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W. S. iTEUFFELS
GESCHICHTE
DER
RÖMISCHEN LITERATUR
NEU BEARBEITET
VON
LUDWIG SCHWABE.
FÜNFTE AUFLAGE.
ZWEITER BAND.
LEIPZIG,
DBUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNEB.
1890.
Das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen wird vorbehalten.
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AT. ^
Inhalt des zweiten Bandes.
Zweiter Hauptteil: Die römische Eaiserzeit.
271. Allgemeine Übersicht der Eaiserzeit. S. 649.
A. Das silberne Zeitalter der römischen Literatur.
Erstes christliches Jahrhundert, J. 14—117 d. Chr.
272. Charakteristik und Obersicht. S. 649.
1. Die Zeit der julischen Dynastie, J. 14—68 n. Chr.
273. Übersicht und Reihenfolge. S. 656.
a. Die Regierungszeit deB Tiberius, J. 14—37 n. Chr.
274. Literatur und Schriftsteller in dieser Zeit'. S. 656. 275. Mit-
glieder des kaiserlichen Hauses: Tiberras. Germanicus. S. 667. 276. Red-
ner und Rhetoren: Votienus Montanus, Mam. Scaurus, Domitius Afer u. a.
S. 660. 277. GeBchichtschreiber: Cremutius Cordus, Aufidius BassuB u. a.
S. 663. 278. Velleius Paterculus. S; 665. 279. Valerius Maximus
8. 669. 280. A. Cornelius Celsus. S. 673. 281. Juristen: Masurius
Sabinus, Nerva u. a. S. 677. 282. Grammatiker: Iulius Modestus, Rem-
mius Palaemon, NiBUS u. a. S. 678. 283. Antonius Castor. Apicius.
Iulius Atticus und Graecinus. S. 680. 284. Phaedrus. Pomponius Se-
cundus. S. 681.
b. Die Regierungszeit des Caligula, Claudius und Nero, J. 37 — 68 n. Chr.
285. Literatur und Schriftsteller in dieser Zeit. S. 686. 286. Mit-
glieder des kaiserlichen Hauses: Claudius. Agrippina. Nero. S. 688.
287. L. Annaeus Seneca. Sein Leben und Charakter. S. 692. 288. Schrift-
stellerische Eigentümlichkeit des Seneca. S. 694. 289. Seneca's pro-
saische Schriften. S. 697. 290. Seneca's poetische Schriften, bes. Tragö-
IV Inhalt des zweiten Bandes.
dien. S. 703. 291. Geschieh tschreiber: Gaetulicus, Nonianus, Corbulo,
Bocchua. S. 707. 292. Curtius Rufus. S. 709. 293. Columella.
S. 713. 294. Scribonius Largus n. a. Ärzte. 8. 716. 295. Asconius.
S. 718. 296. Pomponius Mela. S. 720. 297. Redner und Rhetoren:
Vibius Crispus, Eprius Marcellus, Iulius AfricanuB, Galerius Trachalus,
Verginius Flavus u. a. S. 722. 298. Juristen: Proculus, Nerva filius,
Cassius Longinus, Sex. Pedins u. a. S. 724. 299. Lehrer und Anhänger
der Philosophie: Cornutus, Musonius, Thrasea Paetus, Helvidius Priscus
u. a. S. 726. 300. 301. Yalerius Probus. S. 729. 302. Persius
Flaccus. S. 734. 303. Lucanus. S. 737. 304. Caesius Bassus u. a.
Dichter. S. 742. 305. Petronius. S. 743. 306. Calpurnius Siculus.
Panegyricus in Pisonem. S. 748. 307. 308. Das Lehrgedicht Aetna.
Lucilius Iunior. S. 751. 309. Gedichte des cod. Voss. 86. S. 754.
2. Die Zeit der flavischen Dynastie, J. 69—96 n. Chr.
310. Übersicht. S. 754.
a. Vespasianus und Titus, J. 69—81 n. Chr.
311. Literatur und Schriftsteller unter ihnen. S. 755. 312. Der ältere
Plinius. Leben und Schriftstellerei. S. 756. 313. Seine naturalis
historia. S. 759. 314. Andere Historiker: Mucianus, CluviuB Rufus,
Vipstanus Messalla, Fabius RuBticus. S. 764. 315. Die Rhetoren Gabi-
nianus, Aper, Iulius Secundus. S. 766. 316. Die Juristen Caelius Sabinus,
PegasuB u. a. S. 768. 317. Valerius Flaccus. S. 769. 318. Andere
Dichter: Curiatius Maternus, Saleius Bassus. S. 771.
b. Domitianus, J. 81—96 n. Chr.
319. Literatur und Schriftsteller unter ihm. S. 773. 320. Silius
Italicus. Homerus latinus. S. 775. 321. Statius. S. 780. 322. Mar-
ti aus. S. 786. 323. Arruntius Stella, Turnus, Scaevus, Vestricius Spu-
rinna, Sulpicia. S. 791. 324. Dichterlinge der Zeit. S. 795.
325. Quintilianus. S. 796. 326. Sonstige Rhetoren und Redner:
Aquilius Regulus, Yitorius Marcellus, Septimius Severus u. a. S. 804.
327. Sex. Iulius Frontinus. S. 807. 328. Juristen (Aufidius Chius) und
Grammatiker (Aemilius Asper u. a.). 8. 811. 329. Sonstige Schriftsteller
in Prosa, bes. Arulenus Rusticus. S. 813.
3. Die Zeit des Nerva und Trajan, J. 96—117 n. Chr.
330. Übersicht. Nerva. Traianus. S. 814. 331. Iuvenalis. S. 816.
332. Sonstige Dichter der Zeit: Titinius Capito, Passennus Paulus u. a.
S. 823. 333. Cornelius Tacitus. Leben und Charakter. S. 824.
334. Seine Schriften: Dialogus. S. 833. 335. Der Agricola. S. 836.
336. Die Germania. S. 839. 337. Die Historiae. S. 842. 338. Die
Annales. S. 844. 339. Gesamtausgaben. S. 847. 340. Der jüngere
Plinius. S. 848. 341. Sonstige Redner und Geschichtschreiber unter
Trajan. S. 855. 342. Juristen: Neratius Priscus, Iuventius CelsuB,
Inhalt des zweiten Bandes. V
IavolenuB, Aristo u. a. S. 857. 343. Die Grammatiker Flavius Caper,
Urbanus, Velius Longus, Caesellius Vindex u. a. S. 861. 344. Die Gro-
matiker Hyginus, Baibus, Siculas Flaccus und Nipsus. S. 868.
B. Zweites Jahrhundert, J. 117—211 d. Chr.
345. Übersicht. S. 867.
1. Die Zeit Hadrian's, J. 117—138 n. Chr.
346. Hadrianus. S. 870. 347. Suetonius Tranquillas. S. 872.
348. Florus. S. 879. 349. Andere Historiker der Zeit. S. 882. 350. Die
Juristen Salvius Iulianus, Pomponius u. a. S. 882. 351. Bhetoren und
Philosophen: Calpurnius Flaccus u. a. S. 885. 352. Grammatiker: Te-
rentius Scaurus u. a. S. 886. 353. Dichterisches aus der Zeit: Annianus,
Septimius Serenus, Alfius Ayitus u. a. S. 888.
2. Die Zeit der Antonine, J. 138—180 n. Chr.
a. Antoninus PhiB, J. 138—161 n. Chr.
354. Antoninus Pius. Übersicht. 8. 890. 355. M. Cornelius Fronto.
S. 891. 356. Sonstige Eedner, Bhetoren und Sophisten: Fabius Severus
u. a. S. 896. 357. Gelehrsamkeit und Grammatik: Sulpicius Apollinaris,
Arruntius Celsus u. a. S. 897. 858. Philosophen: Iunius Busticus u. a.
S. 899. 359. Geschichtschreibung: Ampelius. Licinianus. S. 900.
360. Juristen: Africanus, Maecianus, Ulpius Marcellus u. a. S. 902. 361.
Gaius. S. 905. 362. Dichtung. S. 909.
b. Die Zeit des M. Aurelius, J. 161—180 n. Chr.
863. M. Aurelius. Übersicht. S. 909. 364. Die Schäler des Fronto:
Aafidius Victorinus, Titianus u. a. S. 911. 365. A. Gellius. S. 913.
366. L. Apuleius. Leben und Charakter. S. 916. 867. Seine Schriften.
S. 921. 368. Minucius Felix. S. 927. 869. CervidiuB Scaevola
u. a. Juristen. S. 932.
3. Die Zeit des Commodus und Septimius Severus,
J. 180—211 n. Chr.
370. Übersicht Septimius Severus. S. 934. 371. Papinianue.
S. 935. 372. Callistratus, Tryphoninus u. a. Juristen. S. 937. 373. Ter-
tullianus. Itala. S. 939. 373a. Grammatiker: Terentianus, luba. S. 945.
374. Grammatiker: Acro, Porphyrio, Sammonicus der Vater, Statilius Maxi-
mus u. a. S. 947.
C. Drittes Jahrhundert, J. 211—306 n. Chr.
1. Ente Hälfte, J. 211—253 n. Chr.
375. Übersicht. 8. 960. 376. Domitius ülpianus. S. 962. 877.
Ialius Paulus. S. 956. 378. Marcianus, Macer, Modestinus u. a. Juristen
YI Inhalt des zweiten Bandes.
S. 957. 379. Inline Romanus, Censorinus u. a. Grammatiker. S. 969.
380. Gargilius Martialia. S. 962. 381. Mar ins Maximus n. a. Geschieht-
Schreiber. S. 964. 882. Cyprianus. Novatianus. 8. 967. 383.
Schriftsteller in gebundener Form: Sammonicus der Sohn u. a. S. 969.
384. Commodianus. S. 971.
2. Zweite Hälfte, J. 263-305 n. Chr.
385. Obersicht. S. 974.
a. Die Zeit vor Diocletian, J. 253—284.
386. Nemesianus. S. 976. 387. Die Geschichtschreiber der Zeit.
S. 978. 388. Aquila Romanns. S. 979. 389. Iulius Solinus. S. 979.
390. Cornelius Labeo. S. 982.
b. Die Zeit Diocletian's, J. 284—305.
391. Beredsamkeit: Panegyriker. Eumenius. S. 983. 392. Geschicht-
schreibung: Spartianus, Capitolinus, Gallicanus und Pollio. S. 987. 393.
Codex Gregorianus (und Hermogenianus). 8. 992. 394. Sacerdos. S. 993.
395. Aphthonius. S. 994. 396. Arnobius. S. 995. 397. Lactan-
tius. S. 996. 398. Schriftwerke in gebundener Form: Catonis
disticha, Pervigilium Veneria, Reposianus, PentadiuB u. a. S. 1002.
399. Iulius Valerius. S. 1006.
D. Viertes Jahrhundert.
400. Obersicht. S. 1007.
1. Erste Hälfte.
Die Zeit Constantin's des Großen.
401. Constantin und Beine Lobredner. Nazarius u. a. Redner und Rhe-
toren. S. 1010. 402. Die Kaiserbiographien von Vopiscus u. Lampridius.
S. 1014. 403. Optatianus und Iuvencus. S. 1016. 404. Codex
HermogenianuB. Fragmenta vaticana u. a. S. 1019. 404 a Nonius
Marcellus. S. 1021. 405. Grammatiker: CominianuB, Albinus, Asmonius,
Euanthius u. a. S. 1023. 406. Firmicus Maternus, der Heide und der
Christ. S. 1025. 407. Philosophie: Chalcidius u a. S. 1030. 408.
Marius Victorinus. S. 1031. 409. Aelius Donatus. S. 1035.
410. Palladius S. 1036. 411. Medicina Plinü. S. 1038. 412. Itineraria.
Regionenverzeichnisse. S. 1039.
2. Zweite Hälfte,
a. Die Zeit vor Theodosius I.
413. Geschichtsquellen. Der Chronograph von 354. S. 1042. 414. Ge-
schichtsabriBse : Aurelius Victor. S. 1044. 415. Eutropius. S. 1048.
416. (Rufius) Festue, Iulius Obsequens. S. 1049. 417. Redner: Mamer-
tinus u. a. S. 1051. 418. Hilarius, Lucifer u. a. S. 1053. 419. Gram-
matiker: Charisius. Diomedes. S. 1067. 420. Avienus. S, 1059. 421.
Inhalt des aweiten Bande«. VII
Ausonius. S. 1062. 421». Qaerolus. S. 1071. 422. Damasus, Proba
u. a. christliche Schriftsteller. S. 1072. 428. Diktys. S. 1075.
b. Die Zeit des Theodosius I. J. 379 ff.
424. Übersicht. S. 1078. 426. Die Symmachi. S. 1079. 426. Son-
stige Redner. Pacatus. S. 1085. 427. Rhetorische Schriftsteller. For-
tunatianus, Rufinianus, Iulius Victor n. a. S. 1087. 428. Heidnische
Geschichtschreiber: Nicomachns. S. 1090. 429. Ammianus Marcelli-
nus. S. 1092. 430. Heidnische Philosophen: Vettius Praetextatus u. a.
S. 1097. 431. Servius. Ti. Donatus. S. 1098. 482. Vegetius. S. il03.
433. Axnbrosins. S. 1108. 434. Hieronymus. S. 1111. 435. Rufi-
nus u. a. christliche Prosaiker. S. 1117. 436. Prudentins n. a. S. 1119.
437. Panliniis Nol. S. 1122. 438. Lex dei. S. 1123.
3. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
439. Claudianus. S. 1124. 440. Augustinus. S. 1129. 441.
Sulpicius Severns. S. 1136. 442. Hilarianns. Tichonius. Mallius
Theodorue. S. 1139. 443. Pelagiua u. a. Zeitgenossen Augustinus. S. 1140.
444. Macrobius. S. 1141. 445. Vibius Sequester, Exuperantius, Pap£
rianus u. a. Grammatiker. S. 1144. 446. Marcellus Empiricus u. a.
Medizinische. S. 1147. 447. Aggenus u. a. Feldmesser. S. 1149.
448. Endelechius. Licentius. S. 1150. 449. Symphosius. 'S. 1152.
450. Avianus. S. 1153. 451. Lehrgedichte de figuris u. a. S. 1154.
452. Martianus Capeila. S. 1156.
E. Fünftes Jahrhundert.
453. Obersicht S. 1160.
1. Erste Hälfte.
454. Rutilius NaniatianuB. S. 1163. 455. Orosius. S. 1165.
456. Mariua Mercator u. a. Anhänger Augustinus. S. 1168. 457. Cassia-
nus u. a. Zeitgenossen. S. 1169. 458. Vincentius Lerin. S. 1172.
469. Papst Leo d. Gr. S. 1173. 460. Prosper Aquit. u. a. christliche
Prosaiker. S. 1176. 461. Codex Theodosianus. S. 1178. 462. Con-
snltatio. S. 1180. 463. Caelius Aurelianus. Cassius Felix. S. 1181.
464. Merobaudes. Victor. Orientius. S. 1184. 465. Salvianus. S. 1188.
2. Zweite Hälfte.
466. Übersicht. S. 1191. 467. Apollinaris Sidonius. S. 1194.
468. Rusticius Domnulus, Mamertus Claudianus und Faustus. S. 1200.
469. Arnobius iunior, Gelasius, Gennadius u. a. christliche Schriftsteller.
8. 1203. 470. Christliche Geschichtschreiber: Victor Vitensis, Idacius,
Victorius. S. 1206. 471. Dares. S. 1209. 472. Grammatiker: Cledo-
nius, Consentius, Pompeius, Phocas, Rufinus u. a. S. 1211. 473. Sedu-
lius. S. 1214. 474. Auspicius, Avitus u. a. christliche Dichter. S. 1218.
475. Dracontius. Orestis tragoedia. S. 1220. 476. Flavius Felix, Floren-
tinus, Luxorius, Coronatus u. a. S. 1224.
VIII Inhalt des zweiten Bandes.
F. Sechstes Jahrhundert.
. 477. Allgemeines. S. 1227. 478. Boethius. S. 1230. 479. Enno-
dius. S. 1235. 480. Folgentius der Bischof und der Grammatiker.
S. 1238. 481. Priscianus. S. 1242. 482. Eutyches, Audax u. a.
Grammatiker. S. 1245. 483. Cassiodoriua Senator. S. 1246. 484.
Chronisten: Marcellinus, Victor Tunn. u. a. S. 1253. 485. Geschicht-
schreiber: Iordanis. S. 1256. 486. Gildas Sapiens und Gregor von
Tours. S. 1260. 487. Anthimus u. a. Medizinische. S. 1263. 488.
Rechtsbücher. Corpus iuris u. a. S. 1265. 489. Historia Apollonii
Tyrii. S. 1272. 490. Maximianus. S. 1274. 491. Arator. Cypriani
heptateuchus. Venantius Fortunatus. S. 1275. 492. Corippus.
S. 1283. 493. Gregor 1. S. 1285. 494. Eugippius, Martinus u. a.
theologische Schriftsteller. S. 1286.
G. Aus dem siebenten und achten Jahrhundert.
495. Sisebut, Iulianus u. a. Spanier. S. 1290. 496. Isidorus Hisp.
S. 1292. 497. Aethicus Ister, Geographus Ravennas, Virgilius gramma-
ticus. S. 1295. 498. Übersetzungen medizinischer Werke. S. 1300.
499. Fredegar u. seine Fortsetzen S. 1302. 500. Aldhelmus, Baeda u. a.
S. 1304.
Nachträge. S. 1308.
Alphabetisches Register. S. 1318.
Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert. 649
ZWEITER HAÜPTTEIL.
DIE RÖMISCHE KAISERZEltf
27 1. Wie die augustische Zeit in der Geschichte^eme Doppel-
stellung hat, als Ende der Bepublik und Anfaug der Kaiserzeit,
so auch in der Literatur, da ihre größere Hälfte zu deren gol-
denem Zeitalter gehört, die kleinere spätere aber zum silbernen.
In letzterem wirken die ursprünglichen nationalen Kräfte noch
fort, aber abgeschwächt und gehemmt durch die neuen poli-
tischen Verhältnisse , die nach Augustus die Monarchie zur
Despotie steigern, welche allmählich den Tod alles selbständigen
geistigen Lebens bewirkt. Dieses Ergebnis tritt zu Tage sobald
unter den Antoninen die krankhafte Spannung auf eine Reihe
von Jahrzehnten nachläßt und nun der Versuch zu neuen Hervor-
bringungen gemacht wird. Aber die vollige Erschöpfung bringt
es nur zu einem Scheinleben und zu Nachahmungen. Als am
Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. Commodus die alte
Despotie erneuert und Schlag um Schlag auf Volk und Reich
niederfallt, wird die innere Auflösung nur durch das Leben in
den Provinzen noch längere Zeit aufgehalten und verdeckt; aber
in der Literatur gedeiht einzig noch die Jurisprudenz und etwa
die Gelehrsamkeit. Die Literatur überlebt sogar noch längere
Zeit den äußeren Untergang des römischen Reichs (J. 476) und
endet erst mit dem sechsten Jahrhundert. So zerfällt die Kaiser-
zeit in drei Abschnitte von stufenweise abnehmender literarischer
Bedeutung: das erste Jahrhundert n. Chr. Geb., das zweite Jahr-
hundert oder das Zeitalter Hadrians und der Antonine, und end-
lich das dritte bis sechste Jahrhundert.
A. DAS SILBERNE ZEITALTER DER RÖMISCHEN
LITERATUR.
Erstes Jahrhundert, J. 14—117 n. Chr.
^ 272. Das erste Jahrhundert umfaßt die Regierungen von
Tiberius (J. 14 — 37 n. Chr.), Gaius (Caligula, J. 37 — 41),
Claudius (41—54), Nero (54—68), Vespasianus (69—79), Titus
(79—81), Domitianus (81—96), Nerva (96—98) und Traianus
(98 — 117). Es zerfallt in drei Abschnitte, die Zeit der Julier
(J. 14—68 n. Chr.), die des flavischen Hauses (J. 69—96), und
G50 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
die des Nerva und Trajan (J. 96 — 117). Der Charakter des
Jahrhunderts wird bestimmt durch seine Anfänge. Die Allein-
herrschaft welche unter Augustus sich noch meist in milde For-
men gekleidet hatte, wird unter den Nachfolgern aus seinem
Hause allmählich nackte Gewaltherrschaft, tückisch und roh,
stumpf und wahnsinnig, aber immer gleich mörderisch gegen
alle Selbständigkeit 9 nur Sklaven und Werkzeuge neben sich
duldend, den Besseren nur die Wahl lassend zwischen Tod1) und
Heuchelei. Vespasian und Titus kommen zu spät und werden
zu bald in der Regierung abgelöst von dem bösartigen Wüterich
Domitian als daß durch sie eine wesentliche Besserung hätte
erfolgen können: die Zeit des Nerva und Trajan bringt nur zum
Bewußtsein was man alles in der schlimmen Vergangenheit
erlitten und eingebüßt hatte. Für die Literatur kommt zu diesen
Übeln noch der besondere Umstand daß alle Kaiser dieser Zeit
persönlich für sie Sinn und Verständnis haben; denn um so arg-
wöhnischer überwachen sie jede Lebensregung auf diesem Gebiete
und empfinden wohl gar Eifersucht auf die schriftstellerischen
Erfolge anderer. Daher bekommt die Literatur die Wirkungen
der Despotie in verstärktem Maße zu fühlen.8)
£ ^ Die Wirkungen welche die Gewaltherrschaft auf die Geister
äußert sind doppelter Art. Fürs erste schafft sie um sich die
Stille des Kirchhofes, indem jede Selbständigkeit, mit dem Tode
bedroht, sich in Schweigen hüllt, versteckt, verstellt3) und der
Kriecherei das Wort überläßt, sich selbst ergebend in das Un-
abänderliche, ja sich anstrengend um sich innerlich ihm möglichst
anzubequemen.4) Dann aber bewirkt dieses Zurückdrängen der
Selbständigkeit in das tiefste Innere ebenso eine Verinnerlichung
1) Je weniger das Leben bot an echten Genüssen und je reicher es
war an Qualen, um so leichter entschied man sich dazu, gestützt auf die
Lehren der Stoa, aus ihm freiwillig zu scheiden. So schon unter Tiberius
dessen Freund Cocceius Nerva, dann Cassius Severus, Albucius Süub,
(Apicius,) Silius Italicus, Corellius Rufus (Plin. ep. 1, 12), Titius Aristo
(ebd. 1, 22, 8) u. a. 2) Plin. ep. 3, 6, 5 sub Nerone, cum omnc
studiorum genus paulo liberius et erectius pcriculosutn servitus feciasct.
W ASchmidt, Gesch. der Denk- und Glaubensfreiheit im ersten Jahrhundert
der Kaiserherrschaft, Berl. 1847. Frikdlämdbr, Sittengesch. 3*, 361.
3) Es war gefährlich ein tüchtiger Mann zu sein; Plin. ep. 5, 14, 6 tan-
dem homines tum ad pericula, ut prius, verum ad honores virtutc perveniunt.
8, 14, 7 cum suspecta virtus, inertia in pretio. 4) Lucan. 3, 146
cuius (der libertas) servaveris umbram si guidquid iubeare velis.
§ 272 Charakteristik und Übersicht. 651
und Vertiefung welche dem Familienleben zu gute kommt und
Gestalten wie die Arria und Fannia hervorbringt, wie anderseits
eine Meisterschaft der psychologischen Beobachtung. Der ein-
zelne, nicht im stände sich nach außen auszuleben 7 wühlt sich
um so tiefer in das eigene Innere ein; und darauf angewiesen
aus den Mienen des Gebieters eigenes wie fremdes Schicksal
herauszulesen gewinnt er Übung die Rätsel des Seelenlebens zu
entwirren und lernt in den Irrgängen einer Menschenbrust sich
zurechtzufinden. Die Mehrzahl aber wird durch jene Verhält-
nisse blasiert5), verbissen und verschroben. Da man sich nicht
geben kann wie man ist und sich bemüht den Schein zu erregen
als sei man anders als m#n ist, so heuchelt man und wird
affektiert. Die Natur ängstlich zu verbergen genötigt verfällt
man in Künstelei und Unnatur. Jeden Augenblick von Spähern
beobachtet oder sich beobachtet glaubend fühlt man sich fort-
während wie auf der Bühne: man denkt an den Eindruck seines
Tuns auf Gegenwart und Nachwelt6), man lebt sich in eine
Rolle hinein, man nimmt theatralische Stellungen an, man de-
clamiert statt zu sprechen, wie man schreibt weil man nicht
handeln kann. Je mehr sodann der einzelne sich anstrengen
muß um in schwerer Zeit nicht unterzugehen, um so größer
kommt er sich vor: eine gewisse Eitelkeit haftet allen Persön-
lichkeiten dieser Zeit an7), und genährt wird sie durch die
öffentlichen Vorträge ohne anderen Zweck als Schaustellung des
eigenen Ich und gegenseitige Bewunderung.8) Die Unsicherheit
5) Fastidium, vgl. HBbndeb, d. jüngere Plinius (Tüb. 1873) 13. 21.
Ähnlich desidia praesens, Peteon. sat. 88, wo auch: priscis temporibus, cum
adhuc nuda virtus placeret, vigebant artes ingenuae. . . at nos vino scortis-
que demersi ne paratas quidem artes audemus cognoscerc, sed accusatores
antiquitatis vitia tantum docemus et discitnus. übt est diabetica? übi astro-
nomia? ubi sapientiae consuUissima via? etc. 6) Plin. ep. 3, 16, 6
isla facienti, isla dicenti gloria et aetemitas ante oculos erant 9, 3, 1 mihi,
nisi praemium aeternitatis ante oculos, pingue illud altumque otium placeat.
9, 14, 1 (nostro) studio et labore et reverentia posterorum. Vgl. 5, 8, 1.
Tac. a. 14, 49 Thrasea sueta firmitudine animi et ne gloria inier eideret.
7) Der selbst sehr eitle Plinius klagt seinerseits wieder über die Selbst-
gewißheit und Selbstüberhebung von adölescentuli nostri, ep. 8, 23, 3.
8) Quint. 10, 1, 18 et vitiosa pluribus placent et a corrogatis laudantur etiam
quae non placent. Vgl. Pers. 1, 83. Auch auf die Beredsamkeit übte dies
Einfloß; Quint. 4, 3, 2 quod natwn ab ostentatione declamatoria tarn in
forum venu, postquam agere causas non ad utilitatem litigatorum, sed ad
652 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
alles Seins und Habens, die stete Angst in der man lebt, bewirkt
eine unruhige Beweglichkeit, krankhafte Gereiztheit und Hast,
die nicht früh genug beginnen zu können glaubt und den Augen-
blick gierig ausbeutet; die einen in Sinnestaumel ; die anderen in
leidenschaftlichen Vorkehrungen für ihre Unsterblichkeit.9)
$ Dieser Charakter der Zeit prägt sich auch in ihrer Schreib-
weise aus.10) Das Einfache, Natürliche gilt für geistlos11): schim-
mernd; pikant, interessant sucht die Rede zu sein; sie umhängt
sich daher mit dem Flitterstaate von Sentenzen18), rhetorischen
Figuren,13) poetischen Wendungen14) und gefallt sich in allerlei
Entlehnungen und Anspielungen.15) Die Poesie wird rhetorisch,
die Prosa poetisch. Aber nach dem gleichen Ziele strebt man
auf verschiedenen Wegen: der eine kokettiert (wie Seneca) mit
kurzen; zerhackten Sätzchen16); der andere mit altertümlicher
Rauheit oder (wie Persius) mit künstlicher Dunkelheit17); bald
patronorum iactationem repertwm est; vgl. § 46, 4. Fbiedländer, SGtasch.
35, 372. Von dem gegenseitigen ßeräuchern finden sich bei Plinius d. J.
zahlreiche Proben, dann auch bei Martialis und Statins. 9) Mit der
aufkommenden Sentimentalität wächst ferner das Gefühl und Verständnis
für die unbelebte Natur, das besonders bei dem jüngeren Plinias (§ 840, 7)
ausgebildet ißt, aber auch bei Quin tili an u. a. sich findet; gleicherweise
entwickelt sich die Neigung zum Idealisieren zeitlich oder räumlich ent-
fernter Zustände; vgl. ARiesb, die Idealisierung der Naturvölker des Nor-
dens (Heidelb. 1876) 32. 10) Sogar in den Buchstabenformen auf
den Inschriften spiegelt sich später teils die gesuchte Zierlichkeit teils die
charakterlose Schwächlichkeit der Zeit, s. Ritbchl, op. 4, 698. E Hübneb,
exempla scripturae, Berl. 1885. 11) Quimt. 2, 5, 11. 8, prooem.
24 ff., zB. 26 nos quibus sordet omne quod natura dictavit. Vgl. § 318,
1 u. 6. 12) Qüint. 7, 1, 44. 12, 10, 46. 48. 18) Quint. 8,
prooem. 24 nihil iam proprium planet etc. 9, 3, 1 paene iam quidquid loqui-
mur figura est. 14) Tag. dial. 20 exigitur iam ab oratore etiam
poeticus cölor. Quimt. 8, prooem. 26 a corruptissimo quoque poeiarum figuras
ac translationes mutuamur. Plin. ep. 7, 9, 8 saepe in orationes quoque non
historica modo sed prope poetica descriptionum necessitas (?) incidit Fhonto
ad Caes. p. 24 plerumque ad orationem faciendam versus, ad versificandum
oratio magis adiuvat. Fbikdländer, SGesch, 36, 372. 16) MHertz,
Herrn. 8, 261. 16) Qüint. 9, 4, 66 mediis . . cura sit . . ne, quod
nunc maxime Vitium est, brevium contextu resultent ac sonum reddant paene
puerilium crepitaculorum. 17) Qüint. 8, prooem. 25 tum demum in-
geniosi scüicet si ad intellegendos nos opus sit ingenio. 31 quidam etiam
cum optima sunt reperta quaerunt aliquid quod sit magis antiqwum, remotum,
inopinatum. 9, 3, 10. So Plin. ep. 9, 26, 4 sunt maxime mirabüia quae
maxime insperata, maxime periculosa. Tac. dial. 23 isti qui Lucüium pro
Horatio et Lucrctium pro Vergilio legunt, . . quos more prisco apud iudicem
§ 272 Charakteristik und Übersicht. 653
erstrebt man Wirkung durch epigrammatische Schärfen und
Spitzen (wie Seneca, Curtius, Tacitus, Plinius d. J.)> bald durch
grelle Färbung (wie Juvenal); den einen ist es vor allem um
äußere Glätte zu tun, auch auf Kosten des Inhalts18) (wie Va-
lerius Flaccus und Statius), den anderen um den Eindruck der
Gedankentiefe. Die Manier tritt an die Stelle des Stils, ge-
spreiztes Pathos an die Stelle ruhiger Kraft. Wohl erkennen
unter Yespasian manche die Unnatur in die man hineingeraten
ist und streben grundsätzlich nach der Gedankeneinfachheit und
dem abgerundeten Satzbau der ciceronischen Zeit. So Iulius
Secundus, Vipstanus Messalla, Curiatius Maternus und besonders
Quintilian. Aber dem Zuge der Zeit entspricht dies so wenig
daß es ohne Wirkung bleibt und von ihnen selbst sich nicht
rein durchführen läßt. Tacitus verläßt diese Bahn nachdem er
sich nur einmal auf ihr versucht, und der jüngere Plinius weiß
Redefülle und glitzernde Antithesen mit einander zu verbinden.
Die meisten Schriftsteller halten die Weise ihrer Zeit für einen
Fortschritt und betrachten die voraugustische als formlos.19)
Wo augustische Schriftsteller nachgeahmt werden geschieht es
in übertreibender Weise : so Livius von Curtius, Horaz von Per-
sius, Virgil von Valerius Flaccus. Der Sieg des Modernen über
das Altertümliche ist in der Literatur vollendet; nur in Kreisen
ohne literarische Bedeutung lebt das Alte noch lange fort und
äußert sich gelegentlich ablehnend gegen die neue Künstelei80),
fabulantes non auditores sequuntur etc. Skn. ep. 114, 13 multi . . XII ta-
bulas loquuntur etc. 18) Qüint. 9, 4, 142 duram potius atque asper am
compositionem mdlim esse quam effeminatam et enervem, qualis apud multos,
et cotidie magis, lascivissimis syntonorum modis sältat. 5, 12, 18 nos habt-
tum oraUonis virilem . . tentra quadam eloeutionis cute operimus et dum
levia sint ac nitida, quantum valcant nihil interesse arbitramur. 2, 5, 23
recentis huius lasciviae flosculi, . . praedülce illud genus. 10, 1, 43 recens
haec laseivia deliciaeque et omnia ad voluptatem multitudinis imperitae com-
posita. Seh. ep. 114, 15. Pebs. 1, 63. 19) Mabt. 8, 66, 1 temporibus
nosfris aetas . . cedit avorum. Tac. dial. 20 volgus quoque . . adsuevit iam
exigere laetitiam et pulchritudinem orationis nee perfert in iudieiis tristem
et impexam antiquitatem. 20) Vgl. besonders Pebs. 1, 127. 3, 77.
5, 189. 6, 37. Mabt. 11, 90. Plin. ep. 6, 21, 1 sum ex iis qui mirantur
antiquos, non tarnen, ut quidam, temporum nostrorum ingenia despicio. In
den folgenden Jahrhunderten aber wurde letztere Denkweise die herrschende,
so daß man sich förmlich entschuldigte wenn man anf die Gegenwart zu
reden kam und in dem Schaldunst wie in einer Wolke wandelte. Vgl.
JBubckhabdt, Coustantüi '250.
654 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
nur technische Schriftsteller, wie Celsus und Columella und die
Juristen, wissen sich, davon frei zu erhalten. Für die Literatur
im ganzen aber bleibt die Fühlung mit dem Volke verloren; die
meisten Kaiser erweitern sogar planmäßig die Kluft zwischen
den Gebildeten und der Masse, so daß diese mit Gleichmut, wo
nicht mit Schadenfreude, zusieht wie jene gepeinigt und geplün-
dert werden. Trotzdem ist die Monarchie auch bei den Schrift-
stellern allgemeine Voraussetzung, auch die Kühnsten kehren
sich nur gegen deren Ausschreitungen; Angstlichere reden von
der Zeit der Republik nicht ohne stilles Grauen21); verhältnis-
mäßig klein aber ist die Zahl derer die ihr Talent zur Kriecherei
erniedrigen, wie Velleius und Valerius Maximus unter Tiberius,
Martialis unter Domitian. Doch verstand schon Vespasian die
Literatur durch amtliche Stellung und Gehalte an sein Haus zu
ketten; öffentliche Wettkämpfe in griechischer und römischer
Beredsamkeit und Poesie wiederholten sich seit Caligula oft-
mals22) und steigerten die Production wie die Künstelei. Eine
gewisse geistige und literarische Bildung ist durch die zahl-
reichen Lehrer und Schulen weitverbreitet23), auch unter dem
weiblichen Geschlechte84); doch ist es häufig nur dilettantisches
Naschen ohne Gründlichkeit.25) Die Provinzen, besonders Spanien
und Gallien, liefern der Literatur ihre bedeutendsten Talente:
Spanien die Seneca (Vater und Sohn), den Acilius Lucanus und
Annaeus Lucanus, Columella, Pomponius Mela, Quintilian, Mar-
tialis, Herennius Senecio u. a.2ß), vielleicht auch den Valerius
21) Vgl. zB. Quint. 2, 16, 5. Die neue Beredsamkeit charakterisiert
modus et temper amcntum (Tac. dial. 41 extr.). Dazu trägt auch der Um-
stand bei daß die meisten großen Familien seit der Zeit Neros ausge-
storben sind und das neue Geschlecht keine Anknüpfungen hat an die
republikanische Vergangenheit. 22) CIL. 9, 1668 poeta latinus
coronatus in munere patriae suae (Beneventum). 9, 2860 certamine sacro
Iovis Capitolini (106 n. Chr.) coronatus inter poetas latinos. Frirdländer,
SGesch. 2Ö, 437. 576. 36, 378. Vgl. § 319, 4. 23) Tac. dial. 19
pervolgatis tarn Omnibus (Philosophie, Rhetorik usw.), cum vix in Corona
quisquam adsistat quin elementis studiorum . . certe imbutus sit. Fried-
ländeb, SGesch. 35, 340. 24) Friedländkr aO. 1°, 492.
25) Tag. dial. 32 quod (die vielseitige Bildung der alten Redner) adeo ne-
glegitur ab horum temporum disertis ut etc. Friedländer aO. 35, 352.
HBendbr, d. jung. Plin. (1873) 19. 26) Kortüm, geschieh«. For-
schungen (Lpz. 1863) 209 (über das gleichartige und abweichende Element
der spanisch-römischen Dichterschule in der zweiten Hälfte des ersten
§ 272 Charakteristik und Übersicht. 655
Fl accus, Gallien die Redner und Rhetoren Votienus Montanus,
Domitius Afer, Iulius Florus und Africanus, Gabinianus, Quiri-
nalis, Ursulus, Rufus, M. Aper u. a.27) Später beginnt Afrika
tonangebend zu werden.28)
^ Die Rhetorik und Declamation beherrscht das ganze Jahr-
hundert, Prosa wie Poesie, artet selbst aber immer mehr aus iu
kleinliche Schulmeistern und Zungendrescherei. Pormgewandt-
heifc ist sehr verbreitet29) und die Gesetze des Versbaues, wie die
augustische Zeit sie eingeführt, werden sorgfältig beobachtet80),
teilweise sogar verschärft. Aber das Formgefühl ist im Schwin-
den begriffen. Die poetische Form wird auf alle möglichen Gegen-
stände angewandt, Poetisches der Prosa beigemischt, die Gattungen
werden durcheinander geworfen, die feineren Unterschiede im
Wortgebrauch vernachlässigt, der Wortschatz durch Schöpfungen
der Willkür verunstaltet; mit dem gelockerten Satzbau werden
manche Partikeln ganz aufgegeben91), andere ihrer eigentlichen
Bedeutung zuwider verwendet.82) Dadurch erhält die sogenannte
silberne Latinität ihre eigentümliche Färbung.
Jahrh. n. Chr.). JJRölly, Stadien und Studienörter im Occident während
der römischen Kaiserzeit, Luzern 1869. HSchiller, Nero (1872) 570.
27) luv. 16, 111 Gallia causidicos doeuit faeunda Britannos; vgl. 7, 147. 213.
Quint. 10, 3, 13 Julius Florus in eloquentia Galliarum . . pnneeps. Fronto
p. 160 gaTlicanus quidam declamator. Tac. a. 3, 43. 28) Schon
luv. 7, 148 nutricula causidicorum Africa. 29) Petron. sat. 1 rerum
tumore et sententiarum vanimmo strepitu lioc tantutn proßeiunt ui cum in
forum venerint putent se in aliumorbem ttrrarum delatos. Über die spätere
Zeit 8. JBurckhardt, Co ii 8 tantin "378. 30) Von den augustischen
Dichtern her werden viele Wendungen stehend, besonders am Schlüsse des
Hexameters, teilweise infolge allgemeiner Verhältnisse des Versbaus und
der lateinischen Sprache. AZixqerle, zu späteren lat. Dichtern (Innsbr.
1873) 44. Vgl. im allg. LFrtedländer aO. 36, 864. 31) FHaase
vor s. Ausg. des Seneca 3, p. xm. 32) So die Verbindungen
quin immo, nempe enim, ergo igitur u. dgl.; auch der Gebrauch von interim
und vieles andere. Vgl. EOpitz, speeimen lexilogiae argenteae latini-
tatis, Nanmb. 1852. OErdmann, d. Gebr. der lat. Adjectiva mit dem
Gen. in der silbernen Latinität, Stendal 1880; vgl. oben § 219, 28 gE. —
EAbbknz, die Schriftstellerei in Rom zur Zeit der Kaiser (bis auf Hadrian),
Basel 1877.
656 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
1. Die Zeit der julischeu Dynastie, J. 14—68 u. Chr.
273. Anfanglich geht Herrscher und Literatur in den Fuß-
stapfen der augustischen Zeit weiter. Je offener aber allmählich
die Despotie sich entwickelt und je unmittelbarer die Kaiser
selbst auf die Literatur einwirken, desto entschiedener tritt auch
deren Umgestaltung ein. Die Zeit zerfallt daher in zwei Ab-
schnitte, die Regierung des Tiberius (J. 14—37) und die seiner
Nachfolger (J. 37— 68).
a. Die Regierungszeit des Tiberius, J. 14 — 37.
274. In diesen Jahrzehnten sinkt die Schulberedsamkeit
langsam von der Höhe welche sie am Ende der augustischen Zeit
erstiegen; einzelne ihrer Vertreter, wie Votienus Montanus, Mam.
Scaurus, Romanius Hispo, sind auch im Senat und in den Ge-
richten tatig. Von den Geschichtschreibern büßt Cremutius
Cordus seinen Freimut; Velleius und Yalerius Maximus helfen
sich mit Schmeichelei. Durch ihren Stoff den Schwierigkeiten
entrückt waren der Polyhistor Celsus, Juristen wie Massurius
Sabinus, und die Grammatiker wie Iulius Modestus, Pomponius
Marcellus, Remmius Palaemon. Am wenigsten gedeiht in der
dumpfen düstern Zeit die Poesie. Der sog. Manilius (§ 253)
scheint zwar sein Werk erst unter Tiberius herausgegeben zu
haben, sonst aber ist der Fabeldichter Phaedrus für uns das ein-
zige was sie aufzuweisen hat, und auch dieser hatte Verfolgungen
zu erfahren, wie nicht minder Pomponius Secundus, der später
als Tragödiendichter auftrat.
1. Sükt. Tib. 42 Astllio Sabino sestertia ducenta donavit pro dialogo
in quo boleti et ficedulae et ostreae et turdi certamen induxerat AKikbslino,
JJ. 103, 646 vereinigt ihn mit Sabinus Asilius, venubtissimus inter rhetoras
scurra, bei Sen. auas. 2, 12, und Asillius bei Sübt. Calig. 8.
2. Tac. a. 4, 31 C. Cominium eq. rotn. probrosi in se carminis con-
victum Caesar precibus fratris . . concessib — 6, 89 (Sextius) Paconianus
(vgl. 6, 3) in carcere ob carmina iüic in principem factüata strangulatus
est. Von ihm vier schwülstige Hexameler astronomischen Inhalts bei Diom.
GL. 1, 499 (ülud Paconianum). Vgl. Haupt, op. 3, 336. — Dio 67, 22
AlXiov ZaxoQvivov mg xai inr\ ziva ig avtbv ov% imtrjdiia anoqqCipavxa . .
dno xov KamxcoXCov %ate%o^uviasv. — Suet. Tib. 61 obieclum est poetae (dem
Mam. Scaurus, s. § 276, 2) quod in tragocdia (betitelt Atreus, Dio 68, 24)
Agamtmnonem probris lacessisset {oersibus qui in Tiberium flecterentur, Tac.
a. 6, 29), obiectum est historico (dem Cremutius Cordus, s. § 277, 1) quod
Brutum Cassiumque Ultimos Romanorum dixisset: animadversutn statim in
§ 273 Zeit der julischen Dynastie. § 274. 275 Tiberius. 657
auetores scriptaque abolita, quamvis probarentur ante aliquot annos, etiam
Augusto andiente recüata. Proben der Pasquille auf Tiberius bei Sueton.
Tib. 59.
3. Über Inlius Montanas (tolerabilis poeta et atnicitia Tibcrii notus et
frigore) 8. § 252, 13. — Über die Gedichte des Remmius Palaemon 8.
§ 282, 3; Aber Gaetalicus § 291, 1. — Einschreiten gegen das oscam lu-
dicrum § 10, 2. — Verfolgung des Phaedrus durch Seianus (Phaedr. 3, prol. 41)
§ 284, 1. Über Pomponius Secundus § 284, 7.
275. Unter den Mitgliedern des kaiserlichen Hauses besaß
Tiberius selbst (J. 712/42 v. Chr. — 790/37 n. Chr.) eine gründ-
liche rednerische Bildung und betätigte sie schriftlich wie münd-
lich, auch noch als Herrscher, soweit sein verschlossenes hinter-
haltiges Wesen es gestattete. Auch Denkwürdigkeiten voll kecker
Unwahrheiten verfaßte er, sowie Verse in lateinischer wie grie-
chischer Sprache. Der unglückliche Germanicus (J. 739/1 5 v.Chr.
— 772/19 n. Chr.) war gleichfalls hochgebildet und schrieb man-
cherlei in gebundener Form. So namentlich die poetische Be-
arbeitung von Aratos' astronomischem Lehrgedichte welche (samt
Scholien) auf uns gekommen ist.
1. Suet. Tib. 70 artes liberales utriusque generis (griechische wie rö-
mische) studiosüsime coluit. in oratione latina secutus est Coroinum Messa-
lam (§ 222), . . sed adfectatione et morositate nitnia obscurabat stilum, ut
aliquanto ex tempore quam a cura praestantior haberetur. Tac. a. 13, 3
Tiberius artem quoque callebat qua verba expenderet, tum validus sensibus
out consulto ambiguus. 4, 31 eompositus alias et velut eluctantium verborum,
solutius promptiusque eloquebatur quotiens subveniret. Schüler des Bhetors
Theodoros aus Gadara, Sek. suas. 3, 7. Suet. Tib. 67. Qoimt. 8, 1, 17
Vermeidung von Fremdwörtern (nach Messalla, s. o. und § 222, 2 Z. 12):
Scbt. Tib. 71. Dio 67, 15. 17. Vorliebe für altertümliche Ausdrücke, Süet.
Aug. 86. gr. 22. Leichenreden von ihm, Suet. Tib. 6. Aug. 100. Tac. a.
4, 12. Sek. cons. ad Marc. 15, 3. Dio 57, 11 u. a. Anklage- und Ver-
teidigungsreden, Suet. Tib. 8. Meter, orat. rom.s 553. Urkunden von ihm
bei Tac. a. 3, 6. 53 f. 4, 40; vgl. 1, 81. 2, 63. Suet. Tib. 67. ebd. 61 com-
mentario quem de vüa sua summatim breviterque composuit (wie August,
§ 220, 4) ausus est scribere etc. Domit. 20 praeter commentarios et acta
Tiberii Caesaris nihil lectitabat.
2. Suet. Tib. 70 composuit et Carmen lyricum, cuius est titulus con-
questio de motte L. Caesaris. fecit et graeca poemata imitatus Euphorionem
et Bhianum et Parthenium, quibus poetis admodum delectatus etc. maxime
tarnen curavit notitiam historiae fabularis, usque ad ineptias atque derisum.
nam et grammaticos, quod genus hominum praeciput appetebat, eiusmodi
fere quaesHonibus experiebatur , quae mater Hecubae etc. Nach Suidab (v.
KaiactQ Ttßiqiog) tyQccipev imyqauuaza xai %i%vn\v ^T\xoqi%i\v y letzteres ein
Mißverständnis infolge Verwechslung mit dem Rhetor Tiberius bei Suid.
2, 2, 1114 Bdy. Vgl. auch HFlach, EhM. 86, 319.
Tcotmi^Sohwabb, Böm. Lit.-Geioh. 6. Aufl. 42
658 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
3. Suet. Calig. 3 von Germanicus, dem Neffen und Adoptivsohn
des Tiberius : ingenium in utroque (vgl. A. 1) eloquentiae doctrinaequc
genere praecellens. . . oravit causas etiam triumphalis, atque inter cetera
studiorum monimenta reliquit et comoedias graecas (Suet. Claud. 11). Plin.
NH. 8, 156 fecit et divus Augustus equo tumulum, de quo Germanici Cae-
saris Carmen est Tac. a. 2, 83 veteres inter scriptores hoher etur. Ov. fast.
ly 20 docti . . prineipis. quae sit enim eulti faeundia sensimus oris civica
pro trepidis cum tulit arma reis. 26 vates rege vatis hdbenas. Pont. 2, 6, 53,
4, 8, 67 non potes officium vatis contemnere vates. 70 gloria Pieridum
summa futurus eras. 73 modo bella geris, numeris modo verba coerces.
77 tibi nee docti desunt nee prineipis artes. Unter des Germanicus Namen
sind einige lateinische und griechische Epigramme überliefert: AL. 708
PLM. 4, 102 y dasselbe griechisch Anth. Pal. 9, 387 (Adqiavov Kateaoog, oi
81 rsQuccvinov). AL. 709 PLM. 4, 103 — Anth. Pal. 7, 542 ($Xa*%ov). Ferner
Anth. Pal. 9, 17. 18 (7, 73. 74?). Darüber ABreysig, miscellanea crit. ad
Germanicum, Erfurt 1873.
4. Unter dem Titel Claudii Caesaris Arati Fhaenomena (auch Aratus
Germanici ad Augustum u. a.) ist erhalten eine lateinische Bearbeitung
des astronomischen Lehrgedichtes des Aratos aus Soloi: sie giebt in wohl-
gebauten Hexx. die <paiv6usva in 686 „Vv. (die vier größeren Bruchstücke
über den Einfluß der Gestirne auf die Witterung, dioaripsfa oder pro-
gnostica, sind von Aratos unabhängig). Gegenüber den Überresten der
ähnlichen Arbeiten des Cicero (§ 177a, 1) und des Avienus (§ 420, 2)
zeichnet sich jene durch Selbständigkeit (Germanicus streicht, setzt zu,
bessert und ändert hier und da), Sachkenntnis und verhältnismäßig durch
poetische Begabung aus. Vgl. JFrey, de Germ. Ar. interp. p. xxiv. GSiko,
de Cicerone, Germanico, Avieno Arati interpretibus, Halle 1886. Den Sagen
gegenüber verhält sich der Verfasser kritisch; s. Phaen. 31. 166. 264.
Die Vergleichung mit Aratos und Avienus, sowie die Verwendung als
Lehrbuch der Astronomie hat dem Texte viele Verfälschungen zugezogen,
zB. Zusätze, Lücken (die Abschreiber ließen Verse aus um Eaum für die
Sternbilder zu gewinnen) u. dgl.; s. Breysiqs praef. p. v. — Die Hss. zer-
fallen in zwei KlasBen, zur einen (reineren) gehören zB. Basil. s. VIII/IX,
Paris. 7886 (Puteaneus) 8. IX/X, Matritens. A 16 s. XII, Phillippicus in
Middlehill s. IX/X, Arundelianus in Oxford s. XIII (daraus teilte neun bis
dahin unbekannte Verse der prognost. mit EBährens, RhM. 82, 323); zur
anderen zB. Hss. in Boulogne s. X (s. darüber RDahvs, JJ. 99, 269;
Schriftprobe in The Palaeographical Society 7, pl. 96), Einsiedel s. X, Leid.
Voss. Q. 79 (cod. Susianus) s. XIII? Darüber EBährkns, PLM. 1, 142 und
ABreysig, Herrn. 17, 401.
5. Als Verfasser betrachten den Cl audier Germanicus (Sohn des Drusue)
zB. Hieron ymü8, Lactantius (inet. 5, 5), während Firmic. math. 2, praef.
(vgl. 8, 5) ihn Iulius Caesar nennt, ebenso Suidas (s. v. lato? 'iovl. Kccig.)
fygciips pezciyQaoiv tav 'Aftatov cpaivopivcov (vgl. § 196, 6). Daß es vielmehr
der Flavier Domitianus sei wollte Rutgkrs., var. leett. 2, 122, folgern aus v. 2 :
carminis at nobis, genitor, tu maximus auetor, te veneror, tibi sacra fero
doctique laboris primitias (vgl. 16 pax tua tuque adsis nato), während v. 658 ff.
(welche den Prognost. zuzuteilen sind) Abfassung nach dem Tode Augusts
§ 275 Germanicus. 659
beweisen. Aber genitor vom Adoptivvater (hier: Tiberras) ist nicht unge-
wöhnlich (Merkel ad Ibin p. 379); Ti. Caesaris Aug. füius, Divi Aug. nep.,
Divi Juli pronepos heißt Germanicus auch offiziell (zB. Orelli - Henzkn
5380) seit seiner Adoption 757/4 n.Chr. (Vbll. 2, 103. Sdet. Calig. 4. Tib. 15.
Tac. a. 4, 67), und diese Arbeit mag ganz wohl die erste fertig gewordene
des Verf. sein. Gegen die Beziehung auf Domitian spricht das Schweigen
sämtlicher Lobhudler desselben über eine derartige Leistung, sowie der
Umstand daß Domitianus sich den Titel Germanicus erst als Kaiser, nach
seinem Chattenfeldzuge, im J. 84 n. Chr. beilegte; s. Frontin. strat. 2, 11, 7
irnperator Caesar Domitianus Augustus Germanicus eo hello quo victis
hosiibus cognomen Germanici meruit , cum in finibus Chattorum castella po-
neret etc. Vgl. Mart. 2, 2 Greta dedit magnum, maius dedit Afriea nomen ...;
nöbüiw domito tribuit Germania Bheno, et puer hoc dignus nomine, Caesar,
eras (weil im J. 70 Domitian 19 Jahre alt an einem Zuge gegen Gallien
und Germanien teilgenommen hatte); . . quae datur ex Chattis laurea tota
lua est. AImhof, Domitian 29. 131.
6. Ausgaben der Aratea des Germanicus. Besonders ed. Hugo Grotius,
Leid. 1600. Cum comm. varr. ed. JCSchwartz (Coburg 1715). An Bohlks
Ausg. des Aratos (Lpz. 1801), an JCOrellib Ausg. des Phaedrus (1831)
p. 137. Cum scholiis ed. ABrrysig, Berl. 1867. Bährens PLM. 1, 148. — '
JCSchaubach, de Arati interpretibus rom., Meiningen 1817. JFrby, RhM.
13, 409; de Germanico Arati interprete, Culm 1861. MHaupt, op. 3, 405.
RKllis, journ. of philoL 7 (1877), 256.
7. Außer dem Lehrgedichte selbst besitzen wir auch drei Scholien-
sammlungen dazu aus verschiedenen Zeiten. Die ältesten (des ßasil.
und Paris.) waren im dritten Jahrh. (Lactantius — § 397 — benutzt sie)
schon vorhanden und wohl auch schon in Verbindung mit dem Gedichte
des Germanicus. Sie sind vorzugsweise aus der ursprünglichen Fassung
der uns nur in einem Auszug erhaltenen nccTaoxeQioiiot des Eratosthenes
geschöpft, dann aus Nigidius (§ 170): s. Robert aO. 11. 15. Die zweite
Sammlung, hauptsächlich durch den cod. Sangerm. s. IX vertreten, ist von
der ersten unabhängig, benutzt aber gleichfalls in dem mythologischen
Hauptteil die Katasterismen des Eratosthenes, jedoch in einem Auszug der
hier und da vollständiger war als der uns erhaltene, daneben im astrono-
mischen auch Hygins Astrologie, Plinius NH., Suetonius (?), Censorini
fragm. (§ 379, 5) und FulgentiuB (§ 480): demnach frühestens im sechsten
Jahrhundert zusammengestellt. Robert aO. 21. 201. Die dritte Sammlung,
überliefert in einem cod. Strozzianus s. XIV in Florenz und in einem Vatic.
Urbinas 1358 s. XV, bietet die beiden ersten Sammlungen in einander ge-
arbeitet mit Zusätzen aus Hygin, Plinius, Fulgentius, Martianus Capeila,
Isidor usw. Robert aO. 204. — ABrkysig, Phil. 13, 660 und praef. s. Ausg.
p. xxvi ff. Eratosth. cataster. rec. CRobert, Berl. 1878 (s. prolegg. u.
epimetr. I). Vgl. Reifferscheid , Suet. p. 440. JFret, RhM. 25, 263. —
Ausgaben der Scholien an denen des Germanicus (s. A. 6), besonders der
von Bretsig p. 54. Auch an Eyssknhabdts Martianus Capella (Lps. 1866)
p. 377 und zum Teil bei Robert aO. Nachträge dazu aus einem cod.
Dresd. (s. 1X/X): EHkydenreich , RhM. &St 480 (vgl. JJ. 117, 256). —
42*
660 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
JCSchaubach, obss. in scholia Germania, Mein. 1821—1834 IV. WHDSu-
rikgab, de mythographo astronomico qni dicitur scholiattes Germanici,
Leid. 1842. ABmysig, Phil. 13, 657; de Nigidii Fig. fragm. ap. schol. Germ.,
Berl. 1864; z. d. Schol. des Germ., Posen 1865; Herrn. 1, 463. 12, 615.
276. Unter den Rednern der Zeit waren die bedeutendsten
und zugleich Herausgeber eigener Reden und rednerischer Schriften
der ehrenwerte aber als Redner maßlose Yotienus Montanas aus
Narbo; der talentvolle aber träge und liederliche Mamercus
Scaurus; Asinius Gallus (J. 714/40 v. Chr. — 786/33 n.Chr.),
Verfasser einer Yergleichung zwischen seinem Vater Pollio und
Cicero; der Ritter P. Vitellius, welcher den Piso als Mörder des
Germanicus belangte; Domitius Afer (um 74Q/14 v. Chr. — 812^)9
n. Chr.) aus Nemausus, welcher unter Tiberius, Caligula und
Nero hohe Ämter bekleidete und vor den Gerichten wirkte, jedoch
als Mensch geringe Achtung genoß und als Redner seinen Ruhm
überlebte.
1. Hiekon. zu Ena. chron. a. Abr. 2048 =- 780/27 n. Chr. Votienus
Montanus Narbonensis orator in Balearibus insulis moritur, iüue a Tiberio
(zwei Jahre vorher) relegatus. Vgl. Tag. a. 4, 42 hdbita per illos dies
(J. 778/26 n. Chr.) de Votieno Montane, cekbris ingenii viro, cogniUo. . .
postulato Votieno ob contumelias in Caesarem dietas (die aber wahrheits-
gemäß waren) etc. Votienus maiestatis poenis adfectus est. Sek. contr. 9,
praef. 1 Montanus Votienus adeo nutnquam ostentationis declamavit causa
ut ne exereitationis quidem declamaverit. 9, 28, 17 habet hoc Montanus
Vitium: sententias suas repetendo corrumpit; . . et propter hoc et propter alia
. . solebat Scaurus Montanum inter oratores Ovidiutn vocare (§ 247, 6. 7).
9, 28, 16 Montanus Votienus, homo rarissitni, etiamsi non emendatissimi
ingeni, Vitium suum, quod in orationibus non eoitat, in scholasticis quoque
evitare non potuit. . . metnini illum pro Gallo, Numisia apud centumviros
tirocinium ponere. . . (16) ex iis auaedam in orationem contulit et alia plura
quam dixerat adiecit. 9, 29, 18 Montanus Votienus Marcellum Mar dum
amicum suum, cuius frequenter mentionem in scriptis suis facit tamquam
hominis diserti, aiebat dixisse etc. 7, 20, 12 Vinicius (§ 268, 10) erat non
aequus ipsi Montano. aecusaverat illum apud Caesarem, a colonia Narbo-
nensi rogatus. at Montanus adeo toto animo scholasticus erat ut eodem
die quo aecusatus est a Vinicio diceret: delectavit me Vinici actio. Vom
siebenten Bnche des Seneca an häufige Proben aas den Schulreden des
Montanus.
2. Mamercus Scaurus, insignis nöbilitate (Urenkel des prineeps se-
natus § 186, 10) et orandis causis, vita pröbrosus (Tac. a. 6, 29 vgl. 3, 66),
im J. 787/34 n. Chr. durch Tiberius zum Selbstmord getrieben, vgl. § 274, 2
und § 277, 4. FRE. ls, 374, 6. Gewöhnlich heißt er Mamercus Scaurus.
So bei Tacitüs noch ann. 1, 13. 3, 81. 66, bei Sbn. de ben. 4, 31, 3, bei
Dio 68, 24 MctfiiqKog MuflLioe 2%avQog und auf einer Arvalinschrift CIL.
§ 276 Montanas, Scaurus u. a. Redner. 661
6, 2023b, 16 Mam. Aem(ili* Scaurci). Dagegen bei Tac. a. 6, 9 und
Sbn. sua8. 2, 22 Scaurus Mamercus und dem* entsprechend steht auf einer
pompejanischen Inschrift CIL. 4, 1663 M. Emüio Scauro, wonach (falls
nicht in der flüchtig geschriebenen pompejanischen Inschrift das landläufige
M. irrtümlich an die Stelle des Mam. getreten ist) der vollständige Name
lauten würde: M. Aemilius Scaurus Mamercus. Vgl. KNipr erdet, op. 636.
— Über ihn Sbneca contr. 10, praef. 2-4 non novi quemquam cuius ingenio
populus rom. pertinacius ignovcrit. dicebat neglegenter: saepe causam in
ipsis subselliis, saepe dum amieitur discebat. . . nihil erat illo venustius,
nihil paratius. genus dicendi antiquum, verborum quoque non völgarium
gramtas , ipse voltus habitusque corporis mire ad auctoritatem oratoriam
aptatus. (3) sed . . ignavus Scaurus. . . pleraeque actiones malae, in Omnibus
tarnen aliquod magni neglectique ingeni vestigium extabat. . . orationes Septem
edidit, quae deinde ex senatusconsuUo combustae sunt (vgl § 274y 2). bene
cum illo ignis egerat; sed extant libelli qui cum fama eius pugnant, ntulto
quidem solutiores ipsis actionibus. . . declamantem audivimus, et novissime
quidem M\ Lepido (cos. 764/11, s. Borghksi, oeuvr. 6, 289. Sen. rhet. p. 644
KieOI). 1, 2, 22 Scaurus non tantum disertissimus homo sed venustissimus.
Tac. a. 3, 81 Mam. Scaurus, qui . . oratorum ea aetate uberrimus erat.
Proben seines treffenden witzigen Urteils bei Sen. contr. 1, 2, 22. 2, 9, 39.
9, 28, 17; vgl. 10, 31, 19.
3. C. Asinius Gallus, Sohn des Asinius Pollio (§ 221), Cos. 746/8,
J. 786/33 durch Tiberius zum Tode getrieben; PRE. 1", 1866, 9. Plin. ep.
7, 4, 3 libri Äsini Galli de comparatione patris et Ciceronis. . . (6) libros
GalU . . quibus itte parenti ausus de Cicerone dare est palmamque decusque.
Claudius schrieb dagegen; a. § 286, 2. Quint. 12, 1, 22 Asinio utrique,
qui vitia orationis eius (des Cic.) etiam inimice pluribus loci* insequuntur.
Gell. 17, 1, 1 nonnulli tarn prodigiosi tamque vecordes extiterunt, in quibus
sunt Gallus Asinius et Largius Licinus (§ 328, 6), cuius Über etiam fertur
infando titulo * 'Ciceromastix* , ut scribere ausi sint M. Ciceronem parum in-
tegre atque improprie atque inconsiderate locutum. Epigramm von Gallus
auf den Grammatiker Marcellus (§ 282, 2) bei Suet. gr. 22.
4. P. Yitellius, Oheim des nachmaligen Kaisers, Germanici comes,
Cn. Pisonem inimicum et interfectorem eius accusavit condemnavitque (Süet.
Vitell. 2), J. 772/19 n. Chr. Er selbst starb 784/31; PRE. 6, 2682, 4. Plin.
NBL 11, 187 extat oratio Vitelli qua Gnaeum Pisonem eius sceleris (venefieii)
coarguit hoc usus argumento etc.
6. Hieron. a. Abr. 2062 « 799/46 n. Chr. Bomitius Afer Nemausensis
clarus orator habetur, qui postea Nerone regnante ex cibi redundantia in
cena moritur. Cos. suff. unter Caligula J. 792/39 n. Chr.; cur. aquarum
J. 802/49—812/69 (Frontin. aq. 102 Cn. Bomitius Afer). J. 779/26 Ankläger
der Claudia Pulchra, Tac. a. 4, 62 recens praetura, modicus dignationis et
quoque facinore properus clarescere. . . Afer primoribus oratorum additus,
divülgato ingenio. . . mox capessendis accusationibus aut reos tutando
prosperiere eloquentiae quam morum fama fuit, nisi quod aetas extrema mul-
tum etiam eloquentiae dempsit. 4, 66 nüllo mirante quod diu egens et parto
nuper praemio male usus plura ad flagitia accingeretur. 14, 19 sequuntur
662 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
(J. 812/69) virorum ülustrium mortes, Domitii Afri et M. Servüii (§ 291, 2),
qui 8ummis honoribus et multa eloquentia viguerant, ille orando causas, Ser-
vilius diu foro, mox tradendis rebus rom. celebris et eleganiia vitae, quam
clariorem effecit (als Afer), ut par ingenio ita morum diversus (besser als
Afer). Vgl. noch Plin. ep. 8, 18, 5. Qdint. 10, 1, 118 eorum quos viderim
Domitius Afer et Iulius Africanus lange praestantissimi . verborum arte ille
et toto genere dicendi praeferendus et quem in numero veterum habere non
timeas. 12, 11, 8 vidi ego longe ömnium quos mifii cognoscere contigit sum-
mum oratorem, Domitium Afrum, wilde senem cotidie aliquid ex ea quam
meruerat auctoritate perdentem, cum agente iUo, quem principem fuisse quon-
dam fori non erat dübium, alii . . riderent, alii erubescerent. Vgl. noch 12,
10, 11 (oben § 46, 2). Tac. dial. 13. 16» Dio 69, 19. Plin. ep. 2, 14, 10
narrabat ille (Quintilian) : adsectabar Domitium Afrum; cum apud centum-
viros diceret graviter et lente, hoc enim Uli actionis genus erat etc. Be-
sonders berühmt seine (herausgegebenen) Beden pro Yoluseno Catulo
(Quint. 10, 1, 24), pro Domitilla (ebd. 8, 6, 16. 9, 2, 20. 9, 3, 66. 9, 4, 31),
pro Laelia (ebd. 9, 4, 31). Meyeb, orat. fragment. p. 666. Sonstige
Schriften: Qdint. 6, 7, 7 sufficiebant alioqui libri duo a Domitio Afro in
hanc rem (de testibus) compositi, quem adulescentulus senem colui. 6, 3, 42
mire fuit in hoc genere (witzigen Beschreibungen) venustus Afer Domüius,
cuius orationibus complures huiusmodi narrationes insertae reperiuntur; sed
dictorum quoque ab eodem urbane sunt editi libri. Vgl. ebd. 27 u. 32.
6. Sex. Pompeius, Freund des Germanicns (Ov. Pont. 4, 6, 26; vgl.
Tac. a. 8, 11), Consul im Todesjahr des Augustus (767/14 n. Chr.), Gönner
des Ovidius (Pont. 4, 1, 2l. 4, 6, 37. 4, 16, 3. 87), welcher an ihn seine
Briefe ex Pont. 4, 1. 4. 6. 16 gerichtet hat, sowie des Valerius Maximus
(§ 279, 1). Wie Ovid dessen facundum os erwähnt (Pont. 4, 4, 87), so
Val. Max. 2, 6, 8 (facundissimo sermone, qui ore eius quasi e beato quodam
eloquentiae fönte emanabat). 4, 7, ext. 2 (clariseimi ac disertissimi viri).
Derselbe ist nicht, wie Eiesslino z. Sen. Rhet. p. 649 vermutete, mit dem
Schulredner Pompeius Silo (§ 268, 10) su vereinigen; s. JBrzoska, in den
commentatt. Keifferscheid., Bresl. 1884, 41., Vgl über ihn GGräbeb, quaestt.
Ovid. 1 (Elberf. 1881), 26. BLobbntz, de amicis in Ov. trist., Lps. 1881, 13.
7. Tac. a. 3, 24 M. (Iunii) Silani potentia, qui per insignem nobili-
tatem et eloquentiam praecellebat Cos. 768/16 n. Chr.; zum Tode genötigt
(Sübt. Calig. 23) von Cab'gula, der seine Tochter Iunia Claudilla (ebd. 12.
Tac. a. 6, 20) zur Frau hatte. Vgl. Mommsbn, ephem. epigr. 1, 60. Ver-
suche ihn mit dem bei Ovid. Pont. 1, 1. 3, 9. 4, 6 genannten Brutus zu
vereinigen bei Wölffbl zu Ovid ex Ponto p. 2187 und BLobentz, de amicis
in Ov. trist. 38. S. aber GWabtknbebo, quaestt. Ovid., Berl. 1884, 69.
GGkäbeb, ünterss. über Ovids Briefe, Elberf. 1884, 6.
8. Tac. a. 6, 48 poenae in Laelium Balbum decernuntur (J. 790/37).
. . Baibus truci eloquentia habebatur, promptus adversum insontis. Vgl.
ebd. 47. Quint. 10, 1, 24 nobis pueris insignes pro Voluseno Catulo (s. A. 5)
Decimi Laelii orationes ferebantur.
9. Tac. a. 6, 47 (Vibius) Marsus quoque vetustis honoribus et inlustris
studiis (Beredsamkeit) erat PBJS. 6, 2671, 23. — Über Valerius Messalinus
§ 276 Doinitius Afer u. a. Redner. § 277 Cremutius. 663
s. § 267, 6 ; über Popilius Laenas, Romanius Hispo, Vibius Gallus, Vinicius
u. a. s. § 268, 10 f.
10. Vielleicht in diese Zeit fallt der mehrmals bei Quintilian als
Verfasser eines Werkes de figuris genannte Visellius : Qui.nt. 9, 3, 89 haec
omnia copiosius sunt executi qui . . proprie libros huic operi (nämlich den
figurae, a%r]uazu li£ta>s) dedicaverunt , sicut Caecilius, Dionysius, Butilius,
Cornificius, Visellius. 9, 2, 101 Celsus (§ 280) et non neglegens auctor
Visellius in hoc eam (comparationem) parte posucrunt, Butilius quidem
Lupus (§ 270) usw. 9, 2, 106 Visellius, quamquam paucissimas faciat
figuras, iv&vpriuct tarnen quod commentum vocat et rationem appellans
inixeiQTj{Lct inter eas habet, quod quidem recipit quod am modo et Celsus:
nam ccnsequens an epichirema sit dubitat. Visellius adicit et sententiam.
Das bei Priscian GL. 2, 386 (s. MHektz zdSt.) angeführte Fragment eines
Visellius gehört dem Visellius Varro (§ 154, 6).
277, A. Cremutius Cordus hatte noch unter Augustus das
Ende der Republik und die Gründung der Monarchie in freimütiger
Weise behandelt, was jetzt zu seiner Verfolgung den Vorwand
gab. Unter Tiberius bearbeitete denselben Stoff, in der rhetori-
schen Manier der Zeit, der philosophisch gebildete Aufidius
Bassus, welcher die Zeit der ersten Kaiser und die Feldzüge
gegen die Germanen beschrieb und nachher an dem älteren
Plinius einen Fortsetzer fand. Auch der Vater Seneca schrieb
iu dieser Zeit sein Geschichtswerk. Bruttedius Niger und Tuscus
waren sowohl Schulredner als Geschichtschreiber.
1. Tac. a. 4, 34 Cremutius Cordus postulatur (J. 778/25 n. Chr.
. . quod editis annalibus laudatoque M. Bruto (vgl. Plüt. Brut. 44) C. Cassium
Romanorum ultimum dixisset (vgl. § 274, 2). Verteidigungsrede desselben
ebd. 34 f. Egressus dein senatu vitam abstinentia finivit. libros per aediles
cremandos censuere patres; sed manserunt, occultati et editi, ebd. 35. Sun.
cons. ad Marciam 1, 2 (A. Gremutii Cordi, parentis tut). 22, 6 ff. Dio 57, 24.
Die eigentliche Ursache des Angriffes auf ihn waren Äußerungen durch die
er den Sejan beleidigt hatte, Sex. ad Marc. 22, 4 f. — Dio aO.: vctsqov
61 i&do&r] av&tg (tä avyy^dfifiava ccvtov), älloi ts yap nal fialiata ry
&vydrr}Q ctvxov Maqxtcc <svv£%QvipBv avzd. Sei*, ad Marc. 1, 3 f. , dort zB.
restüuisti in publica monumenta libros quos vir ille fortissimum sanguine suo)
scripserat . . optime (meruistt) de posteris, ad quos venitt incorrupta rerum
fides auctori suo magno imputata. . . magnum mehercüle detrimentum res
publica ceperat, si illum ob duas res pulclterrimas in oblivionem conieetum,
eloquentiam et libertatem, non eruisses; vgl. ebd. 26, 1 illo ingenio . . quo
(Cremutius) eivüia bella deftevit, quo proscribentes in aeternum ipse pro-
scripsit. 26, 5 iuvabat (Cremutius spricht) me unius me saeculi facta com-
ponere. Sdbt. Calig. 16 (oben § 267, 10). Mitteilungen daraus, auf den
Tod des Cicero sich beziehend, bei Sbhkca suas. 6, 19. 23. Auf Ausschei-
dung der stärksten Stellen bei der neuen Herausgabe deutet Qdint. 10, 1, 104
habet amatores, ncc immerito, Cremuti libertas, quamquam circumcisis quae
664 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert -(Tiberius).
dixüse ei nocuerat, sed elatutn abunde spiritum et audaces sententias depre-
liendas etiam in his quae manent; vgl. ENippbbdst, op. 486. FRitter, Phil.
6, 762. — Den Cremutius Cordus nennt als Gewährsmann Plin. NH. QVerz.
B. 7. 10. 16; doch deuten sowohl die beiden Anführungen 10, 74 nnd
16, 108 als der Inhalt yon B. 7 (mirabilia) auf ein Werk über Wunder-
dinge (admiranda, öavpactd; vgl. zB. § 186, 4), nicht auf ein zeitgeschicht-
liches. — JHeld, de yita scriptisque A. Crem. Cordi, Schweidnitz 1841.
CRathlef, de A. Cremutio Cordo, Dorp. 1860. CPauckeb, Domitian und
Cremutius Cordus (SBer. der kurländ. Ges. f. Lit.), Mitau 1861.
2. Sen. ep. 30, 1 (geschrieben um 60 n. Chr.) Bassum Aufidium,
vir um Optimum, vidi quassum, aetati öbluctantem . . magno senectus et universo
pondere incubuit. ebd. 8 Bassus tarnen noster alacer animo est hoc philo-
sophia praestat etc. ebd. 5. 10. 14 dicebat iUe, Epicuri praeeepiis ob-
sequens etc. Quint. 10, 1, 108 quam (die auctoritas historiae) paulum
aetate praecedens eum (den Servilius, § 291, 2) Bassus Aufidius egregie,
utique in libris belli germanici, praestitit, genere ipso probabilis in omnibus,
in quibusdam suis ipse viribus minor. Proben aus seinem Geschichtswerke,
über Ciceros Tod, in ziemlich gesuchten Wendungen, bei Sen. suas. 6, 18
u. 23. Vgl. Plin. NH. 6, 27 universae (Armeniae) magnitudinem Aufidius
. . prodidit. praef. 20 diximus . . tetnporum nostrorum historiam9 orsi a
fine Aufidii Bassi. Cassiod. in fine chron. p. 669 Momms. a Bruto usque
ad consulatum vestrum (§ 483, 4), sicut ex T. Livio et Aufidio Basso et
Paschali clarorum virorum auctoritate firmato collegimus, anni sunt mxxxi.
Mit welchem Ereignisse Aufidius seine Erzählung begaün (vom Anfang der
Bürgerkriege? Ton Caesars Tod? a fine T. Livii?) und mit welchem er tie
schloß (mit dem Ende des Claudius? vgl. § 312, 6, oder des Caligula? oder
des Tiber ius? usw.) ist unsicher. Nur wiesen wir daß Plinius, sein Fort
setzer, mindestens die spätere Regierung Neros behandelte, s. § 312, 6.
Vgl. Mommsbn, Cassiod or 668. HChristbnsen, de fontibus Cassii Dionis
(Berl. 1871) 60. WSickbl, de fontt. Cass. Dion. (Gott. 1876) 86. Zweifel-
haft ist ob die libri belli germanici ein selbständiges Werk waren oder ein
Bestandteil des größeren. Tac. dial. 23 (Altertümler) quibus eloquentia
Aufidii Bassi aut Servilii Noniani ex comparatione Sisennae aut Varronis
sordet. PRE. 1», 2129, 11.
3. Über Seneca s. § 269, 8.
4. Bruttedius Niger, aedilis J. 776/22 n. Chr., Tac. a. 3, 66 (Bruite-
dium artibus honettis copiosum et, si rectum iter pergeret, ad clarissima
quaeque iturum festinatio exstimulabat). Freund des Sejan und mit ihm
784/31 getötet. luv. 10, 83. In der Rhetorik war er Schüler des Apollo-
doros, Sen. contr. 2, 9, 36. Probe aus seinen Schulreden ebd. 36; da-
gegen ist ebd. 6, 20 f. die Erzählung über Ciceros Tod und die Ausstellung
seines Kopfes aus einem geschichtlichen Werke, denn Sek. sagt aO. 6, 16
(vgl. 21) daß er a declamatoribus ad historicos übergehe und giebt vor und
nach jenen Auszügen aus Bruttedius solche aus Livius, Aufidius Bassus,
Cremutius Cordus. HPeter, hist. fragm. 290. — Sen. suas. 2, 22 historicum
quoque vobis fatuum dabo. Tuscus ille qui Scaurum Mamercum (§ 276, 2)
in quo Scaurorum familia extincta est maiestatis reum fecerat, homo quam
improbi animi tarn infelicis ingenii, cum hanc suasoriam dcclamaret dixit etc.
§ 277 Cremutius, Aufidius. § 278 Veileius. 665
Bei Tac. a. 6, 29 heißen die Ankläger des Scaurus (J. 787/34) Servilius
und Cornelias; einer von .beiden wird also das Cognomen Tuscus ge-
habt haben.
6. Aemüius Sura de annis populi rem. (vgl oben S. 292, c u. d):
Assyrii principe* etc. lantet eine alte Glosse welche in den Text des Veileius
(1, 6, 6) als Parallelstelle hineingeraten ist. Das Werk scheint ein Abriß
der Weltgeschichte gewesen zn sein, etwa in der Art des vellejischen,
angelegt nach den fünf Weltmonarchien (assyrische, modische, persische,
makedonische, römische), deren fünfte dann die anni pop. rom. gebildet
haben werden. Zeit der Abfassung unbekannt. Mommsen, BhM. 16, 282.
Rkipfbbbchrids Sueton. p. xvi; vgl. oben § 160, 4. — Über Annius Fetialis
s. § 259, 8.
«
278. Vorzugsweise die Geschichte der Monarchie behandelt
auch der Abriß der romischen Geschichte in zwei Büchern von
C. Veileius Paterculus aus J. 30 n. Chr. Der Verfasser ist
ein Kriegsmann der unter Tiberius diente und ihn bewundern
lernte, nun aber sich in eine Wärme der Loyalität und des Stils
hinaufgesteigert hat daß er alles was mit seinem Kriegsherrn
zusammenhängt in überschwenglicher Weise preist und verherr-
licht, auf Gegnerisches aber losschlägt. Für den inneren Zu-
sammenhang der Dinge hat er kein Verständnis, seine Teilnahme
gilt den Personen; eigentümlich ist ihm die Berücksichtigung
auch der Literaturgeschichte. Seine Redeweise ist pomphaft und
geziert, aber an Mannigfaltigkeit und Gewandtheit fehlt es ihr.
Besonders ungelenk ist sein Satzbau. Der Wortschatz ist in der
Hauptsache noch der klassische, die ganze Behandlungsweise
jedoch, welche den Stoff vornehmlich als Mittel der Selbstbespiege-
lung verwendet, vollkommen im Geiste des ersten Jahrhunderts.
Das Werk ist nur durch eine jetzt längst verschollene^ Hand-
schrift überliefert, das erste* Buch in trümmerhaftem Zustande^
1. Über seine persönlichen Verhaltnisse spricht Veileius mit eitler
Umständlichkeit. 2, 101, 2 süb initia stipendiorum meorum tribuno milüum
mihi (J. 754/1 n. Chr.) . . . quem militiae gradum ante 8ub patre tuo, M.
Vinici, et P. SiJio auspicatus in Thracia Macedoniaque, mox Ächaia Asiaque
et amnibus ad Orienten trisis provinciis et ore atque utroque tnaris pontici
latere, haud iniucunda tot rerum, locorum . . recordatione perfruor. 2, 104, 3
hoc tempus (J. 757/4) me . . castrorum Ti. Caesaris militem feeit. quippe
protinus ab adoptione (Juni 757/4) missus cum eo praefectus equitum in
Germaniam, sueceesor officii patris mei, caelestissimorum eius operum per
annos continuos VIII praefectus aut legatus spectator et . . adiutor fui.
2, 111, 3 hdbuit in hoc quoque hello (pannonico, J. 759/6) mediocritas nostra
speciosi ministeri locum. finita equestri militia designatus quaestor, necdum
Senator, aequatus senatoribus et iam designatis tribunis pUbei partem exer-
666 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
citus ab urbe tradüi ab Augusto perduxi ad filium eius (Tiberius). in
quaestura (J. 760/7) deinde, remissa sorte provinciae, legatus eiusdem ad
eundem missus sum. 2, 118, 3 hiemis (760/7 auf 761/8) initio regressus Sisciam
legatos, inier quos ipei fuimus, partüis praefecit hibernis. 114, 2 erat . .
lectica eius (des Tiberius) pubhcata, cuius usum cum alii tum ego sensi.
121, 3 triumphus (des Tiberius, Jan. 766/13), quem mihi fratrique meo (vgl.
2, 115, 1 Magio Geilere Velleiano) intet praecipuos praecipuisque donis ador-
natos tiros comitari contigit. 124, 4 quo tempore (J. 767/14) mihi fratrique
meo, candidatis Caesaris, proxime a nöbilissimis ae sacerdotalibus viris
dcbtinaH praetoribus contigit, consecutis ut neque post nos quemquam divus
Augu8tus (weil er starb) neque ante nos Caesar commendaret Tiberius. Daß
er bis zum J. 783/30 über die Praetur nicht hinauskam ist aus seinem
Schweigen z^ schließen. Die letzte in seinem Werke erwähnte Tatsache
ist der Tod der Li via (2, 180, 5) J. 782/29 n. Chr. und das Consulat
(J. 783/30) des M. Vinicius, welchem Velleius in eben diesem Jahre sein
Werk widmete. Er ist eine Person mit dem auf einem nordafrikanischen
Meilenstein — C. Velleio Pater culo Ug(ato) Aug{usti) leg{ionis) III Aug(ustae)
XXIX CIL. 8, 10311 — Genannten. Durch die Inschrift wird zugleich der
Vorname 0. gesichert, welchen die editio princeps vor und nach B. 1 giebt
(das apogr. Amerbachs hat den jetzigen Anfang von B. 1 überhaupt nicht
und in der subscriptio zu B. 1 fehlt das praenomen): auf dem Titel der
princeps steht freilich P. Vellci, aber offenbar nur deshalb weil BRhenanus
(vgl. dessen vita Vellei in der ed. princ.) den Geschichtschreiber mit
P. Vellaeus in Tac. a. 3, 39 vereinigte. Bei Prisc. GL. 2, 248, 4 heißt er
M. Velleius Paterculus, sonst wird er überhaupt nur noch bei schol. Luc an.
9, 178 (und schol. ant. zu 8, 663, ebenso auch in der übrigens ganz un-
sicheren Erwähnung bei Fronto p. 126) und zwar einfach Pater culus ge-
nannt. Der L. Velleius Paterculus cos. suff. 813/60 (CIL. 3, p. 845, Orelli
5407 Wilm. 904; auch CIL. 1, 776») ist wahrscheinlich ein Sohn des Ge-
schichtschreibers. Daß der Geschichtschreiber aus Capua stammte machen
Stellen wie 1, 7, 2. 2, 76, 1. 2, 16, 2 wahrscheinlich. Vgl. auch CIL. 10,
ind. s. v. Velleius. Mommsen in Haases Ausg. p. vn.
2. Das Geschieh tswerk des VelleiuB beschrankt sich nicht ängstlich
auf die 'römische Geschichte. Nach dem Vorgange der Annalisten wird mit
den Ansiedelungen von Griechen in Italien begonnen, in raschestem Über-
blick Orient und Hellas durchwandert und die römische Geschichte im
ersten Buche bis zu Karthagos Fall fortgeführt. Die Darstellung, von An-
fang an auf einen kurzen flüchtigen Abriß gerichtet (1," 16, 1. 2, 41, 1. 2,
65, 1. 2, 86, 1. 2, 99, 4. 2, 108, 2. 2, 124, 1 vgl. 2, 29, 2. 2, 52, 3. 2, 86, 1),
wird, gleichfalls in der Weise der Annalisten (vgl. § 257, 11), immer aus-
führlicher je mehr sie der eigenen Zeit des Erzählers sich nähert, ist aber
schon in ihrem übersichtlichen Teile subjeetiv und rhetorisch gefärbt und
durch die Erwägungen des Geschichtschreibers unterbrochen. So findet
Velleius noch Baum die Literaturgeschichte, und zwar die griechische wie
die römische, zu berücksichtigen. 1, 16—18 stellt er eine Betrachtung an
über die kurzen Zeiträume, in welchen die Hauptklassiker der beiden
Literaturen zusammengedrängt seien. 2, 9 giebt er eine Übersicht über die
ältere, 2, 36 über die spätere römische Literatur. Von Einzelheiten vgl.
§ 278 Velleius Paterculus. 667
man zB. da« Lob Homers 1, 6 oder Ciceroa 2, 66 (oben § 176, 1). An
Sonderbarkeiten fehlt es natürlich nicht: so sind zB. Plautus, Horaz und
Properz nicht erwähnt. Auch sonst werden Anekdoten -und einzelne Zöge
gern eingeflochten, wie, überhaupt der ganze Standpunkt der Betrachtung
persönlich und daher vielfach willkürlich und einseitig ist (Sauppb aO.
144. 155). Doch fehlt es nicht an Beweisen sinniger Beobachtung. Viel
Raum ist auf die Charakterzeichnuog der Handelnden verwendet, worin die
Hauptstarke des Geschichtschreibers liegt: sie ist bei den Männern der
republikanischen Zeit zwar manchmal wunderlich, meist aber treffend. Da-
gegen die Gestalten des Caesar*, August und Tiberius werden in eino
Weihrauchwolke von zunehmender Dichtigkeit gehüllt (Sauppb aO. 161);
insbesondere Tiberius wird von 2, 94 an auf eine maßlos Überschwengliche
Weise mit einer wahren Verschwendung von Superlativen gepriesen und
geradezu widerlich ist die ausführliche Lobhudelei Über Seianus (2, 127. 128),
welcher als Velleius schrieb auf der Höhe seiner Macht (kurz vor seinem
Sturze, 784/81) stand. Velleius hatte das Mißgeschick sein Buch zu früh
abzuschließen, sonst würden wir auch bei ihm die Verhöhnung des toten
Gewaltigen lesen wie bei seinem Nebenbuhler im Schweifwedeln, Valerius
Maximus (§ 279, 1). Daß Germanicus ein tüchtiger General und Agrippina
ein Mitglied des kaiserlichen Hauses war kommt ihnen zu gute; über die
heikelen Beziehungen des Tiberius zu ihnen weiß Vell. mit allgemeinen
Wendungen glatt hinwegzugehen. Bei diesem Tatbestand kann man schwer-
lich zur Entschuldigung dieser unwürdigen Haltung anfahren daß der Soldat
Velleius an seinem Feldherrn hinaufsah, welchem er in dessen besten
Jahren nahegestanden und daß er noch vor dessen letzten und schlimmsten
Jahren schrieb (freilich ist es überhaupt seine Art den Mund voll zu nehmen
und die Farben dick aufzutragen, Kritz aO. p. xlviii), und man ist froh
daß er den Vorsatz (falls er ihn wirklich im Ernste hegte) nicht ausgeführt
hat, ein eigenes Werk über Tiberius und seine Zeit zu schreiben (2, 48, 5.
2, 96, 2. 2, 99, 8. 2, 108, 4. 2, 114, 4. 2, 119, 1).
3. Als Quellen werden 1, 7, 3 des Cato origines, und 2, 16, 8 des
Hortensius Annalen genannt. Sonst hat sich Velleius wohl an die gang-
barsten Gegchichtsdarstellungen gehalten, etwa den Abriß des Atticus, so-
wie an Cornelius Nepos und Pompeius Trogus (?) für das Außeritalische und
Biographische. Dem Livius scheint er als einem verkappten Republikaner
nicht recht getraut zu haben, da er häufiger von ihm abweicht als mit ihm
übereinstimmt. Die Studien des VelL gehen sehr wenig tief; eine statt-
liche Sammlung seiner geschichtlichen Verstöße bei Sauppb aO. 147. In
den Zeitangaben, welche er gerne auf das Consulatsjahr des Vinicius
stellt (2, 49, 2. 2, 65t 2. vgl. 1, 14, 6. 2, 103, 8), folgt Velleius, offenbar
meist infolge flüchtiger Benutzung verschiedener Quellen, bald der varro-
nischen, lald der catonischen Rechnung, oder er weicht von beiden,
und in verschiedener Weise, ab. PKaise* aO. 20. Die Veiteilung des
Stoffes in die zwei Bücher (1, 14, 1. vgl. 2, 181, 1) nach dem Wende-
punkte der Zerstörung Karthagos ist nicht unpassend; aber vom Stand-
punkte des Vell. ist es unberechtigt den Verfall des Reiches von dem
Untergange des republikanischen Sinnes anheben zu lassen. Hierin, wie
in anderem (Sauppb aO. 161. 169), folgt er einfach der hergebrachten Aufr
668 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
fassung. Daneben wird auch durch die Einmischung persönlicher Zu- und
Abneigungen das geschichtliche Urteil des Vell. widerspruchsvoll. PEaiseb,
de fontfc. Vell., Berl. 1884. F Abraham, Vell. u. die Parteien in Rom,
Berl. 1885.
4. Der eigentümliche Stil des Velleius erklärt sich (s. Eritz p. xlvi) teils
aus dem Zeitgeschmacke, der auf das Gesuchte und Künstliche gerichtet
war, teils aus dem Charakter des Verf. als eines schriftstellernden Dilettanten,
teils aus dessen festinatio, die oft in die Nachlässigkeit der gewöhnlichen
Sprache verfiel. Insbesondere die ganz ungeschickt angelegten Perioden,
wo zwischen zwei dünne Satzteile endlose9 Einschiebungen und Relativsätze
aufgespeichert sind (zB. 2, 18, 1—3. 2, 28, 2V 2, 41, 1 f. 2, 76, 8. Eritz
p. lxi), die häufige Wiederholung desselben Gedankens und der gleichen
Worte in kurzen Zwischenräumen (Saüppe aO. 176. Ebitz p. i.V. lxvi), das
Pausbackige und Schwülstige der Darstellung, deuten auf Mangel an schrift-
stellerischer Übung und an Feile. Auf Rechnung der Zeit aber fällt das
eitle Spiel mit blendenden Sentenzen, spitzfindigen Gegensätzen, gesuchten
Wendungen, die kokette Lebhaftigkeit der Sprache und ihr geschminkter
Farbenreichtum. Daraus erklärt sich auch die Vorliebe für poetische Aus-
drücke und anspruchsvolle Wortverbindungen (Sauppe aO. 178). Mit dieser
bewußten Künstlichkeit erinnert Velleius am meisten an Sallust. NOkstling,
de elocutione Vell., Ups. 1874. HGeorokb, de elocutione Vell., Lps. 1877.
FHblm, s. § 333, 16. CMohawski, Phil. 36, 716. 0 Lange, zum Sprachgebr.
des V., Putbus 1878; Stettin 1886. Fritsch, üb. d. Sprachgebr. des Vell.,
Arnstadt 1876. Auch CdrOppbn (A. 7) in c. 2 de genere dicendi. HFelix,
quaestt. gramm. in Vell., Halle 1886. FMilkau, de Vell. genere dicendi
qoaest. sei., Eönigsb. 1888. — GAEocn, Wörterbuch zu Vell., Lpz. 1847.
6. Ob im neunten Jahrh. in Fulda Velleius bekannt war? MManittds,
NArch. f. deutsche Geschichte 7, 617. Die einzige uns bekannte Hand-
schrift des Velleius ist die von Beatus Rhenanus J. 1616 in der alten
Abtei Murbach (im Elsaß) gefundene, welche aber am Ende und besonders
am Anfang (wo das Prooemium und weiterhin die Zeit vom Raube der
Sabinerinnen bis zum Kriege mit Perseus fehlt) lückenhaft war und auch
sonst sehr stark verdorben. Nach einer im ganzen zuverlässigen Abschrift
dieser Hs. wurde des BRhenanus Ausgabe zu Basel von Proben 1620
flüchtig gedruckt. Die Murbacher Hs. selbst wurde (nicht ganz sorgfaltig)
mit dem Text der ed. princeps von Rhenanus1 Schüler JABurkb verglichen
und es wurde dessen Vergleichung als Anhang der ed. princ. hinzugefügt;
endlich copierte für seinen Gebrauch ein zweiter Schüler des Rhenanus,
BAmerbach, jene Abschrift mit Gewissenhaftigkeit Die Hs. selbst und die
erste Abschrift sind verloren. Amerbachs Abschrift der letzteren wurde
zu Basel von JCOrelli 1886 wieder aufgefunden. Vgl. die Vorreden von
Obelli (p. vn) und Kkitz (c. 3, p. lixvi). JCMLattbent, Jahnß Archiv 6, 6.
7, 186; Serapeum 1847, nr. 12; Gratulationsprogr. der Hamburger Stadt-
bibliothek (Hamb. 1866) 17. JFröhlich, Jahns Archiv 6, 612. DAFechtkb,
die Amerbachsche Handschr. des V. P. usw., Basel 1844. CHalm, d. hs.
Überliefer. d. V., RhM. 30, 634.
'6. Ausgaben (außer ed. princ, s. A. 6) von JLipstus (Leid. 1691.
Antv. 1607), JGbütbb (Frankf. 1607), RRigukz, Par. 1675 (mit Wortindex),
§ 278 Velleius. § 279 Valerius Maximus. 669
Kfinisiua (Amst. 1678 u. sonst), PBubman (Leid.1 1744 II), DEühnkbn (Leid.
1779 II, wiederholt von CHFbotschbb, Lps. 1830—39), JCHKbausb (Lps.
1800), JCOeelli (Lpz. 1835), FKbitz (rec, annot. et indd. instruxit, Lps.
1840, kl. Ausg. Lps.8 1848), FHaasb (Lps.8 1868), CHalm (apparatu critico
adiecto, Lps. 1876). — Übersetzungen von FJacobs (Lpz. 1798), WGötte
(Stuttg. 1833), FEyssbkhabdt (Stuttg. 1866) u. a.
7. Abhandinngen über Vell. : HDodwbll, annales Vell., Ozon. 1698.
CMorgenstebn, de fide historica V. P., imprimis de adulatione ei obiecta,
Danz. 1798. HSauppe, Schweiz. Museum für hist. Wies. (Frauenfeld 1837)
1, 133. LSpkckebt, de la sincörite' de V. P.f Toulouse 1848. A Pernio k, de
V. fide historica, Lps. 1862. JStangbb, de V. fide, Mönch. 1868. CWind-
HBusBB, de V. fide ad Tiberii mores, Neuß 1867. GGobkb, de Vell. Tiberii
imagine, Jen. 1876. CdeOppbh, de M. Vell., Rost. 1875. — Kritisches:
CHalm, emend. Vell., Münch. 1886; RhM. 29, 485. JCMLaubbht, Altona
1836. JJkkp, Wolfenb. 1839. MHaupt, op. 1, 265. BMabtin, Prenzlau 1862.
NAl3ter8 (Münst. 1866), GAKoch (Lps. 1866), EWilhelm (Jena 1866), FGiese
(Münst. 1868), ABbbndt (Lpz. 1873). Madvio, adv. 2, 297 (vgl. CHalm, JJ.
109, 397), JJCobnelissbn, Mnemos. NS. 6, 47. 11, 411. JCGBoot, ebd. 5, 165,
JFmbüdbnbebg, HEbaffebt und BSpbemoeb, JJ. 115, 41 fll. — MHebtk, die
sog. excerpta Velleii ex historia gallica, in Haupts Zeitschr. f. deutsches
Altertum 10, 291. Vgl. ebd. 8, 687.
279. Valerius Maximas widmete dem Tiberius eine
Beispielsammlung für rhetorische Zwecke, factorum et dictorum
memorabilium libri novem. Das Werk ist aus wenigen Quellen
zusammengetragen, jedoch ohne Kritik, Sinn für geschichtliche
Wahrheit und Geschmack. So beschränkt übrigens der Verfasser
ist, so aufdringlich ist er mit seiner Schmeichelei gegenüber
Tiberius und mit seinen Betrachtungen. Die Darstellungsweise ist
declamatorisch, der Stil schwülstig, der Wortvorrat aber auch
hier noch wenig getrübt. Ein zehntes Buch ist nicht erhalten
und vielleicht niemals fertig geworden. Außer dem Werke selbst
besitzen wir noch Auszüge daraus: einen nach einer sehr guten
Handschrift durch Iulius Paris gemachten, und einen sehr dürf-
tigen von Ianuarius Nepotianus. Ein kurzer Anhang de prae-
nominibus geht auf gute Quellen zurück, steht aber zu Yalerius
Maximus in keiner Beziehung.
1. Beschränkte persönliche Verhältnisse des Val. Max.; s. 4, 4, 11
to adquiescere solaciis debemus qui parvülos census nostros numquam
querclis vacuos esse sinimus. . . quid ergo modiccm fortunam . . diwrnu
conviciis laceramus? Verbindung mit Sex. PompeiuB, Cos. 767/14 n. Chr.
(e. § 276, 6), welcher später (etwa J. 780/27) Asien als Proconsul verwaltete.
Val. Max. 2, 6, 8 quo tempore Asiam cum Sex. Pompeio petens Iulidem
oppidum intravi. 4, 7, ext. 2 clarissimi ac disertissimi viri promptissimam
nga me benivolentiam expertus. . . Pompeium meum, . . a quo omnium com-
670 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhunderfc (Tiberius).
modorum incrementa ultro oblata cepi, per quem tutior adversus casus steti,
qui sludia nostra ductu et auspiciis suis lucidiora et alacriora reddidü.
itaque pavi invidiam quorundam optimi amici iactura. 6, 1 prooem. tu . .
sanctissimum Iuliae genialem torum adsidua statione cehbras. Also lebte
damals Livia (f 782/29 n. Chr.) noch. Dagegen ist die Declamation wider
Sejan (am Schluß von 9, 11) unmittelbar nach dessen Sturze (J. 784/31)
eingefügt: sie schließt mit den Worten: omni cum stirpe sua pjpüli B.
viribus öbtrüus etiam apud inferos, si tarnen illuc receptus est, quae meretur
supplicia pendit Der Verfasser hat somit an seinem Werke länger ge-
arbeitet, oder mit Unterbrechungen. Veröffentlicht waren aber zur Zeit
der Abfassung von B. 9 die früheren Bücher noch nicht, da aus ihnen jede
Erwähnung Sejans getilgt ist. Unrichtig und auch deshalb nicht auf
Sueton zurückgehend ist jedesfalls die Angabe des Matthäus von West-
minster (§ 258, 3): anno divinae incarnationis XIX (=» 772/19) Valerius
historiographus Romanorum dieta descripsit et facta. Vgl. Elschher, quaestt.
Val. 12. Rühl, die Verbreitung des Justin SO. Ähnlich Radulfus de Diceto
(J. 1210): Valerius Maximus urbis Bomae exterarumque gentium facta simul
et dicta memoratu digna scripsit a. incarnati verbi XVIII. Rühl aO. 32.
2. Zahl der Bücher zehn, nach Iulius Paris (s. A. 9) , entweder unter
irriger Hinzurechnung der Abhandlung de nominibus (A. 11) oder (Halm)
weil so die Überschrift lautete. Erhalten sind jedesfalls nur neun; da
aber am Schlüsse des neunten die Bonst unvermeidlichen Ergüsse des
Verf. fehlen, bo ist glaublich daß derselbe Bein Werk nicht fertig ge-
bracht habe oder daß es uns nicht vollständig erhalten sei. Weniger wahr-
scheinlich ist daß das Fehlende ein ganzes Buch sei. Plan und Zweck
nach praef. in.: urbis Bomae exterarumque gentium facta simul ac dicta me-
moratu digna, quae apud alios latius diffusa sunt quam ut breviter cognosci
possint, ab inlustribus electa auctoribus digerere constitui, ut documenta
sumere vohntibus longae inquisitionis labor absit. Also eine Beispiel-
Sammlung für den Gebrauch ohne Zweifel der Redner und der Rhetor-
schulen. Daher die Anordnung nach bestimmten sachlichen Begriffen,
(zB. de religione, auspiciis, somniis, institutis antiquis, repülsis, testamentis,
damnatis aut dbsolutü), besonders moralischen (de fortitudine, moderatione,
humanitate, pudicitia, felicitate, luxuria usw.). Innerhalb der einzelnen
Kapitel wiederum Zerlegung in Beispiele aus der römischen Geschichte und
solche von Auswärtigen, wobei die erste ren stark überwiegen, infolge der
Quellen des Val. und wohl auch aus nationaler Eitelkeit. Die Züge aus
der republikanischen Zeit werden nicht abgeschwächt, wohl aber die Gegner
der Monarchie bereits regelmäßig als Hochverräter behandelt (vgl. Tac. a.
4, 34, oben § 256, 3). Über Tiberius und die ganze kaiserliche Familie
werden allenthalben, auch ohne äußeren Anlaß und ohne daß auf den Verf.
anwendbar wäre was einigermaßen den Velleius entschuldigen könnte
(§ 278, 2), die plumpsten und wahrheits widrigsten Schmeicheleien ergossen.
3. Zu den inlustres auctores (praef.), aus welchen Valerius die für
seinen Zweck brauchbaren dicta et facta auszog und dann unter die Rubriken
seines Fachwerks verteilte, gehört hauptsächlich Livius (besonders die drei
ersten Dekaden), obwohl er nur einmal genannt wird (1, 8, ext. 19 ser-
pentis a T. Livio curiose pariter ac facunde relatae)\ nächstdem Cicero, der
§ 279 Valeriu» Maximus. 671
gleichfalls nur einmal genannt wird (8, 13, ext. 1 quemadmodum Cicero
refert libro quem de senectute scripsit); auch Sallustius und (wohl für die
auswärtigen ßeispiele) Pompeius Trogus. Fraglich ist noch ob und wie
weit Val. andere Originalquellen benützt habe, zB. den Varro (wegen 3,
2, 24 u. a. Zschech p. 43, Kbanz p. 19, Kettneb, Varro de vita pop. R.
p. 12, CCichobius, commentt. Ribbeck. 429), Coelius Antipater (§ 137,6),
Valerius Antias. Wohl aber hat er gelegentlich Selbsterlebtes eingestreut
(Kempp p. 12). Auch mag vieles aus ähnlichen Sammlungen der Gegen-
wart und nächsten Vergangenheit entnommen sein, wohin gehören mag
der einmal (4, 4 in.) und sonst nirgends angeführte Pomponius Bufus
collectorum libro VIII (die Zahl ist unsicher, verfehlt ist die Vermutung
von Kbahz S. 8). Die Art der Benützung seiner Quellen besteht meist im
Abschreiben derselben, besonders bei Anführung von Äußerungen; wo er
sachlich ändert;, geschieht es in der Regel um die rhetorische Brauchbarkeit
der Anekdote zu erhöhen (durch Steigerung, Verschönerung). Außerdem
kürzt er bald ab, bald gießt er eine Brühe hinzu. Von der Oberflächlich-
keit und Gedankenlosigkeit seiner Quellenbenützung zeugen die vielen
groben Mißverständnisse (besonders Verwechslungen) und Verstöße welche
sich ihm nachweisen lassen ; s. Kempp prolegg. p. 26. Vgl. CElschneb, quaestt.
Valerianae, Berl. 1864, p. 32. FZschech, de Cicerone et Livio Valerii
Mazimi fontt., Berl. 1865. MKbanz, Beitr. zur Quellenkritik des Val. Max.,
Posen 1876. BKbiegeb, quibus fontt. Val. M. usus eit in exemplis ad priora
rerum Rom. tempora, Berl. 1888.
4. Als Stilist geht Val. Max. mit seiner Zeit durchaus von der Ansicht
aus daß daß Einfache und Natürliche gemein und abgedroschen Bei. Gesucht,
gekünstelt und geschraubt ist bei ihm alles, Gedanke wie Ausdruck, Wahl
und Stellung der Worte, und seine Darstellung wird dadurch oft dunkel,
noch häufiger schwülstig, geschmacklos und albern. Verschränkung der
Epitheta, Verrenkung der Zeitwörter, Metaphern u. dgl. Schmuck ist bei
ihm ganz gewöhnlich. Dabei zeigt seine Manier große -Eintönigkeit, indem
bestimmte Lieblings Wendungen unaufhörlich wiederholt werden. Kkmpf
p. 34. Grlbcke p. 8. RSeelisch, de casuum obliquorum ap. V. M. usu,
Münster 1872. RBlaum, de V. M. dicendi genere in s. quaestt. (A. 7) p. 3.
AG ehrmann, incunabula incremen taque proprio tatum sermonis Val. Max. 1,
Rössel 1887.
6. Plutarch hat den Val. Max. schwerlich benützt, obwohl er ihn
Marcell. 30 u. Brut. 53 anführt; s. HPbteb, Quellen des Plut. S. 75. 136.
Wohl aber Plinius NH. (QVerz. B. 7. 33), Fbontimüs strat., Gkllius (12, 7, 8),
weiterhin Lactantiüs, Claud. Mamebt. (grat. act. 5, 8. 16, 2) u. a. Auch
die verkürzten Bearbeitungen (A. 9 f.) schadeten ihm wenig, und er wurde
noch im Mittelalter nicht selten gelesen. Davon zeugt die große Zahl von
Handschriften in denen sein Text überliefert ist (Kempf p. 71). Die
wichtigsten unter diesen eind, nächst derjenigen welche dem lulius Paris
(Anm. 9) vorlag (CHalh, emend. Val. p. 4), der Ashburnhamensis 1802
s. IX, jetzt in Florenz (vgl. ThStangl, Pbil. 46, 226 und Keiipps Ausg. v.
1888), und der Bernensis 366 s. IX (vgl. Halms Ausg. p. iv).
6. Ausgaben des Val. Max. zB. von Aldus Manutius (Ven. 1634),
StPighiüs (Antverp. 1667 mit vielen willkürlichen Änderungen); cum notis
672 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
JLipsu, Antv. 1685 u. sonst), JVorst (cum notis, BerL 1672), ATobbknils
(cum comm. IPbbizonu et variorum, Leid. 1726), CBHasb (Paris 1823 II),
und besonders von CKbmpf (Berl. 1854 und Lpz. 1888) und CHalm (rec,
Lps. 1865). - Übersetzt zB. von EHoffmamm (Stuttg. 1828).
7. Kritisches von CHalm, Mfinch. Gel. Anz. 1854 2, 233; emendatt.
VaL, Münch. 1854, JVahlek, RhM. 11, 686, HJHellbr, Phil. 27, 343. 28, 361,
GFöbtsch, em. VaL, Naumb. 1856—70 III, CElschnbb, quaest. VaL, Berl.
1864, CFGelbcke, quaest. VaL, Berl. 1865, p. 28, CKempf, novae quaest.
VaL, Berl. 1866; JJ. 133, 49, MCGebtz, tidskr. f. fil. 10, 260, RBlaum, JJ.
107, 611; quaestt. Valer., Straßb. 1876, 29, Madvig, adv. 2, 314. JJCohme-
LissEM, Mnem. NS. 1, 295. ESchulzb, Phil. 37, 570. HWensky, cooiectt. in
V. M., Bresl. 1879; JJ. 127, 637. 129, 777. WBöhmb, JJ. 133, 797.
8. Über VaL Max. vgl. JPerizoniub, animadv. hist. (ed. Harles, Altenb.
1771), HEDibksen (d. hist. Beispielsammlung d. V. M. u. d. Auszüge, hinterl.
Sehr. 1, 109) und besonders Eempfs Prolegomena 1854.
9. Epitoma des Iulius Paris, Ende des vierten oder Anfang des
fünften Jahrh. (vgl. A. 11), gleichfalls für Schulzwecke. Vorwort: Iulius
Paria Licinio Gyrioco suo solutem. Exemplorum conquisitionem cum stirem
esse non minus disputantibus quam declamantibus necessariam, decem Valerii
Maximi libros dictorum et factorum memorabüium ad unum volumen epüomae
coegi. Der Verkürzer brachte die Sammlung des VaL auf ihren sach-
lichen Inhalt, manchmal aus den Quellen ihn berichtigend (Kbmpf p. 51),
und hat dabei eine Handschrift benützt welche besser und (1, 1, ext 4 —
1, 4, ext. 1) vollständiger war als alle uns erhaltenen. Die Epitoma ist
uns überliefert durch Vatic. 4929 8. X, herausgegeben zuerst durch AMai,
scriptorum vett nova coli. 3, 3 (1828), 1. Nachlese dazu von duRjku,
schedae Vatic. (Leid. 1860) 164. Danach in Halms Ausg. des VaL Max.
(s. A. 6) und bei Kempf 1888. Subscriptio des Vat. (und Bern, dee VaL):
feliciter emendavi descriptum Bavennae Eusticius Helpidius Domnulus v. c.
(s. § 296, 3. 468, 1 f.).
10. Epitoma des Ianuarius Nepotianus. Vorwort: Ianuarius Nepo-
tianus Victori suo salutem. Impensius quam ceteri adolescentes lüteris
tfudes, quo tantum proficis ut exigas scripta veterum coerceri. . . igitur de
Valerio Maximo meeum sentis opera eius utilia esse, si sint brevia. digna
enim cognitione componit, sed coUigenda producit . . reeidam itaque . . eius
redundantia et pleraque transgrediar, nonnulla praetermissa coneetam. . . et
cum integra fere in occülto sint, praeter nos duo profecto nemo epitomata
cognoscat. Der erhaltene Auszug reicht in 21 Kapiteln bis VaL Max. 8, 2, 7
(Ergänzungen aus der historia miscella, 8. unten) und ist sehr frei und
mager; läßt ganze Beispiele weg und fügt andere aus anderen Quellen bei.
Hauptwert für die Lücke im ersten Buche des VaL Max. (s. A. 9). Einzige
Handschrift: Vatic. 1321 8. XIV, mit sehr verdorbenem Texte; veröffent-
licht durch AMai, scriptorum vett. nova coli. 3, 3, 93 (vgl. duRieu, schedae
Vatic. 1860, p. 201) und Celle 1831; zuletzt in CKempfs Ausg. des VaL Max.
1888. Vgl. AEbebhard, Herrn. 8, 91. AEussnbb, Phil. 33, 738. Diese
Epitome ist erst spät, aber doch vor dem Anfang des sechsten Jahrhunderts
verfaßt. Momxsbn, ZfRGesch. 10, 47. S. auch Kempf 1854 p. 67. In der
§ 279 Valerius Maximus (Tulius Paris. Nepotianus). § 280 Celsus. 673
historia miscella (s. § 39, 5) ist sie stark benutzt, s. HDroysen, Herrn. 13, 122.
— Andere Abkürzungen des Val. Max. aus dem Mittelalter sind in Biblio-
theken noch handschriftlich vorhanden; 8. Kkmpf 1854 p. 69. 1888 p. xxvii.
11. Nach dem Schlüsse von Val. Max. B. 9 folgt im Bern, die übliche
sub3criptio : Valerii Maximi . . Über nonus expl. und darauf (von späterer
Hand und aus Iulius Paris) : Hb. X de praenomine. In jüngeren Handschr.
geht diesem Buche ein prooemium voraus: decimus atque ultimus huius
operis Über . . aetati nostrae perditus est. verum Iulius Paris, abbreviator
Valerii, post novem libros explicitos hunc decimum sub infra scripto com-
pendio eomplexus est. . . verba quidem Iulii Paridis haec sunt: Liber deci-
mus de praenominibus et simüibus. Genauere Inhaltsangabe in der Handschr.
des Iulius Paris (Vat., s. A. 9): incipit Über decimus de praenominibus, de
nominibus, de cognominibus , de agnominibus, de appellationibus, de verbis.
Erhalten ist aber auch im Yat. nur das Kapitel de praenominibus (abge-
druckt zB. bei Kempp 1888 p. 587), dessen Inhalt auf gute alte Quellen (Varro)
zurückgeht (Mommskn, RhM. 15, 181. RReitzenstsin, verrian. Forsch. 23).
Das Ganze kann jedoch, wenn es von Anfang an ein Kapitel de agnominibus
enthielt, nicht vor Beginn des vierten christl. Jahrh. entstanden sein. — Am
Schlüsse haben Vat. und Bern, die subscriptio : C. Titi Probi (so, s. Hagens
catal. codd. Bern. p. 351) finit epitoma historiarum diver sarum exemplorum-
que (gue fehlt in B) romanorum; und die des Helpidius Domnulus (Anm. 9).
Unklar ist das Verhältnis des C. Titius Probus zu Iulius Paris. Vielleicht
hatte auch jener wirklich eine ähnliche epitome verfaßt, welche mit der aus
Val. Max. von Paris gemachten zusammenfloß, etwa so daß von letzterem
nur das prooemium (A. 9) erhalten wäre, während die grammatische (aber
zugleich antiquarisch gehaltene) Schrift über nomen (einschließlich der
nomina propria) und verbum (Kehpf), etwa wegen Verwandtschaft des
pädagogischen Zweckes, einmal (aber nach der Zeit derjenigen Handschrift
aus welcher unsere codd. des Val. Max. stammen) an das Werk des Valerius
Maximus angehängt, für ein zehntes Buch desselben gehalten und als
solches von Paris mit ausgezogen wurde. Jedenfalls muß der Verf. vor
Iulius Paris gelebt haben, während von C. Titius Probus schon sein Name
unwahrscheinlich macht daß er einer viel späteren Zeit als dem ersten
christl. Jahrhundert angehöre. Vgl. ThBebgk, RhM. 4, 120. Kempf 1854
p. 53 und De incerti auctoris fragmento quod inscribitur de praenominibus,
Berl. 1854.
280. Vielseitig angeregt und mit der Gabe sachlicher und
gewandter Darstellung ausgestattet behandelte A. Cornelius
Celsus nach dem Vorgange Catos in einem umfangreichen en-
cyklopädi8chen Werke die Landwirtschaft, Heilkunde, Kriegs-
wissenschaft, Beredsamkeit, Rechtswissenschaft und die Philo-
sophie. Auf uns gekommen sind nur die acht Bücher de
medicina (B. 6—13 des ganzen Werkes), die einzige Arbeit dieser
Art aus der besseren Zeit der römischen Literatur. Celsus
stellt darin die gesamte Medizin der damaligen Zeit zwar als Laie
TEurrxL-ScHWABB, Rom. Lit.-Gesoh. 5. AuÜ. 43
674 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberios).
dar, hauptsächlich nach Hippokrates und Asklepiades, aber klar,
sachkundig und mit gesundem Urteil. Besonders wertvoll sind
die chirurgischen Abschnitte; nächstdem die Besprechung der
innerlichen Krankheiten. Außerdem schrieb Celsus Philosophisches
im Sinne der Sextier und, erst unter Nero, eine Schrift über
eine kriegswissenschaftliche Streitfrage.
1. Vorname aus den Überschriften des erhaltenen Werkes. Zeitalter:
Colum. 1,1, 14 non minorem tarnen laudem (als die Schriftsteller der Ver-
gangenheit, wie Virgil und Iulius Hyginus) meruerunt nostrorum temporum
viri, Cornelius Celsus et Iulius Atticus. 3, 17, 4 mox Iulius Aitieus et
Cornelius Celsus, aetatis nostrae celeberrimi auciores, patrem atgue filium
Sasernam secuti etc. 4, 8, 1 Celsus et Atticus, quos in re rustica maxime
nostra aetas probavit. Vgl. ebd. 3, 1, 8. 4, 1, 1 und A. B. Da nun Colu-
mella ein Zeitgenosse des Seneca war (§ 293, 1), so kaon Celsus nicht wohl
früher über die Landwirtschaft als unter Tiberius geschrieben haben; aber
auch nicht später, da der unter Caligula etwa J. 39 n. Chr. hingerichtete
Iulius Graecinus (§ 283, 4) dessen landwirtschaftliches Werk bereits be-
nützt hatte (Plin. NH. 14, 33 Graecinus, gui alioqui Cornelium Celsum
transscripsit). Mit dem landwirtschaftlichen Teil (B. 1 — 5) begann aber
Celsus seine Encyklopädie (s. A. 3) und er gab ohne Zweifel die einzelnen
Teile des umfassenden Werkes gesondert heraus, so daß von Graecinus
schon jener erste Teil benützt werden konnte, während das ganze Werk
noch unvollendet war. Vgl. auch noch A. 6. Celsus mag um 755/2 n. Chr.
geboren gewesen sein.
2. Quint. 12, 11, 24 quid plura (von der Möglichkeit alle dem Redner
nützlichen Fächer zu umfassen), cum etiam Cornelius Celsus , mediocri vir
ingenio, non sölum de his omnibus conscripserit artibus (nämlich über Rhe-
torik, Philosophie und Jurisprudenz, s. OJahn aO. 277, LSchwabe, Herrn.
19, 391) sed amplius rei militaris et rusticae et medicinae praecepta reliquerit,
dignus vel ipso proposito ut eum scisse omnia üla credamus ? Titel der Ency-
klopädie: Schol. Plaut. Bacch. 69 (aus Laur. 36, 37 s. XV) in Ritschis
Ausg. v. 1849 p. vi Celsus libros suos a varietate rerum cestos vocavit. Ob
diese Angabe zuverlässig? Schanz aO. 373. Vgl. über ähnliche gezierte
Titel Plin. NH. praef. 24. Gell, praef. 6 und die heotoi des Iulius Africanus,
sonst führen die Überschriften in den Hss. (s. A. 3) und die Stelle Quin-
tilians (oben Z. 3) auf den Titel Artes. Der Anschluß an Cato (s. § 121,
1 — 3) ist in der Wahl der behandelten Disciplinen unverkennbar. Die Zu-
sammengehörigkeit derselben bei Celsus erhellt auch aus der Gleichheit
der Urteile über ihren Stil, der in dem medizinischen Teil dieselbe cfe-
gantia zeigt welche an den landwirtschaftlichen Abschnitten gerühmt wird
(A. 3). Vor der Verschrobenheit seiner Zeit bewahrte den Celsus wohl
hauptsächlich sein eigener gesunder Sinn, dann auch die Fülle des zu be-
wältigenden Stoffes und die Beschaffenheit seiner Quellen.
3. De med. 5, 28, 16 verweist Celsus auf frühere Bücher: sicut in
pecoribu8 proposui. Die fünf Bücher de re rustica gingen also denen de
medicina unmittelbar voraus, wie auch viele Hss. die Überschrift haben
§ 280 Cornelius Celsus. 675
Celsi artium liber VI, idem medicinae I. Vgl. auch den Anfang der Bücher
de med.: ut alimenta sanis corporibus agricultura, sie Sanitätern aegris
medicina promittit. Columella 1, 1, 14 (vgl. A. 1) Cornelius (Celsus) to-
tum corpus diseiplinae (Landwirtschaft) quinque libris complexus est. 9, 2, 1
de quibus (Bienenstöcke) neque düigentius quidquam praeeipi potest quam
ab Hygino (§ 262, 8) . . nee elegantius quam Celso. . . Celsus utriusque me-
morati (Hygin und Virgil) adhibuit modum. 2, 2, 15 Cornelium Celsum,
non solum agricolationis sed universae naturae prudentem virum. Columella
erwähnt den Celsus 30m al und stets mit höchster Achtung: Celsus scheint,
als Columella schrieb noch am Leben gewesen zu sein (Schwabs aO. 391).
Die Bücher über Landwirtschaft werden benutzt und angeführt zB von
Pi.in. NH. 10, 160, der ihn im QVerz. B. 7. 8. 10. 11. 14. 15. 17—29. 31
nennt, bald Cornelius Celsus, bald Celsus. RRkitzenstein, de scriptorum
R. R. libris deperditis, Berl. 1884, 30. 55.
4. Von den acht Büchern de medicina behandelt (I) B. 1, nach einer
trefflichen Einleitung über Hauptrichtungen in der Medizin, die Diätetik;
(II) B. 2 die Semiotik und allgemeine Therapie; B. 3 und 4 die innerliche
Krankheiten; (111) B. 5 und 6 die Arzneimittellehre mit einer großen Anzahl
von Rezepten; (IV) B. 7 u. 8 die chirurgische Therapie (B. 8 die Knochenkrank-
heiten). Diese Bücher erschienen vor den Rezepten des Scribonius Largus
(also vor J. 47 n. Chr. § 294, 2), da Celsus 4, 7 ein Rezept gegen die angina
als von ihm in monumentis medicorum nicht gefunden erwähnt, welches Labgus
70 nennt Schanz aO. 364. — Da die zahlreichen Hss. alle dieselben Lücken
haben (bes. 4, 27), so haben sie gemeinsamen Ursprung. Die ältesten und
besten sind Vat. 5951 s.X (vgl. ThStangl, WschrfklPh. 1884, 1469) und Laur.
73, 1 s. XII, sowie Paris. 7028 s. XI; die anderen sind aus s. XV/XVI. Zur
Textgeschichte: DDetlefsen, Kieler Philol.-Vers. 1869, 91. RSabbadini,
Guarino e gli archetipi di Celso e Plauto, Livorno 1886. Ausgaben: (s.
LChoulakt, Bücherk. d. alt Med. 8 167). Cum not. varr. ed. ThJAt,melovken,
Amst. 1687. 1718. Ed. CChKrausb, Lps. 1766. Ex rec. LTaeqae, Patav. 1769
und bes. Veron. 1810 (mit lexicon Cels.). Cum nott. varr., Leid. 1785 (mit
Wortindex). Ed. EMillioan, Edinb.* 1831 (mit gutem Index). Ed. FRittkr
et HAlbees, Cöln 1835. Ed. SdkRenzi, Neap. 1851 (mit lexic. Cels.). Ad
fidem opt libr. denup rec. CDaremberg, Lps. 1869. — Übersetzt von BRitter,
Stuttg. 1840. ESchelleb, Braunschw. 1846. — Im allg. HHäseb, Gesch. d.
Medicin 1 8, 276.
5. Veqet. r. milit. 1, 8 haec necessüas compulit evolutis aucloribus ea tne
. . fidelissime dicere quae Cato üle Censorius de diseiplina militari scripsit,
quae Cornelius Celsus, quae Frontinus perstringenda (also kürzer behandel-
ten) duxerunt. Lydus de mag. 1, 47 ficcQxvosg Keloog etc. Vgl. ebd. 3, 83
%al evyyQcccpriv nsol tovtov (über die gegen die Parther anzuwendende
Kriegführung) (iovtjqti KtXoog, 6 (atpaiog raxrtxdff, dnoXeXoine. 34 mats
aQpodiov, cprjalv b Kilaog, ddoKrjtoog avvotg inEX&siv. . . o&ev dtpOQrjTog
avxoig o Kooßovlcav inl xov Niomvog icpdvTj (61 n. Chr.). Diese kriegs-
wissenschafbliche Einzelschrift war also spater verfaßt als das encyklopä-
disebe Werk; vgl. oben A. 1. Schwabe aO. 891.
6. Quiht. 3, 1, 21 scripsit de eadem materia (Rhetorik) . . nonnihil
pater Gallio (§ 268, 7), aecuratius vero priores [Gaüione] Celsus et Laenas
43*
676 Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
(§ 268, 11), et aetatis nostrae Verginius, Plinius, Tutilius. Hier wird das
sachlich unrichtige GaUione um so eher ein Glossem sein als das Ver-
hältnis zu Gallio bereits durch aecuratius ausgedruckt ist. Fäittbb, JJ.
88,54. Quintilian bekämpft oft seinen Vorgänger Celsus, zB.2, 15, 22.
32. 3,6, 13. 8, 3, 47 (si quidem Celsus %aHB(i(pfxtov apud Vergilium <ge.
1 , 357> putat). 9, 1,18 Cornelius tarnen Celsus adieit (zu den ag^parce
SiavoCas und Xs£emg) figuras colorum, nimia profecto noväatts cupiditaU
duetus. nam quis ignorasse eruditum dlioqui virum credat etc. Auch -wo
er ihm beistimmt geschieht es mit Kälte und Zurückhaltung, wie 7, 1, 10
non plane dissentio a Celso, qui sine dubio Ciceronem secutus instat tarnen
huic parti vehementius. Vgl. 10, 1, 124 (unten A. 7). Es mochte den Quin-
tilian verdrießen daß das worauf er sein ganzes Leben verwandt hatte von
Celsus nur so beiläufig mitbehandelt wurde; auch mochte der Encyklopä-
diker dem speziellen Fachmanne wirklich manche Blößen darbieten. Jedes-
falls wurde das rhetorische Lehrbuch (in 7 BB. ?, s. unten scbol. luv.) des
* Celsus verdunkelt durch das des Quintilian. Erwähnung desselben nur bei
FoBTUNATrAN. 3, 2 (p. 121, 10 H.). Ob von luv. 6, 245 componunt ipsae (die
prozeßsüchtigen Frauen) per se formantque libellos prineipium atque Jocos
Celso dietare paratae Cornelius Celsus gemeint sei oder Iuventius Celsus
(§ 342, 2) ist zweifelhaft. Immerhin hat es einige Wahrscheinlichkeit daß
der Schol. luv. zdSt. Celso oratori illius temporis (?), qui Septem libros in-
stitutionum reliquit unseren Celsus und seine Rhetorik im Sinne hat.
7. Augustin. de haeres. prol. : opiniones omnium philosophorum
qui seetas varias condiderunt usque ad tempora sua (neque enim plus poterat)
sex non parvis voluminibus quidam Celsus absolvü; nee redarguit aliquem,
sed tantum quid sentirent aperuit ea brevitate sermonis ut tantum adhiberet
eloquii quantum rei nee laudandae nee vituperandae nee 'affirmandae aut
defendendae sed aperiendae indicandaeque sufficeret, cum ferme centum philo-
sophos nominasset: quorum non omnes instituerunt haereses proprias, quo-
yiiam nee ülos tacendos putavit qui suos magistros sine ulla dissensione secuti
sunt. Gewiß hatte Celsus diese do£ca nicht selbst gesammelt, sondern aus
einer griechischen avvaymyrj tcbqI tav ccQsa-Kovtcov cpilooocpoig in seine
Encyklopädie herübergenommen. Vgl. HDiels, doxogr. gr. 183. Diese ge-
ordnete objeetiv gehaltene Sammlung der Hauptlehren der griechischen
Philosophie — in ihren 6 Büchern — fügt sich sehr gut in die Encyklo-
pädie. Mit Unrecht bezweifelt MSchanz aO. die Verfasserschaft des Cor-
nelius Celsus bezüglich der opiniones und bezieht die Stelle auf einen
(sonst unbekannten) christlichen Häresiologen. Vgl. dagegen L Schwabe,
Herrn. 19, 385. Anspielung auf den Titel opiniones philosophorum bei
Quint. 12, 11, 17? — Was Quintilian 10, 1, 24 sagt: scripsit non purum
multa (über Philosophie) Cornelius Celsus, Sextios (§ 266, 5) secutus, non
sine eultu ac nitore, kann sich nicht auf jene opiniones philosophorum be-
ziehen, es werden vielmehr einzelne Abhandlungen zur piaktischen Philo-
sophie im Sinne der Sextier gemeint sein, s. A. 5 E.
8. OJahn, Lpz. SBer. 1850, 273. CLBianconi, lettere sopra Celso, Rom
1779 und sonst. HPaldamus, de Cornelio Celso, Greifsw. 1842 und dazu
FRitter, JJ. 38, 52. CKissel, Celsus, eine hist. Monogr. I, Gießen 1844.
§ 280 Cornelius Celsus. § 281 Juristen: Masurius Sabinus. 677
MSchanz, KhM. 36, 362 und dazu LSchwabe, Herrn. 19, 385. Bücheler, RhM.
37,324. — CABrolkn, de elocutione Celsi, Upsala 1872.
281. Unter den Juristen ragte in dieser Zeit hervor Capitos
Schüler Masurius Sabinus, nach welchem die Schule der
Sabinianer benannt ist, Verfasser hauptsächlich von libri III
iuris civilis, welche später Gegenstand umfassender Commentare
und durch diese für die Digesten einflußreich wurden. Dagegen
ein Nachfolger von Labeo war M. Cocceius Nerva, der Vor-
gänger des Proculus, nach welchem die Proculianer benannt
wurden.
1. Massurius schreiben die Digesten, sonst schwanken die Hss. zwi-
schen Massurius nnd Masurius. Die Inschriften geben den Namen Masurius.
Pompon. dig. 1, 2, 2, 48 Ateio Capitoni (§ 265, 3) Massurius Sabinus
successit, Labeoni Nerva, qui adhuc tos dissensiones auxerunt. . . Massurius
Sabinus in equestri ordine fuit et (fuit tt tilgt Mommsen) publice pritnus
respondit, posteaquam (posteaque Flor.) hoc coepit beneficium dari; a Tiberio
Caesare hoc tarnen (tandem Mommsen) Uli concessum erat. . . 50 ergo Sabino
concessum est a Tiberio Caesare ut populo responderet; qui in equestri ordine
tarn grandis natu et fere annorum quinquaginta receptus est; huic nee amplae
facultates fuerunt, sed plurimum a suis audiioribus sustentatus est. Er
lebte noch unter Nero; Gai. 2, 218 ut Sabinus existimaverit ne quidem
ex SC. Neroniano posse convalescere. Daß er zu Verona geboren sei ver-
mutete BBorgh&si oeuvr. 7, 171 nach der in dortiger Gegend gefundenen
Inschrift (CIL. 6, 3924 Or. 5990) : C. Masurius C. f. Sabinus. Gell. 4, 1, 21.
4, 2, 15 (Masurii Sdbini ex libro iuris civilis seeundo. vgl. 11, 18, 12. 20).
5, 13, 6 (M. S. in libro i. c. tertio). Pebs. 5, 90 (Masuri rubrica). Arbjan.
Epict. 4, 3 (MaaovQtov voaov). Über die Anlage des Werkes, welche auf
Labeo zurückgeht: M Voigt, Abh. d. sächs. G. d. Wiss. 7, 351. Krüger aO.
Erläutert wurde dieses Handbuch durch Pomponius in mindestens 36, von
Ulpian in mindestens 51, von Paulus in mindestens 17 Büchern: diese
drei Commentare (ad Sabinum oder ex Sabino) bilden den Kern des sabi-
uischen (civilrechtlichen) Drittels der Digesten. Noten zu Sabinus schrieb
Aristo. Sonstige Schriften des Masurius Sabinus: Über de furtis (Gell. 11,
18, 11, gewöhnlich als ein Teil des ius civil e angesehen), libri responsorum
in mindestens zwei Büchern (dig. 14, 2, 4 pr. u. 1. fragm. Vat. 75), libri
ad edictum praetoris urbani in mindestens fünf (dig. 38, 1, 18), libri ad
ViteRium (ebd. 32, 45. 33, 7, 8 pr. 33, 7, 12, 27. 33, 9, 3 pr., auch dazu
schrieb Aristo Noten), sowie ein assessorium (ebd. 47, 10, 6, 8 Sabinus in
assessorio, vgl. 2, 14, 12 Puteolanus libro prima adsessoriorum), commentarii
de indigenis (Gell. 4, 9, 8, s. § 174, 4), memoria! ium libri, mindestens 11
(Gell. 6, 6, 13; vgl. 4, 20, 11. 7, 7, 8. Macbob. 3, 6, 11. dig. 50, 16, 144
u. a.), fasti in mindestens zwei Büchern (Macrob. 1, 4, 6. 15. 1, 10, 8).
Puar. nennt den Masurius NH. QVerz. B. 7. 10. 14—16. 18. 21. 22 und
fahrt ihn an (aus ungenannten Schriften, wohl den memorialia) 7, 40.
10, 20. 15, 126. 186. 16, 75. 236. 28, 142. Gellius 3, 16, 23. 5, 19, 11.
10, 15, 17. Hüschke, iurispr. anteiust. 6 123. PNArntzen, de Mas. Sab.,
678 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberiua).
Utr. 1768 = Oblrichs Thesaur. nov. 3, 2, 1. Zimmern, Gesch. d. PK. 1,
1, 312. Rddobff, röm. RGesch. 1, 168. 237. PKbügkr, Gesch. d. Quellen
d. röm. Rechts 160. — LMercklin, de Varrone coron. militar. interpr., Dorp.
1859, p. 10.
2. Frontin. de aq. 100 M. Cocceius Nerva, divi Nervae (§ 386, 1; vgl.
§ 298, 2) avus, scientia etiam iuris illustris. Pompon. aO. (A. 1) 48 hie etiam
Nerva Caesari (dem Tiberius) famüiarissimus fuit. Tac. a. 4, 68 profectio
(des Tiberius nach Campanien) arto comitatu fuit: unus Senator consulatu
funetus (ygl. CIL. 6, 1689. 9006; er war cos. suff. in unbekanntem Jahre),
Cocceius Nerva, cui legum peritia. 6, 26 haud multo post (J. 786/83 n. Chr.)
Cocceius Nerva, continuus prineipis, omnis divini humanique iuris seien 8, . .
moriendi consilium cepit etc. Dio 68, 21. Angeführt von vielen späteren
Juristen, doch ohne Nennung einer Schrift, OLenel, palingenesia 1, 789.
Krüger aO. 163. — Dig. 28, 6, 69 Proculus: Cartilio assentio et . . puto.
Vgl. Ulp. ebd. 13, 6, 6, 13 Cartilius ait. Über Proculus § 298, 1.
282. Die namhaftesten Grammatiker der Zeit sind Iulius
Modestus, der gleich seinem Lehrer Hyginus die sachliche wie
die sprachliche Seite der Forschung umfaßte, der pedantische
M. Pomponius Marcellus und der begabte, aber eitle und sittenlose
Q. Remmius Palaemon aus Vicenza, Verfasser einer berühmt
gewordenen und vielbenützten Grammatik (Ars). Auch der
Grammatiker Nisus lehrte und schrieb in dieser Zeit oder bald
darauf.
1. Soet. gr. 20 huius (des Hyginus § 262) libertus fuit Iulius Mo-
destus, in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus. Gell. 3, 9, 1
Gavius Bassus (§ 211, 6) in commentariis suis, item Iulius Modestus in sc-
eundo quaestionum confusarum historiam de equo Seiano tradunt. Mach. 1,
4, 7 (vgl. 1, 10, 9. 1, 16, 28) Iulius Modestus de feriis. Auf Grammatik
(Orthographie, Sprachgebrauch, Etymologie) beziehen sich die Anführungen
bei Quint. 1, 6, 36. Charis. GL. 1, 73. 76. 101. 103. 126. 204 (vgl. Baeda
GL. 7, 277). Diomed. GL. 1, 366. Ob dieser Iulius Modestus den Virgil
und Horaz erklärt habe (§ 231, 6. 240, 3) ist fraglich. Wenigstens der Er-
klärer Yirgils wird von Philarq. zu georg. 2, 497 (3, 63) Aufidius Modestus
genannt und wohl eben diesen AvyCdiog Modsaxog erwähnt (freilich ohne
ihn zugleich als Grammatiker zu kennzeichnen) als seinen Zeitgenossen
Plut. quaestt. sympos. 2,1, 6 p. 632 A. Derselbe wird wohl dann auch
der von Mart. 10, 21, 1 (ßcribere tc quae vix intellegat ipse Modtstus) neben
daran üb (§ 328, 4) genannte' Grammatiker sein. Vgl. SHeyneman/j, de inter-
polat. Hör. (Bonn 1871) 67. MHkrtz, anall. ad Hör. hist. 1, 11. WGilbkbt,
JJ. 135, 148. — Im allg. Bunte in s. Ausg. d. Hyg. fab. p. 6. ORibbeck,
proleggT Verg. p. 121.
2. Sukt. gr. 22 M. Pomponius Marcellus, sermonis latini exaetor
molcstissimus, in advocatione quadam — natu interdum et causas agebat —
soloecümum etc. hie ideni, cum ex oratione Tibeiium t vprcliendisset, . . tu
§ 282 Remmius Palaeuion u. a. Grammatiker. 679
(inquit) Caesar civitatem dare potes hominibus , verbiß non potes. pugilem
olim fuisse Asinius Gallus hoc in eum epigrammate ostendit etc.
3. Suet. gr. 23 Q. Bemmius (nicht: Fannius, s. WChbibt, RhM.
20, 69) Palaemon Vicetinus mulieris verna primo . . textrinum, deinde,
etilem filium dum comitatur in scholam, litteras didicit. postea manumissus
docuit Bomae ac piincipem locum inier gramtnaticos tenuit, quamquam
infamis Omnibus vitiis palamque et Tiber io et mox Claudio praedicantibus
nemini minus institutioncm . . iuvenum committendam. sed capiebat ho-
minis cum memoria rerum tum faciUtaie sermonis; nee non etiam poemata
faciebat ex tempore, scripsit vero variis nee völgaribus metris. Wegen
dieser Verskünste (vgl. AKibsslinq in s. u. Wilamowitz' phil. Unterss. 2, 65)
nennt ihn Mabt. 2, 86, 11 (Mart. lehnt es dort ab sich in künstlichen
Maßen, versus sapini, echoiei [§ 26, 3. 4], galliambi, abzuquälen): scribat
carmina cir cutis Palaemon: me raris iuvat auribus placere. Nur lebte da-
mals Palaemon nicht mehr, was Fbiedländeb zdSt. für möglich hält, da er
schon bei Plin. NH. 14, 49 fll. als Verstorbener erscheint. Suet. aO. weiter-
hin: a)rogantia fuit tania ut M. Varronem porcum appeUaret etc. luxuriae
ita indulsit ut etc. sed maxime flagrabat libidinibus in mulieres etc. Plin.
NH. 14, 49 Bemmio Pälaemoni, alias grammatica arte celebri, in hisce XX
annis mtreato rus etc. ebd. 60 vanitate quae nota mire in ülo fuit. 61 in-
viso alias (dem Seneca). luv. 7, 215 (docti Palaemonis). Hiebon. chron. ad
a. Abr. 2064 = 48 n. Chr. Palaemon Vicetinus insignis grammaticus Bo-
mae habetur, qui quondam interrogatus quid inter stillam et guttam interesset,
* gutta? inquit *stat, stüla cadit' und M. Antonius Liberalis (§ 297, 10), 2a-
tinus rhetor , gravissimas inimicitias cum Palaemone exercet. Vita Pebsii:
studuit Flaccus . . . Bomae apud grammaticum Bemmium Palaemonem.
Schol. luv. 6, 452 Palaemonis artern] grammatici, magistri Quintüiani
oratoris. Qüist. 1, 4, 20 ut . . . aetate nostra Palaemon. Bei Gellius wird
er nicht genannt. Charisius erwähnt ihn öfters (GL. 1, 187. 225 f. 231 f. 238)
und hat die Abschnitte über die Conjunctionen , Präpositionen, Inter-
jeetionen ; ferner über die Adverbien, über die Endungen der Nomina (teil-
weise) u. a. aus ihm entnommen. Keil, GL. 1, xlix. CvMobawski, Herrn.
11, 339. Auch die excerpta Bobiensia (GL. 1, 538) und die Grammatik des
Dositheus f§ 431, 7) enthalten vieles das auf Palaemon zurückgeht (WChbist,
Phil. 18, 136. Marschall aO. 76. 78), ferner Diomedes (GL. 1, 403. 415),
Consentius (GL. 6, 375) Phocas u. a. Seine Beispiele sind nur aus wenigen
Schriftstellern gewählt: so aus Terenz, Virgil (den er auch p. 233, 12. 20
max i%o%i\v poeta nennt, FSchöll, RhM. 34, 680), Horaz und Cicero, und
werden regelmäßig durch velut eingeleitet (ASchottmülleb , de Plini libr.
gramm. p. 8). Desgleichen braucht P. häufig efferri (=» sich endigen),
s. Morawbki aO. 348. Gegen Schottmüller, welcher (aO. 26) den von Cha-
risius benützten Palaemon in das vierte Jahrhundert hinabrücken wollte,
s. Christ aO. 125. Keil, GL. 5, 834. Morawbki aO. 352. JVahlen, Berl.
ind. lect. 1877/78, p. 8. — KMaeschall, de Bemm. Palaemonis libris
grammaticis, Lpz. 1887 (und dazu HKeil, deutsche Litt.-Ztg. 1888 S. 692).
— Mit Unrecht (Keil, GL. 5, 528) trägt seinen Namen eine in ganz
jungen Hss. überlieferte triviale Ars, GL. 5, 533. Andere Zuteilungen von
Schriften an ihn , wie der Verse de ponderibus et mensuris (§ 461, 2),
680 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiber ms).
der differentiae sermonuni (zB. in Roths Ausg. d. Suet. p. 306, vgl. p. xcv),
de pote state litterarum, beruhen auf grundlosen Vermutungen. Rkiffeb-
8cheid8 Sueton 274, vgl. 450. JWBeck, de differentiarum scriptoribus, Gron.
1883, 9. Bbambach, lat. Orthogr. 29.
4. Donat. (= Sueton.) vita Vergil. 42 (60) Nisus grammaticus audissc
se a senioribus (Zeitgenossen des Varius, § 223) aiebat Varium duorum librorum
(von Virgils Aen.) ordinim commutasse etc. Vgl. Ribbeck, prolegg. vergil.
p. 90. Auch Velins Longus fahrt ihn mehrmals an GL. 7, 76, 7. 12. 77, 18
(vgl. Cassiod. GL. 7, 165, 17). 78, 6. 79, 8. 20, sowie Chams. GL. 1, 28, 9
(Nisus eleganter . . . ait), Pnisc. GL. 2, 603, 16 (Nisus et Papirianus et
Probus . . . dicunt), Arnob. adv. nat. 1, 69 (oben § 41, 4). Vgl. Mach. 1,
12, 30 Nisus in commentariis fastorum dicit etc. E Bähbens, JJ. 127, 796.
* 283. Gleichfalls in dieser Zeit schrieben die Botaniker
Caepio und Antonius Castor, sowie der Schlemmer Apicius,
dessen Namen ein auf uns gekommenes Kochbuch trägt, welches
etwa aus dem dritten christl. Jahrhundert stammt. Auch die
Schriftsteller über den Weinbau, Iulius Atticus und Iulius Grae-
einus, gehören der Zeit des Tiberius an.
1. Plin. NH 21, 18 Caepio Tiberi Caesaris principetu negavit etc ,
auch im QVerz. B. 21 u. 22. Er war wohl ein Servilius. — Plin. NH. 26, 9
nobis certe contigü reliquas (Pflanzen) contemplari scientia Antoni Ca-
storis, cui summa auctoritas erat in ea arte (Botanik) nostro aevo, visendo
hortulo eius, in quo plurimas aiebat, centesimum aetatis annum excedens,
nulluni corporis tnalum expertus ac ne aetate quidem memoria aut vigore
concussis. Er schrieb auch über Botanik, und Plinius nennt ihn als Quelle
zu B. 20—27; vgl. 20, 174. 244. 261. 23, 166. 26, 61. Er war wohl ein
Freigelassener einer Antonia (oder des M. Antonius). — Über Asellius Sa-
binus s. § 274, 1; über Petronius Musa § 263, 7.
2. Der Prasser M. Apicius unter Tiberius (Tac. a. 4, 1. Dio 67, 19.
Athen. 1, p. 7A; PRE. I8, 1241, 2) brachte seine Küchenweisheit auch zu
Papier. Sen. cons. ad Helv. 10, 8 Apicius nostra memoria vixit, qui . . .
scientiam popinae profes&us disciplina sua saeculum infecit. ScHOL iüv# 4f 23
Apicius auctor praecipiendarum cenarum, qui scripsit de iusceUis. Ibid. or.
20, 1, 1 coquinae apparatum Apicius quidam primus composuit. Eine Er-
wähnung des Apicius steckt auch in der verderbten Stelle Späht. Hei. 6, 9
atque idem Ovidii ab dliis relata, idem Apicii libros amorum (zu lesen ist
etwa : Ovidii libros amorum et Apicii ab aliis relata) in lecto semper habuisse
(dicitur). Was aber Plinius (NH. 8, 209. 9, 66. 10, 133. 19, 137. 143) von den
Koch-Leistungen des M. Apicius (Apiciana coctura 19 , 143, Apicius docuit
10, 133) anführt trifft auf die unter dem Namen des Caelius Apicius (wohl :
Caelü Apicius, so daß Ap. der Titel der Schrift war, wie Oiceronis Laelius)
laufende Schrift de re coqainaria nicht zu. Diese enthält eine nach Gegen-
ständen geordnete Zusammenstellung von Kochrezepten. Jedes der zehn
Bücher hat eine griechische Überschrift (Epiineles, Sarcoptes, Cepuros usw.),
und ea weisen auch sonst die zahlieichen griechischen Wörter und Wen-
§ 283 Apicius. Atticus. Graecinus. § 284 Phaedrus. 681
düngen darauf hin daß die Schrift auf der griechischen Literatur (oifjagtv-
Tnnd) beruht. Die Erwähnung eines Varianus pullus (249) deutet auf Re-
daction nach Elagabalus (= Yarius); vgl. auch die conchida Commodiana
(205). Mehrfach Bind Rezepte nach ApiciuB benannt (134. 173. 203. 266).
Verschiedene Zeiten haben an dieser Sammlung gearbeitet. Von den Hss.
bes. Vatic. 1146 s. X, Paris. 6167, Laur. 73, 20. Im Paris. 10318 (Salma-
aianus, s. § 476) s. VII/VIII stehen r Apici excerpta a Vinidario vir inluV
(s. Schucks Ausg. p. 21. MHaupt, op. 3, 150), doch stimmen die Rezepte
nicht mit denen de re coquinaria und auch die termini technici sind ver-
schieden (O Keller). — Ausgaben zB. von GHumelbebg (Turic. 1542), MListkr
(Lond. 1705), ThJAlmeloveen (Amsterd. 1709), JMBernhold (Markbreit 1787)
and ChbThSchuch (auxit, emend. explanavit etc., Heidelb. 1867). FHDiebbach,
Flora Apiciana, Heidelb. 1831. EMeyeb, Gesch. d. Botanik 2 (Eönigsb.
1855), 236.
3. Colum. 1, 1, 14 nee minorem laudem meruerunt nostrorum temporum
viri, Cornelius Celsus et Iulius Atticus. quippe Cornelius etc. (§ 280, 3);
hie (Atticus) de una specie eulturae pertinentis ad vites singularcm librum
edidit. euius velut discipulus duo Volumina similium praeeeptorum de vineis
Iulius Graecinus, composita facetius et eruditius, posier itati tradenda curavit.
Anfuhrungen aus Atticus bei Columella 3, 3, 11. 3, 11, 9. 3, 16, 3. 3,
17, 4 (oben § 280, 1). 3, 18, 1. 4, 1, 1. 6. 4, 2, 2. 4, 8, 1 (oben § 280, 1).
4, 10, 1 {Celsus et Atticus). 4, 13, 1. 4, 28, 2 (Celsus quoque et Atticus
eonsentiunt). 4, 29, 1. 4. 4, 30, 1. 4, 33, 4. Von Plinius aufgeführt im
QVerz. B. 14. 15. 17. RReitzensteik, de scriptorum R. R. libris deperditis,
Berl. 1884, 27. 54.
4. Iulius Graecinus, b. A. 3. Von Coldmella öfters angeführt, zB.
4, 3, 6 (Graecinus eo libro quem de vineis scripsit), von Plinius 14, 33
(Graecinus, qui alioqui Cornelium Celsum transscripsit). 16, 241, sowie im
QVerz. B. 14-48. Er ist wohl der Sohn des Graecinus an welchen Ovjd
amor. 2, 10 und Pont. 1, 6 gerichtet hat (§ 247, 2) und ohne Zweifel der
Iulius Graecinus welcher Vater des Iulius Agricola (§ 335) war und unter
Caligula, wohl im J. 30 n. Chr., hingerichtet wurde; s. Tac. Agr. 4 Cn.
Iulius Agricola, veter e et illustri Foroiuliensium colonia ortus . . . pater
itti Iulius Graecinus senatorii ordinis, studio eloquentiae sapientiaeque notus.
Sem. de benef. 2, 21, 5. epist. 29, 6. Henzbn, act. Arv. p. 190. Mommsen,
ephem. epigr. 1872, 60. Hibschfeld, Wiener Studd. 6, 120. Der Vater gab
wohl wegen seiner landwirtschaftlichen Liebhabereien dem Sohne den Namen
Agricola; OHibschfeld aO. — RReitzenstein aO. 41. 56.
5. Plin. NH. 10, 134 visam in Alpibus ab se . . . ibim Egnatius Cal-
vinus praefectus earutn (also frühestens unter August) prodidit. Auch vor-
her spricht Plin. von Vögeln der Alpen, wohl gleichfalls nach des Egnatius
(naturgeschichtlichem?) Werk. S. auch RPrarER, Phil. 33, 737.
284. Unter Tiberius und dessen Nachfolger veröffentlichte
der Freigelassene Phaedrus aus Pierien fünf Bücher aesopi-
scher Fabeln in wohlgebauten iambischen Senaren. Den eigent-
lichen Fabeln sind auch Anekdoten aus Gegenwart und nächster
682 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
Vergangenheit beigemischt. Mancherlei Verfolgungen welche
der Verfasser zu erfahren hatte steigerten sein Selbstgefühl.
Die Darstellung ist fließend; der Ton heiter, manchmal derb;
die Sprache rein, die Verse gewandt. Übrigens ist die Samm-
lung nicht vollständig auf uns gekommen. — Ein Zeitgenosse
von Phaedrus ist der Tragödiendichter P. Pomponius Secundus,
der mit seinen Arbeiten erst nach dem Tode des Tiberius hervor-
getreten zu sein scheint.
1. Überschrift: Phaedri, Augusti liberti, fabularum aesopiarum libri
Der patronus war wohl Augustus (div. Aug. Phabdb. 3, 10, 39), da Ti-
berius als Caesar Tiberius 2, 6, 7 bezeichnet wird. Lebensumstände nur
aus den Gedichten selbst bekannt. 3, prol. 1 Phaedri libellos. 17 ego quem
Pierio mater enixa est iugo. . . (20) quamvis in ipsa pacne natus sim schola.
(52) si Phryx Aesopus potuit, si Anacharsis Scytha aeiernam famam condcre
ingenio suo: ego litteratae qui sum propior Graeciae, cur somno inerti dc-
seram patriae decus? Threissa cum gens numeret auctores suos Linoque
Apollo sit parens, Musa Orpheo, qui saxa caniu movit usw. Daraus ergiebt
sich daß Phaedrus in Thrakien, bezw. Pierien, wirklich geboren war (s.
LScuwabe, RhM. 39, 476. ARiese vor s. Ausg.). Wortlaut und Zusammen-
hang verbieten die Auslegung (zB. von EWölfflin, RhM. 39, 167. JMählt,
WschfklPh. 1884, 946. WHabtbl, Wien. Studd. 7, 161) als wenn die Stelle
quem Pierio mater enixa est iugo nur so viel bedeutete wie 'der ich in
hellenischer, poetischer Luft aufgewachsen bin'. Phaedrus kam früh nach
Italien. 3, epil. 33 ego quondam legi quam puer sentcntiam 'pdlam mutire
plebeio piaculumsf (Ehnius trag. 376 V.) etc. Verfolgungen: 3, prol. 34 str-
vitus obnoxia, quia quae voltbat non audebat dicere, adfectus proprios in
fabellas transtulit, calumniamque fictis elusit iocis. ego porro ülius (des
Aesop) semita feci viam et cogitavi plura quam reliquerat, in calamitatem
deligens quaedam meam. guod si accusator alius Seiano foret, . . dignum
faterer esse me tantis malis. Stellen der beiden ersten Bücher, wenn nicht
die Anekdote über Tiberius (2, 6, 7), so doch vielleicht 1, 1, 15 (qui fictis
causis innocentes opprimunt) und 1, 2, 30 (vos quoque, o cives, . . hoc susti-
nete, maius ne veniat malum) u. dgl., scheinen also als gehässige An-
spielungen auf Zustande der Gegenwart angezeigt worden zu sein. Worin
die mala (drohende Anklage? Verbannung?) bestanden ist nicht bekannt.
Häufige Erwähnung • von Neidern: 2, epil. 7. 10. 3, prol. 23. 3, 9, 4. 4,
prol. 16. 4, 21, 1; vgl. 3, epil. 29 difficulter continetur Spiritus integritatis
qui sincerae conscius a noxiorum premitur insolentiis. Über die Stelle des
Skn. consol. ad Polyb. 8, 27 s. § 27, 2; doch 6. dazu Bücheler, RhM.
37, 336. Mangel äußerer Güter: 3, prol. 21 (quamvis . . curamque habendi
penitus cor de eraserim). Selbstbewußtsein 2, epil. 7. 3, 1 u. 12; 4 epil.
2. Verhältnis zu Aesop: 1, prol. 1 Aesopus auctor quam materiam rcp-
pcrit, hanc ego polivi versibus senariis. 4, prol. 11 fabulis, quas aesopias,
non Aesopi, nomino, quia paucas itte ostendit, ego plures fero etc. 4, 21. 6,
prol. Wenn auch die Erzählungen über Simonides (4, 22. 25), Sokratcs
(3, 9), Menander (5, 1) aus einer späteren attischen Sammlung stammen
§ 284 Phaedrus. 683
könnten (vgl. auch OCrusids, RhM. 39, 606), so jedesfalls nicht die über
Cn. Pompeins (App. 8), die aus der Zeit des Augustus und Tiberius (3, 10 und
5, 7. 2, 5, 7), und auf eigene Zugaben weist Pbaedrus 2, prol. 9. 3, prol. 38
ausdrücklich hin. Vgl. 3, 3. 4, 7. 4, 11. Der 5, 7 verhöhnte tibicen Prin-
ceps wird auf einer Inschrift genannt: Kellkbmann, specim. epigr. 138 L.
Cassi Principis tibicinis. Bücheler, RhM. 37, 332. — Die zwei ersten Bücher
scheinen zusammen (unter Tiberius) herausgegeben zu sein, da das erste
keinen Epilog hat (doch s. unten) und im dritten von den Schicksalen (prol. 38.
3, 10, 59; vgl. 4, 7, 1) derselben gesprochen wird. Später, nach des Ti-
berius Tode (vgl. 3, prol. 33 und dulcis libertas 3, 7, 1), das dritte Buch,
mit Prolog und Epilog, gewidmet dem Eutjrchus (dem unter Caligula mäch-
tigen Wagenlenker der Grünen? Buche leb, RhM. 37, 333) und bestimmt die
Sammlung abzuschließen (vgl. Epilog u. 4, prol.). Doch folgte noch ein
viertes, gerichtet an Particulo, der im Prolog als Schriftsteller (17 mihi
parta laus est, quod tu, quod similes tut vestras in Chartas verba transfertis
med) und im Epilog als vir sanetissimus bezeichnet wird, Bowie (als der
Dichter bereits bejahrt war, s. 5, 10) ein fünftes, worin (10, 10) Philetes
angeredet wird. Der Epilog der Appendix (A. 4) könnte zum ersten oder
fünften Buche gehören.
3. Phaedrus erfreut durch sachgemäßen, knappen, anmutigen Vortrag
und schlichte, natürliche Sprache, welche sich namentlich vom rhetorischen
Schwulst der Zeit weislich fernhält (vgl. den Spott über die cothurni . . . novi
4, 7). Besonders erstrebt er Kürze (2, prol. 12; vgl. 3, epil. 8. 4, epil.). Die
ausführlichste Fabel (3, 10) schließt (v. 59 f.); haec exsecutus sum propterea
pluribus, brevitate nimia quoniam quosdam offendimus. Mart. 3, 20, 5 an
aemulatur improbi iocos Phaedri? Das Beiwort wohl wogen der mancherlei
Anzüglichkeiten und Derbheiten (zB. 1, 18. 1, 29. 3, 3. 4, 15. 4, 18) in
der Sammlung. Obne Wahrscheinlichkeit denkt Fbiedländer zdSt. des
Mart. an einen (sonst ganz unbekannten) Mimographen. ioci nennt Phaedrus
selbst wiederholt seine Fabeln: 1, prol. 7. 3, prol. 37. 4, 2, 1. 4, 7, 2.
ThStangl erklärt das Beiwort improbus daher weil Phaedrus dieses Wort
mit Vorliebe (13mal) gebraucht habe. Manche abstracto Wendungen, wie
1, 13, 12 ingemuit corvi deeeptus Stupor, 2, 6, 23 iocata est tanta maiestas
ducis erinnern an die Manier des Valerius Maximus. Personification der
saneta religio 4, 11,' 4. CCauseret, de Phaedri sermone, Par. 1886. —
Wahl des Senars vielleicht unter dem Einflüsse des Publilius Syrus
(LMüller, ed. mai. p. ix). Auch in der Zulassung von Spondeeu im zweiten
und vierten Fuße stimmt Phaedr. mit diesem und den älteren Dichtern
überein. Sonst aber sind seine Verse gefeilt und die metrischen Gesetze
darin streng befolgt; s. LMüller, de re metr. 411; Phaedr. praef. p. ix ed.
mai.; RhM. 30, 618. PLahobn, RhM. 13, 197. Daß er sich auch auf höheren
Stil verstände zeigt 4, 7, 6. App. 6. Seneca (s. A. 1 gE.) weiß von Phaedrus
nichts oder will nichts von ihm wissen und Quintilian (1, 9, 2) spricht zwar
von aesopischen Fabeln in Versen, nennt aber seinen Namen nicht. Außer
Martialis erwähnt ihn allein Avianus (epist. ad Theodos.: Phaedrus etiam
parlem aliquant quinque in libellos resölvit). Eine Anspielung auf Phaedr.
4, 6, 10 bei Prüdent. cath. 7, 115. Eine Inschrift welche Phaedr. 3, 17, 12
enthält ist modern, 8. CIL. 3, p. 8*; 68*. Ritschl, op. 4, 261.
684 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Tiberius).
4. Die einzige Handschrift des Fhaedrus welche sich bis heute er-
halten hat ist der von PPithou bereits benutzte und nach ihm benannte
cod. b. IX/X, jetzt im Besitz des Marquis de Rosanbo auf du Mesnil bei
M ante s, zuletzt und am genausten verglichen von JBbrger (A. 5). Mit ihr
n'ächstver wandt und etwa gleichaltrig war der 1774 verbrannte Remensis.
Die sorgfältigste davon 1769 gemachte Vergleichung von ICVincent (einst
auf der Pariser Bibliothek, jetzt verloren) ist gleichfalls von Berger mit-
geteilt. Eine Aufzeichnung zahlreicher Lesarten des Remensis aus J. 1665
(jetzt in der Pariser Univ.-Bibl.) veröffentlichte EChatelain, rev. de philol.
11, 81. In einer Hs. des Vatican Regin. 1616 s. XII (chaita Danielis)
stehen 8 Fabeln des ersten Buchs (AMai, claas. auet 3, 307. duRieu,
.schedae Yaticanae p. 137, neue Vergleichung bei LMüller). Der P(ithoeanus)
und R(emensis) gehen auf eine Vorlage zurück welche selbst ein Auszug
aus einer umfassenderen Sammlung war. Die Unvollständigkeit der Samm-
lung PR erhellt schon aus der Ungleichheit der Fabel- (bez. Vers)zahl in den
einzelnen Büchern (I: 31; II: 8; III: 19; IV: 25; V: 10), aus dem Fehlen
von Fabeln worin arbores loquuntur (vgl. 1, prol. 6; s. aber eine solche
worin quercus fraxino ait usw. im Voss, bei Risse p. 71), aus der Lücke
4, 13 u. dgl. m. Vgl. auch TiiBjrt, d. antike Buchwesen, Berl. 1882, 385.
— Einen anderen Auszug aus der Ursammlung, welcher, zum Teil wenig-
stens, mehr als PR enthielt, benutzte NPerottus, als er um 1450 aus
Aesopu?, Avianus und Phaedrus mit eigenen Zutaten eine Fabelsammlung
zusammenstellte. Diese Perottische Sammlung ist erhalten in Hss. zu
Neapel — herausgg. von IACassitti, Neap. 1809 und CJanelli, Neap. 1811
— und Rom (Vatic. Urbin. 368, s. AMai, class. auet. 3, 278 und neue Ver-
gleichung bei LMüller). Durch sie sind uns 30 in PR nicht überlieferte
Fabeln bekannt geworden (die sog. Appendix, abgedr. auch AL. 799—830).
Endlich setzen auch die prosaischen Fabel-Paraphrasen des ranonymus
Nilanti* (=» Sammlung des Leid. Voss. 0. 15 s. XHI; abgedruckt: Fabulae
untiquae; acced. Romuli fab. Aesopiae, ed. IFNilant, Leid. 1709 und bei
Hervieux A. 6; s. LMülleb, RhM. 22, 507. EGrosse, JJ. 81, 781), des Ro-
mulus (§ 27) und einer Weißenburger Hs. (Gud. 148) in Wolfenbüttel s. X
einen vollständigeren Text des Phaedrus voraus. Sie bieten ungefähr 20
neue Fabeln, welche man (zB. Dressler und LMüller) versucht hat wieder
in das Metrum einzurenken. Dazu die nach Gregor. Tub. hist. Franc. 4, 9
p. 146 Arndt von König Theodobald um J. 560 verwendete Fabel von der
Schlange welche vollgesogen aus der Weinflasche nicht mehr herauskann,
ganz im Ton des Phaedrus und noch das Metrum durchschimmern lassend.
Bücheler, RhM. 41, 3. Vgl. im allg. oben § 27, 4.
5. Ed. prineeps von PPithoeüs, Autun 1596. Ausgg. v. NRigaltius
1617, in d. mythologia aesopica v. JNevklet (Frankf. 1610), v. PBurman
(Amsterd. 1698. Hag. 1718; cum novo comm., Leid. 1727), RBkntley (beim
Terenz 1726), JGSSchwabk (cum comm. perp., Halle 1779—81 111, und
Braunschw. 1806 II), NTitzb (Prag 1813), JBkrger de Xiykey (Paris 1830),
JCOrelli (Turic. 1831; supplementum ebd. 1832), CGDressler (recogn.,
Bautzen 1838 und Lpa. 1850), FEyssenhardt (recogn., Berl. 1867), LMüller
(recogn. et praef. est, Lps. 1868; mit Wörterb. v. ASchaubach, ebd. 31888).
§ 284 Phaedrns. 685
Desselben größere krit Ausg.: emend. adnot. suppl., Lp 8. 1877 (und dazu
ANauck, bull, de Tacad. de St. Petersb. 32, 434). Ed. ARiesk, Lps. 1885.
Schulausgaben zB. von JSiebelis (Lpz.6 1874 von F AEckstein),
FERabchig (Berl.8 1871 von RRichteb), CWNauck (Berl. 1865), OEichert
(Hannov. 1865), SKunkbl (Utrecht 1874), FRamorino, Turin 1884. — Wörter-
bucher zu Phaedr. von JBillerbeck, Lpz.8 1859. ASchaubach, ebd.8 1888,
OEichert, ebd.* 1877. Collmann , index Phaedrianus, Marb. 1841. —
Übersetzt zB. von HJKerleb (Stuttg. 1838), ARvB. (mit lateinischem Text,
Lpz. 1857).
6. LHesvieux, los fabulistes latins usw. (§ 27, 4), darin üb. Phaedrus,
Hss. Ausgg., der Text usw., vgl. dazu GPabis, journ. des savants 1884, 670.
1885, 37. FJacobs, Nachtrage zu Sulzer 6, 34. LPreller in Erscb und
Grubers Encykl. 3, 21, 363. ACEGlasewald, de Ph. fabulis, Greifsw. 1828.
L Müller, de Phaedri et Aviani fabulis, Lps. 1875. SConcato, Fedro, Bologna
1884. JMahly, ZföG. 22, 809. FZorn, BlfdbayrG. 11, 1. ASpenqel, Phil.
33, 722. MHauft, op. 3, 365. ThBerok, Phil. 16, 619. WHartel, Wiener
Studd. 7, 140. ANauck, Mel. gr.-rom. 4 (1880), 579; bull, de l'acad. de St.
Petersb. 32 (1888), 434. — Übersichten von EHetdenbeich, JB. 1884 2, 1.
206. 1885 2, 100.
7. Tac. a, 6, 8 relatwm (J. 784/31 n. Chr.) inde de . . Pomponio
Secundo. . . huic obiectabatur Aelii Gdlli (des Sohnes von Sejan) amicitia.
. . Pomponius', multa morum elegantia et ingenio inlustri, . . Tiberio su-
perstes fuit (nach mehrjähriger Haft im Hause seines Bruders, während
deren er wohl sich literarisch beschäftigte). 11, 13 Claudius (J. 800/47)
. . Üheatralem populi lasciviam severis edictis increpuit, quod in Publium
(falsch die Vornamen Q. oder L. bei Dio 59, 6, und Tac a. 12, 27) Potn-
ponium consularem (cos. suff. 797/44? 8. Mommsem, ind. Plin. p. 423) — is
carmina scenae dabat — . . probra iccerat. 12, 28 apud posteros . . car-
minum gloria praecellit. Vgl. dial. 13. Plin. NH. 7, 80 in Pomponio con-
sulari poeta; und 13, 83 apud Pomponium Secundum, vatetn civemque
darüsimum, vidi. 14, 56 referenUs (nos) vitam Pomponi Secundi vatis.
Plin. ep. 7, 17, 11 Pbmponius Secundus (hie scriptor tragoediarum) . . dicere
solebat Quint. 10, 1, 98 eorum (Tragödiendichter) quos viderim longe prin-
ceps Pomponius Secundus, quem senes quidem parum tragicum putabant,
eruditione ac nitore praestare confitebantur. Nachdenken über die Sprache :
Cuaris. GL. 1, 137, 23 Pomponius Secundus poeta (wollte omneis statt
omnes), ut refert Plinius (in seiner Biographie des Pomp. See. s. § 312, 2).
Dergleichen verhandelte er wohl in Briefen; ebd. 125, 23 cetariis Pomponius
Secundus ad Thraseam (§ 299, 7). Andere bewußte Spracheigentümlichkeiten
Diom. GL. 1, 371 und Prisc. ebd. 2, 538 {Pomponius Secundus ad Thraseam:
sancierat ius). Über Quint. 8, 3, 31 s. § 290, 5. Terentiax. Madr. 2135
(GL. 6, 889) in tragicis iunxere choris hunc (den daktylischen Tetrameter)
saepe diserti Annaeus Seneca et Pomponius ante Secundus, und 1965 (GL.
6, 384) inserü haec aeque Pomponius in choricis sie usw. Vgl. Mar.
Victorin. GL. 6, 115. 121. Als Titel ist nur Aeneas bekannt (Cbaris. GL.
1, 132 P. S. in Aenea)t der also eine praetexta gewesen sein wird (vgl.
Acro oben § 17, 4). Dagegen ist Nox. 144, 20 Pomponius Atreo wohl ver-
derbt und auch das Armorum iudxcium (Lactant. zu Stat. Theb. 10, 841)
686 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
wird von Pacuvius oder L. Aerius sein (oder auch von Pomponius Bono-
niensis, § 151, 4): s. B Schmidt, RhM. 16, 588. MHertz, de Scaevo, Bresl.
1869 p. 4. Vgl. Ribbeck, Trag, lat.* p. 231. 286. Welch kr, KhM. Suppl.
2, 3 (1841), 1440. PRE. 6, 1879.
b. Die Regierungszeit des Caligula, Claudius und Nero,
J. 37-68 n. Chr.
285. War unter Tiberius, bei der Neuheit der nackten
Despotie und der unheimlichen Art des Gebieters, die über-
wiegende Stimmung Gedrücktheit , so herrscht unter seinen
Nachfolgern aus dem julischen Hause eine krankhafte Lebendig-
keit, ja oft Lustigkeit. Eine Menge der aufregendsten Szenen
geht an den Augen der Zeit vorüber: Herrscher und Günstlinge
sieht man aufsteigen, ihre Stellung wahnsinnig ausbeuten und
jählings wieder fallen: an die raschesten Wechselfalle und das
tollste Gebaren gewöhnt, sieht man dem zu mit der neugierigen
Spannung welche ein fesselndes Schauspiel erregt, und gerät aus
dieser Stimmung kaum dann wann die eigene Person an die
Reihe kommt. Vernunft scheint nirgends zu walten; Intriken
sind es welche die Änderungen herbeiführen, Schlauheit, Schlechtig-
keit oder rohe Gewalt: man ergiebt sich einer nihilistischen
Fassung, welche das Heute auskostet, für morgen auf alles ge-
faßt ist und im besten Falle der entfernteren Zukunft sich ge-
tröstet. Die vorbildliche Gestalt dieser Zeit ist Seneca; aber
auch Persius und Lucanus und Petronius sind nur verschiedene
Wirkungen derselben Ursachen. Männer ernsteren Sinns, wie
Paetus Thrasea und Helvidius Priscus, klammern sich an die
stoische Lehre an und suchen in deren Selbstgenügsamkeit Er-
satz für die trostlosen Zustände der Gegenwart. Jener Charakter
der "Zeit spiegelt sich am treuesten ab in den philosophischen
Schriften wie sie Seneca verfaßte. Für unbefangene Geschicht-
schreibung ist die Zeit sehr wenig günstig; doch hat Claudius
persönliche Teilnahme für Geschichtliches , und so finden wir
unter ihm neben rhetorisch gefärbten Erzählern, wie Servil ius
Nonianus und Curtius Rufus, auch nüchterne Forscher wie
Cornelius Bocchus, Columella, Asconius und Pomponius Mela.
Dagegen begünstigt Nero die Poesie; zugleich bietet dieselbe
Gelegenheit durch recitationes den Durst nach Beifall zu stillen
und gewährt Hoffnung auf Unsterblichkeit des Namens. Daher
sind ihre verschiedensten Gattungen vertreten, die Tragödie
§ 285 Caügula bis Nero. Übersicht. 687
durch Seneca und Curiatius Maternus, das geschichtliche Epos
durch Lucanus, das Lehrgedicht durch den Aetna, die Satire durch
Persius, das Idyll durch Calpurnius Siculus und die Lyrik durch
Baasas. Nur für die Komödie ist neben dem Mimus und Panto-
mimus kein Baum; aber der lustig ironisierende Sittenroman
hat seinen Meister in Petronius. Auch die Schulberedsamkeit
wird eifrig fortbetrieben ; doch das ewige Einerlei und der
Mangel an gesunder Nahrung macht ihre Kräfte schwinden. Da-
neben geht die Jurisprudenz ihren Weg weiter, und die Gram-
matik ist durch Valerius Prohus tüchtig vertreten.
1. Aus dieser Zeit der Mimus Laureolus eines Catullus. Tbbtull. adv.
Valent. 14 nullum GatuUi Laureolum fuerit exercitata. luv. 13, 111 (mit Schol.)
mimum agit üle, urbani quälem fugitivus scurra CatülU. Suet. Galig. 57 in
Laureolo mimo . . eruoreseena abundavit. Ioseph. antiq. 19, 1, 13 ufitog stodysxai
(kurz vor Caligulas Ermordung) xcc&' ov axavQovxai Ijjoxüv rjysfuov. Mart.
de spect. 7. Iov. 8, 187 mit Schol. Von demselben Catullus auch ein
Mimus betitelt Phasma (luv. 8, 186 mit Schol.). Vgl. noch Mart. 6, 80, 3
facundi scaena Catulli. Anderes § 8, 1. — Zu Pers. 1, 134 his mane edic-
tum, post prandia Calliroen do (dem Zusammenhang nach ein erotisches
Gedicht) bemerkt ein Scholiast (p. 278 Jahn): Calliroe, quam Paris ante
Edenae raptum habebat, quae deserta multum dicüur rupti amoris dulce
fiev%88e consortium: hanc comoediam scripsit Atines Celer pueriliter. Ob diese
Notiz Glauben verdient ist ganz zweifelhaft: für den jedesfalls verderbten
Namen vermutet FBüchblbr, BhM. 34, 346, Asinius Celer (Freund des Kaisers
Claudius, aber unter ihm hingerichtet, PRE. 1*, 1867).
2. Süidas 1, p. 626 Bernh. Evodog'Podtog iitonoiog, ysyovmg tnl Ni-
pttvo?, 6 &avp,a£6[i£Vog slg (fofia'CxTjv itoirjoiv. tovxov xa ßißlfa ov <pa(vtxai.
Vielleicht der Verfasser von Anth. Planud. epigr. 116 u. 165.
3. Schon unter Claudius finden wir eine 'literarische Abteilung9 am
Kaiserhofe: das Amt a studiis. Polybius (§ 289, 4) bekleidete es unter
jenem Kaiser: ob auch Callistus? § 294, 3. Unter Hadrian war L. Iulius
Vestinus iniatdtrig tov povottov Kai tnl zmv iv 'Paptf ßißliod"rjnmv Kai
int xyg naidtCag («= a studiis) 'jidotctvov, imctoXsvg tov avxov ccvxo-
nodtooog (CIG. 3, 5900). öfters auf Inschriften Beamte a studiis Augg.,
magistri a studiis Augg., magistri studiorum. Friedländeb, SG. 1°, 109.
Über den Geschäftskreis des Amtes sind wir nicht unterrichtet: er mag
sich auf die Oberverwaltung der kaiserlichen Bibliotheken , auf die Befrie-
digung der literarischen Bedürfnisse des Kaisers, auf Vermittlung zwi-
schen dem Hof und der literarischen Welt erstreckt haben. — DDidkrot,
essai sur les regnes de Claude. et de Ne'ron et sur les moeurs et les Berits
de Seneque, Par. 1779 und sonst. HLehmann, Claudius u. Nero n. ihre
Zeit. I Claudius u. s. Zeit, Gotha 1858. HSchillkr, Gesch. des röm.
Kaiserreichs unter Nero, Berl. 1872. Über die Literatur in der Zeit ebd.
S. 608.
688 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
286. Von den Herrschern dieser Zeit war C. Caesar (Caligula,
geb. J. 765/12, f 794/41) der einzige welcher nicht selbst auch
Schriften herausgab. Claudius (J. 744/10 v. Chr. — 807/54
n. Chr.) schrieb sogar vieles, vor seinem Regierungsantritt wie
als Kaiser, namentlich Geschichtliches, und versuchte eine Ver-
besserung des lateinischen Alphabets. Aber die grenzenlose
Schwäche seines Geistes und vollends seines Charakters lastete
als Fluch auch auf dem was er etwa Vernünftiges tat oder
schrieb und ließ von seinen eigentlichen literarischen Leistungen
nichts auf die Nachwelt gelangen. Nur inschriftlich sind Proben
seines Wesens erhalten. Nero (J. 790/37—821/68 n. Chr.) war
zwar für Beredsamkeit wenig ausgebildet, machte aber um
so eifriger Verse, namentlich in epischen (Troica) wie in me-
lischen Maßen, und deren öffentlicher Vortrag bildete eine der
harmloseren Seiten seiner Tollheit. Seine Mutter Agrippina,
Claudius7 Gattin, verfaßte Denkwürdigkeiten, ohne Zweifel als
ein Mittel für die Zwecke ihrer Herrschsucht.
1. Sueton. Caligula 53 ex disciplinis liberalibus minimum eruditioni,
eloquentiae plurimum attendü, quantumvis facundus et promptes, utique si
perorandum in aliquem esset, irato et verba et sententiae suppetebant. . .
lenius comptiusque scribendi genus adeo contemnens ut Senecam tum maxime
placentem commissiones meras componere et arenam esse sine calce diceret.
solebat etiam prosperis oratorum dctionibus reseribere et magnorum in senatu
reorum accusationes defensionesque meditari ac, prout stilus cesserat, vel
onerare sententia quemque vel sublevare, equestri quoque ordine ad audiendum
invitato per edicta. 34 cogüavit etiam de Homeri carminibus abolendis. . .
sed et Vergilii ac Tili Livi scripta et imagines paülum afuit quin ex omnibus
bibliothecis amoveret, quorum alterum ut nullius ingenii minimaeque (C Peter:
nimiaeque) doctrinae, alterum ut verbosum in historia neglegentemque carpebat.
de iuris quoque consultis , quasi scientiae eorum omnem usum aboliturus,
saepe iactavit se mehercule effecturum ne quid respondere possint praeter eum.
Ohne Zweifel irrig Suid. (1, 1, 1059) rdtog Kcclöccq, dg iite%Xrj1hi KalXiyolaq,
^to^txr/v tijynv 'Papcu'Hco?, aus Verwechslung mit C. lulius Caesar, welchem
Suid. 8. v. KaiaccQ (vgl. 8. v. rdiog) zi%vr\v y§a\L\L<xxiv.r\v 'Pcopalyicbg (» de
analogia, § 19fr, 4) beilegt.
2. Dio 60, 2, 1 KXccvdiog . . aal nal Iv natSefa fjaKnzo mars %al
Gvyy$aip(u xivct. Suet. Claud. 11 ad fratris (des Germanicus) memoriam
comoediam quoque graecam Neapolitano certamine docuit ac de sententia
iudicum coronavit (vgl. Sen. apocol. 12 — in der Totonklage auf Clau-
dius — : vosque poetae lugete novi). 33 aleam studiosissime lusit; de cuius
arte Ubrum quoque emisit. 40 principi neque infacundo neque indocto, immo
etiam pertinatiter liberdlibus studiis dedito. 41 historiam in adulescentia,
hortante T. Livio, Sutyicio vero Flavo etiam adiuvante, scribere adgressus
est. et cum primum frequenti audüorio commisisset aegre perlegit, refrigeratus
§ 286 Caligula und ClaudiuB. 689
saepe a semet ipso, in principatu quoque et scripsit plurimum et assidue
recitavit per lectorem. initium autem sumpsit historiae post caedem Caesaris
dictatoris, sed et transiit ad inferior a tempora coepitque a pace civüi etc.
(oben § 219, 5). prioris materiae duo Volumina, posteriori» XXXXI
reliquit composuit et de vüa sua VIII Volumina, magis inepte quam in-
eleganter; item Oiceronis defensionem adversus Asini Galli libros (§ 276, 3)
satis eruditam. 42 nee minore cura graeca studia secutus est, amorem prae-
stantiamque linguae occasione omni professus. . . denique et graecas scripsit
historias , TvQQtjvinSv XX, KccQxrjdoviccxmv VIII. Vgl. Sen. apocol. 6
Claudius gaudet esse ülic philologos homines, sperat futurum aliquem historiis
suis locum. Scet. Claud. 21 quamvis ipse in historiis suis prodit. Plin.
NH. 12, 78 historiis Claudii Caesaris, auch 5, 63. 6, 27. 6, 31. 6, 128.
7, 36 citiert ihn Pliniüs; im QVerz. wird er genannt zu B. 5. 6. 12. 13.
HPeteb, hist. fragm. 295. — Lex agrorum ex commentario Claudi Caesaris
erwähnt in dem liber coloniarum, Schriften d. röm. Feldmesser 1, p. 211,
23 L., wofür aber Mommsen (ebd. 2, 160) C. Iuli Caesaris schreibt. Tage-
bücher (commentarii) des Claud. erwähnt Tac. a. 13, 43 (vgl. hißt. 4, 40
commentarii principales).
3. Soet. Claud. 41 novas etiam commentus est litt er as tres ac numero
veterum quasi maxime necessarias addidit; de quarum ratione cum privatus
adhuc völumen edidisset, mox prineeps (aber erst Ende 800/47 n. Chr. als
Censor, Tac. a. 11, 13) non difficulter optinuit ut in usu quoque promiscuo
essent. extat talis scriptura in plerisque libris ac diurnis titulisque operum.
Tac. a. 11, 13 novas litterarum formas addidit volgavitque. 14 Claudius
tres litter as adiecit, quae usui imperitante eo, post dblitteratae, aspiciuntur
etiam nunc in aere publico per fora ac tempHa fixo. Es sind dies die drei
Buchstaben j (digamma inversum) für consonantisches V, 0 (antißigma)
fär ps, H (linke Hälfte von H) für den Laut zwischen i und u (y).
Dazu kam auch noch die Bückführung von AI statt des Diphthongen
AE. Diese Vermehrung des lateinischen Alphabets, an sich von sehr
zweifelhafter Notwendigkeit und Nützlichkeit (nur von der. ersten Neuerung
Qunrr. 1, 7, 26 nee inutüiter Claudius . . illam . . litteram adiecerat, und
Pbisc. GL. 2, 15 quod quamvis Uli recte visum est, tarnen consuetudo antiqua
superavit\ hätte, auch wenn sie von einem geachteteren Fürsten ausgegangen
wäre, schwerlich Bestand gehabt; überdies hatte sie Claudius, wie es
scheint, nur empfohlen; und so fand sie schon bei seinen Lebzeiten in den
entfernteren Reichsteilen sowie auf den Münzen fast niemals Anwendung,
in der Nähe der Hauptstadt nur ungleichmäßige. Das antisigma läßt sich
nur auf einer Inschrift, und ohne Sicherheit, nachweisen. Über den ganzen
Gegenstand, nebst Sammlung der einschlägigen Inschriften, FBücheler, de
Ti. Claudio Caesare grammatico, Elberf. 1856. Vgl. RhM. 13, 155. Ephem.
epigr. 1, 80. Herrn. 2, 63. Cobssen, Aussprache 1*, 26.
4. Erhalten ist von Claudius, auf einer im J. 1524 zu Lyon ausgegrabe-
nen Erztafel, ein Teil der Rede welche er J. 801/48 n. Chr. im Senat zu
Gunsten der Zulassung des gallischen Adels zu den römischen Ämtern hielt.
Tacitüs giebt a. 11, 24 davon einen Auszug. Ob Claudius zu dieser Rede
diejenige des Canuleius bei Liv. 4, 3 benützt hat? AZingkble, ZföG.
37, 255. — Abgedruckt ist dieser merkwürdige Überrest in vielen Ausgaben
Tsuftsl-Scbwabb, Rom. Lit.-Geach. 5. Aufl. 44
690 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
der Annalen des Tacitus, zB. von KNipperdey, Orelli-Baitbr und sonst.
ABoissieu, inscript. de Lyon (Lyon 1846) p. 136. Bruns, fontes6 177 (nach
neuer Prüfung der Tafel). Nirbuhr, kl. Sehr. 2, 26. AComarmond, description
. . des tahles de Claude, Lyon 1847. JBMokfalcon, la table de Claude, Par.
1868. LdklaSaussaye, les tables claudiennes, Lyon 1873.
5. Außerdem wurde 1869 im südlichen Tirol ein Erlaß des Claudius
über das römische Bürgerrecht der Anauner, vom 16. März 799/46 n. Chr. ge-
funden, abgedruckt CIL. 6, 6060. Bruns6 224. Vgl. FKENNga,ein Edict desK. Cl.v
Wien 1869; und bes. Mommsrh, Herrn. 4, 99, wo 8. 107: rder Anfang (des
Edicts) mit seinen in einander gewickelten Relativsätzen und mit der un-
geschickten Verschiebung des Hauptsubjects in einen Nebensatz, vor allen
Dingen aber mit seiner unerhörten Anakoluthie, ist in hohem Grade
charakteristisch für den gelehrten Verkehrten auf dem Thron'.
6. Tac. a. 4, 63 id ego . . repperi in commentariis Agrippinae filiae,
quae Neronis principxs mater vitam suam et casus suorum posteris memoravü.
Plin. NH. 7, 46 Neronem . . pedibus gentium scribit parens eius Agrippina,
und im QVerz. B. 7 Agrippina Claudi. Sie starb J. 69, geboren war sie
J. 16 (14?) n. Chr. (s. Mommsen, Herrn. 13, 264. JFroitzheim, Phil. 31, 186;
de Tac. fontibus [Bonn 1873] 40; RhM. 32, 340; auch HDüntzeb, Monats-
sehr. f. d. Gesch. Westdeutschl. 6 [1880], 23). Im allg. vgl. PRE. 1*, .613.
AStahb, Agrippina, die Mutter des Nero, Berl. 1867. Da die Schriftsteller
für kein Ereignis von Neros Regierung sich auf das — doch so wichtige —
Zeugnis dieser Denkwürdigkeiten berufen, so scheinen sie vor der Thron-
besteigung ihres Sohnes veröffentlicht zu sein. Vgl. Lehmann, Claudius S. 6.
7. Sdet. Nero 62 liberales discipUnas omnes fere puer attigit sed
a philosophia cum mater avertit , monens imperaturo contrariam esse, a
cognüione veterum oratorum Seneea praeeeptor, quo diutius in admiratione
sui detineret. (Doch läßt Tac. a. 14, 66 den Nero zu Seneea sagen: quod
meditatae orationi tuae statim oacurram, id primum tui muneris habeo, qui
me . . subita expedire docuisH. Vgl. A. 11.) itaque ad poeticam pronus
carmina Ubenter ac sine labore composuit . . venere in manus meas pugillares
libellique cum quibusdam notissimis versibus, ipsius chirographo scriptis, ut
facile appareret non tralatos aut dietante aliquo exceptos, sed plane quasi a
cogitante atque gener ante exaratos; ita multa et deleta et indueta et super-
scripta inerant. ebd. 10 declatnavit saepius publice, recitavü et carmina,
non modo dornt sed et in theatro, tanta universorum laetitia (zu Anfang
seiner Regierung) ut ob recitationem supplicatio decreta sit eaque pars cor-
minum aureis litteris Iovi Capitölino dicata. Tag. a. 13, 3 Nero . . aliquando
carminibus pangendis inesse stbi elementa doctrinae ostendebat. 14, 16 cor-
minum quoque Studium adfeetavit, contractis quibus dliqua pangendi facultas
needum insignis erat, hi cenati considere simul et adlatos vel ibidem repertos
versus conectere atque ipsius verba quoquo modo prolata supplere, quod
species ipsa carminum docet, non impetu et instinetu nee ore uno fluens.
8. Dio 62, 29 iv navdrjficp xivl &£a (den quinquennalia J. 818/66) . .
aviyvco TqcoCxcc xiva sctvxov «ot^uatec. Vgl. luv. 8, 221. Schol. Pers. 1, 121.
AL. 726, 38 PLM. 3, 62. Aus diesem Epos Angaben bei Serv. georg. 3, 36.
Aen. 5, 370. Daraus wohl die drei Hexameter bei Schol. Lucan. 3, 261
§ 286 Nero. 691
(de hoc ait Nero in primo libro: Quique etc.) und wohl auch der Hexameter
bei Seh. nat. qu. 1, 6, 6 {ut ait Nero Caesar disertissime), das hemistichium
Neronis bei Süet. vita Lucani (p. 51, 10 Rff.), sowie die formell glänzenden,
aber völlig inhaltsleeren Hexameter bei Pebsius 1, 93—96. 99—102, wozu
Schol.: dicit hos versus Neronis (p. 269 J.), und: hi versus Neronis sunt
(p. 271, 1 f. J.); vgl. OJahhs Pers. p. lxxviii. WTkuffbl, Übersetz, d. Pers.
(Stuttg. 1857) S. 44. Wohl ein Abschnitt dieser Troica war die "AXmoig
'Ilüvo welche Nero beim Brande Roms (J. 64 n. Chr.) zur Eithara vortrug.
Dio 62, 18 zr\v 0%8vr)v xr\v xWraga>£txqv Xccßav yoev aXaciv . . 'lliov.
Scbt. Ner. 38 halosin HU in Mo suo scenico habüu decantavit, vgl. § 305, 4
und Tac. a. 15, 39. — Dio 61, 20 Ui&aQCßdjjos xe "Axxiv xivä V Ba%%ag. Subt.
Ner. 21 Niobatn se cantaturum. Subt. Vitell. 11 Neroniana cantica. Vgl.
A. 9. — Dio 62, 29 nageaxsvdtsto ds Ag xai tag xav KP(opaC<ov nQa&iq
äxdcccg 6vyyQcnpmv iv inseiv xai nsqt ys xov nXrj&ovg xmv ßißlüov, tiqIv xai
bxiovv avxäbv ovv&sivccl, ioxeipaxo.
9. Einzelvortrage aus Tragödien oder nach Art derselben im Kostüm
der Rolle (§ 13, 6): Subt. Ner. 21 tragoedias quoque cantavit personatus
heroum deorumqüe item heroidum ac dearum personis effectis ad simüitudinem
oris sui et feminae, prout quamque diligeret. inter cetera cantavit Canacem
parturientem, Orestem matricidam, Oedipodem excaecatum (vgl. ebd. 46), Her-
culem insanum. Vgl. ebd. 24 {in tragico quodam actu). Philostbat. vit.
Apoll 4, 39 admv xa xov NsQmvog piln. . . inrjye (idXn xa uhv i£ 'ÖQsaxsfag,
xa dl i£ 'Avxiyovr\g , xa d* bno&svovv xmv XQaycpdovpivtDV avx<p, xai tpdag
inapnxsv bnooag Nsqoov iXvyt£i xb xai xaxa>s iaxQStpev. Vgl. ebd. 5, 7.
10. Plin. NH. 37, 50 Bomitius Nero . . quodam carmine. Gedichte
(Elegien?) lüsternen Inhalts, Mabt. 9, 26, 9 {Nero . . lascivum iuvenis cum
tibi lusit opus); vgl. 8, 70, 8. Plin. epp. 5, 3, 6 (oben § 31, 1). Satirisches:
Subt. Domii 1 Clodium Pollionem praetorium virum in quem est poema Ne-
ronis quod inscribüur Luscio, und gegen QuintianuB {mollitia corporis in-
famis et a Nerone probroso carmine diffamatus, Tac. a. 15, 49). Subt.
Ner. 24 quamvis id ipsum in rege Miihridate carmine quodam suo repre-
hendisset. Wegen solcher Angriffe heißt er bei luv. 4, 106 cinaedus saturam
scribens. — OJahns Prolegg. zu Pers. p. lxxv. AHaakh, PRE. 5, 579. HSchilleb,
Nero 610. 611. 619. KFrtbdländeb, Sittengesch. Roms 2&, 404.
11. Tag. a. 13, 3 adnotdbant seniores . . primum ex iis qui rerum potiti
essent Neronein alienae facundiae eguisse. Vgl. A. 7 u. § 287, 2. Dio 61, 3
xoaavxa xai *obg xi\v ßovXrjv, nqog xov Ssvixov mal aüxa yqawivxa, av&yvm.
Die Reden, welche Subt. Ner. 7 erwähnt, die Dankrede im Senat, pro
Bononiensibus latme, pro Bhodiis atque Iliensibus graece, werden wohl gleich-
falls von Seneca verfaßt gewesen sein. — Subt. Nero 24 quae beneficia (Frei-
heit für Achaia usw.) e medio stadio Isthmiorum die sua ipsa voce pro-
nmUiavit. Die bei dieser Gelegenheit von Nero gehaltene schwülstig ab-
geschmackte Rede ist kürzlich auf einer Inschrift bei Akraiphia in Böotien
entdeckt worden (vgl. zB. Berl. WschrfklPhil. 1889, 106). — Ungenau
sagt Fborto ad. Ver. p. 124 über die Kaiser nach Tiberius bis Vespasian:
quis eorum oratione sua popülum aut senatum ad fori, quis edictum, quis
epistulam suismet verbis componere potuit? Vgl. oben A. 1. 4. 5. 7. — Schol.
44*
692 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
luv. 6, 434 Statilia Messalina post Neronem (dessen dritte Gemahlin sie
war) interemptum et opibus et forma et ingenio plurimum viguit. consectata
est usum eloqueniiae usque ad Studium declamandi.
287. Über die Regierungszeit samtlicher drei Kaiser erstreckt
sich die schriftstellerische Tätigkeit des L. Annaeus Seneca
(ungefähr J. 750/4 v. Chr. bis 818/65 n. Chr.). Unter Gaius
(Caligula) schon Senatsmitglied, wurde er unter Claudius, bald nach
dessen Regierungsantritt, auf Messalinas Betreiben nach Corsica
verbannt (J. 41), jedoch nach achtjähriger Abwesenheit durch
Agrippina zurückgerufen (J. 49), mit der Erziehung ihres Sohnes
Nero betraut und zum Praetor ernannt. Unter Nero erreichte
er das Consulat und war eine Zeit lang tatsächlicher Lenker des
Staates, fiel aber dann (J. 65) wegen angeblicher Teilnahme an
der pisonischen Verschworung in Ungnade und wurde genötigt
sich den Tod zu geben. Seneca ist die glänzendste Erschei-
nung dieser Zeit. An Formgewandtheit nur mit Ovidius ver-
gleichbar, an Geist ihm weit überlegen, hatte er zwar zugleich
ein lebhaftes Gefühl seiner Vorzüge und wußte auch den Ver-
suchungen der Gelegenheit und Macht und den Eingebungen des
Augenblicks keineswegs immer zu widerstehen. Aber einen ver-
werflichen Gebrauch hat er von seiner großen Begabung und
hohen Stellung doch nur selten gemacht, und wenn sein Leben
die Weisheit oft zur Klugheit abgeschwächt zeigt, so bewies sein
Sterben entschlossenen Verzicht auf die Güter dieses Lebens.
1. Geboren war Seneca zu Gorduba (s. § 269, 1. Cordubensis nostri,
Sbn. 3, p. 434 Hse.) als zweiter von drei Brüdern (§ 269, 2 £.). Mutter Helvia,
s. die Tro8tschrift an sie und § 269, 1. Von deren Schwester (nachher
Gattin eines Mannes der 16 Jahre lang praef. Aegypti war, wohl des Vi-
trasius Pollio) cons. ad Helv. 19, 2 ülius manibus in urbem perlatus sum,
Uliu8 pio matemoque nutricio per longum tempus aeger convalui; tUa pro
quaestura mea gratiam suam cxtendit. Auch später war Seneca kränklich,
epp. 64, 1 mala valitudo repente me invasit. 'quo genere?' inquis. prorsus
merito interrogas: adeo nullum mihi ignotum est; vgl Ma&x, das Leiden des
Philos. Sen. (chronisch aussetzender Herzschlag), Abh. der Gott. Ges. d.
Wiss. 1872. Seine Lehrer in Born waren Fabianus (§ 266, 10), Attalus
(PRE. l>, 2055) und Sotion (ep. 49, 2. 108, 17; Hiebon. ad Eus. chron.
ad ann. Abrah. 2029 « 13 n. Chr. Sotio phüosophus Alexandrinus , prae-
ceptor Senecae, clarus habetur; vgl. FNibtzschb, RhM.23,639, HDiels, doxogr.
gr. 256). Nach des Attalos Rat verschmähte Seneca mancherlei Genüsse
des Lebens (epp. 108, 13 — 16), auf Sotions Anregung hin enthielt er sich
sogar nach Pythagoras und Seztius (§ 266 , 5) ein Jahr lang der Fleisch-
nahrang, epp. 108, 17—22. Bewunderer des Kynikers Demetrios (von Su-
nion, vgl. unten § 299, 7. 311, 2): epp. 62, 1 Demetrium virum Optimum,
§ 287 Seneca (Leben und Charakter). 693
mecum eircumfero et relictis conchyliatis cum illo seminudo löquor, illum
admiror u. a. St Von Asinius Pollio (f 758/6, § 221, 1) wußte Seneca noch
aus persönlicher Erinnerung (de tranquill. 17, 7). epist. 49, 2 quid non
*modo7 est si recorderis? modo apud Sotionem puer sedi, modo causas agere
coepi, modo desii veUe agere, modo desii posse, ebd. 108, 22 in Tiberii
Caesaris principatum iuventae tempus inciderut. Dio 69, 19, 7 (J. 39) 6
Zsvixaq 6 "Jvpioq 6 Aovhioq . . dieq&ctQT] Ttatf oXlyov . . ort $Ut]v xiva iv
xm awsÖQÜp itagovxog avxov (des Caligula) xalcog slnev. Als J. 41 die
jüngste (J. 18 geborene) Tochter des Germanicus und Schwester des Caligula,
Iulia Livilla, durch Messalina in die Verbannung getrieben wurde, traf
gleiches Los auch den Seneca, als ihren Buhlen (Tac. a. 18, 42. Dio 61, 10.
Schol. luv. 5, 109; s. FGlöckneb, RhM. 36, 486). Nach Corsica begleitete
ihn vielleicht Caesonius Maximus (Mabt. 7, 44 f. und dazu Fbiedländeb;
vgl. Se». ep. 87, 2). Tag. a. 12, 8 (J. 49) Agrippina . . veniam exüii pro
Annaeo Seneca, simul praeturam impetrat, . . ut Domitii puerüia tali ma-
gistro adolesceret et consüiis eiusdem ad spem dominationis uterentur, quia
Seneca fidus in Agrippinam memoria beneficii et infensus Claudio dolore
iniuriae credebatur. Slkt. Nero 7 undecimo aetatis anno a Claudio adopta-
tus. est Annaeoque Senecae iam tunc senatori in disciplinam traditus, Schol.
luv. aO. (p. 264 J.) revocatus . . etsi magno desiderio Athenas intenderet ab
Agrippina tarnen erudiendo Neroni in palatium adductus. Verdächtigung
seines Verhältnisses auch zu Agrippina; Dio 61, 10 ov yocQ dicsxQrjasv avzm
xr\v 'iovMctv poi%sva*it ovSh ßsXtfav h% xrjg tpvyrjg iyevero, aXXä xcci tij
'AyQimtivy . . inlriatatev. Dabei könnte aber der Verführte er gewesen
sein. Cos. suff. J. 809/66? vgl. Mommbkn, Herrn. 12, 127. BBorqhesi, oeuvr.
4, 391. WHehzks, Herrn. 2, 46. Wie er sich in schwieriger Zeit durchhalf
verrät Seneca Öfters, zB. de otio 3, 3 si resp, corruptior est quam ut adiuvari
possit, si occupata est malis, non nitetur sapiens in supervacuum nee se nihil
profuturus impendet. Vgl. § 333, 8 gE. — Büste des Seneca (in einer
Doppelherme mit der Büste des Sokrates verbunden, beide Namen inschrift-
lich) in Berlin, abgebildet Arch. Zeit. 38 (1880), Taf. 6. Vgl. JJBkbsoulli,
rem. Ikonogr. 1, 276.
2. Einfluß des Seneca auf Nero in dessen besseren Anfangen, zum
Teil durch gefährliche Mittel aufrecht erhalten. Dio 61, 4 avrol (Seneca
und Burrus) xr\v aQ%i\v aitcteav nccQiXaßov xai dttourjcav &q>' oeov rjdvvrjjrn-
cav agicra xai dixatorara. Tac. a. 13, 2 ibatur in caedes, nisi Afranius
Burrus et Annaeus Seneca obviam issent. hi rectores imperatoriae iuventae
et . . concordes diversa arte ex aequo pollebant, . . Seneca praeeeptis eloquentiae
et comitate honesta, iuvantes invicem, quo facilius lübricam prineipis aetatem,
si virtutem aspernaretur , völuptatibus concessis retinerent (gegen letzteres
Dio 61, 4); ebd. 11 clementiam suam obstringens (Nero) crebris orationibus,
quas Seneca, testificando quam honesta praeeiperet vel iaetandi ingenii, voce
prineipis vulgabat. 13 donec . . exueret obsequium in matrem seque Senecae
permitteret, ex cuius familiär ibus Annaeus Serenus simulatione amoris ad'
versus eandem libertam (Akte) primas adolescentis (Nero) cupidines velaverat
Plin. NH. 14, 61 Annaeo Seneca, principe tum eruditorum ac potentia, quae
postremo nimia ruit super ipsum, minime utique miratore inanium. Ver-
wertung der günstigen Gelegenheit. Tac. a. 13, 42 qua sapientia, quibus
694 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudias und Nero).
philosophorum praeceptis intra quadriennium regiae amicitiae ter tnüies
sesterHum paravisset (Seneca)? Bomae testamenta et orbos velut indagine
eius capi, ItaUatn et provincias itnmenso fenore hauriri. Beispiel solcher
Geldspeculationen bei Dio 62, 2. Vgl. ebd. 61, 10 xai iv äXXoig ndvza zd
havzicozaza otg icpiXooocpsi noinv rjlty%&rj. xai yaq zvQuvvtöog %azr}yoQ(DV
. . ov% dcplazazo zov naXaztov . . zoig te nXovzovatv iynalav (? vgl. Seh.
vit. beat. 17) ova(av enxcciuo%ili(ov xai nsvzccxooüov pvQtddo>v intrfacczo,
xai zag noXvzsXstag zav aXXoov aizimfisvog nsvzanoaiovg zoinodag . . sl%s-
. . zag äosXystag ug nodtzmv ydpov zs im<pccveazazov iynpe (mit Pompeia
Paulina, Tac. a. 16, 60) xai (istQanCoig i£<6ooig £%aioe xai zovzo xai zov
NsQ(ova noitlv idtöa&. Dagegen Tac. a. 14, 53 Seneca zu Nero: tamtum
honorutn atque oputn in tne cumulasti ut nihil felicitati meae desit nisi mode-
ratio eins. Vgl. ebd. 14, 62 variis criminationibus Senecam adoriuntur, tam-
quam ingentes et privatum modum evectas apes adhue augeret, . . . hortorum
quoque amoenitate et villarum (zB. Nomentana ep. 104, 1. 110, 1; Albana
ep. 123, 1) magnitudine quasi principem super grederetur. Tacitus hat den
Seneca sehr viel besser verstanden ah Dio, der häufig den neidischen
Stadtklatsch gegen ihn wiedergiebt und sogar an der Art seines Sterbens
zu mäkeln sucht (62, 26). Im ganzen konnte Seneca, wenn er sich mit
anderen verglich und erwog was er alles vermocht und unterlassen
hatte, am Ende seines Lebens mit Buhe auf seine Vergangenheit zurück-
blicken. Ergreifend schildert Tacitus Senecas Tod a. 15, 62. Etwas Be-
rechnung der Wirkung ist zwar auch in der Art seines Sterbens (er wollte
als ein zweiter Sokrates sterben, s. A. 1 E.) , doch mindert das kaum den
Wert der Tat.
8. DDidbbot, s. § 286, 3. Zblleb, Philos. d. Gr. 3a, 1, 693. EFGblpkr,
de Sen. vita et moribus, Bern 1848. AMabtbns, de Senecae vitae et de
tempore quo scripta eius philosophica usw., Altona 1871. AIMDiepenbrock,
Sen. philos. vita, Amsterd. 1888. PHochabt, e"tudes sur la vie de S., Par.
1885. IAHeikel, Sen.s Charakter und politische Tätigkeit (Acta soc. scient.
fenn. B. 16), Helsingf. 1886.
288, Auch als Schriftsteller ist Seneca ein treues Abbild
seiner Zeit, welche Glanz hoher schätzte als schlichte Gediegen-
heit; er hat mit Bewußtsein in ihrem Geschmacke geschrieben,
ihren Beifall gesucht und gefunden. Stofflich war seine Schrift-
stellerei vielseitig, doch von Anfang an mit Vorliebe und zuletzt
ausschließlich dem beschaulichen Nachdenken über Natur und
Menschenleben zugewandt. Den Ausgang bildet dabei die stoische
Lehre, aber ihre unfruchtbare Strenge wird gemildert, Härten
werden abgeschliffen , die Grübeleien beiseite gelassen und Zu-
taten aus anderen Systemen nicht verschmäht: das Haupt-
gewicht ruht auf der eindringlichen beredten Darlegung und
Empfehlung sittlicher Grundsätze zum Besten des' Einzelnen und
der Gesellschaft. Diese auf Wirkung in weiteren Kreisen berech-
§ 288 Seneca (als Schriftsteller). 695
neten philosophischen Schriften fesseln durch Weite des Gesichts-
kreises, Fülle und Feinheit der Beobachtung, Reichtum des
Wissens ohne gelehrten Beigeschmack, edle Würde der Gedanken,
Wärme der Empfindung und eine glitzernde Darstellung, belebt
durch alle Mittel der Rhetorik. Aber die fortwährende Wieder-
kehr derselben Manier der Darstellung ermüdet, das stark hervor-
tretende Streben zu gefallen und sich bewundern zu lassen
verstimmt und erregt unwillkürlich Verdacht auch gegen Ernst-
gemeintes. Sein Leben lang von Seneca festgehalten und mit
ihm verwachsen tritt diese Weise in allen seinen Schriften gleich
sehr zu Tage, in seiner Prosa wie in seiner Poesie, nur daß in
den Gedichten die rhetorische Phrase den Inhalt weit überwuchert.
1. Tac. a. 13, 3 fuit Uli viro (Seneca) ingenium amoenum et temporis
eius auribus accommodatum. Über Senecaa Stil treffend schon Caligula:
§ 286, 1 Z. 4. Als durch und durch moderner Schriftsteller war S. ganz
besonders unangenehm denjenigen Späteren welche durch Bückkehr zu den
Alten dem Stil ihrer Zeit glaubten aufhelfen zu können. Quint. 10, 1, 126
ex industria Senecam in omni gener e eloquentiae distüli, propter 'vulgatam
falso de me opinionem qua damnare cum et invisum quoque habere sum cre-
ditus. quod accidit mihi dum corruptum et omnibus vitiis fractum dicendi
genus revocare ad severiora iudicia contendo. 126 tum autem solus hie fere
in manibus adölescentium fuit. quem . . potioribus (besonders dem Cicero)
praeferri non sinebam, quos Me non destiterat incessere. . . 127 placebat
propter sola vitia. . . 128 cuius et multae alioqui et magnae virtutes fuerunt,
ingenium faeüe et copiosum, plurimum studii, multa rerum cognitio. . .
traetamt etiam omnem fere Studiorum materiam. 129 nam et oraUones eius
et poemata et epistolae et dialogi feruntur. in phüosophia parum diligens,
egregius tarnen vitiorum inseetator fuit. multae in eo claraeque sententiae,
multa etiam morum gratia legenda; sed in ehquendo corrupta pleraque atque
eo perniciosissima quod abundat dulcibus vitiis. 180 . . si non omnia sua
anlasset, si rerum pondera minutissimis sententiis non f regisset, eonsensu
potius erudüorum quam puerorum amore comprobaretw. 131 . . multa . .
probanda in eo, multa etiam admiranda sunt: eligere modo curae sit; quod
utinam ipse fecisset. Noch stärker äußern sich Senecas Gegenfüßler in der
Manier, Fronto und dessen Anhang. So Feonto p. 155 eloquentiam . . Se-
neeae mollibus et febriculosis prunuleis insitam subvertendam eenseo radicitus.
156 . . neque ignoro copiosum sententiis et redundantem hominem esse; verum
sententias eius . . video . . nusquam pugnare etc. 157 at eandem sententiam
miUens aJio atque alio amictu indutam referunt. 158 . . quid ego verborum
sordes et illuvies, quid verba modulate colloeata et effeminate ftuentia?
Gklljus 12, 2, 1 de Annaeo Seneca partim existimant ut de scriptore minime
utüi, ouius libros attingere nullum pretium operae sit, quod oratio eius vul-
garis videatur et protrita, res atque sententiae aut mepto inanique impetu
sint aut levi et quasi dicaci argutia, eruditio autem vernacula et piebeia
nihüque ex veterum scriptis Habens neque gratiae neque dignitatis. alii vero
696 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
elegantiae in verbis parum esse non infitias eunt, sed et rerum qua» dicat
scientiam doctrinamque ei non deesse dicunt et in viHis worum obiurgandis
severitatem gravitatemque non invenustatn. Darauf werden wegwerfende
Urteile desselben über Ennius, Cicero und Virgil aus epist. B. 22 mit Ent-
rüstung angeführt. Vgl. § 290, S E.
2. Abfassungszeit von Senecas Schriften. Vor seiner Verbannung (J. 41)
verfaßt waren, außer Reden (§ 287, 1), wohl die Schriften über Ägypten und
Indien, sowie die consolatio adMarciam (Buresch, Lpz. Studd. 9,110). Aus der
Zeit seiner Verbannung stammen Epigramme, vielleicht auch ein Teil der
Tragödien, sicher die Trostschriften an seine Mutter Helvia und an Polybius
(aus J. 43 oder 44), sowie die (später von Seneca unterdrückte, Dio 61, 10)
Lobschrift auf Messalina. Bald nach seiner Zurückberufung veröffentlicht
wurden wohl die Schriften de tranquillitate animi (Lehmann, Claud. 321),
de ira (Lehmann, ebd. 315) und de brevitate vitae (vgl. 13, 8). Nach dem
Tode des Claudius (J. 54) verfaßt ist die dnoxoloyivvTcooig; in den ersten
Jahren des Nero die an diesen gerichteten Bücher de dementia, die Schrift
de vita beata, gerichtet an Novatus (jetzt Gallio), die Bücher de beneficiie,
ferner de constantia sapientis. Aus dieser Zeit stammt wohl auch ein Teil
seiner Tragödien (s. § 290, 2). Nachdem sich Seneca vom Hofe und dem
öffentlichen Leben zurückgezogen (J. 62), verfaßte er die Schrift de otio
ad Serenum, sowie wohl auch die an Lucilius gerichteten Werke de Provi-
dentia, die quaestiones naturales und die Briefe (J. 62 — 65). HLkhmann,
Phil. 8, 309 = Claudius u. s. Zeit S. 8. FJonas, de ordine librorum Se-
necae philosophi, Berl. 1870. AMartens (§ 287, 3). Vgl. FSchultess aO.
p. 46.
3. RVolkmann, Seneca, lit.-pädag. Skizze, in Magers Revue 1857, 259.
FBöhm, Sen. u. s. Wert f. unsere Zeit, Berl. 1856. Holzherr, d. Philos.
Sen., Rastatt 1868 f. II. HSchiller, Nero 612. 626. EProbst, Sen^aus s.
Schriften, Basel 1879. BBader, Nero u. Sen., Vierteljahrsschrift f. Volks-
wirtsch. 46 (1876), 40; 47, 19. — KFHMarx, d. medizinischen Aussprüche
des Sen., Abhh. d. Gott. Ges. d. Wiss. xxii.
4. De Sen. philosophia EF Werner, Bresl. 1826, BtenBresk, Gent
1827, GHerzog, Bernb. 1828. Brolen, Ups. 1880, HDöegens, Senecae
disciplinae moralis cum Antoniniana comparatio, Lps. 1867. FChbBadr,
Seneca u. Paulus; das Verhältn. d. Stoicism. z. Christentum in s. Abhh. z.
alten Philos. (Lpz. 1876) 377. CMartha, les moralistes sous l'empire romain
(Par. 1866) p. 20. GBoissieb/ la religion Romaine 2 (Paris 1874), 19. 62.
OWeissenfels, de Sen. Epicureo, Berl. 1886. WRibbeck, Sen. d. Philosoph
u, b. Verh. zu Epikur, Plato usw., Hann. 1887. CCorsi, lo stoicismo rom.
in S., Prato 1886. JPit, la mort et la vie future dans S., Montauban 1884.
Baarts, Seneca de deo, Marienwerder 1848. CRFiceert, Sen. de na-
tura deorum, Bresl. 1867. HWunder, Sen. de deis, Grimma 1879. LLevy-
Bbühx , Sen. de deo, Paris 1884. HSiedleb, die religiös- sittl. Welt-
anschauung des S., Fraustadt 1868; de S. philosophia morali, Fraust. 1877.
RBurgmann , S.s Theologie im Verh. zum Stoicism. u. z. Christentum, Berl.
1872. WBbbnhardt, die Anschauung des S. vom Universum, Wittenb. 1861.
ANehring (s. § 289, 6). OHRWetzstein , Sen. de natura humana, Lpz.
§ 288. 289 Seneca (prosaische Schriften). 697
1881. Binde, Sex. de rerum natura et de vita humana, Glogau 1883.
AFikgl, de Sen. paedagogo, Bozen 1886.
5. AFRosexgren, de elocutione Sen., Upsala 1849 f. De latinitate
Senecae Böhmes (Oels 1840), EOpitz (Naumb. 1871), ORauschning (Königsb.
1876). BLarisch, de Sen. usu part. fut. in periodis condicional. apodosis
loco positis im miscell. philol. lib. , Bresl. 1863. AHoppe, d. Sprache des
Ph. Sen., Lauban 1873. 77. II. CNägleb, de particularum usu apud Sen.
ph., I Halle 1873; II Nordhaus. 1880. H Klammer, animadvv. Annaeanae
gramni., Bonn 1878; lectt. Ann. in d. Festgabe f. WCrecelius, Elberf. 1882, 64.
FGlöcknek (§ 289, 3 gE., cap. 2: de infinitivo loco subiecti fungente).
289. Von den prosaischen Schriften des Seneca ist ein
großer Teil nur in Bruchstücken oder Erwähnungen bekannt.
Unter den erhaltenen ragt die Sammlung von Briefen an Lucilius
hervor, als die reichhaltigste Darstellung der Eigentümlichkeit
des Schriftstellers. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen
verraten mehr Sachkenntnis und Urteil als später der ältere
Plinius beweist. Die Spottschrift auf den toten Claudius ist
merkwürdig als Beispiel der satira menippea. Der Wert welchen
man auf die Schriften Senecas zur Sittenlehre legte veranlaßte
fleißiges Abschreiben, auch Auszüge derselben, frühzeitig aber
auch Unterschiebungen, wie den erdichteten Briefwechsel mit
dem Apostel Paulus.
1. Untergegangene prosaische Schriften, a) Naturwissenschaft-
liches. De motu terrarum (volwnen edidi iuvenis, nat. quaest. 6, 4, 2),
de lapidum natura, vielleicht auch de piscium natura. Abhandlungen de
situ Indiae und de situ et sacris Aegyptiorum (richtiger vielleicht de situ et
sacris Aegypti; schwerlich ist, mit FOsann aO. 1, 3 u. FGlöckner, RhM.
33, 156, de ritu et 8. Aeg. zn schreiben und nur ein Abschnitt aus der
Schrift de superstitione gemeint), jene beiden Schriften wohl eine Ausbeute
des Aufenthalts bei dem Gatten seiner Muhme (§ 287, 1 Z. 3; vgl. ep. 77, 3);
de forma mundi. b) Moralphilosophisches. Exhortationes, de officiis,
de immatnra morte, de superstitione dialogus, de matrimonio (sehr reich-
haltig und pikant) , quo modo amicitia continenda sit, davon und von der
Schrift de vita patris (s. unten c) einige Reste im Vatic. Palat. 24 s. V/VI
(§ 180, 2), zuerst von Nibbuhr, Cic. p. Font, usw., Rom 1820, zuletzt von
WStudemusd bei 0 Roßbach, de Sen. philos. libr. recensione, Bresl. 1887
herausgegeben; ferner moralis philosophiae libri; de paupertate, und vielleicht
de misericordia. Von der Schrift de remediis fortuitorum ad Gallionem
(vgl Tertull. apolog. 60 Seneca in fortuüis) ist ein später durch Zusätze
entstellter Auszug erhalten. Haases Ausg. 3, xvi; ind. lect. Vratisl. 1859 f.
p. 6. Vgl. AHortis, le Additiones al de Rem. Fort, di Sen. dimostrate
coea del Petrarca, Archeogr. Triestino NS. 6, 267. Beste Hs. Paris. 10318
(Salmasianus, vgl. § 476) s. VII. Neuer Text bei ORossbacr, de Sen. libr.
recens. 97 und. bei JLoth, un nouv. texte du traite* de Sen. de remed. for-
698 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudias und Nero).
tuit., Rev. de phüol. 12, 118. Desgleichen ist auch das Schriftchen des
Bischofs Martinas Dumiensis (§ 494, 2) de formal a honestae vitae (oder de
quattuor virtutibus cardinalibus oder de verborum copia; vgl. Ps. Sbn. ad
Paulum [A. 9] ep. 9 misi tibi librum de verborum copia; vgl. GSchep&s,
sechs Mayhinger Hss., Dinkelsbühl 1879, 15) aller Wahrscheinlichkeit nach
aus einer Schrift Senecas (de officiis ? exhortationes ?) gezogen. Beste Hs.
Monac. 144 s. IX. Herausgegeben zB. bei ILu.se 3, 468 und rec. AWeidhek,
Magdeb. Progr. 1872. Vgl. Haube au, acad. des inscr. 16 Nov. 1888. Neue
Hss.-Vergleichungen bei ORossbach, de Sen. libr. recens. 88. c) Geschicht-
liches, de vita patris; daraus ein Bruchstück im Vatic. Palat. 24 (s. oben
b und § 269, 3) mit der Aufschrift: incipü eiusdem Amiaei Senecae de vita
patris feliciter seribente me Niciano die et loco supra scriptis. VgL dazu
ORossbach aO. 161. d) Beden, für Nero verfaßt; Tac. a. 11, 3. 11. 14, 10 f.
Qoiht. 8, 5, 18. Dio 61, 3. Vgl. § 286, 11. e) Lobschrift auf Messalina,
§ 288, 2. f) Briefe: in decimo epistolarum ad Novatum (Pbisc. GL. 2, 410, 6).
Mabt. 7, 45, 3 (an Caesonius Maximus, § 287, 1). — Beste Zusammenstellung
der Überreste des Verlorenen in Haasbs Ausgabe 3, p. 419, vgl. p. xv.
FOsann, de Sen. scriptis quibusdam deperditis, Gießen 1846 — 48 III.
2. Handschriften der prosaischen Schriften Senecas sind zwar viele
vorhanden, doch meist junge. S. das Nähere bei den einzelnen Schriften.
LvJan, symbolae ad notitiam codd. epist. Senecae, Schweinfurt 1839.
CRFickkbt, prolegg. in novam Sen. editionem, Naumburg 1839. Die prae-
fationes von Fiokebt u. Haasb (bes. 3, p. vi), Gbbtz, stud. critica (1874) p. 8
und OBossbach, de Sen. philo 8. 11. recensione et emendatione, Bresl. 1887
(welcher sich namentlich für die Ausnützung auch der jüngeren Hss. ver-
wendet, wenig überzeugend, s. Gbbtz, BerlphWschr. 1889, 872. 402).
3. Gesamtausgaben der prosaischen Schriften zB. von DEbasiius,
Baa. 1515. 1529. AMubbtüs, Rom 1585. JGbutkb (ad mss. Palat. rec),
Heidelb. 1593. JLipsics, Antw. 1605. Sammelausg. (c. nott. JFGbonovii
[zuerst Leid. 1649] et aliorum), Amst. 1672 II. Becogn. et illustr. FEBubropf,
Lps. 1797—1811 V. Recensuit, comm. adiecit etc. GRFickebt, Lps. 1842
—45 III. Text von FHaase, Lps. 1852 f. III.
FHaase, adnott. critt. ad Sen., Bresl. 1852 f. 1859. KSchenkx, Wiener
SBer. 44, 3. MHaupt, op. 3, 267. 313. CFWMülleb, zu beiden Seneca, JJ.
93, 483. Obss. crit. in Sen. v. OMatthiae (Berl. 1865) u. H AKoch (Naumb.
1874 Gratulationsschrift p. 11). EBähbbns, lectt. lat. (Bonn 1870) p. 40.
: JJCorneltssen, coniectanea lat., Daventr. 1870. NMadvig, adv. 2, 335. 3, 207.
FGlöckneb, quaestt. Annaeanae, Halle 1877. ThMatthias, commentatt.
Ribbeck. 173. ORossbach, de Sen. libr. recens. et emend. 134. MCGebtz,
melanges Graux, Par. 1884, 353. — Übersetzt von JMMosbb, APauly und
AHaakh, Stuttg. 1828 ff.
4. Die in der wichtigsten Mailänder Hs. Ambros. C 90 inf. s. X/XI
als diälogorum libri XII bezeichneten Schriften verdienen diesen Namen,
sofern sie häufig genug (mit inquis, inquit, dicet aliquis usw.) einen Gegen-
redner einführen. Vgl. ORossbach, Herrn. 17, 365 (der übrigens ohne irgend
ausreichende Gründe eine ursprüngliche Sammlung der Dialoge Senecas
annimmt, welche außer den 12 Nummern des cod. Mediol. auch de dem.,
§ 289 Seneca (prosaische Schriften). 699
benef., nat. quaestt., de forma mundi und die oben A. 1, b genannten
Schriften enthalten haben soll). — Unsere Sammlung enthält 1) ad Lucilium :
quare aliqua incommodabonis viris accidant com Providentia sit. Sonderausg.
v. BANauta, Leid. 1826. Kritisches: LCMAubert, EhM. 36, 178. JvdVliet,
Hey. de philol. 7, 61; Mnemos. 10, 129. 2) ad Serenum (§ 287, 2): nee
inittriam nee contnmeliam aeeipere sapientem. 3 — 6) Drei Bücher de ira
(Senecas Lehrer Sotion hatte auch neql oQyrjs geschrieben, KBubesch, Lpz.
Studd. 9, 128) ad Novatum (§ 269, 2E.), sichtlich nach Caligulas Tod verfaßt,
9. 1, 16, 29. 2, 38, 3. 3, 18, 3. 8, 22, 1. WAllkbs, Gott. 1881. RPfenniq,
Greifsw. 1887. 6) ad Marciam (die Tochter des Cremutius Cordus, § 277, 1)
de consolatione, über den vor mehr als drei Jahren erfolgten Tod ihres
Sohnes. Abhandlung darüber von FHbidbbbede, Bielef. 1839. Ausg. v.
HGMichaelis, Harlem 1840. JMähly, z. Erit. latt. Texte, Bas. 1886, 29.
7) ad Gallionem de vita beata. Prolegomena dazu von CFSchulze, Lps.
1797. 8) ad Serenum de otio. 9) ad Serenum de tranquillitate animi
Abhandlung v. AHibschig, Leid. 1825. Vgl. HMGemzoe, Nord. Tidskr. f.
filoL 1 (1874), 110. 10) ad Paulinum (den Schwiegervater des Seneca?) de
brevitate vitae, vor dem J. 49. Adnotationes dazu von Clumpkk, Leid. 1835.
11) ad Polybium (§ 231, 5. 285, 8. 320, 7 E.) de consolatione. Trostschrift
an den einflußreichen Emporkömmling, der unter Claudius im kaiserlichen
Dienst a libellis und a studiis war, über den Verlust seines Bruders, voll
stark aufgetragener unwürdiger Schmeicheleien gegen ihn und Claudius,
um die eigene Zurückberufung zu erwirken; Volkmann in Magers Revue
1858, 104. Mit Unrecht spricht Bübksch aO. 114 sie nach andern dem
•Seneca ab. Jenen Polybios hält DDbtlefben, einige Quellenschriftst. des
Plin., Glückst. 1881, 4, für den bei Plin. NH. QVerz. B. 31 genannten und
31, 131 citierten lateinischen gleichnamigen Schriftsteller über Medizin. Die
consolatio ad Polybium ist im Mediol. nicht erhalten. 12) ad Helviam matrem
de consolatione, um sie über seine Verbannung zu trösten, gleichfalls eine
Form um deren Aufhebung zu betreiben. Abhandlung darüber von
CHMichaeli8, Harlem 1841. — Senecae dialogorum libri XII, ex rec. et cum
appar. erit. H AKoch, Jena 1879. ad cod. praeeipue Ambros. rec. MCGebtz,
Kopenhagen 1886. Zur Kritik der Dialoge MCGebtz, stud. erit. in Sen.
diaL, Kopenhag. 1874. HAKoch, RhM. 30, 79. 340. FPauly, ZföG. 26,
263. 811. WGeholl, adnott. in Sen. dialogos, Ohlau 1877. HJMüllsb, Fest-
sehr. d. Friedr.-Werd. Gymn., Berl. 1881, 46. HTKabstkn, Mnem. 17, 77.
Verwandten Inhalts, aber in der Sammlung der dialogi nicht mitbe-
grifien, sind die zwei (einst drei) an Nero im J. 55 — 56 gerichteten Bücher
de dementia (unvollständig erhalten; dazu ein Bruchstück bei Hilde-
bertus Cenomanensis [um J. 1100] in Miqnb, Patrol. 171, 145; vgl. ORoss-
bach, disquiss. de Sen., Bost.1882, 88; de Sen. recens. 112) und die sieben
Bücher de benefieiis, gerichtet an Aebutius Liberalis aus Lugdunum.
Ober Benützung von Hekaton iisqI %a&T\%ovxoq HNFowleb, Panaetii et
Hecatonis fragm., Bonn 1885, 24; Americ. philol. associat. 17 (1887), 24.
Beste fls. der Laureshamensis S. Nazarii, jetzt Vaticano - Palatinus 1547
s. VIII/IX. Außer dem vollständigen Werk de benef. sind auch in vielen
Hss. (von 8. XII an) Auszüge daraus erhalten, OBossbach, de Sen. recens. 86.
Sen de benef. et de dem. ad cod. Nazar. rec. MCGebtz, Berl. 1876. Zur
700 Diu Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
Kritik A Weidneb, critt. scriptionum spec. (Köln 1864) p. 28. FSchultbss,
RhM. 33, 221. JFeldmann, obss. crit. in Sen., Ostrowo 1887.
5. Die Briefe (epistulae xnorales) an seinen jüngeren Freund, den
Procurator Siciliens, Lucilius (§ 307, 2), sind etwa ums J. 810/67 begonnen,
von Ad fang an mit der Absicht der Veröffentlichung geschrieben und
Buch 1—3 auch wohl von Seneca selbst herausgegeben (Jonas). Das
übrige aber war wohl beim Tode des Seneca noch nicht vollständig ab-
geschlossen und zur Veröffentlichung fertig, und wurde daher aus dem
Nachlasse (vielleicht durch Lucilius) der Hauptsache nach in der Reihen-
folge seiner Abfassung herausgegeben (Haases praef. p. in. RPeiper, praef.
8uppl. p. 14, anders JBabtsch, Anclam 1870 und FSchultbss p. 26). — Wir
besitzen 124 Briefe, in 20 Bücher abgeteilt; aber Gellius 12, 2, 3 ff. teilt
mehrere literarische Urteile des Seneca ex libro XXII epistularum mo-
ralium quas ad Lucilium composuit (§ 288, iE.) mit. — Die erhaltenen
Briefe sind nur in jüngeren Hss. (zB. Abrincensis 239 s. XII, Montepess. H
445 s. XIII, Cantabrig. 1768 s. XIII) zu einem Ganzen vereinigt, in der
besseren Überlieferung sind sie in 2 Teile (ep. 1 — 88 « lib. I— XIII und
ep. 89—124 — lib. XIV— XX) zerfallen. Für den ersten Teil sind die besten
Hss. Paris. 8540. s. X, Laur. 76, 40 s. IX/X (neue Vergleichung des ersteren
und für dessen Lücken der Parisini 8658 A s. X u. 8539 s. XI von EChatelain,
rev. de philol. 1 [1877], 101; über den letzteren ders. ebd. 4, 125) und eine
Hb. in Metz nr. 300 s. XI; P Wolters, in d. exercitationis gramm. spec.,
Bonn 1881, 32; für den zweiten Teil Bamberg, s. IX/X und der (1870 ver-
brannte, aber von FBüchelbb vorher verglichene) Argentor. s. IX/X (Schrift-
proben beider bei Bücheleb aO.). Im allgem. s. 0 Robsbach, de Sen. libr.
recens. 31 fll. — Ausgabe der Briefe von JSchweiqhäcbeb , Straßb. 1809 II.
Senecae epistulae aliquot (nämlich B. 14 u. 15 u. B. 20, 8), ex codd. Argentor.
et Bamberg, ed. FBüchblbb, Bonn 1879. H Windhaus, varietas lectionis ad
Sen. epp. e cod. Bambergensi enotata, Dannet. 1879. FSchultbss, de Sen.
quaest. nat. et epistnlis, Bonn 1872. Zur Textkritik JBabtsch (RhM. 24, 271),
Madvio (s. A. 3gE.), R Volkmann (obss. miscellae, Jauer 1872, Nr. 20 ff.),
FSchultbss (aO. p. 43—48 und in den Comment. in honorem Bücheleri,
Bonn 1873, p. 1—11; Ann. studd., Hamb. 1888 [auch zu diall. u. quaestt.
nat.]). AHermes, quaestt. critt. in Sen. epp., MÖrs 1874. 76 II. HAKoch,
JJ. 111, 715. 0 Ribbeck, RhM. 35, 105. SLihde, quaestt. crit. in S. epp.
mor., Lund 1885 (Univ. Aarskr. B. 21). WGemoll, adnott. crit. in S. epp.
mor., Kreuzb. 1886. P Wolters aO. JvdVliet, Mnemos. 10, 240. GHbss,
quaestt. Ann. I, Altona 1887. — Übersetzt von JWOlshausbn, Kiel 1811 IL
6. Die sieben (oder, da B. 4 in zwei zu zerlegen ist, acht) Bücher
naturalium quaestionum, gleichfalls dem Lucilius gewidmet, haupt-
sächlich nach stoischen Quellen, namentlich Poseidonios (Zellbb, Philos.
d. Gr. 38, 1, 191, HDiels, doxogr. 225. 229), gearbeitet, mit Entflechtung
moralischer Betrachtungen, dienten dem Mittelalter als Lehrbuch der Physik.
Handschriften (außer den verschollenen Memmianus und Bongarsianus) :
Berol. s. XIII (daraus abgeschrieben Wirceburg. s. XV), Leid. Voss. 69,
Bamberg, s. XIII, Prag. s. XI1/XIII u. a. Ausgabe von GDKölbb, Gott.
•1819. JFGbonovü notae in S. n. q. ed. Fiokbbt, Bresl. 1846. 48. HCMichaelis,
Sen. n. q. . . coli, cum cod. Vossiano, Phil. 8, 446. 9, 324. LCkousliS, de
§ 289 Seneca (prosaische Schriften). 701
Sen. n. q., Versailles 1863. BLabisch, de Sen. Q. N. codice Leid. Voss, et
locis illorum librr. a Vincentio Bellovacensi excerptis, I Bresl. 1866; z.
Krit. y. B. 1, Sagan 1870 und Patechkau 1874; von B. 2, Patschkau 1879.
GMüllkb, de Sen. qnaestt. natur. , Bonn 1886. HSchilleb, Nero 629.
FJovA8 p. 62. ANkhbwg, die geologischen Anschauungen des Sen., Wolfen-
büttel 1873. 76 ü. — Gegen des Vincentius Bellov. und Haases (Ind. lect.
Bresl. 1869 f.) Umstellung der Bücher (4b, 6, 6, 7, 1, 2, 3, 4») vgl. FSchultkss
(A. 6 gE.) p. 6—26.
7. Dio 60, 36 Aov%iog 'lovviog TaXlicßv b zov JSsvina adelcpög ccoxeio-
zuzov zi d*t<p&4y£cizo (über die Apotheose des Claudius)* ovvE&rjxe fihv yäq
%a\ b HevsTUcg ovyyQctpfia a7to%oXo%vvz<oot,v avzo atmen zwd ana&avdxiötv
ovoftdaag ; vgl. über die Bedeutung jenes Namens ß Schmidt, BhM. 33, 637.
Dia erhaltene Schrift führt aber nicht diesen Titel, sondern in der St. Galler
Hs. : Divi Claudii AÜOBHOZIZ Annaei Senecae per saturam, wohl weil
man den ursprünglichen (von Dio überlieferten) nicht verstand. Auch ent-
hält die Schrift nichts von einer Verwandlung des Claudius in einen
Kürbis (Ttolonvvzrj), indem dieser Witz auf den Titel selbst sich beschränkte.
Es ist eine giftige politische Satire, im frischen Eindrucke von Claudius1
Persönlichkeit und Regierungsweise und mit tiefgewurzeltem Hasse gegen
ihn geschrieben. Die offizielle Lüge über dessen Todesart wird kurzweg
angenommen, Agrippina auffallend geschont, der neue Kaiser verherrlicht.
Der Ursprung in dieser Zeit und aus Hofkreisen ist daher unzweifelhaft,
die überlieferte Abfassung durch Seneca um so weniger zu beanstanden da
mindestens die Verse darin völlig in seiner Art sind. Die alten Zweifel
gegen diese Überlieferung Bind aufgefrischt, nicht verstärkt, worden durch
AStahb, Agrippina (Berl. 1867) 330. Vgl. AHüssb, Phil. 27, 321. Die Nicht-
erwähnung bei anderen Schriftstellern beweist höchstens daß sie anfangs
ohne den Namen des Seneca veröffentlicht und erst aus seinem Nachlasse
heraus den Schriften desselben beigefügt wurde. ThBirt, de Sen. apocolo-
cyntosi et apotheosi, Marb. 1888. Wechsel von Prosa und Versen; s. § 28
und 28, 3. — Beste Hs. Sangallensis 669 s. X/Xl; s. Büchelbb aO. 72. Eine
Anführung aus 8. IX in Mabillons Acta S. 0. B. 4a, 467: s. Herrn. 6, 126.
Ober den cod. Valenciennensis 393 s. IX/X s. 0 Rossbach, de Sen. librr.
recensione 26. Sonderausgabe von OESchusler (Utr. 1844) und besonders
von FBüchklek, in der symbola philol. Bonn. S. 31, sowie in s. kl. Ausg.
des Petronins8 1882, p. 226. Beiträge zur Kritik und Erklärung von
FLihdkhann (Zittau 1832), ABaumstabk (Phil. 18, 643), KSchenkl (Wiener
SB er. 44, 3). LFbiedländer, in Sen. sat. Menipp., Königsb. 1873. JAsbach,
BhM. 36, 183. JMähly, z. Krit. lat. Texte, Bas. 1886, 24. — Übersetzt zB.
v. Güthumq (Minden 1861), AStahb (Agrippina S. 307). Vgl. auch DHeiksius,
oratt. p. 626. EKlxbs in Sybels hist. Zeitschr. NF. 26, 216.
8. Angeblicher Anteil des Seneca an den notae Tironianae, s. § 191, 4
und WScHurrz, symb. philol. Bonn. 638; Beitr. z. lat. Sprachk. 193; Verh.
d. Trierer Philol. Vers. 61. Ihm als der personifizierten Weisheit glaubte
man auch diese Sorte davon zuschreiben zu müssen, sehr gegen seinen
Sinn; ep. 90, 26 (nioht der Weise, wie Poseidonios will, sondern der Mensch,
der sie bedarf macht die für das Leben nötigen Erfindungen, zB.) . . ver-
borum notas, quibus quamvis cüata excipitw oratio et celeritatem linguae
702 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
manu8 sequitur. vilissimorum mancipiorum ista commenta sunt, sapientia
altius 8edet nee manus edocet: animorum magistra est.
9. Unechtes. Die Wahrnehmung daß in der Bekämpfung des Volks*
glauhens und in manchen Punkten seiner Moral Seneca sich mit dem
Christentum berührt führte zu der Annahme daß er ein Christ gewesen sei
und weiterhin zur Erdichtung eines Briefwechsels zwischen Seneca und
Paulus, welchen schon HieroDjmus kannte und für echt hielt (de vir.
111. 12 quem non ponerem in catalogo sanctorum nisi me epistolae ittae pro-
vocarent quae leguntur a plurimis, Pauli ad Senecam et Senecae ad Pau-
lum). Vgl. Augustin. ep. 153 (ad Maced. 14) Seneca, . . cuius etiatn quae-
dam ad Paulum apostolum leguntur epistolae. Abgedruckt sind diese 14
ganz unbedeutenden und leeren (aus dem Griechischen übersetzten? s.
AHarnack, theolog. Lit. Ztg. 1881, 444) Briefe zB. in Haabbs Ausgabe
8, 476, vgl. p. xzii, und (nach den besten Hss., Mediol. Anm. 4 und Argen-
tor. Anm. 6 — auch in der Metzer Hb. Anm. 5 stehen [die Briefe) bei
E Westerb ubg, d. Ursprung der Sage daß Sen. ein Christ gewesen, Berl.
1881, 41. — Vgl. CWachsmuth, RhM. 16, 301, und FXKbaus, Tüb. Quartabchr.
49, 609. AFleurt, St. Paul et Seneque, Par. 1858 II. FCBaur, Abh, z.
Gesch. d. alt. Philos. (Lpz. 1876) 877. CAubebt», les rapports supposes
entre Seneque et St. Paul, Par. 1867 und: Seneque et St. Paul, Par. 1869.
JBLiqhtpoot, St. Paule Epietle to the Philippians (Lond. 1868) 260.
EWebterbubo aO. JKbeyher, Sen. u. s. Beziehungen zu d. Urchristentum,
Berl. 1887 (sucht vergeblich Kenntnis der Bibel usw. bei Sen. zu erweisen).
10. Tac. a. 15, 63 et novissimo quoque momento suppeditante eloquenüa
advocatis seriptoribus pleraque tradidit (Seneca vor seinem Tod) quae in
vulgus edita eins verbis invertere supersedeo (vgl. ebd. 67). Diese c letzten
Worte' S.s will EWölfplin in einigen Sentenzen mit kurzem Epilog wieder-
finden, die als sententiae Ruft im Paris. 4841 s. IX stehen (auch im Vatic.
Regln. 1561 s. XIII, 0 Rossbach, de Sen. libr. recens. 86). Wölfflin meint
Seneca habe diese Abschiedsworte an den Faenius Rufus, praef. praet.
gerichtet. Im Epilog ist Rufus angeredet: Hohes, mi Rufe, iam congesta
praecepta in quibus dilatandis floribus pJUlosophia versatur. Desgleichen
schalt Wölfflin aus den Sentenzensammlungen dieses Paris, und des Par.
16318 (Salmasianus, § 476) heraus eine angeblich von Seneca kurz vor
seinem Tod verfaßte Schrift (Dio Cass. 62, 25) und nennt sie (mit Be-
nutzung einer Angabe im Salmas.) Monita. Daß diese Sentenzen (etwa
200 an der Zahl, großenteils auf Seneca zurückgehn, ist, wie Sprache und
Inhalt zeigt, sicher; daß aber die von Tag. erwähnte Veröffentlichung uns
in jenen sent. Ruft vorliege, daß jene monita eine eigene Schrift gewesen
seien, ist ganz unwahrscheinlich: es sind vielmehr erst von fremder Hand
aneinander gereihte und geordnete Auszüge aus Seneca und anderswoher.
L. Annaei Senecae monita et eiusdem morientis eztremae voces, primus
edidit EWölfflim, ErlaDg. 1878. JHaas, de L. Ann. Senecae monitis, Würzb.
1878. WBbunco, zwei lat. Spruchsammlungen, Bayr. 1886. JMähly, z. Krit
lat. Texte, Bas. 1886, 36. — Eine andere stark abweichende Fassung jener
sog. Monita mit mancherlei Kürzungen und Zusätzen (selbst christlichen,
vgl. zB. 66 eleemosyna non tarn accipientibus quam danübus prodest) ist der
in den Hss. den Namen des Seneca tragende liber de moribus, abgedruckt
§ 289 Seneca (Unechtes). § 290 (Gedichte). 703
in JCOhellis op. sent. 1, 269, bei Haase 3, 462, in Wölfflins Publil. Syr.
p. 136 und, in Verse gebracht (!), in OFbiedbichs Publilius (Berl. 1880) p. 87,
im ganzen 145 Sprüche (nr. 35 wird schon im J. 567 unter Seneca« Namen
angefahrt, s. Hajlsb 3, xx). Vgl. EWölfflin, Phil. 8, 184. 9, 680. KSchbnkl,
Beitrage (s. A. 7 £.) 83. EHkydbhrjbich, JJ. 127, 142. — Ähnlicher Art sind
die JProverbia Senecae per ordinem alphabeti, welche sich in die Hss. des
Publilius (§ 212, 6) eingedrängt haben (alle gleichfalls versifiziert in
OFriedbichs Publil. p. 92); auch die gnomischen Excerpte aus den Briefen
S.s (Haa86 3, 458).
290. In gebundener Form haben wir von Seneca Epi-
gramme und Tragödien. Deren besitzen wir neun: Hercules
(furens), Troades (oder Hecuba), Phoenissae (oder Thebais, zwei
nicht zusammengehörige Szenen aus dem thebanischen Sagen-
kreis), Medea, Phaedra (oder Hippolytus), Oedipus, Agamemnon,
Thyestes und Hercules (Oetaeus). Unzweifelhaft nicht von Se-
neca ist die praetexta betitelt Octavia. Jene Tragödien aber
stimmen in den wesentlichen Eigentümlichkeiten unter einander
und mit den prosaischen Schriften Senecas überein. Überall
zeigt sich derselbe Reichtum an Worten, Figuren und Sentenzen,
welcher indessen in den Tragödien oft ins Unleidliche sich steigert
und hier, bei der Art des Stoffes, der nur vom Gesichtspunkt
des Ehetors und Declamators ausgebeutet wird, selten durch den
Gehalt der Gedanken entschädigt. Die metrische Form ist streng,
aber wenig mannigfaltig.
1. Quibt. 10, 1, 129 (oben § 288, 1) nam . . . eiw (Senecae) et poemata
. . . ferurUwr. Pun. ep. 6, 3 (§31, 1). Zwei (oder drei) Epigramme sind
unter Senecas Namen in den Hss. der sog. lateinischen Anthologie (§ 31, 4)
überliefert, nämlich AL. 232 PLM. 4, 66 (Senecae de qualitate temporis)
AL. 236 (237) PLM. 4, 66 (Senecae, 66). Außerdem stimmen die in AL. 441
PLM. 4, 77 und AL. 409 PLM. 4, 62 erwähnten Tatsachen und Familien-
beziehungen auffällig mit denen Senecas (FGlöoknbk, BhM. 34, 140). End-
lich können die beiden Epigramme auf Passienus Grispus (§ 268, 6 E.) wohl
von Seneca sein (vgl. AL. 406 PLM. 4, 60, 11 ineultae iaceo saxU Ulluris
aähaerens). Davon ausgehend hat man (seit Scaliger und Pithoeus) ver-
sucht auch andere Epigramme der lat. Anthologie dem Seneca beizulegen.
Vgl. Haasbs Ausg. 1, 261, am weitgehendsten EBähubns, BhM. 31, 266;
PLM. 4, 34. 66 und ORossbach, disquiss. de Sen. fil. scriptis, Rost. 1882,
welche einen ganzen Abschnitt des Leid. Voss. 86 s. IX (§ 309, 1), dem
die genannten Epigramme (außer AL. 282) angehören, nämlich AL. 236. 237.
397 — 463 PLM. 4, 66—87 als aus den Gedichten Senecas ausgezogen glauben.
Diese Zuteilungen beruhen zwar auf scheinbaren, aber doch sehr unsicheren
Vermutungen. VgL noch ARiese, JJ. 99, 279. ThBibt, ad hist. hexam.
lat (Bonn. 1876) 66.
704 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
2. Die Abfassungszeit der Tragödien ist nicht mit Sicherheit zu er-
mitteln. Vermutungen bei Pkipeb, praef. suppl. p. 11. 32. Leo, Ausg. 1, 133.
Auf Corsica hatte Seneca zu dergleichen am ehesten Muße und Stimmung,
vgl. consol. ad Helv. 20, 1 f. Noch Tac a. 14, 52 (obiciebant . . carmina
crebrius factitare postquam Neroni amor eorum venisset), vom J. 62, deutet
auf derartige Beschäftigung, da auch Nero Stoffe der griechischen Tragödie
behandelte; s. § 286, 9. Die Medea erwähnt Qdint. 9, 2, 8 (ut Medea apud
Senecam), sowie Diom. GL. 1, 511, 23 (anapaesticum choricum habemus in
Seneca = Med. 301); die Phaedra Prisc. GL. 2, 253, 7 (Seneca in Phaedra),
die Hecuba (Troades) Ps.-Prob. GL. 4, 224, 22. 246, 19 {Seneca in Hecuba),
den Herc. für. Terent. Maub. 2672 (GL. 6, 404 exemplum et Senecae dabo,
folgt Herc. für. 877 fll.)j Seneca in Thyeste bei Lactaht. zu Stat. Theb. 4, 630.
Statius und Quint. decl. 12 ahmen Sen. Oed. und Herc. furens nach
(RPbipkr, praef. suppl. p. 4; vgl. p. 36). Irrig unterscheidet Apoll. Sidorius
carm. 9, 229 (quorum unus colit hispidum Platona, . . orchestram quatit
alter Euripidis), vielleicht verführt durch Mart. 1, 61, 7 duosque Senecas
(nämlich Vater und Sohn) unicumque Lucanum, den Tragiker Seneca von
dem Philosophen. Darüber daß die Tragödien Einern Verfasser, und zwar
dem Philosophen L. Seneca, gehören gestattet die nachweisliche Einheit
der Denk- und Sprechweise, sowie zahlreicher einzelner Aussprüche keinen
Zweifel; FGCKlotzsch, de Seneca uno tragoediarum omnium auctore.
Wittenb. 1802. GRichtrr, de Seneca tragg. auctore, Bonn 1862, p. l. 32.
Nachdem früher weitgehende Zweifel über «die Sammlung im ganzen und
einzelne Teile derselben sich Geltung verschafft hatten, hat allmählich
eine nüchterne Betrachtung derselben, namentlich in sprachlicher und
metrischer Hinsicht, die Gleichartigkeit und Zusammengehörigkeit der
Stücke erwiesen und jene Bedenken mehr und mehr eingeschränkt. Auch
Peipers und Richters Meinung, es seien wenigstens Agam. und Herc. Oet.
nicht von Seneca, fand mit Recht Widerspruch (bei LMüller, BSchmidt
u. a.), besonders bezüglich des ganz unverdächtigen Agamemnon. Dagegen
ist freilich der in beiden Recensionen (A. 8) an letzter Stelle stehende Herc.
Oet. namentlich in seinem zweiten Teil kaum für echt zu halten. Habruckbr
aO. 22. FLbo, Ausg. 1, 89. ThBirt, RhM. 34, 509. Die Phoenissae (so
in E; Thebais in A) bestehen aus zwei unvereinbaren Teilen: Vs. 1—362
der blinde Oedipus und seine Geleiterin Antigone auf dem Weg nach
dem Kithäron und auf dem Eithäron; 363—664 lokaste und Antigone in
dem von den Sieben belagerten Theben. Zur Erklärung dieses Tatbestandes
s. Richter, de Sen. tragg. auct. 20. Habruckrb aO. 22. Leos Ausg. 1, 75.
Sehr unwahrscheinlich ist die Meinung ThBirts (RhM. 84, 516), das Vor-
liegende sei aus 6iner Tragödie ausgezogen.
3. Auch diese Tragödien beweisen ein großes Formtalent, Fruchtbar-
keit und Lebhaftigkeit der Phantasie, Schärfe der psychologischen Be-
obachtung: nur werden diese Vorzüge meist durch die rhetorische Phrase
erdrückt. RMSmith, de arte rhetorica in Sen. trag, perspicua, Lps. 1885.
Zu einer Charakterzeichnung kommt es nicht; die Personen sind nur da
um Reden zu halten und Beschreibungen vorzutragen. Die Fruchtbarkeit
artet, infolge Mangels an Selbstbeherrschung und Maßhaltung in ermü-
dende Weitschweifigkeit und Wiederholungen aus, und die Erfindsatnkeit,
§ 290 Seneca (Tragödien). 705
angeleitet durch ernsten Kunstsinn und Takt, führt nicht selten auf Ge-
schmacklosigkeiten und Ungereimtheiten. Am löblichsten ist der Versbau,
der sich an die strengsten Muster der augustischen Zeit anschließt, be-
sonders in den Senaren. Nächstdem sind anapästische und sapphische
Verse, Glykoneen und Asklepiadeen besonders häufig. Aber von dem
Geistigen in der Handhabung der Form, der Obereinstimmung zwischen
Metrum und Stimmung, ist wenig zu verspüren. Ins Maßlose gesteigert
wäre dieser Mangel wenn Richter und Peiper Recht hätten mit ihrer
strophischen Gliederung des gesamten tragischen Nachlasses von Seneca:
s. aber gegen diesen mit den bekannten Gewaltmitteln durchgeführten Irr-
tarn BSchmidt, JJ. 97, 797. Mad via, adv. 2, 110. FLeo, Ausg. 1, 135. Ver-
teidigungsversuch von GRichtbb, JJ. 99, 769. Die Sprache der Tragödien
hat viele Anklänge an die vorausgegangenen lateinischen Dichter, nament-
lich an Virgil, Horaz und Ovid. TebHaabRomeny, de auctore tragoediarum
quae sub Senecae nomine feiuntur Vergilii imitatore, Leid. 1887. AZinobble,
zu späteren lat. Dichtern, Innsbr. 1873, 12. FLeo, Ausg. 1, 166. 166.
Überhaupt fühlte sich Seneca zu dem ihm geistesverwandten Ovid hin-
gezogen: er nennt ihn poetarutn ingeniosissimus nat. qu. 3, 27, 13. Vgl.
Pbxbc. GL. 2, 333, 14 Seneca Ovidium sequens *gau8apa 8% sumpsit usw.'
(der angeführte Vers ist gleich Ov. a. a. 2, 300). Besonders den Virgil
und Ovid citiert Seneca gern aus dem Kopfe. Benutzung der Tragödien
Senecas boi Späteren: RPbipeb, RhM. 32, 632.
4. Zur Charakteristik dieser Tragödien: F Jacobs, Naohtr. zu Sulzer
4, 343. FGWelckbb, RhM. Suppl. 2, 3, 1447. LMüllbr, JJ. 89, 409. RPeifbb,
praefat. in Sen. tr. suppl. (Bresl. 1870) p. 8. CESandstböm, de Sen. tragg.,
Ups. 1872. FGPHabbuckbb, quaestt. Annaeanae, Eönigsb. 1873. FLeos
Ausg. B. 1. ESchulte, zur Senecatragödie, Rheine 1886. FStrauss, de
ratione inter Sen. et antiq. fabb. rom., Rost. 1887. — Ober die Metrik des
Seneca: FALange, quaestt. metricae (Bonn 1861) p. 23. BSchmidt, de Sen.
tragg. rationibus prosod. et metr., Berl. 1860. MHoche, d. Metra d. Trag.
Sen., Halle 1862; vgl. LMüllkb, JJ. 89, 473 und de re metr. p. 118. GRionTEB,
die Compos. d. Ghorlieder in d. Tragg. d. Sen., RhM. 19, 360. 62 J. RPeifbb,
ZfGW. 18, 694.
6. Sind die Tragödien des Seneca für die Aufführung berechnet oder
für den Vortrag? Daserstere wird zwar nicht erwiesen durch die Einhaltung
der Regel von den drei Schauspielern (HWkil, Rev. archlol. 1866 1, 21),
da dies Folge der Nachahmung der griechischen Tragödie sein kann und
die römische Bühne sich an diese Beschränkung wenig band (§ 16, 4); in-
dessen in der Zeit des Nero war der Gedanke an öffentliche Aufführung auch
nicht ausgeschlossen, und mancherlei szenische Winke (wie Phaedr. 392)
könnten sich darauf beziehen. Das jedoch worauf mit Sicherheit sich
rechnen ließ war allerdings nur der Vortrag und das Lesen, und dem
Publikum der Bühne waren so breit ausgesponnene Reden auch nicht wohl
zu bieten. GBoisbieb, les tragädies de Seneque ont elles 6i6 repr&entees ?
Par. 1861. RPejpeb, praef. suppl. p. 6. Auf theoretische und polemische
Auseinandersetzungen der beiden zeitgenössischen Verfasser von Tragödien
deutet Qüikt. 8, 3, 31 memini iuvenis admodum (das wäre etwa J. 66) inter
Pomponium (§ 284, 7) ae Senecam etiam praefationibus (vor den Ausgg. ihrer
TiumL-ScHViBi, Böm. Lit-Gesoh. 5. Aufl. 46
706 Die Kai8erzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
Tragödien) esse traetatum an *gradus eliminaV in tragoedia dici oportuisset.
Da dieser Ausdruck bei Seneca sich nicht findet, brauchte ihn wohl Pom-
ponius. Schon diese praefationes charakterisieren die Buchdramen.
6. Da zu den meisten Tragödien deB Seneca die griechischen Originale
(des Euripides, Sophokles, Aeschylos) erhalten sind, so können wir die
grelle Übertreibung verfolgen welche der römische Bhetor ihnen hat zu
teil werden lassen. Noch am leidlichsten ist die Medea weggekommen,
in der sich außer Euripides auch Spuren von Benutzung Ovids (auch von
Ovids Medea? s. § 248, 8) finden. WBbaun, RhM. 32, 68. FLbo aO. 1, 163.
S. auch KDilthey, ann. deir inst. arch. 41, 68. Die Phaedra scheint be-
sonders nach dem verlorenen 'Inndlvzog %aXvTCTO(iBvog des Euripides ge-
arbeitet zu sein. Der König Oedipus des Sophokles ist in der Bearbeitung
des Seneca ein einförmiges Schauergemälde geworden, aus dem alle feineren
Züge weggelassen sind und um so reichlichere Declamatdon zugegossen ist.
Über die Vorbilder der Tragödien FLbo, Ausg. 1, 160. AWidal, ätudes
sur trois trage*dies de Sen. (Troad. Phaedr. Med.) imitees d'Euripide, Par.
1854. WBbauk, RhM. 20, 271 (Phoen.). 22, 245 (Oed.). 32, 68 (Med.); de
Sen. Troad., Wesel 1870. APais, quibus exemplaribus Sen. in fab. Troad.
usus sit, Riv. di filol. 16, 277. CWSwahn, de Hipp. Sen. fab. I, Holm 1857.
EHilleb, de Soph. Phaedra et de Eur. Hippol. priore im über miscellan.
(Bonn 1864) p. 47. JKöhlee, Sen. Oed. cum Soph. 0. R. compar., Neuß
1865. RGbimm, Herc. Oet. in s. Bezieh, zu Soph. Trach., Petersb. 1876.
RWebneb, de Sen. Herc. Troad. Phoen., Lpz. 1888.
7. Die Octavia schildert das Ende der gleichnamigen Gemahlin des
Nero, im J. 62; Seneca tritt selbst darin auf. Von ihm kann dieses Stück
nicht herrühren, schon wegen der Anspielung auf Neros Sturz (630), welcher
erst drei Jahre nach Senecas Tod erfolgte. Die Versuche aber den Ver-
fasser (wie Curiatius Maternus § 818, 1, oder den der Recension A, s. A. 8),
zu bestimmen haben zu keinem überzeugenden Ergebnisse geführt, auch
die Zeit der Abfassung ist streitig. Das Stück findet sich nur in der Re-
cension A (s. Anm. 8). Zuerst citiert wird es von Vinc. Bellov. spec. hist.
9, 113. Schon dieser Umstand verbietet seine Abfassung (mit WBbadn,
die Trag. Octavia u. die Zeit ihrer Entstehung, Kiel 1863; vgl. JJ. 99, 875)
in den Ausgang des Mittelalters zu setzen, wogegen auch andere Gründe
sprechen (GRichteb, JJ. 95, 260; Ausg. p. xii). Incerta post Traianum
aetate setzt es FVateb p. 613, ins vierte Jahrh. Richter, Ausg. p. xn und
ThBibt, RhM. 34, 559. Allmählich gewinnt — und mit Recht — die Mei-
nung die Oberhand daß die Octavia bald nach Neros Tod verfaßt sei.
Vgl. Bücheleb, RhM. 27, 474. FLeo, Ausg. 1, 1. EBährens aO. EMeisbb,
histor. Dramen d. Rom., Münch. 1887, 118. Seneca de dementia ist darin
für die Handlung benützt. Es hat nicht den Wortschwall der Tragödien
des Seneca, und beschränkt sich nicht auf drei Schauspieler wie jene, hat
auch in Sprache und Versbau manches Abweichende. FGCKlotzsch, de
Octavia Senecae, Wittenb. 1804. Octavia praetezta, Curiatio Materno
vindicatam, recogn., adnot. FRitteb, Bonn 1848. FVateb in Jahns Arch.
19, 565. GRichteb, de Sen. tragg. auctore (1862) p. 2. Analyse des StückeB
bei AStahb, Agrippina (Berl. 1867) S. 271. EMeisbb aO. 7. Zur Textkritik
Büchelbe, RhM. 27, 474. EBähbenb, miscell. crit. 114.
§ 290 Seneca (Tragödien). § 291 Geschichtschreiber. 707
8. Der Text der Tragödien des Seneca ist in zwei Recensionen
überliefert. Die bessere (E) ist vertreten durch die Haupt ha. Laur. 37, 13
(Etruscus) s. XI/XII, dann durch die im Mailänder Palimpest des Flautus
(§ 99, 9) erhaltenen Fragmente ans Med. und Oed. (darüber WStudemdnd
in Leos Ausg. 2, xm) und durch die Auszüge aus Troad. Med. Oed. in
Paris. 8071 (Thuaneus) s. IX/X; s. Peiper-Richter p. xxm, Leos Ausg. 2, rz.
— Zu der schlechteren, stark verfälschten Eecension (A) gehören die
übrigen Hss., von denen keine über die Mitte des 14. Jahrh. zurückgeht.
Eine Mittelstellung zwischen E und A nehmen ein Ambros. D 276 inf. und
Vatic. 1769, beide s. XIV, welche aus einem nach A durchcorrigierten
E-Text stammen. In der Recension E fehlt die Octavia (A. 7) und auch
in der Reihenfolge der Stücke weichen E und A von einander ab (E: Herc.
[für.] Troad. Phoen. Med. Phaedr. Oed. Agam. Thyest. Herc. [Oet]. —
A: Herc. f. Thyest. Thebais [« Phoen.] Hippolytus [= Phaedr.] Oed. Troad.
Med. Agam. Octav. Herc. Oet.). Auch A reicht in ziemlich frühe Zeit
hinauf (vielleicht s. IV?): schon Lactantius (§ 821, 10 und oben A. 2)
citiert nach A , schon in dem mailändischen Palimpsest finden sich Spuren
desselben Textes u. a. m. Usbneb, RhM. 28, 391. VgL im allg. die prae-
fatio der Ausg. v. Pbipeb- Richte» p. xiv und Leos Ausg. B. 1. Habbuckeb
(A. 4) p. 8. — Über eine mittelalterliche (auf der schlechteren Recension
beruhende) Sentenzensammlung aus Sen. Trag. s. FLeo, commentatt. in honor.
FBuecheleri usw., Bonn 1873, 29.
9. Ausgaben zB. von MADelrio (Antw. 1576 und im T. II des Syn-
tagma tragg. latt., Antw. 1594. Par. 1620), JLrpsrus (Leid. 1588), JGbütbb
(Heidelb. 1604), PScbivkbius (Leid. 1621. 1651) und besonders JFGbonovius
(Leid. 1661. AmBterd. 1682). Sammelausgabe von JCSchbödeb (Delft 1728 II).
Spatere von FHBotbe (Lps. 1819. Halberst. 1822), T. Baden (Lps. 1821 II),
JPiebbot (Par. 1829 111), Sen. Med. et Troad. c. adnot Gronov. ed. AMatthiä,
Lpz. 1828; besonders: rec. RPbipeb et GRichteb, Lps. 1867 (wozu vgl.
BSchmidt, JJ. 97, 781. 855) und rec. et emend. FLeo, Berl. 1878. 79 II. —
Zur Kritik zB. RBemtley (JJ. 125, 481), JHWithof (praemetium crucium
crit., Leid. 1749), AHenneberqeb (ad Sen. Med. et Troad., Mein. 1862),
RPeipeb (obss. in Sen. tragg., Bresl. 1868; praef. Buppl. p. 38), GRichteb
(RhM. 18, 29; symb. phil. Bonn. 567), BSchmidt (obss. crit. in Sen. tragg.,
Jena 1865; RhM. 16, 589), Madvio (adv. 2, 111), FLeo (comment. in hon.
Buecheleri, 1873 p. 29), JJCobnelissen , Mnemos. NS. 6, 176, ThBibt, RhM.
34, 509, HTEabsten, spicil. crit., Leid. 1881, 46. — Übersetzt und erläutert
von WASwoboda, Prag 1828—80 III.
291« Die Geschichtschreiber dieser Zeit hatten meist
eine rhetorische Färbung und waren zum Teil zugleich Rhetoren
oder Redner. So unter Claudius Servilius Nonianus, welcher
Stoffe der Gegenwart und letzten Vergangenheit behandelte, und
vielleicht Cornelius Bocchus, der außer Chronologischem auch
über Merkwürdigkeiten in Spanien schrieb, Domitius Corbulo
erzählte seine Erlebnisse und Beobachtungen in Asien, C. Sueto-
nius Paulinus in Mauretanien, Ti. Claudius Balbillus in Ägypten,
46*
708 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
L. Antistius Vetus in Germanien. Ob der schon von Caligula
getötete Gaetulicus, welcher öfters als Dichter genannt wird,
auch Geschichtliches schrieb ist nicht sicher.
1. Subt. Calig. 8 Cn. Lentulus Gaetulicus Tiburi gentium scribit
(von Caligula). . . Gaetulicum refeüit Plinius quasi mentüum per adula-
tionem etc. Cos. 779/26 (Tac. a. 4, 46 vgl. 42 u. 6, 30), von Caligula ge-
tötet J. 792/39 (nach den Arvalfasten; vgl. Hbnzen, act. Arv. fragm. p. xlix,
vgl. Dio 69, 22. Scbt. Claud. 9). Als Liebesdichter aufgeführt von Plin.
ep. 5, 3, 5 (oben § 31, 1) vor Seneoa und von Mabttalis praef. (§ 243, 2),
vgl. Apoll. Sidon. epp. 2, 10 (saepe versum . . complevit . . Caesennia cum
Gaetülicö). carm. 9, 256 {non Gaetulicus hie tibi legttur, non Marsus, Pedo,
Silius, Tibullus). Pbobüs zu georg. 1, 227 (p. 38, 12 E.) cuius rei testis est
Gaetulicus, cum ait de Britannis: fnon aries etc.' (drei Hexameter). Und
da Gaetulicus zehn Jahre lang Statthalter in Germanien war (Dio aO. vgl.
Suet. Galb. 6), so vermutet OJahn (zu Persius p. oxlh) daß derselbe über-
haupt kein Geschichtswerk verfaßt habe, sondern ein Gedicht über die Züge
gegen die Germanen und Britannen, vielleicht diejenigen des Germanien«.
Über die neun Epigramme VutzovXUov {TaizovXXCov) in der griech. An-
thologie (6, 17. 6, 190. 831. 7, 71. 244. 246. 276. 864. 11, 409) s. FJacobs
Anth. gr. 13, p. 896.
2. Plin. NH. 28, 29 M. Servilius Nonianus, prineeps civitatis
(wandte gegen lippitudo ein abergläubisches Mittel an). 37, 81 avus Ser-
vüii Noniani, quem consulem (J. 788/86, Tac. a. 6, 31) vidimus. Adoptiv-
sohn des Cos. 766/3 (PRE. 6, 1122, 78)? t 812/69 n. Chr., Tac. a. 14, 19
(oben § 276, 6). Quint. 10, 1, 102 Servilius Nomanus, . . qui et ipse a
nöbis auditus est, clari vir ingenii et sententiis creber, sed minus pressus
quam historiae auetoritas postulat. Dort wird er auch citiert, desgleichen
Chams. GL. 1, 146, 29 (Büchblkb, BhM. 42, 473). Vgl. Tac. dial. 23 (elo-
quentia . . Servilii Noniani). Plin. ep. 1, 13, 3 memoria parentum Clau-
dium Caesar em ferunt, cum in palatio spatiaretur audissetque clamorem,
causam requisisse, cumque dictum esset recitare Nonianum, subitum recitanti
inopinatumque venisse. Verhältnis zu Persius s. § 802, 2.
8. Tac. a. 16, 16 prodiderit Corbulo etc. Dies geschah wohl in den
Denkwürdigkeiten welche dieser Cn. Domitius Corbulo (Cos. suff. unter
Caligula J. 792/39, t durch Nero J. 820/67) verfaßte. Vgl. Plin. NH. 6, 83
oritur (Euphrates) etc. , ut prodidere ex iis qui proxime viderant Domitius
Corbulo. 6, 23 anxia perquisita cura rebus nuper in eo situ gestis a Domitio
Corbülone. 2, 180 Corbulo dux in Armenia . . prodidit. Held, de Cn. Dom.
Corb., Schweidnitz 1862. EEgli in MBüdingers Unters, z. röm. Kaisergesch.
1 (1868), 336. FWolffgramm, Cn. D. Corb., Prenzlau 1874; Phil. 44, 371.
HPkter, hist. fragm. 304. Bildnisse: JJBbbnoulli, röm. Ikonogr. 1, 271.
4. Plin. NH. QVerz. B. 6 (Geographisches) ex . . Suetonio Paulino;
vgl. 6, 14 Suetonius Pauli nus, quem consulem (bald nach 796/42; iterum
819/66) vidimus, primus Romanorum dueum (als leg. pro pr. in Mauretanien
796/42) transgressm quoque Atlantem prodidit etc. Vgl. PRE. 6, 1476.
6. L. (Antistius) Vetus, Cos. 808/66 n. Chr., Befehlshaber in Ger-
manien J. 68 (PBE. I8, 1166), wird von Plinius NH. QVerz. B. 8—6 {ex
§ 291. 292 Geschichtschreiber: Curtius Rufus u, a. 709
L. Vetere) als Quelle (wohl für Germanisches) genannt. S. auch EWölfflix,
JB. 1874/76 1, 772.
6. Cornelius Bocchus wird von Plinius NH. QVerz. B. 16. 33.
34. 37 aufgeführt und 16, 216. 37, 24. 97. 127 für Nachrichten aus Spanien,
vielleicht aus einem Werke de admirandis Hispaniae (Mokmsbn). Solinüs
p. 27, 3 M. (ut Bocchus auctor est) und p. 38, 22 (Bocchus autumat), vgl.
p. 37, 8, erwähnt ihn für chronologische Angaben die sich bei Plinius
selbst nicht finden; daher Mommsen, Solin. p. xvn, vermutet daß Solins
Quelle (vgl. § 389, 4) eine Chronik des Bocchus (aus der Zeit des Claudius)
mitbenutzt habe. Vgl. GFUngeb, BhM. 35, 15. EHübmbb, Herrn. 1, 397
halt ihn wohl richtig für den L. Cornelius C. (L.?) f. Bocchus, fiamen
prov., trib. mil. (der leg. III Aug.), CIL. 2, 36; vgl. ephem. ep. 1, 182,
nr. 291. — HPbtkb , bist. rom. fragm. 297. — Kiessling p. 533 wollte ihn
mit Broccus quidam non malus rhetor bei Sen. contr. 2, 1, 23 vereinigen: aber
der Name Broccus (Brocchus) ist nicht selten, CIL. indd. PRE. V, 2496 und
Scbibon. Larg. 146 (Müonis Brocchi). — Sen. nat. qu. 4, 2, 18 (Ti. Claudius)
Balbillus (vgl. CIG. 4699. 4730. 4957, 28) virorutn optitnus profectusque
in omni litterarum genere rarissimi aucior est (eines höchst wundersamen
Kampfes zwischen Delphinen und Krokodilen), cum ipse praefectus obtineret
Aegyptum (J. 808/56; Tac. anu. 13, 22. Plih. NH. 19, 3).
7. Plin. NH. 36, 70 pinxit (Parrhasius) et archigallum, quam picturam
amavit Tiberius princeps atque, ut auctor est Deculo (etwa in einem Leben
des Tiberius), . . . cubiculo suo inclusit. Vgl. Plin. NH. QVerz. B. 10. 35
ex . . . Deculone. L Urlichs, Chrestom. Plin. p. 351; Quellenregister des
Plin. 13. Des Namens wegen vgl. den Cos. 678/81 M. Tullius Decula (und
CIL. 3, 4377 Deculus).
292. Gleichfalls ein Rhetor war Q. Curtius Rufus, welcher
unter Claudius zehn Böcher historiarum Alexandri Magni schrieb,
von denen aber die beiden ersten nicht auf uns gekommen sind.
Der glücklich gewählte Stoff ist in engem Anschluß an grie-
chische Quellen rhetorisch behandelt. Geschichtliche Kritik verrät
das Werk sehr wenig, aber desto mehr Vorliebe für Reden und
Sentenzen. Der Stil des Curtius ist vorzugsweise dem Livius
nachgebildet, zeigt aber auch Ähnlichkeit mit dem seines Zeit-
genossen Seneca: kurze, gegensätzlich zugespitzte Sätze, wenig
Partikeln, rhetorische Wortstellung und zahlreiche Wendungen
von poetischem Anstrich.
1. Sueton hatte einen Q. Curtius Rufus unter den rfaetores nach
M. Porcina Latro und vor L. Valerius Primanus, Verginius Flavius usw.
abgehandelt; s. Reifferscheids Ausg. p. 99. 128. Genau denselben Namen
geben die Hss. dem Geschichtschreiber Alezanders, der als solcher und
dessen Werk im Altertum nie citiert wird. Dazu stimmt der Ansatz unter
Claudius auf Grund von Curt. 10, 9, 3— 6 quod imperium sub uno stare po-
tuisset, dum a pluribus sustinetur, ruit. proinde iure meritoque populus rom.
saintem se principi suo debere profitetur, qui noctis quam paene supremam
710 -Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
habuimus novum sidus iriluxit. (4) huius, hercule, non solis ortus lucem
caliganti (nach Schdltebs de Sen. qu. nat., Bonn 1872, These 11, und
OHirschfeld, Herrn. 8, 472, Anspielung auf den Namen Caligula) reddidit
mundo, cum sine suo capite discordia membra trepidarent. (6) quot ille tum
extinxit faces, quot condidit gladios! quantam tempestatem subita serenitate
discmsit; non ergo revirescit solum sed etiam floret Imperium. (6) absit
modo invidia, excipiet huius saeculi tempora eiusdem domus uiinam perpetua,
certe diuturna, posteritas. (7) ceterum, ut ad ordinem a quo me contemplatio
püblicae felicitatis averterat redeam, Perdicca etc. Denn diese Stelle paßt
(wie uach JLipsius zu Tac. a. 11, 21 viele mit Recht anerkannt haben) am
besten auf die Vorgänge in der Nacht vom 24 — 25. Jan. 41, als Caligula
ermordet war, seine deutsche Leibwache in der Stadt umher wütete, der
Senat an die Wiederherstellung der Republik dachte, bis des Claudius Er-
hebung auf den Thron alles wieder in das alte Geleise zurückführte. Mf tzeixs
Ausg. 1, xlvii. Teuffel, Studien u. Charakt. 387. ThWiedemann, Phil. 30,
241. 441. 31, 342. 661. 766 (welcher sehr wahrscheinlich macht daß Curt.
8, 10, 27 fll. Quelle für Sen. ep. 6, 7 [69], 12 war). AEusskeb, Phil. 32, 167.
SDosson, £tude sur Quinte Curce, sa vie et son oeuvre, Par. 1887, 23.
Spuren der Lesung des Curtius bei Lucan? Vgl. Curt. 4, 4, 7 mit Luc.
3, 564. Curt. 9, 6, 6 mit Luc. 6, 682. Cübt. 7, 5, 12 mit Luc. 9, 506.
Anspielung Quintilians 6, 1, 27 auf Cdrt. 6, 6, 11?.
2. Von den anderen Zeitbestimmungen für Curtius können ernsthaft
in Betracht kommen nur die daß er geschrieben habe unter Augustus
(AManutius, AHirt, d. Leben des Curt., Berl. 1820, CGZumpt, RKlotz) oder
unter Vespasian (Rltgers, Freinsheim, PhButtmann, d. Leben des Curt.,
Berl. 1820, GPinzger, Seebodes Arch. 1 [1824], 91. FKritz, Hall. allg.
Lit.-Z. 1844, 326. 733. WBerger, de Curtii aetate, Heidelb. 1860. GSchmid,
JJ. 113, 704). Indessen die Versetzung unter August ist unvereinbar mit
der Sprache des Curtius, welche zwar infolge seines engen Anschlusses an
Livius viele Ähnlichkeit mit der li vi ani sehen hat, aber zugleich in ihrer
gezierten, poetisierenden und rhetorisierenden Färbung auf das silberne
Zeitalter hinweist. Auch ist seine politische Voraussetzimg die Erbmonarchie.
Ferner spricht er wiederholt (5, 7, 9. 6, 3, 12) von dem Partherreiche ohne
doch, wie die augustischen Schriftsteller, von Erfolgen Augusts über die
Parther etwas zu wissen. Endlich wäre es bei dieser Ansetzung unmöglich
jene Hauptstelle (10, 9, 3, s. A. 1) vollständig und richtig zu deuten. Bei
der Beziehung auf Vespasian müßte sie von den Kämpfen auf dem Capitol
verstanden werden, ohne daß dann aber subita zu seinem Rechte käme.
Auch ist für diese Ansetzung minder günstig 4, 4, 21 über Tyrus: nunc
tandem longa pace euneta refovente sub tutela romanae mansuetudinis ad~
quiescit JCastelu, l'eta et la patria di Curzio 1, Ascoli 1888, setzt ihn
unter Marc Aurel, Niebuhr, kl. Sehr. 1, 305, und Ranke, Weltgesch. 3, 2, 83
gar unter Septimius Severus.
3. Die sicheren Ergebnisse der neuerlichen Untersuchungen über die
Quellen des Curtius stehen im umgekehrten Verhältnis zu der großen
darauf verwendeten Arbeit. Quelle des Curtius ist besonders Kleitarchos
(vgl. 9, 5, 21. 9, 8, 15), welchen er jedoch durch Vermittlung eines anderen
(Timagenes? vgl. 9, 6, 21) genutzt zu haben scheint. JGDboysen, Gesch.
§ 292 Geschichtschreiber: Curtius Rufus. 711
Alex. d. Gr. 2*, 406. AEussnkb, Phil. 32, 161; BlfbayrGW. 9, 339; JB. 1&80
2, 84. Vgl. ASchöwk, anal, philol.-hist. 1 (Lps. 1870), 60. CRaun, b. § 258, 4.
RPeteksdorff, Diod. Curt. Aman, quibus ex fontt. expeditioues Alexandr.
hauser int, Königsb. 1870; eine neue Hauptquelle des Curt. Ruf. (nämlich
Pompeius Trogus), Hannov. 1884. CFLaudikn, d. Quellen z. Gesch. Alex.
d. Gr. im Diod. Curt. u. Plut., Königsb. 1874. JKaebst, Beitr. z. Quellen-
kritik des C, Tüb. 1878; Forsch, z. Gesch. Alex. d. Gr., Stuttg. 1887. RKöhlkb,
Quellenkritik z. Gesch. Alex. d. Gr. in Diod. Curt. u. Justin., Lpz. 1880.
AFbankel, d. Quellen der Alexanderhistoriker, Bresl. 1883. Dosson, e*tude 101.
Auf historische Kritik erhebt Curtius keinen Anspruch; s. 7, 8, 11 utcumque
sunt tradita incorrupta perferemus. 9, 1, 34 equidem plura transscribo quam
credo; nam nee adfirmare sustineo de quibus dubito, nee subducere quae
aeeepi. Schwacher Versuch dazu 9, 5, 21. Alexanders Feldzug wird als
glänzendes Abenteuer betrachtet. Zahlenangaben u. dgl. treu nach dem
griech. Original; wirkungsvolle Gruppierung der Tatsachen. Minder loh-
nende Partien werden rasch abgetan, ergiebige mit Behagen ausgemalt.
Die Reden sind sorgfältig ausgearbeitet, aber ohne Individualisierung,
Reichtum an Bildern und Sentenzen. AChassanq, histoire du roman (Par.
1862) 313. AEussneb, Phil. 32, 557. Die Schlachtbeschreibungen verraten
sehr wenig technische Kenntnisse, machen daher unwahrscheinlich daß der
Verf. der Curtius Rufus sei welcher (unter Claudius oder Nero?) als procos.
Africae starb, Tac. a. 11, 20 f. Für diesen gut Kaiserlichen paßt auch
nicht des Historikers verhältnismäßige Freisinnigkeit und Öfters (wie 8,
10, 12) derb ausgesprochene Aufklärung. 8, 5, 6 adulatio, perpetuum mälum
regum, quorum opes saepius adsentatio quam hostis evertit. Gegen super-
stitio, Magie u. dgl. 4, 3, 23. 4, 6, 12. 4, 7, 26. 29. 6, 4, 1. 7, 4, 8.
7, 7, 8. Sein Bekenntnis ist der herkömmliche Schicksalsglaube (inevitabile
fatum 4, 6, 17).
4. Der sprachliche Stoff trägt bei Curtius bezüglich des Wortgebrauchs
und des Satzbaus — mit wenigen, nicht eben wesentlichen Ausnahmen —
noch entschiedeu den Charakter der Classicität, da Livius mit Bewußtsein
nachgeahmt wird; dabei aber macht sich zugleich unwillkürlich der Ein-
fluß des Zeitgeschmacks geltend in der Manieriertheit der Darstellung.
JMützbll, de translationum ap. Curt. usu, Berl. 1842. Zur Vergleichung
mit Quintilians Sprache s. Bonnbll, lex. Quintil. p. lxv. lxvih. Über die
sprachlichen Eigentümlichkeiten welche Curtius wie Tacitus mit Livius
gemein (und aus ihm entnommen) haben s. ThWiedemann, Phil. 31, 342.
551. 756. Daher auch Ähnlichkeiten mit Sallust (ebd. 756. AEussner, ebd.
38, 549). Überhaupt s. auch Vogels deutsche AuBg. I3, p. 9. EKbah,
Beitr. z. Synt. des Curt., Insterb. 1886. 87 II. ISteinhoef, de usu nomi-
num urb. insul. terr. Curtiano, Freib. 1883. W Adams, de ablat. absol.
ap. C, Marb. 1886. FKüpfeb, d. Gebr. des Particip. (praesentis) bei C,
Cöslin 1877; Gebr. d. Participia auf -urus bei C, Cöslin 1887. ThEger, de
infinitivo Curtiano, Gießen 1885. JHEbnbsti, Curtii in particulis latinitas,
Lps. 1719. RGkündler, d. Gebr. einzelner Präpositionen (pbopter ob apud
ad) bei C, Tarnowitz 1874. WIonatius: § 198, 12. MCPSchmidt, ZfGW. 86,
Jahresber. 260; 39, Jahresber. 219; ac und atque bei C, JJ. 137, 711. —
OEichbbt, Wörterbuch zu Curt., Hannov.8 1880.
7 12 -Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
5. Im Mittelalter finden sich Sparen der Benutzung des Curtias seit
Einhard (f 840) und Lupus von Ferneres (f um 862). Dossos, Itude 360.
Die zahlreichen Handschriften (Verzeichnis derselben beiDossoN aO. 315)
zerfallen in zwei Klassen: die eine, ältere (s. IX— XI), die auf eine selbst
schon lückenhafte und fehlerreiche Urhandschrift zurückgeht, ist vertreten
einerseits durch Paris. 6716 s. IX /X (nebst einzelnen Bruchstücken in Zürich
(Rheinau), Darmstadt, Wien und Würzburg), anderseits durch Vatic. Regin.
971 s. XII, Leid. 137, Voss. Q. 20, Laur. 64, 85 und Bern. 451; EHbdickk,
quaestt. Curtian. (Berl. 1862); praef. s. Ausg.; de codd. Curtii, Bernb. 1870;
auch JJ. 109, 639; nebst AEdssnbb, specimen crit. (Würzb. 1868) p. 4; d.
Textkritik d. Curt., Verhandl. der Würzb. Philol. - Vers. (Lpz. 1869) 158.
CFKinch (Anm. 7), Stanol, WschrfklPhiL 1884, 1468. Die zweite Klasse
besteht aus der Masse der jüngeren (s. XIV f.) durchcorrigierten und stark
verfälschten Handschriften, welche aber ans einem von der ersten Klasse
unabhängigen Archetypus abstammen. Außer dem Verlust von B. 1 u. 2
sind auch sonst Lücken in dem überlieferten Texte; so am Schlüsse von
B. 5 und Anfang von 6, sowie 10, 3 f. MRino, die (zwei wertlosen) Curtius-
hss. des ungar. Nationalmus., Pest 1873. OSchüssleb, de Curtii codice
oxoniensi A (den Modius für seine Ausgabe benutzte und der, obwohl zu
den interpolierten Hss. gehörig, doch oft die Lesarten des Paris, bestätigt),
Ilfeld 1874. ALinsmayeh, de Curt. cod. Monac. 15739 (s. XV), Münch. 1875.
Bruchstücke aus B. 10 bei Pdeudo-Kallisthenes, s. Jeep, JJ. 71, 125. Ober
das Fragment aus Einsiedeln s. AHuo, Phil. 31, 334. Vgl AEussnbh, ebd.
32, 162 (Verbreitung im Mittelalter) u. 165. — Über Auszüge aus Curtius
im Vatic. 1869 s. XII, in welchen man anfänglich Trogusfragmente sah
(§ 268, 6 E.)f s. AThomas, rev. crit. 1880 nr. 30 p. 76.
6. Ausgaben zB. von DEbasmus (1618), HJunius (Antw. 1546), FModii s
(Colon. 1679), JFreinshkim (cum comm. et suppl., Straßb. 1648. 1670),
HSnakenburo (Sammelau sg. , Delft 1724), FSchmieder (cum comm., Gott.'
1803), JMützkll (mit krit. u. exeget. Anm., Berl. 1841 II) und von CGZumpt
(ad fidem codd. rec. et comm.instr., Braunschw. 1849, und schon früher
die unvollendete, Berl. 1826). Neue Recension von EHedicke, Berl. 1867
(mit kurzem krit. Apparat). Revision von Th Vogel, Lps. 1881. — Schul-
ausgaben von JMutzell (Berl. 1843), CGZumpt (Braunschw. 1849. 1864),
ThVooel, Lpz.8 1886. JDosson, Par.8 1887, ECocchia, Torino 1886,
MCPScmoDT, Prag 1886. — Übersetzungen von JFWaoner, Lemgo 1864,
AHChbistxan, Stuttg. 1865, und JSirbelis, Stuttg. 1865.
7. Zur Textkritik: VAcidalius, anidmadvers. , Frankf. 1694. HEFoss,
ep. crit. ad Mützell., Altenb. 1846; quaestt. Curt., Altenb. 1852. AHuo (in
den Beiträgen z. Krit. lat. Prosaiker, Bas. 1864; RhM. 20, 117; quaestt
Curt. I, Zur. 1870); JB. 1873, 499. UKöhleb, RhM. 19, 184. JJbbf, JJ.
91, 189. 107, 127. 109, 745. 125, 791. EHedicke, s. A. 6. EGbunaubb,
Frauenfeld 1870. ThVooel, JJ. 101, 647. AEussneb, Phil. 32, 172. 543;
8. auch A. 5. Madvig, adv. 2, 330. JCornelisses , Mnemos. NS. 4, 68.
