdberelur.  id- 
circo  in  fine  libelli,  quamvis  pedestri  sermone,  sex  dierum  recapiiulationem 
singulis  versibus  quos  olim  condidi  denotavi:  de  die  vero  septimo  quae  visa 
sunt  dicenda  subnexui.  Diese  recapitulalio  sex  dierum  mit  dem  Supplement 
de  die  septimo,  zusammen  85  Hex.,  gedruckt  bei  Micke  60,  611.  Übrigens 
erstreckte  sich  die  kritische  Tätigkeit  des  Eugenius  mit  welcher  er  sich 
brüstet  weniger  auf  die  Schöpfungsgeschichte  (d.  h.  de  deo  1 ,  116—764 
mit  Auslassung  einiger  Verse)  als  auf  die  mit  ihr  zugleich  von  Eng.  her- 
ausgegebene satisfactio,  welche  Eugenius  (aus  ästhetischen,  politischen  und 
dogmatischen  Gründen)  stark  zusammengeschnitten  hat.  Ebbst,  LdMA. 
1*,  392. 

5.  Der  Neapol.  (A.  6)  enthält  von  Drac.  eine  Anzahl  Jugendgedichte, 
fast  alle  in  Hexam.,  nämlich:  1)  Praefatio  Dracontii  disdpuli  ad  gramma- 
ticum  Felicianum  (troch.  Tetram.),  cum  (2)  fabula  Hylae;  8)  praef.  ad 
Felic.  gramm.  in  auditorio  cum  acUocutione:  (4)  Verba  Herculis  cum  videret 
Hydrae  serpentis  capita  pullulare  post  caedes;  6)  Controversia  de,  statua 
viri  fortis  (ob  sie  gegen  dessen  Wunsch  auch  seinem  Feinde  Schutz  ge- 
währen könne);  6)  EpWiälamium  in  fratribus  (Victorianus  und  Rufini anos) 
dictum;  7)  Epiihalamium  Ioannis  et  Vitulae;  8)  Opus  de  raptu  HeUnae, 
gedehnt   durch   weit   ausgesponnene  Vergleichungen    und   Reden;   Schluß 


§  476  Dracontius.  1223 

eilfertig  and  moralisierend;  9)  Deliberativa  AchiUis  an  corpus  Hectoris  vendat; 
10)  Medea,  im  Tatsächlichen  (zB.  Flucht,  864  ff.)  sehr  kurz.  Das  ist  wohl 
dieselbe  Sammlang  welche  man  im  J.  1498  mit  ButiliuB  Namatianas  (§  454,  4), 
der  Satire  der  Sulpicia  (§  323,  7)  u.  a.  in  Bobbio  fand  (BVolatbbbasus,  urb. 
comm.  IV  s.  f.  fr.  140  ed.  Francof.  a.  1603  Draconti  varium  opus).  Im  cod. 
Veron.  168  s.  XIV  (§  212,  4  Z.  14)  wird  Blossins  (Dracontius)  viermal  citiert 
als  Blos(x)us  in  Bomulea.  Drei  der  angefahrten  Verse  finden  sich  in  den 
carm.  min.  8,  131.  9,  6.  8.  Danach  hieß  vielleicht  der  gezierte  Titel  der 
Gedichtsammlung  des  Afrikaners  Romulea  =»  Latina?  WMbyeb  aO.  (A.  2)  267. 
—  Dazu  kommen  7  Distichen  de  origine  rosarum  und  24  Hex.  de  tnensibus, 
erhalten  in  BCobio's  Historia  di  Milano  (Ven.  1564)  p.  13:  vgl.  EBähbbns, 
KhM.  33,  315;  PLM.  5,  214.  Vielleicht  ist  AL.  676  B.  die  Einleitung  zu 
letzterem  Gedicht,  s.  KBossbebg,  de  Dracontio  (Gott  1880)  p.  34.  Dagegen 
ASiesb,  JB.  1881  2,  100.  Auch  das  Ged.  in  landem  solis  (AL.  889  PLM. 
4,  434)  gehört  nach  Sprache  und  Metrik  wahrscheinlich  dem  Dracontius. 
KRosfiBEsa,  JJ.  138, 721.  —  Im  Lorscher  Bibliothek-Katalog  (bei  Reckbb,  catal. 
bibl.  antiq.  nr.  37,  466)  beruht  de  virginitate  metrum  Dracontii  auf  einer 
Verwirrung:  es  ist  AvituB'  de  virginitate  (S.  1220  Z.  12)  gemeint.  RPeipbh, 
vor  s.  Avitus  p.  liii.     Vgl.   auch  noch  §  492,  4. 

6.  Die  älteren  Ausgaben  (bes  von  JSibmohd,  Par.  1619  u.  sonst;  auch 
die  von  JBCarpzow,  Heimst.  1794)  geben  nur  das  hexaemeron  und  die  satis- 
factio  in  der  Bearbeitung  des  Eugenius  (A.  4).  Erste  Ausgabe  beider  ver- 
vollständigter Werke  von  FAbbvalo,  Born  1791  (auch  bei  Mignx  60,  696). 
Dazu  vgl.  A.  2  gE.  Die  satisfactio  auch  in  Ddhn's  Ausg.  Der  Baptus  He- 
lenae  (aus  alten  und  guten  Quellen  geschöpft)  erstmals  in  der  Appendix 
ad  opera  edita  ab  Ano.  Maio  (Born  1871)  p.  12.  Dracontii  carmina  mi- 
nora  plurima  inedita  ex  codice  neapolitano  (aus  s.  XV  Ende,  aus  dem 
Kloster  Bobbio,  oben  Z.  4)  ed.  FdeDuhn,  Lps.  1873.  Dieselben  auch  in 
Bäiibebs'  PLM.  6,  126.  Kritisches  u.  a.:  EBahbbms,  JJ.  107,  69.  266  vgl. 
647.  862;  JB.  1873,  224.  FBücheusb,  BhM.  27,  477.  OBibbbck,  ebd.  28,  461; 
Geschichte  d.  römischen  Trag.  91.  M Schmidt,  BhM.  29,  202;  vgl.  ebd.  362. 
KSchenkl,  ZföG.  24,  486.  GLoewb,  act.  phil.  Lps.  2,  483.  BElus,  journ. 
of  phil.  6,  262.  CBobsbebo,  in  Dr.  carmm.  minora  et  Orestis  tragoed.  obss., 
Stade  1878;  JJ.  119,  476.  136,  833.  B Westhoff,  quaestt.  gramm.  ad  Drac. 
carmm.  min.  et  Orest.  trag.,  Münster  1884.  BBabwihski,  quaestt.  ad  Drac. 
et  Or.  trag.:  I  de  genere  dioendi,  Gott.  1887.  II  de  rerum  mythicarum 
tractatione,  Deutsch  Krone  1888;  BhM.  43,  310.  S.  auch  A.  7.  —  Drac. 
ist  in  den  alten  Sagen  wohlbewandert,  citiert  (d.  d.  3,  267)  den  Statins 
(Theb.  X)  und  beutet  diesen  Bowie  Virgil,  Ovid,  Lucan  und  Claudian  sehr 
stark  aus  (A.  7,  Z.  16).  Doch  verwechselt  er  (satis!  188)  den  Commodus 
mit  M.  Aurelius  und  gebraucht  viele  griechische  Namen  prosodisch  falsch. 
Volksmaßig  ist  wohl  mulieris  (8,  608.  10,6.  satisf.  161.  de  deo  2,  660), 
sowie  quia  atatt  acc.  c.  inf.  (vgl.  Dobn  p.  112),  der  Gebrauch  des  Inf.,  die 
Dehnung  von  Kürzen  vor  h  uod  durch  den  rhythmischen  Ton  die  Messung 
mltt&cit,  senictus  u.  a.  Vgl.  in  Dubn's  Ausg.  p.  102  das  specimen  sermonis 
Dracont.  s.  v.  correptiones,  elißiones,  productiones  (vgl.  oben  §  473,  4). 
Die  Cäsaren  sind  sorgfaltig,  Verschleifungen  nicht  häufig  und  selten  fehler- 
haft (8,  648  ist  wohl  numina  statt  omina  zu  schreiben). 


1224  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert    Zweite  Hälfte. 

7.  Die  Orestis  tragoedia,  971  Hexam.,  wurde  im  Mittelalter  sogar 
dem  Horaz  oder  Lucan  beigelegt  (HHagen,  anecd.  Helr.  286;  Phil.  27,  167). 
Wanderlich  ist  die  Benennung  des  erzählenden  Gedichts:  heißt  es  tragoedia, 
weil  der  Stoff  ein  trauriger  ist?  Aber  was  wirklich  tragoedia  bedeutet  ist 
dem  Verf.  nicht  unbekannt:  13  te  rogo,  Melpomene,  tragieis  &scende  cothurnis 
et  pede  daetylico  resonante  quiescat  iambus.  MHbrtz  halt  den  seltsamen 
Titel  für  «ine  Erinnerung  an  Donat.  GL.  4,  876,  26:  sunt  aUa  sono  mascu- 
lina,  inteUectu  feminina,  ut  Eunuchus  comoedia,  Orestes  tragoedia.  In 
Sprachform  und  Sprachgebrauch,  in  Silbenmessung  und  Metrik  und  in  der 
Composition  des  Gedichts  (Mahly  p.  xz.  xxvra.  Schbnkl  p.  17.  84)  stimmt 
die  Orestis  tragoedia  aufs  genaueste  mit  Dracontius:  namentlich  findet  sich 
in  ihr  die  ausgedehnteste  Ausbeutung  der  von  Dracontius  benfitzten  Vor- 
gänger (A.  6):  demnach  hat  die  zuerst  von  Dtraa  zu  Dracont.  p.  vnr,  dann 
von  Baubens,  Peipbb,  Rossbbbo  ausgesprochene  Ansicht  daß  Dracontius  auch 
der  Verf.  der  Or.  trag,  sei  sehr  viel  für  sich.  Vgl.  KRosbbbbq,  de  Dra- 
contio  et  Orestis  quae  vocatur  tragoediae  auctore  eorundem  poetarum 
Vergilii,  Ovidii,  Lucani,  Statu,  Claudiani  iinitatoribus,  Gott.  1880;  Mate- 
rialien zu  einem  Commentar  zu  d.  Orest.  trag,  des  Drac,  Hildesh.  1888. 
89  II.  Vgl.  oben  A.  6.  —  Handschriften:  Bern.  46  (Bongarsianus)  8.  IX 
und  ein  verfälschter  Ambros.  0  74  s.  XV.  Überschrift  im  enteren: 
Orestis  tragoedia,  im  letzteren:  Horestis  fabula  ab  Enoch  Äsadano  (vgl 
über  ihn  G Voigt,  Wiederbeleb,  d.  klass.  Altert.  2*,  201)  reperta.  Neue 
Vergleichung  des  Bern,  von  HHageb,  Phil.  27,  167.  —  Ed.  princ.  von 
CWMülleb,  Rudolst.  1868  und  1859.  Dann  Ausgg.  von  JMahly  (Lps.  1866), 
CScbbhkl  (Prag  1867),  in  der  Appendix  ad  opera  ab  AMaio  edita  (1871) 
p.  1,  von  RPeiper,  Bresl.  1876  und  in  Bähbkhs'  PLM.  6,  218.  —  Kritisches: 
FHaask,  miscell.  philol.  8,  8,  Breslau  1861,  ABothmalkb,  Nordhausen  1866; 
JJ.  96,  861,  LMülleb,  RhM.  21,  466,  KSchbbkl,  ZföG.  18,  81,  LSchwabb, 
Dorpater  Ind.  lect.  für  1867,  EBahbehs,  JJ.  106,  686,  KRossbebq  (s.  A.  6). 

8.  In  diene  Zeit  (oder  eher  früher  als  Bpäter)  mag  auch  das  von 
EBäbbbns,  unedierte  lat.  Gedichte,  Lpz.  1877,  12  und  PLM.  6,  112  aus 
Harleian.  8686  s.  XV  (vgl.  §  401,  8)  veröffentlichte  Epyllion  Aegritudo  Per- 
diccae  gehören,  das  in  flüssiger,  gewählter  Sprache  und  beweglicher,  etwas 
eintöniger  Seelenmalerei  die  Liebe  des  Perdiccas  zu  seiner  Mutter  und  sein 
klagliches  Ende  erzählt.  Über  die  Sage  s.  ERohdb,  Roman  64.  FKdntek, 
Grenzboten  1890  Nr.  6.  6.  Das  Gedicht  ist  im  Versbau  (bes.  den  Ver- 
schiebungen) streng,  in  der  Silbenmessung  begegnen  wir  mancherlei  Frei- 
heiten (namentlich  Verlangerungen  kurier  Silben),  aber  nicht  übermäßig 
häufig,  die  griechischen  Namen  sind  richtig  gemessen.  Kritisches:  KRoss- 
bbbo,  JJ.  116,  427.  128,  367.  127,  669.  136,  833;  ArchfLexikogr.  4,  44. 
REllis,  joum.  of  phil.  8,  226.    AOtto,  JJ.  136,  783. 

476.  Durch  den  codex  Salmasianus  sind  uns  erhalten  die 
Verse  von  Plavius  Felix,  Florentinus  und  Luxorius,  welche  alle 
drei  unter  den  Vandalenkönigen  Thrasamund  (J.  496—523)  und 
Hilderich  (J.  523  —  530)  in  Afrika  (Karthago)  lebten  und  auch 
nach  der  Dürftigkeit  ihrer  äußeren  Verhältnisse  und  ihrer  schrift- 


§  476  Orestis  trag.    §  476  Fl.  Felix.  1225 

siellerischen  Manier  einander  ähnlich  sind.  Der  jüngste  und 
fruchtbarste  unter  denselben  ist  Luxorius,  welcher  durch  Scherz- 
gedichte in  verschiedenen  Maßen  (bes.  dem  elegischen  und  in 
Hendekasyllaben)  dem  Martialis  nachstrebte.  Ein  Landsmann  und 
Freund  des  Luxorius  war  der  Grammatiker  Coronatus,  von 
welchem  die  gleiche  Quelle  einige  Gedichte  aufbewahrt  hat. 

1.  Der  sog.  cod.  Salmasianus  (so  von  seinem  früheren  Besitzer  Claude 
de  Saumaise  genannt),  jetzt  Paris.  10318  s.  VII (— VIII;  Schriftprobe  in 
Wattknbach-Zangbmeisteb's  ex.  codd.  lat.  T.  46)  enthält  auf  p.  1—188  eine 
mannigfach  zerrüttete  Abschrift  einer  umfänglichen  Sammlung  meist  klei- 
nerer Gedichte  von  verschiedenen  älteren  und  späteren  Dichtern  welche  einst 
in  24  Bücher  eingeteilt  war.  Da  die  ersten  11  Quaternionen  des  Salm, 
verloren  sind,  so  fehlt  von  jener  Sammlung  Buch  1—6.  Indes  wird  der 
Verlust  einigermaßen  ersetzt  durch  Leid.  Voss.  Q.  86  s.  IX,  Paris.  8071 
b.  IX  u.  a.  Die  Bucheinteilung  ist  nach  sachlichen,  formalen  oder  per- 
sönlichen Gesichtspunkten  getroffen.  Viele  Beziehungen  auf  Persönlich- 
keiten und  Verhältnisse  des  Vandalenreicbs  in  Afrika  machen  wahrschein- 
lich daß  dort  um  J.  534  die  Sammlung  durch  Zusammenstellung  und 
Erweiterung  älterer  veranstaltet  worden.  Über  den  Zusammensteller  s. 
A.  3.  6.  ARibsb,  AL.  1,  xx.  2,  lv.  OSchube&t,  quaestt.  de  cod.  Salm.  16. 
KPkipeb,  BhM.  31,  183.     EBähbbxs,  PLM.  4,  328. 

Die  erhaltene  'praefatio'  eines  Abschnittes  (AL.  19  PLM  4,  241)  ist 
in  einer  unverständlichen,  namentlich  aus  den  Glossen  (bes.  des  Placidns, 
§  472,  7)  zusammengestöppelten  Prosa  geschrieben.  FDübner,  RhM.  3 
(1835),  470.  GLokwb,  RhM.  31,  65.  Eine  andere  metrische  'praefatio'  vor 
einer  Sondersammlung  des  Salm,  hat  mit  der  des  Luxorius  (A.  3)  Ähnlich- 
keit AL.  90  fll.  PLM.  4,  281  fll.  —  Jene  prosaische  Vorrede  ist  sprachlich 
eine  Vorgängerin  der  späteren  ähnlich  zu  stände  gekommenen  närrischen 
Kunst-  und  Geheimsprache  der  schottischen  Mönche,  welche  uns  in  den  sog. 
Hisperica  famina  (aus  Vatic.  Reg.  81  s.  XI  hrsgg.  v.  AMae,  class.  auctt.  5, 
479  und  JMStowasbbr,  Wien  1887;  Tgl.  PGkyer,  ArchfLexikogr.  2,  255. 
Stowasöer,  ebd.  3,  168),  dem  Hymnus  Lorica  eines  Gildas  (schwerlich  des 
§  486,  1  genannten),  dem  Luxemburger  Bruchstück  u.  sonst  (JMStowasser, 
Wien.  Stndd.  9,  309;  stolones  latini:  I  de  quarto  quodam  Scoticae  latini- 
tatis  spec,  Wien  1889)  erhalten  sind.    Vgl.  auch  §  497,  7  fll. 

2.  Fl.  Felicis  v.  cl.  postuiatio  honoris  apud  y%ctori{ni)anum  v.  iril. 
et  primiscriniarium,  im  cod.  Salm.  (AL.  254  PLM.  4,  356),  mit  den  Mes- 
sungen stölida,  meroris,  ecclesiae  und  dem  Schlüsse :  adnue  poscenti,  miserum 
sustolle  ruinae:  clericus  ut  fiam,  dum  velis,  ipse  potes.  Er  ist  ohne  Zweifel 
der  Felix  von  welchem  AL.  210—214  PLM.  4,  334  fll.  fünf  Epigramme  de 
thermis  Alianarum  sich  finden,  das  letzte  mit  dem  Akrostich  Ihrasamttndtts, 
dem  Mesostich  cunta  innovat,  und  dem  Telestich  vota  serenans.  Überdies 
besteht  jeder  Vers  aus  37  Buchstaben.  Vgl.  LMüller,  RhM.  23,  94.  JJ. 
95,  796.  Riese,  AL.  1,  p.  xxrr.  ixvn.  Auch  s.  §  21,  2  E.  §  26,  8  E.  — 
Des  Florentinus  39  Hexameter  zum  Preise  des  Königs  Thrasamund 
AL.  376  PLM.  4,  426. 


1226  Die  Kaiserzeit.    Fünftes  Jahrhundert.    Zweite  Hälfte. 

3.  Dem  Luxoriue  (oder  Luxurius,  Lusorius;  WFböhnkb,  Phil  Sappl. 
5,  61)  gehört  in  AL.  18  PLM.  4,  237  das  Epiihalamium  Fridi  a  Luxorio  v. 
cl.  spect,  ein  virgilischer  Cento  (s.  §  22, 1.  26, 2);  ferner  AL.  203  PLM.  4, 331  (auf 
Hildericus  rex)  und  AL.  287—375  PLM.  4,  386  fll.  Letztere  Nummern  (287  ff.) 
bilden  eine  zusammenhängende  Sammlung  von  Jugendgedichten  {quas  oUm 
puer  in  foro  paravi  versus  ex  variis  loci*  deductos,  287 ;  vgl.  288  paginam  .  . 
quam  .  .  tiro  lusi),  gewidmet  seinem  Freunde  Faustus  (A.  4),  gramwuxUcae 
tnagister  artis  (287).  Aufschrift  im  Salmas.:  incipit  liber  epigrammaton  viri 
clari88.  Luxori  et  spectabilis  (vgl.  Z.  3).  Es  sind  Epigramme  auf  Personen  und 
Sachen,  namentlich  ludi  circenseB  und  Kunstwerke  (374  gar:  de  Diogene 
picto,  ubi  lascivienti  meretrix  barbam  vellit  et  Cupido  mingit  in  podice  eins). 
Schmutz  gilt  auch  hier  als  unzertrennlich  von  der  Gattung  (zB.  297.  301  f. 
308  f.  317.  322  f.  340.  358.  363.  368).  Der  Verf.  war  Christ  trotz  den  vielen 
Anspielungen  auf  die  alten  Sagen  (OSchubkbt,  A.  4).  Sonstige  Verhält- 
nisse: nostri  defugiens  pauperiem  laris  (289).  Außerdem  haben  wir  ein 
Buch  (liber  AL.  80,  2  PLM.  4,  267  nr.  268,  2)  von  versus  serpentini  oder 
epanaleptici  (§  26,  4)  in  42  (43)  Distichen,  wohl  auch  von  Luxorius.  Denn 
ihm  geht  das  vom  Sammler  der  Anthol.  Salmas.  (A.  1)  hierher  zu  Ehren 
des  Dichters  gestellte  Epigramm  voraus  Briscos,  Luxori,  certumst  U  vincere 
vates,  carmen  namque  tuum  duplex  Victoria  gestat  (richtig  erklärt  von 
lt Eh wald,  Phil.  46,  632.  47,  764).  Manche  halten  den  Luxorius  auch  für 
den  Veranstalter  der  im  Salmas.  vorliegenden  Gedichtsammlung.  —  Der 
vermeintliche  Dichter  Etemundes  («  item  unde  s^upra)  AL.  78  PLM. 
4,  267)  beruht  auf  einem  lächerlichen  Irrtum  (s.  Bährens  zdSt.). 

4.  Die  meisten  Stücke  des  Lux.  haben  das  elegische  Maß;  nächatdem 
sind  Hendekasyllaben  häufig.  Daneben  auch  Hexameter,  iambische  Ge- 
dichte (288.  315.  360.  309),  trochäische  (291),  anapästische  Dimeter  (299. 
322.  357),  Glykoneen  (295),  anakreontische  (298)  und  asklepiadische  (311 
316.  323.  356.  361)  Verse,  sowie  Asynarteten  (292.  305).  Manche  Freiheiten 
in  der  Silbenmessung ,  besonders  in  Fremdwörtern,  sonst  nicht  auffallend 
häufig.  Vgl.  darüber  HKlapp  aO.  p.  n;  über  die  Sprache  des  Lux.  ebd. 
p.  vi.  —  In  einem  Glossar  zu  Cheltenham  cod.  4626  s.  XII  sind  6  einzelne, 
sonst  unbekannte  Verse  des  Lisorius  (d.  i.  LuxoriuB)  citiert  (jetzt  auch 
PLM.  4, 440);  ebenda  Lisorius  in  ortographia,  also  schrieb  Luxorius,  welchem 
Coronatus  (A.  5)  eine  grammatische  Arbeit  widmete,  auch  selbst  über  Ähn- 
liches. Ebenda  wird  noch  citiert  Faustus  in  epylogo  'de  lavacro  redeunt, 
numerantur  et  inde  videntes',  wohl  der  A.  3  genannte  Freund  des  Luxorius. 
Außerdem  werden  neben  bekannten  dort 'noch  folgende  Verse  citiert:  Pos- 
sidonius  'hie  specular  renitens  fert  et  cristallina  mira\  Lioius  '  aspice  mon- 
strorum  praeeuntia  Signa  duorum  *  und  Affranius  '  exuitur  peplis  cekrans 
agitatque  tribulas\  REllis,  journ.  of  phitol.  8,  122.  ARiese,  JB.  1878 
2,  261.  —  Zu  Luxor.  vgl.  LMülleb,  JJ.  95,  783.  Riese,  AL.  1,  p.  xxiv.  xxvu. 
OSchuuert,  quaestt.  de  anthol.  cod.  Salm.  I:  de  Luxorio,  Lps.  1875.  HKuirp, 
do  Anth.  lat.  carm.  nonnullis,  Wandsbeck  1874. 

5.  Von  Coronatus,  vir  clarissimus,  AL.  223  PLM.  4,  186  (Variation 
über  ein  virgilisches  Thema  [locus  Vergilianus),  29  Hexameter  erhalten) 
und  Epigramme  über  Delikatessen  AL.  226.  228  PLM.  4,  342.    Dabei  auch 


i  476  Luxorius.  Coronatue  u.  a.    §  477  Übersicht.  1227 

eines  gleichen  Inhalts  von  einem  Donatus  (de  ovata  sc.  gallina).  Beste 
toq  CoronaH  schölastici  de  uUimis  syllabis  partium  orationis  mit  der  Wid- 
mung.: Domino  erudüissimo  peritissimorum  atque  inlustri  fratri  Luxorio 
Coronatus.  HKbil,  GL.  4,  p.  l  (vgl.  ebd.  p.  665);  vgl.  de  gramm.  inf.  aetat. 
(Erlang.  1868)  4.     Riese,  AL.  1,  p.  xxiv.  xxvi. 

6.  Da  der  codex  Salniasianus  (A.  1)  ans  den  späteren  Zeiten  meist 
Gedichte  von  Afrikanern  enthält,  so  scheinen  demselben  Kreise  und  der 
gleichen  Zeit  anzugehören  die  durch  ihn  vertretenen  Versmacher  Calbulus 
grammaticus  (christliches  Gedicht  auf  eine  Quelle,  AL.  378  FLM.  4,  428), 
Petrus  referendariu8  (AL.  380  PLM.  4,  431),  Octavianus  vir  iilustris  ann. 
XVI,  filius  Crescentini  viri  magnifici  (AL.  20.  21  PLM.  4,  244  fl.,  vgl. 
M Haupt,  op.  1,  217;  dieses  Jungelchen  Octavianus  hielt  Bährenb  PLM. 
*4,  30  fflr  den  Zusammensteller  der  Anthologie  des  Salmas. !),  Cato  (AL.  387 

PLM.  4,  433)  unter  Hunerich  (J.  477—484;  Auszüge  über  die  Adverbien  ex 
libro  Caionis  [welches  ?]  im  Montepess.  306  s.  IX,  abgedruckt  bei  JHuemeb, 
Wiener  SBer.  99,  519),  Lindinus  (AL.  28  PLM.  4,  267),  Avitus  (AL.  29 
PLM.  4,  258),  Regianus  (AL.  270-272  PLM.  4,  359),  Ponnan(i)us  (AL.  274 
PLM.  4,  360),  Tuccianus  (AL.  277.  278  PLM.  3,  360.  861),  Vincentius  (AL.  279 
PLM.  4,861),  Bonosius  (AL.  280  PLM.  4,  362),  wie  überhaupt  die  carmina 
de  singulis  causis  (ebd.  383—388,  vgl.  p.  xxv.  PLM.  4,  432).  Vgl.  Riebe, 
AL.  1,  xxvi. 

7.  An  einen  Presbyter  Parthenius  in  Afrika  ein  barbarisch  gezierter 
Brief  des  Comes  Sigisteus,  nebst  Antwort  des  Parth.,  mit  Versen  deren 
Schmeicheleien  und  Verskunst  sichtlich  auf  einen  Barbarenmagen  berechnet 
ist,  in  ARbifpbrschud's  analecta  Casinensia  (BresL  1871),  p.  3  (FPR.  420). 


F.  SECHSTES  JAHRHUNDERT. 

477.  Nachdem  der  germanische  Söldnerführer  Odoaker, 
welcher  J.  476  den  letzten  weströmischen  Kaiser  gestürzt  hatte, 
selbst  dem  Ostgoten  Theoderich  (J.  454—526)  erlegen  war  (J.493) 
und  dieser  mit  tatsächlicher  Zustimmung  des  oströmischen  Kaisers 
sich  zum  König  von  Italien  gemacht  hatte,  genoß  dieses  Land 
drei  Jahrzehnte  lang  die  Segnungen  des  Friedens  und  der  Ord- 
nung. Unter  Theoderich  schrieben  Boethius,  Ennodius,  teilweise 
Cassiodorius  und  in  Konstantinopel  Priscianus.  Unter  seinen 
schwachen  Nachfolgern  zerfiel  sein  Reich  wiederum,  und  Italien 
sah  sich  fortwährenden  Verwüstungen  ausgesetzt,  welche  den 
letzten  Rest  von  geistigem  Leben  erdrückten.  Die  Literatur- 
sprache leidet  mehr  und  mehr  Not,  weil  nur  wenige  sich  ihrer 
annehmen  und  sie  fast  wie  eine  fremde  Sprache  künstlich  ge- 
lernt werden  muß.  Der  Unterschied  zwischen  Schrift-  und  Volks- 
sprache wird  immer  größer,  zumal  durch  das  Eindringen  der 
Sprachen  der  Eroberer,  und  der  Sieg  der  Volkssprache  über  die 


1228  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert.    Obersicht. 

gealterte  und  verknöcherte  Schriftsprache  kündet  sich  schon  jetzt 
in  manchen  Zeichen  an.  Auch  in  den  übrigen  Landern  des 
Westens  außer  Italien  kann  sich  die  römische  Kultur  nur  mit  Mühe 
der  Stürme  erwehren  welche  sie  vollends  zu  vernichten  drohen« 
Am  längsten  flackert  sie  in  Gallien,  wo  Gregor  von  Tours  und 
Venantius  Fortunatus,  Arator  u.  a.  sie  literarisch  vertreten. 
Noch  am  meisten  Betrieb  findet  die  Geschichtschreibung:  Afrika 
hat  seinen  Bischof  Victor,  Britannien  den  Gildas,  und  in  Iordanis 
beteiligt  sich  an  ihr  sogar  ein  Gote.  Diesen  Geschichtschreibern 
kann  unter  Justinian  der  Osten  den  Prokopios  aus  Caesarea 
gegenüberstellen.  Die  zahlreichen  Versuche  das  Recht  fiir  ein-* 
zelne  Länder  und  für  das  gesamte  Reich  zu  kurzer  Darstellung 
zu  bringen  erhalten  endlich  unter  Justinian  ihren  Abschluß 
durch  das  Corpus  iuris.  Sonst  ist  es  fortwährend  vorzugsweise 
die  Geistlichkeit  durch  welche  die  Literatur  Pflege  findet;  noch 
am  Ende  des  Jahrhunderts  geschieht  es  durch  den  römischen 
Bischof  Gregor  I.,  und  schon  ins  J.  529  fallt  die  Gründung  des 
Benedictinerordens. 

1.  Anon.  Vales.  79  rex  Theodericus  inlitteratus  erat  et  sie  obrtUo 
sensu  ut  in  decem  annos  regni  sui  quattuor  lüteras  subscriptionis  edicti  sui 
discere  nullatenus  potuisset.  de  qua  re  laminam  auream  iussit  interrasilem 
fieri  quattuor  litteras  legi  (JBebnays,  ges.  Abhh.  2,  323)  habentetn;  unde  si 
sub8cribere  volumet  posita  lamina  super  chartam  per  eam  pennam  duceret. 
Lobrede  auf  ihn  von  Ennodias,  s.  §  479,  2. 

2.  lustinianus,  geb.  482,  Kaiser  seit  627,  f  565. 

3.  Vettius  Agorius  Basilius  Mavortius,  Cos.  527,  und  sein  Gehilfe 
bei  dem  Verbessern  von  Handschriften,  Felix  orator  urbisRomae;  s.  §  240,6, 
vgl.  §  436,  5.  452,  6.  Vgl.  OKbller,  Epilegom.  zu  Horaz  785.  Den  Namen 
Mavortius  (ob  desselben?)  trägt  der  cento  vergilianus  des  cod.  Salnias. 
über  das  Urteil  des  Paris  (AL.  10  PLM.  4,  198),  und  auch  der  de  ecclesia 
(AL.  16  PLM.  4,  214;  auch  herausgg.  von  KSchbkkl  im  Corp.  serr.  eccles. 
lat.  Vindob.  16,  621)  scheint  demselben  anzugehören.  Vgl.  nach  V.  110 
Cum  Mavortio  (so  Iukktus  richtig,  trotz  Schenkl  aO.  565:  die  Hs.  abortiv, 
in  der  Aufschrift  des  iudic.  Par.  hat  die  Hs.  Maborti)  clamaretur  *Maro 
iunior',  ad  praesens  hoc  recitavit  usw.  Riese  aO.  1,  p.  xxvm.  WHDSu- 
bingar,  Anonymi  cento  vergilianus  de  ecclesia,  Utr.  1867.  FLatemdorp,  JJ. 
103,  861. 

4.  Q.  Äurelius  Memmius  Symmachus  v.  c.  et  tnZ.  ex  cons.  ord. 
(Cos.  485)  ac  patricius  (so  nennt  ihn  sein  Schwiegersohn  Boethius  in  der 
Widmung  Beiner  Schrift  de  trinitate,  Useneb,  aO.  15),  war  ein  würdiger 
Nachkomme  seines  Urgroßvaters,  des  Redners  Symmachus  (§  425,  2).  Kr 
wird  öfters  bei  Ennodius  erwähnt.  Von  ihm  heißt  es  im  aneedot.  Holden 
(vgl.  dazu  GSchepss,  NArchfältdGesch.  11,  126):  vir  pkilosophus  qui  antiqui 
Catonis  (des  Uticensis)  fuit  noveüus  itnitator,  sed  virtutes  veterum  sanctU- 


§  477  Mavortius.  Symmachus.  Deuterius.  1229 

sima  religione  transcendit  .  .  dixit  sententiam  pro  allecticiis  in  senaiu  .  . 
parentesque  (gemeint  ist  der  ältere  Nicomachus  Flavianue:  über  ihn  und 
seine  Verschwägerung  mit  den  Symmachi  s.  §  428)  suos  imitatus  historiam 
quoque  Bomanam  Septem  libris  edidit.  Ans  dieser  römischen  Geschichte  hat 
sich  ein  Brachstück  bei  Iordanis  de  reb.  get.  16  erhalten  (ut  dicit  Symmachus 
in  quinto  suae  historiae  libro,  HPktkr,  hist.  rom.  fr.  370).  Anch  besorgte 
er  (gleich  den  jüngeren  Nicomachi  §  428,  2.  3)  kritische  Ausgaben:  zB.  von 
Macrob's  somnium  Scipionis,  wie  die  Unterschrift  der  Hss.  lehrt  (§  444,  8). 
—  Außer  der  Schrift  de  trin.  widmete  Boethias  dem  Symm.  auch  seine 
Arithmetik,  desgleichen  widmete  Priscian  demselben  seine  kleineren  Schriften 
(§  481,  4).  Symm  ach  us  wurde  kurz  nach  Boethius  J.  526  hingerichtet. 
OJahn,  Leipz.  SBer.  1861,  347.  JBRossi,  inscriptt.  christ.  1,  p.  443.  Hüsenkb, 
anecd.  Holderi  (Bonn  1877)  17.     Vgl.  noch  §  451,  2. 

5.  Deuterius,  Lehrer  der  Grammatik  und  Rhetorik  zu  Mailand,  von 
Ennodius  oft  mit  Lob  überschüttet.  Er  empfiehlt  (dict.  8  u.  9)  dem  Deu- 
terius seinen  Neffen  Lupicinus  und  den  Arator  als  Schüler.  Er  preist  ihn 
in  einem  scherzhaften  Gedichte  (2,  104,  verendet  Calvities)  und  tröstet  ihn 
in  einem  Briefe  (1,  19)  wegen  seiner  Augenleiden  (tua  lumina  nübe  doloris 
Jiebetantur,  cuius  tarn  clara  sunt  carmina?).  Poetischer  Bettelbrief  in  seinem 
Namen  bei  Emnod.  carm.  1 ,  2  (Deut.  v.  8.  grammaticö).  Vgl.  noch  Ennod. 
dict.  24.  carm.  2,  90.  —  Zweifelhaft  ist  seine  Gleichsetzung  mit  dem  Deu- 
terius scholasticus  in  der  Unterschrift  bei  Martianus  Capeila  (§  462,  6). 
Vgl.  OJahh,  Lpz.  SBer.  1851,  360. 

6.  Aufzählung  der  rednerisch  gebildeten  Adeligen  Roms  bei  Ennod. 
opusc.  6,  p.  408  fll.  Hartel:  Faustus  (cos.  490,  Latiaris  flumen  eloquii,  auch 
Dichter,  er  besang  den  Corner-See,  Ennod.  epp.  1,  6;  ferner  carm.  1,  7  in 
veterem  morem  pangit  nova  carmina  Faustus)  und  sein  Sohn  Avienus  (cos.  501), 
die  patricii  Festus  (cos.  472),  Symmachus  (A.  4),  Probinus  (cos.  489),  Ce- 
thegus  (=  Rufius  Petronius  Nicomachus  Gethegus,  cos.  504.  HUsbneb, 
anecd.  Holderi  6.  Unten  §  483,  2),  Boethius,  Agapitus  (cos.  517),  Probus. 
Dazu  Olybrius  (Ennod.  carm.  1,  8),  und  außerhalb  Roms  Parthenius  (Aratob 
ep.  ad  Parth.  19  ff.).  Vgl.  §  476,  7.  Faustus  verfaßte  auch  Gedichte  in 
mehreren  Büchern  (Ennod.  carm.  1,  7.  2,  3.  143).  Sitte  der  Öffentlichen 
recitationes  noch  in  diesem  Jahrh.  in  Italien:  Ennod.  carm.  1,  9  praef. 
cur  redtet  publice  quem  laus  nee  decet  publica  nee  delectat?  Vgl.  §  491,  2. 
In  diese  Zeit  mag  auch  gehören  Euclerius  (?  Eucherius,  etwa  der  öfters 
bei  Apoll.  Sid.  vorkommende  Eucherius  v.  ill.  und  Senator,  Greg.  Tur. 
2,  20?)  welcher  AL.  789  Gott  «  Christus  in  einem  kurzen  Gebet  um 
Erleuchtung  im  Berufe  (eines  Rechtskundigen)  anfleht. 

7.  Die  gewöhnlich  dem  sechsten  Jahrhundert  zugewiesene  (Epistola 
Valerii  ad  Rufinum  ne  uxorem  ducat ',  gedruckt  in  Hieronym.  Opp.  XI  (vgl. 
LMülleb,  JJ.  96,  790)  stammt  vielmehr  erst  aus  dem  dreizehnten  und  ist 
verfaßt  von  Walter  Map  (Mapes,  seit  J.  1196  Archidiakonus  in  Oxford), 
wie  dieser  selbst  in  s.  Schrift  de  nagis  curialibus  p.  142  Wright  berichtet. 
MHertz  Tor  s.  größeren  Gellius-Ausg.  2,  p.  xxx. 

8.  Die  herrschende  Ansicht  der  Zeit  über  die  Philosophie  spricht 
Gbeoor.  Tue.  aus,  Mirac.  1,  praef.  philosophorum  inimicam  deo  sapientiam. 
Vgl.   Ennod.  euchar.  p.  396,  13  Hartel   illa  saecularis  pompae  philosophia 


1230  Die  Kaisereeit.    Sechstes  Jahrhundert 

(=  die  Medizin).    Vbnant.  Fort.  ep.  6,  1  gesieht:  Plaio,  Aristoteles,  Gkry- 
sippus  vel  (et)  Pittacus  mihi  vix  opinione  noti  sunt. 

9.  Von  dem  fränkischen  König  Chilperich  (f  684)  erzählt  Gregor  tos 
Tours  (hist.  Franc.  6,  46):  confecit  duos  libros  quasi  Sedulium  imüatus, 
quorum  versiculi  debiles  nullis  pedibus  subsistere  possunt,  in  quibus,  dum 
non  inteUegebat ,  pro  longis  syllabis  breves  posuit  et  pro  brevibus  longa» 
statuebat;  et  alia  opuscula,  vel  hymnos  sive  missas.  An  König  Charibert 
preist  Vbnant.  Fort.  carm.  6,  2  gewandte  Handhabung  der  lateinischen 
Sprache.  Das  älteste  Denkmal  einheimischer  Poesie  der  Franken,  der 
Prolog  zum  Volksrechte  der  Salier,  ist  lateinisch  und  hat  rhythmische  Form; 
WWattkkbach,  D.  Geschichtsq.  I6,  87. 

10.   Gregor.  Tur.  4,  47  über  Andarchius:   de  operibus    Virgüii,  legis 
Theodosianae  libris  arteque  calculi  adprime  eruditus  est. 

11.  Eifriges  Anfertigen  von  Handschriften  bes.  in  Mittel-  und  Unter- 
italien; s.  §  483.  §  494,  3,  und  die  Unterschriften  in  der  Fuldaer  Hs. 
(§  434,  6  Z.  31)  der  Vulgata :  Victor  .  .  episeopus  Capuae  legi  VI  non.  maias 
(des  J.  546),  sowie  in  einer  Dijoner  von  Augustin.  de  trinit.:  emendavi  .  • 
VI  kal.  tun.  (des  J.  559)  in  provincia  Campania  etc.  AReipferscheid  im 
Bresl.  Ind.  lect.  1872  f.  p.  8.  In  einem  cod.  Casinensis  (einer  lat  Übers. 
des  Origenes) :  Donatus  .  .  presbyter  proprium  codicem  in  casteüo  Lucuttanc 
(bei  Neapel)  infirmus  legi  (J.  569),  Rkiffkrscheid  aO.  p.  3.  Aus  Afrika 
(ebd.  p.  2)  in  Rom  eine  Hs.  des  Hilarius  (§  418,  2)  mit  der  Unterschrift: 
contuli  .  .  apud  Casulas  constituius  anno  XIV0  Thransamund  regis  (J.  509  f.). 
Aus  8.  VI  ist  der  Leiden  sie  Voss.  Q.  9,  s.  Ribse's  AL.  1,  p.  18—20,  vgl. 
p.  xii.  Vgl.  auch  §  487,  4.  Aus  derselben  Zeit  Hss.  des  Cyprianus  in  Paris 
und  Turin;  s.  WHartel's  Ausg.,  praef.  p.  ii.  Anderes  s.  oben  §  400,  5. 
425,  4.    432,  6.   436,  5.  441,  4  E.  472,  1.  473,  7. 

478.  Durch  Charakter  wie  Bildung  ragt  hervor  in  dieser 
Zeit  der  vornehme  Römer  Anicius  Manlius  Torquatus  Severinus 
Boethius,  Cos.  510,  durch  Theoderich  hingerichtet  J.  524. 
Von  seiner  edlen  Gesinnung  wie  seiner  Vertrautheit  mit  dem 
Geiste  und  der  Form  der  klassischen  Vergangenheit  bietet  ein 
glänzendes  Zeugnis  die  von  ihm  im  Gefängnis  verfaßte  Schrift 
de  consolatione  philosophiae,  in  fünf  Büchern.  Außerdem  be- 
sitzen wir  von  ihm  zahlreiche  Übersetzungen  griechischer  Werke 
philosophischen  und  mathematischen  Inhalts.  Insbesondere  durch 
seine  Übersetzungen  und  Bearbeitungen  der  aristotelischen  Logik 
gewann  er  großen  Einfluß  auf  die  mittelalterliche  Scholastik. 
In  seiner  Jugend  schrieb  er  auch  einige  christlich -theologische 
Schriften. 

1.  Anicius  Manlius  Severinus  Boethius  v.  e,  et  inl.  ex  cos.  ord.  (ex 
*u*9-  off.)  patricius  heißt  Boethius  in  den  Subscriptionen  seiner  Werke; 
Hüsbneh,  anecd.  Hold.  40.  46.  Daß  Boethius  (Boeing)  zu  schreiben  sei, 
nicht  mit  den  meisten  Hss.  und   Inschriften  das  plebejische  Boeiius  zeigt 


§478  Boethius.  1231 

Usehsr  ebd.  43.  Er  war  geb.  um  480,  vermählt  mit  Rusticiana,  der  Tochter 
dea  Symmachus  (§  477,  4),  hatte  den  Theoderich  J.  600  im  Senat  mit  einer 
zierlichen  Rede  begrüßt  und  wurde  von  diesem  mannigfach  verwendet. 
Schreiben  des  Theoderich  an  Boethius  in  Cassiodob's  var.  1,  10.  45.  2,  40. 
Lobrede  auf  Theoderich  von  Boethius  im  Senat  beim  Antritt  des  Consulats 
seitens  seiner  beiden  Söhne  (J.  522)  gehalten,  anecd.  Hold.  13.  consol.  2,  3. 
Als  aber  der  oströmische  Kaiser  Justin  versuchte  Theoderich's  Thron  da- 
durch zu  untergraben  daß  er  Italien  gegen  die  arianischen  Goten  aufhetzte, 
uod  die  national  römische  Partei  in  den  Verdacht  geriet  darauf  einzugehen, 
ward  B.  in  die  Verwicklung  hineingezogen.  Seine  freimütige  Verteidigung 
des  Senators  Albinos,  welcher  geheimen  Briefwechsels  mit  Justin  bezichtigt 
war,  wurde  von  Gegnern  benützt  um  auch  ihn  bei  Theoderich  anzuschwärzen. 
Da  seine  unabhängige  patriotische  Haltung  während  seines  ganzen  Lebens 
der  Anklage  Schein  genug  geben  mochte,  wurde  B.  in  Calvenzano  in  Haft 
gehalten,  von  dem  unterwürfigen  Senat  angehört  verurteilt  und  unter  Mar- 
tern (Anon.  Valbs.)  hingerichtet.  Sein  Tod  dnrch  den  arianischen  Goten- 
könig, die  Verwechslung  mit  anderen  des  Namens  Severinus,  sowie  seine 
theologischen  Schriften  brachten  den  B.  später  in  den  Ruf  eines  Märtyrers 
für  Beinen  katholischen  Glauben  und  in  den  Geruch  der  Heiligkeit.  Vgl. 
A.  2.  3.     Trüffel,  PRE.  1»,  2415. 

2.  Emnodiub  ep.  7,  13  an  Boethius:  tu,  emendatissime  hominum,  .  . 
quem  in  annis  puerüibus  .  .  industria  fecit  antiquum,  qui  per  düigentiam 
imples  otnne  quod  cogitur,  cui  inter  vitae  exordia  Indus  et  lectionis  assiduitas, 
.  .  in  cuius  manibu8  duplicato  igne  rutilat  qua  veteres  face  fulserunt.  Theo- 
derich (bei  Cas8iod.  var.  1,  45)  an  B.:  te  multa  eruditione  saginatum.  .  . 
translationibus  tuis  Pythagoras  musicus,  Ptölemaeus  astronomus  leguntur 
Itali.  Nicomachus  arühmeticus ,  geometricus  Euclides  audiuntur  Ausoniis. 
Plato  theologus,  Aristoteles  logicus  quirinali  voce  disceptant.  meehanicum 
etiam  Archimedem  Latiälem  ßiculis  reddidistu  et  quascunque  disciplinas 
vel  artes  fecunda  Graccia  per  singulos  viros  edidit  te  uno  auctore  pairio  ser- 
mone  Borna  suscepit  usw.  Vgl.  Prokop.  Goth.  1,  1  (p.  11  Bonn.)  und 
das  mittelalterliche  Epigramm  auf  ihn  AL.  764.  Diese  Tätigkeit  ging 
bervor  aus  warmer  Begeisterung  für  die  alte  Literatur  und  die  alte  Zeit; 
vgl.  praef.  zum  comm.  in  Aristot.  categ.  1.  II  (bei  Miqnb  64,  201):  etsi  nos 
eurae  officii  consularis  (J.  510)  impediunt  quo  minus  in  his  studiis  omne 
otium  plenamque  cur  am  consumamus,  pertinere  tarnen  videtur  ad  aliquam 
reip.  euram  elucubratae  rei  doctrina  cives  instruere  etc.  Die  Oberzeugung 
des  B.  war  daher  schwerlich  wesentlich  verschieden  von  der  des  Ahns  seiner 
Frau  (§  425,  9),  so  gewiß  er  sich  auch  zum  Christentum  bekannte.  KSchenkl, 
Verhandl.  der  Wiener  Philologenvers.  (Wien  1869)  79.  CbJoübdaih,  mem. 
pr£s.  par  divers  ä  l'acad.  des  inscript.  1,  6,  1,  880;  vgl.  comptes  rend.  1860 
4,  17.  AHildsbrand,  B.  u.  seine  Stellung  zum  Christentum,  Regensb.  1885. 
GBoissisb,  journ.  des  sav.  1889,  449. 

3.  Die  Schrift  de  consolatione  (verfaßt  J.  623/4)  beginnt  mit  einer 
Klage  im  elegischen  Maß  über  die  jetzige  Lage  ihres  Verfassers:  Carmina 
qui  quondam  studio  florente  peregi  (ein  Carmen  bucolicum  nennt  als  von  B. 
verfaßt  das  anecd.  Holden)  flebilis,  heus,  maestos  cogor  inire  modos  usw. 
Da  erscheint  ihm  die  Philosophie  und  tröstet  ihn  über  sein  Schicksal  durch 


1232  Die  Kaiserzeit.     Sechstes  Jahrhundert. 

eine  Art  Theodicee.  Die  Trostgründe  sind  rein  philosophische,  welche  für  die 
spezifisch  christlichen  kaum  Raum  lassen.  Die  zu  Tage  tretende  Denk- 
weise ist  ein  überwiegend  platonisch  gefärbter  Eklekticismns.  Zn  allen 
positiven  Religionen,  auch  der  christlichen,  hat  der  Verfasser  die  kühle 
Stellung  eines  vornehmen  gebildeten  Mannes:  er  hütet  sich  sie  zu  bestreiten, 
aber  für  seine  Person  hält  er  sie  sich  vom  Leibe  und  sucht  seine  geistige 
Nahrung  anderswo.  Überall  Beweise  edler  Gesinnung,  eines  Strebens  nach 
den  höchsten  Zielen  der  Menschheit,  manchmal  wahrhaft  religiöse  Stim- 
mung, aber  immer  frei  von  spezifisch  christlicher  Färbung.  Er  beruft  sich 
niemals  auf  die  christlichen  Schriften,  niemals  auf  die  christliche  Kirche 
und  ihre  Dogmatik  und  nennt  niemals  den  Namen  Christi;  desto  häufiger 
nennt  er  Piaton,  Aristoteles  (dessen  Protreptikos  stark  benutzt  scheint; 
JBywatkr,  journ.  of  philol.  2,  69.  Usbner,  aneed.  Holderi  61.  HDjbls, 
Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  1,  486),  Cicero,  Seneca.  Vgl.  FNitzsch  aO.  42. 
EZbt.lrr,  Philos.  d.  Gr.  S,  28,  866.  Wenn  die  heidnischen  Götternamen 
(insbes.  Phoebus,  die  Musen,  Ceres  u.  a.)  Öfters  vorkommen,  so  ist  das 
schwerlich  ernstlicher  gemeint  als  bei  den  Schriftstellern  des  18.  Jahrb. 
Die  Sprache  ist  die  gezierte  und  manierierte  seiner  Zeit,  doch  gemäßigt 
durch  ein  nüchtern  syllogistisohes  Element.  Die  Form  ist  teils  dialogisch, 
teils  bat  sie  Ähnlichkeit  mit  der  satura  Menippea,  sofern  die  prosaische 
Rede  häufig  in  der  Weise  des  Martianus  Capeila  durch  metrische  Stacke 
unterbrochen  wird.  Diese  (89  an  der  Zahl)  haben  die  mannigfaltigsten 
einfachen  (iamb.  troch.  daktyl.  anap.  logaödischen)  und  zusammengesetzten 
ein-  und  zweizeiligen  Formen,  von  denen  nicht  wenige  von  Boethius  seihst 
erfunden  sind;  Übersicht  in  Peipbr's  Ausg.  p.  219;  vgl.  ebd.  p.  xxixii.  Im 
Sprachlichen  dieser  Gedichte  sind  Seneca's  Tragödien  ßtark  ausgebeutet; 
s.  das  Stellen  Verzeichnis  bei  Pbiper  aO.  228.  Formell  zeigt  der  Verfasser 
zwar  nicht  immer  Strenge,  aber  Bicher  große  Gewandtheit  Vgl.  AEbbxt, 
LdMA.  1',  489. 

4.  Zahlreiche  Hss.  der  consol.  von  s.  IX/X,  s.  Pbipkr  vor  8.  Ausg. 
Vgl.  auch  GSohepss,  hs.  Studd.  zu  B.  de  consol.,  Wttrzb.  1881.  Ed.  pr.  Nürab. 
1473  (per  ACoburobr);  spater  zB.  cum  comment.  Thomb,  Köln  1604;  in 
usum  Delphini  cum  nott.  PCALLYi^Par.  1680;  cum  nott.  PBkrtii,  Leid.  1671; 
cur.  JAVulpio,  Padua  1721  u.  1744;  cum  nott.  varr.,  Glasgov.  1761;  be- 
sonders die  von  ThObbabius  (ad  opt.  libr.  mss.  fidem  rec.  et  prolegg.  instr.)i 
Jena  1843  und  von  RPetper,  accedunt  eiusdem  atque  incertorum  opuscola 
sacra  (s.  A.  6),  Lps.  1871.  Über  die  zahlreichen  mittelalterlichen  Commen- 
tare,  Übersetzungen  und  Nachahmungen  der  consol.  s.  Pbipkr  vor  s.  Ausg. 
p.  xxxxr.  Für  die  Kritik  des  lat.  Textes  (auch  der  aristotel.  Kateg.  u.  **pl 
£q(jl.)  sind  auch  zu  beachten  die  Arbeiten  Notkbr's  ;  vgl.  Schriften  Notker's  u. 
s.  Schule,  herausgg.  von  PPipkr,  Freib.  1882—1888  III.  —  PLamkn,  quaestt. 
Boet.  in  der  Bymb.  pbilol.  Bonn.  261.  R Volkmann,  in  B.  de  cons.  phil* 
libros  commentariolum  criticum,  Jauer  1866.    HNolte,  ZföG.  31,  87. 

6.  Andere  philosophische  und  mathematische  Schriften:  Cassiojx»  im 
Anecd.  Holderi  p.  4  über  Boethius:  in  opere  artis  logicae  id  est  diaUetieat 
transferendo  ac  mathematicis  diseiplinis  talis  fuit  ut  anHquos  auetores  aut 
aequiperaret  aut  vinceret.  Erhalten  sind  Übersetzungen  und  (oder)  Commen- 
tare    zu    samtlichen    Teilen    des    aristotelischen    Organon,     nämlich   den 


§  478  Boethius.  1233 

xatrjyoQÜn  (libri  IV,  verfaßt  J.  510),  zu  neql  igprivBiag,  und  zwar  hier  in 
zwei  Bearbeitungen,  deren  erste  das  elementare  Verständnis  vermittelt  in 
2  Büchern,  deren  zweite  das  behandelt  quod  dltius  acumen  considerationis 
poscit  in  6  BB.  (verfaßt  J.  507 — 9,  Usenbb,  Deutsche  Lit.  Ztg.  1880,  370. 
Boetii  comment.  in  Arist.  n.  sqi*.,  rec.  CMbiseb,  Lps.  1877.  80  II;  über  den 
Wert  der  Übersetzung  für  den  griechischen  Text  s.  CMeisbb,  JJ.  117,  247), 
sodann  zu  den  dvalvzina  (nQÖtSQcc  und  vgxsqcc),  zu  den  xonwu  (der  Com- 
mentar ist  verloren)  und  itsql  co<pioxi%mv  kXiy%mv.  Boethius  in  Aristot.  n. 
£?p.  2,  2,  3  p.  79  Meis.  äußert  die  Absicht  den  ganzen  Piaton  und  Aristo- 
teles zu  übersetzen  und  zu  erläutern.  —  Commentar  zu  Cicero's  Topica, 
davon  erhalten  B.  1— 5  und  ein  kleiner  Teil  von  B.  6,  reichend  bis  Cic. 
top.  76.  Eine  anschließende  Fortsetzung  zu  top.  76.  77  aus  Paris.  7711 
8.  XII  bei  Orblli  aO.  390  (de  dis  et  praesensionibus)  gehört  nicht  dem 
Boethius,  sondern  stammt  erst  aus  dem  MAlter.  ThStakgl,  JJ.  127,  193.  285. 
Gedruckt  ist  der  Commentar  zB.  in  Orblli' s  Cic.  5,  1,  269.  ThStangl, 
Boethiana  vel  Boetn.  comm.  in  Cic.  Top.  emendat.  ex  VIII  codd.  cum 
ob8S.  gramm.,  Gotha  1882.  Vgl.  §  182,  6,  1.  —  In  Porphyrium  (dessen 
elcccycoyr}  stg  zag  'AQiaxot*  %axr\yoQ.)  a  Victorino  (§  408,  2)  translatum  (vor 
J.  510)  dialogi  II.  In  Porph.  a  se  translatum  libri  V.  —  De  categoricis 
syllogismis  libri  II  (dazu  introductio  ad  categ.  syll.).  De  hypotheticis 
syllogismis  11.  IL    De  divisione.    De  differentiis  topicorum  (U.  IV). 

Unsere  handschriftl.  Oberlieferung  der  letztgenannten  Schriften  geht, 
wie  namentlich  aus  den  Subscriptionen  im  Aurelian.  223  b.  X/XI  (4*  Ash- 
burnham.  nr;  31  Libri)  erhellt,  auf  ein  von  dem  §  481,  3.  482,  2  genannten 
Theodorus  geschriebenes  und  von  Martius  Novatus  Benatus  v.  c.  et  sp. 
durchgesehenes  Exemplar  zurück.  Montfaucon,  bibl.  bibliothecarum  2,  HSOd 
erwähnt  aas  einem  SGerm.  unter  Schriften  des  Boethius  eine  Subscriptio 
des  Theodorus,  wonach  dieser  Mavortio  consüle  (s.  §  481,  3)  indicHone  V  mit 
eigener  Hand  ex  authentico  Flaviani,  eines  Schülers  Priscian's  (?),  abge- 
schrieben habe.  OJahn,  Lpz.  SBer.  1851,  354;  ARbiffebschbid,  bibl.  patr. 
2,  362.  üsbkbb  aO.  47  und  besonders  GSchbpss,  BltbayrGW.  24,  24.  —  Im 
B.  4  jener  diff.  top.  p.  880  ed.  Bas.  steht  was  AMai,  class.  auctt.  3,  817.  327 
fälschlich  als  zwei  noch  unbekannte  Abhh.  des  Boeth.  (communis  speculatio 
de  rhetoricae  cognatione  und  locorum  rhetoricorum  diatinctio)  heraus- 
gegeben hat.  (Was  bei  Mai  aO.  331  als  angeblich  dem  B.  angehörig  folgt 
ist  'Franconis  [s.  XI]  ex  opere  de  quadratura  circuli  specimen'.)  —  Die  in 
den  Ausgg.  dem  B.  beigelegte  Schrift  de  definitione  gehört  vielmehr  dem 
Marius  Victorinus  (s.  §  408,  2).  Über  Boethius1  logische  Schriften  s.  bes. 
KPbantl,  Gesch.  d.  Log.  1,  679.  —  De  institutione  musica  11.  V  (übertragen 
und  erklärt  von  OPaul,  Lpz.  1872).  —  De  institutione  arithmetica,  vgl. 
FGustafbson,  de  codd.  Boet.  de  inst,  arithm.  Bernensibus  in  Act.  soc.  Fenn. 
Helsingf.  11  [1879],  841.  Über  die  Turiner  Fragmente  aus  Bobbio  s.  Lpz. 
Studien  1,  379.  Für  die  Kritik  ist  wichtig  der  sog.  Über  mathematicalis  des 
h.  Bernward  zu  Hildesheim.    HDükeb,  Hildesh.  Progr.  1875. 

De  geometria:  Boethius  schrieb  darüber:  vgl.  Casbiod.  de  geom. 
p.  577  ex  quibu8  (den  griechischen  Geometern  Euclides,  Apollonius,  Archi- 
medes)  Euclidem  translatum  in  Bomanam  linguam  . .  .  Boethius  dedit  und 
var.  1,  45  (oben  A.  2  Z.  7)  und  den  Reichenauer  Bibliothekkatalog  vom 

Tzuttbii-Sohwabb,  BOm.  Lit.-Ge»ch.    6.  Aufl.  *  78 


1234  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

J.  821  bei  GBeckeb,  catal.  bibliothec.  antiq.  nr.  6,  356  (De  opusculis  Boetii 
de  arithmetica  lib.  II  de  geometrica  lib.  III  et  de  diabetica).  Ob  aber  die 
unter  dem  Namen  des  B.  überlieferte  Geometrie  von  Cassiodob  aO.  erwähnt 
wird  ist  deshalb  sehr  zweifelhaft  weil  diese  nicht  eine  Übersetzung  des 
Euklid  giebt,  wie  Cassiod.  sagt,  sondern  nur  manches  Euklidische  mitfahrt, 
weil  sie  größte  Unwissenheit  und  Unklarheit  verrät,  wahrend  B.s  Arith- 
metik sachkundig  und  verständig  ist,  endlich  weil  in  der  vorliegenden 
Schrift  p.  397,  3  Friedl.  die  indischen  (arabischen)  Ziffern  erwähnt  werden, 
welche  dem  Altertum  sonst  ganz  unbekannt  sind.  Das  Werk  ist  deshalb 
wohl  dem  MAlter  zuzuweisen.  So  GFbiedleih,  Gerbert,  die  Geometrie  des 
B.  und  die  indischen  Ziffern,  Erl.  1851  (vgl  FHültsch,  JJ.  87,  422);  zur 
Frage  über  die  Echtheit  der  Geom.  d.  B.f  JJ.  87,  425  und  in  s.  Ausgabe 
HWeissenbobn,  Zeitschr.  f.  Mathem.  u.  Phys.,  lit.-gesch.  Abt.  Suppl.  24 
(1879),  190;  zur  Boetius-Frage,  Eisenach  1880.  LHeiberq,  Phil.  43,  507. 
Dagegen  verficht  die  Echtheit  MCantob,  mathemat.  Beitr.  zum  Culturleben 
(1863)  181.  199;  röm.  Agrimensoren  (1875)  130.  216;  Zeitschr.  f.  Mathem. 
u.  Phys.,  lit.-gesch.  Abt.  22,  184;  Jen.  Lit.-Ztg.  1879,  172;  Gesch.  der 
Mathem.  1,  630.  —  S.  auch  ENardücci,  un  manuscritto  (saec.  XIII)  .  .  . 
contenenfce  gli  apici  (Zahlzeichen)  di  Boezio,  Rom  1877  (Acad.  dei  Lincei, 
Scienze  mat  e  nat.  1,  503).  —  Boetii  de  instit.  arithm.  libri  II,  de  instii 
mus.  libri  V.  acc.  (bes.  aus  Erlang.  288  s.  XI)  geometria  quae  fertur  Boetii 
ex  libris  mss.  ed.  GFribdlein,  Lps.  1867.  Mit  dieser  Geometrie  des  Boethius 
ist  nicht  zu  verwechseln  die  sog.  demonstratio  artis  geometricae  (§  844,  7), 
welche,  mit  jener  in  alten  Ausgaben  zusammengeflossen  ist.  Gedruckt  zu- 
letzt in  der  Berliner  Ausgabe  der  Feldmesser  1,  398  und  daselbst  Lachmaitk 
2,  79. 

6.  Boethius  de  s.  trinitate  (gewidmet  seinem  Schwiegervater,  §  477,  4); 
utrum  pater  et  filius  et  Spiritus  sanetus  de  divinitate  substantialiter  prae- 
dicentur;  quomodo  substantiae  in  eo  quod  sint  bonae  sint  cum  non  sint  sub- 
stantialia  bona  (beide  lohannes  diaconus  gewidmet);  über  contra  Eutychen 
et  Nestorium,  alle  am  besten  in  Peipeb's  Ausg.  der  consol.  A.  4;  die  Unecht- 
heit  dieser  christlich  theologischen  Abhandlungen  hat  nach  anderen 
besonders  FNitzsch,  d.  System  d.  B.  und  die  ihm  zugeschriebenen  theo- 
logischen Schriften,  Berl.  1860  behauptet,  namentlich  wegen  der  Unver- 
einbarkeit der  Grundanschauungen  derselben  mit  denen  in  den  BB.  de 
consolatione.  Aber  es  werden  von  Cassiodor  (s.  HUskneb's  Anecdotum 
Holderi  p.  48)  unter  den  Schriften  des  Boethius  ausdrücklich  genannt: 
scripsit  librum  de  s.  trinitate  et  capita  quaedam  dogmatica  et  librum  contra 
Nestorium.  Vgl.  Peipeb's  Ausg.  p.  xxn.  Useneb,  aneed.  Hold.  48.  Dieses 
Zeugnis  des  sachkundigsten  Zeitgenossen  sucht  vergebens  FNitzsch,  Jen. 
LZ.  1877,  714,  durch  Annahme  eines  spateren  Einschiebsels  in  die  Worte 
Cassiodor's  zu  entkräften.  Vgl.  noch  JDräseke,  Jahrbb.  f.  protest.  TheoL 
12,  312.  CKbikg,  Jahrb.  d.  Görres-Gesellsch.  1884,  23.  Pbietzel,  B.  und 
s.  Stellung  z.  Christentum,  Löbau  1879.  AHildebband,  B.  u.  s.  Stellung  z. 
Christentum,  Begensb.  1885.  Vgl.  A.  2  E.  —  Dagegen  wurden  mit  Unrecht 
dem  Boethius  beigelegt  de  fide  catholica,  de  umtäte  et  uno  und  de  diseiplina 
scholarium:  die  letzte  hat  einen  Brabanter  Mönch  des  13.  Jahrh.  Namens 
Thomas  (Brabantinus  Cantipratanus)  zum  Verfasser. 


§  478  Boethius.    §  479  Ennodius.  1235 

7.  Gesamtansgaben  der  Schriften  des  B. :  Yen.  1491.  1492  (cum  comm. 
8.  Thomae).  Bas.  1546.  1570  (ex  rec.  Glabkani).  Alles  mit-  und  durch- 
einander bei  Mignb  B.  63.  64.  —  Über  Boethius  zB.  CGHbyne,  op.  6,  144. 
CFBergstbdt,  de  vita  et  scriptis  B.t  Upsala  1842.  JGSuttkrer,  B.  der  letzte 
Römer,  sein  Leben  usw.,  Eichst.  1852.  LCBoübqdakd,  de  B.  christiano 
viro,  philosopho  ac  theologo,  Angers  1877.  VdiGiovanni,  Boezio  filosofo  ed 
i  suoi  imitatori,  Palermo  1880.  —  GBfdnabz,  de  universo  orationis  colore 
Boethii,  Bresl.  1883. 

479.  Ein  Redekünstler  und  Versemacher  aus  der  Zeit  des 
Theoderich  ist  der  Bischof  von  Pavia,  Magnus  Felix  Ennodius 
(J.  473 — 521)  aus  Gallien.  Die  geschichtlich  bedeutendsten 
seiner  Schriften  sind  die  Biographie  seines  Vorgängers  Epipha- 
nius  und  der  Panegyricus  auf  Theoderich  (ums  J.  507),  letzterer 
maßlos  im  Preisen,  vorsichtig  im  Verhüllen  und  unerträglich 
gebläht  in  der  Form.  Die  Briefe  leiden  an  Inhaltslosigkeit ;  noch 
mehr  die  Schulreden.  In  seiner  Zeit  als  Stilist  anerkannt,  hatte 
Ennodius  Reden  und  Briefe  für  andere  zu  schreiben,  auch  Pre- 
digten für  Bischöfe.  Unter  den  Gedichten  sind  teils  größere 
Arbeiten  (Reisebeschreibungen,  ein  Epithalamium,  mehrere  Hym- 
nen), teils  kürzere  Gelegenheitsgedichte  (sogen.  Epigrammata), 
teilweise  recht  unbedeutende,  zu  Preis  wie  Unglimpf.  Verstöße 
in  der  Form  sind  nicht  selten. 

1.  Gebürtig  war  Enn.  aus  Gallien  (ep.  1,  2  vgl.  6,  24.  c.  2,  73),  viel- 
leicht aus  Arelate  und  von  vornehmer  Abkunft.  Eucharist.  (p.  398,  23 
Hart.):  tempore  quo  Italiam  optatissimus  Tkeoderici  regis  resuscitavit  in- 
gressus  (J.  489)  .  .  ego  annorum  ferme  XVI  amitae  quae  me  dluerat  .  .  so- 
lacio  privatu8  sum.  remansi  solus,  inops  etc.  poposci  in  matrimonium 
cuiusdam  nobilissimae  .  .  parvulam  filiolam,  protinus  .  .  exceptus,  .  .  ut  ali- 
mentis  affinerem,  .  .  ex  mendico  in  regem  mutatus.  A1b  aber  die  reiche  Braut 
ihr  Vermögen  verlor,  gab  Ennodius  sie  auf  und  wurde  Priester  (Vogel  vor 
s.  Ausg.  p.  vi).  Bischof  von  Ticinum  (Pavia)  seit  513?  Zweimal  (J.  615. 
517)  Abgesandter  des  Papstes  Hormisdas  an  den  o ström.  Kaiser  Anastasius 
für  die  Vereinigung  beider  Kirchen.  Frühere  Reisen  carm.  I,  1  (nach 
Brian 90 n  auf  Geheiß  eines  vates  «■  Bischofs).  5  (über  den  Po  zu  einer 
Schwester).  6  (aus  Rom  zur  See).  Er  starb  zu  Ticinum  im  J.  521.  S.  seine 
Grabschrift  im  CIL.  5,  6464  (wo  es  beißt  Ennodius  vates  .  .  pollens  eloquio, 
doctrinae  nobüis  arte).  Dieselbe  auch  zB.  in  Hartel's  Ausg.  p.609.  —  Ennodius 
gab  seine  Arbeiten  einzeln  oder  in  kleineren  Gruppen  heraus:  eine  Gesamt- 
ausgabe hat  er  selbst  nicht  veranstaltet.  Nach  seinem  Tode  scheint  eine 
solche  hastig  und  unordentlich,  doch  einigermaßen  mit  Berücksichtigung 
des  zeitlich  und  sachlich  Zusammengehörigen,  von  fremder  Hand  hergestellt 
worden  zu  sein  (A.  9).  Diese  uns  erhaltene  Sammlung  reicht  übrigens 
nur  bis  ins  J.  513. 

2.  Panegyricus  dictus  clementissimo  regi  Theoderico,  verfaßt  J.  507. 

78* 


1236  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

Trotz  aller  verschnörkelten  Geschmacklosigkeit,  trotz  ermüdendem  Schwulst 
und  gesuchter  Dunkelheit  ist  er  doch  eine  wichtige  Geschichtequelle  (Tgl. 
RKöpke,  deutsche  Forschungen  165,  bes.  173),  Manso  aO.  435.  Vgl.  MFbetig 
aO.  3.  Abgedruckt  auch  in  Sammlungen  der  panegyrici  (§  391,  3),  cum 
annotationibus  in  Manso'b  Gesch.  d.  ostgot.  Reichs  437,  vgl.  ebd.  436.  487. 
CCipolla,  archiv.  stör.  ital.  11  (1883),  358;  intorno  al  paneg.  di  Enn.  per 
Theod.,  Padova  1888.  —  Übersetzt  von  MFebtig  (Ennod.  u.  seine  Zeit  III), 
Landshut  1858. 

3.  Vita  b.  Epiphanii  episcopi  Ticinensis  (f  496,  verfaßt  um  J.  603, 
vgl.  Binding,  das  burgund.-roman.  Egr.  1,97);  b.  Antonii  monachi  Lerinensis 
(bald  nach  dessen  Tod  verfaßt).  Libellus  adversus  eos  qui  contra  synodum 
(vom  J.  502)  scribere  praesumpserunt  (für  Papst  Symmachus).  Das  sog. 
eucharisticum  de  vita  sua,  eine  kurze  Selbstbiographie,  nach  dem  Vorgänge 
von  Adgustijn'b  confessiones  in  Form  eines  Gebetes  (Festig  aO.  1,  7).  VgL 
§  474,  4.  (Paraenesis  didascalica)  Ambrosio  et  Beato  (J.  511,  Empfehlung 
der  Poesie,  verecundia,  castitas,  fides,  grammatica,  rhetorica,  eingeleitet  je 
durch  Verse).  Außerdem  werden  zu  den  opuscula  des  E.  (10  mit  dem  Paneg.) 
noch  gezählt:  praeceptum  quando  iussi  sunt  omnes  episcopi  cellulanos  ha- 
bere (J.  503),  petitorium  quo  absolutus  est  Gerontius  puer  Agapiti,  und 
zwei  benedictiones  cerei. 

4.  Die  28  dictiones  enthalten  Reden  für  andere,  Gelegenheitsreden 
(zB.  in  natali  Lauren tii  Mediolanensis  episcopi  um . J.  605)  und  Schulreden, 
von  letzteren  sieben  wirklich  in  der  Schule  gehalten  (bei  Einführung  oder 
Beförderung  von  Schülern),  16  aber  Musterreden  (10  controversiae,  6  ethicae 
oder  suasoriae),  bezeichnend  durch  die  Wahl  ihrer  Gegenstände,  welche 
sich  ganz  in  den  alten  Geleisen  bewegen;  s.  §  46,  9. 

6.  Die  von  Sirmond  wider  die  Hss.  (A.  9)  in  neun  Bücher  eingeteilten 
Briefe,  im  ganzen  297  ohne  zeitliche  Ordnung,  sind  zum  Teil  an  Männer 
von  hoher  Stellung  in  Kirche  (wie  Symmachus,  Hormisdas)  und  Staat  (wie 
Boethius  und  Liberius)  gerichtet;  an  Venantius  5,  22,  vgl.  p.  105,  10  Htl. 
u.  Gassiod.  var.  3,  8.  46.  Auch  Briefe  an  Frauen,  zB.  an  seine  Schwester 
Euprepia  (deren  Sohn  LupicinuB  oft  von  Ennodius  erwähnt  wird.  Über 
diesen  als  Herausgeber  des  Caesar  s.  §  196,  2  E.).  Alle  scheinen  von  E. 
als  Diakonus  (in  Mailand)  und  vor  J.  513  geschrieben.  S.  auch  Ussmeb, 
anecd.  Hold.  12.  öffentliche  Verhältnisse,  vollends  politische,  werden  kaum 
berührt.    Die  Schreibweise  ist  höchst  geziert. 

6.  Daß  das  Versemachen  für  einen  Priester  sich  nicht  recht  schicke 
fühlt  Enn.  so  gut  wie  Sidonius  (§  467,  6)  und  entschuldigt  es  wiederholt 
(c.  1,  6,  praef.  u.  1,  9,  praef.).  Galt  doch  die  heidnische  Mythologie  für  ein 
unerläßliches  Zubehör  der  Verse,  so  daß  auch  Enn.  den  Phoebtts,  Apollo, 
die  Venus  (bes.  1,  4),  Parcae  (1,  5.  2,  2.  109),  Pierides,  di  (2,  24,  1)  oft 
genug  in  Bewegung  setzt,  freilich  ohne  alles  Arg,  indem  ihm  zB.  Olympus 
einfach  der  christliche  Himmel  ist  (vgl.  1,  6,  29  von  Christas:  ille  per  ex- 
celsum  videat  mc  dexter  Olympum).  Aber  auch  moralische  Bedenken  hatte 
das  Versemachen,  wenn  man  anzügliche  Gegenstände  so  wenig  mied  wie 
Enn.  2,  25.  29—31.  61  ff.  69  ff.  97.  101  ff.  tut.  Daß  es  jedoch  nur  eine  Form 
der  Stilübung  war  zeigt   die  häufige  Verbindung   mit   einem   prosaischen 


§  479  Ennodius.  1237 

Vorwort  (carm.  1,  6.  7.  8.  9.  2,  160)  oder  Nachwort  (2,  107) ,  die  Verwen- 
dung Ton  Versen  als  dictiones  (carm.  1,  2.  6.  9)  und  Verostoffe  wie  carm. 
2,  23  f.  (de  eo  qui  ut  fiUutn  tnatri  reconciliaret  furtum  fecit;  de  eo  qui  dice- 
batur  tneretricis  filius  et  asellionis  esse),  vgl.  A.  4. 

7.  B.  1  der  carmina  liefert  bei  deren  Wortseligkeit  weniger  stoff- 
liche Ausbeute  als  Überschriften  wie  Itinerarium  Brigantionis  castelli,  Itine- 
rariutn  (Padi),  Dictio  Ennodii  diaeoni  quando  de  Borna  rediit  (vgl.  A.  1) 
erwarten  ließen.  Das  Epithalamium  dictum  Maximo  v.  8.  bewegt  sich  nach 
dem  Vorgange  des  Claudianus  in  einer  Mannigfaltigkeit  von  Formen  (DistM 
Tetr.  troch.,  Sapph.  Str.,  Hex.,  Hendekas.)  und  faßt  auch  das  Sinnliche  frei 
an.  Auch  1,  7  an  Faustus  (§  477,  6)  hat  vielerlei  Maß.  1,  9  episches  Ge- 
dicht zum  Geburtstage  des  Epiphanius  (s.  A.  3),  in  annum  XXX  sacerdotii 
«-  J.  496.    1,  10—21  Hymnen  im  dim.  iamb.  acat.  bes.  auf  Heilige. 

8.  Buch  2  giebt  151  kurze  Gedichte  (dazu  epist.  5,  8)  meist  im 
elegischen  und  epischen  Maß  (c.  107  sapphische  'Strophe,  ebd.  und  123 
tetr.  troch.):  Grabschriften,  zur  Einweihung  von  Kirchen,  auf  Kunstwerke, 
spottende  Epigramme  (zB.  2,  118  —  122  auf  einen  Virglliua  Maro  seiner 
Zeit,  schwerlich  den  §  497,  7  genannten;  noch  weniger  freilich  ist  man 
berechtigt  dem  Virgilius  des  Ennodius  die  Epigramme  AL.  160  PLM.  4,  158 
[nr.  164.  165]  zuzuweisen),  Gedichte  zum  Preise  bes.  von  Bischöfen  (77  ff.); 
vgl.  150  praef.  qui  miratur  officii  terminos  in  amicorum  me  laudibus 
egressum  recolat  quam  imperiosa  est  semper  affectio  etc.  De  horto  regia 
(Theoderici)  111.  De  eo  quod  Messala  consul  (J.  506)  Ennodius  in  cogno- 
mine  dictus  est  82,  vgl.  144 — 146.  Vieles  ist  so  unbedeutend  daß  es  der 
Aufbewahrung  nicht  wert  war;  Enn.  aber  bemerkt  ausdrücklich  was  ex 
tempore  (25.  57.  107)  oder  subito  (142)  gemacht  sei.  Auch  vgl.  67,  6  car- 
mina biblis  sulcavi,  tumulo  ne  tenear  moriens.  —  Ennod.  entschuldigt  carm. 
2,  67,  8  u.  sonst  etwaige  prosodische  Anstößigkeiten.  Sie  sind  am  häufigsten 
in  Eigennamen  und  Fremdwörtern.  S.  die  Nachweisungen  über  Metrik, 
Prosodie  und  Sprache  in  Hartkl's  u.  Vooel's  Ausgg.  und  von  letzterem, 
Aren.  f.  lat  Lex.  1,  267.  Von  Vorgangern  benützt  E.  besonders  den  Virgil, 
dann  auch  Ovid,  Horaz,  Sedulius,  Sidonius,  Claudian,  Lucan  u.  a. 

9.  Die  übliche  Einteilung  (nach  welcher  auch  hier  citiert  wird)  in 
Epistulae,  Opuscula,  Dictiones  und  Carmina  und  die  Unterabteilung  der 
Epistulae  und  Carmina  in  Bücher  rührt  erst  von  Sirmond  her,  die  Hss. 
kennen  sie  nicht:  in  ihnen  folgt  das  jenen  Gattungen  Zugeteilte  kunter- 
bunt durcheinander  (A.  1 E.).  Die  hs.  Reihenfolge  der  Stücke  behalt  Vogel 
in  s.  Ausg.  bei.  —  Handschriften:  die  wichtigste  Bruxell.  9845  —  48 
8.  IX,  dann  Vaticanus  8803  s.  IX/X,  325  s.  X.  Habtel  und  Vogel  vor  ihren 
Ausgg.  —  Ausgaben:  princ.  Bas.  1569.  ASchott,  Tornaci  1611.  Besonders 
von  JSihmond,  Par.  1611  (und  in  Sibmond's  opera  1,  Par.  1696  p.  1353,  Ven. 
1728  p.  871).  Bei  Migne  63,  18.  Jetzt  bes.  recens.  et  comment.  crit.  instr. 
GHabtel,  Wien  1882  (~  Corp.  serr.  eccles.  Vindob.  B.  6)  und  rec.  FVoqel, 
Berl.  1885  (-=»  Mon.  Germ,  hißt.,  Auctt.  antiquiss.  Bd.  7). 

10.  Hißt.  litt,  de  la  France  3,  96.  MFebtio,  Enn.  u.  s.  Zeit,  I  u.  II 
Paasau  1865.  III  Landshut  1868  (A.  2).  AEbbbt,  LdMA.  1\  432.  PTalini, 
Epifanio  (s.  A.  3)  ed  Ennodio  e  i  loro  tempi  in  der  Zeitschr.  gli  studi  in 


1238  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

Italia  3,  1,  u.  2.  FMaoani,  Ennodio,  Pavia  1886  III.  —  CTanzj,  cronologia 
d.  scritti  di  Ennod.,  Archeogr.  Triest.  15  (1889).  —  Kritisches:  WHartbl, 
Wiener  Studd.  2,  226.  3,  130.  LDuchesrk,  rev.  de  phil.  7,  78.  BDombakt, 
JJ.  127,  278.     PMohe,  phil.  Rundsch.  1883,  879. 

11.  Mehrfach  wird  hei  Enmodius,  dann  hei  Avitus  (ep.  38),  Cassiodob 
(var.  4,  24)  erwähnt  Helpidius  diaconus,  dessen  attica  erudüio  Ennod. 
epp.  8,  8  rühmt.  Er  wurde  Leiharzt  des  Theoderich  und  starb  um  J.  533 
zu  Spoleto.  Ihm  legt  AEbebt,  LdMA.  1*,  415,  bei  'Rustici  Elpidii  Carmen 
de  Christi  beneficiis'  in  140  formgewandten  Hexametern  (Mignk  62,  545; 
ed.  HMüller,  Qött.  1868  und  besonders  W Brandes,  Text  und  Commentar, 
Braunschw.  1890).  S.  aber  dagegen  MManitius,  RhM.  45,  153.  Vielmehr 
wird  es  dem  oben  §  468, 1.  2  Genannten  gehören,  welchen  freilich  Brandes  aO. 
von  dem  Domnulus  bei  Sidonius  trennt  und  erst  ins  6.  Jahrh.  setzt. 

480.  Von  Fabius  Planciades  Fulgentius  (um  J.  480 — 550 
in  Afrika)  besitzen  wir  vier  Schriften:  Mythologiarum  (mytho- 
logicon)  libri  III  mit  einer  Einkleidung  in  der  Weise  des  Mar- 
ianus Capeila  und  voll  abenteuerlicher  Erklärungen  der  Namen 
und  Sagen;  eine  allegorische  Auslegung  des  Inhaltes  der  Aeneis 
(Virgiliana  continentia);  eine  höchst  absonderliche  Art  von  Welt- 
geschichte (de  aetatibus  mundi),  und  endlich  eine  Ezpositio  ser- 
monum  antiquorum,  worin  der  Verf.  Belege,  wenn  sie  ihm  nicht 
zu  Gebote  stehen,  herzhaft  selbst  erfindet.  Seine  Darstellung 
bewegt  sich  in  gezierten,  schwülstigen,  abgeschmackten  Wen- 
dungen. Oft  mit  ihm  verwechselt  wurde  der  mit  ihm  ver- 
wandte Bischof  Fulgentius  von  Ruspe  in  Afrika  (J.  468—533-, 
Bischof  seit  508),  von  welchem  zahlreiche  theologische  Schriften 
auf  uns  gekommen  sind,  deren  Schreibweise  aber  ebenso  nüch- 
tern und  trocken  ist  wie  die  seines  geckenhaften  Namensvetters 
verschroben.  Zu  gleicher  Zeit  lebte  Dionysius  Exiguus,  ein 
fleißiger  Übersetzer,  einflußreicher  Hersteller  kirchenrechtlicher 
Sammlungen  und  Chronolog. 