CWagenkb, JJ. 117, 817. CFKinch, quaestt. Curt. crit., Kopenhag. 1883.
ECocchia, studj lat., Neap. 1883, 89. KMeiseb, Münch. SBer. 1887 2, 1.
FWalteb, Studd. z. Tac. u. Curt., Münch. 1887.
§ 292 Curtius Rufus. § 293 Columella. 713
293. Der Zeitgenosse und Landsmann Senecas, L. Iunius
Moderatus Columella aus Gades, ist uns bekannt durch seine
zwölf Bucher De re rustica. Sie bilden die zweite ausführlichere
Bearbeitung des Gegenstandes durch den Verfasser, während
von der kürzeren ersten ein Buch de arboribus miterhalten ist.
Columella ist für seinen Stoff begeistert und beklagt dessen
Vernachlässigung in seiner von der Natur abgefallenen Zeit. Er
hat es darum auch nicht an Fleiß fehlen lassen und seine Auf-
gabe gründlieh, sorgfältig und in gewählter, ansprechender Form
behandelt. So ist er der Klassiker seines Faches geworden.
Dem zehnten Buche, vom Gartenbau, hat er sogar, im Anschlüsse
an den von ihm verehrten Virgil, gebundene Form gegeben: die
wohlgebauten Hexameter stehen freilich an künstlerischer Ver-
arbeitung des Sachlichen hinter ihrem Vorbild weit zurück.
1. Inschrift aus Tarent: CIL. 9, 235 (— Or. 5698) L. Iunio L. f. Gal.
Moderato Columellue, trib. mtl. leg. VI jerratae. Wirklich gehörte die Vater-
stadt des Columella, Gades (Col. 10, 185 mea quam generant Tartessi littore
Gades, vgl. 7, 2, 4), zur tribus Galeria, und die legio VI ferrata stand in
Syrien (PRE. 4, 883), wo Columella sich längere Zeit aufgehalten hat
(2, 10, 18 hoc quidem semen in Cüiciae Syriaeque regionibus ipse vidi mtnse
Iunio Iulioque conseri et per autumnum . . tollt). CLGbotefend, ZfAW.
1836, 179. Sein patruus war M. Columella, doctissimus et diligentissimus agricola
(2, 16, 4), vir illuötribus diseiplinis eruditus ac diligentissimus agricola
Bacticae provinciae (5, 6, lö) , acris vir ingenii atque illustris agricola im
mnnieipium Gaditanum (7, 2, 4). Vgl. 12, 21, 4. 12, 40, 2. 12, 43, 6. Ein
anderer (etwa mit unserem Colamella gleichalter?) Verwandter war höchst
wahrscheinlich der Philosoph Moderatus ans Gades, welcher nv&ayoQinccl
6%olaC schrieb (Plut. qu. sympos. 8, 7, 1. Stbph. Byz. s. v. rdSfiqoc.
Porphyr, y. Plot. 48). Büchelkr, RhM. 37, 335. Zeitgenosse des Seneca;
3, 3, 8 Nomentana regio (vgl. § 287, 2), . . quam possidet Seneca, vir ex-
ceüentis ingenii atque doctrinae. Also vor dem Tode des Seneca (J. 65)
geschrieben. EMeyer, Gesch. d. Botan. 2, 69. Columella schloß sein Werk
in höherem Lebensalter ab (B. 12 Schluß). Jedesfalls schrieb Columella
später als Celsus und Graecinus , die er beide citiert (s. § 280, 1 n. 283, 4),
und früher als Plinius der ältere (A. 6). Vgl. noch Colum. 1, praef. 15
8icut M. Varro iam temporibus avorum conquestus est. 1, 7, 3 ipse nostra
memoria veterem consularem (des J. 3 n. Chr.) virumque opulentissimum
L. Volusium (f 66 n. Chr.) asseverantem audivi. 6, 1, 2 cum M. TrebeUius
noster a me requireret (bei Tac. a. 6, 41?). 9, 16, 2 Gallioni nostro (f 65
n.Chr., 8. § 268, 7 gE.). P. Silvinus, welchem das Werk gewidmet ist,
scheint ein Landsmann and Nachbar des Columella gewesen zu sein; 3,
3, 3 (in nostris Geretanis; vgl. CIL. 2, 986). 3, 9, 6 (a me . . ex una
vite quam in Ceretano tuo possides . . consummata). Grundbesitz des Col.
in Italien: 3, 9, 2 cum et in Ardeatino agro, quem muUis temporibus
ipsi ante possedimus, et in Carseolano itemque in Albano. . . vites . .
714 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
habuerimus. Columella hat auch sonst überall (zB. 3, 2, 30 in hoc ipsa
Itdlia) zunächst italische Verhältnisse im Auge.
2. Schriften. 11, 1, 31 in iis libris quos adver sus astrologos com-
posueram. 2, 22, 6 docendi curam (über die lustrationes ceteraque sacrificia
quae pro frugibus sunt) . . differo in cum librum quem componere in animo
est cum agricolattonis totam disciplinam perscripsero. Ob diese Absicht aus-
geführt wurde ist nicht bekannt Der Schreibfehler XVI statt XII bei
Cassiod. div. lect. 28 (s. A. 4) kann jedesfalls darauf nicht bezogen werden.
Colum. 2, 11, 1 (excepta cytiso, de qua dicemus in iis libris quos de gene-
ribus surculorum conscripsimus) deutet auf B. 3—5 (speziell 6, 12), welche
im Florent. (Medic.) die Überschrift haben: Surcülaris I II III.
3. De arboribus handelt sowohl B. 3 (3, 1, 1 sequitur arborum cura etc.)
als auch ein eigenes so betiteltes Buch, welches sich selbst als ein zweites
bezeichnet (quoniam de cultu agrorum abunde primo volumine praecepisse
videmur, non intempestiva erit arborum . . cura) und in kürzerer Fassung
dasselbe enthält was die nunmehrigen Bücher 3—5, auch dem P. Silvinus
nicht gewidmet ist. Daß es zu den zwölf Büchern nicht gehört erhellt
überdies aus der übereinstimmenden und geschlossenen Zählung in diesen
selbst; so 8, 1, 1 (quae . . exigebat ratio Septem memoravimus libris).
10, praef. 1 superioribus novem libris. 11, 1, 2 hoc undecimum praeceptum
rusticationis tradidi. 12, 13, 1 cui septimo libro praecepta dedimus (= 7, 8).
Die ausführlichere Bearbeitung sollte ohne Zweifel an die Stelle der früheren
treten, und nur der Zufall hat uns auch von dieser jenen Teil erhalten.
Sie ist wohl der singularis liber ad Eprium Marcellum (Schneid ek 2, 1.
p. 19 u. 2, 2 p. 673). Vgl. § 297, 3.
4. Die zwölf Bücher sind vollständig und in der von dem Verfasser
selbst gewählten Ordnung auf uns gekommen, wie aus den regelmäßigen
praefationes erhellt; s. A. 3 und das Schlußwort 12, 57, 6 (clausulam
peracti operis mei). Das Werk sollte anfangs nur zehn Bücher haben, welche
den etwa vier der ersten Ausgabe (A. 3) entsprachen, und sollte durch
das zehnte poetische Buch gekrönt werden (s. B. 9 Schluß und B. 10 praef.).
Aber auf persönliche Veranlassungen wurden B. 11 und 12 noch angereiht;
11, 1, 2 quod nunc aggredior . . primo rei rusticae libro (1, 8 f.) videbar
aliquatenus executus; . . tarnen . . numerum quem iam quasi consummaveram
voluminum excessi etc. 12, 1, 1 ut institutum ordinem teneamus quem prior e
volumine (B. 11) incohavimus. Aber auch die früheren Bücher scheinen an
P. Silvinus einzeln gesandt zu sein, da die Vorreden zu B. 2. 4 und 5 auf
Bemerkungen Bezug nehmen welche über das Vorangehende gemacht worden
seien. Für erschöpft hält der Verfasser seinen Stoff keineswegs; 5, 1, 1
neque infitior aliqua me praeieriisse, quamvis inquirentem sedulo quae nostri
saeculi cültores quaeque veteres litterarum monumentis prodiderunt. . .
(2) nobis satis abundeque est tarn diffusae materiae . . maximam partem tra-
didisse. 12, 57, 6 nihil dubitasse me paene infinita esse quae potuerint huic
inseri materiae, verum ea quae maxime videbantur necessaria memoriae tra-
denda censuisse. Aber er faßt auch seine Aufgabe im weitesten Sinne;
1, praef. 21 ego cum aut magnitudinem totius rei . . aut partium eius . .
numerum recenseo vereor ne supremus ante me dies occupet quam Universum
§ 293 Columella. 715
disciplinam ruris possim cognoscere, nam qui se in hac scientia perfectum
volet profiieri sit oportet rerutn naturae sagacissimus etc. (32) ille quem nos
perfectum esse volumus agricolam . . muttum tarnen profecerit si usu Tre-
meUios Sasemasque et Stohnes (§ 160, 3) nostros aequaverit. (33) . . illud
procul vero est . . facülimam esse nee ullius acuminis rusticationem. Echt
römisch ist 9, 2, 6 haec et his simüia magis scrutantium rerum naturae
UUebras quam rusticorum est inquirere. btudiosis quoque lüterarum gratiora
sunt ista in otio legentibus quam negotiosis agrieölis, quoniam neque in opere
neque in re famüiari quidquam iuvant. Übrigens zeigt sich Columella
Überall als ein gebildeter, auch philosophisch angeregter Mann, der seines
Gegenstandes mächtig und dafür begeistert ist und ihn gestützt auf eigene
reiche Erfahrung und auf umfassende Kenntnis der literarischen Vorgänger
mit Geschmack zu behandeln weiß. Veget. de mulomedic. praef. licet Co-
lumeüae abundaverit dicendi facultas. Cassiod. divin. leett. 28 (vgl. § 54, 2)
. . sed Columella XVI (s. A. 2) libris per diversas agriculturae species elo-
quens ac faeundus illabitur, disertis potius quam imperitis aecommodus, ut
operis eius Studiosi non solum communi fruetu, sed etiam gratissimis epülis
expleantur. Isidob. orig. 17, 1, 1, s. oben § 54, 2. Auch für die ethischen
Seiten desselben hat er ein warmes Gefühl. Wiederholt preist er die ein-
fachen Zustande des alten Rom und beklagt das Umsichgreifen der Un-
natur (1, praef. 14. 10, praef. 2. 12, praef. 8). An dem Herunterkommen
des Bodens tragen die Menschen selbst die Schuld (2, lx 7 non fatigatione
. . nee senio, sed nostra inertia minus benigne nobis arva respondent). — Das.
Werk Golumellas ist gewandt und gut geschrieben und erhebt sich weit
über den Durchschnitt technischer Schriftstellerei. FPbix, Sprachliches zu
Columella, Baden i/östr. 1883. Zur Alliteration bei Colum. GHelmkeich
BlfdbayrGW. 18, 193.
5. Colum. 9, 16, 2 quae reliqua nobis rusticarum rerum pars super est,
de cültu hortorum, P. Silvine, deineeps ita ut et tibi et Gallioni nostro com-
placuerat in Carmen conferemus. % 10, praef. 3 postulatio tua . . . peroieit ut
poeticis numeris explerem georgici carminis omissas partes (über den Garten-
bau), quas tarnen et ipse Vergilius signifieaverat (georg. 4, 148) posteris post
se memorandas relinquere. neque enim dliter istud nobis fuerat audendum
quam ex voluntate vatis maxime venerandi. (4) cuius quasi numine insti-
gante . . aggressi sumus tenuem admodum . . materiam. 10, 433 hactenus
arvorum eultus, Silvine, docebam, siderei vatis referens praeeepta Moronis.
WSchäoeter, de Columella Vergilii imitatore, Jena 1882.
6. Columellas Werk wird verhältnismäßig Belten citiert, besonders schon
von Plixius NH. , der ihn unter seinen Quellen zu B. 8. 11. 14. 16. 17—19
nennt und 8, 153. 15, 66. 17, 51. 52. 17, 137. 17, 162. 18, 70 (in tantum
faUitur Columella qui usw.). 18, 303. 19, 68 anführt. Ausgeschrieben
wurde es durch Palladius (§ 410), dessen Arbeit dem rohen Geschmacke
der späteren Zeit besser zusagte.
7. Die Handschriften sind alle jung, außer der besten, dem cod.
Sangermanensis s. IX, jetzt in Petersburg (kais. Bibl. 207); vgl. JCScbmitt,
de cod. Sangerm. Columellae in d. Festschr. f. LUrlichs (Würzb. 1880) 139.
Ausgaben in den Sammlungen der scriptores rei rusticae; s. § 54, 7.
716 Uie Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
Sonderausgabe von JHRkss, Fleußt». 1796. Buch X auch in Wermsdorpb
PLM. 6, 31. — OGüntheb, de coiraptelis in Colum. codd. im genethl. Got-
ting. 1888 p. 12. — Übersetzt von MCCurtius, Hamb. 1769. — Über Colu-
mella vgl. EHMkyer, Gesch. der Botanik 2, 58. VBabbbrbt, de Columellae
vita et scriptis, Nancy 1888.
294. Berühmte Ärzte unter Claudius waren besonders
Stertinius und Vettius Valens. Als Schriftsteller auf diesem
Gebiete ist uns bekannt auch ein Leibarzt des genannten Kaisers,
Scribonius Largus, welcher, obwohl nicht frei von dem Wahn-
glauben seiner Zeit, doch im ganzen verständig und um die
Wahrheit redlich bemüht eine Sammlung der von ihm erprobten
Rezepte (compositiones) ums J. 47 verfaßte, welche uns er-
halten ist.
1. Plin. NH. 29, 7 multos praetereo medicos celebenimosque ex his
Cassio8, CaJpetanos, Arruntios, Rubrios. ducena quinquagena HS annua his
mercedes fuere apud principes. Q. Stertinius imputavit principibus quod
sestertiis quingenis annuis contentus esset, sescena enim sibi guaestu urbis
fuisse enumeratis domibus ostendebat. (8) par et fratri eius merces a Claudio
Caesar e infusa est. . . exortus deinde est Vettius Valens, adulteiio Mes-
salinae Claudii Caesaris nobüitatus paritergue cloquentia. adsectatores et
potentiam nanctus novam instituit sectam. Vgl. Tac. a. 11, 31. 35 (Vettium
Valentem confessum . . tradi ad supplicium iubet, J. 48 n. Chr,). Sen. apocol.
13, 4 (Vettius Valens, Fabius, eq. vom., quos Narcissus duci iusserat). Vgl.
A. 2. Er war ohne Zweifel aus Ariniinum gebürtig; vgl. PRE. 6, 2533, 24.
Cael. Aübel. 3, 1 Valens physicus libro III curationum. Andere Ärzte der
Zeit: Crito, Symmachus, Alcon, Dasius, Heras bei Martial; Archigenes,
Heliodorus, Themiso, Philippus bei Juvenal.
2. Scribon. Larg. 97 (compositio) Tiberio Caesari per libellum scrip-
tum . . data et bibliothecis publicis posita venu in manus nostras etc. vgl.
120. 163 vidi (herbam) . . cum Britanniam peteremus (J. 43) cum deo nostro
Caesare. 60 Messalina dei nostri Caesaris hoc utitur (f 48). 94 7wc medi-
camentum Apulei Celsi fuit praeceptoris Valentis (A. 1 Z. 6) et nostri, et
numquam ulli se vivo compositibnem eius dedit. 171 antidolus Apulei Celsi
praeceptoris, quam . . mittebat Centuripas, unde ortus erat (vgl. EMeyeb,
Gesch. d. Botanik 2, 21. 28). Ob auch Scribonius aus Sicilien geburtig
war? Bücheleb, RhM. 87, 321. 176 aeeepimus a Tryphone praeeeptore
nostro (BicHELER aO.). — Der Zuname Designatianus für Scrib. beruht auf
unrichtiger Folgerung (vgl. § 446, 8).
3. Scrib. Labg. praef. . . Herophilus, Gailuli CaUiste (vgl. 161 Gai Iuli
und 271 mi Calliste), fertur dutisse etc. Die Schrift ist also an den hoch-
mögenden Freigelassenen deB Caligula und Claudius gerichtet, welcher viel-
leicht auch das Amt a studiis (§ 285, 3) bekleidete (Bücheleb, RhM. 37, 328).
Ober ihn zB. Fbiedläkdeb, S Gesch. I6, 177. Schiu. 22 . . a me compositiones
quasdam petiisti. . . cupio medius fidius . . tuae in me . . benevolentiae
respondere, adiutus omni tempore a te, praeeipue vero his diebus. . . tradendo
§ 294 Scribonius Largus u. a. Ärzte. 717
scripta mea Ißtina medicinalia deo nostro Caesari. quorum potestatem tibi
feceram, ut ipse prior legeres simpliciterque iudicares mihi quid scntires . .
tu . . dUigentiam meam sub tanti nominis editione (demnach wurde die
Schrift mit Widmung an den Kaiser veröffentlicht) non verbis sed re pro-
basti perieulumque non minus tu iudicii quam ego stili propter nie adisti
quo tempore divinis manibus laudando consecrasti. . . (26) ignosces autem
si paucae visae tibi fuerint compositiones et non ad omnia vitia scriptae.
sumus enim, ut scis, peregre nee sequitur nos nisi necessarius admodum
numerus libellorum (vgl. Catull. 68, 38. Scribonius war also wie Callistus
im persönlichen Dienst des Kaisers und begleitete diesen auch außerhalb
Roms) . . initium a capite faciemvs, . . dantes operam ut simplicia primo
ponamus. . . deinde medicamentorum quibus compositiones constant nomina
et pondera vitiis subiunximus. 38 neque illud dico novas omnes et non
aliquibus notas me in hoc libro congesturum compositiones, verum etiam quos-
dam divulgatas. 271 (Epilog) harum compositionum . . ipse composui plu-
rimas, et ad ea quae scripta sunt facientes scio* paucas, sed valde paucas,
ab amicis. . . illud autem te meminisse oportet, mi Calliste, . . eadem me-
dicamenta in iisdem titiis interim melius deteriusve respondere, propter cor-
porum varietatem differentiamque aetatum, temporum aut locorum. Anlage
nach den Körperteilen, s. § 55, 4.
4. Zur Charakteristik. Scbib. Laeq. praef. ego certe aliquotiens magnum
scientiae consecutus sum titulum ex usu prospere datorum medicamentorum
. . medicis, in quibus nisi plenus misericordiae et humanitatis animus est . .
diu et hominibus invisi esse debent. . . quia medicina . . aequaliter omnibus
implcrantibus auxilia sua suecursuram se pöllicetur. . . nos vero ab initio . .
nihil prius totius artis pereeptione . . iudicavimus, quia ex hoc omnia com-
moda nos- consecuturos existimabamus, non medius fidius tarn dueti peeuniae
aut gloriae cupiditate quam ipsius artis scientia. . . pereipiebamus in dies
ex usu profectus eius (der Heilmittellehre) , quos interdum supra fidem atque
opinionem plurimorum exhibebamus. Scribonius kennt die griechischen
Meister der Heilkunde (Hippokiates, Herophilos, Asklepiades; s. die praef.)
und citiert für seine Rezepte als Gewährsmänner von Ärzten der Gegen-
wart und der letzten Vergangenheit sowohl Griechen (Ambrosios in Puteoli,
Andron, Aristos, Dionysios, Euelpistos, Glykon, Meges, Philonides in Catina,
Thrasea, Tryphon, Zopyros in Gortys) als Römer (Antonius Musa, Apuleius
Celans, lulius Bassus, Marcianus, Paccius Antiochus, Vettius Valens).
Manches auch aus dem Volksglauben; vgl. 17 item ex iccinore gladiatoris
iugulati partieülam aliquam novies datam consumant (Epileptische), quaeque
eiusdem generis sunt extra medicinae professionem cadunt, quamvis profuisse
quibusdam visa sunt. 122 hoc medicamento müliercula quaedam Romas
ex Africa multos remediavit. postea nos . . compositionem aeeepimus, pretio
dato quod desideraverat , et aliquot non ignotos sanavimus. 172 hoc ego
cum quaererem ab hospite meo, legaio inde (von Kreta) misso, nomine Zopyro,
Goriynense medieo, quid esset pro magno munere aeeepi. 105 stomachi
Vitium quod . . inrequiebili , ut ita dicam, tt inextinguibüi siti consistit,
äxovov Graeci vocant. Stehende Wendung facit bene (vgl. tcoiblv bei Plat.
Phaedr. p. 117 B.). Erhalten sind 271 Rezepte; doch ist der Text vielfach
verderbt und lückenhaft. Der sprachliche Ausdruck ist sachlich, schmucklos
718 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
und scheut sich nicht vor Wendungen der Volkssprache. GHelmbeich,
praef. p. iv. v.
5. Die Handschrift nach welcher JRüellius den Scribonius heraus-
gab ist verschollen und andere kennt man nicht. Einigen Ersatz bietet
Marcellus Empiricus (§ 446, 1), welcher den größten Teil des Scribonius
in sein Werk herübernahm. — Ed. princ. von JRuelliüs, Par. 1628. Da-
nach Aldus u. Stephanus (s. § 55, 6), JRhodids (rec. nott. ill. ; lexic. Scribon.
adi.), Patav. 1655, JMBernhold, Straßb. 1786 und bes. GHelmreich, Lps.
1887. — Proben aus einem Commentar OSperlings (hs. in Kopenhagen) in
drei Progr. von CGKühn, Lps. 1826 f. — Vgl. Choulakt, Handb. der med.
Bücherk.* 180. EMeyeb, Gesch. d. Botan. 2, 26. GHelmreich, BlfdbayrGW.
18, 386. 460 und bes. Böcheleb, RhM. 37, 321.
295. Dem Studium der klassischen Schriftsteller der Ver-
gangenheit, besonders Ciceros und Virgils, zugewandt war die
schriftstellerische Tätigkeit des Q. Asconius Pedianus (ums
J. 756/3 — 841/88 n. Chr.). Wir besitzen von ihm noch, obwohl
in trümmerhafter Gestalt, geschichtliche Erklärungen zu fünf Beden
Ciceros, in schlichter und reiner Sprache verfaßt, ein Werk sorg-
samen und unermüdlichen Fleißes, ein Muster nüchterner, ein-
dringender, ehrlicher Forschung und für die sachliche Erklärung
hochwichtig. Mit Unrecht aber tragen seinen Namen die gehalt-
losen Scholien zu Ciceros Vereinen.
1. Hibrok. zu Eus. chron. ad a. Abr. 2092 = 829/76 n. Chr. (Freher.
zu 2091) Q. Asconius Pedianus scriptor historicus (er war von Sukton unter
den historid, zwischen Fenestella und dem älteren Plinius, abgehandelt,
Sueton. p. 91 Rösch.) clarus habetur, qui LXXIII aetatis suae anno captus
luminibus XII postea annis in summo omnium Tumore consenescit. Die
Ansetzung in diesem J. kann nur dem Erblinden gelten; die Blütezeit des
Asc. muß unter Claudius und Nero fallen. Bei Sdidas y. 'AnUiog Mdquog
erscheint 'Ao*<oviog üediccvog schon J. 781/28 n. Chr. in der Gesellschaft
des damaligen Consuls Q. lunius Blaesus (PRE. 4, 6S0, 9); vgl. Ascon.
p. 28 possidet (das Haus des Scaurus) nunc Largus Caecina (f vor Oct.
810/67), qui cos. fuit cum Claudio (J. 796/42 n. Chr.). Ascon. p. 68 inier
quos Tuditanus (§ 138, 1) et Pomponius Atticus (§ 172, 1), Livius quoque
noster: daher war A. wohl gleichfalls aus Padua gebürtig, woselbst auf
Inschriften andere Asconii gefunden sind (CIL. 6, ind. s. v.). Um unseren
A. zu ehren mag Sil. Ital. 12, 212 einen Jüngling aus Padua Namens Pe-
dianus (vgl. ebd. 219 seu musas placidas doctaeque süentia vitae maJlet . . .
non üllum dixere parem) in sein Gedicht eingeführt haben. Auf engere Ver-
bindung des A. mit Livius scheint Qdint. 1, 7, 24 zu deuten.
2. Schriften. Liber contra obtrectatores Vergilii (s. § 226, 3E. § 228, 6),
auf gründlicher Erforschung des Tatsächlichen beruhend (AKiessling, coniectan.
spec. I, Greifs w. 1883, 6): daraus alle Bemerkungen des A. über Virgil,
zB. auch Sery. zu Verg. ecl. 4, 11 Asconius Pedianus a Gallo (Asinio,
§ 276, 3) audisse st refert usw. — Aoro zu Hör. s. 1, 2, 41 quem (den
§ 296 Asconius. 719
Sallust) Asconius Peäianus in vita eins significat. Ob die einzelstehende
Notiz glaubwürdig ist? — Schrift über Langlebige? Plin. NH. 7, 159
Sammullam quoque CX annis vixisse auctor est Pedianus Asconius. Vgl.
KiEssLDfo-ScHÖLL aO. p. vni. Aber das bei Scid. (Aelian.) s. v. 'AnUiog
MaQxog wahrscheinlich aus derselben Schrift Mitgeteilte scheint viel-
mehr aus einem nach Piatons Vorbild verfaßten und in das Consulat&jahr
des ßlaeeus (A. 1 Z. 9) verlegten Symposion des Asconius geschöpft zu
sein, dessen Teilnehmer abwechselnd inl ts%vr] 7talcaoxQi%7} sprachen und
dabei von Leuten handelten welche durch körperliche Übungen sich über
Erwarten gesund und lange am Leben erhielten. Vgl. § 220, & Z. 6.
BHirzkl, RhM. 43, 814. — Hauptwerk: Commentar zu den Reden
Cicero s: verfaßt um J. 808/55 (s. A. 1 und Kiesbl. - Scholl p. z) und an
seine Söhne gerichtet (p. 38 vestra aetas, fUii, facti; vgl! vos p. 10. 13. 14.
23 u. sonst). Er beruht auf umfassenden Studien der Schriften Ciceros,
derjenigen Beiner Zeitgenossen, und der öffentlichen Urkunden: A. benützte
zB. die acta (§ 216, 1), vgl. p. 38 acta etiam totius illius temporis persecutus
sum und p. 17. 27. 41. 43. Die Grammatik und Rhetorik laßt er beiseite
und widmet sich ganz der sachlichen Erklärung. Der Commentar erstreckte
sich, wie aus den Verweisungen bei Asconius hervorgeht, auf eine große
Anzahl ciceronischer Reden (vielleicht sogar auf alle), und zwar folgten
sich die einzelnen in chronologischer Ordnung (vgl. § 178, 3). Kiessltng-
Schöll p. xiv. Vgl. noch Gell. 16, 28, 4. Qüint. 5, 10, 9.
Auf uns gekommen sind — aber vielfach lückenhaft — die Commen-
tare zu den Reden pro Cornelio de maiestate, in toga Candida, in Piso-
nem, pro Scauro und pro Milone (besonders wertvoll ist die treffliche
Einleitung zur letzteren). Dieselben fand FPoggio mit seinen Freunden
Bartholomaeus von Montepulciano und Sozomenus von Pistoja im J. 1416
zu St. Gallen in einer bereits stark beschädigten Hb. (s. IX?). Von den drei
Abschriften welche jene nahmen ist erhalten diejenige des Sozomenus
(jetzt in Pistoja nr. 37; vgl. AKiessling, de Asconii cod. Pistor., Greifsw.
1873), und die des Bartholomaeus, jetzt in Florenz Laur. 54, 6. Poggios
(von ihm selbst kritisch überarbeitete) Abschrift scheint verloren (oder ist
sie noch in Madrid bibl. reg. X, 81 erhalten? s. Kiesslinq-Schöll p. zzxiv.
irxvn), doch sind davon noch zahlreiche Kopien vorhanden (zB. Leid. 222.
Laur. 60, 4 u. a.). — Ausgaben: ed. princ. Ven. 1477. Ed. PManutius,
Ven. 1547 u. sonst. FHotoman, Lugd. 1651. IGBaiter in Orellis Cicero,
s. § 177, 6. Erste kritische Ausgabe: recensuerunt AKikssling et RSchoell,
BerL 1875 (nach dieser Ausgabe ist citiert). — Hauptschrift: JNMadvig,
de Q. Asc. Ped. et aliorum vett. interprett. in Cic. oratt. commentariis,
Kopenhag. 1828; dazu appendix critica, ebd. 1828. Ferner Sübinqar, hist.
cht. schol. lat. 1, 116. Eibssl.- Schölls praefatio. CLichtenfkldt, de Q.
•Abc. Ped. fontt. ac fide, Bresl. 1888 (Bresl. phil. Abh.). — Kritisches:
SIERau, var. lectt. in Cic. oratt. I, Leid. 1834. SHRinkes, Mnemos. 10, 199.
U, 181. AEbbbhabd in FRichters Ausg. d. Milon., Lps.8 1881, 112.
3. Durch denselben cod. SGallensis dem wir den echten Asconius
verdanken (A. 2), bzw. durch dessen Abschriften, ist uns erhalten ein
ehemals dem Asconius falschlich beigelegter Commentar zu den Ver-
lanen (einschließlich der divinatio). Derselbe ist ebenso überwiegend
^20 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
grammatisch wie der echte historisch, bietet sehr wenig was nicht auch
aus anderen Quellen bekannt oder selbstverständlich wäre, hat eine breite
Daretellung und unklassische Sprache und ist nicht wie jener an eine Mehr-
heit gerichtet (zB. p. 119 Or. primarum, suhaudi partium). Hätte der Ver-
fasser desselben (etwa aus dem fünften Jahrh. ?) den echten Commentar des
Asconius zu diesen Beden auch nur vor sich gehabt, so müßte er ihn ohne
alles Verständnis für das Wichtige ausgebeutet und in seine Sprechweise
übersetzt haben. Vgl. Madvio, de Abc 84. GThilo (zu Serv. 1, p. xxxi)
legt diesen Commentar dem Servius (§ 431, 1) oder dessen Schule bei.
AGkssnhr, Servius u. Ps.- Asconius, Zur. 1889. Er ist zuletzt gedruckt in
Orellis Cicero 5, 2, 97. Neue Vergleichungen der Abschriften vom SGal-
lensis in Eiesslino - Schölls Asconius p. 86. Textgeschichtlichea und Text-
kritisches: ThStangl, RhM. 39, 568.
4. Am nächsten an Wert, auch in der Art und Weise der Erklärung,
stehen dem Asconius die sog. Scholia Bobiensia, nur findet sich neben
sorgsamer sachlicher (geschichtlicher, juristischer, literarischer) Erklärung
darin bau 6g auch Berücksichtigung des Sprachlichen und Rhetorischen
(ThStangl, d. Gronovscholiast 26. HGau^jtz, zu den Bob. Cic.-Scholien,
Dresd. 1884, 12). Die nächstliegende Annahme, daß Asconius von dem
Bchol. Bob. ausgebeutet worden, wird durch die Vergleichung der — freilich
spärlichen — Reste nicht gesichert. 'Gaumitz aO. 25. Bei der Güte und
Haltung dieser Scholien, bei ihrer verhältnismäßig noch reinen Sprache
(ThStangl, RhM. 39, 431) ist auffällig die Notiz p. 256, 9 Or. secundum
veterem super 8titio>iem , welche auf einen Christen als Verfasser hinweist,
also frühestens 3. bis 4. Jahrh. Dagegen GRauschen, ephem. Tüll. 67.
Die Bobienser Scholien bildeten eine umfassende einheitliche Erklärung
ciceronischer Reden. In ihrer jetzigen trümmerhaften Erhaltung (nur zu
pArch. sind sie vollständig und in Clod. et Cur. und in Vatin. ziemlich
vollständig) erstrecken sich diese Scholien auf Ciceros Reden pro Flacco,
cum senatui gratias egit, cum populo gratias egit, pro Flancio, Milone,
Sestio, in Vatinium, in Clodium et Cnrionem, de aere al. Müonis, de rege
alexandrino, pro Archia, Sulla. Reste derselben im Gronovscholiast (§ 178, 4) ?
s. St an gl u. Gaumitz aO. — Aus einem cod. palimps. Bobiensia s. VI (teils
im Vatican, teils 'in Mailand) hrsgg. von AMai, Mail. 1815 (== Frankf. 1815)
und in den Auetores class. lat. Vol. II, Rom 1828. Ferner cum Maii notis
edid. Cbameb et Heinrich, Kiel 1816, und in Obkllis Cicero 5, 2, 228. —
Vgl. Madviq, de Asc. 142. Zur Textkritik (nach neuer Vergleichung des
Bob.) LZieqlbb, RhM. 27, 420; Progr. des Max.-Gynm. in München 1873.
ThStangl, RhM. 39, 231. 428. — Von jenen scholia Bobiensia sind zu unter-
scheiden die ganz dürftigen und späten r scholia minora Bobiensia' (aus
Ambros. C 29 inf. s. X) zu den Reden in Cat. IV, pMarc, Lig., Deiot., bei
Mai aO. u. Obelu aO. 6, 2, 369. Vgl. Gaumitz aO. 12. Stanol, RhM. 89, 566. '
296, Unter Claudius oder Caligula verfaßte Pomponius
Mela aus Tingentera in Spanien seine drei Bücher de chorographia,
für uns die früheste Beschreibung der alten Welt. Der Abriß
ist aus guten Quellen geschöpft, wohlgeordnet und reichhaltig.
§ 296 Pomponius Mela. 721
Neben dem Geographischen wird auch das Sittengescliichtliche
berücksichtigt. Der Stil zeugt von rhetorischer Bildung; Wort-
stellung, Sprachgebrauch und der meist abgerissene Satzbau ver-
raten den Zeitgenossen des Seneca.
1. Mela 2, 96 Carteia . . atque unde nos sumus Tingeniera. 3, 49
Britannia qualis sit . . mox cei-tiora dicentur. quippe tamdiu clausam aperit
ecce principum maximus, nee indomitarum modo ante se, verum ignotarum
quoque gentium trictor propriarum rerum fidem ut hello adfeetavit ita triumpho
declaraturus portat. Dies deutet entweder auf des Claudios Triumph über
Britannien (J. 44 n. Chr.) oder auf den Caligulas (J. 40). Für den letzteren
Ansatz spricht (ohne ihn indessen als sicher zu erweisen) die 1, 25 — 30
gegebene (von Claudius im J. 42 beseitigte) Einteilung Nordafrikas, s.
CFbick, Phil. 33, 741. Unmöglich ist es jene Stelle von Caesar zu verstehen
und den Mela bis in die Zeit des Augustus (nicht lange nach J. 729/25)
hinaufzurücken, wie es GOehmichen, plinian. Stud. (Münch. 1880) 32 ver-
sucht. — Mela 3, 90 Eudoxus quidam avorum nostrorum temporibus cum
Lathyrum regem (J. 117 — 81 v. Chr.) Älexandriae profugeret
2. Von Plinius wird Mela, Pomponius Mela und Mela Pomponius als
Quelle der NH. genannt für B. 3—6. 8. 12. 13. 21. 22. Angeführt wird er
von Schol. luv. 2, 160, Serv. Aen. 9, 31 und Iordan. de reb. get. 3, 16; aus-
gebeutet, aber nicht genannt, von Solinus. Mela selber nennt von seinen
Quellen den Cornelius Nepos (3, 45 Com. N. ut recentior, auetoritate sie
eertior; vgl. ebd. 90); den 3, 90 genannten Hanno kannte Mela wohl nur
durch Nepos ; die vermeintliche Erwähnung des Hipparchos 3, 70 beruht
auf falscher Lesart (das hs. ipparchius ist *-» id parcius, R Hansen, JJ.
117, 499). Die Zahl der von ihm aufgeführten geographischen Namen be-
trägt über 1500. Über die Quellen des Mela: EHansen, JJ. 117, 495; Progr.
v. Sondershausen 1879. ESch weder, Beitr. z. Erit. der Chorographie des
Aug. II, Kiel 1878; die Concordanz der Chorographien des Mela und Plin.,
Kiel 1879; d. gemeins. Quelle der geogr. Darstell, des Mela u. Plin., Phil.
46, 276. 47, 636. GOehmichen, plin. Studien (Münch. 1880) 47. Benutzung
Melaa in Tac. Germ.? MManitids, Forsch, z. deutsch. Gesch. 22, 417. —
Mela hat der Darstellung Sorgfalt gewidmet und streut in die knappe Auf-
zählung (1, 1 opus impeditum et faeundiae minime capax) deB Geographischen
gern rhetori eieren de Ausführungen, wie über den specus Corycius 1, 72,
den Berg Ida 1, 94; über Ägypten 1, 57, über Britannien 3, 49. Sein Stil
zeigt häufig Anklänge an Sallust, FVogkl, acta semin. phil. Erlang. 1, 317.
CFbick vor s. Ausg. p. v. Einiges zur Sprache: KvMorawski, Wien. Studd.
4, 166. — Nicht ausgeführt scheint die Absicht den Gegenstand auch ein-
gehender zu behandeln: 1, 2 dicam autem alias plura et exaetius, nunc ut
quaeque sunt clarissima et strictim.
3. Haupthandschrift: Vatican. 4929 s. X (§ 445, 2), von welcher die
übrigen erhaltenen (sämtlich jung, s. XIV fll.) abstammen (CBursian, JJ.
99, 631). Subscriptio des Yaticanus: Fl. Rusticius Helpidius Domnulus
v. c et speetab. com. conswtor. emendavi Iiabennae, vgl. § 279, 9. 468, 1. —
Ausgaben zB. IsVoss, Haag 1658, Franeker 1700. AGkonov, Leid. 1696.
1722 u. sonst. CHTzschuckb, Lps. 1807 VII. ad libr. in 88. fid. ed. GParthky,
TBorpsL-ScHWAB*, Rom. Llt.-Gesch. ft. Aufl. 46
722 r>ie Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
Berl. 1867 (dazu CBubsian, JJ. 99, 629). recogn. CFrick, Lps. 1880. — JFink,
Pomp. Mela u. s. Chorographie, Rosenh. 1881.
297. Die bedeutendsten Redner in dieser Zeit waren solche
die sich gewerbsmäßig mit politischen Anklagen befaßten , wie
P. Suillius, Vibius Crispus aus Vercellae und Eprius Marcellns;
ferner Kunstredner Iulius Africanus und der Sachwalter Galerius
Trachalus (Cos. J. 68). Andere betätigten ihre Beredsamkeit
vorzugsweise im Senat, wie die Stoiker Paetus Thrasea und
Helvidius Priscus. Auch eine Anzahl von Lehrern der Rede-
kunst kennen wir aus dieser Zeit, wie Verginius Flavus, Clodius
QuirinaliS; Antonius Liberalis u. a.
1. Tac. a. 13, 42 P. Suillius, imperitante Claudio terribilis (als An-
klager) ac venalis. . . eius oppritnendi gratia repetitum credebatur SC.
pocnaque Cinciae legis adversum eos qui pretio causas oravissent. Suillius
. . praeter feroeiam animi extrema senecta liber etc. ebd. 43 werden u. a.
equitum rom. agtnina damnata ihm schuld gegeben. Er wurde auf die
balearischen InBein verbannt, J. 58. Vermählt war er mit Ovids Stieftochter,
ex Pont. 4, 8 (vom J. 15 n. Chr.). PRE. 6, 1486, 1.
2. Tac. dial. 8 ausim contendere Marcellum Eprium . . et Crispum
Vibium . . notos non minus esse in extremis partibus terrarum quam
Capuae aut Vercellis, ubi nati dicuntur; da Eprius aus Capua war, s. unten
A. 3, so war Crispus aus Vereelli; vgl. Schol. luv. 4, 81 Crispus, tnuni-
ceps ViseUiensis ; dagegen Schol. des Valla ebd. (unter Verwechslung mit
Passienus Crispus, § 268, 6?) V. Cr. Placentinus; HSauppb, Phil. 19, 261.
Tac aO. weiterhin: hoc Ulis praestat . . ipsa ehquentia. . . sine commen-
datione natalium, . . . neuter moribus egregius, alter kabitu quoque corporis
contemptus, per tnultos iam annos potentissimi sunt civitatis ac donec libuit
principes fori, nunc principes in Caesans (des Vespasian) amicitia agunt
geruntque cuncta. hist. 2, 10 Vibius Crispus, pecunia, potentia, ingenio
inter claros magis quam inter bonos. . . Crispum easdem accusationes cum
praemio excrcuisse meminerant luv. 4, 81 venu et Crispi iucunda senectus,
cuius erant mores qudlis facundia, mite ingenium. . . sie multas hiemes atque
octogesima vidit solstitia, his armis illa (des Domitian) quoque tutus in aula.
Statius bei 6 Valla zu luv. 4, 94 Nestorei mitis prudentia Crispi. Er lebte
also etwa J. 10—90 n. Chr., und es kann daher richtig sein die Angabe
des Schol. Vall. zu luv. aO. : et manu promptus et lingua süb Claudio et
consulatum adeptus. Vgl. Plin. NH. 19, prooem. 4 C. Flavio legato Vibi
Crispi procos. (von Africa). Die Jahre seiner (drei? Statius aO.) Consulate
sind aber nicht bekannt. Vgl. Borohesi, oeuvres 4, 529. Büchelkb, BhM.
39, 283. Zechgenosse des Vitellius (Suid. v. Bizilhos). Qüint. 6, 13, 48
quod factum venuste nostris temporibus elusit Vibius Crispus, vir ingenii
iueundi et elegantis. 10, 1, 119 erant clara et nuper ingenia. nam et
Trachalus (A. 6) . . fuit . . et Vibius Crispus compositum et iueundus et
dclcctationi natus, privatis tarnen cau9is quam publids melior. 12, 10, 11
§ 297 Vibius Crispus u. a. Redner. 723
(iuöundüatem Crispt). 8, 6, 17 (pro Spatale Crispus, vgl. ebd. 19 Trachalus
contra Spatdien).
3. Inschrift aus Capua IRN. 3601 (Ob. 6425 Wilm. 1143) T. Clodio
M. f. Fol. Eprio Marcello cos. II (J. 827/74; 1 814/61), auguri, curioni
maximo, sodali augustali, pr(aetori) per(egr., im J. 48), procos. Asiae III
(J. 71 — 74 Frühling) provincia Cypros; vgl. BBorghesi, oeuvres 3, 286.
4, 636. GWilmanns aO. Geboren zu Capua in niedrigen Verhältnissen (s. A. 2),
Ankläger unter Nero (Tac. a. 16, 22 Marc. Epr. acri cloquentia. ebd. 29
cum Marcellus, ut erat torvus ac minax, voce, voltu, oculis ardesceref), zB.
des Thrasea, und als solcher später wiederholt von Helvidius Priscus be-
langt (Tac. dial. 6 quid aliud infestis patribus nuper Eprius Marcettus quam
suam eloquentiam opposuit? qua ac einet us et minax disertam quidem sed
inexercitatam et eiusmodi certaminum rudern Helvidi sapientiam elusit; vgl.
§ 299, 10), aber noch unter Vespasian einflußreich (s. A. 2), jedoch J. 79
der Verschwörung gegen ihn überwiesen und zum Tode genötigt. Vgl.
PRE. 3, 207. Tac. hist. 4, 7 esse Uli (dem E. M.) peeuniam et eloquentiam,
quis multos anteiret, ni memoria flagitiorum urgeretur. Verteidigung des
E. M. ebd. 8. Vgl. noch § 293, 3 E.
4. Qüint. 10, 1, 118 eorum quos viderim Domitius Afer (t J. 59, s.
§ 276, 6) et Iulius Africanus longe praestahtissimi. . . hie concitatior
(als Afer), sed in cura verborum nimius et compositione nonnumquam longior
et translationibus parum modicus. Vgl. ebd. 12, 10, 11 (§ 45, 2). Tac. dial. 15.
Plin. ep. 7, 6, 11. Quint. 8, 6, 15 (inslgniter Africanus apud Neroncm de
morte matris, J. 69). Sein Vater war wohl der im J. 32 verurteilte Iulius
Africanus e Santonis, gallica civitate (Tac. a. 6, 7). • Vgl. § 316, 4.
6. Quint. 10, 3, 13 patruus Iulii Secundi fuit Iulius Florus, in
eloquenlia Galliarum (quoniam ibi demum exereuit eam) prineeps, alioqui
inter paueos disertus.
6. Tac. hist. 1, 90 in rebus urbanis Galerii Trachali (Cos. mit
Silius Italicus 821/68; Procos. in Afrika, CIL. 5, 5812) ingenio Othonem uti
credebatur. et tränt qui genus ipsum orandi noscerent crebro fori usu celebre
et ad impUndas populi aures latum et sonans. Quint. 10, 1, 119 erant clara
et nuper ingenia. nam et Tracluüus plerumque sublimis et saus apertus fuit
et quem veUe optima crederes, auditus tarnen maior; nam et vocis quantam
in nuUo cognovi felicitas et pronuntiatio vel scenis suffectura et decor, omnia
denique ei quae sunt extra superfuerunt. Letzteres näher ausgeführt 12,
5» 6» vgl- 12» 10, J1 (sonum Trachali). Veröffentlicht war jedes falls seine
Rede contra Spatalem (s. A. 2 E.). Vgl. noch Quint. 6, 3, 78.
7. A. Pabriciu8 Veiento (praetorius, Dio 61, 6) wurde im J. 62 an-
geklagt quod multa et probrosa in patres et sacerdotes composuisset iis libris
quibus nomen codicillorum dederat (Tac. a. 14, 60). Also wohl eine Satire
in Prosa in der Form eines Testaments (vgl. § 28, 3). convictum Veien-
tonem Italia depulit (Nero) et libros exuri iussit, conquisüos lectitatosque
dorne cum periculo parabantur (Tag. aO.). Unter Domitian finden wir ihn
als den niedrigen Schmeichler des Herrschers und als Angeber bei luv.
3, 185. 4, 113. 123. 6, 113. Er erlebte noch den Nerva (Plin. ep. 4, 22, 4;
vgl. 9, 13, 13). Dreimal Gonsul in unbekannten Jahren: Büchbler, UhM.
40*
724 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
39, 283. Inschrift dieses Yeiento in Rheinhessen gefunden: Krllkr und
Mommsen, westdeutsche Zeitschr. 3, 92; Gießener Philo!. -Vers. 1895, 209.
8. L. Yalerius Primanus wird von Sueton (p. 99 Rffsch.) nach Q. Gurtins
Ruf us und vor Verginius Flavus unter den clari rhetores aufgeführt.
9r Tac. a. 15, 71 Verginium Fla v um . . claritudo nominis expulit
(.). 65); nam Verginius studio, iuvenum eloquentia . . fovebat. Unter letzteren
war auch der junge Persius Flaccus (vita Pers.). In dem suetonischeu
Verzeichnis von rhetores (Sueton. p. 99 Rffsch.) ist er der zehnte. Quint.
3, 1, 21 scripsit de eadem materia (Rhetorik) . . aetatis nostrae Verginius.
7, 4, 40 Flavum, cuius apud me summa est auctoritas, cum artem scholae
tantum componeret etc. Er schloß eich dabei an griechische Vorgänger an ;
s. ebd. 7, 4, 24. Erwähnungen desselben ebd. 3, 6, 45. 4, 1, 23. 11, 3, 126.
10. Hnutox. zu Eus. chron. a. Abr. 2063 = 47 n. Chr. aus Sueton
(vgl. p. 99 Rffsch.): P. Clodius Quirinalis rhetor Arelatensis Romas in-
signissime docet. — Ders. ad a. 2064 — 48: M. Antonius Liberalis, latinus
rhetor, gravissimas inimicitias cum Palaemone (§ 282, 3) exercet. Dagegen
Liberalis noster aus Lugdunum bei Sen. ep. 91, 1. 3. 13 scheint Aebutius
Liberalis (§ 289, 4 gE.) zu sein. — Ders. ad a. 2073 «= 57 : Statius Ursulus
Tölosensis celeberrime in Gallia rhetoricam docet.
11. Vita Lucani: matrem habuit Aciliam, Acilii Lucani filiam, oratoris
(Sachwalter) operae apud proconsules (in Spanien) frequentis et apud claris-
simos viros non nullius ingcnii. adeo non improbandus fuü ut in scriptis
aliquibus hodiegue perduret eius memoria.
12. Ober Passienus Grispus 'den jüngeren s. § 268, 5 : über Iuniua
Gallio § 268, 7; über Paetus Thrasea und Helvidius Priscus § 299, 7 u. 11;
über Cluvius Rufus § 314, 2; über Guriatius Materaus § 318, 1; über Silius
ItalicuB § 320, 1 ; über den Vater des Statius § 318, 3. — Über die rheto-
rischen Schriften des L. Annaeus Gornutus § 299, 2.
298. Namhaftere Juristen dieser Zeit sind Proculus, nach
welchem die Proculianer ihren Namen hatten, sowie der jüngere
Nerva, der Vater des nachmaligen Kaisers Nerva, nnd besonders
C. Cassius Longinus (Cos. 30 n.Chr.) unter den Sabinianern,
welche seit ihm auch Cassianer hießen. Ein jüngerer Zeitgenosse
und Schüler des Proculus ist Atilicinus, und auch Fufidius scheint
dieser Zeit anzugehören.
1. Pompon. dig. 1, 2, 2, 62 Nervae (§ 281, 2) successit Proculus. fuü
eodem tempore et Nerva filius (A. 2). . . sed Procüli auctoritas maior fuit.
nam etiam plurimum potuit, appeüatique sunt partim Cassiani (Vgl. A. 3)
partim Proculiani. dig. 37, 14, 17 (Rescript der Divi fratres): Proculum,
sane non levem iuris auctorem. Vgl. 18, 1, 1, 1 (Sabinus et Cassius, . .
Nerva et Proculus. . . verior Neroae et froculi sententia). Voller Name
Sempronius Proculus?? vgl. dig. 31, 47 f. und zdSt. Mommsbn. Rüdorff,
ZfRGesch. 12, 336. Eine seiner juristischen Schriften hatte Briefform (An-
fragen und Antworten): epistölarum libri, mindestens 11 Bücher; dig. 19,
5, 12 und 23, 4, 17 Proculus libro XI (pistolarum; vgl. Aj 4 u. dig. 18,
§ 298 Juristen. 725
J, 69. Außerdem Proculus libro III ex posterioribus Labeonis (ebd. 33,
6, 16), wohl dasselbe Werk wie die Notae zu Labeo (ebd. 3, 5, 10, 1 und
36, 1, 69 apud Labeonem Proculus notat; vgl. ebd. 17, 2, 66, 5). Im ganzen
sind von Proculud 37 Excerpte in die Digesten aufgenommen (bei Hommel,
Palingenesia 2, 889. Lenel, Palingen. 2, 169).
2. Pompon. aO. (A. 1) 62 fuit eodem tempore et Nerva filius (der
Vater § 281, 2). fuit et alius Longinus (als der A. 3 genannte) ex equestri
quidem ordine, gui postea ad pratturam usque pervenit. dig. 8, 1, 1, 3 qua
aetate (pueritia, bis zum 17. Jahre gerechnet) aut paulo tnaiore fertur Nerva
filius et publice de iure respomitasse. 41, 2, 47 idque Nerva filius Ubris de
usucapionibus retulit. Er war Proculianer. Er ist der Cönsul von 793/40
und der Vater des gleichnamigen Kaisers.
3. Pompon. aO. (A. 1) 61 huic (dem Masurius, § 281, 1) successit Gaius
Cassius Longinus, natus ex fUia Tuberonis (§ 208, 1), quae fuit neptis
Sercii Sulpicii (§ 174, 2), et ideo proavutn suum Servium Sulpicium appeUat.
hie consul fuit cum Quartino (vielmehr Surdino, J. 788/30) temporibus Tiberii,
sed plurimum in civitate auetoritatis habuit, eousque donec eum Caesar
(Nero, J. 66, Suet. Ner. 87 Cassio Longino iuris consulto ac luminibus
orbato etc. vgl. Tag. a. 16, 7. 9) civitate pelleret. expulsus ab eo in Sar-
diniam, revocatus a Vespasiano diem suum obiit. Vgl. Tag. a. 12, 11 (J. 49)
Gaio Cassio, gui Suriae praeerat. 12 ea tempestate Cassius ceteros prae-
minebat peritia legum, 13, 41. 48. 14, 48 f. Gromat. vet. p. 124, 14 Lm.
(vgl. ebd. 399, 23. 17, 9. 403, 29) Cassius Longinus, prudentissimus vir, iuris
auetor. Plin. ep. 7, 24, 8 domus C. Cassi, huius gui Cassianae scholae prin-
ceps et parens fuit (vgl. A. 1). dig. 4, 8, 19, 2 Cassius sententiam magistri
sui (des Sabinus, vgl. auch Arbiah. Epict. 4, 3) bene excusat. Auch er ver-
faßte ein großes Werk über das ius civile (dig. 7, 1, 7, 3. 7, 1, 9, 6. 7, 1,
70, 2 C. Cassius . . libro oetavo iuris civilis; vgl. ebd. 36, 1, 64 in com-
mentariis Gaii, und 46, 3, 78 in libris Gaii), welches sein Schüler Aristo
erläuterte, und Iavolenus Priscus auszog, Lbnbl, palingen. 1, 277; außer.
dem Anmerkungen zu Vitellius (dig. 83, 7, 12, 27 Cassius apud ViteÜium
notat). Vgl. MVoiot, Abh. d. s&chs. Ges. d. Wiss. 7, 344. PKbüokb, Quellen
u. Lit. d. röm. Rechts 164.
4. Dig. 23, 4, 17 Proculus (A. 1) libro XI epistolarum: Ätilicinus
Proculo suo salutem. Folgt eine juristische Anfrage, worauf Proculus
respondit. Genannt wird er ebd. 10, 3, 6, 4 (Sabinus et At. responderunt).
12, 4, 7 (Nerva, At. responderunt). 46, 2, 17 (At., Sabinus, Cassius . .
aiunt). Inst. Inst. 2, 14 (Aiilicino placuisse Paulus . . refert). Fragm.
Vat. 77 (AtiUcinum respondisse Aufidius — oder Fufidius, s. A. 6 — refert).
PKbüokb aO. 166. ECFebbini, ZdSavigny-Stift. 7, 1.
6. Dig. 34, 2,6 (aus Africanus) apud Fufidium quaestionum libro II etc.
40, 2, 26 (aus Gaius) Fufidius ait; Nerva filius (A. 2) contra sentit. 42, 6, 29
(aus Paulus) Fufidius refert etc. Vgl. A. 4.
6. Sex. Pedius (dig. 4, 8, 32, 20 u. 9, '2, 33 aus Paulus; ebd. 39, 1,
5, 9 ans Ulpianus), Verfasser eines Werkes in mehreren Büchern de stipu-
lationibus (Paul. ebd. 12, 1, 6 Pedius libro I de st.), eines größeren, von
mindestens 26 Büchern, ad edictum; Paul. ebd. 37, 1, 6, 2 notis scriptae
726 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudias und Nero).
tdbülae non continentur edicto, quia notas litter as non esse Pedius libro XXV
ad cdictum scribit, und eines Commentarg zum aedilicischen Edict. In den
notae iuris Einsidlenses (GL. 4, 276) wird aufgeführt 8. P. M. und
dieses aufgelöst Sexti Pedii medivani (nach Husch ke = Medmani aus
Medma oder Medama in Bruttium). Danach hätte er vor Probus (§ 300, 4)
gelebt. Aber das ist ganz unsicher. Aus den Dig. ersehen wir nur daß
er einerseits nach Ofilius (dig. 14, 1, 1, 9) und (Maaurius) Sabinus (ebd. 60,
16, 13, 1) geschrieben hat, anderseits ließe sich aus dig. 4, 8, 82, 16 (nam
et Iulianus . . . idem Pedius probat) und 4, 3, 1, 4 (ut et Pedius libro VIII
scribit . . . idem et Pomponius libro XXVIII et adicit) erschließen daß
er zwischen Iulianus und Pomponius (§ 360) schrieb. Vgl. EHubchkb, iurispr.
anteiuBt.6 134. 143. Tudemann, de Pedio icto, Leid. 1822. PKbügbr,
Quellen u. Lit. d. röm. Rechts 127.
299, Die Lehrer der Philosophie in dieser Zeit bedienten
sich meist der griechischen Sprache. So Sextius, Cornutus, Mu-
sonius Rufus und später Epiktetos. Von diesen verfaßte der
einflußreiche Cornutus auch rhetorische und grammatische
Schriften. Unter den Anhängern der Philosophie waren schrift-
stellerisch tätig, und zwar in lateinischer Sprache, außer Celsus,
Papirius Fabianus, ein Plautus, und besonders Seneca. Die besten
Männer wandten sich dem Stoicismus zu, weil er die Fähigkeit
verlieh mit Würde zu leben und mutig zu sterben. So Iulius
Kanus, Thrasea Paetus, Barea Soranus, Rubellius Plautus, Hei-
vidius Priscus, sowie die Dichter Persius und Lucanus. Da sie
alle von den Kundgebungen knechtischer Gesinnung sich mög-
lichst fern hielten und manche ihre Abkehr davon freimütig
aussprachen, so wurde das stoische Bekenntnis ein politischer
Verdachtsgrund. Nur P. Egnatius Celer verband Stoicismus und
Angeberei. Selten wird jedoch die stoische Lehre von ihren
Anhängern rein erhalten; die einen schwächen sie ab zu einem
Leitfaden praktischer Lebensweisheit, wie außer Seneca auch
Musonius und sein Schüler Epiktet, andere steigern sie durch
asketische Zutaten aus Lehre und Leben der Pythagoreer und
Kyniker, und um die Systematik derselben kümmern sich die
wenigsten.
1. Vgl. im allg. § 61. Über Sextius s. § 266, 5.
2. Suidas s. v. Koqvovtos: Asntizrjs (nach Steph. Byz. aus Thestis,
gleichfalls in Libyen) cpddoocpog, . . yeyovoag h ^Ptofirj inl NiQcovog %al
nqog avTov uvcctQi&tlg (vielmehr r verbannt') avv xcp Movacovtoy (A. 3)
tyQaips noXXoc cpiXoaocpd te xal QTjtOQtytd. Hiebon. chron. ad a. Abr. 2084
= 68 n. Chr.: Nero . . Cornutum philosophum , praeceptorem Persii
(b. § 302, 2), in exilium fugat. Dio 62, 29 (Avvutov Koqvovtov svdoxi-
liovvtct tote ys inl itaideta). Philosophische Schriften (iroog 'AfrrtvoÖcoQOv
§ 299 Cornutus, Musonius u. a. Philosophen. 727
%al 'AQiaxoxiXnv, ns^l xijs tmv &ea>v cpvaecog, welche letztere Schrift erhalten
ist (Cokn. theologiae graecae compendium, rec. et emend. CLang, Lps. 1881).
Ferner rhetorische: xi%vai Qnxoquiai in griechischer Sprache und de figurie
aententiarum in lateinischer .(Gell. 9, 10, 5 Annaeus Cornutus, homo sane
pleraque alia non indoctus neque imprudens, in secundo librorum quos de
figuris sent. composuit). Vgl. CMobawski, quaestt. Quintil. (1874) 68. Dazu
grammatische. Gell. 2, 6, 1 nonnulli grammatici aetatis superioris, in
quibuß est Cornutus Annaeus, haut sane indocti, neque ignöbiles, qui com-
mentaria in Vergilium composuerunt , reprehendunt etc. Chams. GL. 1, 127
(aus Iulius Romanus): L. Annaeus Cornutus in Maronis commentariis X,
ohne Zweifel gleich mit ebd. p. 125 Annaeus Cornutus ad Italicum (§ 320, 1)
de Vergüio libro X; vgl. OJahn, ed. PerB. p. xv. Ribbeck, proleg. Verg.
p. 123. Aus seiner Schrift de enuntiatione vel orthographia Auszöge (aus
der Zeit der Autonine?) bei Cassiod. GL. 7, 147- Vgl. WBbambach, lat.
Orthogr. 30. Verderbt und unverständlich ist Chams. GL. 1, 201, 12 An-
naeus Cornutus libro tob. castar. patris sui (neuer Besserungsversuch von
FBüchblkb, RhM. 34, 347). Ganz unsicher aber ist ob Cornutus auch Tra-
gödien verfaßt habe. Zwar heißt es in der vita Persii (p. 284 J.) : cognovit
per Cornutum etiam Annaeum Lueanum, aequaevum auditorem Cornuti.
nam Cornutus illo tempore tragieus fuit, seetae stoieae, qui libros phüosophiae
reliquü. sed Lucanus etc. Indessen sind die Worte nam — reliquit
ohne Zweifel ein fremdartiger Zusatz (ThBebgk, ZfAW. 1846, 126; auch
MHbbtz, de Scaevo p. 4). Im allg. GJvMabtini, de L. Annaeo Cornuto,
Leid. 1825. OJahn, prolegg. zu Pers. p. viii. EZelleb, Gesch. d. griech.
Philos. 3, l8, 689.
3. C. Musonius (Plin. ep. 8, 11, 5. 7) Ruf üb. Tac. a. 16, 71 Bufutn
claritudo nominis expulit (J. 66 vgl. Iuliani epist. im RhM. 42, 24 Mov-
emviog ineuilsto Pvccq<dv [er fand zB. auf dieser wasserarmen Insel eine
Quelle, Philo str. Apoll, v. 7, 16], onY\vi%a qpevysiv uvzbv iicizctxze Niqmv.
Dio 62, 27. Philostb. Apoll. 4, 46. 6, 19). nam . . Musonius praeeeptis
sapientiae fooebat (iuvenes). 14, 59 doctores sapientiae, Coeranus graeci,
Musonius tusei (aus Volsinii, Suid. s. v.y vgl. OMüllbb, Etr. 1*, 488 und
unten § 420, 1) generis. hist. 8, 81 miseuerat se legatis (J. 69) Musonius
Rufus, equestris ordinis, Studium phüosophiae et plaeita stoieorum aemulatus.
Irrig daher der Ansatz bei Hiebon. ad a. Abr. 2096 (Freher. ad 2096) =
J. 79: Titus Musonium Bufum phüosophum de exilio revocat. Vgl. Dio 66, 13
navzag avx£%* xovg (piXoö6cpovg 6 Ovsonaaiavog, n\r\v xov Movaaviov, i%
xjjg fP(6(irjg QißaXev (J. 71). Vgl. A. 8. Nicht ihn meint die Inschrift
(CIA. 3, 1298): teQSvg 'AxoXXmvog JrjX£ov öia (ßfov) Movcmviog lPov<pog.
Daß er in griechischer Sprache lehrte erhellt aus Gell. 9, 2, 8. 16, 1, 1 f.
und aus der Sammlung seiner Ausspruche über Sittenlehre (dnofivfifio-
vBvpccxa Movocovtov) durch Lukios und (Valerius) Pollio, woraus Stobaios
im Florilegium vieles ausgezogen hat. Vgl. ERohde, über Lucians Aovmog 26.
Das bei Gellius 5, 1 von ihm Angeführte kann übersetzt sein; aber das
Wortspiel zwischen remitiere und amittere animum (ebd. 18, 2, 1) deutet
auf ursprünglich lateinische Fassung. C. Musonii Rufi . . reliquiae et apo-
phthegmata ed. JVbnhuizen-Pbeblkamp, Harlem 1822. H Ritte b u. LPbblleb,
philos. graeco-rom. 7471. EZblleb, Gesch. d. gr. Philos. 8, ls, 729.
728 Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
PWkndland, quaestt. Muson., Berl. 1886. EWbbeb, Lpz. Studd. 10, 101. 215.
JJBablkr, im N. Schweiz. Mus. 4 (Bern 1864\ 23. OBkrnhabdt, zu G. Mus.
Rufus, Sorau 1866.
4. Epiktetos: EZelleb, Gesch. d. gr. Fhilos. 3, l8, 738.
5. Über den Stoiker Flautus s. § 266, 9. Über Italicus, 6 fidUota
doxmv ccvrmv cptloooyog elvai, s. § 820, iE. Über Celans s. § 280, 7; über
Fabianus § 266, 10; über Seneca § 289, lb. 4 u. 6; über den Epikureer Aufidius
Bassus § 277, 2.
6. Sek. de tranq. an. (dial. IX.) 14, 4 Kanus Iulius, vir inprimis
magnus, cuius admirationi ne Jioc quidem obstat quod nostro saecülo natus
est, cum Gaio (Caligula) diu alter catus, wurde von ihm zum Tode verurteilt.
(9) prosequebatur illum philosophus suus (zum Richtplatz). . . protnisHque
(I. K.) si quid explorasset circumiturum amicos (nach Beinern Tode) et indi-
caturum quis esset anitnarum Status.
7. P. Clodius (MoiiusBN, Herrn. 12, 128) Thrasea Paetus aus Pata-
vium, Schwiegersohn des Gaecina Paetus, Gemahl der jungem Arria und
Vater der Fannia die an Hebidius Priscus (A. 11) vermählt war. Consul
J. 66 (Mommsbn, Herrn. aO.), von Nero J. 66 zum Tode verurteilt. PRE.
6, 1898, Mommsrn, index an Keils Ausg. des Plin. min. 410. ASHoitsbma,
de P. Thr. P., Grön. 1862. GJoachim, P. Paeti Thr. vita, Lahr 1868. Dio
62, 26 6 Qqaciag %al 6 £a>Qav6s (A. 8), xori yevovg xai nXovzov ttjs te
övpndoTjg ctQEtfig ig %u nqmtu avrjitovxeg, . . dni&avov . . oxi xoiovtoi T\<sav.
Tac. a. 16, 21 ad postremum Nero virtutem ipsam excindere concupivit inter-
fecto Thrasea Paeto et Barea Sorano. Er gehörte zu der secta quae Tube-
rones et Favonios . . genuit (ebd. 22). Zum Tode verurteilt, war er maxime
intentus Demetrio, cynicae institutionis doctori (§ 287, 1. 311, 2), cutn quo . .
de natura animae et dissociatione Spiritus corporisque inquirebat etc. (Tac.
a. 16, 34). Thraseas Ideal war von jeher der jüngere Cato, welchen er
auch in einer Schrift verherrlichte. Sie hat dem Plutarch bei seiner
Biographie desselben als Hauptquelle gedient. Vgl. auch § 284, 7; s. Plut.
Cat. min. 37, vgl. 26 und HPbtbb, d. Quellen Plut. 66. 68; s. § 216, 2. —
Die von HNissen, Marb. 1876, herausgegebenen und halbwegs dem Thrasea
zugeschriebenen cVitae Catonis fragmenta Marburgensia ' sind einer von
Lapo da Castiglionchio (G Voigt, Wiederbel. d. klass. Altert. 1*, 369 u. sonst)
verfaßten und zB. Vened. 1496 gedruckten (vgl. ebd. fol. 68b u. 71») latei-
nischen. Übersetzung von Plutarchs Cato minor entnommen. AvGutschvid,
lit. Centr.-Bl. 1876, nr. 36. Tbupfbl, Wurtt. Staats-Anz. 1876, Beil. nr. 22.
HKbause, Rostocker PhiloL-Vers. (1876) S. 44.
8. (Servilius?? Tac. a. 16, 30; vgl. ephem. epigr. 2,46) Barea So-
ranus, cos. suff. 62 unter Claudius, gleichzeitig mit Thrasea CA. 1) angeklagt
und zum Tode getrieben. Dio 62, 26 tov Zwqavov TlovnUog 'Eyvdxiog
KsIsq (aus Berytoß) cpiXooocpog ycatE^jfBvdoiiagvvQTjaev. Tac a. 16, 32 cliens
hie (P. Egnatius) Sorani et tunc emptus ad opprimendum amicutn auctori-
tatetn stoicae secta e praeferebat, habitu et ore ad exprimendam itnaginem
honesti exercitus, ceterum animo perfidiosus, subdolus etc. luv. 3, 116 und
Schol. zu 1, 33 (Soranum Baream Ccler philosophus magister ipsius apud
Neronem scelere delationis occidit et ipse postea sub Vespasiano ob hoc ipsum
Musonio Bufo accusante damnatus est) und 6, 662.
§ 299 Thrasea, Helvidius u. a. — § 300. 301 Fiobns. 729
9. liubellius Plautus (Urenkel des Rubellius Blandua § 268, 1) . .
pJacita maiorum cölebat, habüu severo, casta et secreta domo, Tac. a. 14, 22
(wo ihm Nero J. 60 schreibt: esse Uli per Asiam avitos agros, in quibus
tuta et itUurbida iuventute frueretur). ebd. 67 Plantum . . veterum Eoma-
norum imitamenta praeferre, assumpta etiam Stoicorum arrogantia seetaqur,
quae turbidos et negotiorum adpetentes faciat. Von Nero ermordet J. 62,
ebd. 58 f. FWolffgbamm, Rub. PL u. s. Beurteilung bei Tac. u. luv., Frenzlau
1871. — HSchillbb, Reg. des Nero (1872) S. 666.
10. Vita P&bsii: usus est apud Cornutum duorutn convictu doctissimorum
et sanetissimorum virorum,acriter tunc philosophantium, Claudii f Agatur(r)ini
medici Lacedaemonii et Petroni Aristocratis Magnttis, . . cum aequales essent,
Cornuti, minor ipse. Der erstere wird meistens mit KXavdiog lr\xriq 'Ayafrri-
psoog auf einer Inschrift aus Rom (CIG. 6197 Kaibklb epigr. gr. 654)
vereinigt; FOsann denkt (zu Cornut. de nat. deor. p. xvm) an den berühmten
Arzt Ägatbinus aus Sparta, FRE. 1*, 524; vgl. CIG. 6292 Kaibbl 558
KXavdiog lr\xT\Q 'Aya&uvog und Sukt. Tib. 6 Laecedaemonii in tutela Glau-
diorum erarU (Bücheleb. schreibt Agathurni).
11. Tac. hist. 4, 6 Helvidius Priscus Carecinae munieipio, Cluvio
patre, qui ordinem primi pili duxisset (also von einem Helvidius adoptiert)
ingenium ivlustre altioribus studiis (vgl. Gell. 13, 10, 1, oben § 265, 1)
iuvenis admodum dedit, non, ut plerique, vt nomine magnifico segne otium
velaret, sed quo firmior adver sus forluita remp. capesseret. doctores sapientiae
seeutus est qui sola bona quae honesta, mala tantum quae turpia, potentiam,
nobüitatem ceteraque extra animum neque bonis neque malis adnumerant
(also dem Stoicismus). quaestorius adhuc a Paeto Thrasea (A. 7) gener de-
Jeetus etc. 6 erarU quibüs adpetentior famae videretur; . . ruina soceri in
exüium pülsus ut Gdlbae prineipatu (J. 69) rediit, Marcellum Eprium (§ 297, 3)
delatorem Thraseae aecusare adgreditur. . . primo minax certamen et egregiis
utriusque oraiionibus testatum etc. Auch ein späterer Angriff auf Marcellas
scheiterte, obwohl nicht, wie es Tac. dial. 5 seinen Sprecher dessen Rolle
gemäß darstellen läßt, infolge der überlegenen Beredsamkeit des Marcellus;
vgl. hist. 4, 43. Praetor J. 70. Als er auch unter VeBpasian die Oppo-
sition fortsetzte, teilweise allerdings in grundloser und demonstrativer
Weise, riß diesem endlich die Geduld: Helvidius wurde verbannt und bald
darauf, halb aus Mißverständnis, getötet. Süet. Vesp. 15. Dio 66, 12
TIqic%og 'EXovtdiog . . xolg ax(oC%otg doypaow ivxoatpslg xai xr\v xov Gqccosov
na^r\cCav ov avv naiom fttfiovfievog etc. CMancini, storia di P. Elvidio
Prisco, Atti delT R. Acad. di archeol., lettere e belle arti (Napoli) 1882—84.
300, 301, Auf dem Gebiete der Grammatik ist die be-
deutendste Erscheinung dieser Zeit M. Valerius Probus aus
Berytos, welcher die Kritik und Erklärung klassischer Schrift-
steller sich zur Aufgabe machte. Er war durchaus mehr Ge-
lehrter als Lehrer und veranstaltete namentlich wissen schaftliche
Ausgaben des Lucretius, Vergilius, Horatius und Persius, welche
mit kritischen Beizeichen nach Art der Alexandriner versehen
730 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
waren. Die Ergebnisse seiner Arbeiten und seines Nachdenkens
über die Sprache gab er meist mündlich im Verkehr mit seinen
Schülern, deren er übrigens nur in geringer Zahl annahm; er
schrieb und veröffentlichte wenig, einiges davon in Briefform.
Manches scheint aus Nachschriften seiner Schüler und aus
seinem reichen Nachlaß, besonders über Altlatein, bekannt ge-
worden zu sein. Von seiner Schrift de notis ist ein wertvoller
Auszug, die juristischen Abkürzungen enthaltend, auf uns ge-
kommen. Von ihm zu unterscheiden ist der Probus von welchem
ein grammatisches Lehrbuch (Ars vaticana) uns erhalten ist.
1. Suet. gr. 24 nennt ihn als letzten der von ihm behandelten Gram-
matiker (s. auch den index grammaticorum p. 98 Beif.), wie er als letzten
Iihetor den Quintilian besprach (p. 99 Eeiff.) : Sueton (geb. um J. 75)
schließt hier wie sonst (§ 847) Beine Zeitgenossen aus: M. Valerius Probus
Berytius diu centuriatum petiit, donec taedio ad studio, se contulit. leger at
in provincia quosdam veteres UbeUos (lateinische) apud grammatistam du-
rante adhuc ibi antiquorum memoria necdum omnino abolita sicut Bomae.
Jios cum diligentius repeteret atque alios deinceps cognoscere euperet . . in
propo8ito mansit multaque exemplaria contracta emendare ac distinguere et
adnotare (vgl. § 41, 2) curavü, soli huic nee ulli praeter ea grammaticae
parti deditus. hicmnon tarn diseipulos quam seetatores aliquot habuit: num-
quam enim ita doeuit ut magistri personam sustineret. unum et aüerum
vel, cum plurimos, tres aut quatuor postmeridianis horis admittere solebat
cubansque inter longo» ac volgares sermones legere quaedam, idque perraro
(vgl. A. 2). nimis pauca et exigua de quibusdam minutis quaestiuneulis
edidit (außer jenen stummen Textausgaben), reliquit autem non mediocrem
silvam observationum sermonis antiqui. Diese Sammlungen waren also
von ihm selbst nicht herausgegeben, wurden es aber wohl aus seinem
Nachlasse.
2. Nach eigener Schätzung (Sueton giebt dazu keinen bestimmten An-
halt) Hiebonymcs ad a. Abr. 2072 = 809/56 (Amand. erst zu 2073): Probus
Berytius eruditissimus grammaticorum Bomae agnoscitur. Daß Marti al
(3, 2, 12 an sein Buch: nee Probum timeto) im J. 88 den Probus als Lebenden
erwähnt hat (obwohl der Wortlaut der Stelle dies nicht beweist), wird da-
durch gesichert daß noch der um J. 130 geborene Gellius in seiner Jugend
Schüler des Probus hörte (A. 3), welche doch kaum vor J. 95 den Unterricht
des Probus (nicht lange vor dessen Tode, Gell. 1, 16, 18) genossen haben
konnten. Gell. 9, 9, 12 Vdlerii Probi, . . docti hominis et in legendis pensi-
tandisque veteribus scriptis bene cdllidi. 1, 16, 18 grammaticum inlustrem.
4, 7, 1 V. P. grammaHcus inter suam aetatem praestanti scientia fuit. Adson.
opusc. 3, 18 p. 2 Schenkl nomen grammatici merui, non tarn grande quidem
quo gloria nostra subiret Aemilium aut Scaurum Berytiumve Probum. 16, 16,
12 p. 66 Scaurum Probumque. 16, 21, 7 p. 68 grammatice ad Scaurum
atque Probum. Mach. 6, 22, 9 Valerius Probus, vir perfedissimus, notat etc.
quod tantum virum fugisse miror. Casbiod. GL. 7, 214, 25 Palaemon,
§ 300. 301 Valerius Probus. 731
Phocas, Probus et Censorinus. Cledonius GL. 6, 20, 19 Probus et Sabinus
sie volunt decUnari optativum usw. Anonym. GL. 5, 326, 21 ut est Probus
et Caesar. WBbambach, lat. Orthogr. 81. JStbup, de Probis grammaticis,
Jena 1871. Gegen dessen Unterscheidung eines älteren (bei Subt.) und
eines jüngeren noch berühmteren (bei Martial u. Gellius) Val. Pr. kurz
nach einander s. Trüffel, Studien u. Char. 442 (vgl. RhM. 27, 62. 192).
BKlblbb aO. 2.
3. Proben der mündlichen Erörterungen des Val. Probus Über den
sermo antiquus bei Gellius, welcher sie von familiäres (vgl. 9, 9, 12 memini
audisse me ex Valerii Probt diseipülis) desselben (wie Favorinus § 851, 8,
Annianus § 358, 8) hatte; so 1, 15, 18 u. 3, 1, 6 f. (zu Sallust). 6, 7, 8—5
(Plaut, n. Ter.). 6, 9, 12 (Valerins Antias). 18, 21, 1—8, und ebd. 9 his
tum verbis Probus . . hominem dimisit, ut mos eius fuü erga indociles, prope
incUmenter. Auf Schriftliches hingedeutet ist ebd. 6, 9, 11 (über die
Perfectform occecurri Probus adnotavit et haec verba apposuit), 4, 7, 1 ff.
Valerius Probus — sprach Hannibülem, Hasdrubälem — teste epistula eius
scripta ad Marcellum, in qua Plautum et Ennium . . eo modo pronuntiasse
affirmat etc. 15, 30, 6 ego cum Probi mültos admodum commentationum
libros adquisierim neque scriptum in his inveni etc. Dabei hat Gellius sicher
den Mund etwas zu voll genommen (Mebcklin, Citiermethode des Gell. 689.
Bbck aO. 19). Aber daß zu Gellius1 Zeit mancherlei Grammatisches von
Probus vorlag (zum Teil wohl aus Nachschriften seiner Schüler oder aus
des Probus' Nachlaß veröffentlicht) geht trotzdem sicher aus der Stelle
hervor. Vgl. A. 4 Z. 7. Die Erwähnungen .des Probas bei Charisius,
Diombdes, Sbbvius und Phiscian stammen ohne Zweifel alle aus dritter Hand,
wahrscheinlich aus Flavias Caper (Steup aO. 190). Chabisius (= Iulius
Romanus) GL. 1, 212, 7 Probus de inaequalitate sermonis quaerit an quis usw.
Pbibc. GL. 2, 14 (et apud Caprum et apud Probum de dubiis generibus,
HNeumaxn, de Plin. dubii serm. 11., Kiel 1881, 88), und 2, 541, 19 Probus
de dubio perfecto traetans ostendit Naevium protulisse etc. Vgl. ebd. 535
quod Probus usu Pomponii (§ 151, 4) comprobat. Vgl. Bbck aO. 21.
Andere Erwähnungen gelten sichtlich vielmehr dem jüngeren Probus
(saec. IV), s. STEur p. 187. Vgl. A. 7. JWBbck, de M. Val. Probo quaestt.
novae, Groningen 1886.
4. Subt. in dem sog. Anecd. Par. (s. oben § 41, 2) nach Aufführung
der 21 kritischen Zeichen : his solis in adnotationibus . . usi sunt . . postremo
Probus, gut illas in Vergilio et Horatio et Lucretio apposuit ut in Homero
Äristarchus (p. 138 Rffsch.). Vgl. Steup p. 48. 88. Die Anwendung kriti-
scher Zeichen in seinen Ausgaben von Dichtern scheint den Probus ver-
anlaßt zu haben überhaupt die notae — als Zeichen, Abkürzungen, wie
als Geheimschrift — zu behandeln. Gell. 17, 9, 5 est adeo Probi gramma-
tici commentarius satis curiose factus de occülta litterarum significatione in
epistularum C. Caesaris (§ 195, 8) scriptura. Die in iure civili (und zwar
. in legibus et plebiscitis, in legis actionibus, in edictis perpetuis) gebräuch-
lichen Abkürzungen (vgl. § 88, 2) sind verzeichnet in der durch mehrere
Hss. (namentlich Ambr. und Chigianus, beide s. XV— XVI) erhalteneu Ab-
handlung Valerii Probi iuris notarum (libri), ursprünglich wohl ein Teil
einer Schrift von V. Pr. de notis (antiquis) oder de litteris singularibus
732 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
(sie beginnt: est etiam circa perscribendas vel paucioribus lüleris notatulas
voces Studium nec&sarium), aber am Schlüsse unvollständig und überhaupt
in verkürzter Gestalt auf uns gekommen. Wertvolle Ergänzungen dazu
bietet cod. Einsidlens. 826 s. X; Mommsen, OL. 4, 316. Nichts findet sich
in dieser Schrift was über die Zeit des Berytiers hinauswiese, abgesehen
von Verfälschungen welche schlechte Hss. bieten. Ausgabe von Mommsen,
GL. 4, 271, danach bei Huscbkk, iurispr. anteiust.6 135 und in PKbüoers
ülpian (1874) 142. Vgl. Mommsen, M. Val. Pr. de notis antiquis, Lpz. SBer.
1853, 91, und in s. Ausg. 267. Hoschke aO. 129. Steup aO. 135. Die
Ordnung in dem von Probus herrührenden Teile ist eine sachliche, syste-
matische; dagegen in den späteren Verzeichnissen von notae (den Lugdu-
nenses, ex cod. Regio ae, Magnonianae, Lindenbrogianae, Vaticanae, Papianae
und Einsidlenses, zusammen veröffentlicht durch Mommsen, GL. 4, 277) eine
alphabetische. Vgl. auch den index notarum in Studemukus apographum
des Gaius p. 253 und oben § 191, 6.
5. Mündliche Erörterungen des Probus überVirgil und dessen Sprach-
gebrauch bei Gell. 9, 9, 12 ff. 13, 21, 1—8. Die erstere Stelle (vgl. Sbbv.
Aen. 4, 418. 9, 814. 11, 554) zeigt daß sich Probus von blinder Bewun-
derung fernhielt. Bei der Gestaltung des Textes in seiner Ausgabe metho-
disches Verfahren, Zurückgehen auf die ältesten Quellen; Gell. 13, 21, 4
in primo georg , quem ego, inquit (Probus), Jibrum manu ipsius (des Virgil)
correctum legi. Anführungen aus dieser Ausgabe des Probus besonders bei
Servius, OJahnb Pers. p. cxl. Ribbeck, proleg. Vergil. 136. Vgl. Steup aO.
85. 99. So Skbv. georg. 1, 277 Probus orchus (Steup p. 84: orcus) leyit,
Cornutus vetat (Steup: putat) aspirationem addendam (horcus). Handhabung
der Kritik hauptsächlich mittels der kritischen Zeichen der Alexandriner
(A. 4. Ribbeck aO. p. 149, vgl. ARiese, JJ. 93, 868). Vita Vergilii de com-
mentario Valerii Probi sublata: § 224, 1»; vgl. unten A. 6 Z. 4. — Ob in
dem unter seinem Namen erhaltenen Commentar zu den Bucolica und
Georgica wirklich etwas auf Probus zurückgeht ist ganz zweifelhaft. Einige
gute Bemerkungen darin schwimmen als spärliche Fettaugen in einer Brühe
kindischer Bemerkungen der gewöhnlichsten Art. Herausgegeben (aus einem
verlorenen cod. Bobiensis) zuerst von JBEgnatius, Venet. 1607 und seitdem
Öfters (vgl. Keil p. v), am besten von HKeil, M. Valerii Probi in Verg.
Buc et Georg, commentarius etc., Halle 1848. Wollenberg, de Probo car-
minum Vergil. editore, Berl. 1857. ARiese, de commentario Vergiliano qui
M. Valeri Probi dicitur (Bonn 1862) p. 15. BKübleb, de Probi Berytii
commentariis Vergil., Berl. 1881. Für eine Verwässerung des Probus-
Commentars halten ihn ORiubeck, JJ. 87, 851 und proleg. Verg. p. 163.
Steup aO. 112.
6. Außer den Ausgaben des Lucretius und Horaz (A. 4) hat Probus
wohl auch von Terentius eine solche mit Anmerkungen veröffentlicht;
OJahn, Pers. p. cxl. Vgl. Steup aO. 94. 97. Über seine Tätigkeit für
Persius s. § 302, 1. 6. Erhalten ist uns die Vita des Persius de commen-
tario Probi Valeri sublata (vgl. A. 5 Z. 12). Mit Unrecht hat GValla die
von ihm herausgegebenen Scholien zu Juvenal (in welchen zB. 1, 36 Trajan
genannt ist, s. § 331, 7) diesem Probus zugeschrieben; 0 Jahns Pers. p. cuv.
§ 300. 301 Probus. 733
Ober Persius-Scholien eines angeblichen Probns ebd. p. clvii Stkup aO. 127.
Commentare zu Plantns und Sallust?? Stkup aO. 130.
7. Unter dem Namen Probus haben wir: a) ein Buch Gatholica
(6L. 4, 3) in kurzer Fassung Tom Nomen und Verbum handelnd, überliefert
nur durch Vindob. 16 (Bobiensis) s. VII/VIII mit der Überschrift de catholicis
Probi und der Unterschrift ars Probt grammatici urbis explicü catholica.
Dasselbe ist aber vielmehr eine Arbeit des Sacerdos (§ 394) und gleich
dessen zweitem Buche. Es kann nicht etwa Sacerdos die catholica eines
Probus in sein Werk herübergenommen haben, denn es stimmt Sprache,
Haltung und das Sachliche derselben mit B. 1 und 3 des Sacerdos genau,
ja es wird auch, wie in den beiden andern Büchern des Sacerdos, in den
cathol. das Wort sacerdos auffallend oft als Beispiel verwendet (wie zB.
Vklius Lohgus GL. 7, 60, 12 den eigenen Namen braucht: non ab Longo,
sed af Longo). Warum und wie des Sacerdos B. 2 dem Probus beigelegt
wurde , unter dessen Namen es auch zB. von Pompeius (§ 472, 2) und
Priscian citiert wird, ist nicht zu ermitteln (Versuch einer Erklärung bei
Stäub aO. 168). — b) eine ebenso wortreiche wie abgeschmackte Bearbei-
tung der gesamten Grammatik, überliefert in einem cod. Vat. s. VI/ VII
(daher Ars vaticana genannt), in dem Vindobon. 17 (Bobiensis) s. VIII/IX
u. a. (CCipolla, due frammenti di antico cod. del grammatico Probo, Atti
delT acad. di Torino 19 nr. 3); zuerst herausgegeben von AMn, auctt.
class. 5, 153; dann von Endliches, anall. Vindob. 1, 237 (als Probi . . ars
minor), zuletzt von HKeil, GL. 4, 47 (als Probi instituta artium). Vgl.
Steup, BhM. 26, 314. Dieselbe stammt frühestens aus dem vierten Jahr-
hundert, da sie (GL. 4, 119, 26) die (thermae) Diocletianae erwähnt. Ihr
Verfasser (wahrscheinlich ein Christ, s. ebd. 129, 12) ist jedesfalls ver-
schieden vom Verfasser der Gatholica (d. h. Sacerdos s. o.), HWentzbl, de
Probo 9. Steup, de Prob. 142. Vielleicht hieß er wirklich Probus; ob er
aber der gleichnamige Freund des Lactantius ist (s. § 397, 2) muß ungewiß
bleiben. — Dieser Ars Probi folgt im Vindob. 17 (s. o.) eine Appendix
(bei Keil, GL. 4, 193), welche mit Benützung jener ars gearbeitet ist. Nicht
unwichtig für die Kenntnis der Aussprache des Lateinischen in der Spät-
zeit ist ihr dritter Abschnitt (de orthographia); der vierte handelt de diffe-
rentiis (dieser auch im Montepess. 306 s. IX [§ 42, 4], hier mit der Ober-
schrift di/ferentiae Probi Valerii). G Paris, l'appendix Probi, Melanges
Renier, Paris 1887. — Valerii Probi de nomine excerpta (GL. 4, 207)
sind aus verschiedenen grammatischen Schriften zusammengetragen und
haben den Namen Val. Prob, wohl davon her daß sie der Ars Probi bei-
geschrieben waren (Steup aO. 175). — Dagegen bei der, auch nur durch
Vindob. 16 (s. oben a) überlieferten, Schrift über die Endsilben (de ultimis
syllabis über ad Caclestinum), GL. 4, 219 beruht die Beifügung des Namens
Probns nur auf einer Vermutung ihres ersten Herausgebers (Mediol. 1604)
Parrhasius. Vgl. WFreund, JJ. 6, 90. Steup p. 138.
Über die Frage ob neben dem Berytier Probus noch ein, oder (nach
Steup) sogar noch zwei spätere Grammatiker gleichen Namens anzunehmen
seien, s. FOsann (Beitr. z. griech. u. röm. Lit. Gesch. 2, 166), LLbrsch
(ZfAW. 1843, Nr. 79), OJahn (Persius p. cxxxvi), HWentzrl (de Probo arti-
fice latino, Oppeln 1867), JStkup, de Probis grammaticis, Jen. 1871 (vgl.
734 Die Kai 8 er zeit. Erstes Jahrhundert (Claudios und Nero).
A. 2 E.), HKeil, zu GL. 1, lii. 4, xvji. 6, 422; symb. philol. Bonn. 93; JJ.
95, 638. JKirchnbr, JJ. Suppl. Bd. 8, 498. JVahlen, ind. leck Berol.
1877/78, 10.
8. Unter Nero schrieb der ältere Plinius seine acht Bücher dnbii ser-
monis, s. Fun. ep. 3, 5, 5 (unten § 312, 2 u. 4).
302, Unter Nero verfaßte der jugendlich unreife, aber edel-
gesinnte A. Persius Flaccus (J. 34—62 n. Chr.) aus Vola-
terrae sechs Satiren. Die meisten derselben sind in Verse ge-
brachte Abhandlungen über stoische Sätze. Die Unselbständig-
keit des Anfängers bezeugt sich in der starken Ausnutzung
horazischer Wendungen und Gestalten. Das Überladene und
Geschraubte, welches zur Manier der Zeit gehört, ist in diesen
Satiren bis zur Dunkelheit gesteigert. Aber die Gesinnungs-
tüchtigkeit des jungen frühverstorbenen Sittenpredigers verschaffte
ihm alsbald lebhafte Bewunderung.
1. Über das Leben des Persius s. die wertvolle aber stark verderbte
vita A. Persii Flacci de commentario Ptobi Valeri (§ 300, 6) sublata wahr-
scheinlich aus der Einleitung zu des Probus Persius - Ausgabe stammend.
Gedruckt in OJahns Ausgaben des Dichters (1843 p. 233, 1886 p. 54) und
in AReiffer?chkid8 Sueton p. 72, und dazu die Erörterungen von Jahn,
Ausg. v. 1843 p. cl, Reifferscheid p. 394, JSteup, de Probis p. 125.
2. Vita: Aülus (Aüles die Hss.) Persius Flaccus natus est prid. non.
decembr. Fabio Persico, L. Vitellio coss. (4. Dez. 787/34). decessit VIII kal.
decembr. P. Mario, Afinio Gallo coss. (24. Nov. 815/62). natus in Etruria
Volaterris (vgl. ECurtius, de Persii patria in der Satura pbilologica
HSauppio oblata [Berl. 1880] p. 1) eques romanus . . . decessit ad VIII
miliarium via Appia in praediis suis . . . vitio stomachi anno aetatis tri-
cesimo. Hieron. a. Abr. 2050 == 34 n. Chr. Persius Flaccus satiricus poeta
Volaterris nascitur; und ad a. 2078 (Freher. ad a. 2079) = 62 n. Chr.
Persius moritur anno aetatis XXVII II. — Vita: pater eum Flaccus pu-
pillum rcliquit moriens annorum fere sex. Seine Mutter Fulvia Sisennia. . .
studuit Flaccus usque ad annum XII aetatis suae Volaterris, inde Bomae
apud grammaticum Remmium Palaemonem (§ 282, 3) et apud rhetorem Ver-
ginium Flavum (§ 297, 9). cum esset annorum XVI amicitia coepit uti
Annaei Cornuti (§ 299, 2), ita ut nusquam ab eo discederet; inductus (ab
eo) aliquatenus in philosophiam est. . . coluit ut patrem Servilium Nonianum
(§ 291, 2). . . idem decem fere annis summe dileclus a Paeto Thrasea
(§ 299, 7) est, . . cognatam eius Arriam uxorem habente. . . sero cognovü
et Scnecam, sed non ut caperetur eius ingenio. . . fuit morum lenissimorum,
verecundiae virginalis, formae pulcrae, pietatis erga mattem et sororem et
amitam exemplo suffic lentis.
3. Vita: scriptitavit et raro et tarde. hunc ipsum librum (die 6 Satiren,
8. A. 1) imperfectum reliquit. versus aliqui dempti sunt ultimo libro, ut
quasi finitus esset, leviter relractavit Cornutus et Caesio Basso (von ihm
§ 302 Persius Flaccus. 735
sagt Torher die vita: amicum habuit a prima aduUscentia Caesium Bassum
poetam, vgl. § 304, 1) petenti ut ipsi cederet tradidit edendum. scripserat
in pueritia Flaccus etiam praetextam f vescio (Vescia MHertz, der es auf
den Überfall von Vescia bei Liv. 9, 26 bezieht; nescio quam Ribbeck), et
hodoeporicon librum unum, et paucos in socrum Thraseae, in Arriam matrem,
versus, quae sc ante virum (Caecina Paetus) occiderat. omnia ea auctor fuit
Cornutus matri eius ut aböUret. editum librum continuo mirari hamines et
diripere coeperunt. Vgl. Quint. 10, 1, 94 multurn et verae gloriae quamvis
uno libetto Persius meruit. Mart. 4, 29, 7 (oben § 243, 8).
4. Vita: lecto Lucilii libro X vehementer s atiras componere instituit
(dazn Bucheleb, RhM. 39, 287), . . sibi primo, mox Omnibus detracturus
cum tanta recentium poetarum et oratorum insectatione ut etiam Neronem . .
culpaverit (§ 286, 8). Diese insectatio geschieht in sat. I und dem Prolog
(oder Epilog) in Hinkiamben. Jene ist die einzige eigentliche Satire
des Persius und handelt von dem Geschmacke der Dichter und des
Publikums in seiner Zeit. Die übrigen sind Declamationen über Sätze der
stoischen Lehre, voll dramatischer, oft ans Possenhafte streifender Szenen,
welche an Sophron erinnerten; s. Lyo. de magistr. 1, 41 (oben § 28, 1).
Alle aber sind mit horazischen Federn behangen. Wie die Personen bei
Persius, soweit sie nicht bloße Schatten oder Gattungen sind, größtenteils
aus Horaz oder Lucilius stammen, so hat er auch zahlreiche Gedanken,
Bilder, Wendungen bis herab zu einzelnen Ausdrücken, Versanfängen und
VerBSchlüssen dem Horaz entnommen, nur meist durch eigene Zutaten ins
Geschmackswidrige oder Unpassende verzerrt. ICasaubonus, Persiana Horatii
imitatio, zB. in Dübnbbs Ausg. des Pers. p. 344. ASzblinsri, de Persio
Horatii imitatore, Hohenstein i/Ostpr. 1879. ThWerthbb, de Persio Horatii
imitatore, Halle 1883. Seine Sprache ist durch die gesuchte Kühnheit
seiner Metaphern, Tropen und Beiwörter, durch die Seltsamkeit seiner
Zusammenstellungen, die Manier des Hineingeheimnissens, zum Teil wohl
auch infolge schriftstellerischer Ungewandtheit des Verfassers, zu einer fast
unleidlichen Dunkelheit gelangt (§ 28, 1). Vgl. Teuffel, Studien und
Charaki 400. BErdmann, obss. gramm. in Pers., Wittenb. 1886. ISorn
§ 348, 8. WPibrson, die Metaphern des Pers., RhM. 12, 88. HJattkowsri,
de sermone in Persii et luv. satiris figurato, Alienstein 1886.
5. Da Persius das ganze Mittelalter hindurch (MManitius, Phil. 47, 710)
wegen seiner strengen Moral bewundert wurde, auch der Umfang seiner
Satiren so klein ist, so sind von ihnen zahllose Handschriften vorhanden.
OJahn (1843) p. cLXxiir. Die älteste ist ein Fragment im Vatio. 6760
(Bobiensis, in Capitalschrift) , dessen S. 32 ein Stück aus Persius enthält
(s. § 331, 8). Sie zerfallen in zwei Recensionen, deren eine vertreten ist
besonders durch Montepess. 126 s. IX (den berühmten Pithoeanus des Juvenal,
§ 331, 8; neue Vergleichung desselben für Persius bei RBber, spicil.
Iuvenal, Lps. 1886, 18), die andere namentlich durch Montepess. 212 s. X
und cod. tabularii basilic. Vatic. 36 H 8. IX/X: den Urheber der letzteren
kennen wir durch die subscriptio: Flavius Iulius Tryfonianus Sdbinus
(§ 390, 6) v. c. . . temptavi emendare sine antigrapho meum et adnotaoi
BarceUonae coss. . . Arcadio et Ilonorio V (J. 402), OJahn aO. p. clxxiv. cxcii
736 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
und Lpz. SB er. 1851, 332. Durch sorgsames Abwägen der doppelten Über-
lieferung läßt sich, da absichtliche Verfälschungen kaum vorkommen, fast
immer das Ursprüngliche in der Oberlieferung selbst finden. Buche ler,
RhM. 41, 455. AKissbl, Persii codicum mss. Leidensium collatio, una cum
animadyers. in eins satiram I, Zalt Bömel 1848. Über eine Wiener Hb.
s. X mit Glossen und Scholien s. AGöbbl, Phil. 14, 170. 379; Tgl. 15, 128
u. im Conitzer Progr. v. 1869. Über eine Prager s. IX/X (in der Fürsten-
bergschen Bibl.) JKbllr, Abhandl. d. böhm. Ges. d. W. 6, 5, 12. MZillobeb,
eine neue Hb. des Pers., Augsb. 1862. WKubitschbk, d. Persius -Hs. d.
Peterskirche in Rom, Wiener Studd. 8, 125. Über Persius-Excerpte (zB.
aus den Paris. 7647 u. 17903, vgl. § 245, 7. 306, 6) KWotkb u. KEJosiur,
RhM. 48, 494.
6. Alte Erklärer des Persius: Htbron. apol. c. Rufin. 1, 16 (oben § 41, 4)
Die Hauptscholien Sammlung zu den Satiren des Persius (abgedruckt
bes. nach Paris. 8272 s. XI bei OJahn 1843, p. 245 und [in Auswahl] Jahn-
Büchbleb 1886) trägt die Überschrift: Cornuti commentum (zu 1, 16 heißt
es im Monac. 14482 s. XI/XII, Leid. u. anderen Hss. ut aü Cornutus). Sie
ist in vielen Hss. durch mancherlei spätere Zusätze erweitert, aber auch
der gemeinsame Kern ist von ganz geringem sachlichem Wert. Ob der
Zusammensteller sein Machwerk durch den Namen des Lehrers von Persius
empfehlen wollte oder ob er wirklich selbst Cornutus hieß (?) ist unsicher.
Er hat aus älteren Glossen und kürzeren Scholien eine fortlaufende Er-
klärung zusammengeflickt. KFHbbmann, lectiones Pers. I, Marb. 1842;
analecta de aetate et usu schol. Pers., Gott. 1846, vor s. Ausg. p. xn, weist
das commentum der Zeit vor Isidor (J. 636) zu, OJahn 1843 p. cxm dem
karolingischen Zeitalter. Daß irgend etwas darin auf Probus zurückgeht
(vgl. A. 1) ist mehr als zweifelhaft. Eine Auswahl aus diesem Commentar
sind die glossae Pithoeanae (Jahn p. clxiv). Hss. s. X in Wien (s. A. 5 gE.)
und Prag (JKvicala, scholioram Pragcnsium in P. satt, delectus, Prag 1873),
letztere sehr ähnlich den Leidner (Kissel, A. 5) Scholien. EKurz, die
Persius-Scholien nach den Berner Hss. (bea. nach Bern. 257 s. X), Burgdorf
1875. 1888 II. AZiNOBRLE, Wiener SBer. 97, 731. HLiebl, Beiträge zu den
Persius-Scholien (bes. aus Monac. 14482 s. XI/XII), Straubing 1883; die
Disticha Cornuti . . . und der Scholiast Cornutus; mit dem Text des Cor-
nutus antiquus und novus, Straubing 1888.
7. Ausgaben: zB. v. PPithoeus (Par. 1686), EVinbtüs u. ThMabciliub
(Par. 1601), ICasaubonus (zuerst Par. 1605; zuletzt, mit vielen Zusätzen, von
FDObnrr, Lps. 1833), FPassow (I Leipz. 1809), NLAchaintbe (Par. 1812),
EWWebbb (Lps. 1826), EPlüm (Kopenh. 1827), JCObelli (eclogae poett.
latt., Zur. 1833), FHauthal (I Lpz. 1887), und besonders OJahn (cum acholiis
antiquis ed., Lps. 1843, auch mit Wortindex; Textausgabe mit knappem
Apparat, mit Iuvenalis und Sulpicia, und mit den Scholien, Berl. * 1886,
letztere von Büchbleb besorgt). Auch CFHbinbichs Vorlesungen über Pers.,
herausgg. von OJahn, Lpz. 1844. Text auch von CFHbhmann, Lps. 1864.
with a commentary by JConington, edited by HNbttleship, Lond.s 1874.
— Übersetzungen zB. von JJCDonnbb (Stuttg. 1822), WEWbbbr (Bonn 1884),
FPassow u. Hauthal (aaO.), HDüntzeb (Trier 1844), WTbüpfbl (Stuttg. 1844;
umgearbeitet, Stuttg. 1857).
§ 302 Persius Flaccua. § 303 Lucanus. 737
8. Über PerBius zB. Nisabd, Stades sur les poetes latins de la d£-
cadence (Par. 1834) 1, 237. OJahns Prolegomena 1843 und in Ersch und
Grubers Encykl. 3, 18, 33. WTetjfpel, Studien u. Charakt. 396. CMartha,
un poete stoicien, Rev. d. deux mondes, Sept. 1863, p. 291. Breuker,
A. Persius u. s. Zeit, Mors 1866. HSchilleb, Nero 615. SETonge, journ.
of philo]. 6, 142. GStephan, d. dichterische Individualität des Pers., Schön-
berg 1882. JSchlüteb, de sat. Pers. nat. et indole, Andernach 1886.
FKnickekbbbö, de ratione stoica in Pers., Mflnst. 1867. VPapa, lo
stoicismo in Pers., Turin 1882. HWilokb, Stendal 1869 (Vergleichung mit
Juvenal). — Zur Kritik u. Erklärung: Quaestt. Persianae von JSchlüteb
(Münst. 1867) und FSchumachkr (Münst. 1873). AHeckvann, Persiana,
Münst 1875. NMadvio, adv. cht 2, 128. Zu Sat. 1: AEissel, A. 5 gE.
FHand, Jena 1850. HLehmann, ZfAW. 1852, 193. BJHOvikk, Leid. 1886.
2: HLrhmakn, Phil. 6, 431; vgl. EGbopius, JJ. 101, 390. AHackebmann, JJ.
81, 341; Phil. 25, 357. 4: AHäckermann in Jahns Arch. 18, 390.
5: HLxhmann, Greifsw. 1855. EHahdhick, Torgau 1846.
303, Dem Persius geistesverwandt und befreundet war M.
Annaeus Lucanus aus Corduba, des älteren Seneca Enkel, des
jüngeren Neffe, für die Kürze seines Lebens (J. 39—65 n. Chr.)
ein fruchtbarer Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten, in Prosa
und Versen. Erhalten ist seine Pharsalia in zehn Büchern, ein
Epos über den Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Caesar,
welches den Ereignissen historisch genau folgt, aber für Pom-
peius entschieden Partei nimmt, dessen Sache für den Dichter
die yon Borns Freiheit und Größe ist. Die Anlage ist prosaisch,
die Behandlung rhetorisch, voll Beschreibungen, Reden und Sen-
tenzen; die Darstellung künstlich gehoben: das Ganze ist das
Werk eines noch nicht zur Reife gelangten Jünglings, zeugt aber
von kräftigem Talent und edlem hochstrebendem Sinne.
1. Vitae des Lucanus sind zwei überliefert, die eine (in Rbiffebscheids
Sueton p. 50) am Anfang lückenhaft und dem Dichter abgeneigt, mit
Hieronymus' Auszug übereinstimmend und daher wahrscheinlich von Sueton;
die andere (in Rbifpebsoheids Sueton p. 76) vollständig, weitschweifig, den
Lucanus bewundernd und in Schutz nehmend, wahrscheinlich von dem
ezpositor Lucani, dem Grammatiker (etwa des sechsten Jahrh.) Vacca;
CFWebkb, vitae M. Annaei Lucani collectae, Part. I (Marb. 1866). Reiffer-
scheid aO. p. 892. Dazu die Nachrichten bei Tacitus und des Statins
genethliacon Lucani (s. A. 2). Lucani vita per annos digesta von CFWbber
aO. Part. II, Marb. 1867; spätere vitae aus Hss., ebd. 1868 (Part. III); de
suprema Lucani voce, ebd. 1867.
2. Vacca: M. Annaeus Lucanus patrem häbuit M. Annaeum Melam
(i 269, 2 E.) . . Cordübensem, equitem rom. . . notum Romae et propter Se-
necam fratrem . . et propter Studium vitae quietioris. . . tnatrem habuit et
regionis eiusdem et urbis Aciliam (§ 297, 11). . . natus est III non. novembr.
Tsurnii-SoHWABB, Rom. Lit.-Getoh. 5. Aufl. 47
738 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
0. Caesare Germania) II, L. Apronio Caesiano coss. (3 Nov. 792/39 n. Chr.).
Epigramme auf den Geburtstag Lucans an seine ihn lange überlebende
Witwe (A. 4 E.): Mabt. 7, 21—23; vgl. 10, 64. Genethliacon Lucani in
Stat. silv. 2, 7. Vacca weiterhin : octavum mensem agens Bomam translatus
est. . . a praeceptoribus tunc eminentissimis est eruditus (vgl. vita Persii:
cognovit per Cornutum etiam Annaeum Lucanum, acquaevum audiiorem
Cornuti. Lucanus miräbatur scripta Flacci etc.). declamavit et graece et
latine cum magna admiratione audientium.
3. Suetouische vita: prima ingenii experimenta in Neronis laudibus
dedit quinquennali certamine. '. . revocatus Athenis a Nerone cohortique
amicorum additus atque etiam quaestura honoratus (sacerdotium etiam acccpit
auguratus, Vacca) non tarnen permansit in gratia (wovon der Verfasser die
Schuld auf Seiten Lucans und seiner verletzten Dichtereitelkeit findet,
Vacca aber in Neros Eifersucht auf Lucans poetische Erfolge, s. A. 4). . .
sed et famoso carmine cum ipsum (Neronem) tum potentissimos amicorum
gravissime proscidü. ad extremum paene signifer Pisonianae coniurationis
extitit . . verum detecta coniuratione ncquaquam parem animi constantiam
praestitit (vgl. Tac. a. 15, 56. 70). . . impetrato autem mortis arbitrio libero
. . brachia ad secandas venas praebuü medico. poemata eius etiam praelegi
memini, confici vero ac proponi venalia non tantum operose et düigenter
sed inepte quoque; vgl. Hikhon. ad a. Abr. 2079 = 63 n. Chr. — cod.
Freher. erst ad a. 2080 — : M. Annaeus Lucanus Cordubensis poeta in Pi-
soniana coniuratione deprchensus brachium ad secandas venas medico prae-
buü. Vacca : sua sponte coactus vita cxcedere venas sibi praecidit periitque
pridie hol. mai. Attico Vestino et Nerva Siliano coss. (= 30. April 818/65
n. Chr.).
4. Vacca: et certamine pentaeterico acto in Pompei theatro laudibus
recitatis in Neronem fuerat coronatus et ex tempore Orphea (RUngeb, GratuL-
Progr. des Hallischen Stadtgymn. an Erfurt 1870, S. 4) scriptum (in Hexa-
metern) in experimentum adversum complures ediderat poetas et tres libros
(der Pharsalia) quales videmus. quare inimicum sibi fecerat imperatorem.
quo . . intet dictum est ei poetica (vgl. Tac. a. 15, 49 famam carminum eius
premebat Nero prohibueratque ostentare, vanus adsimulatione; Dio 62, 29;
vgl. EWesterbubci , RhM. 38, 95), interdictum etiam causarum actionibus. . .
extant eius complures et alii (libri), ut Iliacon (Stat. silv. 2, 7, 54; RUnqeb,
quaestio de Lucani Heliacis, Friedland 1858), Saturnalia (daraus Makt. 10,
64, 6?), catachtJumion (vgl. Stat. silv. 2, 7, 57), silvarum X, tragoedia
Medea imperfecta, salticae fabulae XIV (d. h. Entwürfe für Pantomimen,
8. §8, 13 E.), epigrammata (?die codd.: et appämata und et ippamata;
MHehtz fyaftata); prosa oratione in Octavium Sagütam (Tac. a. 13, 44.
hist. 4, 44) et pro eo (Stilübung), de incendio urbis (MSo.nntag* z. Append.
Verg., Frankf. 1887, 11), epistolarum ex Gampania, non fastidiendi quidem
omnes, tales tarnen ut belli civilis (Phars.) videantur accessio. Dazu adlocutio
ad Pollam (seine Gattin Argentaria Polla) nach Stat. silv. 2, 7, 62. Über
diese seine Gemahlin auch Sid. Apoll, ep. 2, 10 saepe versum . . Argentaria
cum Lucano complevit. Vgl. auch A. 2 Z. 8. — BUmobb, de Lucani car-
minum reliquiis, Friedland 1860.
§ 303 Lucanua. 739
5. Quint. 10, 1, 90 Lucanus ardens et concitatus et sententiis clarissimus
et, ut dicam quod sentio, magis oratoribus quam poetis imitandus. Minder
treffend ist eine alte (vielleicht durch Sueton verbreitete) Ausstellung an
Lucan. Sebv. Aen. 1, 382 Lucanus ideo in numero poetarum esse non meruit
guia videtur historiam composuisse, non poema. Fast wörtlich übereinstimmend
Isidojl orig. 8, 7, 10. Schol. . Phabs. 1, 1 ideo Lucanus dicitur a plerisque
non esse in numero poetarum guia omnino historiam sequitur, quod poeticae
arti non convenit. Ebenso Iobdan. Get. 5, 43. Auf ihn zielt ohne Zweifel
schon Pbthon. sat. 118 belli civilis ingens opus quisquis attigerit, nisi plenus
litteris, sub onere labetur. non enim res gestae versibus comprehendendae
sunt, quod longe melius historici faciunt, sed etc. , welcher Lucana Gedicht
auch in der Einlage de bello civili verspottet: § 305, 4. Vgl. Mart. 14, 194
Lucanus. Sunt quidam qui me dicant non esse poetam, sed qui me vendit
bibliopola putat. Das hohe Ansehn welches Lucan auch später genoß erhellt
aus den zahlreichen Anführungen aus seinem Gedicht bei den Grammatikern ;
s. Keils GL. 7, 604. y- Der Stoff ist in der Pharsalia allerdings massiger
aufgenommen als daß er sich vollständig verarbeiten ließe. Aber der
Hauptfehler ist die declamatorische Behandlung, dio Leidenschaft für Be-
schreibungen, womit die Grenzen des Maßes und Geschmackes nicht selten
überschritten werden. So die Schauerbilder am Schlüsse von B. 8 und von
6, 530 an, sowie 7, 839 ff. 9, 735 ff. Sentimentale Rhetorik 4, 168 ff. Fast
ovidische Ausmalung der Sehnsucht Cornelias nach ihrem Gatten Pompeius
5, 805 ff. Unnütze Schaustellung geographischer und mythologischer Gelehr-
samkeit 3, 169 ff. 4, 593 ff. 677 ff. 6, 330 ff. 10, 193 ff. Die übliche mytho-
logische Maschinerie znr Förderung der Handlung hat bei dem geschicht-
lichen, zeitlich naheliegenden Stoffe Lucan mit Recht aufgegeben und die
Beweggründe der Handlung in die Handelnden verlegt: zudem spreizt sich
der Dichter als Götterverächter in Epikurs Weise (s. A. 6gE.) und giebt nach
Art der Stoiker dem Schicksal die Hauptrolle. MSouriau, de deorum mi-
nisteriis in Pharsalia, Par, 1885 (u. dazu JGibabd, journ. des sav. 1888, 192).
Die Beschreibung des Nil 10, 194—331 ist stark abhängig von Sbn. quaestt.
nat 4, 1. 2 (darüber HDiels, Abh. d. Berl. Akad. 1885). In den historischen
Partien ist Livius Hauptquelle des Dichters, s. GBaibb, de Livio Lucani in
carmine de bello civili auctore, Schweidnitz (Bresl.) 1874. Sinqbls, de Luc.
fontibus et fide, Leid. 1884. BPsbkix, Lucan as a historial source for
Appian, Americ. journ. of philol. 9 (1884), 325. Benützung der historiae
des Vater Seneca (§ 269, 3)? 0 Rossbach, de Sen. philos. libr. recens. et
emend., Bresl. 1888, 170. — Im Metrischen und Prosodischen ist Lucan sehr
streng, ja peinlich. ETbampb, de Luc. arte metr , Berl. 1884.
6. f Pharsalia' nennt Lucan selbst sein Gedicht 9, 985 Pharsalia nostra
vivet, in den Hss. wird es genannt de bello civili und so heißt auch die
Parodie Patrons (A. 5 Z. 12). Die Erzählung ist aber fortgeführt bis zur
Einschließung Caesars in Alexandria gleichsam als Gegengewicht gegen
den im Vorhergehenden geschilderten Tod des Pompeius. Die ersten drei
Bücher wurden von Lucan selbst herausgegeben (s. A. 4), und zwar zu
einer Zeit als er mit Nero noch gut stand; daher 1, 33—66 die Lobpreisung
desselben mit Hindeutung auf seine künftige Vergötterung (anders freilich
als 7, 456 ff.)- Indessen eine Verschiedenheit der politischen Ansicht und
47*
740 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudias und Nero).
Richtung zwischen den ersten drei Büchern und ihrer Fortsetzung laßt sich
deswegen doch nicht behaupten. Schon in jenen tritt die Vorliebe für
Pompeius (2, 463. 519. 732) und Cato nebst Brutus (2, 234), sowie die Ab-
neigung gegen Caesar (2, 489. 3, 82) unverkennbar hervor. Nicht eine
andere Gesinnung spricht der Dichter in den späteren Buchern aus, sondern
die gleiche, aber mit noch größerem Freimut, ja mit Bitterkeit und Feind-
seligkeit. Des Pompeius Sache ist kurzweg die des Rechts und der Frei-
heit (zB. 6, 139. 259. 7, 679), daher die des Caesar als scelus bezeichnet
wird (zB. 7, 751, vgl. auch 4, 188. 6, 242. 261. 390. 6, 147. 298. 7, 40.
168. 243. 558. 761. 777. 8, 782. 834). Caesars Sieg ist die Ursache nicht
nur des Untergangs der Freiheit (7, 433. 639. 696. 9, 204. 262} sondern
auch des Schwindens von Roms Macht und Größe nach außen (7, 427).
Auch wo Caesar unzweifelhaft edel gehandelt hat wird es ins Gegenteil
verkehrt (7, 798. 9, 1034), und seine Ermordung gerechtfertigt und gepriesen
(7, 593; vgl. 8, 609. 10, 338. 628). Er ist der Bösewicht des Gedichts, und
ihm wird daher höhnisch Unsterblichkeit verheißen (9, 981). Wie an ihm
lauter Schatten, so ist an Pompeius alles Licht (vgl. bes. 8, 841, auch 6, 1.
6, 799. 7, 28), so sehr daß an ihm sogar der Landesverrat Preis findet.
(8, 232). Daher benutzt Lucan nicht Caesars Geschichte werk, sondern
das des 'Pompejaners' LiviuB, s. A. 5 gE. und § 256, 3. Über Pompeius geht
dem Dichter nur sein Cato (9, 697; vgl. ebd. 187. 264. 663). Das stoische
Bekenntnis Lucana tritt oft hervor, zB. 7, 814. 9, 302. 672. 10, 265. 413.
Epikurisch klingende Äußerungen (wie 7, 446. 456) sind Ausbrüche der
Verzweiflung an dem Walten einer gerechten Gottheit (vgl. 8, 449 u. A. 6 gE.).
Gegen Nero gerichtet ist 9, 983. Andere freimütige Äußerungen 4, 807.
823. 6, 385. 6, 259. 7, 210. 483. 466. 8, 672. 9, 262. 600. 10, 24.
7. Daß das zehnte Buch nicht vollendet ist zeigt schon sein Umfang,
der um mindestens 200 Verse hinter den übrigen Büchern zurücksteht.
Aber auch B. 4—9 wurden nicht von Lucan selbst herausgegeben, sondern
erst nach seinem Tode von einem Angehörigen oder Freunde (Genthb aO.
p. 76). Übrigens können diese trotzdem von Lucan nach ihrem Abschluß
öffentlich vorgelesen worden sein. Wenn Vacca sie für mendosi erklärt
und das ovidische emendaturus si licuisset erat auf sie anwendet, so mag
dies von Einzelheiten gelten : im großen Ganzen würde Lucan schwerlich
viel geändert haben. Fbonto p. 167 unum . . poetae prooemium comme-
morabo, poeta eiusdem temporis eiusdemque nominis (wie Seneca): fuü aeque
Annaeus. is initio carminis sui (der Phars.) Septem primis versibus nihil
aliud quam bella plus quam civilia inierpretatus est. Mißverständnis dieser
Worte veranlaß te wohl die Sage bei Schol. Lucan. 1, 1 (p. 8 üb.) : hos VII
versus primos dicitur Seneca ex suo addidisse . . ne videretur Über ex abrupto
incohare. Vgl. gegen FOsann (de Sen. scriptis deperditis spec. III, Gießen
1848) Gbnthe p. 77. CFWebeb, de duplici Pharsaliae Lucaneae exordio,
Marb. 1860. — Metrische Inhaltsangaben zur Pharsalia (ob antik? CBabth
gab sie aus einer verschollenen Hb. heraus): AL. 930 PLM. 6, 418. Zwei
zehnzeilige zu Lucans B. 2 {incipit argumentum libri II, Sidonius subdiaconus
fecit) und B. 6 in den commenta (A. 8) ed. Hüsknbb p. 47. 151. Vgl. dazu
ROpitz, Lpz. Studd. 6, 806.
8. Gommentare zu Lucan erwähnt schon Hieronymus, s. oben § 41, 4.
§ 303 Lucanus. 741
Ltd. de magistr. 3, 46 mg 6 noXepcov lv nefinty i^rjyriöeayv trjg xara
Aovxavov zov 'Pcopcciov ipcpvUcov avyy^acprjg dnscprjvccto. Über Vacca
s. A. 1. Reste dieser erklärenden Tätigkeit besitzen wir in den Scholien
zu Lucanus, von denen es eine doppelte Fassang giebt; die eine ist betitelt
Tommenta' und vollständig erhalten allein im Bern. 370 s. X (außerdem
zum Teil im Bern. 46; neue Vergleichung von HHaqbn, JJ. 131, 277). Luc.
commenta Bernensia ed. Hüsener, Lps. 1869; die andere 'Adnotationea',
ist am vollständigsten und besten überliefert im Walle isteinensis , zwei
Leidenses (Vossiani) s. X und Bruxell. (Gemblacensis) s. X, und veröffent-
licht, aber ungenau, von Oüdbndorp und von CF Weber. Zu den comm.
Bern. s. HGehthe, Herrn. 6, 214 und Scholia vetera in Luc. e codice Monte-
pessulano, Berl. 1868. Kritische Beitr. bei HJMüllbb, symb. ad emend. script.
lat., Berl. 1876; Festschr. d. Friedr.-Werderschen Gymn., Berl. 1881, 30.
9. Die älteste Handschrift der Phars. bilden die Palimpsestblätter
in Wien, Neapel und Rom, aus s. IV? DDbtlefsen, Phil. 18, 318. 16,
526. 26, 173. WSteinhabt, de Luc. schedis rescriptis Vindob , Salzwedel
1860; JJ. 83, 363. Unter den übrigen Hss. haben Voss. 63 (II, B bei Stein-
hart), Montepess. H. 113, Golbert. und Gasselanus die subscriptio: Paulus
Constantinopolüanus emendavi manu mea solus, welchen Useheb (RhM.
23, 497) mit dem Papulus Const. Theyderich der Pariser Miscellanhdschr.
7530 aas d. J. 674 vereinigte. Die Hss. dieser Recension unterscheiden
sich von den zahlreichen übrigen dadurch daß sie in den nicht von Lucan
selbst herausgegebenen Büchern ursprünglich eine beträchtliche Anzahl
Verse nicht haben, welche wenigstens zum Teil auf späterer Fälschung be-
ruhen. Auch in den Hss. dieser Recension selbst sind die betreffenden
Verse, aber in ungleichem Maße, aus Hss. der andern Recension nachge-
tragen. WSteinhakt, de Luc. codice Montepess. in d. symb. philol. Bonn. 287;
vgl. denselben de emendatione Lucani, Bonn 1864. AKiädleb, de Luc.
▼v. qui in codd. Montepess. et Voss. H desunt, Münst. 1862. — CECSchneideb,
triam codd. Vratisl. Luc. lectt. variae, Bresl. 1823. IBekkeb, über einen
Lucancodex zu Berlin, Berl. SBer. 1863, 166. Über drei Hss. s. XI u. XU s.
JKleih, RhM. 24, 121. — Der Anfang von B. 7 auf einer Inschrift in Trier,
8. FBücheleb, Jahrbb. d. Rheinl. Altertumsfr. 68 (1876), 175.
10. Ausgaben: zB. ex emend. HGrotii cum eiusdem notis, Antverp.
1614. Lugd. 1626 (vgl. HUsbheb, Lucani pugnae Pharsaliae narratio, ex
IIGr. rec. ed. cum comm. critico, Greifsw. 1863; RhM. 19, 148). GCorte
(Lps. 1726; vgl. HGenthe, JJ. 89, 647), FOudendorp (Leid. 1728, auch mit
Wortindex), PBürman (Leid. 1740), CFWebeb (cum notis varr. etc. Lps.
1821—31 III, wovon der letzte die Scholien enthält; und: editionem morte
Cortii interruptam absolvit, Lps. 1828 f. II). Auch Ausgg. v. Lemaibe (Par.
1830 II), CH Weise (rec. schol. interpr., Quedlinb. u. Lpz. 1836) und by
CEHaskihs; with an introduction by WEHeitland, Lond. 1887. — RBektleys
Bemerkt zu B. 1—3 in d. Ausg. Strawberryhill 1760 (Luc. c. notis HGrotii
et RBentlei) u. Glasgow 1816: auch bei CFWebeb 1821. — Übersetzt v.
FHBothe (Stuttg. 1866 f.) und JKbais (Stuttg. 1863).
11. Meüsel u. Gottfb. Büboeb, de Lucano, Halle 1767 f. II. Nachträge
zu Sulzkb 6, 1, 16. 7, 884, u. bes. HGenthe, de Lucani vita et scriptis (Berl.
742 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Claudius und Nero).
1859); zu Lucan (Herrn. 6, 214). AR Friedrich, de L. Phars., Bautzen 1876.
HSchiller, Nero 612. CESandström, s. § 246, 7.
FKoRTiM, gesch. Forschungen (Lpz. u. Heidelb. 1863) 209. ASchau-
bach, Lucans Phars. u. ihr Verhältnis z. Gesch., Mein. 1869. JGibard, rev.
d. deux mond. Juli 1876, 423. ThCreizenach, d. Aeneis . . u. d. Pharsalia
im Mittelalter, Frankf. 1864. — EKöbbkb, de L. usu syntactico, Petersb.
1874. Berthold, de L. elocutione poetica, Grimma 1879. JObbrmeier, d.
Sprachgebr. d. Lucan, Mönch. 1886. J Schmidt, de usu infinitivi ap. Lucan.,
Valer. Fl., Sil. Ital., Halle 1881. GHundt, de Lucani comparationibus,
Halle 1886. — AZingerle, Beitr. z. Gesch. d. röm. Poesie 2 (Innsbr. 1878), 12.
— Kritisches: ThBerqk, Halle 1865. NMadvio, adv. 2, 129. E Schäfer, obss.
crit. in Luc. Phars. et Stat. silv., Münst. 1886.
304. Ein älterer Freund des Persius war der Lyriker und
Metriker Caesius Bassus. Wir besitzen von ihm bedeutende
Überreste einer wertvollen Metrik, wenn auch wohl in verkürzter
Gestalt. Anderes trägt mit Unrecht seinen Namen. Sonstige
Männer aus der Zeit des Nero von denen wir wissen daß sie
Gedichte verfaßten sind Vagellius, Antistius Sosianus, Curtius
Montanus und Serranus.
1. Vita Persii (§ 302, 1): amicos habuit a prima adolescentia Caesium
Bassum poeiam et Calpurnium Staturam, qui vivo eo iuvenis deccssit (und
kein Dichter war). Herausgeber der Satiren des Persius; s. § 302, 3.
Schol. Pers. 6, 1 (p. 340 J.) hanc satiram scribit Persius ad Caesium Bassum
poeiam lyricum, quem fama est in praediis suis positum ardente Vesuvio . .
et late ignibus abundante cum viUa sua ustum esse (J. 79 n. Chr.). Vgl.
Plin. ep. 6, 16, 8 (s. aber HKeil zdSt.) accipit codiciUos . . Caesi Bassi
imminente periculo exterriti. Quint. 10, 1, 96 lyricorum Horatius fere solus
legi dignus. . . si quem adicere velis is erit Caesius Bassus, quem nuper vi-
dimus. Pres. 6, 1—6 admovit iam bruma foco te, Basse, Sabine? iamne
lyra et tetrico vivunt tibi pectine chordae, mire opifex numeris veterum pri-
mordia vocum atque marem strepitum fidis intendisse latinae, mox iuvenes
agitare iocos et pollice Ivonesto egregius lusisse senex? Vgl. dazu Bücheuer,
RhM. 41, 458. Prisc. GL. 2, 527 Bassus in II lyricorum. Calliope princeps
sapienti psallerat ore. Daß er äine Person ist mit dem Metriker wird sehr
wahrscheinlich durch das Citat Bassius (st. Bassus) ad Neronem de iambico
sie dicit, bei Rufin. GL. 6, 555, 22. Aus diesem metrischen Werke ohne
Zweifel Diou. GL. 1, 513 huius (des molossicum metrum) exemplum dal
Caesius Bassus tale: Romani victores Germanis devictis. Vgl. Teb. Maub.
GL. 6, 395 (2358) quae (exempla) locasse Caesium libro notavi quem dedit
metris super. 396 (2369) auetore tanto credo me tutum fore. Viotobin. GL.
GL. 6, 209, 10 Caesius Bassus, vir doctus atque eruditus, in libro de metris
' iambicus trimetrus9 ait. Letzteres Merkmal trifft zu bei der am Anfang
verstümmelten und durch Übertragung der Schlußunterschrift des in der
HS. (8. § 405, 5) nachfolgenden Werkes dem Atilius Fortunatianus bei-
gelegten Abhandlung de metris (GL. 6, 255 — 272), daher diese von Caesius
Bassus sein wird, zumal da sie viele sehr wertvolle Angaben enthalt (s.
§ 304 Caesius Basaus u. a. § 305 Petronius. 743
Kkil zu GL. aO. 252 und oben § 62, 3). Wie Basaus überhaupt den Varro
benutzte, so hat er von ihm namentlich die Ableitung {nccqaycayri) der ver-
schiedenen Metra aus einem metrum principale (dem herous und trimeter
iambicus) mittelst adiectio, detractio, permutatio usw. Die Beispiele waren
teils den altrömischen Dichtern, vgl. auch Pebs. 6, 3; s. A. 1, (teils den
Zeitgenossen Pomponius Secundus [§ 284, 7], Seneca und Petronius Arbiter?)
entnommen, teils von ihm selbst gebildet. Besonders berücksichtigt wird
Horaz (GL. 6, 266 fll.). Gewöhnliche Prahlerei römischer Schriftsteller aO.
271, 2: hoc libro quem et paucis compo&ui diebus et memoria tantum modo (?)
adiuvante. Auch s. aO. 272, 5 de guibus in his libris explicabimus quos de
melicis poetis et de tragicis choris scriptwri videmur. Unter den Späteren
ist das Werk besonders von Iuba und Terentianus Mauras benützt worden.
BWbstphal, griech. Metr. 1*, 119. 169. HEeil zu den GL. 6, 250. OHense,
act. soc. philo). Lips. 4, 64. 118. Vgl. noch im allg. EvLeutsch, Phil. 11, 739.
JCäsab, PEE. I8, 2296, 10.
2. Durch dieselbe Ha. (s. § 405, 5) ist überliefert ein Fragment (GL.
6, 305) mit der Überschrift Ars Caesii Bassi de metris, welches aber nicht
von demselben herrührt. Es besteht aus einer mageren Erläuterung von
fünf Versmaßen des Horaz, geschöpft vorzugsweise aus Caesius Basaus (A. 1).
Darauf folgen (GL. 6, 307) zwei Abschnitte, betitelt Breviatio pedum und
De compositionibus, vielleicht aus Iulius Romanus RWestphal, griech.
Metr. ls, 118. 132. 204. Keil zu GL. 6, 253.
3. Sen. nat. quaest. 6, 2, 9 egregie Vagelliu8 mens in illo inelito
earmine . . inquit. Ein declamator mülino cor de VageUius bei luv. 16, 23
vgl. 13, 119. Vgl. auch § 147, 2.
4. Tac. a. 14, 48 (J. 815/62) Antistius (Sosianus) praetor probrosa ad-
versus prineipem carmina factitavit vulgavitque celebri convivio; vgl. 16,
14. 21. — Tac. a. 16, 28 (J. 819/66): qui . . Curtium Montanum detestanda
carmina factitantem eludere impune sinerent. 29 Montanum probae iuventae
neque famosi carminis, quia protulerit ingenium, extorrem agi. Proben seines
Freimuts im Senat (J. 70) Tac. bist. 4, 40. 42.
6. Quint. 10, 1, 89 (bei den Epikern) Serranum (GSarpe: ferrenum,
farrenum die Hss.) consummari mors immatura non passa est; puerilia tarnen
eitis opera et maximam indolem ostendunt et admirabilem praecipue in aetate
illa recii generis voluntatem. Dagegen setzt einen länger Lebenden voraus
luv. 7, 79—81: eontentus fama iaceat Lucanus in hortis marmoreis, at
Serrano tenuique SaUio gloria quantalibet quid erit, si gloria tantumst?
Auch möchte man hiernach Serranus eher später setzen. — Über Gaetulicus
§ 291, 1; über Attius Labeo § 307, 6.
305* Aus der neronischen Zeit stammt ferner der Sitten-
roman des Petronius Arbiter, welchen man für den von Nero
im J. 66 zum Tode genötigten Petronius halten darf. Ursprüng-
lich ein umfangreiches Werk von etwa zwanzig Büchern worin
allerlei Reiseabenteuer erzählt waren, besteht es jetzt nur aus
einer Reihe von Trümmern, deren ansehnlichstes die cena Tri-
malchionis ist, die Beschreibung einer Gasterei welche ein reicher
744 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Nero).
ungebildeter Emporkömmling giebt. Obwohl tief in Schmutz
getaucht; ist der Roman nicht nur hochwichtig für die Geschichte
der Sitten und der Sprache, namentlich für die Kenntnis der
Volkssprache, sondern auch in seiner Art ein Kunstwerk, voll
von Geist, feinster Menschenkenntnis, überlegenem Witz und
heiterem Humor. Seiner Form nach ist es eine satira Menippea,
aber so daß durch die eingelegten Stücke in gebundener Form
meist zugleich bestimmte Geschmacksrichtungen verspottet werden.
So besonders in den umfangreicheren Epen Troiae halosis und
Bellum civile.
1. Titel des Werks ursprünglich wohl satirae, in den Hss. teils er-
halten (satirarum liber u. dgl.), teils in satiricon oder Petronii Ärbitri sattrid
liber u. dgl. verwandelt; am vollständigsten cod. Trag.: Petronii Arbiiri
Satyri fragmenta ex Ubro XV et XVI. Eine Spur von B. 14 s. in Büchelxbs
ed. mai. p. 208. Der Name Afranius, der sich im Titel neben Petr. Arb.
in Hss. findet, bezeichnet dessen Ähnlichkeit mit jenem Togatendichter in
puerorum foedis amoribus (§ 146, 1). Früh ausgezogen ging das Ganze
selbst um so leichter verloren. Schon im siebenten Jahrhundert scheint
man es nicht mehr gehabt zu haben. Aus dem neunten Jahrhundert findet
sich Kenntnis und Benützung des Carmen de hello civili. Aus s. X ist die
älteste Hs. die wir haben, Bern. 357; im Anfang von s. X las Eugenius
Vulgarius (MHaupts op. 3, 690), s. XII Joh. von Salisbury, s. XIII Vincenz
von Beauvais den Petronius in der heutigen Gestalt. Büchelkbs ed. mai.
p. x. Was man seit dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts an neuen Be-
standteilen des Textes von Petronius gefunden haben wollte hat sich alles
als Fälschung erwiesen; so besonders das im J. 1698 von FNodot zu Paris
Herausgegebene (s. Büchelbb p. xui), sowie Lallkmands angeblicher St.
Galler Fund (Par. 1800).
2. Die erhaltenen Handschriften haben im wesentlichen dieselben
Lücken und Verderbnisse, gehen daher auf äine Urhs. zurück, welche be-
reits nur Auszüge aus dem vollständigen Werke des Petronius und außer
diesen auch allerhand kleinere lateinische Gedichte und Glossen enthielt
welche von Unbekannten aus Gellius, Isidor und Kirchenschriftstellern ge-
sammelt waren und durch das räumliche Zusammensein mit den Excerpten
aus Petronius auch zu dessen Namen gelangten. Diese Glossen gab heraus
CBeck, Petronius Arbiter de antiquis dictionibus, Cambridge (in Amerika)
1860 (und dazu AReiffebscheid , EhM. 16, 1); vgl. auch Appendix zu
AMais opp. (Rom 1871) p. 68 (Adeo bis Vestibulum), GLoewe, prodrom.
glo98. 164. — Jene Petronius-Excerpte sind in einer vollständigeren Fas-
sung uns nur durch den von JJScaliqers Hand (aus einem verlorenen cod.
Cuiacianus?) abgeschriebenen Leid. Q. 61 und durch Mitteilungen in den
Ausgg. v. ITornaesius, Lugd. 1575, und PPithoeus, Par. 1587 bekannt: ver-
kürzt sind sie in vielen Hss. enthalten, zB. Bern. 357 s. X, Paris. 7989
s. XV. Die letztere Hs., welche ums J. 1650 in Trau in Dalmatien gefunden
wurde (daher Traguriensis) , enthält aber außerdem (und zwar allein von
allen Hss.) die cena Trimalchionis (Petb. c. 26—78), zuerst gedruckt Padua
§ 305 Petronius. 745
1664. Über die Hss. FBüchelebs ed. mal. p. xii, vgl. p. xliv. CBeck, the
manuscTipts of P. A. collated, Cambridge (Mass. U. S.) 1863; die Leidner
u. Berner Hss. des P., Phil. 20, 293, und dagegen FBüchkler ebd. 726.
3. Der Freigelassene Encolpius erzählt seine Abenteuer zu Wasser
und zu Land : die Handlung war, wie es scheint, humoristiech-parodisch in
Gang gesetzt und erhalten durch den Zorn des Priapos, welcher den En-
colpius verfolgte (wie Poseidon den Odysseus): 139 me quoque per terras,
per cani Nereos aequor Hellespontiaci sequitur gravis ira Priapi. EKlebs,
Phil. 47, 623. Auf Erlebnisse in Massilia deutet Apoll. Sidoh. 23, 165 und
Seht. Aen. 3, 67; das Erhaltene aber spielt in Unteritalien, das meiste in
einer römischen Kolonie Campaniens, die zugleich urbs Graeca heißt: etwa
Cumae? so Mommsen, Herrn. 13, 114, aber c. 48 macht große Schwierig-
keiten und auch der praetor c. 65 kann nichts beweisen; sonst hat man
noch an Neapel oder an Puteoli gedacht, so LFeiedlander, Königsb. Ind.
lect. 1860 f. 61 f., s. aber jetzt dens., JB. 1878 2, 171. Cap. 116 fll. spielen
in Eroton. 3. die Inhaltsübersicht in Büchelebs ed. min.8 119. Verlegt
ist die Handlung in die Zeit des Tiberius (Bücheleb, ed. mai. p. tu), wozu
auch die Erwähnung des (Mam. Aemilius) Scaurus (§ 276, 2) c. 77 stimmt
(nach Mommsejt, Herrn. 13, 211, in die des Augustus); daneben eingeflochtene
Anspielungen auf Persönlichkeiten aus der Zeit des Caligula und Nero
(Büchelkb p. yiii). Meisterhaft ist die Zeichnung der Charaktere, meist
durch deren Selbstdarstellung, doch so daß zugleich ein leisironischer Ton
hindurchklingt. In genauester Übereinstimmung mit Charakter und Ver-
hältnissen der Personen ist ihre Sprechweise: bei Encolpius selbst die der
Gebildeten in der besten Zeit der Literatur (CBeck, the age etc. p. 136),
nur mit der Zwanglosigkeit des Umgangstons und mit einer Anzahl Wen-
dungen, und Fügungen des ersten christl. Jahrh. (unkritische Sammlung
bei Beck aO. p. 162), bei den meisten gelegentlichen Sprechern aber volks-
mäßig, mit naturwüchsigen und sprichwörtlichen Wendungen, Derbheiten,
Sprachfehlern, Archaismen und (wegen des halbgriechischen Schauplatzes)
Gräcismen; GStüdeb, RhM. 2, 75. CBeck, the age etc. p. 106. Vgl. A. 9.
Die Stücke in gebundener Form sind meist dem geschmacklosen Dichter
Eumolpus in den Mund gelegt; so bes. c. 89 die Troiae halosis in 65 Se-
naren und c. 119—124 das bellum civile in 295 Hex. Aber auch sonst
geht die Rede gern aus der Prosa über in poetische Form; so häufig in
Hexameter und in eleg. Maß, dann in Senare (65), Hinkiamben (5), Ana-
kreonteen (fragm. 19—21), Hendekasyllaben (15. 79. 93. 109. fr. 26. 29), So-
tadeen (23. 132). So wird der Roman zu einer satira Menippea (§ 28, 3).
4. Von den verschiedenen Ansichten über das Zeitalter des Werks
verdient Erwähnung allenfalls die von Niebuhb, kl. phil. Sehr. 337, welcher
das dritte Jahrh. (unter Alexander Severus) annahm, veranlaßt durch eine
Inschrift (CIL. 6, 14672), die er zwar richtig in jene Zeit versetzte (s. Mommsen,
Herrn. 13, 106), deren Personen er aber irrig mit denen bei Petronius ver-
einigte; Teüffel, Stud. u. Charakt. 391. Büchelkb, ed. mai. p. iv. Ander-
seits glaubte CBeck (the age of Petronius, Cambr. Mass. 1856, bes. p. 100)
das Werk zwischen J. 6 und 34 n. Chr. verfaßt, also unter Augustus oder
Tiberius: s. dagegen Bücheler, RhM. 11, 608. Heutzutage darf als nahezu
allgemein anerkannt gelten der Ansatz unter Nero; s. besonders GStüdeb,
746 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Nero).
RhM. 2, 50. 202; FRittkb, ebd. 561; Teüffel, Stud. und Charakt 393 und
Büchelkr, ed. mai. p. v. Schon in der Zeit Neros eine Ausnahme, wäre
in den folgenden Zeiten die einfache natürliche Sprache dieses Romane,
fern von allem falschen Pathos und rhetorischem Flitter, eine Unmöglich-
keit gewesen. Quintilian schweigt über den für den Redner unwichtigen
Schriftsteller (OKelleb, JJ. 89, 503). Anspielungen auf Seneca: FHaase,
miscell. philol. 3 (Bresl. 1861), 21. EGottschuch, de parodiis Senecae ap.
Petron. in den Miscell. philolog. für FHaaBe (Bresl. 1863) p. 26. unverkenn-
bar verspottet Petronius im bellum civile (A. 3 Z. 6 v. u.) die Manier des
Lucanus, aber ohne ihn (als nooh Lebenden) zu nennen: JGMössleb, de
Petr. poemate de bello civili (Bresl. 1842); quaestt. Petron., Hirschb. 1857
—70 III. EWebterbübo, RhM. 38, 92. ETrampe, de Luc. metr. 78. EKlebs,
Phil. 47, 631, und auch die Troiae halosis (A. 3 Z. 7 v. u.) zielt gewiß auf
das gleichnamige Gedicht Neros (§ 286, 8).
5. Tac. a. 16, 17 paucos intra dies eodem agmine . . Eufius Crispmus
ac * Pttronius cecidere (J. 66). 18 de C. Petronio (T. heißt er bei Plin.
NH. 87, 20 und Plut. de discr. am. et adul. 19, p. 60 E , P. bei Schol. luv.
6, 638) pauca supra repetenda sunt, nam Uli dies per somnum, nox officiis
et oblectamentis vitae transigebatur : utque (üios industria, ita hanc ignatria
ad famam protulerat käbebaturque non ganeo et profligator, . . sed erudito
laxu. ac dicta factaque eius quanto solutiora et quandam sui neglegentiam
praeferentia tanto gratius in spem simplicitatis accipiebantur. proconsul
tarnen Bithyniae ei mox consul vigentem se ac parem negotiis ostendit dein
revolutus ad vitia seu vitiorum imitatione intet paucos familiarium Neroni
adsumptus est, elegantiae arbiter (Anspielung auf den Beinamen, s. A. 6),
dum nihil amoenum et molle affluentia putat nisi quod ei Petronius ad-
probavisstt. Zum Tode bestimmt audiebat referentes nihü de immortalüate
animae tt sapientium placitis, sed levia carmina et faciles versus. Daß die
ebd. 19 f. erwähnte Schrift des Petronius , worin er flagitia principia sub
nominibus exoletorum feminarumque et novitatem cuiusque stupri perscripsü
atque obsignata misit Neroni, mit den erhaltenen satirae nichts zu tun hat
zeigt FRittkb, RhM. 2, 569. Jene taciteische Charakteristik des Petronius
paßt so gut auf den Charakter der vorliegenden Satirae, daß man mit
Recht jetzt allgemein denselben für den Verfasser unseres Romans hält.
Dem Umstände daß Tacitus nicht von dem Roman spricht kann kein
solches Gewicht beigelegt werden, wie Teuffel, Stud. u. Charakt. 394 und
GdRL.3 691 wollte, wenn er annahm, entweder es seien die satirae ursprüng-
lich ohne Namen des Verfassers und vielleicht außerhalb Roms (in Massilia?
Ap. Sid. 23, 155) erschienen und die Zuteilung an den taciteischen Petro-
nius sei eine spätere Folgerung, veranlaßt durch die Verwandtschaft der
Zeit und des Geistes, wobei die Bezeichnung des Petronius alß elegantiae
arbiter Veranlassung gegeben habe ihm den Beinamen Arbiter zu schaffen ;
oder es sei der Verfasser, falls er wirklich Petronius Arbiter geheißen, nicht
der taciteische Petronius.
6. Die Hss. nennen den Verfasser der Satirae Petronius Arbiter (A. 1).
Derselbe wird zuerst angeführt bei Terent. Maür. GL. 6, 399, 2489 (Arbiter
disertus) und 2852 (Petronius). Apoll. Sidon. carm. 9, 268 nennt Petronius
in einer Aufzählung von Dichtern, 23, 155 Arbiter unter den berühmten
§ 306 Petronius. 747
Schriftstellern eloquii latini. Ohne selbständige Kenntnis urteilt Lyd. de
mag..l, 41 (oben § 28, 1). Mach. comm. in somn. Sc. 1, 2, 8 auditum
mulcent . . argumenta fictia casibus amatorum referta, quibus vel multum se
Arbiter excrcuit vel Apuhium nonnutnquam lusisse miramur. Anfahrungen
des Petronius bei Dioinedes (Arbiter), Hieron vmus (Arbiter), Servius (Petr.),
Priscian (Petr.), Fulgentius (Petr. Arb.), Sergius u. a. zusammengestellt in
Bcchelkbs ed. mai. p. 206; min.8 p. 109. — Unter Petrons Namen sind
zwei Epigramme (AL. 650. 651 PLM. 4, 109. 110) im Voss. F. 111 (§ 421, 6)
uns fiberkommen, sodann hat Scaliger eine im Voss. Q. 86 (§ 309, 1) über-
lieferte Reihe von sechzehn namenlosen Epigrammen (AL. 464—479 PLM.
4, 88—96), deren zwei von Fulgentius als petronisch angeführt werden, dem
Petronius beigelegt, endlich veröffentlichte ClBinetus (C. Petronii Arbitri
. . . epigrammata hactenus non edita, Pictavii 1579) aus einer verschollenen
Hs. bibliothecae Bellovacensis zehn Epigramme je mit der Überschrift Pe-
tronii (AL. 690—699. 218 PLM. 4, 95—99). Auch das erste dieser Reihe
wird von Fulgentius als petronisch angeführt Die Beglaubigung durch
Fulgentius will nicht viel besagen (§ 480, 7), die Scaligersche und Binetsche
Gedichtreihe weichen in Technik und Sprache von einander stark ab.
Die Scaligersche Reihe ließe man sich wohl als petronisch gefallen, aber
gerade hier fehlt jede genügende Beglaubigung seiner Verfasserschaft.
CWKbohn, quaestt ad anthol. lat. spectt. I, de anth. lat. carmm. quae sub
Petronii nomine feruntur, Halle 1887.
7. Ausgaben (s. Büchelbbb ed. mai. p. xxxvu). Vor Auffindung der
cena Trimalch. (A. 2) erschienen: zB. von ITobnaemus, Lugd. 1575, JDousa
(Leid. 1585), MGoldast (Frankf. 1610. Frankf. 1621). — Von späteren:
ISchbppkb, Ups. 1665. MHadbianides, Amst. 1669. PBurman (Amst.* 1743;
JJRbibkb, animadvv. ad alt ed. Burmann., Lps. 1748 IV). Kritische Aus-
gabe: ex recens. FBüchelebi, Berl. 1862; desselben kl. Ausgabe (acc.
Priapea, Varronis et Senecae satirae), ebd.3 1882.
8. Textkritisches: JSchbadeb (zu do bello civ.), Herrn. 2, 142. JCOuelli,
lectt Petr., Zur. 1836. GStodeb, obs. crii in P. cen. Trim., Bern 1839.
WWbhlb, obss. in P., Bonn 1861. OKblleb, RhM. 16, 532. CBkck, b. A. 2.
FJacobs (aus dessen Nachlaß), journ. of phil. 7, 2Q6. MHaupt, op. 3, 376.
467. 583. Mommsbn, Herrn. 13, 216 und EHübneb, ebd. 13, 414 (zu c. 71
Trimalchios Grabschrift). AStrelitz, JJ. 119, 629. 833. ERohdk, JJ. 119, 845.
JV ahlen, Herrn. 16, 270. JSeobbade, obss. grammat. et crit. in Petr., Halle
1880. OHibschfkld, Wien. Studd. 3, 112. JJCobhelissbx, Mnemos. 10, 296.
KEllis, journ. of phil. 11, 237. RPischbl (zu 62: Werwolf) in d. phil. Abh.
f. MHerte, Berl. 1888, 69.
9. Über Petronius u. s. Werk: Teüpfbl, PRE. 5, 1402. FBücukleb,
NSchweiz. Mus. 3 (1863), 17. JEPetbkquin, recherches sur Petr., Par. 1869.
HSchillbb, Nero 620. QBoissieb, rev. d. deux mond. Nov. 1874, 320. —
Über die Sprache: Büchelkbs ed. min.3 p. 128. ELudwio, de Petr. sermone
pleb., Marb. 1869. HvGubbicke, de linguae vulgaris reliq. ap. Petr. et in
inscriptt. pariet. Pompei., Eönigsb. 1875. Segebade (s. A. 8). JACesabeo,
de Petronii sermone, Rom 1887.
10. Übersetzt von WHeinse, Schwabach8 1783 II, K Schlüter, Halle
1792 II u. a., zB. Stuttgart 1873. Das Gastmahl des Trim. übersetzt von
748 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Nero).
AWellaueb, Jahns Arch. 10, 194; ferner übers. Berl. 1843 und von JMkhkens,
Jen. 1876.
306. Zu Anfang der Regierung Neros verfaßte T. Cal-
purnius Siculus sieben Eklogen welche die Gegenstände und
die Art der virgilischen Bucolica in strenger Technik übertreibend
nachahmen, mit leidlichem Geschmack, aber höfischer Gesinnung.
Demselben Calpurnius pflegt man jetzt auch ein ohne Namen
des jugendlichen Verfassers überliefertes elegantes Lobgedicht de
laude Pisonis beizulegen. Gleichfalls aus der Zeit des Nero
und von gleicher Richtung wie jene Eklogen sind zwei größere
Überreste bukolischer Gedichte in einer Einsiedler Handschrift.
1. Die Eklogen des Calpurnius wurden früh mit denen des Neme-
8ianua (§ 386, 1) vereinigt und beide galten lange als Gedichte eines Ver-
fassers, des Calpurnius oder des Nemesianus. Doch in dem verschollenen cod.
vetustissimus e Germania allatus, einst in Besitz des ThUgolrtcs, der
Grundlage der Ausgabe des AUgolktub (Parma nm 1600), war der Anteil
beider Verfasser scharf geschieden; nach der Ausgabe: Titi Calphurnii Sieuli
bucolicum Carmen . . ineipit. Äurelii Nemesiani poetae Carihaginiensis
ecloga prima ineipit; nach NAnqelius, dessen Vergleichung (aus dem
J. 1492) jener Hs. des Ugoletus sich in Florenz, bibl. Riccard. 363 befindet,
so : im Anfang Titi Calphurnii bucolicum Carmen Ad Nemesianum Karthagi-
nensem und nach c. 7: finis bueolicorum Calphurnii. Aurelii Nemesiani
poetae Carthaginensis egloga prima etc., und auch der cod. Gaddianns (A. 3)
hat am Schluß des c. 7 Folgendes: explicit sexta (vielmehr septima) egloga
Calphurnii. Aureliani Nemesiani Cartaginensis eglogae ineipiunt. Der cod.
Neap. (A. 3) hat am Schlüsse von c. 11 die Unterschrift: Aureliani Neme-
siani Carthag. bucol. explicit. Auch in den Pariser Excerpten-Hss. 7647
und 17903 (vgl. § 245, 7) steht vor den Auszügen aus diesen Eklogen,
welche unmittelbar auf diejenigen aus de laude Pisonis folgen (A. 4),
die Herkunftsangabe: Calpurnius {Scalpurius) in bueolicis (Schbnkl aO. xlvii).
Die wesentliche Verschiedenheit der Technik zwischen den beiden
Gedichtgruppen hat nachgewiesen MHaupt, de carminibuB bueolicis Cal-
purnii et Nemesiani, op. 1, 858. Dazu s. auch ThBibt , hist. hexam.
lat. 63. Die Gedichte 1—7 (des Calpurnius) zeigen große Strenge und Sorg-
falt in Behandlung des auslautenden o, der Verschleifungen, der Versschlüsse
und der Cäsuren. Vgl. auch Schenkl aO. p. xui. In allen diesen Dingen
läßt die Technik der Eklogen 8—11 (des Nemesianus) einerseits bedeutende
Abweichungen erkennen von den Regeln des Calpurnius, anderseits aber
Übereinstimmung mit der Technik von Nemesians Cynegetica (§ 386, 1).
Ferner spricht gegen die Annahme äines Verfassers für alle 11 Gedichte
der Umstand daß die 4 letzten Gedichte zugleich Nachahmungen von
Stellen der 7 ersten und übertreibende Steigerungen, namentlich der
erotischen Züge derselben enthalten, daß Vorliebe für eingeschobenes me-
mini, fateor nur die 7 ersten, dagegen nicht die 4 letzten Stücke zeigen.
Endlich verraten diese überhaupt bedeutend geringere Befähigung als jene.
§ 806 Calpurnius. 749
2. Die Zeit in welcher die 7 ersten Eklogen verfaßt sind ist diejenige
Neros: Der Füret (dens) ist ein iuvenis (1, 44. 4, 85. 137. 7, 6) von jugend- ^ >
licher Schönheit (7, 84), maternis causas qui lusit in ülnis (1, 44; vgl.
§ 286, 7), er giebt glänzende Spiele (7t 44), mit seinem Regierungsantritt
hat eine Zeit de« Friedens, der Freiheit und der dementia begonnen
(1, 42—88. 4 passim). Dies alles stimmt zn Nero und dem hoffnungsvollen
Beginne seiner Regierung, wie auch der im Herbst sichtbare Komet (1, 77) t *
zu dem kurz vor Claudius1 Lebensende (J. 807/54) erschienenen. Auch
Sprache und Metrik dieser 7 Eklogen passen dazu vollständig. Der Ver-
fasser klagt über seine Armut (4, 156) und sucht durch Meliboeus (nach
GSarpe aO. -= Seneca, nach Haupt aO. 391 « Galpurnius Piso, A. 6) seine
Lobgedichte unter die Augen des Fürsten zu bringen. Ob Siculus seine
Heimat bezeichnet oder etwa von Theokrit her auf ihn übertragen ist
läßt sich nicht entscheiden. Galpurnius benutzt die früheren Dichter eifrig,
außer Yirgil namentlich Ovid, er selbst wird zB. von Statins nachgeahmt:
Schenkl aO. p. xxi (wo übrigens viel abgezogen werden maß). Noch in
der Zeit Karls des Großen wird Calpurnius stark ausgebeutet durch den *c
Dichter Naso (Modoin, Bischof von Autun, s. Dühmleh, poet. med. aev.
1, 382), EBahkens, RhM. 30, 628. AEbert, Lit. d. MAlt. 2, 65. GSarpe,
quaestt. phil., Rost. 1819. M Haupt, aO. 378. — Pompei, intorno al tempo
del poeta Calpurnio, Atti del Istit. Veneto 5, 6 (1880), 6. RGabnett, journ.
of phil. 16, 216 (setzt den C. unter Gordianus III). ^
3. Handschriften: über diejenige des Thügoletus s. A. 1. Die noch
vorhandenen Hss. der vollständigen Reihe (ecl. 1—11) sind jung, die besten
sind Neap. 380 s. XIV/XV; Gaddianus 90, 12 inf. s. XV (in Florenz);
Paris. 8049 s. XII enthalt nur ecl. 1, 1-4, 12, s. Haupt aO. 393. — Aus-
gaben: zB. häufig mit Grattius (§ 253, 1) und Nemesianus (Cynegetica). In ~'r
Werxsdobfs PLM. 2, 73. Recogu. , annot. glossario instr. ChbDBeck, Lps.
1803. Becens. et annott. instr. CEGlaeseb, Gott. 1842. In Bähbens PLM.
3; 66. Calp. et Nemes. bucol. rec. HSchenkl, Prag 1885; (mit Wortindex;
vgl. dens. Wien. Studd. 5, 281. 6, 73); with introd., comment, appendix by
ChKbehe, Lond. 1887. — Übersetzt von FAdelung (Petersb. 1804), CGWiss >
(Lpz. 1806), GE Klausen (Altona 1807). — Beiträge zur Kritik des Calpurnius
bei MHadpt, op. 1, 393. 3, 390. 414 u. EBährens (lectt. lat. 1870 p. 35);
zn Calp. u. Nemes. bei JMählt, über Soph. 0. C. (Basel 1868) S. 101.
4. De lande Pisonis. Die Lorscher Hb. (ex bibliothcca Laurissana),
aus welcher Sichard (A. 7) das Gedicht zuerst herausgab, ist verschollen, s c
ebenso der von HJunius benutzte cod. Atrebatensis; heute sind vollständige
Hss. nicht mehr vorhanden, dagegen enthalten die Parisini 7647 und 17903
s. XII und XIII (vgl. § 245, 7) beträchtliche Aaszüge aus dem Gedicht (de
laude Pisonis; im Paria. 7647 auch die auf einer Verwirrung beruhende
Bezeichnung Lucanus in catalecton, 8. RhM. 25, 378. PLM. 1, 222) welche '
jfait dem Atrebat. enge Verwandtschaft zeigen. KLRoth, Phil. 17, 340.
CMsyhcke, RhM. 26, 378. Bährbms, PLM. 1, 221.
5. Der Verfasser ist in der Oberlieferung nicht genannt Sehr wahr-
chehüich ist die Vermutung MHaupts (op. 1, 391. 406; vgl. Lachmann z.
Lacr. p. 326) daß es der Bokoliker Calpurnius sei. Vgl. noch HSchrnkl >
750 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Nero).
vor s. Ausg. d. Calpurn. u. Nemes. p. vi— x. S. auch A. 1. Anständig,
wenn auch nicht sehr glaubwürdig, versichert der Verfasser (207 ff.), nicht
divitis auri imperiosa fames habe ihn zur Verherrlichung des reichen und
freigebigen Piso veranlaßt, sed laudis amor. Jugend v. 248 quamvis nunc
<?£ iuvenile decus mihi pingere mälas coeperit et nondum vicesima venerit acstas.
Kenntnis und Erwähnung der augustischen Dichter, des Virgil, Horaz,
L. Varius, Properz (S. 565 Z. 14 v. u. Vgl. auch § 244, 2), Ovid; Anklänge
an Horaz und Ovid und besonders an den panegyricus Messallae (§ 245, 3).
Nicht von der Heerstraß« aufgelesen ist die hasta der decem viri welche
top bei den Centumviri den Vorsitz führen (41; vgl. § 326, 8). Auch der Vers-
bau ist derselbe wie bei den sorgfältigsten Dichtern: die Cäsur sorgsam
und mannigfaltig (Verbindung von zoL&rjii,. und sfp&rjfi. mit r?Ar. rpojr.
14inal in 261 Hexametern); im ganzen Gedicht nur zwei Verschleifungen
(atque iUos 24, quare age 81), beide im ersten Fuße. CLehrb, quaestt.
>°£ epic. 306. MHaupt, op. 1, 391. HSchenkl aO. p. xm.
6. Tac. a. 16, 48 is (C. Piso, t 818/65 n. Chr.) Calpurnio genere ortus
. . claro apud vdlgum rumore erat. . . namque facundiam tuendis civibus
exercebat, Jargitionem adver sum amicos et ignotis quoque, comi 8er motte et
congressu. aderant etiam . . corpus procerum, decora fades, sed procul
"° gravitas morum aut voluptatum parsimonia. Diese Schilderung trifft voll-
ständig zu auf den Piso des Panegyricus, aber nicht so daß sie dafür das
Thema gebildet haben könnte. Ebenso Schol. des Valla zu luv. 5, 109
Piso Calpurnius, ut Probus inquit, antiqua familia, scaenico hdbitu tragoedias
actitavit, in latrunculorum lusu tarn perfectus et callidus ut ad cum ludentem
t'$ concurreretur. ob haec insinuatus C. Caesari repente . . relegatus est, quia
consuetudinem pristinae uxoris, abductae sibi ab ipso, deinde remissae, repe-
tivisse (überliefert ist repetita esse) existimabatur. mox sub Claudio restitutus
et post consülatum (das Jahr ist unbekannt) materna hereditate ditatus
magnificentissime vixit, meritos sublevare inopes ex utroque ordine solüus, de
r*- plebe vero certos quotannis ad equestrem censum dignitatemque provehere. In
Übereinstimmung damit preist der Panegyricus seinen Calpurnius PiBO als
beredten Sachwalter vor den Centumvirn wie in Strafprozessen, als
Sprecher im Senat (zB. 69 tu, reticente senatu, quom tua bis senos numeraret
purpura fasces, Caesareum grato cecinisti pectore numen), alß freigebig, als
■2s heiteren Gesellschafter, der seine Mußestunden mit Versemachen (v. 161),
Saitenspiel und dem Bretspiel (latrunculorum lusus) auszufallen pflege.
Daraus daß bei der ausführlichen Rechtfertigung (oder Entschuldigung) von
Pisoß Musizieren (v. 157) Neros Vorgang nicht mit angeführt wird ist zu
schließen daß dieser noch nicht vorlag.
' " 7. Ed. princ. v. JSichaed (Bas. 1627) an s. Ovid. Sonst. zB. am Lucan
von GCorte (Lps. 1726). Bearbeitung von HJumüs, animadvv. libri VI
(Bas. 1566) 249. In Wernsdorfs PLM. 4, 236 (vgl. ebd. p. 36. 72) und in
Bährrns1 PLM. 1, 225. Sonderausgaben von JHeld (Bresl. 1831), CBeck
(Statu ad. Pia. poemation, Ansb. 1835), CFWeber (incerti auctoris Carmen
' -• panegyricum in Piß. cum proleg. et adnot. crit., Marb. 1859). — Über den
Verfasser und das Gedicht s. CF Webers prolegomena und JMählt, JJ.
85, 286. Kritisches: MHaupt, op. 1, 406. 3, 414. CFWeber, (annotationea
m^
§ 306. Calpurnius (laus Pisonis). § 307. 308 Aetna. 751
ad etc. Marb. 1860), JMähly (aO. 280), Tu Biet, RhM. 32, 418, Bücheleb,
RhM. 86, 838.
8. Die Einsiedler Ge dichte (aus der Hb. 266 s.X) sind zuerst veröffent- ,Vo
licht worden von HHagem, Phil. 28, 338: daroaoh AL. 726. 726 PLM. 3, 60.
Vgl § 29, 3. Zur Kritik und Würdigung: BPetper, praef. in Sen. tragg.
Buppl. (Bresl. 1870), p. 27, FBücheler, BhM. 26, 235, 0 Ribbeck, ebd. 406
vgl. 491, Hüagen, JJ. 103, 139, EBahhens, ebd. 105, 355. Das erste be-
steht aus 49, das zweite aus 39 Hexametern strengsten Baues (Blcheleb j *s
aO. 235); jenes ist ein Wettgesang zwischen Ladas und Thamyras (iudice
Mida), das zweite ein Zwiegespräch zwischen Glyceranus und Mystes. Das
letztere ragt an Geist, Natur wahrheit , Witz und poetischem Gehalt über
das erste weit hervor ; doch ist daraus nicht (mit HHagen) auf Verschieden-
heit des Verfassers zu schließen. Der Verfasser des ersten ist glücklicher /:tg
gestellt als Calpurnius; vgl. v. 18 et me . . Cynthius . . laudatam dielyn
turnt variare canendo. Der Schluß?ers des zweiten Gedichts ist =» Vero.
ecl 4, 10; der Anfang desselben (quid tacüus, Mystes?) stimmt auffallend
überein mit dem von Galpurn. ecl. 4 und Calpurnius scheint hier wie sonst
der Nachahmer zu sein. Vgl. auch HSchenkl, Calp. et Nemes. p. 73. Nero »rs i» o~&?*
wird in der üblichen Weise verherrlicht, indem das erste Gedicht Neros ' "**
Öffentliches Auftreten als Kitharöde preist, das zweite die Wiederkehr des
goldenen Zeitalters unter Nero.
307. 308. Wohl noch der Zeit Neros gehört an der falsch-
lich unter Virgils Namen überlieferte Aetna, ein inhaltlich sehr
anziehendes kleines Lehrgedicht (in 646 regelrecht gebauten
Hexametern), das Werk eines naturkundigen selbständigen Kopfes,
welcher mit Geist und Eifer richtigere Anschauungen als die
volksmäßigen über seinen Gegenstand verbreiten will und sich
lebhaft bemüht den spröden Stoff dichterisch zu gestalten. Der
Verfasser desselben ist wahrscheinlich der literarisch gebildete
und tatige jüngere freund des Seneca, Lucilius Iunior.
1. Daß das Gedicht vor dem großen Ausbruche des Vesuv (im J. 79)
▼erfaßt ist erhellt aus der Nichterwähnung desselben (zB. 431; vgl. 606).
Der Verfasser bekämpft die von den Dichtern verbreiteten sagenhaften Vor-
stellungen über die Ursachen der vulkanischen Erscheinungen: er wählt
sich einen neuen Stoff: (8) per insolitum. (23) quidquid et antiquum, iam
nacta est fabtüa Carmen: fortius ignotas molimur pectore curas. Endlich (91):
debita carminibus libertas ista, std omnis in vero mihi cura; canam quo
ftrvida motu aestuet Aetna novosque rapax sibi congerat ignes. Die Theorie
der Vulkane wird mit Sachkenntnis und gründlich erörtert, doch fehlt es
Hier der Darstellung an Mannigfaltigkeit und individualisierender Anschau-
lichkeit (Humboldts Kosmos 2, 21). Schulwendungen sind zahlreich, auch
gleiche Worte und Fügungen wiederholen sich häufig. Dagegen hebt
sich die Rede und wird warm wo das Genußreiche und Menschenwürdige
der Naturbeobachtung im Gegensatze zu kleinlichem Treiben (224—281)
dargelegt und den Menschen vorgeworfen wird daß sie die Welt um
752 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Nero).
menschliche Kunstwerke zu schauen durchreisen (669 — 699), aber die
größeren Naturwunder vernachlässigen. Das Gedicht schließt (606 nl.) mit
der schönen Erzählung von zwei Brüdern welche bei einem Aetna-Ausbruch
ihre greisen Eltern retten. Die naturwissenschaftlichen und naturphilo-
sophischen Anschauungen des Verf. des Aetna stimmen häufig und auffällig
bis ins Einzelne mit den von Seneca in den quae&tt. nat geäußerten, welche
demnach, wie es scheint, vom Dichter des Aetna gekannt und benutzt
wurden. Dann wäre der Aetna zwischen J. 66 (vgl. § 288, 2 gE.) und 79 (s. o.)
verfaßt. Vgl. FJacob p. xvm. Wagleb aO. 40. Deutlich sind auch Anklänge
an Lucretius (s. die Nachweisungen bei Mukbo aO). Im allgemeinen aber ist
die Sprache die besonders durch Virgil in der römischen Poesie üblich
gewordene. Die Metrik zeigt das dem ersten halben Jahrh. nach August
eigentümliche Schwanken in der einzuschlagenden Richtung. In den wesent-
lichsten Punkten an Ovid sich anschließend, wiederholt sie anderseits in
Cäsuren usw. gewisse Härten Virgils, ähnlich wie Manilius und Statins
(LMüller).
2. Lucilius Iunior (nat. qu. 4, praef. 9 ita est, mi Iuniar) an welchen
Seneca seine epistulae, seine naturales quaestiones und den liber I dialogorum
richtete, geboren zu Pompeii oder Neapel, (etwa um ein Jahrzehnt) jünger
als Seneca (nat. qu. 3, 1, 1. ep. 26, 7), arbeitete sich aus beschrankten
Verhältnissen durch Begabung, sittliche Tüchtigkeit und eifrige Tätigkeit
empor (nat. qu. 4, praef. 14. ep. 19. 44). Nat. qu. 4, praef. 16—17 läßt
ihn Seneca sagen: non mihi in amicitia Gaetulici (§ 291, 1) vel Gaius fidetn
eripuit, non . . Messalla et Narcissus. . . videbam apud Gaium tormenta . .
non tarnen ferro incubui usw. Amtliche Tätigkeit in Germanien, Illyrien,
Africa (ep. 31, 9), zuletzt lange kaiserlicher procurator in Sicilien (s. zB. nat.
qu. 4, praef. 1). Von demselben wahrscheinlich ein griechisches Epigramm
mit der Aufschrift 'Iovvüoqos (CIG. 6966 Kaibels epigr. gr. 810). VgL
AKiesslino, coniectan. II, Greifsw. 1884. — Von Seneca in seinen Studien
geleitet und gefördert (ep. 34, 2 adsero te mihi, meum opus es). Mahnung
zu geregelter Lesung (ep. 2). Lob seines Stils ep. 69, 4 hohes verba in
potestate, non effert te oratio nee longius quam destinasti trahit (6) . . pressa
sunt omnia et rei aptata loqueris quantum vis et plus significas quam lo-
queris usw. Nat. qu. 4, praef. 14 sagt Lucilius: ad gratuita earmina me
deflexi et ad salutare Studium philosophiae me contuli. Philosophischen In-
halts war wohl die von Sen. ep. 46 erwähnte Schrift: librum tuum . . .
aeeepi. . . qui quam disertus fuerit ex hoc iwtellegas licet: levis mihi visus
est, cum esset nee mei nee tui corporis, sed qui primo adspectu aut T. Livii
aut Epicuri posset videri. Vgl. ebd. 23, 9 Epicuri tui. Ein eigentlicher
Epiknreer war aber Lucilius so wenig als Seneca ein eigentlicher Stoiker;
vgl. ebd. 107, 1 (Epicurus noster). Nat. qu. 4, 2, 2 quare non cum poeta
meo (Luoil.) iocor et Uli Ovidium suum impingo? Insbesondere war Sicilisches
von ihm poetisch bearbeitet; ebd. 3, 26, 6 hoc (die Sage von Arethusa) et
a te traditum est ut in poemate, Lucili carissime; vgl. den Hexameter
ebd. 1, 1. Ausführung philosophischer Gedanken im epischen Maße, Sen.
ep. 24, 19—21. Sentenzen im Trimeter (aus Mimen??) ebd. 8, 10. Ebd. 79, 1
exspecto epistulas (deren Seneca oft erwähnt) tuas quibus indices mihi
§ 307. 308 Aetna. 753
ckcumitus Siciliae totius quid tibi novi ostenderit ebd. 6 Äetnam describas
in tuo carmine et hunc söllemnem omnibus poetis locum attingas. quem quo
minus Ovidius tractaret nihil obstitit quod iam Vergilim (gelegentlich) im-
pUverat. ne Severum quidtm Cornelium uterque deterruit. 7 aut ego te
non novi aut Aetna tibi salivam movet. -iam cupis grande aliquid et par
prioribus seribere.
3. Da bei Lucilius hienach sowohl die Lebenszeit (A. 2) zutrifft als
die philosophische und die literarische (Ovid, Seneca) Richtung, die Orts-
kenntnis (Sizilien) und die Absicht den Aetna zum Gegenstand eines Ge-
dichtes zu machen (A. 2, wenn auch Seneca an jener Stelle ep. 79, 5 eher
eine Aetna-Episode in einem umfänglicheren Gedicht des Lucilius über
Sizilien meint, als eine gesonderte Behandlung des Stoffs, wie sie das vor-
liegende Gedicht bringt), so hat die Urheberschaft des Lucilius hohe Wahr-
scheinlichkeit, und es fehlt einzig die äußere Bezeugung. S. bes. Webns-
dor? aO. Die Zuteilung an Cornelius Severus (§ 252, 5) ist eine im
fünfzehnten Jahrhundert aufgekommene, aber durch nichts empfohlene
Folgerung aus Sen. ep. 79, 6 (s. A. 2 E.).
4. Das lückenhaft und voll schwerer Verderbnisse uns überkommene
Gedicht ist im Anhange zu den virgilischen Gedichten und unter Virgils
Namen überliefert, s. § 229, 1. Auch die Auszüge aus dem Gedicht (etwa
40 Verse) in den Parisini 7647 u. 17903 (s. § 306, 4) geben dessen Namen":
Virgüius in ethna. — BKbuczkiewicz, poema de Aetna monte Vergilio auctori
potissimum esse tribuendum, Erakau 1883. — Die weitaus beste Textes-
quelle bieten die Mitteilungen -(leider nur für V. 138 — 287) aus einer
verschollenen einst von LGyraldus benützten Hs. (s. § 439, 2). Die voll-
ständigste und allen noch vorhandenen weit überlegene Hs. ist Canta-
brigiensis 2076 s. X. Mit ihm stimmt meist das fragmentum Stabulense
(Paris. 17177 s. XI): darüber Bobmans, bull, de l'acad. Belgique 21 (1864), 268.
FWSchmxidswin, Gott. GA. 1866, 1041. Unter den jüngeren stark ver-
fälschten Hss. steht obenan Helmstad. 332 s. XV (s. § 229, 1). Vgl. die
Vorreden von Jacob, Muhbo und Bähbens, ferner Waolbb aO. cap. 1.
5. Ausgaben zuerst an Virgils Werken, dann zB. von Scaligbb, Lyon
1572 oder 1673, Leid. 1696; s. Munbo p. 26 f.; eigens von ThGoballus
(=» Joh» Leclebc), Amst. 1703. 1716; in Webmsdobfs PLM. 4, 87; vgl. ebd.
p. 3. Mit Übersetzung v. JHFMeineke (Quedlinb. 1818). Rec. notasque
JScaligeri, FLindenbruchii et suas adiecit (auch eine Übersetz.) F Jacob,
Lps. 1826. Bevised, emended and explained by HAJMunbo, Cambridge
1867. Besonders in MHaupts Virgilausgabe (Lps.8 1873) p. 683. In EBähbens'
PLM. 2, 88. — Kritisches von MHaupt, op. 1, 40. 2, 27. 162. 3, 437.
JMibxt, Beitr. z. Erit. d. Aetna, Bas. 1862. EBähbems, lectt. latt. (Bonn
1870) 36; JJ. 106, 628; BhM. 31, 144. HSauppe, Gott. Gel. Anz. 1874, 483.
PRWagxeb, de Aetna poemate quaestt. critt. (darin auch Wortindex), Berl.
1884. REllis (u. RUnoeb), journ. of philol. 16, 292.
6. Pbbsius 1, 60 quid non intus habet? non hie est Ilias Atti ebria
veratro (also die nüchterne)? 1, 4 ne mihi Potydamas et Troiades Labeonem
praetiderint? vgl. zu beiden Stellen die Schotten: 1, 4 p. 248 Jahn Labeo
transtulit Iliadem et Odyssiam verbum ex verbo satis ridieule. eius est ille
TBüFFEL-ScnWABB, Böm. Lit.-Gesch. 5. Aufl. 48
754 Die Kaiserzeit Erstes Jahrhundert (Nero).
versus f crudum manduces Priamum Priamique pisinnos' (= Hon. J 35
cofiov ßeßQco&otg ÜQ^afiov ÜQuipoio xs natdag) und 1, 50 p. 259 J. Attius
Labeo poeta indoctus fuit illorum temporum, qui Tliada Homer i versibus
foedissime composuü. Denselben Namen giebt eine lateinische Inschrift aus
Eprinth . . Attium Labeonem stlüibus iudican., athen. Mitteil, des archäol.
Inst. 6, 354. Bücheleb, BhM. 39, 289. Vgl. auch die Fassung bei Jahn aO.
p. 248 not. 5 : Labeo poeta latinus fuit, ut Fulgentius in libro etymölogiarum
ait% qui Carmen et opus homericum convertU in latinum et placuit non magis
auditoribus quam lectoribus; eius versus est c crudum etc.' Auch ist es wenig
glaublich daß dieser Vers von Fulgentius erdichtet sei, wie OJahn meint,
Lpz. SBer. 1856, 301; vgl. dessen Ausg. d. Pers. p. lxxii. ThBebok, op.
2, 733, hielt diesen Attius für den Verfasser des sog. Homerus latinus
(§ 320, 7). S. dagegen LMüller, JJ. 88, 662 und MHaupt, op. 2, 163.
309. Endlich sind die Gedichte des codex Vossianus Q. 86
in Leiden wohl auch, mit wenigen Ausnahmen, für Erzeugnisse
des ersten Jahrhunderts zu halten sowohl wegen ihres Gedanken-
kreises als wegen ihrer Eleganz in Sprache und Versbau.
1. Abdruck der Gedichte dieser Handschrift besonders in Busses AL.
392—479 (vgl. ebd. 1, xxxtiii. 2, lxiv). Vgl. § 81, 4 und Bährens PLM.
4, 11. Die ersten (AL. 392—395 PLM. 4, 111. 112. 1, 205. 206) sind aus
späterer Zeit, der des Trajan und der des Ausonius. Dagegen aus dem
ersten Jahrhundert sind alle diejenigen welche sich mit Stoffen aus der
letzten Zeit der Republik beschäftigen, und zwar meist in republika-
nischer Gesinnung. So die Verherrlichungen des Gato Uticensis, des
Pompeius und seiner Söhne, die Warnungen vor dem Hof leben, der Preis
der Einfachheit und Zurückgezogenheit. Monarchistisch dagegen sind die
Gedichte in laudem Caesaris (des E. Claudius, bes. seines Zuges nach
Britannien) und über den Tod der Brüder Mevius im Bürgerkriege zwischen
Antonius und Octavian (AL. 462 f. PLM. 4, 84; bei Webnsdokp, PLM. 3,
199—205; vgl. p. 134—136), wahrscheinlich aus der Zeit des Claudius;
farblos das über den Tod der beiden Casca (AL. 467 PLM. 4, 82). Der
rhetorische Charakter tritt überall stark hervor, wie in der Chrie auf die
8pes (AL. 415 PLM. 4, 65; bei Wbrnsdobf 3, 226—234; vgl. p. 141 f.) und
in den beiden Elegien auf die Mevii fratres. Einzelne Gedichte sind unter
den Namen des Seneca und des Petronius überliefert: andere werden diesen
von Neueren beigelegt; s. darüber § 290, 1. 305, 6. — Erwähnt sein mag
hier auch das Graffito eines ungeduldigen Liebhabers in Pompeji in fünf
undisciplinierten (halb quanti tierenden , halb accentuierenden) Versen:
Amoris ignes 8% sentires, mülio usw.; vgl. bull, archeol. 1877, 228. — Über
die Elegien auf Maecenas s. § 229, 3.
2. Die Zeit der flavischen Dynastie, J. 69—96 n. Chr.
310. Nachdem mit Nero das julisch-claudische Haus und
die Erbmonarchie erloschen war und die Kämpfe über dessen Nach-
folger ein Jahr lang das Reich in allen seinen Teilen zerrüttet
§ 309 Gedichte des cod. Voss. § 810. 311 Vespasianus. Titus. 755
hatten, gelangte inVespasianus (geb. 9 n. Chr.) der tüchtigste unter
den Bewerbern auf den Thron (J. 69 — 79). An die Stelle junker-
hafter Willkür und Ausbeutung des Staates für die Gelüste des
Herrschers trat nun geschäftsmännische Nüchternheit. Nach der
Aufregung und Erschöpfung der letzten Zeit konnte das Reich
unter ihm sich wieder sammeln. Unbestritten folgte ihm sein
Sohn Titus (geb. am 30. Dez. 39), dessen kurze Regierung
(J. 79 — 81) zum Guten noch die Freundlichkeit zu fügen sich
bemüht* Aber schon in ihrem dritten Gliede entartete die Dy-
nastie, in des Titus Bruder Domitianus (J. 81 — 96), dessen
Bösartigkeit mit den schlimmsten Herrschern des claudischen
Hauses wetteiferte. Die Literatur, die unter Vespasian den Segen
des Friedens miterfahren hatte, litt unter Domitian durch dessen
Eitelkeit nicht minder wie durch seine Grausamkeit.
1. Tac. hist. 2, 101 scripiorts temporum qui potiente rerum Flavia
domo tnonimenta belli huiusce (vom J. 69) composuerunt . . corruptas in
adulaiionem causas tradidere. Dies bezieht Mommsen hauptsächlich auf
CluviüB Rufus (§ 314, 2), HNissen auf die Historien des Punkts (§ 312, 6).
WASchmidt, de auctt. quibusd. Born, quos in describendis rebuß a. 68 et 69
p. Chr. geatis Tac. Plut. Suet. secuti Bunt, Jena 1860. CEPeter, de fon-
tibns historiae imperatornm Flaviorum, Halle 1866.
a) Vespasianus und Titus.
311. Obwohl überwiegend praktisch tüchtig und beherrscht
von dem Streben nach den tollen Verschwendungen der letzten
Jahrzehnte den Staatsschatz wieder zu füllen, besaß und betätigte
Vespasianus doch auch Teilnahme für Bildung und Literatur
und verfaßte Denkwürdigkeiten. Begünstigt von ihm und seinem
Sohne Titus sammelte und schrieb der ältere Plinius, dichteten
Valerius Flaccus, Saleius Bassus, Curiatius Maternus, Silius
Italicus, Turnus. Von den Rhetoren war hochangesehen Iulius
Gabinianus, und auch Quintilians Lehrtätigkeit fällt größtenteils
in diese Zeit.
1. Richteb, das Verhältnis des E. Vespasianus zur Literatur, Plauen
1866. Tac. hist. 2, 80 concurrentes (Äntiochenses) . . adloquitur (Vesp.),
tatis decortM etiam graeca facundia. Aus einer Rede des Vesp. im Senat
CIL. 14, 3608. Ioseph. vit. 66, p. 340, 18 Bk. Iv zoig Ovsanaoiavov
iov «vTOXQazOQog vnofivriiutaiv ovza yiyqanzai. p. 343, 9 zoCg KaCoaqog
vxopnjiiaoiv IvavzCocv nsizofyacu tjjv yQatprjv. c. Apion. 1, 10 totg xmv
avtoxqazoQwv (Vesp. u. Titus?) vito\i,vr\\i,oLGiv. Suet. Vesp. 18 primus e
/wco latinis graecisque rhetoribm (§ 326, 1) annua centena constüuü. prae-
48*
756 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Pia vier).
stantis poetas (wie den Saleius Bassus, § 318, 2) nee non artifices . . magna
mercede donavit. Daß er gegen die Philosophen anders verfuhr und sie,
wie die Astrologen, ans Rom verwies geschah auf Betreiben des Marianus,
und weil die damaligen Vertreter der Philosophie in ihrer Rücksichtslosig-
keit als ein gefahrliches Element politischer Unzufriedenheit und Unordnung
erschienen. Dio 66, 13 (J. 71) mg ovv xal aXXoi itoXXoi in tmv axatnav
KccXov{isva)V Xoycov itQoaxfr&vtsg, ftsd"9 &v drjufjZQLog 6 %vvw6g (§ 287, 1.
299, 7), av%va xai ov% intxrjdsicc xoig nctQOVGt Srjiioofy, xa> zijs cpiXooocpiag
TCQoox^fiotti *azcc%Q(6[ievoi, SieXiyovxo . . iitetasv b Mo vxiav 6g (§ 314, 1) zbv
Oveonaaiavbv navzag xovg zoiovzovg in xrjg noXsng inßaXstv. . . %ctl ndvxag
ccvxUa xovg tpdoaocpovg 6 OvsoTiccaiavbg, nXrjv zov MovaonvCov (§ 299, 3),
£% xrjg *P<opr\g ££sßccXsv, xbv de Sr) JrjfirjzQtov %a\ zbv'OoziXiov xal ig vrjoovg
HaitxXsiasv. xai 6 (ihv 'OottXiog, et xai . . noXXm nXstco %aza %r]q fiovctQxiag
xazidoccpsv, ofioog ycaQaxQr)(ia (lexeaxrj' xm de Jrj^rjZQlcp urjd9 mg vnslxovzi
e*xeXevaev 6 Oveaitaoiavbg Xez&TJvai, oxi ov pev navza itoieig tva ae dxo-
xtftVoo, iya> de %vva vXaxxovvxa ov (povevco. Vgl. § 299, 11.
2. An Titus gerichtet ist des älteren Plinius praefatio zur NH., wo
zB. 11: te quidem in excelsissimo generis hutnani fastigio positum, summa
eloquentia, summa eruditione praeditum etc. Vgl. ebd. 6 fülgurat in nullo
umquam verius dieta vis eloquentiae, tribunicia potestas faeundiae. quanto
tu ore patris laude» tonas, quanto fratris amas (famos Dktl.)1 quantus in
poetica es! Ebd. 2, 89 ocissimo signifieatu haee fuit (stella crinita, Komet)
de qua quinto consülatu suo (J. 76) Titus imperator Caesar praeclaro carmine
perscripsit
312. Der ältere Plinius, C. Plinius Secundus aus Comum
in Oberitalien (J. 23 — 79 n. Chr), wußte durch angestrengten
Fleiß und geizigste Zeitbenützung eine ausgedehnte amtliche
Wirksamkeit als Offizier und Finanzbeamter in verschiedenen
Teilen des Reiches zu verbinden mit den umfassendsten und
vielseitigsten Studien und einer fruchtbaren literarischen Tätig-
keit auf den Gebieten des Kriegswesens, der Geschichte, Gram-
matik, Rhetorik und der Naturwissenschaften. War seine Schrift-
stellerei auch in den meisten Fächern eine zusammentragende,
welche über der Freude am gelehrten Sammeln die Verarbei-
tung und Prüfung des Gesammelten vergaß, so erregt sie doch
Bewunderung durch ihren Umfang. Daß sie vom lebendigsten
Wissensdrange ausging zeigt der Tod des Plinius: er starb
beim Ausbruche des Vesuv im J. 79 als Opfer seines Forschungs-
eifers.
1. Vita Plinii ex catalogo (libro) virorum illustrium Tranquiüi (unter
den Geschieh tschreibern) in Plinius -Hss. erhalten (p. 92 im Suet. von
Reiffersch.): Plinius Secundus Novocomensis (Plin. selbst nennt NH. praef. 1
den Catull seinen conterraneus) equestribus müitiis industrie funetus (be-
sondere in Germanien, unter Domitius Corbulo im J. 47, Tac. a. 11, 18?
§ 312 Pliniu8 maior. 757
vgl. Plin. ep. 3, 6, 3. 4 unten A. 2; Aufenthalt in Germanien: vgl. NH. 12,
98. 16, 2; vgl. 22, 8. 17, 47. 31, 25 [an den Donauquellen]), procu-
raiümes quoque (in Hispania Tarraconensis , unter Vespaaian als procurator
Caesaris] Plin. ep. 3, 5, 17; auch in Gallia Narbonensis J. 70 NH. 14, 43
vgl. 2, 150? in Belgica J. 74 NH. 18, 183? Aufenthalt in Afrika 7, 36.
17, 41. 25, 123) splendidissimas et continuas summa integritate administravit
et tarnen liberalibus studiis tantam operam dedit ut non fernere quis plura
in otio scripserit itaque bella omnia quae umquam cum Germanis gesta
sunt XX völuminibus comprehendit, item naturalis historiae XXXVII libros
absölvit. periit clade Campaniae. cum enim Misenensi classi praeesset et
flagrante Vesuvio ad explorandas propius causas liburnica pertendisset . . vi
pulveris ac favülae oppressus est, vel, ut quidam exütimant, a servo suo
oecisus, quem aestu defieiens ut necem sibi maturaret oraverit. Beschreibung
seines Todes (am 24. Aug. J. 79) in dem Briefe des jungem Plinius an
Tacitus, ep. 6, 16 (peiis ut tibi avuneuli mei exitum scribam, quo verius
tradere posteris possis etc.); vgl. 6, 20 (ais te adductum litteris quas exigenti
tibi de morte avuneuli mei scripsi cuper e cognoscere quos ego Miseni relictus
. . casus pertulerim etc.). Wenn, wie Mommben, Herrn. 19, 644 will, die
griechische Inschrift aus Arados CIG. 3, 4536 f sich auf diesen Plinius be-
zöge, so wäre derselbe unter anderem auch dvxsnitQonog (Untergeneral-
stabschef) im jüdischen Krieg (J. 70) gewesen (in diesem hätte dann PI.
sein castrense contubernium mit Titus gehabt, NH. praef. 8) und procurator
Syriae. Vgl. dazu OHirschfeld, Rom. Mitteil. d. deutsch, arch. Inst. 2
(1887), 152. — AJaTübrb-Rezzonico, disquisitt. Plin. de utriusque P. patria,
rebus gestis, scriptis etc., Parma 1763—67 II. Bildnis: Bebnoulli, röm.
Ikonogr. 1, 288.
2. Plin. ep. 3, 5, 1 (an Baebius Macer) : pergratum est mihi quod tarn
düigenter libros avuneuli mei lectitas ut habere omnes velis quaerasque qui
sint omnes. (2) fungar indicis partibus atque etiam quo sint ordine scripti
notum tibi faciam. . . (3) de iaculatione equestri unus (vgl. NH. 8, 162
nos diximus in libro de iaculatione equestri condito). hunc cum praefectus
Aloe militaret (in Germanien?) pari ingenio curaque composuit de vita
pomponi secündi duo, a quo singülariter amatus hoc memoriae amici quasi
debüum munus exsolvit (vgl. NH. 14, 56; vgl. § 284, 7). (4) bellorüm
germaniae xx, quibus omnia quae cum Germanis gessimus bella collegit (vgl.
A. 1 u 5; Suet. Calig. 8. Tac. a. 1, 69 tradit C. Plinius, germanicorum
btUorum scriptor, und Symmach. ep. 4, 18). incohavit cum in Germania
müitaret, somnio monitus. . . (6) stüdiosi iii, in VI Volumina propter ampli-
tudinem divisi, quibus oratorem ab incunabulis instituit et perficit (vgl. A. 3).
dübu SBRM0NI8 viii (vgl. A. 4) scHpsit sub Nerone novissimis annis, cum
<mne studiorum genus paulo liberius et erectius periculosum servitus fecisset
(6) A FINE AÜFIDII BASSI XXXI (vgl. A. 6). NATURAE HISTORIARÜM XXXVII,
opus diffusum, eruditum, nee minus varium quam ipsa natura. (7) miraris
iwd tot Volumina mültaque in his tarn scrupulosa homo oecupatus ab-
vüverit? magis miräberis si scieris *illum aliquamdiu causas actitasse, de-
emisse anno sexto et quinquagesimo (also war er J. 23 geboren), medium
tempus dißtentum impeditumque qua offieiis maximis qua amicitia prineipum
tgisse. (8) sed erat acre ingenium, incredibile Studium, summa vigilantia. . •
758 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
(9) ante lucem ibat ad Vespasianum imperatorem (nam ille quoque noctibus
utebatur), itide ad delegatum sibi officium, reversus domum quod relicum
temporis studiis reddebat. (10) post cibutn saepe . . Über legebatur, adnotabat
excerpebatque. nihil enim legü quod non excerperet. . . (11) . . super hanc
(cenam) Über legebatur, adnotäbatur, et quidem cursim. . . (13) tanta erat
parsimonia temporis. . . (14) . . dum destringitur tergiturque (im Bade)
audiebat aliquid aut dictabat. (15) in itinere . . huic uni vacabat; ad latus
notarius cum libro et pugillaribus, cuius manus hieme manicis muniebantur.
. . (16) . . perire omne tempus arbitrabatur quod studiis non impenderetur.
(17) hoc intentione tot üta volumina peregit electorumque commentarios CLX
mihi reliquit, opisthographos quidem et minutissime scriptos. . . referebat ipse
potuisse se, cum procuraret in Eispania, vendere hos commentarios Largio
Licino (§ 328, 6) CGCC müibus nummum, et tunc äliquanto pauciores erant.
3. Gell. 9, 16, 1 Plinius Secundus existimatus est esse aetatis suae
doctissimus. is libros reliquit quos * studiosorum' inscripsit, non medius-
fidius usquequaque aspernandos. in his libris multa varie ad obUctandas
eruditorum hominum aures ponit. refert etiam plerasque sententias quos in
declamandis controversiis lepide arguteque dictas putat. Also eine Anleitung
zur Beredsamkeit mit Beispielen. Quint. 3, 1, 21 scripsit de eadem materia
(Rhetorik) . . accuratius . . aetatis nostrae Verginius, Plinius, Tutüius.
11, 3, 143 qui de gestu scripserunt. . . quo magis miror Plinii Secundi,
docii hominis et in hoc utique libro paene etiam nimium curiosi, persua-
sionem etc. ebd. 148 quo magis miror hanc quoque succurrisse Plinio
curam etc. Seiner sonstigen schriftstellerischen Bedeutung gälte es daher
falls er gemeint ist ebd. 3, 4, 2; nunc maximo temporum nostrorum auctore
prope impülsum (est). Gegen die Beziehung auf Plinius Mobawski, quaestt
Quint. (1874) 9.
4. Plin. NH. praef. 28 ego plane meis adici posse multa confUcor, nee
his solis sed et omnibus quos edidi, ut obiter caveam istos Homeromastigas . . ,
quoniam audio et stoieos et dialecticos, Epicureos quoque (nam de gramma-
ticis semper expeetavi) parturire adversus libellos quos de grammatica edidi
(um J. 67, b. ebd. u. A. 2 Z. 14). Das Werk handelte von den zweifelhaften
Formen in Declination, Conjugation und Wortbildung (A. 2), umfaßte neben
der Laut- und Flexionslehre auch die Etymologie und die Bedeteile und
wurde bis in das Mittelalter hinein benützt und angeführt. Besonders
Charisiu8 citiert es häufig in den Partien aus Iulius Romanus. Pkisc. GL.
2, 233, 13 (Plinius Secundus in I artium) und 262, 18 (Plinius Secundus
in I artis grammaticae) giebt den Titel ungenau wieder. LLebsch, Sprach-
philos. d. Alten 1, 150. 2, 167. ASchottmülleb , de G. Plini Secundi libris
gramm. 1, Bonn 1858. DDetlefben, z. Flexionslehre des Plinius, symb. phil.
Bonn. 697. HNeumann, de Plinii dubii sermonis libris Charisii et Prisciani
fontibus, Kiel 1881. Schutte, de Plinii studd. gramm., Nordhausen 1883.
HNettleship, journ. of phil. 15, 193.
5. Plin. ep. 6, 8, 5 avunculus meus idemque per adoptionem pater
historias, et quidem religiosissime, scripsit. Das Lob der Gewissenhaftigkeit
in Abwägung abweichender Berichte, bis zur Unentschiedenheit des Urteils,
bestätigt sich durchaus. Vgl. HNisben, RhM. 26, 533. Umfang 31 Bücher,
§ 312 Plinius maior. § 313 Plinius' naturalis historia. 759
8. A. 2. Plin. NH. praef. 20 vos quidem omnes, patrem (Vespasian), te (TituB)
fratremque(Domiti&n\ diximus opere iusto temporum nostrorum historiam orsi a
fine Aufidii Bassi (§ 277, 2). ubi sit ea quaeres? tarn pridem per acta
sancitum et alioqui statutum erat heredi (seinem Neffen) mandare, ne quid
ambitioni dedisse vita iudicaretur. prainde occupantibus locum faveo, ego
vero et posteris, quos scio nobiscum decertaturos , sicut ipsi fecimus cum
prioribus. 2, 199 anno Neronis prindpis supremo, sicut in rebus eius ex-
posuimus. ebd. 232 Neronis prindpis supremis, sicut in rebus eius retu-
limus. Die spärlichen Beste bei HPbter, hist. fragm. 308. Nach DDet-
LBF8BN8 (Phil. 34, 48) u. AvGüTscHMiDs (lit. Centr.-Bl. 1876, 1661) Vermutung
reichte das Werk vom Sturz des Claudius (J. 41) bis zum gemeinschaftlichen
Triumph des Vespasian und Titas (J. 71) und es befaßten die einzelnen
(31) Bücher die Geschichte je eines Jahres. Benützung (und Verdunklung)
dieser Zeitgeschichte durch Tacitus? hist. 3, 28 Hormine id (die Plünde-
rung von Cremona im J. 69) ingenium, ut MessaUa (§ 314, 3) tradit, an
potior auctor sit C. Plinius, qui Antonium (Primum) incusat, haud fädle
discreverim. Vgl. a. 13, 20 (Plinius et Cluvius . . referunt, v. J. 65). 16, 53
(quod ö. Plinius memorat vom J. 53). Vgl. HNissbn, RhM. 26, 497, bes.
524. 632, und dazu DDetlefsbn, Phil. 34, 40. WDieckmann, de ratione inter
Tacitum et Plinii bistoriaa, Hannov. 1877. Vgl. auch § 337, 4. Sueton
hat in seinen Biographien des Nero, Galba, Otho, Vitellius, Vespasian.
(Titus und Domitian) das Werk des Plinius ohne Zweifel benützt (wenn auch
nicht als Hauptquelle), nennt es aber niemals.
313. Erhalten ist von den Schriften des Plinius allein seine
naturalis historia in 37 Büchern, im J. 77 dem Titus über-
reicht, aber bis zum Tode des Verfassers fortwährend mit Nach-
tragen und Änderungen versehen. Das Werk ist eine Encyklopädie
der Naturwissenschaften, aber mit besonderer Berücksichtigung
ihrer Anwendung in Leben und Kunst der Menschen, und umfaßt
daher auch die Erdbeschreibung, Heilkunde und Kunstgeschichte.
Der Stoff ist aus einer großen Anzahl von Schriften zusammen-
gezogen, freilich vielfach eilfertig, ohne genügende Sachkenntnis
und Kritik, daher von sehr ungleichem Werte. Auch die Dar-
stellung ist wenig gleichmäßig: bald nur auf die Sache gerichtet
und auf kunstmäßige Form verzichtend, bald manieriert rhetorisch.
Das Werk ist eine unerschöpfliche Fundgrube von Nachrichten
und zeugt von dem ernsten, strebsamen und patriotischen Sinne
seines Verfassers. Teils selbst, teils in den mancherlei Auszügen
welche es erfuhr hat es lange fort großen Einfluß ausgeübt.
1. Plin. NH. praef. 1 libros naturalis historiae, novidum Catnenis
Quiritium tuorutn opus, natos apud me proxima fetura, licentiore epistula
narrare constitui tibi, iucundistime imperator. . . (3) censorius tu sexiesque
eonsul (J. 77 n. Chr.). (12) levioris operae hos tibi dedicavi UbeUos. nam
nee ingenii sunt capaces . . neque admittunt excessus aut orationes sermonesve
760 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier\
aut casus mirabües vel eventus varios, iucunda dictu aut legentibus blanda.
(13) sterüis materia, rerum natura h. e. vita, narratur, et haec sordidissima
sui parte, ut plurimarum rerum aut rusticis vocabulis aut externis, immo
barbaris. . . (14) praeterea iter est non trita auctoribus via nee qua pere-
grinari animus expäat. nemo apud nos gut idem temptaverit, nemo apud
Graecos qui unus omnia ea traetaverit. . . tarn omnia attingenda quae Graeci
T/js iyxvxMov naideücg vocant. . . (16) equidem ita sentio, peeuliarem in
studiis causam eorum esse qui difficültatibus victis utilitatem iuvandi prae-
tulerunt gratiae placendi, idque iam et in aliis operibus ipse feci. . . (17)
viginti milia rerum dignarum cura. . . lectione voluminum circiter duum
milium . . ex exquisitis auetoribus centum inclusimus XXXVI voluminibus,
adiectis rebus plurimis quas aut ignoraverant priores aut postea invenerat
vita. (18) nee dubitamus multa esse quae et nos praeterierint. homines enim
sumus et oecupati offieiis, subsieivisque temporibus ista curamus9 t. e. noctur-
na. . . (21) in his voluminibus auetorum nomina praetexui. . . (33) quid
singulis contineretur libris huic epistülae subiunxi. Im Inhaltsverzeichnis
werden am Schluß jedes Buches die darin enthaltenen res et historiae et
öbservationes in Zahlen summiert und die auetores desselben genannt.
Ober jene zum Teil ganz unverständlichen Zahlen s. ThBirt, Buchwesen 333.
— Der Neffe hat wohl bei seiner Herausgabe des Werkes nach dem Tode
des Verfassers die vorher (s. praef. 21 und 18, 23) den einzelnen Buchern
vorgesetzten Quellenverzeichnisse mit dem auf die praefatio folgenden und
schon vom Verfasser als B. 1 gerechneten Inhaltsverzeichnisse verbunden.
Demnach zählte das Werk im ganzen 87 Bücher (= B. 1 Inhalts- und
Quellenangaben + B. 2—37 XXXVI Volumina de rebus cura dignis, s.
praef. 17) und mit dieser Zählung stimmen auch die Citate innerhalb des
Werkes, s. zB. 33, 68. 36, 179. 37, 13. 62. Daß der Verfasser selbst nur
die erste Dekade veröffentlichte hat Ublichs (Vindiciae 1, 19 und Chrestom.
Plin. S. ziv) gefolgert aus der Wiederholung von restant immensae sub-
tilitatis animalia X extr. und XI in., sowie aus der Unterschrift von XI und
XII im Riccard.: editus post mortem. Überhaupt aber finden sich im ganzen
Werke manche Spuren der Nichtvollendung, unausgeglichene Verweisungen,
Randbemerkungen welche noch kein bestimmtes Unterkommen gefunden
haben u. dgl. Vgl. ThBerok, ezercitt. Plin., Marb. 1847. 1861. DNoltbkius,
quaestt. Plin., Bonn 1866, mit LvJan, JJ. 98, 698.
2. Inhalt und Anlage des Werks (vgl. die Literatur A. 3). Buchl
Inhalts - und Quellen Verzeichnisse. B. 2 mathematisch - physikalische
Beschreibung des Weltgebäudes. 3 — 6 Geographie. 7 Anthropologie und
Physiologie des Menschen. 8 — 11 Zoologie (8 Säugetiere, FAly, die
Quellen des Plin. in B. 8 der NG., Marb. 1882; z. Quellenkritik des alt.
Plin. (B. 8—11), Magdeb. 1886; 9 Fische; 10 Vögel; 11 Insecten und
Käfer, vergleichende Anatomie und Physiologie; GHeigl, d. Quellen d. Plin.
in B. 11 d. NG., Marb. i/(3atr. 1886. 86 IL). 12-27 Botanik (12 u. 13
ausländische Bäume und Sträucher; 14 u. 16 Obstbäume; 16 wilde Bäume,
allgemeine Botanik; 17 Baumzucht; 18 u. 19 Getreide, Eobl, Feld- und
Gartenbau; 20—27 medizinische Botanik; MBbosio, d. Botanik d. alt.
Plin., Graudenz 1883). 28—32 medizinische Zoologie. 33—37 Mineralogie
besonders nach ihrer Verwendung in Leben und Kunst (Künstler und Kunst-
§ 313 Plinius' naturalis historia. 761
arbeiten in Gold und Silber B. 33, in Erz 34, in Farben 36, in Stein 36,
in Edelstein 37; ANieb, z. Mineralogie d. Flin., Mainz 1884.
3. Seine Quellen hat Plinius die Abeicht vollständig anzugeben: est
enim benignum . . et plenum ingenui pudoris fateri per quos profeceris
(praef. 21). Aus hundert exquisiti auctores, aus 2000 volumina hat P. (ad-
iectis rebus plurimis, s. A. 1) sein Werk geschöpft Die Quellen Verzeich-
nisse enthalten die Namen von 146 römischen und 327 ausländischen
Schriftstellern. Darunter sind aber ohne Zweifel gar manche (wie zB. der
vermeintliche Petronius Diodotus, s. CMathofp 1874 p. 7), welche PL nicht
sowohl für sein Werk ausgebeutet alB vielmehr nur gelegentlich eingesehen
hat oder welche nur aus Sammelwerken, Übersetzungen und Citaten anderer
ihm bekannt sind. Die Ordnung der Aufzählung im Quellenverzeichnis
richtet sich in der Hauptsache nach der Ordnung worin sie für das betr.
Buch benützt sind, wobei aber durch längere Fortbenützung derselben
Schriftsteller, durch Nachträge, Umstellungen, Sammelausgaben u. dgl. Ab-
weichungen herbeigeführt wurden; HBbukh, de auctorum indicibus Plinianis
disputatio isagogica, Bonn 1856. Vgl. DDbtlefsen, Phil. 28, 701.
Plinius arbeitete nach vorheriger genauer Feststellung des ganzen Planes
(daher die zahlreichen Verweisungen vorwärts und rückwärts) das Werk
auf Grundlage seiner Auszöge (§ 312, 2) aus. Bald scheint es fast musi-
visch aus einzelneu Excerpten zusammengesetzt, bald wieder (abgesehen
von den auch hier sehr häufigen Einzelzusätzen) auf Benutzung einer
kleinen Zahl von Hauptquellen zu beruhen. Wichtig besonders ist für die
Erkenntnis der Arbeitsweise des P. sein Verhältnis zu Aristoteles (der be-
sonders nach Pompeius Trogus , § 268, 2, nach Nigidius Figulus, § 170, 7,
u. a. benützt ist), Theophrast, Cato, Varro, Vitruv, Golumella, Mela, deren
Schriften wir noch besitzen. Im übrigen hat die Phantasie des modernen
Quellenforschers hier, bei dem Verlust der meisten plinianischen Quellen,
weiten (auch reichlich benutzten) Spielraum. Mit Vorliebe folgt Plin.
römischen Führern, wie für Bienenzucht dem Hyginus, für Medizin dem
Pompeins Lenaeus, für Botanik dem Sextius Niger (§ 266, 7). Letzterer
wird auch von Dioskorides ausgebeutet, daher die Übereinstimmung zwischen
diesem und Plinius. Geleitet von dem Streben möglichst viel Stoff zu-
sammenzubringen ist Plinius nicht eben wählerisch in dessen Aufnahme,
es fehlt daher dem Werk vor allem an kritischer Sichtung; namentlich
den Sammlern von allerlei kuriosen Notizen schenkt PI. nicht weniger
Glauben als den gewichtigsten Forschern. Die sonderbarsten Nachrichten,
deren Verkehrtheit bei geringem Nachdenken ihm aufstoßen müßte, teilt
er gutgläubig und harmlos mit. Auch an Flüchtigkeitsfehlern und Miß-
verständnissen ist kein Mangel. — GMontigny, quaestt. in Plin. NH. de
aninialibus libros, Bonn 1844. ThBiet, de halieut. Ovidii (Bonn 1878) 132.
DDbtlepsbk, Vitruv als Quelle des Plin., Phil. 31, 386; die Geographie
Spaniens bei Plin., ebd. 30, 265. 32, 600; die Geogr. Lusitaniens, ebd. 36, 111;
Varro, Agrippa u. August als Quellen des Plin. für die Geogr. Spaniens, com-
mentt Mommsen. 23; über einige Quellen des Plin., Glückst. 1881; die Maße
der Erdteile nach Plin., Glückst. 1883; die Weltkarte des Agrippa, Glückst.
1883; Unterss. üb. die geogr. BB. des Plin., Phil. 46, 691. OCuntz, de Augusto
PL geogr. auctore, Bonn 1888. ESchwkdek, Beitr. z. Erit. der Chorogr.
762 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
des Aug. II: die Chorogr. des Aug. als Quelle des Mela, Plin. u. Strabo,
Kiel 1878; III: über die rChorographia't die röm. Quelle des Strabo, u.
üb. d. Provinzialatatistik in d. Geogr. des Plin., Kiel 1886; die Concordanz
der Geogr. des Mela u. Plin., Kiel 1879; Phil. 46, 276. 47, 686. GOjsh-
michkn, de M. Varrone et Isidoro Char. Plinii in chorographicis auctoribus
in Act. phil. Lips. 3, 399; Plinianische Studd. z. geograph. u. kunsthist.
Literatur, Münch. 1880. OGbuppe, commentt. Mommsen. 550. HEDibkben,
die rechtlichen Quellen der NH. d. PL, hinterlass. Schrr. 1, 133. OJahn,
die Kunsturteile bei Plin., Lpz. SBer. 1850, 105. ABbiegbb, de fontibus
librr. Plini xxxin — xxxvi ad rem plaaticam, Greifs w. 1867. GWustmasn, zu
Plin. Kunstgesch., RhM. 22, 1. LRoss, archäol. Aufs. 2 (Lpz. 1861), 352.
TiiSchheiber, de artificum aetatibus in Plinii NH., Lps. 1872; RhM. 31, 219.
HBbunn, Com. Nep. u. d. Kunsturteile bei Plin., Münch. SBer. 1876 1, 311.
AFubtwänqler, Plin. u. s. Quellen üb. d. bildenden Künste, JJ. Suppl. 9, 1.
LÜKLicHS, die Quellenregister zu Plin. letzten BB., Würzb. 1878; RhM. 44,
259. ABlükner, RhM. 32, 691. H Voigt, de fontt. eorum quae ad artes
spectant NH. Plin., Halle 1887; ebenso JDalstein, Würzb. 1886.
4. Über die Weltanschauung des Plinius giebt besonders B. 2
Aufschluß. Hiernach stand er zu dem Volksglauben in offenem Gegensatz
ohne jedoch zu einer bestimmten philosophischen Lehre sich ausschließlich
zu bekennen. Am meisten neigt er sich in Beinen religiösen und philoso-
phischen Ansichten dem Stoicismus zu. Klagen über den Abfall von der
Natur und die Verschlechterung der Sitten sind auch bei ihm so häufig
wie bei Columella und Seneca. üblich«, Chrestom. Plin. S. xv. 0 Vorhaus kr,
die religiös-sittliche Weltanschauung des alteren Plinius, Innsbr. 1860.
LRummleb, C. Plini See. philosophumena, Stettin 1862. — Friese, die Kosmo-
logie des Plin. I, Bresl. 1862.
5. Der Stil des Plinius ist sehr ungleichartig. Infolge seiner Arbeits-
weise (A. 3) und des Streben s nach Vollständigkeit und infolge des spröden
Stoffes (sterilis materia, praef. 13) der Naturbeschreibung häuft er tausenderlei
Einzelheiten neben einander, und es hat daher das Werk in den meisten
sachlichen Teilen fast den Charakter eines Katalogs oder Registers. Plinius
fühlt wohl diesen Mangel (praef. 12, A. 1) und bemüht sich wo es nur
immer angeht den Leeer durch eigenartige lebhafte Schreibweise zu ge-
winnen und ihn die unvermeidliche Trockenheit durch eingestreute, gewöhn-
lich rhetorisch1, oft fast epigrammatisch gefaßte Wendungen vergessen zu
lassen. Namentlich aber stellt er gern vor einzelne Bücher und Teile Ein-
leitungen welche in warmherziger gehobener Sprache allgemeine Gesichts-
punkte, und zwar gern moralische, verfolgen, Einleitungen welche stete
knapp, ja karg in Worten, den Gedanken durch kühne Verwendung des
uneigentlichen und ungewöhnlichen Ausdrucks oft mehr verhüllen als dar-
legen. Besonders verschnörkelt ist die praefatio an Titus. So ist Plinius
einer der am meisten charakteristischen Vertreter der silbernen Latinität
Über die Sprache : Wannowski, Pliniana, Posen 1847. LGbasbebgeb, de usu
Pliniano, Würzb. 1860. EOpitz, quaestt. Plin., Naumb. 1861. JMülleb, der
Stil des älteren Plin., Innsbr. 1883. CFbobekn, quaestt. Plin., Königsb.
1888. FXEss, de praeposs. ap. Plin. usu, Halle 1883, Karlsruhe 1888 IL
6. Das Werk wurde von Anfang an viel gelesen (vgl. Symmach. ep.
§ 313 Plinius' naturalis historia. 763
1, 24) und frühzeitig ausgezogen. Über spätere Verwertung s. Mommsens
Solinus p. xxi und § 389, 4. Über (für die Kritik der NH. wertvolle) Ex-
cerpte aus Plinius s. § 411 und KRück, Auszüge aus der NG. d. Plin. in
einem astronom.-compntistischen Sammelwerk des 8. Jahrh., Münch. 1888. —
Handschriften des Plinius sind ungefähr 200 erhalten. Die für die
Kritik wichtigen teilen sich einerseits in unvollständige 'vetustiores'
und anderseits in vollständigere frecentiores\ Die rvetustiores'
bieten sehr oft einen ursprünglicheren Text als die recentiores, sie sind
aber alle nur sehr fragmentarisch erhalten. Die vollständigste von ihnen,
der Bambergensis s.. X (B bei Dktlefsen), überhaupt die beste aller Hss.,
enthält nur B. 32—37. Andere Vertreter dieser Gruppe sind Sessoriana
folia palimps. s. V (N) zu B. 23. 25; der Palimpsest des Klosters StPaul
im Lavanter Tal in Kärnten s. V/VI (M) zu B. 11—14, veröffentlicht von
FMone in B. 6 des Silligschen Plin. 1865; s. auch Mayhoffb lucubr. nov. 31;
Paris. 10318 (Salmasianus , § 476) (Q) Excerpte aus B. 19 u. 20 enthaltend
(Schriftprobe in Zanqkmeistbr - Wattenbachs exempl. codd. latin. T. 46),
früher durch ein Mißverständnis (s. § 367, 7, c) unter dem falschen Titel
Apuleius de remediis salutaribus bekannt, abgedruckt in Silliga Ausg. 5, 1,
vgl. Detlefsk», Phil. 28, 308; Leid. Voss. f. 4 s. IX (A) für B. 2—6; Paris.
4860 s. X (Par.) ; endlich die Codices nach welchen die wichtigsten recen-
tiores durchcorrigiert und ergänzt sind (vgl. Mathofps lucubr. nov. 54.
KWklzhofeb aO. 5). Auch die alten Ausgg. bieten aus verlorenen Hss.
einzelnes Gute, s. Jan-Mayhoffs Ausg. 2, xxn. — Die ( recentiores', be-
sonders wegen ihrer größeren Vollständigkeit schätzbar, gehen alle zurück
auf eine jetzt verlorene Urschrift, in welcher 2, 187—4, 67 nach 4, 67—6,
34 gestellt war. Von derselben stammen ab zB. Riccard. ums J. 1100 (B;
ThStahgl, Phil. 46, 221), Vatic. 8861 s. XI (D), Paris. 6796 s. X/XI (G),
Leid. Voss. f. 61 s. XI (V), Leid. Lips. 7 s. XI (F). Die letztere Hs. F ist
eine Abschrift der 3 sich ergänzenden Codd. DGv" (bzw. einzelner Teile
derselben) und ist gleich dem Vesontinus ■= Chiffletianua Dalecampii
(gegen KWelzhofebs — aO. 31 — Bestreitung der Gleichheit s. LUrlichs,
JB. 1878 2, 271). Von einer Hs. welche eine, wenn auch ungenügende, Be-
richtigung jener Umstellung vornahm stammen ab Paris. 6795 s. X/XI (E)
u. a. — _ S. das Nähere bei DDktlefben, Phil. 28, 284, vgl. RhM. 15, 265.
367. 18, 227. 327 und in den Vorreden s. Ausg. AFels, de codd. Plin. NH.
fiitis, fide, auctoritate, Gott. 1861. LvJax, de auctoritate codd. plin.,
Schweinf. 1858; Münch. SBer. 1862, 221. LUrlichs, RhM. 18, 627; Eos
2, 363 u. sonst, s. A. 7. Mathoff, s. A. 7. EChatelain, rev. crit. 1876, 145.
KWblzhofeb, zur Handschriftenkunde der NH. d. Plin., Münch. 1878; JJ.
123, 805. EPais, descriz. dei codici Fiorentini d. NH. PL, Flor. 1878.
CCurtius, Lübecker Plin.-Hss., in den Aufsätzen für ECurtius, Berl. 1884, 325.
7. Zur Kritik u. Erklärung: vgl. A. 3. ClSalmasii Plinianae exercitatt.,
s. § 389, 7. ThBergk, exercitatt. Plin., Marb. 1847—61 II. LvJan, Münch.
Gel. Anz. 1862, nr. 70—78 u. sonst (s. A. 6). GLUblichs, vindiciae Plin. I
Greifsw. 1863, II Erlangen 1866; de numeris et noxninibus propriis in Plin.
NH., Würzb. 1867; RhM. 14, 599. 31, 493 u. a. (s. A. 8. 6); GFbibdlbin, die
Zahlausdrücke in PL NH., BlfdbayrGymn. - W. 2, 174. DDbtlefsbn, Phil.
31, 336 (s. A. 3. 6). VRose, Herrn, 8, 26. Mayhoff, lucubratt Plin., Neu«
764 Di© Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
sirelitz 1865; novae lucubrr. Plin., Lps. 1874; in den Abhh. f. MHebtz,
Berl. 1888, 28. JJCornelissbn, Mnemos. NS. 6, 420. AFürtwängler, JJ.
113, 507. JMüllbr, Bmendatt. zu Plin. NH., Wien. SBer. 86, 183. 90, 349.
94, 149. 96, 415. 99, 411. JCGBoot (zu B. 7 u. 8), Versl. en Mededeel. 3, 2*
(Anisterd. 1884), 193. WFröhker, Phil. Suppl. 5, 13. Madvio, adv. 2, 523.
3, 211. CFWMüllbr, krit. Bemm. zu Plin. NH., Bresl. 1888.
8. Ausgaben: zB. cum castigatt. Hermol. Barbari, Born 1492. Rec.
IDalecampius , Lyon 1587. cum notis IFGbonovü, Leid. 1669 III (die notae
. . emendatius editae, Gotha 1855 = Sillig B. 6). Illustr. JHardouin, Par.
1685 V, 1723 ff/ III. Cum nott. varr. ed. JGFFbanz, -Lps. 1778—91 X. —
Recens. et cum comm. criticis instruxit ISillio, Gotha 1853—55 VIII (B. 7
u. 8 Indices). Recogn. LvJan, Lps. 1854—65 VI (B. 6 indices); B. 1*, 1870.
B. 2* 1875 (von CMayhopf). DDetlbpsen recensuit, Berl. 1866—73 VI (B. 6
der indices erste Hälfte). — Chrestomathia Pliniana von JMGbsneb (Lps.8
1776) und LUruchs, Berl. 1867. — Übersichten über die neuere Plinius-
Literatur von JvJan, Phil. 3, 296. 12, 167. 21, 101; DDetlefsen, JJ. 77,
481. 653, Phil. 28, 284; Lüblichs, JB. 1876 2, 109. 1877 2, 86. 1878 2, 267.
Französische Übersetzung (mit Anm. von Cuvikb, Letbonne u. a.)* von
Ajasson db Gbandsagne (Par. 1829—33 XX), deutsche von GGbosse (Frankf.
1781—87 XI), PhHKülb (Stuttg. 1840-56, 85 Bdchn.), CFL u. MEDLStrack
(Bremen 1864 f. III), GCWittsteim (Lpz. 1880—82 VI).
314. C. LiciniusMucianus veröffentlichte wenig zuverlässige
Beobachtungen aus seinem langen Aufenthalte im Osten, welche
schon Plinius benützte. Derselbe war auch als Urkundensammler
tätig. Die Oeschichte ihrer Zeit schilderten zwei ausgezeichnete
Männer, der Redner und Consular M. Cluvius Rufus, dessen
Werk sich auf die Regierung des Nero und die Vorgange des
J. 69 erstreckte und geschichtliche Treue . erstrebt zu haben
scheint, sowie Vipstanus Messalla', welcher gleichfalls Redner,
und zwar von der Richtung Quintilians, aber auch sonst vielseitig
gebildet war und durch seine unabhängige Denkweise mannigfach
anstieß. Auch das Geschichtswerk des jüngeren Freundes von
Seneca, Fabius Rusticus, scheint in diese Zeit zu gehören.
1. Tac. hißt. 1, 10 C. Licinius Mucianus, vir secundis adversisque
iuxta famosus. imignes amicitias iuvenis ambitiöse coluerat, mox aUritis
opibus, . . suspecta etiam Claudii iracundia, in secretum Asiae sepositus.
. . luxuria, industria, . . nimiae voluptates, cum vacaret; quotiens expedieret,
magnae virtutes. pdlam laudares, secreta malt audiebant, Tgl. ebd. 2, 5. PRE.
4, 1069. Teilnahme an Corbulos erstem Feldzug in Armenien (J. 55 u. 60);
Verwaltung in Lykien (Plin. NH. 12, 9. 13, 88; um J. 57, vgl. eine In-
schrift aus Oinoanda, bull, de corresp. hellen. 1886, 216) und (J. 67) in
Syrien. Plinius nennt ihn zehnmal (LBrunn aO. 11) ter consul (vor J. 67,
dann im J. 70 und 72; f vor 77, denn Plin. NH. 32, 62 erwähnt ihn als
verstorben; Bobghksi, oeuvr. 4, 345. JAsbach, analL epigr. 17). LBbunn,
§ 314, Mucianus, Cluvius Rufus u. a. 765
p. 12. Tac. dial. 37 haec vetera (Reden aus der Zeit der Bepublik), quae
et in antiquariorum bibliothecis adhuc manent et cum maxime a Muciano
contrahuntur ac tarn undecim (bis jetzt), ut qpinor, actorum (vgl. § 216, 2)
Ubris et tribus epistularum composita et edita sunt. — Von diesem Sammel-
werke verschieden und schon früher verfaßt war dasjenige aus welchem
Pliniu8 (und vielleicht Iosephus, s. HNissen, BhM. 26, 541) namentlich
natorge8chichtliche und geographische Angaben über den Osten entnommen
hat, oft mit Berufung auf den Verfasser als Augenzeugen; vgl. Plin. NH.
7, 36 {Licinius Mucianus prodidit Visum a se Argis etc. . . eiusdem sortis et
Zmyrnae puerum a se visum). 159 (Ttnolus). 19, 12 und 34, 36 (Rhodus:
daher ABbiegeb, de fontibus Plin. p. 60 auch die sonstigen Angaben des
Plin. über Rhodos auf Muc. zurückführt, s. darüber auch AFurt w angleb,
Quellen des Plin. 52, GOshmichen, Plin. Stud. 141). In seinem Quellen-
Verzeichnis führt Plinius das Werk oftmals an, nämlich ex Licinio Muciano
zu B. 3—7; ex Muciano zu B. 2. 8—13. 16. 19. 31. 33. 35. 36. Außerdem
ist er citiert in B. 14. 21. 28. 32. 34. Stellensammlung bei LBbunn aO. 18.
Wie als Mensch abergläubisch (Plin. NH. 28, 5), so scheint Muc. auch
als Schriftsteller leichtgläubig gewesen zu sein oder ein Aufschneider, und
Plinius verdankt ihm manche unglaubwürdige und abenteuerliche Angabe.
HPkter, hist. rell. p. cccli. W ASchmidt (§ 310, 1) p. 10. LBbunn, de C.
Lic. Muc, Lps. 1870.
2. Tag. hist. 4, 43 a laude Cluvii Bufi orsus, qui perinde (wie
Eprius Marcellus, § 297, 3) dioes et eloquentia clarus nullt umquam sub
Nerone periculum facessisset. Vgl. ebd. 1, 8 Hispaniae praeerat (J. 69)
Cluvius Bufus, vir facundus et pacis artibus, bellis incxpertus. ebd. 1, 76.
2, 58. 65. 3, 65. 4, 39. Consul (CIL. 10, 826) schon unter Caligula; we-
nigstens heißt er Consular schon bei dessen Ermordung J. 41; Ioseph.
antiq. 19, 1, 13. Suet. Ner. 21 Niobam se cantaturum Nero per Cluvium
Rufum consular em pronuntiavit und (aus ihm?) Dio 63, 14 (KXovovtco
'Povqpo), ccvSqI vticcisvkoil , %QTioap&vos). Dessen Gleichheit mit dem Ge-
schichtschreiber erhellt aus Plut. Oth. 3 Klovßtos Sh 'Povtpog etg 'Ißriofav
(wo er Statthalter war, s. oben) cpTtal xofuröjjycu dinXripctta worin Otho
sich Nero nannte; vgl. Suet. Oth. 7. Bei Plut. quaest. rom. 107 wird er
als Gewährsmann angeführt für die Ableitung von histrio. Sein Geschichts-
werk verfaßte Cluvius wohl in seinen späteren Jahren (nach J. 70), als er
sich von den Geschäften zurückgezogen hatte. Tac. a. 13, 20 (oben § 312, 5).
14, 2 (tradit Cluvius etc.), wo beide Male Cluvius dem für Seneca Partei
nehmenden Fabius Rusticus entgegengesetzt wird. Plin. ep. 9, 19, 5 (Ver-
ginius Rufus erzählte) : ita secutn aliquando Cluvium locutum: scis, Vergini,
quae historiae fides debetur; proinde si quid in historiis meis legis aliter ac
ulis (über dich selbst), rogo ignoscas. HPeteb, die Quellen Plut. 40, sowie
ThMommsen, Herrn. 4, 318, halten sein Geschichtswerk für die Hauptquelle
Plutarchs in seinem Galba und Otho, sowie für Tac. hist. I u. II (u. Sueton
im Galba, Otho u. Vitell., obwohl ihn dieser niemals nennt; vgl. noch Suet.
Galb. 17 mit Plut. Galb. 19). Dagegen s. OClason, Plut. u. Tac. (Berl. 1870) 12,
Tac. u. Suet. 76 und bes. HNissen, RhM. 26, 507. 530; s. auch FBeckubts, zur
Quellenkritik des Tac. Suet. u. Cassius Dio: das Vierkaiserjahr, Braunschw.
1880. Auch vgl. § 310, 1. 312, 5. 337, 4. HPeteb, hist. fragm. 311.
766 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Piavier).
•
3. Tac. hist. 3, 9 legioni tribunus Vipstanus Messalla praeerat,
claris maioribus (vgl. dial. 27, wo der Redner Valerius Messalla — § 222 —
zu seinen maiores gerechnet wird), egregius ipse et qui sölus ad id bellum
(des J. 69) artes bonas attulisstt ebd. 3, 25 rem nominaque auctore Vipstano
Messalla tradam. 3, 28 (oben § 312, 6). 4, 42 magnam eo die (J. 70)
pietatis eloquentiaeque famam Vipstanus Messalla adeptus est, nondum sena-
toria aetate (also im Anfang der Zwanziger) ausus pro fratre Aquilio Begulo
(§ 326, 3) deprecari. Er ist ein Jugendfreund des Tacitus, aber, wie es
scheint, früh verstorben, da er zB. in den Briefen des Plinius niemals ge-
nannt wird. Sein Geschichtswerk behandelte wohl die Zeitereignisse nur
soweit als er daran persönlich teil hatte, somit als Denkwürdigkeiten oder
historisch politische Flugschrift. HNibsen, RhM. 16, 629. 536. Im Dialogas
hat ihm Tac. ein Denkmal errichtet; s. dial. 15 non desinis, Messalla,
vetera tantutn et antiqua mirari, nostrorum autem temporum studia irridere
atque contemnere? nam hunc tuum sermonem saepe excepi, cum oblitus et
tuae et fratris tui eloquentiae neminem hoc tempore oratorem esse contenderes
prae antiquis. ebd. 32 läßt ihn Tac. an den diserti seiner Zeit tadeln daß
sie ignorent leges nee teneant senatusconsuUa , ius civitatis ultro derideant,
sapientiae vero Studium et praeeepta prudentium penitus reformident, und
hinzufügen: quodsi forte Mec audierint, certum habeo dicturos me, dum iuris
et phüosophiae scientiam tamquam oratori necessariam laudo, ineptiis meis
plausisse. Ebenso sagt er ebd.: ego iam meum munus explevi et, quod mihi
in consuetudine est, satis multos offendi. FA Eckstein, prolegomena ad dialog.
de orat. p. 14.
4. Tac Agr. 10 formam Britanniae Livius veterum, Fabius Busticus
recentium eloquentissimi auetores, . . adsimulavere. Die übrigen Bruchstücke
beziehen sich auf die neronische Zeit; ann. 13, 20 Fabius Busticus auetor
est etc. . . sane Fabius inclinat ad laudes Senecae, cuius amicitia ftoruit.
14, 2 (F. B. memorat). 15, 61 (tradit F. JB.). Er wird im Testament des
Dasumius (§ 330, 6) neben Tacitus und Plinius zum Erben eingesetzt, war
somit J. 108 oder 109 noch am Leben. An ihn Plin. ep. 9, 29 (Bustico)?
Vielleicht auf ihn bezieht sich auch Quint. 10, 1, 104: superest adhuc et
ornat aetatis nostrae gloriam vir saecülorum memoria dignus, qui olim nomi-
nabitur, nunc intellegitur. Vgl. PRE. 6, 2921, 76. Mommsen, Herrn. 3, 61.
5. Minuc Fel. Oct. 33, 4 si Bomanis magis gaudes, ut transeamus
veter es, Antonii Iuliani de Iudaeis require: iam scies nequitia sua hone
eos (die Juden) meruisse fortunam. Wohl der Mccqkos Uvrmviog 'lovltccvog,
6 zrjs 'iovSccCag InlzQonos (Ioseph. b. iud. 6, 4, 8), welcher an der Belage-
rung Jerusalems durch Titus teilnahm und* als Mitglied des Kriegsrats
für die Zerstörung der Stadt stimmte (los. aO.). Daß aus seiner Schrift
der betr. Bericht des Tac. (hist. 5, 1 fll.) geschöpft sei vermutet JBkrnays,
Sulpic. Sev. 56. — Über das Geschichte werk des Iulius Secundus b. § 315, 4;
über das des Curtius Rufus § 292.
315. Wie diese Geschichtschreiber war in der Zeit des
Vespasian auch der Dichter Curiatius Maternus zugleich als
Redner tätig; bei anderen überwog mehr die Declamation und
§ 314 Vipstanus Messalla u. a. § 315 Rhetoren. 767
die Anleitung zur Beredsamkeit. So bei dem Rhetor Sex. Iulius
6 ab in i an us in Gallien. Gleichfalls aus Gallien gebürtig war
M. Aper, welcher aber zu Rom vor Gericht und im Hörsaal wirkte
und Ämter bekleidete. Der früh gestorbene Iulius Secundus
war mit Quintilian befreundet, teilte aber in der Beredsamkeit,
nur weniger schroff als Aper, die Richtung seiner Zeit auf Eleganz
und Künstlichkeit der Form.
1. Über Curiatius Maternus b. § 818, 1. Auch Salvius Liberalis (§ 341, 3)
trat echon unter Vespasian auf.
2. Im Verzeichnis der von Suston behandelten rhetores (p. 99 Rffsch.)
i^t unmittelbar vor Quintilian aufgeführt Sex. Iulius Gabinianus. Aus
Sueton dann Hieronym. zu Euseb. chron. a. Abr. 2092 = 76 n. Obr. : Gabi-
nianus cekberrimi nominis rhetor in Gallia docuit. Vgl. Hieron. zu Jesai.
8 praef. (4, 329 Vall.): qui flumen eloquentiae et concinnas declamationes
desiderant legant TuUium, Quintilianum , Gallionem, Gabinianum. Tac.
dial. 26 quotus quisque scholasticorum non hac sua persuasione fruitur ut se
ante Ciceronem numeret, sed plane post Gabinianum?
3. Im dialogus des Tacitus führt M. Aper (c. 6—10. 16— -23) die Ver-
teidigung der modernen Art der Beredsamkeit, freilich mehr mit Spitzfindig-
keiten and Wortprunk als mit triftigen Gründen, ebd. 2 M. Aper et Iulius Se-
cundus, cekberrima tum (unter Vespasian) ingenia fori nostri, quos ego in
iudieiis . . studiose audiebam, . . quamvis maligne plerique opinarentur nee
Secundo promptum esse sermonem et Aprum ingenio potius et vi naturae quam
institutione et lüteris famam eloquentiae consecutum. nam et Secundo purus
et pressus et in quantum satis erat profluens sermo non defuit et Aper omni
eruditione imbutus contemnebat potius litteras quam nesciebat. Aus dieser
Stelle ergiebt sich daß Aper und Secundus (A. 4) als Tacitus seinen Dialog
schrieb (§ 334, 2) schon gestorben waren. 11 cum dixisset Aper acrius, ut
solebat, et intento ore. 7 equidcm (Aper) non eum diem laetiorem egi quo
mihi latus clavus oblatus est vel quo homo novus et in civitate minime favo-
rabiü natus quaesturam aut tribunatum aut praeturam accepi quam eos
quibus mihi (einen wirklichen Prozeß mit Erfolg zu führen) datur. 10 ne
quid de Gallis nostris (des Aper) loquar. 17 ipse (Aper spricht) ego in
Britannia vidi senem.
4. Quint. 10, 8, 12 memini narrasse mihi Iulium Secundum illum,
aequalem meum atque a me . . familiariter amatum, mirae facundiae virum,
infinitae tarnen curat; ebd. 10, 1, 120 Iulio Secundo si longior contigisset
aetas (vgl. 13 Z. 10) clarissimum profecto nomen oratoris apud posteros
foret. adiecisset enim atque adiciebat ceteris virtutibus suis quod desiderari
potest. id est autem ut esset multo magis pugnax et saepius ad curam rerum
ab elocutüme respiceret. (121) ceterum interceptus quoque magnum sibi vin-
dicat locutn. ea est facundia etc. Vgl. 12, 10, 11 elegantiam Secundi. Vgl.
A. 3. Im dialogus giebt ihm Tacitus (c. 4 f.) die Bolle eines Schiedsrichters
zwischen den Vertretern entgegengesetzter Richtungen, der republikanischen
und der kaiserlichen Beredsamkeit, ebd. 14 probari video in te, Secundef
quod Iuli Asiatici (Africani KNippbbdey, op. 285, s. § 297, 4) vitam com-
768 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
ponendo spem hominibus fecisti pluriutn eiusmodi librorum. Plut. Oth. 9
xovxo plv SiTjysLto (pflegte anzugeben) £exovv8og b §r}rcoQ, inl rwv im-
czokwv ysvopsvog tov "0&a>vog. sz{qcov d' r\v axoveiv etc.
6. Quint. 4, 1, 19 fuerunt etiam quidam suarum rerum iudices. nam
et in libris öbservationum a Septimio editis affuisse Ciceronem tali causae
invenio et ego etc. Hiernach scheint Sept. ein rhetorischer Schriftsteller
gewesen zu sein. Möglicherweise ist er der Septimius Severus, condiscipulus
des Vüorius Marcellus (Stat. silv. 4, praef.) , an welchen Statids silv. 4, 6
(y. 3 fortem atgue facundum Severum) gerichtet hat. Vgl. § 326, 9. —
Über des Plinius Anleitung zur Beredsamkeit s. § 312, 3; über Vefginius
und Tutilius § 326, 1.
316« Unter den Juristen waren zur Zeit des Vespasianus
die einflußreichsten der Sabinianer Gaelius Sabinus und der Pro-
culianer Pegasus. Auch Urseius Ferox und der ältere Iuventius
Celsus, sowie ein Plautius, dessen Werk später viel erläutert
wurde, scheinen dieser Zeit anzugehören..
1. Pompon. dig. 1, 2, 2, 53 Cassio (§ 298, 3) Gaelius Sabinus (mit
vollem Namen Cn. Arulenus Caelius Sabinus in den Arvalakten des J. 69,
CIL. 6, p. 499, 81) successit, qui plurimum temporibus Vespasiani potuit
(doch war er cos. suff. schon J. 69, Tac. bist. 1, 77), Proculo (§ 298, 1)
Pegasus (A. 2), qui temporibus Vespasiani praefectus urbi fuit; Gaelio Sabino
Priscus Iavolenus; Pegaso Celsus (der Vater, s. A. 4). Gell. 4, 2, 3 CaeUus
Sabinus in libro de edicto aedüium curülium. Daraus Gull. 6, 4, 1 (Caelius
Sabinus iurisperüus) —8. dig. 21, 1 (de aedü. ed.)% 14 (pr. u. 3. 10). 17
(§ 1. 6. 8. 12 ff.). 20. 65 (2). Aus anderen Schriften desselben Gai. inst. 3,
70 u. 141. dig. 35, 1 (de cond. et demonstr.), 72, 7.
2. Iüv. 4, 77 properabat ... Pegasus (vgl. A. 1), attonitae positus-modo
vilicus urbi, . . interpres legum sanctissimus , omnia quamquam temporibus
dir i8 (des Domitian) tractanda putäbat inermi iustitia. Dazu Schol. (p. 223 J.):
filius trierarchi, ex euius liburnae parasemo nomen accepU, iuris studio
gloriam memoriae meruit, ut liber vulgo, non hämo, diceretur. hie funetus
omni honore, cum provineiis plurimis praefuisset, urbis curam administravit.
hinc est Pegasianum SCtum. Inst. 2, 23, 5 postea Vespasiani Äug. tempo-
ribus Pegaso et Pusione consulibus senatus censuit etc. Vgl. Gai. 1, 31
SCto quod Pegaso et Pusione consulibus factum est. 3, 64 (idque maxime
Pegaso placuit; quae sententia aperte falsa est). In den Digesten kommt
sein Name öfters vor, aber keine Fragmente von ihm.
3. Ulpian. in der collat. leg. mos. 12, 7, 9 libro X Urseius refert
Sabinum (A. 1) respondisse. Außerdem war Proculus (§ 298, 1) in Schriften
von ihm citiert (dig. 9, 2, 27, 1. 89, 3, 11, 2). Dagegen schrieb Salviua
lulianus (§ 350, 1) libri IV ad ürseium Ferocem. Mit der hiernach sich
ergebenden Lebenszeit des Urs. stimmt es nicht daß Cassius (§ 298, 3)
exislimasse ürseium refert (dig. 44, 6, 1, 10; vgl. 7, 4, 10, 6 Cassius apud
ürseium scribit), daher Boeckelen vielmehr Cassium existimasse Urseius
refert schreiben will. PKbüokb, Quellen u. Lit. d. röm. Rechts 160. Anders
KVikrtel, de vitis ictorum p. 16.
§ 316. Juristen. § 317 Valerius Flaccus. 769
4. Cslsus dig. 81, 20 et Proculo placebat et a patre sicaccepi; und
3, 29 pr. pater meus referebat, cum esset in consilio Duceni Veri consulis
üum in sententiam suam. Vgl. ebd. 12, 4, 3, 7 refert (Celsus) patrem suum
existimasse etc. 17, 1, 39 et Ariatoni et Celso patri placuit etc.
6. Die Zeit des Plautius wird dadurch bestimmt daß er den Cassius
und Proculus anführte (dig. 84, 2, 8 Plautius: . . Cassius ait. 35, 1, 43 pr.
Plautius: . . Proculus, Cassius . . aiunt), anderseits von Neratius Priscus,
Iavolenus, Pomponins und Paulas erläutert wurde, welche alle libri ex Plautio
oder ad Plautium verfaßten. OLrnkl, paling. 2, 13. PKrüqeb aO. 158.
317. Der einzige auf uns gekommene Dichter aus der
Zeit Yespasians ist C. Valerius Flaccus, von welchem wir
acht Bücher Argonautica besitzen, frei nach Apollonios aus
Rhodos gearbeitet; mit Kürzung der alexandrinischen Gelehr-
samkeit und weiterer Ausführung wirkungsvoller Szenen, sowie
größerer Sorgfalt in Charakter Zeichnung und Seelenmalerei. Die
Darstellung zeugt von dichterischer Begabung, ist rhetorisch
belebt und wortreich. Der Sprachschatz ist in der Hauptsache
dem Virgil entnommen, hat aber durch kühne Figuren und
Wortverbindungen und durch künstliche Gedrängtheit des Aus-
drucks an Klarheit und Ebenmaß eingebüßt. Übrigens ist das
Werk in der uns vorliegenden Gestalt nicht zu Ende geführt.
1. Vollständiger Name in der subscriptio des Vaticanua ( A. 4) zu B. 6 :
C. Valerius Flaccus Setinus Baibus (zu B. 2: Baibus Setinus). Tod gegen
J. 90 n. Chr.; vgl. Quint. 10, 1, 90 multum nuper in VaUrio Flacco ami-
simu8 (§ 325, 6). Daß er jung gestorben geht hieraus nicht hervor. Ab-
fassung des Vorwortes (und ersten Buchs) unter Vespasian, wohl nicht lange
nach der Eroberung Jerusalems durch Titus (J. 70) ; Argon. 1, 7 tuque o,
pelagi cui maior aperti fama, Galedonius postquam tua carbasa vexit oceanus
(vgl. Tac. Agr. 13. 17) Phrygios prius indignatus Iulos, eripe tne populis,
. . sancte pater, veterumque fave vener anda canenti facta virum. versam
proles tua pandet Idumen (namque potest), Solymo nigrantem pulvere
fratrem etc. Hinweisung auf den Vesuvausbruch (August J. 79) 3, 209. 4, 507.
686. Vgl. JBgRNAYs, Sulpic. Sever. 50. Hienach arbeitete V. Fl. langsam.
Auf Bekleidung des Quindecimvirats sacr. fac. deutet 1,5: Phoebe, vione,
si Gymaeae mihi conscia vatis stat casta cortina domo, si laurea digna fronte
viret. — Martialß Freund Flaccus aus Patavium, der gleichfalls Dichter ist
(aber nicht von Argonautica) und in ziemlicher Dürftigkeit lebt (Mart. 1, 61.
1, 76), ist ohne Zweifel ein anderer und etwas späterer dieses Namens
(Thilo, prolegg. p. v).
2. Vergleichung mit Apollonios bei AWricheht, Leben u. Gedicht des
Ap. 270, GThilo aO. p. vm. ECFRkuss aO. 11. RVolkmann, Jauer 1875
S. 11. EMkyeb, quaestt. Argonaut., Lps. 1882. Voraus hat der Römer vor dem
Griechen den einheitlicheren Plan und die kräftigere Charakterzeichnung
besonders des Iason und Aeetes; anderseits hat er den ohnehin wenig
TronriL- Schwab« , Rom. Lit.-Gesoh. 5. Aufl. 49
770 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Piavier).
günstigen und fremdartigen Stoff durch declamatorische Behandlung allzu
sehr in die Breite gezogen. Benützung des Diodor? Thilos Ausg. p. vm.
Der im Epos herkömmliche Apparat von Göttern ist in großem Umfange
in Anspruch genommen (namentlich Iuno und Minerva greifen vielfach ein)
und die psychologische Ausmalung auch auf die Götter angewandt. AJTonder,
d. Unterwelt nach Val. FL, Böhm. -Leipa 1888. Die kalte Gelehrsamkeit
ist durch das Vorherrschen der pathetischen und sentimentalen Rhetorik
zurückgedrängt, aber immer noch stark vertreten. Anachronismen (wie
Lagus und Arsinoe), Thilo p. xxvm. Anspielungen auf Vorganger, zB. 1, 17
auf Germania Arat. 40. Nachgebildet hat V. Fl. ganz vorzugsweise den
Virgil; Schekkl, Stud. 102; Wien. Studd. 5, 141. Bähbens Ausg. p. v. 174.
IG hei ff, de Valerii Argon, cum Verg. Aen. comparatis, Trient 1869. Zu Virgil
verhält sich Valerius bezüglich der poetischen Sprache und der Technik
des Versbaues ungefähr wie Persius zu Horatius: hier wie dort Steigerung
der Künstlichkeit, in der Sprache oft bis zur Geschraubtheit imd Dunkel-
heit. In der Technik ist V. von einer ovidischen Strenge. Scharfe Be-
urteilung des künstlerischen Wertes des Val. Fl. in den Nachträgen zu
Sulzer 8, 305. OBusseniub, de V. Fl. in adhibendis comparationibus usu,
Lübeck 1872. Vgl. Schenkl, philol. Anz. 1872, 233. MSchmitz, de Val. Fl.
dicendi genere, Münster 1872. HGebbing, de Val. Fl. tropis et jBguris,
Marb. 1878; de Val. Fl. dicendi genere quaestt., Kobl. 1888. ISchmidt
(§ 303, 11). PJOestrrbebg, de struct. verbb. c. praepp. compositorum ap.
Val. FL, Stat., Mart., Ups. 1883.
3. Da B. VIII am Schluß jäh abbricht und wesentliche Teile der Sage,
wie die Tötung des Absyrtus und die Heimfahrt der Argonauten in dem
Überlieferten nicht behandelt sind, so ist mit Sicherheit anzunehmen daß
weiteres folgen sollte; und das Rückständige konnte noch zu (2—) 4 Büchern
Stoff geben. Zweifelhaft ist nur ob dieses Weitere von dem Dichter selbst
ausgeführt wurde und nur verloren ging (NHeinsius, E Bähbens) oder der
Dichter an der Weiterführung durch den Tod oder andere Umstände ge-
hindert wurde (GThilo p. xxvi und CSchenkl, bes. Stud. 12; auch RLöhbach).
Die zur Stütze der letzteren Annahme angeführten Gründe (Spuren der
Nichtvollendung, besonders in B. 8, unausgeglichene Widersprüche, Vers-
dubletten udgl.) können dieselbe freilich nicht beweisen.
4. Der Dichter und seine Arbeit wird nur von Quintilian (s. A. 1) er-
wähnt, insbesondere von keinem Grammatiker (Haupt, op. 3, 308). Wohl
aber finden sich Nachahmungen bei StatiuB und vielleicht Silius (HBlass,
JJ. 109, 494), später bei Claudian und Dracontius (Bäubemb p. ix). WStockks,
Val. Fl. in the middleage, Academy 1886, nr. 661, 11. — Haupths. Vati-
canus 3277 s. IX : davon war eine Abschrift zB. die St. Galler, welche, von
Poggio im J. 1417 aufgefunden, nur B. 1 — 4, 317 enthielt. Letztere
ist seitdem verloren gegangen, doch sind davon Abschriften aus 8. XV
erhalten (zB. der Matrit. X 81; GGötz, de Stat. silv. emend., Jena 1884, vu,
3 Vaticani u. a.). Der Vaticanus 3277 selbst aber hat viele Lücken und
Verderbnisse, welche die (italienischen) Abschriften desselben (wie der
Monac. 802 s. XV) öfters mit Glück, meist mit Willkür zu beseitigen ver-
suchen. Thilo prolegg. p. xl. Schenkl, Stud. 39 ; vgl. OKeller, Gott gel.
Anz. 1873, 1925.
§ 317 Valerius Flaccus. § 318 Curiatius Maternos. 771
6. Ausgaben zB. Ed. LCarrio, Antw. 1565 f. (vgl.TniLo p. lxx, Schenkt.,
Stud. 47, Bädbems p. x). Ad fidem codd. emend. NHsinsiüs, Amst. 1680.
Cum nott. varr. PJBuruan (darin Wortindex), Utr. 1702. Leid. 1724. Ed.
ThChHarles, Altenb. 1781 II. Cum comm. perp. ed. JAWagnkb, Gott. 1805.
Buch VIII cum notis criticis etc. ed. AWeiohsrt, Meißen 1817. Cum comm.
ed. NELkmaikk, Par. 1824 II. Recensuit GThilo, Halle 1863. Ed. CSchenkl,
Berl. 1871. Recogn. EBährrnb, Lps. 1876 (vgl. KSchbnkl, ZföG. 26, 635).
6. Zur Krit. u. Erklärung: von HBosbcha u. andern Holländern, Wien.
Studd. 5, 189. FEysseniiardt, RhM. 17, 378. HAKoch, ebd. 18, 163.
PhW agner, Phil. 20, 617. GThilos prolegg., bes. c. 3. GMrynckk, quaestt.
VaL, Bonn 1865; RhM. 22, 362. MHaupt, op. 3, 416. RLöhbach, obss.
critt in . . Arg., Andernach 1869; Studien zu V. FL, ebd. 1872; Bemerkk.
«. Val. Fl., Mainz 1876; JJ. 115, 859. PhBraun, obss. critt. et exeget.,
Marb. 1869. BHirbchwäldrr, curae critt. in . . Arg. P. I, Bresl. 1870.
ECFReoss, obss. Val., Marb. 1871. KSchenkl, Stud. zn d. Arg., Wien.
SBer. 68, 271. Madvio, ad*. 2, 134. FMaixner, ZföG. 29, 488. REllts,
journ. of phil. 9, 52. CESakdsthöm (s. § 246, 7). HKöbtlin, Phil. 39, 69.
233. 419. 40, 387. PHDamste, advv. crit. ad Val. FL, Leid. 1886.
318. Wie schon unter Nero andere Tragödien (zB. Medea)
so dichtete unter Vespasian einen Thyestes und Praetexten (Do-
mitius, Cato) der rednerisch gebildete freisinnige Curiatius
Maternus, welcheni Tacitus im dialogus ein schönes Denkmal
gesetzt hat. Der von Freunden gepriesene und auch von Vespa-
sian anerkannte Saleius Bassus scheint vorzugsweise Epen
verfaßt zu haben, vielleicht, wie Valerius Flaccus, mit sagen-
haftem Gegenstande. Stoffe aus der Gegenwart behandelte des
Statius Vater. Auch Domitianus beschäftigte sich während der
Regierung seines Vaters mit epischen Versuchen.
1. Tag. dial. 11 (Curiatius Matern üb spricht) sicut in causis
agendis efficere aliquid et eniti fortasse possum, ita recitatione tragoediarum
et ingredi fatnam auspicatus mm, cum quidem inperante Nerone (so MHaupt
und LMüllek, JJ. 97, 417; die Hse. in Nerone) improbam et studiorum
quoque sacra profanantem Vatinii (so Gronov; die Hss. vaticinii) potentiam
fregi (etwa indem er diesen Günstling Neros [Tac. a. 15, 34] unter der
Person des Thersites geißelte, meint LMüllbr), et hodie si quid nobis no-
titiae ac nominis est magis arbitror carminum quam orationum gloria partum,
ac tarn (J. 75) mc deiungere a forensi labore constitui. Vgl. ebd. 5 natus
ad eloqueniiam virilem et oraloriam . . otnittit Studium, ebd. 2 postero die
quam Curiatius Maternus Catonem recitaverat, cum oftendisse potentium
animos diceretur, tamquam in eo tragoediae (vgl. § 14, 2) argumento sui
oblitus tantum Catonem cogitasset, eaque de re per wrbem frequens sermo
haberetur etc. 3 si qua omisit Cato, sequenti recitatione Thyestes dicet; hanc
enim tragoediam disposui iam (Worte des Maternus) et intra me ipse formavi.
Darauf Aper: adeo te tragoediae istae non satiant quo minus omissis ora-
tionum et causarum studiis omne tempus modo circa Medeam, ecce nunc circa
49*
772 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
Thyesten consumas? • . etiam si non novum tibi ipse negotium importasses,
Domitium (etwa der pugnax Domitius bei Lucan. 7, 601, also der Gegner
Caesars, L. Domitius Ahenobarbus, Cos. 700/64; PBE. 2, 1210) et Catonem,
id est nostras quoque historias et romana nomina, Graeculorum fabulis
aggregare. Verfehlt ist die Vermutung von ThBibt, Rhtö. 34, 580, welcher
den Domitius mit dem Cato vereinigt und darin die Belagerungen von
Corfinium und Utica (welche drei Jahre auseinanderlagen, überdies war
Domitius zur Zeit der Belagerung von Utica längst tot!) dargestellt glaubt,
Also Zeitfolge: Tragödie gegen Vatinius, dann Medea, Domitius, Cato
Thyestes. — Viele beziehen auf ihn Dio 67, 12 MdtSQvov cotpi6xr\v, oxi *axa
tvqolvvcdv eins xi ccoh&v (= declamans), dnitxewev (Domitian, J. 91). Aber
man erwartet doch daß Dio, wenn er hier wirklich den hoch angesehenen
vornehmen, reichen Senator (Tag. dial. 11) Curiatius Maternus meinte, ihn
nicht als einen Schulredner bezeichnet hätte: und wie sollte Cur. Matern.,
welcher nach Taoitus1 (dial.) Schilderung von dem praktischen Beruf des
Sachwalters ermüdet sich auf die Dichtung zurückgezogen hat, in seinem
Alter der Declamation sich gewidmet haben? Die Worte des Dio aber
etwa auf die Vorlesung des Thyestes zu beziehen geht nicht an ohne jenem
einen starken Irrtum aufzubürden. Es wird also wohl ein anderer Maternus
von Dio gemeint sein. Dieses Cognomen war, wie die Inschriften zeigen,
sehr häufig (Curiatii Materni sind selten; vgl. CIL. 8, 429. 2, 8788). Die
Verschiedenheit beider Materni ist erwiesen, wenn die Abfassung des
taciteischen Dialogus unter Titas (s. § 884, 2) fällt. Denn Tacitus führt als
Unterredner nur Verstorbene ein.
2. Tac. dial. 5 quis nescit neminem mihi (dem Iulius Secundus, § 815, 4)
coniunctiorem esse et usu amicitiae et assidmtate contubernii quam Saleiutn
Bassum, cum Optimum virum tum absolutissimum poetam (freundschaft-
liche Überschätzung)? Aper ebd. Saleius Bassus . . carminum gloriam fovet,
cum causas agere non possit; und 9 Saleium nostrum, egregium poetam . .
versus . . Bas80 dornt nascuntur, pulckri quidem et iucundi. . . laudavimus
nuper . . Vespasiani liberalitatem, quod quingenta sestertia Basso donasset.
Quint. 10, 1, 90 (bei den Epikern) vehement et poetieum ingenium Solei Bassi
fuit, nee ipsum senectute maturuit luv. 7, 80 Serrano tenuique (dürftig?
vgl. Stat. silv. 5, 3, 168 tenuü . . Corinnas) Saleio gloria quantalibet quid
erit, 8% gloria tantum est (ohne materiellen Ertrag)? Bei Mabt. 5, 53 Col-
chida quid scribis, quid scribis, amice, Thyesten? quo tibi vel Nioben, Basse,
vel Andromachen? ist der Name Bassus willkürlich gewählt und bezieht
sich nicht auf Saleius. — JHbld, de Saleio Basso, Bresl. 1834.
3. Des Statius Vater, aus guter aber verarmter Familie, war schon in
früher Jugend in poetischen Wettkämpfen Neapels mit Erfolg aufgetreten,
dann Lehrer der Beredsamkeit und Dichtung zuerst in Neapel, dann zu
Rom gewesen, hatte den Brand des Capitols J. 69 alsbald besungen und
war im Begriffe auch den Ausbruch des Vesuv (J. 79) zu verewigen, als
er (frühestens J. 80, vgl. § 821, 1) starb, 65 J. alt, somit frühestens J. 15
n. Chr. geboren. Vgl. Stat. silv. 5, 8. — Über Domitians epische Versuche
s. § 319, 1.
§ 318 Saleius Bassus. § 319 Domitianus. 773
b) Domitianus.
319. Die oberflächliche Teilnahme für Literatur welche
Domitianus (geb. J. 51, f J. 96) früher zur Schau getragen hatte
schwand nachdem er den Thron bestiegen (J. 81). Zwar er-
streckten sich die capitolinischen und albanischen Wettkämpfe
auch auf die Poesie; aber sie gestatteten nur Verherrlichung des
eiteln Despoten, dessen Arm schwer auf allem geistigen Leben
lastete. Am drückendsten empfand ihn die Geschichtschreibung.
Von Beredsamkeit blühte nur die der Angeber. Ohne Gefähr-
dung entweder der bürgerlichen Stellung oder der persönlichen
Ehre war unter Domitian nur das möglich was Juvenal, Tacitus
und Plinius die ganze Zeit über taten, — schweigen. Von denen
die da schrieben schmeichelten dem gekrönten Ungeheuer die
einen aus Schwäche, die anderen aus Selbstsucht: aus Schwäche
Silius Italicus, Statins und Quintilian, aus berechnender Kriecherei
Iosephus und Martialis. Kaum daß technischen Schriftstellern,
wie Sex. Iulius Frontinus und den Juristen, es gelang die dro-
henden Klippen zu vermeiden. Desto größer war die Zahl der
Dilettanten welche durch Verse machen ihre Ungefährlichkeit zu
beweisen wußten.
1. Subt. Dom. 2 simulavit poeticae Studium, tarn insuetum antea sibi
quam postea spretum et äbiectum (s. A. 2), recitavitque etiam publice. Tag.
hist. 4, 86 Domitianus . . Studium litterarum et amorem carminum simulans,
Hauptsächlich scheinen dies epische Versuche gewesen zu sein. Mast. 5,
5, 7 ad capitolini caelestia ('allerhöchste') carmina belli (über den Kampf
ums Capitol im Dez< J. 69; s. Fhxedläkdbr, SGesch. Roms 35, 867) grande
cothurnati pone Maronis opus. Qüiht. 10, 1, 91 hos nominavitnus (als
Epiker), quia Germanicum Aug. ab institutis studiis defkxit cura terrarum
parumque diu visum est esse cum maximum poetarum. quid tarnen his ipsis
eius operibus in quae donato imperio iuvenis secesserat sublimius, doctius,
omnibus denique numeris praestantius? quis enim caneret beUa melius quam
qui sie gerit? Vielleicht war es das bellum iudaicum an das er sich machte
oder machen zu wollen behauptete; s. Val. Fl. 1, 7 (oben § 817, 1). Vgl.
§ 320, 3. Die Aratea hat er nicht verfaßt; s. § 276, 5. Subt. Dom. 18
quameis libeüo quem de cura capülorum ad amicum edidit haec etiam, simul
iUum seque consolans, inseruerit etc. Plin. NH. QVerz. zu B. 33 (metallorum
naturae) führt an erster Stelle an: ex . . Domitiano Caesars.
2. Subt. Dom. 20 liberalia studia imperii initio neglexit, quamquam
bijblioihecas incendio absumptas impensissime reparare eurasset, exemplaribus
undique petitis missisque Äkxandriam qui describerent emendarentque. num-
quam tarnen aut historiae carminibusve noscendis operam ullam aut stilo vel
necessario dedit. praeter cammentarios et acta Tiberi Caesaris nihil lectitabat;
774 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Flavier).
epislolas orationcsque et edicta alieno formabat ingenio. Danach ist zu be-
urteilen Quint. 4, prooem. 3 principem ut in omnibus ita in eloquentia
quoque eminentissimum.
3. Suet. Dom. 4 instituit (J. 86) et quinquennale certamcn Capitolino
Ioüi triplex, musicum, equestre, gymnicum. . . certabant et prosa oratione
graece latineque. . . celebrabat et in Albano quotannis quinquatria Minervae
. . et scenicos ludos super que oratorum ac poetarum certamina. Plin.
paneg. 64 quis tarn locus miserae adulationis (Probe davon auf einer metrischen
Inschrift aas Acerra CIL. 10, 3757?) manebat ignarus, cum laudes impera-
torum ludis ctiam et commissionibus celebrarentur? Bei dem ersten Sänger-
krieg im J. 86 erhielt den Preis Collinus: Mart. 4, 54 o cui Tarpeias licuit
contingere quercus et meritas prima cingere fronde comas. Nach der In-
schrift aus Histonium (Or. 2603 Wilm. 2479) L. Valerius L. f. Pudens
cum esset annorum XII Bomae certamine sacro Iovis Capitölini lustro sexto
(J. 106) . . . coronatus (mit dem Eichenkranz) est inter poetas latinos (ein
anderer ist Nardu[s] poeta pudens CIL. 10, 1284). Ahnlich Carus (§ 324, 2).
Vgl. § 323, 3. § 326, 5 E. Mißerfolge dagegen hatten Statius (silv. 3, 5,
31. 6, 3, 231), der junge Annius Florus (§ 848, 8) und wohl auch der
zwölfjährige Q. Sulpicius Maximus teitio certaminis lustro (J. 94; Tgl.
CL Visconti, il sepolcro del Q. S. M. , Rom 1871. WHenzen, bull. arch.
1871, 98. GKaibel, epigr. gr. 618. AvRkümont, Jahrbb. d. rheinl. Alt. Fr,
52, 39. HSAurPE, Gott. Gel. Anz. 1871, 1036. GEitneb, Q. Sulpic. Max.,
Görl. 1884). Den albanischen Olivenkranz aber gewann Statius dreimal
(silv. 3, 6, 28. HNohl, quaeett. Stat. 26. KerckhOpf aO. 28). Vgl. LFribd-
länder, SG. 26, 437. 576. 678. 35, 379. Lafate, de poett. et orafcfc. certa-
minibus, Par. 1883. Ob hierher auch gehört der poeta Latinus coronatus
C. Concordius Syriacus eq. B. qui invenit orcliestopalen CIL. 9, 1663?
4. Tac. Agr. 2 legimus, cum Äruleno Bustico (§ 329, 2) Paetus Thrasea,
Herennio Senecioni Priseus Helvidius laudati essent, capitale fuisse neque
in ipsos modo auctores sed in libros quoque eorum saevitum, delegato trium-
viris ministerio ut monumenta clarissimorum ingeniorum in comitio ac foro
urerentur. . . expulsis insuper sapientiae professoribus atque omni bona arte
in exsilium acta. . . sicut vetus aetas vidit quid ultimum in libertate esset,
ita nos quid in Servitute, adempto per inquisitiones etiam loquendi audien-
dique commercio. Besonders in Domitians letzten Jahren (cum profiteretur
odium bonorum, Plin. paneg. 96) war suspecta virtus, inertia in pretio
(Plin. ep. 8, 14, 7). Helvidius zB. metu temporum nomen ingens paresque
virtutes seeessu tegebat (ebd. 9, 13, 2).
5. Suet. Dom. 10 occidit Hermogenem Tarsensem propter quasdam in
historia figuras, librariis etiam qui eam descripserant cruci fixis. . . inter-
emit . . Mettium Pompusianum quod . . depictum orban terrae in membrana
contionesque regum ac ducum ex T. Livio circumferret ; . . Iunium Busticum
quod Paeti Thraseae et Helvidi Prisci laudes edidisset appellassetque cos
sanctissimos viros, cuius criminis occasione phüosophos omnis urbe Italiaque
summovit Unter letzteren waren Artemidoros (Plin. ep. 3, 11), Lucceius
Telesinus, Demetrios, Dio Chrysostomos, Epiktetos. Hierontm. ad a. Abr.
2105 = 89 n. Chr. Bomitianus mathematicos et philosophos romanos (Var.
§ 319 Domitianus. § 320 Silius Italicus. 775
romana) urbe pepulit ad a. 2111 « 96 n. Chr. (richtiger J. 93; Mommsen,
Herrn. 3t 84) Domitianus rursum phüosophos et mathematicos Borna per edictum
extrudit.
6. Über die dilettantischen Schriftsteller in Versen s. § 324. Vgl.
LFrebdlXnder, recensio poetarnm Statio, Martiali, Plinio iun. contempora-
neornm, Königsb. 1870; SGesch. Roms 36, 399.
7. In der Zeit Domitians und zwar zwischen J. 81—84 sind verfaßt
die Stadtrechte von Salpensa und Malaca, von denen umfangreiche und
wichtige Beste auf zwei Erztafeln 1851 bei Malaca gefunden worden
sind: CIL. 2, 1963. 64. Bruns fönt.8 136. Gleichfalls Tom Ende des ersten
Jahrh. stammt der Rest einer merkwürdigen Ordnung für die Verwaltung
eines Bergwerks (lex metalli Vipascensis), 1876 zu Aljustrel im südlichen
Portugal auf einer Erztafel gefunden. Bhuns aO.5 247. ASoromenho, la
table de bronze d'Aljustrel, Lissab. 1877. EHübner, eph. epigr. 3, 166.
JFlach, la table d'Aljustrel, Par. 1880. GWilmanns, ZfBergrecht 10 (1877), 2.
GDemklius, ZfRechtsG. 17 (4), 33. — FBücdeleb, Arch. f. Lexikogr. 2, 606.
320. Unter Doinitian (und Nerva) bearbeitete sein Epos über
den zweiten puniscben Krieg Silius Italicus (um J. 25— 101
n. Chr.), der nach einer rednerischen und amtlichen Tätigkeit, welche
ihn bis zum Consulat (J. 68) geführt, sich ganz in behagliche Muße
und auf literarische Beschäftigung zurückgezogen hatte. Diese
siebenzehn Bücher Punica sind dem Stoffe nach, doch nicht aus-
schließlich, von Livius abhängig, in ihrer Behandlungsweise und
Form von Homer und Virgil, so daß die mythologische Ein-
kleidung selbst auf diesen geschichtlichen Stoff angewendet wird.
Die Ausführung ist declamatorisch gedehnt und episodenreich,
indem der Verfasser die herkömmlichen epischen Requisiten
möglichst vollständig seinem Werke einzuverleiben bemüht ist.
Die Verstechnik ist streng bis zur Einförmigkeit. — Wahr-
scheinlich eine Jugendarbeit des Silius Italicus ist der uns gleich-
falls erhaltene metrische Auszug der Ilias (der sog. Homerus
latinus oder Pindarus Thebanus).
1. In den Hss., bei Plin. und Tac. (bist. 3, 66) heißt der Dichter Silius
Italicus, bei Martial nur Silius. Den vollständigen Namen Ti. Catius
Silius Italicus geben die fasti sodalium Augustalium Claudialium, CIL.
6, 1984 (ÖALERIO • TRACIIALO- Tt- CATIO ■ SILIO ■ ITAL -C0S-P>R>C- AN- DCCCXXI «= 68
n. Chr.). Pliniüs ep. 3, 7 (vom J. 101?) modo nuntiatus est Silius Italicus
in Neapolitano $uo inedia finivisse vitam. (2) causa mortis valetudo. erat
Uli natus insanabüis clavus ("Auswuchs ?), cuius taedio ad mortem irrevocabili
constantia decucurrit, usque ad extremum diem beatus et felix . . (3) laeserat
famam suam sub Nerone: credebatur sponte accusasse. sed in Vitelli amicitia
(▼gl. Tac. bist. 3, 65) sapientcr se et comiter gesscrat, ex proconsulatu Asiae
(noch unter Vespasian, um J. 77 V GZippbl, die LoBung der Proconsuln,
776 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Doraitianus).
Königsb. 1883, 83) gloricm reportaverat, maculam veteris industriae laudabili
otio abluerat. (4) fuit inter principe* civitatis sine potentia, sine invidia:
salutabatur, colebatur, multumque in lectulo iacens cubiculo semper non ex
fortuna frequenti doctissimis sermonibus (über philosophische Fragen? b.
unten) dies transigebat, cum a scribendo vacaret. (6) scribebat carmina
maiore cwra quam ingenio, nonnumquam iudicia hominum recitationibtis ex~
periebatur. (7) . . erat q>iX6nalog usque ad emacitatis reprehensionem. plures
isdem in locis villas possidebai adamatisque novis priores negJegebat. Dar-
unter auch eine welche früher Cicero gehört hatte: Mart. 11, 48 Silius
. . iugera facundi qui Ciceronis habet, etwa dessen Cumanum oder das
Tusculanum? Bei Tusculum fand man 1882 die Inschrift d. m. Crescenti Sili
Italici usw. (CIL. 14, 2663. JBdeRosbi, bull, munic. di Roma 1882, 141), welche
wohl auf den älteren Sohn des Dichters sich bezieht, quem consularem (Cos.
93? Mäht. 8, 66. Fbibdländke, SGesch. 35, 484. 446) reliquit (Plin. ep. 8,
7, 2), der jüngere (Severns, Mart. 9, 86) starb vor dem Vater. Plih. 3, 7, 7
weiterhin: muUum ubique librorum, multum statuarum, multum imaginum,
quas non habebat modo verum etiam veneräbatur, Vergilii ante omnes, cuius
natalem religiosius quam suum celebrabat, Neapoli maxime, ubi monimentum
(Silius besaß das Grab Virgils eigentümlich, § 224, 3 E.) eius adire ut templum
solebat. (9) in hoc tranquiüitate annum LXXV*** excessit, delicato magis
corpore quam inßrtno; • . novissimus a Nerone f actus est consul (J. 68, vgl.
Mart. 7, 63, 9 und die oben angeführte Inschrift) . . . (10) ülud etiam no~
tdbile: ültimus ex Neronianis consularibus obiit quo consule Nero periit
(nämlich eben Süio Italico). Frühere rednerische Tätigkeit, Mart. 7, 63, 6
sacra cothurnati non attigit ante Maronis implevit magni quam Ciceronis
opus, hunc miratur adhuc centum gravis hasta virorum, hunc loquitur grato
plurimus ore cliens. Nachdem er das Consulat bekleidet: (ebd. 11) emeritos
Musis et Phoebo iradidit annos proque suo celebrat nunc Helicona foro.
Lebhaft von Philosophie angeregt: Epiktst. dissertt. 3, 8,7 'lzali*bg 6 (laltaza
äo%äv clvz&v (piloaocpoq elvcu naQOvtog nozs pov (spätestens im J. 93, s.
§ 319, 6) %aXsn^vag toig löCoig mg dvrjneora nae%a>v^ ov Övvafun, itprj7
<pSQ6ivy anoXXvti pe, no^asts (te toiovxov ysvio&aiy ÖsQ-ag ipe. So erklärt
sich auch seine Verbindung mit Cornutue, der ihm sein Werk über Virgil
widmete (§ 299, 2). Demgemäß zeigen auch die Punica einen starken Bei-
satz stoischer Moral. FBöohblbr, BhM. 86, 390.
2. Daß Martialis den wohlhabenden Dichter und dessen Werk aus
vollen Backen preist ist selbstverständlich; s. Anm. 1 und 4, 14 Sili, Costa-
lidum decus sororum, qui periuria barbari furoris ingenti premis ore per-
fidosque astus Hannibalis levesque Poenos magnis cedere cogis Äfricanis,
6, 64, 10 perpetui . . Sili. 7, 68 perpetui numquam moritura Volumina Sili
qui legis et latia carmina digna toga etc. Daraus daß er ihn nie als Lands-
mann bezeichnet erhellt schon mit Sicherheit daß Silius nicht aus Italica
in Spanien stammt. S. auch EHübvbr, eph. epigr. 2, 68. Das Schweigen
des Quintilian über Silius, auch in seiner Aufzählung der römischen Epiker
10, 1, 86—90, erklärt sich daraus daß als Q. sein Werk verfaßte Silius
noch lebte und sein Epos noch nicht veröffentlicht hatte. Statins (silv. 4,
7, 14) spielt auf Sil. U 233 an. Bitsohl, op. 8, 693. Versuche die Ab-
§ 320 SiliuB Italiens. 777
fassungszeit der Punica genauer zu bestimmen bei FBuchwald (A. 6) p. 3
und ACabtault, rev. de phil. 11, 11.
3. Preis der flavischen Kaiser Sil. 3, 694—629, wo über Domitian
(607): at tu transcendes, Germanice, facta tuorum (des Vaters und Bruders!)
tarn puer auricomo praeformidate Batavo (vgl. Mabt. 2, 2, 4 oben § 275, 6 E.).
nee te temterint Tarpei culminü ignes: . . servabere . .; natn te longa ma-
nent nostri consortia mundi. Darauf bombastischer Preis der Mißerfolge
Domitians im Osten und Norden und zuletzt (618) : quin et BomüUos
superabit voce nepotes quis erit eloquio partum decus; hinc sua Musae sacra
ferent, meliorque lyra (als Orpheus} . . Fhoebo miranda loquetur. Dagegen
16, 533 der Seufzer: quid tarn non regibus ausutn? aut quod iam regnis
restat scelus? Vielleicht dem Nerva gilt am Schlüsse von B. 14: at ni
cura viri qui nunc dedit otia mundo effrenum arceret popülandi cuncta
furorem, nudassent avidae terrasque fretumque rapinae. — Preis Virgils 8, 593
Mantua Musarum domus atque ad sidera cantu evecta aonio et smyrnaeis
aemula plectrü. Über dessen abgöttische Verehrung s. oben A. 1. Auch
Mabt. 12, 67 qui magni celebras Maronis Idus geht wohl auf Silius. ~
Über die gelegentliche Verherrlichung des Asconius s. § 295, 1.
4. In Ermangelung eigener Erfindungsgabe bildet Silius die homeri-
schen Epen und den Virgil fast pedantisch nach. So muß er seinen
oveiQog (3, 163) und seinen natdloyog (3, 222) haben, seinen Hektors
(Hannibals) Abschied (3, 62), seine Schildbeschreibung (2, 895), seine a&Xcc
(16, 277), seine pagq itaQanotdiuoQ (4, 667), seinen Proteus (7, 415) und
seine venvüt (13, 395); ebenso seine Türenbeschreibung (3, 32) wie die
Georgica. Wie Herakles steht Scipio (15, 20) am Scheidewege zwischen
Virtus und Voluptas, wie Turnus kämpft Hannibal bei Zama mit einem
Gaukelbilde (17, 522). Inno spielt dieselbe Holle wie in der Aeneis und
greift oft zu Gunsten Hannibals ein (1, 548. 2, 526. 3, 163. 4, 417); ander-
seits sind Venus und Vulcan tätig (4, 667). Die Charakterzeichnung ist
dürftig. Zu dem rhetorischen Beiwerk gehören die häufigen Schlacht-
beachreibungen. In nationaler Haltung (auch im Topographischen) wett-
eifert Silius mit der Aeneis. Gegen die Karthager, bes. Hannibal, nimmt der
Dichter sehr entschieden Partei (zB. 2, 696). Von B. 12 an wird die Be-
handlung des Stoffes sehr ungleich, und vollends in B. 17 eilt der Verf.
sichtlich zum Schlüsse: kein Wort über Scipios Überfahrt nach Afrika und
Hannibals Landung daselbst. Mit Scipios Triumph nach der Schlacht bei
Zama endet das Werk, nachdem zuvor der Ausblick auf Hannibals schließ-
liche Schicksale und auf Karthagos Zerstörung eröffnet worden ist (v. 371 ff.).
— Außer den weit überwiegenden Anklängen an Virgil finden sich auch solche
1 an Horaz, Ovid und Lucan. JGbobsst, quatenus Sil. Ital. a Vergilio pen-
dere videatur, Halle 1887. Für das Geschichtliche ist Livius Hauptquelle,
aber Silius hat ihn mit dichterischer Freiheit benutzt. Vgl. im allgem.
die Nachträge zu Sulzib 7, 374. WCosack, quaestiones Silianae, Halle
1844. EWbzel, de Sil It. cum fontibus tum ezemplis, Lps. 1873 nebst
HBlabs, JJ. 109, 471. FEBbardstätbb, de Pun. Sil. argumento, stilo,
ornatu poetico, Witten 1877. MHbyhacheb, die Quellen des Sil. I, Ilfeld
1874; die Stellung des Sil. unter den Quellen des 2. pun. Kriegs, Ilfeld
1877. JSchlichtbisbv, de fide hist. Silii, Königsb. 1881. AKbbbb, d.
778 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
Abhängigkeit des Sil. v. Liv., Bozen 1881. LBaueb, Verhältnis des Sil. zu
Liv., BlfbayrGW. 17, 145. 201 ; acta sem. phil. Erlang. 3, 103. JSvakVbeh,
quaestt Sil., Leid. 1884. — Sprache: LCbolevius, epitheta ornantia Vergilii
comparata cum eis quibus Sil. Ital. carm. s. distinxit, Königsb. 1866.
JSchimkel (A. 6) aO. 85 (bes. de infinit. Sil.). WBaechfbld, de compara-
tionum usu ap. Sil., Gott. 1881. JSchuidt (§ 303, 11).
5. Außer den Zeitgenossen des Dichters erwähnt nur einmal Sidonius
Apollinaris (excus. ad Felic. 261) denselben. Über die angebliche Be-
nutzung durch Vibius Sequester (§ 446, 1) HBlass, RhM. 31, 133. Im
Mittelalter waren die Punica verschollen-: Petrarca scheint sie, als er seine
Africa verfaßte, nicht gekannt zu haben, OOccioni aO. Erst 1416 oder
1417 fand Poggius oder sein Begleiter Barthol. di Montepulciano (§ 295, 2,
vgl. § 317, 4. 321, 7) bei Konstanz, wohl in StGallen, eine Hs. welche seit-
dem ebenso wie die von LCarrion in Köln gefundene Hb. (angeblich
8. VIII/IX und bis 16, 656 reichend) verloren ist. Dieser vortreffliche
Coloniensis ist uns bekannt durch die Mitteilungen von Carrion und
FModius. LCarbio, emendationum etc. libri (Antv. 157C. Par. 1583); FModii
novantiq. lectt. (Frankf: 1684), beide iu GruterB Lampas 3, 2, 90 u. 5, 1.
Die erhaltenen Hbb., sämtlich s. XV (die besten sind Laur. 37, 16, Florent.
eccles. 196, Ozon, colleg. Regia. 314, Vatic. 1652), stammen alle von einer
von dem Entdecker genommenen und gleichfalls verlorenen Abschrift des
SGallensis. Vgl. ADbakenbokch in d. praefatio. G Thilo, quaestt. Sil., Halle
1858; i. d. symbola phil. Bonn. 399 und bes. HBlass, die Textesquellen
des Sil., JJ. Suppl. Bd. 8, 159. Über eine (wertlose) Hs. in der Propaganda
in Rom GWartenbebq, JJ. 135, 431.
6. Ausgaben zB. von DHkinsius (nebst s. crepundia Siliana), Leid.
1600. ClDausqueius (Par. 1618), ChbCellabius (Lps. 1695) und besonders
cum animadv. NHeinbu etc. ed. ADbakenbokch, Utrecht 1717. illustr.
JChThEbnksti, Lpz. 1791 IL ill. GARupebti, Gott. 1795-98 II. Text von
GHLünemann (Gott. 1823) und in WEWbbbbs corpus poett. latt. p. 799. —
Metrisch übers, v. FHBothb, Stuttg. 1856—57 und von einem Ungenannten,
Braunschw. 1866 II. — Quaestionea Sil. v. WCosack (s. A. 4), GThilo (s.
A. 6), CKocn, Münsi 1877, JSchinkbl, Halle 1883, JSvamVebn, Leid. 1884;
Mnem. 16, 289. Emendationes Sil. v. JSchbadeb, Herrn. 4, 346. 23, 211.
GThilo, symb. phil. Bonn. 397, HBlass, Berl. 1867, AChobt, Lps. 1877. —
OOccioni, Silio Italico e il suo poema, Flor.' 1871; Antologia di Scienze 4
(1877), 275; dessen ital. Übers, m. Text, Turin 1889 II. AZinokblb, Beitr.
z. Gesch. d. röm. Poesie 2 (Innsbr. 1878), 12. LBaueb, JJ. 137, 193.
7. Homerus latinus. Die besten Hss. geben die Ober- (bez. Unter-)
schrift: incipit (explicit) Homerus oder Homerus de beüo Troiano udgl.
Und so citiert auch Lactant. zu Stat. Theb. 6, 121 die Vv. 1048—50 ans
Homerus in funere Hectoris. Auch im Mittelalter wird die viel benützte
(zB. in den gesta Berengarii imp. aus s. X, EDühmleb, Forsch, z. deutsch.
GeBch. 13, 415) Schrift meist als Homerus bezeichnet. So citiert um J. 860
Ebhbnrich vom Ellwangen, epist ad Grimoldum (cd. EDühmleb, Halle 1873)
apud Homerum in Wade (V. 7), ebenso im zehnten Jahrhundert Gualthbbus
Spibensis (ed. WHabstbb, Speyer 1878 p. 22 Vs. 93). Im elften Jahrhundert
§ 320 Silius Italicus. Homerua latinus. 779
(erstmals erweislich um J. 1087 bei Benzo, Bischof von Alba, in Monum.
Germ. 18, 599) findet sich schon für den Verfasser der Name Pindarus seu
Homerus (seu = et? Dümmlkr aO. 417). Diese Bezeichnung kennt auch
Hugo von Tbimbbbg, registr. auet. 154 ed. Huemer (Wien. SBer. 116, 145):
sequüur in ordine Statium Homerus, qui nunc usitaius est, sed non üle verus
. . . hinc minori locus est kuic Homer o datus, quem Pindarus philosophus
fertur transtulisse latinisque doctoribus in metrum convertisse. Auch in
jungen Hss. der Schrift selbst findet sich der Name Pindarus, dessen Ur-
sprang bis jetzt nicht genügend erklärt ist (ein Versuch bei JLMüller,
RhM. 24, 492). Über Benützung durch Spätere 8. HDüngkr, die Sage vom
trojan. Kriege (Dresd. 1869) S. 28. 63. 78. CWaoener, N. phil. Rundsch.
13, 199. — Einen Hinweis auf den ungenannten Verfasser bieten zwei
Akrosticha in den acht je ersten und letzten Versen des Gedichts (V. 1 — 8
italtcesu. V. 1063—1070 scqtpsit), vgl. Munk-Sryffrät, Gesch. d. röm.
Lit. 2*, 242. FBüchkler, RhM. 35, 391. Das Schluß-Akrostichon läßt sich
leicht durch Umstellung innerhalb des V. 1065 Eemis quem paucis stringen-
tem littora cernis in Ordnung bringen. Dagegen widerstrebt das Akrostichon
im Anfang der Herstellung der Form Italicus (V. 7 Ex quo contulerant
discordi pectore pugnas =- Hom. Ay 6 i£ ov Sq za itoibta dutcxritriv koCcavtt).
Es liegt nahe das Ital. auf Silins Italicus (s. oben) zu deuten und den
Homer- Auszug für eine Jugendarbeit desselben zu halten. MHkrtz, ZfGW.
31, 572 dachte an eine Widmung an denselben (Italice als Vocativ; vgl-
aber jetzt ZfGW. 39, 424). Dann ließe sich aus V. 8—11 mit Umstellung
eines Wortes (in V. 9 Ira quis deus hos trisii contendere iussif) sogar noch
das Akrostichon Sili gewinnen (so jetzt auch Frikdlähdkr, SGesch. I6, xx).
Aber jenee scripsit scheint doch die Bezeichnung des Verfassers zu ver-
bürgen. Der lange Zeitraum zwischen der Abfassung der Ilias latina und
der Panica und die ganz verschiedene Aufgabe beider Gedichte verwehrt es
Übereinstimmungen oder Abweichungen beider ohne weiteres für oder
gegen die Verfasserschaft des Silius bezüglich der Ilias zu benutzen. Sicher
steht in sprachlicher und metrischer Beziehung nichts entgegen der An-
deutung des Akrostichon zu folgen. RDörimo, üb. d. Hom. lat., Straßb.
1884; de Silii Italici epitomes re metrica et genere dicendi, Straßb. 1886.
PVerres, de Sil. Pun. et Italici Iliad. lat. quaestt. gramm. et metr., Münst.
1888. IHilbbbo, Züricher Philol.-Vers. 234. ETbampe (§ 303, 5 E.) p. 79.
8. Von den 1070 Hexametern des Werkes fallen 637, also die Hälfte
des Ganzen, auf 11. Buch 1—6. Die Arbeit ist anfangs fast Übersetzung, wird
aber allmählich immer mehr ein knapper und dürrer Auszug. Besonders
sorgfältig ist der Schiffskatalog wiedergegeben, und die zahlreichen, oft
schwierigen, Namen sind fehlerlos übertragen. Am wenigsten genau sind
B. 19—22 behandelt, öfters erlaubt sich der Verfasser auch Erweiterungen,
bes. durch Einschiebung von Gleichnissen, Reden und Schilderungen. Das
Ausschreiben Virgils und Ovids geht weit, und die Versnot ist oft genug
erkennbar. Auf die römischen Dichter vor den augustischen erstreckt sich
des Verfassers Kenntnis nicht; kaum daß auf Lucretiue schwache Spuren
hindeuten. Der Versbau ist fast peinlich streng. Auf Abfassung unter der
julischen Dynastie, spätestens unter Nero, deutet 899—902 quem (Aeneas)
nisi servasset magnarum rector aquarum, ut profugus latiis Troiam r eparar et
780 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
in arvü augtutumque genus caeli submitteret astris, non clarae genUs nobis
mansisstt origo. Vgl. 286. 488. CLachmajto, kl. Sehr. 2, 161 (vor dem Tode
des Tiberius); vgL zum Iwein S. 527 und zu Lucr. 8, 11. LMüller aO.
(A. 9) 15, und Phil. 15, 479. 502. — Von ähnlicher Art scheint das Unter-
nehmen des Polybius (Sen. consol. ad Polyb. 8, 2. 11, 5; Tgl. § 231, 6.
289, 4) gewesen zu sein.
9. Von den zahlreichen Handschriften zB. Laur. 68, 24 s. XI (Ver-
gleichimg bei ESchbkkl, ZföG. 26, 248), Monac. 19462 s. XI, Erfurt. Amplon.
20 8. XII (Ritschl, op. 3, 842, Vergleichuug bei ThKbafpt, Studie z. lat.
Hom., Nürnb. 1874), Leid. Voss. Q. 89 s. XII (Vergleichuug bei LMüllbb,
JJ. 86, 729) u. a. (s. Bähbens aO.). Vom elften Jahrhundert an, als der
Auszug in Schulen gelesen wurde, erfolgten auch zahlreiche Verfälschungen
und Änderungen. Hayet aO. Über eine Brüsseler Hs. 2718 8. XV s.
Reiffbnbebq im Annuaire 8, 189; über eine Prager JKelle, <L class. Hss.
in Prag (1872). — Ausgaben: zB. bes. von Wekhsdobf, PLM. 4, 551 Tgl.
ebd. 5, 621. Incerti auctoris, vulgo Pindari Theb. epitome Iliadis home-
ricae e rec. et cum notis ThvanKooten; edidit . . HWeytinoh, Leid. 1809.
LMülleb, üb. d. Auszug aus der Ilias des sog. Pindarus Theb. (BerL 1867)
S. 16—46 und dazu seine Nachtrage, Phil. 15, 488. In Bähhens1 PLM. 3 , 7.
Italici llias latina, ed., praef. est, app. crii et nom. indic. locupl. instr.
FPlessis, Par. 1885. — Kritisches: KScbrnkl, ZföG. 26, 247. ORossbach,
Herrn. 17, 515. LHatet, rev. de phil. 10, 46 und bei Plessis aO.
321. Unter Domitianus schrieb ferner P. Papinius Statius
aus Neapel (etwa von J. 40 — 96?), ein Mann von ungewöhn-
licher poetischer Begabung, fähig warmer Empfindung, überaus
geschliffen in der Form und gewandt als Stegreifdichter. Trotz-
dem stoßt Statius oft mehr ab als daß er fesselte, wegen der
Unwahrheit die in seinen Gedichten herrscht, weil er nicht
bloß wirkliche Gedanken und Gefühle ausspricht sondern auch
erheuchelte, gemachte und bestellte, und den Ausdruck der-
selben so häufig durch die rhetorische oder mythologische Phrase
erdrückt oder ersetzt So in den fünf Büchern silvae, Ge-
legenheitsgedichten (meist im epischen Maße, zum kleineren
Teil in melischen), welche, auch als Zeitbilder wertvoll, immer-
hin das anziehendste Werk des Statius sind. Wenig genießbar^
ist sein frühestes und größtes Werk, die Thebais in zwölf
Büchern, stofflich wohl nach Antimachos, in der epischen Technik
nach Virgil gearbeitet; unvollendet blieb seine Achilleis, deren
zweites Bach bereits unfertig ist.
1. Über das Leben des P. Papinius Statius (der Beiname Ursulas,
Sursulus oder Surcnlus beruht auf Vermischung mit dem § 297, 10 E. Ge-
nannten) geben fast allein seine Gedichte Auskunft. Für seine Geburtszeit
liegen nur ungefähr Anhaltspunkte vor in dem Alter seines Vaters (§ 818, 3;
CFWbbbb, panegyr. in Pia. p. 12) und in den Leistungen des Sohnes bei
§ 321 Statins. 781
des Vaters Lebzeiten. Als der Vater 65 J. alt ums Jahr 80 starb, hatte
Statins schon in seiner Heimat Neapel (silv. 8, 6, 81) in dichterischen
Wettk&mpfen Siege davongetragen (silv. 5, 8, 226), schon zu Rom Teile seiner
Thebais vorgelesen (ebd. 216 ; vgl. 283 und luv. 7, 82). Anderseits sagt er
silv. 4, 4, 69 (v. J. 95): nos . . vergimur in Senium (vgl. 8. 6, 2t 168 vom
J. 96 oder 96 nos fortior aetas iam fugit). Im J. 94 will er nach Neapel
heimkehren et patria Senium componere terra (s. 3, 5, 13), und J. 95 schreibt
bereits St. die praef. zu silv. B. 4 zu NeapeL Nichts weist darauf hin
daß Statins den Domitian überlebt habe (s. A. 6). Später als J. 45 wird
daher seine Geburt kaum angesetzt werden dürfen. Über des Statins Siege
im albanischen und Mißerfolg im capitolinischen Wettkampf s. § 819, 3. Daß
durch den letzteren seine Übersiedlung nach Neapel (s. 3, praef. u. 3, 6)
veranlaßt war ist möglich, aber nicht bezeugt. — Statius' Ehe mit einer
Bömerin und Witwe Claudia (an sie s. 3, 5) war kinderlos (s. 6, 5, 79). Er
lebte in leidlichen Verhältnissen (ein Gut bei Alba war ihm [von Domitian?]
geschenkt, s. 8, 1, 61. 4, 6, 2. 6, 8, 87) ; daher zeigt St. seinen vornehmen
Freunden gegenüber niemals (denn silv. 4, 9 ist ein Scherz) eine so bettel-
hafte Haltung wie Martial. luv. 7, 86 (Statius) cum fregit subsellia versu
esurü, intactam Paridi nisi vendit Agauen besagt wohl nur daß St. von
seiner Vorlesung der Thebais keinen äußeren Vorteil habe. Diese Agaue
war ein Mimus (vgl. § 8, 13) und in den ersten Jahren Domitians ver-
faßt (Paris f J. 84). Die Feilheit von Statius* Muse gegenüber Bestellern
wie dem Eunuchen und kaiserlichen Lustknaben Earinns (silv. 3, 4) wird
mehr aus politischer Angst als aus Geldbedürmis zu erklären sein.
Über sein Verhältnis zu Martial s. § 822, 2. A1b Gönner erscheinen G. Ru-
tilius Galliens (s. 1, 4; FbibdlXndeb, SGesch. 8A, 451. OHibschfeld, Wien.
Studd. 8, 268), Metius Celer (rex mens, silv. 8, 2, 92) und Plotius Grypus
(4, 9, 48); mit anderen aber verkehrt der Dichter auf dem Fuße der Gleich-
heit, wie mit Claudius Etruscus (dileetus sodalis, silv. 1, 6, 9 ; mens, ebd. 3,
praef.), Pollius Felix (mens, ebd. 4, praef.) und dessen Schwiegersohn Julius
Menecrates (ebd. 4, 8). Dem 16jährigen Vettius Crispinus, dessen Vater
tot ist, erteilt der Dichter (ebd. 5, 2) halb väterliche Ermahnungen. Vgl.
LFrtedlander , SGesch. 8A, 396. 899. Dagegen gegenüber Domitian und
allem was mit dessen Person zusammenhängt (silv. 4, praef. latus omne
divinae domus semper demereri pro mea medioeritate conitor; nam qui bona
fide deos colit amat et sacerdoUs) geht das Schweifwedeln ins Widerliche
und Abgeschmackte. So zB. silv. 1, 1. 8, 4. 4, 1. 2. 8. 5, 1, 165 u. sonst.
Indessen über den toten Galigula (8, 3, 70) und den ferus Nero (5, 2, 38)
wagt er sich freimütig auszusprechen. HDodwell, annales Statiani in den
ann. Velleiani, Oxf. 1698 (ganz willkürlich, s. AGrosse [A. 9] p. 4).
JDanglabd (A. 6). LLehjlnnedr de Statu vita et operibus, La Rochelle
1878. PKkbckhoff, duae qnaestt. Papinianae: I de vitae operumque Stat.
tempp., II de Stat. facultate extemporali, Berl. 1884. LFribdländeb, de
personis non nullis a Statio commemoratis, Künigsb. 1870; SGesch. 80, 445.
WRüdigxb, quibus cum viris fuerit Statio usus consuetndo familiaritas,
Marb. 1888.
2. ThebSis (vgl Theb. 12, 812. silv. 3, 6, 86 und luv. 7, 88), dem
Domitian gewidmet (1, 17—33), in langer, zwölf Jahre hindurch (Theb*
782 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
12, 811) fortgesetzter Arbeit vollendet (silv. 3, 6, 86. 4, 7, 26. Vibius
Maximus § 329, 1 munterte den Dichter auf). Silv. 3, 2, 142 ist sie noch
nicht fertig, wohl aber ebd. 4, 4, 88 (tarn sidonios emensa labores Thebais
optato coUegit carbasa portu etc.), vgL ebd. 4, 7, 7. 25. Da schon des
Statiua Vater das Werk entstehen sah (sily. 5, 3, 233), so scheint die Ab-
fassung J. 80—92 zu fallen. Sie wurde kurz yor B. 1 der Silven veröffent-
licht (s. silv. 1, praef.). Vgl. Kkbckhopf aO. 25. Gegenstand die Kämpfe
zwischen Polyneikes und Eteokles. Nachdem in B. 1—10 die Handlung wegen
der langatmigen Beden, Zurüstungen, Beschreibungen und Einlagen (so füllt
die Geschichte von Hypsipyle und Archemoros B. 6 u. 6) überaus langsam
Ton der Stelle gerückt ist, wird sie in den beiden letzten Büchern vollends
hastig zu Ende geführt; in diese fallt nicht nur der Zweikampf der Brüder,
Kreons Begierungsantritt und Verbot der Bestattung des Polyneikes son-
dern auch Antigones Hilfegesuch bei Theseus, dessen Einschreiten und
Erlegung des Kreon. Die Sage ist im einzelnen mit Freiheit behandelt,
Griechisches und Römisches (wie die abstrakten Figuren der Virtus, Fu-
rores usw.) durcheinandergemischt. Die Charaktere sind willkürlich und
oft kraß ausgemalt. Anordnung und Begründung halt sich äußerlich.
Epische Gleichnisse finden sich im Übermaß eingestreut. Mit Schlacht-
beschreibungen wechseln rührende Episoden. Die mythologische Gelehr-
samkeit äußert sich auch im Umschreiben mythischer Namen in der Weise
des Lykophron. Die Sprache artet oft in Schwnlst aus und ist durch
künstliche Kürze nicht selten dunkel. Welcher, kl. Sehr. 1, 396. Überall
blicken die augustischen Vorbilder hindurch, zugleich aber das Bestreben
sie durch Künstlichkeit und Pathos zu überbieten. Zuletzt jedoch (12, 816)
ruft Stat. seinem Werke zu: vive, precor, nee tu divinam Aeneida tempta,
sed longe sequere et vestigia semper adora. Zuversichtlicher Achill. 1, 10
und silv. 2, 3, 63. 5, 3, 213. — Über die metrischen Inhaltsangaben 8.
BOpitz, Lpz. Studd. 6, 306. — USailbb, Stazio e la sua Theb., Venez. 1886.
3. Der Plan zur Achill eis (erwähnt in den Jahren 95—96 silv. 4, 4,
94. 4, 7, 23. 5, 2, 163) war weit angelegt und sollte auch die der Ilias
vorauBliegenden und nachfolgenden Teile der Sage mitbefassen. Ach. 1, 1
Magnanimwn Aeaeiden, . . dioa, refer, quamquam acta viri multum inclita
cantu maeonio, sed plura vacant. nos ire per omnem (sie amor est) heroq
velis Scyroque latentem dulichia proferre tüba nee in Hectore tracto sistere,
sed tota iuvenem deducere Troia. Das erste Buch erzählt in 960 Versen
wie Thetis ihren Sohn bei Lykomedes in Weiberkleidern verbirgt, aber
Kalchas seinen Aufenthalt prophetisch entdeckt, nachdem das vermeintliche
Madchen bereits eine der Töchter seines arglosen Beherbergers, die Deida-
mia, verführt hat, wie Odysseus den Achilles herausfindet und zur Teil-
nahme am Krieg gewinnt Die 167 Verse die vom zweiten Buche fertig
sind schildern die Abfahrt von Skyros und Gespräche (UrBache des Krieges,
Jugendzeit des Achilles) während der Meerfahrt. Der Ton ist viel weniger
schwülstig und geschraubt, aber ebenso redselig wie in der Thebais. Über
die Bucheinteilung s. OMüllers Ausg. d. Theb. p. xm, Kohlmann, Phil.
34, 475 und vor s. Ausg. p. xi.
4. Wie schon Theb. 1, 17 verspricht Statics auch Ach. 1, 19 (te longo
needum fidente paratu tnölimur, magnusque tibi praeludit Achilles) dem
§ 321 Staiiua. 783
Domitian ein eigenes Epos auf seinen germanischen Krieg; vgl. silv. 4, 4, 93
nunc . . Troia quidem magnusque mihi temptatur Achilles, sed vocat
arcitenens alio patcr armaque monstrat ausonii maiora ducis. trahit impetus
Mo tarn pridem retrahitque timor. Daß etwas davon fertig und veröffent-
licht worden ist zeigen vier Hexameter in den Scholien des GValla zu
luv. 4, 94 mit der Vorbemerkung: Acilius Glabrionis filius consul sub Do-
mitiano fuit, Papinii Statu carmine de hello Germanico quod Domitianus
egitprobatus r lumin a Nestorei uaw.' OJahn, RhM. 9, 627. Nohl, qa. Stat. 42.
Bcchbleb, RhM. 39, 283.
5. Als Buchtitel (Gell, praef. 6) bedeutet silvae nach Quikt. 10, 3, 17
rasch hingeworfene Arbeiten, Gelegenheitsgedichte, Improvisationen; vgl.
silv. 1, praef. hos libeüos, qui mihi subito calore et quadcm festinandi
voluptote fiuxerunt. . . nullum ex Ulis biduo longius tr actum, quaedam et
singulis diebus effasa. 2, praef. epieedio prosecutus sum adeo festinanter
ut etc. 3, praef. (libeüos) subito natos. Nach 4, praef. fand Statius Tadler
quod hoc stili genus (opuscula, leves Ubelli, 2, praef.; ioci, 4, praef.) edidissct.
Die Stücke (im ganzen 32) sind zuerst einzeln verfaßt und, wenn eine
Anzahl beisammen war, zu einem Buche (wenn auch nicht in streng
zeitlicher Folge) vereinigt und mit einem Begleitschreiben in Prosa einem
Einzelnen gewidmet und herausgegeben worden ; Buch 1 dem Stella
(§ 323, 1), 2 dem Atedius Melior, 3 dem Pollius Felix, 4 dem Vitorius
Marcellas (§ 326, 8); B. 6 liegt unvollendet vor (auch das Vorwort an
Abascantus bezieht sich nur auf 5, 1) und scheint erst nach des Verfassers
Tod herausgegeben zu sein. Darin zB. 4 die ergreifende Bitte des kranken
Dichters um Schlaf. — Außer 6, 3 (epicedion in patrem suum, etwa um
J. 80, doch mit späteren Zusätzen, Nobl aü. 21) stammen alle Stücke aus
den letzten Lebensjahren des Statius (J. 90—96), da schon B. 1 erst um
J. 90 verfaßt und nicht vor J. 92 herausgegeben ist, denn Rutilius Gallicus
(t Anf. J. 92, CIL.' 6, 1984, 8. 5, 6988) wird von Statius silv. 1, praef.( vgl.
ebd. 1, 4) bereits als verstorben erwähnt. LFbiedlähder, de tempp. Mart.
libr. et silv. Stat. (Königsb. 1862) p. 14; SGesch. 3ö, 440. HNohl, quaesr.
Stat. 5. Kekckhofp (A. 1 g£.) 6. Vgl. silv. 3, praef, sccurus itaque tertius hie
silvarum nostrarum Über ad te mittitur. habuerat quidem et seeundus testem,
sed hie habet auetorem. 4, praef. plura in quarto silvarum quam in prioribus.
Silv. 4, 1 verherrlicht Domitians XVIltea Consulat (J. 95). Andere Gegen-
stände sind der Tod Nahestehender (auch von pueri delicati), in welchen
epicedia häufig ein weinerlicher Ton angestimmt wird, Abreise von Freunden
(propemptica), Besitztümer von solchen (villae, balnea, Kunstwerke, auch
ein psittacus), Vermählungen, Geburten und Geburtstage (Lucani 2, 7;
vgl. § 303 , 1) , Saturnalienfeier usw. Als bestellt sind ausdrücklich be-
zeichnet 1, 1 u. 2. 2, 7. 3, 4. Phalaekisches Maß haben 1, 6. 2, 7. 4, 3. 9,
alkaeisches 4, 6 und sapphisches 4, 7.
6. Den Wortreichtum, die gesuchte Eleganz, die Kühnheit in der
Bildung und dem Gebrauche der Wörter hat Statius mit seiner ganzen
Zeit gemein; eigen ist ihm (wenigstens in den silvae) die Raschheit des
Arbeitens, woraus manche Flüchtigkeiten (wie Wiederholungen, Kbbckhoff
aO. 31) sich erklären. Vgl. Apoll. Sid. carm. 9, 223. Nachahmung des
Virgil, Horaz, Ovid u. a.; anfänglich sich an .diese Vorbilder enger
784 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
anschließend, wird er in den späteren Werken selbständiger. GLühb, de
Statio in silvis priorum poetarum Roman, imitatore, Eönigsb. 1880.
AZingerlb, zu spät. lat. Dicht. 1873, 2. 23. 26. BDbxpsbb, de Statio Vergilii
et Ovidii imitatore, dissertt. Argentor. 6, 91. MEolla (A. 9) 43. Im allg.
vgl. die Nachträge zn Sülzkr 8, 344 und Hand zu Silv. p. x. JDakolabd,
Stace et ses Silv es, Clermont-Ferrand 1864. — Über seine Sprache Surinqar,
obss. in Stat. silv., Ling. 1810. EGrossb, obss. p. 11. 45. ENaukb, obss.
crit. et gr. in Stat. p. 16. CEbausb, de Statu comparationibus, Halle 1871.
FLohr, de infinitivi ap. Stat. et luv. usu, Marb. 1876. PJOestehbbhg
(§ 817, 2 E.). Ebbokhofp aO 49. — Metrik des Statius: Gbosse, obss. p. 37.
OMüllbb, quaestt. Stat., Berl. 1861. Vorliebe für Assonanz und Alliteration,
HEöstlik, Phil. 36, 494. 89, 67. EKbanich, d. Alliteration bei Stat., Mähr.
Neustadt 1886. — Statius* Thebais und Achilleis fanden viele Benutzer,
zB. an Ausonius, Claudianus, ganz besonders aber an Sidonius Apollinaris,
welcher aber auch die Silven stark ausbeutet (RBitschopsky, de Sid. Apoll,
studiis Statianis, Wien 1881); vgl. auch Iul. Capitol. Gordiani tres 8, 3.
Vgl. überhaupt Eulla aO. Auch später im Mittelalter wurden sie bewun-
dert (Dantb Purgat. xxi) und fleißig gelesen. Benutzung der Achilleis
durch los. Iscanus (um J. 1200) und besonders durch Eonrad von Würz-
burg (um J. 1280), HDunobr, Sage vom trojan. Erieg. 25. 46. 62. Dagegen
die Silvae werden sehr selten angeführt (Paiso. GL. 3, 10, 21. Sbrv.
georg. 4, 125. [Sbbo.] GL. 4, 499, 16?) und waren im Mittelalter fast un-
bekannt (OMüllbr, RhM. 18, 189).
7. Die zahlreichen Handschriften der Thebais und Achilleis
zerfallen in zwei Klassen, deren bessere vertreten ist hauptsächlich durch
Paris. 8051 (Puteaneus) s. X (darin unter B. 4 der Theb. die subscriptio
'Codex Iüliani v. c.'). Die geringere, welche allein der Scholiast (A. 10)
kennt und welcher bei weitem die Mehrzahl der Hss. angehört, ist ver-
treten für die Thebais besonders durch Bamberg. N. 4, 11 s. X, für die
Achilleis durch Par. 8062 s. XII, Guelferb. Gud. 52 s. XIV, Etonens. s. XI
(KSchenkl, Wien. Stndd. 4, 96) u. a. Vgl. OMüllbr und PhEohlmann vor
ihren Ausgg., letzteren auch Phil. 84, 474. Über Bruchstücke einer (Wer-
dener) Hb. der Theb. s. X s. WSchmitz, RhM. 21, 438 und WCrbcbuus,
ebd. 82, 632; zu derselben Hb. gehörten wahrscheinlich auch die von
PDetcks, Münster 1866 veröffentlichten Fragmente. EGrossb, über eine
Trierer He. des St., Eönigsb. 1866. CFWbbrr, de cod. Cassellano (s. XI),
Marb. 1853. HSchbnkl, ein Fragm. d. Theb. s. IX zu Worcester, Wien. Studd.
8, 166. — Die vorhandenen Hss. der Silvae sind alle s. XV (bes. Reh-
digeran. S. 1, 6, 17, Vindobon. 140 [Budensis], Matrit. M 31, s. GGötz aO.
p. vii ; für 1, 2 benutzt bei Herzog, A. 9) und stammen durch ein gleich-
falls nicht mehr erhaltenes Mittelglied aus einer längst verlorenen Hs.,
welche Poggio J. 1417 in StG allen entdeckte (GWachsmuth, RhM. 29, 855.
H Blas s, ebd. 30, 461) und nach Italien brachte. APoliziano schrieb die
Lesarten dieses Sangallensis in ein Exemplar der ed. princ, jetzt in der
Corsinischen Bibliothek zu Rom (vgl. Nohl, qu. Stat. 29; ferner Herrn.
12, 255). Nur silv. 2, 7 (Genethliacon Lucani ad Pollam) ist auch in einem
Tom SGall. unabhängigen Laur. 29, 32 s. X überliefert. FJLlkd, ed. Silv.
p. xx. AImhop, de Silv. St. condicione critica, Halle 1869. HNohl, quaestt.
§ 321 Statius. 785
Stat. p. 27. Bährens vor s. Ausg. GGötz, de Statu silvis emendandis,
Jena 1884 (und dazu HNohl, WschrfklPh. 1886, 48).
8. Ausgaben zB. von FTiliobroga (Lindenbrog), Par. 1600. JFGronov,
Amsterd. 1653. Ex rec. et cum animadv. CBarthii, Cygn. 1664 f. IV (mit
Ind.). Cum nott. varr. et ind. locupl., Lond. 1824 IV. Cum notis ed.
FDübneb, Par. 1835 f. II. Rec. GQüeck, Lps. 1864 II (vgl. Imiiof, de
condic. p. 43). Rec. EBähbens et PhKohlmann: I silv. ed. Bahr., Lps. 1876;
II Achill, et Theb. ed. Kohlm., Lps. 1879—84 (vgl. dazu HNohl, WschrfklPh.
1884, 1823). — Thebais et Achilleis cum scholiis rec. OMüller (I: The-
bais i — vi, Lps. 1870; vgl. auch PhKohlmann, St. Achill. 1, 1 — 396
cum scholiis ed., Emden 1877). — Silvae rec. et emend. IMarkland,
Lond. 1728 (wiederabgedr. durch JSillio, Dresd. 1827). Silv. rec. et cum
nott. varr. ed. FHand, Lps. 1817 (nur 1, 1—3). — Ober Setzungen: St.'s
Werke von KWBindewald , Stuttg. 1868 fll. Silven von JGDölling, Plauen
1837—47. Thebais deutsch v. AImhof I (B. 1—6), Ilmenau 1885.
9. Zur Kritik u. Erklärung: FGuyet z. Theb. in JUbi, un cercle sa-
vant an XVII siecle: FGGuyet, Par. 1886. IGruteri suspiciones in St. Theb.
I cum animadv. FHandii, Jena 1851. RBentlet und JSchradkr zu Stat.
bei MHaupt, op. 3, 130. CLachmann, kl. Sehr. 2, 47. MHaupt, op. 3, 126.
OMullsb, quaestt. Stat., Berl. 1861; RhM. 18, 189; electa Stat., Berl. 1882.
ENaukb, obss. criticae et grammaticae in Stat., Bresl. 1863. AImhof,
emend att. Stat., Halle 1867. HNohl, quaestt. Stat., Berl. 1871. CAppel-
mann, studia Papiniana, Demmin 1872. HHahn, quaeat Stat. I, Bresl.
1873. PhKohlmann, Phil. 34, 569. HKöstlin, Phil. 36, 493. 713. 36, 176.
37, 276. LGbasbeboer, JJ. 116, 419. 769. CE Sand ström, stud. crit. in
Stat., Upsala 1878. LPolstbb, quaestt. Stat. (silv.), Wongrowitz 1878;
Ostrowo 1879. 1884 IIL JJCobnelissen, Mnemos. NS. 6, 277. 7, 308. AOtto,
RhM. 41, 362. 42, 631. Mokmsen (silv. 6, 1, 94), Korr.-Bl. d. Westdeutsch.
Zeitschr. 5, 216. ESchäfer, § 303, 11. — IFGbonovii in St. Silvas diatribe,
Hag. Com. 1637 (cum annotatt. ed. FHand, Lps. 1811 II). Stat. epithala-
mium (silv. 1, 2) denuo editum adnotavit quaesttque adi. archaeologicas
AHbbzoq, Lps. 1882. Silv. 1, 4 e codd. et schedis Handii, in Jahns Archiv
18, 121. Über Silv. 1, 4 EDesjabdins, rev. d. phil. 1 (1877), 1. 189. CWachs-
muth, zu Stat. silv. 1, 6, RhM. 43, 21. Silv. 3, 5 emend. et adn. AImhof,
Halle 1863. Silv. 4, 6 cum commentar. FHandii, Jena 1849. Ecloga
ultima (silv. 6, 5) emendatiorem ed. RUnoeb; acc. de Statu locis conieett.,
Neustrelitz 1868. EGbosbe, obss. in St. silvis, Berl. 1861. EBähbens, RhM.
28, 260. MKulla, quaestt. Stat., Bresl. 1881. OHibschfeld, Wien. Studd.
3, 268. REllis, journ. of phil. 13, 88. WBbandes, ZföG. 36, 573. WWallrb,
excursus crit. in Stat. silv., Bresl. 1885. OStange, Statu carmm. quae ad
Domitianum speetant interpretatio, Dresd. 1887.
10. Zur Thebais sind Scholien eines Lactantius Placidus erhalten.
Der Name ist auch genannt zu Theb. 6, 264 sed de his rebus (über die
Antipoden), prout ingenio meo eonectere potui, ex libris ineffabilis doctrinae
Persei praeeeptoris seorsum libellum composui Lactantius Placidus: aber
offenbar ist hier der Name erst nachträglich eingeschoben; übrigens steht
hier in vielen Hss. (Kohlmann, Phil. 33, 130) Caelius Firmianus Xactantius
Placidus, infolge Vermischung des Scholiasten mit dem Kirchenvater
Tsttvfsl-Schwabk, Köm. LH.-Gesch. 5. Aufl. 50
786 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianns).
(§ 397, 1). Der Scholiast ist wohl zu vereinigen mit dem Verfasser eines
Glossars Luctatius (Lactantius?) Placidus, s. § 42, 6. 472, 7; vgl. auch
§ 249, 2. Die Scholien in den ersten Büchern reichlich, werden allmählich
spärlicher und hören in den letzten BB. fast auf; schon dies deutet auf
unvollständige Erhaltung des Commentars. Ferner die Bemerkuog zu
Theb. 1, 56 (Thebanarum) otnnium seriem fabularum in argumento digessimus.
Dieses argumentum fehlt in den meisten Hss., ist aber, wie es Bcheint, wenn
auch mit falschen Zutaten, im Bhedigeran. 155 s. XIV erhalten (MSchkidt,
Phil. 23, 540). Auch sonst schwankt im einzelnen der Bestand der Scholien
in den Hss. und sicher enthält der vorliegende Commentar viel Fremdes.
Ehe eine neue Ausgabe vorhanden, ist es unmöglich über Charakter und Ab-
fassungszeit, ursprüngliche Form und spätere Zusätze ins Beine zu kommen.
Die Scholien bieten in Menge Auszüge aus Hygin, Servius u. a., weniger
Grammatisches. Zu Theb. 8, 287 wird Sedulius carm. pasch. 1, 200 angeführt
(so zB. im cod. Valentinian. 514 s. IX/X, aber im Monac. 6396 s. XI, 19482
s. XI/XII, Bamb. N. IV. 11 s. XI fehlt dieses Citat, Phil. 24, 166), ferner
Boethius zu 4, 106 (dazu GThilo vor s. Serv. 1, p. xxrvi) und in dem Argu-
mentum Phil. 23, 544 Z. 11; endlich scheint das Scholion zu Theb. 12, 62
Benutzung von Iordan. Get. 257 zu verraten (Mommsen zu Iord. p. xlv. 198).
Abgedruckt sind diese Scholien zB. in den Statiusausgaben von Lindenbroq
und Barth (s. A. 8). Vgl. FDübneb vor s. AuBg. p. vin. HSchottkt, de
pretio Lactantiani comm. in St Theb. usw., Bresl. 1846. RUnqer, electa e
Lact, in St. Th. comm. (B. 1), Friedl. 1863. EWölfflin, Phil. 24, 156. PhEohl-
mann, z. Erit. d. Statiusscholiasten, Phil. 33, 128; neue Scholien zur Theb.
des Stat. (aus Paris. 10317 s. X), Posen 1873; Lactantii Placidi in Stat.
Theb. 3, 1—323 commentarii ad fid. codd. rec. PhEohlmann, Emden 1887.
S. auch ThBibt, BhM. 34, 557. — Zur Achilleis unbedeutende Scholien bei
Linden bhoo (GThilo vor s. Serv. 1, p. xxxvi) und bei Mai, spicileg. rom. IX,
appendiz. Dommerich, ad Stat. Ach. ex membranis (jetzt Guelferb. Gud. 292)
anecdota, Wolfenbüttel 1758. S. auch PhEohlmann, Emdener Progr. v.
1877 (oben A. 8).
322. In Domitians Regierung fallt auch der größte Teil
der literarischen Tätigkeit des M. Valerius Martialis (geb. um
J. 40, f um J- 102—104) aus Bilbilis in Spanien, von welchem
wir 15 Bücher Epigramme besitzen. Gegenstand derselben ist
das soziale Leben des damaligen Rom mit all seinem Schmutze
und seiner Unterwürfigkeit Martial ist schwach von Charakter;
in bedrängten Verhältnissen lebend schwimmt er mit dem
Strome, schmiegsam und gefügig gegenüber den Anschauungen
und Gelüsten seiner Zeit, und schreckt auch vor sittlich oder
ästhetisch Unzulässigem und vor Selbsterniedrigung nicht zurück.
Aber Martial ist ein großes Talent Allerdings fühlt er nicht den
Beruf des Sittenpredigers in sich, doch für die Schwächen seiner
Mitmenschen hält er sein scharfes Auge offen und besitzt eine
§ 321 Statins. § 322 Martialis. 787
ganz hervorragende Begabung mit wenig Worten in fein
geschliffenen Versen den Leser zu überraschen und den Nagel
auf den Kopf zu treffen. So ist er; freilich in kleinem Gebiete,
ein wirklich schöpferischer Dichter, welcher beim Vergleich mit
den Griechen nicht verliert, und der einzige Klassiker des Epi-
gramms nicht nur in der römischen, sondern in der Weltliteratur
geworden.
1. M. Valerius Martialis (über das vermeintliche Cognomen Coquus
s. Schneide win, Ausg. von 1841, p. 21. 683) starb spätestens J. 104, da
spätestens in dieses Jahr der Brief (A. 7) des Plinius über dessen Tod
fallt (JAsbacr, RhM. 36, 38). In Martials Gedichten weist nichts mit Sicher-
heit über J. 101 hinaus; Mommsen, Herrn. 3, 120. Geburtstag: 1. März (9, 52.
10, 24. 12, 60). Seinen 57. Geburtstag nennt Maut. 10, 24 (natdles mihi Martiac
kalendae . . . quinquagesima liba septimamque vestris addimus hanc focis acer-
ram). Die Gedichte von B. 10 fallen etwa in die Jahre 95—98 (A. 4). Nach
34jährigem Aufenthalt in Rom (10, 103, 7; vgl. 12, 31, 7. 12, 34, 1), also etwa
von J. 64—98 n. Chr., Rückkehr in die Heimat, vielleicht auch darum weil
mit Nerva und dann Trajan in Rom ein neuer Geist eingezogen war, in
welchem Martial sich nicht zurechtfand und von dem er für sich nichts
hoffen durfte. Auch vorher schon war in Rom seine Lebensweise kümmer-
lich genug, da er einen eigentlichen Beruf, wie zB. den eines Sachwalters,
verschmähte und das Anbetteln Reicher und Mächtiger keine zureichende
Ausbeute gewährte; vgl. 3, 38 und oft. Neben einem kleinen Hause in
der Hauptstadt besaß er (und zwar schon im J. 84?) ein kleines mageres
Landgut bei Nomentum im Sabinischen: letzteres vielleicht ein Geschenk
aus der Hinterlassenschaft Senecas. Friedländer, SGesch. 35, 397; zu
Mart. 1, 6. 1, 106. Wie schon von Titus (3, 95, 6. 9, 97, 6) erhielt er
auch von Domitian für seine Gedichte auf seine Bitte das ius trium libe-
rorum (2, 91. 92; vgl. 4, 27, 3), sowie den Titel eines tribunus (3, 95, 9),
wodurch er in den Ritterstand (3, 95, 10. 5, 13, 2. 5, 17, 2. 9, 49, 4. 12,
26, 2) erhoben wurde (Priedländbb, SG. I6, 292). Eitern (Valerius) Fronto
und Flaccilla (5, 34, 1). Auch in der Heimat erhielt er, von der domina
Marcella (12, 31), wohl aus Bewunderung seiner literarischen Leistungen
(vgl. 12, 21), ein Landgut zum Geschenke. Bildnis des Dichters: Mart. 9,
praef. (ßteriinium qui imaginem meam ponere in bibliotheca sua voluit).
Brbnoulli, röm. lkonogr. 1, 288. — Über das Leben des M. : Fiujsd-
länder vor s. Ausg. 1, 3. ABrandt, de Martialis poetae vita, Berl. 1853.
WvamStockux, de Mart. vita et scriptis, Haag 1884. Vgl. A. 10 E.
2. Zahlreich sind die Gönner welche Martialis ansingt; unter ihnen
besonders die nächste Umgebung des Kaisers, wie Parthenius (§ 324, 2),
Crispinus (zB. 7, 99), Earinus (§ 321, 1) u. a. Auch die literarischen Be-
rühmtheiten der Zeit sind ziemlich vollständig in seinen Gedichten ver-
treten; doch kommt Tacitus nie bei ihm vor, und auch niemals Statius,
sowenig als Martial bei Statius. Letzteres ist um so auffallender da beide
Dichter ungefähr gleichalt waren und zu derselben . Zeit in denselben
Kreisen verkehrten und dieselben Gegenstände behandelten. So ist Stat
50*
788 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
PÜv. 1, 2. 5 — Makt. 6, 21. 42; silv. 2, 1. 7 = Ma«t. 6, 28 f. 7, 21— 23 ;
silv. 3, 3 f. = Mart. 7, 40. 9, 11—13. 16. 36; silv. 4, 6 — Mabt. 9, 43 f.
Dieses Schweigen erklärt sich ans dem starken Gegensatz ihrer Naturen
und ihrer gegenseitigen Eifersucht. Daher denkt Martial bei seinen häufigen
Sticheleien auf Dichter langatmiger Epen (zB. von 12 Büchern, wie die The-
bais, Mart. 9, 60, 3 Tgl. § 324, 3 und Mabt. 9, 19. 10, 21. 14, 1, 11)
wohl besonders an Statins. LFriedlandeb, SG. 3*, 402 ; zu Mabt. 4, 49.
3. Nicht Martials Schuld ist es daß die Geschichte nicht in Domitian
den Ausbund aller Tugenden eines Menschen und Herrschers bewundert.
Denn alle seine Handlungen in Krieg und Frieden preist Martial als
Betätigungen der größten Weisheit und Tapferkeit und kann, wenn der
Kaiser im Felde ist, nicht Worte genug finden um Borns Sehnsucht nach
der Rückkehr dieses milden Fürsten und Vaters des Vaterlandes auszu-
drücken, unter welchem Rom freier sei als je (5, 19, 6). Namentlich B. 8
wimmelt von solchen Speichelleckereien. Domitian aber gewinnt in unseren
Augen, weil er dieser beständigen Schmeichelei und verblümten Anbettelei
gegenüber sehr spröde war; denn er gab kaum (vgl. A. 1 Z. 22) dem Martial
Anlaß sich zu bedanken. Vgl. auch bes. 9, 3. Um so größer ist dann
seine Verlegenheit unter Nerva, als mit den blandüiae nicht mehr aus-
zukommen war und rustica veritas herrschte (10, 72). Die Wahrheit über
Domitian 12, 6, 11; vgl. 12, 16, 9 f. und namentlich die durch schol. Imr.
4, 38 erhaltenen Verse (Valerius Martialis in epigrammate; gewöhnlich als
spect. 33 gezählt): Flavia gern, quantum tibi tertius abstulit liere*! paene
fuit tanti non habuisse duos. Die gegenteiligen früheren Äußerungen be-
ruhten also nicht auf Selbsttäuschung.
4. Den Büchern 1—12 voraus geht ein nichtnumeriertes Buch mit
32 (33) Epigrammen welches seinem Inhalte nach Über spect aculorum
heißt, in den Hss. aber nur epigrammaton Über betitelt ist. Es ist verfaßt
J. 80 (und später) und bezieht sich auf von Titas (und Domitian) gegebene
Schauspiele. JKbhrein in Jahns Archiv 4, 541. FSchmibder, Martial. de
spect. liber, Brieg 1837. Mart.s Buch der Schauspiele m. Anmm. von
LFriedlämdbr, Eönigsb. 1884. AD au aO. 8. Auch die beiden letzten Bücher
sind in den Hss. nicht als B. 13 u. 14 gezählt (vgl. am Schluß von
B. 12 die Subacriptio: Mart. epigrammaton liber XII et ultimus explicit
. . . M . Vol. Mart. xenia incipit), sondern haben die Sondertitel Xenia
und Apophoreta, und diese beiden (herausgegeben Dez. 84 oder 85?)
sind auch allein von Mart. selbst mit Überschriften über den einzelnen
Distichen versehen. Während die übrigen Bücher Epigramme im späteren
Wortsinne enthalten, Gelegenheits- und Sinngedichte, gleichsam Aufschriften
auf ein Vorkommnis oder eine Person, sind die Epigramme von B. 13 u. 14
zu Festgeschenken an den Saturnalien bestimmt und enthalten meist Epi-
gramme im ursprünglichsten Sinne, Inschriften auf einen Gegenstand. In
B. 14 gehören regelmäßig zwei Epigramme zusammen (vgl. 14, 1, 6 divüis
alternas et pauperü aecipe sortes, ThBut, antikes Buchwes. 73. Fbibdljlndrr,
zu Mart. 2, S. 295). — Erst nach diesen drei durch sachliche Gesichtspunkte
veranlaßten Einzelsammlungen unternahm es Martial seine übrigen Epi-
gramme in e*iner Ausgabe allmählich zu sammeln. Die einzelnen Bücher
haben in der Hegel an ihrer Spitze eine Widmung mit einem Vorworte,
§ 322 Martialis. 789
teilweise (B. 1, 2, 8, 12) in Prosa, wie bei Statius. Jedes Buch enthält
durchschnittlich 100 Epigramme. Die Ordnung derselben innerhalb der
Bücher ist beeinflußt durch das Bestreben nach Abwechslung (auch im
Versmaß). Die Zeitbestimmung ist vielfach unsicher: B. 1 u. 2 erschienen
im J. 86; B. 3 — 11 ungefähr in Zwischenräumen von je einem Jahr (10, 70,
1; vgl- 9» 84, 9) von J. 87 bis Dez. 96: B. 11 ist zwar wohl seinem größten
Teile nach unter Domitian verfaßt, veröffentlicht aber unter Nerva, De-
zember 96. Das Nächste war ein gesäuberter Auszug aus B. 10 und 11,
welcher dem Kaiser überreicht wurde (12, 5), etwa Mitte 97. Darauf die
(uns vorliegende) zweite (gereinigte) Bearbeitung von B. 10, unmittelbar vor
der Rückreise nach Bilbilis (J. 98); endlich von Spanien aus, nach contu-
mads8tma trienni äesidia (12, praef.), B. 12 am Ende von J. 101: Stobbe
und Friedländer nehmen auch hier eine doppelte Bearbeitung an, einen
paucissimis diebus zusammengestellten brevis Über für Terentius Priscus
(Ende 101) und eine erweiterte für Born (Anfang 102). Nach des Dichters
Tode wurden mit der Hauptsammlung die drei Einzelsammlungen verbunden.
— Das Nähere bei LFbiedländrb, de tempp. librr. Mart., Eönigsb. 1862. 1865;
neue Untersuchung desselben in d. SGesch. Borns 3B, 424 und in s. Ausg.
d. Mart. 1, 8. 60. HFStobbb, Phil. 26, 44 und (gegen Mommskn, s. A. 1)
ebd. 27, 630 und in Feiedländebs Sittengesch. 35, 424. OHibschfeld, Gott,
gel. Anz. 1869, 1506. ADau, de Mart. libellorum ratione temporibusque 1,
Rost. 1887 und dazu WGilbebt, WschrfklPh. 1888, 1068. — Epigramme
unter dem Namen des M. welche sich in der Sammlung nicht finden zB.
AL. 26. 276 PLM. 4, 116. 117 (anderes in Fbibdländers Ausg. 1, S. 68).
Vgl. oben A. 3 E.
6. Den Gegenstand der Epigramme bildet das wirkliche Leben (8, 3,
20, vgl. 10, 4, 10), aber gern nach seiner schmutzigen Seite, dem Ge-
schmacke des großen Haufens entsprechend. Epigrammata Ulis scribuntur
gut solent spectare Florales (1, praef.). Keusche oder Zimperliche sollen sie
angelesen lassen (ebd. und 3, 69. 11, 16). Am schamlosesten ist B. 11, was
mit den Saturnaiien entschuldigt wird (c. 2. 6. 15, 11). Dagegen diejenigen
Bücher welche dem Kaiser gewidmet sind (B. 5 u. 8) rühmen sich ihrer ver-
hältnismäßigen Anständigkeit; auch B. 4 enthält, wohl aus ähnlichem
Grande (vgl. 4, 1), nur etwa 7 Stücke dieser Art. Aber auch sonst hatte,
selbst in jener Zeit, nicht jedermann Gefallen daran. Wiederholt verwahrt
sich Martial dagegen ab ob er ebenso unflätig lebe als schreibe (1, 4, 8
lasciva est nobis pagind, vita probast; vgl. 7, 56, 6. 11, 15, 13); und die
Umarbeitung von B. 10 bestand wohl hauptsächlich in einer Säuberung
von dem ärgsten Schmutze, welche sich vielleicht auch auf B. 11 noch
erstreckt haben würde, wenn Martial nicht Rom verlassen hätte (Stobbk,
PhiL 26, 72).
6. Lebende Personen nennt Martial nur dann bei Namen, wenn er sie
lobt oder etwas Gleichgültiges über sie aussagt. Vgl. 1, praef. spero mc
secutum in libellis meis tale temperamentum ut de Ulis queri non possit quis-
quin de se bene senserit, cum salva infitnarum quoque personarum reverentia
ludant; quae adeo antiquis aueioribus defuit ut notninibus non tantum verü
abusi rint sed et magnis. 7, 12, 3 mea nee taste quos odit pagina laesit.
Vergebens bemüht er sich oft als humanitas und natürliche Gutmütigkeit
790 Die Kaiserzeit. ErsteB Jahrhundert (Domitianus).
oder Grundsatz (parcere personis, dicere de vitiis, 10, 33, 10) hinzustellen
was einfach die Kehrseite seiner Unterwürfigkeit ist. Bei allem Anzüg-
lichen wählt er daher die Namen rein nach metrischem Bedürfnis und ver-
wahrt sich dagegen daß man sie auf bestimmte Personen beziehe (2, 23.
3, 11. 9, 95b; vgl. 1, 96, 14). Manche Namen gebraucht er typisch, wie
Fidentinus für einen Plagiator, Selius für einen Schmarotzer, Ligurinus von
einem Recitator, und Caeoilianus, Gargilianus, Candidus, Classicus, Ponticus,
Zoilus, Flaccus, Tucca usf. für alles Mögliche. Dagegen Gestorbenen gegen-
über ist auch er, wie Statins (§ 321, 1 gE.), freimütig; so namentlich in Bezug
auf Nero (1, 20, 4. 4, 63. 7, 21, 3. 7, 44 f. 7, 34, 4 quid Nerone peius?),
und Arria (1, 18) wie den Thrasea (1, 8, 1. 4, 64, 7) preist er offen; sie
sind zu festen Charakterrollen geworden wie Cato oder Porcia. Verzeichnis
bei PGibse, de personis a Mart. commemoratis, Greifsw. 1872. LFbibdlandeb,
de personis quibusd. a Mart. commemoratis, KGnigsb. 1870; vor s. Ausg.
1, S. 7 und die Personenverzeichnisse an Friedländers und Gilberts Aus-
gaben.
7. Plihius ep. 3, 21, 1 audio Valerium Martiakm decessisse et moleste
fero. erat homo ingeniosus, acutus, acer, et qui plurimum in scribendo et
salis haberet et fellis (vgl. Mabt. 7, 25, 3) nee candoris minus. (2) prosecutus
er am viatieo seeedentem: dederam hoc amicitiae, dederam etiam versiculis
quos de me composuit (Mabt. 10, 19). Seine Jugendgedichte (1, 114; vgl.
12, 94) sind spurlos untergegangen; der Ruhm den er schon in seiner Zeit
gewann und von dem er so oft und gern spricht gründete sich nur auf
seine Epigramme. Um dieser willen stellt er sich selbst wiederholt dem
Domitius Marsus und Catull gleich. Daß er nicht noch Höheres erreicht
habe erklärt er in offenbarer Selbsttäuschung hauptsächlich aus der Kümmer-
lichkeit seiner äußeren Lage (vgl. 1, 107. 7, 99, 5. 8, 56. 10, 78, 14. 11,
3. 24). Martial lehnt sich in Sprache, Versmaßen und dichterischem Aus-
druck besonders an Catull, Ovid und die Priapea, die er Btark ausbeutet,
dann an Virgil; weniger an Horaz. Seinen Zeitgenossen Lucan und Silius
gegenüber bewahrt er seine literarische Selbständigkeit. RPaukstadt, de
Martiale Catulli imitatore, Halle 1876. KPSchulzb, JJ. 135, 637. AZihobbjlk,
Marüals Ovid Studien, Innsbr. 1877; Beitr. z. Gesch. d. röm. Poes. 2 (Innsbr.
1878), 12. EWagneb, de Mart. poetarum aetatis August, imitatore, Königsb.
1880 und dessen Nachweisungen in Friedländers Ausgabe. Vgl. auch JSüss,
act. semin. Erlang. 1, 11. Über die gewandte, geschmackvolle und ohne
Pedanterie sorgfältige Verskunst des Martial (er braucht am meisten das
elegische Distichon, dann Hendekasy Haben und Choliamben, anderes ver-
einzelt) 8. LFbibdlamdbb u. ThBibt in des enteren Ausgabe 1, S. 26. Ober
die Orthographie Mart.s WGilbkbt in derselben Ausg. 1, S. 108. — In
den folgenden Jahrhunderten blieb Martial viel gelesen. Sfabtiak. Hei. Ver.
5, 9 (§ 283, 2) idem Martiakm, epigrammaticum poetam, Vergüium suum
dixisse. Grammatikeranführungen in Keils GL. 7, 608. Viel benutzt bei
Ausoniu8 und Sidonius Apollinaris.
8. Von einer kritischen Lesung des Martial hören wir durch die Sub-
scriptio mancher Hss.; Ego Torquatos Gennadius emendavi. lege feüeüer
oder Emendavi ego Torquatus Gennad. cum ceteris Oennadi vatibus qui
re/lorui (?). lege feliciter und (im ArondelL) tu senaUn Vincentii ei
§ 322 Martialis. § 323 Stella. 791
Frangüü cc. (gemeint sind die Consuln des J. 401 Vincentius et Fravitta)
XV Febr. epigrammaton l. XIII de xeniis M. VcU. Matt, emendavi ego
Torquatos in foro divi Augusti (vgl. § 325, 12. 367, 8). Danach könnte
dieser Gennadius Sohn des § 417, 1 Genannten gewesen sein (Fribdländeb,
Ausg. 1, S. 69). — Die Hss. zerfallen in drei Familien, welche Ver-
schiedenheiten aufweisen welche zum Teil bis auf den Dichter selbst zurück-
zugehen scheinen. Zur Familie A gehören Paris. 8071 s. IX (T), der
übrigens von Schneidewin überschätzt worden ist (Fbjedländbr, de Mart.
codice T, Königsb. . 1879), und Vindob. 277 s. X (H), sowie Leidensis Voss.
Q. 86 s. IX (B, Nachtrage zu der Vergleichung Schneidewins giebt HDeitkbs,
JJ. 121, 184); zur Familie B, welche von der Ausgabe des Torquatus Genna-
dius (s. o.) abstammt, die verschollene Ha. Gruters ($), der Palatinus 1696
s. XV (P), Arondellianus 136 s. XV (Q). Endlich Familie C (in Ca und Cb
zerfallend): dazu der Edinburgensis (E) s. X, Putaneus (X) s. X (nah ver-
wandt mit ihm der Eporediensis s. XI, Leipz. Studien 1, 863), zwei Vos-
siani, A s. XI und B s. XII, ein Vaticanus (V) s. X/XI. — Aufzahlung und
Würdigung der Hsb. in den Ausg. Schneidewins und Friedlanders.
9. Ausgaben: (Schneidewins prolegg. p. xi) zB. von IGrdtkb, Francof.
1602. Cum notis varr. ed. PScbtvksius, Leid. 1619. 1621. Cum animadv.
JFGbomovii ed. CSchbevelius, Amsterd. 1661. 1670. illustr. VCollebso in
usum Delphini (mit Wortindex, ein solcher auch von JLako, Straßb. 1695),
Par. 1660. Edidit FGSchneidewin, Grimma 1842 II; ex rec. sua denuo re-
cognita, Lps. 1863. Mit erklärenden Anmerkungen herausgg. von LFbied-
lämdeb, Lpz. 1886 II (darin auch Wörterverzeichnis). Becogn. WGildert,
Lpz. 1886. — Mart. selected epigrams, with introd., notee and appendices by
HMStbpsenson, Lond. * 1888; extracts by Sellab and Ramsay, Edinb. 1884.
— Metrisch übersetzt im Auszug von Ramleb (Lpz. 1787), vollständig von
ABero, Stuttg. 1864 ff.
10. AdeRooy, coniecti crit. in Mart., Utr. 1764. OGuttmann, obss. in
M. (bes. über den Gebr. d. Dativ p. 1—30; de metriß M. p. 46—52), Bresl.
1866. LFberdländbb, de nonnullis locis corruptis in M. epigr., Königsb.
1867; obss. de M. epigr., Königsb. 1877. 78 II; recensio locoruxn in M.
librifl corruptorum, Königsb. 1878; epimetrum de locis corruptis in M.
epigr. (lib. spect.), Königsb. 1878. AScotland, Phil. 29, 184. vanEldik in
den Verslagen en Med. der Akad. v. W. 1868, XI. MHaupt, op. 3, 499.
HKöstlih, Phil. 36, 269. OHibschjkld, Wien. Studd. 1, 113. WGilbert,
Phil. 41, 369; ad Mart. quaestt. crit, Dresd. 1883; JJ. 127, 643. 135, 143;
RhM. 39, 611. 40, 210. PGibse, zu Mart., Danzig 1885. JEBMator (B. 3),
journ. of phil. 16, 229. — Über Martial vgl. Lessinqs Werke 1, 190. Martial
als Mensch u. Dichter, Berl. 1843. Tbuffel, PRE. 4, 1600. Vgl. A. iE.
323. Unter den anderen zahlreichen Dichtern welche die
Regierungszeit Domitians aufweist sind beachtenswert Arruntius
Stella (Cos. um 101), Freund des Statius und Martialis und
Verfasser von Liebeselegien deren Gegenstand seine nachmalige
Gattin Violentilla war; der Satiriker Turnus und sein Bruder,
der Tragiker Scaevus oder Scaevius (?) Memor; Verginius Rufus
792 J3ie Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
und Vestricius Spurin na, beide nach einer rühmlichen Laufbahn
im Staats- und Kriegsdienst Verfasser von Tändeleien in lyrischen
Maßen; endlich des Calenus Gattin Sulpicia, welche gleichfalls
Liebesgedichte verfaßte. Die den Namen Sulpicia tragende so-
genannte Satira ist aber viel jüngeren Ursprungs. An den
Namen des Turnus wie an den des Spurinna haben sich Täu-
schungen aus neuerer Zeit angehängt.
1. CIL. 6, 1492 (Orelli 784 Wilm. 2853) L. Arruntio Stella, L. Iulio
Marino coss. xim Kai. Nov., wahrscheinlich Ende J. 101 (Mommsen, Herrn.
3, 124; Stobbe, Phil. 26, 76. 27, 632. Friedländebs SGesch. 36, 429; zu
Mart. 1, S. 66). Daß der bei Martial und Statius oft vorkommende Stella
und dieser Consul eme Person ist wird nahezu sicher dadurch daß dieser
ein iuvenis patriciis maioribus ortus (Stat. silv. 1, 2, 71) war, die Stelle
eines XVvir libr. sibyll. bekleidete (ebd. 177), Spiele zu Ehren des dacischen
Triumphs (Stat. silv. 1, 2, 180) Ende J. 89 und im J. 93 zur Feier des nor-
dischen (sarmatischen) Triumphes des Domitian (wahrscheinlich als Praetor,
vgl. Mart. 10, 41) zu halten hatte (Marx. 8, 78, 3), auf das Consulat hoffen
durfte (Mart. 9, 42, 6; vgl. Stat. silv. 1, 2, 174) und es auch erlangte
(consul meus, Mabt. 12, 3, 10). Geboren war er in Patavium (Mart. 1, 61, 3)
und dem Statius befreundet (silv. 1, 2, 266), welcher auf Stellas Vermah-
lung mit Violentilla das Epithalamium silv. 1, 2 verfaßt hat. Aus dem-
selben Anlasse in seiner Weise Mart. 6, 21. Er war jünger als Statius,
der ihn (silv. 1, praef.) iuvenis optime anredet Stella hatte im elegischen
Maße (Mart. 4, 6, 4. Stat. silv. 1, 2, 253) seine Geliebte, die schöne und
reiche (Stat. silv. 1, 2, 121) Violentilla aus Neapel (Stat. silv. 1, 2, 260),
unter dem Namen Asteris besungen (Stat. silv. 1, 2, 197; Martial pflegt
sie mit Bezog auf ihren wahren Namen Ianthis zu nennen; 7, 14, 5. 7,
16, 1. 7, 60, 1. 12, 3, 12; vgl. 6, 21, 1) und namentlich den Tod ihrer
Lieblingstaube (Martlal. 1, 7. 7, 14). Martial nennt ihn disertus (5, 69, 2),
facundus (12, 3, 11), meus (6, 11, 2. 6, 12, 7. 6, 47, 1. 9, 65. 12, 8, 10).
Vgl. noch Mart. 9, 89. Apoll. Sidon. carm. 9, 264. Dölling, der Dichter
Stella, Plauen 1840.
2. Schol. des Valla zu luv. 1, 20 Turnus hie libertini generis ad
honores ambitione provectus est, potens in aüla Vespasianorum Titi et Do-
mitiani. Mart. 11, 10 contulit ad saturas ingentia pectora Turnus; vgl. 7,
97, 7 natn me düigit ille proximumque Turni nobüibus legit UbeUis, Rutil.
Namat. l, 603 huius vulnificis satura ludente Camenis nee Turnus potior nee
Iuvenalis erit. Ar. Sidon. carm. 9, 266. Ltd. magistr. 1, 41 (oben § 28, 1).
Schol. luv. 1, 71 unde ait Turnus in satura (folgen zwei verderbte Hexa-
meter auf die Giftmischerin Lucusta unter Nero). — Die 80 Verse (Indignatio
in poetas Neronianorum temporum) welche JLGBalzac als das Werk eines
Dichters der neronischen Zeit, angeblich aus einer alten Handschrift, heraus-
gab, wurden noch bei seinen Lebzeiten in die Sammlung seiner Gedichte,
unter der Rubrik 'Ficta pro antiquis', in erweiterter Fassung (3, 194 der
Ausg. v. 1660) aufgenommen. Wernsdorf legte zuerst dieselben dem Turnus
bei. LQuicHKRAT, Me"langes de philologie (Par. 1879), 259.
§ 823 Stella, Turnus, Spurinna u. a. Sulpicia. 793
3. Schol. des Valla zu luv. 1, 20 Lucilium dicit . . vel, ut Probus
exponü, Turnum (Anm. 2) dicit Scaevi (Scaevae Büchelbb) Memoris fra-
gtet poetae fratrem. Mabt. 11, 9 (vom J. 96) auf ein Bild desselben: clarus
fronde Iovis (Sieg im capitolinischen Agon), romani fama cothurni, spirat
ÄpelUa redditus arte Memor; ebd. 11, 10 contulit etc. (A. 2). cur non ad
Memoris carmina? frater erat. Daraus wohl Ap. Sidoh. 9, 263 (non Turnus,
Memor). Sechs Anapäste von Scaevus in tragoedia (Hecuba oder Troades)
bei Sebgiüb GL. 4, 637, 17. Der Titel Hercules für eine Tragödie von
Memos oder Memmius beruht nur auf dem Zeugnisse des Fulgentius (expos.
b. ant g. v. suppetias, p. 663, 28 M.). MHkbtz, de Scaevo Memore poeta
tragico, Bresl. 1869.
4. L. Verginius Rufus aus Mailand, Cos. J. 63 (unter Nero), J. 69
(durch Otho, vgl. CIL. 6, 6702 und Herrn. 6, 127) und J. 97, f in dem-
selben J. 97 (EKlebs, RhM. 44, 273) 83 Jahre alt (s. Plin. ep. 2, 1); väter-
licher Freund des jüngeren Plinins, der ihn ep. 6, 3, 6 unter den Verfassern
von Liebesgedichten aufzählt und 6, 10, 4. 9, 19, 1 das Epigramm an-
führt welches derselbe sich auf sein Grabmal setzen ließ. Vgl. PRE. 6,
2666, 26. Mommsem in HKeils Plin. p. 428.
6. Pliotus ep. 3, 1 (vom J. 101?) beschreibt die Tagesordnung des
greisen Vestricius Spurinna, zB. (7) se cübiculo ac stilo reddit. scribit
enim, et quidem utraque Ungua, lyrica doctissima. mira Ulis dulcedo, mira
suavitas, mira hüaritas, cuius gratiam cumulat sanetitas scribentis. (10) cui
post septfmum et septuagesimum annum (also geboren um J. 24 n. Chr.) aurium,
oculorum vigor integer. Vgl. ebd. 4, 27, 6 (gravissimus senex). 2, 7, 1 heri
a senatu Vestricio Spurinnae principe auetore triumpMlis statua decreta est,
wegen seiner Erfolge gegen die Bructerer; ebenso seinem Sohne Cottius,
quem amisit dbsens (ebd. 2, 7, 3). In den Kämpfen des J. 69 hatte er auf
Othos Seite gestanden; Tac. hist. 2, 11. 18. 23. 36. Plut. Oth. 6—7.
Consul war er mindestens zweimal, zuletzt wahrscheinlich im J. 100.
Moioisen, Herrn. 3, 39. Schreiben an ihn und seine Gattin Cottia Plin. ep.
3, 10; an ihn ebd. 6, 17. — Von ihm veröffentlichte CBarth angeblich aus
einer Merseburger He. (Incipit Vesprucius Spurinna de contemtu seculi. Ad
Martium) vier Gedichte in horazischen Maßen, s. dessen Venatici et bueo-
lici latini (Hannov. 1618) p. 168 und advers. 14, 6. Abgedruckt und be-
sprochen auch bei Wernsdorf, PLM. 3, 326. 861. 4, 839 AL. 918—922
PLM. 6, 408. Dieselben sind aber längst als Fälschungen anerkannt: letzter
Verteidiger CAMAxt, Vestr. Sp. reliquiae recog. usw., Frankf. 1840 (und
Bähbens aO.); s. dagegen FWOtto und LLbbsch, ZfAW. 1842, 845. 873.
Kasp. Barth ist auch sonst als Fälscher bekannt: CBubsiak, ex Hygini
geneal. excerpta, Zur. 1868 p. vn und § 233, 3. 342, iE. 462, 6 und die
anderen von ihm allein veröffentlichten, sehr verdächtigen Gedichte, dar-
unter eines unter dem Namen Patricius, AL. 2, p. 339—368 PLM. 6,
411-426.
6. Mjlbt. 10, 36, 1 omnes Sulpiciam legant etc. haec castos docet et
pios atnores etc. cuius carmina qui bene aestimarit nullam dixerit esse
tanetiorem, nuttam dixerit esse nequiorem. 10, 38, 1 o molles tibi quindeeim,
Caiene, quos cum Sulpicia tua iugales indulsit deus et peiegit annos! Apoll.
794 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
Sidon. carm. 9, 262 quod Sulpiciae iocus Thdliae scripsU blandÜoquum suo
Caleno. Bruchstück davon (in Senaren) in Vallas Probus-Scholion zu luv.
6, 637 unde ait Sulpicia *si me Cadurcis restüutis fasciis nudam Caleno con-
cubantem proferaV. Außer Senaren enthielt ihr opusculum auch Phalaeceen
und Hinkiamben (s. Sulp. sat. 6 u. A. 7). Auson. 28 (cento nupt.), 4 p. 146 Seh.
prurire opusculum Sulpiciae, frontem caperare. Aus Ausonius kennt auch
Fulgentius die Sulpicia, vgl. myth. praef. p. 616 Sulpiciüae Aueonianae
loquacüas und ebd. p. 598 SulpiciUae procacüas, s. MHertz, JJ. 109, 673.
7. In starkem Widerspruch mit dieser (A. 6) Charakteristik der
Dichterin Sulpicia steht das uns erhaltene Gedicht iu 70 Hexametern,
welches, in der Form eines Zwiegesprächs zwischen jener Sulpicia (auch
Calenus — s. A. 6 — ist V. 62 genannt) und der Muse, eine Klage über
die Zeit Domitians und am Schluß die Prophezeiung des baldigen Sturze«
des Tyrannen enthält und früher unbedenklich der Sulpicia Caleni zuge-
schrieben wurde. Allein die ungelenke und abgeschmackte Ausdrucksweise,
der Mangel an individuellen Zügen, wie sie der Zeitgenossin zu Gebote
stehen mußten, die Wunderlichkeiten im Versbau und Sprache {polare 43,
captivus 52) zeigen daß das Gedicht erst in sehr später Zeit und nur unter
der Maske der Sulpicia verfaßt ist. Es ist wohl die Bearbeitung eines
Schulthema: daher die Aufschrift (s. u.) heroieum Sulpiciae Carmen, queritur
de reip. statu et temporibus Domitiani (der gewöhnliche Name Sulpiciae
satira ist hs. nicht beglaubigt); daher die Betonung der metrischen und
sachlichen Unterschiede zwischen dem vorliegenden und den echten (poly-
metrischen, scherzhaften, s. A. 6) Gedichten der Sulpicia (V. 1—9); daher
auch das Hervorheben der Vertreibung der Philosophen durch Domitian
(V. 37 fll.). Nachgeahmt ist besonders Virgil (v. 34 sogar citiert) und
Horaz (auch Claudian?, vgl. V. 12 mit Claud. laus Serenae 1). — Das Ge-
dicht wurde im J. 1493 im Kloster Bobbio entdeckt. Raph. Volaterr.
comment. urb. fol. lvi ed. a. 1506: Bobii anno 1493 huiuscemodi libri reperti
sunt: Butüius Namatianus (§ 454, 4), heroieum Sulpiciae Carmen lxx (das
Gedicht zählt 70 Verse) usw. Aus der bobbischen (jetzt längst verschollenen)
Hs. wurde dasselbe herausgegeben Ven. 1498 (mit lat. Gedichten von Ita-
lienern), und es trägt hier die Oberschrift Sulpitiae carmina, quae fuit Do-
mitiani temporibus: nuper a Oeorgio Merula AUxandrino cum aliis opusculis
reperta, vgl. im Inhaltsverzeichnis derselben Ausgabe Sulpitiae carmina lxx,
quae fuit Domitiani temporibus. Nuper G. Merulae opera in lucem edita,
dann (wahrscheinlich nach derselben Hb., aber etwas weniger sorgfältig)
von ThUooletus an 8. Ausonius, Parma 1499. Gedruckt zB. in Wernsdorfs
PLM. 3, 83 (vgl. p. lz), in Bähbbhs PLM. 5, 93, an der Ausg. des Persias
u. Juvenal v. Jahn-Bücheler (Berl. 1886) p. 223. Sonderausgaben von
CGSchwarz u. JGurlitt (Hamb. 1819 11), ChLSchlägeb (Mitau 1846), DCabutti
(Turin 1872), EBährbms, de Sulpiciae quae vocatur satira, Jena 1873 (da-
selbst Text p. 37—40). Die Meinung von JOGBoot, de Sulpiciae quae
fertur satira, Amst 1868 (Abhh. d. niederl. Ak.), welchem Büchxlbr aO. p. xrv
beistimmt, das Gedicht stamme erst aus dem fünfzehnten Jahrhundert, wider-
legt sich schon aus den Nachrichten über den Fund zu Bobbio (s. o.). Vgl.
noch REllu, Academy 1, 87; journ. of philol. 5, 265. Trüffel, Jen. L.-Z.
§ 323 Sulpicia. § 324 Dichterlinge.. 795
1874, 223. EPiccolomini, riv. di filol. 2, 574. EBahrknb, JB. 1873, 223.
PThomas, rev. de Tinstr. publ. Belg. 24, 327.
324* Außer diesen nennt besonders Martialis noch eine
Menge Personen aus allen Ständen welche in ihren Mußestunden
Verse machten und in den fast zur Landplage gewordenen Vor-
lesungen dieselben zu hören gaben, teilweise wohl auch sie durch
den Buchhandel veröffentlichten.
1. Vom Öffentlichen Leben hatten eich viele zurückgezogen, wie Ate-
dius Melior (Stat. büv. 2, 3, 64), Marina aus Atina (Mäht. 10, 92, 1), Pollius
Felix ans Puteoli (Stat. s. 2, 2, 112—141. 3, praef.j. Die unverdächtigste
Art die Muße auszufallen war dann das Versemachen, wie Pollius tat (silv.
3, 1, 67 ; vgl. facundus ebd. 66 und 3, praef.). Literarische Tätigkeit konnte
daher als eine Form des Müßiggangs erscheinen (Mäht. 2, 7). Welchen
Umfang' die recitationes gewonnen hatten zeigt zB. luv. 1, 1—14. Mast.
3, 44 f. 50. 10, 70, 10—12. Das Anhören derselben war für manchen ein
Nahrungszweig (Mabt. 2, 14, 2. 2, 27). Fbiedländeh, SG. 3ö, 372. — Über
die Lokale zur Recitation GBoissier, rev. de phil. 4, 97. Ober das in Rom
1875 entdeckte sog. auditorium Maecenatis s. AMau, bullett. arch. 1875, 89.
2. Dichter auf verschiedenen oder unbekannten Gebieten sind aus
dieser Zeit Bassus (nach Mabt. 5, 53 Verfasser von Epen und Tragödien,
aber der Name ist wohl erdichtet); Canins Rufus aus Gades (Mart. 1, 61, 9.
3, 20. 3, 64, 6. 7, 69: ob dort ein Gedicht Pantaenis erwähnt wird? Hiebon.
ep. 49 nennt einen Canins a Gadibus Herculis, poeta facundiae lenis et iucun-
dae als Zeitgenossen des Livius ? Vgl. § 19, 1) ; Gn. Octavius Titinius Capito
(§ 332, 2); Carus (gekrönt im albanischen Agon, Mabt. 9, 23 f.); Collinus
(§ 319, 3); Faustinus (Mabt. 1, 25); Flaccus aus Patavium (§ 317, 1 E.); Manlius
Vopiscas (vir eruditissimus et qui praecipue vindicat a situ lüteras iam paene
fugientes, Stat. silv. 1, prooem. , vgl. ebd. 1, 8, 1 facundi Vopisci, und
v. 99 — 104 als Verfasser von Satiren und anderem); Novius Vindex (Kunst-
kenner und Dichter, Stat. silv. 4, 6, 22. 97; vgl Mabt. 9, 43 f.); Domitians
Kämmerer, der im J. 97 ermordete Parthenius (träfe*, Mabt. 9, 49, 3; vgl.
5, 6, 2. 12, 11, 2. 11, 1, 6); Rufus (Dichter und Redner, nach der Grab-
schrift bei Mabt. 12, 52); Septimius Severns (§ 326, 9); L. Stertinius Avitus,
Cos. 92 (sublimi pectore vates, Makt. 9, 1, 1; vgl. praef.); L. Valerius
Pudens (§ 319, 3); Varro (Tragiker, Elegiker und Lyriker, Mabt. 5, 30);
Atticufl (??Mabt. 2, 7, 3 companis helle mimos).
3. Epische Stoffe, wie die Theseis des Codrus (luv. 1, 2), behandelten
außer Statius auch Iulius Cerialis (Mabt. 10, 48, 5. 11, 52 tuos nobis relegas
licet usgue Gigantas, rura vel aeterno proxima Vergilio). Erdichtet ist der
Name des Gaurus (Mabt. 9, 50 bis senis grandia libris qui scribis Priami
proelia). Ist damit Statius gemeint? Fbibdländkb zdSt. und § 322, 2E.
4. Elegiker (außer Stella) : Voconius Victor, Verfasser von Elegien auf
seinen Thestylus in der Manier der Alexandriner (doctos . . libellos), Mart.
7, 29; vgl. 8, 63; Nerva (§ 330, 1); Unicus, Verwandter des Martial, Ver-
fasser von Gedichten in der Weise des Catull und Ovid (Mabt. 12, 44).
796 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
Ein anderer hei Mart. 7, 46, 6. Verfasser von Epigrammen (außer Martialis)
Brutianus (Mabt. 4, 23, 4) und Cerrinius (Mart. 8, 18); von graeea epi-
grammata und iambi Arrius Antoninus (Plin. ep. 4, 3, 8; vgl. 4, 18. 4, 27, 5
gravissimus senex. 6, 15), Cos. I J. 69, mütterlicherseits Großvater des
Antoninus Pius. — Quint. 8, 3, 19 risimus, et tnerito, nuper poetam qui
dixerut fpraetextam in cista mures rosere camillV ; vgl. 9, 4, 90.
5. Verfasser von Tragödien (Telephus, Orestes u. dgl. luv. 1, 5) außer
Scaevus (§ 323, 3), Bassus (§ 318, 2), Canius Bufns und Varro (A. 2), viel-
leicht Tucca und Ligurinus mit erdichteten Namen (Mabt. 3, 45), sowie
Paccius (Alcithoe, luv. 7, 12), Faustus (Thehais, Tereus, luv. 7, 12) und
Buhrenus Lappa (Atreus, luv. 7, 72). Vgl. auch § 340, 4. (Mast. 10, 99
si romana formt haee Socratis ora, fuissent Iuiius in Satyris qualia Bufus
habet heißt etwa: Wenn ein solches Sokrates- (Silen) Gesicht für ein rö-
misches gelten würde, dann könnte man dafür auch die Maske ausgeben
in welcher Iuiius Bufus als Silen auftritt). Auf neue togatue deutet luv.
1 , 3. Palliatae schrieb vielleicht schon in dieser Zeit Bassulus (§ 332, 8).
Mimographen s. § 285, 1. Subt. Domit. 10 occidit et Helvidium filium,
quasi 8cenico exodio sub persona Paridis et Oenones äivortium suum cum
uxore taxasset Über die Agaue des Statius § 321, IM. Berühmte Mimen
(Schauspieler) der Zeit sind Latinus (§ 326, 5. PBE. 4, 801) und sein secun-
darum actor Panniculus (Mabt. 2, 72, 4. 3, 86, 3. 5, 61, 11), sowie Tettius
Caballus (Mabt. 1, 41, 17). Auch Iuiius Ruf üb? b. oben Z. 9. — Schmutz-
literatur. Mabt. 12, 43 faeundos mihi de libidinosis legisti nitnium, Sabelle,
versus usw.
325. Unter den prosaischen Schriftstellern der Zeit ragt
M. ITabius Quintilianus hervor (ums J. 35 — 95 n. Chr.), ge-
bürtig aus Calagurris in Spanien, aber in Rom gebildet und lange
Zeit ein gefeierter öffentlicher Lehrer der Beredsamkeit, zuletzt
von Domitian mit der Erziehung seiner (Groß-) Neffen betraut
und zum Gonsul ernannt Als Schriftsteller trat er erst in seinen
späteren Jahren auf, zuerst mit einer Schrift über die Ursachen
des Verfalls der Beredsamkeit, dann mit den erhaltenen zwölf
Büchern über die gesamte Bildung zum Redner (Institutio ora-
toria), worin er die Summe seiner Lebensarbeit zog. Die Be-
handlung hält sich hier in der Mitte zwischen den populären
Schriften Giceros und den rhetorischen Fachwerken und erstrebt
Vereinfachung der Technik: sie ruht auf reicher Erfahrung und
bekundet ebenso Geschick und Geschmack im Vortrag wie Reife
und Milde im Urteil. Besonders wertvoll ist in Buch X die
Musterung der für rednerische Zwecke förderlichen Literatur.
Selbst ganz in seiner Zeit stehend und von ihr gefärbt erkennt
Quintilian doch deren große Mängel und sucht sie wenigstens
in der Schreibweise durch Zurückgehen auf die alten Muster zu
§ 325 Quintilianus. 797
bessern. Insbesondere den Cicero stellt er allenthalben als Vor-
bild hin. — Von den anter Quintilians Namen gehenden Schul-
reden (declamationes) gehören weder die umfänglicheren (19 Stücke)
noch die kurzen Skizzen (145 an Zahl) ihm an. Doch stammen
wenigstens die letzteren noch aus guter Zeit (2. Jahrh. ?).
1. Quintilian war geboren zu Calagurris in Spanien (s. u. Hiebon. u.
Aüson. prof. Burd. 1, 7 asser at usque licet Fabium Calagurris alumnum).
Seine Ausbildung genoß er in Born, wo sein Vater Rhetor war (9, 3, 73
pater mens contra eum qui etc. Sen. contr. 10, praef. 2 quomodo . . Quin-
tilianus senex declamaverit, und 10, 33, 19 circa hunc sensum est et ille a
Quintüiano dictus). Vgl. Quint. 10, 1, 24 nobis pueris insignes pro Voluseno
Catulo . . orationes ferebantur. Diese wurden noch unter Tiberius (f 37)
gehalten (s. § 276, 5 u. 8) ; aber im Umlauf und gerühmt waren sie auch
noch später. 6, 1, 14 nobis adulescentibus accusator Cossutiani Capitonis
(J. 57) etc. 10, 1, 86 quae ex Afro Domitio (t 69) iuvenis excepi. 5, 7, 7
quem (Domiidum Afrum) aduUscentülus senem colui (vgl. 12, 11, 3. Plin.
ep. 2, 14, 10). Vgl. auch Quint. 8, 3, 31 (s. § 290, 6 E.). Hienach wird
Quintilians Geburt J. 35 — 40 n. Chr. anzusetzen sein. Vgl. noch 10, 3, 12
lulium Secundum (§ 315, 4), aequalem meum atque a me . . famüiariter
amatum. Auf Quintilians rednerische Ausbildung waren die oben § 297
Genannten und Nonianus (§ 291, 2) als Lehrer und Vorbilder von Einfluß.
Außerdem Palaemon (§ 282, 3). Nach vollendeter Vorbereitung kehrte Q.
als Lehrer der Beredsamkeit in seine Vaterstadt zurück: von dort nahm
ihn der damalige Statthalter von Hispania Tarraconensis Galba, als er Kaiser
wurde, wieder zurück nach Born : Hiebon. a. Abr. 2084 = 68 n. Chr. M.
Fdbius Quintilianus Bomam a Galba perducitur. Abr. 2104 = 88 n. Chr.
Quintüianus ex Hispania Calagurritanus primus Bomae publicam scholam
et Solarium e fisco accepit (dazu vgl CIL. 2, 2892 Wilm. 2485) et claruit.
Letzterer Ansatz ist zu spät (Quintilian ist sicher gemeint bei Subt. Vesp. 18,
oben §311, 1) und entstanden durch Verwechslung mit der Zeit als nach
zwanzigjähriger Lehrtätigkeit (S. 798 Z. 6) Quintilian in den Ruhestand trat.
2. Tätigkeit als Gerichtsredner. Quint. 7, 2, 24 Naevi Arpiniani . . .
äctionem, et quidem solam in hoc tempus, emiseram, quod ipsum me fecisse
ductum iuvenali cupiditate gloriae fateor. nam ceterae quae sub nomine
meo feruntur neglegentia excipientium in quaestum notariorum corruptae rot-
nimam partem mei habent. 4, 1, 19 ego pro regina Berenice (unter Vespasian)
apud ipsam causam dixi. 9, 2, 73 equidem et in personas incidi tales et in
rem quoque quae etc. ream tuebar quae sübiecisse dicebatur mariti testa-
mentum etc. (74) ita ergo fuit nobis agendum ut iudices illud inteUegerent
factum etc., et contigit utrumque. quod non inseruissem . . nisi probare vo-
luksem in foro quoque esse his figuris locum. 4, 2, 86 me certe . . fecisse
hoc in foro . . scio. 7, 2, 5 fuerunt tales nostris etiam temporibus contro-
vertiae, atque aliquae in meum quoque patrocinium inciderunt.
8. Lehrer der Beredsamkeit. Vgl. A. 1. Mast. 2, 90, 1 Quint iliane,
vagae moderator summe iuventae, gloria romanae, Quintüiane, togae. Plin.
ep. 2, 14, 10 ita certe ex Quintüiano, praeceptore meo, audissc memini.
798 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domiiianus).
6, 6, 3 prope cotidie ad audiendos quos tunc ego frequentäbam Quintüianum,
Niceten Sacerdotcm ventitabat. Qdint. 3, 6, 68 frequenter quidem, sicut omnes
qui me secuti sunt meminisse possunt, testatus etc. Über die Richtung seiner
Tätigkeit als Lehrer 10, 1, 125 f. (Warnung vor Senecas Art). 1, prooem. 1
post impelratam studiis meis quietem, quae per viginti annos erudiendis
iuvenibus impenderam. 2, 12, 12 quando et praecipiendi munus tarn pridcm
deprecati sumus et in foro quoque dicendi. Nachträglich aber wurde er
Prinzenerzieher. 4, prooem. 2 cum mihi Domitianus Aug. sororis suae
(Domitillae, Suet. Vesp. 3) nepotum delegaverit cur am; vgl. Sokt. Dom. 15
Flavium dementem patruelem suum, . . cuius fUios etiam tum parvulos suc-
cessores palam destinaverat et dbolito prior e nomine alterum Vespasianum
appellari iusserat, alterum Domitianum. Auson. gratiar. act. p. 23 Seh.
Quintüianus consularia per dementem ornamenta sortitus (vgl. luv. 7, 197
8i fortuna völet fies de rhetore consul). Auch zu Wohlstand scheint "Q. durch
seine Lehrtätigkeit gelangt zu sein; luv. 7, 186 unde tot Quintilianus habet
saltus? was als seltenes Glück hingestellt wird. Quintilian heiratete spat
(um J. 81?) eine junge Frau, welche ihm zwei Söhne schenkte: aber Frau
und Kinder starben vor ihm, die Frau zuerst im 19. Lebensjahre (um
J. 87?), kurz darauf der jüngere fünfjährige Sohn, zuletzt der ältere 9 Jahre
alt (um J. 91?): s. die rührende Klage, 6 prooem. Den Quintilian selbst
setzt der jüngere Plinius in seinen Erwähnungen (s. oben, um J. 100?) als
gestorben voraus. Der gleichnamige an welchen Plin. ep. 6, 32 schreibt
ist nicht der Rhetor. — HDodwell, annales Quintilianei, Oxon. 1698 (auch
in Burmans Ausg. p. 1117). EHcmmbl, Quint. vita, Gott. 1843. LDbiesen,
de Q. vita, Cleve 1845. Vgl. auch FMüllbb, quaest. Quint., Halle 1840.
MBratsanos, n£Ql zfjg nocQoc Ko'CvtvXiava naidaywyi'Krjg (Lpz. Dias.), Athen
1879. ThFrombmt, ann. de Bordeaux 2, 224. 4, 1.
4. luv. 6, 75 nennt den Q. als Beispiel eines gesetzten, ernsthaften
Mannes und als Gegenfüßler eines Komödianten. Die erhaltene Schrift
zeigt ihn als eine milde, humane (vgl. 1, 3, 13 fi. 2, 4, 10 ff.) Persönlichkeit,
kritischem Wesen abhold (10, 1, 26; Tgl. 56 f. 80) und zum Anerkennen
geneigt (10, 1, 40 f.), ehrenhaft (vgl. 12, 7, 3) und gemütlich (vgl. 6, 2, 36),
wie auch die Tiefe seines Schmerzes über sein häusliches Unglück beweist;
s. A. 1 g£. Die Huldigungen die er 4, prooem. 3—5 (vgl. § 319, 2 E.) und
10, 1, 91 f. (vgl. § 319, 1) dem Domitian darbringt sind zwar sehr wahr-
heitswidrig (zB. 10, 1, 92 nunc ceterarum fulgore virtutum laus ista — als
Dichter — praestringitur) und dick aufgetragen (4, prooem. 5 mihi . .
poterit ignosci si . . nunc omnes im auxüium deos ipsumque in primis quo
neque praesentius aliud nee studiis magis propitium numen est invocem
ut . . tantum ingenii adspiret etc.), erklären sich aber durch die Dank-
barkeit für das unmittelbar zuvor ihm bewiesene Vertrauen (s. A. 3) und
den damaligen offiziellen Stil. Lob des Cato Uticensis 12, 7, 4; vgl. auch
§ 277, 1.
5. Frühere Schriften 2, 4, 42 an ab ipso (Demetrio Phal.) id genus
exercitationis sit inventum, ut alio quoque libro sum confessus, parum com-
peri. 5, 12, 23 haec et in alio nöbis traetata sunt opere etc. 8, 3, 58 de
hac parte (nccno^rjlov) et in alio nöbis opere plenius dictum est etc. Genauer
§ 325 Quintilianus. 799
ebd. 6, prooem. 3 librum quem de causis corruptae eloqueniiae emisi. 8, 6, 76
eundem loewn plenius in eo libro quo causa» corruptae eloqueniiae reddebamus
tractavimus. Diese Schrift war einige Jahre vor der Inst. orat. veröffent-
licht: während er an derselben arbeitete starb ihm (nm J. 88) der jüngere
Sohn, a. 6, prooem. 3 (s. A. 3 gE.). Im Unterschiede von dem (früher
erschienenen, § 334, 2) dialogas des Tacitas waren darin wohl mehr die
stilistischen als die politischen nnd kulturgeschichtlichen Seiten der Frage
erörtert: namentlich trat darin Quintilian der modischen Schreibart der Zeit
und den Einflüssen Senecas entgegen. Auf diese Schrift weist auch Quint.
10, 1, 125 hin (vgl. § 288, 1) : quod accidit mihi dum eorruptum et omnibus
vitiis fracium dicendi genus (Senecae) revocare ad severiora iudtcia contendo.
Vermutungen über das Verhältnis des Tacitus (welchen man sich gern,
wie den jüngeren Plinius [s. S. 798 Z. 1. 2], als Schüler des Quintilian
denkt) und Quintilian und ihrer Schriften: EWölpflin, JB. 1874/75 1, 763.
ARbutbh, de Quint. libro de causs. corr. eloq., Gott. 1887. ThVoqel, JJ.
Suppl. 12, 254. LKlbibeb (§ 334, 7). EGrünwald, quae ratio intercedere
videatar inter Quint. inst, et Tac. dial., Berl. 1883, 41. Vgl. § 334, 1. —
Wider Quintilians Willen veröffentlicht wurden nachgeschriebene Reden
(s. A. 2) nnd Lehrvorträge von ihm. Vgl. S. 803 M., ebd. auch über Quin-
tilians Declamationen.
6. Die institutio oratoria. Vorwort an seinen Verleger Trypho:
efßagitasti . . ut libros quos ad Marcellum meum de institutione oratoria
scripseram iam emittere inciperem. nam ipse eos nondutn opinabar satis
maturuisse, qudbus componendis . . paulo plus quam biennium tot älioqui
negotüs districtus (als Prinzenerzieher, A. 3) impendi, welche Zeit größten-
teils die Sammlung des Stoffes in Anspruch genommen habe. Er hätte
gern das Werk in Muße überarbeitet, wolle es aber jetzt doch nicht länger
zurückhalten. Gewidmet ist (vgl. 1, prooem. 6. 4, pr. 1. 6, pr. 1. 12, 11, 31)
das Werk dem Vitorius Marcellus (cum amicissimus nobis tum eximio litte-
ramm amore flagrans, 1, pr. 6), dessen Sohn Geta Talent verriet: Qüint. 1,
pr. 6 erudiendo Oetae tuo. Stat. silv. 4, 4, 72 parvoque exempla parabis
magna Getae. Derselbe erscheint in den Arvalakten der Jahre 118 — 120
n. Chr. (CIL. 6, 2078—81) als C. Vitorius Hosidius Geta. Mohmsen, Herrn.
13, 429. Über den Vater Vitorius Marcellus s. § 326, 8. Zugleich hatte
der Verfasser dabei ursprünglich seinen eigenen älteren Sohn im Auge
(6, pr. 1). Überhaupt aber hat er sein Werk bestimmt nicht für pueri
(8, 6, 13), sondern für boni und Studiosi iuvenes (3, 6, 64. 6, pr. 1. 12, 11, 31;
vgl. 5, 10, 96. 7, 3, 30. 11, 1, 5. 65). Verfaßt wurde das Werk, nachdem
J. 88—89 Quintilian in Ruhestand getreten war (A. 1 E. und S. 798 Z. 6),
die Niederschrift nahm etwas mehr als zwei Jahre in Anspruch (s. o.),
also etwa J. 89 — 91. Nach der Vollendung hielt der Verfasser sein Werk
noch zurück (praef. 2 . . dabam libris otium ut refrigerato inventionis amore
düigentiu8 repetitos tamquam Uctor perpenderem) gab es aber dann, gedrängt
von seinen Freunden, früher als er anfanglich beabsichtigt, heraus (J. 92
— 94?). Die drei ersten Bücher waren schon vollendet als dem Q. die
cura über die Söhne des zu Anfang des J. 96 durch Domitian getöteten
T. Flavins Clemens übertragen wurde (A. 3). Vgl Reuter (A. 6) 52.
7. Plan und Ausführung. 1, prooem. 6 ego . . non aliter quam si mihi
800 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
tradatur educandus orator studia eius formare ab infantia ineipiam. 21 Über
pritnus ea quae sunt ante officium rhetoris (also Aufgabe des grammaticus)
continebü. secundo prima apud rhetorem elementa et quae de ipsa rJietorices
substantia quaeruntur tractäbimus. (22) quinque deinceps (III— VII) inventioni,
nam huic et dispositio sübiungitur , quatluor (VIII— XI) elocutioni, in cuius
partem memoria ac pronuntiatio veniunt, däbuntur. unus (XII) accedet in
quo nobis orator ipse informandus est, übi qui mores eius, quae in suscipiendis,
discendis, agendis causis ratio, quod eloquentiae genus, quis agendi debeat
esse finis, quae post finem studia . . disseremus. (25) nos . . quidquid utile
ad instituendum oratorem putabamus in hos XII libros contulimus, breviter
omnia demonstraturi. Quintilian wendet sich wiederholt gegen die affectata
subtilitas der gewöhnlichen rhetorischen Lehrbücher (1, prooem. 24. 3, 11,
21; vgl. 2, 15, 37) und ihre unpraktische Pedanterie (5, 13, 59. 5, 14,27—32).
Seine eigene Lehre gründet sich auf persönliche Erfahrung (6, 2, 25) und
das Beispiel der bedeutendsten Redner (5, 13, 60). Auswahl des Erprob-
testen. 3, 1, 5 Ate Über . . pleraque non inventa per me, sed ab aliis tradita
continebü. (22) neque me cuiusquam seetae velut quadam superstitione im-
butus addixi. 3, 4, 12 nobis et tutissimum est auetores plurimos sequi et ita
videtur ratio dietare. 2, 8, 6 libera vel contra reeeptas persuasiones rationem
sequenti sententia est 6, 2, 25 quodsi tradita mihi sequi praeeepta sufficeret,
satisfeceram huic parti; . . sed eruere in animo est quae latent, . . quae
quidem non aliquo tradente, sed experimento meo ac natura ipsa duce aeeepi.
Sittliche Grundlage der Beredsamkeit: 1, prooem. 9 ff. 2, 2. 2, 15, 1. 32 ff.
2, 16, 11. 2, 20, 4. 8. 12, 1, 1; daher auch 12, 7, 7 non convenit oratori
iniusta tueri scientem; vgl. 5, 7, 32. Etwas lockerer 2, 17, 27 f. 36; vgl.
6, 2, 5. 24. Er tritt dem herrschenden Zeitgeschmack entgegen (oben
S. 663), und geht zurück auf die Natur (2, 5, 11 f.; vgl. 10, 7, 15 pectus est
quod disertos facit tt vis mentis) und die veteres (2, 5, 22 f. 6, 12, 20. 8,
prooem. 24 ff. 8, 5, 34. 10, 1, 43 f.), namentlich Cicero, der immer mit
höchster Achtung genannt und selbst in seinen Schwachen verteidigt wird
(vgl. 11, 1, 17-21. 23 ff. 12, 1, 16 f. 8, 3, 61); auf ihn gründet sich die
Darlegung hauptsachlich und weicht nur ungern von ihm ab (zB. 4, 2, 64.
5, 11, 2. 7, 3, 8. 9, 4, 2. 16. 66 f. 11, 3, 123). 6, 3, 3 schreibt er sich
amor immodicus praeeipui in eloquentia viri zu und ruft 10, 1, 112 aus:
hunc spectemus, hoc propositum nobis sit exemplum, üle se profecisse sciat cni
Cicero vdlde placebit. Die theoretische Ausführung ist überall gewürzt durch
Beispiele aus den Rednern der klassischen Zeit. In diesen ist Q. besonders
zu Hause, wogegen die vorciceronischen Prosaiker (wie Cato) unberück-
sichtigt bleiben, wohl weil sie für den Stil nicht mustergültig sind.
8. Quintilian 8 Quellen sind, außer verschiedenen rhetorischen noo-
yvnvdojxccrcc, besonders Dionysios von Halikarnass, Caecilius von Kaie Akte,
auch Chrysippos ksqI naldwv ayooyrjg; von Römern ganz vorzugsweise Cicero
(A. 7), dann Cornificius ad Herenn. (§ 162), Rutilius (§ 270), Celsns (§ 280),
vielleicht Cornutus (§ 299, 2), endlich für die Accentlehre und das Gramma-
tische wahrscheinlich sein Lehrer Remmius Palaemon (J 282, 3). J DD Claus pen,
JJ. Snppl. 6, 339. CvMoRAWsKr, quaestt. Quint., Berl. 1874. PTeichbrt, de
fontt. Q.i rhett. (bes. über Aristotel. u. auet. ad Herenn.), Königsb. 1884.
ThBibt, RhM. 84, 24. HBabucke, de Q.i doctrina et studiis, Königsb. 186C.
§ 325 Quintilianus. 801
GSteffeh, de canone q. d. Aristoph. et Aristarchi (Lps. 1876), 27. Be-
nutzung der Hebdomaden Yarros in B. X? LMerckmn, de Varr. hebdom.,
Dorp. 1867, 11. Die Darstellung ist nicht selten rhetorisch belebt; vgl. 3,
1, 3 admiscere temptavimus aliquid nitoris, . . ut hoc ipso alliceremus magis
iuventutem. Häufigkeit von Bildern und Vergleichungen besonders aus dem
Gebiete der Natur und der Landwirtschaft (1, 2, 14. 2, 6, 7. 2, 10, 6. 2,
16, 13 f. 12, 10, 76; vgl. 2, 19, 2. 8, 6, 26. 10, 3, 2. 10, 7, 28. 12, 1, 7.
12, 10, 19), aber auch aus anderen Kreisen menschlicher Tätigkeit (4, 5, 5.
14. 22. 5, 10, 21. 9, 4, 113. 129. 10, 3, 6. 10, 7, 23. 12, 2, 11. 12, 8, 10.
12, 9, 2 f.). Die Sprache strebt grundsätzlich nach klassischer Haltung,
kann sich aber dem Einflüsse der Zeit nicht ganz entziehen. EBonnkll,
de grammatica Quint. in Spaldings Ausg. 6, p. xxi, und dessen Lezicon
Quintilianeum (ebd. Bd. 6). RTörnebladh, de elocutione Q., Upsala 1858;
de usu particularum ap. Q. , Holm 1861. Voigtland, de brevitate Q.,
Schleusingen 1846. ChHauser, de Q. praeceptis et usu nomina graeca
declinandi, Saaz 1875. FRitschl, Grammatisches bei Q., op. 3, 709. JStändkr
(A. 9E.) p. 14 (de Q. grammatico). FBüttner, de Q. grainmatico I (de
accentu et de nominum verborumque declin. praecepta), Halle 1877.
FBecher, quaestt. gramm. (über Präpp. und Pronomm.) et critt. ad libr. X
Quint., Ilfeld 1879; Phil. 39, 181. EGünthkr, de coniunctt. causal. ap. Q.
usu, Halle 1881. DWollner § 181, 1 gE. AMarty, de Quintilianeo usu et
copia verborum cum Ciceronianis comparatis, Glaronae 1887.
9. Von den Handschriften der Inst. or. ist die wichtigste der Am-
brosianus E 153 sup. s. XI von mehreren Händen und zwar in den späteren
Büchern (9, 4, 135—12, 11, 22 fehlen darin) viel nachlässiger geschrieben
als in den vier ersten. Zur Ergänzung seiner Lücken und Verbesserung
seiner Fehler dient eine ältere Klasse, welche durch Ausfall verschiedener
Blätterlagen etwa um */7 verkürzt ist und besonders durch den Bern. 351
s. X und den Paris. 18527 (Nostradamensis) s. X (über ihn EChatelain et
JLkCoultre, Quintilien, collation d'un manuscrit, Paris 1875) vertreten wird.
Aus dem Bern, ist der Bamberg. M. 4, 14 s. X abgeschrieben, zugleich
hat aber eine spätere Hand aus einer vollständigen mit dem Ambros. nahe
verwandten Hs. (vgl. Halm, RhM. 23, 218) das ursprünglich Fehlende
ergänzt. Außer dem Ambros. sind die vollständigen Hss. jung (s. XV) und
stark verderbt (zB. Monac. 23473 und Argentorat. Obrechtii). öfters bieten
auch die Auszüge im Paris. 7630 und Iulius Victor (§ 427, 7) Abhilfe.
CHalm, d. Textesquellen d. Rhet. d. Q., Münch. SBer. 1866, 493; RhM.
22, 38; vor s. Ausg. p. v, und Münch. SBer. 1869 2, 1. AReifperscheid,
die Quintilianhs. des Poggio, RhM. 23, 143. RSabbadini, studj di Gasp.
Barzizza su Quint., Livorno 1886. HBlass, RhM. 30, 458. FLEnderlrin, de
Bamberg, cod. Quint., Schweinfurt 1842—65 V. FBahlmann, quaestt. Quint.
(de Ambros.), Berl. 1859. JStänder, quaestt. Quint. (Bonn 1865) p. 5—13
(de Ambr. I et Bamberg, codd.). Über die französischen Quintilianhss.
ChPikbville, de Qnintil. codicibus usw., Bajeux 1874; über diejenigen zu
Montpellier M Bonnet, rev. de phil. 11, 89; über die spanischen Hss. ChFikr-
ville, archives des missions scientif. 3 se*r. 6 (1878), 85; ders., fitienne de
Ronen (s. XII), auteur du premier abre'ge' connu de Quintilien, Bull, de la soc.
des antiq. de Normandie 8,421. JYoung, a mscr. of Quint., Athenaeum nr. 3184.
TaumL-SoHWABB, Rom. Lit.-Getoh. 5. Aufl. 51
802 Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
10. Ansgaben zB. cum nott. varr., Leid. 1658; von EGibson Ox. 1693
u. sonst. UObrecht, Straßb. 1698 II. PBurman, Leid. 1720 IL ClCappe-
ronnier, Par. 1725. JMGesner, Gott. 1738. Ad codd. fidem rec. et annot.
expl. GLSpalding, Lps. 1798—1816 IV, dazu Vol. V von CGZumpt, 1829,
und VI (Lexicon Q. et indices) von E Bonne ll, 1834. Notas critt. adiecit
AGGernhard, Lps. 1830 II. Rec. CGZumpt, Lps. 1831. Ad codd. rec. et
illustr. HMbybr, Lpz. 1833, Vol. I. Ad fidem codd. rec. EBonnell, Lps.
1854 II. Hauptausgabe: rec. CHalm, Lps. 1868 f. II. ed. F Meiste b, Prag
1886. 87 II. — Übersetzung von Bosslek u. Baur, Stuttg. 1863. B. 10
übers, v. H Bender, Stuttg. 1874. — Ausgaben des B. X von CHFbotschkr,
Lps. 1826, CGHrrzoo, Lpz.8 1833, FWAugusti (= Schneide win), Heimst.
1831, GAHerbst, Lpz. 1834, EBonnell u. FMeister, Berl.6 1882, EAlbkrti,
Lpz. 1858, GTAKrüger u. G Krüger, Lpz.8 1888. CHalm, Lps. 1869,
FMeistkr, Prag 1887. SDosson, Par. 1884. JAHild, Par. 1885.
Zur Kritik u. Erklärung. RReoii ducenta probleinata, Ven. 1492.
Quaestt. Quintilianeae von FMüller (A. 3E.), FBahlmann (A. 9), FMeistkr
(Liegn. 1860. Bresl. 1865; s. auch dessen Jahresberichte über Q. im PhiL 18,
487. 34, 740. 35, 534. 685. 38, 160. 42, 141), ETörnebladh (Calmar 1860),
JStändrr (A. 9E.), OMobawski (A. 8). Madviq, op. 2, 362; Phil. 2, 137;
adv. 2, 535. Haupt, op. 3, 453 u. sonst. JDDClaussen , JJ. Suppl. Bd.
6, 319. GFaber, krit. Beitr. zu Q. B. 1 u. 2, Aschaffenb. 1875. GAndresen,
BhM. 30, 506 (zu B. 1). MCGertz, emendatt. Quint. (bes. zu B. 6—12). in
d. opuscula ad Madvigium (Kopenh. 1876) 92. MKidbrlin, Beitr. z. Krii
u. Erkl. von Q., Augsb. 1877; JJ. 131, 113. 133, 200. 137, 489; BlfbayrGW.
22, 1. 199. 349. 24, 83; Herrn. 23, 161; ZföG. 89, 385; ZfGW. 42, Jahres-
ber. 62. FBecher, Herrn. 22, 137; JB. 1887 2, 1. — Zu Buch 10 adnott.
critt. von FOsann, Gießen 1841—68 VI. JJeep, de locis al., Wolfenb. 1863.
LMkrcklin, RhM. 19, 1. GAndresen, RhM. 30, 519; acta soc. Lips. phil.
4, 861. FSchöll, RhM. 84, 84. FBecheb, s. A. 8 E.
11. Unter dem Namen Quintilians gehen zwei Sammlungen von De-
clamationen, die eine aus 19 größeren, die andere aus 145 kleineren
bestehend : die letztere ist (nach Ausweis der Numerierung der Stücke) der
zweite Teil einer Sammlung welche einst 388 Stücke enthielt. Vgl. Trebell.
Poll. XXX tyr. 4, 2 fuit autcm (Postumus iunior) . . . ita in declamationibus
disertus ut eins controversiae Quintiliano dicantur insertae, quem declama-
torem Romani generis acutissimum vel unius capitis lectio prima statim fronte
demonstrat. Es war also im 3. Jahrhundert unter dem Namen 'Quintilianus'
eine Sammlung von Declamationen im Umlauf welche anerkanntermaßen
Schulreden auch anderer Verfasser enthielt. Dieselbe meint auch Auson.
proff. Burd. 2, 15 p. 66 Seh. seu libeat fietas ludorum evolvere lües, andpitem
palmam Quintilianus habet, und Hieronymus spricht in Esaiam 8, praef. von
Quintilians coneinnae declamationcs. Aus den erhaltenen (größeren) Decla-
mationen führen Stellen an Serv. Aen. 3, 661 (Quintilianus dixit) Hierony-
mus (de cer. pasch. 11, 2 p. 210. quaest. hebr. in Gen. 3, 1 p. 802), Pompeius
(GL. 5, 186), Ennodius, Isidorus; aus nicht mehr erhaltenen ebenfalls Hiero-
nymus (quaestt. hebr. in Gen. 3, 1 p. 353), dann Lactantius (1, 21. 5, 7.
6, 23). Quintilian, welcher in der instit. orat. seine frühere Schriftstellerei
§ 325 Qnintilianus (Declamationen). 803
öfters erwähnt (A. 6), gedenkt nirgends veröffentlichter declamationes, doch
brachte es natürlich sein Beruf mit sich daß er solche hielt (vgl. 11,
2, 39 . . . 8t quando interventus cäiquorum qui hunc honorem mererentar
iterare declamationis partem [me] coegisset. nee est mendacio locus salvis
qui interfuerunt.- luv. 6t 280 die, Quintiliane, colorem) und daß er in seinem
Unterricht die verschiedenartigsten Aufgaben disponierte und besprach.
Aber gegen Quintilian als den Verfasser der vorliegenden Samm-
lungen erheben sich die triftigsten Zweifel. Zunächst können die 19
größeren Declamationen, unter denen sich selbst wieder verschiedene
Gruppen unterscheiden lassen (Rittkb aO.), nach Inhalt, Sprache usw.
Quintilian nicht zugesprochen werden und sind (wenigstens die Mehrzahl)
beträchtlich später als dieser anzusetzen. Dagegen die 145 kleineren De-
clamationen wollten PAerodius (A. 12) und neuerdings Ritter aO. dem Quin-
tilian zuschreiben. Es sind dies bald ausgeführtere bald knappere Skizzen,
häufig auch mit theoretischen Winken versehen und nach Sprache und Inhalt
noch guter Zeit (1—2. Jahrh.) angehörig, und aus Unterricht und Schule
Btammend. _ Man könnte daran denken daß ebenso wie Gerichtsreden Q.s
wider den Willen des Verfassers herausgegeben wurden (s. A. 2), in der-
selben Weise die Sammlung von Schulreden , von welcher wir nur etwa
das letzte Drittel übrig haben, veröffentlicht worden sei: Ritter aO. will
darauf beziehen die inst. orat. 1, prooem. 7 an zweiter Stelle genannte
Veröffentlichung: duo iam sub nomine meo libri ferebantur artis rhetoricae
neque editi a me neque in hoc comparati. namque alterum sermonem per
biduum habitum pueri quibus id praestdbatur exceperant, alterum pluribus
sane diebus quantum notando consequi potuerant intereeptum boni iuvenes,
sed nimium amantes mei, temer ario editionis honorc vulgaverant (vgl. auch
3, 6, 68 in ipsis etiam Ulis sermonibus [über Rhetorik] me nolente vulgatis).
Aber eine solche Sammlung von Schulthemen läßt sich nicht ah ars rhe-
torica bezeichnen und noch weniger konnte dies sehr umfängliche Werk
von den Schülern pluribus sane diebus (als Gegensatz eines biduum) schrift-
lich aufgezeichnet werden (FMeisteb, phil. Anz. 16, 126). Auch dürfte man
erwarten wenn von Quintilian eine solche Aufgabensammlung wäre ver-
öffentlicht worden, daß er in der inst, or., statt nur Themen und Behand-
lung anderer Rhetoren anzuführen, auch auf diese seine Arbeit citierend
hingewiesen hätte. Endlich widerspricht die Art der Themen oft den aus der
inst. orat. uns bekannten Grundsätzen Quintilians. Somit spricht für die
Verfasserschaft Quintilians auch bezüglich der kleineren Declamationen
nur die hs. Oberlieferung und auch diese ist nicht unanfechtbar: nur die
Hg. des Campanus (A. 12 » der Hs. des Ugoletus? Ritter, Ausg. p. xiv)
scheint den Namen des Quintilian gehabt zu haben, in den erhaltenen Hss.
fehlt derselbe (doch vgl. oben A. 11 Z. 16). Aber stünde auch die hs. Zu-
teilung an Quintilian so fest wie bei den größeren Declamationen, für die
Verfasserschaft des Q. kann sie allein dort so wenig wie hier beweisen.
Conbt. Ritter, d. quintilianischen Declamationen, Untersuchung über Art
und Herkunft derselben, Freib. 1881 und dagegen ATrabandt, de minoribus
quae sub nomine Qnintiliani feruntur declamm., Greifsw. 1883. FMetstkr,
phil. Anz. 16, 126. — Zur Sprache einiges von CvMorawski, ZföG. 32, 1.
FZvesiha, Arch. fd. Stud. d. neueren Sprach. 70, 351.
51*
804 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
12. Die größeren und kleineren Declamationen sind in der hs. Über-
lieferung getrennt. Die größeren sind in vielen Hss. erhalten (Ritter, Unteres.
204),' zB. Bamberg, s. X (darüber FLEnderlein, Schweinf. 1870) mit der Sub-
scriptio: descripsi et emendavi Dotnitius Dracontius de codice fratris Hieri
(§ 426, 4) mihi et usibus meis et dis (diis Paris., discipulis FHaase) Omnibus,
dieselbe Unterschrift im Paris. 16230 s. XV p. 72; dagegen steht in dem-
selben Paris, p. 35 folgende: Legi et emendavi ego Dracontius cum fratre
Ierio incomparabili arrieo (? oratore) urbis Romae in scöla fori Trajani fe-
Heiter (vgl. § 322, 8. 367, 8). Dazu ERohde bei Ritter aO. 206. Über Reste
der größeren in dem Paris. 7900 A UvWilamowitz, Herrn. 11, 118. —
Von den kleineren Declamationen sind jetzt nur drei Has. bekannt: der
bereits von PPithou benutzte Montepessulan. 126 s. X (§ 269, 7), welcher
allein 145 Stücke bietet, Monac. 309 s. XV und Ghigian. fol. H. viii. 262
8. XV, welche nur 136 Stücke enthalten. Verschollen ist der von IACakpanus
(t 1477 ; s. Ritters Ausg. p. xn) erwähnte codex vetustus nuper e Germania
mis8us, der auch nur 136 Stücke enthielt, außerdem declamationum Senecae
X libri, dann Calpurnii Flacci (§ 351, 4) excerptae, darauf stand finis ex-
cerptarum, es folgten die Titel : Antonii Iuliani (§ 356, 1) und extemporaneae
Quintiliani. — In den alten Angaben, zB. Treviso 1482, stehen nur die
größeren Declamationen. Die kleineren, aber nur jene 136 Stücke (= Nr. 253
— 388), gab zuerst heraus ThUgoletos, Parma 1494, dann PAerodius, Paris
1563; dieselben am Anfang um 9 Stücke (= Nr. 244—388) ex vet. exemplari
(d. i. dem Montepess., s. o.) vervollständigt von PPithoeub, Par. 1580.
M. Fab. QuintiL declamationes quae supersunt CXLV, rec. Cohst. Ritter,
Lps. 1884 (und dazu KSchknkl aO.). — Gesamtausgaben: cum nott. varr. ed.
JFGbonov., Leid. 1665. Notis illustr. Oxon. 1675. 1692. In der Ausg. der
Inst. or. von Obrecht, u. bes. von PBürman, Leid. 1720 II. — Kritisches : KSchenkl,
WechrfklPh. 1886, 78. FMeister, phil. Anz. 16, 125. Morawski, BerlphWschr.
1886, 1099. FBecher, JB. 1887 2, 74. ROpitz, commentt. Ribbeck. 43.
326. Aus der Zeit Quintilians kennen wir noch als rhe-
torischen Schriftsteller den Tutilius und als Rhetor den Prin-
ceps. Unter den Rednern machten sich als Angeber gefürchtet
der charakterlose M. Aquilius Regulus, welcher auch schrift-
stellerte, sowie Baebius Massa, Mettius Carus und Palfurius Sura.
Als Verteidiger tätig waren, außer Tacitus, Plinius und Heren-
nius Senecio, besonders Vitorius Marceil us, Septimius Severus
aus Afrika, Flavius Ursus, Vettius Crispinus, Satrius Rufus, Lici-
nius Sura u. a.
1. Qüint. 3, 1, 21 scripsit de eadem materia (Rhetorik) . . aetatis nostrae
Verginius, Plinius (§ 312, 3), Tutüius. Mart. 6, 66, 6 famae Tutüium suae
relinquas. Vgl. noch Plin. ep. 6, 32, 1.
2. Subt. gr. 4 me quidem adolescentulo repeto quendam Principem
nomine alternis diebus declamare, alternis disputare solitum. Ein lulius
Tiro (vgl. Plin. ep. 6, 31, 7) wird im Verzeichnis der von Sueton abge-
handelten Rhetoren nach Quintilian aufgeführt (Sübt. p. 99 Rffsch., gegen
§ 325 Quintilianus. § 326 Regulus u. a. Redner. 805
ReiffeiBcheids [aO. 418] Änderung M. Tullius Tiro s. GBeckeb, JJ. 87, 649).
Derselbe heißt; CIL. 2, 3661 G. Iulius C. f. Gal. Tiro Gaetulicus quaest.
wrb., tr. pl., praet., JAsback, anall. hist. et epigr. 35.
3. Plin. ep. 1, 5, 1 vidistine quemquam M. Begulo timidiorem, hu-
müiorem post Domitiani mortem? sub quo non minora flagitia commiserat
quam sub Nerone (admodum iuvenis, Tac. hist. 4, 42), sed tectiora. (2) Bu-
stici AruUni periculum foverat, exultaverat morte, adeo ut librum recitaret
publicaretque in quo Busticum insectatur atque etiam stoicorum simiam
appellat; adicit ViteUiana cicatrice stigmosum. agnoscis eloquentiam Reguli.
(3) lacerat Herennium Senecionem . . intemper unter. . . (4) praeterea remi-
niscebatur quam capitdliter ipsum me apud centumviros lacessisset. (5) oder am
Arrionillae, . . Regulus contra etc. (14) sCripsit (Mettius Modestus) in
tpistula quadam quae apud Domitianum recitata est e Regulus omnium
bipedum nequissimus' . . . (15) est (Regulas) locuples, factiosus, curatur a
muliis, timetur a pluribus. 2, 11, 22 est Begulo tarn mobile ingenium ut
plurimum audeat, plurimum timeat. 4, 2, 1 Regulus filium amisit. . .
(3) amissum luget insane. 4, 7, 2 nupcr adhibito ingenti auditorio librum
de vita eius recitavit; . . eundem in exemplaria mille transscriptum per totam
Itäliam prouinciasque dimisit. (6) hunc luctuosum Beguli librum etc. (7) cbt
tarn ineptus ut risum magis possit exprimere quam gemitum; crcdas non de
puero scriptum, sed a puero. . . (4) inbecillum latus (des Regulus), os con-
fusum, liaesüans lingua, tardissima inventio, memoria nulla, nihil denique
praeter ingenium insanum; et tarnen eo impudentia ipsoque illo furore per-
venit ut orator habeatur. Als solchen preist den machtigen und reichen
Mann der untertänige Martial 1, 111 (vgl. 1, 12 u. 82). 2, 74, 2 (quanta
reduci Regulus solet turba, ad alta tonsum templa cum reum misit). 4, 16, 6.
5, 28, 6 (licet vincas . . oratione Begulos). 5, 63, 4 {ipse tuo cedet Regulus
ingenio). 6, 38. 6, 64, 11. Maut. Cap. 6, 432 oratores . . . conspiceres . . .
in togatis agminibus . . . Begulum, Plinium, Frontonem. Gemeint ist er
vielleicht (aber, als noch lebend, nicht genannt) von luv. 1, 33—36. Er
war ein älterer Bruder des Vipstanus Messalla, oben § 314, 3. Er starb
ums J. 105?; vgl. Plin. ep. 6, 2, 1 soleo nonnumquam in iudiciis quaercre
M. Begulum. . . (2) habebat studiis Jionorem, timebat, pallebat, scribebat
quamvis non posset ediscere. illud ipsum quod . . semper haruspices consülebat
de actionis eventu a nimia super stitione , sed tarnen et a magno studiorum
honore vcniebat. (3) iam illa perquam iucunda una dicentibus, quod libera
Umpora petebat, quod audituros corrogdbat. PRE. la, 1391. Mommsens ind.
zu Keils Plin. p. 402.
4. Über Baebius Massa, der noch unter Domitian gestürzt wurde,
s. Plih. ep. 7, 33, 4; über Mettius Carus PRE. 4, 1905, 6. Schol. luv. 1, 35
M<ma morio fuisse didtur et Carus nanus. . . hi omnes Neronis fuerunt
UberU, . . sed et nequissimi delatores. . . Massa et Carus Heliodoro deferente
oceisi sunt.
5. luv. 4, 53—65 si quid Palfurio, si credimus Armülato, quidquid
conspicuum pulchrumque est aequore toto res fisci est, ubicumque natat.
Dazu Schol.: Palfurius Sura, consularis filius, sub Nerone luciatus est
[cum virgine lacedacmonia in agone fügen 'die schol. Vallae hinzu]; post indc
806 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
a Vespasiano senatu motus transioit ad stoicam sectam, in qua cum prae-
valeret et eloquentia et artis poeticae gloria, abusus familiaritate Bomüiani
acerbissime partes delationis exercuü. quo interfecto senatu accusante dam-
natus, cum fuisset inter delatores. potentes apud Domitianum hi, ArmiÜatus,
Demosthenes et Latinus archimimus (§ 324, 5), sicut Marius Maximus
(§ 381, 2) scribit. Vgl. Suet. Dom. 13 capitolino certamine cunctos ingenti
consensu precantis ut Pälfurium Suram restitueret, pülsum olim senatu ac
tunc de oratoribus coronatum etc.
6. Über Tacitus und Plinius als Gerichtsredner § 333, 5 u. 340, 2.
7. Herennius Senecio, aus Hispania Baetica (Plin. ep. 7, 33, 5), Ver-
teidiger des Licinianus (ebd. 4, 11, 12) und (mit Plinius) Ankläger des
Baebius Massa (Plin. ep. 7, 33, 4 ff.). Über eine Schrift über Helvidius
Priscus und seine Hinrichtung durch Domitian s. § 329, 2.
8. An Vitorius (über den Namen HNohl, Herrn. 12, 518. Mommskn,
Herrn. 13, 429) Marcel lue gerichtet ist Quintilians Werk (§ 326, 6) und
Stat. silv. 4 (prooem.: Marcelle carissime), 4 (vom J. 95), worin zB. die
Einladung sich zu erholen: . . ccssat centeni moderatrix iudicis liasta, qua
tibi . . iam nunc celeberrima fama eminet et iuvenes faeundia praeterit annos
(v. 39—45). nee tibi sola potentis eloquii virtus, sunt membra aecommoda
bellis (v. 64 f.). Daher, si latii ducis (des Domitian) sie numina pergant,
quem tibi posthabito Studium est cöluissc Tonante, quique tuos alio subtexü
munere fasces et spatia antiquae mandat renovare Latinae (also curator viac
latinae), forsitan ausonias ibis frenare colwrtes (v. 56 — 61) usw. magna
pater dignosque etiam nunc belliger actus poscit avus praestatque domi no-
visse triumphos (v. 72 f.).
9. Stat. silv. 4, prooem. (an Vitorius Marcelluß) vom J. 95 proximum
est lyricum Carmen (silv. 4, 5) ad Septimium Severum, iuvenem . . inter
arnatissimos seeundi ordinis, tuutn quidem etiam condisdpülum, sed mihi . .
artissime carum. Auch Mabt. 5, 80 meus Severus und 7, 38, 1 noster &.?
(anders Friedländeb, b. diesen zu Mabt. 2, 6, 3). Aus Afrika gebürtig,
aber schon als puer nach Italien gekommen (Stat. silv. 4, 5, 29) ist er
wohl der Großvater des gleichnamigen späteren (J. 146 in Afrika geborenen)
Kaisers. Est et frementi vox hüaris foro, venale sed non eloquium tibi,
ensisque vagina quiescüy stringere ni iubeant amici. sed rura cordi saepius
et quies (Stat. aO. 49) . . hie plura pones voeibus et modis passu sölutis,
sed . . interim . . barbiton ingeminas (ebd. 67; vgl. Mabt. 11, 67?). Vgl.
§ 315, 6.
10. Statius silv. 2, 6 consolatio ad Flavium Ursum de amissione pueri
delicati, worin v. 96 übt (tuä) nota reis faeundia raptis? 2, prooem. ad
Ursum nostrum, iuvenem candidissimum et sine iactura desidiae doctissimum.
Er ist wohl der Sohn des Ursus bei Dio 67, 3 u. 4 (J. 84) Ovqoov t^s
'lovXCag alxr}aa(iev7]g vnaxov än&dsi&v.
11. Als den Verteidiger eines unschuldig angeklagten Freundes vor
Gericht rühmt den Crispinus, den Sohn des Vettius Bolanus, Statius silv.
5, 2, 99 (vom J. 95—96). Ein C. Clodius Crispinus war Consul J. 113.
12. Stat. silv. 4, pr. Plotio Grypo (§ 321, 1 nM.), maioris gradus
iuveni. An ihn ebd. 9, wo v. 14 tua dieta, . . quae trino iuvenis foro
tonabas aut centum prope iudices usw.
§ 326 Vitorius Marceil us u. a. Redner. § 327 Frontinas. 807
13. Nach Plin. ep. 1, 6, 11 hatte Aquilius Begulus (A. 3) unter Do-
mitian in centumvirali iudicio, cum responderet . . Satrio Eufo, spöttisch
gesagt: Satrius Bufus, cui non est cum Cicerone aemulatio (wie dem Plinius)
et qui contentus est eloquentia saeculi nostri. Vgl. ebd. 9, 13, 17. 35.
14. L. Licinius Sura, Cos. II J. 102 n. III J. 107, Landsmann (er
stammte auch aas Hispania Tarrac.) und Gönner des Martialis (6, 64, 12
hos nugas . . quas . . laudat . . Sura); vgl. ebd. 1, 49, 40. 7, 47, 1 (doctorum
Licini celeberrime Sura virorum, cuius prisca graves lingua reduxit avos.
An ihn die Anfrage wegen einer Naturerscheinung, Plin. ep. 4, 30 (1 quacstio-
nem altissima ista eruditione dignissimam. 1 1 scrutare tu causas, potes enim).
Er verfaßte Reden für Trajan, vgl. § 330, 2. Dio 68, 15 (J. 107) zw Sovqa
rw Auuvlm xal zatprjv 8r\^oaCav xal avÜQiavza idans (Trajan) zsXsvzrjoavzi.
Victor Caes. 13, 8; epit. 13, 6. Ob.-Henzkn 160. 5448 (Wilm. 635). BBobghesi,
oeuvr. 5, 32. CIL. 2, 4282. 4508. Momhsbnb ind. Plin. 417.
15. L. (Mabt. 4, 55, 1) Valerius Licinianns aus Bilbiiis (ebd. und 1,
61, 11), Gerichtsredner (ebd. 1, 49, 35. 4, 55, 1, wo ihn der Landsmann
gar dem Cicero gleichstellt). Unter Domitian verbannt, von Nerva nach
Sizilien begnadigt (Plin. ep. 4, 11, 11) wurde er dort Lehrer der Bered-
samkeit. Plin. ep. 4, 11, 1 (J. 104?) audistine Valcrium Licinianum in Si-
cilia profiteri? . . praetor ins hie modo inier ehquentissimos causarum actorcs
habebatur, nunc eo deeidit ut exul de Senator e, rhetor de oratore ficret
(2) itaque ipse in praefatione (einer dcclamatio oder einer Schrift) dixit etc.
(3) . . latine, inquit, declamaturus sum. Vgl. ebd. 14.
16. Materaus aus Spanien (iuris et aequarum cültor sanetissime legum,
veridico latium qui regis ore frenum) bei Mart. 10, 37 vgl. 2, 74, 4.
17. Außerdem werden als faeundus oder disertus bezeichnet Pollius
Felix (§ 324, 1), Marcus (Antonius Primus, Mabt. 10, 73. 9, 99 und dazu
Fsikdländeb), Sextus (kais. Obers tudienrat? Mabt. 5, 5, 1 u. dazu Friede..),
Kestitutus (Mabt. 10, 87, 2; vgl. § 341, 4), Caecilius Secundus (Mabt. 7, 84;
Tgl. 5, 80), Atticus (Mabt. 7, 32. 9, 99), Aelianus (Mabt. 12, 24, 3), Rufus
(Cicero AUobrox, luv. 7, 214). Der Votienua welcher in Narbo ein hohes
Amt bekleidet (Mart. 8, 72) ist ohne Zweifel ein Sohn des Redners (§ 276, 1).
327. Eine hochgeachtete Stellung nahm in dieser Zeit ein
Sex. Iulius Frontinus (ums J. 40 — 103), ebenso tüchtig als
Offizier und Techniker im Felde wie als Civilingenieur, dabei
ebenso charaktervoll wie anspruchslos. Die Früchte seiner reichen
Erfahrungen und Studien legte er auch in Schriften nieder. Uns
ist davon erhalten eine sorgfältige Sammlung von Kriegslisten
in drei Büchern (strategematon libri III), welche der Verfasser
als Ergänzung eines verlorenen Werkes über die Theorie der
Kriegführung zum Nutzen und Gebrauch der Offiziere herausgab.
Ein viertes Buch welches zum Plan und Charakter des Übrigen
nicht stimmt ist von fremder Hand angefügt. Außerdem be-
sitzen wir von Frontin eine Schrift in zwei Büchern de aquis
808 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
urbis Roinae, wichtig durch eine Fülle geschichtlicher Nachrichten
und Urkunden und, wie die Strategemata, in bündiger, schlichter,
aber gebildeter Sprache gehalten. Von einer Schrift über Feld-
meßkunst sind Auszüge auf uns gekommen.
1. Der Vorname Sex. ist durch die Inschriften (s. u.) und durch cod.
Paria, (und die jüngeren Hss., s. A. 5 gE.) überliefert (Gundermann vor s. Ausg.
p. xii). Leben: Tac. hist. 4, 39 (J. 70) Iulius Frontinus praetor urbanus.
Somit spätestens J. 41 geboren. Frontin. strai 4, 3, 14 auspiciis impera-
toris Caesaris Domitiani Auguati Germanica (proleptische Titulatur) eo hello
quod Civilis in Gallia moverat (J. 70) Lingonum . . civitas . . ad obsequium
redacta LXX milia armatorum tradidit mihi. Tac. Agr. 17 sustinuit tnolem
Iulius Frontinus (in Britannien, als Nachfolger des Petilius Cerealis, wohl
J. 76 — 78, nach seinem ersten Consulat), vir magnus, quantum licebat, va-
lidamque et pugnacem Silurum gentetn armis subegü etc. Vgl. EHübner,
RhM. 12, 52. Mitwirkung im Chattenkriege ist zu folgern aus strat. 1, 1,
8. 1, 3, 10. 2, 3, 23. 2, 11, 7. Zurückgezogenes, der Literatur gewidmetes
Leben an der campanischen Küste, Mabt. 10, 58. Cos. I unter Vespasian
(vor Abgang nach Britannien), vgl. KNutehde*, op. 620; II Anfang d. J. 98
(CIL. 3, p. 862; bis Frontino consule, Mabt. 10, 48, 20; JAsbach, Jahrbb.
d. Altertumsfr. im Rheinl. 72, 30); III J. 100 (Or.-Hknzkn 6545 Wilm. 1194*.
CIL. 8, 7066). Curator. aquarum J. 97 (aq. 1. 102). Uiub J. 103 scheint er
gestorben zu sein, da (J. 103 oder 104 ?) Pliuius sein Nachfolger im Augurat
wurde (Plin. ep. 4, 8, 3; vgl. ad Trai. 13). Nach Puniub (ep. 9, 19, 1)
Frontinus vetuü omnino monumentum sibi fieri, mit der charakteristischen
Begründung: impensa monumenti supervacua est; memoria nostri durabit
si vita meruimus (ebd. 6).
2. Unter Domitian verfaßt ist die gromatische Schrift p. 54, 11
praestantissimus postea Domitianus ad hoc beneficium procurrit et uno edicto
totius Italiae metum liberavit (in Bezug auf die subsedvae\ und die über die
Strategeme, letztere nach J. 84, bzw. J. 88? Gundermann, JJ. Suppl.
16, 318. Dabei wird die offizielle Anschauung, daß der Kaiser selbst das
gethan habe was seine Feldherren ausführten, folgerichtig durchgeführt,
wie später (de aq.) auch dem Nerva gegenüber. Eigentliche Schmeicheleien
gegen Domitian finden sich aber nirgends (tantus duz 1, 1, 8 bezieht sich
nur auf die Stellung), und Plinius kann daher ep. 5, 1, 5 sagen: duos quos
tunc (unter Domitian) civitas nostra speetatissimos liabuit, Corellium et
Frontinum. Vgl. ebd. 4, 8, 3 Iulio Frontino, prineipi viro. Die Schrift
über die Wasserleitungen endlich verfaßte Frontinus J. 97, bald nach Über-
nahme der cura aquarum. Vgl. A. 6. Bezeichnend c. 118 quem reditum
. . proximis temporibus in Domitiani loculos conversum iustitia divi Nervae
populo restituit, nostra sedulitas ad certam regulam redegit. 101 nobis
circumeuntibus rivos fides nostra et auvtoritas a principe data pro lictoribus
crit. 130 officii fidem etiam per offensas tueri praestiterit.
3. Von der gr omatischen Schrift, die mindestens zwei Bücher um-
faßte (uno enim libro instituimus artificem, alio de arte disputavimus, röm.
Feldm. 1, 64), sind uns nur Auszüge erhalten (am besten in den Schriften
der röm. Feldmesser von Lachmann u. anderen 1, 1), welche handeln
§ 327 Frontinus. 809
de agrorum qualitate, de eontroversiis (im allgemeinen), de limitibus, de
eontroversiis agrorum. Vgl. Lachmann aO. 2, 101. Ob im MAlter noch
vollständig?? EZarncke, commentt. in hon. Studein. 194. — Über die in
schlechten Hss. dem Frontinus zugeschriebene Schrift des Balbus s. § 344, 3.
Ober vermeintlich Frontinisches in dem sogen. Anonymus von Chartres
6. MCantor, röm. Agrimensoren 134; vgl. ebd. 93. 179; Gesch. d. Mathem.
1, 500. Aus einer Schrift über Landwirtschaftliches eine Anführung bei
CjJarqil. Marti al. in Mais Auct. class. 1, 410 (IuHwTFrontinus).
4. Hindeutung auf ein den Strat. vorausgegangenes theoretisches
Werk über das Kriegswesen zu Anfang der Strat. : cum ad instruendam rei
militari* scientiam unus ex nutnero studiosorum eius accesserim, eique desti-
nato quantum nostra cura valuit, satisfecisse visus sim, deberi adhuc insti-
ttUae arbiträr operae ut soUertia dueum facta . . expeditis ayvplectar com-
mentariis. Auf dieses bezieht sich wohl Veübt. 1, 8 und 2, 3 (oben § 56, 2).
Frontins Interesse erstreckte sich auch auf die Kriegskunst der Hellenen;
Aelian. tact. praef. (Köchlys Kriegsschriftst. 2, 236) inel ds inl xov &eov
naxQog aov (Trajans) Nsqovag itaqa ÜQOVxlvai xwv iniarjfimv vnaxuiav
iv <&OQp{aig TjfitQag xiväg diiiQttpa, do£av aBevtyyuxptvm ne^l zrjv iv xoig
nolsfiOLg ifineiQÜcvy . . svqov ov% iXdxxovcc anovdr\v %%ovx* slg xr\v nccQcc
xoig "EXXrjot xs&scoQrjiitvrjv fid&rjaiv (als für die römische). Auf ihn bezieht
sich wohl auch Aklian. de ordin. inst. 1 ns^l xijg xerfr' "OurjQOv xaxxixijg
ivsxvxofisv avyyQaq>svci ExQaxQyiXti xs xai <&q6vxo)vi (lies $QOvx(vmt die-
selbe NamenBverwech8lung mehrfach im Goth. des Frontin, Gundermann,
praef. edit. p. zu), xcp xerir' rifiäg vitaxmw clvöq(. RFokster, Herrn. 12, 446.
Ein Kriegsschriftsteller Fronto ist nicht bekannt. Wer der bei Makt. 1, 55
(darum militiae togaeque decus) genannte Fronto ist läßt sich nicht sicher
feststellen; s. Fbibdl. zdSt. BBobghesi, oeuvr. 3, 382. WHenzen, act. Arv.
(Berl. 1874) 182.
5. Strategemata (über den Namen Wachsmutu aO. 580, LDinoorp
ad Steph. Thes. ling. gr. s. v. axQttxnyTjfiaxiTiog y Gundermann, JJ. Suppl.
16, 320). 1, praef. sollertia dueum facta, quae a Graecis una strategematon
appellatione comprehensa sunt, expeditis amplectar commentariis. ita enim
consilii quoque et providentiae exemplis suedneti duces erunt usw. . . . in
tres libros ea diduximus. in primo erunt exempla quae campetant proelio
nondum commisso, in seeundo quae ad proelium et confeetam pacationem
pertineant; tertius inferendae solvendaeque obsidionis habebit strategemata.
Die Beispiele sind mit Geschick ausgewählt und vorzugsweise, aber nicht
ausschließlich, der römischen Kriegsgeschichte entnommen. Benützt von
erhaltenen Schriftstellern sind besonders Livius , dann Caesar , Sallust
(Iugurtha und Historien) u. a., aber nicht weniges ist auch aus uns ver-
lorenen Büchern geschöpft, woraus die meisten Abweichungen von der sonstigen
Oberlieferung sich erklären. Gundermann, JJ. Suppl. 16, 344. Verzeichnis
der Quellenstellen und der übrigen sachlich verwandten Stellen in Gunder-
manns Ausg. p. 144. ABludau , de fontibus Frontini, Königsb. 1883. Inner-
halb der Bücher ist die Anordnung eine Verbindung von sachlicher und
persönlicher, in B. 3 nach der Nationalität (exempla romana, externa), wie
bei Cornelius Nepos (und Val. Max.). — Schon Frontin selbst hat 1, praef.
andere fast aufgefordert Zusätze zu dem Buche zu machen; verum facile
810 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Domitianus).
erit sub quaque specie suggerere . . . adiuvari nie ab Ulis qui aliquid tut
adstruent, non argui credam. Das vierte Buch fügt nun an die stra-
tegemata (= Kriegslisten) der drei ersten Bucher noch strategiea (= Hand-
lungen und Äußerungen feldherrlichen Sinnes, früher unrichtig strategematica).
Es beginnt mit einer dem Frontinus fremden Ruhmredigkeit: tnuUa lectione
conquisitis strategeinatibus et non exiguo scrupulo digestis, ut promissum
trium librorum implerem, werde jetzt noch angereiht was sich in den aut-
gestellten Rubriken nicht habe unterbringen lassen, es seien dies exempla
potixis 8trategicon quam stratcgemata; auch dabei wolle er eine Sachordnung
befolgen, nämlich de disciplina, de e/fectu disciplinae, de continentia, de
iustitia, . . de variis consüiis. Diese Einteilung nach Sittenbegriffen hat
sehr wenig Ähnlichkeit mit der Weise Frontins, stimmt aber um so auf-
fallender mit der des Yalerius Maximus überein , welchem der größte Teil
der exempla dieses Buches entnommen ist. Der Ergänzer hat dann auch
das Vorwort zu B. 1 mit einer vorbereitenden Hinweisung auf B. 4 aus-
gestattet. Auch die Sprache stimmt bei B. 1 — 3 mit Frontinus de aquis
(A. 6), — sie hat manche Anklänge an die Volkssprache, — nicht aber bei
B. 4 (Wölfflin aO. 73. 90), und die Erweiterung wird überhaupt nicht
später als s. IV/V fallen, die Zeit des Iulius Paris, Exuperantius, Vibius
Sequester u. dgl. CWachsmuth, EhM. 16, 574. EWölfplin, Herrn. 9, 72.
GGumdebmann, JJ. Suppl. 1 6, 326 möchte B. 4 bis in den Anfang des zweiten
Jahrhunderts heraufrücken. — Auch noch nach der Hinzufügung von B. 4
mußte sich das Werk mancherlei Zusätze Späterer gefallen lassen, wozu
seine Beschaffenheit einlud. Dieselben verraten sich durch ungeschickte
Einfügung in den Plan des Frontinus, durch Einführung mittels dicitur,
tradüur u. dgl., durch sonst abweichende Darstellung und Ausdrucksweise,
durch Wiederholungen usw. — Die Handschriften (Verzeichnis bei
Gundermann, commentatt. len. 1, 86; dazu vor s. Ausg. p. x) zerfallen in
zwei Klassen. Zur ersteren (besseren) gehört die überhaupt vorzüglichste
Hs., der Harleianus 2666 s. 1X/X, dann die Auszüge im Gothan. I. 101 s. IX
und Cusan. G. 14 s. XII; zur zweiten die übrigen (vielfach verfälschten)
Hss. , meist jung außer dem wertvollen Paris. 7240 s. X/XI. — Von einer
über die erhaltenen Hss. hinausreichenden Blattversetzung handeln FHaask,
KhM. 3, 312 u. EHedicke, Herrn. 6, 166. — Ausgaben der Strateg.:
Cum notis Stewechii ed. FModius, Leid. 1607. In Scriverii scriptt. rei mili-
taris, Leid. 1644. Emend. ill. STknnulius, Leid. 1676. Hauptausgabe von
FOudendobi», Leid. 1731. 1779. Ed. NSchwbbbl, Lps. 1772 und bes. ed.
üGundkrmann, Lpz. 1888 (vorher Sonderausgabe des B. 4 in d. commentatt.
philol. Ienen8. 1 [1881] 83). Dazu dessen quaestt. de Front, strateg. libris,
JJ. Suppl. 16, 315. — Kritisches: AEussnbb, BlfbayrGW. 7, 84. JZkchmbistkr,
Wien. Studd. 6, 224. WHartbl, ebd. 6, 98.
6. Durch eine einzige Handschrift 361 zu Monte Cassino (s. XHI? vgl.
MPbtschehig, Wien. Studd. 6, 249; daselbst neue Vergleichung), von welcher
alle übrigen nur Abschriften sind, ist erhalten das Schriftchen de aquis
urbis Romae (so Heinrich und Büchelkr; der Casin. hat: de aquaeductu
u. B.; Sauppe aO. will: de cura aquarum u. B. oder de officio aqq.). Es
ist in allem Wesentlichen verfaßt J. 97, herausgegebeu nach dem Tode des
Nerva (divus Nerva 87. 118), unter Trajan (93 novum auctorem imperatorem
§ 327 Frontinus. § 328 Grammatiker. 81 1
Caesarem Nervam Traianum Augustum praescribente titulo), etwa J. 98.
Wie bei den Strat. giebt ein Vorwort Rechenschaft über Zweck und Plan :
cum . . sit nunc mihi ab Nerva Augusto . . aquarum iniunctum officium, . .
primum ac potissimum existimo, sicut in ceteris negotiis institueram, nasse
quod suscepi. (2) . . quapropter ea quae ad Universum rem perUnentia con-
trahere potui more tarn per mülta muri officio servato in ordinem et velut in
corpus didueta in kunc commentarium contuli. . . in aliis autem libris, quos
poH experimenta et usum composui (vgl. A. 3—5), succedentium res acta est;
huius commentarii fortassis pertinebit et ad successorem utilitas, sed cum
inter initia adminütrationis meae scriptus sü inprimis ad meam institutionem
regulamque proficiet. Folgt dann die Angabe der Disposition. Mit pa-
triotischem Stolze ruft Frontin c. 16: tot aquarum tarn mullis necessariis
molibus pyramidas videlicet otiosas compares aut inertia, sed fama celebrata,
opera Graecorum? Buch 2 beginnt mite. 64. — Ausgaben: oft mit Vitruvius
zusammen herausgegeben; abgesondert hauptsächlich von JPolknub, Patav.
1722. Dessen notae auch in der Ausg. von GOAdlkb, Altona 1792. Rec.,
illustr. et germanice redd. (mit den Anm. von Üeiniuch u. Schultz)
ADbdkrich, Wesel 1841. Rec. FBüchklkb, Lps. 1868. Vgl. HSauppb, Gott.
GA. 1859, 990. RSchönk, Herrn. 6, 248. — RLanciani, Topografia di Roma
antica, i commentari di Frontino intorno le acque etc.: silloge epigrafica
aquaria, Rom 1881.
7. Gesamtausgabe von REeuchkn, Amst. 1661. Texte Bipont. 1788 und
von ADuDEKicn, Lps. 1866. — Ober Frontins Leben Polenus in der Ausg.
(A. 6). ADedkbich, zum Leben d. Front., ZfAW. 1839, 834. 1077.
328. Der Zeit Domitians gehört ferner an der juristische
Schriftsteller Aufidius Chius, während des Iuventius Celsus und
Neratius Priscus Wirksamkeit zu ihrem bedeutenderen Teile
erst unter Trajan und dessen Nachfolger fällt. Vielleicht ge-
horte auch schon in diese Zeit der Grammatiker Aemilius
Asper, der kenntnisreiche und besonnene Erklärer des Terenz,
Sallust und Virgil; außerdem Martials Freund Apollinaris und
vielleicht Claranus.
1. Mabt. 6, 61, 10 acrior (als VermögenBverwalter von Frauen) hoc
Ckius non erü Aufidius. Vgl. luv. 9, 25. Fragm. vat. 77 contra quam
Atüicinum respondisse Aufidius Chius refert. Vgl. § 298, 4. — Über Neratius
Priscus und Iuventius Celsus (den Sohn) s. § 342, 1 u. 2.
2. Unter den berühmten Grammatikern nennt Ausonius opuBC.
3, 20 (Aemilius, s. § 300, 2) und epist. 18, 27 (quem Claranus, quem
Scawrus et Asper, quem sibi conferret Varrö) den Aemilius Asper; vgl.
Augustih. de util. cred. 17 (Asper, Cornutus, Donatus). Seine Zeit ist nicht
genau zu bestimmen. Er lebte nicht früher als Cornutus (§ 299, 2), da
er gegen diesen schrieb (schol. Vkbon. ad Aen. 8, 691). Anderseits hat
man ihn, da er von Sueton de gramm. nicht behandelt war, später als den
von Sueton ebd. an letzter Stelle besprochenen Berytier Probus (§ 300)
gesetzt und ihn als zur Zeit da Sueton schrieb noch lebend und als des-
812 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Doniitianus).
halb unberücksichtigt angenommen, Stelp, de Probis 71. Dagegen wird
eingewendet daß Asper in den Virgilscholien des Probus wiederholt genannt
sei (p. 15, 24 Aemilius Asper cum hunc locum adnotaret; p. 19, 9 non, ut
Asper putat). Dies kann jedoch bei der Beschaffenheit dieser Scholien
(§ 300, 5) nichts beweisen, ebensowenig daß schol. Vbkon. ad Aen. 9, 373
und bei Sebv. Aen. 10, 539 Asper vor Probus angeführt wird: zudem hat
Probus selbst bis in die Zeit Domitians gelebt. Aber die Nichterwähnung
Aspers bei Sueton ließe sich zur Not auch daraus erklären daß A. nicht
Lehrer, sondern nur Gelehrter war, s. § 347, 7 und JVahlen, ind. lect.
Berol. 1877/78 p. 7. Gellius erwähnt ihn niemals. Im Vatic. 1492 (s. XV)
bei Keil, GL. 5, 527 Asper grammaticus civis rom. tempore Antonini phi-
lo8ophi fuit, in Verwechslung mit Trosius Aper (§ 357, 4) bei Capitol.
Ant. phil. 2, 3. — Aspers Commentar zu Terenz erwähnt Donat. zu Phorm.
I, 2, 24. Ad. 3, 2, 25. 4, 2, 20; vgl. Rüfin. GL. 6, 566, 1. 566, 6; Aspri
in Vergüium et Scdlustium commentarios Hiebon. adv. Rufin. 1, 16 (4, 1
p. 367 Bened.). Der zu Sallust wird von Cbarisius öfters berücksichtigt;
s. bes. GL. 1, 216, 28 Asper comrnentario Sallustii historiarum. Vgl. auch
Pompei. GL. 5, 273, 12 und oben § 205, 7. Am bekanntesten ist der zu
Vh'gil; Ribbeck prolegg. p. 128. Nach den zahlreichen erhaltenen Proben
daraus war A. in der Textkritik zurückhaltend, behandelte bei der Er-
klärung ebenso das Sachliche wie das Sprachliche und zeigte dabei gutes
Urteil und Geschmack. Auch systematisch behandelte Asper die Ab-
weichungen Virgils vom gewöhnlichen Sprach gebrauche in Formenlehre
wie Syntax. Oberreste der Abschnitte de praepositione, de interiectione,
de casibus, de generalibus et specialibuB, de verbo dieser quaestiones
Vergilianae oder grammatica Vergiliana aus einem Palimpsest von Corbie,
Paris. 12161 s. IV? (Aspri -Vcrgüius lautet regelmäßig der Titel beider Co-
lli mnen) bei Keil, Probi comm. (Halle 1848) p. 109 (vgl. ebd. p. xv) und
vermehrt bei EChatelain, rev. de philol. 10, 83. Vgl. HHaqen, Phil. 25, 353.
FBölte, de artium scriptt. lat., Bonn 1886, 55. Daraus vielleicht auch: sie
{pexui vel pectui) Asper de verbo bei Prisc. GL. 3, 489, 36; vgl. ebd. 2, 536, 6.
499, 18), falls es nicht auf eine allgemeine Grammatik (Ars) sich bezieht.
Im aflg. Suringah, hist. crit. schol. lat. p. 95. 124. 255. ThBergk, ZfAW.
1845, 118. 125. 129 (der ihn für einen Aristarcheer hält). GrÄfbnhan, Gesch.
d. class. Philol. 4, 76. 285. — Über die unter dem Namen Asper erhaltenen
Schriften § 482, 3.
3. Mabt. 4, 86 si vis auribus atticis probari, exhortor moneoque te,
libclle, ut docto placcas Apollinari, da er ein feiner ästhetischer Kritiker
sei. Vgl. 7, 26 (meum . . facetae aures). 7, 89, 2 (noster). 10, 30. 11, 15, 12.
Wohl der Domitius Apollinaris an welchen Plin. ep. 2, 9 und 5, 6 gerichtet
ist; vgl. ebd. 9, 13, 13 (cos. design. für J. 97). CIG. 4236.
4. Mart. 10, 21, 1 quae vix inteUegat ipse Modestus (s. § 231, 6. 240,
3 und 282, 1) et vix Claranuß. Vgl. oben Anm. 2A. Porphyrio zu Hör. s. 2,
3, 83 Anticyra oppidum et insula hoc nomine, sicut Glaranus testatur. Ob
derselbe den Horaz erklärte? Wahrscheinlich ist er auch bei Serv. Aen.
II, 316 (Clanarius ait) gemeint und vielleicht e*ine Person mit dem von
Sen. epp. 66, 1—4 erwähnten: Ciaramm, condücipulum meum, vidi post
§ 328 Grammatiker. § 329 Historiker. 813
muUos annos . . . senem . . . viridem animo ac vigentem. Dann wäre er
früher anzusetzen. Vgl. OJahn, RhM. 9, 626.
6. Mart. 10, 70, 2 doctus Potitus. ebd. 1, 41, 12 de Gadibus impiobus
magister.
6. Aus dieser Zeit ist vielleicht Largius (so die Hss. des Gellius 17,
1, 1; im Lemma ebd. haben sie Lartius oder Larcius) Licinus, der Ver-
fasser eines Buches Ciceromastix (§ 276, 3 gE.), was auf eine Zeit hin-
deutet wo Cicero Parteiruf geworden war. Er schrieb wohl nach Asinius
Gallus und jedesfalls ziemlich vor Gellius; vgl. § 276, 3. Früher ist er an-
zusetzen wenn er, was wahrscheinlich (M Hertz), eine Person ist mit dem
Largius (oder Larcius, s. über den Namen Mommskns index Plin. 416)
Licinus welcher mehrfach bei den beiden Pliaii vorkommt, Plin. ep. 2, 14, 9
als Declamator in der Zeit des Claudius; ep. 3, 5, 17 (s. § 312, 2E.) als
Bieter auf des älteren Plinius gelehrte Samminngen. Und zwar tat er sein
Gebot in Spanien, woselbst er starb als legatus practorius ad ius dicen-
dum nach Plin. NH. 31, 24, vgl. ebd. 19, 35 (etwa ums J. 70?).
329. Geschichtliches verfaßten zu Domitians Zeit C. Vibius
Maximus, Arulenus Rusticus und Herennius Senecio, die beiden
letzten zugleich Bekenner der stoischen Lehre und regierungs-
feindlich, wodurch sie ihr Leben verwirkten. Auch ein Fronto
wird als Stoiker genannt, sowie Decianus aus Emerita, der aber
diese Richtung mit Vorsicht zu paaren wußte. Zur epikurischen
Lehre hielt Pollius Felix. Die Schrift eines Priscus über die
Freuden der Tafel könnte gleichfalls dieser Zeit angehören.
1. Statiüs silv. 4, prooem. Maximum Vibium (so, nicht Iunium, ist
zu lesen, HNohl, Herrn. 12, 617; vgl. Mabt. 11, 106 und CIL. 3, 38 u. p. 859)
et dignitatis et eloquentiae nomine a nobis diligi satis eram testatus epistula
quam ad illum de editione Thebaidos tneae publicavi; sed nunc guogue eum
reverti maturius e Delmatia rogo (in silv. 4, 7). C. Vibius Maximus stand
J. 93 als praef. cohoitis III Alpinorum in Dalmatien; J. 104 war er prae-
fectus Aegypti. Nohl aO. Vgl. silv. 4, 7, 46 tu tuos parvo memorabis cmes
quos ad eoum tuleris Orontem Signa frenatae moderatus alae Gastore dextro
usw. und 63 tuas artes, . . omne quis mundi Senium remensus orsa Sallusti
brevis et Timavi reddis alumnum. Also eine Weltgeschichte, somit stofflich
weder dem Sallust noch dem Livius ähnlich.
2. Iunius Rusticus Arulenus, Volkstribun J. 66 (Tac. a. 16, 26), Praetor
J. 69 (Tac. hist. 3, 80), nach Suet. Dom. 10 von Domitian (J. 93) getötet
quod Facti Thraseae et Helvidi Prisei laudes edidisset (lobende Biographie)
appeüassetgue eos sanctissimos viros. Genauer Tac. Agr. 2 (oben § 319, 4).
Dio 67, 13 xbv 'PovCTixov xbv 'AoovXr\vbv anhxsivsv ort icpiXoaocpsi (vgl.
§ 326, 3 A.) xai oxi xbv Bqctoiav foobv curopa^, xai 'Eqfvviov ZwenCcovct ort
rs ovÖSfiücv ao%T]V iv noXX<p (Hm jLtfT« xi\v xct\Li?lcLv rjxrjnti xai oxi xov
TIoIc-aov xov 'EXovtdiov xov ßcov avvfyocapsv. Plin. ep. 7, 19, 6 cum Senecio
814 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert.
reus esset (durch Mettius Garus) quod de trita Helvidi libros composuisset ;
und ebd. 6 illos ipsos libros . . abolitos senatus consulto.
3. Makt. 14, 106 stoicus hoc (urceo) gelidam Fronto petebat aquatn,
§ 52, 4. Ober Palfurius Sura s. § 326, 5. Andere Philosophen § 319, 6.
— Mart. 1, 8 Thrasea atgue Catonis dogmata sie sequeris salvus ut esse velis,
pectore nee nudo striclos ineurris in enses, . . Deciane (gebürtig aus Emerita
in Lusitanien, Mart. 1, 61, 10). Vgl. 1, 24. 1, 39 (cecropiae madidus latiaeque
Minervas artibus etc.). Ihm widmete Martial sein B. 2, vgl. praef. —
Chaeremon stoicus bei Mart. 11, 56, 1 u. Fkikdl. zdSt. Heliodorus stoicus
in den Scholien zu luv. 1, 35. — Stat. silv. 2, 2, 112 hie übt sidereas exercet
Pollius artes, seu volvit monitus quos dat Oargettius auetor etc. Die Villa
dieses PoIUub Felix (§ 321, 1. 324, 1) am Golf von Neapel, beschrieben von
Statius silv. 2, 2 und 3, 1, 147, wird auch inschriftlich erwähnt. Mommsen,
Herrn. 18, 159. — Flavius Archippus, philosophus, nach Domitian bonus vir
et professioni suae etiam moribus respondens, dagegen sententia Veli Paulli
proconsulis . . crimine falsi damnatus in metallum; s. Pun. ad Trai. 68—60.
4. Mart. 9, 77 quod Optimum sit disputai convivium faeunda Prisci
pagina. Über 14, 196 (Calvus de aquae frigidae usu) s. § 213, 7 gE. — Mart.
12, 96 Musaei pathicissimos libellos (griechisch?), qui certant Sybai-iticis
libellis, . . lege etc. Vgl. § 324, 6 E.
3. Die Zeit des Nerva und Trajan, J. 90—117 n. Chr.
330. Was unter der verständigen Regierung Vespasians
gewachsen war, dann aber vor Domitians Tyrannei sich scheu
verkrochen und verleugnet hatte, das wagte unter Nervas und
Trajans mildem Szepter sich an das Tageslicht. Wir finden
daher in dieser Zeit eine große Menge von Schriftstellern auf
allen Gebieten der Literatur. Die Recitationen sind noch in
Blüte, aber bereits im Rückgange begriffen, infolge der Un-
bedeutendheit der meisten Erzeugnisse, der Übersättigung der
Hörer, und weil mit der freieren Bewegung auch die praktische
Beredsamkeit jetzt wieder größeren Raum gewonnen hatte. Kein
Wunder freilich daß die Erinnerung an das Erlebte die meisten
Schriftsteller mit Bitterkeit und Zorn erfüllte, nicht bloß einen
Juvenal und Tacitus sondern sogar den zahmen Plinius. Per-
sönlich hatte Nerva Sinn für Dichtung und Literatur, regierte
aber zu kurz (Sept. 96 — Jan. 98) um ihn betätigen zu
können. Trajan (Kaiser von J. 98—117) war idealen Gebieten
weniger zugekehrt und forderte sie nur mittelbar. Die alten
Klagen über das Undankbare der Beschäftigung mit Kunst
und Poesie wiederholen sich daher auch jetzt mit gleicher Leb-
haftigkeit.
§ 330 Nerva und Traianus. 815
1. M. Cocceius Nerva, Sohn und Enkel von Juristen (§ 281, 2. 298, 2),
Mabt. 8, 70, 1 tanta est facundia Nervae (vgl. 9, 26) . . . hunc (den Nerva)
nostri seit temporis esse Tibullum, carmina qui doeti nota Neronis habet:
demnach hatte Nero den Nerva welcher zu seinem Kreise gehörte in
seinen Gedichten als zweiten Tibullos erwähnt Plin. ep. 5, 3, 5 (oben
§ 31, 1). — Erlaß bei seinem Regierungsantritte: Beilage zu Plin. ad Trai. 58.
2. M. Ulpius Traianus aus Italica, geb. 18. Sept. 63, regierte J. 98
— 117. Dio 68, 7 itatdeiccg axQißovg, oar\ iv Xoyoig, ov (lezsoxs. xo ys (ihv
fyyov avxrjg %al qnfaxaxo xai tnotei. Victor epit. 13, 7 magis simpliciora
ingenia aut eruditissimos , quamvis ipse parcae esset scientiae moderateque
eloquens, düigebat. Iulian. Caess. p. 22 nafaeo Övvapsvog Xiyuv — vno
(u&vuütg inixoinsiv yao stm&si xä noXXcc x<5 Zovqa (Licinius Sura, § 326, 14)
yQacpBtv vnso ctvxov — cp&eyyopsvog uaXXov iq Xiycov insdsUvvsv avxoig etc.
Plin. paneg. 47 quem honorem dicendi magistris, quam dignaiionem sa-
pientiae doctoribus habest ut sub te spiritum et sanguinem et patriam re-
ceperunt studia! quae priorum temporum immanitas exiliis puniebat etc.
. . at tu easdem artes in complexu, oculis, auribus habes. praestas enim
quaccumque praeeipiunt etc.; vgl. ebd. 49 (in mensis principis . . studiorum
honor) u. A. 3. Daher vermutet man daß auf Trajan sich bezieht luv. 7, 1
et spes et ratio studiorum in Gaesare tantum; solus enim tristes hoc tem-
pestate Camenas respexit etc. Vgl. Teuffels Übersetz. 233. Weidner zdSt.
Anders Friedländeb, SGesch. 8*, 461 (vgl. § 331, 4 gM.). Besonders be-
günstigte Trajan den Bhetor Dion Chrysostomos (or. 45, 2, 3 Emp.). Vgl.
JBpeckhabdt, N. Schweiz. Mus. 4 (1864), 97. Errichtung von Bibliotheken,
bes. der Ulpia (Dio 68, 16). Auf Denkwürdigkeiten Trajans deutet Prisc.
GL. 2, 205, 6 Traianus in I Dacicorum: inde Berzobim . . processimus.
Ober eine Rede Trajans im Senat am 1. Jan. 100 s. Plin. paneg. 67. Da-
gegen Fronto ad Ver. p. 123 Nerva (Trai.) facta sua in senatu verbis roga-
ticiis commendavit. Vgl. oben die Stelle aus Julian. Die Antworten Tra-
jans auf die Anfragen des Plinius (s. § 340, 6 u. 9) sind von schlichter
Kürze und treffendem Ausdruck. Erlaß des Tr. bei Plin. ep. 6, 13, 8.
Trümmer eines Briefes des Trajan in Henzbns acta fr. arval. (Berl. 1874)
p. cxliii.
3. Plin. ep. 5, 14, 6 landem homines non ad pericüla, ut prius, verum
ad honores virtute perveniunt. 8, 14, 2 priorum temporum servitus . . re-
ducta libertas. 9, 13, 4 reddita libertas. 3, 18, 6 liberius ideoque etiam
libentius scribitur. 3, 18, 5 studia, quae prope extincta refoventur (Geschicht-
schreibung, Beredsamkeit, Philosophie). Vgl. A. 2 und 8, 12, 1 litterarum
senescentium reductor (Capito). 5, 17, 6 faveo saeculo, ne sit sterile et
effetum. Dagegen 1, 10, 1 *t quando urbs nostra liberalibus studiis floruit,
nunc maxime floret. Vgl. A. 5.
4. Plin. ep. 1, 13, 1 magnum proventum poetarum annus hie (J. 97?)
attulü. toto mense aprüi nullus fere dies quo non recitaret aliquis. iuvat me
quod vigent studia, . . tametsi ad audiendum pigre coiiur, was dann näher
ausgeführt wird. Vgl. 3, 18, 4 numquam aut valde vacat Bomae aut commo-
dum est audire recitantem. 6, 17. luv. 1, l. 7, 40. Tac. dial. 8. Plinius
selber behandelte diese Vorträge mit großer Wichtigkeit (7, 17, 13. 8, 21, 4)
und erstreckte sie auch auf gehaltene Reden (ebd. 7, 17).
816 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
5. Zahlreiche Redner, 8. § 341, 1—6. Indessen vgl. Plin. ep. 2, 14, 2
pauci (sunt) cum quibus iuvet dkere. ceteri auäaces atque etiam magna ex
parte adulescentuli obscuri etc. (4) sequuntur auditores actoribus simües,
conducti et redempti etc. 6, 2, 5 ei qui dicunt egisse malunt quam agere et
qui audiunt finire quam iudicare. Tac. dial. 19 apud iudices, qui . . sacpe
ultro admonent (oratorem) atque alio transgredientem revocant et festinare se
testantur. — Über die äußere Lage der Schriftsteller und Gelehrten in Rom
s. Juyenals siebente Satire. — JGHullemann, de literarum ap. Rom. studiis
Trai. imp., Leid. 1858. HThiersch, Politik u. Philosophie im Verh. z. Re-
ligion unter Trai., Hadr. u. den Antoninen, Marb. 1863.
6. Wichtige Inschriften aus der trajanischen Zeit (vgl. Or. -Henzen
782—804. 5440-6451). a) Das Testament des Dasumius vom J. 109; CIL.
6, 10229. Wilm. 314. Bhunb, font.e 292. Unter den darin mit Legaten
Bedachten sind der jüngere Plinius, Tacitus und Fabius Rusticus (§ 314, 4).
— b) Das Testament eines Galliers, abschriftlich auf einem Pergamentblatt
s. X in Basel erhalten (herausg. von AEiesslimg, anecd. Basileensia, Bas.
1863. EHübner, ann. d. inst. 36,200. Wilm. 315. Bruns fönt.6 297), wenig
jünger als jenes des Dasumius. Anders OCuntz, de Aug. Plinii auctore 51.
— c) Die Stiftungsurkunden für wohltätige Zwecke (tabulae alimentariae)
aus Veleia, CIL. 11, 1147, Wilm. 2846, Bruns6285, und (derLigures Baebiani)
aus Beneventum (vom J. 101), CIL. 9, 1455, Or.-Hknzen 6664, Bruns6 288,
Wilm. 2844. Vgl. PRE. I8, 774. 6, 1656.
331. Von den Dichtern der trajanischen Zeit ist der be-
deutendste D. Iunius Iuvenalis aus Aquinum (etwa J. 60 —
140 n. Chr.), welcher bis dahin der Rhetorschule sich gewidmet
hatte, jetzt aber Satiren zu veröffentlichen begann. Wir haben
deren, in fünf Bücher abgeteilt, sechzehn. Juvenal behandelt in
den am meisten charakteristischen Stücken mit leidenschaftlicher,
ingrimmiger Schonungslosigkeit die Laster der römischen Gesell-
schaft: mit den grellsten Farben der Rhetorik malt er sie bis
zu oft grausiger Anschaulichkeit aus, ohne seinem Leser kaum
je Beruhigung oder Abwechslung durch freundlichere Bilder zu
gönnen. Sein ernster und kraftvoller Geist hat weniger künst-
lerischen Aufbau im Auge als die Sache; unbekümmert um for-
melle Unebenheiten (Wiederholungen, Nachträge u. dgl.) legt er
das Hauptgewicht auf die Schilderung und Ausgestaltung des
Einzelnen, worin er sich kaum genug tun kann. Daher auch
die stets gehobene, beziehungsreiche Sprache, welche dem vollen
Verständnis große Schwierigkeiten bereitet. In den späteren
Satiren zeigt sich die sittliche Entrüstung gemildert und da«
dichterische Vermögen merkbar abgeschwächt. Die letzten sind
greisenhaft.
§ 331 Iuvenalis. 817
1. Für Kenntnis von Juvenals Leben bietet, abgesehen von seinen Ge-
dichten, am meisten die von ihm im Tempel der Ceres (Helvina, sat. 3, 320)
zu Aqninum gesetzte Weihinschrift (CIL. 10, 5382 Or.-Henzen 5599; vgl.
CLGrotkfend, Phil. 12, 489): {Cere)ri sacrum (D. Iu)nius Iuvenalis, (trib.)
eoh(orti8 I) Delmatarum, II {vir) quinq(uennalis) , flauten divi Vespasiani, **>"
vovü dedicav{itq)ue sua pec(unia)t Die erhaltenen vitae (nach nenem ha.
Material am vollständigsten abgedruckt bei JDcrr, d. Leben Jnv. S. 21;
sieben in 0 Jahns größerer Ausg. p. 386; eine achte ans cod. Harl. 3301
s. XV s. JJ. 109, 800, vgl. acta Lips. 4, 304; vgl. noch Stampini, riv. di
filol. 12, 201, 0 Rossbach, de Senecae philos. libris recens. 77) sind unter 1*
sich sehr eng verwandt, bieten aber im einzelnen viele Widersprüche und
bedenkliche Angaben: trotzdem enthalten sie einen, wenn auch kaum je
mit Sicherheit rein herauszuschälenden , Kern von Tatsachen welche nicht
allein ans Lesung der Satiren erschlossen sein können. Die Versuche die
Ur-Vita wiederherzustellen (zB. zuletzt von Dürr aO.) müssen bei dem Zu- **~
stand unserer Quellen mißlingen. Die Quelle der vitae ist unbekannt: an
Subtons viri illustres ist nicht zu denken (§ 347, 7). — Geburts- und Todes-
jahr des Dichters läßt sich nicht genau bestimmen. Der Versuch von LFried-
länder, de luv. vitae temporibus, Königsb. 1875, SGesch. 35, 458; JB. 1886
2, 20*, aus 13, 17 Fonteio consule natu* (vgl. BBorqhesi, oeuvr. 5, 76) das 4*
Jahr 67 als Geburtsjahr Juvenals zu erweisen ist gescheitert. LSchwabr,
RhM. 40, 25. Nur so viel ergiebt sich aus der Stelle daß J. nicht später
als in jenem Jahr, daß er aber wahrscheinlich früher geboren ist. Das
späteste nachweisbare Ereignis bei Juvenai ist das 15, 27 (nuper consule
Iunco) erwähnte Consulat des L. Aemilius Iuncus im J. 127 (BBorqhesi aO., « >"
WDittbxbkrgkr, ephem. epigr. 1, 247. CIL. 3, p. 874, xxxi). Nach den
vitae 1. 2. 3 JahiT erreichte oder Überschritt J. das achtzigste Lebensjahr;
anderseits begann Juvenai erst in reiferem Alter (1, 25 und die vitae 1. 2.
3. 5. 6. 8 ad median* fere aetatem declamavit) und nicht vor Trajans Re-
gierung Satiren zu schreiben (s. A. 4). Martial, welcher mit Juvenai be- "x
freundet ihn öfters nennt (7, 24. 7, 91 facunde Iuvenalis [Ende J. 92?].
12, 18 [frühestens Ende J. 98?]), kennt ihn nur als Rhetor, noch nicht als
Satiriker. — Demnach mag Juvenai etwa vom J. 60 (vgl. vit. 2. 3 oriundus
temporibus Neronis Claudii imperatoris) bis etwa zum Jahr 140 (vgl. vita 4
decessit . . Antonino Pio imperatore) gelebt haben. Im cod. Barberini vm ~
18 steht (bei Dürr aO. S. 28): Iunius Iuvenalis Aquinas Iunio luvendle
paire, matre vero Septumuleia ex Aquinati municipio Claudio Nerone et L.
Antistio consulibus (808/55 n. Chr.) natus est. sororem habuit Septumuleiam
quae Fuscino (luv. sat. 14, 1) nupsit usw. Diese einzelstehende Angabe
einer von einem italienischen Humanisten (s. XVI?) verfaßten Juvenai- Vita, (■ -
welche Dürr aO. 28 der Ur-Vita entnommen glaubt, kann, obwohl sachlich
annehmbar, bis auf anderweitige bessere Bezeugung keinen Anspruch auf
Glaubwürdigkeit erheben. — Der Vorname D. ist überliefert im cod. Laur.
34, 42 s. XI (vgl. JJ. 109, 868) und in den Vossiani 18 s. X und 64 s. XI
(Hosics aO. 45), s. auch S. 821 unten; Iunius Iuvenalis in der Inschrift
(s. oben), dem cod. P, den Scholien und in den vitae 1. 2 (in vita 4 M.
Iunius Iuvenalis)-, einfach Iuvenalis bei anderen Schriftstellern. Landgut
Juvenals zu Tibur? s. 11, 65. 69, sein paternus agellus zu Aquinum: 6, 57.
TBnrpsL-SonwABB, Rom. Lit. -Gesch. 5. Aufl. 52
818 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
2. Daß Iuvenalis verbannt wurde ist kaum (mit VFhancke, CKempf,
<7° ChbStrack, Nkttleship, Vahlen u. a.) zu bezweifeln; fraglich ist aber
warum, wann, und wohin. Die Tatsache der Verbannung erwähnen alle
vitae, die Scholien zu 1, 1. 4, 88. 7, 92, Sidonius Apoll. 9, 269 (non gut
tempore Gaesaris secundi aeterno incoluit Tomos reatu nee qui consimüi
deinde casu ad vülgi tenuetn strepentis auram irati fuit histrionis extü), end-
^ lieh Io. Malal. chron. 10, p. 341 und mit ihm gleichlautend Suidas. Die
Verbannung bringen — im einzelnen abweichend — alle vitae * (auch die
Schol. zu 1, 1), dann Sidonius und Malalas in ursachlichen Zusammenhang
mit sat. 7, 90 fll. (quod non dant proceres dabit histrio uew.), wodurch
ein histrio, ein kaiserlicher Günstling, beleidigt und vom Kaiser durch die
<*° Verbannung des Dichters gerächt worden sei, welche nach Angabe aller
vitae (auch der Schol. zu 4, 38) in der Form der Übertragung einer
militärischen Stellung in fernem Lande erfolgte. Wer die Verbannung
verfügte? Die vitae (1. 3. 5 nennen keinen Namen) schwanken zwischen —
dem zeitlich ganz unmöglichen — Nero (7. Schol. zu 7, 92), Domitian
^ (2. 4. 8. Schol. zu 1, 1. 4, 38 und Malalas - Süid ab) und Trajan (6). Der
Zeit nach verlegen vita 1 u. 2 dieses militärische Kommando in das 80. Jahr
des Dichters, vita 4 in extrema Domitiani tempora. Als Verbannungaort
nennt die Mehrzahl (1. 2. 4. 7. Schol. zu 1, 1. 4, 38. 15, 27) Ägypten,
einige (6. 6) Britannien. Die Angabe bezüglich Ägyptens könnte leicht aus
V sat. 15, 45 erschlossen sein, während für Britannien der Umstand einnimmt
daß die Cohorte bei welcher Juv. laut der Inschrift (A. 1) Offizier war in
jener Zeit in Britannien stand (nachweislich im J. 105 und 124, s. CIL. 7,
1194. 1195. 367. 387. 400. 1055, EHübner, ebd. 7, p. 85; RhM. 11, 30.
Herrn. 16, 566). Aus diesem Gewirre sich widersprechender Angaben die
<*> Wahrheit zu ermitteln ist unmöglich. — ChbStrack, de Iuvenalis exilio,
Laubach 1880. JVahlbn, Juv. u. Paris, Berl. Sßer. 1883, 1175. KBittweorb,
d. Verbannung Juv.s u. die Abfass. s. Sat. 7, Bochum 1886 und A. 3.
3. JVFranckk, examen crit. luv. vitae, Altona 1820; de vita luv.
quaeBtio II, Dorpat 1827. C ABauer, einige Nachrichten aus d. Leben des
'■"' Juv., Begensb. 1833. CPinzger, JJ. 14, 261. Teuffel, ebd. 43, 103; Stud.
und Charakt.* 535. BBorghesi (intomo all' eta di Giovenale) oeuvr. 5, 49.
CSynkerberq, de temporibus vitae carminumque luv., Helsingf. 1866.
LFbieoländeb, de luv. vitae tempp., Königsb. 1875; SGesch. 35, 458.
EStampini, de luv. vita, riv. di filol. 9, 417; de luv. vita controv., riv. di
• filol. 12, 196. DNagüiewski, de luv. vita, Biga 1883. JAHild, Juvdnal,
notes biographiques, Par. 1884. HNettleship, life and poems of J., journ.
of phil. 16, 41. ASeehaus, de luv. vita, Halle 1887. JDübb, d. Leben Juv.s,
Ulm 1888.
4. Die 16 Satiren sind in den Hss. (bes. im Pithoean., A. 8) in 5 Bücher
eingeteilt (B. I = sat. 1—6; II = 6; III «= 7-9; IV = 10-12; V =* 13—16).
Nach dieser Bucheinteilung citiert zB. Priscian (s. die Stellen GL. 3, 537).
Die Bücher folgen sich in zeitlicher Ordnung, sie wurden einzeln heraus-
gegeben, wie die Bücher Martials und des Statius Silven. B. 1 ist unter
Trajan herausgegeben, sicher nach J. 100 (1, 49) und zwar wohl beträcht-
lich später, da kaum aHzugroße Zwischenräume zwischen der Herausgabe
§ 381 Iuvenalis. g\Q
namentlich der ersten Bücher werden stattgefunden haben; B. 2 nach J. 116
(6, 407 fll); B. 5 nach J. 127 (13, 17. 16, 27). Der im Anfang von B. 3
(7, 1) als Gönner der Dichter gepriesene Kaiser ist demnach wohl Hadrian
(daß J. die schon unter Trajan verfaßte Satire mit einem auf Hadrian be-
züglichen Eingang versehen habe meint Fbiedländeb, SGesch. 35, 451): so
würde die Herausgabe des Buches um J. 120 fallen, B. 4 dann wohl um
J. 125. LFbiedländeb, de luv. vitae tempp., Königsb. 1876; SGesch. 35, 468.
— Von der letzten Satire (16) sagen die Scholien: ista a plerisque explo-
ditur et dicitur non esse Iuvenalis. Demgemäß ist die Echtheit dieser und
der. vorletzten Satire, aber mit unzureichenden Gründen, angefochten worden
von CFHkinrich und CKempf (observationes in Iuvenalis aliquot locos, Berl.
1843), 8. Teuffel u. Hertzbebg in ihrer Übersetzung 153. 341. GPalm, de
luv. sat. XV, Nordhausen 1882. Übrigens ist die letzte S. am Ende un-
vollständig, was sich vielleicht aus einem Blätterausfall erklärt. FBücheleb,
RhM. 29, 636 und dazu^BnEB, spicil. 46. — In vita 4 (vgl. schol zu 1, 1):
in exilio ampltavit satiras et pleraque mutavit. Manches könnte auf eine
doppelte Redaction durch den Dichter selbst weisen; Teuffel, Stud. u.
Charakt.* 649, s. aber dagegen zB. JVahlen, ind. lect., Berl. 1884, 30 und
GSchönaich, quaestt luv., Halle 1884, 13. GMosenoel, vindic. luv., Erl.
1887. — Gegen die maßlose Kritik von ORibbeck (in s. Ausg., Lps. 1859; '
svmb. phil. Bonn. p. 1; der echte und der unechte Juv., Berl. 1865) s.
Teuffel in s. Übersetz. 154. 209. 246. 252. 259, die vindiciae Iuvenalianae
von BLüpds, Bonn 1864, OMeinertz, Königsb. 1866, RWeise, Halle 1884,
auch OJahn in d. kl. Ausg. v. 1886 p. x. OMeinertz, z. Krit. u. Erkl.
d. Juv., Conitz 1871 (über die sprachliche usw. Übereinstimmung des
r unechten' und des f echten' Juvenal). JVahlen, ind. lect. Berol. 1884.
WSchulz, Herrn. 21, 179, OHäkicke, d. Echtheit der zwölften Sat. d. luv.,
Putbus 1877, HPolstorff, de vv. aliquot luv. male suspectis, Rostock 1882.
6. luv. 1, 22 cum tener uxorem ducat spado etc. . . (30) difficile est
satiram non scribere. 79 st natura negat, facti indignatio versum, qualem- >
cumque potest, quales ego vel Gluvienus (§ 332, 9). 150 dicas hie forsitan; unde
. . «72a priorum scribendi quodeumque animo flagrante liberet simplicitas ? . .
170 experiar quid concedatur in Mos quorum FJaminia tegitur cinis atque
Latina. Nicht mehr Lebende also will der Dichter zum Gegenstande seiner
Satiren machen; die Namen sind teils typisch oder erdichtet, teils der Ver-
gangenheit entnommen, besonders der Zeit Neros und Domitians. Von
Lebenden werden nur Marius Priscus, Isaeus, Archigenes, Gallicus und
vielleicht Philippus (3, 126) genannt, mit Ausnahme des ersteren alle in
verbindlicher Weise, also ähnlich wie bei Martial (§ 322, 6) und Plinius
(§ 340, 6). Wirkliche Personen aber scheinen die von Juv. Genannten alle '
zu sein (Bobqbebj, oeuvr. 5, 533. LFbiedländeb, de nominibus, s. u.). Die
meisten gehören indessen der Vergangenheit an, vielfach einer sehr ent-
fernten, wie der des Cicero oder gar Lucilius. Es Bind somit Schatten
gegen welche der Satiriker kämpft, aber solche die in der Gegenwart Ab-
bilder genug haben. Er bekämpft sie daher auch als gegenwärtige. Das
rhetorische Pathos läßt es jedoch nur selten (wie 2» 29 ff. 4, 37 ff. 8, 212 ff.)
zu einer genaueren Zeitbestimmung kommen. Vgl. Epkema, prosopographia
luv., Amßterd. 1864. FStbauch, de personis Iuvenalianis, Gott. 1869.
52*
820 Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
LFriedlander, de nominibus personarum in luv. satiris, Königsb. 1872;
° SGesch. 36, 466. AThChribt, d. Art u. Tendenz d. Juvenal. Personenkritik,
Lpz. 1886. DieseB Pathos liebt and sucht die dunkelsten Farben und läßt
den Satiriker als das Gegenteil eines Idealisten, als einen schwarzsichtigen
Pessimisten erscheinen. Von Witz und Humor (J Jessen, Phil. 47, 320)
ist wenig bei ihm zu finden. Überhaupt haben den Juvenal die Gewöh-
n° nungen der Bhetorschule (1, 15) auch zur Satire begleitet. Darüber LBerq-
* müller, quaestt. luv., acta sem. phil. Erlang. 4, 395. EStrubb, de rhetorica
luv. disciplina, Brandenb. 1875. Daher die Aufstellung abgegrenzter Themen
für die einzelnen Stücke und die nüchterne, fast schulmäßige Durch-
führung des jedesmaligen Themas , bald mit einförmigen Übergangen bald
n' in mechanischem Nebeneinanderstellen, ohne Vermittlung der einzelnen
Teile. S. die Inhaltsangaben in KFHermanns Ausg. JAGyllinq, de argu-
menti dispoaitione in sat. I — XVI, Lund 1886. 89 II. Die Verse sind mit
Absicht markig und volltönend gebildet. HWilcke, quid elocutio luv. a
Persiana differat, Stendal 1869. JRahn, selecta capita de syntaxi luv., Halle
o* 1875. F Weiss, die Fragesätze bei Juv., Stockerau 1882. Auch R Weise
(A. 4 gE.). LKiaeb, 8ermonem luv. certis legibus astrictum esse, Kopenh.
1875. LGenther, die Metaphern bei Juv., Wittenb. 1878. FLohr (s. § 321, 6).
HJattkowski (§ 302, 4 £.). MWolff, de usu coniunctionum ap. luv.,
Amsterd. 1888. GMosenqel (A. 4) 29 (über Casussyntax).
ss 6. Unter den früheren Schriftstellern verrät Juvenal Bekanntschaft
besonders mit Horaz (zB. 5, 107 = Hob. ep. 1, 1, 40; PSchwartz, de luv.
Horatii imitatore, Halle 1882) und mit Virgil (zB. 2, 100 «= Aen. 12, 94;
3, 198 = Aen. 2, 311; 5, 138 = Aen. 4, 328. 12, 475; 6, 133 = G. 3, 282;
JGehlen, de luv. Vergilii imitatore, Erl. 1886); öfters berührt er sich auch
*D mit seinem Freunde Martialis (zB. 6, 184 = M. 10, 68; 6, 196 = M. 6, 23];
6, 492 =- M. 2, 66).
7. Zu den Satiren des Juv. sind zwei Klassen von Scholien über-
liefert Die eine reicht in ihrem Kerne wohl bis ans Ende des vierten
Jahrhunderts zurück (zu 10, 24 wird Neratius Cerealis praefectus urbi J. 352
"»*' erwähnt als der Vergangenheit angehörig). In jener Zeit waren Erläu-
terungen um so erwünschter als damals Juvenal eifrig gelesen wurde:
Ammian. Mabc. 28, 4, 14 quidam detestantes ut venena doctrinas, luvendem
et Mariutn Maximum curatiore studio legunt, nulla volumina praeter haec in
profundo otio contrectantes ; s. auch Rutil. Namat. 1, 604 (§ 323, 2). Diese
'-" Scholiensammlung enthält trotz großer Verderbnis nicht wenige Spuren
alter echter Gelehrsamkeit. Sie findet sich in dem codex Pithoeanus s. IX
(s. A. 8) und dem Sangallensis 870 8. IX (darüber HWirz, Herrn. 15, 443)
und ist darnach herausgegeben von PPithoeus (Par. 1585, s. A. 9), AWCrambr
(Hamb. 1823), von LScbopkn in Heinrichs Ausg. (1839) 1, p. 156 (annotationes
v> criticae dazu p. 325), bis jetzt am besten in OJahms Ausg. von 1851, p. 171
(Verbesserungen nach den Hss. dazu bei Stephan u. Beer aaOO.) und (in
Auswahl) bei Jahn-Bücheler (A. 9 E.). — Ans einer derselben Gattung zu-
gehörigen, aber vollständigeren Hs. stammen diejenigen welche GValla Ven.
1486 als Scholien des Probus (§ 300, 6) sehr ungenau veröffentlichte (nur
- bis zu sat. 8, 193 reichend). Ober die Aarauer Fragmente s. A. 8. EMatthiaa,
§ 331 Iuvenalis. 821
de scholiis in luv., Halle 1875 (auch in den Dissertatt. phil. Halens. 2, 255).
ChbStephan, de Pithoeanis in luv. scholiis, Bonn 1882; RBeeb, de nova
bchol. in luv. recensione instituenda, Wien. Studd. 6, 297. 7, 311. — Die
zweite Klasse trägt, wie die zu Persius (§ 302, 6) den Namen des Cornutus
(Cornuti expositio super toto libro Iuvenalis), findet sich in jüngeren Hss. *'*
(bes. Laur. 52, 4 s. XV), stammt wohl aus der karolingischen Zeit (zu 9, 37
wird ein Heiricus magister citiert; vgl. AEbbbt, Lit. d. MA. 2, 285) und ist
ebenso wortreich als inhaltsleer; 0 Jahns Ausg. des Pers. p. cxvi. Proben
davon bei Schopen (unedierte Scholien zu Juv. III, Bonn 1847), KFHkbmann
(schediasma de scholiorum ad luv. genere deteriore, Gott. 1849) und IvGigch p>*
(apparatus criticus ad luv., Leid. 1849; tria capita ad luv. eiusque scho-
liastas spectantia, ebd. 1850). AZingkble, kl. philol. Abhh. 4 (Innsbr.
1887), 1 (üb. eine Innsbr. Hs. s. XIV mit Scholien). Vgl. über diese Scholien
auch Schönaich aO. cap. 1. Hosrus (A. 8) 95. Zur Sprache derselben HRonsch,
Iioman. Forsch. 2, 280. — Ganz späte Glossen zu Juv. welche, an sich wertlos, ? J r
nur darum einige Aufmerksamkeit verdienen weil die Textlesarten meist
mit dem Pith. stimmen, im Paris. 7730 s. X; hrsgg. v. HKeil, Halle ind.
Bchol. 1877; vgl. GLoewe, prodr. gloss. p. x; HWibz, Herrn. 15, 448;
Phil. Anz. 10, 479. CBeldamk, scolies inädites de Juv. (in Nizza), rev.
de philol. 6, 76 (wertlos, aus 15. Jahrb.! Bücheleb, RhM. 38, 132). Vgl. >'*
A. 8 Z. 20.
8. Ebenso zerfallen auch die Handschriften der Satiren selbst in
zwei Klassen. Von der reineren und besseren ist nur dine vollständige Hs.
erhalten, der Montepessulanus 125 s. IX aus Lorsch stammend, dann im
Besitz des PPithoeus, daher Pithoeanus (P) genannt. Dagegen daß er iK
eine Zeit lang der Bibliothek des Matthias Corvinus (weshalb auch Bu-
densis genannt) angehört habe s. BBeeb, Wien. Studd. 8, 342. Schriftprobe
des Pithoeanus an RBbebs spicil. Iuvenal., Lpz. 1885. (Mangelhafte) Ver-
gleichung in OJahns größerer Ausg., vgl. FRühl, Phil. 30, 676; Nachverglei-
chung für 1, 1—2, 133 von FRühl, Wissensch. Monatabi. [Königsb. 1877] 139, ^v^
außerdem s. bes. die Mitteilungen von RBeeb in s. spicil. luv. — Bruchstücke
einer Üb. s. X/XI welche Text und Scholien enthielt und mit dem Pithoeanus
engste Verwandtschaft zeigt sind in Aarau zum Vorschein gekommen,
HWibz, Herrn. 15, 437. Ganz verschollen ist die gleichartige Hs. des GValla
(A. 7) und der SGallenBis D 304, aus dem nur die Scholien, nicht auch3''
der Text, durch die Abschrift SGall. 870 (s. A. 7) gerettet sind. Der sehr
alte Vatic. 5750 (Bobiensis) in Capitalschrift enthält auf p. 78 Juv. 15,
18 — 48: Schriftprobe in Zanoemeisteb-Wattbnbachs exempla codd. latt.
Tfl. 5 (vgl. § 302, 5). luven, et Persii fragm. Bobiensia ed. GGoktz, Jena
1884. Vgl. überhaupt über die gute Oberlieferung und die Textgeschichte i:*
RBebb spicil. 9. 39. Über Juvenalauszüge im allgemeinen und das Florilegium
in SGall. 870 (in den Lesarten mit P stimmend) insbesondere ChhStephan,
RhM. 40, 263. — Von der zweiten, stark verfälschten Klasse sind die Hss.
sehr zahlreich (Vergleichungen bei Hosius aO. 3). Auch der Pith. und die
Aarauer Hs. sind nach Hss. der Kl. II, wie umgekehrt manche Hss. der ; - -
letzteren nach einer Hs. der Kl. I durchgebessert. Zwei derselben (Laur.
34, 42 und Leid. 82 s. XI) haben die subßcriptio: Legi ego Niceus Romae
apud Scrvium (der § 431 genannte?) magistrum et emendavi. Die Gramm a-
822 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
tiker welche Stellen aus Juv. citieren folgen meist den Lesarten der El. II
>b° (doch s. Hosius aO. 55). Spur einer anderen Bearbeitung im Paris. 9345
s. XI (am Ende von Sat. 6) dece iuvenalis . . . incipit Hb. III legente Aepi-
carpio scrinbentis JSxuperantio servo. 0 Keller, JJ. 131, 576. Hosius aO. 62.
— CFHermann, de codd. luv. recte existimandis, Gott. 1847 ; vindiciae luve-
ualianae, ebd. 1854. OJahn in s. Ausg. v. 1868, p. 5. CHosics, apparatus
i*"5 criticus ad luv., Bonn 1888. Vergebliche Versuche die Klasse des Nicaeus
als die bessere zu erweisen machte AH Äckermann, d. pithoean. Cod. d. Juv. I,
Greifsw. 1856 und sonBt (A. 12). — AGaste, sur un mscr. (wertlos) de
Juv., Ann. de la fac. de lettr. de Bordeaux 2, 274; mem. de l'acad. de Caen
1880, 308. AZinoerle (A. 7gE.). Schenkx, Wien. Studd. 8, 313 (zwei wert-
r>° lose Cantabrig. s. IX).
9. Ausgaben (Aufzählung bei Ruperti 1, clxiv). DCalderinus (Ven.
1475. 1495). GValla (Ven. 1486). IBritannicus (Brix. 1501 u. ö\). ThPulmannub
et IIJünius (Antv. 1665). FPithoeus (Par. 1585). NRioaltius (Par. 1613.
1616). IGrangaeüs (Par. 1614). HCHenninius (mit Persius, Utr. 1685. Leid.
V 1695). Cum perp. comm. ed. GARüfkbti (Lps.* 1819 II). Ed. NLAchaintke
(Par. 1810 II), NELemaire (Par. 1823 II). Rec. et ann. EWWeber (Weim.
1825). Ex emend. et c. comm. CFHeinrichii; acc. scholia vetera (Bonn
1839 II). — Cum scholiis veteribus recensuit et emendavit OJahn, Berl. 1861.
Thirteen satircs of Juvenal (es fehlen 2. 6. 9) with a commentary by
>so JEBMator, Lond. I4 1886, II8 1881. Erklärt von AWetdneb, Lpz.* 1889.
Cum lectt. var., commentariis (russisch) usw. ed. DNaguiewski I (satt. 1—3),
Kasan 1888. — Texte von CFHermann, Lps. 1854, ORibbbck (8. A. 4), und
bes. (mit knappem Apparat, namentlich nach RBeers Vergleichung des P)
Jahn-Bücheleb, Berl.2 1886.
'v' 10. Übersetzungen zB. von JJCDonner (Tab. 1821), WEWeber (Halle
1838>, ECJvSiebold (mit lat. Text u. Erläuterungen nach CFHermann, Lpz.
1858), ABero (Stuttg. 1862 f.), WHertzbrbq u. WTeüfpel (Stuttg. 1864—67).
11. Über Juvenal s. Manso i. d. Nachtr. zu Sulzer 6, 294. DNisa&d,
e*tudes . . sur les poetes lat. de la decadence (Par. 1834) 1, 241. 2, 101.
vr* Teufpel, PRE. 4, 636. Völker, Juvenal; Lebens- u. Charakterbild, Elberf.
1851. CFHermann vor s. Ausg. (1854) p. in. AWidal, Juvenal et ses sa-
tires; ätudes littäraireB et morales, Par. 1869. GBoissieb, J. et son temps,
rev. des deux mondes, Juni 1870, p. 141. GDBelletti, studj 8 alle satire
di Giov., Genua 1886.
1 12. Zur Textkritik u. Erklärung: GPinzoer, de versibus luv. spuriia
et male suspectis, Bresl. 1827. Madvig, op. 1, 29. 2, 167. CFHermann,
annotatt. ad sat. 3, Marb. 1839; de sat. 7 tempp., Gott. 1843. NMohb,
annotatt. ad luv. sat. 1 et 2, Dorp. 1845. ALDöllen, Beitr. zur Kr. u.
Erkl., Kiew 1846. AHäckermann, Jahns Archiv 15, 550. 16, 351. 370. 568.
i' 17, 356. 600; ZfGW. 16, 638 und sonst; Greifsw. 1872. 1877. AGöbki.,
Iuvenaliana, Conitz u. BerL 1869. XPrinz, Rev. de Tinstr. Belg. T. IX u. X.
BBorghesi, oeuvr. 6, 609. AScholte, obes. critt., Utr. 1873. HvHerwebdbn,
Mnemos. NS. 1, 395. OHirschfeld, Herrn. 8, 475. JBbrnayb, ges. Abhb.
2, 71. HWirz, Phil. 37, 293; z. Krit. d. 5. Sat. Juv., Aarau 1868. MJHo*-
~ ' mann, zur Krit. u. Erkl. einiger Satt, des J., Amberg 1878. FBüchelbr,
§ 381 Iuvenalia. § 332 Andere Dichter. 823
BhM. 29, 636. 36, 391. 41, 634. Walter dk Jongb, adnott. critt. in saturas
Juv., Gron. 1879. FGöbbes, Phil. 41f 719. AWeidnkr, JJ. 135,279; emendatt.
luv., Dortm. 1887. LUblichs, Dessauer Philol.-Vers. 231. WSchulz, quaestt.
luv. (de lacunis), Berl. 1885. JBEMayob, journ. of phil. 16, 220. RBebb,
spicil. luv. 63. ASmit, adnotatio in satt, luv., Utr. 1886. Anderes s. Anm.
4. 6. 8. — G Lehmann, antiquitates Rom. domeeticae in luv. satt, illustratae I,
Halle 1867.
332. Wie verbreitet noch in der Zeit Trajans Gewandt-
heit in verschiedenen Formen der Poesie war beweist die an-
sehnliche Zahl solcher Männer von denen wir, vorzugsweise
durch den jüngeren Plinius, wissen daß sie Verse gemacht und
veröffentlicht haben. So Octavius Rufus, der einflußreiche Titi-
nius Capito, ferner der Nachahmer des Propertius und Horaz,
Passennus Paulus, auf dem Gebiete des Epos Caninius, in lyri-
schen Maßen Augurinus, weiter Vergilius Romanus, der Ver-
fasser von Komödien und Mimiamben, und andere.
1. Plin. ep. 1, 7 (Octavio Rufo), 6 tu me tuis (versibus) agere non
pateris, quorum tanta cupiditate ardeo ut etc. 2, 10 (Octavio), thominem
te . . crudelem qui tarn insignes libros tarn diu teneas! . . (3) enoluerunt
quidam tut versus etc. Vielleicht der Rufus über welchen ebd. 9, 38 legi
Ubrum (desselben) omnibus numeris absolutem.
2. Inschrift etwa vom J. 100 (CIL. 6, 798 Ob. 801 Wim. 1248) Cn.
Octavius Tüinius Capito, . . proc(urator) ab epistulis (Domitians) . . ., iterum
ab epistulis divi Nervae, . . . ab epistul(is) tertio imp(eratoris) . . . Traiani. —
Clarissimi cuiusque vi tarn egregiis carminibus (Epigramme?) exornat, Plin.
ep. 1, 17, 3; vgl. 8, 12, 4 scribit exitus inlustrium virorum . . quasi funebribus
laudationibus. 6, 8 (Titinio), 1 suades ut historiam scribam.
3. Caninius (Rufus) bellum dacicum scribere parat, und zwar im he-
roischen Maße der Griechen, Plin. ep. 8, 4, 1. 3; vgl. 9, 33, 1. 11. 1, 3
(Caninio Rufo), 1 (quid agit Comum, tuae meaeque deliciae?) u. 3.
4. Plin. ep. 6, 15, 1 Passennus Paulus splendidus eq. rom. et in
primis eruditus, scribit elegos. gentüicium hoc üli: est enim municeps Pro-
perti atque etiam inter maiores suos Propertium numerat. Dazu stimmt die
in Asisium (§ 246, 1) gefundene Inschrift (in MHaupts op. 1, 283), in welcher
er heißt: C. Passennus C. f. Serg. Pauttus Propertius Blaesus. 9, 22 magna
me soUicitudine affecit Passenni Pauli vdletudo. . . 8% elegos eius in manus
sumpseris leges opus tersum, molle, iucundum et plane in Properti domo
scriptum, nuper ad lyrica deflexit, in quibus ita Horatium ut in Ulis illum
alterum effingit. . . magna varietas, magna mobilitas. amat . ., dolet . .,
laudat . . , ludit etc. ChrHeinbich (symb. phil. Bonn. 674) wollte ihm manches
aus Properz1 B. 5 beilegen.
5. Plin. ep. 6, 17, 1 nuntio tibi fuisse me Jiodie in auditorio Calpurni
Pisonis (Cos. 111?). recitabat xaTccoTSQHfptov eruditam sane . . materiam.
scripta elegis erat fluentibus et teneris et enodibus, sublimibus etiam etc.
824 Die Kai 8er zeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
6. Plin. ep. 4, 27 audivi reeitantem Serium (so Borghbsi, oeuvr. 6, 299
für das ha, Sentium) Augurinum (Cos. 132) cum . . admiratione. poematia
appellat. multa tenuiter, multa sublimiter, mtUta venuste, multa . . cum
bile. Folgt eine Probe in Hendekasyllaben in der Weise des Catull, Calvus
und Plinius (§ 340, 4). Vgl. ebd. 9, 8 omnia scripta tua pulcherrima, maxime
tarnen illa de nobis.
7. Plin. ep. 6, 21, 2 nuper audivi Vergilium Bomanum paucis
legentem comoediam ad exemplar veteris comoediae scriptam. (4) scripsit
mimiambos tenuiter, argute, venuste atque in hoc gener e venustissime. —
scripsit comoedias Menandrum aliosque aetatis eiusdem aemülatus. . . nunc
primum se in vetere comoedia . . ostendit non Uli vis, . . non amarüudo,
. . non lepos defuit, ornavit virtutes, insectatus est vitia, fictis nominibus
decenter, veris usus est apte. circa me . . benignitate nimia modum excessit etc.
8. M. Pomponius M. f. Bassulus auf einer Inschrift aus Aeclanum
(8. CIL. 9, 1164 Oa.-Hkmzen 5605 Büchxlek, anthol. epigr. spec. 1 [Greifsw.
1870], nr. 29) ne more pecoris otio transfungerer , Menandri paucas vorti
scitas fdbulas, et ipsus etiam sedulo finxi novas. id quäle quälest chartis
mandatum diu.. Die wohlgebauten Verse und die persönlichen Verhältnisse
des Verf. machen die Zuteilung in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts
(Mommsen., Herrn. 3, 465. CIL. 9, 1165) oder in die Zeit Trajans (Büchbleb)
wahrscheinlich. Vgl. Ritschl, op. 4, 16. Berge, JJ. 101, 826. LQdicherat,
melanges de philol. (Par. 1879), 89.
9. Im allgemeinen als Dichter werden genannt Silius Proculus (Plin.
ep. 3, 15: ob äiue Person mit dem gleichzeitigen Satiriker Silius in den
scholia Vallae zu Iuy. 1, 20 vel Süium et ipsum sui temporis satiricum?) und
Cluvienus (luv. 1, 80 und wohl auch Mabt. 7, 90, 3 Gluvienus et Umber
nach Schnbidbwin, Phil. 3, 131; vgl. noch ORibbeck, RhM. 39, 315); als
Schriftsteller überhaupt Iulius Avitus (quanUm legit, quantum scripsit!
Plin. ep. 5, 21, 5), Geminus (ebd. 9, 11, 1), Atrius oder Satrius (ebd. 9, 35;
vgl. § 326, 13), Nonius Maximus (ebd. 4, 20; vgl. 5, 6). — Über Anniue
PloruB s. § 348, 8.
333. Unter den Prosaikern der trajanischen Zeit nimmt
die erste Stelle ein Cornelius Tacitus (um J. 55 — 120 n. Chr.,
Cos. 97 n. Chr.), der letzte Klassiker der romischen Literatur.
Auch seine besten Lebensjahre fielen, wie die Juvenals, unter
die Herrschaft Domitians, als das Grauen und die Entrüstung,
ohne Entladung nach außen, sich ins Innerste zurückdrängen
mußten und die ganze Denkweise verbitterten. Seine Neigung
gehört der aristokratischen Republik, aber sein Verstand über-
zeugt ihn von der Notwendigkeit der Monarchie. Auch hat er
den Widerwillen des vornehmen Mannes und des Doctrinärs
gegen alles schroffe Handeln, und teilt die herrschende Stimmung
der Entsagung. Als Geschichtschreiber befleißigt sich Tacitus
weniger der peinlichen Erforschung des Tatsächlichen bis in das
§ 333 Tacitus. 825
Kleinste, doch bemüht er sich redlich die Wahrheit zu finden.
Vielmehr ist er in erster Linie ein ernster und strenger Richter
der Ereignisse, ein scharfsichtiger Menschen- und Seelenkenner
und ein geistreicher Künstler in Darstellung und Schilderung.
Das Ergebnis seiner Prüfung spricht er unverhohlen aus, seine
eigene Ansicht meist nur durch die Färbung des Ausdrucks ver-
ratend. Er spürt den Zusammenhängen des Geschehenen und des-
sen Ursachen nach und findet diese teils in den Verhältnissen, teils
in den Menschen. Besonders anziehend ist es ihm in die Ge-
danken und Stimmungen der Handelnden sich zu versenken, und
er bekundet in der Zeichnung der Charaktere und deren psycho-
logischer Entwicklung eine Meisterschaft ohnegleichen. Der
Grundton seiner Darstellung ist wehmütig, herb, bitter. Tacitus
hütet sich vor allem was seine würdevolle Haltung beeinträch-
tigen konnte, gemeiner Rhetorik wie leidenschaftlichen Ergüssen;
wohl aber weiß er sie zu erhöhen durch künstlerische Berech-
nung und durch die Prägung des sprachlichen Ausdrucks. Eine
Zeit lang schwankend zwischen Mustern der klassischen Zeit schafft
er sich allmählich im Anschlüsse an die poetisch gefärbte und
zugespitzte Schreibweise der Gegenwart einen eigentümlichen
Stil welcher mit seiner epigrammatischen Gedrungenheit, Neu-
heit und Kühnheit (freilich nicht selten auch mit seiner Geziert-
heit) über die bisherige silberne Latinität noch weit hinausgeht.
1. Name. Der Geschichtschreiber heißt an den verhältnismäßig
wenigen Stellen wo er von anderen erwähnt wird (kein Grammatiker nennt
ihn außer dem Fälscher Fulgentiuß, s. § 339, 2), zB. bei dem jüngeren
Plinius, im Testament des Dasumius (§ 330, 6*), bei Tertull. ad nat. 2, 12
(legimus apud Comelios, Nepotem et Tacitum), Vopisc. Aurelian. 2, 1; Tac.
10, 3; Prob. 2, 7, Ohos. 7, 10, 19, Sidon. Apoll, carm. 23, 154, Cornelius
Tacitus oder einfach Tacitus. Cornelius Tacitus heißt er auch in den
Unterschriften des Med. II (§ 337, 5), ebenso stand in dem Hersfeldeneis
des Dial. und der Germ. (§ 334, 4) und in dem Archetyp, des Agric. (s. § 335, 3).
— Dagegen lautet in der besten Tacitus -Hs., Med. I (§ 338, 4), die Sub-
scriptio von erster Hand unter B. 1 u. 3 P. Corneli (die ähnliche unter
B. 2 ist von späterer Hand; die Überschrift P. Cornelii Taciti ist modern);
WStudbmuhd, Eos 2, 224; Herrn. 8, 234. — Der Vorname (7. steht in
jungen Abschriften s. XV, zB. dem Farnes. (§ 334, 4) und dem Vatic. 4498
(§ 335, 3), sowie zweimal bei Sidon. Apoll, ep. 4, 14 (Gaius Tacitus unus
e maioribus tuis [des Polemius, praef. praet. Galliarum , § 466, 15] , Ulpia-
norum temporum consularis) und 22 {cum Gaius Cornelius Gaio Secundo
paria suasisset). Jene Tac.-Hss. werden das C. aus Sidonius haben. Ob
Sidonius, trotzdem er einmal den Vornamen bei der Anrede eines Nach-
kommen des Tac. erwähnt (MBüdinqbr, Wien. SBer. 97, 931), Recht hat,
826 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
ist Behr zweifelhaft, zumal sein zweites Citat auf sachlicher Verwirrung
beruht (Mommskn, Herrn, 3, 108).
2. Geburtsort. Vopisc. Tac. 10, 3 erzählt von dem Kaiser Tacitus
(J. 275 — 276): Cornelium Tacitum, scriptorem historiae augustae, quod pa-
r entern suum eundem dicertt (ob mit Recht bleibt fraglich), in Omnibus
bibliotkecis conlocari iussit, et ne lectorum incuria deperiret librum per annos
singulos dccies scribi publicitus in cunctis archivis iussit et in bibliotkecis
poni. Da nun diesem Kaiser und seinem Bruder und Nachfolger Florianus
zu Interamna cenotaphia in solo proprio mit Statuen errichtet waren
(Vopisc. Florian. 2, 1 » Tac. 15, 1), so glaubte man auch — natürlich un-
berechtigt — den Historiker dort geboren.
3. Plin. NH. 7, 76 nach der Erwähnung eines Falls von unnatürlich
früher Körperentwicklung und ebenso frühzeitigem Tode: ipsi non pridem
vidimus eadem fevme omnia . . in fUio Corneli Taciti equitis romani, Belgicae
Gdlliae rationes procurantis. Dieser ist wahrscheinlich der Vater unseres
Geschichtschreibers; wenigstens stimmt die Zeit genau. Jedesfalls stammte
Tac. aus einem angesehenen und wohlhabenden Hause, wie sein Bildungs-
gang und seine politische Laufbahn, auch seine Heirat, zeigen. Aus a. 4, 3
(aus der Bezeichnung SejanB als municipalis adulter) zu schließen daß der
Historiker nicht selbst aus einem Mnnicipium, sondern vielmehr aus Rom
stamme, dazu giebt der Zusammenhang jener Stelle keine genügende
Berechtigung.
4. Als Geburtsjahr des Tacitus läßt sich durch Vergleichung ver-
schiedener Tatsachen etwa J. 65 — 56 ermittaln (A. 6). Mit dieser An-
nahme stimmt daß Tac. dial. 1 das ins J. 75 (spätestens 77, § 334, 2) ge-
setzte Gespräch iuvenis admodum (also in seinem 20. Jahr) mitangehört
haben will; ferner daß der jüngere Plinius (geb. J. 61—62) ep. 7, 20, 3
von sich und Tac. sagt: duos hotnines aetate dignitate prope modum aequales,
und ebd. 4: equidem adulescentulus, cum iam tu fama gloriaque (als Redner)
floreres, te sequi, tibi longo, sed proxitnus intervallo et esse et haberi con-
cupiscebam. -- Agr. 9 consul (J. 77) egregiae tum spei filiam (die etwa
12jährige, Frikdländer, S Gesch. I6, 565) iuveni mihi (dem also etwa
22jährigen) despondit ac post consulatum (also J. 78) coUocavit et statim
Britanniae praepositus est. Kinder scheint Tacitue aus dieser Ehe, wenig-
stens zur Zeit des Todes von Agricola (f J. 93), nicht gehabt zu haben, da
solche in dem Epilog des Agricola nicht wohl hätten übergangen werden
können.
5. Rednerische Bildung und Tätigkeit, dial. 2 M. Aper et Julius
Secundus (§ 315, 3. 4), . . quos ego in iudieiis non utrosque modo studiose
audiebam sed domi quoque et in püblico asseetabar, mira studiorum cupi-
ditate et quodam ardore iuvenüi etc. Vielleicht war Quintilian (§ 325, 5 gE.)
wie des Plinius so auch des Tacitus Lehrer. Vgl. Plin. ep. 7, 20, 4 (s. A. 4).
4, 13, 11 an Tac: rogo ut ex copia studiosorum quae ad te ex admiratione
ingenii tut convenit circumspicias praeeeptores quos soUidtare possimus.
9, 23, 2 numquam maiorem cepi voluptatem quam nuper ex sermone Corneli
Taciti. ( narräbat sedisse se cum quodam cirecnsibus proximis. hunc post
varios eruditosque sermones requisisse: * Italiens es an provincialis?' se
§ 333 Tacitus (Leben). 827
respondisse: tnosti me, et quidem ex studiis*. ad hoc illum: c Tacitus es an
Pünius?' Von philosophischen Systemen kennt Tac. das epikurische und
Btoische; tief können aber seine Studien hierin nicht gegangen sein; s.
Agr. 4 (s. § 50, 2). Reden: s. Plin. ep. 2, 1, 6 laudatus est (Verginius
Eufus) a consule Cornelio Tacito; nam hie supremus felicitati eins cumulus
accessit, laudator eloquentissimus. Derselbe 2, 11, 2 ego et Cornelius Ta-
citus, adesse provincialibus (von Africa) iussi (J. 100); 2, 11, 17 respondit
Cornelius Tacitus eloquentissime et, quod eximium orationi tius inest, e$uvmg.
ebd. 19 quod ego et Tacitus iniuneta advocatione düigenter et for titer funeti
essemus. E Walter, de Tac. studiis rhetoricis ratione habita orationum
quae extant in priore annalium parte, Halle 1873. EWölfflin, JB.
1874/76 1, 764. JSebbeck, de oratt. Tac. libris insertis I, Celle 1880.
6. Öffentliche Laufbahn, hist. 1, 1 dignitatem nostram a Vespasiano
(f 79 n. Chr.) incohatam, a Tito (Juni 79 bis Sept. 81) auetam, a Domitiano
(J. 81— 96) longius proveetam non abnuerim. Wohl am richtigsten verstehen
Borqhbsi oeuvr. 7, 322 und L Urlichs de Tac. vita et hon., Würzb. 1879,
p. 2 diese sehr verschieden erklärte Stelle dahin daß Vespasian den
Tac. zum tribunus militum laticlavius machte, daß Tac. dann unter Titus
Quaestor war (dh. entweder im J. 80, dem frühesten für ihn möglichen
Termin, nämlich seinem 25. Lebensjahr, oder im J. 81) und unter Domitian
das Volkstribunat oder die Aedilität und weiterhin die Praetur erhielt,
letztere erst im J. 88. a. 11, 11 is quoque (Domitianus) edidit ludos saecu-
lares {sepümos Domitianus se XIV et L. Minucio Rufo coss. anno dcccxxxxi
[=- J. 88], Cbnsorin. d. n. 17, 11), iisque intentius adfui sacerdotio quin-
decimvirali praeditus ac tunc praetor. — Von Agricola, welcher im August 93
starb, Agr. 45: nobis tarn longae absentiae (von Rom, aus amtlichem Anlaß,
etwa als praetorischer Legionslegat in Germanien oder als Propraetor der
Provinz Belgica in den Jahren 90 — 94) condicione ante quadriennium
amissu8 est. Bald darauf jedoch muß Tacitus nach Rom zurückgekehrt
sein, wegen Agr. 45: mox (nach Agricolas Tod) nostrae duxere Helvidium
in carcerem manus, nos Maurici Busticique visus, nos innocenti sanguine
Senecio perfudit. . . praeeipua sub Domitiano miseriarum pars erat videre
et aspici. Conen! at unter Trajan, J. 97, s. A. 5 Z. 15. EKlkbs, RhM. 44, 273.
JAsbach, anall. hist. et epigr. (Bonn 1878) 16 (für J. 98). Ublichs aO. 13.
OCljlson, JJ. 107, 256. Hadrians Regierungsantritt (Aug. 117) scheint Tac.
noch erlebt zu haben (§ 338, 2), aber zwischen 117 u, 120 gestorben zu
sein; wenigstens blieb die Absicht (a. 4, 24) auch die Geschichte der
augustischen Zeit zu schreiben unausgeführt.
7. Seine eigene Ansicht über das Verhältnis zur Vergangenheit spricht
wohl Tacitus aus durch den Mund des C. Cassius, a. 14, 43: saepenumero,
p. c, in hoc ordine interfui cum contra instituta et leges maiorum nova
senatus decreta postularentur, neque sum adversatus, non quia dubitarem super
omnibus negotiis melius atque rectius olim provisum et quae Converter entur
in deterius mutari, sed ne nimio amore antiqui moris Studium meum extollere
viderer. simul quidquid hoc in nobis auetoritatis est crebris contradictionibus
destruendum non existimabam, ut maneret integrum si quando resp. consiliis
eguisset. Kaum in Widerspruch hiermit steht das a. 3, 66 im eigenen
Namen als Möglichkeit Ausgesprochene : nisi forte rebus eunetis inest quidam
828 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
velut orbis . . nee omnia apud priores meliora, sed nostra quoque aetas multa
laudis et artium imitanda posteris tulit; vgl. h. 1, 3, in. Besonders bitter
wird Tac. bei dem Mißbrauch der großen Vergangenheit zur Begründung
kleinlicher Quälereien in der neuen Zeit, zB. a. 3, 66. 4, 19. Antiquus und
priscus ist bei ihm immer ein Lob (zB. h. 2, 5. 64. a. 6, 32). Bezeichnend
ist auch die Wärme der Äußerung a. 3, 60: magna eins diei specics fuit,
quo senatus maiorum beneficia, sociorum pacta, regum etiam . . decreta ipso-
rumque numinum religioncs introspexit, libero, ut quondam, quid fiunaret
mutarette. Überhaupt ist des Tacitus Denkweise aristokratisch bis zum
Vorurteil; das adelige Blut an sich hat in seinen Augen hohen Wert;
a. 4, 3. 6, 27 in. 14, 14. Ohnehin Sklaven und Barbaren gegenüber teilt
er alle Vorurteile des Römers (zB. a. 1, 76. 2, 85. 11, 36; auch Germ 23. 33.
h. 6, 2 ff. 13) und zeigt nur selten (wie Agr. 30. a 2, 88. 4, 72) einen
offenen Sinn für fremdes Unabhängigkeitsgefühl.
8. Von den drei möglichen Verfassungen (eunetas nationcs et urbes
popülus aut primore8 aut singuli regunt, a. 4, 33) ist die republikanische
nach Tac. entschieden die freiheitlichere (a. 6, 42), aber im Interesse des
inneren Friedens (dial. 36. hist. 1, 1) und infolge der Gesunkenheit der
Zeit (h. 2, 37) sowie der ungeheuren Ausdehnung des Reichs (h. 2, 38) zur
Unmöglichkeit und die Monarchie znr Notwendigkeit geworden (h. 1, 16).
Dem gegenüber muß der Einzelne sich bescheiden, Dinge und Menschen
nehmen wie sie sind (zB. bonos imperatores voto expetere, qualescumque
tolerare, h. 4, 8; vgl. 74) und durch die schwierigen Verhältnisse mit Klug-
heit eich so hindurchzuwinden suchen daß er weder seine Ehre offen
schädigt noch auch sich ernstlichen Gefahren aussetzt, einen Mittelweg
einschlägt (inter abruptam contumaciam et deforme obsequium (a. 4, 20).
Männer welchen dies gelungen war, gemäßigte Liberale welche dem Be-
stehenden c Rechnung trugen', ihrem Freisinn Zügel anlegten (modum et
temperamentum adhibere, dial. 41. a. 4, 20), non contumacia atque inani
iaetatione Ubertatis fatnam fatumque provocabant (Agr. 42), utilia honestis
miscebatU (Agr. 8), finden daher bei Tacitus volle Anerkennung; so M.' Le-
pidus (a. 4, 20. 6, 27), L. Piso (a. 6, 10), C. Cassius (a. 12, 12. 14, 43),
Agricola (Agr. 8. 42). Dagegen Männer wie Helvidius Priscus (h. 4, 6)
und Paetus Thrasea (a. 14, 12) sind nicht nach seinem Herzen; er setzt
zwar niemals solche herunter welche für ihre Überzeugungen zu sterben
wissen (vgl. a. 14, 34 f. 15, 57. 16, 16), aber es ist doch als fühlte er daß
neben solchen Männern der Tat die Männer der heimlichen Feder nicht in
gleichem Glänze dastehen. Im ganzen handelte er unter Domitian nach
dem Worte des erfahrenen Seneca (ep. 14, 7): sapiens numquatn potentium
iras provocabit, immo declinabit, non alüer quam in navigando procellam.
(ebd. 8) sapiens nocitwram potentiam vitat, hoc primum cavens nc vitare
videatur. pars enim securitatis et in hoc est non ex professo eam fuger e,
quia quae quis fugit damnat. Vgl. § 287, 1 gE. HNissbn, RhM. 26, 514.
9. Tacitus glaubt an die Götter seines VolkeB und ihre Einwirkung
auf die menschlichen Geschicke, aber der Anblick wie die Tyrannei mit
unerbittlicher Gewalt um sich greift und das Edelste, wenn es ihr in den
Weg tritt, zermalmt, während der welcher tausendmal den Tod verdient
hätte spät oder nie von der Strafe ereilt wird, macht den Geschichtachreiber
§ 333 Tacitus (Charakter). 829
oft irre an der göttlichen Gerechtigkeit. Er sacht vergebens in der tiefen
Nacht nach einer Götterhand die ihn ans Licht leite und sieht »ich häufig
zom Schluß gedrangt daß die Götter gegen die Menschheit gleichgültig
sind oder nur zürnen und strafen, h. 4, 78 nee sine ope dioina mutatis
repente animis terga victores vettere. 3, 72 propitiis, si per mores nostros
lictretj deis. 16, 33 aequüate deum erga bona malaque documenta. 1, 3
adprobatum est non esse curat deis securitatem nostram, esse ultionem. 2, 38
eadem illos deum ira, eadem hominum rabies, eaedem scelerum causae in
discordiam egere. .a. 4, 1 deum ira in rem Born. Ähnliches Schwanken
auch sonst: Tgl. 6, 22 mihi in incerto iudicium est, fatone res mortalium. . . an
forte voUvantur und A. 12. T. glaubt an Sterndeutung (4, 58. 6, 22) und
▼erachtet die Sterndeuter, er glaubt an Vorzeichen nnd denkt gering von
deren Verkündigern. Sein kritisches Gewissen ist nicht leicht zu beschwich-
tigen. Wie es ihm bei der Erzählung des Vorzeichens von Othos Tode
(h. 2, 60) unbehaglich zu Mute ist lassen seine Worte merken: ut con-
quirere fabulosa et fictis oblectare legentium animos proeul gravitate coepti
operis crediderim, ita volgatis traditisque demere fidem non ausim. Darum
erwähnt er auch selten Prodigien. Nur in den hist. (zB. 1, 18. 3, 66. 5, 13)
und den letzten Büchern der ann. (12, 43. 64. 14, 32. 16, 7. 47) tut er es
manchmal. Vgl. noch bes. a. 14, 12 quae (prodigia) adeo sine cura deum
eveniebant ut multos post annos Nero Imperium et seelera continuaverit ; vgl.
h. 1, 86. 4, 26. Dazu die gläubige Erzählung von der Heilung des
Blinden und des Lahmen durch Vespasian h. 4, 81, doch mit dem bezeich-
nenden Schluß: utrumgve qui interfuere nunc quoque memorant postquam
nullum mendacio pretium.
10. Literatur über die politischen und religiösen Ansichten des Tacitus.
Süvkrn, Eunstcharakter des Tac. 128. CHoffmeistkr, Weltanschauung des
Tac. 13. 78. CZkll, Ferienschrr. 3, 67. FHaase, praef. p. xxz. CNipprrdby,
Ausg. der Ann.8 S. 17. Stauolin, die Philosophie u. Denkart des Tac, in
8. Gesch. d. Skepticismns 2, 297. FAScharpff, d. polit. n. religiösen An-
sichten d. Tac, Rottweil 1843. Kaulsrt, Tacitus de diis et deorum regi-
mine, Brest. 1844. Neustadt 1847. Fabian, Tac. de numine divino, Lyck
1862. JBaumann, JJ. 79, 267. JGPfaff, Tac über das sittlich Gute, Marb.
1868. FVoiotland, Tac de divina rerum humanarum moderatione, Schleu-
singen 1870. JMüllbr, d. philos. u. relig. Anschauungen des T., Feld-
kirch 1874.
11. Als Quellen nennt Tacitus (s. die Aufzählung bei HNisskn, RhM.
26, 526) die acta diurna (a. 3, 3. 13, 81. 16, 22), die acta senatus (a. 6, 4.
16, 74), Agrippinae commentarii (a. 4, 63), C. Plinius (h. 3, 28. a. 1, 69),
Corbulo (a. 16, 16), Vipstanus Messalla (h. 3, 26. 28), Cluvius (a. 13, 20.
14, 2), Fabius Rusticus (a. 13, 20. 14, 2. 15, 61), Sisenna (h. 3, 51). In
der Regel aber spricht er nur im allgemeinen von scriptores annälium
(a. 4, 63), scriptores senatoresque eorundem temporum (a. 2, 88\ celeberrimi
auetores (h. 3, 61), plurimi maximeque fidei auetores (a. 4, 10), temporum
illorum scriptores (a. 12, 67. 13, 17), temporis eius auetores (a. 5, 3 u. sonst),
scriptores temporum qui monumenta huius belli composuerunt (h. 2, 101),
oder omnes, pterique, plurimi, muUi, quidam, alii auetores tradunt. Auch
auf mündliche Quellen beruft er sich nicht selten (a. 3, 16 audire me memini
830 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
ex senioribus; vgl. 11, 27. 16, 41. 73). Einziehen von Erkundigungen bei
Zeitgenossen (§ 337, 3). Bei Meinungsverschiedenheiten unter seinen Ge-
währsmännern entscheidet er sich entweder für das Bestbeglaubigte oder
für das innerlich Wahrscheinlichere; zB. a. 4, 11 kaec vulgo iactata, super
id quod nullo auctore certo ßrmantur, prompte refutaveris (als sachlich un-
wahrscheinlich; vgl. 14, 2). Häufig enthält er sich eines bestimmten Urteils
(h. 2, 28. a. 1, 81. 5, 10. 6, 7. 13, 20), anderswo aber stellt er das Ergebnis
seines eigenen Nachdenkens oder Forschens den Berichten seiner Quellen
gegenüber (h. 2, 101 scriptores . . tradiderunt. nobis videntur. a. 2, 37 invenio
apud quosdam auctores, . . ego reor; vgl. ebd. 6, 7). Im ganzen aber hat,
das stellt sich mehr und mehr heraus, Tacitus viel weniger urkundliche,
archivalische Untersuchungen angestellt als man früher annahm. Er ist
von seinen Vorgängern viel abhängiger als man glauben möchte. Auch
er ist mehr Geschichtschreiber und Darsteller als Geschichtsforscher. Vgl.
§ 337, 4. 338, 7.
12. Pragmatismus: ut non modo casus eventusque rerum, qui plerumque
fortuiti sunt, sed ratio causaeque noscantur (bist. 1, 4). Ober das Verhältnis
aber worin der Zufall zur menschlichen Freiheit und zur Notwendigkeit
des Schicksals stehe äußert Tacitus widersprechende Ansichten; s. A. 9.
SüVERNaO. 126. Hoffmristkr, Weltanschauung 1 14. 117. Nipperdey vor s. Ausg.
d. Ann.8 S. 20. Vgl. zB. a. 3, 18 mihi, quanto plura recentium seu veterum
revolvo, tanto magis ludibria verum mortalium cunctis in negotiis obser-
vantwr, 4, 20 dubüare cogor, fato et sorte nascendi . . an sit aliquid in
nostris consiliis. 5, 4 fatali quodam motu . . seu prava sollertia, 6, 22
mihi haec ac talia audienti in incerto iudicium est fatone res mortalium et
necessitate immutabüi an forte volvantur. Häufig stellt daher Tacitus die
natürliche und die übernatürliche Erklärung unvermittelt neben einander
(zB. Varus fato et vi Arminii cecidit, a. 1, 55; vgl. Süvkbn aO. 131), vgl.
auch h. 4, 26 quod in pace fors seu natura, tunc fatum et ira divom voca-
batur (Hoffmkisteb 109). Überwiegend aber entscheidet er sich für die in
den Dingen liegenden Erklärungsgründe , und nur wo er solche nicht klar
erkennt denkt er an ein Einwirken des Schicksals.
13. Die Virtuosität der psychologischen Beobachtung (oben S. 651)
besitzt Tacitus in ganz ungewöhnlichem Grade ; feine Bemerkungen der
Art finden sich bei ihm in großer Zahl, wie zB. a. 4, 3: neque femina
amissa pudicitia alia abnuei'it. Agr. 42 proprium humani ingcni est
odisse quem laeseris. a. 12, 67 haud ignai^us summa scelera incipi cum
periculo, peragi cum praemio. 5, 2 facetiis acerbis, quarum apud prae-
potentes in longum memoria est. h. 1, 56 quod in seditionibus accidit, unde
plures tränt omnes fuere. h. 4, 1 in turbas et discordias pessimo cuique
plurima vis, pax et quies bonis artibus indigent. Besonders aber hat Tacitus
seine Stärke im Aufspüren der geheimsten Triebfedern des Handelns, im
Entlarven der Heuchelei, in der genauen Zergliederung der Zustände und
Vorgänge der Seele, in feiner und treffender Charakteristik. Berühmt
ist namentlich seine Nach Weisung wie Tiber ius aus einem ursprünglich
guten Fürsten allmählich zu einem Scheusal geworden sei. Wenn aber
Tacitus selbst in der ersten Periode des Tiberius dessen unzweifelhaft
gute Handlungen nur aus Heuchelei erklärt, so zeigt sich darin sowohl
§ 333 Tacitns (Charakter). 831
die Schwarzsichtigkeit des Geschieh tschreibers als eine auch sonst merk-
liche Überspannung seiner psychologischen Methode. Von dieser Schilderung
des Tiberius gehen daher meist die neueren maßlosen Angriffe gegen Tac.
aus, zB. von AStahr, Tiberius, Berl. * 1873. LFreytag, Tib. u. Tac., Berl.
1870; vgl. noch FFBaur, de Tac. Tiberii imagine, Tüb. 1856. BChrRiedl,
der Parteistandpunkt des Tac., Betrachtt. über Ann. 1— VI, Wien 1875.
Leonhard, die Wahrhaftigkeit u. Glaubwürdigkeit des T., Ellwangen 1877.
Drau, die MajestätsprozesBe unter Tib., Heilbr. 1880 und dagegen G Feh leib bn,
Württ. Corr.-Bl. 1881, 245. Indessen hat Tacitus für das Edle und Große
sich einen offenen Sinn bewahrt. Ein entschiedener Liebling von ihm ist
Germanicus; aber auch in niedrigeren Kreisen hebt er gern das Gute her-
vor (zB. h. 3, 23. 4, 50). Die gemütliche Anteilnahme überwiegt sogar über
die sachliche und läßt den Tac. oft versäumen den tatsächlichen Zusammen-
hang der Begebenheiten darzulegen. Bis zur Parteilichkeit geht aber jenes
Interesse nicht; seinem Vorsatze sine ira et studio (a. 1, 1) zu schildern
ist er, alles in allem gerechnet, treu geblieben. Vgl. auch Fechnbb, de
Taciti historica arte iis conspicua quae de Germanico et Seiano meraoriae
prodita sunt, Bromb. 1867.
' 14. Hist. 2, 50 ut conquirere fdbulosa et fictis oblectare legentium animos
procul gravitate coepti operis crediderim, ita volgatis tradüisque demere fidetn
non ausim. Auch historische Abschweifungen sind daher verhältnismäßig
selten, finden ßich aber zB. h. 2, 3. 38. 3, 72. 4, 83. 7, 2. a. 3, 26 (de
principiis iuris). 6, 11 (praefecti nrbis). 12 (libri sibyllini). 16 (leges fae-
nebres). 21 f. (Astrologie). 11, 22 (Quaestur). Reden von dem Umfange
derer im Agr. kehren in den späteren Schriften gleichfalls nicht wieder;
kürzere zB. h. 1, 83. 2, 76. 4, 42. 58. 64. 73. a. 1, 42. 58. 2, 37. 71. 3,
12. 50. 4, 34. 37. 5, 6. 6, 8; in indirekter Bede a. 2, 14. 45. Darlegung
der Beweggründe des Handelns in Bede und Gegenrede zB. a. 2, 76.
Vgl. 36, 5. JSebbkck, A. 5 E. Urkunden (besonders Briefe) a. 3, 16. 53.
4, 39. Wie hierin seine Behandlung wesentlich die rhetorische ist, so
auch in seiner Geringschätzung der Nebenumstände, a- 3, 65 exequi sen~
tentias (Senatsabstimmungen) haud institui nisi insignes per honestum aut
noidbili dedecore, quod praecipuum munus annalium rear ne virtutes sileantur
utque pravis dictis faetisque ex posleritate et infamia metus sit. Vgl. 13, 31
{cum ex dignitate populi vom. repertum sit res illustres annalibus, tdlia
diurnis urbis actis mandare). Namentlich auf die Schilderung militärischer
Unternehmungen wird geringe Sorgfalt verwendet.
15. Leidenschaftlich wird Tacitus nie; dies wäre ein schwerer Ver-
stoß gegen die römisch-aristokratische Grandezza und würde ebensowenig
stimmen zu der Gedrücktheit der Zeit in welcher er lebte und schrieb.
Sein Ton ist daher bei aller Gehobenheit doch zugleich gedämpft und läßt
sich weder durch Haß noch Abscheu oder Verachtung über die Linie des
Maßes hinausdrängen. Auch teilt Tac. die Scheu der Rhetorik vor den
eigentlichen Ausdrücken, und häßliche Dinge sind seiner vornehmen Art
zuwider. Dagegen verschmäht er weder rhetorische noch poetische Blumen;
namentlich an Virgil finden sich viele Anklänge und von Prosaikern be-
sonders an Sallust; s. EWölpflin, Phil. 26, 121. ADräoeb, Syntax u. Stil
des Tac. 114. HSchmaus, Tac. ein Nachahmer Virgils, Erl. 1887. GSchönpeld,
832 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
de Tac. studiis Sallustianis , Lps. 1884. Kitt, de translationibus Taciteis,
Conitz 1884. AStitz, die Metapher b. Tac., Krems 188S. 84 II. FMeykb,
de perBOnificationis usu Taciteo, Gott. 1884.
16. Sprache und Stil. Erst in den Annalen hat der Stil des Tacitus
die Höhe seiner Eigentümlichkeiten (besonders in dem Streben nach Kürze,
im bewußten Gegensatz gegen das ciceronische Ebenmaß des Satzes und
in der poetischen Färbung) erreicht. Die allmähliche Ausgestaltung und
Steigerung deß Stils läßt sich vom Agricola durch Germania und Historien
bis in die Annalen hinein verfolgen, desgleichen auch dessen Anpassung
an verschiedene Stimmungen und Gegenstände (zB. in Erzählung u. Reden).
S. darüber bos. EWölfflin, Phil. 25, 92. 26, 121. 27, 113. Sonstige neuere
Literatur: WBötticher, lexicon Taciteum, Berl. 1830 und bes. AGrrbeb u.
AGbebf, lexicon Taciteum, Lps. 1876 fll. KLRoth, in den Excursen zu s.
Ausg. d. Agric. (§ 385, 4). JEWernicke, de elocutione Tac., Thorn 1830.
KNipperdey vor s. Ausg. d. Ann.8 40. CGöbkl, de poetico Tac. still colore,
Berl. 1859. ADräqer, Syntax u. Stil des T., Lpz.8 1882. EWolff, die
Sprache des T., Frankf. 1879. JGantrrllb, grammaire et style de T., Par.
1874. FWeinkauff, s. § 334, 1. APohlmann, s. § 335, 6. Gl hm, quaeatt.
syntact. de elocutione Tac. comparato Caes. Sali. Vell. usu loquendi, Gießen
1882. PPktzke, dicendi genus Tacitinum quatenus differat a Liviano,
Königsb. 1888. GClbmm , de breviloquentiae Tac. quibusd. generibus,
Leipz. 1881. JGjsrickb, de abundanti dicendi genere Tacitino, Berl. 1882.
EKucera, die tacit. Inconcinnität, Olmütz 1882. — CSibker, taciteische
Formenlehre, Berl. 1871. Storch, z. Gramm, d. Tac., Memel 1868. ThPan-
hoff, de neutrius gen. adiectivorum substantivo usu ap. T., Halle 1883.
FViolet, d. Zahlw. in ZeitbeBtimm. bei Tac, Lpz. Studd. 6, 145. AGrebf,
de praeposs. usu ap. Tac. 1, Gott. 1869; Phil. 33, 736. AG erbeb, de usu
praeposs. ap. T., Glückst. 1871. HCMaujS, de praep. ad usu tac., Gott 1870
(vgl. Phil. Anz. 1874, 210). FGHemsbll, de praep. per usu T., Marb. 1876.
EWölfflin (tamquam u. quasi = a>$), Phil. 24, 115. AGerbeb, de con-
iunctionum temporis et de coniunctt. concessiv. usu T., Glückst. 1874; de
particularum quadam in Tac. proprietate, Leutschau 1863; de particula am
ap. T., Leutschau 1865; Phil. 33, 617 (super bei T.). 733. CReuss, de
coniunctt. causal. ap. T., Halle 1876. HHahn, de particc. quasi et velut
usu T., Gott. 1877. RMacke, die Substantiva des T.f Plön 1874; d. röm.
Eigennamen bei Tac., Hadersieb. 1886—89 III. — UZernial, selecta capita
ex genetivi usu Tac., Gott. 1864; non nulla de elocutione T., Burg 1868.
WKnös, de dativi finalis usu Tac, UpBala 1878. JSohmeidbr, de abl. Tac. I,
Bresl. 1882. ALehmann, s. § 195, 9. C Klein, de verbis separandi ap T.,
Halle 1878. WJüngclaüssen, de Tac. proprietate iu usurpandis verbi tem-
poribus modis participiis, Kiel 1848. CWbtzell, de verbo substantivo ap.
T., Gott. 1876. FHüttemann, de subiunctivo relativo et absoluto ap. T.,
Münster 1864. PGzensny, de infinitivo Tac. I, Bresl. 1858. CHübbnthal
(§ 206, 9). FHelm, de participiorum ubu Tac. Vell. Sali., Lps. 1879.
FJörmno, Gerundium u. Gerundiv bei Tac., Gnesen 1879, ebendarüber Badr,
Württ. Corresp.-Bl. 31, 639 und SGPlatner, Amer. journ. of phil. Nr. 36. —
GAndrbsen, de vocabulorum ap. T. collocatione, Berl. 1874; PhSpitta, de
Tac. in componendis enuntiatis ratione I, Gott. 1866. MMorgenroth, de
§333. 334 Tacitus: Sprache. Schriften: Dialogas. 833
condicionalium sententiarum ap. T. formatione, Salzungen 1868. JOKlintberg,
de formis enuntiatorum condicion. ap. T., Upsala 1877. POlbricht, de
ioterrogationibus disiunctivis et an particulae usu ap. Tac. , Halle 1883.
KLRoth, Tac. Bynonyma et per figuram ey dia Svotv dicta, Nürnb. 1826.
EUlbkicht, Tac. qui ad ?r dia Svotv referuntur ex minoribus scriptis loci,
Lpz. 1875. RSchmidt, de ellipsi Tacitina, Dramburg 1871. FFboehlich,
Stilist, u. realist. Bemm. z. militär. Phraseol. des Tac, Aarau 1886.
17. Literatur über Tacitus im allgemeinen zB. FWSüvern, der Kunst-
charakter des Tac., Berl. ak. Abhh. 1822/23 (Berl. 1826), 73. EHoffmeisteb,
Weltanschauung des T., Essen 183t. NLiebkrt, de doctrina Taciti, Würzb.
1868. WBötticher, Prolegomena vor s. Lexicon Tac. (A. 16), ders. de
vita, scriptis ac stilo Taciti, Berl. 1834. RvBosse, über und wider Tac. in
Jahns Archiv 11, 452. FDGerlach, röm. Ge schichte ehr. (Stuttg. 1855) 197.
EPDdbois-Quchan, Tacite et son siecle, Par. 1861 IL FSavalbtb, ätude sur
T., Par. 1864. Naudkt in Höfers nouvelle biographie gänärale Bd. 43.
Teuffbi. , Sali. u. Tac. (Tüb. 1868) 22. Nippebdey und FHaase vor ihren
Ausgg. LvRankb, Weltgesch. 3, Anall. 280, JAsbach im hist. Taschenb.
6, 5 (1886/B7), 57. 141. H Schiller, Gesch. d. röm. Kaiserzeit 1 (Gotha
1883), 586. Wallichs, d. Geschichtschreibung des T., Rendsb. 1888. —
LÜBLicHS, de Tac. vita et honoribus, Würzburg 1879.
334. Die erhaltenen Schriften des Tacitus sind in der Ord-
nung ihrer Abfassung folgende:
1) Dialogas de oratoribus, ein Versuch den Verfall der
Beredsamkeit seit der Eaiserzeit zu erweisen und zu erklären
eingekleidet in die Form eines Gespräches zwischen Literaten
der Zeit Vespasians. Die geistreiche Schrift zeigt dieselben sitt-
lichen und politischen Grundanschauungen, dieselbe Feinheit der
psychologischen Beobachtung und Charakterzeichnung wie die
späteren Arbeiten des Tacitus, aber noch nicht deren Bitterkeit;
sie läßt sogar noch künstlerischer Anmut und Heiterkeit Raum.
In ihrer Stilisierung ist die Schrift ein anziehendes Denkmal
derjenigen Jahre des Tacitus als er, frisch vom Studium der
rhetorischen Schriften Ciceros herkommend ; deren Fülle und
Rundung nachzubilden suchte. Nichtsdestoweniger verrät sie in
unzähligen Wendungen und Fügungen unwillkürlich den Schrift-
steller des ersten christlichen Jahrhunderts und hat auch mit
den nächstverfaßten Schriften des Tacitus sehr viele Berührungs-
punkte.
1. Die einseitige Hervorhebung der Abweichungen der Schrift von der
späteren taciteischen Schreibweise, unter Verkennung ihrer Erklärungsgründe
und der fast nicht minder großen Übereinstimmung (welche neuerdings
besonders FWkiskauff im einzelnen nachgewiesen hat), veranlaßte seit
JLipsiüs viele den dialogus dem Tacitus abzusprechen und an allen mög-
Tsurrvb-ScHWABB, Röm. Li t.- Gesch. 5. Aufl. 63
834 Die Kaigerzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
liehen anderen Verfassern herumzuraten, wie dem jüngeren Plinias, Saeion
oder Qnintilian. Und doch bezeugt — worauf zuerst AGLangb aufmerksam
gemacht hat — Plinius selbst, und in einem Briefe an Tacitus selbst, den
taciteischen Ursprung, da ep. 9, 10, 2 (poemata quieseunt, quae tu inter
nemora et lucos commodiuime perfid putas; vgl. ebd. 1, 6, 2) unverkennbar
auf dial. 9. 12 hindeutet. In der ganzen Zeit ist uns niemand bekannt den
wir nach Talent und Charakter für den Verfasser des dialogus halten
könnten. Wohl aber hat dieser in allem was unter der ciceronisierenden
Oberfläche liegt die größte Ähnlichkeit mit den übrigen taciteischen
Schriften.
Literatur über die Frage (s. Weinkauff aO. p. xi). AGLanob, yerm.
Schrr. S. 8 (und vor Dronkes Ausg. p. xvi). HGutmakx, Tacitum dial. de
or. scriptorem non esse, in Orellis Ausg. p. 101; in s. Übers. (Statt g. 1880)
S. 145, und in Jahns Arch. 15, 139. FHessb, de Plin. minore dialogi de
orr. auetore, Magdeb. 1881. FAEckstein, prolegg. p. 62. AWittich, Jahns
Archiv 5, 259. JJKbamarccik, Heiligenst. 1841. HCAEichstädt, de dialogo
de orr., Jena 1889. Teuffbl, JJ. 77, 285; Studien u. Char.*661, FWbinkauff,
Untersuchungen über den Dial. d. Tac., Köln '1880 (besonders auch Ver-
gleichung der Sprache des dial. mit den übrigen Werken des Tac. u. der
Zeitgenossen). Th Vogel, de dial. qui Tac. nom. fertur sermone(Verwandtsch.
m. Quint. u. j. Plin.), JJ. Snppl. 12, 249. JGEk, Tidskr. f. Philologi 1
(1859), 1 (vgl. Phil. 15, 191). HSacfpe, Phil. 19, 256 nebst JClabskn, Eos
1 (1864), 1. JWStbinbr, d. dial. de or. d. Tac, Ereuzn. 1863. JA HG Jansen,
de Tacito dialogi auetore, Groningen 1878. WRksl, utrum dial. Tacito ad-
scribi possit, Czernowitz 1881. Anderes A. 7.
2. Die Schrift ist dem auch mit dem jüngeren Plinius befreundeten
L. Fabius Iustus (cos. suff. J. 102, CIL. 6, 2191. 6, 10244. Ob. 2448) ge-
widmet. Teilnehmer des Gesprächs sind Curiatius Maternus (§ 318, 1),
M. Aper (§ 315, 3), Iulius Secundus (§ 315, 4) und Vipstanus Messalla
(§ 314, 3). Zeit in welche das Gespräch verlegt ist: dial. 17 adice . . .
sextam tarn felicis huius prineipatus stationem, • qua Vespasianus rem publicam
fovet («-> sechstes Regierungsjahr V.s = 75 n. Chr.); cxx anni ab interüu
Oiceronis in hunc diem (vgl. Gell. 20, 1, 6) colliguntur (= J. 77, vgl.
dial. 24). Beide Angaben stimmen demnach nicht zusammen (HSauppb,
Phil. 19, 257. Lüblichs im Würzburger Festgruß 1868 S. 1); aber die
erste auf die Gegenwart bezogene verdient wohl den Vorzug vor der
zweiten, welche auf ungenau berechneten Posten beruhend selbst nur un-
gefähr eine runde Zahl angeben will. Auch läßt ßich gegen die zweite
einwenden daß der dial. 37 als lebend erwähnte Marianus im J. 77 schon tot
war (§ 314, 1). Der Vf. will dem Gespräch das er zu wiederholen vorgiebt
admodum iuvenis (dial. 1) beigewohnt haben (§ 333, 4), er war also zur
Zeit der Abfassung der Schrift älter. Sicheres über die Zeit und Umstände
der Abfassung läßt sich nicht ermitteln. Nur kann der dial. unter Domitian
nicht geschrieben sein, da Tacitus Agr. 3 bestimmt sagt daß er während
dessen Regierung nichts veröffentlicht habe. Durch Ansetzung unter Nerva
aber käme der dial. zeitlich dem Agr. so nahe daß der bedeutende stili-
stische Unterschied beider die erheblichsten Schwierigkeiten machen würde.
So ist es wohl am geratensten das zur Einkleidung benutzte Gespräch in
§ 334 Tacitus1 Dialogus. 835
das J. 76 (als Tac. etwa 20 Jahre alt war =- admodutn iuvenis; Vbll. 2,
41, 3 braucht diesen Ausdruck noch vom 23jährigen Caesar) und die Ver-
öffentlichung des dial. unter Titus ins J. 81 zu setzeu. Zwischen der Ab-
haltung und der Veröffentlichung des Gespräche lag kein allzugroßer Zeit-
raum: Bonst wäre die Einkleidung nicht glücklich, da Tac. angiebt, er
habe jenes früher gehörte Gespräch aus dem Gedächtnis (memoria et re-
cordatione) iisdem nunc numeris iisdemque rationibus servato ardine disputa-
tionis wiedergegeben (dial. 1).
3. Daß neben dem allgemeinen kulturgeschichtlichen Zwecke die Schrift
auch noch einen persönlichen verfolgt habe, nämlich die Grande anzugeben
warum Tacitus, trotz Beinen umfassenden rednerischen Studien und Übungen,
schließlich doch nicht der Laufbahn des Redners sich vorzugsweise zuge-
wendet, sondern die stille Wirksamkeit des Gelehrten und Schriftstellers
vorgezogen habe, diese Annahme findet weder im Inhalt der Schrift eine
genügende Stütze noch in den persönlichen Verhältnissen des Verf., welcher
auch nach Abfassung dieser Schrift (A. 2) sich dem Staatsdienste (§ 333, 6)
und dem Berufe als Sachwalter und Redner (§ 333, 6) widmete und erst
J. 98 seine erste geschichtliche Schrift veröffentlichte. — Naturgemäß zeigt
sich die Einwirkung der rednerischen Vorbildung, hauptsächlich im An-
schlüsse an Cicero, am stärkste^ im dialogus (vgl. ADrÄgeb, Syntax und ^
Stil des Tac.* 113. 116); aber auch in den späteren Schriften des Tacitus ' ft—
ist sie vorhanden, nur in immer abnehmendem Maße, bis das späteste
Werk desselben, die Annalen, auf dem entgegengesetzten stilistischen
Prinzip, der Zerhacktheit und epigrammatischen Zuspitzung, angelangt ist.
— Die Disposition des Dialogs ist aus künstlerischen Rücksichten, um das
Gespräch natürlich zu entwickeln und Bein Ziel dramatisch vorzubereiten
gelockert, obwohl das Thema (cur nostra aetas deserta et laude eloquentiae
orbata vix notnen ipsum oratoris retineat) öfters ausdrücklich genannt wird
(t. 15. 24. 27). Die eigentliche Besprechung des Thema beginnt erst c. 16.
In der großen Lücke in c. 36 ging namentlich die c. 16 angekündigte Rede
des Secundus verloren.
4. Sämtliche Handschriften des dialogus (sowie der Germania und des
8uetonischen Bruchstücks de grammaticis et rhetoribus) stammen ab von
einer Hs. (daher in allen nach c. 36 die Lücke, A. 3 E ) welche aus Deutsch-
land, und zwar wahrscheinlich aus Hersfeld (LUrlichs, Eos 2, 230. 351), — in
der Urschrift oder in einer Abschrift — kurz vor 1460 nach Italien kam. Die
Angabe des JPontanus, es sei Henoch aus Ascoli der Finder, ist nicht un-
bedenklich, G Voigt, Wiederbeleb, d. klass. Altert. I8, 266. Abkömmlinge
dieser längst verschollenen Hs. sind in erster Linie Vatic. 1862, die jetzt
beste Hs., KNippkbdet, op. 392, und (durch Vermittlung der Abschrift des
Pontanus) Leid. 18 (aus dem J. 1460, Perizonianus) , dann durch Vermitt-
lung einer mit Glück und Willkür durchgeb es Berten Abschrift die übrigen,
insbesondere der Farnesianus zu Neapel, alle s. XV. Vgl. § 336, 5. — Ober
Spuren (aus s. IX) einer Hs. des Tac. (der Germ., s. § 336, 6, auch der
Ann., s. § 338, 4) in Fulda s. Rittbrb Ausg. 1, iv. Ob sie die Mutterhs.
jener Hersfelder war? — Vgl. im allg. Rbifpbbscheids Sueton p. 409.
AMichablis vor s. Ausg. des dial., CHStbudino, Beitr. z. Textkrit. des Tac.
68*
836 Die Kaiaerzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
(Würzen 1878) 3 (nam. üb. den cod. Ottobon.). JHubmer (eine Wiener Hb.
zu Dial. Germ. u. Suet. gr. et rhet.), ZföG. 29, 801. Bährem' Ausg. p. 44
und gegen dessen Schätzung der Hss. OBinde, de Tac. dial. quaestt. crit.»
Berl. 1884.
6. Sonderausgaben von EBekzblius (cum nott. varr.), Ups. 1706;
EDeonkb, Cobl. 1828; ICOrelli, Zur. 1830 und 1846; FRitter, Bonn1 1869;
PhCHess, Lps. 1841; CPhPabst, Lpz. 1841; LTross (mit der Germ.), Hamm
1841; AMichaelis (ad codd. denuo collatos), Lps. 1868; GAndresen, Berl.
1877 (s. § 339, 4 gE.) und Lpz.2 1879; CPetbr, Jena 1877; EBähbjens, Lpz.
1881; HGoelzeb, Par. 1887.
6. Zur Kritik: LSpenobl (spec. emend., Münch. 1862, p. 9), LSchopbn
diorth. in Tac. dial., Bonn 1868 u. Anfang einer Ausg. ex rec. LSch., Lps.
1869), CNipperdey (op. 274. 341), CHalm (JJ. 89, 148; RhM. 28, 499),
FRitteb (RhM. 30, 518. 21, 534), GAndbesen (acta Lips. 1, 103), KMkiser
(Eichstatt 1871), ORibbeck (RbM. 28, 602. 32, 308), JMähly (oben §251, 5E.)
p. 18; z. Krit. lat. Texte, Bas. 1886, 18, JVabxkn (comm. Mommsen. 663 und
Berl. ind. lect. 1878/79. 1881. 1884), CHSteüding (Würzen 1878), EBahbens
(RhM. 31, 146. 309; JJ. 116, 506), KKnaut (obss. crit. in T. dial., Magdeb.
1879). JJCobnelissen, Mnem. 13, 268. CJohn, Württ. Corresp.-Bl. 33, 347.
469. 660; JJ. 183, 511. 187, 572; Tac. dial. c. 1—27 übers, u. erl., Urach
1886. WHabbe, de dial. de or. locis duobns lacunosis, Celle 1888.
7. FAEckstein, prolegg. in Tac. qui v. f. dial., Halle 1836. FDbycxb,
de dial. Tac, Münster 1866. ASchaubach, de vocum quarundam in T. dial.
vi ac potestate, Mein. 1857. PVoss, Tidskr. f. Philol. 7, 101. Vgl. oben A. 1
und die Einleitungen vor den meisten Ausgaben und Übersetzungen, sowie
vor Böttichers Lexic. Tacit. p. vm. LKleiber, quid Tac. in dial. prioribus
scriptoribus debeat, Halle 1883. WGilbert, d. Einheitlichkeit des Tac. Dial,
JJ. 133, 203. Schwenkenbecher, quo anno Tac. dial. scriptus sit, Sprottau
1886. BWütk, dial. a Tac. Traiani tempp. scriptum esse, Spandau 1887.
EGrünwald (§ 325, 5). ARkuter (§ 825, 6). EPhilipp, dial. Tac. qui fertur
de oratt. quae genuina fuerit forma, Wien 1887. — Übersetzungen zB. von
JGAHübsch, Nürnb. 1837, CHKrauss, Stuttg. 1882; mit Agr. u. Germ, von
Teüpfel (Stuttg. 1868).
335. 2) De vita et moribus Iulii Agricolae (§ 283, 4)
über, eine Biographie seines Schwiegervaters, von Tacitus ver-
faßt im J. 98 n. Chr. Durch den stark rhetorischen Charakter
gemahnt das Werk an die laudationes funebres und an die Weise
des Sallustius, an dessen Catilina und Iugurtha es schon als
Einzelschrift erinnert; auch die Gleichgültigkeit gegen das äußer-
lich Geschichtliche, die Anlage und zahlreiche einzelne Wen-
dungen hat es mit jenen gemein. Aber auch an Ciceronisches
enthält die Schrift noch Anklänge. Im allgemeineu ist der
historische Stil noch wenig entwickelt, dafür aber eine wohltuende
Wärme gemütlicher Teilnahme über das Ganze verbreitet.
§ 386 Tacitus' Agricola. 837
1. Agr. 8 quamquam . . augeat quotidie felidtatem temporum Nerva
Traianus; vgl. 44 durare in hanc felicissimi saeculi lucem ac principem
Traianum videre. Trajan war also bereits princeps (nicht mehr bloß Caesar),
somit Nerva tot (f 27. Jan. 98), wogegen nichts beweist daß er nicht divus
genannt wird; s. LUblichb, Agr. p. 7. Der Schluß des geharnischten .Vor-
worts (c. 3 extr.) stellt ein größeres geschichtliches Werk über Domitians
Regierung, Bowie über die Zeit des Nerva und Trajan (also die Historien)
in Aussicht, wofür diese Schrift nur eine vorläufige Abschlagszahlung
sein solle.
2. Wie die ciceronische Periode des Tacitus durch den Dialogus, so
ist seine sallustische hauptsächlich durch den Agricola und die Germania
vertreten, doch so daß auch jene entere noch immer fortwirkt, aber in
abnehmendem Maße. So hat der Schluß von Agr. 44 und der Anfang von
c. 46 große Ähnlichkeit mit Cic. de or. 3,8. 10 f. ; auch gutes et otium
(c. 6. 21. 42 »» Cic. de leg. agr. 2, 102) und forma ac figura animi (Agr. 46)
sind ganz ciceronische Wendungen (Tusc. 1, 87 und sonst), wie es über-
haupt nicht an Pleonastischem fehlt (EHübnkb, Herrn. 1, 446), so wenig als
an Periodologischem (c. 16. 18. 26 in.); und c. 4 extr. erinnert an Cic. pro
Mur. 66. Zahlreicher sind freilich jetzt die Züge welche an Sallust er-
innern, und dessen Einfluß macht sich in allen weiteren Schriften des
Tacitus mehr oder weniger geltend: WTeufpel vor der Übersetz. (1869),
S. 131. JBeänays, RhM. 16, 319, und besonders EWölfflin, Phil. 26, 122;
auch AGerbeb im Leutschauer Progr. 1861, 13. Agricola und Germania
verhalten sich zu den Historiae des Tacitus wie Sallusts Catilina und
lugurtha zu dessen Historiae. Vgl. LUrlichs, Eos 1, 649. An Sallust hat
Tacitus offenbar seinen historischen Stil gebildet; und so groß die Meister-
schaft ist welche Tacitus in der ihm eigentümlichen Weise allmählich
erlangt hat, so hat er sie doch erst stufenweise erreicht, und der Agricola
stellt diejenige Stufe dar auf welcher seine Selbständigkeit noch verhältnis-
mäßig kleiner war. Er ißt ein rhetorisch-psychologisches Gemälde ganz in
der Weise des Sallust, mit dessen Einleitungen, eingestreuten Beden und Ab-
schweifungen, seinem geringen Interesse für Zahlen- u. Zeit- Angaben (c. 41 f.),
mit Antithesen und anderen Figuren, auch mit einem regelrechten Epilog.
Nur darf man deswegen nicht (mit EHübneb, Herrn. 1, 438) der Schrift
den Charakter einer Biographie absprechen und ausschließlich den einer
laudatio funebris zuschreiben: sie ist eine rhetorisch gehaltene Biographie
mit allgemein geschichtlichen Ausblicken. Die Bede des Calgacus (c. 30)
klingt besonders stark an Sallust (Cat. 68, 17 f. und den Brief des Mithri-
date8) an; aber auch sonst lesen sich lange Partien (wie c. 18 ff.) ganz
sallus tisch, allenthalben sind sehr viele Einzelheiten teils Erinnerungen
aus Sallust teils Variationen nach ihm, ja die ganze Anordnung zeigt
große Übereinstimmung mit den Bella Sallusts. Vgl. LUblichb de vita
Agric. (1868) p. 4; de Tac. vita et honor. (1879) 22. CEGüthlino, de Tac.
Agricola, Idegn. 1878. Sallustisches findet sich zwar auch noch in den
Annalen, aber verhältnismäßig am zahlreichsten doch im Agricola. — Die
historische Studie Über Britannien und die früheren römischen Züge dort-
hin (c. 10—17) hat Tacitus später (ann., bes. 14, 29 ff.) frei verwendet und
mannigfach berichtigt und erweitert.
838 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
3. Überliefert ist uns der Agricola heute nur durch zwei ganz junge
Vaticani 3429 (von der Hand des Pomponius Laetus geschrieben, nach ihm
besorgte Puteolanus 4ie ed. princ., s. A. 4) und 4498 (zusammen mit Tac.
dial. Germ. u. Suet. de gramm., s. § 334, 4). Jene Ha., die bessere von
beiden, hat die Überschrift Cornelii Taciti de vita et moribus Iulii Agri-
cölae, diese Gai Corneli T. de v. et m. I. A. Die Lesarten dieser Hss.
s. jetzt bes. in der Ausg. von Ublichs (A. 4). — Wex1 Proleg. "s. Ausg.
LSpengel, Münchn. gel. Anz. 1853, Nr. 25, und spec. emendatt. in Tac.
(Münch. 1852) p. 15. GKämmeber, de indole ac pretio codd. mss. Tac. Agr.
et edd. vett. usque ad Lipsium, Bresl. 1842. Für einzelne Stellen können
die Randbemerkungen von Vat. 3429 in Betracht gezogen werden; KSchenkl,
ZföG. 12, 421 und JMülleh im Innsbr. Progr. 1863.
4. Ausgaben und Bearbeitungen: ed. princ. hinter den Panegyrici
latt. von FPuteolanüs, Mail. 1476? von (cum notis Boxhornii) JABosius,
Jena 1664. EDronke, Fulda1 1843. EHBarker (mit Germ.), Lond. 1824.
Rec. et ad fid. cod. Vat. emend. ÜJHBeckkr, Hamb. 1826. Ed. et ill. P.
Hofmam-Peeblkamp, Leid.* 1864. GLWalch, Berl. 1828. CLRoth, Nürnb.
1883. FRrrrEB, Bonn3 1852. FDübner, Par. 1843. 1866. Ad fidem codicum
denuo collatorum rec. et enarravit FCWex, Braunschw. 1852. Ad Codices
Yaticanos (cod. 3429 ist ganz abgedruckt) ed. et rec. CLUrlichs, Würzb.
1875. Recogn. illustr. FKritz, Berl.8 1874. rec. JJCornkussrn, Leid. 1881.
Erkl. von CTücking, Paderb.8 1878, ADräqbr, Lpz.4 1884, par JGantrbllb,
Paris 1876, par EJacob, Par.8 1887, von CPetkr, Jena 1876, JPrammeb, Wien
1880, GDecia, Turin 1886.
5. Deutsch zB. von LDödbrlein (mit Rechtfertigungen, Aarau 1817),
HWFKlein (Münch. 1825), DAFNissen, mit Einl. u. Comm. (Hamb. 1847),
ABacmeisteb (Stuttg. 1872), CHKrauss (mit Germ.), Stuttg. 1883.
6. Zur Textkritik: JGSchneider (Cob. 1848—52 III), FKhitz, de glosse-
matis falso Tac. Agr. imputatis, Erfurt 1857), JMüller (Fiume 1858),
AJFHenrichsen (Altona 1858. 1871 II), CNipperdey (op. 234. 511. 546),
FRitter (RhM. 20, 618), JClassen (symb. criticae, P. III, Hamb. 1866),
LUrlichs (Festgruß, Würzb. 1868, S. 6; RhM. 31, 616), KMeiser, BifbayrGW.
6, 3), APohlmann (adnott. in T. Agr. admixtis obss. Bermon. Tac. in scriptis
minoribus, Gott. 1871), GSchömann (op. 203), APlanck (Heilbr. 1874),
EBähbrms, misc. crit. 127; JJ. 127, 641. JGollino, ZföG. 37, 481. HSchütz,
JJ. 123,269. FCCBirch, phil.-hist. Samfund 1882/84, 31; Tidskr. f. Phil.
7, 161. FMaxa, obss. in Tac. Agr., Radautz 1886—87 HI.
7. Über den Agr. vgl. Niebühr, kl. Schrr. 1, 381. Woltmakm vor s.
Übers. 6, 34 (Prag 1817). Walch, die Kunstform d. ant. Biogr. mit Rück-
sicht auf d. Agr. d. T., vor s. Ausg. S. xxxvm. Hoffxbister, Weltanschauung
d. Tac. 80. 206. 228. JHeld, de Agr. vita quae vulgo Tacito ad Bignatur,
Schweidnitz 1845. EHübneb, Herrn. 1, 438. JGantrbllb, ä la critique et
Texplication de Tacite I, Par. 1875; rev. de Tinstr. belg. 21, 217; JJ.
115, 777. AEussnbr, JJ. 111, 346; BifbayrGW. 18, 143. EHoffmann, ZföG.
21, 249 und dagegen CHibzel, die Tendenz des Agr., Tüb. 1871. WJünghams,
üb. T. Agr., Lüueb. 1872. GAndrksen, Entstehung u. Tendenz des tac.
Agr., in d. Festschr. d. Gymn. z. gr. Kloster (Berl. 1874), 291. JJäobb,
§ 386 Tacitus' Agricola. § 836 Germania. 839
quae fides Tac. Agr. habenda sit, deque consilio quo über ille usw., Gott.
1874. EGütrlihg, de T. Agr., Liegn. 1878. Urlichs, de Tac. vita et honor.
(Würzb. 1879), 19. Hülbrich, d. literar. Streit über Tac. Agr., Melk 1884.
JBusse, de T. Agr., Hilde eh. 1886. PDibtbich, d. Tendenz d. Agr., Strals.
1887. — PhPaueb, de rerum ab Agr. in Brit. gest. narratione Tac, Gott. 1881.
336. 3) Germania, eine Einzelschrift zur Völkerkunde,
veranlaßt durch die Wichtigkeit welche dieses Land und Volk
für die damalige Zeit besaß, vielleicht auch durch die persön-
liche Anschauung zu welcher der . Verfasser amtliche Gelegen-
heit gehabt hatte. Die Ausführung ist durch Gemütsanteil wie
Rhetorik erwärmt und streift oft an das Sentimentale. Obwohl
weder Kritik noch Unparteilichkeit verleugnend, stellt der Ver-
fasser die einfachen Zustände der Germanen gern den verwickelten
und verdorbenen seiner eigenen Zeit gegenüber.
1. Titel in den Vaticani (s. A. 5) Com. Tac. de origine et situ Germa-
norutn (Germaniae andere Hsb.); im Leideneis: Gorneli Taciti de origine,
situ, moribus ac populis Germanorum. Ursprünglich wahrscheinlich de situ
Germaniae (vgl. § 289, 1 a. 262, 2 gE.), 8. ARbiffkbschbid, symb. phil. Bonn. 623 ;
Bresl. ind. schol. 1877/78, 9. Unrichtig EWölfflik, Herrn. 11, 126. Die
Schrift zerfällt in zwei Teile, von denen der erste in commune de omnium
Germanorum origine ac moribus handelt (c. 1—27), der zweite (c. 28—46)
über die einzelnen Völkerschaften. Im letzteren nimmt der Verfasser
seinen Standpunkt am Rhein und schildert, landeinwärts vorrückend, die
Stamme zuerst in der Richtung von West nach Ost, dann (c. 35 ff.) von
Nord nach Süd. An der Donau angekommen verfolgt er deren Lauf (c. 41),
und schließt mit den Ufern der Ostsee. GKettnbr, die Compos. des ethnogr.
Teils der Germ., ZfdeutschePhil. 19, 1. Von seinen Quellen nennt er nur
den Caesar (c. 28); Spuren von Quellenkritik aber auch c. 8. 8. 27. 28. 33.
34. 41. 46. Des Plinius bella Germaniae (§ 312, 2) sind ohne Zweifel be-
nützt. Auch stoffliche (A. 4) Ausbeutung von Sallusts Historien behaupten
RKöpke, deutsche Forschungen, Berl. 1869, 223, und ThWibdemabn , in den
Forschungen z. deutschen Gesch. 4, 171. 10, 596; dagegen CBbbuker, quo
iure Sallustins Tacito in describendis Germanorum moribus auetor fuisse
putetur, Köln 1870. Vgl. Baumstabk, urdeutsche Staatsaltert. 100; ARibsk,
Idealisierung (s. A. 2) 38.
2. Die auf das zweite Consulat Trajans (J. 861/98 n. Chr.) abgestellte
Rechnung in c 87 (wonach bis dahin vom ersten Einfall der Cimbern
J. 641/113 v. Chr. 210 Jahre gerechnet werden) zeigt daß die Schrift im
J. 98 verfaßt ist. Daß sie trotzdem Agr. 3 bei den literarischen Planen
des Tac. nicht mit erwähnt wird erklärt sich am einfachsten daraus daß
sie ursprünglich dazu bestimmt war einen Excurs der Historiae zu bilden,
dann aber selbständig bearbeitet und herausgegeben wurde, teils weil der
reiche Stoff zu der Aufgabe der Hist. nicht im Verhältnis gestanden hätte,
teils um ihn der Gegenwart zur Vergleichung und Mahnung darzubieten (A.8).
ARiesk, Eos 2, 198; die Idealisierung der Naturvölker des Nordens (Heidelb.
840 Die Kaiser zeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
1875) 3. 43. Mohmsen, die Bedeutung der Germ., Festrede, Berl. SBer.
1886, 40. OHirschpeld, ZföG. 28, 815. — FBbünot, un fragm. des hist. de
Tac, e"tude sur le de mor. Germ., Par. 1883.
3. Die Germania ist weder ein Idyll noch ein Roman noch eine
politische Tendenzschrift (zB. um dem Trajan von einem Feldzuge gegen
Germanien abzuraten), wenn sie auch gewiß dadurch mit veranlaßt wurde
daß der neue Kaiser damals in Germanien stand und Rom den dortigen
Verhaltnissen besondere Aufmerksamkeit schenkte. Es ist vielmehr ein
Beitrag zu der Aufgabe welche a. 4, 33 als eine anziehende anerkannt wird,
situs gentium describere, wozu schon der Agr. beigesteuert hatte. Aber die
Art der Ausführung ist allerdings bezeichnend für Tacitus. Wie bereits
Horaz (c. 3, 24, 9) die Skythen und Geten gegenüber der Verderbnis Roms
in ein ideales Licht gerückt hatte, so verfahrt hier Tacitus mit den Ger-
manen. Er schildert diese mit fortwährendem Hinblick auf seine Zeit, oft-
mals hervorhebend was alles die Germanen zu ihrem Glücke nicht kennen
(c. 8. 9. 11. 13. 18. 19. 20. 24. 25. 27. 38). Dabei gerät die Schilderung
manchmal in einen weinerlichen Ton hinein (zB. c. 5. 7. 18 f. 27). Doch
ist der Verfasser weit davon entfernt die Germanen kurzweg seiner Zeit
als Muster vorzuhalten: er erkennt an ihnen vielmehr wesentliche Fehler
(c. 11. 16. 17 f. 28 f.), und kehrt (c. 33 vgl. 28) ihnen gegenüber den spezifisch
römischen Standpunkt sogar mit Schroffheit hervor. Vgl. A. 2. 9 nnd
Teupfjel vor s. Übers. (1859) S. 132. — Benutzung des Mela durch Tac.?
MManitiub, Forsch, z. deutsch. Gesch. 22, 417.
4. Der rhetorische Charakter der Darstellung zeigt sich in den häufigen
Sentenzen, den zahllosen Fällen der Anaphora (c. 11 sogar mit prout) und
anderen Figuren. Vgl. JMützell, ZfGW. 1, 86. Daher auch die Ungleich-
heit der Ausfuhrung, die andeutende Kürze wo man weitere Belehrung
wünscht, neben Umständlichkeit bei minder Wesentlichem. Ober die
Pleonasmen der Schrift s. CHalm, Münch. SBer. 1864, 12. Auch hier noch
fehlt es nicht an Anklängen an Sallust (vgl. PhHkss, variae lectt. et obss.
in T. Genn., Heimst. 1827. 1828. 1884. EWölpplin, Phil. 26, 122, vgl. A. 1
und § 335, 2); ebensowenig an Berührungen mit anderen Schriften des
Tacitus, besonders dem Agricola (Agr. 11 extr. — Germ. 28; haud perinde,
Agr. 10 «= Germ. 34; in Universum aestimanti, Agr. 11 «= Germ. 6; patiens
frugum, Agr. 12, vgl. Germ. 5). Hexameter Germ. 18. 32. 89; iambischer
Dimeter c. 27.
5. Die handschriftliche Überlieferung der Germania ist dieselbe wie
diejenige des Dialogus (s. § 834, 4). Doch ist die Zahl der vorhandenen
Abschriften (alle b. XV) eine größere. Über den Wert der einzelnen für
die Kritik gehen die Meinungen noch auseinander, s. GWaitz, deutsche
Verfassungsgesch. I8, 511. Neben Vatic. 1862 und Leid. 18 (Perisonianus)
kommt noch in Frage Vatic. 1518, weiterhin der Farnesianus, Stuttgartiensis,
Monac. 5307. Besonderes Gewicht legt Holdbb (Ausg. von 1878) auf den
verschollenen cod. Hummelianus (A. 8 Z. 8; Wölfflin, JB. 1879 2, 239; mit
dem Hamm, stimmt in eigentümlicher Weise der Vindob. ', JHuembe, ZföG.
29, 801), ebenso EBäbbbns (A. 8). S. aber schon Nippbudby, op. 387.
HSchefczik, de Tac. Germ, apparatu crit., Troppau 1886. HJordan in s.
quaestt. crit., Eönigsb. 1886. RTagmjjjn, de Tac. Germ, apparatu criüco,
§ 836 Tacitas' Germania. 841
ßreal. 1847 (vgl. Nippekdey, op. 884). Außer dem Mönch Rudolf von Fulda
(f 865, AEbbbt, Lit. d. MA. 2, 332), welcher seiner Translatio S. Alexandri
(Monum. Germ. 2, 673; darüber AWetzel, Kiel 1881; vgl. WAendt, lit.
Centr.-Bl. 1882, 987) sahireiche Auszuge aus Tac. Germ, einverleibt hat, findet
sich das ganze Mittelalter hindurch keine Benützung der Schrift; GWaitz
in d. Forsch, z. deutschen Gesch. 10, 602.
6. Sonderausgaben (c. schol. AAlthamebi, JWillichii, HGlabeani,
PhMelanchthonib) in SSchabdii historicum opus I, Bas. 1674; SFabricius
(Sammelausg.), Augsb. 1680; HConring, Heimst.8 1678; JChDithmar (cum
varr. notis), Frankf. a/O.8 1766; FPassow, Bresl.« 1817; JvAmmon u.
WBäümlbih, Tüb. 1817; G. u. KSprbnqel, Halle1 1819; FRühs (c. 1—10 aus-
führlich erlaut.), Berl. 1821 ; JEKDilthey (vollständig erläutert), Braunschw.
1823; GLWalch (Urschrift, Übers, usw. Heft 1), Berl. 1829; GKibssuko,
Lps. 1832; JGbimm (ed. et quae ad res Germanorum pertinere videntur e
reliquo Tac. opere excerpsit), Gott. 1836; FDGeblach (u. WW^ackebnaobl),
Bas. 1825—37 II; LTboss (ad fid. cod. Perizon., acc. dial. de or. et Suet.
de vir ill.), Hamm 1841; FRitter, Bonn* 1863; JFMassmanh, Quedlinb. 1847;
LDödbblein (lat. u. deutsch), Erl. 1860; MHaupt, Berl. 1866; FEbitz, Berl.4
1878 (von WHirschpeldeb); CTückinq, Paderb.6 1886; LCubtzb (c. 1—10
ausführt, erkl.), Lpz. 1868; HSchweizeb-Sidleb, Halle4 1884 und Berl. 1877
(§ 339, 4 gE.); KMüllenhofp (post MHauptium cum aliorum veterum auctorum
locis de Germania praecipuis), Berl. 1873; AHoltzmann (germanische Alter-
tümer m. Text, Übers, u. Erkl. v. Tac. G. herausgg. von AHoldbr, mit
Wortindex zur Germ.), Lpz. 1873; JGahtrelle, Par. 1877; ABaumstabk (aus-
führliche Erläuterung), Lpz. 1875—80 H (kl. Ausg., Lpz. 1876); JPbammer,
Wien 1878; AHoldeb (recensuit, mit Wortindex), Lpz. 1878; JMülleh
Prag 1889. GEoblhaap, Gotha 1886.
7. Übersetzungen (außer den A. 6 angeführten) von EGAnton
(mit Comm., Halle 1824), HWFKleik (Münch. 1826), Bülau, Weiske u.
KvLeutsch (Lpz. 1828), JHorkel (in den Geschichtschreibern der deutschen
Vorzeit I, Berl. 1847), GThudichum (s. A. 9), ABacmbisteb (Stuttg. 1868),
MWbishaupt (Kempten 1875), MHaupt (c. 1—16), BerlphWachr. 1886, 1033.
1066. Kbauss (§ 335, 6).
8- Zur Textkritik von JCObblli (Zur. 1819), PhHbbs (Heimst. 1827.
1828. 1834), JChSchobbb (Naumb. 1827), ChSelling (obss. criti, acc. collatio cod.
Hummeliani, Augsb. 1830), WPfitzneb (zur Krit. u. Erkl., Neubrandenb. 1848),
FCWbx (Schwerin 1863), CNippebdbt (op. 223), LvJan (Eos 1, 76), CHalm
(Mfinch. SBer. 1864, 12), FRitteb (RhM. 20, 195), AReippebschbid (symb.
Bonn. 623), KMbisbb (Eichstätt 1871 S. 81), EObtmank (ZfGW. 38, 306),
HSchutz (JJ. 119, 278), EBähbbns (JJ. 121, 266), GHbbabus, Fehler u. contro-
verse Stellen in Tac. Germ., Hamm 1880. JOb erdick, ZföG. 24, 799.
KHachtmanh, in d. hißt. Unterss. f. ASchäfer, Bonn 1882, 178.
9. Von der neueren Literatur über die Germania und deren Sach-
erklärung mag folgendes genannt werden : FDGeblach, die Germ, des Tac.,
und die Idee von T. Germ., hißt. Stud. (Hamb. 1841) 308; Philol.-Vers. zu
Hannover 104. Vgl. auch Hoppmeister, Weltansch. des T. 201. 220.
JPEGbevebds, Bemerkk. zu T. G., Oldenb. 1860. KMüllkbhoff, verderbte
842 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
(deutsche) Namen bei Tac. , Z. f. deutsches Altert. 9, 223. JNSchmeisser,
Bemm. zur G. aus dem Nibelungenlied usw., Konst. 1863. HSchwbizbr-Sidlkr,
Bemm. zu T. G , Zur. 1860. 1862 II; JJ. 86, 116. JVZikgbblb, in
F Pfeiffers Germ. 1860, 229. GWajtz, die principe« in der Germ., in d.
Forsch, z. deutschen Gesch. 2 (Gott. 1862), 386, u. überhaupt dessen deutsche
Verfassungsgeschichte I, Kiel8 1880. G Kaufmann, Wehrhaftmachung beim
Bitterschlag (zu G. 12 u. 13), Phil. 31, 490; ein Mißverständnis^ des T.
(Germ. 2 extr.), Straßb. 1 874. RGLatham, on the authority etc. im Journal
of clasß. and sacred phil. 12, 324. APlanck, Götter u. Gottesglauben der
alten Deutschen, Jbb. f. deutsche Theol. 11, 200; z. Erkl. d. G.t Heilbr.
1867. ThMalina, de conBilio T. in scribenda Germ, usw., Deutsch Crone
1860. FThudichuw, der altdeutsche Staat mit Obersetzung (von GThudichum)
u. Erkl. d. Germ. d. T., Gießen 1862. ABaumstabk, d. Romanhafte in der
Germ., Eos 1, 39 und 2, 487; urdeutsche Staatsaltertümer, zur schützenden
Erläuterung der G. des T., Berl. 1873; s. auch A. 6. EGöbkl, Eos 1, 616.
ARiksk, d. ursprüngliche Bestimmung der G., ebd. 2, 193. JAsbach, d. Ent-
stehung d. Germ., Jahrbb. d. rheinl. Altertumsfr. 69, 1. FMünscheb, Beitr.
z. Erkl. d. G., Marb. 1863. 1864 II. HBöttgek^ Wohnsitze der Deutschen
in dem von T. beschriebenen Lande, Stuttg. 1877. LMbtkb, Z. f. deutsche
Phil. 4, 72. 6, 26 1. WSchlkusner, quae ratio inter Tac. Germ, ac cett.
primi saec. libros lat. in quibus Germani tanguntur intercedat, Barmen
1886. LSchumachkb, de Tacito Germaniae geographo, Berl. 1886.
337. 4) Historiae, Darstellung einer selbsterlebten Zeit,
der Regierungen von Galba, Otho, Vitellius, Vespasianus, Titus
und Domitianus (J.- 69—96 n. Chr.), also vorzugsweise des flavi-
schen Hauses, verfaßt unter der Regierung des Trajan und aus
trefflichen Quellen geschöpft. Ursprünglich bestand das Ganze
höchstens aus vierzehn, vielleicht aber nur aus zwölf Büchern,
wovon jedoch nur die vier ersten und vom fünften etwa die
erste Hälfte auf uns gekommen sind. Diese enthalten die Ge-
schichte der Jahre 69 und 70 (822 f. d. St), ohne sie aber zu
Ende zu bringen.
1. Tertull. apol. 16 Cornelius Tacitus in quinta historiarum suarum ;
vgl. Plim. ep. 7, SS (A. 3 A.). Der Medic. II (A. 5) giebt keinen Titel. Der Name
lehnt sich an den Vorgang des Sisenna, Sallust und Asinius Pollio an und
entspricht (als nostra aetas behandelnd, h. 1, 48) auch einer gewöhnlichen
Auffassung des Wortes historiae; s. § 37, 3. Doch meint Wölölin daß
dieser Titel zum Wegfall bestimmt war (oder nur als Spezialtitel stehen
blieb) als durch Nachlieferung der Julier (ann.) das ganze Werk auf
30 Bücher (s. A. 2) ab excessu d. Augusti abgerundet wurde (A. 2). Die
hist. Bind das im Agr. 3 vorausangekündigte Werk, nur daß der Plan auf
alle Regierungen seit Neroß Tode miterstreckt ist, während die Geschichte
des regierenden Fürsten, Trajan und seines Adoptivvaters Nerva auf Bpätere
Jahre verspart wird (hist. 1, 1) und auch da nicht zur Ausführung kam.
2. Hieronymuö comm. zum Zacharias 3, 14 (6, 2, 913 Vall.) Cornelius
Tacitus qui post Augustum usque ad mortem BomiUani vitas Caesarum
§ 337 Tacitus' Historiae. 843
triginta voluminibus exaravit. Im Mcdic. II werden die Bächer der Ann.
und Hist. fortgezählt wie die eines einheitlichen Werkes s. A. 5). Welche
Bücherzahl man für die Hist. anzunehmen hat, hängt, da die von Hiero-
nymus angegebene Gesamtzahl gewiß richtig ist, davon ab wie viele
Bücher den Ann. zugeteilt werden. Denn die Buchzählung des Medic. II,
wonach B. XVII — hist. I ist (A. 6), folglich über B. XVI die Annalen
nicht hinausgehen, braucht nicht maßgebend zu sein. Mehr als 14 Bücher
können die Hist, da von den Ann. noch Teile des 16. Buches vorhan-
den sind, nicht gehabt haben, wohl aber weniger. Über Ritters (ed.
Cantabrig. 1, xxu) Annahme von 12 Büchern Historien siehe unten
§ 338, 2. — Die Reihenfolge der Abfassung beider Werke erhellt aus
h. 11, 11 utriusque principis (des Augustus und Claudius) rationes (in Bezug
auf die ludi saeculares) praetermitto , satis narrotas libris quibus res im-
peratoris Domitiani composui (in dem die Geschichte des D. enthaltenden
Teile der Hist.). nam is quoque edidü ludos saeculares, Nerva heißt Divus,
hist. 1, 1. Anführungen aus B. 6 bei Obos. 7, 10. 19. Benützung durch
Sulpicius Severus, s. § 441, 2.
3. Zum Stoffe der in der Arbeit begriffenen historiae wollen Beiträge
sein die Briefe des Plinius 6, 16. 20. 7, 33 (historias tuas). Auch war ein
Teil derselben wohl der Über welchen Tac. dem Plinius (nach ep. 7, 20, 1 ;
vgl. ebd. 7, 33, 1. 8, 7) ad adnotandum zugeschickt hatte. Diese Erwäh-
nungen bei Plinius fallen etwa in die Jahre 106—109. Allmähliches Vor-
tragen und Veröffentlichen der einzelnen Bücher ist auch sonst wahrschein-
lich; Mommsen, Herrn. 3, 107; vgl. 4, 298. HNissen, RhM. 26, 685. 548.
— Übersicht des Erhaltenen zB. bei Süvern, Abh. d Berl. Ak. 1822/23, 97.
4. Die Obereinstimmung des Tacitus (hist.) und des Plutarch (in den
Biographien des Galba und Otho) pflegte man eine Zeit lang nicht aus der
Abhängigkeit deß Plutarch von Tacitus zu erklären, sondern aus Benützung
einer gemeinsamen verlorenen Hauptquelle. Als solche betrachtet zB.
CHibzel (comparatio eorum quae de impp. Galba et Othone relata legimus
apud Tacitum, Plut., Suet., Dionem, Stuttg. 1851) die acta publica,
ThWiedemann (de Tacito, Suet., Plut., Cassio Dione scriptoribus imperatorum
Galbae et Othonis, Berl. 1857) den Plinius und Cluvius Bufus, HPetkr (d.
Quellen Plutarchs, Halle 1865, 40) und Mommsen (Herrn. 4, 298, auch FBeckurts,
zur Quellenkritik des Tac, Suet, Dio, BraunBchw. 1880) den Cluvius,
HNissen aber, RhM. 26, 608 (vgl. OClason, Tac. u. Suet. 76) das Geschichts-
werk des älteren Plinius (§ 312, 6, triftige Einwendungen dagegen bei
DDbtlefsen, Phil. 34, 40; s. auch WDjeckmann, § 312, 6). Indessen ist bis
jetzt nicht erwiesen daß von den beiden Zeitgenossen Plutarch und Tacitus
der erstere die Biographien des Galba und Otho vor den Historien des
Tacitus geschrieben habe, also die Benützung des letzteren Werkes durch
Plutarch ausgeschlossen sei, und mit Recht gewinnt die Ansicht jetzt wieder
die Oberhand daß die auffallige Übereinstimmung zwischen den beiden
Schriftstellern durch die unmittelbare Benützung des Tacitus durch Plutarch
veranlaßt sei. Vgl. OClason, Plut. u, Tac., Berl. 1870. Nippekdet vor s.
Ausg. d. Ann.8 28. RLanqe, de Tacito Plutarchi auetore, Halle 1880.
JGerstenbckäb, d. Krieg d. Otho u. Vitellius im J. 69, Beitr. z. Erkl. d.
844 Die Eaiscrzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
Tac. u. Plut., Münch. 1882. JLkzius, de Plut. in Galba et Othone fontt.,
Dorp. 1884.
5. Überliefert sind uns ann. XI— XVI und hist. I— V nur durch eine
Ha., Laur. 68, 2 s. XI (=- Mediceus II), wohl in Monte Cassino zwischen
1053 — 87 geschrieben (HKkil, EhM. 6, 145). Die Historien -Bücher 1— V
tragen als Fortsetzung der Annalen die Buchzahlen XVII— XXI (Gorndii
Taciti Über XVI cxplicit. Incipit XVII usw., Titelangabe fehlt). Zwei
durch Ausfall je eines Blattes entstandene Lücken dieser Hs. (enthaltend
hist. 1, 69—76. 1, 86—2, 2) werden durch jüngere Abschriften welche vor
jenem Verlust genommen sind ergänzt. Sonst sind die jüngeren Hss. wertlos.
Über eine neue Vergleichung der Hss. s. CMeiske, JJ. 126, 133.
6. Sonderausgaben der Historiae von GKiesbling (Lps. 1840); CHbrakus
(f. d. Schulgebr. erkl., Lpz.41886 II; vgl. E Wölffun, Phil. 27, 113); EWolff,
Berl. 1886—88. JG aktuelle, Gand 1880. JPbammer, Wien 1883. B. I. II
von JGoelzer, Par. 1886.
7. Beiträge zu den Historiae: ABöckh, kl. Schrr. 4, 340. F Jacob,
Lüb. 1839. 42 II, Nachtr. 1844; über T. h. 5, 2—6, Lüb. 1840. LDödbblbin,
Erl. 1841. CNitperdey, op. 199. LUblichs, Eos 1, 250. JC lassen, symb.
critt. P. II Frankf. 1863; III Hamb. 1866. PRittbb, Phil. 21, 601. JMülleb,
Innsbr. 1865. 1869 II. EWölfflin, Phil. 27, 117. BBobghesi, oeuvres 5, 287.
AGrummk zu hist. 1, 80, Gera 1872. CMeiskb, krit. Studien I: zu B. 1 u. 5,
Münch. 1873; Münch. SBer. 1884, 80. PhGSandfobd, Hermathena 5
(1877), 264. IPrammeb, ZföG. 33, 411. 34, 167. 36, 7. JOornelissen, Mnem.
12, 373. WHebaeus, Herrn. 21, 424. JHOmions, journ. of phil. 17, 289.
8. CVölckbr, der Freiheitskampf der Bataver unter Claudius Civilis,
Elberf. 1861—63 II. JGMüller, der tacit. Bericht über d. Ursprung der
Juden, in den theol. Stud. u. Krit. 1843, 893. Lkozchard, d. Ber. des Tac.
über die Juden (hist 5, 2—6), Ellwangen 1856. FJacob (1840), s. A. 7.
HEDirkben, die römisch-rechtlichen Mitteilungen in Tac. Historien, hinter-
lass. Schrr. 1, 204. Mommsen, die zwei Schlachten von Betriacum, Herrn.
5, 161, und dazu HNissbn, BhM. 26, 638. JKrall, Tacitus u. der Orient I:
hist. 4, 83—84 die Herkunft des Serapis, Wien 1880.
338. 5) Annales, oder vielmehr Ab excessu divi Augusti,
wenigstens in sechzehn, vielleicht in achtzehn Büchern, die
Regierungsgeschichte des julischen Hauses nach Augusts Tode
(Tiberius, Caligula, Claudius, Nero) oder die Jahre 767/14
n. Chr. — 821/68 enthaltend, gleichfalls noch unter Trajan ver-
faßt und zwischen J. 115 und 117 herausgegeben. Erhalten
sind aber nur die vier ersten Bücher mit Teilen des fünften und
sechsten, sodann, aber am Anfang und Ende verstümmelt, Buch
XI bis XVI, so daß uns hauptsachlich fehlt die ganze Begierungs-
zeit des Caligula, von derjenigen des Claudius der Anfang bis
in das Jahr 47, und von der des Nero die Jahre 66 — 68. Die
annalistische Anordnung ist in diesem Werke streng durch-
geführt, vielleicht strenger als sie es in den Historiae war.
§ 338 Tacitus' Annalen. 845
1. Urkundlich ist (nach dem Mediceus I) einzig der Titel ab excessu
divi Augusti; ähnliche Titel s. § 266, 7. Wenn Tacitus selbst wiederholt
(a. 4, 32; vgl. 3, 66. 13, 31) sein Werk als annales bezeichnet, so will er
damit nicht den Titel desselben angeben, sondern die Art seiner Anlage,
nach der Jahresfolge der Begebenheiten. (Daher spricht Iobdawes de reb.
get. 2, 13 nach Hörensagen von Cornelius anndlium scriptor, trotzdem daß
er eine Stelle des Agr. meint.) Aber eben darum weil die Bücher ab ex-
cessu d. Augusti wirklich Annalen sind hat es kein Bedenken der Kürze
halber und zur Unterscheidung von den historiae sie als annales zu eitleren.