1.  Isidor.  vir.  ill.  14  Fulgentius  Afer,  ecclesiae  Buspensis  episcopus 

.  .  scripsit  mülta,  ex  quibus  legimus  De  gratia  dei  et  Ubero  arbitrio  libros 
responsionum  VII  (gegen  Faustus  §  468,  7) ...  de  s.  trinitate  ad  Felicem  . .  . 
de  Verität e  praedestinationis  etc.  est  et  liber  altercationis  eius  quo  de  fide 
cum  Thrasamundo  rege  .  .  disputavit,  und  anderes.  .  .  claruü  sub  Thrasa- 
mundo  (J.  496—528)  rege  Vandcdorum,  Anastasio  imp.  regnante  (J.  491 — 618). 
Außer  zahlreichen  Schriften  dieses  F.  (hei  Mignk  B.  66)  besitzen  wir  auch 
eine  Vita  desselben,  wahrscheinlich  von  seinem  Schüler  (Fulgentius)  Ferran- 
dos  (s.  §  494,  5),  eine  in  ihrer  Wahrhaftigkeit  achtungswerte  Quelle  für 
die  Zeitgeschichte.    Vgl.  MBüdinqkb,  Wiener  SBer.  91,  806. 

2.  In  den  Aufschriften  der  Mythol.,  Virg.  contin.  und  Expos,  (s.  A.  4—7) 
heißt  der  Vf.  Fabius  (vgl.  p.  19  M.)  Planciades  Fulgentius  (vgl.  p.  28. 


§  480  Fulgentius.  1239 

27  M.)  v.  61.  Nur  in  der  expositio  heißt  er  manchmal  episcopus  infolge 
einer  naheliegenden  Verwechslung  mit  dem  A.  1  Genannten.  Dagegen  de 
aetat.  mundi  (A.  8)  ist  sein  Name  Fabius  Claudius  Gordianus  Fulgentius 
v.  ch  Da  Ton  den  beiden  mittleren  Namen  der  erste  Claudius  bei  dem 
Vater,  der  zweite  Gordianus  bei  dem  Großvater  des  Bischofs  (A.  1)  sich 
findet  und  den  Namen  Fulgentius  dem  späteren  Bischof  sein  Vater  gegeben 
hatte  quasi  praescius  qualis  esset  futurus  (s.  vita  Fulg.  bei  Migne  66,  117), 
also  ohne  daß  er  vorher  in  der  Familie  üblich  gewesen,  so  ergiebt  sich  daß 
der  Mytholog  Fulgentius  mit  dem  Bischof  verwandt  war,  s.  ARkifferschsid, 
RhM.  23,  136.  Im  Vorwort  der  aetat.  m.  nennt  sich  F.  mehrfach  einen 
Afrikaner,  und  daß  er  kein  Italiener  war  zeigt  p.  142  M. :  serva  istaec  tuis 
Romanis:  .  .  nobis  vero  erit  maximum  si  usw.  Vgl.  MZink  aO.  4.  Er  ist 
Christ  und  spricht  daher  von  den  pagani  als  dritten  (myth.  1,  28.  2,  9. 
3,  7.  Virg.  contin.  p.  162  M.).  Er  lebte  nach  Martian.  Cap.,  den  er  ex- 
posit.  s.  v.  eaelibaius  citiert.  Als  jüngerer  Verwandter  des  Fulgentius  von 
Kuspe  fallt  er  in  die  erste  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts.  Alles  Weitere  hängt 
ab  von  der  Deutung  der  verschwommenen  Angaben  in  der  praef.  der  myth. 
ad  Catum  presbyterum:  .  .  .  me  discedentem  a  te,  domine  dum  quasi 
urbanis  extorrem  negotiis  ruralis  otii  torpor  astringeret,  evitans  aerumnosa 
calamitatum  naufragia  quibus  publicae  incessabüüer  vexantur  actiones.  .  . 
sopitis  in  favüla  süentii  raucüonis  iurgiorum  classicis  quibus  me  galagetici 
(gaüogetici  Salmabius;  galagetici  — •  getici  MHebtz,  JJ.  108,  278;  vgl.  auch 
KSittl,  JB.  1888  2,  242)  quassaverant  impetus  defaecatam  silentio  vitam 
agere  creditabam.  .  .  tributaria  in  dies  eonventio  eompülsantium  pedibus  Urnen 
proprium  triverat,  nova  indictionum  ae  momentanea  proferens  gener a.  .  . 
addebatur  his  quod  stiam  bellici  frequenter  incursus  pedum  domo  radicem  in- 
figere  iusserant.  .  .  tandem  domini  regis  felieitas  adventantis  velut  solis  ere- 
pusculum  mundo  tenebris  dehiscentibus  pavores  extorsit  .  .  licuit  tandem 
arva  viser e.  egredimur  nauiarum  in  morem  quos  tempestatum  flamento  con- 
fractos  exoptata  reduces  excipit  ripa  .  .  .  intuemur  arva  quibus  adhuc  in- 
pressae  bellantium  plantae  muricatos,  quod  aiunt,  sigillaverunt  gressus  et  .  .  . 
hostes  in  vestigiis  pavebamus  usw.  Am  wahrscheinlichsten  bezieht  man 
diese  Andeutungen  auf  den  arianischen  Vandalenkünig  Hilderich  (J.  623— 
630),  welcher  im  Gegensatz  zu  Beinern  Vorgänger  Thrasamund  gegen  die  Ka- 
tholiken sich  milder  zeigte,  sowie  auf  dessen  Kämpfe  mit  den  eingefallenen 
Mauren  und  den  mit  ihnen  verbündeten  Goten,  welche  er  bald  nach  dem 
Antritt  seiner  Regierung  durch  die  Schlacht  bei  Capsa  siegreich  beendigte. 
ARbiffbbbcheid,  RhM.  23,  136;  JB.  1880  2,  288d.  EJunqmann,  de  Fulgentii 
aetate  et  scriptis  in  act.  soc.  phil.  Lips.  1  (1871),  63;  RhM.  32,  664.  AEbert, 
LdMA.  1*,  477.  —  Andere  Ansätze  zB.  bei  MZink  aO.  13,  LMüllkb,  JJ. 
96,  791. 

3.  Nicht  erhaltene  ältere  Schriften.  Fulg.  virgil.  cont.  p.  149  M. 
saturanter  haec  in  libro  physiologo  quem  nuper  edidimus  de  medicindlibus 
causis  et  de  septenario  ac  de  novenario  numero  etc.  qui  isla  discere  cupit 
twstrum  physiologicum  perlegat  librum.  Nach  dieser  Inhaltsangabe  hat 
dieser  Über  pbysiologus  nichts  mit  dem  sog.  Phyaiologus  zu  tun,  welcher, 
ursprünglich  griechisch  verfaßt,  in  den  verschiedensten  Übersetzungen  und 
Bearbeitungen  (auch  lateinischen,  zB.  im  Bern.  233  s.  VIII/IX,  818.  s.  IX; 


1240  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

s.  Proben  in  AMai's  class.  auctt.  7,  589)  sich  erhalten  hat;  vgl.  FHokmbl, 
die  äthiopische  Übers,  des  Physiologus,  Lpz.  1877  (Einleitung).  —  Die 
biblioth.  Vallicell.  besaß  früher  eine  jetzt  verschollene  EU.  Fulgentii  de 
musica  excerptum  ex  libro  de  ficticiis  poetarum  (KSittl,  JB.  1888  2,  242). 
—  Fälschlich  unter  des  Fulg.  Kamen  geht  im  Paris.  8012  s.  XIII  ein 
mittelalterlicher  Commentar  saper  Thebaiden  (GGoetz,  commentat.  Macrob., 
ind.  schol.  1890  p.  vi).  —  Über  die  Jugendgedichte  des  F.  s.  praefl  myth. 
p.  2  f.  M.  meas  cachinnantes  saepius  nenias  lepore  satirico  Utas,  .  .  dum 
ludicro  Thalia  ventilans  epigrammate  comoedia  solita  (est)  vemulitate  mtd- 
cere.  Proben  seiner  poetischen  Befähigung  myth.  praef.  p.  11  f.  (trochäische 
Tetrameter,  vielfach  nach  dem  Accent  gemessen,  zB.:  Thespiddes  Hippo- 
crene;  fette  grddum  pröperantes;  ubi  guttas  florulentae;  rupe  pastor  cecinit ; 
quod  cecinit  pastorali  Mdro  Silva  Mantua  etc.)  und  p.  23—25  (Hexameter). 
Virg.  contin.  p.  140  (fünf  Hexameter). 

4.  Fulg.  mythologiae  p.  SM.  parumper  auscülta  dum  tibi  (dem  pres- 
byter  Carth.  Catus)  .  .  ordior  fabulam  quam  nuper  .  .  nocturna  praesuU 
lucerna  commentus  «um,  das  Gespräch  mit  Ealliope  welches  die  Einleitung 
bildet,  ebd.  p.  20  mihi  non  cornutus  adulter  arripitur  (in  dem  Buche)  etc. 
(p.  21)  certos  rerum  praestölamur  effectus,  quos  repulso  mendaeis  Oraeciae 
fabuloso  commento  quid  mysticum  in  his  sapere  debeat  cerebrum  agnosca- 
mus.  Abfassung  in  reiferen  Jahren  (vgl.  A.  3),  ums  J.  524  (vgl.  A.  2). 
Proben  der  Namenerklärung:  Cybebe  «=  nvöog  ßißaiov  (3,  5.  p.  111);  Alpheus 
=  a\r\&sCa<i  tpmg  (8,  12),  Medusa  =  urj  Idovca  (1,  26),  Mida  =  pr}8hv  idmv 
(2,  13).  Anderes  bei  Zink  aO.  33—36.  Vgl.  Ebebt  aO.  1*,  478.  GKaibkl, 
Herrn.  15,  449. 

5.  Der  Titel  der  zweiten  Schrift  lautet  in  den  besten  Hss.  Expositio 
Virgilianae  continentiae  secundum  phüösophos  moralis.  Unrichtige  Wid- 
mung ad  Chalcidium  grammaticum,  richtig  der  cod.  Goth.:  ad  Catum  archi- 
diaconum  Carthaginensem  (vgl.  p.  137  levitarum  sandissime).  p.  138  Vir- 
gilianae continentiae  (Inhalt)  secreta  physica  tetigi.  .  .  bucolicam  georgicamque 
omisimus.  In  seiner  Selbstgefälligkeit  läßt  F.  die  albernen  Bemerkungen 
der  Schrift  durch  Virgil  selbst  vortragen.  Gegen  den  Schluß  hin  wird  der 
Verf.  selbst  der  Sache  überdrüssig  und  bricht  jäh  ab,  da  schwerlich  etwas 
verloren  ist.  Vgl.  Jungmann,  de  Fulg.  73.  Ebbbt  aO.  1",  480.  AGabqut,  de 
Fulgentio  Vergilii  interprete,  Berl.  Studd.  f.  Philol.  6  (1887),  1. 

6.  Die  Handschriften  der  Mythol.  und  Virgil.  cont.  (beste  Vat.-Palat 
1578  s.  IX.  Vat.-Reg.  1462  s.  XI)  stammen  alle  von  demselben  Original  ab. 
Darüber  s.  EJunqmann,  de  Fulg.  61. 

7.  Vorwort  der  Expositio  sermonum  antiquorum(imBruxell.9172 
de  abstrusis  et  inusitatis  sermonibus),  nach  den  meisten  Hss.  ad  grammaticum 
Chalcidium  (s.  A.  5),  nach  Bruxell.  10083  und  Sigebbbt  Gemblac.  de  Script 
eccl.  28  (vgl.  Junqmann,  p.  57;  RhM.  32,  568)  gleichfalls  ad  Catum  pres- 
byterum:  .  .  libellum  quem  de  abstr.  serm,  parari  iussisti  in  quantum  me- 
moriae  entheca  subrogare  potuit  absolutum  retribui,  non  tarn  phaleratis 
sermonum  studentes  spumis  quam  rerum  manifestationibus  dantes  operam 
dilucidandis.  Die  Schrift  enthält  Erklärungen  von  63  veralteten  und  sel- 
tenen  Wörtern  in   willkürlicher   Auswahl,  planlos  zusammengestellt,  mit 


§  480  Fulgentius.  1241 

vielen  gefälschten  oder  erdichteten  Citaten  aus  wirklichen  und  erdichteten 
Schriftstellern  (zB.  Crispinus  Heraclea,  Q.  Fabius  Lucullus  epico  carmine, 
Lucilius  comicus  in  Immolaria,  öaüimorphus  Pisaeis,  Antidamas  in  mora- 
Ubu8  librü,  Cornelius  Tacitus  in  libro  faeetiarutn  [s.  §  339,  2.  LMüllbb, 
JJ.  96,  789]).  LLbbsch,  Fab.  PI.  Folg.  de  abstr.  serm.  nach  zwei  Brüsseler 
Hss.  heransgg.  u.  gewürdigt,  Bonn  1844  n.  dazu  KFRoth,  Heidelb.  Jahrbb. 
1846,  603,  BKlotz,  JJ.  43,  71.  Über  eine  Berl.  Hs.  a.  X  s.  ABibss,  BbM. 
19,  297.  Abdruck  der  Schrift  auch  an  PDanibl's  Servius,  an  dem  Nonius  von 
Mebc&rius,  von  Gärlach  u.  Both  (p.  387 — 398)  u.  sonst  Da  die  Anekdote 
von  Metennia  (MHaüpt,  op.  1,  169)  in  den  aetates  ausführlich  erzählt,  in 
der  Ezpositio  aber  nur  kurz  berührt  ist,  so  scheint  letztere  nach  den  aetates 
verfaßt  zu  sein  (Jungmanh,  de  Fulg.  p.  66). 

8.  Fäbii  Claudii  Gordiani  Fulgentii  (über  den  Namen  s.  A.  2)  v.  cl. 
Über  absque  litteris  de  aetatibus  mundi  et  hominis.  Von  dieser  Schrift 
sind  in  Hss.  (Vatic.  Palat.  886  s.  XII,  Vatic.  Begin.  173  s.  XII,  Sorbon.  268 
s.  XIII)  die  Bücher  1—14  erhalten  (am  Schluß  von  B.  14  steht  die  Sub- 
scriptio:  quartus  decimus  liber  absque  0  explicit.  incipit  quintus  decimus 
absque  P).  Nach  dem  Vorwort  sollte  das  Werk  (nach  der  Zahl  der  Buch- 
staben) aus  23  Büchern  bestehen.  Die  einzigen  Ausgaben  von  JHommey, 
Poit.  1694  und  Paris  1696  nach  dem  Sorbon.  geben,  wie  dieser,  nur  B.  1—13 
ganz  und  von  B.  14  den  Anfang.  B.  14  vollständig  aus  Palat.  u.  Begin. 
(8.  o.)  gab  heraus  AReiffebscheid  ,  anecdot  Fulgentianum,  Bresl.  ind.  lect. 
1883/84.  Außerdem  vgl.  dens.,  BhM.  23,  133.  Auch  Jungmann,  de  Fulg.  40. 
Der  geschichtliche  Inhalt  ist  dürftig;  den  meisten  Baum  nimmt  die  biblische 
Geschichte  ein.  B.  X  enthält  die  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.,  XI  die  von 
Rom  bis  Caesar,  XII  den  Inhalt  der  vier  Evangelien,  XIII  die  Apostel- 
geschichte, XIV  die  römische  Kaiserzeit.  Die  Ausführung  ist  XeinoyQccfipccxos, 
so  daß  in  den  einzelnen  Büchern  je  ein  Buchstabe  des  Alphabets  der 
Reihe  nach  unangewendet  bleibt,  in  B.  1  der  Buchstabe  A,  in  B.  2  der 
Buchstabe  B  usf.,  was  jedesmal  am  Anfang  und  am  Schluß  bemerkt  wird 
(zB.  decimo  libro  absque  K  finito  undecimus  absque  L  incipit).  Der  lächer- 
liche Gedanke  dieser  Schrift,  ihre  Zahlenmystik  (vgl.  A.  3  Z.  3),  desgleichen 
Stil  und  Wortschatz,  endlich  daß  das  Vorbild  des  mirificum  opus  sein  soll 
librorum  bis  duodenum  volumen  Xenophontis  poetae,  dies  alles  stimmt  mit 
der  aus  den  übrigen  Schriften  bekannten  Art  und  Weise  des  Fulgentius. 

9.  Des  F.  stilistische  Vorbilder  sind  Apuleius  und  Martianus  Capeila. 
Sein  Satzbau  ist  überladen,  so  daß  es  dem  Leser  nur  mit  Mühe  gelingt  vor 
dem  Wortschwall  zum  Verständnisse  des  Gedankens  zu  gelangen  und  den 
langgestreckten  Unholden  von  Perioden  ihren  spärlichen  Inhalt  abzu- 
gewinnen (Zink  aO.  39).  Die  Unregelmäßigkeit  ist  bei  ihm  Regel  und  be- 
kundet sich  besonders  im  Gebrauche  der  Tempora  und  Modi;  s.  die  Nach- 
weisungen bei  Zink  aO.  37.  Über  die  seh  windelhafte ,  in  Wahrheit  aber 
dürftige  Gelehrsamkeit  des  F.  in  seinen  Citaten  s.  ebd.  62  und  Jungmann, 
coniect.  Fulg.  (A.  10)  27.  42. 

10.  Abdruck  der  Schriften  (außer  den  aetat.  mundi,  A.  8)  in  den 
Ausgg.  der  mythographi  (§  42, 10).  —  ChbFBähr  bei  Ersch  u.  Gruber  1, 61,  26. 
MZikk,  der  Mytholog  Fulg.,  Würzb.  1867.    EJunomahn,  quaestt.  Fulgent., 


1242  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

in  RitschTs  Acta  soc.  philo].  Lips.  1,  46,  and  coniectanea  Fulgentiana ,  in 
der  Begrüßungsschr.  der  Leipziger  Philologenvers.  (Lpz.  1872)  27. 

11.  Cassiod.  inst.  div.  litt.  28  fuit  nostris  temporibus  et  Dionysius 
monachus  (mit  dem  Beinamen  Exiguus)  Scytha  natione,  sed  moribus 
omnino  Romanus,  in  utraque  lingua  välde  doctissimus  .  .  .  seripturas  divinas 
tanta  curiositate  diseusserat  atque  intellexerat  ut  etc.  .  .  qui  mccutn  dialec- 
ticam  legit  et  in  exemplo  gloriosi  magisterii  plurimos  annos  vitam  suam  .  . 
transegit.  qui  petitus  a  Stephano  episcopo  Scdonitano  ex  graecis  exemplaribus 
canone8  ecclesiasticos  moribus  suis  pares  ut  erat  planus  atque  disertus  magna 
cloquentiae  suae  luce  composuit  quos  Jiodie  usu  celeberrimo  ecdesia  Romana 
complectitur  .  .  alia  quoque  muUa  ex  graeco  transtulit  in  latinum  (s.  die 
Übersicht  in  JAFabricii  bibl.  lat.  med.  aetat.  s.  v.),  qui  tanta  latinitatis  et 
graecitatis  peritia  fungebatur  ut  quoscumque  libros  graecos  in  manibus  acci- 
peret  latine  sine  offensione  transcurreret  iterumque  latinos  atUco  sermone 
relegeret  .  .  .  sed  ille  iam  ...  in  ecdesiae  pace  sepuUus,  nach  J.  526  und 
(etwa)  vor  J.  540  (a.  §  488,  8).  Dion.  heißt  Abt  in  Rom  (bei  Babda,  de 
temp.  rat.  46,  Paul.  diac.  gest.  Langob.  1,  45),  wohin  er  nm  J.  600  kam. 
Jene  canones  ecclesiastici  (Sammlung  der  Concilienbeechlüsse)  gab  Dionysius 
in  zwei  Ausgaben,  die  zweite  um  J.  616,  heraus.  Außerdem  sammelte  er 
die  päpstlichen  Decretalien  um  J.  510;  s.  darüber  FMaassbh,  Gesch.  der 
Quellen  u.  Lit.  d.  canon.  Rechts  1  (Graz  1870),  422 ;  ebd.  960  die  Vorreden 
des  Dion.  zu  s.  verschiedenen  in  der  Kirche  sehr  angesehenen  Sammlungen. 
Außerdem  verfaßte  Dion.  im  J.  626  eine  Ostertafel  (Über  de  paschate),  in 
welcher  er  zuerst  Christi  Geburt  (=  764  ab  U.  c.  nach  Varro)  zum  Aus- 
gang der  Jahreszahl  ung  nahm  (Dionysische  Aera);  s.  Idblxb,  Handb.  der 
Chronol.  (Berl.  1826)  260.  285.  —  Abdruck  der  Schriften  bei  Mignk  67,  9. 

481,  Zur  Zeit  des  Kaisers  Anastasius  schrieb  in  Konstan- 
tinopel, aber  in  lateinischer  Sprache,  der  Grammatiker  Priscia- 
nus.  Ihm  verdanken  wir  das  vollständigste  und  vollendetste 
Lehrgebände  der  lateinischen  Sprache,  die  achtzehn  Bücher  In- 
stitutionum  grammaticarum,  welche  besonders  wichtig  sind  durch 
die  reiche  Fülle  von  Überlieferungen  aus  der  alten  Literatur 
und  in  ihrer  Terminologie  vielfach  bis  auf  den  heutigen  Tag 
fortwirken.  Das  Werk  gehörte  zu  den  gelesensten  des  Mittel- 
alters und  ist  daher  in  zahllosen  Handschriften  erhalten.  Außer 
diesem  Hauptwerke  besitzen  wir  von  Priscian  auch  noch  einige 
kleinere  Schriften,  von  denen  die  wichtigsten  die  drei  an  Sym- 
machus  gerichteten  sind,  sowie  in  gebundener  Form  eine  Lob- 
rede auf  Kaiser   Anastasius  und  ein  geographisches  Schulbuch. 

1.  Das  Zeitalter  deB  Pr.  aus  Caesarea  in  Mauretanien  wird  bestimmt 
durch  seinen  panegyricus  auf  Anastasius  (A.  6),  die  Subscription  des  Theo- 
dorus  (8.  A.  3)  und  die  Überschrift  von  Cassiod.  de  orthogr.  12  (auch  GL 
7,  207):  ex  Prisciano  grammatico,  qui  nostro  tempore  ConstanHnopoli  doctor 
fuit.    Berührung  mit  Symmachus  (§  477,  4),  der  bei  unbekannter  Gelegen- 


§  481  Priscianus.  1243 

heit  nach  Konstantinopel  kam,  8.  A.  4.  Über  seinen  Lehrer  Theoktistus  s. 
§  472,  8.  Eine  vita  Prisciani  inedita  aus  einer  Berner  Hs.  saec.  XI  bei 
HHagkn,  anecd.  Helvet.  p.  cLxvmf. 

2.  Widmung  der  inst.:  Iuliane  consul  ac  pairicie,  .  .  tibi  hoc  opus 
devoveo.  Der  Schluß  des  Vorworts  enthält  eine  Inhaltsangabe.  B.  I— XVI 
geben  die  Formenlehre,  XVII  und  XVIII  handeln  de  constructione  s.  ordi- 
natiohe  partium  orationis  inter  se.  Quellen:  8.  ebd.  cum  eos  (Apollonios 
Dy  skolos  und  Herodian)  omnia  fere  vitia  quaecumque  antiquorum  Grae- 
corum  commentariis  sunt  relicta  artis  grammaticae  expurgasse  comperio,  .  . 
nostrorum  autem  neminem  post  ülos  imitatorem  eorum  extitisse,  .  .  conatus 
8um  .  .  supra  nominatorum  praecepta  virorum  quae  congrua  sunt  visa  in 
latinum  transferre  sermonem,  colkctis  etiam  omnibus  fere  quaecumque  ne- 
cessaria  nostrorum  quoque  inveniuntur  artium  commentariis  grammaticorum. 
Wirklich  erweist  sich  ein  großer  Teil  des  Systems  von  Pr.  als  eine  Über- 
setzung aus  Apollonios  (vgl.  TuMatthias,  JJ.  Suppl.  15, 593  u.  dazu  PEoknolfp, 
WschrfklPh.  1890,  33),  sowie  aus  den  Scholien  zu  Dionysios  Thraz.  Das 
Metrische  stammt  auB  Heliodor  und  Hephaestion,  nebst  Iuba  (OHknse  de 
Iuba  148).  Auf  Grund  dieser  griechischen  Quellen  weicht  Pr.  in  Einzel- 
heiten von  der  herkömmlichen  Anordnung  ab  und  pflegt  dies  mit  Geräusch 
zu  verkündigen.'  So  in  der  Ausscheidung  von  quälis,  quantus,  quot,  unus, 
alter,  alius,  totus  usw.  aus  der  Zahl  der  Pronomina,  in  einer  verschiedenen 
Auffassung  der  Nomina  adiectiva  und  mehrerer  technischer  Ausdrücke, 
sowie  in  einer  abweichenden  Einteilung  der  Conjunctionen  (WChrist,  Phil. 
18,  140).  Um  so  enger  schließt  er  sich  in  den  speziellen  Ausführungen 
und  in  den  Mitteilungen  aus  der  älteren  Literatur  der  Römer  an  seine 
Vorgänger  an  (bes.  Flavius  Caper,  vgl.  darüber  HNkumann,  de  Plinii  dubii 
8erm.  libris  Charisii  et  Prisciani  fontt.,  Kiel  1881,  36).  In  den  beiden  letzten 
Büchern,  wo  Pr.  nicht  so  reiche  und  für  den  unmittelbaren  Gebrauch  zu; 
gerichtete  Vorarbeiten  vorfand,  zeigt  sich  die  Unzulänglichkeit  seiner  Stu- 
dien und  die  Enge  des  Kreises  von  Schulschriftstellern  worin  er  zu  Hause 
war.  Seine  Darstellung  leidet  an  großer  Weitschweifigkeit,  und  von  latei- 
nischer Wortstellung  hat  Priscian  sehr  dunkle  Begriffe. 

3.  Handschriften  der  Grammatik  giebt  es  gegen  tausend.  Die 
meisten  enthalten  nur  B.  1  —  16  («=  de  VIII  partibus  orationis  oder  den 
'Priscianus  maior*),  wenige  B.  17 — 18  (de  constructione  oder  den  r  Prise, 
minor'),  ebenfalls  wenige  alle  18  Bücher,  Hertz  vor  s.  Ausg.  1,  xiu.  Alle 
gehen  zurück  auf  die  Abschrift  des  Flavius  Theodorus  antiquarius  (SchÖn- 
schreiber,  s.  §  482,  2.  478,  4  gE.),  der  später  in  Hofdienste  trat  Seine 
Subscriptio  in  den  Priscian -Hss.  lautet  so:  Fl.  Theodorus  Dionysii  v.  d. 
memorialis  s.  scrinii  epistolarum  et  adiutor  v.  m.  quaestoris  s.  palatii  scripsi 
artem  Prisciani  eloquentissimi  grammatici  doctoris  mei  manu  mea  in  urbe 
Borna  Constantxnopoli  .  .  Olybrio  (bez.  Mavortio,  d.  i.  J.  626  und  627)  v. 
c.  com.;  s.  OJahn,  Lpz.  SBer.  1861,  364.  HHaqen,  anecd.  Helv.  p.  olxix,  12. 
Erhalten  ist  aber  weder  die  Ausgabe  des  Theodorus  selbst  noch  eine  un- 
mittelbare Abschrift  derselben;  vielmehr  zeigen  auch  unsere  ältesten  Hss. 
einen  schon  vielfach  verfälschten  Text.  Die  Haupths.  ist  Paris  7496  s.  IX  (R 
bei  Hibtz),  besonders  wichtig  durch  die  Verbesserung  zweiter  Hand  (r),  welche 
auf  einen  codex  vetuatus  zurückgeht.    Vgl.  MHebtz,  Berl.  Mßer.  1847,  417; 


1244  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

ed.  Prise.  1,  x.  WChrist,  Phil.  18,  142.  HHagbn,  aneod.  Helvet  p.  ctxx 
Beträchtliche  Bruchstücke  verschiedener  Hss.  s.  IX  n.  X  yon  den  Incunabel- 
einbänden  der  Abtei  StMaximin  in  Trier  losgetrennt  (Noltb). 

4.  Kleinere  Schriften.  Dem  Symmachus  (cos.  485  oben  §  477,  4;  vgl. 
HUsenkb,  aneed.  Hold.  27)  gewidmet  sind  drei.  Vorwort:  Omni  te  Sym~ 
mache,  nobilitatis  splendore  celebratum,  .  .  studiis  etiam  optimarum  artium 
disciplinarumque  florentem  .  .  fama  quidem  antea  nöbis  absentem  venerabüem 
fackbat,  nunc  autem  praesentem  .  .  ostendit.  .  .  itaque  .  .  (a)  de  figuris,  sicut 
iussisti,  numerwrum  brevitei'  collecta  demonstratio  et  de  nummis  vel  (=  et) 
ponderibus,  praeterea  (b)  de  Terentii  metrü,  nee  non  etiam  (c)  de  prae- 
exercitamentis  rhetoricis  quae  Graeci  TtQoyvfivaa^ara  vocant,  quoniam  dili- 
gentius  ea  sophistae  iuniores,  quos  seqttimur,  .  .  exposuisse  videntur.  Die 
erste  Schrift  (über  die  im  Lat.  und  Griech.  üblichen  Zahlzeichen,  die  Münz- 
Verhältnisse  und  die  Bildungen  der  lat.  Zahlbegriffe)  ist  geschöpft  aus  Dar- 
danos  (etwa  saec.  IV)  negl  ozeeftpav;  die  zweite  will  beweisen  daß  die  Stücke 
der  palliata  wirklich  in  Versen  geschrieben  seien,  nur  sehr  regellosen,  und 
ist  entnommen  aus  Heliodor,  Hephaestion,  Terentianus  und  Asmonius;  die 
dritte  ist  eine  Übersetzung  der  nQoyvfiv.  des  Hermogenes.  —  Ferner  haben 
wir:  (d)  Institutio  de  nomine  et  pronomine  et  verbo  (in  älteren  Ausgaben 
betitelt  de  declinationibus  u.  dgl.),  Auszug  aus  dem  größeren  Werke 
(A.  2—8)  für  Schulzwecke.  —  (e)  Partitiones  XII  versuum  Aeneidos,  an 
diesen  die  Schulübung  ({isQiöfiog,  später  inipeQ.)  durchmachend  welche  die 
Griechen  an  Homer  vorzunehmen  pflegten,  die  metrische  und  grammatische 
Zergliederung  der  Verse,  in  Form  von  Fragen  und  Antworten.  —  (f)  De 
accentibue,  Regeln  über  den  Accent,  meist  mit  Priscian  übereinstimmend, 
aber  nicht  von  ihm  selbst  verfaßt.  —  S.  über  diese  Schriften  und  deren 
Oberlieferung  Keil  aO.  896.  Vgl.  auch  WChbibt,  Phil.  18,  153.  Die  beste 
und  älteste  Hs.  der  praeezercitamenta  (Paris.  7630  s.  VHI)  überliefert  auch 
(neben  dem  verlorenen  Spirensis)  die  kurze  und  nicht  ungeschickte  Behand- 
lung einiger  Kapitel  aus  der  Rhetorik  (de  ethopoeia,  praeeeptum  loci  com- 
munis, demonstrativae  materiae,  deliberativae)  eines  sonst  unbekannten  Em- 
porius  orator,  am  besten  gedruckt  in  Halm's  rhett.  lat.  661.  Kritisches 
dazu  von  RVolkjcaxn,  Progr.  von  Jauer  1869. 

6.  Ausgaben  der  grammatischen  Schriften  in  EPutschk's  gramm. 
p.  683.  Ed.  AKbshl,  Lpz.  1819  f.  II.  Hauptausgabe  in  Keil's  GL,  B.  2  u.  3 
(Inst,  gramm.  ex  rec.  MHebtzii;  opera  minora  ex  rec.  HKeilo),  Lps.  1866—69. 
—  Sonderausgaben  der  kl.  Schrr.  von  FLindbmanh  ,  Leid.  1818.  Die  prae- 
exercitamenta  auch  in  Halm's  rheti  lat.  661.  —  NFNilsn,  Priscianea 
(über  eine  Hs.  in  Upsala  s.  XII),  Ups.  1884. 

6.  Priaciani  grammatici  de  laude  imp.  Anastasii  (J.  491 — 618)  .  • 
nunc  primum  .  .  ed.  et  ill.  StLEndlicheb,  Wien  1828  (danach  im  Bonner 
corp.  hißt.  Byzant.  1  [Bonn  1829,  rec.  IBbkkkb],  617),  ferner  in  Bähbrns' 
PLM.  6,  264.  Dieser  Panegyrikus  (312  Hexameter  mit  einem  Vorwort  von 
22  klappernden  iamb.  Senaren)  scheint  ums  J.  612  verfaßt  Trotz  aller  An- 
strengung bleibt  er  durchaus  nüchtern.  Handschriften:  Vindob.  16  (Bo- 
biensis)  s.  VIII/IK  und  Bern.  363  s.  IX  (unvollständig).  Schluß  im  Vindob.: 
expl.  laudes  sacratimmi  imp.  An.  .  .  dietae  a  Prisciano  grammatico. 


§  481  Priscianus.    §  482  Eutyches  u.  a.  1245 

7.  Prisciani  periegesis  e  Dionysio,  1087  Hex.  mit  dem  Schlüsse: 
•  .  pelagi  partes  percurri  carmine  vastas  et  terrae  pariter  regiones  finibus 
amplis :  omnipotens  pro  quo  genitor  mihi  praemia  donet.  Abgedruckt  zB.  bei 
Webnsdobf,  PLM.  6,  265,  in  Bähbens1  PLM.  5,  275  und  mit  dem  griechischen 
Original  (diovvafov  jrsgtqyqfftg  oUovfiivng ,  vgl.  §  420,  3)  in  GBebnhabdy's 
Geogr.  gr.  min.  1,  461,  und  in  CMüllbb's  Geogr.  gr.  min.  2  (1861),  190. 
Beste  Hb.  Turic.  78  s.  IX  (Nachvergleiohung  von  J Wernes,  RhM.  43,  639). 
—  MMahthus,  BhM.  44,  644. 

8.  Fälschlich  tragen  in  manchen  Hss.  Priscian's  Namen  die  versus 
de  XII  signis  (12[— 16]  Hex.),  ebenso  falsch  auch  den  des  Ausonius  (als 
dessen  ecloga  3  [p.  412  Peip.]  sie  gezählt  wurden) ;  gedr.  zB.  AL.  679  PLM. 
6,  361.    Auch  vgl.  oben  §  229,  2. 

9.  Das  mehrfach  dem  6.  Jahrhundert  zugewiesene  Carmen  de  libra  et 
partibus  eins  (20  Hex.,  abgedr.  AL.  741,  Holtsch,  Script  metrol.  rom.  p.  99, 
Tgl.  KSchbnkl,  Wiener  SBer.  43  [1863],  68)  hat  den  Bischof  Fulbert  von 
Chartres  (1017—28)  zum  Verfasser.  Es  hat  im  cod.  Par.  17160  s.  XII  die 
Überschrift  JDomnus  Fulbertus  tps  de  libra  et  partibus  eius,  unier  dessen 
Gedichten  (zB.  Fulberti  Carnotensis  carmm.  ed.  ABiyinus,  Lps.  1655  nr.  20) 
sich  Vs.  9—20  wirklich  finden.     Bährens,  RhM.  32,  225. 

482.  Noch  bei  Priscian's  Lebzeiten  verfaßte  sein  Schüler 
Eutyches  gleichfalls  grammatische  Schriften,  von  welchen  eine 
Ars  de  verbo  in  zwei  Büchern  auf  uns  gekommen  ist.  Sie 
zeigt  Benützung  der  Werke  seines  Lehrers,  aber  auch  älterer 
Quellen.  Der  Vorsprung  welchen  auf  diesem  Gebiete  damals  der 
Osten  hatte  erhellt  am  klarsten  wenn  wir  mit  den  Leistungen 
Priscian's  vergleichen  die  wenig  späteren  kümmerlichen  des  Asper 
und  Audax  oder  gar  die  abenteuerlichen  Schwindeleien  des  Virgilius. 

1.  Cassiod.  GL.  7,  147,  12.  199,  4  hat  die  Überschrift  Eutychis  de 
aspiratione,  und  so  schreibt  den  Namen  auch  die  beste  Hs.  der  ars  (Paris. 
7498  s.  IX).  Andere  (zB.  Vindob.  16  s.  VII)  geben  Euticii,  wonach  man  den 
Verf.  auch  Entychius  genannt  hat.  Euttch.  GL.  5,  456,  28  de  quibus  .  . 
quia  romanae  lumen  facundiae,  mens,  immo  communis  omnium  hominum 
praeceptor,  in  quarto  de  nomine  libro  summa  cum  subtilitate  copiosissime 
grammaticus  Priscianus  disseruisse  cognoscitur  etc.  Aus  dem  prologua:  tuis 
petitionibus  satisfaciens,  meorum  dilectissime  diacipulorum  Cratere,  .  .  opuscu- 
Jum  hoc  ad  discernendas  pertinens  coniugationes  duobus  libellis  tnclusi,  quo- 
rum  prior  observationibus  instruitur  gener alibus,  alter  .  .  speciales  exequitur 
reguias.  —  Ed.  princ.  der  Schrift  des  Eut.  von  ICambbabius  (Tüb.  1537), 
jetzt  am  besten  in  ÜKeil'b  GL.  6,  447,  Tgl.  ebd.  442.  FOsann,  Beitr.  2,  162. 
Vgl  noch  §  473,  9, 

2.  ÜberTheodorusundFlavianus,  ebenfalls  Schüler  des  Priscianus, 
s.  §  481,  3.  478, 4.  Einen  Schüler  Priscian's  nennt  sich  auch  der  Grammatiker 
Terentms  (bei  Sedulius  in  Eutychem,  H  Ha  gen,  anecd.  Helvet.  p.  1):  kaum 
der  oft  (s.  Hobmbb's  Ind.  p.  179)  vom  Grammatiker  Virgilius  §  497,  7  citierte. 
Vgl.  auch  §  862,  2  gE.    MHebtz,  anall.  ad  Horatii  hist  8,  4.  —  Derselben 


1248  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

Sitzungen  in  Bruttien  gestiftete  Kloster  Vivarinm  zurück,  verfaßte  hier  seine 
theologischen  und  allgemeinen  Schriften  und  starb  ums  J.  676.  Vgl.  A.  3. 
RKöpke,  deutsche  Forschungen  85. 

2.  Die  schriftstellerische  Tätigkeit  des  C.  zerfällt  in  zwei  Hälften: 
eine  historisch-politische  (Reden,  Chronik,  Goth.  hist.  und  Yariae)  wahrend 
seiner  Amtszeit,  und  eine  theologisch -grammatische  seit  der  Zurückziehung 
nach  Vivarium.  Vgl.  var.  1 ,  praef.  dixisti  ad  commendationem  universäatü 
frequenter  reginis  (bes.  Amalasuntha)  ac  regibus  (bes.  Theoderich,  var.  9,  25 
s.  A.  1)  laudes  (die  Überreste  dieser  panegyrici  aus  einer  Hb.  b.  VII/V11I 
jetzt  in  Mailand  und  Turin  [ AReifferscheid  ,  bibl.  patr.  lat.  2,  117]  bei 
CBaudi  di  Vebme,  frammenti  di  orazioni  panegiriche  di  Cassiod.  raccolti, 
in  den  Memorie  der  Turiner  Akad.  8,  169).  duodecim  libris  Gothorum  hüio- 
riam  defloratis  prosperitatibus  condidisti  (s.  A.  6).  Die  schon  vorher  (J.  519) 
verfaßte  Chronik  (s.  A.  4)  wird  als  nicht  politische  Arbeit  übergangen. 
Bruchstücke  einer  Lobrede  auf  den  ostgotischen  König  Theodahad  (J.  534 
—-536)  aus  einer  Nanziger  Hs.  b.  IX  (im  Herrn.  7,  377  =  Haupt,  op.  3,  303) 
sind  ohne  Zweifel  von  Cass.,  wofür  außer  var.  1 ,  praef.  auch  die  Wendung 
deo  nobis  praestante  (vgl.  Anm.  3.  9.  13)  spricht.  Wertvolle  Auszüge  aus 
einer  von  Cassiodor  verfaßten  und  an  Cethegus  (Cos.  604  s.  §  477,  6) 
gerichteten  Abhandlung,  enthaltend  den  ordo  generis  Cassiodoriorum,  worin 
er  von  denen  handelte:  qui  scriptores  extiterint  ex  eorum  progenie,  nament- 
lich von  Symmachus  (§  477,  4),  Boethius  (§  478)  und  von  sich  selbst, 
sind  erhalten  in  einer  Karlsruher  Hs.  aus  Reichenau  106  8.  X,  heraus- 
gegeben und  erläutert  von  HUsenkb,  anecdotum  Holderi,  ein  Beitrag  zur 
Gesch.  Roms  in  ostgotischer  Zeit,  Bonn  1877.  Vgl.  GSchepbs,  NArchfaltdG. 
11,  126. 

3.  Die  Schriften  ans  C.'s  Klosterzeit  aufgezählt  de  orthogr.  praef.  (GL. 
7,  148):  I  post  commenla  psalterii,  ubi  praestante  domino  conversionis  meae 
(Übertritt  zum  Mönchsleben,  §  485,  1)  tempore  primutn  Studium  laboris 
impendi  (A.  12);  II  deinde  post  institutiones  quem  ad  modum  divinae  et 
humanae  debeant  intellegi  lectiones,  duobus  libris  .  .  sufficienter  impletü 
(A.  8.  9)  .  . ;  III  post  expositionem  epistolae  quae  scribitur  ad  Romanos,  unde 
pelagianae  haereseos  pravitates  amovi;  .  .  IUI  post  codicem  in  quo  artes 
Donati  cum  commentis  suis  et  librum  de  etymologiis  et  alium  librum  Sacer- 
dotis  de  schematibus  dorn,  praest.  collegi  (vgl.  Cassiod.  am  Schluß  der  inst, 
gramm.  GL.  7,  216,  2  haec  breviter  dicta  sufficiant.  ceterum  .  .  qui  ea 
voluerit  latius  pleniusque  cognoscere  cum  praefatione  sua  codicem  legat  quem 
nostra  curiositate  formavimus,  id  est  artem  Donati,  cui  de  orthographia 
librum  et  alium  de  etymologiis  inseruimuSj  guartum  quoque  de  schematibus 
Sacerdotis  adiunximus,  quatenus  diligens  lector  in  uno  codice  reperire  possit 
quod  arti  grammaticae  deputatum  esse  cognoscit)  .  .  .;  V  post  librum  quoque 
titulorum,  quem  de  divina  scriptum  collectum  memorialem  volui  nuncupari  .  .; 
VI  post  complexiones  in  epistolis  apostolorum  et  actibus  apostolorum  et  apo- 
calypsi  quasi  brevissima  explanatione  decursas  VII  ad  amantissimos  ortho- 
graplhos  discutiendos  anno  aetatis  meae  nonagesimo  tertio  (etwa  J.  572)  .  . 
perveni  (A.  10).  —  Der  in  seinen  Werken  stehende  computus  paschalis 
rührt  nicht  von  Cass.  selbst  her,  sondern  von  einem  Abschreiber  seiner 
Chronik.    Mommsen,  Cassiodor  572. 


§  483  Cassiodorius  Senator.  1249 

4.  Chronica  M.  A.  C.  Senatoris,  v.  c.  et  inl.,  ex  quaestore  sacri  palatii, 
ex  cons.  ord.,  ex  mag.  off.,  praef.  po.  atque  patricii.  Verfaßt  auf  Veran- 
lassung Eutharich's,  des  Schwiegersohnes  von  Theoderich.  Von  Adam  bis 
in  Eutharich's  Consulat,  J.  619,  in  welchem  das  Buch  herausgegeben  wurde, 
werden  5271  Jahre  gerechnet.  Die  ersten  6  Epochen  (von  Adam  bis  zu 
den  primi  consules)  sind  ex  ehronicis  Eusebii-Hieronymi.  Die  sechste,  a 
Bruto  et  Tarquinio  usque  ad  consulatum  vestrum,  1031  Jahre,  eines  der 
längsten  aus  dem  Altertum  überlieferten  Consulverzeichnisse.  Der  ältere 
Teil,  bis  J.  31  n.  Chr.,  ex  Tito  Livio  (wohl  im  Abriß)  et  Aufidio  Basso, 
giebt  den  Goss.  immer  zwei  Namen,  der  spätere  (aus  der  Ostertafel  des 
Victorius  Aquit.)  nur  einen  einzigen.  Die  Xviri  und  Kriegstribunen  werden 
weggelassen  und  dafür  auf  das  Xvirat  40  Jahre  (statt  3)  gerechnet.  Das 
Verzeichnis  der  Kaiser  samt  den  beigefügten  historischen  Notizen  ist  ge- 
schöpft aus  Hieronymus,  weiterhin  aus  der  nach  Kaisern  abgeteilten  Consul- 
liste  des  Prosper  (§  460,  3).  J.  466—495  stammt  wahrscheinlich  aus  der 
ravennatischen  Chronik  (§  413, 3)  in  ihrer  ursprünglichen  Vollständigkeit.  Von 
496  an  scheint  Cass.  aus  eigener  Kunde,  jedoch  in  dürftigster  Hofschreiber - 
auswahl,  die  gleichzeitigen  Ereignisse  aufgezeichnet  zu  haben.  Fehler  sind 
zahlreich.  Die  Überlieferung  wird  vielfach  parteiisch  zurecht  gelegt.  Be- 
merkenswert sind  die  auf  gotische  Verhältnisse  bezüglichen  Zusätze.  Über 
Fortsetzungen  s.  G Kaufmann,  Phil.  84,  396.  42,  479.  Hauptausgabe  von 
Moumsbn,  Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  3  (Lpz.  1861),  549.  Über  die  Hand- 
schriften der  Chronik  ebd.  671.     Vgl.  Ebert,  LdMA.  1*,  508. 

6.  HUsbner's  anecd.  Holderi  (A.  2)  p.  4  scripsit  praecipiente  Theodo- 
richo  rege  historiam  Gothic  am,  originem  eorum  et  loca  moresque  XII 
libris  annuntians.  Darauf  bezieht  sich  was  Cassiod.  über  sich  den  Athalarich 
J.  683  sagen  läßt  (var.  9,  25):  tetendit  se  etiam  in  antiquam  prosapiem 
nostram,  Uctione  discens  quod  vix  maiorum  notitia  cana  retinebat.  iste  reges 
Gothorum  .  .  latibulo  vetustatis  eduxit,  iste  Amalos  cum  generis  sui  claritate 
restituit,  evidenter  ostendens  in  XVII om  progeniem  stirpem  nos  habere  re- 
galem.  originem  gothicam  historiam  fecit  esse  romanßm,  eoJUgens  .  .  quod 
per  Ubrorum  campos  passim  fuerat  ante  dispersum.  Vgl.  A.  2.  Var.  12,  20 
in  historia  nostra  .  .  retulimus.  Iordan.  Get.  praef.  1  XII  Senatoris  Volu- 
mina de  origine  actusque  Getarum  ab  olim  et  usque  nunc  per  gener ationes 
regesque  descendentia.  Das  Werk  scheint  die  Geschichte  der  Goten  bis  zum 
Tode  Theoderich's  (J.  626)  herabgeführt  zu  haben  und  zwischen  J.  526 
und  683  veröffentlicht  worden  zu  sein.  Mommssh's  Iordan.  p.  xli.  Anders 
Usbkkv,  anecd.  Holderi  73.  Benützung  des  Orosius  in  dem  Fragm.  bei 
Cassiod.  var.  12,  20,  Trogus  (auch  Justin,  wenigstens  in  Anklängen, 
AvGotsohmid,  JJ.  85,  140.  FRchl,  Verbreitung  des  Just.  5),  Ammianus  (a. 
KSchirrkn,  de  ratione  inter  Iordan.  et  Cassiod.  31;  AvGdtschmid,  JJ. 
85,  118;  auch  Ammian's  Stil  ahmt  C.  nach)  und  griechischer  Schriftsteller; 
auch  der  gotischen  Überlieferung  und  Heldensage,  Köfke,  deutsche  For- 
schungen 71.  HvStbkl,  de  fontibus  Iord.  12.  Der  Auszug  des  Iordanis 
(§  485,  2)  muß  uns  das  Original  ersetzen.  Andere  (angebliche)  Auszüge, 
die  Vorgeschichte  der  Goten  betreffend,  sind  aus  Laur.  66,  40  s.  X,  Bamb. 
s.  X  veröffentlicht  von  FRühl,  JJ.  121,  649. 

6.  Var.  1,  praef.  dicta(ta)  mea  quae  in  honoribus  saepe  posüus  pro 
TaurrsL-SoHWABs,  Böm.  Lit-Ge«ofa.    5.  Aufl.  79 


1250  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

cxplicanda  negotiorum  qualitate  profuderam  in  unwn  corpus  redigere  sua- 
debant  (diserti).  .  .  ideo  quod  in  quaesturae,  magisterii  ac  praefecturae  digm- 
tatibus  a  me  dictatum  in  diversis  publicis  actibus  potui  reperire  bissena 
librorum  ordinatione  composui.  .  .  cunctarum  dignitcUum  sexto  et  VIP  libris 
formüla8  eomprehendi.  .  .  librorum  vero  titulum  .  .  Variarum  nomine  prae- 
notavi,  quia  necesse  nobis  fuit  stilum  non  unum  sumere  qui  personas  varias 
suscepimus  admonere.  .  .  huc  accedit  quod  modo  regibus,  modo  potestatibus 
aulicis,  modo  loqui  videamur  humiUimis,  .  .  ut  merito  Variarum  dicatur  quod 
tanta  diversitate  conficitur.  Um  die  Schablone  der  Kanzlei  und  den  nüchtern 
sachlichen  Inhalt  wuchert  eine  üppige,  der  salbungsvollen  Kirchensprache 
verwandte  Rhetorik.  Die  ersten  6  Bücher  enthalten  die  Schreiben  und 
Erlasse  tinter  Theoderich,  B.  6  u.  7  Formulare  (darüber  Hasenstab,  Studd.  1, 41) 
jetzt  für  die  Herausgabe  sorgfältig  überarbeitet';  B.  8—10  die  im  Namen 
des  Athalarich,  Theodahad  und  Witiges;  B.  11  u.  12  Schreiben  und  Ver- 
fügungen Cassiodor's  selbst  aus  der  Zeit  da  er  praef.  praet.  war.  Spä- 
testes Datum  J.  638  (var.  12,  16).  Überhaupt  Umarbeitung  für  die  Ver- 
öffentlichung vermutet  CSchibbbn  aO.  69.  Dagegen  Hasbhstab,  Studd.  1,  9. 
Wattenbach,  DGeschqu.  I6,  69.  —  Die  erhaltenen  Hss.  sind  meistens  jung 
aus  8.  XIV  und  XV.  Die  Sammlung  zerfallt  in  der  Überlieferung  in  zwei 
Teile  (B.  1—7  und  B.  8—12).  Wahrscheinlich  gab  C.  als  er  noch  im  Amte 
stand  B.  1  —  7  heraus,  dann  nach  seinem  Rücktritt  B.  8 — 12.  Wichtig  für 
den  ersten  Teil  bes.  Monac.  13072  s.  XII',  Leidens,  s.  XII  (Vergleichung 
von  LTross  liegt  in  München),  Vaticano-Palatinus  278  s.  XIII.  Vgl.  BHasbhstab, 
de  codicibus  Cassiodorii  Variarum  Italis,  Münch.  1879;  Studien  zur  Varien- 
sammlung  des  Cass.  I,  Münch.  1883.  —  LTrobs  in  Cass.  Varr.  libroe  sex 
priores  symbolae  criticae,  Hamm  1863.  AThobbkcke  aO.  60.  Ebbst  aO.  610. 
HKohl,  zehn  Jahre  ostgotischer  Gesch.  (626  —  636),  Lpz.  1877.  CTahzj, 
sulla  cronologia  dei  libri  var.  di  Cass.,  Triest  1886  (Archeogr.  Triesi). 
LSchädbl,  Plin.  d.  J.  u.  Cassiodor,  Darmst.  1887.  —  Lechlbb,  d.  Erlasse 
Theodorichs  in  Cass.  Varien,  Heilbr.  1888.  —  ThHodgkin,  the  lettres  of 
Cass.;  a  Condensed  translation  of  the  Var.  of  Cass.  with  an  introduction, 
Lond.  1886. 

7.  Cassiod.  de  anima  praef.  (nach  Herausgabe  des  ersten  Teils  der 
Variae  ermuntern  ihn  Freunde)  ut  aliqua  quae  tarn  in  sacris  libris  quam  in 
8aecularibu8  dbstrusa  compereram  de  animae  substantia  vel  de  eius  virtu- 
tibus  aperirem.  Dies  geschieht  denn  in  den  beliebten  (s.  A.  13)  zwölf  Ab- 
schnitten. Vgl.  c.  19  clausimus  itaque  nostrum  munusculum  numero  duo- 
denario,  qui  coelos  signorum  diversitate  decoravit  etc.  Die  Schrift  scheint 
mit  dem  zweiten  Teil  der  Varien  herausgegeben  worden  zu  sein.  Cassiodor 
nennt  sogar  selbst  im  Psalmencommentar  das  Buch  de  anima  liber  tertius 
decimus  variarum.  Quellen  werden  nicht  genannt;  doch  ist  der  Einfluß  des 
Augustin  und  Glaudianus  Mamertus  nicht  zu  verkennen.  Schluß  von  er- 
baulichem Charakter.     Vgl.  Ebbst  aO.  1",  611. 

8.  Cassiod.  inst,  divinarum  litt,  (lect.)  1,  praef.  cum  studia  saecu- 
larium  litter arum  .  .  .  f erver e  cognoscerem,  .  .  .  gravissimo  sum  dolore  per- 
motus  quod  scripturis  divinis  magistri  püblici  deessent.  .  .  nisus  sum  cum 
beat  Agapeto  urbis  Bomae  episeopo  (J.  636—686)  ut  .  .  coUatis  expensis  in 
urbe  romanu  professos  doctores  scholae  acciperent  christianae.  .   .  sed  cum 


§  483  Cassiodorius  Senator.  1251 

propter  bellet  ferventia  et  turbulenta  nirnis  in  italico  regno  certamina  desi- 
derium  meum  nuUatenus  valuisset  impleri,  .  .  ad  hoc  divina  caritate  probor 
esse  compulsus  ut  ad  vicem  magistri  introduetorios  vobis  libros  istos  .  .  con- 
fecerim,  per  quos  .  .  et  scripturarum  divinarum  series  et  saecülarium  litte- 
rarum  compendiosa  notitia  .  .  panderetw.  .  .  in  quibus  non  propriam  doctri- 
nam,  sed  priscorum  dieta  commendo.  .  .  nos  potius  latinos  scriptores  .  . 
seetamur,  ut  quoniam  Italis  scribimus  romanos  quoque  expositores  commo- 
dissime  indicasse  videamur.  Gegen  das  Ende  behandelt  Cass.  kurz  auch  die 
dem  Kleriker  nötigen  weltlichen  Kenntnisse;  c.  28  zB.  ermahnt  zum  Stu- 
dium der  scriptores  rei  rusticae :  invitat  siquidem  vos  locus  Vivariensis 
monasterii  ad  multa  peregrinis  et  egentibus  praeparanda,  quando  habetis 
ltortos  irriguos  et  piscosi  amnis  Pellenae  fluenta  vicina.  Schluß  wieder  mit 
einem  Gebet.  Vgl.  Ebebt  aO.  1%  501.  Die  inst.  div.  et  saec.  (A.  9)  sind 
bald  nach  J.  640  abgefaßt;  Tgl.  auch  FMaassbn,  Gesch.  d.  Quellen  d.  canon. 
Rechts  1,  423. 

9.  Vorwort  der  weltlichen  Encyklopädie:  Superior  liber  (s.  A.  8)  do- 
mino  praestante  completus  institutionem  divinarum  continet  lectionum.  hie 
XXXIII  titulis  no8citur  comprehensu8.  qui  numerus  aetati  dominicae  pro- 
bater adeommodus  etc.  nunc  tempus  est  ut  aliis  Septem  titulis  saecüla- 
rium lectionum  praesentis  libri  textum  percurrere  debeamus;  qui  tarnen  cal- 
cülus  per  septimanas  sibimet  succedentes  .  .  usque  ad  totius  orbis  finem 
semper  extenditur.  —  Überliefert  ist  die  weltliche  Encyklopädie  in  zwei 
Bedactionen:  in  einer  kürzeren,  welche  offenbar  die  ursprüngliche  Cassio- 
dor's  darstellt  und  vorliegt  namentlich  im  cod.  Bamb.  s.  VIII  (mit  der 
Unterschrift:  Cassiodori  Senatoris  institutionum  div.  et  human,  rerum  libri  II 
exph  fei.  codex  archetypus  ad  cuius  exemplaria  sunt  reliqui  corrigendi);  so- 
dann in  einer  mannigfach  (besonders  durch  Anhänge  am  Ende)  erweiterten, 
übrigens  kaum  viel  jüngeren  Fassung.  HUsknke,  aneed.  Holden  (Bonn 
1877)  2.  Vgl.  AMai,  class.  auett.  8,  360.  FHaabe,  de  latt.  codd.  subscript., 
Bresl.  1860.  Über  die  Würzburger  und  Bamberger  Hss.  s.  GLaübmann, 
Münch.  SBer.  1878  2,  71.  Der  die  Grammatik  betr.  Teil  (nebst  den  anderen 
grammatischen  Stellen  aus  den  instit.)  in  der  älteren  Fassung  bei  Keil  GL. 
7,  214;  die  zweite  Redaction  fügt  Auszüge  aus  Mart.  Cap.  B.  8  bei.  Der 
die  Rhetorik  betreffende  Teil  am  besten  bei  Halm,  rhetores  latt.  min.  496. 
Die  in  jüngeren  Hss.  vorausgehenden  30  kurzen  Kapp,  (bei  Halm  601)  sind 
eine  Blumenlese  von  Aussprüchen  bes.  des  Quintilian  die  mit  dem  Werke 
des  Cass.  nichts  zu  tun  hat.     Halm  aO.  p.  xn. 

10.  Schon  instit.  div.  litt.  80  (GL.  7,  212,  31)  erwähnt  Cass.  daß  er 
magno  studio  laboris  beflissen  gewesen  sei  ut  in  libro  sequestrato  et  com- 
posito  qui  inscribitur  de  orthographia  ad  vos  (die  Mönche  Beines  Klosters) 
defloratae  (d.  h.  die  aus  den  früheren  Orthographen  ausgezogenen)  regulae 
pervenirent:  diese  Arbeit  (abgeschlossen  in  s.  93.  Jahr,  s.  A.  3)  liegt  vor 
im  Buch  de  orthographia,  gedruckt  GL.  l\  143.  Inhalt:  GL.  7,  209,  26  ex 
XII  orihographorum  Ubris  rectitudinem  scripturae  docentium  defloratas  regulas 
posteris  legendas  exhibui,  dazu  praefatio  und  conclusio  (vgl.  ebd.  7,  143,  9). 
Die  beliebte  Zwölfzahl  der  Abschnitte  (A.  13)  entsteht  dadurch  daß  Ada- 
mantius  nnd  Martyrius  (§  472,  6)  viermal,  Caesellius  Vindex  (§  343,  4)  zwei- 
mal benützt  ist.    Außerdem  Cornutus  (§  299,  2),  Velius  (§  343,  2),  Valeriana« 

79* 


1252  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

(§  472,  6),  Papirianus  (§  445,  8),  Eutyches  (§  482,  1)  nnd  Priscian.  Ober 
die  Hss.  (bes.  Bern.  330,  Bruxell.  9681,  Colon.  83,  alle  s.  X)  s.  Kkil  GL. 
7,  129.  Wer  von  den  Mönchen  lieber  statt  der  Auszüge  die  auctores  ortho- 
graphos  in  textu  suo  legere  voluerit,  transcriptos  inveniet,  quos  ego,  quantos 
potui  reperire,  monasterio  tneo  dereliqui. 

11.  Nur  Herausgeber  war  Gassiod.  bei  der  lateinischen  Bearbeitung 
der  antiquitates  lud.  des  Iosephus  (inst.  div.  litt.  17  [bei  Mioke  70,  1133] 
hunc  ab  amicis  nostris  .  .  .  magno  labore  in  libris  XXII  converti  facimus  in 
latinum,  das  ist  die  fälschlich  dem  Rufinue  zugeschriebene  Übersetzung, 
§  436,  IgE.),  ebenso  bei  der  Kirchengeschichte  von  Theodoret,  Sozomeoos 
und  Sokrates  (Tripartita):  quos  nos  per  Epiphanium  scholastieum  latino 
condentes  eloquio  necessarium  duximus  eorum  dicta  deflorata  in  unius  stüi 
tr actum  deo  iuvante  perducere  et  de  tribus  auctoribus  unam  facere  dictio- 
nem  (praef.).  Vgl.  divin.  lect.  17  quos  a  viro  JSpiphanio  diseriissimo  in 
uno  corpore  XII  libris  fecimus  deo  auxiliante  transferri.  Es  ist  eine  Art 
Synopse  der  drei  Schriftsteller,  gleichfalls  verteilt  per  XII  libros  (praef) 
und  von  seiten  des  Übersetzers  wie  des  Herausgebers  (Cass.)  sehr  flüchtig 
gearbeitet.  Vgl.  A Franz  (A.  14)  104.  Über  die  Hss.  s.  ARbtffbrscheid  im 
Bresl.  Ind.  lect.  1872  f.  p.  6.  —  Über  eine  von  Cassiodor  veranlaßte  Zusammen- 
stellung philosophischer  Schriften  zur  Dialektik  s.  HUsknkb,  anecd.  Hol- 
den 66.    Über  s.  grammatischen  Sammelwerke  s.  A.  8. 

12.  Der  unendlich  wortreiche  Gommentar  zu  den  Psalmen  (bei  Migns 
70,  9),  beginnend  repulsis  aliquando  in  Bavennate  urbe  sollicitudinibus  digni- 
tatum  .  .  cum  psalterii  caekstis  animarum  mella  gustassem  .  .  avidus  me 
perscrutator  immer si  etc.,  ist  hauptsächlich  Auszug  aus  Augustin.  —  Ober 
die  Verwendung  bestimmter  den  Leser  unterstützenden  notae  (Siglen)  im 
Psalmencommentar  seitens  Cassiodor's  s.  AReiffesscheid,  RhM.  23,  132  (s. 
§  41,  2).  Auch  ketzerische  Schriften  versah  er  mit  Zeichen  am  Band  als 
Warnungspfählen  für  arglose  Gemüter;  vgl.  OJahn,  Phil.  26,  7.  —  Com- 
plexiones  (kurze  Erklärungen)  in  epislolas  et  acta  apostolorura  et  apoca- 
lypsin  (s.  A.  3  Z.  17)  aus  der  einzigen  Hs.  Veron.  37  s.  VI/ VII  zuerst  hrsgg. 
von  SMaffbi,  Flor.  1721  (bei  Mignb  70,  1321).  Vgl.  ThStahol,  Wien,  SBer. 
114,  406. 

13.  Gassiod.  var,  9,  26  über  Gass.:  numquid  .  .  aliqua  se  elatüme 
iactavit  .  .  ?  .  .  benevölus  cunctis,  moderatus  in  prosperis,  ignorans  nisi  gra- 
viter  lacessitus  irasci.  qui  cum  iustitia  sit  rigidus  ad  remissiones  irarum  non 
perdurat  austerus;  suarum  rerum  distributor  egregius  et  dum  nescit  cdieno 
quaerere  novit  propria  largus  offerre.  Als  Schriftsteller  hat  Gass.  seine 
weitbin  kenntlichen  Eigentümlichkeiten,  seine  unermüdlich  wiederkehrenden 
Wendungen  (bes.  von  frommer  Färbung),  seine  Zahlenmystik  (bes.  mit  der 
Zahl  12,  7  und  3;  vgl.  Anm.  6.  6.  7.  9.  10.  11),  durch  die  er  dem  Aber- 
glauben der  Zeit  seinen  Zoll  entrichtet.  Seine  Bücherkenntnis  ist  für  jene 
Zeit  ungewöhnlich  und  erstreckt  sich  auch  auf  das  Griechische,  wiewohl  er 
sich'  hier  lieber  lateinischer  Übersetzungen  bedient;  s.  litt,  divin.  17  and 
A.  11.  Unter  den  römischen  Dichtern  ist  ihm  auch  Horaz  geläufig;  s.  var.  1, 
praef,  AOlleeis,  Gassiodore  conservateur  des  livres  de  l'antiquite'  latine, 
Paris  1841. 


§  483  Cassiodorius  Senator.    §  484  Marcellinas  comes.  1253 

14.  Ausgaben  seiner  Werke.  Cum  notis  Fobnbbu,  Paris  1579  und 
sonst.  Ex  fide  maß.  auctiora,  Genf  1666.  1663.  Studio  IGabbtii  cum  notis, 
Bothomag.  1679.  Venet  1729  II;  wieder  abgedruckt  bei  Miras  B.  69  u.  70. 
—  Vita  Cassiodori  in  Garet  s  Ausgabe.  Manso,  Gesch.  des  ostgot.  Reichs 
(1824)  84.  332.  AThijm,  Cassiodorus  en  zijne  eeuw,  Amsterd.  1858.  RKöpkb, 
deutsche  Forschungen  (Berl.  1869)  85.  AThobbecke,  Cass.  Senator,  ein  Bei- 
trag usw.,  Heidelb.  1867.  AFbanz,  Cassiodorius,  ein  Beitrag  zur  Gesch.  der 
theolog.  Literatur,  Bresl.  1872.  Wattbhbach,  Deutschi.  Geschichtsquellen 
l6,  65.  JCiampi,  i  Cassiodori  nel  V  et  VI  secolo,  Borna  1877.  HUsenbb, 
anecd.  Holden  (Bonn  1877)  66.    Mommsen's  Ausg.  d.  Iordan.  p.  xl. 

16.  Casszod.  inst.  saec.  litt.  p.  539  Gar.  (Migne  70,  1173)  modos  hypo- 
theticorum  syllogismorum  si  quis  plenius  nosse  desiderat  legat  librum  Marii 
Victorini  de  syllogism.  hypoth.  (§  408,  2).  sciendum  quogue  quoniam  Tul- 
lius  Marcellus  Carthaginensis  de  categoricis  et  hypotheticis  syllogismis  .  .  . 
Septem  libris  breviter  subtiliterque  traetavit  (folgt  Inhaltsangabe:  B.  1  de 
regula,  ut  ipse  dicit,  coUigentiarum  (dh.  der  logischen  Schlüsse;  coUigentia 
so  auch  bei  Boethius),  2.  3  categorici,  4.  5  hypothetici,  6  mixti,  7  compositi 
syllogismi)  .  .  .  quem  codieem  vobis  legendum  reliqui.  —  de  orthogr  GL.  7, 
176,  6  inlustris  memoriae  audivi  Memnonium,  hominem  omni*  facundiae 
iudicem,  se  dicentem  de  hoc  (Schreibung  berna  oder  verna)  reprehensum  a 
Romano  quodam  disertissimo  usw.,  ebd.  164,  19  Gratus  (verderbt)  arti- 
graphus.  de  mus.  p.  686  Gar.  (70,  1203  Miqnb):  sein  Freund  Mucianus, 
vir  disertissimus,  habe  des  Gaudentius  Werk  über  Musik  übersetzt. 

481.  Vor  und  nach  Cassiodor  verfaßten  Chroniken  Mar- 
cellinus comes  v.  c.  für  die  Jahre  379  —  534  mit  ausschließ- 
licher Berücksichtigung  der  Ereignisse  im  oströmischen  Reiche; 
sowie  vorzugsweise  auf  Afrika  berechnet  der  Bischof  Victor 
von  Tunnuna  vom  Anbeginn  bis  J.  566,  wovon  aber  nur  der 
letzte  Teil  (vom  J.  444  ab)  erhalten  ist.  Fortsetzungen  lieferten 
der  Abt  Johannes  von  Biclaro  für  seine  Zeit  J.  567 — 590, 
und,  vom  Ende  der  Chronik  Prosper's  anhebend,  der  Bischof 
Marius  von  Avenches  (Lausanne)  für  die  Jahre  455 — 581. 

1.  Cassiod.  div.  lect.  17  Marcellinus  quattuor  libros  de  temporum 
qualitate  et  positionibtts  locorum  pulcherrima  proprietate  conficiens:  zu  diesem 
historisch- geographischen  Handbuch  kamen  noch  Einzelschriften;  s.  ebd.  26 
Marcellinus  quoque  pari  cura  legendus  est,  qui  Constantinopolitanam  civi- 
tatem  et  urbem  Hierosolymorum  quattuor  libellis  minutissima  ratione  descripsit. 
Die  Beschreibung  rUrbs  Gonstantinopolitana  nova  Roma'  welche  wir  noch 
besitzen  (ed.  OSebck  an  s.  Ausg.  der  Notit.  dign.  p.  229.Riebe,  geogr.  183) 
ist  nicht,  wie  Biesb  p.  xxxm  will,  von  Sfcroellinus,  da  sie  aus  der  Zeit 
des  Theodosius  II  stammt).  Cass.  aO.  weiterhin:  hunc  (Eusebios  -  Hieron.) 
8ub8ecutus  est  suprascriptus  Marcellinus  Illyricianus ,  qui  adhuc  patricii 
Iustiniani  fertur  rexisse  cancellos,  sed  meliore  condidone  devotus  a  tempore 
Theodosii  principis  usque  ad  fores  (Gäbet  :  finem,  J.  666)  imperii  triumphalis 
Aug.  Iustiniani  opus  suum  .  .  perduxit.    Auch  aus  der  Chronik  selbst  erhellt 


1254  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

daß  Marc,  zu  Konstantinopel  schrieb.  Marckll.  chron.  praef.  ego  simplki 
dumtaxat  computatione  Orientale  tantum  secutus  imperiwn  per  indictiones 
perque  consules  infra  scriptos  CXL  annos,  .  .  a  consülatu  Ausonii  et  Olybrii 
(J.  379)  .  .  enumeram  et  usque  in  consulatum  Magni  (J.  1>18)  .  .  cölligm 
eorumdem  auctorum  (Eusebios  -  Hieronymus)  operi  subrogavi.  itemque  alios 
XVI  annos,  a  consülatu  Iustini  Aug.  primo  (J.  519)  usque  in  consulatum 
Iustiniani  Aug.  quartum  (J.  634),  suffeci.  id  sunt  simul  anni  CLVI,  tt 
meum  rusticum  opus  supposui.  Das  erhaltene  Werk  aber  reicht  durch  eine 
(wertvolle)  Fortsetzung  biß  zum  J.  548.  Die  vermeintliche  Fortsetzung  von 
549—666  hat  mit  Marc,  keinen  Zusammenhang,  GWaitz,  Gott  geL  Anz. 
1857,  38.  Die  Chronik  ist  ohne  stark  kirchliches  Gepräge,  wenn  auch  die 
wenigen  literarischen  Notizen  sich  fast  nur  auf  Kirchenschriftsteller  be- 
ziehen. Einmal  citiert  M.  den  Claudian  (in  Eutr.  1, 8).  Er  benützt  Orosins, 
Gennadius,  oet- weströmische  Fasten  usw.  und  zeichnet  sich  durch  Fleiß  und 
Sorgfalt  aus.  —  Zuerst  wird  Marcellin's  Chronik  in  den  beiden  Werken 
des  Iordanis  benützt.  Aufschrift:  Marcellini  comitis  v.  c.  clironicon.  Vgl. 
AEbebt,  LdMA.  I1,  446.  OHoldkr-Eqgkb,  die  Chronik  des  Marc.  com.  und 
die  oström.  Fasten,  NArchiv  f.  alt.  d.  Gesch.  2,  49.    Mommsen,  Iord.  p.  xxix. 

2.  Handschriften:  älteste  Oxon.  (Meerm.  771)  s.  VI,  Audomar.  697 
p.  X/XI,  Brux.  6441/48  s.  XI/XI1,  8.  Holder  aO.  52.  Mommsen,  Herrn.  24,  393. 
Ausgaben  des  Marc,  von  JSiemond,  Par.  1619  —  Opera  2  (Par.  1696),  309.  2 
(Ven.  1728),  269,  bei  Roncalli  chronica  2,  266;  bei  Mignb  61,  917. 

3.  Isid.  ilL  38  (script.  eccl.  25)  Victor  Tunnunensis  ecclesiae  africanat 
episcopus  a  principio  mundi  usque  ad  primum  Iustini  iunioris  imperium 
(J.  566)  brevem  per  consules  annuos  bellicarum  et  ecclesiasticarum  rerum 
nobüissimam  promulgavit  historiam.  Er  habe  im  Dreikapitelstreit  eine  Rolle 
gespielt  und  sei  daher  von  Justinian  in  ein  klösterliches  Gefängnis  gesteckt 
worden,  zuerst  in  Ägypten,  dann  in  Konstantinopel,  und  hier- gestorben 
(J.  669).  Vgl.  Victor  ad  a.  566.  556.  Ibid.  chron.  p.  419  Rone.  Victor 
Tunnunensis' ecclesiae  episcopus  recensitis  praedictorum  (Hieronymus  und  Fort- 
setzer) historiis  gesta  sequentium  aetatum  usque  ad  consulatum  Iustini  iunioris 
explevit.  Dagegen  beginnt  das  Erhaltene:  a  XVIII  consülatu  Theodoni 
iunioris  (J.  444)  Victor  episc.  Tunn.  ecclesiae  Africae  historiam  proseqyüur 
ubi  Prosper  reliquit  Da  aber  Victor  für  J.  444 — 455  nicht  nur  in  den  Tat- 
sachen sondern  auch  nicht  selten  in  den  Worten  mit  Prosper  vollkommen 
übereinstimmt,  so  hat  Papencordt,  Gesch.  d.  vandal.  Herrschaft  359,  ver- 
mutet daß  Isidor's  Angabe  die  richtige  sei  und  die  widersprechende  in  den 
Hss.  des  Victor  von  einem  Abschreiber  herrühre  welcher  Prosper's  Werk 
nur  in  der  bis  zum  J.  444  reichenden  Ausgabe  oder  in  einer  verstümmelten 
Handschrift  besaß  und  dieser  jetzt  als  Fortsetzung  Victor's  Darstellung 
der  späteren  Zeit  anreihte,  mit  Weglassung  der  früheren  Teile,  von  Er- 
schaffung der  Welt  bis  aufs  Jahr  444,  welche  infolge  dessen  verloren  gingen. 
S.  auch  OHolder-Egqeb,  NArch.  f.  alt.  deutsch.  Gesch.  1,  298. 

4.  In  den  J.  444—  455  hat  Victor  die  politischen  Begebenheiten  kürzer, 
,  die  kirchlichen  weitläufiger  behandelt  als  Prosper.     Weiterhin  beschäftigen 

ihn  fast  nur  die  kirchlichen  Ereignisse  in  Afrika.  Seine  Nachrichten  dar- 
über tragen  das  Gepräge  tendenziöser  Verlogenheit  und  grenzenloser  Lieder- 
lichkeit  im  Chronologischen  (AvGutschmid).    Handbemerkungen  zu  seiner 


§484  Victor  Tunn.     Marias  Avent.  1255 

Chronik  von  unbekanntem  Verfasser  (höchst  wahrscheinlich  von  Maximus 
von  Saragossa,  §  495,  6)  enthalten  einige  nicht  unwichtige  Tatsachen,  die 
mit  Isidor's  Historien  (§  496,  3)  stimmen.  Papbncobdt  aO.  364.  HHkbtzdebg, 
Hist.  d.  Is.  (1874)  68.  Ebebt  aO.  1*,  686.  Nach  ASchott'b  Abschrift  (jetzt 
in  Leiden)  einer  Toledaner  Ha.  zuerst  herausgegeben  von  HCajusius,  Ingoist. 
1600,  dann  weniger  sorgfältig  nach  eigener  Abschrift  der  ScHOTT'schen 
Kopie  (KFrick,  RhM.  44,  869)  von  JJScaligbb,  thes.  tempp.,  Leid.  1605: 
danach  bei  Roncalli  2,  887,  bei  Miqke  68,  937. 

6.  Isid.  ill.  31  Ioannes,  Gerundensis  ecclesiae  episcopus  (J.  591  ff.), 
natione  Gothus  provinciae  Lusitanae  Scallabitanus.  Er  lernte  zu  Konstan- 
tinopel Lateinisch  und  Griechisch  und  septimo  demum  anno  in  Hispanias 
rever8tt8  est.  Von  dem  A  rianer  Leovigild  verfolgt  postea  (J.  686)  condidit 
monasterium  quod  nunc  Bielaro  dicitur  (daher  Ioan.  Biclarensis).  .  .  addü 
et  in  libro  chronicorum  ab  anno  primo  Iustini  tun.  principatus  (J.  567)  usque 
ad  annum  octavum  Mauritii  principis  Born.  (J.  590)  et  quartum  Becaredi  regis 
annum,  historico  compositoque  sermone.  Gedruckt  ist  diese  Chronik  bei 
HCanisius  und  Scalig  er  (A.  4  E.),  in  HFlorkz  Espana  sagrada  6  (Madrid 
1773),  382.  430,  bei  Mione  72,  868.  Aus  der  praef.:  post  Eusebium,  . 
Rieronymum,  .  .  nee  non  et  Prosperum  .  .  atque  Vietorem  Tunn.  ecclesiae 
africanae  episcopum  .  .  nos  .  .  quae  temporibus  nostris  acta  sunt,  ex  parte 
quod  oculata  fide  pervidimus  et  ex  parte  quae  ex  relatu  fidelium  didieimus, 
studuimus  ad  posteros  notescenda  brevi  stilo  transmittere.  Die  Darstellung 
ist  unparteiisch,  für  die  westgotische  Geschichte  eine  der  besten  Quellen. 
HHebtzbebg,  d.  Hißt.  d.  Isid.  (1874)  61. 

6.  Marius,  geb.  J.  630  oder  631  (im  Sprengel  von  Autun),  wurde 
J.  674  Bischof  in  Avenches -Lau sänne,  f  694.  Er  setzte  den  Prosper,  rich- 
tiger das  Chronicon  imperiale  (§  460,  3),  vom  J.  466  bis  681  fort  (Aufschrift: 
Usque  hie  Frosper;  quae  seeuntur  Marius  episcopus,  Unterschrift  nach  681 
Usque  hie  Marius  episcopus).  Die  Mitteilungen  aus  seiner  Zeit  sind  sehr 
wertvoll.  Diese  aus  verschiedenen  west-  (und  ost)römischen  Annalen  zu- 
sammengestellte Chronik,  erhalten  in  emer  Hs.  (jetzt  Brit.  mus.  16974  s.  IX. 
Mommsen,  Herrn.  24,  398 ;  Schriftprobe  in  WAbhdt's  Schrifttafeln,  Berl.  1874, 
Taf.  16),  ist  gedruckt  zB.  bei  Boncalli  2,  399,  Mione  72,  798  und  jetzt  am 
besten  bei  Abndt  aO.  28  und  in  neuem  Abdruck:  Mar.  Avent.  ebron.  ed. 
WAbkdt,  Lps.  1878.  —  CBindino,  GeBch.  d.  burgundischen  Königreichs  1 
(1868),  274.  GMonod  (s.  §  486,  9)  147.  WAbndt,  Bischof  Marius  von  Aven- 
ticum,  s.  Leb.  u.  s.  Chronik,  Lpz.  1876.  —  Später  wurde  die  Chronik  des 
M.  fortgesetzt  bis  623  durch  einen  Ungenannten,  welcher  das  fränkische 
Keich  besonders  berücksichtigt  und  Isidor's  Chronik  mit  großer  Leichtfertig- 
keit auszieht.  GKaufmamn,  Phil.  34,  281.  42,  601;  Forsch,  z.  alt.  d.  Gesch. 
13,  418.  HHebtzbebg,  ebd.  16,  817.  HBrosdut,  krit.  Unters,  der  Quellen  z. 
Gesch.  Dagoberte  I,  Gott.  1868.  GMonod,  Revue  crit.  1878,  266.  Wattknüach, 
D.  Geschichtsq.  I5,  98.  Ebbst  aO.  1',  586.  OHoldeb-Eggeb,  NArch.  f.  alt. 
d.  Gesch.  1,  264. 

7.  Verzeichnis  der  röm.  Bischöfe  bis  Hormisdas  (f  623)  geführt,  dann 
vervollständigt  biß  auf  Vigilius  (t  666)  aus  Paris.  12097  s.  VI  (Schriftprobe 
in  Zangbmbistkr-Wattknbach's  Exempla  codd.  latt.  T.  40)  bei  Mabillon,  vett. 
analect.  8,  426  und  FX Kraus,  Tfib.  theol.  QuartalBchrift  53,  282.  —  Ein 


1256  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

anderes  Papstverzeichnis  erhalten  in  einer  Kölner  Hb.  212  s.  VI  geht  bis 
zum  Jahr  536  (von  anderer  Hand  ergänzt  bis  auf  Gregor  I  590 — 604). 
Schriftprobe  bei  Zanokm. - Wattekb.  aO.  T.  37  u.  38.  VgL  §  413,  2,  vu.  — 
Über  die  sog.  Collect io  Avellana  s.  §  453,  4. 

8.  Über  den  Anonymus  Valesii  s.  oben  §  429,  9;  über  Ianuariua  Nepo- 
tianus  oben  §  279,  10. 

485.  Im  Jahre  551  gab  der  Gote  (Alane)  Iordanis  die 
beiden  auf  uns  gekommenen  Schriften  heraus,  de  origine  acti- 
busque  Getarum  und  de  summa  temporum  vel  de  origine  acti- 
busque  gentis  Romanorum,  letztere  eine  aus  den  gewöhnlichen 
Hilfsmitteln  zusammengeschriebene  Weltchronik,  die  Geschichte 
der  Goten  aber  wichtig  nach  dem  Untergange  des  Original- 
werkes von  Cassiodor,  welches  Iordanis  flüchtig  und  ungeschickt 
ausgezogen  hat. 

1.  Iobd.  get.  266  Scyri  .  .  et  certi  Alanorum  cum  duce  suo  nomine 
Gandac  Scythiam  minorem  inferioremque  Moesiam  acceperunt.  cuius  Can- 
dacis  Alanoviiamuthis  patris  mei  genitor  Paria,  i.  e.  mens  avus,  notarius  . . 
fuit  eiu8que  germanae  filio  Gunthigis  .  .  mag.  mil  .  .  .  ego  item,  quamvis 
agrammatu8,  Iordanis  (so  und*  Iordannis  die  besten  Hss.  hier  und  in  den 
Titeln  beider  Werke)  ante  eonversionem  meam  (dh.  ehe  ich  ins  Kloster  ging, 
§  483,  3)  notarius  fui.  Auch  bei  dem  Qeographus  Ravennas  (§  497,  3),  dem 
frühesten  Schriftsteller  welcher  den  Iordan.  mit  Namen  nennt,  heißt  er 
öfters  Iordanis  (einmal  Iordanus)  cosmographus  oder  chronographus  und 
ebenso  Iordanis  bei  den  mittelalterlichen  Geschichtschreibern,  Iordanis 
ist  (Tgl.  Heraclis,  Epifanis)  eine  Vulgärform  statt  Iordanes,  'ioQddmrig  (die 
vorletzte  Silbe  gewöhnlich  kurz  bei  den  Griechen,  lang  bei  den  Lateinern). 
Vgl  auf  einer  christlichen  Inschrift  bei  Murat.  1972,  10  hie  posüus  est 
Iordanis.  Ebenso  der  Nom.  Iordanis  (für  den  Fluß)  bei  Yen.  Fort.  carm. 
10,  6,  36  (auch  hier  die  Variante  Iordannis).  100.  Die  in  Hss.  der  zweiten 
Klasse  überlieferte  Namensform  lornandes  verteidigte  JGrimm,  kl.  Sehn*.  3, 
171.  234.  —  Weiteres  ist  über  die  Person  des  I.  nicht  bekannt.  Im  Titel 
der  Romana  (A.  4)  heißt  I.  episcopus,  in  dem  der  Getica  geben  die  besten 
Hss.  überhaupt  keinen  Namen,  andere  haben  denselben  allein,  einige  (der 
dritten  Klasse)  nennen  den  I.  episcopus  Ravennas,  und  so  schon  eine  He. 
welche  älter  war  als  J.  747  (gesta  abbat.  Fontanell.,  Mon.  Germ.  2,  287). 
Höchst  wahrscheinlich  verdankt  dieser  Titel  seinen  Ursprung  der  Gleich- 
setzung  deB  Geschichtschreibers  mit  dem  Iord.  episcopus  an  welchen  ein 
in  den  Hss.  der  ersten  Klasse  zugleich  mit  den  Schriften  des  Historiken 
überliefertes  Gedicht  des  Honorius  scholasticus  gerichtet  ist  (§  491,  13).  Für 
einen  solchen  ist  im  Verzeichnis  der  Bischöfe  von  Ravenna  in  der  Lücke 
vor  J.  418  Platz;  mit  dem  Historiker  hat  er  nichts  zu  schaffen  (AvGur- 
bchmid).  Damit  fällt  der  Versuch  diesen  in  dem  Bischof  Iordanes  zu  Croton 
wiederzufinden,  welchen  Papst  Vigilius  (J.  637—555)  im  Verdammungsurteil 
gegen  TheodoroB  aus  Caesarea  im  Dreikapitelstreit  vom  14.  Aug.  551  er- 
wähnt (bei  Miqxe  69,  62).  —  In  dem  nämlichen  Jahre  551  schrieb  Iordanis 


§  485  Iordanis.  1257 

seine  beiden  Schriften  (ob  in  seiner  Heimat  Moesien  ?  Mommsbn  p.  x;  da- 
gegen Schibbkn  aO. ,  8.  A.  3).  Auch  der  Vigilius  welchem  I.  die  Romana 
widmet  (A.  4.  Anrede:  nöbilissime  et  magnifice  f rater)  ißt  schwerlich  jener 
Papst,  da  Iord.  (selbst  wenn  er  Bischof  gewesen  wäre)  kaum  dem  Papst 
den  Rat  geben  konnte  (rom.  praef.  4):  ad  deutn  (te)  convertas  qui  est  vera 
libertas  . .  scito  quod  diligenti  tnundum  semper  neeessitas  imminet  .  .  estoque 
toto  corde  diligens  deutn  et  proximum  ut  adimpleas  legem.  Ebe&t,  LdMA. 
1",  661.  Ein  anderer  Iordanes  im  Schreiben  des  Papstes  Pelagiue,  Nach- 
folgers von  Vigilius,  vom  15.  Febr.  666  ad  episcopos  Tnsciae  (defensore 
ecclesiae  nostrae  Iordane  deferente);  s.  Köpkb,  deutsche  Forschungen  58. 
Der  Name  Iord.  ist  in  der  Spätzeit  überhaupt  nicht  selten,  so  heißt  zB. 
auch  der  cob.  ord.  des  J.  470.    S.  im  allg.  Momxsbn's  Vorrede. 

2.  Aufschrift:  de  origine  actibusque  Getarum,  ebenso  wie  Cas- 
siodor  sein  Werk  genannt  hatte  (s.  u.).  Unterschrift:  explicit  de  antiquitate 
Getarum  actibusque  eorum  quos  devicit  Iustinianus  imp.  per  fidelem  rei  publ. 
Belisarium  cons.  Am  Schluß  der  get.  (315):  haee  hucusque  Getarum  origo 
ac  Amalorum  nobilitas  et  trirorum  fortium  facta.  Aus  dem  Vorwort,  welches 
fast  wörtlich  abgeschrieben  ist  aus  Rüfis'b  Vorwort  zu  seiner  Übersetzung  von 
Origenes'  Commentar  zum  Römerbrief  (HvSybbl  in  Schmidt's  Z.  f.  Gesch.  7, 288 ; 
vgl.  Köpkb  aO.  65) :  me, . .  frater  Castdli,  laxari  vela  compellis  relictoque  opusculo 
quod  intra  manus  habeo,  i.  e.  de  adbreviatione  chronicorum  (A.  4),  suades 
ut  nostris  verbis  XII  Senatoris  volumina  de  origine  actusque  Getarum  ab 
olim  et  usque  nunc  per  generationes  regesque  descendentem  in  uno  et  hoc 
parvo  libello  coartem.  dura  satis  imperia  etc.  super  omne  autem  pondus 
quod  nee  facultas  eorundem  librorum  nobis  dafür,  quatenus  eius  sensui  in- 
serviamus,  sed,  ut  non  mentiary  ad  triduanam  lectionem  dispensatoris  eins 
beneficio  libros  ipsos  antehac  relegi.  quorum  quamuis  verba  non  recolo  sensus 
tarnen  et  res  aetas  credo  me  integre  retiner -e.  ad  quos  et  ex  nonnullis  historiis 
grecis  ac  latinis  addedi  convenientia,  initium  finemque  et  plura  in  medio  mea 
dictione  permiscens.  Das  initium  ist  übrigens  aus  Orosius  und  irgend  einer 
KoBmographie.  Schluß  (316):  haec  qui  legis  scito  me  maiorum  secutum 
scriptis  ex  eorum  latissima  prata  paueos  flores  legisse,  unde  inquirenti  pro 
captu  ingenii  mei  coronam  contexam.  nee  me  quis  in  favorem  gentis  prae- 
dietae,  quasi  ex  ipsa  trahenti  originem,  aliqua  addidisse  credat  quam  quae 
legi  et  comperi.  nee  sie  tarnen  euneta  quae  de  ipsis  scribuntur  aut  referuntur 
complexus  sum  etc.  Abfassung  und  Herausgabe  der  Getica  im  J.  551  (s.  104 
pestilens  morbus  .  .  quod  nos  ante  hos  novem  annos,  nämlich  542  in  Thra- 
kien, experti  sumus)  und  zwischen  der  Abfassung  der  Romana;  s.  A.  4. 
MomcsBN  p.  zv.     Köpke  aO.  65. 

3.  Die  Getica  des  Iord.  sind  ein  Auszug  aus  dem  entsprechenden 
Werke  Cassiodor's  (§  483,  5);  SCassel,  magyar.  Altert.  299.  CSchibbbn,  de 
ratione  quae  inter  I.  et  Cassiod.  intercedat,  Dorpat  1868.  RKöpke,  deutsche 
Forschungen,  BerL  1859,  60.  AvGutschmid ,  JJ.  85,  124.  Die  gelehrten 
Citate  bei  Iord.  gehen  auf  Cassiodor  oder  dessen  Quellen  zurück.  So  die 
Erwähnungen  des  Strabo,  Iosephus,  der  beiden  Dio,  nämlich  des  Cassius 
und  des  Chrysostomus,  welche  Cassiod.  für  eine  Person  hielt  (des  letzteren 
Tsxi%ol  legte  er  dem  enteren  bei  40.  58.  65.  vgL  mit  14.  151),  des  Ptole- 
maeus,  Dexippus,  Priscus,  Ablabius  («=  'Jßlaßios,  descriptor  Gothorum  gentis 


1258  Di©  Kaiserzeit.     Sechstes  Jahrhundert. 

cgregius  28;  vgl.  82.  117;  vgl.  Mommskn  p.  xxxvir.  KSchirben,  DLit.  Ztg. 
1882,  1422),  Trogus,  Cornelius  (Tacitus),  Symmachus  (§  477,  4).  Iordani« 
selbst  setzte  die  Gotengeschichte  Cassiodor's  (Aber  ihren  Abschluß  s. 
§  483,  5)  fort  bis  zum  Tod  des  Vitigee  (J.  640),  und  fügte  mancherlei 
Randbemerkungen  zu  dem  aus  Cassiodor  Entlehnten  hinzu.  Er  benützte 
dabei  Orosius  und  beB.  Marcellinus  comes;  die  Berührungen  mit  den  Born, 
des  Iord.  erklären  sich  aus  Zugrundelegung  eines  früher  angefertigten 
Geschichtsauszugs  in  beiden  Werken  (AvGutschiod).  Das  flüchtige  Mach- 
werk, bei  dessen  Herstellung  Iord.  mit  Vorliebe  das  aus  Cassiodor  heraus- 
hob was  ihm  dem  in  Thrakien  heimischen  wichtig  schien,  ist  zusammen- 
gesetzt aus  vereinzelten  Bruchstücken  und  breit  ausgeführten  oder  nur 
angedeuteten  Episoden,  voll  lästiger  Wiederholungen  und  doch  reich  an 
Lücken,  voll  falscher  Verbindungen  und  willkürlicher  Kreuz-  und  Quer- 
sprünge. Im  ganzen  ist  seine  Schrift  eine  rohe  und  verworrene  Masse,  im 
einzelnen  wichtig  als  Stoff  und,  wo  die  ursprüngliche  Farbe  nicht  ganz 
verwischt  ist,  selbst  anziehend  (Köpkb  aO.  72).    Vgl.  Ebbbt,  LdMA.  ls,  558. 

4.  Aufschrift  der  Weltcbronik:  de  summa  temporum  vel  origine  acti- 
busque  gentis  Bomanorum.  Iord.  selbst  bezeichnet  die  Schrift  als  bre- 
viatio  chronicorum  im  Vorwort  der  Getica,  s.  A.  2.  Der  gewöhnliche  Titel 
de  regnorum  ae  temporum  successione  ist  hs.  unbeglaubigt.  —  Aus  dem 
Vorwort  der  Romana:  .  .  nobilissime  frater  Vigili  (s.  A.  1).  .  .  vis  praesentis 
mundi  erumnas  cognoscere  .  .  .  addis  praeterea  ut  tibi  quomodo  romana  resp. 
coepü  et  tenuit  totumque  paene  mundum  subegit .  .  ex  dictis  maiorum  flosada 
carpens  breviter  referam,  vel  etiam  quomodo  regum  series  a  Romulo  .  .  in 
Aug.  venerit  Iustinianum,  quamvis  simpliciter,  meo  tarnen  tibi  eloquio  pan- 
dam.  .  .  quoquo  modo  väluimus  lote  sparsa  colkgimus  .  .  in  XXIV0  anno 
Iustiniani  imp.  (begann  am  1.  Apr.  561),  quamvis  breviter,  uno  tarnen  in 
tuo  nomine  et  hoc  parvissimo  libello  confeci,  iungens  ei  aliud  volumen  de 
origine  actusque  geticae  gentis,  quod  iam  dudum  (dh.  vor  mehreren  Monaten) 
communi  amico  Castalio  edidissem  etc.  Danach  nahm  Iord.  die  durch  die 
Abfassung  der  Getica  unterbrochene  Arbeit  an  den  Romana  nach  der  Her- 
ausgabe jener  wieder  auf  und  sandte  die  Romana  samt  den  angehängten 
Getica  an  Vigilius;  vgl.  A.  2.  —  Iordanis  schöpft  (von  Einzelheiten  abge- 
sehen) die  orientalische  Geschichte  bis  in  die  Zeit  des  Augustus  aus 
(Eusebios-)  Hieronymu«,  dann  tragt  er  aus  Florus  und  (in  zweiter  Linie  aus) 
Rufius  Festus  die  römische  ebenso  weit  nach,  es  folgt  die  Kaisergeschichte 
wieder  aus  Hieronymus,  und  nach  dessen  Ende  das  Weitere  aus  Victors 
Epitome  sowie  aus  Marcellinus  comes  und  aus  dessen  Fortsetzung.  Ein- 
zelnes ist  aus  Eutrop,  Orosius  und  den  Getica  des  Cassiodor  eingesprengt. 
S.  über  die  Quellen  bes.  Mommsbn's  Iord.  p.  xxm  und  die  Verzeichnung  der 
Quellen  am  Rande  s.  Ausgabe. 

5.  Iord.  nennt  sich  selbst  (s.  A.  1)  agrammatus  und  dies  ist  nur  zu 
richtig.  Er  verstand  zwar  Griechisch  und  hat  von  Juristen  den  Iamblichos 
(citiert  rom.  6;  aus  Stephanus  in  schol.  Basilic.  bei  EHuschke,  iurispr. 
anteiust. 6  880  nachgewiesen  von  ERohde;  s.  auch  NArch.  f.  alt.  d.  Gesch. 
8,  352),  von  Kirchenvätern  den  Epiphanios  und  vielleicht  auch  den  Ioannes 
Cbrysostomo8  gekannt  und  den  Sozomenos  fleißig  .benutzt  (AvGutschjud): 


§  485  Iordanis.  1259 

aber  er  schreibt  wie  ein  weniger  als  halb  gebildeter  in  der  damaligen 
stark  in  der  Auflösung  begriffenen  schon  romanisierenden  Volkssprache.  In 
den  besten  Hss.  (der  Heidelberger  und  dem  Vat.-PaL,  s.  A.  6)  ist  dieser 
Jargon  bewahrt,  aber  in  den  anderen  Hss.  ist  das  Sprachwidrige  im 
Latein  des  Iordanis  mehr  und  mehr  verwischt  und  der  Schulregel  ange- 
paßt. Zur  Prüfung  jenes  barbarischen  Lateins  des  Iord.  dienen  die  latei- 
nischen Inschriften  in  der  damaligen  Volkssprache  bei  JBRossr,  inscriptt. 
christtw  1  nr.  966—1116,  welche  mit  demselben  genau  stimmen;  vgl.  Mommsen 
in  s.  Ausg.  p.  167  und  daselbst  die  betreffenden  Indices  und  Nachweisungen 
p.  169.  Alles,  Formen  und  Satzbau,  ist  aus  den  Fugen  gegangen  und  zer- 
rüttet: Verwirrung  im  Geschlecht  (zB.  dolum  quod,  fluvium  quod;  iugus 
antefatus,  flumine  qui,  gaudium  felieiorem,  regnum  occidentalem,  orientalem, 
iuvenilem;  flosculä),  Declination  (adventui,  exercitui,  principatui  als  Gene- 
tive), Conjugation  (cognoscent,  tradent,  vivent  u.  a.  als  Praesentia;  indulgi 
— ■  indulgeri;  fugire,  fugiret;  obstrepebit),  Casusgebrauch  (zB.  Abi.  st.  Acc: 
hoc  nomine  nactus,  tarn  navali  quam  equestri  agmine  ductans,  eodem  regno 
invadens,  sequi  mit  Dat.,  Acc.  absol.  sehr  häufig  statt  Abi.  abs.),  Orts- 
bezeichnung (in  Constantinopolim,  in  JRavenna;  der  Locativus  ist  ganz  außer 
Gebrauch  abgesehen  von  Bomae,  dies  aber  steht  regelmäßig  für  Romam\ 
namentlich  Regellosigkeit  in  dem  Gebrauch  der  Präpositionen  (longo  per  tem- 
pore, cum  XL  milia,  cum  successores,  cum  multas  opes,  recedere  in  Haemi 
partibus,  movere  arma  in  parentibus,  de  origine  actusque  Getarum,  de  fines 
Italos).  Und  hinter  dieser  verrotteten  Sprachform  blicken  in  den  Getica 
die  cassiodorischen  Schnörkel  hervor! 

6.  Handschriften:  Mommsen  unterscheidet  drei  ordines  derselben. 
Die  Hss.  primi  ordinis  sind  im  allgemeinen  die  ältesten  und  besten  und 
in  diesen  aHein  haben  sich  neben  den  Getica  auch  die  Romana  erhalten ; 
dazu  gehören  *Heidelbergensis  921  (Palatinus)  b.  VIII,  Vatic. - Palat.  920 
s.  X,  Valencienn.  s.  IX.  Hss.  secundi  ordinis  sind  excerpta  Cheltenhamensia 
s.  IX,  Vatic-Ottobon.  1346  e.  X,  *Vratielav.  s.  XI;  endlich  Hss.  tertii  ord. 
*Cantabrig.  s.  XI  u.  *Berol.  b.  XII  (die  mit  *  bezeichneten  Hss.  Bind  im 
J.  1881  in  Berlin  verbrannt,  auch  deren  Vergleichungen  finden  sich  bei 
Mommsen).  Vgl.  im  allg.  Momhsen's  Ausg.  p.  zlyi.  —  Ausgaben  der  Getica 
und  Romana:  zB.  in  Gbütee'b  hist.  aug.  scriptt.  lat.  min.,  Hanau  1611,  von 
FLindbnbboo,  Hamb.  1611 ,  in  Mübatobi's  scriptt.  rer.  ital.  1 ,  187.  Haupt- 
ausgabe: Iordanis  Komana  et  Getica  recensuit  ThMommsbn,  Berl.  1882 
(«  Mon.  Germ.  hist.  Auctt.  antiquiss.  6,  1;  dazu  LEbhabdt,  Gott.  GA. 
1886,  669).  —  Sonderausgaben  der  Getica  in  IGabet'b  Cassiodor  (§  483,  14\ 
von  CACloss,  Stuttg.  1861  (vgl.  Gutsohmid,  lit.  Centr.-Bl.  1861,  612)  und 
von  AHoldeb,  Freiburg  1881.  —  Übersetzung  der  Gotengeschichte  (nebst 
Auszügen  aus  der  röm.  Gesch.)  von  WMabtbns,  Lpz.  1884. 

7.  Papencobdt,  vandal.  Herrschaft  383.  SFbbudenspbunq  ,  de  Iornande 
eiusque  libr.  natalibus,  Münst  1837.  HvSybel,  de  fontt.  libri  Iord.  de  Get., 
Berl.  1838.  JJobdan,  Iordanes'  Leben  und  Schriften,  Ansb.  1843.  Hansen, 
PRE.  4,  241.  JGbimm,  über  Iorn.,  kleine  Schriften  3  (Berl.  1866),  171. 
REöpke  u.  a.  (s.  A.  3).  W Wattenbach  ,  Deutschl.  Geschichtsquellen  l8,  70 
und  besonders  Mommben'b  Einleitung.    Lv Ranke,  Weltgesch.  4,  2,  313. 


1260  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

486.  Nur  uneigentlich  kann  unter  die  Historiker  gezählt 
werden  der  Brite  Gildas  (Sapiens)  aus  Bath;  eine  Spezialgeschichte 
ersten  Ranges  ist  dagegen  diejenige  des  Auvergnaten  Gregorius, 
Bischofs  von  Tours.  Gildas  (um  516 — 573)  schildert  die  Leiden 
seines  Heimatlandes  seit  der  Landung  der  Sachsen  in  dem  Über  i 

querolus  de  calamitate,  excidio  et  conquestu  Britanniae;  Gre- 
gorius von  Tours  (J.  538 — 593)  verfaßte  neben  wunderhaften 
Heiligengeschichten,  welche  den  starken  Glauben  oder  die  Leicht- 
gläubigkeit des  Verfassers  bezeugen,  besonders  zehn  Bücher 
fränkischer  Geschichte,  hauptsächlich  Selbsterlebtes,  mit  Wahr, 
heitsliebe  und  nicht  ohne  Kritik,  aber  mit  den  Vorurteilen  und 
Beschränktheiten  seiner  Zeit  und  in  zwar  ungebildeter,  aber 
nicht  ungewandter  Darstellung. 

1.  Gildas  1,  26  usque  ad  annum  obsessionis  Badonici  montis  (J.  516; 
Landung  der  Angelsachsen  445),  .  .  quique  quadragesimus  quartus  oritur  annus, 
mense  tarn  primo  emenso,  qui  iam et  meae  nativitatis  est.  Wahrscheinlich  ist  hie- 

nach  516  das  Jahr  seiner  Geburt  (anders  zB.  de  la  Bobderie,  rev.  celtique  6, 1),  I 

560  (516  +  44)  das  worin  er  schreibt.     Anders  Baeda,   hist.  eccl.   1,  16.  j 

Praefatio :  in  hoc  Ubro  quidquid  deflendo  potius  quam  declamando  .  .  fuero 
prosecutus  .  .  non  tarn  fortissimorum  militum  enuntiare  trucis  belli  pericula 
mihi  statutum  est  quam  desidiosorum.  süui  .  .  spatio  bilustri  temporis  vel 
eo  amplius  praeter euntis.  .  .  amicis  imperantibus  ut  qualemcunque  gentis  bri- 
tannicae  historiolam  sive  admonitiuneulam  scriberem.  .  .  nunc  persolvo  debi- 
tum  muUo  tempore  antea  exaetum,  vile  quidem  stilo,  sed  fidele  (ut  puto)  etc. 
Die  erste  Hälfte  (Historia)  giebt  in  26  Kapp,  keine  Geschichtserzahl  nng 
sondern  nur  Deklamationen  über  die  Geschichte,  die  zweite  (Epistola)  reiht 
daran  increpationes  zuerst  gegen  die  reges  patriae  (Constantmus,  Aurelias 
Conanus,  Vortiporius,  Cuneglassus,  Maglocunus),  non  minus  prophetarum 
oractUis  (alttestamentliche  Citate)  quam  nostris  sermonibus  2,  18),  dann 
(pars  III)  auch  gegen  die  Geistlichkeit.  Der  Ton  ist  eifernd,  die  Sprache 
aber  besonders  wegen  des  maßlosen  Schwulstes  nnd  der  schleppenden  Pe- 
rioden schwer  verständlich.  Hist.  litt,  de  la  France  8,  279.  CWScholl,  de 
ecclesiast.  Britonnm  .  .  historiae  fontibus  (Berl.  1851)  p.  1.  RALipsius  bei 
Ersch  u.  Gruber,  allg.  Encykl.  1,  67,  231.  Ebbet,  LdMA.  1*,  562.  —  Über 
den  diesem  Gildas  fälschlich  beigelegten  hymnus  loricae  s.  §  476,  1. 

2.  Ausgaben  des  Gildas  in  ThGale's  hist.  brit.  scriptores  XV  (Oxford 
1691),  in  CBebtbah's  britann.  gentium  hist.  ant.  scriptores  III  (Kopenh.  1759), 
in  den  Monnmenta  historica  britannica  (Lond.  1848)  1,  1  und  in  den  Coun- 
cils and  eccleß.  documents  rel.  to  Great-Br itain  etc.  by  AWHaddam  and 
WStubbs  (Oxf.  1869)  1,  44.  Bei  Mien  69,  328.  Ad  fidem  codd.  rec. 
JStevenson,  Lond.  1838.  Hrsgg.  mit  Einleitung  von  Sah  Mabte  (ASchulz), 
Berl.  1844. 

3.  Gregorius  (oder  Georgius  Florentius),  aus  einem  adeligen  Ge- 
schlechte der  Auvergne,  geb.  J.  538  in  Clermont-Ferrand,  wurde  Bischof 
von  Tours  573,  f  593.    Eng  mit  ihm  befreundet  war  Yenantius  Fortunatus, 


§  486  Gregorius  Turonensis.  1261 

welcher  dem  Gr.  Beine  Gedichtsammlung  gewidmet  hat.  Vgl.  auch  §  491,  4 
Z.  13.  Wiederholt  spricht  Gregor  von  seinem  Mangel  an  literarischer  Bildung, 
von  seiner  rusticitas  u.  dgl.,  und  entschuldigt  sich  wegen  seiner  sprach- 
lichen Fehler,  hißt.  Fr.  4,  1  veniam  precor  si  aut  in  litteris  aut  in  syllabis 
grammaticam  artem  excessero,  de  qua  adplene  non  sum  imbutus.  vit.  patr.  2, 
praef.  non  me  artis  grammaticae  Studium  imbuit  neque  auctorum  saecularium 
polüa  lectio  erudivit.  de  glor.  confess.  praef.  p.  747,  24  timeo  ne  .  .  quia 
sum  sine  litteris  rhetoricis  et  arte  grammatica,  dicatur  mihi  a  litteratis:  fo 
rustice  et  idiota  .  .  .  ut  opus  hoc  a  peritis  aceipi  putas  cui  .  .  .  nee  ulla  litte- 
rarum  scientia  subministrat?  .  .  .  qui  nomina  discernere  nescis,  saepius  pro 
maseulinis  feminea  .  .  .  commutas,  qui  ipsas  quoque  praepositiones  .  .  .  loco 
debito  plerumque  non  locas.  nam  ablativis  aecusativa  .  .  .  praeponis '  .  .  . 
Sed  tarnen  respondebo  Ulis  et  dicam  quia:  ( opus  vestrum  facio  et  per  meam 
rusticitatem  vestram  prudentiam  exercebo  .  .  .  quod  nos  inculte  et  breviter  .  .  . 
discribimus,  vos  lucide  ac  splendide  stante  versu  in  paginis  prolixioribus  dila- 
tetis.  Ebenso  bemerkt  er  auch  hist.  Franc,  prol.  p.  31 1  14  philosophantem 
rhetorem  intellegunt  pauci,  loquentem  rusticum  multi.  Danach  ist  die  in  den 
ältesten  und  besten  Hss.  vorliegende  vom  Standpunkt  der  Schulrichtigkeit 
höchst  anstößige  Sprachform  der  Schriften  Gregorys  gewiß  die  von  ihm 
angewendete.  Sie  ist  mit  der  bei  Iordanis,  Anthimus,  in  den  merovingischen 
.Königsurkunden  zu  vergleichen,  nicht  aber  mit  den  späteren  Hss.  und  allen 
Ausgaben  (außer  der  von  Arndt  und  Keusch)  zurechtzustutzen  und  ab- 
zuglätten. Die  oben  §  486 ,  5  aus  Iordanis  angefahrten  sprachlichen  Un- 
regelmäßigkeiten u.  a.  lassen  sich  aus  Gregor  mit  denselben  oder  ähn- 
lichen Beispielen  in  Menge  nachweisen.  Vgl.  darüber  FHaasb  (A.  7)  p.  33, 
die  Sammlungen  von  Kbusch  aO.  p.  929.  912  und  das  erschöpfende  Haupt- 
werk: MBonnbt,  le  Latin  du  Greg,  de  Tours,  Par.  1890.  Gregor  zeigt  ge- 
nauere Bekanntschaft  nur  mit  Virgil's  Aeneis  (vgl.  p.  487,  32  Krusch), 
ferner  mit  Sallust  (bes.  Einl.  z.  Catil.),  endlich  vereinzelt  mit  Gellius,  Pli- 
nius,  Titianus  (§  364,  4),  dann  mit  christlichen  Schriftstellern;  seine 
Kenntnis  der  alten  Geschichte  und  Geographie  ist  dürftig.  GKubth,  Gr£g. 
de  Tours  et  les  ötudes  classiques  au  VI0  siecle,  in  der  Rev.  des  quest.  hist., 
Oct.  1878. 

4.  Greg.  hist.  Franc.  10,  31  p.  449  decem  libros  historiarum  (A.  6), 
septem  miraeulorum  (A.  6),  unum  de  vita  patrum  (A.  6  Z.  7)  scripsi;  in  psalterii 
tractatu  (A.  7)  librum  unum  commentatus  sum;  de  cursibus  etiam  eecUsiastieis 
unum  librum  condidi  (A.  7).  quos  libros  licet  stüo  rusticiori  conscripserim, 
tarnen  coniuro  omnes  sacerdotes  domini  .  .  ut  numquam  libros  hos  aboleri 
faciatis  aut  rescribi  quasi  quaedam  eligentes  et  quaedam  praetermittentes. 
Diese  fast  alle  uns  erhaltenen  Werke  schrieb  Gr.  nicht  nach  einander,  sondern 
neben  einander;  mit  der  Heiligengeschichte  war  er  sein  Leben  lang  beschäftigt 
(etwa  675—593)  und  daneben  schrieb  er  an  seiner  fränkischen  Geschichte, 
welche  bis  zur  Mitte  von  B.  5  um  J.  577  entstanden  ist,  bis  gegen  Ende 
von  B.  8  J.  584  oder  585,  von  da  bis  zum  Ende  J.  590  oder  591,  während 
das  Nachwort  noch  später  hinzugefügt  ist.  Dann  begann  er  sein  Werk  noch- 
mals zu  überarbeiten,  und  brachte  die  ersten  sechs  Bücher  fertig. 

6.  Gbbo.  hist.  Franc,  praef.  cum  .  .  nee  reperiri  posset  quisquam  peritus 
dialectica  in  arte  grammaticus  qui  haec  aut  stüo  prosaico  aut  metrico  de- 


1262  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

pingeret  versu,  ingemiscebant  saepius  plerique  dicentes:  vae  diebus  nostris, 
quia  periit  Studium  UUerarum  a  nobis  nee  reperiretur  in  populis  qui  gesta 
praesentia  promulgare  possit  in  paginis.  1,  prol.  scripturus  beUa  regum  cum 
gentibus  adver sis,  martyrum  cum  paganis,  ecclesiarum  cum  haereticis,  prius 
fidem  meam  pro  ferne  cupio,  ut  qui  legerit  me  non  dubüei  esse  catholicum.  .  . 
illutn  tantum  studens  ut  quod  in  ecclesia  credi  praedicatur  sine  aliquo  fueo 
aut  cordis  haesitatione  retineam.  Die  Kirche  in  ihren  Beziehungen  zur  Welt 
ist  der  Mittelpunkt  der  Darstellung;  der  Standpunkt  die  Recht-  und 
Wundergläubigkeit  der  Zeit.  Da  aber  der  rechte  Glaube  des  katholischen 
Christen  verdienstlicher  ist  als  die  höchste  Tugend  ohne  ihn,  bo  spricht 
der  Verfasser  mit  kühlem  Freimut  über  die  ärgsten  Scheußlichkeiten 
Chlodovech's  und  die  Laster  vieler  Diener  der  Kirche  und  ist  überhaupt 
nicht  mit  Bewußtsein  parteiisch  oder  unwahr.  Der  Gesichtskreis  ist  eng 
umgrenzt,  bes.  in  Bezug  auf  Ausländisches;  s.  A.  3.  Im  allgemeinen  herrscht 
gegenüber  der  Überlieferung  Sorglosigkeit;  bei  wichtigen  Punkten  aber 
fehlt  es  nicht  an  bedächtiger  Prüfung.  Löbkll8  aO.  320.  Greg.  v.  T. 
fränkische  Geschichte,  übersetzt  (mit  Einl.  u.  Anmerkk.)  von  WGiesbbrbcht, 
Berl.2  1878  II.  Junghans,  Gesch.  d.  fränk.  Könige  Childerich  u.  Chlodo- 
vech  161.  Ebebt  aO.  668.  —  Nur  auf  die  sechs  ersten  Bücher  (bis  J.  684) 
erstreckt  sich  der  Auszug  bei  dem  sog.  Fredegar  (§  499,  1)  unter  dem  Titel 
Historia  Francorum  epitomata  (93  Kapitel),  abgedr.  in  der  Ausg.  von  Ruinabt 
(A.  8),  bei  Bouquet  2,  391  ff.,  Miqne  71,  674,  im  Fredegar  von  Keusch  und 
sonst.  LvRanke,  Weltgesch.  4,  2,  333  leugnete  die  Abhängigkeit  der  bist, 
epitom.  von  Gregor  von  Tours;  s.  aber  dagegen  GWaitz,  vor  Arndt's  Ausg. 
des  Greg.  p.  vin. 

6.  Inhaltsangabe  der  Miracula  von  Gregor  selbst  Hb.  confess.  praef. 
p.  748  in  primo  libello  inseruimus  aliqua  de  miraculis  domini  ac  sanetorum 
apostolorum  reliquorumque  martyrum  ...  in  seeundo  posnimus  de  virtutibus 
saneti  Iuliani  (die  von  Gregor  als  Quelle  benutzte  passio  s.  Iuliani  mar- 
tyris  ist  gedruckt  im  Gregor  v.  Aendt-Krusch  p.  879).  quattuor  vero  libeüos 
de  virtutibus  8.  Martini,  septimutn  de  quorundam  feliciosorum  vita  (=  liber 
vitae  patrum,  A.  4  Z.  2).  oetavum  hunc  scribimus  de  miraculis  confessorum. 
In  der  Aufzählung  am  Schluß  der  biet.  Franc.  (A.  4)  ist  das  umfangreichste 
Buch  de  vita  patrum  besonders  gezählt.  —  glor.  mart.  94  p.  662  A.-K.  quod 
passio  eorum  quam  Syro  quodam  interpretante  in  Latino  transtulimus  pJe- 
nius  pandit  Erhalten  durch  eine  verschollene  Hs.  zu  St.  Omer  u.  a.  als 
passio  ss.  martyrum  Septem  dormientium  apud  Ephesum  translata  in  Lati- 
num per  Gregorium  episcopum  interpretante  Ioanne  Syro,  gedr.  p.  847  A.-K 
Außerdem  verfaßte  Gregor  den  liber  de  miraculis  b.  Ändreae  apostoli,  welcher 
freilich  fast  durchweg  ohne  seinen  Namen  überliefert  ist,  auch  von  Gregor 
unter  seinen  Werken  nicht  aufgezählt  wird,  aber  nach  Sprache  und 
schriftstellerischen  Eigentümlichkeiten  sicher  dem  Gregor  angehört.  Zu- 
letzt herausgegeben  von  MBonnet  im  Gregor  von  Arndt  und  Krusch  p.  821. 
Auch  die  miracula  Thomae  (am  besten  im  Suppl.  codicis  apoeryphi  I  Acta 
Thomae  Graece  .  .  .  Latine  ed.  MBonnet,  Lps.  1883)  weisen  RALipsius,  d. 
apokr.  Apostelgesch.  2,  2,  416  und  Bonnet  aO.  dem  Gregor  zu.  —  Nicht  er- 
halten ist  die  bist.  Franc.  2,  22  (in  praefatione  libri  quem  de  missis  ab  eo 
[Sidonius]  compositis  coniunximus)  erwähnte  Schrift.  —  Les  livres  des  miracles 


§  486  Gregorius  Turon.    §  487  Medizinisches.  1263 

et  autres  opuscules  de  Greg,  de  T.,  revus  ...  et  traduits  par  HLBobdieb, 
Par.  1867—66  IV. 

7.  Vom  Psalmencommentar  sind  nur  spärliche  Reste  erhalten,  gedr. 
p.  873  AK.  —  Der  Über  de  cursibus  ecclesiastieis  (A.  4  Z.  3)  wurde  erst 
von  FHaase,  Bresl.  1863  aus  Bamb.  h.  i.  iv  16  8.  VIII,  der  einzigen  voll- 
ständigen Hb.,  herausgegeben.  Der  Bamb.  giebt%der  Schrift  den  volleren 
Titel  de  cursu  stellaruin  ratio  qualiter  ad  officium  implendum  debeat  obser- 
vari,  verschweigt  aber  den  Namen  des  Verf.,  doch  hat  schon  Haase  aas 
einzelnen  Angaben  der  Schrift  den  Gregor  als  Urheber  erwiesen.  Die 
Abhandlung  (verfaßt  zwischen  £  675—682)  beginnt  mit  einer  Aufzählung 
der  Weltwunder  (sieben  menschlicher  und  sieben  göttlicher).  Dieser  Ab- 
schnitt ist  in  manchen  Hss.,  zB.  Vindob.  s.  VIII/1X,  erhalten;  vgl.  MHaupt, 
Ot.  Halieut.  p.  67.  HOmont,  bibl.  de  lMc.  des  chart.  1882,  60.  An  die 
unter  den  Wundern  zuletzt  genannten  Gestirne  schließt  sich  eine  Belehrung 
über  die  Stundenberechnung  für  den  nächtlichen  Gottesdienst  nach  dem 
Stand  der  Gestirne.  Gedruckt  nach  Haase  bei  Bordieb  (A.  6  E.)  4,  1  und 
bei  Khusch  p.  854.  Über  SGall.  865  s.  IX,  der  Teile  der  Schrift  enthält,  s. 
Krusch,  NArch.  f.  alt.  d.  G.  12,  303.  Vgl.  §  397,  8  Z.  7.  491,  6gE.  Ebebt 
aO.  I2,  576. 

8.  Handschriften:  Alte  Hss.  der  Werke  Gregor' s  sind  häufig.  Schon 
aus  s.  VU  solche  für  die  Frankengeschichte:  Paris.  17654  (Bellovac.), 
17666  (Corbeiens.) ,  Gamerac.  624,  Leid.  21  usw.  Vgl.  über  das  Einzelne 
Arndt-Krubch  aO.  Über  neue  Funde  Not.  et  Docum.  de  la  Soc.  hist.  de  la 
France  1884.  —  Ausgabe  von  ThRuinart,  Par.  1699,  abgedr.  bei  Mione 
LXXI.  Darin  sind  auch  die  übrigen  Werke  enthalten.  Ausgaben  der  Franken- 
geschichte in  Bouquet's  recueil  2,  137  und  von  Güadet  u.  Tabanne,  Par. 
1836  f.  IL  Jetzt  bes.  Greg.  Tur.  opera  edd.  W Arndt  et  BKrusch  (I  hist. 
Franc;  II  miracula  et  opp.  minora),  Hannov.  1884.  85  II  (=  Mon.  Germ, 
hist.,  Scriptt.  Meroving.  Bd.  1,  1.  2.  Vgl.  dazu  MBonnet,  rev.  crit.  1885 
1,  161);  le  Latin  du  Greg.  15. 

9.  Hist.  litt,  de  la  France  3,.  372.  CGKries,  de  Gregorii  Turon.  vita 
et  scrr.,  Bresl.  1838.  JWLoebell,  Gregor  v.  Tours  u.  s.  Zeit,  Bresl.  1839. 
Lpz.'  1869.  RKöpke,  kl.  Schriften,  Berl.  1872,  289,  und  besonders  GMonod, 
ätudes  crit.  sur  lee  sources  de  Thist.  me*rov.  1  (1872),  21  (Biblioth.  de  l'ecole 
des  h.  e'tudea).  G Richter,  Annalen  des  fränk.  Reichs,  Halle  1873.  Ebbet 
aO.  1",  666.  Wattehbach,  Deutschi.  GeBchichtsqu.  I6, 90.  WAbhdt  u.  BKbusch 
vor  ihrer  Ausg.  und  MBonnet,  le  Latin  du  Greg.,  introduction. 

487«  Aus  dem  Anfange  des  sechsten  Jahrhunderts  stammt 
eine  kleine  Schrift  über  Nahrungsmittel,  von  einem  griechischen 
Arzte  Anthimus  im  gotischen  Italien  gerichtet  an  den  Franken - 
könig  Theuderich.  Auch  sie  ist  eine  der  ältesten  Urkunden  für 
den  Übergang  des  Lateinischen  ins  Romanische.  Gleichfalls  für 
germanische  Völker  bestimmt  waren  um  dieselbe  Zeit  verfaßte 
lateinische  Bearbeitungen  von  Schriften  des  Oribasius. 


1264  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

1.  Titel  der  Schrift:  Incipit  epistula  Anthimi  viri  inl.  comitis  et 
legatarii  ad  gloriosissimum  Theudericum  regem  Francorum  de  observatione 
ciborum.  Dies  ist  wohl  der  Arzt  Anth.  welcher  J.  468  in  Konstantinopel 
(unter  Zenon)  hochverräterischer  Verbindung  mit  dem  Goten  Theoderich 
Strabon  (f  481)  bezichtigt  und  verbannt  wurde  (Malch.  in  Hist.  gr.  min. 
1,  400  Ddf.).  A.  wird  zu* den  Qoten  geflohen,  mit  Theoderich  d.  Gr.  489 
nach  Italien  gezogen  und  als  dessen  Gesandter  nach  J.  511  zn  Chlodwigs 
Sohn,  dem  Frankenkönig  Theuderich  (J.  611—584),  gegangen  sein.  VRose, 
anecd.  2,  44.  Wirklich  giebt  sich  der  Verf.  des  Schriftchens  als  Grieche 
und  Arzt  zu  erkennen,  welcher  die  Überlieferungen  griechischer  Ärzte  auf 
die  er  sich  beruft  mit  allerlei  Bemerkungen  durchsetzt  welche  sich  auf  das 
von  ihm  selbst  bei  den  Goten  und  Franken  Beobachtete  beziehen.  Vgl. 
c.  14  de  lardo,  unde  non  est  qualiter  exire  delicias  Francorum,  tarnen  qua- 
liter  melius  comedatur  ad  horam  expono  .  .  de  crudo  vero  lardo,  quod  solent 
ut  audio  Fr  and  comedere,  miror  satis  quis  Ulis  ostendit  talem  medicinam. 
64  fit  etiam  de  hordeo  opus  bonum,  quod  nos  graeee  dicimus  alfita,  latint 
vero  pölentam,  Goihi  vero  barbarice  fenea.  16  cervisa  bibendo  vel  medus 
(Meth)  vel  aloxinum  quam  maxitne  omnibus  eongruum  est,  quia  cervisa  quae 
bene  facta  fuerit  btneficium  praestat  et  rationem  habet  sicut  tisanae  quam 
nos  facimus.  78  oxygala  gtsaece  quod  latine  vocant  melca  (FBüchbueb,  RhM. 
37,  620). 

2.  Die  Schrift  behandelt  94  Nahrungsmittel,  teilweise  ganz  kurz,  nach 
ihrer  Zuträglichkeit  (Verdaulichkeit)  oder  Schädlichkeit  in  rohem  oder  ge- 
kochtem Zustande,  darunter  auch  Speck  und  Bier  (A.  1),  und  allerlei  Fisch- 
arten (c.  39  ff.  vgl.  Rose,  anecd.  2,  63  ff.).  Häufig  berührt  ßie  sich  mit  dem 
Eochbuche  des  Apicius  (oben  §  283,  2).  Besonders  merkwürdig  aber  ist 
sie  durch  ihr  Latein,  welches  die  damals  wirklich  gesprochene  und  von  dem 
Verf.  auch  auf  solchem  Wege  erlernte  Sprache  uns  vorführt.  So  devenire 
(werden),  sera  (Abend),  de  für  den  Genetiv,  ille  alß  Artikel,  cabaüicare,  me- 
dietas  (Hälfte),  sodinga  u.  a.  (Rose  ebd.  46.  52.  99). 

3.  Handschriften  in  StG allen  s.  IX  und  XI,  in  Bamberg  s.  IX,  in 
London  Sloan.  s.  IX  (der  letztere  nur  abschriftlich  erhalten)  usw.  Zuerst 
herausgg.  von  VRose,  anecd.  gr.  et  graecolat.  2  (Berl.  1870),  65;  iterum  ed. 
VRose,  Lps.  1877. 

4.  Von  des  Oribasius,  des  Leibarztes  Kaiser  Julian's,  Handbuch  für 
reisende  Ärzte  (Synopsis  ad  Eustathium,  9  BB.)  und  desselben  Auszug  dar- 
aus, dem  Notbüchlein  für  Laien  bei  Unglücksfällen  (Evicooiata  oder  Synopsis 
ad  Eunapium  4  BB.)  haben  sich  sehr  freie  lateinische  Bearbeitungen  in 
Vulgärlatein  aus  dem  5. — 6.  Jahrhundert  erhalten.  Die  Haupthandschrift 
Paris.  10233  s.  VI ;  von  den  40  in  dieser  Hs.  fehlenden  Blättern  finden  sich 
18  noch  in  Bern  (herausgg.  und  sprachlich  erläutert  von  HHaokn,  Zur 
Gesch.  der  Philologie,  Berl.  1879,  243).  Diese  lateinischen  Übersetzungen 
herausgg.  in  Bussemakbb's  und  Dabemjjebq's  Ausg.  der  Oeuvres  d'Oribase, 
Bd.  (6.  u.)  6:  anciennes  traductions  latines  de  la  Synopsis  et  des  Euporistes 
publ.  d'apres  les  mscr.  par  AMolinier,  Par.  1876.  Vgl.  VRose,  anecd.  gr. 
lat.  2,  110  fll.  —  Bemerkenswert  die  Zusätze  des  Bearbeiters,  wie  id  est, 
quem  rustici  vocant  usw.,  ferner  (6,  131)  isatis:  vocant  Goihi  uuisdüe  (Boss 


§  487  Medizinisches.    §  488  Reehtabücher.  1265 

aO.  117).  —  Über  medizinisch- botanische  Glossen  oben  §  42,  7  E.  —  Medi- 
zinische Rezepte  ans  Leid.  Voss.  Q.  9  s.  VI  veröffentlicht  JPibchotta.,  ein 
Anecdotum  Latinum,  Leobschfitz  1887. 

488.  Das  Bedürfnis  die  geltenden  Rechtsgrundsätze  und 
Gesetzesbestimmungen  übersichtlich  zusammenzustellen  fühlte  man 
gleich  sehr  im  weströmischen  wie  im  ostromischen  Reiche.  Nur 
trat  dort  hinzu  das  Verlangen  die  Stellung  der  germanischen 
Sieger  gegenüber  den  besiegten  Romanen  abzugrenzen;  und  einen 
wesentlichen  Unterschied  begründete  auch  daß  im  Osten  Rechts* 
schulen  und  geschichtliche  Rechtskenntnisse  fortwirkten,  im 
Westen  aber  sehr  zurückgegangen  waren.  So  haben  denn  die 
auf  dasselbe  Ziel  gerichteten  Bemühungen  in  beiden  Reichs- 
bälften  einen  sehr  verschiedenen  Charakter:  im  Westen  einen 
kümmerlichen  und  rohen,  wie  das  edictum  Theoderici  regis,  bei 
den  Westgoten  die  lex  romana  (oder  das  breviarium  Alarici),  im 
burgundischen  Reiche  der  sogen.  Papian;  während  im  Osten 
durch  Justinian  das  sogen.  Corpus  iuris  geschaffen  wurde. 
Dieses  besteht  aus  zwei  Hauptteilen,  dem  Juristenrecht  (ius 
vetos)  und  dem  Kaiserrecht  (ius  principale),  von  welchen  der 
letztere  Teil  zuerst  ausgeführt  wurde  (J.  528  f.;  umgeänderte  Be- 
arbeitung J.  534).  Hiefür  wurde  ein  Ausschuß  niedergesetzt,  dessen 
wichtigstes  Mitglied  Tribonianus  (f  546)  war.  Die  Consti- 
tutionen der  Kaiser  wurden  aus  den  bestehenden  Sammlungen 
und  deren  Nachträgen  abermals  gesichtet,  verkürzt  und  zu  den 
zwölf  Büchern  des  codex  Iustinianus  vereinigt.  Die  Aus- 
arbeitung der  Auszüge  aus  dem  ius  vetus  in  50  Büchern  Digest a 
erfolgte  J.  530—533.  Auf  Grund  der  neuen  Gesetzgebung  wurde 
gleichzeitig  ein  neues  Lehrbuch  durch  Tribonian,  Theophilos  und 
Dorotheos  ausgearbeitet,  die  vier  Bücher  Institutiones,  haupt- 
sächlich nach  Gaius.  Zu  diesen  Sammlungen  Justinian's  kamen 
später  noch  nachträgliche  Verordnungen,  Novellae,  in  mehreren 
Privatsammlungen,  aus  J.  533  bis  gegen  das  Ende  des  Jahr- 
hunderts, meist  in  griechischer  Sprache.  Wenn  auch  Justinian  zu 
seinen  Sammlungen,  neben  der  Sucht  seinen  Namen  zu  verewigen, 
durch  das  herrische  Bestreben  bewogen  wurde  mechanische  Gleich- 
heit herzustellen,  Streitigkeiten  der  Juristen  abzuschneiden  und 
ein  Urteilen  der  Richter  nach  eigenem  Ermessen  unmöglich  zu 
machen,  so  hat  er  doch  dadurch  die  sonst  dem  Untergange  ver- 
fallenen Schätze  der  alten  Jurisprudenz  gerettet,  durch  die  Digesta 
eine   geschichtliche  Behandlung   des   römischen  Rechts   möglich 

Tbuffil-Sohwabi,  Köm.  Lit-Getch.    5.  Aufl.  80 


1266  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

gemacht  und  eine  Grundlage  für  alle  spätere  Weiterbildung  des- 
selben geschaffen. 

1.  Das  Edictum  Theoderici  regis  ist  ein  Öffentlicher  Anschlag 
welchen  Theoderich'  hei  seiner  Anwesenheit  in  Rom  (J.  600),  wohl  durch  Cas- 
siodor,  anfertigen  und  aushängen  ließ.  Er  enthält  164  Artikel  in  planloser 
Folge,  geschöpft  ex  novellis  legibus  ac  veteris  iuris  sanctimoma  (dh.  dem 
cod.  Theod.  und  späteren  Novellen,  sowie  Paul.  sent.  und  cod.  Greg.),  und 
sollte  eine  Anleitung  für  die  Rechtsprechung  der  Militär-  und  Civilrichter 
bieten.  Abgedruckt  aus  jetzt  verschollenen  Qss.  zuerst  von  PPithoecs, 
Par.  1679  (als  Anhang  des  Cassiodor  von  GFobvxmus),  dann  besonders  von 
GFRhon,  comm.  ad  ed.  Th.  r.  Ostrog.,  Halle  1816  und  von  FBluhme  in  d. 
Mon.  Germ.  hist.  Leges  6,  146.  Rudobff,  röm.  RGesch.  1,  293.  FDahh,  d. 
Könige  der  Germanen,  Abteil.  4,  Anhang  1. 

2.  Für  die  Westgoten  in  Gallien  und  Spanien  galt  als  Gesetz  die  von 
König  Eurich  (J.  466—484)  veröffentlichte  lex  Visigothorum.  Vermeintliche 
Reste  derselben  veröffentlichte  AGaudknzi  aus  cod.  Holkham.  210  s.  IX/X, 
s.  aber  KZedmbb,  NArchfädG.  12,  387;  vgl.  ZfRG.  23  (Germ.),  263.  Enrich's 
Sohn,  Alarich  IL,  setzte  J.  606  einen  Ausschuß  nieder  welcher  ein  Ge- 
setzbuch für  die  Römer  im  westgotischen  Reich  herstellen  sollte.  Dessen 
Arbeit  ist  die  lex  romana  Visigothorum,  auch  Breviarium  Alarici  oder 
(nach  dem  die  Abschriften  beglaubigenden  referendarius  AnianuB)  Aniani 
genannt,  herausgg.  am  besten  von  GHänel  (ad  lxxvi  librorum  mas.  fidem 
recogn.  etc.  Lps.  1849).  Von  den  vielen  Hss.  haben  nur  wenige  selbständige 
Bedeutung,  bes.  ein  Monac..  s.  VI — VII  (Schriftprobe  in  Zangemkibter- 
Wattbnbach's  exempla  codd.  Iatt.  T.  27  u.  28)  und  ein  Paris,  b.  VIII — IX, 
8.  PKbügeb  vor  s.  Ausg.  d.  Paulus  p.  43  (§  376,  3).  Über  den  PaJimps.  16 
s.  VI  in  Leon  (Spanien)  s.  RBbbb,  Wien.  SBer.  1887,  12.  Okt.,  und  RBeeb 
j  JElJtmbnez,  catal.  de  los  codd.  ...  de  Leon,  Leon  1888.  Im  allgem. 
FDahn,  Könige  der  Germ.  4,  123.  Aus  dem  cod.  Theod.  sind  398  Consti- 
tutionen entnommen,  dazu  33  Novellen,  aus  cod.  Greg.  22,  aus  Hermog.  2 
Constitutionen,  aus  Papinian  eine  Stelle.  Gaius  ist  in  verkürzter  Fassung 
aufgenommen;  Ähnlich  Paulus1  sententiae.  An  den  meisten  Stellen  ist  eine 
Umschreibung  oder  Erklärung  beigefügt.  Vgl.  Fittisg,  d.  sogen,  west- 
gotische Interpretatio,  ZfRGesch.  11,  222..  In  dieser  Gestalt  bestand  das 
römische  Recht  während  des  früheren  Mittelalters  in  einem  großen  Teile 
des  Westens  fort  und  wurde  selbst  wieder  in  Auszüge  gebracht.  Ein 
solcher  ist  zB.  auch  die  Bogen,  lex  Romana  (Utinensis  oder)  Curiensis  (Mon. 
Germ.  Leges  6,  289)  in  Churrätien  zusammengestellt,  beachtenswert  wegen 
der  stark  romanisierten  Latinita t;  LStünrsl,  JJ.  Suppl.  8,686;  ZfromanPhil. 
6  (1881),  41.  ~  FSohüpfbb,  atti  d.  B.  acad.  dei  Lincei  1880/81  n.  fil. 
RWaönbb,  ZfRG.  17  (Germ.),  64.  HBbuvner,  ebd.  268.  LRvSalis,  ZfRG.  19 
(Germ.),  141.  KZeümbb,  ebd.  22  (Germ.),  1.  —  Im  allgem.  vgl.  Rudobff,  röm. 
Rechtsgesch.  1,  288.  303.  GHänel's  praef.  (u.  Lpz.  SBer.  1866,  1).  Dernburg, 
Gajus  119  nebst  HDeoenkolb  in  Pözl's  Vierteljahrsschr.  14  (1872),  604. 
PKbügbb,  Quellen  u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  309. 

8.  Lex  romana  Burgundionum  von  dem  burgundischen  König 
Gundobad  (f  J.  616)  für  seine  römischen  Untertanen  erlassen,  in  47  Titeln, 


§  488  Codex  Iustinianns.  1267 

geschöpft  ans  den  burgundischen  Gesetzen,  dem  cod.  Greg.,  Hermog.  und 
Theod.  nebst  den  Novellen  dazu,  dann  aus  dem  unverkürzten  Gaius 
und  Paul U8.  Das  Werk  ist  an  das  breviar.  Älar.  (A.  2)  in  vielen  Hss.  an- 
gehängt. In  diesen  ist  es  für  den  Text  zur  letzten  Rubrik  angesehen  und 
daher  betitelt  Papiani  (irrtümlich  statt  Papiniani)  Über  primus  respon- 
sorum.  Auch  Auszüge  des  Werks  sind  erbalten.  Ausgaben  zB.  von  FABienbb 
(ins  civ.  antei.  p.  1601),  FABaekow  (Greifs w.  1846),  FBluhme  (Mon.  Germ., 
leges  3  [1863],  497).  Rudorff,  röm.  RGesch.  1,  291.  FBluhme,  der  bur- 
gund.  Papianus,  in  Bekker  u.  Muther's  Jahrb.  d.  gom.  d.  Rechts  2  (1858),  197 
und  in  HvSybeFs  hist.  Z.  1869,  234. 

4.  Const.  Iust.  de  novo  Codice  faciendo  vom  13.  Febr.  628:  Haec 
quae  necessario  corrigenda  esse  tnultis  retro  principibus  visa  sunt,  .  .  rebus 
donare  publicis  .  .  censuimus  et  prolixitatem  litium  amputare  multitudine 
quidem  constitutionum  quae  tribus  codicibus,  Greg.,  Herrn,  atque  Theod., 
continebantur,  ülarum  etiam  quae  post  eosdem  Codices  a  Theodosio  .  .  aliisque 
post  cum  retro  principibus  et  a  nostra  etiam  dementia  positae  sunt,  rcse- 
ccmda,  uno  autem  codice  sub  felici  nostri  nominis  vocabuio  componehdo,  in 
quem  cölligi  tarn  memoratorum  trium  codicum  quam  noveüas  post  eos  positas 
constüutiones  oportet.  (1)  ideoque  ad  hoc  .  .  opus  ef/iciendum  elegimus  .  . 
Ioannem,  .  .  Leontium,  .  .  Phocam,  .  .  Basilidem,  .  .  Thomam,  .  .  Tribo- 
nianum,  v.  magnif.,  magisteria  dignitate  inter  agentes  decoratum,  Constan- 
tinum,  .  .  Theophilum,  v.  cl.,  comitem  sacri  nostri  consistorii  et  iuris  in  hoc 
aima  urbe  doctorem,  Dioscorum  et  Praesentinum,  diserUssimos  togatos  fori 
ampl.  praetoriani.  (2)  quibus  specialiier  permisimus,  resecatis  tarn  super - 
.  vacuis  .  .  praefationibus  quam  simiUbus  et  contrarias,  .  .  Ulis  etiam  quae  in 
desuetudinem  abierunt  certas  et  brevi  sermone  conscriptas  .  .  leges  componere 
et  congruis  titulis  subdere,  adicientes  quidem  et  detrahentes,  immo  et  mutantes 
verba  earum,  ubi  hoc  rei  commoditas  exigeret,  colligentes  vero  in  unam 
sanctioncm  quae  variis  constitutionibus  dispersa  sunt,  .  .  ita  tarnen  ut  ordo 
temporum  earum  constitutionum  non  solum  ex  adiectis  diebus  consülibusque 
sed  etiam  ex  ipsa  compositione  earum  clarescat.  Am  7.  April  529  wurde  die 
fertige  Arbeit  dem  praef.  praet.  Menna  in  Konstantinopel  übereandt  (durch 
die  Constitutio  Summa  reip.  tuitio),  mit  der  Bestimmung  daß  vom  16.  April 
629  an  recitationes  constitutionum  ex  eodem  nostro  codice  fiant.  —  PKrüger, 
die  Zeitfolge  der  im  just.  Codex  enthaltenen  Constitutionen  Justinian's,  Z. 
f.  Rechtsgesch.  11,  166.  —  Über  die  griechischen  Bearbeitungen  des  cod. 
Iust.  Zacha&iä,  ZfRG.  10,  48.  21,  1. 

6.  Als  bis  zur  Vollendung  der  Dig.  und  Inst,  zahlreiche  neue  Erlasse 
erschienen  waren  (namentlich  60  Entscheidungen  von  Controversen ,  Deci- 
siones),  welche  nun  extra  corpus  eiusdem  codicis  divagabantur ,  wurde  eine 
neue  Bearbeitung  des  codex  veranstaltet  (codex  repetitae  praelectionis),  per 
Tribonianum  v.  exe.,  magistrum,  ex  quaest.  et  ex  cons.,  legitimi  operis  nostri 
ministrum,  nee  non  v.  magnif.,  quaest.  et  Beryti  legum  doctorem  Borotheum, 
Mennam  insuper  et  Constantinum  et  Ioannem,  viros  doquentissimos,  togatos 
fori  amplissimae  sedis.  Sie  erhielten  ausgedehnte  Vollmacht  zur  Vornahme 
von  Verbesserungen.  Dieser  verbesserte  cod.  Iust.  wurde  durch  die  Con- 
stitutio  (vom  16.  Nov.  534)  Cordi  nobis  verkündet  und  erhielt  Gesetzes- 
kraft vom  29.  Dez.  634  an,  mit  Ausschluß  aller  übrigen  Constitutionen  und 

80* 


1268  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

auch  des  ersten  cod.  Iust.  (A.  4),  welcher  infolge  dessen  völlig  untergegangen 
ist.  Der  neue  cod.  Iust.  ist  in  12  Bücher,  diese  in  765  Titel  abgeteilt.  In 
letztere  sind  die  (ungefähr  4660)  Constitutionen  und  Rescripte  nach  der 
Zeitfolge  eingereiht.  Die  älteste  Const.  ist  von  Hadrian,  die  jüngste  vom 
4.  Not.  634;  die  meisten  von  Diocletian  und  Maximian  (1222),  Alexander 
Severus  (447)  und  Justinian  (402).  Nach  J.  438  (also  nach  cod.  Theod.) 
findet  sich  im  cod.  Iust  kein  Gesete  eines  weströmischen  Kaisers.  Chrono- 
logisches Verzeichnis  derselben  bei  Wiblino,  iurispr.  restituta  2t  3,  ergänzt 
durch  GHanri/b  Corpus  legum  ab  imperatoribus  romanis  ante  lustinianum 
latarum  quae  extra  Constitutionum  Codices  supersunt,  Lps.  1867  (im  fasc.  II 
reichhaltige  Indices  auch  zu  den  theodosisohen  und  justinianischen  Samm- 
lungen). Die  aus  der  voroonBtantinischen  Zeit  (aus  cod.  Greg,  und  Hermog.) 
sind  trefflich  geschrieben,  die  von  Constantin  an  byzantinisch  schwülstig.  Das 
Kirchenrecht  steht  an  der  Spitze;  im  wesentlichen  aber  wird  die  Ordnung 
der  inzwischen  erschienenen  Digesten  eingehalten  und  damit  die  des  Edicta. 
6.  Verordnung  zur  Siohtung  und  Zusammenstellung  des  ius  vetus  (de 
vetere  iure  enucleando,  de  conceptione  digestorum)  vom  16.  Dez*  680  (Deo 
auctore)  im  cod.  Iust.  1,  17  (Triboniano  quaestori),  1,  8  tibi  primo  et  hoc 
opus  commisimus,  ingenii  tui  documentis  ex  nostri  codieis  ordinatione 
acceptis,  et  iussimus  quos  probaveris  tarn  ex  facundissimis  antecessoribus 
(Rechtslehrern)  quam  ex  viris  disertissimis  togatis  fori  ampl.  sedis  (Prak- 
tikern) ad  sociandum  laborem  eligere.  (4)  iubemus  igitur  vobis  antiquorum 
prudentium  quibus  auctoritatem  conscribendarum  interpretandarumque  legum 
sacratissimi  prineipes  praebuerunt  libros  ad  ius  rom.  pertinentes  et  legere  et 
elimare,  ut  ex  his  omnis  materia  colligatur,  nulla  .  .  neque  similüudine  neque  . 
discordia  dertlicta.  .  .  (6)  cumque  haec  materia  .  .  collecta  fuerit,  oportet  .  . 
in  libros  L  et  certos  titulos  totum'ius  digerere,  tarn  seeundum  nostri  con- 
stitutionem  codieis  quam  edicti  perpetui  imitationem.  .  .  (10)  si  quae  legte 
in  veteribus  libris  positae  iam  in  desuetudinem  abierunt  nuUo  modo  vobis 
ea8dem  ponere  permittimus.  .  .  (12)  nostram  autem  consummationem,  quae  a 
vobis  .  .  componetur,  Digestorum  vel  Pandectarum  nomen  habere  Band- 
mus,  nullis  iuris  peritis  in  posterum  audenUbus  commentarios  Ulis  appli- 
care  etc.  Verkündigung  des  fertigen  Werkes  durch  die  Const.  (vom  16.  Des. 
688)  Tanta  circa  nos  (Cod.  Iust.  1,  17,  2  [»  Jidmnsp  im  prooem.  der 
Big.],  1)  wo  berichtet  ist  duo  paene  milia  librorum  esse  conscripta  et  plus 
quam  .trecenties  decem  milia  versuum  a  veteribus  effusa,  welche  von  dem 
Ausschuß  in  CL  paene  milia  versuum  verkürzt  seien.  Das  Material  sei  in 
die  vom  Kaiser  vorherbestimmte  Zahl  von  60  BB.  eingeordnet:  et  in  VII 
partes  eos  digessimus  non  perperam  nec  sine  ratione,  sed  in  numerorum  na- 
turam  et  artem  respicientes  et  consentaneam  eis  divisionem  partium  facientes: 
also  auch  hier  dieselbe  Zahlenspielerei  wie  bei  Cassiodor  (§  488,  13)  und 
Fulgentius  (§  480,  8);  FHofmamc,  Z.  f.  Rechtsgesch.  11,  340.  12,  180. 
Gesetzeskraft  vom  80.  Dez.  633  an  (ebd.  22).  Verzeichnis  der  Mitglieder 
des  Ausschusses  ebd,^:  Tribonianus  {mag.,  ex  quaest.  et  ex  cons.,  qui  simi- 
liter  eloquentiae  et  legitimae  scientiae  artibus  .  .  emicuü),  Constantinus  (comes 
sacr.  larg.  etc.),  Theophilus  (vir  ill,  magister  iurisque  peritue  in  Konstan- 
tinopel),  Dorotheus  (vir  ill  et  faeundissimus  quaestorius,  Rechtslehrer  in 
Beryt),   Anatolius   (gleichfalls  apud  Berytienses  iuris  interpres,  aus  einer 


§  488  Codex,  Digesta,  Institutionee.  1269 

alten  Juristenfamilie;  ECFbbbini,  anecdd.  Laurent  et  Vatic:  cod.  lustin. 
summae  ab  Anatolio  confectae,  Mail.  1884),  Cratinub  (comes  sacr.  larg.  und 
anteeessor  in  Konstantinopel),  nebst  11  Anw  alten  bei  der  praefectura  orientiß 
(Stephanus,  Menna  usw.).  Die  Mitarbeiter  teilten  sich  in  drei  Gruppen, 
deren  jede  die  ihr  zugewiesenen  Juristenschriften  in  einer  festen  Reihenfolge 
auszog  und  die  dadurch  sich  ergebende  Ordnung  der  Auszüge  bei  deren  Ein- 
reihung in  die  Titel  gewöhnlich  beibehielt.  Man  bezeichnet  den  von  den  drei 
Gruppen  bearbeiteten  Stoff  nach  den  Werken  mit  deren  Auszögen  die  ein- 
zelnen ihre  Arbeit  begannen  als  'Sabinus -Masse'  (wegen  der  an  der  Spitze 
stehenden  Auszüge  aus  Ulpian,  Pomponius,  Paulus  ad  Sabinum),  'Edict- 
Masse'  (nach  den  hier  beginnenden  Auszügen  aus  Ulpian,  Paulus,  Gaius 
ad  edictum),  'Papinian-Masse'  anfangend  mit  den  Auszügen  aus  Papinian's 
quaestt.,  resp.,  defin.).  Dazu  kommt  dann  noch  eine  kleinere  Nachtrags- 
masse (appendix)  aus  erst  nachtraglich  beigezogenen  Werken.  Vgl.  FBluhme, 
ZfgeschRechtsw.  4  (1818),  267  und  die  Angaben  vor  jedem  Titel  in  Moioishn's 
Ausg.  und  die  Übersicht  ebd.  p.  874  ed.  min.  PKrüguer,  die  Znsammensetzung 
des  Pandektenwerks ,  ZfRechtsgesch.  20,  3.  Die  Texte  der  Auszüge  wurden 
behufs  der  Einreihung  unter  die  Titel  gelegentlich  verkürzt,  erweitert,  ver- 
ändert. Diese  Änderungen  lassen  sich  aus  sachlichen  und  sprachlichen 
Gesichtspunkten  öfters  noch  erkennen.  FEisblb,  Interpolationen  in  den 
Digg.  und  im  Cod.,  ZfRG.  20,  15.  23,  296.  OGradbnwitz,  ebd.  20,  46  und 
Interpolationen  in  den  Pandekten,  Berlin  1887. 

7.  Verzeichnis  der  (38)  ausgezogenen  iuris  auctores  mit  Angabe  von 
Titel  und  Zahl  der  betreffenden  Bücher  (mit  allerlei  Fehlern)  im  cod.  Flor. 
(A.  11),  daher  index  Floren tinus  genannt;  abgedr.  in  den  meisten  Aus- 
gaben der  Dig.  (am  Anfang).  Umdruck  der  Excerpte  in  den  Pandekten 
nach  Verfassern  und  Büchern:  CFHomkel'b  palingenesia  librorum  iuris 
veterum,  Lps.  1767  f.  III.  OLenel's  palingenesia  iuris  civilis;  ICtorum  rell. 
quae  lustin.  dig.  continentur  ceteraque  iuris  prudentiae  civilis  fragmenta 
minora,  Lps.  1887—89  II.  Der  Ausschuß  hat  ohne  viel  Kritik  alle  ihm 
zugänglichen  alten  Rechtsquellen  benützt,  die  Bausteine  derselben  aus- 
einandergenommen und  dann  wieder  mit  Geschick  zu  einem  neuen  Gebäude 
zusammengefügt.  Jedesfalls  ist  diese  offizielle  Arbeit  sehr  viel  vollständiger 
und  zuverlässiger  als  vorangegangene  Privatunternehmungen,  wie  die  frag- 
menta vaticana  (§  404,  2).  FBluhme,  d.  Ordnung  der  Fragmente  in  den 
Pandekten,  Z.  f.  gesch.  Rechtswiss.  4,  267.  Vgl.  Rudobff  aO.  303.  ThMommsbn'b 
Ausg.  d.  Dig.,  Addit.  p.  60*,  und  der  index  librorum  ex  quibus  digesta 
compilata  sunt  ebd.  p.  69*  (in  der  kleineren  Ausgabe  p.  874.  879). 

8.  Const.  Tanta  (s.  A.  6)  11  cum  prospeximus  quod  ad  portandam 
tantae  sapientiae  molem  non  sunt  idonei  homines  rüdes,  .  .  ideo  Triboniano, 
viro  exe,  qui  ad  totius  operis  gubernationem  electus  est,  nee  non  Theophilo 
et  Dorotheo,  viris  »77.  et  faeundissimis  antecessaribus ,  accersitis  mandavimus 
quatenus  libris  .  .  qui  prima  legutn  argumenta  continebant  et  Institutiones 
vocabantur  separatim  coUectis  quidquid  ex  his  utile  .  .  sit  .  .  capere  studeant 
et  IV  libris  reponere  et  totius  eruditionis  prima  fundamenta  atque  elementa 
ponere,  quibus  iuvenes  suffulti  possint  graviora  .  .  legum  scita  sustentare.  .  . 
(12)  omni  igitur  rom.  iuris  dispositione  composita  et  in  tribus  voluminibus. 


1270  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

».  e.  Institutionum  et  Digestorum  8.  Pandectarum  nee  non  Consti- 
tutionum  (=»  Codicis),  perfecta  et  in  tribus  annis  consummata  etc.  Aas 
der  Const.  (vom  21.  Nov.  533)  Imperatoriam  (vor  den  Inst.)  4:  post  libros 
L  Digestorum  8.  Pandectarum  ..  in  hos  IV  libros  easdem  Institutionen  partiri 
iussimus,  ut  sint  totius  Ugitimae  scientiae  prima  elementa.  (6)  quas  ex  Omnibus 
antiquorum  Institutionibus  et  praeeipue  ex  commentariis  Gai  nostri  .  .  aliis- 
que  multis  commentariis  compositas  .  .  cognovimus.  Tribonian  hatte  wohl 
nur  die  Oberleitung  und  Theophilus  und  Dorotheas  bearbeiteten  jeder  zwei 
aufeinanderfolgende  Bücher.  Dies  machen  sprachliche  Unterschiede  in  den 
beiden  Gruppen  sehr  wahrscheinlich.  Huschkb  vor  s.  Ausg.  d.  Iust  p.  y. 
EGbupb,  de  Iust.  institt.  compositione,  Straßb.  1884  (Diss.  Argentor.  9,  51); 
in  d.  comm.  in  hon.  Studemundi  173.  KMkinhold,  animadvv.  in  Iust.  in- 
stitutt,  Diedenhofen  1887.  —  Institutionum  graeca  paraphrasis  Theophilo 
(oben  Z.  3)  vulgo  tributa,  reo.  ECFebbuii,  Berl.  1884/85  II  u.  ders.  im  archiv. 
giuridico  37  (1886),  367.  HBuokate,  de  Theophüinae  quae  fertur  lustin,  in- 
stitutionum graecae  paraphraseos  compositione,  Straßb.  1886. 

9.  Das  Schwinden  selbständiger  Rechtswissenschaft,  welche  durch 
Justinian  überdies  mit  Bewußtsein  ertötet  wurde,  sowie  die  Abweichungen 
zwischen  dem  westlich  römischen  Rechte  und  den  byzantinisch-griechischen 
Zustanden  machte  fortwährend  neue  kaiserliche  Erlasse  notwendig:  vtttQal 
diavd&if  fiBtu  xbv  xadixa,  novellae  constitutione,  kurz  Nsaqctf,  Novell ae. 
Die  beabsichtigte  amtliche  Sammlung  dieser  nachträglichen  Verordnungen 
kam  nicht  zur  Ausführung;  wohl  aber  sind  verschiedene  Privatsammlungen 
erhalten.  Die  älteste  besteht  aus  124  (122)  Novellen  aus  den  Jahren  535 — 555 
und  hat  in  Hsb.  s.  X  (nicht  den  ältesten)  den  Titel:  Constitutiones  novellae 
Iustiniani  de  graeco  in  latinum  translatae  per  Iulianum,  vir  um  eloquen- 
tissimum,  antecessorem  civitatis  Opolitanae,  daher  kurz  Epitome  IulianL 
Diese  vermittelte  im  frühen  Mittelalter  in  Italien  die  Kenntnis  des  justi- 
nianischen Rechts,  indem  sie  in  den  vorbolognischen  Rechtsschulen  zu 
Unterrichtszwecken  diente  (Hänel  aO.  p.  xxxiu).  Iuliani  epitome  latina 
novellarum  Iustiniani  .  .  recogn.,  prolegg.  adnot.  addendis  inst.  GHaexel, 
Lps.  1873.  Vollständiger  ist  die  zweite  Sammlung,  von  168  Novellen  in 
griechischer  Sprache  (wichtigste  Hs.  Ven.  179  s.  XIII)  ungefähr  aus  J.  580. 
Eine  dritte  besteht  aus  134  Novellen  (die  lateinischen  im  Original,  die 
griech.  in  lat.  Übersetzung)  und  hieß  im  Mittelalter  (im  Gegensatz  rar 
Epitome  Iuliani)  Authenticum  (oder  liber  authenticorum),  neuerdings  versio 
vulgata  (Authenticum,  novellarum  const.  last  verßio  vulg.  .  .  .  rec. 
prolegg.  etc.  instruxit  GEHewbach,  Lps.  1846 — 1851).  Andere  Ausgg.  s. 
A.  12.  Vgl.  auch  Zachahiak  vor  s.  Ausg.  und  Berl.  SBer.  1882,  993;  ZfRG. 
23,  252.  Im  allg.  vgl.  FABiekeb,  Gesch.  der  Novellen  Justinian  s,  Berl.  1824. 

10.  Von  seinem  Gesetzgebungswerke  wollte  Justinian  nur  wörtliche 
Übersetzungen  gestatten  (eQwveüu  natu  xoda),  sowie  Paraphrasen  (£qm- 
vsiai  elg  xlaiog)  und  Verweisungen  auf  andere  Titel  und  Stellen  (indices 
und  naqaxLzXa)^  nicht  aber  Commentare  (vttopvqfMKta).  Aber  auch  von 
selbst  hielt  sich  die  Tätigkeit  der  Rechtsschulen  wesentlich  innerhalb  dieser 
Grenzen,  sowohl  im  Osten  als  im  Westen  (Rom,  Ravenna,  Pavia).  Aus 
dem  letzteren  sind  die  ältesten  Bearbeitungen  und  Benützungen  des  justi- 
nianischen Rechts  an  welche  und  an  deren  Fortsetzungen  die  sog. .  Glossa- 


§  488  Institutiones,  Novellae.     Corpus  iuriß.  1271 

toren  anknöpften:  Glossen  und  Scholien  zu  Julian  und  der  Collatio  leg.; 
das  dictatum  de.  consiliariis  und  die  collectio  de  tutoribus,  die  Rechts- 
eammlung  der  Agrimensoren,  sowie  die  Turiner  Glosse  zu  den  Institutionen 
[noch  aus  saec.  VI];  auch  Summarien  des  cod.  Theod..  PKbüqbr,  die 
Turiner  InBtitutionengloBse,  ZfRGesch.  7,  44.  HFittino,  die  sogen.  Turiner 
lnstitutioneDglo88e  und  der  sog.  Brachylogus,  Halle  1870  (vgl.  lit  Centr.- 
Bl.  1871,  168);  Heimat  und  Alter  des  Brachylogus,  1880;  Glosse  zu  den 
exceptiones  legum  des  Petrus,  Halle  1874;  z.  Gesch.  d.  Rechtswissensch. 
am  Anf.  deß  M Alters  (eine  Rede),  Halle  1876;  juristische  Sehn,  des  früheren 
M Alters  aus  Hss.  meist  zum  erstenmal  hrsgg.,  Halle  1876  (und  dazu 
RStuttzino,  Jen.  LZ.  1876,  711.  Mommsen,  ZfRGesch.  18,  196);  die  Anfange 
der  Rechteschule  v.  Bologna,  Berl.  1888;  ZfRG.  10,  817.  18,  266.  AFxckbb, 
Zeit  u.  Ort  der  Entstehung  des  Brachyl.  iuris  civilis,  Wiener  SBer.  67,  681. 
MCombat  (Cohs),  die  epitome  exaetis  regibus,  Berl.  1884  (und  dazu  Fittino, 
ZfRGesch.  19,  94).  Die  wichtigste  mittelalterliche  Glossatorenschule  ist 
die  von  Bologna  (um  J.  1076).  v.  Saviqny,  Gesch.  d.  röm.  Rechts  im  MAlter, 
Heidelb.  1816—1831  VI. 

11.  Eine  Handschrift  welche  das  gesamte  justinianische  corpus 
iuris  civilis  enthielte  giebt  es  nicht.  Am  meisten  vervielfältigt  sind  die 
am  wenigsten  umfangreichen  Institutionen,  deren  wichtigste  Hbs.  (außer 
einem  Palimpsestfragment  in  Verona)  sind  Bamberg,  s.  IX/X,  Taurin. 
s.  IX7X;  wertvoll  für  die  Kritik  ist  auch  die  griechische  Übersetzung  des 
Theophilus  (A.  8E.)  und  Auszüge  in  einer  f  lex  Romana  canonice  compta'  des 
Paris.  12448  s.  X;  s.  PKbcgeb's  praef.  —  Von  den  Pandekten  ist  die  Haupt- 
handschrift der  berühmte  codex  florentinus  (littera  florentina,  vor  J.  1406 
in  Pisa)  s.  VI— VII,  zuletzt  für  Moiwsiar'a  Ausgabe  neu  verglichen  (Schrift- 
probe in  Mommsen's  ed.  mai.,  auch  in  Zamgemeisteb  - Wattbnbacb's  exempla 
codd.  latt.  T.  39.  64).  FBuonamici,  ricerche  sul  celebre  ms.  Pisano,  in 
d.  studi  giuridici  .  .  .  all'  univ.  di  Bol.  1888,  11.  Dann  geringe  Bruch- 
stücke s.  VI/VII  in  Neapel  (zu  B.  10)  und  Pommersfelden  (zu  B.  86);  dann 
zu  B.  1  ein  Berol.  s.  IX.  Die  Lücken  des  Flor,  werden  ergänzt  durch  die 
zahlreichen  Vulgathss.  (ßaec.  XI  ff.),  welche  durchgangig  die  Digesten  in 
Digestum  vetus  (B.  1—24,  2),  Infortiatum  (B.  24,  8  —  B.  38)  und  Digestom 
novum  (B.  39  —  B.  60)  einteilen.  CFuchs,  krit.  Studien  zum  Pandekten- 
texte,  Lpz.  1867.  Moxmsen's  Prolegg.  der  ed.  mai.  Vgl.  ABaraz,  Lehrb. 
d.  Pandekten1  1  (Erlangen  1873),  9.  —  Für  den  Codex  ist  die  wichtigste 
Hs.  der  Veron.  62  s.  VI/VII,  welcher  einst  den  vollständigen  Codex  Iust. 
enthielt,  leider  aber  nur  fragmentarisch  erhalten  ist  (s.  darüber  Codicis 
Iust.  fragm.  Veronensia  ed.  PKuüoek,  Berl.  1874).  Die  übrigen  Hsa.  geben 
nur  je  eine  Hälfte  (entweder  B.  I— IX  oder  B.  X— XII),  für  die  erste  Hälfte 
bes.  Pistor.  s.  X/XI,  Paris.  4616  s.  XI,  Casin.  49  s.  XI/XII,  für  die  zweite 
Pariß.  4637  s.  XII,  Oxon.  Bodl.  8361  s.  XIII.  Kbüqeb's  prolegg.  zur  ed.  mai. 
PKrüoeb,  Kritik  des  just.  Codex,  Berl  1867;  und  Indices  constitutionum 
cod.  Iust.  ex  libris  Nomocanonis  XIV,  Marb.  1872  (Ind.  lect.). 

12.  Ausgaben  zB.  von  GHaloaxdbb,  Nürnb.  1629—31  IV,  DGotho- 
fbzdus  (Textausgabe,  Genf  1683;  und  mit  Anmerkungen  Lugd.  1690,  zu- 
letzt 1624  durch  JGothof&zdus;  abgedr.  Amst.  ap.  Elzevir  1663),  A.  u.MKbibgkl 
u.  a ,  besonders  die  Gesamtausgabe:  Corpus  iuris  civilis,  editio  stereotypa 


1272  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert« 

(4 1886—88)  I  Institutiones  recogn.  PKbügeb,  Digesta  recogn.  ThMokhsbb, 
II  Codex  Iustinianus  recogn.  PKaügbb,  III  Novellae  recogn.  BSghöll,  Berl. 
1869 fll.  Daneben  die  Einzelansgaben  (mit  vollständigem  kritiachem  Apparat): 
Iastiniani  institutiones,  recensuit  PKbügeb,  Berlin  1867.  —  Iustiniani  digesta, 
recognovit  adsumpto  in  operis  societatem  PKbügkbo  ThMommseh,  BerL 
1866—70  II.  —  Codex  Instinianus  recogn.  PKbügeb,  Berl.  1873—1877.  Zu 
dieser  Ausgabe  ist  ein  hs.  Wortverzeichnis  (von  OGbadenwitz,  BKcbler, 
ESchdlzb)  gefertigt  und  auf  der  Berliner  £.  Bibliothek  zur  Benutzung  hinter- 
legt (vgl.  vdLbten,  ZfRG.  17,  125).  Aus  jenem  Verzeichnis  soll  ein  Wörter- 
buch der  klassischen  Rechtswissenschaft  erwachsen:  eine  Probe  desselben 
s.  ZfRG.  21  und  vgl.  dazu  abd.  22,  1.  198.  —  Andere  Sonderausgaben  der 
Institutionen  zB.  von  FHotoman  (Bas.1  1569),  JCujacius  (Par.  1586  u.  bonst), 
FABieneb  (Berl.  1812),  ESchbadeb  (Berl.  1832),  PhEHdsghkb  (Lps.  1868) ; 
JBMotlb,  Lond.1  1890;  der  Digesten  zB.  von  L.  und  FTaubblu  (ex  floren- 
tinis  pandecüs  repraesentati ,  Flor.  ap.  LTorrentini  1553  III);  der  Novellen 
von  CEZachauiae  von  Lingkntbal  (ordine  chronologico,  ad  fid.  cod.  Ven., 
Lps.  1881;    dazu  Appendix,  Lps.  1884). 

13.  Vgl.  die  neueren  Lehrbücher  der  Institutionen  und  Pandekten  (bes.  von 
EBöcking  1, 58  nebst  den  Anhängen  S.  *1— *22>,  Rudobff's  Rechtsgesch.  1, 196. 
PKbügeb,  Quell,  u.  Lit.  d.  röm.  Rechts  322  u.  a.  —  HEDibksbn,  manuale 
latinitatis  fontium  iuris  civilis  Romanorum;  thesauri  latinitatis  epitome, 
Berl.  1887.  WKalb,  das  Juristenlatein ,  Versuch  einer  Charakteristik, 
Nürnb.*  1888.  —  HJRoby,  an  introduction  to  IubI  digest,  Cambr.  1886. 

489.  In  der  Mitte  zwischen  Prosa  und  Poesie  steht  der 
Roman  welcher  (wohl  in  diesem  Jahrhundert)  einen  Vertreter  hat 
an  der  abenteuerlichen  Erzählung  vom  Könige  Äpollonius  von 
Tyrus.  Es  ist  die  freie  christianisierende  Bearbeitung  eines 
griechischen  frühestens  im  dritten  christlichen  Jahrhundert  ver- 
faßten Originals.     Im  Mittelalter  wurde  sie  viel  gelesen. 

1.  Da  c.  84  das  in  50  aurei  ausgeprägte  Goldpfund  erwähnt  wird, 
setzt  W Christ,  Münchn.  SBer.  1872,  4,  daß  Original  zwischen  Caracalla  und 
Constantin;  doch  s.  ERohdb,  griech.  Roman  423. 

2.  AbfassungBzeit  der  Übersetzung:  nach  Symphosius  (§  449),  dessen 
Rätsel  c.  42  ff.  eingeschaltet  sind,  und  vor  der  Schrift  de  dubiis  nominibus 
(aus  s.  VII,  8.  §  496,  7),  welche  (GL.  5,  679)  den  Roman  ohne  Verfassernamen 
anführt:  in  Apollonio  (p.  16,  21  R.)  'gymnasium  palet9.  Sodann  spielt 
Venantius  Fobtuhatus  carm.  6,  8,  6  auf  die  Erzählung  an:  tristius  erro 
nimis  pairiis  vagus  exul  ab  oris  quam  sit  Äpollonius  naufragus  hospts  aquis, 
vgl.  Haupt'b  op.  3,  13.  Nächstdem  wird  ums  J.  747  aus  der  Bibliothek 
der  Abtei  Fontenelle  (Diöcese  Rouen)  erwähnt  Historia  Apollonii  regis  Tyri 
in  codice  uno  (GBecker,  catal.  biblioth.  antiqui  nr.  1,  17).  Also  stammt 
die  Übersetzung  spätestens  aus  dem  Anfang  von  s.  VI,  wozu  die  Latinität 
(A.  3)  stimmt  und  besonders  der  Gebrauch  des  Wortes  dos  (c.  1  u.  19)  in 
einer  der  spezifisch  lateinischen  entgegengesetzten,  erst  der  germanischen 
Zeit  eigenen  Bedeutung  (=  pretium  puellae,  Muntschatz);  Tsüffkl  (A.  7) 
586  (s.   aber   dagegen  WMeyeb   ed.   Porphyr,   p.  373   und   Münch.    SBer. 