2. Die Zeit der Veröffentlichung erhellt aus a. 2, 61 exin ventum
Elephantinen et Syenen, claustra ölim Eomani imperii, quod nunc (seit
Trajan um J. 116) ad mare rubrum (den persischen Meerbusen, Eutr. 8, 3)
patescü. Diese Eroberung Trajans wurde aber von Hadrian gleich nach
seinem Regierungsantritte (August 117) wieder aufgegeben (Spart. Hadr. 6,
1—4. Eijtr. 8, 6). — Die Abteilung in Bücher rührt nach 6, 27 (in prioribus
libris) und 11, 11 (s. § 337, 2) von dem Verfasser selbst her. Da in der
zweiten nicht mehr erhaltenen Hälfte des 16. Buches die Ereignisse der
Jahre 66 — 68 nicht eben leicht Baum finden konnten, so hat Ritter (ed.
Cantabrig. 1, xxn) eine größere Bücherzahl, und zwar 18, angenommen.
Das Werk behandelte dann in drei Gruppen zu je 6 Büchern die Regie-
rungen von Tiberius, von Caligula und Claudius sowie von Nero; vgl.
OHibscufbld, ZföG. 28, 812. EWölffmh, Herrn. 21, 167. Doch ist der
Ritterschen Vermutung nicht günstig daß bei Annahme von 18 Büchern
die Erzählung in den B. 16—18 so ausführlich gewesen sein müßte wie in
keinem einzigen der früheren, und es läßt sich ebenso gut denken daß
Tacitus (vielleicht in einem etwas umfänglicheren Buche) den bis zum
Anschluß an die Historien übrigen Stoff zusammengedrängt habe. Da die
Annalenbücher 2. 4. 6. 12. 13 die Geschichte von 4—6 Jahren, B. 3. 14. 16
von 8— 31/, Jahren umfassen, so konnte auch B. 16 sehr wohl die Erzählung
von 3% Jahren (Mitte 66 — Ende 68) enthalten. S. oben § 337, 2.
3. Die Anordnung ist mit Bewußtsein die annalistische; a. 4, 71
ni mihi destinatum foret suum quaeque in annum referre, avebat animus
antire statimque memorare exitus usw. Abweichungen von dieser Ordnung
glaubt Tacitus immer halb entschuldigen zu müssen (so zB. 6, 38 quae
duabus aestatibus gesta coniunxi, quo requiesceret animus a domesHcis malis.
Vgl. 12, 40 eztr. 13, 9) und verweist für später Geschehenes auf spätere
Teile (in tempore memorabo 1, 68; vgl. 4, 71. 6, 22; in loco reddemus 2, 4;
vgL h. 4, 67). Zwar können wir aus den kaum zwei Jahre umspannenden
Überresten der Historien nicht mit Sicherheit beurteilen wie weit auch in
ihnen dieselbe herkömmliche Anlage befolgt war; indessen lag eine strengere
Durchführung derselben bei dem späteren Werke insofern in der Natur
der Sache als sich dieses über eine größere Reihe von Jahren erstreckte
und zum Teil langdauernde Regierungen umfaßte. Übrigens hat Tacitus
dieser Anordnung ihr Mechanisches zu nehmen gewußt dadurch daß er,
wo der Gegenstand es empfahl, Verletzungen derselben sich gestattete, s.
oben und § 37, 3.
4. Erhalten sind uns nach der zum Teil irrigen Buchzählung der einen
Hs. ab excessu divi Augusti libri I-—V, dh. in Wirklichkeit B. 1—4, dann
846 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
von B. 5 der Anfang, darnach eine große Lücke welche den größten Teil
dieses Buches und den Anfang von B. 6 verschlungen hat, endlich der Rest
von B. 6. In jener Lücke behandelte T. die Fortsetzung des J. 29, das
ganze J. 30 und den größten Teil von J. 31. Über den richtigen Einschnitt
zwischen B. 5 und 6 FHaasb, Phil. 3, 162. Jene Handschrift der Ann.
I — VI kam aus dem Kloster Corvey in Westfalen (über die Entwendung
von dort FPhilippj, Phil. 45, 376) 1608 nach Rom, und von dort nach
Florenz, wo sie sich noch heute befindet als Laur. 68, 1 (= Mediceus I)
s. IX (Schriftprobe: Vitklli und Paoli, collez. fiorent. paleogr., Fir. 1884,
Lat. Tav. 2); über das Alter s. WStudemund, Herrn. 8, 233. FRühl, RhM.
36, 25. Im J. 1515 wurde ihr Inhalt erstmals gedruckt (durch PhBkroaldus,
in Rom). Gegen die Zweifel von FRittrr (Phil. 17, 662, vgl. s. Ausg. des
Tac. vom J. 1864, p. v) s. LUbltchs, Eos 1, 243. 2, 223. — Die letzten
Bücher der Annalen (B. 11 — 16) verdanken wir dem Laur. 68, 2 = Medi-
ceus II, welcher uns dieselben zusammen mit den ersten Büchern der
Historiae erhalten hat, s. § 337, 6. Aber von Buch 11 fehlt der Anfang,
und Buch 16 ist am Schluß unvollständig; außer jenem Originale selbst
(Med. II) haben wir noch eine Anzahl junger Abschriften desselben (zB.
den Farnes, in Neapel, § 334, 4); s. § 337, 5 — Die Quaternionenbezeichnung
im Laur. 68, 1 beginnt mit Q. XV1IF, die einst vorhergehenden Quaternionen
I— XVII (« jetzt Laur. 47, 86) enthielten Plinius' Briefe, § 340, 10. — Die
älteste Tacitus-Hs. von welcher wir wissen umfaßte wohl sämtliche (die
größeren und die kleineren) Werke des Tacitus: denn Rudolf von Fulda
kennt sowohl die Genn. (§ 336, 5) als auch die Annalen, doch gewiß au*
einem Codex seines Klosters; Monum. Germ. hist. 1, 368 vom J. 852: in
loco qui appellatur Mimida (Minden) super amnem quem Cornelius Tacitus,
scriptor rerum a Romanis in ea gente gestarum, Visurgim (vgl. Tac. a.
2, 9. 11 f. 16 f.), moderni vero Wisaraha vocant, habüo conventu generali.
Auf diesen Fuldensis könnte wie die Hersfelder Hs. von dial. und Germ,
(auch Agric. ?, § 335, 3), so auch die Corveyer (= Laur. 68, 1) von Ann.
I— VI zurückgehn. — CHerabus, studia critt. in Mediceos Tac. Codices,
Cassel 1846; zur Krit. n. Erkl. des Tac, Hamm 1869. EWölffuh, Phil.
26, 94. WPfitzner, d. beiden Florentiner Hss. d. Tac., Rostocker Phil.-
Vers. (Lpz. 1876), 83. A Viertel, JJ. 123, 423.
6. Ausgaben der Annalen: GARuperti, Gott. 1804 II. GKiessling,
Lps. 1829. KNippebdky (und GAndbesen), Berl. 8 41884. 80 U. FWOrro
(B. 1-6 mit ausführt. Com.), Mainz 1864. Orelli-Baitbr, Zur. 1859 (§ 339, 4).
ADräoer, Lpz.6 1887 II. JPrammer, Wien 1888. GOHolbrookr, Lond. 1882.
HFurneaux, Oxf. 1884. WPpitzker, Gotha 1883. MGitlbauer, Freib. 1887
(castriert). - Tac. Ann. übers, u. erkl. von AStahr, Berl. 1871—80.
6. Zur Kritik und Erklärung der Annalen: F Jacob, obss. ad T. ann.,
Lüb. 1837—38 II. OMüller, de a. 3, 56, Gott. 1841. CHalm, Speier 1846.
IHeld, ad loc. diffic, Schweidnitz 1861. LUrmchs, JJ. 69, 62. 154. 300.
LSpenqkl, das erste B. d. A., Abh. d. Münch. Ak. 7, 2, 695; zu T. A., Phil.
28, 644. EWurm, Phil. 8, 361. 9, 86. WGPmjygrrs, spec. emend., Leiden
1869. CKrafft, hist. u. geograph. Ezcurse zu Tac. A. I und II, Maulbronn
1864. BBoxghebi (s. § 337, 7). KAMüller, zu A. I, Phil. 33, 314. JMüllkb,
Beitr. z. Kr. u. Erkl. d. Tac., 3. u. 4. Heft, Innsbr. 1873—75. HSchh.leb,
§ 338 Tacitus1 Annalen. § 339 Gesamtausgaben. 847
commentatt. Monfmsen. 41 (über 15, 44). JCornemsskn, Mnemos. 12, 215.
GClbmm, in d. Gießener Festschr. 1886, 129.
7. Die Frage nach den Quellen der Annalen ist bei dem Verlust der
anderen lateinischen Bearbeitungen des Stoffes kaum genügend zu be-
antworten. Was Tac. selbst von Quellen nennt s. § 333, 11. Bezüglich des
viel besprochenen Verhältnisses zwischen Tacitus und Dio Cassius wird
ohne Zweifel die alte Ansicht (s. zB. C Knabe, de fönt. bist, imperat. Iulio-
rum, Halle 1864, LSpengbl aO., EEgli aO.; vgl. HHaupt, Phil. 44, 132),
daß Tacitns von Dio benutzt sei (wenn auch natürlich neben anderen),
wieder zur Geltung kommen gegenüber der jüngst eifrig verteidigten Mei-
nung daß die Ähnlichkeiten beider auf der Benützung einer (verlorenen)
gemeinsamen Quelle beruhen. HTKabsten, de Tac. fide in ann. I — VI, Utr.
1868. RWbidemann, Quellen von Tac. ann. I— VI, Cleve 1868 — 73 III.
WHobstmann, d. Quellen d. Tac. in ann. I— VI, Marb. 1877. JJBindbr,
Tac. u. Tib. in ann. I— VI, Wien 1880. GHopfmann, de Tac. ann. et hist.
capp. II (üb. d. Benutzung der acta senatus), Berl. 1878. F Herbst, quaestt-
Tacit in d. Stettiner Festschr. 1880, 25. JFroitzhetm, de Tac. fontt. in
libro I ann., Bonn 1873; RhM. 32, 340; JJ. 109, 201. — HRkichau, de
fontium delectu quem in Tib. vita moribusque describendis Vell. Tac. Suet.
Dio habuerunt, Königsb. 1865. MThamm, de fontt. ad Tib. hist. pertinen-
tibus, Halle 1874. NJAndbiessen, de fide et auctoritate scriptorum ex quibus
vita Tiberii cognoscitnr, Hagae 1883. HChribtknsen , de fontt. a Dione in
vita Neronis adhibitis, Berlin 1871. HSchillkr, Nero 29. WSickel, de
fontt a Dione in conscribendis rebus a Tib. ad Vitell. adhibitis, Gott. 1876.
EEqli (Feldzüge in Armenien J. 41—63 n. Chr., ein ßeitr. z. Krit. d. Tac.)
in MBüdingers Unterss. zur röm. Kaisergeach. 1, 265. WLaufbnbbbo,
quaestt. chronolog. de rebus Parthicis Armeniisque a Tac. ann. XI— XVI
enarratis, Bonn 1875. OClason, de Tac. ann. aetate quaestt. geographicae
ad mare rubrum et Aegyptum maxime pertinentes, Rost. 1871. — EFeist-
mahtbl, Psychologisches in des Tac. Ann., Wien 1878. WPfitzneb, die Ann.
kritisch beleuchtet' I (B. 1-6), Halle 1869. Vgl. noch § 347, 8.
339. Von den weiteren Plänen des Tacitus , die Historien
durch Darstellung der Zeit des Nerva und Trajan zu vervoll-
ständigen oder den Annalen noch die Geschichte des Augustus
vorauszuschicken, kam keiner zur Ausführung.
1. Hist. 1, 1 principaium d. Nervae et Imperium Traiani . . senectuH
seposui. a. 3, 24 cetera illius aetatis (der augustischen) memorabo si effectis
in quae tetendi plures ad curas vitam produxero.
2. Fulobntiüs ezposit. serm. antiq. p. 782 St. « p. 566 M. Cornelius
Tacitus libro facetiarum: *cessit itaque morum elogio in filiis derelicto9.
FHaasb (Ausg. p. xiv) hält diese Schrift für eine Jugendarbeit des Tacitus;
vielmehr ist Titel und Citat von Fulgentius erdichtet (s. § 480, 7).
3. Fortleben des Tacitus: s. oben bei den einzelnen Schriften.
ECobselius, quo modo Tac. in hominum memoria versatus sit usque ad re-
naftcentea litteras s. XIV et XV, Wetzlar 1888. MManitius, Phil. 47, 565.
848 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
4. Gesamtausgaben (vgl. CLFPanckouckbVoI. VII s. Ausg., Par. 1840:
Bibliographie de 1065 äditions de Tac.) : Ed. princ , Yen. Vendelin. de Spira,
um 1470 (A. XI— XVI, Hist, Germ., Dial.). Ed. FPutbolanus (mit Agr.,
Mail, um 1476; Ven. 1497), PhBbroaldus (erste vollständige Ausg., Rom
1616 u. sonst), BRhenanus (Bas. 1619. 1533), JLipsius (Antv. 1574. 1600.
1607. 1668 u. sonst), JFGronov (Am st. 1672. [1673.] 1686 II), J. u. Abu. Gronov
(ütr. 1721 II). Ex rec. IAErnesti (Lps. 1752. 1772) cur. JJOberlin (Lps.
1801 II), GBrotieb (mit Supplementen in der Weise der Freinsheimschen
zu Livius und Gurtius, Par. 1771 IV u. sonst), IBekkkr (cum notis vir doctt,
Lps. 1881 11), GHWalthek (Halle 1831—33 IV), FRittkb (recogn., brevi
adn. instr., Bonn 1834—36 II ; emend., comment. critico illustr., Cantabrig.
1848 IV; e codd. denuo collatis rec, Lps. 1864), LDöderlbin (Halle 1841
—47 II), JGOrblli (ad fidem codd. Medic. denuo excussorum ceterorumque
optimorum librorum rec. et interpr. est, Zur. 1846 II. Ed. 2 : I Annal. ed.
IGBaitbr 1859; II 1 Germ. ed. HSchwbizbb-Sidleb 1877; 2 u. 3 DiaL u.
Agr. ed. GAndresen 1877. 80; 4 ff. Hist. ed. GMbiser 1884 fll.), JStock
(ed. illustr., Dublin 1862 II), EJacob (Par. 1875. 77 11).
Neuere Texte von IBbkker (Berl. 1826), FHaase (Lps. 1855 II) und
besonders CHalm (Lps.4 1884 II). KNipperdet (Berl. 1871 — 76 IV; darin
neuer index nominum). JMüller, Prag 1885. 87 II.
5. KNipperdky, op. 197—396. EWurm, Phil. 8, 361. 9, 86. FRitter,
RhM. 16, 454. 17, 99. 20, 196. 618. 21, 534. Phil. 19, 264. 20, 107. 21,
601. 22, 48. FThomä, obss. crit. in T., Bonn 1866. JMülleb, Beitr. z.
Krit. u. Erkl. d. Tac, Innsbr. 1865—76 IV. Madviq, advera. 2, 641 (und
dazu KHalm, JJ. 109, 408). 3, 222. Walter, Studd. zu Tac. u. Curt, Münch.
1887. — EWölfflin, Jahresberichte über Tacitus, Phil. 26, 92. 26, 92.
27, 113. JB. 1874/75 1, 756. 1879 2, 215. GHblmbeich, JB. 1884 2, 91.
1888 2, 1. GAndrbsen, ZfGW. Jahresber. 1876—78. 81. 82. 85. 87.
6. Übersetzungen von EFBahbdt (Halle 1807 II), ELvWoltmanh
(Berl. 1811 — 1817 VI), FCvStbombeck (Braunschw. 1816 III), FRicklbfs
(Oldenb. 1826 — 1827 IV), WBötticher (Berl. 1831-34 IV), HGutmanh
(Stuttg. 1829 ff.), CLRoth (Stuttg. 1864 ff.), GFStbodtbeck, FBaür, WTeuffel
(Stuttg. 1856 ff.).
340. Mit Tacitus freundschaftlich verbunden war der jüngere
Plinius. C. Plinius Caecilius Secundus (J. 62 — um 113 n. Chr.)
aus Comuin, Neffe und Adoptivsohn des älteren (§ 312), bekleidete
Staats- und Gemeindeämter unter Doniitian, zuletzt unter Trajan
das Consulat (J. 100) und die Stelle eines kaiserlichen Legaten
in Bithynien (J. 111 f. oder 112 f.). Zur Zeit Domitians ein ge-
suchter und gefeierter Sachwalter vor dem Centumviralgericht
und in Strafprozessen, begann Plinius unter Nerva vorher
gehaltene Reden umgearbeitet herauszugeben. Wir besitzen von
solchen noch die Dankrede für Erteilung des Consulats, stoff-
lich wichtig für die Geschichte Trajans, aber in ihrer erweiterten
§ 340 Plinius der jüngere. 849
Gestalt ermüdend durch Redseligkeit und schwülstigen Preis
des Kaisers. Gleichfalls nach Nervas Regierungsantritt fing
Plinius an Briefe mit der Absicht ihrer Veröffentlichung zu
schreiben. Es sind ihrer neun Bücher, verfaßt und einzeln her-
ausgegeben von J. 97 — 109; dazu noch der Briefwechsel mit
Trajan, hauptsächlich aus der Zeit der bithynischen Statthalter-
schaft, aber nicht abgeschlossen. Diese Briefe verbreiten sich
in berechneter Mannigfaltigkeit über eine Fülle von Gegenständen,
sind aber vor allem dazu bestimmt ihren Verfasser im günstigsten
Lichte zu zeigen. Doch mildert den Eindruck der Eitelkeit die
Offenherzigkeit womit sich der Verfasser selbst dazu bekennt
und seine unverkennbare Richtung auf das Edle. Die Form ist
gewandt und glatt. Auch zum Versemachen entschloß sich Plinius,
nach Jugend versuchen, noch in seinem vierzigsten Lebensjahre;
indessen ist von diesen 'lusus et ineptiae' nichts auf die Nach-
welt gekommen.
1. Nächst Cicero ist von allen Schriftstellern des Altertums kanm
einer so genau und vollständig uns bekannt wie Plinius, hauptsächlich
durch ihn selbst, aber auch durch Inschriften aus seiner Heimat, CIL. 5,
5262. 5263. 5264. 5279. 5667; auch bei Mommsen, Herrn. 3, 108. Die umfang-
reichste ist von den Thermen welche PL letztwillig für Comnm gestiftet
hatte (CIL. 5, 6262 Or.-Hbmzen 1172, vgl. ebd. 3 p. 124, Wilm. 1162 *>). Er
heißt da: C. Plinius L. f. Ouf. Gaecilius Secundus, cos. (suff. mit Iulius
Cornutus Tertullus in der zweiten Hälfte des J. 100, ep. 5, 14, 5. paneg.
60. 92), augur (J. 103 oder 104 in das Collegium aufgenommen, ep. 4, 8),
legat. propr. provinciae Ponti et Bithyniae consulari potestat. in eam pro-
vinciam ex SC. ab Imp. Caesar. Nerva Traiano Aug. Germanico Dacico
missus (J. 111 u. 112 oder 112 u. 113), curator alvei Tiberis et riparum et
cloacar. urb. (wahrscheinlich J. 105—107, ep. 5, 14), praef. aerari Saturni
(Jan. 98-100, Stobbb, Phil. 27, 641, CPkteb, ebd. 32, 707), praef. aerari
müit. (J. 95—97 oder 94—96), praet. (J. 93 oder 94, ep. 3, 11, 2. 7, 11,
4. 16. paneg. 96), trib. pl. (wahrscheinlich Dez. 91—92, ep. 1, 23, 2; vgl.
7, 16, 2. paneg. 96), quaestor imp. (Juni 89—90, ep. 7, 16, 2), sevir equitum
romanorum, trib. müit. leg. III Gallicae, Xvir stlitib. iudicand. Auf der
Inschrift welche die Gemeinde Vercellae ihm in Comnm setzte (CIL. 5, 5667
Wilm. 1162) heißt er noch fl(amen) divi T. Aug. (wohl in Comum). Vgl.
CiL. 5, 6263. Ober das Einzelne s. bes. Mommsen, Herrn. aO. Vgl. JBeliczay,
WschrfklPh. 1887, 311. — Plinius hieß vor der Adoption durch Beinen
Mutterbruder (§ 312) wahrscheinlich P. Caecilius L. f. Secundus: so wird
er genannt auf einer Inschrift aus Comum (CIL. 5, 5279) neben seinem leib-
lichen Vater L. Caecilius L. f. Cilo. Plin. starb wahrscheinlich vor J. 114
noch in der Provinz oder bald nach der Heimkehr (Mommsen aO. 99), etwa
52 J. alt, da er beim Ausbruch des Vesuv am 24. Aug. 79 im 18. Jahre
stand (ep. 6, 20, 5), somit 61—62 geboren war. Vgl. auch § 333, 4. Ver-
TsuFrxit-ScHWABS, Rom. Lit-Gesch. 5. Aufl. 54
850 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianns).
heiratet war PI. dreimal: zweimal unter Domitian (ad Trai. 2, 2), zuletzt
mit Oalpurnia (4, 19; vgl. 6, 4. 7. 8, 10 f.), ohne aber Kinder zu bekommen.
Seine Vermögensverhältnisse waren glänzend. JMasson, C. Plini . . vita
ordine chronologico digesta, Amsterd. 1709. AJaTurre Rezzonico, s. §312, 1 K.
JJTanzmann, de PL vita, iugenio, moribus, Bresl. 1865. Hauptabhandlung:
ThMommsen, zur Lebensgeschichte des jüngeren Plinius, Herrn. 3, 31 (mit
Zusätzen des Vf. übersetzt von CMobel, Paris 1873). Vgl. A. 6.
2. Hiebonym. ad a. Abr. 2126 = 110 n. Chr. (Petav. und Freher. ad
2125, der Ansatz ist zu spät, s. A. 1) Plinius Secundus Novocomensis orator
et historicus insignis habetur, cuius plurima ingenii opera extant. Seine
Lehrer in der Beredsamkeit s. § 325, 3. Epist. 5, 8, 8 unodevicesimo aetatis
anno dicere in foro coepi. 1, 18, 3 causam Iuni Pastoris . . acturus adu-
Uscentulus adhuc, in quadruphd iudido (vgl. 4, 24, 1). 6, 12, 2 in arena
mm, h. e. apud cevtumviros (vgl. 4, 16. 9, 23, 1. Mabt. 10, 19, 14). So
Verteidigung der Arrionilla (ep. 1, 5, 4)f der Attia Viriola (6, 33, 1. Vgl.
Anm. 3), Corellia (4, 17, 1 u. 11), des Vettius Priscus (6, 12, 2). Außer-
dem pro Firmanis (6', 18), pro Clario (9, 28, 5) u. a. Ep. 6, 29, 7 egi quas-
dam a senatu iussus. . . (8) adfui Baeticis contra Baebium Massam
(zusammen mit Herennius Senecio, J. 93, vgl. 7, 33). . . adfui rursus idem
querentibus de Caecilio Classico (vgl. 1, 7, 2. 8, 4, 9. CPeteb, Phil. 32, 706.
JAshach, RhM. 36, 39). . . (9) accusavi Marium Priscum (Mai 99 und Jan.
100, vgl. 2, 11. 2, 19, 8. ad Trai. 3). . . (10) tuitus sum Iülium Bassum (nach
105? vgl. 4, 9, 4. 4, 13, 1). . . (11) dixi proxime pro Vareno (Rufo, J. 106f.
vgl. 5, 20, 2. 7, G. 10). Andere Strafprozesse ep. 7, 6, 8—13.
8. Die gehaltenen Reden pflegte Plinius nachher erweitert und sonst
umgearbeitet vorzutragen und nach langer Feile zu veröffentlichen, ep. 4,
14, 1. 5, 8, 6 cgi magnas et graves causas. has . . destino retractare, ne
tantus ille labor meus . . mecum pariter intercidat. Vgl. ebd. 5, 12, 1. 7, 17.
8, 3, 2. 9, 10, 2. 9, 15, 2. 9, 28, 5 (est ubcrior, multa enim postea inserui)m
So wurde herausgegeben der sermo quem apud municipes meos (decuriones,
habui biblioihecam dedicaturus (1, 8, 2. 16), eine actio pro patria (2, 5, 3),
die pro Iulio Basso (4, 9, 23), pro Vareno (5, 20, 2), pro Attia Viriola
(6, 33, 1; vgl. Apoll. Sid. ep. 8, 10), pro Clario (9, 28, 6). Anderes 8, 19.
9, 4. Über die Dankrede an Trajan b. A. 12. — Lionardo Bruni aus Arezzo
(f 1444) wollte zwanzig Reden des Plinius besessen haben: habui (schreibt
er in einem Briefe bei GFGamubbini in d. studj e docum. di stör, e di diritto
4 — 1883 — , 143) clarissimas orationes Sccundi Plinii numero viginti, unam
praestantissimi Suetonii Tranquilli. festino tarn ad copiam quam ad leduram.
Dies beruht gewiß auf einem Irrtum. — Erzählender Art waren (siehe
epp. 9, 13, 14; vgl. 4, 21, 3 die Unterscheidung von actio und librt) des
Plinius libelli de ultione Helvidii (gegen dessen Ankläger Publicius Certus)
ep. 7, 30, 4. 9, 13, 1; sowie die lobende Lebensgeschichte des jungen
Vestriciua Cottius (ebd. 3, 10, vgl. 2, 7). Außer diesen (rhetorisch) biogra-
phischen Schriften veröffentlichte Plinius keine geschichtlichen Arbeiten
obwohl er solche ep. 5, 8 nach Bearbeitung und Herausgabe seiner Reden
halb in Aussicht stellt. Die Erfolge des Tacitus auf diesem Gebiet mögen
ihn abgeschreckt haben. Wenig einleuchtende Vermutungen über des
Plin. redigierende Tätigkeit bei der Herausgabe des Geschichtswerkes
§ 340 Plinius der jüngere. 851
seines Oheims bei H Nissen, RhM. 26, 544. — Flinius selbst meint von
seinen Reden: temptavi imitari Demosthenem . . in contentione dicendi (ep. 1,
2, 2; vgl. 7, 30, 5); dagegen gab es schon in seiner Zeit nüchterne Be-
urteiler seiner Redeweise (wie Lupercus), gegen welche er sich ep. 9, 2G
vergebens mit Berufung auf Demosthenes verteidigt (ebd. 5 visus es
mihi in scriptis meis adnotasse quaedam ut tumida guae ego sublimia, ut
improba guae ego audentia, ut nimia guae ego plena arbitrabar). Vgl. 7,
12, 4 cum suspkarer futurum ut tibi tumidius videretur quoniam est sonantius
et elatius. Gegen die Forderung der Kürze verwahrt er sich lebhaft ebd. 1,
20. 6, 6, 42; vgl. 6, 2, 5. Mach. 5, 1, 7 pingue et floridum (genus), in quo
Plinius Secundus quondam et nunc . . Symmachus luxuria! ur.
4. Plih. ep. 7, 4, 2 numquam a poetice alienus fui; quin etiam
guattuordecim natus annos graecam tragoediam scripsi. . . (3) mox, cum e
milüia rediens in Icaria insula ventis detinerer, latinos elegos in illud ipsum
mare ipsamque insülam feci. expertus sum me aliguando et heroo, hendeca-
sylloibis nunc primum. (7) transii (von Hexametern) ad elegos: Im quoque
non minus cekriter explicui. addidi iambos facilitate corruptus. . . (8) inde
plwra metra, si quid otii, maxime in itinere temptavi. postremo placuit
exemplo multorum unum separatim hendecasyllaborum volumen dbsolvere. nee
paenitet : legitur, describitur, cantatur etiam, et a Graecis quoque, quos latine
huius libeUi amor doeuit. Erste Erwähnung dieser Sammlung 4, 14, 2:
aeeipies cum hac epistula hcndeca&yllabos nostros, quibus nos in vehicülo, in
balineo, inter cenam oblectamus otium temporis. (3) his iocamur, ludimus,
amamus, dolemus, querimur, iraseimur, describimus aliquid etc. (4) ex quibus
si non nulla tibi petülantiora paulo videbuntur etc. (8) . . cogitare me has
nugas ita inscribere ' hendecasyllabV. Vgl. 5, 3. 10. 8, 21, 4 (liber et opur
sculis varius et metris). 9, 10, 2 (poemata creseunt, nach Mommsens Besse-
rung). 9, 16, 2 (novos versiculos tibi . . mittemus). 9, 25, 1 (lusus et in-
eptias nostros) u. 3 (passerculis et cölumbulis nostris). Außerdem übersetzte
Plinius um dieselbe Zeit griechische Epigramme des Arrius Antoninus
(§ 324, 4) ins Lateinische (4, 18; vgl 5, 15). Daraus vielleicht AL. 710
PLM. 4, 103. Im allgemeinen4 ep. 9, 29, 1 das Geständnis: variis me stu-
diorum generibus, nullt satis confisus, experior, LFbiedländbr, SG. 3ß, 409.
5. Die Briefsammlung ist zeitlich geordnet, sofern sie stückweise
in einzelnen Büchern, bzw. Büchergruppen, nach und nach in den Jahren
97 — 109 veröffentlicht wurde. Innerhalb der einzelnen Bücher sind Abwei-
chungen von der zeitlichen Ordnung nicht zu leugnen: vgl. auch ep. 1, 1, 1
frequenter hortatus es ut cpütulas, si quas paulo curatius scripsissem,
colligerem püblicaremque. collegi non eervato temporis ordine (neque enim
Mstoriam componebam), sei ut quaeque in manus venerat (freilich 6oll diese
Behauptung von der Hintansetzung der Zeitfolge der durch und dnreh
überlegten und gefeilten Veröffentlichung in erster Linie den Schein der
grata neglegentia verleihen). Die Sammlung war vollständig erschienen
als Plinius nach Bithynien abging. — Der Briefwechsel mit Trajan
ist fast ganz zeitlich geordnet und jedem Schreiben des PI. gleich die
Antwort des Kaisers angehängt. Brief 15—121 sind aus der Zeit der bithy-
nischen Statthalterschaft (etwa Sept. 111 bis nach Jan. 113), ohne aber bis
zu deren Ende zu reichen. — Über die Chronologie der Briefe s. besonders
64*
852 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
Mommskn, Herrn. 3, 31. 36. 53; ferner HFStobbe, Phil. SO, 347, CPeteb,
Phil. 32, 698, J Abb ach, RhM. 36, 38. G Geholl, de temporum ratione in
Plin. epp. IX libris observata, Halle 1872.
6. Die Briefe sind sichtlich von Anfang an für die Veröffentlichung
geschrieben und machen daher entfernt nicht den frischen Eindruck der
Unmittelbarkeit wie die ciceronischen (Bender "aO. 18). Jede Person die
darin genannt wird und nicht tot oder verbannt ist wird gelobt; die ein-
zige Ausnahme macht Regulus (§ 326, 3) und etwa lavolenus Priscus
(§ 342, 3). Sonst ist bei jedem Getadelten der Name unterdrückt (s. 2, 6.
6, 17. 7, 26. 8, 22, 4. 9, 12. 9, 26, 1. 9, 27). Jeder Brief behandelt nur je
einen Gegenstand, so daß Empfehlungs-, Glückwunsch- und Beileidschreiben
(zB. 5, 16 über den Tod der jungen Minicia, deren Aschenurne sich wieder
gefunden hat, bull. arch. 1881, 15) mit adressierten Tagesneuigkeiten, Be-
schreibungen (bes. von Villen), Abhandlungen moralischen Inhalts (manch-
mal recht gewöhnlichen, wie 7, 26. 9, 11; vgl. Bender aO. 28) planmäßig
abwechseln. Mit der Person des Verfassers beschäftigen sich die aller-
meisten, mit gelungenen Leistungen oder Äußerungen desselben, seinen
Grundsätzen, seiner Lebensweise usw., und sie zeigen ihn als zärtlichen
Gatten, treuen Freund, gütigen Sklavenhalter, edeldenkenden Bürger, frei-
gebigen Förderer aller guten Zwecke, gefeierten Redner und Schriftsteller.
Er gilt mit Tacitus als der namhafteste zeitgenössische Schriftsteller
9, 23, 2; sein Ruhm dringt bis in die Provinzen 9, 11; die Buchhändler
drängen ihn Neues zu veröffentlichen 1, 2, 6. Dagegen der Briefwechsel
mit Trajan dient unwillkürlich dazu die Geduld und ruhige Umsicht des
Kaisers gegenüber der zappelnden Ratlosigkeit und Wichtigtuerei seines
Statthalters ins Licht zu stellen. Auf die Form ist auch hier alle Sorgfalt
verwendet; vgl. 1, 1 (A. 5) und 7, 9, 8 (oben § 46, 9).
7. Mit seinen Tugenden und Schwächen ähnelt PI. seinem Vorbilde
Cicero (M. Tullius, quem aemulari studiis cupio, ep. 4, 8, 4; vgl. 1, 5, 11.
9, 2, 2). Er hat dessen Weichheit und Durst nach Lob, aber ohne seine
Launen und Bosheiten wie ohne sein großes Talent. Vgl. Bendeb aO. 27.
Im Gefühle seiner Schranken hat PI. immeV eine Schreibtafel zur Hand,
um die Gottesgabe eines Einfalls nicht verloren gehen zu lassen. Aufrichtig
gesteht er: me nihil aeque ac diuturnitatis amor et cupido sollicitat, ep. 6,
8, 1; vgl. 8, 2, 8. 9, 3. 14 (oben § 272, 6). 23. 31. Seine Weichheit
(mollitia anitni mei, ep. 4, 21, 5) macht ihn milde in der Beurteilung an-
derer, im Leben (ep. 8, 22. 9, 17) wie in der Literatur (6, 17. 21), so daß
manche ihn tadelten tamquam amicos ex omni occasione ultra tnodum laudet
(7, 28, 1), wohl zugleich in der stillen Hoffnung auf Gegenseitigkeit. Seine
Weichheit läßt ihn den Verlust von Angehörigen und Freunden (auch
Sklaven, wie 8, 16) warm und tief empfinden und leicht in Tränen aus-
brechen (zB. 6, 21, 6. 8, 16, 6. 8, 23, 8). Auch für die Reize der un-
belebten Natur hat er vermöge dieser natürlichen Weichheit einen offenen
Sinn, zB. 1, 6, 2. 1, 9, 6. 2, 17, 3. 6, 6, 13. 6, 31, 16. 8, 8. 8, 20, 4 ff. (10)
me nihil aeque ac naturae opera delectant. 9, 7, 2. HMotz, die Empfindung
der Naturschönheit 68. Bender aO. 10. Diese Eigenschaft streift nicht
selten an Weichlichkeit und unmännliches Wesen, zB. 6, 4. 7, 6. Im ganzen
ist Plinius in nichts groß und in vielem klein, aber er hat das Gute ge-
§ 340 Plinius der jüngere. 853
wollt (8, 2, 2 milii egregium in primis videtur . . agitare iustitiam) und das
Gemeine gemieden, vgl. Bender aO. 22. -» JA Schäfer, d. Charakter d. j.
PL, Ansb. 1786—91. GEGierig, Leben, Charakter u. schriftstellerischer
Wert d. j. PL, Dortm. 1798. ECauvet, ätude sur Pline le jeune, Toulouse
1857. Grasset, Pline le J., sa vie et ees oeuvres, Montpellier 1865."
JPLageroben, de vita et elocutione C. Plinii See, Upsala 1872. HBender,
d. jung. Plin. nach s. Briefen, Tüb. 1873. HSchöntao, Plin. d. J., ein
Charakterbild, Hof 1876. LMot, qualem ap. aetatiß suae studiosos perso-
nam egerit Plin., Par. 1876. AGiesen, Charakt. d. j. Plin., Bonn 1885. —
JHkld, Wert der Briefs am mlung des j. PL in Bezug auf röm. L it. -Geschichte,
Bresl. 1833.
8. Die Sprache des Plin. zeigt Verwandtschaft mit der des Quintilian.
Wensch, lexici pliniani spec, Wittenb. 1837. 39 IL HHolstein, de PL min.
elocutione I, Naumb. 1862 ; II Magdeb. 1869. Vgl. EKlussmann, phil. Anz.
1870, 159. EGeucke, de usu coniunetionum et modorum ap. Plin., Hildesh.
1872. KKraut, Syntax u. Stil des j. Plin., Schönthal 1872. Lagergren, b.
A. 7 gE. ACorbadi, in Plin. obss. ad elocutionem verborumque construet.
et uaum, riv. di fil. 12, 500. ERbmv, de subiunetivo et infinit, ap. P.,
Lovanii 1884. SBPlatner, gerund s and gerundivs in PL letters, Americ.
journ. of phil. 4, 214 — 218. — PMorillot, de Plin. min. eloquentia,
Grenoble 1888.a
9. Apoll. Sid. ep. 9, 1 addis et causa* quibus hie liber nonus octo
superiorum voluminibus adereseat, quod C. Secundus, cuius nos orbüas sequi
hoc opere pronuntias, paribus titulis opus epistülare determinet. Der Brief-
wechsel mit Trajan, welchen Avantius (1602, nämlich ep. 41—121) und
Aldus (1508, hier zuerst ep. 1—40) aus der einzig bekannten längst
verlorenen Hs. (vgl. A. 10) herausgaben, wurde von Aldus willkürlich als
B. 10 gezählt. Spätere Herausgeber veränderten die Ordnung, indem sie
zuerst die Briefe ohne Antwort und dann die auf welche auch die Antwort
Trojans erhalten ist zusammenstellten. HEetl hat die ursprüngliche (zeit-
liche, A. 5) Ordnung wiederhergestellt. JCOrellx, hist. crit. epistoll. Plin.
et Trai., Zur. 1838. JHeld, prolegg. ad etc., Schweidnitz 1835. GThohben,
Dansk Maanedskrift 1858, 425. 1859, 152. Holm, ebd. 1859, 158. JLUssimq,
om de k. Tr. tillagte breve til PL, Kopenh. 1861. — Der berühmte Brief
des Plin. an Trajan (96 [97]) über die Christen wird falschlich in seiner
Echtheit angezweifelt von BAub£, hist. des persäcutions de l'eglise, Par.
1875 und EDesjabdinb , rev. d. deuz mond. 1874, 626. S. dagegen zB.
GBoibsieb, rev. d. deux m. 1876, April; rev. archeol. 1876 1, 114. PDupüy,
ann. de la fac. d. lettr. de Bord. 2, 182. FDblaumat, compt. rend. de
Vacad. des inscr. 1879, 30. — Sonderausgabe : Plin. epp. ad Traian. ed. by
EGHaedy, Lond. 1889. — LSchädel, PL d. j. u. Cassiodorius, Darmst. 1887.
10. Plinius" Briefe im M Alter: MManitius, Phil. 47, 566. — Die neun
Bücher Briefe und der Briefwechsel mit Trajan waren zusammen über-
liefert in einer sehr alten Hs., welche im Anfang des 16. Jahrhunderts aus
Frankreich nach Italien kam. Die Lesarten dieser längst verschollenen
Es. Bind für die Bücher 1—9 nur in der Aldina von 1508, für den Brief-
wechsel mit Trajan in derselben Aldina und der Ausg. des HAvantius von
1502 (e. A. 9) enthalten. In Oxford (in d. Bodleiana) ist jüngst das Exemplar
854 Die Eaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
der Plin. -Briefe aufgetaucht welches Aldus zur Herstellung der Ausg. von
1508 in seine Druckerei gab, gestehend aus der Ausg. des Beroaldus v.
1498 -f der Ausg. des Avantius v. 1502 (A. 9) + handschriftlichen Er-
gänzungen des Bestes (epp. 8, 8, 3—8, 18, 11 und ad Trai. ep. 1—40) aus
der genannten französischen Hs. (oben Z. 3), deren Abweichungen auch in
den gedruckten Teilen am Rand handschriftlich hinzugefügt sind. EGHardy,
journ. of philol. 17, 95. Außer jenem exemplar correctmimum et .
vener andae vetustatis aus Frankreich wissen wir von keiner Hs. welche die 9
Bücher Briefe und den Briefwechsel, mit Trajan zusammen, von keiner die
etwa den letzteren Briefwechsel allein enthalten habe. — Die einzige Hand-
schrift welche heute noch sämtliche neun Bücher (bis 9, 26, 8) der Briefe
enthält ist der Laur. 47, 86 (Mediceus) s. 1X/X. Er ist von derselben Hand
wie der Med. I des Tac. geschrieben und war einst mit diesem zusammen-
gebunden (s. § 338, 4). Er stammt also auch aus Corvey. Von ihm ist der
Pragensis (bei Titze, A. 11) eine fehlerhafte Abschrift. Aus gleicher Quelle mit
Med. Btammt der Vaticanus 3864 s. IX/X, welcher aber nur B. 1— IV bietet.
Zu einer zweiten Gruppe gehören die Hss. welche nur B. I bis V, 6 (zu-
sammen 100 Briefe) bieten, wie besonders der Laur. olim SMarci 284
s. X/Xl (Florentinus) und der lang verschwundene Riccardianus 488 s. IX/X
(von Koutte benützt, früher mit dem Riccard. der NH. d. Plin. mai. ver-
einigt, vgl. S. 763 Z. 26), welcher vor kurzem wieder in der Sammlung Ash-
burnham aufgetaucht und jetzt wieder in Florenz ist, LIIavet, rev. crit
1883, 261. ThStanql, Phil. 46, 220. 642. Eine dritte Gruppe giebt nur
acht Bücher, indem sie B. VIII ausläßt und B. IX als achtes zählt, und
bietet außerdem das letzte und Buch V in gestörter Ordnung. Älteste Hs.
dieser letztern Klasse ist der codex archivii Casinatis 529 vom J. 1429.
Auch der Dresdensis gehört dahin; in ihm aber, wie in anderen, ist der
Text nach einem Exemplar der 100 Briefe (s. oben) durchgebessert. Med.
wie Dresd. geben den Adressaten nur einen Namen, während Flor. SMarci
und Riccard. oft beide Namen bewahrt haben. Für die kritische Her-
stellung sind am wichtigsten Flor., Riccard. und Med., doch ist der Text
des letzten von gelehrter Hand vielfach verändert, s. bes. AOtto, Herrn.
21, 287. — HKkil, praef. s. Ausg., sowie de PI. epist. emendandis, Erl.
1866. 66. II.
11. Die erste Ausgabe der Briefe (Venet. 1471) enthielt nur acht
Bücher; die wahrscheinlich von JSchureneb Rom 1474 besorgte fügte einen
Teil von B. VIII (ohne 8, 3—18, 11) hinzu. Die erste vollständige ist die
von Aldus, Ven. 1608 (s. A. 10). Sonstige Ausgaben von JGrutbb (1611),
JVkknhusen (cum notis varr. etc., Leid. 1669), GCobtiis et PDLongoml's
(Anist. 1734). Ed. FNTiize, Prag 1820. Erläutert von MDöbino, Freiberg
1843 II. Auswahl der Briefe mit Anin. von GA Herbst, Halle 1839. par
AWaltz, Par. 1883. — Plinys lettres Book 3, with common tary of JEBMatob,
Lond. 1880.
12. Die schwülstige und gezierte Dankrede (gratiarum actio) an Tra-
jan für die Erteilung des Consulats (ep. 2, 1, 5. 4, 5. 6, 27, 2. paneg. 1, 6.
2, 3. 3, 1. 90, 3) heißt in den Hss. panegyricus und wird so schon ge-
nannt von Apoll. Sid. ep. 8, 10. Auch sie ist nachträglich umgearbeitet
worden (ep. 3, 13. 18), nicht zu ihrem Vorteil. Vgl. FAWolf, praef. zu
§ 340 Plinius der jüngere. § 341 Redner. 855
Cic. pMarc. p. xu (enecuisset principem novus consul ei ita dixisset ut
Bcripsit). MHebtz, Renaissance 11. Bkndkb aO. 17. — Überliefert ist sie
in der Sammlung der panegyrici, s. § 391, 2. Von einer besseren Recension
sind erhalten drei Palimpsestblätter (s. VI/ VI II) ans Bobbio, jetzt in Mai-
land, welche AMai in s. Ausg. des Symmachus (Mediol. 1815) veröffentlicht
hat, genauer HKeil, de schedis ambrosianis rescriptis paneg. PL, Halle
1869. — GSustsr, classificazione dei cod. del paneg. di PL, riv. di fil.
16, 504. — Herausgg. in den Panegyrici § 391, 3; dann einzeln cum
comment. JLirsii, Antv. 1600. 1604 n. sonst. Emend. JMGesneb, Gott.2
1749. Cum notis varr. cur. JAbntzrn, Amst. 1738. Cum comm. ed.
CGSchwabz, Nürnb. 1746. Rec. GEGjebio, Lps. 1796. par FDübneb, Par.
1843. — Kritisches: JCHeld, obss. in PL paneg., Baireuth 1824. MHaupt,
op. 3, 495. KSchnelle, Krit. z. Paneg., im Fest Progr. v. Meißen 1879.
Madyio, adv. crit. 3, 215. — JDiebaueb, d. Paneg. des j. PL, in MBüdingers
Unter 83. z. röm. Kaisergesch. 1, 187.
13. Gesamtausgaben (vgl. A. 11) von HStephanus (cum notis ICasau-
boni, Par. 1691), MZBoxhobn (Leid. 1653), JMGesneb (Lps.8 1770; cum notis
varr. ed. GHSchaefeb, Lps. 1805), GEGibhio (rec. et prolegg. instr., Lps.
1806). Hauptausgabe : recens. HKeil (darin index nominum cum rerum
enarratione von Mommsen), Lps. 1870 (Textausg. von HKeil, Lps. 1863). —
Übersetzungen von JASchäfeb (Erlangen9 1824), EASchmid u. FStback
(Frankf.3 1819 Ii), CFASchott (Stuttg. 1838), EKlussmahn (Stuttg. 1809 f.).
341. Außer diesen beiden bedeutendsten Rednern ihrer
Zeit kennen wir besonders durch Plinius noch eine große An-
zahl von Männern aus allen Standen welche im Senat und vor
Gericht als Redner und Sachwalter tätig waren und zum Teil
ihre Reden auch veröffentlichten. So namentlich Pompeius Sa-
turninus, welcher auch Verse machte , und Voconius Romanus.
Die große Zahl dieser praktischen Redner und ihr entschiedenes
Übergewicht über die Schulredner zeugt von der Bedeutung
welche das öffentliche Leben wieder gewonnen hatte. Ein achtungs-
werter Vertreter der Schul beredsamkeit ist der auch als Dichter
und wohl auch als Verfasser eines Geschichtsabrisses bekannte
P. Annius Florus. Die Geschichtschreibung hat auch außer
Tacitus die Richtung auf das Persönliche (Claudius Pollio, C. Fan-
nius, Plinius) und auf Darstellung der letzten Vergangenheit
(Pompeius Planta).
1. Plin. ep. 1, 16, 1 Pompeium Saturninum . . (2) audivi causas
agentem . . polite et ornate etc. (3) orationes eius . . facile cuilibet ve&erum,
quorum est aemulus, comparabis. (4) idem tarnen in historia magis salis-
faciet etc. (5) praeterea facti versus qualcs Catullus aut CaAvus. quantum
{in) Ulis leporis etc. (6) legü mihi nuper epistulas: . . Plautum vel Teren-
tium metro solutum legi credidi. An ihn ebd. 1, 8. 5, 21 (1 lüterae tuae . .
te recüaturum statim ut venis&em pollicebanlur). 7, 7. 16. 9, 38.
856 Die Kaiserzeit. ErBtes Jahrhundert (Traianus).
2. Plin. ep. 2, 13, 7 (von Voconius Romanas) . , ingenium ex-
celsum, subtile, dulce, facile, eruditum in causis agendis (vgl. 6, 33). epistulas
quidem scribit ut Musas ipsas latine loqui credas. An ihn 1, 5. 3, 13 and
wohl auch (Eomanö) 2, 1. 6, 15. 33. 8, 8. 9, 27. 28 (daselbst 3 nuntias
multa te nunc dictare, nunc scribere quibus nos tibi repraesentis) o. a. ad
Trai. 4, 4 pro moribus Eomani mei, quos et liberalia studio exornant et
eximia pietas. Er ist wohl der C. Licinius C. f. Gal. Marinus Voconius
Romanus CIL. 2, 3866; vgl. 3865 a.
3. Suet. Vesp. 13 Salvium Liberalem in defensione divüis rei
au8um dicere . . et ipse laudavit (Vesp.). Unter Domitian verbannt. Plin.
ep. 2, 11, 17 postero die (J. 100) dixit pro Mario Salvius Liberalis, vir sub-
tüis, dispositus, aeer, disertus. Vgl. ebd. 3, 9, 36 (J. 101). C. Salvius C. f.
Vel. Liberalis Nonius Bassus heißt er Obelli 1170 (vgl. 1171) Wilii. 1161.
Genannt wird er auch in den acta Arvalium zu J. 78. 81. 86. 87. 101.
BBorghesi, oeuvr. 3, 178. Henzen, acta Arv. p. 196.
4. Als praktische Redner bezeichnet Plinias außerdem folgende Zeit-
genossen: Catius Fronto (2, 11, 3 u. 18. 4, 9, 15. 6, 13, 2; vgl. oben § 327,
4 E.), Claudius Capito (6, 13, 2), Claudius Marcellinus (2, 11, 15), Claudius
Restitutus (3, 9, 16. Mart. 10, 87?), Cornelius Minicianus (7, 22), Cremutius
Ruso (6, 23, 2), Evucius Clarus (vir . . disertus atque in agendis causis exer-
citatus, ebd. 2, 9, 4; vgl. § 357, 5), Fabius Hispanus (facundia vdlidus 3, 9, 12),
C. Fannius (s. A. 8), (Cn. Pedanius) Fuscus Salin ator (Cos. 118; ebd. 6,
11. 26), Herennius Pollio (4, 9, 14), Iulius Africanus (7, 6, 11), Enkel des
gleichnamigen Redners (§ 297, 4); Lucceius Albinos (3, 9, 7. 4, 9, 13),
Minicius (Instus? vgl. 7, 11, 4), dessen Stilart tenuitas war (7, 12, 5); Pom-
ponius Rnfus (4, 9, 3), Titius Homullus (4, 9, 15. 5, 20, 6), Trebonius Rufinus
(4, 22, 1), Tuscilius Nominatus (5, 4, 1. 6, 13, 1), Varisidius Nepos (4, 4, 1),
Ummidius Quadratus (6, 11. 7, 24; Cos. J. 118).
5. Plin. ep. 6, 6, 6 et (Iuventias) Celsus (§ 342, 2) Nepoti ex libeüo
respondit (im Senat) et Celso (Licinius) Nepos ex pugülaribus. 5, 13, 6
Nigrinus trib. pleb. recitavit (im Senat) libellum disertum et gravem, quo
questus est venire advocationes etc. vgl. 5, 20, 6 (dixit . . Nigrinus presse,
graviter, ornate).
6. Als Schulredner sind aus dieser Zeit (außer Licinianus, § 326, 15)
bekannt Isaens (Plin. ep. 2, 3. luv. 3, 74. Philostr. vit. soph. 1, 20) und
Iulius Genitor (rhetor latinus, Plin. ep. 3, 3, 3; an ihn ebd. 3, 11. 7, 30.
9, 17), sowie Vettius (luv. 7, 160). Auch Sueton heißt scholasticus bei Plin.
ep. 1, 24, 4; vgl. 1, 18, 1 (ne quid adversi in actione patiaris).
7. Über P. Annius Ftorus s. § 348, 8.
8. Plin. ep. 5, 5, 1 nuntiatum mihi est G. Fannium decessisse, . .
hominem elegantem, disertum etc. (2) . . pulcherrimum opus imperfectum re-
liquit% (3) quamvis enim agendis causis distringeretur scribebat tarnen exitus
occisorum aut relegatorum a Nerone et iam tres libros absolverat, subtiles et
diligente8 et latinos atque inter sermonem historiamque medios, ac tanto magis
reliquos perficere cupiebat quanto frequentius hi lectitabantur. (5) primum
librum quem de sceleribus eius (des Nero) ediderat etc. Also auch allmäh-
liches Erscheinen wie bei Plinius' Briefsammlung.
§ 341 Redner. § 342 Juristen: Keratins Priscns. 857
9. Schol. des Valla zu luv. 2, 99 quod bellum (des J. 69) descripsit
Cornelius Tacitus, post Gornelium vero, ut Probus inquit, Pompeius
Planta, gut ait Bebriacum etc. Plin. ep. 9, 1 (Maximo suo), 1 saepe te
monui ut libros quos vel pro te vel in Plantam . . composuisti quam ma-
turissime emitieres : quod nunc praecipue morte eius audita et Jiortor et moneo.
Wohl der als Statthalter von Ägypten (J. 98) bei Plin. ad Trai. 7 u. 10 ge-
nannte Pomp. Planta; Maximus aber ist wobl der Nonius Maximus dessen
libri Plinius ep. 4, 20 rühmt und an welchen auch 6, 5 (s. A. 8) gerichtet
ist Ein Messius Maximus 3, 30. 4, 25.
10. Über einen Ungenannten welcher verissimum librum über die jüngste
Vergangenheit recitaverit Plin. ep. 9, 27. Vgl. 9, 31 (Sardo): legi librum
tuum, identidem repetens ea maxime quae de me scripsisti.
11. Plin. ep. 7, 31, 6 Claudius Pollio quam fideliter amicos colat
multorum supremis iudiciis, in his Anni Bassi, gravissimi civis (Mommskn
an Keils Plin. p. 401), credere potes, cuius memoriam tarn grata praedicatione
prorogat . . ut librum de vita eius (nam studia quoque sicut alias bonas
aries veneratur) ediderit
342. Die Rechtswissenschaft hat unter Trajan eine An-
zahl ausgezeichneter Vertreter. So die letzten Proculianer welche
Pomponius (§ 350) nennt, Neratius Priscus und Iuventius Celsus,
beide zum Consulat gelangt und noch im Rate Hadrians, dabei
fruchtbare Schriftsteller. Auf Seiten der Sabinianer stand Iavo-
lenus Priscus, sowie auch wohl der charaktertüchtige Freund des
Plinius, Titius Aristo, ferner Minicius, dessen Werk Salvius Iulianus
erläuterte. Minder bedeutend und wenig bekannt sind Laelius Felix,
Varius Lucullus, Arrianus, Octavenus, Vivianus u. a.
1. Pompok. dig. 1, 2, 2, 63 successit . . patri Celso Celsus ßius et
Priscus Neratius, qui utrique consules fuerunt, Celsus quidem et Herum
(8. A. 2), Ner. Pr. aber mit M. Annius Veras (dig. 48, 8, 6), dem Großvater
von M. Aurel. CIL. 9, 2464 (Or.-Henzen 6446 Wilm. 1162) L. Neratio L.
f. Vol. Prisco, praef. aer. Sat., cos. (etwa J. 83 nach Bobghesi , J. 98 nach
JAsbach, RhM. 36, 46 ; rheinl. Jahrbb. 72, 6), leg. pr. pr. in prov. Pannonia
(J. 98 nach Mommsen, frühestens J. 104 nach Asbach aO.)- Da diese In-
schrift aus Saepinum in Samnium stammt und dort auch sonst Neratii
bezeugt sind (CIL. 9, 2461—2469), so mag dies des Juristen Heimat gewesen
sein. Spabt. Hadr. 18, 1 cum iudicaret in consilio habuit . . iurisconsultos
et praecipue Iulium Celsum (den Consul J. 86 u. 106? besser schreibt man
Iuventium Celsum, s. A. 2), Salvium Iulianum, Neratium Priscum aliosque,
wonach Neratius ein hohes Alter erreicht haben muß. Am einflußreichsten
unter Trajan; Spabt. Hadr. 4, 8 frequens opinio fuit Traiano id animi-fuissc
ut Neratium Priscum . . successorem relinqueret, . . usque eo ut Prisco ali-
quando dixerit: 'commendo tibi provincias, si quid mihi fatale contigerit.'
Vgl. dig. 37, 12, 6 divus Traianus . . consilio Neratii Prisci et Aristonis etc,
Aus seinen Schriften sind zahlreiche Stellen excerpiert (Hohmel, palin-
genesia 1, 601, Lbnel 1, 763): Besponsorum libri III, Membranarum
858 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (TraianusV
libri VII (zum Titel ThBirt, Buchw. 93; PKrüokr, Zeitschr. f. Rechtsgesch.
21 , 76) und Regularum libri XV; angeführt werden außerdem Neratius
libro IV0 Epistolarum (dig. 33, 7, 12, 35 u. 43; darauB wohl die epistola
Neratii ad Aristonem, ebd. 19, 2, 19, 2), libri ex Plautio (dig. 8, 3, 5, 1;
vgl. oben § 316, 5) und ein über de nuptÜB (Gell. 4, 4, 4). Vgl. auch
A. 3. Ad Neratium libri IV schrieb Paulus (§ 377, 4). JOS ick kl, de Ne-
ratio Prisco, Lps. 1788. Hudobff, röm. RGesch. 1, 181. BBobghksi, oeuvr.
5, 350. Dirksen, Abb. d. Berl. Ak. 1852, 502. K Viertel, de vitis ictorum
(1868) 26. — Das Citat Neratius in Ydro *bacchareis frondibus puerum
amictum' in einem von CBabth herausgegebenen Glossar (§ 238, 3) beruht
auf Fälschung des Herausgebers. Mommsen, Herrn. 8, 74; vgl. § 323, 5 E.
2. P. Iuventius Celsus Titus Aufidius Hoenius Severianus (dig. 5,
3, 20, 6), Sohn des Juristen Celsus (§ 316, 4), ums J. 95 einer der gegen
Domitian Verschworenen (Dio 67, 13), Praetor J. 106 oder 107 (Plin. ep. 6,
5, 4), Cos. I wohl unter Trojan, II unter Hadrian J. 129 (dig. aO. cod. lust.
7, 9, 3. CIL. 6, 527. bull. arch. 1871, 148. Or.-Henzen 7182). Ob in dessen
Rate? s. A. 1 Z. 12. — Schriften: Digestorum libri XXXIX, angelegt nach
dem System der hadrianischen Gesetzgebung (B. 1—12 u. 24 — 27 nach der
Reihenfolge des Edicts, B. 13—23 über Testamente und Legate, 28—39
über sonstige Gegenstände des Civ ilrechts) , woraus in den Digesten sich
142 Stellen finden, besonders ausführliche 8, 6, 6. 28, 5, 59. 33, 10, 7. 47,
2, 67; auch s. fragm. Vat. 75. 77. 79. 80. Nur angeführt werden seine
Commentarii in mindestens 7 Büchern (dig. 34, 2, 19, 6), Epistolae in min-
destens 11 (ebd. 4, 4, 3, 1) und Quaestiones in wenigstens 19 Büchern (ebd.
12, 1, 1. 28, 5, 9, 2. 34, 2, 19, 3; vgl. Krüger, Lit. d. r. R. 166). Institu-
tionum libri VII? § 280, 6E. Celsus geht in seinen Überresten mit Vorliebe
auf die Juristen der Republik (bes. Servius, Labeo und Tubero) zurück und
beruft sich öfters auch auf mündliche Erklärungen seines Vaters (dig. 31, 20
et Procülo placebat et a patre sie aeeepi. ebd. 29 pater mens referebat etc.)
Griechische Wendungen dig. 13, 3, 3. 33, 10, 7. Er zeigt Selbständigkeit
und Schärfe des Urteils, teilweise auch Derbheit. Bei den Juristen hieß
früher eine grobe Antwort auf eine törichte Frage responsio Gelsina auf
eine quaestio Domitiana, aus Anlaß von dig. 28, 1, 27 Domitius Labeo Oelso
suo salutem. Quaero an etc. (ob der Notar der ein Testament aufgesetzt
auch Testamentszeuge sein könne). Iuventius Celsus Labeoni suo sa-
lutem. Aut non intellego quid sit de quo me consulis aut valide stulta est
consultatio tua. plus enim quam ridieulum est dubitare -an aliquis etc. Vgl.
ebd. 3, 6, 10, 1 istam sententiam Celsus eleganter deridet. Houmel, palin-
genesia 1, 149. Lenel, palingen. 1, 127. Heineccius (de P. Iuventio Celso
Icto), opp. 2, 518. Rudorff, Röm. RGesch. 1, 181.
3. Pomfon. aO. (s. A. 1) successit . . Caelio Sabino (§ 316, 1) Priscus
Iavolenus, . . Iavoleno Prisco Aburnius Valens et Tuscianus, item Salvius
Iulianus. dig. 40, 2, 5 Iülianus: . . ego, qui meminissem Iavolenum, prae-
ceptorem meum, et in Africa et in Syria servos suos manumisisse cum con-
silium praeberet Er war (mit vollem Namen (C. [oder L.] Octavius Tidius
Tossiaanius (?) Iavolenus Priscus CIL. 3, 2864 und eph. epigr. 5, p. 652) unter
anderen legatus consularis in Germania superior (um J. 90), in Syrien und
§ 342 Juristen: Celsus, Iavolenus, Aristo. 859
in Afrika. Sein Consulatsjahr ist unbekannt. Nach jener legatio consularis
muß er vor J. 60 geboren gewesen sein, kann also kaum noch unter An-
tonius Pius gewirkt haben, wie man aus Capitol. Anton. Pi. 12, 1 (§ 360, 1)
schloß, wo übrigens die Hss. diaböleno haben. Plin. ep. 6, 15 Passennus
Paulus (§ 332, 4) . . scribit elegos. . . is cum recitaret ita coepit dicere: *Prisce,
iub€8\ ad hoc Iavolenus Priscus (aderat enim ut Paulo amicissimus): * ego
vero non iubeo*. cogita qui risus hominum. . . est omnino Priscus dubiae
sanitatis, interest tarnen officiis, adhibetur consiliis atque etiam ius civile
publice respondei. Um so weniger schlimm wird es mit seiner sanitas dubia
oder gar deliratio (ebd. 4) gewesen sein. Plinius hat für Humor keinen
Sinn und war vielleicht selbst auch durch Iavolenus in seiner Eitelkeit
verletzt. Schriften von ihm sind mehr als 200 Stellen excerpiert. Wir
kennen als solche: libri XV ex Cassio, epistolarum libri XIV, ad Plautium
oder ex Plautio libri V, und zwei (?) Auszüge aus des Labeo (§ 265, 2)
posteriore: (Labeo libro . . posteriorum a Iavoleno epitomatorum; Iavolenus
libro . . ex posterioribus Labeonis), Krüger äO. 163. Hommel, palingenesia
1, 197. Lenel 1, 277. Freilich ist es fraglich ob da wo Priscus schlechtweg
genannt wird er gemeint ist oder Neratius ; denn dig. 7, 8, 10, 2 (et Priscus
et Neratius putant) schreibt Mommsen nach der Übersetzung des Stephanos
(%a£ tpaci IJQonovXog xs apa nal Nsftdnog) .vielmehr et Proc. et Ner.
GAJenichen, de Pr. Iav. icto, Lps. 1734. HvAlphen, spicilegia de I. Tr.
icto, Utr. 1768 (und in Oelbichs thes. nov. 3, 1). CLNeubeb, die Jurist.
Clasaiker (Berl. 1806) 146.
4. Plin. ep. 1, 22, 1 (ums J. 100) . . Titi Äristonis, quem singu-
lariter et miror et diligo. nihil est enim ülo gravius, sanctius, doctius etc.
(2) quam peritus ille et jprivati iuris et püblici! quantum rerum, quantum
antiquitatis tenet! etc. (3) . . et tarnen plerumque haesitat, dubitat, diversitate
rationum, quas acri magnoque iudicio ab origine causisque primis repetit etc.
(6) in summa, non facile quemquam ex istis qui sapientiae Studium habitu
corporis praeferunt huic viro comparabis. . . in toga negotiisque versatur,
multos advocatione, plures consilio iuvat. Auch nach dem Weiteren scheint
es daß er sich zum Stoicismus bekannte. An ihn gerichtet sind ep. 5, 3
(Titio Aristoni suo) und 8, 14 (1 cum sis peritissimus et privati iuris et
public* etc. 10 scientia tua, cui semper fuit curae iura . . sie antiqua ut
recentia . . traetare). dig. 37, 12, 5 (oben A. 1). Schriften von ihm erwähnt
Plinius noch nicht; auch werden solche in den Digesten nie excerpiert,
wohl aber gelegentlich (besonders durch Pomponius, s. § 350, 8) seine
Noten (notat, adnotat u. dgl.) zu (Labeo, Cassius und) Sabinus (wonach
Aristo Sabinianer war), dig. 2, 14, 7, 2 (eleganter Aristo Celso respondit).
4, 8, 40 (Cassium audisse sc dicentem Aristo ait). 20, 3, 3 (Aristo Neratio
Prisco 8cripsit etc. Vgl. 40, 4, 46). 7, 1, 7, 3. 7, 8, 6 (Ar. apud Sabinum).
28, 5, 17, 5. 29, 7, 9. fr. Vat. 68. 83. 88. 199; einmal (dig. 29, 2, 99) Aristo
in decretis Frontianis (FrontinianisV oben § 327. Frontonianis? Kablowa,
RGe8ch. 1, 700. Vgl. Mommsen aO.). Gell. 11, 18, 16 memini legere me in
libro Äristonis icti, haudquaquam indocti viri, etc. dig. 37, 5, 6 (wo Salvius
Aristo an Iulianus eine juristische Anfrage richtet) ist Salvius wohl zu
streichen und jedesfalls ein anderer Aristo zu verstehen. JJEnschkdk, de
T. A., Leid. 1829. Mommsen, ZfRGesch. 7, 474. 9, 87.
860 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
5. Dig. 41, 1, 19 Aristo ait; . . quod et Varium Lucullum dliquando
dubitasse. Also wohl älterer Zeitgenosse des Aristo. Mommsen: Varronem
Lucullum (cf. Cic. p. Tüll. 8)?
6. Ein Minicius ist als juristischer Schriftsteller bekannt durch die
in den Digesten 40mal excerpierten Noten Julians zu seinem Werke (ex
Minicio, apud oder in Minicium). Sehr zweifelhaft ist ob er eine Person
sei mit dem L. Minicius Natalis welchem divus Traianus rescripsit (dig. 2,
12, 9), dem Cos. von J. 106, welcher auf Inschriften öfters vorkommt, wie
sein gleichnamiger Sohn (CIL. 2, 4509. Or.-Henzbn 6450. 6498 Wilm.
1172. 1179). EHübneb, Berl. SBer. 1860, 232. FKämmeber, de Minicio
Natali icto, Eoßt. 1839. KViertel, de vitis ictorum p. 20. ChbHülsen,
röm. Mitteil. d. deutsch, arch. Inst. 1884, 84.
7. Gell. 15, 27 1 in libro Laelii Felicis ad Q. Mucium (§ 154, 2)
primo scriptum est Ldbeonem (§ 265, 1) scribere etc. Vgl. ebd. 4 in eodem
Laeli Felicis libro haec scripta sunt etc. (über Einrichtungen der Republik,
bes. comitia). Vielleicht ist er der Jurist Laelius der noch unter Hadrian
.lebte, dig. 5, 4, 3 Laelius scribit se vidisse . . mulier cm, quae ab Alexandria
perducta est ut Hadriano ostenderetur. Vgl. ebd. 34, 6, 7. Auch ebd. 5,
3, 43 (idque et Laelius probat). Mebcklin, Phil. 16, 168, welcher auf ihn
ferner bezieht Mach. 1, 6, 13 (M. Laelius augur refert etc.) und Gell. 13,
14, 7 quod ego in f elydis, grammatici veteris, commentario ofiendi, indem
er dort Felicis liest (vgl. RhM. 18, 297), Bebgk Epelydis, MHertz (RhM.
17, 580) Heraclidis.
8. Ulpian. dig. 5, 3, 11 Arrianus libro II de interdictis. 43, 3, 1, 4
beUissime Arrianus scribit. Vgl. 28, 5, 19 quam sententiam et Iavolenus
probat et Pomponius et Arrianus. 38, 10, 6 (aus Paulus). 47, 7, 47 (aus
Paulus). Vielleicht daß er der Arrianus Maturus ist an welchen Plin. ep.
1, 2. 2, 11. 12. 4, 8. 12. 6, 2. 8, 21 gerichtet sind. Vgl. ebd. 3, 2, 2. Ein
Arrianus Severus, praef. aerarii in der Zeit nach Traianus, dig. 49, 14, 42
(aus Aburnius Valens). — Krüger, Quell, u. Lit. d. r. R. 172.
9. Abubniu8 Valens dig. 38, 1, 47 Campanus scribit etc. Vgl. Pompon.
ebd. 40, 5, 34, 1 Campanus ait etc.
10. Dig. 31, 49, 2 quod (Labeonis) merito Priscus Fulcinius falsum
esse aiebat. 25, 2, 3, 4 Mela, Fulcinius aiunt 39, 6, 43 aus Neratius libro l
Responsorum: Fulcinius (putat oder dicit) etc. Vgl. 24, 1, 29 (aus Pom-
ponius): . . Fulcinius scripsit. 25, 1, 1, 3 (Fulcinius inquit).
11. Paulus dig. 4, 6, 35, 9 Vivianus scribit Proculum (§ 298, 1)
respondisse; und 13, 6, 17, 4 Vivianus scripsit. Vgl. 29, 7, 14 quidam re-
ferunt . . apud Vivianum Sabini et Cassii et Proculi exposüam esse contro-
versiam. Vgl. noch ebd. 9, 2, 27, 24. 19, 6, 17. 21, 1, 1, 9. 21, 1, 17, 3 u.
unten A. 13. KViertel aO. 15 setzt ihn vor Celsus und Octavenus. Febrihi,
Viviano in. d. Rendi conti del R. Ist. Lombardo 1886.
12. Paulus, dig. 23, 2, 44, 3 Octavenus ait Terbntius Clekbhs ebd.
40, 6, 32, 2 idem Octavenus probat. Pompon. dig. 40, 5, 20 (beUissime
Aristo et Oet. putabant) und 40, 4, 61, 2 (hoc amplius Oct. aiebat). 30, 9
(O. scripsit). Nach Dosith. 12 kannte er die lex Iunia Norbana vom
J. 772/19 n. Chr. Das Sctum Iuventianum aber kennt er noch nicht und
§ 842 Juristen. § 343 Grammatiker: Velius Longus u. a. 861
ist daher nicht später als unter Trajan zu setzen. KViebtel , de vitis ictoram
(Eönigsb. 1868), 13.
13. Tbbemtids Clemens dig. 37, 14, 10 id etiam Proculo (etwa Vivjano
Mommsen, 8. A. 11) placuisse Servilius refert. — Iuuanus dig. 3, 5, 30 Va-
lerius Severus respondit etc. Vgl. Ulp. ebd. 3, 8 pr. Valerius Severus scribit.
Ein C. Val. Sev. war cos. suff. 124 n. Chr. — Dig. 37 , 12 , 3 aus Paul.
VIU ad Plaut.: Paconius ait. Gegen die AnderungBversuche (zB. von
ASchmidt, Jahrb. d. gem. Rechts 3, 391) b. K Viertel aO. 10. Vgl. Cod. 5,
37, 6 imperator Alexander (J. 223) A. Paconio.
343. Die namhaftesten Grammatiker in der Zeit des
Trajan sind Velius Longus und vielleicht auch Urbanus und Fla-
vius Caper. Unter dem Namen des Caper haben wir zwei kleine
Schriften de orthographia und de verbis dubiis, welche aber nur
dürftige Auszüge aus den ursprünglichen Schriften desselben sein
können. Urbanus gehörte zu den Erklärern des Virgil, wie
auch Velius Longus, von welchem eine Abhandlung de ortho-
graphia auf uns gekommen ist. Auch der viel angefochtene Caesel-
lius Vindex schrieb wohl in dieser Zeit sein lexikalisches Werk
Stromateus oder lectiones antiquae in alphabetischer Ordnung.
1. Von dem öfters bei Servius zu Virgil angeführten Urbanus wird
bei Sekt. Aen. 5, 517 eine gegen Cornutus gerichtete (s. Longus bei Schol.
Veron. Aen. 5, 488 p. 96, 10 K.) Bemerkung angeführt. Hiernach war Urb.
jünger als Cornutus (§ 299, 2) und etwas älter als (Velius) Longus. Anders
G Thilo, Serv. 1, p. xvi (welcher den Urbanus erst ins vierte Jahrh. setzt).
Seine Leistungen für Virgil waren nach den Resten zu urteilen ziemlich
unbedeutend. Ribbeck prol egg. ad Verg. p. 167.
2. Gell. 18, 9, 4 Velio Longo, non homini indocto, fidem esse ha-
bcndam, qui in commentario quod fecisset de usu antiquae lectionis scripserit
non 'inseque' apiul Ennium legendum, sed *insece\ Ferner schrieb er über
Wortableitung: Chams. GL. 1, 93, 31 de qua quaestione (daß man von Titus
bilden müsse thermae Titianae, nicht Titinae usw.) a Velio Longo libellus
scriptus est. Dann ein Commentar zu Verg. Aen.: Chabis. GL. 1, 175, 14
(F. L. in II Aeneidos). 113, 29 (F. L. de hac regula dixit in V ea parte,
d. h. zu Aen. 5, 380). 210, 7 (zu Aen. 2, 79; Lach mann zu Lucr. p. 146).
Derselbe wird öfters in den Veroneser Schol ien zur Aen. erwähnt, außer-
dem bei Serv. Aen. 10, 245 und Macb. eat. 3, 6, 6. Longus zeigt sich
darin kenntnisreich und einsichtig, er behandelt mit Vorliebe Gram-
matisches. 0 Ribbeck, prolegg. Verg. 169. — Die erhaltene Schrift de
orthographia (in Keils GL. 7, 46; vgl. auch Keil, obss. in Vel. Long.,
Halle 1877) ist unB einzig überliefert durch einen 1493 aufgefundenen und
seitdem wieder verschollenen Bobiensis. Die Abschrift desselben von
JPabbhasius (jetzt Neapolit. iv a 11) ist heute die einzige Textesquelle, da
die übrigen Hss. alle vom Neap. stammen; Keil GL. 7, 39. Mit dieser
fleißig gearbeiteten Schrift zeigt die gleichnamige deB Scaurus (§ 352, 2)
große Obereinstimmung im Sachlichen, welche auf Benutzung derselben
862 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traianus).
älteren Quellen beruht. Longus citiert zB. Attius (§ 134, 11), Lucilius sat.
1. IX (§ 143, 7gE.), Varro (AWilmanns, de Varr. libr. gramm. 86), Verrius
Flaccus (de orthographia, s. § 261, 2. WSchady, de Mar. Victorin., Bonn
186§, 22), Antonius Bufus (§ 254, 3) und Nisus (§ 282, 4). Übrigens scheint,
nach einigen polemischen Wendungen zu urteilen, die Schrift des Scaurus
dem Longus schon vorgelegen zu haben; Keil aO. 34. Auszüge aus Vel.
Long, de orthogr. in Cassiodors orthographischem Werke GL. 7, 154. Vgl.
noch Brambach, lat. Orthogr. 46.
3. Fla vi us Caper schrieb zwei Werke: Pompei. GL. 5, 175, 30 luibes
hoc in Capro de lingua latina, non de dubiis generibus (Prisc. GL. 2, 171, 14.
212, 14). Das erste Werk wird auch citiert als de latinitate (Romanus bei
Charis. GL. 1, 194, 31. 207, 31) und als libri enucleati sermonis (Serv. Aen.
10, 344), das zweite als libri dubii generis (Serv. Aen. 10, 377), vielleicht
auch als libri dubii sermonis (Ciiab. GL. 1, 77, 20). Auf dieselben gramma-
tischen Schriften im allgemeinen beziehen sich Hieron. c. Rufin. 2, 9 (2, 497
Vall.), Rüfin. GL. 6, 556, 20 Fl. Gap. in artibus suis. Aus der Schrift de
latinitate wohl auch Serv. Aen. 6, 545 (cum Gaper de praepositione F.x
tractaret). Die Arbeiten des Caper sind stark von Charisius, bzw. lulius
Romanus, und von Priscian (Kkil zu GL. 7, 89) benutzt worden; ferner
auch zB. in dem Büchlein de dubiis nominibus (s. Keil zu GL. 5, 570) und
von Nonius. Caper hat neben Virgil besonders dem Altlatein Beachtung
geschenkt und viele Beispiele desselben beigebracht, vgl. Prisc. GL. 2,
188, 22 Gaper, doctissimus antiquitatis perscrutator, ebd. 354, 9 Gaper, anti-
quitatis doctissimus inquisitor. Nach dieser Bevorzugung des Altlateins in
den Studien Capers ist er wohl nicht nach saec. II zu setzen. Damit
stimmt Heine Benutzung durch Romanus (§ 379, 1). Anderseits citiert Caper
selbst den Probus (Ciiaris. GL. 1, 118, 1 aus Romanus): Flavius Caper . .
Valerium Probum putare ait und wohl auch den Plinius (§ 312, 4; Keil
zu GL. 7, 89). Daß C. wie vor Romanus, so auch vor Terentius Scaurus
(§ 352, 1) geschrieben habe, kann nicht beweisen das (mit Benutzung von
Aoroec. GL. 7, 118, 12 und Prisc. GL. 2, 170, 9) gefälschte Citat in
ClDaüsquius orthogr. 1, 162 Scaurus l. IX de orthographia *et raro Gapri
testimonio s apud JStruscos exprimitur usw.' Irrig ist die Angabe von
Pompei. GL. 6, 154, 13: Gaper, ille magister Augusti Gaesaris, claboravit
vehementissime et de epistulis Giceronis colkgit haec (?) verba ubi dixerat
ipse Gicero ^iissimus9 (vgl. ebd. 5, 327, 15 Gaper antiquissimus doctor).
Wenn Caper wirklich Lehrer eines Kaisers war, so frühestens der eines
Klaviers. Sueton zählt ihn nicht unter den Grammatikern auf, entweder
weil er in seiner Zeit noch (oder noch nicht) lobte (oder weil er als Nicht-
Lehrer nicht berücksichtigt wurde? § 347, 7). — Commentare zu Plautus
und Terenz (FRitschl, parerga 1, 361) oder zu Virgil (ORibbeck, prolegg. 166)
verfaßte Caper wohl nicht; ebensowenig wohl (trotz Aoroec. GL. 7, 113, 11,
wo Caper multis litterarum opeiHbus cclcbratus, in commentando etiam Cice-
rone praeciputis heißt) zu Cicero. — Die unter dem Namon des Caper in
alten Hss. (zB. Montepess. 306 s. IX, Bern. 330. 338, beide b. X) über-
lieferten Schriften orthographia (GL. 7, 92) und de verbis dubiis (GL. 7, 107)
sind- inhaltlich mager und zusammenhangslos , trotzdem haben sie mit den
sonst bekannten Ansichten Capers so zahlreiche Ähnlichkeiten daß sie als
§ 843 Flavius Caper u. a. § 344 Gromatiker. 863
stark verwässerte und veränderte Auszüge der echten Schriften Oapers
angesehen werden dürfen. Für die durchgreifenden Veränderungen welche
diese Schriften erfahren haben spricht schon der Umstand daß in der vor-
liegenden Orthographia viele Regeln hexametrisch gefaßt waren (Lachmann
zum Lucr. p. 357) und auch diese ohne Zweifel nicht ursprüngliche Fas-
sung in dem jetzt vorliegenden Text nur noch durchschimmert. FOsank,
de Flavio Capro et Agroecio, Gießen 1849. WChbist, Phil. 18, 165.
WBrambacb, lat. Orthogr. 43. HKeil zu GL. 7, 88.
4. Gell. 6, 2, 1 turpe erratum offendimus in Ulis eelebratissimis
commentariis lectionum antiquarum Gaeselli Vindicis, hominis hercle
pleraque haud indiligentis. (2) quod erratum multos fugit, quamquam multa
in Caesellio reprehendendo etiam per calumnias rimarentur (besonders seine
jüngeren Zeit- und Fachgenossen Terentius Scaurus und Sulpicius Apolli-
naris). Dieselbe Schrift angeführt ebd. 2, 16, 5 ff. 3, 16, 11. 9, 16, 2 ff.
20, 2, 2 und wohl auch 9, 14, 6. 18, 11 gemeint. Darin war die alphabetische
Ordnung befolgt; s. Chams. GL. 1, 117, 13 (Vindex A liiterae libro J).
239, 21 (Caesellius Vindex libro B litterae). 196, 26 (Caes. Vind. libro L).
Die Gleichartigkeit des Inhalts macht wahrscheinlich daß nur ein anderer
Titel desselben Werkes fstromateus' war; s. Prisc. GL. 2, 210, 7 (Caesellius
Vindex in stromateo). 230, 1t (Caesellius in stromateo). Vgl. ebd. 229, 10
und Rufin. GL. 6, 565, 3. Arnob. adv. nat. 1, 69 (oben § 41, 4). FRiTscm,,
Parerga 1, 360. Auf ihn beziehen sich die kurzen Excerpte bei Cassiodor
(§ 483, 10) ex orthographo Caesellio (GL. 7, 202) und ex Lucio Caecilio Vin-
diee (ebd. 7, 206); Gräpenhan, Gesch. d. class. Philol. 4, 121; vgl. 4, 68.
JKrktzschmer , de Gellii fontibus (1860) 95. WBbambach, lat. Orthogr. 38.
HKbil zu GL. 7, 138.
6. Gell. 20, 11, 1 P. Lavini liber est non inewriose f 'actus, is in-
scripius est de verbis sordidis. in eo scripsit scülnam volgo dici etc. . .
(4) seülnam autem scriptum esse in logistorico Varronis . . idem Lavinius in
eodem libro admonet. Der bei Macr. 3, 8, 3 genannte Laevinus ist mit
diesem Lavinius schon darum nicht 6ine Person weil das aus jenem Ange-
führte offenbar gebundene Form hat; eher wäre er = Laevius (§ 150, 4).
344. Unter Trajan schrieben endlich mehrere über Land-
vermessung. So Hyginus, von welchem wir Überreste eines um-
fassenden gromatisch-juristischen Werkes besitzen. Zweifelhaft
ist ob ihm oder einem jüngeren Hyginus die Schrift de lirni-
tibus constituendis angehört. Die gewöhnlich demselben Hy-
ginus zugeteilte Lagerbeschreibung stammt aus späterer Zeit.
Ferner schrieb unter Trajan Baibus, der Verfasser einer auf
uns gekommenen Darstellung der elementaren geometrischen
Begriffe, nicht aber des Werkchens de asse. Auch der Groma-
tiker Siculus Fl accus, dessen Abhandlung de condicionibus
agrorum vollständig und in gutem Zusammenhange erhalten ist,
kann nicht viel später fallen, sowie auch vielleicht sein Fach-
genosse M. Iunius Nipsus.
864 Die Kaiserzeit. Erstes Jahrhundert (Traumas).
1. Unter den Schriften der römischen Feldmesser (in Lachmann-Ruborffs
Ausg. 1, 108) ist ein Werk überliefert welches in dem Arcerianas s. VI/ VII
zu Wolfenbüttel dem Hyginus (incipit [explicit] de limitibus Hygini)
beigelegt wird, ebenso auch im Gud. s. IX/X: in letzterem heißt der
Verf. Higenus Augusti libertus, in Verwechslung mit dem oben § 262 Ge-
nannten. Unfruchtbarer Zweifel, ob der Vf. wirklich Hjginus geheißen
habe, von AGemoll, Herrn. 11, 175. Das ganze Werk zerfiel in drei Ab-
schnitte, de limitibus (p. 108 Lachm.), de condicionibus agrorum (p. 113),
de generibus controversiarum (p. 123); vgl. FBlome, RhM. f. Jurispr. 7
(1836), 142. Lachmann aO. 2, 136. Ursprünglicher Zusammenhang; p. 123
hae sunt condiciones agrorum quas cognoscere potui. nunc de generibus
controversiarum perscribam quae sdlent . in quaestionem deduci. Zur Ab-
fassungszeit (vielleicht J. 103; Hultsch, metrolog. script. 2, 6) vgl. ebd.
p. 121, 7 nuper quidam evocatus Augusti, . . cum in Pannonia agros rete-
ranis ex voluntate . . imperatoris Traiani Aug. Germanica adsignaret; 131, 17
(wonach in Samnium von Vespasian bedachte Veteranen noch lebten). Die
Schrift des Frontinus (§ 327, 3) ist benützt, aber mit Selbständigkeit; die
Darstellung ist etwas mehr handwerksmäßig, aber die eines gründlichen
Kenners; die Redeweise die eines Technikers, aber in gutem Latein.
Lachmann aO. 2, 139. Vgl. auch MCantob, AgrimenBoren 97. Über ein
anderes Werk dieses Hyginus r. Feldm. 1, 133, 14 cuius edicti (von Domitian)
verba, itemque constitutiones quasdam aliorum principum itemquc divi Nervae
in uno libello contülimus (vgl. AGemoll, Herrn. 11, 175). — Die von Blume
und Lachmann aufgestellte Unterscheidung eiueB zweiten, jüngeren Groma-
tikers Hyginus als Verfassers der Schrift de limitibus constituendis (abge-
druckt in Lachmanns Schrr. d. r. Feldm. 1, 166), wird bestritten von LLakob
zu Hygin. de munit. castr. p. 44 und Gott gel. Anz. 1853, 527; dagegen
wieder verteidigt von AGemoll, Herrn. 11, 174.
2. Den Namen r Hyginus de munitionibus castrorum' giebt man gewöhn-
lich einem gleichfalls unter den Schriften der Feldmesser überlieferten
Büchlein (herauBgg. von PScriveriub, Leid. 1607, RHSchble, Amst. 1660
[auch in Ghaevii Thes. antiq. Rom. 10, 998], LLanoe, Gott. 1848. WGbmom.v
Lps. 1879. AvDomaszewski, Lpz. 1887 [und dazu AGemoll, WschrfklPh.
1888, 752]); jedoch mit sehr zweifelhaftem Recht, da in der einzig maß-
gebenden Hb. (AGemoll, Herrn. 10, 244. HDeoysen, ebd. 14, 479), dem
Arcerianus (s. A. 1 A.), die Überschrift mit dem Anfang der Schrift (s. n.)
fehlt, die Unterschrift aber (liber gromaticus Hygini de divisionibus agrorum
explicit) gar nicht zum Inhalt stimmt. Die Auf- oder Unterschriften der
Kopien des Arcer., zB. liber gromaticus Hygini de divisionibus castr oi um
oder de munitionibus castrorum (letztere würde auch nur zum letzten Ab-
schnitt des Werkchens passen) sind wertlos. Der Vf. hat die Literatur
durchgesehen (45 in brevi omnes auctores sum persecutus), aber er rühmt
sich auch über sie hinauszugeben (ebd. . . . nullus auctor in hunc diem
ostcndü) und hofft deshalb auf Anerkennung seiner Leistung, welche in der
Tat von gründlicher Sachkenntnis zeugt. Gerichtet ist die Schrift an
einen hohen Offizier (angeredet 45 domine fraier; vgl. FkiedlXndeb, SG.
I6, 445) und soll zu dessen praktischem Gebrauche dienen (45 methodum
metationis a me cxquisitam . . . ad magnitudinem tuam primus ad f er am, quae
§ 344 Gromatiker: Hyginus, Balbus. 865
tibi spero placebit si . . . pritnum cottidianam meiationem tractabis). Schon
die Verschiedenheit der Sprache trennt dieses Buch von Hyginus de limi-
tibus (A. 1) und überhaupt vom Ende des ersten und dem Anfang des
zweiten Jahrhunderts (Phil. Anz. 10, 108), namentlich aber fuhrt die darin
geschilderte Heerverfassung weit über die Zeit Trajans hinaus bis in die
Mitte oder ans Ende des dritten Jahrhunderts (HDhoyskh, BhM. 80, 469.
AGemoll, Herrn. 11, 164. Marqüaedt, röm. Staatsverw. 2", 699. WFöbsteb,
RhM. 34, 237. NRafUrbin, de castris Hygini qui fertur quaestt., Hei-
singf. 1881. AJung, Wien. Studd. 11, 153; nicht überzeugend setzt
Dohaszewski aO. die Schrift ins zweite Jahrhundert [1. Hälfte]). Übrigens
ist das Buch wie am Anfang und Ende, so auch in der Mitte lückenhaft
(auch fehlt der einst beigefügte Plan), s. AGemoll, Herrn. 15, 247. —
Kritisches: AGbmoll, Herrn. 17, 167.
3. Überschrift des Werkes von Balbus im Arcerianus (A. 1. 2; auch
§ 327, 3) : Balbi ad Celsum expositio et ratio omnium formarum (dh. der
geometrischen Figuren; wirklich abgehandelt werden aber in dem Erhal-
tenen nur die mensurae) in Lachmanns Ausg. d. röm. Feldm. 1, 91—108; vgl.
Lachmann ebd. 2, 131, Mommsen ebd. 2, 146. 151. Es ist eine Geometrie für
Feldmesser, geschöpft besonders aus Euklid und Heron, aber nur zum
kleinsten Teile erhalten. Hultsch in den metrolog. Script. 2, 7. Nach der
Vorrede hatte der Verf. sein Werk bereits angefangen als intervenü clara
sacratissimi imperaioris nostri (des Trajan) expeditio (p. 92, 7). Im Felde
lernte er die Wichtigkeit der venerabilis trianguli (vgl. FHultsch, Phil.
22, 62) ratio praktisch kennen, postquam ergo maximus imperator victoria
JDaciam proxime reseravit (wohl durch den ersten dakischen Krieg) statitn
ut e septentrionali plaga annua vice transire permisit ego ad Studium mcum
. « reversus mülta . . recollegi (p. 93, 6). Der Celsus welchem die Schrift
gewidmet ist hatte an einem gromatischen Instrument (der dioptra nach
Hultsch aO. 8) eine Erfindung gemacht (invento tue, p. 92, 16) und scheint
ein Genieoffizier von höherem Range gewesen zu sein. Balbus wird von
den späteren Gromatikern mehrmals angeführt, ohne daß klar ist ob ver-
lorene Teile desselben Werks oder andere Schriften desselben Verfassers
gemeint sind. Vgl. MCantor, röm. Agrimens. 101.
4. Im Arcerianus lautet die subscriptio des über coloniarum (röm.
Feldm. 1, 239): huic addendas mensuras limitum et tertninorum ex libris
Augusti et Neronis Gaesarum, sed et Balbi mensoris, qui temporibus Augusti
omnium provinciarum et forma* civitatium et mensuras compertas in com-
mentariis contulit et legem agrariam per diversitates provinciarum distinxit
ac declaravü. Der Urheber dieser subscriptio hielt also für die Quelle der
lib. col. einen Feldmesser Balbus, den er unter August setzte, wohl weil
ihm die von Balbus herrührenden Verzeichnisse des ager divisus adsignatus
als Ergebnis der augustischen Reichsvermessung (§ 220, 18) erschienen.
Gehen die erhaltenen Städteverzeichnisse (libri coloniarum) wirklich
auf Balbus zurück, so ist anzunehmen daß sie nach dessen Tod von anderen
Feldmessern fortgeführt wurden, da dieselben bis in die Zeit des M. Aurelius
und Commodus (J. 177—180) herabreichen. Mommsen in den Schrr. d. röm.
Feldm. 2, 176. Text dieser libri coloniarum von Lachmann ebd. 1, 209.
Abhandlung darüber von Mommsrn, ebd. 2, 157, nach welchem zwei
Taurraii-SoHWABB, Rom. Lit.-Qo»ch. 5. Aufl. 55
866 Die Kaiserzeit Erstes Jahrhundert (Traianas).
Bedactionen zu unterscheiden sind : eine bessere (libr. col. I bei Lachicann),
vertreten besonders durch den Arcerianus; im Palat.-Vatic. 1564 s. IX/X
bereits mit der jüngeren (über col. II bei Lachmann, p. 262) vermischt,
deren Hauptquelle der Gudianus s. IX/X ist Die im Arcer. überlieferte
Fassung ist im wesentlichen eine Schrift der guten Zeit, von sachlicher
Fülle und technisch knappem Ausdruck, ausgezogen ums J. 450 n. Chr., die
spatere Bedaction aber (aus dem sechsten Jahrhundert) voll Verwirrung
und Unkenntnis (Mommsxn aO. bes. S. 165. 181). HNibsen, ital. Landes-
kunde 1, 26.
5. Das Schriftchen de asse minutisque eius portiunculis wurde her-
ausgegeben zuerst (unter dem Namen des Baibus) von Fabius Calvus auB
Bavenna an seiner Übersetzung des Hippokrates (Born 1525) aus den jetzt
verlorenen Schlußblattern des cod. ArcerianuB (A. 1 — 4; Momusen in den
röm. Feldm. 2, 150, Lachmann ebd. 2, 134), dann von JFGbonov an s. Ausg.
des Maecianus und von den späteren Herausgebern des letzteren (§ 360, 7),
zuletzt von FHultsch (metrolog. scr. 2, 72). Es ist knapp und sachkundig
geschrieben und für die Münzgeschichte seiner Zeit von Wichtigkeit. Es
kann aber — entweder selbst oder in dem ihm etwa zu Grunde liegenden
ausführlicheren Werke — aus sprachlichen wie sachlichen Gründen (es wird
zB. unter den Teilen des as der erst unter Alexander Severus geprägte
tremissiB aufgeführt) nicht vor, aber auch nicht nach dem dritten Jahr-
hundert verfaßt sein; WChrist, Münch. SBer. 1863, 105. FHultsch, metrol.
scr. 2, 14.
6. Die Schrift des Siculus Fl accus de condicionibas agrorum
beschränkt sich in ihrer jetzigen Gestalt auf Italien. Sie beginnt: condi-
ciones agrorum per totam iUüiam diversas esse plerisque etxam remotis ma
professione nostra hominibus notum est; worauf diese Tatsache aus der
Geschichte erklärt wird. Die Stilisierung ist in ihrer Art sorgfältig (zur
Sprache einiges bei AGjsmoll, Herrn. 11, 171). Die Art der Erwähnung
des Domitianus p. 163, 13 L. (de quibus Domitianus finetn statuü) macht
wahrscheinlich daß Fl. ziemlich nach dessen Begierung geschrieben hat.
Näheres über Beine Zeit ist aber nicht bekannt; LLange, Gott. gel. Anz.
1853, 530. Die Schrift ist durch die zweite Klasse der Handschriften der
Agrimensoren (s. A. 4) erhalten und es sind daran die nomina limitum an-
gehängt; in denen der ersten Klasse sind einzelne Blätter in den Hyginus
hineingeraten (Lachmann 2, 132. 137). Abdruck des Werkes in den Samm-
lungen der Agrimensoren (§ 58, 3), zuletzt in der von Lacumann usw. 1, 134
(Sonderausgabe von JCSchwarz, Coburg 1711).
7. Schrr. d. röm. Feldmess. 1 (Berl. 1848), 285 Incipit Marei Iuni
Nipsi liber II felicüer. Fluminis varatio (p. 285). Limüis repositio (p. 286).
Varationis repositio (p. 288). Lapides etc. (p. 289). Podismus (p. 295). Der
letzte Teil des Podismus (p. 297, 1—801, 14) ist vielleicht auf Baibus (A. 3)
zurückzuführen: Mommsxn zu den röm. Feldmessern 2, 149. Oberhaupt s.
MCantob, röm. Agrimensoren 103 ; Gesch. d. Mathemat. 1, 468. LBachmann,
zur Handschriftenkunde, Hft. 3 (Rostock 1861): ein ungedr. Fragm. des Po-
dismus des M. Iunius Nipsus nebst Beschreib, der hs. Quelle (=» einer
Bostocker Hs. der Agrimensoren). — Die in den Schrr. d. röm. Feldm.
§ 344 Gromatiker. § 345 Zweites Jahrhundert. 867
1, 393 gedruckte demonstratio artis geometricae wird fälschlich bald dem
Nipsus (so im Bamb. s. 1X/X lib. lunii Nipsii de mensuris, LvJan, ZfAW.
1844, nr. 65. FBlume, röm. Feldm. 2, 67), bald dem Boethius (§ 478, 5 E.)
zugeschrieben.
B. ZWEITES JAHRHUNDERT, J. 117-211 n. Chr.
345. Das zweite Jahrhundert1) war eine glückliche Zeit für
den romischen Staat, die glücklichste des Kaiserreichs. Erst in
ihm gelangten die Früchte der genialen Reichsgründung des
Augustus zur vollkommenen Reife. Gute Fürsten lösten in
gesetzlicher Thronfolge einander ab. Dank ihnen und der alt-
romischen, auch jetzt noch vollbewährten Meisterschaft der öffent-
lichen Verwaltung herrschten Friede, Sicherheit, Wohlstand in
dem ungeheueren Reiche welches für die Ewigkeit gefügt schien.
Aber im geistigen Leben konnte sich die Ermüdung und Er-
schlaffung des alternden Rom nicht verleugnen. Nur ein Gebiet
welches, mit dem Leben auf das engste verbunden, durch die
Anforderungen der verwickelten Verhältnisse des großen nach
Volkstum, Sprache, Kultur, Rechtsgewohnheit und Recht mannig-
fach gegliederten Reichs beständig Anreiz und Anregung erhielt,
brachte es jetzt zu den höchsten Leistungen, welche sich als
lebenskräftig und in ihrer unversieglichen Wirkung auf die
folgenden Jahrhunderte als wahrhaft klassisch erwiesen, das
Gebiet der Rechtswissenschaft. Eine Reihe glänzender Namen
— besonders Iulianus, Pomponius, Gaius — löst sich in rascher
Folge ab und gipfelt zuletzt in Papinianus. Sie üben ihren
Einfluß auf die Rechtsentwicklung teils als Lehrer und Schrift-
steller teils indem sie die kaiserlichen Verfugungen abfassen, welche
jetzt, nach Abschluß des Edictrechts durch Iulianus, die einzige
Quelle neuen Rechtes bilden. Auch in der sprachlichen Dar-
stellung sind die Juristen die Vertreter reineren Geschmackes.
Sonst hat diese Zeit die Fähigkeit zu selbständigen und
eigentümlichen Hervorbringungen verloren: ihre Tätigkeit besteht
in Nachahmung. Nur wenige, deren Bildung noch in Quintilians
Zeit wurzelt, leisten Bedeutenderes, wie namentlich Suetonius, in
1) Vgl. MHsbtz, Renaissance und Bococo in der röm. Lit., Berl. 1865 .
LPbibdländbr, SGesch. 35, 412. — Sonderbearbeitnngen der Christ l.-lat Lite-
ratur: JChFBähb (s. § 2, 4). AEbert, Gesch. d. christl. - lat. Literatur, von
ihren Anfängen bis z. Zeit Karls des Gr., Lpz. 1874 (Bd. 1 von dessen allg,
Gesch. d. Lit. im Abendlande).
55*
868 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert.
welchem das Jahrhundert seinen Varro in dem verkleinerten
Maßstabe der Kaiserzeit besitzt. Aber nach ihm bekommt der
Betrieb immer mehr einen kleinmeisterlichen Beigeschmack.
Man wühlt eifrig in den Schätzen der Vergangenheit, aber mit
den Händen eines Raritätenkrämers, immer verbreiteter wird
das Bedürfnis den Reichtum der alten Zeit ins Kleine zusammen-
zuziehen, immer größer die Zahl der Zusammenschneider und
V erkürzer. Gelehrtes Wesen erfüllt selbst Markt und Straße;
Gelehrttun wird zur Modesache: Grammatiker und Lehrer der
Rede giebt es eine Unzahl, und viele dieser Klopffechter der
Phrase spielen eine große Rolle. Aber ungeleitet von historischem
Sinne und in Dienst genommen von einer eitlen Rhetorik ohne
Stilgefühl, treibt die Gelehrsamkeit planlos dahin, vergeudet ihre
Schätze2) und hilft dazu Sprache und Stil zu verderben.3) Die
Stilgattungen werden vermengt, der Sprachschatz der Vorzeit
wird nach Altem und Seltsamem durchstöbert und damit der
Stil der Gegenwart geschmacklos verziert So besonders seit
der wunderliche Hadrian die Zeit beherrscht und der Afrikaner
Fronto in der Literatur den Ton angiebt.
Die griechische Literatur, welche eben gerade in der neuen
Sophistik einen Nachsommer erlebt, beweist auch jetzt noch ihr
Übergewicht Hellas und der hellenisierte Osten liefert die
meisten Talente, welche denn in ihrer Muttersprache schreiben,
wie Plutarch, Appian, Arrian, Philon aus Byblos und besonders
Lukianos. Aber* auch manche Schriftsteller des Westens, wie
Favorinus und Aelianus, schreiben nur griechisch, andere, wie
schon Sueton und Hadrian, dann Fronto, M. Aurelius, Apuleius,
Tertullian und Modestmus, sowohl in griechischer als lateinischer
Sprache. Die Literatur streift den nationalen Charakter ab und
wird weltbürgerlich. Ein Förderungsmittel dafür ist die Sitte der
Rhetoren im ganzen Reiche umher öffentliche Prunkvorträge zu
2) Vgl. zB. Gblliüs 14, 6, 3. 3) Jagd auf Archaismen, oft miß-
verstandene oder nnr ans Scherz entsprungene (wie ipsissimus). Die Ach-
tung in welcher die Gelehrsamkeit steht veranlaßt eitle Naturen sich mit
erdichtetem Wissen zu brüsten: die Schwindelliteratur, welche seitdem ersten
christlichen Jahrhundert innerhalb der griechischen Literatur tippig auf-
schoß, beginnt auch auf die römische sich auszudehnen. Gell. 6, 17, 3.
8, 10. 19, 10, 7. RHercher, über Ptol. Ghennns, JJ. Snppl. Bd. 1, 276.
EZrllrr, Vortrage 1, 297. ERohde, über Lucians Awntog S. 21. 23. Vgl.
unten § 423. 471.
§ 345 Charakteristik und Übersicht. 869
halten, welche von den Griechen auch auf die lateinisch Redenden,
wie Apuleius, übergeht.
In demselben Verhältnis wie Rechtswissenschaft, Gelehrsamkeit
und Schönrednerei das Jahrhundert beherrschen tritt die Poesie
zurück. Sogar dichterisch begabte Naturen wie Apuleius wenden
sich, unter dem Einfluß der Sophistik, der Prosa zu. Das einzig
Nennenswerte ist, wenn es wirklich dieser Zeit angehört4), das
Pervigilium Veneris. Auch die poetische Tändelei versucht wie
die Prosa Vorklassisches wieder aufleben zu lassen, zB. die me-
trischen Formen des Varro, Laevius und Plautus, nicht ohne
technische Eleganz, ober ohne Gefühl für das Passende.
Die geistige Regsamkeit neben geistigem Unvermögen führt
zum Aberglauben und der weitverbreitete Hang für Übernatür-
liches ruft viele schwindelhafte Erscheinungen hervor, aber er bietet
zugleich einen günstigen Boden für eine neue Religion. Das
Christentum5), welches bisher nur in der griechischen Literatur
sich bemerklich gemacht hatte, fangt nun auch an in der romischen
seine Wirkung zu äußern. Seine Lehre von der Sünde und
Gnade und vom besseren Jenseits ergreift die Armen und Be-
drängten sowie das Geschlecht der Frauen und erfüllt sie mit
einer Glaubens- und Todesfreudigkeit welche auch die Männer-
welt aufmerksam macht; die großartige Lehre von dem einen
Gotte, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, nötigt auch
den Gebildetsten um so mehr Achtung ab je gründlicher diese
längst innerlich vom alten Glauben abgekehrt sind und über-
windet allmählich deren feindselige Stellung6), und der Geist
werktätiger Bruderliebe wirbt für die christliche Gemeinde unter
den Besten aller Stände. Die antike formale Bildung sucht der
eine Teil der christlichen Schriftsteller, wie Minucius Felix und
Lactantius, zu erhalten und dem christlichen Geiste anzupassen7);
die andere Richtung, deren ältester Vertreter Tertullian ist, dann
Gommodianus, steht unter dem Einflüsse orientalischer Kultur-
elemente, verhält sich zur antiken Bildung ablehnend und zeigt
4) Doch 8. unten § 362, 1. 398, 1. 6) ThKedc, Rom u. d. Christentum,
Berl. 1881. RHilqenkeld, Verh. des löm. Staates zum Christentum in d.
beiden ersten Jahrb., ZfwissTheol. 24 (1881), 291 (u. dazu H Schills, JB.
1881 3, 291). 6) EZbixkb, röm. n. griech. Urteile über das Christentum,
Vortrage n. Abhandl. 2 (Berl. 1877), 189. 7) Vgl. auch Hikhon. ad a.
2220 «= 204 n. Chr. Musanus (Arm.: Musianw) nostrae philosophiac scriptor
agnoseüur.
870 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert
geflissentlich Gleichgültigkeit gegen die äußere Form. Unter
dem gemeinsamen Einflüsse von Land8) und Volksart (nament-
lich semitischer) wie der christlich-biblischen Weise zu denken
und zu sprechen bildet sich im Süden und Osten des Reiches
allmählich eine eigentümliche Ausdrucks weise , welche in Nord-
afrika ihre bedeutendsten Vertreter findet und daher afrikanische
Latinität genannt zu werden pflegt.9) Dort herrscht überhaupt
in dieser Zeit am meisten geistige Bewegung. Die alte wie die
neue Richtung der Geister hat in Nordafrika10) lange fort ihre
Vorkämpfer, einen Fronto und Apuleius wie einen Tertullian
und weiterhin Cyprianus und Augustinus. Wie die persönliche
Richtung des Herrschers noch fortwährend von Einfluß bleibt
auch auf den Gang der Literatur, so zerfallt das ganze Jahr-
hundert in drei Abschnitte: die Zeit Hadrians (J. 117 — 138),
die der Antonine (J. 138 — 176), endlich die des Commodus und
Septimius Severus (J. 176 — 211).
1* Die Zeit des Hadrianus, J. 117—138 n. Chr.
346. P. Aelius Hadrianus war eine seltsame Natur, in
welcher die entgegengesetztesten Eigenschaften bei einander waren.
Abergläubisch und freigeistig, pedantisch und witzig, grüblerisch
und ironisch, unendlich anregbar und maßlos eigensinnig, gesellig
und argwöhnisch, gutmütig und grausam, blieb er sich gleich
nur in dem ewigen Wechsel der Stimmungen und Launen und
in dem hohen Begriffe von seinem eigenen Werte. Für alles hatte
er Interesse, für nichts Ernst und Ausdauer. Seine rastlose
Beweglichkeit streifte ans Krankhafte; aber indem sie ihn trieb
das Reich zu durchwandern wurde sie die Ursache vieler nütz-
lichen Einrichtungen. Am meisten gewann und litt die Literatur
unter seiner Vorliebe und Grillenhaftigkeit Doch reichten seine
8) Apoll. Sidon. ep. 8, 11 urbium cives africanarum, quibus ut est
regio sie mens ardentior. 9) S. darüber zB. JNOtt, JJ. 109, 759.
ABudinszky, Auebreit. d. lat. Spr. (Berl. 1881), 257. KSittl, die lokalen
Verschiedenheiten der lat. Spr. m. bes. Berücksicht. des afrikan. Lat, Erl.
1882, 77. — WMoelleh, titulorum African. orthographia, Greifs w. 1875.
MHoffmann, index grammat. ad Africae titul. lat., Straßb. 1878. —
GKoffmane, Gesch. des Kirchenlateins I, Breslau 1879. 10) Auf einer
Inschrift in Numidien (CIL. 8, 2891) wird ein P. Flavius Pudens c. v.
Pomponianus gepriesen als multifariam loquentes litter a$ amplians, atticam
faeundiam adaequans Romano nitori, oris uberis et ßuentis. Vgl. $ 379, 1 £.
§ 846 Hadrianus. 871
eigenen Hervorbringungen auch hier über das Dilettantische
nicht hinaus.
1. Hadrianus, geb. J. 76 zu Rom, stammte, wie Trajan, mit dem er
verwandt war, aus Italica in Spanien. Consul J. 108, von Trajan kurz vor
seinem Tode adoptiert (im August 117). f z« Baiae J. 138. Spabtiam
Tita Hadriani (vgl. HJänicke, de vita Hadr. scriptoribus, Halle 1875).
FGbbgobovius, Kaiser Hadrian, Stuttg.* 1884.
2. Spart. Hadr. 14, 8 fuit poematum et Utterarum nimium (omnium ?)
studiosissimus ; arithmeticae, geometriae, picturae peritissimus. iam psaUendi
et cantandi scientiam prae se ferebcU; . . idem armorutn peritissimus. . .
idem severus, laäus; comis, gravis; lascivus, cunctator; tenax, liberalis;
Simulator (jsimpUxy, saevus, Clemens, et semper in omnibus varius. 15, 10
quamvis esset oratione et versu promptissimus et in omnibus artibus peritissi-
mus, tarnen professores omnium artiutn semper ut doetior risit, contempsit,
öbtrivit. cum his ipsis professoribus et phüosophis libris vel carminibus
invicem editis saepe certavit (§ 352, 1. 3). 16, 1 famae celebris tarn cupidus
fuit ut libros vitae suae scriptos a se libertis suis lüteratis dederit, iubens ut
eos suis nominibus publicarent. nam et Phlegontis (vgl. Vopisc. Saturnin.
7, 6. PRE. 5, 1540) libri Hadriani esse dicuntur. Diese Selbstbiographie
wird auch sonst erwähnt, Spart. Hadr. 1, 1 in libris vitae suae Hadrianus
ipse commemorat. 7, 2 ut ipse in vita sua dicit (vgl. 3, 3. 5) und ist bei
Spartian (wenn auch nicht unmittelbar) benützt. 16, 2 Catachannas (vgl.
Fbohto ep. p. 35 u. 155) libros obscurissimos Äntimachum imitando scripsit.
. . amavü praeterea genus vetustum dicendi. . . Ciceroni Catonem, Vergilio
JEnnium, Sallustio Caelium (oben § 137, 5 f.) praetulit, eademque iactatione
de Homero ac Piatone iudicavit. mathesin sie scire sibi visus est ut etc.
sed quamvis esset in reprehendendis musicis, tragicis, comicis, grammaticis,
rhetoribus, oratoribus facüis, tarnen omnes professores et honoravit et divites
fecit, licet eos quaestionibus semper agitaverit. . . in summa familiaritate
Epictetum (?, Zeller, Gesch. d. gr. Philos. 3, l8, 738) et Heliodorum philo-
sophos et, ne nominatim de omnibus dicam, grammaticos, rhetores, musicos,
geometras, pictores, astrologos hdbuit, prae ceteris, ut multi ad&erunt, eminente
Favorino. doctores qui professioni suae inhabiles videbantur düatos hono-
ratosque professione dimisit. 20, 2 apud Alexandriam in museo multas
quaestiones professoribus proposuit et propositas ipse (ipsi OJahn) dissolvit.
. . fuit memoriae ingentis, facultatis immensae. nam ipse et orationes dietavit
et ad omnia respondit. ioca eius plurima extant; nam fuit etiam dicaculus.
Victor Caess. 14, 1 Aelius Hadrianus eloquio togaeque studiis aecommodatior
. . Bomae . . Graecorum more . . gymnasia doctoresque curare oecoepit,
adeo quidem ut etiam ludum ingenuarum artium, quod Athenaeum vocant,
constüueret. Spart. Hei. 4, 2 lüteratis, quorum Hadrianus speciosa societate
gaudebat.
3. Dio 69, 3 f\v 'A^QUcvog . . <pv<rei tptloXoyog h iucctioa tjj yltooerj,
•aal tiva xal «aja xal iv insai xorffiata itavzodana HccTcctiXowtsv. cptXo-
xipüf rs yäo anlri<n<p ixQVt0 xal xara xovto xal taUcc navru xal xa
ßga%vratcc iicsrrjdBvsv. Spart. Hadr. 3, 1 quaesturam gessit . ., in qua cum
orationem imperatoris in senatu agrestius pronuntians (wegen seiner ßpa-
872 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
nißchen Aussprache) risus esset, usqueadsummam perüiam et facundiam Latinis
operam dedit. 16, 5 controversias declamavü. Photius bibL cod. C (1, 86 Bk.)
'Aöqiccvov zov ßccoiliag petitai dtaqpo?oi, slg zb petQiov xov loyov
ävTjypsvoa xai ov% arjdsig. Chab. GL. 1, 222, 21 divus Hadrianus orationum
XII (a vobis, p. c, peto etc.' Gell. 16, 13, 4 divus Hadrianus in oratione
quam de Italicensibus . . in senatu habuit — Inschriftlich erhalten ist seine
Grabrede anf seine Schwiegermutter, "die ältere Matidia (consecriert
23. Dez. 119); Mommskn, Abh. d. Berl. Ak. 1863, 483; ferner eine Bede an
die Truppen, gehalten im Lager von Lambaese aus dem J. 129, CIL. 8,
2532, GWilmannb, comment. Mommsen. 207. SDehneb, Hadr. reliquiae I
Bonn 1883. Zur Sprache des Hadrian EWölfflin, Munch. SBer. 1886, 282.
Erlasse an die Arvalen: CIL. 6, 2078. 80 (p. 537, 32. 541, 25), grie-
chische zB. an die Gemeindebehörden von Ephesos: JTWood, discoveries
at EphesuB (Lond. 1877), Append. 5, Odeum nr. 1, an die Stadt Stratonicea
Hadrianopolis (J. 127), GRadet, bull, de corresp. hell. 1887, 108. — Brief
Hadrians an Servianus (aus J. 134) bei Vofisc. Saturnin. 8 (JDürb, die
Reisen Hadr. 88. AWiedemann, le Mousäon 5 [1886], 456). — Schmähschrift
gegen die Ärzte die ihn nicht heilen können, Efiphan. tcsqI (litQmv p. 170 A. —
Grammatische Erörterungen im Zeitgeschmacke in seinen sermones; Chabis.
GL. 1, 209, 12 'obüer' divus Hadrianus sermonum I quaerit an latinum
sit, quamquam (inquit) apud Laberium kaec vox esse dicatur. — Zusammen-
stellung von Anekdoten (mündlichen und schriftlichen Äußerungen des
Hadr.) bei Dositheus (§ 431, 8) , ftetov 'JdQuxvov änocpdasig %al IniQxoXtti.
D. Adriani sententiae et epistolae ed. (aus SGall. 902 s. X) Goldast, Genf
1601; in Böckinos Dosith. über III p. 1 — 21 und im Bonner corp. iur.
anteiust. p. 202. Die von Hadrian ausgegangenen Erlasse bei Hänel, corpus
legum p. 88. LdkGeee, Hadrianus tegenover de rechtswetenschap van zijn
tijd, Yersl. d. Amst. Akad. 2, 8 (1880). — Über eine ihm falschlich zuge-
schriebene Taktik in griechischer Sprache s. RFöbster, Herrn. 12, 449.
4. Spabt. Hadr. 14, 7 or acuta . . quae Hadrianus ipse composuisse
iactatur. . . de suis düectis multa versibus composuit Apul. apol. 11 divus
Hadrianus, cum Voconi amici sui poetae tumulum versibus muneraretur, ita
scripsit 'Lascivus versu, mente pudicus eras1, . . ipsius etiam divi Hadriani
multa id genus legere me memini. VgL § 348, 8. Spabt. Hadr. 25, 9 mo-
rtem lios versus fecisse dicitur tAnimula etc.' totes autem nee multo meliorcs
fecit et graecos. Sechs trockene (griechische) Epigramme unter seinem
Namen in der Anthol. Pal. 6, 332. 7, 674. 9, 17. 137. 387. 402 (9, 17 und
387 auch unter dem Namen des Germanicus, s. § 276, 3). Hendekasyllaben
(acht griechische) auf einer Weihinschrift zu Thespiae, bei Kaibel, epigr.
gr. 811. Mit wenig Beglaubigung und Recht werden ihm auch einige
Stücke der sogen, lat. Anthologie zugeschrieben, zB. AL. 392. 393. 660
(vgl. CIL. 3, 3676, vgl. ebd. p. 1042). 903 (vgl. CIL. 12, 1122 und dazu
Hibschfeld und Mommben, auf den Tod eines Lieblingspferdes von Hadrian,
Borysthenes, s. Dio Cabs. 69, 10; vgl. CIL. 6, 10082) PLM. 4, 41. 111 fll.
EBähhbns, JJ. 127, 861.
347. Die bedeutendste Erscheinung in der Literatur der
Zeit ist C. Suetonius Tranquillus (etwa 75—160 n. Chr.).
§ 346 Hadriaxros. § 847 Suetonius. 873
Schon unter Trajan wirkte er als Sachwalter und Schriftsteller,
unter Hadrian war er eine Zeit lang kaiserlicher Geheimschreiber,
dann aber widmete er seine Muße encyklopädischer literarischer
Tätigkeit in der Weise des Varro, hauptsächlich auf den Ge-
bieten der Kultur- und Literatur- Geschichte, aber so daß das
Sprachliche dabei immer mit* berücksichtigt war. Das Nationale,
Römische wird in erster Reihe bedacht, doch ohne Einseitigkeit;
ein Teil der Schriften war sogar in griechischer Sprache ver-
faßt. Philosophisches erscheint nur in der modischen Form des
Naturwissenschaftlichen, in dieser aber mit desto stärkerer Ver-
tretung. Die Richtung auf die Person, deren Besonderheiten,
Erlebnisse und Betätigungen, tritt schon hier überall hervor.
Noch mehr aber in den viri illustres, von denen wir noch nam-
hafte Überreste besitzen, und in den Biographien der zwölf
Kaiser von Caesar bis Domitian, welche uns fast vollständig
erhalten sind. Das Werk teilt zwar die Gleichgültigkeit aller
rhetorischen Arbeiten gegen die Beobachtung der Zeitfolge, ist über
Kriegsvorgänge und politische Verhältnisse allzu schweigsam,
auch einförmig angelegt; aber es ist aus guten Quellen mit
treuem Fleiße und verständigem Urteil geschöpft und bietet uns
reichen Stoff in gedrängter Darstellung und einfacher sachgemäßer
Sprache.
1. Sun. Otho 10 interfuü hme beUo (Schlacht bei Betriacam, April
J. 69) pater meus Suetonius Laetus, tertiae decimae legionis tribunus angusti-
davius. Domit. 12 interfuisse me adukscentulum memini (in Born) cum a
procuratore . . inspiceretur nonagenarius senex an circumsectus esset, gramm. 4
me adukscentulo repeto quendam Principem nomine deelamare etc. (§ 326, 2).
Ner. 57 cum post viginti annos (nach Neros Tod oder Volagaesus' erster
Sendung, also nach J. 88 und vor J. 91, wo Volagaesus starb), adüUscente
me, extitisset (ein falscher Nero) etc. Jedesfalh fiel also Saetons adalescentia
anter Domitian, seine Gebort also spätestens 75 n. Chr. Aas der Zeit
Trajans Nachrichten über Sueton in Plih. epp., nämlich 1, 18 (Verschiebung
einer actio des Suet. wegen eines beängstigenden Traumes). 1, 24 (Für-
sprache für TranquiUus, contuberndlis meus und scholasticus , in Besag auf
den Kauf eines ageUus). 8, 8 petis (Suet.) ut tribunatum, quem a Neratio
Marceüo — also etwa J. 100 — impetravi tibi, in . . propinquum tuum
transferrem). 5, 10 (Aufforderung an Suet, etwa vom J. 105, seine scripta
oder volumina endlich herauszugeben). 9, 84 (Frage über eigene Recita-
tionen des Plin.). ad Trai. 94 (Suetomum Tranquülum, probissimum, ho-
nestissimum, eruditissimum virum. . . in contubermum adsumpsi tantoque
magis düigere coepi quanto hunc propius inspexi. Für ihn wird wegen
seines infeliz matrimonium das ins trium liberorum erbeten, ums J. 112)
und 95 (Gewährung dieser Bitte). MojmsjaL^ Herrn. 8, 48. Spabt. Uadr.
:^F:."Ü.r:";;:>
y iv i i -"'iv)
874 Die Kaiserzeit, Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
12, 3 Septicio Claro praef. praet. (J. 119 — 121) et Suetonio Tranquülo
epistularum magistro (Friedläädeb, SG. 1°, 1B5) multisque aliis, quod apud
Sabinam uxorem in usu eius familiarius se tunc (während Hadrians Ab-
wesenheit) egerant quam reverentia domus aidicae postulabat, suecessores dedit
(vgl. Suet. Aug. 7 quae [imago AugUBti] dono a me principi [dem Hadr.]
data inter cubiculi lares colitur). Seitdem scheint Suet. sich ausschließlich
schriftstellerischer Tätigkeit gewidmet zu haben. Nach Fbonto ep. p. 118
succidaneum sibi TranquiUum nostrum paravit etc. . . invenit me Tran-
quülus etc. . . Tranquüli industriae etc. vgl. ebd. p. 182 (internatium . .
Suetonius TranquiUus spinam sacram appellat, wonach Suet. damals tot war).
2. Suidas s. v. TodyiivXXog : ToayitvXXog b Sovrjxcwiog %Qtiyutxfaag (vgl.
Plin. ep. 1, 18. 8, 8), yoccpuaxinbg ^cofiatog. fyQaipe ntol xäv nao' "EXXtjci
Ttaidtaiv ßißXtov «' (s. A. 5), nsol xmv nccoa ^Pcoficctoiq &s<dqi(5v xccl dytovmv
ßißXia ß' (vgl. A. 5), icsqI xov xara ^Pcopatovg iviavxov ßißXlov cc' (s. A. 3),
nsgl xmv Iv xolg ßißXloig orjusiav a (§ 41, 2; Bbiffbhscheid p. 419), tcsqI
xrjg KfHSQCßvog noXixiCag «', avxiXiyst dh x<p dMfico. nsol ovofidxcov xvqi'gov
xai tdictg ^od'rjfioczoov xai vito9rj(idx<ov xai xtov aXXmv olg xig afupiivvvxcti
(Suetonius in libro de gener e vestium, Serv. Aen. 7, 612). xsqI dvoyrjtuov
Xi&wv fjzot ßXuc<p7juiav xalffofov s%datrj (A. 5). xeoi 'Ptöfirjs xai xmv iv ctvxrj
voitfycav xai rj&äv ßißXCcc ß' (s. A. 3). evyysvutov (?). KaiaaQcov iß' (n£oti%si
dh ßiovg xara S lccöo %ag ctvzäv dnb 'iovXCov E<og doutxictvov) ßißXia j\ (A. 8).
azsufiata 'Papaicov dvdgoäv Inicqynov (de viris ill. , A. 7). Außerdem Tqay-
nvXXog iv xm icsqI inta^ficav nogvmv (Lyd. de mag. 3, 64), S. Tr. in libro
de vitiis corporalibus (Serv. Aen. 7, 627 ; vgl. A. 3) , Suetonius in libro qui
est de institutione officiorum (über die Hof- und Staatsämter und deren Ge-
schichte, eine Frucht seiner Anstellung am kaiserlichen Hof, Reiffersghsid
p. 346, vgl. p. 466), tres Suetonii libri quos de regibus dedit (Adson. epist. 19,
vgl. A. 4), Suet. Tr. de rebus variis (Chabis. GL. 1, 236, 17 aus Iulius
Romanus); endlich f Prata' in mindestens zehn Büchern (s. A. 3). Über
veröffentlichte Reden Suetons hören wir nichts: die Nachricht vom Vor-
handensein einer solchen noch im 16. Jahrh. ist sicher irrig (s. § 340, 3).
— Vgl. JReoent, de C. Suetonii vita et scriptis, Bresl. 1866. Zusammen-
stellung der Überreste der verlorenen Schriften in Roths Ausgabe p. 276,
und besonders : S. Tr. praeter Caesarum libros reliquiae ed. ARbiffbr-
scheid, Lps. 1860. '
3. Prata (über den Namen vgl. § 189, 2 Z. 12). Rbiffbbschbid,
quaest Suei an s. Ausg. (A. 2 E.), bes. c. 11 u. III, p. 426), hat wahrschein-
lich gemacht daß einige der bei Suidas aufgeführten Einzeltitel Teile dieses
Werkes bezeichnen. Die ersten acht Bücher der Prata scheinen spezifisch
Römisches abgehandelt zu haben (alßo wohl = negi 'Pcofirjg bei Suidas),
meist wohl nach Varro, und zwar so daß Sach- und Spracherklärung neben
einander hergingen (wie in den Abschnitten über Benennung und Beschaffen-
heit der Kleidungsstücke), mit Belegen aus älteren Schriftstellern. B. 4
scheint die leges behandelt zu haben, Pbisc. GL. 2, 387, 23. 3, 276, 14
Suet. in IUI pratorum, B. 6 die mores =» nsgl xwv iv 'Faptf vofUfimv xai
ri&mv. B. 8 erörterte die römische Zeitrechnung, die feriae, dies fasti
(Pbisc. GL. 2, 387, 2 Suet. in VIII pratorum c fasti dies sunt etc.* udgl.)
ist also wohl dasselbe wie nsol xov x. *P. iviavxov bei Suidas. Wissowa,
§ 347 Suetonius. 875
de föntt. Macr. p. 31. Die weiteren Bücher waren naturwissenschaftlichen
Inhalte, mit Vorliebe auf Merkwürdigkeiten gerichtet, die seit Sextius
in Rom einheimische Parallelisierung des Physischen und Ethischen ver-
folgend (das Individuum ein Mikrokosmos), und gleichfalls das Sprachliche
genau berücksichtigend. Buch 9 hatte vielleicht den Titel de mundo
und erörterte Winde und Wetter (Ibid. de nat. rer. 38 signa tempestatum
navigantibus TranquiUus in pratis nono libro sie dicit usw. vgl. ebd. 43),
Meere und Küsten, mit deren eigentlichen Benennungen: metrische Be-
arbeitung des suetoniBchen Kapitels über die Winde, versus de XII ventis
Tranquüli physici, in Hbb. zu Brüssel und Venedig erhalten (eine Verbreite-
rung derselben in 62 leoninischen Versen im Paris. 13090 s. XI, GSchkpss,
BlfbayrGW. 28, 97), Bitscul, op. 3, 835. Reiffebschbid, Suet. 304. JNbumann,
JJ. 117, 768. EWölfflin, RhM. 42, 485. B. 10 wohl de animantium naturis.
Hier zB. Verzeichnisse der Bezeichnungen für die Stimmen der Tiere (voces
animantium, § 23, 8). Suetonius in libro de naturis rerum ponit proprio
verba animalium seeundum vocem ubw. Vgl. Rbiffebscheid, Suet p. 247
und das dort von ihm Zusammengestellte. Dazu MManitius, Wien. SBer.
112 (1886), 606. Möglich daß in einem elften Buche die Botanik, in
einem zwölften die Mineralogie abgehandelt war. Dieses Werk wurde von
den Späteren stark ausgebeutet, wie von Schol. Germanic. (? s. § 275, 7),
Ambrosius, Servius und ganz besonders von Isidorus, durch dessen Ver-
mittlung namentlich die naturgeschichtlichen Teile im Mittelalter großen
Einfluß übten. Auch in den Glossaren finden sich vereinzelte Trümmer
der Prata, s. GLöwb, RhM. 34, 491. Aber auch die grammatischen Be-
standteile, besonders die über Synonymik, wurden vielfach ausgezogen und
anderweitig verwendet. Vielleicht gehen teilweise hierauf zurück die aus
cod. Montepess. 306 s. IX veröffentlichten 'Differentiae sermonum Remmi
Palaemonis (vgl. § 282, 3gE.) ex libro Suetoni Tranquilli qui inscribitur
Pratum', abgedruckt im Sueton von Roth p. 806 (vgL ebd. p. xcv) und von
Rbiffebscheid p. 274 (vgl. ebd. p. 450). Neue Vergleichung des Montepess.
bei JWBeck, de Sulpicio Apollinari p. 57. Vgl. auch denselben de diffe-
rentiarum libris p. 12. Im ganzen sind sie ein Gemisch von wenigen guten
(alten) und vielen ganz wertlosen Bemerkungen aus dem Anfang des
Mittelalters. Der erste Teil behandelt, in der Weise der spateren Gram-
matiker, die Synonymik zusammen mit der Orthographie, die zweite Hälfte
aber ist alphabetisch angelegt (I bis V) und enthält ein Citat aus Nigidius
Figulus, daher diese eher einen suetonischen Kern haben könnte. Vgl.
Bbambach, lat. Orthogr. 42. Über eine neue suetonische Glosse Cepulae'
ad senatum, 'prandium' vero ad pqpülum attinet says Suetonius TranquiUus
bei Walter Scott, Waverley p. 62 Tauchn.) s. GBecker, RhM. 37, 643.
4. Die drei Bücher de regibus scheinen den Stoff nach den drei Erd-
teilen (Europa, Asien, Afrika) behandelt zu haben und von Africanus
(§ 381, 1) in seiner Chronik benützt zu sein. Daß darin (wie in der Porno-
graphie, Reiffebschbid p. 466) die Gestalten der ältesten Zeit fast euhe-
meristiBch verflacht waren machte sie für tendenziöse Ausbeutung ge-
schickt. Rbiffebscheid p. 458. Die Annahme ReifferscheidB, es habe Sueton
auch eine Geschichte der Bürgerkriege von Caesar, Pompeius usw. bis zur
Schlacht von Actium geschrieben, widerlegt HHaüpt, Phil. 44,' 291. —
876 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
Fälschlich werden Caesars Commentarien in Hss. dem Sueton beigelegt:
§ 196, 1 E.
6. Daß die Schriften hbqI dvaip^(Mov Xi&atv {toi ßXao<prifu6v xai
no&ev wdcrri und nsgi xwv nag* "EXXtjoi icaidiwv ßißUov a (s. A. 2) grie-
chisch geschrieben waren zeigen die Auszüge aus denselben welche EMilijbb
aus einem von ihm bei Karyes entdeckten cod. Athoas s. XIII (jetzt in
Paris) in den Mälanges de littlrat. grecque, Paris 1868 herausgegeben hat.
Dazu kommen noch Auszüge auß Par. reg. 1630 und Laur. 80, 13 1 ab-
gesehen von der häufigen Benutzung in den Homer -Commentaren des
Eustathios und sonst. — Aus der ersten Schrift (auch erwähnt Etymol. H.
151, 35 TQayxvXXog iieqI ßXaacprjfumv) bietet die Hs. Millers (Melangea
p. 418) reichliche Auszüge (unter dem Titel 2ovr\tlvov TQoyxvXov ksqI
ßXaa<pT}fAUDv xai ntöev sxdatTJ) welche zeigen daß die Schrift nach Rubriken
der Gescholtenen (ini dvögav äxoXdozav, inl yvrairxmv^ elg Sovlovg) ange-
legt und aus griechischer Gelehrsamkeit geschöpft war. — Von der Schrift
über die Spiele bei den Griechen sind in Millers Hs. (Mal. p. 435) nur
spärliche Bruchstücke und diese am Anfang und Ende lückenhaft und ohne
Namen des Vf.s überliefert. Dagegen findet sich im Paris, zu Auszügen
dieser Schrift rpa (d. i. TqayxvlXov) beigeschrieben (Fbesjbniub aO. 76). Vgl.
noch Tzbtzes hißt. var. 6, 874 TQayxvXXog Zovrjxtvog tig iv naiSuug 'EXlrptov
noXXdg (tev äXXag naiducg xal cvfinoatcov Xiysi %%%. Auch Eustathios
p. 1897, 7. 39 meint den Sueton mit den Worten: 6 de ta ubqI ^XXrjwix^g
natducg yqdipag und hat auch diese Schrift Suetons stark ausgenützt —
Die inhaltlich entsprechende Schrift über die Spiele bei den Römern (xepi
tmv naqä ^Pmpatoig &s<oqudv %al dyoavav ßißXCa ß' bei Suidas) war wohl
lateinisch geschrieben und führte den Titel Historia ludicra; Gell. 9, 7, 3
Suet. Tranq. in libro ludicrae historiae primo. Skby. Aen. 5, 602 S%tet.
Tranq. in libro de puerorum lusibus; vgl noch Acs. zu Hör. AP. 417, —
Vgl. Rkippkbschkid aO. p. 278. 454, 822. 461 und besonders AFbesemiub, de
Xi£smv Aristophanearum et Suetonianarum excerptis Byzantinis, Wiesb. 1875
(daselbst S. 128 Übersicht der suetonischen Fragmente). S. auch LCohh, de
AriBtophane et Suetonio Eustathii auctoribus, JJ. Suppl. 12, 288. ANauck,
Mel. gräco-rom. de Tac. de StPätersb. 3, 166. Ober Benutzung dieser Hi-
storia ludicra bei Späteren (Tertullian de epect., Juvenalscholien) PIMeibr,
de gladiatura rom., Bonn 1881, 1. 7. — Jene Doppelseitigkeit des lateinisch
und griechisch schreibenden Sueton ist ein Anzeichen dafür daß Sueton,
nicht zufrieden mit der Einwirkung auf sein eigenes Volk, sich auch an
den weiten Leserkreis des Ostens wandte (s. oben S. 868). Durch diese
Erweiterung des Gesichtskreises hat freilich die Betrachtung an Tiefe
gegenüber Varro nicht gewonnen. Doch bewahrte den Sueton seine ratio-
nalistische Nüchternheit Tor den Verirrungen der Altert ömler seiner Zeit
(Rbiffekschbxd p. 422. 449); er bekennt sich zu der ciceronischen Richtung
und tritt für Cicero selbst gegen Verkleinerer ein (A. 2 Z. 6). Die Fron-
tonianer suchten daher den Sueton in den Schatten zu drangen (Beifferschsid
p. 473), aber ohne Erfolg; vom dritten Jahrh. an tritt er als Wissensquelle
sogar immer mehr an die Stelle des Varro.
6. Suetons Sprache erstrebt vor allem Einfachheit, Klarheit und
Kürze (Vopisc. Firm. 1, 2 Suetonio . . familiäre fuit amare brevitatem); der
§ 847 SuetoniuB. 877
eigentlichste Ausdruck ist ihm der liebste, selbst wenn er unsauber wäre,
und er gebraucht daher auch ungewöhnlich viele griechische Wörter. Das
Streben nach Kürze hat manche harte Auslassungen veranlaßt, sowie die
zahllosen Participiaiconstructionen, verhältnismäßig noch häufiger als bei
Livius und ohne dessen Kunst. Doch konnte auch Sueton dem Einflüsse
seiner Zeit sich nicht ganz entziehen ; er verrät sich in manchen Gräcismen,
poetischen Wendungen und Fügungen, besonders dem freien Gebrauche
des Ablativ, Conjunctiv, Infinitiv und der consec. tempp., sowie in dem
Bemühen nach Abwechslung im Ausdrucke. HRThimm, de usu atque elocu-
tione Suet., Königsb. 1367. PBagoe, de elocutione Suet., Upsala 1875.
ETrachmamr, de coniunctt. causaL ap. Suet. usu, Halle 1886.
7. Von den Schriften Suetons sind nur erhalten ein Teil der viri
illustres und die Kaiserbiographien. Das Werk de viris illustribus
handelte höchst wahrscheinlich de poetis, oratoHbus, historicis, philosophis,
de grammaticis et rhetoribus, unter Beschränkung also auf die Literatur,
sowie auf die römische Welt. Vorausging ein Verzeichnis der behandelten
Männer, dann folgte eine kurze Darstellung der älteren Geschichte des
betr. Faches, endlich wurden die Hauptvertreter desselben in zeitlicher
Ordnung besprochen. Die Reihe der Redner begann Sueton, wie es scheint,
erst mit Cicero, die der Geschieh tschreiber mit Salin st; die früheren, welche
nach Suetons Ansicht nur historisches Interesse hatten, berührte er wohl
in der Einleitung. Iuvenalis, Tacitus und der jüngere Plinius waren in
dem Werke nicht mitbehandelt, vielmehr schloß es (wie die Caesares) mit
der Zeit des Domitianus. Quellen waren besonders Varro und die scriptores
de viris ill. (s. § 211, 2), sowie wohl Asconius und Fenestella. Von den
früheren Teilen des Werkes besitzen wir die Auszüge welche Hieronymus
(in seiner lateinischen Bearbeitung der Chronik des Eusebios) und Diomedes
(§ 419, 8) daraus gemacht haben; ferner aus dem Buche de poetis durch
Hss. der betr. Dichter vitae des Terenz, Horaz, und teilweise des Lucanus
(Vergilius und Fersius); aus dem Buch de historicis Reste einer vita des
älteren PliniuB (§ 312, 1). Endlich ist von dem wohl letzten Abschnitt de
grammaticis et rhetoribus, welcher die Aufmerksamkeit der Grammatiker be-
sonders erregte und daher Bchon frühe selbständig vervielfältigt wurde, der in-
dex (welcher teilweise die Vornamen ergänzt) und der größere Teil (25 von 86)
erhalten durch Abschriften derselben Handschrift welche auch den dialogus
and die Germania des Tacitus enthielt; s. % 334, 4. Sueton behandelt darin
in bündiger Kürze mehr die Lehrer als die Gelehrten dieser Fächer (Vahlen
aO. 6). Im allg. s. Reiffebscheid p. 363. Suet de gramm. et rhett. libelli
. . rec. et adn. crit. instr. FOsann, Gießen 1854. HDöboehs, über Suet. de
vir. ill., Lpz. 1857; Suetons Lebensbeschr. ber. Männer, Text m. Übers, u.
ErL, Lpz. 1863. Vgl. noch Mommbkn, Phil. 1, 180 und unten § 434, 11.
Zur Kritik des Buches de gramm. et ifcet. JVahlkn, Berl. ind. lect. 1877/78.
ABsiffebsohkid, Bresl. ind. schol. 1877/78.
8. De vita Caesar um, gewidmet dem praef. praet. G. Septicias
Claras (S. 874 Z. 1; Ltd. de mag. 2, 6), welcher J. 119—121 dieses Amt
bekleidete, somit verfaßt J. 120. Einteilung in acht Bücher, so daß die
sechs ersten Kaiser (Caesar bis Nero) je ein Buch bilden, die drei des J. 69
das siebente, die drei Flavier das achte. Der Anfang des Caesar fehlt;
878 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
Lydus scheint ihn noch gehabt zu haben. Der Stoff ist aus guten Quellen
mit Sorgfalt und Urteil zusammengetragen; Velleins, Iosephus und Plutarch
sind nicht benützt; auch Tacitus ist selten berücksichtigt, und genannt so
wenig als Plinius (§ 812, 6) und Cluvius Bofus (§ 314, 2)'. De Saetonii
fontibus et auctoritate FCLSchweioer (Gott. 1830) und AKrausb (Berl. 1831).
ALehmann, Claudius 39. OClason, Plut. u. Tac. (Berl. 1870) 70; Tac. a.
Suet, Breslau 1870. GDedrrding, de Suet. vita Caesaris I, BerL 1871.
MThamm, de fontt. ad Tiberii hist.t Halle 1874, p. 33. LKrauss, de vitarum imp.
Othonis fide, Zweibr. 1880. S. auch § 337, 4. Das Werk ist ein biographisches
und konnte sich daher den Umblick auf gleichzeitige Begebenheiten und die
Darlegung des innerlichen Zusammenhanges der Tatsachen erlassen, nicht
aber, wie es doch tat, zusammenfassende Charakteristik der Geschilderten.
Aber psychologische Feinheit geht dem Verfasser völlig ab. Zahlen sind
selten, ebenso Unterscheidung der Zeiten (Aug. 9 partes singülatim neque
per tempora sed per species exsequar), und Beweise von politischer Einsicht.
Ebensowenig ist es ein Kunstwerk. Die Anlage ist gleichförmig: die Vor-
geschichte eines Kaisers nach der Zeitordnung, die Regierungst&tigkeit nach
bestimmten Rubriken (Iul. 44 forma, habüus, cultus, mores, civüia, bellica
studio) geordnet, zuletzt Tod und dessen Vorzeichen, Bestattung, Nach-
geschichte. Im Beibringen von Tatsachen, auch kleinlichen und schmutzigen,
ist Suet. unermüdlich, und gewiß hat er niemals wissentlich die Wahrheit
verletzt oder vorenthalten. Sein persönliches Urteil spricht er selten aus;
aber es fehlt ihm darum nicht an sittlichem Ernst (vgl. zB. Tib. 42 ff. 49),
und Commodus wußte wohl warum er eum gut Tranquiüi librum vitain
Caligulae continentem legeiat feris obici iussit (Lamprid. Comm. 10). Daß
Sueton nicht schmeicheln mochte zeigt sein Abschließen mit Domitdan.
Vgl. CLRoths praef. p. ix. Im allg. HNissen, ßhM. 41, 496.
9. Die Handschriften haben am Anfang alle dieselbe Lücke,
stammen somit alle von derselben Urhandschrift ab. Älteste und beste
Hs. der Paris. 6115 (Memmianus) s. IX. Ihm kommt am nächsten der
Vaticanus Lipsii saec. XI/XII (G Becker, symb. phil. Bonn. 687), sowie Laur.
08, 7 (Medic. 111) s. XL Andere Klassen sind vertreten durch Laur. 66, 39
(Medic. I) 8. XIII und Paris. 6116 s. XII; die zahlreichen aus s. XV sind
ohne Wert. Roth, praefatio p. xvn. xx. Ober Auszüge in Miscellanhss.
ebd. p. xxxii. Vgl. noch Becker, quaestt. crit. (A. 11).
10. Ausgaben zB. von PhBeroaldus (Bon. 1493. 1506), DErasmus
(1518), BStephanus (Par. 1543), ICasaubonus (Genf 1595. Par. 1610),
JGGrakvius tütr. 1672. 1691. 1703), SPitiscus (Utr. 1680. Leov. 1714 II),
PBurman (Amst. 1786 11), JAErnesti (Lps.2 1775; recogn. FAWolp, Lps.
1802 IV), FOudbndorp (Leid. 1751), JHBremi (erläutert, Zur. 1800. 1820),
CG Ba umgarten- Crusius (Lps. 1816 IIlj, CBHase (Par. 1828 II), und besonders
rec. CLRoth, Lps. 1858. — Übersetzungen der Kaiserbiographien zB. von
KAndrke u. HBrichardt (Stuttg.) u. von AStahr (Stuttg. 1857). Leben
Caesars von HDörqenb, Lpz. 1864.
11. Zur Krit. u. Erkl.: DRuhnken (scholia ed. JGbel, Leid. 1828),
HE Dirks bn (Sehr. 1, 213), GDkcker (quaestt. crit. de Suet. Caess., Königsb.
1862; JJ. 87, 193. 89, 839 und symb. phil. Bonn. 687), Rühoer (Friedland
1864), Madvig, adv. 2, 570 u. a.
§ 347 Suetonius. § 848 Florus. 879
348. Einen Abriß der römischen Geschichte bis auf August,
bellorum omnium annorum DCC libro duo, verfaßte Florus,
hauptsächlich nach Livius, aber lediglich aus rhetorischen Ge-
sichtspunkten, nicht ohne Geist, doch mit wenig Geschmack und
viel Phrasen, sowie mit zahlreichen wissentlichen und unabsicht-
lichen Entstellungen der geschichtlichen Wahrheit. Derselbe ist
wohl eine Person mit dem als Schulredner und Dichter be-
kannten Florus.
1. Titel im Bamb. (A. 5) epiUma luli Flori de T. Livio bellorum
omnium annorum DCC libri duo, im Nazar. (A. 6) L. Annei Flori epitoma
de T. IAvio in vier Büchern. Die übrigen Hss. nennen den Vf. auch An-
natu» Florus; vgl. auch GBeckkb, catal. bibl. antiqui p. 311. S. A. 8 E.
2. Malalas 8, p. 211, 2 Bonn. %a&mg 6 ocKpaotaxog $X&qog vnsfivrj-
itazidkv i% xmv AiQCov övyyQappdxoov. Vgl. oben S. 61 E. Livius ist oft wört-
lich abgeschrieben, besonders bei rhetorischen Wendungen; bildet aber
nicht die einzige Quelle des Auszugs: UKöhleb, qua rat. Liv. ann. (1860)
p. 23. 27. Aach Sallast and Caesar sind benatzt (Heyn aO. 36, BJacobi,
de Feati breviarii fontibuß 35, Vogel, act. sem. ph. Erl. 2, 436, Opitz,
spicil 17). Ebenso Lacanas (OJahn p. xlvii. Meinert, Wiener Jahrbb.
28, 186. HJMullbb, JJ. 113, 569. EWesterbürq, BhM. 37, 35). Benutzung
der Historien des Vater Seneca (§ 269, 3)? ORossbach, de Sen. phil.
recens. 164. Zweck und Inhalt ist eine Lobpreisung des römischen Volkes.
praef. 3 in brevi quasi tabeUa totam eius imaginem amplectar, non nihil, ut
spero, ad admirationem principis populi collaturus si pariter atque insemel
universam magnitudinem eius ostendero. Florus wollte non tarn narrare
bella rotnana quam romanum Imperium laudare (Auausrar. civ. dei 3, 19).
Er wählt daher immer dio dem römischen Volke günstigste Darstellung,
wo er sie finden mag. Neben diesen absichtlichen Entstellungen ist Florus
voller Irrtümer aller Art. UKöhleb aO. 26, mit den Beispielen von Miß-
verständnissen, Verwechslungen, Widersprüchen, geographischen und bes.
zeitlichen Fehlern usw.; vgl. OJahn, p. xxxiv. xlvi. Spengel aO. 340.
Heyn p. 3. 19. Die Anlage ist in der Hauptsache nach der Zeitfolge,
erstrebt aber daneben eine gewisse Sachordnung, wie in den Rubriken de
seditionibus (1, 17, vgl. 2, 2 — 5), res in Hispania gestae (1, 33). Zu Grunde
gelegt ist die Einteilung (vgl. § 269, 3) nach Altersstufen (infantia, adole-
scentia, iuventus, senectus, GFUmqeb, Phil. 43, 429), indem der Verf. po-
pulum rom. quasi unum hominem considerat (praef. 4). Jahn p. xxxvm.
Spengel S. 845. Nach einer Übersicht der Königszeit (1, 1) folgt (1, 2)
eine rhetorische Zusammenfassung darüber, wie auch am Schlosse des ersten
Bachs eine worin über den fortschreitenden Sittenverfall rhetorische Klage
geführt ist. . Das letzte behandelte bellum ist (2, 33) b. cantabricum et
astaricum, worauf (2, 34) pax Parthorum et consecratio Augusti. Das erste
Buch behandelt die gute Zeit des röm. Volks, das zweite seinen Verfall
(seit den Gracchen). Moralisiert wird viel (Spengbl S. 328). Probe des
politischen Standpunkts 2, 1 seditionum omnium eausas tribunicia poiestas
cxcüavü, quae spede quidem plebis tuendae, . . re autem dominationem sibi
880 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
adquirens, Studium populi . . aucupabatar. Beispiele lacherlicher Aus-
malungen bei Spenqel S. 837.
8. Abfassungszeit unter Hadrian: praef. 8 a Caesare Augusto (geb.
691/63 y. Chr.) in saeculum nostrum haut multo minus anni ducenti, quibus
inertia Caesarum quasi consenuit atque decoxit, nisi quod sub Traiano prin-
cipe movit lacertos et praeter spem omnium senectus imperii quasi reddita
iuventute reviruit. FNTitze (de epitomes . . quae . . Flori . . fertur aetate
probabilissima etc., Lintz 1804, und in s. Ausg., Prag 1819) setzte den Fl.
unter August und erklärte die hiermit nicht vereinbaren Stellen für unecht;
s. dagegen Mbinebt, Wien. Jahrbb. 28, 169. Gossbau, de Flori qua vixerit
aetate, Quedlinb. 1837 (unter Trajan). GFUngeb, Phil. 43, 443 (unter Marc
Aurel um J. 167).
4. Die Darstellung des Florus ist einerseits rhetorisch, anderseits
poetisch, sie zeugt von entschiedener stilistischer Begabung, aber ihre auf-
dringliche Maßlosigkeit stellt die Geduld des Lesers auf eine harte Probe.
Jahn, p. xlvii u. die praefatio von Graevids. Vor der Masse des Schwül-
stigen und Übertriebenen verschwindet das Gelungene. Vgl. Spengex
S. 322. 343. Wie der Gesichtskreis des Rhetors ein beschränkter ist, so
auch sein Sprachschatz; Wiederholungen sind sehr häufig; namentlich hat
Fl. eine Leidenschaft für quasi, das er in seinen 81 Kapiteln 125mal
gebraucht (quippe 76mal), sowie für Ausrufungen (Spkngel S. 336). Nach-
ahmung des Lucanus (vgl. Anm. 2) und des Tacitus (EWölfflin, Phil.
29, 557. AEgen, de Fl. hist. elocutionis Tacit. imitatore, Münst. 1882). Im
Gebrauche von post Übereinstimmung mit Tertullian, Bimsfeld, BhM. 26,313.
5. Den späteren Jahrhunderten und dem Mittelalter empfahl sich der
Abriß durch seine Kürze und wohl auch durch seine Rhetorik. Besonders
der Vf. der viri illustres urbis Romae (§ 414, 4), Orosius und vollends
Iordanes hat ihn stark ausgebeutet; später citiert ihn Malalas (A. 2). Daher
giebt es auch eine sehr große Zahl von Handschriften des Florus. Die
beste ist der Bambergensis s. IX. Ihm ähnlich war die Handschrift welche
Iordanes (de summa tempp., § 485, 4) benützte (vgl. darüber Mommsen zum
Iord. p. xxiv. ThOpitz, JJ. 121, 203; spicil. 3). Die sonstigen Hss. stammen
aus einer vielfach verfälschten Quelle; doch ist auch diese zweite Klasse für
die Kritik sehr wichtig. Ihr ältester Vertreter ist der Nazarianus s. IX
(in Heidelberg), worin der Abriß in vier Bücher geteilt und einem L. An-
naeus Florus beigelegt ist; s. A. 1 und Jahn p. v. Mit dem Nazar. stim-
men häufig die Citate bei Orosius. Zahqemeisteb, Oros. p. xxvi. Opitz,
spicil. 1. HSauppe, de arte crit. in Flori bellis recte facienda, Gott. 1870.
HMüllkr, JJ. 103, 565. EBähbens, RhM. 30, 628.
6. Ausgaben zB. von JCahbbs (Vienn. 1518), EVinbtus (am Solutus,
Poitiers 1554 u. sonst), JGbutbr (Heidelb. 1597), ClSalmasius (Heidelb. 1609
u. sonst), JGGbaevios (Utr. 1680 u. sonst), OADokeb, cum nott. varr. (Leid.
1722, zuletzt Lpz. 1832 II), JFFibchbb (Lpz. 1760), FNTitzb (Prag 1819),
GSeebodb (Lpz. 1821). Erste kritische Ausgabe von OJahn (Iuli Flori epit,
. . rec. et emendavit, Lps. 1852; vgl. CHalm, JJ. 69, 172); dann recogn.
CHalm, Lps. 1854. — Zur Textkritik: FEKuhleb (Gott. 1865), JFbbudhhbkbo
(RhM. 22, 25), JPBinspbld (Düsseid. 1867), EBähbens, lectt. lat., Bonn 1870,
§ 348 Florus. 881
p. 6, HSauppe (A. 5). HMllleb, RhM. 26, 350; Festschr. d. Friedr.-Wrd.-
Gymn., Berl. 1881, 37, ThOpitz, JJ. 121, 210; in Iulio Floro apicileg.
cht., Dresden 1884, JJCobnelissbn, Mnemos. 6, 312. 12, 233, OESchmidt,
JJ. 181, 801.
7. HGPlass, de auctoribus epitomes L. Annaei Flor., Verden 1858.
LSpekoel, die Geschichtsbb. d. Florus, Abh. d. Münch. Ak. 36 (1861), 319.
JRbbeb, d. Geschichtswerk d. Fl., Freising 1865. CHkyn, de Floro bist.,
Bonn 1866. GBizos, Flori historici vel potius rhetoris de vero nomine,
aetate, scriptis, Paris 1876. — Thome, de Flor, elocutione, Frankenstein
i/SchL 1881. ThEgen (A. 4). EBieliqk , de casuum syntaxi a Floro usur-
pata, Halle 1883. ISobn, d. Inf. b. Sali. Flor. Eutr. u. Pers., Hall i/östr. 1888.
-— Jahresberichte aber Florus von AEussnbb, Phil. 84, 166. 37, 130.
8. P. Annii Flori Virgüius orator m poeta incipit (dasselbe Schal-
thema bei Mach. 5, 1, 1): erhalten ist aber nur die hübsche Einleitung
des so betitelten Dialogs durch Bruxell. 10677 s. XII und zuerst ver-
öffentlicht von FRitschl, RhM. 1, 302 *=- op. 3, 729. Nachvergleichung der
Hs. von Mommben, RhM. 16, 135. Gedruckt auch in den Ausgg. der epitome
des Florus (A. 6) von OJahn p. xli und von KHalh p. 106. Beitrage zur
Textkritik: JFseudenbero, RhM. 22, 30. EBIhbens, lectt. latt., Bonn 1870, 19;
JJ. 105, 632. MHaupt, op. 3, 459. 586. HJordan, Herrn. 8, 85. Ober An-
klänge an Virgil AEubsmbb, BlfbayrGW. 24, 80. Aus dieser Einleitung
erfahren wir über den Verfasser daß er, aus Afrika gebürtig, als puer sub
Domitiano zu Rom im capitolinischen Wettkampf aufgetreten, aber aus
Parteilichkeit nicht gekrönt worden sei; aus Verdruß hatte er sich auf
Reisen begeben, zuletzt aber in Tarraco (EHübnbb, Herrn. 1, 97) nieder-
gelassen und die professio litterarum betrieben. Hier trifft ihn ein Be-
kannter und fragt ihn zB.: quid tu tarn diu in hoc provincia? nee . . urbem
iUam revisis ubi versus tui a lectoribus concinuntur et in foro omni clarissi-
mus ille de JDacia triumphus (Trajans, J. 102 oder 106) exultat? Wirklich
finden wir ihn unter Hadrian zu Rom , da er ohne Zweifel der Florus poeta
ist mit welchem Hadrian scherzhafte Verse wechselte (Spabt. Hadr. 16);
vgl. Chabis. GL. 1, 53, 14 u. 140, 6 (Annius Florus ad divutn Hadrianum:
poematis delector). ebd. 123, 7 (Florus ad divutn Hadrianum). Auch ist
ganz glaublich daß er der Verfasser ist der ansprechenden, in den Hss.
einem Florus beigelegten, 26 trochäischen Tetrameter, Lebensbeobachtungen
enthaltend (AL. 245—252 PLM. 4, 346), sowie der fünf Hexameter Flori
über die Rosen (AL. 87 PLM. 4, 279). Beides auch an LMüllebs Rutil. 26.
EHOMüllbb, de P. Annio Floro poeta et de Pervigilio Veneria, Berl. 1855.
FEtssehhabdt, Hadrian u. Florus, Berl. 1882. — Endlich legt die Überein-
stimmung in dem Namen Florus und im Zeitalter (A. 3), sowie im rheto-
rischen Charakter und auch in manchen einzelnen Wendungen es nahe,
den Verfasser der Bella mit P. Annius Florus zu vereinigen (so Mommsen,
Halm, AEusshbb, Phil. 34, 173. 87, 143. EWölfflin, Münch. SBer. 1880 1, 413.
EWestebbubg, RhM. 37, 47; ähnlich Spbngbl u. a.). Vgl. per diver 8a ter-
rarum in Halms Ausg. p. 107, 11 und Bella 1, 40, 27. 1, 41, 1. 2, 7, 2;
vietor gentium populus (rom.) ebd. p. 106, 26 und Bella 1, 44, 3. 2, 1, 3.
2, 34, 61. Halm, JJ. 69, 192. Dann wäre das Iuli im Bamb. (und das X.
TiüFFBii-8cHWABaf Rom. Lit.-Geioh. 5. Aufl. 56
882 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
in Naz.) als verfälscht aus Publi anzusehen und das Annex des Nazar*
(A. 1) als Verderbnis von Anni.
349. Aus derselben Zeit ist wohl auch des Iustinus Ge-
schichtsabriß, sowie des Iuventius Martialis Geschichte Caesars.
Die andern Schriftsteller auf dem Gebiete der Geschichte schrieben
griechisch, wie Gassius Longinus und Phlegon.
1. Über Iustinus s. § 268, 7. — Apoll. Sidoh. ep. 9, 14 st omittantur
quae de titulis dictatoris invicti (des Iulius Caesar) scripta Patatrinis sunt
voluminibus, quis opera Suetonii (§ 196, IgE.), quis Iuventii Martialis
historiam, quisve ad extremum Balbi ephemeridem (§ 196, 1) fando adaequa-
verit? Den Namen dieses Iuventius wollte Reinesius auch bei Arne r an. 28,
4, 14 (§ 331, 7 Z. 6) statt Iuvenälem herstellen.
350. Unter den Juristen der Zeit ist der einflußreichste
der Sabinianer Salvius Iulianus, welcher in Hadrians Auftrag
die Edicte der Prätoren (nebst denen der Aedilen u. a.) sammelte,
sichtete und sachlich geordnet in einer handlichen Ausgabe ver-
öffentlichte, welche als Gesetzbuch kaiserlich bestätigt wurde
mit der Bestimmung daß Abänderungen nur noch dem Kaiser,
nicht mehr den Beamten, zustanden. Auch selbständige juristische
Werke verfaßte Julian und genoß noch Jahrhunderte hindurch
hohes Ansehen. Jüngere Zeitgenossen von ihm sind die Juristen
Aburnius Valens, Pactumeius Clemens und Sex. Pomponius,
der letztere mehr ein gelehrter als ein praktischer Jurist und
für uns wichtig als Verfasser einer in die Digesten aufgenom-
menen kurzen Geschichte des Rechts und der Rechtswissenschaft
bis auf die Zeit Hadrians, aber auch sonst ein sehr fruchtbarer
und bis ins hohe Alter tätiger juristischer Schriftsteller.
1. Pompon. dig. 1, 2, 2, 53 Iavoleno Prisco (successü) Aburnius Valens
(A. 4) et Tuscianus (sonst unbekannt), item Salvius Iulianus. Vgl.
§ 342, 3. Letzterer war ex Adrumetina colonia (Späht. Did. lulian. 1, 2)
in Afrika und (mütterlicherseits) Urgroßvater des nachmaligen Kaisers
Didius Iulianus, bis consul (vgl. dig. 40, 2, 6), praefectus urbi et iuris eonsultus
(Spart. Did. Iul. 8, 1). Späht. Hadr. 18, 1 cum iudicaret in consilio habuit
. . iuris consultos et praeeipue Iulium Celsum (§ 342, 1 Z. 11), Salvium Iulia-
num etc. Bei Fbonto ad Caes. p. 59. 60 ist Julian krank und Fronto besucht ihn
dem M. Aurel zuliebe. Noch die Di vi fratres dig. 37, 14, 17 pr. pluriutn
etiam iuris auetorum, sed et Salvii Iuliani amici nostri (vgl. M. Aurel bei
Fronto ep. ad Caes. p. 60), clarissimi viri, hanc sententiam fuisse (er war
also damals schon tot). Sein Grabmal war müiario quinto via Labicana
(Spart. Did. Iul. 8, 10).
2. Edtr. 8, 17 Salvii Iuliani, qui sub divo Hadriano perpttuum com-
posuü edictum. Hieron. ad a. Abr. 2147 = 131 n. Ohr. Salvius Iulianus
perpetuum compomit edictum. Über diese Zeitangabe s. Mommsen, üb. d.
§ 349 Historiker § 350 Juristen : SaWias Julian üb u. a. 883
Chronographen (1860) 673. Justinianb constit. didcomv 18 'AÖQuxvog . .
ore xä nctqa zmv icqcxizcoqcov %ccz* £tog enaazov vouo&ezovptvcc iw ^qcl%(i
tivi ovvijys ßtßlüp, zov hqutlgtov 'iovliavov ngog zovxo naQcclaßcov. constit.
Tanta (Cod. 1, 17, 2 vom J. 533) 18 et ipse Iulianus, legutn et edicti per-
petui subtüissimus conditor, in suis libris hcc retulit . . et divus Hadrianus
in compositione edicti tt scto quod eam secutum ett etc. AFRudorff, E die tum
perpet. 1, Lps. 1869. OLbnbl, das Edictum perpetuum, Lpz. 1883. Die
wörtlich (bes. in den Digesten) erhaltenen Edictsatze auch in Brtjns fönt.5
188. Cod. 3, 33, 15 (vom J. 530) sumtnum auetorem iuris scientiae Sdl-
viutn Iulianutn. 4, 5, 10 (vom J. 530) sublimissimum testem adducit Sah
vium Iulianutn, summae auetoritatis hominem et praetoriani edicti ordina-
torem. 6, 61, 5 (vom J. 478) Iuliani, tantae existimationis viri atque
disertissimi iurisperiti. Schüler von ihm waren Africanus und Terentius
Clemens.
3. Eigene Schriften des Iulianus. Digestorum libri XC (Ind. Flor.),
woraus in die justinianischen Digesten 376 Bruchstücke aufgenommen sind,
wie auch Titel und Plan von Julians Werk auf das justinianische Einfluß
übte. Es enthielt zusammenhangende Erörterungen (quaestiones) über die
Rechtswissenschaft, in Verbindung mit Fragen der auditores und den
darauf von dem Lehrer erteilten Antworten. Mommsen, ZfRGesch. 9, 82.
Die ersten 58 Bücher folgten der Ordnung des Edicts und sind unter Hadrürn
verfaßt und veröffentlicht; die spateren Bücher unter Antoninus Pius;
HHFittwg (s. § 49, 11) S. 4—7. Vgl. Rüdobff, röm. RGesch. 1, 171.
K Viertel, de vitis ictorum, Eönigsb. 1868, p. 6. Noten zu dem Werke
schrieben ülpius Marcellus und Cervidius Scaevola, schon unter Pius, dann
Mauricianus und Paulus. Julian selber verfaßte Noten zu Urseius Ferox
(§ 316, 3) in 4 Büchern (Ind. Flor.; doch vgl. Viertel, de vitis ictorum
p. 18), daraus geben die Digesten 41 Bruchstücke, und zu Minicius
(§ 342, 6) in 6 Büchern (?vgl. KVibbtel aO. 24). Aus Julians liber angu-
laris de ambiguitatibus sind in den Digesten vier Fragmente. Im ganzen
8. Hommbl, palingen. 1, 223. Lknel, paling. 1, 318. Viele Entscheidungen
Julians auch in den quaestiones des Africanus, seines Schülers (§ 360, 3).
Das Citat Iulianus libro I ad edictum (dig. 3, 2, 1) beruht auf Verwechs-
lang der Redaction des Edictum durch Julian (Anm. 2) mit einem selb-
ständigen Werke (Zimmern, röm. Privatr. 1, 1, 132). — Heineccius (de Salvio
luliano), opp. 2, 798. 7, 196. FABibneb, de S. I. meritis de edicto praetorio,
Lps. 1809. Borghe8i, oeuvr. 9, 302. HBuhl, Sab. Iulianus I, Lpz. 1886.
PKbcgkb, Quell, u. Lit. d. röm. R. 167.
4. L. Fulvius C. f. Pupin(iä) Aburnius Valens (Orelli 8168 vgl.
dig. 32, 78, 6). Da er nach dieser Inschrift (wo er noch clarissimus iuvenis
heißt) praef. urbi feriarum Latinarum (vor dem Eintritt in den Senat,
Mommsen, Staatsr. 28, 671) im J. 118 war, so wird er kurz vor J. 100
geboren sein. Er verfaßte Actiones in mindestens 7 Büchern (dig. 36, 4, 16)
and libri fideicommissorum, gleichfalls in mindestens 7 Büchern (dig. 33,
1, 16), welche letztere Schrift in den Pandekten 19 mal benützt ist. Vgl.
Hommbl, palingen. 2, 533. Da er in dem letztgenannten Werke nicht nur
den IavolenuB citiert (dig. 33, 1, 16), sondern auch den (Salvius) Iulianus
(ebd. 4, 4, 38 Iulianus . . respondit. 32, 94 IuUanus . . putavit) und den
66*
884 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
Trajan als divus bezeichnet (49, 14, 42), so scheint er den Inlianus über-
lebt zu haben. Er ist daher ohne Zweifel der Fulvius (so Mommsen, statt
Sdlvius) Valens bei Gapitol. Ant. Pi. 12, 1 usus est iuris peritis . . Fulvio
Välente. Vgl. dig. 48, 2, 7, 2 divus Pius ScUvio (Fulvio) Volenti rescripsit
PFSmbding, de Aburnio Valente, Leid. 1824. Zimmern, Gesch. d. röm.
Privatr. l, 1, 334. KVibbtel, de yitis ictorump. 30. Mommsen, ZfRGesch. 9, 90.
6. Pompon. dig. 40, 7, 21, 1 Pactumeius Clemens (cos. suff. J. 138)
aiebat etc. Seine Amtslaufbahn ist genau bekannt durch die Inschrift aus
Constantine CIL. 8, 7059 (vgl. 7060. 61; vgL Or.-Hknzen 6483 Wilm. 1180)
P. Pactumeio P. f. Quir. Clement* usw. Bobghesi, oeuvr. 5, 407.
6. Sex. Pomponius lebte und schrieb sowohl unter Hadrian als unter
M. Aurelius oder doch den divi fratres. Bezeichnend ist die Äußerung aus
seinen Epistolae B. VII (dig. 40, 6, 20): ego diseendi cupiditate, quam solam
vivendi rationem optimam in LXXVIIIum annum aetatis duxi. Da er in
demselben Buche (dig. 60, 12, 14) den Antoninus als divus bezeichnet, so
schrieb er dies frühestens J. 162, war somit nicht vor J. 84 n. Chr. ge-
boren. Und daß er ein Zeitgenosse von Julian war erhellt teils daraus daß
seine Geschichte der Jurisprudenz (A. 9) mit letzterem schließt, teils daraus
daß beide einander anführen (A. 7). Pomponius aber scheint den Julian
überlebt zu haben, da Julian nur ein Werk des Pomp, benützt bat, Pomp,
aber mehrere des 'Julian; s. A. 7. Als seine Lehrer nennt Pomp, die
Juristen Pegasus (dig. 81, 43, 2 Pegasus solüus fuerat distinguere), Aristo (ebd.
40, 6, 20 putabat. 86, 1, 72 aiebat, vgl. 34, 5, 18. fragm. Vat. 83. 88) und
Octavenus (dig. 40, 4, 61 aiebat. 40, 6, 20 putabat). Häufig geht er in
seinen Schriften auf die veteres zurück, insbesondere auf Q. Mucius, Ser.
Sulpicius, Trebatius, Alfenue, Labeo.
7. Verhältnis zwischen Inlianus und Pomponius. Pomp, benützt des
Iulian. dig. und citiert ihn häufig, wenigstens in den libri ex Plautio, den
Epistolae und variae lectiones, sowie in den libri ad edictum, vgl. dig. 6,
1, 21 (Pomponius libro XXXIX0 ad edictum scribit etc. Iulianus autem etc.
idque Pomponius libro XXXIV0 variarum lectionum probat). 14, 6, 19
(Iulianus scribit). 89, 2, 18, 5 (Pomponius relata Iuliani scriptura dicü non
se improbare etc.). 40, 4, 40 (aus Pomp. libr. V ex Plaut: Iulianus aü).
61 (et Iul. aü). 40, 6, 20 (apud Iülianum ita scriptum est . . ea quae
Iulianus scribit, aus Episi VII). 49, 14, 36 (aus Epist. XI apud Iülianum
scriptum est). Fragm. Vat. 75 (Pomponius aü libro VII ex Plautio, relata
Iuliani senteniia . . urgetur tarnen Iuliani sententia argutnentis Pomponii).
Julian benützt (in seinen Dig.) des Pomp. Bücher ad Sabinum; vgl. Fragm.
Vat. 88 (Iulianus subicit Sextum quoque Pomponium referre). dig. 28, 5, 41
(ut refert Sex. Pomponius, vgl. Mommsen, Z. f. RGesch. 7, 478). 17, 2, 63, 9
(ait Iulianus Sextum Pomponium referre Sabinum respondentem etc.). Vgl.
Fitting aO. 8 f. 11. 12. 13. Die Aufeinanderfolge Iulianus et Pomponius
dig. 28, 2, 9, 2. 45, 1, 2, 5. Vgl. Gai. inst. 2, 218 (Iuliano et Sexto placuit).
Zu einer Unterscheidung zweier Juristen des Namens Pomponius ist kein
triftiger Grund vorhanden. Bddobff, Bechtsgesch. 1, 172. Fittino aO. 13.
Mommsen aO. 478.
8. Schriften des Pomponius. Enchiridii liber singularis (A. 9), Ad
Sabinum libri XXXV, und Fideicommissorum libri V, sämtlich unter Hadrian
§ 350 Juristen. § 35t Rhetoren. 885
verfaßt, die Noten ad Sabinnm sicher vor Julians Digesten; Ad edictum,
mindestens 83 Bücher (and wahrscheinlich noch viel mehr, Krüger aO. 174) ;
Ad Q. Mucium lectionum libri XXXIX (oben § 154, 2) nach Hadrian, wahr-
scheinlich unter Antoninus Pius verfaßt; Ex Plautio libri VII, unter Antoninus
Pins geschrieben, wie auch wahrscheinlich Senatusconsultoram libri V;
Variarum lectionum libri (dig. 4, 4, 50. 50, 12, 14), mindestens 41 Bücher,
Epistularum 1. XX aus der Zeit der divi fratres (s. A. 6). Nicht wohl vor
Pius verfaßt war die Schrift De stipulationibus in mindestens acht Büchern,
und spätestens unter Pius der Regularum liber siugularis. Aus unbekannter
Zeit Bind seine Enchiridii libri II. Ebenso die Zusammenstellung der
juristischen Ansichten des Aristo (§ 342, 4) aus dessen notae, decreta,
responsa und epistulae; s. dig. 24, 3, 44 (aus Paulus) Nerva et Cato respon-
derunt, ut est relatum apud Sex. Pomponium digestorum ab Aristone libro
quinto; ibidem Äristoni consensit. Im ganzen sind die Schriften des Pomp,
gegen 900mal angeführt : s. die Zusammenstellung bei Hommel, palingenesia
2, 303. Lsnbl, paling. 2, 15. Sie waren geschätzt teils wegen ihrer Ca-
suistik teils als Auszüge aus angesehenen älteren Juristen.
9. Das Enchiridion (liber eing.) enthielt, wie es scheint, eine Er-
läuterung der rechtlichen Grundbegriffe (dig. 50, 16, 239) und einen Abriß
der Geschichte des röm. Rechts und der Rechtswissenschaft bis auf Iulianua
(dig. 1, 2, 2). Geschrieben unter Hadrian (dig. 1, 2, 2, 49 optimus princeps
Hadrianus). Vgl. oben S. 295, d. — Sonderausgaben von EBöcKina (Bonn
1831) und FOsann (recogn. et annot. crit. instr., Gießen 1847). § 41—44
cum notis ed. ESchradkr, Berl. 1837. — HBRbinold (de Sex. Pomponio
icto) opusc. 502. Heinecciub (de Sex. P. icto), opp. 3, 2, 66. Zimmern,
Gesch. d. röm. PRechts 1,1, 337. Fittino (oben § 49, 11) 8. Krügkb,
Quell, u. Lit. d. röm. Rechts 178.
351. Die meisten und angesehensten Rhetoren der hadria-
nischen Zeit schrieben in griechischer Sprache. So Hadrian
selbst, Polemon, Lollianus, Dionysios aus Milet, Favorinus u. a.
Lateinisch schrieb Castricius; vielleicht gehören in diese Zeit auch
die dürftigen Auszüge aus Schulreden eines sonst unbekannten
Calpurnius Flaccus. Die Philosophie war vorzugsweise
durch Griechen vertreten, wie Plutarchos und den Platoniker
Calvisius Taurus.
1. Über Hadrians Declamationen s. §346, 3; über Aelius Veras § 358, 2.
2. Gblliu8 18, 22, 1 T. Castricius, rhetoricae disciplinae doctor, qui
habuit Romae locum principem declamandi ac docendi, summa vir auctori-
tate gravüateque et a divo Hadriano in mores atque litteras spectatus, quo
. . usus sum magistro; vgl. Gull. 11, 13, 1. 1, 6, 4. 2, 27, 3. Fbohto ep.
ad am. p. 190 (Castricius noster).
8. Hibboh. ad a. Abr. 2148 — 132 n. Ohr. Favorinus tt Polemo rhe-
tores insignes habentur. Favorin-us aus Arelate (Arles), Schüler desDion
(Chrysostomos), mit Plutarch und Fronto (§ 366, 2) befreundet, encyklopa-
discher Schriftsteller, zB. Verfasser von philosophischen Schriften (IIvqqx'
886 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus).
vsiol zQonoi und 'AnouvTjpovsvpaTa) sowie einer ffarroffasq laroQÜt (EMaass
u. UvWilamowitz in d. phil. Unters«. 3 [Berl. 1880], 1. 142), Kenner auch
der römischen Literatur und darin der Altertümelei entgegentretend (Gull.
1, 10, vgl. 8, 2. 18, 7. 20, 1, 20) ; fl. Pbtlobtb. vitae soph. 1, 8 mit Kaysbb
(Heidelb. 1838) p. 181. JLMabbes, de Favorini Arelatensis Tita, studiis,
v scriptis, Ctr. 1863.
4. Ex Calpurnio Flacco excerptae • excerpta • X • rethorü minor um.
Mit dieser Überschrift gab der Montepesa. 126 s. X und geben Monac. und
Chigian. (§ 325, 12 Z. 13) kurze Auszöge aus 51 declamationes , und zwar
der Montepess. nach den Auszügen aus Rhetor Seneca (§ 269, 7, welche die
Oberschrift haben Hie tarn ineipit Seneca decem rhetorum feliciter^ Kikss-
LiMGs Ausg. p. 140). Jener Titel bedeutet schwerlich (CRitteb, d. quintiliao.
Declamationen 270) daß, wie die Seneca- Überschrift Auszüge aus dessen
zehn Büchern meint, so auch Auszüge ans 10 Büchern des Calpurnius ur-
sprünglich gefolgt seien. Vielmehr ist wohl der allgemeine Titel Ex-
cerpta X rhetorum minorum fälschlich nach dem ersten Sondertitel Ex
Calpurnio Flacco excerptae gesetzt, und es war die im Montepessulanus u. a.
augelegte umfängliche Sammlung von Schulreden (Quintilians decl., Sen.
rhet.) abgeschlossen durch Auszüge aus 10 rhetores minores: darunter
waren zB. , wenn man dem verschollenen Codex des Campanus (s. § 325,
12 gE.) trauen darf, auch Stücke von Antonius Iulianus (§ 356, 1). Die Zeit
des Calpurnius Flaccus ist unsicher (eine Vermutung bei Bobqhbsi, opp. 3, 367).
rDie Annahme daß die überlieferten Excerpte von Calp. Fl. aus 10 Rhe-
toren geschöpft seien wird dadurch ausgeschlossen daß immer nur die Auf-
fassung eines Rhetors gegeben wird' MHebtz. — Erste Ausg. (mit d.
quintil. Declamat., § 325, 12) von Pithoeus, Par. 1580. Dann in den Ausgg.
der quintil. Declamationen von JFGkonov (Leid. 1665), UObbbcht (Straßb.
1698) and PBubman (Leid. 1720).
5. Aus der Bhetorschule der Kaie er zeit stammt wohl auch eine decla-
mat io in L. Sergium Catilinam in maßlos breiter Darstellung aber noch
leidlicher Sprache, erhalten im Monac. 68 s. XV und (zum Teil) im Leid. 19
s. XV, von Poggius im J. 1451 erwähnt, gedruckt zuerst am Sallaat, Rom
1490, dann in anderen Sallustausgaben (zB. voüKobtte, Havsbkamp, Geblach,
§ 205, 9), zuletzt bei Zimmereb aO. Seit dem Sallust, Venedig 1491 wurde
sie falschlich dem Porcius Latro (§ 268, 2) beigelegt, weil die Wendung
des Porcius Latro 'quid exhorruistis , iudices? (Sem. contr. 9, 2, 24) sich
auch in dieser declam. 4, 11 findet HZimmbber, declamatio in L. Serg.
Catil. , eine Schuldeclamation usw. I, Münch. 1888.
352. Der namhafteste Grammatiker aus der Zeit Ha-
drians ist Q. Terentius Scaurus, Verfasser einer lateinischen
Grammatik, sowie Erklärer des Plautus, Virgil und Horaz.
Erhalten ist von ihm im Auszug eine Schrift de orthographia,
welche für die Sprachgeschichte nicht unwichtig ist. Derselben
Zeit gehörten auch Velius Celer, Aelius Melissus und Domitius
an, von den Griechen aber die Grammatiker Vestinus und beson-
ders Heliodoros.
§ 361 Rhetoren. § 362 Grammatiker. 887
1. Gell. 11, 15, 3 Terentius Scaurus, divi Hadriani temporibu^
grammaticus vel nobüissimus , inter illa quae de Caeselli (§ 343, 4) erroribus
composuit. Vgl. Capitolin. Ver. 2, 6 audivit (Verus) Scaurinum gramma-
ticum latinum, Scauri fiHum qui grammaticus Hadriani fuit. Wissenschaft-
licher Verkehr mit Hadrian: Charib. GL. 1, 209, 12 'obiter9 divus Hadrianus
sernumum I quaerit an latinum sit . . . et cum Scaurus . . . neget addit
quia etc. (vgl. A. 3). — Erwähnung des Scaurus neben anderen berühmten
Grammatikern bei Adson. epp. 18, 27, opusc. 3, 20. — Grammatik: Chabib.
GL. 1, 133, 1 Scaurus in arte grammatica. 186, 16 Scaurus artis gramma-
ticae libris (dagegen ebd. 146, 36 Scaurus libro III bezieht sich auf M.
Aemilius Scanras § 136, 10; vgl. Diox. GL. 1, 374, 14. 385, 30). Nament-
liche Anführungen ans dieser Grammatik besonders bei Charisins und Dio-
medes (ans Bomanus) und in den Ex planati ones in artem Donati (GL. 4, 486}.
Über sonstige Verwertung derselben bei den Genannten und anderweit s.
HKummbow aO. 9. 16. 30. 52. PEMkykr, quaestt. gramm. ad Scauri artem
resti tuend am, Jena 1885. Daß des Audax (§ 482, 4) de Scauri et Palladii
libris excerpta auf selbständiger Lesung des Scaurus beruhen ist unwahr-
scheinlich. — Rufin. GL. 6, 561, 2 Scaurus in eadem fabula (dh. im Com-
mentar zu Plaut. Pseud.) etc.; vgl. ebd. 665, 2. Ritschl, Parerga p. 375.
— Commentare zur Aeneis , nicht aber , soviel wir wissen , zu den Bucolica
(Kdmmrow aO. 2). — Commentare zu Horaz: Porphyr, zu Hör. s. 2, 6, 92
f capite obstipo9, tristi ac severo. Scaurus inclinato dicit. Charib. GL. 1,
202, 26 'impariter9 Horatius epistolarum (AP. 76) 'versibus impariter iunctis9,
ubi Q. Terentius Scaurus in commentariis in artem poeticam libro X 'ad-
verbium9 inquit ' figuravü9 ; ebd. 210, 19 ' primus9 pro 'in primis9 ut Maro
'Troiae qui primus ab oris9, ubi (db. etwa bei der Erklärung von AP. 130)
Q. Terentius Scaurus commentariis in artem poeticam libro X *non qui ante
omnes9 inquit 'sed ante quem nemo est9 et addit 'quo genere plures primi
acdpi possunt9. Da ein Commentar von 10 Büchern zur AP. gewiß nicht
anzunehmen ist, so darf man vermuten daß Scaurus einen umfänglichen
Commentar zu Horaz verfaßt und jedem der 10 horazischen Bücher ein
Buch Erklärung gewidmet habe. Die besonders gezählte AP. stand (anders
als in unseren Hss., § 239, 7 A.) wie in unseren Ausgaben am Schluß.
KZangkmeibter, de Hör. verbis Bing., Berl. 1862, 40; RhM. 39, 634. 40, 480.
ThBirt, RhM. 38, 199. — Die Fragmente des Scaurus sind gesammelt von
AKümmrow, symb. crit. in gramm. lat., Greifsw. 1880.
2. Wir haben zwei Auszüge aus Scaurus , einen größeren (Teientii
Scauri de orthographia) GL. 7, 11, 1—29, 2 über Orthographisches, dann
einen in den Hss. sich unmittelbar anschließenden über Adverbien, Prä-
positionen usw. GL. 7, 29, 3—33, 13 (ein damit sachlich eng verwandtes
Ezcerpt aus Par. 7620 s. XI in den GL. 7, 34). Beide sind besonders
durch Berücksichtigung des Altlateins wertvoll; Hauptquelle ist, besonders
im zweiten, Varro (HUsenrs, RhM. 24, 94). Jeden der beiden Auszuge
beschließt ein kurzes Nachwort, den ersten: haec tunt quae urgenti tempori
complecti tibi in praesentia potui. si quid (a te si quid FBlchelbr, RhM.
34, 349) exemplis defecerit vel quaestionibus, subiungetur. nam quod ad rem
maxime pertinet, regulam vides; den zweiten: brevitatem huius libelli, si tibi
videtur, adgiutinabis ei quem de litkris novis (ThBebok: des Kaisers Claudius,
888 Die Kaieerzeit. Zweites Jahrhundert (Hadrianus;.
§ 286, 3) hohes a me acceptum. quod ipse feci quia huius pusiüitas sub
isto deeenHu8 prodire quam per se censeri poterat. — Haapths. ist Bern. 880
s. X, daneben Palat. 1741 s. XV. Im allg. HKeil zu GL. 7, 3. WBrambach,
lat. Orthogr. 47. Zur Kritik FBüchblrr, BhM. 34, 848. — Im Einsidl. 32
a. X/Xl (HHaöen, anecd. Helvet. p. cxxxn) steht vor einigen Glossen zur Syn -
onymik: TerenHus de verbo traetans hanc differentiam dicit. Ob damit Scanras
gemeint ist (JWBbck, de differentiarum scriptt. lat., Gron. 1888, 16)?? Vgl.
§ 482, 2. — Über ein (erdichtetes) Citat Seaurue lib. IX de orthographia
s. § 343, 8 M.
3. Pbisc. GL. 2, 647 Velius (VeUiu* im cod. D) Gel er respondens Ha-
driano imperatori per epistulam de hoc (die Quantität von ambitus) inter-
roganti . . ostendit etc. Vielleicht ist er der Kilsq tsxvoyQccyog, ßaciAixmv
(t,\v imczoläv n^oetaxt]^ bei Philobtb. vit. soph. 1, 22, 8. Doch vgl. § S65, 4
Z. 2 und LFbiedlaädbr, SG. la, 187.
4. Gell. 18, 6, 1 Aelius Melissus in nostra memoria fuit Bomae
8ummi quidem loci inter grammaticos id temporis; sed maiore in UUeris erat
iactaniia et Goyioxsta quam opera. is praeter alia quae scripsit complura
librum composuit . . cui titulus est . . de loquendi proprietate. Chams. GL.
1, 101, 4 *clunes' feminino genere dixit Melissus (vgl. Babda GL. 7, 266, 6),
außerdem vgl. das oben § 244, 2 E. Angefahrte. Auch s. § 224, 4. 233, S.
6. Gell. 18, 7, 1 Domitio, homini docto celebrique in urbe Borna
grammatico, cui cognomentum Insano factum est, quoniam erat natura in-
tractabüior et morosior, ei Domitio Favorinus noster cum forte * . öbviam
venisset atque ego cum Favorino essem etc.
6. Aus derselben Zeit ist vielleicht auch Q. Octavius Avitus, s. § 225, 3.
— Über Sulpicius Apollinaris, welcher schon in dieser Zeit von Einfluß
ist, s. $ 867, 2.
353. Dichter von bedeutendem Namen hat Hadrians Zeit
und die nächstfolgende (§ 362) nicht aufzuweisen. Doch fehlte
es nicht an dichterischen Bestrebungen, wobei man besonders
auf zierliche und gezierte Verskunst in bis dahin wenig oder
nicht geübten Maßen Wert legte, namentlich den Anapäst und
den jambischen Dimeter gern verwandte und mit diesen Spiele-
reien noch ein gewisses Aufsehen zu erregen wußte (poetae
neoterici oder novelli). Annianus und Septimius Serenus
besangen, nicht ohne Gewandtheit, Stoffe aus dem Landleben,
jener in seinen Falisca, dieser in seinen opuscula (ruralia).
Annianu9 schrieb außerdem Fescennini. Alfius Avitus erzählte
im Dimeter gar die römische Geschichte und Marianus verfaßte
in demselben Maße Lupercalia. Außerdem wurden ähnliche Verse
gemacht von Hadrian selbst, von Annius Florus, L. Aelius Verus,
Voconius a. a.
1. Ober Hadrians Gedichte § 346, 2 u. 4; Aber Annius Florns § 348, 8M. ;
über Voconius § 846, 4.
§ 352 Grammatiker. § 353 Dichter: Annianus u. a. 889
2. Spabt. Hellas (der Vater L. Venia, der Sohn: § 363, 4) 5, 1 fuit . .
eruditus in UUeris, . . eloquentiae celsioris, versu facüis. 4, 7 cum de pro-
vincia Aelius redisset atque orationem pulcherrimam, quae hodieque legitur,
swe per se seu per scriniorum aut dicendi magistros pararet, qua kalendis
Ianuariis Hadriano patri gratias ageret, . . kalendis ipsis Ianuariis (des
J. 891 — 138) perit.
3. Über die Vers-Tändelei dieser Dichter s. namentlich Diom. GL. 1,
614 111., zB. 614, 23 huic metro quod enervatum diximus simile est illud
neciericum quod est täte, 616, 24 reciprocus (§ 26, 4) versus apud neotericos
talis. 617, 3 reciproeum neoterici, si non fallor, novum protulerunt. Vgl. das
bei Babbbns FPB. 388 fll. Zusammengestellte. Diese modischen Dichter
(novelli, Tgl. § 366, 7 Z. 16) erwähnt öfters Terbntianus GL. 6, 400, 262 si
noveUi versus erit poctae, ebd. 384, 1973 nemo tarnen culpet, si sumo exempla
noveUa: nam et melius nostri servarunt metra minores. Septimius . . . (A. 5
Z. 4). Vgl. über diese Bezeichnung, ferner über die betreffenden Dichter
und deren Zeit GSchultz, Herrn. 22, 274. FLeo, ebd. 24, 294.
4. Gell. 6, 7, 1 Annianus poeta praeter ingenii amoenitates littera-
rum quoque veterum et rationum in litteris oppido quam peritus fuit et
sermocinabatur mira quadam et scita suavitate. ebd. 3 se andiente Probum
grammaUcum (§ 300) . . legisse dicit. Also war Ann. wohl nicht nach J. 70
geboren. 9, 10, 1 Ann. poeta et plerique cum eo eiusdem Musae viri. 20, 8, 1
A. poeta in fundo suo quem in agro Falisco possidebat . . me et quosdam.
item alias familiäres vocavit Demnach stammte Annianus wohl ans Etrnrien.
Dorthin weist auch sein Name (Müllrr-Dbeoke, Etrusk. 28, 298. WDbkokb,
die Falisker, Straßb 1888, 114), auch der Name seiner Gedichte Fescennini
(e. § 6). Aüson. cento nupt p. 146 Seh. nam quid Anniani fescenninos?
Lacbhahn ad Terent. Maur. p. xin hält mit Recht den A. für den poeta
Faliscus welchem Terbntian. GL. 6, 379, 1816 ludicra carmina zuschreibt,
vgl. ebd. 386, 1998 talia doeta Falisca legimus. Mab. Vier. GL. 6, 122, 12
quod genus metri Annianus Faliscum Carmen inscribit (vgl. ebd. 123, 18.
Sekt. GL. 4, 466, 6). LMülleb, RhM. 25, 837 und an s. Ausg. des Rutil.
Nam. p. 84. Bäbbbns, FPB. 374.
6. Trbentian. GL. 6, 882, 1891 dulcia Septimius qui scripsit opuscula
nuper aneipitem tali cantavit carmine Ianum etc. 384, 1978 nemo tarnen
culpet si sumo exempla novella; nam et melius nostri servarunt metra mi-
nores. Septimius, doeuit quo ruris opuscula libro, hoc genere adsidue cecinit.
. . sie hephihemimeres servavit carmine utroque. 386, 1991 ultima quae metro
fuit hoc inventa Sereni. 408, 2627 hoc de Septimii potes iuneiis noscere
versibus. Sebv. Aen. 2, 16 quamvis Serenus lyricus c ad instar ' dixerit (vgl.
zu Aen.' 6, 289 Serenus poeta). Beispiele kunstreicher metrischer Gebilde
des Serenus bei Diomedes GL. 1, 511. 513 (Tgl. Mabt. Gap. 6, 618). 614.
517. 618. Andere bei Nonxus (zB. 639, 19 Serenus opusculorum lib.*I;
210, 22. 268, 2. 431, 16. 467, 26 Ser. in opusculis, dagegen 212, 23 Set.
ruralibus)9 Sbbvius n. a. Die Überreste bei Wernsdorf, PLM. 2, 279.
LMülleb an s. Rutil. *Nam. p. 44. Bahrbns' FPB. 384. Das was Terbntian.
GL. 6, 885, 1998 als doeta Falisca bezeichnet schreibt Mar. Vict. GL. 6,
122, 16 mißverständlich (LMüli^eb, RhM. 26, 838) dem Septimius Serenus
890 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert.
zu (A. 4 E.). Übrigens erneuerte Sept. Ser. die von Annianus (A. 4) aufgebrachte
Gattung; vgL Skrvius GL. 4, 465, 6 docta falisca, Serene, reparas. Ihn
meint wohl auch Ar. Sidon. carm. 9, 260 (Stella et Septimius Petroniusque),
vgl. carm. 14, praef. (s. § 374, 4), sowie Hibrom. ep. 63 (p. 279 Vall.) Ca-
tullus et Serenu8. Über Sept. Ser. Tgl. Wkknsdobf aO. 2, 247. Lachmann,
Terentianus p. xii. LMülleb, de re metr. 97; BhM. 25, 343; an Eutil. Nam.
p. 35. Das Tändelnde das er manchmal hat war durch die Künstlichkeit
der Versmaße mitbedingt.
6. Terentianus GL. 6, 398, 2446 vom iambischen Dimeter: plerumque
nee Carmen modo sed et volumen explicat, ut pridem Avitus Alfius libros
poeta plusculos, usus dimetro perpeti, conscribit ExceUentium (vgl. Mar.
Victorin. GL. 6, 137 apud nos metro continuo [iamb. Dixn.] Alfius Avitus
libros rerum excelleniium fecü). Prisc. GL. 2, 134, 3 (in einem Teil der
Hs8.) Alpheus Avitus in I excettentium (folgen drei Dimeter); ebd. GL.
2, 427, 1 Alphius Avitus in II excellentium (folgen sechs Dim., vgl. 409,
18. 233, 21 spaiiando); ebenso GL. 2, 591, 14 (zwei Dim.). Daraus bei
Wbrnsdorf, PLM. 3, xxxi. LMülleb, de re metr. 102 und an s. Rutil. Nam.
p. 61. Bährens' FPB. 383.
7. Fünf iambische Dimeter von Marianus Lupercaliorutn poeta bei
Philabgvr. zu Verg. ecl. 1, 20. Vgl. LMüllbr de re metr. 103 und an s.
Rutil. Nam. p. 63. FPR. 384.
8. Gell. 19, 7, 1 in agro Vatieano Iulius Paulus poeta, vir bonus et
rerum (vgl. 13, 18, 2 morum) litterarumque veter um inpense doctus, here-
diolum tenue possidebat. eo saepe nos ad sese vocäbat etc. Vgl. ebd. 5, 4, 1
u. 16, 10, 9 (J. P. poeta, vir memoria nostra doctissimus). 1, 22, 9 (horno
in m. n. d.). Vielleicht eine Person mit dem Paulus welcher den Anti-
pater und Afranius erklärte (§ 137, 6£. 145, 3). HPeter, rell. hist.. 1, ccxxxi.
9. Metrische Inschrift (Hexam., iamb. Sen., iamb. u. troch. Dim.) des
Q. Tullius Maximus (aus Leon) CIL. 2, 2660 Wilm. 147. — Hübsche In-
schrift (in Iamben) eines Ballspielers Ursus aus den letzten Zeiten Ha-
drians CIL. 6, 9797 (Orelli 2691 Wilm. 674). Vgl. WHrnzbn, bull. 1866, 174.
Mokmsbn, eph. epigr. 1, 55. — Etwa in diese Zeit gehören auch die 14 (7 la-
teinische und 7 griechische) Epigramme auf dem Grabmal der Atilia Pomp-
tilla bei Cagliari in Sardinien, welche die landläufige Inschriftenpoesie
überragen. VCrespi, ephem. epigr. 4, 484.
2. Die Zeit der Antonine, J. 138—180 n. Chr.
a. Antoninus Pius, J. 138—161 n. Chr.
354. An der Literatur hat Antoninus Pius (geb. J. 86,
f 161 n. Chr., Kaiser seit J. 138) sich nicht persönlich beteiligt,
aber durch seine musterhafte Regierung ihr Raum und Stim-
mung gewährt. Indessen war die geistige Fähigkeit der Nation
so tief gesunken daß ein Fronto jetzt das große Wort führte
und nur auf den Gebieten der Rechtswissenschaft und der
Grammatik sich einiges Leben zeigte. Die griechische Literatur
§ 354 Antoninus Pias § 366 Fronto. 891
aber hat in dieser Zeit neben leeren Schönrednern und dem
Periegeten Pausanias den geistreichen Schriftsteller Lucian und
den Astronomen Claudius Ptolemaeus.
1. Capitolin. Antoninua Pius 2, 1 fuit . . eloquentiae nitidae, litteia-
turae praecipuae. 11, 3 rhetoribus et philosophis per omnes provincias et
honores et salaria detulit. Vgl. dig. 27, 1, G aas einer IniaxoXr} 'Avxmvlvov
xov Evctßovg: al pev iXdxxovg nöXsig dvvavzcu nivxB laxoovg dxeXetg
%%uv xal zotig ooq>iaxag xai yoafifiocxmovg xovg toovg (größere 7 Arzte, je
4 Lehrer, die größten 10 Ärzte und je 5 (qtoosg und y?apfuztixol)- (§ 7)
n$ol de xmv cpiXooo<p<ov i\ ccvxrj didxccfcig xov Tllov ovzoo Xiysv cprtoaocpcov
dh ov% tza%&r} aoi&ftbg diä xo cnaviovg elvai xovg (ptXooocpovvzag. Capitol.
Ant. P. 11, 3 orationes plerique alienas dixenmt quae sub eius nomine
feruntur; Marius Maximus eius proprio» fuisse dixit Erwähnung einer
oratio des A. P. und des Verus (gratiarum actio) bei Fronto ep. ad. Caes.
p. 87. Zwei Briefe des A. P. an Fronto in Frost, epist. p. 163 f. 167 f.
Zwei griechische an die Ephesier bei Waddinqton, m6m. sur Aristide p. 8 ff.
Die von A. P. ausgegangenen Erlasse sind zusammengestellt bei Hänkl,
Corpus legnm p. 101.
2. Auch die beiden Brüder Quintilii, aus Troja gebürtig (Phtlostr.
vit. sophist. 2, 1, 11), zusammen coss. 151 n. Chr., welche gemeinschaftlich
über Landwirtschaft schrieben und öfters in den Geoponica (s. p. 1279 ed.
Niclas), bei Gargilius Martialis (Mai, class. auct. 1, 392. 396. 405. 412)
und sonst citiert werden, schrieben griechisch. Vgl. PBE. 6, 373. EHFMbyer ,
Gesch. d. Botan. 2, 164. M Hertz, anal, ad carm. Horat. bist. 3, 9. WGrmoll,
Unteres, üb. d. Geopon., Berl. 1887, 187.
355« Die bezeichnendste Gestalt der Zeit ist der Bhetor
M. Cornelius Fronto aus Cirta (etwa J. 100 — nach 175 n. Chr.),
schon unter Hadrian hochangesehen als Redner, unter Antoninus
Pius Lehrer des M. Aurelius und L. Verus, Consul 143 n. Chr.
Wir besitzen von ihm vorzugsweise den größten Teil seines
Briefwechsels mit M. Aurelius als Thronfolger und als Kaiser.
Der Rhetor erscheint darin eitel, süßlich, verschroben, mit wenig
Geist und viel Geschmacklosigkeit und Wichtigtuerei, aber
kenntnisreich, ein eifriger Verehrer der alten romischen Literatur
und eifrig bemüht für ihre Verbreitung, dabei ein ehrenwerter
Charakter, rechtlich und freimütig, seine einflußreiche Stellung
nie mißbrauchend, ein treuer Gatte und Freund und ein väter-
licher Berater seiner Schüler, deren Dankbarkeit in den nächsten
Zeiten seinem Namen hellen Glanz verschafft hat.
1. Persönliche Verhältnisse. Fronto heißt Cirtensis noster bei Minitc.
Fbl. Oct. 9; vgl. Fronto p. 242 £y<o $1 ACßvg xmv Aißtcov, auch p. 122. 200 f.
Amtliche Laufbahn vor dem Consulat in der Inechrift aus Afrika CIL. 8,
5860: M. Cornelio T. f. Quir. Frontoni Illvir. capital., q. provinc.
892 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus PiuB).
Steil, (vor 138, demnach vor 113 geboren), aedil. pl., prattori, munieipes
Galatnensium patrono. Ein Verwandter dieses Fronto war wohl L, Cornelius
L. fil. Quir. Fronto Probianus CIL. 8, 7963 (um J. 220). Das Patronat von
Cirta lehnt Fronto ab p. 200 f. Consul J. 143 für die Monate Juli und
August; s. p. 25. 26. 32 f. 34. 243, 1. 254 gE. Auson.. grat. act. 7 p. 23 Seh.
Als Proconsul sollte er Asien verwalten (p. 86 E.), erhielt aber seiner Ge-
sundheit wegen Befreiung von diesem Posten (p. 169). Er überlebte noch
die Regierung der divi fratres (J. 161—169) und lebte wenigstens bis
J. 175: s. p. 161 mdlim mihi nummum Antonini aut Commodi aut Pii; vor
J. 175 sind keine Münzen mit Commodus' Namen geschlagen worden
(MoMifSEN, Herrn. 8, 216). — Über seine Gesundheit hat Fronto (bes. ad
Caes. V, p. 78 fll.) viel zu klagen. Fast jeder Körperteil machte dem gicht-
brüchigen Manne (Gell. 2, 26, 1. 19, 10, 1) zu schaffen. — Besitz der
Maecenatianihorti (p.23). — Ein Nachkomme FrontoB, Leo, Apoll. Sid. ep.8, 3.
2. Persönlicher Charakter. Fronto p. 235 f. (nach dem Tode seines
Enkels); mors cum aderit . . quae mihi conscius sum protestabor: nihil in
longo vitae meae spatio a me admissum quod dedecori aut probro aut flagitio
foret; . . . contra mülta liberalster, multa amice, multa fideliter, multa con-
st anter, saepe etiam cum periculo capitis consuüa. cum fratre optimo con-
cordissime vixi. . . honores quos ipse adeptus sum numquam improbis ratio-
nibus coneupivi. . . studia doctrinae rei familiari meae practuli (vgl. p. 135, 2
nostrae res haud copiosae; doch s. Gell. 19, 10, 1). . . verum dixi sedulo,
verum audivi libenter. . . guod cuique potui pro copia commodavi. . . neque
me parum gratus quispiam repertus segniorem effecit ad beneficia quaecumque
possem prompte impertienda. Vgl. M. Aurbl. p. 55 a Marco Cornelio meo,
oratore maximo, homine optimo. Die fast zärtliche Anhänglichkeit seiner
Schüler an ihn, auch noch auf dem Throne, ist das beste Zeugnis für
Fronto; ebenso seine Briefe ad amicos; vgl. p. 166 numquam ita animatus
fuiy imp. (Ant. Pi.), ut coeptas in rebus prosperis amicüias si quid adversi
increpuisset desererem. In dem liebenswürdigen Briefe über seinen Enkel
p. 181 f. entwickelt der zärtliche Großvater sogar Humor.
3. Fbonto p. 244 fiQ<ov tote plv 'A^vodorov zov aoepov, xözs Sh diovvaiov
(§ 351) xov fäzoQog. p. 73 a meo magistro et parente Athenodoto ad imagines
quasdam rerum . . animo comprehendendas . . institutus sum (vgl. p. 115).
p. 154 meus magister Dionysius. Vgl. p. 169 Alexandriam ad familiäres
meos scripsi. Vielleicht studierte er dort als Cirtensis. Dio 69, 18 (J. 136)
KoQV^XtrOg (PqovTcov, 6 tä noaxu tmv tote 'Papafav iv 9£%aig <pso6fisvog.
Auch unter Antoninus Pius gerichtlicher Redner; p. 88 gE. {ad agendum
ad forum ibam). p. 86 (in plurimis causis a me defensus). p. 169 (duas
amicorum causas . . tutatus sum) und p. 252 (vom J. 143) nee tu consüivm
causarum agendarum dimiseris aut tecum simul omnia ora taceant. Als
solche Gerichtsreden sind bekannt pro Bithynis (p. 188 f.), pro Ptole-
maeensibus (Charis. GL. 1, 138, 11), in Heroden Atticum (ep. p. 111 gE. »
p. 138, 8; vgl. p. 42 f.), pro Demonstrato Petiliano (ep. p. 111 = p. 137),
in Pelopem (Sidon. epist. 8, 10 M. Fronto, cum reliquis orationibus emineret,
in P. se sibi praetulü). Dazu politische, wie p. 25 divom Hadrianum . .
laudavi in senatu saepenumero . . et sunt orationes istae frequentes in omnium
manibus, und die Dankrede für das Consul at im Senat (p. 105, vgl. p. 163. 239),
§ 355 Fronto. 893
die gratiarum actio in senatu pro Carthaginiensibus (p. 260, von welcher
wenige zusammenhanglose Zeilen im Vaticano-Palat. palimps. 24 sich erhalten
haben) u. a. — Bede gegen die Christen s. § 368, 1.
4. Verhältnis zu M. Aurelius und Veras. Capitolin. Antonin. phil. 2, 4
oratoribus usus et graecis Aninio Macro, Caninio ödere, et Herode Attico;
latino Frontone Cornelio (vgl. Dio 61, 35). sed multum ex his Frontoni
detulit, cui et statuam in senatu petit. Eutrop. 8, 12 latinas litteras eum
Fronto, orator nobüissimus, docuit. Hiehob. ad a. Abr. 2180 «= 164 n. Chr.
(vgl. dagegen A. 1) Fronto orator insignis habetur, qui M. Antoninum
Verum latinis litteris erudivit. Inschrift aus Pisaurum (0 belli 1176): M.
Corneli Frontonis oratoris, consulisy magistri imperatorum Lud et Antonini;
s. § 364, 2. Überschwenglich ist in den Briefen die Bewunderung und
Zärtlichkeit des M. Aurel gegen seinen Lehrer (zB. p. 8 f. p. 26 f. 55 f.),
sowie die liebe des letzteren zu seinem Schuler (zB. p. 50 quid est mihi
osculo tuo suavius? itte mihi suavis odor etc. 74, 1 si quando te . . video
in somnis numquam est quin amplectar et exosculer), welche sich öfters in
Schmeicheleien ergießt, obwohl er ihm gelegentlich auch die Wahrheit
sagt (besonders p. 74, 7 ff., Tgl. p. 64 f. 66. 95 ff.). Und als der Schüler,
namentlich seit er Kaiser geworden, sich yon der Rhetorik ab und der
Philosophie zuwendet, versucht Fronto alle Tonarten, von der Wehmut bis
zur Bitterkeit, um ihn von dieser vermeintlichen Verirrung zurückzubringen.
Vgl. p. 142. 144—146. 148. 158 f. 161. So p. 150: tu mihi vi der t . . laboris
taedio defessus eloquentiae Studium reliquisse, ad philosophiam devertisse, ubi
nullum prooemium eum cura excolendum, nulla narratio breviter et dilucide
. . cöüocanda, nuttae quaestiones partiendae, nulla argumenta quaerenda,
nihil exaggerandum etc. Fast komisch wirkt es wie er weiterhin dieseB
verlassene Paradies ausmalt, wo der Fürst sich vergnügen dürfe syno-
nymis colligendis und mit ähnlichen Genüssen. Sehr ernsthaft aber
p. 155: fateor . . unam solam posse causam incidere qua causa claudat diu
quantum amor erga te meus, — - si eloquentiam neglegas. Etwas boshaft
schreibt er ihm p. 227: Chrysippum tuum, quem quotidie ferunt tnadescere
solitum; noch starker an seinen Schwiegersohn p. 183: non sine metu fui
ne quid philosophia perversi suaderet (dem, M. Aurel). Der Schüler bekennt
als Kaiser (etg iavi. 1, 11) von Fronto gelernt zu haben to intarijoai ola
7} tvQ«vvt%7j ßaenavfa %al noutiXla %al vnoxQiaig %al oxi mg InOnav ot
xalovfuvoi ovtql nao* i\uiv svTtaxqCdai aczoQyoxeqol nmg tlaL Vgl. an
Fronto p. 49 me felicem nuncupo . . quod verum dicere ex te disco.
5. Die Lieblingsschriftsteller des Fronto, deren Studium er auch seinen
Schülern dringend empfahl, waren Plaatus, Ennius, Cato, Gracchus, LucretiuB,
Laberius, Sallustius; vgl. p. 62. 28 f. 86. 48. 56. 68 u. sonst. Terenz und
Virgil werden bei ihm nicht erwähnt; doch finden sich Anklänge an Virgil,
Horaz (Hertz, Renaissance 47; anall. ad hist. Horat. 3, 4) und Tacitus
(ep. p. 144 — hist. 4, 6). Einen entschiedenen Widerwillen hegt er gegen
Seneca, als Philosophen und als seinen stilistischen Gegenfüßler; s. oben
§ 288, 1. Ironisch p. 224; ut homo ego multum facundus et Senceae Annaei
sectator. Den Cicero rühmt er manchmal, namentlich wo ihm gegen Ver-
ächter der Beredsamkeit dessen Ansehen willkommen ist, wie p. 145 (tri-
bunalia Catonis et Gracchi et Ciceronis orationibus celebrata). Vgl. p. 125
894 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus Pius).
u. 184, 2 (ut aestitnes nostrum mediocre ingenium quantum ab Mo eximiae
eloquentiae viro dbfuat). Die Briefe Ciceros zieht er dessen Beden vor;
s. § 187, 1. Aach behauptet er (p. 63): eius scripta omnia studiosissime
lectitavi. Er bereitet Ciceronisches zur Ausgabe vor, ad amicos p. 190. Öfters
aber hat tullianus bei Fronto eine halb geringschätzige Färbung; vgl. p. 23.
25. 76 (oratiunculae). 98 (sententiae). Auseinandersetzung mit der Schreib-
weise Ciceros p. 63 f. , zB. : mihi videtur a quaerendis scrupulosius verbiß
procul afuisse, vel magnitudine animi vel fuga laboris vel fiducia. . . itaque
. . in omnibus eins orationibus paucissima admodum reperias insperata atque
inopinata verba, quae nonnisi cum studio atque cura atque vigilia atque
multa veterum carminum memoria indagantur (was Frontos Stärke und
Fehler ist). Doch erkennt er dabei an: multo satius est volgaribus et usi-
tatis quam remotis et requisitis uti, si parum significent (p. 63 f., vgl.
p. 40. 162 f.). Über die Entlehnungen und Nachklänge aus dem Altlatein
bei Fronto und dessen sprachliche Raritäten s. RKlussmann , emendatt.
Front, p. 76 nebst WStudemunds ep. crit. (s. A. 9) p. xxx. Vgl. A. 10. Zu
seiner Orthographie vgl. HWeissbrodt im Braunsberger Ind. lect. 1872, 18.
6. Mehr oder minder bedeutende (A. 8) Reste sind uns erhalten von
folgenden Schriften: Briefwechsel mit M. Aurel als Thronfolger 5 Bächer
(epistalarum ad M. Caesarem et invicem libri V) und als Kaiser (Antoninus
Imperator), ursprünglich wohl gleichfalls 6 Bücher (Charis. GL. 1, 223, 27
Fronto ad Antoninum quintö), der letztere sehr trümmerhaft erhalten.
Ebenso (p. 113 — 138) ad Verum Imp. [Aurelium Caesarem] zwei Bücher.
Dazu Briefwechsel (6in Buch) mit Antoninus Pius (p. 163—171) und zwei
Bücher ad amicos (p. 172 — 201), auch Briefe in griechischer Sprache
(p. 174. 289—251). Gleichfalls an M. Aurelius gerichtet sind die Abhand-
lungen über Beredsamkeit, über deren Wert im Vergleich mit der Philo-
sophie (p. 139 — 148), und de orationibus (p. 155—162), sowie die Zuschrift
de bello parthico (p. 217—222, vgl. AWPassow, Lucian u. die Geschichte,
Mein. 1864, 13) und die Principia historiae betitelte (p. 202 — 210)
Lobschrift über die militärische Tätigkeit des Verus (dh. seines Unter-
feldherrn, des Avidius Cassius) im Orient. Vgl. noch Eumrn. paneg. in
Constantium Caes. 14 (p. 141, 28 Bahr.) Fronto, Bomanae eloquentiae non
sccundum sed alterum decus, cum belli in Britannia confecti laudem Antonino
principi daret. Dem M. Aurel als Caesar gewidmet sind die facetiarum
et voluptatis causa (p. 212, vgl. p. 228, 2) geschriebenen laudes fumi et
pulveris und laudes neglegentiae (p. 211—216); ihm als Kaiser die Briefe
de feriis Alsiensibus (p. 223 — 281), eine heitere Aufforderung die Ferien
zur Erholung zu benützen; ferner des Kaisers Trost schreiben an Fronto
wegen des Todes seines Enkels und Frontos Antwort darauf (p. 231—236).
Auch der igwzt%6g (p. 255—259), ein Gegenstück zu den beiden in Piatons
Phaedrus, ist eingeleitet durch Briefe des M. Caesar aus Frontos Consnlats-
jahr. Einen rhetorischen Zweck hat auch die Erzählung von Arion (p. 237).
— HCbosslby (the corresp. of Fronto and M. Aurel), Hermathena 6, 67;
auch in dessen Ausgabe der Meditatt. M. Aurel 1. IV , Lond. 1882. —
Ein geringwertiges Schriftchen (am besten in Keils GL. 7, 519) de nominum
verborumque differentiis , das in der einzigen Hs., dem alten Neapolitanus
des Charisius (§ 419, 3), ohne Oberschrift und ohne Namen des Verfassers
§ 356 Fronto. 895
überliefert ist, legte IParrhasius in der ed. princ. Vicenza 1509 willkürlich
dem Fronto bei. JWBeck, de different. scriptt. lat. 16. Ebenso unrichtig
wurden die Exempla des Messius Arusianus dem Fronto zugeschrieben, s.
Keil GL. 7, 444 und unten § 427, 4.
7. Über die Abfassungszeit der Briefe Tgl. Naber, Ausg. p. xx und
bes. Mommsen, die Chronologie der Briefe des Fr., Herrn. 8, 198. Das zweite
Buch ad Caes. ist aus dem Consulat Frontos; das erste zeigt den Caesar
als 22jährig (p. 23, 3), das vierte als 25 Jahre alt (p. 75 gE.). Der Inhalt
ist, als Briefwechsel zwischen einem Lehrer der Rhetorik und seinem
Schüler, für die Zeitgeschichte wenig fruchtbar, vielmehr oft kleinlich, ein-
förmig und sich wiederholend (p. 111 « 137 f.; p. 136 — » 176, 1 f.; p. 149
= 159), aber dabei doch lehrreich und in seiner Art anziehend. Die
Mischung von Griechisch und Latein geht bis inB Maccaronische (in hac
elxove p. 47, 1). Aber zugleich verfolgt den Fronto auch in die Briefe
hinein seine Manier, die gewundene, tändelnde Sprache mit eingesprengten
altertümlichen und seltsamen Worten, und das Schulmeistern kann er nicht
lassen, weder nachdem sein Zögling den Thron bestiegen noch in eigenem
Schmerze (de nepote amisso p. 233, 7 ff. fata a fando appellata aiunt;
hocine est rede fari?). Noch unmittelbarere Proben der elocutio novella
(p. 153), der ornatae et pompaticae orationes (p. 55, 1) mit ihrem mühseligen
(ad Caes. 2, 1) Aufputz Bind die rhetorischen Abhandlungen; die von ge-
schichtlichem Inhalte sind zugleich Muster der schlimmen Art von Geschichts-
behandlung welche den geschichtlichen Stoff lediglich als Mittel für rhe-
torische Zwecke verwendet. Sehr unrichtig ist daher jedesfalls das Urteil
(s. Eümenius paneg. Constant. 14, 2) : Fronto romanae ehquentiae non
stcundum sed aiterum decus. In ähnlicher Weise, voll kleinlicher Gelehr-
samkeit, waren auch die mündlichen Erörterungen Frontos und seiner
damaligen Fachgenossen gehalten, nach den Proben bei Gellius 2, 26.
13, 29. 19, 8. 10. 13. Keine der Abhandlungen weist über das J. 160 zurück.
8. Was wir von Fronto haben (A. 6) verdanken wir (mit Ausnahme
der wenigen Zeilen der Rede pro Carthagin. (s. A. 8E.) einem leider sehr
unvollständig erhaltenen cod. palimps. Bobiensis s. VI, dessen kleinere
Hälfte zu Rom (Vatic. 5750), dessen größere zu Mailand (Ambros.) sich
jetzt befindet. Schriftprobe bei Zangeheister-Wattenbach, ezempl. codd. latt.
T. 31. In der Hs. steht unter B. 3 der epp. ad M. Caesareni die Subacriptio
(§ 41, 2gE.): Caecilius saepe rogatus (? LHavkt, rev. de phil. 10, 189) legi
emendavi und weiterhin öfter legi emendavi qui supra. — Die Mailänder
Stücke veröffentlichte zuerst AMai, Mail. 1815; neue Ausgabe derselben (von
Niebuhe, Buttkaitn, Heindorf), Berl. 1816. Dann gab Mai dieselben mit den
Vaticanischen vereinigt Rom 1823 und 1846 heraus. — Nach einer neuen
Vergleichung der Hb. von GNduRieu (Nachträge dazu von WStudbmunu in
Klußmanns stud. Front, s. A. 9) recensuit SANabeb, Lps. 1867.
9. Zur Textkritik: LSchopen, emendatt. Fronton., Bonn 1830. 1841.
ASchäper, Phil. 26, 575. HAlan, Dublin 1841. 1863. 1867. JMähly, Phil.
17, 176. 19, 159. M Haupt, op. 2, 346 und sonst. REllis, journ. of phil. 1
[Und. 1868], 15. AEusbnbr, RhM. 25, 541. RKlussmann, emendatt. Fronton.,
Berl. 1874 (mit epistula crit. von Studkmund); JJ. 109, 636; curae africanae,
896 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus Pius).
Gera 1883. EBähbens, JJ. 106, 682. Madvio, adv. crit. 2, 613. JJCobkb-
lissen, Mnemos. NS. 1, 91. 18, 105. HvHbbwebdbn und CGOobbt ebd. 1,
293. 305. Ehrenthal, Schwibrczina aaOO. (A. 10). AMDesroüsseaüx , rev.
de phil. 10, 149. 16, 159. WFböhbbb, PhiL Suppl. 6, 49.
10. FRoth (die Schriften des M. Com. Fronto u. das Zeitalter der
Antonine), Sammlung etlicher Vorträge (Frankf. 1851) 52. Niebdhh, kl.
Schrr. 2, 52. FAEckbtein in Ersch a. Graben Encykl. 1, 51, 442. MHbrtz,
Renaissance usw. 26. LValmaggi, i precursori del Front., Ivrea 1887.
EDeoz, de M. Com. Front, institutione oratoria, Besan9on 1885. — AEbebt,
de Frontonis syntaxi, act. Bemin. phil. Erl. 2, 811; BlfbayrGW. 19, 527.
ThSchwiebcziha, Frontoniana, Bresl. 1883. LEhbenthal, quaestt. Front,
Königsb. 1881. — CPriebb, de Frontone imitationem prisci serm. lat. ad-
fectante, Stettin 1885. 86. II.
11. Andere desselben Namens: s. § 52, 4. 327, 4. 329, 3. Auch einen
Dichter: öchol. Bern, ad Verg. ge. 4, 288 hie enitn (Ariataeus) iuxta fabulam
quam Fronto poeta descripsit originem gignendarum apium primus invenü.
Bähbbns' FPB. 376.
356. Mit Fronto befreundet waren die Fachgenossen An-
tonius Iulianus aus Spanien, Favorinus aus Gallien, Herodes
Atticus, sowie der Geschichtschreiber Appianus, welche aber,
außer Iulianus, sämtlich in griechischer Sprache schrieben. Als
Gerichtsredner kennen wir L. Fabius Severus aus Tergeste.
1. Gell. 1, 4 Antonius Iulianus rhetor perquam fuit honesti atque
amoeni ingenii. doctrina quoque ista utiliore ae delectabili veterumque elegan-
tiarum cura et memoria multa fuit. ad hoc scripta omnia antiquiora tarn
curiose speetdbat et aut virtutes pensitabat aut vitia rimabatur ut iudicium
esse factum ad amussim diceres. ... ad hunc modum Iulianus enodabat
diiudicabatque veterum scriptorum sententias, quae apud cum adulescentes
delectitabant. 19, 9, 2 venerat nobiscum ad eandem cenam Antonius Iulianus
rhetor, docendis publice iuvenibus magister, hispano ore florentisque homo
faeundiae et rerum litterarumque veterum peritus. Proben seiner Gelehr*
samkeit 9, 1, 2. 15, 1, 4. 18, 5, 5. 19, 9, 8. 20, 9. Daß er ein Lehrer des
Genius war erhellt aus Gell. 18, 5, 1 cum A I. rhetor e, viro her de bona
et faeundiae florentis, complures adulescentuli , familiäres eius, Puteolis aesti-
varum feriarum ludum . . agitabamus. Vgl ebd. 9, 15, 1 cum A. I. rhetore
per feriarum tempus . . Neapolin concesseramus. 15, 1, 1 declamaverat A. I.
rhetor . . feiunter. . . ergo familiäres eius circumfusi undique cum proseque-
bamur domum. Auf spater herausgegebene Schriften desselben scheint zu
deuten ebd. 18, 5, 12 hoc tum nobis Iulianus . . dixit. sed eadem ipsa post
etiam in pervulgatis commentariis scripta offendimus. Über eine Spur die
auf Declamationen des Iulianus hinweist s. § 325, 12 Z. 18. 851, 4 Z. 15. —
Über einen älteren A. I. § 314, 5.
2. Gell. 2, 26, 1 Favorinus phüosophus cum ad M. Fronionem con-
sülarem, pedibus aegrum, visum iret etc. Fbomto p. 215 Favorinus noster.
Vgl. § 351, 3. — Schreiben des Appianus an Fronto, worin er ihm zwei
Sklaven als Geschenk anbietet, .und ablehnende Antwort des Frontop. 244- 251 .
§ 366 Antonmus Iulianus u. a. § 357 Grammatiker. 897
3. Zwischen den beiden Prinzenlehrern und Rhetoren (§ 365, 4A.) Fronto
und Herodes Atticue (PBE. I8, 2096) fehlte es zwar nicht an Reibungen,
wie es scheint mehr durch die Schuld des letzteren (vgl. § 355, 3), und
M. Aurel hatte zwischen beiden zu vermitteln (Fronto p. 60). Doch stellte
sich schließlich für die Dauer ein gutes Einvernehmen her. Fbonto p. 111
u. 138 fieri amicissimum, tarn hercule quam est Herodes summus nunc meus,
quamquam extet oratio (gegen ihn).
4. Ober den quaestor urbanus L. Fabius Severus, Sohn des Fabius
Verus in Tergeste (Triest), s. das Ehrendecret CIL. 5, 532 (Oh.-Hbnzen 7668
Wilm. 693) worin zB. : ut qui a prima sua statim aetate id egerit uti . . et
dignitate et eloquentia er tscer d. nam ita multas et magnificas causas publica*
apud Optimum prineipem Antoninum Aug. Pium adseruisse egisse vicisse . .
ut quamvis admodum adulescens senilibus tarnen et perfectis operibus et f actis
patriam suam . . obstrinxerit. . . civilia studio,, quae in eo quamvis admodum
iuvene tarn sint peraeta atque perfecta etc. . . causis publicis patrocinando,
quas . . sua eximia ac prudentissima oratione semper nobis cum victoria
firmiores remisit.
5. In diese Zeit setzt Rudobff aO. die inschriftlich erhaltene Grab-
rede auf Murdia L. f. mater CIL. 6, 10230 (Objjlli 4860 Bbuns, fönt.6 305;
vgl. § 81, 6), welche Mommsbn CIL. aO. vielmehr der augustischen Zeit
zuweist Vgl. AFRudobf», Abh. d. Berl. Ak. 1868, 217.
357. Die Gelehrsamkeit und Grammatik war in dieser Zeit
populär: überall, auf Markt und Straße und in öffentlichen Ge-
bäuden wie in Privat Wohnungen, bei Mahlen wie bei Kranken-
besuchen, wurden vor einem aufmerksamen Hörerkreise gelehrte
Fragen erörtert, auch in schriftlichen Anfragen und Antworten
in der Weise der Juristen. Der angesehenste Vertreter dieser
Richtung ist G. Sulpicius Ap ollin aris aus Karthago, der
Lehrer des Gellius, sowie des Pertinax, Verfasser z. B. von ge-
lehrten Briefen und metrischen Inhaltsangaben zu (Plautus,) Terenz
und der Aeneis. Neben ihm ist besonders Arruntius Celaus zu
nennen, welcher gleichfalls der Erforschung der alten Literatur
sich widmete.
1. Zur Charakteristik. Gell. 20, 10, 2 rem doceo grammaticam; . . si
quid igüur ex Vergüio, Plauto, Ennio quaerere habes, quaeras licet. 19, 18, 1
stabant forte una in vestibulo palatii fabülantes Fronto Cornelius et Festus
Postumius (§ 364, 1) et Apollinaris Sulpicius, atque ego ibi adsistens cum
quibusdam aliis sermones eorum quos de litterar um diseiplinis habebant
curiosius captabam. 18, 4, 1 in Sandaliario forte apud librarios fuimus,
cum ibi in multorum hominum coetu Apollinaris Sulpicius iaetatorem quem-
piam Sallustianae lectionis inrisit inlusüque. 13, 20, 1 cum in domus Tibe-
rianae bibliotheca sederemus . . prolatus forte liber *est etc. tum quaeri
coeptum est etc. 19, 10, 1 memini me quondam et Gelsinum Iulium Numidam
(▼gl. ebd. 19, 7, 2) ad Frontonem Cornelium, pedes tunc gramter aegrum,
T»utfkl-8ohwabb, Rom. Lit -Gesch. 5. Aufl. 57
898 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus Pius).
ire et visere. . . offendimus eum cübantem . . circumundique sedentibus multis
doctrina aut gener e aut fortuna nobilibus viris. Aas Anlaß eines Kosten-
Überschlags für ein Bad entspinnt sich eine Erörterung über den Ausdruck
praeterpropter.
2. Gell. 4, 17, 11 equidem memini Sulpicium A p ollin arem virum
praestanti litter arum scientia, . . dicere. 12, 13, 1 Sulpicium Ap.y doctum
hominem. 18, 18, 2 ad S. A., hominem memoriae nostrae doctissimum, . .
nam id tempus ego adulescens Eomae sectabar eum discendi gratia. 13, 20, 5
Apollinaris, üb mos eius in repreJiendendo fuit, placide admodum lenüerque.
16, 6, 5 Sulpicium Ap. memini dicere, virum eleganti scientia ornatum.
18, 4, 1 A. S., vir in memoria nostra praeter alios doctus. Über des Gellius
Verhältnis zu ihm s. § 365; f um J. 160, da Pertinax (§ 364, 6) sein Nach-
folger wurde (Capitolin. Pert. 1, 4). Gell. 15, 5, 3 Sulpicius Ap. in qua-
dam epistula scriptum reliquit. Vgl. ebd. 18, 18, 3. In diesen gelehrten
Briefen war namentlich auch Virgil berücksichtigt (vgl. Gell. 2, 16, 8 ff.),
von dessen Aeneis vielleicht Salp. selbst eine Ausgabe veranstaltete (schol.
Vebon. Verg. Aen. 9, 369 hoc loco adnotant . . . Probus et Sulpicius usw.). Wenig-
stens verfaßte er außer einem einleitenden Epigramme in drei Distichen die
Inhaltsangaben zu den 12 Aeneis- Büchern je in 6 Hexametern und je mit
dem Anfangsverse des betieffenden Buches beginnend, AL. 635 PLM. 4, 169.
Die Überschrift im Voss. F. 111 b. IX (§ 421, 6) lautet hexasticha Sulpicii
Cartaginiensis. Das Eingangsepigramm (aber in stark abweichender Fas-
sung) auch in Donats vita Vergilii (§ 224, 1, b) p. 63 Reiff. (de qua re Sul-
picii Carthaginiensis extant huius modi versus) und in Pbobus' Virgilsvita
(§ 224, 1, a) p. 54 Reiff. (hier aber vorher: quod et Servius Varus [Maurus
OJahn, vgl. § 431 > 1] hoc testatur epigrammate). Vgl. Bähbens PLM. 4,
p. 45. 5, 385. 396. Ferner schrieb er auch zu den terenzischen Stücken
metrische Inhaltsangaben (§ 109, 3). Daher ist es wahrscheinlich daß
die zu den plautinischen (§ 99, 3) gleichfalls von ihm oder von einem
seiner Zeitgenossen herrühren. Gbäfenhan, ZfAW. 1847, 19. Ribbeck, pro-
legg. Vergil. 173. — Im allg. Opitz, Lpz. Studd. 6, 196. 204. 229. 282.
JWBeck, de Sulpicio Apollinari, Groningen 1884.
3. Arruntius Celsus (Chabis. GL. 1, 213, 18. 222, 6. 30), ein Gram-
matiker der schon von Iulius Romanus benützt war und dessen kurze Er-
läuterungen zu einzelnen Ausdrücken des Terenz (bes. Phorm.) und Plautns
sowie des Virgil (bes. Aen. XI) bei Gbarisius, Priscian u. a. öfters angeführt
werden (meist unter dem Namen Celsus, seltener Arruntius). Vgl. Consent.
GL. 5, 375, 1. 390, 6. Rufin. GL. 6, 665, 6. Förmliche Commeutare zu
jenen Dichtern scheint er aber nicht verfaßt zu haben. Ritschl, Parerga
367. Ribbeck, prolegg. 25.
4. Iul. Capit. v. Antonin. philos. 2 , 8 usus . . grammaticis . . latinis
Trosio Apro et Polione et Eutychio Proculo Siccensi. (6) Procülum usque
ad proconsülatum provexit oneribus in se receptis. Vgl. Tbbb. Poll. XXX
tyr. 22, 14 quod apud Procülum grammaticum, doctissimum sui temporis
grammaticum, cum de peregrinis regionibus loquitur, invenitur. M. Aübel
selbst ad Front, p. 17. 34 rogo ne Horatii memineris qui mihi cum Polione
est emortuus. Auch bei Sebv. Aen. 2, 7. 6, 664. 11, 183 ist wohl dieser
§ 357 Sulpicius Apollinaris n. a. § 358 Philosophen. 899
Pollio, nicht Asinius Pollio (§ 221) gemeint. Danach beschäftigte sich
dieser Pollio mit Virgil und Horaz, ThBkrgk, ZfAW. 1845, 119. ORibbeck,
proleg. Vergil. 115. HPeteb, JJ. 119, 423.
5. Ein gelehrter Dilettant war (Sex.) Erucius Clarus, gut praef.
urbi (nach J. 138? Steup, de Prob. 74) et bis consul (J. 117? und 146,
Klein, fasti cons. p. 59. 70) fuit, vir nun um it liüerarum veterum studiosis-
simu8, Gbll. 18, 18, 2 und 3 (vir eruditus), vgl. 7, 6, 12. Er ist der Sohn
des Redners Erucius Clarus unter Trajan (§ 341, 4), ein iuvenis probissimus,
welchem der jüngere Plinius die Qciaestur und das Volks tribunat verschaffte
(Plin. ep. 2, 9). Vgl. noch Fbonto p. 166. Dio 68, 30.
6. Gell. 2, 3, 6 venu nobis in memoriatn Fidum Optatum, multi nominis
Romae grammaticum, ostendisse mihi librum etc.
7. Aus dieser Zeit ist der Aurunker Purins Philocalus, magister ludi
litterari, summa quom castitate in diseipulos suos, idemque testamenta scripsit
cum fide, nach seiner Grabschrift, CIL. 10, 3969 FBüchelbr, anthol. epigr.
lat. 1 (Greifsw. 1870), 19 Wilm. 579.
8. Ungenannte Grammatiker und Gelehrte der Zeit bei Gellius zB.
19, 10, 7 {grammaticum haud inedebri nomine Romae docentem). 19, 13, 4
(gramtnatico cuipiam latino Frontonis familiari). 5, 4, 2 (grammaticus quis-
piam de nobüioribus). 14, 5, 1 (duos grammaticos non parvi in urbe Roma
nominis). Vgl. 1, 7, 4 (amicus nobter, homo lectione mülta exercitus, cui
pleraque omnia veterum littet arum quaesita . . erant). 5, 21 (vir adprime
doctus, meu8 amicus). 10, 1, 1—8. 14, 6, 1. 20, 10, 2 (rogavi Romae gram-
maticum, celebri hominem fama et multo nomine).
358. Die Philosophie, insbesondere die stoische Lehre, hatte
zwar nicht so zahlreiche Bekenner wie die Rhetorik, doch wuchs
deren Bedeutung seitdem der junge Thronfolger dafür eine Leiden-
schaft bekundete. Wissenschaftliche Selbständigkeit fehlte diesen
Philosophen, doch waren sie zum Teil charaktervolle Männer,
wie Iunius Busticus. Auch das Christentum hatte schon jetzt,
wenigstens im Osten, dogmatisch« Verfechter.
1. Über die verhältnismäßige Seltenheit der cpiloaocpoivztg § 364, 1.
2. Capitol. M. Ant. philos. 2, 6 phüosophiae o per am vehementer dedit,
et quidem adhuc puer. . . usus est etiam Commodi magistro, . . Apollonio
Chalcedonio stoico philosopho (vgl. ad Front, p. 86 Apollonius maguter meus
phüosophiae). 3, 2 audivit et Sextum Chaeronensem Plutarcfii nepotem
(vgl. Dio 71, 1. Philostb. vit. sopb. 2, 1, 9), Iunium Rusticum, Clau-
dium Maximum (s. A. 4) et Oinnam Catulum, stoieos, peripattticae vero
ttudiosum audivit Claudium Severum. Dio 71, 35 SidaaadXovg etys zaiv in
tpiloaocptag loyoov xov ts 'Povaxmov tbv 'Iovviov xai 'AnoXXooviov xlv Ni%o-
atjfo'a, xovg ZrivmvtCovg Xoyovg psXeziovxccg. Hieeon. ad a. Abr. 2165 =■ 149
n. Chr. Apollonius stoieus natione Ghalcidicus .et Basilides Scythopolitar,us
phüosophi inlwtres habentur, qui Verissimi quoque Caesaris praeeeptores
fuerunt. M. Aurelina selbst nennt (elg scevx. 1, 6 ff.) als solche die auf
57*
900 öie Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninns Pias).
seine philosophische Richtung Einfluß hatten: Ai6yvi\xo^ UnoXlaviog, 2e£xogy
'Ms£av8Qog 6 TIXcczcdv tyiog , KdxovXog. Fbonto p. 115 quid nostra memoria
Euphrates, Bio, Timocrates, Äthenodotus? quid horum magister Musonius?
Vgl. EZblleb, Gesch. d. griech. Philos. 8, l8, 690.
3. Gapitol. aO. (s. A. 2) Iunium Rusticum . . et reveritus est et
sectatus, qui dornt müüiaeque polhbat, stoicae disciplinae peritissimum , cum
quo omnia communicavit publica privataque consüia, quem et consulem iterum
designavit (II J. 162), cui post obitum a senatu staiuas postulavü. dig. 49, 1,
.1, 8 ans einem rescriptum divorum fratrum: . . ad Iunium Rusticum amicum
nostrum, praef. uxbi (J. 167, Borohbsi, oeuv. 5, 58) M. Aurel eig iavx. 1, 7
nocQa tPovcxC%ov , , xb (ir) i-KXQanrjvat, Big fäXov ao<ptaxi*bp . . xal xo
dnocftfjvai QTjzoQi%7jg nal noirjxuifjg xal dozsioXoyiccg . . %ctl xb d*Qißag
dvccyiyvoooHSiv . . xal xo ivxv%uv xoig 'ErtiKXTjxsioig vnoftvrjficcciv, av otxo&sv
[isxiduxsv. Themist. or. XIII. XVII. Er ist wohl auch der Q. Iun. Rust.,
Consul mit Q. Flavius Tertullns (CIL. 6, 858). Vgl. Wilm. 2764. — Objglli
1190 L. Iunii Rustici philosophi stoici (anter Beiner, samt der Inschrift ver-
schollenen, Büste: Bkrnoülli, röm. Ikonogr. 1, 288): sonst aber hat dieser
Rusticus den Vornamen Q. Ob der § 819, 5. 829, 2 Genannte gemeint ist?
4. Der Stoiker Claudius Maximas (A.2Z.6) ist der Md&pog welchen
M. Aurel etg lavr. 1, 15 {naodWXriatg Md&aov xb xQctxsiv Eccvzov) als für
seine Bildung einflußreich und 8, 25 als längst (vor seiner Gattin Secunda)
gestorben erwähnt. Er ist daher wohl auch der Claudius Maximas vor
welchem, als dem Proconsul in Afrika, Apuleios der Zauberei angeklagt war
(§ 366, 3 ; Apül. apol. 19 virum tarn austerae sectae tamque diutinae müitiae.
26 vir severus. 36 pro tua eruditione legisti profecto Aristotelis . . muUiiuga
volumina etc. 48 doctrinae tuae congruens; vgl. ebd. 91. 64 seit me vera
dicere Maximus, qui . . legit in Phaedro düigenier etc.). Jener Proconsul
aber ist wahrscheinlich eine Person mit dem gleichnamigen leg. Aug.
Pannoniae des J. 154 in CIL. 3, p. 881. Waddington, bull. delT inst. 1869, 254.
ERohde, BhM. 40, 67.
359. Für den Betrieb der Geschichte war wenig günstig
die Herrschaft der rhetorischen Phrase und die Windstille der
Zeit. Vielleicht verfaßte schon damals L. Ampelius seinen
über memorialis. Auch die Übersicht über die Geschichte der
römischen Republik, mit großer Vorliebe für Märchen und
Wunder, welche den Namen des Granius Licinianus tragt, ist
wohl ungefähr in diese Zeit zu setzen.
1 L. Ampelius Macrino suo *. Volenti tibi omnia nosse scripsi hunc
librum memorialem, ut noris quid sit mundus, quid elementa (Kosmographie),
quid orbis terrarum ferat (physikalische Geographie, Weltwunder, Mytho-
logisch-Genealogisches) vel quid genus humanum peregerü (orientalische,
griechische, ältere römische Geschichte). Auch die geschichtlichen Tat-
sachen sind unter sachliche Rubriken gebracht und alles ist möglichst
knapp, nach Art eines Registers, gefaßt, doch nicht ohne einiges Pranken
mit seltener Gelehrsamkeit. Wäre der Macrinus dem die Schrift gewidmet
§ 858 Philosophen. § 669 Ampelius. Licinianus. 901
ist derjenige welcher J. 217—218 Kaiser war und 54 (oder 52) Jahre alt
erschlagen wurde, so wäre die Abfassung des Schriftchens ans Ende des
Jahrhunderts zu rücken. Doch ist der Name Macrinus häufig genug. Ander-
seits ist der späteste in dem Schriftchen erwähnte Name der des Traianus
(47, 7 fortuna Traiani principe; vgl. 28 Caesar Dacicus), bei den Parther-
kämpfen (c. 81) ist von denen des L. Veras nicht die Bede. In späteren
Jahrhunderten (bes. im cod. Theodos.) ist der Name Ampelius häufiger.
Für Abfassung in späterer Zeit außer Gläsbr (Anfang des dritten Jahrh.,
A. 8) auch Bohden aO. und AEnvann, Phil. Suppl. 4, 495. — Als Quellen
sind benutzt neben anderem Nigidius Figulus, Nepos, Trogus, Hyginus de
virie illustr. und Florus. Auf einer guten griechischen Quelle beruht cap. 8
(miracula mundi, HyBohoen, de mundi miraculis [Bonn 1875] p 8): darin
zB. § 10 eine wertvolle Notiz über des Pheidias Athena Parthenos und
§ 14 die durch die pergamenischen Bildwerke in Berlin berühmt gewordene
Stelle Pergatno ara marmorea magna etc. Das Einschiebsel 8, 18—23 geht
wohl auf Varro zurück. Auch sonst ist die ursprüngliche Fassung deB
Büchleins öfters gestört.
2. Nach dem einzigen bekannten, jetzt verschollenen codex Divionensis
Iureü gab zuerst den A. heraus ClSalmasius, Leid. 1638 (hinter Florus);
dann am Florus von Dukbb u. a. Sonderausgaben von CHTzschuckb (cum
notis, Lps. 1773), FABeok (mit Comm., Lpz. 1826); besonders von EWölfplin
(Lpz. 1854) hinter Halms Florus, nach des Salmasius Abschrift («- Monac.
10388) jenes codex aus Dijon.
3. CEGläseb, das Zeitalter d. Amp., RhM. 2, 145. EWölfplin, de
L. Amp. libro mem. quaestt. crit. et hist., Gott. 1854. FBüchkler, EhM.
18, 179. HJacob, quaestt. Amp., Cleve 1860. — Zur Textkritik: LUrlichs,
RhM. 17, 632. MZink, Eos 2, 317. AEussnbb, spec. crit., Würzb. 1868,
p. 37 und Phil. 87, 147. ERohdb, EhM. 82, 688.
4. Macb. 1, 16, 30 apud Granium Licinianum libro secundo. Sebv.
Aen. 1, 737 Granius Licinianus cenae suae (FF). Solin. polyh. 2, 12 (p. 87,
12 M.) Liciniano (HPbteb: Licinio Muciano) placet Vgl. § 199, 7.
6. Aus einem codex ter scriptae (12 Pergamentblattern aus Ägypten,
Licinianus steht zu unterst) in London (British Mus. Add. 17212, s.
PBdrncHBB, Phil. 9, 394; Schriftprobe: catalogue of anc. mss. in the Brit.
mus. 2, tab. 1 et 2) wurde Licinianus zuerst herausgegeben von CAFPbrtz,
Gai Grani Liciniani annalium quae supersunt usw., Berl. 1857. Doch be-
ruht der Vorname auf völlig unsicherer Lesung. Die Bücher müssen sehr
kurz gewesen sein; die Überreste sind aus B. XXVI, XXVIII u. XXXVI
und beziehen sich auf Ereignisse der J. 591/163 und 676/78. Die Anlage ist
annalistisch. Wahr- und Wunderzeichen, Anekdoten und Merkwürdigkeiten
sind mit Umständlichkeit behandelt. Die Erzählung scheint sich (etwa in
40 Büchern) über Caesars Tod nicht hinauserstreckt zu haben; doch wird
auf die von Hadrian herbeigeführte Vollendung des Olympieion zu Athen
angespielt (p. 8 f. Bonn, aedes Olympii Iovis Atheniensis diu imperfecta per-
manscraf). Diese Tatsache, sowie die eingehende Beschäftigung mit Sallust
(wie sie sich bei Fronto findet, s. § 355, 5 und MHebtz, JJ. Suppl. 7, 22)
bei ausdrücklicher Unterscheidung von dessen Zeit (tempora reprehendit sua,
902 Die Eaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus Pius).
8. § 206, 4 gE.), die Altertümelei (Äriobardianen, Archelauo) und der Charakter
der Schrift als Excerpt aus Livius für den Schulbedarf paßt am ehesten
für das Zeitalter der Antonine. Weiter herabzagehen widerrat die An-
führung durch Solinus oder dessen Quelle. Vgl. Mommsisn, Solin. p. xxvm.
Die Bonner Herausgeber dagegen (Bichelkb u. a.) nehmen wegen jener
altertümlichen Formen Abfassung des ursprünglichen Werkes unter August
und Verkürzung in der Zeit der Antonine an, Madyio aber Entstehung im
8.-4. christlichen Jahrhundert. Mit dem augustischen Zeitalter fallt auch
die Vereinigung (s. auch GKeitneb, Cornel. Labeo 16) des Verfassers mit
Granius Flaccus (§ 199, 7).
6. Ausgaben von Peutz (A. 5) und: Grani Liciniani quae supersunt
emendatiora ed. philologorum Bonnensium heptas, Lps. 1858. — Zur Text-
kritik: CG Schmidt, Phil. 13, 224, GLikker, JJ. 77, 628, KKbil, ebd. 640.
JAWynme, Phil. 15, 357, HHbebwagen, Nürnb. 1858, DComparbtti , RhM.
13, 457, CMFbancken, JJ. Suppl. 3, 235.
7. Über Lic. s. besonders GLinkeb , JJ. 77, 638 und M advig, kl.
philol. Schrr. (Lpz. 1876) 391.
8. Vielleicht gehört der in der Antoninen -Zeit hochangesehenen Familie
der Bruttii (zB. C. Bruttius Praesens Cos. J. 153, gleichnamige Coss.
J. 139. 217) auch der Geschichtschreiber Bruttius an; Haxal. 2, p. 34 Dind.
BQQVTuog, ioioQix.6e xQovoyqacpoQ, angeführt für Mythologisches, Alexander-
züge und Christenverfolgung unter Domitian, Petsh, bist. rom. tragm. 375.
— Über Frontos historische Arbeiten b. § 355, 6 u. 7.
360. Die Juristen Roms teilten sich in dieser Zeit in
Praktiker, welche mit oder ohne öffentlichen Charakter Bescheide
über Rechtsfragen gaben und Prozesse führten, und in eigent-
liche Rechtslehrer. Die ersteren sind meistens Schüler des
lulianus. So Vindius und der durch die Schwierigkeit seiner
Erörterungen bekannte Sex. Caecilius Africanus, ferner Terentius
Clemens, Iunius Mauricianus und Venuleius Saturninus. Der
Lehrer des M. Aurelius im Rechte, L. Volusius Maecianus, ver-
faßte neben juristischen Schriften auch ein auf uns gekommenes
Büchlein über die Einteilung nach Maß, Zahl und Gewicht. Zu
den noch in den späteren Jahrhunderten angesehensten Juristen
gehört Ulpius Marcellus unter Pius und M. Aurel.
1. Gell. 13, 13, 1 cum . . in lucem fori prodissem quaesitum esse memini
in plerisque Bomae stationibus ius publice docentium (vgl. fragm. Vat. 150
neque geomeirae neque hi qui ius civile docent. dig. 27, 1, 6, 12. 50, 13,
1, 5 iuris civilis professores) aut respondentium etc. Unter den letzteren
hatte ein Teil amtlichen Charakter; vgl. oben S. 460. Capitoun. Antonin.
P. 12, 1 multa de iure sanxit ususque est iuris peritis Vindio Vero (A. 2),
Fulvio Volonte (§ 350, 4), Volusio Maeciano (A. 8), Ulpio Marcello (A. 9)
et Diaboleno (vgl. § 342, 3).
2.-M. Vindius Verus (A. 1) war Cos. 188 n. Chr. Fragment. Vat. 77
Vindius cum consulit Iulianum in ea opinione est. Maecian. dig. 35, 2,
§ 360 Juristen: Africanus u. a. 903
32, 4 Vindius noster. Vgl. Ulpian. ebd. 2, 14, 7, 18 (Vindius scribit). 5, 1, 5
(Pomponius et V. scripserunt). Paul. ebd. 2, 9, 2, 1 (putat V. . . idque Iulianus
scribit etc. Pomponius et V. scribunt).
8. Gell. 20, 1, 1 Sex. Caecilius in disciplina iuris atque in legibus
populi rotn. noscendis interpretattdisque scientia usus auctorüateque inlustris
fuit. ad eum forte . . phihsophus Favorinus (§ 351, 3) accessit etc. in Ulis
Punc earum sermonibus arta mentio est legutri decemviralium. . . eas leges cum
Sex. Caecilius inquisitis exploratisque muUarum urbium legibus . . eleganU
. . brevitate verborum scriptas diceret etc. Verhältnis zu Julian; s. Paul.
dig. 19, 1, 45 pr. idque et Iulianum agitasse Africanus refert. Ulp. dig.
26, 3, 3, 4 Iulianus Sexto Caecilio Africano respondit. 80, 39 pr. Africanus
libr. XX* epistolarum apud Iulianum (s. § 49, 6) quaerit. Afbic. dig. 12,
6, 88 pr. id maxime consequens esse ei sentenUae quam Iulianus probaret.
Vgl. ebd. 12, 1, 23 und 13, 7, 31 Iulianus aü. Schriften (außer den
Epistolae): Quaestionum libri IX, Erörterungen über einzelne Rechtssätze
oder Rechtefalle in engem Anschluß an Julian, häufig in Form von Frage
und Antwort (Mommsbn, ZfRGesch. 9, 90, Fitting, Alter d. Schrr. 15, Krüger,
Quell, u. Lit. d. röm. B. 179). In den Digesten finden sich daraus 130
Fragmente, zusammengestellt bei Hommrl, pal in gen. p. 3. Lenel 1, 1. Bei
den Juristen der letzten Jahrhunderte ist Africani lex sprichwörtlich für
etwas Schwieriges. Die Stellen wo Caecilius oder Sextus angeführt wird
(wie Gai. 2, 218 Iuliano et Sexto placuit) beziehen sich wohl gleichfalls auf
ihn. Mommsbn, ZfRGesch. 7, 479. 9, 92. Im allg. s. Cujacius Tractat. IX.
ad Afr., opp. 2, 1253. FKämmerer, obss. iur. civ. (Rost. 1827) 1, 74.
Zimmern, Gesch. d. Privatr. 1, 1, 350.
4. Terentius Clemens, Verfasser von zwanzig Büchern ad legem
Iuliam et Papiam, woraus in den Digesten sich 37 Stellen finden (Hommel,
palingen. 2, 499. Lenel, pal. 2, 353). Dig. 28, 6, 6 nennt er den Iulianus
noster Qu>c ita interpretari Iul. n. videtur) und berücksichtigt auch sonst
öfters dessen Digesta, bo daß sein Werk in der letzten Zeit des Pias ver-
faßt scheint. Fitting, Alter d. Schrr. 16.
5. Iunius Mauricianus schrieb unter Pius (dig. 31, 57 divus Ha-
drianus . . et proxime Imp. Antoninus. 33, 2, 23 nuper Imp. Antoninus
. . rescripsit. 49, 14, 15) gleichfalls Ad legem Iuliam et Papiam libri VI,
sowie mindestens 2 Bücher De poenis (dig. 2, 13, 3) und Noten zu Julians
Digesten; vgl. Ulp. dig. 2, 14, 7, 2 puto rede Iulianum a Mauriciano repre-
hensum in hoc etc. 7, 1, 25, 1 Iulianus quidem libro XXXV0 Digestorum
scripHt; . . MarceUus vero et Mauricianus etc. sed luliani sententia hutnanior
est. Krüger aO. 180.
6. Venuleius Saturninus schrieb nach dem ind. Flor. 10 Bücher
actionum, 6 interdictorum , 4 de officio proconsulis, 3 publicorum oder de
publiciö iudiciis, 19 stipulationum. Über den liber de poenis paganorum
a. A. 7. Hommrl, paling. 2, 539. Nicht richtig nimmt Fitting, d. Alter d.
Schrr. 17, einen einzigen Juristen des Namens Claudius Venuleius Saturninus
an (vgl. A. 7). Wohl später ist Q. Saturninus in den dig. 12, 2, 13, 5
(MarceUus scribit etc. cui Q. Sat. consentit) und 34, 2, 19, 7 (Q. Saturninus
libro X° Ad edictum scribit), wenn er nicht doch mit Venuleius Sat. zu
902 Die K*- j^»»»"^™™ "^
^^^ XW*"" ächte 1, ™°- Keügee aO. 182. Vgl.
+ "* *£*!* ' fi* ^ ißt zu unter8che^en Claudius
•*■;'£» *Y**alei*> &*%wdepoenis paganorum\ welcher zwar im
** *• }°" der Verf' ^"s**- *ö£eWJnriSDen ^^t dftg«8en "«htig dig.
$*t*rai**L 'dem VeaaJeicb eiaem Fragm. des VeouL SaU) dem Claudius
,*</• ^wlUifliJ**^b*r ^ßii3te auch den Ztfcer de coronis et origines et
4$r i9'BQ*> D0X8el^itm edisserens als dessen Verfasser Teetull. de cor.
^iür^ et ^^Jafafat" in hac QMque materia commentator Claudius
"fl den P^ffertüläAu hat dem Buch fast alles gelehrte Material
<!aivr**nl/S nß'?hes & m 8e,ne christlichen Ausführungen verflicht, vgL
0ntDO&meD ß iq, 12. 13, und wir erkennen daraus die n&mlichen anti-
ßacb T***' * irischen Neigungen welche auch jener liber de poenis in
qü*rißC^'pieD aus Homer und DemoBthenee bekundet. Claudius Saturninus
seiv^1 p0rBon sein mit dem gleichnamigen legatus Belgicae unter
Bl**. /Vatic. fr. 223) oder mit dem Ci. Sat., an welchen awei Erlasse
^p-us gerichtet waren (Maroiah. dig. 20, 3, 1, 2. 60, 7, 4 pr.) und
^cher nnt«r den divi fratres Praetor war, dig. 17, 1, 6, 7 (ERohde).
*6 g. Capitol. M. Ant. philo». 3, 6 studuit et iuri, audiens (ums J. 146)
r Volusium Maecianum. Vgl. bei Fbonto p. 61, auch oben A. 1. Er
wftr befreundet mit Salv. lulianus (Julianus noster, dig. 35, 1, 86. 36, 2,
30, 7- 86> 1» 65> 1) Qnd mit Vindius (Vindius noster, ebd. 35, 2, 32, 4).
Dig. 37, 14, 17 pr. divi fratres . . rescripserun t : . . Volusius Maecianus,
amicus noster, ut iuris civilis praeter veterem et bene fundatam peritiam anxie
diligens etc. Volcac. Gall. Avid. Cass. 7, 4 exercitus . . Maecianum, cui
erat commissa Alexandria, . . invita atque ignorante Antonino (M. Aurel}
interemit (als Mitverschworenen des CaesiuB, J. 176). - Unter Antoninus Pius
verfaßte er seine 16 Bücher Quaestionum de fideicommissis oder fidei-
commissorum (dig. 40, 5, 42 Antoninus Aug. Pius noster etc.) und wohl
auch die Schrift Ex lege rhodia (ebd. 14, 2, 9). Außerdem libri XIV de
publicis iudieiis. Die Überreste dieser Schriften bei Hommkl, palingen.
1, 353. Lknel, paling. 1, 575. — Erhalten iat das metrologische flülfsbuch
welches er für seinen prinzlichen Schüler verfaßte: Distributio . . partium
in rebus quae constant (so Mummben: peeuniariis die Hss.) pondere, numero,
mensura. Vgl. das Vorwort: Saepenumero, Caesar, animadverti aegre ferentem
te guod assis distnbutionem , et in heredum institutione et in aliis multis
necessariam, ignotam haberes. quare, ne tarn exigua res ingenium tuum uUo
modo moraretur, cum partes ipsas tum vocabula et notas proponendas existi-
mavi. Der Schluß ist verloren. Handschriften: Paris. 8680, Vatic. 3862.
beide s. X. Herausgegeben von JFGbonov (de sestertiis etc., Leid. 1691),
EBöcking (Bonn 1831 und im Corpus iur. anteiust. p. 183), Mommsen (Abb.
d. sächs. Ges. d. Wiss. 3 [1853], 286), FHultsch (scriptores metrolog. rom.
p. 61), Huschke (iuriepr. anteist.4409). Vgl. Mommsen aO. 281. Hultsch aO. 17.
9. Ulpius Marcellug (vgl. A. 1) war auch noch im Rate des
M. Aurelius; vgl. seinen Bericht über eine Verhandlung proxime in cogni-
tione prineipis, wobei sententia lmperatoris Antonini Aug. Pudente et
Pollione coss. (J. 166) und Sachwalter der einen Partei Cornelius Priscianua
war, advocatus fisci aber Calpurnius Longinus, dig. 28, 4, 3 (wo auch der
§ 360 Maecianus, Ulpius MarceUus. § 361 Gaius. 905
Grundsatz: in re dubia benigniorem interpretationem sequi non minus iustius
est quam tutius) ans (Ulp.) Marcbllüb libro XXIX Digestorum. Der Jurist
könnte euie Person sein mit L. Ulpius MarceUus legatus Aug. pr. Pannon.
inf. (CIL. 3, 3307). Dagegen war der Ulpius MarceUus welcher unter Com-
modu8 in Britannien siegreich focht (Dio 72, 8) vielleicht des Juristen Sohn,
PRE. 6,2718. Schriften des Juristen: Digestorum libriXXXI (31 Bücher nennt
der ind. Flor, und B. 31 wird citiert dig. 46, 3, 73; irrig dagegen lib.
XXXIX in dig. 49, 16, 2), in den justinianischen 128mal ausgezogen;
Notae ad Iuliani Digesta und zu Pompon. lib. sing, regularum (dig. 29, 2, 63.
GMAsheb, ZfRGesch. 6, 102), Ad legem Inliam et Papiam libri VI, Respon-
sorum liber eingularis, De officio consulis (libro quinto angeführt Ton
Marcian. dig. 40, 16, 1, 4) und vielleicht (wenn nicht von Macer) Publicorum
(iudiciorum) libri (libro II, dig. 3, 2, 22), De officio praesidis (dig. 4, 4, 43
MarceUus libro I de off. praes.). Zusammenstellung bei Hommbl, palingen.
1, 363, Lbnel, paL 1, 689. Von jenen Schriften sind die Digesta erweislich
nach dem Tode des Pins verfaßt (dig. 4, 1, 7 MarceUus libro III digestorum;
Divus Antoninus Marcio Avito praetori . . rescripsü und (s. oben) J. 166
oder 167 abgeschlossen, die Abfassungszeit der übrigen aber ist nicht be-
kannt. FiTrnro, d. Alter d. Schrr. 23. — MTtdeman, de L. Ulpii Marcelli
icti vita et scriptis, Utr. 1762 (« Oblbichs thesaur. nov. 1, 1). GFWalcb,
op. (1786) 1, 2, 313 (de aetate Ulpii Marcelli). Zimiebn, Gesch. d. Privatr.
1, 1, 867.
361. Ausschließlich als Lehrer und Schriftsteller wirkte in
Rom der wohl aus dem Osten des römischen Reiches gebürtige
Jurist Gaius (etwa J. 110—180 n. Chr.). Seine gelehrte Tätig-
keit hat große Ähnlichkeit mit derjenigen des Sex. Pomponius
(§ 350, 6). Er verfaßte zahlreiche Schriften über das Privat-
recht, von welchen die berühmtesten waren seine sieben Bücher
Rerum cotidianarum (Aurei genannt) und seine vier Bücher In-
stitutionum, Einführung in die Rechtswissenschaft, ein seitdem
viel vertretener Literaturzweig, geschrieben und wohl auch her-
ausgegeben ums J. 161 n. Chr. Diese Institutiones sind uns
größtenteils erhalten und legen durch die anmutige Lebendig-
keit und Ungezwungenheit ihrer Darstellung und die ungleich-
mäßige Behandlung des Stoffes die Vermutung nahe daß sie aus
mündlichem Vortrage entstanden sind. Um seiner klaren Faßlich-
keit willen wurde das Werk ein beliebtes Lehrbuch und hat auch
für die Institutionen des Justini an als Grundlage gedient.
1. Gaius war Zeitgenosse Hadrians: Gai. dig. 34, 6, 7 pr. nostra quidem
aetate Serapias, Alexandrina mulier, ad divum Hadrianum perducta est
(§ 342, 7 Z. 6): nur folgt daraus nicht daß Gaius damals schon in Born ge-
lebt habe. Er erlebte wohl noch die Regierung des Commodus (A. 7 Z. 6)
— Mokkmn, Jahrb. d. gem. Hechts 8 (1869), 1 meint daß Gaius in der pro-
consularischen Provinz Asien (etwa in Troas) gelebt und gelehrt habe. Er
906 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (Antoninus PiuB).
schließt dies daraus daß 6. so selten und spät in der Literatur berück-
sichtigt werde (s. A. 2), aus der Benennung mit dem bloßen Vornamen,
aus seiner Berücksichtigung des Provinzial rechts (vgl. A. S f.) , des außer-
römischen, griechischen (Botanischen), bithynischen, galatischen Rechts und
der älteren römischen Rechtsquellen neben Obersehen von Neuerem, aus
seiner genauen Kenntnis des Griechischen, und daraus daß für das ius Itali-
cum Gaius nur Beispiele aus dem griechischen Osten nennt (dig. 50, 15, 7
Gaiu8 . .; iuris italici sunt TQcoüg, Btiqvtoq, dv^d%iov). Aber alles dies
reicht nicht aus um die deutlichen Anzeichen von Abfassung der Inst, in
Rom aufzuwägen; HDebhbubo, d. Inst. d. Gai. 80. Huschke, iurispr.
anteiust.4, 158; ZfRGesch. 7, 161. Sehr wohl möglich ist daß Gaius im
hellenistischen Osten geboren war und von dort seinen (für römischen Ge-
brauch sehr auffälligen) Einzelnamen nach Rom brachte. Vielleicht hatte
er schon vorher im Osten gelehrt (in Berytos? FPBbbmkh, Rechtslehrer u.
Rechtsschulen 81) und sich seine Kenntnis des Provinzialreohts usw. erworben,
der entscheidende Teil seiner Wirksamkeit als Lehrer und Schriftsteller
fällt aber sicher nach Rom. — Ein vertraulicher Name seitens seiner
Schüler war Gaius schwerlich: übrigens kommt der Gebrauch des Vor-
namens bei Juristen (wie bei Kaisern) auch sonst vor; vgl. Anm. 2A. u. 4gE.
Ein Gaius v(ir) p(erfectissimns) unter den Agrimensoren (§ 58, 2) p. 307, 1.
345, 23 Lachm. Für den Geschlechtsnamen nimmt wieder 'Gaius' GPadbl-
letti, del nome di Gaio, Rom 1874, und endlich als cognomen FCattakeo,
rendic. del R. Istit. Lomb. 2, 14 (1881), 10/11.
2. Pompon. dig. 45, 3, 89 (non sine ratione est quod Gaius noster dixit)
bezieht sich auf einen Gestorbenen, etwa das auch sonst Gaius kurzweg
genannte Schulhaupt G. Cassius Longinus § 298,3; vgl. GMAshbb, ZfRGesch.
5, 83. Die Juristen der nächsten Zeit nennen den G. niemals, was darin
daß G. keine responsa erteilte (vgl. FPBbeubb, Rechtslehrer der Kaiser-
zeit 65) seinen Grund haben kann und auch anderen widerfährt, Debnbubg
aO. 105. Früheste sichere Erwähnung des G. in dem Citiergesetz vom
J. 426. Nächstdem Sebv. georg. 3, 306 (quod et Gaius homerico confirmat
exemplo — Inst. 3, 141), coli. Mos. et Rom. leg. 16, 2 (Gaius institutionum
W6. III — Inst. 3, 1—17), Pbisc. GL. 1, 282 (Gaius in I Institutorum —
Inst 1, 113). Die Lex romana Visigothorum (J. 506) enthält auch einen
liber Gaii in zwei Büchern, eine verkürzte und durch Zusätze aus sonstigen
Quellen veränderte Bearbeitung von Gaius1 Inst., wohl schon aus saec. V;
Deunbubg aO. 119. Wenigstens erhellt aus Justinians Const. Omnem reip.
(dig. pr.) 1 daß bis dahin im ersten juristischen Studienjahr ex tania legum
multitudine . . nihil aliud nisi sex tantummodo libros et ipsos confusos . .
studiosi accipiebant; . . in his autem sex libris Gai nostri Institutiones et libri
singulares quatuar (jene bildeten also damals nur 2 Bücher = liber Gai)
. . connumeräbantur. Das hier (und Inst. pr. 6 und ebd. 4, 18, 5) gebrauchte
Gaius noster beweist alles eher als Landsmannschaft zwischen G. und
Justinian.
3. Gaius Inst. 1, 188 nos diligentius hune tractatum exeeuti sumus et
in edicti interpretatione et in his libris quos ex Q. Mucio fecimus. 3, 83
de quibus (die bonorum possessiones) in his commentariis consulto non
agimus quia alias hoc ius totum propriis commentariis explicavimus. 3, 54
§ 361 Gaius. 907
alioqui düigentior interpretatio (der inra patronoram et libertorum) propriis
commetitarii8 exposita est. Sonach sind sicher vor den Inst, verfaßt die
Bücher Ex Q. Mucio und der Edictcommentar. Nur steht nicht fest ob
unter letzterem nur der ad edictum praetor is urbani gemeint ist oder zu-
gleich auch die libri XXX (mit den aedil. cur. XXXII, s. u.) ad edictum pro-
vineiale (einer bestimmten Provinz? vgl. Mommsen, ZfBGeach. 9, 95). Doch
igt letzteres wahrscheinlich, da in den Überresten des Werkes (vgl. Hommel,
paling. 1, 66. Lkhel 1, 189) nichts über Pius hinausweist und zwar divus
Hadrianus, Imp. Antoninus, princeps Antoninu9 darin genannt wird, niemals
aber divus Antoninus oder divus Pius oder gar Veras. Fittikg, Alter der
Schrr. 19. Für Abfassung des Commentars zum Proviozialedict in Born : dig.
27, 10, 6 vel a praetore vel in provinciis a praeside. Auch der Commentar
ad ed. praet. urb. (oder kurz edictum urbicum) war ein umfangreiches
Werk; vgl. im ind. dig. ad edictum urbicum tä pova evQS&evta (die übrigen
waren also zu Justinians Zeit nicht mehr aufzutreiben) ptfXCu dina. dig.
30, 73 u. 50, 17, 56 Gaius libro III de legatis ad ed. praet. (oder urbicum).
50, 17, 56 Gaius libro II de testamentü ad ed. urbicum. Außerdem zwei
Bücher ad edictum aedilium curulium (dig. 21, 1, 82. 21, 2, 57).
4. Institutiones: so benennen das Werk richtig die Auszüge daraus
in den Digesten; vgl. noch A. 2 Z. 9, im cod. Veronensis ist der Titel
nicht erhalten. Ungenau heißt es instituta im ind. dig. — ebenso wie da-
selbst die gleichnamigen Werke des Floren tinua, Ulpian, Paulus, Calli-
stratus — ; vgl. noch A. 2 Z. 10. WKalb, Arch. f. lat. Lexikogr. 1, 92.
Ihrem Begriffe gemäß enthalten sie totius doctrinae substantiam (Lactant.
inst. div. 5, 4, 3). Plan: 1, 8 omne ius quo utimur vel ad personas pertinet
(B. 1) vel ad res (B. 2 Sachenrecht und letztwilliges Erbrecht; B. 8 gesetz-
liches Erbrecht und Obligationen) vel ad actiones (B. 4). Die Einteilung
in vier commentarii rührt von 6. selbst her; s. zB. 2, 23 {superiore com-
mentario tradidimus « 1, 119). 3, 38 {sup. comm. trad. -= 2, 119. 148).
4, 163 (ßecundo comm. rettulimus = 2, 89;. 3, 181 (sequenti comm. referemus
== 4, 103). Die Bezeichnung als commentarii (vno^vf](iaxa im Unterschiede
von cvyyQUfifiatcc) weist den Anspruch auf buchmäßige Ausarbeitung und
stilistische Vollendung ab und wird zB. von Collegienheften gebraucht;
s. Debnbubg aO. 55. So zeigen auch die Inst, des Gr., bei scharfer Be-
stimmung der Begriffe und genauer Abgrenzung der Rechtssätze (Dbknburq
aO. 52), doch eine gewisse Behaglichkeit der Darstellung in Wiederholungen,
Variationen und Übergängen (Dernbubg aO. 40). Auch Anakoluthien sind
nicht selten (ebd. 50). Die Lockerheit der consecutio temporum teilt G.
zB. mit Sueton (§ 347, 6). Im ganzen aber ist die Sprache des 6. rein und
insbesondere frei von frontonischer Altertümelei. Besonders B. 4 hat über
den Prozeß viele neue Aufschlüsse gebracht, über Staatsrechtliches B. 1.
Vgl. ESchrader (Was gewinnt die röm. Bechtsgesch. durch des G. Inst.?),
Heidelb. Jahrbb. 1823, Nr. 60—64. Eigen ist dem G. die Verdeutlichung
des röm. Hechts durch Ausblicke auf das Peregrinenrecht. Citiert werden
gewöhnlich nur ältere Juristen; von Zeitgenossen einzig Iulianus (2, 218. 280)
und (2, 218) Sextus « Pomponius ; Debnburö aO. 102. Abfassung in Rom ;
Tgl. 4, 109 und Debnburg aO. 85. Das erste Buch ist am Ende der Regie-
rung des Pius verfaßt, welcher als optimus imp. Antoninus (1, 102) und
906 TV» *" " . /AJItouiam Pias).
. £&******' boP g, 196 als dum« Pfo* Antomnus
i*& s* 1*)> ******* i*6. *6i imP- Aa/d. bereits dem Marcus
40*»"*t 'tf&*r 0b* \i*°igl 74' Mo,OIBBM» ZfRGesch .9, 107.
££***' sD******* *° (**** sUurk ®nt8iellt' zB- durch Glosseme,
f*7"* "übetti*fert 8*djjtitoti°nen de8 GaiüB (ab8egenen von einer ver"
* n.tindig) & ,* der lex rom. Visigothorum § 488, 2) einzig
u"* "r^ Um**1**1 /# j)0nik*pitel* zu Verona s. V (darübergeschrieben
**Teio P***0*"^.** Hieronymus); nur em Blatt (4, 134-144 ent-
T^i. VI ^r,6^e.,a beschrieben, davon Schriftprobe in Stüdbmuäds Apo-
•d i- VI B* al beschrieben, davon Schriftprobe in
haltend) *** ^f^^flÄjfiasTBB-WATTEHBACHs exempl. codd, lat. T. 24. Ent-
er&pha*1 oB~r üB8 (1816), worauf Göschen mit Hollweg die Schrift
decter *** . oftmals herausgab, Berlin 1820 (M824 nach neuer Prüfung
entziffert0 D^ FßLÜEUK. s1842 von Laohmaän). Ed. EBöckihg, Lps.6 1865.
der &*' TOüen»\B apographum ad Goescheni Hollwegi Bluhmii schedas
Cofic-! ignidibusque exceptam scripturam publicavit EBöckino, Lps. 1866.
0crip81jerg: Codicis Veronensis denuo collati apographum confecit et edidit
rtrS°üP»*0irI)' Ll>8' 1874 (darin S' 263 ^ ind6X n0terUm Und — S- 813 —
^, 0-rÄphicus). Edd. PKbügeb. et WStüdemünd (nach neuer Prüfung der
Ua) Berl.* 1884. Auch in EHusohkes iurispr. anteiust.4 170 und sonst.
r bDdbow, Par.6 1881. Vergleichende Zusammenstellung der Inst, des
Qgi. und des Justinian von Klemze und Böcking, Berl. 1829. Vgl. die Col-
latio von WvSwindbben (annai acad. Groning. 1821), FPotteb v. Looh
(Groning. 1828) und von BJPolenaab (syntagma institutionum novam, Leiden
1876). Gaius, the insütutes and the rules of Clpian, with notes usw. by
JMüibhead, Edinburg 1880. Inst, of Gaius and lustin., by TLMbabs,
Lond. 1882.
6. Zur Kritik u. Erklärung: zB. HEDibksen, Versuche zur Kritik u.
Ausl. 104. Pdobta, Verisimilia, Lps. 1887. PbEHdschke, Gaius, Beitr. z.
Krit. u. zum Verständnis er. Inst., Lpz. 1855; krit. Bemerkk. z. G., ZfRGesch.
7, 161. KMPöschmahh, Studien zu G., Lpz. 1864—62 III. AFRudoeff, d.
lexikalen Excerpte aus den Inst. d. G., Abh. d. Berl. Ak. vom J. 1865, 828.
WStudemdnd, der antiquar. Gewinn aus d. neuen Collation cL G., Verh. d.
Würzb. Philologenvers. (Lpz. 1869) 121. PKeüqer, krit Versuche im Ge-
biete des röm. Rechts, Berl. 1870, 118. Zur Sprache: Studkmund vor s.
Ausg. p. zvii. WKalb, Aren. f. lat. Lexikogr. 1, 82.
7. Nach dem Tode des Pius verfaßt sind (wegen divus Antoninus)
Fideicommissorum libri II (dig. 82, 96. 86, 1, 90. 86, 68, 6), sowie min-
destens die letzten der) XV libri ad legem Iuliam et Papiam (dig. 31, 56)
und der über singularis ad SCtum Tertullianum (dig. 38, 17, 8) unter
Marcus und Orphitianum vom J. 178 n. Chr. (dig. 38, 17, 9). Jedesfalls
nach Julians Digesten verfaßt sind De verborum obligationibus libri III
und Ad legem XII tabularum libri VI (§ 86, 6), und wohl auch der über
singularis de formula hypothecaria (dig. 20, 1, 16 pr.), sowie Rerum coti-
dianarum (s. Aureorum) libri VII, eine Erörterung der im taglichen Leben
Anwendung findenden Rechtssätze, in der Ordnung der Institutionen und
von Justinian gleichfalls für die seinigen benützt; prooem. 6 que* ex omnibus
antiquorum Institutionibus et proeeipue ex commentariis Gai nostri tarn In-
stitutionum quam Herum cotidianarum . . compositas etc. Vgl. dig. 44, 7, 5
§ 361 Gaius. § 362. 363 Übersicht: M. Aurelius. 909
(aus Gaius libro III aureorum), 5 (Iuliano placuit). Unbekannt ist die
Abfassungszeit der Schriften Ad legem Glitiam, Über (singularis und libri III)
regularnm, libri III de maDumissionibus, der libri singalares dotalicion, de
tacitis fideioommis8i8 und de casibus. Zusammenstellung bei Hommel, paling.
1, 56. Lbhkl lt 181. Hubchkb, iurispr. anteiust.4 388.
8. Daß Gaius das ius respondendi nicht hatte erhellt mit Wahr-
scheinlichkeit teils aus seinem Schweigen inst. 1, 7, teils aus seiner Nicht-
erwähnung bei den Juristen der folgenden Zeit, auch daraus daß er weder
quaestione8 noch responsa verfaßte. Als Schriftsteller strebte er über den
engen Kreis der Fachmänner hinaus und erfreute sich großer Beliebtheit
und Anerkennung, besonders von seiten der Lernenden.
9. Ober Gaius s. Zimmern, Gesch. d. Privatr. 1, 1, 341. Budobff,
Bechtsgesch. 1, 173. Huschkb, iurispr. anteiust. * 148. HDbbnbubg, d.» In-
stitutionen des G., ein Collegienheft aus J. 161, Halle 1869, mit HDegenkolb,
in Pözls Vierteljahrschrift f. Gesetzgeb. 14 (1872), 489. EGlasson, e*tude
sur Gaius, Par.* 1885. JEEuntze, der Provinzialjuriat Gaius wissenschaft-
lich abgeschätzt, Lpz. 1888. PKkügeb, Quell, u. Lit. d. röm. R. 183. 243.
362. Von dichterischen Erzeugnissen aus der Zeit des M.
Antoninus wissen und haben wir nichts, falls nicht das Per-
vigilium Veneria (§ 398, 1) schon dieser Zeit angehört. Man
ging wohl in den Geleisen jener poetae neoterici (§ 353) weiter.
1. Obelli 866 (Anthol. lat. 812 Meyer) ItUius Faustinus M. . . Ver-
fasser eines inschriftlichen akrostichischen Gedichts (auf Antoninus Pius?).
— Gell. 19, 8, 3 quispiam famüiaris eius (des Fronto) bene eruditus homo
et tum poeta Mustris. Ober des Sulpicius Apollinaris Verse § 867, 2.
b. Die Zeit des M. Aurelius, J. 161—180 n. Chr.
J. Unter der Regierung des edlen M. Aurelius steht die
Literatur noch unter dem Einflüsse der Richtung Frontos, inner-
halb deren Apuleius viel mehr Geist und Kraft beweist als
Gellius. Die Philosophie wird bevorzugt, da der Kaiser ihr eifrig
huldigte, aber der Stoicismus ist zu einer allgemeinen Lebens-
weisheit abgeblaßt und der sogenannte Piatonismus mit Mystik
und Schönrednerei reichlich getränkt. Die Grammatik ist inner-
halb der griechischen Literatur glänzend vertreten durch Apol-
lonios Dyskolos, welchem sein ebenbürtiger Sohn Herodianos
folgt, die Medizin durch Galenos. Auch der Sophist Aristeides
aus Bithynien, ferner die Grammatiker Nikanor und Phrynichos,
der Rhetor Polyaen und der Dichter Oppian gehören dieser Zeit
an. Endlich fallt in sie wohl noch die erste christliche Schrift
in lateinischer Sprache, von Minucius Felix.
910 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
1. Der junge M. Aurelius von Fronto unterrichtet: §355,4. GBoissibr
(la jetinesse de Marc-Aurele et les lettres de Fronton), rev. des deux mondes
1. Apr. 1868, p. 671. EMüllkb, M. Aar. in s. Briefen an Fronto, Ratibor
1869. Mit seinem angeborenen Eifer zieht der Caepar (so redet ihn Fronto
an vor der Thronbesteigung, später Antonine oder M. Aureli) die ihm von
Fronto empfohlenen Schriftsteller aus, sammelt Synonyma, Sentenzen, Ver-
gleichungen und sonstige Redefigaren, macht auch selbst Verse (hexametri,
Fbonto p. 24. 34), empfindet aber immer stärker die Leere dieses Tuns und
läßt eich durch Innius Rusticus (§ 358, 3) für die (stoische) Philosophie
gewinnen, zum großen Verdrusse des Fronto (§ 355, 4 M.). Wendepunkt ums
J. 146 ; vgl. ad Front, p. 75 Aristonis libri me hac tempestate . . habent
male; . . nimis quam saepe erubescit diseipülus tuus sibique suscenset quod
viginti quinque annos notus nihildum bonorum opinionum et puriorum ra-
tionum animo hauserim.
2. Erhalten sind von M. Aurel außer den Briefen an Fronto (andere
Briefe zB. bei Capitol. Clod. Alb. 10, 6 ff.) die zwölf Bacher Selbstbetrach-
tungen (sie avtov; ed. JStich, Lpz. 1882) in griechischer Sprache, aus
J. 169 — 176, Tagebuchblätter mit knappen Bemerkungen, Überlegungen und
guten Vorsätzen die von dem edelsten Willen zeugen. Daß es ihm an Schärfe
(dQifivzqe) fehle erkennt er selbst als Mangel; vgl. Avidils Cassils bei
Vulcac. Gall. (Av. Cass. 14, 3. 5) Marcus komo sane optimus, qui dum de-
mens dici cupit eos patitur vivere quorum ipse non probat vi tarn. . . M. An-
toninus philosophatur et quaerit de elementis et de animis et de honesto et
iusto, nee sentit pro republica. Capitol. Ant. phil. 8, 3 dahat se Marcus
totum philosophiae, amorem eiviutn adfeetans.
3. Digest. 27, 1, 6, 8 b &etoxaxog nctxriQ fiov (wohl M. Aurel, nicht
Pius, dessen Verordnung enger begrenzt war, s. § 354, 1) nuQtX&aiv tv&vg
inl xr\v ocQxr,v dictxdypccxi xoeg vnaq%ovaag xifiäg nal äzslsfag ißsßccfaaev,
YQtxipag (piloootpovg , Qrjzogagy yQappaxi%ovg , iecxQOvg dxsXstg etvcu yvfivaci-
uqZhdv etc. xai uqxe %q£vstv pfa* itQseßsvetv ur\xs (ig oxQaxsfav %ccxa-
Xiysefrcci a-novzag etc. Capitol. M. philos. 23, 9 fama fuit quod sub philo-
sophorum specie quidam remp. vexarent et privatos. — PRE. 1*, 1197.
EZelleb, Vortr. u. Abhh., Lpz. 1875, *89. E Renan, Marc-Aurele et la fin
du monde antique, Par.8 1882. Watson, M. Aur. Ant., Lond. 1884.
4. Briefwechsel zwischen Fronto und L. Veras (M. Aureis Mitregenten
§ 355, 6, f J- 169; sein Vater § 353, 2). Preis der eloquentia des Verus
durch Fronto p. 120. Veras bestellt sich bei Fronto eine verherrlichende
Darstellung seiner Taten p. 131. Des Verus gratiarum actio p. 87; seine
orationes ad senatum et allocutiones ad exercitum p. 131. Offizieller Kriegs-
bericht in Briefform (J. 163 f.) p. 126.
6. Capitol. Ant. phil. 8, 1 adepti imperium ita civüiter se ambo egerunt
ut . . eos Marullus, sui temporis mimographus, cawllando impune perstringeret.
Vgl. ebd. 29, 2 (de quo mimus in scena praesente Antonino dixit etc.).
Einen Vers desselben bei Ssnv. buc. 7, 26. Aen. 7, 499 (Marullus mimo-
graphus). Gtalenos (seit J. 164 in Rom) nsql avaxopMwv £y%siQ-qasmv 7, 12
o MaqvXXov xov [upoyQacpov ntttg $&eqa7t8vd"i) xai Jfl ivv foi, vlclCxqi
yvfivm&eiorjg ccvxcp noxe xrjg %aqtifag. MHaupt, op. 1, 337. Älter als Marullus
§ 363 M. Aurelius. § 364 Schüler des Fronto. 911
scheinen gewesen zu sein die Mimographen Lentnlus und Hostilius: Tkhtull.
de pall. 4 pugil Cleomachus . . . mimographo Lentulo in Catinensibus com-
memoratus. Hieron. adv. Rufin. 2, 20 (2, p. 614 Vall.) quasi tnimum Phili-
stionis (§ 254, 6) vel Lentuli an Marulli stropham eleganti sermone confictam.
Tbrtült.. apol. 15 dispicite I^entulorum et Hostüiorum venustates utrum mi-
mos an deos vettroe in iocis et strophis rideatis: moechum Anübim (Fried-
läkdbb, SG. I6, 501) et masculam Lunam et Dianam flagellatam et Iovis
mortui Ustamentum recitatum (vgl. § 28, 3) et tres Hercules famelicos inrisos.
Aus unbekannter Zeit Aemüius Severianus (aus Tarraco) mimographus CIL.
2, 4092 Ob. 2622.
6. Gell. 19, 11, 3 hoc distichon amicus meua, ovx upovaog adulescens,
in plures versiculos . . vertu. Folgen 15 iambische Dimeter.
7. Apül. flor. 1, 7 Alexandri multa sublimia facinora . . adgressus est
mens Clemens, eruditissimus et suavissimus poetarum, pülcherrimo carmine
inlustrare. Also ein Epos.
364. Unter den übrigen Schülern des Fronto scheint der
'bedeutendste gewesen zu sein dessen Schwiegersohn C. Aufidius
Victorinus, Cos. II J. 183 n. Chr.; nächstdem Servilius Silanus
und M. Postumius Festus. Überhaupt standen wohl alle welche
in dieser Zeit zu Rom als öffentliche Redner wirkten unier
Frontos Einfluß, wenn sie auch nicht alle seine Art beibehielten.
So auch der auf verschiedenen Gebieten (Briefstellerei, Rhetorik,
Geographie u. a.) tätige Iulianus Titianus.
1. Fronto p. 95 ut parentes cum in voltu liberum oris sui liniamenta
din08cunt, ita ego cum in orationibus vestris vestigia nostrae sectae animad-
verto, yfyri&iv dh cpQSvcc Anveo (vgl. A 683 hymn. in Cer. 237) ■ meis enim verbiß
exprimere vim gaudii mei nequeo. p. 200 suadeo vobis (den Cirtenses) pa-
tronos creare . . eos qui nunc fori principem locum occupant, Aufidium
Victor inum (A. 2), quem mihi%generum cum Ulis moribus tantaque eloquentia
elegi. Servilium quoque Silanum (Cos. 189, vgl. Lamprid. Commod. 7, 6)
Optimum et facundissimum virum iure municipis patronum habebitis, cum sit
vicina et amica cwitate Hippone regio. Postumium Fe st um et morum
et eloquentiae nomine recte patronum vobis feceritis, et ipsum nostrae pro-
vinciae et civitatis non longinquae. Vgl. § 857, 1. Capitol. Ant. phil. 3, 8
flrequentavit et deelamatorum scholas püblicas amavitque e condiscipiüis prae-
cipuos senatorii ordinis Seium Fuscianum et Aufidium Victorinum, ex equestri
Baebium Longum et Calenum. Über jenen M. Postumius Festus a. Gell.
19, 13. Auf ihn bezieht sich — ein Beweis wie er lange Zeit in Ansehn
stand — eine um das J. 300 gesetzte Inschrift (CIL. 6, 1418): T. FL
Postumio Titiano . . . oratori (cos. J. 801), pronepoti et sectatori M. Postumi
FesH oratipris) und ein inschriftliches Fragment (CIL. 6, 1416) [M. Postu-
mium Fest[nm] oratorem utraque facundia maximum, procos. Asiue destinat,
VII virum, flam., venerabüis memoriae virum T. Fl. Postumius Varus (praef .
urbi J. 271) cos. pronepos, sectator eius. Borghbsi, ann. dell. instit.
1844, 53.
912 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
2. C. Anfidius Victorinus (vgl. A. 1), einer der tüchtigsten Männer
dieser Zeit, praef. urbi, bis consul (Or. 1176, cos. II. J. 183 CIL. 6, 746
Ob. 1918 Wilm. 136). Er tötete sich selbst J. 186, xaineQ xcrl vnb zov
Ma$%ov iv xoig ndvv Ttpij&cif xai tij vfjg ipv%ijs ttQtzij xai zjj xmv Xoycov
noQaonevjj ovdevbg tmv %ct&' ectvtov SevzsQog ysvopevog, Dio 72, 11. Fbokto
p. 232 Victorinum pietate mansuetudine veritate innocentia maxima, omnium
denique optimarum artium praeeipuum virum, vgl. p. 179. — Sein Sohn von
Frontos Tochter Gratia ist der (M. Aufidins) Fronto consnl (J. 199), welcher
seinem Sohn M. Anfidius Fronto die Grabschrift bei Orelli 1176 (ans Pi-
saurum) setzte, worin auch der Redner Fronto erwähnt wird (». § 365, 4 A.) ;
und auch C. Anfidius Victorinus cos. J. 200 ist wohl ein jüngerer Bruder
des Cos. J. 199. TWfel, PRE. 1*, 2130, 20. 33. Mommsen, Herrn. 8, 209.
WHenzbn, bull. arch. 1881, 54.
3. Fronto p. 191 Vohmnio Quadrate: legam, ßi, libenter orationetn
istam quam misisti mihi et si quid videbitur corrigendum corrigam (vgl.
p. 190). — p. 191 Fdbianum, spectatum in iudiciis civilibus, frequentem in
foro, meum familiärem. Vgl. Spart. Sever. 13, 8 occidit . . Masticium Fa-
bianum. — Über das Auftreten des Sohnes von Squilla Gallicanus als Redner
s. Fronto p. 188 {prator noster). — p. 179 Antoninus Aquila vir doctus est
et f (Kundus (Fronto empfiehlt ihn dem Victorinus für eine Lehrstelle der
Rhetorik in seiner Provinz). Der GL. 7, 525, 22 genannte Antoninus gram-
maticus ist wohl ein anderer. — p. 173 commendando Corneliano Sul-
picio famüiarissimo meo. . . industrius vir est, strenuus, ingenio libero ac
Überall, . . litterarum studio et bonorum artium elegantia mihi acceptissimus.
— p. 175 bonarum artium seetator est meus (Licinius) Montanus, tum
doctrina et facundia est eleganti. — p. 176 Iulium Aquilinum, virum . .
doctissimum, facundissimum , philosophiae disciplinis ad optima» artes, elo-
quentiae studiis ad egregiam facundiam eximie eruditum. . . st eum audire
disputantem de platonicis disciplinis dignatus fueris. (p. 177) maximi con-
cursus ad audiendum eum Eomae saepe facti sunt.
4. Apoll. Sidon. ep. 1, 1 quem (den Briefstil Ciceros) nee Iuiius
Titianus sub nominibus ülustrium feminarum (erdichtete Briefe) digna
similitudine expressit. propter quod ülum ceteri quique Frontonianorum, ut-
pote conseetaneum aemulati cur veternosum dicendi genus imitaretur (das
ciceronische, nicht das neumodische des Fronto), oratorum simiam nuneupa-
verunt. Dieser Titianus ist wohl der Titianus senior (s. § 879, 7) qui pro-
vinciarum libros pulcherrimos scripsit et qui dictus est sitnia temporis sui,
quod euneta esset imitatus (Capitoltn. Maximin. 27, 5). Jene libri sind wohl
die chorographia bei Skrv. Aen. 4, 42 (Barcaei . . seeundum Titianum in
chorographia Phoenicem . . superavere), vgl. ebd. 11, 651 und Ibid. orig. 9,
2, 64 {unimammae). Auch das Fragment über den Aetna bei Gregor. Turon.
de euren stell. 13 (Mon. Genn. Scriptt. Merov. 1, 862) meminit et huius
montis et ille Iuiius Titianus his verbis etc. (vgl. AMai, coli. Vat. 3, 239)
ist wohl daraus. — Auch der Titianus welcher über Rhetorik schrieb (Isio.
orig. 2, 2, 1) ist wohl er (Sbrv. Aen. 10, 18 Titianus et Calvus qui themata
omnia de Vergüio elicuerunt et adformarunt ad dicendi usum) und nicht sein
Sohn. Dagegen ist der Fabeldichter Titianus wohl der Sohn: s. § 379, 8.
Schwerlich ist Titianus auch bei Diom. GL. 1, 368, 26 gemeint. Vgl.
§ 364 Schüler des Fronto. § 365 Gellius. 913
§ 168, 1 Z. 8, auch § 132, 6. Mach. 3, 19, 6. FHaase, Greg. Tor. de cursu
stell., Breal. 1853 p. 37.
5. Ungefähr aas dieser Zeit ist wohl auch Bomanius Iovinus, rhetor
eloquii latini, dem seine dankbaren Erben die Grabschrift setzten (Or.-
Henzen 5606 aus Rom): docta loqui doctus quique loqui docuit. Manibus
infernis si vita et gloria vitae, vivit et hie nobis ut Getto vel Cicero.
6. Capitol. Helv. Pert. 1, 4 puer litteris elementariis et calculo im-
butus , datus etiam graeco grammatico atque inde Sulpicio Apollinari
(§ 357, 2), post quem idem Pertinax grammaticen professus est. sed cum
in ea minus quaesius proficeret, per Lollianum Avitum, consularem virum, . .
dueendi ordmis dignitatem petit. 2, 1 hello parthico (J. 163 ff.) promeritus etc.
Pertinax (geb. J. 126) war Cos. 179 und 192; drei Monate lang Kaiser,
f J. 193. — Jener L. Lollianus Avitus (cos. J. 144, Proconsul in Afrika
um J. 157, ERohde, BhM. 40, 67) heißt bei Apul. apoL 93 vir bonus dieendi
peritus (§ 44, 1) und ebd. 94 wird seine Beredsamkeit überschwenglich
gelobt; PBE. 1«, 2155.
7. Capitol. Pert. 12, 7 adhibebat (cenis) . . VaUrianum, qui cum eo
docuerat, ut fabulas (Gespräche) litteratas haberet.
365. Für viele Gebiete des Wissens wie für die Kenntnis
ihrer Zeit von hoher Wichtigkeit sind die zwanzig Bücher Noctes
atticae welche wir von A. Gellius (geb. etwa um J. 130) be-
sitzen. Obwohl selbst von beschränktem Geiste, kleinlich und
blind in seiner Bewunderung wie in seinen Abneigungen, hat
Gellius mit treuem Fleiß und redlicher Gewissenhaftigkeit ge-
sammelt und zusammengestellt was er aus Unterredungen und
Büchern über alte Literatur und Sprache, Recht und Philosophie
und auch Naturwissenschaft gelernt hatte. Die Ordnung ist
eine zufällige, die Sprache nüchtern, aber durchzogen von alter-
tümlichen Ausdrücken. Vom achten Buche ist nur die Inhalts-
übersicht auf uns gekommen.
1. Name: in den Hss. und das MAlter hindurch heißt A. Gellius infolge
Vereinigung des Vornamens mit dem Geschlechtsnamen häufig Agellius (ein
Agellius Redditus CIL. 6, 1066, [2], 33). — Leben und Bildungsgang: Gbll.
18, 4, 1 cum iam adulescentuli Romae praetextam et puerilem togam mutassemus
(lö — 17 J. alt) magistrosque tunc nobis nosmet ipsi exphratiores quaereremus,
. . ApoUinaris Sulpicius (§ 357, 2) etc. 7, 6, 12 adulescens ego Romae, cum
ttiamtum ad grammaticos itarem, audivi Apollinarem Sulpicium, quem in
primis seetabar, . . Erucio Claro praef. urbi (§ 357, 6) dicere. 20, 6, 1
percontabar A. S. cum tum Romae adulescentülus seetarer. ebd. 15 haec
memini mihi Apollinarem dicere eaque tunc ipsa ita ut dieta fuerant notavi.
Auch noch später wandte sich G. in Zweifelfällen am liebsten an S. A.;
vgl. 11, 15, 8. 12, 13, 1. 13, 20, 1 (ego et Ap. S. et quidam alii mihi aut
%Ui familiäres). Für Rhetorik war des G. Lehrer Antonius Iulianus (§ 356, 1),
sowie T. Castricius (§ 361, 2) und auch Fronto von Einfluß (19, 8, 1). Vor-
zugsweise aber fesselte ihn fortwährend Favorinus (§ 361, 3); vgl. bes. 16,
Tkdtfsl-Schwabs, Rom. Llt.-Gesch. 5. Aufl. 58
914 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
3, 1 cum Favorino Bomae dies plerumque totos eramus tenebatque animos
nostros homo ille fandi dulcissimus atque eum quoquo iret .... sequebamur.
MHertz, rament. Gell. mant. 2 (Bresl. 1869), 6. Herkunft aus Afrika will
für Gellius wahrscheinlich machen KSittl, d. lokalen Verschiedenheiten
der lateinischen Sprache, Erl. 1882, 144; 8. aber dagegen ThVogel, JJ.
127, 188.
2. Gell, praef. 12 volvendis multis admodum voluminibus per omnia
semper negotiorum intervalla in quibus furari otium potui exercitus defessus-
que sum. 11, 3, 1. 16, 10, 1. 14, 2, 1 quo primutn tempore a praetoribus
lectus in iudices sum (für iudicia privata) libros . . de officio iudicis scriptoi
conquisivi, ut homo adulescens, a poetarum fabulis et a rhetorum epilogis ad
iudicandas Utes vocatus (demnach wenigstens 25 Jahre alt, s. dig. 42, 1, 67.
60, 4, 8), rem iudiciariam . . cognoscerem. 12, 13, 1 cum Romae a con-
sulibus iudex extra ordinem datus . . essem. 13, 18, 1 cum ex angulis
secretisque librorum ac magistrorum in mediam iam hominum et in lucem
fori prodissem etc.; vgl. 1, 22, 6 mcmini ego praetoris . . tribunali me forte
adsistere.
3. Fortsetzung der Studien zu Athen als iuvenis (2, 21, 1. 4; vgl.
7, 10, 1. 12, 6, 4. 15, 2, 3), also ungefähr 30 Jahre alt und nach dem
Richteramte (A. 2). Gell. 1, 2, 1 Herodes Atticus (f J. 177, § 866, 3) .» acctr-
jsebat saepe nos, cum apud magistros Athenis essemus, . . me et cl. v. Servi-
lianum compluresque alios nostrates qui Borna in Graeciam ad capiendum
ingenii cultum concesserant Vgl. 18, 2, 1. 18, 13, 1. Hauptsächlich schloß
sich G. hier an Taurus (§ 351) an (12, 5, 1), kam aber auch mit Pere-
grinus Proteus (f J. 165) viel zusammen (12, 11, 1; vgl. 8, 3). Dauer seines
Aufenthalts daselbst, wie es scheint, ein Jahr, dessen Sommer (2, 21, 2),
Herbst (1, 2, 2), Winter (praef. 4. 10. 17, 8, 7. Saturnalia 18, 2, 1. 18,
13, 1) Gellius erwähnt. Von seiner Rückreise aus Griechenland spricht er
19, 1, 1. 4. 9, 4, 1. 16, 6, 1. Über sein späteres Leben finden sich nur
sehr spärliche und unbestimmte Angaben. Auch die Zeit seines Todes ist
ungewiß; s. A. 5.
4. Das Werk des Gellius. Praef. 1 ad lwc ut liberis quoque meis partae
istiusmodi remissiones essent. (2) usi autem sumus ordine rerum fortuito
quem antea in excerpendo feceramus. nam proinde ut librum quemque in
manus ceperam . . vel quid memoratu dignum audier am . . promiste ad-
notabam. . . (3) facta igitur est in his quoque commentariis eadem rerum
disparilitas quae fuit in Ulis adnotationibus pristinis. . . (4) sed quoniam
longinquis per hiemem noctibus in agro . . terrae atticae commentationes hasce
ludere ac facere exorsi sumus, idcirco eas inscripsimus Noctium esse atti-
carum. (13) erunt autem in his commentariis pauca quaedam scrupülosa
et anxia vel ex grammatica vel ex dialectica vel etiam ex geometria, . . item
paucula remotiora ex augurio iure et pontificio. (22) Volumina commcn-
tariorum ad hunc diem viginti iam facta sunt. (23) quantum autem vitae
mihi deinceps deum voluntate erit quantumque a tuenda re familiari procuran-
doque cultu liberorum meorum dabitur otium, ca omnia . . tempora ad cöüi-
gendas huiuscemodi memoriarum delectatiunculas conferam. Es scheint aber
nicht daß dies zur Ausführung kam, vielleicht weil G. bald nach Vollendung
§365 Gellius. 915
der 20 Bücher starb. Der Anfang der praefatio wie der Schluß von B. 20
ist nicht erhalten, von B. 8 nur die Kapitelüberschriften.
5. Radulphus dk Diceto (§ 268, 3gE.) ÄgelUus tcribit anno CLXIX
(FRihl, die Verbreitung des Just. 33; vgl. 35). Dazu stimmt daß als Con-
sularen bezeichnet werden Herodes Atticus (Cos. 1431, Fronto (Cos. 143),
Erucius Claras (Cos. 146). Der Umstand daß von Schriften des Fronto
nicht die Rede ist, zB. nicht (16, 19) von dem Arion desselben, erklärt
sich aus der Gewohnheit des G. von Lebenden die er bewundert, wie He-
rodes Atticus und teilweise auch Favorinus, nicht Schriften zu erwähnen,
sondern sie selbst persönlich und redend einzuführen (M Hertz, mant. alt. 7).
Wenig erhellt aus 20, 1, 6: trecentesimo anno p. E. c. tabulae (XII) scriptae
sunt, a quo tempore ad hunc diem anni esse non longe minus DCG (DC?
Vogbl) videntur. Es ergiebt sich aus der Beschaffenheit des Werkes und
aus einzelnen Andeutungen desselben (s. bes. die Praef.) daß die Aus-
arbeitung schon während des Aufenthalts in Athen (um J. 160?) begann
(praef. 4), dann von dem Vf. per omnia semper negotiorum intervalla in
quibus furari otium potuit (praef. 12) Jahre lang weiter geführt wurde,
und daß endlich, schon in reiferem Alter des Verfassers, die vorliegenden
20 Bücher zur Herausgabe fertig gemacht worden sind. Demnach Veröffent-
lichung etwa um J. 175?
6. Gellius ist eine Famulusnatur: das Bewundern, Schlepptragen,
Applaudieren ist ihm ein Bedürfnis, und er übt es gegenüber dem Ent-
gegengesetztesten, gleichzeitig gegen Fronto und Cicero (vgl. 17, 1, 1).
Seine Anhänglichkeit an die von ihm Erkorenen hat etwas Rührendes,
außer wo sie sich in Geringschätzung derer ausspricht welche zu einer
anderes Schule gehören. In beiner ebenso gutherzigen wie beschränkten
Mittelmäßigkeit spiegelt er den Charakter seiner Zeit treulich wieder, ihre
wichtigtuerische Geschäftigkeit ohne ernstes Ziel, ihre Verranntheit in
Nichtigkeiten, ihren völligen Mangel an eigenem Geiste, an Schöpfungs-
kraft, Urteil und Verstand, ihre Gelehrsamkeit wie ihre Pedanterie. Es
gelingt ihm oft recht anschauliche und (unfreiwillig) ergötzliche Bilder
von dem Treiben in seiner Zeit zu geben. Außerdem ist für uns seine An-
häufung von Mitteilungen aus verlorenen alten Werken von um so größerem
Werte weil der Verfasser mit seiner ängstlichen Gewissenhaftigkeit da wo
er wirklich selbst gesehen hat vollen Glauben verdient. Freilich ist auch
er von der Sucht seiner Zeit ergriffen gelehrter zu erscheinen als er ist,
und hat wohl manches aus zweiter Hand entnommen was er aus den Quellen
selbst geschöpft zu haben behauptet. Über den Einfluß der Altertümelei
des G. auf dessen Schreibweise s. MHebtz, JJ. Suppl. 7, 12. 20. 23. Sonst
über des Gell. Sprache OGobgbs, de quibusd. sermonis Gell, proprietatibus,
Halle 1883. Vgl. A. 7.
7. Benutzung des Gell, schon bei seinem Zeitgenossen Apuleius? vgl.
§ 367, 6M. und Hektz, ed. mai. 2, p. vu; dann bei Vopisc. Prob. 1, 1 (Hertz
aO.) und in dem Auszug der inst. div. des Lactanz (§ 397, 5), namentlich
aber bei Nonius Marcellus, Ammianus Marcellinus und Macrobius. Nonius
und vollends Macrobius schreiben den Gellius eifrig aus, aber ohne ihn je
zu nennen. Vir clcgantissimi eloquii et multae ac facundae scientiae heißt
Gellius bei Aügübtin. de eiv. dei 9, 4. — Im allg. s. FBähk, Ersch und
58*
916 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
Grabers Encykl. 1, 67, 39. MHertz, Renaissance 36. Th Vogel, de A. Gellii
vita, studiis, scriptis, Zittau 1860; de A. Gellii copia verborum, Zwickau 1862;
de Gell. N. A. compositione in den Philol. Abhh. f. MHertz, Bresl. 1888, 1.
LFeiedländbb , de A. G. vitae temporibus, Königsb. 1869; Sittengeschichte
8Ö, 470. JSteup, de Probis 77. vir. HBecker, stud. Apul. 83. JWBece, de
Sulpic. Apollin. (Groning. 1884) 6. — LMercklin, die Citiermethode und
Quellenbenützung des A. G., JJ. Suppl. 3, 686; A. Gellii capita quaedam
ad fontes revocata, Dorpat 1861. JKrbtzschmbh , de A. G. fontibus I: de
auctoribus Gellii grammaticis, Greifsw. 1860. MHertz, Gell. u. Nonius, JJ.
86, 706. 779. LRubke, de Gell, fontt. quaestt. sei., Bresl. 1883. HNettlbship,
lectures and essays 248.
8. Alle bekannten älteren Handschriften des Gellius enthalten ent-
weder nur B. 1—7 oder B. 9—20 oder Teile dieser beiden Gruppen, Die
Gellius -Hbs., welche beide Gruppen enthalten, sind (außer dem wertvollen
▼erschollenen und unvollständig bekannten Buslidianus) durchweg jung
(s. XV) und stark verfälscht, doch stammen sie aus einem etwas vollstän-
digeren Exemplar: sie bieten zB. allein den index von B. 8 (A. 4 E.) und
sie geben auch am Schluß des Werkes etwas mehr als die mutili. Der
Text von B. 1 — 7 gründet sich vornehmlich auf die Vatic.-Palat. 24
(palimpa.) s. V (§ 180, 2 Z. 8), Vat. 3462 und Par. 6765 s. XIII, sowie
Leidensis Gronov. 21 (Rottendorfianus) s. XII; der Text von B. 9—20 auf
Leid. Voss. 112 s. X, Vatic. Reg. 697 s. X, Paris. 8664 s. XHI, Leidensis
Voss. F 7 s. XIV, Bern. 404 s. XII n. a. Vgl. MHertz, Berl. SBer. 1847,
403 u. vor s. größeren Ausgabe.
9. Ausgaben: zB. von LCabrio, Par. 1586 (Proben seiner Noten zu
Gell, neu abgedruckt von MHertz, Bresl. 1886 — 86 III). J. P. (und Jak.)
Gronovtds, Leid. 1706 (Lps. 1762 II von JLConradi) und bes. Ex recensione
et cum apparatu critico MHertz, Berl. 1883. 85 II. Dazu dessen editio mi-
nor, Lps.3 1886 und opuscula Gelliana, Berl. 1886. — Übersetzt von F Weiss,
Lpz. 1876. 76. IL
10. Ober das Juristische bei Gell. JvGlöden (Rost. 1848), HEDirksem,
hinterlaea. Schrr. 1,21. — AFleckeisen, zur Erit. der altlatein. Dichterfragm.
bei G.f Lpz. 1854.
Anderes zur Kritik u. Erklärung von RBentlet (RhM. 85, 633),
ACramer (ad G. excursus, Kiel 1827—32 IV), RKlotz (quaestt. Gell., Lps.
1857), MHertz (opusc. Gell., s. A. 9E.), Mommben (ad Gell. 4, 1, 4 in den
symbol ae Bethmanno Hollw. oblatae, Berl. 1868), Madvig (adv. crit. 2, 683
u. dazu MHkktz, vindiciae Gell, alterae, JJ. Suppl. 7, 1 u. JJ. 111, 506),
ThBebgk, JJ. 113, 279, ThBüttner, ebd. 121, 182, Cobet, Mnem. N. S. 6, 111
(dazu FRühl, JJ. 117, 320). 7, 86. 97. 179, HRönsch, JJ. 127, 211, HBLÜwreR
(zu Gell. 2, 26), in d. phil. Abhh. f. MHertz, Berl. 1888, 14, ThVooel, JJ.
133, 71. JCGBoot, Mnem. 16, 283.
366. Unter Antoninus Pias und M. Aurelius schrieb der
. Platoniker und Rhetor Apuleius aus Madaura in Afrika. In
Karthago, Athen und durch Reisen gebildet, war er eine Zeit lang
zu Rom als Anwalt tatig, dann in Afrika als Wanderredner über
§ 366 Gellius. § 366 Apuleius. 917
philosophische Gegenstände und Lehrer der Beredsamkeit in der
Weise der griechischen Sophisten, aber in lateinischer Sprache.
Er ist ein echtes Kind seiner Zeit und seiner Heimat durch die
bunte Vielseitigkeit seines geistigen Strebens und literarischen
Wirkens, durch seinen Mangel an Kritik, seine phantastische
Schwärmerei, seine eitle Selbstüberschätzung, und den Ungeschmack
seiner aus allen Zeiten und Stilarten zusammengesetzten Dar-
stellung. Aber durch Lebendigkeit und Leichtigkeit der Hervor-
bringung sowie durch Sprachtalent und Sprachgewalt nimmt er
unter den Schriftstellern des Jahrhunderts einen hervorragenden
Rang ein.
1. Name; er heißt in den guten Hss. einfach Apuleius, und zwar in
dieser Schreibung. Sonst schwanken Inschriften und Hss. in diesem Namen
zwischen Appuleius (der älteren Form) und Apuleius, Der Vorname L. ist
nur ungenügend bezeugt, zB. Tor B. 2 de dogm. Fiat, und vor de mundo
im Monac. 621 8. XII und im Flor, olim S. Marci 284 s. XII, in beiden von
junger Hand, ferner in jungen Guelferbytani usw. Die entsprechende Angabe
ans dem vermeintlichen Victorianus [s. § 367, 7 Z, 8. Kruges vor s. Ausg.
der Apol. p. vui] ist wertlos. Der Vorname könnte von dem Helden der
Metamorphosen entnommen sein. Vgl. noch A. 7E. — Madaurensis heißt
A. in den besten Hss., er selbst nennt sich demgemäß apol. 24 Seminumida
ei Semigaetulue, weil seine Vaterstadt gelegen sei Numidiae et Oactuliae in
ipso confinio. Außerdem giebt ihm die gute Überlieferung in den Über-
schriften seiner Werke noch den Beinamen Platonicus oder philosophus PI. ;
und so nennt er sich selbst apol. 10; vgl. auch nsql £q(it)v. (§ 367, 5) p. 267 Ond.
Apuleius philosophus platonicus Madaurensis. Augustin. civ. dei 8, 14 Apu-
leius Platonicus Madaurensis, Chams. GL. 1, 240 ut apud Apuleium Pia-
tonicum de proverbiis scriptum est libro II. Auoustin. civ. dei 8, 12 in
utraque lingua . . Apuleius Afer extitit Platonicus nobilis. Apoll. Sid. 9, 13
Cs. unten A. 8 E.).
2. Über das Leben des Apuleius (darüber Hildsbraxd vor s. Ausg.
EBohdb, RhM. 40, 66) bis zu seinem Prozesse (s. A. 3) giebt die apologia
reiche Aufschlüsse. Im Jahre des Prozesses (unter Antoninus Pius, apol. 86),
etwa im J. 158 (§ 367, 2) war die Frau des Apuleius wenig älter als 40 Jahre
(apol. 89), Apuleius aber war jünger als sie (apol. 27; iuvenis heißt er
wiederholt: 27. 70). Dagegen war, wenn auch arto contubernio intime
iunctus (apol. 72), Apuleius älter als sein Schüler und späterer Stiefsohn
Pontianus (geb. etwa J. 186?). Ferner war Apuleius ziemlich gleichalt mit
seinem früheren Schulkameraden (flor. 16, 73) Aemilianus Strabo (cos. J. 156,
A. 4 E.). Danach mag seine Geburt um das Jahr 125 fallen. ERohdb,
RhM. 40, 67. Er stammte aus einer angesehenen und wohlhabenden
(apol. 23) Familie, sein Vater war der höchste Beamte (duumvir) in Madaura
(apoL 24). florid. 18, 86 pueritia apud vos (Carthag.) et magistri vos, et
secta, licet AJthenis Aiticis confirmata, tarnen hie incohata est, et vox mea
utraque lingua iam vtstris auribus ante proximum sexennium probe cognita.
(J18 Eie Kaiserzeit. Zweites Jahrbunderfc (M. Aurelius).
20, 97 ego et alias crateras (als Grammatik und Rhetorik) Aihenis (vgl.
15, 60. 18, 92. apol. 72) bibi, poeticae . ., geometriae . ., musicae . .,
dialecticae . ., tarn vero universae philosophiae. met. 11, 28 viricülas patri-
monii peregrinationis (vgl. auch apol. 23 [Patrimonium] longa peregrinatione
et diutinis studiis .... modice immintUum) adtriverant impensae. . . quae
res . . victum uberiorem subministrabat . . quaesticulo foren&i nutrüo (in
Rom) per patrocinia sermonis romani. 11, 30 gloriosa in foro patrocinia.
3. Auf einer Reise von Madaura nach Alexandria zu Oea erkrankt,
wurde Ap. dort mit einer reichen Witwe, Aemilia Pudentilla, bekannt und
heiratete sie. Darüber erbost erhob deren Verwandtschaft gegen Ap. vor
dem Procos. Claudias Maximus (§ 368, 2) eine Anklage auf Zauberei, wo-
durch er die Witwe an sich gezogen habe. Hiergegen verteidigt sich Ap.
in der apologia (s. § 367, 2). Sicher wurde er freigesprochen, lebte aber
(nach dreijährigem Aufenthalt in Oea, ap. 55) seitdem zu Karthago, von
wo aus er in Afrika herumreiste und sich hören ließ. In den nächsten
Jahrhunderten aber trug ihm jenes Abenteuer (vgl. auch A. 5A.) den Ruf
eineB magus und Wundertäters ein welcher es mit denen des Christentums
aufnehmen könne. Augustin. ep. 2, quaest. 6 (2, p. 426 c ed. Gaume, Par.
1838) si hoc quod de Tona scriptum est Apuleius Madaurensis vel Apollonius
Tyaneus fecisse diceretur, quorum multa mira nüllo fideli auctrre iactitant.
epist. 136 (ebd. 2, 599 a) Apollonium quidem suum nobis et Apüleium aliosque
magicae artis homines in medium proferunt, quorum maiora contendunt exti-
tisse mir acuta, ep. 138, 18 (ebd. 2, 623 a) Apollonium et Apüleium ceteros-
que magicarum artium peritissimos conferre Christo vel etiam praeferre
conantur. Lactant. inst. 5, 3, 7 Apüleium, cuius solent et multa et mira
memorari. PMoncsaux, Apuläe magicien, rev. des deux mondes 1888 1, 572.
4. Augustin. ep. 138 (2, p. 623 d) Apuleius, ut de. illo potissimum Zo-
quamur qui nobis Afris Afer est notior, . . ne ad aliquam quidem iudiciariam
reip. potestatem cum omnibus suis magicis artibus potuit pervenire, honesto
patriae suae loco natus et liberaliter educatus magnaque praeditus eloquentia.
. . sacerdos provinciae (Afrika; vgl. Fmedländer, SG. 85, 651) pro magno
fuit ut munera ederet . . et pro statua sibi ad Oeenses locanda . . adversus
contradictionem quorundam civium litigaret. quod posteros ne lateret eiusdem
litis orationem scriptam memoriae commendavit. Apul. flor. 16, 61 vobis
occipiam, principes Africae viri, gratias agere ob statuam quam mihi prae-
senti Jwneste postulastis et absenti benigne decrevistis etc. 16, 72 Ustimonium
mihi perhibuit in curia Carthaginiensium non minus splendidissima quam
benignissima vir consularis. . . nam . . libtllo misso, per quem postulabat
locum celebrem statuae meae, . . . commemoravit inter nos iura amicitiae a
commilitio studiorum eisdem magistris honeste incohata. . . quin etiam com-
memoravit et alibi gentium et civitatium honores mihi statuarum et alios de-
cretos. . . etiam docuit argumento suscepti (s. oben Z. 6) sacerdotii summum
mihi honorem Carthagini adesse. . . Aemilianus Strabo, vir consularis, brevt
votis omnium futurus proconsül, sententiam de honoribus meis in curia Car-
thaginiensium dixit etc. Ober das weitere Leben und die Todeszeit von
Ap. ist nichts bekannt.
6. Apol. 66 sacrorum pleraque initia in Graecia participavi. . . multi-
iuga sacra et plurimos ritus et varias caerimonias studio veri et officio erga
§ 366 Apuleius (Leben). 919
deos didici. . . primis diebus quibus Oeam venerum publice disserens de
Aesculapii maiestate . . . quot sacra nossem percensui. ea disputatio. . . in
omnium manibus versatur. 63 morem habeo quoquo eam simulacrum alicuius
dei inter UbeUos conditum gestare eique diebus festis ture et meto ei aliquando
tictimis supplicare. Diese geflissentliche und zur Schau getragene Werk-
heiligkeit erklärt sich teils aus abergläubisch mystischem Wesen und Ge-
heimniskrämerei teils aus Widerspruch gegen das allmählich um sich
greifende Christentum, welchem Ap. abgeneigt war; met. 9, 14 nee vel
unutn Vitium nequissimae Uli feminae deerat: . . saeva scaeva, virosa ebriosa,
pervicax pertinax, . . inimica fidei, hostis pudicitiae. tunc spretis atque
calcalis divinis numinibus in vicem certae religionis mentita sacrilega prae-
sumptione dei quem praedicaret unicum confictis observationibus vaeuis fallens
omnes homines etc. Ausdrücklich genannt wird übrigens das Christentum
von A. nicht. Auch der Platonismus der Zeit, zu welchem Ap. sich be-
kannte (Ap. 1), war ein solch mystischer; vgl. flor. 15, 60 noster Plato,
nihil ab hoc seeta (des Pythagoras) vel paululum devius, pythagorissat in
plurimis. aeque et ipse, ut in nomen eins a magistris meis adoptarer, utrum-
que (Beden und Schweigen) meditationibus academicis didici.
6. Apol. 4 aecusamus apud te phüosophum et tarn graece quam latine
disertissimum. met. 1, 1 in urbe latia advena studiorum Quiritium in-
digenam sermonem aerumnabili labore, nullo magistro praeeunte, aggressus
exeolui. en ecce praefamur veniam si quid exotici ac forensis sermonis rudis
loeutor o ff ender o. Einen fremdartigen Charakter hat die Darstellung des
Ap. immer behalten, bei aller Gewandhteit womit er die Sprache beherrscht.
So fühlt er zB. nicht wie wunderlich Worte und Wendungen des Alt- und
Volkelateins in ernsthafter gehobener Rede sich ausnehmen. Dazu die
Überladung mit rhetorischen Figuren aller Art, das gespreizte Pathos und
die manierierte Künstlichkeit. Doch ist die sprachliche Darstellung nicht
in allen Schriften gleichartig: auf der einen Seite stehen die Metamor-
phosen, welche trotz aller sprachlichen Kunststücke und aller subjeetiven
Maßlosigkeit doch auf dem Grund der Volkssprache ruhen und sich ihr
anschließen, während in den übrigen (wissenschaftlichen) Schriften Apuleius
sich mehr an die rhetorisch- technische Literatursprache anlehnt: ein Unter-
schied welcher sich selbst im Gebrauch der Partikeln wieder spiegelt: s.
darüber HBbckkb, studia Apuleiana (Berl. 1879), 7. H Jordan, krit. Beitr.
z. Gesch. d. lat. Spr. 325. Vgl. auch ChkLütjohann, act. Lps. 3, 502. —
Im allg. s. OErdhann, de Apulei elocutione, Stendal 1864. HKbetschmann,
de latinitate Ap., Königsb. 1866. ThJeltsch, de Ap. floridis (Bresl. 1868)
p. 3. HKoziol, der Stil des Ap., ein Beitr. z. Kenntn. der sog. afrikan.
Latinität, Wien 1872. IPiechotta, curae Apuleianae, Bresl. 1882 (dazu
KSittl, JB. 1884 3, 333). S. auch GGötz, acta Lips. 6, 240. 326.
7. Apdl. flor. 9, 31 plura mea extant in Camenis quam Hippiae in
opifieiis. 9, 87 fateor uno chartario calamo me reficere poemata omnigenus,
apta virgae ((dßda, also Epen), lyrae> soeco, cothurno, item satiras ac
griphas, item hütorias varias rerum (wie die Metamorphosen und den Her-
magoras? KBlrgeb, Herrn. 23, 497), nee non orationcs laudatas disertis, nee
non dialogos laudatos philosophis , atque haec et alia eiusdem modi tarn
graece quam latine, . . simili stilo. 20, 98 canit Empedqcles carmina, Plato
920 D*e Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
diahgo8, Socrates hymnos, Epicharmus modos (? mimos? comoedias? — gnomas
Rohde), Xenophon historias, Xenophanes satiras: Apuleius vester haec omnia
novemque Musas pari studio colit. Zur Zeit seiner Anklage (s. A. 3) hatte
Ap. nicht nur öffentliche Reden gehalten und herausgegeben (apol. 56, vgl.
73. 24. 33 extr.), sowie naturales quaestiones in griechischer und in latei-
nischer Sprache veröffentlicht (vgl. A. 8), sondern auch Gedichte gemacht,
wovon Proben ebd. 6 (e ludicris meis epistolium de dentifricio, Trimeter
über ein Zahnpulver, an einen Calpurnianus gerichtet; einen troch. Septenar
aus dem liier ludicrorum führt Noaius 68, 22 an, FBüchbler, coniectanea
[Bonn 1878] , 9) und ebd. 9 (versus amatorii, in elegischer Form, gesuchter
künstlicher Preis der Söhne des Scribonius Laetus unter dem Namen
Charinus und Kritias, vgl. Auson. opusc. 18, 4 p. 146 Seh. esse Apuleium in
vita philo8ophum, in epigrammatis amatorem); dazu Aesculapii hymnus graeco
et latino carmine, cui dialogum similiter graecum et latinutn praelexui (flor,
18, 91). 24 Senare mit der Aufschrift L. Apulei 'Ave%6usvQe ex Menandro
von lüsternem Tone (aus einem verschollenen Bellovacensis) AL. 712 PLM.
4, 104. Vgl. dazu EBährens, RhM. 81, 262.
8. Sonstige Schriften (die Bruchstücke in Hildkbrands Ausg. 2, 636):
ein ioauHog (Lyd. mag. 3, 64), Hermagoras (aus mehreren Büchern, nach
den Überresten bei Priscian vielleicht ein Roman wie die Metamorph.) ;
Epitomae historiarum (Prisc. GL. 3, 482, 2; vgl. ebd. 2, 250, 18 Apuleius
in epitoma). — Zoologisches: apol. 36 quae (nämlich de genitu animalium
deque viciu deque particulis omni deque differentia) tanta cura conquisita si
honestum et gloriosum Ulis (dem Aristoteles, Theophrastos, Eudemos u. a.) fuü
scribere cur turpe sit nobis experiri? praesertim cum ordinatius et cohibilius
eadem Graece et Latine adnitar conscribere et in omnibus aut omissa ad-
quirere aut defeeta supplere . . . prome tu librum e graecis meis, quos forte
hie amici häbuere, sed utique naturalium quaestionum, atque eum maxime in
quo plura de piscium genere traetata sunt . . . (38) memento de solis piseibus
haec volumina a me conscripta .... pauca etiam de latinis scriptis meie ad
eandem peritiam pertinentibus legi iubebo, in quibus animadvertes cum res
cognitu raras, tum nomina etiam Momanis inusitata et in hodiernum quod
sciam infeeta, ea tarnen nomina labore meo et studio ita de Graecis provenire
ut iam latina moneta percussa sint. Bemühung sich durch Augenschein zu
belehren: apol. 33 proftteor me quaerere et cetera (andere Fischarten) non
piscatoribus modo, verum etiam amicis meis negotio dato, quicumque minus
cogniti generis pisces ineiderü, ut eius mihi aut formam commemorent aut
ipsum vivum, si id nequierint, vel mortuum ostendant. — Ferner Schriften über
Arithmetik (nach Nikomachos, Cassiod. de arithm. zu Ende und Ibid. orig.
3, 2), Musik (Cassiod. de mus. z. E.), über Astronomie (Lyd. mens. 4, 7. 73
u. ost. 3. 4. 7. 10. 44. 54), medicinalia (Piusc. GL. 2, 208, 14), de arbo-
ribuß (Serv. Verg. ge. 2, 126) und anderes Landwirtschaftliche (Phot. bibl.
cod 163. Pallad. r. r. 1, 85, 9 und öfters in den Geoponica, EMeykr, Gesch.
d. Botanik 2, 196. WGemoll, Unteres, üb. d. Geopon. 98). Vgl. OJabn,
Lpz. SBer. 1850, 286, welcher vermutet daß die zuletzt genannten Schriften
Teile einer Encyklopädie nach Art derjenigen des Celsus (§ 280) gewesen
seien; s. auch § 367, 6gE. Endlich verfaßte A. auch eine Obersetzung des
platonischen Pbaidon (Ap. Sidon. epp. 2, 9. Prisc. GL. 2, 520; vgl. Büchblkr
§ 366. 367 Apuleius (Schriften). 921
aO. [a. A. 7] 611), sowie eine Schrift de proverbÜB (s. A. 1). Ap. Sjdon.
ep. 9, 13 a platonico Madaurensi formulas mutuare convivalium quaestio-
num etc. (vgl. Mach. 7, 3, 24 und HLinke, de Macr. fontt. 66). Fulgent.
ezpos. 8erm. antiq. p. 396 Roth Apuleius in libro de republ. Ob glaub-
würdig? (8. § 480, 7; übrigens zeigt sonst Fulgentius Bekanntschaft mit
Apuleius).
9. GFHildebeand, de vita et scriptds Ap., vor s. Ausgabe des Ap.
OJahn, Lpz. SBer. 1860, 283. ChCavallin, de L. Ap. scriptore lat., Lund
1857. EGoumy, de A. fabularum scriptore et rhetore, Par. 1869. Teuffel,
PKE. l\ 1348. MHkrtz, Renaissance 32. KDilthey, akad. Festrede, Gott.
1879. ERohde, RhM. 40, 66. EBüegeh, Herrn. 23, 489. — Bildnisse : JJBer-
houlli, röm. Ikonogr. 1, 286.
367. Von den zahlreichen Schriften des Apuleius in grie-
chischer und lateinischer Sprache, Versen wie Prosa, sind erhalten :
1) Metamorphoseon libri XI, ein phantastisch satirischer Sitten-
roman, wohl das erste und zugleich das anziehendste Werk des
Verfassers, geschrieben unter Antoninus Pius und (Lucians) Aovxiog
J) $vos nachgebildet Ein Jüngling, welcher durch Versehen aus
Zauberei auf längere Zeit in einen Esel verwandelt wurde,
erzählt seine wundersamen Erlebnisse. Apuleius hat sein Vor-
bild sehr frei behandelt, besonders dasselbe durch Einflechtung
von allerlei Erzählungen und namentlich des Märchens von Gupido
und Psyche erweitert. Alles aber hat er mit einem unerschöpf-
lichen Wortschwall übergössen, worin Hoch- und Volkslatein,
worin die Sprache aller Zeiten und Literaturgatiungen, versetzt mit
mancherlei fremden Bestandteilen durcheinander taumelt. In der
überhitzten Luft dieses Romans können Feinheiten der Anlage
und Charakteristik u. dgl. nicht gedeihen, doch stimmt gerade
hier zu dem wunderreichen Inhalt die in allen Farben schillernde
andeutungsreiche Sprache nicht übel, und die Frische der stets
abwechselnden Erzählung und deren Ausstattung mit kleinen wir-
kungsvollen Zügen gewinnen für den geistreichen Verfasser.
2) Apologia, Selbstverteidigung aus Anlaß der Anklage auf
Zauberei, nachträglich ausgeführt mit redseligem Behagen und
in dem lebhaftem Gefühle seiner Überlegenheit und Wichtigkeit.
3) Florida, eine Blumenlese aus Beden und Declamationen des
Apuleius, von gemischtem Inhalt, aus Geschichte und Philosophie,
Natur und Leben. 4) de deo Socratis, eine wortreiche Darlegung
der platonischen Lehre von Gott und den Dämonen. 5) Zwei
Bücher de Piatone et eius dogmate (das dritte Buch über die
formale Logik nach Aristoteles gehört dem Apuleius schwer-
922 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aureliua).
lieh an). 6) de mundo, nach dem noch vorhandenen Werke
eines unbekannten Griechen gearbeitet.
1. Die Metamorphosen scheinen das früheste der erhaltenen Werke
des Apuleius zu sein. Sie sind in Rom verfaßt (11, 26. 1, 1 mox in urbe
Latia advena; vgl. flor. 17, 77), als A. dort auf der Bäckkehr von Griechen-
land verweilte (§ 366, 2) um J. 153. Er entschuldigt sich deshalb auch
in dem Vorwort dieses seines ersten umfänglicheren Versuchs als
ein exotici ac forensis sermonis rudis locutor (met. 1, 1). Roh de, BhM.
40, 76. Auffällig ist freilich bei dieser Zeitbestimmung daß sich Apuleius
wegen dieses ZaüberromanB, welcher seinen Gegnern reichlichen Anlaß zu
Angriffen geben konnte, in der Apologie nicht verteidigt oder entschuldigt.
Deshalb hat man auch die Metamorphosen später als die Apologie ge-
setzt: doch 8. darüber Rohdb, RhM. 40, 88. Ob etwa das leichtfertige
Werk zuerst ohne Namen des Verf. veröffentlicht wurde? Rohde aO. 88.
K Bürger, Herrn. 23, 489. Dafür ließe sich die Tatsache verwenden daß
im Laur. 68, 2 (§ 867, 7) in den Unter- (und Über-) Schriften der Apol.
und Flor, der Verfasser stets Apuleius Platonicus (Madaurensis) genannt
wird, dagegen ein Verfassername bei allen elf Büchern der Met. fehlt.
Erste Erwähnung der Met.: Cafitol. Clod. Alb. 12, 12 cum ille naeniis
anilibus oecupatus inter milesias punicas Apulei sui (auch Albinus war aus
Afrika gebürtig) et ludicra litteraria consenesceret (Albinus f 197).
Anfang: at ego tibi sermone isto milesio varias fabulas conseram .
figuras fortunasque hominum in alias imagines conversas et in se rur~
sutn . . refeetas ut mireris exordior. . . fabulam graecanicam ineipimus.
Über die Verwandlung von Menschen in Tiere mit Beibehaltung des
menschlichen Bewußtseins, aber ohne menschliche Sprache (wie schon
Odyas. x, 239), s. Augustin. civ. d. 18, 17 f. et nos cum essemus in Italia
audiebamus talia de quadam regione illarum partium, übi stabularias mu~
lieres . . dare sohre dicebantur . . viatoribus unde in iumenta tilico verte-
rentur . . ; nee iamen in eis meutern fieri bestialem, sed rationalem huma-
namque servari, sicut Apuleius in libris quos Asini aurei titulo inscripsü
sibi ipsi aeeidisse ut . . asinus fieret aut indieavit aut finxit Letzteres
Mißverständnis ist dadurch veranlaßt daß das Werk ein sog. Ich-Roman
ist, in welchem der Held seine Abenteuer selbst erzählt, und Apuleius (ganz
besonders von 11, 15 an) Züge seines eigenen Lebens in die Erzählung
einflicht (sogar mit lustigem Versteckspielen 11, 27 mitti sibi Madaurensem,
nämlich Apuleius!). — Dem Inhalt nach stimmen die Metamorphosen
überein mit einer dem Lucian beigelegten Schrift Aovmog rj ovog. Nur
die Namen sind verändert, doch heißt bei beiden der Held Lucius, bei
Lucian genauer Lucius von Patrae. Über das Verhältnis der Met. zu dem
Aovyuog rj ovog und zu Aovmtov TIazqicag fistafiootpoictatv Xoyoi duxyoqoi
bei Phot. bibl. 129 vgl. Tkuffkl, Studien u. Charakt.1 672. ERohde, über
Lucians Schrift Aovmog usw. (Lpz. 1869) 14; RhM. 40, 91. AGoldbachkh,
ZföG. 23, 323. 403. CBüuaER, de Lucio Patrensi sive de ratione inter
asinum q. f. Lucianeum Apuleique metamorph, intercedente, Berl. 1887.
Auch CKEKnaut, de Luciano libelli qui inscribitur Lucios sive Asinus
anetore, Lpz. 1869. Statt des heiteren Schlusses von Lucian hat Ap. einen
§ 867 Apuleius (Schriften). 923
ernsthaft phantastischen, aber sehr unpassenden angefügt (s. o.). KDilthey
(§ 366, 9) deutet die biß auf weitere Beweisführung schwer glaubliche
Meinung an, es habe Ap. die Met. zuerst griechisch und zwar ohne seinen
Namen (A. 1 Z. 12), dann stark umgearbeitet lateinisch herausgegeben und
aus der griechischen Fassung sei der Aovxiog r/ ovog ein Auszug.
Das griechische Vorbild ist zunächst durch die Gedunsenheit und' Ge-
ziertheit des Ausdrucks, wie sie A. liebt, aufgeblasen und ausgeweitet,
sodann hat A. aus anderen (griechischen) Unterhaltungsbüchern (vgl.
OCbusiüs, Phil. 47, 448), auch wohl nach wirklichen Vorgängen der letz-
ten Zeit, eine Anzahl von Spuk-, Räuber- und Schmutzgeschichten ein-
geflochten, sowie (4, 28-6, 24) die bella fabella von Cupido und Psyche.
Das Werk ist für die Sittengeschichte sehr wichtig und auch vergnüglich
zu lesen. Mit Recht sagt der Verfasser 1, 1 Uctor , intende: laetaberis!
— Der Kern jener Geschichte von Cupido und Psyche ist ein (indo-
europäisches) Volksmärchen, welches freilich in der vorliegenden Gestalt
dem schlichten Volkston entfremdet und mit einer philosophischen Allegorie
von der Seele verschmolzen ist. Wie es jetzt bei Apul. steht, ist es sicher
nach einem griechischen Vorbild gearbeitet unter starker Romanisierung im
einzelnen. Teuffbl aO. '678 u. bes. LFhiedländeb, SGesch. Roeqb 1°, 522. Oben
§ 47, 8. — Spezialausgaben der Metam.: Bonon. 1600 (cum Beroaldi com-
mentariis). Venet. 1601. Ed. Pricakus, Goud. 1650. Rec. FEyssenhardt, Berl.
1869. Übersetzt von JSiedkb (Frankf. 1605) und ARode (Berl. 1788 II). —
Fabula de Psyche et Cupidine rec. ICObelli, Zur. 1888; rec. et emend.
OJahn (et AMichaklis), Lps.8 1888. Deutsch von JBintz, Lpz. 1872.
JMabquardt, Gotha 1881. AMosbach, Berl. 1886 u. v. a. OJahn, Novelle tten
aus Apuleins; in s. populären Aufsätzen aus d. Alt. Wiss. (Bonn 1868)
S. 76. HJeüntng, de Met. Ap., Rost. 1871. — Zur Textkritik MHaupt, op.
3, 481. 666. 626. 648 und sonst. ChrLüt johann , acta phil. Lips. 3, 443.
H AKoch, RhM. 30, 637. ERohde, ebd. 80, 269. 31, 148. 40, 95. 48, 467.
CBursian, Mönch. SBer. 1881 2, 119. MPbtscbeniq, Wien. Studd. 4, 136.
JJCobmblisbeit, Versl. en Mededeel. d. Ak. Amsterd. 5 (1888), 49. FBryte,
quaestt. Ap., Gott. 1888, 40 (auch zu apol. et flor.). JvdVlibt, rev. de
phil. 9, 1.
2. Die gewöhnlich Apologia genannte Schrift ist im Laur. 68, 2
(a. A. 7) in zwei Bücher geteilt, deren erstes mit Kap. 66 schließt. Die
Snbscriptio lautet: Apulei Platonici Madaurensis pro se aput Glaudium
Maximum procons. de magia Üb. 1 (bzw. II) explicit. Auqubtin. civ. dei
8, 19 huius philosophi platonici copiosissima et disertissima extat oratio, qua
crimen airtium magicarum a se dlienum esse defendit. Vgl. § 866, 2 u. 8.
Apuleins verteidigte sich vor dem Proconsul Claudius Maximus (§ 368, 4),
dem Nachfolger des Lollianus Avitus im Proconsulat (apol. 94), also etwa
im J. 168 (§ 864, 6) an einem Gerichtstage zu Sabrata (hie Sabratae,
apol. 69): die erhaltene Rede nimmt den Schein an als wäre sie so vor
Gericht gehalten, was aber unmöglich ist. Die leichtfertige, teilweise alberne
Begründung der Anklage (zB. mit dem Besitze eines Spiegels, c. 13 ff.)
machte dem Redner seine Arbeit bequem, und er benätzt um so mehr die
Gelegenheit sich selbst ins Licht zu stellen. Sonderausgaben von ICasau-
bonub (Heidelb. 1594), Pbicakus (Par. 1636); Commentar von Gentius,
924 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelias).
Hannover 1607. Edidit GKbügeb, Berl. 1864 (vgl. HSauppk, Gott gel.
Aoz. 1865, 1545). Textkritisches: MHaüpt, op. 3, 327 u. sonst.- EBohdk,
RhM. 40, 108. JvdVlibt, Mnem. 13, 222.
3. Die Florida (vier Bücher nach der Überlieferung) sind wörtliche
größere Auszüge aus öffentlichen Vorträgen des Ap. Die Anfange fehlen
oft, einige Male auch der Schluß. Inhalt, Bestimmung und Charakter der
einzelnen Stücke ist verschieden. Die zeitlich bestimmbaren Stücke Bind
aus der Regierung des M. Aurelius und L. Veras (J. 161 — 169). Vgl.
9, 40 Honorinum . . favor Caesarum ad constitutum format. Nr. 16 über
Aemilianus Strabo, vir consularis (cos. 156), brevi votis omnium fuiurus pro-
constil (um J. 169?). Nr. 17 auf Scipio Orfitus pro cos. Africae (im J. 163;
cf. CIL. 8, 24; cos. 149). Rohdk, RhM. 40, 70. Nr. 12 ist aus einer choro-
graphia nach Plinius (§ 318, 6 A.) geschöpft; Momxsbn, Solin. p. xxn. Der
Titel florida (— dv&rjQcc) wird wohl nur eine Auswahl bedeuten und sich
nicht auf den 'blühenden Stil' (floridum genus) beziehen, in welchem frei-
lich die meisten Stücke verfaßt sind. Die Auswahl in vier Büchern hat
Apuleius selbst getroffen (s. dafür auch den hs. Titel Apulei Platonici
floridorum liber I — IV). Wir besitzen aber nur einen Auszug des von
Apuleius veröffentlichten Werkes. Apulei Floridorum quae supersunt ed.
GKbügbr, Berl. 1865. AGoldbaohhb, de Apulei Floridorum origine et locis
quibuBdam corruptis, Lps. 1867. ThJjbltsch, de Ap. Floridis (über die
Gleichheit des Sprachgebrauchs mit dem der übrigen Schriften des A.),
Bresl. 1868. Beiträge zur Textkritik von MHaupt, opusc. 3, 326. HMüujsr,
RhM. 22, 463. 646. 23, 445. JNOtt, JJ. 116, 67. ERohde, RhM. 40, 110.
4. Aügustin. de civ. d. 8, 14 Apuleius Platonicus Madaurensis de hac
re sola unum scripsit librum cuius esse titulum voluit de deo Socratis,
tibi disserit et exponit ex quo genere numinum Socrates habebat adiunetum etc.
dicit enim apertissitne et copiosissime asserit non illum deum fuisse, sed
daemonem, diligenti disputatione pertraetans istam Piatonis de deorum subli-
mitate et hominum humüitate et daemonum medietate sententiam. Pbisc. GL.
2, 609, 9 Apuleius in dialogo qui est de deo Socratis. Recens. TWABuckley,
Lond. 1844. Emendabat et adnotabat ChbLutjohann, Greifsw. 1878. Text-
kritisches: AGoldbachsb, ZföG. 19, 803. ORibbsck, RhM. 33, 434. GEbcgbb,
ZfGW. 32, 670. JvdVliet, Mnem. 16, 156.
5. Die Schrift de Piatone et eius dogmate sollte aus 3 Büchern
bestehen, vgl. 1, 4 quae auiem consulta, quae doyfiaza graece licet dici, ad
utüitatem hominum vivendique et intellegendi ac loquendi rationem extulerit
(Plato) hinc ordiemur. nam quoniam tres partes philosophiae congruere inter
se primus obtinuit, nos quoque separatim dicemus de singulis a naturali
philosophia (« B. 1) facientes exordium. Es folgt im B. 2 (gerichtet an
Faustinus filius) die philosophia moralis (darüber HvKlkist, de Ap. libro de
philos. mor., Gott. 1874). Übrig war also für B. 3 noch die ratio intellegendi
ac loquendi. Es ist nun auch ein drittes Buch (peri[h]ermeniae [=» tvsqI
igpiivetag] Apulei) überliefert, genannt auch de syllogismis categoricis) aber
in allen irgendwie für die beiden ersten Bücher maßgebenden Hss. fehlt
dasselbe, sodann giebt es die Logik in dürrster, dem Ap. sonst fremder
Weise, nach Aristoteles und den Peripatotikern (Stahr, Arist. bei d. Römern
p. 167. Zeller, gr. Philos. 3, 28, 209). Auch wird der Name Apuleius wiederholt
§ 367 Apuleius (Schriften). 925
(p. 267 Oad.) in diesem Bach als Beispiel verwendet (doch vgl. zB. oben S. 733
Z. 12). Daher ist die Urheberschaft des Apuleius bezüglich des B. 3
zweifelhaft, trotzdem es in den Hss. den Namen des Apuleius trägt und
unter dessen Namen schon von Cassiodor (70, 1173. 1203 Migne) genannt
wird; vgl. auch HUsbneb, anecd. Holderi 66. Hildebrand, Ausg. 1, xliv.
Goldbachbr vor s. Ausg. p. xv; Wien. Studd. 7, 263. Becker, stnd. Apnl. 8.
Hildebrand meint, es sei durch einen Grammatiker des dritten oder vierten
Jahrhunderts als Ersatz des von Ap. nicht ausgeführten dritten Buches
geschrieben worden. — OJahn (Lpz. SBer. 1860, 282, welcher die Schrift
als Teil eines encyklopädischen Werkes auffaßt, vgl. § 366, 8gE.), CPrantl,
(Gesch. der Logik im Abendlande 1, 679) und PhMeiss (s. u.) halten an Apuleius
alß dem Verfasser fest. AGoldbachkr, z. Krii u. Erkl. v. Ap. de dogm.
PL, Wien. SBer. 66, 169.
Apulei opuscula de philosophia (de deo Socr., Asclep. [s. A. 8 a], de
Plat. eiusque dogm. I. II, de mundo) reo. AGoldbacheb, Wien 1876 (vgl.
ERohdb, JLZ. 1876, 779). — Das Buch nsql fyprivsfaQ nach den Hss. (Paris.
6638 s. IX, Carnutens. 64 s. XI, SGall. 64 s. IX u. a.) neu herausgg. von
AGoldbacheb, Wien. Studd. 7, 269 und von PhMeiss, Lörrach 1886. —
HKoziol, zur Krit. u. Erkl. d. klein. Schrr. d. Ap., Wien 1870. 72 II.
6. De mundo, freie Bearbeitung der angeblich aristotelischen Schrift
tcsqI xocfiov (Abisot. ed. Bekk. p. 392; vgl. darüber EZellbb, Gesch. d. gr.
Philos. 3, l8, 631; nach ThBebok, RhM. 37, 60 von Nikolaos von Damascus
verfaßt; vgl. FBücheleb u. JAsbach, RhM. 87, 294, JBbbnays, ges. Abhh.
2, 278, und dagegen HBbckeb, ZföG. 33, 688), doch mit stark römischer
Färbung und mancherlei eigener Zutat: c. 36 (zB. die Minucia porticus zu
Born; Bbckbb aO. 78). 6 (in nostro mari). 17 (ut Vesuviue etiam noster
8olet\ namentlich auch 17, 14 — 24 der Zusatz: vidi et ipse apud Hieropolim
Phrygiae u. a. Wahrend die griechische Schrift an einen Alezander (den Sohn
des Antonius und der Kleopatra??) sich wendet, ist die lateinische einem
Faustinus gewidmet, offenbar demselben welchem Buch 2 der Schrift de Pia-
tone (A. 6 Z. 7) zugeschrieben wird. Vergleichung des griechischen und latei-
nischen Textes bei JHoffmann, de pseudo-apul. libro de mundo, Acta semin.
phil. Erlang. 2, 213. Im Prooemium: quare nos Aristotelem, prudentimmum
et doctissimum phüosophorum, et Theophrastum (?) auctorem secuti. Augustin.
de civ. dei 4, 2 quae . . . Apuleius breviter stringit in eo libello quem dt
mundo scripsit. Kap. 13 u. 14 sind wohl ein späteres Einschiebsel? ein
Excerpt aus Gell. NA. 2, 22. — Die Ansicht (von AStahb, Aristoteles b.
d. Römern, Lpz. 1834, 164; JJ. 18, 3) daß die Schrift wqI noopov nicht
das Original, sondern die Übersetzung der lateinischen Fassung sei, wider-
legt LHöl8chbb, üb. das Buch des Ap. de mundo, Herford 1846. Vgl.
AGoldbacheb, ZföG. 24, 672. Ebenso ist die Ansicht von FAdam, de auctore
libri pseudoaristot. xsqI noofiov, Berl. 1861, unhaltbar, daß sowohl die
lateinische als auch die griechische Fassung von Apuleius herrühre; s.
zB. Goldbachbr aO. 24, 670. Endlich bestreitet HBbckeb, studia Apuleiana,
Berl. 1879, p. 64, aus nicht durchschlagenden Gründen die Urheberschaft
des Apuleius und glaubt die Schrift sei demselben untergeschoben worden.
Vgl. noch H Jordan, Deutsche Lit. Zeit. 1880, 367. AGoldbacher, ZföG.
31, 609. — Ober eine genaue und gute syrische Übersetzung des griechischen
926 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
Textes VRysskl, d. textkrit. Wert d. syr. Übersetzungen griech. Klassiker,
Leipz. 1880. 81.
7. Handschriften. Für Apol., Metam., Flor, ist die Haupths. Laur.
68, 2 8. XI, aus welcher die übrigen vorhandenen sämtlich geflossen
sind. Der sog. cod. Yictorianus (in München) ist nichts als PVettori's
Yergleichung des Laur. 68, 2; FBkytb, quaestt. Apul., Gott. 1881, 1.
LTbaübe, WschrfklPhil. 1889, 491. Für die Erkenntnis der häufig durch
jüngere Änderungen (darüber Bette aO.) und sonst getrübten ursprüng-
lichen Lesarten des Hauptcodex ist wichtig die wenig jüngere Abschrift
desselben, Laur. 29, 2 s. XII. HKeil, observatt. in Cat. et Varr. de re
rust. p. 77. Lütjohann aO. (A. 4 E.) 445. OJahn vor s. Ausg. von Ap.
Pe. u. Cup. 8 p. vn. Im Laur. 68, 2 findet sich unter den Flor, (nach c. 65
und am Schluß) und unter mehreren Büchern (4—8. 10) der Met. die Unter-
schrift: Ego Sallustius legi et emendavi Eomae felix, ausführlicher unter
B. 9 so: Ego Sallustius legi et emendavi Eomae felix Olibrio et Probino u.
c. C088. (J. 395) , in foro Mortis (§ 322, 8. 325, 12) controversiam declamans
oratori Endelechio (§ 448, 1). rursus Constantinupoli recognovi Caesario et
Altico C088. (J. 397). — Die Hss. der übrigen (philosophischen) Schriften
zerfallen in zwei Klassen, deren zweite stark verfälscht ist. Die besten Hss.
sind Bruxell. 10054 s. XI (darüber ERobde, RhM. 87, 140) und Monac. 621
s. XII; außerdem Vatic. 3385 s. XII, Florent. S. Marci 284 b. XII u. a.; s.
Golddaches vor s. Ausg.
8. Falschlich beigelegt werden dem Apuleius folgende Schriften:
a) eine lateinische Übersetzung eineB hermetischen Gesprächs über Gott,
Welt und den Menschen, betitelt Asclepius, weil darin Hermes Tris-
megistus mit Asklepios sich unterredet. — Das griechische Original wird
bei Stob, floril. 120, 27 citiert als 'Eqjiov in zcöv itQog 'AG*Xj}m6vt bei Lac-
tantius inst 4, 6. 7, 13. 18 (vgl. ebd. 6, 25) als Xoyog relstog. Die Über-
und Unterschriften des lat. Asclepius führen auf den Titel des griechischen
Werkes 'Eqpov TQtCfisyiczov ßißlog Ibqcc itQog 'JoxXrj7Zibv *Qooq><ovrj&£iGa
(Rohdb, RhM. 37, 146). — Die uns vorliegende lateinische Bearbeitung
kannte schon Augustinus (de civ. dei 8, 23. 24. 26. [orat. de haeres. 5, 2])
ohne sie aber mit der Person des Ap. in Verbindung zu bringen, und eben-
sowenig nennen die guten Hss. den Apuleius als Verfasser, wenn auch die
Schrift unter den philosophica desselben überliefert ist. Vgl. JBbbäavs,
gesamm. Abhh. (Berl. 1885) 1, 327. KKöbeblin, die Frage nach dem Über-
setzer des neuplaton. Dialogs Asclepius, Augsb. 1882. — S. auch HBeckeb,
ßtud.Apul. 9. EWölffun, Comparation 5.
b) Das etwa aus dem fünften Jahrh. stammende Kräuterbuch für den
Gebrauch des gemeinen Manns, aus griechischen Quellen (Rechnung nach
drachmae) geschöpft, die Vorrede aus Pseudo-Plinius (Medicina Plinii)
wird genannt herbarium oder de herbarum virtutibus (medica-
, minibus). Anfang der Vorrede: Apuleius Platonicus ad cives suos. Ex plu-
ribus paucas vires herbarum et curationes corporis ad fidem verüatis monu-
mentis publicis tradidi usw. Die Schrift ist in mehrfachen Fassungen
erbalten; gewöhnlich (nicht aber im Leidensis, s. u.) ist auch das Büchlein
de herba betonica (§ 263, 7) ein Teil derselben; meist fehlen die Pflanzen-
beschreibungen. Zahlreiche Hss., zB. in Breslau (s. XI) und London (s. XI).
§ 867 Apuleius (Schriften). § 368 Minucius Felix. 927
Marcellus Emp. hat die Schrift noch nicht benützt, wohl aber Isidor.
Herauegeg. (öfters als 'Apuleius Barbaras') besonders in Parabilium medicam.
acriptores antiqui, ed. ICGAckehmann (Nürnb. 1788), p. 127; vgl. p. 22. 295.
Vgl. Choulaht, Bücherk. d. alt. Med. 213. EMkyeb, Gesch. der Botanik
2, 316. LSpengel, Phil. 21, 120 und LMülleb, RhM. 23, 187 (über den cod.
Leid. b. VI). VRose, Herrn. 8, 35. HHakseb, Gesch. d. Medizin ls, 628.
HKöbebt, de Ps. Apulei hcrbarum medicaminibus, Bayreuth 1888. Über ein
Inhaltsverzeichnis des Werkes in einem codex Eporediensis s. VII s. Leipz.
Studien 1, 367.
c) Apulei Platonici de remediis salutaribus. Unter diesem Titel stand .
im Paris. 10318 (Salmasianus, s. § 476) eine Schrift von der nur noch auf
Bl. 273 der Schluß — medizinische Anweisungen enthaltend — vorhanden
ist: abgedruckt in Silligs Plinius 5, xli, verbessert von MHadpt, op. 8, 467.
Mit den in der Hs. vorausgehenden Plinius- Auszügen (s. § 313, 6 M.) hat jener
Titel nichts zu tun.
d) Liber physiognomoniae secundum tres auciores, Loxum (= Eudoxum)
medicum, Aristotelem philosophum, Pälemonem (= Polemonem) declamatorem.
Die so (oder ähnlich) in den Handschriften (zß. Leodiens. 77 s. XII, Berol.
Q. 198 b. XII, Cottonian. s. XIII, Harl. s. XIV u. a.; 8. Boss und Förster
aaOO.) betitelte lateinische Schrift über Physiognomik nach Polemon mit
Zusätzen aus Eudoxos und Aristoteles, herausgg. von VRose, anecd. graeca 1
(Berl. 1864), 103, hat Rose aO. 61 dem Apuleius zugeschrieben, aber nicht
überzeugend. Die Schrift ist erst viel später (im vierten Jahrhundert?) verfaßt.
S. über Sprache usw. Becker, stud. Apul. 10. FMaieb, de anonymi physio-
gnomonia Apuleio falso adiudicata, Bruchs. 1880. Vgl. auch HSauppe, Gott.
geL Anz. 1866, 22. Zur Textkritik bes. BFöbsteb, de Apulei quae fertnr
physiognomonia recens. et emendanda, JJ. Suppl. 15, 557.
9. Gesamtausgaben zB. von Phil. Beboaldus, Bonon. 1500. PColviub,
Leid. 1558 II. BVulcanius, Leid. 1594; ed. II (cura IIScaligebi, s. JBkrnays,
Scaliger 289. Kbügeb vor s. Ausg. der Apol. p. xvn) ebd. 1600. Cum nott.
varr. 1614 IL GElmenhorst, Frankf. 1621. JFlobidus, Par. 1688 ü. Haupt-
ausgabe von FOudbndobp, Leid. 1786—1823 III. Sammelausgabe von
GFHildkbrand, Lps. 1842 II; ed. minor, Lps. 1843. — LSpengel, die griech.
Stellen im Ap., RhM. 17, 27.
10. Die mageren Schritten des sogen. Apuleius minor, frühestens
s. X, de nota aspirationis und de diphthongis, hat FOsann (aO. p. 87—146)
zusammen mit L. Caecilii Minutiani Apulei de orthographia fragmenta
(p. 3 — 13), Darmst. 1826 herausgegeben. Aber die letzteren fragmenta de
orthographia (zuerst herausgg. von AMai, Rom 1823), worin mit Citaten
aus allen möglichen untergegangenen Schriften geprunkt wird, sind eine
moderne Fälschung (Madviq, op. 1, 1 und — gegen Osann, JJ. 13, 806 —
op. l, 26), und zwar des Caelius Rhodiginus, Professors zu Ferrara 1508 — 1512
(OCbusius, Phil. 47, 434).
368. Ungefähr aus der Zeit des M. Aurelius oder des Com-
modus ist wohl auch die älteste auf uns gekommene christliche
Schrift in lateinischer Sprache, des M. Minucius Felix Dialog
Octavius. Die gegen das Christentum und seine Bekenner
928 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
bestehenden Vorurteile und Einwendungen werden darin mit
Lebendigkeit und Schärfe dargelegt, aber auch mit Geist, Scharf-
sinn und Beredsamkeit als nichtig erwiesen. Der Verfasser steht
auf der Höhe der philosophischen und ästhetischen Bildung seiner
Zeit und schreibt für Gebildete. Die Form lehnt sich an antike
Vorbilder an und ist gewandt und geschmackvoll. — Etwa
gleichzeitig ist wahrscheinlich auch das sogenannte murato-
rische Fragment, eine Übersicht der kanonischen Schriften des
neuen Testaments, in volksmäßig ungebildeter Sprache.
1. Lactant. inst. div. 6, 1 (p. 280 Fr.) si qui forte litteratorum se ad
eam (die sapientia et veritas «= Christentum, vgl. A. 4) contulerunt defen-
sioni eius non suffecerunt. ex iis qui mihi noti sunt {M. vgl. Oct. 8, 1. 5, 1)
Minucius Felix non tgnobilis inter causidicos loci fuit (vgl. Octav. 1, 3
[Minucius spricht] sane et ad vindemiam feriae iudiciariam curam relaxa-
verunt). huius Über, cui Octavio titulus est (dieser Titel und der Verfasser-
name in der Hs. nicht überliefert, doch s. A. 6), declarat quam idoneus
veritatis assertor esse potuisset si se totum ad id Studium contülisset. SepU-
mius quoque Tertullianus etc. (§ 373, 2). Vgl. ebd. 1, 11 (p. 29) Minucius
Felix in eo libro qui Octavius inscribitur. Hiebon. de vir. ill. 58 Minucius
Felix, Eomae insignis causidicus , scripsit dialogum christiani et ethnici
disputantium qui Octavius inscribitur. sed et alius sub nomine eius fertur
* de fato vel contra mathematicos9, qui cum sit et ipse diserti hominis non
mihi videtur cum superioris libro stilo convenire. Die Richtigkeit dieses
Urteils vorausgesetzt, so konnte die Unterschiebung veranlaßt sein durch
Oct. 36, 5 (ac de fato satis vel, si pauca, pro tempore, disputaiuri alias et
uberius et plenius). Minucius steht bei Hieron. de vir. ill., der übrigens in
den Zeitbestimmungen oft fehl geht, nach Tertullian und, wie aus den
Anfangsworten bei dessen Besprechung (s. § 373, 1) hervorgeht, hält er
diesen für älter als Minucius. Vgl. noch Hieron. ep. 70, 5 veniam ad
Latinos. quid Tertulliano eruditius? . . Minucius Felix, causidicus romani
fori, in libro cui titulus Octavius est et in altero contra mathematicos (si
tarnen inscriptio non mentitur auctorem) quid gentilium scripturarum dimisit
intactum? Septem libros adv. g. Amobius edidit totidemque discipulus eius
Lactantius. . . Victorinus etc. Cyprianus etc. — In dem Dialog (9, 6) erwähnt
Gaecilius Nataliß eine Rede Frontos (§ 355, 3 E.) gegen die Christen als
Girtensis nostri oratio und Octavius sich darauf beziehend sagt (31, 2): tuus
Fronto. Die Bezeichnung Frontos erklärt sich am einfachsten wenn auch
Caecilius aus Cirta gebürtig war. Und da nun auf Inschriften in Cirta (CIL.
8, 6996. 7094—98) aus der Zeit Caracallas (211—217) ein M. Caecilius Q. f.
Quir. Natalis erscheint, welcher es bis zu den höchsten Ämtern in seiner
Vaterstadt gebracht, welcher theatralische Aufführungen dem Volk gegeben
und einen Triumphbogen für Caracalla aufgerichtet hat, so möchte man
ihn gern mit dem gleichnamigen Vertreter des Heidentums bei Minu-
cius vereinigen. HDessaü, bull. arch. 1880, 33; Herrn. 15, 471. Doch
wollen die persönlichen Verhältnisse des auf den Inschriften genannten
Caecilius nicht recht für den Caecilius deB Dialogs passen. Somit wird
§ 368 Minucius Felix. 929
man in diesem eher einen Verwandten jenes (vgl. KJNeumann, theol. Lit.
Ztg. 1881, 422), etwa seinen Vater, erkennen dürfen, zumal da die Annahme
der Gleichheit beider Caecilii auch sonst in Schwierigkeiten bezüglich des
Verhältnisses des Octavius zu Tertullian verwickelt. Denn jene Gleichheit
vorausgesetzt, müßte der Oct. nach der Regierung Caracallas angesetzt
werden. Nun hat man zwar früher gewöhnlich den Octavius als von Ter-
tullian abhängig angesehen und zwischen diesen und Cyprian gesetzt,
welcher in der Schrift quod idola dii non sint (abgefaßt um J. 245?) den
Octavius ausschreibt (§ 382, 2), und so neuerlich wieder MLMassebiau, rev.
de l'hist. des religions 15, 3. 16, 1 (V Schultz«, Jahrbb. f. protest. Theol. 7
(1881), 485 hat den Octavius gar in die Zeit Diocletians versetzen wollen).
Aber es hat vielmehr, wie nach anderen namentlich AEbbbt, Abhh. der
sächs. Ges. d. Wiss. 12, 353 zeigt, Tert. in seinem apologeticum (verfaßt
um J. 200) bereits den Oct. benützt. PSchwknkb, Jahrbb. f. protest. Theol.
9 (1883), 263. FXRkck, theol. Quartalschr. 68, 64. Besonders beweisend
gegen die Abhängigkeit des MinuciuB von Tertullian ist die Stelle Oct.
21, 4 vgl. Test. apol. 10 (vgl. ad nat. 2, 12), wo Tertullian den von Mi-
nucius genannten Historiker Cassius (§ 132, 1; vgl. auch den aus Minucius
schöpfenden Lactant. inst. 1, 13) fälschlich für CaBsius Severus (§ 267, llgE.)
hält und so nennt WHabtel (ZföG. 20, 848) wollte ohne Wahrscheinlich-
keit die Übereinstimmung zwischen Tertull. und Minucius aus der Benutzung
einer älteren verlorenen Quelle herleiten, und so jetzt wieder FWilhblm, de
Min. Fei. Oct. et Tertull. apolog., Bresl. 1887 (Bresl. phil. Abhh. 2, 1 und
dazu AHabhack, theol. Lit. Ztg. 1887, 422. PSchwbnkb, BerlphWschr.
1888, 1022).
2. Dialogische Form in der Weise des Cicero und Tacitus (dial.). Ins-
besondere lehnt sich die Einkleidung und vieles Einzelne an Ciceros Schrift
de natura deorum (auch de div.) an; s. Ebbet (A. 1) S. 328. 354. 367.
EBshb, der Oct. des M. F. in seinem Verhältn. zu Cic. de n. d., Jena 1870.
Wilhelm (A. iE.) aO. 3. Auch Seneca de Providentia und de super-
atitione sind benützt. Auch kennt der Verfasser die Dichter (Lucrez, Virgil,
Horaz). Teilnehmer am Gespräch sind Caecilius Natalis, Octavius Ianuariua
und der Verfasser (Marcus). Letzterer und Caecilius haben ihren Wohnsitz
in Rom, des Minucius Freund und Studiengenosse (contubernalis), der Sach-
walter (28, 3) Octavius, in der Provinz (etwa Afrika). Die Szene ist
an der Meeresküste bei Ostia, die Zeit in welche das erzählte Gespräch
versetzt wird eine ziemlich lange vergangene, als der jetzt verstorbene
Octavius noch kleine Kinder hatte (2, 1). Erwähnt werden zB. Thallos
(FHG. 3, 517) und Diodoros (21, 4), Flavius Iosephus (? 33, 4) und Antonius
lulianus (§ 314, 5). Benützung der griechischen Apologeten (bzw. deren Um-
fang) oder auch von Celsus' dX7i&r}Q Xoyog ist fraglich. Ebebt, Lit. des
MA. 1, 26, 3. GLobschk, Jahrbb. f. protest. Theol. 8 (1882), 168. Schwenks (A.l)
aO. Wilhelm aO. 58. Nach der Offenheit der Darlegung und dem völligen
Fehlen von Bitterkeit sollte man glauben die Schrift wäre aus einer Zeit
als das Christentum keine äußeren Anfechtungen zu erfahren hatte.
3. Caecilius (A. 2) greift daß Christentum an als Abfall von dem Glauben
der Väter und als verstoßend gegen Sittlichkeit und Vernunft. Octavius
TBcrrEb-ScHWABi, Rom. Lit.-Gesch. 5. Aufl. 51)
930 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
(A. 2) verteidigt es, zuerst (c. 17—27) als einen Fortschritt gegenüber der
Vielgötterei, deren Mängel und schlimme Folgen nachdrücklich gegeißelt
werden, dann (28—38) tritt er für die sittlichen Anschauungen und Ge
brauche der Christen ein. Der Gegner bekennt sich in der Hauptsache
überzeugt, wenn ihm auch noch Zweifel bleiben; der Verfasser kann sich
daher den übernommenen schiedsrichterlichen Ausspruch ersparen. Vgl.
die Inhaltsangabe bei Ebbbt (A. 1) S. 332.
4. Das Schriftchen giebt uns eine deutliche Vorstellung von dem
Christentum der Gebildeten der Zeit, welches hauptsächlich in Abkehr von
den Sinn- und Schamlosigkeiten der Vielgötterei bestand und in lebhafter
Erfassung des Gedankens vom einen Gotte. Bei Ausführung dieser Idee
wird der Verfasser warm (c. 18). Sein Ton gewinnt hier begeisterten
Schwung, wie auch da wo er von dem Stolze und der Todesfreudigkeit der
Christen spricht, in der (übrigens stark an Sek. de provid. 2, 9 erinnernden)
Stelle c. 37 : quam pulchrum spectaculum deo cum christianus . . libertatem
suam adversus reges et principe» erigit, soli deo, cuius est, cedit etc. Das
Christentum erscheint als eine höhere Stufe geistiger Bildung, im Gegen-
satze zur imperitiae vulgaris caecitas (8, 1) als lux sapientiac et veritatis
(1, 4). Die christlichen Dogmen werden mit feinen wählerischen Händen
angefaßt; so spezifische wie Trinität und Christologie (zB. Logoslehre)
bleiben unberührt, auch von der Taufe ist nicht die Bede, Bibelcitate
kommen nicht vor. Für die populäre Wirkung des Schriftchens war die*
alles gewiß nur günstig. Der Standpunkt der Betrachtung ist überwiegend
ein moralischer und philosophischer. Die Philosophen werden als solche
anerkannt welche de divinis praedidionibus prophetarum umbram interpolatae
veritatis imitati sint. Dagegen 38, 5: phüosophorum supercilia contemnimus,
quos corruptores et adulteros novimus et tyrannos et sempsr adversus sua
viiia facundos€ Dieses Verhalten zum Christentum gleicht dem des Seneca
zum Stoicismu8, und auch sonst läßt sich Min. als ein zum Christentum
fortgeschrittener Seneca (Ebebt [A. 1] S. 383, A. 67) bezeichnen. Die gewählte
Form ist mit Sorgfalt und Geschick durchgeführt. Die Sprache ist zwar
manchmal (bes. in der Einleitung) geziert, aber doch viel natürlicher und
frischer als die des Fronto und Apuleius. Mit letzterem hat Min. übrigens
manche eigentümliche Wendungen gemein, wie plurimum quantum, im-
piatus u. dgl. S. auch JNOtt, JJ. 111, 798. 800. Übrigens läßt sich die
alte Ansicht, Minucius sei aus Afrika gebürtig gewesen (dafür zB. auch
KSittl, d. lok. Verschiedenheiten der lat. Sprache 82. 144), nicht beweisen.
6. Der Octavius ist nur durch Paris. 1661 a. IX erhalten, und zwar
als achtes Buch des Arnobius adv. gentes (vgl. § 396, 4) und in sehr ver-
dorbener Gestalt. Die Überschrift lautet: Arnöbii Über VII explicit, in-
cipit Über VIII (vgl. octavus und Octavius!) feliciter (keine Unterschrift).
Der cod. Bruxellensis (Burgnndicus) s. XVI ist nur eine Abschrift des Pa-
risinuB. — Ausgaben zB. von FBalduinus (Heidelb. 1660), FUhsinus (Rom
1583), DHehaldüs (Par. 1605. 1613), NEiqaltius (Par. 1643. 1645), JOuzeliüs
(cum nott. varr., Leid. 1672), JDavisius (Cambr. 1707), JGkonovius (Leid.
1709. Rotterd. 1743), JGLindner (Langensalza 1760; *1773), CdeMübalt
(praef. est JCObelli, Zur. 1836), Miqnb (patrolog. 3 [Par. 1844], 231t nebst
allerlei Abhandl. p. 194. 371), FOkrlek (Lps. 1846), JAHoldkn (Cambr. 1863),
§ 368 Minucius Felix. 931
JBKayseb (in ua. schol., Paderborn 1863), FLeonabd (Namur 1883\ und be-
sonders rec. et comm. critico instr. CHalm (Wiener corp. script. eccl. lat.
B. 2, Wien 1867). Dann rec. JJCornblissrn (Leid. 1882), EBährens
(Lps. 1886). — Deutsch von JGRusswurm (Hamb. 1824), JHBLübkert (Lpz.
1836), ABibbihokb (Kempten 1871) nnd BDomdabt (Erlang.* 1882, mit
lat. Text).
6. JDvHoven, de aetate usw. Min. Fei , Campen 1762 (auch in
Lindners Ausg. von 1773). HMeibr, de Min. Fei., Zur. 1824. CRoeren,
Minuciana i. e. Annotatt. crit. ad etc. cum commentatione de scriptoris
aetate: I Bedb. 1859, II Brilon 1877. JBKayskr, östr. Vierteljahrschr. f.
kath. Theol. 1 (1862), 619. AEbert (Tertulliana Verhältnis zu Min. Fei.),
Abhh. d. sächs. Ges. d. Wiss. 12, 321 und Gesch. d. Lit. des M Alters 1, 24.
AFabbr, de M. F., Nordh. 1872. ThKbim, Celsus wahres Wort, Zur. 1873. 161.
PpkFblice, e'tude sur l'Oct. de Min. Fei., Blois 1880. RKühn, d. Oct. d.
Min. Fei., e. heidn.-philos. Auffassung des Christentums, Lpz. 1882. EKurz,
üb. d. Oct. des M. F., Burgdorf 1888. Vgl. auch A. 1. - Beitrage zur Text-
kritik bei EBäbbens (lectt. latt. Bonn 1870, p. 22). HAKoch (RhM. 28, 615).
MHaüpt, op. 3, 389. BDombart, BlfbayrGW. 9, 285. HÜsb.nkr, JJ. 99, 393.
JMahlt, ebd. 422. HSauppe, Gott. gel. Anz. 1867, 1992. JNOtt, ZföG.
26, 900. EKlüssmann, Phil. 34, 206; RhM. 20, 144. Synnerberg, obss. crit.
in Min. Oct., Helsingf. 1888.
7. Als älteste lateinisch-christliche Schriftsteller nennt Hieron., viri ill.
34. 42 (vgl. 53) den Victor, tertius decimus Momanae urbis episcopus, super
quaestione paschae et alia quaedam scribens opuscula (unter Septimius Severua)
und Apollonius, romanae urbis Senator (unter Commodus), welcher ut ra-
tionem fidei suae redderet insigne volumen composuit, quod in senatu legit.
Jenem Victor hat AHarnack, Texte n. Unterss. zur altchristl. Lat. 6, 1, Lpz.
1888, die angeblich cyprianische Schrift adv. aleatores (§ 882, 2gE.) irr-
tfimlich beigelegt. EWölpplin, Arch. f. Lexikogr. 5, 487. FXFunk, histor.
Jahrb. d. Görresgesellsch. 10 (1889), 1. AMtodonski vor s. Ausg. der
Schrift adv. aleat. (Erl. 1889), S. 25.
8. Das muratoriBche Fragment (86 Zeilen) erstmals veröffentlicht
von LAMuratobi, antiquitates italicae medii aevi 3, 851 nach einer Bobbio-
schen Hs. s. VIII in Mailand. Genaueste Wiedergabe der Hs. durch
SPTreokllbs, Canon muratorianus , with a facsimile of the ms., Oxf. 1867.
Vgl. ARkippebschetd, bibl. patr. lat. ital. 2, 81. — Zeitbestimmung Z. 73 ff.:
Pastor em nuperrime temporibus nostris in urbe Roma Herma conscripsit, se-
dente (in) cathedra urbis Bomae ecclesiae Tio episcopo (um J. 140 — 145)
fratre eins. Inhalt (Verzeichnis der Schriften des N. Test.s) und Ent-
stehungszeit machen zweifelhaft ob die bäurische Form (Trübung der Vo-
kale, wie proficesci ad Spaniam, nomenatim, Corentios, descepUna, recepi,
*econda; ad nobis statt a nobis; intimans) die ursprüngliche ist. Ob aus
dem Griechischen übersetzt? Versuch einer Rückübersetzung ins Griechische
bei AHilgekfeld , Einleit. in d. NT. (Lpz. 1876) 97. Zusammenfassend
FHHessf,, das mur. Fragm. neu untersucht u. erklärt, Gießen 1873 und was
ERbuss, Gesch. d. N. Test, Braunschw.0 1887, 344 anführt — Über ein
in einer Hs. zu Cheltenham entdecktes ähnliches Verzeichnis s. Momm.hkn,
Herrn. 21, 144.
59*
932 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (M. Aurelius).
369. Als Juristen waren unter M. Aurelius noch in Tätig-
keit Maecianus, Ulpius Marcellas u. a. Zu diesen gesellte sich
jetzt besonders der Lehrer Papinians, Q. Cervidius Scaevola.
Seine Schriften sind in den Pandekten stark benützt, namentlich
die vierzig Bücher Digesta. Sie enthielten in äußerlichem An-
schluß an Julians System eigene Bescheide des Verfassers als
Frucht einer sehr ausgebreiteten Tätigkeit als Rechtsanwalt. In
derselben Zeit verfaßte Papirius Iustus die erste uns bekannte
Sammlung kaiserlicher Erlasse und schrieb Paternus ein Werk
über Militärrecht (de re militari). Ein jüngerer Zeitgenosse der-
selben war vielleicht Papirius Fronto.
1. Capitol. M. philos. 11, 10 usus est Scaevola praedpue iuris perito.
Spabtian. Carac. 8, 3 memoriae traditur . . cum (Papinian) cum Severo (dem
nachmaligen Kaiser Septimius Severus) professum sub Scaevola. Dig. 36, 22 pr.
Scaevola divum Marcum in auditorio . . . iudicasse refert. Daß er aber
schon unter Pias gewirkt habe geht aus seiner Anführung von Imp. An-
toninus Pius libertis Sextiae Basiliae (dig. 34, 1, 13, 1) nicht hervor.
Tryphoninus und Paulus nennen ihn regelmäßig Scaevola noster, Paulus
einmal (dig. 28, 6, 38, 3) sogar Q. Cervidius Scaevola noster {dicebat), woraus
folgt daß diese von ihm Schüler waren, nicht aber daß sie noch bei seinen
Lebzeiten schrieben; Mommaen, ZfBGesch. 9, 115.
2. Hauptschrift des Scaevola: Digestorum libri XL, verfaßt in der
ersten Hälfte von M. Aureis Regierung (Fitting aO. 26); dann unter Com-
modus Quaestionum libri XX; endlich wahrscheinlich unter Septimius
Severus (0 Hirschfeld , Herrn. 12, 143) die Responsorum libri VI. Außer-
dem: über singularis quaestionum publice tractatarum; libri IV regularum
(vgl. A. 4.) Die Auszüge aus diesen Schriften (an 344 Stellen) bei Hommel,
Palingenesia 2, 413. Lenel 2, 216. Nur citiert werden Scaevolas Notae
ad Iuliani Digesta und Notae ad Marcelli Digesta, und nur im Index Flo-
rentinus genannt wird sein Über singularis de quaestione famiüae. Ad
Claudius Tryphoninus und PauluB fand Scaevola Erklärer.
3. Modestinüs dig. 27, 1, 13, 2 ovzcog xai KsQßtdiog Z%aiß6lctg xal
IJccvXog xai doplxioq OvXmccvog, ot noovtpatoi ttov *optxa>y, yQacpoveiv.
Tryphon. dig. 35, 1, 109 magno ingenio de iure aperto respondit. Cod.
Theod. 4, 4, 3, 8 nennen ihn die Kaiser Arcadius und Honorius auctorem
prudentissimum ictorum. Fremde Ansichten werden in den Überresten der
Digesta des Scaev. fast niemals berücksichtigt, desto häufiger aber wird
von vorgekommenen Fäüen ausgegangen; wohl eine Folge des Anschlusses
an Julians Werk. Dagegen in den Quaestiones werden Vorgänger nicht
selten genannt.
4. JO Westenberg, de iuris prudentia Q. C. Sc, Leid. 1784 (= Trias
op. acad. ed. Püttmann, Lps. 1795). JLConradi, de vita et 6criptis Q. C. Sc,
Lps. 1754 f. (a= Opusc. I). Zimmebn, Gesch. d. röm. Privatr. 1, 1, 869. Rudohff,
röm. RGesch. 1, 186. Fittiko, Alter d. Schrr. S. 25. PKröoeb, Quellen u.
Lit. d. röm. Rechts 194.
§ 369 Cervidius Scaeyola u. a. Juristen. 933
5. In den ' Ewqvevfiaza des angeblichen Dositheus (§ 431, 8, e) steht
unter der Überschrift avyy^a^dziov v opino v pAUaxa neol iltvd'SQmosoDv =
disputatio forensis tnaxime de manumissionibus, ein Abschnitt ans dem Werke
eines Juristen, teilweise mit griechischer Übersetzung, Text u. Übersetzung
sehr zerrüttet. Es wird daher 'fragmentum Dositheanum' genannt oder,
nach seinem Inhalte, fragm. de iuris speciebus et manumissionibus. Das
Stück scheint einem 'Regulae' betitelten Werke entnommen (3 regulas
igüur exequenti quae ad haec studia pertinent). Angeführt werden Proculus,
Octavenus, Neratius Priscus und Julian. Der Verfasser ist nicht sicher zu
bestimmen; Cujacius dachte an Ulpian, Di&ksen an Gaius, Lachmahn (kl.
Sehr. 2, 196) und Rüdobff (röm. RGesch. 1, 194. 242) an Paulus, MVoiqt
(Lehre vom ius natur. 1 [Lps. 1856], 617 und Karlowa, Rechtsgesch. 1, 765
an Pomponius, EHuschkb (iurispr. anteiust.4 422) endlich an Scaeyola, weil
in dessen Überresten sich besondere Berücksichtigung des Griechischen
wahrnehmen lasse. Abdruck jeneB Stückes in Dosithei magistri interpreta-
mentorum liber III, ed. EBöckinq, Bonn 1832. Auch im Corpus iuris
anteiust. Bonn. p. 193, in Ulpiani fragm., Lps. 1855, p. 159, bei Huschke,
Iurispr. anteiust4 426 und in Krügers Ulp. (s. § 376, 3) p. 151. Vgl.
Dirksbn, hinterlass. Sehr. 2, 392. P Krug er, Quellen u. Lit. des röm,
Rechts 251.
6. Über Claudius Saturninus s. § 360, 7 u. 6.
7. Papirius Iustus de constitutionibus libri XX nach Index Flor.
Tn den Digesten sind aus B. I, II und VIII Stellen angeführt (s. Hommel,
p&Iiog. 1, 617. Lemel 1, 947). Die aus den beiden ersten Büchern beginnen
alle: Imperatores Antoninus et Veras Augg. rescripserunt , sind also aus
J. 161—169; das Fragment aus B. VIII (dig. 2, 14, 60) beginnt: Imp. An-
toninus Avidio Gassio reicripsit, stammt somit aus J. 169—175. Wenn
daher das Werk die zeitliche Ordnung befolgte , so wären die ersten Bücher
unter den divi fratres, die weiteren unter M. Aurel herausgegeben worden.
Das letzte Drittel konnte dann unter Commodus verfaßt sein und dessen
Constitutionen enthalten. ACStockmann, Pap. I. fragmenta illustrata, Lps.
1792. PEPiepebs, de P. I. icto, Leid. 1824. Zimmern 1, 1, 155. 356.
Rüdorff, RGesch. 1, 185. 274. Fitti^o, Alter d. Schrr. 24. Huschke,
ZfRGesch 6, 281. 320. 327.
8. Tarrutenius Paternus, unter M. Aurelius dessen ab epistulis
latinis (Dio 71, 12 TccQQQvzqviov dl üazi^vov zov zag iittazolctg avzov tag
lazfrag dia %siobg i%ovza\ vgl. 72, 6. Lampb. Commod. 4, 1 Tarruieni Patemi:
in den Digesten, im Ind. und den Auszügen heißt er irrig Tarruntenus) und
(J. 170) siegreicher Befehlshaber gegen die Markomannen, unter Commodus
praef. praet., dann J. 188 hingerichtet; PRE. 6, 1223. Sein Werk de re
militari umfaßte nach dem ind. florent. 4 Bücher. Zwei Stellen aus B. I
u. II dig. 49, 16, 7. 60, 6, Ö; vgl. 49, 16, 12, 1. Laub. Lyd. de mag. 1, 9
ndxeQvog o Papafog h 7tQ<6zy zanzm&v . . <f7]Civ} vgl. 1, 47. Veget. de re
mil. 1, 8 (oben § 56, 2) quae Paternus, düigentissimus iuris militaris ad-
8ertor, in libros redegit. HEDibksbk (der Rechtsgelehrte und Taktiker Pa-
ternos), hinterlass. Schrr. 2, 412. MSchanz, Herrn. 16, 137*. Auch JWFörstbk,
de Vegetii fide (Bonn 1879) 36.
934 Die Kaiserzeii Zweites Jahrhundert (J. 180-211).
9. Callistb. dig. 50, 16, 220, 1 sed et Papirius Fronto Ubro tertio
responsorum ait, und 14, 2, 4 fin. haec ita Papirius Fronto respondit.
Mabcian. dig. 15, 1, 40 pr. eleganter P. Fr. diccbat, und 80, 114, 7 verius
esse existimo quod et Scaevola notat et Papirius Fronto scribit.
3. Die Zeit des Commodns und Septimius Severus,
J. 180—211 n. Chr.
370. Des M. Aurelius ungleicher Sohn Oommodus (geb. J. 161,
Kaiser J. 180—192) hatte für nichts Geistiges Sinn. Der tüch-
tige Septimius Severus aber (geb. J. 146, Kaiser J. 193—211),
welcher nach den kurzen Regierungen des Pertinax (Januar —
März J. 193; vgl. § 364, 6) und Didius Iulianus (April und Mai
J. 193) auf den Thron gelangte, verfaßte eine Schilderung seines
Lebens. Als Jurist wirkt in dieser Zeit hauptsächlich Papinianus.
Das Christentum gewinnt auch unter den Gebildeten an Boden
und hat einen beredten Verteidiger an Tertullianus. In gebun-
dener Form hat die Zeit nur virgilische centones aufzuweisen.
Überhaupt beginnt jetzt der allgemeine Verfall von Kunst,
Wissenschaft und Bildung.
1. Lampr. Commodus 1, 6 habuit Utteratorem graecum Onesicratem, la-
tinum Capellam Antistium; orator ei Ateius Sanetus fuit S, 4 appellatus
est a mimis quasi obstupratus eosdemque . . subito deportavit 18, 2 versus
in eo (eum) mülti scripti sunt, de quxbus . . Marius Maximus gloriatur.
2. L, Septimius Severus Pius Pertinax Aug. (Arabicus, Adiabenicus,
Pärthicus etc.), in den Rechtsquellen kurzweg Severus, geb. 146 zu Leptis
in Afrika, Cos. unter Commodus (190?), Kaiser 198, f 211. Vgl. Spabtian.
Sev. 1, 4 prius quam latinis graecisque Htteris imbueretur, quibus eruditissi-
mus fuit. . . octavo decimo anno publice declamavit. postea studiorum causa
Romain venu (unter M. Aurelius). 3, 7 Athtnas petit studiorum sacrorum-
que causa. 18, 5 philosophiae ac mdicendi studiis satis dtditus, doctrinae
quoque nimis cupidus. 18, 11 cum eum ex humili per litterarum et militiae
officia ad imperium . . fortuna duxisset. Victor Caes. 20, 28 ortus medie
humüis primo Htteris, deinde imbutus foro; duo parum commodante . . dum
tentat varia . . conscendit imperium. Eutrop. 8, 18 hie primum fisci ad-
vocatus, mox miUtaris tribunus etc. Spartian. Sev. 19, 9 canorus voce, sed
afrum quiddam usque ad senectutem sonans. Vgl. 16, 7 cum soror sua
Leptitana ad eum venisset rix latine loquens, Dio 76, 16 neetdetag ins&vtift
fiällov rj lntzvy%avt xai Sia xovto noXvyvwumv paXXov ij} noXvXoyog rp.
Tertüll. apolog. 46.
3. Spabtia*. Sev. 18, 6 vitam suam privatam publicamque ipse con-
posuit ad fidem, solum tarnen Vitium crudelitatis excusans. 3, 2 uxorem . .
de qua taeuit in historia vitae privatae. Viot. Caes. 20, 22 idem abs se
gesta ornatu et fide paribus cotiposuit. Capitol. Clod. Alb. 10, 1 Severus
quidem ipse haec de eodem loquitur. Dio 76, 7 Xiya yäo (über des Albinus
§ 370 Septimius Severus. § 371 Papinianus. 935
Tod) ov% oacc b ZsovrJQog {yqottysv, all' oaa uXrj&as iyevsxo. Vgl. Hbbodian.
2, 16, 6 extr. Schreiben des Sev. an den Senat bei Cafit. Clod. Alb. 12, 6.
HPbtbb, bist. fr. 329.
4. Capitol. Alb. 11, 7 agri eolendi peritissimus, ita ut etiam georgica
scripserit (Clodius Albinus, kämpft gegen Severus nm den Thron, f J- 197).
miksias nonnuUi eiusdem esse dicwnt, quarum fama non ignobüis habetur,
quamvis mediocriUr scriptae sint. ebd. 12, 12 cum üle (Albinas) naeniis
quibusdam anilibus occupatus inter Müesias Punicas Äpulei sui (§ 367, 1
Z. 17) et ludicra literaria consenesceret.
5. Tebtull. de praescript. haeret. 89 vides hodie ex Vergilio fabulam
in totum aliam componi, materia secundum versus, versibus secundum ma-
teriatn concinnatis. denique Hosidius Geta Medeam tragoediam ex Vergilio
plenissime exsuxit. meus quidam propinquus ex eodem poeta inter cetera stili
sui otia pinacetn Cebetis explieuit. Ein solcher cento ober Medea in der
Form einer Tragödie mit sehr lockerem Versbau, ist (ohne den Namen des
Hos. G.) überliefert durch den cod. Salmas., AL. 15 PLM. 4, 219.
6. Bemerkenswert ist das Aufkommen des /"in griech. Wörtern (statt ph)
und anderer Barbarismen in den Inschriften seit Severus. In die besseren
Kreise dringt dieser Gebrauch des / ==> qp freilich erst um die Mitte des
vierten Jahrhunderts. Mommsen, Herrn. 14, 73. Auch CIL. 3, p. 919.
371. Mit Severus befreundet und ungefähr gleichalt war
der große Jurist Aemilius Papinianus. Unter Severus prae-
fectus praetorio, wurde er bald nach dem Regierungsantritt
Caracallas hin gerichtet , weil er auch dem anderen Sohne, Geta,
die Treue bewahrte. Papinian zeichnet sich aus nicht bloß
durch juristische Genialitat, durch Selbständigkeit des Urteils,
Sicherheit und Klarheit womit er, von einer reichen Erfahrung
unterstützt, den einzelnen Fall rechtlich beurteilt, sondern zugleich v
durch lebendiges Gefühl für Recht und Sittlichkeit, wodurch er
über die Schranken der Nationalität vielfach sich erhob und die
höchste Verehrung noch späterer Jahrhunderte sich verdiente.
Von seinen Schriften sind die bedeutendsten die 37 Bücher
Quaestiones und die 19 Bücher Responsa, welche beide in den
justinianischen Sammlungen sehr fleißig benützt sind. Sein Aus-
druck ist durch Kürze und Genauigkeit ausgezeichnet, eben-
dadurch aber öfters nicht leicht verständlich.
1. Spabtian. Carac. 8, 2 Papinianum amicissimum fuisse imperatori
Severo et, ut aliqui loquuntur, adfinem etiam per seeundam uxorem (Iulia
aas Emesa in Syrien; also stammte wohl such Papinian daher, vgl. auch
seine griechische Schrift, A.4) memoriae traditur, et huic praeeipue utrumque
ftoum (Geta und Caracallu) a Severo commendutum, eumque cum Severo pro-
fessum iub Scaevola (§ 369, 1—4), et Severo in advocatione fisci (§ 370, 2gE.)
successüse. Tbyphonih. dig. 20, 5, 12 pr. rescriptum est ab imperatore
(Severus?) UbeUos agente Papiniano (dh. als magister libellorum, Vorsteher
936 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
des Amtes für Gesuche und Beschwerden); Tgl. Vict. Caes. 20, 33 quem
ferunt ülo tempore Bassiani scrinia curavisse, . . cum constet satis prae-
fecturam praetorio (seit J. 208) gessisse. Paul. dig. 12, 1, 40 lecta est in
audüorio Aemüii Papiniani, praefecti praetorio, icti cautio huius modi. Dio
76, 10 (J. 204) avtbv (einen Räuber) 6 Jlamviavbg b tnao%og ävrjoszo etc.
Vgl. ebd. 14 (J. 208) naqictr\%B eoi Ilaiuvittvbg b $nao%og Er war also
in der Präfectur Nachfolger des Plautianus (Hkrodian. 3, 10, 6 ff.), welcher
J. 203 hingerichtet wurde. Vgl. A. 2 f. Ob.-Hknzen 5603 (vom 28. Mai 206):
sub Maecio Laeto et Aemilio Papiniano pp. pp. w. em(inentissimis). Der
Geschlechtsname außerdem nur dig. 12, 1, 40 (oben Z. 4). cod. Iust. 1,
17, 1, 6.
2. Dio 71, 1 (J. 211) tovg oUsCovg tovg uev dn^XXaisv (Caracalla
nach seiner Thronbesteigung), cov %al IJamviavbg b inao%og rjv, tovg ds
xal aninzBtvBv. ebd. 4 ig $vo pvoiccdag naQaxQ^ficc äitimzeivw , . . £* 61
zav iitupavmv avdemv allovg xs xai zov Ilaniviavbv aal zw ys xbv
Jlantvtavbv cpovsvaccvzi inszifirjasv ort a£tvr] avtbv xai ov j-icpsi Sisxorjaazo.
Spartian. Carac. 8, 2 (nach Ermordung des Geta, J. 212) innitens Papiniano
et Ciloni ad palatium redit, 4, 1 dein in conspectu eius Papinianus securi
percussus a militibus et occisus est. . . filium etiam Papiniani, qui ante triduum
quaestor opulentum munus ediderat, interemit. 8, 7 eonstat cum quasi
fautorem Getae occisum (Tgl. Späht. Geta 6, 8). et fertur quidem Papinianus,
cum raptus a militibus ad palatium traheretur occidendus, praedivinasse,
dicens stultissimum fore qui in suum subrogaretur locum nisi adpetitam
crudeliter praefecturam vindicaret. Andere Darstellungen ebd. 8, 4 — 6.
Victob Caes. 20, 38. Zosim. 1, 9.
3. Sfabtian. Sev. 21, 8 Papinianum iuris asylum et doctrinae legal is
thesaurum, quod parricidium excusare noluisset, occidit, et praefectum quidem,
ne homini per se et per scientiam suam magno deesset et dignitas. Inst 2,
23, 7 und Cod. 6, 25, 6, 1 homo excelsi ingenii Papinianus. Cod. 6, 71, 14
u. 6, 42, 16 vir prudentissimus Papinianus. 6, 42, 80 acutissimi ingenii
vir et merito ante alios exceUens Pap. 7, 32, 3 consultissimi viri Pap.
7, 45, 14 Pap. summi ingenii vir. Cod. Theod. 1, 4, 3. Hiebon. ep.
77, 3 u. a. Vgl. A. 4. Die öfters tadelnden Notae welche Marcian, Ulpian
und Paulus zu den Schriften des Pap. hinzufügten (vgl. Cod. Theod. 9, 43.
dig. 18, 1, 72. 22, 1, 1, 2) wurden von Constantin J. 321 verworfen (Cod.
Tbeod. 1, 4, 1 qui dum ingenii laudem sectantur non tarn corrigere cum
quam depravare maluerunt), von Justinian nicht völlig verschmäht, doch
mit Vorsicht benützt; Cod. 1, 17, 1, 6 ea quae antea in notis Aemüii
Papiniani ex ZFlpiano et Paulo nee non Marciano adscripta sunt, quae
antea nüllam vim öbtinebant propter honorem splendidissimi Papiniani, non
statim respuere, sed si quid ex his ad repletionem summi ingenii Papiniani
laborum vel interpretationem necessarium esse perspexeritis et hoc ponert legis
vicem öbtinens non moremini.
4. Schriften des Papinian. Constit. Omnem (dig. prooem.) 6 vobis . .
pvdcherrimus Papinianus non sölum ex Eesponsis, quae in xix libros com-
posita fuerunt, sed etiam ex libris xxxvn Quaestümum et gemino volumine
Definitionum, nee non De adulteriis (libri II und ein über singularis) . .
sui recitationem praebebit. ne autem tertii anni auditorcs, quos Papinianistas
§ 871 Papinianus. § 372 Callistratus u. a. 937
vocant, nomen et festivitatem eius amittere vidcantur etc. Außer jenen
Schriften auch ein döTvvo(ju*6e (über die Amtsbefugnisse der Municipal-
aedilen? oder der municipalen IVviri viiß in urbe purgandis? Mommsen, Staatsr.
23, 603) povoßißlog zov Uamviavov, daraus ein längeres (griechisches)
Fragment dig. 43, 10. Vgl. FPBbemer, Rechtslehrer und Rechtsschuien 88.
Ein Fragment ex libr. I Respons. sub titülo de pactis in der lex rom.
Yisigothorum (Hübchke, iurispr. aateiust.4 411). Spärliche neue Fragmente
aus B. 5 und 9 der Responsa auf einigen Blättern einer in Ägypten gefun-
denen Uncialhandschrift s. IV/V befinden sich jetzt in Berlin und Paris.
Über die Berliner Bruchstücke s. PKeügbr, Berl. SBer. 1879, 509. 1880, 363.
Vgl. EHuscHKie, die jüngst aufgefundenen Bruchstücke röm. Juristen, Lpz.
1880. PKeügeb, ZfRGesch. 14, 93. 15, 83. Alibbandi, studi e docum.
di stör, e diritto 1, 509. 2, 63. ABbinz, d. Berliner Fragm. vorjustinianischer
Rechtsquellen, Münch. SBer. 1884, 542. Über die Pariser Blätter s.
PKbügkb, ZfRGesch. 18, 166. EHuschkk, ebd. 181. Alibbandi, studi e
docum. 4, 125. — Bei Lenel, palingen. 1, 803 (vgl. Hommel, paling. 2, 515)
sind aus den Digesten, den fragm. Vatic. und sonsther (s. o.) 749 Bruch-
stücke Papinians verzeichnet. Einen ebenbürtigen Erklärer fanden seine
Überreste an Cüjacixjs, operum Tom, IV.
5. In den Überresten der Quaestiones (welche der Ordnung des Edicts
folgen) nennt Pap. -wiederholt optimus Imp. noster Severus (dig. 31, 67, 9.
50, 5, 7. Tgl. 22, 1, 6). Sie fallen in die Alleinherrschaft des Severus
(J. 193—198), die Responsa dagegen unter die Gesamtherrschaft von Severus
und Caracalla. Daher die Bezeichnung von Severus und Caracalla als
optimi maximique principes nostri (dig. 34, 9, 16, 1; vgl. fragm. Vat. 294);
schon Buch IV ist nach J. 206 verfaßt, und B. XV fif. im Laufe von 211;
s. dig. 34, 9, 18 pr. aus B. XV: divus Severus. Fittino, das Alter d.
Schriften 28. Mommsen, ZfRGesch. 9, 100.
6. Rechthaberischer Eigensinn ist dem Pap. fremd; s. zB. dig. 18, 7,
6, 1 nobis aliquando placebat. . . sed in contrarium me vocat Sabini sen-
tentia. Bezeichnend auch dig. 28, 7, 15: quae facta laedunt pietatem, existi-
mationem, verecundiatn nostram et, ut generaliter dicam, contra bonos mores
fiunt, nee facere nos posse credendum est. Die Darstellung hat oft eine
glückliche und treffende Bündigkeit wie: non videntur rem amittere quibus
propria non fuit; donari videtur quod nuUo iure cogente coneeditur; ius
publicum privatorum pactis mutari non potest.
7. EOtto, Papinianus s. de vita, studiis, scriptis . . . Aem. Pap., Leid.
1718. Brem. 1743. BVoobda, Papinianus s. optimi icti et viri forma, Leid.
1770. Zimmern, Gesch. d. röm. Privatr. 1, 1, 361. GBbunb, PRE. 6, 1141.
Rudorff, Rechtsgesch. 1, 188. HEDibksen (d. schriftstellerische Bedeut-
samkeit des Pap.), hinterlass. Schrr. 2, 449. PEbüoeb, Quell, u. Lit. d. röm.
R. 197. 246.
372. Zeitgenossen des Papinian sind die Juristen Messius,
Callistratus und Claudius Tryphoninus, die beiden letzteren durch
die Digesten auch als Schriftsteller bekannt. Der Halbgrieche
Arrius Menander war im kaiserlichen Kate und schrieb de re
938 Die Kaiserzeit, Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
militari. Auch ein Tertullianus verfaßte damals juristische
Schriften. Viele glauben daß der gleichnamige Kirchenvater in
seiner vorchristlichen Zeit sie geschrieben habe.
1. Dig. 49, 14, 60 Vdlerius Patruinus procurator imperatoris . . praedia
. . addixerat. . . Papinianus et Messius novam sententiam induxerunt; • .
pronuntiavit tarnen secundum Worum opinionem . . Trypfionino (A. 3) sug-
gerente etc. Der hier genannte Jurist Messius ist sonst nicht bekannt; ein
T. MeBsius Extricatus war Cos. II im J. 217 n. Chr.
2. Des Callistratus vier Bücher de iure fisci und zwei Bücher
Quaestiones sind unter Severus verfaßt; dig. 49, 14, 2, 6 (aus de iure fisci II):
imperator noster Severus Aug. constituit, und dig. 1, 3, 38 (aus Quaestionum I) :
imperator noster Severus rescripsit. Dagegen das Werk de cognitionibus
(libri VI) ist aus dem Anfang der Mitherrschaft des Caracalla (J. 198—211);
dig. 1, 19, 3, 2 (imperatores nostri Severus et Antoninus) aus B. VI, und
50, 2, 11 (principes nostri) aus B. I, neben imp. noster Severus Aug. ebd.
50, 4, 14, 4 (gleichfalls aus B. I). Es berücksichtigte besonders das Be-
dürfnis der Untersuchungsrichter, auch durch praktische Bemerkungen wie
dig. 1, 18, 19. Außerdem Edicti monitorii libri oder Ad edictum monito-
rium und Institutionum libri III. Die 108 Auszüge aus diesen Schriften die
sich in den Pandekten u. sonst finden s. bei Homvel, palingenesia 1, 129.
Lenkl 1, 81. Daß Callistr. ein geborener Grieche ist verrät sich nicht
selten in seiner Sprache. GAJenichen, de Call, icto, Lps. 1742. Pinto, de
Call, icti scriptis quae supersunt, Leid. 1835. FPBhemkr, Rechtslehrer u
Rechtsschulen 99.
3. A. Claudius Tryphoninus (Cod. 1, 9, 1), mit Papinian im con-
silium principis (s. A. 1), schrieb Notae zu Scaevolas Digesten in welchen
M. Aurel divus heißt (dig. 18, 7, 10 Claudius), die aber schon von Papinian
in B. XIV seiner Responsa angeführt wurden (dig. 34, 9, 25, 1 apud Scae-
volam libro XXX digestorum Claudius notat). Später verfaßt sind seine
21 Bücher Disputationen; dig. 27, 1, 44 (aus B. II) und 49, 16, 12, 17 (aus
B. IV) imp. noster (Caracalla) cum divo Severo patre suo; 48, 19, 39 (aus
B. X) optimi imperatoris nostri. Ungenau 20, 6, 12 pr. (aus B. VIII) rescrip-
tum est ab imperator e (Severus?), libellos agente Papiniano. Die Überreste
bei Hommbl, palingen. 2, 509. Lenel 2, 351. Fittino, d. Alter d. Schrr. 32.
Erlaß des Caracalla an ihn vom J. 213 im Cod. 1, 9, 1. ChkRau, de Cl.
Tr. icto, Lps. 1768.
4. Ulp. dig. 4, 4, 11, 2 in einem Rechtsfalle aus der Zeit des im-
perator Severus (also wohl J. 198 — 198): cum susceptam tutelam non alii
soleant deponere quam . . hi qui circa principem sunt occupatio ut in con-
siliarii Menandri Arrii persona est indültum (erst in der Zeit des Ulpian?).
Seine vier Bücher über das Militärrecht sind unter Severus zwischen J. 198
und 211 verfaßt; dig. 49, 16, 13, 6 divus Severus et Antoninus . . iusserunt,
quod . . Menander scribit, während sonst Menander von der Mitherrschaft
des Caracalla absieht; dig. 49, 16, 4, 9 (vgl. ebd. 5, 4) imperator noster
rescripsit. Die Stellen und Anführungen daraus bei Hommkl, paling. 1, 447.
Lknel 1, 695. CMirabblli, comm. ad fragm. A. M., Biturig. 1667 und
cum notis ed. JGHarnisch, Lps. 1752. PJSürinoar, de A. M. icto eiusque
fraginentis, Leid. 1840. Fittjng, d. Alter d. Schrr. 34.
§ 372 Calliatratus, Tryphoninus u. a. § 373 Tertullianus. 939
5. Unbekannt ist das Zeitalter des Rutiliua Maximus, ans dessen
über singularis ad legem Falcidiam dig. 30, 125 eine Stelle angeführt
wird (zwischen solchen des Neratius und des Paulus). Vgl. Fragm. Vat, 113
frustra Maximus . . iudicavü etc. und: Maximi sententia . . placuih
6. Aus Tertulliani quaestionum libri VIII werden in den Digesten
zwei Stellen angeführt, aus seinem Über singularis de casirensi peculio drei ;
Hommel, paling. 2, 505. Lknbl 2, 341. Vgl. Iustin. cod. 6, 70, 7 pr. Ter-
tullianus, iuris antiqui interpres, libro . . de casirensi peculio. Wie er selbst
den Sex. Pomponius citierte (dig. 29, 2, 30, 6) , so wird er von Ulpian in
den unter Caracalla verfaßten libri ad Sabinum mehrfach angeführt. Der
Jurist dieses Namens ist also jedesfalls gleichzeitig mit dem Kirchen-
schriftsteller (unten § 373). Ihn mit diesem zu vereinigen liegt um bo
näher als letzterer unzweifelhaft Jurist war (tovg \Pa>fuuW vdfiovg tjkqi-
ßcoxdca uvöqcl nennt ihn Euseb. h. eccl. 2, 2) und in seinen theologischen
Schriften allenthalben in Denk- und Ausdrucksweise den rechtskundigen
Anwalt verrät (zB. apolog. 1-6. 28—44. de anima 6). Die starke Ab-
weichung der Darstellung in den juristischen Überbleibseln gegenüber den
theologischen Schriften müßte dann auf Rechnung des beiderseitigen Gegen-
standes und der Abfassungszeit gesetzt werden. Erwiesen wäre die Ver-
schiedenheit des Juristen und Theologen, wenn, wie Fittino, Castr. Pecul. 36
wahrscheinlich macht, die Schrift de caatr. pecul. nicht vor der Regierung
des Septimius Severus geschrieben ist. Der Name Tertullianus findet sich
mehrfach auf Inschriften (CIL. 2, 4381. 3, 2666. 6372. 3, 2381. 7, 850. 899.
12, 4396). — JüBlumenbach, de scto Q. Septimio Florente preebytero et icto
Tertulliano, Lps. 1735. J A Pagen stechkb, de iurispr. Tertulliani, Harderov.
1768. Zimmeen, Privatr. 1, 1, 365. Rüdokff, RGesch. 1, 196. Fitting, d. Alter
d. Schrr. 33. FPBremeb, Rechtslehrer 95. PKbugeb, Quell, d. röm. R. 203.
373. Eine merkwürdige Gestalt ist Q. Septimius Florens
Tertullianus aus Karthago (um 150 — 230 n. Chr.), ein ganz
eigenartiger Schriftsteller voll Genialität, begabt mit lebhafter
Phantasie und schlagfertigem Witze und von einer Leidenschaft-
lichkeit welche ihm eine hinreißende Beredsamkeit verleiht, welche
aber noch öfter über ihr Ziel hinausschießt und in ihrem düsteren
Feuer sich selbst verzehrt, ohne Licht und Wärme zu verbreiten.
Sein Lebenselement ist der Kampf, und seine zahlreichen Schriften
sind überwiegend Streitschriften bald zum Angriff, bald zur Ver-
teidigung. Zuerst verficht er das Christentum gegen seine Be-
dränger und Widersacher, besonders im Apologeticum. Inner-
halb des Christentums selbst aber fand sein schwärmerisches
Wesen volles Genügen erst an der Lehre des Montanus mit ihren
überschwänglichen Träumen vom tausendjährigen Reich und
dem nahen Ende der Welt und mit ihrer strengen Vorberei-
tung darauf durch körperliche und geistige Kasteiung. Tertul-
lian wurde deren Vorkämpfer im Abendlande, doch so daß sein
940 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
scharfer Verstand die Schroffheiten derselben abschwächte. Ton
und Charakter dieser Schriften ist überall der gleiche: gedanken-
reich und formlos, leidenschaftlich und spitzfindig. Die alters-
müde Prosa der Zeit verschmäht Tertullian mit Bewußtsein und
schweißt sich selbst aus der Sprache des Volks, der Literatur
und der Juristen, aus theologisch -dogmatischer Abstraction und
mit Beeinflussung von Griechisch und Semitisch einen von Afrikas
Glut überhauchten Stil zusammen, welcher zwar ungleich und
ohne Anmut, gespreizt und geziert, aber schwungvoll, markig
und gedrängt, oft bis zur Dunkelheit, ein treues Abbild des
gewalttätigen, von heiligem Eifer fortgerissenen Schriftstellers ist.
1. Hiebon. de vir. illustr. 63 Tertullianus presbyter nunc demum primus
post Victorem et Apollonium (§ 368, 7) Laiinorum ponitur, provinciae
Africae, civitatis Carthaginiensis , patre centurione proconsulari (?, vgl.
HDbssau, Herrn. 16, 473). hie actis et vehementis ingenii sub Severo principe
et Antonino Caracalla maxime floruit multaque scripsit volumina, quae quia
nota sunt pluribus praetermittimus. . . Ate cum usgue ad mediam aetatem
presbyter ecclesiae permansisset , invidia postea et contumeliis clericorum ro-
manae ecclesiae (vgl. Tert. de eultu fem. 1, 7. Eusbb. hißt. eccl. 2, 2) ad
Montani dogtna delapsus in multis libris novae prophetiae (dh. des Monta-
nismus, s. A. 2) meminit, specialiter autem adversum ecclesiam texuit volumina
de pudicitia, de persecutione, de ieiuniis, de monogamia, de eestasi libros VI
(nicht erhalten), et septimum . quem adversum Apollonium composuit fertur-
que vixisse usgue ad decrepitam aetatem et multa quae non extant opuscula
condidisse. Solche verlorene Schriften des Tert. sind de vestibus Aronis
(Hikbon. ep. 64, 23); de animae submissione; de superstitione saeculi; de
carne et anima; de spe fidelium; de trinitate; de animalibus mundis et
immundis; de circumeisione; de virginitate; contra Apellicianos, de para
diso (Test, de an. 66); in griechischer Sprache de spectacnlis; de baptismo ;
de velandiB virginibus; de Corona rnilitis (§ 860, 7), deren lateinische Be-
arbeitung von Tert. erhalten ist. Über Tert. als Juristen s. § 372, 6.
2. Hiebon. ep. 70, 6 quid Tertülliano eruditius, quid acutius? Apologe-
ticus eius et Contra gentes libri eunetam saeculi obtinent disciplinam.
Lactakt. inst. div. 6, 1 (p. 230 Fr.) Septimius Tertullianus fuit omni genere
litterarum peritus, sed in ehquendo parum facilis et minus comptus et
multum obscurus fuit. ergo ne hie quidem satis celebritatis invenit Außer
dieser Dunkelheit standen ihm auch seine montanistischen Anschauungen
im Wege. Für Tertullianus hatte der Gedanke etwas Anziehendes auf einer
höheren Stufe der Frömmigkeit zu stehen als die übrige Gemeinde und ein
unmittelbares Werkzeug des göttlichen Geistes zu sein, und sein Haß
gegen alles Halbe mußte Gefallen finden au der montanistischen Strenge.
Vgl. zB. FCAScHWEaLBR , der Montanismus usw., Tüb. 1841. FChBalr,
Kirchengesch. der drei ersten Jahrh. (Tüb. 1863) 236. GNBonwetsch, Gescb.
d. Montanismus, Erl. 1881. GCaucanas, Tert. et le montanisme, Genf
1876 u. a.
§ 373 Tertullianus. 941
3. Die theologische Schriftstellerei T.s zerfällt in zwei Perioden: eine
allgemein christliche und eine weniger oder mehr montanistisch gefärbte.
Die zeitlich bestimmbaren Schriften fallen zwischen J. 197 und 212. Die
deutlichste Zeitbestimmung ist adv. Marcion. 1, 15 ad XV tarn Severi im-
peratoris — J. 207. Zwischen beiden Perioden bildet das Jahr 202 die
Scheide. — Aus der ersten stammen von den erhaltenen Schriften: Ad
martyre8, Apologeticum, Ad nationes libri II, De testimonio animae, Ad-
versus Iudaeos, De spectaculis, De idololatria, De cultu feminarum (in zwie-
facher Bearbeitung), Ad uxorem II, De baptismo, De paenitentia, De
oratione, De patientia, De praescriptionibus haereticorum. — Montanistisch,
in verschiedenen Abstufungen sind : De virginibns velandis, De Corona militis,
(§ 360, 5), De fuga in persecutione, Scorpiace (ENöldkchbh, ZfkirchlWissensch.
7, 87), De exhortatione castitatis, Adr. Hermogenem, Adv. Valentinianos
(darüber LLehanneur, Gaen 1886), Adv. Marcionem libri V, De anima, De
carne Christi, De resurrectione carnis; Adv. Praxean, De pallio, De pudi-
citia, De roonogamia, De ieiunio ad versus psychicos («= catholicos, im
Gegensatz zu den pneumatici oder Montanisten), Ad Scapulam. — JANösselt,
de vera aetate ac doctrioa scriptorum Tert., in dessen Opusc. ad hißt. eccl.
3, 1 (auch in (Dehlers Ausg. des Tert. 8, 540). GUhlhorn, fundamenta
chronologiae Tert., Gott. 1852. HKellner, zur Chronologie Tert.s I, Tüb.
theol. Quartalschr. 52, 547. 53, 585. GNBonwetsch, d. Schriften Tert.s nach
der Zeit ihrer Abfassung, Dorpat 1878. ENöldkchen, d. Abfassungszeit der
Schriften Tert.s, in: Texte u. Unterss. zur Gesch. d. christl. Lit. 5, 2,
Lpz. 1889. Vgl. A. 7.
4. Unter den Schriften des Tert. erweckt besonders das apolo-
geticum Aufmerksamkeit, eine Verteidigungsschrift, gerichtet (um J. 200)
an rom. imperii antistites (praesides) und namentlich die von Minucius
Felix nicht behandelten politisch -rechtlichen Anschuldigungen gegen die
Christen (Nichtverehrung der Götter und der Kaiser, gleichgültiges oder
feindseliges Verhalten zum Staate) erörternd. Vgl. AEbert (oben § 368, 6)
S. 342. Neben dem Octavius (§ 368, 1) scheint auch Justins ctnoloyCa
benützt. Die Behandlung ist einschneidend und bitter, die Darstellung rhe-
torisch und originell. Ausgaben von SHavercamp (Leiden 1718), FOehler,
(mit ad nat., Halle 1849), JKatser (Paderb. 1865). — Vgl. JLMoshbim in
Oehlers Ausg. des Tert. 8, 490.
5. Von kulturgeschichtlicher und antiquarischer Bedeutung sind be-
sonders die Schriften Ad nationes (inhaltlich mit dem Apologeticum sehr
eng verwandt und zum Teil fast eine Neubearbeitung des apolog.), De
idololatria, De spectaculis (ad cod. Agobardinum [s. A. 6] denuo rec,
adnott. crit. novas add. EKlusbmann, Budolst. 1876; ders. , adnott. crit.
ad T. de spect., Rudolst. 1876. Kritisches auch PdsLaoarde, Gott. Nachr.
1878, 15), De pallio (ed. ClSalmasiub, Par. 1622. Leid. 1656). Die Schrift
Adversus Iudaeos stimmt fast wörtlich überein mit adv. Marc. III (s. Semleb
p. 640 bei Oehler); adv. Valent. ist eine Bearbeitung von Irenäus c. haer. I
(Skmler ebd. p. 658). Der Schrift de praescr. haeret. ist in älteren Aus-
gaben eine unechte Schrift adversus haereses angehängt. Über die Schrift
contra Praxean s. RALipsiüs, Jahrbb. f. deutsche Theol. 18, 701. ENöldkchen,
Jahrbb. f. protest. Theol. 14, 4.
942 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180- 211).
6. Handschriften verhältnismäßig selten weil der schwierige Stil
die Leser abstieß (A. 2 Z. 6) : Parisini 1622 (Agobardinus) s. IX, 162S s. X,
1656 s. XU, Arabros. 58 (Bobiensis) 8. IX, Montepess. s. XI u. a. — Aus-
gaben (Aufzählung bei Schönemann, Bibl. historico-litteraria patram 1, 9),
zB. von BBhenamds (ed. princ), Bas. 1521. JPameliüs, Antv. 1579; Franeker
1597 u. sonst. NRigaltius, Par. 1634. 1641 u. sonst. JSSemleb, Halle
1770 VI. FOjibrthdb, Würzb. 1780 IL EFLbopold, Lps. 1839 ff, (in Gers-
dorfs Bibl. patr.). Mhjnb, Patrolog. curs. Vol. I — III. FOerxrr, Lps.
1862—54 III (in Vol. III ältere Abhh. über Tert.). Ed. minor, Lps. 1854.
— Tert.8 sämtl. Schriften (mit Anm.) übersetzt von KAHKellner, Köln
1881 III. — MKlussmann, curarum Tertullianarum particulae III, Gotha 1887.
7. Ddpin, auteurs eccles. 1 (ed. 1688), 274 (p. 320 eine gute Cha-
rakteristik des Tert.). RCkiluer, hist. des auteurs s. et eccl. 2 (1730), 374.
Coknen, de Tert., Utr. 1826. ANeandbb, Antignostikus, Geist des Tert. u.
Einl. in s. Schrr. , Berl. * 1849. KHkssblbebg, Tert.8 Leben u. Schriften,
Dorpat 1848. Gbotkmeybr, Tert. Leben u. Schrr., Kempen 1863 f. II.
FBührinöer, Tertullianus, Stuttg. * 1873. FChBaur, Gesch. d. christl. Kirche
l3, 256. 496. AHauck, Tert.s Leben u. Schrr., Erlang. 1877. AEbebt, Lit,
des MAlters 1, 32. — ENoldbchbn, Tert. als Mensch und Bürger in v. Sybels
hist. Zeitschr. 64 (1885), 225; Tert. in Griechenland, ZfwissTheol. 30, 385;
Tert.s Geburtsjahr, ebd. 29, 207; Tert.s Erdkunde, ZfkirchlWiss. 7, 310.
Vgl. A. 3E.
8. PLangen, de usu praepositionum tertullianeo, Münster 1868 — 70 III.
(Vgl. §348, 4.) JSchmidt, de latinitate Tert, Erlangen 1870. 72. II; de
nominum verbal, in tob et tbix ap. Tert. copia et vi , Erl. 1878. Kellneb,
(die sprachl. Eigentümlichkeiten T.s), Tüb. theol. Quartalschr. 68, 229.
GRHauschild, die Wortbildung bei Tert., Lpz. 1876. 81 H. JPCondamin,
de Tert. . . . christianae linguae artifice, Lyon 1877.
9. Die biblischen Citate giebt Tertullian lateinisch: er kennt und be-
nutzt im Gegensatz zum Urtext (authenticus) eine gangbare lateinische
Übersetzung (de monog. 11). HRönsch, d. neue Testam. Tert.s aus dessen
Schriften, Lpz. 1871. — Im allg. OFFmtzschb in d. REnc. f. protest. Theol.
8*, 433. — Diese sogen. f Itala' wird mit diesem Namen nur einmal
genannt, nämlich bei Adoüstin. doctr. Christ. 2, 16 in ipsis autem inter-
pretattonibus itala ceteris praeferatur, nam est verhör um tenacior cum per-
spicuitaie sententiae (itdlus — latinus zB. Abnob. 4, 13. 29; Nok. 143, 23
ut nunc IUüi dicunt; vgl. HRönsch, ZföG. 36, 87). Diese Übersetzung,
welche dem griechischen Text (im alten Testament den LXX) buchstäblich
folgt, ist von großem Einfluß gewesen auf die Gestaltung des Kirchen-
lateins und verdient (abgesehen von ihrem Wert für die Wiederherstellung
des griechischen Wortlautes) besondere Beachtung wegen der Sprachform,
in welcher sich Graecismen und (durch die LXX durchschimmernd) He-
braismen einerseits mit starken Wagnissen des Übersetzers gegenüber der
lateinischen Sprachregel, anderseits mit vulgärlateinischen Bestandteilen
zu einem originellen Ganzen verbinden. Entstanden ist die Itala in der
zweiten Hälfte des aweiten Jahrh. (in Afrika?). Dieselbe wurde später
vielfach überarbeitet, auch manche mehr oder weniger selbständige Über-
setzung von häufig gebrauchten biblischen Büchern ward versucht. Mit
§ 373 Tertullianus. 943
starker Übertreibung freilich Augustinus doctr. Christ. 2, 11 qui scripturas
ex hebraea lingua in graecam vertcrunt numerari possunt, latini atUem inter-
pretes nullo modo; ut enim cuique primis fidei temporibus in manus venu
codex graecus et aliquantam facultatis sibi utriusque Hnguae habere videbatur
au8us est interpretari. Vielmehr geht wohl auf die rItala', mittelbar oder
anmittelbar, sehr vieles von demjenigen zurück was wir von dem lateinischen
Bibeltext durch die Auführungen der Kirchenväter und durch zahlreiche
hochalte Hss. einzelner Bücher und Bruchstücke (Cantabrig. , Claromont.,
Vercell., Veron., Brix. u. v. a.; s. unten) in vorhieronymißcher Übersetzung
haben. Über den Anteil der fItala' an der heutigen Vulgata s. § 434, 6. —
Literatur (bes. neuere) über die alten lateinischen Bibelüber-
setzungen (darüber OFFbitzschb, oben Z. 4) : Bibliorum saer. latinae versiones
antiquae, seu vetus italicaetc. ed. PSabatier, Rheinis 1743 (Paris 1751) III. —
E Ranke, fragmenta versionis sacr. script. lat. antehieronym. e cod. Faldensi
(s. V; Schriftprobe bei Zanqbm.-Wattbnb. T. 21), Marb. 1860; Suppl. 1868,-
Stutgardiana vers. sacr. script. lai antehieron. fragm., Wien 1888. — Par
palimpsestoruni Wirceburgensiam (s. V); antiquiss. vet. test. versionis lat.
fragm. ed. E Ranke, Wien 1871. Leviticus et Numeri e cod. perantiquo
Ashburnhamiensi, Lond. 1868; dieser cod. Ashburn. (jetzt wieder an Frank-
reich zurückgegeben) ist ein Teil einer Lyoner Hs. des Pentateuchs: Pen-
tateuchi versio lat. antiquiss. e cod. Lugdun., publice par URobbbt, Par.
1881. Veterie antehieronymianae versionis libri II Regum fragm. Yindobon.
(a. VII— VIII) ed. JHadpt, Wien 1877 (vgl. ERakke, Lit. Centr.-Bl. 1878, 759).
FGustafsson, fragm. vet. test. in lat. conversi e palimps. Vatic. eruta, act.
soc. scient. Fenn. 12, 243. LZieglbb, Bruchstücke einer vorhieron. Übers.
des Pentateuchs aus e. Münch. Palimps., Münch. 1883. JBklsheim, palim-
pseetus Vindobon., antiquiss. ueter. testam. translat. lat. fragm. e cod. re-
scripto, Christiania 1885. — JBlanchinüs, evangeliarium quadruplex (aus codd.
Vercell. Veron. Brix. Corbei.) lat. vers. ant., Rom. 1749 IL CTischbndobp,
evangel. palatin. ined. s. rell. text. evang. lat. ante Hieron. versi (s. IV/V),
Lps. 1847; codex Claromontanus s. epistulae Pauli graece et lat. ex cod.
Paris. (107 s. VI), Lps. 1852. ERankb, fragm. antiquiss. evang. Lucae vers.
lat. e membranis Curiensibua, Wien 1874. JBklsheim, codex aureus sive IV
evangelia ante Hieron. lat. transl. ex cod. Holm, (aus Bobbio? e. VII),
Christian. 1878; d. Apostelgesch. u. d. Offenbar, d. Job., aus dem sog. gigas
librorum in Stockholm hrsgg., Christiania 1879 (über das Sprachliche
HRöxsch, Roman. Forsch. 2, 280); das Evang. Matth. nach dem lat. Cod.
ff1 Corbeiensis in Petersburg (21 s. IX; darüber JWobdsworth, stud. bibl.,
Oxf. 1885, 113), Christ. 1881; d. Briefe des Jacobus nach de». Hs., Eopenh.
1883; epistulae Paulinae ante Hier. lat. translat. ex cod. Sangerm., Christ,
1886; cod. fs Corb., Christ. 1887; cod. Colbeit. Paris, quattuor evangelia
ante Hieron. lat. transl. cum ipso cod. coli, denuo ed., Christ. 1888 f.
TK Abbott, evangeliorum versio antehieron. ex cod. Usseriano (s. 'VI in
Dublin): acc. versio vulgata ad cod. Amiatinum (§ 434, 6), Dublin 1884 IT;
Hermath. 14, 346. JWobdswobth-HJ White, old latin biblical texts; I g09pel
. . . Matthew (nach Paris. 11553), Oxf. 1883; II gospels . . . Mark and
Mathew from the Bobbio msc. (k) etc.; III the four gospels from the
Munich ms. 6224 (q) etc., Oxf. 1888—88. HHagen, Italafragmente (ev.
944 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
Marci 1—3) aus cod. Bern. s. VI, ZfwissTh. 27, 470. GSchepss, die Ältesten
Evangelienhas. der Würzb. Univ.-Bibl., Würzb. 1887. PBattifol, fragmenta
SangaUensia, Rev. d'arehe*ol. 1884 2, 806. WWbibbbbodt, de cod. Cremi-
funensi millenario et de fragmm. evangel. Vindob. 888, Salisb. 400, Norimb.
27982, I Braunsb. 1887. LZieglbb, Italafragm. der paulin. Briefe aus Frei-
singer Perg.-Bl., Marb. 1874; Italafragmente der paulin. Briefe nebst Brachst,
einer vorhieron. Übers, d. 1. Job. Briefes, Marb. 1876; Bruchstücke einer
vorhieron. Übersetzung der Petrusbriefe, Münch. SBer. 1876 1, 607; die
lateinischen Bibelübersetzungen vor Hieronymus und die Itala des Augustin,
Münch. 1879; JJ. 119, 718. WSohum, das Quedlinburger Fragment einer
illustrierten Itala, Gotha 1876. ADünikq, ein neues Fragment des Quedlin-
burger Itala Codex, Quedlinb. 1888. FJHobt, old lat. palimps. of the
Acts and Apocal., class. review 8, 11. — HRönsch, Itala und Vulgata, das
Sprachidiom der urchristlichen Itala und der katholischen Vulgata, Marb.
1869 ('1876); die alttestam. Itala bei Cyprian, Z. f. histor. Theol. 1875
1, 97; Z. f. wissensch. Theol. 18, 426. 19, 287. 897. 22, 224; RhM. 34,
601. 632. JNOtt, JJ. 109, 764. 116, 186. 119, 426. 663. WWbibsbbodt, de
versionibus Script, sacrae lat. ob 88. misc, Braunsb. 1887. PCobssen, die
vermeintliche Itala und die Bibelübersetzung des Hieron., Jahrbb. f. protest.
Theol. 7 (1881), 507; epp. Pauli codd. gr. et lat. scriptos, Augiensem,
Boerneriannm, Claromontanum examinavit etc. I, Jever 1887. HEhbensbbbgbb,
Psalter, vetus und die Psalterien des Hieron., Tauberbischofsheim 1887. —
Momhsen, röm. Gesch. 5, 657. KSittl, lok. Yerschiedenh. d. lat. Spr. 146;
JB. 1886 2, 72. Vgl. auch § 434, 6. — AHilqenfkld, hist. krit. Einl. in
das N. Test., Lpz. 1876, S. 797. EBeuss, Gesch. d. Schrr. N. T., Braunschw.6
1887, 609.
10. Wenig jünger als die Itala ist die lat. Übersetzung der Schrift
des Irenaeus, Bischofs von Lyon seit J. 177, HUy%oq xorl ano%qonr\ rrjg
tyevdcovvpov yvcooecog. Die Übersetzung ist gedruckt zB. in den Ausgg. v^n
AStieren, Lps. 1853, und WH ab v et, Cambr. 1857. Vergleichungen aus un-
benutzten Hss. bei Pftba, anall. sacra 2 (1884), 211. — Ziemlich gleichzeitig mit
dem lat. Irenaeus sind wohl auch die beiden lateinischen Übersetzungen
des Pastor von Hermas (§ 368, 8), gedruckt zB. in der Ausgabe von Hilgenfeld,
Lps. * 1882. Die bessere ist die sogenannte versio Palatina (überliefert
durch Vatic. Palat. 150, neue Vergleichung desselben bei FXFukk, ZföG.
36, 245). JHaussleiteb, de versionibus pastoris Hermae lat., acta sein,
phil. Erlang. 3, 309; textkrit. Bern. z. palat. Übers, d. Hirten d. Herrn.,
ZfwissTheol. 26 (1883), 345. — Auch die bereits von Tertullian u. a. ange-
führte lateinische Übersetzung des vierten Buches Esra ist hier zu nennen,
s. AHilgenfeld, Messias Iudaeorum, Lps. 1869 p. xxii, GVolkmab, Handb.
der Apokryphen, Bd. 2 (Tüb. 1863). Ergänzung der durch Herausschneiden
eines Blattes (aus dem SGerm. s. IX, der Quelle aller jüngeren Hss.) ver-
anlaßten Lücke mittelst einer Hb. zu Amiens s. IX: RLBbnsly, the missing
fragment of the latin translation of the fourth book of Ezra, Cambr. 1875.
— Ferner Fragmente einer lateinischen Übersetzung zweier anderer alt-
testamentlicher Apokryphen (gleichfalls aus dem Griechischen), der Parva
Genesis und der Propheüa et assumptio Moeis aus einem Bobbioechen
Palimpsest der Ambrosiana herausgg. von Cebiani, monum. sacra et profana
§ 373 Tertullianus. § 373* Terentianus. 945
1861. HRönsch, das Buch der Jubiläen oder die kleine Genesis, Lpz. 1874.
GVolkmab, Handb. d. Apokryphen Bd. 3 (Tüb. 1867). — Endlich gehören
schon an das Ende des zweiten Jahrhunderts Obersetzangen der acta mar-
tyrum Scillitanornm (zn Scilla in Afrika inl IlQafosvzog xb öbvxsqov %al
Kovdictvov xmv vnaxoav = J. 180, griechisch ans Paris. 1470 s. IX bei
HUsener, Bonner ind. schol. 1881 ; vgl. BAube> sur an nouv. texte des actes
des mart. ScilL, Par. 1881 ; les Chre'tiens dans l'empire Rom., Par. 1881, 499.
Anall. Bolland. 8 [1889], 1) and die lateinischen acta Perpetuae et Felici-
tatis (unter Septimias Seveme in Karthago, ThBüinart, acta mart2 92)
sind nicht viel spater.
373a. Gegen das Ende des zweiten Jahrhunderts scheint
der Metriker Terentianus, aus Mauretanien gebürtig, gelebt
zu haben. Er verfaßte in seinen späteren Jahren in gebundener
Form ein kurzes Lehrbuch de litteris, syllabis, inetris, gerichtet
an seinen Sohn Bassinus und Schwiegersohn Novatus. Es besteht
aus drei Teilen, von welchen der letzte unvollendet auf uns
gekommen ist. Inhaltlich ohne Selbständigkeit , legt es um so
rühmlicheres Zeugnis ab von der Gewandtheit des Verfassers in
der Handhabung mannigfaltiger metrischer Formen. Wie Teren-
tianus das durch Varro, Caesius Bassus u. a. befolgte metrische
System (§ 42, 2) wieder giebt welches alle Versmaße vom Hexa-
meter und iambischen Trimeter ableitet, so vertritt Iuba, wohl
ein jüngerer Landsmann des Terentianus, die andere namentlich
durch Heliodor in Umlauf gebrachte Lehre von der Zurückführung
auf eine Mehrheit versbildender metra prototypa oder physica.
Iuba schrieb ein umfangreiches metrisches Handbuch, welches die
Späteren eifrig ausbeuteten.
1. Seit Lachmann (zum Terent. p. zi) setzt man den Terentianus an
das Ende des dritten Jahrhunderts. Jener rückte ihn aber nur deshalb so
weit herab weil er mit Niebuhr die jetzt längst aufgegebene Ansicht
(§ 305, 4) teilte, es gehöre Petronius, welchen Terentianus mehrfach anführt
(§ 306, 6A.), in die Mitte des dritten Jahrhunderts. S. dagegen schon
GStüder, BhM. 2, 63. Vielmehr lebte Terentianus noch zugleich mit oder
nicht lange nach den poetae novelli der hadrianischen und folgenden Zeit
(§ 363. 362), zumal dem Septimius Serenus (§ 353, 5); vgl Terent. GL. 6,
382, 1891 dülcia Septimius qui scripsil opuscula nuper. Tkbbntian. 1969 ff.
(nach Anführung eines Beispiels aus Pomponius Secundus, § 284, 7): non
equidem possum tot priscos nosse poetas ut veterum exemplis valeam quae
tracto probare; Maurus item quantos potui cognoscere Graios? . . nemo tarnen
culpet 8i 8umo exempla noveUa, worauf er wieder den Septimius Serenus
anführt, wie anderswo den Annianus (§ 353, 4) und den Alfius Avitus
(§ 358, 6). Anderseits früheste Erwähnungen bei Diomedes, Marius Victo-
rinas (Aphthouias, GL. 6, 88, 27 Terentianus, non paenitendus inter ccteros
TBDFjntL-Scirw-ABK, Rom. Lit-Gesoh. 5. Anfl. 60
946 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
artis metricae auetot) und Augustinus (Keil zu GL. 6, 322; 8. auchroben
§ 164, 2). Richtig über die Zeit GSchültz, Herrn. 22, 275.
2. Tebent. Vorwort (stichische Glykoneen) 61 sie nosttum Senium quo-
que . . angustam studii viam et callem tenuem terit. (59) quid sü littet a,
quid duae, iunctae quid sibi syllabae. Dies wird im ersten Teile (in Sota-
deen) ausgeführt, v. 86—278 (sat duco meas hactenus occupasse nugas).
Darauf (v. 342—1281) de syllabis (versus heroici) in trochaeischen Tetra-
metern und daktylischen Hexametern, nach einem Vorworte (279 — 341),
dessen Stellung auf eine Störung der ursprünglichen Anordnung zu deuten
scheint. Es beginnt: sy llabas . . disputatas attuli versibus, sane modorum
quo sonora levitas addita stili levaret siccioris taedium. haee prius, Bassine
fdi et tu gener Novate mi, perpolite qua potestis crebriore litnula. 319 morosä
intentio tarn legentis debet esse quam fuit nobis quoque, qui . . forsitan nee
leeta mültis e latebris scalpsimus, ardui laudem expetentes, non favorem ex
obviis. 348 hoc opus, de syllabis quod reeepi nunc loquendum. Die erste
Hälfte wiederholt in erweiterter Gestalt den Inhalt des in Sotadeen ge-
schriebenen opusculum de litteris. Die Erörterung der Silbenprosodie
beginnt erst 997. Epilog 1282—1299: forsitan hunc aliquis verbosum dicere
librum non dubitat etc. (1291) haee ego cum scripsi bis quinis mensibus
aeger pendebam etc. (1296) sie varios tarn longa dies renovando dolores
duxit ad hoc tempus semper sine fine minando. cum potui tarnen obrepens
ineepta peregi, quo vitae dubius vel sie vixisse viderer. Der dritte Teil
handelt de metris (v. 1800—2981), mit besonderer Berücksichtigung des
(Catull und) Horaz (von v. 2914 an ausschließlich die Epodenmaße). Die
Einleitung handelt (abermals) kurz de syllabis, litteris, dann (1335) de
pedibus. Die spezieile Metrik beginnt v. 1580, ist wohlgeordnet und bildet
je das besprochene Maß nach. Dieser Teil hat weder Vorwort noch Schluß ;
auch finden sich Wiederholungen früherer Verse (1306 — 1312 — 367 f.
360—364) und sonstige Spuren der Nicht Vollendung (Lachmann p. ix) oder
unvollständigen Erhaltung (s. Keil GL. 6, 321).
3. Von den drei Teilen (oder Büchern; vgl. ThBibt, Buchwesen 381)
ist der wichtigste der dritte, die Metrik, trotz manchen Mißverständnissen
und .Unzulänglichkeiten (zB. 1797). Er ist abhängig von einer älteren
Metrik, in welcher auch griechische Beispiele gegeben waren (vgl. 2128).
Diese Quelle war ohne Zweifel das Werk des Caesius Bassus (§ 304, 1).
EWestphal, griech. Metr. 1», 138. HKeil zu GL. 6, 251. 323. FLeo, Herrn.
24, 283.
4. Der Text des Ter. beruht, da die Bobbiosche Hs., in welcher er
1493 entdeckt wurde, seitdem verloren ging, nur auf der editio prin-
ceps (Mail. 1497) mit dem Titel : Terentianus de litteris, syllabis et metriB
Ho rat iL Über die späteren Ausgg. s. Keil aO. 317. Mit umständlichem
Commentar von LSantbn (ed. DJvLennep), Utr. 1825. Becensuit CLach-
mannus, Berl. 1836. An Gaisfords Hephaestion (Oxon. 1855) 1, 215; an-
notationes 2, 349. In Keils GL. 6, 313.
6. Mab. Victorin. (Aphthon.) GL. 6, 88, 4 Iuba noster atque alii Grae-
corum opinionem secuti referunt usw.; ebd. 94, 6 Iuba noster qui intet
metricos auetoritatem primae eruditionis obtinuit, insistens Heliodori (§ 362)
§ 373» Terentianus und Iuba. § 374 Acro. 947
vestigiis, qui inter Graeeos huiusce artis antistes aut primus aut solus est.
Sebv. Aen. 6, 522 secundum Iubam artigraphum. Seine Zeit bestimmt sich
dadurch daß in einer aus Iuba, wie ausdrücklich angegeben ist, entlehnten
Stelle bei Prisc. GL. 3, 421, 6 drei nach Septimius Serenus (§ 353, 5) ge-
arbeitete Verse sich finden. Ob Iuba diese Verse aus Serenus selbst kannte
oder gar nur aus deren Citat bei Tebbntianüs 1998 muß unentschieden
bleiben. — Iuba verfaßte eine Ars metrica, wofür seine Hauptquelle He-
liodor war (s. o.). Die Citate aus dem Werk gehen bis Buch 8 (s. aber u.):
zB. Rofin. GL. 6, 561, 11 Iuba in libro quarto (über den iambischen Tri-
meter). Prisc. GL. 3, 420, 24 idetn (Iuba oder Iuba bei Asmonius? s.
Hertz zdSt.) in octavo. Der ausdrücklich mit dem Namen des Verfassers
bezeichneten Bruchstücke sind es nur 15. Vermutungen über Umfang,
Plan, Quellen des Werks, dann Fragmentsammlung bei Hehsb aO. (das
meiste bleibt nach der Natur der Sache unsicher). Iubas Sprach-
gebrauch zeigt neben Afrikanismen (minus ab, s. JNOtt, JJ. 111, 795)
vorzugsweise Gr&cismen und Wörter wie Wendungen (zB. inteüegi datur)
aus spaterer Zeit. Für die einzelnen Metra hatte Iuba zahlreiche Beispiele
gegeben, griechische wie lateinische, unter den letzteren viele selbst-
gebildete, besonders mit Anklängen an Virgil (vgl. HWentzbl, de Iuba
metr. 1, 10). Je von der kürzesten Form eines Metrum wurde zu den
längsten aufgestiegen (vgl. zB. GL. 6, 630, 2). Benutzt wurde Iuba schon
von Sacerdos (§ 394, 1), dann von den meisten späteren Metrikern, am
stärksten von Aphthonius (§ 895, 1), nächstdem von Rufinus und im fragm.
Bobiense (s. A. 6). — Über Iuba s. HKeil, quaestt. grammatt., Lps. 1860;
ind. schol. Hai. 1873/74; GL. 6, 617. RWbstphal, griech. Metr. 1», 223.
HWkntzbl, symbolae critt. ad scriptt. metr. lat., Bresl. 1868; im Progr. v.
Oppeln 1864; de Iuba metrico I, Oppeln 1881, und besonders OHbnbe, de
Iuba artigrapho in den act. soc. phil. Lips. 4 (1875), 1. Auch BtkhBbink,
Iubae Mauruaii de re metrica scriptoris latini reliquiae, Utr. 1854.
6. Aus Iuba ist geflossen das sog. fragm. Bobiense nach cod.
Vindob. 16 (s. § 394, 1) abgedruckt bei Eichenfeld und Endlicher, anall.
gramm. 516 und bei HKeil, GL. 6, 620 (s. auch ind. schol. Hai. 1873/74). Es
ist ein Auszug aus einem größeren Werke und handelt de iambico, trochaico,
dactylico, anapaestico. Ebenso stammt aus Iuba das Fragment de iambico
metro, nach Paris. 7580 s. VIII in GL. 6, 630. In jenem Vindob. finden
eich noch einige kurze grammatische Abhandlungen de finalibus syllabis
(GL. 6, 625), de structuris (ebd. 627), de metris (melicis, ebd. 629). Diesen
fugt Kbil aO. 632 noch einiges Metrische aus Berol. 66 (Santenianus) s. VIII
and SGall. 876 s. IX an.
374. Der Erklärer des Terentius und Horatiua und wohl
auch des Persius, Helenius Acro, mag frühestens, dem Ende
des zweiten Jahrhunderts angehören. Für nicht viel jünger
hielt man auch den Grammatiker und Erklärer des Horaz, Pom-
ponius Porphyrio, dessen Scholien wir noch besitzen. Doch
weist die Sprache und Art dieser Horaz-Erklärung auf erheblich
spätere Zeit. Von den Schriften des kenntnisreichen älteren
60*
948 Die Kaiserzeit. Zweites Jahrhundert (J. 180—211).
Sammonicus Serenus, eines großen Bücherfreundes, ist nichts
auf uns gekommen. Ebenso kennen wir die des Statilius Maxi-
mus über Cato d. ä. und Cicero nur durch Anfahrungen. Auch
Festus, der Veranstalter des Auszugs aus Verrius Flaccus, mag
dem Ende des zweiten Jahrhunderts (oder dem dritten?) an-
gehören.
1. Des Helenius Acro Commentare zu Terenz' Eunuchus und Adelphi
werden von Iulius Romanus bei Charisma 13mal erwähnt. So GL. 1, 210
Terentius in eunucho (v. 5) *nü prius usw.', ubi Helenium Acronem errasse,
dicendum est, qui c prius9 sie intellexit etc. Vgl. ebd. 201, 8. 216, 9.
Helenius Acron eotnmentariis quos adelphis Terenti non indiligentes attulit,
ebd. 192, vgl. 200, 16. 219, 6. 126, 17. 180, 12.. 197, 26. 210, 11, sowie
119, 12 id Helenius Acron sie oportere dici in eadem Terentii fdbula (ädelph.)
disputavit Verriumque dicit errare etc. . . gut autem cum Helenio faciunt
hanc afferunt causam etc.; vgl. auch Rufinus GL. 6, 566, 4. Er lebte also
(nach Gellius, der ihn nie erwähnt, und) vor Romanus. — Erklärer des Horaz :
8. § 240, 8. Porphyr, zu Hör. s. 1, 8, 26 memini me legere apud Helenium
Acronem, Saganam nomine fuisse Horatii temporibus etc. -Auch sonst wird
Porphyrio vieles, zB. seine Angaben de personis horatianis (§ 240, 8 M.)}
namentlich aus Acro entlehnt haben, s. A. 8. — Auch den Persius scheint
Acro erläutert zu haben. Schol. Pres. 2, 66 Acron tradü quod etc., und
Parrhasius (in Gruteri Lampas 1, 736) berichtet: ineidi in Frobi gram-
tnatici commentarios in primam Persii satiram. . . in iis ita scriptum legi-
mus: curas (v. 1) Acroni proprie dicere videtur etc. Daher will OJahn
(Pers. p. clix) diejenigen Bestandteile der Cornutusscholien welche für
Cornutus zu kenntnisreich sind und doch nicht auf Yalerius Probus sich
zurückfuhren lassen dem (Helenius) Acro zuschreiben. — Von einem Com-
mentare des Acro zu Virgil giebt es keine sicheren Spuren; Ribbeck,
Prolegg. p. 176. Vgl. Gräfrnhan, Gesch. d. class. Philol. 4, 808.
2. Pseudo-Acron. Mit Acros Namen benennt man eine Scholien-
Masse zu Horaz, welche aus ungleichartigen Bestandteilen (in s. VI — VIII)
zusammengeflossen ist und in den älteren Hss. (zB. Paris. 7900* s. X,
Dessaviensis s. X, Paris. 7976 s. XI; vgl. § 240, 6) ohne Namen überliefert
wird. Der Name des Acro ist ihr wohl erst im 16. Jahrhundert durch falsche
Vermutung beigelegt worden, HUseker, Berner Progr. v. 1863, p. vir. Die
von Usener, RhM. 23, 490, beigezogene sog. isidorische Glosse (§ 42, 6gE.)
kann nach ihrer Beschaffenheit (§ 42, 6 gE.) eine ältere Verbindung des
Acro mit jenen Scholien nicht beweisen. GLoewe, prodr. gloss. 60. 48.
Zu sat. 1, 6, 97 ist Theoctistus (§ 472, 8) genannt. Das meiste ist, soweit
es nicht auf Porphyrio ruht, unbedeutend und abgeschmackt, doch findet
sich einzelnes sonst nicht bekannte Wertvolle, aus einem vollständigeren
Porphyrio? aus Sueton? Vgl. zB. zu Hör. s. 1, 7, 19. AP. 864. 417; FMarx,
studd. Lucil. 69. 89. Vgl. 0 Keller, symb. philol. Bonn. 499. REukula,
de tribus pseudoacronianorum scholiorum recensionibus , Wien 1883.
JSchlenoer im Mainzer Gymn.- Progr. 1868, p, 1 f . WMbtkr, ed. Porph.
§ 374 Acro. Porphyrio. 949
p. v. AKiEßSLiNG, de personis Horatianis (Greifsw. 1880), p. 6. W Christ,
JJ. 113, 169 und die Literatur oben S. 536 f.
3. PomponiuB Porphyrio (so heißt er im Monac.) von unbekannter
Herkunft (aus Afrika? OKkllkr, symb. phil. Bonn. 494. JNOtt, JJ. 111, 795.
Vbba aO. 2). Citiert wird er sehr selten: Chabis. GL. 1, 220, 28 ut Por-
phyrio ex Verrio et Festo etc. Schol. Lucaw. 1, 214 Porfmon puniceum int er -
pretatus est quasi phoeniceum. . . Comutus vero eto. (ob daraus auf die
Abfassung auch eines Lucan Commentars zu schließen ist?). Da Porphyrio
den Horaz, Virgil, Ovid und ihre Zeitgenossen oftmals veteres oder antiqui
nennt (s. Meybhs index s. vv.) wird man ihn nicht vor das dritte und
besser erst ins vierte Jahrhundert setzen dürfen. Dies empfiehlt auch
nachdrücklich die Sprache des Commentars. KSittl, lok. Verschiedenh. d.
lat. Spr. 89. Vbba aO. 26. Sein uns erhaltener Commentar zu Horaz
(§ 240, 8) beschäftigt sich vorzugsweise mit der logischen, rhetorischen
und grammatischen Erläuterung. P. bezeichnet seine Quellen öfters nur
allgemein, eo zB. quidam und qui de personis Horatianis scripserunt (zu
sat. 1, 3, 21. 90); mit Namen nennt er Acro (A. 1), Scaurus (§ 852, 1),
Ciaranus (§ 328, 4) und Sueton (§ 347) nur je einmal, hat aber namentlich
den ersten gewiß vielfach benutzt (AKibssling, de person. Horat. p. 9). — Im
Mittelalter war dieser Commentar weniger benützt als der des Pseudo-Acrou
und ist daher auch weit weniger verfälscht. Doch ist auch er schwerlich
in der ursprünglichen Fassung auf uns gekommen; wenigstens ist er
hier und da absichtlich oder unabsichtlich verkürzt oder verstümmelt. So
fehlt zu s. 2, 3, 103—141. 2, 6, 72—117 jede Erklärung; vgl. Kibsslmo aO. 5.
— Porph. sat. 1, 6, 41 (§ 234, 1) weist auf Abfassung einer ausführlicheren
Lebensbeschreibung des Horaz, schwerlich auf die kurze vita vor dem Horaz-
Commentar. — Älteste und beste Hs. der Monac. 181 s. X (Vbba aO. 9),
sonst junge s. X1V/XV in Bern, Paris, Wolfenbüttel. Erste kritische Aus-
gabe von WMeyeb, Lps. 1874. S. das § 240, 4 Angeführte. — Kritisches:
FGüstafsson, Nord, tidskr. f. filol. 6, 62. JWBeck, de Val. Probo (Gron.
1886) 43. — MGitlbaub, Porph s Horaztext, in s. Philol. Streifzügen, Freib.
1886, 123. — Im allg. CFVbba, meletemata Porphyrionea, Wien 1885.
4. Mach. 3, 16, 6 temporibus Severi prineipis, qui ostentabat duritiam
morutn (also Septimius Sev.) Sammonicus Serenus, vir saeculo suo
doctus, cum ad prineipem suum seriberet, verba Plinii . . praemisit etc.
Spabtian. Geta 6, 5 Sereni Sammonici libros familiarissimos habuit quos üle
ad Antoninum (Geta selbst?) scripsit Ein Mißverständnis ist daher, falls
es sich überhaupt auf Samm. bezieht, Ltd. de magistr. 3, 82 eztr. : xal
xavxa filv ksqI xmv notapav (Rhein und Donau) xara Zafimitov (?) xbv
{cofiaiov tatOQiTtoVy og nobg dio%Xr\xiuvhv xerl TaXi^iov xbv yigovtoc iieqI
noix(l<ov £T}Tfi(M*T(Dv dieX4%&rj. Spabtian. Carac. 4, 4 oeeisi (J. 212) nonnulli
etiam eenantes, inter quos etiam Sammonicus Serenus, cuius libri plurimi ad
doctrinam extant. Macb. 3, 9, 6 repperi in libro quinto rerum reconditarum
Sammonici Sereni utrumque Carmen. Über Benutzung von Plin. NH. durch
Sammonicus und Benutzung des Sammonicus durch Macrobius Vermutungen
bei GWissowa, Herrn. 16, 502. Sidon. Apoll, carm. 14 praef. sine M.
Varrone , sine Sereno, non Septimio (§ 358, 5) sed Sammonico, sine Censo-
rino etc. carm. 22 praef. videtur mihi Iulium Firmicum (§ 406), Sammonicum,
950 Die KaiBerzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—263).
ItUianum Vertacum, Fuilonium Saturninum, in libris matheseos peritissimos
conditore8, didicisse. Vgl. Aenob. adv. g. 6, 7. Sbbv. georg. 1, 30. 102.
Capitol. Gordian. 18, 2 Sereno Sammonico, qui patris eins amicissimus, sibi
autem praeceptor fuit, nimis acceptus et carus, usque adeo ut omnes libros
Sereni Sammonici patris sui, qui censebantur ad sexaginta et duo milia,
Gordiano minori moriens ille relinqueret.
6. Statüius Maximus wird bei Gellins niemals erwähnt, scheint
daher später zu sein als dieser. Anderseits fuhrt Iulins Romanus (§ 379, 1)
bei Charisius in dem Abschnitte über die Adverbien ihn öfters an. Vgl.
Chabis. GL. 1, 194, 11 licet St. M. de singularibus apud Oiceronem quoque
posttis notet. 218, 6 ut St. M. de sing, apud cum (Gic.) quoque positis
notat. Vgl. ebd. 196, 4. 209, 4 (quod St. M. notat nesciens etc.). 212, 16.
213, 13. 214, 17. 215, 22. 217, 3 n. 8. 218, 28. 219, 24 f. Auf ein ähnliches
Werk des St. M. über Cato senex deuten die Anführungen ebd. p. 202, 11.
(206, 9.) 217, 14 220, 16. 240, 1. Die Anlage dieser Schriften des St. war
vielleicht lexikalisch. Gbäfekhan, Gesch. d. class. Philol. 4, 234. Auch
besserte St. M. Reden des Cicero nach guten alten Abschriften; s. die
Subscription: Statüius Maximus rursus emendavi ad Tyronem et Laetania-
num et dorn, et alios veteres. III oratio eximia. OJahn, Lpz. SBer.
1861, 329. AKiesslino, coniectan. 1 (Greifsw. 1883), 6. — T. Statüius
Maximus Se[ve]r., welcher sich im J. 136 mit je zwei troch. Septenaren
und iamb. Senaren auf der Memnon- Statue verewigt hat, jedesmal alß
vates Maximus (CIL. 3, 47), kann schwerlich mit dem Grammatiker äine
Person sein, FBüchbleb, anthol. lat. epigr. 3 (Bonn 1876), 11; BhM. 38, 132.
6. Ober Festus s. § 261, 6. Über die 6Q(i7jvsv(iata vom J. 207 s.
§ 431, 8.
C. DRITTES JAHRHUNDERT, J. 211—305 n. Chr.
1. Erste Hälfte, J. 211-253 n. Chr.
375. Diese Zeit umfaßt die Regierungen des M. Aurelius
Severus Antoninus (Caracalla, J. 211—217, bis 212 mit seinem
Bruder öeta), Macrinus (J. 217), Elagabalus (J. 217 — 222),
Alexander Severus (222—235), Maximmus (235 — 238), Gor-
dianus I u. II (238), Gordianus III (238—244), Philippus Arabs
(J. 244—249), Decius Traianus (249—251), Gallus (251—253).
Von einigem Bestände waren nur die von Caracalla, Alexander
und Gordianus HI. Während dieser Jahrzehnte setzt sich der
allgemeine Rückgang fort, und er beginnt jetzt sich auch auf
die Rechtswissenschaft auszudehnen. Mit Papinian verglichen ist
des Ulpianus und Paulus Tätigkeit überwiegend eine sammelnde
und verarbeitende. Achtbare Gelehrte sind Censorinus und Iulius
Romanus, sowie Gargilius Martialis. Die Geschichtschreibung
vertritt in der römischen Literatur der Vorgänger der scriptores
§ 375 Allgemeines. Gordianus. 951
historiae augustae, Marius Maximus. Dagegen schreiben Gassius
Dio und Herodian griechisch. Das Christentum hat einen Cy-
prianus, und an Gommodianus seinen ersten Dichter, aber in
barbarischer Form. Der jüngere Serenus Sammonicus zeigt in
seiner Vorliebe für altertümliche Formen noch den Einfluß des
Zeitalters der Antonine. Die Provinzen , seit Caracallas Consti-
tutio Antoniniana vom J. 212 Italien auch rechtlich gleich-
gestellt, liefern wie jetzt dem Throne so fortwährend auch der
Literatur den reichsten Beitrag.
1. Von den oben genannten Kaisern hatten nur wenige Sinn für
Literatur (den Maximinus nennt Aubel. Vict. Caess. 25 litterarum fere rudis).
— Capit. Macrin. 14, 4 quod cum Macrinus audisset fecit iambos, qui non
extant. iucundissimi autein fuisse dicuntur. Vgl. ebd. 11, 5 hos versus
nescio qui latinos . . in foro posuit. quibus acceptis Macrinus 7Us versibus
respondisse fertur (zwei Distichen). — Von Alezander Severus (geb. um
J. 205) sagt Lampbid. Alex. 27, 6: facundiae graecae magis quam latinac
nee versu invenustus. . . vitas prineipum bonorum versibus scripsit. ebd. 44
rhetoribus, grammaticis , medicis, haruspieibus , mathematicis, mechanicis,
architectis salaria instituit et auditoria decrevit et diseipulos cum annonis
pauperum fiiios, modo ingenuos, dari iussit (in Rom), etiam in provineiis
oratortbus forensibus mültum detulit 68, 1 ut scias qui viri in eius consilio
fuerint: Fabius Säbinus, Sabini insignis viri filius, Cato temporis sui; Domitius
ülpianus, iuris perüissimus; Aelius Ghrdianus, Gordiani imp. filius, scientia
iuris insignis; Iulius Paulus, iuris perüissimus; Claudius Venacus, orator
amplissimus; Catilius Severus, cognatus eius, vir omnium doctissimus; Aelius
Serenianus, omnium vir sanetissimus ; Quintilius Marcellus, quo meliorem
ne historiae quidem continent.
2. Über M. Antonius Gordianus (geb. J. 158), den Vater (Gordianus I),
sagt Capitol. Gord. 7, 1 vita venerabilis, oum Piatone semper, cum Arütotele,
cum Tullio} cum Vergilio ceterisque veteribus agens. ebd. 3, 2 adulescens
cum esset . . poemata scripsit, quae omnia extant, et quidem euneta illa quae
Cicero (§ 189, 2). . . scripsit praeterea quemadmodum Vergüius Aeneidos . . .
ita etiam üle Antoniniados (libros), h. e. Antoninum Pium et Antoninum
Mar cum, versibus disertissimis libris XXX vitam illorum et bella et publice
privatimque gesta perscribens, et haec quidem puerulus. . . ubi adolevit in
Athenaeo controversias declamavit etc. 4, 7 scripsit et laudes soluta oratione
omnium Antoninorum qui ante cum fuerunt. Dessen Enkel (von einer
Tochter, CIL. 8, 848. 10079, vgl. Capitol. Gord. 4, 2), Gordianus III, duxit
uxorem filiam Misithei (vielmehr Timesithei, Tipriatfriov, nämlich des C. Fu-
rius Sabinius Aquila Timesitheus, OHirbchfbld, röm. Verwaltungsgescb.
1, 286) doctissimi viri, quem causa eloquentiae . . praefectum statim fecit,
Capit. Gord. 28, 6. Extat et soceri eius ad eum epistula et ipsius Gordiani
ad socerum, qua inteTlegitur eius saecülum emendatius ac diligentius socero
adiuvante perfectum, ebd. 24, 1 und die Briefe ebd. 24, 2—25, 4. Oratio
Gordiani ad senatum zum Lobe des Timesitheus ebd. 27, 4.
952 Die Eaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Caracalla).
376. Hauptsächlich unter Caracallas Regierung fällt die
schriftstellerische Tätigkeit des Juristen Doinitius Ulpianus aus
Tyrus, praefectus praetorio unter Alexander Severus; in dieser
Stellung war er eine Zeit lang allmächtig, bis er im J. 228 von
den Praetorianern ermordet wurde. Unter seinen zahlreichen
Schriften waren die bedeutendsten die 81 Bücher Ad edictum
(praetoris), welche eine ausführliche bis ins einzelne gehende Er-
läuterung aller Edicte und Formeln gaben, und die 51 Bücher
Ad Sabinum. Sein Regularum über singularis ist uns in einem
Auszug und auch von seinen Institutionum libri II sind spärliche
Reste erhalten. Obwohl Ulpian sich mehr durch das Zusammen-
tragen eines sehr umfänglichen Stoffes als durch dessen gleich-
mäßige Verarbeitung verdient machte, so standen seine Werke
lange in hohem Ansehen eben wegen ihrer Reichhaltigkeit,
aber auch wegen des sich darin bekundenden treffenden Urteils
und ihrer klaren Darstellung. In den justinianischen Digesten
bilden die Auszüge aus seinen Schriften ein volles Drittel des
Gesamtwerkes.
1. Ulp. dig. 50, 16, 1 pr. est in Syria Phoenicc splendidissima Tyrio-
rum colonia, unde mihi origo est. Spartian. Pescenn. Nig. 7, 4 Paulus
(§ 377) et lilpianus . . Papiniano in consüio fuerunt ac postea, cum unus
ad memoriam, alter ad libellos paruisset, statim (?) praefecti facti sunt.
Lamprid. Heliogab. 16, 4 removü et Ulpianum ictum, ut bonum virum, et
Süvinum rhetorem, quem magistrum Caesaris fecerat. et Süvinus quidem
occisus est, Ulpianus vero reservatus. Atacand. Sev. 26, 5 Paulum et Ul-
pianum in magno honore habuit, quos praefectos ab Heliogabalo alii dicunt
factos, alii ab ipso, nam et consiliarius Mexandri et magister scrinii Ulpianus
fuisse perhibetur, qui tarnen ambo assessores Papiniani fuisse dicunt ur. Vier.
Caes. 24, 6 Domitium Ulpianum, quem Heliogabalus praetorianis praefecerat,
eodem honore retinens Pauloque inter exordia patriae reddito iuris aueto-
ribus quantus erga optimos atque aequi studio esset edoeuit. Lampbid. Alex.
Sev. 51, 4 Ulpianum pro tutore habuit, primum repugnante matte, deinde
gratias agente . . atque ideo summus imperator fuit quod eins consiliis prat-
cipue remp. rexit. 15, 6 negotia et causas prius a scriniorum prineipibus
et docUssimis iurisperitis et sibi fidelibus, quorum primus tunc Ulpianus
fuit, traetari . . praeeepit. 31, 2 neque umquam solum quemquam nisi prae-
fectum suum vidit, et quidem Ulpianum, ex assessore semper suoy causa
iustitiae singularis. Vgl. noch ebd. 27, 2. 34, 6. 67, 2. Cod. 8, 38, 4 (vom
31. März 222) seeundum responsum Domitii Ulpiani, praefecti annonae, icüt
amici mei. 4, 65, 4 (vom 1. Dez. 222) ad Domitium Ulpianum, praefectum
praet. et parentem meum. Dio 80, 1 '4Xi£avdQog . . OvXmavm xr\v xs xäv
öoQvcpOQcov nooaxaoücv xai xa Xomct xijg dQ%TJ9 initysips nQdypaxa. 80, 2
6 OvXntavog nolla (xlv xav o%% oplhog vno xov ZJaQSavandXXov nqajfiivxmv
inrjvcüQd-cooe, xov dl ötj ÜXaovtavbv xov xe X^fjoxov dnontefoag, ?v' avxovg
§ 376 ülpianus. 953
#icr£f£i]T4M, %al avxbg ov noXXco vcxsqov vnb xmv doQvcpoqcov im&Epivwv ot
rvnxog xaxtocpccyrjy nainso xai itobg xb naXdxtov avctdQapmv xai tiqoq avibv
xbv ccvxoHQcizoQa xqv xb (ir}xiQcc ctvzov %axa<pvymv. Der Hauptanstifter
dabei sei Epagatbos gewesen. Genaueres bei Zosim. 1, 11. Hieronym. ad
a. 2242 -= 224 n. Chr. (Amand. a. 2241) Ülpianus ictus assessor Alexandri
insignissimus habetur.
2. Von Ulpian ist vor dem Tode des Septimius Severus (J. 211) her-
ausgegeben nur der liber singularis de ezcusationibus, wovon die jüngere,
unter Caracalla veröffentlichte, Schrift de officio praetor is tutelaris gewisser-
maßen die zweite Auflage ist (Mommsen). Der Edictcommentar ist, wenig-
stens in seinem ersten Teile, gleichfalls unter Severua geschrieben (in 6. 10
und 26 wird als jüogst erfolgt ein Erlaß des Caracalla vom 19. Dez. 212
erwähnt), aber erst später unter Caracalla herausgegeben oder, wenn schon
früher veröffentlicht, später noch einmal überarbeitet worden. Von B. 11
an findet sich häufig divus Severus und divus Severus et imp. noster, imp.
noster cum patre und durch das ganze Werk imp. noster für Caracalla. Die
BScher ad Sabinum sind wenigstens bis B. 43 auch unter Caracalla ge-
schrieben. Die große Masse Beiner Schriften fällt in die Zeit der Allein-
regierung Caracallas (J. 211—217) oder hat doch in dieser Zeit von ihm
die Schlußfassnng erhalten. Caracalla wird darin durchaus als lebend
(imperator) erwähnt. Nur die fünf Bücher de adulteriiB scheinen unter
Macrinus (oder Elagabal) verfaßt. Fittino, d. Alter d. Schriften 84 (vgl.
dessen castr. pecul. S. xxxvi) nebst Mommsen, ZfRGesch. 9, 101. 110. Ein
Mißverständnis ist Lampkid. Heliog. 16, 2 Sabinum consularem, ad quem
libros ülpianus scripsit, . . . iussit occidi. Vgl. vielmehr unten A. 5 und
§ 281, 1.
3. Die sog. Fragmenta Ulpiani, nur durch einen Vaticanus
(Regin. 1128 s. X) als Anhang der Lex rom. Visigothorum (§ 488, 2) mit
der Überschrift titüli ex corpore Ulpiani erhalten, bilden einen am Anfang
und namentlich am Schlüsse verstümmelten Auszug aus Ulpian 8 liber
singularis regularum. Der Auszug (nach Mommsen, in Böckings Ausg. 4113,
kurz nach J. 320 verfaßt) sollte besonders praktischen Zwecken dienen.
Ulpian folgte in diesem lib. regul. nach Anlage und Ausführung wesentlich
dem Garns. Ed. princ. von JTilids, Par. 1549. Ausgaben (meist mit den
Instii, A. 4) von EBöcking, Lps. * 1855 (nach HBbunns Abschrift des Vatic.
und mit einer Abhandlung von Mommsen, de Ulp. regul. libro sing.) und
JVahlen, Bonn 1856. Ulpiani liber sing, regularum, Pauli libri V sententiarom,
fragmenta minora saeculorum p. Chr. n. II et III ed. PKrügkb, Berl. 1878.
Auch in Huschkk's iurispr. anteiust.5 568 und bei Muibhbad (§ 361, 5). —
Vgl. Heimbach, üb. Ulp.s Fragmente, Lpz. 1834. CLachmann, kl. Sehr. 2, 216.
4. Von B. 1 der Institutionen des Ulpian Reste zweier Blätter
einer alten Hb. (vielleicht s. V— VI) in Wien. StEnducheb, de inst. Ulp.
fragmento Vindob. nuper reperto, Wien 1835. — Vgl. Mommsen, ZfRGesch.
15, 372. EHüschke, iurispr. anteiust.6 617. Abgedruckt (s. A. 3) zB. bei
Huschke aO. 6 620. FPBhsmbb, de Ulp. instit. scripsit, inst, reliquias adiecit,
Bonn 1863. Dazu einige Bruchstücke in den Pandekten u. sonst. Alles
beisammen in PKrügeb's krit. Versuchen auf d. Gebiete d. röm. Rechts
954 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Caracalla).
(Berl. 1870) 163; vgl. ebd. 140. Auch in dess. Ulp., Berl. 1878 (s. A. 3), 157.
Lenel, paling. 2, 926.
5. Hauptwerke des Ulp.: Ad edictum libri LXXXÜI, nämlich 81 über
das prätorische, welche in den Pandekten ausgezogen sind und deren
Grundstock bilden, und dazu 2 Bücher Ad edictum aedilium curulium.
Vielleicht stammt aus dem ed. praet. das sog. fragmentum de iudiciia in
Berlin, auf einem Pergamentblatt s. VI, 1877 in Ägypten entdeckt (§ 371, 4).
Mommskn, Berl. SBer. 1879, 501. Huschke, d. jüngst aufgefundenen Bruch-
stücke röm. Jur., Lp*. 1880; iurispr. anteiust. 5 623. PEsügbr, ZfRGesch.
16, 93; Quell, u. Lit. d. röm. B. 249. Lenel 2, 421. — Ad Sabinum (vgl. A. 2)
libri LI in zwei Ausgaben, s. Cod. Iust. constit. Cordi nobis § 3 fin. Bruch-
stücke griechischer Scholien (s. V) vom Sinai zu Ulp. ad Sab. CFZachabjae,
Berl. SBer. 1881, 620. PKrügeb, ZfRGesch. 17, 1; Quell, u. Lit. d. röm.
R. 320. Auch bei Huschke, iurispr. anteiust.5 816. — Außerdem Ad legem
Iuliam et Papiam libri XX; Ad legem Aeliam Sentiam libri IV; De omnibus
tribunalibus libri X; De appellationibus libri IV; De censibus libri VI;
Fideicommisaorum libri VI; (Ad legem Iuliam) de adulteriis libri V (vgl.
A. 2); De spon8alibu8; De officio proconsulis libri X (B. VII enthielt die
Erlasse gegen die Christen und die mathematici, Lactant. inst. 6, 11.
Collat. leg. 15, 2; vgl. AFRudorff, über den liber de off. procos., Berl. 1866.
Abh. d. Berl. Ak.); De officio consulis libri III; De officio quaestoria
libri II (oder I); libri singulares de officio consularium, de off. curatoris
reip., praefecti yigilum, praefecti urbi, praetoris tutelaris, de excusationibus
(A. 2). Ferner Disputationum (publicarum) libri X (A. 6), Opinionum libri VI,
Responsorum libri II. Zur Einführung in die Rechtswissenschaft schrieb
er Institutionum libri II (A. 4), Regularum liber singularis (A. 3), Regu-
larum libri VII. — Im ganzen sind aus diesen Schriften in den Pandekten
und sonst über 2700 Stellen erhalten; sie bilden T. III von Hommels
Palingenesia, bei Lenel 2, 379. Nur citiert werden Ulpians Pandectarum
libri X, sowie seine Noten zu Aristo (dig. 29, 7, 9), Marcellus (20, 1, 27. 26,
7, 28, 1) und zu Papinians Responsa (3, 6, 31, 2. 50, 8, 3 pr.).
6. Cod. 9, 41, 11 (Diocletian, J. 290) vir prudentimmus Domüius
Ülpianus in publicarum disputationum libris ad perennem scientiae memo-
riam refert. Justinian. Cod. 6, 25, 9 (J. 631) tarn Ulpiano quam Papiniano,
viris disertwimis. 6, 51, 9 non ineleganter summi ingenii vir ülpianus.
Novell. 97, 6, 1 Ovlntavov tbv aocpcotcctov. Sein Schüler Modestinus nennt
ihn 6 xQarictoe (dig. 26, 6, 2, 5. 27, 1, 2 fin. 27, 4, 1). Im ganzen war
Ulpians literarische Tätigkeit eine reproductive ; die wissenschaftliche
Selbständigkeit Papinians geht ihm ab; aber er weiß seinen Stoff sicher
zu beherrschen und geschickt darzustellen. Auf einen gewissen Wettstreit
und ein kühles persönliches Verhältnis deutet daß Paulus und Ülpianus,
obwohl Zeit- und Amtsgenossen, sich niemals gegenseitig nennen (dig. 19,
1, 43 wird nur in einer Anfrage an Paulus, nicht von Paulus selbst, eine
Entscheidung Ulpians erwähnt).
7. JLectius, de vita et scriptis Ulp., Genf 1601 = Otto Thesaur. I.
HStegeb (FCConradi), de Ulp., Lps. 1725. Zimmern, röm. Privatr. 1, 1, 367.
F ASchilling, de U., Breel. 1824. GBbuns, PRE. 7, 2697. Rüdobpf, RGesch.
1, 189. FPBbemeb, Rechtslehrer usw. 82; Ulp.s Verhältnis zu Gallien,
§ 376 Ulpianus. § 377 Der Jurist Paulus. 955
ZfRGesch. 16, 134. 17, 84. APernicb, ülpian als Schriftsteller, Berl. SBer.
1885, 443. OKarlowa, röm. BGesch. 1, 743. PKbüokb, Quellen u. Lit. des
röm. Rechts 214.
8. In Handschriften der notitia dignitatum (§ 453, 6) findet sich auch
eine kurze Übersicht der Verwandtschaftsgrade (de gradibus, vgl. § 377, 4gE.)
welche mit der Ausdrucksweise des Gaius übereinstimmt und durch
Klarheit sich auszeichnet. Huschke aO. glaubt daß sie einem Werke des
Ulpian entnommen sei, den Regulae oder Instit. Abgedruckt zB. Hdschke
aO. 627, in Kbögebs ülp. (1878) 166; vgl. dessen Quellen u. Lit. des
röm. R. 258.
9. Das fragmentum de iure fisci (erhalten durch zwei Blätter
s. V— VI in Verona), will Huschke aO. dem Ulpian zuschreiben, wahrend
zB. Rudosff (RGesch. 1, 193. 241) mit Lachmann, kl. Sehr. 2, 244, eB dem
Paulus beilegt. Sicher ist es aus dem Ende des zweiten oder dem Anfang
des dritten Jahrh. Abgedruckt zB. Huschke, iurispr. anteiust.6 635. Edidit
PEbüoeb, Lps. 1868 und in dessen ülpian (s. A. 3) 1878 p. 162; Tgl. dessen
Quell, u. Lit. d. röm. R. 250.
377. Ein noch fruchtbarerer Schriftsteller als Ulpian war
dessen (älterer?) Zeitgenosse Iulius Paulus, gleichfalls unter
Alexander Severus praefectus praetorio und einflußreich. Sein
Ansehen als Jurist war ebenso groß wie das Ulpians. Als scharfer
und freimütiger Kritiker war er diesem wohl überlegen, stand
ihm aber entschieden nach an schriftstellerischer Gewandtheit,
Sorgfalt und Darstellungsgabe. Die Stoffe und Titel der beider-
seitigen Schriften sind vielfach dieselben. Zahlreiche Gegen-
stände behandelte Paulus in Einzelschriften. Das umfassendste
seiner Werke waren die 80 Bücher Ad edictum, das am meisten
benützte sein knappes Lehrbuch Sententiae ad filiuru. Letzteres
ist in verkürzter Gestalt erhalten. Außerdem bilden die Aus-
züge aus seinen Werken ein Sechstel von dem ganzen Umfang
der justinianischen Pandekten.
1. Paulus war, wie Papinian, Schüler des Scaevola (§ 869, 1) und
Mitglied des kaiserlichen consilium (unter Septimius Severus). Paul. dig.
29, 2, 97 Papinianus putdbat, . . dicebatn, . . pronuntiavit (imperator).
4, 4, 38 vieta tarn apud praetorem quam apud praefectum urbi provoeaverat.
putabem bene iudicatum, . . imperator autem motus est quod etc. dicebatn etc.
movit etiam ülud imperatorem etc. Vgl. ebd. 49, 14, 50. Früher Sach-
walter (dig. 32, 78, 6 cum vir ita legasset . . ego apud praetorem fidei-
commissarium petebam . . nee obtinui), sp&ter Beisitzer des praef. praet., unter
Papinian; s. Paul. dig. 12, 1, 40 leeta est . . (§ 371, 1) cautio huius modi.
dicebam etc. Magister memoriae, unter Elagabal verbannt, durch Alezander
(Severus) zurückgerufen und zum praef. praet. ernannt; § 376, 1.
2. Die drei Bücher Decretorum und die Schriften de iurisdictione
tutelari (ed. II) und de excusationibus tutelarum sind schon vor dem Tode
956 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Caracalla).
des Septimius Severus (J. 211) herausgegeben, die sententiarum libri V wie
es scheint kurz nach Severus1 Tod. Unter Caracalla fallen sicher die Ab-
handlungen de publicis iudiciis, de libertatibus dandis, ad orationem divi
Severi, de cognitionibus, vielleicht auch die zwei Bücher ad legem luliam
und die drei fideicommissorum. Unter Elagabal (J. 218—222) die Bücher
de censibus. Erst unter Alezander (222—235) mindestens abgeschlossen
sind die Responsa. Jedesfalls nach Caracallas Tode (217) verfaßt sind die
Abhandlungen de adulteriis und de iure libellorum, und abgeschlossen
(unter Elagabal oder Alezander) der Edictcommentar. Im allgemeinen bietet
Paulus wenig Anhaltspunkte für die Bestimmung der Abfassungszeit seiner
Schriften. Vgl. Fittino, über d. Alter d. Schrr. 44 und dazu Mommseh,
ZfRGesch. 9, 106. 111. 114.
3. Sententiarum ad filium libri V: es war eine Art von juristi-
schem Hand- und Hilfsbuch, enthaltend die unbestrittenen Grundsätze über
die häufigsten Rechtsverhältnisse, ohne Begründung und Quellennachweise,
nach der Ordnung des Edicts. Ihre Faßlichkeit und Kürze empfahl sie
den Laien und verschaffte ihnen öffentliche Geltung in einer Zeit welche
von juristischen Difteleien nichts wissen wollte. Verordnung Constantins
vom J. 327 (Cod. Theod. 1, 4, 2): sententiarum libros, plenissima luce et
perfectissima elocutione et iustissitna iuris ratione succinctos, in iudiciis pro-
latos valere non dubitaiur. Theodosius II und Valentinian III (J. 426) er-
weiterten dies (Cod. Theod. 1, 4, 3): Pauli sententias semper valere prae-
cipimus; vgl. Consult. 7, 3. Für die leges barbarorum bildeten diese Sent.
die Hauptquelle des geltenden Rechtes (daher reeeptae sententiae). Da
sie, aber in weiterer Abkürzung, in die lez rom. Visigothorum (§ 488, 2)
Aufnahme fanden sind sie auf uns gekommen. Doch finden sich in einigen
Hss. dieser lez Visigoth. mehrere unverkürzte sententiae des Paulus (Krüger,
ed. Pauli p. 44. HDkgenkolb, comment. Mommsen. 646). Jene Auszüge
in der lez Visig. werden ergänzt durch Anführungen in den fragmenta
Vaticana, der Collatio legum, Consultatio, in den Appendices der lez Visi-
goth. und besonders in den Digesten. Vgl. Huschke aO.6 450. Ausgaben
zB. von L Arndts (im Bonner Corpus iuris anteiust. und Bonn 1823, s. A. 6),
Huschke (iurispr. anteiust.5 457) und PKbügbr, Berl. 1878 (s. § 376, 8) u. a.
Die Auszüge in den Pandekten bei Hommkl, paling. 2, 227; vgl. Lehel 1, 1197.
4. Durch den index Florentinus und die Pandekten, sowie die Fragm.
Vaticana kennen wir die überraschend weite Ausdehnung der Schriftstellerei
des Paulus : Ad edictum libri LXXX , mit Einschluß der libri (II) Ad edic-
tum aedilium curulium, und die kürzere Bearbeitung (mit Nachtragen)
Brevium libri XXHI (oder ad ediettnn de brevibus). Quaestionum libri
XXVI; Manualium libri III; Sententiarum V (A.3); Institutionum II (vgl.
Höbchke, iurispr. anteiust.6 524; zwei neue Bruchstüoke aus einem un-
gedruckten Commentar zu Cic. de inv. bei PThomas, rev. de l'instr. publ.
en Belg. 21, 30. Krüger, Quellen usw. 247); Regularum VII. Responsoram
libri XXIII; Decretorum III; Imperialium sententiarum in cognitionibus
prolatarom (oder Factoruni) libri VI. Ad Sabinum libri XVI; ad Vitel-
lium libri IV (vgl. Mommsx* ad dig. 32, 78 pr.; ZfRGesch. 9, 116. Krüger
aO. 146. 205); Epitomarum Alfeni (§ 208, 3) libri VIII, Labeonis *t-
Vavav libri VIII; ad Plautium libri XVIII; ad Neratium libri IV; Notae
§ 377 Paulus. § 378 Marcianus u. a. Juristen. 957
ad Iulianum, Scaevolam, Papinianum. Ad legem Inliam et Papiam libri X ;
ad legem Aeliam Sentiara libri IH; ad legem Iuliam libri IT. De adulteriis
libri III; Fideicommissorum libri 111; de officio consulis II; de off. pro-
consulis II; de censibus II; de iure fisci II.- Außerdem 59 libri singulares
über alle Gebiete des Rechts. So de legibus, ad legem Cinciam, munici-
palem, Falcidiam, Velleiam, Fusiam Caniniam; de senatus consultis; ad
S. C. Orfitianum, Tertullianum, Silanianum, Turpilianum, Velleianam, Clau-
dianum, Libonianum; ad orationem divi Marci, divi Severi; de iure libel-
lorum; ad regulam Catonianam; de iure singulari; de iuris et facti igno-
rantia; de variis lectionibus. De officio praefecti urbi, praefecti vigilum,
praetoris tutelaris, asBessorum; de iurisdictione tutelari (in zwei Ausgaben),
de excusationibus tutelarum; de gradibus et affinibua (vgl. § 376, 8); de
dotis repetitione; de donationibos inter virum et uxorem; de intercessionibus
feminarnm; de nsuris. De testamentis mehrere Einzel ach riften. De liber-
tatibns dandis; de assignatione libertorum ; de iure patronatus. De actionibus,
concurrentibus actionibus, conceptione formularum, hypothecaria formula,
cognitionibua, liberali causa, septemviralibus iudiciia, appellationibus. De
poenis omnium legum, poenis paganorum, militum; de portionibus quae
liberis damnatorum conceduntur; de publicis iudiciis, extraordinariis crimi-
nibus, adnlteriis. Im ganzen finden sich in den Digesten über 2000 Aus-
züge aus seinen Schriften; s. Hommel, palingen. 2, 8. Lbnel 1, 951.
5. Modestin, dig. 27, 1, 13, 2 (oben § 369, 3). Gordianus im Cod.
5, 4, 6 (J. 239), Diocletian ebd. 9, 22, 1 1 (J. 287) u. Justinian. const. Omnem
(dig. prooem.) 5: responsum vir* prudentissimi Pauli. Infolge der Geltung
seiner sententiae (A. 3) heißt P. iuridicus schlechtweg Consult. 7, 3 und
bei Ibid. orig. 5, 24, 30.
6. AAPAaKNSTECHKB, Iul. Paulus, in d. Sylloge diss., Brem. 1713.
EAOCPagenstechbr, Paulus iniuria vapulans, in d. Tractat. iur. 1, Würzb.
1734. FCConbadi, J. P. ab iniuria criticorum vindicatus, Heimst. 1783
(= Parerg. 4, 607). Zimmern, Privatr. 1, 1, 368. 374. GBrdus, PRE. 5, 1251.
KWitte in Ersch u. Grubers Encykl. 3, 14, 221. Rddobpp, RGesch. 1, 192.
LAbndts, civil. Schrr. 3 (Stuttg. 1874), 101. KTzschtbher, ZfRGescb. 12, 149.
OKablowa, RGesch. 1, 749. PKrüoer, Quell, u. Lit. d. röm. R. 204.
378, Neben diesen Großen der Jurisprudenz wirkten und
schrieben in dieser Zeit auch noch eine Anzahl Juristen zweiten
und dritten Ranges, unter welchen die bedeutendsten waren
Aelius Marcianus, Aemilius Macer und besonders der Schüler
Ulpians; Herennius Modestinus, welcher sein Werk über die
excusationes griechisch, die übrigen aber lateinisch schrieb.
1. Paul. (Quaest. XII) dig. 40, 13, 4 Lieinius Bufinus Iiüio Paulo:
. . quaero . . peto itaque plenimme instruas. 24, 1, 41 Lieinius Bufinus
Ubro VI regularum: . . nam et Imp. Antoninus (Caracalla, Mommsen,
ZfRGesch. 9, 102) constituit etc. 42, 1, 34 Lic. Buf. Ubro XIII regularum
(ind. Flor, weiß nur von XII Büchern). Die spärlichen Digesten- Auszüge
aus diesem Werke bei Bommel, palingen. 2, 899. Lemel 1, 559. Ober ihn
HJOKömo (Halle 1772) und CAHClodius (Lps. 1791).
960 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—1
gravetur. Ein Erkennungszeichen des I. R. ist daß er den Virgil regel-
mäßig Maro nennt. Da I. R. den Briefwechsel des Fronto mit M. Anrelius
(Charis. p 223, 26) und den Apuleius (ebd. p. 240, 28. 248, 6) citiert, sowie
den Helenius Acro (§ 374, 1), so wird er in das dritte Jahrhundert zu setzen
sein. Das Citat aus Porphyrio (§ 374, 3) bei Charis. GL. 1, 220, 28 hat
wohl erst Charisius selbst hinzugefügt. Die Quellen des Rom. waren bes.
Plinius und Flavius Caper, auch Asper und Terentius Scaurus. Vgl.
FOsann, Beitrage 2, 327. HKeil, GL. 1, xlv. ASchottmöller, de Plini libr.
gramm. 1, 32. W Christ, Phil. 18, 121. CvMorawski, Herrn. 11, 339.
HNeumann, de Plin. dub. serm. libr., Kiel 1881, 5. — Ziemlich gleichzeitig
mit Romanus war vielleicht der von ihm angeführte Fl. Pomponianus (GL.
1, 145, 29 torces, ut etiam FL P. notat, . . . pro torques). Vgl. CIL. 8, 239!
(Thamugadis in Numidien) P. Fl. Pudenti Pomponiano c. v. . . . multi
fariam loquentes litter as amplianti, atticam facundiam adaequanti romano
nitori, ordo incola fontis patrono oris uberis et flucntis, nostro altert fonii.
Büchelbr, RhM. 42, 473. S. oben § 345, 10. — Sonst unbekannt ist der
von Romanus citierte Umbrius Primus (GL. 1, 190, 20. 192, 16).
2. Prisc. GL. 2, 13, 19 Censorino, doctissimo artis grammaticae.
Vgl. ebd. p. 13, 9. Bei Cassiod. GL. 7, 214, 25 wird er neben Polemoo,
Phocas und Probus genannt. Prisc. GL. 3, 27, 23 Censorinus plenissime de
his docet in libro quem de accentibus scribit. Größere Stelle daraus ebd.
3, 45—47. Vgl. Cassiod. de mus. p. 576.
3. Sidon. Apollin. carm. 14 praef. Censorinus qui de die natali Vo-
lumen illustre confecit. Cassiod. de mus. p. 578 (vgl. ebd. p. 577) Censo-
rinus, qui ad Q. Caerellium seripsit de natali eius die. Abfassung J. 238;
18, 12. 21, 6 (hie annus, cuius velut index et titulus est v. c. Pii et Pontiani
consulatus, . . est a Borna condita DCCCCXCI**). Aus der Widmung (c. 1):
. . . Q. Caerelli . . . cum dona pretiosa neque tibi . . desint nee mihi per
rei tenuitatem super sint, quodeumque hoc libri est meis opibus comparatum
natälicii titülo tibi misi. in quo non, ut plerisque mos est, aut ex ethica
parte philosophiae praeeepta ad beate vivendum quae tibi scriberem mutuatus
sum, aut ex artibus rhetorum locos laudibus tuis celebrandis persecutus, . .
sed ex philologis commentariis quasdam quaestiuneulas delegi, quae congestae
possint aliquantum volumen efficere. iam .vero cum tuo collatu (Beisteuer)
scirem me plura didicisse, . . ego a quo plura in litteris pereepi tibi haec
exigua reddo libamina. c. 16 quare, sanetissime Caerelli, cum istum annutn
(das 49ste) . . sine uüo incömmodo transieris, (wirst du das 81ste erleben).
. . . tu offieiis munieipalibus funetus, honore sacerdotii in prineipibus tuae
civitatis conspieuus . . de eloquentia quoque sileo quam omnia provinciarum
nostrarum (Spanien oder Gallien?) tribunalia, omnes praesides noverunt, quam
denique urbs Roma et auditoria sacra mirata sunt.
4. Censorinus prunkt mit Gelehrsamkeit und nennt eine Menge (meist
griechischer) Schriftsteller, von denen er gewiß viele nie zu Gesicht be-
kommen hat. So von Lateinern den Fulvius (§ 126, 1), Iunius Gracchanua,
Licinius Macer, Fenestella und vielleicht auch den Varro, so oft er diesen
auch anführt. Die Hauptquelle war wohl Suetons Pratum (Rbiffebschbtd,
Säet. p. 434. Anders 0 Gruppe, Herrn. 10, 54 (und dagegen HDirls, doxogr. 186,
GWissowa, de Macrob. fontt. 18). Vgl. Jahn p. ix. Auf Horaz spielt
§ 379 Grammatiker: Censorinus. 961
Cens. öfters an (1, 1 = c. 4, 8. — 3, 6 = c. 1, 1, 2). Die Behandlung
des Stoffes ist rhetorisch und von gesuchter Zierlichkeit (Jahn p. x). Ein-
fache sachgemäße Darstellung mochte der Bestimmung der Schrift als Fest-
gabe zum Geburtstage nicht würdig erscheinen. Diese Bestimmung bildet den
Mittelpunkt der Erörterung. Zuerst wird das der Geburt Vorausgehende
(Zeugung usw.) abgehandelt, mit einer kühnen Wendung (12, 1 nee vero
incredibile est ad nostros natales musicam pertinere) die Musik mit herein-
gezogen, die Lebensstufen besprochen, dann die verschiedenen Arten der
Zeiteinteilung (c. 17 ff.). Mitten in der Besprechung der Teile des Tages
und der Nacht und ihrer Benennungen (24, 6) brechen die Handschriften
ab. — Haupthandschrift: der Coloniensis (bis 1867 in Darmstadt) s. VIF,
von alter Hand durchgebessert: aus ihm ist — erst nach der Zeit des
Correctors — abgeschrieben Vatic. 4929 s. X. Vergleichungen dieser Hbs.
bei OJahn und Hultsch; Nachträge aus dem Colon. LUblichs, RhM. 22, 465.
WCbecelius, spicilegium ex cod. Censorini Coloniensi, Elberf. 1872.
5. Wegen Verwandtschaft des Inhalts unmittelbar angehängt ist in
den Hbs. ein sehr verderbtes Bruchstück (das sog. fragmentum Cen-
sorini), dessen Verfasser, Zeit und Zweck unbekannt ist. Es handelt
zuerst de naturali institutione , dann de caeli positione, de stellis fixis et
errantibu8, de terra, springt aber von da über zu Erörterungen de geome-
trica, formis, figuris, postulatis, welche aus Euklid übersetzt sind, und
handelt darauf ebenso unerwartet de musica (Geschichte), de rythmo, de
musica (theoretisch), de modalatione, de metris i. e. numeris, de legitimus
nnmeris, de numeris simplicibus. Also wohl Teile eines encyklopädischen
Werkes. Das fragmentum enthält manche auf Benützung guter Gewährs-
männer beruhende Notiz, besonders in den Abschnitten über Musik und
Metrik. Namentlich gehören die metrischen Abschnitte zu den ältesten
und besten Quellen. OJahn, vor s. Ausg. p. xi. OHen6e, acta Lips. 4, 73.
GSchpltz , Herrn. 22, 266. FLeo, ebd. 24, 282. — Gedruckt in den meisten
Ausgaben des Censorinus, zB. bei OJahn p. 75 (vgl. p. x), bei Hultsch
p. 65. Die musisch-metrischen Abschnitte auch in Keils GL. 6, 605.
6. Ausgaben des Censorinus zB. von LCabbion, Par. 1583. HLinden-
bboo, Hamb. 1614. Leid. 1642. Cantabr. 1695. EPutbanus, Löwen 1628.
SHavebcampius , Leid. 1743. 1767. Erste kritische Ausgabe: jec. OJahn,
Berlin 1846. rec. FHültsch, Lps. 1867. — - Zur Kritik u. Erklärung: LUblichs,
Eos 2, 468; RhM. 22, 474. FHültsch, Eos 2, 623. FLüdecke, Gott. gel.
Anz. 1868, 482. MSchanz, spec. crit. ad Plat. et Censorinum, Gott. 1867.
HUflBHBR, RhM. 28, 892. HMbüsbk, Phil. 39, 180 (zum 'fragmentum').
7. Lampbid. Alex. Sev. 3, 2 in prima pueritia litteratores habuü Vale-
rium Cordum et T. Veturium et Aurelium Phüipputn libertum patris, qui
vitam eins postea in lüteras misit; gratnmaticum in patria graeeum Nehonem,
rhetorem Serapionem, phüosophum Stilionem, Eomae grammaticos Scaurinum
Scaurvni filium, doctorem celeberrimum , rhetores luliutn Frontinum et Bae-
Irium Macrianum et luliutn Granianutn, cuius hodieque declamatae feruntur.
Capitol. Maximin. 27, 3—5 usus est magistro graeco litteratore Fabillo,
cuius epigrammata graeca multa et extant. . . grammatico latino usus est
Phüemone, iuris perito Modestino (oben § 378, 7), oratore Titiano, filio
Titiani senioris (oben § 364, 4).
Tbüfpkl-Schwabb, Rom. Lit.-Geschu 5. Aufl. 61
962 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—268).
8. Jener jüngere Titianus (A. 7 E.) ist wohl auch gemeint bei Ausow.
grat. act. 7, 31 p. 28 Seh., wo er ihn unter den Prinzenlehrern früherer Zeit
(nolo Constantini temporum taxare collegas . . . superiora contingam) aufführt :
dives Seneca, nee tarnen consul . . . Quintilianus consularia ornamenta sor-
titus . . . quo modo et Titianus magist er. sed gloriosus tue municipalem
8cholam apud Visontionem Lugdunumque variando non aetate quidem sed
vilitate consenuit. Vermutlich verlor T. nach dem Sturz seines Schülers,
des jüngeren Maximin (J. 238), seine hohe Stellung. Diesem jüngeren
Titianus sind auch wohl eher als dessen Vater die Fabeln zuzuschreiben.
Er übertrug sie wahrscheinlich aus Babrius (§ 383, 4) in lateinische Prosa :
Auson. epißt. 16, praef.: apölogos Titiani (vgl. § 198, 4, 2) und ebd. 16, 78
Aesopiam trimetriam, quam vertu exili stilo pedestri concinnans opus fandi
Titianus artifex. Auch er hieß Iulius Titianus (Auson epist. 16, 102).
OCbusius, Leipz. Stud. 2, 242
9. CLL. 8, 8201 (aus Sitifis in Afrika vom J. 229, Or.-Hbnzeh 5607
Wilm. 2476) M. Damatius Urbanus, summarum artium liberalium litterarum
studiis utriusgue linguae perfecte eruditus, optima faeundia praeditus etc.
380. Das große Werk des Q. Gargilius Martialis aas
Mauretanien behandelte die Landwirtschaft mit Einschluß der
Tierheilkunde und der medizinischen Verwendung der landwirt-
schaftlichen Erzeugnisse, nach griechischen und romischen Quellen,
besonders Plinius d. ä., mit reicher Belesenheit und nach ver-
ständigen physiologischen Anschauungen. Beträchtliche Teile
davon sind uns erhalten, namentlich durch das sogenannte vierte
Buch der Medicina Plinii. Derselbe Martialis beschrieb auch das
Leben des Alexander Severus.
1. Cassiod. inst. div. litt. 28 quodsi huius studii reguirantur auetores,
de hortis scripsit püleerrime Gargilius Martialis, gui et nuirimenta olerum
et virtutes eorum diligenter exposuit. Skrv. georg. 4, 148 (aliis): Gargilium
Martialem significat. Die früheste Erwähnung dieses G. M. ist bei Palla-
dius (Mark 9, 9 haec omnia G. M. asseruit, vgl. Martialis ebd. Ian. 15,
10. 19. Marl 10, 6. 16. 84. Apr. 8, 4. Mai. 6. Iun. 6, S. Oct. 12, 6. 7.
Dec. 4, 1). Anderseits citiert M. (s. A. 4) mehrfach die fratres Quintilii
(§ 354, 2) und den Galenos (f um J. 201). — - Derselbe ist aller Wahrschein-
lichkeit nach auch eine Person mit dem Gargilius eius temporis (des Alex.
Sev.) 8criptor, welcher die Lebensweise dieses Kaisers singülatim persecutus
est (Lampbid. Alex. Sev. 87, 9) und auch von Vopiscus (Prob. 2, 7) als
r Gargilius Martialis' unter den Verfassern der Kaisergeschichte citiert wird
(§ 881, SA.). HPetbb, hist. fr. 341. Er wird demnach ums J. 240 geschrieben
haben. — Endlich darf man bei der Übereinstimmung des seltenen Namens
und der Lebenszeit den Schriftsteller vereinigen mit dem CIL. 8, 9047
(vgl. eph. epigr. 5, 1300) Genannten: Q. Gargilio Q. f. Quir. Martiali, eq.
B., praefecto coh I Astyrum prov. Brittaniae, tribuno edh. Hisp. prov.
Mauretaniae Caes., praeposito cohorti singularium et vexülationi equitum
Maurorum in territorio Auziensi (Auzia, heute Aumale, in Mauretania Cae-
§ 380 Gargilius Martialis 963
sariensis) praetendentium , äecurioni duarum coloniarum Auziensis et Bus-
guniensis et patrono provineiae ob . . . singularem erga patriam adfectionem
. . . ordo col. Auziensis insidiis Bavarum deeepto (und dem im Hinterhalt
Gefallenen) pee. publ. fecit. dedicatum VI IL Kai. Apr. anno provineiae
GCXXI (=» 26. März J. 260, bald nach dem Tode des durch die Inschrift
Geehrten). KCichoridb, Lpz. Studd. 10, 319.
2. In der länget verschollenen Ha. der Marcus-Bibliothek in Florenz
von Cato und Yarro de r. r. (§ 122, 1) stand ursprünglich nach Angabe des
Inhaltsverzeichnisses außer Columella auch noch unus (Über) Claudi (dieses
Wort war nach Victorius unleserlich, also gewiß einst Gargilt) Martialis
(HKeil, obss. in Cat., Halle 1849, p. 2). — Von dem Werke des Gargilius
sind uns stark verdünnte Auszüge der Abschnitte de oleribus und de pomis
in verschiedenen Fassungen erhalten, welche vom medizinischen Gesichts-
punkt aus die Heilwirkungen der einzelnen Pflanzen (medicinae ex oleribus
et pomis) zusammenstellen. Die beste Fassung ist ohne Angabe des Na-
mens des Verfassers mit den drei Büchern der Med i ein a Plinii (breviarium
Plinii, Plinius iunior, vgl. § 411) in alten Hss. (besonders SGall. 752 s. X,
Leid. Voss. 92 s. X) verbunden und wird in der jüngeren Überlieferung
der Med. Plinii als deren B. 4 gezählt. Dieselbe giebt die Heilan Wendungen
von mehr als 60 Gewächsen. Plini Secundi quae fertur una cum Gargilii
Martialis medicina nunc primum edita a VRose, Lps. 1875. Daß jenes
sog. B. 4 der Med. Plin. wirklich auf Martialis zurückgeht zeigt das Stück
derselben mit der Überschrift de pomis Martialis, welches AMai, class.
auett. 3, 418 (vgl. ebd. 7, x) aus einem medizinischen Sammelwerke nach
zwei Vaticani s. X und XII herausgegeben hat; ferner die in einem ähn-
lichen aus verschiedenen Quellen zusammengelesenen medizinischen Werke
des SGall. 762 s. IX (in dem Abschnitt de virtutibus herbarum, abgedruckt
bei Rose, aneed. graeco-lat. 2, 131) enthaltene Redaction mit den Auf-
schriften der beiden Teile de oleribus Martialis (Rosk, aneed. gr. 2, 136, 16)
und de pomis Martialis (ebd. 2, 143, 32). Aus demselben Werk gab nach
einem Neapler Palimpsest (Bobiensis) AMai, class. auet. 1, 887 vier Ab-
schnitte heraus (de cy doneis, persicis, amygdalis, castaneis), deren erster
gleich ist mit Med. Plin. 4, 43 p. 185 Rose. Auch Pallad ms1 Anführungen
(s. A. 1) treffen teils zu auf diese Abschnitte. Die vatikanischen und
neapolitanischen Fragmente [nach AMai] zusammengedruckt Lüneb. 1832.
Auch sonst noch einzeln erhaltene Auszüge zB. aus SGall. 762 bei Rose,
aneed. 2, 129 und in seine Ausg. eingeschaltet p. 134, 6. 139, 11 (= Med.
plin. 4, 5). 155, 12; aus Berol. 198 s. XII bei Rose, aneed. 2, 157; s. auch
dens. Herrn. 8, 224.
3. Aus einer Leidener Abschrift (s. XVI) eines alten Corbeiensis von
Vegetii mulomedicina wurden Curae boum ex corpore Gargilii Martialis
veröffentlicht von JMGesnbb und JG Schneider (Scriptores r. r. 4, 1, 168;
vgl. 4, 2, 73). Als Beitrag zur iandwirtschaftl. Tierheilkunde herausgeg.
von CThSchuch, Donau eschingen 1857.
4. Hauptquellen des Martialis: Plinius (Plinius noster genannt bei
Rose, Ausg. p. 156, 2; sonst p. 165, 15. 181, 5), Dioskorides und Galenos:
s. die Nachweisungen in Roses Ausg. — Viele der genannten Gewährs-
61*
964 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—263).
manne r kennt M. nur durch PI infus, namentlich Griechen, aber auch den
Sextius Niger (§ 266, 7. § 64, 6). In den Neapler Fragmenten (A. 3) werden
angeführt Ceisus, Columella, Curtius Iustus (§ 64, 6), Iulius Atticus (§ 283, 3),
lulius Frontinus, Plinius und die Quintilii (§ 364, 2). — Erprobung der Re-
zepte p. 136, 4R. quantum haec potio (gegen Magenleiden) valeat utinam
nulla cdlamitas coegisset ut experimento nossem; p. 200, 19 vehemens hoc
(gegen Leberleiden) esse etiam in uxore servata experimentis probavi. — Im
allg. Tgl. E Meter, Gesch. d. Botanik 2, 228. VRose, anecd. gr. et graeco-
lat. 2 (Berl. 1870), 103; Herrn. 8, 63.
381. Die Geschichtschreibung hatte inMarius Maxiinus
(ungefähr J. 165—230) einen Fortsetzer der suetonischen Kaiser -
biographien für die Herrscher von Nerva bis Elagabal, in großer
Ausführlichkeit und, wenn auch ohne höhere Kritik, doch nicht
ohne Sinn für Wahrheit, dabei von bestimmendem Einfluß auf
die spätere Geschichtschreibung. Die erste Hälfte der uns er-
haltenen Historia augusta besteht in dürftigen Auszügen aus
seinem Werke. Neben ihm nennen deren Urheber als ihre Vor-
gänger und Quelle besonders häufig den Aelius Iunius Cordus,
welcher auch den minder bekannten Imperatoren (etwa bis zu
Maximus und Balbinus) Sonderdarstellungen widmete, mit Ein-
gehen auf die kleinlichsten Einzelheiten; ferner den Parthenianus,
Aelius Maurus, Marcellinus u. a. In griechischer Sprache ver-
faßte Herodianus (aus Syrien) eine Geschichte der selbsterlebten
Zeit vom Tode des Marcus (Aurelius) bis zum Regierungsantritt
von Gordianus III (J. 238) in acht Büchern, Cassius Dio aus
Bithynien aber eine römische Geschichte in achtzig Büchern,
von der Gründung der Stadt bis zum Jahre seines zweiten Con-
sulats 229 n. Chr. (982 d. St) und Asinius Quadratus eine Ge-
schichte des tausendjährigen römischen Reichs in fünfzehn
Büchern (%iXt,£tr]Q£s oder %iXiaQ%ia). In anderem Sinne univer-
seller Natur waren die Arbeiten des gleichfalls griechisch schrei-
benden Sex. Iulius Africanus, des Urhebers der vergleichenden
heidnisch- christlichen Zeitberechnung.
1. Über CassiuB Dio, Herodian, Quadratus und Sex. Iulius Africanus
s. ASchäfkb, Quellenkunde d. gr.-röm. Gesch., Lpz.8 1885, § 84—86. 88.
2. CIL. 6, 1450 Ob.-Hbnzen 5502 Wilm. 1203 b (aus Born) L. Mario
L. f. Quir. Maximo Perpetuo Aureliano cos. (wann?), sacerdoti fetiaii,
leg{ato) Aug(u8torum) pr(p) pr{aetore) provinciae Syriae Goelae, leg. Aug.
pr. pr. provinciae Germaniae inferioris, item provinc. belgicae, duci exerciti
mysiaci aput Byzantium et aput Lugudunum, leg. leg. I Italic, cur. viae
latinae, item reip. Faventinorum , allecto inter praetorios, trib. pleb. candi-
dato , quaestori urbano, trib. laticl. leg. XX IT primig., item III Italicac,
§ 381 Marias Maximus u. a. Geschichtschreiber. 965
IUI (viro) viarum curandarum. Auf anderen Inschriften erscheint er auch
als praef. urbi (CIL. 6, 1452. 1453. Wilm. 1208 cde, als solchen erwähnt ihn
unter Macrinus 217—218 Dio 78, 14. 86) und als cos. II (J. 223, Klein,
fast. cod8. p. 96). BBobghkbi, oeuvr. 5, 455. Unberechtigte Zweifel an der
Gleichheit des Geschichtschreibers und des auf den Inschriften genannten
hohen Militär- u. Staatsbeamten bei JJMüller, aO. 32. 170, CRübkl (A. 6) 62,
JPlbw, Mar. Max. 10. Io den späteren Jahren des CommoduB (um J. 190)
war er bereits erwachsen und in Rom (Lampbid. Commod. 13, 2 versus in
eo — den Bruch des Comm. — muUi scripH sunt, de quibus etiam in opere
suo Marius Maximus gloriatur), vielleicht schon Senatsmitglied (vgl. ebd.
18, 1 adclamationes senatus post mortem Commodi . . de Mario Maximo in-
didt)y und dann also um J. 165 geboren. Da er sein Werk über Elagabal
(f 222) nicht hinausführte (JJMülleb aO. 26), so wird er den Tod des
Alezander (f286) nicht mehr erlebt, wohl aber unter diesem geschrieben haben.
3. Capitol. Clod. Alb. 12, 14 quae qui diligentia scire velit legat Ma~
rium Maximum de latinis scriptoribus , de graecis scriptoribus Herodianum,
qui ad fidem pleraque dixerunt. Vopiso. Probus 2, 7 ut imitarer . . Marium
Maximum, Suetonium Tranquillum, Fabium Marcellinum, Gargilium Mar-
tialem (§ 880) ceterosque qui haee et tdlia non tarn diserte quam vere me-
moriae tradiderunt; ders., Firm. 1, 2 Marius Maximus, homo omnium ver-
bosissimus, qui et mythistoricis se voluminibus implicavit. Lampbid. Alex.
Sev. 48, 6 neque in vita eius (Traiani) id Marius Max. ita exposuit etc.
80, 6 de quo in Ixbris suis Marius Max. loquitur, cum Hadriani disserit
vitam. Volcac. Avid. Cass. 6, 7 Marius Max. refert in eo libro quem se-
cundum de vita Marci Antonini edidit. Vgl. ebd. 9, 5. Capitol. Pert. 15, 8
epistula quae vitae illius (des Pert) a M. M. apposita est (vgl. Czwalina
aO. 1, 15). Lampbid. Alex. Sev. 5, 4 Marius Max. dixit in vita (Septimii)
Severi. Spabtian. Geta 2, 1 in vita Severi Marius Max. primo septenario
(Müllkb aO. 180) satis copiose rettulit. Lampbid. Heliog. 11, 6 Marius Max.
dicit in vita ipsius Heliogabali. Mit letzterem schloß M. M., nachdem er
mit Nerva begonnen hatte (Müller aO. 23). Es werden daher wohl zwölf
vitae gewesen sein (wie bei Sueton), nämlich Nerva, Trajan, Hadrian, An-
toninus Pius, L. Verus, M. Aurelius, CommoduB, Pertinax, lulianus, Severus,
Caracalla und Elagabal. Die minusculi tyranni waren bei den anerkannten
Augusti gelegentlich eingeflochten. Vopisc Firm. 1, 1 et Suetonius Tranquillus
Vindieem tacuit . , et Marius Maximus Avidium Marci temporibus, Albinum
et Nigrum Severi non suis propriis libris sed dlienis innexuit (vgl. Müller
aO. 28). — Ammlan. 28, 4, 14 (quidam . . Iuvenalem et Marium Maximum
curatiore studio legunt). — Die Bruchstücke bei HPeteb, hist. rom. fragm. 331.
JJMülleb, der Geschichtschreiber Mar. Max., in MBüdingers Untersuchungen
z. röm. Eaisergesch. 3 (1870), 17. 194. Der dortige Versuch einer Wieder-
herstellung des WerkeB von M. M. verfahrt freilich vielfach allzu rasch.
CBübbl, de fontibus IV priorum hist. aug. scriptorum I (Bonn 1872) p. 8. 12
und sonst. MJHöfker, Untersuch, zur Gesch. d. Sept. Sev. 1, 1 (Gießen
1872), 4. JPlbw, Mar. Max. als direkte und indirekte Quelle der Scriptt.
hist. aug., Straßb. 1878.
4. Capitol. Macrin. 1, 3—5 Iunio Cordo Studium fuit eorum im-
peratorum vitas edtre quos obscuriores videbat; qui non multum profecit.
966 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211-263).
nam et pauca repperü et indigna memoratu, ackeren* se minima quaeque
persecuturum, quasi vel de Traiano aut Pio aui Marco (daraus folgt nicht
daß er diese Kaiser behandelt habe) sciendum sit quotiens processerit, quando
cibos variaverit et quando vestem mutaverü et quos quando promoverü. quae
üle omnia exequendo libros mythistoriis rephvit. Clod. 6, 10 quae qui volet
nosse Helium Cordum legat qui frivola super huius modi ominibus cuncta
persequitur (vgl. Maximin. 12, 7 Äelius Cordus dicit). Maximin. 31, 4 Cordus
qui haec omnia usque ad fabellam scripsit. Max. et Balb. 4, 5 placet aliqua
dici de moribus atque genere, non eq modo quo Iunius Cordus est persecutus
omnia (wobei es Cordus mit der Wahrheit nicht genau nahm) sed iUo quo
Suetonius Tranquülus et Valerius MarceUinus (=> Fabkre Marc? s. A. 8. 6),
quamvis Curius Fortunatianus, qui omnem hane historiam perscripsit, pauca
contigerit, Cordus vero tarn mülta ut etiam pleraque et minus honesta per-
scripserit. ebd. 4, 2 libris quos Iunius Cordus affatim scripsit. Gordian. 21, 3
non nobis talia dicenda sunt quae Iunius Cordus ridicule ac stülte eomposuit
de voluptatibus domesticis ceterisque infimis rebus, quae qui velit scire ipsum
legat Cordum, qui dicit et quos servos habuerit unusquisque principum et
quos amicos et quot paenulas quotve cklamydes. Maximin. 27, 7 Iunius Cordus,
harum rerum persecutor. Vgl. ebd. 28, 10. 29, 10 u. sonst. Cordus erlebte
noch das J. 249 (s. Capitoltn. Gord. 33, 4. Plew aO. 10). Die Bruchstücke
bei HPbtbb, hist. rom fr. 343. Vgl. JJMiller (A. 3) 92. KDändlikeb, in
Büdingers Untersuch. 3, 306. BNiehües, de Aelio Cord o% rerum Augustarum
scriptore, Münst. 1885. Über die starke Benützung auch des Cordus in
der Hist. Aug. s. CRübel p. 9 und sonst. JPlew, Mar. Max. 10.
6. Capitol. Maximin. 32, 1 scribit Aelius Sabinus. — Volcac. Avid.
Cas8. 6, 1 de hoc (Av. Cass.) multa . . inveniuntur apud Aemilium Parthe-
nianum, qui adfectatores tyrannidis iam inde a veteribus historiae tradidit,
Hauptquelle des Volcacius im Leben des Avidius Cassius? CCzwaltha aO.
1, 19. CRübel aO. 34. — Spabtian. Sever. 20, 1 legisse me apud Aelium
Maurum, Phlegontis Hadriani libertum, memini Septimium Severum etc
CRübel 55.
6. Lampbid. Alex. Sev. 48, 6 scio volgum hanc rem . . Traiani putare;
sed neque in vita eius id Marius Maximus ita exposuit neque Fabius Marcellinus
(vgl. A. 3 Z. 4. A.4M.; ob derselbe CIL. 2, 4121 genaont sei bleibt unsicher)
neque Aurelius Verus neque Statins Valens (gemeint auch bei Laur. Ltd. de
mens. 4, 63 OvdXrjg og xai ccvtbg za KataaQog PyQaipe xtl.?) qui omnem
eius vitam in litteras miserunt. contra autem et Septimius (qui vitam eius
non mediocriter executus est, ebd. 17, 2) et Acholius (§ 387, 1) et Encolpius
(ebd. 17, 1) vitae (des Alexander Sev.) scriptores ceterique de hoc (Alex.)
talia pracdicavcrunt. Dazu ebd. 37, 9 ne longum sit omnia inserere quae
Gargilius (vgl. A. 3 Z. 4 u. § 880, 1) eius temporis (des Alex.) scriptor singü-
latim persecutus est. Auch vgl. § 879, 7.
7. Lampbid. Diadum. 9, 2 LoUius Urbicus in historia temporis sui
dicit etc. — Capitol. Gordian. 21, 5 lectum apud VüUacium Terentiamun
(früher öfters ohne Grund mit dem § 41, 4 genannten Cicero-Erklärer ver-
einigt), qui et ipse historiam sui temporis scripsit, . . Chrdianum senioretn
Augusti voltum repraesentasse etc. — Lactant. inst. div. 1, 21 (pr. 52 Fr.)
§ 381 Iunius Cordus u. a. § 382 Cyprianus. 967
Peacennius Festus in libris historiarum per saturam refert Carthaginienses
Saturno hutnanas hostias solitos immolare etc.
382. Wie Minucius Felix und Tertullian so war auch der edle
Bischof von Karthago, Thascius Caecilius Cyprianus (um 200
— 255), rhetorisch gebildet. Als Schriftsteller ist er sachlich
sehr abhängig von den Vorgängern, namentlich von seinem
Landsmanne Tertullian, den er eifrig bewunderte; seine Be-
gabung und sein Verdienst bekundet sich vorzugsweise in der
ansprechenden Form seiner Werke. Er ist viel klarer als Ter-
tullian und seine Darstellung ebenmäßiger und gefälliger. Reich-
liche Anführungen aus den heiligen Büchern verleihen seinen
Schriften, welche teils das Christentum verteidigen, teils den
Christen im Glauben ermuntern und stärken sollen, einen
spezieller christlichen Charakter. Da sie sich von den Irr-
lehren frei hielten und lesbar waren, standen sie lange in
Gebrauch und hohem Ansehn. Für die Geschichte der Kirchen-
verwaltung sind besonders Cyprians Briefe von Wichtigkeit Um
dieselbe Zeit schrieb in Born Novatianus, welcher gleichfalls
den Tertullian benützte.
1. Hibbon. vir. ill. 67 Cyprianus Afer pritnum gloriose rhetoricam
docuit, exinde suadente presbytero Caecilio, a quo et cognomentum sortitus
est* christianus factus omnem substantiam suam pauperibus erogavit ae post
non multum temporis adlectus in presbyterium etiam episcopus Carthaginiensis
constitutum est (J. 248). huius ingenii superfluum est indicem texere, cum
sole clariora sint eius opera. passus est (durch Enthauptung) sub Väleriano
et GaUieno principibus (a. Abr. 2272 = 254 n. Chr. nach Am and., 2278 = 255
nach den übrigen Hss. von Hiebon. chron.) persecutione octava, eodem die
quo Bomae Cornelius (XVIII Kai. Oct.), sed non eodem anno. 68 Pontius,
diaconus Cypriani, usque ad diem passionis eius cum ipso exilium sustinens,
cgregium volumen vitae et passionis Cypriani reliquit Er hatte ihn näm-
lich J. 250 auf seiner Flucht vor der Verfolgung unter Decius (der siebenten)
begleitet. Die den Namen deB Pontius tragende vita Cypriani (zB. bei
Habtel, Ausg. 8, xo) ist mindestens stark verfälscht. Kvnqutvbv ayiov
avdqu udXiata ndvtcav ot KccQzrjdovioi oeßovxca und feiern ihm ein Jahres-
fest, KvitQiava, Pbokop. Vand. 1, 21.
2. Cyprians Schriften (ein wichtiges aus dem J. 359 und wohl aus
Afrika stammendes Verzeichnis der Schriften Cyprians mit Angabe ihres
Umfangs nach Zeilen veröffentlichte aus cod. Phillipp. 12266 s. X Mommsem,
Herrn. 21, 147. Vgl. AHarnack, theol. Lit.-Z. 1886, 172) : Ad Donatum (de
gratia dei); Quod idola dii non sint (Hierom. epist. 70, 5. p. 429 Vall.
Cyprianus quod idola dii non sunt qua brevitate, qua historiarum omnium
scientia, quo cum verborum et sensuum splendore perstrinxit! Doch ist der
Octavius und das Apologeticum darin stark ausgebeutet); Ad Quirinum
968 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—263).
(testim. adv. lud.) libri III; Ad virgines (oder de habitu virginum, nach
Tertullian8 Schrift); De catholicae ecclesiae unitate; De lapsis; De dominica
oratione; De mortalitate ; Ad Fortunatum (de exhortatione martyrii; gleich-
falls nach Tertullian gearbeitet, vgl. auch BDoxbabt, ZfwissenschTheol.
22, 874); Ad Demetrianum (vgl. Lactant. inst. 6,4); De opere et eleemosynis;
De patientia (oder de bono patientiae, Abklatsch von Tertull. de pat); De
zelo et livore; endlich Briefe in verschiedener Zahl und FassuDg überliefert
(8. Mommsen aO.) ORitschl, de epistulis Cyprianicis, Halle 1886.
Unter den Namen Cyprianß haben sich viele ihm fremde Schriften
gestellt, zuletzt in Habtkl's Ausg. Bd. 8 abgedruckt: zB. de laude martyrii,
adv. Iudaeos (diese beiden werden von allen unechten oder verdächtigen
Cyprian- Schriften im Phillipps -Verzeichnis (s. o.) allein aufgeführt ; zur ersten
Schrift vgl. Habtel zum Lucifer Calarit. p. 287 u. in Wölfflins Arch. 8, 8),
de spectaculis, de disciplina et bono pudicitiae, exhortatio ad paenitentiam,
(CWundeber, BruchBt. e. afrik. Bibelüberd. in d. Sehr, exhort. ad paenit.,
Brl. 1889), adv. aleatores u. a., außerdem Gedichte, vgl. § 21, 2. 408, 6. —
Jene Abhandlung adv. aleatores ist erst nach Cyprian verfaßt, wie schon
aus der darin bemerklichen Benutzung der cyprianischen Testimonia er-
hellt. Auch die volksmäßige Sprache verbietet Cyprian als Verfasser an-
zunehmen; noch weniger ist freilich an Victor zu denken; s. das § 368, 7
Angefahrte. Dazu WSanday, class. review 3, 126. JHaüsslkitbb, theol.
Lit.-Bl. 1889, Nr. 6. 6. — Neue Ausgg. der Schrift adv. aleai von AMiodokbki
(verbessert, erläutert u. übers.), Erl. 1889 und von AHilgenfeld, Lpz. 1 889.
3. Lactant. inst. div. 5, 1 (p. 230 Fr.) unus igiiwr (vgl. § 873, 2)
praeeipuus et clarus extitit Cyprianus, quoniam et magnam sibi gloriam ex
artis oratoriae professione quaesierat et admodum multa consenpsit in suo
gener e miranda. erat enim ingenio faeüi, copioso, suavi et, quae sermonis
maxima est virtus, aperto, ut discernere non queas utrumne ornatior in
eloquendo an facilior in explicando an potentior in persuadendo fuerit. hie
tarnen placere ultra verba sacramentum ignorantibus non potest, quoniam
mystica sunt quae locutus est et ad id praeparata ut a sölis fidelibus audiantur;
denique a doctis huius saeculi quibus forte scripta eius innotuerunt derideri
solet. audivi ego quendam hominem sane disertum qui eum immutata una
litter a Copreanum vocaret, quasi qui elegans ingenium et melioribus rebus
aptum ad aniles fabulas contulisset. Hiebon. ep. 68, 10 (p. 326 Vall.) Ter-
tuüianus creber est in sententiis, seel difficilis in loquendo; bealus Cyprianus
instar fontis purissimi dulcis incedit et placidus. 84, 2 (p. 623 Vall.) beatus
Cyprianus Tertuüiano magistro utitur, ut eius scripta probant. Vgl. de vir.
ill. 63 vidi ego quendam Paülum Concordiae, quod oppidum Italiae est,
senem qui se beati Cypriani iam grandis aetatis notarium, cum ipse ad-
modum esset adölescens, Bomae vidisse diceret referreque sibi solitum, num-
quam Cyprianum absque TertuÜiani lectione unum diem praeterisse ac sibi
crebro dicere 'da magistrum\ Tertullianum videlicet significans.
4. Ausgaben (s. Habtel 3, ux) von DEeasmus (Bas. 1620 u. sonst),
WMobel (Par. 1664), JPamelius (cum adnot., Antv. 1668 u. sonst), NRlqaltius
(ill., Par. 1648 u. sonst), JFell u. Pbabson (Oxon. 1682), StBalueius (be-
endigt von dem Mauriner Pbudentius Mabanus, Par. 1726. Ven. 1728. 1768),
FOberthlb (Würzb. 1782 II), Miqne (Patrolog. curs. IV, Par. 1844),
§ 382 Cyprianus. § 388 Sammonicus. 969
JGKbabingeb (Tüb. 1858. 1859 U; nur ausgewählte Schrr.), und bes. WHabtbl
(reo. et comm. crit. instruxh, Wien 1868—71 III). — Die Schrift de unitate
eccl. ad opt. libr. fid. expr. . . MFHydb, Buckington 1853. — Auserlesene
Schrr., übersetzt v. Kbabingeb, Augsb. 1848.
5. HDodwell, dissertt. Cyprianicae, 1684. RCeillikr, hißt, gänär. des
autears s. et eccl. 3 (Par. 1782), 1. PGLumpeb, bist, theol. crit. 11 (August.
1790), 58. FWRkttbebg, Cyprian nach Leben u. Wirken, Gott. 1831.
FßöHBiNGEB, Cyprianus, Stuttg.s 1873. JPetkrs, Cyprian (Leben), Regensb.
1877. BFechtbup, C.s Leben u. Lehre I, Münst. 1878. AEbebt (s. § 373, 7)
1, 64. ORitschl, Cyprian u. d. Verfassung der Kirche, Gott. 1886. — Über
den (sehr fraglichen) Anteil des Cypr. an der Sammlung der notae tiro-
nianae vgl. WSchhitz, i. d. symb. phil. Bonn. 540. Auch § 403, 5.
6. Hibron. vir. ill. 70 Novatianus Bomanae urbis presbyter adversus
Cornelium (J. 250) caihedram sacerdotdlem conatus invadere Novatianorum
quod graece dicitur kcc&ccqcov dogma constituit, nolens apostatas recipere
paenitentes. huius auctor Novatus Cypriani presbyter fuit (vgl. Hiebon. zu
Euseb. chron. 2269 ■=» 251 n. Chr. Novatus presbyter Cypriani Bomam fe-
rnen* Novatianum et ceteros confessores sibi sociat, eo quod Cornelius paeni-
tentes apostatas recepisset). scripsit autem De pascha, De sabbato, De
circumcisione, De sacerdote, De oratione, De cibis iudaicis, De instantia, De
Attalo, multaque cUia, et De trinitate grande volumen, quasi knixo\i.y\v operis
Tertulliani faciens, quod plerique nescientes Cypriani existimant. Vgl. ad
Rufin. 2 , 19. Hagemahn (die röm. Kirche 371) will das Werk einem An-
hänger des Callistus zuschreiben. Hiebon. ep. 10, 3 (p. 24 Vall.) erbittet
sich epistolas Novatiani, ut dum schismatici hominis vcnena cognoscimus,
libentius sancti martyris Cypriani bibamus antidotum. Vgl. noch Cyprian.
ep. 60. Euseb. hist. eccl. 6, 43. RCeillieb (vgl. A. 5) 8, 290. Die Schriften
De trinitate und De cibis iud. epistola sind erhalten und vielen Ausgaben
des Tertnlli&n und des Cyprian (zB. von Obebthüb) angehängt. Selbständig
von EWelchmann (Ozon. 1724) und Jackson (Lond. 1728). Bei Migne, Pa-
trologiae cursus 3 (1844), 886. Vgl. ebd. 861.
383. An Männern welche die gebundene Form gewandt
handhaben fehlt es der Zeit nicht. Das auf uns gekommene
medizinische Lehrgedicht des Q. Serenus (Sammonicus) in 1115
Hexametern, behandelt zwar einen wenig geeigneten Stoff in
rhetorischer Weise, folgt jedoch in der Verstechnik den besten
Mustern. Ein fruchtbarer Versemacher war in seinen jungen
Jahren der ältere Gordianus (Antoninias u. a.).
1. Laxprid. Alex. 30, 2 latina cum legetet non alia magis legebat quam
de officiis Ciceronis et de rep., nonnumquam et oratores (oder orationes) et
poetas, in quis Serenum Sammonicum, quem ipse noverat et dilexerat,
et Horatium. Vgl. Capitol. Gord. (iun.) 18, 2 (oben § 374, 4). Da der Vater
(§ 374, 4) niemals als Dichter genannt wird und Alexander erst 7 Jahre
alt und noch nicht in Born war als derselbe getötet wurde, so ist die
Stelle des Lampridius und damit das Lehrgedicht, welches übrigens in den
970 Die Kaiserzeit. Dritte* Jahrhundert (J. 211—253).
H88. nur den Titel Quinti Sereni Jiber {de mediana, mcdicinalis) fuhrt, eher
auf den Sohn zu beziehen. Dieser müßte darin vor Alezander, also vor
J. 235, gestorben sein. Der Vater hätte das Lehrgedicht auch wohl mit mehr
Gelehrsamkeit ausgestattet. Zweifel ob der Vf. nicht Q. Serenius geheißen
und also von Ser. Sammon. zu trennen sei bei WFhÖhnkr, Phil. Suppl. 5, 60.
— Die Angaben des Gedichts lassen sich fast alle aus Plinius nach-
weisen, neben welchem nur Dioskorides ne^l vlrjg laTQtxfjs und nsql svxo-
gtazcov (paQ(id*cov benutzt ist. Eigene Sachkenntnis verrät der Verfasser
nirgends, desto mehr Aberglauben, in Mitteln wie dem Umhängen eines mit
Abracadabra beschriebenen Papiers (944), der urina canis (1104) u. dgl. Ge-
nannt werden Ennius (oben § 100, 6), der Toga ten dichter Titinius (§ 112, 2),
Horaz (533 quod vatis [Peerlkamp: quodque satis die Hss.] melius verbis
diccmus Horati), Livius (728 tertia namque Titi simul et centesima Livi
eharta docct etc). Der Sprachschatz ruht auf Virgil, Horaz, teilweise auch
Lucretius, vgl. A. 2 E. — Zu Anfang die unumgängliche Anrufung des Phoebue
für sdlutiferum quod pangimus . . Carmen (4); vgl. 397 dis ista requirat,
at no8 pauperibus praecepta feramus amica; s. 628—626. Begonnen wird
mit Mitteln wider Übel des Kopfes {ceha de corporis arce, 8), geschlossen
(falls das Gedicht vollständig ist) mit Mitteln gegen Warzen. In den Hss.
ist das Gedicht in 63 Kapitel eingeteilt. In Bezug auf Verschleifung und
Cäsur werden strenge Gesetze befolgt, die nur selten zu gunsten tech-
nischer Ausdrücke durchbrochen werden; dagegen 941 mortiferum magis
est quod Graecis 7}fuvffixaiov völgatur verbis ; hoc nostra dicere lingua non
potuere ulli, puto, nee völuere parentts. Das Ganze ist mehr die Spielerei
eines formgewandten jüngeren Mannes als eine ernsthafte Arbeit.
2. Handschriften: Sie zerfallen in zwei Klassen. Zur einen gehört
die beste Hb. Turicensis s. IX (FARküss, lect. Sammon. I, Würzb. 1836),
zur zweiten in gleicher Weise zu berücksichtigenden die übrigen, wie Leid.
Voss. Q. 33 s. X, Par. 9347 s. X , Senensis s. XI (J Schmidt, Herrn. 17, 239,
ABaub aO.), Mutinensis s. XI/X1I (GGoetz, obss. crit., Jena 1883 p. I) u. a.
Eine wertvolle Ha. früher in Paderborn s. XIII ist verschollen (ABaur aO. 6).
Ausgaben zB. von RKkuchrn (Amst. 1662. [1706]), JChGAckkrmann (Lps.
1786), bei Bukman, PLM. 2, 186 u. in Bährens PLM. 3, 102. — JBMorqagni
epistolae duae in Serenum Sam., zB. in dessen Opusc. miscell. (Neap. 1763)
1, 191. Thirrfeldkr, des Q. S. S. Lehrgedicht, in Küchenmeisters Ztschr.
f. Medizin 5 (1866), 116. E Meyer, Gesch. d. Botan. 2, 209. — Über Sprach-
und Wortgebrauch, sowie die (hier und da vom strengen Gebrauch ab-
weichende) Silbenmessung ABaur, quaestt. 8ammoniceae, Gießen 1886.
8. D. Caelius Calvinus Balbinus, Cos. II J. 213, kurze Zeit Kaiser,
t 238; PRE 1», 2243, 4. Capitol. Max. et Balb. 7, 6 eloquentia clarus,
poeta inter sui temporis poetas praedpuus. Vgl. ebd. 2, 7 vitae, quam a
prima aetate in studiis semper ac litteris tenuit S. A. 6.
4. Capitol. Maxim. 27, 6 Toxotius . . Senator, qui perit post praeturam,
cuius etiam poemata extant. — Über die Verse von Macrinus, Albinus und
Gordianus s. § 870, 4. 876, 1. 2. — Im Anfang des dritten Jahrhunderts
lebte wohl auch der griechische Fabeldichter Babrius, von Geburt ein
Römer. OCausius, Lpz. Stud. 2, 126.
§ 383 Serenus Sammonicus. § 384 Commodianus 971
6. Frühestens dieser Zeit gehört wohl der Albinas an ans dessen
verum romanarum primo Prisc. GL. 2, 304 drei Hexameter anfuhrt. Vgl.
LMüllbb, metr. 270 mit oben § 262, 6 nM. Bäbrens FPR. 406 vereinigt
ihn mit dem Albinns in § 406, 3, OHknnig, de Ovidii sodalibus, Berl. 1883,
13 mit dem Balbinus oben A. 3.
384« Eine eigentümliche Gestalt ist Commodianus, von
welchem wir zwei Gedichte besitzen, erfüllt von einem wenn
auch dogmatisch nicht ganz regelrechten christlichen Eifer, und
dabei in rohgezimmerten halb quantitierenden, halb accentuieren-
den Versen geschrieben welche nur eine gewisse äußere Ähnlich-
keit mit dem Hexameter festhalten. Das jüngere der beiden
ziemlich gleichzeitigen Gedichte, die Instructiones, fügt zu jener
Formlosigkeit noch akrostichische Anlage. Das Carmen apolo-
geticum (vom J. 249) entwickelt, durch diese Wunderlichkeit nicht
beengt, um so größeren Wortreichtum.
1. Gelasius (patrol. 69, 163 Migne) im Decret de libris recipiendis et
non recipiendis (§ 469, 6) führt die opuscula Commodiani auf unter
den libri apocryphi qni non recipinntur. Gennadids de scriptor. eccl. 16
Commodianus dum inter saeeulares litteras etiam nostras legit occa-
sionem accepit fidei. factus itaque christianus et ... . scripsit mediocri
Sermone quasi versu librum adversus paganos. et quia parum nostra-
rum attigerat litterarutn magis iüorum destruere potuit dogmata quam
nostra firmare. unde et de divinis repromissionibus adversus Mos agens
vili satis et erasso . . . sensu disseruit. . . . Tertullianum et Lactantium
(vielmehr etwa Oyprianum: Gennadias irrt, Lactantias lebte nach Commo-
dianus) et Papiam auctores secutus moralem sane auctoritatem et maxime
voluntariae paupertatis amorem optime prosecutus studentibus inculcavit. Das
letzte Akrostichon der Jnstr. 2, 89 hat die Überschrift Nomen Gaset
(=- Gazaei?) und bildet, die Anfangsbuchstaben aufwärts gelesen, die Worte
Commodianus mendicus Christi. Jenes Gazaeus kann den Comm. bezeichnen
als aus Gaza gebürtig, dann wohl dem im palästinischen Syrien. Es könnte
aber auch eine Anspielung auf den Wortsinn des Namens c Commodianus '
enthalten. Dann möchte man, schon der Sprache und des Inhalts wegen,
den C. für einen Afrikaner halten. — Instr. 1 (praef.), 4 ego similiter erravi
tempore multo, fana prosequendo parentibus insciis ipsis; abstüli me tandem
inde legendo de lege. . . ob ea perdoctus ignaros instruo verum. Apolog. 3
errabam ignarus spaHans spe eaptus inani, dum furor aetatis primae me
portabat in auras. (11 ff.) aggressusque fui traditor in codice legis, quid ibi
rescirem. statim mihi lampada fulsit . . et ideo tdles hoi-tor ab errore rece-
dant. In beiden Gedichten derselbe Fatripassianismus (JLJacobi in JMüllers
Zeitschr. f. christl. Wiss. 4 [1863] Nr. 26) und Chiliasmus. Instr. 1, 40, 10
ipse deus vita est, pependit ipse pro nabis; vgl. apolog. 771 unus est in
caelo deus caeli, terrae marisque, quem Moyses doeuit ligno pender e pro
nobis. Instr. 2, 89, 6 hoc placuit Christo, resurgere mortuos imo . . sex mi-
libus annis completis mundo finito; vgl. apol. 791 sex milibus annis provenient
972 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 211—263).
ista repletis; . . tmc homo resurgct etc. Die Instr. kennen (1, 41) nur äinen
Antichrist (Belial), das Apol. aber zwei (Nero und den Mann ans dem
Osten, je 31/, Jahre). Natürlich starke Benutzung der Bibel, namentlich
aber der Testimonia Cyprians (A. 2. 8; BDombabt, ZfwissTheol. 22, 374), des
Tertullian (s. o.) und Minucius. Bekämpfung der Anhänger der heidnischen
Klassiker: apol. 583 (Vergilius legitur, Cicero aut Tercntius item, nil nisi
cor [osf] faciunt, ceterum de vita siletur), trotzdem finden sich aber manche
Spuren von Verwendung des Virgil, Horaz, Lucrez; Dombabt y. s. Ausg.
p. im. Sprache (vgl. dazu den index verborum et locutionum in Dombarts
Ausg.) und Versbau ist in beiden Gedichten derselbe und besonders diese
Gleichheit neben der Gleichzeitigkeit beider Gedichte (A. 2. 3) beweist die
Verfasserschaft des Gommodianus auch für das Apologeticum. Der sprach-
liche Ausdruck zeigt starke Verlotterung verglichen mit dem Schriftlatein,
zB. in Casus- und Geschlechtsgebrauch, den Fügungen mit Präpositionen
und Verben und in den Wortformen {paupera nom. sg. fem., pauperis abl.
pl., lucernas, divitias usw. als nom. pl.?, ipsud, sumptum neutr. st. sumptus,
nuntia st. nuntii, insigni st. insignes, pracbere, augerc). — Im allg. AEbebt,
Abh. d. sächs. Ges. d. Wies. 5, 414; Lit. d. M Alters 1, 86. Lktmbach aO. 23.
GBoissieb, Commodien in den Melanges Renier, Par. 1887, 37.
2. Das sog. carmen apologeticum ad versus Iudaeos et gentes (der
Titel und Verfassername ist nicht überliefert) ist aus einem cod. Phillippicns
12261 s. VIII (ohne Versabteilung), früher in Middle-Hill jetzt in Chelten-
ham befindlich, abgedruckt bei JBPitba, apicilegium Solesmense 1 (Par.
1852), 21 (vgl. p. 637. 566. xvi, sowie 4, h. 222). HRönsch (besserer Text
mit Erläuterungen) in ZfhistTheol. 1872, 163; 1878, 300; und nach neuen
Vergleichungen bei Dombabt, s. A. 4E. Im ganzen sind es 1060 Verse, von
denen aber die letzten in der Hs. trümmerhaft und unleserlich sind. Am
Schlüsse: explicit traetatus saneti episcopi de A co. Zeitandeutung
v. 805: sed quidam haec, aiunt: quando haec (Weltende) Ventura putamus?
(807) multa quidem signa fient tantae termini pesti, sed erü initium septima
per8ecutio nostra (nach Augustin. civ. d. 18, 52 die des Decius). eece tarn
ianuam pulsat et cingitur ense (?) gut cito traiciet Goihis inrumpenttbus
amne (die Donau, J. 250). rex ApoUyon erit cum ipsü nomine dirus. (813)
pergit ad Romam cum multa milia gentis decietoque dei captivat ex parte
subactos. (885) haec Nero tum faciet, . . ut urbs et populue Hie cum ipso
tradatur, tollatur Imperium quod fuit inique repletum, quod per tributa mala
diu macerabat omnes. Im Hinblick auf diese Nähe des Weltendes werden
die noch Ungläubigen ermahnt sich bei Zeiten dem Christentum zuzuwenden.
Die Erwähnung der Goten usw. weist auf das J. 249 und damit stimmt
die Benützung der zwei ersten im J. 243 herausgegebenen Bücher der
Testimonia Cyprians in Comm.s Apologeticum, während eine Verwertung des
dritten, etwas später herausgegebenen, Buches sich nicht findet; BDombabt,
ZfwissenschTheol. 22, 385. — AEbebt, in den Abh. d. sächs. G. d. W.
5, 387. CLeimbach, über C.s carm. ap., Schmalkalden 1871. ELldwio, Phil.
86, 285. Zur ErkläniDg BAubiS, rev. arche'ol. 1883 2, 312. 312.
3. Die Instructiones per litteras versuum pritnas bestehen aus 80
Gedichten. Dieselben behaudeln das Thema akrostichisch , daneben auch
telestichisch, zB. 1, 28 (PhThiklmamn, Arch. f. Lexikogr. 5, 148) und hängen
§ 384 Commodianus. 973
noch andere närrische Spielereien daran: 2, 8 schließen alle Verse mit dem
Buchstaben i; 2, 27 mit t; 2, 39 mit o. Themen, zB. : de fulmine ipsius
Iovis; de septizonio et stellis; Apollo sortilegus falBns; Hercules; de Am-
mudate et deo magno; repugnantibus adversus legem Christi dei vivi; item
gentilibus ignaris; qni iudaeidiant fanatici; de populo absconso sancto omni-
potentis Christi dei vivi etc. — Die instr. zerfallen in den Hss. in 2 Bücher,
deren erstes 41, deren zweites 39 Akrosticha enthält. Ebekt zog noch
2, 1-4 zu B. 1. Vgl. Dombart, Wien. SBer. 107, 741. Besser fügt man
1, 41 zu B. 2, so daß jedes Buch 40 Gedichte umfaßt. Dann ist B. 1
apologetisch -polemisch und beschäftigt sich vorzugsweise mit den Heiden
und Juden. Das zweite Buch beginnt mit Betrachtungen über den Anti-
christ, Weltende, Auferstehung, jüngstes Gericht u. dgl. und wendet sich
mit Ermahnungen an die Christen, Katechumenen und Geistlichen. Da in
den Instruct. sich die Benützung der Schrift Cyprians de habitu virginum und
der drei Bücher von dessen Testimonia verrät, so können dieselben nicht
vor J. 250 verfaßt sein, BDombabt, ZfwissTheol. 22, 386. — Dodwkll, diss.
de Comrnodiani aetate, an dessen annales Quintil. (Oxon. 1698) und in der
Ausg. von Schürzflbisch. AEbbet, Abh. (s. A. 2E.) 417. — Aus einer einst
(von JSihmond angefertigten) Abschrift einer alten aus Angers stammenden
jetzt verschollenen Ha. (cod. St. Albini apud Andecavenses) zuerst heraus-
gegeben von NRioaltius Toul 1649, wiederholt Toul 1650. (1666). Aus
Sirmonds Abschrift) ist geflossen Paris. 8304 s. XVII, aus letzterem Leid.
Voss. 49 s. XVn. Neue Vergleichungen der letzteren in der Ausgabe von
Ludwig (A. 4); s. auch JBPitra, spicil. Solesm. 4, 224. Einzige jetzt be-
kannte ältere Ha., früher in Middlehill, jetzt in Cheltenham, Phillippicus 1825
(olim Meermannianus 708) s. XI. Neue Vergleichungen in Dombarts Aus-
gabe (A. 4). Vgl. noch BDombart, Wiener SBer. 96, 447; BlfbayrGW. 16, 342.
— Andere Ausgaben von ÜLSchurzflbisch (Wittenb. 1704; wertvoller Nach-
trag 1709), bei Migne, Patrologiae cursas 3 (Par. 1844), 202, und an FObhleh's
Minucius Felix (1847). S. auch A. 4E. — LKälberlaü , curarum in Com-
mod. Instr. spec, Halle 1877. JHuembb, ZföG. 30, 31.
4. Der Hexameter des Commodian ist ein Zwitterwesen, schwankend
zwischen accentuierender und quantitierender Regel. Die schulgerechtc
Silbenmessung mißachtet Commodian nicht etwa aus Unkenntnis der-
selben. Denn er hat zB. unter 490 zweisilbigen Versschlüssen im apolog.
nur 2— 3mal jene vernachlässigt (so 551 tertio die). Die einzelnen Verse
zerfallen durch die regelmäßige Cäsur nach der dritten Hebung in zwei
Teile. Sie zählen 13—17 Silben, davon 5—7 Silben im ersten Teil, 8-10
im zweiten. Die beiden Halbverse sind gegen ihr Ende meist quantitierend
gebaut, in ihren Anfängen aber nicht. Die dritte Hebung selbst ist als
Schlußsilbe des ersten Teiles mittelzeitig so gut wie die letzte Silbe des
ganzen Verses; in der Senkung des zweiten und des fünften (stets dakty-
lischen) und in der Hebung des sechsten Fußes versucht Commodian die
Quantität zu beachten: dabei nimmt er es leichter vokalische Längen als
Positionslängen zu kürzen und vermeidet überhaupt am Schlüsse der Verse
das Auseinanderfalten von Wort- und Versaccent. Hiatus ist durchaus 'ge-
stattet, VokalverBchleifung findet sich nur (selten) bei est {causa resecta
est). Der Wortton gilt mehr als das Gewicht der Silben (richtige
976 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 253—284).
Herrn. 7, 367. EWölfflin, Phil. 34, 137; lat. u. roman. Comparation, Erl.
1879. Vgl. auch Tiede, über lat. u. deutsche Umgangssprache, Sprottau
1872. ORebling, die röm. Umgangssprache, Kiel* 1883; Lateinisches u.
Romanisches in d. Festschr. d. Gymn. zu Wesel 1882, 93. OWeise (über
Zwitterbildungen), Phil. 47, 45; die oben § 305, 9 angeführte Literatur. S.
§ 346, 9. § 370, 6.
4. Die außerrömischen Redner und Stilisten haben ein lebhaftes Ge-
fühl der Schwierigkeiten mit denen sie ringen müssen. Panegyr. 9» 1
neque ignoro quanto inferiora sint ingenia nostra romanis. siquidem latine
et diserte loqui Ulis ingeneratum est, nobis elaboratum, et si quid forte com-
mode dicimus ex ülo fönte et capite facundiae imitatio nostra derivat. Pacat.
in Theodos. 1, 3 huc accedit auditor senatus, cui dif fidle sit . . pro ingtnUa
atque heredüaria orandi facultate non esse fastidio rudern hunc et incuUum
transalpini sertnonis honorem.
5. Verbreitung des Christentums auch unter den Gebildeten. Arnob.
2, 6 tarn magnis ingeniis praediti oratores, grammatici, rhetores, consuUi
iuris ac tnedici, philosophiae etiam secreta rimantes magisteria haee expetunt,
spretis quibus paulo ante fidebant. Ein Philosoph welcher (zu Nikomedia,
also wohl griechisch) gegen das Christentum schrieb bei Lactant. inst. 5, 2.
— Protokoll über die Vernehmung (und Hinrichtung) des Maximilianus in
Teveste (Afrika) J. 295, welcher aus religiösen Gründen sich dem Kriegs-
dienst entziehen will, in Mabillon's vet. anali. 4 (Par. 1685), 566. — Die
angeblichen acta proconsularia über Cyprians Tod in Habtel's praef. zum
Cypr. p. ex.
6. Ältester lateinischer Bibel-Erklärer: Victorinus, Petabionensü (m
Pettau in Steiermark) episcopus, non aeque latine ut graece (wohl als Grieche
von Geburt) noverat. unde opera eins grandia sensibus vüiora videntur
compositione verborum. sunt autem haec: commentarii in . . (eine Reihe alt-
testamentlicher Bücher), in apocalypsim Iohannis (den Comm. zu Matth.
erwähnt Hieron. 7, 7. p. 247 Vall.), adv. omnes haereses et mülta alia. ad ex-
tremum martyrio coronatus est (f um J. 308), Hibron. vir. ill. 74. Vgl. noch
Hieron. ep. 48, 12. 58, 10. 61, 2. 70, 5. 84, 7. Die erhaltenen Schriften
bei Mignb 5, 282 und Routh, reliq. sacr. 3*, 453. Ihre Echtheit ist aber
zweifelhaft. S. auch Cave, scriptt. eocl. hist. p. 95.
a. Die Zeit vor Diocletian, J. 263—284.
386, Zur Zeit von Carus und seinen Söhnen verfaßte
M. Aurelius Olympius Nemesianus aus Karthago sein Lehr-
gedicht über die Jagd (Cynegetica), von welchem die ersten
325 Verse auf uns gekommen sind. Sie bewegen sich mit Ge-
wandtheit, Sicherheit und Wortfülle in den herkömmlichen Ge-
leisen. Die Technik derselben ist in allem Wesentlichen dieselbe
wie in den vier redseligen Eklogen desselben Verfassers, worin
er sich die bukolischen Versuche des Calpurnius (§ 306) zum
§ 886 Nemesianus. 977
Master genommen hat, aber selbst hinter diesem mäßigen Vor-
bilde nicht unerheblich zurückgeblieben ist.
1. Vopisc. Car. 11, 2 (Numerianus) cum Olympio Nemesiano contendit,
qui halieutica, cynegetica et nautica (pontica Bahrens, vgl. A. 4) scripsü
quique omnibus coronis (so Casaubonus: colonis die Hss.) ülustratus emicuit.
Vgl. § 385, 2. In dem einzig erhaltenen dieser drei Lehrgedichte, dem Jagd-
buche, wird zuerst dargelegt daß der Verf. sagenhafte Stoffe, als schon viel
behandelt, nicht bearbeiten wolle: nos saltus viridesque piagas eamposque
patentes scrutamur (40) etc. Für später stellt er (63) den Söhnen des Garns
Besingung ihrer Taten in Aussicht: mox vestros meliore lyra memorare
triumphos aceingar, divi fortissima pignora Cari, atque canam nostrum ge-
minis sub finibus orbis (im Norden und Osten) litus et edomitas fraterno
numine gentes etc. haec vobis nostrae libabunt carmina Musae cum primum
vulius sacros . . contigerit vidisse mihi etc. Das Gedicht ist also außerhalb
Roms und nach dem Tode des Garns, J. 284, verfaßt. Die Bezeichnung
der Spanier durch gens ampla iacet trans ardua Calpes culmina (251) deutet
darauf daß der Verf. in Afrika schreibt, wie denn N. sowohl in den Hss.
der cynegetica als in denen der ecl. (§ 306, 1) als Karthager bezeichnet
wird (poeta carthaginiensis). Von den 325 Hexametern welche allein
erhalten sind fallen 102 auf die Einleitung; im weiteren ist nur von den
Vorbereitungen zur Jagd, insbesondere den Jagdhunden, die Bede. Dazu
zwei Bruchstücke in den Statins- Scholien zu Theb. 2, 58 ut etiam Olympius
(8. oben Z. 1) ait\ 5, 389 sie in Olympio usw. — Vereinzelte Archaismen wie
mage (317). Häufige Anklänge bes. an Virgil, dann solche an Manilius
(8. § 253, 2). — In der Zeit des Erzbischofs Hinkmar von Bheims (f J. 882)
diente die Schrift als Schulbuch (puer scholarius in Ubro qui inscribitur
cynegeticon Carthaginiensis Aurelii didiev).
2. Handschriften des Jagdbuches: Vindobon. 3261 s. XVI (Abschrift
des betreffenden jetzt längst verlorenen Teiles von cod. Vindob. 277 [San-
nazarianus] s. IX, in welchem einst Ovids hal., Grattiue' und Nemes. cyneg.
zusammen standen, vgl. § 250, 4 gE. § 253, 1), Par. 4839 u. 7561, beide
b. X. MHaupt v. s. Ausg. p. xxiv und dessen op. 1, 403. — Die Ausgaben
der cyneg., worin das Gedicht mit des Grattius' Gyneg. verbunden zu
werden pflegt, s. § 253, 1 gE. — Über die Textgeschichte der in den Hss.
mit Calpuxnius vereinigten Eklogen des Nemesianus und über diese selbst
8. § 306, 1. 2. Über deren Ausgaben § 306, 3. Dazu die Gesamtausg. von
ecl. u. cyneg. in Bahbens' PLM. 3, 176. — Ecl. 4, 28. 25 nach Thkokbit 23,
30. 82?? GKaibel, Herrn. 17, 419 und dagegen HSchbnkl, Ausg. des Galp.
u. Nemes. p. xxxin.
3. Angeblich copierte aus einem Gedicht des Nemesianus de aueupio
HBoragineu8 aus Lübeck rfurtim in bibliotheca porcorum Salvatoris Bo-
noniensis versus aliquot'. Von diesen teilt GLonoolius, dialogus de avibus,
Köln 1544, zwei Bruchstücke, zusammen 28 Verse, mit: auch bei Wernsdorp,
PLM. 1, 128, Haupt, Ovid/hal. usw. p. 66, AL. 883. 884 Bähbens'
PLM. 3, 208. Aber Verdacht erregt schon die Art der Auffindung, und
wenn auch der Archaismus contemplaverit (v. 3) nicht gegen N. spricht,
so jedeafalls der Spondeus gulae (v. 28) und die Häufigkeit der Verschlei-
Tbu*k*l-Schwabb, Rom. Lit.-Oeich. 5. Aufl. 62
978 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 253—284).
fang eines langen Vokals (v. 5. 6. 14. 27). Sie sind wohl ein % Erzeugnis
der neueren Zeit.
4. Der Anfang von Pontica eines unbekannten Verfassers (A. 1 Z. 2)
bestehend aus 22 wohlgebauten Hexametern in gehobener und gebildeter
Sprache, ist durch Zufall in Hss. des Solinus geraten; Mommsen, Solin.
p. xxxix. Wbrnsdobf, PLM. 1, 163. 161. Vgl. JKlein, RhM. 22, 627. AL. 720.
Bährbns' PLM. 3, 172.
5. Verwandten Inhalts ist das Gebet zum Oceanus um glückliche
Fahrt (28 Hex.) von heidnischem Verfasser (aus Paris. 13026 s. 1X/X), bei
Wbrnsdorf 4, 314 (vgl. p. 51). AL. 718. Bähbenb1 PLM. 3, 166.
387. Die Geschichte der Zeit findet eine Reihe von Dar-
stellern, für welche die kurze Dauer der einzelnen Regierungen
günstig gewesen wäre, wenn es nicht den meisten an innerer
Unabhängigkeit gefehlt hätte. Wir kennen sie aber nur durch
die scriptores historiae augustae welche aus ihnen geschöpft haben.
Bedeutender als alle war jedesfalls der griechisch schreibende
Dexippus.
1. Vopisc. Aurelian. 12, 4 in ea re, quam fidei causa inserendam credidi
ex libris Acholii, qui magister admissionum Valeriani principis (J. 263—260)
fuit, Ixbro actorum eins nono. Lamprid. Alex. 64, 5 qui . . historicos eius
temporis legant et maxime Acholium, qui et itinera (intima Lipsius, interiora
Peteb) huiu8 principis scripsit Vgl. ebd. 14, 6. 48, 7 (§ 381, 6). HPkteb,
hist. rom. fr. 364.
2. Tbebell. Valerian. 8, 2 ut Caelestinus dicit. — Gallien. 18, 6 quae
qui völet scire legat Pdlfurium Suram, qui ephemeridas eius vitae composuit.
3. Tbebell. xxx tyr. 6, 6 satis credimus Iuli Atheriani partem libri
cuiusdam ponere, in quo de Victorino sie loquitur. Folgt ein freimütiges
Urteil. FRühl, RhM. 48, 697. Mach. 3, 8, 2 apud Calvum Aterianus (acthe-
rianus die Hss.) adfirmat legendum etc. Er ist wohl auch der Haterianus
welcher in den Veroneser Virgilscholien (zu Aen. 7, 337. 9, 360. 390. 397.
10, 242) als Erklarer der Aeneis genannt wird (Ribbeck, prolegg. Verg.
p. 177). Gbäfenhan, Gesch. d. class. Philol. 4, 303.
4. Tbebell. xxx tyr. 12, 3 verba BaUistae, quantum Maeonius Astyanax
qui eonsilio interfuit adserit, haec fuerunt. — Ebd. 16, 8 von Zenobia:
mulier, ut Cornelius Capitolinus adserit, spedasissima. — Ebd. 26, 2 iüibato
patrimonio, quod quidem ad suos posier os misit, ut DageUius (?) Fuscus
dicit. — Claud. 6, 3 et hunc (Aureolus) tarnen quidam historici laudare conati
sunt, et ridicule quidem. nam Gallus Antipater, anciUa honorum et ktstori-
corum dehonestamentum, principium de Aureolo habuit: *venimus ad impera-
torem nominis sui*.
6. Vopisc. Tac. 11, 7 st quis omnia de hoc viro cupit scire legat Sue-
tonium Optatianum, qui eius vitam adfatim scripsit, — Firm. 6, 2 ea quae
de illo (Firmus) Aurelius Festivus, Itbertus Aureliani, singillatim rettulit
(lauter reB leves) si vis cognoscere eundem oportet legas. — Aurelian. 1, 6
ephemeridas illius (viri des Anrelianus) scriptas habemus, etiam bella
§ 387 Geschichtschreiber. § 388 Aquila. § 389 Solinus. 979
charactere historico digesta. . . quae omnia ex libris linteis, in quibus ipse
cotidiana sua scribi praeceperat, . . condisces. — Ebd. 4, 2 Callicrates Tyrius,
Graecorum longe doctissimus, . . dicit. ebd. 6, 4 refert Theoclius Caesareano-
rum 8criptor. 27, 6 hanc epistulam Nicomachus se transtulisse in Graecum
e lingua Syrorum dicit.
6. Vopisc. Firm. etc. 10, 4 M. Salvidienus hanc ipsius (Satwnini)
orationem vere fuisse dicit, et fuit re vera non parum litteratus. nam et in
Africa rhetoricae operam dederat et Bomae frequentaverat pergulas Magistrates.
— Car. 4, 3 Fabius Ceryllianus, qui tempora Cari, Garini et Numeriani
8ollertissime persecutus est. — Car. 17, 7 de eius luxuria . . quicumque
ostiatim cupit noscere Ugat etiam Fulvium Asprianum usque ad taedium
gestorum eius universa dicentem. — Firm. etc. 14, 4 ut Onesimus dicit,
scriptor vitae Breite. Vgl. ebd. 13, 1. Gar. 4, 2 (0., qui diligentissime vitam
Probi scripsit). 7, 3. 16, 1. 17, 6.
388. Ungefähr aus dieser Zeit ist der Rhetor Aquila Ro-
manus, von dem wir ein mageres und flüchtig geschriebenes
Büchlein De figuris sententiarum et elocutionis besitzen, an
welches später Iulius Rufinianus seine ähnliche Schrift als Er-
gänzung anschloß.
1. Iul. Ruf. beginnt: hactenus Aquila Romanus ex Alexandro Numenio.
exinde ab eo praeteritas, aliis quidem proditas (figuras), subtexuimus. Aquila
widmet seine Schrift einem Ungenannten, den er im Eingang so anredet:
rhetoricos petis longioris morae ac diligentiae quam pro angustiis temporis,
quod me profecto urget, ideoque postea plenum hoc tibi munus reddemus. in
praesenti autem nomina ipsarum figurarum cum exemplis (lateinischen) per-
currisse sufficiat. 17 hae fere sunt ab elegantissimis electae figurae senten-
tiarum. quibus si, ut adulescens acerrimo ingenio, utebaris . . ex imitattone
leäionis tullianae, . . nihil mirum est. Die Schrift ist vollständig erhalten,
steht aber der des Rutilius Lupus (§ 270) an Wert weit nach. Die Sprache
ist hart, nachlässig und verstößt vielfach gegen die gute Latinität. —
Probus (vielmehr Sacerdos, s. § 394) GL. 4, 19, 82 sie (pubes puberis)
Aquila rettulit Tullium dixisse. Cassiod. OL. 7, 209, 18 Aquilam et Quin-
tilianum sed et Avitum, quos non nulli in orthographiae peritia laudandos
esse putaverunt. — Ausgaben meist an denen des Rutilius Lupus, wie der
von Ruhhkbn (Leid. 1768) p. 139. Bei CHalm, rhett. latt. min. (Lps. 1868)
'p. 22. — Zur Textkritik: JGvFröhlich (JJ. 89, 208). JSimon (Phil. 28, 628).
— WWbnsch, de Aquila Romano, Wittenb. 1861. — Über Saturninus § 387, 6.
389. In den ersten Jahrzehnten dieses (oder vielleicht schon
des vorigen) Zeitraumes verfaßte der Grammatiker C. Iulius
Solinus seine Collectanea rerum memorabilium. Das Werk
ist in der Hauptsache ein geographisch geordneter und vielfach
erweiterter Auszug aus den in Plinius' Naturgeschichte erwähnten
Merkwürdigkeiten; für das Geschichtliche ist darin eine Chronik
aus bester Zeit benützt. Solinus hat aber nicht selbst jenen
62*
980 Die Kaieerzeit. Drittes Jahrhundert (J. 263—284).
Auszug angefertigt, sondern nur einen älteren und reichhaltigeren
weiter verkürzt. Die eigenen Zutaten Solins sind stofflich wertlos,
seine Darstellung geschmacklos geziert und umständlich. Doch
der Bildungsstufe der folgenden Zeit sagte die Schrift in hohem
Grade zu. Eine im sechsten Jahrhundert veranstaltete Bearbei-
tung derselben gab ihr den neuen Titel Polyhistor.
1. Aldhelm (f 709) citiert (p. 323) Iulius Solinus in collectanea rerum
memorabilium ; der Mönch Dicuil (J. 825) Iulius Solinus in coUectaneis.
Im cod. Heidelberg, die Überschrift: Iulius Solinus Advento (A.2gE.) sal(utem);
im Paris. 6831 Iulii Solini collectio rerum memorabilium; in anderen Hss.
saec. X (zB. Monac. 6884) die Subscription : expl. fei. G. Iüli Solini gram-
matici. Isidoe (de rer. nat. 40, 1) nennt den Verf. einfach Solinus; ebenso
Priscian, mit dem Beisatze in coUectaneis (GL. 2, 539, 16), in memorabilibus
(ebd. 2, 80, 23. 151, 6. 270, 17. 8, 313, 10), auch (fehlerhaft) in admirabilibvs
(2, 233, 17), einmal (2, 29, 9) in coUectaneis vel polyhistore, letztere zwei
Worte wohl ein spaterer Zusatz (Mommsen p. Lxn). — Bei Serv. georg. 2, 215
Solinus et Nicander qui de his rebus (ftrjQiaita) scripserunt ist der Name
verderbt und ist wohl Phüinus zu lesen. Vgl. tiittvog 6 friwiaxog bei
ERohde, RhM. 28, 273 und GKnaack, Herrn. 18, 33.
2. Solinus kann nicht spater als im vierten Jahrhundert gelebt haben
(8. A. 5) und nach Sprache und Inhalt nicht früher als im dritten Jahr-
hundert. Mommsen (aO. p. vi) entscheidet sich für die Zeit des Valerianus
und Gallienus, weil Solinus Constantinopel nur unter dem Namen Byzan-
tium kennt und von der durch Diocletian und Constantin getroffenen Ein-
teilung der Provinzen bei ihm noch keine Spur ist, so wenig als vom
Christentum. "Wenn die Glosse im cod. Monac. 14429 s. X (§ 203, 1; vgl.
HUsexeb, RhM. 22, 446) Iulius solinus sub octiuiano fuit zu verbessern ist
sub Oclatinio (womit der Consul d. J. 218 Oclatinius Adventus gemeint
wäre als derjenige welchem Solinus sein Buch gewidmet hätte, s. A. 1 Z. 3),
so ist Solinus in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts zu setzen.
3. Aus Solins Widmung an Adventus (A. 1. 2) . . (2) über est ad cym-
pendium praeparatus quantumque ratio passa est ita moderate repressus ut
nee prodiga sit in eo copia nee damnosa concinnitas. cui . . velut fermen-
tum cognitionis magis inesse quam bratteas eloquentiae depreliendes. (3) ex-
quisitis enim aliquot voluminibus studuisse me impendio fateor ut et a
notioribus referrem pedem et remotis largius immorarer. locorum comme-*
moratio plurimum tenet, in quam partem ferme inclinatior est universa ma-
teries. . . (4) inseruimus et phraque differenter congruentia, ut . . saltem
varietas ipsa legentium fastidio mederetur. . . (5) nonnulla etiam Signa me-
moratu, quae praetermittere ineuriosum videbatur quorumque auetoritas . .
de scriptoribus manat reeeptissimis. quid enim proprium nostrum esse possit,
cum nihil omiserit antiquitatis diligentia quod intactum ad hoc usque aevi
permaneret? . . opiniones universas eligere maluimus potius quam innovare.
(6) . . des velim infantiae meae veniam. constantia veritatis penes eos est
quos secuti sumus. Das Hauptaugenmerk ist auf auflallende Erscheinungen
irgend welcher Art (naoado^a) gerichtet. Von Rom wird ausgegangen,
§ 389 Solutus. 981
dann folgt Italien mit den Inseln, Griechenland mit seinem Norden (bis
Thrakien) und den Inseln ; Pontus, Skythien ; Germanien, Gallien, Britannien,
Hispanien; Nord- Afrika und Ägypten; Asien (Arabien, Syrien, Kleinasien,
Assyrien, Indien, Parthien). Schluß mit den Gorgades und Hesperiden.
4. Drei Vierteile von Solinus sind stofflich aus dem übrigens nie
erwähnten Plinius entnommen, dessen Darstellung rhetorisch gesteigert
wird, unter vielen starken Mißverständnissen (Mommsbn p. ix). Aber nicht
unmittelbar aus Plinius, wie aus mancherlei Zutaten erhellt welche Sol.
nicht selbständig gemacht haben kann, namentlich der von Plin. nicht ge-
nannten Gewährsmänner, oder des Vornamens, oder der Zeit (ebd. p. xix).
Auch die Zusätze aus dem gleichfalls nicht genannten Mela werden
sich schon in der Quelle des Sol. gefunden haben, einer chorographia
pliniana, s. S. 108 gM. Über die Benutzung der letzteren bei Ammianus
Marcellinus s. Mommsen, Herrn. 16, 627. Über die chronologischen Zutaten
8. § 291, 6. Vgl. Mommsen, Sol. p. 249.
5. Solins Buch wurde abgeschrieben schon von Theodosius II (J. 402
—460), 8. die Unterschrift der Hss. erster Klasse (s. A. 6): Julius Solinus
{de mcmorabilibus) explicit feliciter. studio et diligentia domni Theodosii
Müictissimi principis. OJahn, Lpz. SBer. 1861, 342. Benützt wurde es von
Augustinus (de civ. dei) und Capeila (neben Plinius), von Priscian (A. 1,
bes. in seiner Übersetzung der Periegese des Dionysius) und Isidor (de nat.
rer. und origg.). Capella und Isidor haben ihrerseits den Sol. öfters miß-
verstanden (Mommben p. ix). Von der fleißigen Benützung im Mittelalter
zeugen die vielen Hss. (A. 6). Mommben p. zxx. 266. — Auszug in Hexa-
metern 8. X unter dem Namen Theodericus (zB. in einem BraxelL s. XII),
auch unter dem von Petrus Diaconus (s. XII); Mommben p. xcn. Latapie,
sur rabrege' poätique de Polyh. Sol. par Thierry (Theodericus), attribue'
jusqu'ici ä Pierre-Diaere , Bull, de l'acad. de Bruxelles 16, 79; vgl. Roulbz
ebd. 143.
6. Die Handschriften, welche alle auf einen vielfach verderbten
archetypus zurückgehen, teilen sich in drei Klassen, schon durch die Ab-
weichung in den Rubriken und der Kapiteleinteilung. Die erste Klasse
(bes. Heidelberg, und Paris. 6813. 6833) 8. XI ff., von einer Hs. (spätestens
8. VI LI) welcher das vorletzte Blatt fehlte stammend, hat nur wenige Inter-
polationen (fast alle aus Isidor). Über eine Hb. erster Klasse in Frank-
furt a/O. s. XII s. ERasmus, Herrn. 12, 320. — Die zweite Klasse (Haupt-
vertreter Leidensis [Voss. Q. 87] s. IX und Guelferbytanus [Gud. 168] s. X)
hat vor der ersten Vorzüge, aber auch schon zahlreichere Zusätze. Die
dritte (Hauptvertreter Angelomontanus s. X) enthält teils Variationen im
Ausdruck teils Erweiterungen des Inhalts aus Plinius selbst und anderen
Quellen, herrührend aus einer alten durchgreifenden Umarbeitung (etwa
durch schottische Mönche welche sich am Bodensee angesiedelt, s. Vi), mit
neuer praefatio (p. 283 M.) und Umänderung des Titels in den unpassenden
Polyhistor, und unter Annahme des Scheins als ob diese Umarbeitung den
Solinus selbst zum Urheber hätte. Zusammengeschweißt aus Kl. I u. III ist
Sangallensia s. X, aus Kl. II u. III Paris. 6810. Über alles Nähere s. Mommskxb
Ausgabe. FLüdbcke, über zwei wichtige Hss. des Sol., Bremen 1866.
AMacb, un important ms. de Solin (nämlich Vatic. 3343), in d. Me*l.
982 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (J. 258—284).
(Tarchgol. 8 (1888), 506. — Über die Bekanntschaft des MAlters mit Solinus
s. auch MManitiüs, Phil. 47, 562.
7. Ausgaben zB. von JCamebs (Wien 1520), ElVinetus (Pictav. 1564),
MDelrio (Antv. 1572. Lugd. 1646) u. a. Hauptwerk zur Erklärung (bes.
des Plinius): Claudii Salmasii Plinianae exercitationes in Sol. Polyh., Paris
1629 und (cur. SPitisco) Utrecht 1689 IL Lps. 1777. Kritische Ausgabe:
rec. ThMommsen, BerL 1864. Vgl. FLüdkcke, Gott. gel. Anz. 1865, 1089. —
Über die 22 Hexameter in Hss. des Solinus s. § 386, 4.
390. Auch der eifrige und gelehrte Bearbeiter der etruskisch-
römischen Religionsgeschichte und ihrer Altertümer, Cornelius
Labeo, welcher den alten Glauben nicht ohne Hinweise auf
den christlichen verteidigte, scheint dieser Zeit anzugehören.
1. Mach. 3, 4, 6 Cornelius Labeo de dis penatibus. 1, 18, 2t Cor-
nelius Labeo in libro . . . de oraculo Apollinis Clarii. 1, 16, 29 Cornelius
Labeo primo fa&torum libro (GWissowa, de Macrob. fönt. 26 zweifelt ohne
hinreichenden Grund an der Richtigkeit dieses Titels); vgl. 1, 12, 21. 22.
Seby. Aen. 3, 168 Labeo in libris qui appeUantur de dis animalibus. Vgl.
dens. Aen. 1, 878 alii, ut Nigidius et Labeo, deos penates .... tradunt.
August, civ. dei 2, 11 Labeo, quem huiuscemodi rerum peritissimum prae-
dicant, numina bona a numinibus malis ista etiam cuUus diversitate distinguit.
14 Platonem Labeo inter semideos commemorandum putavü (danach war
Labeo Neuplatoniker). 3, 25. 8, 13. 9, 19 non nülli istorum . . daemoni-
colarum, in quibus et Labeo est, eosdetn perhibent ab aliis angelos dici quos
ipsi daemones nuncupant (also gehörte Labeo der christlichen Zeit an
und zwar nicht mehr den Anfängen derselben) 22, 28. — Denselben Labeo
(Actßscov) führt an Ltd. de mens. 4, 1. 20 (wohl aus den fasti, s. o.) und
de ostent. 3 extr. (als Kenner der etruskischen Religion). 42 (Überschrift:
xccfroU-KT] Z7uxriQ7)GLe ngog oeXrjvqv nsQl hsqccvvov %a\ aXXcov xerratfrqpara?,
1% xav Aaßsmvos xa&' SQfirivttev tiQog Xi£iv anb trjg d"tQfirjg t^ojt^); vgl.
CWachbmuth, prolegg. p. xxm). Ob dem Schwindler Fulgentius (expos.
serm. ant. s. y. manales p. 388 Roth) zu trauen ist, der ein Citat hat aus
Labeo qui disciplinas etruscas Tagetis et Bacidis XV voluminibus explanavit
(vgl. OMüllkb, Etr. 28, 30. LPrelleb, röm. Myth. I8, 355)? Ebenso frag-
lich ist ob derselbe Labeo gemeint ist mit dem Cornelius, welcher quattuor
Mercurios esse scribit bei Schol. Stat. Theb. 4, 482? OJahh, RhM. 9, 627.
Da die Hss. Corvilius haben denkt MHertz, BerlphWechr. 1889, 594 an
Messalla Corvinus (§ 199, 2). — Die Kritik des Arnobius (§ 396) über das
Heidentum bezieht sich auf manches was bei Augustin und Macrobius
ausdrücklich als Lehre Labeos erwähnt ist. Wirklich scheint Arnobius,
obwohl er den Labeo nie nennt, gegen ihn besonders seine Kritik zu richten,
und zwar läßt sich aus der Art wie dies geschieht schließen daß A. das
nicht lange vorher erschienene Werk eines Zeitgenossen berücksichtige.
Danach darf man den Labeo in die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts
setzen^ GKbttneb, Cornelius Labeo, ein Beitr. z. Quellenkritik des Arn.,
Pforta 1877 (daselbst auch Sammlung der Fragmente). AReiffebscheid,
Bresl. ind. schol. 1879/BO, 9. OMlxlkb, Etr. 2», 36. GWissowa, Herrn.
22, 35. WKahl, Cornelius Labeo, ein Beitrag usw., Phil. Suppl. 5, 719.
§ S90 Cornelius Labeo. § 391 Panegyriker. 983
b. Die Zeit Diocletians, J. 284— 306.
391. Die wichtigste Kunst ist fortwährend die der Rede.
Sie hat ihren Hauptsitz jetzt in Gallien. Massilia, Narbo, Tolosa,
Burdigala, Augustodunum , Remi (Durocortorum) und Treviri
haben eigene Rhetoren, deren Unterrichte die Lebhaftigkeit und
Sprachgewandtheit des Volkes entgegenkam. Hier bildete sich
eine Redeweise welche sich von der Geschraubtheit der Afrikaner
durch regelrechte Glätte unterscheidet, an Wortfülle sie Ober-
bietet, an Gedankengehalt aber hinter ihnen zurückbleibt. Stoff
und Ton der Beredsamkeit war bedingt durch die öffentlichen
Verhältnisse. Entsprechend dem orientalisch despotischen Hof-
ceremoniel welches Diocletian einführte und welches die Person
des Kaisers dem gewöhnlichen Verkehre, damit aber auch den
Schwertern der Soldateska entrückte, widmete sich die Bered-
samkeit der Verherrlichung der Kaiser, der Verkündigung ihrer
übermenschlichen Vorzüge und Leistungen. Es beginnt die Zeit
und Literatur der Festredner (Panegyriker), welche an den
Vorgang des jüngeren Plinius erinnern, in ihrem Stile aber eher
an Cicero anknüpfen. Wir besitzen noch eine Sammlung von acht
ohne Namen überlieferten Lobreden aus Gallien, um die Wende
des dritten und vierten Jahrhunderts verfaßt. Die beiden ältesten
Vorträge darin sind von einem unbekannten Redner am Hof-
lager zu Trier gehalten zum Lobe von Diocletians Mitregenten,
Maximianus Herculius, in den Jahren 289 und 291. Vorzugs-
weise aber scheint in jener Sammlung berücksichtigt der Rhetor
Eumenius aus Au tun (geb. um 260?), welcher die ciceronische
Rundung und Fülle noch weiter aufbläht und sich in der Welt der
gesinnungstüchtigen Phrase mit Meisterschaft bewegt, übrigens
als Charakter sehr erfreuliche Züge aufweist. Wir besitzen von
ihm eine Rede für die Wiederherstellung der Schulen in seiner
Vaterstadt aus dem J. 297. Wahrscheinlich von ihm sind auch
in jener Sammlung die Lob- und Dankreden auf den Caesar
Coustantius (J. 297) und auf dessen Sohn den Kaiser Constantinus
(J. 307. 310 und 311).