§  489  Apoilonius  von  Tyrus.  1273 

1872,  26).  Daneben  hat  Bern.  208  (s.  A.  4)  dos  in  der  römischen  Bedeutung 
c.  23  (numeratur  dos  amplissima). 

3.  Der  Stoff  und  seine  Behandlung  hat  die  größte  Ähnlichkeit  mit 
den  Liebesromanen  der  griechischen  Sophistik,  besonders  des  Xenophon  von 
Ephesos.  Die  Charakterzeichnung  ist  dürftig,  die  Schilderung  eintönig 
und  verwaschen,  der  Stil  war  ursprünglich  geschraubt  zierlich.  Schon  die 
Lokalisierung  der  Fabel,  die  Namen  usw.  weisen  auf  ein  griechisches 
Original  eines  heidnischen  Verfassers,  welches  noch  überall  durch  die  latei- 
nische Fassung  hervorschimmert,  trotzdem  diese  mit  ihrem  Vorbild  sehr 
frei  verfahren  ist.  Der  lateinische  Bearbeiter  hat  das  Original  im  Geschmack e 
seiner  Zeit  christianisiert  (Tküffkl,  Studd.  '585),  barbarisiert,  erweitert 
(Rohde  aO.  417)  und  wohl  auch  (besonders  gegen  den  Schluß)  abgekürzt. 
Namentlich  geht  er  in  Sprache  und  Stil  seine  eigenen  Wege:  wie  der  Ton 
seiner  Erzählung  ins  Volkstümliche  ist  herabgestimmt  worden,  so  ist  der 
sprachliche  Ausdruck  stark  mit  Kirchenlatein  (aus  der  Vulgata)  und  mit 
Vulgärlatein  durchsetzt,  uod  erinnert  schon  lebhaft  an  das  Romanische. 
Vgl.  §  487, 2.  Zusammenstellung  der  spätlateinischen  Bestandteile  bei  Riesk 
p.  ziii  und  besonders  PhThielmann,  Sprache  u.  Kritik  des  lat.  Apoilonius- 
romans,  Speier  1881  (dazu  JFübtkeb,  BlfbayrQW.  17,  339).  —  Daß  das 
Werk  nicht  die  Übersetzung  eines  griechischen  Vorbildes  sei,  sondern  eine 
(einerseits  Terkürzte,  anderseits  verchristlichte)  Bearbeitung  einer  heidnischen 
lateinischen  Schrift  des  3.  Jahrhunderts  behauptet  EKlbbs,  Phil.  47,  80. 

4.  Mit  dem  Texte  der  Erzählung  von  Ap.  verfuhr  man  sehr  frei  (vgl. 
§  399,  3  Z.  5).  Kurze  Fassung  im  Laur.  65,  35  s.  X  (in  den  gesta  Roman. 
c.  168  und  in  Gottfb.  t.  Vitkrbo's  Pantheon  B.  11).  Die  zahlreichen  (gegen 
100)  Handschriften  zeigen  die  größten  Verschiedenheiten.  Bis  jetzt  sind 
drei  Hauptklassen  (Red actio nen)  nachgewiesen :  die  erste  und  beste  ist  ver- 
treten durch  den  sehr  lückenhaften  Laur.  66,  40  s.  IX — X  (Schriftprobe  in 
Vitblli  u.  Paoli,  collez.  fior.  paläogr.,  Fir.  1884,  Lat.  tav.  3)  den  Paris. 
4955  s.  IX  (s.  MRing  A.  5)  und  durch  ein  fragm.  Werdinense  in  Budapest 
enthaltend  p.  36,  8—66,  14  R.;  die  zweite  besonders  durch  91/,  Blätter  aus 
Tegernsee  in  München,  einen  Leid.  Voss.  s.  IX/X,  Vatic.  1869  u.  a.,  eine 
mit  der  ersten  parallel  gehende  Fassung;  die  dritte  am  besten  im  Sloanianus 
(y)  s.  XI  und  Vindob.  510  s.  XIII,  auch  Bern.  208  s.  XIII  (HHaqen,  Phil. 
Anz.  1871,  639).  Vgl.  Mbybb  aO.  11  nebst  Teuffel,  RhM.  27,  106.  Ribsb 
p.  in  u.  RhM.  27,  624.  Über  cod.  Minervae  A.  1.  21  s.  XIII  u.  Vatic.  Reg. 
906  8.  XIII  s.  ORiehann,  rev.  de  phil.  7,  97. 

6.  Editio  princeps  s.  1.  et  a.  um  1471,  dann  von  MVblseb  (Augsb. 
1596;  opera  1682,  p.  681),  JLap^üme  (scriptt  erotici  ed.  Didot,  Par.  1866, 
p.  611)  und  bes.  ARiese  (rec.  et  praefatus  est,  Lps.  1871).  Dann  von  MRinö 
(e  cod.  Par.  4955  [A.  4  Z.  8]  ed.  et  comm.  crit.  instr.,  Preßb.  1888,  dazu 
ARiese,  BerlphWschr.  1888/661). 

6.  Zahlreiche  Bearbeitungen  und  Übersetzungen.  Nur  einige  seien 
hier  genannt.  Deutsche:  Mitteldeutsche  Prosaübersetzung  in  doppelter  Be- 
arbeitung bei  CSchbödeb,  Griseldis;  Apoilonius  v.  Tyrus  aus  Hss.  hrsgg., 
Lpz.  1872.  Die  poetische  Bearbeitung  (über  20  000  Verse!)  Heinrichs  von 
der  Neuenstadt  (oms  J.  1800)  hrsgg.  von  JStbobl,  Wien  1876;  HStewhöwel's 


1274  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

Übersetzung  (nach  dem  Abschnitt  in  Gottfbied's  v.  Vitbbbo  um  1185  ver- 
faßtem Pantheon,  A.  4  Z.  3)  erschien  Augsb.  1471.  •— Angels&chsiche  Übersetzung 
(aus  dem  9.-10.  Jahrh.)  ed.  BThobpe,  Lond.  1834  (vgl.  WMeye*  aO.  17). 
Altenglische  gereimte  (auch  nach  Gottfried1»  Pantheon)  vom  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  in  John  Gower's  confeseio  amantis  3,  284  Pauli.  VgL 
JZupitza  in  Roman.  Forsch.  3,  269.  Danach  wieder  Shakespeares  Periclea 
prince  of  Tyre  (KSimbock,  Quellen  des  Shakesp.  2,  163).  —  Altfranzösische: 
gedr.  Genf  (1482);  vgl.  ferner  bes.  KHofmakn,  Mflnchn.  SBer.  1871,  416.  — 
Auszug  in  Versen  in  den  carm.  Burana  nr.  cxlviii;  in  792  leoninischen 
Hexametern  mit  virgilischen  Anklängen  gesta  A.  regia  Tyrii  e  cod.  Gan- 
densi  (s.  XI)  ed.  EDümmleb,  Halle  1877.  Trotz  den  eingestreuten  grie- 
chischen Wörtern  ist  an  eine  griechische  Vorlage  nicht  zu  denken  (CBubsiax, 
JB.  1877  3,  56).  —  Mittelgriechische  Bearbeitung  (aus  dem  lat.  Text)  in 
852  politischen  Versen  in  WWaqneb's  Medieval  greek  texte  (Lond.  1870) 
1,  63  {diqyrjaiq  itolvncc&ovg  'AnoXXcovtov  t.  T.),  vgl.  p.  67.  102  und  (CGidel, 
etude  sur  Ap.  de  T.)  91.  LeGband,  bibliogr.  Hellen.  219.  289.  Auch 
Ad'Ancoxa,  la  rappresentazione  di  S.  Uliva,  Pisa  1863.  Gbässe,  allg.  Lit.- 
Gesch.  4,  467  usw.  usw. 

7.  MHaupt,  d.  Erzählung  von  Ap.  v.  Tyr.  op.  3,  4.  Teuffbl,  Studd.  u. 
Charakterist.  »586  u.  RhM.  27,  106.  ARiesr,  RhM.  26, 638. 27,  626.  WHabtbl, 
östr.  Wochenschr.  f.  Kunst  u.  Wiss.  1872, 161.  ERohdk,  gr.  Rom.  (Lpz.  1876)  408. 
HHagen,  E.  Ap.  v.  Tyr.  in  s.  versch.  Bearbeitungen,  Berl.  1878.  WMeybb, 
d.  lat.  Text  des  Ap.  v.  T.,  Münch.  SBer.  1872,  3.  EBähbehs,  JJ.  103,  856. 
CBüboeb,  de  Lucio  Patrensi  (Berl.  1887)  60.     PhThielmank  aO.  48. 

190.  In  gebundener  Form  verfaßte  um  die  Mitte  des  Jahr- 
hunderts der  Etrusker  Maximianus  Gedichte  im  Geiste  der 
alten  Elegie,  lebensvoll,  von  sinnlicher  Frische,  beredt,  aber  mit 
vielen  Entlehnungen,  aus  den  klassischen  Dichtern,  nicht  selten 
gekünstelt,  übertreibend,  und  auch  nicht  immer  fehlerfrei.  Den 
Hauptinhalt  bilden  Rückblicke  auf  die  Jugendzeit  und  Klagen 
über  deren  Verlust. 

1.  Persönliche  Verhältnisse.  Einen  Menschenkenner  läßt  ffl.  über  eich 
sagen  (4,  26):  cantat,  —  cantantem  Maximianus  amat.  6,5  »nc  etruscae 
gentis  alumnum  (vgl.  5,  40  tusca  simplicitate  senem).  Jugend  in  Rom  (l, 
63.  37).  dum  iuvenile  decus  .  .  manebat  arator  toto  clarus  in  orbe  fui.  saepe 
poetarum  mendacia  dülcia  finxi,  .  .  saepe  perorata  percepi  lue  coronam 
(1,  9—13).  Dann  Schulmann?  Vgl.  1,  283  pueri  .  .  irrident  gressus  .  .  «* 
tremulum  quondam  quod  timuere  eaput.  Sklaven  hätten  dieses  noch  immer 
zu  fürchten.  In  späteren  Jahren  missus  ad  eoaa  legati  muntre  parte»  um 
Frieden  zu  schließen  (5,  2).  Der  als  sein  älterer  Freund  genannte  Philo- 
soph Boethius  (magnarum  scrutator  maxime  rerum,  .  .  Boethi  3,  47)  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  der  bekannte  (§  478) ,  fraglicher  ist  ob  der  Max. 
an  welchen  Cassiod.  var.  1,  21  gerichtet  ist  (Theodericus  rex  Maximiane 
viro  ülustri  etc.  vgl.  ebd.  4,  22  Max.  vir.  iU.)  unser  Dichter  ist.  Dagegen 
ist  die  Ansicht  Webnsdobp's  aO.  6,  1,  221.  223  unhaltbar,  es  sei  Maximian 
(oben  Z.  8)  ein  Mitglied  der  im  J.  498  an  Anastasius  gerichteten  Gesandt- 


S  490  Maximianus.    §  491  Arator.  1275 

scbaft  gewesen.    Dazu  hatte  damals  Maximian  als  jüngerer  Freund   des 
Boethius  (geb.  um  J.  480)  noch  nicht  das  Alter.    FVoobl,  RhM.  41,  158. 

2.  Die  sechs  Elegien  geben  sich  alle  als  in  den  späteren  Jahren  des 
Dichters  verfaßt.  Die  erste  vergleicht  Sonst  und  Jetzt  in  seinem  Leben. 
Die  zweite  gilt  der  formosa  Lycoris,  welche  den  Graukopf  verschmäht. 
Die  dritte  erzählt  von  einer  züchtigen  Jugendliebe,  der  Aquilina  (darin 
findet  Voqbl  aO.  mit  Unrecht  Benutzung  von  Boethius  de  consol.  philos.); 
die  vierte  von  einer  ähnlichen  zu  einer  Tänzerin  und  Sängerin  Candida. 
Die  fünfte  schildert  ein  Liebesabenteuer  auf  jener  Gesandtschaftsreise  mit 
einer  koketten  Griechin,  wobei  der  greise  Diplomat  schlecht  besteht  und 
der  Hetäre  zu  einer  pathetisch  -  metaphysischen  Rede  über  die  mentula 
Anlaß  giebt  (non  fleo  privatum,  sed  generale  chaos  5,  112).  Die  sechste  ist 
ein  bloßes  Schlußwort  von  sechs  Distichen.  Der  Verfasser  war  Christ, 
kehrt  aber  in  seinen  Gedichten  den  Heiden  hervor.  Er  ist  in  der  antiken 
Mythologie  wohl  bewandert,  noch  besser  in  Virgil,  Catull  und  den  Elegikern 
und  Lyrikern  der  augustischen  Zeit.  Die  Erfordernisse  der  alten  Elegie 
bemüht  er  sich  treulich  nachzubilden  und  rechnet  dazu  außer  der  indi- 
viduellen Haltung  und  der  Rhetorik  offenbar  auch  etwas  Schmutz  (el.  6). 
Vgl.  §  476,  3.  479,  6.  Stark  realistische  Ausmalungen  1,  253.  2,  11.  6,  27. 
Auch  die  Verstechnik  strebt  in  der  Hauptsache  mit  Glück  nach  klassischer 
Strenge;  Ausnahmen  davon  Verschleifungen  in  der  Hauptcäsur  (1,  77.  283. 
6,  99.  153),  Messung  von  mortis  als  Spondeus  (1,  208),  ergo  als  Trochaeus 
(6,  9),  besonders  aber  prosodische  Fehler  in  griechischen  Wörtern  (Socrätes 
1,  48;  pedagogus  2,  17;  streniü  5,  19),  nach  allgemeiner  Zeiteitte.  Anfuh- 
rung (aus  2,  55.  5,  27)  bei  Akselmus  peripat.  p.  29  Dümmler.  —  Im  allg. 
vgl.  MManitiüs,  RhM.  44,  540. 

3.  Handschriften:  Etonensis  Bl.  6.  5  s.  XI,  Vatic.  Regio.  1424  s.  XI, 
Riccard.  1224  s.  XII  u.  a.  Bah&enb  aO.  —  Der  erste  Herausgeber,  Pom- 
poniüs  Gauricus  (Ven.  1501)  unterschlug  4,  26  den  Namen  Maximianus  f  um 
seine  Behauptung  daß  Cornelius  Gallus  (§  232)  der  Verfasser  sei  nicht  zu 
beeinträchtigen.  Dann  Ausgg.  von  ThPdlmanmus  (Antw.  1569),  PPithoeub 
(epigr.  et  poem.  vett.  p.  423),  Weknsdorf  (PLM.  6,  1,  269,  vgl.  ebd.  207 
und  229.  2$0,  sowie  3,  125),  Bähhkns  (PLM.  5,  316)  und  MPetschenig  (ad 
fid.  cod.  Eton.),  Berl.  1890.  —  REllib,  Amer.  journ.  of  phil.  5  (1884),  nr.  145. 

491.  Auf  christlicher  Seite  bediente  sich  der  gebundenen. 
Form  gleichfalls  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  der  jüngere 
Freund  des  Ennodius,  der  rednerisch  gebildete  Arator,  welcher 
den  Inhalt  der  Apostelgeschichte  in  zwei  Büchern  in  Verse  ge- 
bracht hat.*  Derselben  Zeit  mag  angehören  die  sehr  weitläufige 
in  Versbau  und  Sprache  nachlässige  metrische  Bearbeitung  des 
alten  Testaments,  überliefert  mit  dem  Namen  Cyprianus,  unter 
welchem  man  nicht  den  bekannten  Kirchenvater  (§  382;  vgl. 
§  21,  2)  verstehen  darf,  sondern  einen  jüngeren  Namens  verwandten. 
Mit  größerer  Leichtigkeit,  aber  weniger  sorgfältig  als  Arator,  dich- 
tete einige  Jahrzehnte  später  Venantius  Fortunatus  (um  535 


1276  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

— 600),  ein  Italiener  welcher  im  fränkischen  Reiche  eine  neue 
Heimat  fand  und  in  Poitiers  mit  der  Zeit  Presbyter  wurde.  Sein 
Formgeschick  betätigte  Fortunatus  teils  durch  ein  rasch  hinge- 
worfenes Gedicht  in  vier  Büchern  auf  Martinus,  den  Heiligen  von 
Tours,  teils  in  vielen  einzelnen  Gedichten,  namentlich  solchen  worin 
er  fürstliche  Personen,  Bischöfe  und  Würdenträger  des  Reiches 
in  höfischer  Weise  ansang.  Letztere  bilden  eine  Sammlung  von 
elf  Büchern  verschiedenartigsten  Inhalts.  Auch  in  Prosa  ver- 
faßte er  Lebensbeschreibungen  von  Heiligen.  Gleichzeitig  mit 
Arator  schrieb  der  afrikanische  Bischof  Verecundus  barbarische 
Verse  in  der  Weise  Commodian's. 

1.  Cassiod.  var.  8,  12  (Aratori  Athalaricus  rex):  primaevus  venisti  ad 
honore8.  advocationis  te  campus  exereuit.  .  .  intra  te  fuit  quatnvis  ampla 
professio  litterarum.  .  .  auspicatus  es  militem  .  .  iuvat  repetere  pomposam 
legationem  (de  partibus  Dalmatiarum  an  Theoderich,  um  625),  quam  .  . 
torrenti  eloquentiae  flumine  peregisti.  .  .  genitoris  faeundia  et  moribuß  ad' 
iuvaris,  cuius  te  eloquium  instruere  potuit,  etiam  si  Ubris  non  vacasses.  erat 
enim  .  .  egregie  litteris  eruditus.  .  .  ibi  te  tülliana  lectio  disertum  reddidü 
ubi  quondam  gdllica  lingua  resonavit.  .  .  mittit  et  Liguria  Tullios  suos.  .  . 
te  comüivae  domesticorum  illustratum  honore  decoramus.  Ennod.  carm.  2,  105 
(in  natalem  infantis  Aratoris).  116—116  (de  flagello  inf.  Ar.).  Am  früh- 
verwaisten  Arator  vertrat  Vaterstelle  der  Bischof  von  Mailand  Lauren- 
tius  (dict.  9,  18).  dict.  9  (praefatio  quando  Arator  audüorium  [des  Deu- 
terius,  s.  u.]  ingressus  ist),  dict.  12  (dictio  data  Aratori  quando  ad  laude» 
provectus  est),  dict.  18  (in  tyrannum  qui  parrieidae  statuam  usw.  data 
Aratori  v.  c).  An  ihn  auch  Ennod.  epp.  8,  4.  8,  11.  9,  1  (in  dem  letzten 
Brief  erhält  Arator  den  Rat:  post  Musarum  castra  et  inanes  aetaie  nostra 
cantilenas  ad  cur  am  te  serendae  subolis  muta).  Handschrift  ans  Reims 
(vgl.  A.  2  Z.  6):  oblatus  hie  codex  ab  Aratore  iUustri  ex  comite  domesticorum, 
ex  comite  privatarum,  viro  religioso  subdiacono  s.  ecclesiae  romanae  usw. 
Studiert  hatte  er  zu  Mailand  (bei  Deuterias)  und  Ravenna  (ep.  ad  Parthen. 
36  ff.) ;  er  nahm  in  Rom  die  Tonsur  um  640  (vgl.  ep.  ad  Parth.  70). 

2.  Dem  Epos  de  actibus  apostolornm  (vgl.  Fobtukati  vit.  Mari 
1,  22)  gehen  zwei  Widmungen  im  elegischen  Maße  voraus,  an  den  gelehrten  ' 
Florianus  (prisca  volumina  linquens  cede  dies  operi  quod  pia  causa  iuvat) 
und  an  den  Papst  Vigilius  (J.  637—666):  versibus  ergo  canam  quos  Lucas 
rettülit  actus  historiamque  sequens  carmina  vera  loquar.  Unterschrift  (vgl. 
A.  1  Z.  17  und  JHubmeb,  Wiener  Stud.  2,  79):  oblatus  est  huiusce  modi  codex 
ab  Aratore  subdiacono  .  .  papae  Vigilio  et  suseeptus  ab  eo  die  VIII  id.  Apr. 
(J.  644)  in  presbyterio.  .  .  quem  cum  ibidem  legi  mox  pro  aliqua  parte  fecisset, 
Surgentio  .  .  in  scrinio  dedit  rede  collocandüm.  cuius  beatitudinem  UUcraü 
et  omnes  doctissimi  continuo  rogaverunt  ut  cum  iuberet  publice  reeiiari. 
quod  cum  fieri  praeeepisset  in  ccclesia  b.  Pttri  quae  vocatur  Ad  vineula,  .  . 
turba  convenit  atque  eodem  Aratore  subdiac.  recitante  distinetis  diebus  ambo 
libri  quatuor  vieibus  sunt  auditi,  cum  uno  die  medietas  libri  tantum  modo 


§  491  Arator.    Cypriarius  de  heptateucho.  1277 

legerctur  propter  repeiitiones  assiduas  quas  cum  favore  multiplici  posiulibant. 
Übersendung  des  Werkes  Parthenio  mag.  off.  atque  patricio  (in  Gallien), 
seinem  Jagendfreunde  (in  Ravenna)  und  Schwestersohne  des  Ennodius,  mit 
einer  Zuschrift  im  elegischen  Maße  worin  neben  Claudianus  auch  Martialis 
ausgebeutet  wird.  —  B.  1  (Petrus)  enthält  1076,  B.  2  (Paulus)  1260  Hexa- 
meter. Das  Stoffliche  tritt  in  der  rhetorischen  Behandlung  zurück.  Mystisch 
allegorische  Auslegung,  noch  mehr  als  bei  Sedulius.  Die  Form  ist  elegant, 
abgesehen  von  den  durch  zahlreiche  Vorgänger  entschuldigten  prosodüchen 
Willkürlichkeiten  (eccUsiae,  idola,  Maeedo,  Pharao,  affätim,  spädo  u.  dgl). 
Alte  Hss.  sind  nicht  selten  (zB.  Vat  Pal.  1716  s.  X/XI.  Reg.  800  s.  X/XI, 
s.  Rbiffbbschbid's  bibl.  patr.  1,  200.  914).  Ausgaben:  in  GFabbiciub'  corp. 
poett.  ehr.  669,  bes.  (cum  obss.)  von  HJAbntzbn  (Zutphan.  1769).  Daraus 
bei  Mione  68,  46.  Ed.  AHübkeb,  Neisse  1860.  —  GLeimbach,  d.  Dichter  A., 
Theol.  Stud.  u.  Erit  1878,  226.    Ebkbt,  LdMA.  I1,  614. 

8.  Metrische  Bearbeitung  des  alten  Testaments.  Eine  Hb.  des  Klosters 
Lorsch  enthielt  nach  dem  Verzeichnis  s.  X  (GBeckeb,  catal.  biblioth.  an- 
tiqui  p.  111  nr.  463)  metrum  Cypriani  super  heptateuchum  et  regutn 
et  Esther,  Iudith  ei  Macchabaeorum.  Lange  waren  von  dem  nach  dieser 
Angabe  sehr  umfänglichen  Werke  nur  166  Hexameter  über  die  Genesis 
bekannt  (abgedr.  zuletzt  am  Cyprian  von  Hartkl  3,  283;  vgl.  oben  §  21,  2), 
welche  dann  Martemb  (collectio  vett.  scripti  1724;  Gallandi  bibl.  patr. 
4,  687)  aus  einer  ehemals  Corbieschen  Hb.  (jetzt  Par.  18047  s.  IX,  früher 
SGerm.  841,  LDelisle,  mss.  de  S.  Germain,  Par.  1868  p.  86;  HOmont,  rev. 
de  phil.  4,  67)  auf  1460  Verse  vermehrte.  Am  Schlüsse  (von  luvend  [s.  u.  Z.  23] 
Historia.  Genesis):  Incipit  Exodus,  welcher  Teil  aber  in  jener  He.  fehlt. 
Weiteres  hat  auB  drei  Hss.  (Cantabr.  coli.  Trin.  B.  I.  42  s.  X  und  zwei  aus 
Laon  279.  273  s.  IX ;  s.  deren  Inhalt  in  Peipebs  Avitus  p.  un)  veröffentlicht 
JBPitra,  spicil.  Solesmense  (Par.  1862)  1,  171  (vgl.  p.  xxxv),  nämlich  a)  64 
weitere  Hexameter  zur  Genesis  (vgl.  Pitba,  anall.  sacr.  et  class.  p.  xi); 
b)  metrum  in  exodum,  v.  56—1392  (1888);  c  d  e)  Proben  aus  der  (in  den 
Hss.  vollständigen)  Bearbeitung  von  Leviticus,  Numeri  und  Deuteronomium ; 
das  Lied  des  Moses  (Deuteron.  32)  ist  in  phaläkischen  Hendekasyllaben 
gehalten  (p.  253  fiL  und  neue  Proben  anall.  sacr.  et  class.  202).  f)  Buch 
Josua,  686  Hex.  Dazu  veröffentlichte  Pitba,  anall.  sacra  et  class.,  Par. 
1888,  181  g)  das  Buch  der  Richter,  Kap.  1  —  17  (der  Best  fehlt  in  den 
Hss.;  doch  s.  Peipbb  aO.  tv),  760  Hex.  Jetzt  zusammenfassende  Ausgabe: 
The  latin  heptateuch  critically  reviewed  by  JEBMitoh,  Gambr.  1889.  — 
Dieses  in  Verse  gebrachte  AT.  wird  den  verschiedensten  Verfassern  (Ter- 
tullian,  Cyprian,  Iuvencus,  SeduliuB,  Avitus)  beigelegt,  ohne  sachliche  Be- 
rechtigung, auch  bezüglich  •  des  oft  bevorzugten  Iuvencus.  Denn  gegen 
dessen  Urheberschaft  spricht,  von  anderem  abgesehen,  daß  die  stoffliche 
und  namentlich  die  metrisch  prosodische  Behandlung  im  Vergleich  zu  der 
bist,  evang.  erhebliche  Verschiedenheiten  aufweist.  Die  alttestamentlicbe 
Geschichte  zeigt  zB.  gegenüber  der  verhältnismäßigen  Strenge  der  neu- 
testamentlichen  (§  408,  6)  zahlreiche  grobe  Verstöße  (Verkürzung  des  ä  im 
Ablativ,  des  ae  [praebebit,  Aegypti,  praesentas,  maerente,  laetare,  gloriae], 
des  multiplicativen  -es,  des  pluralen  -is,  Verlängerung  des  ä  im  Neutr. 
Flur.,  Messungen  wie   läborum,  lätieibus,   säcellum,  idola,  fugax,  natus, 


1278  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

enormis,  erumpo,  careo,  transmeavere  usw.  S.  auch  JTHatfield,  Americ.  journ. 
of  phil.  11,  96.  —  Dieses  Werk  trug  in  der  Lorscher  Hs.  den  Kamen  Cy- 
priann8  (oben  Z.  8)  und  trägt  ihn  im  Laudun.  279  {Über  genestos  metricus 
Oipriani).  Verse  daraus  citieren  Aldhelmus  und  Baeda  (vgl.  LMüllbb,  RhM. 
21,  123.  266.  Peipbb  vor  s.  Avitus  p.  lxi).  —  Müller  aO.  setzt  den  Dichter 
richtig  ins  fünfte  oder  sechste  Jahrhundert  und  halt  ihn  für  einen  Gallier. 
Da  der  Name  Cyprianus  damals  häufig  war,  so  kann  man  diesen  hs.  gut 
beglaubigten  für  den  wirklichen  Namen  des  Verfassers  halten.  Peiper  aO. 
weist  hin  auf  den  Cyprianus,  Bischof  von  Toulon,  welcher  das  Leben 
seines  Lehrers  des  Bischofs  Caesarius  (§  469,  2)  schrieb  (gedr.  bei  Mignk). 
67,  1001).  Fraglich  bleibt  ob  diesem  Cyprian  auch  die  unter  diesem 
Namen  gehenden  anderen  Gedichte,  xB.  Sodoma,  de  Jona  (§  21,  2)  ange- 
hören. —  AEbest,  Lit.  d.  MA.  I1,  118.  —  Ober  Anklänge  an  Horst 
M Hertz,  anall.  ad  hist.  Hör.  4,  23. 

4.  Wie  Arator  aus  dem  westlichen,  so  ist  Venantius  Honorius  Clemen- 
tianus  Fortunatus   (mit  letzterem  Namen   nennt   sich  der  Dichter  sehr 
häufig  und  so  heißt  er  auch  im  Bachlein  de  dubiis  nominibus   und  bei 
Baeda)  aus  dem  östlichen  Oberitalien  (Treviso)  gebürtig  (vit.  Martin.  4,  665 
mea  Tarvisus.  .  .  per  Ceneiam  gradiens  et  amicos  Duplavenenses  [Paul,  diac 
hiet.  Langob.  2,  18  Fortunatus  natu*  in  loco  qui  Duplabilis  dicitur  fuit], 
qua  natale  solum  est  mihi  sanguine,  sede  parentum).     Grammatisch-rheto- 
rische und  rechtliche  Studien  (zu  Ravenna),  v.  Martin.  1,  26.    Reise  von 
Ravenna   über  die   iulischen  Alpen  durch  Ostreich,   Söddeotschland  nach 
Gallien  (Reise  auf  Mosel  und  Rhein,  carm.  10,  9.  8,  12.  8,  13)  bis  zu  den 
Pyrenäen  (carm.  1,  praef.  4:  unten  A.  7),  angeblich  wegen   der  Wunder- 
krafb  des  h.  Martin  (v.  Martin.  1,  44),  ums  J.  665,   unter  König  Sigibert 
(10,  16,  2).    In  Tours  war  damals  Gregor  (§  486,  3  Z.  3)  schon  Bischof  und 
nahm  sich  seiner  an  (8,  19.  20.  21).     An  ihn  sind  viele  Gedichte  des  F. 
gerichtet  (carm.  5,  3-6.  8—19.  8,  11-21.  9,  6 f.  Tgl.  10,  6  f.  12).    Aach 
sonst   war  er  unstät:   aus   Britannien  schreibt  er  carm.  3,26;  vgl.  1, 17. 
In   Poitier8  fesselte   ihn   Radegunde,   die   betagte   schwärmerisch  fromme 
thüringische    Fflrstentochter,    frühere    Gemahlin    des    fränkischen   Königs 
Chlotar  I  (f  661),  welche  dort  ein  Kloster  (nach  der  Regel  der  h.  Caesari* 
von  Arles)  gegründet  hatte:  8,  1,  21  Martinum  cupiens  voto  Badegundis 
adhaesi;  vgl.  ebd.  11  Fortunatus  ego  .  .  (ItaUae  gentium  galliea  rura  Unenf 
Pictavis  residens.    Ihr  gelten  viele  seiner  Gedichte,   zum  Teil  mit  leiden- 
schaftlicher Tonfarbimg  (8,  9,  6  sine  te  nimium  nocte  premente  gravor.  .  • 
tempora  subducis  eeu  non  videaris  amanti,  cum  vos  dum  eerno  hoc  whi 
credo  parum.     11,  2,  6  quamvis  sit  caelum  nebula  fugiente  serenum,  fe 
celante  mihi  stat  sine  sole  dies).    Nach  ihrem  Tode  (13.  Aug.  687)  verfaßte 
F.  auch  eine  Lebensbeschreibung  von  ihr  (A.  6).    An  ihre  (Pflege-)  Tochter, 
die   von   ihr   zur  Äbtissin  eingesetzte  Agnes  ebd.  11,  6  ff.    Er  versichert 
11,  6  daß  er  Agnes  caelesti  affectu,  non  crimine  corporis  ullo  liebe,  aber 
die  Ausführung  verrät  seine  Sinnlichkeit.    Vgl.  EDümmler  in  d.  Zeitschr. 
Im  neuen  Reich  1871,  641.    In  Poitiers  primum  presbyter,  deinde  episcop** 
ordinatus  est  atque  in  eodem  loco  digno  tumulatus  honore  quiescit:  so  Paot. 
diac.  hist.  Langob.  2,  13,  welcher  ihm  dort  auch  eine  metrische  Grabschrift 
spendet,  und  Bischof  nennt  ihn  wie  der  Titel  der  eben  erwähnten  Grab- 


§  491  Venantius  Fortunatus.  1279 

Schrift  in  Pbiprr'b  Avitus  p.  193  so  auch  die  Nonne  ßaudonivia  zu  Poitiers, 
welche  kurz  nach  J.  600  dem  Leben  Radegunde's  von  Venantius  ein  zweites 
Buch  hinzufügte:  non  ea  guae  vir  apostolicus  Fortunatus  episcopus  .  .  com- 
posuit  iteramu8  (Krusch  vor  Ven.  Fort.  p.  xvii).  In  den  Gedichten  nennt 
er  sich  aber  weder  presbyter  noch  Bischof,  noch  erwähnt  er  selbst  seines 
priesterlichen  Standes  (die  dafür  angezogene  Stelle  steht  in  einem  unechten 
Gedicht,  spur,  append.  11,  p.  886  Leo).  Auch  Gregor  von  Tours  (bist. 
Franc  6,  8;  glor.  confess.  94)  nennt  ihn  nur  presbyter  und  ebenso  heißt  er 
in  den  Hss.  seiner  Gedichte  (s.  A.  6.  7).  F.  müßte  also  Bischof  erst  nach 
Vollendung  jenes  Geschichtswerks,  somit  frühestens  692,  geworden  sein. 
Fortunat  ist  der  Abbe*  des  Salons,  eine  liebenswürdige,  gutherzige,  leicht 
entzündliche  Natur.  Seine  Geschmeidigkeit  macht  ihn  überall  in  hohen 
geistlichen  wie  weltlichen  Kreisen  angenehm  und  er  versteht  es  sowohl 
über  die  kleinen  Unwahrheiten  des  geselligen  Verkehrs  nicht  zu  stolpern 
als  auch  bis  zur  Charakterlosigkeit  Anstoß  zu  vermeiden  und  um  die 
Wahrheit  herumzukommen.  Seine  Gedichte  deuten  oft  auf  ein  etwas  para- 
sitisches Leben  (zB.  8,  18b.  7,  14.  15.  10,  11.  11,  9  ff.).  Vgl.  Dömmler 
aO.  655:  während  die  f Mutter'  (Radegunde)  und  'Schwester'  (Agnes)  ihren 
strengen  Fasten  oblagen  bereiteten  sie  für  ihren  Verehrer,  dessen  schwache 
Seite  (7,  14,  25  sed  non  ego  lassor  edendo)  sie  mit  weiblichem  Scharfblick 
erkannt  hatten,  die  leckersten  Gerichte,  ja  ganze  Mahlzeiten  (11,  9.  10). 
Seine  Christlichkeit  ist  sehr  eifrig,  klingt  aber  häufig  etwas  geschäftlich 
und  eigennützig.  Oft  genug  schimmert  auch  recht  weltlicher  8inn  hindurch 
wie  in  dem  Epithalamium  (6,  1),  und  8,  8,  205  wird  die  weibliche  Liebe  zu 
Christas  mit  den  Farben  eines  derben  Sinnenkitzels  ausgemalt.  —  ThBormahn, 
das  Leben  des  lat.  Dichters  Venantius  usw.,  Fulda  1848.  Hist.  litt,  de  la 
France  8,  464.  FHamblin,  de  vita  et  operibus  Venantii  Fort.,  Rennes  1878. 
Ampere,  hist.  litt,  de  la  France  avant  le  Xlle  siede  2,  275.  Ebbrt,  LdMA. 
1*,  518.  WWattbnbach,  Deutschi.  Geschichtsqu.  1\  87.  FLbo,  deutsche 
Bundsch.  82  (1882),  414.  ChNisard,  rev.  hist.  87,  69;  acad.  des  inscr.  et 
bell,  lettr.  19.  Okt.  1888;  7.  Febr.  1889.  DLsnoux,  le  poete  Ven.  Fort,  Par.  1887. 
6.  Prosaische  Werke  des  F.:  Lebensbeschreibungen  von  Heiligen,  vgl. 
Gregor.  Tob.  praef.  ad  v.  s.  Marl:  utinam  Severus  (§  441)  aut  Paulmus 
(§  487)  vivereni  aut  eerte  Fortunatus  adesset,  gut  ista  describermt  vita  s. 
Albini  (B.  v.  Angers,  erwähnt  von  Grbo.  Tor.  glor.  confess.  94),  s.  Hilarii 
(B.  v.  Poitiers,  §  418,  1)  und  über  de  virtntibus  s.  Hilarii  (erwähnt  ohne 
Namen  des  Verf.  von  Greg.  Tu*,  glor.  confeBS.  2);  vita  s.  Germani  (B.  von 
Paris  f  J.  576;  citiert  von  Greg.  Tor.  hist.  Fr.  5,  8),  s.  Paterni  (B.  von 
Avraoohes),  s.  Radegundis  (A.  4  Z.  17;  über  ein  zweites  B.  derselben  A.  4 
Z.  86),  s.  Marcelli  (B.  v.  Paris,  vgl.  Fort.  carm.  app.  22,  15.  Greg,  glor. 
conf.  87;  neu  hrsgg.  aus  Montepess.  s.  VIII  u.  a.  in  Act.  88.. Nov.  1);  Se- 
verinus,  B.  von  Bordeaux  (Greg.  Tür.  de  glor.  conf.  45;  nicht  erhalten). 
Anderes  wird  ihm  ohne  Grund  beigelegt.  Abgedr.  zB.  bei  Migne  88,  518 
und  bes.  bei  Kbusch  (A.  11  gE.).  Vgl.  Ebkrt  aO.  1*,  540.  Auch  in  den 
Carmina  ist  manches  Prosaische  mitenthalten,  insbes.  Briefe  an  Bischöfe, 
eine  Erklärung  des  Vaterunser  (10,  1)  und  des  apostolischen  Symbols  (11,  1, 
Auszug  aus  Rüpih  21,  835  Migne).  Die  Prosa  des  F.  ist  meist  geschraubt, 
schwerfällig  und  schwülstig;  nur  die  für  den  öffentlichen  Gebrauch  bestimmten 


1280  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

Legenden  (Heiligenleben)  sind  einfacher  gebalten.  Für  die  Geschichte 
der  Zeit  sind  seine  Schriften,  neben  denen  des  Gregor  von  Tonn,  die 
lehrreichsten. 

6.  Opus  Fortanati  presbyteri  de  vita  S.  Martini  liber  I  ( — IV):  so 
die  Hss.  Widmung  an  Gregor:  cum  iusserüis  ut  opus  illud  .  .  quod  de  suis 
virtutibus  explieuistis  (§  486,  6  Z.  5)  versibus  debeat  digeri,  id  agüe  ut  ipsum 
mihi  relaium  iubecUis  tran&müti.  nam  .  .  quod  de  vita  eins  vir  diseriu», 
domnus  Sulpidus  (§  441,  4),  sub  uno  libello  prosa  deseripsit  et  reliquum  quod 
dialogi  more  subnectü,  primum  quidem  opus  a  me  duobus  libeüis  et  dialogus 
subsequens  aliis  duobus  libellis  eomplexus  est,  ita  ut  brevissime  .  .  in  IV 
libellis  totum  illud  opus  versu  inter  hoc  bimenstre  spatiutn  .  .  inter  frivulas 
oecupationes  sulcarem.  Vgl.  3,  10  cum  duce  Sulpicio,  bene  cuius  4Mb  ort 
venusto  Martini  sacros  dulcis  stilus  edidit  actus.  Gregor,  v.  Mari.  1,  2  sed 
et  Fortunatus  presbyter  omne  opus  vitae  eins  (Mari)  in  IV  libris  versu  con- 
scripsit.  Aber  seinen  Vorgänger  Paulinus  (§  474,  3;  MManitito,  ZföG. 
37,  250.  263)  erwähnt  er  nicht,  obwohl  er  ihn  benützt  hat.  Das  umfang- 
reiche Werk  (613  +  490  +  &28  +  712  =  2248  Hexameter)  verrät  hinreichend 
die  Eilfertigkeit  seiner  Entstehung:  die  Anlage  ist  nachlässig  (vgl.  1,  45 £ 
60  ff.  66  ff.),  der  Stoff  mechanisch  aus  Sulpicius  aufgegriffen,  die  Ausführung 
breit  und  gewöhnlich,  voll  leerer  Wortspielereien  (zB.  1,  19  prudens  pru- 
denter  Prudentius  immolat  actus;  vielleicht  Anspielung  auf  seines  Gönners 
Gregor  Worte,  de  curs.  eccl.  p.  869,  17  Er.:  Prudentius  cum  de  .  .  steüa 
prudenter  dissereret;  1,  99  ne  timeam  timidum,  timor  est  deus  artna  timentum). 
Abfassung  vor  J.  676,  da  zur  Zeit  des  Abschlusses  (4,  686)  Germanus  noch 
Bischof  von  Paris  war  (vgl.  Greg.  Tür.  6,  8).    Ebebt,  LdMA.  1*,  536. 

7.  Ansehnlichen  Wert  für  Geschichte  und  Ortskunde  haben  die  elf 
Bücher  Gedichte,  von  mannigfaltigem  Inhalt,  meist  Gelegenheitspoesie. 
Man  nennt,  sie  carmina  oder  miscellanea,  die  Hss.  geben  ihnen  keine 
zusammenfassende  Überschrift,  sondern  haben  nur  Venanti  Honori  Giemen- 
tiani  Fortunati  presbyteri  Iialici  liber  I  usw.  Aus  dem  renommistisch  be- 
scheidenen Vorwort  an  Gregor:  quia  viritim  flagitas  ut  quaedam  ex  opuseuUs 
imperitiae  meae  tibi  transferenda  f Abschreibenlassen)  proferrem,  nugarum 
mearum  admiror  te  amore  seduci,  .  .  pratserHm  quod  ego  impos  de  Bavenua 
progrediens  Padum  .  .  Tiliamentumque  tranans,  per  Alpem  Iuliam  .  .  Dra- 
vum  Norico,  Oenum  Breonis,  Liccam  Baiuvaria,  Danuuium  Alamannia, 
Bhenum  Germania  transiens  ac  post  Mosellam,  Mosam,  Axonam  et  Sequa- 
nam,  IAgerem  et  Garonnam  .  .  transmütens,  Pyrenaeis  oecurrens  .  .  paene 
aut  equitando  aut  dormitando  conscripstrim.  Auf  italienische  Verhältnisse 
bezieht  sich  nur  1,  1.  2;  alle  übrigen  Gedichte  scheinen  in  Gallien  verfaßt 
In  der  Anordnung  kreuzt  sich  die  nach  der  Zeit  mit  einer  sachlichen  (bes. 
nach  dem  Bange  der  Empfänger).  Der  1,  16  als  lebend  angeredete  Bischof 
Leontius  erhält  4,  10  eine  Grabschrift.  B.  6  sind  Könige  Charibert  (f  667) 
und  Sigibert  (f  675;  6,  1  gilt  der  Vermählung  von  Sigibert  und  Brunhild 
J.  566);  B.  9  aber  Chilperich  (I,  t  584)  und  B.  10  Childebert  (II,  geb.  670), 
Sigibert's  Sohn  und  Nachfolger  (J.  676—696).  7,  9,  7  ist  F.  im  neunten 
Jahre  von  der  Heimat  entfernt;  9,  7,  60  werden  Gedichte  erwähnt  welche 
er  vor  20  J.  verfaßt.  B.  1— -3  haben  vorzugsweise  kirchliche  Dinge  (Ge- 
bäude u.  dgl.)  und  Personen  zum  Gegenstande;  B.  4  enthält  Grabschriften 


§  491  Venantius  Fortunatus.  1281 

auf  Geistliche,  dann  auf  Laien,  zuletzt  Frauen;  B.  5  an  Bischöfe,  besonders 
Martin  und  Gregor;  B.  6  an  Könige,  Königinnen,  Prinzessinnen,  B.  7  an 
hohe  Hof-  and  Staatsbeamte  (Gogo,  Bodegisil,  Lupus,  Mummolenus ,  Sigis- 
mund  u.  a.);  B.  8  Christliches,  sowie  an  Radegund  und  Gregor;  B.  9  an 
Chilperich  und  Fredegund  und  deren  Kinder,  an  Gregor  und  andere  Bi- 
schöfe und  sonstige  Geistliche;  B.  10  an  Childebert  und  Brunhild,  Sigoald 
u.  a.;  B.  11  poetischer  Verkehr  mit  Radegunde.  Mit  B.  8  scheint  die  Samm- 
lung ursprünglich  abgeschlossen  gewesen,  B.  9— 11  späterer  Nachtrag  zu  sein. 

8.  Weitaus  die  meisten  Gedichte  haben  das  Maß  der  Elegie;  das 
epische  nur  2,  4.  6.  6,  6  (diese  drei  Gedichte  sind  Versspielereien  im  Ge- 
schmack des  Porphyrius,  §  403).  5,  7.  6,  1  (Epithalamium);  9,  7  auf  Gregor' s 
Verlangen  eine  sapphische  Ode,  ganz  nach  strenger  horazischer  Norm. 
Elegie  in  Schlangenform  (ophites,  serpentinus,  echoicus ;  vgl.  §  26,  4)  3,  30. 
Ebenso  append.  19.  Manche  Gedichte  behandeln  ganz  in  der  Weise  der 
Elegie  persönliche  Erlebnisse,  Abenteuer  (6,  8.  7,  14),  Reisen  (10,  9.  11, 26  f.) 
u.  dg].;  auch  die  ergreifende  Elegie  de  excidio  Thoringiae  (ex  persona  Rade- 
gundis,  Append.  1)  gehört  dahin,  sowie  6,  5  (auf  die  Ermordurig  der  Gele- 
suintha)  und  2,  16  (auf  den  toten  Medardus).  Ehebt  aO.  I9,  530.  Andere 
sind  Briefe  in  Versen  (Empfehlungsschreiben  für  sich  und  andere).  Zahl- 
reich vertreten  sind  die  Lobgedichte  an  Lebende,  bes.  Bischöfe  (wie  Leon- 
tiuB,  Felix,  Gregorius).  Aufschriften  für  Kirchen  und  Geräte;  Epigramme 
als  kurze  Gelegenheitsgedichte.     Vgl.  Ebert  aO.  1*,  527. 

9.  Paul.  diac.  hisi  Langob.  2,  13  nennt  als  Arbeiten  des  Fort. 
hymno8  singularum  festivitatum  (Johann  v.  TsrirBNasiir,  catal.  Script  eccl. 
p.  243  ed.  a.  1601  gar  hymnorum  septuagvnta  Septem  lib.  I).  Unter  den 
carmina  sind  nur  drei  Hymnen  überliefert,  darunter  zwei  (1,  16  Agnoscat 
omne  saeadum,  2,  6  VexiUa  regis  prodetmt)  in  vier  zeiligen  Strophen  aus 
dim.  iamb.  acat.  Der  erste  ist  ein  sogen,  hymnus  abecedarias  (§  440,  8), 
beide  sind  fast  durchgehende  gereimt,  oft  unter  Verwertung  der  romani- 
schen Verdampfung  der  Endlaute,  aber  ohne  bestimmte  Regel  in  Auf- 
einanderfolge oder  Verschränkung  der  Keime.  2,  2  Fange  Imgua  gloriosi 
hat  dreizeilige  Strophen  aus  tetr.  troch.  cat.  Der  letztere  Hymnus  wird 
fälschlich  dem  Claudianus  Mamertus  (§  468,  3  u.  5)  beigelegt,  ebenso  1,  16 
dem  Amoenus  (§  474,  2).  —  Außerdem  sind  vereinzelt  in  Hymnensamm- 
lungen und  sonst  7  Hymnen  erhalten,  welche  in  besserer  oder  schlechterer 
Oberlieferung  dem  Fort,  beigelegt  werden,  aber  nach  Inhalt  und  Metrik 
weit  von  seiner  Kunst  abstehen,  bei  Leo  abgedruckt  in  carm.  spuriorum 
append,  p.  382. 

10.  In  der  griechischen  Literatur  hat  F.  sehr  schwache  Kenntnisse 
(7,  12,  26  Arehyta,  Pythagoras,  Aratus,  Goto,  Plälo,  Chrysippus,  .  .  quidve 
poema  polest  Maro,  flysa  [Naso  GFabbicius],  Menander,  Homerus).  Aus 
der  römischen  besaß  er  ausgedehntere.  Über  die  von  Fortunatus  ver- 
werteten Vorbilder  (bes.  Virgil,  Ovid,  Claudian,  dann  die  christlichen  Vor- 
gänger) b.  MManitiu«  in  der  Ausg.  von  Leo-Kruach  p.  2,  132;  ZföG.  37,  241. 
Fürs  Versemachen  hat  Fort  ein  ausgesprochenes  Talent,  das  ihn  weit  über 
seine  zeitgenössischen  Nebenbuhler  erhebt.  Die  Worte,  Rhythmen  und 
rhetorischen  Figuren  strömen  ihm  zu.  Es  fehlt  aber  an  origineller  Erfindung 

Teüffbl-Schwabb,  Rom.  Lit-Geaoh.    5.  Aufl.  81 


1282  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

und  der  Gabe  sondernder  Charakteristik.  Alles  geht  aus  derselben  Tonart 
und  wenn  er  dennoch  hier  und  da  ergreift,  so  liegt  es  an  dem  Stoffe  welcher 
wirkt  trotz  dem  Bearbeiter.  Das  elegische  Maß  handhabt  Fort,  fast  mit 
ovidischer  Leichtigkeit;  freilich  um  so  weniger  mit  ovidischer  Durch- 
sichtigkeit, Eleganz  und  Kunst.  Daß  ein  so  rasch  und  fluchtig  arbeitender 
(8.  A.  6  und  y.  Mark  1,  27  sermone  levis,  carm.  3,  22,  3  garrulitate  Uvi. 
10,  11  aus  dem  Stegreif)  Dichter,  der  seine  Verse  oft  auf  Bestellung  fertigte, 
sich  viel  Freiheiten  nimmt  oder  solche  nutzt  ist  zu  erwarten.  Biblische, 
griechische,  gallische  u.  dgl.  Eigennamen  werden  bezuglich  ihrer  Quantität 
aufs  freieste  behandelt  (selten  römische,  wie  Agripina,  Cecilia,  Vigilius), 
ebenso  überhaupt  griechische  Wörter,  dazu  auch  in  den  lateinischen 
mancherlei  Unregelmäßigkeiten,  namentlich  Verkürzungen  der  Endsilben 
{parturts,  nites,  nutribas,  coetüs  als  Gen.)  und  tonloser  Mittelsilben  (pete- 
batur,  perferebantur,  teneretur,  conßereris,  commoverere;  einmal  sogar 
moveret  7,  1,  1),  im  ganzen  sind  indessen  dieselben,  wenn  man  den  Umfang 
der  poetischen  Werke  er  wagt,  nicht  allzu  häufig.  Kurze  Silben  werden 
häufig  durch  die  Hebung  verlängert  (h  gilt  regelmäßig  als  Consonantjiack 
einer  Hebung,  sonst  nicht  selten),  harte  Verschleifungen  zugelassen.  Da- 
gegen wird  die  Cäsar  sehr  selten  vernachlässigt  und  ebenso  selten  der 
Hiatus  zugelassen.  Die  Mittelsilbe  deB  Pentameter  gilt  als  mittelzeitig  und 
reimt  gern  mit  der  Endsilbe.  Die  Sprache  Fortunat's  ist  stark  mit  Provin- 
zialismen durchsetzt  und  namentlich  mit  Vulgarismen  (zB.  scio  quia,  credo 
ut,  aio  ut,  quoniam  =»  quod,  vel  —  et,  stare  —  esse,  utraeque  regümis, 
utraeque  morti,  consuleas,  tniscam,  monades  «=  monas,  triades  =»  trias,  der 
Gebrauch  der  Tempora  sehr  gelockert).  Vorliebe  für  Wortspiele  (funis, 
finis;  febris,  fibris;  sdluto  salutem;  non  musicus  poeta  sed  murieus;  natus  in 
urbe,  notus  in  orbe  u.  dgl.),  Allitteration  (vibratus  verbere  verbi,  differte  dies 
dum  disco  dolores)  ubw.  Vgl.  A.  6.  Über  Sprache  und  Metrik  vgl.  die 
Nachweisungen  in  Leo's  Ausgabe  p.  387.  ASchnkidkb,  Lesefrüchte  aus 
Ven.  Fort.,  Hall  i/östr.  1882. 

11.  Alle  erhaltenen  Handschriften  der  Garmina  (A.  7),  außer  Paris. 
13048  s.  VII1/IX,  gehen  auf  ein  unvollständiges  Original  der  Sammlung 
zurück  (daher  unter  B.  1  die  Subscriptio :  explicit  in  quantum  habuit  auctor 
[dh.  der  erste  Abschreiber]  usque  ad  finetn);  die  besten  sind  Par.  14144 
s.  IX,  8312  s.  X.  Ambr.  s.  X.  Petropol.  s.  VIU.  Nur  jener  erst  genannte 
Par.  13048  bietet  eine  Auswahl  aus  der  vollständigen  Sammlung  und  sind 
uns  durch  ihn  31  jener  unvollständigen  Sammlung  fremde  Gedichte  erhalten, 
zuerst  veröffentlicht  von  Goebakd,  notices  et  extr.  des  mss.  12,  2  (Par. 
1831),  75,  jetzt  in  Leo's  Ausg.  p.  271  (als  appendiz  carminum).  Nur  vier 
derselben  (append.  1—3.  5)  waren  schon  vorher,  namentlich  aus  einer  ver- 
schollenen Trierer  Hb.,  bekannt  gewesen.  Dazu  noch  als  weiteres  Über- 
bleibsel aus  der  vollständigen  Sammlung  ein  zufallig  einzeln  erhaltenes 
Lobgedicht  de  Magnerico  Trevirensi  episcopo  (append.  34).  Ob  der  in  guten 
H88.  unter  dem  Namen  des  Fortunatus  überlieferte  umfängliche  Panegvricns 
auf  Maria  (in  laudem  sanctae  Mariae,  spur,  append.  1  bei  Leo)  echt  sei  ist 
sehr  fraglich,  s.  Leo  p.  xxrv.  —  Für  die  meist  besonders  überlieferte  vita 
Martini  sind  die  Haupthss.,  neben  dem  schon  genannten  Petropol.,  Vatic- 
Palat.  846  s.  IX,  Paris.  2204  s.  IX.  —  Ausgaben  der  Werke  des  Fort  von 


§  491  Venantius  Fortunatus.    §  492  Corippus.'  1283 

ChhBroweb  (Mainz  1603.  21617)l  MALuchi  (Rom  1786  II),  letztere  wieder 
abgedr.  bei  Migne  B.  88.  Jetzt  bes.  in  den  Mon.  Germ.  hißt.  Auctt.  anti- 
quiss.  4,  1:  Venanti  Fortan,  opera  poetica  rec.  et  emend.  FLbo.  4,  2:  Ve- 
nanti  opera  pedestria  rec.  et  emend.  BKrubch,  Berl.  1881 — 85.  —  Übersetzt 
(und  erläutert)  par  ChNisabd,  Par.  1887. 

12.  Yen.  Fort.  carm.  3,  18  ad  Bertechramnum  (Bischof  in  Bordeaux 
oder  in  Le  Mans)  de  opusculis  suis  (d.  i.  =»  et?«):  ardua  suscepi  missis  epi- 
grammata  (des  Bert.)  chartis.  .  .  nitido  pomposa  poemata  cultu.  Nur  ent- 
halten sie  Plagiate  (carmine  de  veteri  furta  novella)  und  metrische  Schnitzer 
(superaddita  sylldba,  pede  laesa).  —  Ebd.  6,  9  und  10  an  Dynamius  von 
Massilia  (rector  provinciae  Greg.  Tür.  h.  F.  6,  7;  seine  Grabschrift  in  Peipeb'b 
Avitus  p.  194).  Daselbst  10,  57  legi  etiam  missos  alieno  nomine  versus,  quo 
quasi  per  speeulum  reddit  imago  vir  um,  fönte  Gamenodi  quadrato  spargeris 
orbi  ad  loca  quae  nescis  duceris  oris  aquis.  hine  quoque  non  aliquo  nobis 
abolende  recedis  quo  fixus  scriptis  nosceris  esse  tuis.  Ein  Gitat  ans  Dyna- 
mius im  Büchlein  de  dnbiis  generibus  GL.  5,  579,  13.  Vgl.  Hist.  litt,  de 
la  France  3,  457. 

13.  Von  einem  Honorius  scholasticus  28  elegische  Verse  worin  er 
seinen  Lehrer  im  Christentum  preist  und  über  Seneca  erhebt  (als  potior 
Seneca  meliore  magistro),  abgedr.  in  Mabillon's  analecta  1,  364  (387)  und 
in  Riesr's  AL.  666.  Der  Empfänger  ist  im  Gedicht  nicht  genannt;  in  der 
Unterschrift  heißt  er:  ad  Iordanem  episcopum.  Deshalb  sind  die  Verse  in 
Hss.  der  Romana  des  Iordanis  eingetragen  worden  (Mommsen's  Ausg.  p.  xlvi) 
und  haben  sich  so  erhalten.  Ob  ein  Bischof  von  Ravenna  gemeint  ist? 
S.  §  485,  1  nM.  —  Wundersame  Geschichten  über  einen  Honorius  scolasticus 
giebt  ein  von  MHaupt,  op.  3,  150,  veröffentlichtes,  im  cod.  Salmas.  (§  476,  1) 
überliefertes  Bruchstück.     Dazu  vgl.  WFhöhnkr,  Phil.  Snppl.  5,  65. 

492.  Mit  der  peinlichen  Strenge  eines  Schalmeisters  und 
der  Unterwürfigkeit  und  dem  Schwulst  eines  Byzantiners  ver- 
faßte der  Afrikaner  Flavius  Cresconius  Corippus  Epen  von 
geschichtlichem  Stoffe  und  panegyrischer  Richtung,  namentlich 
die  vier  altersschwachen  Bücher  in  laudem  Iustini  Augusti  mi- 
noris.  Die  früher  geschriebenen  für  Geschichte  und  Ortskunde 
Nordafrikas  wertvollen  acht  Bücher  Iohannidos  seu  de  bellis 
libycis  erzählen  wahrheitsgetreu,  wenn  auch  chronikartig;  eine 
den  Zeitgenossen  und  Mitbeteiligten  verratende  Wärme  und  An- 
schaulichkeit in  Schilderung  und  Lokalfärbung  unterbricht  nicht 
selten  die  sonstige  Eintönigkeit  Die  Form  ist  fließend  und 
Mustern  wie  Virgil  und  Claudianus  nachgebildet. 

1.  Der  vollständige  Name  FL  Cresconius  Corippus  nur  im  (verscholle- 
nen) cod.  Budensis,  sonst  heißt  der  Dichter  in  den  Hss.  Cresconius  oder 
Corippus,  dazu  im  cod.  Matrit.  (A.  2)  afrieanus  grammatieus.  Er  beschrieb 
im  J.  649  oder  550  in  Afrika  den  kurz  vorher  von  Johannes  mag.  milit. 
per  Afr.  (und  Athanasius  praef.   praet.  Afr.)   glücklich    beendigten  Krieg 

81* 


1284  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert 

gegen  die  Mauren  (b.  über  diesen  Krieg  Pabtsch  vor  s.  Ausg.  p.  vi).  Diese 
Iohannis  besteht  nicht  aus  sieben  Büchern  (so  im  cod.  Trivult.),  sondern 
nach  den  Citaten  im  florilogium  Veronense  von  1329  (§  212,  4  Z.  14)  und  des 
cod.  Budensis  aus  acht.  Das  vierte  sehr  umfangreiche  Buch  des  cod.  Trivult. 
ist  in  zwei  Bücher  zu  zerlegen.  GLobwe,  RhM.  34,  139.  B.  8  ist  am  Schluß 
unvollständig.  Voran  geht  ein  Vorwort  von  40  elegischen  Versen  (ad  pro- 
ceres  Garthaginienses).  Darin  11:  descripsit .  .  Aeneam  doctus  earmine  Ver- 
güius,  meque  Iohannis  opus  docuit  describere  pugnas  etc.  (16)  Aeneam 
super at  melior  virtuU  Iöhannes,  sed  non  VergUio  carmina  digna  cano.  .  . 
(19)  nutat  in  angustum  discors  fortuna  poetae  . .  (25)  quid  [quod  ego]  ignarus 
quondam  per  rura  locutus  urbis  per  populos  carmina  mitto  palam.  forsitan 
ex  fracto  ponetur  syüaba  versu:  confiteor;  Musa  est  rustica  namgue  tnea.  .  . 
quos  doctrina  negat  confert  victoria  versus  (Anspielung  auf  luv.  1,  79).  Ed. 
princeps:  ex  cod.  mediolanensi  (=»  Trivnltiano  s.  XIV  %  der  einsigen  noch 
erhaltenen  Hs.  der  Iohannis)  op.  et  stud.  Pktri  MazzucHBLLi,  Mailand  1820. 

2.  Das  Lobgedicht  auf  Kaiser  Iustinus  minor  (J.  665—678)  ist  nach 
der  Iohannis  verfaßt  (praef.  35  quid  libycas  gentes,  quid  syrtica  proelia  dicam, 
iam  libris  completa  meis?).  Der  Verf.  lebte  wahrend  er  es  schrieb  als  Hof- 
beamter zu  Konstantinopel  in  vorgerücktem  Alter  (paneg.  in  laud.  Anastas.  46 
vestro  de  fönte  creatur  rivulus  iste  meus,  sub  euius  nomine  gesto  principis 
officium*  fessae  miserere  senectae)  und  will  dadurch  eine  Verbesserung 
seiner  Lage  erreichen,  praef.  39  cui  vincere  fas  est  indomitas  gentes,  .  . 
vince  meae  saevam  fortunae,  deprecor,  iram.  .  .  nudatus  propriis  et  vulnera 
plurima  passus  ad  medicum  veni.  .  .  huic  ego  sananti  .  .  grates  semper  ago 
et  pro  muntre  carmina  porto  (vgl.  4,  182  ff.).  Auf  die  praefatio  folgt  ein 
kurzer  Panegyricns  auf  einen  einflußreichen  Hofbeamten  Justin'a,  den 
quaestor  (sacri  palatii)  Anastasius,  den  er  um  seine  Empfehlung  beim  Kaiser 
angeht.  Die  3  ersten  Bücher  umfassen  nur  die  ersten  acht  Tage  von 
Justin's  Regierung  und  sind  sehr  bald  nach  dem  Begierungsantritt  Justin's 
und  noch  vor  J.  667  verfaßt.  Das  vierte  (am  Schlüsse  unvollständige) 
wird  bald  den  ersten  gefolgt  sein;  s.  Pabtsch  vor  s.  Ausg.  p.  xlv.  Einzige 
Handschrift  ein  Matritensis  (Toletanus)  s.  IX/X  (darüber  und  über  das 
fragm.  OvetenBe  zu  laud.  Iust.  8,  271  —  807.  317  —  398  auch  PEwald, 
NArchfaltdGesch.  6,  581),  nach  welcher  MRuiz  (Antv.  1581)  das  Gedicht 
zuerst  herausgab.  Spätere  Ausgaben  von  ThDbhpsteb  (Par.  1610),  ARmaus 
(Lps.  1653),  NRittebshaus  (Altorf  1664),  PFFoggini  (Rom  1777)  und  in 
WJäqeb'b  Panegyrici  (§  891,  8)  2,  469.  —  Sprache  und  namentlich  Metrik 
sind  bei  C.  von  auffallender  Reinheit.  Er  ist  zB.  viel  strenger  als  Fortu- 
natus  (§  491,  10).  Die  Freiheiten  welche  er  sich  nimmt  halten  sich  in  sehr 
engen  Grenzen;  s.  über  Metrik  Pabtsch  p.  182  und  überhaupt  dessen  und 
Petschenio's  (A.  8)  index  rerum  verbb.  et  locutionum.  Auch  Pbtschkhio, 
Archf  Lex.  8,  150.  —  Über  die  Vorbilder  des  Corippus  (Virgil,  Ovid,  Lucan, 
Statins  u.  a.,  dann  die  christlichen  Vorganger)  s.  RAmakn,  de  Corippo 
priorum  poett.  lat.  imitatore,  Oldenb.  1885.  88  II.  MManitius,  ZftG.  87,  82; 
WschrfklPh.  1887,  593. 

3.  Ausgaben  beider  Gedichte  des  G.  an  IBbkkbb'b  Merobaudes  (s. 
§  464,  3)  mit  Abdruck  der  Noten  und  Einl.  der  Vorgänger;  jetzt  besonders 
recens.  IPabtsch,  Berl.  1879  (—  Monum.  Germ.  bist.  Auctt.  antiquiss.  8,  2) 


§  492  Corippus.    §  493  Papst  Gregor  I.  1285 

und  rec.  MPetbcheniq,  Berl.  1886  (=-  Berliner  Studd.  f.  Phil.  Bd.  4).  — 
Kritische  Beiträge  zu  Corippus:  MHaupt,  op.  3,  625.  IPabtsch,  Herrn.  9,  292. 
MPetbchknig,  Wiener  Studd.  2,  267.  4,  292.  6,  261  j  Wien.  SBer.  109,  631. 
4.  Im  Lorscher  Katalog  nr.  459 — 461  (GBbckeb,  cataL  bibl.  ant.  p.  111): 
tnetrwn  Cresconii  in  evangcl.  I.  I;  eiusdem  de  diis  gentium  luculentissimum 
Carmen;  eiusdem  versus  de  principio  mundi  vel  de  die  iudicii  et  resurredione 
carnis.  Wer  und  welche  Gedichte  sind  hier  gemeint?  JHubmkb,  Wiener 
Studd.  7,  330  denkt  an  Verwechslung  mit  Dracontius.  Diese  Annahme  ist 
glaublich  für  die  versus  de  principio  mundi  usw.  (=  Dracontius  de  deo, 
§  475,  2),  läßt  aber  die  beiden  anderen  Titel  unerklärt. 

493.  An  der  Spitze  der  theologischen  Schriftsteller  des 
Jahrhunderts  steht  Papst  Gregor  I  (um  540—604),  welcher  mit 
seiner  Abkehr  von  der  alten  Bildung,  seiner  Schwärmerei  für  das 
Mönchswesen  und  mit  seiner  Leichtgläubigkeit  ganz  ein  Sohn 
seiner  Zeit  ist,  aber  durch  personliche  Vorzüge,  staatsmännischen 
Überblick,  durch  Geschick  und  Festigkeit  im  Handeln  in  ihr  her- 
vorragte. Von  seinen  zahlreichen  Schriften  sind  geschichtlich  be- 
sonders wichtig  seine  Briefe.  Wie  er  um  den  Eirchengesang  sich 
große  Verdienste  erwarb  so  verfaßte  er  auch  selbst  Hymnen. 
Das  hohe  Ansehen  welches  er  und  seine  Schriften  noch  lange 
fort  genossen  führte  bald  zu  Unterschiebungen  von  solchen  und 
Einschaltungen  in  sie. 

1.  Gregorius,  aus  einer  reichen  und  vornehmen  römischen  Familie, 
geb.  zwischen  540  und  560,  praet.  urb.  um  671—674,  Papst  seit  590,  f  604. 
EWMabggbaff,  de  Gregorii  M.  vita,  Berl.  1844.  GJThLau,  Gregor  I  nach 
s.  Leben  u.  s.  Lehre,  Lpz.  1846.  Pfahlbb,  Gr.  d.  Gr.  u.  s.  Zeit,  Frankf. 
1853.  Dähme  in  Ersch  u.  Gruber's  allg.  Encykl.  1,  89,  61.  LPntcuuu>,  la 
politique  de  St.  Grog.,  Par.  1872.  Ebebt,  LdMA.  1*,  642.  CWolfborubkb,  die 
vorpäpstliche  Lebensperiode  Greg.  d.  Gr.,  Angab.  1886.  —  PEwald,  die 
älteste  Biogr.  Greg.  d.  Gr.  (aus  s.  VII/VIII  im  SGall.  667),  hist.  Aufs,  für 
GWaita  (Berl.  1887)  17. 

2.  Gbbo.  Tun.  hist  Franc  10,  1  litteris  grammaticis  dialecticisque  ac 
rhetoricis  ita  erat  institutus  ut  nuUi  in  urbe  ipsa  putaretur  esse  secundus. 
Sehr  übertreibend  Isn>.  ill.  27 :  tantum  .  .  scientiae  lumine  praeditus  ut  non 
modo  üli  praesentium  temporum  quisquam  doctorum  sed  nee  in  praeteritis 
guidem  üli  par  fuerit  umquam.  Dagegen  Gregor  selbst,  im  Vorwort  zur 
expos.  in  lob  (Moral.):  ipsam  loquendi  artem  quam  magisteria  diseiplinae 
exterioris  insinuant  servare  despexi.  nam  .  .  non  mytacismi  cottisionem  fugio, 
non  barbarismi  confusionem  devito ,  hiatus  motusgue  etiam  et  praepositionum 
casus  servare  contemno,  guia  indignum  vehementer  existimo  ut  verba  caelestis 
oraculi  restringam  süb  regulis  Donati.  Vgl.  epist.  11,  74  nos  nee  graece 
novimus  (trotzdem  daß  er  sechs  Jahre  lang  in  Konstantinopel  Nuntius 
gewesen  war)  etc.  ebd.  7,  32  quamvis  graecae  linguae  nescius,  in  conten- 
tione  tarnen  vestra  iudex  resedi.     Dazu  stimmt  die  Nachricht   des  Ioann. 


1286  Die  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

Sarksbeb.  (nag.  cur.  8,  19)  daß  Gr.  die  Bücher  der  palatinischen  Bibliothek 
habe  verbrennen  lassen,  damit  sie  den  heiligen  Schriften  nicht  Eintrag 
täten.    Lau  aO.  11.    Ebebt  aO.  ls,  645. 

3.  Die  literarische  Tätigkeit  G.'s  war,  wie  die  des  Ambrosius,  über- 
wiegend praktisch  und  seine  Schriften  sind  voll  treffender  Gedanken  über 
Kirchenamt  und  -politik.  —  Echte  prosaische  Schriften:  Regula  pastoralis, 
gute  Winke  über  die  rechte  Führung  des  geistlichen  Amtes,  dem  Erzbischof 
Johannes  von  Ravenna  gewidmet,  um  590  (Ebert  aO.  551),  die  Einteilung 
in  4  partes  ist  den  Hss.  fremd.  Expositio  in  b.  Job,  auch  Moralia  genannt, 
eine  Erklärung  des  Buchs  Hiob,  voll  waghalsigster  Allegorien,  von  größter 
Weitschweifigkeit  und  Gedehntheit,  im  Sachlichen  abhängig  von  den  Vor- 
gängern, verfaßt  zwischen  J.  680  u.  590,  abgeteilt  in  sechs  Codices  und  35 
Bücher  und  dem  B.  Leander  gewidmet.  Ebbrt  aO.  1*,  649.  XXII  Homilien 
zum  Ezechiel,  in  zwei  Büchern  (um  695).  XL  Homilien  zu  den  Evangelien, 
in  zwei  Büchern  (um  592).  Vier  Bücher  Dialoge  (mit  dem  Diakonus  Petrus) 
über  das  Leben  und  die  Wunder  italienischer  Heiligen,  voll  blöder  Wunder- 
sucht (693  oder  694).  ebd.  4,  39.  57  Lehre  vom  Fegfeuer.  Vgl.  Ebebt 
aO.  646.  —  Die  zahlreichen  (über  800)  Briefe  sind  in  drei  Sammlungen  über- 
liefert (epistolae  ex  registro  beati  Gregorii  papae),  darunter  freilich  Fäl- 
schungen (zB.  das  Privilegium  des  Klosters  St.  Medardus).  Sie  stammen 
aus  der  Zeit  seines  Pontificats  und  werden  in  14  Bücher  (je  eines  für  ein 
Jahr)  geteilt.  —  Neoe  Ausgabe  derselben  begonnen  (B.  1—4)  von  PEwald, 
Berl.  1887  (=  Mon.  Germ.  hist.  Epistolae  1,  1).  Über  die  Briefe,  ihre  Über- 
lieferung usw.  s.  besonders  PEwald,  NArchfadGesch.  3,  433.  7,  687 ;  Unteres, 
zu  Ehren  ASchäfer's  (Bonn  1882),  296.  —  FMaassbn  legt  auch  die  Veran- 
staltung der  sog.  avellanischen  Sammlung  (§  453,  4)  Gregor  dem  Gr.  bei. 

4.  Von  zweifelhafter  Echtheit  sind  folgende  Schriften:  Gommentar 
zum  ersten  Buch  der  Könige,  in  6  Büchern;  Erklärung  des  Hohenliedes; 
Erklärung  der  7  Bußpsalmen;  Concordia  quorundam  testimoniorum  sacrae 
scripturae.     Lau  aO.  319. 

5.  Neun  Hymnen  des  Gr.  (bei  Mignk  78,  849).  Sie  haben  meist  die 
herkömmliche  Form  des  dim.  iamb.  in  vierzeiligen  Strophen,  zwei  aber 
sapphischea  Versmaß.  Der  Reim  ist  bald  rein  (intimum  —  praemium  — 
noxium  —  pessimum)  bald  nur  durch  Verdumpfungen  erzielt  (optitne  — 
proferens  —  novae  —  originem).  Die  Sprache  ist  einfach.  Widerstreit  von 
Wort-  und  Versaccent,  aber  auch  Hiatus  nicht  selten.  Ebebt,  LdMA.  1*,  635. 
Noch  mehr  als  die  Hymnen  erlitten  im  Mittelalter  seine  liturgischen 
Schriften  (Sacramentarium ,  Antiphonien)  von  Sammlern  und  Ordnern  viel- 
fache Überarbei taugen.  Gründung  von  Sängerschulen,  Einführung  des 
Choralgesangs.    Lau  aO.  244. 

6.  Hauptausgabe  die  der  Benedictiner  e  congreg.  s.  Mauri  (cur. 
DSammarthanüs  et  GBessin),  Par.  1706  IV.  Abdruck  von  JBGallicioli,  Ven. 
1768—76  XVII  und  bei  Micwe  B.  76—79. 

494.  Wie  ein  helles  und  starkes  Streiflicht  erleuchtet  die 
unvergleichliche    Lebensbeschreibung    des    heil.    Severinus    von 


§  493  Papst  Gregor  I.    §  494  Eugippius  u.  a.  1287 

Eugippiiis  (J.  511)  das  Dunkel  der  deutschen  Geschichte.  Die 
übrigen  nennenswerten  theologischen  Schriftsteller  des  sechsten 
Jahrhunderts  gehören  den  Provinzen  Nordafrika  und  Spanien  an. 
So  Spanien  Gregors  Freund  Leander,  Bischof  von  Sevilla,  und 
der  Erzbischof  von  Bracara,  Martinus  u.  a.;  Nordafrika  aber  Ve- 
recundus,  Primasius,  Ferrandus  usw. 

1.  Ibid.  ill.  2S  Leander,  genitus  patre  Severiano,  Carthaginensis  pro- 
vinciae  Hispaniae,  .  .  ex  monacho  Hispalensis  ecclesiae  provinciae  Baeticae 
constitutus  episcopus  (um  J.  678  —  596),  schrieb  gegen  den  Arianismus. 
praeterea  edidit  unum  ad  Florentinam  sororem  de  institutione  virginum  et 
contemptu  mundi  UbeUum  etc.  scripsit  et  epi&tolas  multas  ad  papam  Gre- 
goriutn  et  .  .  ad  ceteros  quoque  episcopos.  flaruit  sub  Eecaredo,  vir  religioso 
ac  principe  glorioso,  unter  dem  er  auch  ßtarb.  Seine  Schriften  bei  Migmk 
82,  871. 

2.  Isn>.  ilL  17  Apingrius,  ecclesiae  Pacensis  Hispaniarum  episcopus, 
disertus  lingua  et  scientia  eruditus,  interpretatus  est  apocalypsim  etc.  scripsit 
et  nonnuUa  alia.  .  .  claruit  temporibus  Theodi  principis  Goihorum.  —  Mar- 
tinus (aus  Pannonien,  abbas  Damiensis,  dann  Erzbischof  von  Bracara, 
daher  Bracarensis,  f  580)  *"#*  *w  litteris  secundus  suis  temporibus  habitus, 
.  .  versiculos  qui  super  ostium  sunt  in  basüica  s.  Martini  ipse  composuit 
(s.  dieselben  in  Pbjpbb's  Avitus  p.  194$  vgl.  Greg.  Tue.  hist.  Franc  5,  38). 
flaruit  regnante  Theodemiro  rege  Suevorum  temporibus  Ulis  quibus  lusti- 
nianus  in  rep.  et  Atkanagildus  Hispanus  Imperium  tenuere.  An  ihn  rich- 
tet Vkn.  Fobt.  carm.  6,  1  und  2.  Er  schrieb  manches  zur  Sittenlehre 
(in  einigen  dieser  Abhandlungen  benutzte  er  stark  den  Philosophen  Seneca, 
so  in  der  Abh.  de  ira,  dann  in  der  formula  honestae  vitae,  vgl.  §  289, 1,  b), 
ferner  übersetzte  er  aus  dem  Griechischen  sententiae  patrum  aegyptiorum 
(über  Kastejung  und  dgl.,  Fabbicius,  bibL  lat.  med.  aet  5,  38.  Abdruck 
bei  Mignk  B.  72).  Kulturgeschichtlich  wichtig  ist  die  Predigt  de  correp- 
tione  rusticorum  gegen  den  Aber-  und  Heidenglauben  des  Volkes  (vgl. 
§  440,  11  Z.  19),  vollständig  (aus  Bern.  289  s.  IX)  hrsgg.  erst  von  CPCaspabi 
(mit  einer  Abh.  über  Martin'a  Leben  usw.),  Christiania  1888.  —  Vgl.  Gams, 
Kirchengesch.  Span.  2,  1,  471.  FMaassbn,  Gesch.  d.  Quellen  <L  kanon.  Bechts 
1,  802. 

8.  Gabsiodob.  div.  lect.  28  presbyteri  Eugippii  opera  necessario  legere 
debetis,  quem  nos  quoque  vidimus,  virutn  quidem  non  usque  adeo  saecularibus 
litteris  eruditum  sed  scripturarum  divinarum  lectione  plenissimum.  hie  ad 
parentem  nostram  Probam  (eine  vornehme  Römerin  aus  dem  Geschlecht 
der  Anicier  [§  422 ,  8] ,  deren  Bibliothek  den  Stoff  für  die  Arbeit  des  E. 
bot)  .  .  ex  operibus  8.  Augustini  .  .  quaestiones  ac  sententias  ac  diversas 
res  deßorans  in  uno  corpore  .  .  cöUegit  et  in  cccxxxvim  (vielmehr  348) 
capitulis  collocavit  (vgl.  Notkbb  bei  EDümmler,  Formelbuch  des  Salomo 
3, 66).  Dieser  thesaurus  (excerpta)  ex  opusculis  S.  Augustini  (aus  41  Werken 
desselben,  auch  aus  den  Briefen  und  Predigten)  ist  gedruckt  zB.  bei  Migne 
62,  661  und  jetzt  bei  Kbobll,  s.  u.  Eine  Hß.  derselben  hatte  Petrus  notarius 
s.   ecclesiae   cathol.   neapolitanae   im  J.  682   verbessert  (Mabilloh,   anall. 


1288  JHe  Kaiserzeit.    Sechstes  Jahrhundert. 

vett.'  60.  AReiffeeöchkid,  Bresl.  ind.  ßchol.  1872/73,  7).  Erhaltene  Hss.: 
Vatic.  3376  s.  VII,  Ambr.  C.  73  inf.  s.  VII,  cod.  Desnoyers  1720  s.  VUI 
(darüber  LDelisle,  sur  an  mscr.  märovingien  conten.  des  fragm.  d'Eug., 
Par.  1875),  Phillippicus  12263  s.  VIII,  Paris.  11642  s.  IX  u.  a.  (Khoell  vor 
s.  Ausg.).  —  Isid.  ill.  84  Eugipius,  dbbas  lucullanensis  oppidi  Neapöli  Com- 
paniae  (daselbst  fand  die  congregatio  S.  Severini  nachdem  sie  Noricum 
verlassen  ums  J.  492  Aufnahme),  hie  ad  quendam  Paschasium  diaconum 
libellum  de  vita  saneti  monachi  Severini  (t  482  bei  Favianis,  heute  Mauer 
unweit  öling)  transmissum  brevi  stilo  composuit.  scripsit  et  regulam  mo- 
nachis  consistentibus  in  tnonasterio  S.  Severini  .  .  .  claruit  post  consulatum 
Importuni  iunioris  (J.  509)  Anastasio  imp.  regnante.  Eugippius  schrieb  im 
J.  511  (Eug.  epist.  ad  Paschas.  1  ante  hoc  ferme  biennium,  consulatu  scüicd 
Importuni)  das  Leben  des  h.  Severin,  mit  welchem  er  lange  im  Donauland 
(Noricum  ripense  zwischen  Passau  und  Wien)  gelebt  hatte  (doch  s.  WAbju>t, 
lit.  Centr.-Bl.  1880,  198).  Diese  vita  (citiert  schon  im  Anon.  II  Vales. 
p.  291,  24  Gardth.)  giebt  eine  anziehende  und  trotz  dem  stark  aufgetrage- 
nen Lobe  und  dem  Wunderglauben  der  Zeit  außerordentlich  zuverlässige 
Schilderung  des  Severin  und  gereicht  wie  dem  Gefeierten  so  auch  dem 
Verfasser  als  dessen  rührend  anhänglichem  Schaler  zur  Ehre,  zugleich  ist 
sie  von  hervorragender  Wichtigkeit  durch  höchst  anschauliche  Bilder  von 
Land  und  Leuten.  Die  Sprache  ist  ganz  schlicht  und  volkstümlich.  Eugippius 
schickt  seine  Aufzeichnungen  an  den  Diaconus  Paschasius  mit  der  Bitte 
dieselben  zu  einer  vollständigen  Lebensbeschreibung  umzuarbeiten,  verhehlt 
aber  zugleich  seine  Besorgnis  nicht,  es  möchte  die  Anwendung  rhetorischer 
Kunst  (man  denkt  an  die  gequälte  Prosa  des  Ennodius,  Fortnnatus,  Cassiodor) 
das  Werk  dem  Verständnis  der  Gläubigen  ferner  rücken.  So  mußte  denn 
zu  gutem  Glück  Paschasius,  wie  er  auch  tat,  die  Erfüllung  jener  Bitte  ab- 
lehnen. —  Der  Name  Eugippius  steht  nicht  fest,  die  Hss.  schwanken  zwi- 
schen dieser  Form  und  Eugipius  (Büdingkr  aO.  795)  und  Eugepius  (dies 
namentlich  in  den  ältesten  Hss.,  verteidigt  von  W Arndt,  litt,  Centr.-Bl. 
1878,  388.  1879,  1622).  Ob  Eugippius  volkstümliche  Erweiterung  (§  483,  1) 
mit  Verhärtung  des  inlautenden  Hauches  von  Evtnnog  ist  (vgl.  Schuchabdt, 
Vokalismus  des  Vulgärlateins  2,  501.  520)  oder  gleich  Evintos?  Die  Heimat 
des  Eug.  ist  nicht  sicher  zu  bestimmen.  Vgl.  darüber  auch  Bokovszky, 
WschrfklPh.  1887,  342.  —  Handschriften  der  vita  Sever.:  Taurin.  s.  X, 
Vatic.  5772  s.  XI,  Ambr.  s.  XII  u.  a.  Der  von  Sauppe  bevorzugte  Lateran.  79 
s.  X  ist  stark  verfälscht;  s.  PKnokll,  das  Hss. -Verhältnis  der  vita  8ev.  d. 
Eng.,  Wiener  SBer.  95, 445.  —  Ausgaben  derselben  zB.  bei  Micnnc  62,  1170, 
Einzeln  herausgg.  von  MVklser  (Augsb.  1595),  AKbbschbaumsb  (Schaff]). 
1862 ;  vgl.  HSatjppe,  Gott.  gel.  Anz.  1862, 1544),  von  JFrikdrich  in  s.  Kirchen- 
gesch.  Deutschi.  1,  431.  Besonders  rec.  et  adn.  HSaupps,  Berl.  1877 
(=-  Mon.  Germ,  hist  Auctt.  antiquiss.  1,  2)  und  rec.  PKnokll  in  dessen 
Gesamtausgabe:  Eugippii  opera,  P.  I:  excerpta  ex  opp.  Augustini;  P.  II: 
vita  s.  Severini,  Wien  1885.  86  (=»  Corp.  sorr.  eccles.  lat  Vindob.  Bd.  9, 
1.  2).  —  Übers,  von  KKodenberg  (in  d.  Geschichtschr eibern  d.  deutschen 
Vorzeit  Bd.  4),  Berl.  1878.  Deutsch  mit  Einl.  Erkl.usw.  von  SBrunner, 
Wien  1879.  Über  Eug.  vgl.  im  allg.  MBüdihgeb,  Wiener  SBer.  91,  798. 
Wattknbach,  Deutschi.  Geachichtsq.   lö,  43.    HFrjby,  der  h.  Severin,  Bas. 