1. Die Verbreitung der Bildung von Rom aus in die Provinzen und
deren zähes Festhalten an ihr, auch unter schwierigen äußeren Verhält-
nissen, gehOrt unter die erfreulichsten Züge des sinkenden Römertams.
In Trier kB. (von welchem Auson. Mob. 383 sagt: aemula te Latiae decorat
facundia linguae) bestand eine höhere Lehranstalt deren Lehrern {rhetor,
grammaticus latinus et, si gut dignus reperiri potuit, graecus) noch im J. 376
984 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
Valens und Gratian (cod. Theod. 13, 3, 11) neue Vergünstigungen gewähren.
Ein grammaticus graecus Aemilius Epictetus sive Hedonius auf einer Trierer
Inschrift (Corp. inscr. Ehen. 801). Den in Trier um J. 472 kommandierenden
Arbogast (§ 474, 1), offenbar einen Germanen, nennt Sidon. Apoll, (ep. 4, 17)
einen Freund und Kenner der römischen Literatur und als Vertreter ro-
mischer Beredsamkeit.
2. Eine Sammlung von 12panegyrici hat sich handschriftlich erhalten.
Die noch vorhandenen Hss. derselben (sämtlich s. XV) stammen ab von
einem jetzt längst verschollenen Codex der Mainzer Dombibliothek. Ab-
Schriften dieses Maguntinus sind der Upsaliensis 18 (von JHbbgot 1458 au
Mainz geschrieben), der Harleianus 2480 in London (EBahbsns, RhM. 30,464)
und die gleichfalls verlorene Abschrift welche JAurispa 1438 zu Mainz
nahm, aus welcher die italienischen Hss. geflossen sind (JAubispae epistula,
ed. HKetl, Halle 1870). Unter den letzteren sind die besten Vatic. 1776.
1776. Pari 8. 8566 usw. Vielleicht stand in brüderlichem Verhältnis zum
Maguntinus der von JLivineius (A. 8) benutzte cod. Bertiniensia (einst zu
StOmer). Vgl. im allg. Bähbens' praefatio, ferner HKkil, praef. ad Plin.
epist. p. 88 und HRihl (A. 8 Z 8) 7. — Die Sammlung zerfallt in zwei (drei)
Teile. Der erste besteht aus vier einzelnen unnumerierten Lobreden aus
sehr verschiedener Zeit (= % des Umfange der ganzen Sammlung): a (1
in den Ausgg.): Panegyricus des Plinius vom J. 100 (§ 840, 12); b (= 12):
panegyricu8 Latini Pacati Drepani dictus Theodosio vom J. 889 (§ 426, 6) :
c (= 11): graiiarum actio Mamertini de consulatu suo Iuliano Imp. vom
J. 362 (§ 417, 7), Claudius Mamertinus heißt der Vf. anch c. 17; d (« 10):
panegyricus Nazarii dictus Constantino aus J. 321 (§ 401, 7). — Darauf nach
der hs. Bezeichnung: ineipiunt panegyrici diver sorum VII und mit eigener
Zählung, aber ohne Nennung der Verfasser: 1 (= 8 in den Ausgg.) in
cipit pritnus, Dankrede an Cons tantin; 2 (= 7) incipit secundus, Lobrede
auf denselben; 8 (= 6) incipit tertius, Lobrede auf Mazimianus und Con-
stantinus (§ 401, 6); 4 (= 6) incipit quartus, Lobrede auf Constantiue;
5 (« 4) incipit quintus, Bede für die Wiederherstellung der Schulen in
AuguBtodunum; 6 (= 2) incipit sextus, Lobrede auf Maximian (s. A. 5);
7 (*_ 3) item eiusdem magistri memet (so Upsal., d. i. magistri memoriae;
vgl. Sachs aO. 7 [vgl. unten A. 6 Z. 16; § 416, 1 M.] Seeck aO. 714) ge-
nethliacus Maximiani Aug. — Es folgt noch als Nachtrag an die vorige
Abteilung angeschoben eine achte Rede (=» 9) hie dictus est Constantino,
filio Constantii (§ 401, 6). — Die Ausgaben befolgen die zeitliche Ordnung.
8. Ausgaben der panegyrici von JCcspimiamcs (1613), BRhenamus
(Bas. 1620), besonders JLivinkius (Antverp. 1699). Ferner CRittkebhubius
(cum notis JGruteri et Acidalii, Francof. 1607), CbbCbllabius (Hai. 1703),
J. db la Baühk (Ven. 1728), ChrGSchwabz (Altorf 1789—48), Wolfo. Jäobb
(Nürnb. 1779 H), HJAbktzbn (ütr. 1790-96 II), Valpy (Lond. 1838), u. bes.
rec. EBaehbens (Lps. 1874). — JGWalch, parerga acad. (Lps. 1721) 849.
CGHeynb, censura XII panegyricorum vett., in s. opusc. 6, 80. JBurkhabdt,
die Zeit Constantins 62. HRühl, de XII panegyricis latt, Greifsw. 1868.
FEvbsenhabdt, lectt. paneg., Berl. 1867. EBähbenb, RhM. 27, 216. MHauft
op. 3, 629. KSchenkl, Wien. Studd. 3, 118. SBbakdt, RhM. 88, 603;
§ 891 Panegyriker. 985
Eumenius (A. 4 E., darin auch Manches über Vorbilder der paneg.). KBurk-
hahd, obss. ad panegyr. lat, act. Erlang. 8, 161; Wien. Studd. 8, 170. 9, 171.
4. Über die Verfasser der zweiten Abteilung (A. 2 Z. 19) geht ans
den Überschriften nnr hervor daß Rede 6 (= 2 in den Ansgg.) und 7 (8)
von einem Verfasser herstammen (vgl. A. 2 Z. 6 v. u. eiusdem), ferner aus
einem in Bede 5 (»4), 14 mitgeteilten Briefe daß dieser Redner über
die Wiederherstellung der Schulen in Augustodunum Eumenius hieß
{vaU, Eumeni carissime nobis). Eine Mehrzahl von Verfassern bezeugt die
Aufschrift panegyrici diversorum, und gleichfalls weist darauf hin die
Sonderaufschrift zu 7 (8), wahrend allerdings die einfache Numerierung der
übrigen sie als Werke eines Verfassers könnte erscheinen lassen. Dazu
kommt daß die Reden 1—8 in die Jahre 289—318 fallen und sämtlich in
Gallien geschrieben siud. Da nun auch in anderen Reden außer 6 (» 4)
Hinweisungen auf Augustodunum sich finden und außer den zeitlichen Be-
ziehungen auch die persönlichen Verhältnisse mit denen des Eumenius Ähn-
lichkeit oder Gleichheit zeigen, so hat man dem Eumenius auch andere
Reden außer 5 (4) beigelegt und endlich OSbecx, JJ. 137, 718 alle Reden dieser
Gruppe (1 — 8) für den Eumenius in Anspruch genommen. Vielleicht rich-
tiger wird man in den panegyrici diversorum drei Gruppen scheiden : a) 1—4+5
vier Lobreden, in zeitlicher Folge von der jüngsten zu den früheren auf-
steigend, dazu anhangsweise die Rede de rest. schol , alle dem Eumenius
gehörig; ß) 6—7 zwei Reden eines unbekannten mag. mem. auf Maximian;
y) 8 Rede eines Unbekannten auf Constantin. — OSeeck, d. Reden des Eum.,
JJ. 187, 718. SBrandt, Eumenius u. die ihm zugeschriebenen Reden,
Freiburg 1882. HSachs, de IV panegyricis qui ab Eumenio scripti esse
dicuntur, Halle 1885. BKiliah (A. 6E.).
5. Die beiden ältesten Reden (Nr. 2 und 3 in den Ausgg.), auf Maxi-
mian, werden ohne genügende handschriftliche Berechtigung einem (älteren)
Mamertinus (über den jüngeren s. § 417, 7) zugeschrieben. Im cod. Ven.
ist aus jenem meinet des Upsal. (A. 2 Z. 6 v. u.) nach der Aufschrift von c
(« 11) mamertini gemacht, der Vatic. 1776 hat das unverständliche Wort
ausgelassen. Ihr Verfasser ist unbekannt (s. A. 4) : Sbbck legt auch sie dem
Eumenius bei. Die Überschrift von Nr. 3 wie der Inhalt und die enge*
zeitliche Verbindung zeigen daß Nr. 2 und Nr. 3 von euiem Verfasser
sind; s. bes. Sebck aO. Anders HRühl (A. 3) 18. Nr. 2 ist gehalten am
Geburtetage Roms (21. April) J. 289, außerhalb Roms (18. 14), im Nor-
den (12), in einer Stadt an einem schiftbaren Flusse (12), ohne Zweifel in
Maximians Residenz zu Trier. — Nr. 8 (Genethliacus) feiert Maximians Geburts-
tag (2). Auch diese Rede ist sicher außerhalb Roms (12. 19) und jenseits
der Alpen (9) J. 290 oder 291 gehalten. Seeck aO. Der Verfasser hat
schon einmal den Maximian verherrlicht und verherrlichen wollen: 1 ut
expectationem sermonis eins quem tuis quinquennalibus (1 Apr. 290) praepara-
veram hac natalis praedicatione compensem et dieendi munus, quod tunc voti
promissione suseeperam, nunc . . repraesentem. voveram autem . . ut nie
dignatione qua pridem audieras rursus audires. . . gaudeo igitur . . düatam
esse illam cupiditatem meam. neque enim orationis eius quam composueram
facio iaeturam, sed eam reservo . . decennalibus tuis. 6 sed de rebus bellicis
vktoriisque vestris . . et multi summa cloquentia praediti saepe dixerunt et
986 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
ego pridem, cum mihi auditionis tuae divina digncUio eam eopiam tribuit,
quantum potui praedicavi. Hiermit weist der Verfasser auf seine frühere
Rede (Nr. 2) hin. Diesmal beschranke er sich daher auf der Kaiser pietas
(c. 6—12) und felicitas (c. 13—18). Letzteres Thema hatte der Vf. in Nr. 2
nur kurz behandelt (9 f. 11. 13), deren Hauptinhalt die res bellicae ge-
wesen waren.
6. Dem Eumenius gehört (s. A. 4 Z. 6) die Rede über die Wieder-
herstellung der Schulen von Augustodunum (Nr. 4), gehalten gegen Ende
des J. 297 vor dem praeses prorinciae (Lugd. 1). Sie enthalt hauptsächlich die
Erklärung daß der Redner für jenen Zweck seinen Gehalt bestimme, pro
rest. schol. 1 certum habeo . . plerosque mirari quod ego, qui ab (neunte
adolescentia usque in hunc diem numquam isto in loeo dixerim et quantulum-
cumque iüud est quod . . videor consecutus exereere privatim quam in foro
(weil er Schul- und Prunkredner, nicht Gerichtsredner war) iactare maluerim,
nunc demum, sero quodam tirocinio, ad insolitum mihi tribunal adspirem.
8 relictis docendi praecipiendique rationibus. 6 (Constantium) mirari satis
nequeo, qui . . me filio potius meo ad pristina mea studio, aditum molientem
ipsum iusserit disciphnas artis oratoriae retractare. 11 sälarium me libera-
lissimi principes . . in sexcenis milibus nummum (über deren damaligen
Wert Sekck aO. 724) accipere iusserunt, . . ut trecena üla sestertia guae
sacrae memoriae magister acceperam . . geminarent. hoc ego Solarium . .
cupio ad restitutionem huius operis . . destinare. 13 litter as quibus mihi
tanti principes instituendam iuventutem commendare dignati sunt, worin (14)
zB. : auditorio huic . . te potissimum praeficere debuimus, cuius eloquentiam
et gravitatem morum ex actus nostri häbemus administratione compertam.
hortamur igitur . . ut professionem oratoriam repetas etc. 17 iUic avum
meum quondam docuisse audio, hominem Aihenis ortum, Bomae diu ceUbrem,
mox in ista urbe (Autun) . . detentum. cuius locum, in quo, ut referunt,
maior octogenario docuit etc. BKilian, der Panegyrist Eumenius, Münner-
Stadt 1869.
7. Außerdem sind wahrscheinlich auch folgende Reden dem Eumenius
beizulegen (A. 4gE.): a) Lobrede auf den Caesar Constantius (Nr. 5 der
Ausgg.) gehalten um Mitte 297 wohl zu Trier. Vgl. 4: habenda est ratio
t empor is, Caesare stante (Sbbck aO. 724) dum loquimur. Der Vorsatz wird aber
schlecht ausgeführt. 5 aliis haec (die Taten von Diocletian, Maximian und
Galerius) . . celebrabo temporibus, . . ipsis qui gessere praesentibus. Maximian
ist noch in Mauretanien beschäftigt (6). Der Verf. hat sein Lehramt und sein
Hofamt (A. 6) bereits verlassen: Er spricht wieder post diuturnum süentium
und als älterer Mann, wie es scheint (c. 1), ferner 1 : quo in genere orationis
quanta esset cura . . sensi etiam cum in quotidiana üla instituenda iuven-
tutis exercitatione versarer. . . sed cum ex Mo vetere curriculo me . . post
indultam a pietate vestra quietem (Ruhestand?) Studium ruris dbduxerü etc.
Hinweisung auf eine Rede zu Ehren des Maxiinianus 1; auf sein früheres
Hofamt 2; auf den Wiederaufbau von Augustodunum 21. b) Festrede
auf die Vermahlung Constantins mit Fausta, der Tochter des Maximian,
(Nr. 6) zu Trier gehalten J. 807. c) Lobrede auf Constantin (Nr. 7)
gehalten in Trier (22; vgl. 13) am dies natalis dieser Stadt (22), kurz
nach i Maximinians Hinrichtung in Massilia (20), J. 310. Wieder Vor-
§ 391 Panegyriker. § 892 Scriptores bist. aug. 987
satz der brevüas (1. 7). Der Verf. ist aus Augustodunum , will in der
media aetas stehen (1), bat schon erwachsene Kinder (darunter einen Sohn
tarn summa fisci patrocinia tractantem) and bat als Lehrer der Beredsam-
keit viele Schüler ad tutelam fori et ad offida palatii gebildet. Das
Lob ist sehr Btark aufgetragen, zB. 10 — 12. 21. 22. Schließlich Ein-
ladung des Const. zum Besuche von Augustodunum (22). Benutzung des
Tacitus (Agr. 12) in o. 9. d) Dankrede an Constantin, gehalten in Trier
(c. 2) J. 311 (Nr. 8) im Namen des in Flavia umgenannten Augustodunum,
für die Steuernacblässe und sonstigen Wohltaten welche Constantin bei
seiner kürzlichen Anwesenheit in der Stadt erwiesen. ' Der Schluß scheint
unvollständig. Der Vf. ist aus Augustodunum gebürtig, hat als Knabe die
Belagerung und Eroberung seiner Vaterstadt im J. 269 (WBbandeb, laudes
domini, Braunschw. 1887, 26) erlebt (c. 4) und ist ein angesehener Bürger.
Vom Christentum ist in allen Beden keine Spur, vielmehr wird der alte
Glaube mit einer gewissen Absichtlichkeit hervorgekehrt.
8. Einen Gallus rhetor sucht für den Unterricht seines Sohnes in
Rom Symmach. ep. 6, 34. Vgl. ebd. 9, 88 gallicanae facundiae haustus
requiro, non quod his Septem montibus eloquentia latiaris excessit, sed quia
praecepta rhetorieae pectori meo senex olim Garumnae alumnus immulsit.
Vgl. oben § 272, 27 u. S. 983.
9. Etwa ums Jahr 260 wurde zu Benevent eine Inschrift gesetzt.
M. Caecüio Novatüliano c. v. oratcri et poetae itUustri CIL. 9, 1672 (vgl.
1571) Wilmanns 662.
392« Von den sechs sogenannten scriptores historiae
angustae schrieben vier schon unter Diocletian, nämlich Aelius
Spartianus, Iulius Capitolinus, Vulcacius Gallicanus und Trebellius
Pollio. Unter des Spartianus Namen sind überliefert die Lebens-
beschreibungen von Hadrianu8, Aelius, Didius Iulianus, Septimius
Severus, Pescennius Niger, Caracalla und Geta, sodann unter des
Iulius Capitolinus Namen Antoninus Pius, M. Antoninus
philo sophus, Verus, Pertinax, Clodius Albinus, Macrinus, die
beiden Maximine, die drei Gordiane, Maximus und Balbinus.
Vulcacius Gallicanus verfaßte das Leben des Avidius Gassius.
Von Trebellius Pollio sind die Schilderungen der Valeriani (un-
vollständig), Gallieni, der von ihm sogenannten dreißig Tyrannen
und die des Claudius erhalten. Die ganze Sammlung umfaßt
die Kaiser von Hadrian bis Numerianus (J. 117 — 284); nur die
der Jahre 244—260 (zum Teil) sind verloren gegangen. Zeit
und Urheber der Zusammenstellung ist nicht bekannt. Gemein-
sam ist allen das Merkmal der Geistesarmut und Unfähigkeit.
Sie veranschaulichen den kläglichen Ausgang der einst von
Sueton ins Werk gesetzten persönlichen Kaisergeschichte. Denn
kläglich ist das schriftstellerische Ungeschick und das Unvermögen
988 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
der Verfasser mit den Pflichten und Rechten des Geschicht-
schreibers auch nur halbwegs anständig sich, abzufinden. Im
geringsten Quark des Fürsten- und Hoflebens bewegen sie sich
mit Vorliebe und ihre Haltung ist von vornherein eine unfreie
und höfische da sie (als höhere Beamte?) ihre Werke am Throne
niederlegen. Doch haben die Verfasser guten Willen und wollen
die Wahrheit oder was sie dafür halten sagen. Wo sie irre
fuhren sind sie eher die Betrogenen als die Betrüger.
1. Die Handschriften der ecriptores hist. aug. stammen aus einer
Quelle, da sie zB. dieselbe Lücke nach der vita des Maximus und Balbinus
haben, welche mit den Biographien der Kaiser nach Gordian III auch den
Beginn der vita Yalerianornm verschlang. In der Reihenfolge der Kaiser-
leben war in dem Archetypus schon mancherlei Unordnung, auch durch
Blattversetzung. Beste Hss. sind Bambergensis s. IX und Palatino-Vaticanus
899 s. X/XI. Auszüge, welche aus derselben Quelle wie die Hss. geflossen
sind, im Cusanus s. XII (JKlbin, eine Hb. des Nie. von Cues , Berl. 1866, 95.
Mommben, Herrn. 18, 298) und im Vatic. Palat. 886 8. XI. Ein Auszug wie
der im Cusanus lag schon im Anfang des 9. Jahrhunderts dem Sedulius
vor (§ 473, 9; Haupt, op. 3, 339. Mommben aO.). Die Hss. benennen die
Sammlung: vitae diversorum prineipum et tyrannorum a divo Hadriano
usque ad Numerianum diversis compositi. Da aber die Auszüge citieren ex
(de) vita Caesar um, so war wohl der ursprüngliche Titel e vitae Caesarum'
(Mommben aO.).
2. Ausgaben: zB. ed. princ. (von BAccursius), Mail. 1475. Aldina,
Yen. 1516. 1519. von DErabmdb (Bas. 1518 u. 5.), JGrdteb (Hanov. 1611),
ICasaubonus (Par. 1603. 1620 mit den notae von ClSalmasiub). Sammel-
ausgabe Leiden 1671 H. von UObhecht, Straßb. 1677. recc. HJobdak et
FEybbenhabdt, Berl. 1864 II u. bes. rec. HPeteb, Lps. * 1884 (dazu vgl. des-
selben auf alle Fragen bezüglich der scr. h. a. eingehenden Jahresber. im
Phil. 48, 187). — Spartiani vita Hadr. comm. ill. JCenteewall I, Ups. 1869.
3. HDodwell, praelectiones Camdenianae (Oxon. 1692) p. 32. CGHeynk,
censura sex scriptorom hist. aug., opuscula acad. 6, 52. HEDjbkben, die
scriptt. h. aug., Andeutt. z. Krit. u. Ausleg., Lpz. 1842. Mommsen, röm.
Gesch. Bd. 5. GBebnhahdy, de Script, h. a. prooemia duo, Halle 1847, FRiohter
über die scr. h. a., BhM. 7, 16. AKrause, de fönt, et aactor. scriptt. h. a.,
Neustettin 1857—74 II. HPkteb, hist. crit. scriptt. h. a., Lps. 1860. EPlkw,
de diversitate auutorum h. a., Königsb. 1869; Marius Maximus als directe
und indirecte Quelle der h. a., Straßb. 1878. EBbockb, de IV prioribus
h. a. scriptoribus, Königsb. 1869; Studd. z. d. scr. h. a., Marienwerder 1877;
Königsb. wies. Mon.-Bl. 5, 119. 6, 60. CGzwalina, de epistularum actorum-
que quae a scriptt. h. a. proferuntur fide atque auetoritate I, Bonn 1870.
CK ubkl, de fontibus IV priorum h. a. scriptorum, Bonn 1871. JJMüllek in
Büdingen Unterss. z. röm. Kaisergesch. 3, 33. ADkeinhÖfkb, de fontt. et
auetor. vitarum quae feruntur Spart. Capitol. Gallic. Lampridii, Halle 1875.
HJänicke, de vitae Hadr. scriptoribus (Halle 1875) 11. JDler, die Reisen
d. KaiB. Hadrian (Wien 1881) 73. AZeitleb, zu Spart, vita Hadriani, Eichstätt
§ 892 Scriptore8 hist. augustae. 989
1875. EPbbino, de fontt. vitarum Hadriani et Septimii Severi ab Aelio
Spartiano conscriptt., Heidelb. 1880. CGijlhbelli, gli scrittori della h. a.
studiati nelle loro fonti, Atti delF acad. dei Lincei 1880-81. AEnmann,
Phil. Suppl. 4, 356. EKlbbs, d. dynastische Element in d. Gescbichtschreibung
d. Eai8erzeitt Histor. Zeitschr. NF. 25, 227. — CPaücbeb, de latinitate
scriptorum h. a.t Dorpat 1870. FSKbauss, de praeposs. usu ap. sex scripta,
h. a., Wien 1882. CCotta, quaestt. gramm. et critt. in scripta, h. a.,
Bresl. 1888. KLessino, Studd. z. d. scr. h. a. (syntax. casuum a. Krit.),
Berl. 1889.
Zur Textkritik: ABecker, obss. critt. in etc. Bresl. 1838. HPetbb, exer-
citt. crit. in etc. Posen 1863; JJ. 129, 75. OHibschfeld, Herrn. 3, 230; Wien.
Studd. 6, 121. MHaupt,op. 3,421. 462. JObebdick, ZföG. 16,737. 19,340. 23,803.
JJCobnelissbn, coniectanea lat., Daventr. 1870; Mnemos. 11, 246. ERösinger,
Scnweidnitz 1868. JGolisch, Schweidnitz 1870. 1877 und JJ. 103, 646.
EBahbbns, JJ. 103, 649. 133, 213. Madvio, advers. 2, 630. AGbmoll, spicileg.
crit. in scr. h. a. , Wohlau 1876; die Bcriptores h. a. I, Striegau 1886.
JKlein, RhM. 34, 142. 37, 274. RPeipeb, RhM. 32, 524. A Kell erbaue h,
JJ. 115, 623 (mit Benutzung einer neuen Vergleicbung des Bamberg.).
MPetschenig, Wiener SBer. 93, 355; z. Krit. d. h. a., Graz 1885. RUngbr,
JJ. 119, 493. 123, 209. JPlew, krit. Beitr. z. d. scr. h. a., Straßb. 1886.
RBitschofsky, krit. exeg. Studd. z. d. scr. h. a., Wien 1888. EElebs, Phil.
47, 659.
4. AnDiocletian gerichtet sind folgende vitae: a) Aelius Caesar, mit
der Überschrift: Diocletiano Aug. Aelius Spartianus suus sal. In animo
mihi est, Diocletiane Aug., tot principum maxime. b) Marcus (19, 12 ut
vobis ipsis, sacraUssime imp. Diocletiane, et setnpcr visum est et videtur).
c) Veras (11, 4 praeter vestram clementiam, Diocletiane Aug.). d) Arid.
Cass. (3, 3 proposui enim, Diocletiane Aug.). e) Septim. Sever. (20, 4 reputanti
mihi, Diocl. Aug.). f) Pescenn. Nig. (9, 1 haec sunt, Diocletiane maxime
Augustorum etc.). g) Macrin. (15, 4 serenitati tuae, Diocl. Aug., detülimus,
quia te cupidum veterum imperatorum esse perspeximus). Yon diesen gehören
dem Spartianus die Leben a, e, f, dem Capitolinus b, c, g, dem Vulcacius d.
An Constantin gerichtet sind yon Spartianus das Leben des (Caracalla
und) Geta (1, 1 Constantine Auguste), von Capitolinus die Leben des Clod.
Alb. (4, 2 Constantine maxime), der Maximine (1, 1) und der Gordiane (1, 1.
34, 6). Die mannigfachen Versuche (s. A. 3) diese Lebensbeschreibungen
(namentlich hinsichtlich des Anteils des Spartianus und Capitolinus) in
Abweichung von der durchaus einstimmigen Überlieferung anderen Ver-
fassern zuzuweisen haben zu überzeugenden Ergebnissen nicht geführt. Aus
ihren Quellen (zB. Marina Maximus, Iunius Cordus; Herodianos) schöpfen
die Verfasser kritiklos und hastig, setzen oft verschiedenartige Berichte
Über dieselbe Sache unvermittelt neben einander ohne die entstehenden
Widersprüche zu merken oder ergänzen in äußerlichster Weise ihre Haupt-
quelle durch Zusätze aus anderen. Neuerdings hat HDessatj, Herrn. 24, 387,
gar dafür den Beweis angetreten daß die sechs scrr. hist. aug. niemals ge-
lebt hätten, sondern nur im Kopfe eines verschmitzten Fälschers entstanden
seien, welcher seine eigene bedenkliche Weisheit unter der Maske jener
990 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
von ihm erst zu diesem Behufe erdichteten Sechsmänner gegen Ende des
vierten Jahrhunderts ausgebracht habe.
5. Spabtian. Ael. 6, 6 de quo genere tibi aliter refert Marius Maximus,
non pentapharmacum sed tetrapharmacum appellans, ut et nos ipsi in eins
vita persecuti sumus («— Hadr. 21, 4 unice amavü tetrapharmacum). Ael.
1» 1 in animo mihi est . . non solum eos qui prineipum locum . . retentarunt,
ut usque ad divum Hadrianum feei, sed illos etiam qui vel Caesarum nomine
appellati sunt nee prineipes aut Augusti fuerunt, vel quoUbet alio genere aut
in famam aut in spem prineipatus venerunt, cognitioni numinis tui sternere.
7, 6 de quo ideirco non tacui quia mihi propositum fuit omnes qui post
Caesarem dietatorem, h. e. divum Iulium, vel Caesares vel Augusti vel prin-
cipe* appellati sunt quique in adoptionem venerunt vel imperatorum filii aut
parentes Caesarum nomine conseerati sunt singulis libris exponere, meae
8atisfaciens eonscientiae, etsi multis nuUa sit necessitas talia requirendi. Seine
Absicht war also eine vollständige Kaisergeschichte in biographischer
Form. Unbekannt ist ob diese Absicht wirklich ausgeführt wurde; jedes-
falls ist nur ein Teil erhalten. Seine Hauptqueile war Marius Maximus
(§ 881, 2). Zeitandeutung Ael. 2, 2 nostris temporibus a vestra 'dementia
Maximianus atque Constantius Caesares dicti sunt (J. 292).
Über die von Iulius Capitolinus an Diocletian und die von ihm an
C One tan t in gesandten Lebensbeschreibungen s. A. 4. Zu seiner Charakte-
ristik Gord. 21, 8 haec de Gordiano iun. digna memoratus comperimus; non
enim nobis talia dicenda sunt quae Iunius Cordus ridicuk ac stulte com-
posuit (§ 881, 4) . . . . quorum etiam scientia nulli rei pr ödest, si quidem ea
debeant in historia poni ab historiographis quae aut fugienda sint aut se-
quenda. Max. et ßalb. 4, 5 placet aliqua dici de moribus et genere, non eo
modo quo Iunius Cordus est perseeutus omnia, sed illo quo Suetonius Tran-
quilUts et Valerius Marcellinus. Maximin. 29, 6 (vgl. 28, 10) ne quid praeter-
missum esse videatur; 38, 4 ne quis me hoc nescisse crederet.
6. VüLOAc. Gall. Avid. Cass. 3, 3 proposui, Diocletiane Aug., omnes
qui imperatorum nomen sive iusta ex causa sive iniusta habuerunt in litteras
mitter e, ut omnes purpuratos Augustos cognosceres. Der Plan des Verfassen,
welcher in den Hss. vir clarissimus heißt, ging also nicht ganz so weit
wie der des Spartianus (A. 6). In die erhaltene Sammlung fand aber nur
sein Avidius Cassius Aufnahme. Eigentümlich ist dieser vita eine aus-
gedehnte Berücksichtigung der Briefe (etwa aus Aemilius Parthenianus,
§ 381, 5), deren Echtheit aber vielfach angezweifelt wird (Czwalina aO. 19).
Vgl. EEHüdbmann, Phil. 7, 586. 9, 189. BNiehuks, de Vulc. Gallic. vita
Avidii Cassü, Mimst. 1885. EKlkbs, RhM. 43, 821.
7. Vopisc. Aurelian. 2, 1 quoniam sermo nobis de Trebellio Pollione,
qui a duobus Philippis usque ad divum Claudium et eius fratrem QuintiUum
imperator es tarn claros quam obscuros memoriae prodidit, . . fuit, adserente
Tiberiano (praef. urbi J. 808?) quod Pollio muUa ineuriose, multa breviter
prodidisset. Der Anfang des Anteils von Pollio ist verloren. Er ist
der Erfinder des müßigen und schiefen Begriffs der XXX tyranni. Pollio
XXX tyr. 1, 1 scriptis iam pluribus libris, non historico nee diserto, sed
pedestri adloquio . . in unum eos (die XXX) libellum contüli, . . maxime cum
vel in Valeriani vel in Gällieni vita pleraque de his dieta . . constet. 33, 8
§ 392 Spartianuß, Capitolinus, Vulcacius Gallic, Trebellius. 991
libeüum non tarn diserte quam fidelüer scriptum, neque ego eloquentiam mihi
videor pollicitus esse, sed rem, qui hos libellos quos de vita principum edidi
non scribo, sed dicto, et dicto cum ea festinatione usw. 11, 6 ut fidelüas
historica servaretur, quam ego prae ceteris custodiendam putavi, qui quod ad
eloquentiam pertinet nihil curo. rem enim vobis proposui deferre, non verba.
XXX tyr. 31, 10 nemo in templo Pacis (dem Stelldichein der Kritiker; s. § 219, 21
Z. 6) dicturus est me feminas inter tyrannos, tyrannas videlicet vel tyrannides,
ut ipsi de me solent cum risu et ioco iactitare, posuisse. Mit diesen Worten
schickt der Verf. einen Nachtrag zu seinen 80 Tyrannen, bestehend in zwei
Tyrannen, welche an Stelle der beiden Tyranninnen (Zenobia und Victoria)
treten sollten, über die man sich lustig gemacht hatte. Wir haben die ur-
sprüngliche Fassung und den Nachtrag. XXX tyr. 31, 6 haec de XXX tyran-
nis dicenda videbantur. . . nunc ad Claudium redeo. de quo speciale mihi Vo-
lumen . . videtur edendum. Glaud. 1, 1 ventum est ad principem Claudium,
qui nöbis intuitu Constanti Caesaris cum cura in litteras digerendus est.
Claud. 11, 6 vera dici fides cogit, simul ut sciant ii qui adülatores nos aesti-
mari cupiunt id quod historia dici postulat [nos] non tacere. ebd. 3, 1 in
gratiam me quispiam putes Constantii Caesaris loqui, sed tesüs est et tua
conscientia et vita mea me nihil umquam cogitasse, dixisse, fecisse gratiosum.
10, 7 ut sit omnibus darum Constantium divini generis virum . . esse, . .
sdfms Diocletiano et Maximiano Augg. et eius fratre Galerio. Er schrieb
also noch bei Lebzeiten des ConstantiuB I (f 26 Juli 306), aber nach Voll-
endung der diocletiani8chen Thermen (Mai J. 305? Dessau, Herrn. 24, 340);
8. XXX tyr. 21, 7 in his locis fuerunt in quibus thermae Diocletianae sunt
exaedificatae, tarn aeterni nominis quam sacrati. Sein Großvater hatte unter
Aurelian gelebt und war dem Tetricus befreundet gewesen (XXX tyr. 25, 3).
Valerian. 8, 5 quoniam vereor ne modum voluminis transeam. . . ad aliud Vo-
lumen transeam. . . semper enim me vobis dedidi . . et famae, cui negare
nihil possum (also auch einer hochstehenden Person gewidmet). Gallien. 14, 2
Claudius, ut suo dicemus loco, vir optimus. Richter, BhM. 7, 20. HPeteb,
hist. crit. 9. Vgl. Mommsen, röm. Gesch. 5, 149. FRühl, RhM. 43, 597.
8. Vopisc. Aurelian. 44, 2 Herennianus teste Asclepiod oto saepe dicebat
Diocleüanum frequenter dixisse, und 44, 3 Asclepiodotus . . perhibet. Wohl
der Consul des J. 292 und praef. praei J. 296? — Gar. 18, 5 quorum (des
Diocletian und seiner drei Collegen) vitam singulis libris Claudius Eusthenius,
qui Diocletiano ab epistulis fuit, scripsit. — Über den Zccfitotiog (?) iCTOQinog
bei Ltd. magg. 3, 32 s. § 874, 4.
9. JSine wertvolle Geschichtsquelle ist das Provinzenverzeichnis
(nomina omnium provinciarum , im cod. Veron. 2 s. VI/V1I) v. J. 297;
Mommsbh, Abh. d. Berl. Akad. 1862, 489. Vgl. rev. archeol. 13, 377. 14, 369.
15, 1. EKuhm, JJ. 115, 697. CCzwalina, d. Verz. d. röm. Prov., Wesel
1881. WOhnesoroe, d. röm. Prov.-Liste I, Duisb. 1889. Dieses Verzeichnis
und Ähnliches (zB. die in der ältesten Fassung zwischen J. 386 und 450
geschriebene Notitia Galliarum; WBbambach, RhM. 23, 262) auch bei
OSeeox, notit. dignit. 247 und ARiese, geogr. lat. min. 127. S. auch Müllen-
hoff , Germania antiqua 158. — Vom J. 801 ist das edictum Diocletiani et
collegarum de pretÜB rerum venalium (dh. über die höchsten zulässigen
Preise), das aus einer Reihe inschriftlicher (lateinischer und griechischer)
992 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
Exemplare, freilich nicht vollständig, hat hergestellt werden können. Beste
Ausgabe im CIL. 3, p. 801. Nachträge ephem. epigr. 4, 180, ferner in den
Mitteil, des archäol. Inst, in Athen 6 (1880), 70; Berl. archäol. Ges., Januar
1887; BerlphWschr. 1889, 1066. Zur Erklärung besonders Mommsbn, Ber.
d. sacbs. Ges. d. Wies. 3 (1851), 1. 883 und HWWaddington, 6dit de Diode-
tien Itablissant le maximum dans l'Empire Romain, Paris 1864 (Abdruck
aus dessen Commentar zu Le Bas, inscriptions grecq. 3, 146). Vgl. Lactakt.
de mortib. persecutorum (verfaßt J. 818—14 s. § 897, 7) 7 Diocletianus
cum variis iniquitattbus immensam faceret caritatcm, legem pretiis rerum
venalium statuere conatus est : tunc ob exigua et vilia multus sanguis effusus
nee venale quiequam tnetu apparebat, et Caritas multo deteritis exarsit dorne
lex ipsa post multorum exitium solveretur.
898. Für die Rechtssuchenden und Rechtskundigen war es
immer schwieriger geworden die sich beständig mehrenden kaiser-
lichen Rechtsbestimmungen und Entscheide zu übersehen. In-
folge dessen hatte man unter Diocletian das Bedürfnis das gel-
tende Recht, soweit es auf kaiserlichen Verfugungen beruhte,
zusammenzustellen. Daher die Sammlung von Constitutionen
der Kaiser von Hadrian bis Diocletian, veranstaltet durch einen
Juristen Gregorianus (oder Gregorius?), der codex Gregorianus
Im vierten Jahrhundert wurde dieser ergänzt durch die ähn-
liche Sammlung des Hermogenianus (oder Hermogenes?)
welche in dreierlei Bearbeitungen vom J. 291 bis 365 reichte.
Beide Sammlungen sind nur in den Bruchstücken vorhanden
welche daraus spätere Rechtsbücher schöpften.
1. In den Anfahrungen dieser Sammlungen (s. zB. A. 8gE.) heißen
die Zusammensteller Gregorianus und Hermogenianus oder es werden diese
Namen adjeetivisch verwendet (wie Theodosianns = codex Theodosianus).
Da die Anführenden zeitlich weit (über 100 Jahre) von den Verfassern der
Zusammenstellung abliegen bleibt es unsicher ob jene nicht Gregorius und
Hermogenes geheißen haben (Kbögkr aO. 278). Doch sprechen wenigstens
für Hermogenianus auch die Anführungen aus der Epitome (A. 4) in den Di-
gesten. Die Sammlungen scheinen im Orient veranstaltet worden zu sein.
Krüger aO. 282. Neueste Ausgabe: Codicis Gregoriani et codicis Hermog.
fragmenta ad mss. fidem recogn. et annot. crit. instruxit GHänel, Bonn
1837 (=■ Corp. iur. anteiust. 2, 1). — Zimmern, GeBch. d. röm. Privatr. 1,
1, 167. HFJacobson, de codd. G. et H., Königeb. 1826. Hänkl's praefationes.
Rudorff, röm. RGesch. 1, 274. Huschke, ZfRGesch. 6, 279. Karlowa,
RGesch. 1, 942. PKrüobr, Quellen u. Lit. d. röm. R. 277.
2. Der Codex Gregorianus fahrte wohl ursprünglich den Titel Gre-
gori(an)i codex constitutionum prineipalium. Die älteste sichere Constitution
daraus ist vom J. 196; aber da der aus ihm geschöpfte codex Inst, auch
eine von Hadrian enthält, so wird Greg, mit diesem begonnen haben. Die
spateste Constitution des Gr. ist v. J. 295, um welche Zeit die Sammlung
§ 898 Codex Gregor, und Hermogen. § 394 Sacerdos. 993
wohl herausgegeben wurde. Diocletian und Maximianus waren darin domini
nostri genannt (collat. 1, 10). Huschke aO. 280. Ein Vorgänger war Pa-
piriu8 Iustus, § 369, 7. Ein Seitenstück ist Julians Redaction des präto-
ri8chen Edicts (§ 350, 2). Als eine Sammlung des kaiserlichen ius generale
umfaßte der cod. Greg. Constitutionen aller Art mit Ausscheidung des
Veralteten. Ordnung wahrscheinlich die auch im cod. lust. im wesent-
lichen befolgte* des Edicts. Umfang etwa 16 Bücher, ungefähr wie cod.
Theod., welcher selbst auch ad similitudinem Gregoriani atque Hermogeniani
codids (cod. Theod. 1, 1, 5) angelegt ist. Die drei letzten Bücher scheinen
das Strafrecht enthalten zu haben. Aufgenommen waren die Urkunden
selbst, mit Inscriptionen und Subscriptionen; Hauptquelle für die Samm-
lnng war das kaiserliche Archiv. Hoschkk aO. 294. 314. Krügkb aO. 280.
3. Der codex Hermogenianus wird immer nach dem Greg, ge-
nannt und es werden aus ihm nur Titel (nicht Bücher) angeführt. Er war
daher wohl eine Ergänzung des Greg. Aus dem Herrn, werden nur Re-
scripte citiert, das früheste vom J. 291. Die erste Ausgabe erschien zwi-
schen J. 814 und 324 (Mommsen, Herrn. 17, 632. Krüger aO. 282). Dann
noch zwei Ausgaben, welche die unterdessen erfolgten Bestimmungen nach-
brachten. Auch der Hermogen. war umfangreich: in den Sinai-Scholien zu
Ulpian (§ 376, 6) wird aus tit. 69 des Hermog. die 120. Constitution ange-
führt. Consult. 9, 1 — 7 weist dem cod. Hermog. noch sieben von Valenti-
nian und Valens aus J. 364 f. zu. Die letzte Ausgabe scheint somit um
365 veröffentlicht zu sein; vgl. Sedul. pasch, op. praef. (p. 172, 10 Huem.):
cognoscant Hermogenianum , doctissimum iuris latorem, tres editio-nes sui
operi8 confecisse. Hüschke aO. 291.
4. Index florent. nennt unter den Quellen der justinianischen Digesten
an letzter Stelle %E$poysviavov imtoiimv ßißlia £§, einen Auszug ans dem
iua, verfaßt ums J. 339; JGotbofredus, prolegg. ad cod. Theod. p. ccx. Die
Auszüge daraus bei Hommel, paling. 1, 185, Lbnbl, paling. 1,265. JFinestrbs,
comm. in Herrn, icti iuris epitomarum libros VI, Cervar. 1757 II. HEDibksen,
hinterlass. Schrr. 2, 482.
394. Unter der Regierung des Diocletianus schrieb wohl
der Grammatiker und Metriker Marius Plotius Sacerdos, von
welchem wir Artes grammaticae in drei Büchern besitzen, deren
drittes die Metrik behandelt und viele griechische Beispiele enthält.
1. Buch 1 und 2, durch Vindobon. 16 (Bobiensis) s. VII/VIII, zum Teil
lückenhaft, überliefert, wurde zuerst herausgegeben von Endliches und
Eichenfeld, anall. gramm., Wien 1837; jetzt in Keils GL. 6, 427. — Buch 3
(de metris), schon von E Putschi us veröffentlicht (in Keils GL. 6, 496), ist
durch Valentinianus s. IX, Leid. Voss. s. X, Paris. SGerm. 1094 s. X erhalten.
— In B. 1 u. 2 heißt Werk und Verfasser M. Claudi Sacerdotis artium
gramtnaticarwn Über I und II; vgl. noch den Schluß von B. 1 (GL. 6, 470) :
hueusque artium grammaticarum fecimuB instituta, de catholicis vero nominum
tt verborutn (= B. 2) latius exponemus. Im Anfang von Buch 3 ist der
Name richtiger Überliefert und zugleich der Inhalt des ganzen Werkes an-
gegeben, GL. 6, 496 Marius Plotius Sacerdos composui Bomae docens de
T*u»f*Ii- Schwabs, Rom. Lit.-Geach. 5. Aufl. 63
994 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
metris. Cum de institutis artia grammaticae primo libro me tradavissc
comperisset v. cL Uromius nee ei displieuisset , vel quod non absurde compo-
situs vel quod ad eius filium v. ch mihi contubernalem et aetate paene «tu-
diisque coniunetum Gaianum (wohl derselbe an welchen im cod. Inst. 3,
32, 11. 5, 43, 3. 6, 42, 26. 8, 28, 18 Rescripte des Diocletian [und Maximian]
gerichtet sind) scriptus esset, compulit ut eiiam de nominum verborum-
que ratione nee non etiam de strueturarum compositionibus qpprimendis bre-
viter laborarem. cuius praestantissimi viri iussionibus libens arbitror libro
seeundo nos explicabiliter oboedisse. nunc in hoc sive tertio sive novwimo
artium libro . . vöbis viris ampiissimis, nobüitatis splendore praedito Maximo
(Rescripte an Maximus ans den J. 294—305 im cod. lustin. 6, 9, 5. 9, 22,
18. 9, 41, 15. 10, 31, 11) et omni laude praedieabüi Simplicio (vgl. GL. 6,
509. 512), quorum et ad quos seria nonnisi de litteris exercentur, quoniam . .
me posse etiam de metris traetare iudicastis breviter esse componendum de-
crevi. — In allen. drei Büchern wird auffallend oft als Beispiel das Wort
saeerdos (um auf den Namen des Vf. hinzudeuten) verwendet, einmal GL.
6, 504, 19 benutzt Saeerdos so auch seinen Namen Marius. Als Marius
Plotius wird S. auch in einem Berner Virgilscholion citiert, JJ. Suppl. 4, 994.
Verkehrt Rufinus GL. 6, 565, 5 in der Aufzahlung von Metrikern : Saeerdos
qui et Donatus. Cassiodorius gab den Abschnitt des Saeerdos de schema-
tibus (98 an Zahl, GL. 6, 448; s. auch Cassiod. GL. 7, 215, 25) verbunden
mit Donats ars und anderem Grammatischen heraus (§ 483, 3). Zur Zeit-
bestimmung: Sac. citiert den Metriker Iuba (§ 373a, 5) und den Aqaila
Romanus (§ 388); s. Pbobi cath. GL. 4, 19, 32. Da bei Sacebdob GL. 6, 474
(=s Probi cath. GL. 4, 9) Saxon (Saxonis) und Franco (Francönis) als Bei-
spiele aufgeführt sind, so kann derselbe nicht vor Diocletian geschrieben
haben. Anderseits spielen schon Chabisius und Diomedes GL. 1, 318, 7.
534, 36 oder vielmehr deren Gewährsmann in einem Beispiel auf unsern
Grammatiker Saeerdos an; vgl. auch Dositheüs GL. 7, 393, 12. 407, 19.
HWbntzbl, symb. crit. ad lat. metr. 37. WChrist, Phil. 18, 130. 178.
Steup, de Probis 165. HKeil zu GL. 6, 417.
2. Das von B. 2 (den catholica nominum et verborum) Erhaltene ist
mit den Catholica des 60g. Probus inhaltlich nahezu gleich. Verfasser ist
aber Saeerdos, nicht Probus; s. darüber § 300, 7a. Ober B. 3 sagt der
Vf. GL. 6, 543, 15 quem de graecis nobüibus metricis lectis a me et ex his
quidquid singulis fuerat Optimum decerpto composui, trotzdem zeigt er häufig
starke Unwissenheit, namentlich auch in den teilweise von ihm selbst ge-
bildeten griechischen und lateinischen Beispielen. Westphal, gr. Metr.
I2, 133. HKeil zu GL. 6, 423. LMülleb, RiiM. 27, 284. — Verbesserungen
zu den griechischen Beispielen: Bücheleb, BhM. 37, 337.
395. Vielleicht in dieser Zeit schrieb Aelius Festus Aph-
thonius seine vier Bücher de metris, welche später um die
Mitte des vierten Jahrhunderts Marius Victorinus in sein gram-
matisches Lehrgebäude aufgenommen hat
1. Unter B. 4 der ars des Marius Victorinus (§ 408, 3) stehen die Worte
(GL. 6, 173, 32) Aelii Festi Äphthonii v(iri) p(erfectissimi) de metris omnibus
§ 394 Sacerdos. § 395 Aphthonius. § 396 Arnobius. 995
explicit liber IUI. Victorinus hatte also das Werk seines Vorgängers
(wenn auch mit mancherlei Änderungen) seiner Arbeit einverleibt Dem
Aphthonius gehören GL. 6, 31, 17—173, 31. Er handelt in B. 1 de elementis
artis, 2 de prototypis speciebus novem, 3 de coninnctis inter se et mixtis
metris, 4 de conexis inter se atque inconexis. Sonst unbekannt ist der von
Aphthonius GL. 6, 140, 3 citierte, aber nach Schultz aO. (vgl. FLbo, Herrn.
24, 283) auch sonst vorzugsweise benutzte Thacomnestus (ob Theomnestus?).
Sonst sind namentlich Caesius Bassus, Terentianus Maurus und Iuba bei
Aphthonius verwertet. — Ygl. ThBebgk, Phil. 16, 639. HEeil, quaestt.
gramm. 1 (Halle 1870), vn; GL. 6, xiv. Westphal, Metr. ls, 126. CThibmakn,
JJ. 107, 429. OHensb, act. soc. Lips. 4, 123. GSchultz, quibus auctoribus
Aphthonius in re metr. usus sit, Bresl. 1885.
396« Noch unter Diocletian gab der Bhetor Arnobius zu
Sicca in Numidien ums J. 295, nach seinem Übertritt zum
Christentum, seine zur öffentlichen Bezeugung dieses Schrittes
hastig verfaßten sieben Bücher adversus nationes heraus. Diese
Apologie hält sich überwiegend polemisch und verrät wenig Ver-
ständnis des Christentums. Den heidnischen Glauben bekämpft
sie mit rhetorischer Maßlosigkeit, Vorliebe für das Derbe und in
buntscheckiger Sprache.
1. Hibron. chron. ad a. Abr. 2343 =- 326 n. Chr. => 1079 d. St. (wahr-
scheinlich Todesjahr des Arn.): Arnobius (der Name ist griechischen Ur-
sprungs; vgl. MrjlcßLos, AReiffeb8cheid, Bresl. ind. schol. 1879/80, 10) rfietor
in Africa clarus habetur, qui cum Siccae ad declamandum iuvenes erudiret
et adhuc ethnicus ad credulitatem (dh. zum Christentum) somniis compelle-
retury neque ab episcopo impetraret fidem, quam semper impugnaverat , elucu-
bravit adversum pristinam religionem luculentissimos libros et t andern, veluti
quibusdam obsidibus putatis (datis), foedus impetravit. de vir. illustr. 79
Arnobius sub Biocletiano principe Siccae apud Africam florentissime rheto-
rieam docuit scripsitque adversum gentes quae vulgo exstant volumina. epist.
70, 5 (ad Magnnm) Septem libros adv. gentes Arnobius edidit. 68 (ad Paulin.),
10 (p. 326 Vall.) Arnobius inaequalis et nimius et absque operis sui parti-
tione confusus. Für die Abfassung der Schrift ums J. 295 (= J. 1048 d. St.)
vgl. 1, 13 trecenti sunt anni ferme, minus vel plus aliquid, ex quo coepimus
esse christiani et terrarum in orbe censeri, und 2, 71 aetatis cuius urbs Roma
in annalibus indicatur? annos ducit quinquaginta et milU, aut non multum
ab Ms minus. Hindeutung auf Christenverfolgungen der Vergangenheit
4, 36 nostra scripta cur ignibus meruerunt dari, cur immaniter conventi-
cula dirui?
2. Abhob. lt 1 quoniam comperi nonnullos . . dicere, postquam esse in
mundo christiana gens coepit terrarum orbem perisse, . . Statut pro captu ac
medioeritate sermonis contraire invidiae et calumniosas dissolvere criminationes.
Dies geschieht in B. 1, welches zuletzt in eine Rechtfertigung der Anfänge des
Christentums verläuft. Dort c. 62 die Behauptung: Christus inter emptus est
non ipse, sondern homo quem induerat et secum ipse portabat. B. 2 ver-
63*
996 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
gleicht die Lehren der Philosophie und des Christentums and giebt eine
gnostisch gefärbte Psychologie. B. 3—5 bekämpfen die heidnische Mytho-
logie, B. 6 und 7 den Tempel- und Bilderdienst, Opfer- und Schauspiele.
Seine Quellen nennt Arn. nicht, obwohl er seine Vorgänger, unter den
Griechen besonders den IlQOTQBnzmoq des Clemens Alex, (diesen in B. 4—6),
stark benutzt hat. Am meisten Ausbeute liefern ihm Epikureer (wie Lu-
cretius, vgl. EKlussiiann, Phil. 26, 362. Jessen, Lucr. u. sein Verhältn. zu
Catull und Späteren, Kiel 1872, 17), Rationalisten (wie der Euhemerus
des Ennius), Antiquare wie Varro und bes. Cornelius Labeo, s. § 390, 1;
Tgl. KBubesch, Klaros 128. Durch die Menge des zusammengerafften Stoffes
hat Arn. auch antiquarischen Wert.
3. Kenntnis des Alten Testaments verrät Arn. nicht, und von dem
Neuen nur sehr ungenaue (Oehlkb p. xm). Die Göttlichkeit Christi gründet
er fast ausschließlich auf seine Wunder, welche 1, 48 in einer Weise aus-
geführt werden daß es zweifelhaft erscheint ob Arn. die Evangelien selbst
gelesen hat. An ihm selber bewährt sich keineswegs seine Behauptung
(1, 58): numquam veritas sectata est fucum, nee quod exploratum et certum
est circumduci se patitur orationis per ambitum longiorem; eher seine lockeren
Ansichten über Sprachungeschicklichkeiten 1, 69. Häufung rhetorischer
Figuren, zB. 2, 39—42 fortwährend die Anaphora und rhetorische Frage
ideirco (deus) animas misit ut etc. Besonders liebt Arn. die sinnverwandten
Ausdrücke un verbunden neben einander zu rücken. Der Schluß des Werkes
entbehrt der abschließenden Redaction, verschiedene Fassungen derselben
Gedanken stehen neben einander u. dgl. G Kettner, Cornel. Labeo 35.
4. Der Text des Arn. beruht einzig auf Paris. 1661 s. IX (s. oben
§ 368, 5), worin die Schrift Adversus nationes betitelt ist. Ausgaben
zB. von Geleniu8 (Bas. 1546. 1560), Cantebus (Antv. 1582), Ubsinus (Born
1583), Elmenhobst (Hanov. 1603. Hamb. 1610), Stewechics (Antv. 1604),
Salmasius (Leid. 1651), in Gallandi bibl. patr. 4, 138 und von Obkrthüb
(Würzb. 1783). Ed. JCObelu, Lps. 1816. Comm. instr. GFHildkbhand,
Halle 1844. Bei Miqne, curBUs patrol. 6 (Par. 1844), 718 (allerhand Abhandl.
ebd. p. 351. 1291). Bec. 111. FOehleb, Lps. 1846; bes. rec. AReiffebschejd
(mit ausführlichem index verborum et locutionum), Wien 1875.
6. Ober Arnobius vgl. ThHüg, PRE. I8, 1747. JMecbsiüs, criticua
Arnobianus, Leid. 1598. JCBulenoeb, eclogae ad Arn., Tolos. 1623. Le
Noubbt, apparat. ad bibl. patr. 2, 257. AEbebt, LdMA. 1*, 64. KBFbakckk,
Psychol. u. Erkenntnislehre des Arn., Lpz. 1878. Leckelt, des Arn. Sehr,
adv. nat., Neisse 1884. — EKlussmann, emendatt. Arnob., Lps. 1863; Phil.
26, 623; Jen. Lit.-Z. 1875, 566. RElusshann, curae afric, Gera 1883.
ThHüg, Beitr. zur Krit. lat. Pros. (Bas. 1864) 21. MZink, BlfbayrG. 7, 295.
8, 292; im Bamberger Progr. 1873; JJ. 111, 865. FPauly, ZföG. 27, 897.
MBastoen, quaesti de locis Arnob., Münst. 1887.
397. Des Arnobius Schüler in der Beredsamkeit, Lactan-
tius Firmianus, Lehrer der Rhetorik in Nikomedia, später
im Westen Lehrer des Prinzen Crispus, zeichnet sich vor allen
christlichen Schriftstellern aus durch die Reinheit und Glätte
§ 396 Arnobius. § 397 Lactantius. 997
seiner nach den besten Mustern gebildeten Darstellung. Auch
hat ihm sein Übergang zum Christentum die Dankbarkeit gegen
die Quellen aus denen er bisher seine geistige Nahrung ge-
schöpft nicht gemindert Weniger regelrecht als seinen Stil fand
die spätere Zeit seinen Glauben. Von seinen zahlreichen Schriften
in Prosa und Versen sind die bedeutendsten auf uns gekommen :
seine sieben Bücher Institutionum dmnarum, eine populär ge-
haltene Darlegung und Verteidigung der christlichen Lehre als
der höchsten Wahrheit, welche wir auch in kürzerer Fassung be-
sitzen; De opificio dei, eine gemeinverständliche Anthropologie
aus christlichen Gesichtspunkten; De ira dei, eine ähnliche Be-
arbeitung der Lehre von Gott. Fanatisch wie keine andere Schrift
des Lactantius, sonst aber seiner Weise durchaus nicht un-
ähnlich ist die unter dem Namen L. Caecilius überlieferte ge-
schichtlich wichtige Tendenzschrift über das Ende aller Verfolger
des Christentums von Nero bis Galerius und Maximinus Daza.
1. Hiebon. de vir. 111. 80 Firmianus, qui et Lactantius (in vielen
Hes. heißt er sonst Lucius Caecilius [oder Caelius] Firmianus Lactantius,
8. A. 7 und vgl. auch § 321, 10), Arnobii discipülus, 8 üb Diocletiano prin-
cipe accitus cum Flavio grammatico, cuius de medicinalibus versu compositi
extant libri (vgl. contra Iovin. 2, 332 Vall. Marcellum Sidetem et nostrum
Flavium hexametris versibus disserentes; Ps.-Plin. de re med. 8, 14), Nico-
mediae rhetoricam docuit et penuria discipulorum , ob graecam videlicet civi-
totem, ad scribendum se contulit. . . hie extrema senectute magister Caesaris
Crispi, filii Constantini, in Gallia fuit, qui postea (J. 326) a patre inter-
fectus est. chron. ad a. 2833 = 815 n. Chr. Crispum Lactantius latinis
litteris erudivit, vir omnium suo tempore eloquentissimus , sed adeo in hoc
tnta pauper ut pHerumque etiam necessariis indiguerit. epist. 70, 6 (ad
Magnnm) Septem libros adversus gentes Arnobius edidit totidemque discipülus
eins Lactantius, qui de ira quoque et opificio dei duo Volumina condidit;
quo8 si legere volueris diälogorum Ciceronis in eis lmxo\ij\v reperies. 58, 10
(ad Paulin.) Lactantius quasi quidam fluvius eloquentiae tullianae utinam
tarn nostra afßrmare potuisset quam facile dliena destruxit! Lactant. inst.
5, 2 ego cum in Bithynia oratorias litter as accitus docerem. 1, 1 professio
. . illa oratoria in qua diu versati non ad virtutem, sed plane ad argutam
malitiam iuvenes erudiebamus. . . multum tarnen nobis exercitatio illa fietarum
lüium contulit ut nunc maiore copia et facultate dicendi causam veritatis
peroremus. 3, 13 equidem tametsi operam dederim ut . . dicendi assequerer
facullatem propter Studium docendi tarnen eloquens numquam fui, quippe qui
forum ne attigerim quidem. Lact, ist ans dem Westen des Reichs, da
er die Römer als nostri (inst. 1, 5. p. 11, 2 Fr.) den Ghraeci (ebd. p. 2, 17)
gegenüberzustellen pflegt; wenn er Schüler des Arnobius war, wird er wohl
auch in Afrika geboren sein.
2. Hikron. vir. ill. 80 habemus eius Symposium, quod adukscentulus
scripsit (A. 8 E. u. § 449) , 'OdotitOQinbv de Africa usque Nicomcdiam scriptum
998 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
versibus, et alium Ubrum qui inscribitur Grammaticus, et pulcherrimum De ira
dei et Institutionum divinarum adversum gentes libros VII et yEmxo\tT]v
eiusdem operis in libro uno acephalo et Ad Asclepiadem libros II; De per-
secutione Ubrum unum; Ad Probum epistolarum libros IV; Ad Severum
(vgl. vir. ill. 111) epistolarum libros II; Ad Demetrianum auditorem suum
epistolarum libros II; Ad eundem de opificio dei vel formatione hominis
Ubrum unum. Auf den Grammaticus bezieht sich wohl GL. 6, 209, 11
nostra quoque memoria Lactantius de metris 'pentameter' inquit et * tetra-
meter\ Die Briefe ad Probum stammen vielleicht noch aus der vorchrist-
lichen Zeit des Lact, und behandelten (vorzugsweise) Gegenstande aus dem
Gebiete der Gelehrsamkeit: Rufin. GL. 6, 564 Firmianus ad Probum de
metris comoediarum sie dicit etc. Hibbon. comm. in ep. ad Gal. (opp. ed.
Vall. 7, 1, 426) Laetantii nostri quae in tertio ad Probum volumine de hoc
gente (Galatae) opinatus sit verba ponemus. FOsann, Beiträge 2, 365.
OHense, acta soc. phil. Lips. 4, 139. FLeo, Herrn. 24, 293. Die Briefe ad
Demetriauum erörterten Christliches. Hiebon. epist. 84, 7 (ad Pammach. et
Oc.) Lactantius in libris suis et maxime in epistolis ad Demetrianum Spi-
ritus saneti omnino negat substantiam et erröte iudaico dicit eutn vel ad
patrem referri vel ad filium; und comm. in ep. ad Gal. 4* 6 multi per im-
peritiam seripturarum, quod et Firmianus in oetavo (? Vall.: altero) ad De-
metrianum epistolarum libro facti, asserunt spiritum s. saepe patrem, saept
filium nominari etc. Damasus an Hieronymus (Hier. opp. ed. Vall. 1, 1, 159)
fateor tibi, eos quos mihi iampridem Laetantii dederas libros ideo non libenter
lego quia et plurimae epistolae eius usque ad mille spatia versuum tenduntur
et raro de nostro dogmatt disputant; quo fit ut et legenti fastidium generet
longitudo et si qua brevia sunt scholasticis magis sint apta quam nobis, de
metris et regionum situ et philosophis disputantia* Die Absicht eine eigene
Schrift gegen die Juden zu schreiben (inst. 7, 1 extr. sed erit nobis contra
Iudaeos separaia materia, in qua illos erroris et sceleris revincemus) scheint
Lactantius nicht ausgeführt zu haben.
3. De opificio dei. Widmung (nicht vor J. 304): quam minime sim
quietus, etiam in summis necessitatibus (vgl. A. 1), ex hoc libello poteris
existimare, quem ad te rudibus paene verbis, . . Demetriane, perscripsi, ut et
quotidianum Studium meum nosceres et non deessem tibi, praeeeptor etiam
nunc, sed honestioris rei meliorisgue doctrinae (als früher in der Beredsam-
keit). . . profiteor nulla me necessüate vel rei vel temporis impediri quominus
aliquid exeudam quo philosophi nostrae seetae quam tuemur instruetiores
doctioresque in posterum fiant. . . tentabo . . corporis et animi . . ra-
tionem explicare. Auch das Leibliche wird eingehend behandelt, nach
Aristoteles und den Stoikern, teleologisch und theologisch. Yirgil und
Lucretius werden öfters angeführt, letzterer bekämpft. Schluß (c. 20) : hacc
ad te, Demetriane, interim paucis et obscurius fortasse . . peroravi; quibus
contentus esse debebis, plura et meliora lecturus si nobis indulgentia caelitus
venerit. tunc ego te ad verae phüosophiae doctrinam et planius et verius
cohortabor. statui enim quam mülta potero litteris tradere quae ad vitae
beatae statum spectent, et quidem contra philosophos. . . incredibüis enim vis
eloquentiae etc. Offenbar eine Hindeutung auf die institutiones , welche
hiernach vielleicht ursprünglich gleichfalls seinem Schüler Oemetrianus ge-
§ 397 Lactantius. 999
widmet waren; vgl. A. 4. Ausgabe der Schrift cum notis DEbasmi (Bas.
1529. Par. 1529), Willichii (1542).
4. Lact, inatit 1, 1 (p. 4, 4 Fr.) veritatis, cui asserendae atque ülustrandae
septem volumina destinavimus. . . quae licet possit sine eloquentia defendi,
. . tarnen claritate ac nitore sermonis (vgl. 5, 2 ornate copioseque) ülustranda
. . est, ut potentius in animos influat (p. 2 n. M.). 8% quidam prudentes . .
instituiicnes civilis iuris compositas ediderunt, . . quanto melius nos . . di-
vinas institutiones litteris persequemur. VgL de ira 2 horum imperitiam
tarn coarguimus in secundo divinarum institutionum libro. quos ex parte tarn
refutavimus in quarto supra dicti operis libro. 11 docuimus in nostris in-
stitutionibus. 17 quibus in sexto libro institutionum satis respondimus.
Buch 1 hat in den Hss. die Überschrift De falsa religione; B. 2 de origine
erroris; 3 de falsa sapientia; 4 de vera sapientia; 5 de iusütia; 6 de vero
cultu; 7 de vita beata. Das Christentum will Lact, erweisen als cum sölam
religionem tum etiam et solam et veram sapientiam (5, 4 extr.); es ist ihm
die geoffenbarte veritas und iustitia. Seine Vorgänger Minucius Felix,
Tertullian und Cyprian nennt (zB. 5, 1) und benützt er, des Cyprian testim .
ad Fortun. namentlich auch für die Bibelcitate. Sehr häufig citiert er aber
auch klassische Schriftsteller, besonders Cicero und Virgil, nächstdem
Lucretius und Ovid (Met. und Fasti), ferner Enniut, Plautus, Terenz, Lu-
cilius, Horaz, Persius, Varro, Sallust, Seneca u. a. Die Abfassung fällt zwi-
schen J. 307 und 310. In einem Teile der Hss. finden sich mehrfach An-
reden an Kaiser Constantin (zB. 1, 1. 2, 1. 3, 1. 4, 1. 5, 1. 6, 3. 7, 27) und
andere Zusätze, welche einen bei L. öfters wiederkehrenden Gedanken, daß
das Böse die notwendige Bedingung des Guten sei, erweiternd ausführen
(2, 8. 7, 5. de opif. 19). Sie stammen nicht von Lactanz, gehören aber wohl
noch ins vierte Jahrhundert. Vgl. bes. SBrandt, die dualist. Zusätze u.
d. Kaiseranreden bei L., Wien. SBer. 118. 119.
5. Außer den Institutiones selbst ist auch der von Lactanz selbst ge-
fertigte (SBbaädt, ArchflatLez. 6, 286) Auszug daraus erhalten. Eingang:
quamquam divinarum institutionum libri quos iam pridem ad iüustrandam
verüatem religionemque conscripsimus ita legentium animos instruant ut nee
prolixitas pariat fastidium nee oneret ubertas, tarnen horum tibi epitomen
fieri, Pentadi frater, desideras. . . faciam quod postulas, etsi diffieüe videtur
nsw. Erste vollständige Ausgabe von CMPfaff (Par. 1712), dann JDavis
(Cantabrig. 1718). Hs. s. VII zu Turin.
6. Hxbbos. comm. in ep. ad Ephes. 4, 26 (opp. 7, 1, 628 Vau.) Fir-
mianus noster De ira dei docto pariter et eloquenti sermone conscripsiL Die
Schrift bekämpft hauptsächlich die Epikureer. Vgl. c. 22 haec habui quae
de ira dei dicerem, Donate carissime, ut scires quemadmodum re feileres eos
qui deum faciunt immobilem, restat ut more Oiceronis utamur epilogo ad
perorandum . . . illorum persuasionem revincamns qui sine ira deum esse
credentes dissolvunt omnem religionem. Als seine Quelle behauptet er (c. 1)
doctrinam dei, ohne dies aber je zu beweisen; vielmehr beruht die ganze
Begründung auf eigener und fremder Erwägung. Die Abfassung nach den
instit. erhellt aus c. 2. 11 und 17 (b A. 4).
7. Die Schrift de mortibus persecutorum (vom Ende 313 oder
Anfang des J. 314, Ebbrt aO. 123, FGöbbbs, Phil. 36, 597) ist durch eine
1000 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
Hb. überliefert, Paris. Colbert. 1297, und nach dieser zuerst herausgegeben
(Paria 1679) von StBaluze (Miscell. 2, 1. 347). Über eine neue Abschrift
der Hs. durch GLaubmann s. KHalm, Wien. SBer. 50, 161. Überschrift:
Lucii Caecilii liber ad Bonatum confessorem de ro. p. Anfang: audivit do-
minus orationes tuas, Bonate carissime. . . ecee . . ecclesia rursum exurgit. . .
excitavit enim deus priticipes (Cona tantin und Licinius) qui tyrannorum ne-
faria et cruenta imperia resciderunt etc. c. 35 hoc edictum proponäur Nico-
mediae prid. Kai. Maias (d. J. 311; über dieses Toleranzedikt des E. Ga-
lerius s. JBklseb, Eilwangen 1889). tunc apertis carceribus, Bonate carissime,
. . . liberatus es, cum tibi carcer sex annts pro domicilio fuerit. 48 Nico-
mediam ingressus . . die id. Iun. (d. J. 313) . . litter as proponi iussü. . .
«ic ab eversa ecclesia usque ad restitutam fuerunt anni decem, tnenses plus
minus quattuor. Die genaue Kenntnis aller Vorgänge in Nikomedia (dar-
über C Webner, Saalfeld 1885), die Widmung an Donatus (vgl. A. 6), die
große Übereinstimmung des Wortschatzes (s. u.) und häufige Anführungen
aus Virgil (auch Horaz) machen nahezu gewiß daß die Schrift wirklich
die von Hieronym. (s. A. 2 Z. 5) de persecutione betitelte ist, L. Caecilius
(oder Caelius) also mit Recht Ton Hss. unter den Namen des Lact, auf-
geführt wird. Die knappe Darstellung des Schriftchens, gegenüber der
Redseligkeit der Institutionen, erklärt sich aus der Verschiedenheit des
Gegenstandes, der leidenschaftliche Ton aus dem Siegesjubel nach langer
unmittelbarer Gefahr und lange verhaltenem Grolle. Übrigens hatte es
schon inst. 5, 23 geheißen: quidquid adver sum nos mali prineipes moliuntur
fieri ipse (deus) permittit. et tarnen iniustissimi persecutores . . non se pu-
tent impune laturos. . . veniet, teniet rabiosis ac voraeibus lupis merces sua,
qui iustas et simplices animas nullis facinoribus admissis exeruciaverunt.
Davon ist die vorliegende Tendenzschrift (de mort.) die Ausführung. Die
Bedenken von NLeNourry, OFFritzbchb (ed. p. vni) u. a. sind nicht triftig.
Wenn auch die stilistische Haltung der Schrift von derjenigen der Insti-
tutiones naturgemäß abweicht, so stimmt doch Wortschatz und Syntax mit
diesen vollständig überein, s. VKehbein, quis scripserit libellum de mort.
persec, Münster 1877. — JBubckhabdt, Constantin' 39. 68. 289. 299. 309.
O Rothfuchs, qua historiae fide Lactantius usus sit in libro de m. pere.,
Marb. 1862. Hunzikeb in Büdingers Untersuch, z. röm. Kaisergesch. 1, 117
und bes. AEbebt (über den Verf. des Buches de m. p.), Lpz. SBer. 1870,
115 — Schulausgabe von FDübneb, Paris 1879.
8. Unter dem Namen des Lactantius (Lactatius im Veron.; im Paris,
fehlt die Überschrift) ist ein Gedicht de ave phoenice im elegischen
Maß (170 Vv.) überliefert Auch im Schriftchen de dubiis nominibus
(§ 495, 8) ist es achtmal unter dem Namen Lactantius angeführt, GL. 5,
577. 578 usf. Älteste Hss. Paris. 13048 s. VIII (Bährenb, RhM. 30, 308),
Veron. s. IX (Ueep, Begrüßungsschr. d. Lpz. Phil. Vers. 1872, 46) und
Leid. Voss. Q. 33 s. X. Benutzt ist das Gedicht von Gregor von Tours de
oursu stellarum p. 861, 1 A.-K. quod de Phinice Lactantius referi usw. Vgl.
MHaupts Ausg. von Ov. Hai. p. 67. — Gedruckt in den meisten Ausgaben
des Lactanz, in Buhmanns Claudian p. 1035, Wernsdobfs PLM. 3, 298,
Rieses Anth. lat. 731, neuesten e in LJeeps Claudian 2 (1879), 211 (rec.
ARiese) und in Bährens' PLM. 3, 253. — Sonderausgaben von AMabtdu
§ 397 LactantiuB. 1001
(Lüneb. 1825), HLbyser (Quedlinb. 1839). — Das Gedicht ist rhetorisch
wortreich and zeigt neben der herkömmlichen mythologischen Phraseologie
so viele biblische Anklänge, dann besonders so viele Ähnlichkeit in Aus-
drucksweisen und Anschauungen mit solchen des Kirchenvaters Lactantius
daß an dessen Verfasserschaft festzuhalten ist. Die Anklänge an das Ge-
dicht in Claudians Phoenix (§ 439, 6) erklären sich daraus daß Claudian
der Nachahmer, nicht der Nachgeahmte ist. Vgl. AEbebt, Lit. d. MA. ls, 97.
ARiese, RhM. 31, 446; in Jeeps Claudian 2, 190. HDbchent, BhM. 35, 39.
ThBibt, ebd. 34, 8. Gegen die Urheberschaft des Kirchenvaters FRitschl,
op. 3, 806. GGötz, act. soc. Lips. 5, 322. EBähbehb, RhM. 29, 200. 30, 308;
JB. 1873, 220; zu den PLM. 8, 248. — Vgl. noch HKlapp, Wandsbecker
Progr. 1875 p. xv. — Über eine angelsächsische poetische Bearbeitung des
Gedichtes s. Gäbleb in Wülckers Anglia 3, 491.
Zweifelhafteren Ursprunges ist das carmen de passione domini (de bene-
ficiiß suis Christas; MManitius, RhM. 45, 156). Die 55 Disticha de pascha
gehören dem Venantius Fortunatus (carm. 3, 9). Über die Zuteilung der
Rätsel des 'Symphosius' an Lactanz s. § 449.
9. Lact, ppricht seine Bewunderung des Cicero sehr oft unbefangen
aus, zB. de opif. 1 und 20. inst. 1, 15. 3, 13. 7, 1. Nennt er doch sogar
den Ovid einen poeta non insuavis (de ira 20). Auch Beine positive Christ-
lichkeit, so ehrlich und eifrig sie ist, hat keine Spur dogmatischer Klügelei
und Starrheit. So behauptet er auch (inst. 5, 3) : non idcirco a nobis deum
creditum Christum quia mirdbüia fecit, sed quia vidimus in eo facta esse
omnia quae nobis adnuntiata sunt vaticinio prophetarum. Schon Hieronymus
(s. A. lf.) und Sidonius (ep. 4, 3 instruit ut Hieronymus, destruit ut Lac-
tantius, adstruit ut Augustinus) vermissen bei L. dogmatische Correctheit.
Vgl. FWAmmon, Lact. opin. de relig. in syst, redig., Erlangen 1820.
O verlach, die Theologie des Lact., Schwerin 1858; Dorpater Zeitschr. f.
Theol. IV. Um so allgemeiner war die Anerkennung seiner Latinität.
JAKrebs, de stilo Lact., Halle 1706. MNKobtholt, de Cicerone christiano
Lactantio, Gießen 1711.
10. Handschriften von Lact, (außer mort. pers., A. 7) sind zahl-
reich, zB. ein Bononiensis s. VII und die Fragmenta Floriacensia (de opif.
dei) in Orleans (im cod. 169; S Brandt, Wien. SBer. 110, 167); Puteaneus
s. IX in Paris; SGaller Palimps. 213 (inst, SBrandt, Wien. SBer. 108, 231)
u. a. Ausgaben zB. ed. princeps Rom 1465 (das erste in Italien ge-
druckte Buch), von XBetuleus, Bas. 1563.- MThovasius, Antv. 1570. Gal-
lasus, Leid. 1660. JGWalchiüb, Lps. 1715. CAHeumanm, Gott. 1736. Bec.
et notis ill. JLBlnemann, Lpz. 1789. Ed. JBLeBbun et NLehglbt du Freshoy,
Par. 1748 II. Ed. Obebthüb, Würzb. 1783 II. In Gallandi Bibl. patr.
4, 229. Ed. OFFkitzsche, Lps. 1842. 1844 (Gebsdobfs bibl. patr. 10, 1. 2).
Bei Migne, patrol. T. VI u. VII (Par. 1844). Im Druck neue Ausgabe von
GLaubmann und SBrandt (Bd. 19 des Wiener corp. scrr. eccl. lat.) —
LkNoubbt, apparatus ad bibl. patr. 2, 3,571 ff. Walch vor s. Ausg. JG Gebet,
de Lact., Wittenb. 1722. PBebtold, Prolegg. zu Lact., Metten 1861. AEbebt,
(s. A. 8) 1*, 72. JGThMullkr, quaest. Lact., Gott. 1875. TEMbcchi, Lat-
tanzio e sua patria, Fermo 1875. PMeyeb, quaestt. Lact. I, Jülich 1878.
1002 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletiaxras).
SBbandt, die dualistischen Zusätze u. die Kaiseranreden bei Lact, nebßt
einer Unters, üb. d. Leben des L., Wien. SB er. 118. 119.
398. Aus der Zeit vor dem amtlichen Siege des Christen-
tums scheint eine Anzahl von Schriftwerken in gebundener Form
zu stammen, welche sich mit Unbefangenheit oder gar Heiter-
keit auf dem Boden der alten Götterwelt bewegen und die über-
lieferten Formen meist mit leidlicher Sicherheit handhaben. Da-
hin gehören etwa die sog. Catonis disticha, eine Schulsamm-
lung von Sittensprüchen, aus je zwei Hexametern bestehend, in
vier Büchern, welche noch das ganze Mittelalter hindurch eine
große Rolle gespielt hat. Ferner das von fast modern sentimen-
taler Naturschwärmerei erfüllte Pervigilium Veneris, welches,
in wohlklingenden trochäischen Septenaren verfaßt, die Venus
als die belebende Macht des Alls verherrlicht und zur Festfeier
anläßlich der sich im Frühling erneuenden Natur auffordert.
Auch das kleine scherzhafte Epos, welches den Namen des
Vespa trägt, ist wohl aus dieser Zeit, weiterhin des Repo-
sianus Erzählung über die Verbindung von Mars und Venus,
die Distichen des Pentadius, sowie die Rede des Achilles beim Ver-
nehmen der Trompete des Diomedes, der Brief der Dido an
Aeneas, und dergleichen Nachbildungen von Mustern der klas-
sischen Zeit.
1. f Catonis disticha'. Die Sammlung im Paris. 2659 s. IX ist
betitelt Über (quartus) Catonis philosophi, im Paris. 8320 s. X (wohl durch
Vermischung mit Seneca) : Catonis Cordub', im Veron. 163 s. IX dicta Marci
Catonis ad filium suum (vgl. § 121). Scaliger erwähnt einen vetustissimus
codex Bosii mit der Überschrift : Dionysii Catonis disticha de moribus ad
filium; doch ist von dieser Handschrift sonst nichts bekannt und der Name
Dionysius vielleicht durch die in derselben Handschrift befindliche prißcia-
nische Übersetzung (§ 481, 7) der Periegese des D. veranlaßt (Haupt, op.
1, 376). Der Name f Cato' soll die Sprüche wohl nur als weise bezeichnen;
vgl. HJobdan, RhM. 14, 277. ß. I enthalt 40, II 31, III 44, IV 49 Sprüche.
B. II, III, IV haben dazu noch eigene (die Sammluog empfehlende) Vor-
reden, welche zu Buch I nur verloren zu sein scheint Die zu ß. II kennt
noch das pharmaceutische Lehrgedicht des Macer (§ 228, 5). IV, 49 ist
eine Art Nachwort. Die Sprüche geben, nicht selten in geschickter Fas-
sung, eine hausbackene neutrale Moral, welche wohl für Unterrichtszwecke
zugerichtet war (4, 28 disce, sed a doctis, indoctos ipse doceto, Propaganda
etenim est rerum doctrina bonorum; 27 discere ne cessa: cura sapientia
crescit, 48 fac discas. Sie haben eine monotheistisch -humanitäre Richtung,
ohne spezifisch christliche Färbung, manche (wie 1, 26, 2, 26. 3, 3. 4, 26)
sogar eine gut heidnische, und auch die Abmahnung von sortes (2t 12)
und von blutigen Opfern (4, 14. 38) ist frei von christlicher Begründung.
§ S98 Catonis diüticha. 1003
Die Sprüche über Behandlung der Frauen und Sklaven tragen gleichfalls
diesen Charakter (vgl. 4, 44 cum servos . . famülos dicas, homines tarnen
esse memenio, und 3, 12 uxorem . . nee retinere velis — ihrer dos zu Liebe
— si coeperit esse molesta). Der Mangel an rhetorischem Schmucke wird
4, 49 entschuldigt: Miraris versus nudis me »cribere verbis? Hoc brevitas
fecit, sensu coniungere binos. Sprache (mage; offieiperdus 4, 42) und Vers-
bau Bind noch ganz ertraglich. Alles führt darauf, daß die Sammlung noch
aus guter Zeit stammt, etwa saec. III— IV n. Chr. Vindicianus (Ende von
s. IV, 8. § 432, 12) kennt sie bereits.
2. Der Sammlung voraus geht eine prosaische von 66 ganz kurzen
Sprüchen mit eigenem Vorwort (Cum animadverterem quam plurimos gra-
viter in via morum errare, suecurrendum opinioni eorum . . fore existimavi,
maxime ut gloriose viverent . . nunc te, füi carissime, docebo etc.), von an-
derem Verfasser und* wohl auch aus spaterer Zeit, sogar aus verschie-
dener. Denn während Nr. 1 — 40 auf dem Standpunkte des Altertums
stehen (zB. 5 foro pare; 28 pugna pro patria), so tritt in den späteren
(zugleich etwas wortreicheren) der christliche Ursprung stark hervor (53
miniine iudica; 64 alienum noli coneupiscere). In den früheren (meist aus
zwei Worten bestehenden) ist ebenso deutlich die Sorge für die Schulzucht
ausgeprägt (Nr. 11. 26. 27. 38); vgl. 36 ff. trocho lüde, aleam fuge. Utteras
disce. Die Fassung schwankt in den Handschriften vielfach.
3. Verzeichnis der zahlreichen und alten Handschriften (von s. IX an)
bei Hauthal p. iv und Bährens p. 206. Nachträge und Kritisches bei
RPeipeu, ZfdeutschePhil. 6, 165. 169. KSchekkl, ZföG. 24, 486; Wien. Studd.
5, 166. MBonnet, rev. de phil. 7, 23. LFontaine, rev. de phil. 4, 177.
CCipolla, riv. di fil. 8, 617. HJMüllek, Bymb. ad emend. Script, lat. I
(Berl. 1876), 15—23. — Neuere Hauptausgabe von OAkntzbn (Utr. 1736 u.
1764. Darin auch die Abhh. von Boxhorn und Canneqieter de Catone).
Catonis philosophi liber . . ad fid. vetust. libr. mss. rec. FHauthal, Berl.
1869. Jetzt in Bährens' PLM. 3, 206. — Mittelalterliche Übersetzungen
und Bearbeitungen: FZarncke, der deutsche Cato; Gesch. der deutschen
Übersetzungen der im MAlter unter dem Namen Cato bekannten Distichen,
Lpz. 1852; und: Eine vierte Umarbeitung der sog. dist. Cat. (in leonin.
Hexam.;, Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1870, 181. IFeipalik, der altböhmische
Cato, SBer. der Wiener Akad. 36, 211. ATobler, d. altvenezian. Übersetz,
der Sprüche des Dion. Cato, Abh. d. Berl. Akad. 1883. MOGoldberg, d.
caton. Dist. in d. engl. u. franz. Lit, 1 der engl. Cato, Lpz. 1883. JNeiiab,
d. altengl. Cato, Gott. 1879; ABeets, de dist. Cat. in het middel neder-
landsch, Groningen 1885.
4. Auch andere Fassungen desselben und ähnlichen Inhalts sind auf
uns gekommen. Einzelne Sprüche, je aus einem Hexameter bestehend, be-
titelt sententiae gener ales in singülis versibus, oder monosticha de moribus
ineerti, auch proverbia Catonis philosophi, meist gut nach Inhalt wie Fas-
sung (aus Hss. s. IX— XI) in AL. 716. PLM. 3, 236. Den 68 einzeiligen
Sprüchen sind drei auch im Tone verschiedene zweizeilige beigemischt.
Elf Hexameter mit der Überschrift Catonis (philosophi) de musis PLM.
3, 243. Über Benutzung der Catonischen Sprüche in Columbani Carmen mo-
nostichon s. Bährens' PLM. 3, 213. 240.
1004 Die Kaiserzeit. Drittes Jahrhundert (Diocletianus).
5. Pervigilium Veneris. Es ist durch die Parisini 10818 (Sal-
masianus) und 8071 (Thuaneus, 8. § 476) überliefert und tragt in jenem
die Überschrift: per uirgilium Veneris trocaico tnetro. sunt uero uersus (dh.
Gedichte in dem betr. Abschnitte der Sammlung, ARiese, Anthol. lai
1, xxi) XXII. Es besteht aus 93 Versen, welche durch den Kehrvers cras
amet gut numquam amavit quique amavit cras amet in Strophen Von un-
gleichem Umfang (mindestens 4 Versen) geteilt sind. Die religiöse An-
schauungsweise ist universalistisch und zeigt zugleich Einfluß der Philo-
sophie. Venus ist als Genetriz aufgefaßt, deren Dienst durch Hadrian auf-
gefrischt worden war, und ihre Feier als ein Frühlings- und Blumen- Fest.
Als Lokal ist Sizilien gedacht (v. 49 ff.). Die Darstellung ist rhetorisch
belebt, auch nicht frei von Schwulst, aber warm und schwungvoll. Der
Verfasser zeigt griechische Bildung, klingt jedoch auch einmal (v. 86) an
Virgil(Aen. 11,468) an. Melancholischer Schluß: t7Za(die Nachtigall) cantat,'
nos tacemus, quando ver venu meum? quando fiam uti ehelidon et tacere
desinam? was im Geiste des Gedichts auf Verjüngung durch die Liebe
deutet. Afrikanische Latinität braucht in dem öfters (v. 4. 6. 12. 24. 34. 38.
46 f. 61. 88 Buch.) und teilweise frei gebrauchten de nicht gefunden
zu werden. Ähnlich findet sich dasselbe zB. bei Reposianus (v. 30).
6. Die Nachfrage nach dem Verfasser des Pervig. muß bei der Natur
der Sache erfolglos bleiben. Viel Ähnlichkeit hat das Gedicht mit Versen
des Annius Florus (§ 348, 8), welcher das gleiche Versmaß anwandte, und
mit seinem Kehrvera erinnert es an die Weise des Nemesianus. Itaque
acquiescendum in hoc erit ut medio inter Florum et Nemesianum tempore,
h. e. secundo vel tertio p. Ch. n. saeculo, conditum Pervigilium esse sta-
tuämus : so Bücheleb aO. p. 61. Es näher dem Zeitalter der Antonine zuzu-
rücken könnte die vorherrschend heitere Stimmung des Gedichts und sein
verhältnismäßig reiner Geschmack geneigt machen, wenn dergleichen nicht
tröge. LMüller setzt es vielmehr ins dritte oder vierte Jahrh. So auch
EBährens (unedierte lat. Gedichte, Lpz. 1877), welcher das Gedicht ohne
irgend genügende Gründe dem Tiberianus (§ 401, 9) zuschreibt. In JJ. 106,
494 wird es sogar in den März des J. 476 gesetzt, indem v. 73 f. auf die
Mutter des Romulus Augustinus bezogen wird.
7. Ed. princ. von Pitboeus, Par. 1677 (darüber HOvoht, rev. de philol.
9, 124). Dann zB. von Webnsdobf (PLM. 3, 426. 463), ECFScbuleb (Gott.
1812), JCObblli (an s. Phaedrus), in den Abhh. von Hbidtmann, Göbbl,
OMülleb (s. unten) und sonst, zB. (von FLindemann) Lps. 1862. Adnotabat et
emendabat FBücbbleb, Lps. 1869. In ARiesbs AL. 1, 200, bei EBähbbns,
unedierte lat. Ged. (Lpz. 1877), 39; PLM. 4, 292. — Darüber HPaldamus
(Greifsw. 1830), GHHbidtwann (Greifsw. 1842), TbBbbgk (Halle 1869), OJacobi
(Lund 1867). OMülleb, de Annio Floro (Berl. 1866) p. 18. — ECGobbl,
de ephymniis (Gott. 1868) p. 66. Zur Textkritik: JJScaliobb und AStatius,
rev. de phil. 9, 124. JFbei, BhM. 10, 196. FBucublsb, ebd. 16, 446.
LMülleb, JJ. 8S, 689. JMäblt, Phil. 23, 366. KScbbnsl, ZföG. 18, 233.
EBäbrbks, JJ. 106, 66. 107, 66. JWMackail, journ. of phil. 17, 179.
8. Vespae iudieium coci et pistoris iudice Vulcano (99 Hex.) im cod.
Salmas. und Thuaneus (A. öA.); AL. 199. PLM. 4, 326. Der Inhalt ist ein
§ 398 Pervigilium Veneriß, Reposianus, Pentadius u. a. 1005
Wettstreit zwischen Koch und Bäcker. Der Schiedsrichter, Vulcanus, ur-
teilt daß beide ihren Wert haben und daher das Streiten unterlassen
sollten. Das Ganze ist ein Scherz, hat die Form des Wettkampfes mit
dem Idyll gemein und schließt sich zugleich an die rhetorischen inaivoi
und rpoyoi an. Vgl. des Meleager ?on Gadara lt%i&ov xcrl qpaxifc cvyxQusiq
(Athen. 4, 167 B). Vgl. § 151, 2 E. 274, 1. 306, 8. Auf Rom als Boden
deutet zB. die crustula am ersten Januar (v. 46 vgl. 16). Der Bau der
Verse ist elegant, Ton und Ausführung nicht ohne Anmut. Auf das zweite
oder dritte Jahrh. weist daß der Verfasser von sich sagt: ille ego Vespa
preeor cui divae saepe dedistis per multas urbes popülo spectante favorem
(v. 3 f.). Er ist also ein reisender Literat (Rhetor), der im römischen Reiche
umher Vorstellungen in seiner Kunst giebt, wie Apuleius und viele andere
in der Zeit der neueren Sophistik. Als Rbetor kennzeichnet ihn der Gegen-
stand des Gedichts und der Schulgeruch seiner Witze; vgl. 44 Satyros —
saturos; Panes — partes; 82 gallos — Gallos, sowie das Spiel mit der Doppel-
bedeutung von ius v. 29. 60. 6? Gelehrt ist die spondeische Messung von
quasi (v. 82 f.). Auch in der griechischen Literatur (besonders Mythologie)
zeigt der Verfasser Kenntnisse und spricht sein Heidentum mit einem
heiteren Behagen aus, welches von Störung durch das Christentum noch
nichts weiß. Daß v. 6 zur Empfehlung des Gedichtes angeführt wird:
aliquid quoque iuris habtbit, scheint auf eine Zeit zu deuten als die Juris-
prudenz noch in Blüte stand. Vgl. Tedffkl, Studien u. Charakt. (1. Aufl.) 458.
Haupt, op. 3, 20.
9. Reposianus de concubitu Martis et Veneria (182 Hex.) zB. bei
Weknsdobf, PLM. 4, 319. AL. 253. PLM. 4, 348. Neben halbsentimentaler
Naturbeschreibung (eines Waldes, v. 33) zeigt der Verfasser eine lüsterne
Phantasie und etwas leichtfertige Grundsatze (140. 178). Die Cäsuren und
Verschleifungen sind regelrecht, doch fällt auf 93 tuo einsilbig, 126 graiiosa
als gratjosa. Weknsdobf aO. 4, 62. Blbckhabdt, Constantin1 148. ERohde,
gr. Rom. 108, A. 1. — Kritisches: EBähbens, RhM. 31, 605, welcher Repo-
sianus für einen Zeitgenossen des Dracontius (§ 476) ansieht; vgl. auch
dem., unedierte lat. Ged. (Lpz. 1877) 10. — Von einem Modestinus ein
hübsches Epigramm (11 Hex.) auf den schlafenden Amor, AL. 273 (vgl. p. x).
PLM. 4, 360.
10. T. Caesius Taurinus widmet das Bild seines Vaters T. Caesius
Primus, welcher Fruchtbändler war, der Fortuna quae tarpeio coleris vicina
Tonardi mit einer Inschrift von 23 Hex., jetzt in Präneste (CIL. 14, 2852,
Bormanns Anth. lat. 1, 80. Wkbmsdobf, PLM. 4, 309), welche fälschlich
hierher gesetzt wurde; sie stammt vielmehr aus J. 136 n. Chr.
11. Von Pentadius (vgl. § 397, 5) enthält der cod. Salmasianus
(§ 476, 1) sechs Gedichte im elegischen Maße, AL. 234. 236. 266. 266—268.
PLM. 4, 343—345. 858—359. Davon sind drei größere (de fortuna, de
adventu veris, auf Narcissus) echoici; e. § 26, 4; die übrigen Epigramme.
12. Von ungenanntem Verfasser und eine rhetorische Stilübung ist
das Schreiben der Dido an Aeneat, ehe eie sich den Tod giebt, in 150 Hexa-
metern (wovon 5 Einleitung, deren Schluß: cui grata voluptas esse potest
modicum dignetur amare poetam), bei Wsbnbdobf PLM. 4, 439 (vgl. p. 56 f.).
1006 Die Kaiserzeit. Drittes u. viertes Jahrhundert.
AL. 83. PLM. 4, 271. Stofflich nach Virgil, die Art der Ausführung
ovidisch. Der Aufwand an rhetorischen Figuren, Sentenzen u. dgl. ist
groß, zweimal wiederholt sich die Künstelei einer refrainartig behandelten
Wendung (42 fll., 100 fll.), Häufigkeit der Alliteration. Äußere Form tadellos
(132 quöd vor h). Glaubensbekenntnis 121: esse deos natura docet, non esse
timendos rerum facta probant Wohl erst aus dem vierten Jahrhundert (s.
auch das Asyndeton 124 Inprobe dure nocens crudelis perfide fallax Officiis
ingrate meis).
13. Die wortreiche Bede des Achill in parthenone cum tubam DUh
medis audisset (89 Hex.) mit Anklängen an Stat. Achilleis, ist gleichfallt
eine rhetorische Schularbeit (suasoria), nicht ohne sprachliche Anstöße
(38 Indicativ in indirecter Frage, 55 sed Danais comes esse placet, denn so
schrieb der Verfasser, 57 Atridi; vgl. Dbacont. 8, 587. 449. 548) und proso-
dische und metrische Fehler (v. 12. 47. 66. 70. 71. 72. 80). Auch ßie
wird erst in das vierte Jahrhundert gehören. Wkrrbdobf PLM. 4, 425
(vgl. p. 64 f.). AL. 198. PLM. 4, 322.
399. Endlich verfaßte gegen Ende des dritten oder im
ersten Drittel des vierten Jahrhunderts Iulius Valerius
Alexander Polemius seine lateinische Bearbeitung des griechischen
Romans des Aesopos, bez. des Pseudo-Kallisthenes über Alexander
den Großen.
1. Titel: Iuli Valeri Alexandri v. c. Polemi res gestae Alexandri
Magni translatae ex Aesopo Graeco. Der Übersetzer oder vielmehr der
Bearbeiter der in 3 Bücher (ortus, actus, obitus Alexandri) zerlegten Schrift
ist vielleicht dine Person mit dem Gonsul Polemius des J. 838. IGbion, i
nobili fatti di Alessandro Magno, Bologna 1872, p. xxvi. Kluge (§ 412, 4)
und Grion haben nicht ohne Wahrscheinlichkeit demselben Verfasser das
sog. Itinerarium Alexandri (unten § 412) beigelegt, welches in der einzigen
Hs. (Ambros. P 49 sup. s. IX/X, 8. A. 3) auf die Alexandergeschichte folgt
und dort die Inschrift trägt incipit itinerarium eiusdem. Jedesfalls ist in
dem Itinerarium (verfaßt J. 341—345) unser lateinisches Alexanderbuch
schon benutzt. CKluge, de itiner. Alex. 84. IZacheb, Pseudocallisthenes 48.
Anderseits scheinen die Bezeichnungen des Alexander als victoriosissimus
und des Darius als dominus et deus (2, 33) auf Abfassung nicht vor J. 270
zu deuten (Landgraf, ZfÖG. 83, 429. Schöner, d. Titulaturen d. röm. Kaiser,
acta Erlang. 2, 449) und ebendahin führt der Hinweis auf die Erweiterung
Roms unter Aurelian (1, 26. KBoysen, Phil. 42, 410), wogegen die Nicht-
erwähnung Konstantinopels bei der Aufzählung der größten Städte (1, 26)
auf Abfassung vor der Verlegung der kaiserlichen Residenz nach Kon-
stantinopel (J. 330) hinweist. — Citiert wird das Alexanderbuch bei [Skroids]
explan, in Don. GL. 4, 557, 25 in historia Alexandri Magni legitur ' iubet
omne facessere famulitium ut arcanum sermonem tuto committeret9, welches
Citat auf iT 3, 18—20 zutrifft.
2. Die Sprache ist voll provinzieller und volksmäßiger Fremd-
artigkeit und Wunderlichkeit und könnte auf nichtitalische Herkunft des
Übersetzers hinweisen (zB. ac si =» quasi; anguina «■■ angues; antistarc «=
§ 399 lulius Valerius. § 400 Übersicht. 1007
antistüem esse; continentia — Inhalt [eines Briefes] ; vgl. § 480, 5) ; industriari,
iübere m. Dat.; nuptiae = nuptiarum; penita n. pl.; prae m. Accus.; «edere
= gefallen, oft; thoracam acc. u. a.). Vgl. CKluqe aO. 46. 61. GLandgraf,
phil. Bundsch. 1881, 126; ZföG. 33, 429 and Eüblers Index verbb. et locut.
— Eingestreute Verse nach dem Vorgange des Originals (§ 28, 3).
3. Hand sc h ri f t e n : Taurinensis (palimps.) s. VII, nur sehr unvollständig
erhalten (Schriftprobe: Zangbmeibter- Wattenbach, exempla codd. lat. T. 26).
Ambros. P 49 sup. s. IX/X. Paris. 4880 s. XIII. Über dieselben JZachkb,
Pseudocallisthenes aO. Kübleb v. b. Ausg.; Herrn. 22, 627; riv. di filol.
16, 361. — Außerdem sind wichtig die Auszüge der Schrift, der ausführ-
lichere im Ozon. coli. corp. Chr. s. XII (darüber DVolkmann aO.) und der
von JZacher herausgegebene (Iul. Valerii epitome, Halle 1867) — Aus-
gaben: ed. princ. von AMai (an s. Ausg. des itiner. Alex.), Mailand 1817;
dann in dessen Classici auctores 7 (Rom 1835), 59. 102; ferner (zusammen
mit der ed. princ. des griechischen Textes von C Müller) an FDübnebs
Arrian, Paris (Didot) 1846. Jetzt besonders rec. BKübler, Lps. 1888. —
Ober die Alexander- Sagen und -Bücher überhaupt JZacher, Pseudocallisthenes,
Halle 1867. PMeter, Alexandre le Grand dans la litt, franc. du moyen-
äge, Par. 1886 IL — Kritisches usw.: WWackbrnaoel u. JMähly,
ZfdeutschePhilol. 1, 119. 3, 416. HMcdsel, JJ. 99, 282. EBäbrens, ebd.
105, 636. AEbbrhard, i. d. Festschr. f. WCrecelius, Eiber f. 1882, 22.
GLandgraf, ZföG. 33, 429; v. s. Ausg. der Tita Alex. M. des Archipresb.
Leo, Erl. 1885. HBönsch, ZföG. 33, 898. MManitius, ebd. 36, 739. CBoyskn,
WschrfklPh. 1884, 388; Phil. 41 u. 42. DVolkmann, in Iul. Val. coniectanea,
Pforte 1884.
4. Gleichfalls aus dem Griechischen sind übersetzt 'Alexandri Magni
regia Macedonum et Dindimi regia Bragmanorum de pbilosophia per litteras
facta collatio', und 'Epistola Alexandri Macedonis ad Aristotelem magistrum
suum de itinere suo et de situ Indiae', beide in alten Hss. s. IX fll. über-
liefert, zuletzt gedruckt an BEüblbbs Iul. Val. p. 169. Vgl. denselben in
VolluOllbrs romanischen Studd. 1888, 203. RSabbadini, riv. di fil. 15, 534.
Citiert wird die epistola p. 205, 6 Eübl. in der Schrift de dubiis gener.
GL. 5, 586, 22 ut Alexander 'palus erat sicca9.
D. VIERTES JAHRHUNDERT n. Chr.
400, Dem vierten Jahrhundert prägen zwei Tatsachen seinen
Charakter auf: der amtliche Sieg des Christentums und die Ver-
legung der kaiserlichen Residenz nach Eonstantinopel. Schon
unter Diocletian hatte Rom aufgehört der Aufenthalt des Kaisers
zu sein. Indem Constantin nunmehr dem neuen Geist eine neue
Statte schuf wurde Rom sich selbst überlassen und bewahrte
nur um so länger seinen antik heidnischen Charakter. Der Sieg
des Christentums enthält den Bruch mit der alten Welt, zugleich
aber die Rettung ihrer Kultur, da die siegreichen Barbaren,
1008 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert.
hätte nicht das Christentum sie gezügelt, die abendländische Bil-
dung erbarmungslos zertreten hätten. Damit daß das Heiden-
tum aufhörte die Staatsreligion zu sein war jedoch das
Christentum noch nicht selbst Staatsreligion geworden; seine
Anhänger sind zwar begünstigt, die Vielgötterei wird zuerst in
ihren Auswüchsen, dann allmählich in ihren Lebensäußerungen
bekämpft und verboten, in der Hauptsache aber herrscht bis
gegen das Ende des vierten Jahrhunderts Gleichberechtigung und
Religionsfreiheit. In die Minderzahl gedrängt umklammern die
charaktervolleren Anhänger des alten Glaubens desto leiden-
schaftlicher dessen Formen, wiewohl vergeblich, da jener längst
in der Auflösung begriffen war und die äußeren Verhältnisse
sein Ende nur beschleunigten.
Dem Christentum aber brachte sein Sieg auch Gefahren*
Manche Abweichungen und Gegensätze in seiner Mitte, welche
zur Zeit der gemeinsamen Verfolgung unbemerkt geblieben waren,
wurden jetzt der Anlaß tiefgehender Spaltungen und gegenseitiger
Zerfleisch ung. Das treue Bekenntnis genügte nicht mehr: man
forderte eine bestimmt vorgezeichnete Form desselben, und schon
jetzt begann der Glaube in einseitiger Rechtgläubigkeit und
äußerer Eirchlichkeit zu erstarren. Die unbefangene und freund-
liche Stellung zur alten Bildung, welche Minucius Felix und noch
Lactanz eingenommen hatten, wich bewußter Abkehr, und erst
nach dem völligen Erlöschen des Heidentums fand sich sehr
allmählich die Ausgleichung. In der lateinischen Literatur hat
das Christentum jetzt die Zeit seines Glanzes: Ambrosius, Hiero-
nymus und zum Teil auch Augustinus gehören diesem Jahr-
hundert an, doch zeigt sich auch auf diesem Gebiete dieselbe
wissenschaftliche Unselbständigkeit und Abhängigkeit der latei-
nischen von den griechischen Schriftstellern, an welcher die
römische Literatur überhaupt seit ihrem Entstehen krankte.
Jenen großen Lichtern gegenüber hat das Heidentum einen
Symmachus aufzuweisen. Überhaupt fehlt es der Zeit nicht an
Leben, wohl aber an Eigenart. Greisenhaft wie sie ist zehrt sie
von den Erinnerungen an die Vergangenheit. Die Rhetorik hat
fortwährend das Übergewicht und zählt viele Namen, aber we-
nige von einigem Glänze. Sie beginnt ihren Einfluß auch auf
die Rechtswissenschaft zu erstrecken, welche darüber nun noch
die frühere Festigkeit und Sicherheit des sachlichen Ausdrucks
einbüßt. Die Grammatik tritt die alten Geleise aus und schreibt
§ 400 Übersicht. 1009^
uuverdroasen Vorgänger ab (Charisius, Diornedes). Die Geschicht-
schreibung lebt ebenso von Aus- und Abschreiben, wie Aurelius
Victor, Eutropius und Festus zeigen, und nimmt einen höheren
Flug nur in dem wackeren Ammianus Marcellinus. Die Dichtung
wird als Zugabe der prosaischen Stilistik behandelt, hat daher
einen starken Schulgeschmack und bewegt sich mit Vorliebe in
allerhand Künsteleien, vergnügt sich an centones u. dgl. Die
zahlreichen christlichen Dichter, deren bedeutendster Prudentius
ist, leiden unter der Unvereinbarkeit der alten Maße mit dem
neuen Inhalt und unter der sich stets steigernden Unsicherheit
im Formalen: sie unterscheiden sich aber oft durch Einfachheit
und Innigkeit zu ihrem Vorteil von dem hohlen Wortprunk der
heidnischen dieser Zeit. Ja, es gewinnen allmählich besonders
durch sie volksmäßig nach dem Wortaccent gebaute Verse und
der Reim auch in der Literatur Geltung.
1. Hauptschrift: JBubckhabdt, die Zeit Constantins des Großen (Basel
1863. Lpz.' 1880), bes. '185. 183. 273. 487. Auch vgl. Mommsen, Lpz.
Ber. 1850, 69. 212.
2. Das Wanken aller Verhältnisse und das immer gewaltigere Ein-
strömen barbarischer Horden erregt selbst auf Seiten der siegreichen Kirche
das Gefühl als ob die Tage des Reiches gezählt wären. Hiebonym. ep. 60
(ad Heliod.), 16 harret animus temporum nostrorum ruinös persequi. . . ro-
manus orbis ruü, et tarnen cervix nostra erecta non flectitur. Zum Ver-
hältnis zwischen der alten Bildung und dem Christentum vgl. ebd. 22 (ad
Eustoch.), 29 quid facti cum psalterio Horatius? cum evangeliis Maro? cum
apostolo Cicero? cum ante annos plurimos . . Ierosolymam pergerem biblio-
thtca, quam mihi Bomae summo studio ac labore confeceram, carere omnino
non poteram. üaque . . lecturus Tullium ieiunabam. post noctium crebras
vigilias . . Plautus sumebatur in manus. si quando . . propJtetas legere cot-
pissem, sermo horrtbat incultus. Da habe er eine Erscheinung gehabt als
würde er vor Gericht geschleppt, gegeißelt und ihm zugerufen: Ciceronianus
es, non Christianus.
3. Für die tatsächliche Religionsfreiheit sind bezeichnend Zusammen-
stellungen wie bei Firmic. math. 8, 24: sacerdotes, prophetas, aruspices,
rtligiosos* Rhetorische Übertreibung ist es wenn Mamertinus (grat. act. 23)
behauptet, man habe unter den christlichen Kaisern nicht gewagt zum
Himmel zu blicken, aus Furcht in den Verdacht des Sonnendienstes (28;
vgl. panegyr. 6, 12. Firm. math. 1, p. 14. 5, p. 115. Anth. gr. [ed. 1794] 3,
p. 148 f. AL. 388) zu kommen. Anderseits war Julians Regierung für die
Christen mehr eine Versuchung als eine Verfolgung. Vgl. Hikbon. ad a. 2378
« 361 : Iuliano ad idohrum eultum converso blanda persecutio fuit, inliciens
magis quam impeUens ad' sacrificandum. in qua multi ex nostris voluntate
propria corruerunt Aus seiner Zeit ist vielleicht der Hymnus auf Luna,
§ 21, 8. J. 382 Auftreten Gratians (J. 376—383) gegen den Polytheismus;
Tsuthl-Schwabb, Köm. Lit.-Gesoh. 5. Aufl. 64
1010 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
seit 394 (Theodosius) offene Verfolgung desselben. — Äußerung des Sym-
machus: epist. 3, 11 trahit nos usus temporis in argutias plausibüis ser~
monis. . . spectator veteris monetae solus super sum, ceteros delenimenta aurium
capiunt. . . te autem non paeniteat scriptorum tneorutn ferre noviiatem.
4. Im vierten Jahrhundert beschäftigt sich schon die metrische Theorie
eingehend mit dem Unterschiede der quantitierenden (metra) und der accen-
tuierenden (rhyihmi) Verse. Mar. Victor. GL. 6, 206 rhythmus quid est?
verborum modulata composüio non metrica ratione, sed numerosa scansione
ad iudicium aurium examinata, ut puta vduii sunt cantica poetarum vul-
garium . . . metrum est ratio cum modulatione, rhythmus sine ratione metrica
modulatio. JHukmer, Unterss. üb. d. ältesten lat.-christl. Rhythmen, Wien
1879. Vgl. auch § 62, 2.
5. Die ältesten uns erhaltenen Handschriften lateinischer Schriftsteller
reichen (mit ganz geringen Ausnahmen, zB. § 262, 9) nicht über das
vierte (oder das dritte?) Jahrhundert zurück. Übrigens ist die Zeitbestim-
mung der ältesten Hss. unsicher. Verzeichnisse der Hss. von a. I — VII
nach der Zeitfolge bei EHübker, Grundr. z. Gesch. u. Encykl. d. klass. Phil.,
Berl. 1876, 29. PhBersu, d. Gutturalen, Berl. 1885, 13.
6. Die lateinische Kirche holte ihre Waffen gern aus den unerschöpf-
lichen Zeughäusern der griechischen und die alten lateinischen Ober-
setzungen griechischer christlicher Werke waren von bedeuten-
dem Einfluß auf die Verbreitung des Christentums und sind zum Teil von be-
sonderem Werte zur Kenntnis namentlich auch der volkstümlichen lateinischen
Sprache. Leider lassen sich Verfasser nnd Zeit der Übersetzungen nur in
wenigen Fällen sicher bestimmen. Solche alte Übertragungen sind außer
den oben § 373, 10 angeführten, zB. vorhanden von den Clemens- und
Ignatiusbriefen (FXFunk, Tüb. Quartalschr. 63, 137; d. Echtheit der Ignat.
Briefe, Tüb. 1883, 139. PdsLagarde, d. lat. Überss. d. Ign., Abhh. d.
Gott. Ges. d. W. B. 19 [1882]), von der %Uiq (clavis) des Melito von Sardes,
f um J. 176 (Pitra, apicil. Solesm. 2, ziu. 1 und anall. sacra 2 [1884]),
von dem Jesaias - Commentar des Basileios von Caesarea, f J. 379 (Bibl.
Casinensis 4 [1880], 392), von der Schrift iibqI %cttavv£ea>g des Io. Chrvso-
Stornos, f J. 406 (Monum. tachygr. ed. WSchmitz, fasc. 2; vgl. § 191, 6
Z. 16 u. $ 443, 4), von der tcxo^Ca rj izqos Auvoov (historia Lausiaca)
des Palladiua (f um J. 426) und von vielen anderen griechischen Lebens-
beschreibungen, Meinungen (vitae, sententiae patrum) und Predigten grie-
chischer Gottesmänner, von der Himmelsleiter (xltfiag TiaQccdeioov, scala
paradißi) des Joannes Scholasticas (f um J. 600) u. a. Vgl. auch § 433, 5.
486. 480, 11. 483, 11. 494, 2 u. sonst.
1. Erste Hälfte des vierten Jahrhunderts«
401. Dem Constantinus (Alleinherrscher von J. 323
— 337) fehlte es nicht an Sinn für Literatur; er verfaßte auch
selbst Denkwürdigkeiten, von welchen jedoch nur wenige Spuren
erhalten sind. Er betrachtete aber die Literatur nur als Mittel
§ 401 Constantinus. 1011
für die Zwecke seiner Herrschaft, und ließ sich daher auch
gern die Lobreden gefallen welche man ihm öffentlich hielt.
Fünf derselben sind auf uns gekommen, darunter drei von
dem Rhetor Eumenius, eine von Nazarius. Von den übrigen
Rhetoren kennen wir zwei auch als Schriftsteller über Rhe-
torik, Marcomannus und Titianus, beide als Quellen des C. Iulius
Victor.
1. Ltdüs de magistr. 2, 30 zotig &iaXi£soi KcovazavzCvov, ag avzog
oUsla cpmvji YQ<*V>(*S dnoXiXoutev. 3, 33 KcavazavrCvog . . mg avzog 6 ßaoi-
Xsvg iv toig eccvrov Xsysi ovyyQa(i{ia<SLv. . . noXvg av iv zij nccidsvosi Xoyoov,
Predigten des Const. vor seinem Hof and sonstigen Zuhörern. Euseb. vita
ConBt. 4, 29-33. Borckhabdt, Constantin1 277. Victor epit. 41, 14 nutrire
arte» bonos, praecipue studia litterar um; legere ipse, scribere, meditari.
Eütbop. 10, 7 civilibu8 artibus et studiis liberalibus deditus. Optatianus an
Const. p. 3, 6 Müll, eius imperatoris qui inter belli pacisque virttttes . . etiam
Musis tibi famüiaribus plaudis ut . . huius etiam studii in te micet splendor
egregius. Eine Probe von Constantins Eunstnrteil § 403, 1. Die in seinem
Namen verfaßten Erlasse haben den seit Diocletian dafür aufgekommenen
schwülstigen Stil, welcher, der übermenschlichen Stellung des Redenden
entsprechend, den Ton himmlischer Offenbarungen affectiert. M Voigt, drei
epigraphische Constitutionen Constantins d. Gr., Lpz. 1860. Ober seinen
Sohn Constantius sagt Victor Caes. 42, 22 litterarum ad elegantiam prü-
den* atque orandi generi leni iucundoque, nach seinem Tode aber die epit.
42, 18 facundiae cupidus; quam cum assequi tarditate ingenii non posset
aliis invidebat.
2. Gesetze Constantins vom J. 321, 326, 333 (Cod. Theodos. 13, 3)
bestätigen den vom Staat angestellten Professoren und den Ärzten samt
ihren Familien die Befreiung bes. vom Decurionat und vom Kriegsdienst.
Er Belbst schreibt an Optatianus p. 4, 6 Müll.: saeculo meo scribentes di-
centesgue non aliter benignus auditus quam lenis aura prosequitur, denique
etiam studiis meritum a me testimonium non negatur. Vgl. Victor aO. (A. 1).
3. Geschichtschreiber des Constantin: Eusebios1 ßtog Kmvazavzlvov in
unredlicher, unterwürfiger Weise (Bubckhardt, Constantin1 307. 381. 334.
372); Praxagoras, Bemarchios, Eunapios, sämtlich in griechischer Sprache.
— Erst aus dem späten Mittelalter stammt ein Büchlein de Constautino
magno eiusque matre Helena (e codd. primus ed. EHetdenreich, Lps. 1879 ;
andere Literatur: JJ. 127, 603).
4. Über des Eumenius Festrede auf die Vermählung Constantins mit
Maximians Tochter Fausta und zwei andere Reden desselben vor Con-
stantin s. § 391, 7 b. c. d.
5. Panegyricus auf Constantin (Nr. 9; § 391, 2E.), gehalten zu An-
fang 313, nach Constantins Bückkehr von seinem italienischen Feldzug, in
Trier durch einen Nichtrümer, welcher semper res a numine tuo gestas prae-
dicare solitus est (1). Der Feldzug wird verhältnismäßig einfach erzählt,
da die Tatsachen selbst laut genug sprechen. Daß Const. - ihn contra
64*
1012 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
haruspicum monita (2) unternommen habe wäre später wohl nicht mehr
oder anders gesagt worden. Über das Verhältnis zur folgenden Rede
(Nr. 10) 8. A. 6. Cicero heißt summus orator (19), Virgil tnagnus potta (12).
Anspielung auf Virgil isches (quantae molis sit 24) und Horazisches (? disten-
tus 24 ; vgl. Hob. b. 2, 6, 40). Kühnere Wendungen werden entschuldigt {ut
sie dixerim 1).
6. Hiebon. chron. ad a. Abr. 2340 = 322 n. Chr. Nazarius rhetar
insignis habetur. Vgl. ad a. 2352 = 335: Nazarii rhetoris filia in eloquentia
patri coaequatur. Pontacus gab ihr den Namen Eunomia, wohl nach AL. 767
(aus Paris. 8319 s. XI) * Laus domnae Eunomiae sacrae Virginia9 und 768
'item laus Eunomiae \ In diesen Gedichten wird sie als christliche Jung-
frau und als feeunda libris (768, 2; vgl. 767, 3 alta sapis . . . profunda
rimaris) gefeiert. Auson. prof. Burdig. 15, 9 (gloria fandi) Nazario et claro
quondam delata Paterae (A. 7) egregie multos exeoluit iuvenes. Seinen
Namen trägt eine Lobrede auf Constantin vom J. 821 (Nr. 10; vgl. § 391, 2).
Es ist Constantins 15. Regierungsjahr (2) und beatissimorum Caesarum quin-
quennia prima (1. 2. 38). Der Caesar Crispus hat schon kriegerische Lei-
stungen hinter sich (36 f.) und Constantinus Caesar kann schon schreiben (37).
Der Kaiser selbst ist abwesend (3), wird aber nichtsdestoweniger fort-
während angeredet. Die Eroberung Roms (J. 312) pridie (prideml) prolixius
mihi dieta sunt (30). Dies geschieht in der in den Ausgaben (nicht in den
Hss.; s. § 391, 2) vorausgehenden Rede Nr. 9 (s. A. 5); daher man auch
diese dem Naz. zugeschrieben hat. Doch ist die beiderseitige Eigentüm-
lichkeit dieser Annahme nicht günstig. Dieselbe Person heißt in 9 Pom-
peianus, in 10 Ruricius. In 9 ist Historisches (bes. aus der römischen
Geschichte) häufig, in 10 selten. Der religiöse Standpunkt ist in 9 allgemein
deistißch (13. 26), in 10 etwas mehr christlich gefärbt (bes. 7, vgl. auch 14).
Die Vorliebe des Naz. für Substantivbildungen (ratioeinator, auxiliator, dis-
criminatrix, eoncüatrix, incitatrix, ornatrix, interpolatrix ; molitio, depulsio
deiectio, adeptio, insultatio, exsultatio), Comparativwendungen (benignius
quam securius u. dgl. 2. 1. 3. 25. 26. 27. 28 u. sonst) und poetische Aus-
drücke (securus sui, aevi immaturus, immodicus animi; dies conditur; prae-
cipitante die, relaxaverat acies; caeei eventus, cruda hieme u. dgl.) teilt 9
nicht; die Nachstellung von quippe, in 9 nur in einer aus paneg. 2, 5 ent-
lehnten Stelle (c. 9), ist in 10 häufig (1. 3. 8. 9. 32); dagegen kommt sed
enim (vero) in 10 nicht vor, wohl aber in 9 (8. 20); ebenso et quidem, älioqui,
der Inf. in der Ausrufung (2). 9 hat eine ebenso große Vorliebe für
daktylischen Satzschluß (zB. c. 3) wie 10 für bakchischen, ionischen und
trochäischen (zB. c. 12).
7. Hikbon. ad a. 2352 = 335 n. Chr.: Pater a rhetor Bornas gloriosis-
sime docet. Ep. 120 (ad Hedybiam), 1 (opp. 1, 818 Vall.) maiores tut Po-
tera atque Delphidius, quorum alter antequam ego nascerer rhetoricam Bornas
doeuit, alter me iam adolescentulo omnes Gallias prosa versuqus suo illustravit
ingenio. Ihm gewidmet ist Auson. prof. Burdig. 5 mit der Inschrift: Attius
Patera pater rhetor, worin zB. Patera, fandi nobüis (2), tarnen quod aevo
floruisti proximo iuvenisque te vidi sensm (4), doctor potentum rhetorum (6),
tu Baiocassis (Baieux) stirpe druidarum satus . . Beleni sacratum dueü e
templo genus (7. 9). fratri pairique nomen a Phoebo datum (Phoebicius der
§ 401 Nazarius, Tiberianus u. a. Rhetoren. 1013
Vater, auch Grammatiker, wird erwähnt ebd. 11, 23 ff) natoque de Delphis
tuo (13). Der Sohn, Attius Tiro Delphidius, wird besungen ebd. 6,
worin zB.: facunde, docte, lingua et ingenio celer, iocis amoene Delphidi,
frühzeitig poeta nobüis. puer celebrasti Iovem. mox inde . . epoa ligosti
metricum. Dann als Redner berühmt (vgl. Ammjan. 18, 1, 4 vom J. 359
Numerium Narbonensis pavXo ante rectorem accusatum ut furem . . Delphi-
dius orator acerrimus vehementer impugnans etc.) habe er sich dnrch den
Ehrgeiz in die politische Laufbahn drängen lassen, welche ihm aber beinahe
Verderben gebracht hätte, mox inde rhetor, nee docendi pertinax, . . medio
. . aevi raptus es. Seine Witwe Euchrotia und Tochter Procula schlössen
sich an Priscillianus an: Sulpic. Set. chron. 2, 48, 2. 2, 51, 3. JScaligbbj
lect. anson. 1, 10. Vgl. § 418, 12. — Dieser Zeit etwa gehören auch an
unter Ausonius' professores Burdigalenses Macrinus (11, 11), Thalassius (13),
Staphylius (21), alle drei Lehrer des Ausonius, ferner Nepotianus (16),
Sncuro, Concordius, Ammouius, Auastasius (oder die beiden letzten £ine
Person? 11), zum Teil sehr bescheidene Lichter.
8. Hiebon. ad a. 2352 = 336 n. Chr. Tiberianus, vir disertus, prae-
fectus praetorio Gallias regit. Wohl derselbe welcher J. 326 comes per
Africam, J. 332 comes Hispaniarum und J. 336 vicariua Hispaniarum war
(Cod. Theod. 3, 5, 6. 12, 6, 1. Cod. Iust. 6, 1, 6). Ein anderer § 402, 2;
vgl- § 392, 7. Jener ist wahrscheinlich der Dichter welchen wir aus An-
führungen und einigen Gedichten kennen. Seky. Aen. 6, 136 Tiberianus
'aurum quo pretio reserantur limina Ditis': dieser Vers steht (als V. 3) in
einem von E Bähbens (unedierte lat. Gedichte, Lps. 1877) aus Harleian. 3686
s. XV herausgegebenen, also dem Tib. angehörigen Gedichte (28 Hex.)
über die Verderblichkeit des Goldes. Aus derselben Hs. ist von Bährens aO.
eine schöne Naturschilderung (Amnis ibat inter herbas volle fusus frigida
nsw., 20 troch. Septenare mit der Überschrift 'versus Tiberiani') veröffent-
licht; desgleichen de avicula 12 Hendekasyllaben : ob letztere wirklich auch
von Tib. stammen bleibt fraglich. Außerdem (in Vatic. Regin. 215 8. VIII,
Paris. 2772 s. X/XI u. a. überliefert) f versus Piatonis a quodam Tiberiano
de graeco in latinum translati1 (32 Hex.), eine aus platonischen, orphischen,
pythagori sehen Erinnerungen zusammengebraute Anrufung des höchsten
Wesens: gedruckt in Haupts Ausg. von Ovids Halieut. p. 65 (vgl. p. xxvi).
AL. 490 (vgl. ebd. 2, x), LQcichebat, bibl. de lMcole des chartes 4, 267.
Vgl. MZink, Fulgentius 69. Metrik und Prosodie dieser Gedichte sind rein,
die Sprache verrät den Dichter der Spätzeit. Alles zusammen in Bähbens'
PLM. 8, 263. Angeführt wird Tiberianus noch Sebv. Aen. 6, 582: Tibe-
rianus etiam inducit epistölam vento allatam ab antipodibus quae habet
'superi inferis sdlutem', Fulg. myth. 3, 7 (p. 120 Munck.) T in Prometheo
ait, ebd. 1,26 (p. 62) Tiberianus * Pegasus hinniens transvolat aethram\
ders. Vergil. cont. p. 154 M. T. in libro de Socrate, ders. expos. serm.
8. v. sudum (p. 567 Merc.) Tiberianus 'Aureos subducit ignes sudus ora
Lucifer.' Tiberianus von Ausonius nachgeahmt, s. Schbnkls Auson. p. 303;
von Prudentius, s. KBossbebg, JJ. 127, 771. Zur Erklärung der Gedichte
vgl. ROkhler, de Tiberiani quae feruntur fragmentis, Halle 1879. S. auch
§ 398, 6 gE.
9. 0. Iuliua Victor (§ 427, 7) giebt unter den Quellen seiner ars
1014 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
rhetorica neben Titianus u. a. auch einen Marcomannus an, mit welchem
erstmals ein deutscher Name in die römische Literatur eintritt.
10. Hiebon. chron. ad a. 2361 = 844 n. Chr. Titianus, vir eloquens,
praefecturam praet. apud Gattias administrat. Es ist wohl der Cos. des
J. 337 Ti. Fabius Titianus; PRE. 6, 2007, 9. Vgl noch A. 9 u. oben
§ 379, 8.
11. Exuperius aus Burdigala, Bhetor zu Tolosa und zu Narbo, Er-
zieher der Prinzen Delmatius und Hannibalianns, welche J. 336 Cäsaren
wurden und ihm honorem praesidis Hispanumque tribunal verschafften,
Auson. prof. Burdig. 18.
402. Im ersten Drittel des Jahrhunderts schrieben die
beiden letzten der sechs scriptores historiae augustae (§ 392),
Aelius Lampridins und Flavius Vopiscus (aus Syrakus).
Jenem werden beigelegt die Biographien von Commodus, Dia-
dumenus, Elagabal und Alexander Severus. Dagegen tragen
den Namen des Vopiscus die Lebensbeschreibungen von Aure-
lianus, Tacitus und Florianus, von Probus, der sog. equadriga
tyrannorum' Firmus, Saturninus, Proculus und Bonosus und von
Carus und seinen Söhnen.
1. Im allg. ist § 392 m. Anm. zu vergleichen. — Dem Gonstantinus
widmet Lampridius seinen Elagabal (2, 4. 84, 1 Constantine sacratis-
sime, venerabüis) und den Alex. Sev. (65, 1). Citiert wird Lampridius be-
reits von Vopisc. Prob. 2, 7 (vgl. A. 2). Elag. 35 cuius vitam me invitum
et retractantem ex Graecis Latinisque collectam scribere ac tibi offerre vo-
luisti, cum tarn aliorum ante tulerimus. scribere autem ordiar qui post
sequentur. quorum Alexander optimus et cum cura dicendus est, . . Aure-
lianus praecipuus et . . aucior tui generis Claudius, de quo vereor ad
clementiam tuam scribens vera dicere, ne malevolis adulator videar esse. . .
Ms iungendi sunt Diocletianus . . et Maximianus . . ceterique ad pietatem
tuam. te vero, Auguste venerabüis, mültis paginis isdemque disertioribus Uli
prosequentur quibus id feUcior natura detulerit. his addendi sunt Licinius
[Severus Alexander] atque Maxentius, quorum omnium ius in dicionem tuam
venit (J. 323), sed ita ut nihil eorum virtuti derogetur. non enim ego id
faciam quod plerique scriptores solent, ut de eis detraham qui vidi sunt. Auch
sonst zeigt Lampr. moralisches und patriotisches Gefühl; s. Elag. 1, 1 f.
34, lf. Alex. 1. 2. Jene weitergehenden Absichten kamen wahrscheinlich
nicht vollständig zur Ausführung (Alex. 64, 2 Aurelianum et deineeps. de
quibus, si vita suppeditaverit, ea quae comperta fuerint publicabimus)\ jedes-
falls sind die späteren vitae nicht erhalten.
2. Vopiscus heißt in der Überschrift Syracusius. Aus dieser Her-
kunft könnte sich erklären die Notiz Vopisc. Aurel. 42, 2 Aurelianus
pro consule Ciliciae, Senator optimus . . qui nunc in Sicüia vitam agit
Aurelian. 1 hüaribus . . impletis . . vehiculo suo me . . praef. urbis (J. 303?
Richter, RhM. 7, 18) . . Iunius Tiberianus aeeepit. Auf dessen An-
regung bearbeitete Vopiscus das Leben des Aurelianus; parui Tiberiani
§ 402 Lanipridius. Vopiscus. 1015
praeceptis, accepi libros graecos (und die libri lintei ex bibliotheca Ulpia,
§ 387, 6) . . ex quibus ea . . in unum libellum contuU, nach Diocletians Ab-
dankung (vgl. 44, 2), aber wohl nicht schon unter Constantius Chlorus
(f 25. Juli 306), wie zunächst aus Aur. 44, 5 et est quidem tarn Constantius
imperator hervorzugehen scheint, sondern wohl erst betrachtlich später;
vgl Aur. 42, 12. 43, 2. Prob. 22, 3 mit FRühl, RhM. 43, 697. Anders
zB. HPjrnuL, Phil. 43, 141. Das Consalat des Flavius Placidus (Aur. 15, 4
vidimus proxime constitutum Furii Placidi) ist nicht sicher zu bestimmen,
Fbiedländbb, SGK 26, 328 hält es für das des J. 343. Die Darstellung ist
breit; viel unverarbeiteter Stoff. Später die vita Taciti atque Floriani, dann
die des Probus. Prob. 1, 5 non potior ego ille a quo dudum solus Aure-
lianus est expetüus, cuius vitam quantum potui persecutus, Taeito Florianoque
iam scriptis non me ad Probt facta conscendere, si vita suppetet omnes qui
supersunt usque ad Maximianum Diocletianumque dicturus. neque ego nunc
facultatetn eloquentiamque polliceor, sed res gestas; vgL Tac. 16, 6. Prob. 2, 7
mihi quidem id animi fuit ut non Saltustios . . atque omnes disertissimos
imitarer viros in vita principum et temporibus dieser endis, sed Marium
Maximum . . ceterosque qui haec et tälia non tarn diserte quam vere memoriae
tradiderunt. Abfassungszeit des Probus: Vopiscus erwähnt Prob. aO. als
Vorgänger der Kaiaergeschichte den Gapitolinus und Lampridius und
schreibt den Probus zu einer Zeit als populus müitantium bellis civüibus
rem publicam vexat (23, 3; vgl. 6 qui ad civilia hello müites parant, in
germanorum necem arment dexteras fratrum), also etwa vor dem Ausbruch
des letzten Kriegs zwischen Constantin und Licinius, im J. 322 oder 323?
Rühl aO. 604. Andere denken an die Burgerkriege von J. 307 oder 312.
Für das Leben des Probus benutzt Vopiscus (Prob. 2, 2; vgl. 3, 4, 6, 1)
auch ad colligenda talis viri gesta die ephemeris (Privataufzeichnungen) Tur~
duli Gallicani, viri honestissimi et sincerissimi, . . . amici senis. Prob. 24, 6
haec sunt quae de Probo cognovimus. . . nunc in alio libro . . de Firmo et
Saturnino et Bonoso et Proculo dicemus. . . post inde . . Carum incipiemus
pr opagare cum liberis. Bonos. 16, 10 super sunt mihi Carue, Carinus et
Numerianus, nam Diocletianus et qui scquuntur stilo maiore dicendi sunt.
Car. 18, 3 post quos Diocletianum et Maximianum prineipes dii dederunt,
iungentes talibus viris Galerium atque Constantium. Deren Leben sei schon
von Claudius Eusthenius (§ 392, 8) beschrieben, quod idcirco dixi ne quis
a me rem tantam requireret. Der Probns ist einem Gelsinus gewidmet, die
quadriga tvr. einem Bassus (vgl. § 403, 1). Firm. 2, 1 scis, mi Basse, quanta
nobis contentio proxime fuerit cum amatore historiarum M. Fonteio, . .
contra ego mecumque Bufus Celsus et Ceionius Iulianus et Fabius Sosianus
contenderent etc. Andere Zeitgenossen der Cos. Furius Placidus (s. oben
Z. 7) und Iunius Messala (Carin. 20, 4). Des Vopiscus Großvater (Sat. 9, 4.
Bon. 15, 4. Num. 13, 3. 14, 1) und Vater (Aurel. 43, 2) hatten eine an- .
gesehene Stellung. Vop. selbst lebte zu Rom als Anhänger der alten Re-
ligion, deren Aberglauben er teilte (Aurel. 21, 4; doch mendacia haruspicum,
Tac. 16, 4). Auch au die Wunder des Apollonius von Tyana glaubt er
und verspricht (Aurel. 24, 9) : si vita suppetit, . . breviter sattem tanta viri
facta in litter as mittam. Bei jeder Gelegenheit liebt Vop. seine Kenntnisse
auszukramen. Benützung von Urkunden. Bei Verschiedenheit der Quellen-
1016 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
angaben gewöhnlich in medio relinquere, zB. Aurel. 16, 2 f. Prob. 3, 3.
Car. 4, 1 ff. — Über eine von der guten Überlieferung abweichende (im
Durlac. 36, Rice. 619, Ottob. 1303 erhaltene) moderne Umarbeitung der Rede
des Nicomachus bei Vopisc. Tac. 6 a. GSubteh, riv. di filol. 17, 247. Im
allg. vgl. FRichteb, RhM. 7, 17. HPetbb, biet, crit.10. JBrühnkr in Büdingers
Unter88. 2, 1. OLinbenbarth, der Eaiserbiograph Flav. Vopisc, Ereuzn. 1876.
3. ÜAriTOL. Maximini 1, 2 servavi hunc ordinem quem pietas tua (Con-
stantin) etiam ab Tatio Cyrülo clariss. viro, qui graeca in Jatinum vertu,
servari voluit. — Über die Denkwürdigkeiten Constantins und seine Ge-
schichtschreiber s. § 401, 1. 3; über die Welt- und Stadtchronik aus dem
J. 334 s. § 413, 3.
403. In gebundener Form schrieben unter Constantin Opta-
tianus und Iuvencus. Publilius Optatianus Porphyrius erwirkte
sich durch ein Lobgedicht auf Constantin von aberwitziger
Eünstlichkeit Rückberufung aus der Verbannung und die Huld
des Kaisers. Der spanische Presbyter C. Vettius Aquilinus
Iuvencus aber verfaßte eine Bearbeitung der neutestamentlichen
Geschichte im epischen Versmaße und in der Sprache der ro-
mischen Epiker, besonders Virgils. Er verrät Sinn für die
schlichte Größe des Vorbilds und dichterische Empfindung und
zeigt löbliche Gewandtheit in der Form.
1 . Publilii Optatiani Porfyrii panegyricus dictus Constantino August o :
so geben die Hbs. den Titel. Porfyrius, nicht Porphyrius, schrieb sich der
Dichter selbst: so lautet auch der Name in. Ged. 21, worin die Worte
Publilius Optatianus Porfyrius haec lusi künstlich eingeflochten sind.
Wahrscheinlich ist der Dichter eine Person mit dem Publilius Optatianus
praef. urbi im J. 329 und S33; vgl. Tillkmont, hist. des emp. IV, Conatantin,
art. 61, und notes sur Const. 62. Aus der Verbannung sandte Optatianus
den paneg. an den Kaiser: 2, 31 respice me falso de crimvne, maxime rector,
exulis afflictum poena . . . sanete tui vatis Caesar tniserere serenus (vgl.
1, 11). Aus den preisenden Erwähnungen (6, 30. 9, 24. 10, 26) des Prinzen
Crispus, des Sohnes Constantins, welchen der Vater J. 326 töten ließ,
wie aus dem Hinweis auf die bevorstehenden von Constantin im gleichen
Jahre gefeierten vicennalia (16, 36. 19, 33. 4, 1) ergiebt sich daß der paneg.
im J. 326 schon vorlag. Der Dichter hatte wohl gerade zu des Kaisers
Begierungsjubiläum den paneg. überschickt, als er um so eher auf Be-
gnadigung rechnen konnte, und es begnadigte der Kaiser ihn wirklich gleich
oder doch bald darauf. / Hieronym. setzt die Zurückberufung wohl zu spät
, ad a. Abr. 2346 = 328 n. Chr. Porphyrius misso ad Constantinum insigni
volumine extlio liberatur (vgl. Baeda GL. 7, 268, 22). — Zu dem an den Kaiser
gerichteten paneg. gehören Ged. 1—20. Mit diesen sind vereinigt die
Ged. 21 — 27, eine zweite einem Bassus (etwa dem § 402, 2 Genannten?) ge-
widmete Reihe: 21, 14 sed rursum Bassus nunc pr ödere Carmen imperat,
und in eben dasselbe Gedicht ist der Vers hineingeheimnisst (Optatianus
haec lusi) omne genus metri tibi pangens, optume Basse. Der Sammlung
§403 Optatianua. 1017
gehen vorauf ein Belobigungsschreiben Constantins und eine Danksagung des
Optatianua für die gnädige Aufnahme bezüglich der dem Kaiser zugesandten
Gedichte. Aus Constantins Schreiben: frater carissime . . . gratum mihi
est studiorum tuorum facilitatem in illud exisse ut in pangendie versibus,
dum antiqua servaret, etiam nova iura sibi conderet. vix hoc custoditum
pluribus fuit ut nodis quibusdam artis innexi citra interventum vitii incul-
patum Carmen effunderent. tibi nominum difficultate opposita, numero litte-
rarum, distinctionibus versuum — qui ita medium corpus propositi operis
intermeant ut oculorum sensu* interstincta colorum pigmenta delectent — hoc
teuere propositum contigit ut etc. . . gratum igitur hoc mihi dicationis tuae
munus fuit exercitatio mentis et naturae facultas comprobata est — Ob
Optatianus aus Afrika gebürtig war? Der Name findet sich in Afrika
mehrfach (CIL. 8, 629. 631. 679. 2393. 4198). Außerdem könnte die Auf-
nahme der versus anacyclici Porfirii (AL. 81 PLM. 4, 268), welche gewiß
unserem Dichter angehören (in Müllkbs Ausg. nr. 28), in die Sammlung
des cod. Salmasianu8 dafür sprechen (§ 476, 1). Zwei Fragmente bei Ful-
gkntids niytbol. 2, 4 und Vergil. contin. p. 759 Stav. (Porphyrius in epi-
grammate).
2. In seinen 28 (nr. 28 sind die versus anacyclici des cod. Salm., s.
A. IgE.) Gedichten zeigt sich Optatian als Meister in den schwierigsten
Verskünsteleien. Eine Anzahl Gedichte (2. 3. 6. 6. 7. 8. 10. 14. 18) hat
die Gestalt eines Quadrats, d. h. die einzelnen Gedichte bestehen aus
ebenso vielen Hexametern als Buchstaben in jedem Hexameter sind (näm-
lich 36). Nicht genug damit, bilden die äußersten, einst durch rote Fär-
bung kenntlich gemachten (17, 12. epist. Const. 11) Buchstaben der vier
Seiten des Quadrats oder die ebenso hervorgehobenen Buchstaben von
Parallelen oder der Diagonalen, oder auch kleinerer eingeschriebener Fi-
guren, zB. eines rautenförmigen Gitterwerks (cancellati flexus 22. 21), be-
sondere Verse und Sprüche (auch griechische), namentlich zum Lob des
Kaisers (vgl. zB. 5 AVG XX CA ES X in Buchstabenmosaik). In manche
Gedichte ist das sog. Monogramm Christi (8. 14. 19) eingelegt. Dazu
Akro-, M08O-, Telesticha, Verse welche den Worten nach rückwärts gelesen
denselben Sinn und dasselbe Metrum behalten (28). Im Ged. 15 besteht
V. 1 nur aus zweisilbigen, V. 2. 3. 4 nur aus je 3- 4- ösilbigen Wörtern,
V. 5 ist ein sog. versus rhopalicus, d. h. jedes folgende Wort übertrifft das
vorhergehende um eine Silbe, V. 7 enthält in 8 Wörtern die acht Redeteile,
V. 14. 16 (Hexameter) geben rückwärts gelesen Sotadeen. Die 4 Hexa-
meter de 8 Ged. 25 lassen sich unter Beibehaltung der 4 Versschlüsse in
72 (eine Art von) Sinn gebende Hexameter umbilden usw. usw. Trotz
alle dem ist Optatian in Versbildung und ProBodie streng gegen sich, wenn
er auch seine Zeit nicht ganz verleugnen kann (namentlich in freiere
Behandlung des Hiatus, der Position und in einigen Messungen wie suplex,
natio, rätus). Für jedes Stück liegt eine prosaische Gebrauchsanweisung
(metrisch nur 17) des Verfassers bei. — Im allg. vgl. JBurckhardt, Con-
stantin* 276. LMülleb de re metr. 466; vor s. Ausg.; Nord u. Süd 4, 84.
3. Handschriften: Bern. 212 s. IX/X, Eporadiensis 70 s. X, Phillip-
picus 1815 s. X, Vatic. Begin. 733 s. X. Vgl. noch LHavbt, rev. d. phil.
1018 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
1 (1877), 282; GGötz u. GLöwe, Leipz. Stud. 1, 377. — Ausgaben von
PPithoeüb (poemata vett. Par. 1590. Lugd. 1596), Vblseb (Ausg. 1595,
und in Marci Yelseri opp., Nurnb. 1682), Mighb 19, 391. Becens. .et prae-
fatus est LMcllbb, Lps. 1877. — Proben bei Wbbhsdobp, PLM. 2, 365.
Zur Kritik und Erklärung: EBahbehb, JB. 1877 2, 60 (zu c. 4), und besonder»
WFböhhbb, Phil. Suppl. 6, 74.
4. Hiebon. ad a. Abr. 2345 = 328 n. Chr. Iuvencus presbyter (in
den beBten Hss. heißt er C. Yettius Aquilinus Iuvencus, s. u.) natione
Hispanus evangelia heroicis versibus explicat (vgl. ep. 70, 5, in Matth. 1,
2, 11). De vir. 111. 84 Iuvencus, nobilissimi generis Hispanus presbyter,
quattuor evangelia hexametris versibus paene ad verbum transferens quattuor
libros composuit et nonnulla eodem metro ad sacramentorum ordinem perti-
nentia. floruit sub Constantino principe. Vgl. Iuvenc. bist. ev. 4, 805 (haec
mihi pax Christi tribuit, pax haec mihi saecli, quam fovet indülgens terrae
regnator apertae, Constantinus usw.), wonach die Übersetzung ums J. 830
verfaßt ist. Sie trägt in den besten Hss. den Titel: Evangeliorum liber I
— IUI [versibus] Gai Vettii Aquilini luvend [presbyteri]. Sie schließt
sich hauptsächlich an Matthäus an. Die Evangelien sind meist in der Itala
benützt; doch wird einige Male auch auf das griechische Original zurück-
gegangen. Gebsbb aO. 80. Ebbet, Lit. d. MA. 1*, 115.
6. ' Iuvencus strebte in der hist. evang. entsprechend seinem Yorbild
Virgil (neben Virgil finden sich auch Lucrez, Horaz, Ovid, Lucan benutzt)
nach Richtigkeit in der Form, doch konnte er sich von den Schwächen
seiner Zeit nicht ganz frei halten. Vieles Auffallende, das ihm früher zu-
geschrieben wurde, fallt übrigens durch Benutzung der guten Hss. weg.
Bemerkenswert ist seine Yorliebe für Altertümliches (oder Volkstümliches?),
wie plebes, itiner iteris, duum; quistis, fuat, vestibat, redimibit, hauritura,
mergier usw. In der Prosodie (abgesehen von der den christlichen Dich-
tern eigentümlichen freien Behandlung der biblischen Eigennamen) zeigt
er manche Abweichungen von der Regel (inliabitare, pröpitius, pröfanare.
pröfessi u. dgl.; Marold, Ausg. p. 114), er meidet streng den Hiatus und
verwendet häufig die Alliteration. Kritisches: JHuemeb, Wien. Stud. 2, 81.
Zur Latinität des Iuvencus Mabolds Index, auch MPetschexig, ArchfLexikogr.
6, 267. — Über die dem Iuvencus u. a. unrichtig zugeteilte metrische Be-
arbeitung des Alten Testaments s. § 491, 3.
6. Handschriften der hist. evang.: Cantabrig. corp. Chr. 304 s. VII,
Monac. 6402 s. VIII, Britann. 15 A xvi s. YHI, Turicensis c 68 s. IX,
Yatic. Reg. 333 s. X, Vatic. Ottob. 3& s. X, Guelferb. s. XI u. a. (vgl.
Mabold v. 8. Ausg.). — Ausgaben zB. von ThPoelmann, Bas. 1551.
EReüsch, Frankf. 1710. Besonders: Ad vaticanos codd. rec. PAbkvalüs,
Rom 1792 und CMarold (ad. fid. codd. antiquiss.), Lps. 1886. Migsb XIX.
OEobn, die Handschriften der hist. evang. des luv. in Danzig, Rom und
Wolfenbüttel, Danzig 1870. Kritische Beiträge von JHüembb, Wiener Stud.
2, 81. — ARGkbsbb, de luv. vita et scriptis, Jena 1827.
7. Gleichfalls unter Constantin (v. 146 victorem Jaetumque pares mihi
Constantinum , um J. 320?) wurde verfaßt ein christliches Gedicht laudes
domini cum miracülo quod accidit in Aeduieo (vgl. v. 9 tardus Arar . . .
§ 403 Iuvencus. § 404. Arcadius. Fragmenta vaticana. 1019
Aedua pubcs), erhalten im Paris. 7558 8. VIII, gedruckt zuerst bei GMorbl,
Par. 1560 (vgl. § 464, 6 gE.), dann zB. Mione 61, 1091, zuletzt bei WBrandes,
d. frQhchristl. Ged. laudes domini, Braunschw. 1887. Das im Ausdruck
und Anordnung ungelenke und ziemlich verworrene, aber in schulgerechter
Form geschriebene Gedicht stammt wahrscheinlich von einem Rhetoren-
zögling der Schule von Augustodunum (vgl. § 891, bes. A. 4). Brandes aO.
— MManitiüb, W8cbriklPh. 1888, 16 (dort auch über Benutzung dieses Ge-
dichts durch Iuvencus).
404. Die Rechtswissenschaft zeigt in der constantini-
schen Zeit einiges Leben nur im Sammeln und Zurichten. Ihr
gehören die beiden letzten Juristen an aus deren Schriften die
Digesten Auszüge bringen, Aurelius Arcadius Charisius, uns
bekannt als Verfasser dreier Abhandlungen zum Staats- und
bürgerlichen Recht, und Hermogenianus (oder Hermogenes?),
dieser der Urheber des codex Hermogenianus (§ 393, 3) und
eines Auszuges aus dem Juristenrecht (epitomae iuris). Ebenso
ist vielleicht noch unter Constantin verfaßt die Sammlung von
Rechtsquellen welche Fragmenta vaticana genannt zu werden
pflegt. Sie war wohl eine Privatarbeit von gleichem Inhalte
wie die später von Justinian angeordnete, giebt aber die be-
nützten Quellen mit größerer Treue wieder als die justinianische
und war daher vielleicht noch umfangreicher als diese; sicher
indessen ist sie mit weniger Sachkenntnis, Sorgfalt und prak-
tischem Geschick angelegt. Sie umfaßte sowohl kaiserliche Er-
lasse als Auszüge aus den Schriften älterer Rechtsgelehrten, ins-
besondere des Ulpian sowie des Paulus und Papinianus. Von
dem ursprünglichen Ganzen ist uns nur ein kleiner Teil durch
ein Palimpsest des Vatikans erhalten, und auch von diesem nur5
einiges vollständig.
1. Dig. 1, 11, 1 Aurelius Arcadius Charisius, magister Ubellorunh
libro singulari de officio praefecti praet. (worin er die Verordnung , Con»
stantins vom J. SSI über dessen Amtsbefugnis bereits kannte}. Diese*
Excerpt griechisch bei Lyd. magistr. 1, 14 (Avqr}XXioe 6 rofuxof); vgl,
OKarlowa, röm. BGesch. 1, 754. Dig. 60, 4, 18 Arcadius Charisius libya
singulari de muneribus civilibus. Außerdem vier Fragmente aus seinem
Über sing, de testibus, Dig. 22, 6, 1. 21. 26 (Aur. Are. qui ei Charisius) 43,
18, 10. ChbRau, de Charisio icto, Lps. 1773.
2. Die sog. fragmenta Vaticana gab zuerst AMai aus cod. (pa-
limpe.) Vatic. 6766 (Bobiensis) s. 1V/V heraus (iur. civil, anteiust. rell. in-
editae, Born 1823 [« Paris 1823] und Berl. 1824). Die Hs., zu welcher
einst auch 6 jetzt zu Turin befindliche Blätter gehörten, enthält außer den
sog. fragm. Vatic. in erster Schrift Teile des cod. Theod. (§ 461) und der
lex Burgundionum (§ 488, 3): die zweite Schrift giebt Cassians collationes
1020 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
(§ 457, 2). Das aas jener Sammlung von Rechtsquellen durch die fragm.
Vatic. Erhaltene ist sicher nur ein kleiner Teil des ursprünglichen Um-
fanges derselben. Außer dem Text stehen von sehr alter Hand auch kurze
Scholien im Yaticanus. Spätere Ausgaben: AvBuchholtz, Königsb. 1828.
ABethm ann- Hollweg, Bonn 1833 (= Corp. iur. civ. anteiust. 1, 229). Be-
sonders: Codicis vaticani 5766, in quo insunt iuris anteiust. fragmenta q. d.
yaticana, exemplum addita transcriptione notieque critt. edidit ThMommsen,
Berl. 1860 (Abh. d. Berl. Akad. v. J. 1859r p. 265): außerdem von Mommsbm
eine kleinere Ausg., Bonn 1861. Bei Hubchke, iurisprud. anteiust.5 718.
— Außerdem vgl. BBobghesi, oeuvr. 3, 99. GBruns, quid conferant fragm.
yat. ad melius cognoscendum ins, Tüb. 1842.
8. Das Werk war nicht in Bücher, sondern (wie der cod. Hermog.
und die Collatio) in Titel (species) eingeteilt, zB. de empto et vendito, de
usufructu, de excusatione usw. Die Quellen sind je zu Anfang beige-
schrieben (zB. 2 Papinianus Ubro III responsorum) und gelten So lange fort
bis eine neue genannt ist. Hauptgrundlage Ulpian, bes. ad Sabinum und
de excusationibuB =» de officio praet. tutel. (§ 376, 2). Die Schrift eines
Ungenannten de interdictis ist 90 — 93 ausführlicher citiert (. . Ubro I de
interdictis sub titülo in eum qui etc.) als sonst zu geschehen pflegt und ist
daher wohl späterer Zusatz von anderem Urheber (Mommsbn p. 396). Vgl.
Huschke aO. Die Auszöge sind in ihrer ursprünglichen Gestalt, ohne Ab-
änderung und Verarbeitung, gegeben und darin besteht ihr Hanptwert.
4. Die kaiserlichen Erlasse sind, wie im cod. Iust. und dessen Quellen
(vgl. § 393, 2), mit Oberschrift und Unterschrift mitgeteilt, ohne Nennung
der Sammlungen woraus sie entnommen sind. Cod. Theodos. ist nicht be-
nützt, wohl aber cod. Gregor, und Hermogenianus. Dazu Erlasse (bes.
der J. 296 u. 298) aus dem westlichen Reichsteile, von Maximian gegeben,
welche sich nicht im cod. Iust. finden. Endlich Verordnungen aus Constantins
Zeit in unverkürzter Fassung, die Aufschriften überdies anders gehalten
als im cod. Gregor, und Hermog. Die späteste erwähnte kaiserliche Ver-
fügung (§ 87) ist von Valentinian (J. 369—372), die nächstvorhergehenden
aber aas Constantins Regierung (J. 312 — 337). Jene yalentinianische scheint
daher gleichfalls (s. A. 8) ein späterer Zusatz, zumal da sie sich durch ihre
umständliche und schwülstige Fassung von den übrigen der Sammlung
unterscheidet, mit Ausnahme derer aus J. 316 (§ 249), 330 (§ 248), 337 (§ 35),
welche daher vielleicht ebenfalls erst nachträglich hinzugefügt sind. Vgl.
A. 5. — Die Anlage ist planlos. Im ganzen ist auch hier (vgl, § 393, 2)
die Ordnung des Edicts befolgt, doch mit unverständlichen Abweichungen
(Momhsen p. 401). Wiederholungen und Widersprüche sind nicht selten.
Der Verf. hat mangelhafte Sachkenntnis gehabt (daher zB. unrichtige Auf-
lösung minder gewöhnlicher Abkürzungen) und hat flüchtig gearbeitet
(Mommsen aO. 401). Die Sammlung war ohne Zweifel für gerichtlichen Ge-
brauch bestimmt; auf amtlichen Charakter aber deutet nichts. Angeführt
wird sie nie. Abfassung durch mehrere (Huschke0 712) ist nicht erwiesen.
Ob das Werk jemals ganz fertig wurde ist nicht bekannt.
6. Abfassung jede 8 falls vor cod. Theod. (s. A. 4; also vor J. 438).
Die Beseitigung der Namen des Mazimianus Herculius und Galerius Maxi-
mianus, die Beifügung von divus einzig bei Diocletian (und Constantins),
§ 404 Fragm. vat. § 404» Nonius Marcellus. 1021
nicht aber (falls 288 d =» dominus) bei früheren Kaisern; endlich die Be-
zeichnung des Conßtantin durch d(ominus) Constantinus et Caess. oder durch
Augg. (Aug.) et Caess. unter Weglassung des Namens selbst hat Mommsen
zu der Annahme geführt daß die Sammlung schon unter Constantin ent-
standen sei (vgl. A. 4). Die ungleiche Behandlung des Licinins (bald ge-
nannt, bald unterdrückt) Bcheint ihm zu beweisen daß das Werk noch vor
dessen Sturz (J. 323) verfaßt, nach demselben aber (unvollständig) revidiert
worden ist Vgl. A. 4 E. Gegen Mommsen s. Huschke aO. 713 (aus der
Zeit des Honorius oder Theodosius I) und Kablowa, RGesch. 1, 971. Für
Entstehung im Westen (Italien oder Gallien) spricht die besondere Berück-
sichtigung weströmischer Verfügungen (s. A. 4), der Auffindungsort der
Handschrift (s. A. 2), die Unbekanntschaft mit Modestins griechisch ge-
schriebenem Werke de excusationibus, und wohl auch die Nichtbenutzung
der Sammlung in der justinianischen. Mommsen aO. 403. — Vgl. PKrügkr,
Quellen u. Lit. d. röm. R. 298.
404a. Im Anfang des vierten Jahrhunderts scheint Nonius
Marcellus gelebt zu haben welcher das auf uns gekommene
lexikalische Werk (Compendiosa doctrina ad filium) verfaßte. Es
bevorzugt das Altlatein und ruht auf den Bestrebungen und
Arbeiten der Altertümler der letzten Jahrhunderte. Es will der
sprachlichen (Kap. 1—12) und sachlichen (Kap. 13—20) Erklä-
rung der Schriftsteller dienen und ist namentlich wegen seiner
zahlreichen Anführungen aus der älteren römischen Literatur für
uns von unschätzbarem Werte, trotzdem der Verfasser allent-
halben Mangel an Sachkenntnis, Urteil und Sorgfalt verrät.
1. Nonius Marcellus heißt in den Unterschriften peripateticus tubur*
Mensis, was entweder auf Thubursicum Bure oder auf Thubursicum Numi-
darum, beide in Afrika, als seine Heimat hindeutet (nichts beweist p. 19, 26
tvafrum> est callidum et quasi valde Afrum et urbanum). Für den letzteren
Ort spricht eine daselbst gefundene Inschrift (CIL. 8, 4878) welche meldet
daß im J. 323 Nonius Marcellus Herculius sich durch Bauten (um seine
Vaterstadt Thubursicum) verdient gemacht habe. Dieser kann sehr wohl
e*ine Person mit dem Grammatiker sein, doch könnte der auf der Inschrift
Genannte auch ein Sohn (oder der Vater) des Grammatikers gewesen sein.
Mommsun, Herrn. 13, 559. Der grammaticus praetenuis tneriti Marcellus
(Marcelli filius), welchem amissam primum Narbo dedit patriam (Adson.
prof. Burdig. 19), ißt ein anderer. Die spätesten Schriftsteller welche N.
nennt sind (Septimius) Serenus (§ 353, 5) und Apuleius (s. v. dbstemius),
außerdem ist Gellius von N. ausgeschrieben (A. 4). Im J. 402 hören wir
schon von einer kritischen Bearbeitung deB Nonius (A. 5). Teils angeführt,
teils stillschweigend ausgeschrieben (MHkbtz, Phil. 11, 593, vgl. zu Pbisc.
GL. 3, 70) wird Nonius von. Pbisc. GL. 2, 35, 21 (teste Nonio Marcello de
doctorum indagine = c. 12). 269, 24 (quod ponit N. M. de doct. ind.).
499, 20 (Nonius Marcellus de mutatis coniugationibus =» c. 10). Über
Benutzung durch Fulgentius s. Müllers Non. 2, 259. — Die Oberschrift
1022 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
lautet in den Hss.: de compendiosa doctrina per lüteras ad filium. Der
Zusatz per lüteras (alphabetische Anordnung) trifft nur zu auf 3 Kapitel
(2—4). Doch machen diese dem Umfange nach drei Viertel des Über-
lieferten aus.
2. Inhalt und Einteilung (in 20 Abschnitte): c. 1 de proprietate ser-
monum. 2 de honestis et nove veterum dictis per litteras (HNettleship,
journ. of pbil. 16, 70). 3 de indiscretis generibus per litteras. 4 de varia
significatione sermonum per litteras. 6 de differentia similium ßignifica-
tionum. 6 de inpropriis. 7 de contrariis generibus verborum. 8 de mutata
declinatione. 9 de numeris et casibus. 10 de mutatis coniugationibus.
11 de indiscretis adverbiis. 12 de doctorum indagine. 13 de genere navi-
giorum (nur 17 Artikel). 14 de genere yestimentorum. 15 de genere
vasorum vel poculorum. 16 de genere calciamentorum (das Kapitel ist
verloren, aber seine Oberschrift ist durch das dem Werke in den Hss. vor-
angehende Inhaltsverzeichnis erhalten. Zur Sache Isid. or. 19, 34. Vgl.
Quichebat vor s. Ausg. p. xii. 638). 17 de coloribus vestimentorum (13 Ar-
tikel). 18 de genere ciborum vel potionum (16 Artikel). 19 de genere
armorum. 20 de propinquitatum vocabulis (9 ganz kurze Artikel, ohne
Belege; schließlich: de quibus exempla multa sunt in antiquis auctoribus
et maxime in Afranio et iuris vetustissimis scriptoribus). Die acht letzten
Kapitel sind also sachlich angelegt, aber von Vollständigkeit sehr weit
entfernt. — Einmal citiert Non. sich selbst: p. 461, 11 nos in epütulis quae
inscribuntur a doctrinis (?) de peregrinando.
3. Die Anlage des Werkes ist eine so mechanische daß in neuerer
Zeit mit Erfolg das Verfahren des Non. bei seiner Compilation aufgezeigt,
das große Gewebe in seine Fäden zerlegt worden ist. Zuerbt andeutungs-
weise von FWSchneidewik (Gott. gel. Anz. 1843, 697), ausgeführt sodann
in Bezug auf die Benutzung des Gellius von MHkbtz, JJ. 86, 706. 779
= opusc. Gell. 85; erweitert von ARikbe in der symbola phil. Bonn. 483,
ASchottmüllbb, ebd. 809 (üb. d. Bestandteile des ersten Kap. des N. M.)
und PScbmidt, de Nonii Mar cell i auctoribus grammaticis (Lps. 1868) nebst
Obersichtstafel. Ober die Plautuscitate bei Nonius HCaksab, Straßb. 1886,
CBeblxn, Greifs w. 1886, MHenniq, Königsb. 1884. Ober die Terenzcitate
EBabtels, b. § 109, 2 gE. Hierdurch ist festgestellt daß Nonius fast in allen
Kapp, im wesentlichen das gleiche Verfahren befolgt hat. Bestimmte
Reihen von Citaten wiederholen sich fortwährend in der gleichen Ordnung;
er hat dieselben also in einer regelmäßigen Reihenfolge aus seinen Quellen
in seine Sammlungen und sein Buch eingetragen. Gewöhnlich beginnt die
Plautusreihe, fast alle fabulae Varronianae umfassend, dann folgen Bei-
spiele aus Lucretiue, Accius, Poniponius, LuciliuB (B. 1—20), Pacuvius, Cic.
de rep., Varro (22 saturae), Sallust, Afranius; Cic. de off., Hortons., de sen.
und de rep. ; Virgil, Terenz, Cic. Verrinae, Lucilius (B. 20—26), Verzeichnis
von Verba (bes. bei Dramatikern), Adverbia, abermals die genannten
Philosoph. Schriften des Cicero; darauf Beispiele aus Plaut. Amphitruo,
Asin. und Aulul.; wieder aus Varro (18 saturae); dann die Auszüge aus
Gellius; abermals aus 5 saturae des Varro; Cic. de fin.; Sisenna; Cic. or.,
de or., Acad. und Tusc. ; endlich aus Varro de vita pop. rom., de re rast.
§ 404a Nonios Mar cell us. 1023
und aus Cato. Die Abweichungen von dieser Reihenfolge sind verhältnis-
mäßig selten und erklären sich ohne Zweifel aus Zufälligkeiten.
4. Seine eigentlichen Quellen zu nennen hütet sich Nonius sorgfaltig,
und der Name des Gellius zB., welchen er so stark ausschreibt, findet sich
bei ihm niemals. Er citiert ihn sogar als vetus auctoritatis obscurae 493, 5
=- Gell. 1, 17, 2 und als alius auctoritatis incertae 171, 20 =* Gell. 18,
13, 6, und nur 188, 4 = Gell. 14, 1, 24 umschreibt er den absichtlich ver-
schwiegenen Namen mit auctoritas prudentium. Sicher benutzt Nonius ganz
vorzugsweise abgeleitete und späte Quellen, nicht die betr. Schriftsteller
selbst, aus denen er soviel citiert, sondern Commentare zu ihnen, Sammel-
werke, Wörterbücher und Grammatiken. Doch waren diese selbst trefflich
und gingen auf ältere zurück, wie auf Verrius Flaccus. Vielfach berührt
er sich mit Charisius , aber nur weil dessen Hauptquellen auf derselben
Linie der gelehrten Tradition sich hielten, oder die des Nonius gleichfalls
aus Caper, Plinias oder Probus geschöpft hatten. Diese seine Quellen hat
aber N. höchst oberflächlich benützt. Alle Gelehrten die sich mit ihm
näher befaßt wetteifern in Ausdrücken der Verachtung über ihn. Ist es
ihm doch sogar begegnet daß er M. TuUius und Cicero für zwei verschie-
dene Schriftsteller hielt (Schmidt p. 92).
6. Handschriften: die wichtigsten sind Harleianus 2719 s. IX (dar-
über JHOhionb, in d. Anecdd. Oxon. 1, 2 [1882]; daraus abgeschrieben
Paris. 7667 s. X), Leidensis Voss. F. 73 s. IX, Bamberg, m. v. 18 s. IX/X,
Guelferb. Gud. 96 s. X, Genev. 84 s. X, Bern. 83 s. X, Laur. 48, 1 s. XI/X1I
(JMStowassbk, WschrfklPhil. 1888, 1640), Montepess. 212 s. X. Gerlach
Quichkrat u. Müller vor ihren Ausgaben. LHavet bei Meylan aO. 169,
ferner derselbe Mel. Graux 803. EMeylan, Non. Marc; collation de plu-
Bieurs mss. de Paris, de Geneve et de Berne, suivie d'un notice sur les
principaux mss. de Non. par LHavet, Par. 1886. Über eine Oxforder Hs.
Canon. 279 8. XI s. Bährens, RhM. 30, 629. — Im cod. Montepess. (s. o.)
steht unter dem Werk des Nonius die Unterschrift: Iulius Tryfonianus
Sabinu8 protector domesticus legi meum dominis Arcadio et Honorio V coss.
(J. 402). prout potui sine magistro emendans adnotavi anno aetatis XXX et
müitiae quarto in eivitate Tolosa, d. i. der auch als Herausgeber des Per-
siua bekannte (§302, 5) Sabinus, s. OJahn, Lpz. Ber. 1861, 832. — Aus-
gaben: zB. von HIdnius, Antv. 1565. Dann namentlich JMebcier, Par.
1583 und bes. 1614 (neu gedruckt Lps. 1825). Ferner von FDGerlach u.
CLBoth, Bas. 1842. LQuicherat, Par. 1871. emend. et adnot. Luc. Müller,
Lps. 1888 II.
6. RBentley, Emend zu Nonius, RhM. 33, 465. JVahlen, an all. Non.
libriü, Lps. 1859. LMüller, de re metr. 29; JJ. 95, 490. 97, 422; RhM.
24, 239. 27, 286 und sonst. Madvio, adv. 2, 651. LQuicherat, introduction
a la lecture de N. M., Par. 1872. GLöwe in den commentatt. philol. (1874)
244. Anderes s. A. 3. HNbttleship, Americ. journ. of phil. 3, 1. 170.
JHOhioks, journ. of phil. 11, 79. 12, 77. 16, 161. 18, 89. JMStowassbr, No-
niana, Freistadt 1884. — HRömsch, Non. Marc. u. d. Itala, ZfÖG. 36, 87.
405. Die Grammatik verengte sich immer mehr auf den
Bedarf der Schule und verzichtete auf geschichtliche Erforschung
1024 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
und Gelehrsamkeit. Von dieser Art scheint das Werk des Co-
minianus gewesen zu sein, welches eine der Hauptquellen des
Gharisius war und hei Späteren mit diesem zusammenfloß. Die
Metrik behandelten um diese Zeit Albinus (in gebundener Form),
Asmonius und Atilius Fortunatianus. Der Grammatiker Euanthius
erklärte den Terenz.
1. Chams. GL. 1, 147 dblativus casus Singular is, ut ait Cominianus
grammaticus , etc. ebd. 1, 175 de coniugationibus . . Cominianus disertis-
simus grammaticus ita disseruit. 180 Com. grammaticus ita de partkipio
breviter refert. 181 haec quidem {de adverbio) breviter Com. gr. disserit;
vgl. noch ebd. 224. 230. 238. 265. 266. Jedesmal ist dann ein längerer
Abschnitt dem C. entnommen. Die sonstigen Erwähnungen des C. (zB.
Schol. Bern, zu Verg. buc. 3, 21. georg. 1, 215. 3, 311) sind aus Charieius
geschöpft oder gelten diesem selbst. Auch der Verfasser der sog. excerpta
Charisii hat den Com., besonders im Abschnitte de pronomine, benützt,
aber ohne ihn zu nennen. WChbist, Phil. 18, 139. — Die sog. excerpta
Cominiani (AMai class. auct. 5, 150) sind gleichfalls in Wahrheit Auszuge
aus Charisiu8; HKeil zu GL. 1, xxn und zu p. 180, 27. Daher kann die
einmal darin vorkommende Erwähnung des Donatus für die Bestimmung
der Zeit des Com. nicht verwendet werden. — Vgl. HKkil zu GL. 1, xlviii.
FObanh, Beitr. 2, 317. 324. 340 und dagegen Keil aO. p. lvi. WChmbt,
Phil. 18, 123. FBölte, de artium scriptoribus , Bonn 1886, 52 und unten
§ 419, 4.
2. Chams. GL. 1, 229, 19 nach Anführung einer Ansicht des Romanus
(§ 879, 1): sed Marcius Salutaris vir perfectissimus . . rectius sensit. Diese
Titulatur weist den Grammatiker M. S. (der den Virgü erklärt zu haben
scheint) in die constanünische Zeit, und die Anführung wird entweder aus
Cominianus geschöpft oder eine eigene Zutat des Charisius sein. Anders
AKiesslino, de person. Horatian. (Greifsw. 1860) 6.
3. Zwei verderbte Hexameter eines Albinus de metris bei Victorin.
GL. 6, 211 f. (vgl. ebd. 7, 339). Also etwa eine Arbeit in der Weise des
Terentianus (§ 373a). Er ist wahrscheinlich der von Rufin. GL. 6, 565, 4
genannte Albinus und wohl auch eine Person mit dem unten § 407, 5 Er-
wähnten. Vgl. noch § 383, 5.
4. Pbisc. GL. 2, 616, 16 Asmonius (der Name ist semitischen Ur-
sprungs) in arte quam ad Constantium (wohl II) imperatorem scribit. Pbisc.
GL. 3, 420 giebt eine Stelle des A. über den Trimeter der lateinischen
Komiker. Daselbst Z. 24 idem (Asmonius oder Iuba? s. § 378a, 5) in octavo.
Beide Stellen weisen auf dieselbe Quelle welcher Aphthonius folgt (Iuba).
Vgl. HKkil, quaeat. gramm. (Lps. 1860) 16 und Ind. lect. halens. 1871,
p. vi. RWestphal, griech. Metrik 1 », 128. JCäsab PRE. 1», 1240.
5. Unter dem Namen Ars Atilii Fortun atiani ist überliefert eine
Obersicht der Metrik (pmnis summa metrorum, p. 279, 5), gewidmet einem
jungen Römer von Rang der jetzt Rhetorik studiert und eine Darstellung
der Horatiana metra verlangt hat. Von seiner Arbeit behauptet der Verf. :
§ 405 Cominianus u. a. § 406 Firmicus Maternus d. Heide. 1025
ut Sallustius ait carptim quae memoria digna videbantur de multis aucto-
ribus excerpta perscripsi. In Wahrheit folgt sie dem Caesius Basaus
(§ 304, 1), beziehungsweise dem Iaba (§ 373a, 6), und vielleicht einem grie-
chischen Lehrbuch (OHbnse, de Iuba 162. 156). Ausführlich sind schließ-
lich (p. 294) die metra Horatiana behandelt. So lange man den Namen At.
Fort, auf das Werk des Caesius Baesas (§ 304, 1 M.) erstreckte nannte man
diese Ars bald rAtilius II', bald rPseudo-Atilius'. Caesius Bassus und
Atil. Fortun. sind uns nur durch des IParrhasius1 Abschrift (jetzt in Neapel
iv A 11) eines verlorenen cod. Bobiensis erhalten. Aus ihr sind die Vatic.
3402. 6216 und die von Pahrhasiüb besorgte ed. princ. Mail. 1504 geflossen.
In Keils GL. 6, 278 und dazu Atil. Fortun. lib. de metr. ad fid. cod. Neap.
rec. HKeil, Halle 1886. HKeilh et GIuergehsii obss. in Caes. Bass. et
Atil. Fort., Halle 1880, auch Keil zu GL. 6, 245. 7, 669. Vgl. JCäsab,
PRE. 1*, 2026. HWbntzel, symb. critt. (Bresl. 1858) 11. Westphal, griech.
Metrik 1», 128. 153.
6. Hieron. ad a. 2375 (nach Bong. u. Freh. ; Schöne zu 2374) — 368
n. Chr. JEuanthiu8 eruditissimus grammaticorum Constantinopoli diem obit.
Vgl. Rufin. GL. 6, 554, 4 Euanthius in commentario Terentii de fabula sie
dieit; * concinna etc.' . . et postea sie: *veteres etsi etc.* Beide Stellen
finden sich im ersten Teile (p. 3—8, 3 R.) der die donatischen Terenz-
Bcholien einleitenden Abhandlung de comoedia (p. 6 f. R.), welcher somit
von Euanthius herrührt. Über den zweiten dem Donatus zugehörigen Teil
s. § 409, 3. Vgl. Euanthius et Donati commentum de comoedia, ex rec.
ARrifpebschridii, Bresl. ind. schol. hib. 1874. Andere Ausgg. 8. § 109, 7. Vgl.
§ 12, 1. Auch noch anderes Eigentum des Euanthius findet sich in dem
Bog. Donatcommentar zu Terenz (§ 409, 3); üsener, RhM. 23, 493. Vgl.
Dziatzko ebd. 25, 538. Rufin. GL. 6, 665, 5. Ritschl, Parerga p. 358. 360.
ATeubrr, de auetoritate commentorum in Terent. quae sub Aelii Donati
nom. feruntur, Eberswalde 1881, 6. FLeo, RhM. 38, 327. EScheidemantel,
quaestt. Euanthianae, Lps. 1883, 14. 47.
406. Noch bei Constantins Lebzeiten begann Firmicus
Maternus in Sizilien die uns erhaltenen acht Bücher Matheseos,
welche aber erst ums Jahr 354 vollendet wurden. Das Werk
ist eine vollständige Theorie des Sternglaubens, in neuplatonischem,
vom Christentum abgewandten Geiste. Der Verfasser ist ein
Ehrenmann, dem es mit seiner Sache heiliger Ernst ist, aber
befangenen Geistes und iu seiner Darstellung einförmig. Um
dieselbe Zeit (J. 347) richtete der gleichnamige Christ an Con-
stantins Söhne Constantius und Constans seine Schrift de errore
profanarum religionum, worin er dieselben zum Sturze des Heiden-
tumes anstachelt.
1. Der Verfasser heißt am Schlüsse von math. VIII: Iulius Firmicus
Maternus Junior Siculus v. c(lari8simus). Bei Apoll. Sidon. carm. 22, praef.
beruht die Erwähnung des Iulius Firmicus nur auf einem Einschiebsel des
schlechten Vatic. 3421. Gewidmet ist das Werk dem Procos. Mavortius Lol-
Tbuftbl-Schwabb, Rom. Lit-Geioh. 5. Aufl. 65
1026 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
lianuß, welcher zB. proconsul provinciae Arricae war (CIL. 10, 1695. 1696),
J. 342 praef. urbi, 355 cos. ord. (Amman. 15, 8, 17), 356 praef. praet. Ita-
liae (Amman. 16, 8, 5 vir sublimis constantiae. Cod. Theod. 6, 29, 1. 11,
30, 25. 11, 36, 11) BBorohesi, oeuvr. 4, 519. Firmicus war zuerst Anwalt,
zog sich aber von diesem Beruf — da ihm ex hoc studio nihil aliud per
singulos dies nisi periculomm cumülus et grave onus invidiae conferebatur
— ins Privatleben zurück, in otio itaque constitutum . . hos ad te, Lolliane,
libellos seripsi, ut . . ad purganda animi vitia quae ex pravorum hominum
conversatione contraxeram caeUstibus et divinis tne disputationibus appli-
carem (4, praef. p. 83 ed. a. 1551). Nach der Vorrede zu B. 1 gab er dem
Lollianus, als dieser einmal den alten Freund in Sizilien besuchte, das so-
gleich bereute und lange nicht ausgeführte Versprechen omnem disciplinam
divinae mafheseos darzustellen. Endlich nach fortgesetzten Mahnungen
seitens des Lollianus kam das wiederholt unterbrochene Werk zu stände.
Daß sich die Arbeit an dem Werke über eine lange Zeit erstreckte ergiebt
sich auch daraus daß darin einerseits Constantin (f 337) noch als lebend
erwähnt wird (praef. p. 2 und 1, 4 p. 14 dominus et Augustus noster ac
totius orbis imperator, pius felix ac providus princeps, Constantinus scilicet
maximus, divi Constantii fUius usw. ebd. p. 15 Constantinum maxitnum
principem et eius invictissimos liberos, dominos et Caesares nostros), ander-
seits in B. 8 (15 p. 221 Lollianus qui . . etiam ordinarii consulatus insignia
consecutus est) und in der Widmung (p. 2 proconsuli igitur tibi et ordinario
consuli designoJto promissa reddimus . . Lolliane doctissime) Hinweise auf
das J. 354 sich finden. Anders KSittl, ArchflatLex. 4, 610. Vgl. auch 1, 2
p. 5 cum sol medio diei tempore fulgida splendoris sui denegat lumina . .
Optatii et Paulini consuUxtu, ut de receniioribus loquar (= Sonnenfinsternis
am 17. Juli 334). Vgl. Bursian ed. (A. 1 1) p. vm.
2. Matheseos libri nennt der Verf. selbst sein Werk in der praef. zu
B. 2 und 3. In der peroratio 8, 33: accipe itaque, Mavorti . ., Septem hos
libros, ad Septem stellarum ordinem numerumque compositos. nam primus
Über solum patrocinium defensionis succepit (Verteidigung der Astrologie
gegen ihre Gegner), in ceteris vero libris Romanis hominibus novi operis
tradidimus disciplinam. Das zweite Buch enthält die allgemeinen Grund-
lagen (institutionis Über 8, 5). 4, 19 p. 114 quia iam expedita prima operis
nostri parte ad secundam principalem accedimus, quae etiam in quatuor
membra, velut prima, divisa est,>. . singulorum partes summatim enumera-
bimus. B. 6 enthält die genitura von Paris, Demosthenes und Hermodoros,
Homer, Thersites u. a.; 7 die geniturae adoptivorum, pediconum, cinae-
dorum, causidicorum , damnatorum u. a. B. 8 behandelt die sphaera bar-
barica. B. 1 giebt Beispiele aus der römischen Geschichte.
3. Die angegebenen Quellen sind so abenteuerlich wie der ganze In-
halt. Vgl. 2, praef. nos omnia quae de ista arte Aegyptii Babyloniique
dixerunt docili sermonis institutione transtulimus. 3, praef. Uli divini viri
. . Petosiris (IIsTOöiQig) Necepsoque (Ns%^ms) . . nobis tradiderunt. 4, praef.
p. 84 omnia quae Aesculapio Mercurius Enichnusque (lies : Anubiusque, vgl.
3, 1) tradiderunt, quae Petosiris explicavit et Neeepso, quae Abraham, Or-
pheus et Gritodemus ediderunt ceterique omnes huius artis antiscii perlecta
pariter atque collecta . . in his perscripsimus libris, 4, 10 p. 98 quae divi-
§ 406 Firmicus Maternus der Heide. 1027
nus iOe Abraam et prudentissimus Achilles (vgl. HDiels, doxogr. gr. p. 18)
. . nobis tradidere. 4, 16 p. 107 Necepso, Aegypti iustissimus imperator,
optimus guoque astronomus. p. 109 magnus ille Petosiris hanc partem leviter
aüigit. 8, 6 neque enim . . Petosiris et Necepso, quorum alter imperii guber-
nacula tenuit, . . id quod nos edituri sumus invenire potuerunt. Firmicus
verschweigt den Namen seines Vorgängers Manilius, obwohl er ihn stark
ausbeutet, MBechebt, Lpz. Stod. 1, 18. Bemerkenswert ist 3, 15 p. 81 si
fuerit haec domus Mercurius, dabit astronomiam; si Venus, cantüenas et
laetitiam; . . Si Iuppiter, divinum cultutn scientiamque in lege; si Saturnus,
scientiam alchimiae. Wohl die erste Erwähnung der Alchimie, falls die
Stelle nicht ein späterer Zusatz ist, worauf die christliche Färbung des
Ausdrucks in lege führen könnte. Aus jener magischen Literatur stammt
auch die Übertragung der astrologischen Symbolik auf den menschlichen
Körper (vgl. A. 5), wie später bei den Priscillianisten; Bernays, d. Chronik
des Sulp. S. 14 mit A. 24.
4. Der Astrologie sucht Firmicus eine sittliche Richtung und einen
priesterlichen Anstrich zu geben. Vgl. 2, 33 p. 43 nunc tu, quicunque hos
libros legere conaris, . . ad imaginem te divinitatis similitudincmque forma,
ut 8is semper praeconio veritatis ornatus. . . esto pudicus et inter sobrios etc.
. . cave ne quando de statu reip. vel de vita rom. imperatoris aliquid inter-
roganti respondeas. . . eed nee aliquis mathem oticus verum aliquid de fato
imperatoris definire potuit; solus enim imperator stellar um non sübiacet
casibus (!) . . etiam ipse in eorum deorum numero constitutum est quem ad
facienda et conservanda omnia divinitas statuit principalis. . . tibi in omni
conversatione placeat quieta moderatio. fuge seditiones. . . nolo te vitia ho-
minum in traetatu geniturarum manifestius explicare, . . ne quod homini
malus stellarum decrevit cursus non dicere, sed exprobrare videaris. secerne
te a 8pectaculorum semper illecebris; . . (p. 45) antistites enim deorum sepa-
ratos et alienos esse decet a pravis illecebris voluptatum. Erst wenn der
Leser sich in diese sittliche Verfassung gesetzt habe solle er weiter gehen
et posteriores libros, quos de apotelesmatis scripsimus (vgl. 4, 6 p. 97 etiam
in aliis apotelesmatis diximus), secuta mentis animositate perdisce. Ähnlich
beschwört er 7, praef. p. 193 den Mavortius ne haec vener and a communia
profanis vel imperitis auribus intimentur, sed iis tantum quos animus in-
corruptus ad rectum vivendi ordinem . . instituit etc. Vgl. 8, 33 haec filiis
tuis tantum trade, quos a prima aetate ad omne virtutis officium instituisti etc.
JBübckhardt, Constantin* 212. LFbikdländeb, S6. I6, 365.
6. Daß durch die decreta planetarum die menschliche Willensfreiheit
und ZurechnuDgsfähigkeit aufgehoben wird scheint Firm, sich nicht klar
gemacht zu haben, und seine moralischen Ermahnungen (s. A. 4) sind daher
ohne Boden, so oft und so gern er sie einschärft.- Die Einsicht in die feste
Vorausbestimmung unserer Schicksale, meint er, müsse Schmerz und Freude
dämpfen (8, praef.). Auch die theologischen Folgerungen der Lehre sind
nicht klar gezogen. 1, 3 p. 7 leugnet Firm, die Religionsgefährlichkeit der
Lehre, vielmehr leite sie den Menschen zur Gottesfurcht und -Verehrung.
Aber seine Götter sind selbst verschwommene Gestalten, bald mit den sidera
zusammenfallend, bald neben ihnen stehend, bald als Einheit bezeichnet,
bald als Mehrheit (vgl. 3, praef. p. 46. 6, praef. p. 116. 1, 4 p. 14). Dumpf
66*
1028 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
wie die Luft des Werkes ist auch sein Ton, bald technisch trocken und
dürftig, bald mystisch feierlich, mit zahlreichen Wiederholungen nicht
bloß in technischen Formeln sondern auch in stilistischen Wendungen und
Ausdrücken. Wo er zu einer rhetorischen Figur greift spinnt Firm, sie
bis zur Ermüdung aus. Er bittet daher (1, praef. p. 2): ne in istis libris
pondus et perfectae gratiam orationis requiras. . . in nobis tenue est ingenium
et sermo subtilis et, quod vere confitendum est, mathesis permodica. Vgl. 1, 1
p. 4 postulante ut . . veritotis fides, non orationis splendor ac substantia re-
quiratur. Der Sprachschatz enthält manches erst in diesem Jahrhundert
Aufgekommene, wie animositas, quieseentia, mansuetarius , intimare alicui
aliquid, Concor dialis, cardinälüer, partüis usw. Zur Sprache: HDrkssbl,
lexikalische Bemm. zu Firm. Mat., Zwickau 1882. ChrKblbbb, zu Firm,
dem Astrologen, Erl. 1881; Anfang eines Wörterbuchs z. d. libri math. d.
Firm., Erl. 1883. — GNembtht, quaestt. de Firm, astrologo, Budapest 1889.
— Älteste Erwähnung des Werkes bei Honorius von Autun (um J. 1300)
de philos. mundi 2, 5. Vgl. A. lA.
6. Sonstige Schriften des Verf. 4, 14 p. 105 quae omnia . . specialiter
in singulare libro quem de domino geniturae atque chronoeratore ad Muri'
num nostrum scripsimus . . comprehensa sunt. 7, 6 haec tibi omnia ex eo
libro qui de fine vitae a nobis scriptus est . . manifestius intimantur. 5, 1
p. 121 cum hoc opus . . mediocritas nostra compleverit, tunc tibi (Lolliane)
aliis XII libris cetera intimabo secreta. 8, praef. p. 212 aliud mihi tempus
ad explicandam myriogenesin reservavi. 8, 8 extr. huius (des Necepso, s.
A. 3) ego libri interpretationem alio tibi tempore, Mavorti decus nostrum,
intimare curabo.
7. Handschriften: nur der erste Teil des Werkes ist in alten Hess,
erhalten, zB. in einem Vatic. 8. X, Montepess. s. XI und XU, Monac. 660
s. XI (darüber Kelber [A. 6], Erl. 1881), Paris. 17867 s. XII u. a.; das
ganze Werk ist nur durch junge vielfach verfälschte überliefert, zB.
Monac. 49, Norimberg., Vindob. 3195, Neapol. v A 17, Oxon. Line. coli. 114,
alle s. XV— XVI. Vgl. MBonnet, rev. de phil. 8, 187. KSittl, ArchflatLex.
4, 610. — Ausgaben: prineeps Venet. 1497 (hier ein reinerer Text als
in den späteren Ausgaben, KSittl, ArchflatLex. 4, 608). In den astro-
nomici vett. (Venet. Aid. 1499, worin Firmici libri ex scythicis oris ad nos
nuper allati), und per NPrucknehum astrologum, BaaiL 1533 und 1551 (nach
letzterer Ausgabe ist oben citiert). Neuere giebt es nicht, eine Ausg. ist
versprochen von KSittl. Ausfüllung einiger Lücken durch Lessing 9, 409
Lachm. — Kritisches: MHaupt, op. 3, 324. 550. 623. BDokbabt, JJ. 125, 590.
— Vgl. AFabbicius, bibl. lat. 3, 114 ed. Emesti.
8. Die Subscriptio der christlichen Schrift lautet: Iulii Firmici
Materni v. c. de errore profanarum religionum. Die darin angeredeten Kaiser
heißen sacratissimi imperatores (6, 1. 8, 4. 16, 4. 20, 7. 24, 9. 28, 6. 29, 1)
oder sacrosaneti imp. (13, 1) oder prineipes (17, 1), auch domini imperatores
(25, 1). Bezeichnend sind folgende Stellen. 16, 4 amputanda sunt haec
(die heidnischen Opfer), sacr. imp., penitus atque delenda et severissimis
edictorum vestrorum legibus corrigenda. . . ad hoc vobis deus stimmt«« com-
misit imperium. 29, 1 vobis, sacr. imp., . . hoc dei summi lege praeeipitur
ut severitas vestra idololatriae facinus omnifariam persequatur. 20, 7 cos
§ 406 Firmicus Maternus der Heide und der Christ. 1029
nunc, Constanti et Constans, sacr. imp., . . idölolatriae excidium et profana-
rum aedium ruinam . . Christus . vestris manibus reservavit. 28, 6 . . post
excidia templorum in maius dei estis virtute provecti. vicistis hoste», .. .
et insperatom imperatoris (des Constans, J. 343) faciem Britannus expatrit.
29, 3 . . missi sunt superbi sub iugum populi et persica vota conlapsa sunt
Letzteres kann sich darauf beziehen daß J. 346 Sapor die Belagerung von
Nisibis aufgab (naociuz&iosv fipdoctg ißdopfaovta oxtco %ccl ituXiv cclo%vv-
&tig dvextoQTjcfsv, Theophanes) und konnte jedesfaUs nach den Mißerfolgen
welche Constantius J. 348 gegen Sapor hatte nicht mehr gesagt werden.
Auch wurde Constans im J. 350 erschlagen. Die Abfassung wird daher
J. 346 oder 347 fallen. Der Verfasser zeigt (c. 7) genauere Kenntnis der
Umgegend von Henna in Sizilien und mag daher (wie F. der Heide) von
dort gebürtig sein oder dort seinen Aufenthalt gehabt haben.
9. Die Beweisführung ist die bei den christlichen Apologeten ge-
wöhnliche; nur geht der Verf. auch auf die religiösen Vorstellungen und
Gebräuche des Orients (Ägypter, Phryger, Assyrer, Perser) näher ein
Auch wendet er in ausgedehnterem Maße als seine Vorgänger Bibelstellen
(bes. aus A. T.) an. Er entlehnt dieselben hauptsächlich aus Cyprians
testimonia und dessen Schrift ad Fortnnat. s. BDombabt, Z. f. wissensch.
Theol. 22, 375. Bubsian aO. p. rx. Doch verrät Firm, auch Kenntnis des
Griechischen, zB. 13, 4 Porphyrius (s. A. 10) . . in libris quos appellat keqI
rrjg ix loyüov cpdoaocptag. Die quinque Minervas (16, 1) hat er eher aus
Ampel. 9, 10 oder dessen Quelle als aus Cic. nat. deor. 3, 59. S. noch RFörstkb,
d. Raub d. Perseph. 97. Auch die Darstellung ist entsprechend dem
eifernden Charakter, voll Ausrufungen und rhetorischer Fragen, c. 8 führt
er den Sol redend ein (ethopoeiaco sermone 8, 4). Die Sprache zeigt Volks-
mäßiges im Gebrauche von suus statt eius, in der consecutio temporum
und der Anwendung von quod nach nescientes, persuadetur ; s. Halm p. 135.
10. In sprachlicher Hinsicht zwar stimmt die christliche Schrift mit
der heidnischen mannigfach überein (Bubsian p. vn); aber dies erklärt sich
durch die Annahme daß beide Verfasser in ihrer Jugend die gleiche Schule
genossen (vgl. A. 8E.). Denn in allem übrigen ist beider Standpunkt
durchaus verschieden. Der Heide ist eine friedliche, milde, innerlich ge-
faßte Natur, der Christ ein glaubenswütiger Angreifer; den Tempelraub
mißbilligt der Heide (3, 8 p. 70. 3, 13 p. 77), der Christ hetzt dazu auf.
Von dem Neuplatoniker Porphyrius sagt der Heide (7, praef. p. 193) apud
Pythagoreos noster Porphyrius religiosa epulantem animum nostrum silentio
consecravit; der Christ nennt ihn (13, 4) hostis dei, veritatis inimicus, scelera-
tarutn artium magister. Dem Christen ist die divinatio eine Erfindung des
Teufels (c. 1) usf. Solche Gegensätze, die selbst nach einander in dem-
selben Person schwer denkbar sind, müßten nach den Zeitverhältnissen beider
Schriften sogar gleichzeitig beisammen gewesen sein. Falls daher die
Gleichheit der Namen nicht überhaupt Folge der zufälligen Anhängung
der kleineren Schrift an das große Werk des Astrologen ist (Ebbet), so
müßten die Verfasser Brüder oder Vettern gewesen sein (Bursian p. ix).
Von jener an sich höchst seltsamen Vereinigung beider wissen wir übrigens
nichts und die Form der Unterschrift de errore prof. rel. [A. 8 Z. 1]
spricht nicht dafür; s. auch ARbiffbbscheid, JB. 1880 3, 258.
1030 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
11. Aus der einzigen Hs. (Vaticano-Palatinus 166 s. X, es fehlen vom
ersten Quaternio die zwei äußeren Blätter ; vgl. ABeiffebschuid, bibl. patr.
1, 268) zuerst herausgg. von MFlacius, Straßb. 1562. Dann öfters mit
Minucius Felix oder Cyprianus oder Arnobius; einzeln von Jo. a Wower,
Hamb. 1603, FM unter, Eopenh. 1826, FOehlkr, Lps. 1847. Außerdem zB.
in Gallandi bibl. patr. 5, 23; bei Miqne 12, 971. Besonders von CBurbiam,
Lps. 1856, und CHalm an s. Minucius (§ 368, 5). — JMHbbtz, de Iul. Firm.
Mat. eiusque imprimis de err. prof. rel. libello, Eopenh. 1817. JBukckhabdt,
Conetantin2 188. 230. 361. AEbert, Lit. d. MA. ls, 130.
407, Für Philosophie ist Athen die hohe Schule, und
sie wird dort in der auf das Geistige und Sittliche gerichteten
schwärmerischen Weise der Neuplatoniker betrieben, welche ein
Gegengewicht gegen das Christentum bilden sollte und sogar
unverkennbaren Einfluß auf die christliche Lehre and ihre ge-
lehrten Vertreter gewonnen hat. Auch in den Westen erstreckt
sich diese Richtung und ist hier vertreten durch den Astrologen
Firmicus Maternus und den Übersetzer Chalcidius; daneben aber
herrscht hier nüchterner aristotelischer Schulschematismus und
Eklekticismus im Stile von Varro und Cicero.
1. Über den Neuplatonismus der Zeit vgl. zB. JBübckhardt, Constantin *
206. 216, Mamebtin. grat. act. Iuliano 23, 4 tu phüosophiam, paulo ante
suspectam ac nedum spoliatam honoribus sed accusatam ac ream, non modo
iudicio liberasti sed amictam purpura . . in regali solio collocasti. Victor
epit. 43, 6 iuverat phüosophos et Graecorum sapientissimos.
2. Firmicus (§ 406, 1—6) spricht von Porphyrius noster (§ 406, 10)
und hat 1, 2 p. 9 eine Lobrede auf Plotinus {quas ille phüosophiae non
attigit partes etc.). Andere Schriftsteller über Astrologie s. § 62, 6. August».
contra acad. 3, 18, 41 os Piatonis . . emicuit maxime in Plotino, qui plato-
nicus philo8ophus ita eins similis iudicatus est . . ut in hoc ille revixisse
putandus sit. confesB. 8, 3 (s. § 408, 2); vgl. 7, 9 (18) quosdam Platonicorum
libros ex graeca lingua in latinam versos. Gemeint sind die des Rhetors
Marina Victorinus (§ 408, 2). epist. 1, 1 academieos ego ne intet iocandum
quidem umquam lacessere anderem, contra acad. 2, 23 inter quos (die aca-
demici) et me . . nihil distat nisi quod Ulis probabile visum est non posse
inveniri veritatem, mihi autem inveniri posse probabile est. nam ignoratio
veri est . . utrisque communis (vgl. Donat. zu Ter. Eun. 4, 6, 4 hoc muUum
academieos iuvat etc.). 3, 19, 42 itaque nunc phüosophos non fere videmus
nisi aut cynicos aut peripateticos aut platonicos.
3. Von Chalcidius ist erhalten eine stark mit Volksmäßigem durch-
setzte Übertragung des platonischen Timaeus, nebst Erklärung dazu, vom
Verf. fortgeführt bis p. 63 C (praef. primas partes Titnaei Plat. aggressus
non solum transtuli sed etiam partis eiusdem commentarium feci. . . causa
vero in partes dividendi libri operis fuit prolixitas. . . quod si non displi-
cuisse rescriberetur , faceret audendi maiora fiduciam) und gewidmet einem
§ 407 Philosophie. § 408 Marius Victorinas. 1031
Osius (dem Bischof von Cordova, Vorsitzendem auf der Synode von Sardica
347?), dessen ingenium die praef. rühmt und der ursprünglich selbst die
Arbeit ausführen wollte. Chalcidius war Christ. Da er des Origenes (f 264)
Hexapla kannte, bo kann er nicht vor der zweiten Hälfte des dritten Jahrh.
gelebt haben. Von einem mittelalterlichen (von Wilh. von Conches ver-
faßten?) Commentar hat VCousin Teile herausgegeben, fragm. philos.* (1840)
p. 374, und Ouvrages inöd. d1 Abelard p. xm. Haureaü, de la philos. sco-
last. 1, 81. — Handschriften des Chalc. von s. XI an in Bamberg, Cam-
bridge, Erakau, Wien, Mailand, Florenz u. sonst. Über Paris. 10196 s. XI
MBomnet, Herrn. 14, 168. — Ausgaben per Augustinum Iustinianum (Par.
1620), JMeursiu8 (Leid. 1617) und besond. in JAFabriciub' Ausg. der Opera
Hippolyti 2 (Hamb. 1718), 226 (mit Meursii notae p. 408), auch in Mullachs
fragm. philos. graec. 2 (Paris 1868), 147. Neuerdings: ad fid. librorum
mscr. rec. IWbobbl, Lps. 1876. — Vgl. JAFabbicius, bibl. lat. 3, 106.
Bbuckeb, hist. crit. philos. 3, 472. ThMartin in sr. Ausg. des Theon Smyrn.
p. 18. 419. IWbobbl (über den Sprachgebrauch) ZföG. 26, 178. 268. IwMüllbb,
qoaeatt. crit. de Chalc. in Tim. Plat. commentario spec. I— III, Erl. 1876/77
(besonders auch über den Sprachgebrauch).
4. Das von AMai (appendix ad opera ab AMaio edita 1, 19) erwähnte
und dem A. 3 genannten Chalcidius beigelegte commentum per Chalc idi um
Neapolitanum super carmine saeculari (des Horaz), überliefert im Vatic.
2769 s. XV, ist die Arbeit eines Italieners aus der Zeit des Papstes Paul II.
FBüchblbb, RhM. 36, 401.
6. Boeth. comm. in Aristol. nsQl sQfirjv, edit. sec. 1, 1 Albinus quo-
que de iisdem rebus scripsisse perhibetur, cuius ego geometricos quidem libros
editos seio, de diabetica vero diu multumque quaesüos reperire non potui.
Derselbe (vir magnificus) schrieb auch compendiosa brevüate über Musik
(Cabbiod. de mus. 70, 1212 Migne). Wohl Caeionius Bufius Albinus (Cos.
J. 336), der auf einer Ehreninschrift (CIL. 6, 1708 Ob. 3111 Wilm. 1227)
als philosopkus erscheint. FOsann, Beitr. z. lat. Gramm. 2, 361. JCäsab,
PBE. l1, 649, 4. KPbantl, Gesch. d. Logik 1, 644. OSebck, Herrn. 19, 186.
Schwerlich ist er auch der Bufius (so heißt er Macb. sat. 1, 2, 16 und 1,
4, 1 in den maßgebenden Hss., sonst aber Furius) Albinus, in Macrobius1
Saturnalien einer der Mitunterredner. Vgl. noch § 406, 3.
408. Vielseitig tätig war um die Mitte des Jahrh. der
Grammatiker und Rhetor C. Marius Victorinus, Verfasser
philosophischer und rhetorischer Schriften und einer größtenteils
aus Aphthonius abgeschriebenen Metrik in vier Büchern, welche
auf uns gekommen ist. In seinen späteren Lebensjahren zum
Christentum übergetreten verfaßte Victorinus nunmehr auch Er-
klärungen zu paulinischen Briefen und verfocht die rechtgläubige
Lehre gegen Arianer und Manichäer. Auch Gedichte biblischen
Inhaltes tragen den Namen des Victorinus, ob mit Recht ist
ebenso zweifelhaft wie bei einer Anzahl grammatischer, me-
trischer und rhetorischer Schriften. Durch seine Mittelstellung
1032 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
zwischen Heiden- und Christentum, durch seine rhetorisch-gram-
matischen Studien einerseits und seine philosophisch-theologischen
anderseits erwarb Yictorinus auf lange Zeit ein Ansehn das
er durch seine wissenschaftlichen Leistungen, welche sich über
die Mittelmäßigkeit der damaligen Zeit nicht erhoben, kaum
verdient hatte.
1. Hieron. vir. illnstr. 101 Victorinus natione Afer Bomae sub
Constantio principe rhetoricam docuit et in extrema senectute Christi se tra-
dens fidei (Augustin. confess. 8, 2) scripsit adversus Arium libros more
dialectico valde obscuros, qui nisi ab eruditis non intelleguntur, et commen-
tarios in apostolum. Praef. comm. in epist. ad Galat. non quia ignorem
C. Marium Victorinum, qui Bomae me puero rhetoricam docuit, edidisse
commentario8 in apostolum, sed quod occupatus ille eruditione saeeularium
litterarum omnino sanctas ignoraverit. Chron. ad a. 2370 (Freh. ad a. 2371)
«= 358 nach Chr. Victorinus rhetor et Donatus grammaticus, praeceptor
mens, Bomae insignes hdbentur. e quibus Victorinus etiam statuam in foro
Traiani merv.it (vgl. A. 2). Cassiod. de inst. div. Victorinus ex rhetore
episcopus. — Über Victorinus Petabionensis s. § 385, 6.
2. Auoustin. confess. 8, 2 (3) legisse me quosdam libros Platonicorum
guo8 Victorinus quondam rhetor urbis Bomae, quem christianum defunctum
esse audier am, in latinam linguam transtulisset. . . ille doctissimus senex
et omnium liberalium doctrinarum peritissimus quique philosophorum tarn
multa leger at et diiudicaverat, doctor tot nobilium Senator um, qui etiam ob
insigne praeclari magisterii . . statuam in rom. foro meruerat et acceperat.
— Dem Victorinus gehört, wie HUseneh, anecd. Holderi (Bonn 1877) 59
gezeigt hat, die dem Boethius früher zugeschriebene Schrift de definitionibus
(krit. Ausg. derselben — nach Monac. 14272 s. XI, 14819 s. XII, Bern. 300
s. XJ/XI1 — von ThStangl in den Tulliana et Mario-Victoriniana, München
1888). Dieselbe ist unter des Victorinus Namen in einer Hs. s. XI Qibcr
definitionum Victorini) bei Mai, class. auct. 3, 316 überliefert und der
Verf. verweist p. 25, 13 Stangl (nos quia iam uno libro et de his quin-
que rebus plenissime disputavimus) auf Victorinus' Bearbeitung der nhu
cpcovuC des Porphyrius (siehe unten) als auf ein eigenes Werk. Ein Auszug
aus den dehn, in Ibidors orig. 2, 29 cde divisione definitionum ex Marii
Victorini libro abbreviata'. Auch benutzt von Cassiodor in B. 2 der
instit. div. et saec, wo es am Schluß der Dialektik so heißt (s. Uskneb
aO. 66): isagogen (des Porphyrius staaycoyrj icbqI räv itivte (pavmv) trans-
tulit Victorinus orator, commentum eius quinque libris vir magnificus Boethius
(welcher p. 1, 86 Rot. dabei den Victorinus orator sui temporis ferne
doctissimus nennt) edidit (vgl. Isid. orig. 2, 26, 1. 9). categorias (des Aristo-
teles) idem transtulit Victorinus, cuius commentum octo libris ipse quoque
formavit (vgl. Cassiod. expos. in psalm. II p. 28). peri Jiermenias (Aristo-
teles nsql 6Q(irjv^ag) supra memoratus Victorinus transtulit in Jatinum,
cuius commentum sex libris patricius Boethius minutissima disputatione
tractavit. Apuleius vero Madaurensis (gemeint ist de dogm. Plat. B. 3,
s. § 367, 5) syllogismos categoricos breviter enodavit. Victorinus de syllo-
§ 408 Marius Victorinus. 1033
gimis hypotheticis dixit (vgl. Ibid. orig. 2, 28, 25). quindecim quoque species
esse definitionum idem Mar ins Victorinus diligenter edocuit (eben im Buch
de definitione). topica Aristotelis Cicero transtulit in latinum, cuius com-
menta prospector atque amator Latinorum Victorinus quattuor libris exposuit
(Boibth. in Cic. top. p. 270 Or.). Vgl. FObann, Beitr. 2, 373. Victorini
(commentarii) in dialogos (Ciceronis, dh. dessen philosophische Schriften)
erwähnt Hiebon. apol. c. Rufin. 1, 16.
3. Den Namen des Marius Victorinus tragt eine Ars grammatica,
unter dem Namen des Victorinus auch von Rufinus GL. 6, 656, 22. 557, 19
zweimal citiert. Sie behandelt in ihren vier Büchern fast ausschließlich
die Metrik. Nur B. 1 enthält zuerst Grammatisches, aus denselben Quellen
woraus auch Charisius, Diomedes und Dositheus geschöpft haben, dann
eine längere Ausführung Über Orthographisches, welche ein nachlässiger
Auszug aus einer guten alten Quelle ist (etwa Verrius Flaccus? WSchady,
de Mari Vict. 1, 4 de orthogr. , I, Bonn 186^. Auszüge daraus (de
orthogr.) in vier Hss. des Vatikan (bes. Vat. 2726), herausgegeben von
HKeil, Haller Ind. lect. 1874. Von p. 31, 17 E. bis p. 173, 31 ist die
Metrik des Aphthonius von Victorinus in sein Werk fast wörtlich herüber-
genommen, 8. § 395, 1. Aristoxenisches bei Victorinus? FBlasb, JJ. 133, 451.
— Handschriften: Vatic.-Palat. 1753 (Laurissensis), aus ihm abgeschrieben
Valentianus m. 6. 10, dann Paris. 7539, alle s. IX. — Erste vollständige
Ausg. (nach dem Lauriss.) von JCamebaxius, Tüb. 1537. Am besten in Keils
GL. 6, 1. — Auf das Excerpt aus Aphthonius folgt (gleichfalls von Mar.
Vict.) ein index metrorum Horatii (GL. 6, 174), sodann Definitionen von
ode, melos usw. (aus einer Abb. de partibus carminum), im Paris, mit der
Subecription: explicit ars grammatica Victorini Mari de orthogr. et de
metrorum ratione. — HKeil, quaestionum gramm. I: de Marii Victorini
arte grammatica, Halle 1871 (Ind. lect. f. d. Sommer). Vgl. dens. zu GL.
6, xiv. OHensb, de Iuba 139. J Caesar, de verb. thesis et arsis ap. . . .
Mar. Victorin. significatione, Marb. 1885.
4. Zweifelhaft ist der Anteil welchen Marius Victorinus an zwei Schul-
büchern in katechetischer Form hat (Ars grammatica und De metrioa in-
stitutione oder richtiger de metris et hexametro, beide zuletzt gedruckt
GL. 6, 187. 206). Beide gehören nach Sprache (zB. Vorliebe für quippe
und quoties) und Beschaffenheit einem Verfasser und sind mehrfach zu-
sammen überliefert. Als Vf. der ersten Schrift nennen die Hss. teils (Vatic.
1587 s. X, SGall. 877 s. X usw.) * Victorinus (grammaticus) ', teils Vind. 16
s. VIII) 'Palaemo': der letztere Name erscheint als Vf. der zweiten im
Paris. 7559 s. X. Aus beiden Schuften hat Audax (§ 482, 4) in seine ars
vieles aufgenommen (s. Keil zu GL. 7, 317). Mit dem Namen f Victorinus'
ist wohl Marius Victorinus gemeint, aber der vorliegende Text der ars ist
so verworren und lückenhaft daß er nur als ein stark kürzender und ver-
ändernder Auszug aus Mar. Vict. angesehen werden könnte. Die Schrift
de metr. et hex. giebt sich selbst (s. Schluß) als Überrest aus einem
größeren Werke und stammt aus der Mitte des vierten Jahrh. (vgl. GL.
6, 209 nosira quoque memoria Lactantius). — Vgl. FObann, Beitr. 2, 366.
HWbbtzbi, symbb. critt. (Bresl. 1858) 55. HKeil, quaestt. gramm. II
1034 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
de Max. Victor, librie de arte grammatica qui feruntur, Halle 1871; zu
GL. 6, xvin.
6. Nicht dem Marius Victorinus, sondern einem sonst unbekannten
Maxim us (oder Maximinus) Victorinus legt die hs. Überlieferung (bes.
Vindob. 16 [Bobiensis] s. VIII, Monac. 6281 s. X, 19484 s. X u. a.) eine
geringe Schrift De ratione metrorum bei (unter dem Namen f Victorinus'
von Baeda citiert, GL. 7, 248, 17). Mit ihr ist häufig in den Hss. verbun-
den ein ebenso dürres Schulbuch De finalibus metrorum, das vielfach wört-
lich mit Servius ad Aquilinum stimmt (FObanh, Beitr. 2, 877. Keil zu GL.
4, xliii). In den Hss. wird dasselbe gewöhnlich, aus Mißverständnis der
Oberschrift de finalibus metrorü, einem Metrorius (oder Metr. Maximus,
Metr. Maximinus) zugeschrieben. VgL § 41, 6 Z. 7. 12. Ob auch es von
jenem Maximus Victorinus herrührt bleibt unentschieden. Beide Schriften
zuletzt gedruckt GL. 6, 216. 229. Keil, quaestt. gr. 1 (Halle 1871), i. x.;
2 (de Max. Victor.), vm; zu GL. 6, xx.
6. Die Commentare des Marius Victorinus zu Ciceros Topica und
philosophischen Schriften (A. 2) sind verloren: erhalten aber sind die frei-
lich sehr breiten und wenig Brauchbares enthaltenden explanationes zu de
inventione (zuletzt gedruckt in Orellis Cicero 6, 1, 1 und in Halms rhett.
lat. min. p. 153). Erwähnt sind sie von Cassiod. rhet. 10 (bei Halm aO.
p. 498, 9 haec Cicero in arte rJietorica duobus libris videtur amplexus, quo-
rum commenta a Mario Victorino composita in bibliotheca mea vobis reli-
quisse cognoscor). Auffallend sind die Subscriptionen in den Hss. dieses
Commentars: im Monac. 6400 s. X heißt der Vf. Victorinus rhetor, im
Colon. (Darmstad.) s. VII Q. Fabius Laurentius, in einem Vaticanus (AMaj,
spicil. rom. 5, xi) Q. Laurentius Fabius Victorinus Marius, fast ebenso in
zwei Laur. Fabius Laurentius Marius Victorinus, endlich im Bamb. s. XI
Marius Fabius Victorinus, IwMüller, JB. 1874/76 1, 679 meint, ein
Q. Fabius Laurentius habe den Commentar des Marius Victorinus umge-
arbeitet. — Vgl. Halm aO. p. vm, CLEatseb, Phil. 6, 706. HUsenbb, anecd.
Hold. 65. ThStanol, Tulliana et Mario-Victoriniana, Münch. 1888, 49.
7. Die christlichen Schriften des M. V., s. Anm. 1. Von denen zur
Bibel erklärung sind erhalten die Commentare zum Galater-, Epheser- und
Philipperbrief (gedruckt bei AMai, nova collectio vet. script. 3, 2, 1), dann
die Schrift De verbis scripturae r factum est vespere et mane dies unus '.
Außerdem besitzen wir von ihm De trinitate contra Arium libri IV (ver-
faßt um J. 360) und De bpoovoico recipiendo, dann De generatione verbi
divini. Ferner geht unter seinem Namen die Schrift Ad Iustinum Mani-
chaeum contra duo principia Manichaeorum et de vera carne Christi. Nicht
dem Mar. Victor, gehört das Schriftchen de physicis (bei AMai aO. 3, 2),
b. Kopfmane aO. 7. — In der Bibl. patr. max. (Lugd. 1677) Tom. 4, bei
Gallanoi T. 8 und bei Mione T. 8 finden sich diese Schriften beisammen.
GEoffmane, de Mario Victorino philosopho christiano, Bresl. 1880. GGbigek,
C. Victorinus Afer, e. neuplaton. Philosoph, Metten 1888. 89 II.
8. Die christlichen Gedichte von einem Victorinus sind a) De fratribus
VII Maccabaeis interfectis ab Antiocho Epiphane, 398 Hexameter nach
Maccab. 2, 7 in geschraubt rhetorischem Stile mit starken Anklängen an
§ 408 Marius Victorinus. § 409 Donatus. 1035
Virgil, Ebkbt, Lit. d. M.-A. l1, 124. MHbrtz, anall. Hör. 4, 24. MManitius,
RhM. 45, 157; b) drei Hymnen de trinitate (Migne 8, 1139); c) hymnus de
pascha domini s. de ligno vitae 8. de cruce, 70 Hexameter (gedruckt auch
in Habtkls Cyprian. 3, 305), Tgl. Ebert aO. 1*, 316; d) De Iesu Christo
deo et domino, 137 Hex. Vgl. GFabbjciüb, poetae Christ 443. 761 und
ARtvtnus, sanctae reliquiae dnum Victorinorom, Gotha 1652.
409. Um die Mitte des Jahrhunderts lehrte zu Born der
Grammatiker und Rhetor Aelius Donatus, von dem wir noch
zweierlei besitzen, eine Grammatik (Ars), welche wesentlich aus
denselben Quellen geschöpft ist wie die des Charisius und Dio-
medes, sowie einen wertvollen Commentar zu Terenz, der aber
nicht in seiner ursprünglichen Gestalt auf uns gekommen ist.
Auch hatte Donatus den Virgil (Georgica und Aeneis) erläutert,
wovon (außer zahlreichen Anführungen bei Servius) Vorwort
und Einleitung erhalten sind.
1. Hiebon. chron. ad a. 353 n. Chr. s. § 408, 1. Comm. in Eccles.
c. 1 (3, 390 Vall.) praeceptor meus Donatus. Apol. adv. Rufin. 1, 16 (2, 472) :
(puer legeris) in Terentii comoedias praeceptoris mei Donati (commentarios),
aeque in Vergilium et aliorum in alios. Der Commentar zu Terenz hat in
den Hss. die Überschrift: Aelii Donati v. c. oratoris urbis Botnae. Alle
weiteren Angaben über sein Leben sind mittelalterliche Erfindungen. So
insbesondere die läppische vita Donati von Flaccus Eebius in HHagkns
Anecd. Helvet. p. ccut.
2. Die 'Ars Donati grammatici urbis Romae' ist in einer doppelten
Bearbeitung erhalten, einer kürzeren (Ars minor), -welche nur die acht
Redeteile behandelt (GL 4, 355—366), und einer ausführlicheren in drei
Büchern (GL. 4, 367 — 402). Über die Handschriften derselben s. Keil zu
GL. 4, xxxi. Die Übereinstimmung mit Charisius und besonders Diomedes
erklart sich aus der Benützung derselben Quellen. In der Regel hat Dio-
medes die reichhaltigere Darstellung (Keil aO. xl). Bei den Späteren wurde
die des Donatus bevorzugt und teils erklärt teils verkürzt. So Servii commen-
tarius in artem Donati (GL. 4, 405—448), des angeblichen Servius oder
Sergius zwei Bücher explanationum in artem Donati (ebd. 4, 486—565, vgl.
HHaoen, anecd. Helvet. p. 143 nebst p. lxxiix); des PompeiuB commentum
artis Donati (GL. 5, 95—312), des Bischofs Iulianus commentarius in Do-
natum (s. § 495, 7), und die commenta Einsiedlensia in Donati artem
maiorem, minorem, barbarismum (Hagen, anecd. Helvet. p. 202—274, nebst
p. cvn). Gräfenhan, Gesch. d. class. Philol. 4, 107.
3. Hiebon. adv. Rufin. 1, 16 (vgl. A. 1 Z. 2). Paisc. GL. 3, 281 Te-
rentius in Ändria . . . nee enim aliter stat iambus . . . quod etiam Donati
commentum approbat. 320 Ter. in Andria . . . sie enim habent antiqui Co-
dices teste Donato commentatore eius (was in dem erhaltenen Commentar so
nicht steht). [Sbrg.] explan. GL. 4, 486 hie Donatus v(ir) cQarissimus)
d(octissim%ts?) Vergilianum Carmen et Terentii comoedias mirifice commentaoit.
Der Commentar zu Terenz (§ 109, 3) ist aus zwei bis drei Commcntaren
1036 Die Kaiserzeit Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
zusammengeschnitten, wovon einer der des Donatus war, ein zweiter der
des Euanthius (§ 405, 6). Die Bemerkungen rhetorischen und philosophi-
schen Inhalts fallen wahrscheinlich in Donats Anteil. HUsenkr, RhM.
23, 493; vgl. auch FLeo aO. 330. — Ed. princeps Rom. 1472; dann in
den meisten älteren Ausgaben des Terenz, vgl. § 109, 7. Kritische Aus-
gabe der Einleitungen zu den einzelnen Stücken von ARbiffebscheid (Do-
nati in commenta Terentiana praefationes , ind. schol. hibern. ßresl.
1875/6). Vgl. auch § 406, 6. — RBentleys Emendationen zu Don. ad
Ter., JJ. Suppl. 10, 662. LSchopen, de Terentio et Donato eius inter-
prete, Bonn 1821; spec. emend. in Ael. Donati comm. Ter., Bonn 1826.
ABichtes, de Donati comm. Ter., Bonn 1854. WBLlhn, zu den Scholien
des D. z. Ter., I Halberstadt 1870; II Strals. 1872. JABeckeb, de Don. in
Ter. comm., I Mainz 1870. KDziatzko, RhM. 29, 446. 611. ATecber, de
auctoritate commentorum in Ter. quae sub nom. Ael. Donati circumferun-
tur, Eberswalde 1881. FLeo, RhM. 38, 328. PRosenstock, de Donato,
Ter. et Servio Vergilii explicatore syntaxeos Latinae interpretibus, Koni gab.
1886. Von der einleitenden Abhandlung De comoedia Btammt nur die
zweite Hälfte (beginnend: Comoedia est fabula diversa p. 8, 4 Reiffersch.)
aus Donats Einleitung (s. § 12, 1. 405, 6. EScheidemantel, quaestt. Euanth. 14);
ferner die gehaltreiche vita Terentii (§ 108, 1), welche Donat aus Sueton
herübergenommen und nur mit einem kurzen Nachwort begleitet hat. —
Die beste Hb. des Terenzcommentars ist Paris. 7920 s. XI, welche aber
kaum ein Viertel des Ganzen enthält; die anderen (meist vollständigen,
aber oft verfälschten) sind aus s. XV und stammen wahrscheinlich alle
von einem codex ab welchen JAurispa J. 1433 in Mainz auffand und nach
Italien brachte (HKeil, Io. Aurispae epistula, Halle 1870 p. vm; ARbiffeb-
scheid, Euanth. et Don. de com. p. 1), unter diesen beachtenswert als nicht
verfälscht ein Bodleianus (Canonicianus) in Oxford, s. KDziatzko, JJ. Suppl.
10, 675. — Vgl. auch FÜmpfknbach, Herrn. 2, 336. Phil. 32, 443.
4. Von dem durch Sebvius (zB. Aen. 2, 657. 798. ecl. 3, 38 u. sonst)
und Priscian (GL. 3, 61 Donatus in commento Aeneidos; vgl. ebd. 266)
öfters erwähnten Virgilcommentar besitzen wir nur noch das denselben
einleitende Vorwort mit der Überschrift: FL. (statt EL. = Ael.) Donatus
L. Munatio suo salutem im Paris, suppl. lat. 1011 s. IX, abgedruckt von
EWölpflih, Phil. 24, 154, sodann die darauf folgende sehr wertvolle größten-
teils aus Sueton entlehnte vita Virgils (s. § 224, 1) und endlich die Ein-
leitung zu den bucolica (am besten bei HHagen, JJ. Suppl. 4, 740). S.
darüber AReiffeescheid zu Suet. p. 400. Ribbeck, Proleg. in Verg. p. 178.
DCompaeetti, Virgilio nel medio evo 1, 181. LValmaggi, riv. di fil. 14
(1885), 1. Ob dieser Commentar noch im Mittelalter vorhanden war?
Thilo zu Serv. 1, p. xv. xvi. lxxv. — Schüler des Donatus: s. § 41, 6
Z. 11. — Ober Ti. Claudias Donatus, dessen Interpretationes zur Aeneis
erhalten sind s. § 431, 6.
410. In diesen Jahrzehnten schrieb vielleicht Palladius
seine 14 Bücher über Landwirtschaft. Er stellte ohne Anspruch
auf Gelehrsamkeit in kurzem Abriß die Lehren der Vorgänger
§ 409 Donatus. § 410 Paliadius. 1037
und der Erfahrung zusammen. Den Hauptteil bildet (B. II— XIII)
die Aufzählung der ländlichen Geschäfte, nach Monaten geordnet.
Buch XIV (von der Baumzucht) ist einem Pasiphilus gewidmet
und besteht aus 85 elegischen Distichen.
1. Aufschrift: Palladii Eutüii Tauri Aemüiani viri ül. de re rustica
liber I etc. Dem vierten Jahrb. gehört Pall. jedesfalls an; fraglich ist nur
welchem Teile desselben. Die Person des Pasiphilus (A. 2) entscheidet
wenig, da es zweifelhaft bleibt welcher der verschiedenen Männer dieses
Namens darunter zu verstehen ist, ob der praef. urbi des J. 355 (CIL.
6, 1656. Borghksi, oeuvr. 3, 486) oder der Philosoph welcher einem Eutro-
pius J. 371 das Leben rettete (Amman. 29, 1, 36) oder der im Cod. Theod.
2, l, 8 (J. 395) genannte. Nicht wahrscheinlich ist daher daß der bei
Rutil. Nah. 1, 207 ff. gerühmte Paliadius, Sohn des Exuperantius, ein
facundu8 iuvenis aus Gallien der mit Rutil. Nam. verwandt war, unser
Schriftsteller ist. Freilich JRHakbis, Americ. journ. of phil. 3, 411 glaubt
aus den bei Paliadius verzeichneten Schattenlängen der Sonnenuhr berech-
nen zu können daß Paliadius um 45° n. Br. oder wenig nördlicher (also
etwa in Gallien) gewohnt habe. Da Paliadius den verschwommenen Mono-
theismus des vierten Jahrh. teilt (1, 1 si divina f averint, 14, 21 ipse poli
rector etc.), daneben aber unbefangen den Apollo, Bacchus, die Nymphen
und andere Gestalten des alten Glaubens nennt, so möchten wir ihn am
ehesten als Zeitgenossen des Astrologen Firmicus Maternus betrachten, und
als Adressaten von B. XIV (s. A. 2) den praef. urbi des J. 355. Wenn in-
dessen Paliadius, wie es wahrscheinlich ist, wirklich schon das land wirt-
schaftliche Sammelwerk des Anatolios aus Berytos (f 364) benutzt hat, so
wird man ihn wohl gegen das Ende des Jahrhunderts setzen müssen.
WGemoll, Unterss. üb. d. Geoponica, Berl. 1883, 221. Übrigens ist der
Name Paliadius s. IV und V häufig bei höheren Beamten; Hänkl, index
leg. p. 123. RhM. 28, 581. Borqhesis Taurus führt irre (die Bezeichnung
der Kapitel durch tituli wurde durch den cod. Theod. schwerlich aufgebracht,
vielmehr angenommen).
2. B. I giebt im Oberblick quae pertinent ad generale praeceptum
(1, 43, 4). Auf Stil wird verzichtet: neque enim formator agricölae debet
artibus et ehquentia rhetores aemulari, quod a plerisque factum est (1, 1, 1).
Die Quellen werden selten genannt, am häufigsten Columella, dann Gar-
gilius Martialiß, Mago, einmal auch Apuleius. Gewöhnlich beruft sich
Pall. unbestimmt auf Graeci; vgl. WGemoll aO. 198. Er benutzt den Vitruv
im Auszug des Faventinus (s. § 264, 5), s. HNohl, commentat. Mommsen. 64.
Eigene Erfahrung; vgl. 4, 10, 16 quod ego in Sardinia (et in) territorio
Neapolitano in fundis meis comperi. ebd. 24 ego . . in Italia . . plantas
grandes ficorum . . disposui. Viel Aberglauben läuft mit unter. Meist
kurze Sätzchen. B. XIV (ad Pasiphilum, virum doctissimum) ist eine Nach-
ahmung von Colum. X, aber eine unglückliche. Schon die Wahl des
elegischen Versmaßes ist unpassend. Der Ausführung fühlt sich die Mühe
an welche sie gekostet. Die Anlage ist eintönig, der Ausdruck ohne
Leichtigkeit, voll von unzeitigem Pathos. Versbau sorgfaltig. — Cassiod.
1038 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
dir. 1ectt. 28 Aemilianus explanatos duodecim (er denkt wohl mir an den
Wirtschaftskalender) libros de hortis vel peeoribus dlüsque rebus plamssiwus
lucidatione disseruit. Im Mittelalter war Palladias wegen seiner unmittel-
bar praktischen Anordnung und Knappheit viel benfitzt.
8. Beste Handschriften Paris. 6842 s. X, 6830 s. X, Laudonensis 8. IX.
Das letzte Bach hat eine besondere Überlieferung nnd ist nur in jungen
Hss. (s. XV) erhalten. Ober eine solche HJMoule, Athenaeum 1888 p. 664.
— Text in den Scriptores rei rusticae, s. § 54, 7. Sonderausgabe Paris
1636. Palladii über primae rec. JCSchmitt, Würzb. 1876. B. 14 (de in-
sitione) auch bei Wbbwsdobp, PLM. 6, 135 und ad codd. nunc primum con-
latos ed. JCScmarr, Mfinnerstadt 1877. — Über Pall. g. bea. EHFMbtkb,
Gesch. d. Botanik 2, 328.
411. Gleichfalls in der ersten Hälfte des vierten Jahrhun-
derts wurde von einem Unbekannten ein Arzneibuch aus den
betreffenden Büchern (20—32) der Naturgeschichte des Plinius
gezogen (Medicina Plinii oder Breviarium Plinii). Dasselbe
wurde in den späteren Jahrhunderten viel gebraucht, durch An-
hänge erweitert und auch endlich innerlich umgestaltet.
1. Dieses Werk führt in den Hss. den Titel Plinii Secundi (iunioris)
de medicina libri III und ist wohl im Anfang des vierten Jahrh. (J. 300
— 860) zusammengestellt: es ist benutzt schon von Marcellus ($ 446), der
den Yf. für einen von dem alten Plinius verschiedenen Schriftsteller hält
(uterque Plinius) , weiterhin von Psendo - Apuleius (§ 367, 8, b). Der Zu-
sammensteller schickt ein Vorwort voraus, worin er sich als einen viel-
reisenden Nichtarzt giebt welcher durch seine Arbeit vor dem Schwindel
und der Gewinnsucht der Ärzte schützen wolle: quapropter necessarium
mihi visum est ut undique (dh. er giebt, mit ganz spärlichen Zusätzen
aus anderen Quellen oder eigener Meinung, nur was er bei Plinius fand!)
valitudinis auxüia contraherem et velut breviario coUigerem. Da er zunächst
für Reisende schreibt, fehlen Rezepte für Frauen- und Kinderkrankheiten.
Die Anordnung in B. 1 und 2 ist die bekannte (§ 56, 4) von Kopf bis zu
Fuß. In B. 3 folgen die Mittel gegen die Krankheiten des ganzen Körpers
und gegen Gifte. Der Ton ist sachlich trocken, selten erhebt er sich zu mo-
ralisierendem Pathos (1, 7. 3, 32). Hier und da ist der Urtext mißverstan-
den (Rosk, Herrn. 8, 29). In dem wenigen dem Vf. Eigentümlichen zeigt
die Latinität Vulgarismen (de statt Gen., intettectum est quod), auch werden
die Participialverbindungen des Originals in kurze selbständige Sätze auf-
gelöst. Plinii Secundi quae fertur una cum Gargilii Martialis medicina
nunc primum edita a VRosb, Lpz. 1876; vgl. denselben im Herrn. 8, 18. —
Ober Vatic.-Regin. 1004 s. X/XI AKöiiler, Herrn. 18, 382.
2. Zu dem Grundstock der medicina Plinii B. 1— 3 treten in den Hss.
hinzu, bald als loser Anhang, bald ausdrücklich als B. 4 gezählt, Auszüge
aus Gargilius Martialis (medicinae ex oleribus et pomis, s. § 380, 2). Sodann
findet sich der so vergrößerten Sammlung zugesellt ein Über diaetarum
diversorum medicorum h. e. Alexandri et aliorum. Er ist mit wenigen Aus-
§ 411 Medicina Plinii. § 412 Itineraria. 1039
nahmen (c. 14 and 22 Sorani diaeta, 37 f. diaeta Golem) wörtlich aas dem
lateinischen Alexander von Tralles (§ 498., 6) entlehnt, somit frühestens
aus s. VII. Als B. 6 wird dieser liber diaetarum mitgezählt in der Ausg.
der C. Plinii Secnndi medicina von ThPighinucci, Born 1509 (vgl. DDetlefsen,
Jen. LZ. 1876, 104); ebenso in der durch Vermischung der verschiedenen
Pliniusauszüge unbrauchbaren Sammlung de re medica von ATorinits (Basel
1528, worin fol. 13—98 C. Plinii Secuodi de re medica libri V). Abdruck
des Baseler Textes in den Medici antiqui, Ven. Aid. 1547. Der Name
fPliniu8 Valerianus', welchen man früher diesen fünf Büchern beilegte, ver-
dankt sein Entstehen einer Erfindung von PJovius (in Como), de piscibus
romanis, Rom 1524, cap. 35. Übrigens ist in jenen Ausgaben des Pighinucci
(beziehung8w. des Torino) in den B. 1— 3 nicht der echte Text (A. 1) der
medicina Plinii wiedergegeben, sondern eine spätere (aus s. VI?) Umarbei-
tung desselben. Darin ist die medicina Plinii vollständig, aber in will-
kürlicher Zerstückelung und Unordnung, enthalten; zugleich ist sie durch
Zusätze aus Caelius Aurelianus (§ 463), Pseudo-Apuleins de herbis (§ 367,
8, b) und Vindicianus (§ 432, 12) u. a. vermehrt. Die Sprache ist schon
stark romanisiert (focus = feu; de für Gen.; amarizare, malaxare u. dgl.).
Ob der Vf. ein Deutscher war (er braucht more [Möhre] für siser und aneta
für ancu)? — Über alles Nähere s. VRoss, Herrn. 8, 18; anecd. gr.-lat.
2, 105. Auch EMbter, Gesch. d. Botanik 2, 398. — CPauckeb, emecdatt. in
Plin. Valeriano, Bull. d. Petersb. Akad. 19, 76 <= Melanges gr.-rom. 3, 589.
112« Dem vierten Jahrhundert gehören endlich verschiedene
Itineraria an welche auf uns gekommen sind. Aus dem An-
fange desselben stammen wohl die beiden sogenannten Itineraria
Antonini, offizielle Kursbücher, d. h. Stationsverzeichnisse der
Straßen des römischen Reichs mit Angabe der Entfernungen,
zu Land und zur See. Aus dem J. 333 ist die Übersicht einer
Pilgerfahrt von Burdigala nach Jerusalem (Itinerarium Burdi-
galense oder Hierosolymitanum) und zurück über Rom nach
Mailand. Für den Feldzug des Constantius gegen Persien (also
J. 340 — 345) verfaßt und jenem Kaiser gewidmet ist das Itine-
rarium Alexandri, ein Abriß des persischen Zugs von Alexander
dem Großen. In der Zeitbestimmung der bei weitem wichtigsten
und berühmtesten der wenigen Erdkarten welche aus dem Altertum
erhalten sind (der sog. tabula Peutingerana) ist ein sicheres
Ergebnis noch nicht erreicht worden. Von den beiden vorhan-
denen Verzeichnissen der Regionen der Stadt Rom stammt die
eine Fassung aus der Mitte des Jahrhunderts, die andere aus
dessen zweiter Hälfte.
1. Vetera Romanorum itineraria (Antonini, Hierosol. und Hieroclis
Bynecdemns) cum notis varr. ed. P Wesbeldjq, Amsterd. 1735. Fobtia d'Urban,
recueil des itine>aires anciens, avec dix cartes, Paris 1845.
1040 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Erste Hälfte.
2. Itinerarium provinciarum Antonini Aug. (p. 1 Parthey) und Imp.
Atitonini Aug. itinerarium maritim um (p. 235 P.). Die Grundlage ist nach
Parthey (Itinerarium Antonini et Hierosol. ex libris mss. edd. GParthry et
MPinder, Berl. 1848) p. vi aus der Zeit des Caracalla (vgl. ARiese, geogr.
min. xli, 1); dazu kamen aber fortwährend Zusätze. Die erhaltene Re-
cension der besseren Hss. (Scorial. b. VIII u. a.) stammt erst aus der Zeit
Diocietians. Vgl. A. 8. Zu den Zahlenangaben ThBkhqk, z. Gesch. u.
Topographie der Rheinlande, Lpz. 1882, 178.
3. LRbnier, Itin. romains de la Gaule, Par. 1850. MPinder, das It.
Biird. u. die Veron. Hs. desselben, Berl. SBer. 1860, 816. Vgl. AdeBarthe-
lemt, rev. arche'ol. 1864 2, 98. ABertrand, les voies rom. en Gaule, Par.
1863. Aures, concordance des voies apollinaires (A. 5) et de ritin. de
Bordeaux etc., Nismes 1868.
4. Itinerarium Alexandri ad Constantium Aug. ed. nunc primum (aus
Ambros. P.49 sup. s. EX/X, vgl. § 399, 1. 3) . . AMai, Mediol. 1817 (Frankf.
a. M. 1818); auch in seinen Classici auct. T. 7 zu Anfang, und von CMüllbr
an FDübners Ausg. des Arrianos (Par. 1846), p. 115. Ed. D Volkmann,
Naumb. 1871. Vgl. Lethonne, journ. des savants 1818, 401. FHaase,
miscell. philol. 2 (Bresl. 1858), 20. Anfang: dextrum admodum sciens et
omini tibi et magisterio futurorum, domine Constanti, bonis melior imperator,
si orso feliciter iam accinctoque persicam expeditionem itinerarium principum
eodem opere glorio&orum, Alexandri scilicet Magni Traianique, componerem,
libens sane et laboris cum amore succubui. Der Schluß (nach c. 120) und
damit der den Trajan betreffende, vielleicht aus Arrians Parthika aus-
gezogene Teil der Schrift ist verloren. Geschöpft ist nämlich der erhaltene
vorzugsweise aus Arrians Anabasis (C Kluge, de itinerario Alexandri M.,
Berl. 1861, 4) und daneben aus Pseudo-Eallisthenes (ebd. 20) in der Über-
setzung des Iulius Valerius Alexander Polemius (§ 399). Eben diesem Verf.
hat man auch nicht ohne Wahrscheinlichkeit wegen auffalliger sprachlicher
Übereinstimmung das itinerarium beigelegt, welches in der einzigen Hs.
(oben Z. 2) auf die Alexandergeschichte folgt (§ 399, 1). Über den Sprach-
gebrauch (Nachahmung des Sallust, Gräcismen, Altertümliches, Volks-
mäßiges) s. Kluge aO. 46. 54. Beitrage zur Textkritik ebd. 56, EBährrns,
JJ. 107, 68, JGrion (riv. di fil. 1873), RPeipkr (Phil. 33, 742), HRöhsch,
JJ. 127, 653.
5. In Vicarello (Aquae Apollinares) in Etrurien sind vier silberne
Reisebecher in der Form von Meilensäulen mit Angabe der Stationen und
Entfernungen von Gades nach Rom gefunden worden, sie stammen etwa
aus dem dritten Jahrh. CIL. 11, 3281—3184. Vgl. WHenzkn, RhM. 9, 20.
RGarrocci, dissert. archeologiche, Rom 1864, 160. AJacob, les itin. des
Aq. Ap., Par. 1859. Rev. arche'ol. 1862 1, 254. 1870 2, 124.
6. Außer den itineraria adnotata (den Kursbüchern) gab es auch
itineraria picta (Reisekarten, s. Veget. 3, 6). Eine solche ist uns erhalten
in der sog. tabula Peutingerana. Sie ist benannt nach dem Augs-
burger Ratschreiber Eonrad Peutinger, an welchen sie J. 1508 durch
ihren Entdecker Eonr. Celtes kam, ist im 13. Jahrhundert gefertigt und
befindet sich jetzt (aus der Bibliothek des Prinzen Eugen) in der Wiener
§ 412 rtineraria. 1041
Hofbibliothek. Sie bestand einst aua 12 aneinander geklebten Pergament-
streifen, davon hat sich der erste (den äußersten Westen verzeichnend)
nicht erhalten. Sie ist die Copie eines alten Originals, dessen Angaben
über die naturlichen und Völker-Verhältnisse sowie über die Provinzial-
einteilung des röm. Reichs in der Hauptsache wohl auf Agrippas Karte
(§ 220, 12) zurückgingen, und in dessen so gebildeten Rahmen dann der
wichtigste Bestandteil, das Straßennetz, eingezeichnet war. Wann dies
geschehen (im vierten oder schon im dritten Jahrhundert?) und von wem,
ist nicht sicher zu ermitteln. Miller aO. hält, den schwindelhaften Schriit-
stellernamen des geogr. Rav. vertrauend, den Castorius für den Verfasser,
vgl. § 497, 4. Es ist eine Wege- und Reisekarte, welche — jetzt noch in
einer Rolle von 0,34 Meter Breite und 6,82 M. Länge — die den Römern
bekannte Welt darstellte, von Nord nach Süd stark zusammengedrängt,
desto gedehnter aber nach Maßgabe des unterzubringenden Stoffs von Ost nach
West. Von mathematischer Richtigkeit zwingt schon die zur Bequemlichkeit
des Gebrauchs gewählte Form ganz abzusehen. Über Gestalt, Flächeninhalt,
Lage der Länder bietet daher die Karte kein auch nur annähernd rich-
tiges Bild, sie ermöglicht nur durch die beigeschriebenen Zahlen die Orts-
abstände in gegenseitiger Verknüpfung nach allen Richtungen hin abzulesen.
Ausgaben: erste, fragm. tab. antiq. usw. (von MWelskk), Ven. 1591
(CRuklens, la premiere Edition de la table de Peut., Bull, de la soc. Beige
de g^ogr. 1884, Nr. 3), zuerst vollständig (gleichfalls v. Welser), Antwerp.
1698. Dann von CFvScheyb, Wien 1753; CMannert, Lipe. 1824; bes. (in
farbiger Nachbildung in der Größe des Originals) von EDesjardins (Paris
1868—74 (Text unvollständig). KMiller, die Weltkarte des Castorius, gen.
die Peutingersche Tafel in den Farben des Originals (verkleinert) herausgg.
u. eingeleitet, Ravensb. 1888 (dazu GHirschfeld, BerlphilWschr. 1888, 6*24.
JPartsch, deutsche LZ. 1888, 1532). Vgl. EDesjardins, les onze re*gions
d1 Auguste, Par. 1875. FPhilippi, de tab. Peut.; acced. fragm. Agrippae
geogr., Bonn 1876. RHotz, z. Erkl. u. Gesch. d. Peut. T., Mitt. d. Inst. f.
österr. Gesch. 7, 209.
7. Die beiden Regionen Verzeichnisse stammen aus einem in der con-
stantinischen Zeit (zwischen 312 — 315?) veröffentlichten Original welches
eine offizielle Übersicht der 14 seit Augustus bestehenden Regionen (Stadt-
quartiere) nebst Angabe ihres Umfangs, ihrer Überbauung usw. gab. Die
ältere Fassung, die sog. Notitia (geschrieben zwischen J. 334 u. 357),
findet sich in den Hss. der Notitia dignitatum (§ 463, 6) und in dem Wiener
historischen Handbuch (§ 413), die jüngere (nach J. 357, wahrscheinlich
vor 403 gemachte) hat den Titel Curiosum urbis Romae regionum XIV
cum breviariis suis (Anhängen, darüber AKlloman.v, Herrn. 15, 211). Durch
Zusätze zum Curiosum aus der basis capitolina (CIL. 6, 975) und aus Schrift-
steilem bildeten Italiener des 15. Jahrhunderts eine Art Leitfaden der
Topographie, welchem das Aussehen eines neuentdeckten Schriftstellers
(P. Victor) gegeben wurde (Urlichs aO. p. 29). Den Namen Sex. Rufus
erhielt das Curiosum wahrscheinlich weil es hinter dem Breviarium des-
selben (§ 416, 1) sich in Hss. fand. — S. über alles bee. HJokdax, Topo-
graphie der Stadt Rom, Bd. 2, Berl. 1871; und desselb. Forma Urbis Ho-
TKüFFKt.-ScHWAius, Uttm. Lit-GcBch. S. Aufl. Gß
1042 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
mae regionum XIIII, Berl. 1874. Sammlung der Texte auch in CLUrlichs
codex urbis Romae topographicus, Würzb. 1871.
8. Palaestinae descriptiones ex 9aec. IV V VI, herausgg. von TTobler,
St. Gallen 1869. Itinera Hierosolymitana et descriptiones terrae sanctae
belli 6 sacris anteriora et latina lingua exarata . . edd. TTobler et A Mo-
linike I, Genf 1879. Diese Sammlungen enthalten it. Burdig. (A. 3), Hiero-
nvmi peregrinatio Paulae (um J. 404), Paulae et Eustochii epist. ad Mar-
cellam de locis sanctis (J. 386), Eucherius de locis aliquibus sanctis (um
«T. 440), descriptio parochiae Jerusalem (J. 460), breviariua de Hierosolyma
(um J. 530), Theodo8iua de terra sancta (um J. 530, die beiden letzten ver-
vollständigt hrsgg. v. JGildemkister , Bonn 1882), de situ terrae sanctae
sec. Theodosium, Antonini martyris perambulatio locorum sanctorum (um
J. 570, neu hrsgg. v. JGildemkister , Berl. 1889) u. a. — S. Silviae Aqui-
tanae peregrinatio ad loca sancta aus dem Ende des 4. Jahrhunderts (um
J. 390), sachlich und sprachlich (wegen ihres volksmäßigen Lateins) gleich
wichtig, unvollständig und ohne Namen der Verfasserin überliefert, aber
nach dem Tnhalt von Gamübrini aO. p. xxxiv richtig der Silvia, der Schwester
des Rufinus (cos. 392, praef. or., f 895; s. § 489, 3. 4 und Palladius, hist.
Laus. 143 = Mionk, ser. graeca34, 1246) beigelegt. Pallad ins lobt ihren Lern-
eifer und ihre Gelehrsamkeit mit vollen Backen, die peregrinatio läßt davon
geringer denken. Ed. princeps: S. Hilarii tractatus de mysteriis et hymoi
et S. Silviae peregrinatio usw. ed. (aus cod. Arret. s. XI, einst in Monte
Caa8ino) JFGamurrini (Bibl. dell1 acad. storico-giuridica, vol. IV), Rom 1887.
Nach neuer Prüfung der Hs. verbesserte Ausg. der peregrinatio von Ga-
mdrrini, studj e documenti di storia e diritto 9, 97. — EWolpplin,
ArchfLexikogr. 4, 259. PGeyer, ebd. 4, 611. KWkyman, Tüb. theol.
Quartalschr. 70, 34. Mommsbn, Berl. SB er. 1887, 357. AEbkrt, LdMA. I2, 345.
— Ein kurzes Verzeichnis der örtlichkeiten des h. Landes mit Angaben
der Entfernungen (aus einem cod. Voss.) vom Anfang des 5. Jahrh.? bei
JBPitra, anall. sacra et class., Par. 1888, 118.
2. Zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts.
a. Die Zeit vor Theodosius I.
413. Aus dem Anfange der zweiten Hälfte des Jahrh. be-
sitzen wir eine wichtige Geschichtsquelle an dem reichhaltigen
historischen Handbuch für die Stadt Rom vom J. 354, in der
Wiener Handschrift noch verbunden mit einer Weltchronik und
einer Stadtchronik, mit der Notitia regionum (§ 412, 7) und mit
Fortsetzungen bis ins J. 559 n. Chr.
1. Dieses Handbuch, überliefert einerseits im Braxell. 7642/48 8. XVII
und Vatican. 9135 s. XVII (beides Abschriften eines jetzt verlorenen Peires-
cianus s. VIII/IX), anderseits am vollständigsten im Vindobon. 3416 s. XV
(Abschrift eines bis auf einige jetzt in Bern befindliche Blätter verlorenen
cod. s. IX), ist herausgegeben und erläutert worden von Momuen, über den
Chronographen vom J. 354, Abb. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1 (1850), 649.
§ 412 Itineraria. § 413 Chronograph d. J. 364. 1043
2. Die Bestandteile des Handbuches sind in der Brüsseler Hs. und der
ersten Hälfte der Wiener (e. A. 1) folgende: I Der Kalender des Furius
Philocalus, s. § 74, 8. — III Consularfasten (der sogen. Anonymus Nori-
8ianusf nach der Ausgabe des Norisius, Flor. 1689), die vollständigsten und
zuverlässigsten aller hs. erhaltenen, vom Anfange des Consulats bis J. 354
n. Chr. Darin sind benutzt zB. die fasti capitolini. Mommsen, CIL. 1,
p. 483; Herrn. 9, 279. OHibschfkld, Herrn. 9, 96. — IV Ostertafel (cyclus
paschalis), fortgeführt bis ins J. 358, mit späteren schlechten Ergänzungen
bis J. 410 f. — V Verzeichnis der römischen Stadtpräfecten, vom J. 258
—364 (ex temporibu8 Gallieni quis quantum temporis praefccturam urbis ad-
ministraverit). — VI Depositio episcoporum. item deposüio tnartyrum , Ver-
zeichnis der Begräbnis- und Gedächtnis tage der römischen Bischöfe und
der Märtyrer vom J. 265 (235) bis 335, abgefaßt J. 336, ergänzt 352—369 ;
Vorläufer des christlichen Kalenders. JBdbRossi, Roma sotterranea 1, 116.
Das Martyrologium ist das älteste bekannte und die Grundlage des den
Namen des Hieronymus tragenden. Übersicht der späteren Martyrologien
bei Wattknbach, Deutschi. Geschichtsquellen l5, 68 f. ELeBlant, les acta
martyrum et leurs sources, Nouv. rev. histor. du droit 3 (1879) 468. —
VII Verzeichnis der römischen Buchöfe (quis epücopus quot annis praefuit
vel quo imperante) bis auf Liberius (J. 352—369) nach Consulatsjahren, an-
gelegt um 230, vollendet unter Liberius; die erste Hälfte (bis J. 230) ein
Versuch die ältesten Erinnerungen der röm. Kirche festzustellen, die zweite
(J. 231—352) von offiziellem Charakter. Dies ist die Grundlage des Ponti-
ficale Romanum (liber pontificalis) , s. Wattendach, Deutschi. Geschichtsq.
I5, 57. GWaitz, NArch. f. alt. deutsche Gesch. 4, 217. 9, 469. 10, 456.
11, 217. LDuchebne, le liber pontificalis, texte, introduct., commentaire.
Par. 1884. 85 II. Vgl. RALipsiüs, Chronologie der röm. Bischöfe, Kiel
1869, 40.
3. In der Wiener Handschrift kommen noch hinzu: IX Eine Welt-
chronik, an die Bibel sich anschließend, eine jüngere Fassung des im liber
generationis (ed. Riese, geogr. lat. 160, vgl. ebd. xxxiv) vorhandenen Textes,
zweierlei Obersetzungen desselben griechischen Originals (v. J. 236), wahr-
scheinlich des röm. (Gegen-) Bischofs Hippolytus von Portus. BKrubcu,
NArch. f. alt. deutsche Gesch. 7, 249. 423. 456. HGklzeb, Africanus 2, 2.
Mommsen, Herrn. 21, 142. Vgl. § 499, 1. — X Stadtchronik, mit der Über-
schrift Origo gentis Romanorum, Gesamtübersicht der röm. Geschichte bis
auf LiciniuB, wobei die älteste euhemeristisch behandelt und überall die
städtischen Merkwürdigkeiten hervorgehoben werden. — XI Die sog. No-
titia regionum; s. § 412, 7.
Zusätze aus späterer Zeit, mit dem Übrigen nicht zusammenhängend,
sind Annalen in doppelter Fassung, einer kürzeren und geringhaltigeren
(II), geführt von J. 47 v. Chr. (mit Lücken) bis J. 639 n. Chr., und einer
ausführlicheren (VIII) von 47 v. Chr. bis J. 403 und wieder (hier besonders
wertvoll) J. 455—496 n. Chr. Dieses chronicon Cuspiniani (so nach dem
ersten Hrsgbr. JClspimanis am Cassiodor, Bas. 1552, jetzt am besten bei
Mommsen aO. 666) ist in Ravenna geschrieben (daher auch consularia Raven-
natia genannt), hat durchaus offiziellen Charakter und ist von vielen Späteren
benutzt worden. Pallmann, Gesch. d. Völkerwander. 2, 196. GWaitz, Gott.
66*
1044 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Nachr. 1866, 81. GKaufmann, Phil. 84, 398. 729. 42, 473. 605. OSeeck,
JJ. 139, 601. Zur Ergänzung des chron. Cuspin. ist dienlich das excerptum
Sangallense (vom J. 390 — 673), abgedruckt (von JBKossi) bull, archeol.
crist. 1867, 17 und Philol. 42, 484 (s. das. Kaufmann). Versuch einer Her-
stellung der Ravennater Annalen von OHolder- Egger, NArch. f. alt.
deutsche Gesch. 1, 216. Dagegen Kaufmann, Phil. 42, aO.
4. Höchst wahrscheinlich aus dem vierten (oder fünften Jahrh.) stammt
die passio sanctorum Simproniani (Simforiani), Claudii, Nicostrati, Gastorii
et Simplicii, welche vom Martyrium (im J. 307?) fünf christlicher panno-
uischer Steinbrecher (mit auffälliger Kenntnis der pannonischen Verhält-
nisse) handelt und von einem Porphyrius censualis a gleba actuarius gleich -
zeitig aufgezeichnet worden sein soll. Früh wurde diese Legende mit der
römischen der IV coronati (zum Ausdruck OHirschfeld, archäol. epigraph.
Mitteil, aus österr. 9, 21) in Verbindung gesetzt und stark umgestaltet.
Vgl. WWattenbach, Wiener SBer. 10, 116, Deutschi. Geschichtsqu. I6, 42
und besonders in MBüdingers Unters, z. röm. Kaisergesch. 3, 323; vgl.
OHünziker, ebd. 3; OBbnndorf, ebd. 339; MBüdingbr, ebd. 367. APunckbh,
RhM. 31, 440. EMeyee, Forschungen z. deutsch. Gesch. 18 (1878), 677;
d. Pass. 88. IV coron., Berl. 1886, und bes. JBdeRossi, Bull, di arch. crist.
3, 4 (1879), 46. — MPetschenig, z. Krit. u. Würdigung der passio IV co-
ronat., Wien. SBer. 97, 761. CErbbs, Zf Kirche ogesch. 6 (1882), 466.
414. Die Geschichtschreibung der Zeit hat nur kurze Ab-
risse aufzuweisen, von Aurelius Victor, Eutropius und Festus.
Unter dem Namen des Aurelius Victor haben wir eine kurze
Kaisergeschichte (die sog. Caesares, verfaßt J. 360), reichend bis
gegen das Ende des Gonstantius, aus guten Quellen, und eine
zweite davon völlig verschiedene (die sog. Epitome), welche bis
auf den Tod von Theodosius I herabgeht. In den Caesares ein
Originalwerk des Sex. Aurelius Victor zu sehen steht nichts im
Wege. Um eine vollständige Darstellung der römischen Ge-
schichte zu erhalten verband ein Unbekannter der Spätzeit mit
den Caesares zwei Schriften, deren erste (origo gentis romanae,
etwa aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert) die Urgeschichte
Roms, deren zweite ältere und vielfach wertvolle (de viris
illustribus) in biographischer Form die römische Geschichte
während der Eönigszeit und der Bepublik behandelt.
1. Hiekon. ep. 10, 3 (1, 24 Vall.) ne putes modica esse quae deprecor:
. . scilicet cotnmentarios Fortunatiani et, propter notitiam persecutorum,
Aurelii Victoris historiam. Es ist also die Kaisergesch ichte welche er verlangt
und deren Verfasser somit Victor. Ammian. 21, 10, 6 (J. 361) übt (in Nais-
sus) Victorem, apud Sirmium visum scriptorem historicum exindegue venire
praeceptum, Pannoniae secundae considarem praefecit (Iulianus) et honoravü
acnea statua, virum sobrietatis gratia aemulandum , multo post (J. 389) urbi
pratlecVma. Er ist also wohl der Aurelius Victor, XV vir eacr. fac, le£.
§414 Aurelius Victor. 1045
Augg. propr. prov. Pannoniae inf. bei Orblli 3715 (aas Anieria). Vgl. CIL.
6, 1186 Theodosio Pio Victori semper Augusto Sex. Aur. Victor v. c, urbi
praef., iudex sacrarum cognitionum. Lyd. de mag. 3, 7 oixavcti, ovg OvtxzooQ
b tazoQMOs h rjj w*oqta tav lyspvllcov cpQOV^evtaQiovg otds (=■ Caes. 39, 44).
Paul. Diac. gest. Langob. 2, 18 (Victoria historia — Caes. 6, 2). Victou
Caes. 20, 5 mihi . . qui rwre ortus tenuique et indocto patre in haec tetnpora
vi tarn praestüi, studiis tantum honestiorem. Weiterhin (6 f.) bezeichnet er
sich als Landsmann des SepfcimiuB Severue, demnach als Afrikaner.
2. Das Scbriftchen (Caesarea) hat in der Brüsseler Handschrift
(8. A. 6) den Titel: Aurelii Victoris historiae abbreviatae, ab Augusto Octa-
viano, i. e. a fine T. Litri, usque ad consulatum X Constantii Aug. et Iuliani
Caesaris III («= J. 360), vgl. Caes. 42, 19 Iulius Constantius annos XXIII
augustum imperium regem etc. Sueton ist stark benutzt. Gegen die Zeit
des Verfassers hin wächst die Ausführlichkeit. Constantius (f 361) heißt
noster princeps 42, 5; vgl. 34, 7 und 41, 9. nostra aetate 28, 2 (consule
Phüippo — J. 348) u. 16, 10 (Cereali consule — J. 368); nostra memoria
39, 6. 40, 14. 13, 6 his annis suffectae vires IGyrico sunt, praefecto medente
Anatolio (J. 369). Die Schrift wurde im J. 360 verfaßt, s. oben Z. 4. Der
Verfasser ist Heide (vgl. zB. 40, 15. 41, 20) und hält viel auf Vorzeichen.
Die eingestreuten Betrachtungen, über den Wert der litterae und mora-
lischen Inhalts (bes. 20, 2 if. u. 13. 28, 7 ff. 39, 6 u. 7. 40, 13 f. 41, 21.
42, 2 ff.), verraten einen geschäftskundigen Mann von altem Schrot und
Korn und erinnern oft an Ammian. Häufige Nachahmung des Sallust
(Wölfplin aO. 286. Thüpitz, JJ. 127, 217) und Benützung des Tac.
(Wölpplin, ebd. 302). Nach ThOpitz (de Sex. Aur. Vict., in Acta soc.
phil. Lips. 2, 199) wäre das erhaltene Scbriftchen nicht das Originalwerk
des Victor, sondern ein Auszug daraus. Dies sucht EWölfflin (RhM. 29,
282, s. auch JB. 1874/75 1, 790) mit sprachlichen Gründen zu stützen. Anders
LJkep, A. V. de Caess. hist. e Tepitome de Caess., in der Turiner Rivista
di filologia 1 (1873), 505. Der Ton des Ganzen spricht für ein Originalwerk.
— Zur Kritik: JFeeddbnberg, Herrn. 11, 489. ThOpitz, JJ. 117, 660.
3. Die Epitome hat in zwei Gndiani s. IX/X und XI die Oberschrift:
Libellus de vita tt moribus imperatorutn breviatus ex libris Sex. Aurelii
Victoris (der Name genau wie auf der Inschrift CIL. 6, 1186; s. oben A. 1),
a Gaesare Aug. usque ad Theodosium. Engere Berührung mit den Caess.
findet nur c. 1—11 statt, doch so daß schon hier die Epit. öfters (zB.
c. 1. 10) mehr bietet als die Caess., sei es daß die Epitome anfangs die
Caess. benutzte, sie aber nach Domitian aus irgend einem Grunde beiseite
legte, sei es daß beide gemeinsam aus einer Epitome des Sueton schöpften.
ACohm, quibus ex fontibus S. Aur. Victoris et libri de Caess. et epitomes
undecim capita priora fluxerint, Berl. 1884. RAbmstedt, quae ratio inter-
cedat inter XI capp. priora usw., Bückeb. 1886. — Weiterhin ist irgend-
welche Obereinstimmung wenigstens mit Sicherheit nicht nachweisbar
(angenommen von Jeep aO. 615), im wesentlichen gehen beide Darstellungen,
aus verschiedenen Quellen geschöpft, völlig auseinander. Und zwar lassen
Epit. 12—23 wegen ihrer starken Berücksichtigung des Persönlichen auf
Marius Maximus als (mittelbare) Quelle schließen; daß ein ums J. 400
gemachter, mit Nerva beginnender und bis auf Theodosius' Tod (vgl. c. 48, 8)
1046 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
fortgeführter Auszug aus Ammianus Marc, dem Gewähremann der Epit. zu
Grunde liege, hat jedesfalls erst von Constantin (c. 42) an einige Wahr-
scheinlichkeit. Die letzten Kapp., deren Inhalt von dem (ursprünglichen)
Verfasser selbst Erlebtes schildert, sind sachlich unparteiisch, formell aber
kammerlich. Vgl. Opitz aO. 208. 260. LJeep aO. 612. EWölfflin aO. 292.
4. Das anonyme Schriftchen de viris illustribus urbis Eomae (in
don Einzel- Hss. meist dem Plinius zugeschrieben) reicht in 86 Kapp, von
dem Albanerkönige Procas bis auf M. Antonius und behandelt auch Nicht-
römer welche in die römische Geschichte eingriffen (zB. Pyrrhos, Hannibal,
Kleopatra). Es enthält viele wertvolle Angaben und unterscheidet sich in
seiner knappen Darstellung vorteilhaft von der wortreichen des Victor
(Caess.). Die Hauptquelle des Büchleins scheint ein älteres Werk de viris
illustribus, wahrscheinlich das des Hyginus (§ 262, 2) zu sein, durch dessen
Vermittlung sich die Berührungen mit Valerius Antiae, Livius (der aber
auch außerdem unmittelbar benutzt ist), Varro, Nepos, Ampel ins, (Florus?)
u. a erklären. EWölfflin, de Ampelii libro mem. p. 26; JB. 1874/76 1, 791.
Mommsbn, röm. Forsch. 2, 430. C Aldenhoven, Herrn. 6, 160. H Haupt, de
auctoris de vir. illustr. libro quaestt., Würzb. 1876; Phil. Anz. 10, 402
HHildbsheimeb, de libro de vir. ill. urb Rom. quaestt histor., Berl. 1880.
AEnmann, eine verlorene Gesch. d. röm. Kaiser u. das Buch de vir. illustr.
U. R., Phil. Suppl. 4, 337. CJVinkestkyn, de fontt. ex quibus scriptor libri
de vir. illustr. U. R. hausisse videtur, Leiden 1886. JRosknhaubb, symb.
ad quaestt de fontt. libri de vir. ill. U. R., Kempten 1882. — Vergleichungen
des Bruxell. 9766, Laur. 47, 32 und Vatic. 4498, alle s. XV, bei Hildes-
iikimeb aO. 81; die einer Augsburger Hs. von GHelmbeich, Phil. 39, 161.
649. 40, 167. — Sonderausgaben von KFABhohm (für Schulen, Lpz.8 1860)
und EKkil (mit Commentar, Bresl.8 1872).
6. Die origo gentis romanae ist ein auch durch den Bruxell. und Oxo-
niensis (A. 6) erhaltenes geschmackloses Büchlein, welches in 23 Kapp,
von Saturnus bis RomuluB gelangt und anfangs seine Weisheit aus Virgil,
beziehungsweise virgil i 8 chen Scholien, schöpft, dann aber mit allerlei fal-
scher Gelehrsamkeit sich aufputzt. So werden citiert: Alexander Ephesius
libro I belli Marsici (9); Vulcatius et Acilius Piso (10); M. Octavius
libro I, Dominus libro I (12); Lutatius libro III (18); Lucius Caesar hb. I
itemque A. Postumius in eo volumine quod de adventu Aeneae conscripsit
atque edidit (16; aus Sebv. Aen. 9, 707 [§ 127, 1 £.]); C. Caesar et Sex.
Gellius in origine g. rom. (16; Bährbns macht daraus Sextius Gallus und
vergleicht den Sextius welcher über Tibur schrieb bei Solin. p. 36, 10
Momms.); annalis pontificum IV, Hb. Cincii et Caesaris II, Tubcronis I (17);
anndlium Hb, IV et epitomarum Pisonis II; Aufidius in epitomis et Uo-
mitius libro I (18); Valerius Antias lib. I (19); . . Fäbius Pictor lib. I et
Vennonius (20); Veratius l. II pontißcdlium (22); Licinius Macer lib. I . .
Egnatius lib. I (28). Solcher Raritäten wegen möchte man das Machwerk
am liebsten dem 16. Jahrhundert zuteilen (Niebuhb, Obelli, WABeckeb,
Hullemann, Rottek, WHarless) , aber innere Gründe und die Tatsache daß
es ältere Hbs. gab nötigen, ei vielmehr einem Schulmanne des 6—6. Jahrb.
zuzuweisen (JMählv, HJobdan), also der Zeit des Fulgentius (vgl. § 466, 17),
dem es würdig zur Seite steht. BSepp (vor s. Ausgg.) aber führt 66 gar
§ 414 Aurelius Victor. 1047
auf Verrius Flaccus (§ 261) zurück und auch EBähbbns, JJ. 135, 769, hält
es für einen Auszug aus einem unbekannten Werke ebendesselben. Schon
Paulus Diaconus und sein Fortsetzer Landolfus Sagax (s. § 39, 5) benutzten
eine dieser origo sehr ähnliche, aber vollständigere Quelle; Mommben, Herrn.
12, 401 ; NArch. f. alt. deutsche Gesch. 5, 59. Ob dies die von Hieronymus
(§ 434, 10) benutzte historia latina war? Mommben aO. 401. Vgl. noch
1, 6 quare (Vebg. Aen. 1, 243) addiderit tu tu 8 suo loco plenissime ad-
notavimus in commentatione quam occepimus seribere, cognita ex eo libro qui
inscriptus est de origine patavina. JMähly, de auctore libelli qui inscrib.
de or. g. r., Jahns Archiv 18, 132; vgl. 19, 315; JJ. 71, 264. CLRoth, Jahns
Arch. 19, 314. Bkiffenbsbg, bull, de l'acad. de Bruzelles 11, Nr. 5; 10, 468.
HRotter, de auctore libelli de or. g. r., Cottbus 1858. H Jordan, RhM.
18, 589; Caton. reliqq. p. xxix und Herrn. 3, 389. ThOpitz, RhM. 29, 186.
Kritisches auch bei Bähbens aO. — Sonderausgaben: von ASchott,
Douay 1577. Incerti auctoris liber de or. g. r. , mit Einleitung herausgg.
von BSepp, Münch. 1879; ad fid. cod. Brux. denuo rec. BSepp, Eich-
städt 1885.
6. Die origo, die viri illustres und die Caesares sind zusammen über-
liefert im Bruxell. 9767/62 s. XV und im Oxon. Canonic. 131 s. XIV/XV (davon
Vergleichung bei ACohn [A. 3] und Mommsen, Berl. SBer. 1884, 951, dazu
EHavehfield, journ. of phil. 15, 161. ThOpitz, JJ. 133, 140). Nur von den viri
illustres giebt es noch andere und zwar vollständigere Hss. (A. 4 gE.). Es
ist aus jenen drei Schriften in den oben genannten Hss. (mit Kürzungen,
zB. ist c. 1 der viri ill. mit dem Schluß der origo verschmolzen) in später
Zeit ein Corpus der römischen Geschichte zusammengestellt worden. Über
eine vollständigere origo s. A. 5 gE. Der Zusammensteller gab seiner
Sammlung folgende Überschrift: Origo gentis romanae a Iano et Saturno
conditoribus per succedentes sibimet reges usque ad consulatum X Con-
siantii digesta ex auctoribus Verrio Flacco, Antiate (ut quidem idem
Verrius maluit dicere quam Antia [§ 155, 2]), tum ex annalibus pontificum,
Cincio (§117), JSgnatio (vgl. § 192, 1), Veratio (A. 6; vgl. § 199,4), Fabio Me-
iere, Licinio Maero, Varrone, Caesare, Tuberone (§ 208, 1) atque ex omni pri-
s cor um historia. proinde ut quisque neotericorum asseveravit, hoc est et Livius
et Victor Afer (A. iE.). Darin heben sich deutlich die drei Bestandteile
des Corpus ab: 1) die origo: der Zusammensteller fügt zu schwinde Lhaften
Quellenangaben welche er in dem Büchlein vorfand (A. 5) in der Überschrift
noch ex Verrio und Varrone (doch hat 7, 4 der Oxon. uaro st. Maro)
hinzu; 2) die viri illustres und 3) die Caesares, jene als aus Livius, diese
als aus Victor geschöpft, aus neoterici im Gegensatz zu den prisci. Als
historia Liviana bezeichnet auch der Zusammen6teller des Corpus die viri
ill. beim Übergang von der origo auf die v. ill. Nach den viri ill. steht:
finit prima pars huius operis (= origo + viri ill.), incipit secunda Aurelii
Vicioris.
7. Ausgaben der vier Schriftchen besonders von ASchott (aus der
Brüsseler Hb. S. oben A. 2. 6, Antverp. 1579), SPinscus (cum notie, Utr.
1696), JAkntzen (Amstelod. 1733), JFGbunek (Coburg 1767), FSchrötkr
(Lps. 1829—31 II). Auch in histor. rom. scriptores minores, Bipont. 1789,
und sonst.
1048 l>ie Kaiserzeit Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
415. Unter Valens verfaßte Eutropius seinen Abriß der
ganzen römischen Geschichte (breviarium ab urbe condita) iu
zehn Büchern, nach den geläufigen Quellen, mit gutem Urteil,
Geschick und Unparteilichkeit, und in einfacher Sprache. Seine
Kürze und Brauchbarkeit machte das Schriftchen bald beliebt
und verschaffte ihm Übersetzer (ins Griechische) und Fortsetzer.
1. Suid. s. v.: EvzQomog, 'ixaXog, oocpiaxrjs. xr\v g&pat'xqy isxoqiav
imzouutebg zfj 'itcdäv cpcovij HyQaips, xai aXXa. Edtrop. 10, 16, 1 Iülianus
. . Partim intulit bellum, cui expeditioni (J. 363) ego quoque interfui. Vgl.
Nikkph. Greg*, bei Lanibec. comm. de bibl. Vindob. 8, 136 uvrjo&rjcofiat
(als Zeugen für Co na tantin) ivbg xovvoua EvzQontov ßQct%vXoyia xQwptvov
xd {idXiGza . . xai xccvxa äns%&&Q £%ovzqs ngbg Ka>vczccvzivov did x§ xd
1*1$ &Qria%e£a$ a%oivu>v7\zov xai itqog ye Öta zb r\XiY>ivizrpt bfiov xai cclqs-
ouozqv 'iovXiavov ysysvrio&ai. Vorher: 6 oo<pbg EvxQoniog, og OvdXevti ulv
avyxQovog ysyovcog, "EXXtjv d* mv xi\v frQrjoiistav etc. Georg. Codin. de orig.
Const. p. 18 Bonn. Evxq. b aoqpiarijg b ra> nagaßdxy 'lovXiavm avfinccQav lv
TUqüCSi xai 6 iniozoloyedcpoQ Kcovozccvzlvov (wo nur im Namen Constantin
geirrt ist). Widmung: Domino Volenti Gothico Maximo Perpetuo Augusto
Eutropius v, c. magi&ter memoriae (Mommsen in Droysens ed. mal p. n. ▼).
Bis rom. ex voluntate mansuetudinis tuae ab urbe condita ad nostram mc-
moriam, quae in negotiis vel bellicis vel civilibus eminebant, per ordinem
temporum brevi narratione collegi strictim, additis etiam his quae in prin-
cipum vita egregia extiterunt usw. Welcher der verschiedenen Eutropii des
vierten Jahrb. der Schriftsteller sei ist zweifelhaft; vielleicht der Freund
des Libanios (s. Liban. epp.) und Neffe des Eednera Akakios in Antiochia,
vgl. Eütr. 6, 14), sowie derjenige an welchen Symmacb. ep. 3, 46—63 ge-
richtet sind (vgl. ebd. 3, 47 cui pollet Minerva).
2. Suid. s. v. KanCzmv Av%iog (lezdcpQccoiv xrjg ijtitoiirjg EvzqotzCov
Qtofia'Cazt iitiTsuovxog Aifyiov xbv *PcopaCov. Dies ist auch für die ältere Zeit
nicht wörtlich richtig. Vielmehr hat Eutr. dafür hauptsächlich einen (er-
weiterten) Liviusauszug benutzt; ÜKöhleb, qua rat. Liv. arm. (1860) 38.
Pirogoff aO. 3Q. BJacodi, de Festi fontt. 35. Droysen, proleg. ed. mai.
p. xxxvn. Vgl. § 465, 4. CWagenke, Phil. 46, 510. AEnmanä (§ 414, 4). Für
die Kaisergescbichte sind Sueton (dazu vgl. Wagener aO. 620), die Chronik
von 364 (Mommsen, der Chronograph S. 601) und die scriptores h. a. ver-
wertet. Neben den Tatsachen giebt Eutr. hier in der Regel auch eine
kurze Charakteristik, von deren Unparteilichkeit Proben sind die Urteile
über Constantin und Julian (10, 6. 10, 16). Das Werk schließt mit dem
Tode Jovians (J. 364): quia ad inclüos principe» venerandosque (die regie-
renden) perventum est interim operi modum dabimus. nam reliqua stilo
maiore dicenda sunt, quae nunc non tarn praetermittimus quam ad maiorem
scribendi diligentiam reservamus. W Pirogoff, de Eutr. brev. indole ac fon-
tibus I, Berl. 1873.
3. Auf sonstige Schriften des E. deutet des Suidas' (A. 1) xai äXXa.
Spuren derselben sind nicht erhalten, falls nicht etwa eine ist das Citat bei
Prisc. GL. 2, 8 id etiam Eutropius confirmat, dicens (über x).
§ 415 Eutropius. § 416 Festus. 1049
4. Benützung des breviarium von E. schon bei Festus (brev.? §416, 2
Z. 6), Hieronymus, Orosius, Vict. epit. (§ 414, 3), Iordanes, Isidor u. a.
CWagenek, Phil. 42, 521. Namentlich aber bildet das brev. Eutrops den
Kern der Historia ßomana des Paulus Diaconus (s. § 500, 6) und somit
auch der historia miß cell a (e. § 39, 5). Vgl. Drotsen, ed. mai. p. xxxix
WHabtkl, Eutrop. u. Paulus, Wien. SBer. 71 (1872) 227.
6. Fast vollständig (zB. im Laur. 70, 5 6. XV) erhalten ist die grie-
chische Übersetzung des Breviarium von Paianios (wahrscheinlich Paianios
von Syrien, Schüler des Libanios, in dessen Briefen öfters erwähnt; ESchultze
aO. 286), verfaßt ums J. 380, vgl. 9, 24 cum Narseo Hormisdae et Saporis
avo, was Paianios so übersetzt: itaititog dl r\v ovrog EoltkoqC [f J. 379] re xai
'OqpCadcL xoig dg tr\v fjpszeQav r\Xi%Cocv ayinophoig. Über den beträchtlichen
Nutzen der Übersetzung für die Kritik des E. s. RDunckeb, JJ. 119, 646;
de Paeanio Eutropii interprete, Greiffenb. 1880. Herausgegeben zuerst von
FSylbüro, hist. graec. Script, min. (Frankf. 1590) 3, 62; dann in Ausgg. des
Eutr., am besten in der größeren Ausg. Dbotsens; eigens von CFSchmid
(Lauenb. 1736), JFSKaltwasseb (Gotha 1780). Vgl. Weber, de lat. Script,
quae Graeci transtulerunt 2 (Kassel 1848), 16. ESchultze, de Paeanio
Eutropii interprete, Phil. 29, 285. — Die Bruchstücke einer zweiten grie-
chischen Übersetzung, sehr wahrscheinlich derjenigen von Capito (A. 2),
aus dem sechsten christlichen Jahrhundert bei Io. Antioch. (AKöcher, de
Io. Ant. 1871, 17), Suidas , Planudes gesammelt von Habtel (A. 4) S. 14 ff.
und bes. in Droysens ed. maior.
6. Die hs. Überlieferung des Eutropius selbst zerfallt in zwei Klassen :
zu der einen gehört der Gothanus 101 s. IX und der jetzt verschollene jenem
sehr nah verwandte f Fuldensis pervetustuV Sylburgs (FLüdecke, JJ. 111, 874),
ferner die Hs. welche Paulus Diaconus (A. 4) benutzte, womit genau stimmt
Vatic. 1860 s. XIV; zu der anderen Klasse, welche eine mannigfach ver-
fälschte Fassung zeigt, gehören Leidensis s. X und Bertinianus zu St. Omer
s. IX/X.
7. Ausgaben besonders von ASchoonhoven (Bas. 1652) und EViketus
(Burdig. 1653; diese beiden Ausgaben sind die ersten des reinen Eutrop,
HDboysen, Herrn. 12, 386), SHavercamp (Leid. 1729), HVebheyk (Leid. 1762.
1793), CHTzschücke (Lps. 1796; kürzer Lps. 1804). Handausgaben von
WHabtkl (mit kurzen kritischen Anm.), Berl. 1872, HDboysen, Berl.
1878, CWaobner, Prag 1884 (vgl. dessen Jahresberichte Phil. 42, 379. 511.
44, 300. 46, 509), FBühl, Lps. 1887. Besonders: Eutropii breviarium ab
urbe condita cum versionibus graecis et Pauli Landolfique additamentis,
rec. et adnot. HDboysen, Berl. 1879. •— Schulausgabe von OEichebt (Han-
nover 1871). Wörterbuch zu Eutr. von OEichebt, Bresl. 1860. — Kritisches:
RDunckeb, JJ. 119, 641; de Paeanio (s. A. 6) p. 18. CSchbadbb, JJ. 129,
216. — PEbelino, quaestt. Eutropianae, Halle 1881. — JSobn, d. Sprach-
gebrauch d. Eutr. 1, Hall i/östr. 1888; vgl. § 348, 7.
416. Im Jahre 369 ist verfaßt die ähnliche, aber viel dürf-
tigere Arbeit des (Rufius) Festus. Möglicherweise ist aus der-
1050 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
selben Zeit auch des Iulius Obsequens Verzeichnis der Pro-
digien in den Jahren 505/249 — 742/12 v. Chr., nach einem
Auszuge aus Livius.
1. Anfang des Festus: Brevem fieri dementia tua praeeepit. parebo
libens, quippe cui desit facultas latius eloquendi. . . res gestas signabo, tum
eloquar. aeeipe ergo quod breviter dictis brevius computetur. c. 2 ab urbe
cond. in ortum perennitatis vestrae . . (J. 364) anni numerantur MCXV1L
Schluß (c. 29): quam magno deineeps ore tua , prineeps invicte, facta sunt
personandaf quibus me, licet imparem dicendi nisu et aevo graviorem parabo.
maneat modo concessa .... felicitas ut ad hanc ingentem de Gotiiis (J. 369
von Valens bei Neviodunum in Niedermösien geschlagen) etiam Babyloniae
tibi palma pacis accedat. Aus diesem Schluß wie aus c. 10 (eoas partes
totumque orientem ac positas sub vicino sole provincias qui auetores seeptris
tuis paraverint explicabo, quo Studium clementiae tuae quod in isdem propa-
gandis hohes amplius incitetur) ergiebt sich daß die Schrift an Valens ge-
richtet ist. Die jenen Anfangaworten vorausgehende Anrede: Pio perpetuo
domino Valentiniano imp. et semper aug. Bufus Festus v. c. ist falsch, fehlt
in den besten Hss. (Goth. Par. Bamb. Escor.) und findet sich von den
älteren Hss. allein im Vindob. 89 s. IX. Ebenso falsch und handschriftlich
noch weniger beglaubigt sind die in der Vulgata am Schluß (nach accedat)
hinzugefügten "Worte: gloriosissime prineipum, Valentiniane auguste. —
Titel im Bamb.: breviarium (ab urbe condita fügt noch die subscriptio
hinzu) Festi v. c. magistri memoriae, im Par.: breviarium Festi, im Goth.:
(ohne Namen des Vf.) de breviario rerum gestarum pop. rom., im Escor. :
breviarium Büß Festi vic. de breviario rerum gestarum pop. rom. (am
Schluß: breviarium Bufi Festi vic. Augusto Volenti scriptum). Bufus (oder
Bufiu8?, da der Nominativ Bufus in der Anrede als verdächtig nichts be-
weist) Festus heißt der Vf. auch Vindob. 89 s. IX (s. o.), 451 s. XII und
sonst. Unbeglaubigt sind Titel wie 8. Bufi v. c. rerum gestarum pop. rom.
epitome u. dgl. Beachtenswert ist daß in den besten Hss. (auch im Goth.
steht am oberen Rand einiger Seiten breviar. Festi) der Verf. nur Festus
und im Bamb. außerdem magister memoriae heißt. Valesius zu Ammian.
29, 2, 22 und CWaoenkr, Phil. 38, 375. 42, 621 (vgl. phil. Anz. 6, 104. 8, 242)
halten ihn für Festus aus Trient (zwischen J. 365 — 372 magister memoriae,
f als Proconsul von Asien J. 380). Schenkt man freilich dem Namen
Bu/[i)u8 Glauben, so könnte man ihn für den Procos. Achaiae (und Africae)
'Povyiog ürjoTog ansehen (J. 366 fll.; vgl. § 420, 1). So Mommsen, welcher
zu CiL. 6, 637 andeutet daß der Vf. des breviarium und der Dichter Rufius
Festus (Avienus, § 420) line Person seien, was wenig einleuchtend ist.
Annehmbarer ist (vgl. auch Mommsen, Herrn. 16, 606) daß der Dichter Ruf.
Festus Avienus der Sohn oder der Vater des Geschichtschreibers.
2. Die erste Hälfte (c. 8—14) ist geographisch angelegt, die zweite
(16 — 29) historisch. Die im Jahr 369 erfolgte Einrichtung der Provinz
Valentia kennt F. noch nicht. Über die Quellen bes. RJacobi, de Festi
breviarii fontibus, Bonn 1874. Festus benutzte Livius (in einem Auszuge),
Florus (vgl. AEubsmeb, Phil. 37, 154; auch CWaobneb, phil. Anz. 7, 61),
§ 416 Festus. § 417 Minervius u. a. Rhetoren. 1051
Eutropiu8 (oder dessen Quelle? Mommskn in Droysens Eutrop. ed. mai.
p. xxvi), endlich (c. 25—29) fügt er den Schluß aus eigener Erinnerung
hinzu. Über das Verhältnis des Ammian zu Festus s. Mommsen, Herrn.
16, 605.
3. Die Handschriften des Festus zerfallen in zwei Klassen, die eine
vertreten bes. durch Goth. 101 s. IX (§ 416, 6), Bamberg, e in 22 s. XI,
Par. 6113» s. X, Vind. 461 s. XII, die andere (lückenhaft und öfters ver-
fälscht) bes. durch Escorialensis s. VII (Vergleichung bei WFörstbb, Wiener
Studd. 1, 308) und durch Vind. 89 s. IX. WFöbster, de Rufi breviario
eiusque codicibus, vor s. Ausg. — Ausgaben zB. von ChbCellaricjs (Zeiz
1673. Hai. 1698), an den Ausgaben des Eutrop von Havebcamp und Ver-
hüte; ferner von CHTzschucke (Lps. 1793), CMünnich (Hann. 1816), RMece-
nate, Rom 1819 (s. Phil. 33, 371), WFöbsteb (Wien 1874), CWagener,
Prag 1886.
4. lulii Obsequentis ab a. u. c. DV (JBebnays, RhM. 12, 436) pro-
digiorum Über. Davon giebt es keine Handschrift mehr: die editio prin-
ceps ist von Aldus, Venet. 1608 (mit Plinius d. J.). Spätere Ausgaben bes.
von JSchkffeb (Amstelod. 1679), FOüdendobp (Leid. 1720; vgl. Acta phil.
Monac. 2, 291), JKapp (Hof 1772) und bes. rec. et emend. OJahn (Lps.
1863, an den periochae des Livius p. 109, vgl. p. xm). Auch in dem
Livius von Wkissenborn- Müller, Bd. 10*, Berl. 1881. Das Schriftchen ist
lediglich aus Livius geschöpft, und auch aus diesem nicht unmittelbar,
sondern aus einem Abriß wo die Consulnamen im Ablativ vorangestellt
waren, wahrscheinlich dem gleichen welchen Oassiodor benützt hat(MoMM$E*,
Cassiod. 552), Durch diese Beschränktheit des gelehrten Gesichtskreises,
wie anderseits durch die heidnisch-abergläubische Beachtung der Vorzeichen
überhaupt bestimmt sich ungefähr die Abfassungszeit. HHaupt, animadvv.
in Iulii Obseq. prodig. Hb., Bautzen 1881.
417. Die Kunst der Rede hat in dieser Zeit zahlreiche
Vertreter, besonders in Gallien, wie Gennadius, Minervius, Al-
cimus, Delphidius, Arborius und bald auch Ausonius; daneben
in griechischer Sprache die Sophisten Himerios, Libanios u. a.
Die einzige Rede in lateinischer Sprache welche wir besitzen ist des
Claudius Mamertinus Danksagung für das durch Julian ihm
verliehene Consulat, gehalten am ersten Januar 362 zu Konstan-
tinopel. Sie giebt in ihrer Weise ein treues Bild von Julians
Persönlichkeit und Regententätigkeit.
1. Hiekon. chron. a. 2369 =■ 362 n. Chr. Gennadius forensis orator
Üomae insignis habetur.
2. Hiebon. chron. a. 2369 = 362 n. Chr. Minervius Burdigalcn&is
rhetor üomae florentissime docet. Dieser Ti. Victor Minervius orator lehrte
zuerst zu Konstantinopel, dann zu Rom, zuletzt in seiner Heimat Burdigala;
auf ihn Auson. prof. Burd. 1. Ob ihn Svmmach. epp. 9, 88 als seinen Lehrer
und Garumnae alumnus (§ 391, 8) bezeichnet? Seeck vor s. Symmach p. xliv,
1052 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
3. Hieron. chron. a. 2371 = 354 Alcimus et Delfidius rhetores in Aqui-
lanica florentissime docent Über Delphidius vgl. § 401, 7. Latinns Alci-
mus Alethius war nach Auson. prof. Burd. 3, 21 Lehrer des (Kaisers) Julian
und des Sallustius (Fl. Sallustius cos. J. 362); Tgl. Apoll. Sidon. ep. 2, 7
(Alethius). 6, 10 (abundantia Delphidii, Agroecii disciplina, fortitudo Alcimi).
8, lt (si a te instructio rhetorica poscatur, hi Paülinum, itti Alcimum non
requirunt). Demselben (welchen Adsonius aO. palmae forensis et camenarum
decus nennt) werden einige unter dem Namen Alcimus überlieferte Epi-
gramme gehören, AL. 713—716. 740. PLM. 4, 106. 187. Vgl. HMeykr zur
AL. 254. ARiese, ZföG. 18, 398. — In einem Bibliothekkatalog s. IX (GBkckkr
p. 42) finden sich als Libri Alchimi verzeichnet: In adtUescentem qui in
publico patre cadente risit etc. und eine controversia fullonis vel (» et) calvi.
MHaupt, op. 3, 426. — Sein Sohn war Alethius Minervius filius rhetor, an
ihn Aü8on. profess. 7 ; vgl. daselbst v. 12 u. 3, v. 26.
4. Sulpic. Sev. chron. 2, 46, 3 huius (des Marcus, der den Gnosticis-
mus aus Ägypten nach Spanien brachte) auditores fuere Agape quaedam . .
et rhetor Helpidius (Elp.). ab his Priscillianus est institutus (§ 418, 12). 47, 2
damnati (J. 380) . . Helpidius et Priscillianus laici (auf der Synode von
Caesar augusta). Ein anderes Haupt der Secte (Priscillianisten) war Latro-
nianus, s. § 422, 7.