§  494  Eugippiu8,  Verecundus,  Primasius.  1289 

1872.  —  Ein  nach  Eng.  gearbeiteter  Hymnus  zum  Preise  Severin's  aus  Paris. 
7172  s.  IX  bei  Saupfe  aO.  p.  xix. 

4.  Victor  Tühnun.  (bei  Mionb  68,  959)  ad  ann.  552:  Verecundus 
ecdesiae  Iuncensis  (in  Byzacene,  Nordafrika)  episcopus  in  defensione  memo- 
ratorum  perdurans  capitulorum  (im  Dreikapitelstreit)  Chalcedone  urbe  ubi 
refugiutn  feeer  at  .  .  de  hac  vita  migravit  ad  dominum.  Pitba,  spicil.  Solesm. 
4,  1  hat  aus  cod.  Leid.  Voss.  F  68  s.  VIII/IX  veröffentlicht  des  Verec.  com- 
nientariorum  super  cantica  ecclesiastica  libri  IX  (Überschrift  in  der  Hb. 
incipit  libcr  Verecundi  presbyttri  in  exodi  cantico)  und  ebd.  p.  166  desselben 
Excerptiones  de  gestis  Ghalcedonensi6  concilii.  —  Isid.  vir.  ill.  7  Verecun- 
dus, Africanus  episcopus,  studiis  liberdlium  lüterarum  disertus  edidit  carmine 
dactylico  duos  modicos  brevesque  libellos  quorum  primum  de  resurrectione  et 
iudicio  scripsit,  alterum  vero  de  paenitentia,  in  quo  lamentabili  carmine 
propria  delicto,  deplorat.  Das  an  zweiter  Stelle  genannte  Gedicht  (begin- 
nend: Quis  mihi  moesta  dabit  usw.)  hat  Pitra  aO.  4,  138  nach  einer  Hs. 
zu  Läon  veröffentlicht.  Es  trägt  in  einer  Hb.  in  Madrid  (Abschrift  in 
Berlin,  NArchfädG.  6,  316;  darin  8  bei  Pitra  fehlende  Verse,  WMeyeb,  Abh. 
d.  Münch.  Akad.  17,  2,  167)  den  Namen  des  Verecundue  und  ist  in  qoanti- 
tierenden  Hexametern  verfaßt.  Dagegen  handelt  die  exhortatio  poenitendi, 
welche  Pitra  für  das  erste  bei  Isid.  aO.  genannte  Gedicht  hielt,  weder  de 
resurrectione  et  iudicio,  noch  ist  für  sie  der  Name  Verecundus  bezeugt  und 
sie  ist  zudem  in  rhythmischen  Hexametern  (ähnlich  denen  CommodianV 
(§  384,  4)  geschrieben.  Vielmehr  gehört  die  exhortatio  poenitendi  zu- 
sammen mit  dem  lamentum  poenitentiae  (in  rhythmischen  Trochäen)  und 
der  prosaischen  oratio  pro  correptione  vitae,  mit  denen  sie  auch  in  Hss. 
zusammensteht  (als  Anhang  zu  den  Synonyma  des  Isidor):  gedruckt  in  Isidor- 
ausgaben  und  in  neuer  kritischer  Bearbeitung  (mit  Ausnahme  der  oratio) 
bei  WMeyeb  (aO.  434.  440;  vgl.  282),  welcher  diese  drei  Stücke  einem 
Nachahmer  des  Isidorus  zuschreibt.  —  Die  drei  Bücher  Crisiados  (bei  Pitha 
aO.  144  aus  Vat.  Urb.  362  s.  XV)  haben  mit  Verecundus  nichts  zu  tun  und 
sind  nicht  einmal  antik.  Über  Verecundus  s.  auch  Pitra  aO.  4,  v;  über  s. 
Sprache  ebd.  581.  604. 

5.  Primasius  Bischof  von  Hadrumetum  in  Afrika  stand  im  Dreikapitel- 
streit auf  derselben  Seite  wie  Verecundus,  schwankte  mit  dem  schwanken- 
den Papst  Vigilius  und  widerrief  mit  ihm  (um  J.  664).  Dafür  belohnt  mit 
dem  Primat  in  seiner  Provinz,  starb  er  bald  infelici  morte,  wie  wenigstens 
Vi  ct.  Tunn.  bei  Mione  68,  959  sagt.  Er  schrieb  (um  J.  640)  eine  Erklärung 
zur  Apokalypse  (schon  erwähnt  von  Cassiod.  inst.  div.  [um  J.  644]  bei 
Mione  70,  1122  no8tri8  temporibus  apocalypsis  Primasii  studio  minute  ac 
düigenter  quinque  libris  exposita  est),  welche  ganz  vorzugsweise  auf  dem 
Commentar  des  Ticonius  (§  442,  2)  beruhte,  außerdem  ein  Buch  quid  faciat 
haereticum  (Cassiod.  aO.);  nach  Isidor,  vir.  ill.  composuit  sermone  scholastico 
de  haeresibus  libroa  III  directus  od  Fortunotum  episcopum.  Dagegen  ge- 
hört dem  Primasius  nicht  die  ihm  seit  JGaqnet,  Lugd.  1537  zugewiesene 
Erläuterung  der  paulinischen  Briefe.  Die  Schriften  bei  Mione  B.  68.  Vgl. 
A.  7.  —  JHausslkiteb,  Leben  u.  Werke  des  B.  Primasius,  Erl.  1887. 

6.  Fulgentius  Ferrandus,  ums  J.  540  ecclesiae  Carthaginieneis  dia- 
conus,  verfaßte  eine  systematische  breviatio  canonum  (FMaassen,  Gesch.  d. 


1290  Sechstes  und  siebentes  Jahrhundert 

Quellen  des  kanon.  Hechts  1  [Graz  1870],  799).  Über  seine  vita  des  Ful- 
gentius  s.  §  480,  1.  Außerdem  7  Briefe.  Alles  bei  Miqnk  67,  877.  Ein 
Brief  vervollständigt  bei  AMai  (scriptor.  vett.  nova  coli.  3,  2,  163)  aus  cod. 
Casinas  16  s.  XI,  ebendaraus  noch  fünf  weitere,  rhetorisch  gehaltene  (zB. 
sancto  patri  Eugippio  [A.  3]  presbytero  Ferrandus  exiguus,  einer  an  lunilius, 
s.  gleich  u.)  bei  AReiffebscheid,  anecdota  Casinensia  (Bresl.  1871)  p.  6. 

lunilius  ein  Afrikaner,  hoher  Staatsbeamter  in  Konstantinopel,  ver- 
faßte um  J.  650  auf  Veranlassung  des  Bischofs  Primasius  (A.  6)  die  instituta 
regularia  divinae  legis  (gewöhnlich  unrichtig  de  partibus  divinae  legis 
genannt,  bei  Migne  68,  15),  die  Bearbeitung  einer  Schrift  des  Persers 
Paulus,  Lehrers  an  der  Schule  zu  Nisibis.  HKihn,  Theod.  v.  Mopsuestia 
und  lunilius  als  Exegeten  nebst  einer  krit.  Textausg.  von  des  letzteren 
instit.  reg.  div.  leg.,  Freib.  1880.  —  Vgl.  oben  Z.  6. 

7.  IßiD.  ill.  20  Iustinianus,  ecclesiae  Valentinae  episcopus,  .  .  scripsit 
librum  responsionum  ad  quendam  Busticum,  de  interrogatis  quaestwnibus 
(dogmatische).  .  .  floruit  in  Eispaniis  temporibus  Theudi  principis  Gotha- 
rum.  —  21  Iu8tu8,  OrgeUitanae  ecclesiae  episcopus  et  frater  praedicti  lusii- 
niani,  schrieb  eine  allegorische  Erklärung  des  Hohenliedes  (bei  Migne 
67,  963).  huius  quoque  fratres  (gleichfalls  Bischöfe)  Nebridius  et  Elpidius 
quaedam  scripsisse  feruntur.  —  29  Licinianus,  Carthaginis  Spartariat 
episcopus  (um  684),  in  scripturis  doctus,  Verfasser  von  zahlreichen  Briefen 
dogmatischen  Inhalts  (bei  Migjne  72,  685).  claruit  temporibus  Mauricii 
Aug.  (J.  582  —  602).  occubuit  Constantinopoli.  —  30  Severus,  Malacitanae 
scdis  antistes  (um  680),  coUega  et  socius  Liciniani  episcopi  (s.  o.)v  edidit 
Ubellum  unum  adversus  Vincentium  Caesar  augustanae  urbis  episcopum 
(Arianer).  .  .  est  et  alius  eiusdem  de  virginitate  ad  sororem  libeUus  gut  dicitur 
anuiu8.  .  .  claruit  temporibus  praedicti  itnp.  (des  Mauricius),  unter  dem  er 
auch  starb.  —  32  Eutropius,  ecclesiae  Valentinae  (in  Spanien)  episcopus, 
.  .  scripsit  ad  episcopum  Lucianum  .  .  epistolam  etc.  scripsit  et  ad  Petrum 
episcopum  Ircabicensem  de  districtione  monachorum  epistolam.  Bei  Micun  80, 16. 

8.  Aus  der  ersten  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  stammt  die  vita  sancto- 
rum  abbatum  Agaunensium  (von  StMaurice  in  Wallis)  hrsgg.  von  WArudt, 
kleine  Denkmäler  aus  d.  Merowingerzeit,  Hannov.  1874  (und  in  den  Acta 
Sanct.  Nov.  1)  und  die  älteste  lateinische  Fassung  der  Legende  (aus  dem 
Griechischen  übersetzt)  über  die  Auffindung  des  Kreuzes  Christi,  welche 
aus  einem  Paris,  s.  VI/ VII  AHoldbb,.  inventio  sanctae  crucis,  Lpz.  1889  her- 
ausgegeben hat.    Vgl.  ENestle,  de  s.  cruce,  Berl.  1890. 

495.  Im  siebenten  Jahrhundert  finden  sich  aus  Italien 
und  Frankreich  keine  Spuren  von  Betrieb  der  Poesie,  wohl  aber 
aus  Irland  und  Spanien  Nachahmungen  der  Alten.  Namentlich 
in  den  spanisch -westgotischen  Kreisen  war  noch  das  meiste 
geistige  Leben.  Dahin  gehören  die  Bischöfe  Eugenius  und 
Iulianus  von  Toledo,  vielleicht  auch  Eucheria;  sodann  die  Bischöfe 
Maximus  und  Braulio  von  Saragossa. 


§  495  Theologische  Schriftsteller.  1291 

1.  Von  dem  Westgotenkünige  Sisebut  (regierte  J.  612—620;  vgl  §  496, 
1.  3)  sind  erhalten  61  sorgfaltige  Hexameter  über  Sonnen-  und  Mond« 
Finsternisse,  AL.  483  PLM.  5,  367.  Neu  hregg.  von  GGoetz,  ind.  schol. 
Jen.  1887/88.  Außer  anderen  Zeugnissen  bestätigt  die  Verfasserschaft  cod. 
Colon.  83  s.  V1I1  mit  der  Aufschrift:  ineipit  epütola  Sisebuto  regia  Gotorum 
missa  ad  Iaidorum  de  libro  rotarum  (ARiese,  BhM.  80,  133).  Anfang:  Tu 
forte  in  luco  lentus  vaga  earmina  gignis,  .  .  at  nos  congeries  obnubit  turbida 
rerum  ferrataeque  premunt  milleno  milüe  curae,  legicrepae  tundunt,  latrant 
fora,  classica  turbant,  et  Irans  oceanum  ferimur  porro,  usque  nivosus  cum 
tcneat  Vasco  nee  parcat  Cantaber  horrens.  Vgl.  LMüllee,  RhM.  22,  86.  88. 
Briefe  des  Sisebut  in  Florez,  Espana  sagrada  7,  307. 

2.  Von  Eucheria  poetria  haben  wir  16  Distichen  (AL.  390  PLM.  6, 
361),  worin  sie  eine  Menge  Beispiele  von  Unvereinbarem  anfährt,  um  zum 
Schluß  zu  versichern,  auch  Eucheria  würde  mit  einem  rusticus  et  servus 
sich  nicht  vereinigen.  Auf  Gallien  (die  Eisenwerke  bei  Langres)  weist  hin 
V.  9  Lenconico  (Lingonico)  aere.  Da  v.  31  von  Iulianus  Tolet.  (A.  6)  an- 
geführt wird,  so  ist  ein  Zusammenhang  zwischen  beiden  wahrscheinlich. 

3.  Von  Eugenius,  Bischof  von  Toledo  J.  646—667,  besitzen  wir  Ge- 
dichte im  epischen  und  elegischen  Maß,  sowie  im  trochäischen,  iambischen 
(Trim.)  u.  sapphischen,  neben  Anwendung  von  Reim,  Epanalepsis,  akrosti- 
chischer und  telestichischer  Form,  ja  sogar  Worthalbierung  (Ebbet,  LdMA. 
I9,  603).  Seine  Überreste  herausgg.  von  Siemond  (Par.  1619),  zuletzt  bei 
Miqhk  87,  347.  Einige  bisher  unbekannte  Rätsel  u.  dgl.  des  Eugenius  bei 
JHuemer,  Wien.  Studd.  5,  167.  6,  324.  Vgl.  §  475,  4.  Bestritten  ist  ob  von 
ihm  herrührt  das  Gedicht  de  philomela,  AL.  668  PLM.  5,  368.  Vgl. 
§  23,  3.  Riese  ebd.  2,  p.  116  not  nebst  p.  xxxvi  f.  und  Heidelb.  Jahrbb. 
1871,  587.  —  Im  allg.  MManitiüs,  RhM.  44,  548. 

4.  Isid.  ill.  33  Maximus  Caesaraugustanae  civitatis  episcopus  (kurz 
vor  J.  692,  f  619)  multa  versu  prosaque  componere  dicitur.  scripsit  et  brevi 
stilo  historiolam  de  his  quae  temporibus  Gothorum  in  Hispaniis  acta  sunt, 
historico  et  composito  sermone.  sed  et  multa  alia  scribere  dicitur,  quae  nee- 
dum  legi.  Was  aber  unter  dessen  Namen  zB.  bei  Migne  80,  618  steht,  ist 
Fälschung.     Vgl.  HHebtzbebo  (s.  §  496,  4)  66.     Vgl.  §  484,  4. 

5.  Ildkfons.  ill.  12  Braulio  (f  661)  f rater  Ioannxs  in  Caesaraugusta 
decedentü  adeptus  est  locum.  .  .  clarus  .  .  quibusdam  opuscülis.  scripsit 
vüam  Aemiliani  cuiusdam  monachi.  .  .  habuit  sacerdotium  ferme  XX  annis. 
.  .  duravit  in  regimine  temporibus  Sisenandi,  Chintilae,  Tulganis  et  Chinda- 
suinihi  regum.  Vgl.  §  496,  1.  7.  Seine  Schriften  (44  Briefe,  vita  Aemiliani, 
Acta  de  martyribus  Caesarangustanis)  zB.  bei  Miqne  80,  649. 

6.  Iulianus,  Bischof  von  Toledo  J.  680  —  690,  Verfasser  eines  Pro- 
gnosticon  futuri  saeculi  ad  Idalium  (Bischof  von  Barcelona)  sive  de  prae- 
8cientia  futuri  saeculi  libri  III,  einer  Demonstratio  sextae  aetatis  s.  de 
Christi  adventu  ad  versus  Iudaeos  libri  III,  gerichtet  J.  686  an  den  König 
Ervig  (J.  680—687),  einer  Historia  de  Wambae  (oder  Wambanis)  regia  Go- 
thorum Toletani  expeditione  (J.  678;  Ebbet,  LdMA.  la,  604),  einer  Vita  Ilde- 
fonsi  Toletani,  seines  Vorgängers  (s.  §  496,  6)  u.  a.  (Fabhic,  bibl.  lat.  med. 
et  inf.  aet.  4,  198),  zusammengedruckt  bei  Migne  96,  427.    Iuliani  ep.  Toi. 


1292  Siebentes  Jahrhundert. 

ars  grammatica,  poetica  et  rhetorica  .  .  nunc  priuram  edita,  Rom  1797. 
Auszüge  daraus  in  Keil's  GL.  6,  817  nebst  HHaoeh,  anecd.  Helv.  p.  cciv. 
Die  Ars  verläuft  teilweise  in  Frage  und  Antwort  und  schließt  sich  meist 
wörtlich  an  Donatus,  Maximus  Victorinus,  Mallius  Theodorus,  Pom peius  an. 
Auch  Audax  und  Isidorus  werden  schon  angefahrt    Eni.  aO.  p.  313. 

7.  Gleichfalls  bald  nach  Isidor  (welcher  p.  682, 19  angeführt  wird)  yerfaßt 
ist  die  Schrift  eines  Unbekannten  de  dubiis  nominibus,  wohl  hauptsächlich 
auf  die  gleichbetitelte  des  Flavius  Caper  zurückgehend  (§  343,  3),  mit  yielen 
Zutaten,  namentlich  auch  Belegen  aus  christlichen  Schriftstellern  (zB.  Sido- 
nius,  Sedulius,  Avitus,  hist.  Apollonii  [§  489],  Yen.  Fortunatue,  Dynamias 
[§  491,  12],  vgl.  auch  p.  580,  27  ut  ad  Frontonium  discipuli  'numquid  in 
sola  heremo  castitas  usw.').  Herausgg.  zuerst  von  MHaupt  (an  s.  Ausg.  tob 
Ovid.  Hai.  etc.  1838,  p.  74),  dann  von  VLbclerc,  FWOtto  (Gießen  1860), 
zuletzt  in  Kbii/s  GL.  5,  571,  Tgl.  ebd.  567.  Vgl.  auch  RPeiper,  JJ.  SuppL 
11,  297;  Tor  s.  Avitus  p.  lh. 

8.  Aus  s.  VIl(— VIII)  ist  der  codex  Salmasianus,  s.  §  476,  1.  Über 
den  cod.  Coloniensis  (Darmstad.)  s.  VII  s.  §  379,  4.  408,  6.  Über  andere 
s.  §  433,  6.  434,   9.  11.         , 

496.  Die  bedeutendste  Gestalt  dieses  Jahrhunderts  ist  der 
letzte  Literator  des  romischen  Reiches,  der  charaktervolle  und 
fleißige  Bischof  von  Sevilla,  Isidorus  (um  570—636),  der  bei 
wenig  Sachkenntnis  und  Urteil  doch  die  Erhaltung  und  Ver- 
breitung der  alten  Literatur  sich  eifrig  angelegen  sein  ließ  und 
durch  seine  Werke  einer  der  einflußreichsten  Lehrer  des  Mittel- 
alters geworden  ist.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften  geschicht- 
lichen, grammatischen  und  theologischen  Inhalts  ist  die  wich- 
tigste seine  weitschichtigen  Etymologiarum  (Originum)  libri 
XX,  welche  er  unvollendet  hinterließ,  durch  die  Mannigfaltig- 
keit ihres  Inhaltes  und  die  Benützung  untergegangener  alter 
Quellen,  besonders  des  Suetonius.  Auch  seine  Schrift  de  natura 
rerum  hat  im  Mittelalter  eine  große  Rolle  gespielt. 

1.  Praenotatio  librorum  d.  Isidori  a  Branlione  Caesaraognstano  epi- 
scopo  (§  495,  6)  edita:  Isidorus  .  .  Hispalensis  ecclesiae  episcopus,  Ijeandri 
(§  494,  1)  episcopi  suecessor  et  germanus.  floruit  a  tempore  Mauritii  tmp. 
(J.  582—602)  et  Eeccaredi  regis.  .  .  vir  in  omni  loadionis  genere  formatus. 
.  .  edidit  libros  differentiarum  II  (Synonymik,  253  Artikel,  außerdem  de 
diff.  spiritalibus  36  Artikel).  .  .  prooemiorum  librum  unum  (kurze  Inhalts- 
angabe der  Schriften  des  N.  T.).  .  .  de  ortu  et  obitu  patrum  librum  unum. 
.  .  ad  germanum  suum  FtUgentium  episcopum  Ästigüanum  officiorum  Ubros  II 
(liturgisch).  .  .  synonymorum  libros  II  (s.  soliloquia,  Tgl.  Ildbf.  ilL  9  librum 
lamentationis ,  quem  ipse  synonymorum  vocavit;  Ebbet,  LdMA.  1*,  695).  •  . 
de  natura  rerum  ad  Sisebutum  regem  librum  unum,  in  quo  tarn  de  ecclesiasU- 
corum  doctorum  quam  etiam  de  philosophorum  indagine  obscura  quaedam  de 
dementia  absolvit  (s.  A.  6).    de  numeris  librum  I  (vgl.  MCantob,  mathemal 


§  496  Isidorus.  1293 

Beitr.  zum  Cultnrleben,  1863,  277).  .  .  de  nominibus  legis  et  evangdiorum 
librum  L  .  .  de  haeresibus  librum  L  .  .  sententiarum  libros  III,  quos  floribus 
ex  libris  papae  Gregorii  moralibus  decoravit  chronicorum  a  principio  mundi 
usque  ad  tempus  suum  librum  I  (s.  A.  3).  .  .  contra  Iudaeos  (A.  8  E.)  postu- 
lante  Fhrentina  germana  sua  .  .  libros  IL  .  .  de  viris  iUustribus  librum 
unum,  eui  nos  ista  subiunximus  (s.  A.  6).  monasticae  regulae  libr.  L  .  .  de 
origine  Gothorum  et  regno  Suevorum  et  Wandalorum  historia  librum  I 
(A.  4).  quaestionum  libros  IL  .  .  etymologiarum  codieem  nimia  magnitudine, 
distinctum  ab  eo  titulis,  non  libris.  quem  quia  rogatu  meo  fecit,  quamvis 
imperfectum  ipse  reliquerit,  ego  in  XX  libros  divisi.  .  .  ibi  redundans  dt- 
versarum  artium  elegantia,  übt  quaecunque  fere  seiri  debentur  restricta  col- 
legit  (s.  A.  7).  sunt  et  alia  huius  viri  multa  opuseüla  et  in  eeclesia  dei 
muUo  cum  ornamento  inscripta.  quem  deus  post  tot  defectus  Hispaniac  no- 
vissimis  temporibus  suscitans,  credo  ad  restauranda  antiquorum  monumenta, 
ne  usquequague  rusHcitate  veter asceremus,  quasi  quandam  apposuit  destinam. 
.  .  quo  vero  flumine  eloquentiae  .  .  Acephalitarum  haeresim  confoderit  syno- 
dalia  gesta  coram  eo  Hispali  acta  declarant.  .  .  obiit  temporibus  Heradii 
imperatoris  (J.  610—641)  et  christianissimi  Chintüani  regit  (der  Westgoten 
J.  636  —  640;  vgl.  AL.  494  PLM.  5,  363).  Ildefons.  vir.  ill.  9  (Isid.  opp., 
Paris.  1601,  p.  737):  floruit  temporibus  Reccaredi,  Liuvanis,  Witterici,  Gun- 
demari,  Sisebuti,  Svinthüani  et  Sisenandi  regum  annis  fere  XL  tenens  pon- 
tificatus  honorem.    Vgl.  Ebert  aO.  ls,  588. 

2.  Die  Aafzählung  der  Schriften  des  ls.  durch  Braulio  (A.  1)  scheint 
in  der  Hauptsache  zeitlich  zu  sein;  wenigstens  stehen  die  unvollendeten 
Etymologiae  (oder  Origines)  am  Schiasse,  und  nach  Fächern  ist  sie  nicht 
geordnet  Auch  hier  nicht  aufgezählte  Schriften  haben  sich  erhalten,  s. 
die  Ausgaben. 

8.  Die  Chronik  schließt  sich  nach  der  praef.  an  Iulius  Africanus, 
Easebius-Hieronymus  und  Victor  Tunn.  (§  484,  3  f.)  an.  .  .  horum  nos  tem- 
porum  summam  ab  exordio  mundi  usque  ad  Aug.  Heraclii  et  Sisebuti  Go- 
thorum regis  principatum  (bis  J.  615)  quanta  potuimus  brevitate  notavimus, 
adidentes  e  Uttere  descendentem  lineam  *  temporum ,  cuius  indicio  summa 
praeteriti  saeculi  cognoscatur.  Die  Einteilung  nach  sechs  'Weltaltern,  ent- 
sprechend den  sechs  Schöpfungstagen,  ist  Augustin  nachgebildet  (Ebbbt 
aO.  598.  HHertzbkbo  aO.  15,  289.  MBüdinoek  in  Sybel's  hist.  Zeitscbr. 
7,  114).  Diese  Chronik  ist  in  zwei  Fassungen  erhalten,  einer  kürzeren  und 
einer  ausführlicheren.  Da  cod.  Par.  s.  IX  als  den  Verfasser  der  kürzeren 
einen  Mellitus  nennt  und  die  ausführlichere,  spätere  deren  chronologische 
Summier ung  am  Schluß  aufgenommen  hat,  so  ist  wohl  anzunehmen  daß 
der  erste  Entwurf  von  Mellitus  im  Auftrage  Isidor's  gemacht  wurde,  den 
dieser  ungenügend  fand  und  dann  durch  eine  eigene  Arbeit  auf  Grund  der 
gleichen  Materialien  ersetzte  (AvGutschmid).  Vgl.  A.  4.  Außerdem  steht 
ein  kurzer  Auszug  aus  der  Chronik  in  den  beiden  letzten  Kapiteln  von  B.  5 
der  Origg.  und  ist  verfaßt  J.  627.  Vgl.  Ebert  aO.  ls,  598.  HHebtzbero, 
die  Chroniken  des  Isidor,  Forsch,  z.  deutschen  Geschichte  15,  280. 

4.  Die  Historia  Gothorum,  Vandalorum  et  Suevorum  ist  in  zweierlei 
Fassungen  durch  die  Handschriften  (HBebtzbebg  S.  8—16)  überliefert,  eiuer 


1296  Siebentes  Jahrhundert 

in  der  Sprache  und  in  den  Quellenangaben  unzuverlässig  ist  der 
sogenannte  Geograph us  (Anonymus)  Ravennas,  dessen  Grund- 
lage, eine  griechische  Erdbeschreibung,  wohl  aus  dem  Ende 
des  siebenten  Jahrhunderts  stammt.  Diesen  Schriften  welche 
eine  eigentümliche  Mischung  von  Wahrheit  und  Dichtung  zeigen 
sei  zugesellt  der  Grammatiker  Virgilius  Maro,  dessen  Arbeiten 
Einblick  gewähren  in  eine  Welt  schrullenhafter  grammatischer 
Speculation,  welche  alles  geschichtlichen  Sprachbewußtseins  bar, 
wahrend  das  Latein  schon  in  voller  Auflösung  sich  befand  und 
die  romanischen  Sprachen  sich  zu  gestalten  begannen,  den  Mut 
hatte  aus  der  eigenen  kümmerlichsten  Beschranktheit  heraus 
die  Sprache  zu  regeln  und  zu  meistern. 

1.  Aethicue.  Sein  Werk  giebt  sich  nach  der  Überschrift  als  EdicLi 
Aethici  philosophi  eosmogr  aphi.  Dieser  Aethicus  (dh.  Ethicas  =  philosophus) 
nach  c.  2  Histriae  regione  sophista  claruit  primusque  Codices  suos  cosmogra- 
pJiiam  nuncupavit.  Ursprünglich  sei  es  griechisch  geschrieben,  aber  von  dem 
Kirchenvater  Hieronymus  in  einen  lateinischen  Auszug  gebracht,  der  Verf. 
stellt  sich  als  habe  er  selbst  gesehen  was  er  erzählt:  Alles  schwindelbafte 
Behauptungen.     Widerlegt  werden  sie  schon  durch  die  Anfährung  (c.  1 1  f.) 
des  Bischofs  Alcimus  Avitus,  f  um  526  (§  474,  5),  und  andere  geschichtliche 
Beziehungen,  namentlich  auch  dadurch  daß  darin  Isidor's  origg.  sehr  btark 
ausgebeutet  werden.     ELRoth,  Heidelb.  Jahrbb.  1855,  103.    Benützung  des 
Trogus  Fompeius  (durch  Vermittlung  des  Cassiodor?),  s.  FRühl,  Verbreit, 
des  Iust  6.    Fredqgar  (bei  Wuttkk  aO.  s.  lv)  meint  dieses  Werk  wenn  er 
den  Hieronymus  als  Quelle  für  die  angebliche  Abstammung  der  Franken 
von  den  Trojanern  bezeichnet     Vgl.  ELüthukn,  fränk.  Trojasage  (1875)  22. 
Daraus  ergiebt  sich  ungefähr  die  Abfassungszeit,  womit  die  große  Rolle 
stimmt  welche  durch  das  ganze  Buch  die  Turchi  spielen:  es  ist  offenbar 
geschrieben  unter  dem  frischen  Eindruck   der  Herauslassung   der  Türken 
aus  den  kaspischen  Toren  durch  Heraclius  (J.  626),  welche  bis  in  das  fernste 
Abendland  Entsetzen  erregte,  weil  man  darin  die  dem  jüngsten  Tage  vor- 
ausgehende Entfesselung  von  Gog  und  Magog  sah  (AvGutschmid). 

2.  Beste  Hs.  Vat-Reg.  1260  s.  IX  (Bethmann  in  Pertz  Arch.  12,  314). 
—  Ausgaben  von  d'Avkzac  in  den  Mem.  de  l'acad.  des  inscr.  19  (Par. 
1852),  230  und  von  HWuttkb,  Lpz.  1863  (136  S.),  mit  einer  Einleitung 
(cxxxin  S.),  darin  eine  (auch  besonders  herausgegebene)  Abb.  über  die  Echt- 
heit der  Eosmogr.  des  Istriers  Aithikos.  Vgl.  dazu  CLRoth,  Heidelb.  Jahrbb. 
1854,  269.  1855,  100.  Eunstmann  in  d.  Münchner  gel.  Anz.  1854,  249. 
CAFPkrtz,  de  eosmogr.  Ethici  libri  III,  Berl.  1853.  —  Über  eine  andere 
sog.  r Aethici  cosmographia'  s.  §  453,  5  vM. 

3.  Überschrift  des  Geographus  Ravennas  im  Urb.:  ehosmographyn, 
ygl.  1,  18  lectionem  nostram  cosmographiae  exactionem  facientes,  4,  31  Ba- 
venna  nobilissima  in  qua  licet  idiota  ego  huius  cosmographiae  expositor 
Christo  adiuvantc  genitus  sum.  Anrede:  mi  frater  carissime  (p.  1,  11  P.)» 
Odocare  (p.  32,  1).    Mommben  aO.  116:  cdie  Eosmographie  (des  Geograpbna 


§  497  Aethicua  Ißter.   Geograph™  Ravennaa.  1297 

Ravennaa)  ward  am  Ende  des  Vif.  Jahrhunderts  in  Ravenna  (von  wo  auch 
der  Vf.  gebürtig  war,  8.  o.)  in  griechischer  Sprache  (vgl.  dafür  AvGutschmid, 
RhM.  12,  438)  abgefaßt,  nicht  lange  nachher  in  einer  erweiterten  Gestalt 
gleichfalls  griechisch  bekannt  gemacht,  alsdann  die  erste  Fassung  etwa 
saec.  IX  ins  Lateinische  übersetzt  und  zu  irgend  welcher  Zeit  ebenfalls  die 
zweite,  welche  Guido  von  Pisa  J.  1118  excerpiert  hat.  Im  Wesentlichen 
ist  das  Werk  also  eines  der  wenigen  Uterarischen  Erzeugnisse  des  Occidents 
aus  dem  VII.  Jahrhundert,  dessen  ganze  Barbarei  es  atmet;  aber  die  Masse 
der  darin  aufbehaltenen  geographischen  Notizen  gehört  nur  zum  kleineren, 
vielleicht  zu  einem  sehr  kleinen  Teile,  dieser  Zeit  an.  Das  Buch  enthält 
außer  den  karolingischen  Einschiebseln  eine  Menge  Angaben  aus  einer 
römischen  Landkarte  des  dritten  Jahrhunderts'. 

4.  Die  Quellen  des  G.  R.  zerfallen  in  zwei  Klassen.  Die  eine  umfaßt 
eine  Unzahl  schwindelhafter  römischer,  griechischer,  ägyptischer  (Cynchrin 
et  Blautasin),  makedonischer  (Livanium,  Hylas  et  Aristarchum),  illyrischer 
(Probinum  et  MarceUutn  atque  Maximum,  Probinus  und  Marcellinus  heißen 
die  Gonsuln  des  J.  342),  gotischer  {Aitanaridum,  Eldevaldum,  Marcumirum) 
sogen,  philosophi.  Da  treten  die  merkwürdigsten  Gewährsmänner  auf,  so 
außer  den  genannten  zB.  p.  174,  14  de  qua  patria  subtüius  agunt  supra 
seriptus  PentesiUus  et  Marpesius  atque  Ptolomaem  rex  .  .  philosophi  (vgl.  die 
Amazonen  Penthesilea  und  Marpessa  und  Iobd.  get.  49.  67),  und  die  oft 
zusammengenannten  Arbitio  et  Lollianus  (so  heißen  die  Gonsuln  des  J.  366) 
atque  Castorius  Romanorum  philosophi.  Lollianus  und  Gastorius  werden 
auch  als  cosmographi  bezeichnet,  letzterer,  der  besonders  häufig  genannte, 
auch  als  Romanorum  cosmographus  (§  412,  6).  Diese  Erdichtungen  dienen 
dazu  um  die  Armseligkeit  zu  bemänteln  womit  der  Verf.  fast  allein  aus 
einer  einzigen  Quelle  (einer  kreisförmigen  Landkarte)  schöpft.  Die  zweite 
Klasse  der  Quellen  ist  ernsthaft  und  zuverlässig.  Der  Verf.  nennt  von 
griechischen  Theologen  Athanasios  aus  Alexandria,  Basilios  aus  Caesarea, 
Epiphanios  aus  Cypern,  und  den  miser  oder  miserrimus  oder  nefandissimus 
Porphyrius;  von  römischen  Schriftstellern  Orosius  (p.  60,  16.  420,  11  P.), 
Iordanis  (§  486,  1),  S.  Gregorius  (p.  169,  8)  und  sanctus  Ysidorus  Ispalensis 
(p.  13,  8).  Das  Original  war  also  nach  Isidor's  Tod  (f  636)  verfaßt,  auch 
nach  J.  678  wegen  p.  186,  3  ff.  und  weil  p.  248,  7  die  brundisische  Pro- 
vinz noch  Calabria  heißt.  Die  Bezeichnungen  iuxta,  desuper  u.  dgl.  gelten 
nicht  der  wirklichen  Lage  der  örter,  sondern  dem  Platze  welchen  sie 
auf  der  vom  Verfasser  abgeschriebenen  Karte  einnahmen.  Mommbbn  aO. 
97.  116  f. 

6.  Handschriften:  Paris.  4794  s.  XIII/XIV,  Vatic-Urbin.  961  s.  XIII, 
ßasiL  s.  XIV/XV.  Über  Beurteilung  und  Wertung  der  Hss.  s.  JWKubitschbk, 
Herrn.  22,  471.  Ausgaben  von  PPobchbbon  (Par.  1688),  JGbonov  (an  8. 
Mela,  1696),  AGbosov  (1722),  bes.  aber  von  MPindsb  und  GPabthst,  Raven- 
natis  anonymi  cosmographia  et  Guidonis  geographica  (darin,  verfaßt  in 
Pisa  J.  1118,  hat  Guido  stark  den  G.  B.  benutzt,  s,  A.  3)  ex  libris  niss.  ed., 
Berl.  1860.  —  Mommbbn,  Lpz.  SBer.  1861,  80.  GBdbBossi,  il  cosmografo 
Ravennate  e  gli  geografi  citati  da  lui,  Rom  1862.  MPinder,  die  Kosmogr. 
des  G.  R.,  Berl.  MBer.  1863,  636.  Md'Avbzac,  le  Ravennate  et  son  expose* 
cosmographique,  Rouen  1888.  A Jacobs,'  de  Gallia  ab  anonymo  Rav.  descripta, 

TiumL-ScKWABB,  Rom.  Lü.-Getoh.    6.  Aufl.  82 


1298  Siebentes  Jahrhundert. 

Par.  1858.  GParthky,  Ägypten  beim  G.  R.  (Abh.  d.  Berl.  Ak.  1868,  IIB); 
die  Erdansicht  des  G.  R.  (Berl.  Mßer.  1859,  627);  Geogr.  Rav.  beim  Ricco- 
baldus  Florariensis  (Herrn.  4, 134).  WTomaschrk,  ZfÖG.  18,  709.  ESchwkdkr, 
d.  Weltkarte  des  Kosmographen  v.  Ray.,  Kiel  1886  (dazu  DDetlbfsbn-, 
BerlphWschr.  1887,  107);  Herrn.  24,  602.  KMielbr,  die  Weltkarte  des 
Castorius,  Ravensb.  1888,  40. 

6.  Kosmographie  in  Versen  (Versus  de  Asia  et  de  universi  mundi  rota) 
von  einem  Burgunder  des  7.  Jahrb.,  in  129  rhythmisierenden  troch.  Tetram. 
(tristichisch),  nach  Ism.  origg.  14,  3  ff.  GHPkrtz,  eine  fränkische  Eosmo- 
graphie des  7.  Jahrh.,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1847.    Ebert,  LdMA.  1»,  610. 

7.  Von  Vir g Mus  Maro  sind  (nicht  ganz  vollständig)  erhalten  epi- 
tomae  XV  (I  de  sapientia,  II  de  litter a,  III  de  syllaba,  IV  de  metris,  V  de 
nomine  usw.  XIII  de  scinderatione  fonorum  usw.,  XV  de  catalogo  grammati- 
corum).  Außerdem  (nur  durch  den  Neap. ,  A.  9)  acht  Briefe  gramma- 
tischen Inhalts  (de  nomine,  de  pronomine,  de  verbo  usw.;  Tgl.  p.  107,  S  Hükmer 
quia  orationis  partes  octo  sunt,  oeto  guoque  in  uno  licet  epistolas  volumine 
digerere  dispono)  mit  einer  Vorrede  (Virgilius  Maro  Iulio  Germano  dia- 
cono  8.):  darin  citiert  der  Verf.  mehrfach  seine  epitomae  zB.  p.  107,  6  quod 
etiam  in  XV  epistolarum  (?  epüomarum)  Africam  missarum  volumine  ad 
Fabianum,  puerum  meum  peritissimum  ac  docÜlimum  tunc  gentüem,  nunc 
autem  fidelem  baptismate  purificatum,  eodem  scribendi  more  fecisse  memini  ; 
p.  121,  8  ego  ipse  in  epitomis  ter  quinis  numero  proprium  pronomini  in- 
dixerim  opusculum.  131,  25.  148,  12  (ego  in  epitomarum  opere).  149,  19. 
156,  10.  169,  15.  In  den  epp.  p.  175,  11  citiert  Virgilius  noch  ein  anderes 
seiner  Werke:  illud  (exemplum)  quod  et  ego  hesterno  feeeram  anno  cum 
librum  de  mundi  creatione  commentatorium  adversus  paganos  ediderim,  cuius 
principium  est  usw.  AMai  aO.  hat  ihm  auch  den  oben  §  229,  2  genannten 
fpaedagogus  Virgilii'  zugewiesen  (unwahrscheinlich  schon  wegen  der  quan- 
titierenden  Verse ,  A.  8  E.).  Virgilius  nennt  die  Gallier  seine  Landsleute 
(p.  137,  27  multi  nostrorum  maxime  Gallorum,  30  in  quibusdam  Gallorum 
nostrorum  scriptis)  und  Abbo  Floriacensis  (f  J.  1004)  nennt  ihn  nach  Tou- 
louse bei  AMai,  class.  auctt.  6,  349:  scripulus  appenditur  XVI  granis  lentis, 
licet  Virgilius  Tolosanus  in  suis  opuscülis  (in  einer  nicht  erhaltenen  Schrift) 
asser at  pensari  XVIII  granis  hordei  usw.  Damit  stimmt  gut  p.  8,  13  de 
potestate  (literarum)  .  .  bigerro  (—  südgalÜBch;  vgl.  die  Begerri,  Bigerriones, 
heute  la  Bigorre)  sermone  clefabo.  (In  der  Überschrift  deB  fragm.  Mediolan. 
s.  XI  p.  100  H.  heißt  er  Virgilius  presbyter  Hispanus).  Zur  Zeitbestimmung: 
der  von  Ennodius  verhöhnte,  also  um  die  Wende  des  5.-6.  Jahrh.  lebende 
Virgilius  (§  479,  8  Z.  4)  ist  wohl  zu  früh  als  daß  er  für  unseren  Grammatiker 
gehalten  werden  könnte.  Dagegen  weist  Aldhelmüs  (f  J.  709,  $  500,  2) 
p.  95  GileB  deutlich  hin  auf  Virq.  epp.  p.  121,  9—11;  LTraube,  Herrn.  24, 
647,  ferner  citieren  ihn  Baeda,  Petrus,  Clemens  Scotus  u.  a.  (s.  die  Nach- 
weisungen in  Hueheb's  Ausg.;  vgl.  HHagen,  anecd.  Helv.  188  und  ebd.  cvr). 
Die  Excerpt-Hs.  zu  Nancy  ( AColugnon  ,  rev.  de  phil.  7,  13)  ist  schon  aus 
b.  VIII(— IX),  andere  (A.  9)  aus  s.  IX. 

8.  Inhaltlich  fällt  zunächst  die  lächerliche  Schwindelei  auf  welche 
VirgiPs  Schriften  durchzieht:  sie  strotzen  von  den  albernsten  und  abge- 
schmacktesten Erfindungen  und  überbieten  noch  Dictys,  Dares,  Fulgentius, 


§  497  Virgiliua  Maro  grammaticus.  1299 

den  Aethicus  and  den  Ravennaten.    In  jener  Zeit  des  Schwindels,  als  die 
Kirche  auf  Mirakel  eifrigst  ausging  und  sie  fand  weil  sie  danach  suchte, 
lag  €8  in  der  Luft  auch  die  nüchterne  Grammatik  dadurch   annehmlicher 
zu  machen.    Im  catalogus  grammaticorum  (A.  7  Z.  3):  primus  fuit  quidam 
senex  JDonatus  apud  Troiam,  quem  ferunt  müU  vixisse  annos.    hie  cum  ad 
Bomulum  .  .  .  venisset,  IUI  continuos  ibi  annos  fecit  scolam  construens  et 
innumerabüia  opuscula  reUnquens  .  .  .  fuit  itidem  apud  Troiam  quidam 
Virgüius  eiusdem  Donati  audäor  .  .  .  qui  LXX  Volumina  de  ratione  metri 
8criben8  et  epistölam  ad  Virgilium  Assianum  missam  de  verbi  explanaUone. 
Tertius  Virgiliua  ego.  Virgüius  Assianus  . .  scripsit  librum  nobüem  de  XII  lati- 
nitatibus  (nämlich  die  usüata,  assena,  semedia,  numerosa,  metrofia,  lumbrosa, 
sincoUa  usw;)  .  .  .  erant  praeterea  tres  Lucani,  unus  in  Arabia,  alius  in 
India,  tertius  in  Afriea,  quos  Aeneas  mens  (der  sehr  häufig  genannte  Lehrer 
des  Virgiliua)  praeeeptores  habuit  .  .  .  in  quibus  repperit  quod  vir  quidam 
Maro  fuerit  prope  diluvium  cuius  sapientiam  nulla  narrare  secuta  potebunt. 
unde  Aeneas  cum  me  vidisset  ingeniosum  hoc  me  voeabulo  wssit  nominari 
dicens  *hic  filius  meus  Maro  voedbitur  quia  in  eo  antiqui  Moronis  Spiritus 
redivivit9.    Der  Verf.  nahm  in  seiner  Jugend  teil  an  einem  conventus  gram- 
maticorum qui  non  minus  quam  trienta  in  unum  positi  .  .  .  multa  quaesivere 
(p.  49,  17),  der  Grammatiker  Mitterius  kommt  senex  (et  valde  senex)  Nachts 
zu  ihm,  um  ihn  zu  belehren  (p.  114,  17) ,  er  beruft  sich  auf  die  scolae  Ita- 
licae  totae  Africanaeque  et  in  quaeumque  polt  parte  positae  latinae  (p.  80,  24). 
Vierzehn  Tage  und  Nächte  streiten  die  Grammatiker  Galbungus  und  Te- 
rentiuB  über  den  Vokativ  von  ego  (p.  123,  16);  ebenso  fünfzehn  Tage  und 
Nächte  Regulus  Cappadocus  und  Sedulus  Romanus  insomnes  et  indapes  tribus 
mil(ityibus  utrimque  sumptis  über  die  Inchoativa,  wobei  es  fast  usque  ad 
gladiorum  conflictum  kam  (p.  138,  24).    In   diesem  Irrgarten  der  Thorheit 
begegnen  uns  lauter  sonst  unbekannte  Gewährsmänner:  die  einen  tragen 
freilich  wohl  bekannte  Namen,  wie  Aeneas,  Cato,  Cicero,  Donatue,  Homerus, 
floratius  Flaccus,   Lucanus,  Propertius,  Quintilianus,  Terentius  (§  482,  2), 
Varro   (§  169,  2  Z.  16),  aber  daß  dies  nicht  etwa   von  deren  berühmten 
Trägern   entlehnte  Namen   wirklicher  Personen  sind  zeigt  zB.  p.  165,  10 
astipuletur  mihi  in  hoc  Mevius,  vir  in  carminibus  dulcissimus,  de  quo  illud 
praecentum  est  x qui  favum  mellis  non  amat,  odit  tua  carmina,  Mevi9,  wo- 
mit auf  den  bekannten  Tadler  Virgil's  und  des  letzteren  Vers  ecl.  3,  90 
Qui  Bavium  non  odit  amet  tua  carmina,  Mevi  angespielt  wird.    Außerdem 
andere  Quellen,  wie  Balapsidus,  Bregandus  Lugenicus,  Falanges  Lacedae- 
monicus,  Fassica  femina,   Gabritius,  Galbungus,  Glengus,  Mitterius  Spa- 
nienaie  usw.     Die  grammatische  Lehre  des  V.  ist  kindisch  und  in  ihrer  ge- 
spreizten Wichtigtuerei  erst  recht  läppisch  (vgl.  zB.  die  Bemerkungen  über 
Geheimsprache  p.  76.  77.   173.  174).     Immerhin  verdienen   diese    Schriften 
volle  Beachtung  als  Sprachdenkmäler  aus  der  Zeit  der  Romanisierung  des 
Lateins.    Nicht  nur  viele  von  V.  verwandte  Wörter  in  ihren  Formen  und 
ihrem  Gebrauch,  sondern  auch  eine  Anzahl  der  Theorien  Virgil'8  beruhen 
auf  dem  damaligen  verwilderten  Zustand  des  Provinziallateins ,  wie   auch 
die  bei  ihm  vorkommenden  Verse  nicht  mehr  quantitierend  gebaut  sind, 
sondern  rhythmisch  mit  Hiatus  und  Assonanz  oder  Reim. 

9.    Handschriften:    Paris.   13026   s.  IX,    Neapol.  IV.  A.  34  b.  X 

82* 


1300  Siebentes  Jahrhundert. 

(ThStangl,  WschrfklPh.  1884,  1469),  Ambian.  426  s.  X  (MHebtk,  de  Virg. 
Mar.  gratnm.  epit.  cod.  Amb.,  Bresl.  1888);  dazu  Bruchstücke  Vindob.  19556 
g.  IX  (JHübmeb,  Wien.  SBer.  99,  529),  Angel.  6,  3,  22  8.  X,  Auszüge  u.  a. 
(s.A.  7E.).  —  Ausgaben:  erste  von  AMai,  class.  auctt.  5,  1  (vgl.  appendix  ad 
opera  ab  AMjjo  edita  p.  118.  161);  dann  bes.  Virgilii  Maronis  grammatici 
opera  ed.  IHuembr,  Lps.  1886.  —  Zur  Beurteilung,  Erklärung,  Sprache, 
Textkritik  usw.:  FOsann,  Beitr.  z.  gr.  u.  röm.  Litgesch.  2,  125.  AFOsaxav, 
oeuvr.  compl.  4  (1855),  483.  HKeil,  de  gramm.  quibusd.  lat  inf.  aet.,  Erl. 
1868,  6.  WMkybb,  Münch.  SBer.  1882,  74.  JHubhbr,  Wien.  SBer.  99,  609 
u.  die  Anhänge  s.  Ausg.  AkEbnjojlt,  de  Virgilio  Mar.  gramm.  Tolosano, 
Par.  1886.  PGkyer,  ArchflatLexikogr.  2,  26.  JMStowasseb,  ZfÖG.  34,  211. 
511.  38,  122.  KSittl,  JB.  1889  2,  71.  ThStahgl,  WschrfklPh.  1890,  641. 
667.  698.  823.  —  Ober  die  in  mancher  Besiehung  sich  mit  dem  Gramma- 
tiker Virgilius  berührenden  Hisperica  famina  u.  a.  s.  §  476,  1. 

498.  Auf  der  Grenze  des  Altertums  und  Mittelalters,  zwi- 
schen dem  sechsten  und  achten  Jahrhundert,  entstand  eine  An- 
zahl von  Übersetzungen  griechischer  Werke  ins  Lateinische, 
besonders  naturwissenschaftlichen  und  medizinischen  Inhalts.  So 
wurden  übertragen  namentlich  Schriften  des  Euklid,  des  Philon 
und  Heron,  des  Hippokrates,  Dioskorides,  Soranos  und  Galenos, 
von  Späteren  des  Oribasios  und  Alexander  aus  Tralles.  Durch 
diese  zum  Teil  eigens  für  die  germanischen  Stamme  angefertigten 
Übersetzungen  wurde  der  Zusammenhang  der  Studien  zwischen 
Altertum  und  Neuzeit,  Romanen  und  Germanen,  aufrecht 
erhalten. 

1.  Übersicht  der  schon  in  der  Zeit  des  Cassiodor  vorhandenen  lat. 
Übersetzungen  bei  Oassiod.  inst.  div.  31;  s.  oben  §  55,  3.  463,  7.  Diese 
Übersetzungen  waren  im  Gebrauche  der  italienischen  und  fränkischen  Ärzte, 
dann  der  salernischen  Schule,  lange  vor  den  arabischen  Übersetzungen. 

2.  Übersetzung  des  Euklid,  s.  §  379,  5.  —  Aus  Philon's  wsvpccxt** 
(Über  Philonis  de  iogenÜ9  spiritualibus)  ein  Stück,  über  die  Bewegung  des 
Wassers  in  Röhren,  in  lat.  Übersetzung  (nach  dem  Arabischen)  hrsgg.  von 
VEosb,  anecd.  graecolat.  2  (1870),  299.  Vgl  ebd.  283.  Die  einzige  hydrau- 
lische Abhandlung  aus  dem  Altertum.  —  Von  Heron's  Katoptrik  eine  (wohl 
sehr  abkürzende)  lat.  Übersetzung  (Überschrift  Über  Ptolomei  de  speculis) 
hrsgg.  von  VRosb,  ebd.  2,  817.    Vgl.  ebd.  290. 

3.  Übersetzungen  einiger  der  berühmtesten  hippokratischen  Bücher, 
bes.  der  ayoQiopot,  nQoyvcouxixa  (im  Ambr.  G  108  inf.  s.  IX,  HKuhlewelm, 
Herrn.  25, 123),  icsql  dtalxrjg  o{fW,  icbqI  diq&v  vddtmv  toxmv.  So  **pi  9icUxt\$ 
B.  1  übersetzt  (s.  VI)  im  Paris.  7027  (nebst  *e?l  sß$o(ucSa>p),  und  B.  2  im 
SGall.  762.  Besonders  häufig  ist  in  alten  Hss.  ein  medizinisches  Sammel- 
werk in  fünf  Buchern,  unter  dem  mißverständlichen  Titel  Oribasii  de  sim- 
plicibus  libri  V  hrsgg.  von  JSchott  (Straßb.  1538);  dann  mit  irriger  Über- 
tragung  des  Anfangstitels  auf  das  Ganze  ah  Dynamidia  (Dynameus,  dwapemg, 


§  498  Obersetzungen  aus  dem  Griechischen.  1301 

de  virtutibus  herbarum)  Hippocratis  aas  Vaticani  s.  X  u.  XII  hrsgg.  von 
AMai,  class.  auct.  7,  899.  Ähnliche  Sammlung  im  BGall.  762  s.  IX.  B.  1 
ein  Auszug  aus  Ps.  Apalei  de  herbiß  (mit  Voranstellung  der  lat.  Pflanzen- 
namen); B.  2  (im  SGall.  762  B.  1:  de  virtutes  herbarum)  Dynamidia  Hipp/; 
B.  8  (SGall.:  B.  2t  s.  p.  72:  de  erbos  galieni  et  apdUei  etc.)  wieder  de  herbis, 
aus  Galenos  and  Apuleius  (mit  Voranstellung  der  griechischen  Namen); 
B.  4  eine  erweiternde  Übersetzung  von  B.  2  der  evitoQioxa  (ßucXS)  des  Ori- 
basios,  welches  selbst  ganz  ans  Galenos  entlehnt  war.  Das  Vorwort  dazu 
ist  Ton  JSchott  irrig  dem  Ganzen  vorangestellt  Vgl.  §  487 ,  4.  B.  6  ist 
abermals  eine  (unvollständige)  Abhandlang  der  Simplicia  in  alphabetischer 
Ordnung,  schon  benfitzt  im  lateinischen  Dioskorides  (A.  4).  Vollständig 
gedruckt  ist  dieses  B.  5  als  Galenus  de  simpl.  medicamentis  ad  Paternianum 
in  den  Ausgaben  der  Spuria  des  Galenos.  VRobe,  anecd.gr.  2,  110  vgl. 
ebd.  120  und  oben  §  880,  2. 

4.  Die  Übersetzung  von  Dioskorides  ist  in  ursprünglicher,  in  ver- 
kürzter und  in  alphabetisch  angelegter  Fassung  erhalten  (letztere  wurde 
gedruckt  erstmals  zu  Colle  [Toscana]  1478).  Aus  cod.  Monac.  385  s.  VIII 
ist  das  erste  Buch  abgedruckt  von  KHofmahn  und  TMAuracbeb  in 
Vollmoller's  roman.  Forschungen  1,  49.  Dazu  HRobnsch,  ebd.  1,  413.  Der 
lateinische  Bearbeiter  hat  auch  Zusätze  gemacht,  aus  dem  angeblichen 
Oribasius  (B.  6,  s.  A.  3),  Ps.  Plinius,  Apuleius  de  herbis.  VRose,  anecd. 
2,  113.  119,  A.  2. 

5.  Galkn's  therap.  ad  Glauc.  (tot  nQog  riavucova  frsQccntvzirLd  in  zwei 
Buchern,  auch  Gal.  de  febribus  oder  de  curatione  febrium  genannt)  wurde 
in  lat.  Übersetzung  lange  gebraucht,  eine  der  Hauptquellen  des  Garipotus 
(saec.  XI,  salernische  Schule).  Vgl.  A.  3  gE.  —  Über  die  Übersetzung  des 
Soranos  durch  Aurelianus  s.  §  463,  1 ;  des  Pelagonius  §  463,  6. 

6.  Das  Hauptwerk  (in  12  BB.)  des  unter  Justinian  lebenden  berühmten 
Arztes,  Alexander  von  Tralles,  welches  die  Krankheiten  vom  Kopfe  bis  zu 
den  Füßen  (mit  Ausschluß  der  Chirurgie  und  der  Frauenkrankheiten)  ab- 
handelt (mit  den  übrigen  Schriften  hrsgg.  in  ThPuschmahn'b  Alex.  v.  Tralles, 
Wien  1878  f.  II;  dazu  Nachtrage  in  d.  Berl.  Studd.  f.  Philol.  5,  2),  nebst 
desselben  Schrift  über  das  Fieber  ist,  in  drei  Bücher  zusammengedrängt, 
sehr  bald,  wohl  noch  im  6.  Jahrhundert,  ins  Lateinische  übersetzt  worden. 
Handschriften  zu  Montecassino  s.  IX/X,  Angers  s.  X/XI  und  sonst,  gedr. 
Alexandri  yatros  practica,  Lyon  1604  (dann  Pavia  1620,  Ven.  1622).  Pubch- 
mahh  aO.  1,  91.  99.  Aus  dieser  lat.  Übersetzung  ist  B.  6  des  Ps.  PI  in.  de 
medic.  entlehnt,  s.  §  411,  2. 

7.  Aas  dem  Griechischen  (nach  Ialius  Africanus  §  881,  1;  aber  mit 
tollen  Mißverstandnissen,  zB.  confixus  est  sol  ab  Acheis  —  tjXm  "Iltov  v* 
'A%aiä>v,  Cemenelaus  -*  xai  MeviXctog  usw.)  sind  in  ein  verwildertes  Latein 
übersetzt  die  seit  Scaliger  (Euseb.  p.  68)  so  genannten  'excerpta  latina 
barbari',  für  Geschichte  und  Zeitrechnung  sehr  wichtig.  Eine  (spätere)  Rand- 
note der  Hs.  nennt  das  Werk  Chronica  Georgii  Ambionensis  episcopi  vel, 
sicut  alii  dicutU,  Victoris  Turonensis  episcopi  i  ob  diese  Angaben  Glauben 
verdienen  ist  um  so  zweifelhafter  als  die  genannten  Persönlichkeiten  sonst 
unbekannt  sind.  Einzige  Hs.  Paris.  4884  s.  VII/VIII.   Nach  einer  Abschrift 


1302  Siebentes  und  achtes  Jahrhundert. 

derselben,  jetzt  in  Hamburg  (CFkick,  BhM.  43, 123),  hrsgg.  von  JScjlligrb  aO. 
Dann  bes.  von  A Schöne,  Euseb.  chron.  I  (Berl  1875),  append.  6.  Vgl. 
CFhick,  Beitr.  z.  griech.  Cbronol.  u.  Lit. -Gesch.,  Höfter  1880,  7.  KTrubbb, 
Göttinger  gel.  Anz.  1880,  49.  HGblzbr,  Iul.  Africanus  2,  1  (1885),  316. 
GAnagnobtopulos,  negl  tijg  lauvixrjg  initoprjs  tov  ßaqßaQQv,  Jena  1884. 

499.  Nach  Geist  und  Sprache  gehört  schon  ganz  dem  Mittel- 
alter an  das  unter  dem  Namen  des  Fredegarius  scholasticus 
gehende  Werk,  welches  für  die  Geschichte  der  ersten  Hälfte  des 
siebenten  Jahrhunderts  sachlich  unschätzbar  ist.  Der  von  drei 
Verfassern  allmählich  zu  stände  gebrachte  *  Fredegar  *  fand  im 
achten  Jahrhundert  mehrfache  Fortsetzung.  Unabhängig  von 
Fredegar  wurde  im  J.  727  der  Stoff  seines  Werkes  weitergeführt 
in  den  sog.  Gesta  Francorum,  deren  Latein  zwar  weniger  bar- 
barisch ist  als  das  Fredegar  s,  aber  desto  dürftiger  der  Inhalt 
Neben  dieser  weltlichen  Literatur  steht  die  der  Heiligenleben  in 
fortwährender  Blüte. 

1.  Der  Name  'Fredegar'  (f Fredegarius  scholasticus')  steht  nirgends 
in  den  Hss.,  er  findet  sich  zuerst  bei  JScaligbr  1598  und  in  CIFjluchet's 
antiquitez  gauloiseB  et  francoises  1599.  Ein  Burgunder  (in  Avenches)  stellt« 
im  J.  618  ein  Geschichtswerk  zusammen,  welches  in  Auszügen  enthielt 
1)  über  generationis  (§  413,  3);  2)  Hieronymus  und  Idacius  (§  470, 4);  3)  bur- 
gundische  Annalen  bis  auf  das  genannte  Jahr  (reichend  bis  Kap.  39  des 
sog.  Fredegar,  p.  140,  7  K rasch).  Dieses  Werk  bearbeitete  im  J.  642  ein 
anderer  Burgunder,  indem  er  das  Vorliegende  mit  Zusätzen  ausstattete, 
dann  einen  Auszug  aus  Gregorys  hist.  Franc.  B.  1—6  (bis  J.  584,  die  Bog. 
historia  Franc,  epitomata  [§  486,  5  £.],  mit  fabelhaften,  bei  Gregor  fehlenden, 
Einschiebungen  Über  die  Herkunft  der  Franken,  vgl.  §  497,  1)  hinzufügte, 
endlich  die  musterhaft  treue  Erzählung  von  J.  613—642  fortführte  (reichend 
bis  Kap.  90  p.  168,  2  Er.).  Dieses  Werk  überarbeitete  um  J.  658  ein 
Austrasier,  welcher  es  durch  einen  Auszug  aus  dem  Leben  Columban's  und 
eine  Reihe  einzelner  Ergänzungen  vermehrte.  Darüber  bes.  BKrusch  aaOO. 
(A.  3E.)  u.  vor  s.  Ausg.  —  Fortsetzungen:  zunächst  eine  (c.  91 — 109  med.  p.  176, 
17  Kr.)  im  J.  736  verfaßte  aus  den  Gesta  Francorum  (A.  4)  bis  J.  720  aus- 
gezogene, aber  mit  sehr  wertvollen  Einschaltungen  und  Zusätzen  bis  J.  735 
versehene,  welche  besonders  das  karolingische  Haus  berücksichtigt,  dann 
zweite  Fortsetzung  bis  J.  752  (c.  109  med.  bis  c.  117  p.  182,  13  Kr.)  mit  der 
Unterschrift :  usque  nunc  irüuster  vir  Ghildebrandus  comes,  avumculus  prae- 
diclo  rege  Pippino,  hanc  historiam  vel  gesta  Fromcorum  düigentissime  scribere 
procuravü.  abhine  (dritte  Fortsetzung  c.  118—137  p.  193,  10  Kr.  bis  J.  767) 
ab  inlustre  viro  Nibelungo,  ßium  ipsius  Childebrando  itemgue  comite,  succt- 
dat  auctoritas.  Brbtsiq,  de  continuato  Fredegarii  chronico,  Berl.  1849. 
BKbdsch,  NArchfädGesch.  7,  495.    Wattbsbaoh  aO.  I5,  119. 

2.  Das  Werk  ringt  mit  der  Darstellung  und  Sprache,  es  fühlt 
sein  Unvermögen  lebhaft,  aber  es  ist  wahrheitsliebend.  Die  Erzählung 
trägt  weltlichen  und  politischen  Charakter,  Wundergeschichten  fehlen  fast 


§  499  Fredegar  u.  a.  1303 

ganz.  —  Die  Sprache  ist  verwildert:  der  Vokalismus  iat  stark  zerrüttet, 
desgleichen  der  Gebrauch  der  Casus  (wobei  der  Acc.  und  der  Abi.  die 
übrigen  überwuchern),  der  Participien  (zB.  accus.  absoL)  usw.  usw.  Von 
Einzelheiten  zB.  capo  truncare,  p<mo  potebam,  volestis  vellire,  amplexerat  usw. 
S.  die  Übersicht  bei  Kbusoh  NAich.  7,  486  und  an  s.  Ausg.  p.  557.  Die 
Hbs.  und  Ausgg.  (außer  der  von  Erusch)  verwischen  oft  diese  nur  zu  echten 
Barbarismen.    Vgl.  oben  §  485t  5.  486,  3. 

8.  Handschriften:  Paris.  10910  s.  VD/VI1I,  die  wichtigste  und  die 
Quelle  aller  übrigen;  außer  anderen  Abweichungen  finden  sich  in  diesen 
hinzugefügt  zB.  Hilarianus  de  euren  tempp.  (§  442,  1)  oder  Daretis  Frigii 
historia  de  origine  Francorum  (§  471,  4E.)  und  die  Fortsetzungen  Fredegar's 
(A.  1).  Kbubch,  NArch.  7,  249  u.  vor  s.  Ausg.  —  Ausgaben:  die  von 
ThRuhcabt  an  dessen  Greg.  Tur.  (§  486,  8,  daraus  Mione  71,  605)  und  jetzt 
bes. :  Fredegarii  et  aliorum  chronica.  Vitae  sanetorum.  Ed.  BKbusoh,  Hannov. 
1888  («■  Mon.  Germ.  hist.  Soriptt  Meroving.  Bd.  2).  —  Deutsche  Über« 
setzung  von  OAbkl,  Berl. *  1876  (Geschichtschreib,  d.  deutsch.  Vorz.  Bd.  11). 
—  FZabnokb,  Lpz.  SBer.  1866,  257.  HBhosien,  Unters,  der  Quellen  z.  Gesch. 
Dagoberte  I  (Gott.  1868)  5.  AJacobs,  ge'ographie  de  Fredeg. ,  de  ses  con- 
tinnateurs  et  des  Gesta  Francorum,  Par.1  1861.  Wattehbach,  Deutschi. 
Geschichtsq.  I6,  100.  ELüthqkn,  Quellen  u.  hist.  Wert  der  fränkischen 
Trojasage,  Bonn  1875,  7.  27.  GMohod,  rev.  cht.  1873,  nr.  42;  e'tudea  sur 
les  sources  de  1'hist.  Merov.  II,  Par.  1885  und  besonders  B Keusch,  die 
Chronicae  des  sogen.  Fredegar,  NArchxaltdGesch.  7,  247.  421  und  vor  s. 
Ausgabe. 

4.  Der  Verf.  der  Gesta  Francorum  oder  des  über  historiae  Fran- 
corum (am  Fredegar  v.  Keusch  p.  215,  bei  Mione  96,  1421)  schrieb  J.  727 
unter  ausschließlicher  Benützung  des  Greg.  Tur.,  wo  dieser  aufhört,  in  zu- 
sammenhängender Erzählung,  dürftig  aber  zuverlässig,  vom  Standpunkte 
eines  Keustrasiers.  Brobien  aO.  41.  Wattenbach  1a,  103.  Lüthqen  aO.  48. 
GMonod,  me*m.  de  la  soc.  de  Fhist.  de  Paris  3,  219. 

5.  In  fredegarischem  Latein  ist  auch  die  vita  des  Stifters  von  Fön- 
ten eile  Wandregisil  (f  ums  J.  665)  verfaßt.  Herausgg.  von  WArndt,  kl. 
Denkmäler  aus  der  Merovingerzeit,  Hannov.  1874.  —  Aus  derselben  Zeit 
stammt  der  Briefwechsel  des  Desiderius,  Bischofs  von  Cahors  637—660, 
erhalten  zB.  im  SQ all.  190  s.  IX  (epistularum  liber  domni  Desiderii  episcopi; 
epistulae  diversorum  ad  eundem  domnum  Dmdcrium),  gedruckt  bibl.  patr. 
Lugd.  8,  679.     Mione  87,  218. 

6.  Anfang  einer  Sichtung  des  Stoffes  der  Heiligenleben  in  LSubius, 
de  probatorum  sanetorum  historiis,  Köln  1570—75  VI.  2 1676— 81  (VoL  VII, 
mit  Register  und  Nachträgen,  von  Mosaxdbb);  "Köln  1618  f.  XII.  'Turin 
1884  flL  Dann  bes.  durch  die  Bollandisten  (die  Jesuiten  HvRoswmr,  JBolland, 
DPapsbboch,  GHenbcheä  u.  a.)  in  den  Acta  sanetorum  (Antw.  1643  ff.),  nach 
der  Ordnung  des  Kalenders,  jetzt  über  60  Folianten  bis  Anfang  No- 
vember fortgeführt  (Suppl.  zum  Okt.  und  Register  über  das  Erschienene, 
Par.  1875,  Register  auch  in  FPotthabts  bibl.  hist.  [Berl.  1862]  575).  Dazu 
die  analecta  ßollandiana  1882  fll.  (bis  jetzt  8  Bände).  Daneben  die  Acta 
sanetorum  ordinis  S.  Benedicti  von  (Luc  d'Achkby   und) .  JMabillon,   Par. 


1304  Siebentes  und  achtes  Jahrhundert 

1668—1701  IX,  von  der  Gründung  des  Ordens  (J.  529)  bis  zum  J.  1100;  die 
ersten  Jahrhunderte  von  ThRuihabt,  Acta  primornm  martyrum  sincera,  Par. 
1689.  Wattenbach,  D.  Geschichtsq.*  1,  9  f.  and  ebd.  1,  409  das  Verzeichnis 
meroyingischer  Heiligenleben  von  BKbusch  und  Anfang  einer  krit.  Ausgabe 
derselben  von  BKbusch  i.  d.  Mon.  Germ,  bist  Scrr.  Meroy.  2,  329  fll.  — 
Ebebt,  LdMA.  1*,  612,  vgl.  ebd.  201.  381.  449.  572.  640.  Vgl.  oben  §  486,  4. 
491,  5.  493,  3,  unten  500,  3.  Neuerdings  darüber  Arbeiten  von  ELeBlakt, 
zB.  les  actes  des  martyrs,  Bupplement  aux  acta  sincera  de  Ruinart  (extr.  d. 
möm.  de  l'acad.  des  inscript  T.  30,  2,  Par.  1882).  Vgl.  im  allgem.  bes. 
KJNeumann,  d.  röm.  Staat  u.  d.  Kirche  1  (Lpz.  1890),  274  fll. 

500.  Schließlich  seien  aus  dem  Ende  des  siebenten  und 
der  ersten  Hälfte  des  achten  Jahrhunderts  noch  erwähnt  einige 
angelsächsische  Geistliche  welche  sich  um  die  alte  Literatur  in 
ihrer  Weise  Verdienste  erwarben.  So  der  Metriker  Aldhelmus 
und  der  nicht  bloß  nach  dem  Maßstab  seiner  Zeit  gelehrte  Mönch 
und  Polyhistor  Baeda  (Beda  venerabilis),  sowie  die  beiden  Erz- 
bischöfe Tatuinus  und  Bonifatius,  von  welchen  wir  neben  an- 
derem auch  grammatische  Schriften  besitzen. 

1.  TWkioht,  biographia  britannica  literaria,  Anglo-Saxon  period; 
Lond.  1842.    Ebbet,  LdMA.  1',  622. 

2.  Aldhelmus,  Abt  au  Malmesbury  seit  675,  f  709  als  Bischof  zu 
Sherburn  (Salisbury).  Von  ihm  haben  wir  100  Rätsel  (vgl.  §  449)  im  Hexa- 
meter, welche  ihm  Anlaß  geben  die  Regeln  über  das  heroische  Versmaß 
in  dialogischer  Form  vorauszuschicken  (zum  Teil  in  wörtlicher  Überein- 
stimmung mit  Audax)  und  daran  eine  Übersicht  der  sämtlichen  metrischen 
Füße  mit  Beispielen  aus  den  verschiedenen  Wortklassen  anzureihen.  Dieser 
Teil  ist  zuerst  herausgg.  v.  AMai  (class.  auct.  5  [1833],  501)  v  dann  (mit 
den  Rätseln)  verbessert  nach  einem  cod.  Paris,  in  Aldhelmi  opera  ed. 
IAGxles  (Ozon.  1844)  p.  216,  unter  dem  Titel:  Epistola  ad  Acircium  sive 
Über  de  septenario  et  de  metris,  aenigmatibus  ac  pedum  regulis.  Daraus 
bei  Migme  89a  161.  —  Mit  dieser  Anweisung  zum  Versemachen  ist  zB.  zu  ver- 
gleichen das  (übrigens  von  Fehlern  strotzende)  Hilfsbüchlein  für  Silben- 
meBsung  (Exempla  diversorum  auctorum)  herausgg.  aus  Vatic.  Reg.  215 
s.  IX,  Paris.  4883  A  s.  X  von  HEbil,  ind.  schol.  Halle  1872  und  EChatklajb, 
rev.  de  philol.  7,  65.  Vgl.  ARibsb,  RhM.  26,  332.  LTraube,  RhM.  44,  479. 
—  Aldhelmus  erwähnt  auch  (p.  540  Mai)  das  B.  6  seiner  Schrift  de  no- 
mine. Außerdem  de  landibus  virginitatis  (Migicb  89,  108)  sowohl  in  Prosa 
als  in  (2905)  Hexametern  (letztere  mit  akro-  und  telestiohisoher  praefatio 
ad  Maximam  abbatissam),  wovon  ein  Teil  handelt  De  VIII  principalibua 
vitdis.  Seine  Verse  zeigen  eifriges  Studium  der  älteren  heidnischen  und 
christlichen  Schriftsteller.  Rsdvbbschbid,  Suet  reliqq.  p.  449.  Mommsbh, 
Solin.  p.  xxzv  und  bes.  Mahitios  aO.  Humoristische  Schilderung  einer  Heim- 
fahrt in  100  gereimten  Achtsilblern.  Vgl.  im  allg.  JCabsab,  PRE.  1*,  689. 
HKeil,  de  gramm.  inf.  aet.  p.  6.  Ebebt,  LdMA.  1*,  624.  MMaritxus,  zu  Ald- 
helm  und  Baeda,  Wiener  SBer.  112,  635.  ETbaubb  in  Rddiger's  Schrr.  z. 
germ.  Phil.  1,  43. 


§  500  Aldhelmus,  Baeda,  Tatuinus..  1305 

8.  Baeda  (Beda)  geb.  674  in  Northumberland,  Presbyter  704,  f  785. 
Zahlreiche  Schriften  (ed.  Köln  1688  VIII;  ed.  JAGilbs,  Lond.  1848  f.  XII, 
in  Mxons's  patrolog.  Bd.  90—95).  In  gebundener  Form  Darstellungen  der 
Geschichte  von  Heiligen  und  Märtyrern  in  Iamben  und  Hexametern,  u.  a. 
von   zum  Teil  zweifelhafter  Urheberschaft.    Vgl.  EBIhbbks,   RhM.  81,  99. 

—  Unter  den  geschichtlichen  bes.  seine  historia  ecclesiastica  gentis  Anglo- 
ram  5  BB.  bis  J.  781  (Haupths.  Cantabrig.  s.  VIII.  CWSchöll,  de  eccles. 
Brit  hiet.  fontibus  1851,  p.  20)  und  Chronicon  s.  de  VI  huias  saeculi  aeta- 
tibus  (von  Erschaffung  der  Welt  bis  J.  726).  Dieser  Weltchronik  voran- 
gegangen war  J.  708  die  kurze  Schrift  de  temporibus.  Rechnung  nach 
Chr.  Geb.  -Monumenta  historica  britannica  by  Petbib  and  Shabpe  (Lond. 
1848)  p.  88.  Bedae  opera  historica,  ad  fidem  codd.  mss.  rec.  JStevensoit, 
Lond.  1888—41  II.  Hiet.  eccl.  ed.  AHoldjsb,  Freib.  1882.  Hiet.  eccl.  B.  3 
u.  4  ed.  by  JEBMayob  and  JRLumby,  Cambr.  1878.  Wattenbach,  D.  Ge- 
schichtsq.  I8,  122.  BSimbon,  Forschungen  z.  deutschen  Gesch.  19,  97.  — 
Grammatische  Schriften  u.  a.  De  VIII  partibus  orationis,  Cunabula  gram- 
maticae  artis  Donati  resütuta,  De  sehematibus  et  tropis  (in  Haxm's  rhett. 
latt.  min.  p.  607,  vgl.  p.  xv),  De  metrica  arte,  geschöpft  aus  älteren  Quellen, 
zB.  Donat  und  dessen  Erklärern,  Audax  (§  482,  4),  Maximus  Victo- 
rinus  (§  408,  5),  Theodorus  (§  442,  8)  u.  a.,  ohne  irgend  Eigenes  hinzu- 
zufügen, außer  Beispielen  der  christlichen  Dichter,  zB.  des  Paulinus,  Prosper, 
Sedulius,  Fortunatus,  Arator,  gedr.  am  besten  in  Keil's  GL.  7,  227;  ferner 
de  orthographia,  besonders  aus  Charisius  und  Diomedes,  Caper  und  Agroecius 
entlehnt  mit  Zusätzen  aus  dem  kirchlichen  Latein,  gedr.  in  Kbil's  GL. 
7,  261:  dagegen  gehört  der  in  Pgtschb'b  GL.  p.  2827  unter  dem  Namen 
Baeda's  abgedruckte  de  orthographia  liber  (bei  Keil,  GL.  7,  295)  nach  Aus- 
weis der  Hss.  vielmehr  dem  Albinus  magister  (dh.  Alcuin  dem  Freunde 
Karls  d.  Gr.,  f  J.  804;  vgl.  AEbbrt,  LdMA.  2, 12.  EDümmlbb's  poetae  lat.  aevi 
Carol.  1,  60;  s.  oben  §  427,  8  K):  s.  Keil  aO.  244.     HUsehxb,  RhM.  24,  110. 

—  Mathematisches  (de  arithmetiois  numerig,  De  diviskmibus  temporum 
u.  a.);  MCantob,  mathemat.  Beitr.  zum  Gulturleben  (1868)  279;  Gesch.  der 
Mathem.  1,  707.  —  Sehr  viele  theologische  Schriften  exegetischen  und 
dogmatischen  Inhalts,  sowie  Predigten.  —  HGkhlb,  de  Bedae  Venerabilis 
vita  et  scriptis,  Leid.  1888.  JAGirzbl,  kirchenhistor.  Schrr.  (Wien  1872) 
2,  1.  KWbbner,  Beda  der  Ehrwürdige  u.  s.  Zeit,  Wien  1875.  Ebbst,  LdMA. 
1»,  684.    CWSchöll  in  Herzog's  Real-EncykL  28,  204. 

4.  Tatuinus  (Tatwine),  angelsächsischer  Benedictiner  im  Kloster 
Bruidune  in  Mercia,  zuletzt  (J.  731)  Erzbischof  von  Canterbury  (vgl.  Baeda, 
bist.  eccl.  Angl.  5,  23),  f  734,  Verfasser  einer  Grammatik  (de  VIII  partibus 
orationis)  nach  Donat  und  dessen  Erklärern;  AWilmambs,  RhM.  23,398 
(mit  Proben).  Diese  Grammatik  im  9.  Jahrhundert  zu  St.  Riquier  (GBbckeb, 
catal.  biblioth.  antiq.  nr.  11,  179).  Auch  Gedichte  von  ihm  haben  sich 
erhalten,  darunter  Rätsel  (40  an  Zahl  in  Hex.,  hrsgg.  mit  60  eines  gleich- 
falls im  8.  Jahrh.  lebenden  Angelsachsen  Eusebius  von  AEbebt,  Lpz.  SBer. 
1877, 20 ;  LdMA.  1',  660).  —  Vgl.  LMüiabb,  JJ.  98,  666.  FBüchelbb,  RhM. 
36,  340.  HHahn  i.  d.  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.  26,  697.  —  Auch  die  versus 
cuinsdam  Scott  de  alfabeto  (schon  in  Hss.  s.  X  u.  XI),  Rätsel  über  die  Buch- 
staben des  Alphabets  (eben  solche  auch  bei  dem  eben  genannten  Eusebius) 


Nachträge. 


§  2,  Z.  7  (Griechischscbreiben  der  ältesten  röm.  Geschicht- 
schreiber) EZarncke,  commentatt.  Ribbeck.  267.  ^  (Gesamt- 
be  arbeitt,  d.  röm.  Lit.)  Rßurn,  Roman  Uteratare  in  relation  to  Roman 
art,  Lond.  1888.  MSchanz,  Gesch.  d.  röm.  Litt.  I:  Republik,  München  1890 
(in  IwMüller's  Handb.  8).  3,  1  (röm.  Poesie)  ORibbeck,  Gesch.  d. 
röm.  Dicht.,  Bd.  2:  Angnsteisches  Zeitalter,  Stuttg.  1889.  —  LMtUler,  d. 
Entstehung  der  röm.  Kunstdichtung,  Hamb.  1889.  APais,  degli  epioedii  lat, 
riv.  di  fil.  18,  142.  5  (Feacenninen)  WDeecke,  die  Falisker,  Straßb. 
1888, 111.  6,  2  (satura,  Bedeutung)  FMarx,  Deutsche  Lit. -Ztg.  1888,  662. 
—  AFnnck,  satur,  Kiel  1888.  9,  1  (Atellanae)  RMaffei,  le  favole  Atell.v 
Volterra  1886.  3  Z.  9(Dossennus)  über  die  Horazstelle  KMacke,  JJ. 
137,  708.  14,  2  E.  (praetextae)  EMeiser,  historische  Dramen  der 
Römer,  Rede  (Bayr.  Akad.),  Münch.  1887.  19,  3  (Epos)  0 Haube,  die 
Epen  des  silb.  Zeitalters  II,  Fraustadt  1887.  26,  2  (Tityrue,  Cento) 
auch  abgedr.  von  CSchenkl  im  Corp.  Script,  eccles.  lat.  Vindob.  16,  609 
und  vgl.  dort  überhaupt  über  die  Gentonen  p.  531.  28,  4  (Satire) 
ThBirt,  zwei  politische  Satiren  d.  alten  Rom,  Marb.  1887,  6.  IBrun?,  zur 
antiken  Sat,  Preuß.  Jahrbb.  61,  509.  —  MHeitzmann,  de  substantivi  ap. 
poett  satir.  collocatione,  Bonn  1887.  FLeo,  Varro  und  die  Satire,  Herrn. 
24,  67,  FMarx,  de  sat.  rom.  origine,  Rost.  1888;  (zur  Schreibung  satura 
u.  satira)  interpretationum  hexas  II,  Rost.  1889,  13.  80,  2  (Hymnen) 
FWERoth,  lat  Hymnen  d.  MAlters,  Nachtr.  zu  Daniel  u.  a.,  Augsb.  1888. 
APasdera,   le  origini  dei  canti  popolari  lat.  cristiani,   riv.   di  fil.  17,  455. 

32,  5  (Elegie)  KHMuller,  de  similitudinibus  et  imaginibus  ap.  vett 
poett.  eleg.,  Gott.  1887.  35,  2  (Prosa)  HSchlottmann.  ars  dialogorum 

apud  Gr.  et  Rom.,  Rost.  1889.  80,  5  (Reden  bei  den  H ist.)  s.  Nachtr. 
zu  §  196,  8.  6  (Geschieht  schreib  er,  Schilderungen)  EZaracke,  com- 
mentatt. Ribbeck.  274  fll.  37,  1  E.  (Annalisten)  BNiese,  de  ann.  rom. 
obss.  alterae,  Marb.  1888.  6  AReckzey,  gramm.  u.  rhetor.  Stellung  des 

Adjektivums  bei  d.  Annalisten,  Cato  u.  Sali.,  Berl.  1888.  89,  3  (Ge- 

schichtschr.  i.  d.  Kaiserzeit)  EKlebs,  d.  dynastische  Element  in  der 
Gesch.schreibung  d.  Kaiserzeit,  histor.  Zeitschr.  NF.  25,  213.  7  (Bru- 

nichius)  H Geizer,  Iul.  Afric.  1,  229.  40,  1  (Corp.  inserr.  lat)  nun- 

mehr weiter  erschienen  Bd.  XI  (1888),  XII  (1888),  XIV  (1887).  Zu  Bd.  III: 
supplem:  fasc.  1,  1890.  Zu  Bd.  V:  supplem.  Italica  ed.  üPais,  Rom  1888. 
3  GBdeRossi,  ins  er.  christianae  II,  1,  Rom  1888.  41,  S.  65,  Z.  18 

lies  585/169.  7  (Grammatik)  HNettleship,  the  grammar  among  the 

Romans  in  the  first  cent.  A.  D.,  Journ.  of  phil.  15,  189.  42,  2  (me- 

trische Systeme)  GSchultz,  Herrn.  22,  278.  FLeo,  ebd.  24, 180.  6  (Glos- 
sen) GGötz,  Scaliger's  glossogr.  Studd.,  Lpz.  SBer  1888,  219.  9  (Glos- 
sarien) Corpus  glos8ariorum  lat.  a  GLoewe  incohatum  compos.  rec.  ed. 
GGoetz.  II:  glossae  latinograecae  et  graecolatinae,  acc.  minora  utriusque 
linguae  glossaria;  IV:  gl.  codd.  Vat.  3321,  SGall.  912,  Leid.  67  F.,  Lps. 
1888.  89.  43,  5  (Beredsamkeit)  ATartara,  i  precursori  di  Cicerone, 

Pisa  1888.  46,  22  (Papstbriefe)  Vffl.  §  469,  5.  48,  2  (Rechts- 

wissenschaft) GKrüger,  Gesch.  d.  Quellen  u.  Lit.  des  röm.  Rechte,  Lpz. 


Nachträge  zu  §  1—98.  1309 

1888.  PJörs,  röm.  Rechtswissensch.  z.  Zeit  d.  Republik:  I  bis  auf  die  Ca- 
tonen,  Berl.  1888.  49,  6  LMai,  der  Gegensatz  der  Sabinianer  u.  Procu- 
lianer  usw.,  Heidelb.  1887.  51  (Philosophie)  PHartlich,  exhortationum 
(nQo%nemL%<ov)  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia,  Lpz.  Studd. 
11,  209.  52  fll.  SGünther,   Mathem.  Natur  wissensch.  u.  Erdkunde  im 

Altertum  in  IwMüller's  Handb.  d.  Alt.  W.  5,  1,  Nördl.  1888.  53,  1  (Des- 
sius  Mundus)  ihn  verbindet  mit  dem  Mundus  bei  Cic.  Att.  16,  29,  1 
(J.  710/44)  DDetlefsen,  Quellenschriftsteller  des  Plin.,. Glückst.  188t. 
54,  4  (Sabinus  Tiro)  besser  mit  Detlef sen  aO.  Sabinius  Tiro.  Über 
Sergius  Paullus  (oder  Plautus)  Detlefsen  aO.  6.  Vgl.  §  266,  9.  11. 
6  (Oppius)  Mommsen,  Münzw.  289.  7  (Landwirtschaft)  ABaranski, 
Gesch.  d.  Tierzucht  u.  Tiermedizin  im  Altertum,  Wien  1887.  OKeller,  Tiere 
des  klassischen  Altertums  in  kulturgeschichtl.  Beziehung,  Innsbr.  1887. 
5o,  2  (Augenärzte)  Verzeichnis  der  auf  den  Stempeln  erwähnten  bei 
SReinach,   rev.   archaeol.  1888  1,  254.  6  ThPuschmann,  Gesch.  des 

medicin.  Unterrichts  von  d.  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart,  Lpz.  1889. 

61,  2  (Saturnius)  FRamorino,  mem.  dell'  istit.  Lombardo  16  (1886)  215. 
LValmaggi,  riv.  di  filol.  14,  228.  64,  3  (Salierlied)  carm.  sal.  rell.  ed. 
CMZander,   Lund  1888.  65,   1    (Arvalakten)   weitere   Fände:    Rölq. 

archäol.  Mitteil.  2,  141;  Berl.  phil.  Wschr.  1889,  42.  —  J Weisweiler,  zur 
Erkl.  der  Arvalakten,  JJ.  139,  87.  75,  2  (fasti  capitolini)  ChrHülsen, 
die  Abfassungezeit,  Herrn.  24,  185.  CCichorius,  de  fastis  coss.,  Lpz.  Studd. 
9,  171.  JKaerst,  Phil.  48,  338.  3  (Triumphalakten)  neues  Bruchstück: 
ChrHülsen,  BerlphilWschr.  1889,  394.  77,  1  (Auguralbücher)  PRegell, 
JJ.  135,  489.  137,  380.m  78,  1  (commentarii  consulum)  erwähnt  Bruna 
fönt.6  162.  83,  4  (Älteste  Inschriften,  manios  med  fhefhaked  numa- 
sioi)  HDDarbishire,  joarn.  of  phil.  16,  196.  COZuretti,  riv.  di  filol.  17,  63. 
5  (Dvenosinsehrift)  Elliot,  Oxf.  phil.  soc.  1888/89,  20.  RSConway,  Americ. 
journ.  of  phil.  10,  446.  6  (Caso  Cantovios)  Gßdon,  acad.  des  inscr. 

17.  Aug.  1888.  8  (columna  rostr.)  EWölftlin,  Münch.  SBer.  1890,  293. 
86,  2  (Zwölftafelgesetz,  griechischer  Einfluß)  Dagegen  G  Stein  hausen,  de 
XII  tabb.  patria,  Greifsw.  1887.  —  GGoetz,  ad  leg.  XII  tabb.  adnotatt., 
Jena  1889.  88  (Cn.  Flavius)  LTriemel,  JJ.  139,  209.  91,  8  LKoprivsek, 
die  Gegner  des  Hellenismus  in  Korn  bis  z.  Z.  Cic.'s,  Rudolfs  wert  1887. 
94,  2  (Andronicus)  ThZielinski,  quaestt    com.  103. 

96,  1  (Plautus)  Varro  LL.  7,  104  Maccius  (so  Flor.)  in  Casina  a 
fringuüta  'Quid  fringutis'  (Cas.  2,  3,  49).  97,  1  (Amph.)  ed.  by  APalmer, 
Lond.  1890.  3  (Aulul.)  rec.  PLangen,  Paderb.  1889.  —  LHavet,  rev.  de 
phil.  11,  142.  12,  106.  187.  4  (Capt.)  uitgegeben  door  JSSpeijer,  Leid. 
1887.  ed.  by  WMLindsay,  Oxf.  1887.  —  JSSpeijer  (über  cod.  Voss.  Q.  30 
8.  XII,   nah   verwandt   mit  Ambros.   E),   Mnem.   16,   121.  9  (Bacch.) 

ATartara,  de  PL  Bacch.,  Pisa  1889.  AEAnspach  (Abfassungszeit),  JJ. 
139,  365.  17  (Rud.)  FSchöll,  RhM.  48,  298.  GLangrehr,  Plantina.  De 
Plauti  Rudente,  Friedl.  i.  M.  1888.  19  (Trin.)  erkl.  v.  JBrix  u.  MNie- 

meyer,  Lpz.4  1888.  98,  7  (Sprache,  s.  auch  Nachtr.  zu  §  111,  6)  Arlt, 
8ERVABJB  bei  Ter.  und  PL,  Wohlau  1887.  JDorsch,  Assimilation  in  den 
Compositis  bei  PL  u.  Ter.,  Prager  phil.  Studien  (1887),  1.  FHansen,  die 
Adjektiva  auf  -bilis  im  archaischen  Lat.,  Phil.  47,  274.  JBach,  de  pro- 
nomm.  demonstr.  ap.  prisc.  scriptores  lat.  1,  Straßb.  1888.  APrehn,  quaestt. 
PL  de  pronom.  indefinit.,  Straßb.  1887.  EZimmermann,  quaestt.  Plaut,  et 
Ter.  I.  de  verbi  possb  formis  disBolutis,  Lörrach  1889.  ABeil,  de  locativo 
in  prisca  lat,  Breslau  1889.  Breytheer,  de  omissione  verbi  Substantiv i 
ap.  Plaut.,  Lingen  1888.  HNeumann,  de  futuro  in  priscorum  Latt.  vul- 
gari  et  cotidiano  sermone,  Bresl.  1888.  JM Beinkens,  d.  acc.  c.  inf.  bei 
PL  u.  Ter.  I,  Dusseldorf  1887.  PÜinze,  de  an  particula  ap.  prisc.  scriptt., 
Brandenb.  1887.  HCElmer,  the  copulativ  coniunctions  quk  bt  atqdk  in  the 
inscriptions  of  the  republ.,  in  Ter.  and  in  Cato,  Baltimore  1887.  JSchneider, 
de  tempp.  ap.  prisc.  scriptt.  lat  usu  quaestt.,  Gl  atz  1888.  ERodeabusch, 
de  tempp.  usu  Plaut,  Straßb.  1888.  AWirtzfeld,  de  consecutione  tempp. 
Plaut  et  Ter.,  Münster  1888.    EPMorris  (Fragesätze  bei  PL  u.  Ter.),  Americ. 


1310  Nachtrage  zu  §  98—166. 

journ.  of  phil.  10,  897.  EBecker,  beiordnende  und  unterordnende  Satz- 
verbindung b.  d.  altlat.  Schriftstellern,  Mets  1888.  WBock,  eubiecta  rei 
cum  actionis  verbis  coniungendi  usus  in  prisca  latinitate  usque  ad  tempp. 
Cic,  Lps.  1889.  FGoldmann  (s.  Z.  5  v.  £.),  d.  poet.  Personifikation  II, 
Halle  1887.  WvWyß,  d.  Sprüchwörter  bei  d.  röm.  Komikern,  Zur.  1889. 
EWölfflin,  d.  Wortspiel  im  Lat.,  Münch.  SBer.  1887  2,  187.  8  (Metrik) 
Gegen  WMeyer  (Z.  5  v.  E.)  PLangen,  Phil.  46,  401.  9»,  2  (Prologe) 

PTrautwein,  de  prologis  PL,  Berl.  1890.  6  (Beccadelli  als  Emendator 
d.  PI.)  GSuster,  Phil.  48,  456.  9  (Hss.)  Studemund's  apographon  de* 

Ambros.  ist  jetzt  erschienen:  PI.  fabb.  reliq.  Ambros.  ed.  WStudemnnd, 
Berl.  1890.  11  (Ausgaben)  v.  Ritschi  n.  Genossen:  III,  4  Pseud.  1887. 
5  Men.  1889.  IV,  1  Cas.  1890.  18  (Kritik)  FLeo,  vindic.  Plant,  Rost 
1887.    BBaier,  in  den  Abhh.  f.  MHertz,  Berl.  1888,  271. 

100  (Ennius),  1  (Geburtsort)  ECocchia,  riv.  di  fil.  15,489.  6  (Bild- 
nis) 1884  in  Trier  entdeckt  (Ber.  Arch.  Ges.  Sitz.  9.  Dez.  1888).  101,  3 
(Nachleben)  EZarncke,  commentatt.  Ribbeck.  274.  ThBirt,  zwei  polit 
Satt.,  Marb.  1887,  64.  102.  1  (Alcmaeo)  JVahlen,  Berl.  ind.  lect.  1887/8«. 
104,  6  (Kritisches)  JVahlen,  Berl.  SBer.  1888,  31;  ind.  lect.  Berl.  18Sti/ö9. 
JMähly,  BlfbayrGW.  24,  469.  LHavet,  rev.  de  phil.  1890,  26.  (Chrono- 
logisches)  FSchöll,  RhM.  44,  158.  (Sprachliches)  AReichardt,  de 
Enn.  ann.,  JJ.  139,  81.  777.  105,  2  (Pacuvius)  L Müller,  de  Pacuvii 

fabulis,  Berl.  1889.  106,  3  (Caecilius  Statins,  Rastraria)  zum  Titel 

EWölfflin,  RhM.  43,  308.  108  (Tkrbnz),  1  (Leben)  EAbel,  die  ans  d. 

Altert,  u.  M Alter  stammenden  Terenzbiographien,  Budapest  1887  (ungarisch, 
Auszug:  WschrfklPh.  1888,  1000).  8  (vermeintliche  Terenzbüste)  FMari, 
Rostocker  ind.  lect.  1888/89,  10.  Gercke,  Berl.  Archäol.  Ges.  1890  März. 
109,  2  (Hss.)  Über  den  Bembinus  EHauler,  Wien.  Studd.  11,  268.  6  (Pro- 
loge) PhFabia,  les  prologues  de  Ter.,  Par.  1889.  7  (Ausgg.)  Bester 
Wortindex  in  NELemaire's  Ausg.,  Par.  1828,  2,  2.  Ter.  comoediae  ed. 
EJParry,  Lond.  1889.  110,  8  (Heaut.  tiin.)  HKriege,  JJ.  141,  78. 
4  (Phorm.)  ed.  by  ASloman,  Lond.  1887.  5  (Hec.)  publ.  par  PThomas, 
Par.  1887.  6  (Ad.)  par  RAPeasonoeaux,  Par.  1888.  —  FSchöll,  RhM. 
44,  280.  FNencini,  contaminazione  in  Ter.  Ad.,  Pisa  1888.  111,  6 
(Sprache,  s.  auch  Nachtr.  zu  §  98,  7)  OBöttger,  de  dum  particulae  usn 
ap.  Ter.  et  in  reliquiis  tragg.  et  comm.,  Halle  1887.  PGutjahr-Probst,  d. 
Gebr.  von  ut  bei  Ter.  u.  Verwandtes,  Lp*.  1888.  ELalin,  de  dum  dosec 
uuoad  particuliß  ap.  Ter.,  Norcopiae  1888.  AWeninger,  de  paratazi  in  Ter. 
fabb.,  Erl.  1888.  120  (Cato),  3  (Origines)  WSoltau,  WschrfklPh.  1888,  S7S. 
122,  1  (de  agri  cultura,  ursprüngliche  Gestalt)  P Weise,  quaeett.  Caton. 
capp.  V,  Gott.  1886,  und  dazu  RReitzenstein,  WschrfklPh.  1888,  587. 
4  (Sprache)  Reckzey,  s.  oben  zu  §  37,  6.  134  (Accius),  4  LMüller,  de 
Accii  fabuliB,  Berl.  1890.  141,  7  (Titius)  Z.  2  Macr.  8,  13,  18  Tum 
in  suasione  legis  Fanniae. 

148,  4  (Lucilius,  B.  26)  ThBirt,  zwei  politische  Satiren,  Marb.  1887, 
74.  89.   112.  11   (Kritik)  Bücheier,  RhM.  43,  291.     CMFrancken, 

Mnem.  16,  395.  JMähly,  BlfbayrGW.  24,  474.  LHavet,  rev.  de  phil.  1890,  86. 
12  (im  allg.)  PRasi,  satira  Lucil.,  Padua  1888.  148,  2  (Stilo)  FMenU, 
de  L.  Aelio  Stilone,  diss.  Ienens.  4, 1.  151,  6  (Novius,  Pictores)  Wölffliu, 
RhM.  43,  809.  168,  5  E.  (Cannutins)  Ob  auch  erwähnt  Tac.  dial.  21 

(ganuti  die  Hss.)?  Vgl.  §  209,  9.  159,  2  (L.  Plotins  Gallus)  FMan, 
interpretationnm  hexas  II,  Rost.  1889,  9.  160,  2  (Tremellius  Scrofa) 
RHeinze,  commentt.  Ribbeck.  433.  162  (Cornific.  ad  Herenn), 

7  FMarx,  stndia  Com.,  RhM.  43,  876.  GThiele,  de  Cornif.  et  Cic.  artibM 
rhetoricis,  Greifsw.   1889.  166    (Vabro),   2  (Logistorici)   Z.  13. 

Der  Logistoricns  Pins  de  pace  ist  erst  nach  Sallust's  Tode,   also  in  den 


letzten  Jahren  Varro's  verfaßt   Gell.  17,  18.        4  (Antiqq.  div.  et  hnm;) 
ESchwarz,  de  M.  Varr.  ap.  sanctos  patres  vestigiis  capp.  II,  acc.  Varr.  anti- 

405.  5  (Literargeschicht- 

scaenicis    originibus,    commentatt. 


ijuvjunnis,    ia«    amm..     Tau,    »p.     ockUV/UVO    pckbiCD    Tu        w 

quitatt.  rer.  div.  1.  XVI,  JJ.  Suppl.  16,  405.      ~     5   (*Lite  rar  geschicht- 
liches) CCichorius,   Varro's    hbri    de   scae 


Nachtrage  zu  §  166—184.  1311 

Ribbeck.,  Lps.  1888,  415.    FLeo,  Varro  und  die  Satire,  Herrn.  24,  67. 
167,  8  (de  ling.  lat.)  GAntonibon,  riv.  di  fil.  17,  177;  Phil.  48,  185  (cod. 
Mutin.).  168,  2  (de  re  rast.)  recogn.  HKeil,  Lps.  1889  (bibl.  Teabn.). 

—  RHeinze,  commentt.  Ribbeck.  431.  169,  8  (Sprache)  ORösaner,  de 
praeposs.  ab  db  bx  usn  Varron.,  Halle  1888.  JSitzfer ,  d.  Casusgebr.  bei 
Varro  I  (Gen.  u.  Dat.),  Tauberbischofsh.  1889.  170,  2  (Nigid.  Fig.) 

HWinther,  WechrfklPh.  1889,  876.  ASwoboda,  Nig.  Fig.  fragmenta  com 
quaestt.    Nigid.,   Wien   1889.  172,  2  (Attious,    annalis)    benutzt 

bei  der  Herstellung  der  fasti  Oapitolini:  CCichorias,  de  fast,  consul.  antiq., 
Lps.  Stad.  9,  249.  7  (Sulpicius  Blitho)  vgl.  §  208,  2.  174,  4 

(SnlpicinB  Rafus)  aber  s.  Latinitat  JHSchmalz,  ZfGW.  85,  90.  5,  Z.  8 
(T.  Caesins)  vgl.  §  199,  6. 

175  (Gicebo),  8  (Bildnis)  auf  dem  Trierer  Masenmosaik  J.  1884 
entdeckt   (Arch.   Ges.  Berlin,  Sitz.  9.  Dez.  1888).  177,  3  (Sprache) 

Z.  11  ChrJanicke,  d.  Verbindung  usw.  II,  Wien  1887.  HLattmann,  de  coin- 
oidentia  ap.  Cic,  Gott.  1888.  JLindvall,  de  coniunctivo  fut.  periphr.  ap. 
Cic,  Lund  1888.  AMarchi,  humanitas,  humanüs  ect.  nel  Cic,  Milano  1889; 
ORiemann,  ünüb  avec  le  genet.  chez  Cic,  rev.  de  phil.  12,  176.  4  (Über- 
lieferang) HKarbaum,  de  origine  exemplornm  Ciceronian.  ap.  gramma- 
ticoB  lat.,  Werniger.  1889.  177a,   1  (Aratea)  GSieg,    de  Cicerone, 

Germanico,  Avieno  Arati  interprett.,  Halle  1886.  JMaybaum,  de  Cic.  et  Ger- 
manico  Arati  interprett.,  Rost.  1889.  GKanjfmann,  de  Hygini  memoria 
soholiis  in  Ciceronem  Harleianis  servata;  acc.  scholia  apparatu  critico  et 
notis  instructa,  Bresl.  1888  (Bresl.  phil.  Abh.  3,  4).  3(deinvenk). 
WHaellingk,  Ciceronem  libros  de  inv.  inscripsisse  rhetoricos,  Commentatt. 
in  hon.  Studemnndi,  Straßb.  1889,  837.  7  (de  invent.,  Hss.)  WFriedrich, 
varietas  cod.  Voss.  70  ad  Cic.  de  inv.,  Mühlhausen  1889.  EStröbel,  Phil. 
47,  170.    Baudonin,  rev.  de  phil.  12,  19.  178,  1  (Witze)  ChrHerwig, 

d.  Wortspiel  in  Cic.  Reden,  Attendorn  1889.  6  (Ausgewählte  Reden) 
Z.  6.  Von  Nohl's  Ausg.  Bd.  4  (Mnr.  Sali.  Arch.)  1889.  Bd.  6  (Mil.  Lig. 
Deiot.)  1888.  Oratt.  sei.  ex  edit.  CFWMoelleri  expr.,  Lps.  1889  II.  6  (Krit. 
z.  d.  Reden)  ThStangl,  Tulliana  et  Mario-Victoriniana,  Müncb.  1888,  1—11. 
179,  11  (Verr.)  in  Caec.  et  in  Verr.  act.  I  by  JRKing,  Lond.  1887.  de 
sign.;  de  supplic.  erkl.  v.  KHachtmann,  Gotha  1888.  89.  —  ACClark,  ex- 
cerpts  from  tbe  Verr.  in  Harl.  2682,  journ.  of  phil.  18,  69.  15  (pCloent.) 
ed.  by  WYFausset,  Lond.  1887.  19  (pRab.  perd.  reo)  JSchmidt,  ZföG. 
39,  211.    ASchneider,   d.   Proceß  d.  C.  Rab.,  Zur.  1889.  20  —  23   (in 

Catil.)  CJohn,  Phil.  46,  651.  KFfisslein,  Cic.  erste  R.  gegen  Catil.,  Merseb. 
1889.  AChambalu,  d.  Verh.  d.  4.  catil.  Rede  zu  der  wirklich  gehaltenen 
Rede,  Neawied  1888.  24  (pMar.)  AGramme,  Cic.  pMur.  or.  dispositio, 

Gera  1887.  28  (cum  senatni  grat.  egit)  WStock,  de  recens.  Cic.  or. 
c.  sen.  gr.  eg.,  im  Genethl.  Gotting.  1888,  106.  30  (de  domo)  FSchöll, 
Interpolatt.  nsw.  in  Cic.  de  domo,  RhM.  43,  419.  ThMatthias,  JJ.  139,  274. 
LSchaum,  de  consecratione  domus  Cic,  Mainz  1889.  34  (pCael.)  ad 
optt.  codd.  recogn.  JCVollgraff,  Leiden  1887.  37  (in  Pis.)  EStröbel, 
BlfbayrG.  25,  381.  88  (pPlancio)  Zeitbestimmung  AEEörner,  de  epp. 
Cic.  post  red.,   Lpz.  1885,  49.  40  (pMil.)  AThChrist,   ZföG.  34,  577. 

FItzinger,  die  Metaphern  in  Cic.  pMil.,  Badweis  1888.  89  II.  41  (pMarc.) 
SSchmid,  die  Echtheit  der  Rede  pMarc,  Zürich  1888.  42  (pLig.)  erkl. 
v.  JStrenge,  Gotha  1888.  43  (pDeiot.,  Hss.)  CFWMüller,  JJ.  187,  137. 

HNohl,  ebd.  137,  898. 

182    (Rhetorische    Schrr.)   GThiele,  s.  Nachtr.  zn  §  162,  7. 
2  (Oberlieferang)   RSabbadini,   riv.   di  fil.    16,  97.    (de  or.)  B.  I  von 
RStölzle,  Gotha  1887.     OHarnecker,  adnott.  ad  Cic.  de  or.  1.  II,  Friedeb. 
Nrn.  1888.        6  (top.,  Hss.,  Krit.)  WFriedrich,  JJ.  139,  281.        7  (de  opt. 
gen.  orat.)  rec.  EHedicke,  Sorau  1889  (Progr.). 

183,  6  (Philos.  Schrr.,  Überlieferung)  über  Vind.  198  PSchwenke, 
BerlphWschr.  1889,  618.  6  CGiambelli,  fonti  delle  opere  filosof.  di  Cic, 
Riv.  di  fil.  17,  116.  222.  WKahl,  Demokrit  in  Cic/s  philos.  Sohrr.,  Dieden- 
hofen  1889.  184,  1  (de  rep.)  CWachsmuth,  Lpz.  Studd.  11,  197. 


1312  Nachträge  zu  §  184-203. 

5  (Hortensius)  H  Diel  8,  zu  Aristoteles1  Protrept.  a.  Cic.'s  Hört,  Ar  eh. 
f.  Gesch.  d.  Philos.  1,  477.  PHartlich  (oben  zu  §  61)  298.  HUsener  zu 
Dion.  Üalic.  de  imitatione,  Bonn  1889,  114.  6  (de  fin.)  PLangen,  ad  Cic. 
de  fin.  adnott.,  Münst.  1888.  1888/39  II.  8  (Tusc.)  ASpengei,  die  Per- 

sonenzeichen  in  den  Hss.  der  Tusc,  Phil  48,  367.  EStröbel  (über  Vatic. 
3246  s.  IX),  Phil.  49,  49.  10  (nat.  deor.)  PWendland,  Aren.  f.  Philos. 

1,  200.  LReinhardt,  d.  Quellen  v.  Cic.  n.  d.f  Breel.  phil.  Abhh.  3,  2  1888. 
11  u.  14  (Cato  u.  Lael.)  rec.  RNovak,  Prag  1889.  Cato  erkl.  y.  HAnz, 
Gotha  1889.  —  Hss.  des  Cato:  SGdeVriee,  exercitatt.  palaeogr.,  Leid.  1890. 
CHofstede  de  Groot,  Herrn.  25,293.  16  (off.)  commentati  da  RSabbadini, 
Turin  1888.  —  PKlohe,  de  Cic.  de  off.  fontibus,  Greifew.  1889.  186,  2 

(Historisches,  vitopvriywL)  CBuresch,  comtnenttL  Ribbeck.  217.  7  (Gram- 
matisches) HSchlag,  Cic.  als  Verfasser  einer  grammatischen  Schrift,  Siegen 
1888.  EZarncke,  commentt.  in  honor.  Stndemundi,  Straßb.  1889,  196.  — 
JWBeck,  de  synonym a  Cic,  een  handbook  usw.  in  der  Zeitschrift:  Con- 
iunetis  viribus  1(1889),  168;  BerlphWschr.  1890,297.  GGoetz,  ebd.  1890,  195. 
187,  2  (Briefe,  Chronol.)  WSternkopff,  Cic.'s  Korrespondenz  aus 
J.  68-60,  Elberfeld  1889.  4  (Oberlieferung)  LGurlitt,  Nonius  u.  die  Cic- 
Briefe,  Steglitz  1888  (namentlich  üb.  die  Briefe  ad  Caesarem).  7  (Krit.) 
LHolzapfel,  Phil.  46,  644.    FMaixner,  ZföG.  40,  386.  188.  1,  2  (ad 

fam.)  über  B.  5  (Briefe  vom  genus  severum,  grave  usw.  epistularum)  und 
B.  6  (Trost-  und  Glückwunschschreiben)  LGurlitt,   JJ.  137,  863.  3  (ad 

Q.  fr.),  2:  ad  Q.  fr.  epistula  prima,  avec  un  comment.  par  FAntoine,  Par. 

1888.  4  (ad  M.  Brut)  OESchmidt,  JJ.  141,  109;  Phil.  49,  38.  189,  1 
(Gedichte)  Lindner,  Cic.  als  Dichter,  Prag  1888.  191,  6  (Tiron. 
Noten)  WSchmitz,  d.  t ironischen  Noten  des  Bern.  611,  Stenographen- 
zeitung 1888  Nr.  28;  d.  tiron.  Noten  in  den  Hss.  der  Kölner  Dombibliothek, 
NArchfädGesch.  11,  109.    FRuess,   d.  tironischen  Endungen,  Münch.  1889. 

195,  9  (C absah,   Sprache)  PHellwig,   d.  Pleonasmus  b.  C,   BerL 

1889.  RMenge,  d.  Relativum  b.  Caes.,  Halle  1889;  d.  Bezeichn.  des  reci- 
proken  Verhältnisses  bei  C,  JJ.  139,  265.  190,  2  (Hss.)  FRamorino, 
cod.  Rice,  (di  Caes.)  collazionato,  riy.  di  fil.  18,  253.  8  (bell,  gall.) 
HKloevekorn,  d.  Kämpfe  Caes.'s  gegen  die  Helvetier,  Lpz.  1889.  PhFabia, 
de  oratt.  in  Caes.  b.  g.,  Paris  1889.  RRichter,  krit.  Bern,  zu  Caes.  b.  g. 
B.  7,  Stargard  1889.  J Lange  (b.  g.  6,  8  fll.)t  JJ.  139,  187.  11  (b.  civ.) 
ed.  WThPaul,  Prag  1889.  JJCornelissen  (b.  civ.  u.  alex.,  Mnem.  17,  44. 
(Legatenberichte)  W Ehrenfried,  qua  ratione  Caesar  legatornm  relationes 
adhibuerit,  Würzb.  1888.  197,  1  (Fortsetzer  Caesar's)  OHirschfeld 
(zur  Vorrede  von  b.  g.  VIII),  Herrn.  24,  101.  —  EFourer,  ephemerides  Cae- 
sarianae  rerum  ab  ineunte  bello  afr.  usque  ad  extr.  bell.  hisp.  gestarnm, 
Bonn  1889.  4  (L.  Com.  Balb.)  s.  Nachtrag  zu  §  217,  2  6  (bell, 
alex.)  erkl.  v.  RSchneider,  Berlin  1888.  7  GLandgraf,  Unterss.  zu  Caes. 
u.  s.  Fortsetzern,  insbes.  über  Autorschaft  u.  Kompos.  des  b.  alex.  u.  afr., 
Erl.  1888  (dazu  AKöhler,  BlfbayrGW.  26,  516.  RSchneider,  ZfUW.  43, 
Jahresb.  112).  GLandgraf,  bell.  Alex.  48-64  neu  brsgg.v  Erl.  1890.  C. 
Asinii  Polionis  (!)  bellum  africum  rec.  emend.  adn.  EWölffUn  et  AMiodonski, 
Lps.  1889.  EWölfflin,  Münch.  SBer.  1889,  319;,  ArchfLexikogr.  6,  85.  Vgl 
Nachtr.  zu  §  221,  3E. 

198,  5  (Nbpos,  de  vir  ill)  Abt  Wibald  von  Stablo  (s.  XII)  in  Jaffas 
bibl.  rer.  Germ.  1,  277  lege  Tranquillum,  lege  CorneUum  Nepotem  et  alios 
quosdam  gentiles  de  viris  iUustribtis:  tanta  esse  scripta  intelleges  guae  vix  a 
quoquam  studiosissimo  legi  possint  hat  seine  Kenntnis  von  den  viri  illustres 
des  Nepos  nur  aus  Hieronymus,  trotz  MManitius,  Philol,  47,  567.  9  (Krit.) 
GGemss,  z.  Reform  der  Textkritik  d.  Com.  N.,  Berl.  1888;  eine  neue  H*s- 
Klasse  des  Com.  Nep.,  BerlWschrfklPh.  1889,  801.  11  (Quellen)  ELippelt, 
quaestt.  biograph.,  Bonn  1889,  37—48.  GHähnel,  d.  Quellen  d.  Nepos  im 
Hann.,  Jena  1888.  12  (Sprache)  E Köhler,  Sprachgebr.  d.  Nep.  in  d. 

Kasussyntax,  Gotha  1888.  200,  2  (Dirae)  MRothstein,  de  diris  et 

Lydia,  Herrn.  23,  508.  GEskuche,  de  Val.  Catone  deque  diris  et  Lydia, 
Marb.  1889.  203,  2  (Ldcbbtius,  Vorbilder)  HPullig,  Ennio  quid 


Nachtruge  zu  §  203—227.  1313 

debuerit  Lucretius  I,  Halle  1888.  4  (Quellen  u.  System)  HSchütte, 

Theorie  der  Sinnesempfindd.  bei  Lucr.,  Danz.  1888.  MLongo,  Lucrezio, 
aagg.  critico,  Sansevero  1887.  Lohmann,  Analyse  des  lucr.  Ged.  u.  philos. 
Gehalt  I,  Helmstedt  1889.  OWeissenfels,  Lucrez  u.  Epikur,  Analyse  usw., 
Lausitz.  Magazin  65,  1.  —  FMarx,  d.,  Venus  des  Lucrez,  Bonner  Studien 
für  RKekule\  Bonn  1890,  115.  5  (Sprache)  JNVoltjer,  Mnemos.  17,  64 

(Personalpronomina  bei  Lucr.).  10  (Erit.)  ThTohte,  Lucr.  1,  483—598, 

Wilhelmshaven  1889.  205,  2  (Salmjst,  Cat.)  reo.  GLinker,  ed.  2  cur 

PhKlimscha,  Wien  1888;  avec  un  commentaire  etc.  par  FAntoine  et  RLallier, 
Par. .  1886.  —  CThiaucourt,  e*tude  sur  la  conjuration  de  Catil.  de  Sali.,  Par. 
1887.  200,  7  (Sali.  u.  Thuk.)  RSchild,  quibus  in  rebus  Sali.  Thucy- 

didem  respexerit,  Nordhausen  1888.  9  (Sprache)  GMüller,  Phraseologie 
des  Sali.  I,  Köthen  1888.  EBökman,  de  particulis  copul.  rt  qur  atqub 
ap.  S.,  Upsala  1887.  Reckzey,  s.  Nachtr.  zu  §  37,  6.  Wilckens,  z.  Synt. 
des  S.,  Lahr  1888.  JSorn,  vgl.  §  348,  7.  FAntoine,  sur  l'emploi  de  quel- 
ques particules  (srd,  cbterum,  kquidkm,  ne)  dans  S.,  Ann.  de  Bord.  1889,  51. 
AStitz,  das  Gerundium  bei  S.,  Krems  1889.  209,  2  (Cornificius) 

ACima,  de  Q.  Cornificio  e  numero  oratorum  eximendo,  Riv.  di  filol. 
16,  301.  12   (Ann.  Gimber)   zu  dem  Tau  gallicum:  GKaibel,  RhM. 

44,  316.  212,  4  (Publilius,  Sentenzen  aus  b.  Mimen  gesammelt) 

Wann?  Vermutung  darüber  ORossbach,  de  Sen.  libr.  recens.  (Bresl.  1888)  86. 
213,  1  (Ticidas)  über  Perilla  =  Metella  s.  FLeo  in  KieDl.-Wilam.  phil. 
ünterss.  2,  22.  4  (Quintil.  Varus  Cremon.)  CPascal,  de  Q.  V.  Cr. 

poeta,  riv.  di  filol.  17,  145.  Anhänger  des  Epikureers  Philodemos:  AKörte, 
RhM.  46,  174. 

214  (Catullus),  6  MBüdinger,  Catullu.  d.  Patriziat,  Wien.  SB  er.  1890. 
ABDrachmann,   Catnls   digtning  usw.,   Eopenh.    1887.  9   (Sprache) 

•StBednarski,  de  infinitivo  ap.  Cafe.,  Tarnow  1886.  AReeck,  Beitr.  z.  Synt. 
des  C,  Bromb.  1889.  10   (Hss.)    PSchulze,   der   cod.  M.    (Ven.   107), 

Herrn.  23,  567.  Der  cod.  Germ,  ganz  in  Lichtdruck  wiedergegeben  von 
LClldat,  collection  des  reproductions  en  photolithographie  I,  avec  une  e*tude 
d'KChatelain,  Par.  1890.  —  KWeyman  (Fortleben  Catulls),  Phil.  48,  760. 
11  REllis,  a  commentary  on  Cat.,  2  ed.,  Oxf.  1889.  rec.  JPostgate,  Lond. 
1889.  12  (Übersetzungen)  von  ThHeyse,    2.  Aufl.,   Ber).  1889. 

14  (Krit.  Erkl.)  AFürst,  de  Cat.  c.  LXIE,  Melk  1887.  REllis,  journ.  of 
phil.  17,  128.  ATeuber  (zu  Cat.  36),  JJ.  137,  777.  JVahlen  (Ged.  66), 
Berl.  SBer.  1888,  1361.  1889,  47.  JAPostgate,  journ.  of  phil.  17,  226. 
18,  145.  FHermes,  Beitr.  usw.  II,  Frankf.  a/O.  1889.  WMeyer,  Münch. 
SBer.  1889  2,  245.  ThBirt,  de  Cat.  c.  68,  Marb.  1889.  W Hörschelmann, 
de  Cat.  c.  68,  Dorp.  1889.  HWeber,  quaestt.  Catull.,  Gotha  1890.  217,  2 
(Briefe  an  Cicero)  HHellmuth,  die  Sprache  der  Epistolographen  Ser. 
Sulp.  Galba  u.  L.  Corn.  Baibus,  Würzb.  1888.  218,  6  (Lex  lul.  munic). 
7  (lex  eol.  Genet.  Iul.)  HNissen,  RhM.  45,  100.  219,  7  (Pompeja- 

nische  Geschäftsurkunden)  "VScialoja  e  Alibrandi,  nuove  tavolette 
cerate  pompejane,  Bull,  dell1  istit.  di  diritto  rom.  1  (1888),  5.  EEck,  neue 
pompej.  Geschäftsurkunden,  ZfRG.  22,  60.   151.  28  FSeitz,  de  fixis 

poett.  Lat.  epithetis,  Elberf,  1890.  220,  4  (Augustus,  discriptio  Italiae) 
OCuntz,  de  Augusto  Plinii  geographicorum  auctore,  Bonn  1888.  (monum. 
Ancyr.)  LCantarelli,  bull.  arch.  commun.  di  Roma  17,  3.  57.  JPlew, 
Quellenunterss.  z.  Gesch.  d.  K.  Hadr.,  mit  Anh.  über  d.  mon.  ancyr.,  Straßb. 
1889.  8  FHarder,  d.  Fragmente  des  Mäcenas,  Berl.  1889.  221  (Asin. 
Pollio)  JHSchmalz,  Sprachgebr.  des  Asin.  Poll.,  2.  Aufl.,  Münch.  1890. 
S.  Nachtr.  zu  §  197,  7.  228,  2  (Varius)  Anhänger  des  Epikureers  Phi- 
lodemos: AKörte,  RhM.  45,  172.  5  (Aem.  Macri  theriaca)  RUnger, 
Phil.  47,  666. 

224,  2  (Vbbqilius,  Name)  wieder  für  Virgilim  JOberdick,   Wschr. 

fklPh.  1889,  348.  3  (Grab)  ECocchia,  la  tomba  di  Virg.,  Turin  1888. 

4   (Bildnis)    auf  dem   Trierer  Musenmosaik   (Arch.   Ges.   Berlin,    Sitz. 

9.  Dez.  1888).  226,  6  (Buc.)  hrsgg.  v.  FHermes,  Dessau  1890.    Ecl.  4: 

CPascal,  Turin  1888.     Ecl.  8:  MSonntag,  WschrfklPb.  1888,  1413.       227,  4 

TxurFKL-ScHWABS,  Rom.  Lit.-Gegeh.    5.  Aufl.  83 


1314  Nachträge  zu  §  227-260. 

(Georg.)  IvanWageningen,  de  Verg.  georg.,  Utr.  1888.  HRostagno,  Verg. 
quae  rom.  exempla  secutus  sit  in  georg.,  Flor.  1888.  228,   1  (Aen. 

stückweise  ausgearbeitet)  CHäberlin,  Phil.  47,  810.  9  (Aen.,  Krit. 
u.  Erkl.)  GSchroeter,  Beitrage  z.  Krit.  u.  Erkl.  der  Aen.  III,  Neisse  1888. 
LHavet,  Aen.  6,  618  fll.  rev.  de  phil.  12,  146.  RSabbadini,  studi  critici 
sulla  Eneide,  Lonigo  1889.  E Brandes  (B.  6  u.  8),  JJ.  141,  69.  141.  229,  3 
(Eleg.  auf  Maecenas)  REUis  (giebt  die  Lesarten  des  Vatic.  8269),  Amer. 
journ.   of  phil.  9,  266.     ACima,    Riv.   di  fll.  17,  383.  6    (kl.    Gedd.) 

Bücheier,  RhM.  46,  321.  230,  3,  2  (Moretum)  REUis  (Heinsius'  codex 
Moreti),  journ.  of  phil.  18,  278.  231,  9  (Virgil- Hss.)  MHoffmann,  der 
cod.  Med.  39,  1  des  Verg.,  Berl.  1889.  10  (Textausgaben)  ed.  Ladewig, 
ed.  2  cur.  PDeuticke,  Berl.  1889.  12  (Virg.  im  M  Alter)  STunieon, 

Virgil  in  the  middle  age,  Cincinnati  1889. 

234,  2  (Hohatius,  Charakteristik)  FGnesotto,  Orazio  come  pomo, 
Padova  1888.    ACima,  Orazio  e  Mecenate,  in  Saggj  di  studj  lat.,  Firenze 
1889,  1.    ALasson,  de  iudiciis  Hör.  de  suae  et  prioris  aetatis  poetis ,  Stryj 
1888.    EVoss,  d.  Natur  in  d.  Dichtung  des  Hör.,  Münstereifel   1889. 
6   (Chronologie   der   Gedichte)    AKrawutschke,    tempp.  Hör.   carmm. 

11.  I— III,  Troppau  1889.  235,  6  EMaier,  d.  philos.  Standpunkt  des  Hör., 
Kremsier  1888.  236,  3  (Satiren)  ALowinski,  zur  Krit.  der  bor.  Satt, 
Deutsch- Krone  1889.  Sat  1,  9:  JBMispoulet,  rev.  de  philol.  12,  1.  2,  8: 
JHembold,  Mühlhausen  i/Ela.  1888.  4  (Satt,  im  allg.)  ERowe,  quo  iure 
Hör.  in  satt.  Menippum  imitatus  esse  dicatur,  Halle  1888.  RHeinze,  de 
Horatio  Bionis  imitatore,  Bonn  1889.  HSchröder,  Beziehungen  auf  Tages- 
ereignisse u.  Polemisches  in  Hör.  Satt.,  in  d.  Festschr.  d.  Straßb.  protest 
Gymn.  1888.  —  AEHousman,  journ.  of  phil.  18,  1  (Satt.  u.  Br.).  238,  3 
(Oden,  Metr.)  ThReichardt,  de  metrorum  lyric.  Hör.  artificiosa  elocutionc,. 
Marb.  1889.  9  (Einzelne  Oden)  1,  6-12  EAnspach,  Cleve  1889.  2,  6 
ALuchs,  Erl.  1888.  8,  1—6  (die  sog.  Römeroden)  ThMommsen,  preuß.  Akad. 
24.  Jan.  1889.  3,  6  ATeuber,  JJ.  139,  417.  3,  27  RBlack,  class.  reyiew 
3,  3  p.  107.  4,  2  Bücheier,  RhM.  44,  317.  4,  8  AWVerrail,  journ.  of  phil. 
17,  146.  MMessina  Faulesi,  il  carm.  sec.  di  Or.,  Catania  1889.  289,  6 
(Briefe)  Allg.  FCBirch,  Tidskr.  f.  filol.  8,  161.  9,  186.  epp.  2,  1 
KMacke,  JJ.  137,  697.  9  (ars  poet.)  GAntonibon,  studj  sull'  A.  P.  di 
Oraz.,  Bassano  1888.  TA.  P.  commentata  da  GBBonino,  Turin  1888.  240,  8 
WHertz,  de  Hör.  exemplari  olim  Guyetiano  I,  BresL  1889.  10  (Sprache) 
Z.  11  EOtt,  Abt.  2,  1888.  242,  6  (Iullus  Antonius)  über  d.  Namen 
Iüllus  s.  noch  Mommsen,  Herrn.  24,  166.     FBücheler,  RhM.  44,  317. 

246,  3  (Tibullus)  GDoncieux,  corrections  a  Sulpicia,  Rev.  de  phil. 

12,  26.  —  Rüllrich,  studia  Tibull.  de  libri  II  editione,  Berl.  1889;  JJ. 
Suppl.  17,  386.  —  SEhrengruber ,  de  paneg.  Meas.  pseudo-tibull. ,  Krems- 
münster 1889.  4  (Lygdamus)    GDoncieux,   rev.    de  philol.  12,  129. 

9  (Krit.  Erkl.)  GBelling  (Tib.  2,  4),  Phil.  47,  378.  RBaumgartner,  Wien. 
Studd.  11,  323.  246    (Propektius),    1   Gürbini,    la  patria  di  Prop., 

Torino  1889.  2  (Verhältnis  zu  Virgil)   MRothstein,  Herrn.  24,   1. 

4  (Sprache)  AWagner,  de  syntaxi  Propertiana,  Passau  1888.  W AEd- 
wards, d.  syntakt.  Gräcismen  bei  Pr.,  Genf  1889.  WSchneider,  de  Prop. 
sermonis  novatore  et  amplificatore,  Straßb.  1888.  ASpandau,  de  serni, 
Prop.  I,  Lps.  1888.  H Spindler,  syntaxeos  Prop.  capp.  II  (de  verbi  tempp.  et 
modis),  Marb.  1888.  7  (Krit.)  AKiessling,  commentariolum  Propert.  (zu 
6,  11),  Greifsw.  1889.  247,  3  (Ovidius,  Verbannung)  JHuber,  d.  Ur- 
sachen d.  Verbannung  Ov.'s,  Regensb.  1888.  EThomas,  rev.  de  phil.  13,  47. 
8  (Sprache)  ADräger,  Ovid  als  Sprachbildner,  Aurich  1888.  Löwe,  d. 
Präpp.  a  de  ex  bei  Ovid,  Strehlen  1889.  KGuttmann,  instrument.  ab  bei 
Ov.,    Dortm.   1890.  248,  3  (Heroiden)  ILuniak,    quaestt.  Sapphicae 

(p.  2  de  Ovid.  Sapphus  ep.  fontt. ;  p.  97  critt.  et  exeget.),  Kasan  1888. 
ABilger,  de  Ovid.  her.  appendice.  Paridis  et  Helenae  epp.  sintne  Ovidi 
quaeritur,   Marb.  1888.  260,   1   (Tristia)  Ov.   tristium   libri  V    rec. 

SGOwen,  Lond.  1889.  —  REhwald,  ad  hist.  carmm.  Ovid.  recensionemque 
symbb.,  Gotha  1889.      3  (Ibis)  JGeffcken,  die  Kallimachuscitate  der  Ibis- 


Nachträge  zu  §  250-302.  1315 

Scholien,  Herrn.  25,  91.  6  (Ged.  auf  Tiber's  pannonischen  Triumph) 
KSchrader,  JJ.  139,  213.  251,  4  (Nux  elegia)  Nachtrage  zur  Ver- 

gleichung  des  Laur.  GGoetz,  qaaestt.  misc.  1U,  Jena  1889,  p.VlI.      5  WWie- 
ding,  de  aetate  consolationis  ad  Liv.,   Kiel  1888.  OSchantz,  de   consol.    ad 
Liv.   deque   carmni.   consolatoriorum  ap.  Gr.  et  Born,  hist.,  Marb.  1889. 
7  (Gesamtausgaben)  ABiese,  ed.  2,  Lps.  1889  fll.  258,  2  fll.  (Mi- 

niliüs)  AKraemer,  de  Man.  astronomicis,  Marb.  1890.  ACramer,  d.  Inf.  bei 
Manu.,  comm.  in  honor.  Studemundi,  Straßb.  1889,  60.  6  (Hss.)  PTho- 

mas,  lucubratt.  Manil.  (darin  neue  Vergleichnng  des  Gemblac.),  Gent  1888. 
—  (Krit.)  ThBreiter,  JJ.  139,  193.  693.  846.    KBossberg,  JJ.  139,  705. 
255,  3  (Q.  Dellius)   WFabricius,  Theophanes  v.  Mitylene  u.  Q.  Dellius 
als  Quellen  des  Strabo,  StraOb.  1888. 

250  (Livids),  2  (Bildnisse)  BBecker,  Görlitzer  Philol. -Vers.  1890. 
10  (periochae)  Über  deren  hs.  Überlieferung  (mit  neuen  Vergleichungen) 
ORossbach,  BhM.  44,  65.        11  WHeraeus,  vindiciae  Liv.  I,  Hanau  1889. 
12  (1.  Dek.)  JCornelissen,  Mnem.  17,  176.  15  (6.  Dek.)  WHartel,  krit. 

Vers.  z.  6.  Dek.  des  Liv.,  Wien.  SBer.  116,  1888.  17  (Schulausgg.) 

B.  7.  8.  von  FLuterbacher,  Lpz.  1889.  90.  B.  23  v.  AFrigell,  Stockh.  1888. 
B.  26—30  par  OBiemann  et  THomolle,  Par.  1889.  18  (Textkritisches) 
JCGBoot,  Mnemoa.  17,  1.  JYahlen,  Berl.  SBer.  1889,  1049;  Berl.  ind.  lect. 
1890.  257,  8  (Quellen)  HBesselbarth,  Unteres,  z.  3.  Dek.  des  Liv., 

Halle  1889.  Avßreska,  Quellenunterss.  im  21.— 23.  B.,  Berl.  1889. 
16  (Sprache)  AM  ASchmidt,  zur  liv.  Lexikographie,  Baden  b/Wien  1888. 
Waidhofen  a.  Th.  1889  II.  FFägner,  Liy.  B.  21  —  23,  grammatisch  unter- 
sucht, Berl.  1888;  Lexicon  Livianum,  Lps.  1889  fll.  GWulsch,  de  verbia 
cum  praepos.  peb  compos.  ap.  Liv.  I,  Barmen  1889.  AKöberlin,  de  parti- 
cipiorum  usu  Liv.,  Erl.  1890.  258,  4  (Trogus,   Quellen)  ABibelje", 

Quellen  des  Tr.  im  3.  Perserzug,  Bost.  1888.  11  (Justin,  Sprache) 
JBenesch,  de  casibus  obliq.  ap.  Iust.,  Wien  1889.  261,  7  (Festus)  ed. 

EThewrewk  de  Ponor  I,  Pest  1889.  262,  6  (Hyginus)  MTschiassny, 

studia  Hyg.,  Wien  1888  (und  dazu  BBunte,  WschrfklPh.  1889,  59.  102.  123). 
IDietze,  quaestt.  Hyg.,  Kiel  1890.  —  GEauffmann,  de  Hygini  memoria, 
s.  Nachtr.  zu  §  177»,  1.  264,  7   (Vitruvius,  Sprache)  MStock,   de 

Vitr.    eermone:    de   formis   enuntiatorum    tempp.,   Berl.  1888.  266,  7 

(Sextius  Niger)  M Wellmann,  Herrn.  24,  630.  267,  5  ACima,  de  Q. 

Uaterio  oratore  in  s.  Saggj  di  studj  lat.,  Für.  1889,  106.  269,  3  (Se- 

neca  rhetor,  historiae)  OBossbach,  de  Sen.  libr.  recens.  et  emend. 
161  fll.  9  (Kritisches)   BOpitz,   Phil.  48,  67.  275,   8    (Ger- 

manica 8,  Arat.)  JMaybaum,  a.  Nachtr.  zu  §  177»,  1.  278,  7  (Velleius) 
FHelbing,  z.  Krit.,  Bost.  1889.  281,  1  (Masurius)  MHouques-Fourcade, 
Mass.  Sab.,  sa  vie,  son  oeuvre  usw.,  Bord.  1889.  284,  3  (P.haedrns, 

Metr.)  HDraheim,  JJ.  139,  429.         6  JHartman,  de  Ph.  fabb.t  Leiden  1890. 

288,  6  (Senrca  philos.,  Sprache)  OWaldastel,  de  enontiatis 
tempp.  ap.  Sen.,  Halle  1888.  H Rieger,  quaestt.  Annaeanae  (über  quod, 
yun,  quoniam,  qüando),  Freib.  1889.  289,  1  (de  remed.  fort.)  MBonnet, 
rev.  de  phil.  13,  25.  3  (Kritisches)  JMüller,  Studd.  z.  den  kleineren 

Schrr.  d.  Philos.  Sen.,  Wien.  SBer.  118,  1.  HI  Igen,  animadvv.  ad  Sen.  philos. 
scrr.,  Jena  1889.  4    (diall.)   consol.  ad  Marc.,   de   provid.    udgiv.    af 

MGGertz,  Kopenh.  1889.    HTKarsten,  Moem.  17,  161.    JFSchinnerer,  Sen.'s 
Schrift  an  Marcia,  Hof  1889.    CHaeberlin  (de  benef.),  BhM.  46,  21. 
5  (Briefe)  E Hermes,  krit.  Beitr.  z.  d.  Briefen  des  Sen.,  Moers  1689. 
7  (apocoloc.)  Kritisches  MCGertz,  JJ.  137,  843.    CWachsmuth,  Lpz.  Studd. 
11,  337.         290,  4  (Tragödien,  z.  Charakteristik)  LvBanke,  s&mtl.  Werke 
51/52,  19.  9  BWerner,  de  Sen.  Hera  Troad.  Phoen.  qaaestt.,   Lpz. 

1889.  LTachau,  die  Arbeiten  über  die  Seneca-Tragg.  in  d.  letzten  Jahr- 
zehnten, Phil.  48,  340.  292,  4  (Curtias,  Sprache)  Bauch,  Gerundium 
u.  Gerundivum  bei  Curt.,  Mein.  1889.  298  (Golumella),  7  JH&ussner, 
d.  hs.  Überliefer.  d.  Colum.  (neben  dem  SGerm.  bes.  noch  Ambros.  L  85 
aap.  s.  IX/X)  m.  e.  krit.  Ausg.  des  B.  10,  Karlsruhe  1889.  800  (Probus) , 
4  (notae  iuris)  Mommsen,  Herrn.  25,  152.        802,  6  (Persius,  Scholl.) 

83* 


1316  Nachtruge  zu  §  302—356. 

Z.  18  EKurz,  Hft.  8,  Burgdorf  1889.  303  (Lucanus),  6  RGiani,  la  Far- 

salia  usw.  sulle  fönte  storiche  di  Luc,  Turin  1888.  JZiehen,  Lucan  als 
Historiker,  ßer.  d.  deutsch.  Hochstifts  1890,  51.  6  FOettl,  Lucan's  philos. 
Weltanschauung,   Brixen    1888.  9   (Hss.)    Ober   cod.    Ashburnh.   8.  X 

CMFrancken,  BerlphWschr.  1890,  331.        10  (Ausg.)  by  CEHaskina,  Lond. 

1889.  11  (kritisch)  CMFrancken,  Mnemos.  16,  391.  17,  56.  18,  5. 
WRHardie,  class.  review  4,  13.  804,  1  (Caesius  Bassus)  FLeo,  d. 
beiden  metr.  Systeme  des  Altertums,  Herrn.  24,  280.  305>  9  (Petro- 
niuB)  Über  vermeintlich  petronische  Glossen  GGötz,  quaestt.  misc.  III, 
Jena  1889.  306*  2  (Calpurnius)  über  dessen  Benutzung  durch  Modoin 
Naso  EDiimmler  NArchfadG.  11,  76.  807,  6  (Aetna,  Kr  it.)  PDam8te\ 
Mnem.  17,  193.  313.  3  (PliniuB  d.  ä.,  Kunstgesch.)  AElHolwerda,  de 
pictorum  hist.  ap.  PI.,  Mnemos.  17,  326.  5  (Sprache)  JThfissing,  de 
tempp.  et  modis  in  enuntiatis  pendentibus  ap.  Plin.,  Prag  1890.  317,  2 
(Valerius  Flaccus,  Vorbilder  u.  Nachahmer)  MManitius,  Phil.  48, 
248.  6  JPeters,  de  Val.  Fl.  vita  et  carmine,  Königsb.  1890.  —  HKöstlin, 
Phil.  48,  647.  320,  4  (Silius  Italicus)  JFranke,  de  Sil.  Punicorum 
tropis,  Mflnst.  1889.            5    (Hs.   in   Budapest)  LBauer,  JJ.139,  796. 

6  (Ausg.)  ed.  LBauer  I,  Lps.  1890.  —  JSvanVeen,  Mnemos.  17,  368. 
321,  8  (Statius)  Theb.  deutsch  v.  Almhof  II  (B.  7—12),  Ilmenau  1889. 
9  (Kritisches)  ESchwarz,  ind.  lect.  Rost.  1889  p.  4. 

322  (Marti alis),  4  (B.  14)  RUllrich,  studd.  Tibull.,  Berl.  1889,  75. 

7  (Sprache)  EStephani,  de  Martiali  verborum  novatore,  Bresl.  1889. 
ERenn,  d.  griech.  Eigennamen  b.  M.,  Landsh.  1889.  323,  7  (Sulpiciae 
sat.)  hrsgg.  auch  in  Peiper's  Ausonius  p.  413.  325,  8  (Quintimanüb, 
Quellen,  Dion,  Halic.)  HUsener,  Dion.  Hai.  de  imit.,  Bonn  1889,  110. 
(Sprache)  PHirt,  d.  Substantivierung  deB  Adjektivs  bei  Quint.,  Berl.  1890. 

10  (Kritisches)  H Peters,  Kassel  1889.  MKiderlen  (B.  5  u.  6),  JJ.  139, 
484;  BlfdbayrG.  25,  324.  445.  508.      11  Fleiter,  de  minor.  Qi  decll.,  Mfinst. 

1890.  827,  6  (Frontinus,  strateg.)  PEsternaux,  d.  Compos.  von  Fr. 
str.,  Berl.  1889.  E Fritze,  de  Front,  str.  libro  IV,  Halle  1889.  MSchanz 
Phil.  48,  674.  328,  2  (Aemilius  Asper)  Ober  seine  Zeit  (Anfang 
des  3.  Jabrh/)  GLämmerhirt,  commentt.  Ienens.  4,  401.  ~  331  (Iovk- 
nalis),  1  (Leben)  EHübner,  WschrfklPh.  1889,  1340.  1369.  HJdeDom- 
pierre  de  Chaussepie",  de  titulo  IRN.  4312  (==  CIL.  10,  5382)  ad  luv.  per- 
peram  relato,  Hagae  Com.  1889.  7  (Schol.)  WHoehler,  scholia  luv.  in- 
edita,  Kenzingen  1889.  WSchulz,  Herrn.  24,  481.  12  (Krit..  Erkl.) 
JBMispoulet  (aber  Sat.  4),  rev.  de  phil.  12,  32.  NBob,  z.  Krit.  und  Erkl. 
v.  Juv.  Satt.,  Kaiserslautern  1889.    LNiessen,  quaestt.  luv.,  Münst.  1889. 

338  (Tacitus),  5  (Reden  bei  T.)  EFAnacker,  de  oratt.  et  epp. 
Tac.  opp.  intextis,  Marb.  1889.  15  (Vorbilder)  MZimmermann,  de  Tac. 
Senecae  philos.  imitatore,  in  d.  Bresl.  phil.  Abh.  5  (1889).  16  (Sprache) 
AWeisssteiner,  de  nonnullis  stili  Tac.  proprietatibus,  Brixen' 1888.  OUhlig, 
fork  pobet  und  pobbnt  bei  Tac. ,  Schneeb.-  1889.  335,  4  (Agr.)  ed. 

AESchoene,  Berl.  1889.  330,  6  (Germ.)  erkl.  v.  ÜZernial,  Berl.  1890. 

339,  5  (Kritisches)  CMFrancken,  Mnemos.  17,  354.  340  (Plinius 

d.  j.),  8  (Sprache)  ACorradi,  in  Plin.  obss.  ad  orationem  usw.,  Bergamo 
1889.  9  (Briefwechsel  m.  Traj.)  CGIWiide,  de  Plin.  et  Trau  epp. 

mut.,   Leid.  1889.  12  (panegyr.)  GSuster,   emendamenti,  riv.  di  fil. 

17,  616;  de  Plinio  Ciceronis  imitatore,  ebd.  18,  74.  343,  3  (Fl.  Caper) 
GKeil,  de  Fl.  Capro  gramm.,  Halle  1889  (dies.  Hai.  10,  243).  344,  4 

(colon.  lib.)  ein  neues  gromatisches  Fragment  inhaltlich  mit  d.  üb. 
colon.  verwandt  aus  einem  cod.  zu  Rh  ei  ms  bei  LDemaison,  bull.  hist.  et 
phil.  du  comite*  des  trav.  hist.  et  Bcientif.  1888,  19.  347,  11  (Sueto- 

nius)  JWBeck,  ein  verkanntes  Suetonfragm.,  ArchfLexikogr.  6,  261. 
348,  6  (Florus,  Krit.)  ESchwarz,  ind.  lect.,  Rost.  1869.        7  (Sprache) 
EWölfflin,  d.  ersten  Spuren  des  afrikan.  Lat.  (bei  Florus),  ArchfLexikogr. 
6,  1.  352,  2  (Terentius  Scaurua)  GSchepss,  ArchfLexikogr.  6,  253. 

355,  10  (Fronto,  Krit.,  Sprache)  LValmaggi,'  quaestt.  Frontonianae, 
Eporediae  1889. 


Nachträge  zu  §  366—500.  1317 

867,  1  (Apulkiüs,  Met.)  AFirenzuolo,  l'asino  d'oro  di  Apul.,  Parma 
1889.  8  d  (physiogn.)  RFörster  (gegen  Loxua  -=  Eudoxus),  RhM.  43,  506. 
Über  eine  frühere  Ausgabe  des  lib.  physiogn.  RFöreter,  quaestt.  physiogn., 
Kiel  1890.  368  (Minucius  Felix),  6  (Krit.)  AJKronenberg,  Minuciana. 
Leid.  1889.  JvdVliet,  Mnem.  17,  143.  9  (fragm.  Muratori)  AHarnack, 
Zf  Kirchenge  seh.  3,  368.  696  (nach  neuer  Vergleichung  d.  Hs.).  373  (Ter- 
tullianus),  6  opp.  ed.  AReifFerscheid  et  GWissowa  I,  Wien  1889 
(=  Wiener  Corpus  Bd.  20,  1).  —  Tert.  apolog.  ed.  FLäonard,  Namur  1881. 
THBindley,  Oxf.  1889.  —  WHartel  (de  spectt,  idol.,  ad  natt.),  Wien.  SBer. 
120.  121.  —  (Hss.)  JvdVliet,  Mnemos.  18,  62.  9  (Itala)  FKehr,  die 

Quedlinburger  Italafragmente,  Mitteil.  d.  Inst.  f.  Öatr.  Geschichtsforsch.  10, 
2  (1889).  HLinke,  Studd.  z.  Itala,  Bresl.  1889.  FZimmer,  d.  Galaterbrief 
im  altlat.  Text  als  Grundlage  f.  einen  textkrit.  Apparat  der  Vetus  Itala, 
Königsb.  1887  (Theol.  Studd.  aus  Ostpreußen,  Hft.  1).  CWunderer,  Bruch- 
stücke einer  afrik.  Bibelübers.  in  der  pseudocypr.  Schrift  exhortatio  de 
paenitentia,  Erl.  1889.  Sßerger,  le  palimpseste  de  Fleury:  fragments  du 
nouv.  test.  en  Latin,  Par.  1889.  10  FLoofs,  d.  Hss.  des  lat.  Irenaeus, 

Lpz.  1890.  874,  8  (Porphyrio)  JStowasser,  Wien.  Studd.  12,  12t. 

375,  1  (C.  Saüius  Aristaenetus  orator  maximus)  HDessau,  Herrn.  25,  158. 
379  (Censorinus)  6  de  die  nat.  ad  codd.  denuo  collatt.  rec.  ICholodiriak, 
Petersb.  1889.  882  (Cyprianus),  6  GMorgenstern,  Cyprian  als  Philo- 

soph, Jena  1889.  Le  Provost,  ätude  sur  Cyprien,  Paris  1889.  384  (Com- 
modianue),  4  HSchneider,  Casus,  Tempp.  u.  Modi  b.  Commod  ,  Nürnb. 
1889.  —  MManitius,  RhM.  46,  317.  385,  8  (Victorinus  Petabio- 
nensis,  in  apocalypsim)  JHaussleiter,  ZfkirchlWiss.  1886,  239.  386,  1 

(Nemesianus,  Benutzung  des  Val.  Fl.)  MManitius,  RhM.  44,  643. 
390  (Cornelius  Labeo),   1  JMülleneisen ,  de  Com.  Labeonis  fragmentis, 
studiis,  adsectatoribus,  Marb.  1889.  892,  4  (Scriptt.  hist.  Aug.) 

Mommsen,  Herrn.  26,  228.    PHabel,  WschrfklPh.   1890,  418.  393,  1 

(cod.  Greg.  u.  Hermog. ,  Namen  der  Zusammensteller)  Mommsen,  ZfKG. 
23,  347.  9  (de  pretiis  rer.  ven.)  Mommsen,  Herrn.  26,  17.  397.  10 
PBrandt,  das  Leben  des  Lactantius,  Wien.  SBet.  B.  120  (1890).  —  FMar- 
bach,  d.  Psychologie  des  Lact.,  Halle  1889.  898,  5  (Pervigil.  Ven.) 

GPiazza  studio  crit.  int.  al  pervig.  Yen.,  Trani  1889.  498,  5  (Iuvencus, 
Sprache)  JTHatfield,  a  study  of  J.,  Bonn  1890.  7  (lau des  domini) 

RPeiper,  ZflJG.  41,  106.  412  (Itineraria),   8  Peregrinatio  ad  loca 

sancta  ed.  JPomialowsky,  Petersb.  1889.  PGeyer,  krit.  Beitr.  zu  Silviae 
peregr.,  Augsb.  1890.  415  (Eutropius),  7  Z.  12  JSorn,  II,  Laibach  1889. 
422  (Damasus),   2  MManitius,  RhM.  46,  316.  431  (Servius),  2 

GL&mmerhirt,  de  priscorum  scriptt.  locis  a  Servio  allatis,  commentt.  Ienens. 
4,  Sil. 

434,  9  (HieronymuB,  chron.)  Über  den  cod.  Oxon.  EGHardy,  journ. 
of  phil.  18,  277.  489  (Claudianus),  4  EStöcker,  de  Claudiam  vett. 

rerum  romanarum  scientia,  Marb.  1889.  440  (Augustinus),  10  (civ. 
dei)  GBoissier,  rev.  d.  d.  mond.  15.  Jan.  1890.  18  CFVrba,  Beitr.  zur 

Gesch.  der  augustinischen  Textkritik,  Wiener  SBer.  119.  457,  2  (Cas- 
sianus)  MPetschenig,  Wien.  Studd.  12,  151.  461   (cod.  Theodos.) 

OSeeck,  ZfRG.  23,  1.  177.  Mommsen,  die  Benennung  der  Constitutionen- 
Sammlungen,  ZfRG.  23,  346.  463,  6  Über  Pelagonius  jetzt  besonders 
Bachelor,  RhM.  45,  331.  469,   6  (Gelasius  de  libr.  recip.  et  non 

recip.)  JFriedrich,  Münch.  SBer.1888  1,  64. 


Alphabetisches  Register. 


■Die  Zablen  vor  einem  Komma  und  Zahlen  ohne  Komma  bezeichnen  die  Kammern  des 
Textes  (die  Paragraphen);  die  Zahlen  nach  einem  Komma  beziehen  sich,  auf  die  Anmerkungen. 


A. 

ab  actis  senatus  216,  1. 
abecedarii  hymni  440,  8. 

460,  5.  464,  12.    473,  4. 

474,  2.  491,  9. 
Ablabius  485,  3. 
Ablavius  33,  2.     486,  3. 
Abronius  Silo  252,  14. 
Abschreiben  37,  4.  89,  4. 

41,  8. 
Absyrtus  432,  9. 
Abuccius  192,  1. 
Aburniua  Valens   360,  4. 
academica  des  Cicero  184, 

7.  des  Augustin  440,  5. 
Accius  (L.)  134.  8.  Attius. 
Achilleis  (des  Statins)  321, 

3  u.  10. 
Achilles    in    parthenone 

398,  13. 
Acholius  387,  1. 
Acilia  und  Acilius  Luca- 
nus 297,  11. 
Acilia  lex  163,  2. 
Acilius  (C.)  127,  2. 
Acilius  (L.)  125,  4. 
Acilius  Qlabrio  421,  2,  d. 
Acilius  Piso  414,  5. 
Aconia  430,  1. 
Acro  374,  1. 
acrosticha  26,  3. 
acta  diurna  oder  populi 

216,  2. 
acta    fratrum     arvalium 

66,  2. 
aetamartyr.  Scillit.373,10. 
acta  Perpetuae  et  Felic. 

373,  10. 
acta  sanetorum  499,  6. 
acta  Bcaenica  166,  5. 
acta  senatus  216,  1. 
Acte  (Einteilung  in)  16, 7. 
actiacum  bellum  252,  9. 


actibus  apost.  (de)  491,  2. 
actiones  88,  3.  Vgl.  legis 

actiones. 

actio  Rutiliana  142,  1. 
actores  atellanarum  9,  4. 
actores  comoediarum  15, 

1.  16,  3.  4.  14. 
actores  seeundarum  8,  7. 
actores  tragoediarum  13, 

4. 

ActoriusNaso(M.)  210, 10. 
actuarii  44,  8. 
Aculeo  154,  6. 
ad  (edictum  etc.)  49,  6. 
Adamantius  u.  Martyrius 
'472,  6. 

Adananus  472,  9. 
Adelphius  422,  8. 
*Adeeio  109,  3. 
admiranda  des  Cic.  186, 4. 
adnotare  41,  2. 
Adventus  389,  3. 
Aebutius    Liberalis    289, 

4E.  vgl.  297,  10. 
Aedituus  s.  Valerius. 
aegritudo  Perdiccae  31, 5. 

476,  8. 

Aelianus  326,  17. 
Aelius  Cordus  381,  4gE. 
Aelius  Donatus  409. 
Aelius  Festus  s.  Aphtho- 

nius. 

Aelius  Gallus  208,  4. 
Aelius  Lamia  17, 4.  254,3. 
Aelius  Lampridiu8  402, 1. 
AeliuB  Marcianus  378,  2. 
Aelius  Maurus  381,  5. 
Aelius  Melissus  362,  4. 
Aelius  Paetus  (P.)  125,  1. 
Aelius  Paetus  (Sex.)  125, 2. 
Aelius  Sabinus  381,  6. 
Aelius  Saturninus  274,  2. 
Aelius  Serenianus  375,  1. 
Aelius  Spartianus  392,  4. 


Aelius  Stilo  148,  1. 
Aelius  Tubero  (L.)  172,  *. 
Aelius  Tubero  (Q.)  Stoiker 

139,2.  Historiker  208,1. 
Aelius  Veras  363,  2. 
Aemilia  Pudentilla  366, 3. 
Aemilianus  (Fabius)  131,2. 
AemilianUB  (Pallad.)  4lu. 
Aemilianus  (Scipio)  131, 1. 
Aemilianus  Strabo  366, 2. 

4.  367,  2. 
Aemilius  (C.)  240,  3. 
Aemilius  Asper  328,  2. 
Aemilius    Epictetus    eive 

Hedonius  391,  1. 
Aemilius  Lepidus  Porcina 

(M.)  131,  6. 
Aemilius  Lepidus  (Illrir) 

217,  2. 
Aemilius  Macer  223,  4. 

Jurist  378,  3. 
Aemilius  Magn.  Arborius 

417,  6. 
Aemilius  Papinianus  371. 
Aemilius       rarthenianus 

381,  5. 
Aemilius  Paulus  (L.)  123,8. 
Aemilius  Probus  198,  7. 
Aemilius  Scaurus(M.)136, 

10.  Sein  Urenkel  (Mam.) 

276,  2. 
Aemilius  Severianus  363, 

6. 
Aemilius  Sura  277,  5. 
Aeneaden  228,  5. 
Aeneas  228,  5. 
aenigmata  26,  1. 
Aeserninus  267,  8. 
aesopische  Fabeln  27,  2. 
Aesopas,         Mimograph 

264 ,    6.      Schauspieler 

13,4. 
aestuariis  (de)  166,  6,  c. 
Aetherius  457,  4. 


Alphabetisches  Register. 


1319 


Aethicus  Ister  497, 1.  vgl. 

453,  5. 

Aethiopis  192,  9. 
aetia  des  Varro  166,  4,  f. 
Aetius  464,  1.  8.  10. 
Aetna  307. 
Afer,  s.  Domitius,  Teren- 

tiiiB. 
Afranius  (L.)  146  vgl.306,1, 
'AfraniaB'  476,  4. 
Afranius  Burrus  287,  2. 
Africa  S.  870. 
africanische  Latinitat  S. 

870;    vgl.  366,  6.    370, 

2  gE.  480,  9. 
africanische  Redner  45,  3 

vgl.  8.  666. 

africanum  bellum  197,  7. 
Africanus  (Scipio)  der  äl- 
tere 56, 1,  123, 6.  dessen 

Sohn  127,  3. 

Africanus  der  jung.  131,1. 
Africanus  s.  Caecilius,  Iu- 

lius. 
Agaunens.     abbat,     vita 

494,  8. 
AgeUius  366,  U 

Aggenus  Urbicus  447,  1. 
Agnes  491,  4. 

Agorius  s.  Vettiua. 

agraria  (de  lege)  179,  16. 

Agricius  421,  2,  d. 

agrimensores  58. 

Agrippa  220,  10. 

Agrippina  286,  6. 

Agroeeius  467,  11. 

Ahnenbilder  81,  1  ff. 

Aietius  Pastor  268,  6. 

Akademie,  alte  und  neue, 

in  Rom  50.    Einfluß  auf 
die  Beredsamkeit  60,  4. 

Akrosticha  26,  3. 

akrostichische  argumenta 
zu  Plautus  99,  2. 

Alarich  II.  488,  2 

Alarici  breviarium  488,  2. 

albanischer  Agon  319,  4. 

Albericus  42,  10. 

Albino  vanus  Celsus  242,6. 
Pedo  262,  6. 

Albinus  431,  4.  444,  6. 
454,  1  f.  478,  1.  Philo- 
soph 407,  6.  Dichter 
383,  5.  Metriker  406,  3. 
Auch  s.  Clodiu«  und  Po 
stumius. 

Albinus  (Alcuin)  427,  7. 
600,  3. 

Albius  Ovidius  23,  3. 

Albiuß  Tibullus  245. 


Albuciue,  L.  s.  Abuccius. 
Albucius  (T.)  141,  3. 
Albucius  Situs  268,  4. 
album  76,  2  f.  77,4. 
Alchimie  406,  3  gE. 
Alcimus  417,  3.  474,  6. 
Alcuin  8.  Albinus. 
Aldhelmus  600,  2. 
aleatoribus,    de  368,   7. 

882,  2  gE. 
Alethius  417,  2  f.   439,  6. 
Alexander  Ephesius  414,5. 
Alexander  Neckam  450, 4. 
Alexander  Numenius  451, 

1. 
Alexander  Polyhistor  161, 

1. 
Alexandersage  899. 
Alexander  Severus  376, 1. 
Alexander  Trall.  498,  6. 
Alexandh    ad    Aristotel. 

epist.  399,  4. 
Alexandri   cum  Dindimo 

collatio  899,  4. 
Alexandri  itiuer.  412,  4. 
alexandrinum  bellum  197, 

1.  6. 
Alexis  225,  2. 
Alfenus  Fortunatus  34,  2. 
Alfenus  Varus  208,  8  vgl. 

224    3. 

Alfius  Historiker  137,  9. 
Alfius   (Alphius)    Avitus 

863,  6. 
Alfius  Flavus  268,  9. 
alimentariae     ( tabulae ) 

880,  6  c. 

Alimentus  8.  Cincius. 
Alliteration  93,  1. 
Alphabet     (lateinisches) 

93,  6.     versus  de  alph. 

500,  4. 
Alphius  8.  Alfius. 
Alpinus  192,  6. 
Altercatio  Heracliani  cum 

Germinio  435,  4.    alter- 
catio  Simonis  et  Theo- 

phili  467,  8. 
Altertumsforschung     bei 

den  Römern  41. 
Alypiuä  422,  3. 
Amafinius  173,  1.  3. 
Amaryllis  226,  2. 
Amazon! b  243,  3. 
Ambivius  (L.)  16, 13.  14.; 

M.  64,  3. 
Amblichus  (Iambl-)  486, 

5. 
ambrosianus  des  PlautuB 

99,  9  f.;  cantus  433,  4. 


Ambrosiaster418,5.435,4. 
Ambrosius  433. 
Ammianus      Marcellinus 

429. 
Ammonius  401,  7. 
amöbäische  Form  3,  2 
Amoenus  474,  2. 
amores  des  Ovid  248,  1  f. 
Ampelius  359,  1—3.    — 

466,  4. 

Ampius  Baibus  210,  10. 
anacyclici  versus  26,  4. 
analogia  (de)  von  Caesar 

195,  4. 
Auastasius  Gramm.  401, 7. 

436,  7   (Papst).    492,  2. 

Panegyrikus  auf  Kaiser 

A.  481,  6. 
Aoatolius  488,  6. 
Anauni  286,  5. 
Ancyran.  mon.  220,  4. 
Andarchius  477,  10. 
Andronicus  (Livius)  94. 
Andronicus    (  Pompi  lius ) 

169,  6. 
anecdota  des  Oic.  186,  3. 
anecdotum  Parisinum  41, 

2. 

anecdotum  Cavense  41,  2. 
anecdotum    Holderi  483, 

2  E.  Piechottae  463,  7. 
Anianus  443,  4.  488,  2. 
Anicia  Proba  422,  3. 
Anicius  Iulianus  426,  1. 
Anioius  Probus  422,  8. 
Annaeus  Cornutus  299,  2. 
Annaeus  Lucanus  803. 
Annaeus  Mela  269,  2. 
Annaeus  Novatus  268,  7. 
Annaeus   Seneca,    Vater 

269;  Sohn  287-290. 
Annaeus  Serenus  287,  2. 
annales  37.   annales  pon- 

tificum  76.  annales  ma- 

ximi  76,  1—5. 
annales  des  Ennius   101. 

des  A.  Furins  160, 1.  des 

Tacitus  838. 
annalis  y.  Atticus  1 72, 2,  b. 
Annalisten  87. 
Annianus  853,  4. 
Annius  (G.)  19,  1. 
Annius  Bassus  341,  11.' 
Annius  Cimber  209,  12. 
Annius  Fetialis  259,  8. 
AnniuB     Florus    341,    7. 

348,  8. 

Annius  Luscus  136,  6. 
anonymus  Bobiensis  419, 

6;  Cuspiniani  413,  3E.; 


1320 


Alphabetisches  Register. 


Nilanti    284,    4;    Nori- 

sianus  413,  2  (III);  Ra- 

vennas  497,  3;   Valesii 

429,  9. 

Anser  233,  3. 
Ansileubus  42,  8. 
Anthedius  426,  5.  466,  4. 
AnthiaDUß  378,  6. 
Anthimus  487,  1—3. 
anthologia   latina  31,  4. 

476,  1. 

Anthologie,  erot.  31,  1. 
Antias  s.  Furios  u.  Vale- 

rius. 

Anticato  Caesars  195,  7. 
Anüoohu8(Philo8oph)  157, 

5E.  161,  1.  —  461,  1. 
Antipater  Acanth.  471,  1. 
Antipater  (Cael.)  137,  5. 
Antipater  Gallus  387,  4. 
antiquitatum     libri     des 

Varro  166,  4. 
Antistius  Capeila  370,  1. 
Antistius  Labeo   207,   6. 

der  Sohn  265,  lf. 
Antistius  (P.)  158,  4. 
Antistius  Sosianus  304,  4. 
Antistius  Vetos  291,  5. 
Antonini  itiner.  412,  2. 
Antoninus  Aquila  364,  3. 
Antoninus  gramm.  364,  3. 
Antoninus      philosophus 

863;  martyr  412,  8. 
Antoninus  Pius  354,  1  f. 
Antonius  (Redner)  426,  2. 
Antonios,  C.  180,  1. 
Antonius  Castor  283,  1. 
Antonius  Gnipho  159,  5. 
Antonius  Honor.  469,  6. 
Antonius  Iulianos  314,  5. 

—356,  1. 
Antonius   (Iullüs,  Iulius) 

242,  6. 
Antonius   Liberalis    297, 

10. 
Antonius  (M.)  der  Redner 

152,  1  f. 
Antonius  (M.)  der  Trium- 

vir  209,  3. 

Antonius  Musa  263,  7. 

Antonius  Panurgus  263,4. 
Antonius  Rufusl7,4. 254,3. 

anulo  (de)  251,  6. 

Apelles  461,  1.    Tragöde 
13,  5. 

Aper  (M.)  815,  3. 

apez  170,  4£. 

Aphthonius  395,  1. 

Apioius  283,  2. 

Apingrius  494,  1. 


apocolocyntosis  des  Se- 
neca  289,  7. 

Apollinaris  55,  3.  467,  2. 
Tragöde  13,  6.  Kritiker 
328,  3.  Vgl.  Aurelius, 
Domitius,  Sulpioius  und 
Sidonius. 

Apollodorus  Pergamenus 
44,  10.  241,  3. 

Apolloniense  monumcn- 
tum  220,  4. 

Apolloaius  Chalced.  und 
Nicomed.  358,  2.  368,  1. 
373,  1  Z.  3.  Dyscolus 
363.  Rhod.  317,  2.  Tya- 
neus  366,  3.  Tyrius  489. 

apologeticum  des  Tertul- 
lian  373,  4. 

apologeticum  Carmen  dos 
Commodianus  384,  2. 

apologia  des  Apuleius 
367,  1. 

apophthegmata  des  Cato 
121,5;  des  Caesar  195, 5. 

apostolorum  actus  491, 2. 

appendix  Probi  300 ,  7  b. 
fabularum  264,  4. 

Appianus  356,  2. 

Appius  8.  Claudius. 

Applaudieren  45, 4. 466, 3. 

Aprissius  151,  6. 

apud  49,  6. 

Apuleius  (L.)  41,  1. 

Apuleios  Mad.  366  f. 

Apuleius  Barbaras  367,8  b. 

Apuleius  Celsus  294,  2.  4. 

Apuleius  minor  367,  10. 

Apuleius  Saturn.  141,  6. 

Aquae  apollinares  412,  5. 

Aquila  191,  4.  364, 8.  Ju- 
rist 378,  5.  Aq.  Roma- 
nos 388.  Vgl  Antoninus. 

Aquüinus  431,  4.  Vgl. 
Iulius,  Iuvencus. 

Aquilius,  Palliatendichter 
107,  3. 

AquiliuB  Gallus  174,  1  f . 

Aquilius  Niger  255,  5. 

Aquilius  Regulus  326,  3. 

Aquilius  Severua  422,  7. 

Aqoinos  212,  8. 

aquis  (de)  von  Frontinus 
827,  6. 

Aradius  Rofinos  423,  3. 

Aratea  des  Cicero  177»,  1 ; 
des  Germanicus  275, 4  ff.; 
des  Avienus  420,  2. 

Arator  491,  1—3. 

Arbiter  s.  Petronius. 

Arbogast  391, 1.  474, 1. 


avboribus  (de)  von  Colo- 
'  mella  293,  3. 
Arborius  417,  5. 
Arbronius  Silo  252,  14. 
ArcadiuB  Charisins  404,  1. 
Archagathus  55,  1. 
Archelaus  (Laelius)  148,3. 
Archia  (pro)  179,  26. 
archimimae  8,  8. 
archimimus  8,  7. 
Archippus  329,  3. 
Architectur  57. 
Archive  36,  3. 
Ardea  69,  4. 
Arellius  Fuscus  268,  3. 
Argentaria  Polla  303,  4. 
ArgentariuB  268,  6  K. 
argonautica     des    Varro 

Atacinus  212, 1 ;  des  Va- 

lerios  Flaccos  317. 
argumenta  zu  den  plauti- 

nischen  Stücken  99,3;  zo 

den  terenzischen  109,  3. 
Arianische    Fragm.    418, 

10. 
Aristides  156,4  (Miles.)  — 

363  (Ael.). 
Aristius  Fuscus  242,  1. 
Aristo  s.  Titius. 
armenischer  EuBeb.  434, 9. 
Armillatus  326,  5. 
Arnobiu8  396;  iun.  469,1. 
Arria  302,  2  f. 
Arrianus  227,  2  gE. 
Arrianu8    (Maturus    und 

Severos)  342,  8. 
Arriu8  AntoninUB  324,  4. 
ArriuB  Menander  372,  4. 
Arruntius  294,  1.  (L.)  259, 

7. 
Arruntius  Celsus  367,  3. 
Arruntius  Claudius  431,9. 
Arruntius  Stella  323,  1. 
ars   amatoria    des    Ovid 

248,  6.   vgl.  847,  3. 
ars  Bernensis  482,  6. 
ars  Donati  409,  2. 
ars  poet.  d.  Hör.  239,  7. 
ars  vaticana  300,  7  b. 
Artemidorus  319,  5. 
artes  liberales  166,  6,  a. 
Artorius  Proculus  263,  4. 
aruales  fratres  65. 
Arulenos  Rusticus  329,  2. 
Arusianos  427,  4. 
Arzneimittellehren  55. 
Ärzte  in  Rom  65,  1. 
Asclepiades  430, 2.  s.  Askl. 
Asciepiadius  421,  9. 
Aaclepiodotufl  392,  8. 


Alphabetisches  Register. 