5. Aemilius Magnus Arborius, mütterlicher Oheim und Lehrer des
Ausonius (Auson. parent. 3), Rhetor zu Tolosa, in Spanien und Kons tan -
tinopel, wohin er berufen wurde, nachdem er in Tolosa Constantini fratres
(nämlich Annaballianus , Constantiua und Constans) exüii specie sepositos
kennen gelernt hatte, und wo er auch starb (Auson. prof. Burd. 17). Vgl.
Ap. Sidon. ep. 5, 10 (rigor Magni). — Ein redseliges, im Ausdrucke viel-
fach ungelenkes und modern klingendes, im Technischen zwar ziemlich
sorgfältiges, aber einförmiges Liebesgedicht wurde von ARivnrus ohne An-
gabe von Gründen ihm zugeschrieben, veröffentlicht zuerst aus unbekannter
Hs. im Petronius v. Patisson, Par. 1587; jetzt einzig überliefert im Re-
mensis 743 s. XV unter meist mittelalterlichen und neueren Gedichten,
REllis, journ. of phil. 9, 186; gedruckt zB. AL. 897 PLM. 5, 391.
6. Über den älteren Symmachus s. § 425, 1.
7. Claudius Mamertinus (grat. act. 17), von Iulianus in demselben
(21. 22) Jahre (361—362) zum praef. aerarii (1. 22; comes sacrarum largi-
tionum, Ammjan. 21, 8, 1), praef. praet. Illyrici et Italiae (1. vgl. Symmach.
op. 10, 60. Ammian. 21, 12, 25. 26, 6, 5) und Consul (vgl. Ammian. 21, 10,
8. 21, 12, 25. 22, 3, 1) ernannt, dankt dem Kaiser dafür in dieser Rede,
überliefert unter den Panegyrici, s. § 391, 1 und abgedr. als Nr. 11 bei
Bähbens, auch in Mignes patrol. 18, 409. Da unter diesem Fürsten Unter-
würfigkeit weniger im Werte war (21. 26) als Aufrichtigkeit (libertas, s. 32),
so begnügt sich der Redner die wirklichen Eigenschaften desselben, seine
Strenge gegen schlechte Beamte (4), Sparsamkeit gegen sich neben Frei-
gebigkeit gegen andere (10), Einfachheit (11), rastlose Tätigkeit (13 f.),
Wahrheitsliebe (26), Ruhmesdurst (31), rhetorisch auszustaffieren und durch
den Gegensatz zu den früheren Regierungen (11. 19 f. 25) zu heben. Auch
unterläßt der Redner nicht sich selbst gehörig ins Licht zu stellen. Er
scheint übrigens Julians Vertrauen so wenig entsprochen zu haben wie die
§ 417 Mamertinus u. a. RhetoreD. § 418 Hilarius von Poitiers. 1053
meisten damit Beehrten; s. Ammian. 27, 7, 1 (J. 368): vix dies intercessere
pauci cum Mamertinum praefectum praet. ab urbe regressum . . Avitianus
ex vicario peculatus detulerat reum. cui ideo Vukacius successit Bufinus etc.
Zur Zeit der Bede ist Mam. schon in vorgerückterem Lebensalter (17. 18).
Spracheigentümlichkeiten: participare consilium 1. pati ut 2. dent recor-
dari 19. nedum (23) und universi (9) unrichtig gebraucht; arcana va-
cuare (18). et vere (20. 26). Poetische Wendungen wie lata camporum (10
vgl. 12). Altertümliches wie voÜu satagente (28), adulare, autumo, subli-
tnare u. dgl.
8. Iulianus selbst (reg. J. 360 — 363) war der Bede mündlich und
schriftlich in hohem Grade mächtig, aber auch er schrieb nur griechisch.
Eutbop. 10, 16 libercdibus disciplinis apprime eruditus, graecis doctior
atque adeo ut latina eruditw nequaquam cum graeca scientia conveniret;
facundia ingenti et prompta. — Himerios um J. 315 — 385, Libanios um
J. 325—893.
9. Preis der Verdienste Valentinians I (reg. J. 364—375) um die
Wiederherstellung der öffentlichen Beredsamkeit bei Symmach. in Valent.
2, 22: sonet apud te libertas forensis eloquii, quam dudum exulem tribunalibus
reddidisti, ruri emeritus torpebat orator; . . nusquam malus süentium quam
in sacrariis litterarum. . . solvisti vincla linguarum. (23) . . par fuit ut
eloquentiae usum redderes . . ingenia liberasti etc.
418. In der Theologie rief der mit wahnwitzigem Eifer ge-
führte Krieg zwischen Arianern und Athanasianern alle Kräfte
auf den Kampfplatz : zu den streitbarsten Gegnern der Arianer
im Abendlande gehörten Hilarius, Ambrosius (§ 433) und Lucifer.
Hilarius, Bischof von Poitiers, als Schriftsteller hervorragend durch
philosophische Vertiefung seiner Dogmatik und Sorgfalt in der
Darstellung, verfaßte außer seinen zahlreichen Streitschriften eine
Anzahl Commentare zu Büchern des alten wie des neuen Testa-
ments. Ihn überbot an maßloser Heftigkeit und zugleich in der
Form äußerst sorglos der hitzige Bischof Lucifer in Sardinien,
welcher über dogmatische Fragen eiferte. Von dem spanischen
Bischöfe Priscillianus, dem ersten durch die Kirche hinge-
richteten Ketzer (f 385), sind neuerdings Schriften aufgetaucht.
1. Hiebon. viri ill. 100 Hilarius, urbis Pictavorum Aquüanae epi-
scopus, i "actione Saturnini Arelatensis episcopi de synodo Biterrensi (J. 356)
in Phrygiam relegatus (J. 369 begnadigt kehrte er nach Poitiers zurück),
XII adver sub Arianos confecit libros (gewöhnlich de trinitate genannt, wohl
richtiger de fide; vgl. Hiebon. 1, 430 Yall. Hilarius . . . XII Quintiliani
libros et stüo imitatus est et numero) et alium librum De synodis (seit dem
nieänischen Concil) quem ad Galliarum episcopos scripsit (dazu eine Recht-
fertigung dieser Schrift, Apologetica, gegen Lucifer, A. 4), et in Psalmos
(zu Ps. I et II. LI— LXII. CXVI1I-CL nach Hieron.; vgl. Pitba aO. 141)
commentarios, in quo operc imitatus Origencm nonnulla etiam de suo addidit.
1054 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhunderfc. Zweite Hälfte.
est eius et ad Constantium Melius, quem viventi Constantinopoli porrexerat
(dh. ein im J. 360 zu Eonstantinopel eingereichtes Gesuch um eine Audienz,
welche aber nicht gewährt wurde), et alius (sehr heftig) in Constantium
quem po&t mortem eins (J. 361) scripsit (vielmehr J. 869 schrieb, aber erst
J. 361 zu veröffentlichen wagte) et liber adversus Valentem et Ursacium
(davon nur 15 sehr zweifelhafte Fragmente) historiam Ariminensis et Seleu-
ciensis (J. 359) synodi continens; et ad praefectum Sallustium sive contra
Dioscorum (verloren; Hiebon. 1, 430 Vall. Hü brevi libello quem
scripsit contra Dioscorum medicum quid litteris posstt ostendit); et Über
hymnorum (Hil. ist der erste, welcher als Verfasser christlicher Hymnen
genannt wird, vgl. § 30, 2; erweislich echte Hymnen desselben haben sich
nicht erhalten, auch die bei Gamdehini aO. und JBPitba, anall. sacra et
class., Par. 1888, 138 veröffentlichten sind nicht echt. Hölscher, de Da-
ums i et Hilarii qui feruntur hymnis, Münster 1858. JEatseb, Beitr. z.
Gesch. d. Eirchenhymn. 1, 52. 2, 248) et mysteriorum alius (? teilweise in
einem cod. Arret. g. XI erhalten und neuerdings von JFGamorbini heraus-
gegeben; vgl. § 412, 8 und AEbebt, LdMA. 1*, 142); et commentarii in
Matthaeum (um J. 355) et tractatus in lob (verloren), quos de graeco Ori-
genis ad sensum transtulit; et alius elegans libellvs contra Auxentium
(arianischen Bischof in Mailand, § 433, 1), et nonnüllae ad diversos Epistölae
(auch an Constantius, J. 355). aiunt quidam scripsisse cum et in Cantica
canticorum, sed a nobis hoc opus ignoratur. mortuus est Pictavis Valentiniano
et VaUnte regnantibus {sexto anno postquam redierat, Sulpic. Sev. chron. 2,
46, 9). Vgl. noch Hieron. chron. a. 2372 = 365 (Verbannung). 2375 « 358
(Rückkehr). f876 = 359: Gallia per Hüarium Arminiensis (vielmehr Ari-
minensis, vgl. ad a. 2376, u) perfidiae dolos damnat. 2384 = 367 (Tod).
Eine vita Hilarii (von Venantius Fortunatus?) in den Ausgaben der Werke
des Hil.: Gedicht auf ihn, Vbnant. carm. 2, 15 (s. aber FLeo zdSt.), der
ihn auch sonst öfters preist, zB. carm. 6, 5, 217. 8, 1, 113.
2. Handschrift s. VI (J. 509 f.) in der Kapitelbibliothek von St. Peter
in Rom (Schriftprobe bei Zanoemeisteb u. Wattenbach, exempla codd. lat
T. 62). Über deren Subscriptio § 477, 11. — Ausgaben: Par. 1610. von
DEbasmus, Bas. 1623. 1526. 1535. JGillot, Par. 1572. 1605. Benedictiner-
ausg. (von PCoustant) Par. 1693 und verbessert von SMapfei, Veron. 1730 II.
FObebthür, Würzb. 1785 111. Miqne 9 u. 10 (Par. 1844 f.). Kritisches:
AZinoeble, Wien. Studd. 8, 331. 11, 314; kl. philol. Abhh., Innsbr. 1887, 4
(die Bibelcitate bei Hilarius), 16. — Die von JBPitba, spicil. Solesm. (Par.
1851) 1, 49, aus einem cod. Corbeiensis herausgegebenen und zuerst dem
Hilarius (vgl. Pitra aO. p. xxvi u. jetzt anall. sacra et class., Par. 1888, 145)
zugeschriebenen Commentare zu den kleinen paulinischen Briefen sind
vielmehr eine in Afrika um das 6. Jahrhundert gefertigte Obersetzung
der griechischen Commentare des Theodoros von Mopsuhestia; s. darüber
JLJacobi in 6 hallischen Progr. 1856—72 und Theodori Mopsuest. in epi-
stolas Pauli comm., the latin version with the greek fragments by HBSwkte,
Cambr. 1880. 82 II. Vgl. HKihn, Theod. v. Mops. ... als Exeget, Freib.
1880. Ebenso wenig gehören dem Hil. das Fragm. eines Commentars znr
Genesis bei Pitra aO. 159, die von AMai (nova bib). patr. I) herausgegebenen
Ifomilien über die Anfange des Matth.- und des Joh.-Evangeliums und die
§ 418 Hilarius von Poitiers. Lucifer. 1055
von Pitba aO. 166 ans einem SGall. 8. VIII veröffentlichten 114 Hexameter
über die Geburt Christi mit lockerer Prosodie (v. 16. 17. 18. 38. 80. 88),
und bes. häufiger Verlängerung einer kurzen Silbe (26. 29. 81. 34. 50. 82.
109. 113).
3. Hilarius legte großen Wert auf die Darstellung, er erbittet für
sein Werk de fide (1, 38) von Gott Erleuchtung auch bezüglich der Bedeu-
tung der Wörter und der Würde des Ausdrucks (honor dictorum), er ver-
langt (tract. in psaTm. 18) daß der Christ durch Sorgfalt der Rede bei der
Verkündigung des Gotteswortes diesem gebührende Ehrfurcht beweise.
Demgemäß ringt er selbst voll heiligen Eifers mit der Sprache um sie für
sein abstractes Denken, seine kühne Allegorie, stürmische Polemik dienst-
bar zu machen. Reinheit des Ausdrucks, Leichtigkeit und Anmut des Stils
darf man bei ihm nicht suchen, dafür entschädigen aber urwüchsige Kraft
und Schwung sowie Wärme der Empfindung. Nur selten fällt H. in den
leeren Wortprunk der gallischen Beredsamkeit (§ 891) zurück, welche er
in seiner Jugend studiert hatte. Einseitig Hieron. ep. 58, 10 (1, 326 Vall.)
Hilarius gallicano cothurno aüollÜur et cum Graeciae floribus (der christ-
lich griechischen Speculation) adornetur longis interdum periodis involvitur
tt a lectione simpliciorum fratrum proeul est — Im allg. über Hilarius:
RCbillibb, hiat. gen. 5, 1. Hist. lit. de la France 1, 2, 139. JDokneb,
Lehre von der Person Christi 1, 2S, 900. 1037. JHRkinkens, Hilarius von
Poitiers, Schafifhausen 1864 (vgl. JWaobnmann, Gott. gel. Anz. 1865, 1641).
Eubrt, Lit. d. Mittelalters 1', 134.
4. Hiebon. vir. ill. 95 Lucifer, Caralitanus (zu Cagliari auf Sardinien)
episopus, cum Pancratio et Hilario rom. ecclesiae clericis ad Constantium
imp. a Liberio episcopo pro fide legatus missus (J. 354), cum nollet sub no-
mine Athanasii Nicaenam damnare fidem (auf dem Concil zu Mailand J. 355),
in Palaestinam relegatus . . contra Constantium imp. scripsit librum eique
legendum misit ac non multo post, sub Iuliano principe, reversus (J. 363)
Garalis Valentiniano regnante obiit (J. 371). Vgl. Hikbon. chron. ad a. 2371.
2378 = 364. 361 n. Chr. Lucifer war der schroffste Gegner der Arianer
und geriet dadurch auch in Streit mit den übrigen Vertretern der Ortho-
doxie (schisma Luciferianum; vgl. auch oben A. 1). Schriften: de non
conveniendo cum haereticis, de regibus apostaticis, pro S. Athanasio 11. II,
de non parcendo in deum delinquentibus, moriendum esse pro filio dei — von
übertriebener Heftigkeit, namentlich gegen Kaiser Constantius. Die Sprache
Lucifer s ist lebhaft, eindringlich, voller Asyndeta, voller Anakoluthien und
Anaphoren, dabei formell nachlässig und das nächste beste aus dem Ge-
brauche des Volkes herübernehmend. Daher herrscht in Declination, Con-
jugation, im Gebrauch der Casus, Zeiten und Modi wildeste Freiheit.
WHartbl, Lucifer v. Cagliari und sein Latein, ArchflatLexikogr. 3, 1 und
an s. Ausg. p. 351. — Einzige Hs. der Vatic.-Regin. 133 s. 1X/X. Danach
zuerst heransgeg. von ITilius, Par. 1568. In der Bibl. patr. max. (Lugd.
1677) 4, 181, Gallandi bibl. patr. 6, 156. D. et JColkti, Ven. 1778, dar-
aus Miqnb 13, 692. Jetzt bes. rec. WHartbl (= Corp. serr. eccles. lat.
Bd. 14), Wien 1886. — Im allg. G Krüger, Lucifer . . u. das Schisma der
Luciferianer, Lpz. 1886.
5. Der Diakon Hilarius, Lucifers Begleiter bei der Gesandtschaft an
1056 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Constantios (A. 4, Z. 2), schrieb libelli de haereticis rebaptizandis (Hieron.
c. Lucif. 21. 26. 27) und wird von einigen (namentlich RSimon, hißt, des
comment. 133) für den Vf. des unter den Werken des Ambrosius stehen-
den Conimentars zu den paulinischen Briefen (des sog. Ambrosiaster) und
der in der Appendix der Opera Augustini stehenden Quaestiones in V. et
N. Test, gehalten; s. aber § 435, 4.
6. Hieron. vir. ill. 108 Phoebadius, Agenni GaUiarum episcopus
edidit contra Arianes librum (ums J. 358; ed. ThBeza, Genf 1670; PPithobös,
Par. 1686; CBakth, Frankf. 1623; Gallandi 5, 260, der bibl. patr. max. 3,
300, Mignk B. 20). dicuntur et alia eius esse opuscula, quae necdum legi,
vivit usque hodie (J. 392) decrepita senectute. Hist lit. de la France 1, 2, 266.
7. Von Potamius, Bischof von Lissabon, ist erhalten eine Epistola
ad Athanasium de consubstantialitate filii dei, verfaßt um J. 356, und an-
deres; Gallandi 5, 96. Mione 8, 1411. Gams, span. Eirchengesch. 2, 220.
8. Zeno, seit J. 362 Bischof von Verona, f 880, von Hieron. und
Gennad. de vir. ill. nicht erwähnt, Verfasser von tractatus (technischer
Ausdruck für bischöfliche Beden, Fessleb, Patrol. 1, 740). Das unter seinem
Namen Überlieferte unterliegt erheblichem Zweifel. Die Ballerini halten
16 längere und 87 kürzere Stücke für echt. Jazdzewski, Zeno Veron. epi-
scopus, Regensb. 1862. Auch JDorneb, Lehre von der Person Christi l5, 764.
— Zenonis sermones, rec. et ill. P. et HB aller ini, Verona 1739. rec. com-
mentario ill. JBGiuliabi, Verona 1883. Gallandi 6, 109. Mione 11, 253.
Zur Sprache Giuliani in d. Ausg. und RSabbadini, riv. di fil. 12, 139.
9. Eusebius von Vercelli, tätiger Vertreter der Orthodoxie in den
arianischen Streitigkeiten: Hiebon. de vir. ill. 96 natione Sardus, ex lectore
urbis Bomae Vercellensis episcopus, . . . edidit in psalmos commentarios
Eusebii Caesariensis , quos de graeco in latinum verterat, et mortuus est
Valentiano et Valente regnantibus (J. 364—375). Vgl. Hiebon. ep. 62, 2.
Das Werk ist verloren, erhalten sind nur einige Briefe (Gallandi 5, 78).
Der cod. Vercellensis des N. T. s. IV (S. 943 Z. 9) soll von Eusebius ge-
schrieben sein.
10. Arianische Fragmente eines Commentars zu Lukas und dogma-
tischer Tractate aus Bobbio'schen Palimpsesten s. IV jetzt in Mailand und
Rom (AReipfer8cheid, bibl. patr. 1, 444. 2, 22. 86), gab AMai heraus, scrr.
vett. nova coli. 3, 2, 208, danach bei Mignk 13, 593. Der Lukascommentar
ist wahrscheinlich von dem gotischen Bischof Ulfila im J. 370 verfaßt, die
dogmatischen Tractate von einem Schüler desselben, vielleicht von Auxen-
tius, Bischof von Durostorum (Silistria). Vgl. WLKrafft, de fontibus
Ulfilae Ariani8mi ex fragm. Bob. erutis, Bonn 1860. Eine kurze vita des
Ulfila von Auxentius gab GWaitz heraus (Leben und Lehre des Ulf.,
Hannov. 1840).
11. Gennad. vir. ill. 4: Vitellius Afer Donatianorum schisma defen-
dens scrip8Ü de eo quod odio sint mundo servi dei. . . scripsit et adoersum
gentes etc. . . et ad regulam ecclesiasticam pertinentia multa disseruit. damit
sub Constante filip Constantini principis.
12. Hieron. vir. ill. 121 Priscillianus Abilae (in Spanien) episcopus,
qui {actione ITydatii et Ithacii (der Bischöfe von Emerita und Ossonoba)
§ 418 Phoebadiua u. a.' § 419 Charisma. 1057
Treveris a Maximo tyranno caesus est (J. 385), edidit multa opuscula, de
quibus ad nos aliqua pervenerunt. Sulpic. Set. chron. 2, 46, 3 ab his
(§ 417, 4) Priscillianus est instüutus familia nobilis, praedives opibus, acer,
inquies, facundus, multa lectione eruditus, disserendi ac disputandi promptis-
simus. 47, 2 damnati (J. 380, wegen gnostisch-manichäischer Anwandlungen)
. . . Helpidius et Priscillianus (auf der Synode von Caesaraugusta). Von
jenen opuscula entdeckte 1886 im Wircebnrg. Mp. th. q. 3 saec. V/VI
GSchkps8 elf Abhandlangen und gab sie heraus als Priscilliani quae super -
sunt, Wien 1888 (== Corp. eccl. lat. Bd. XVIII). Die Hs. nennt nicht den
Namen des Ketzers (und deshalb hat sie sich erhalten), aber aus dem In-
halt erhellt er sicher. Es sind aber jene tractatus teils Predigten oder
predigtahnlich, teils Verteidigungen hinsichtlich der dem Vf. vorgeworfenen
Irrlehren, so namentlich 1 (Verteidigung apud beatissimos sacerdotes).
2 (ad Damasum, § 422). 3 (de fide et apocryfis). — Außerdem sind von
ihm erhalten rcanones epistularum apostoli Pauli' (enthaltend den nach ein-
zelnen Gesichtspunkten zerlegten Glaubensinhalt derselben, mit den be-
weisenden Citaten), überarbeitet (sanae doctrinae redditi) von einem Pere-
grinus, bei Schbpss Ausg. p. 110. — Vgl. »och GSciiepss, Priscillian ein neu
aufgefundener Schriftsteller usw., Würzb. 1886; die Latinität des Priscillian,
Arch. f. lat. Lexikogr. 3, 308. HHaupt, Korresp. 61. d. Westdeutsch. Z. f.
Gesch. u. Kunst 8 (1889), 4.v
419. Etwa gleichzeitig und von einander unabhängig, aber
aus denselben Quellen und daher oft mit einander wörtlich über-
einstimmend schrieben die beiden Grammatiker Flavius Sosipater
Charisius und Diomedes. Beide sind von Wichtigkeit als Über-
mittler eines guten Teils der älteren grammatischen Literatur.
Von den fünf Büchern der Grammatik des Charisius sind
übrigens beträchtliche Stücke verloren gegangen. Von den drei
Büchern der ars grammatica des Diomedes ist das dritte von
besonderem Werte, da es, wahrscheinlich aus Suetonius de poetis,
viele schätzbare Nachrichten aufbewahrt hat.
1. Vorwort: Fl. Sosipater Charisius (so wird er vollständig genannt
auch von Rufinus GL. 6, 672, 18) v. p. magister [urbis Romae filio karissimo
*. d.]. Amore latini sermonis obligare te cupiens, f. Je., artetn grammaticam
(dies war also wohl der Titel) sollertia doctissimorum virorum politam et a
me digestam in libris V dono tibi mm. . . erit tarn tuae diligentiae frequenti
recitatione studia mea ex variis artibus inrigata memoriae . . mandare, ut
quod originalis patriae natura denegavit virtute animi adfeetasse videaris.
Daß der Verf. aus Campanien gebürtig sei geht p. 216, 23 (hodieque nostri
per Catnpaniam sie loguuntur) nicht hervor und ist nach dem obigen
originalis patriae nicht glaublich. Dagegen hat große Wahrscheinlich-
keit die Vermutung von HUsenkb, EhM. 23, 492, daß bei Hieron. chron.
2376 = 368 (s. § 406, 6) : Euanthius . . Constantinopoli diem obii, in cuius
locum ex Africa Charistus (so Bongarsianus; dagegen Freh. u. a. Chrestus)
adducitur, zu lesen sei: Charisius. Der Grammatiker Flavianus ist viel-
Tsumii-ScHWABE, Rom. Lit.-Geach. 5. Aufl. 67
1058 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
leicht (HKeil, Herrn. 1, 833. HHaobn, anecd. Helv. p. clxiii) öine Person
mit Ofaarisius, da alle Stellen worin jener angeführt wird sich wörtlich
oder fast wörtlich bei Char. wiederfinden. Davon will ARibbe (Heidelb.
Jahrb. 1871, 585) auch das Praenomen Flavius (Flav.) des Char. ableiten.
Vgl. auch § 41, 5 Z. 14. LMüller, JJ. 93, 561.
2. Einzige Handschrift des Charisius: Neapolitanus iv a 8 (Bobi-
ensis) s. VII/VIII (§ 355, 6 E.). — Ausgaben von JPiebius Cyminius (Neapel
1532), GFabbicius (Bas. 1551; stark verfälscht) usw., am besten von HKeil
(GL. 1, 1). Der Abschnitt de versu Baturnio (bei Keil p. 288 f.) eigens
herausgegeben von FWSchnkidewiij, Gott. 1841 ; HKeil, Phil. 3, 90.
3. Das Werk des Diomedes hat bei Rufinus GL. 6, 568, 12 und in
den Subscriptionen die Überschrift Ars gramxnatica und ist einem Atha-
nasius gewidmet. Das Vorwort besagt: artem merae latinitatis puraeque
eloquentiae magistram . . summo studio . . trino digestam libello . . censui
esse mittendam etc. . . prima pars universi sermonis membra continet; altera
non solum observationes quae arti grammaticae accidere sölent, sed etiam
structuram pedestris orationis . . demonstrat; tertia pedum qualitatem, poema-
tum gener a metrorumque tractatus . . docet. B. 1 entspricht somit B. 1-3
des Charisius, ist aber einheitlicher und planmäßiger. B. 3 dient zum Er-
sätze für das verstümmelte B. 4 des Charisius/ — Das Zeitalter des D. be-
stimmt sich durch das seines Doppelgängers und Zeitgenossen Charisins
(A. 1). Hat er nach der Mitte von s. IV geschrieben, so ist er von Sacerdos
(§ 394) weit genug entfernt um von ihm nichts mehr zu wissen (WChbist,
Phil. 18, 130).
4. Beste Handschriften: zwei Pariser 7494 und 7493 und ein Mona-
censis 14467, alle s. IX; s. Keil, GL. 1, xxix. Dazu Excerpte, das älteste
Par. 7630 s. VIII (Kbil, aO. xxxiv). Ausgaben (s. Keil, GL. 1, xliv): Ven.
1476 u. a.; besonders von HKeil, GL. 1, 298. Vgl. WChbist, Phil. 18, 127.
— CPaucker, kleinere Studien I: die Latinität des Diom., Berl. 1883.
5. Das Zeitalter des Gh. und Diomedes (A. iE. 3 E.) wird bestimmt
einerseits durch die von ihnen benützten Quellen, von welchen ComLnianus
und Marcius Salutaris (§ 405, 1. 2) die jüngsten zu sein scheinen, ander-
seits durch die Schriftsteller von welchen sie selbst angeführt werden,
nämlich Sebviüs (? Aen. 9, 329 und dazu MHaupt bei Thilo), Rufinus
(GL. 6, 555 und sonst), Pbiscian (oft) und Cassiodob (GL. 7, 213, 1). Cha-
risius und Diomedes sind nur als Ausschreiber älterer verlorener Werke
beachtenswert, die zahlreichen und schlimmen Flüchtigkeiten und Miß-
verständnisse, welche sie im Ausschreiben begehen (vgl. zB. Reiffbrbcukid,
Sueton 872. 373. 875. RWkstphal, gr. Metr. I8, 131. MHbhte, RhM. 20, 320),
lassen von ihrem eigenen Urteil und ihrer Gelehrsamkeit nur gering
denken. In dem Werk des Charisius (dem umfänglicheren von beiden)
stehen die Excerpte aus den Quellen schichtenweise unvermittelt und un-
geordnet neben einander, während Diomedes die Auezüge seiner Quellen
(welche er nur selten namhaft macht) mehr in einander gearbeitet und im
ganzen alles sachgemäßer geordnet hat. Beide stimmen vielfach bis auf
den Wortlaut zusammen, ohne daß einer den andern nennt: wirklich hat
auch keiner von ihnen den anderen ausgeschrieben (für Benutzung des
§ 419 CharisiuB u. Diomedes. § 420 Avienus. 1059
Charisius durch Diomedes LJkep aO. 51), die Übereinstimmungen rühren
vielmehr von Benützung derselben Quellen her. Solche scheinen besonders
(mittelbar oder unmittelbar?) Palaemo (§ 282, 3) und Cominianus (§ 405, 1)
zu sein. Außerdem hat Charisius ganz vorzugsweise den Romanus (§ 379, 1)
ausgebeutet, Diomedes aber den TerentiuB Scaurus benuzt (§ 352, 1), welchen
Charisius nur durch Vermittlung des Romanus kennt (Kuhmrow aO. 9. 37),
ferner auch wohl in dem durch seine literarischen Mitteilungen wichtigen
£. 3 den Suetonius (OJahn, RhM. 9, 629. AReiffebbcheid , Sueton p. 370;
dagegen Stkub de Prob. p. 190) u. a. Ob auch griechische Techniker
(WChrist aO. 18, 129; s. auch OHense, de Iuba 103. 121)? Auch die große
Übereinstimmung mit Dositheus (§ 431, 7), Donatus und Marius Victorinus
(§ 408, 3) ruht auf Benützung der nämlichen Quellen. — Das Werk des
Diomedes ist vollständig auf uns gekommen, von dem des Charisius ist der
Anfang von B. 1, der letzte Teil von B. 4 und das Meiste von B. 5 ver-
loren gegangen (Inhaltsübersicht des Ganzen nach dem Vorwort). — Im
allg. vgl. POsann, Beitr. 2, 319. LSpenqel, Münch. Gel. Anz. 1840, 502.
BKeil, GL. 1, xlv. ASchottmüller, de Plinii libr. gramm. (1858) 7. WChrist,
Phil. 18, 127. FClausen, üb. einen Abschnitt (den vom Verbum) aus Cha-
risius, Berl. 1878. CvMorawski, Herrn. 11, 339. HKummrow, symb. crit. in
grammaticos lat. (Greifsw. 1880), 9. HNkumann, de Plinii dubii sermonis libr i 8
Charisii et Prisciani fontibus (Kiel 1881), 5. FBolte, de artium scrr. lat.,
Bonn 1886; die Quellen v. Char. 1, 15. 17, JJ. 137, 401. G Schultz, das
Kapitel de versuum generibus bei Diom. p. 506, Herrn. 22, 260. FLeo, Herrn.
24, 281. PEMeyeii (§ 362, 1). LJeep, RhM. 44, 41. JWBeck, Phil. 48, 255.
6. Neben Charisius (und Diomedes) stehen auf gleicher Linie die wich-
tigen excerpta Bobiensia s.Yil/VIII (anonymus Bobiensis), jetzt in Wien,
veröffentlicht zuerst von Eichenfeld u. Endliches, an all. gramm. (Wien
1837) p. 75, zuletzt von Keil, GL. 1, 533, vgl. ebd. p. xvn. Dieselben sind
nicht, wie man früher glaubte, dem Charisius selbst entnommen, sondern
beruhen mit ihm auf denselben Quellen. WChrist, Phil. 18, 136. Keil,
GL. 7, 369. FBolte, de artium scrr. lat., Bonn 1886. LJeep, RhM. 44, 41.
HNkttleship, journ. of. phil. 16, 27 und das A. 5 Angeführte. Vgl. noch
§ 405, 1. 431, 7. — Ferner excerpta Parisina GL. 1, xvnr. Über die ans
einem cod. Bernensis, Leideneis und Sanctamandinus s. ebd. p. xix.
7. Über die Ars vaticana des sog. Probus, vielleicht aus dieser Zeit,
s. § 300, 7 b. — Carminius schrieb de elocutionibus (Sebv. Aen. 5 , 233)
und scheint auch den Virgil erklärt zu haben (vgl. Serv. Aen. 6, 638. 862.
8, 406). Carmini curiosissimi et docti verba, gut in libro de Italia secundo
ait, Macrob. S. 5, 19, 13. — Statins Tullianus de vocabülis rerum libro I
ait etc. Macrob. 3, 8, 6 vgl. Serv. Aen. 11, 543.
420. Einen Dichter von entschiedener Begabung für die
Form hat diese Zeit an Rufius Festus Avienus, einem vor-
nehmen Römer. Im Stoffe freilich ist er unselbständig: er be-
gnügt sich fremde Vorbilder mit geringerer oder größerer Frei-
heit zu übersetzen und zu bearbeiten. So gab er im epischen
Maße eine Übersetzung der Occt,v6[ieva des Aratos, sowie eine
67*
1060 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Erdbeschreibung nach der Periegesis des Dionysios ; ferner die für
uns wichtigste seiner Arbeiten, im iambischen Trimeter eine
Schilderung der Küste des Mittelmeeres, des schwarzen und des
kaspischen (ora maritina), in mehreren Büchern, von welchen
aber nur der größere Teil des ersten erhalten ist. Gleichfalls
in iambische Verse brachte er gar auszugsweise des Livius
Geschichte und Virgils Aeneis. Die beiden letzteren Sachen
sind verloren. Dazu zwei kleinere Gedichte, Epigramme in Hexa-
metern. Überall verrät Avienus löblichen Eifer uqd eine reine
Form, nach den- besten Mustern gebildet, insbesondere nach
Virgil; aber auch rhetorische Wortseligkeit welche das Haupt-
gewicht auf den Aufputz des Sachlichen legi
1. Inschrift aus Rom CIL. 6, 5S7 (zB. auch in Meters Anth. lat. 278)
R. Festus v. c. de se ad deam Nortiam: Festus, Musoni subÖles prolesque
(vgl. Av. phaen. 370) Avieni, unde tui latices traxerunt, Caesia, nomen, Nortia,
te veneror, lare cretus Vülsiniensi, Eomam habitans, gemino proconsulis auctus
honore, carmina mulia serens, vitam insons, integer aevum, coniugio laetus
Placidae numeroque frequenti natorum exultans etc. Der Dichter war somit
ein Nachkomme des Musonius Rufus (§ 299, 3), wie dieser aus Voleinii in
Etrurien gebürtig und daher anhanglich an die dort verehrte Nortia,
sowie an die aqua Caesia (sonst unbekannt), Vater einer zahlreichen
Familie, zu welcher der Placidus gehörte welcher obige Inschrift mit den
zwei Distichen vermehrte: sancto patri filiiis Placidus. Ibis in optatas
sedes, nam Iuppiter aethram (vgl. Avien. phaen. 2) pandit, Feste, tibi, can-
didus ut venias. iamque venis, tendit dextras chorus inde deorum et toto
tibi iatn plauditur ecce polo. Im Cod. Iust. 3, 16, 1 (J. 366) und Cod. Theod.
9, 19, 3 (J. 367) wird ein Festus als Proconsul Africae genannt: aber dies
ist C. Iulius Festus Hymetius (Clt. 6, 1736. 8, 5336, * 10609). Eher ist mit
dem Dichter eine Person, äer im CIA. 3, 635 (=» GIG. 372) genannte Procos.
Achaiae KPov<piog QrjOfog. Rossi, Ann. d. InBt. 21, 345. PMonckaux , rev.
archäol. 1887 1, 191. Ein Festus, consularis Syriae 4m Codi Iust. 12, 68, 3
(J. 366). Auf längeren Aufenthalt deB Dichters in Afrika, deutet orb. terr.
329—363. or. mar. 273 f., in Griechenland orb. terr., 603 f. Über die
Möglichkeit daß jener Proconsul von Achaia nicht der Dichter Rnfius
Festus, sondern der Verfasser des Geschichtsabrisses (§ 416) sei, und den
Versuch diese beiden für eine Person oder als Vater und Sohn anzusehen
s. § 416, 1.
2. Hieron. comm. zum Titusbrief (um J. 387) c. 1, 12 (7, 1, 706 Vall.)
Arati, quem Cicero in latinum sermonem transtülü et Germanicus Caesar
(§ 276, 6) et nuper Avienus et multi quos enumerare perlongum est. Da-
gegen noch Lactantius kennt die Aratea nur in der Bearbeitung des Cicero
(inst. 6, 6. p. 238 Fr.) und des Caesar (1, 11. p. 30) Germanicus (1, 21.
p. 54 f. 6, 5). — Titel im Gudianus 132 s. X (der Text selbst fehlt im Gud.,
Herrn. 11, 261): Ruft Festi Avieni v. c. Arati Phaenomena, im Vindob.
(A. 7) Ruß Festi Arati ineipit über I de positione siderum, fast ebenso
§ 420 Avienus. 1061
Ambros. (A. 7): letztere Hs. hat am Schluß: Ruß Festi Aratus explicit.
Danach giebt Breysig v. s. Ausg. dem Gedichte den Namen Aratua. —
Auf die üatvouevcc kommen 1326, auf die Prognostica oder dioarjusLu 658
Hexameter. At. sucht seine Vorgänger zu überbieten durch treue Wieder-
gabe des griechischen Vorbilds, dichterischen Schwung und Einflechtung
von allerlei Mitteilungen auB den Werken von Philosophen und Astronomen
(zB. Eratosthenes, s. CBobebt zu dessen Catasterism., Berl. 1878, 26), auch
aus mystischen Quellen. Am nächsten schließt sich Av. an Germanicus
an. Ausgaben in den meisten Sammlungen der Aratea, zB. von JThBuhle
(Lps. 1793—1801 II) und FChMatthiae, Frankf. 1817. Einzeln: ed. ABHBrsia,
Lps. 1882 (Ayieni prognostica ed. ABrrysig, Erfurt 1882). JCSchaubach
(§ 276, 7), novae edit. Av. spec. (Mein. 1817 ff.); in Jahns Arch. 12, 197. —
Kritisches: MHaupt, op. 8, 476. 683. 673. ABbeysio, Herrn. 11, 247. 12, 162,
13, 367. 16, 180. 16, 122; phil. Abhh. f. MHerfcz, Berl. 1888, 44. — Vgl.
GSieg, de Cicerone, Germanico, Avieno Arati interpretibus, Halle 1886.
3. Orbis terrae (descriptio orbis terrae) in 1393 Hexametern nach
der itSQi7}yrici£ des Dionysios (aus Alexandrien, unter Hadrian, vgl. GLeuk,
Phil. 42, 176. S. auch § 481, 7), welcher aber nicht genannt wird (dagegen
wird ora marit. 331 Dionysius angeführt). Avien erwähnt selbst dies Gedicht
ora marit. 71 reliqua porro scripta sunt nobis in illo plenius volumine quod
de orbis oris partibusque fecimus. Das Original wird verändert, gekürzt,
und namentlich durch gelehrte Arabesken erweitert, auch die Darstellung
durch lebhaftere dichterische Färbung gesteigert. EKostkn, de Avieno Dionysii
interprete, Tüb. 1888. — Ausgaben: Cum notis NHeinsii all. cur. HFbiksemann.
Amst. 1786. In Webssdobfs PLM. 6, 719, bei FChMatthiae (b. A. 2 gE.)
p. 177. In Dionysius Perieg. ed. GBernhabdf (Lps. 1828) 1, 427; in CMüllebs
geographi graeci min. (Par. 1861) 2, 176. Erklärendes: (IWassii) anituadvv.
in Av. descr., in MiBcellan. observ. 1, 2, 273 (Oudendobp). 1, 3, 373. 5, 1,
64. 6, 2, 166. Symbolae litterar. 2, 3 (Brem. 1746), 669.
4. Orae maritimae Über primus (ed. princ.) Das Ganze erstreckte
sich (v. 61 ff.) auf die gesamte westliche und südliche Küste Europas. Er-
halten ist aber nur ein Bruchstück von mehr als 700 Senaren, über die Küste
vom atlantischen Ocean bis nach Massilia, und zwar in lückenhafter und
verderbter Gestalt. Es enthält die für uns erreichbare älteste Überlieferung
über den Westen Europas. Widmung an einen Probus, der liberum loco . .
amore sanguinisque vinculo ist (14 f.) und wißbegierig (16 ff.) : ob Anicius
Probus Cos. 406? Über seine Quellen giebt v. 37 ff. prahlerische Auskunft
(s. u.): ad eius (des Sallust) inclitam descriptionem . . multa rerum iunximus
ex plurimorum sumpta commentariis , nämlich aus Hekataios, Hellanikos,
Phileas, Skylax, Pausimachos, Damastes (vgl. v. 372), Bakoris, Euktemon
(vgl. v. 350), Kleon, Herodot und Thukydides. Dazu Dionysios (v. 331, vgl.
A. 3), Iuba (v. 280), Himilco (v. 117. 383. 412) u. a. Vielmehr benutzte
Avienus nur eine Hauptquelle. Dafür hält Müllenhofp einen punischen, von
einem Maßsalioten aus der Zeit des Hekataios bearbeiteten und später ver-
fälschten Periplus: einen ursprünglich griechischen Periplus aus dem Anfang
des 6. Jahrb. habe später ein außerhalb Massilias wohnender Grieche mit
Zutaten versehen, meint AvGütschmid. Die Nachrichten über den Westen
führt auf den Eratoathenes und weiterhin Pytheas zurück WChrist aO. 154.
1062 Di© Kaiserzeit. VierteB Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Dagegen hält Unoer aO. nicht ohne Wahrscheinlichkeit jene Haaptquelle
für eine einheitliche, nicht durch spätere Bearbeitung veränderte, setzt
deren Abfassung in den Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. und glaubt jene 11
Gewährsmänner (oben Z. 10) schon in ihr genannt. — Die Darstellung ist
fließend. Neben Altertümlichem, wie ducier, duello, Worte wie intimare, inti-
matio. Griechische Eigennamen werden öfters prosodisch willkürlich behan-
delt. Gedruckt zB. auch in Wbbksdorfs FLM. 5, 1165. — FAUkert, des A.
Ora maritima, in dessen Geogr. d. Griechen u. Römer 2, l (Weimar 1821), 473.
WChbist, Avien usw. 1865, Abhh. d. Münch. Ak. 11, 1, 113. FdkSaülcv,
sur TOra mar. de R. F. Av., Rev. archeol. 15 (1867), 54. 81. KMullknhokf,
deutsche Altertumskunde 1 (Berlin 1870), 73—210, nebst AvGutscqmid im
Lit. Central!)]. 1871, 523, WChrist, JJ. 103, 710 und CMöllrb, phil. Anz.
3, 456 ; Phil. 32, 106. GFümokb, d. Periplus des Avienu?, Phil. Suppl. 4, 191.
ASonny, de Maseil. rebus, Dorp. 1887, 21.
5. Rufus Festus Avienus v. c. Flaviano Myrmecio v. c. Überschrift
(in der ed. pvinc, s. A. 7) eines scherzhaften Gedichts von 31 Hexametern,
enthaltend eine Bitte um Zusendung von Granatäpfeln, abgedruckt bei
Wernsdorf, PLM. 5, 1296 u. a., auch AL. 876. Der Adressat ist vielleicht
der Flavianus welcher J. 358—361 procos. Africae war (Cod. Theod. 8, 5,
10. 11, 36, 14) oder derjenige weicher J. 377 vicarius Africae (ebd. 16, 6, 2),
382 f. praef. praet. Illyrici et Italiae (ebd. 7, 18, 8. 9, 29. 2. 9, 40, 13). —
Dagegen AL. 26 PLM. 4, 116 wird nur von einem Teile der Hss. dem
Avien zugeschrieben (Avienus vc ad amicos de agrö)\ und auf AL. 637
PLM. 4, 154 (de Sirenü) hat er gar kein Anrecht.
6. Srrv. Aen. 10, 272 stoiei dieunt hos Stellas (cometas) esse ultra
XXXII, quarum nomina et effectus Avienus, qui iambis scripsü Vergilii
fabulas, memorat. . . sanc Avienus cometarum hos differentias dicit etc. zu
georg. 1, 488 diri cometae] crinitae, pessimae, quia sunt et bonae . . quam
rem plenissime Avienus exsequitur. zu Aen. 10, 388 hacc fabüla in latinis
nusquam invenüur auetoribus. Avienus tarnen, qui totum Livium iambis
scripsü, hanc commemorat dicens graecam esse. Letzteres also eine Arbeit in
der Art des Alfius Avitus (§ 353, 6).
7. Handschriften des Avien sind selten. Die Aratea sind über-
liefert in Yindob. 117 s. X und Ambros. d 52 inf. s. XV, der orbis terrae
in demselben Ambros. und durch die im Leid. Burm. 21 erhaltene Ver-
gleichung eines verlorenen cod. Ortelianus. Für die ora maritima ist keine
Hs. erhalten, hier ist die ed. princ. und die Vergleichung des Ortelianus
einzige Textquelle und das A. 6 Z. 1 erwähnte Gedicht ist nur durch die ed.
princ. überliefert, welche auch für Aratea und orbis terrae die Stelle einer
Hs. vertritt. A Holder vor s. Ausg. — Gesamtausgaben: ed. prineeps
(von GValla, Ven. 1488), von PMelian (Madrid 1634; vgl. ABrrysio, Herrn.
16, 135). Avieni quae exstant omnia cum nott. varr. ed. JAGilbs, Oxf.
1836. rec. A Hold er, Innsbr. 1886 (darin auch ind. verbb.) — Über Avienus
vgl. Wbbmsdorp, PLM. 5, 621. AHoldbb, PRE. I8, 2149.
421. Fast über das ganze vierte Jahrh. (am 310 bis um
395) reicht das Leben des Rhetors D. Magnus Ausonius aus
§ 420 Avienus. § 421 Ausonius. 1063
Burdigala. Zum Lehrer des Prinzen Gratianus berufen, wurde
er nach der Thronbesteigung seines Zöglings mit Staatsämtern,
zuletzt (J. 379) auch mit dem Consulat geehrt, und wußte
durch seine schriftstellerische Gewandtheit, seine einflußreichen
Freundschaften und Familienverbindungen eine hochangesehene
Stellung zu behaupten. Nach Gratians Tode zog er sich von
den Geschäften zurück und lebte in seiner Heimat in eifriger
literarischer Tätigkeit. Fast alle auf uns gekommene Schriften
stammen aus vorgerückten Lebensjahren des Verfassers. Als
größere Probe seines prosaischen Stils haben wir einzig die
Dankrede an Gratian für die Erteilung des Consulats; desto mehr
aber von dem was er in gebundener Form geschrieben hat.
Poetischen Wert haben diese Arbeiten freilich wenig, wohl aber
stofflichen und formellen. Seine vielseitigen Kenntnisse, sein
treues Gedächtnis und seine große Formgewandtheit lassen den
Ausonius nicht leicht bei einer Aufgabe im Stich welche er sich
stellt, auch wenn der Gegenstand an sich ein trockener oder die
Nachbildung einer metrischen Künstelei Selbstzweck ist. Von den
Persönlichkeiten und Verhältnissen seiner Zeit und Heimat bieten
seine Gedichte ein reiches Bild, namentlich von den Verwandten
und von den Fachgenossen des Rhetors (professores Burdiga-
lenses). Seine glücklichste Leistung ist die Mosella, die Schil-
derung einer Rhein- und Moselreise aus der Gegend ven Bingen
bis Trier im epischen Stile.
1. D. Magnus Ausonius heißt der Dichter wiederholt in den Über-
oder Unterschriften der Hss. Der Name Ausonius scheint gallischer Her-
kunft zu sein. Über den Beinamen Aeonius (von seiner Mutter Aemilia
Aeonia) s. Brandes und Sbeck aaOO. Ausonius lectori sal. p. 2 Schenkl
p. 1 Peiper: Ausonius genitor nöbis; ego nomine eodcm qui sim, qua secta,
stirpe, lare et patria, adscripsi. . . Vasatee patria est patri; gerne Eaedua
tnatri de patre, TarbeUis sed genetrix ab Aquis. (7) ipse ego Burdigalae
genüus (um J. 810) . . genitor studuit medicinae (vgl. epiced. in patrem 1. 11
p. 33 Seh. 21 P.t unten § 446, 1) . . (15) nos ad grammaticen Studium con-
vertimus et mox rhetorices etiam quod satis attigimus. nee fora non celebrata
mihi, sed eura docendi cultior, et nomen grammatici merui (J. 884 in Bor-
deaux). . . (28) exaetisque dehinc per trina decennia fatis deserui (so Brandes :
adserui Voss.) doctor municipalem operam aurea et Augusti (Valentinians I)
palatia (zu Trier) iussus adire augustam subolem (den Gratianus) gramma-
ticus docui (um J. 364), mox etiam rlietor. . . (35) cuius (des Gratianus) ego
comes (J. 370) et quaestor (sacri palatii, J. 375—378) et, eulmen honorum,
praefectus Gallis et Libyae et Lotio (praef. Galliarum J. 878, sein Sohn
Hesperius seit J. 377 praef. praet. Italiae, lllyrici, Africae, dann verwalteten
Vater und Sohn die genannten Ämter als Collegen zusammen als praefecti
1064 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Occidentis. Skbck aO. p. lxxx), et prior indeptus fasces latiamgue curulein
consul (J. 379) collega (Q. Clodius Herrn ogenianus Olybrius) posteriore fui.
Von diesem seinem Consulat spricht der eitle Schulmann unzählige Male,
am ausführlichsten in der gratiarum actio. Vgl. OClabon, Heidelb. Jahrbb.
1872, 461. Als Ausonius im Feldzage gegen die Alamannen (J. 368. 369)
seinen kaiserlichen Zögling begleitete, hatte der Witwer als Beuteanteil
eine junge Schwäbin, Bissula, erhalten; vgl. darüber (versus habes lusimus
quos in Suebae gratiam virgunculae) sechs Gedichtchen in verschiedenen
Maßen mit vielen Entschuldigungen wegen des verfänglichen Gegenstands
(incipit Bissula, p. 125 Seh. 114 P.). ABacmeister, alemann. Wanderungen
1 (Stuttg. 1867), 76. Über sein Verhältnis zu Symmachus s. dessen Ep. 1,
13—43, bes. 32 (Au 8. an Symm.): expertus es fidtm meae meniis atque
dictorum cum in comitatu degimus ambo aevo dispari, ubi tu veteris müitiae
praemia tiro meruisti, ego tirocinium iam veter anus exereui. Nach Gratians
Tod (J. 383) zog sich Aus. in seine Heimat zurück, wo er in höchst behag-
lichen Verhältnissen lebte. RDkzeimkris, note sur l'emplacement de la
villula d'Ausone, Bordeaux 1869. Sein Todesjahr ist unbekannt, fällt aber
ohne Zweifel in das letzte Decennium des Jahrhunderts. EBöcking vor s.
Ausgg. der Mosella, zuletzt in den Jahrbb. der rhein. Alt. Fr. 7 (Bonn
1845), 60. Tkuppel, PRE. 1*, 2186. WBuakdes, Auscn. quaestt spec. 1
(Braunschw. 1876), 1—32. Schbnkl vor s. Ausg. p. 1, Pkipkb p. lxxxx.
OSkeck vor 8. Ausg. des Synimach. p. lxxv.
2. Wegen der Beschaffenheit der Überlieferung (A. 6) können die
Ausgaben nicht einfach die Gedichte (der Gesamttitel im Voss, lautet Ausonii
opuscula; vgl. S. 1067 Z. 3 v. u. , S. 1070 Z. 13) nach der Folge in den
Hss. geben. Auch die neuesten Ausgaben von Schkmkl und Peipee weichen
von dieser und unter sich ab und ebenso von den älteren Ausgaben. In
diesen (zB. Souchay und Bipomtina) war die Anordnung folgende (über alles
Einzelne vgl. die Vorreden von Pkipkb und Schbnkl und was sie anführen):
a. Epigrammatade diversis rebus (so Titel im Voss. 111, der Be-
stand in beiden Hbf. -Klassen stark abweichend) gegen 120 Stücke. Über
ein Vorwort dazu s. unten p. über verschiedene Sammlungen derselben
Vermutungen bei WBrandes JJ. 123, 73. Die Epigramme sind von ver-
schiedenem Umfang und meist im elegischen Maß, aber auch im epischen,
iam bischen u. a. Auch griechische sind darunter (nr. 31. 32. 90 Seh. «=
49. 60. 21 P.), sowie griechisch-lateinische (29. 33. 37 Seh. =* 47. 51. 57 P.,
vgl. unten m). Der Inhalt ist sehr mannigfaltig, namentlich finden sich
viele freie Übersetzungen aus der griechischen Anthologie, zB. epigr. 1 1 Seh.
83 P. = Anth. Pal. 16, 275; 13 Seh. 36 P. = AP. 9, 18; 20 Seh. 42 P. *=
AP. 16, 263; 21 Seh. 14 P. — AP. 9, 44; 22 Seh. 43 P. « AP. 7, 229 usw.
Auch die persönlichen Angriffe auf einen (pseudonymen) Rhetor Rufus
(nr. 41—48 Seh. = 9. 12. 13. 8. 60. 61. 10. 11 P.) beruhen fast alle auf
griechischen Vorbildern. Sonst Anekdoten , Beschreibungen von Kunst-
werken (zB. Myrons Kuh), Ergebenheitsbezeugungen usw. Darunter viel Un-
bedeutendes. Die Sachen sind aus sehr verschiedener Zeit, zB. aus den
40er, wie aus den 80er Jahren des Jahrhunderts. Zu den ältesten gehören
die Epigramme auf des Dichters früh verstorbene Frau Attusia Lucana
Sabina (nr. 17. 18. 25—27 Seh. = 39. 40. 63—66 P.). Auf die Donauquelle
§ 421 Ausonius. 1065
p. 196 Seh. 321. 322 P. aus J. 368 f. — Unter die echten Epigramme sind
seit den Ausgaben des HAvantius, Ven. 1496, und des ThUgoletus, Parma
1499, einige dreißig (in den Ausgaben von Schenkl p. 252, von Pkipkb
p. 419; bei Bährens PLM. 5, 97) gemischt, welche, in keiner Hs. nachge-
wiesen und nach Inhalt und Form verdächtig, wahrscheinlich einen Ita-
liener des 15. Jahrhunderts zum Verfasser haben. RPeipbr, JJ. SuppL
11, 226. — S. auch unter e.
b. Ephemeris, Schilderung der Tagesgeschäfte von Morgen bis Abend,
in mancherlei Versmaßen, vor J. 367 verfaßt. Es ist nur Anfang und Ende
erhalten.
c. Parentalia, 30 Gedichte, von verschiedenem Umfang und meist
im elegischen Maße, auf verstorbene Verwandte, teilweise warm gefühlt,
verfaßt nach seinem Consulat (4 [6], 32) und als er schon 36 Jahre Witwer
war (9 [11], 8).
d. Commemoratio professorum Burdigalensium, soweit Auso-
nius sie noch persönlich kannte und in irgend welchem Verhältnis zu ihnen
stand (8 [9], 7 f. 12 [13], 7), eine Art Fortsetzung und Seitenstück zu den
Parentalia (vgl. 11 [12], 7. 16 [17],. 1. 25 [26], 9 und praef. [1]), gleich-
falls lauter Gestorbene behandelnd, auch Unbedeutende (8 [9], 7 f. 10 [11],
5 ff. 48 ff. 12 [13]), bis 19 [20] nur aus Burdigala Gebürtige, von 20 [21]
an auch dort nur für Ansäßige; allmählich (nach J. 385 entstanden (s. 14
[15], 1 ff.) und in wechselnden Maßen (eleg., iamb., troch. Tetr., Anapäste,
sapph.). — Über die älteren profess. Burdigalenses s. § 401, 7. Von Alters-
genossen und jüngeren nennt Ausonius den Luciolus (4), Leontius und dessen
Bruder Iucundus (8. 10), Sedatus (20), Crispus und Urbicus (22), Victorias
Altertumsforscher (23), Dynamius (24), Censorius Atticus Agri(oe)cius (15;
vgl. § 457, 11), Acilius Glabrio (25) und seinen (des Ausonius) Schwester-
sohn Pomponius Maximus Herculanus (12).
e. Ad rem pertinere existimavi ut . . libello (den professores) . . Epi-
taphia subnecterem , scilicet titulos sepulcrdles heroum (26 Stücke) qui hello
troico interfuerunt (p. 72 Seh. P.); apud philologum quendam gefunden und
von Aus. ins Lateinische übersetzt. Das Original, mit dem Ausonius auch
hier' sehr frei verfuhr, war dem uns erhaltenen ps. -aristotelischen Peplos
ähnlich. Peipeb aO. 235. — Dazu ein kleiner Anhang:
f. Grabschriften zB. auf Niobe, den Cyniker Diogenes (= Anth. Pal.
7, 64), de sepulcro vacuo (=» AP. 7, 228), aber auch eigene, wie auf eine
Anicia, ferner imsu Augusti cquo admirabili u. a.
g. Caesares, über die von Sueton geschilderten zwölf Kaiser, an
Beinen Sohn Hesperius gerichtet (versus memoriales), zuerst monostichisch,
je 12 Hexameter über deren Aufeinanderfolge, Regierungsdauer, Tod; dann
tetraatichisch, so daß jedem Kaiser zwei Distichen gewidmet sind und die
Reihe bis Elagabal fortgeführt wird, mit der Absicht sie bis auf seine eigene
Zeit fortzusetzen.
b. Ordo nobilium urbiuin, in 14 Stücken 17 Städte (Rom bis Bur-
digala) in Hexametern vorführend und nach dem Falle des Maximus (J. 388)
verfaßt (7, 5 ff.).
1066 Die Kaißerzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
i. Lndus VII sapientam mit der Überschrift Ausonius cos. Latino
Drepanio Pacato procos. (J. 390) und einer Widmung im elegischen Maße,
sonst in Senaren, eine Art Puppenspiel, worin nach dem Prologns und
einem Ludius die 7 Weisen der Reihe nach auf die Bühne treten, ihr
Sprüchlein hersagen, am redseligsten Solon, und schließlich zum Klatschen
auffordern. — Die in den älteren Ausgaben angehängten (auch p. 246 Seh.
406 P.) sententiae Septem sapientam septenis versibus (von verschiedenem
Metrum) explicatae und die ihnen folgenden 9 aus dem Griechischen (Anth.
Pal. 9, 366) übersetzten Hexameter, worin, nach einer Einleitung von 2
Versen, jeder Spruch monostichisch ausgedrückt ist, haben mit Ausonius
nichts zu schaffen. Wölfflin, Publil. Syr. p. 149. RPkiper aO. 208. PLM.
3, 159. WBrunco, zwei lat. Spruch Sammlungen, Bayr. 1885, 19,
k. Die sog. 'Idyllia': ein Titel ist nicht überliefert, willkürlich ver-
einigte man unter diesem Namen zwanzig Stücke. Von seinem griphus
sagt Ausonius p. 128 Seh. 199 P.: eius modi epyllia, nisi vel obscura sint
nihil futura, und im Nachwort zum cento (p. 146 Seh. 218 P.) heißt es:
Piatonis Symposion composita in ephebos epyllia continere (s. Peiper J J. Suppl.
11, 211). Es sind, meist im epischen oder elegischen Maße, oft mit Ein-
leitungen in Prosa, zum Teil schulmeisterliche Spielereien, wie über
die Dreizahl (griphus temarii numeri, verfaßt um J. 368, später an Sym-
machus geschickt), de aetatibus Hesiodion (vgl. Hbs. ap. Plut. de def.
oracul. 11 = Hks. fragm. 163 Göttl.). tnonosticha de aerumnis Herculis und
über die neun Musen und ihre Verrichtungen; als pythagorisch (und Über-
setzt) geben sich de ambiguitate eligendae vitae, de viro bono (angeführt in
des Badbertus vita Walae, 9. Jahrh., BSimson, RhM. 41, 638), est et NON.
Die beiden letzten und de rosis nascentibus, ein hübsches Gedicht auf die
Rosen, sind auch unter den Pseudo - Vergiliana überliefert. Während bei
jenen beiden das Gewicht des Voss, für die Verfasserschaft des Ausonius
eintritt, ist das Gedicht de rosis in keiner der beiden Überlieferungen
ausonischer Gedichte enthalten: seine Zuweisung an Ans. beruht nur auf
einer verschollenen Ha. (s. § 229, 2). — Bemerkenswert sind die versu6
paschales (J. 368), vgl. A. 4; dann das epicedium auf seinen Vater (f 378);
das Technopaegnion, Wort- und Verskünsteleien mit den einsilbigen
Wörtern {inertis otii mei inutile opusculum nennt es Ausonius selbst p. 132
Seh. 156 P.), in sachlicher Ordnung (de membris, de diis, eibis, das
Alphabet u. dgl.); das Gedicht liegt in den beiden hs. Sammlungen (A. 6),
und zwar in doppelter Fassung vor; im Voss. 111 geht ihm ein Vorwort
an Pacatus, im Tilianus u. a. eines an Paulinus voraus (vgl. auch EBähbens,
JJ. 113, 152); cento nuptialis, aus lauter virgilischen Versen und Vers-
teilen, auf Veranlassung des Kaisers Valentinian I (um J. 368) verfaßt und
an diesen sowie Gratianus gerichtet, mit einem (späteren) prosaischen Vor-
wort an Paulus (s. unten m) ; den letzten Absatz, welcher die consummatio
matrimonii enthält und an Derbheit nichts zu wünschen übrig läßt, ent-
schuldigt der Verfasser in einem eigenen Vorwort und verbittet sich Schlüsse
daraus auf seine Denk- und Lebensweise. Über die Bissula s. A. 1.
Protrepticus (um J. 880, W Brandes, JJ. 123, 60). Genethliacon (J. 390) an
seinen Enkel Ausonius. Das berühmteste Stück dieser Sammlung aber ist
die Mosella (483 Hex), verfaßt zu Trier gegen Ende des J. 370 (Böckihg
§ 421 Ausonius. 1067
aO. 69. 97). Ober die Hss. 8. A. 6. Das stofflich sehr anziehende Gedicht
hat auch nicht Mangel an ästhetisch gelungenen Partien, wie 50—77
(Gefühl für Naturschönheit), 230—237, 259 ff. Die Anlage ist die herkömm-
lich epische, mit Götteranrofungen und zahlreichen Abschweifungen, wie
über die Moselfische (77—151), Fischfang (240 ff.), Baukünstler und Pracht-
bauten (298 ff. aus Anlaß der Villen am Ufer, 288 ff. 318 ff.)» auch mytho-
logischen (170 ff. 208 ff.). Eine eingehendere Behandlung der berühmten
Männer und Städte des Moseltales verschiebt der Verfasser bis er sich in
die Heimat zurückgezogen habe, 382 ff. 448 ff. Symmach. 1, 14 volitat tuus
MoaeVa per manus sinusque multorum, divinis a te versibus consecratus. Ab-
gedruckt zB. auch in Wbrnsdorps PLM. 1, 192. Sonderausgaben zB. von
LTross (Hamm 1821 u. 1824). EBöckino (lat. n. deutsch, Berl. 1828; recogn.
[Bonn 1842]; Moselgedichte des Ausonius und Venantius, lat. u. deutsch,
mit krit. u. erkl. Anm., Jahrbb. der rhein. Alt. Fr. VII, Bonn 1845). Übers.
u. erkl. von vOppen, Cöln 1837. H db la Ville db Mibmont, Bord. 1889. Kri-
tisches usw.: CCCVölkkb, symb. phil. Bonn. (1864) 447. Benutzung der Mo-
sella durch Ermanrich von Ellwangen (AEbert, Lit. d. MA. 2, 179) ums
J. 860: s. MHaüpt, op. 3, 368.
1. Eglogarum liber. Darin hat man zusammengestellt allerlei astro-
nomische und astrologische Versificationen im epischen und elegischen
Maße: de ratione librae, de ratione puerperii maturi, de mensibus, de feriis
romanis. Ecl. 3 de XII signis (p. 412 Peip.) gehört nicht dem Auson, s.
§ 481, 8.
m. Epistolarum liber, 25 Stücke, in verschiedenen Versmaßen (nr. 17
[nach alter Zählung] ganz in Prosa , andere teilweise) ; 13 zwei griechische
Hexameter als Überschrift von 14; 12 in scherzhafter Mischung griechischer
und lateinischer Wörter und Formen (darüber UvWilamowitz, Herrn. 19, 461;
vgl. auch REöhlbr, Ausonius und die macaronische Poesie, RhM. 12, 434).
Die Sammlung ist (im Voss. 111) nach den Adressaten geordnet und besteht
aus lauter wirklichen Briefen (beziehungsweise Gelegenheitsgedichten),
meist in heiterem Tone und aus der Zeit nach dem Consulat (6, tit.
13, 1. 16, 30. 20, 5) und aus des Verfassers letztem Aufenthalt in Burdigala
(▼gl. 9, 11. 12, 31. 19 gE. 20, 7), doch nr. 1 ad patrem de suscepto filio
(J. 335—840), 2 (Bruchstück aus J. 383 mit der Überschrift im Voss. 111:
hoc ineohatum neque inpletum sie de lüurariis scriptum, also wurde bei der
Herausgabe der Werke Ausons auch noch der Nachlaß des Dichters ver-
wertet) und 3 an seinen Sohn Hesperius, 4 und 16 (J. 376—878) aus der
Zeit da A. Prinzenlehrer war und aus dem Felde (4, 81. 16, 75). An Sym-
machus ist gerichtet 17, womit Ausonius auf Symh. ep. 1, 31 Seeck
(25 Jur.) antwortet. An denselben ist auch die ausführliche Widmung des
griphus gerichtet (Briefe an Ausonius von Symmachus in dessen epist. 1,
13—43, darunter besonders 14 über des Ausonius Moseila). Ferner sind an
Theon gerichtet 4—7 und an Axius Paulus 8 — 14. Letzterer genannt
Bigerritanus (aus le Bigorre gebürtig), war Rhetor zu Bordeaux. Er war
auch Dichter und schrieb einen Delirua (eine Komödie? Auson. p. 169 Seh.
231 P. ergo nisi Delirus tuus in re tenui non tenuiter laboratus opuscula
mea, quae promi studueras, retardasset). RDbzeimerib, note sur l'auteur du
Querolus, Bord. 1873, hielt ihn danach für den Verfasser des Qaerolus
1068 Di« Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
(§ 421», 1). Brief 15 schickt Ausonius an seinen Schüler Tetradius, Gram-
matiker zu Iculisma (Angouleme), welcher Satiren geschrieben hatte
(p. 173 Seh. 237 P. rüdes camenas qui Suessae praevenis aeooque cedis, «ton
8tüo). Endlich sind namentlich anziehend die Briefe des Aus. (ep. 19 — 26)
an Pontius Paul in u 3 (§ 437, 2), etwa aus den Jahren 389—893, dessen Ant-
worten wir zum Teil noch besitzen (abgedruckt auch im Auson. ed. Peip.
p. 289; im Paulin. ed. Migne carm. 10 und 11. Dieser Briefwechsel be-
kundet wie die Anhänglichkeit und Dankbarkeit des Paulinus für seinen
greisen Lehrer und Freund, so auch zugleich die innerliche Entfremdung
zwischen dem eifrigen Christen Paulinus und dem trotz seinem christ-
lichen Bekenntnisse im Heidentum stecken gebliebenen Ausonius. Manche
Ausonius-Hss. bieten auch die Symmachus- und Paulinus-Briefe, wie um-
gekehrt die Symmachus- und besonders die Paulinus-Hss. die betr. Stücke
des Ausonius enthalten, zum Teil aber in abweichender Fassung. Sdid.
8. v. AvGoviog Go<piGXT\s yey(>cc<pa>$ InioioXttQ Hai allcc ttva itQog Nowov
(NcaXocvov Scbknkl, vgl. oben Z. 5).
n. Ad Gratianum gratiarum actio pro consulatu, im J. 379 in Trier
gehalten, eine Blumenlese von rhetorischen Figuren und Schmeicheleien für
den Kaiser, ohne daß aber der Redner darüber sich selbst vergessen hätte,
p. 19 Seh. 353 P. — Kritisches: MHaupt, op. 3, 603.
o. Periochae Homeri lliadis et Odyssiae, gleichfalls in Prosa, mit
metrischer Übersetzung der Eingangsverse der einzelnen Bücher, p. 227 Seh.
377 P. Ob dieselben indessen dem Ausonius wirklich angehören ist ganz
zweifelhaft. Zuerst von ThUgolktüs in s. Aug., Parma 1499, aus einer ver-
schollenen Hs. des ABernerius aufgenommen, sind sie heute nur im Paris.
8500 8. XIV nachzuweisen, wo sie zwar zwischen Ausoniana stehen, selbst
aber jedes Hinweises auf Ausonius als den Verfasser entbehren; KPkipeb
aO. 222. 314.
p. 'Praefatiunculae', nämlich eine Antwort (um J. 390 mit einer Samm-
lung seiner Gedichte) auf einen Brief des Kaisers Theodosius, worin dieser
von Ausonius die Zusendung seiner Gedichte sich ausbittet (p. 1 Seh. 4 P.,
vgl. unten § 424, 2), dann eine Selbstvorstellung des Dichters vor dem Leser
(um J. 383, als Vorwort einer früheren Ausgabe seiner Gedichte p. 2 Seh.
1 P.), zwei Distichen an Syagrius (p. 3 Seh. P. 8. § 427, 2), endlich eine Wid-
mung eines Gedichtbuches (p. 120 Seh. 86 P.) an Pacatus (§ 426, 5). Die
letzte war wohl für den epigrammatum liber bestimmt (WBbandbs, JJ. 123, 65).
3. Mit dem Voss. 111 ist dem Ausonius noch beizulegen oratio (Gebet)
consülis Ausonii versibus rhopalicis, welche die früheren Ausgaben ausge-
lassen hatten (p. 31 Seh. 19 P.). Dagegen sind nicht erhalten, weil schon
in der ersten Gesamtausgabe ausgelassen, die von Ausonius zusammen-
gestellten fasti consulares, fortgeführt bis zum J. 382 (sein eigener Name
war quartus ab imo) und eingeleitet und beschlossen durch Epigramme an
seinen Sohn Hesperius (bzw. Gregorius) und an Proculus, welche noch vor-
handen sind, p. 119 Seh. 194 P. — Sonst finden sich an Hinweisen auf ver-
lorene Stücke nur drei Bruchstücke (p. 226 Seh. 309 P.) in dem Büchlein
de dabiis nominibus GL. 5, 579, 3. 582, 27. 689, 6.
4. Ausonius bekannte sich zum Christentum. Er bringt demselben
mehrfach seine Huldigung dar; so Ephem. 3 durch ein wortreiches Gebet
§ 421 Ausonius. 1069
an Christas, ferner durch die versus paschales ( A. 2 k Z. 20), ein Ostergebet, die
oratio vv. rhopal. (A. 3) und sonst durch manche christliche Wendung. Jene
Gebete sind hs. auf das beste als ausonisch bezeugt und sind nach Form
und Ausdruck nicht minder ausonisch. Tief geht freilich das Christentum
des Ausonius nicht. Viel besser als in der Bibel ist der Dichter in seinem
Virgil zu Hause, nächstdem in Terenz, Horaz, Ovid, Statius, auch in Plautus.
Man s. die zahlreichen Nachweisungen in Schbnbxs und Peipebs Ausgaben,
dazu MManitius, ZföG. 37, 241. FStahl, de Ausonianis studd. poetarum
graecorum, Kiel 1886. Wo er einen christlichen Ton anstimmt ist es viel-
fach aus Gefügigkeit, wie in der Bede vor dem frommen Gratian (p. 284.
300. 301), in dem Briefe an den strenggläubigen Paulinus (ep. 25. 123 f.);
noch häufiger macht sich die gutheidnische Grundlage seiner Denkweise
unwillkürlich geltend. So wenn er vers. pasch. 24 ff. mit der Dreieinigkeit
(vgl. ephem. 2, 15 ff. griph. 88) die Teilung des Throns unter drei Regenten
( Yalentinian, Valens und Gratianus) vergleicht, oder den Kaiser oftmals Gott
nennt, oder von der Nemesis und der invidia fati spricht (HSpeck, quaestt.
Auson., Berl. 1874, 19). Auch das christliche Dogma von der Unsterblich-
keit des Individuums steht ihm keineswegs fest, s. par. 15, 9 f. 22, 15.
prof. Burd. 1,. 39 ff. 22, 22. 23, 13. 26, 7. Aber nichts ist begreiflicher als
solches Schwanken in einer Zeit des Oberganges. Vgl. Böckino, Jahrbb.
d. rheinl. Alt. Fr. 7. 66.
5. Symmach. ep. 1, 21 rühmt an A. morum gravitas et disciplinarum
velustas; vgl. ebd. 1, 30 es ingenio placabili inter reliqua virtutum. epiced.
2, 43 schildert Aus. sich selbst als tranquiUus, Clemens, oculis voce ort sere-
nus. Was er protrept., praef. von einer einzelnen Arbeit meint, sie sei fu-
gatius concinnata quam verius et plus coloris quam suci habens (und venustüla
magü quam forticula), gilt so ziemlich von allen. Von einer tüchtigen
Grundlage seines Wesens zeugt aber die Liebe womit er von seinen An-
gehörigen, besonders seinem Vater, spricht (wiewohl auch hier viel Eitel-
keit mit im Spiel ist) und die Anhänglichkeit seiner Schüler an ihn. Sein
Gedächtnis ist unerschöpflich und liefert ihm Tatsachen, Notizen, Remi-
niscenzen in Fülle, oft wo sie nicht am Platze sind und auch an der Stelle
von Gedanken. Häufig erwähnt er in wie kurzer Zeit er ein Gedicht hin-
geworfen habe. Dafür fehlt es denn auch oft an Feile. Er bildet die ver-
schiedenen metrischen Formen mit Gewandtheit nach, aber doch ohne
feineres Verständnis für die Besonderheit und den geistigen Charakter der
einzelnen. Seine daktylischen Verse baut er zwar in Bezug auf die Cäsur
richtig und befolgt in den sapphischen die strengen Regeln des Horaz;
aber in den iambischen erlaubt er sich den Spondeus auch an den geraden
Stellen, und in Kürzung langer wie Verlängerung kurzer Silben manche
Willkürlichkeiten. ThRähse, de re metr. Ausonii, Berl. 1868. — AMeurer,
de Aus. genere dicendi quaestiones, Münster 1873. LKöppbl, Grammatisches
ans Ausod, Aschaflenb. 1879. Schemcls Ausg. p. 286.
6. Durch die verschiedenen Einzel- und Gesamtausgaben welche Auso-
nius bei seinen Lebzeiten veranstaltet hatte (A. 2 p) oder welche erst nach
Beinern Tode ins Werk gesetzt wurden (A. 2 m Z. 12), sowie durch die
vielerlei ungünstigen Umstände bezüglich der Erhaltung ist die klare Ein-
sicht in die sehr verwickelte Geschichte der Überlieferung des ausonischen
1070 Die Kaigerzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Nachlasses sehr erschwert. Handschriften welche sämtliche Werke des
Ausonius enthielten giebt es nicht. Es sind, abgesehen von mancherlei
zersplitterter Einzel Überlieferung in Miscellanhss. , besonders zwei corpora
AuBoniana überliefert, deren jedes mit dem andern zwar eine Reihe von
Gedichten gemeinsam (aber zum Teil in stark abweichender Fassung [vgl.
oben A. 2, g. k] und in abweichender Reihenfolge) enthält, außerdem aber
einen eigentümlichen Bestand von Gedichten bietet. Für die eine und
wichtigste Sammlung ist die Haupths. der Leidensis Voss. 111 s. V 111/ IX
(in westgotischer Schrift, FRühl, JJ. 137, 338), welche diese Sammlung
indessen auch nur verstümmelt giebt und aus Excerpt-Hss. zu ergänzen ist.
So zB. gerade bezuglich der Mosella, welche im Voss, fehlt Für sie beste
Hs. SGall. 899 s. X/XI, dann Bruzell. 6370 (mit der Überschrift: incipiunt
exeerpta de opusculis B. Magni Ausonii) u. a. Die zweite Sammlung ist
Erhalten besonders durch die der ed. princ. Ven. 1472 zu Grunde liegende
(verschollene) Hs., ferner durch Leidensis Vosa. 107 (Tilianus) s. XIV u. a.
Vgl. darüber und alles Einzelne RPriper, die handschriftl. Überlieferung
des Aus., JJ. Suppl. 11, 191 und Pbipbb und Schenkt, vor ihren Ausgaben.
EBährbns, JJ. 113, 161. WBrandbs, JJ. 123, 69. OSebck, Gott. GA. 1887, 497.
7. Über Ausonius im allg. 8. PBaylr, dictionnaire s. v. Hist. lit de
la France 1, 2, 281. CGHrynb, censura ingenii et morum Ausonii, op. ac.
6, 22. JCDemoqeot, e*tudes hist. et litt, sur Aus., Bord. 1888. PGDsYDor,
Au3one, Bordeaux 1868. G Kaufmann in FRaumers hist. Taschenb. 1869, 90.
— EEvbrat, de Ausonii operibus et genere dicendi, Par. 1886. — Aus-
gaben (s. Böckino, Jahrbb. d. rheinl Alt. Fr. 7, 3): ed. princ. (Ven. 1472),
dann von Pulmankus (Antw. 1668), JSoalioeb (nebst s. lectt. Auson., Lugd.
1676. Heidelb. 1688 u. sonst), EVinbtus (Bord. 1680. 1690), JTollius (Amst.
1669), JFlobidus et JBSouchay (Par. 1730), ed. Bipontina (1786). Jetzt
bes. die Ausgaben von KSchekkl, Berl. 1883 (= Monum. Germ, hist.,
Auctt. antiquiss. 6, 2) und RPeiper, Lpz. 1886. — Beitrage zur Textkritik
von CO Axt, quaestt. Auson. maxime ad cod. Voss. 111 spectantes (Lps.
1873) 16. RDezkimebis, lecons nouvelles et remarques sur le texte de divers
au teure, Bord. 1876. 1879. 1883, corrections d'Ausone, rev. crit. 1879, 127.
ann. de Bord. 1882, 313, apropos d'un msc. d'Aus., Bord. 1884. MHaupt,
op. 3, 603. WBrandes, quaestt. Aus. (Braunschw. 1876) 32; JJ. 119, 318.
HJMülleb, symb. ad emend. scriptt. lat. (Berl. 1876) 24. EBXhrehb, JJ.
113, 161. MMertbns, quaestt. Auson., Lps. 1880. KScherkl, Wiener Studien
2, 276; ZföG. 31, 896. 32, 16. 102. 176, 260. REllis, Hermath. 1886 nr. 12.
8. In der Art des Ausonius ist auch das Tetrastichon authenticum de
singulis mensibus, im cod. Voss. 86, gedruckt AL. 396 PLM. 1, 20G. —
Im cod. Voss. 111 (s. A. 6) sind auch überliefert von einem Schulmann
Sulpicius Lupercua Servasius Iunior drei sapphische Strophen über die
Vergänglichkeit alles Irdischen und eine elegische Klage über die Ver-
nachlässigung der Studien vor dem Gelderwerb. Ausdruckweise und Vers-
bau mühsam und prosaisch. Die unvermeidlichen Archaismen möge und
fundier fehlen nicht. Abgedruckt zB. AL. 648 PLM. 4, 107. — Aldhblm. 239
Giles Paulus Quaestor in gratiarum actione, auch ebd. 231. 238 ohne
Angabe des Gedichts citiert. Erhalten drei Hexameter (FPR. 407) heid-
nisch mythologischen Inhalts.
§ 421 Ausonius. § 421a Querolus. 1071
9. Versus duodecim sapientium de diver sis causis (überliefert
Turic. 78 a. IX, Leid. Voss. Q. 86 b. IX, Brux. 5657 s. X/XI, Par. 8069 s. XI,
gedruckt zB. AL. 495—638 PLM. 4, 119. Darin veranstalten zwölf Schüler
{iuvenes, nämlich Asclepiadius, Asmenius, Basilius, Euphorbius, Eusthenins,
Hilasius Iulianus, Maximinus, Palladius, Pompilianus, Vitalis und Vomanius)
ein poetisches Turnier zur Feier des Geburtstages ihres Lehrers Asmenius (die
Schüler heißen daher Asmenidae, der Asmenius unter den Schülern ist vielleicht
ein Sohn oder Verwandter des Lehrers) in zwölf Stationen. Zuerst werden
nach und nach 11 (in Inhalt und Form bestimmte) Aufgaben gestellt, an
denen jeder Teilnehmer sich versuchen muß. Bei der ersten Station wird
für den ganzen Kampf die Ordnung aller durch das Los bestimmt: der
erste dieser so bestimmten Folge beginnt in Station 1, bei der zweiten der
zweite, bei der dritten der dritte usw. In der zwölften Station ist Thema
und Form frei gegeben. Der letzte Sprecher briagt den Glückwunsch der
Zwölf dem Lehrer. Die Aufgaben bewegen sich in den Gemeinplätzen der
Rhetorschule (Cicero, Virgil ; Jahreszeiten, Regenbogen, Sonnenaufgang usw.).
Die Heimat der Verskünstler ist nicht zu bestimmen : aus der Schilderung
des Winters im vierten und siebenten Thema auf ein nördlicheres Land
zu schließen geht nicht an weil die Schilderung durch das gegebene Thema
bedingt ist. Die Form ist im ganzen gewandt und sorgfältig (nur AL. 628, 7
ein Notbehelf — oder eine mißglückte Feinheit?). Leichte christliche
Färbung nur AL. 659 (hie meruit perpetuam requiem). Danach wird man
die Sammlung nicht später als s. IV/V setzen dürfen und sie hat mit der
Art des Ausonius entschiedene Verwandtschaft.
421a. In diese Zeit etwa mag auch der Querolus (der
Unzufriedene) fallen, eine wunderliche Nachbildung der plauti-
nischen Aulularia in einer eigentümlichen halbprosaischen und
halbmetrischen Form.
1. Das Lustspiel ist mit größter Freiheit, auch im Sachlichen, ge-
arbeitet und fdbellis atque mensis (p. 3, 16 Peip.) bestimmt. Der Verfasser
ist unbekannt, praef. p. 6, 9 Aulularium hodie sumus acturi, non veterem,
at rudern, investigatam Plauti per vestigia. ebd. p. 6, 22 Querolus an Aulu-
laria haec dicatur fabula vestrum (speetatores) iudicium erit. Überschrift
in den Hss.: Plauti aulularia (vgl. M Haupt, op. 3, 587). Gewidmet einem
Rutilius, der p. 5, 2 inlustris heißt und gewöhnlich (Webnsdorf bei Peipcr
p. xxz und Havet aO. 5) ohne hinreichende Gründe für Rutilius Nama-
tianus (§ 454) gehalten wird. Auf Gallien als Aufenthalt des Dichters
scheint freilich die Erwähnung des Liger (Loire) p. 16, 22 hinzudeuten.
Das Stück stammt wohl nach der verzwickten Art des Dialogs, nach dem
Wortschatz (vgl. zB. praestigium , ambitor, debaeckatio, discretio, transfusio,
impostor, ineipientes mei, compaginare , antelucandum est, mi sodes, ipsudl),
nach der halbmetrischen Form usw. aus s. IV/V. Die Annahme daß schon
Skbv. zur Aen. 3, 226 eine Stelle des Querolus (p. 30, 16) citiere beruht auf
einem Irrtum; s. Thilo zdSt. — Metrisches: praef. 5, 4 noster sernw poeticus
. . . gui Graecorum diseiplinas ore narrat barbaro et Latinorum vetusta
vestro recolü tempore, ebd. 5, 23 prodire autem in agendum non auderemus
1072 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
cum clodo pede, nisi magnos praeclarosque in hoc parte sequeremur duces. Es
laufen nämlich die prosaisch begonnenen Perioden in metrieche (iambische
und trochäische) Clausein aus (vgl. die gereimte Prosa deutscher Scherz-
gedichte). Darüber Wernsdokf bei Peiper p. xxxvr. WStudkmund, Jen. LZ.
1875, 622; s. den 8. auch zu CIL. 8, 646 — 648 (afrikanischen nach ähnlichen
Gesetzen verfaßten Inschriften). Auch FBücheler, BhM. 27, 474 (für afrika-
nische Herkunft). LHavet, le Querolus . . . texte en vers restitue' (tetram.
troch. catal. u. iamb. acatal.) d'apres un principe nouveau (nicht stichhaltig),
pre'cäde' d'un examen litt&aire usw., Paris 1880. Neben Plautus und Terenz
sind auch andere Schriftsteller (namentlich Yirgil) benützt. — Hand-
schriften: bes. Vatican. 4929 s. 1X/X, Leid. Voss. Q. 83 s. X, Palat.-Vatic.
1615 (vgl. § 99, 7); Havet aO. 22. Ausgaben: ed. princ. von PDanibl,
Par. 1564, SCKlinkhakek, Leid. 1829, RPeipbb, Lps. 1875. — Vgl. noch
RDezeimeris, sur l'auteur de Quer, (nämlich Axius Paulus? s. § 421, 2 m),
Bord. 1876; dtudes sur le Quer., Bord. 1881. LQuicherat, melanges en
phil. (Par. 1879) 158. — Über die dem Q. angehängte lex convivalis
(p. 59, 12) 8. § 49, iE. — Dieser Querolus ist im Mittelalter von einem Vi-
talis in elegisches Maß umgegossen worden (Hist. litt de la France 15, 428.
22, 39. Peiper zum Querol. p. xxi); heraus gg. zuerst von HCommklinus an
der Ausg. d. Querolus von KRittebbhaüs, Heidelb. 1595; dann Vitalis Ble-
sensis Amphitryo et Aulul., ed. FOsank, Darmst. 1886. — Auch den Stoff
des plautinischen Amphitruo behandelte Vitalis in elegischem Maß, nicht
aber unmittelbar nach Plautus, sondern gleichfalls nach einer späteren
(jetzt verlorenen) Bearbeitung mit dem Namen Geta. Der Amphitruo (oder
Geta) zuerst herausgg. von AMat, class. auctt. 5, 463 ; dann von Osann a0.v
GEMüllbb, anall. Bernensia 2, 10. Jetzt des Vitalis Aulul. und Geta in:
Comoediae elegiacae ed. comm. crit. instr., prolegg. scrips. EMüllenbach,
Bonn 1885. — AdeMontaiglon, bibl. de Täcole des c hartes 1848 4, 476. 5, 463.
FBücheler, lat. Declin.8 20.
422. Zu den ältesten christlichen Dichtern gehören Papst
Damasus (lebte J. 305 — 384), von welchem wir besonders Auf-
schriften auf Gräbern, Denkmälern usw., aber auch umfänglichere
Gedichte zu Ehren von Heiligen und Märtyrern haben, und
Proba, die Gemahlin des Clodius Celsinus Adelphius praef.
urbi J. 351, welche, nachdem sie zuerst in den bekannten Ge-
leisen wandelnd ein episches Gedicht über den Bürgerkrieg zwi-
schen Constantius und Magnentius verfaßt hatte, zur christlichen
Dichtung überging und durch eine aus lauter virgilischen Flicken
zusammengesetzte Darstellung der heiligen Geschichte ein gott-
gefälliges Werk zu tun vermeinte. Dogmatische Schriften sind
erhalten von Pacianus, Optatus, Philastrius. Sonst sind uns
noch als christliche Schriftsteller dieser Zeit bekannt Aquilius
Severus, Latronianus u. a,
1. Hiebon. de vir. ill. 103 Damasus, romanae urbü episcopw (seit
J. 866, vgl. Ammian. 27, 3, 12 f.), elegans in versibus componendis ingenium
§ 421 Ausonius. § 422 DamasuB. 1073
habuit multaque et brevia metro (pitQm r\q(oX%m d. Übers.) edidit et prope
octogenarivs sub Theodosio principe (J. 384) mortuus est. Vgl. chron. ad
a. 2382 = 865. Suid. v. dccpuaog. Hikkon. epist. 22, 22 (legas . . de vir-
ginitate papae Damast . . . versu prosaque composita völumina) u. sonst. Er
regte den Hieronymus zur Bibelübersetzung an: § 434, 6.
2. Verse des Damasus sind teils handschriftlich teils als Grabschriften
(in Rom) überliefert. Letztere bes. bei JBdeRossi, inscriptt Christ. 1, 329;
i carmi di S. Damaso, bull, di archeol. crist. 4, 3 (1885), 7; elogio Dama-
siano del Ippolito martire, ebd. 3, 6 (1881), 26; Tgl. auch ebd. 4, 2 (1883),
über ein Elogium auf Papst Liberius I (f J. 366? dagegen FXFunk, histor.
Jahrb. d. Görresges. 5, 424). CStornaiolo, osserw. lett. e filol. sugli epigr.
Damas. in den studj e documenti di storia e diritto 7, 13. Vgl. auchFXKitAUs,
Roma sotterranea (Freib. 1873) 23. 99 und sonst. Von des Dam. cultor at-
que amatOTy Fnrius Dionysius Philocalus (§ 74, 8), sind sie mit besonderer
Schönheit und Zierlichkeit geschrieben; deRossi, inscr. christ. 1, lvi. Die
meisten Gedichte des Dam. sind in Hexametern, einige im elegischen Maß.
Bei den Versen im epischen Maße ist die prosodische Willkür besonders
im Anfang (zB. sordibus depositis, impium tnaledicum, prophetam Christi)
und am Ende der Reihe (preces, fratremque, treneri) häufig (vgl. § 403, 5).
3, 1 haec verbd cecinit; 4, 1 trind coniunctio mundi; ebenso Verschleifung
des langen Vokals und Hiatus. Die Gegenstande sind Apostel, Märtyrer,
Päpste, verstorbene Christen (zB. Mutter und Schwester des D.); c. 2 ein
Glückwunsch an den Kaiser zu Ostern. In 37 Gedichten nennt D. 27mai
seinen Namen. Die beiden Hymnen auf den h. Andreas (c. 8) in iambischen
Dimetern und auf die h. Agathe (c. 30) in katalektischen daktylischen
Tetrametern gehören schwerlich dem Damasus an. Auch c. 6 (Benennungen
Christi) stammt vielmehr von einem Silvius (§ 468, 1 ?), b. Riese, AL. 689 a.
Vgl. LMülleb, RhM. 22, 500. Dagegen ist echt AL. 765 nach der Angabe
der einzigen Hb. (Versus Damasi pp.)\ Rossi, bull, crist. 4, 8, 9. An Pro-
saischem besitzen wir von Damasus einige Briefe. Verloren ist Damasi papae
Über de tritiis (LDelible, mss. Ashburnham 87). S. noch § 464, 2. — Damasi
papae opp. . . cum notis ed. FUbaldin, Rom 1638. Par. 1672. Damasi car-
mina sacra . . ilL ab ARivino, Lps. 1652. Aucta et ill. ab AMMkbknda,
Rom 1764. Bei Gallandi 6, 345. Migne 13, 347. — Im allg. s. zB. die
prolegg. v. Mebenda (Mione 13, 109, vgl. ebd. 417). RCeillier, hist. gön.
6, 454. Hölscheb, b. § 418, 1. J Kays er, z. Gesch. der Kirohenhymnen 2
(1868), 167. MRade, Damasus, Freib. 1882. — ACoubbt, de Dam. . . car-
mioibus, Grenoble 1869.
3. Isidob. origg. 1, 38, 25 (vgl. de Script, eccl. 6): Proba, uxor
Adelphi (proconsulis) , centonem ex Vergilio . . expressit (vgl. § 26, 2). Im
Decret des Gelasius (§ 469, 5; bei Miqne 59, 162) ist erwähnt: centimetrum
de Christo Virgilianis compaginatum versibus apocryphum. Dazu Isid. de
scriptt. eccles. 6 (vom cento der Proba) quod opuscülum legitur inter apo-
eryphas scripturas inscr tum. Die Hss. geben den Namen Proba und so
nennt sich die Dichterin selbst v. 12. Nach Montfaucox, diar. ital. p. 3G
hatte eine jetzt verschollene Hs. 8. X die Unterschrift Proba, uxyr Adelphi
(Clodius Celsinus Adelphius praef. urbi J. 351), mater Olybrii et Alypii (=■
Taurrsb-ScHWABS, Böm. L it. -Gesch. 5. Aufl. 68
1074 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte
Q. Clodius Herrn ogenianus Olybrius Cos. J. 379 und Faltonius Probus Alypius
praef. urbi J. 891), cum Constantii (Seeck v. b. Symm. p. xcv) bellum ad-
versus Magnentium conscripsisset , conscripsit et hunc librum. Vgl. OSebck
vor s. Symmach. aO. Erwähnt wird die Dichterin noch CIL. 6, 1712
Clodius Adelfiiw v. c. ex praef ectis urbis uxori inconparabüi et sibi feeü.
Vgl. auch die Aufschrift im Vatic. Palat 1753 s. 1X/X: cento Probat in-
lustri8 Bomanae, Aniciorum mater (vielmehr deren Urgroßmutter; Verwechs-
lung mit der Anicia Faltonia Proba, Gemahlin des Sex. Petronius Probus cos.
,T. 371, welcher CIL. 6, 1751 litterarum et eloquentiae lutnen heißt: ihn halt
AKiessling in Seecks Symm ach. p. xcv für den Verfasser des oben S. 390 Z. 5
genannten Epigramms als der Widmung einer Sammlung von Gedichten des
Probus, seines Vaters und Großvaters). . . uxor Adelphii ex praef. urbis. Die
praef. des cento deutet auf solche Veröffentlichungen hin wie die in der Unter-
schrift bei Montfaucon erwähnten: iamdudum temerasse duces pia foedera
pacis, . . diver sasque neces regum, crudelia bella, . . confiteor, scripsi; satis est
meminisse malorum. nunc, deus omnipotens, sacrum, precor, accipe Carmen, . .
arcana ut possim vatis Proba cuncta referre. . . Vergilium cecinisse loquar
pia munera Christi. Vom A. T. ist nur Schöpfung, Sundenfall und Sint-
flut ausführlicher erzählt, cetera facta patrum pugnataque in ordine beUa
praetereo atque aliis post me memoranda relinquo. Darauf wendet sie sich
zur Geburt Christi und führt seine Geschichte bis zur Himmelfahrt fort.
Ein Schönschreiber welcher diesen cento für Kaiser Arcadius abschrieb fögte
eine (in Heß. mehrfach mit dem Cento selbst verbundene) Widmung an
diesen in schlechten Versen bei (auch AL. 735): Bomulidum duetor, . . spes
orbis fratrisgue decus, dignare Maronem mutatum in melius divino agnoscere
sensu, scribendum famülo quem iusseras. . . haec relegas servesque diu tradas-
que minori Arcadio, haec ille suo generi, haec iua semper aeeipiat doceatque
suos augusta propago. Vgl. § 473, 5. Vgl. im allg. über das alberne Ge-
dicht Schenkl vor s. Ausg. JAschbach, die Anicier und die römische Dich-
terin Proba, Wien. SBer. 64, 369. Ebert, LdMA. I8, 126. — Hand-
schriften: Paris. 13048 s. VIII/1X, 7701 s. IX, Laudun. 279. 273 s.IX, Vatic-
Palat. 1753 s. IX/X usw. Ausgaben zB. von HMeibom (cum notis va-
riorum, Heimst. 1597), JHKromayer (Halle 1719), ferner bei Miqne 19, 803
und jetzt bes. von KSchenkl in d. poett. lat. christ. min. 1 (Wien 1887), 611
(=» corp. serr. eccles. lat. XVI).
4. Hieron. vir. ill.106 Pacianus, in Pyrenaei iugis Barcilohae epi-
scopus castitate et eloquentia et tarn vita quam sermone clarus, snipsit varia
opuscüla, de quibus est Gervus (?, nach Tillemont, mömoires 8, 539 gegen
gewisse Belustigungen und Ausgelassenheiten, die Worte cervus et fehlen
im Paris. 12161 s. VII) et Contra Novatianos. sub Theodosi/> principe (J. 391)
iam ultima senectute mortuus est. Vater des Flavius Dexter ($ 434, 11.
435, 6). Erhalten ist contra Novatianos (drei Briefe an den Novatianer
Sempromus), paraenesis s. adhortatorius libellus ad poenitentiam und sermo
de baptismo. Paciani opera studio JTilii, Paris 1638, in der Bibl. patr.
max. 4, 305, bei Gallandi 7, 257, Miqne 13, 1051. Über P. vgl. BCeillier
6, 713.
6. Hieron. vir. ill. 110 Optatus Afcr, cplscopus Milevitanus, ex parle
catholica, scripsit Valentiniano et Volonte prineipibus adversum Donationae
§ 422 PacianuB u. andere Theologen. § 423 Diktys. 1075
partis cdlumniam libros VI (Var.: VII). Den ums Jahr 370 verfaßten 6
Buchern de scbisinate Donatistarum fugte er 15 Jahre später Zusätze und
namentlich ein 7. Buch bei. Optatus bekämpft darin die (verlorene) Schrift
des Parmenianus , welcher nach Donatus Bischof von Karthago war. —
Ausgaben zB. von FBalduinus, Par. 1563 u. sonst. LEllibs du Pin, Par.
1700 u. sonst. Galländi 5, 461. FObehthür, Würzb. 1790. Migne 11, 883.
— Zur Sprache: HRönsch, ZföG. 36, 401.
6. Augustin. de haeres. praef. : Philastrius quidem Brixiensis epi-
scopus, quem cum sanclo Ambrosio Mediolani etiam ipse vidi, scripsit hinc
(darüber) librum nee illas haereses praete Wittens quae in populo iudaeo
fuerunt ante adventum domini easque XXVIII commemoravit et post dorn,
adv. GXXVIII. scripsit hinc etiam graece episcopus Cyprius Epiphanius.
Ambrosius de haeres. schöpfte aus Epiphanias und Philastrius. Phila9tri de
haeresibus liber zB. bei Miqxr 12, 1049 und bes. in FOeoler's corpus haere-
siologicum 1 (Berl. 1856), 1. Vgl. RCrillibr, hist. gen. 6, 739. Der Nach-
folger des Ph. war Qandentius, in der Zeit des Ambrosius (ein anderer
dieses Namens § 472, 9). Von ihm haben wir 21 Tractatus, darunter einen
de vita et obitu Philastrii. Vett. Brixiae episcoporum Phil, et Gaud. opera,
ed. Galeabdi, Brescia 1838. Zur Latinität des Gaudentius KPauckbb, ZföG.
32, 481.
7. Hiebon. vir. ill. 111. 122. 123 von drei Spaniern, Aquilius Severus
(schrieb xarcKrrpoqpq oder nstQat d. i. seine Lebensgeschichte tarn prosa quam
versibus, f unter Valentinian) , Latronianus (valde eruditus et in metrico
opere veteribus comparandus, als Ketzer getötet J. 385), Tiberianus,
Priscillianist (Priscill. p. 3, 9 Schepss) wie der eben genannte Latronianus,
(§ 417, 4) schrieb haereseos apölogeticum.
423. Für eine Übersetzung giebt sich aus die von L. Septi-
mius verfaßte lateinische Bearbeitung der fabelhaften Geschichte
des trojanischen Krieges durch den vorgeblichen Kreter Diktys.
Das Schriftchen gehört zu der Wunder- und Schwindel-Literatur
der Zeit. Die Sprache ist künstlich und überallher zusammen-
getragen, voll von altertümlichen und poetischen Wendungen und
späten Bildungen. Von alten Mustern ist vorzugsweise Sallust
befolgt.
1. Stbianob (um J. 430) in Walz' rhett. gr. 4, 43, 2 mg dUxvg h zaig
i<pj]fLB^oi tprjaiv (=* Dict. 6, 17). Suid. b. v. dCizvg tazoQt%6g. fyQaipsv
i<pri(iEQtöa (ßazt 6s r« pid* nOp.riQOV %cczaXoyddrjv iv ßißXtoig #'), 'iraXmä,
tqoüVkov diaKoapov, ovzog EyQcttps xa %£q\ xr\g aqnayr\g 'EXivqg xal nsgl Ms-
vslaov xal nuoqg iXianrjg vnod'iasag. Im cod. Par. 2600 (und in der sog.
Eudokia p. 128, vgl. H Flach, Unterss. über Eudokia u. Suidas 80. 154;
zu Hesychii Mil. Onomatol. p. 62. PPulch, de Eudociae violario 54) ist
auch der Obersetzer (A. 2 gE.) genannt: Zsntrjfitvog ng Qcofiaiog . . etg xr\v
$cofuc'inr}v cpavrjv ftixrjvsynBv. Das Buch ist von Malalas (um J. 670) in
seiner Chronographie stark ausgebeutet. Andere Byzantiner haben es nur
durch Vermittlung dos Malalas benützt. Über die Einkleidung des Buchs
68*
1076 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
berichtet Sdidas aO : iitl KXavdfov (of d9 litl NsQcovog fügt Eudokia hinzo)
xrjg K.Qr]xriq vno osiopov Haxeve%&efar]Q xori noXXmv xdqxov av£(o%$ivx<ov
svQi&rj iv hl xovtcov (ähnliche Auffindung s. § 72, 2) xb ovvxaypa xt\$
toxoQfag dhxvoQ, xbv tqgoXkov neqi£%ov noXspov, otisq Xaßdcv KXavdtog
it-idams yQatpec&cu. Dies stimmt mit dem prologus der lateinischen Fas-
sung: Dictys . . fuit socius Idomenei . . et Merionis, . . a quibus ordinaius
est ut annales belli troiani conscriberet. igüur de toto hello VI (Dederich
nach Suidas [s. A. 2gE.] IX) volumina in tilias digessit phoeniceis lüteris.
quae . . praecepit mortem ut secum sepslirentur. . . verum . . tertio decimo
anno Neronis imperii (J. 66 — 819 d. 8t.) in Onoso civitate terrae motus
facti etc. pastores . . ad suum dominum JEupraxidem . . perttderunt. qui
. . litteras Butüio Eufo, ülius insulae (Kreta) tunc consulari («= Statthalter,
dies heißt consularis erst seit dem 4. Jahrhundert, JMabquardt, röm. Staats-
verw. 1, 649. LHavbt, rev. de philol. 2, 288), obtulit. iUe . . ad Neronem
oblata sibi transmisit . . Nero . . iussit in graecum sermonem ista transferri
(vgl. Eudokia aO. pe&SQUTjvsvd-ri iv xfj 'Axxwji yXwcarj). . . quorum seriem
qui sequitur textus ostendü. Wiederholt (1, 13. 6, 17. 6, 10) prägt der
Redende ein daß er selbst Augenzeuge des Erzählten gewesen sei. Aber
ähnlichen Schwindel (von ausgegrabenen Tafeln u. dgl.) kennen wir auch
sonst aus zahlreichen Beispielen: Plut. de facie 26. Anton. Dioo. bei Phot.
cod. 166. Sdid. v. 'AnovoiXccoe. Luc. Alex. 10. Vgl. § 72, 2. 345, 8.
2. Es ist bis heute streitig ob es ein griechisches Original des Diktys
wirklich gegeben hat. Man neigt sich jetzt ziemlich allgemein zu der An-
sicht daß ein solches nicht vorhanden war. So nach GVossios, de histor.
lat. 3, 742, zuletzt FMeistkr vor s. Ausg. und namentlich HDungeb, Diktys-
Septimius; über die urspr. Abfassung u. die Quellen, Dresd. 1878; de Dictye
Septimio, Dresd. 1886 u. a. Die gegenteilige Ansicht vertritt G Körting,
Diktys und Dares, Halle 1874; vgl. auch KTümpel, JJ. 137, 829. Aber die Art
jener Erfindung ist entschieden mehr in griechischem als in römischem
Geiste, ebenso deutet der Inhalt und die Weise der Bearbeitung mehr auf
Griechenland hin. Daß ein Lateiner sich die Mühe gegeben hätte aus grie-
chischen Qaellen, wie Apollodor, Lykophron, Philostratos d. ä., Ptolemaios
Chennos (RHercher, JJ. Suppl. 1, 284) usw. (e. Dünger aO. 38), zu solchem
Zweck dieses Büchlein zusammenzuarbeiten erscheint befremdlich, ebenso
daß Malalas einen lateinischen Schriftsteller für die Darstellung der Troica
als Quelle zu Grunde gelegt haben sollte. Freilich verstand Malalas not-
dürftig lateinisch. Die von Malalas gebrauchten lateinischen Wörter hat
G Körting zusammengestellt, de voce. lat. ap. Malalam, Münster 1879; vgl.
desselben index scriptorum gr. et lat. quos Malala laudavit, Münst. 1879
(Mal. p. 286, 6 Dind. führt Verg. Aen. 4, 802. 308 wörtlich an und über-
setzt die Verse inB Griechische; vgl. auch CWaobneb, phil. Anz. 10, 91).
Daß sich von dem griechischen Diktys nichts erhalten hat kann nicht gegen
sein einstiges Vorhandensein beweisen: was wissen wir zB. über den von
Malalas neben Diktys citierten und offenbar diesem ganz gleichartigen
(p. 116, 28. 119, 22. 132, 19; vgl. HHaüpt, Phil. 40, 107) Sisyphos von Kos,
welcher als ehemaliger Gefolgsmann des Teukros (wie Diktys des Idome-
neus) gleichfalls den trojanischen Krieg beschrieb? Freilich die Spuren
des griechischen Diktys, welche man bei Cassiodor und sonst gefunden
§ 423 Diktys. 1077
haben will (Mommsen, Herrn. 10, 883; vor 8. Tordan. p. xxxi. 71. ERohbk,
RhM. 38, 303) sind nicht entscheidend (CWaobneb, JJ. 121, 509; H Haupt,
Phil. 43, 646). Aber die der homerischen nachgebildete Ökonomie in dem
Difitys des Malalas, nach welcher, wenigstens teilweise, die Helden ihre frü-
heren Abenteuer in Wechseigesprachen selbst erzählen, ist augenscheinlich
ursprünglicher als die nüchterne chronologische des lat. Textes: sie beweist
Benutzung entweder eines griechischen Originals oder eines vollständigeren
lateinischen, wovon der erhaltene Text ein Auszug wäre (AvGutscdmid).
Anderseits spricht für die lateinische Fassung als Original hauptsächlich
die Sprache, namentlich die starke Anlehnung an Sallust (A. 4), femer die
sprachliche Verwertung des Virgil (a. Dung er aO. [1878] 46; de Dictye
Septimio Vergilii imitatore, Dresd. 1886), welche sich mit der Voraussetzung
einer Übersetzung aus dem Griechischen nicht ganz leicht vereinigen lassen.
Aber auch aus diesem Gesichtspunkt läßt sich die Frage nicht entscheiden,
vgl. das Verhältnis des sog. Hegesippus zu Sallust: § 433, 5. — Zu dem
Vorwort (prologus, s. A. 1) seines (wirklichen oder angeblichen) griechischen
Originals fügt der Übersetzer noch ein eigenes, worin die meisten Angaben
aus jenem wiederholt werden. Es war durch seine Stellung der Gefahr des
Untergangs leichter ausgesetzt und findet sich nur in jüngeren Hss. Haupt-
inhalt: L. Septimius Q. Aradio 8. d. Ephemerida belli troiani Dictys Cre-
tensis . . conscripsit litteris punicis etc. nobis cum in manus forte libelli
venissent avidos verae historiae cupido incessit ea uti erant lutine disserere,
tum magis confisi ingenio quam ut otiosi animi desidiam diseuieremus. itaque
priorum quinque voluminum . . eundem numerum servavimus; residua quin-
que (quattuor Dedkbich wegen der Angabe des Suidas, s. A. 1 ; vgl. E Wölfflin,
Herrn. 9, 89) de reditu Graecorum in unum redegimus atque ad te misimus.
tu, Eufine mi, üb par est, fave coeptis. Über die beiden Vorreden s. auch
LHavet, rev. de philol. 3, 80.
3. Der Adressat heißt (s. A. 2) Q* Aradius Rufinus. Ein Aradius
Rufinus war praef. urbi J. 312—813, cos. J. 316, praef. praet. J. 319; ein
anderer (dessen Sohn oder Enkel?) bei Amman 23, 1, 4 (Julian J. 363) Bu-
finum Aradium comitem orientis in locum avunculi sui Iuliani recens de-
fundi provexit (praef. urbi war dieser J. 376; vgl. cod. Theod. 10, 19, 2).
Wenn letzterer mit L. Aradius Rufinus CIL. 6, 1695 eine Person ist, so
könnte von beiden nur der erstere der Adressat des Septimius sein. Doch
kann natürlich auch ein dritter gleichnamiger sonst Unbekannter hier ge-
meint sein. Jenem ersteren (cos. 316) gilt auch das Epigramm des Vaters
von Symmachus (Symm. ep. 1, 2), worin Ar. Ruf. zB. unus amor eunetis et
praesidium trepidorum heißt. Den Septimius selbst hat man wohl eh.eL-
unter den Schulmännern der Zeit zu suchen als (mit Perizonius) unter den
hohen Staatsbeamten.
4. Hinsichtlich des Zeitalters des Septimius spricht die Person des
Adressaten (s. A. 3) für das vierte Jahrhundert. Dazu stimmt auch seine
Sprache, welche, nach den Nachweisungen von Dkderich p. xxxvin und in
seinem Glossarium Sept. p. 241 ff, vgl. Meisters Ausg. p. 114 und Perizonius
bei Dederich p. lxxxvi), zwar mit Apuleius manche Berührungspunkte hat
(p. xlviii), aber ebenso viele mit dem sog. Hegesippus (§ 433, 6), mit
1078 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Ammianus, Sulpicius Severus, Orosius u. a. Wir entscheiden uns daher
für die Zeit des Theodosius I. Ganz besonders ahmt Septimius den Sallust
nach in Wortschatz und Ausdrucksweise, in Fügungen, Satzverbindungen,
in der altertümelnden Knappheit des Stils, ja in Reden, Betrachtungen und
Schilderungen. Außer Sallust sind noch Cornelius Nepos, Livius, Virgil
u. a. verwertet; HPratjk, quaest. Sallust. ad L. Septimium et Snlpicium
Severum Sallustii imitatores speetantes, Gott. 1874. GBrünnbrt, Sallust
und Dictys, Erfurt 1883. HDunger, de Dictye-Septimio Vergilii imitatore,
Dresd. 1886.
6. Dikty8-Septimius wurde im Mittelalter viel benützt (bes. zur Er-
gänzung des Dares, § 471) und daher auch häufig abgeschrieben. IIDungkr,
die Sage vom troj. Kriege in den Bearbeitt, des M Alters und ihre antiken
Quellen, Dresd. 1869. AJolv, Benoit de Sainte-More . . . ou les mdtamor-
phoses d'Homere et de Tepopee gre'co - latine au moyen age, Paris 1870.
71 IL GKürtino, Diktys u. Dares, ein Beitrag zur Gesch. der Troja-Sage,
Halle 1874. WGrkip, d. mittelalterl. Bearbb. der Trojanersago, Marb. 1886.
6. Die älteste und beste Handschrift ist SGall. 205 s. IX/X. — Aus-
gaben (meist zusammen mit Dares) zB. von Cratanoer, Bas. 1529. JMkkckbius
(Par. 1618. Amst. 1631), Anna Tan. Fabri filia (Par. 1680. Amst. 1702),
UObrrcht (cur. Artopoei, Argentor. 1691), LSmids (Am>:t. 1702), ADkdkbicii
(Bonn 1832. 1837; darin auch IPkrizonii dissertatio de D. Cr. etc.; vgl.
GFHildkiirand, JJ. 23, 278), und FMkistkr (Lps. 1872). — Im allg. EColli-
lieux, etude sur Dictys de Crete et Dares de Phrygie, Grenoble 1886. —
Kritisches; Eüohde, Phil. 32, 749. FMkister, ebd. 38, 373.
b. Die Zeit des Theodosius I (J. 379 ff.).
424. Von den Kaisern ,in den beiden letzten Jahrzehnten
des vierten Jahrh. hatte nur Gratianus (J. 359 — 383) Sinn für
Literatur. Theodosius I (J. 346—395), wie Trajan überwiegend
Kriegsmann, teilte seine Tätigkeit als Kaiser (379 — 395) zwi-
schen Kämpfen gegen äußere Feinde an den Ost- und Nordgrenzen
seines Reiches sowie gegen Empörer (Maximus und Eugenius)
und Bemühungen zur Ausbreitung der nikänischen Rechtgläubig-
keit auf Kosten des Heidentums und der arianischen Lehre.
Wirklich erlischt allmählich der Polytheismus. Zwar halten ein-
zelne Kreise, wie in Rom die Familien Symmachus und Nico-
machus, mit der Teilnahme für die alte Literatur auch die An-
hänglichkeit an den alten Glauben noch länger fest. Aber ihre
Bestrebungen werden immer vereinzelter und erfolgloser: Sym-
machus und Ammianus sind die letzten namhaften Vertreter des
Römerglaubens in der Literatur. In demselben Verhältnis wächst
die Zahl und die Bedeutung der christlichen Schriftsteller. Alle
überragt die Gestalt des Ambrosius. An Vielseitigkeit des
§ 423 Diktys. § 424 Theodosius I. § 426 Syinuaachus. 1079
Wissens und der literarischen Betriebsamkeit tut keiner es dem
Hieronymus gleich, und auch von der Wirksamkeit des Augustinus
fallen die Anfänge schon in diese Zeit. Einen warmherzigen
und formgewandten Dichter hat das Christentum in Prudentius,
und bald nachher wird durch Sulpicius Severus und Orosius die
Geschichte von christlichen Gesichtspunkten aus bearbeitet. Das
Dogma herrscht und betätigt sich auch auf dem Gebiete der
Geschichte und der Auslegung durch allegorische und symbolische
Auffassung der biblischen Gestalten und Vorgänge. Die medi-
zinische Literatur begnügt sich mit Übertragungen griechischer
Werke (Theodorus Priscianus) oder abergläubischer Erweiterung
älterer lateinischer (Marcellus Empiricus, Sex. Placitus). Sonst
bat die Zeit außer Vegetius nur Rhetoren wie Pacatus und Gram-
matiker wie Servius und Ti. Donatus aufzuweisen.
1. Victor epit. 47, 4 fuit Gratianus litteris haud mediocriter insti-
tutu* (vgl. § 421, 1): Carmen facere, ornate loqui, explicare controversias
rJietorum tnore* Aubon. p. 194 Seh. 820 P. (bellandi fandique potens Augustus)
und grat. act. p. 27 Scb. 370 P. Symmacii. paneg. Grat. 7. epist. 10, 21
Musis in palatio loca, lautia tu dedisti. Vgl. cod. Theod. 13, 13, 11. Sozom.
7, 1 vofiov i&sto fist' dde£a$ eKaczovg &qt}<j-ksveiv a>g ßovXovtcu, xai &t-
ttAqaidfsiy, nlfjv Mavi%cci(ov %aX x<bv za <Pcozeivov xai Evvofifov tpqovovvxmv.
Symmach. ep. 10, 61 nil ille decerpsit sacrarum virginum privilegiis, decrevit
nobüibus 8acerdotia, romanis caerimoniis non negavü impensas, . . cumque
alias religiones ipse sequeretiw has servavit imperio.
2. Victor epit. 48, 9 über Theodosius: simplicia ingenia aeque
diligere, erudita mirari, sed innoxia. Vgl. das Epigramm des Aemilius
Probus (S. 390 Z. 8): Theudosio et doctis carmina nuda placent. Theodos. ad
Ansonium (Aoson. p. 1 Seh. 3 P.): amor tneus qui in te est et admiratio in-
genii atque eruditionis tuae . . fecit, parens iueundissime , ut . . familiärem
sermonem autographum ad te transmitterem , postülans pro iure . . privatae
tnter nos earitatis ne fraudari me scriptorum tuorum lectione patiaris, quae
olim mihi cognita et tarn per tempus oblita rursum desidero. Aubon. praef.
ad Theodos. p. 1 Seh. 4 P. scribere me Augustus iübet et mea carmina poscit
paene rogans. Auch Libanios und Themistios, so gut wie Symmachus,
blieben von dem Kaiser, trotz seinem Glaubenseifer, unbehelligt, ja geschätzt
und befördert. — Symmacb. ep. 5, 36 romanae iuventutis magistris subsidia
sollcmnis alimoniae detraeta sunt.
3. Der yates Laberius (mit seiner Gattin Bassa) im CIL. 6, 13528 mag
auch ungefähr dieser Zeit angehören.
425. Eine hervorragende Stelle unter den Anhängern der
alten Zeit nimmt drei Menschenalter hindurch die Familie der
Symmachi ein. Ihr berühmtester Vertreter ist Q. Aurelius
Symmachus (um J. 345—405), praef. urbi 384—385, Cos. 391
1080 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
n. Chr. Er ist Aristokrat nach Herkunft, Stellung und An-
schauungen und durchaus ehrenwert von Charakter und Gesinnung.
Seine Neigungen gehören Roms großer Vergangenheit und sein
Herz hängt am Glauben der Väter, mit welchem Rom groß war.
In der Verteidigung dieses Glaubens zeigt Symmachus seine
schönsten Seiten: darin steigert er seine sonst zur Nachgiebig-
keit und Milde geneigte etwas weichliche Natur zu tatkräftigem
Vorgehen und Einstehen und erwirbt sich die Achtung auch
seiner christlichen Widersacher, welche in ihm ihren gefährlich-
sten Gegner sehen. Wir besitzen Proben seiner jugendlichen
Beredsamkeit in drei Lobreden auf Valentinian I und dessen
Sohn, den jungen Mitkaiser Gratianus; sie teilen die Manier der
übrigen Panegyriker, stehen aber (wenigstens in der unvollstän-
digen und zerrütteten Gestalt in welcher sie vorliegen) den bes-
seren derselben an Gehalt nach. Aus seinen reiferen Jahren
haben wir Stücke aus fünf Senatsreden. Wichtiger sind seine
Briefe, welche von seinem Sohne gesammelt und, wohl in Nach-
ahmung der Sammlung des jüngeren Plinius, herausgegeben
worden sind. Sie bieten mit ihrer glatten Inhaltslosigkeit ein
Bild von der Schwächlichkeit ihres Verfassers und seines Kreises.
Am bedeutendsten sind die Berichte (relationes) des Symma-
chus als Stadtpraefecten , namentlich das Gesuch um Wieder-
herstellung des Altars der Victoria im Sitzungssaale des Senats,
welches den Bischof Ambrosius und den Prudentius zu Gegen-
schriften veranlaßte.
1. Der Vater des Redners. Inschrift vom J. 377 (CIL. 6, 1698 Or. 1186
Wilm. 641): Lucio Aur. Avianio Symmacho v. c. praefccto urbi (J. 364/5, vgl.
Symm. ep. 2, 44. Ammian. 27, 3, 3 inter praecipua nominandus exempla
doctrinarum et tnodestiae), consüli (für J. 377, aber als designatus gestorben??
s. Seeck vor 8. Ausg. p. xliv und Symm. ep. 1, 101), jpro praefectis prat-
torio in urbe Roma finitimisque provinciis, praefecto annonae urbis Bomae,
pontifici maiori, quindecemviro s(acris) f[aciundis), multis legationibus pro
amplissimi ordinis desideriis apud divos principes functo (zB. bei Constantius,
Ahmt an. 21, 12, 24), qui primus in senatu sententiam rogari solitus audori-
tate, prudentia atq. eloquentia . . magnitudinem loci eins impleverit, auro
inlustrem statuam etc. Vgl. 1, 44 egit ille senatui gratias ea facundiae
gravitate qua notus est Brief von ihm an seinen Sohn ep. 1, 2, worin: quia
nihil est quod agam et, si nihil agam, subit me maiorum meorum misera
recordatio, inveni quod Ulis libellis quos nuper dictaveram possimus adicere.
Es sind 5 (mittelmäßige) Epigramme von je 6 Hexametern auf angesehene
Männer seiner Zeit, wie Aradius Rnfinus (§ 423, 3), Anicins Inlianns, in
Nachahmung der Hebdomaden des Varro (§ 166, 6). (Ähnliches AL. 831 fll.
PLM. 5, 396 fll.). Briefe seines Sohnes an ihn ep. 1, 1. 3—12.
§ 425 Symmachus. 1081
2. Der Redner: CIL. 6, 1699 Ob. 1187 Wilm. 1235 Q. Aur. Sym-
macho v. c, quaest. (epp. 9, 119), praet. (epp. 8, 14), pontifici maiori (vgl.
epp. 1, 47. 49. 51. 9, 108, 128 f.), cornctori Lucaniae et Brütiorum (J. 366,
cod. Theod. 8, 5, 25), comiti ordinis tertii, procons. Africae (J. 373, cod.
Theod. 12, 1, 73; vgl. CIL. 8, 6347. Symmach. ep. 8, 6. 20. 10, 1), praef.
urb. (J. 384 u. 385), cos. ordinario (J. 391, vgl. epp. 2, 62—64. 81. 6, 16.
9, 130), orotori disertissimo. Vermählt war er mit Rusticiana (ep. 10, 54,
▼gl. Ap. Sidob. ep. 2, 10), der Tochter (ep. 9, 131. 10, 54) von Memmius
Vitrasius Orfitos, praef. urbi J. 363—866. 357 — 369, und hatte von ihr eine
Tochter und einen Sohn (A. 3). Tirocinium des Redners in Germanien
neben Ausonios, s. § 421, 1. Vgl. epist. 1, 14. in Valent. 2, 6. 8. Gallischer
Lehrer der Beredsamkeit, s. § 391, 8. Da J. 361 Symm. schon ein hoff-
nungsvoller Knabe war (Liban. epist. 923), so wird er spätestens 350 ge-
boren sein. Im J. 375 nennt er sich iuvenis ep. 1, 1, 6, im J. 896 steht er
annis in senectatn vergentibus, epp. 4, 18, 2. Über seine Gesundheit klagt
5. in seinen Briefen fast so viel wie Fronto (§ 366, iE.). Seine Wohnung
in Rom war auf dem mons Caelius (epp. 7, 18 vgl. 19); außerdem hatte er
in Nähe und Ferne zahlreiche Landgüter. Die Briefe des Symmachus führen
bis ins J. 402: er wird bald nach diesem Jahr gestorben sein: doch nennt
ihn noch Frudentius ad Symmachum (herausgg. J. 403/4) als Lebenden (zB. 2,
praef. 57 quo nunc nemo disertior).
3. Q. Fabius Memmius Symmachus (CIL. 6, 1699 Ob. 1187 Wilm. 1235),
der einzige (s. ep. 4, 6. 5, 68. 6, 7. 41) Sohn des Redners (geb. um
J. 384), erlangte schon als parvulus noch bei Lebzeiten des Vaters (J. 393)
die Quaestur (Symm. ep. 6, 22) und (J. 401) die Praetur (praet. urb.); procos.
Africae war er J. 415 (cod. Theod. 11, 30, 65), praef. urbi J. 418 fll. (einige
Berichte dieses Symmachus aus diesen Jahren, meist an den Kaiser, in der
collectio Avellana, neu herausgg. von WMbyer, epp. impp. rom. ex coli,
can. Avell., Gott. 1888. 89 II). Derselbe war rhetorisch gebildet (ep. 6, 84
vgl. 61. 7, 9. 8, 69. 4, 20), und hatte zur Frau die Tochter des jüngeren
Nicomachus Flavianus (CIL. 6, 1783 Oh. Hemzbn 5593 vom J. 431; vgl. CIL.
6, 1787 Ob. 1188 Wilm. 646»). — Des Redners Symm. Tochter war die
zweite Frau eben desselben jüngeren Nicomachus Flavianus (§ 428, 2).
Nachkommen des Sohnes sind die Symmachi welche Coss. waren J. 446,
486 (§ 477, 4), 622. — Vgl BBobohksi, oeuvr. 8, 197.
4. Auf den Reden beruhte besonders der Ruhm des Symmachus (A.2):
orator disertissimus CIL. aO. (A. 2 Z. 7) , 6 XoyoyQatpos Olyhpiod. bei Phot.
c. 80. Socb. bist. eccl. 5, 14 i&ccv(id£ezo dl inl itccidsvati Xöycov (mfut'Cuav
%al yaq avxtp noXXol X6yoi cvyysyQaiipivoi vrj 'Papa/a? yXmaajj xvyxdvovai.
Vgl. A. 7. Einige sind (aber keine vollständig) überliefert durch ein Pa-
limpsest s. VI (§ 355, 8 Z. 4), welches trümmerhaft (27 Quartblätter) größten-
teils in Mailand (Ambros. k 147 inf.), teils in Rom (Vat. 5750) erhalten
ist; herausgg. von AMai (Mail. 1815 = Frankf. 1816 und in Niebuhb's Ausg.
des Fronto, Beil. 1816), dann (vermehrt) bei AMai, iuris civ. anteiust. reliqq.
(Rom 1823), in der Scriptor. vett. nova coli. 1, 4 und an Mai's Außg. von
Cic. de rep. (Rom 1846). HMbyeb, oratt. rom. fragm. * p. 627 und in Sebck's
Ausgabe (A. 10). Neue Vergleich ung der Hs. bei OSebck, commentat.
Mommsen. 600 und jetzt in seiner Ausgabe. Vgl. MHaupt, op. 3, 461.
1082 l>ie Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
EB.uiHENs, misc. crit. 171. Diese Stücke stammen aus acht Reden: 1—2
Lobreden auf Valentinian I, gehalten in Gallien, die eine J. 369, die andere
(auch bei Seeck, conim. Mommsen. 607) auf des Kaisers drittes Consulat,
J. 370, beide jugendlich schwülstig und mit Geschmacksfehlern (wie 1, 1
cacsam glaciem potare; 1, 3 wird Gratianus seminarium prineipatus et venia
regalis genannt; 2, 26 navigia riparum extima momorderunt). 8 Lobrede auf
den jungen Augustes Gratianus, Anfang 369 gehalten, vor Gratianus, wahr-
scheinlich in Trier. Es folgen Reste von 6 Reden, gehalten im römischen
Senat, lauter kurze Stucke, meist Empfehlungen. Nr. 4 ist eine Dank-
sagung für die Wahl seines Vaters zum Consul, nach dem Tode von Valen-
tinian I, J. 376 (die bei Mai besonders gezählten Landes in patres sind ein
Teil der Rede pro patre, s. Seeck, comm. Monims. 601). Nr. 6 pro Trygetio
(J. 376, von Symmachus erwähnt ep. 1, 34, 2) usw. Andere Senatsreden des
Symm. werden in dessen Briefen genannt: s. ep. 4, 45; vgl. 4, 29. 5, 9. 1, 106.
7, 58. Eine Lobrede auf den Empörer Maximus (J. 888?) wurde dem Symm.
von Theodosius sehr verübelt (post amaros casus orationum tnearum, ep.
8, 69; vgl. Cassiod. hist. trip. 9, 23. Socr. h. e. 5, 14. Süid. v. na&ootmaig)
und wurde durch laudes Theodosii (Ende J. 388) u. a. wieder gut zu machen
versucht; vgl. ep. 2, 13. 30. — Ep. 4, 64 nee tantum epütulas poscis,
oratiunculas quoque nostras non edüas deferri in manus tuas praeeipis. . .
misi igitur ex recentioribus numero quinque.
5. Q. Aur. Symmachi v. c. relationes. Mit diesem Titel ist eine
Sammlung amtlicher Berichte erhalten welche Symmachus als praef. urbi
J. 384—885 den Kaisern eingereicht hat, überliefert in einer der Ausgabe
des SGelenius (A. 10) zu Grunde liegenden, jetzt verschollenen Hs. (LHavkt,
rev. crit. 1873 2, 252), femer im Monac. (Tegernseens.) 18787 s. XI und
Mettensis 500 s. XI. Darunter Nr. 3 die berühmteste über den Victoria-
Altar, s. A. 9. Wir besitzen diese letztere außer in der Sammlung der
Relationen auch in Ambrosius-Hss. (zB. Vatic. 286 s. IX/X, SGall. 94 s. IX).
AinbrosiuB veröffentlichte sie zusammen mit seiner Gegenschrift. — Seit
Juretus (A. 10) sind die zuerst gesondert veröffentlichten Relationen dem
B. 10 der Briefe in deren Ausgaben einverleibt (vgl. A. 6 Z. 10 und § 840, 9).
Sonderausgabe der Relationes: rec. WMeyeh, Lps. 1872.
6. Die Briefe sind, öfters unter Verletzung der Zeitfolge, nach den
Empfängern geordnet, zB. enthält B. 1 die Briefe des S. an seinen Vater
(t— 12), Ausonius (13—43), Agorio Praetextato (44—56. 74), Probo (66—61;
vgl. Clasow aO. 532), Celsino Titiano fratri (62 — 73), Hesperio (75 — 88),
Antonio (§ 426, 2; vgl. Clason aO. 466), Syagrio (94—107). B. 2 fast nur
Briefe an Flavianus fraler (§ 428, 1) usw. Hinzugefügt sind nur zwei Briefe
anderer an ihn, nämlich seines Vaters (1, 2) und des Ausonius (1, 32,
vgl. RPeipbr, JJ. Suppl. 11, 820). OClason, zur Prosopographie der Briefe
des Symmachus, Heidelb. Jahrbb. 1872, 461. 526. 573. 865. Die Sammlung
bestand aus 10 Büchern: vom zehnten sind jetzt (außer den Relationen,
A. 5) nur zwei Briefe erhalten an Theodosius und Gratianus. Nach der
(hs.?) Überschrift enthielt es epistolas familiäres ad imperatores , sententias
senatorias et opuscula. Der Herausgeber (s. unten) hatte hier auch die
schon früher veröffentlichten Relationes usw. wieder aufgenommen. Vgl.
A. 5 E. — Diese wortreichen, aber inhaltsleeren Briefe des S. tragen znr
§ 426 Syinmachus. 1083
Kenntnis der Zeitgeschichte verhältnismäßig wenig bei (cassa rebus oratio,
ep. 3, 10; vgl. 2, 35). Sogar Tagesneuigkeiten verschmäht der vornehme
Briefschreiber, sie sind nur B. 6 stärker vertreten (vgl. 1, 46. 2, 36. 67),
auch Geschäftsbriefe wären nicht zahlreich wenn nicht der Ankauf von
Rennpferden, Gladiatoren und seltenen Tieren (6, 43. 9, 132. 126. 10, 19)
für die eigenen Spiele und die seines Sohnes die Feder des S. in fast fieber-
hafte Tätigkeit versetzte. Zahllos sind dagegen die Empfehlungsschreiben,
die Fürsprachen für näher und ferner Stehende (1, 64 commendari a tne
episcopum forte mireris. causa istud, non seeta, persuasit; 7, 51 empfiehlt
er . . Severum, episcopum omnium seetarum attestatione laudabilem) , sogar
Bettelbriefe (zB. 4, 67. 7, 116) und Brautwerbungen für andere (9, 7. 43. 49).
Nächstdem Glückwünsche, Beileidsbezeugungen, Todesanzeigen, Einladungen,
Grüße, Reisen, eigene und fremde Gesundheit u. dgl., besonders häufig
Klagen daß Adressat so selten oder so kurze Briefe schreibe oder Ver-
teidigung gegen solche Klagen. Obwohl eigentliche Wiederholungen nicht
selten sind und zB. der Satz daß der Verreiste zuerst zu schreiben habe
eich zehnmal (3, 8. 4, 23? 5, 30. 70. 73. 6, 60. 8, 56 60. 63. 9, 63) findet
(7, 81. 83. 89 ißt an dieselbe Person, 6, 54 u. 66 an verschiedene dasselbe
geschrieben, vgl. 3, 40 = ö, 1 ; 2, 67 = 7, 53), so gipfelt doch die Kunst
des Symmachus gerade darin die nämlichen Gedanken immer wieder in
neue verbindliche und zierliche Wendungen zu kleiden. Vgl. auch § 46, 10.
— Ep. 6, 85 (an Helpidius): quod epistülas mcas condis amoris est tut, qui
deseribenda nescit eligere. . . nimis vereor ne ista simplicitas ineidat in lec-
torem alterum, tibi disparem. quare velim tibi habeas quae ineogitata pro-
ferimus; licet eadem mei quoque librarii servare dicantur. Vgl. 6, 86 st quid
horum quae apud te ineuriosius loquor cuipiam lectori nauseam moverit, non
tarn in scribendo neglegentia displicebit. Mit der Rücksicht auf die Ver-
öffentlichung sind daher die Briefe (wenn auch nicht von Anfang an) sicher
geschrieben. Daß sie aber nicht von dem Verfasser selbst veröffentlicht
worden sind zeigt der rohe Zustand in welchem sie uns vorliegen. Sogar
bloße Papierschnitzel sind aufgenommen, wie 8, 71 f. zwei Formulare des
Einladungsschreibens zu seines Sohnes Antritt der Praetur. Danach war
der Sohn der Herausgeber und dies bestätigt die subscriptio im Paris.
Q. Aureli Symmachi v. c. cos. ord. epistolarum l. II explicit, editus post eius
obitum a Q. Fabio Memmio Symmacho v. c. filio. ineipit l. III (und ähn-
lich unter B. 4). Die Herausgabe erfolgte nicht lange nach dem Tode des
Verfassers. Vgl. OSeeck vor s. Ausg. p. xxm. — Handschriften der Briefe:
Paris. 8623 s. IX. OClason, de Symm. epp. cod. Paris, cum eius collat.,
Bonn 1867. Dann Vatic. Palat. 1576 8. XI u. a. Vgl. Skeck vor s. Ausg.
Über den cod. Bertinianus (jetzt zu St. Omer 686 s. XII) s. RFöbsteb,
RhM. 30, 466.
7. Macbob. 5, 1, 7 (genus dicendi) pingue et floridum, in quo Plinius
See. quondam et nunc nullo veterum minor noster Symmachus luxuriatur.
Prudent. c. Symm. 1, 632 o linguam miro verborum fönte fluentemf romani
decus eloquii etc. 2, praef. 65 tanti . . viri, quo nunc nemo disertior etc.
Ap. Sidon. ep. 1, 1 Q. Symmachi rotunditatem. Die Reden bewegen sich
mit Vorliebe in kurzen Sätzen mit wohl berechnetem Tonfall und sind mit
rhetorischen Blumen aller Art reich ausgestattet. Einen rednerischen
1084 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Anstrich haben auch die Briefe (A. 6)t namentlich auch darin daß sie die
technischen Bezeichnungen (wie acta senatus) als unedel zu meiden suchen.
Des Symm. Sprache strebt zwar nach Classicität, läßt aber mit Bewußt-
sein Modernes zu. Vgl. Wortbildungen wie genialitas, opUmitas, plaeiditas,
autumnitas, inccntor , edecimo, exambio; Wendungen wie fors fuat an (ut),
quin immo, incoram; Fügungen wie fangt officium, honoris tui delector,
sollicitor tarditatis, bonarum artium spectatus, die häufige Setzung von quod
nach verb. sent. et declarandi (zB. 8, 46. 9f 10. 39. 10, 24. 78), aliquanti servi
u. dgl. Vgl. ep. 3, 11 trahit nos usus temporis in argutias plausibüis ser-
monis. quare aequius admitte linguam saeeuli nostri et deesse huic cpistuiae
atticam sanitatem boni consuU. . . te non paeniteat scriptorum meorum fern
novitatem. 3, 44 ugzcüopbv scribendi non invitus adfecto. . . praestat Tuh
lium sequi. Vgl. OKorbn, quaestt. Symm. 39. EThSchulze, de Q. Aur.
Symm. vocabulorum formationibus ad sermonem vulgarem pertinentibus,
Halle 1884 (= Diss. Hai. 6, 111). Auch Boissibs (A. 11).
8. Als Mensch erinnert S. an Cicero: er ist von makelloser Reinheit
des Wandels, wohlwollend, immer bereit zu* helfen, ein gemütlicher
Familienvater, versöhnlich (vgl. ep. 7, 100. 128), weich bis zur Ängstlich-
keit und Empfindlichkeit. Auch zur Selbstsucht führt diese Weichheit: so
reich er ist, so schreit er alsbald über Druck (impressio) wenn die Not
der Zeit ihn im gewohnten Behagen stören will, und für ihn und seine
Freunde sollte man es auch mit dem Rechte nicht allzustreng nehmen.
Seine Ängstlichkeit läßt ihn nie von etwas Erfreulichem sprechen ohne
ein f Unberufen'. An Cicero erinnert auch der Mangel politischen Scharf-
blicks. In seiner bürgerlichen Stellung fühlt sich Symmachus als Aristokrat.
Sein Stolz bewahrt ihn vor unwürdiger Kriecherei vor den Machthabern
des Hofes (ep. 9, 88. 10, 61) und selbst dem Kaiser gegenüber beweist er
edlen Freimut (ep. 10, 34. 41. 43. 61). Nur selten kehrt er die hochmütige
Rücksichtslosigkeit des Aristokraten hervor (ep. 2, 46. 1, 3. 1, 52. or. 8,3).
9. Der alte Glaube ist für Symmachus die Fahne zu der sich nicht
offen zu bekennen Abfall ist: nunc aris deesse Romanos genus est ambiendi
(ep. 1, 51). Er ist frei von eifernder Schroffheit dem Christentum gegenüber,
ja er bequemt sich Christen gegenüber einmal zu der Erklärung: in eligendo
episcopo dei omnipotentis expectandum esse iudicium (ep. 10, 71); und er
selbst bleibt von Glaubenszweifeln nicht ganz unangefochten (ep. 8, 18.
9, 61). So verzichtet er darauf für seinen Glauben die frühere Herrschaft
zu verlangen; nur Duldung, nur nicht Verfolgung, erbittet er sich in der
berühmten relatio 3 « ep. 10, 61 an Valentinian II in Sachen des Victoria-
Altars, welche ebenso trefflich geschrieben wie als Notruf einer dem Unter-
gang verfallenen Religion ergreifend ist (zB. repetimus religionum statum
qui reip. diu profuit. . . praestate, oro vos, ut ea quae pueri suscepimus
senes posteris relinquamus) , und deren Beweisführung unwiderleglich wäre
wenn nicht die Behauptung sich eingemischt fände daß der Notstand des
Reiches herbeigeführt sei durch die Vernachlässigung der Religion, dh. durch
das Aufkommen des Christentums. Die erfolgreichen Entgegnungen des Am-
brosiuB in dessen epist. 17. 18 (Miqne 16, 961). Villemain, Melange s 2, 36.
Ober des Prudentius Gegenschrift § 436, 3f. Dieser sagt selbst contra
Symm. 1, 648 inlaesus maneat liber excellensque voiumen obtineat partam
§ 425 Symmachus. § 426 Pacatus u. a. 1085
dicendi fultnine famam. — Mit dieser Bekämpfung des Christentums hängt
aufs engste zusammen die Sorge des Symmachus für neue Herausgabe und
Verbreitung des Livius als des beredtesten Darstellers altrömischer Größe
und damit auch des alten Glaubens. Symm. ep. 9, 18 munus totius Liviani
operis quod spcpondi etiam nunc diligentia emendationis moratur. Es bes-
serte aber auf Anregung des Symmachus Victorianus t?. c. dotnnis Sym-
wachis Teile des Livius (§ 256, 11), und demselben Geschäfte unterzogen
sich die mit Symm. verschwägerten Nicomachi (§ 256, 11. 428, 2. 8). Darch
das Vorbild des Symm. wurden auch andere, meist vornehme, Römer zu
ahnlicher Tätigkeit angespornt (§ 802, 5 und 404», 5. § 822, 8. 381, 8.
367, 7. 432, 6. 452, 6. 468, 1 [478, 6]. 477, 3 und oben § 41, 2) und noch
der Urenkel des Symmachus beschäftigte sich mit der Bearbeitung des
Macrobius (§ 477, 4). Vgl. OJahm, Lpz. Ber. 1851, 3S5.
10. Ausgaben der Briefe und Relationen (FCHeemann in d. Fedtschr.
d. königstädt. Realsch., BerL 1882, 293) ex off. JSchotti, Argent. 1510, von
SGüMsmcB (libri II), Bas. 1549, FIubetus, Par. 1580. 1604, JLectius, Genf
1587. 1598. 1601, CScioppius, Mainz 1608, JPhPareus (mit Lexicon Symm.),
Neustadt a. d. H. 1617 und sonst. GWihgbndorp, Leid. 1658. Mione 18, 145.
Jetzt bes. die Gesamtausgabe: Q. Aur. Symm. quae supersunt ed. OSebck,
Berl. 1883 (=- Monum. Germ. hist. Auctt. antiquiss. 6, 1). — Kritisches:
CFWMülleb, JJ. 73, 324, KSchbnkl, ZföG. 11, 412, MHaupt, op. 8, 424.
617. 821. GBoissieb, rev. de phil. 5, 113.
11. JGothofbedus, vita Symmachi, vor Pareus' Ausgabe. CGHbyme,
censura ingenii et morum Symm., opusc. 6, 6. Susiana (von HDSuse) ad
Symm. ed. JGurlitt, Hamb. 1816—18, EMorin, la vie et les Berits de S.
Par. 1847 f. GBobRosst, ann. dell1 inst. arch. 21, 283. JBubckbabdt, Con-
stantin* 431. 437. GBoissieb, journ. des savants 1888, 597. 712. OKoben,
quaestt Symm., Wien 1874 und bes. (über Symm. und seine Zeitgenossen)
OSebck vor 8. Ausg.
426. Symmachus selbst nennt als Redner seiner Zeit (Ani-
cius) Iulianus, Antonius, Gregorius und Severus. Auf uns ge-
kommen ist einzig die Lobrede auf Theodosius I welche der
jüngere Fachgenosse, Landsmann und Freund des Ausonius, der
llhetor Latinus Drepanius Pacatus, J. 389 zu Rom im Senate
gehalten hat. Sie zeichnet sich vor den übrigen Reden dieser
Art durch Stoffreichtum und lebhafte Darstellung aus und zeugt
auch von des Verfassers Belesenheit in der alten Literatur.
1. Symm. ep. 1, 43 an Ausonius : scis in ülo forensi pulvere quam rara
cognaUo sit faeundiae et boni pectoris. . . haec in tneo familiari ac neemario
(Iulianus) ea societate viguerunt ut etc. numquam in mercedem ornamenta
linguae corrupit etc. Sonst unbekannt. Anders OClason, Heide] b. JJ.
1872, 650. BBorqhesi, oeuvr. 5, 447.
2. Svmm. ep. 1, 89 (Antonio): non incognito quidem nobis eloquii
splendore nituisti, eed . . maiestatis scriptis aptatam gloriam, quam magisterio
arte quaesisti, recene auxit oratio natn . . simile quiddam planeque con~
1086 Die Kaiserzeit. Vierten Jahrhundert (J. 379 ff.).
veniens auribus patrum . . sonuisti etc. An ihn auch ebd. 1, 90 — 93. Ge-
meint ist Claudius Antonius praef. praet. Oall. J. 376 und cos. J. 382. —
Symm. ep. 3, 18 (Gregorio): cum mihi de scriniis tuis profecta delegaretur
oratio. An ihn ebd. 17—22. Es ist Proculus Gregor ius quaest. sacri pa-
latii J. 378—379, praef. praet. Gall. J. 383. — Pro Flav. Severo 3 (p. 337
Seeck): guis credat summatem facundiae, diu inter fori ornamenta nume-
ratum, praesidalem dudum (erst kürzlich) recepisse provineiam? Seeck vor
s. Symm. p. cxcn. — Ein Ungenannter der pari nitore atque gravitate Reden
und Geschichte schreibt bei Stoma cn. ep. 9, 110.
3. Mach. 1, 5, 13 Postumianum, qui forum defensionum dignatione no-
hilitat. Vgl. ebd. 2, 1. 3. 6. Ob etwa mit einem der Vorgenannten eine
Person? Oder der bei Symmachus öfters genannte vir illustris dieses Na-
mens? — Eusebio, oratorum eloquentissimo ebd. 1, 24, 14. Etwa der
gleichnamige praef. praet Ital. J. 395—396? Doch ist der Name in jener
Zeit häufig. Ein Eusebius wird auch unter den scriptores de numeris genannt
in Halms rhet. lat. min. p. 681, 18; vgl. p. 698, 20.
4. Augustim. confess. 4, 14, 21 Hier tum romanae urbis oratorem . .
efferebant laudibus, stupentes quod ex homine Syro, docto prius graecae fa-
eundiae, postea in latina etiam dictor inhabilis extitisset. S. über ihn und
seinen Bruder Dracontius § 325, 12. Auch Mommsen, Herrn. 4, 359. ERöhdk
bei CRitter, Unterss. über die Quintil. Declam. 207.
6. Au 8 oni u 8 widmet dem Latinua Drepanius Pacatus (procos! Africae
J. 890, comes rer. privat. Theodosii J. 393) seinen ludus VII sapp. (Dre-
panio proconsult) p. 104 Seh. 169 P., dann eine andere Sammlung seiner
Gedichte, s. das Widmungsgedicht p. 120 Seh. 86 P. Drepanio filio (wegen
des Zusatzes filio 8. § 46, 10; auch WBhahdes, JJ. 123, 65), endlich eine
der beiden Ausgaben (§ 421, 2 k) des technopaegnion , s. die eine Vorrede
dazu p. 132 Seh. 155 P. Pacato proconsuli. Erwähnt wird Pacatus im
technop. noch p. 134 Seh. 159 P. (hier in beiden Ausgg.) und p. 139 Seh.
168 P., wo in der Vossianus-Ausgabe Indulge, Pacate, in der Tilianus-Acis-
gabe Indulge, Pauline steht. Von Pacatus sagt Auson. p. 120 Seh. 86 P.
hoc nullus mihi carior meorum, quem pluris faciunt novem sorores quam
eunetos alios Marone dempto. Symmachus richtet an ihn epp. 8, 12. 9, 61.
64 (auch 9, 72?). Aus Burdigala selbst scheint er nicht zu sein, da ihn
Aus. unter den profeas Burdig. nicht aufführt; vgl. Sidon. epist. 8, 11 quid
agunt Nitiobroges (Hauptstadt Aginnum, j. Agen), quid Vesunnici tui? . .
tu . . nunc Drepanium Ulis, modo istis restituis Anthedium (§ 466, 4). Pacat.
2, 1 cum ab ultimo Oalliarum recessu, qua latus oceani cadentem excipü
solein et deficientibus terris sociale miscetur elementum, ad contuendum te
properassem. Vgl. ebd. 23, 1. 24, 4 ff. 47, 6.
6. Der panegyricus Latini Pacati Drepani dictus Thcodosio ist in der
Sammlung von Lobreden (s. § 391, 2) überliefert nnd zB. in der Ausgabe
der panegyrici von EBährbns als nr. 12 p. 217 abgedruckt. Derselbe giebt
nach einer preisenden Charakteristik des Theodosius als Mensch und Kaiser,
eine lebhafte Schilderung der Zustände unter dem Empörer .Maximus und
des siegreichen Feldzuges von Theod. gegen ihn. So ist die Rede eine
wichtige Geschichtsquelle. Der Verf. zeigt sich wohlbewandert in der Lite»
§ 426 Pacatue. § 427 Arusianus u. a. ßhetoren. 1087
ratur der klassischen Zeit wie der nächsten Vergangenheit; auf Cicero,
Virgil, Horaz, .Ovid spielt er häufig an und unter seinen Vorgängern be-
nützt er besonders den Mamertinus (§ 417, 7). Die römische Geschichte
vermitteln ihm vorzugsweise Valerius Maximus und Florus. An Tacitus
erinnert er manchmal durch Farbengebung und sententiöse Haltung (zB. 38
spem, quae postrema homines deserü; vgl. auch MHebtz, anal, ad carm. Hör.
bist. 3, 16). Zahlreiche rhetorische Figuren, meist gut durchgeführt.
Sprache verhältnismäßig einfach, doch cadenzenreich und in vielen poe-
tischen Wendungen und sonstigen Eigentümlichkeiten an die Zeit erinnernd.
So parcam replicare (S. 6), aevi maturus (8 vgl. 31), memoriam convenire
(18 vgl. 41), öblita fide (12 vgl. 24), ire in Utteras (33); das kanzleimäßige
retro — olim (1. 18. 14. 22. 31); iugis, impervius; Vorliebe für den Inf.
perf., Gerund ivum für Möglichkeit (zB. 39. 46) u. dgl. — Sonderausgaben
von JSchbffer, Ups. * 1668 und IAbntzbn (c. nott. varr.), Amstel. 1753.
7. Facatus hat das Bekenntnis der meisten klassisch Gebildeten seiner
Zeit, einen neutralen Monotheismus. Vgl. 4 supremus verum fäbricator;
21 numen sumtnum, im Unterschiede von dem numen zB. des Kaisers (21
vgl. 18), welcher der sichtbare Gott ist (deum quem videmus 4). Daneben
ist viel die Rede von fata und der fortuna. Des Theodosius Rechtgläubig-
keit und Heidenverfolgung berührt er mit keiner Silbe. Die Beispiele aus
der römischen Geschichte werden mit Vorliebe aus der Zeit der Bepublik
genommen, sowie aus der Sagenwelt; aus der Kaiserzeit nur 11. 12. Vgl.
§ 426, 9. 429, 2.
8. Als causidici werden in Svmmach. epp. genannt Lanipadius (5, 16.
Skbck vor s. Symm. p. cc), Epictetus (6, 41. 9, 31), Celsus (10, 43). Vgl.
ebd. 2, 42. 5, 75. 9, 32 (causidicinae candidati). Ein Jurist Marinianus
ebd. 8, 23 Skbck aO. p. cxxvii; Prosdocius 6, 74 vgl. ebd. 6, 74. Ein
Prozeß aus dieser Zeit ebd. 10, 39. 48 (s. darüber ABethmann - Hollwkg,
ITandb. d. Civilproz. 1, 403). Auch der durch Claudianus bekannte Minister
des Arcadius, Rufinus, war ursprünglich causidicus (Philostobg. 11, 2).
427. Andere Rhetoreu in der Zeit des Symmachus waren
Palladius aus Athen, Syagrius und der durch Arbogast auf den
Kaiserthron erhobene Eugenius. Als Schriftsteller kennen wir
Messius Arusianus durch die den Gebrüdern Olybrius und
Probinus (Coss. 395) gewidmeten Exempla elocutionum, und
auch des Chirius Fortunatianus rhetorisches in Frage und Ant-
wort gefaßtes Schulbuch ist, bei seiner Richtung auf das Klas-
sische, keinesfalls später zu setzen, sowenig als die kurze Rhe-
torik des Sulpicius Victor und die ausführlichere des C. Iulius
Victor. Nach der Weite seines literarischen Gesichtskreises ge-
hört auch Iulius Rufinianus noch dieser Zeit an.
1. Symmach. ep. 1, 16 (Ausonio): Palladii rhetoris nostri dcclamatio
. . complacita summaiibus litterarum. . . movit Xoyog (so Sreck: novos die
Hss.) Athenati hospitis latiare concüium divisionis arte etc. ebd. 94 (Syagrio):
Palladium [epeetatum bonis omnibui faeundiae atque erudüionis . . mereri
1088 I>ie Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
facundiam PaUadii ut doleamus quod urbi negatus est, tnereri amdbititatem
eius ut quod accitus est gaudeamus. 3, 60 Palladium . . quem ego non
minus doleo abductum a iuventute Romana, quam usw. Vgl. Ap. Sidon. ep.
6, 10. Er war coines sacr. largit. J. 381, mag. officiorum J. 382 (Seeck
vor s. Symm. p. ccn). Schwerlich ist er (der Name ist in jener Zeit sehr
häufig, vgl. § 410, 1) der Palladius unter den sog. XII Sapientes : § 421, 9.
2. Flavius Afraniu8 Syagrius Cos. 881. Vgl. consul amplissime,
Stmmach. ep. 1, 101 {Syagrio). 95 es linguae melier. 96 de faeundiae penu.
Briefe des Symm. an ihn in dessen ep. 1, 94 — 107. 2, 14 f. 49. Als einen
Dichter rühmt ihn Sidon. ep. 5, 6 (Syagrio, dem Urenkel des cos. J. 381):
cum 8t8 a semine poetae cui proeul dubio statuas dederant Utterae, si träbeae
(das Kleid des Oonsuls) non dedissent, quod etiam nunc auctoris culta ver-
sibus verba testantur. Ausonius widmete ihm eine Ausgabe seiner Gedichte.
In der Widmung (p. 3 Seh. P. vgl. § 421, 2 p) heißt es: patronum nostris
te paro carminibus. pectoris ut nostri sedem colis, älme Syagri, communemque
habüas alter ego Ausonium, Sic usw. Sein Grab war in Lugdonum, Sid.
ep. 6, 17. RPeipeb, JJ. Suppl. 11 , 319. Derselbe ist wohl der magister
officiorum J. 879 Syagrius im cod. Theod. 7, 12, 2, vielleicht auch der
praef. praet. Syagr. J. 380—382 im cod. Theod. OClasom, Heidelb. Jahrbb.
1872, 867. OSkeck vor s. Symm. p. cix.
8. An die Stelle des von ihm erwürgten Valentinian II setzte der
Franke Arbogast J. 392 Evyiviov zw* uayioxoov (Philostobo. 10, 2). Vgl.
Socsat. h. e. 5, 25. Zosiu. 4, 54, 1. Hist. misc. 13, 11 grammaticus qui-
dam nomine Eug., litterarum doctor, . . imp. Valentiniani antigraphus et
propter eloquentiam a multis honoratus. J. 394 von Theodosiua besiegt
und getötet.
4. Die von einem jetzt verlorenen Bobiensis (s. den Katalog der
Bobbio'schen Hss. bei Pbybon, Cic. orat. fragm. p. 29) durch JParrhasius
genommene Abschrift (jetzt Neapol. iv ▲ 11) ist die Quelle aller erhaltenen
Hss. des ArusianuB. Sie hat die Oberschrift: Cornelii Frontonis \ Ineipit
Arusiani Messt v. c. or. comitis primi ordinis (darüber Mommsen, mem. d.
inst. arch. 2, 807; Herrn. 4, 127) exempla elocutionum ex Vergilio, Salustio,
Terentio, Cicerone digesta per lüteras. In einem Bibliothekkatalog s. IX
(cod. Berol. Santen. 66, GBeckbr, catalogi 20, 12 steht: Incipit Messi oratoris
de elocutionibus. Olybrio et Probino Messius. Dazu stimmt daß p. 458, 11.
489, 28 Symmachus genannt wird und daß schon Ambros. de fuga saec.
3, 16 p. 424 Bened., p. 577 Migne offenbar auf Arus. Mess. p. 465, 2 hin-
weist FBücheler, RhM. 43, 293. Wenn Ambrosius jene Schrift, wie man
annimmt, schon um J. 387 schrieb (s. aber MIhm, JJ. Suppl. 17, 18), so
hat Arusianus den Olybrius (den älteren Bruder, § 451, 3, geb. um J. 376?
EZarncke, commentt. in hon. Studemundi, Straßb. 1889, 203. Anders Sbeck
vor 8. Symm. p. cv) und Probinus schon als Knaben behelligt Aber
da jene in sehr jugendlichem Alter J. 895 gar das Consulat bekleiden
sollten (Hi krön. epp. 130, 8 Olybrius consul quidem in pueritia), so konnte
ja die Bildung nicht frühe genug anfangen. Die Schrift des AruBianus
ist eine alphabetische Sammlung von Substantiven, Adjectiven -usw., bea.
Zeitwörtern welche eine verschiedene Construction zulassen, mit in der
llegel je einer Belegstelle für jede Construction aus einem der vier Schrift*
§ 427 Arusianus, Fortunatianus u. a. Rhetoren. 1089
Bteller. Daher Cabsiod. de inst. div. 25 (= OL. 7, 211, 3) regulas elocutionum
latinarum i. e. quadrigam Messii. Wohl für den Gebrauch der Rhetor-
flchule. Abgedruckt als Werk Frontos (Cornelii Frontonis exempla elo-
cutionum), welchem es infolge der irreführenden Aufschrift des Neapolitanus
in geringen, vielfach gekürzten Hss. fälschlich zugeschrieben wird (vgl.
§ 355, 6 E.), in AMaj's Ausgg. des Fronto (Mail. 1815 und Rom 1823), dann
unter dem richtigen tarnen in FLikdemann's corp. gramm. 1, 209 und bes.
in Keils GL. 7, 449. S uringab, hist. scholl, lat. 2, 202. FOsann, Bei-
träge 2, 349. van der Hoeven, spec. litt. . . cum appendice de Ar. M. ex.
el., Amst. 1845.
5. C. Chirii Fortunatiani artis rhetoricae libri III in CHalm's rhett.
lat. min. p. 79. Die katechetische Form ist mit wenig Geschick durch-
geführt. So lautet die letzte Frage: Quae %a&6lov in actione observanda
sunt? Antwort: ne pronuntiatio artem reddere videatur etc. Hauptquelle
ist Quintilian; die Beispiele meist aus Cicero. Fortunatians Rhetorik wird
öfters von Cassiodor in seiner Rhetorik (§ 483, 9) citiert, auch unter Hinweis
auf einzelne Stellen (so wird Fobtüjs. p. 81, 9. 118, 33. 128, 20 und 130, 4
Halm von Cassiodor p. 495, 11. 498, 30. 500, 24 Halm angeführt). Vgl.
Cassiod. rhet. p. 496, 11 Fortunatianum, artigraphum novellum. p. 498, 17
Fortunatianum, doctorem novellum, qui tribus voluminibus de hac re eubtüiter
tninuteque tractavit, in pugülari codice apte forsitan eongruenterque rede-
gimus. CHalm, Münch. SBer. 2 (1862), 13. JSimon, krit. Beitr. z. Rhetorik
des F., Schweinfurt 1872. — Im Bern. 363 s. IX heißt die subscriptio von B. 1 :
Clodiani Chirii Fortunatiani ort rliet. lib. expl. Denselben Namen Clodianus
trägt ein kurzes Stück in derselben Ha., dessen zusammenhangloser Inhalt
der Oberschrift Ars rhetorica Clodiani de staUbus (bei Halm, rhett. 690—592)
nicht entspricht. Über jenen Bernensis und seinen Wert für die Kritik des
Fortunatian AReuteb, Herrn. 24, 161.
6. Sulpicii Victoria institutiones oratoriae, gerichtet an seinen
Schwiegersohn M. Silo, aus einer (jetzt verlorenen) Speierer Hb. herausgeg.
BasiL 1621, bei Halm, rhett. min. p. 313. Aus dem Vorwort: contüli in or-
dinem ea quae fere de oratoria arte traduntur, secundurn institutum magistro-
rum meorum, Zenonis (in der Zeit des Kaisers Julian?) praecepta maxvma
pereecutue, ita tarnen ut ex arbitrio meo aliqua praeterirem, pleraque ordine
immutato referrem, nonnulla ex aliis quae necessaria videbantur innererem
(vgl. p. 321, 30. 338, 28. 84. 339, 1. 341, 26. 29). rede an perperam fecerim
tu iudicabis. nee enim volo haec in multorum manus pervenire. Wirklich
scheint der Verf. mehr gerichtlicher Praktiker zu sein als Schulrhetor, und
auch die Sprache der Schrift weist auf eine gute Zeit.
7. Von lulius Rufini anus ist erhalten ein liber de figuris senten-
tiarum et elocutionis (bei Halm, rhett. min. p. 88), welcher sich selbst als
Ergänzung des Aquila aus anderen Quellen giebt; s. § 388, 1. Der Ver-
fasser ist wohl als Bufinianus orator und als Vater eines Tatianas (vgl.
A. 8) erwähnt auf der Inschrift CIL. 10, 1125. Die ursprünglich alpha-
betische Ordnung der Figuren ist noch erkennbar. Die Beispiele sind meist
ans Cicero, nächstdem Virgil, aber auch aus Ennius und Lucilius. Dagegen
die getrennte Erörterung Iulii Rufiniani de schematis lexeos (ebd. p. 48)
and de seh. dianoeas (ebd. p. 69) entnimmt die Beispiele lediglich dem
Tsurrai-ScHWABi, BOra. Lit.-Geach. 5. Aufl. 69
1090 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrbunderfc (J. 379 ff.).
Virgil und stimmt bei den gemeinsamen Figuren (p. 61 f., nr. 9 ff.) weder
in Begriffsbestimmungen noch in Beispielen mit der ereteren Schrift und
trägt daher den Namen Iul. Ruf. nur infolge der Anhängung an dessen Bucb.
8. Unter dem Titel (p. 371 H. vgl. p. 448) C. Iulii Vietoris ars
rlietorica Hermagorae, Ciceronis, Quintüiani, Aquüi (Aquilae? § 388, 1),
Marcamanni (§ 401, 9), Taciani (der Sohn des Rufinianus, der dann auch mit
Grammatik sich beschäftigt hätte [A. 7]? oder Titiani mit Mai und Bebqk,
s. § 401, 10) ist durch eine Hs. s. XII überliefert und erstmals durch AMai
(script. vett. nova coli. 1, 4, Rom 1823) veröffentlicht, dann wiederholt in
Orelli's Cicero 5, p. 195 und in Halm's rhett. min. p. 371, eine Bearbeitung
der Rhetorik welche (neben Cicero) dem Quintilian so oft und so wörtlich
folgt daß sie für die Kritik des letzteren wesentliche Dienste leistet; 8.
§ 326, 9. FMeister, quaest. Quintil. (Liegnitz 1860) 19. CHalm, Manch.
SBer. 1863, 389. ADamikn, de C. I. V. arte rhet., Paris 1862. — Victor
selbst ist wieder (außer Cic. de inv.) geplündert in der disputatio de rhe-
torica et de virtutibus sapientissimi regia Karli et Albini magistri (in
Halm's rhett. lat. 523; Albinus = Alcuinus, § 500, 3g£.).
428. Eifer für die alte Geschichte betätigte die dem Sym-
machus eng befreundete und verschwägerte Familie der Nico-
machi Flaviani in drei Generationen; ein Nicomach us verfaßte
Annales und andere Schriften, andere wandten dem Texte des
Livius Sorgfalt zu. Auch der Verfasser der sog. Epitome aus
Victor schrieb wohl bald nach dem Tode des Theodosius.
1. CIL. 6, 1782 Ob. 1188 Wilm. 646» Virio Nicomacho Flaviano
(geb. um J. 334) v. c, quaest,, praet., pontif. maiori, consulari Sktliae
(J. 365), vicario Africae (J. 377), quacstori intra palatium (— aulae divi
Theodosi, J. 382), praef. praet. (Italiae, Illyr. et Africae) Herum (J. 383 und
um 890 f.), cos. ord. (J. 394), historico disertissimo , Q. Fab. Memmius Sytn-
machus v. c. prosocero optimo. Der Sohn des Redners SymmachuB hatte
die Enkelin des Nicom. (I) und der Sohn dieses Nie. (A. 2) die Tochter
des Symmachus geheiratet; s. § 425, 3. Als Geschenk bei einer dieser
Hochzeiten diente wahrscheinlich das uns erhaltene Diptychon Meleretense
(bei Gobi, thes. diptychor. 1, 203 Tfl. 6), dessen eine Seite die Inschrift
Nicomachorum, die andere Symmachorum zur Andeutung der eingegangenen
Familienverbindung trägt. Im J. 394 ging Nicomachus zu Eugenius (§427,3)
über und nahm sich, als dieser dem Theodosius unterlag, das Leben
(MomcsEN, Herrn. 4, 362). Im J. 431 wurde er wieder in seine Ehren ein-
gesetzt. Der betreffende Erlaß an den Senat von Theodosius II und Pla-
eidus Yalentinianus ist inschriftlich erhalten (CIL. 6, 1783 Oreixi 6593
Wilm. 645). Den Flavianus senior, heißt es darin, sie in monumenta vir-
tututn 8uarum titulosque revocemus ut quidquid in iatutn caeca insimidatione
commissum est proeul ab eius prineipis (Theodosius I) voto fuisse iudicetis.
emus in eum effusa benivölentia et usque ad annalium (sc. Jibros), qw*
consecrari sibi a quaestore et praeficto suo (eben Nicom. I) voluit, provetta
excitavü livorem inproborum. Wegen dieser dem Theodosius gewidmeten
annales heißt er in der obigen Inschrift historicus disertifsimus. Macrob. 1,
§ 428 Nicomachi Flaviani. 1091
6, 13 Flatianum, qui quantum sit mirando viro Venusto patre praestantior
non minus ornatu morum gravitateque vitae quam copia profundae eruditionis
(zB. im Auguralwesen, Macrob. 1, 24, 17. Sozom. 7, 22. Nikephor. 12, 32)
adseruit. Er ist bei Macrobius einer der Wortführer. Philosophische Bil-
dung, s. Stmmach. ep. 2, 61 de hoc vestra existimatio sit, qui taliutn verum
profitemini notionem. Vgl. Macr. 1, 6, 4 Flavianus et Eustathius (§ 430, 3),
par insigne amiciU'ae. Möglich daher daß die von Johannes Saresber.
(polier. 2, 26. 8, 11 f.) benutzte Schrift eines Flavianus de vestigiis philo-
Bophorum von ihm herrührt: vgl. ARbifferscheid, RhM. 16,23. Ob auch die
in Bobbioschen und Michelabergschen Bücherkatalogen verzeichnete Schrift
liber I Flaviani de consensu nominum et verborum (GBeckbr, catalogi bibl.
antiqui nr. 32, 425. 80, 196)? Vgl. aber § 419, IgE. Apoll. Sidon. epp. 8, 3
Apollonii pythagorid vitam, non ut Nicomachus senior e Philostrati, sed ut
Ta8cius Victorianus e Nicomachi schedio exscripsit, . . misi, was sich wohl
auf eine von dem alteren Nicomachus veranstaltete und von Victorianus
durchgesehene lateinische Übersetzung (§ 467, 6 E.) von Philostratos' Leben
des Apollonios von Tyana (vgl. Mommsen in Lütjohanns Apoll. Sidon. p. 420)
bezieht. Den wundertätigen Apollonios pflegten die Gegner des Christentums
Christus gegenüberzustellen. Hauptsächlich gegen den Nicomachus als
einen der Wortführer der heidnischen Partei ist das Carmen adv. paganos
(§ 436, 6) gerichtet.
2. Dessen Sohn ist Nicomachus Flavianus (II) CIL. 6, 1783 Ob. 6693
Wilm. 646: N. Fl. cons(ularis) Camp(aniae), procons. Asiat (J. 383), praef.
urbi saepius (zB. um J. 394. 399. 402 f.), nunc (J. 431) praef. praet. Italiae
Iüyrici et Äfricae. Vgl. Liban. or. 27. Cod. Theod. (Hähbl, corp. leg.
p. 111). Er verbesserte apud Hennam (die Nicomachi hatten Güter in
Sizilien, Symmachi ep. 2, 30. 6, 57. 66) als III praef. urb. (noch nicht
praef. praet., also vor J. 431) die Bücher 6—8 des Livius, s. § 266, 11.
426, 9 gE.
3. CIL. 6, 1788 Ob. 6693 Wilm. 645 Appius Nicomachus Dexter, v. c.
ex praef{ecto) urb{\) (zwischen 427 und 431) , avo optimo (dem Nie. I) sta-
tuendam curavi (J. 481). Dieser Nie. ILT war der Sohn von Nie. II. Er
verbesserte ad exemplum parentis (vgl. § 46, 10. Rossi aO. 326) Giemen-
tiani die Bücher 3—5 des Livius, s. § 256, 11. 425, 9gE.
4. Über die drei Nicomachi s. GBdeRossi, annali delT inst. arch. 21,285,
und BBoBaHEsi ebd. 357 «■ oeuvr. 8, 197. OJahn, Lpz. SBer. 1851, 386.
OClason, Heidelb. Jahrbb. 1872, 636. OS reck vor s. Symm. p. xl. li. cxii
und sonst.
5. Stmmach. ep. 3, 11 (Naucellio): opusculi tut quo priscam rem-
publicam cuiusque gentis ex libro graeco in latinum transtulisti. Er war ein
Altertümler: ebd. speetator tibi veteris monetae solus supersum . . . me qui-
dem iuvet vetustatis exemplar de autographo tuo sumere. Naucellius war
auch Dichter. Symm. 3, 11, 4 carminum tuorum codicem reportandum puero
tradidi et quia eglogarum confusus ordo est usw. 3, 13, 2 dum carmina tua
ruminas, dum epigrammata oblatis lucis aut amnibus facis usw. — Ober dio
Epitome s. § 414, 3; die Notitia dignitatum § 463, 6.
69*
1092 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
429. Seit Tacitus das erste und überhaupt das letzte ernst-
hafte Geschichtswerk höheren Stils gab der römischen Literatur
ein Grieche, Ammianus Marcellinus (um J. 33Ö— 400) aus
Antiochia, welcher nach einer langen verdienstvollen kriegerischen
Laufbahn in den zwei letzten Decennien des Jahrhunderts zu
Rom eine Fortsetzung des Tacitus verfaßte. Er behandelte die
Jahre 96—378, von Nerva bis zum Tode des Valens; erhalten
sind aber von seiner Darstellung nur Buch XIV — XXXI (J. 353
— 378). Das Erhaltene ist besonders wertvoll als Geschichte der
eigenen Zeit des Verfassers, welcher den Ereignissen vielfach
nahe stand und die Wahrheit zu sagen aufrichtig bemüht war.
Ammianus ist eine soldatische Natur, von verstandigem, frei-
sinnigem Urteil, ehrlich und derb und besonders den hofischen
Schlichen und Ränken aufsäßig, abergläubisch und duldsam,
gern prunkend mit seiner sauer erworbenen Gelehrsamkeit, aber
auf dem Gebiete der Federführung gar nicht zu Hause. Sein
Latein ist schwer zu verstehen, unleidlich geziert und überladen,
eine Qual seiner Leser. Seinem Werke angehängt werden meist
die sog. Anonymi Valesii, geschichtlich wertvolle Auszüge über
die Zeit Gonstantins und Theoderichs.
1. Ammianus Marcellinus stammt ans guter Familie, s. Aioc. 19, 8, 6.
Früh ins römische Heer eingetreten stand er J. 363 im Gefolge des mag.
eq. Ursicinns im Oriente, begleitete denselben nach Italien und Gallien,
focht unter (Kaiser) Julian gegen die Alemannen und nahm an dessen per-
sischem Feldzage teil. J. 371 lebte er in Antiochia (29, 1, 24), später in
Rom. Auch in Ägypten war er gewesen: s. 16, 4, 6. 22, 5, 1. Schluß-
wort (31, 16, 9): haec ut miles quondam et Grraecus (vgl. Wendungen wie
ut Graeci dicimus u. dgl. 22, 8, 33. 23, 4, 10. 23, 6, 20) a principatu
Caesaris Nervae exorsus adusque Vdlentis interitum pro virium explicavi
mensura, opus verüatem professum numquam (ut arbitror) seien* silentio
ausus corrumpere vel mendacio. scrxbant reliqua potiores, aetate doctri-
nisque florentes. Ammian trug Teile seiner Geschichte in Rom öffentlich
vor. Ltban. ep. 983 (MctoitelMvcp) %al ob f/jXaJ xov KPcofirjv $%biv %d%sivrjv
xov ob . . . r\v pev oiv Sri aoi (isya xal xb fttra ciyfjg iv xy xoictvxrj
diuysiv xal xb Xoyovg vn uXXwv Xsyofiivovg de%80&ai. noXXovg Öe rj'Papri
TQBCpSL g^xogag itazQuoiv ditoXov&ovvTag. vvv d' mg ioxiv a%0veiv xav
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(isoog txeoov efoxaXovvxog. änovco de xr\v 'PwftTjv avvijv axetpavovv aoi
xov novov. . . xavxl 8b ov xov avyygatpia noafisi povov dlXa xal qp«s (die
Antiochener) mv iaxiv b avyyQccopevg. ebd. 235 o$ vnb (lev xov 6%ripaxQ$
s lg axQaxicozccg, vnb de xav Zgyoov elg qpiXoootpovg iyyiyoctnxai, . . 6 xaXos
'Apfiiavog.
2. Ammianus ist entschiedener Polytheist, aber in der verschwommenen
§ 429 Ammianus. 1093
und abgeblaßten Weise der Gebildeten seiner Zeit (vgl. § 426, 7). An der
Spitze sieht ihm ein numen caeleste, divinum, superum, aeternum von sehr
unbestimmten Umrissen, und in der Hauptsache lenkt alles fortuna oder
fatum (23, 6, 5 nulla vis humana vel virtue meruisse umquam potuit ut quod
pra€8cripsit fatalis ordo non fiat). Etwas mehr Persönlichkeit haben die
Untergötter. Vgl. 14, 11, 26 (Nemesis). 22, 3, 12. 21, 1, 8 (Themis). 16,
6, 5 (Mercur). 17, 7, 12 (Neptun). Er glaubt an portenta, prodigia, omina
(25, 10, 1. 11. 21, 16, 21), wie an auspicia und auguria. Aber er ist auch
gegen das Christentum gerecht (21, 16, 18 [Constantius] chi-istianam reli-
gionem absolutam et simplicem anüi superslitione confundens . . . excitavit
discidia plurima) und tadelt es selbst an dem von ihm verehrten Julian
als inclemens quod docere vetuit magistros rhetoricos et grammaticos chrütianos
ni transissent ad numinum cultum (25, 4, 20). 22, 11, 10 qui deoiare a
rdigione compulsi pertulere conciabiles poenas ad usque gloriosam mortem
intemerata fide progressi et nunc martyree appellantur. Gern blickt er in
die alte Zeit zurück und verwendet sie zur Kritik der Gegenwart, zB. 25,
9, 9 ff. 24, 10, 13. Ganz besonders bezeichnend ist seine Schilderung der
Beredsamkeit und Rechtspflege in seiner Zeit 80, 4.
3. Die erhaltenen Bacher sind, soweit wir Beben können, um J. 390
verfaßt, die Veröffentlichung erfolgte, wie es scheint, stückweise. Einzelne
Zeitbestimmungen: 22, 16, 12 ist vor der Zerstörung des Serapeums in
Alexandria Juli 391 geschrieben ; 26, 5, 14 nach dem Consulat des Neoterius
(J. 390). Vgl. WCabt aO. 46. AvGutschmid , Lit. Centralbl. 1873, 737.
Mommseh, Herrn. 16, 630. — Titel: bei Friscian (s. u.) und im Vaticanus
(A. 6): rerum gestarum libri. Ammian giebt in den erhaltenen 18 Büchern
(14—31) die Geschichte von 26 Jahren (353 — 378): die gewöhnliche An-
nahme ist nun daß er in den verlorenen BB. 1—13 die Geschichte von 256
Jahren (96—353, Arne. 31, 16, 9 a prineipatu Caesaris Nervae exorsus) in
summarischer Kürze behandelt habe. So häufig es nun ist daß Geschicht-
schreiber, je mehr sie sich der Schilderung ihrer Zeit nahern, desto aus-
führlicher werden (§ 37, s. unten die Angabe aus Liv.), so wäre doch das
Mißverhältnis ein sehr grelles, wenn in den verlorenen 13 ersten Büchern
auf ein Buch die Geschichte von rund 20 Jahren entfallen sein sollte,
während in den erhaltenen Büchern noch nicht 1% Jahre durchschnittlich
in einem Buche behandelt werden. Bei Tacitus umfaßt ein Buch der Ann.
durchschnittlich je 3, der Hißt, je 2J/3 Jahr, bei Cassius Dio umfassen BB.
9-40 je 772 J., 41—60 je 5yi0, 61—80 je 8% J., bei Livius BB. 6-15 je
12% J., 16—20 91/. J., 21—30 1% J., 31—45 2% J.t 46-90 2 J., 91—120
l1/, J., 121—142 1 J. Dabei sind die Bücher der genannten Geschicht-
schreiber umfangreicher als die ammianischen. Selbst bei Dionysios von
Halikarnas8 enthalten die durchschnittlich mehr als dreimal umfänglicheren
Bücher 5 — 20 nur je 15 */4 Jahre. Am ehesten vergleicht sich Zosimos
(B. 1 Zeit von Augustus bis Diocletian; B. 2— 4 viertes Jahrhundert bis
J. 396; B. 6—6 von J. 895—410). Aber die Beschaffenheit der häufigen
Verweisungen Ammians auf Stellen (namentlich auch auf Excurse, s. A. 4)
der verlorenen Bücher zeigt daß diese nicht sowohl summarische Zu-
sammenfassung als auch ausführlichere Darstellung enthalten haben (s.
Michael aO. 8). Es ließe sich daher vermuten (s. HMiohabl, die verlorenen
1094 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Bücher des Ammianus Marc, Bresl. 1880) daß Ammian nach dem Vorbild
des Tacitus, welchen er fortsetzt und auch sonst (A. 5) nachahmt, seine Ge-
schichte in zwei Abteilungen zerlegt habe. Die eine (etwa mit dem Titel
verum a principatu Caesaris Nervae gestarum libri) habe die Zeit von Nerva
bis zum Tod Constantins (22. Mai 387) umfaßt, die andere habe die Ge-
schichte der von Ammian durchlebten Zeit enthalten, betitelt etwa rerum
ab excessu Constantini Augusti gestarum libri ? (Diese Abteilung konnte, so-
lange sie vollständig war und in Beziehung zu dem ersten Teil stand,
nicht, wie Michael nach den Hss. und Prise, will, nur f rerum gestarum
libri' heißen.) Demnach hätten die BB. 1—13 der zweiten Abteilung die
Geschichte von 16 Jahren entsprechend dem Umfang der vorhandenen BB.
14 — 31 behandelt. Den Verlust des größten Teils dieses zweiteiligen
Werkes würde man aus dem Umfang wie aus der schwerverständlichen
Schreibweise erklären können. Aber man entschließt sich doch schwer auf
Gründe hin welche leicht täuschen können dem Ammian ein zweites so
ausführliches Werk (auch bei Veranschlagung beträchtlich kürzerer Fas-
sung im Umfang etwa von 80 Büchern) beizulegen. S. jetzt auch gegen
Michael LJeep, RhM. 42, 60. — Ammianus war wenig bekannt: nur em
Gitat ist mit seinem Namen vorhanden, nämlich Fbxsg. GL. 2, 487 ut
Undülsi9, 'indulsum9 vel 'indultum', unde Marcellinus rerum gestarum
XIIII (1, 4) 'tamguam licentia crudelitati indüUa9 (vgl. § 838, 1). Wahr-
scheinlich hatte schon Priscian nicht mehr als wir von Ammians Werke,
VGardthausen, JJ. 103, 846. Cassiodor (§ 483) schrieb den A. aus und
ahmte ihn sogar stilistisch nach. — Vielleicht ist auch nach B. 30 ein
Buch ausgefallen und B. 31 eigentlich als B. 82 zu bezeichnen, s. Chifflit
in Wagners Ausg. p. l, Valesjus ebd. p. exu und Michael aO. 31.
4. Ammian. 16, 1, 1 utcumque potuimus verüatem scrutari ea qua*
videre lieuit per attatem vel perplexe interrogando versatos in media sein
narravimus ordine casuum exposito diver sorum, 18, 6, 23 cum nos conti,
vel, ut verius dixerim, timidi nihil exaggeremus, praeter ea quae fidei testi-
monia neque incerta monstrarunt. 26, 1, 1 dictis impensiore cura rerum
ordinibus adusque memoriae confinia propioris convenerat iam referre a
notioribus pedem, ut et perieula declinentur veritati saepe contigua et exami-
natores contexendi operis deinde non perferamus intempestivos, welche alle
Kleinigkeiten erwähnt wissen wollen, praeeeptis Mstoriae dissonantia, diseur-
rere per negotiorum celsitudines adsuetae, non humüium minutiös indagare
causarum. Indessen inscitia t>olgari contempia ad residua narranda per-
gamus (ebd. 2). Die Anlage des Werkes iBt, wie bei Tacitus, in der Haupt-
sache annalistisch. Übermäßig häufig werden große Abschweifungen bes.
geographischen Inhalts, eingefügt, welche zum Teil aus eigener Anschauung
geschöpft sind (zB. 22, 16, 12), überwiegend aber aus Büchern. Nament-
lich hat A. die Angaben des offiziellen Verzeichnisses der Reichsprovinzen
und Reichsgemeinden (s. über derartiges zB. die noütia Galliarum, § 392, 9),
für das Reichs- Ausland die Geographie des Ptolemaeos mit Einschlagendem
aus Rufius Festus (§ 416), aus SolinuB (§ 389) u. a., endlich mit Notizen
griechischer Quellen (Timagenes) zusammengearbeitet; s. bes. Mokmskit,
Ammians Geographica, Herrn. 16, 602. VGardthaubbn, die geograph. Quellen
Ammians, JJ. Suppl. 6, 609, nebst AvGutschmid, lit. Centralbl. 1873, 737.
§ 429 Ammianus. 1095
MSchuffbkb, Amm. Marc, quae de sedibus ac moribus coinplurium gentium
scripserit etc., Meinungen 1877. Chbistofhe, gäographie d'Ammien Mar-
cellin; Asie centrale, ancienne Gaule, ßgypte, Lyon 1880. Im Berichte
über Julian stimmen Ammian und Zosimus vielfach wörtlich überein; s.
HSodhaus, de ratione quae intercedat inter Zosimi et Amm. de bello a Iul.
imp. cum Persis geeto relationes, Bonn 1870. FReiche, Chronol. der letzten
6 BB. des Amm., Jena 1889.
6. An der Sprache Ammians fallt zunächst auf die ganz unberechen-
bare Wortstellung. Dazu der pathetische Stelzengang, die Überladung mit
gezierten bildlichen und poetischen Wendungen, die unnatürlichen Con-
structionen, starke Beimischung von Volksni&ßigem (Comparativ statt des
Positivs, guod statt des acc. c. infM Präs. für Fut., Imp. für Plqpft., voll-
kommen regellose consec. temp. usw.). Diese Darstellung ist das Ergebnis
teils des allgemeinen Zeitgeschmackes, teils der fremden (griechischen)
Herkunft und der personlichen Wunderlichkeit des Verfassers, welcher die
verschiedenartigen Bestandteile seiner Bildung und Studien bunt durch
einander mischt, endlich der Berechnung für öffentlichen Vortrag, worin
der Verf. mit den Ehetoren wetteiferte (s. Leban. oben A. 1). Amm. zeigt Be-
kanntschaft mit Dichtern u. Prosaikern, mit Plautus u. Terenz wie mit Virgil,
Horaz, Ovid, Lucan u. a., unter den Prosaikern hauptsächlich mit Cicero
(H Michael, de A. M. studiis Ciceronianis, Bresl. 1874; Beitr. z. Charakterist.
des Amm. in den Abhh. f. MHertz, Berl. 1888, 229) und Gellius (MHebtz,
Herrn. 8, 275), n&chstdem mit Sallust (MHertz, de A. M. studiis Sallustianis,
Bresl. 1874. HWibz, Phil. 36, 627), Tacitus (EWölfflin, Phil. 29, 659),
Caesar, Livius, Plinius d. ä., Apuleius u. a-I Vgl. MHebtz, Hermes 8, 257.
Dabei ändert Amm. die benützten Stellen gern ab und wendet sie auf ganz
andere (oft entgegengesetzte) Dinge an, sagt von der nox was das Original
vom dies oder von der Atem* was jenes von der aestas ausgesagt hatte.
Freilich ist es bei solchem Zusammenlesen der einzelnen Worte und Wen-
dungen aus der ganzen Literatur und solchem Hineingeh eimnißsen fast un-
begreiflich wie Amm. ein ganzes großes Werk fertig brachte, selbst unter
der Voraussetzung eines Jean Panischen Zettelkastens, und man wird des-
halb vieles auf Rechnung unbewußter Erinnerung des Schriftstellers setzen
mfissen, welcher besonders durch Lesen sich der fremden Sprache bemäch-
tigt hatte. Vgl. Momusbn, Herrn. 16, 635. — GHassbnstein, de syntaxi Amm.
Marc, Königsb. 1877. ARbitbb, de Amm. Marc, usu orationis obliquae,
Würzb. 1887. GRbinhabdt, de praeposs. usu ap. A. M., Halle 1886.
HEhbismakh, de tempp et modd. usu Amm. Straßb. 1886 («=» Dies. Argentor.
10, 111). FLibsenbebq, die Sprache des Amm., I der Wortschatz, Blankenb.
1888. 89 II. Vgl. auch A. 8.
6. Handschriften: die beste war die Hersfelder (s. IX/X), welche
dem SGelbnius (s. A. 7) vorlag, verloren bis auf die kürzlich in Marburg
wieder entdeckten erheblichen Bruchstücke (6 Blätter, Amm. Marc, fragm.
Marburgensia ed. HNissbm, Berl. 1876); jetzt ist die wegen ihrer Güte und
Vollständigkeit wichtigste die Fuldaer (s. IX/X), welche vor dem J. 1417
durch Poggio (AMai, spicileg. rom. 10, 311) nach Italien kam, jetzt Vatic.
1873 (vgl. auch G Voigt, Wiederbeleb, d. class. Altert. 1', 244). Das Ver-
hältnis dieser besten Hss. unter sich (ob die Fuldaer Hs. eine Abschrift
1096 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
der Hersfelder?) und zu der Hb. des Accursius (s. A. 7), zum Petrinns (im
Archiv von StPeter in Rom) vom J. 1842 und zum Vatic. 2969 s. XV usw.
igt noch nicht hinlänglich aufgeklärt. MHaupt, op. 2, 371. VGabdthaüsen,
JJ. 103, 829. Mommsen, Herrn. 6, 231. 7, 97. 16, 244. Gabdthaüsbh, ebd.
6, 243. 7, 168. 454. FBühl, RhM. 28, 337. JJ. 113, 789.
7. Ausgaben. B. 14 —26 zuerst Rom 1474 (durch ASabinus) nach
einer Abschrift der Fuldaer Hs., verbessert Bologna 1617 (durch PCabtbllcs).
Nachdruck (durch DErasmus) Bas. 1518 (corp. hist. rom.). Neue Auflage
hiervon, aber unter Benützung des Hersfeldensis (daraus abgedruckt B. 27
—30) durch SGeleniüs, Bas. [Joli] 1633; vgl. Mommsen, Herrn. 6, 236. Gleich-
zeitig ed. MAccuRsius (Augsb. [Mai] 1633); vgl. Gardthaosen, Herrn. 7,
168. 453. Mommsen ebd. 171. FRühl, RhM. 28, 337. Cum notis integris
FLindenbbogii (Hamb. 1609), Henr. [et Hadr.] Valesiorum (de Valois, Par.
1636. 1681) et JGronovii (Leid. 1693 fol. und 4.), quibus ThRetnesii quasdam
et suas adiecit JA Wagneb, ed. absolvit CGAEbfürdt, Lps. 1808 III. Rec.
FEyssenhardt, Berl. 1871 (ed. minor ebd. 1872, s. dens. JJ. 111, 609; vgl.
dazu AKiesslinq, JJ. 103, 481. VGabdthaüsen, Gott. gel. Anz. 1871, 1302.
JJ. 111, 663. Mommsen, Herrn. 6, 231). Rec. VGabdthaüsbn, Lps. 1874.
75. II. — Übersetzt von LTross und CBüchelb , Stuttg. 1827 ff. Auszüge
aus Ammian. Marc, (enthaltend das auf deutsche Geschichte Bezügliche)
übers, v. DCostk, Lpz. 1879 (Geschichtschr. d. deutschen Vorzeit).
8. ClChifflbt, de A. M. vita et libris, Lovan. 1627 und in den Ausgg.
CGHetne, censura ingenii Amm. Marc, op. 6, 35. GRSibvebs, d. Leben des
Libanius, Berl. 1868, 271. De Ammiano Marc. Abhh. v. AADitki (Rössel
1841), GAMüllbb (Posen 1852), EAWMölleb (Eönigsb. 1863). Quaestiones
Amm. v. RHReüscher (I: A. vita, Frankf. aO. 1859), EEHddrmann (Landab,
a. W. 1864), WACart (Berl. 1868), PLanoen (Düren 1867 und Phil. 29,
335. 469), HEallenbero (grammaticae, Halle 1868), ESchneideb (Berl. 1879),
HDedebichs (gramm. et critt., Münster 1878). JHorkbl in s. Reden und
Abhandl. (Berl. 1862) 229. JHrbmann, obss. critt. Amm., Bonn 1855. RUnger,
de A. M. locia controversis, Neustrelitz 1868. MHaupt, op. 2, 371. 490.
3, 645. VGabdthaüsen, coniectanea Amm. codice adhibito Vat., Kiel 1869;
Interpolationen beim A., Herrn. 7, 463. AKellerbaueb, BlfdbayrGW. 7, 11.
9, 83. 127. CFWMülleb, JJ. 107, 841. Vgl. MHebtz, de Amm. studiia
Sali. p. 4—6 not. AKibssling, coniectanea Amm., Greifsw. 1874. RBentley's
Emendationen sind aus s. Handexemplar abgedruckt RhM. 33, 468. 35, 336.
OGüntheb, quaestt. Amm., Gott. 1888. OSeeck, Herrn. 18, 289. Madvig,
adv. crit. 3, 251. JJCornelissbn, Mnem. 14, 234.
9. Die sog. 'Excerpta Valesiana' gab HValbsius an seiner
Ammian- Ausgabe (Par. 1636) aus einem jetzt in Berlin befindlichen, früheren
cod. Phillipp. 1885 (Meermannianus) s. IX zuerst heraus; s. über diese Hs.
FRühl, act. soc. phil. Lips. 5, 368. KZangemeister, RhM. 30, 310. Seitdem
in den meisten Ammian- Ausgaben gedruckt, jetzt am besten (nach neuer
Yergleichung jener Hs. und mit Benutzung eines Vatic. Palat. 927 8. XII
für den zweiten Teil) in Gabdthausen'b Ammian 2, 280. Die Auszüge sind
aus zwei Schriftstellern geschöpft. Die erste Hälfte (Anonymus I p. 280—89
Gardth., in der Hs. betitelt: origo Constantini imperatorü) , ungefähr aus
§ 429 Ammianus. § 430 Praetextatus. 1097
dem J. 890, ist eine wichtige Quelle für die Geschichte Constantins. FGörbks,
JJ. 111, 201. WOhnesobge, der Anonymus Valesii de Constantino, Kiel 1886.
JEKlkbs, Phil. 47, 53. — Von verschiedenem Charakter ist die über die
J. 474—526 sich erstreckende zweite Hälfte (Anonymus II p. 289-305
Gardth., betitelt: item ex libris chronicorum inter cetera), zwar stofflich
gleichfalls wertvoll, aber in barbarischem Latein verfaßt um J. 560 zu Ba-
venna (darin ist schon Eugippius' vita Severini, § 494, 3, benützt; ChWGlück,
Wien. SB er. 17, 77), wahrscheinlich geflossen aus der Chronik des Maxi-
mianus, Bischofs von Bavenna 546, f 556. Aonelli, über pontific. eccl.
ßavenn. (Mon. Germ. hist. Scriptt. Langob. et Ital., Hann. 1878) p. 331 und
dazu OHolder-Eggeb, ebd. 272 und NArch. f. ältere deutsche Gesch. 2
(1877), 316. Vgl. RPallmakn, Völkerwanderung 2, 248. WÖchsli, üb. d.
hist. miscella und den anonym. Vales. II, Zürich 1873. FGörbjbs aO. 210.
— Deutsche Übersetzung der zweiten Hälfte von DCostb, an Prokops
Gothenkrieg, Lpz. 1885 (Geschichtschr. d. deutschen Vorzeit).
480. Die Philosophie wurde in dieser Zeit hauptsächlich
von solchen betrieben welche in ihr eine Stütze und Waffe
gegen das übermachtige Christentum suchten, wie von dem
altadeligen, hochgestellten und edlen Vettius Praetextatus (geb.
um J. 325, f 384). Selbständige Bedeutung hat aber keiner der
Männer welche (besonders von Symmachus) als Philosophen be-
zeichnet werden.
1. Vettius Agorius Praetextatus, augur, pontifex Vestae, pontif.
Solis, quindecemvir, curiälis Her cutis, sacratus Libero et Eleusiniis, hiero-
phanta, neocorus, tauroboliatus, pater patrum, in rep. vero quaestor candi-
datus, praetor urb., corrector Tusciae et Vmbriae, consularü Lusitaniae,
procon8. Achaiae (J. 862—864), praef. urbi (J. 867—868), legatus a senatu
missus V[II], praef, praet. II Italiae et lllyrici (das zweite Mal J. 384,
s. cod. Theod. 6, 5, 2. cod. Iust. 1, 54, 5), cons. ord. designatus (fflr J. 385,
er starb noch J. 384), nach seiner Grabschrift (im Capitol, CIL. 6, 1779,
vgl. 1778 [= Ob. 2864], auch 1780). Vgl. OSbbck vor s. Symm. p. lxxxiii.
Jene Inschrift (nebst den mit ihr verbundenen Gedichten) zeigt daß noch
immer, wie schon in Hier Zeit des Apuleius, die eifrigsten Anhänger der
alten Religion bestrebt waren durch Vielheit der Gottesdienste (Macb. 1,
9 17, 1 sacrorum omnium praesulem esse te, Vetti Praetextate, divina volue-
runt) zu ersetzen was ihnen an innerer Befriedigung und Sicherheit ab-
ging. Dazu sollte auch die Philosophie (Macb. 1, 24, 21) behilflich sein.
Bobth. de interpret. ed. sec. I p. 289: Vettius Praetextatus priores postre-
mosque analyticos non vertendo Aristotelem latino sermoni tradidit, sed
tr ans f er endo Themtsiium. Vielleicht ist von ihm auch die unter Augustins
Namen erhaltene Schrift de X categoriis. Das Gedicht auf ihn welches
seine Gattin Aconia Fabia Paulina auf sein Grab schreiben ließ (CIL. aO.,
auch bei Büciieleb, Greifs w. Sommerkat. 1870, p. 13) rühmt von ihm: tu
quidquid lingua utraquest proditum cura sophorutn porta quis caeli patet,
vel quae periti condidere carmina, vel guae sölutis vocibus sunt edita, meliora
reddis quam legenda sumpseras (teils durch Übersetzen, teils durch Emen-
1098 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
dieren; Symm. ep. 1, 53 remissa tempora et ab negotiis publicis ftriata libris
veterum ruminandis Ubenter expendis; vgl. § 428, 2 f.). PRE. 6, 2536, 42.
OJahn, Lpz. SBer. 1851, 338. HBichteb, das weström. Reich (1865) 339.
Vgl. § 425, 9. 440, 7 £. 444, 3. 6.
2. Syhmacb. epist. 1, 29 nihil moror ceteros . . phüosophiam fastu et
habitu mentiuntur. paucos, et in his praecipue familiärem meum Batrachum,
nostra aetas tulit quorum germana sapientia ad vetustatem vergeret. Augustin.
ep. 1, 1 hoc saectäo cum iam nullos videamus philosophos nisi forte amiculo
corporis, quos quidem haud censuerim dignos tarn venerabili nomine. — Als
Philosophen werden in den Briefen des Symmachus genannt Maximus
(2, 29), Asclepiades (6, 31), Iamblichus (9, 2), Nicias (9, 39), Celsus (10, 25).
— Fürsprache für das Solarium des proftssor phüosophiae Priscianus ebd.
1, 79. Ein phüosophiae candidatus ebd. 1, 41.
3. Macrob. 1, 7, 3 Horus (vgl. Symm. ep. 2, 39), vir corpore atque
animo iuxta validus, qui post innumeras inter pugües palmas ad phüosophiae
studia migravit sectamque Äntisthenis et Cratetis atque ipsius Biogenis
secutus inter cynicos non incelebris habebat ur. ebd. 1, 5, 13 Eustaihium,
qui tantus in omni genere phüosophiae est ut etc. 7, 1, 8 quia tc unicum,
Eustathi, sectatorem phüosophiae nostra aetas tulü. Vgl. § 428, 1 gE. —
Über Nicomachus Flavianus I s. § 428, 1. — Über Augustins philosophische
Schriften s. § 440, 5.
431. Ein jüngerer Zeitgenosse des Symmachus war der
Grammatiker Servius, welcher zu Rom lehrte und schrieb,
hauptsächlich bekannt als Verfasser einer umfänglichen Erläu-
terung zu den virgilischen Gedichten, welche auf uns gekommen
ist. Der schulmäßigen Nüchternheit derselben hat ein Unbe-
kannter dadurch aufgeholfen daß er aus guten Quellen eine Fülle
des wertvollsten Stoffs, besonders über altrömisches Religions-
und Staatswesen, griechische und italische Sagen, über Altlatein,
auch über Sprachgebrauch usw. den Erklärungen des Servius in
der Form von Zusätzen eingefügt hat. An Urteil und Geschmack
steht hinter Servius weit zurück dessen Fachgenosse, TL Clau-
dius Donatus, von welchem ein an seinen Sohn Donatianus«
gerichteter Commentar zur Aeneis erhalten ist. Außer dem
Yirgilcommentar besitzen wir von Servius eine Erklärung zur
Ars des Aelius Donatus und eine Übersicht der verschiedenen
Metra (de centum metris). Auch trägt seinen Namen die Ab-
handlung de finalibus und anderes. Aus derselben Zeit ist end-
lich auch Dositheos, welcher eine ältere lateinische Grammatik
ins Griechische übertrug.
1. Bei Macrobius nimmt neben Vettius Praetextatus (f J. 384, s.
§ 430, 1), Symmachus u. a. am Gespräch teil Servius inter grammaticos
doctorem recens professus, iuxta doctrina mirabüis et amabüis verecundia,
§ 431 Servius. 1099
Macbob. 1, 2, 16. 7, 11, 2 et Disarius (vgl. Stmm. ep. 3, 37. 9, 44): age,
Sern, non sölum adükscentium qui tibi aequaevi sunt sed senum quoque
omnium doctissime, etc. Ist die angebliche Gesprächszeit etwa J. 380, so
war demnach Servius ums J. 365 geboren. 6, 6, 1 sed nunc dicat Servius
quae in Vergüio notaverit . . cotidie enim romanae indoli enarrando eundetn
vatem necesse est habeat huius . . scientiam promptiorem; vgl. 1, 24, 8. 20
(an beiden Stellen Beziehungen des Servius zu Virgil). Wie die Gesell-
schaft in welcher er bei Macr. auftritt (s. § 444, 3) so macht seine gelehrte
Teilnahme für die alte Religion höchst wahrscheinlich daß er sich zur
letzteren auch bekannte (ETbomas aO. 140). Dem entsprechend finden sich
im Virgil commentar keine christlichen Anschauungen, wohl aber heid-
nische, zB. zu Aen. 1, 79 duplici ratione divinos honores meremur dearum
coniugio et convivio deorum. 1, 297 in deorum ratione fabulae sequendae sunt,
nam veritas (deren sich die Christen rühmten) ignoratur. Zur Zeitbestimmung:
Avienus (§ 420) wird von Servius citiert Aen. 10, 272. 388. Serv. Aen. 3, 80
hodieque impercUores pontifices dicimus (und dazu AGbssnbb aO. [A. 3] 10).
Name: bei Macrobius einfach Servius, in den ältesten Hss. des Virgilcommen-
tars Servius grammaUcus, ebenso in der Widmung des Centimeter (A. 4); da-
gegen haben die guten alten Hss. in den Über- und Unterschriften des letz-
teren und in dem Büchlein de finalibus die Namen Naurus (Marius) Servius
oder Maurus (Marius) Servius Honoratus oder Servius Honoratus, endlich
auch Honoratus allein (s. Keil's GL. 4, zliv. xlvi). Dieser vollständige Name
erscheint vor dem Virgilcommentar erst in den Hss. s. XV (Marius Servius in
einem Leid. s. XII). Servius magister heißt er in einer Subscription von Juvenal-
Hs8. (§ 331, 8), bei Ps.-Acbo zu Hör. s. 1, 9, 76 sie Servius, magister urbis
exposuit, und in der Subscriptio des Par. 7630 s. VIII zum Donatcommentar
(8. auch A. 4). In der Oberschrift der letzteren Hs. heißt der Verfasser
Sergius und auch sonst findet sich diese Verderbnis, zB. in der ältesten
Hs. des Virgilcommentars (Bern. 863 s. IX), in zwei Anführungen aus dem
Virgilcommentar in den commenta (§ 303, 8) zu Lücan 3, 402. 7, 633. S.
auch A. 4. 10.
2. Der Virgilcommentar liegt uns in zwiefacher Fassung vor. Die
kürzere ist durch die Überschriften und andere Zeugnisse als das Werk
des Servius ausdrücklich beglaubigt (Haupthss : Caroliruhensis 186 s. IX,
Lips. *. X, Carolirnh. 116, Vatic. Regin. 1674, SGall. 861. 862, alle s. X
u. a.; stark verstümmelt liegt diese Fassung vor im Bern. 863 s. IX. Über
den cod. Daventr. s. XI JJCorheussbn, Berl. 1871, über den Harleianus
2782 8. IX HNbttlkship, Academy 1879, 11. Überschrift: expositio (auch
explanatio) Servii grammatici (A. 1) in bucolicon usw. Pbisc. GL. 2, 266,
14. 616, 23 Servius in commentario tertii libri Vergiliani (Aeneidos) citiert
des Servius Bemerkungen zu Aen. 3, 326. 1, 174. ebd. 2, 238, 18 Servius
in eommenio Vergüii u. a. Ebenso werden Erklärungen in der kürzeren
Fassung unter dem Namen des Servius (Sergius) citiert in den commenta
Lucani (s. A. 1 E.). Besonders ausgebeutet sind diese kürzeren Schotten in
Ibidor's Origines (Thilo zu Serv. 1, p. xxxvni). Der Commentar zur Aen.
ist vor demjenigen zu buc. und georg. (vgl. georg. 1, 488. 2, 170.
481. 4, 101. buc. 7, 26) verfaßt. Derselbe hat die größte Ähnlichkeit mit
Servius1 Commentar zu Donat (Thilo aO. 1, p. lxxiv. Thomas, essai 212)
1100 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
und giebt eine für den Gebrauch der Jugend bestimmte, mit Vorliebe das
Grammatische, Stilistische und Rhetorische behandelnde, gelehrte Einzel-
heiten beiseite lassende, sprachliche und sachliche Erklärung. Von Com-
mon taren seiner Vorganger benutzte Servius für das Sachliche vielleicht
Sueton, sonst aber besonders die des Aelius Donatus (§ 409, 4), dann des
Urbanus (§ 343, 1), Carminius (§ 419, 7), daneben den Gaper und andere
Grammatiker, zB. wird einmal Aen. 7, 6 Hebrius (Hebras) citiert, offenbar
eine Person mit dem Ebrius welcher in den schol. Bern. Öfters allein
(georg. 4, 26. 77. 88. 131. 169. 545. 564) oder mit einem gleichfalls sonst
unbekannten Cornelianus (georg. 4, 120. 175; letzterer allein georg. 4, 87:
vgl. Serv. georg. 1, 12 p. 133, 14 Th.) angeführt wird.
In der ausführlicheren Fassung (den sogenannten 'scholia PDa-
nielis ', weil sie von diesem zuerst veröffentlicht wurden, s. unten), welche
in keiner Hs. dem Servius beigelegt wird, ist jener kürzere Scholien-Text
um zahlreiche oft sehr wertvolle Zusätze (im durchschnittlichen Umfang
etwa von % der kürzeren Fassung) von unbekannter Hand (eines Christen,
s. Thilo aO. 1, p. lxvii) vermehrt. Für Buc. und Georg, leider nur sehr
unvollständig erhalten. Titel : (im Cassell.) Vergüii commenta. Handschriften :
Leid. Voss. 80 (Lemovicensis) s. X, Cassellanus (Fuldensis s. IX/X (darüber
TuBebqk in Marburger Progrr. 1843—45), Paris. 1750 + Voss. F. 79 s. X,
Bern. 172 + Paris. 7929 (Floriacensis) s. IX/X, Bern. 165 (Turonensis) s. IX.
An Quellen sind in diesen Zusätzen benützt besonders die älteren Virgil-
commentare, zB. Probus (§ 300) und Asper (§ 328), aus welch letzterem
auch die zahlreichen Anführungen aus Sallust stammen mögen, ferner Aelius
Donatus, Macrobius (HLimke, de Macrobii fontt. 15. GWissowa, de Macr.
fontt. 55, aber vgl. dagegen RHalfpap- Klotz, quaestt. Serv. p. 3) u. a.
Außerdem finden sich wertvolle, von den Bcholia Danielis abweichende Zu-
sätze zum Servius (ad georg.) im Vatic. 3317 8. X/XI (sie werden gewöhn-
lich ohne Beglaubigung dem Iunius Philargyrius, § 472, 9, beigelegt), jetzt
gedruckt in Tmxo's Ausg., vgl. denselben vor den buc. p. xi. — Von den
scholia Danielis sind durchaus die wertlosen Vermehrungen zu unterscheiden
welche die kürzere Fassung in jungen italienischen Hss. s. XV (Thilo aO. 1,
p. xci) erfahren hat. — Gedruckt in den Vi rgi lausgaben von RStepbancs,
Par. 1532. GFabricius, Bas. 1551 und öfters, PDakiel, Par. 1600 (Genf 1636),
PBurmax, Amsterd. 1746. Ed. HALion, Gott. 1826 und besonders rec. GThilo
(et HHaqbn), Lpz. 1878 fll.
3. Ober Servius und seinen Virgilcommentar vgl. Suringak, hist. crit.
scholl, lat. 2, 59. ETbuber, de Servii vita et commentariis I, Bresl. 1843.
GThilo vor s. Ausgg.; RhM. 14, 535. 15, 119; qua&tt. Serv., Halle 1867.
Momksbn, RhM. 16, 442. ORibbeck, proleg. Verg. 189. JKirchnbr, de Servii
auetoribus gramm. quos ipse laudavit, JJ. Suppl. 8, 469; die grammat.
Quellen des Serv. (Serv. u. Prise), Brieg 1883. EThomas, scoliastes de Ver-
gile: essai sur Servius usw. (mit Supplement), Par. 1880. RHalfpap-Elotz,
quaestt. Serv., Greifsw. 1882. HNettleship, journ. of philol. 10, 153.
PRosbnstock: § 409, 3. AGbssneb, Serv. usw., Zur. 1889 (§ 296, 3gE.). —
Kritisches: Böhmer, leett. Serv., Oehls 1858. FPauly, Randbemerkk. zu
Thilo's Ausg., Graz 1879. ANager, Textkritisches zu Serv., Graz 1882.
4. Andere Schriften des Servius: 1 Commentar zur Ars des Donatus
§ 431 Serviua. Ti. Donatus. 1101
(§ 409, 2), abgedr. GL. 4, 406—448 (Handschrift Paris. 7530 a. VIII). Daraus
wird p. 422, 16—17 angeführt von Pbiscian GL. 2, 8, 16 (Servius in com-
mento quod scribit in Donatum), ebenso p. 408, 36 ff. in den Servius oder
Sergius (A. 1) falschlich beigelegten (§ 409, 2) explanationes in Donatum
(gedruckt GL. 4, 486 — 565) p. 496, 26 (haec magister Servius extrinsecus
dictavit). Auch Sergius de litter a} syttdba, pedibus, accentibus, distinctione
(Gh. 4, 476) ist nur ein später Auszug aus dem Donatcommentar des
Servius. — 2 de finalibus (GL. 4, 449—456), auf Donat beruhend. Wid-
mung: Servius Honoratus Aquüino s. Das oben § 408, 5 erwähnte sachlich
diesem Bächlein sehr ähnliche Schriftchen de finalibus metrorum hat im
Palat 1758 ß. (X die Aufschrift ad Basüium amicum Sergii und wurde
danach bei Putsche gramm. lat. p. 1799 irrig als Servius de ratione sylla-
barum ultimarum gedruckt. Vgl. auch LMülläb, JJ. 93, 564. Dasselbe
wird auch dem Donat beigelegt, s. HHagbn, anecd. helv. ci. — 3 de cen-
tum metris (GL. 4, 466). Widmung: Clarissimo Albino Servius gramma-
ticus. Jener Albinus (praetextatorum decus), dessen patri avoque . . .
maximam reverentiam litter ae debent, ist wohl der auch bei Mach. 1, 2, 3
genannte Caecina Decius Albinus (praef. urbi J. 402), der Sohn des Publilius
Caeionius Caecina Albinus (consul. Numid. um J. 365; Seeck vor s. Symm.
p. cuutv), in dessen und des Symmachus Gesellschaft Servius bei Mach. 1,
2, 15 erscheint. Anfang: Licet audacter, non tarnen ineleganter hunc libeUum
gui volet centimetrum nomindbit. tot enim metrorum digessi quanta potui
brevitate. Die Beispiele sind alle selbstgemachte (vgl. p. 461, 25 versicülos
tibi dactylicos cecini, puer optime, quos facias; 463 Vergilius, Mantua quem
creavit; . . Maecenas atavis Lydia quos fert genite, 460 tolle thyrsos, aera
pulsa, iam Lyaeus advenit [in der Weise des pervigil. Ven.], und den
Schlußvers p. 467 rem tibi confeci, doctissime, dulcisonoram). Um so eher
wird der Verfasser ein Grammatiker von höherer Bedeutung sein. Vgl.
im allg. Keil zu GL. 4, xlv. Westphal, gr. Metr. 1*, 180. LMülleb, JJ.
93, 563. RhM. 25, 340 (welcher den Verf. in die Zeit der gotischen Herr-
schaft über Italien versetzt, Albinus sei der Cos. 493 n. Chr.). — An den
Über centimeter schließt sich im Paris. 7630 s. V11I an: Servii de metris
Horatii (GL. 4, 468 vgl. p. xlvti) mit der Widmung: Servius Fortunatiano
dn. Super fluum, amice, fore putavi et post Terentianum metra digerere
[Locke] . . aliud agenti obtülerat exposita viderentur (Verweisung auf den
Centimeter oder auf Terentianus ?). quare Horatium cum in Campania
otiarer excepi etc. Diese Ferienarbeit steht dem Centimeter weit nach und
scheint von einem andern Verfasser zu sein. — Unter dem Namen Servii
grammatici ist eine Sammlung von Substantiven erhalten deren Geschlecht
im Griechischen und Lateinischen verschieden ist, dem Inhalt nach sehr
verwandt mit den excerpta Charisii GL. 1, 683 ff.; herausgg. von AMatthabi,
Analecta 3, 663 und jetzt im Corp. glossar. lat. 2, 507. Vgl. § 42, 7 n. M.
und FÖhleb, RhM. 18, 263. GLoewb, prodrom. gloss. 200.
5. Die 'Interpretationes' des Ti. Claudius Donatus (nicht zu verwechseln
mit dem § 409 genannten) zur Aeneis, herausgg. Neapel 1636 und* an den
Virgilausgaben von GFabricius (Basil. 1661) und Lucius (Basil. 1613). Vor-
ausgeschickt ist ein Schreiben. Ti. Claudius Donatus Ti. Claudio Maximo
Donatiano fUio s. p. d. Incertum metuens vitae, quod magis senibus . . .
1102 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
proximum est, cursim scripsi quae potui, relinquens plurima, . . ut si quid
mihi adversi accideret höheres interpretationum mearum quod imüarerü
exemplo. verum quia . . contigit diutius vivere hos libros interim legendos
curavi. Denn er sei entschlossen die hier übergangene Sacherklärung in
einer eigenen Arbeit nachzuholen. Zur Ausarbeitung oder Vollendung dieser
(also einer Arbeit ähnlich der des Vibius Sequester) scheint es aber nicht
gekommen zu sein. Das Werk sollte einen Anhang zu den Tnterpretationes
bilden oder die Stelle eines beabsichtigten Registers dazu vertreten; vgl.
zu 7, 646 catälogus iste huic interpretationum libro non fuerat inserendus.
nihil enim habet quod artificiose posset exponi. est quippe nominibus homi-
num, gentium, fluviorum, deorum, . . herbarum* . . fontium plenus. tarnen
ne quid libro decerpi videatur dicemus aliqua eius uno libro qui XIII** erit,
cum totius operis conplexione dicturi, ut historiae per XII libros sparsae et
cetera quae supra dicta non sunt possint evidenter apparere.
6. Über Hss. dieses Commentars (bes. Vatic. 1612 s. IX, Laur. 45, 15
s. X) s. GThilo, BhM. 15, 149; auch Mommskn, ebd. 16, 189. — Im allg.
Tgl. S uringar, hist. crit. scholl. 2, 31. Grafen han, Gesch. d. class. Philol.
4, 316. MdAvdHokven, epist. ad Suring. de Don. comm. in Verg. Aen.,
Leovard. 1846. Ribbeck, prolegg. Verg. 186. VBubkas, de Ti. Claud. Do-
nati in Aen. commentario, Jena 1889.
7. Grammatica Dosithei magistri. Sie ist überliefert durch SGall. 902
s. X und durch die sich ergänzenden Harleian. 5642 s. 1X/X und Monac.
601 s. IX/X; vgl. KKrumbacbbb, Münch. Sßer. 1888 2, 193. RhM. 39, 348.
Auch in Bobbio war einst eine Hb., vgl. die Notiz aus dem Bibliothek-
katalog bei GBeckkr, catal. antiqui nr. 32, 414 librum I Dosithei de gram-
matica. In den lateinischen Text ist (je nach einem oder mehreren Worten)
die griechische Übersetzung desselben eingeschaltet. Der Anfang zB. lautet:
ars t&%v7i grammatica yeappattxq est iaziv scientia yvüoig usw. Die Über-
setzung wird aber schon nach der Erörterung des Nomen immer seltener
und hört schließlich (wohl aus Überdruß des Abschreibers) ganz auf.
Sacerdos (§ 394) wird wiederholt (p. 393, 12. 413, 24) citiert, einmal auch
(fast am Schluß, p. 424, 9) Donaths ars GL. 4, 391, 27. Dositheus {JooüC&eog)
entlehnte den lateinischen Text aus einer uns verlorenen Grammatik, der-
selben aus welcher die excerpta Bobiensia (§ 419, 6) geflossen sind. Sie
beruhte auf den nämlichen Quellen wie die artes des Charisius und Dio-
medes. Daher die große Übereinstimmung mit ihnen. Dositheus selbst
fügte (außer einzelnem, zB. dem Citat aus Donat?) nur die griechische
Übersetzung hinzu. — Herausgegeben von HKbil, Halle 1869—71 und jetzt
GL. 7, 376; vgl. dessen Vorrede. LJeep, RhM. 44, 26.
8. Mit dieser lateinisch -griechischen Grammatik des Dositheus ist
frühe von unbekannter Hand (nicht von Dositheus selbst) vereinigt worden
eine Reihe griechisch-lateinischer Übungsstücke zum Auswendiglernen und
Übersetzen. Sie sind teils im SGall., Harl. und Monac. (A. 7), teils im
Leid. Voss. gr. Q. 7 s. XI, Montepess. 306 s. IX u. a. Hss. erhalten. Näm-
lich a) Aufzählungen von (Instructionen lateinischer Verba und überhaupt
von Latinismen, Veabal- Verzeichnisse usw., abgedr. GL. 7, 424. b) (Inter-
pretamentorum (i^rivsv^dixmv) libri IIP. Das erste Buch enthält ein
§ 431 Dositheus. § 432 Vegetans. 1103
alphabetisches Wörterverzeichnis, das zweite Wötterreihen nach sachlichen
Rubriken, das dritte tägliche Gespräche {Ka^rjfisQivTj optiXCa). Bisher nur
unvollständig gedruckt zB. glossaria duo . . ed. HStephakus, Par. 1573; im
Thes. utriusque linguae des BVulcanius, Lugd. 1600. ABoucherib, SQfirjvev-
pccra. %ad^rifieQiv7} byuXCoc, pnblie*s ponr la premiere fois (aus dem Montepess.)
usw., in den notices et extr. de la biblioth. nat. 23, 2 (1872), 277. 27, 2
(1879), 457; compt. rend. de l'acad. des inscript. 1868, 271. HHagen, de
Do-8ithei magistri qnae feruntur glossis, Bern 1877. 8. auch MHaupt, op.
2, 441. 508. FBüchelbr, JJ. 111, 310. KKrühbachxb, de codd. quibus inter-
pretamenta pseudodositheana servata sunt, Münch. 1883. JSchönehann, de
leiicographi8 antiquis qni rerum ordinem secuti sunt, Bonn 1886, 3. — Dazu
anhangsweise (eB. gedruckt in Dosithei interpretamentorum liber III ed.
EBöcxiNO, Bonn 1882): c) &siov 'Aäqiavov anocpaasig xal ImaxoXal bei
Böckinq aO. 1, s. § 346, 3. d) 17 (18) griechische Fabeln bei Böckihg aO. 25,
Tgl. OChusius, Leipz. Stud. 2, 241. e) das fragm. de mannmissionibus bei
Böckikq aO. 89, s. § 369, 5. f) Auszüge ans Hygini genealogia (gemacht
am 11. Sept. J. 207) bei Böckjng aO. 65, s. § 262, 6 Z. 4 und anderes.
9. Claudius, in der ars anonyma cod. Bern. 123 mehrfach angeführt
(JStkup, RhM. 26, 320), desgleichen ein Grammatiker Arruntius Claudius
Ton Diom. GL. 1, 321, 11 (ob Arruntius Celsus § 357, 3 gemeint ist?). —
8 er gii novem (libri) de littera et de barbarismo (vgl. § 41, 5 gE.) waren
wohl Donatcommentare (vgl. § 481, 4). Dazu gehören vielleicht die Ab-
handlung bei Hagen, anecd. Helv. p. 143 (vgl. § 409, 2), sowie die Über-
reste ebd. p. cxcn; vgl. ci. — Maximus, Grammatiker aus Madaura, Ver-
teidiger des Polytheismus gegen Augustin (s. dessen epist. 16). — Über die
fars Probi* b. § 300, 7b; über Iunius Philargyrius § 472, 9.
432. Frühestens am Ende des vierten Jahrhunderts schrieb
Flavius Vegetius Renatus seine Epitoma rei militari s in vier
Büchern9 worin er den Verfall des romischen Kriegswesens leb-
haft beklagt, zur Verbesserung desselben ermahnt und dazu
seinerseits durch eine wenig zuverlässige und sachkundige Zu-
sammenstellung aus Geschichtschreibern und Kriegsschriftstellern
beizutragen meint Die ausführliche Tierheilkunde eines P. Ve-
getius, nach älteren Quellen, gehört gleichfalls in diese Zeit und
ist ihr Verfasser aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem eben
genannten Vegetius eine Person. Auch wirkte und schrieb da-
mals der Arzt Vindicianus aus Afrika.
1. Überschrift: Flavi Vegeti Benati viri inlustrie comitis (sacrum fügt
der cod. Pal hinzu, also sacrarum [largitionum]? ChSchönee aO. 8) epitoma
rei militari*. — - Pmsc. GL. 2, 97, 19 Vegetius Benatm rei tnilitarü libro I
(20 p. 24, 16 L.). In den vatic. Excerpten s. VII (A. 6) heißt es: ex libro IUI
Publi Vegeti Benati de re militari. Den Vornamen P. führt sonst nur der
Verf. der mulomedicina (A. 8). Danach könnte der vollständige Name ge-
lautet haben P. Flavius Vegetius Renatus. Vgl. A. 10. Psvazos bei Laur.
Ltd. mag. 1, 47. — Grenzen für die Abfassung der Epitome sind einerseits
1 104 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
das Todesjahr des Kaisers Gratianus (f 388; 8. 1, 20 ab urbe condüa usque
ad tempus divi Gratiani), anderseits die Textrevision des Baches im J. 460
(8. A. 6). Der Kaiser welchem die Schrift gewidmet ist (1, praef., 2, praef.
imp. invicte. 2, 8 imp. Auguste) wird nicht genannt. Gegen die Annahme
(schon einige Handschriften fügen der Überschrift hinzn ad Theodosium
imperatorem; im allg. vgl. CLang in s. Ausg. p. vi) daß es Theodosins I
(f 395) sei macht OSeeck, Herrn. 11, 61 erhebliche Gründe geltend, ohne
daß seine eigene Annahme, das Buch sei an Valentinian III gerichtet und
um 425—486 verfaßt, hinlänglich gesichert wäre (s. gegen Seeck Schön eb
aO. 34 und FRihl, JJ. 137, 337). Dagegen konnte ein im Westreiche
lebender Römer sehr wohl von J. 428 an dem Theodosius II (reg. 408 — 460)
als dem im Bange voranstellenden und während Valentinians Jugend eine
Oberaufsicht über das Westreich ausübenden Kaiser ein Buch widmen.
Für diese spätere Zeit könnte die Kenntnis des Namens Toringi (A. 9)
sprechen, der sonst zuerst für J. 461 bezeugt ist (AvGutschmid). — Zwischen
der Herausgabe von B. 1 und der des Weiteren war eine Pause, s. A. 8.
2. Der Verfasser bekennt sich zum Christentum, wurzelt aber mit
seinen religiösen Vorstellungen in der alten Zeit und unterscheidet sich
daher in seiner Art über religiöse Dinge sich auszudrücken sehr wenig von
den Nichtjuristen seiner Zeit. Vgl. 2, 6 (p. 87 L.) iurant (müües) per deum
et Christum et sanctum spiritum et per maiestatem imperatoris, quae secun-
dum deum generi humano diligentia est et colenda. nam imperatori . . tam-
quam praesenti et corporali deo fidelis est praestanda devotio. Vgl. § 426, 7.
Auch andere Äußerungen könnten ebenso gut bei Firmicus oder Symmachua
stehen; so 1, praef. non rede aliquid incohatur nisi post deum faverit im-
perator. 2, 21. 4, 40. Bezeichnend für seinen Aberglauben 4, 35.
3. Vegbt. 1 praef. in hoc opusculo nee verborum concinnitas est neces-
saria nee acumen ingenii, sed labor diligens ac fidelis, ut quae apud diversas
historicos vel armorum diseiplinam docentes dispersa et involuta celantur pro
utilitate rom. proferantur in medium. 2, praef. cum haee (instituta maiorum
partis armatae) litteris breviter comprehendere maiestati vestrae . . recogno-
scenda praeeiperer, certavit saepius devotio cum pudore. . . libellum de dilectu
atque exercitatione tironum (B. 1) dudum tamquam famulus öbtuli, non tarnen
cülpatus ab8cessi. 8, praef. quae per diversos auetores librosque dispersa,
imperator invicte, medioeritatem meam abbreviare iussisH. 1, 8 nihil enim
mihi auctorüatis adsumo sed horum quos supra (s. oben § 56, 2) reMuli quae
dispersa sunt velut in ordinem epitomata conscribo. Diese Quellen sind Cato
(§ 121, 2 M.), Celsua, Frontinus, Paternus (§ 369, 8; über dessen Benutzung
s. MSchanz, Herrn. 16, 137). 2, 3 nennt Veg. als Vorgänger bes. Cato und
Frontinus; vgl. 1, 28. 3, 26. 4, praef. Vergilius in georgicis und Varro in
libris navalibus angeführt 4, 41; vgl. 2, 1 Latinorum egregius auetor (Verg.
Aen.). Sallustius wird citiert 1, 4. 9. Vegetius war seiner Aufgabe nicht
gewachsen; was er in seinen Quellen vorfand hat er aus Mangel an sach-
licher Einsicht und aus schriftstellerischer Unbeholfenheit so durch einander
gewirrt daß seine Angaben nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen sind.
JWFoersteb, de fide Vegetii, Bonn 1879 (bes. p. 88).
4. Jedes Buch hat ein Vorwort, B. 1 und 8 auch ein Schlußwort von
höfisch rhetorischem Charakter. In B. 1 Inhalt: dilectus atque exercitaUo
§ 432 Vegetius. 1105
tironum, B. 2 bespricht institutionem disciplinamque militarem (3, 1), B. 8
den Krieg und das Strategische, B. 4 die Belagerungakunst (rationes
quibus vel nostrae civitates defendendae sint vel hostium subruendae), c. 1—80.
Darauf 4, 81 praecepto maiestatis tuae, imperator invicte, terrestris proelii
rationibus absolutis navalis belli residua . . est portio; de cuius artibus ideo
pauciora dicenda sunt quia tarn dudum pacato mari cum barbaris nationibus
agitur terrestre cerlamen. Die Inhaltsangaben zu den einzelnen Kapp,
(rubricae)] sind nicht von Veg. selbst, aber schon im 5.-6. Jahrhundert
verfaßt; s. CLang, praef. p. xim.
5. Der Wortschatz zeigt, wegen der Beschaffenheit des Gegenstandes
und der Benützung älterer Schriftsteller, verhältnismäßig nicht viel späte
Bestandteile. Doch verraten Worte und Wendungen wie missibilis, in ante,
aliquant i, proximior deutlich genug die Zeit der Abfassung; vgl. auch
Fremdwörter wie burgus (4, 10), drungus (3, 16. 19), bebra (1, 20),
chalare (4, 28).
6. Die sehr zahlreichen Handschriften zerfallen in zwei Klassen.
Die eine (Haupths. Paris. 7230 s. X) geht auf ein nachlässiger geschriebenes
Original zurück, die andere sorgfältigere (Haupths. Vatic. Palat 909 8. X)
ist nicht frei von Verfälschung; s. über das Nähere CLanq vor s. Ausg.,
auch Föbstbb aO. 69. Excerpte aus B. 4 in Vatic. Reg. 2077 s. VII (vgl.
§ 179, 6, 8), Mommsbn, Herrn. 1, 130. — In einigen Hss. der ersten Klasse
steht die Subscriptio: Fl. Eutropius emendavi sine exemplario Constantino-
polim consul Valentiniano Aug. VII et Abieni (= J. 450 n. Chr.). OJahn,
Lpz. SBer. 1851, 844. Verkürzender Auszug aus 1, 1 ff. 2, 23 f. von Rabanus
Maurus (14 Kapp.) aus einer Trierer Hs. s. XII herausgg. von EDümmleb,
Z. f. deutsches Altert. N. F. 3, 443. — Über den Auszug des angeblichen
Modestus § 56, 3.
7. Ausgaben zB. bes. von FModxus (Colon. 1580), GStewbchxub (Antv.
1584); PScBiVBBics (cum notis Stewechii, Modii, Antv. 1607 II. Wesel 1670).
NSchwbbel, Nürnb. 1767. Cum notis varr., Straßburg 1806. Rec. CLang
(mit index verborum), Lips.8 1886. — AGkmoll, exercitt. Veg., Herrn.
6, 118. HBauacKE, quaestt. Veg., Leipz. 1876; Phil. 37, 67. — MPlanck,
der Verfall des röm. Kriegswesens . . nach Vegetius, in der Festschrift d.
württemb. Gjmn. z. Tflb. Univ.-Jubil., Stuttg. 1877, 61.
8. In den Vorreden zu den einzelnen Büchern der mulomedicina
spricht sich P. Vegetius (A. 1) über seine Grundsätze aus. 1, praef. 6 cum
ab initio aetatis alendorum equorum studio flagrarem hinc operam non in-
vitus arripui ut conductis in unum latinis dumtaxat auctoribus universis
adhibiti8 etiam mülomedicis et medicis non omissis . . in quantum mediocritas
ingenii paiitur plene ac breviter omnia epitomae (lies epitomata) congererem.
3, praef. 1 mülomeaScinae ars iam dudum . . collapsa est. numquid vero
exemplo Hunnorum . . artis usus intercidet? 4, praef. 1 mülomedicinae me
cmmentarios ordinante cioium atque amicorum frequens querela incepti operis
continuationem suspendit deflentium aegritudines mortesque calamitosissimas
boum (vgl. § 448, 2), cum magnopere peterent publicandum si quid pro
Salute tarn commodorum animalium scriptum reperiretur in libris. cedens
itaque familiarium honestissimae voluntatl ex diversis auctoribus enucleata
TBurFBL-8oHVABX, Böm. Lit-Gesch. 5. Aufl. 70
1106 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.)-
collegi pedestrique sermone in libellum (d. i. B. 4) contuli. cuius erit prae-
cipua felicitas si eum nee scholasticus fastidiat et bubulcus intellegal. Ganz
dem Gesichtskreise und der Ausdrucks weise auf der Wende von saec. IV
und V entspricht 6, praef. 1 sollemnis excusatio neglegentium est dispendia
ex dissimulatione venientia deo imputare vel casibus, . . quae fortasse vera
videantur in homine, qui divina Providentia ac dispositione fatorum creditur
regi. animalia vero, cum quibus dioinitas nihil dignatur habere commune,
nisi hominum studio impensisque curentur absque ambiguitate depereunt.
Auch in der mulomed. (vgl. A. 2 E.) der unvermeidliche Aberglaube neben
dem Christentum. Eigene Erfahrung: 6, 6, 1 per tarn diver sas et longinquas
peregrinationes equorum genera universa cognovimus et in nostris stabulis
saepe nutrivimus (vgl. 1, praef. 6, 8. A. 8 A.). 6, 69, 1 studiose quae ex~
perimentis nostris vel aliorum probata cognovimus intimamus. — Die Ana-
tomie des Pferdes, wie sie Veg. giebt, wird von Sachverständigen gelobt.
— Der Verf. ist ein gebildeter Mann, welcher dem Gegenstand angemessen
schreibt, aber in der ganz technischen Schrift auf stilistischen Ausputz
verzichtet und begreiflicherweise in den Worten nicht allzu wählerisch
sein mag, nur hat er hier und da, besonders in den Einleitungen, etwas
Sententiöses. Er ist weder ein Tierarzt noch, wie Häseb, Gesch. d. Med.
I8, 545 meint, ein Pferdehändler, sondern ein in kaiserlichem Dienst weit
herumgekommener vornehmer und wohlhabender Mann.
9. Als Vorgänger nennt (s. Schneidens Index) Veg. mit Namen den
Columella, Pelagonios (praef. 1, 2 proxima aetate Pelagonius; s. § 463, 6),
ferner 'Chiron centaurus* und Absyrtos (unter Constantin d. Gr.; Suin.
s. v.). Von letzteren heißt es praef. 3 Chiron centaurus et Absyrtus diligentia
euneta rimati eloquentiae inopia et sermonis ipsius vilitate sordeseunt. In
einer vorläufigen Mitteilung deutet WMkykb, Mönch. SB er. 1885 2, 395 die
Meinung an daß Vegetius mit jenen Worten auf eine von ihm selbst stark
in der mulomedicina ausgebeutete lateinische Übersetzung des griechischen
'Chiron und Absyrtus9 hinweise und daß diese lateinische Übersetzung noch
im Monac. lat. 243 vorliege. In den [nmatQind (ed. SGrynabus, Bas. 1637)
sind sehr viele von Veg. verwertete Stücke seiner griechischen Vorlagen
noch erhalten. Virgil wird citiert 1 , praef. 8. 2, 28, 36. Die aufgeführten
Pferderassen zeugen von weitem geographischen Gesichtskreis: 6, 6, 2 od
bellum Eunniscorum (equorum) lange primo docetur utilitas . . . , Toringos
deinde et Burgundiones . . ., tertio loco Frigiscos . . ., postea Epirotas usw.
2, 28, 37 equos (parthische) quos vulgo trepidarios, militari verbo tottonarios
vocant
10. Die Annahme daß der Schriftsteller über Tierarzneikonde mit
dem über Kriegswesen äine Person sei empfiehlt sich, abgesehen von der
Gleichnamigkeit (A. 1) und Gleichzeitigkeit beider, auch durch die Art
beider Schriften als epitomae, bez. Compilationen, endlich durch die ganze
Persönlichkeit der beiderseitigen Verfasser und deren gleiche Stellung in
der Religion (vgl. A. 8 M. mit A. 2). Die starke Abweichung im sprach-
lichen Ausdruck (die epit. milit. ist ebenso gewählt geschrieben wie die
mulomedicina gemeinverständlich — pedestri sermone 4, praef. 2) erklärt
sich vollkommen aus der Verschiedenheit des Gegenstandes, der Quellen
und der Bestimmung: während die Epitome sich an den Kaiser wendet,
§ 432 Vegetius. 1107
will die mulomedicina noch dem bubulcus (4, praef. 1; s. A. 8) deut-
lich Bein. Doch finden sich auch sehr auffallende sprachliche Überein-
stimmungen, welche in diesem Fall mehr besagen als die Abweichungen:
ygl. mulomed. 4, praef. 1 mulomedicinae commentarii, epit. rei mil. 3, 9
artis beUicae commentarii; mul. 4, praef. 2 ex diver sis auctoribus enucleata
cottegi (ebd. 2, 36, 2 ex diversis auctoribus enucleatas curas) . . . et in libel-
lum contuli, epit. 1, 28 haec . . . de universis auctoribus (vgl. mul. 1 praef. 6
auctoribus universis) . . . in hunc libeUutn enucleata congessi, ebd. S, praef.
per diver 808 auctores dispersa; mul. 3, praef. 1 artis usus intercidet, epit.
3, 10 disciplina cuius usus intercidit; mul. 1, praef. 8 Mantuanus poeta
divino ore testatur, epit. 4, 41 Vergüius . . . divino paene comprehendit in-
genio, ebd. 1, 5 Mantuanus auctor; mul. 1, praef. 6 ut plene et breviter
omnia epitomae (lies epitomata) digererem, epit. 1, 8 quae dispersa sunt velut
in ordinem epitomata conscribo; mul. 2, 28, 1 und epit. 3, 2 custodire Sani-
tätern; mul. 1, 21, 2 und epit. 3, 2 Sanitätern praestare; mul. 1, 23 sciendum
est praeter ea . . oportere9 epit. 1, 20 sciendum praeter ca . . debere; mul. 6,
69, 1 quae . . prcibata cognovimus intimamus, epit. 3, 6 quem ad modum
occurri ingruentibus debeat intimetur; mul. 3, praef. 1 exemplo Hunnorum
sive gentium aliarum, epit. 1, 20 exemplo Gothorum et Alanorum Hunno-
rumque (beide Schriften also nach J. 376 verfaßt); mul. 1, praef. 6 medio-
crüas ingenii, epit. 1, 28 medio er itas mea ; mul. 6, 6, 8 und epit. 3, 10
subiugare; mul. 1, praef. 9 Jionestissimus quisque, epit. 1, 7 honestiores qui-
que; mul. 6, praef. 1 dispositione fatorum, epit. 4, praef. dispositionibus
vestrae clementiae, ebd. 2, 18 dispositione imperatoris; mul. 4, praef. 4 und
epit. 4, 7 cohortales aves u. a. 8. auch die beiden mythologischen Ver-
gleiche mul. 4, praef. 6 und epit. 1, 28. Zu beachten ist endlich auch daß
wiederholt Vegetius de re militari als sein Hauptgeschäft das digerere des
in seinen Quellen Vorgefundenen bezeichnet (3, 26 digesta sunt quae usw.
3, 22 digestis omnibus quae usw. 4, praef. 4, 30. 2, 23) und daß die
mnlomed. im Corbeiensis den Titel digesta usw. (s. A. 11) trug. Jetzt
bringt Weiteres bei für die Gleichheit des Verf. der epitome u. der mulo-
medicina ChrSchöneb, Beitr. zu Vegetius, Erl. 1888, 15.
11. P. Vegetii mulomedicina sive ars veterinaria ist gedruckt Bas.
1528. 1574 (ed. JSambucus) , ferner in JMGksner's (2, 173) und bes. in
JGScbnkidkiTs (B. 4) scriptores rei rusticae (s. § 64, 7); bei den Früheren in
4, bei Schneider in 6 Bücher eingeteilt, s. darüber Schub [der aO. 4, 2, 8.
Wir citieren nach Schneider. Ehe eine neue kritische Ausgabe vorliegt,
ist ein sicheres Urteil über das Werk, seine Composition, etwaige Über-
arbeitung u. dgl. nicht möglich. — Handschriften: ein alter, lückenhafter
Corbeiensia (in Uncialen), später in Köln fapud S. Pantaleonis' mit dem
Titel (ohne Namen des Veg.): Digestorum artis mulomedicinae libri III:
davon eine Abschrift in Leiden (s. § 380, 3); über eine andere Abschrift s.
Schhkideb aO. 4, 2, 3. Über Fragmente in SGall. 908 s. VI s. Scherrer,
Verz. d. Hss. d. Stiftsbibl. v. StGall. (Halle 1876) 328.
12. EpistuLa Vindiciani comitis archiatrorum ad Valentinianum Imp.
(§ 446, 4). . Dieser Brief war vielleicht ursprünglich die Widmung des
darin erwähnten Werkes de expertis remediis, aus welchem Rezeptbuche
zwei Anführungen {de Vindiciani Afri) bei Cassxus Felix (§ 468) p. 64. 105
70*
1108 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
sich finden (vgl. VRose, anecd. 2, 177. Herrn. 8, 42). Ein anderer Brief
des Vind. (Vindicianus Pentadio nepoti suo salutem. Licet scirem etc.) ist
erhalten im Söall. 761, Vindob. 10 s. XI, veröffentlicht von BPkiper, Phil.
83, 562. Über diesen Vindicianus, einen älteren Zeitgenossen Augastins
(der ihn vir sagax, acutus senex, magnus ille nostrorum temporum medicus
nennt), vgl. noch cod. Theod. 13, 8, 12 (vom J. 379). 10, 19, 9 (vom J. 378:
v. c, vicarius). Auoustin. epist. 128, 8. confess. 4, 1, 6. 7, 6. 8. Theod.
Pbisc. p. 81b qui nunc orbe toto Vindicianus celebratur.
433. Auf christlicher Seite ist die glänzendste Erscheinung
der charaktervolle Bischof von Mailand, Ambrosius (um
340 — 397), ebenso gewandt wie tatkräftig und kühn, persönlich
uneigennützig und menschenfreundlich ; aber alles einsetzend för
die Macht und den Ruhm seiner Kirche. Von seinen Schriften
sind geschichtlich die wichtigsten die Briefe und die Leichen-
reden auf Valentinian und Theodosius. Besondere Berühmtheit
erlangten seine Kirchenlieder (hymni). — Wahrscheinlich von
ihm verfaßt ist auch die lateinische Bearbeitung von Iosephus'
Geschichte des jüdischen Krieges welche lange irrtümlich unter
dem Namen eines Hegesippus umlief.
1. (Padlihi) vita Amhrosii. Er war der Sohn eines gleichnamigen
praef. Galliarum und vielleicht in Trier gehören, cdoctus liberälibus dis-
ciplinis . . ita splendide causas peroravit ut eligeretur a viro itt. Probo tunc
praef. praet. ad consilium tribuendum. post haec consularitatis suscepit in-
signia, ut reger et Liguriatn Aemüiamque provincias, venitque Mediolanum,
per idem tempus mortuo Auxentio Arianae perfidiae episcopo etc. Ambros.
de off. 1, 1, 4 ego raptus de tribunalibus et administrationis infulis ad
sacerdotium (J. 374). Hiebon. ad a. 2390 (Bong, ad a. 2391) = 373 post Auxenti
seram mortem Mediölanii Ambrosio episcopo constituto omnis ad fidem rectam
Italia convertitur. Einfluß auf Auguetin (confess. 6, 18 f. 6, 3 f.). Festig-
keit gegenüber der arianisch gesinnten Kaiserin witwe lustina und ihrem
Sohne, dem jungen Kaiser Valentinian. Diplomatische Sendungen an den
Empörer Maximus. Kräftiges Auftreten gegen Theodosius wegen seiner
Bluttat in Thessalonich (J. 390). Tod an Ostern (4. Apr.) 397. Tillbmont,
mem. 10 (1706), 78. 729. Hist. lit. de la France 1, 2, 826. F. u. PBöhhingbr,
Ambrosius, Stuttg.* 1877. Ebert, Lit. d. M Alters 1*, 148. ThFörsteb, Am-
hrosius, s. Lehen u. Wirken, Halle 1884. Mlmi, studia Ambrosiana (bes.
über Abfassungszeit der Schriften), JJ. Suppl. 17, 1. — Ambrosii opera zB.
Basil. (Frohen) 1627 (von DErasmds), besonders aber studio et labore mo-
nachorum ord. SBenedicti (Jac. du Frische u. NLeNodrrt), Par. 1686—90 11.
Ven. 1781 f. VIII. Mione, T. XIV— XVII (Par. 1846). Ad codd. MedioL ed.
PABallerini, Mail. 1876-86 VI.
2. Unter den Schriften des A. hebt Hieronyiius besonders hervor de
viduis liber und de virginitate tres libellos (epist. 48, 14 vgl. 22, 22 de
virginüate . . Ambrosii nostri quae nuper seripsit ad sororem opuscula, in
quibus tanto se effudit eloquio etc.). Auousim ad Hier., ep. 116, 21 (p. 774
§ 433 Ambrosius. , 1109
Vall.) Ambrosius notier . . . suos Ixbros utilium praeceptionum plenos de
offieiis (ministrorum) voluit appellare, Sie sind dem ciceronischen Werke
nachgebildet (über die sonstigen klassischen Studien des A., namentlich
seine Bekanntschaft mit Virgil vgl. Ihm aO. 80). Sonderausgabe von
JGKrabinoek, Tüb. 1857. FBittner, de Cic. et Ambr. offieiis, Braunsb.
1849. JDraskke, Cic. et Ambr. de off. libri comparantur, Riv. di fil. 4
(1876), 122. JRebb, das Sittliche nach Cic. u. Ambr.. Zweibr. 1876. PEwald,
d. stoisch- ciceron. Moral bei Ambr., Lpz. 1881. — Hieeon. ep. 84, 7 (p. 529
Vall.) nuper sanetus Ambrosius sie hexaemeron (Schöpfungsgeschichte) illius
(des Origenes) compilavit ut magis Hippolyti sententias Basiliique sequeretur.
Darin Zutaten aus Suetons Prata, s. Reif fbbschjbid , Sueton. p. 442. Ed.
ROGilbebt, Lps. 1840. — Briefe sind 91 erhalten, zum Teil in dem Um-
fange von Abhandlungen. Über die gegen Symmachus gerichteten s.
§426, 9 M. (Leichen-) Reden: de excessu fratris sui Satyri libri II (J. 379);
de obitu Vaientiniani (J. 392); de obitu Theodosii oratio (J. 395).
3. Sonstige Schriften: a) dogmatische: De fide libri V ad Gratianum
Aug.; De spiritu saneto libri III ad Gratianum; De poenitentia libri II;
De mysterÜ8 (über die 1. VI de sacramentis s. § 469, 8); De incarnationis
dominicae sacramento. b) praktische (asketische), außer de off. min. libri
III, de virginibus ad Marcellinam sororem libri III, de viduis (s. A. 2 A.),
De virginitate, De institutione virginis ad Eusebium, Exhortatio virginitatis,
De lapsu virginis consecratae. De bono mortis; De faga saeculi. c) exe-
getische, meist mit mystisch allegorischer Deutung: De paradiso; De Cain
et Abel, De Noe* et arca. De Abraham libri II; De Isaac et anima; De
Iacob et Tita beata libri II; De Iosepho patriarcha; De benedictionibus
patriarcharum ; De Elia et ieiunio; De Nabuthe; De Tobia; De inter-
pellatione lob et David libri IV; Apologia prophetae David ad Theodosium
Ang.j Enarrationes in XII psalmos; Expositio in psalmum GXVIU; Ex-
positio evangelii seeundum Lucam, libri X. — Dazu manches ihm fälsch-
lich Beigelegte (Ihm aO. 70): so zB. die (auch wegen ihrer von Hieronymus
unabhängigen Bibelcitate beachtenswerte) altercatio S. Ambrosii contra eos
qoi animam non confitentur esse usw. hrsgg. von CPCaspabi, kirchenhißtor.
Anecdota 1 (Christian. 1883), xi. 225. Über den sog. Ambrosiaster s. § 418, 5.
435, 4. — S. auch A. 4 und § 438, 3.
4. Ambbob. sermo c. Auxent. 34 vom J. 386 : hymnorum meorum carmi-
nibus deeeptum popuJum ferunt. plane nee hoc abnuo. . . quid enim potentius
quam eonfessio trinitatis quae quotidie totius populi ore celebratur? certatim
omnes Student fidem fateri, patrem et filium et spir. 8. norunt versibus prae-
dicare. Paulin. v. Ambr. 18 hoc in tempore primtm antiphonae, hymni et
vigüiae in ecclesia mediolanensi celebrari coeperunt. Insbesondere führte A.
in seine Kirche ein den Gesang rhythmisch - melodischer Psalmen und
Hymnen in Wechselchören (cantus Ambrosianus); vgl. Augustin. conf. 9,
7, 15 tunc (unter Ambr.) hymni et pealmi ut canerentur seeundum morem
orientalium partium (besonders der syrischen Kirche; vgl. WMeyek, Ab-
handlungen der Münch. Akad. 17, 2, 866. 376) . . institutum est et ex Mo
in hodiernum retentum. Die zwölf dem Ambrosius beigelegten Hymnen
(Morgen- und Abendgebet, Weihnachtslied, Preis von Gott und Christus)
sind sämtlich im iambischen Dimeter gehalten und meist in vierzeilige
1110 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Strophen abgeteilt. Die Verse reimen sich häufig, aber nicht regelmäßig.
Verlängernde Wirkung des Rhythmus, zB. castus amor ; honor natüs et
gaudium; am häufigsten in hymn. 6 (fünfmal in sechs Versen); ebenso Ver-
kürzung {cum spiritu paracUtö). Widerstreit zwischen Vers- und Wort-
Accent, sowie Verschleifung nicht selten. Aber sicher beglaubigt ist die
Urheberschaft des A. nur bei vier tDeus Creator omniutn1, f Atterne rerum
conditor ', ( Veni redemptor gentium9 und <Iam surgit hora tertia ' und diese
sind Behr streng nach der Quantität gebaut (WMbtsr, Beobachtung des
Wortaccents, Abhh. d. Münch. Akad. 17, 1, 116). LBibaqhi, inni et carxui
di S. Ambr., Mail. 1862. MIhm (A. 1) 60. Später wurden in der Weise des
Ambrosius gedichtete Hymnen 'ambrosianische' genannt, 8. Isid. off. eccl. 1, 6
(oben § 80, 2). Auch der sog. ambrosianische Lobgesang Te deum lauda-
mus, nachweislich schon im 6. Jahrhundert vorbanden (Daniel, thes. hymnol.
2, 276), gehört ihm nicht an, der Verfasser ist unbekannt. Vgl. Hkbzoq's
KEncykl. f. protest. Theol. 1', 326. Kaysbr, Beitr. z. Gesch. u. Erkl. d.
Kirchenhymnen 1, 82. 2, 223. Ebert, Lit. d. MA. 1*, 172. FXKraüs, Lehrb.
d. Kirchengesch. 1, 100. — Eine Ambrosius fälschlich beigelegte Elegie
über Gott als Schöpfer und Herrn der Natur bei Pxtra, anall. sacr. et class.,
Par. 1888, 121.
5. Aua'lcböTjnog wurde irrtümlich Iosippue, weiterhin Egesippus, Hege-
sippus. Im cod. Mediol. (s. A. 6): Iosippi {Egesippi die zweite Hg.) Ober I
explicit. Incipit secundus Ämbrosi epi,jle grego transtulit in latinum. Im
Vatic. 170 s. IX/X: Incipit tractatus sei Ambrosii epi de historia Iosippi
captivi translata ab ipso ex greco in latinum Über I. Im Cassell.: Iosephi
Über I etc. Das griechische Original ist nicht, wie in der anderen wobl
dem ßufinus (§ 435, 1 E.) zugehörigen Übersetzung , wörtlich übertragen,
sondern teils gekürzt (B. 5 = Ioseph. 5—7), teils durch Zusätze aus anderen
Quellen (aus des Iosephus agzcuoloyict , dann bes. aus römischen) sowie
durch rhetorische Zutaten (namentlich in den Reden, welche zum Teil ganz
neu sind; vgl. 5, 83 quem nos quasi epüogum quendam claudendo operi oU-
plorabilem more rhetorico non praetermisimus) erweitert und ins Christliche
umgefärbt: der Untergang Jerusalems ist die Strafe für die Tötung Christi
usw. (zB. 2, 12. 8, 2. 4, 5). Der Verf. stellt im Vorwort seine Arbeit ah
eine Art Neubearbeitung des Iosephus dar: (rosephuB bemüht sich zwar
um rerum indago und sermonum sobrietas, läßt es aber fehlen an religio
und veritas) . . . unde nobis curat fuü non ingenii ope fretis, sed fidei in-
tentione in historiam Iudaeorum . . . paulisper introrsum pergere, ut . . .
eruamus quae magis (als Iosephi hist.) licet heredibus (=- unseren Nach-
kommen) vel in adversis obtentui fuerint vel honori in prosperis. Iosephus
wird oft namentlich angeführt: ut Iosephus auetor est, dicente (auetore)
Ioseplho usw. Außerdem bemerkt der Bearbeiter im Eingang: (die ältere
Geschichte der Juden nach den vier Büchern der Könige bis zur babylo
nischen Gefangenschaft) etiam ipse stilo persecutus . . . historiae in tnodum
composui, was auf eine rhetorische Behandlung auch dieses Stoffes durch
den Verf. hinweist. Zeitbestimmung: nach Gallienas (f J. 268; vgl. 3,
5, 11 mit Ammian. 23, 5, 3); Konstantinopel ist (seit J. 330) zweite Residenz
(3, 5, 23); Abfassung nach J. 368 bezeugt 5, 15, 24 ff. (vgl. Ahm 27, 8, 5),
was also mit der Zeit des Ambrosius stimmt, ebenso die rhetorische Bil-
§433 Ambrosius. §434 Hieronymus. 1111
düng des Verf. und eine bemerkenswerte Ähnlichkeit im sprachlichen Aus-
druck (bes. im Wortgebrauch). Zu beachten ißt die ausgedehnte stilistische
Verwertung von Sallustischem (F Vogel, acta semin. Erlang. 1, 348 und
dazu Ihm aO. 64). Benützung der Bibelübersetzung des Hieronymus ist
nicht erweislich. Schon Cassiodor kannte den Namen des Verfassers nicht
mehr sicher: inst. div. litt. 17 (2, 260 Gar.): quorum (los. de bello iud. 11. VII)
translationem alii Hieronymo alii Ambrosio alii deputant Eufino: quae dum
talibus adscribitur, otnnino dictionis eximiae merita declarantur. Benützt
und ausgeschrieben wird der sog. Hegesippus schon yon Eucherius (Mitte
von s. V, § 412, 8; vgl. Vogel, de Heges. 39), dann von Iaidor (JCabsab an
Webers Ausg. 390, Vogel aO. 37). HRönsch, phil. Rundsch. 1881, 602;
d. lexik. Eigentümlichkeiten der Latinität des Heges., in d. Romanischen
Forsch. 1, 256, ZfwissTheol. 26, 239. Mira, studd. Ambr. 61. Gegen Am-
brosius als den Verf. FVogbl, de Hegesippo qui dicitur Iosephi interprete,
Manch. 1880; ZföG. 34, 241; romanische Forsch. 1, 416.
6. Über die Handschriften der Josephus-Obersetzung (bes. Mediolan.
s. VH/V1II, Cassell. s. VIII/IX u. a.) s. Caesar p. 399; auch dens. observv.
de losepho lat„ emendando, Marb. 1878. AReiffebschkid, Wien. SB er.
56, 442. — Ausgaben: zB. von CGüalthebus, Colon. 1669. 1676. Bibl patr.
(1677) 6, 1123; Gallandi 7, 663, Migne 16, 1962. Besonders: Hegesippus
qui dicitur, ope cod. Cassell. recogn. CFWebeb et JCabsab, Marb. 1864 (zu-
erst [aber mit einigen wunderlichen Auslassungen] in acht Marb. Univ.-
Progrr., 1867—63).
434. Der gelehrteste Vertreter des Christentums, zugleich ein
gewandter Stilist, scharfsinnig und eifrig im Wortgefecht, über-
haupt eine leidenschaftliche Natur mit manchen Schwächen ist
Hieronymus aus Stridon, in seinem langen Leben (J. 331 —420)
unermüdlich tätig als Schriftsteller, die Bücher des alten und
neuen Testaments übersetzend und erläuternd, die alte Bildung
durch lateinische Bearbeitungen mit Christentum und Gegenwart
vermittelnd, daneben allezeit bereit zu brieflicher Belehrung und
zu hitzigen Streitschriften. Yon hervorragender Wichtigkeit ist
seine weitergeführte und mit Zusätzen ausgestattete Übersetzung
der Chronik des Eusebius, ferner seine christliche Literatur-
geschichte (viri illustres), seine Bibelübersetzung, Bibelerklärung
und seine reichhaltigen Briefe.
1. Hiebon ym. viri ill. 135 Hieronymus, patre Eusebio natus, oppido
Stridonis, quod . . DalmaUae quondam Pannoniaeque confinium fuü, usque
in praesentem annutn, i. e. Theodosii principis XI V**™ (J. 892) , haec scripsi
(s. A. 2). Geburtsjahr nach Prospeh Aq. J. 331 (so JDanko, Hieronymum
. . . a. 331 natum esse, Mainz 1874), nach anderen (Zöcklee aO. 21) frühestens
340. Seine Lehrer zu Rom in der Grammatik Donatus (§ 409) und ein
ungenannter Rhetor (adv. Rufin. 1, 30), schwerlich Victorinus (Zöckler
aO. 30). Reise nach Gallien. Aufenthalt in Trier und Aquileja. Wieder-
1112 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
holte Reisen in den Orient (Syrien). Kasteiung in der Wüste J. 374—378.
In Antiochia und Konstantinopel (Obersetzung des Eusebius, A. 8). Epist.
123, 10 cum in chartis ecclesiasticis iuvarem Damasum romanae urbis epi-
scopum (§ 422) et orientis atque occidentis synodicis consültationibus responderem
(J. 382). Vgl. A. 6. Verkehr mit vornehmen Römerinnen, bes. Marcella,
Melania, Paula und deren Töchtern Blaesilla und Eustochium (Zöcklkr aO.
109. 140. 276. 288). Adv. Rufin. 3, 6 ego philosophus, rhetor, grammaticus,
diakcticus, Hebraeus, Gr accus, Latinus trilinguis. Pbosper de ingrat. 56
hebraeo simul et graio latioque venustus eloquio, morum exemplum mundique
magister Hieronymus. Vgl. Zöcklkr aO. 365. Seine Schriften sind meist
verfaßt in dem Kloster bei Bethlehem, wohin er sich J. 886 zurückgezogen
hatte und bis zu seinem Tode (30. Sept. 420) blieb. Vita Hieronymi ex
eius scriptis von DErasmus (Ed. Vol. 1) und bes. von Vallabsi (ed. T. 11, 1).
IMartianay, vie de St. Je*r., Par. 1706. Tillemont, me*m. 12, 1. LEngelbtoft,
H. Strid. interpres, criticus usw., Kopenh. 1797. DvCölln bei Ersch u. Gruber
2, 8, 72. FCollombet, hist. de S. Je"r., Par. 1844 II. OZöcklkb, Hieron. ; sein
Leben u. Wirken aus s. Schriften, Gotha 1865. AhThibrry, S. J^röme, la
80cie*te" chr&ienne ä, Rome usw., Par. 1867 II. AEbert, Lit. d. MAlt. 1*, 184.
— CPaückeb, Beitr. z. Latinität des Hier., ZfÖG. 31, 881; RhM. 37, 566; de
latinitate Hieronymi, obss. ad nomin. et verbb. usum, Berl. 1880. HGoelzkb,
e*tude lexicogr. et gramm. de la latinite* de S. Je'röme, Par. 1884.
2. Hieron. v. ill. 135 usque in praesentem annum (J. 392) . . hacc
scripsi: Vitam Pauli monachi. Epistolarum ad diversos librum unum. Ad
Ileliodorum exhortatoriam. Altercationem Luciferiani et orthodox* . Ckro-
nicon omnimodae historiae. In Hierein i am ei in Ezecliiel homilias Origenis
XXVIII, quas de graeco in latinum verti. De Seraphim, de Osanna et de
frugi et luxurioso filiis. De tribus quaestionibus legis vtteris. Homilias in
cantica canticorum duas. Adver sus Helvidium de virginitate Mariae per-
petua. Ad Eustochium de virginitate servanda. Ad Marcellam epistolarum
librum L Consolatoriam de motte filiae (Blaesilla) ad Paul am. In episto-
lam Pauli ad Galatas commentariorum libros III. Item in ep. ad Ephes.
libros III. In ep. ad Tit. librum I. In ep. ad Philem. librum I. In
Ecclesiasten commentarios. Quaestionum hebraicarum in Genesim librum I.
De locis librum I. Hebraicorum nominum librum I. De spiritu sancto
Didymi, quem in latinum transtuli, librum L In Lucam homilias XXXIX
(Obersetzung von Homilien des Origenes). In psalmos X—XVI tractatus
VII (nicht erhalten, das breviarium in psalmos ist nicht von Hieronymus;
vgl. darüber Paucker, de latinitate Hieron. 18). Malchi, captivi monachi,
vitam et beati Hilarionis (darüber WIsrabl, Z. f. wissensch. Theol. 28, 129).
Novum testamenium graecae fidei reddidi (die vier Evangelien codicum grae-
corum emendata collatione, sed veterum, nach der praef. an Damasus), väus
iuxta liebraicam transtuli (J. 390 begonnen, vollendet erst J. 405; vgl. A. 6).
Epistolarum autem ad Paülam et Eustochium, quia quotidie scribuntur, incertus
est numerus. Scripsi praeterea in Michaeam explanationum libros II, in
Sophoniam librum I, in Nahum librum I, in Habacuc libros II, in Aggaeum
librum I, mültaque alia de opere prophetali quae nunc hdbeo in manibus et
necdum expleta sunt (erhalten i&t ein Commentar zu allen 4 großen und
12 kleinen Propheten; der zuletzt verfaßte zu Jeremias ist nicht vollendet,
§ 434 Hieronymus. 1113
8. u.). Der sichtliche Mangel an Sachordnung und die sonstige Art des
H. machen wahrscheinlich daß die Aufzählung in der Hauptsache eine
zeitliche ist. Vgl. comm. in Ionam, praef. triennium circiter fluxit post-
quam quinque prophetas interpretatus sum, Michaeam, Nahutn, Abacuc,
Sophoniam et Aggaeum, et alio opere deüntus non potui implere quod
eoeperam. scripsi enim librum de illustribus viris et adversum Iovinianum
duo Volumina, ApölogeHcum quoque et De optimo genere interpretandi ad
Pammachium et Ad Ncpotianum vel De Nepotiano duos libros (Trostschreiben,
vgl. § 184, 4, 1, Zöcklkr 216), et alia quae enumerare Jongum est. Noch
spater verfaßte Schriften des H. sind (außer weiteren Briefen) von den
erhaltenen; Contra Ioannem Hierosolvmitanum (Zöcklkr 248. 400), Ad versus
Rufinum libri III (Zöcklkr 241. 260. 407), Regula S. Pachomii / Contra
Vigilantium (Zöcklbr 803. 418), Dialogorum contra Pelagianos libri III
(Zockle* 310. 420), iCommentariorum in Mathaeum libri IV, Commentarius
in Danielem, Commentarii in Iesaiam und in Ieremiam u. a. (Zock leb 291).
Zar Frage über die Echtheit der beiden Briefe ad amicum aegrotum s.
CPaucker, ZföG. 31, 891.
3. Gesamtausgaben von DErasmus (Bas. 1616, zuletzt Bas. 1565 IX),
MViotobius aus Rieti (Rom 1666 IX; Antv. 1578 f.), den Benedictinern (studio
et labore IMabtianay et APoüqet, Paris 1693 — 1706 V) und besonders von
DVallabsi (Veron. 1734—42 XI; Ven. 1766—72; über Vallarsi's Text s.
ARbipfbbschbtd, bibl. patr. 1, 66. 90. 278). Abdruck der zweiten Vallarsi-
schen Ausg. bei Miqne XXII— XXX (Par. 1845).
4. Der Einfluß seiner rhetorischen Bildung zeigt eich in seiner Vor-
liebe für wirkungsvolle Ausmalungen, auch in seinem Hang zu Übertrei-
bungen und Wortklaubereien. Infolge seiner starken Eitelkeit und Empfind-
lichkeit ist er in seinen Mitteln zu Angriff und Abwehr nicht eben wählerisch.
Er erinnert sich noch nach vielen Jahren eines ihm von einem Zeitgenossen
aufgestochenen Fehlers ep. 112, 22 nisi forte, ut ante annos plurimos * Cu-
curbita9 (Hikron. hatte Ion. 4, 6 falsch hedera statt Cucurbita übersetzt) venu
in medium asserente illius temporxs Cornelio et Asinio Pollione (er witzelt
mit cornu [vgl. 'horndumm'] und asinus; vgl. comment. in Ionam 4 quidam
canthelius de antiquissimo genere Corneliorum sive . . . de stirpe Asinii
Pollionis). Ferner Höflichkeiten, wie wenn er einen Gegner Plautinae
familiae coJumen nennt (vgl. Paul. Festi p. 231 M. Plauti appellantur canes
nsw. und Plaut. Cas. prol. 32; GQoktz, RhM. 34, 497) u. a. m. Seine
Lieblingsschriftsteller sind unter den nichtkirchlichen Cicero und Virgil,
nächstdem Horaz (MHbrtz, anall. Horat. 4, 21), auch Terenz, Lucan und
Peraiue, Sallust, Sueton und Quintilian. Wenig bewandert war er in der
griechischen Literatur (ELübbck, Hier, quos noverit scriptores et ex quibus
hauserit, Lps. 1872). Zöcklkr aO. 323. Nächst dem rhetorischen Charakter
seiner Schriften tritt ihre asketische Richtung in den Vordergrund.
5. Die Kenntnisse im Hebräischen welche sich H. (als Bußmittel) mit
Hilfe von Rabbinern erworben (Zöcklkr 56. 154. Vgl. ebd. 171. 179. 344)
sind mangelhaft. Starke Verstöße gegen hebräische Laut- und Formenlehre
Bind nicht selten. Trotzdem ist er für die Erklärung des alten Testaments
von großer Bedeutung. Auch seine, freilich eilfertig zusammengeschriebenen
1114 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Commentare zu biblischen Büchern sind reiche Fandgruben schätzbaren
Stoffes (Zöckler aO. 368). M Rahm er, die hebräischen Traditionen in den
Werken des H., I Bresl. 1861. WNowack, Bedeutung des Hier, für die
alttestam. Textkritik, Gott. 1876. GHoberq, de Hieronymi ratione inter-
pretanda Bonn 1886. — Hieronymi quaestt. hebraicae in libro Geneseos e
recogn. PdeLagarde, Lps. 1868. Die Schriften Interpretationes hebr. nomi-
Dum und De situ et nominibus locorum hebr. in PdeLagabde's Onomastica
sacra, Gott. 1870.
6. Die von Papst Damasus (§ 422, 1) angeregte Bibelübersetzung
des H. (ygl. A. 2 M.) ist in ihrer Art ein Meisterwerk. Zuerst (J. 383)
lieferte Hieronymus eine Durchsicht der Italafibersetzung der vier Evangelien
und der Psalmen (psalterium vetus). Darauf begann er eine Durchsicht
des lateinischen alten Testaments mit Vergleichung der LXX, davon ist
erhalten die zweite Bearbeitung des Psalters (psalterium Gallicanum) und
die Bearbeitung des Hiob (PdeLaoarde, Mitteil. 2, 189). Dann fertigte
Hier, in langjähriger Arbeit (J. 390—405) aus dem hebräischen Grandtext
eine Neuübersetzung aller protokanonischen Bücher des A. T. und von
deuterokanonischen der Bücher Tobias und Judith und der deuterokano-
nischen Bestandteile von Daniel und Esther. Diese Übersetzung verdrängte
die älteren (§ 378, 9) und ist ßelbst die Grundlage der in der katholischen
Kirche noch geltenden Vulgata geworden. Diese (1592 endgiltig fest-
gestellt, neuer Abdruck des offiziellen Textes von Vercellonb, Born 1861
u. sonst, zB. Lpz. Tauchn. 1887) giebt sämtliche protokanonische Bücher
des A. T. mit Ausnahme der Psalmen, sowie die deuterokanonischen von
Hieronymus übersetzten Stücke in dessen Übersetzung; ferner die Bücher
Baruch mit der Epistel Jeremiä, das Buch der Weisheit, Jesus Sirach (=
Ecclesiasticus), die zwei Bücher der Makkabäer in der sog. Itala (§ 373, 9);
endlich das neue Testament und die Psalmen in der von Hieronymus
durchgesehenen Itala und zwar die Psalmen nach der zweiten Bearbeitung
(Z. 6). Haupthandschrift der Übersetzung des Hieronymus in Florenz
s. VIII (Amiatinus, im J. 716 vom Abt Ceolfried von Jarrow dem Papste
dargebracht (Baeda 114, 127 Migne), Schriftprobe in Zangem. «Wattehb.
Ex. codd. latt. T. 35 und Palaeograph. Society 66. 66; vgl. JBdbRossi,
im omaggio giubilare della bibliot. Vaticana al Leone XIII, Rom 1888. —
Haupt au s gaben für das alte Testament von ThHetse u. CTischendobf
(Biblia s. lat. V. T. Hieronymo interprete etc. Lpz. 1873), für das neue
von Tischen dorf (Lps. 1850). Liber psalmorum hebr. et lat., ab Hier, ex
hebr. conversus, ed. CTischendorf, SBaer, FDelitzsch, Lps. 1874 Psalterium
iuxta Hebraeos Hieronymi e recogn. PdeLagabdb, Lps. 1874. Codex Ful-
densis. Test. Novum. Latine interprete Hieronymo ex mscripto Victoria
Capuani (§ 477, 11) ed. ERanee, Marb. 1868 (Schriftprobe dieser Hs. auch
in Zangemeisteb-Wattekbach's Ex. codd. latt. T. 33). GRiegleb, krit. Gesch.
der Vulgata, Sulzbach 1820. LvanEss, Gesch. der Vulg., Tüb. 1824.
FKaülen, Gesch. der Vulg., Mainz 1868; Handb. d. Vulg., eine system. Zu-
sammenstellung ihres lat. Sprachcharakters, Mainz 1870; Einl. in d. h.
Sehr., Freib. 1876, 108. IAHagen, Sprachl. Erörterungen zur Vulgata, Freib.
1863. IBHeiss, Beitr. z. Gramm, der Vulg., Münch. 1864. VLoch, Mate-
rialien z. Gramm, der Vulg., Bamb. 1870. PhThjelmank, die Benutzung
§ 434 Hieronymus. 1115
der Vulgata zu sprach]. Unteres., Phil. 42, 319; Beitr. z. Textkritik der
Vulg., besonder*, des B. Judith, Speier 1883; Arch. f. Lexikogr. 1, 68.
7. Die Briefe, zum Teil in dem Umfange von kleinen Büchern (zB.
ep. 22 ad Eustochium de conservancla virginitate) , hat Vallarsi nach ihrer
Zeitfolge in fünf Klassen eingeteilt. Vgl. I, xxxvi. ep. 85, 1 (p. 533 ValL):
uno ad occidentem navigandi tempore tantae a me simul epistolae flagitantur
ut si cuncta ad singulos velim rescribere occurrere nequeam, unde accidit ut
omissa compositione verborum et scribentium sollicitudine dictem quidquid in
buccam' venerit. Schübach, über die Briefe des h. Hier., Coblenz 1856.
Über den Briefwechsel zwischen Hier, und Augustin s. JAMöhleb, ges.
Schrr. 1, 1. Ebert (A. 1) 192.
8. Die Übersetzung der Zeittafeln aus der Welt- Chronik des Eusebius
(ygl. Zöckler aO. 84. 383) ist gewidmet Vincentio et Gallieno. Das Vor-
wort hebt die Schwierigkeit aller Übersetzungen hervor: et ad communem
difficultatem . . hoc nöbis proprium accedat quod historia multiplex est,
hdben8 in se barbara nomina, res incognitas Latinis, numeros inextricabiles,
virgulas rebus pariter ac numeris intertextas (p. 2 Seh.). . . (p. 3) Grae-
corum fidem suo auetori adsignent et guae nova inseruimus de aliis proba-
tissimis viris libata cognoscant. sciendum etenim est me et interpretis et
8criptoris ex parte officio usum, quia et graeca fidelissime expressi et non-
nulla guae mihi intermissa videbantur adieci, in romana maxime historia,
quam Eusebius huius conditor libri . . perstrinxisse mihi videbatur. itaque
a Nino et Abraham usque ad Troiae captiviiatem pura graeca translatio
est. a Troia autem usque ad XX Constantini annum nunc addita nunc
mixta sunt p&urima guae de Tranquillo (§ 347, 7) et ceteris inlustribus in
hütoricis curiosissime excerpsi. a Constantini autem supra dicto anno (J. 325)
usque ad consulatum Augg. Valentis sexies et Valentiniani iterum (J. 378)
totum meum est. quo fine contentus reliquum temporis Gratiani et Theodosii
latioris historiae stilo reservavi, . . quoniam dibacchantibus adhuc in terra
nostra barbaris incerta sunt omnia. Damit stimmt die Bemerkung nach
Ol. 276, 2 = a. Abr. 2342 (J. 826): huc usque historiam scripsit Eusebius
Pamphili martyris contubemalis. cui r\08 ista subieeimus. Eusebius be-
gann mit dem ersten Jahre Abrahams. KFHebmann, de scriptor. illustr.
quorum tempora Hieronymus ad Eus. chron. adnotavit, Gott. 1848. AvGut-
schmid, de temporum notis quibuB Eusebius utitur in chronicis canonibus,
Kiel 1868. Ebert, LdMA. 1', 207.
9. Das Werk des Eusebios (in 2 Büchern: I %Qovoyqacp{a, II %qoviy.o\
xavoveg) ist verloren. Doch finden sich zahlreiche Bruchstücke des grie-
chischen Textes bei den byzantinischen Chronographen, namentlich bei Syn-
kellos u. a. (s. Schöne's Eus. 1, xn). Besonders wichtig zur Wiederherstel-
lung ist die armenische Übersetzung, auch zwei syrische Auszüge sind
erhalten. Hieronymus übersetzte nur das zweite Buch, die netvoveg. —
Handschriften: Oxoniensis s. VI (die älteste, darüber Mommsbn, Herrn.
24, 393), Valentinianus (Amandinus) s. VII, Bernensis (Bongarsianus, Schrift-
probe bei Zangembi8tbr- Watten bach, exempl. codd. latt. T. 59) s. VII,
Berolin. (früher in Middlehill) s. VIII, Leidens* & (Preherianus) s. IX, Lei-
densis (Petavianus) s. IX/X und Vaticanus Reg. 560 (Fuxensis) s. XIII u. a.
1116 Die Kaiserzeit, Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
Alles zusammen (auch die armenischen und die eine syrische Bearbeitung
[über die andere s. unten Z. 9] in lateinischer Übersetzung, jene voq
HPetebmann, diese von ERobdigeb) in der Ausgabe von ASchönb (Eusebi
chronicorum libri duo usw., Berl. 1866. 1876 II); s. dazu AvGutschmid, JJ.
95, 677; lit. Centr.Bl. 1876, 886 und Schöne selbst Gott. GA. 1867, 986.
1875, 1487. — Ältere Ausgaben von APoktacus (Bord. 1604), JScaliqbb (im
thes. temp., Leid. 1606; Am st. 1658), DVallabsi (ed. Hier. T. 8), ThRoncalli
(vet. lat. scr. chronica, Patav. 1737 T. 1) und in AMai's scripta, vett. nova
coli. T. 8 (Rom 1833). — Eusebii can. epitome ex Dionysii Telmaharensis
chronico (aus dem 9. Jahrh.) petita, verterunt et ill. CSibqpbibd et HGelzeb,
Lps. 1884. AvGutschmid, Unterss. üb. d. syr. Epitome der euseb. Canones,
Tüb. 1886.
10. Mommsbn, die Quellen der Chronik des Hier., Abh. d. sachs. Ges.
d. W. 1 (1850), 669. Hienach (S. 683 f.) waren die Quellen des H. außer
dem Kanon und der series regum des Eusebius: Eutrop's breviarium,
breviarium Run, die Stadtchronik, Sueton's Schrift de viris in litteris
illustribus (§ 847, 7), welche dem H. noch vollständig vorlag, eine verlorene
latina historia de origine gentis rom. (vgl. chron. p. 69 Schoene: in latina
historia hacc ad verba scripta repperimus usw.; vgl. oben S. 1047 Z. 5) und
ein verlorenes Werk über die Zeit von Pompeius' Tod bis zur Schlacht
bei Actium. H. nennt im Vorwort das Werk selbst ein opus tumultuarium.
Am wenigsten Verlaß bieten seine Jahrzahlen, da er seine Anmerkungen,
wo er in seinen Quellen keine Jahrzahl dafür fand, beliebig unter gewissen
Jahren unterbrachte, vgl. zB. oben § 201, 2. 376, 1 E. 397, 1. Ritschl,
Parerga 609. Rbiffbbschbid's Sueton 365. 880. Fortgesetzt wurde die Chro-
nik des H. von Prosper und Cassiodor.
11. Die Schrift de viris illustribus ist verfaßt J. 392 und gewidmet
dem praef. praet Dexter. Vgl. Zöckler aO. 190. 386. Vorwort: hortaris,
Dexter, ut Tranquillum sequens ecclesiasticos seriptores in ordinem digeram
et quod ille in enutnerandis gentilium litterarwn viris fecit inlustribus ego
in no$tri8 faciam, i. e. ut a passione Christi usque ad XIV-^ Theodosii
Imp. annum (892) omnes qui de scripturis saneiis memoria* aliquid tradi-
derunt tibi breviter exponam. . . ego . . magistrum memet ipsum habeo, quam-
quam Eusebius Pamphili in X eedes. hist. libris maximo nobis adiumento
fuerit et singülorum de quibus seripturi sumus völumina aetates auetorum
suorum saepe testentur. Ebbst, LdMA. 1*, 204. — Handschriften: Vati-
cano-Reginensis 2077 s. VII (vgl. $ 179, 6, 8. 432, 6), Paris. 12161 (Sanger-
manensis, Corbeiensis ; palimps., untere Schrift lex Visigothorum, s. § 488, 2)
s. VU, Vindob. 16 s. VIII, Veron. 22 s. VIII, Vercell. 183 s. VIII/IX u. a.
ARbiffebschbio, Wiener SBer. 69, 94; Hebdimo^ Ausg. p. ni, JHuemer, ZföG.
31, 443; EJunqmann, quaestt. Gennad., Lps. 1880. — Eine griechische Über-
setzung des Sophronios, von welcher sich einiges auch bei Suidas erhalten
hat, gab DEbasuus, lucubratt. Hieron. (Bas. 1626) 1, 266 aus einem exemplar
. . vetustum heraus: Vgl. HFlach, RhM. 36, 624 ; zu Hesych. Mil. Onomatol.
p. lxi. Jener Sophronios übersetzte auch andere Schriften des H. ins
Griechische, Hieb, de vir. ill. 134. Abgedruckt ist der lat. Text zB. in
Vallabsi's Ausg. 2, 2, 821, daselbst auch die griechische Obersetzung und
§ 434 Hieronymus. § 435 Rufinus u. a. 1117
die Fortsetzung des Gennadius (§ 469, 13). Neue (ganz mangelhafte) Aus-
gabe des lat. Textes (mit Gennadius) ex rec. GHbrdingii, Lps. 1879 (vgl.
JHububb aO., EJdngmann, JJ. 121, 497).
435. Die literarische Tätigkeit des Tyrannius (Turanius)
Rufinus (um 345—410) aus Aquileja war fast ausschließlich auf
lateinische Bearbeitung der Werke griechischer Kirchenlehrer,
besonders des Origenes und Eusebius, gerichtet. Seine Vorlagen
behandelt er darin mit großer Willkür, kürzend und abändernd,
besonders aus dogmatischen Gesichtspunkten. Ahnlich gehalten
ist seine Übersetzung der sog. Sextus- Sprüche. Besonders ist
Rufin bekannt durch den Streit mit seinem ehemaligen Freunde
Hieronymus. Andere christliche Prosaiker der Zeit waren der
Grammatiker Cresconius, sowie Euagrius, Dexter, Anastasius,
Chromatius.
1. Gbnwad. vir. ill. 17 Rufinus Aquileiensis ecclesiae presbyter non
minima pars fuit doctorum ecclesiae et in transferendo de graeco in latinum
elegans ingenium häbuit. denique maximam partem Graecorum bibliothecae
Latinis exhibuit: Basilii scilicet Caesariensis . ., Gregor ii Naziameni . .,
Glementis Romani recognitionum libros, Eusebii Caesariensis . . ecclesiaslicam
historiam, Sexti sententias (s. darüber § 266, 6), Euagrii sententias (s. Gennad.
vir. ill. 11, Hier. ep. 133, 8 p. 1029 Vall.). interpretatus est etiam sen-
tentias Pamphili martyris adversum maihematicos (auch desselben apologiae
pro Origene über I). . . Origenis autem non omnia (bes. dessen Schrift neql
(iQZtov, vgl. auch Ap. Sid. 2, 9), quia et Hieronymus transtulit aliquant a.
. . exposuit idem Rufinus symbolum. . . disseruit et benedictionem Iacob
luper patriarchas triplici, i. e. historico, morali et mystico, sensu, scripsit et
epistolas ad timorem dei hortatorias multas, inter quas pr aeminent Mae
quas ad Probam dedit. Historiae etiam ecclesiasticae (des Eusebius, dessen
10 Bücher er in 9 zusammendrängte). . . addidit X et Xl^m Ubrum (für
J. 324—395, ed. PThCacciabi, Rom 1740 II, vgl. Kimmel, de Rufino Eusebii
interprete, Gera 1838). scd et obirectatori opusculorum suorum respondit
duobus voluminibus (d. i. Apologiae in Hieronymum libri II; auch Apologia
altera ad Anastasium papara), arguens et convincens de dei intuitu et ecclesiae
utUitate . . ingenium agitasse, illum vero aemulationis stimulo incitatum ob
obloquendum stilum vertisse. Auch gab er heraus die sog. vitae patrum
(auch historia eremitica, hist. monachorum genannt, ed. HRobweyd, Antw.
1616), Lebensbeschreibungen ägyptischer Mönche zur Empfehlung des
Mönchslebens (aus dem Griechischen). Rufin s Übertragung der dem Origenes
fälschlich beigelegten fünf Dialoge gegen die Gnostiker veröffentlichte aus
einer Schlettstadter Hs. s. XII CPCaspari, kirchenhistor. Anecdota I, Chri-
stiania 1883. — Auch Pgeudo-Rufinisches , zB. eine lat. Übersetzung von
Iosephns1 Antiqq. und der libb. c. Apion., welche aber vielmehr im Auftrage
Cassiodors gefertigt worden ist (Mubatobt, antiq. ital. 3, 919), dagegen hat
die wörtliche Übersetzung von los. bell. lad. (§ 433, 5 ZI 7), gedr. zB. Basel
1120 Die Kaiserzeit. VieiteB Jahrhundert (J. 379 ff.).
fidem, conculcet Sacra gentium, libem, Borna, tuis inferat idolis, Carmen mar-
tyribus deooveat, laude t apostolos. Ist hier die Ordnung der Abfassungszeit
eingehalten, so wäre die Aufeinanderfolge: Catheraerina, Hamartigenia,
Apotheosis, Psychomachia, Contra Symmachum libri II, Peri stephanon,
Dittochaeon. Die Titel sind fast ausschließlich griechisch gewählt. Vgl.
Edert, LdMA. 1*, 251.
8. Die Gedichte zerfallen nach der äußeren Form in lyrische und hexa-
metrische. Inhaltlich sind auch die lyrischen sehr häufig lehrhaft oder er-
zählend. Zu den lyrischen gehören die in Strophen verfaßten cathemerina
und peri stephanon: a) Ka&rjpeQLväv liber enthält 12 Hymnen in 9 ver-
schiedenen Versmaßen (iamb., troch., dact., anap., aaclep., sapph., phalaec.)
und behandelt einen Tages- und Lebenslauf im christlichen Sinne. Diese
Hymnen sind sehr viel wortreicher als die für den praktischen Gebrauch
bestimmten des Ambrosius. In den cathemer. und periBteph. schließt sich
Prud. bes. an Horaz an. HBbeidt, de Prud, Horatii imitatore, Heidelb.
1887. — b) üsqI otstpuvav liber, zum Preise von christlichen Märtyrern,
aus Spanien und Italien (Rom). 14 Gedichte von welchen 7 vor, 7 nach oder
in die| Romreise (A. 1 E.) des Verf. fallen (Sixt aO. 27) , in den verschie-
densten Versmaßen (iamb., troch., dactyl., phalaec, diese alle auch stro-
phisch verwendet; sapph., alcaeische Hendek., glycon., archiloch., im eleg.
Dist., im Maß von Hör. od. 1, 4; in demjenigen von epod. 16). — Lehrhaft
sind und sämtlich in Hexametern abgefaßt: c) 'j4fiaQxiyevsia. Nach einem
Vorwort über Eain und Abel (trim. iamb.) wird die Entstehung der Sünde
(nach Tertullian) abgehandelt, besonders im Gegensatze zu dualistischen
Auffassungen der Gnostiker, wie des Markion (praef. 36; v. 56. 124. 602).
— d) ^no&fcoaig, eine Trinitätslehre in Versen mit gelegentlicher Be-
kämpfung der Hauptketzereien, auch hauptsächlich nach Tertullian. Vorher
doppelte Einleitung in Hezam. und in dem Maße von Hob epod. 1—10. —
e) Wvxopccxta mit starker Ausbeutung Virgils. Der Kampf um die Seele
des Menschen wird geführt von christlichen Tugenden mit heidnischen
Lastern, von der Ira, Patientia, Superbia, Sobrietas, Avaritia, Virtus, Spes,
Fides, Ratio usf. Einige Glossen dazu im Vatic. Reg. 339* (JMStowasseb,
Wien. Studd. 7, 343). Den Gedanken zu diesem wunderlichsten, aber ein-
flußreichsten seiner Gedichte schöpfte Prudentius aus Tertullian de spect. 29.
Püech aO. — f) Contra Symmachum libri II. Ober Gegenstand und Vor-
gänger s. § 425, 9. Das erste Buch (Vorwort im asclep. min.) bekämpft
den Heidenglauben im allgemeinen, das zweite (praef. in glycon.) die ein-
zelnen Behauptungen des Symmachus. VBoth, Prud. Schrift gegen Symm.,
Rastatt 1882. — g) Dittochaeon (von Sirtog und 6%t\, Doppelnahrung, näm-
lich aus dem alten und dem neuen Testamente, 24 hexametrische Vierzeilen
aus jenem, 25 aus diesem), von Adam und Eva bis zur Apokalypse reichend,
als Unterschriften zu Kirchenbildern; vgl. § 468, 1. 474, 2.
4. Die prosodischen Verstöße, unter dem Einflüsse des Rhythinisierens,
sind bei Prud. selten so gedrängt wie praef. 39 ff. (oben A. 2). Zusammen-
stellung derselben in Dressrl's Ausg. p. xvu f. not. 54. Altertümliches wie
aquai, venarier nach Versbedürfnis, doch nicht sehr häufig. — AEKahtecki,
de Prud. genere dicendi, Münster 1874. — FKbbnkel, epilegom. ad poett,
lat. poster. I: de Prudentii re metr., Königsb. 1884.
§ 436 Prudentius. 1121
5. Handschriften des Prud. giebt es zahlreiche; die älteste und
wichtigste ist Paris. 8084 b. V in Capitalschrift (Puteaneus; URobert, m61.