1321 


Asclepius  367,  8,  a.  460,  8. 
Asconius  Ped.  295.    Sein 
Sohn  820,  3E. 
Asellio  s.  SemproniuB. 
Asellius  SabinuB  274,  1. 
aeianische  Beredsamkeit 
44,  11  Tgl.  171,  1. 
AsiliuB  und  Asillius  274, 1. 
Asinius  Celer  286,  1. 
Asinius  Gallus  276,  3. 
Asiniua  Pollio  221. 
Asinius      Pollio      Trall. 

221,  8. 

Aainius  Quadratus  381,  1. 
Asklepiades    aus   Klazo- 

meoae  218,  3.  s.  Ascl. 
Asklepiades  Prus.  55,  1. 
Asmenius  421,  9. 
Asmonius  405,  4. 
Asper  482, 3.  Auch  s.  Ae- 

miliufl. 

aspiratione  (de)  472,  5. 
Asprenas  und  Aaprenates 

267,  2. 

Asprianus  387,  6. 
asse  (de)  344,  5. 
Asteria  323,  1. 
Asterius  478,  6. 
Astrologie  52. 
Astronomie  bei  den  Rö- 
mern 62. 
astronomia   des  HyginuB 

262,  5. 
astronomica  des  Manilius 

253,  2—8. 
Astyagius  472,  2. 
Astyanax  387,  4. 

AtacinuB  8.  Varro. 

Atedius  Melior  324,  1. 

Ateius  Capito  266,  3  f. 

Atems  (G.)  174,  6.' 

Ateius  Philologus  211,  1. 

Ateius  Sanctus  370,  1. 

Atellanae  9  f. 

Atellani  9,  4  f. 

Aterianu8  387,  3. 

Athanasius  469,  12. 

Athenaeum  346,  3£. 

Athenodotus  855,  3. 

AtherianuB  387,  3. 

Atilia  Pomptilla  368,  9. 

Atilicinus  298,  4. 

Atilius  Gaiatinus  88,  3. 

Atilius  Fortunat.  405,  6. 

Atilius  (L.),  Jurist  126,  4. 

Atilius,  Palliatendichter 
107,  2.  Schauspieler  16, 
1*  Tgl.  107,  2. 

Atistia  163,  7. 

Atratinus  's.  Sempronius. 


Atrectus  Buchhändler219, 
21. 

Atrius  332,  9. 
Atta  s.  Quintius. 
Attalus  287,  1. 
Atticisten  in  Rom  S.  278. 
283. 

AtticuB  (T.  Pomponius) 
172  mit  A.  1  f.  Ciceros 
Briefe  an  ihn  188,  2. 
Auch  s.  Censorius,  Iulius, 
Vipsanius. 

Atticus  Mimograph  324, 2. 
AtticuB  des  Ovid  247,  2. 
Atticus  (Rhetor)  44,   10. 

326,  17. 
Atticus  (Herodes)  356,  3. 
attische  Beredsamkeit  44, 

11. 
Attius  (L.)  134. 
Attius  (Labeo)  307,  6. 
Attius   Patera  und  Tiro 

Delphidius  401,  8. 
auctoritas  prudentum  48. 
aucupio  (de)  386,  3. 
Audaz  448,  4.  482,  4. 
Aueliana  collectio  453,  4. 
Aufidia  174,  3. 
AufidiuB  (Cn.)  156,  4.  — 

414,  6. 

Aufidius  Bassus  277,  2. 
Aufidius  Chius  328,  1. 
Aufidius  Fronto  364,  2. 
Aufidius  Modestus  231,  6. 
Aufidius     Namusa     und 

Tucca  174,  6. 
Aufidius  Victorinus  364,2. 
Aufschriften    auf   Weih- 
geschenken usw.  83. 
AufuatiuB  199,  8. 
Augenarzte  66,  2. 
Auguralschriftsteller  42 , 1 . 
auguriis  (de)  von  Cicero 

184,  18. 
Augurinus  (Sentius  oder 

SeriuB)  332,  6. 
augurum  libri  etc.  77,  lf. 
augustae  hist.  Bcriptores 

392.  402. 

augußtische  Zeit  219. 
Augustinus  440. 
Augustodunum  391,  7.  8. 
Augustus  220,   1—6  vgl. 

S.  462.     Verhältnis    zu 

Horaz  236,  3. 
Auian(i)u8    460 ;     novus 

460,  4. 
Auian(i)us  Laetus  452,  6. 
Auienus  420. 
Auitus  443,  6E.  —  467, 


2  u.4.  —  Viennensis  474, 

6.  476,  6:  auch  s.  Alfius, 

Lollianus,  Octavius. 
aulularia  des  Plautus  97, 

3.     Vgl.  421»,  1. 
Aurelianus  887,  5;  auch 

s.  CaeliuB. 
Aurelius  (Bischof)  456,  2. 
Aurelius  (M.)  Kaiser  363. 
Aurelius  Apollin.  385,  3. 
Aurelius  Augustinus  440. 
Aurelius  Charisius  404, 1. 
Aurelius  Cotta  153,  4. 
Aurelius   Cotta  Maximus 

267,  6. 

Aurelius  Festivua  387,  6. 
Aurelius  Opilius  159,  4. 
Aurelius  Philippus  379,  7. 
AureliuB  Prudentius  436. 
Aurelius,  C,  Romulu831,4. 
Aurelius  Scaurus  141,  6. 
Aurelius  SymmachuB  425. 
Aurelius  Verus  381,  6. 
Aurelius  Victor   414,    1. 

Sex.  414. 
Aurunculeius  Cotta  197,9. 
Ausonius  421. 
Au8piciu8  474,  1. 
authenticum  488,  9. 
Autobiographen  37,  7. 
Auxanius  466,  11. 
Auxentius  418,  1.  433,  1. 

—  418,  10. 
axamenta  64. 
Axiua  187,  3. 
Axius  Paulus  421,  2,  m. 

421»,  1. 

B. 

Babrius  383,  4. 

Bacchides des  Plaut.  97, 9. 

Bacchus  poeta  26,  3. 

Bachiarius  443,  5. 

Baebius  (C.)  163,  5. 

Baebius  Longus  364,  1. 
Macrianus  379,  7. 

Baebius  Macer  256,  5. 

Baebius  Massa  326,  4. 

Baeda  600,  3. 

Balbillua  291,  6. 

Balbinus  b.  Caelius. 

Balbo,  pro,  179,  36. 

Baibus  s.  Ampiu8,vCae- 
cilius,  Cornelius,  Heren- 
nius,  Laelius,  Lucilius. 

Balbus  mensor  344,  3  f. 

Balista  229,  1. 

Bandusia  234,  4  E. 

Bantina  tabula  163,  1. 

barbari  excerpta  lat.  498,7 


1322 


Alphabetische*  Register. 


Barea  Soranus  299,  8. 

Barras  b.  BetutiuB. 

Barth  (Caspar)  323,  5. 

Basilides  358,  2. 

Basilius  421,  9. 

Basilius  Caesar.,  lat.  400,6. 

Bassinus  373»  2. 

Bassula  441,  4. 

BassuluB  332,  8. 

Bassas  254,2.  318,2.  324, 
2.  402,  2.  403,  1.  448,  4. 
Vgl.  Aufidius,  Caesius, 
Calpurnius,  Gavius,  iu- 
lius,  Saleius. 

Bathyllus  8,  13. 

Batrachus  430,  2. 

Battarus  200,  2. 

Battus  poeta  26,  3. 

Baviua  233,  2. 

Beda  (Venerabilis)  600, 3. 

Begone,  Begoe  77,  5. 

Beinamen  3,  2. 

Belisarius  scbol.  473,  6. 

bella  des  Sallust  206,  7. 

Bellicus  463,  3. 

bellum  actiacum  252,  9. 
afric.  alez.  bisp.  197, 6  bis 
8;  civile  des  Caesar  196, 
10  f. ;  des  Lucan  303,9 ;  bei 
TetroniuB  306,  3  f.;  b. 
dacicum  332, 3 ;  gallicum 
196,  7  f.  197,6;  istricum 
130, 1 ;  parthicum  332, 3 ; 
punicum  95,  8;  aiculum 
252,  6. 

Bembinus  109,  2  —  5. 

Beredsamkeit  bei  den  Rö- 
mern 43  —  46.  Vgl.  S. 
278  f.  468.  633. 

Bertechramnus  491,  12. 

Beschreibungen  im  Epos 
20,  1. 

Beschwörungsformeln  85,  . 
1. 

Bestia  (L.)  141,  6. 

Betilienus  163,  3. 

betonica  263,  7.  367,  8  b. 

BetutiuB  Barr  äs  163,  8. 

Bibaculus  s.  Furiua. 

Bibelübersetzungen  373, 
9.  10.  434,  6. 

Bibliotheken  in  Rom,  S. 
285. 463;  palatina  262, 1. 

Bibulus  s.  Calpurnius. 

Biographien  39,  3. 

Birrius,  Q.  53,  1. 

Bissula  421,  1. 

Blaesüs  265,  5. 

Blandus  45,  1  vgl.  268,  1. 

Blandus  &.  Rubullius. 


Blitho  8.  Sulpicius. 

Blossiua  139,1.  Drac.475. 

Bobbio  180,  2.  404,  2. 

Bocchus  291,  6. 

Boeotia  107,  3. 

Boethius  478.  Vgl.  490,  l. 

Bollandisten  499,  6. 

Bonifatius  600,  5. 

Bonosus  476,  6. 

BosphoruB  93,  13. 

Botanik  53. 

Brachylogus  488,  10. 

Braulio  495,  6. 

breviarium  des  K.  August 
220,  4;  des  Eutrop.  415; 
des  Rufus  416,  1  f. ; 
Alarici  488,2.  Plinii411. 

breviatio  des  Jord.  485, 4. 
pedum  304,  2. 

Brief  (poetischer)  26. 

Briefe  (und  Briefsamm- 
lungen) 46.  vgl.  217.  Ci- 
cero's  187  f.  an  Cicero 
217,2;  adCaesarem205, 
5;  bei  Sallust  206,  3; 
VirgiTs  229,6;  des  Horaz 
239;  des  Seneca  289,  5, 
des  Plinius  340, 5  f. ;  Sym- 
machus  425,  6;  des  Hie- 
ronymus  434, 7 ;  Augusti- 
nus 440,  12;  Sidonius 
467,  6. 

Briefform  46,  1. 

Broccus  291,  6. 

Brunichius  39,  7. 

Bruttedius  Niger  277,  4. 

Bruttius  369,  8. 

Brutus  s.  Iunius. 

Brutus  yon  Cicero  182, 3; 
praetexta  von  Accius  134, 
5;  von  CasBius  210,  7; 
bei  Ovid  276,  8. 

Buchhändler  2,  2.  172,  1. 
219,  21. 

Bucco  9,  8. 

bucolica  29, 1 ;  Virgii's  226. 
Einsidl.  306,    8. 

Buculeius  154,  4E. 

Bühne  in  Rom  12,  3. 

Burbuleius  153,  6. 

Burdigalense  itinerarium 
412,  3.  Burdig.  profess. 
S.  1065  d. 

Burgundionum  lex  488,  3. 

Buteo  268,  10. 

C. 

Caecilius  Novocomensis 
213,  4.  (L.)  397,  7.  (Sex.) 
360,  5. 


Caecilius ,       Bearbeiter 

Fronto's  356,  8. 
Caecilius ,    S. ,    Africanui 

360,  3. 

Caecilius  Apuleius  367, 10. 
Caecilius  Baibus  212,  G. 
Caecilius  Denter  101,  3. 
Caecilius  Epirota  263,  1. 
Caecilius    Metellus     (Q.) 

123,  2.  Celer  171, 10  vgL 

214,3.  MacedonicuB  131, 

7.  Neposl71, 10;  217, 2. 

Numidicus  141,  2. 
Caecilius  medicus  55,  3. 
Caecilius  Natalis  368,  2. 
Caecilius  Niger  179,  6,  1. 
Caecilius    Novatillianua 

391,  9. 

Caecilius  Secund.  326,  17. 
Caecilius  Statius  106. 
Caecina  (A.)  199,  5. 
Caecina  (pro)  179,  13 
Caecina  Largus  295,   1. 
Caeionius  s.  Ceioniua. 
Caelestinus  387,  2.     vgl. 

458,  3. 
Caelestius  443,  2. 
Caelio  (pro)  179,  34. 
Caelius  Antipater  137,  oft. 
Caelius  Apicius  283,  2. 
Caelius  Aurelianus  463, 1. 
Caelius  Balbinus  383,  3. 
Caelius  Lactantius  397, 1. 
Caelius  Rufus  209,  6  ff. 
Caelius  Sabinus  316,  1. 
Cael.   Firm.    Symphosius 

449,  3. 

Caepaaii  171,  12. 
Caepio  186,  10.  —  141, 6. 

163,  8.   283,  1. 
Caerellius  879,  3. 
Caesar  (C.  Iulius)   194- 

196.  —  414,  6. 
Caesar    (L)    199,    3.   — 

414,  6. 
Caesarea  des  Sueton  347, 

8;  des  Victor  414,  2. 
Caesariue  469,  2. 
Caesellius  Vindex  343,  4. 
Caesennius  54,  4. 
Caesius   174,  6.     199,   6. 

212,  8. 

Caesius  Bassus  304, 1-2. 
Caesius  Primus  und  Tau- 

rinus  398,  10. 
CaesoniusMaximuB  287,1. 
Caesulenus  141,  6. 
Calbulus  476,  6. 
Calenus323,6.  —  364,  iE. 
Calidius  (M.)  202,  1. 


Alphabetisches  Register. 


1323 


Calidus  b.  Iulius. 
Caligula  286,  1. 
Callicratea  387,  5. 
Calliopius  109,  2. 
Callistratus  (Jurist)  372,2. 
Callistus  294,  3. 
Calpetanua  294,  1. 
Calphurniu8  109,  3. 
Calpurnius  Basaus  53,  1. 
Calpurnius  Bibulus  255,2. 
Calpurnius  Flaccus  351, 6. 
Calpurnius  Longinus  360, 

8. 
Calpurnius    Piso ,    unter 

Caligula   306,  4;   unter 

Trajan  332,  5.    Auch  s. 

Piso. 
Calpurnius  Piso  Frugi  (L.) 

132,  4. 

Calpurnius  Sicul.  306,  1. 
Calpurnius  Statura  304, 1. 
Calvinus  332,  9. 
Calvisius  Taurua  351. 
Calvus  s.  Licinius. 
Calvus231,2.—  329,4.— 

364,  4. 
Camerjnus  252,  8. 

Camillus  174,  6. 

Campanus  342,  9. 

Caniniua  Celer  355,  4. 

Caninins  Rufus  332,  3/ 

Camus  19,  1. 

Canius  L.  136,  10. 

Camus  Rufus  324,  2. 

canticum  im  Mimus  8,  1 1 ; 

in  der  Atellana   10,  2; 

Tragödie   13,  3;   in  der 

palhata  16,  3—5;  in  der 

togata  17,  5. 

Canoutius  153,  5£.  209,9. 

Capella264, 1.  Martianus 
452.     Vgl.  Antistius. 

Caper  (Flavius)  343,  3. 

Capito  268,  10.  —  415,  2. 
5.  Vgl.  Ateiue,  Octavius, 
Sinnius,  Titinius. 

capitolinische  Agonen 
319,  4;  Fasten  75,  2 ff.; 
capitol.  Stadtplan  60,  2. 

Capitolinus  s.  Cornelius 
und  Iulius. 

Capreolus  466,  2. 

Caracalla  375,  1. 

Carbo  s.  Papirius.  Vgl. 
H,2gE. 

carmen  61, 1;  Carmen  Ba- 
liare 64;  de  bello  actiaco 
252,  9;  carmen  de  figu- 
ris  461, 1;  de  ponderibus 
461,  2;   de  librac  pai> 


tibus  481,  9;  adv.  paga- 

nos  (Par.  8084)  436,  6; 

paschale  464,  2.    473,  1. 

adv.  Marcionem  436,  7. 
Carmentie  66,  1. 
carmina  triumphalia  84. 
Carminius  419,  7. 
Carthago  463,  2. 
Cartilius  281,  2. 
Caruilius  (Sp.)  128. 
Caruilius  Pictor  225,  3. 
Carus   bei  Ovid    252,  7; 

bei  Martial  324,  2.  Auch 

s.  Lucretius,  Mettius. 
Casca  197,  9.  309,  1. 
Cascellius  (A.)  207,  4. 
Cassiani  298,  3. 
Cassianus  457,  1—3. 
Cassii210,6fll.  — 294, 1.4. 
Cassiodorius  483. 
CassiuB,Pratextendichter  ? 

134,  5. 
Cassins  Dio  381,  1. 
Ca88iu8  Dionysius  54,  1. 
Cassius  Etruscus   210,  8. 
Cassius  Felix  463,  6. 
Cassius  Hemiua  132,  1. 
Cassius  Longinus  210,  6. 
Cassius  Longinus,  Jurist 

298,  3.  Geschichtschrei- 
ber 349. 

Cassius  Parmensis  210,  7. 
Caßaius  Salanus  267,  9. 
Cassius  Severus  267,  11. 
Castalius  485,  2  u.  4. 
Castor  s.  Antonius. 
Castorius  412,  6.  497,  4. 
Castriciuß  64,4.(T.)351,2. 
catachannae  346,  3. 
catalecta  230,  6. 
catalepton  230,  5. 
catholica  300,  7. 
Catilina,  Militärschriftst 

56,  2. 
Catilina   180,   1.  205,  2. 

in  Catilin.  decl.  361,  5. 
catilinarische  Reden   Ci- 

cero's  179,  20—23. 
Catilius  Severus  375,  1. 
Catius  Fronto  341,  4. 
Catiua  Insuber  173,  3. 
Catius  Miltiades  173,  3. 
Cato  b.  Porcius,  Valerius. 
Caton.  disticha  398,  1. 
Cato  philosophus  398,  1. 

4.  Africaner  476,  6. 
Cato  der  ältere  118-122. 

dessen  Sohn  125,  6. 
Cato  (maior)  d.  Cic.  184, 

11. 


Cato  (minor)  d.  Cic.  180,5. 
Cato  Uticensia  201. 
Catullus  214.  Mimograph 

285,  1. 
Catullus      permimo     lo- 

giarum?  142,  4. 
Catullus  Prosaiker  142, 4. 
Catulus  s.  Cinna  und  Lu- 

tatiu8;  des  Cicero  186,  7. 

mit  A.  1  f. 
CatuB  presb.  480, 2. 4.  5. 7. 
causidici  46,  4  u.  7.  49,  3. 
Cebetis  pinax  370,  5. 
Ceionius  Albinus  405,  3. 

407,  6. 

Ceionius  Iulianus  40*2,  2. 
Celer  8.  Caecilius,  Cani- 
nins, Velins. 
celeu8ma,  Schifferlied  11, 

2. 
Cel8U8  8.  Apuleius,  Arrun- 

tius,   Cornelius,   Iuliut, 

luventius. 
CelauB    bei    Baibus    344, 

3  gE.    Anderer  426,  8. 

430,  2. 

Celsus  Albinovanus  242,6. 
Celsus  pater  316,  4. 
Celsus  Rufus  402,  2. 
Censorinus  379,  2—6. 
Censorius    Atticus    Agri- 

cius  421,  2,  d. 
centimeter   des  Ps.  Ser- 

vius  4SI,  4. 
centones    26,  2  fll.    vgl. 

870,  6.    473,  6.    477,  3. 

nuptialis   des   Ausonius 

5.  1066  k. 
centunculua  8,  10. 
cepurica  54,  4. 
Cerealis  469,3.  vgl.  Iulius. 
Cerinthus  245,  3. 
Cerrinius  324,  4. 
certamen  albanum,  capi- 

tolinum  319,  4. 

Ceruidius  Scaev.  369,  1. 

CeryllianOB  387,  6. 

Cestius  Pius  268,  6. 

Cethegus  s.  Cornelius. 

Cethegus  (Ruf.  Petron. 
Nicom.)  477,  6. 

Cetius  Favent.  264,  6. 

Chaeremon  329,  3. 

Chalcidius  407,  3  f.  An- 
derer 480,  7. 

characteres  des  Varro  166, 

6,  e. 
Charibert  477,  9. 
Charisius,   Jurist  404-,  1. 

Grammatiker  419. 


1324 


Alphabetisches  Register. 


Cbilperich  477,  9. 

Chirius  Fortunat.  427,  5. 

Chiron  Centaurus  432,  9. 

Choliaiuben  33,  2  f. 

Chor  im  Pantomimus  8, 
11;  in  d.  röm.  Tragödie 
13,  5 ;  in  der  palliata  16, 
3;  in  der  togata  17,  5. 

chorographia  des  Cicero 
186,  5. 

Christentum  S.  869.  1007. 
1078.  vgl.  368,  4.  385, 
6. 

christliche  Epiker  21. 

Chromatius  435,  7. 

chronica  des  Cornelius 
Nepos  198,  4,  2. 

Chronik  des  Hieronymus 
434,  8;  des  Dexter  434, 
11 ;  Prosper  460,  2;  Cas- 
siodor  483, 4 ;  Marcellinus 
u.  a.  284 ;  des  Isidor  496, 3. 

Chroniken  (Stadt  ,  HauB- 
u.  Familienchron.)  80. 

chronicon  Canisianum 
460,  3. 

chronicon  coneulare  460,2. 

chronicon  imperiale  460,3. 

chronicon  Pithoeanum 
460,  3. 

Chronograph  von  354  (n. 
Chr.)  74,  8.  413. 

Chrysologus  s.  Petrus. 

Chrysostomus,  lat.  400, 6. 

Cicero  (M.)  175—189.  S. 
278.  283.  Herausgeber 
des  Lucretiua  ?  203,  2. 

Cicero  (Q.)  190. 

ciceronische  Zeit  S.  275  ff. 

cicuta  des  Marsus  243,  2. 

Cimber  s.  Annias. 

CinciuB,  L.  Alimentus  117. 

Cincius,  Jurist  117,  4. 
Historiker  255, 6.  Schau- 
spieler 16,  13. 

Cinna  174,5.  Catulus  358, 
2.  Helvius  213,  2  f. 

ciris  230,  2. 

Citate  (erdichtete)  466, 17. 

Citiergesetz  453,  3. 

civile  bellum  s. bei lumciv. 

civitate  (de)  dei  von  Au- 
gustin 440,  10. 

ClanariuB  328,  4. 

Claranus  328,  4. 

Claudia  des  Statius  321, 1. 
Andere  441,  5. 

Claudianus  439;  Mamer- 
tus  468,  3—6. 

Claudius  s.  auch  Clodius. 


Claudius  454,  1. 
Claudius  (Acilianus)  127, 

1;    Kaiser    286,    2  —  6; 

Grammatiker     431,     9; 

480,  8. 

Claudius  Aesern.  267,  8. 
Claudius  Agath.  299,  10. 
Claudius  Arruntius  431, 9. 
Claudius   Balbillus   (Ti.) 

291,  6. 

Claudius  (Ap.)  Caecus  90. 
Claudius  Capito  841,  4. 
Claudius  Donatus  431,  6. 
Claudius  Etruscus  321,  1. 
Claudius  Eusthen.  392,  8. 
Claudius  Gord.  480,  8. 
Claudius  Mamert.  391,  2. 

417,  7. 

Claudius  Mar  cell.  341,  4. 
Claudius    Marcel  lue    (C.) 

199,1.  (M.  Aesern.) 267, 8. 

M.    Claudius    Marceil us 

81,  5.  —  202,  5. 
Claudius    Marius    Victor 

464,  6-7. 

Claudius  Maximus  358,  4. 
Claudius  Paulinus  61,  4. 
Claudius  Pollio  341,  11. 
Claudius     (Ap.)    Pulcher 

186,  2.  —  199,  1. 
Claudius  Quadrig.  155,  1. 
Claudius  Bestitutus  341 , 4. 
Claudius  Sacerdos  394. 
Claud.  Saturn.  360,  7. 
Claudius  Severus  358,  2. 
Claudius  Tryph.  372,  3. 
Claudius  Venacus  375,  1. 
Claudius  ad  lunam  21,  3. 
Cledonius  472,  1. 
Clemens  363,  7;  auch  s. 

Flavius,       Pactumeius, 

Prudentius,  Terentius. 
Clemensbriefe,  lat.  400, 6. 
Clitarchus  156,  2  gE. 
Cloatius  Verns  263,  1. 
Clodia  214,  3.  vgl.  204,  2. 
Clodianus  427,  5. 
Clodius  Historiker  155, 1. 
Clodius  Albinus  370,  4. 
Clodius  Licinus  269,  6. 
Clodius,  Paulus  155,  1. 
Clodius  Pollio  286,  9. 
Clodius  Pulcher  202,  6. 
Clodius  Quintipor  192,  2. 
Clodius  Quirinalis  297, 10. 
ClodiuB  Sabinus  268,  10. 
Clodius  (Ser.)  169,  9. 
Clodius  (Sex.)  211,  5. 
Clodius  Thrasea  299,  7. 
Clodius  Turrinus  268,  3 


Clodius  Tuscus  263,  5. 
Cluentio  (pro)  179,  15. 
Clutorius  Priscus  252,  11. 
Cluvienus  332,  9. 
Cluvius  Rufus  314,  2. 
Cocceius  Nerva  281,  2. 

filius 298,2.  Kaiser330,l, 
codex    Gregorianus     und 

Hermog.   393.     Theodo- 

sianus  461.    Iustäniaous 

488,  4  f.  Amiatinus  434, 

6.    Salmasianus    476,  1. 

Vossianus  309. 
Codrus  283,  1.  —  324,  3. 
Coelius  s.  Caelias. 
Coeranus  299,  3. 
collatio  legum  mos.  438. 
collegium  poetarum  94,  7. 

134,  2.   204,  2. 
Collinus  319,  4.   324,  2. 
Collyra  143,  6. 
coloniarum  libri  344,  4. 
Columella  293.  M.  Cola- 

mella  293,  1. 
columni  rostrata  83,  8. 
comici  15,  1. 
Cominianus  405,  1. 
Cominius  (P.)  44,  4. 
Cominiu8  274,  2.    * 
commentarii   von    Cicero 

180,  3.  Vgl.  174,3;  182,2; 

von    Caesar    196;     Ton 

Gaius  361,  4. 
commentarii  augurum  77, 

1;  censorum  78,  3;  con- 

sulum  etc.  78,  1;  magi- 

stratuum  78;  pontificuni 

73;  XVvirum  77,  3;  re- 

gum  72. 
commentator  Cruqaianus 

240,  3. 

CommodianuB  384. 
Commodus  870,  1. 
commonitorium  des  Vin- 

centius  458;  des  Orien- 

tius  464,  8  f. 
communes  historiae  142,4. 
comoedia  12, 1.  15, 1.  16, 

2.  17,  1.  2. 
comoedia,  Fragment  einer 

verlorenen  114,  2. 
computus  pa8chali8483, 3. 
Concordius  401,  7. 
Concordius  Syriacus  319, 

8. 
confessioneB  des  Augustin 

440,  9. 
conflictus  veris  et  hicmis 

29,  3. 
Congus  8.  Iunius. 


Alphabetisches  Register. 


1325 


Consentius  466,  5.  Gram- 
matiker 472,  3. 
consolatio  des  Cicero  184, 

4;    des    Seneca  289,  4; 

des  Boetuius  478,  3  f. 
consolatio      ad     Liviam 

261,  5. 
CoDsonanten    (auslauten- 

de)  unhörbar  473,  4, 
Constantinopolis      Urbs 

nova  Roma  484,  1. 
Constantinus,  Kaiser  400, 

1  f.  401,  1  f.  Reden  auf 

ihn   391,  7.    401,  4—7. 

vgl.  402,  3.  6.  403,  1  f. 
Constantino  (de)  lib.  401, 

3. 
Constantinus  (Jurist)  488, 

4—6.  Africanus  446,  6. 
Constantius    (Sohn    von 

Constantin)    401,    1  E. 

Reden  auf  ihn  391,  7.  an 

ihn  412,  4.  418,  1.  4. 
Constantius  des  Sidonius 

466,   10.   467,  6. 
constitutiones  49,  2.  vgl. 

393,  2.  Sirmondi  4C1,  6. 
consulere  48,  5. 
Consul  Verzeichnisse     75, 

2—4.    413,  2  (III).    470, 

6  f.  483,  4. 
consultatio  462. 
Contamination  16,  9.  vgl. 

111,  3. 
controversiae  45,  5;   des 

Seneca  269,  4  ff. 
conueraio  483,  3.  485,  1. 
copa  230,  4. 
Coranius  209,  9. 
Corbulo  291,  3. 
Cordubenses  poetae  157,4 

vgl.  262,  10. 
Cordus  s.  AelhiB,  Cremu- 

tius,  Iunlus,  Valerius. 
Corinna  248,  2. 
Corippus  492,  1. 
Cornelia  (Briefe)  123,  6. 
Cornelianae    des    Cicero 

180,  1. 
Cornelianus,  8.  Sulpicius 

und  431,  2  M. 
Cornelius  96,  8. 
Cornelius  889,8.  (L.)  129,2. 
Cornelius  Alexander  262, 

1.  Alpinus  192,  9  gE. 
Cornelius  Baibus  (maior) 

197,  4;  minor  209,  4. 
Cornelius  Bocchns  291,  6. 
Cornelius  Capitol.  387,  4. 
Cornelius  Celsus  280. 


Cornelius  Cethegus  123,3. 
Cornelius  Cobsus  83,  1. 
Cornelius  Epicadus  159,8. 
Cornelius  Fidus  247,  2. 
Cornelius  Fronto  355. 
Cornelius  Gallus  232. 
Cornelius   Hispanus  268, 

10. 
Cornelius  Labeo  390,  1. 
Cornelius  Lentulus  171,9. 
Cornelius  Lentulus  Gae- 

tulicus  291,  1. 
Cornelius  Maximus  154, 7. 
Cornelius  Minie.  341,  4. 
Cornelius  Nepos  198. 
Cornelius  Priscianus360,8. 
Cornelius  Scipio  s.  Scipio. 
Cornelius  Severus  262,  6. 
Cornelius  Siseona  166, 1  ff. 
Cornelius  Sulla  157, 1—3. 
Cornelius  Tacitus   333— 

339. 

Cornelius  Valerianus  53, 1. 
Cornificia  209,  2. 
Cornificii  162,  5.  209,  2. 
Cornificius  ad  Her.  162. 
Cornificius  Dichter  209,  2. 
Cornificius  Gallus  209, 2  E. 
Cornificius   Grammatiker 

209,  2  gE. 
Cornntus245,3.  —  299,2. 

Erklärer     des     Persius 

302,    6;     des     Juvenal 

331,  7. 
coronati  quattuor  413,  4. 
Coronatus  476,  5. 
corpus  iuris  488. 
Coruilius  390,  1. 
Corninus  (Messalla)  222. 
Coruncanius  (Ti.)  89, 1. 2. 
Cosconius,  C.  171,  12.  Q. 

159,  7. 
cosmographia  453, 5.  497. 
cosmographia  Iulii  Cae- 

saris  453,  5. 
Cotta  8.  Aurelius,  Aurun- 

culeius  und  Valerius. 
Cotta  (L.)  169,  13.  197,9. 
Cottius  323,  6  vgl.  840,  3. 
Crassicius  (L.)  263,  2. 
Craeaus  s.  Licinius. 
Crates  41,  1.    138,  4. 
Cratinus  488,  6  E. 
Cremutius  Cordus  277,  1. 
Cremutiuß  Ruso  341,  4. 
crepidata  13,  3.   14,  2. 
Cresconins  435, 5.  —  492, 

4  8.  auch  Corippus. 
cretica  213,  4. 
Crispinus  321,  1.  322,  2. 


Auch  vgl.  Plotius  u.  Vol- 

tius. 
Crißpus  421,  2,  d.  s.  auch 

Passienus ,       Sallustius, 

Vibius. 
CrispuB,  Sohn  des  E.  Con- 
stantin 397,  1. 
oruce,  de,  408,  8. 
crucis  inventio  494,  8, 
Cruquianus  commentator 

240,  3. 
culex  230,  1. 
Cupidimstriumphus20,  2. 
Curiatius      Grammatiker 

211,  6. 

Curiatius  Maternus  318, 1. 
Curionum  familia  136, 12. 

Vgl.  Scribonius. 
curiosum    urbis     Romae 

412,  7. 
Curius  (M\)  217,  2. 
Curius,  Q.  218,  7. 
Curius  Fortunatianus  381, 

4. 
Curtius  Iustus  64,  6. 
Curtius  Montanus  304,  4. 
Curtius  Nicias  200,  4. 
Curtius  Rufus  292. 
Curtius   Valerianus    472, 

6E. 
Cuspiniani    chron.     413, 

3E. 
cynegetica    des     Gratius 

263,  1;  des  Nemesianus 

886,  lf. 
Cynthia    des    Propertius 

246,  1.  3. 

Cynthius  Cenet.  231,  6  E. 
Cyprianus  382,  1—5. 
Cyprianus   (poeta   Galli- 

cus)  491,  3. 
Cyrilli  glossae  42,  7. 
Cyrillus  s.  Tatius. 
Cyrus  439,  8. 
Cytheris  232,  1. 


D. 

Dagellius?  Fubcus  387,4. 
Damasus  422,  1—3. 
Damatius  Urb.  379,  9. 
Daphnis  (Lutatius)  s.  Lu- 

tatiuB  vgl  226,  2. 
Dardanus  481,  4. 
Dares  Phrygius  471. 
Dasnmius  330,  6. 
(de'  gebraucht  398,  5  E. 

411,  2. 
Decianus  329,  3. 


1326 


Alphabetisches  Register. 


Decius  448,  5.  (P.)  136,  5. 

praetexta  134,  5. 
Decius  Traianua  375. 
Declamation  45. 
declamationes   des  Quin- 

tilian  325,  11;  des  Cai- 

purn.    Flaccus    351,   4; 

declam.  in  Serg.   Catil. 

351,  6. 
Deculo  291,  7. 
Deiotaro   (pro)    179,  43; 

von  M.  Brutus  210,  2. 
Delia  Tibull's  245,  2  f. 
Delikts  255,  3. 
Deiphidiua   401,  7.  (417, 

*>        • 
Demetnanus  397,  2.  3. 

Demetrius,  Gegn.  d.  Hör. 

235,2.  (Philosoph)287,l. 

299,  7  vgl.  311,  2. 
deo  (de)  475,  2. 
deo  (de)  Socratis  367,  4. 
deorum  (de  natura)  des 

Cicero  186,  10. 
depositio  episc.413,2(VI). 
De8iderius  499,  5. 
Designatianus  s.  Largus. 
Dessius  Mundus  53,  1  u. 

Nachtr. 
deverbium  s.  diverbium. 
dcuotiones  218,  18. 
Deuterius  452,  6.  477,  5. 
Dexippus  387. 
Dexter  434,  11.    435,  6. 
Diabolenus  342,  3. 
Diaeta  446,  7. 
diaetarum,  über  411,  2. 
Diätetik  55,  6. 
dialogi  des  Öeoeca  289, 4. 
dialogua  des  Tacitus  834. 
Diana  des  Valerius  Cato 

200,  1. 

Dichtergeliebte  32,  3. 
Dictinius  460,  8. 
Dictys  423. 
Dicuil  220,   12.    453,   5. 

vgl.  473,  9. 
didascalica  des  L.  Accius 

134,  7. 
Didaskalien     zu    Terenz 

109,  4. 
Didius  (Epidius?)  206,  6. 
Didius  lulianus  370. 
Dido  an  Aeneas  398,  12. 
dies  fasti  et  nefasti  74, 1 . 

87,  3.   88,  2. 
differentiae       sermonum 

42,  4.    186,7.  347,  3gE. 

vgl.  352,  2.   365,  6.   444, 

9. 


differentiarum  liber  121, 
6. 

digesta  49,  8.  Justinian's 
488,  6  f. 

dimensuratio  provincia- 
rum  220,  12. 

Diocles  Pepar.  116,  4. 

Diocletianus  385,  1  u.  S. 
974;  an  ihn  gerichtete 
Geschichtswerke  392,  4. 
sein  Edict  392,  9. 
-Diomedes,  Grammatiker 
419. 

dionysische  Künstler  12, 2. 

Dionysius  Miles.  851. 

Dionysius  (Casaius)  54,  1. 

Dionysius  Cato  24,  2. 

Dionysius  Exiguus  480, 11. 

Dionys.  perieg.  481,  7. 

Diopbanes  54,  1.  139,  1. 

Dioscorides  313,  3.  463, 7. 
498,  4. 

dirae  200,  2. 

Disarius  431,  1. 

disciplinarum  libri  des 
Varro  166,  6,  a;  des 
Augustin  440,  7;  des 
Mart.  Cap.  452,  2. 

disticha  Catonis  398,  1. 

diuerbinm  13,3.  16,  3  —  6. 

diuinatio  in  Caecil.  179, 5. 

diuinatione  (de)  von  Ci- 
cero 184,  12. 

diuiaio  orbis  terr.  220,  12. 
468,  5. 

diurna  216,  2. 

Dodwelli  fragm.  216,  3. 

dogmate  (de)  Piatonis 
367,  6. 

Dolabella  217,  2. 

Dolabella  grom.  58,  2. 

domini  laudes  403,  7. 

Domitianus  319  vgl.  310. 

Domitius  318,  1  (prae- 
texta). —  362,  5  (lnsa- 
nus).  414,  6.  —  466,  16. 

Domitius  Afer  276,  6. 

Domitius  Apollin.  828,  3. 

Domitius  Calvinus  68,  1. 

Domitius  Corbulo  291,  8. 

Domitius  Dracont.  326, 12. 

Domitius  Labeo  342,  2. 

Domitius  Marsus  243. 

Domitius  Ulpianus  376. 

Domnulus  468,  1  f. 

domo  (de  d.  sua)  179,  30. 

Donatianus  431,  6.  446,  6. 

Donatieten  443,  4. 

Donatus  (Aelius)  409; 
Claudius   D.  431,  5-8; 


confessor  397,  7;  presb. 

477,  11;  Dichter  476,  5. 
Dorcatia8  263,  9. 
Dorotheus  488,  6.  6.  8. 
Dorus  219,  21. 
Dositheanum  fragm  en  tum 

369,  6. 
Dositheus  431,  7  f. 
Dossennus  9,  3. 
Dracontius  475.  —  326, 12. 
Drama  3  ff.  vgl.    S.   139. 

466. 
Dreizahl  der  Schauspieler 

16,  4. 
Drepanius  Pacatus  426, 5. 
C.  Drusus  256,  6. 
Drusus  s.  Livius. 
dubiis  (de)  nomin.  495,  7. 
Duenos  Inschr.  83,  6. 
Duilius  83,  6. 
duodecim  sapientes  42 1 ,9. 
duodecim  tabulae  86. 
dynamidia  498,  3. 
Dynamius  421,  2,  d.   — 

491,  12. 


Earinus  321, 1  vgl.  322,  2. 
Ebrius  431,  2  M. 
ecclesia  (de)  26,  3. 
Ecdicius  474,  6. 
echoici  verBua  26,  4. 
edictum       (pratorisches) 

350,  2.   Diocletiani  392, 

9.  Theoderici  488,  1. 
Egnatius  192, 1.  —  414,  5. 
Egnatius  Calvinus  283, 5. 
Egnatius  Celer  299,  8. 
Egnatius  Dexter  378,  7  E. 
etövXXicc  29. 

Einsiedler  Gedichte  306, 8. 
Eklektiker  60. 
elegidia  32,  2. 
Elegie,  römische  32. 
Elegiker,  römische  32,  1  f. 
elogia  81,  2  f. 
Eloffius?259,10.  vgl. 81,2. 
Elpidius  417,  4.  468,  1  f . 

479,  11.   494,  7. 
embolium ,      emboliarios 

usw.  8,  11. 
Empedoclea   des   Salin  st 

192,  3. 
Empiriker  56. 
Emporius  481,  4. 
Empylos  210,  4. 
enchiridion   des    Pompo- 

nius  350,  9. 
Encolpius  305,3.  —  381,6. 


Alphabetisches  Register. 


1327 


Endconsonanten  s.  Conso- 

nanten. 
Endelechius  448,  1—3. 
Ennianista  101,  4. 
Ennianus  26,  3. 
Ennius  100—104   vgl.  S. 

138  £  Grammatiker  159, 

13. 
Ennius  Tachygraph  191,4. 
Ennodius  479, 
epanalep  tische  Verse  26, 

4.    Tgl.  473,  4. 
Epaphroditus  62,  3. 
ephemerides  37,  3.  39,  3; 

des  Varro  166,  6,  c. 
Epicadus  169,  8. 
epicedia  32,  6. 
epicedium  Drusi  261,  5. 
Epicharmas   des    Ennius 

103,  5. 
Epictetus  299,4.  —  426, 8. 
Epidicus  des  Piautas  97, 8. 
Epidius  211,  4. 
Epigramm  31.  vgl.  322,4. 
epigram mataVirgirs  229, 

2;    des   Seneca  290,  1; 

des  Martial  322, 4  f. ;  des 

Ausonius  421,  2  a. 
epigrammatarius  11,  3. 
Epikureismos50f.  61, 1.3. 
Epilog  16,  12. 
epimythia  460,  4. 
Epiphanias  463,  7.  479,  3 

u.  7.    schol.  483,  11. 
epistola  Valerii  477,  7. 
epistolae  ad  Caesarem  se- 

nem  205,  6. 
epistolae  des  Ovid  248,  3 ; 

des  Ausonias  421,  2  m. 
epistolae   ex  Ponto   von 

Ovid  260,  2. 
epistolae   des   M.    Varro 

166,  6,  d;   des   Seneca 

289,  6. 
EpiBtolographie  46.    Vgl. 

Briefe. 

epitaphia  32,  6. 
Epithalamien  22. 
epitomae  269,  3  E. 
epitome  Iliadis  308. 
Epitome  des  Victor  414, 3. 

luliani  488,  9. 
Epoden  des  Horae  237. 
In<pd6v%  intpddg  237,  1. 
Epos    (römisches)    19  ff. 

vgl.  S.  464. 

Eprius  Marcellas  297,  3. 
Eratosthenes  227,  2. 
Erdkarten  60,  2.    453,  6. 

497,  3. 


Erigone  190,  2. 
Eros  s.  Staberius. 
erotische  Anthologie  31, 

1. 
erotische  Dichter  31,  1. 
erotopaegnia  des  Laevius 

150,  3  f. 
Erucius  171,  12. 
Erucius  Clarus  341,  4.  — 

357,  6. 
Esra,  B.  IV,  373,  10. 
essentia  266,  9. 
est  et  non  229,  2. 
Etemnndes  476,  3. 
Etruscae     discipl.     libri 

77,  6. 
Eaagrias  435,  5.  —  457,8. 
Eaangelus  444,  6. 
Eaanthius  405,  6. 
eucharisticua  474,  4;  vgl. 

479,  3. 

Eacheria  495,  2. 
Eucherius  412,  8.  457,  6. 

477,  6. 
Euclerius  477,  7. 
Eaemerus  v.  Enn.  103,  6. 
Eagenias  427,  3.    Carth. 

469,  4.     Tolet.  496,  3. 
Eagippius  494,  3. 
Eugraphius  109,  3.  482,  2. 
Euklid  379,  5. 
Eulogius?  259,  10.  81,  2. 
Eulogius  Favonius  443,  4. 
Eumenius  391,  7 — 9. 
Eumolpus  305,  3. 
Eunapius  487,  4. 
Eunomia  401.  6. 
Euodius  456,  6. 
EuoduS  285,  2. 
Euphorbius  421,  9. 
Euphorion  32, 1.  S.  283, 2. 

§  214,  6.  232,  1. 
Euprepia  196,  2  E.  479,  5. 
Eurich  467,  2  vgl.  466,  7. 

468,  8.  488,  2. 
Eusebius  401,  3.    426,  3. 

466,  15.  vgl.  434,  1  u.  8. 
Eusebius  Vercell.  418,  9. 
Eusebii  aenigm.  500,  4. 
Eustachias  434,  4  f. 
Eustathias  430,  3. 
Eusthenius  421,  9. 
Eustochium  434,  2.  7. 
Euticius  41,  6.  482,  1. 
Eutropias,    Arzt   65,    3; 

Historiker  415.    Andere 

415,  1;  432,  6;   439,  4; 

466,16;  Bischof  494,  7. 
Eatyehes  482,  1. 
Eutycbius  Proculus  367, 4. 


EutychuB  284,  1  n.  2. 
excerpta    barbari    latina 

498,  7. 
excerpta  Bobiensia419, 6. 
excerpta  Cominiani  405, 1. 
excerpta  Diomedis  419,  8. 
excerpta  Frising.  245,  7. 
excerpta  Valesiana  429, 9. 
excerptum      Sangallen  se 

413,  3  gE. 
exempla     des    Cornelias 

Nepos  198,  4,  3. 
exempla  divers  omni  auc- 

torum  600,  2. 
exhortatio  poenitendi  491, 

14. 
exodiarias  6,  4. 
exodium  6,  4.   7,  4. 
expositio    totias     mundi 

463,  5. 
Exuperantius  445,  3. 
Exaperius  401,  11. 


Fabel  27. 

Fabia  des  Ovid  247,  2. 

Fabianus  364,3 ;  Maximus 

267,7;  Papirius266,10f.; 

Sabinas  266,  11. 
Fabii  (Chronik)  80  E. 
Fabillus  379,  7. 
Fabius  (M.)  262,  6. 
Fabius  Allobrogicus  131,2. 
Fabius  Ceryllianus  387, 6. 
Fabius    Dossennus    9,   3 
Fabius  Hispanus  341,  4. 
Fabius  Iustus  334,  2. 
Fabius  Labeo  125,  5. 
Fabius  Laurentius  408,  0. 
Fabius  Marcellinas  381, 3. 

4.  6. 
Fabius  Maximus  Cuncfa- 

tor  123,  1 ;  Paulas  Fab. 

Max.  267,  7;  Fab.  Max. 

Allobrog.    181,  2;   Fab. 

Max.  Servilianus  182,  3. 
Fabius   Maximus  Narbo- 

nensis  266,  3. 
Fabius  Mela  265,  6. 
Fabius    Pictor   (Q.)   116; 

Ser.  133,  3. 
Fabius  PlanciadeB  480,  2. 
Fabius  Quintilianus  325. 
Fabius  Busticas  314,  4. 
Fabius  Sabinas  375,  1. 
Fabius  Severus  366,  4. 
Fabius  Sosianus  402,  2. 
Fabius  Vestalis  267,  llE. 
Fabius  Victorinus  408,  6. 


1328 


Alphabetisches  Register. 


fabricis  (de)  avchitect. 
264,  6. 

Fabricius  Tuscus  263, 6  E. 

Fabricius  Veiento  297,  7. 

tabula  palliata,  praetexta, 
togata  usw.  14  ff. 

fabulae  des  Hyginus  262,6. 

fabulae  Varronianae  96, 4. 

facete  dicta  des  Cic.  1 88, 6. 

facetiarum  über  339,  2. 

Fadius  Gallus  215,  2. 

Fälschungen  der  neueren 
Zeit  s.  39,7.  240,2;  vgl. 
AemiliusMacer(223, 6E.), 
Apuleius  (367,  10),  Cor- 
nelius Gallus,  Dexter, 
Dodwelliana,  Fenestella, 
Messala,  Orpheus,  Sa- 
binus,  Sulpicia,  Tereus, 
Turnus,  Vestricius  Spu- 
rinna. 

faliscum  carmea  353,  3. 

Faliscus  s.  Grattiu8. 

Faltonia  436,  7. 

familiäres  (ad)  von  Cic. 
188,  1. 

Familienchroniken  80. 

Fannius,  C.  341,  8. 

FanniuB,  C.  f.  136,  9. 

Fannius,  C.  M.  f.  187,  4. 

Fannius,  Gegn.  d.  ilor. 
236,  2. 

fasti  74.  fasti  dies  74,  1. 
fasti  als  Bücher  74,  4. 
fasti  consulares  uud 
triumphales  75.  fasti  ca~ 
pitolini  75,  2.  3.  fasti 
sacerdotum  75,  4.  Fasti 
des  Ovid  249,  6  ff. 

Fatalismus  desLivius257, 
5;  des  Trogus  258,  3. 

fato(de)  von  Cicero  184,13. 

Faventinus  264, 5.  410,  2. 

Faunus  66,  1. 

Fauonius  Eulogius  443, 4. 

Fauoniuß,  M.  202,  7. 

Fauorinus  vetus  orator 
202,  7. 

Fauorinus  351,  3. 

Faustinus  324, 2.  vgl.  367, 
5  f.  —  435,  4. 

Faustus  58,  2.  324,  6. 
468,  7  ff.  476,  8.  477,  6. 

Feldmeßkunst  58. 

Felicianus  475,  1.  6. 

Felix  (Märtyrer)  437,  4. 
vgl.  468,  7  f.  469,  2  u.  6. 
476,  2.  orator  477,  3. 
Auch  vgl.  Cassius,  Fla- 
vius,  Minucius,  Securus. 


Fenestella  259,  1—4;  ge- 
fälschter 259,  5. 
feriale  latinum  74,  7. 
Ferox  s.  Urseius. 
Ferrandus  494,  6. 
Ferreolus  Tonantius  466, 

11. 
Ferreolus  Uzez.  467,  6  E. 
Fescenninen  5. 
fescenninus  5,  6. 
Festivus  s.  Aurelius. 
Festus  261,  4  f.   Rufbus 

416,  1  f.     Avienns  420. 

Vgl.  Aphthonius,  Pescen- 

nius,  Postumius. 
Fetialis  s.  Anuius. 
Fidus  Optatus  357,  6. 
Figulus  s.  Marcius  u.  Ni- 

gidiu8. 

figuris  (de)  carmen  451, 1. 
Fimbria  (C.)  141,  6. 
finalibus  (de)  metror.  408, 

5. 
finibus   (de)   von    Cicero 

184,  6. 
Finsternisse  496,  2. 
Firmanus  s.  Tarutius. 
Firmianus   s.    Lactantius 

und   449,   1.    Gramma- 
tiker 445,  5. 
Firmicus    Matemus    der 

Heide   406,    1  —  7;    der 

Christ  406,  8—11. 
Firminus  196,  2. 
Firmus  54,  4. 
fisci  (de  iure)  376,  9. 
Flacco  (pro)  179,  27. 
Fl  accus     b.     Calpurnius, 

Granins,  Horatius,  Per- 

sius,  Siculua,  Valerius, 

Verriu8. 
Flaccus,  Iambograph  33, 

2.  aus  Patavium  317,  1. 
Flaccus  Rebius  409,  1. 
Flagrius  472,  9. 
Flavianus  419,  1.  420,  5. 

428,  lf.  459,  1.  478,  6. 

482,  2. 

flavische  Dynastie  310. 
Flavius  (Cn.)  88. 
Flavius  ArchippuB  329,  3. 
Flavius  Caper  343,  3. 
Flavius  Charisius  419, 1  ff. 
Flavius  Clemens  326, 8.  6. 
Flavius  Eutropius  432,  6. 
Flavius  Felix  476,  1. 
Flavius  Fimbria  141,  5. 
Flavius  (grammat.)  397, 1. 
Flavius  Licerius  Firminus 

Lupicinus  196,  2, 


Flavius  Magnus  445,  7. 

Flavius  MalliusTheodorus 
442,  3. 

Flavius  Merobaudes  464,1 

Flavius  Nicotins  466,  12. 

Flavius  Pomponianus379, 
1  E.  419,  5. 

Flavius  Procilius    172,  3. 

Flavius  Pudens  345,  10. 

Flavius  Sabinus  302,  5. 

Flavius  Syagrius  427,  2. 

Flavius  Theodoras  481,3. 
482,  2. 

Flavius  Vegetius  432. 

Flavius  Priscus  174,  5. 

Flavius  Ursus  326,   10. 

Flavius  Vopiscus  402,  2. 

Flavus  s.  Alfius,  Sergiu«, 
Verginius. 

Floren tina  494,  1. 

Floren tinus  378,  4.  vgl. 
476,  2. 

florentinus  index  488,  7. 

Florianus  491,  2. 

florida  des  Apul.  367,  2. 

Florus  268,  2  E.  (Ge- 
schichtschreiber) 348. 
Vgl.  Annius  und  Iuliu*. 

foedera  68  f. 

Fontanus  254,  1. 

Fonteio  (pro)  179,  12. 

Fonteius  170,  8. 

Fonteius  (M.)  402,  2. 

forma  (Jrbis  Romae  60, 3. 

Fortunatianus  431,  4  gE. 
Auch  s.  At'lius,  Chirius 
Curius. 

Fortunatns  s.  Venautins. 

fragmenta  Dodwelliana 
216, 3.  Valesiana  429,  9. 
vaticana  404,  2—5. 

fragmenta  ülpiani  376, 3. 

fragmentum  Bobiense 
373»,  6.  Dosith.  869,  5. 
de  iure  fisci  376,  9.  de 
iudiciis  376,  5.  am  Cen- 
sorinus  379,  6.  murato- 
risches  368, 9.  Arianische 
418,  10. 

Franco  478,  5. 

Francoram  de  origine  471, 
4.  gesta  499,  4.  historia 
486,  7. 

Franken  477,  9. 

fratres  arvales  66. 

Fredegar  499, 1—3.  Fort- 
setzangen 499,  1. 

Freinsheim  266,  16 

Frigiredus  470,  9. 

Frontinns  327. 


Alphabetisches  Register. 


1329 


Fronto,  Redner 355;  seine 

Schüler  364. 
Fronto  (Cos.  96)  327,  4  E. 

Stoiker  329,  3.  Astrolog 

52,  4.     Dichter  356,  11. 

Auch  s.  Gatius,  Papirius, 

Victorinus. 
Front onius  495,  8. 
Fnficins  57,  1. 
Fufidius  298,  5. 
Fufius(L.)  153,4.  Tragöde 

13,  4. 
Fulcioius  Priscuß  342, 10. 
Fulgentius  231,   6.    480. 

494,  6.  496,  1. 
Füll  onius  Saturninus  52, 

5. 
Fulvius  Asprianns  387,  6. 
Fulvius  Flaccus  136,  3. 
Fulviua   Nobilior,   Vat»T 

und  Sohn  126,  1  u.  2. 
Fulvius  (8er.)  1»3,  3.  136, 

12. 
Fulvius  Sparsus  268,  10. 
Fulvius  Valens  350,  4. 
Fundania  168,  1. 
Fundanius  242,  2. 
Furfo  218,  9  E. 
Furii,  Grabschriften  83,  7. 
Furius  131,  6. 
(Furius)  Alpinus  192,  6. 
Furius  Anthianus  378,  6. 
Furius  A.  Antias  150,  1. 
Furius  Bibaculus  192, 4  ff. 
Furius  Camillus  174,  8. 
Furius   Philocalus   74,  8. 

357,7.  413,  2(1.).  422,2. 
Furius  L.  Philus  131,  6. 
Furius  Placidus  402,  2. 
Furnii  209,  9. 
Fuscus   8.  Arellius,  Ari- 

stius,  Dagellius,  Peda- 

nius. 


G. 

Gabinianus  315,  2. 
Gabinius  212,  7. 
Gaetulicus  291,  1. 
Gaianus  394,  1. 
Gaius  68,  2.  361,  IgE.  — 

Jurist  361. 
Galba  8.  Sulpicius. 
Galenus   363.    463,  6.  7; 

vgl.  498,  5. 

GaleriusTrachaluB  297, 6. 
Gallicanus       (Volcacius) 

392,  6.   vgl.  364,  3  und 

Turdulus. 


gallicum  bellum  Caesar's 
196,  7  f  Buch  VIII  197,5. 

Gallienus  386,  1. 

Gallio  s.  Iunius. 

gallische  Redner  46,  3. 
S.  654.    §  391.  466. 

Gallua   b.   Aelius,    Anti- 

Sater,  Aquiliua,  Asinius, 
ornelius ,  Cornificius, 
Fadius,  Sulpicius. 

Gallus  (T.)  472,  9. 

Gannius  19,  1. 

Gargilius  Martialis  380. 

Ganpotus  498,  5. 

Gaudentius  422, 6  E.  472, 9. 

Gavius  Bassus  211,  6. 

Gavius  Sabinus  u.  Silo 
268,  10. 

Gaurus  324,  3. 

Gelasius  469,  6. 

Gellius(A.)137,2.  —366. 

Gellius  (Cn.)  137,  l. 

Gellius  (L.)  153,  7.  Sex. 
137,  2. 

Gellius  (Jurist)  174,  5. 

Gellius,  Sex.  414,  6. 

Geminus  s.  Tanusius,  Va- 
riua.     Vgl.  332,  9. 

genealogiae  des  Hyginus 
262,  6. 

generibus  (de)  nom.  495, 7. 

genesis  457,  7.  464,  5. 
parva  373, 10.  vgl.  491,3. 

Genetivae  Iul.  colon.  lex 
218,  7. 

Gennadius  322,  8E.  417, 
1.  —  469,  12. 

gente  (de)  pop  rom.  116, 
4  d. 

Geographie  60. 

geographus  Ravennas 
497,  3  ff. 

Geometrie  bei  den  Rö- 
mern 52,  1. 

georgica  des  Virgil  227. 

Georgius  Ambion.  498,  7. 

Germanen  in  der  Literatur 
401,10. 463,2.  vgl.  466,2. 

Germanicus  276,  3  fll. 

Gesang  lyr.  Gedichte  34, 3. 

Geschichte  bei  den  Rö- 
mern 36— 39.  Vgl.  S.  279. 
459  f. 

gesta  Francoruni  499,  4. 

Geta  325,  6.  —  436,  9  E. 

Getarum  de  orig.  483,  6. 
485,  2  f. 

getisches  Gedicht  250,  6. 

gigantomachia  des  Clau- 
dia n  439,.  6.  8. 


TicmL-ScHWABi,  Rom.  Lil-Oesoh.    5.  Aufl. 


Gildas  Sapiens  486,  1  f. 
Gildonicum  bellum  439,3. 
Gladiatorentesseren    2 1 8, 

11. 
glandes  218,  10. 
Glitius  Felix  231,  3. 
gloria(de)  vonCic.  184, 15. 
Glossae  des  Petronius  306, 

2.  zum  Corp.   iur.  488, 

10.  12. 
Glossare  42,  6  ff.  plauti- 

nische  99,  6  f.   glossae 

Servii431,  4gE. 
Glossatoren  488,  10. 
Glossen,  althochdeutsche 

403 ,    8.      Luxemburger 

476,  1. 

Glossographen  s. Glossare. 
Glycera  des  Tibull  246,  2. 
Gnipho  8.  Antonius, 
goldenes    Zeitalter     der 

röm.  Literatur  S.  276. 
Gordianus  376,  2. 
Gorgiaa  270,  1. 
gotisch  in  der  lat.  Anthol. 

453,  2.    466,  2. 
Gothorum  etc.  hist.  496, 4. 
Grabschriften  115,2.  218, 

14. 
Gracchanus  (Iunius)  138, 2. 
Gracchi  s.  Sempronius. 
Gracchus,  Tragiker  264, 4. 
Graecinus  des  Ovid  247,2. 

Auch  b.  Iulius. 
Graecus  468,  7. 
grammatica  (de)  408,  4. 

440,  7  gE. 
Grammatik  und  Gramma- 
tiker 41  f. 
Granianus  s.  Iulius. 
Granius  Flaccus  199,  7. 
Granius    Licinianus    369, 

4—7. 

Granius  medicus  65,  3. 
Granius  praeco  143,  3. 
Gratianus  400,  3.  424,  1. 
Gratius  8.  Grattius. 
Grattdus(Faliscus)253, 1. 
Gratus  483,  15. 
Gregorianus  (codex)  393, 

1  u.  2. 
Gregorius  (Redner)  426,2. 

von    Tours   486,    3—9. 

vgl.  491,  4.  6.  7.  Papst 

(Gr.  1)  493. 
griechischer    Einfluß    in 

Rom  und  Italiens.  133 ff. 

276  ff.  868  fll. 
Grillius  446,  7. 
groma  58,  4. 
84 


1330 


Alphabetisches  Register. 


gromatici  68.  Vgl.  166,6, 
b.  327,  2  f.  (Prontinus). 
344.  447. 

Guido  Pia.  497,  5. 

Guido  Ravennas  497,  5. 


Hadrianus  346.  —  439,  6. 
halcyone  des  Cicero  189, 

2. 
halieutica  des  Ovid  250,4. 
Handschriften,  älteste400, 

6.  477,  11. 
Handschriftenanfertigung 

477,  11. 
hannibalischer   Krieg   8. 

132  f. 
havuspicina  42,  1. 
haruspicum  responsis  (de) 

179,  31. 
Haterianus  387,  3. 
Haterius  (Q.)  267,  5. 
Hatilius  16,  14.  107,  2. 
hebdomades    des    Varro 

166,  5. 

Hebr(i)us  431,  2  M. 
heduphagetica  103,  4. 
Hegesippus  483,  6. 
Heiligenleben  499,  6. 
Heilkunde  65. 
Heilmittel  56,  4  f. 
Helenius  Acro  374,  1. 
Heliodorus,  Stoiker  329,3. 

Metriker  352. 
Heliogabalus  375. 
Heliu8  s.  Aelius. 
Helpidius  417,  4.   468,  1. 

479,  11. 
Helyia  269,  1  u.  2.  287, 1. 
Helvidiue  443,  6. 
HeWidius  Priscus  299, 11. 

Sohn  (Mimograph?)  324, 

6. 
Helvius  Cinna  213,  2  f. 
Helvius  Pertinax  364,  6. 
hemerologia  74,  5. 
Hemina  s.  Cassius. 
Hendekasyllaben    33,  2. 

34,  2.    340,   4.    436,  3. 

467,  4. 
heptateucho,  de,  carmen 

21,  2.  491,  3. 
Heracliani  cum  Germinio 

altercatio  435, 4. 
Heraclides  342,  7  E. 
herbarum  de  virt.  367,8  b. 
Herculanus  421,  2,  d. 
Herculis  laus  439,  7. 


Herennius  225,  3.  Rheto- 
rik ad  Herennium  162. 

Herennius  Baibus  202,6. 

Herennius  Dexippus  387,7. 

Herennius  Mo  desto  nua 
378,  7. 

Herennius  Pollio  341,  4. 

Herennius  Senecio  326,  7. 

Hermagora8  44,  10. 

Hermas  s.  Laelius. 

Hermas  368,  9.   373,  10, 

Herrn ogenes  s.  Tigellius. 

Hermogenes  Tara.  319,  6. 

jlermogenianus  393,  4; 
codex  393,  3. 

Herodes  Atticus  366,  3. 

Herodianus,  Grammatiker 
363.  Geschichtschreiber 
381,  1. 

heroides  26;  des  Ovid 
248,  3. 

Heron  498,  2. 

Heronius  466,  18. 

Hersennu8  s.  Octavius. 

Hesperius  42 1, 2 .  (g  u.  m)  3. 

hexaömeron  476,  4.  Tgl. 
436,  1.  466,  1. 

Hexameter  19,  2.  rhyth- 
misch 26,  1.  populärer 
163,8.-384,4.  494,4. 

hexametro  (de)  408,  4. 

Hieria  225,  2. 

Hierius  325,  12.  426,  4. 
440,  6. 

Hieronymus484.  Tgl.  497, 
1. 

hierosolymitanum  itine- 
rarium  412. 

Hilarianus  442,  1. 

Hilarius  vonPoitiers  80,2. 
418,  1  —  3;  ans  Arles 
467,  7. 

Hilarius  diaconus  418,  6. 

hilaro-tragoedia  18,  1. 

Hilasius  421,  9. 

Himerius  417,  8. 

Hinkiamben  33,  1—3. 

Hippocrates  468, 7.  498,8. 

Hippolytus  aus  Portus 
413,  3  (IX). 

Hirtia  rogatio  218,  8. 

Hirtius  (A.)  197,  l  u*.  2. 

hispaniense  bellum  197, 8. 

hisperica  famina  476,  1. 

historia37,3;  angusta392. 
miscella  39,  5;  'historia 
latina'  434,  10;  Apol- 
lonii  489;  Gothorum  496, 
4;  hist.  Francorum  epi- 
tomata  486,  7.  499,  1. 


historiae  des  Sallust  205, 

4 ;  des  Asinius  Pollio  22 1 , 

3;    des  Plinius  312,    5; 

des  Tacitus  337. 
Historiker,  römische  36 ff. 
histriones    omnium     lin- 

guarum  9,  6. 
Hocbzeitslieder  5,  4  f. 
Hoenius  466,  4. 
Homerus  latinus  820,  7. 
Honoratus  409,  5.  469,  6 

u.  7. 
Honorius  491,  13.     Auch 

s.  lulius. 
horatiana  metra  395,  2. 

406,  6.  408,  3.  4SI,  4  gE. 

Vgl.  metr.  hör. 
Horat  sat   1,  10,    66  s. 

143,  6. 
Horatianus  s.  Octavius. 
Horas  234—240  u.  219,  1. 

S.  462.  463.  465. 
Hortensia  209,  14. 
Hortensius     171,     1—4; 

Schrift  des  Cicero  184, 5. 
Hon» a  430,  3. 
Hosidius  Geta  370,  5. 
Hosüa  146,  1.  246,  1. 
HostiliuB  146,  1. 
Ho8tilius,  Philosoph  311, 

2  gE.  Mimograph  363,  5. 
Hostius  146,  1. 
Hyginus  262;  gromaticus 

344,  1  f. 
Hyllus  262,  2. 
hymni  21,  3.  30,  2.   418, 

1.  433,  4.  436,  3.  491,  9. 

493,  5. 
Hypsicrates  159,  12. 


Iacchus  41,  1  £. 

iambi  des  Horaz  237,  1. 

Iamblichus  430, 2.  —  485, 

5. 
Iambographen,  römische 

33,  lf. 
lambus  33. 
lanthis  328,  1. 
Ianuarius  Nepot.  279,  10. 
lavolenus  Priscus  342,  3. 
Ibis  des  Ovid  260,  3. 
lecius  266,  2. 
Idacius  470,  4  ff. 
Idyll  29. 
idyllia  des  Ausonins  421, 

2k;  des  Clandian  29,  4. 

439,  6. 


Alphabetisches  Register. 


1331 


Ignati usbriefe,  lat.  400, 6. 
lldefonsus  496,  5. 
llias,  lateinische  320,  7. 
illustres   viri  von  Nepos 

198,    5;    Santra  211,  2; 

Sueton   347,   7;'  Victor 

414,  4;  Hieronymus  434, 

11;    Gennadijs  469,  13; 

lsidor  496,  1.  5. 
imagines  81, 1  f.  des  Varro 

166,  5;  des  Atticns  172, 

2,   d. 

Imbrex  107,  4. 
Improvisieren  212,  3. 
incarnatione,de,  yerbi473, 

6. 
indigitamenta  73,  2. 
indignatio    des    Valerius 

Cato  200,  1. 
ineptiae  244,  2. 
lnnocentius  443,  6.    gro- 

mat.  447,  2. 
Inschriften  40;  des  4.  u. 

5.    Jahrh.    d.     St.     83; 

des    6.   116.  129;  des  7. 

163.  218;  der  Kaieerzeit 

219,  7;    des    1.    christl. 

Jahrh.  330,  6. 
instituta  artium  300,  7  b. 
institutio     oratoria     des 

Quintihan  325,  6  fl\ 
inBtitutiones   49,   9;    des 

Gaius  361,  4  f.;  des  Ul- 

pianns  376,  4;  des  Lac- 

tantius    397,  4  f ;    des 

Iustinianua  488,  8;   des 

Cassiotior  483,  8.  9. 

interpretamenta  4SI,  8. 

invectiva    in    Ciceronem 

205,  6. 

inventio  crnois  494,  8. 

inventione  (de)  von  Cicero 
177»,  3. 

Io  von  Calvus  213,  7. 

Ioannes   466,  12.   488,  4. 

loannes  Biclar.  484,  5. 

Ioannes  Cassianus  457,  1. 

Ioannes  scholasticns  400, 
6. 

ioci  Ciceronis  191,2;  vgl. 
186,  6. 

Ioculatoren  8,  12. 

lohannis     des    Corippus 
492,  1. 

Iona  (de)  21,  2.  491,  3. 

Iordanes   Bischof  485,  1. 
491,  13. 

lordania  486. 

losephus  311,  4.    319,  7. 


übersetzt  433,  5.  435,  1. 

488,  11. 

lovinns  s.  Ronianius. 
ira  (de)  des  Seneca  289, 

4,  3 ff.;  de  ira  dei  von 

Lactantiuß  397,  6. 
Irenaeos,  lat.  373,  10. 
Isaens  341,  6. 
isagogische  Literatur  2, 3. 
Isidori  glossae  42,  6.    • 
Isidorus  Hisp.  496. 
Ister  s.  Aethicns. 
Itala  878,  9. 
9IzaU%r)  18,  1. 
Italiens  299,  6;    auch  s. 

Silius. 
iter  des  Caesar  195,  3; 

des  Baibus  209,  4. 
itineraria  412. 
Iuba  (Metriker)  373»,  6. 
Iucundns  421,  2,  d. 
iudieiis,  de,  fragm.  876,5  A. 
iudicium    mortis   151,  2; 

pistoris  398,  8. 
Iugurtha  des  Sali.  206,  3, 
Iulia  die  jüngere  247,  3. 

Li villa  287,  1. 
Iulianus  s.  Anicius,  An- 
tonius, Didius,  Salvius. 
Iulianus  Aeclan.   443,  8. 

Pom.  469,  9.  Jurist  488, 

9.  Toletanus  496,  6.  cos. 

481,  2.     Yertacus  52,  5. 
Iulianus    unter   den    XII 

sapp.  421,  9. 
Iulianus,  Kaiser  400,  3; 

417,  7  f.;  vgl.  407,  1. 
Iulius  (C.)  Senator  127, 1. 
Iulius  Africanus  297,  4; 

vgl.    341,    4.     Chronist 

381,  1. 
Iulius   Aquila   199,  6.  — 

378,  6. 

iulius  Aquilinus  364,  3. 
Iulius  Atherianus  387,  3. 
Iulius  Atticus  283,  3. 
Iulius  Avitus  332,  9. 
Iulius  Bassus  254,  2.  vgl. 

840,  3.  (Arzt)  294,  4. 
Iulius   Caesar    (Dictator) 

194—196;  Strabol63,3; 

L.  199,  3. 

Iulius  Calidus  212,  9. 
Iulius  Capitolinus  392,  5. 
Iulius  Celsinus  357,  1. 
Iulius  Celsus    196,  2.  — 

342,  1. 
Iulius  Cerialis  324,  3. 
Iulius  Exuperantius  445, 

3—4. 


Iulius  Faustinus  26,  3. 

Iulius  Firmicus  374,  4. 
406,  1. 

Iulius  Florus  242,  3  (Sa- 
tiriker). 297,  6  (Redner). 
348,  1  (Historiker). 

Iulius  Frontinus  327 ;  vgl. 
379,  7. 

Iulius  Gabinianus  315,  2. 

Iulius  Genitor  341,  6. 

Iulius  Graecinus  283,  4. 

Iulius  Gramanus  379,  7. 

Iulius  Hilarianus  442,  1. 

Iulius  Honorios  453,  5. 

Iulius  Hyginus  262. 

Iulius  Kanus  299,  6. 

Iuüub  Marathus  259,  9. 

Iulius  Modestus  282,  1. 

Iulius  Montanus  252,  13. 

Iulius  Obsequens  416,  4. 

Iulius  orator  463,  6. 

Iulius  Paris  279,2.  9.  11. 

Iulius  Paulus  (Jurist)  377 ; 
poeta  353,  8.  Vgl.  187, 
6£. 

Iulius  Romanus  379,  1. 

Iulius  Rufinianus  427,  7. 

Iulius  Rufus  324,  6. 

Iulius  Saturninus  265,  5. 

Iulius  Secundua  315,  4. 

Iulius  Severianus  466,  8. 

Iulius  Severus  442,  3. 

Iulius  Solinus  389. 

Iulius  Speratus  23,  3. 

Iulius  Tiro  326,  2. 

Iulius  Titianus  364,  4. 

Iulius  Valerius  399. 

Iulius  Vestinos  285,3.  352. 

Iulius  Victor  427,  8. 

Iulius  (Iulius,  lulus)  An- 
tonius 242,  6. 

luncus  331,  1. 

Iunilius  472,  9.  494,  6. 

Iunior  philosophus  453,  5. 

Iunius  Blaesus  295,  2. 

Iunius,  D.  Brutus  210,  5. 
M.  Brutus,  Jurist  133,  2. 
M.  Brutus,  Caesarmörder 
210,  1—4.  Briefwechsel 
mit  Cic.  188,  4. 

Iunius  Columella  293. 

Iunius  Congus  138,  3. 

Iunius  Co  raus  381,  4. 

Iunius  Gallio  268,  7. 

Iunius  Gracchanus  138,  2. 

Iunius  Iuvenalis  331. 

Iunius  Mauricianus  360,  5. 

Iunius  Maximus  329,  1. 

Iunius  Messalla  402,  2. 

Iunius  Nipsus  844,  7. 
84* 


1332 


Alphabetisches  Register. 


Iiinius  Otho  268,  8. 
Iuniua  Philargyrius  472, 9. 
Iunius    Rusticus    (Arule- 

nus)  319,  5.    329,  2.    — 

358,  3. 
Iunius  Silanus  s.  Silanus. 
iurisconsultus  48,  4.  49, 1. 
Jurisprudenz  48  f.  vgl.  404. 

S.  460  f. 
iuris  etudiosus  49,  9. 
ius  aelianum  88,  3. 
ius  flavianum  88,  3. 
ius  papirianum  71. 
ius  principale  461. 
Iustinianus  (Kaiser)  477, 

2;  vgl.  488.  Bischof  494, 

7. 
lustinus  258,  5  ff.  Kaiser 

492,2.  Faustinus  362,  1. 
Iuatus  494,  7.     Vgl.  Cur- 

tius  u.  Papirius. 
Iustus  (Fabius)  334,  2. 
luvenalis  331. 
Iuvencus  403,  4—7. 
Iuventinus  s.  Ovidius. 
Iuventius,  Palliatendich- 

ter  114,  1.  Jurist  154,  3. 
Iuventius  Celsus  der  Va- 
ter   316,  4;    der    Sohn 

342,  2. 
Iuventius  Martialis  849, 1. 


K. 

Kaiserzeit  271  f. 
Kalendarium  74. 
Kalender    (vollständige) 

74,  8.  9;  vgl.  413,  2  (I). 
Kanus  s.  Iuliug. 
Karthago  463,  2 ;  Vertrag 

mit  69. 
Kinderlieder  11,  2,  c. 
Kirchenlieder  11,  3. 
Komödie,  attische  15,  2. 

16,  1. 
KcoiicpdoTQaycpöta  18,  2. 
Kosiilographien  497.  Vgl. 

außerdem  453,  5. 
Krates  von  Mallos  41,  1. 

138,  4. 
Kriegsgeschichte     und 

Kriegswissenschaft  66. 
Kunstdrama  12. 


L. 

Labeo  (Dichter)  307,  6. 
Auch  s.  Antistius,  Attius, 
Cornelius,  Fabius. 


Laberius  192,  3.  —  424,  3. 
Labienus  (T.)  267,  10. 
Lachanius  454,  1  f. 
f  Lactantianus  374,  5. 
Lactantius     (Firmianus) 

397. 
Lactantius  Placidus  42,  6. 

249,  2.  321,  10.  472,  7. 
Laelius,  der  Vater  123,  5. 
Laelius,  der  Sohn  131,  3. 
Laeliua  des  Cicero  184, 14. 
Laelius  Archelaus  148,  3. 
Laelius  Baibus  276,  8. 
Laelius  Felix  342,  7. 
Laelius,  Q.  gramm.  148,  8. 
Laelius  Hermas  211,  1. 
Laenas  s.  Popilius. 
f  Laetantianus  374,  5. 
Laetus  s.  Avianus. 
Laevinus  343,  5. 
Laevius  150,  4  fll. 
lamentum      poenitentiac 

491,  14. 

Lamia  s.  Aelius. 
lamina  Tud.  218,  6. 
Lampadio  s.  Octavius. 
Lampadius  426,  8. 
LampridiuB  466,  6.  Auch 

8.  Aelius. 
Landkarten  60,  3. 
Landolfus  Sagax  39,  5. 
Landwirtschaft  %4. 
Lappa  s.  Rubrenus. 
Larcius  328,  6. 
Largius  Licinus  328,  6. 
Largus  252,  8;    auch    s. 

Caecina  u.  Scribonius. 
Largus  Designatianus  446, 

3.  294,  2. 

Latiner,  Historiker  der- 
selben 36, 3.  Redner  44, 

4.  Vertrag  mit  den  L. 
69. 

Latinus  324,  5.  Alcimus 
417,  3.  Drepanius  426, 
6  ff.  Togatus  58,  2. 

Latro  s.  rorcius. 

Latronianus  422,  7. 

laudatio  Gaesaris  und  Por- 
ciae  von  Cicero  180,  4. 

laudatio  Catonis  von  Ci- 
cero 180,  5. 

laudationes  funebres  43, 
3.  44,  2.  81,  4—7;  auf 
Turia267,  4;  auf  Murdia 
356,  5. 

laude s  domini  403,  7. 
Herculis,  Lunae,  Solis 
21,3.439,7.  476,5. 

Lauinius  343, 5.  vgl.  107, 6. 


Laurea  s.  Tüll  ius. 
Laurentii     epithalumiaiu 

22,  2  u.  439,  7. 
Laureolus  285,  1. 
Lausiaca,  lat.  400,  6. 
laus  Pisonis  306,  4. 
Leander  494,  1. 
leges  regiae  70. 
legibus  (de)  Cic.'s  184,  2. 
legis  actiones  87, 2    88, 3. 
Lehrgedicht  23. 
Leichenreden  81,  4  ff. 
XfiTcoygd^fiaTOt  480,  8. 
Lenaeus  211,  3. 
Lentuli  171,  9.   vgl.  141, 

6.  (P.)  217,  2. 
Lentulus  Gaetul.  291,  1. 
Lentulus,  Mimograph  363, 

6. 
Leo  (M.)  459;  Biturie.460, 

7.  bei  Sidonius   466.  7. 
Leontius  421 ,  2,  d.     467, 

1  u.  4.    468,  8.   474,  2. 

Vgl.  Pontius. 
Lepidus  s.  Aemilins. 
Leporins  456,  3. 
Lesbia  des  Catull  214,  3. 
lex  agraria  163,  5. 
lex  Antonia  218,  4. 
lex  Burgundionum  488. 3. 
lex  coloniae  luliae  218,7. 
lex  convivalis  49,  1.  140, 

1. 
lex  Cornelia  218,  2. 
lex  Curiensis  488,  2. 
lex  dei  438. 
lex  de  quaestione  perpe- 

tua  163,  3. 

lex  Genetiv.  Iul   218,  7. 
lex  Icilia  69,  6. 
lex  Iulia  municip.  218,  6. 
lex  metalli  Vipasc.  319, 7. 
lex  parieti  faciendo  163,6. 
lex  repetundarum  163,  2. 
lex  romana  Vidig.  488,  2. 
lex  Rubria  218,  6. 
lex  Salp.  et  Malac.  319,7. 
lex  Tappula  49, 1.  140,  1. 
lex  tribunicia  69,  5. 
lex  Visigothorum  488,  2. 
lex  Utinensis  488,  2. 
Lexikographie  42,  5  ff. 
Libanius  417,  8. 
liber  generationis  413,  3. 

499,  1. 
liber  glossarum  42,  8. 
liber  pontificalis  413,  2, 

vir. 
Liberalis  s.  Salvius. 
Liberius  422, 2.  473,  6  E. 


Alphabetisches  Register. 


1333 


Libo  172,  6.  Auch  s.  Scri- 

bonius. 
librae,  de  part.  481,  9. 
libri  augurales  und  augu- 

nim  77,  1. 
libri  censorii  78,  2. 
libri  coloniarum  344,  4. 
libri  lintei  79,  3. 
libri  magistratuum  78  f. 
libri  pontificum  73. 
libri  sacri  73,  ?.. 
Licentius  448,  3. 
Licerius  196,  2. 
Licinianus,   Bischof  494, 

7;   auch  8.  Graniu8  und 

Valerius. 
Licinius  Calvus  213, 6—7. 
Licinius  (L.  Crassus  der 

Redner)  162,  3  ff. 
Licinius,  M.  Crassus,  Illvir 

161,  1.  171,  6. 
Licinius  (P.  Crassus)  123, 

4. 
Licinius  (P.  Crassus  Mu- 

cianus)  133,6.  vgl.  136,1. 
Licinius  Imbrex  107,  4. 
Licinius  Luculi us  167, 4  f. 

sein  Bruder  171,  6. 
Licinius  Macer  166,  4  ff. 

vgl.  213,  6. 
Licinius  Menas  64,  3. 
Licinius  Montanus  364,  3. 
Licinius  Mucianus  133,  6. 

—  314,  1. 

Licinius  Nepos  268,   10. 

—  341,  6. 
Licinius  Nerva  141,  6. 
Licinius  Rufinus  378,  1.  * 
Licinius  Stolo  160,  3. 
Licinius  Snra  326,  14. 
Licinius  Tegula  114,  3. 
Licinius  2 1 2,2 ;  auch  s.  Clo- 

dius,  Largius  u.  Porcia s. 
Ligario  (pro)  179,  42. 
Ligurinus  324,  6. 
limon  Cicero's  189,  2. 
Lindinus  476,  6. 
lingua    Iatina    (de)    des 

Varro  167  vgl.  166,  6,  e. 
Litorius  466,  1. 
Livius  (T.)  256  f. 
T.  Livius  filius  256,  4. 
'Livius'  476,  4. 
Livius  Andronicus  94. 
Livius  Drusus  (C.)  139,  4. 
Livius  Drusus(M.)  136,11. 
Lobgedichte  21. 
Loblieder  auf  Verstorbene 

82. 
Lobreden  auf  sie  81. 


logistorici  des  M.  Varro 

166,  2. 
Lollianus  361. 
Lollianus  (L.)  Avitus364,6. 
Lollianus  (Mavortins)406, 

1. 


Lollins  216,  3. 
Lolliu8  Urbicus  381,  7. 
Longinus  298,  2  f. 
Longulanus  267,  11  gE. 
Longus  s.  Velius. 
loricae  bymnus  476,  1. 
Lucanus  303. 
Lucceius  Albinus  341,  4. 
Lucceius(L.)  172,6.  Teles. 

319,  5. 
Lucianus  vgl.  367,  3. 
Lucifer  418,  4. 
Lucilius  (Satiriker)  143. 
Lucilius  Baibus  (L.)  154, 

3  E.  (Q)  161,  1. 
Lucilius    Iunior    289,  5. 

307,  2  ff. 
Lucilius  448,  5.   464,  5. 
Luciolas  4*21,  2,  d. 
Lucius  299,  3.    326,  16. 

367,  3. 
Lucretius  463,  3. 
Lucretius  Carus  203. 
Lucretius  Vespillo  267,  4. 
Lucretius  Vispillo  164,  4. 
Lucullus  167,  4  f.  des  Ci- 
cero 186,  7  mit  A.  1  f . 
ludi  S.  133  ff.  137  ff. 
Lupicinus  s    Flavius  Li- 
cerius. 
Lupus  262, 8   Bischof  467, 

8.  Vgl.  466, 1 2  u.  Rutilius. 
Luranius  222,  3  gE. 
Luscius  Lavinius   107,  6. 
Lu8cus  b.  Annius. 
Lutatius  414,  5. 
Lutatius  (Q.  Catulus)  142, 

4.  146,  3. 
Lutatius  Daphnie  41,  1. 

134,1.  142,4.150,3. 
Lutatius  Placidus  42,  6. 

249,  2.  321,  10.   472,  7. 
Lutorius  Priscus  s.  Cluto- 

rius. 
Luxorius  476,  3—4. 
Lycoris  232, 1.  Vgl.490,2. 
Lydia  des  Valerius  Cato 

200,  1;  andere  200,  2. 
LygdamuB  246,  4. 
Lynceus  244,  3. 
Lyrik  80  ff.  vgl.  S.  466. 
lyrische  Dichter  30.  33.  34. 
lyrische  Gedichte  des  Ho- 

raz  238.  34,  3. 


Macarius  443,  6. 
macaronische  Poesie  355, 

7.  421,  2,  m  A. 
Maccius  (Macius)  Plautus 

96-99. 
Maccus  9,  3. 
Macedonicus  s  Caccilius. 
Macedonius  473,  1.  2 
Macer  s .  Aemilius,  Baebiue, 

Licinius,  Pompeius. 
Macer  Floridus  223,  5. 
Macharius  231,  9. 
Macius  96,  1. 
Macrinus  369,  1.  —  401, 

7.  Vgl.  Opilius. 
Macrobius  444.     Anderer 

477,  4. 
Maecenas  220,  6—9.  vgl. 

S.  462.     Elegien  auf  M. 

229,  3. 
Maecenas  MelissuB  244, 2. 
Maecianus  360,  7. 
Maecius  Tarpa  204,  2. 
Maenas  s.  Licinius. 
Maeonius  Astyanax387, 4. 
Maevii  s.  Mevius 
Maevius  a.  Meviua. 
magische  Literatur  406,  3. 
magister  a  studiis  286,  3. 
Magiua  256,  8, 
Magnus  Arborius  417,  5. 
Mago  54,  1  f.  68.  2. 
Maiorianus  467,  4  vgl.  2. 
Malac.  et  Salpens.  tabb. 

319,  7. 
Mallius  158, 1.  Theodorus 

442,  3. 

Mamertinus  s.    Claudius. 
Mamertus      (Claudianus) 

468,  3—6. 
Mamilius    und    Manilius 

158,  1. 
Mamilius  Sura  160,  4. 
Mamurra  209,  13. 
Manichaei  440,  8. 
Manilia  (pro  lege)  179,14. 
Manilius   158,  1.     Astro- 

nomica  253,  2-8. 
Manilius  Antioch.  212,  3. 
Manilius  (C.)  202,  3. 
Manilius  (M\)  133,  1. 
Manlii  54,  2. 
Manlius  (L.).  158,  1.    L. 

Manlii  Torquati   31,   1. 

T.  Torquatus  171,  12. 
Manlius  Vopiscus  324,  2. 
Manneius  218,  14. 
Manno  474,  5. 


1334 


Alphabetisches  Register. 


manumisaionibu8(de)  369, 

5. 
Marathus  245,  3.  Aach  s. 

Iulius. 
Marbod  23.  451,  1. 
Marcellinus  a.  Ammianus, 

Fabiua,  Valeriua. 
Marcellinus   435,   4;    bei 

Augustin  440,  10.     vgl. 

466,  14. 
Marcellinas    Cornea   484, 

lf. 
Marcello  (pro)  179,  41. 
Marceliaa  199,  1.  —  390, 

1.  —  Empir.  446, 1 ;  auch 
a.  Claudius,  Eprius,  Mar- 
cius,  Noniua,  Pomponius, 
Tullius,  Victoriua,  Ul- 
pius. 

Marcellus  Empiricus  (Bur- 

dig.)  446,  1-5. 
Marceliaa  Marcelli  f.  390, 

1. 
Marcia  277,  1. 
Marcianus    294,   4.     vgl. 

Aeliaa  u.  Martianua. 
Marcionem  (Marcionitaa), 

adv.,  Lehrged.  436,  7. 
Marciua  8.  Martius. 
Marciaa  Figulua  133,  6. 
Marciaa  Marcellus  276, 1. 
Marciua  Fhilippua  153,  2. 
Marciua  Salutaris  405,  2. 
Marciua  vates  66,  1  f. 
Marcomannue  401,  9. 
Marculus  443,  4. 
Marcus  medicus  55,  3  E. 
Marianus  20,  2. 
Marianus  353,  7. 
Marillus    (Marullua)  268, 

2.  10. 
Marinianua  426,  8. 
Mariua  (Dichter)  252,  12. 

Atin.  324,  1. 
Mariua  Avent.  484,  6. 
Mariua  des  Cicero  189,  3. 
Mariua  Mazimua  381,  2. 
Mariu8  Mercator  456,  1. 
Mariua  Sacerdos  394. 
Mariua  Victor  464,  5—6. 
Mariua  Victorin us  408,  1. 
Maro  8.  Vergiliua.     Vgl. 

497,  7. 
Marsua  a.  Domitius   und 

Vibiua. 
Martialis  322.  Vgl.Gargi- 

Uua,  iuventius. 
Martianua  Capella  452. 
Martinua        Bracarensie, 

Dumiensis  289,  l,b.  494, 


2 ;  Turonenais  441 ,  1  f. 
vgl.  474,  3.  491,  2. 

Martius  466,  4. 

Martius  a.  Renatus. 

Martyriua  8.  Adamantiua. 

martyrologium  413, 2  ( V I). 

Marullus  (Mimograph) 
363,  5.  Vgl.  Marillus. 

Ma8ken  in  der  Atellana 
9,4.  in  der palliatalö,  13. 

Masurius  Sabinus  281,  1. 

Maternua  326,  16.  Vgl. 
Curiatiua  und  Firmicus. 

matheaeoa  libri  dea  Fir- 
micus 406,  4—7. 

Mathematik  der  Römer  52. 

Matidia  346,  4. 

Matiua,  C.208,5.  Cn.  150, 2. 

Matriniua  51,  4. 

Mauortius  477,  3. 

MauortiusLollianua  406,1. 

Mauortius  (Vettius)  477, 3. 

Mauricianua  360,  5. 

Maurus  a.  üeliua,  Seryiua, 
Terentianus. 

Maximianus ,  Beden  auf 
auf  391,  2  fll. 

Maximianus,  Elegiker  490. 

Maximilianua  385,  5. 

Maximums  a.  Metrorius. 

Maximinus  (Kaiser)  37 5,1. 

Maximinus  421,  9. 

Maximinus  Victorinua 
408,  4. 

Maximua  341,  9.  394,  1. 
430,2.431,9. 453,1.  Auch 
▼gl.  Claudius ,  Fabiua, 
Iuniua,  Marius»  Rutilius, 
8tatiliu8,Valerius,Vibiu8. 

Maximus  Planudes  249, 2. 

Maximus  Taurin.  469,  8. 

Maxim  us  Victorinus  408,5. 

Maximua  von  Saragossa 
496,  4. 

Medea  dea  Enniua  102, 1. 
dea  Ovid  248,  8.  vgl. 
370,  5. 

medicamina  faciei  von 
Ovid  248,  7. 

Medicin  55;  de  medicina 
des  Celans  280,  6. 

medicina  pliniana  411. 

Mela  s.  Annaeus,  Fabiua 
und  Pomponius. 

Melaenis  243,  2. 

Melania  434,  1. 

Melik  und  melische  Dich- 
ter 34. 

MeliaauB  (C.)  244,  2.  a. 
Aelius. 


Melito  Sard.  lat.  400,  6. 

Mellitus  496,  3. 

Melodien  zu  Hör.  238,11. 

Memmia  30,  1. 

Memmii  141,  6). 

Memmiua  (C.)  202,  2.  L 
153,  8  gE. 

Memnoniua  483,  15. 

Memoiren  37,  7. 

Memor  a.  Scaevus  und 
Securua. 

Memorialverse  23,  3. 

Menander  8.  Arriu». 

Menas  54,  3. 

Menelaus  135,  5. 

Menippeae  (saturae)  28, 3. 
des  Varro  165,  3. 

Menippus  165,  3. 

Menna  488,  4.  5.  6  E 

menologia  74,  (5  u.)  10. 

mensorea  58,  1. 

Mentula  bei  Catull  214, 5. 

Mercator  s.  Marius. 

psQiofiog  481,  4  e. 

Merobaudes  464,  1—4. 

Me88alina  a.  Statilia. 

Messalinus  267,  6. 

Meaaalla  464,  5. 

Measalla  (Augur)  199,  2. 

Mes8alla(Bedner)222.Sein 
Kreis  S.  463.  Nachkomme 
45,  7.  paneg.  ad  Me^- 
aallam  245,  3.  vgl.  Va- 
lerius. 

Measalla  Corvinus ,  ge- 
fälschter 222,  4. 

Messalla  Rufus  199,  2. 
%Messalla  senex  199,  2. 

MesBalla(Vip8tanus>31413. 

Mea8en,  gallikanische  453, 
4. 

Mesaiua  372, 1.  vgl.  451, 1. 
Aruaianua  427,  4. 

Metamorphosen  dea  Ovid 
249,  1 — 6.  des  Apuleius 
367,  3. 

Metella  213,  1. 

Metelli  171, 10.  Vgl.  Cae- 
ciliua. 

Metellua  Scipio  215,  2. 

Metiua  193,  1. 

Metius  Celer  321,  1. 

metra  horatiana  238,  3. 
vgl.  horatiana. 

metrici  Script  ores  42,  2. 

Metrik  93. 

metrologici  59. 

Metrorius  (Maximin.)  408, 
5. 

Mettius  Caruö  326,  4. 


Alphabetisches  Register. 


1335 


Mettius  Modestus  326,  3. 
Mettiue  Poinpus.  319,  5. 
Meuius  233,  2.  309,  1. 
miles  gloriosus  des  Plan« 

tue  97,  12. 
milesiae  47,  1. 
militaris  res  66. 
Militärdiplome  219,  7. 
Milone  (pro)  179,  40;  von 

M.  Brutus  210,  2  gE. 
inimae  8,  8  u.  10. 
mimi  7,  2.   8,  10.    16,  13. 
mimiambi  150,  2. 
jufiaxW  8,  11. 
mimographi  8,  1  u.  6. 
mimua  7  f. 
Minervius  417,  2.  3. 
Mmicius  341,  4.  vgl.  342, 

6  (Min.  NataUs). 
Minucii,  ihrSchiedsspruch 

163,  4. 
Minucius  Felix  368. 
Minucius   Prothytnus   16, 

13. 
miscellaneades  Fort.  491, 

7. 

Misitheus  46,  7.   375,  2. 
Mitterius  497,  8. 
Modestinus  281,  8.  378,  7. 

398,  9. 

Modestus  31,  4. 

Modestus  56,  3  f.    Auch 

s.  Iulius  und  Aufidius. 

Molon  44,  10. 

Montanismus  373,  3. 

Montanus  252,  13.  Vgl. 
Curtios,  Liciniua,  Iulius 
u.  Votienus. 

monita  Senecae  289,  10. 

monum.  ancyr.  220,  4. 

moretum  150,  7.  230,  3. 

moribus  (de)  121,  3.  289, 
10. 

yuoQwt  inavaaxaoig  28, 3. 

mortibus  (de)  persecuto- 
rum397,7.  boum448,1.2. 

Moschus  268,  12. 

Mosella  des  Ausonius  S. 
1066  E. 

Mosis  a8sumptio  373,  10. 

motoriae  16,  2. 

Mucianus  133,5.-314,1. 
—  483,  15. 

Mucius,P,  Scaevola  133,4. 

Mucius  (Q.  Scaevola)  Au- 
gur 139,  3;  sein  Sohn 
Q.  Scaevola  139,  3  E. 

Mucins  (Q.  Scaevola)  pon- 
tifex  maximus  164, 1—3. 

mulomedicina  432,  8—11. 


Mummius,  Atellanendich- 

ter  10,  2. 
Mummius,  L.  131,  8. 
Mummius,  Sp.  131,  8. 
Munatius  Plancus  209,  8. 
Munatius  Rufus  216,  2. 
mundo  (de)  367,  6. 
munitionibus   (de)   castr. 

344,  2. 
muratorisches   Fragment 

368,  8. 

Murdia  356,  6. 
Murena  (pro)  179,  24. 
Murinus  406,  6. 
Murredius  268,  10. 
Musa    s.    Antonius    und 

Octavius  u.  268,  10. 
Musae  des  OpUius  159,  4. 
Musaeus  329,  4;    presb. 

460,  8. 
Muscio  463,  4. 
Mus(i)anu8  345,  7. 
musica  (de)  von  Augustin 

440, 7  f.  v.  Boethius  478, 5. 
Musikbegleitung  16,  6. 
Musonius  Rufus  299,  3. 
Mysrontius  58,  2. 
Mystes  241,  2.  —  306,  4. 
mythographi      (vaticani) 

42,  10. 
Mythologie ,     heidnische 

479,  6.  vgl.  478,  3. 
mythologische  Stoffe  der 

Mimen  und  Pantomimen 

8,  6. 

N. 

Naevius(Cn.)96.  —  325,2. 
Namatianus  s.  Rutilius. 
Namatius  454,  1. 
Namen  Besungener  32,  2. 
Nardus  poeta  319,  3. 
narrationes       fabularum 

249,  2. 
Naso,  s.  Actorius,  Ovidius. 
natura  (de)   deorum  des 

Cic.  184, 10.  rerum  496, 6. 
naturales  quaestiones  des 

Seneca  289,  6. 
naturalis  historia  des  PH- 

nius  313. 

Naturgefübl  340,  7. 
Naturwissenschaften    bei 

den  Römern  58. 
Naucellius  428,  6. 
Nauigius  52,  4. 
Nazarius  401,  6. 
Nebridius  494,  7. 
Necepso  406,  3. 


Neckam  (Alex.)  450,  4. 
Neho  379,  7. 
Nelei  Carmen  94,  9. 
Nemesianus  386,  1. 
Nemesis  Tibull's  245,  2. 
Nemesius  400,  6. 
nenia  82,  2. 
Neoptolemus  239,  7. 
neoterici  363,  3.  373»,  1, 
vscoz€QOL  S.  283,  A.  2. 
Nepos  s.  Cornelius,  Lici- 

nius. 
Nepotianus  s.  Ianuarius; 

auch  s.  401,  7.  434,  2. 
Neratius  Priscus  842,  1. 
Neratius  in  Ydro  342, 1 E. 
Nero  286,  7—11. 
Nerva  pater  281,  2. 
Nerva  filiua  298,  2. 
Nerva,  Kaiser  330,  1. 
Neuplatonismus  407,  1 .  3. 
Nicaeus  831,  8. 
Nicanor  s.  Sevius. 
Niceas  443,  6. 
Nicetius  466,  12. 
Niceus  331,  8. 
Nicianus,  Schreiber  289, 

1,  o. 
Nicias  430,  2. 
Nicomachus  387,  6. 
NicoulachusDexter  428,3. 
NicomachuB       Flavianus 

428,  lf. 
Nico8tratus  159,  11. 
Niger  s.  Pescennius,  Sex- 

tius,  Trebius,  Turranius. 
Nigidius  Figulus  170. 
Nigrinus  341,  5. 
Nikandros  223,  6. 
Nikanor  s.  Sevius. 
Niketes  268,  12.    269,  5. 
Ninnius  Crassus  150,  3. 
Nipeuß  344,  7. 
NiBus  gramm.  282,  4. 
Nobilior  s.  Fulvius. 
uoctes  atticae  des  Gellius 

365,  4  ff. 
nomina  provinciarum  74, 

9.  vgl.  392,  9. 
nominibua,  de  dubiis  496, 

7  vgl.  489,  2. 
nominibuB    (de)    provin- 
ciarum 392,  9. 
Nonianus  (Servilius)  291, 

2. 
Nonius  Asprenas   267,  2 

u.  11  gE. 
Nonius  Marcellus  404*. 
Nonius  Maximus  341,  9. 
Nordafrika  S.  870. 


1336 


Alphabetisches  Register. 


Nortia  420,  1. 

notae  41,  2.    notae  iuris 

300,  4. 
notae    Einsidlenses    etc. 

300,  4. 
notae  Tironianae  191,  4  f. 
notitia  Africae  470,  3. 
notitia  dignitatum  453,  6. 
notitia  Galliarum  392,  9. 
notitia  regionum  412,  7. 
Novatianus  382,  6. 
Novatus  382,  6.    373»   2. 

478,  5.   Auch  s.  Annaeus. 
novellae  Theodos.  all.  461, 

5.  Justinian  8  488,  9. 
fnovelli   poetae'   353,  3. 

373»,  1. 
cnovi  poetae'   32,  1.   8. 

283,  A.  2. 
Novius,  A teil  anend ich ter 

151,  1—3. 
Novius  Vindex  324,  2. 
Numa,  Epiker  252,  11. 
Numae  commentarii   72, 

1. 
Numae  libri  50,  2.  72,  2. 
Numerianu8  385,  2. 
Numerius  (Fabius)  116  5. 
Numidicu8  8.  Caecilius. 
Numitoriu8  226,  1. 
nux  elegia  251,  4. 


Ö  gekürzt  448,  3.   451,  1. 
Obsequens  416,  4. 
oceanum  (ad)  386,  5. 
Octavenus  342,  12. 
Octavia  (praetexta)  290,7. 
Octavianum    (ad)     Brief 

188,  5. 
Octavianus  s.    Augustus. 

Gre8centini  fil.  476,  6. 
Octavii  171,  6. 
Octavius  255, 5.  M.  Octa- 
vius 414,  5.    des  Minu- 

cius  Felix  368. 
Octavius  Avitus  225,  3. 
Octavius  Capito  332,  2. 
Octavius  Ianuarius  368, 2. 
Octavius  Hersennus  159, 

11. 
Octavius  Horatianus  446, 

7. 
Octavius  Lampadio  138, 4. 
Octavius    Musa    255,    5. 

Beatinus  171,  12. 
Octavius  Rufus  832,  1. 
Octavius  Ruso  255,  5. 


Octavius  Sagitta  303,  4. 
Octavius  Teucer  41,  iE. 
Octavius  Titinius  Capito 

332,  2. 
Oden  des  Horaz  238. 
Odyssea  des   Andronicus 

94,  6. 
oeconomicus    des   Cicero 

177»   2. 
officiis   (de)   von    Cicero 

184,  16;  von  M.  Brutus 

210,  3;  von   Ambrosius 

433    2 
Ofilius    207     mit    A.    2. 

Hilarus  16,  14. 
Ofilius  medicus  55,  3. 
Olybrii    41,    2.     422,    3. 

427,  4.  451,  3. 
Olvmpius  8.  Nemcsianus. 

Auch  443,  5. 
Onesimus  387,  6. 
opificio  (de)  dei  397,  3. 
Opiliu8  (Aureliu8)  159,  4. 
Opilius  Macrinus  375,   1. 
Opimius  (L.)  135,  1.  136. 

4.  6. 
Oppianos  363. 
Oppius  54,  5. 
Oppiue  (C.)  197,  1-3. 
Oppius  Chares  41,  iE. 
Oppius  Grammatiker  54, 5. 
Optatianus    s.    Porfirius, 

Publilius  u.  Suetonius. 
Optatus  422,  5. 
ftptimo  de  genere  orato- 

rum  von  Cicero  182,  7. 
ora  maritima  des  Avienus 

420,  4. 
orator  Cicero's  182,  4.  de 

oratore  182,  2. 
Orbilius   Pupillus  200,  3. 
orbis  terrae  von  Avienus 

420,  3. 

Orbius  174,  6. 
Orestis  trag.  476,  7. 
Orfitus  426,  2. 
Oribasius  487,  4.  498,  3. 
Orientius  464,  8—10. 
origines  desCato  120;  des 

Isidor  496,  7. 
origo  gentis  rom.  413,  3 

(X);   des  Psendo  -Victor 

414,  5;  humani  generis 

442,  1. 
Orosius  455. 
Orpheus   186,  7.   —  210, 

7E. 
Orthographie    S.    141  f.; 

Schriftsteller  darüber  42, 

3.  483,  10. 


Osbernus  42,  9. 

oscae  persona«  9,  2. 

oeci  ludi  9,  2  u.  6.   10,  2. 

Oscus  268,  10. 

Osius  407,  4. 

Ostertafel  413,2  (IV).  460, 

3.  vgl.  470,  8. 
Otho  s.  Iunius. 
Ovidianuß  poeta  261,  1. 
Ovidius  247-251. 
Ovidius,  Iuventinas  23,  3. 


P. 

Pacatus  426,  5. 

Paccius  324,  6. 

Paccius  Antiochus  294,  4. 

Pacianuß  422,  4. 

Paconianus  274,  2. 

Paconius  342,  13. 

Pactumeius  Clem.  350,  5. 

pactum  fiduciae  265,  8. 

Pacuvius  (M.)  105. 

PacuviuB  Labeo  207,  6. 

Paeanius  416,  5. 

Paetus  s.  Aelius. 

Paetus  Thrasea  299,  7. 

paganos,  adv.  436,  6. 

Palaemo  (Remm.)  282,  3. 

Palaestinae  descriptiones 
412,  8. 

Palfurius  Sura  326,  5. 
Historiker  387,  2. 

Palimpseßte  99,  9.  179, 
12,  1.  184,  1,  6.  187,  5. 
231,  7.  266,  12  f.  262, 
6.  296,  4.  303,  9.  340, 12. 
355,  8.  359,  5.  361,  5. 
365,  8.  373,  9  f.  380,  2. 
404,  2.  425,  4.  432,  6. 
468,  6    464,  3. 

Palladius  de  r.  rust.  410. 
Rhetor  421,  9.  —  Bischof 
400,  6. 

palliata  15  f. 

Pamphilus  485,  1. 

Panaitios  50.  vgl.  1 39,  2. 
3.   142,  2. 

navdsutaides  Tiro  191,3. 
Justinian's  488,  6  f. 

panegyrici    891,    2  —  3; 
poetische  21. 

Panegyricus  auf  Messalla 
245,  3;  auf  Piso  306,  4; 
des  Plinius  340,  12;  auf 
Constantin  401,  6  f.;  auf 
Theodosias  437,  1;  auf 
Aerius  464,  3;  auf  Theo- 
derich 479,  2;   des  Si- 


Alphabetisches  Register. 


1337 


donios  467,  4;  des  Cas- 

stodor  483,  2;  auf  Ana- 

Btasius  481,  6. 
Panem,  ad,  21,  3. 
pange  (Hymnus)  491,  9. 
Panniculus  824,  6. 
Pansa  263,  2.   472,  3. 
Pantilius  236,  2. 
Pantomimographen  8, 13. 
Pantomimus  8,  13. 
Panurgus  Antonius  263, 4. 
Papianilla  467,  2. 
Papianus  488,  3. 
Papias  42,  9. 
Papinianistae  371,  4. 
Papinianus  371. 
Papinius   146,  1;   Statius 

321. 

Papirianus  446,  8. 
Papirii  historia  39,  7. 
Papirius  (C,  P.  oder  Sex.) 

71,  1.     Jurist  154,  3. 
Papirius  (L.)   123,  7.     Q. 

(Grammatiker)  446,  8. 
Papirius  (C.)  Carbo  136, 

4.   163,  4. 

Papirius  Fabian.  266, 10. 
Papirius  Fronto  369,  9. 
Papirius  Iustus  369,  7. 
Papirius  Paetus  169,  9. 
Papperinns  446,  8. 
Pappus  9,  3. 
Papstbriefe    46,   12    vgl. 

469,  5. 
Papstverzeichnisse  413,  2 

(VI  u.  VII).  484,  7. 

Papulus  308,  9. 

Papyriensis  446,  6. 

paradisi      climaz ,      lat. 

400,  6, 

paradoxa  des  Cic    184,  3. 

parasitus  8,  7  E.     16,  1. 
17,  6. 

Paris  s.  Iulius. 

Parodien:    Verg.  cat.   10 

230, 6,  IgE.Testamentum 
porcelli  49, 1.  Antibuco- 
Hca226, 1, 1.  LexTappula 
140, 1.  Centones26,2. 

Parthenianus  s.  Aemilius. 

Parthenios  160,  6.  213,  3. 
230,  2,  A.  3.  8,  A.  1. 

Parthenius  324,  2.  476,  7. 
477,  6.    491,  2. 

Particulo  284,  2. 

partitiones  oratoriae  des 
Cicero  182,  6. 

pascha,  de,  21,  2.  408,  8. 

paschale  carmen  464,  2. 
473,  1. 


Paschasius  494,  3. 
Pasicles  263,  2. 
Pasiphae  (de)  446,  6. 
Pasiphilus  410,  1  f. 
Pasquille  11,  3. 
Passennus  Paulos  332,  4. 
Passieni  Crispi  268,  6. 
passio  domini  397,  8  E. 

sanetorum    V     418,    4. 

passio     sanetorum     IV 

coronatorum  413,  4. 
passio  VII  martyrum  470, 

3. 
Pastor  460,  8. 
pastor  Heimae    368,   9. 

373,  10. 
patavinitas     des     Livius 

257,  14. 
Patera  401,  7. 
Paterius  473,  2. 
Pateraus  66,  2.  vgl.  Tar- 

rutenius. 
Patiicius  323,5.  -  460,7. 
patrum     vitae     400,    6. 

435,  1. 

Paula  434,  1  f. 
Paulinus  bei  Seneca  289, 4. 
Paulinus  460,  8.   Mediol. 

456,  4.  Nol.  437.  Petri- 

cord.  474,3.  Pell.  474, 4. 

Suetonius    291,    4.     — 

Paulini  epigramma  464, 

7. 
Paulus  443,  5     466,  14. 

Auch  8.  Aemilius,  Axius, 

Clodiu8,  Iulius  u.   Pas- 

Bennus. 
Paulus  (Apostel)  und  Se- 

neca  289,  9. 
Paulus(Grammatiker)l  37, 

6E.   —   (Const)  303,  9. 

Vgl.  382,  3. 
Paulus  diaconus  39, 6.  261, 

6.  416,  4.  600,  6. 
Paulus  (Jurist)  377. 
Paulus  presb.  460,  8. 
Paulus  des  Pacuv.  105,  8. 
Paulus  Quaestor  421,  8. 
Pedanius  Fuscus  341,  4. 
Pedianus  b.  Asconiu*. 
Pedius  (Sex.)  298,  6. 
Pedius  Poplicola  267,  1. 
Pedo  Albinovanus  252,  6. 
Pegasus  (Jurist)  316,  2. 
Pelagius  443,  1.  —  485, 

IgE. 
Pelagonius  463,  6.     vgl. 

432,  9. 
Pentadius  39$, 11.  432, 12. 
Percennius,  M\  54,  2. 


Perdiccas  476,  8. 
peregrinatio  Silviae  412, 

8. 
Peregrinus  468,  1  f. 
Perellius  Faustus  225,  3. 
Tergamenischer  Einfluß' 

in  Rom  41,  1  Mitte. 
Perilla  des  Ticida  213, 1 ; 

des  Ovid  247j  2. 
periochae  zu  Liv.  256, 10. 
Peripatetiker  50.  51,  4. 
Perotti  284,  4. 
Perpetua  et  Felicitas  373, 

10. 
Perpetuus  474,  3. 
Persa  des  Plautus  97, 16. 
Perseus   praeeeptor   321, 

10. 
Persius  C.  136,  9. 
Persius  Flaccus  302. 
peraonaü  9,  4.  16,  13. 
Personenzahl  in  den  Pal- 

liaten  16,  4. 
Persönliches  in  den  Mi- 
men 8,  6. 
Pertinax  364,  6.  370. 
Perücken  in  der  palliata 

16,  13. 
pervigilium  Veneria  362, 

1.   398,  6-7. 
PescenniuB    Iacchus    41, 

1  E.  (s.  Percennius). 
Pescennius  Festus  881,  7. 
petitio     conBulatus     von 

Q.  Cic.  190,  4. 
Petosiris  406,  3. 
Petrarca  184,  15,  1.   187, 

6. 
Petronius  (C.)  306,  6. 
Petronius  Arbiter  806. 
Petronius       Aristocratcs 

299,  10.  Diodotus  313,  3. 
Petronius    episc.   443,  6. 

466,  11.    467,  6. 
Petronius  Musa  263,  7. 
Petronius  Probus  422,  3. 

451,  3. 
Petrus  bei  Sidonius  466, 

4.  8.    referend.  476,  6. 

notarius  494,  8. 
Petrus  Chrysol.  467,  9. 
Petrus  diaconus  389,  6. 
Petrus   grammaticus    41, 

5  E. 
Peutinger  412,  6.  # 

Phaedrus  284,  1—6. 
phaenom.  epit.  481,  8. 
Pharsalia  803,  6  ff. 
Philargyrius  472,  9. 
Philargyrus  s.  Vipsanius. 


1338 


Alphabetische»  Register. 


Phflastrius  422,  6. 
Phiiemo  379,  7. 
Philippicae     des    Cicero 

179,  44  —  57.    hist.   des 

Trogus  258,  3. 
Philippus  Arabs  375. 
Philippus   presbyter  457, 

5;    auch  a.  Anrelius  n. 

Marcius. 
Philistio  254,  6. 
Philocalus  8.  Farius. 
Philocomus  s.  Vettius. 
Philologus  a.  Ateius. 
philomela  (de)  23,  3.  — 

495,  4. 
Philon  498,  2. 
Philosophie  bei  den  Bö* 

mern  50  f.  161.  266.  299. 

311,  1.  319,  5.  851.  358. 

407.  430.   466,  15.   477, 

8.  S.  136.  280.  466. 
philosophische    Schriften 

des  M.  Varro  166,  6,  b; 

des  Cicero  183  f. 
philoaophi  minoris  liber 

453,  6. 
Philozeni  glossae  42,  7. 
Philas  s.  Furius. 
Phlegon  349. 
Phocaa  472,  4  f. 
Phoebadius  418,  6. 
Phoebicius  401,  7. 
phoenix    des    Lactantius 

397,  8.  —  des  Claudia- 

nus  439,  6. 
Phrynichus  363. 
physiognomonia  367,  8  d. 
physiologUB  480,  3. 
Pictor  s.  Fabius. 
Pierus  pan tomin.  8,  11. 
Pilatus  158,  3. 
Pindarus   Thebanus  320, 

7. 
Pinnius  (Q.)  168,  1. 
Piso  8.  Calpurnius. 
Piso  (C.)  167,  6. 
Piso  (M.)  161,  1. 
Piso  (M.  Pupius)   171,  7. 
Pi80nem  (in)  179,  37. 
Pithoeanae  glossae  42,  6. 
Pitholaus  158,  3. 
Pitholeo  158,  8. 
Pius  s.  Antoninus,  Cestius. 
Placidus  420,  1. 
rtacidus  Glossogr.  42,  6. 

249,  2.  321,  10.  472,  7. 
Placitus  (Sex.)  446,  5. 
Pianciades  480,  2. 
Plancio  (pro)  179,  38. 
Plauens  s.  Munatius. 


planipedaria  12,  1. 

planipedia  7,  3.    12,  1. 

planipes  7,  3.  8,  6. 

Planta  s.  Pompeius. 

Plautius,  Dichter  96,  5; 
Jurist  316,  6. 

PlautuB  96-99;  Philo- 
soph 266,  9.  Auch  s. 
Rube11iu8. 

Pliniana  medicina  411. 

Plinius  der  ältere  312  f.; 
der  jüngere  340. 

Plinius  Valerianus  411,  2. 

Plotia  Hieria  225,  2. 

Plotinus  407,  2. 

Plotius  Crispinus  266,  8 ; 
Gallus  159,  2;  Grypus 
321,  1  u.  326,  12;  Sa- 
cerdos  394;  Tucca  228,2, 
vgl.  227,  1. 

Plotus  (Voltaciiius)  158, 
3. 

Plutarchus  157,  2.  351,  6. 

poetae  94,  7.  s.  novi,  no- 
velli. 

Poggio  179,  2,  3.  295,  2. 
317,  4.   320,  6.  321,  7. 

Polemius  466,  15. 

Polemius  Silvius  74,  9. 

Polemo  Lucan  Erklarer 
303,  8.  —  351. 

politische  Literatur  S. 
279. 

Polla  303,  4. 

Pollio  6,  5.  220,  6  E  367, 
4,  auch  8.  Asinius,  Clau- 
dius, Clodius,  Publilius 
Trebellius,  Vedius,  Vi- 
trasius,  Vitruvius. 

Polliua  Felix  321,  1.  324, 
1.   329,  3. 

Polliua  Valerianus,  Buch- 
händler 219,  21. 

Polyaenus  363. 

Polybius,  Geschichtschr. 
267.  8. 

Polybius  231,  6.  285,  3. 
289,  4.  320,  8  E. 

polyhistor  (Solinus)  389, 
6.    Auch  vgl.  262,  1. 

Pomerius  469,  9. 

Pompedius  61,  1. 

Pompeia  Macrina  262,  3. 

Pompejanische  Geschäfte- 
urkunden 219,  7. 

Pompeius  (Grammatiker) 
472,  2. 

Pompeius,  .Cn.  Magnus 
171,  8.   vgl.  S.  276. 


Pompeius,   Sex.    154,    5. 

276,  6. 
Pompeius  Bithynicus  171, 

12.   vgl.  217,  2. 
Pompeius  Festus  261,  4  f. 
Pompeius  Lenaeus  53,  1. 
Pompeius  Macer  252,  3. 
Pompeius  Messalinus  445, 

6. 
Pompeius  Planta  341,  9. 
Pompeius  Rufus  163,  8  E. 
Pompeius  Saturninu*  341, 

1. 
Pompeius  Sex  tu  e  154,  5. 
Pompeius  Silo  268,  10. 
Pompeius  Trogus  258. 
Pompiüanuß  421,  9. 
PompiliuB  146,  2. 
Pompilius  Aodion.  159,  6. 
Pomponianus     345,      10. 

379,  1  E. 
Pomponius,     Vater     des 

Atticus  138,  2;    cbristL 

centonarius  26,  2. 
Pomponius  (Cn.)    153,  4. 

6;  L.  (Bonon.)  151,  4  f.; 

Sex.  (Jurist)  350,  6—9. 
Pomponius    Atticus    172, 

1  u.  2.    184,  2,  2. 
Pomponius  Baseulus  332, 

8. 
Pomponius      Herculanus 

421,  2,  d. 
Pomponius  Laetus  56,  3. 

vgl.  261,  5. 
Pomponius  Marc.  282,  2. 
Pomponiua  Mela  206. 
Pomponius  Porph.  374,  3. 
Pomponius  Rufus  279,  3. 

—  341,  4. 
Pomponius  See.  284,  7. 
ponderibus   (de)    carmen 

451,  2. 
Ponnanus  476,  6. 
pontica  386,  4. 
Ponticus  252,  1. 
Pontidius  154,  4  E.    vgl. 

171,  12. 
pontifienm    annales    76 ; 

libri  78. 
Pontius  382,  1  gE. 
Pontius  Glaucus  des  Ci- 
cero 177»,  1. 
Pontius  Leontius  467, 1.4. 
Ponto  (ex)  des  Ovid  250, 2. 
Popilius  Laenas  268,  11; 

M.  125,  6;  P.  136,  8. 
porcelli  testam.  28,  4  — 

49,  1. 
Porcellus  263,  4. 


Alphabetisches  Register. 


1339 


Porcia  215,  3. 
Porcina  181,  6. 
Porcius  Cato  (M.)  118— 

122;    der   Sohn    125,  6; 

der  Enkel  141,  1;   der 

Urenkel  (Uticensis)  201. 
Porcina  Latro  268, 2.  (Por- 

cii     Latr.)    declam.    in 

Catil.  351,  5. 
Porcius  Licinus  146,  4. 
Porfyrius  Optat.  403,  1. 
Porphyrio  374,  3. 
Porphyriü8    (Neupiatoni- 

ker)  406,  9.  10.  407,  2. 

Porpbyriue  censualis  413, 

4. 

Porsena  69,  2. 

Possidius  440,  1  u.  4. 

Possidonius  476,  4. 

post  reditum,  Reden  Ci- 
cero'e  179,  28—81. 

Postumianus  426,  3. 

Pobtumius  (A.)  AJbinus 
127,  1.  —  141,  6. 

Postamius  (Sp.)  Albinos 
131,  9. 

Postamius  Festas  364,  1. 

Postamius  Titianas  364, 1 . 

Postumus  45, 7  a.  E.  Aach 
s.  Rabirius. 

Potamius  418,  7. 

Potitus  267,  1.  —  328,  5. 

Praecilias  Fort.  384,  5. 

Praedestinatas  458,  5. 

praefecti  urbis  (Verzeich- 
nis) 413,  2  (V). 

praeficae  82,  2. 

praenominibus  (de)  279, 
11. 

praetexta  14;  des  Nae- 
vius  95,  6;  des  Ennius 
102,  2;  des  L.  Acciu8 
134,  5. 

praetextata  14,  1. 
Praetextatus  430,1.  Ateias 

211,  1. 

pragmatici  45,  4. 
Pragmatius  466,  12. 
prata  des  Sueton  347,  3. 
precatio  terrae  u.  herba- 

rum  263,  7. 
Precianus  174,  6. 
Priami  Carmen  94,  9  E. 
Priapea  230,  6,  2.  264,  6. 
pridie   quam    in  exilinm 

iret  180,  6. 
Primasius  494,  5. 
Primas  s.  Umbrius. 
Princeps  284,  2.   826,  2. 


Priscianas  430,  2.  —  481. 

Theodorus  P.  446,  7. 
Priscillianus  418,  12. 
Priscas    252,  11.    329,  4. 
iVgL  Flavius,  Fulcinius, 

Helvidius ,       Iavolenus, 

Lutorius,  Neratius,  Tar- 

quitius. 
Proba    436,    1.     422,    3. 

494,  3. 
Proba  Faltonia  422,  3. 
Probi  appendix  300,  7. 
Probus  397,  2.  —  419,  9. 

422,  3.    420,  4.   466,  14. 

Auch  8.  Aemilius,  Anicius, 

Petronius,  Titius,  Vale- 

rius. 

Procilius  172,  3. 
Procopius  Caes.  477. 
Procula  401,  8  E. 
Proculiani  49,  6.  298,  1. 
Proculus  264,   1.     Jurist 

298,  1  vgl.  342,  11.  18; 

beiSidonius466,8.  Auch 

s.  Artorius,  Eutychius. 
prodigia  76,  4.   267,  6. 
Profuturus  470,  9. 
Prolog  des  mimus  8,  3; 

der  palliata  16,  10;  der 

togata  17,  6. 
Prologe  zu  Plautus  99,  2 ; 

zu  Terenz  109,  6. 
prologi  des Pom peius  Tra- 
gus 258,  6. 

prolosiones  230,  5  A.  1. 
prooemia  bei  Reden  44.  5. 
propempticon  213,  3  gE. 
Propertius  246. 
Prosa  35.    90,  4. 
Prosdocius  426,  8. 
Proserpinae    raptus    des 

Claudian  439,  6. 
Prosodie  98  u.  S.  281. 
ngoüava  nQotatixa  16,11. 
Prosper   Aquitanus    460, 

Prosper  Havniensiß  460,3. 

Protagoras  des  Piaton  1 84, 
9*. 

Protarchus  262,  2  E. 

Protokolle  des  Senats 
216,  1. 

Providentia  (de),  Lehr- 
gedicht 460,  6. 

Provinzialen  in  der  Lite- 
ratur S.  288. 

provinciis  consularibus 
(de)  179,  36. 

Provinzenverzeicbnis  892, 
9. 


Prudentius  Clemens  436. 
psalmi  433,  4. 
Pseudo-Acro  874,  2. 
Pseudo-Asconius  295,  3. 
Pseudo-Atilius  405,  6. 
Pseudonyme  186,  7.  212, 

7.  458,  1  f.  466,  2. 
Pseudo-OvidiuB  261,4—6. 
Pseudo-Plinius  411. 
Ptolemaeus  ChennuB  471, 

1. 
Publicius  vates  66,  1  f. 
Publicius,  Jurist  174,  5. 
Publilius  Optat.  403,  1. 
Publilios  Pellio  16,  14. 
Publilius  Syrus  212,  3  f. 
Pudens  319,  4. 
Pudentilla  s.  Aemilia. 
Pulcher  s.  Claudius, 
pulice  (de)  251,  6. 
Punica  Silii  lt.  320,  2  f. 
Pupillus  b.  Orbilius. 
Pupius  244,  1. 
Pupius  Piso  171,  7. 
Puteolanus  281,  1  gE. 
Pylades,  8,  13. 
Pyrrhus  241,  1. 
Pythagoreismas  50. 


Quadratus  s.  Asinius. 

quadriga  Messii  427,  4. 

Quadrigarins  155,  1. 

quaestiones  49,  7. 

querelae  des  A.  Caecina 
199,  4. 

querolus  421*,  1. 

Quinctius  s.  Quintius. 

Quintianus  464,  11. 

Quintilia  213,  7. 

Quintilianus  326 ;  der  Va- 
ter 325,  1.  Andere  325, 
3.  466,  4. 

Quintilii  364,  2. 

Quintilius  Marcell.  375, 1. 

Quintilius  Varus  268,  6. 

Quintil.  Varus  Cremon. 
213,  4. 

Quintipor.  Clodius  192,  2. 

Quintius  (T.)  83,  2. 

Quintius  Atta  144. 

Quirinali8  297,  10. 


R. 

Rabanu8  Maurus  432,  6. 
Rabienus  s.  Labienus. 
Rabirio  (pro  C.)  179,  19. 


1340 


Alphabetisches  Regibt  er. 


Itabirio    (pro    Fostumo) 

179,  39. 
Rabirius  173 ,  2  ;  Epiker 

262,  9. 
Rabirius  medicus  66,  3. 
Rncilii  edictom  186,  7. 
Radegunde  491,  4.  5.  7. 
Radulfus  268,  3  E. 
raptus  Proserpinae  439,  6. 
Rätsel  26,  If.  449.    600, 

2.  4.  6. 
Ravennater  Annalen  413, 

3. 

Rauennas  geogr.  497,  3. 
Rebius  Flaccns  409,  1. 
Rechtsbuch ,     syr.  -  röm. 

462,  2.' 

Rechtswissenschaft  48  f. 
rccinium  8,  10. 
rccitationes  S  464.  §  324, 

1.  330,  4.  477,  6.  491,  2. 
recurrentes  versus  26,  4. 
Heden  bei  den  Historikern 

36,  6;  für  andere  44,  6. 
red i tum  (post)  Cio.  179, 

28  ff. 

Redner  s.  Beredsamkeit. 
Regianud  476,  6. 
Regionenverzeichniese 

412,  7  f. 

regula  Catoniana  125,  6. 
Regulus  (Aquilius)  326, 3. 
Reim  11,  3.    vgl   433,  4. 

491,9. 
relationes  desSyminachus 

426,  6  E.  10. 
remedia  amoris  von  Ovid 

248,6.  salutaria  367,  8  c. 
Remigius  466,  12. 
Remius  Favinus  451,  2. 
Remmius  Palaemo  282,  3. 
Renatas  s.  VegetiuB. 
Renatus  Frigir.  470.  9. 
RenatuB  Novatus  478,  6. 
repetundarum  lex  163,  2. 
Reposianus  398,  9. 
republica  (de)  von  Cicero 

184,  1. 
reBpondere    48,    6;   vgl. 

219,  8. 
responsa  49,  6.  vgl.  219, 

9. 
responsio  Celsina  342,  2. 
responsio     Ciceronis     in 

Sallustium  206,  6. 
Restitutus  326,  17.    vgl. 

Claudius, 
retractationes  des  Augu- 
stin 440,  4. 
retro  426,  6  gE. 


rhetores  latini  44,  9;  der 
Kaiserzeit  45,  1  ff. 

rhetorica  ad  Herennium 
162.  rhet.  (de)  des  Au- 
gustin 440,  7. 

rhetorica  des  Cic.  182,  1. 

Rhetorik  44,  9.  vgl.  S. 
278. 

Rhinthon  18,  1. 

Rhinthonica  18,  1  und  3 

rhythmische  Poesie  61,  2. 
400,  4.  vgl.  Vulgar- 
prosodie. 

ncinium  8,  10. 

rogatio  Hirtia  218,  8. 

Roman  47  vgl.  305.  489. 

romana  fides  etc.  1, 3  vgl. 
257,  4. 

Romanianus  448,  3. 

Romanius  Hispo  268,  10. 

Romanius  Iovinus  864,  5. 

Roman us  (Iulius)  379,  1. 
Auch  s.  Aquila,  Vergilius 
u.  Voconius. 

römischer  Volkscharakter 
lf. 

Romulus  (Fabeln)  27. 

Romulus  (König)  68,  1. 

Roscio  (pro  Amerino)  179, 
2.  pro  R.  comoedo  179,8. 

Roscius  Gallus  16,  13. 

rosis,  de  229,  2. 

Rubellius  Blandus  268,  1. 

Rubellius  Plaut  us  299,  9. 

Rubrenus  Lappa  324,  5. 

Rubrius  294,  1. 

Rufinianus  s.  Iulius. 

Rufinus  (causidicus)  426, 
8.  —  439,  3. 

Rufinus  Antioch.  445,  6. 
Aquileiensi8  435,  1. 

Rufinus  s.  Aradius,  Lici- 
nius,  Trebonius. 

Rufius  Festus  Avienus  420. 

Ruf(i)us  Festus  416,  1  f. 

Rufuß  (Sex.)  412,  7  E. 
416,  1  gE. 

Rufus  (Meliker)  264, 3.  — 
Dichter  824,  2.5.  Redner 
826,  17. 

Rufus  s.  Antonius,  Cae- 
lius,  Caninius,  Canius, 
Cluvius,  Iulius,  Muna- 
tias,  Musonias,  Octavius, 
Pompeius ,  Pomponius, 
Rutilius,  Sulpicius,  Val- 
giuB,  Verginius,  Vitru- 
vius. 

Ruricius  468,  9. 

Ruso  s.  Octavius. 


rustica  (de  re)  des  Cato 
122,  des  M.  Varro  168. 

Rusticelius  163,  8. 

Rusticiana  425,  2.  478,  1. 

Rusticius  (RuBticus)  Hei- 
pidius468,lf.—  479,  11. 

Rusticus  s.  Fabius,  Iuniittf. 

Rutilia  lex  142,  1. 

Rutilius  Lupus  270. 

Rutilius  Maxim  us  372,  5. 

Rutilius  NamatianuB  454. 

Rutilius  Rufus  142,  1—3. 


s  im  Auslaut  451,  1.    S. 

140.  281. 
Sabbatius  443,  5. 
Sabellus  324,  6  E. 
Sabidius  64,  2. 
Sabinae  102,  3. 
Sabinianer  49,  5.  298,  l. 
Sabini  epistolae  248,  4. 
Sabinum  des  Horaz  234,4. 
Sabinus  s.  Aelius,  Cae] ins, 

Fabius,  MasuriaB. 
Sabinus  Fabianus  266,  11. 
Sabinus  Grammatiker  300, 

2. 

Sabinus  des  Ovid  252,  4. 
Sabinus  Tiro  54,  4.  266, 

11  E. 
Sacer  gramm.  179,  19,  1. 
Sacerdotalfasten  75,  4. 
Sacerdos,  gramm.  394. 
sacrilegiis,    de,    homilia 

440,  11. 

Saeuiu8  s.  Seuius. 
Salanus  s.  Cassius. 
Saleius  Bassus  318,  2. 
Salii  64. 

Saliorum  libri  77,  2. 
Sallius,    C.    Aristaenctus 

376,  1  Nachtr. 
Sallustius  205  und  206. 
SallustiusCn  (Empedocl.) 

184,  1,  2.  192,  1. 
Sallustius,   Grammatiker 

367,  8. 

Salmasianus  cod.  476,  1. 
Sal(o)mo  42,  9.  —  464,  7. 
Salonius  469, 10.  vgl.  465, 

1—4. 
Salpena.  et  Malac.   tabb. 

319,  7. 

salticae  fabulae  8, 1. 303, 4. 
Salvianus  465. 
Salvidienus  387,  6. 
Salvius  Ialianus  850,  1. 8. 
Salvius  Liberalis  341,  3. 


Alphabetisches  Register. 


1341 


Salvius  Valens  360,  4. 
Salutariß  s.  Marcius. 
Sammonicus  Serenus  der 

Vater  374,  4;  der  Sohn 

383,   1. 
Samocus  374,  4. 
Sanctus  8.  Ateius. 
Sangallenses  sortes464,4. 
Santra  211,  2. 
Sapandus  466,  9. 
sapientes  (VII)  421,  2  i. 
sapientes  (XII)  421,  9. 
Sardus  341,  10. 
Saserna  160,  1. 
satira  6,  2.  28,  1. 
satirae  s.  saturae. 
Satire  28. 

Satirendichter  28, 2  und  4. 
satisfactio  475,  3. 
Satrias  Rufus  326,  13. 
saturae  6;  des  Naevius? 

95,  9;  des  Ennius  103, 1 ; 

des    Lucilius   143,  6  ff.; 

des  Varro  165,  2;   des 

Horaz     236 ;    Petronius. 

305,  1. 
saturae  Menippeae  28,  2. 

des  Varro  166,  3. 
Saturnalia  des  Macrobius 

444,  5. 
Saturninus  360,  6.  387,  6. 

Auch  ygl.  Aelius,  Clau- 
dius,  Fullonius,  Iulius, 

Po  m peius,  Venuleius. 
Baturoischer  Vers  62.  Vgl. 

S.  139. 

Satyrdrama  9,  8.  190,  2. 

Saufeius,  L.  172,  7. 

Scaevius  Meraor  323,  3. 

Scaevola  164,  1    und    s. 

Cervidius,  Mucius. 

Scaevus  Memor  323,  3. 

Scantius  165,  3  E. 

Scaurianae  des  Cicero  180, 

1.  4. 

Scaurinus  352,  1.  379,  7. 

Scaurus  s.  AemiliuB,  Au- 

relius,  Terentius. 

Scenenabteilung  16,  8. 

Scenische  Spiele,  Zahl 
91,  16. 

Schauspieler  s.  actores, 
Zahl  derselben  16,  4. 

Schlachtberichte  36,  6. 

ßchleudergeschosse  218, 
10.  * 

acholasticus  46,  8.  491,18. 

scholia  Bernensia,  Vero- 
nenaia  zu  Virgil  231,  7 
vgl.  472,  9. 


scholia  zu  Horaz  240,  3  f. ; 

zu  Germanicus  275,  7  f. ; 

zu    Persius    302,   6;    zu 

Lucan  803,  8;  zu  Stat. 

Theb.  321,  10;  zu  Juve- 

nal   331,  7;    zu  fragin. 

vat.  404,  2. 

scholia  Bobiensia  zu  Ci- 
cero 295,  4. 
scholiasta      Gronovianus 

178,  4. 
Schreibekunst  in  Rom  61, 

1.  vgl.  79,  2. 
Schulgedichte  23,  2. 
Schullectüre  231,  1. 
Schwindelliteratur  345,  3. 

428, 1.  471.  497, 
Scillitanimartyres  37.3, 10. 
Scipio  Aemilianus  131, 1. 
Scipio  des  Ennius  103,  2. 
Scipio  Nasica  1 25, 3. 127, 4. 
Scipio  Nas.  Serap.  136,  7. 
Scipio  Optimus  125,  3. 
Scipionen  s.  Africanus  u. 

Metellus. 
Scipionengrabschriften 

83,  7  Tgl.  116,  1.  129, 1. 
Scipionenkreis      S.    136. 

137. 
Scoti  versuB  de  alphabeto 

500,  4. 
Scribonius      Aphrodisius 

263,  3. 
Scribonius  Curio  136,  12. 

—  153,  6.  —  209,  1. 
Scribonius     Largus    294, 

2-5. 
Scribonius  Libo  172,  6. 
Scribonius  (L.)  Libo  131, 

4  E. 
scriptores  hist.  augustae 

392.  vgl.  402. 
scriptores  rei  rusticae  54. 
Scrofa  160,  2. 
Sebosus  211,  7. 
SecundinuB  464,12. 466, 10. 
Secundu8       Bachhändler 

219,  31. 
Secundus   8.  Iulius,   Pli- 

nius,  Pomponius. 
SecuruB  Memor  452,  6. 
Sedatus  421,  2,  d. 
Sedigitus  s.  Volcacius. 
Sedulius  463,  5.  473,1—8; 

jüngerer  473,  9. 
Seius  Fase.  364,  1. 
Selbstmord  272,  1. 
Selius  148,  1  gE. 
Sempronius  Aselliol42,5. 
Sempronius  Atrat.  209, 10. 


Sempronius        Gracchus, 

Tragiker  254,  4. 
Sempronius,  C.  Gracchus 

135,  2.  4-6. 
Sempronius,  Ti.  Gracchus 

123,  6.  vgl   136,  6. 
Sempronius,  Ti.  Gracchus 

185,  1—3. 
Sempronius  Procul.  298, 1 . 
Sempronius  Sophus  89,  t  f. 
Sempronius       Tuditanus 

138,  1. 
Senare  (iambische)  13,  4. 
Senator  483,  1. 
senatorem ,     ad    21,    2. 

436,  7. 

Senatspolitik  S.  136. 
eenatuß  consulta  216,  1; 

förAsklepiades  usw.  218, 

3.  von  Thiabe  129,  2. 
senatus  consultum  deBac- 

chanalibuB  129,  1. 
Seneca   der    Vater    269; 

der  Sohn  287—290. 
Senecio  s.  Herennius. 
senectute    (de)   von    Cic. 

184,  11. 
sententiae  Pauli  377,  3; 

Publilii  212,  8  f.;  Sene- 

cae  212,4;  (monita)  289, 

10;  Varr.  169,  1. 
Sentius  s.  Augurinus. 
Septicius  Clarus  347,  8. 
Septimiue  815,  5.   381,  C. 
Septimius    (DictyB)    423, 

1—6. 
Septimius  (P.)  67,  1. 
Septimius  Serenus  353,  5. 
Septimius  Severus  315, 5. 

326,  9.  —  370,  2.  3.  (Kai- 
ser). 

Sepullius  Bassus  268,  10. 
Sequester  s.  Vibius 
Serapio  s.    Scipio;    auch 

379,  7. 
Serena  439,  1.  3.  6. 
Serenus  b.  Annaeus,  Sam- 

monicuB  und  Septimius. 
Sergius  Flavus  266,  9. 
Sergius  gramm.  409,  2.  5. 

431,  9. 
Sergius  Paulus  54, 4. 266,9. 
Sergius  Plautus  266,  9. 
Serius  s.  Augurinus. 
serpentini  versus  26,  4. 
Serranus  304,  5. 
Servilianaa  (Fab.)  132,  3. 
Servilius,  Q.  Caepio  136, 

10. 
Servilius  (Jurist)  342,  13. 


1342 


Alphabetisches  Register. 


Serviliua  Barea  299,  8. 

Serviliua  Glaucia  141,  6. 

ServiliuB  Nonianus  291,2. 

Servilius  Silanus  364,  1. 

Servias,  Dichter  242,  3. 

Servius  (Maurus)43l,l — 4. 

Servius  Tullius  68,  3; 
seine  commentarü  72,  1. 

Servius  Varus  375,2.431,1. 

SescenniuB  41,  iE. 

Sestius  (P.)  202,  4;  pro 
Sestio  179,  32. 

Seuerianus  863, 6.— 466, 8. 

Seuerinus  494,  3.  Vgl. 
478,  1  E. 

Seuerus  444,  9  E.  Redner 
426,  2;   Bischof  494,  7. 

Seuerus  Maioricensis  456, 
4.  Aach  s.  Alezander, 
Aqailius,  Cassius,  Cor- 
nelius, Endelechius,  Fa- 
bius,  Iulius,  Septimius, 
Sulpicius,  Valerias. 

Seuius  Nicanor  159,  3. 

Sextilius  Ena  252,  10. 

Sexti(li)us  Niger  54,  6. 
380,  4. 

Sextius  Calvinus  141,  6. 

Sextius  Niger  266,  5—8. 

Sextus  266,  6.  —  358,  2. 

Siburius  55,  8. 

Sibylla  66,  1.' 

sicilicus  93,  9  E. 

Sicinins  44,  10. 

Sicnlns  s.  Calpurnius. 

Siculus  Flaccus  344,  6. 

Sidonins  Apollinaris  467. 

Sidonius  subdiaconns  303, 
8. 

Sigisteus  476,  7. 

Silanus  (D.)  64,  1.  247,  3. 

Silanus  (M.)  276,  7. 

silbernes  Zeitalter  der 
röm.  Literatur  S.  649  ff. 

Silenus  137,  5. 

silicernium  82,  2. 

Silius,  Satiriker  382,  9. 

Silius  Italiens  320. 

Silius  Proculus  332,  9. 

Silo  8.  Arbronius  und  Pom- 
peiuB. 

siluae  des  Statius  321,  5. 

Silviaeperegrinatio  412, 8. 

Siluinus  876, 1.  (P.)  298, 1. 

Siluiöfl  422,  2  E.  468,  1. 

Silus  s.  Albucius. 

Simonis     et    Theophili 
altercatio  457,  8. 

Simplicianus  443,  5. 

Simplicius  394,  1. 


Singen  1,  4.  11,  2.   34,  4. 
Sinnius  Capito  260. 
aiparium  7,  3. 
Sirmond,  constit.  461,  6. 
Siro  224,  3. 
Sisebut  495,  1. 
Si8enna  s.  Cornelius. 
Sisenna,  Plautuserkl&rer 

156,  3. 
Sittius  142,  3. 
Sixtus  S.  582,  Z.  10  v.  u. 
Skasonten  33,  3. 
Smyraa  des  Cinna  213,  3. 
Sodoma  21,  2.  491,  3. 
solis  laus  21,  3.  475,  5. 
Solinus  (Iulius)  389. 
Solliu8    Apoll.    Sidonins 

467. 
Solon  86,  2. 
somninm  Scipionis  184, 1, 

4.  443,  4.  444,  4. 
Sonnencultus  400,  3. 
Sophe  Theorobathylliana 

8,  18. 
SophroniuB  434,  11  gE. 
Soranus  s.  Valerius. 
Soranus  (Barea)  299,  8. 

(Ephesius)  vgl.  463, 1—4. 
Sornatius  132,  7. 
sortes  34, 3.  (Praenestinae) 

163,  8  Tgl.  S.  141. 
sortes  Vergilianae  231, 4; 

Sangallenses  464,  4. 
Sosii  219,  21. 
Sota  des  Ennius  108,  2. 
Sotion  266,  8.  287,  1. 
Sparsus  8.  Fulvius. 
Spartianus  892,  4  f. 
spes  (Elegie)  309,  1. 
sphaera,  de,  caeli  23,  3. 
Spitznamen  8,  1. 
onovd sid£ov tsg  S.  283. 
Spottlieder  11,  2,  d. 
Sprüche  in  den  Mimen  8, 6. 
Spruchgedicbte  24. 
Spruchsammlung  des  Sex- 
tus 266,  6. 

Spurinna  8.  Vestricius. 
Squilla  364,  3. 
Staberius  Eros  159,  10. 
Stadtchronik    36,  3.  80. 

413,  3  (X). 
Stallius  51,  4. 
Staphylius  40 J,  7. 
Staseas  161,  1. 
statariae  16,  2. 
Statilia  Messalina286, 10. 
Statilius  Maximus  374,  5. 
Statius  821;    sein  Vater 

318,  3. 


Statius  Caecilius  106. 
Statius  Sebosus  211,  7. 
Statius  Tullianu*  419,  7. 
Statius  Ursulus  297,  10. 
Statius  Valens  381,  6. 
Stechbuch  281,  4. 
Stella  s.  Arruntms. 
stemmata  81  und  81,  1. 
Stephanio  17,  4. 
Stertinius   266,   4.     Arzt 

294,  1.    Avitus  324,  2. 
Stichometrischea  99,  10E. 
Stilicho  439,  1.  3  f. 
Stilio  379,  7. 
Stilo  (Aelias)  148,  1—4, 
Stoicismus  in  Rom  4S  f. 

51, 1  f.  Einfluß  auf  Juris- 
prudenz 48,  7;   auf  die 

Beredsamkeit  50,  4. 
Stolo  160,  3. 
Strabo  s.  Julius  Caesar. 
Btrategemata  dee  Fronti- 

nus  327,  5. 
stromateas  343,  4. 
strophische    Composition 

bei  den  Elegikern  32,  4 ; 

in  Virgil's  Ecl.   226,  3; 

in  Hör.  O.  238,  4;    bei 

Seneca  290,  3. 
8tudÜ8,  a,  285,  3. 
stupidus  8,  7. 
suasoriae  des  Seneca  269, 

4  u.  7. 
Subscriptionen  41,  2.  355, 

8.  426,  9.  477,  11. 
Sucuro  401,  7. 
Sueius  150,  6. 
Suetonius  Optatianus387, 

5;  Paulinus  291,  4. 
SuetoniusTrancjuillus  347. 
Suevius  s.  Sueius. 
Suffenus  212,  8. 
Suillius  297,  1. 
Sulla  167,1—8,  pro  Sulla 

179,  26. 
Sulpicia    246,   3;     unter 

Domitian  323,  6;  Solpi- 

ciae  sat.  823,  7. 
Sulpiciua  Alex.  470,  9. 
Sulpicius  Apollin.  357,  1  f. 
Sulpicius  Blitho  172,  7. 
Sulpicius  Camer.  252,  8. 
Sulpicius  Cornel.  364,  3. 
Sulpicius  Flavas  286,  2. 
Sulpicius  Galba  208,  2. 
Snlpicius(C.)Galba  141,4. 
Sulpicius  (Ser.)  Galba  13 1, 

4.   217,2. 

Sulpicius  (C.)  Gall.  124, 1. 
Sulpicius  Lupercus  421, 7. 


Alphabetisches  Register. 


1343 


Sulpicius  Maximus  319,  3. 
Sulpicius,  P.  Rufua  163,  5. 

vgl.  174,  3  E.  Ser.  Rufus 

174,  2—4. 
Sulpicius  (Ser.)  242,  3. 
Sulpicius  Severu8  441. 
Sulpicius  Victor  427,  6. 
Sura  s.  AemiliuB,  Licinius, 

Mamilina,  Palfurius. 
Surdinus  15,  8.  268,  6. 
SyagriuB  427,  2.  vgl.  466, 

11.  460,  8. 
Symmachi  425,  2g£. 
SymmachuB,  Vater  426, 1 ; 

Sohn  425,2-11;  Enkel 

und  Urenkel  426, 3.  Tgl. 

477,  4.   481,  4. 
Symphosius  449. 
Synonyma  42,  4;  des  Cio. 

186,  7. 
Synonymik  (Schriftsteller 

darüber)  42,  4. 
Syrns  8.  Publilius. 


tabernaria  17,  2  u.  4. 
tablinum  80,  2. 
tabula  Bantina  163,  1. 
tabula  Peuting.  412,  6. 
tabnlae  alimentariae  330, 

6  c. 
tabulae  censoriae  78. 
tabulae  duodecim  86. 
tabulae  heracl.  218,  6. 
tabulae  Salpens.  et  Malac. 

319,  7. 
tabularinm  36,  8. 
Tacitns  883-339. 
Tagetici  libri  77,  6. 
talarius  ludus  9,  7. 
Tanusius  Geminus  212,  7. 
Tappula  lex  140,  1. 
Taracius  163,  8. 
Tarpa  8.  Maecius. 
Tarquinius  68,  4. 
Tarquitius  Priscus  158, 2. 
Tarruteniue  Paternus  369, 

8. 
Tarutius  (L.)  199,  9. 
Tascius  Vict.  428,  1  E. 
Tatianus  427,  7.  8. 
Tatius  Cyrülus  402,  3. 
Tatius  Valens  381,  6. 
Tatuinus  500,  4. 
Taurus  s.  Calvisius. 
Te  deum  433,  4  E. 
Tegula  s.  Licinius. 
Telesinus  319,  6. 


temporibus  (de)  Ton  Cic. 

189,  4. 
Terentia  220,  7. 
Terentianus  Maurus  378», 

1-4. 
Terentianus  s.  Volcacius. 
Terentius  (P.)  Afer  108— 

111.    Grammatiker  482, 

2. 
Terentius  Clemens  360, 4. 
Terentius  Libo  147,  3. 
Terentius  Scaurus  352,  1. 
Terentius  (M.)  Varro  Rea- 

tinus  164—169. 
Terentius  (P.)  Varro  Ata- 

cinus  212,  1  f. 
Terentius  Varro  Lucullus 

218,  9  vgl.  171,  6. 
Tereus  223,  4. 
Tergilla  63,  1. 
Termessus  218,  4. 
Tertius  199,  10. 
TertuUianus  Jurist  372,  6 ; 

£irchenschriftsteller873. 
tesserae  gladiat.  218,  11. 
testam.  Dasumii  330,  6*. 
testament.  Gaili  330,  6b. 
teetamentum  porceUi  28, 

4.  vgl.  49,  1. 
Tetradius  421, 8m.  —  466, 

24. 
tetraatichon  de  mensibus 

421,  7. 
Tetüus  Cab.  324,  5  E. 
Teztrecensionen     41,   2. 

300,  4.  6.  425,  9. 
Thacomestus  395, 1. 472, 8. 
Thalassius  401,  7. 
Thallus  868,  2. 
Tbaumastus  466,  11. 
Theater   in   Rom   12,  2. 

Tgl.  264,  1  gE. 
Theocliua  887,  5. 
Theoctistus  472,  8. 
Theodericus  389, 5.  König 

Theoderich  477, 1.  Pane- 

gyricus  auf  ihn  479,  2. 

Tneoderici  edict.  488,  1. 
Theodoricus   Brito    177*, 

6. 
Theodorus   482,    2.    Th. 

Priscianus  446,  7.    Fla- 

vius  Th.  481,  3;  auch  s. 

Mallius. 
Theodorus     Mopsuhest. 

418,  2. 
Theodosianus  codex  461. 
Theodosius  I.  424,  2.  Tgl. 

426,  7.     Th.  II.  453,  6. 
Theodosius  412,  8. 


Theodosius       Macrobius 

444;  vgl.  450,  1. 
Theokrit  226,  2. 
Theophilus  488,  4.  6.  8. 
Theoros    pantomimus    8, 

13. 
Theuderich  487,  1. 
Thomas  Brab.  478,  6. 
Tbrasamundus  476,  1  f. 
Thrasea  Paetus  299,  7. 
Thukydides  206,  4.  6.  7. 
Thyestes   des   L.    Varius 

223,  2. 
Tiberianus  401, 8.  —  422, 

7. 
Tiberius  275,  1—2. 
Ti.  Victor  Miner?.  417,2. 
tibia  in  den  Mimen  8, 1 1 ; 

in  der  Tragödie  13,  4; 

in  der  palliata  16,  6. 
tibiae  pares,  dextrae  usw. 

16,  6. 
Tibullus  246. 
Tichonius  442,  2. 
Ticidas  213,  1. 
tierärztliche  Schriftsteller 

55  E. 
Tierepos  27. 
Tierstimmen  23,  3. 
Tigellius  Hermogenes  235, 

2. 
Timaeus  des  Cicero  184, 

9. 
Timisitheus  375,  2. 
Timotheus  466,  2. 
Tiro  8.  Iuliu8  u.  TuIUur. 
Tiro  Delphidius  401,  8. 
Tiro  Proaper  460,  1.  3. 
Tiro  Sabinus  64,  4. 
Titianus  864,  1.    364,  4. 

Tgl.  379,  7—8.   401,  10. 
Titinius  112. 
Titinius  Oapito  332,  2. 
Titius  199,  10.  —  242,  4. 
Titius  (C.)  141,  7. 
Titius  Aristo  342,  4. 
Titius  (C.  Probus)  279, 11. 
Titius  Gallus  472,  9. 
Titius  Homullus  341,  4. 
Titue  (Kaiser)  3 10  f. 
togatae  17.    Tgl.  14,  2. 
togatarius  17,  4. 
Togatendichter  17,  4. 
togati  488,  6.  6. 
TonantiuB  Ferr.  466,  11. 
topica  Ton  Cicero  182,  6. 
Toramus  209,  9. 
Torquatos  31,  1.  171,  12. 

267,  2.  Tgl.  322,  8  E. 
Toxotius  383,  4. 


1344 


Alphabetisches  Register. 


Trabea  107,  1. 
trabeata  17,1  vgl  244,2. 
Trachalus  s.  Galerius. 
tragi[co]comoedia  18,  1. 
tragoedia(de)  etcomoedia 

12,  2.    406,  6. 
Tragödie   (römische)    13. 

die  des  Seneca  290. 
Traianus  380,  2.    Brief- 
wechsel des  Plinius  mit 

ihm  340,  6  E.  9.     Vgl. 

Decius. 

Tranquillus  s.  Suetonins. 
Trebatius  Testa  207,  3. 
Trebellius  (M.)  293,  1  gE. 
TrebeUius  Pollio  892,  7. 
Trebius  Niger  132,  6. 
Trebonius  (C.)  210,  9. 
Trebonius  Rufinus  341,4. 
Tremellias  Scrofc  160,  2. 
Triarius  268,  10. 
Tribonianus  488, 4.  5.  6. 8. 
Trier  391,  1. 
TQt-KaQctvog  des  Varro  166, 

3. 
Ti  inacrius  262,  8. 
tripertita  126,2.  483,11. 
Triam phalfasten  76,  8. 
Triumphlieder  84. 
triumphus  Cupidinis20,2. 
trochäische  Verse  11, 2  f. 
Trogus  s.  Pompeios. 
Troiae  excidium  471 ;  ha- 

losis  306,  3  f. 
Troica  des  Nero  286,  8. 
Trosius  Aper  867,  4. 
Trypho  Buchhändler  219, 

21.  326,  6. 
Trypho  294,  2. 
Tryphoninus  372,  3. 
Tubero  s.  Aelius. 
Tucca  s.  Plotius. 
Tuccianuß  476,  6. 
Tuditanus  s.  Sempronius. 
Tullio  (pro)  179,  4. 
Tullius  M.  Cicero  176- 

189.  Sohn  268,  6. 
Tullius,  Q.  Cicero  190. 

Briefe    an   ihn    184,  3; 

Ton  ihm  190,  3. 
Tullius  de  feriis  282,  1. 
Tullius  (M.)  Laurea  191,6. 
Tullius  Marcellus  483, 16. 
Tullius  Maximus  363,  9. 
Tullius  Tiro  191.   374,  6. 
Tullus  s.  Volcacius. 
Tullius  Hostilius  68,  2. 
Turanius  Ruf.  436,  1  ff. 
Turcius  Asterius  231,  9. 

473,  6. 


Turdulus  Oallicanus  402, 

2. 
Turia  267,  4. 
Turiner  Glosse  488,  10. 
Turnus  323,  2. 
Turpilius  113. 
Turpio  16,  13. 
Turranius  264,  3  E. 
Turranius  Gracilis  132,  C. 
Turranius  Niger  168,  1. 
Turranius    Rufinus    436, 

1-4. 
Turranius  s.  Turanius. 
Turribius  460,  7. 
Tnrrinus  s.  Cl  odios. 
Tuscianus  360,  1. 
Tuscilius  341,  4. 
Tuscus   262,  8  E.    263,  6. 

277,  4. 
Tuticanus  262,  2. 
Tutilius  Host.  61,4.  Rhe- 

tor  326,  1. 


V(U). 

Vacca  303,  1. 
Vagellius  304,  3. 
Valegius  147,  3. 
Valens  und  Valentinianus 

416,  1.  417,  9.    Auch  s. 

Aburnius,  Fulvius,  Sal- 

vius,  Statius,  Vettius. 
Valentinianus  s.  Valens. 
Valentinus  74,  8;  449,  1. 

auch  s.  Valerius. 
Valeria  242,  3. 
Valeriauus  364, 7 ;  Bischof 

457, 10;  vgl.  Curtius,  Cor- 
nelius u.  Plinius. 
Valerii  epistola  477,  7. 
Valerius  68,  2.    Erklärer 

der    XII  Tafeln    86,  6; 

147,  1;  199,2;   207,6; 

Palliatendichter  114,  2; 

Mimograph  207,  6.    (L.) 

Jurist   207,  6.    Auch  s. 

Iulius. 
Valerius  Aedituus  146,  3. 
Valerius  Antias  165,  2  ff. 
Valerius  Cato  200,  1  f. 
Valerius  Catullns  214. 
Valerius  Cordus  879,  7. 
Valerius  Cotta  267,  6. 
Valerius  Flaccus  317. 
Valerius  Largus  252,  8. 
Valerius  Licin.  326,  15. 
Valerius  Marcellinus  381, 

4.  392,  5  E. 
Valerius  MarUalis  322. 


Valerius     Maximus    279. 

M\  165,  2  E. 
Valerius    Messalla    (Cos, 

701)    199,    2.     Valerie« 

Messalla  (M.)  222.  Mes- 

salinus  267,  6. 
Valerius  Messalla  Potitns 

267,  1. 
Valerius  Priman.  297,  8 
Valerius  Probus  300. 
Valerius  Proculus  224,  5. 
Valerius  Pudens  319,  3. 
Valerius  Severns  342,  13. 
ValeriusSoranusund  seine 

Söhne  147,  1. 
Valerius  Valent  140,  1. 
Valesiana  excerpta  429,9. 
Valgius  Rufus  241. 
Vallius  Syr.  268,  10. 
Vareus  223,  3. 
Vargunteius  138,  4. 
variae  Cassiodor's  483,6. 
VariBidius  341,  4. 
Varius  Geminus  267,  12. 
Varius  (L.)  228,  1—5. 
Varius  Lucullus  34?,  5. 
Varro  Atacinus  212,  If. 
Varro  bei  Mart.  324,  2E. 
Varro  (M.)  164  -169. 
Varro,     später    Gramm. 

169,  2.  497,  8  gE. 
Varronianae  fabulae  96, 4. 
Varus  s.  Alfenus,  Quinti 

lius. 

Varus  Epicurius  61,  1. 
Varus  Tragiker?  254,  4. 
yates  66,  1. 
vaticana  fragmenta   404, 

2—5.   ars  419,  9. 
Vatinium  (in)  179,  33. 
Vatinius  217,  2;  vgl.  213, 

6.  214,  2. 
Vatronius  114,  2. 
Vavius  s.  Bavius. 
Übersetzungen   ans   dem 

Griechischen    S.    277  f. 

§  873,  9  f.  400,  6.  407,  3. 

408,  2.   430,   1.   436,  1. 

446,  7.  463.  478,  2.  5  f. 

487.  489.  498. 
Vecellius  170,  8. 
Vedius  Pollio  220,  5. 
Vegetius  432. 
Vegoia  68,  2.   77,  6. 
Vegonici  libri  77,  6. 
Veiento  s.  Fabricius. 
Velius  Celer  352,  3. 
Velius  Longus  343,  2. 
Velleius,  C.  161,  1. 
Velleius  Patercuius  278. 


Alphabetisches  Register. 


1345 


Venantius  Fortan.  491,  4. 
"Vennonius  137, 3.  —  414, 5. 
Ventidius  44,  6. 
"Venuleius  Saturn.  360,  6. 
Vennsia  (Inschrr.)  83,  6. 
Veranius  199,  4. 
Veratius  414,  6.  6. 
Verecnnduä  494,  4. 
vergiliana    continentia 

480,  5. 
Vergilianua  446,  1. 
VergiliuB  Eurys.  163,  7. 
Vergilius,    Erklärer    des 

Naevius  95,  8. 
Vergilius  Maro  224—231. 
Vergilius  Maro  (Gramma- 
tiker) s.  Virgilius. 
Vergilius  Romanus  382,7. 
Verginius  (Rhetor)  326, 1. 
Verginius  (A.)  154,  4. 
Verginius  Flavus  297,  9. 
Verginius  Rufus  323,  4. 
Verkürzung  langer  Silben 
-und  umgekehrt  473,  4. 
476,  4. 
Vermessung     des      röm. 

Reichs  220,  12. 
Vermummungen  4. 
Verrius  Flaccua  261. 
VerskAnsteleien  26,  3.  4. 
versus  memoriales  23,  3. 
Vertacus  52,  5. 
Vertrage  aus  der  Königs- 
zeit 68;  aus  saec.  111  d. 
St.  69. 
Verus  (L.)  der  Vater  363, 
2;  der  Sohn  363,  4. 
Verus  8.  Cloatius. 
Verwandtschaftsgrade 
(über  die)  876,  8. 
Verwünschungen  218,  13. 
Vespae  iudicium  398,  8. 
Vespasianus  310  f. 
Vespillo  8.  Lucretius. 
Ve»talis  s.  Fabius. 
Vestmus  53,  1. 
Vestricius  Spur.  323,  6. 
veteres  49,  4. 
Vettius  (Rhetor)  341,  6. 
Vettius   Agorius    Mavor- 
tius  477, 3 ;  Praetextatus 
430,  1. 
Vettius  Crispinus  321,  1. 

326,  11. 
Vettius  Praenestinus  143, 

7. 
Vettius    Philoc.    143,    5. 

148,  3. 
Vettius  Valens  294,  1.  2. 
Vettius  Vettianus  153,  8. 
Tsurrsb-8cuwABB,  Köm.  I 


yetula  (de)  251,  6. 
Veturius,  L.  188,  9. 
Veturius  (T.)  379,  7. 
Vetus  s.  Antistius. 
Vgutio  42,  9. 
Vibius  Crispus  297,  2. 
Vibius     Gallus,     Vibius 

Rufinus  und  Rufus  268, 

10. 
Vibius  Marsus  276,  9. 
Vibius  Maximus  329,  1. 
Vibius  Sequebter  446,  1. 
Vibius  Viscus  242,  1. 
Vicarello,     Becher     aus 

412,  6. 
Vicellius  170,  8. 
Victor  373,  1,    Z.  2   (P.) 

412,  7  E  ;   Bischöfe  368, 

7.  382,  2gE.  —  460,  8 
477,  11;  cbristl.  Dichter 
464,  5—7.  Vitensis  470, 
l  ff.  Tunnunensis  484, 
3  ff.  Turonensis  498.  7. 
Auch  8.  Aureliu8,  Iulius, 
Sulpicius. 

Victor  Minervius  417,  2. 

Victor  gramm.  446,  5. 

Victoriaaltar  425,  9. 

Victorianus  256,  11. 

Victorinus,  chriatl.  Dich- 
ter 408, 8 ;  Petabionensid 
385,  6;  Massil.  464,  5. 
Andere  s.  Aufidius,  Fa- 
bius, Marius,  Maximinus, 
Maximus. 

Victorinus  Fronto  364,  2. 

Victorius  421,  2,  d.  4G6, 
13.  470,  8. 

Vi(c)toriu8  Marcellus  326, 

8.  S.  Vitorius. 
Victricius  437,  6. 
Victurius  470,  8. 
Vigellius  161,  1. 
Vigilantius  443,  5. 
Vigilius  443,  6.   469,  11. 

486,  1.  4.   491,  2. 

Vincentius  Bellovac.  246, 
7;  Lerinen^is  458;  an- 
dere 460,  8.  —  476,  6. 

Vindex  s.  Caesellius,  No- 
vius. 

Vindicianus  432,  12. 

Vindius  Verus  360,  2. 

Vinicii  268,  10.  vgl.  278, 
1.  3. 

Vinidariii8  283,  2. 

Viniua  Maximus  329,  1. 

Violentilla  328,  1. 

Vipasc.  lex  319,  7. 

Vipsanius  Agrippa  220, 
it.-Gesoh.    5.  Aufl. 


10  ff.  Pbilargyrus  191,  4. 

Atticus  241,  3. 
Vipstanus  Messalla  314, 3. 
vir  bonus  229,  2. 
Virgilius,  Gramm.  497,  7. 
viri  illustres  des  Sueton 

347,  7;   des  Victor  414, 

4;    christliohe  434,  11. 

469,  13.  496,  5. 
Virius  Nicomachus  428, 1. 
virtutibu9  (de)  von  Cicero 

184,  17.    Auch  vgl.  289, 

10  E. 
Viscus  242,  1. 
Visellius  (rhetor)  276,  10. 
Visellius  Aculeo  154,  6. 
Visellius  Varro  154,  6  E. 
Visigothorum  lex  488,  2. 
Vispillo  s.  Lucretius. 
vita  abbatum  Agaun.  494, 

8. 
vitaepatrum  400,6. 435, 1. 
Vitahs  58,  2.  —  421,  9. 
Vitalis  Bles.  97, 1. 2. 436, 9. 
Vitalis  mimus  8,  11.  32,  6. 
(Vitellii  commentarii  220, 

3.) 
Vitellius,  Jurist  265,  7. 
Vitellius  (P.)  276,  4. 
Vitellius  Afer  418,  11. 
Vitorius    Hosidius    Geta 

326,  6. 
Vitorius  Marcellus  326,  8. 
Vitrasiua  Pollio  287,  1. 
Vitruvius  Pollio  264. 
Vitruvius  Rufus  52,  3. 
Vivaculus  192,  4. 
Vivarium  483,  1.  8. 
Vivianus  342,  11. 
Ulfila  418,  10. 
Ulpia  830,  2. 
Ulpianus  376. 
Ulpius  Dionysius2l9,  21. 
Ulpius  Marcellus  360,  8. 
Ulpius  Traianus  331,  2. 
Umber  332,  9. 
Umbricius  Melior  199,  6. 
Umbrius  Primus  379, 1  E. 
Umgangssprache  385,  4. 
Ummidius  Quadratus  341 , 

4E. 

UnhÖrbarkeit    von    aus- 
lautendem m,  s,  t  473,  4. 
Unicus  324,  4. 
universo  (de)  186,  9,  1. 
Unterhaitun  gsliteratur  47. 
Vocalverschleifung     2 1 9, 

11. 
voces  animautium    23,  3. 

347,  3. 

85 


1346 


Alphabetisches  Register. 


Voconius  346,  5.  Bischof 

460,  8. 
Voconius  Romanus  341,2. 
Voconius  Victor  324,  4. 
Vogelfang,    Lehrgedicht 

darüber  386,  3. 
Volcacius  414,  5. 
Volcacius  Gallic.  392,  6. 
Volcacius  Jurist  154,  4. 

207,  4. 
Volcacius  Sedig.  147,  2. 
Volcacius       Terentianus 

381,  7. 
Volcacius  Tullus  246,  2. 
Volkscharakter  (röm.)  1. 
Volkslieder  11.  86. 
Volksmärchen  47,  3. 
Volkssprache  s.   Vulgär- 
latein. 
Volnius  169,  14. 
Volosius?  207,  4. 
VoltaciliusPilutns?  158,3. 
Voltacilius  Pithol.  158,  3. 
VoltaciliusPlotus?  158,  8. 
Volumnius     (Eutrapelus) 

192,  1. 
Volumnius  255,  1. 
Volumnius  Quadr.  364,  3. 
Volusenus    Catulus    276, 

6  u.  9. 
Volusius  (L.)   293 ,  1  gE. 

(Q.)  209,  11.  (Tanusius) 

212,  7. 


Volusius  Maecianus  360, 8. 
Vomanius  421,  9. 
Vopiscus  402,  2.   Auch  s. 

Manlius. 
Vossianus  cod.  309. 
Votienus  Montanus  276,1. 

vgl.  326,  17. 
üranios  394,  1. 
Urbanus343,  1.  Vgl.  Da- 

matius. 
Urbicus  421,  2,  d.  s.  auch 

Aggenus,  Lollius. 
Urseius  Ferox  316,  3. 
ürsus  326,  10.  —  353,  6. 
Vulcatius  s.  Volcacius. 
Vulgarismen  373,9.  411,1. 

491,  10. 
Vulgärlatein  35,  2.  42,  5. 

384,  4.  385,  3.  487,  2. 
vulgäre  Metrik  und  Pro- 

sodieS.139f.vgl.§384,4. 

885,  3.  476,  6.   476,  4. 
Vulgata  434,  6. 


W. 

Wachstafeln  S.  459. 

Wandregisili  vita  499,  6. 

Wecbselgesänge  u.  Wech- 
selgespräche 8,  2  f. 

Weiber  rollen  im  Mimus 
8,  8. 


Weltchronik  413,  3  (IX). 
Wettkämpfe     (poetische) 

23,  2.  29,  4.    819,  3. 
Wiegenlieder  11,  2,  b. 
Witterungsregeln  86. 
Witz worte  (Sammlungen) 

121,  6  f.   186,  6.    195,   5. 

207,  4.    210,  9.    244,    2. 

276,  6  E. 


Xenophon's  oeconomicus 

177»,  2.   vgl.  227,  2. 
Xistus  266,  6. 


Zahlenmystik  480,   3.   8. 

483,  13.  488.  6. 
Zauberer  Virgil  231,  12. 
Zaubersprüche  85,  1. 
Zeichen  (kritische)  41,  2. 
Zeno  418,  8.  vgl.  427,  6. 
Zenobius  205,  7. 
Ziegel     mit     Inschriften 

218,  12. 

Zmyrna  des  Cinna  213,  3. 
Zoologie  53. 
Zopyrus  294,  4. 
Z  wölftafelgeaetzgebu  n  g,^ 

86.  c 


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