Graux, Par. 1884, 405). Schriftprobe bei Zangemeisteb-Wattenbach, exempla
codd. latt. T. 15. In dieser Hs. steht der Anfang einer Subscriptio des-
selben Vettius Agorios Basilius (Mavortius, des Consuls vom J. 527), welchen
wir ans den Horaz-Hss. kennen (§ 240, 6. 477, 3); vgl. LDeltsle, Berl.
MBer. 1867, 526. PKbügeb, Herrn. 4, 352. Verzeichnis der ital. Hss. bei
Dbessel p. xlvi. — Ausgaben (s. Dbessel p. xxv) von VGisbun (Antv.
1564 u. oft), JWeitz (Hanau 1613), NHeinsiüs (Amstel. 1667), ChbCellarius
(Halle 1703), FArevalus (Rom 1788 f. II), ThObbarius (rec. et expl., Tüb.
1845), Migne (LIX und LX), Aübessel (ad vatic. all. codd. fid. rec, ill.,
expl., Lps. 1860). — HMiddbldorpf , de Prudentio et theol. Prudentiana,
Berl. 1823. 1827 « Ilgen's Z. f. bist. Theol. 2, 127. FDblavigne, de lyrica
apud Prud. poesi, Toulouse 1848. EFaguet, de Prud. carmm. lyricis, Par.
1883. GSixt, d. lyr. Gedd. d. Prud., Stuttg. 1889. JBBbys, de vita et scrr.
Prud., Löwen 1855. CGSchmidt, Z. f. luth. Theologie, B. 27 (1866), 620. JKaysbr,
Beitr. z. Gesch. u. Erkl. d. Kirchenhymnen 2 (1868), 190. ClBrockhaüs,
Aurel. Prud. Cl. in seiner Bedeutung für die Kirche seiner Zeit, Lpz. 1872.
AEbebt, LdMA. 1*, 251. APuech, Prudence; e'tude sur la poe'sie chre'tienne
an IV ßiecle, Par. 1888. ARösler, der katholische Dichter Prudentius,
Freib. 1886. J Schmitz, d. Gedichte des Prudentius u. ihre Entstehungszeit,
Aachen 1889.
6. Carmen adv. paganos. Im Puteaneus des Prudentius (s. A. 5,
nicht unwichtig ist eine Abschrift davon durch Salmasius, Paris. 17904)
findet sich auch ein christliches Gedicht von 122 Hexametern aus J. 394
oder 395, worin unter vielen Verstößen gegen die Prosodie (vgl. v. 41 däret,
44 colläribus subito membrä circumdare sueius, 49 diceretque esse deum,
73 quatere, [82 faccre], 121 hydropem) mit Hinweisung auf Vorgänge der
letzten Vergangenheit (Flavianus, § 428, iE.) der Heidenglauben höhnisch
bekämpft wird. LDelislb, bibl. de l'äcole d. chartes 6, 3, 297. GhMorel,
rev. archeol. 1868 1, 453. 2, 44. AL. 4. PLM. 3,286. JBRossi, bull, di
arch. crißt. 1868, 49. 61. Mommsen, Herrn. 4, 350 (carmen non minus pium
et christianum quam ineptum et barbarum). Ebrrt, LdMA. 1*, 313. JMähly,
ZföG. 22, 584. EBähbens, RhM. 32, 211. KScbenkl, Wiener Studd. 1, 72.
GDübbblbtein, de carmine christiano cod. Par. 8084, Löwen 1879. — Kritisches:
HUsxher, anecdotum Holderi 36. EMüllehbaoh im Tirocin. sem. phil. Bonn
(1883) 98. WFböhmeb, Phil. Suppl. 6, 67.
7. Ein polemisches Lehrgedicht, Ad versus Marcionitas libri V, unge-
fähr aus dieser Zeit und von unbekanntem Verfasser, gab aus einer jetzt
verschollenen Hs. heraus GFabbicius, poett. vett. eccles. (Bas. 1564) 258:
znletzt in Oehlbb'b Ausg. des Tertullian 2. Nach EHöckstädt (das Gedicht
Adv. Marcionem, Lpz. 1875) ist es ums J. 362 — 863 geschrieben, und zwar
▼on C. Marius Victorinus (§ 408); s. aber dagegen GKoffmane, de Mar.
Victorino (Bresl. 1880) 35. AOxe, prolegg. de carm. adv. Marcionitas, Lpz.
1888. AHilgenfeld, ZfwissTheol. 1876 1, 154. — Über das polemische Ge-
dicht Ad senatorem und über das de pascha (de cruce) s. § 21, 2 Z. 11. 408, 8.
Ebebt aO. 314. — Über Seyerus Sanctus Endelechius s. § 448, 1 u. 2.
Tiüffbl-Schwabb, Rom. Lit,-Ge»oh. 5. Aufl. 71
1122 Die Kaiserzeit. Viertes Jahrhundert (J. 379 ff.).
437. In Versen und Prosa schrieb der Schüler des Ausonius,
Meropius Pontius Anicius Paulinus aus Burdigala (J. 353—431).
Rhetorisch gründlich gebildet, verfaßte er eine Lobrede auf Theo-
dosius nach dessen Sieg über Eugenius. Erhalten sind von ihm
Briefe und eine Anzahl Gedichte im epischen und in melischen
Maßen. Um das Jahr 390 zum Christentum übergetreten, wid-
mete Paulinus seine Feder der Verherrlichung seines Glaubens
und, als er J. 409 Bischof von Nola geworden, dem Preise des
dort verehrten Märtyrers Felix. Sittlicher Ernst und wohltuende
Wärme des Gefühls, geläuterter Geschmack in der Form und
umfassende Kenntnis der weltlichen Literatur tritt in seinen Ge-
dichten klar zu Tage.
1. Gbnnad. vir. ill. 48 Paulinus, Nölae Campaniae episcopus, composuit
versu brevia (?), sed multa, et ad Celsum quendam (s. A. 4 gE.) epitaphii vice
consölatorium libellum super motte christiani et baptizati infantis, spe christiana
munitum; et ad Severum (A. 2gE.) plures epistolas, et ad Theodosium imp.
ante episcopatum prosa panegyricum super victoria tyrannorum, eo maxitne
quod fide et oratione plus quam armis vicerit (vgl. Hiebon. ep. 58f 8. Pauum.
epist. 28, 6 ut in Theodosio non tarn imperatorem quam Christi servum . .
praediearem). fecit et sacramentarium et hymnarium. ad sororem quoque
epistolas multas de contemptu mundi dedit. edidit et ex diversis causis dt-
versa disputatione tractatus. praecipuum tarnen omnium eius opusculorum
est liber de poenitentia et laude generali omnium martyrum. elaruit Um-
poribus Honorii et Valentiniani non solum eruditione et sanctitate vitae sed
et potentia adversum daemones. Cos. (suff.) vor Ausonius (Aus. ep. 20), im
J. 378?. Ausführliche Prolegomena von Mdbatobi bei Migne 61, 16 und die
Zeugnisse über P. ebd. 126. ARabanis, 8t. P. de Nole, Bord. 1840. Sodibt,
St P.f ätudes sur sa vie et ses Berits, Par. 1852 II. ABosk, Paulinus v.
Nola n. s. Zeit, Regensb. 1856 IL GFabbe, e*tude sur. P. de Nole, Straß b.
1862. FLagrange, hist. de S. Paulin de Nole, Par.2 1882 IL AEbkbt,
LdMA. 1', 298.
2. Ausonius epist. 23, SS ego sum tuus dltor et üle praeeeptor primus,
veterum largitor honorum, primus in Aonidum gui te coüegia duxi. Darauf
Antwort des Paulinus 10, 93 tibi diseiplinas, dignitatem, litteras, linguat,
togae, famae decus, proveetus, altus, institutus debeo, patrone, praeeeptor,
pater. Über den Briefwechsel des Ausonius und Paulinus s. § 421, 2 m.
APuech, de Paul, et Aus. epp. commercio, Par. 1887. Dem P. widmete
Ans. auch die eine Recension seines Technopaegnion, s. §421, 2 k. Augubtis.
de civ. dei 1, 10 Paulinus noster, NoUnsis episcopus, ex opulentissimo divUe
voluntate pauperrimus (er schenkte seinen Reichtum den Armen , s. Sulpic.
v. Mart. 25, 4). Briefwechsel mit Hieronymus, Augustinus und Sulpicius
Severus. Vgl. § 441, 1. § 448, 1. 3. Im ganzen haben wir etwa 60 Briefe
von P., welche, meist in schwülstigem Stile voll biblischer Wendungen,
hinter seinen Gedichten zurückstehen. Ein neuer Brief aus Monac. 6299
s. VIU/IX bei OBardknheweb , Katholik 67, 493.
§ 487 Paulinus Nolanus. § 438 Lex dei. 1123
3. Handschriften: Bobiensis s. VII in Mailand, Palatino- Vatic. 236
8. VIII, Petropolit. Oerman. 613 8. VII1/IX, Paris. 13026, 2122, 7658, 1164
alle 8. IX, Ambros. c 74 s. IX/X, Monac. 6412 s. X, SGallena. 673 s. X usw.;
EOhatblain, notice snr les mannscrits de Paolin de Nole, Par. 1880 (Bibl.
des Icoles franc. d'Ath. et de Borne, fascic. 14). KHaxm u. ARbipfbrschbid,
Wien. SBer. 50, 155. 56, 546. 67, 531. — Ausgaben von HRosweyd (Antv.
1622), PFChifflet (Dijon 1662), JBLebbum des Mabbttbs (Par. 1685 II),
LAMüritobj (Veron. 1736, erste vollständige Ausgabe), in der bibl. patr.
max. B. 6, Mignb B. 61 (Par. 1847). Ged. 36 (vgL A. 4 Z. 8) auch in Gers-
dorfs Bibl. patrum eccles. Bd. 13 (Lpz. 1847), 121 von Fübhlkb.
4. Von den erhaltenen 36 Gedichten des P. stammen noch aus seiner
vorchristlichen Zeit scherzhafte poetische Zuschriften an Gestidius (1. 2),
und ein Bruchstück de regibus nach Sueton (3). Von den christlichen Ge-
dichten hat die größere Hälfte den Felix zum Gegenstande (c. 12—14. 18;
19; 20; 21 ; 23, 26—34, teilweise fragmentarisch), c. 6 Johannes den Täufer;
andere sind Gebete (4 f.), Paraphrasen von Psalmen (zB. 7 beatus ille qui
procül vitam suam ab impiorum segregarit coetibus), oder polemisch- apolo-
getischen Inhalts c. 36: diseum, fateor, sectas, Antonius, omnes, Plurima
quaesivi, per singula quaeque cucurri, Sed nihil inveni melius quam credere
Christo). Vgl. Ebbst aO. 1', 307. Dieses letzte Gedicht (36) erwähnt Auoustin
ep. 34 an Paulinus: adversus paganos te seribere didici ex fratribus. Es ist
wichtig für Mythologie und gottesdienstliche Altertümer, s. darüber CBubsian,
SBer. d. Müneh. Ak. 1880 1, 1. — In den melischen Metren schließt sich P.
an Horaz an», indem er vorzugsweise die sapphischen Strophen und die
Epoden (Hob. epod. 1—10) nachbildet, jene besonders c. 17 an den Bischof
Niketas in Dakien, diese in c. 24 an Cytherius. Im elegischen Maße das
Epithalamium Iuliani et Iae c. 25, sowie c. 35 auf den Tod des jungen
Celsus. VgL A. 1. Außer Horaz benützt P. namentlich Virgil, s. darüber
und über Metrisches AZihoeblb, zu späteren lat. Dicht. 2 (Innsbr. 1878), 47.
Kritisches: (bes. zu Ged. 21 u. 36) JZkchmbistbr, Wiener Studd. 1, 98. 314.
2, 113. 306.
6. Mit Victricius episcopus Botomagensis stand Paulinus im Brief-
wechsel. Von ihm ist erhalten tractatus de laude sanctorum (Mignk XX).
Zu seiner Sprache KPaüokbb, ZföG. 32, 481.
438. Wohl noch aas der Regierungszeit des Theodosius
and von einem theologischen Verfasser ist die Lex dei, eine
Vergleichung der mosaischen und der romischen Gesetzesbestim-
mungen über die häufigsten Vergehen (daher auch Collatio
legum mosaicarum et romanarum genannt), mit der Absicht die
Übereinstimmung beider und die mosaischen als die wesentliche
Grundlage der romischen nachzuweisen.
1. Handschriftlicher Titel: Lex dei quam deus praecepit ad Moysen.
In den einzelnen (16) Titeln werden jedesmal vorangestellt die mosaischen
Bestimmungen {Moyses dicit; scriptura divina dieit), in einer Übersetzung
welche weder die des Hieronymus noch die des Sulpicius Severus ist,
71*
1124 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
noch auch sich genau an die LXX anschließt. Alsdann folgen die römischen
Rechtsbestimmungen in Auszügen aus den Hauptschriften von Gaius, Pa-
pinian, Ulpian, Paulus und Modestinus, sowie kaiserlichen Constitutionen
aus dem Codex Gregorianus und Hermogenianus nebst einigen neueren Ge-
setzen. Das jüngste angeführte ist das von Theodosius aus J. 390 (s. A. 2).
2. Zur Tendenz. 7, 1 quodsi XII tdbulae . . iubent, seitote iuriscon-
sulti quia Moyses prius hoc statuit, sicut lectio manifestat. Vgl. 6, 7 maU-
dicti sunt omnes incesti per legem, cum adkuc rudibus populis ex dicino
nutu condita iisdem adstipülantibus sanciretur. et utique omnes maleßci
puniti sunt quos divina et humana sententia consona voce damnavit. 14, 3, 6
sciendum tarnen est ex novellis constitutionibus . . plagiatores . . puniendos,
quamvis et Paulus etc. 6, 2 hoc quidem (was Paulus senk II ausgesprochen)
tum est; mentem tarnen Pgis Moysis Imp. Theodosii constitutio (vom J. 390)
ad plenum secuta cognoscitur. Diese Sprachproben könnten auf einen Ver-
fasser griechischer Herkunft hinzuweisen scheinen.
3. Da der Verfasser nur den codex Gregorianus und Hermogenianue
kennt, aber noch nicht den Theodosianus , von Ketzern nur die Manichäer
erwähnt und von Theodosius d. Gr. (f 395) wie von einem Lebenden zu
sprechen scheint (6, 2; s. A. 2), so ist glaublich daß das Werk am Ende
von dessen Regierung verfaßt ist, also in der Zeit des Ambrosius und
Rufinus, ohne daß aber irgend welche sichere Spuren auf die Urheber-
schaft eines dieser beiden hinführten. Auch die von Rddobff, Urspr. d.
coli. 276, zu Gunsten des Ambrosius angeführte Stelle aus einer syrisch-
chaldäischen von Ebedjesu (f 1318) verfaßten Sammlung von Synodal-
beschlüsBen beweist dafür nichts. Doch muß der Verfasser mit den Schriften
der römischen Juristen genauer bekannt gewesen sein als sonst bei Theo-
logen der Fall war. Er kann daher ursprünglich Beamter gewesen sein.
Abfassung nach dem Citiergesetz vom J. 426 ist aus der Beschrankung auf
die fünf Juristen desselben nicht zu folgern, da jenes Gesetz nur bestätigte
was längst tatsächlich bestand.
4. Handschriften: Berolin. (Pithoeanus) s. IX, Vercell. und Vindob.
s. XL — Ausgaben: (princ.) von PPithoeus, Par. 1673. F Blume (Bonn
1833 = Bonner Corp. iur. anteiust. 1, 389) und EHuschkb (iurispr. anteiust.*
646). — EHusghke, Alter u. Verfasser der collatio, Z. f. gesch. Rechts wiss.
13, 1; und iurispr. aO. AFRddobff, RGesch. 1, 284 und: Ursprung u.
Bestimmung der coli., Abhh. d. Berl. Akad. von 1868, 265. HEDibkbex,
Schrr. 2, 100. CLachmann, kl. Sehr. 2, 216. 241. PKrüqeb, Quellen u. Lit.
d. r. Rechts 302. Mlmr, studd. Ambros. 68.
3« Viertes bis fünftes Jahrhundert«
4:39. In das Ende des vierten und den Anfang des fünften
Jahrb. fallt die Tätigkeit einiger Schriftsteller, deren hervor-
ragendster auf heidnischer Seite Claudianus ist, auf christlicher
Augustinus. Obwohl aus dem griechischen Osten geburtig hat
Claudius Claudianus vorzugsweise in lateinischer Sprache ge-
dichtet und sich in die Dichter der klassischen Zeit so hinein-
§ 438 Lex dei. § 439 Claudianus. 1125
gelebt daß er deren Sprache und Versbau mit vollkommener
Sicherheit handhabt. In seinem Formtalent ein Nachzügler der
besten Zeit, erinnert Claudianus an Statius auch durch sein
Phrasentum und seine Schmeichelei gegen Große, übertrifft ihn
aber weit an Gehalt, Fruchtbarkeit, Reichtum der Phantasie
und Vielseitigkeit. Seine Gegenstände entnimmt er meist der
unmittelbaren Gegenwart und schlägt gern, wodurch er sich vom
Versgetändel eines Ausonius und seiner Genossen unterscheidet,
einen höheren Ton an, bald zum Preise hochstehender Gönner,
wie besonders des Stilicho und Honorius, bald zum Angriff auf
gemeinsame Gegner (Rufinus, Eutropius). So werden von ihm
Gelegenheitsgedichte mit dem Aufwände förmlicher Epen be-
handelt. Diese Arbeiten bieten reichen historischen Stoff; bei
dessen Verwertung freilich die persönliche Stellung des Dichters
zu den Handelnden und sein gutes Recht auf freiere dichte-
rische Gestaltung in Anschlag gebracht werden muß. Die drei
Bücher über den Raub der Proserpina zeigen die Meisterschaft
des Claudianus im Schildern besonders glänzend. Aber als Erbe
der alexandrini sehen Mythengelehrsamkeit beweist er sich auch
in seinen andern Gedichten. Oft stößt dabei Claudius ab durch
das Mißverhältnis zwischen den aufgebotenen Mitteln und der
Kleinlichkeit des Gegenstandes, sowie durch das Gesuchte und
die rhetorische Maßlosigkeit seiner Ausführungen.
1. Inschrift in Neapel (CIL. 6, 1710 Or. 1182 Wilm. 642) Claudio
Claudiano v. c. tribuno et notario inter ceteras (de)centes artes praeglorio~
sissimo poetarutn, licet ad tnemoriam sempiternam carmina ab eodem scripta
sufficiant, adtamen testimonii gratia ob ivdicii sui fidem dd. nn. Arcaäius
ei Honorius (J. 395—408) felicissimi ac doctissimi imperatores senatu petente
statuam in foro divi Traiani (daselbst wurde die Inschrift J. 1493 gefunden)
erigi cottocarique iusserunt. Elv M BigyiXioio voov *al povoav 'OprjQov
Klavduxvov 'Pmfiri %al ßaadf/g föeoccv. Diese Ehre einer Statue und den
Hang eines patricius erhielt Clandian zwischen J. 400-402 nach dem Ge-
dicht de Stilichonis consulatu, vgl. (de bello pollent. praef.) 25, 7 sed prior
tffigiem tribuit successus aenam oraque patricius nostra dieavit konos. Lau«.
Ltd. de magistr. 1, 47 p. "169 (unter Zeugen für einige lateinische mili-
tärische Benennungen, wie adorea, veteranus) av b $$ovzivog (§ 327, 5)
ftvijßqv noisizai x«l KXavStavog de ovtog b IIa(pXdytop 6 noirjvrjg iv tat
zyma tmv 2tUi%6avog iynooptmv (1, 384 steht adorea). Böchblee, BhM.
39, 282. Suid. s. y. KXavStavog 'AXel-avSQSvg , inonoibg vecotsoog' yiyovsv
(dh. jjxjiafev, ERohdk, RhM. 33, 167) inl x&v XQOvmv 'AQuccdtov tteti 'Opmqiov
xmv ßaadiav. Claud. 39, 20 conditor hie (Alexander M.) patriae. 89, 66.
43, 3 nostro cognite Nilo. Ap. Sidon. carm. 9, 271 non pelusiaco satm Ca-
nopo, qui ferruginei toros mariti et Musa canit inferos superna. Danach
1126 Die Kaiaerzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
war Claudianus zwar in Kleinasien geboren, lebte aber spater in Alexan-
drien und sah dies als seine zweite Heimat an. — Unter dem Consulat
des ProbinuB (J. 395) kam Claudian (von Alexandrien) nach Rom et Latiae
cemt Graia Thalia togae (42, 14). Er lebte dort in Hofkreisen (A. 8) noch
J. 404 (vgl. 27, 23). Später kehrte er in die Heimat zurück und ge-
wann dort durch Serena's (A. 3E.) Fürsprache eine vornehme Alexandri-
nerin zur Gemahlin (40, 47). Über das J. 404 weist in den Gedichten des
Cl. keine bestimmte Spur hinaus; wahrscheinlich hat er den Sturz seines
Gönners Stilicho (J. 408) nicht überlebt. — Auqustiw. civ. dei 5, 26 unde et
poeta Claudianus, quamvts a Christi nomine älienus, in eius (des Theodosius)
tarnen laudibus dixit. Vgl. Obos. 7, 35 unus ex ipsis (den Gegnern des
Christentums), poeta quidem eximius, sed paganus pervicacissimus: doch kann
er so gut wie zB. Ausonius (§ 421, 4) ein Namen-Christ gewesen sein; vgl.
ThBibt, de fide chriatiana Stilich onia aetate in aula imp. occidentali, Marb.
1885, xi. Vgl. A. 7. 8.
2. Handschriften: Abgesehen von dem raptus Proserp., dessen hs.
Überlieferung eine besondere ist (beste Hss. dafür Laur. 24, 112 8. XII/XIH,
Leid. Voss. 294 s. XIII, Guelferb. Gud. 228 s. XIII/XIV), sind für die übrigen
Gedichte die wichtigsten Hss. der verschollene Gyraldinus, bekannt durch
Auszüge des LGyraldus (jetzt in Leiden, Jbep's Ausg. 2, xvn) und durch
die sog. excerpta Lucensia (jetzt in Florenz, vgl. § 307, 4), dann Veron. 163
s. IX (darüber Ukep in d. Begrüßungsschr. d. Thomasschule, Lpz. 1872, 43),
SGall. 278 s. IX (für 37 Gigantomachia), Vatic. 2809 s. XI, Ambros. m. 9
sup. s. XIII. Für Ged. 1 (paneg. in Olybr. et Prob.) und 6—8 (de cons.
III et IV Honorii), die in den meisten guten Hss. fehlen, ist gleichfalls der
genannte Voss. bes. wichtig. Die sehr zahlreichen jungen Hss. sind wertlos.
— Bestand und Reihenfolge der Gedichte ist in den einzelnen Hss. schwan-
kend, auch mancherlei Unechtes wird als claudianisch (s. A. 7) mitgefahrt
Die Ausgaben (seit Gesner) ordnen die historischen Gedichte (A. 3) zeit-
lich, die übrigen nach verschiedenen Einteilungsgründen. Die seit Heinsnu
üblichen Unterabteilungen der kleineren Gedichte epistulae, idyllia, epi*
grammata haben keine hs. Beglaubigung (A. 6 f. § 29, 4). Über die flu-
usw. s. bes. Jebp's Ausg. prolegg. Außerdem denselben RhM. 27, 618. 28,
291. 29, 74. 30, 1; in den acta Lips. 1, 347 und sonst ADbqbn, de Cl. cod.
Vratisl., Rogasen 1870. 74 II. JPawlikowbki, de Claudian! cod. Cracoviensi
P, Cracoviae 1886. JKoch, de codd. Cuiacianis quibus in edendo Claudiano
Claverius (1602) usus est, Marb. 1889. — In Sprache und Versbau zeigt
sich Cl. besonders von Virgil beeinflußt, dann auch von Statins, Ovid,
Lucan und Horaz; StGbamlewicz, quaestt. Claud., BresL 1877 und in Jbkp's
Ausg. 2, lx. lxxvi. FTbümp, obss. ad genus" dicendi Claudiani eiusqae
imitationem Yergilianam, Halle 1887. Lucilisches und Juvenalisches bei
Claudian?? ThBibt, zwei politische Satiren 52. Claudian ist sehr streng
gegen sich, so daß ihm nur selten Wortbildungen der Spätzeit entschlüpfen,
weniger konnte er sich späterer Wortbedeutungen erwehren; CPauckeb, de
latinitate Claudiani, RhM. 35, 586. ThBibt, Verbalformen vom Perfect-
stamm bei Claudian, ArchflatLexikogr. 4, 589. Claudian selbst wird wieder
stark von Sidonius ausgebeutet, Jkbp's Ausg. 2, lvii.
8. Größere Gedichte mit geschichtlichem Stoffe. Den einzelnen
§ 439 Claudianus. 1127
Büchern geht meist eine gesonderte praefatio voraus. 1 (die Nummern
der Gedichte hier und sonst nach Gesnkr) in consulatum Olybrii et Probini
über (Anfang J. 395;. — 2—6 in Bufinum libri II (J. 396). Die praef. (4)
Tor B. 2 gehört zu einem verlorenen Gedicht Claudians. Vgl. LJkep, BhM.
27, 620; Ausg. 1, xvm. Bruchstacke von Scholien zum Ged. in Ruf. aus
einem PariB. s. XII bei ECbatelain, rev. de phil. 8t 81. Vgl. auch Haveb-
fibld, journ. of philol. 17, 271. — 6—7 de III consulatu Honorii Aug. liber
(J. 396). — 8 de IV cons. Honorii Aug. (J. 398) liber; Tgl. Jbep's Ausg. 1, xix.
ECocohia, de Cl. patria et carmm. de III et IV consulatu Honorii, in
dessen studj lat.f Neap. 1883, 57. — 9—10 epithalamium de nuptdie Honorii
et Mariae (Anfang J. 398). Bebcheh, de Cl. epithalamio in nupt. H. et M., Cre-
feld 1861. — 11 — 14 Fescennina aus demselben Anlaß im alkäischen, ana-
kreontischen, anapästischen und asklepiadischen Maße. — 15 de bello Gildo-
nico, unvollständig überliefert, Beschreibung der Rüstungen zu dem Kriege
gegen den Maurenfürsten Gildo (Sommer J. 398). — 16—17 de Manlii Theo-
dori (§ 442, 3) cons. über (J. 399). — 18—20 in Eutropium libri II (nach
J. 399), und die sog. praefatio zu B. 2. S. über dieses Gedicht ThBibt,
zwei politische Satiren, Marb. 1888, 36. — 21—22. 23—24 de consulatu Sti-
lichonis libri III (Ende J. 399 und J. 400). — 25—26 de bello pollentino
(getico) liber, von Stilicho's Sieg über Alarich bei Pollentia im J. 402. —
27-28 de VI cons. Honorii Aug. liber (J. 404), GGötz, RhM. 31, 341. —
29 laus Serenae, der Nichte und Adoptivtochter von Theodosius I und
Gattin von Stilicho, unvollendet geblieben oder erhalten. — 30—81 epithala-
mium dictum Palladio v. c. tribuno et notario et Celerinae; vgl. Jeep's
Ausg. 2, x.
4. In diesen Zeitgedichten hält sich Claudian insoweit an die ge-
schichtliche Wahrheit daß er Tatsachen niemals erdichtet oder wesent-
lich abändert; aber in der psychologischen Ausmalung und Auffasung und
der poetischen Ausschmückung läßt er seine Phantasie walten und Liebe
oder Haß einwirken. Sein eigentlicher Held ist der wackere Stilicho j
Honorius findet Preis als der Inhaber des Thrones, aber ohne Andichtung
unwahrer Eigenschaften. Ebenso unersättlich wie im Lobe des Stilicho ist
Claud. in Betätigung des Hasses gegen den östlichen Reichsminister Rufinus
(den Bruder der Silvia, oben § 412, 8), der Verachtung gegen dessen Nach-
folger, den Eunuchen Eutropius; beidesmal im Interesse des Stilicho und
in leidenschaftlichstem Tone, doch ohne tatsächliche Verletzung der Wahr-
heit. Chaütahd, quid ad bist, conferat CL, Par. 1860. EVogt, de Cl.
Claud. carm. quae Stiliconem praedicant fide hist., Bonn 1863; die polit.
Bestrebb. Stilicho's usw. I: Einleit. u. Quellen, Köln 1870. S. auch Jkep's
Ausg. 1, lxz. GZeiss, Claudianus u. das röm. Reich von 859 bis 408, Landß-
hut 1863. 66 IL PSchultz, de Stilichone iisque qui de eo agunt fontibus,
Claudiano inprimis et Zosimo, Eönigsb. 1864. JHNkt, vindiciae Claud.
sire de CL fide hist., Meseritz 1865.
6. Größere Gedichte mythologischen Inhalts. 32 — 36 de raptu
Proserpinae libri III (Jeep: IV). Inhaltsankündigung 1, 25. Der Stoff
ist aber nicht zu Ende geführt, sondern nur bis zum Entschlüsse der Ceres
ihre entschwundene Tochter aufzusuchen. Das Weitere ist nicht erhalten,
und auch sonst Lücken im Überlieferten (was RFörstbb aO. 92 bestreitet,
1128 Die Kaiserzeit, \iertes bis fünftes Jahrhundert!
indem er das Ganze für unfertig hält). Die Proömien zu B. 2 u. 3 sind
nicht an ihrer Stelle, das von B. 2 gehört nach Jeep vor ein Gedicht ad
Florentinum (= Stilicho ??). Sonderausgabe von LJbep, Turin 1874.
BGWalch, de Cl. c. de r. P., Gott. 1770. JSvedborq, de Claud. de r. Pr.
carmine quaestt., Upsala 1860. RFöbbteb, der Raub u. die Rückkehr d.
Persephone (Stuttg. 1874) 91. LCbbbato, de Claudiani fontt. in raptu Proserp.,
Riv. di filol. 9, Turin 1881; animadvv. crit. in CL rapt Pros., Turin 1882.
— Von 37 Gigantomachia sind 129 Hexameter erhalten. Über eine grie-
chische Gigantomachie 8. A. 8.
6. Unter den kleineren Gedichten stellt man an die Spitze fünf Briefe
(39—43) an Serena (Dank für ihre Vermittlung bei der Brautwerbung des
Dichters, A. 1), an Olybrius, Probinus (A. 8), Gennadius procos., Hadrianus
(mag. off. 397—399, praef. praet. 400—405. 413—414, Abbitte einer früheren
Beleidigung desselben, s. unten Z. 9), alle in elegischem Maß, eigentliche
Briefe in einfacher Sprache (nur der erste und letzte etwas gesteigert). —
Es folgt Epigrammatisches auf Personen bezügliches, zB. 74 ironische Ab-
bitte eines tadelnden Urteils über die Gedichte des Quaestor Alethius.
80 de Theodoro et fiadriano (s. oben Z. 5). 52 de sene Yeronensi qui sub-
urbium numquam egressus est, dem Ton des Idylls genähert. Dann Ge-
dichte auf Tiere : zB. 44 de pboenice ave mit Benützung des gleichnamigen
Gedichts des Lactantius § 397, 8. Sonderausgabe von JGLinsen u. AIng-
mann, Helsingf. 1838; 45 de hystrice, Beschreibung des Igels. 46 de tor-
pedine, Schilderung des Zitterrochens. Dann solche über örtlichkeiten zB.
49 Aponus, auf die heißen Schwefelquellen bei Patavium. 47 Nilus. —
Endlich zB. 48 Magnes (Magnet). 50 auf die Statuen der Brüder Ampbi-
nomus und Anapis, die Retter ihrer Eltern bei einem Ausbruch des Aetna
(s. § 307, 1 M.). Nr. 44—60 wurden seit NBeinsius fälschlich unter dem Titel
'eidyllia' zusammengefaßt (vgl. § 29, 4). — 66—62 Epigramme auf ein Glas-
gefäß mit Eis. Vgl. A. 8.
7. In manchen Hss. des Claudian steht eine Anzahl Gedichte welche
Claudian nicht angehören: jetzt als Appendix in Jeep's Ausg. 2, 180. S.
auch AL. 743 fll. PLM. 3, 293 fll. Darunter zB. das epithalamium Laurentii
s. § 22, 2; de salvatore (carmen paschale, doch Tgl. A. 1 E.), laus Christi,
miracula Christi, in Sirenas, laus Herculis s. § 464, 2. 468, 5. 21, 3; endlich
Lactantii de ave phoenice § 397, 8. — Ein in dem Erhaltenen nicht nach-
gewiesenes Bruchstück eines Claudianus GL. 5, 589, 3.
8. Daß Claudian als Alexandriner der griechischen Sprache voll-
kommen mächtig war ist selbstverständlich und daß er, ehe er nach Rom
kam, griechische Gedichte verfaßt habe sagt er selbst 42, 14 (s. oben A. 1).
Wenn nun in der Anth. Pal. 9, 758. 754 zwei Epigramme mit der Inschrift
KXccvSuxvov sich finden welche denselben Stoff wie die lateinischen Epi-
gramme Claudians auf das Glasgefäß mit Eis (66 — 62, s. A. 6 E.) behandeln,
so liegt es sehr nahe auch jene griechischen unserem Cl. beizulegen und
dann auch AP. 9, 140, worin (nach Ruhnkens einleuchtender Besserung)
Stilicho erwähnt wird, und ebd. 139 und 5, 86. Zweifelhaft ist ob die
christlichen Sachen AP. 1, 19. 20 (KXccvdiocvoü) unserem Claudian gehören,
s. A. iE., und die Bemerkung eines Scholiasten zur AP. aO. ovxos o
§ 439 Claudianus. § 440 Augustinus. 1129
KXavdiavog icziv b y^diffag ta ndxQux Taqoov, 'Jva^dgßov, Btjqvtov, Ni%a£a$.
Dieser letztere Klaudian ist vielleicht mit dem von Euagb. h. e. 1, 19 unter
Theodosiua II (J. 408 — 450) gesetzten Dichter Klaudian (Klavdiavhg aal
Kvgog novrjxat) eine Person (s. noch § 468, 6). Derselbe könnte auch der
Verfasser sein zweier Bruchstücke einer griechischen Gigantomachie (KXav-
dtavov yiy cLvzopaxla, herausgg. von Ihiartb, catal. codd. graec. Matrit. 1, 215,
nach eioer Abschrift des KLaskabis, dann von HKöchly, op. 1, 238. KSchehkl,
Wiener SBer. 43, 39, auch bei Jebp 1, Lxxvin), welche, ebenso wie jene
christlichen Epigramme, in Verskunst und Sprache enge Verwandtschaft
mit Nonnos zeigen (ALudwich, RhM. 36, 304), dagegen mit unseres Clau-
dians Gigantomachie (A. 5 £.), vom Stoff abgesehen, gar keine Ähnlichkeit
haben. Indessen mag auch unser Cl. selbst jene griechische Giganto-
machie verfaßt haben: dafür spricht der Stoff, die persönliche Einleitung
der Art wie sie Glaudian sonst (A. 3) vorausschickt und daß auch der
Verfasser der griechischen Gigantomachie (s. V. 11) in Alezandrien lebte.
Schenke und Jkkp schreiben sämtliche griechische Gedichte» dem jüngeren
Claudianus zu, welchen sie für einen Verwandten (Sohn?) des lateinischen
Dichters halten. Jedesfalls ist zu beachten daß Claudianus und Nonnos
die letzten bedeutenden Dichter der lateinischen und der griechischen Lite:
ratur, beide ziemlich Zeitgenossen, beide aus Ägypten gebürtig und beide
vorzugsweise Epiker waren: Claudian, der in der lateinischen Literatur
seiner Zeit eine eigentumlich vereinzelte Stellung einnimmt, ist in gewissem
Sinn als ein lateinischer Ableger jener späten griechischen, besonders in
Ägypten gepflegten Epik anzusehen.
9. Ausgaben: zB. ThPulmannus (Antw. 1571 und sonst), JScaliqer
(Leid. 1608; vgl. JBebnays, RhM. 16, 163), CBabth (Hannov. 1612, Frankf.
1650), NHetnsius (Leid. 1650. 1665), JMGksnkb (Lpz. 1759, Hauptwerk für
die Erklärung), PBuhmah (c. nott. varr. Amst. 1760), GLKönig (Gott. 1808.
Vol. I). Kritische Ausgabe von LJeep, Lps. 1876. 79 II. — Die Dich-
tungen des Cl. übersetzt von GvWedekind , Darmst. 1868. — JParrhasii
comm. in Claud., Bas. 1539. ThHertel, de nonnullis Cl. locis, Torgau 1848.
ThGPaul, quaestt. Claud., Glogau 1857 und Berl. 1866. Rüngee, Friedl.
1869. MBonnet, rev. de pbil. 2, 176. FGüstapsson, RhM. 33, 480. KPcboold,
archäol. Bemerk, zu Claud. u. 8idonius, Gotha 1878. — ThAHodqkin, Clau-
dian, the last of the Roman poets, Newcastle 1875.
440. Nicht allein die Kirchenlehrer und nicht allein seine
Zeit überragt an geistiger Bedeutung und weitreichender Wirk-
samkeit der Afrikaner Aurelius Augustinus (J. 354 — 430).
Nach einer stürmischen Jugend neun Jahre hindurch Anhänger
des Manichäismus und Lehrer der Rhetorik in Afrika, Rom und
Mailand^ wurde er J. 386 durch Ambrosius für eine tiefere Auf-
fassung des Christentums gewonnen, dann in seiner Heimat zu
Hippo J. 392 Presbyter und um 395 Bischof. Augustin ver-
einigte in sich scheinbar entgegengesetzte Eigenschaften: Über-
schwänglichkeit der Phantasie und schneidende Verstandesschärfe,
1130 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
leidenschaftliche Rücksichtslosigkeit und gemütvolle Zartheit,
Weitherzigkeit und Unduldsamkeit, Autoritätsglauben und Origi-
nalität, Eifer für die Einheit der Kirche und individuellste Fröm-
migkeit, Romantik und Scholastik, Schwärmerei und Sophistik,
die Begabung des Dichters mit der des Philosophen, das Pathos
des Rhetors mit der Silbenstecherei des Grammatikers. So selbst
ein psychologisches Rätsel und durch das eigene heiße Blut in
Verirrungen hineingezogen, versenkt sich Augustin in die Ge-
heimnisse des Seelenlebens und hat das Dogma, nachdem es
durch die Orientalen in unfruchtbare Speculationen über theo-
logische und christologische Fragen hineingeführt war, wieder
der Betrachtung des Menschen zugewandt, auf dessen inneren
Zustand und die Mittel zu seiner Erlösung und Beseligung hin-
gelenkt. Vermöge der Doppelseitigkeit seines Wesens bewegen
eich die Schriften Augustins bald in Selbstbetrachtung oder ver-
tiefen sich mit religiöser Innigkeit in das Göttliche, bald ver-
breiten sie sich über das Gebiet der Lehre und bekämpfen mit
unerbittlicher Dialektik, auch wohl mit Spitz6ndigkeit, Abwei-
chungen vom Glauben der Kirche. Von der ersteren Art sind
seine Selbstbekenntnisse (Confessiones); von der anderen seine
Briefe, Predigten, dogmatischen und exegetischen Abhandlungen
und Streitschriften. Auch die Schreibweise des Augustin ist
ungleich: meist überladen und wortreich, nicht selten aber auch
scharf bestimmt. Zu den bestgeschriebenen gehören die auch
stofflich besonders reichhaltigen 22 Bücher vom Reiche Gottes
(de civitate dei).
1. Hauptquelle über Aug. seine Confessiones (A. 9) und Retractationes
(A. 4). Vita Augustini von seinem Schüler und Freunde Possidius, Bischof
von Calama, verfaßt um J. 432, gedruckt in den meisten Ausgg. Augustins
(zB. von den Benedictinern T. 10, Append. T. 3), eigens herausgg. von
JSalinas, Neapel 1731 (Augsb. 1768); in Migne's patrol. 32, 33; der indi-
culus (A. 4) ebd. 46, 1. Neuere Darstellungen zB. von den Benedictinern
(bei Migne, patrol. 32, 66), von Tiixemont, memoires T. 13 (Par. 1702),
RCeillier, hist. ge"n. 11, 1. 12,1. F. u. PBöhringeb, Augustinus, Stuttg.'
1877. 78. Poujoülat, St. Augustin, Par.7 1886 II. CBindemakn, der h.
Augustin, Greifsw. (Lpz.) 1864 — 1869 III. Flottes, St. Aug., Montpellier
1861. AEbebt, LdMA. 1', 212. ADobneb, A.b theol. System u. religione-
philos. Anschauung, Berl. 1873. EReuteb, augustiniscbe Studien, Gotha 1887.
2. Geboren 13. Nov. 354 zu Tagaste. Sein Vater der leidenschaftliche
Patricius, von besonderem Einfluß auf den Sohn die sanfte fromme Mutter
Monica. Madauris coeperam lüteraturae atque oratoriae percipiendae gratia
peregrinari (conf. 2, 3, 5). Fortsetzung seiner Studien und ziemlich wildes
§ 440 Augustinus. 1131
Leben (Fracht: Adeodatus) in Karthago, wo er für den Manicbäismns ge-
wonnen wurde. Lehrer der Rhetorik in Tagaste, Karthago (conf. 4, 7, 12.
5, 7, 13). Dann nach Rom (ebd. 5, 8, 14), ut docerem artem rhetoricam
(5, 12, 22). Posteaquam missum est a Mediolano Romain ad praef. urbis
ut Uli civitati rhetoricae magister provideretur, . . ego ipse ambivi, '. . ut
dictione proposita me probatum praefectus tunc Symmachus (§ 425 , 2) mit-
tetet, et veni Mediolanum et Ambrosium episcopum (6, 13, 23), durch
welchen und seine nachgekommene Mutter der Wendepunkt im Leben des
Aug. eintrat (GBoisstbr, rev. d. deux mondes 1888 1, 43). Getauft Ostern 387.
f wahrend der Belagerang Hippo's durch die Vandalen, 28. August 430.
3. Ap. Sidon. ep. 9, 2 Hieronymus Interpret, dialecticus Augustinus.
Als Philosoph schloß sich Aug. vorzugsweise an den Idealismus des Piaton
an, wandte ihn aber zu christlichem Theismus. EFkueblbin, die Stellung
Aug.s in der Kirchen- und Culturgeschichte, Sybel's histor. Zeitschr. 11, 270.
JHReinkkns, d. Geschichtsphil ob. des Aug., Schaffh. 1866. Fbrbaz, la
Psychologie de St. Aug., Par. 1862. FAHriicichbn, de Aug. anthropolog. orig.,
Lps. 1862. HJBestm anv , qua rat. A. notiones philosophiae graecae ad
dogmata anthropologica describenda adhibaerit, Erl. 1877. GLorsche, de
Atigustino Plotinizante, Jena 1880. JStobz, d. Philos. des Aug., Freib.
1884. Scipio, des Aug. Metaphysik, Lpz. 1886. Bewußtes Herabsteigen
zur Volkssprache: In psalni. 86 serm. 3, 6 melius in barbarismo nostro vos
inteUegüis quam in nostra disertitudine vos deserti estis. enarrat. psalm.
123, 8 saepe et verba non latina dico, ut vos inteUegaiis. psalm. 188, 20
melius est reprehendant nos grammatici quam non inteUegant populi. contra
Petilian. 1, 91 graecae linguae perparum asseeutus sum et proprie nihil.
4. Über die schriftstellerische Tätigkeit des Aug. giebt eine Übersicht
die vita des Possidius (A. 1) mit dem daran angeschlossenen indiculus
seiner Werke, besonders aber Augustin selbst in den zwei Büchern Re-
tractationes (bei Possxnios: de reeensione librorum), die er gegen das
Ende seines Lebens (ums J. 427) verfaßte und worin er seine bis dahin
veröffentlichten Schriften, mit Ausnahme der Predigten und Briefe, nach
der Zeit ihrer Entstehung aufzählt und mit Bemerkungen begleitet, durch
welche meist dogmatische Ungenauigkeiten berichtigt werden sollen. Das
erste Buch bespricht die vor Beiner Wahl zum Bischof herausgegebenen,
das zweite diejenigen die er als Bischof verfaßt hatte. Vgl. das Vorwort:
iam diu est ut facere cogito . . ut opuseula mea sive in libris sive in epi-
stolis sive in traetatibus cum quadam iudiciaria severitate recenseam et quod
me offendit velut eensorio stilo denotem. . . inveniet fortasse quomodo scribendo
profecerim quisquis opuseula mea ordine quo scripta sunt legerit. quod ut
possü, hoc opere quantum potero curabo ut eundem ordinem noverit. S. auch
epist. 224. und am Schiasse des Werks (2, 67): haec opera XCIII in
libris CCXXX1II me dietasse recolui quando haec retraetavi . . .; atque
ipsam eorum retraetationem in libris II edidi . . antequam epistolas ac ser-
mones ad populum, alios dietatos, alios a me dictos, retraetare coepissem.
Dazu aus Possidius (s. o.) als Schriften der letzten Lebensjahre des Aug.:
Speculum; De haeresibus ad Quodvultdeum liber (auch in Obhleb's corpus
haereeiol. I), verfaßt J. 428, die Schrift blieb unvollendet, nur der geschicht-
liche Teil ist geliefert, der kritische nicht. Angustins Quellen sind des
1132 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
Epiphanios ävaxecpaXatcooig und Philastrius (§ 422, 6); b. LSchwabe, Herrn.
19, 386. 388. Ferner die gegen den arianischen Bischof Maximums und
gegen den Pelagianer Iulianus, sowie besonders De praedeatinatione sancto-
rum und De dono perseverantiae.
5. In Karthago schrieb Augustin ums J. 380 de pulchro et apto
(2 oder 3 BB.) ad Hierium (§ 426, 4) romanae urbis oratorem (conf. 4, 13, 20.
4, 14, 21). Diese Jugendschrift fehlt in den retract., welche beginnen mit
3 BB. contra academicos. Retract. 1, 1 cum . . . me ad cJiristianae vitae
otium contulissem, nondum baptizatus contra academicos . . . primum
scripsi (J. 386), ut argumenta eorum, quae . . prohibent cuiquam rei assentiri
et omnino aliquid tamquam manifestum certumque sit adprobare, . . ab animo
meo . . amoverem. Anschluß an das gleichnamige Werk des Cicero (§ 184, 7)
auch in der Form eines Gesprächs mit einem Gönner Romanianus, dessen
Sohn Licentius (s. § 448, 3 ff.) und einem anderen Jüngling, Trygetius.
Herausgg. auch an Orblli's Ausg. von Cic. Acad., Turic. 1827.
6. Retract. 1, 2 librum de beata vita non post libros de acad. sed
inter illos scripsi, gewidmet Manlio Theodoro (§ 442, 3), quamvis docto et
christiano viro, (cui) plus tribui quam deberem . . ,• gleichzeitig de ordine
11. II, in quibus magna quaestio versatur utrum omnia bona et mala divinae
providentiae ordo contineat. sed.. . de ordine studendi loqui malui quo a
corporalibus ad incorporaha potest profici. in hie libris . . nee illud mihi
placet quod Pythagorae philosopho tantum laudis dedi (1, 3). Dann Soli-
loquia 2 BB. (unvollendet, zB. bei Migne 32, 869; die sog. meditationes
und eoliloquia Augastini, zB. bei Migne 40, 864, sind mittelalterlich) de
his rebus quas maxime scire cupiebam, me interrogans mihique respondens
tamquam duo essemus, Ratio et ego, cum solus essem (1, 4, 1). 1, 6, 1 Me-
diölanum reversus scripsi librum De imm ort alitat e animae. . . qui ratio-
cinationum contortione atque brevitate sie obscurus est ut fatiget cum legitur
. . vvcque intellegatur a me ipso. Die aus Vatic. Regin. 215 s. YIII/IX und
Paris. 4883 A s. XI von Riese AL. 489 herausgegebenen, in der Form sehr
fehlerhaften versus (63 Hex.) S. Augustini de anima sind eine mittelalter-
liche dialektische Spielerei über ein (leicht verändertes) augustinisches Thema.
Die drei ersten Verse des Gedichts finden sich nämlich bei Adqustin, civ.
dei 16, 22 mit der Vorbemerkung quod in laude quadam Cerei breviter
versibus dixi.
7. Retract. 1, 6 per idem tempus quo Mediölani fui, baptismum per-
cepturus (J. 387), etiam Disciplinarum libros conatus sum scribere, inter-
rogans tos qui mecum erant atque ab huiusmodi studiis non abhorrebant. . .
sed earum solum de grammatica librum absolvere potui, quem postea de
armario nostro perdidi, et de musica sex Volumina, quantum attinet ad eam
partem quae rhyihmus vocatur. sed eosdem sex libros tarn baptizatus iamquc
ex Italia regressus in Africam scripsi (vgl. ebd. 1, 11); incohaveram quippe
tantummodo istam apud Mediolanum diseiplinam. de aliis vero quinque
diseiplinis illic similiter incoJiatis, de didlectica, de rhetorica, de geometrica, de
arithmetica, de philosophia, sola prineipia remanserunt, quae tarnen etiam
ipsa perdidimus, sed häberi ab aliquibus existimo. Dieses encyklopädische
Werk schloß sich schon in seinem Titel an Varro an (§ 166, 6 a) und be-
handelte die sieben artes liberales. Der davon erhaltene Teil, sechs Bücher
§ 440 Augustinus. 1 1 33
de musica (vgl. Auo. epist. 101) hat die Form eines Gesprächs zwischen
Lehrer und Schüler: „sehr wortreiche und sehr inhaltarme Erörterungen
über Rhythmik und Metrik" (Westphal, griech. Metrik1 1, 129); in der
Annahme von Pansen zur Herstellung der Taktgleichheit zwischen an-
gleichen metrischen Füßen von der gewöhnlichen Lehre abweichend, aber
in der Hauptsache doch wohl aus Varro geschöpft. Westphal aO. und
Fragmente d. griech. Rhythm. 19, nebst HWeil, JJ. 86, 336. 96, 132.
OHrnsb, de Iuba 160. Aug. de mus. libri VI, tradotti e annotati da
RCakdakonb, Florenz 1879. Ein alter Auszug aus dem Werke abgedruckt
bei Mai, collectio script. vett. 3 (Rom 1828), 116, wozu die Nachlese von
do Rtbü, schedae vatic. (Leid. 1860) 216. — Von dem Teile De rhetorica
ist durch Handschriften des Fortunatianus (§ 427, 6) ein sachlich wertvoller
Abschnitt erhalten und unter der Oberschrift fprincipia rhetorices' abge-
druckt zB. bei Mignb, patrol. 32, 1440, am besten in Halm's rhett. lat.
min. 137. Besonders Cicero und Hermagoras werden darin viel genannt.
Katechetische Form hat er nicht. Darüber ARbüteb in den kirchengesch.
Studd. für H Reuter (Lpz. 1888), 321. — Die nach Form und Inhalt sehr
achtbaren Principia dialecticae (bei Miqne 32, 1409 und besonders
Aug. de dialectica über, recogn. et adn. WCbeceliub, Elberf. 1867, vgl.
HHaaen, JJ. 106, 767) bezeichnen selbst als ihren Verfasser Augustinus
(c. 7 ut cum Augustino nominato nihil aliud quam ego ipse cogitor ab ipso
cui notus sum etc.). Die früheren Verdachtsgründe gegen die Echtheit be-
standen hauptsächlich in den Abweichungen von der sonstigen Weise des
Aug. (zB. dnrch Anwendung vieler griechischer Kunstausdrücke und Nicht-
anwendung der dialogischen Form), welche bei Schriften welche sich im
ganzen und einzelnen auf fremde Arbeit gründen von wenig Beweiskraft
sind. — Von dem Abschnitte de grammatica haben sich zwei Auszüge
erhalten, beide von ganz gewöhnlichem Inhalte, der eine knapper, betitelt
Ars S. AuguBtini pro fratrum mediocritate abbreviata (herausgg. von AMai,
nova patr. bibl. 1, 2, 166 und besser von CF Weber, Marb. 1861; einige
Auszüge daraus auch GL. 6, 494), der andere ausführlicher mit dem Namen
Regulae Aurelii Augustini (gedruckt in Keil's GL. 6, 496; auch bei Migne
32, 1386). Außer der Überlieferung spricht für die Urheberschaft Augustins
die in beiden Auszügen sich findende Beziehung auf Afrikanisches s. GL.
5, 496, 10. 606, 22. Vgl. noch Cassiod. de art. et discipl. 1 und JHuemer,
ZfÖG. 37, 266. — Die f Categoriae X ex Aristotele decerptae' (Migve 32, 1419)
werden, da Aug. weder durch Kenntnis des Griechischen noch durch Be-
wunderung des Aristoteles sich auszeichnete, eher von Praetextatus (§ 430, 1)
herrühren.
8. Es folgen De moribus ecclesiae und De moribus Manichaeorum,
beide gegen die Manich&er (retr. 1,7), De animae quantitate dialogus
(1, 8), De libero arbitrio III (über die Frage unde sit malum), alle in Rom
(J. 387) geschrieben, nur de lib. arbitr. II und III erst zu Hippo beendigt
(1, 9). Ebendaselbst verfaßt de Genesi II contra Manichaeos (1, 10), De
mnsica 11. VI (A. 7), guorum ipse sextus maxime innotuit (1, 11), De utili-
tate credendi (1, 14), De duabus animabus (1, 16), Contra Fortunatnm
Manichaeorum presbyterum, die drei letzten Schriften gegen die Manichäer,
die letzte eigentlich eine Disputation, quae excepta est a notariis veluti gesta
1134 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
(Protokoll) conficereniur , nam et diem habet et consukm. 1, 20 psalmus
contra partem Donati, Über unus volens etiam causam Donatistarum ad
ipsius humülimi vulgi . . notitiam pervenire . . psalmum qui eis cantaretur
per latinas lüteras feci (um J. 393), sed usque ad V lütcram. tales autem
abecedarios appeUant. . . hypopsalma etiam quod responderetur et prooemium
causae * . non sunt in ordine lüterarum. ideo autem non aliquo carmini*
genere id fieri volui ne me necessüas metrica ad aliqua verba quae vulgo
minus essent usitata compelleret. iste psalmus sie ineipit c Omnes qui gaudäis
de pace modo verum iudicate % quod eius hypopsalma est. Dieser (Mione
43, 23) ist ganz rhythmisch gebaut mit häufiger Verwendung von Vokal-
Verschmelzung und Vokalverschleifung in meist achtsilbigen Halbzeilen,
deren zwei sich zu einer Langzeile zusammenfügen. Alle (267) Langseilen
reimen auf kurzes oder langes e (ae). Vgl. Ebbst, LdMA. I9, 250. MMeyeh,
Abhh. d. Münch. Akad. 17, 2, 284. Als seine erste Schrift gegen die Do-
natisten nennt Augustin retract. 2, 27 den über testimoniorum fidei contra
Donatistas, zuerst aus einer Hs. zu Namur t. IX herausgg. von JBPmu,
anall. sacra et class., Par. 1888, 147.
9. Retract. 2, 6 confessionum mearum libri XIII . . a primo usque
ad deeimum de me scripti sunt; in tribus ceteris de scripturis sanetis (Genes.
1, 1—2, 2) . . multis fratribus eos muUum plaeuisse et placere scio. In
schlichter ungekünstelter Sprache von stark provinzieller Färbung, sehr
wertvoll auch für die Sittengeschichte. Die Beichte wird an Gott gerichtet
(zB. 4, 2 maUbam tarnen, domine tu sei», bonos habere diseipulos etc. et,
deus, vidisti de longinquo lapsantem in lubrico). Die Person Christi tritt
sehr wenig in den Vordergrund. Ebert aO. 1', 219. Oft einzeln heraus-
gegeben, zB. von ANkandbb (Berl. 1823); nach der Oxforder Edition (ed.
Pusey, Oxf. 1838) herausgg. u. erläutert v. KvRaümbb, Gütersloh * 1876.
Obersetzungen zB. von GRapp (Stuttg. 1838), FMjsbschmank (Frankf. 1866).
WBornexann, Gotha 1889. — AHabnack, Augustins Gonfessionen, Gießen 1888.
10. Retract 2, 43, 1 interea Borna Oothorum irruptione (J. 410) . .
eversa est; cuius eversionem deorum falsorum muUorumque eultores . . in
christianam religionem referre conantes solito acerbius . . deum verum blasphe-
mare coeperunt. unde ego . . libros de civitate dei scribere institui. quod
opus per aliquot annos me tenuit (vgl. c. d. 6, 26) . . . tandem XXII libris
est terminatum (ums J. 426; vgl. auch de civ. d. 18 p. 345, ex quo [dem
Consulat des Mallius Theodorus im J. 899, § 442, 8] usque ad hoc tempus
per triginta ferme annos usw.). quorum V primi eos refeüunt qui res humanas
ita prosperari volunt ut ad hoc multorum deorum cultum . . necessarium
esse arbitrentur et quia prohibetur mala ista exoriri . . contendunt. sequentes
autem V adversus eos loquuntur qui fatentur haec mala nee defuisse umguam
nee defutura mortdlibus, . . sed deorum cultum . . propter vitam post mortem
futuram esse utilem disputant (vgl. epist. 169, 1). his ergo X libris duae
istae vanae opiniones christianae religioni adversariae refelluntur. (2) sed
ne quisquam nos aliena tantum redarguxsse, non autem nostra asseruisse re-
prehenderet: id agit pars altera operis huius, quae libris XII continetur. . .
primi quattuor (XI— XIV) continent exortum duarum civitatum, quarum est
una dei, altera huius mundi. seeundi quattuor (XV— XV1U) excursum earum
sive procursum, tertii vero, qui et postremi (XIX— XXII), debitos fines. üa
§ 440 Augustinas. 1135
omnes XXII libri, cum sint de utraque civüate conscripti, titulum tarnen a
meliere aeeepenmt. Gewidmet ist diese christliche Philosophie der Ge-
schichte dem Marcellinus, ohne Zweifel demjenigen welcher J. 410 zur Bei-
legung der donatistischen Wirren nach Afrika gesandt war nnd an welchen
auch andere Schriften des Ang. sowie epist. 128 f. 133. 188 f. 143 gerichtet
sind. Hauptquellen sind Cicero (besonders de rep.) und Varro (Antiquitates
und de gente rom., auch wohl einzelne logistorici), für das Orientalische
Hieronymus' Bearbeitung der Chronik des Eusebios; außerdem ist Piaton,
Saunst, Plinius d. Ä. und Solinus, Iustinus, Iulius Africanue, Lactantius
benfitzt, von Dichtern besonders Virgil sehr oft angeführt, nächstdem
Terenz, Horaz, Persius, Lucanus, Terentianus, Claudianus u. a. GKkttnkr,
varronische Studien 40. KFbick, d. Quellen Aug. 's in B. 18 de civ. d.t
Höxter 1886. — Haupthandschriften: Corbeiensis s. VII in Paris, Ve-
ronensis s. VI/VII, Monac. 6259. Sonderausgaben zB. von JLVivis (comment.
illuttr., Bas. 1622. 1665. 1670) und namentlich von BDombart (Lps.* 1877 II;
▼gl. dens. JJ. 121, 149). — Kednsr, die civitas dei des n. Aug., Conitz 1866.
Ebbet aO. 1*, 223.
11. Unter den übrigen Schriften Augustine sind von besonderer Wich-
tigkeit die dogmatischen de doctrina christiana 11. IV (verfaßt 397—426),
de trinitate 11. XV (J. 400—416), de peccatoram meritis et remissione 11. III
(ums J. 412), de gratia et libero arbitrio; de correptione et gratia; de
praedestinatione sanetorum und de dono perseverantiae. Aus dem Gebiete
der praktischen Theologie sind zu nennen die Schriften contra mendacium
(die Schrift de mendacio wird von Aug. rectract. l, 27 nicht anerkannt),
de continentia, de patientia, de agone christiano, de bono coniugali, de
nuptiis et coneupiscentia, de adulterinis coniugiis, de opere monachorum,
de unico baptismo, de cura pro mortuis gerenda u. a. Nicht augustinisch ist
die Schrift de omnibus virtuübus, hrsgg. von ABCaillau, suppl. II: sermones
inediti Augustini (1842) p. 242 und HMüller, Z. f. wiss. Theol. 17, 238,
Tgl. ebd. 464). Die Streitschriften sind gerichtet gegen die Secten und Irr-
lehren der Manichäer, Donatisten, Pelagianer, Priscillianisten , Arianer
und Origenisten. Außerdem haben wir von A. sehr zahlreiche Predigten
(sermones), darunter aber viel Zweifelhaftes und Unechtes, zB. die aus
einem Einsidl. s. V 11/ VI II von CPCaspabi, ZfdeutschAltert. 26, 314; Tidskr.
f. d. evangel.-lutherske Kirke in Norge 9 (1883), 485 und bes. Christian.
1886, herausgegebene inhaltlich und sprachlich merkwürdige homilia de
sacrilegiis, dh. über heidnische Gebräuche bei Christen (vgl. § 494, 2). Bei
aller Einfachheit sind sie doch nicht selten rhetorisch wirkungsvoll, auch
wohl rührsam. BBebb, die aneedota Borderiana der augustin. Sermonen,
Wien. SBer. 1887. ARbonieh, la latinitä des sermonB de St. Aug., Par. 1887.
über deren Publikum s. JVerih, St. Augustini auditores, s. de A fror um
christiano rum circa Aug. ingenio ac moribus, Par. 1870. Ein Teil schließt
sich an die Erklärung biblischer Schriften (als Homilien) an. Die Erklä-
rung tritt in der schriftstellerischen Tätigkeit des Aug. ziemlich zurück,
da seine Kenntnis des Griechischen nicht genügend (A. 3 E.), das He-
bräische aber ihm ganz fremd war. Doch schrieb er besonders über den
Heptateuch, die Genesis (de genesi ad litteram 11. XII; Bruchstücke einer
Hs. s. VI in Bern, EHaulbb, Wien. SBer. 117, 1; vgl. auch A. 8), lob, die
1136 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
Evangelien (de consensu evangelistarum libri IV; quaestionum evangeli-
carum libri 11), den Römer- und Galater-Brief. HNClacbbn, Aug. . . sacrae
scripturae interpres, Berl. 1827. Über die quaestt. bibl. in V. et N. Test,
s. § 418, 5. 435, 4. — Die Bibelstellen sind von Augustinus nach der sog.
Itala (§ 373, 9) angefahrt, nur selten (zB. doctr. Christ. 4, 7) nach der Ober-
setzung des Hieronymus. Freilich giebt das Speculum des Augustin, be-
ginnend Quis ignorat (beste Hb. Monac. 14513 s. IX), gedruckt 3, 1, 507
ed. Bened. und jetzt bei Weihbich (A. 18) aO. p. 3, die Bibelcitate nach
Hieronymus, aber wohl erst infolge nachträglicher Veränderung derselben
(Wbihrich aO. zun). Nicht von Augustin ist das speculum mit dem An-
fang Audi, Israhel (beste Hss. Sessor. 58 8. VIII/IX, Abrincensis 87 s. IX)
bei Weihbich aO. 287. — Reichliche Auszüge aus Augustins Schriften bei
Eugippius, 8. § 494, 3.
12. Die Sammlung der Briefe umfaßt (einschließlich der an Aug.
gerichteten) 270 Stücke. Kurz sind nur wenige derselben; einzelne (wie
Nr. 147, de videndo deo) sind so ausführlich daß sie auch unter den Ab-
handlungen aufgeführt werden. Sie besprechen fast alle kirchlichen Fragen
der Zeit; manche sind beichtväterlichen Inhalts. Anderseits hat brieflichen
Charakter das Werk De diversis quaestionibus LXXXTII (Retract. 1, 26).
Die Benedictiner haben die Briefe in 4 Klassen eingeteilt: 1. aus J. 386
—395 (von der Zeit der Bekehrung bis zur Bischofswahl); 2. J. 395—410;
3. J. 411 (Disputation mit den Donatis ten) bis J. 430 (Tod); 4. die zeitlich
nicht bestimmbaren. JAGinzel, der Geist des h. Aug. in s. Briefen, in
dessen kirchenhistor. Schriften (Wien 1872) I.
13. Ausgaben der sämtlichen Werke Augustins zB. Bas. 1506; Ex
emend. DErasmi, Bas. 1528 X (und öfter); Per theologos Lovanienses (Antv.
1677 XI), mit supplementum von HVioneriüs (Par. 1664 II); besonders aber
die der Benedictiner e congregatione S. Mauri, Par. 1679 ff. XL — Im
wesentlichen nur Wiederholungen letzterer sind die von JPhkboponus (Cle-
ricus), Antv. 1700—1703 XII, und die zweierlei von JPMigne, Augustini
opera omnia (Paris 1835 — 1836 — 1839 XI) und Patrolog. Bd. 32—47. —
Neue krit. Ausg. in der Wiener Sammlung der lat. KVäter begonnen mit
Augustini speculum et liber de divinis scripturis sive speculum quod fertur
Augustini, rec. FWeihbich, Wien 1887 (Corp. Vindob. Bd. XII). Dazu
F Weihbich, d. spec. des Aug. in s. hs. Überlief., Wien. SBer. 103, 33.
441. Zu Anfang des fünften Jahrh. verfaßte der Presbyter
Sulpicius Severus (um 365 — 425) in Aquitanien einen Abriß
der Geschichte von Erschaffung der Welt bis auf seine Zeit
(Chronicorum libri II), aus den besten Quellen, mit geschicht-
lichem Sinn und in schlichter, aber gebildeter und den klas-
sischen Historikern nachstrebender Darstellung. Dagegen seine
Lebensbeschreibung des Martinus von Tours (f J. 397) ist ein
frommer Roman, ein Denkmal seiner schwärmerischen Verehrung
für den Helden, voll abenteuerlicher Wunder. Ihm gelten auch
die zwei Dialoge mit ciceronischer Einkleidung.
§ 440 Augustinus. § 441 Sulpicius Severus. 1137
1. Qennad. vir. ill. 19 Severus presbyter cognomenio Sulpicius, Aqui-
tanicae provinciae, vir gener € et litteris nobilis et paupertatis atque humi-
litatis amore conspicuus (vgl. Tita Mart. 24, 4), carus etiam sanctorum viro-
rum Martini Turonensis episcopi et Paulini Nolensis. . . epistolas ad amorem
dei et contemptum mundi hortatorias scrip&it sorori suae multas, quae notae
sunt (nicht erhalten, 8. A. 5), scrip&it ad Paulinum praedictum duas et ad
alios alias, sed quia in aliquibus etiam familiaris necessüas inserta est non
digeruntur. composuit et chronica (A. 2)t scripsit et ad multorum profectwn
vitam b. Martini monachi et episcopi (A. 4) . . et cöUationem Postumiani et
Galli se tnediante et iudice de conversatione monachorum orientalium et
ipsius Martini habitam in dialogi speciem duabus incisionibus comprehendit
(A. 4) . . hie in senectute sua a Pelagianis deeeptus . . silentium usque ad
mortem tenuit. In den echten Schriften Auqdstih's wird Sulp, nie genannt,
wohl aber von Hiebontxds (5, 422 Vall. Severus noster), und oft bei Paulin.
Nol., zB. epist. 5 (Severo fratri), 5 tu . . in . . fori cehbritate diversans et
faeundi nominis palmam tenens. repentino impetu discussisti servile peccati
iugum. neque te divitiae de matrimonio familiae consularis aggestae neque
post coniugium peccandi licentia et caelebs iuventas ab angusto salutis introitu
. . revocare potuerunt. (6) tu ergo . . relicto patre . . Christum secutus es.
. . piscatorum praedicationes tullianis omnibus tuis litteris praetulisti. con-
fugisti ad pietatis silentium (Zurückziehung in ein Kloster). Vgl. ebd. ep. 1
(wonach Sev. Elusione lebte, d. i. Elsonne bei Toulouse). 11. 17. 22. 23.
24. 27. 28. 29. 30. 31 (ad basüicam quam modo apud Primuliacum . . con-
dideris). 32; s. § 437, 2. AEBsat, LdMA. 1', 327.
2. Sulp. Sbv. chronica 1, 1 res a mundi exordio sacris litteris edüas
. . . constringere et cum distinetione temporum usque ad nostram memoriam
carptim dicere aggressus sum. . . non peperci labori meo quin ea quae per-
multis voluminibus per scripta continebantur duobus UbeUis concluderem, ita
brevitati studens ut paene nihil (? vgl. Bebnats aO. 45) gestis subduxerim.
. . non pigebit fateri me, sieübi ratio exegit, ad distinguenda t empor a con-
tinuandamque seriem usum esse historicis mundialibus atque ex his quae ad
supplementum cognüionis deerant usurpasse. Das A. T. benützt er, da er
des Hebräischen nicht mächtig ist, nur in der Übersetzung der LXX. Dar-
aus entnimmt er die geschichtlichen Bestandteile, öfters mit polemischen
Beziehungen auf Vorgänge der eigenen Zeit. Als ehemaliger Jurist und
Anwalt zeigt er Teilnahme auch für die mosaische bürgerliche und Straf-
gesetzgebung (Bebnays aO. 31). Vgl. § 438, 3. Über die Zeit des Buchs
Judith s. 2, 14, 1—6. Der geschichtliche Inhalt des N. T. wird absichtlich
beiseite gelassen (2, 27, 3), weil bei ihm eine so freie Verwendung wie
beim A. T. bedenklich war. Die nichtbiblischen Gewährsmänner werden
nie mit Namen genannt, auch nicht die Chronik des Eusebios; Tgl. 2, 5, 7.
Iosephus ist nicht benützt, wohl aber Tacitus; namentlich für die Ge-
schichte der Zerstörung Jerusalems verlorengegangene Teile der Historien
(Bernayb aO. 53). Selten sind sachliche Flüchtigkeiten (Bebnats, Anm. 81).
Das Werk ist gestellt auf das Consulat des Stüicho (J. 400) und vollendet
J. 403. Die Darstellung ist den klassischen Mustern mit Geschick nach-
gebildet, besonders dem Sallust (Bebnats, Anm. 9. 15. 24. 83. 37. 45. 59
und gea. Abhh. 2, 201. HPhatjb, oben § 428, 4E.) und Tacitus (Bebnats,
Tmurrxu-ScrawjLun, Böm. Lit-Gesoh. 5. Aufl. 72
1138 Die Kaiaerzeit. Vierte» bis fünftes Jahrhundert.
d. Chronik des Sev. A. 6. 70), auch Velleius (A. 49), ohne doch musivisch
buntscheckig zu werden, und nicht ohne Spuren der Zeit (A. 58). MMahitiüb,
ZföG. 38, 813. Ober Anklänge an Virgil (bes. in den Diall., s. A. 4) u. a,
s. JFurtnee, BlfbayrG. 17, 97. 172 und Landshut 1886 (A. 6). KPauckek,
kleinere Studien III : de latinitate Sulp. Sev., Berl. 1883. HGoelzeb, gramm.
in Sulp. Sev. obee., potissimum ad vulgarem lat, sermonem pertinentes, Par.
1883. Ein wissenschaftliches Geschichtswerk hat Sulp, weder geliefert noch
beabsichtigt, wohl aber ein gutes und angenehmes Lesebuch. JBsrhays,
über die Chronik des Sulpicius Severus, Berl. 1861 und ges. Abhh. 2, 81 (s.
dazu AvGutschmid, JJ. 87, 710). HGelzeb, IuL Africanus 2, 1 (1886), 107.
3. Einzige Handschrift Palat.-Vatic. 826 s. XI (KHalm, Münch. SBer.
1866 2, 37). Nach der Überschrift (ineipit prologus Sulpitii Severi in chro-
nica, quae ipse fecit ab exordio mundi [usque ad tempus suum]) wird
r Chronica' (s. auch A. 7) wohl der ursprüngliche Titel sein. Da Sulp.
mehrere Male (1, 36, 6. 1, 42, 1. 1, 46, 6. 2, 6, 7. 2, 6, 1) die Chronik des
EuBebioe schlechthin als chronica anführt, so hielt Bbrnays (aO. 71) CA
mundi exordio libri II' für die ursprüngliche Überschrift. — Ed. princ. der
Chronik (hist. sacra) von M(athias) F(lacius), Bas. 1666. Ed. VGisbuhus
(Antv. 1674), CSigonius (Bonon. 1681, mit Comm.), JDbusiüs (Arnhem. 1607).
4. Die vita Martini giebt ein anschauliches Bild von der bis sur
Hellseherei gesteigerten religiösen Erregtheit der Zeit. Der Heilige besteht
Kämpfe mit dem Teufel, hört und sieht Christus und Engel, erweckt einen
Toten und tut sonstige Wunder, verkündet das nahe Weltende (dial. 2, 14)
u. dgl. Dasselbe Thema wird dann in den beiden dialogi (früher in drei
abgeteilt) weiter gesprächsweise ansgesponnen. Drei Briefe, ad Eueebram,
Aurelium diaconum, Bassulam, dienen als Einleitung zu diesen Dialogen.
Vgl. ep. 1, 1 mentio incidit libeUi mei quem de vita beati viri Martini epi-
scopi edidi. Pautjn. epist. 11, 11. Vgl. § 491, 6. JHReineens, Martin von
Tours, Bresl. 1866. Die Sprache ist auch in diesen Schriften verhältnismäßig
rein und gewählt, sogar nicht ohne einige Koketterie. Sie sind in zahl-
reichen Handschriften erhalten (Halm p. vhi; Benutzung im M Alter: MMaki-
tius, NArchfädGesch. 14, 166): die älteste und wichtigste ein Veronensis
8. VI (Schriftprobe in Zanqemeisteb- Wattenbach s Ezempl. codd. latt. T. 32).
6. Von jenen drei echten Briefen sind zu unterscheiden die sieben
welche mit sehr zweifelhafter Berechtigung den Namen des Sulp, tragen
(Appendix bei Halm), von welchen der zweite auch unter denen des
Hieronymus, der dritte , in Mönchshumor, auch bei Paulin. Nol. epp. 22 steht.
Sie weichen vom Tone des Sulp, wesentlich ab. Die beiden ersten (ad
Claudiam sororem de ultimo iudicio und de virginitate) sind umständlich
und erbaulich. Sie hält für echt Harnack aO.
6. Gesamtausgaben von JVobst (cum notis, Berlin 1668 u. sonst),
HdkPbato (Veron. 1741—64 II), bei Migne 20, 96, und besonders von CHalm
(rec. cum comment. crit. instr., Wien 1866, vgl. dens. Münch. SBer. 1866
2, 37). — Im allg. über Sev. Sulp. AHaenack in Herzog's theol. Realencykl.
16*, 62. — Kritisches: JFurtnee, textkrit. Bemm. zu Sulp. Sev., Landshut
1886. ThStangl, phil. Bundsch. 1886, 1623.
7. Den Namen des Sulpicius Severus trägt fälschlich eine Weltchronik
(epitoma chronicorum Severi cognomento Sulpicii; über die einzige Hs.
§ 441 Sulpicius Severus. § 442 Hilarianus. Theodorus. 1139
s. XÜI in Madrid s. KZangembisteb , RhM. 33, 222). Sie reicht bis J. 511,
ist nicht unwichtig für die westgotische Geschichte von 450—500, und wird
von Isidor, Marius von Avenches (§ 484, 6), Iordanis und Gregor von Tours
benfitzt. Gedruckt bei Flobbz, Eapaßa sagr. 4, 430 ('428) und vom J. 379
bei OHoldbs-Eggeb, üb. d. Weltchronik des sog. Severus Sulpicius und
sädgallische Annalen des 5. Jahrh., Gott. 1875. PEwald, N. Aren. f. deutsche
Gesch. 1881, 323.
442. Des Sulpicius Severus Zeitgenosse und Landsmann
Q. Ialius Hilarianus schrieb im J. 397 über Zeitrechnung, be-
sonders ein Schriftchen über die Dauer der Welt; der Donatist
Tichonius aus Afrika unter anderem drei Bücher über den
inneren Krieg. Um dieselbe Zeit schrieb Flavius Mallius Theo-
dorus (Cos. 399) nicht ohne Selbständigkeit sein auf uns ge-
kommenes Werkchen de metris.
1. Das Schriftchen des Hilarianus de duratione mundi (oder de euren
temporum, beste Hs. Leid. Voss. 5), nach Inhalt und Sprache barbarisch,
aber von kühner Selbständigkeit der Forschung, bei Mionk 13, 1097. Vgl.
AvGutschmid, JJ. 87, 714. HGelzkb, Iul. Africanus 2, 1, 121. Seine Abhand-
lang de ratione paschae et menais, mit dem Bruchstück eines Unbekannten
de origine generis humani, aus einer Turiner Hs. herausgegeben von
ChrMPfafp (an den Inst, von Lactantius, Par. 1712; bei Mtone 13, 1115; vgl.
FFFleck, wissensch. Reise durch Deutschi. usw. 2, 3), wurde nach der
Unterschrift (AReiffehscheid , bibl. patr. 2, 140; de latt. codd. subscriptt.,
Bresl. 1872, 6) im J. 396 verfaßt und im folgenden zum zweiten Mal ver-
bessert herausgegeben. — HNolte, Tüb. Quartalschr. 50, 443.
2. Gesnad. vir. ill. 18 Tic(h)onius, natione Afer, in divinis litteris
eruditus iuxta historiam sufficienter et in saecülaribus non ignarus fuit . .
seripsit De hello intestina libros III et Expositiones diversarum causarum.
in quibus ob suorum defensionem antiquarum meminit synodorum. e quibus
Omnibus agnoscitur Donatianae partis fuisse. composuit et Regulas ad in-
vestigandam . . intellegentiam scripturarum VII, quas in uno vohtminc con-
clusit (bei Migne 18, 15; vgl. JBPitba, spicileg. Solesm. 1, 294). exposuit
et Apocalypsin Ioannis (verloren, vgl. § 494, 5. JHausbleiter, Z. f. kirchl.
Wiss. u. Leb. 1886, 239) etc. floruit hie vir aetate qua iam memoratus
Rufinus (§ 436, 1), Theodosio et flio eius regnantibus.
3. Flavius Manlius (Mallius) Theodorus, Cos. 399 (CIGr. 6232 und
sonst, vgl. oben § 439, 3. 6. 440, 6), trieb philosophische und astronomische
Studien und schrieb auch über solche Gegenstände. Claudian. 17, 263
qualem te legimus teneri primordia mundi scribentem aut partis animae per
iingula, talem cernimus et similes adgnoscü pagina mores; 115 nascentes
ibant in saecula libri; vgl. 68. 100. 276. Ein jetzt verschollener über de
natura rerum dieses Schriftstellers befand sich handschriftlich in des
Cujacius Bibliothek; AReiffebscheid zu Suet. reliq. p. 447. Erhalten hat
sich nur das an seinen Sohn Theodorus gerichtete Buch de metris, unter
allen Abrissen dieser Zeit der in der Form der Darstellung rreieste
72*
1140 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert
und selbständigste (HWentzel, symb. crii 64« RWsstphal, griecb. Metr.
1 ', 130), stark ausgebeutet von Baeda, der den Vf. auch Einmal nennt (GL.
7, 257, 13 ut 8cribit Mallius Theodorus » GL. 6, 693, 6). Von Vorgängern
nennt Th. den Iuba (OHensr, de Iuba 146) und Terentianus. Zuerst herausgg.
von JFHeüsihqbb (nebst De pedibus expositio eines unbekannten Inline
Severus), Wolfenb. 1756, (cura Ruhnkenii) Leid. 1766; jetzt in Kbil's GL.
6, 579 (Iulius Sev. ebd. 641). — ARüben, de vita Fl. M. Th., ütr. 1694;
Lps. 1754. Uekp's Glaudian 2, 255.
443. Von den zahlreichen Freunden und Gegnern des
Augustinus waren außer den schon Genannten literarisch tätig
der bekannte Urheber des Pelagianismus , der hochachtbare
Britte Pelagius, von dessen Schriften wir besonders ein wohl-
geschriebenes Glaubensbekenntnis an Innocenz besitzen; dessen
Landsmann und jüngerer Freund Caelestius; der Übersetzer
Anianus, und der durch Augustins Gegenschriften bekannte
Bischof Iulianus. Von anderen christlichen Schriftstellern der
Zeit sind erwähnenswert Bachiarius, Sabbatius, Helvidius, Vigi-
lantius, Simplicianus, Innocentius.
1. Erhaltene Schriften des Pelagius: Gommentarii in (XIII) epistolas
Pauli (bei Migne 30, 644); Epistola ad Demetriadem (ebd. 80, 16 und 33,
1099); Libellua fidei ad Innocentium (45, 1716 und zu einem Sernio ver-
arbeitet 39, 2181); wahrscheinlich auch die Epist. ad Celantiam matronam
de ratione pie vivendi (unter den Briefen des Hieronym. nr. 148, bei Mioks
22, 1201). Nur aus den Gegenschriften Augustins kennen wir sein Werk
De natura und De libero arbitrio libri IV. Außerdem schrieb er De trini-
tate libri III und anderes.
2. Gbnnad. vir. ill. 44 Caelestius . . adhuc adolescens scripsü ad j»-
rentes suos de mona&terio epistolas in modum libellorum tres. Seine Schriften
sind uns nur soweit bekannt als Augustinus sie erwähnt oder auszieht.
So Contra traducem peccati, Definitiones (s. Aug. de perf. iust. hom.), und
das an Zosimus gerichtete Glaubensbekenntnis (libellus fidei; s. Aug. de
peccato orig.).
3. Iulianus, J. 416 Bischof von Aeclanum, aber schon 418 als Pela-
gianer abgesetzt Gennad. vir. ill. 45 vir actis ingenii, in divinis scriptum
doctu8, graeca et latina lingua scholasticus. . . scripsit Adversus Augustinus
libros IV et iterutn libros VIII. est etiam liber altercationis amborut»
partes suas defendentium (d. i. Augustini c.'secundam Iuliani responsionem
imperfectum opus sex libros complectens, bei Migne 45, 1049). Zur Zeit
einer Hungersnot habe er sich durch Wohltätigkeit ausgezeichnet, moritur
Valentiniano et Gonstantino fUio eius imperante. Vgl. § 440, 4 E.
4. Anianue, diaconus Celedensis (Celennensis) in Campania, verfaßte
Übersetzungen von Homilien des Chrysostomos, abgedruckt in dessen Aas-
gaben. Ob von ihm auch die lat Übersetzung von Chrysostomos ntql
natavv^Bmg ; vgl. § 400, 6. — Über Tichonius und Gresconius s. § 442, 2.
§ 443 Pelagius u. a. § 444 Macrobius. 1 141
435, 5. Passio des Donatistenpresbyters Marculns in afrikanischem Schwulst
bei Mjlbillon, vett. analecta 4 (Par. 1685), 105. — Ein Schüler des
Augustinus, welcher ihn de cura pro mortuis 11 erwähnt, war Favonius
Eulogius, orator dltnae Karthaginis, von dem wir noch ein auf Ciceros
Bomn. Scip. (§ 184, 1, 4) bezügliches Schriftchen besitzen (zuletzt gedruckt
in Obblli's Cicero 5, 1, 397). WHDSdbikgab, scholl. Lat. 1, 170.
5. Bei Genbadius vir. ill. 20 ff.' werden u. a. als christliche Schrift-
steller der Zeit aufgeführt: 22 Niceas; 23 Olympius, natione Hispanus,
episcopus; 23 Bachiarius (vir christianae philosophiae; über seine Latinität
KPauckbr, ZföG. 32, 481); 25 Sabbatius, gallicanae ecclesiae episcopus;
27 Macarius, monachus (scripsit in urbe Borna adversus mathematicos librum);
31 Paulus episcopus; 32 Helvidius, Auxentii (des Arianers) discipulus, Sym-
machi imüator (gegen ihn schrieb Hieronymus, § 434, 2); 35 Vigilantius
presbyter, natione Gallus, Hispaniae Bardlonensis parochiae ecclesiam tenuit
(knie et b. Hieronymus presbyter respondit; vgl. § 434, 2 gE.); 36 Simpli-
cianus episcopus Mediolanensis (der Nachfolger des Ambrosius, vgl. August.
retr. 2, 1. ep. 37) . . multis epistolis hortatus est Augustinum adhue pres-
byterum ut etc.; 37 Vigilius episcopus (von Trient um J. 400; soripsit . .
epistolam continentem gesta sui temporis apud barbaros martyrum); 41 Pe-
troniu8, Bononiensis eccl. episc. (f Theodosio Arcadii filio et Valentiniano
regnantibus); 43 lnnocentius urbis Bomae episcopus (J. 401—417), Verfasser
einer Anzahl erhaltener Briefe (Coustant, epist. pontiff. rom. 1, 739.
Gallandi, bibl. patr. 8, 546); 47 Avitus presbyter, homo Hispanus gener e
(vgl. § 456, 1).
444. Am Ende des vierten und Anfang des fünften Jahrh.
wirkte und schrieb auch Macrobius Theodosius, von welchem
wir eine Erläuterung zu Ciceros Traum des Scipio in zwei
Büchern, sowie sieben Bücher Saturnalia (lückenhaft) besitzen.
Letzteres ganz aus älteren Quellen geschöpfte Werk reiht eine
Menge stofflich oft sehr wertvoller Auszüge über literarische
Fragen, ganz vorzugsweise zu Virgil, über italischen Götterglauben,
römische Sitten, Altertümer u. dgl. nach sachlichen Gesichts-
punkten an einander, im äußerlichen Rahmen eines Gesprächs
zwischen gelehrten Freunden.
1. Name in den Saturn, nach dem Bamberg, s. IX: Macrobius Theo-
dosiu8 v. c. et ill, nach dem Paris.: Ambrosius Theodosius Macrobius v. c.
et ül.; im Somm. Scip. nach Bamb. s. XI und Paris.: Macr. Ambr. Theodos,
0. c. et M.; im B. de diff. (A. 9): (Ambrosius) Macrobius Theodosius. Da
ei hienach hohen Rang hatte, so wird er der Macrobius sein welcher J. 399 f.
praef. praet. Hispaniarnm war (cod. Tbeod. 16, 10, 15. 8, 5, 61), J. 410
procos. Africae (ebd. 11, 28, 6) und noch im J. 422 vir illustr. heißt und
die Stelle eines praepositus sacri cubiculi bekleidete (ebd. 6, 8, 1). Dies
setzt voraus daß er in späteren Jahren zum Christentum übergetreten war :
sonst hätte er in dieser Zeit letzteres Amt nicht erlangen können. In
seinen Schriften ist er noch Heide (s. A. 8); ihre Abfassung oder Anlage
1142 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
wird daher vor jene Amter fallen und die vollständige Titulatur des Verf.
erst nachträglich hinzugefügt sein. Vgl. auch § 450, 1.
2. Macbob. sat. praef. 11 sicubi nos sub alio ortos caelo latinae linguae
vena non adiuvet. . . st in nostro sermone nativa rotnani oris elegantia de-
sideretur (vgl. § 366, 6 Z. 4). Seine Begeisterung för Cicero und Virgil und
manche Versehen im Übertragen griechischer Stellen (Wissowa aO. 15)
macht unwahrscheinlich daß eine hellenische oder hellenistische Gegend
seine Heimat ist; eher Afrika (LvJan, ThVogel, JJ. 127, 180).
3. Bewunderung des Symmachus (§ 425, für die Verbindung Macr.s
mit dessen Familie s. auch A. 9. 8), des Nicomachus (§ 428, 1) und Prae-
textatus (§ 480, 1); s. sat. 1, 1, 4. Alle diese gehören zur heidnischen
Partei. Von Christlichkeit ist auch sonst keine Spar bei Macrob. (auch
die von GFUnger in IwMüller's Handb. 1, 598, 8 angeführte Stelle sat. 1,
13, 15 beweist dafür nichts), wohl aber zeigt er überall warme Teilnahme
für die heidnischen Götter (bes. 1, 17 ff.) und Hinneigung zum Neuplato-
ni8mus (A. 4). Vgl. sat. 1, 12, 8 cum hodieque in sacris Martern patrem,
Venerem genetricem vocemus. 1, 24, 1 laudare . . . cuncti religionem (des
Praetext.), adfirmantes htmc esse unum areanae deorum naturae conscium,
qui solu8 divina et adsequi animo et eloqui posset ingenio. Auch von Servins
ist er ein jüngerer Zeitgenosse (s. § 431, 1). Vgl. A. 6.
4. Commentar zu Cic.s somnium Scipionis: § 184, 1, 4. Nach einer
Einleitung über das Verhältnis von Cic. de rep. zu Platon's Staat und über
die Bedeutung der Träume beginnt der Commentar, welcher die platonischen
Erörterungen (über die Zahl, die Töne, die Seele, die Bewegung der Ge-
stirne, die Zonen usw.) in ziemlich willkürlicher und ungleichmäßiger
Weise an Cicero anknüpft. Vgl. 1, 5y 1 diseutienda nobis sunt ipsius sonmii
verba, non omnia, sed ut quaeque videbuntur digna quaesitu; daher citiert
Macr. oft lange Stellen des cic. Textes, giebt aber nicht den ganzen Text
Schriftsteller werden viele genannt, besonders griechische (LvJan p. xi),
doch mehr zum Prunke als daß sie wirklich benützt wären. Ohne Zweifel
folgt Macr. hauptsächlich äinem Gewährsmann. Anrede 1, 1, 1 Eustachi
fili, vitae mihi dulcedo pariter et gloria; 2, 1, 1 superiore commentario,
Eustachi luce mihi dilectior fili, usque ad stelliferae sphaerae cursum . . serm
processerat. Vollständige Erhaltung: 2, 17, 15 sed tarn finem somnio co-
hibita disputatione faciamus hoc adiecto quod conclusionem decebit etc. LPbtit,
de Macrobio Ciceronis interprete philosopho, Par. 1866. HLinke in den
Abhh. für MHertz, Bresl. 1888, 240. PSchwbnxk, JB. 1886 2, 810. Über
Macrobius als Neuplatoniker s. EZkllkb, Phil. d. Gr. 8, 28, 885. AWissowa
aO. 37.
6. Titel im Bamb.: Gonviviorum primi diei Saturnaliorum (ober
diese Form Macr. 1, 4, 8) liber I, der Paris, läßt mit Recht conviviom»
aus. Aus dem Vorwort: (1) mulias variasque res in hac vita nobis, Eustachi
fili, natura concüiavit; aber nichts gehe über die Liebe zu den Kindern.
(2) hinc est quod mihi quogue institutione tua nihü antiquius aestimatur, ad
cuius perfectionem . . guidguid mihi vel te tarn in lucem edito vel antequam
nascereris in diversis seu graecae seu romanae linguae voluminibus dabo-
ratum est, id totum sit tibi seientiae supeUex etc. (8) nee indigeste . . con-
§ 444 Macrobius. 1143
gemmus digna memoratu, sed variarum rerum disparilitas . . ita in quoddam
digesta corpus est ut quae indistincte atque promisoue ad sübsidium memoriae
adnotaveramu8 in ordinem . . eonvenirent. (4) nee mihi vüio vertas si res
quas ex lecUone varia mutuabor ipsis saepe verbis quibus ab ipsis auetoribus
enarraiae sunt explicdbo, quia praesens opus non eloquentiae ostentationem,
sed noscendorum congeriem pollicetur. (6) nos quoque quidquid diversa
ketione quaesivimus committemus stüo. Entschuldigung über die Sprache
s. A. 2.
6. Der in den Satarn. abgehandelte Stoff ist in Gespräche eingekleidet
welche an den drei Tagen der Saturnalien sowie Tags zuvor teils vor
Tisch teils beim Mahle selbst gehalten worden seien, und zwar von Prae-
textatus (§ 480, 1) und Freunden desselben, wobei aber der Verf. sich vor-
behält auch über dessen Zeit hinaus zugreifen (1, 1, 6 nee mihi firaudi sit
si uni aut altert ex his quos coetus coegit mahura aetas posterior saeculo
Praetextati fuit). Er schreibt also geraume Zeit nach dessen Tod (J. 885).
Die Bolle des Gegners hat Euangelus, der namentlich den Virgil angreift,
wogegen Eustathius (§ 430, 8) denselben als Philosophen und geschickten
Nachahmer der Griechen preist, Nicomachus Flavianus und Praetextatus
als Kenmer des ius augurale und pontificium, die beiden Albinus (vgl. § 407, 6.
431, 4) als Altertümler, Avienus und Servias die sonstigen Seiten. Diese Er-
örterung über Virgil bildet den Hauptbestandteil des Werkes: daneben wird
in den eigentlichen Tischgesprächen ein buntes Allerlei von Gegenständen
abgehandelt.
7. Quellen der Saturnalien. Dem Macrobius eigentümlich ist nur
die Einkleidung und Einteilung des Werkes, und auch bezüglich der ersteren
ist er von Gellius und Plato (sympos.) abhängig: der Stoff ist durchaus von
Vorgängern entlehnt, wenn auch nicht immer wortgetreu, so doch sach-
getren and sorgfältig. Im ganzen benützt Macrob. seine Quellen nach
einander, nicht neben einander. Die Namen derer welche er selbst ge-
braucht hat verschweigt er regelmäßig da wo er aus ihnen entlehnt, und
auch sonst entschlüpfen ihm dieselben nur sehr selten (zB. Plutarch [und
Apuleius?]; vgl. 7, 3, 24); dagegen citiert er die in seinen Quellen genannten
Gewährsmänner und freut sich dieser erborgten Gelehrsamkeit. Besonders
beutet er Gellius aus, dann verschiedene Virgil-Commentare (etwa den des
Aeliua Donatus, § 409) und Einzelschriften zur Virgil-Erklärung (dagegen
den Commentar des Servias benützte Macr. nicht; ob die sogen, scholia
Danielis den Macrobius ausgeschrieben haben? vgl. § 481, 2gE.), ferner
u. a. Sueton de anno Born. (§ 347, 3), den Philosophen Seneca; von Griechen
besonders Plutarch's quaestt. convivales, welche Macr. in ursprünglicherer
Fassung vorlagen, dann Athenaeos' Deipnosophisten (vgl. Kübel vor s.
Ausg. 1, iiiii). Andere griechische Quellen, wie die problem. phys. et med.
des sog. Alexander von Aphrodisias (in Ideler's phys. et med. gr. min. 1, 1),
ein neuplatonisches Werk über Beligionsphilosophie (Iamblichos neql fteav?
Wissowa aO. 40; Porphyrien tcsqI ayaXpdxcov? LTbaubb, var. libamenta
crit., Münch. 1883, 23), endlich Bruchstücke des Didymos scheinen durch
jetzt verlorene lateinische Bearbeitungen (zB. die eben genannten problem.
durch des Apuleius quaestt. conviv. [§ 366, 8E.]? s. Links aO. 52) dem
Macr. vermittelt zu sein. Vgl. G Wissowa, de Macr. Saturn, fontt. capita III,
1144 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
Bresl. 1880; Herrn. 16, 499. HLinke, quaestt. de Macr. Sat. fontt, Bres).
1880. S. auch GThilo zu Serv. 1, p. xxv. Klotz-Halfpap, quaestt. Serv.,
Greifsw. 1882. WKahl, Phil. Suppl. 6, 726.
8. Die Handschriften (Aufzahlung bei Jan 1, lxii) der Saturn, stam-
men alle aus derselben Quelle, da sie dieselben Lücken haben. Es fehlt
nämlich Ende von B. 2 und Anfang von B. 8, von B. 4 die zweite Hälfte
und von B. 7 der Schluß. Die meisten lassen überdies das vorkommende
Griechische weg. Die vollständigste ist Paris. 6871 s. XI, die beste ein
Bamberg, s. IX, welcher aber jetzt nur noch B. 1 u. 2, sowie den größeren
Teil von B. 3 enthält. Nah verwandt mit dem Bamb. ist Vatic. Begin. 1650
8. IX/X (darüber GGoetz, commentatiuncula Macrob., ind. schol. Ienens.
1889/90). Für den Comm. zum Somn. Scip. ist neben jenem Paris, ein an-
derer Bamb. (s. XI) maßgebend. Im Paris, nach B. 1 die subscriptio: Äur.
Memm. Symmachus v. c. emendabam vel disting{uebam) meum (nämlich exem-
plum) Ravennae cum Macrobio Plotino Eudoono v. c, welche erkennen läßt
wie die engen Familienbeziehnngen zwischen den Svmmachi und Macrobii
(A. 3. 9) langen Bestand hatten. Vgl. § 426, 9. 477, 4.
9. Von der Schrift fDe differentiis et societatibus graeci latinique
verbi' sind nur verschiedene mittelalterliche Auszüge vorhanden, überliefert
bes. im Paris. 7186 s. XI und Vindob. (Bobiensis) 16 s. VII/VIII, gedruckt
in LvJan*s Macrob. 1, 229 und zuletzt in Keil's GL. 5, 599. Unterschrift des
Bearbeiters im Paris. (GL. 6, 629): explieuit defloratio de Ubro Ambrom
Macrobii Theodosii quam Johannes carpserat ad discendas graecorum verborum
regüla8 . quoniam Macrobius Theodosius librum de differentiis deque
societatibus verborum utriusque linguae, graecae seil, et latinae, composuü . . .
visum mihi est eundem eiusdem eodem quo ipse usus est ordine brevüer de-
florare usw. Über Beziehungen der Sammlung von barytona seeundum
Macrobium GL. 6, 655 mit den Cyriü-Glossen (§ 42, 7) s. GGoetz, comment.
Macrob., ind. lect. Ien. 1889/90 p. vn. Jene differentiae sind (neben dem was
in den zweisprachigen Glossaren u. dgl. [§ 42, 7] steckt) so ziemlich die ein-
zigen Vertreter der auf Vergleich ung des Griechischen und Lateinischen gerich-
teten Studien. Vielfach diente das Rhematikon des Apollonios Dyskolos als
Quelle. GUhlig, BhM. 19, 39. GFCSchÖuann, commentatio Macrobiana,
Greifsw. und Lpz. 1871. Widmung (im Vind. 16) mittelst einer Zuschrift
(Theodosius Symmacho suo) an einen Symmachus (Sohn oder Enkel des
Redners, s. § 426, 3). Auch das Bruchstück eines unbekannten Verfassers
De verbo (aus Vindob. 17 8. VIII abgedruckt bei Jan p. 278, in Keil's GL.
6, 684) benützt den Macr. sehr stark. Gerichtet ist es an Severus, disertis-
simus studiosorum.
10. Ausgaben (Aufzahlung bei Jan 1, Lxxxvin). Ed. princ. Ven. 1472.
Aldina Ven. 1528. Hervagiana Bas. 1535; ed. JJPontamüs (Leid. 1597 und
sonst; vgl. Jan p. zzzn). Cum notis JMsuBsn, JGbonovji, Leid. 1670. Emen-
davit, app. crit, adnotationes . . adiecit LIanus, Quedlinb. 1848 — 52 IL
Recogn. FEyssknhahdt , Lps. 1868. — Kritisches u. a.: RBestley, BhM.
36, 324. BBitschopskt, ZföG. 29, 88. (259. 335.
445. Ungefähr aus derselben Zeit sind auch einige küm-
merliche Arbeiten für den Bedarf der Schule. So des Vibius
§ 444 Macrobius. § 446 Vibius Sequester. Exuperantius. 1145
Sequester alphabetisches Verzeichnis der bei den gelesensten
Dichtern vorkommenden Ortsnamen, und des Iulius Exuperan-
tius dürftige Erzählung des ersten Bürgerkrieges nach Sallust.
Sonstige Grammatiker und Rhetoren aus dieser Zeit sind Rufinus,
Donatianus, Grillius, Iulius Honorius, Papirianus u. a. Auf
welcher Stufe die Grammatik dieser Zeit steht erhellt zB. daraus
daß Rufinus ausführlich und unter Berufung auf andere Gewährs-
männer sich noch zu beweisen bemüht, die Stücke der alten
Komiker und Tragiker seien metrisch verfaßt
1. Titel: 'Vibii Sequestris de fluminibus, fontibus, lacubns, nemo-
ribus, paludibus, montibus, gentibus per litteras.' Der Name Vib. Seq. ist
möglicherweise eine scherzhafte Erdichtung ans Gio. Clnent. 26 Sex. Yttrium,
quo sequestre . . dieebatur esse usus. So Hebbel (A. 2), MHebtz (JJ. 93, 276),
FLüdbcke; dagegen Bübsian p. in not. Von den vorkommenden Namen
weist keiner über saec. IV hinaus; und das völlige Fehlen aller Spuren von
Christlichkeit, wie die Unbefangenheit womit vom heidnischen Kult als
einem bestehenden gesprochen wird (zB. p. 2, 12 Bu. Älmon Bomae, übt
mater deum VI kal. apr. lavatur, p. 12, 13 Angitiae (nemus) Lucaniae würde
sogar auf eine weit frühere Abfassung fahren, wenn die geistige Beschränkt-
heit des Verf. nicht geböte dies auf seine Quellen einzugrenzen. Vorwort:
Vibius Sequester Virgiliano filio salutem. Quanto ingenio ac studio, ßi
carissime, apud pkrosque poetas fluminum mentio habitast, tanto labore sum
secutus eorum et regiones et vocäbula et qudlüates in litteram digerens, . .
cum tuae professioni sit necessarium. Berücksichtigt sind besonders Virgil,
Ovid's Met. und Fasti und Lucan's Phars. Etwa dreißig Namen sind für
ans in den erhaltenen lat. Dichtern nicht nachweisbar: Erklärungsversuche
dieses Umstands von Bübsian p. v und HBlass, EhM. 31, 133. Wo der
Verf. über das Begisterartige hinausgeht wird er verschroben. Zahlreiche
sachliche Fehler zeugen von seiner Unkenntnis, der Stil von seiner Barbarei.
Doch ist der Text in verderbter Gestalt überliefert. — Des Inhalts wegen
kann man vergleichen das von Nicetas, Bischof von Serrai (s. XI), in Verse
gebrachte Schulbuch über die Namen der Meere, Flüsse, Seen, Berge,
Städte usw., herausgegeben von LCohk, JJ. 133, 649.
2. Älteste Handschrift und Quelle aller anderen ist Vatic. 4929 s. X
(s. § 296, 8). — Ed. princ. von JMazochi, Born (o. J.); Aldina (mit Mela
usw.), Ven. 1614. 1618 (— Iunt. 1619); dann mit Commentar von FHbssxl
(Botterd. 1711), JJOberlin (Straßb. 1778), LBaudet (mit französischer Über-
setzung, Paris 1843); bes. recogn. C Bübsian (Zur. 1867; vgl. FLüdecks, Gott,
gel. Anz. 1868, 661) und in Riese1» geogr. lat. 146.
3. cIulii Exuperantii opusculum' ist erhalten als Anhang einer
Sallusths. Paris. 6086 s. XI, darnach veröffentlicht zuerst von FStlbubo
(1688), darauf in vielen Ausgaben des Sallust, zuletzt eigens von CBubsian,
Zur. 1868. Über eine ehemals Basler Handschrift (gleich der jetzigen Pa-
riser?) und JDoring's Abschrift davon 8. MHaupt, op. 8, 441. FLüdkoke,
Gott. gel. Anz. 1869, 77. Auch vgl. TMTiitttJI W, l^ft — M&nner des
VKIVKKhJTY^
1146 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
Namens Exuperantius giebt es im 4. und 5. Jahrhundert mehrere (Bübsiam
aO. iv), ohne daß aber der Verfasser sich mit einem derselben sicher ver-
einigen ließe.
4. Dafür daß das opusculum des Iul. Erup. aus saec. IV— V stammt
spricht teils die Tatsache der ausschließlichen Benützung des Sallust, der
um diese Zeit wieder in der Mode war, teils die Art der Benützung. Nicht
nur der Inhalt ist aus Sallust (bes. Iugurtha und Historiae) geschöpft,
sondern auch zahlreiche einzelne Wendungen. Dabei zeigt aber der Verf.
nur eine verschwommene Vorstellung von der Verfassung der Republik,
begeht erhebliche geschichtliche Verstöße (wie Verwechslung des jüngeren
Mariu8 mit dem alteren), und ist in seiner Auffassung und Darstellung
ebenso gewöhnlich wie unbehilflich. Dazu Mangel an Sprachgefühl in
Wortstellung und einzelnen Ausdrücken, wie praelium statt bellum, legt»
ac iura praescribere, comportatur exercitus (wird zusammengebracht) u. dgl.
Vgl. GLinkeb, Wien. SBer. 13, 286. Bubsian p. vi.
6. Rufin u 8, v. c, grammaticns (litter ator GL. 6, 565, 9) Antiochensis,
schrieb commentarium in metra Terentiana und de compositione et de
metris oratorum: beide (mangelhaft überliefert) enthalten von dem Verl
aus früheren Grammatikern gesammelte Auszüge und auf Grund dieser von
Rufin. selbst verfaßte Merk -Verse: alles zuletzt abgedruckt in Keil's GL.
6, 554 (de comp, et de metr. orat. auch in Halm1 s rhett. 575). Das comm.
in metr. Ter. ist von Priscian de metris Terent. benützt, s. Keil aO. 553,
über die Hss. s. denselben aO. 549; dazu über Einsidl. 338 s. X HHages,
JB. 1873, 1432. Angeführt werden von spateren Schriftstellern Terentianus,
Euanthius, Victorinus, Donatus, Charisius, Diomedes und Servius; auch
Firmianus (= Lactanz, § 397, 2 Z. 18, sie dicit , p. 564, 7 [es folgt aber
eine Stelle aus Victorinus]. 565, 2), Pompeius Messalinus {de numerü
et pedibus oratorum sie dicit p. 575, 12. vgl. 16), ferner ein Victor, den
wohl auch Priscian meint GL. 2, 14, 13 (a Victore in arte gratnmatica). Ob
auf denselben auch das Epigramm AP. 9, 711 (Avtr^v yecrpp<mxqy 6 £co-
ypaqpog rjfrsls yqccipui, BCy.toqoc d\ yQcetpag * xbv anonov* elitev * ix0*') 8^
bezieht? FBücheler, RhM. 86, 830. — Dem Rufinus legte man ohne ge-
nügenden Grund bei die 22 Verse in sämtlichen horazischen Versmaßen
auf PasiphaS (AL. 732. PLM. 5, 108). — S. auch noch § 451, 2.
6. rAr8 grammatica aeeepta (? excepta) ex auditorio Donatiani'
(Sohn des Ti. Donatus, s. § 431, 5), überliefert durch einen jetzt ver-
schollenen Bobiensis (§ 405, 5), eine wirre Sammlung von allerhand Gram-
matikalien, geschöpft bes. aus Charisius. Gedruckt in Keil's GL. 6, 276.
— Eine Anführung aus Donatianus in senatu pro se bei Pbisc. GL. 2, 225, 10.
7. Excerpta ex Grillii commento in Cic. libr. de inventione in Halm's
rhett. latt. min. p. 596. Grillius citiert (p. 598, 20) den Rhetor Eusebius
(§ 426, 3) und wird selbst angeführt von Priscian. GL. 2, 36, 27 (Qrittius
ad Virgüium de accentibuß). Auch seine Schreibweise stimmt zum vierten
bis fünften Jahrhundert. — Vgl. MHaupt, op. 8, 339. — Ein angesehener
Rhetor zu Rom in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts war Flavios
Magnus (JBRossi, bull, di arch. crist. 1, nr. 2 p. 14). Ober Iulius Ho-
norius orator s. § 453, 5.
§ 445 Rufinus u. a. Grammatiker § 446 Marcellus Empiricus. 1147
8. Pribc. GL. 2, 27, 11 quod testatur Papirianus de orthographia.
ebd. 593, 14 teste Papiriano, qui de orthographia hoc ostendit Vgl. ebd.
31, 2 (auctore Plinio et Papiriano et Probo). 503, 16 (Nisus et Papirianus
et Probus). Über Benützung des Fapir. bei Priscian s. HNbumahn, de Plin.
dub. serm. librr. (Kiel 1881) 55. Auszug aus diesem Werke bei Cassiod.
de orthogr. 4 — Keil's GL. 7, 158. Pap. erwähnt selbst ebd. p. 161, 14 den
Donat und wurde von Cassiodor benfitzt (s. auch dir. inst. 30 «° GL.
212, 25). Er wird also frühestens J. 400 geschrieben haben. Ebendem-
selben Verfasser gehört wohl an das kurze im Palatino -Vatic. 1753 s. IX
überlieferte Fragment (über die Aussprache des ti = zi) mit der Überschrift
'Quinti Papirii orthographia', zuletzt gedruckt GL. 7, 216, 7. In dem
Bobbio'schen Bibliothekkatalog s. X (bei GBbckeb, catalogi biblioth. antiq.
p. 69 nr. 424) steht verzeichnet: Papirii de cmalogia Über L Und auch
der Papperinus, der de analogia schrieb (§ 41, 5E.), ist wohl kein anderer;
8. HKbil, de gramm. inf. aet. 15; zu GL. 7, 135; HHagen, anecd. Helv. cclii.
Auch Brambach, lat. Orthogr. 55. Die von ITohtblli (commentarii gramm.
1471) mitgeteilten zahlreichen Fragmente aus Papirianus de orthographia
sind erdichtet, s. HKbil zu GL. 7, 135.
9. Über Iulius Paris s. § 279, 9 u. 11. Über die Scholia Bobiensia zu
den ciceronischen Beden s. § 295, 4; über Ps.-Asconius § 295, 3.
446. Unter dem Namen des Marcellus, aus Gallien, ex
mag. officiorum unter Theodosius, haben wir ein Arzneibuch
welches seine Hauptquelle, den Scribonius Largus, durch eine
Menge abergläubischer Zutaten erweitert. Bein abergläubisch
aber und zugleich mit Vorliebe dem Schmutzigen zugewandt ist
die Sammlung von Heilmitteln aus dem Tierreich welche den
Namen des Sextus Placitus (Papyriensis) trägt und auch in
einem Auszug (des Constantinus Africanus) uns erhalten ist.
Dagegen das medizinische Werk des Theodorus Priscianus er-
strebt in seiner Weise Wissenschaftlichkeit.
1. Vorwort; Marcellus vir. iü. ex mag. off. Theodom sen. filiis suis
8. d. Also schrieb er unter Theodosius II, somit nicht vor J. 408. Er ist
wohl der Marcellus magister off. im J. 395 im Cod. Theod. 6, 29, 8 und
16, 5, 29 (wo ihm das Einschreiten gegen Nichtchristen im Hofdienste auf-
getragen wird). Vgl. Suidas s. v. Maonellog, pdyiotQOg 'Agnadtov tov ßaai-
Xicog, xoapos aQStrjs ccndarjs etc. Da er (in der praef.) den Ausonius (den
Leibarzt Valentinian's, den Vater des Dichters, s. § 421, 1) unter seinen
Mitbürgern nennt, so wird er als Burdigalensis bezeichnet (s. A. 2), von
andern nach seiner rein empirischen Richtung Empiricus. Arzt war er
nicht. Er schreibt libellum hunc de empirieis undeunde collectis als guter
Christ für die Fremden und die Armen.
2. Das Buch de medicamentis : einzige, vielfach unvollständige Hs. Lau-
dun. 420 s. IX, s. VRosb, Herrn. 8, 30, GHklmbeich vor s. Ausg.; aus einer ähn-
lichen verschollenen, aber vollständigeren Hs. stammt die ed. princ. von ICor-
nabius, Bas. 1536. Auch in den medici antiqui von Aldus u. Stbphanus, s. § 55, 5
1148 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
und jetzt bes. ed. GHelmbeich, Lps. 1889. Es zahlt in 36 Kapp, einfache, zusam-
mengesetzte und zauberische Mittel gegen alle Krankheiten vom Kopfe bis zu
den Zehen auf. Angebliche Quellen: non solum veteres medicinae artis anderes
latino dumtaxat sermone perscriptos (§ 65, S) . . lectione scrutatus sum sed etiam
ab agrestibus et plebeiis remedia fortuita atque simplieia quae experimentis
probaverant didici. In Wahrheit hat er gewöhnlich zuerst den Scribonius
Largus (§ 294, 2) ausgeschrieben und daran in freier Wiedergabe aus an-
deren Quellen, bes. der Medicina Plinii (§ 411; Tgl. das Verzeichnis des
aus Scribon. u. Ps.-Plin. Entlehnten in Helhbeich's Ausg. p. 410), aber auch
aus jüdischem Aberglauben (Dens Sabaoth usw., VRosb, Herrn. 8, 26), eine
Masse anderer Mittel angereiht, namentlich auch volkstümliche Heil- und
Zauberformeln. Bemerkenswert sind die zahlreichen Pflanzennamen (E Meter,
Gesch. d. Botanik 2, 306), teilweise mit ihren keltischen Bezeichnungen
(zB. p. 48: herba quae graece chamaeacte, latine ebulus, gallice odocos dicitur);
JGrikm, über Marcellus Burdig., kL Sehr. 2, 114. 152. Schluß des Vor-
worts: epistulas quoque eorum quorum Studium aemulatum me esse seripsi
huic operi . . adieci (A. 3). . . versiculis quoque lusimus migmatum et spe-
cierum digestione compositis. . . quod opusculum in infima parte huius codicis
collocavi (8. A. 4), et ut sermone nostro opera haec . . claudantur et nugas
nostras multiplex foliorum celet obiectus.
3. Nach der praef. und einer Übersicht der griechischen und römischen
Maße folgen Epistulae diversorum de qualitate et observatione medicinae
(vgl. A. 2), zuerst des Hippokrates (vielmehr des Diokles) an König An-
tiochus (Antigonus), von Largius Designatianus (vgl. § 294, 2) für seine
Söhne übersetzt, dann eiusdem dlia, eiusdem Hippocratis ex graeco translata
ad Maecenatem, Plinii Secundi (§ 411, 1) ad amicos de medicina, des Scri-
bonius Largus an Callistus (§ 294, 3), unter der unrichtigen Überschrift
Cornelius Celsus G. Iulio Cällisto s. d.; sodann Cornelius Celsus Puüio
Natali s. d. (beginnend: Lectis duobus libris compositionum graecis, P. &.,
quos misisti mihi ut in latinum sermonem Converter em, libenter parui tuae
voluntati etc.); endlich Epistula Vindiciani comitis archiatrorum ad Valen-
tinianum Imp.; s. § 432, 12.
4. Jenes poetische Nachwort (s. A. 2) zählt in 78 Hexametern alle
möglichen Arzneimittel auf. Schlußwunsch an den Leser: quotque his sunt
versus, tot agant Uta tempora Ianos. Willkürliche Prosodie der griech.
Namen, zB. Abdera (5). Vgl. EMbybr, Gesch. d. Botanik 2, 301. Abgedruckt
in Ausgaben des Marcellus wie des Celsus, öfters unter dem Namen des
Vindicianus (§482, 12) oder gar des Serenus Sammonicus; in Ribse's AL. 910.
— Zu Marc. Emp. s. GHelmrbich, BlfbayrGW. 18, 392. 460.
6. Überschrift nach den Hss.: Sexti Placiti Papyriensis de medicina
ex animalibus liber. In 34 Kapiteln (vgl. A. 6) werden von 22 Saugetieren
(c. 17 de puello et puella virgine), dann von 12 Vögeln Mittel für alle mög-
lichen Übel aufgeführt, so daß gewöhnlich mit dem Hirn des betr. Tieres
begonnen und allmählich zu den Extremitäten hinabgestiegen wird. Unter
den Übeln nehmen Impotenz, Unfruchtbarkeit u. dgl. eine hervorragende
Stelle ein, unter den Heilmitteln die partes obscenae, Excremente usw.
Daß der Verf. einige Mittel selbst mit Erfolg angewendet haben will (27, 2
ygl. 2, 12) beweist bei deren Beschaffenheit nicht daß er ein Arzt war. —
§ 446 Marcellus Empiricus. § 447 Feldmesser. 1149
Da der Verf. Plinius' nat. hist. (bes. B. 28) zur Hauptquelle hat, so wird er
ein Lateiner sein. Vgl. 17, 19 dicens: Tollo te ut üle Gaius febribus Übe-
retur. 24, 12 Ad pedicülosos, quem affectum Graeci phihiriasin nominant.
Vgl. 16, 22 Ad phthiriacos, i. e. pedicülosos. Nichts beweisen hiegegen die
zahlreichen griechischen Kunstausdrücke und die Rechnung nach Drachmen
und Obolen (als Gewicht); vgl. Hultbch, Metrol. 114. Unmittelbare Zeit-
andeutungen enthalt die Schrift nicht; indessen ihr abergläubischer Cha-
rakter neben leidlicher Einfachheit und Richtigkeit der Sprache empfiehlt
sie in saec. IV zu setzen (vgl. auch 18 de catta seu feie). Wenn freilich
schon in der vollständigen Schrift Octavian zu einer sagenhaften Gestalt
verflüchtigt war (s. A. 6), so müßte dieselbe für viel später gehalten werden.
6. Der Anfang fehlt und lautet im Auszuge des Constantinus Afri-
canus (ums J. 1087): Regt Aegyptiorum Octaviano Aug. salutem. Plurimis
exemplis expertus sum victoriam tuarn et prudentiam tuam, tarnen arbitror
numquam incidisse in manüs tuas tantae utilitatis virtutem, quae ab Aescu-
lapio acceptas etc. Mit der Widmung ist von Sex. Plac. auch das erste
Kap. (de taxione) verloren und nur durch den Verkürzer erhalten, falls es
nicht spätere Zutat ist, dergleichen sich in dem Schriftchen zahlreiche
finden. — Ausgaben von FEmebicüs (Nürnb. 1538), ATorinus (Bas. 1638),
GHümmklbkbo (Zur. 1539), in den Sammlungen von Stephanus, Rivinus und
Ackermann (§ 55, 6); bei Ackermann steht der Text p. 23, die Epitome dea
Constantinus p. 115.
7. Von dem archiater Theodorus Priscianus, einem Schüler des
Vindicianus (§ 432, 12), besitzen wir noch fünf Bücher Medicinae prae-
sentaneae, eine lateinische Bearbeitung einer (nicht erhaltenen) griechi-
schen Schrift desselben Verfassers. Derselbe bekennt sich noch zum alten
Glauben. Angeführt wird er schon von Alexandros aus Tralles (saec. VI).
Unvollständig herausgg. von SGelenius, Bas. 1532, gleichzeitig (hier heißt
der Verf. fälschlich Q. Octavius Horatianus) von HNeubnab, Straßb. 1532,
dann von JMBernhold (I, Ansbach 1791), vollständig im Experimentarius
medicinae, Straßb. 1544. Auch in den medd. vett. von Aldus, Ven. 1547
f. 291. — Verloren ist des Th. Pr. Antidotarium und sein Buch de simplici
medicina. EMeteb, Gesch. d. Botanik 2, 286. Dagegen trägt mit Unrecht
seinen Namen ein schlecht geschriebenes Schriftchen Diaeta (20 Kapitel),
herausgg. v. GESohbeineb (Halle 1632) und sonst. Choulant, Handb. der
Bücherk. 216. — Emendationen zu Th. Prise, von KPauckbr, ZföG. 25, 577.
447. Ungefähr in dieser Zeit lebten einige Erklärer älterer
Werke über Feldmeßkunde, wie Aggenus Urbicus und Innocentins.
1. Von Aggenus Urbicus haben wir commentum de agrorum quali-
tate (zu Frontinus, § 327, 3; rdie jämmerliche Arbeit eines christlichen
Schulmeisters', Lachmann aO. 2, 104), gedruckt in Lachmann 's u. a. Schrr.
d. röm. Feldmess. 1, 1—58; ferner de controversiis agrorum ebd. 1, 59—90.
Vgl. über colon. I (ebd. 1, 246) ex commentario Urbici edictorum VI Caesaris
Quinto Pedio Gamidiano quae oppresit illa agrorum.
2. Schrr. d. röm. Feldm. 1, 810 unter der Oberschrift: Ex libro XII.
Inno cent ius v. p. (vir perfectiss.) auetor de UUeris et notis iuris expo-
1150 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
nendis. Casa per A nomen hdbens etc. Casa per B nomen Habens usw.
Vgl. Budobff aO. 2, 406 'die casae litterarum, . . das sonderbarste, durch
langen Schulgebratich am meisten mitgenommene Stück der ganzen Feld-
messersammlung' in ganz verwildertem Latein, s. ebd. 408. Vgl. de sub
rivo latus (von der Bachseite) p. 316, 17 u. a. ebd. A. 452. Derselbe ist
nicht mit dem Juristen Innocentius am Ende des 3. Jahrh. (PKbügbr, Q. u.
Litt. d. röm. R. 260) zu verbinden. — Ähnliches aus einer Mailänder Ha.
s. X in den Berl. SBer. 1861, 1014. — Über Frontin. Strateg. B. 4 s. § 327,6.
448. In gebundener Form verfaßte um diese Zeit der gal-
lische Rhetor Severus Sanctus Endelechius zu Rom in zier-
lichen asklepiadischen Strophen und flüssiger Sprache sein an-
mutiges Idyll de mortibus boum. Gleichfalls um den Beginn des
fünften Jahrhunderts richtete Augustins Landsmann und Schüler
Licentius von Rom aus an seinen nach Afrika zurückgekehrten
Lehrer ein Gedicht von 154 Hexametern, gespickt mit Phrasen
alten und neuesten Gepräges, von wirrem Gedankengange und
sehr unklassischem Versbau. Auch von einem andern Zeitgenossen,
Audax, sind einige schülerhafte Verse auf Augustin erhalten.
Dagegen sind untergegangen die Satiren welche Lucillus ver-
faßt hatte.
1. Aus unbekannter Quelle gab PPithoeus (vett. aliquot Galliae theo-
logorum scripta, Par. 1586, 144 « Epigramm. Lugd. 1596, 673) ein christ-
liches Idyll heraus mit der Überschrift Incipit Carmen Severi SancH id est
Endeleichi rhetoris de mortibus boum. Vielleicht nahm der Verf. erst nach
seinem Übertritt zum Christentum den Namen Severus Sanctus an (anders
EBähbenb, BhM. 31, 264). Ohne Zweifel ist er e*ine Person mit dem orator
Endelechius der im J. 395 zu Rom in foro Martis unterrichtete (s. § 367, 7).
Freundschaft mit Paulinus Nol.; s. dessen epist. 28, 6 alius libellus ex his
est quos ad benedictum i. e. ehristianutn virum, amicum meum Endelechwm
scripsisse videor (die Lobrede auf Theodosius, s. § 437, 1). . . is enim mihi
auctor huius . . opusculi fuit, sicut ipsius epistola, quae libello meo pro the-
mate praescribitur , docet. Sehr wahrscheinlich ist daß End. Gallier war:
s. 21 haec tarn dira lues serpere dicitur. pridem Pannonios, lllyrios quoque
et Beigas graviter stravit et impio cursu nos quoque nunc petit. Vgl. JBkrnayb,
Chronik des Sulp. Sev. S. 2 (— ges. Abhh. 2, 83).
2. Das Gedicht ist ein Gespräch zwischen Hirten. Auf Befragen des
Aegon giebt Buculus als Ursache seiner Traurigkeit den Verlust seiner
Herde durch die Binderpest an, welche er beweglich beschreibt. Da treibt
Tityrus seine gesunde Herde vorbei und giebt, auf die Frage nach dem Schutz-
mittel das er angewandt, zur Antwort: Signum quod perhibent esse crucis
dei, . . mediis frontibus additum, cunetarum pecudum certa salus fuit (vgl.
Greg. Tub. 3, 18), worauf sich Aegon und Buculus alsbald entschließen
selbst auch Christen zu werden. Das Versmaß der 83 Strophen ist das
von Horaz c. 1, 6. Ißt die Seuche die lues panier boum atque kominum
§ 448 Endelechius. Licentius. 1151
von welcher Ambrosius spricht (comm. in Lucam 10, 10), so wäre das Ge-
dicht noch aus saec. IV; vgl. auch § 432, 8, Z. 11. — Gedruckt ist das
Gedicht außer bei Pithobub (A. 1) zB. bei Wbbksdobf, PLM. 2, 218, in
Ribsb's AL. 893 ; Sonderausgaben von FPifeb (Gott. 1836) und JAGilbs
(Lond. 1838).
3. Licentius (Sohn des Romanianus welchem Augustin seine Bücher
de academicis widmete, § 440, 5 ; Tgl. Aug. epp. 27, 4), Schüler des Augustin,
in Karthago, Born und Mailand, aber nach dessen Bückkehr nach Afrika
in Rom zur Fortsetzung seiner rhetorischen und poetischen Studien zurück-
geblieben (vgl. auch Auo. c. acad. 2, 3. 3, 1. de ordine 1, 2. 5. 8), richtete
von Rom aus an Augustin einen (nicht erhaltenen) Brief und das Gedicht
(in Aug. ep. 39 =■ 26, daraus abgedr. bes. in Wernsdorf's PLM. 4, 616 und
bei Bähbens, FPR. 413), worin er, von den Schwierigkeiten ausgehend die
ihm der über Musik handelnde Teil von Varro's Encyklopädie mache, den
alten Lehrer um Rat und Zusendung seines Werkes de musica bittet, und,
in zusammengestoppelten Phrasen wohlfeile Gelehrsamkeit zur Schau tragend,
sich als strebsamen aber eiteln Rhetorschüler kennzeichnet. Biblische Wen-
dungen v. 44. 102. Daneben aber v. 26 clari rector Olympi und 32 tibi
notier Apollo cor da replet (vgl. Claudian. 81, 4 si tne meus implet Apollo),
was Christus sein soll. Ähnlicher Geschmacksfehler 148 conceptum in lucem
vomuisti nectareum mtl. Anklänge an Virgil v. 52 (o mihi transactos re-
vocet si pristina soles etc.). 97. 132 f. (non si mihi murmura centum det
Boreas etc.!) 141; an Persms v. 47; besonders aber an Claudianus, zum
Teil so stark daß sie wie ein Versuch aussehen sich mit fremden Federn
zu schmücken; s. v. 60. 98 f. 114 f. 132. Vorzugsweise sind es an Claudian
die alexandrinischen Phrasen welche Lic. bewundert und nachahmt. Der
v. 98 f. ist aus Claudian de cons. Probini (J. 895) entnommen; v. 114 aus
desselben bell. Pollent. (J. 402); s. LJebp's Claudian 2, p. xrv. Nicht von
Claudian aber hat Lic. seine Kürzung von langem o im Auslaut (zB. scru-
tando, omnino), die Messung Pelöpum (125), den Hiatus spem ac (29) u. dgl.
— Da Lic. neben lebhafter Betonung seiner Christlichkeit (187 sed nos,
praeterea quod ab wta exurgimus urbe, quod domus una tulit, quod sanguine
Ungimur uno saeclorum, christiana fides conexuit) zugleich harmlos genug
war zu gestehen: et nunc Bomülidum sedes . . desererem, . . ni mens con-
iugio incumbens retiner et euntem (71 ff.), und seine Aussichten im Briefe
wohl näher ausmalte, so bemühten sich Augustin und Paulinus von Nola
das verlaufene Schaf zur Herde zurückzubringen. S. August» ep. 26 Bened.
■- 39 mi Licentij . . timeo te rebus mortalibus . . compediri. . . imaginaUoni-
bus mortiferarum voluptatum aurem accommodas. . . ornari abs te diabölus
quaerü. Paulikus ep. 8 => 46: in Aug. epp. 32 = 36: zB. tu thalamos licet
et celsos medüeris honores, . . vive, precor7 sed vive deo; nam vivere mundo
mortis opus; viva est vivere vita deo.
4. Die fünf Hexameter des Audax (darunter ein siebenfüDiger) an
seinem Briefe in Augustin's epp. 260 =- 139; bei Wbbnbdobp PLM. 4, 614.
— Versus Bassi excosule scripti in tumulo . . Münice (Monicae) matris scti
Augustini, aus Paris. 8093 s. IX, in Riebe's AL. 670.
5. Rutil. Nam. 1, 599 huius (des Lucillus, des Vaters von Decius, con-
Bularis Tusciae J. 416) vulmfids satira ludente Camenis nee Turnus potior
1152 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
nee Iuvenalis erit. restituit veter em censoria lima pudorem, dumgue malos
carpü praeeipit esse bonos* Seine Satiren hatten also ethisch-polemischen
Inhalt. — Ob in derselben Zeit auch das heroieam carmen Sulpiciae verfaßt
wurde? s. § 323, 7.
449. Etwa aus dem vierten bis fünften Jahrh. stammen
wohl die in den Handschriften einem Symphosius beigelegten
hundert Bätseigedichte aus je drei Hexametern. Sprache und
Versbau sind rein und geschmackvoll.
1. Titel in den Hss. Enigmata Sy(i)mphosii, im Salm. s. VÜ/VIII
enigmata Symfosi scolastici (ebd. Unterschrift expl. enigmata sinfosi), im
Petropol. s. VIII ineipiunt in enigmate simphosi uel lucani; dazu eine Rand-
bemerkung im Palat.-Vatic. 1763 s. IX zum Anfang des Textes: Incanus
firmianus (KSchbnkl, Wien. Studd. 8, 147) und eine Glosse im cod. Cassin. 90
s. X: Simposium vel simphosium (simphonium die Hs.) aenigma quod Fir-
mianus (et fügt die Hs. hinzu) Lactantius composuit (composuerunt die Hb.)
bei GGoetz, RhM. 41, 318. Diese Glosse macht sehr wahrscheinlich daß
für jenes vel lucani und Incanus zu lesen ist vel Lactanti und Lactantius
(Goetz aO.) und es treten zugleich in eine andere Beleuchtung die (sach-
lich freilich verkehrten) Angaben des Accursius und Pithoeus über hs. Be-
zeugung des 'Caelius Firmianus Simphosius' als Verfassers der Gedichte
de fortuna und de livore (AL. 629. 636 JPLM. 4, 148. 153; diese gehören
vielmehr dem Asclepiadius und Yomanius aus der Reihe der XII sapientes
§ 421, 9). Aus jener Glosse ergiebt sich nur soviel daß man schon früh
diese 100 Ratsei dem Lactanz beilegte, indem man sie für dessen Sym-
posium (§ 397, 2 A. und 8 B.) ansah. Ob aber diese Ansicht, welche
ChAHbumann (A. 2) eifrig verfocht (daher die Rätsel in Lactanz-Ausgg. iB.
bei Migne 7, 286 und in der von Fritzschb 2, 298), richtig sei ist sehr frag-
lich, da es zu ihrer Durchführung eine Reihe halsbrechender Hilfsannahmen
bedarf. — Der den Rätseln vorangehende Prolog von 17 Hexametern in
ziemlich gewundenem Ausdruck will dem Leser einreden die Sammlung
sei aus dem Stegreif bei einem Saturnaliengelage ersonnen worden; vgl.
[1 haec quoque Symphosius de carmine lusit inepto. sie tu, Sexte, doces, sie
te deliro magistro.] 16 hos versus feci subito de carmine vocis. 17 da te-
niam, lector, si non sapit ebria Musa. Der Verf. lebt noch in den antiken
Anschauungen, ohne vom Christentume sich berührt zu zeigen. Der Name
Symposius ist vor dem 4. Jahrhundert nicht nachweisbar. Ein Citat ans
Symphosius im Büchlein de dubiis generibus (§ 496, 8) GL. 6, 677, 1 Va-
lentinus *nullus mea carmina laudaV («= Symph. 19, 3): dort ist mit der
Anführung aus dem sonst unbekannten Valentinus auch der Name des
Symphosius ausgefallen. Benutzt ist Symp. in dem Roman von Apollos.
Ttr. (§ 489, 2) und den Rätseln des Aldhelmüs (§ 600, 2), der ihn auch
mit Namen nennt. WThPaul, de Symposii aenigmatis, Berl. 1864 und
Schenkl (s. A. 2) setzen den Symphosius in saec. IV — V; LMüllbb (metr.
lat. p. 66) wegen der guten Verse sogar in saec. II— EI. Vgl. auch Hacpt,
op. 3, 21. Nachahmung des Horaz: AZingkrls, zu spät. lat. Dichtern 1
(lnnabr. 1873), 4. 11. 12.
§ 449 Symphosiua. § 450 Avianus. 1153
2. Überliefert in zahlreichen alten (s. VJI1 — XI) Handschriften,
welche in zwei Recensionen auseinandergehen. Älteste Hs. der Paris. 10318
(Salmasianua) s. V1I/VIII (§ 476), dann Petropolitanns b. VIII (Vergleichung
Wien. Studd. 3, 143), Palat. 1763. 1719 s. IX, SGall. 273 s. IX, 196 s. X usw.
Vgl. AKissu, ZföGr. 19, 483; AL. 2, p. lyiu. KSchkskl, Wien. SBer. 43, 11;
Wiener Studd. 2, 297. 3, 143. LMüllek, JJ. 93, 266. JKlbin, BhM. 23, 525.
Barrens vor s. Ausg. — Ausgaben: zB. von PPitrobus in s. Poematia
vetera, Par. 1590 und öfter. L. Caelii Firmiani Lactantii Symposium seu
C epigrammata quae vero suo auctori (A. 1) reddidit et notis ill. ChAHeu-
mann, Hannov. 1722. In Wrrnsdorf's PLM. 6, 2, 473. Symp. änigmes revues
sur plusieurs manuscripts et traduites par EFCorpkt, Par. 1868. AL. 286.
PLM. 4, 364.
450. Ungefähr aus der gleichen Zeit sind wohl auch die
42 aesopischen Fabeln, welche Avianus (oder Avianius) in
elegisches Maß gefaßt und einem Theodosius gewidmet hat. Als
Schulbuch benützt, wurden sie oft abgeschrieben, vermehrt, para-
phrasiert und nachgebildet.
1. Aus dem Vorwort: Dubüanti mihi, Tkeodoai optime, quoinam litte-
rarum titulo nostri nominis memoriam mandaremus fabularum textus occurrit.
. . nam quis tecutn de oratione , quis de poemate loqueretur, cum in utroque
Utterarum gcner e et Atticos graeca eruditione super es et latinitate Romanos?
huius ergo materiae ducem nobis Aesopum noveris, worauf ferner Sokrates,
Flaccus (Horaz), Babrius und Phaedrus als Vorgänger genannt werden
(s. § 27, 2). de his ego ad XLII in unum redaetas fabulas dedi, quas rudi
latinitate compositas (d. h. wohl cnach einer prosaischen Fabelsammlung ',
etwa der des Titianus [§ 379, 8]? OCrusius, Lpz. Studd. 2, 238; JJ.
139, 650) elegis sum explicare conatus. Vielleicht ist der Angeredete Ma-
crobius Theodosius (§ 444). Der Verf. heißt hs. (im Genetiv) Aviani, also
Avianus oder Avianius (WFröhnrr, Phil. Suppl. 5, 60. Avianii s. PRE.
1*, 2147 und CIL. 1, 577a. 3, 752. 6, 12877—82. 8, oft usw.; vgl. auch
§ 452, 6). Un bezeugt ist, wie man ihn früher nannte, Flavius Avianus.
2. Der Verf. handhabt die Gestalten des heidnischen Glaubens (Iuppiter,
Phoebus, Neptunus, Fortuna usf.) mit Unbefangenheit, erwähnt ebenso die
Errichtung von Altären (12, 5), von Götterstatuen auf Gräbern oder in
Tempeln (28) und von Opfern (29, 16), spricht kurzweg vom campus (10, 3)
und lebte daher vielleicht zu Rom und in heidnischer Umgebung. Das für
den Stoff wenig passende Versmaß ist richtig, teilweise elegant behandelt,
die Sprache ist meist rein, aber rhetorisch gebläht, was den schlichten
Gegenständen gegenüber besonders auffällt. Am richtigsten setzt man Av.
wohl in das 4. oder 5. Jahrh. (Wkrnsdorf's PLM. 5, 2, 663. OKellkr, PRE.
1*, 1326; JJ. Suppl. 4, 410. WFröhker aO. p. xn. LMüllku, de Ph. et
Aviano 32. OCrusids, Leipz. Studd. 2, 238. 0 Unrein, de Av. aetate, Jena
1885. Ellis vor s. Ausg. p. xv). Lachmann, de aetate Flavi Aviani (kl.
Schrr. 2, 61) wies mit Cannegieter in s. Ausg. p. 264 den Verf. (nach starken
Änderungen und Abzügen) ins zweite Jahrhundert.
TmüFFBL-ScHWABx, Rom. Lit.-Gesch. 5. Aufl. 73
1154 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
3. Handschriften sind zahlreich von s. IX an («B. Paris.. 8093.
SGerm. 1188, dann Leid. Voss. . Q. 86, Karoliruh. 86, alle s. IX); vgL
Fäöhneb1^ Babrbhs1, Ell»1 praefE, KScheäsi.,. ZföG. 16,. 897. LMülleb, de
Phaedr. et Aviani fabb^ Lps. 18T6, 33. JHöembb, Wien. Stadd..2, 158 (über
fragm. Sßall. s. XI/X1I). — Ausgaben mit Phaedrus u. a. Eigens von
HCannkgletee- (Amst. 1731), CHTzbchücke (Lpfi. 1790)r CLachmawn (Berl.
1846), WFböhser (Lps. 1862), EBahbens (PLM. 5, 38), REllis (witb prolegg.,
crit app.t commentary, ezcurans, index, Lond. 1887). — « Kritisches: EBahbbxs,
miscelL crit 176. JEBMatob, class. review 1, 188.. 0 Cromo«, JJ. 139, 649.
4. Die Erweiterung der fabulae erfolgte hauptsächlich durch Hinzu-
fügüng von epimythia; FbÖhkeb p. 50. Zum Teil verraten sie ihren mittel-
alterlichen Ursprung schon durch ihre le omni 8 che Fassung. Solche hat
auch die Paraphrase (ungefähr aus saec. XI) betitelt Novus Avianus (nach
einer Münchner und einer Brüsseler Ha. herausgg. von EGbosse, Königsb.
1868). Ans saec. XII der Novus Avianus von Alexander Nbcka* (f J. 1227),
die erhaltenen Beste bei Fböhsbb p. 55. Paraphrase des A. in Prosa und
Versen aus Paris. 347° s. XIV bei Fböhnbb p. 65.
451. Gleichfalls dieser Zeit gehören einige Lehrgedichte an,
unter welchen .am bemerkenswertesten ist das eines Ungenannten
über Rhetorik (carmen de figuris).
1. Das Carmen de figuris (186 Hexx.) wurde aus Paris. 7530 s. VIII
zuerst veröffentlicht von LQuichebat (Bibl. de Fecole des chartes 1, 51),
dann von HSauppe (Epist. crit. ad GHermann. 152), FW Schneid ewix (Gott.
1841), am besten in KHalm's rhett. lat. min. 63, unter Benützung der Bei-
träge zur Kritik von HLAhbens, ZfAW. 1843, 162, ThBkbgk und ThMommbkn,
ebd. 1845, 81, FRitscbl, op. 3, 802 u. a. Zuletzt in Riese's AL. 485 und
in Bähbens* PLM. 3, 272. Es behandelt die figurae lexeos. Jeder Figur
sind drei Verse gewidmet, von welchen in der Regel einer auf die Begriffs-
bestimmung, zwei auf die Beispiele fallen. Nach einem Vorwort von drei
Versen (CoUibitum est nobis in lexi Schemata quae sunt trino ad te, Messt,
pcrscribere singula versu et prosa et versu pariter f placare virorum) folgen
zuerst die drei Grundbegriffe noppa, %<olov, tisqi'oSos, welche auch Aquila
aus Alexander Numenius hat; dann die einzelnen Figuren in der alphabe-
tischen Reihenfolge der griechischen Kunstausdrücke, in der Art daß sie
für jeden Buchstaben zuerst ans Rutilius Lupus, und in dessen Ordnung,
entnommen, dann aus anderen Quellen (besonders Alexander Numenius)
einige nachgetragen werden (Dzialas, quaest. Rutil. 21, vgl. FHaasb aO. 889).
Von v. 151 an folgt ein weiterer Nachtrag von (minder wichtigen) Figuren
die im Vorhergehenden übergangen waren. Die Beispiele sind meist treffend
und teils selbstgebildet teils aus griechischen und römischen Schriftstellern,
Prosaikern wie Dichtern, geschöpft, mit denjenigen Umgestaltungen welche
Anlage und hexametrische Form mit sich brachte. So aus Sallust (CatiL
20, 4) v. 8 f., aus Ennins (trag. 47 Vahl.) v. 51 (auch bei Rutilius Lupus),
aus Virgil (Aen. 1, 664 f.) v. 78, aus Horaz (sat. 1, 6, 28) im Nachtrag v. 179.
Der altertümliche Charakter ist stark ausgeprägt und erstreckt sich nicht
bloß auf prosodische Nichtbeachtung des auslautenden 8 und auf Formen
§ 451 Carmen de figuris. 1155
wie dixem? indupetravi, prosieb, suasi. sondern auch auf Wortzerteilnngen
wie (v. 10) peri quam dicunt odos; namentlich mit Lucretius findet vielfache
Berührung statt (differitas, bueera saecula u. dgl.). Diese Altertümelei. ist
so auffallend daß. man sie gesucht nennen muß. Während daher die ersten
Herausgeber das Gedicht der augustischen Zeit . zuteilten hat es Füaase
frühestens in die der Antonine, WChbist (RhM. 20, 67) in die nach den
Antoninen gerückt. Noch tiefer herab fuhrt aber die durchgängige Kürzung
des auslautenden o, sowie v. 167 die mißverständliche Benützung eines
selbst schon tändelnden späten Epigramms (AL. 392 PLM. 4, 111). Das
Gedicht ist daher wohl die Spielerei eines im Griechischen (lemodes 150 —
X7]fiwdTjg) und in der altertümlichen wie klassischen Literatur der Körner
wohlbewanderten Sehulmannes aus der Zeit des luKus Rnfinianus, Ausonius
und Paulinua von Kola, als auch das Abwerfen des auslautenden «wieder
vorkam, und der Messius an welchen das Gedicht gerichtet ist wird Messias
Arusianus (§ 427, 4) sein. MHaupt, op. 3, 634. FHaa.se, Hall. allg. Lit. Ztg.
1844, 386. Vgl. Bresl. Ind. lect. 1856, 10. LMüllbb, metr. p. 345 u. RhM.
23, 683. MHaupt op. 3, 559. Ein Schulmann mochte sich auch Wort-
bildungen wie parimembris (fodxdoAos) , distribuela, suffragiolum erlauben.
— HKbubp, de cazmine incerti auctoris de figuris, Jena 1874« RSchmidt,
carm. de fig. qua sit aetate conscriptum , Jena 1874. . Über die Quellen
auch JMüller, de figuris quaestt. crit. I, Greifsw. 1880, 14. — Das Carmen
de figuris, herausgg. von MHaupt, Lpz. SBer. 2, 53, ist ein Werk des
Marbod (f zu Angers J, 1123; vgl. JAFabricii bibl. lat. med. et inf. aet. 5, 16),
s. HiLDRBBJrrx Cenoman. opp. ed. Benedict., Par. 1708, p. 1587.
2. Das Carmen de ponderibus et mensuris, welches, meist in Hb«.
des Priscian überliefert, diesem oft falschlich beigelegt wurde, ist vielmehr
wahrscheinlich schon am Ende von saec. IV oder Anfang von V verfaßt
(KScHEKKi., Wien. SBer. 43, 35). WChbist (RhM. 20, 66) will es sogar
schon unter Diocletian setzen. Vgl. LMüllbb, JJ. 93, 669. In der ältesten
(und vollständigsten) Hb., dem Vindob. 16 (Bobiens.) s. VIII, fehlt der Name
des Verfassers, in anderen steht: Priseiani Über de ponderibus et mensuris
ex opere Bufini vel Faviani (Leid. Voss. Q. 83 s. X) oder Bemi Favitii de
ponderibus et mensuris (Guelferb. Gud. 64 s. X) oder, was besonders be-
achtenswert ist, Bemi Favini epistola de ponderibus ex sensu eiusdem clari
auctoris (oratoris im Voss.) ad Symmaehum metrico iure missa (Paris. 7498
8. IX, Leid. Voss. 16, s. LMüllbb, JJ. 93, 568). Demnach ist es sehr wahr*
acheinlich daß ein Bemmius F(l)avi(a)nus der Verfasser und einer der jüngeren
Symmachi (§ 426, 3) der Empfanger war. Der Anreger war wohl der des-
halb auch als1 Verf. genannte Rufinus (§ 446, 5). Er konnte mit den Worten
eiusdem clari oratoris im Paris, bezeichnet werden, da in dieser Hs. das
commentarium des Rufinus unmittelbar vorausgeht (s. Kbil's GL« 3, 396).
Abgedruckt bei FHdltsch, scriptt. metrolog. rom. 88, dann AL. 486 (vgl.
ebd. 2, p. ix). PLM. 6-, 71. Über einen Cantabr. s. X HSchbnkl, Wien.
Studd. 7, 841. — Über das Schulgedicht der XII sapientes s. § 421, 9; aber
das Lobgedicht auf Sol § 21, 3. 476, 5gE.
3. In einem Hss. «Katalog des Murbacher Klosters vom J. 1464 findet
sich verzeichnet: Otfbrii bueolicon. Als Verfasser dieses verschollenen Ge-
dichts ist wohl gemeint der Cos. vom J. 395 Anicius Hermogenianus
73*
1156 Die Kaiser zeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
Olybrius (§ 427, 4) ; Sohn des S. 1074 Z. 8 genannten Sex. Petronias Probus,
Cos. J. 371. Ein Epigramm an denselben Olybrius und eines von ihm ist
erhalten AL. 772 (vgl. § 41, 2 Z. 27). Über ihn Claudian. ad Olybr. 3 tarn
prona facultas, carmina seu fundis seu öicerona tonas. EZarncke, commentatt.
in honor. Studemundi 197.
452. In Nordafrika, noch vor dessen Eroberung durch die
Vandalen, verfaßte Marti anus Capella seine Encyklopädie
der sieben artes liberales in neun Büchern. Die an sich schon
seltsame Einkleidung; daß die einzelnen Künste bei der Ver-
mählung des Mercurius mit der Philologia auftreten, ist noch
überdies geschmacklos durchgeführt. Für den größten Teil des
Stoffes und für seine Behandlung war Varro Hauptquelle: für
die Rhetorik (B. V) besonders Aquila Romanus; für die Geo-
metrie und Geographie (B. VI) Solinus und Plinius; für die
Musik (B. IX) Aristides Quintilianus. Häufig geht die Dar-
stellung über in die gebundene Form, gleichfalls nach dem Vor-
gange des Varro. Diese Teile sind verhältnismäßig genießbarer
als die prosaischen, welche bald durch Dürre abstoßen, bald die
gezierte Überladenheit des Apuleius ins Unerträgliche steigern.
1. Unterschrift im Bamberg, und Reichen. Martiani Mvnnei Fdicis
Gapellae Afri Carihaginensis . . liber Villi explicit. Nach Cassiodor war
. er gebürtig ans Madaura. Über den Verfasser und sein Werk beißt es
im Schlußwort (9t 997): habes senilem (anf sein Alter spielt der Verf. an
auch 1, 2), Martiane (der Sohn), fabulam, miseiüa lusit quam lucernis fla-
mine Satura; Pelasgos dum docere nititur artes creagris vix amicas Atticis
sie in novena decidit volumina. haec quippe löquax . . immiscuit Musas
deosque, disciplinas cyclicas garrire agresti cruda finxit plasmate. . . Felicia
sed OapeUae flamine (vgl. 8, 806 ne tu Felix vel Capella vel quisquis es),
indocta rabidum quem vldere saecüla iurgis caninos bläteratus pendere, pro-
consülari f vero dantem eulmini, . . beata alümnum ürbs Elissae quem videt
iugariorum mureidam viciniam parvo obsidentem vixque respersum lucro,
nietante cura somnolentum lucibus . . testem (die Satura) ergo nostrum quae
veternum prodidit secute nugis nate ignosce lectitans. Der Verfasser war
also Sachwalter (vgl. 6, 577 ex quo desudatio curaque destrictior tibi forensis
rabülationis partibus inligata aeiem . . obtudit) in Afrika (Karthago) so
lange es dort noch Proconsnln gab, also vor Geiserich's Eroberung von
Karthago (J. 439) oder Landung in Afrika (J. 429), und lebte in beschei-
denen Verhältnissen. Damit stimmt auch die Bezeichnung Karthagos 6, 669
als inclita pridem armis, nunc felicitate reverenda. Fraglich bleibt wie
lauge vor J. 439, bez. J. 429 Martianus anzusetzen ist Nur kann er
(da er die Arbeiten des Aristides Quintilianus und Aquila benützt oder
angefahrt hat, s. A. 8) nicht vor dem vierten Jahrhundert geschrieben
haben. Noch am wahrscheinlichsten ist daß 6, 637 caput gentium Borna
armis viris sacrisque quam diu viguit caeliferis laudibus conferenda auf die
§ 452 Martianus Capeila. 11Ö7
Zeit nach der Eroberung Borns durch Alarich (J. 410) deutet. Ganz auffällig
freilich heißt es bei einem Schriftsteller des 4/5. Jahrhunderts von Kon-
stantinopel: ülic promunturium Ceras chryseon Byzantio oppido celebratum,
quod a Byrrhachio dccxi milibus distal, was sich nur als ein gedanken-
loses Herübernehmen aus der Quelle (8olin. p. 76, 10 «= Plin. NH. 4, 46)
verstehen läßt. Martianus übergeht das Christentum (außer etwa durch
saerisqy.e aO.) ganzlich : damit stimmt die behagliche Breite womit die Ein-
kleidung angesponnen ist. — Vgl LMdlleb, JJ. 93, 705. PLüdecke, Gott,
gel. Anz. 1867, 82.
2. Die beiden ersten Bücher enthalten die Einkleidung. Die personi-
fizierte Satura bat dem Verf. die ganze Geschichte eingegeben: 1, 3 (s. u.);
6, 576 ut lepidula est et quae totam fabellam ab inchoamentorum motu
liminegue suseeperit, Satura iocabunda . . .; 8, 806 Satura illa quae meos
semper eurae habuit informare sensus, 807 Satura . . lepidula (809) . . in-
risoria semper lepidaque versutia inter insana semper deridens vatum tumores
dicabulis caviUantibus usw. Danach sieht der Verf. sein Werk für eine
Satura an und zwar wegen der Mischung von Prosa und Versen (A. 5) als
eine Art von satura menippea. Von der varronischen unterscheidet sich
natürlich die martianische wesentlich, schon in der ganzen Tendenz, s.
§ 28, 3. — Fabellam tibi quam Satira comminiscens hiemali pervigilio mar-
cescentes meeum lucemas edocuit . . explicdbo. Cum inter deos fierent Sacra
coniugia (1, 3), . . Cyllenius . . uxorem äucere instituit (l, 6). Nach dem
Scheitern verschiedener Bewerbungen macht sich Mercur auf den Weg um
den Apollo zu befragen. Dieser empfiehlt ihm eine doctissima virgo Namens
Philologia. Mercur stimmt zu und holt die Heiratserlaubnis ein. Die Braut
wird in den Götterstand erhoben, nach einigem Strauben in den Himmel
abgeholt, unter Gesängen der Musen, muß aber zuvor all ihre Buch-
gelehnamkeit von sich geben (2, 135). Die Reise geht über die Milch-
straße, and nach allerlei Feierlichkeiten wird der Ehe vertrag abgeschlossen
(2, 217). Die Ausführung erinnert stark an Apulei. Met., ist aber in ge-
schmacklosester Weise mit gelehrten Einzelheiten überladen. Das zweite
Buch schließt: nunc ergo mythus terminatus, infiunt artes Ixbelli qui se-
quentes asser ent. nam fruge vera omne fictum dimovent et disciplinas annota-
bunt sobrias etc. Aber gleich zu Anfang von B. 3 bereut der Verfasser
diesen Vorsatz und entschließt sich auch im weiteren die Einkleidung bei-
zubehalten. Die einzelnen Fächer werden daher als Personen im Hofstaate
des Bräutigams (dotales virgines 8, 810; Mercwriales 9, 897. 899) einge-
führt und ins einzelnste hinein ausgemalt, manchmal nicht ohne Witz, da-
neben aber wird ihr Gegenstand in trockenster Weise abgehandelt, in B. 3
die Grammatik, 4 Dialektik, 5 Rhetorik, 6 Geometrie, 7 Arithmetik, 8 Astro-
nomie, 9 Musik (Medizin und Architektur, die beiden von Varro noch zu-
gefügten Fächer, kommen nicht zum Wort, s. 9, 891). Inhaltsangabe bei
Ebebt, LdMA. l8, 483. Durch die übermäßige Ausdehnung der Einkleidung
(noch zuletzt geleitet Harmonia die Braut in das Ehegemach) und die häu-
fige Einfügung von Stücken in gebundener Form tritt der Gegensatz mit
der Dürre der sachlichen Darlegungen nur um so greller hervor und ge-
winnt das Ganze eine widerliche Buntscheckigkeit. Die Ordnung worin
die einzelnen Fächer aufgeführt werden ist dieselbe wie bei Varro (s.
1158 Die Kaiserzeit. Viertes bis fünftes Jahrhundert.
§ 166, 6, a) und auch die Zahl der Bücher die gleiche, indem der Weg-
fall der Medizin und Baukunst ersetzt wird durch die zwei Bücher Ein-
leitung. Es ist daher glaublich daß auch der Titel derselbe war (Disciplinae).
Am Ende von B. 2 aber hat Bamberg, die subscriptio: Martiani Minna
Felicis CapeUae de nuptiie phüologiae lib. II explicit, und darauf die Über-
schrift: incipit de arte grammatica lib. III.
8. Über die oft sehr nachlässig und ohne Sachkenntnis (s. u.) benutz-
ten Quellen der einzelnen Bücher s. Eyssenhardt's Ausg. p. xxxi, über die
Quellen von B. 3 s. Jübgbnsen (A. 9). Die Einkleidung (B. 1. 2) ist wohl
des Verf. eigene Erfindung, aber auch schon hier ist manche ungewöhnliche
(zB. den Orphikern eigene) Aussage über die Götter hauptsächlich dem
Varro entnommen. So namentlich die gelegentliche Gleichsetzung der
Götter mit Gestirnen und die damit zusammenhängende Verteilung der-
selben in 16 Regionen. Auch sonst hat es Wahrscheinlichkeit daß Mart.
den Varro unmittelbar benützt hat (bes. B. 7 u. 8). In der Ehetorik ist für
die Lehre von den Figuren Aquila (§ 388) ausgeschrieben; Fortanatianus
aber (§ 427, 5) kann ebenso gut aus Mart. oder dessen Quelle geschöpft
haben wie umgekehrt, doch spricht die größere Ausführlichkeit in den betr.
Abschnitten des Fortunatianus mehr für Benutzung desselben durch Mar-
tianus. Das Werk welches dem des Mart. aus der späteren Literatur am
nächsten verwandt ist, sind die Disciplinarum libri des Augustinus (§ 440, 7).
— B. 6 ist aus Plinius und Solinas; s. FLüdbcke, de M. C. libro sexto,
Gott. 1862; Gott. gel. Anz. 1867, 88. Wo sich die Art der Quellenbenützung
nachprüfen läßt zeigt sich überall Flüchtigkeit und Mangel an Sach-
kenntnis. So besonders in der Darstellung der Harmonik und Rhythmik
(B. 9), welche aus Aristides Quint. (neben ihm noch lat. Quellen, zB. Varro?)
größtenteils wörtlich übersetzt ist, mit zahlreichen Mißverständnissen; 8.
BWestphal, griech. Rhythmiker (1861) 47. HDbitxss, Studien zu den griech.
Mus., üb. d. Verhältnis des Mart. Gap. zu Amt. Quint., Posen 1881.
4. Die Beispiele sind meist aus Cicero (besonders in B. 6) entnommen,
nächstdem aus Virgil, Terenz, auch aus Sallust, Ennius n. a., die jüngsten
aus Septimius Serenus (§ 353, 5) und TerentianuB (§ 373a, 1). Die Prosa
des Mart. erinnert in vieler Hinsioht besonders an Apuleius, doch erscheint
dieser schlicht gegenüber Martian's unversieglichem Wortschwall, welcher
den völligen Mangel 'an plastischer Gestaltungskraft ersetzen soll und in einem
unleidlichen Gemisch von Abstraktionen, Alt- und Neulatein, poetischen und
prosaischen Wendungen nur auf ein halbes ungefähres Verständnis des
umnebelten Lesers rechnend die schulmeisterliche Verschrobenheit des Verf.
bekundet. Die Sprache der poetischen Stücke zeigt besonders Nachahmung
Virgü's, 8. Stangb aO. 46. Im allg. s. über die Sprache M/s CBöttiobr aO. 620.
6. Jedes Buch wird durch ein Stück in gebundener Form eröffnet und
meist auch geschlossen. Daneben finden sich nicht nur mannigfach Ge-
dichte eingelegt (bes. B. 2 u. 9) sondern auch sonst geht die Rede öfters
in poetische Darstellung über, sogar bei den trockensten Erörterungen (wie
3, 289). Am häufigsten sind Daktylen (Hexameter, Distichen, sogar einmal
28 Pentameter %ata axl%ov 9, 907 fll.; auch stichische Adonii 2, 126) und
lamben (Senare, Dimeter): außerdem finden sich choriambische (Asklepia-
deen, Tetrameter wie bei Auson. BiBSula 6 p. 226 Seh.), phalaekische,
§ 462 Martianus Capeila. 1159
ionische, anapaestische und trochaeische Verse. Dieselben sind im ganzen
auffallend richtig und nach den klassischen Mustern gebildet; auch in
Silbenmessung, Verschleifung und Hiatus (nur in der Caesur) zeigt Martian
löbliche Strenge. Doch namentlich in Fremdwörtern manche der Zeit ent-
sprechende Fehler wie Serapis, Cdnopos, trigonus, axioma, Areas, enxag;
und wie hier der Wortton über die Quantität Herr geworden ist, so auch
in Messungen wie loquax, flagitdret (neben richtigem loquäces, flägüat),
cerner es, fescenina, mortälibusque. Auffällig ist die Häufung von Unregel-
mäßigkeiten in dem Schlußgedicht (s. Proben A. 1). Über das Einzelne s.
FOStangb, de re metrica Mart. Gap., Lps. 1882.
6. Unter B. 1 in den Hss. (Bamb., Beichenaug., Daimst) die Unter-
schrift: Seeurus Memor Felix v. sp(eetabü.), com(e8) consiet., rheior (urbis)
B. ex mendosisstmis exemplaribus emendabam contra legente Deuter(i)o scho-
Jastico, diseipulo meo, Bomae ad portam Capenam cos. Paulini v. c. sub d.
non. Martiarum Christo adjuvante. Der Cos. Paalinus ist eher der vom
J. 634 als vom J. 498 und der genannte Felix mit dem in der Subscriptio
der Horaz-Hss. (§ 240, 6) erwähnten magister Felix orator urbis Bomae
(vgl. § 477, 3) öine Person, dann aber Deuterius schwerlich der bei Enno-
dius genannte (§ 477, 6). OJahn, Leipz. SBer. 1861, 361. Ein Epigramm
Laeti Äviani (AL. 926 PLM. 6, 426) auf das Werk des Mart. Cap. ist als von
CBabth veröffentlicht sehr verdächtig (§ 323, 6). — ENahducci, intorno a
vari commenti fin qui inediti o sconosciuti (zB. von Hadoardus [vgl. § 183, 6
Z. 9], Scotus Erigena, Alexander Neckam, Remigius von Auxerre) al März.
Cap., im Bull, delle scienze matem. 16 (1882), Rom 1883. Eine althoch-
deutsche Obersetzung des Mart. Cap. ans Notker's (f 1022) Schule abge-
druckt bei PPipeb, Schriften Notkers usw. 1 (Freib. 1882), 686.
7. Die Schrift des M. C. wurde im Mittelalter als Schulbuch benützt.
Schon Gregor von Tours (§ 486) hist. Franc, p 449, 14 A. *» te . . Martianus
noster Septem diseiplinis erudiit etc. Daher die große Zahl von Hss.; s.
ErssEKBJLRDT aO. p. x. xx. Die erhaltenen stammen, bei der Gleichheit ihrer
Verderbnisse, alle aus derselben Urschrift. Wichtigste Hss.: Bern. 66b s. X
(ADick aO. 1, 8), Bamberg. s.X und der mit ihm übereinstimmende Beichenaug.
(jetzt in Karlsruhe), dann Darmstad., beide letztere s. X/XI; außerdem ein
Cantabrigiensis s. VIII mit (keltischen Glossen , s. WStockes in Kuhn's Beitr.
z. vgl. Sprachforsch. 7,886) und Monac. 14729 s. X. — Ausgaben: ed. princ.
von FVjtalis Bodiahus, Vincent. 1499, dann von BVuloanius (Bas. 1677, mit
Isidor), HGbotius (Lugd. 1699), UFKopp (Frankf. 1886) und FEtsbenhardt
(rec, Lips. 1866). B. 6 auch in Halm's rhett. iatt. p. 449 (vgl. p. xi); B. 9
in Meibom's auet. mus. (1662) 2, 1G6. — CBöttiqer, Mart. C. u. s. Satira,
Jahn's Arch. 13, 690. — Kritisches: RBentley, RhM. 36, 157. Bötticher
aO. «07. FEtssrhhabdt, RhM. 17, 688. 18, 323. 637. 29, 162. 479 und
comment. cht. de M. C. particula, Berl. 1861. FJPktersbn, de M. C. emen-
dando, Helsingf. 1870. ADick, de Mart. Cap. emendando, Bern 1886;
St Gallen 1889 II. JJübgekskn, de M. C. libro III in den Commentt. phil.,
Lps. 1874, 69.
1160 Die Kaiser zeit. FtinfteB Jahrhundert.
E. FÜNFTES JAHRHUNDERT.
453. Mit dem fünften Jahrhundert befinden wir uns inmitten
der Völkerwanderung. Ein Land des Westens um das andere
wird von dem Völkerstrome erfaßt and verschlungen und mit
ihm die alte Kultur. Zu Anfang des Jahrhunderts (J. 406 ff.)
wird Gallien durch die Scharen des Radagais überschwemmt;
J. 410 Rom von dem Westgoten Alarich erobert und J. 415
von dessen Nachfolger Wallia in Südfrankreich und Spanien das
westgotische Reich gegründet, J. 429 in Nordafrika die Herr-
schaft der Vandalen durch Geiserich. Italien verwüsten im
J. 452 die Hunnen unter Attila, und kaum entgeht Rom selbst
demselben Lose, welches ihm aber schon J. 455 Geiserich
bereitet. Nach einer Reihe unfähiger Kaiser erhält J. 476
das weströmische Reich den Gnadenstoß durch den Heruler
Odoaker, und J. 486 geht Gallien nördlich von der Loire in den
Besitz der Franken unter Chlodwig über, welche zu Anfang des
sechsten Jahrhunderts Südgallien den Westgoten, den Südosten
aber den Burgundern entrissen. Die jetzt herrschenden Völker
sind vorerst noch Barbaren, welche die Kultur zu Boden treten
und nur etwa für ihre Schattenseiten zugänglich sind. Die be-
siegten Völker unterwerfen sich in dumpfer Verzweiflung.
Anfangs zeigen noch Einzelne, deren Bildung in besserer Zeit
wurzelt, in ihren Schriften reineren Geschmack, wie Rutilius Na-
matianus, Vincentius aus Lerinum und Leo der Große. Aber
allmählich erlischt die literarische Hervorbringung, und die sich
dennoch darin versuchen sind entweder von der herrschenden
Barbarei mitergriffen oder beweisen, wie Salvianus und Apolli-
naris Sidonius, durch die künstliche Geziertheit ihrer Schreib-
weise daß die Literatur an welche sie anknüpfen tot ist. Kultur
und Literatur ist allmählich im Alleinbesitz und unter dem Ver-
schlusse der Geistlichkeit. Nur die Rechtswissenschaft gewinnt
daneben wieder einige Bedeutung durch das Bedürfnis die neuen
Staaten zu ordnen, das römische Recht mit der Bildungsstufe
und den Ansprüchen der Sieger zu vermitteln. J. 426 wird durch
das sog. Gitiergesetz das Verhältnis zur klassischen Jurisprudenz
geregelt, J. 438 werden im codex Theodosianus die noch geltenden
kaiserlichen Verordnungen geordnet und zusammengestellt. Da-
durch sind auch Auszüge erleichtert wie sie von Einzelnen und
§ 463 Übersicht des fünften Jahrhunderts. 1161
Staaten unternommen werden. Ebenso werden verkürzende Über-
setzungen medizinischer Schriften immer häufiger; am Ende des
Jahrhunderts richtet sogar der Grieche Anthimus in lateinischer
Sprache eine Schrift über Diätetik an den Frankenkönig Theu-
derich. In minderem Grade wurde der Osten Europas von den
Schrecken der Zeit betroffen; dort hat das Heidentum kräftige
Verfechter innerhalb der griechischen Geschichtschreibung an
Eunapios, Olympiodor und Zosimos; der Betrieb des romischen
Rechts ist dort eifriger, und sogar die Überlieferung der latei-
nischen Grammatik findet in Konstantinopel einen fleißigen Be-
wahrer und Darsteller an Priscianus. Im Westen hegt Gallien
noch am längsten den Sinn für die alte Kultur; aber an eigener
Schwäche unheilbar krankend erliegt diese den vereinten Bemü-
hungen der Germanen und der Kirche. So legt sich allmählich
immer tieferes Dunkel über Völker und Länder.
1. AFOzanam, la civilisation au V6 siecle, Par. 1856 IL GKauymann,
Rhetorenschülen und Klosterschulen im 5. u. 6. Jahrh., in Raumer's hist.
Taschenb. 1869, 1. — - Salyian. de gnbern. 6, 18 ubi sunt antiquae Roma-
norum opes ac dignitates? fortissimi quondam Romani erant, nunc sine
viribus. . . vectigalia Ulis solvebant populi barbarorum, nos vectigales barbaris
sumus. 7, 1 totus romanus orbis et miser est et luxuriosus. Sidon. ep. 8, 6
mundus iam senescens. ebd. 3, 8 romana resp. in extrema haec miseriarum
deßuxit. Obiknt. commonit. 2, 186 läbentis funera mundi. Maximcs (epiac.
Africanus ad Theophilum Alexandrinnm) bei Rbifferschkid , anecdota Casi-
nensia (Bresl. 1871) p. 2 inter tot conlabentis saecüli praecipites minas, .
inter tot conlisi orbis acerba naufragia. Clauoxan. Mam. Brief an Sapaudus
(§ 466, 9) : bonorum artium iam inde a proavorum nostrorum saeeulis facta
iactura et animi cultum despuens . . delictis et divitiis serviens . . pessum
dedit cum doctrina virtutem. Fulgent. myth. praef. quamvis nostri temporis
aerumnosa miseria non dicendi petat Studium, sed vivendi fleat ergastulum,
nee famae assistendum poeticae, sed fami sit consulendum domeslicae.
2. Apoll. Sidon. carm. 12, 1 quid me, etsi valeam, parare Carmen
feseenninicolae iubes Diones inter crinigeras situm catervas et germanica
verba sustinentem, laudantem tetrico sübinde vultu quod Burgundio cantat
esculentus, infundens aeido comambutyro? vis dicam tibi quid poema frangat?
ex hoc barbaricis abaeta plectris spernit senipedem stilutn Thalia ex quo
8eptipedes videt patronos. Vgl. AL. 285 PLM. 4, 863 inter eils goticum
scapia matzia ia drincan non audet quisquam dignos edicere versus (Mass-
mann, Z. f. deutsch. Altert. 1, 379. JGrimm, Gesch. d. deutsch. Spr. 1, 464.
AGrabow i. d. GratulationsBchr. d. Philomathia an AStinner, Oppeln 1880, 21.
FLeo, deutsche Randschan 32 [1882], 416. REhwald, Phil. 46, 637); s.
§466, 2. Doch bildeten die Höfe der Westgoten in Toulouse, der Bur-
gunder in Vienne und später der Franken noch lange die Zufluchtsorte für
die letzten Vertreter römischer Literatur. Über Karthago Salyian. de gub.
1162 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert.
7, 16 illic artiutn liberalium seholae, ülic phüosophorum officinae etc. Tgl.
Apul. flor. 16 und (über die Zeit Thrasamund's) Florbntintts (AL. 376, 32
PLM. 4, 427) Carthago studiis, Carthago ornata magistris. — Aasschluß der
Anhänger des alten Glaubens vom Staatsdienst durch den kaiserlichen Er-
laß vom J. 416 (cod. Theod. 16, 10, 21).
8. Cod. Theod. 1, 4, 3 (vom J. 426) Papiniani, Paulli, Gaii, Ulpiani
atque Modestini scripta universa firmamus ita ut Gaiutn quae Pauüum,
Ulpianum et cunctos comitetur auctoritas leeUonesque ex omni eins opere
recitentur. eorum quoque sententiatn quorum tractatus atque sententias prae-
dicti omnes suis operibus miscuerunt ratam esse censemus, ut Scaevolae, Sa-
bini, Iuliani atque MarceUi. . . übt autem diver sae sententide proferuntur
potior numerus vineat auctorum, vel, si numerus aequaUs sü, eins partis
praecedat auctoritas in qua exceUentis ingenii vir Papinianus emmeat. Der
Name Citiergesetz rührt von GHugo her. Vgl. Rudorff, röm. Rechtsgesch.
1, 202. Debnburo, Gaius 1X1.
4. Erlaß des Theodosius und Valentinian vom J. 438 (cod. Theod.
praef.): saepe nostra dementia dubitavit quae causa faceret ut tantis propo-
sitis praemiis quibus artes et studia nutriuntur tarn pauci raroque extiterint
qui plena iuris seientia ditarentur et . . vix unus aut alter receperü solidi-
totem perfectae doctrinae (Rechtekenntnis). Vgl. % 461, 1. — Für die Zeit-
und Kirchengeschichte des 6. und 6. Jahrhunderts sind wichtig* einige
Sammlungen von Erlassen, Berichten, Gutachten, Briefen usw., besonders
die sog. collectio canonum Avellana, enthaltend 243 Stücke aus den Jahren
367—663 (der größere Teil aus den J. 614—623); vgl. Ballbriki bei Migne
66, 179. Maasben, Wien. SBer. 86, 239; Gesch. d. Quellen des canon. R.
1, 787. — Haupthss. Vatic. 3787 s. XI, Vatic. 4961 (Avellanus) s. XI. Vgl
bes. WMeybb, epistulae imperatorum rom. ex coli. can. Avell. editae, Ind.
schol. Gott. 1888. 1888/89. Vgl. § 498, 8. — Im cod. Reichenaug. jetzt
Caroliruh, 263 s. V sind gallikanische Messen des fünften Jahrhunderts
überliefert, hrsgg. von FJMonb. Vgl. Schuohardt, Vokal. 1, 16.
6. Die spätestens ins 6. Jahrhundert fallende Erdbeschreibung des
Honorius enthält die Namen einer etwa ums J. 360 n. Chr. verfertigten
Karte (sphaera) nach vier Oceanen (orientalis, occid., septentr., merid.) und
deren Unterabteilungen (maria, insulae, montes, provinciae, oppida, flumina,
gentes) ausgewählt. Nicht der Zusammensteller selbst, Iulius Honorius
magister peritus atque sine aliqua dübitatione docüssimus (Iulius orator
utriusque artis nennt ihn die Subscriptio des Paris, s. VI; s. unten Cas-
siodor), sondern einer seiner Schüler illo nolente ac subterfugiente divulgavxt
ac püblicae scientiae öbtulit. Das Büchlein ist in zwei RecenBionen erhalten
(die zweite cosmographia Iulii Caesaris betitelt), beide gedruckt in ARisbs's
geographi lat. min. 21. Erwähnt und empfohlen von Cassiod. div. loci 26
cosmograpfiiae quoque notitiam vobis percurrendam esse . . . suademus; . . .
quod vobis eveniet absolute si libellum Iulii oratoris . . . studiose legere festi-
netis usw. KMüllehhoff, d. Weltkarte des Aug. (Kiel 1866) 6; Herrn. 9, 182.
Risse vor d. geogr. min. xix. WKubitschkk, krit. Beitr. z. lul. Honorius,
Oberhollabrunn 1882. 88 II; d/ Erdtafel des lul. Honor., Wien. Studd. 7,
1. 278. — Ausgeschrieben Bind Honorius und Orosius (§ 466, 4) in der wohl
§ 453 Übersicht des fünften Jahrh. § 464 Rutiliuß Namatianus. H63
dem 6. Jahrhundert angehörigen ziemlich wertlosen Zusammenstellung
welche in den jüngeren Hss. falschlich dem Aethicns (§ 497, 1) beigelegt
wird, zuletzt gedruckt in Ribse's geogr. min. 71; b. dessen Prolegg. xxvn. In
der ältesten Überlieferung heißt die Überschrift Cosmographia cum töne-
rarüs suis et portibus et ex fastis Botnanarum ei consulum nominibus et
dicersis, sine quo nemo prudentium esse potest. Die cosmogr. gehörte also
in einem Sammelwerke welches sich jetzt in den Hss. nicht mehr zusammen
findet, doch folgt auf die cosmogr. noch in vielen Hss. (auch in der ältesten,
Vindob. 8. VIII) das itiner. Anton. (§ 4 IS, 2). — Eine geographische Schrift
(eines griechischen Nicht-Christen) aus dem Orient (um das J. 350 n. Chr.
verfaßt), welche durch Falle des Stoffs und Frische des Tons hervorragt, ist
uns erhalten durch eine lateinische Übersetzung wohl aus dem 5. Jahrh. in
barbarischem Latein, worin das Griechische noch durchschimmert, u. d. T.
expositio totios mundi et gentium (gedruckt zB. bei CMüllbb, geogr. gr.
min. 2, 513. ABibsb, geogr. lat. min. 105). Diese Übersetzung wurde
später von einem Christen, vornehmlich durch Ausscheidung alles Heid-
nischen, stark gekürzt und stilistisch ganz umgearbeitet und verbessert.
Diese Umarbeitung (bei AMai, class. auct. 8, 385. CMüllbb und ARiese
aaOO.) ist in den Hss. betitelt: Über iunioris phüosophi in quo eontinetur
totius orbis descriptio . . . Vgl. Büchelbb, BhM. 27, 476. Im allg. Ritbchl,
op. 3, 743. ChrFbtebsbk, BhM. 8, 161. 877. 9, 85. 422. Pbbtz, de cos-
mogr. 12. — Ein Epigramm auf die neue Ausgabe einer (zur Diviaio orbis
terrarum [§ 220, 12 Z. 23] gehörigen?) Erdkarte, welche Theodosius II im J. 435
fertigen ließ, hat der irische Mönch Dicuil de mensura orbis terrae (J. 825)
aufbewahrt: AL. 724 PLM. 5, 84; Riebe's geogr. min. 19, vgl. p. xvnt. Die
Zuteilung an einen Sedulius beruht auf Mißverständnis, s. § 473, 9 und
ESchwkdj», Chorogr. des Aug. 1, 46. JPabtscb, die Darst. Eur. bei Agr.
1875, 9.
6. Für die Statistik des späteren römischen Reichs ist von Wichtig-
keit das byzantinische Staatshandbuch (Verzeichnis der Hof-, Civil- und
Militär-Ämter), Notitia dignitatum omnium, tarn civilium quam militarium,
in partibus orientis et occidentis, eine offizielle Arbeit, verfaßt um J. 410
(doch vgl. Mommsen, Herrn. 19, 233), durch einen (jetzt verlorenen) cod.
Spirenais überliefert. Nach dessen Abschriften herausgegeben von EBöckino,
Bonn 1839—53, und OSeeck, Berl. 1876. Vgl. OSeeck, quaestt. de N. D.,
Berl. 1872; Herrn. 9, 217. S. auch ESteffenhaobm, Herrn. 19, 458. CJullian,
Mel. d'arche'ol. 1, 284. 8, 80.
454. Aus dem J. 416 haben wir von Rutilius Claudias Na-
matianus ein Gedicht in zwei Büchern, de reditu suo, worin des
Verfassers Heimfahrt ans Rom nach Gallien im elegischen Maße
beschrieben wird, mit zahlreichen Abschweifungen persönlichen *
und sachlichen Inhaltes. Das Gedicht ist anziehend durch An-
schaulichkeit und einen warmen Hauch natürlichen Gefühles,
dabei in der Form sorgfältig und rein. Leider ist vom zweiten
Buche der größte Teil untergegangen.
1164 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Haltte.
1. Name des Verf. im Bobiensis (b. A. 4): Butilius Claudius Nama-
tianus. Geborener Gallier (1, 20 indigenamque suum gaUica rura vocant),
aber am weströmischen Hofe magister ofßciorum (1, 668) und in Born
praef. urbi (1, 157), wahrscheinlich im Laufe des J. 414, als Vorgänger de«
Albinus (1, 473, Tgl. cod. Theod. 18, 5, 88). Ist er der mag. off. Namatius
im cod. Theod. 6, 27, 16, so war er dies J. 412. Sein Vater Lachanius
(1,595; Laecanius will WFröhnbr, Phil. Suppl. 5, 60, ohne Not; Tgl. Aa%a-
vcovy Äa%aväg) war ein hoher Beamter gewesen und hatte in Pisa ein Stand-
bild (1, 575). Vielleicht ist derselbe der Claudius wekher J. 889 cons.
Tusciae war (cod. Theod. 2, 4, 5) und 396 praef. urb. (ebd. 6, 26, 8. 15,
13, 1). Ein Verwandter ist Palladius, Sohn des Exuper&ntius (1, 207).
2. Anlaß der Heimreise war die Verwüstung Beiner Güter (1, 20) wohl
durch die Westgoten (bei Tolosa? Eroberung desselben 1, 496). Namat
nimmt wegen der Goten (Getae 1, 37, welche eine große Rolle im Gedicht
spielen, s. 1, 142. 386. 2, 61) den Weg zur See und erleidet infolge der
ungünstigen Jahreszeit (Abfahrt von Ostia Anfang Oktober) viele Ver-
zögerungen. An die Erzählung der Erlebnisse werden mancherlei Ab-
schweifungen (deverticula 2, 61) angeknüpft, Ortsbeschreibungen, Sagen,
rhetorische Ausführungen (über Gold und Eisen 1, 357); besonders aber wird
Freunden ein Denkmal gestiftet, wie dem Bufius Volusianus 1, 167. 417),
Palladius (oben § 410, 1), Albinus (1, 466), Victorinus (1, 493), Protadius
(1, 642), seinem Vater Lachanius (A. 1) u. a. (A. 5). Aufrichtiger Anhänger
des alten Glaubens (zB. 1, 67. 233. 269) mit stoischem Grundton: FMülleb,
de Namatiano stoico, Soltquellae 1882. Kräftiger Ausfall gegen die Juden:
1, 383. Auch das Christentum ist dem Dichter eine detcrior circaeis seäa
venenis (1, 525) und er bekämpft besonders dessen Kasteiung und Möncbe-
wesen (1, 440. 617). Begeisterter Preis Borns zu Anfang von B. 1. Da-
gegen ist das kaiserliche Haus in dem Erhaltenen nicht erwähnt. Hieb
auf Stilicho wegen seines Vertrags mit den Goten 2, 41.
3. Zur Abfassungszeit s. 1, 135: quamvis sedecies denis et milk per-
actis annus praetcrca iam tibi (Borna) nonus eat. J. 1169 d. St. (Varr.)
= 416 n. Chr. Halb Idyll, halb Satire, ist das Gedicht auch als Zeitbild
von hohem Werte. Doch ist von B. 2 nur etwa das erste Zehntel er-
halten. Auch der Anfang von B. 1 ist verloren. Ober die fast tadellosen
Verse des Nam. s. LMüller vor s. Ausg. p. xi.
4. Da der im J. 1493 aufgefundene cod. Bobiensis (§ 323, 7) wieder
verloren ist, ruht der Text des Gedichts einzig auf einer Abschrift s. XVI
in Wien. Ed. princ. von JBPius (Bon. 1620), dann von JCastalio, Rom 1582.
C Barth, Frankf. 1623. ThJabAlmblovekn (cum nott. varr.), Amst. 1687.
Wbrnsdorf, PLM. 6, 1, 77. rec. et ill. AWZumpt, Berl. 1840. Rec. et
praefatus est L Müller, Lps. 1870. Übers, u. erläut. t. Itasius Lemniacub
(AtReümont), Berl. 1872. In BährkrV PLM. 5, 4. — Kritisches: AWZumpt,
obss. in R. Cl. Nam. pars I Berl. 1836. GFUnqbr, Phil. 39, 370.
6. Als zeitgenössische Dichter erwähnt R. N. den Satiriker Lucillas
(8. § 448, 5), sowie einen (Rufius Valerius) Messala (1, 268), wohl den-
jenigen der praef. praet. war in den Jahren 899—400 nnd später praef. urbi,
derselbe an welchen Symmachus' epp. 7, 81 — 92 (dazu Sekck p. clxxxvi)
schrieb; vgl. Sm. carm. 9, 302 Messalam ingenii satis profundi.
§ 454 Rut Namatianus. § 466 Orosiuß. 1165
455« Um dieselbe Zeit verfaßte auf Augustinus Aufforderung
der Presbyter Paulus Orosius aus Spanien behufs Verteidigung
und Verherrlichung der Kirche seinen Abriß einer christlichen
Weltgeschichte in sieben Büchern , von Adam bis ins J. 417
n. Chr., ohne tiefere Studien und Sachkenntnis; hauptsächlich
nach Livius, Justin und der Bearbeitung der eusebischen Chro-
nik durch Hieronymus, mit willkürlicher und tendenziöser Aus-
wahl und Behandlung des Stoffes ; in ungleichem, aber meist
schwulstigem Stile. Außer diesem Werke besitzen wir von
Orosius noch zwei dogmatische Streitschriften gegen Pelagianer
und Priscillianisten.
1. Gennad. vir. ill. 39 Orosius presbyter, Hispanus gener e, vir eloquens
et historiarum cognitor (aus Pbosper chron. ad a. 396), scripsit adversum
guerulos et infamcUares christiani nominis, qui dicunt defectum romanae reip.
Christi doctrina invectum, libros VII. . . hie est Orosius qui ab Auguslino
pro discenda- animae ratione ad Hieronymum (nach Bethlehem) missus re-
diens reliquias b. Stephani primi martyris tunc nuper inventas primus in-
tulit oeeidenti (Minorca). claruit extremo paene Honorii imperatoris tem-
pore. Vielleicht war seine Vaterstadt Tarraco: Oros. 7, 22, 8 nos quoque
in Hispania Tarraconem nostram. Zu Bracara in Lusitanien war er wohl
Presbyter. Avitus aas Bracara, presbyter in Palästina, schreibt an den
Bischof von Bracara, Balchonius (Baron, annal. eccl. ad a. 416): ut dileetis-
simus filius et eompresbyter meus Orosius usque ad hos partes ab africanis
episcopis mitteretur, cuius mihi Caritas . . vestrum omnium praesentiam red-
didit. Vgl. Augustin. epist. 166, 2 (an Hieronymus): venu ad me (J. 413
oder 414) religiosus iuvenis, catholica pace f rater, aetate ßius, honore eom-
presbyter noster Orosius, vigil ingenio, promptus eloquio, flagrans studio . .
ad refellendas falsas perniciosasque doctrinas, quae animas Hispanorum multo
infelicius quam corpora barbaricus gladius trueidarunt. nam inde ad nos
usque ab oceani littore properavit etc. Ebd. 169, 13 (ad Euodium episc):
sanetissimi et studiosissimi iuvenis presbyteri Orosii, qui ad nos ab ultima
Hispania, i. e. ab oceani littore, . . advenit. Er traf den Aug. mit Abfas-
sung seines Werks de civ. beschäftigt, wovon die ersten fünf Bücher bereits
fertig -waren (ebd. 169, 1). Geboren wird Orosius spätestens J. 390 sein; Bein
Todesjahr ist nicht bekannt.
2. Titel des Geschichte Werkes: Pauli Orosii presbyteri historiarum ad-
versum paganos libri VII. Unerklärt ist Ormista, Ormesta (Tgl. § 481, 7)
in der Aufschrift mancher alten Hss. (Versuche sB. bei Bahr, BLG. 24, 318
und HNoltk, ZföG. 31, 86). — Oros. hist. 1, prol. 1 praeeeptis tuis parui,
beatissime pater Augustine. (9) praeeeperas mihi uti adversus vaniloquam
pravitatem eorum qui . . pagani vocantur, . . qui . . praesentia . . tempora
veluti malis extra solitum infestatissima ob hoc solum quod creditur Christus
et colitur Dens, idöla autem minus coluntur, infamant: — - praeeeperas ergo
ut ex omnibus qui haberi ad praesens possunt historiarum atque annalium
fastis quaecumque aut bellis gravia aut corrupta morbis aut fame tristia
1166 Di« Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
aut terrarum motibus terribüia aut inumdationibus aguarum insolüa aut
eruptionibus ignium metuenda aut ictibus fulminum plagisque grandinum
saeva vel etiam parricidiis flagitiisque misera per transacta retro saecula
repperissem ordinato brevite? vdluminis textu explicarm. maxime cum reve-
rentiam tuam perficiendo adversum hos ipsös paganos undecimo libro (de civ.
deir s. § 440, 10) insistentem, quorum tarn decem . . elati sunt, . . Uci opur
sculo occupari non oporteret, . . dedi operam etc. . . (14) ut merito hac seru-
tatione claruerit regnasse mortem avidam sanguinis dum ignoratur religio,
. . ista inlucescente illam constupuisse. Zu diesem Zwecke wählte Or. bei
Verschiedenheit der Darstellungen in seinen Quellen immer die blutigste
und steigert wohl auch absichtlich die Greuel. Möbkek aO. 176.
3. Ottos. 1, 21, 21 quoniam spopondisse me memini (nämlich 1, 1, 14)
. . dicturum me esse ab orbe condito usque ad urbem eonditam huic polu-
mini, quod ab orbe condito explicuimus, finis hie sü ut ab urbe condita se-
quens Ubellus inripiat. B. 2 führt die römische Geschichte bis cur Eroberung
Roms durch die Gallier und berichtet die gleichzeitigen sonstigen Ereig-
nisse von der Eroberung Babylons durch Kyros bis zur Schlacht bei Kunaxa;
B. 3 reicht bis J. 280 v. Chr.; B. 4: von den Kämpfen mit Pyrrhos bis zur
Zerstörung Karthagos; B. 5: von der Zerstörung Korinths bis zum ersten
Bürgerkrieg; B. 6: vom mithridatiechen Kriege bis auf Augustus und Christi
Geburt; B. 7; Kaisergeschichte bis auf die Gegenwart (Vallia), mit beson-
derer Berücksichtigung der Geschichte der christlichen Kirche. Diese Ein-
teilung ist das Beste am Werke, trotzdem daß die Siebenzahl der Bücher
wohl ihre Wurzel im Aberglauben hat (7, 2, 9 septenarius Ute numerus quo
iudicantur omnia) und die auf das Buch Daniel gegründete Unterscheidung
von vier Weltmonarchien nach den vier Himmelsgegenden (babylonische,
römische, makedonische, karthagische) zu Zeiten * störend dazwischentritt.
Auch die synchronistische Anlage und das Interesse für die Zeitrechnung
(Zahlen) ist löblich, obwohl letztere Seite ohne Plan und mit vielen Irr-
tümern durchgeführt wird. Mit seiner Quelle, der Chronik des Eusebios, folgt
Or. für die Zeit vor Chr. dem Ansätze Catos (Rom 752); für die Kaiser-
zeit giebt er nur (rund) die Regierungsjahre der einzelnen Kaiser an.
Möbnsb aO. 67. Was auf Spanien Bezug hat wird immer mit besonderer
Vorliebe behandelt, auch werden in Vor- und Nachworten zu den einzelnen
Büchern erbauliche Betrachtungen reichlich angestellt. Bewußtsein Bürger
des römischen Reichs und Christ zu sein bes. 5, 1 f.
4. Orosius möchte gern den Schein erregen als hätte er eine Menge
von Büchern für sein Werk benützt, schreibt deshalb aus seinen Quellen
besonders gern solche Stellen ab worin andere Schriftsteller genannt
werden (zB. 7, 10, 4 aus Tag. hist. die Erwähnung des Sallust), und ge-
denkt daher vieler Griechen und Römer (wie Piaton, Polybios, Palaephaioe,
Phanokles; Fabius, Claudius, Valeriu» Antias, Galba, . Pom peius Trogu»;
auch Iosephus) die er sicherlich nie in Händen gehabt hat, zumal da er
des Griechischen kaum mächtig war. In Wahrheit hat er nur wenige be-
nützt, und zwar (mit geringen Ausnahmen, zB. eines Teils von Tag. hist.)
lauter solche die wir noch besitzen, so daß wir sein Verfahren nach-
prüfen können, auch da wo er seine wirkliche Quelle nicht nennt, was bei
ihm die Regel ist. Benützt und gelegentlich genannt hat er das A. und
. §..466 Oroaiua. 1L67
N. T., Liviuat Iustinus, Tacitus, Sueton, Eutropius, Augustinus (bes. de civ.
dei); benutzt und nie genannt Florus, die Chronik des Eusebios in der
(noch durch Zusätee erweiterten? Zakokmeiatek's größere Ausg. p. xxxv) Be-
arbeitung dea Hieronymus, die Kirchengeachichte von Eusebios -Rufinus
(§ 436, 1) und die für die 1, 2 eingeschaltete Chorographie (bes. herausgg.
von Zangbmeibtbb, commentt. MommaeiL 716 und in Bjxse's geogr. min. 56;
vgl. ebd. p. xxvi und Pabtsch [§ 220, 18] 10) verwerteten uns verlorenen
geographischen. Quallen. — Die Grundlage für die Anordnung bildet Eusebios-
Hieronymus; für die römische Geschichte dient . als Qnelle bald Livius,
welcher indessen nur in einem Auszüge benutzt ist (Zahgemkisteb's praef.
ed. mai. p. xxv; <L Periochae dea Liv., Karlar, 1882), bald Florus, dann
immer mehr Eutropius; für die außerrömische Iustinns; in der Kaiserzeit
Entropioa und daneben Tacitus und Sueton, Für die Geschichte der letzten
von Oroaiua behandelten Jahrzehnte (besonders von J. S78 an) hat sein Ge-
schichtawerk auch selbständigen Wert. Zur Geschichte der Eroberung
Galliens ist auch Caeaar's bell. gall. benützt, doch ao daß Or. ea für ein
Werk des Sueton hält; 6, 7, 2 hanc JUstoriam Suetonius Tranquillus ple-
nissime explicuit, cuius nos competentes portiunculas decerpsimus (Möbneb
aO. p. 148, vgl. oben § 196, 1 E.). Die Flüchtigkeit der Quellenbenützung
hat zahlreiche Mißverständnisse , doppelte Erwähnung derselben Thatsache
aus zweierlei Quellen, Verwechslungen u. dgl. zur Folge gehabt; vgl.
UKöhleb, qua rat. Livii ann. 42. 96. Or. hat auch sei bat das Gefühl daß er
seiner Aufgabe nicht gewachsen sei; vgl. zB. 3, praef. 1: repeto . . nee omnia
nee per omnia posse quae gesta ei sicut gesta sunt explicari, quoniam magna
atque innumera copiosissime et a plurimis scripta sunt . . (2) praeterea ex
hac ipsa de quo queror abundantia angustia oritur mihi et concludit me
mllicitudo nodosior, die Schwierigkeit sowohl den Vorwurf der UnVoll-
ständigkeit als der Undeutlichkeit zu vermeiden. Über die Quellen s. be-
sonders Möbneb aO. 49 und jetzt die fortlaufende Verzeichnung derselben
unter dem Texte (und im Index II p. 684) in Zanqbmeistbb's größerer
Ausgabe.
6. Auf die Bildung und Ausdrucksweise des Or. waren von Einfluß
Virgil (MöBNE&aO. 177), sonst namentlich Augustinus (ebd. p.62). Auch Kennt-
nis des Lucanus (6, 1, 80 ut verbis poetae optimi loquar «=- Lucan. 1, 337) und
dea Cicero verrät sich (Möbneb ebd.), wie überhaupt rhetorische Bildung.
Durch die Quellen welche er ausschreibt ist sein Stil im einzelnen bedingt;
wo er selber spricht gerät Or. meist in pastorale Breite und Salbung hinein,
verwickelt sich auch leicht in seinen Perioden. Über seine Sprache vgl.
den index vocabb. notabilium in Zanqembisteb's gr. Ausg. p. 799. KPaucker,
Kleinere Studien: II die Latinität des Orosius, Berl. 1883.
6. Schlußwort (7, 43, 19): explicui adiuvante Christo seeundum tuum
praeeeptum, beatissime pater Augustine, ab initio mundi usque in praesen-
tem diem, h. e. per annos VDCXVIH, cupiditates et punüiones hominum
peccatorum, conflietationes saeculi et iudicia dei quam brevissime et quam
simplicissime potui. . . de qualitate autem opusculorum tu videris ,* qui prae-
cepisti: tibi adiudicanda si edas, per te iudicata si deleas. Die 6618 Jahre
weisen auf J. 417 als Zeit des Abschlusses hin; vgl. 7, 41, 2 irruptae sunt
Hispaniae. . . nihil quidem novum, hoc enim nunc per biennium . . sustinuere
1168 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
a barbaris guod per CG quondam annos passae fuerant a Eomanis. Die
Abfassung des größeren Teils fällt aber schon vor die Reise nach Palästina,
bald nach der Ankunft bei Augustin (5, 2, 2 nunc me Africa excepit):
in seiner Nähe und vielleicht aus den Mitteln seiner Bibliothek wurde
später auch das Weitere geschrieben. — Auf des Orosius commonitoriuni
ad Augustinus de Priscillianistis et de Origenis errore (verfaßt im J. 415,
älteste Hs. zu Laon s. VIII/IX, gedruckt zß. bei Mignk 31, 1211; neue kri-
tische Ausgabe von GSchepss an dessen Priscillian [§418, 12] im Wiener
Corp. scriptt. eccles. lat. Bd. 18) antwortete Augustinus mit seiner Schrift
contra Priscillianistas et Origeniatas ad Orosium (bei Migne 42, 669). Der
über apologeticus (über die Freiheit des menschlichen Willens, gegen
die Pelagianer) ist in Palästina am Ende des J. 415 verfaßt, s. Mö&nkr aO.
28. 29. Älteste Hss. Paris. 17349 s. IX/X, 1863 s. X, Vatic. Reg. 286
s. X/XI; gedruckt am besten jetzt in Zangeiieister's gr. Ausg. p. 601. Bei
Migne 31, 1173. — Auf einen ungedruckten Brief des Orosius im Brit. Mas.
Add. Mss. 24902, fol. 37 v. macht aufmerksam AGoldbachbr, ZfÖG. 34, 104.
7. Die orthodoxe Haltung des Or. und seine Beziehung zu Augustin
diente dem Geschieh tsabrisee lange zu großer Empfehlung. Daher auch
fast 200 Handschriften von s. VI an, zum Teil stark verfälscht. Die
wichtigsten sind Laur. 65, 1 s. VI (Schriftproben in Zangemeistkr-Wattbn-
bach's exx. codd. latt. T. 65 und in Vitelli e Paom, collez. Fiorent. paleogr.,
Fir. 1884, Lat. Tv. 1), Donauesching. s. VIII, Ambrosianus (Bobiensis) s. VIII,
schedae olim Stabulenses s. V 11/ VIII (Schriftprobe im catal, of anc. mss.
in the Brit. Mus. 2, T. 6), Vatic. Palat. 829 s. VIII, Rhediger. s. IX/X; vgl.
Zanoemeister's Vorreden vor 8. Ausgg. — Ausgaben: zB. von GBolsujhge
(Köln 1526), FFabbicius (Köln 1561 u. sonst) und besonders SHavkbcamp
(Leid. 1738 [1767]). Hauptausgabe: (hist. et apol.) rec. et commentario
crit instr. CZanokmeistbb, Wien 1882 (= Corp. scriptt. eccl. lat. Vindob.
vol. V). Desselben ed. min., Lps. Teubn. 1889. — Abdruck zB. Migne 31, 636.
— Kritisches: EGrubitz (emendatt Oros., Naumb. 1835) und UKöhler
(Phil. 17, 662). Deutsch (z. apolog.), phil. Wschr. 1882, 1418. — König
Alfred ließ den Orosius ins Angelsächsische übersetzen (herausgegeben von
DBarbington, Lond. 1773, und von JBorsworth, Lond. 1865), vgl. RPauli,
K. Alfred 226. 307.
8. RCbillier, hist. gen. des aut. 14, 1, GFHBeck, de Orosii fontt. et
auetoritate (Marb. 1832), besonders ThvMörner, de Orosii vita eiusque histor.
11. VII, Berl. 1844. — EMejean, Orose et son apologätique , Straßb. 1862.
Gams, span. Kirchengesch. 2, 398. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsq.
I6, 77. Ebert, LdMA. I2, 337.
456» Unter den übrigen Anhängern Augustin's in seinem
Kampfe gegen den Pelagianismus war mit Wort und Schrift
einer der eifrigsten Marius Mercator; außerdem der Bischof von
Karthago Aurelius, sowie Leporius, der Presbyter Paulinus aus
Mailand u. a.
1. Auqustin. epist. 193 (aus Ende 418) an Mercator: lüteras tuae sin-
ceritatis inveni et alium adverms novos haereticos librum. Er schrieb und
§ 465 Orosius. § 456 Mercator u. a. § 457 Cassianus. 1169
übersetzte Streitschriften gegen Felagianer und Nestorianer, herausgg. von
JGabhikr (Par. 1673), StBaluzius (Par. 1684). Bei Gallandi 8, 615, Miqne
48, 47.
2. Schreiben des Aarelias De damnatione Pelagii atque Caelestii, bei
Gallahdi 8, 129, Mione 20, 1009 u. a. Von seinem Nachfolger (seit J. 480)
Gapreolns Briefe gegen die Irrlehre des Nestorius sB. bei Gallandi 9, 490,
Miarc 58, 843.
3. Gbnvad. ill. 69 Leporius adhuc monachus, postea presbyter, . .
scripsit emendationis suae libellum, in quo et satisfacit de erroribus (als
früherer Pelagianer) et gratias agit de emendatione (durch Angastin). Ge-
druckt zB. bei Miqhe 31, 1221.
4. Cassian. de incarn. dorn. 7 Paulinus presbyter, non üle Nolanus
episeopus, eonscripsit s. Ambrosii vitam. Vgl. § 483, 1. Abgedruckt in
den meisten Ausgg. des Ambrosius. Ebebt, LdMA. ls, 844. Paulini Medio-
lanensis libellus ad versus Caelestinm Zosimo papae oblatus (ums J. 417)
und De benedictionibas patriarcharum zB. bei Miqnk 20, 711. Ober die
Sprache dieses und des Se venia, episeopus Maioricensis (welcher J. 418
epißtulam de Iudaeis conversis [Mioke 20, 785] schrieb) s. KPadckbb, ZftG.
32, 481.
5. Briefwechsel des Euodius Uzalensis episeopus mit Augustin, epist.
158—164. 169 — 98—102. 246 f. Die andern dem Euodius beigelegten
Schriften zB. bei Miqhe 31, 1283. — Über Prosper 8. § 460, 1.
457. Auf der Gegenseite ist der bedeutendste Schriftsteller
der eifrige Beförderer des Mönchswesens Ioannes Gassianus in
Massilia (um J. 360 — 435), welcher für den Urheber der semi-
pelagianischen Richtung gilt. Wir besitzen von ihm noch drei
Werke: De institutis coenobiorum et de octo prineipalium vi-
tiorum remediis libri XII; Collationes, vierundzwanzig Gespräche
mit ägyptischen Mönchen über das Mönchsleben; De incarnatione
domini contra Nestorium libri VII. Gleichzeitige Schriftsteller,
meist von derselben theologischen Richtung, sind Philippus und
Eucherius, ferner Hilarius von Arles u. a. Von ihnen sind eben-
falls Schriften auf uns gekommen. Auch Agroecius, der de
orthographia schrieb, war ein gallischer Priester.
1. Gsnnad. ill. 61 Cassianus, natione Scytha (? vielmehr war er ans
Gallien und von begüterten und gebildeten Eltern gebürtig; über die Ent-
stehung des Irrtums bei Gennadias s. Pbtschkmo v. s. Ausg. p. im), (Jon-
stantinopoli (nach langem Aufenthalt im Orient, zB. in Bethlehem, Ägypten)
a Ioanne (Chrysostomus) magno episcopo diaconus ordinatus, apud Massüiaim
Presbyter condit (um J. 416) duo monasteria. . . seripsü experientia magi-
strante lüterato sermone et . . sensu verba inveniens . . res omnium mona-
chorum profemohi necessarias, i. e. De habitu monachi et De cemonico
orationum (Gebete) atque psalmorum modo qui in monasteriis Aegypti diu
noetuque tenentur libros III; Institutionum librum unum; De origine et
Tiurru-ScBWABi, Böm. Lit-Gesch. 5. Aufl. 74
1170 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
qualitate a remecUis VIII principälium vitiorum libros VIII, singulos sei-
licet de singulis vüiis (yaotQi(iccQyia , fornicatio, <pilaoyvQta , ira, tristitia,
axijd/a, %svo8o££a, superbia) expediens (im ganzen also 12 Bucher.de in-
stitutis coenobiorum , verfaßt bis J. 426). Digessit etiam (J. 426 ff.) CoJla-
tiones (XXIV) cum patribus aegyptiis habitas (vgl. Hüben er, religionagesch.
Uoterss. 1, 320) . . et ad extremum rogatus a Leone urbis Botnae episeopo
(damals noch archidiaconus) scripsit adver Bus Nestorium De incarnatione
dotnini libros VII (J. 430) et in his scribendis apud Massüiam et vivendi
finem fecit Theodosio et Valentiniano regnantibus (also vor J. 450).
2. Handschriften: Für de instit. Gasin. 295 s. VII f Caroliruh. 87
s. IX, Augustodun. 24 s. VII u. a.; vgl. § 401, 2. Für die 24 collat., welche
in drei Teile je mit Vorrede zerfallen 1 — 10, 11—17, 18—24 und oft im
Wortlaut stark verfälscht sind (Petschenig, Wien. SBer. 103, 491 u. vor s.
Ausg.), sind für I Vatic. 6766 s. VIII, Paris. 13384 s. IX, Vercell. 187, 44
s. IX/X ; für II Sessor. 55 s. VII/VIII, Petropol. 0. i. 4 s. VII/VIII, SGall. 676
s. IX; für IU Monac. 4549 s. VIII/IX, 6343 s. IX, Par. 2170 s. IX u. a. wich-
tig. Für de incarn. Paris. Arsenal 483 s. X/XI, Britann. 16414 s. XI/XIL S.
Petschenig vor s. Ausg. — Ausgaben von HCutkius (Antw. 1678), AGazaeub
(Atreb. 1628 und sonst) bei Migne B. 49 u. 50 und bes. von MPktschewig,
Wien 1886. 88 II (« Corp. scrr. occles. lat. Vindob. Bd. 13. 17). Ober eine
Hes. der Collationes 8. § 404, 2.
3. Über Cassian's Sprache s. den Index in Petqchenig's Ausg., auch den-
selben im Archiv f. Lexikogr. 5, 137. KPaucker, d. Latinität des Ioann.
Cass., Romanische Forsch. 2, 391.
4. Über Cassianus vgl. bes. Voss. hist. pelag. 1, 7. Nobisids hist. peL
2, 1. GFWxoqsbs, de lo. Cass. usw., Rost. 1824 f. und in Ersch u. Gruber1«
Encykl. 1, 21, 105. JGeffken, hist. semipelagianismi antiquiss., Gott. 1826.
GKaufhann in Baumerts hist. Taschenb. 1869, 64. Ebert, LdMA. 1*, 348.
5. Gennad. ill. 62 Philipp us presbyter, optimus auditor Hieronymi,
. . in lob edidit sermone simplici librum, legi eius et Familiäres epistolas
et valde salsas et maxime ad paupertatis et dolorum tolerantiam exhortatorias.
moritur Marcianö (J. 450—457) et Avito (J. 455 f.) regnantibus, also J. 455
oder 466. Sein Commentar zu lob (libri IU) herausgg. (von JSicbabd) Bas.
1627 und in den Werken des Hieronymus (zB. bei Migne 23, 1401).
6. Gennad. ill. 63 Eucherius, Lugdunensis ecclesiae presbyter (Bischof
daselbst etwa seit 434, f um 460)t scripsit ad Valerianum propinquum suum
De contemptu mundi et saecülaris phüosophiae epistolam unam scholastico
sermone et rationabili. disseruü etiam ad personam füiorum Salonii et
Veranii, postea episcoporum (§ 469, 11), obscura quaeque sanctarum capitula
scripturarum. sed et Cassiani quaedam opuscula lato tensa sermone angusto
verbi resolvens tramite in unum coegit volumen, aliaque tarn ecclesiasticis
quam monasticis studiis necessaria. moritur sub Valentiniano (J. 425 — 455)
et Marcianö (J. 460—457) principibus (also zwischen J. 450 und 466). Be-
sonders verbreitet und einflußreich war seine Sammlung biblischer Alle-
gorien und Bilder, de formulis spiritalis intellegentiae und erlitt daher
starke Verfälschung (Eucherit de form, spirit. intell. ad optt. codd. fid. reo.
et portentosa [!] interpolatione liberavit FPault, Graz 1884. Bes. in
§ 467 Eucherius, Agroecius u. a. 1171
Pitba's anall. sacra 2, 484 nach einer Hs. b. VI). Schon frühe gab es für
den Handgebranch alphabetische Auszüge ans diesem Büchlein, abgedruckt
bei Pitiu, spicil Solesm. 3, xtiii. 400 und KWotkb, Wien. SBer. yö, 426.
— Ausgg. von BRhexasüs (Bas. 1616), DEbasmus (Bas. 1630), bei Mionb
60, 701. — Über eine Schrift von ihm s. Salviak. epist. 8. Auch s. § 412, 8.
Hißt, litter. de la France 2, 276. AMbllist, de vita et scriptis Euch., Par.
1877. AGoüillaud, S* Eucher et Täglise de Lyon, Lyon 1881. Widmungen
an ihn von Agroecius und Polemius Silvius, s. A. 11 und § 74, 9.
7. Gennad. all. 69 Hilarius, Arelatcnsis episcopus (seit 429), riV in
sanctis scripturis doctus, paupertatis amator, . . homo genere clarus . . ingenio
immortdli äliqua et parva edidit, quae fidelis animae et eruditae linguae
indicio sunt, in quibus praecipue . . vitam scti Honorati, praedecessoris
sui, composuü. moritur Valentiniano et Marciano regnantibus (also 460—456).
Gedruckt ist diese Tita zB. bei Mignk 60, 1249. Vgl. Ebebt, LdMA. 1*, 461.
Vier Verse von Hil. bei Gregor. Tür. de cursu stell, p. 862, 14 A.-K. (auch
AL. 487). Metrum in Genesin (Schöpfung), 197 Hexameter, mit drei Distichen
Widmung an Leo papa, von (diesem?) Hil.,. bei Migme 60, 1287, auch in
den Ausgg. des H. von Poitiers (§ 418, 2) zB. von Maffbi und Obbrtbür
(Vol. IV). Der biblische Stoff ist darin mit Freiheit behandelt; Ebbrt aO.
1*, 368. Prospeb an Augustinus (ep. 226, 9): unum eorum (der hochgestellten
Halbpelagianer) praecipuae auctoritatis et spiritualium studiorum virum,
sanctum Hilarium Arelatensem episcopum, sciat beatitudo tua admiratorem
sectatoremque in alixs omnibus tuae esse doctrinae. Kampf des Gallicanismus
und Romanismus in der Person von Hil. und Leo I, s. Lko's epist. 10 f. Im
allg. vgl. Hist. littet, de la France 2, 262. Vgl. § 468, 1 E.
8. Von Hilarius' Schwager Lupus, Bischof vonTroyes (episc. Trecensis)
J. 429—497 Briefe bei Gallahdi 9, 616 und Mionb 8, 63 (der Brief an Sidonius
[Gratias ago] ist eine Fälschung des berüchtigten JVionibb [NArchfadG.
11, 438. 12, 462]). Hist. litter. de la France 2, 486. — Vielleicht war
auch ein Gallier Euagrius, welcher nach Gbnnad. vir. ill. 61 seripsit alter'
caiionem Simonis Iudaei et Theophüi Christiani, quae paene omnibus nota
est, gedruckt bei Mabtene, thes. anecd. (Par. 1717) 6, 1 und neu hrsgg.
und aus Bamb. B. 8 , 81 s. X vervollständigt von AHarvack in seinen und
OvGebhardt's Texten u. unteres, z. Gesch. d. altchristl. Lit. 1, 8 (Lpz. 1883).
Die Schrift ist um J. 430 nach einem griechischen Vorbilde verfaßt. Zur
Latinitat KPauckbb, ZföG. 32, 481.
9. Dem Petrus, geb. um 406 zu Imola, Bischof von Ravenna 433—460
und berühmtem Kanzelredner (daher Chrysologus zubenannt), schreibt man
% 176 sermones zu (manche unecht), bei Mione 62, 183. Einen Brief von ihm
an Eutyches s. ebd. 54, 789. Dappbb, Petr. Chrys., Cöln 1867.
10. Predigten (20) von Valerianus, Abt auf Lerinum, Bischof von
Cemele (bei Nizza) ums J. 440, nebst einer Epistola ad monachos de vir-
tutibus et ordine doctrinae apostolicae, zB. bei Mione 62, 691. Vgl. Hist.
litt, de la France 2, 328.
11. Dem Bischof Eucherius (A. 6) widmete (in Gallien) Agroecius
sein Werkchen de orthographia , enthaltend eine Anzahl vom niedrigsten
74*
1172 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte,
Standpunkt auB genommener Zusätze zum betr. Werk des Caper (§ 343, 3).
Zur Probe: facenms9 moles est, f acerbus9 immaturus et asper; 'hora*
dierum est, *oray finium; 'deuncem9 X uncias dicimus, Kdiuncem9 XL Gleich
die erste Bemerkung bezieht sich auf die Schreibung des Namens des Verf. :
* Agroecius9 cum latine (griechisch 'AyQofoiog) scribis per diphthongon scri-
bendum, non . . . per i tAgricius9. Aus dem Vorwort: Capri libello . . quae-
dam adicienda sübieci non guod vir tantae peritiae aliquid praetermiserit . .
sed quia nos difficüia putamus quae üle ut facüia neglexit. Am besten
gedr. in Keil's GL. 7, 112. Mit Namen wird Agr. citiert schol. Bern, zu
Verg. ecl. 5, 80 Agroecius war, wie aus dem an ihn gerichteten Brief des
Apoll. Sidon. 7, 5 hervorgeht, später Bischof zu Sens (Yonne) und vielleicht
ein Nachkomme des unter den profess. Burdig. (15) von Adsonius genannten
und auch von Apoll. Sid. 5, 10 erwähnten Khetors Censorius Atticus
Agroecius (f um J. 390; vgl. § 421, 2 d). An einen Bischof Agroecius (zu
Antibes? Balüze zdSt. bei Migne 53, 160) schreibt Salviam. ep. 3. — FOsanh,
de Fl. Gapro et Agroecio (Gießen 1849) p. 4. 20. Bbambach, lat. Orthogr. 44.
Keil aO?
458. Im J. 434 verfaßte Yincentius aus Lerinum unter
dem Namen Peregrinus sein Commonitorium, eine Mahnung zum
Festhalten an der echten katholischen, auf Schrift und Herkommen
gegründeten Lehre und eine Warnung vor den Ketzereien aller
Art, in einfacher und verhältnismäßig gebildeter Sprache. Auch
Yincentius findet Augustinus Richtung allzuschroff und einseitig
und bekennt sich zu einem gemilderten Pelagianismus.
1. Gbnnad. ill. 64 Vineentius, natione GaUus (aas Nordfrankreich),
apud monasterium Lerinensis insulae (bei Nizza) presbyter, vir in seripturis
sanctis doctus et notitia ecclesiasticorum dogmatum sufficienter instructus,
composuit ad evitanda haereHeorum collegia nitido satis et aperto sermone
välidissimam disputationem, quam absconso nomine suo tüulavit Peregrini
adversus haereticos (vgl. A. 2). cuius operis quia seeundi Ubri maximam
in scheduUs partem a quibusdam furatam perdidit, recapüulato eius pauds
sermonibus sensu pristino composuit et uno in libro edidit. moritur Theo-
dosio et Valentiniano regnantibus (also J. 426—460).
2. Vincent, comm. praef.: videtur mihi minima omnium servorum dei
Peregrino guod res non minimae utilitaiis . . futura sit si ea quae fideliter
a sanctis patribus accepi litteris comprehendam. . . hoc scribendi lege servata
ut nequaquam omnia, sed tantum necessaria quaeque perstringam, neque id
ornato et exacto, sed facüi communique sermone. . . me sublevandae recor-
dationis vel potius oblivionis meae gratia Commonitorium mxhimet parasse
suffecerit 42 exemplum adhibuimus sancti concüii guod ante triennium ferme
in Asia apud Ephesum celebratum est vv. cc. Basso Antiochoque coss. (J. 431).
40 iam tempus est ut pöllidtum proferamus exemplum, ubi et quomodo
sanctorum patrum sententiae congregatae sint, ut secundum eas . . fidei regula
figeretur. guod quo commodius fiat hie sit iam huius commonitorii modus,
ut cetera quae sequuntur ab alio sumamus exordio. Dieses zweite commoni-
§ 458 Vincentius Lerinensis. § 459 Leo I. 1173
torium ist aber bis auf die Zusammenfassung am Schlüsse (c. 41— 43) ver-
loren gegangen (s. A. 1) ; vgl. c. 41 iam tempus est ut ea quae duobus his
eommonitoriis dieta sunt in huius secundi fine reeapitulemus.
3. Begriff des Katholischen c. 3: id quod übique, quod semper, quod
ab Omnibus creditum est; hoc enim vere proprieque catholicum . ., demnach
sequamur universüatem , antiquitatetn, consensionem. Alle novitas ist daher
dem Vinc. verdachtig, und ganz nach seinem Sinne das Wort des Caele-
stinns: desinat incessere novitas vetustatem (c. 43). 37 (haeretici) audent
polliceri et docere quod in ecclesia sua . . magna et specialis ac plane per-
sonalis quaedam sit dei gratia, adeo ut sine uUo labore, etiamsi nee petant
nee quaerant nee pulsent, quicumque Uli ad numerum suum pertinent . .
numquam possint oflendere. Dies hat offenbar Beziehung auf August» de
dono persev. 23: falluntur qui putant esse a nöbis, non darinobis, ut pe-
tamus, quaeramus, pulsemus, und schon die Veröffentlichung unter falschem
Kamen beweist daß das common, eine Streitschrift ist. Wahrend Vincentius
und seine Meinungsgenossen ihre Lehre vetustate defendunt (Prosper epist.
ad^ August, vom J. 428 oder 429) und Augustinus Praedestinationslehre als
eine individuelle Neuerung (Häresie) bezeichneten (Prosper aO.: multi qui
in Massiliensi urbe eonsistunt in . . scriptis quae adversus Pelagianos con-
didisti contrarium putant patrum opinümi et eccJesiastieo sensui quidquid de
vocatione electorum seeundum dei proposüum disputasti), so wurden sie selbst
von augastinischer Seite als Semipelagianer verdächtigt. Gegen den Pela-
gianer Iulianus (§ 443, 8) spricht sich Vincentius aus, common. 40.
4. Ausgaben bes. von GCalixtus (Heimst. 1629. 1655), StBaluzius (mit
Salvianus, Par. 1663 u. sonst), EKlüpfkl (notis illustr., Vienn. 1809), bei
Migne 50, 637 u. a. Vgl. Hefelb, Beitr. z. Kirchengesch. 1, 146.
5. Auf weitere Beteiligung des Vinc. an den pelagianischen Streitig-
keiten deutet die Gegenschrift Prosper's, betitelt pro Augustino responsiones
ad capitula (XVI) obiectionum Vincentianarum. Aus ähnlichem Kreise, ob-
wohl nicht von Vinc. selbst, stammen die drei Bücher Praedestinatus (ed.
Sirmond, Par. 1643; bei Migne 63, 687). Ebensowenig rührt von Vinc. her
das symbolum Quicumque. EKlüppel aO. 56. Im allg. vgl. Hist. litt, de
la France 2, 305. Ebebt, LdMA. 1% 468.
459. Ebenso wichtig durch ihren Inhalt wie anziehend durch
ihre Form sind die Schriften des Gründers der päpstlichen Macht,
des romischen Bischofs Leo I (genannt der Große), J. 440—461.
Sie bestehen teils aus Festpredigten (sermones), teils aus Briefen,
letztere fast aus seiner ganzen bischöflichen Zeit, den Jahren
442 — 460. Leo zeigt sich darin gleich sehr als scharfer Denker
wie gewiegter Geschäftsmann und vollendeter Stilist, nicht min-
der klug als tatkräftig; in seinen Zielen unerschütterlich, in den
Wegen dazu erfinderisch, fein und wohlberechnend; in prak-
tischen Fragen maßvoll und billig, in Glaubenssachen von sicherer
Fühlung und das einmal Festgesetzte mit zäher Ausdauer gegen
1174 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
alle Abweichungen verfechtend, vor allem aber eifersüchtig
wachend über die von ihm in Anspruch genommenen Vorrechte.
Seine Sprache ist gewandt, rein und geschmackvoll.
1. Gennad. ill. 70 Leo, urbis Romae episcopus (J. 440—461), scripsit ad
Flavianum, Constantinopolüanae ecclesiae episcopum, adversus Entgehen
presbyterum . . . epistolam. moritur Leone et Maioriano imperatoribus
(10. Nov. 461). Ist er der Akoluth Leo bei Augustin ep. 191, so fällt sein
erstes Auftreten ins J. 41S, seine Geburt also etwa 395. Jenes Schreiben
an Flavianus (epist. 28) über das Verhältnis der zwei Naturen in Christus
wurde die Grundlage der Beschlüsse auf der Synode von Ghalkedon (J. 451)
und erhielt allmählich symbolischen Charakter. Noch ausführlicher ist da«
Schreiben an Kaiser Leo (epist. 165) vom J. 458 zur Rechtfertigung des
ersten (und der Beschlüsse von Chalkedon) aus Schrift und Herkommen. Die
Ansprüche des röm. Episkopats auf den Vorrang sind besonders klar aus-
gedrückt epist. 16 und 156, 2. Markianos erkennt auch nach seiner Thron-
besteigung Leo's principatus in episcopatu an (epist 78). Bezeichnend
epist. 140 (J. 454) über Markianos: multis experimentis probavimus eam esse
gloriosissimi Augusti fidem ut tunc maxime se arbitretur regno suo consulerc
cum praecipue studuerit pro integriiate ecclesiae laborare, und ep. 156, 3 an
K. Leo (J. 457) : debes incunctanter advertere regiam potestatem tibi non ad
solum mundi regimen sed maxime ad ecclesiae praesidium esse coüatam. —
Seine eigene Person hütete sich Leo weislich den Ränken und Stürmen
der Synoden des Ostens auszusetzen. Dagegen verlangte er von den Bi-
schöfen regelmäßige Berichte über alle wichtigeren kirchlichen Vorgänge,
trat kräftig allen Regungen bischöflicher Selbständigkeit als ambitus (ep.
104—106. 157, 4) entgegen und rief dazu auch den weltlichen - Arm auf
(ep. 11. 24 u. sonst).
2. Den Kaisern gegenüber weiß Leo sachliche Schärfe mit verbind-
lichster Form zu paaren; er entfaltet große Geschicklichkeit und wunder-
bare Rührigkeit, und versteht sich namentlich auch auf die kleinen Künste
der Diplomatie. Nie läßt er in einer wichtigeren Sache ein Schreiben an
den Kaiser abgehen ohne gleichzeitig eines an die Kaiserin und den bei
Hof einflußreichsten Priester (nebst einer Abschrift seiner Briefe an die
Majestäten) abzusenden. Die Sorge für die kirchliche Einheit macht ihn
zu einem unerbittlichen Hüter der orthodoxen Lehre; vgl. ep. 165, 2: ca-
tholica fides9 quae est singularis et vera cuique nihil addi, nihil minui potcst.
In Fragen des Lebens aber ist er von Härte und Kleinlichkeit frei; vgl.
zB. ep. 159. 167 f. FCBaüb, die Christ. Kirche im 4—6 Jahrh. (Tüb. 1863)
114. 288. 246.
3. Der erhaltenen sermones von Leo sind es 96, meist von verständiger
Kürze, wie auch die 173 Briefe von überflüssiger Breite sich fern halten.
Die ersteren verraten rhetorische Schulung; die Briefe sind wohl meist aus
seiner Kanzlei (vgl. § 460, 1. 2) hervorgegangen. Die Reinheit der Sprache
geht bei Leo nicht bis zur Klassizität (spätlateinische Worte und Wen-
dungen wie aliquanti homines, obviare, fiducialiter, pervasor, subadiuva, tri-
bulatio sind nicht selten), aber für diese Zeit ist sie bewundernswürdig und
§ 469 Leo I. § 460 Proaper Aquitanus. 1175
läßt darauf schließen daß Leo ein geborener Römer von gutem Hause und
angeborenem Formgeföhle war. Vgl. Ebebt LdMA. la, 470.
4. Schriften welche dem Leo mit Unrecht zugeschrieben werden: Capitula
s. praeteritornm sedis apostolicae episcoporum auctoritates (aus J. 431);
De vocatione omnium gentium; Epistola ad Demetriadem (dieselbe an
weiche Pelagius schrieb, s. § 443, 1) b. de hnmilitate tractatus, die beiden
letzten Schriften auch dem Ambrosius und Prosper zugeschrieben, vielleicht
beide von einem Verfasser um J. 450; Sacramentarium oder codex sacra-
mentorum vetus romanae ecclesiae; Breviarium adversus haereticos.
5. Hauptausgg. der Werke Leo's von PQuesnbllus (Par. 1675 II, Lugd.
1700 II) und P. u. HBallebini (Ven. 1756 ff. III). Darnach bei Mionk
B. 54 — 56. Die Briefe auch in den Conciliensammlungen. — Abhandlungen,
über Leo bes. von Qcesnel und Ballerini in ihren Ausgg. WA Aren dt, Leo
der Große u. s. Zeit, Mainz 1835. EPkrthel, Papst Leo'e I Leben und
Lehren, Jena 1843. F. und PBöhrlxqer, die Kirche Christi und ihre Zeugen
(Leo I und Gregor I), Bd. 12, Stuttg. »1879.
460. Ein eifriger Anhänger Augustinus und seiner Recht-
gläubigkeit, überhaupt voll theologischen Eifers, jedoch selbst
nicht Geistlicher, war der Aquitanier Prosper (geb. ums J. 400),
von welchem wir außer Streitschriften gegen die Pelagianer
und Semipelagianer und Gedichten ähnlichen Inhaltes besonders
eine Chronik besitzen, welche sich genau an die des Hieronymus
anschließt, sie vom J. 379 — 455 n. Chr. fortsetzt und selbst
später von andern fortgesetzt und abgekürzt wurde. Für die
letzten dreißig Jahre ist Prosper's Chronik bei dem Mangel
anderer Quellen sehr wichtig. Von den übrigen christlichen
Schriftstellern ist besonders der Schotte Patricius erwähnenswert.
1. Gknnad. ill. 84 Prosper (vollständiger heißt er Tiro Prosper^ zB.
in Hss. der Chronik und bei Babda GL. 7, 257, 21; Holder aO. 73 und
unten A. 3), homo aquitanicae regionis, sermone schölastieus et assertionibus
nervosa* , tnülta composuisse dicitur. ex quibus ego Chronica ülius nomine
praetitulata legi, continentia a primi hominis conditione . . usque ad obüum
VcUentiniani Aug. et captivitatem urbis Eomae a Genserico Vandalorum
rege factam (ebenso Cassiod. div. lect. 17). legi et librum adversus opuscula
sub persona Cassiani (§ 467, 1). . . epistolae quoque papae I^onis (§ 460) ad-
versus Eutyehen de vera Christi incarnatione ad diversos datae et ab ipso
dictatae dicuntur. Die Zeit seines Todes ist ungewiß. Marcellih. p. 296
ed. Rom. setzt die aus Gennadius aO. entlehnte Nachricht aber Prosper
zum Jahr 463. Ob dies sein Todesjahr war? — Schreiben Prosper's an
Augustin (ignotus quidem fade) vom Jahr 428 oder 429, über den Semi-
pelagianismus in Süd-Gallien, unter Augustin's epp. 226; vgl. ebd. 226 den
ähnlichen Brief von Prosper's Freund Hilarius, sowie Prosper's an Rufinus
bei Mignk 61, 77. Ebd. 61, 166 fll. stehen Prosper's pro Auguetino respon-
siones ad capitula obiectionum Gallorum calumniantium , ad cap. obieet.
1176 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
Vincentianarum (§ 468, 5), ad excerpta quae de genueusi civitate sunt
missa (alle drei kurz nach J. 430 verfaßt) und besonders seine Schrift De
gratia dei et libero arbitrio, gerichtet gegen Cassian's (§ 457, 1) collationes,
daher auch genannt über contra collatorem, verfaßt um J. 436 (ed.
PFFoqqini, Rom 1768. Ven. 1786); außer anderem auch ein Auszug aus
Augustin's Commentar zu den Psalmen und der dogmatisch wichtigsten
Aussprache in dessen Werken. Einen Teil der letzteren bearbeitete Prosper
auch im elegischen Maße (s. A. 4). Die Schrift de promissionibus et prae-
dictionibus dei (Hs. s. VII in Trier) wird Prosper fälschlich beigelegt. Sie
ist um J. 440 von einem Afrikaner verfaßt.
2. Prosper verfaßte in Born (als Notar in der päpstlichen Kanzlei?
8. A. 1) seine Chronik, die in erster ßedaction (dem sog. 'chronicon vulga-
tum', am besten herausgg. von Pontacus, chron. triam illustr. auctorum,
Bord. 1604) bis J. 445, in zweiter bis J. 455 reicht (dem sog. rchronicon
integrum', in Labbi&'s nova bibl. ms., Par. 1657, 1, 16 und in Rokcalu's
vetust. lat. chron., Päd. 1787, 1,. 635). Von der Erschaffung der Welt an-
hebend, zieht P. zunächst die Chronik des Hieronymus ganz flüchtig aus,
vom Tod Christi an legt er ein aus den Ravennatischen Fasten stammen-
des Consulverzeichnis zu Grunde (abgedr. auch bei Mommsbw, Abh. d. sächs.
Ges. d. Wies. 8 [1861], 661), daher nennt man das Werk auch rchronicon
consulare' (vgl. A. 8). Dann benützt er Augustin, Orosius; von J. 425 an
schreibt er als Augenzeuge, liederlich, fehlerhaft, parteiisch, aber hier sind
dennoch seine Nachrichten sehr wertvoll. — Vgl. OHolder-Eqgee, NArch.
f. alt. deutsche Gesch. 1, 13. WWattenbach, Deutschi. Geschichtsquellen
l6, 78. AEbsbt, LdMA. ls, 441. — HFebnow, roman. Elemente in der Chron.
Prosp., im Jahrb. f. roman. Lit. 11 (1870), 257. — Zusammenstellung der
nachhierony mischen lat. Chroniken für die Zeit von J. 379 — 455 in
ChFRösleb's Chronica med. aev., Tüb. 1798.
3. Prosper's Chronik in erster Bedaction mit einer römischen Fort-
setzung bis J. 451 ist in Afrika (Karthago) Überarbeitet und bis 467 fort-
geführt, endlich durch eine Übersicht der Geschichte des Vandalenreicha
von der Einnahme Karthagos bis zum Untergang des Reichs 534 erweitert
worden: rchronicon Canisianum' genannt nach dem ersten Herausgeber
HCanisiub, lectiones antiq. 1', 148. 306 (auch bei Robcalli 1, 677) oder
r Prosper Augustanus ' nach der Augsburger Hs., s. OHoldeb aO. 24. 37. —
Fälschlich ist dem Prosper beigelegt worden das uns durch cod. Britann.
16974 s. X (Moxmsbn, Herrn. 24, 398) erhaltene sog. 'chronicon imperatorum'
oder * imperiale ' (weil es nach den Regierungsjahren der Kaiser rechnet
[vgl. das consulare A. 2], ed. PPithoü, Par. 1588, daher auch 'Pithoeanum',
bei Roncalli 1, 739), auch von J. 379 — 465 reichend, am Schluß (vom
J. 453) aus dem echten Prosper ergänzt, aber wertvoll durch Nachrichten
zur Geschichte der germanischen Völker in Gallien und ebenda (in Mar-
seille?) verfaßt. OHoldeb-Eggbb aO. 1, 91. AEbsbt aO. 1', 442. Der Name
Trosper Tiro' (s. A. 1) ist, obwohl er mit dem chron. imperiale verbunden
zu werden pflegt, gerade hier hs. nicht beglaubigt, s. Holdkr aO. 101. —
Prosper selbst wurde ausgebeutet in der Ostertafel des Victorius Aquitanos
(8. § 470, 8), aus welcher dann Cassiodor in ähnlicher Weise schöpfte.
Moxmsbn aO. 666. Prosperi auctarium (bis J. 560 reichend) bei Roacalu
§ 460 Prosper Aquitanus. 1177
aO. 1, 721. Prosperi Aquitani Chronici continuator (bis J. 641) Havniensis;
nunc primum edidit GHille, Berl. 1866. Vgl. GKaufmann, Forsch, z. deutsch.
Gesch. 13, 418; Phil. 84, 385. 728. 42, 477. 502. Holder aO. 259. 280.
Wattehbach aO. 1*, 78. Ober die Zeitzer Ostertafel (jetzt in Berlin, Schrift-
probe in ZANaBMBisTEB-WATTEHBACH'8 Exempla codd. latt, T. 23) vom J. 447
vgl. Mommsbn, Abh. d. Berl. Akad. 1862, 539.
4. Proaper verfaßte ferner ums J. 430 (noch vor dem Tode Augustinus,
s. t. 90) ein Lehrgedicht de ingratis (bei Mignjs 51, 91) in vier Teilen (zu-
sammen von 1002 Hexametern), und gerichtet gegen das dogma quod . .
pestifero vomuit coluber sermone Britannus (Pelagius). Vgl. 693. praef. 1
unde völuntatis sanetae sübsistat origo, unde animis pietas insit et unde fides
adversum ingratos (die göttliche Gnade nicht anerkennend) falsa et virtute
(Werkheiligkeit) superbos emtenis decies versibus exposui. Der trockene
Stoff ist mit Lebendigkeit, Eifer und in einer Form bebandelt welche zwar
die feineren Gesetze über Caesar, Versohleifung usw. nicht befolgt, wohl
aber (mit seltenen Ausnahmen, wie aliud 239) die gewöhnlichen, und von
Kenntnis auch heidnischer Dichter sowie rhetorischer Bildung zeugt. Alter-
tümliches wie nascier (10) und mage (962) nach Versbedürfnis. Außerdem
zwei Epigramme (im elegischen Maße) wider einen literarischen Gegner
Augustin's und Verteidiger der menschlichen Willensfreiheit, sowie ein
repitaphium' auf die (angeblich engverwandte) nestorianische und pelagia-
nische Irrlehre. Vorwort der 106 dogmatischen Epigramme (s. A. 1 E.)} ver-
faßt um J. 450: Dum sacris mentem placet exercere loguelis . . quosdam ceu
prato Ubuit deeerpere flores distindisque ipsos texere versiculis. Baeda., GL.
7, 232, 12 Proeper in praefatüme epigrammatum. Auch sonst citiert Baeda
diese Epigramme Prosper's (s. Keil's GL. 7, 616). Vgl. noch Rxbse's AL. 2, p. xn.
5. Unter den mit zweifelhaftem Rechte dem Prosper Aquit. zuge-
schriebenen Arbeiten ist besonders erwähnenswert ein Gedicht worin der
Redende seine Gattin ermahnt sich mit ihm ganz Gott zu weihen (bei
Migne 51, 611). Es beginnt mit 16 zierlichen Anakreonteen in vier Strophen
(auch bei Baeda GL. 7, 257, 23 und in Webnsdorf's PLM. 3, 413) und ver-
läuft dann im elegischen Maße (116 Verse). Sodann ein Lehrgedicht de
Providentia divina (§ 464, 9. Mignb 51, 617; vgl. MMahitxus, ZföG. 89, 580),
mit Einleitung (v. 1 — 96) im elegischen Maße, mit der Klage : caede decenni
vandalicis gladiis stemimur (in Südgallien, um 415) et geticis (v. 33 f.).
Übergang (95 f.): at ne sermo moram paiiatur ab impare versu, heroi nu-
meris porrige pentametrum. Daß es von Prosper Aq. nicht herrührt, be-
weist schon seine pelagianische Haltung. Vgl. zB. 238 quia liber Homo et
sapiens discemere rectis prava potest, in se intus Habens discrimina rerum
iusque voluntatis, quo temperat arbitriutn mens. 554 ff. u. sonst. Anders, aber
nicht überzeugend, Makitius aO. Die Darstellung ist gewandt und formsicher,
aber breit und oft gewöhnlich. Vgl. Ebebt, LdM^. 1', 316. — Auch der in
einem Montepess. s. IX unter Prosper's Kamen erhaltene Hymnus abecedarius
gegen die Antitrinitarier (AUus prosator et vetus) kann ihm kaum angehören ;
8. ABodcbbbis, me*langes latins et bas-latins, Montpellier 1875.
6. Über ProBper vgl. Hisi litt, de la France 2, 869. FPapencobdt,
vandal. Herrschaft (1837) 355. AEbrbt, LdMA. I2, 365. Bob. OHoldbb-Eggbr,
NArch. f. alt. deutsche Geschichtsk. 1, 54. — Ausgabe seiner Werke bes.
1178 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
von den Benedictinern (LeBrun u. Mang kaut), Par. 1711 (Born 1732) =*
Miove Bd. 51. — Ober den Kalender des Polemius Silvius (aus J. 448 f.)
s. § 74, 9.
7. Andere christliche Prosaiker der Zeit von welchen uns Schriften
in lateinischer Sprache erhalten sind. Patricias (geb. bei Glasgow, ur-
sprünglich cSnccath' genannt), der bekannte Iren -Apostel (8t. Patrik),
Verfasser einer confessio (bei Mione 53, 801), Ton Briefen u. a. (ebd. 814):
auch 31 Hexameter (Aufzählung von Prodigien) werden ihm zugeschrieben
(AL. 791 R.). Tnrribius Asturicensis (seit 447 Bischof), Verfasser eines
Schreibens an die Bischöfe Idacius und Geponius gegen die Apokryphen
und die Priscillianisten, abgedruckt hinter Leo's epist. 15 (bei Mignk 51,693).
Leo Bituricensis (Bischof von Bourges), von welchem sich gleichfalls ein
Schreiben an die Bischöfe der provincia III Lugd. (Turonica) unter den
Briefen Leo's d. Gr. findet (bei Migne im B. 54).
8. Christliche Prosaiker des Westens ungefähr aus dieser Zeit, deren
Schriften nicht erhalten sind. Syagrius (Gennad. ill. 65); Paulinus (ebd. 68);
Asclepius Afer, in baiensi territorio episcopus (ebd. 73); Paulus presbyter,
natione . . Pannonius (75); Pastor episcopus (76); Victor, Cartennae Mauri-
taniae civitatis episcopus {scripsit adversus Arianos librum unum longum,
quem Genserico regi . . oltulit etc., 77); Voconius, Castellani Mauritaniae
oppidi episcopus (78); Musaeus, Massiliensis ecclesiae presbyter (tnoritur
Leone et Maioriano regnantibus, 79); Vincentius presbyter, et ipse natione
Gallus (linguam hohem usu loqucndi et maiore lectione politam, 80). —
Diclinii tractatus quos secundum PrisciUiani dogma conscripsit erwähnt Leo
epist. 15, 16.
461. Im Jahre 438 wurde nach neunjähriger Vorbereitung
der codex Theodosianus fertig, eine amtliche Sammlung der
von den Kaisern seit Constantin erlassenen Verfügungen (ius
principale). Er besteht aus sechzehn Büchern, welche eine sach-
liche Ordnung befolgen, während innerhalb der einzelnen Titel
die kaiserlichen Verordnungen nach ihrer Zeitfolge aufgeführt
sind. Im ostromischen Reiche galt die Sammlung mit ihren
Nachträgen (novellae leges) bis sie in die justinianische ver-
arbeitet wurde; im Westen wurde sie bald verkürzt, und das
erste Drittel ist fast nur in solcher Abkürzung auf uns gekommen.
1. Aus dem Einführungsgesetz des cod. Theodosianus vom 15. Febr.
438: electis viris nobüibus exploratae fidei, famosae doctrinae, quibus delegata
causa civilis officii, . . retro principum seita volgavimus, ne iurisperitorum
ulterius 8everitate mentita, dissimulata scienlia, velut ab ipsis adytis ex-
pectareniur formidanda responsa. (8) quam ob rem detersa nübe voluminum
in quibus multorum nihil explicantium aetates attritae sunt compendiosom
divalium constituHonum scientiam ex d. Gonstantini temporibus roboramus,
nülli post kal. Ian. (439) concessa licentia ad forum et quotidianas ad»
vocationes ius principale deferre vel litis instrumenta componere nisi ex his
videlicet libris, qui in nostri nominis vocabulum transierunt et sacris habentur
§ 46t Codex Theodosianua. 1179
in scriniis. (7) longum est memorare quid in huius consummationem negotii
contulerit vigiliis suis Antiochus . . expraef. et cos., quid Maximinus, . .
Martyrius, quid etiam Sperantius, ApoUodorus, Theodorus, . . quid Epigenes,
. . Procopius. Aus dem Protokoll des römischen Senats vom J. 438: cum
. . kanc quoque orbi suo . . d. n. Theodosius adieere voluit dignitatem ut in
unum coUectis legum praeceptionibus sequenda per orbem XVI librorum
compendio, quos sacratissimo suo nomine voluit conseerari, constitui iuberet.
Ans der Verordnung vom J. 429 (cod. Theod. l, 1, 5): Ad similüudinem
Gregoriani atque Hermegeniani eodicis cunctas colligi constitutiones decerni-
mus quas Constantinus inclitus et post eum divi principes nosque tulimus
edictorum viribus aut sacra generdlitate subnixas. . . sed cum simplicius
iustiusque sit praetermissis iis quas posteriores infirmant explicari sölus quas
valere conveniet, hunc quidetn codicem . . cognoscamus etc. ad tanti con-
summationem operis et contexendos Codices (quorum primus omni gener alium
constitutione colleda nuüaque extra se quam tarn proferre liceat praetermissa
inanem verborum copiam recusäbit, alter omni iuris diversitate exclusa
magisterium vitae suscipiet) deligendi viri sunt singularis fidei, limatioris
ingenii. . . Antiochum v. i. exquaest. et praef. elegimus, Antiochum v. i.
quaestorem s. pal., Theodorum, . . Eudicium et Eusebium, Ioannem, . . Co-
mazontem atque Eubulum, . . et Apellem, virum disertissimum, scholasticum.
hos a nostra perennitate electos eruditissimum quemque adhibituros esse con-
fidimus etc. Cod. Theod. 1, 1, 6 (J. 485): omnes edidales generalesque con-
stitutiones vel in certis provindis seu locis valere aut proponi iussae quas
divus Constantinus posterioresque principes ac mos tulimus indicibus rerum
titulis distinguantur, ita ut non solum consulum dierumque supputatione sed
etiam ordine compositionis apparere possint novissimae. . . (1) quod ut brevi-
tate constrictum claritate luctat aggressuHs hoc opus et demendi supervacanea
verba et adiciendi necessaria et mutandi ambigua et emendandi incongrua
tribuimus potestatem. (2) contextores huius Theodosiani eodicis Antiochus
. . consularis, Eubulus, . . Maximinus, . . Sperantius, Martyrius, Alipius,
Sebastianus, ApoUodorus, Theodorus, Oron, . . Maximus, Epigenes, Diodorus,
Procopius, . . Erotius, . . Neuterius.
2. Brich 1—5 enthält das ins ordinarium in der Ordnung des Edicts,
das Weitere aber das ius eztraordinarium and novum, und zwar B. 6—8
neues Staatsverwaltungsrecht, B. 9 Strafrecht, B. 10 f. Fiscalrecht, B. 12—15
Gemeinde- Verfassung und -Verwaltung u. a., B. 16 Kirchenrecht.
3. Ausgezogen wurde der cod. Theod. in der lex romana Visigothorum
(§ 488, 2) und noch im 7. Jahrhundert wurde derselbe (auf der Rechts-
Bchule zu Ravenna?) summiert (antiqua summaria eodicis Theod. — für
B. 9—16 — ed. GHaehbl, Lps. 1834. Makenti, antiqua summaria eodicis
Theod., Studj Senesi 1888 Nr. 3 u. 4). Durch jenen Auszug in der lex.
rom. Visig. ist uns allein (abgesehen von wesentlichen Ergänzungen aus
Hss. in Turin und Mailand, A. 4) B. 1— B. 6, tit. 1. 2 des cod. Theod.
erhalten. — Vgl. PKbügbr, ZfRechtsG. 20, 1, 138.
4. Wichtigste Handschriften sind für B. 6—8 Paris. 9643 s. V (Schrift-
probe bei Zasgembistbr-Wattbnbach exx. cod. lat. T. 26), für B. 9—16 Vatic-
Regin. 886 (Tilianus) s. VI. Dazu Ergänzungen aus Hss. in Mailand (zu
B. 1; darüber WFClosbiüs, Tüb. 1824) und Turin (zu B. 1-5. 13. 14. 16 j
1180 Die KiAerzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
darüber APkybon, Tarin 1823; CBaudi a Vbsme, Tur. 1839, und jetzt be-
sonders cod. Theod. fragm. Taurinensia, ed. PKbüobb in den Abh. d. Berl.
Ak. d. Wiss. 1879 Abt. 2). Schriftprobe des Tariner Palimpa. (die obere
Schrift s. VII enthält den Iulius Valerius, s. § 399, 3) aus 8. V/VI bei
Zangemeisteb -Wattenbach aO. T. 25. Bruchstücke eines Palimpsests zu
Halberstadt, WSchum, ZfBechtsgesch. 22, 365. In Hss. des westgotischen
Auszugs finden sich auch manche Teile (zB. B. 16) in der unverkürzten
Fassung. Sonst Tgl. noch A. 3. — Ältere Hauptausgabe : cum perpetuis
(höchst wertvollen) commentariis JGothofredi, Lyon 1655 VI (ed. nova . .
cur. IDRxttkr, Lps. 1736—45 VI). Neueste Ausgabe: cod. Theod. ad liv 11.
mss. . . recogn. . . GHabnel, Bonn 1842 (im Bonner corp. iur. anteiust 2,
*81 fll). — Ober den cod. Theod. s. SWZimmbbn, Gesch. des röm. Privatr.
1, 1, 165. AFBudobpf, röm. RGesch. 1, 277. PKbügbb, Quellen u. Lit d.
röm. R. 285 ; commentt. Mommsen. 75.
5. Cod. Th. 1, 1, 6, 3 (J. 435): nüüum extra se novellae constitu-
tionis locum relicturi nisi quae post editionem huius fuerit promulgata.
Diese späteren Gesetze sollten von jedem der beiden Höfe (in Rom und
Konstantinopel) dem andern zugesandt und von diesem verkündigt werden.
Wirklich wurden J. 447—468 oströmische Novellen nach Rom gesandt und
dort veröffentlicht, wahrend weströmische nach J. 438 im cod. Inst, sich
nicht finden. Sammlung der Novellen von Theodosius H, Valentinian III,
(Maximus,) Marcianus, Maiorianus, Severus und Anthemius, in sechs Ab-
teilungen unter Titelrubriken, teils in der westgotischen Verkürzung (s. A. 3),
teils in der ursprünglichen Fassung. Vollständigste Ausgabe von GHaxbx.,
novellae constitutiones imperatorum Theodosii II etc., Bonn 1844 (im
Bonner Corp. iur. anteiust. hinter dem cod. Theod.).
6. Die 21 (richtiger 18) sogen. Sirmondschen Constitutionen
(JSibmond, appendiz codicis Theod. novis consütutionibus cumulatior, Paris
1631 u. sonst) Bind kirchenrechtlichen Inhalts und rühren von Constantin
u. a. Kaisern des 4. Jahrh. her. Sie stammen aus einer in Gallien ent-
standenen zeitlich geordneten Sammlung, welche den dortigen Concilien-
beschlüssen angehängt war, und sind schon durch eine Hs. s. VIII über-
liefert. GHänel, de constitutionibus quas JSirmondus edidit, Lps. 1840,
und im Bonner Corpus iur. anteiust. 2, 405.
462. Nach Veröffentlichung des codex Theodosianus, aber
vielleicht noch vor Theodosius* II Tode (J. 450), in Gallien ver-
faßt ist die von J. Cujacius so genannte Consultatio veteris
cuiusdam iuris consulti, Privatgutachten eines (oder mehrerer)
Rechtsgelehrten auf Anfragen von Sachwaltern, unter wortlicher
Anführung von Gesetzesstellen aus dem codex Gregorianus,
Hermogenianus und Theodosianus.
1. Die Schrift zerfällt in drei Teile (c. 1—3, 4—6, 7—9), deren jeder
wiederum mehrere Anfragen umfaßt Die Belegstellen sind (wie in der lex
rom. Burgund.) außer den drei Codices lediglich aus Paulus sententiae
(§ 877, 3) geschöpft, und zwar vor deren Verkürzung. Die lex romana
Visigoth. (und Burgund.) wird noch nicht erwähnt. Verfasser unbekannt
§ 462 Consultatio. § 463 Caelius Aureliamus. 1181
Für die Abfassung bei Lebzeiten von Theodoaius II spricht (Rudorfp) c. 7, 3
(Pauli iuridici, cuius sententias sacratissimorum principutn scita semper va-
Utura.8 ac divalis constitutio declarant) die Unterlassung der Nennung seines
Namens (sacrat. prine.), ob nun ac divalis constitutio auf die Constantin's
(cod. Theod. 1, 4, 2) vom J. 327 hindeutet oder (mit Hüschkb aO. 852)
perinde ac div. const. (semper valet) erklärt wird. Die übrigen Grunde von
Hdschke aO. 836, welcher die consultatio gegen daB Ende des 5. Jahrb.
ansetzt, scheinen damit nicht unvereinbar. — Erste Anführung der Schrift
durch Ivo von Chartres (J. 1090 — 1116) Decret. 16, 201. — Die consultatio
zuerst herausgg. (Dach einer Abschrift ALoisel's von der einzigen, jetzt
verlorenen Hs.) von JCdjacius, Par. 1677. Neueste Ausgg. von EPugge im
Bonner Corp. iur. ant. 391 und EHüschke, iurispr. anteiuBt.8 838. — AFRu-
doefp, d. Entsteh, der cons., Z. f. gesch. RWissensch. 13, 50. Vgl. Huschke
aO. 797. PKbüger, Quell, u. Lit. d. röm. R. 805.
2. Auf durchaus römisch-rechtlicher Grundlage ruht auch das syrische
Rechtsbucb, welches nach griechischen Bearbeitungen des römischen
Rechts wohl von einem syrischen Geistlichen in griechischer Sprache
zum praktischen Gebrauch bei der kirchlichen Rechtsprechung bearbeitet
wurde. Es enthält hauptsächlich Privatrecht, besonders Ehe- und Erb-
recht, väterliche Gewalt und Vormundschaft, fand im Orient große Ver-
breitung und Geltung und hat sich dort selbst den justinianischen Gesetz-
büchern gegenüber siegreich behauptet. Das ums J. 477 verfaßte griechische
Original ist verloren: wir kennen das Werk nur aus syrischen, arabischen,
armenischen usw. Übersetzungen und Bearbeitungen. Syrisch - römisches
Rechtsbuch aus den orientalischen Quellen herausgg., übers, und erläutert
von KGBrunb ü. ESachau, Lpz. 1880. — RvHübe u. ESachau, ZfRechtsgesch.
16, 17.
3. Über die libri coloniarum (ungefähr ums J. 460) s. § 344, 4. —
Über die subscriptio zu Vegetius (ums J. 450) s. oben § 432, 6. Anderes
s. § 373, 9. 376, 4.
463. Auch in Heilkunde und Naturforschung zehrte das
fünfte Jahrhundert von den Arbeiten früherer Zeiten, welche jetzt
in verschiedener Weise und zu verschiedenen Zwecken übersetzt
und umgestaltet wurden. Hier ist namentlich zu nennen der Afri-
kaner Caelius Aurelianus, der Übersetzer des Soranos, des
Hauptes der methodischen Schule. Von ihm besitzen wir das
Werk über chronische und acute Krankheiten und außerdem
noch umfangreiche Stücke seines Abrisses der gesamten Medizin
in Fragen und Antworten (medicinales responsiones). Für uns
ist er die Hauptquelle zur Kenntnis der Lehren der Methodiker.
Vorzugsweise auf Galenos stützt sich der Landsmann des
Aurelianus, Gassius Felix, der sein medizinisches Hilfsbüchlein
im J. 447 schrieb. Auch ein Sammelwerk über Tierheilkunde
nach Pelagonios u. a. stammt wohl aus dieser Zeit. Ebenso wurden
1182 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
damals Hippokrates und Dioskorides in lateinischen Auszügen
u. dgl. mundgerecht gemacht
1. Caelius Aurelianus meihodicus Siccensis (dh. aus Sicca in Nu-
midien) heißt der Verf. in der Aufschrift des Leidener Fragments (s. u.)
und in dem Lorscher Hss. -Verzeichnis, s. VRobb, Herrn. 4, 141. AWilmanxs,
RhM. 23, 389. Methodicus als Anhänger und Obersetzer des berühmtesten
Methodikers, des Soranus. Vgl. acut. 2, 1 Soranus, cuius haec sunt quae
latinizanda suscepimus. 2, 28 cuius verissimas apprehensiones latino ser-
tnone desertiere laboramus. chron. 2, 7 Mnaseas ei Soranus, cuius etiam nos
amamus iudicium. Die schon stark zum Romanischen neigende Latinität de?
Cael. Aur. spricht für das 5. Jahrhundert. Die Vergleichung des Leide-
ner Bruchstückes aus den gjnaecia (= yvvawsta) desselben (s. Herrn. aO.)
mit dem erhaltenen Original (ns(fl yvpamsiaiv «orfta?, ed. VRosk, Lps. 1882;
s. A. 4) zeigt daß C. A. wörtlich übersetzt, aber abkürzt. Die Anfüh-
rungen anderer eigener Schriften (s. das Register Amman's s. v. Cael.
Aurel.) gelten nur seinen Übersetzungen anderer Schriften des Soranos, und
seeundum nos (xad»' tj^öcg) bedeutet eigentlich nos seeundum Sorani iudicium.
VRose, aneed. 2, 167. Hier und da fügt auch Aur. ein Citat aus einem
Lateiner ein (FBücheijjr, Bonner ind. schol. 1877, 6).
2. Das Werk über die acuten (celerum oder acutarum passionum,
3 BB.) und über die chronischen Krankheiten (tardarum oder chronicaruzn
passionum, 5 BB.) ist als Wiedergabe des uns verlorenen vortrefflichen
Werkes des Soranos neql ofcicov %ccl xqovCcov nad-cov von hervorragender
Bedeutung. Es ist wichtig durch die zahlreichen Erwähnungen älterer
Schriftsteller und ihrer Heilmethoden und namentlich ausgezeichnet durch
die treue und lebendige Schilderung der Krankheiten. Die Bearbeitung des
Aurelian läßt freilich viel zu wünschen übrig. — Ed. princ. der %o6vta
von JSichabd, Bas. 1529 nach einer seitdem verschwundenen Lorscher Ha.
(verzeichnet im Katalog dieser Bibl., G Becker, catalogi biblioth. antiqui
nr. 37, S89. 658. 38, 44); ed. princ. der o£t'a cur. JGuinthebo, Par. 1533
nach einem gleichfalls verschollenen Parisinus. Jetzt sind, so viel man
weiß, keine Hss. dieser Schriften mehr vorhanden. Beide zusammen am
besten rec. JC Amman, Amsterd. 1709 (=- Ven. 1757). Auch in den medi-
zinischen Sammelwerken (§ 55, 6). Vgl. CGKühn, de Cael. Aur., op. ac. 2, 1;
DGTrillbbi notae in C. A., Lps. 1817 fll. HHäsbb, Gesch. d. Mediz. 1«, 321.
3. Cael. Aur. acut. 1, praef. placet itague, BeUice diseipulorum summe,
celerum passionum libros scribere. . . nam inierrogationum ac responsionum
libros, quibus omnem medicinam breviter dixi, iamdudum ad Lucretium
nostrum perscriptos aptissime destinavi. is enim, ut nosti, ex omni parle
graecarum scientia praeditus est litter arum. Im Lorscher Kloster befand
sich auch von diesem Werk eine jetzt verschollene Hs. : 'Cael Aur. . .
medicinalium responsionum libri III9 (Beckkr, catal. biblioth. nr. 37,
388. 559. 38, 43). Casbiod. de instit. div. litt 31 deinde Aurelii Caelii de
medicina et Hippocratis de herbis et curis diversosgue alias medendi arte
cqmpositos, quos vobis in bibliothecae nostrae finibus reconditos deo auxilianU
dereliqui. Erhalten haben sich ansehnliche Teile dieses Werkes in Reiche-
naner (s. X, jetzt in Karlsruhe) und Londoner (s. XU) Hss., in letzterer
§ 463 Caelius Aurelianus, Cassius Felix. 1183
unter der Überschrift Incipit liber Sorani de digestionibus, zuerst herausgg.
von VRose, anecd. gr. et graecolat. 2, 188. Vgl. ebd. 168. Anfang: Cum
nobis saepius, meus Lucreti, de mediana fuerit sermo etc. . . hoc dabit
occasionem meis interrogationibus (188. 196). Das Stück enthalt Gesnndheits-
regeln (salutaria praecepta, vgl. Cabl. Aur. p. 76. 341 Amman). Dazu noch
aus derselben Beichenauer Es. ebd. (206. 226, vgl. 174) ein weiteres Stück,
beginnend: Duobus me libris diaetiearum partem traditurum promisi, ex
quibus superiore libro respondens de curatione, de passionibus, de temporibus
et inspectione et de pulsu et de generali significatione et de typis et de dia-
tritis et de adiutoriis . . ordinavi. nunc de speciali significatione diaetiearum
passionum (Kennzeichen der inneren, nicht chirurgischen Krankheiten) et de
generali curatione respondeamus , ut isto volumine omni» diaetiearum cura
compleaiur. Dieses dritte Buch müßte die Chirargie und die Frauenkrank-
heiten mitenthalten haben, wenn es das letzte war. Lib. III Besponsionum
medicinalium angeführt von Cabl. Aüb. p. 206. 274. 436 vgl. 207 ed. Aram. 1757.
Auch dieses Werk war sicher aus Soranos übersetzt; vgl. Soban. gynaec.
p. 27 u. 37 (iv %& vyieLva). Rose aO. 172. — Der Sprachschatz der
Beichenauer (a. 0.) medic. resp. ist ganz der des Cael. Aur. (vgl. Robb
aO. 202). In seinen spateren Werken (chron. u. acut.) hat C. A. das frühere
überall benützt, öfters ganze Abschnitte wiederholt. Ebenso finden sich
Entlehnungen aus dem Fragenbuche des C. A. bei Ps. Plinius, Isidor
(Origg. IV) und Aurelius-Escolapius. Rose aO. 175.
4. Aus dem 5. — 6. Jahrh. haben wir ein Hebammenbuch, die von einem
Muscio (Moo%Ccov) verfaßte lateinische Bearbeitung der Schrift des Soranos
über die Frauenkrankheiten (yvvauistct). Sorani gynaeciorum vetus trans-
latio latina nunc primum (aus Brux. 3701/4 8. IX/X, Laur. 73, 1 s. XI,
Havn. 1653 s. XII) edita cum graeci textus reliquiis . . a VRosb, Lpz. 1882.
Über die Sprache Bose's Index und KPaucxeb, RhM. 38, 312. PuThjelmamn,
Arch. f. lat. Lexikogr. 2, 198. — KSittl, JB. 1889 2, 12.
Den Namen des Soranos tragen zwei größere lateinische Bruch-
stücke in Karlsruhe (Reichenauer Hs. s. IX/X) und London (Cottonianus,
s. XIII), beide mit der Überschrift Suranus füio karissimo salutem, das
Karlsruher (abgedr. bei Rosr anecd. 2,275 vgl. ebd. 170) überdies Peri sfigmon
(ksqI o<pvy(i<5v} de pulsibus), am Schlüsse in Fragform. Das Londoner
(abgedr. ebd. 243) enthält eine Einleitung ad medicinam, gehalten im inter-
rogationum et responsionum modus (ebd. 247, Z. 6), nach einem längeren
Vorwort. Das Ganze ist eine lateinische Bearbeitung der pseudo-galenischen
"Oqoi durch einen Gegner der Methodiker. Der Abschnitt de pulsibus
(ebd. 268) zeigt wörtliche Benützung der im Reichenauer Codex enthaltenen
ausführlicheren Darstellung dieses Gegenstandes. Die pseudo-soranische
in artem medicam isagoge (gedr. in d. medici vett. v. Torinus 1528 u.
Aldus 1547) enthält als c. 1—4 eben jenes längere Vorwort der Londoner
Hs., der Best c. 5—23 giebt damit und auch unter sich nicht zusammen-
hängende Auszüge aus unbekannten Quellen. Rose aO. 169.
5. In manchen Hss. (SGall. 105 s. XI lückenhaft, Paris. 6114 s. XIII,
Vatic. 4461 s. XIV [darüber AKöhlbb, Herrn. 18, 892], Cantabr. s. XV) hat
sich eine Schrift de medicina erhalten, die in 82 Abschnitten ebenso viele
Krankheiten und ihre Heilmittel abhandelt. Vorrede: cum diuturno tem-
1184 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert Erste Hälfte.
pore sedulus mecum volvendo, carissime fiH, de tnedicina tractassem, . . .
plaeuit mihi ut ex grateis logicae seetae auetoribus (besonders aus Galenos,
namentlich aus dessen &eQcc7cevvi%ä xqos rXav%awa) omnium causarum
dogmato in brevüoquio latino sermone conscriberem. quae cum perlegeris et
usus fueris, ad curam omnium corporum humanorum euneta experta reperies.
Ben Zusammensteller und die Abfassungszeit nennt die Subscr. der Pariser
Hb.: Gassii Felicis Ariensis (Oirtensis Böse, als Afrikaner, s. u.v Catrensis
KSittl, JB. 1886 2, 84) medicinae logicae seetae de graeco in latinum über
translatus süb ardebre et asclepio consulibus (d. i. sub Artabure et Calepio,
den Consuln des J. 447; Mommsen, Abh. d. Berl. Akad. 1863, 661). Auch
in Cantabr. steht: Explicit castus felix. Der Verfasser ist ein Lateiner
(p. 42 araneas Graeci . . . herpetas dieunt, nos vero simüiter latino sermone
. . . a serpendo serpusculos nominamus), und zwar ein Afrikaner (zB. p. 32
herbam putidam quam punice <aturbisi dieunt, er braucht auch das pa-
nische Wort girba), wie der von ihm angeführte Vindicianus (§ 432, 12),
und wie Caelius Aurelianus, mit dessen Sprache die seinige die allergrößte
Ähnlichkeit hat. Vgl. VRosb, Aristot. pseud.-epigr. 388, aneed. gr. lat 2,
116. 167 und dessen Ausgabe: Cassii Felicis de Medicina . . . liber . . .
nunc primum editus a VRobk, Lpz. 1879. £ Wölffun, die Latinität des
Afrikaners Cassius Felix, Mfinch. SBer. 1880 1, 381.
6. Vielleicht aus dem Anfang des Jahrh. stammt ein lateinisches
Sammelwerk über Tierheilkunde, geschöpft aus Oolumella, Pelagonios (einem
mehrfach von Vegetius [§ 432] angeführten Schriftsteller etwa aus der
Zeit des Constantin) u. a. — Pelagonii Yeterinaria ex Bicardiano codice
(dh. aus APoliziano'b Abschrift einer verschollenen Hs.) exeripta ab ISar-
chianio nunc primum edita cura CCionii, Flor. 1826. Bruchstücke desselben
Werks im Vindob. 16 (palimps. s. V/Vl; vgl. § 303, 9. 394, 1. 481, 6); s.
JvEichenfeld, Wiener Jahrbb. 26 (1824), Anzeigebl. 26; ebd. 44 (1828), 141
und Anzeigebl. 46. — HMolini, sopra la yeterinaria di P., Padua 1828.
FOsann, quaedam de Pelagonio, Gießen 1843. OGümtheb im Genethl. Gottiug.
1887, 12.
7. Über lateinische Übersetzungen des Hippokrates (vgl. auch H Kühle -
wein, Phil. 42, 119), Dio8korides, Galenos u. a. s. Gassiod. de instii div.
litt. 31 (s. oben § 66, 3). Medizinische Rezepte aus Voss. Q. 9 s. VI ver-
öffentlicht JPieohotta, ein aneed. lat, Leob schütz 1887. Vgl. GHbucbkich,
Arch. f. Lexikogr. 4, 339. — Aus dem Ende des fünften (oder dem Anfang
des sechsten) Jahrh. stammt eine lateinische Übersetzung des griechischen
Metrologen Epipbanios (um J. 390) bei Hultsch, metrol. rom. 100 (vgl. ebd. 32).
464. Unter den christlichen Dichtern der Zeit hat der
auch als Kriegsmann tüchtige Rhetor Merobaudes aus Spanien,
von welchem lange nur ein kurzes Gedicht auf Christus be-
kannt war, durch neu entdeckte Gedichte geschichtlichen Inhalts,
besonders auf Aetius, an Wichtigkeit gewonnen. Der Ton
derselben ist hochtrabend, die Form rein und gewählt. Claudius
Marina Victor aus Massilia hat in den drei Büchern seiner
Alethia etwa das erste Drittel des Inhalts der Genesis in Verse
§ 463 Cassius Felix. § 464 Merobaudes. 1185
gebracht und dabei, allerdings auf Kosten des strengen An-
schlusses an seine Vorlage, Geschick und Geschmack bekundet.
Fälschlich wurde bisher demselben Victor ein Gespräch beige-
legt, welches von den Sitten der Zeit ein anschauliches Gemälde
entwirft Vielleicht gleichaltrig ist auch das commonitorium des
Galliers Orientius (zwei Bücher im elegischen Maße) welches
zu einem christlichen Lebenswandel ermahnt.
1. Inschrift aus Rom (CIL. 6, 1724 Ob. 1188 Wilm. 646) vom J. 435:
Fl Merobaudi v{iro) 8{pectabili) com(iti) $(acri) c{onsistorii). Fl. Mero-
baudi aeque forti et docto viro, tarn facere Jaudanda quam aliorum facta
laudare praecipuo, castrensi experientia claro, facundia vel otiosorum studia
supergresao, cui a crepundits par virtutis et eloquentiae eura ingenium ita
fortitudini ut doctrinae natutn stüo et gladio pariter exercuit, nee in umbra
vel latebrü mentis trigorem scholari tantutn otio torpere passus tnter arma
litterü müitabat et in Alpibus acuebat eloquium. ideo Uli cessit in prae-
mium . . itnago aere formata. . . quod huic quoque cum augustissimis Borna
prineipibus Theodosio et Plaeido VaUntiniano rerum dominis in foro ZJlpio
detulerunt, remunerantes in viro antiquae nobüitatis novae gloriae vel in-
dustriam müitarem vel Carmen, cuius praeconio gloria triumfali crevit imperio.
Vgl. Sidon. carm. 9 (ad Felic), 293 sed nunc tertius üle non legetur Baetin
qui, patrium solum relinquens, undosae petiit sitim Ravennae, plosores cui
fulgidam Quirites et carus popülaritate prineeps Traiano statuam foro loca-
runt. Diese Ausdrücke zeugen von Eifersucht und übler Laune. Mebobaud.
carm. 5 praef. pro his me laudibus tuis (des Aetius) Borna cum principe
victuro aere formavit, pro his denique nuper ad honoris maximi (Consulat)
nomen . . imperator evexit. . . vel ego vel alii qui in hac dicendi professionc
sunt. . . delatus ego in . . sinum qua Salonas usque pelagus ülabitur nactus
sum quendam qui etc. Daß er Christ war zeigt carm. 4, 23. Vgl. A. 2.
AEbebt, LdMA. 1*, 417.
2. Aus einer verschollenen Hs. gab JCamkbs in s. Claudian-Ausg. 1510
vier Gedichte als clandianisch heraus, welche, obwohl sie dem Claudian
ganz fremd sind, seither in den Claudian Ausgg. abgedruckt werden, zB. bei
Gbsnbb nr. 98—101, bei Jeep 2, p. 201-208, auch in Biesb's AL. 878—881,
nämlich laus Christi, miracala Christi, in Sirenas und laus Herculis (nur
die beiden letzten lassen sich jetzt noch hs. nachweisen). Das erste der-
selben (laua Christi) war in einer alten Hs. dem Merobaudes beigelegt
(Merobaudis Hispani scholastici Carmen de Christo transcripsimus e libro
antiquo quem ad nos Oporinus misit sagt GFabbicius, comment. in poett.
eccies. p. 17). An dieser Angabe zu zweifeln liegt kein Grund vor: Nibbuhb,
Merob. p. xt teilt auch die miracula Christi und das (pseudo-?)claudianische
Bog. carmen paschale (de salvatore, nr. 96 Gksnbb, bei Jeep 2, p. 200),
welches hs. auch dem Damasus (§ 422, 2) beigelegt wird, dem Merobaudes
zu. EBährbns, JB. 1873, 217. Vgl. § 21, 3. 439, 7. 468, 5.
3. Andere meist trümmerhafte Überreste ohne Namen des Verf. über-
liefert im SGall. 908 s. V (Schriftprobe in Zangbmbisteb-Wattenbach's exx.
codd. latt. T. 51), als dem Merobaudes angehörig erkannt und zuerst
Thuppbl-Schwabä, Rom. Lit.-Gesoh. 5. Aufl. 75
1186 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
herauBgg. toiiBGNiebühr (StGallen 1823, Bonn 1824; darnach in WEWebbb's
corp. poett. lat. 1367), dann von IBskkbb (mit Corippus) im Corp. scriptt.
byzant., Bonn 1836. Vgl. CFHeinbich, EhM. 2 (1843), 632. Fragm. 1 (23
eleg. Vv.) preist die beim Mahle versammelte kaiserliche Familie (von
Valentibian III); fr. 2 (7 Distichen) dieselbe in einer Villa; fr. 3 (vier un-
vollständige Distichen) hat die Überschrift (Vt)ridiaris viri inl. Fausti
(Cos. 438?). Von c. 4 (nach Stat. süv. 2, 7) sind 46 Hendekasyllaben auf
den zweiten Geburtstag des Söhnchens von Aetius erhalten. Carm. 5 ist
ein Panegyricus auf das dritte Consulat des Aetius (J. 446), mit einem
längeren Vorwort in Prosa. Von dem Panegyricus selbst sind 197 Hezam.
entziffert. Das Lob ist bei Merob. überall stark aufgetragen. Die Dar-
stellung hat die Sauberkeit und Eleganz des Claudianus, aber ohne seine
Leichtigkeit. Zum sachlichen Inhalt vgl. AHansen, de vita AStii (Dorpat
1840) 2, 24. GWurm, de rebus gestis Aetii (Bonn 1844).
4. In der SG aller Merobaudes-Hs. (A. 3) stehen auch erhebliche Reste
eines OrakelbuchB. Erhalten sind nur Antworten, ganz in der Art der-
jenigen des Astrampsychos (ed. EHeroher, Berl. 1863). Sie sind aus dem
Griechischen übersetzt, von christlicher Haltung und in stark volkstümlicher
Sprache. Herausgegeben von HWinnefeld, sortes Sangallenses ineditae,
Bonn 1887. Vgl. Bcchbleb, ind. schol. 1877 p. 13.
6. Gennad. vir. ill. 61 Victorius (so Par. 12161 s. VII und Victorius
heißt er auch in den Subscriptionen des Paris. 7658 zu B. 2 und 3 der
Alethia, Victorinus andere Hss. des Gennadius), rhetor Massiliensis ad filii
sui Aetherii personam commentatus in genesim, id est a principio libri u&que
ad obitum patriarchae Äbrahae (richtiger nur bis zu Sodoms Untergang)
tres (quaituor der Paris.; am Schluß von B. 3 steht im Par. 7558 expl.
Alitias lib. IUI) versu edidit libros, christiano quidem et pio sensu, sed
utpote saeculari litteratura occupatus homo et nullius magisterio in divinis
scripturis exercitatus, levioris ponderis sententiatn figuravit. moritur TKcodosio
et Valentiniano regnantibus. Mit diesen Worten bezeichnet Gennadius
höchst wahrscheinlich des Claudius Marius Victor orator Massüiensis (so
heißt er richtig mehrmals in der Hb.) nach Inhalt (doch s. o. Z. 5) und
Darstellung mit des Gennadius Angaben stimmendes Gedicht Alethia in
drei Büchern (547, 668 und 789 Hexz.). Das Erhaltene, welches übrigens
eine Widmung an den Aetherius (s. Z. 4) nicht hat, giebt eine erklärende
Darstellung des Inhalts der Genesis mit allerlei Ausmalungen, Abschwei-
fungen und rhetorischem Aufputz. Die Anführung von Bibelstellen wird
sichtlich gemieden. Pädagogischer Zweck: praef. 101 te, deus ahne, preeor
. . da nosse precanti, dum teneros formare animos et corda paramus ad
verum virtutis iter puerilibus annis. Benützung des Virgil, dann des Lucrex
n. Ovid u. a. Über Sprache und die im ganzen leidliche Verskunst s.
Schenkl'b Indices. — Vorsichtige Verwahrung praef. 9 fin. quod si lege mctri
guidquam peccaverit ordo, peccavit sermo improprius sensusque vacülans, hinc
nullum fidei subeat mensura periclum. — AEbert, LdMA. 1*, 369. Schbkkl
v. s. Ausg. ABouhgoin, de Cl. Mario Victore rhetore Christiano quinti
secuii, Par. 1888. SGambeb, un rhäteur chrätien au 5° siede Claud. Mar.
Yict, Marseille 1884.
§ 464 Merobaudes. Victor. Orientius. 1187
6. Erhalten ist die Alethia durch 6ine Hb., Par. 7568 (Tnronensis)
8. IX. Der erste Heransgeber JGaoneics, Lyon 1636 (Par. 1646) benutzte
eine Hb. aus einem Kloster 'in insula Barbarensi' (doch s. Schenkl aO. 344),
er verfälschte aber den Text durch eigene Zutaten, Auslassungen usw. auf
das willkürlichste (s. seinen Text mit Hervorhebung der Fälschungen bei
Schenkl aO. p. 437). Ihm folgen die späteren Ausgaben (zB. Mione 61, 937)
außer GMobel, Par. 1660, welcher, ohne von Gagneius1 Ausgabe zu wiesen,
zuerst den echten Text des Paris, veröffentlichte. Jetzt bes. die Ausg. v.
KSchbnkl in Poetae Christ, min. I, Wien 1888, 336 (=» Corp. scrr. eccles.
lat. 16). — Kritisches: MPetschehig, Wien. Studd. 10, 163.
7. In dem Paris. 7668 folgt auf die Alethia in 110 Herr. S. Paulini
epigramma, welches der Fälscher Gagneius dem Cl. Mar. Victor beigelegt
und f de perversis aetatis suae moribus liber IV (andere : epistola) ad Sal-
monem' betitelt hat. Es ist ein satirisch gehaltenes Gespräch zwischen
einem Priester Salmo (der im Süden von Frankreich am Fluß Tecum, heute
Tee, Tech wohnte, s. Schenkl zu V. 106) u. a. über die Sitten beider Ge-
schlechter in flüssiger und gewandter Sprache und Verskunst. 10 agris . .
barbarus ineumbit. . . 18 si quid vastavit Sarmata, si quid Vandulus incen-
dit veloxque äbducit Älanus. 91 st falcem verbi cordi imprimeremus, . . nee
nos riphaei prosterneret (jireus Alani nee servile etiam subverterety omnia
bellum et qui nunc nostra grassantur clade superbi. An den Männern tadelt
der Verf. besonders die materielle Richtung (33), an den Frauen die Putz-
sucht (61), aber er macht auch für deren Fehler die Männer verantwort-
lich. 76 Paulo et Salomone relicto aut Maro cantatur Phoenissa (Dido) aut
Nado Corinna, . . . aeeipiunt plausus lyra Flacci aut scena Marülli, nos
horum, nos causa sumus, Heil sieht der Verfasser nur in der Zunahme des
christlichen Sinnes. Seine Person ist nicht zu bestimmen (ein Versuch bei
Schenkl p. 602). Schenkl setzt das Gedicht aus wenig triftigen Gründen
in das J. 408. Gedruckt an Marias Victor, bei ^Schenkl p. 603.
8. Schluß (subscriptio) des commonitorium von Or. : ut peccatores
mneens Orientius omnes sanetorum veniam promerear preeibus. Venant.
Fort, de vit. Mart. 1, 17 paucaque perstrinxit florente Orientius ore. Also
jedesfalls vor dem sechsten Jahrh. Dazu die Zeitschilderung im commonit.
2, 166 fll., zB. 181: per vicos, villas, per rura et compita . . mors, dolor, ex-
eidium, strages, incendia, luctus uno fumavit Gallia tota rogo, welche am
besten auf den Anfang des fünften Jahrh. paßt. Selbstbekenntnis 1, 406:
non ignarus enim miseris suecurrere quaero, omnia perpessus quae fugienda
loquor. Vita Orientii 1, 3 (in d. Acta SS. Mai I) b. Orieniium mundanae
lubricitatis squalore deposito se totum casta mente divinae maiestati devovisse
et . . . pontificalis Auscio eivitate (Auch, de*p. Gers) cathedrae dignitatem
ascendisse. Er habe im Auftrage des in Tolosa residierenden Theodorich 1
hochbejahrt eine Sendung an Agtius und Litorius übernommen (um J. 439).
9. Commonitorium fidelium heißt das Gedicht des Orientius bei Siuebkbt
Gemblacbksis (f 1112 n. Chr.) vir. 111. 84. In den Hss. steht nur S. Orientii
vertus oder Vtrsus libri I S. Orientii u. dgl. B. 1 des commonit. besteht
aus 618, B. 2 aus 418 elegischen Versen und scheint sich bes. an Lactant.
inst, anzuschließen (dagegen FHavebpield, class. review 2, 8). Auch das
76*
1188 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
Ged. de Providentia (§ 460, 6) .ist benutzt. Die einzelnen Fehler (wie Neid,
Habgier, Eitelkeit) werden abgehandelt, besonders lebhaft die Lockungen
der Liebe (1, 407), die ebrietas (2, 61) besprochen, der Gedanke an den
Tod und die Vergeltung im Jenseits ausgemalt (2, 185. 278). In letzterem
werden zB. die monachi (2, 338) besonders bedacht. Die Sprache ist warm
und kräftig. Prosodische Willkürlichkeiten (wie ibi als Spondeus, posses,
eremo, millesimus) sind nicht selten.
10. Handschriften sind nur zwei bekannt, der nur B. 1 enthaltende,
jetzt längst verschollene Aquxcinctensis (zu Achin im Hennegau gefunden,
nach ihm die ed. princ. von MADelrio, Antv. 1600. Salam. 1604) und der
Ashburnhamensis 73 s. X (aus Tours von Libri gestohlen). Nach diesem
Turonensis erste vervollständigte Ausg. von EMabt£nb, vett. scriptt. et
monum. nova coli., Rotomag. 1700, 1, 1 und Thes. anecdd. (Par. 1717) 5, 17.
HLSchdbtzflmsch (Wittenb. 1706; Nachtrag 1716) und zB. bei Mione 61, 974.
Jetzt bes. die Ausg. von REius in Poetae Christ, min. 1 (Wien 1888), 191
(= Corp. scrr. eccles. lat. Bd. 16). Kritisches: EBahbehs, JJ. 137, 389.
HNbttlbship, journ. of phil. 17, 118. JHilbkbg, Wien. Studd 10, 165. Ober
Vorbilder usw.: MManitius, ZföG. 87, 408; WschrfklPh. 1888, 1137. -
Im Turonensis folgen auf das commonitorium ohne bestimmte Angabe der
Verfasserschaft (doch s. die Oberschrift vor Ged. 8) folgende Gedichte: 1 de
nativitate domini, 7 Hex.; 2 de epithetis salvatoris no&tri, 5 Dist., nur Be-
zeichnungen Christi enthaltend; 3 item eiusdem de trinüate mit der expli-
catio nominum domini (vgl. LMüllek, RhM. 22, 504) und der laudatio, die
drei letzten in Hex. Darauf: 4 incipiunt orationes Orientii numero XXIV,
wovon aber nur zwei Gebete in fünfzeiligen Strophen aus (spondeenreichen)
Senaren mit Eehrversen, das erste und letzte Stack der Sammlung, er-
halten sind.
11. Ap. Sidok. carm. 9, 274 nee (tibi legentur) qui tarn patribus fuere
nostris primo tempore mäteimi sodales. quorum unus Bonifatium secutus
nee non praeeipitem Sebastianum natales puer horruit Cadureos, plus Pan-
dionias amans Aihenas. cuius si varium legas poema (in griechischer Sprache?),
tum Phoebum . . sonore collato modulamine arbitreris. — ebd. 9, 289 non
tu hie nunc Ugeris tuumque fulmen, o digniseime Quintianus aller, spor-
nen* qui Ligurum solum et penates mutato lare Gdllias amasti, inter cla&sica
Signa, pila, twrmas, laudans Aetium vacansque libro, in castris hederate
laureatis.
12. Von Secundinus (f 448) ein panegyricus abecedarius auf seinen
Oheim Patricius (§ 460, 7) zB. Mignk 53, 837. VgL § 466, 10.
465. Noch vor der Mitte des Jahrhunderts verfaßt sind die
Schriften welche wir von dem gallischen Presbyter Salvianus
besitzen: vier Bücher ad ecclesiam und ein Werk von acht
Büchern worin zur Rechtfertigung des Vorsehungsglaubens das
Unglück der Zeit als ein wohlverdientes göttliches Strafgericht
dargestellt wird, endlich neun Briefe. Alle diese Schriften sind
wertvoll als lebendige und in ihrer Art gutgeschriebene Zeit-
§ 465 Salvianus. 1189
bilder, bei weitem aber die bedeutendste ist jene de gubernatione
dei; eine kulturgeschichtliche Quelle ersten Ranges, welche zu-
gleich mit ihrer Hervorkehrung des sittlichen Standpunkts vor
dem dogmatischen einzig in dieser Zeit dasteht.
1. Gennad. vir. ill. 67 Salvianus, Massiliensis ecclesiae presbyter,
humana et divina UUeratura instructus et . . episcoporum magister, scripsit
8cholastico et aperto sermone multa. ex quibus ista legi: De virginitatis
bono ad Marcellum presbyterum libros IV, Adver sum auaritiam libros IV
(= ad ecclesiam, 8. A. 2). De praesenti iudicio libros V (=» de gub. dei 11. VIII)
et pro eorwn merito satisfactionis ad Salonium episcopum librum I et Ex-
positionis extremae partis libri Ecclesiastis ad Claudium episcopum Viennen-
sem librum J; librum Epistölarum I; et in morem Graecorum a principio
Genesis usque ad conditionem hominis composuit versu Hexaemeron librum I,
Homilias episcopis factas multas (vgl. § 479, 4), sacramentorum vero quantas
nee recordor. vixit usque hodie (vgl. § 469) in senectute bona. Erhalten ist
nur das zweite und dritte Werk und 9 Briefe. Salvian. gub. 6, 13, 72 cum
sciam etiam in solo patrio atque in civitatibus gallicanis omnes ferme prae-
celsiores viros . . factos fuisse peiores. vidi siquidem ego Treveros ipse ho-
mines dornt nobiles etc. KHalm vermutet Trever ipse, dann wäre Salvian's
Herkunft aus Trier selbst bezeugt; vgl. 6, 15, 84 iacebant passim quod ipse
vidi atque sustinui . . . cadavera nuda (bei der letzten Eroberung von
Trier). 7, 6, 25 terrae vel Aquitanorum vel nostrorum omnium a deo bar-
baris datae sunt. Epist. 1, 5 adulescens quem ad vos misi Agrippinae (Köln)
cum suis captus est, . . familia non obscurus, . . propinquus mens. gub. 7,
10, 40 ille dux nostrae partis (Litorius) qui eandem urbem hostium (Tolosa)
quam eodem die victorem se intraturum esse praesumpsit captivus intravit
(J. 439). Dagegen Attila's Eroberungszug und die Schlacht auf den cata-
launischen Feldern (J. 451) kennt Salv. in den uns erhaltenen Schriften
noch nicht. Aufenthalt in Afrika erhellt aus de gub. 7, 16, 70 video sca-
turientem vitiis civitatem etc. Vgl. 8, 4 f. Anziehend ist epist. 4, ein
rührender Versuch sich mit seinen Schwiegereltern zu versöhnen, welche,
obwohl sie selbst inzwischen Christen geworden, es nicht verzeihen wollten
daß Salvianus und seine von ihm zum Christentum bekehrte Frau Palladia
(beider Eind Auspiciola) ihr eheliches Zusammenleben aufgehoben und beide
sich einem klösterlichen, bzw. priesterlichen Leben gewidmet hatten.
2. Die von Salvian unter dem Namen Timotheus herausgegebene
Schrift ad ecclesiam (adversus avaritiam) citiert Salvian. selbst de gub.
4, 1, 1: sicui ait quidam in scriptis suis « ad eccl. 2, 9, 37 (mit ähnlichen
Worten citiert Salv. gub. 1, 3, 16 [non imprudenter quidam hoc loco dixit]
seinen Brief 5, 4). In epist. 9 antwortet er seinem Schüler, dem Bischof
Salonius (A. 3), der ihn nach dem Verfasser der BB. ad ecclesiam gefragt
hatte, so daß er sich zwar nicht als Verfasser bekennt, wohl aber seine
Verfasserschaft merken läßt. Die Schrift ad eccl. selbst (ein ballon d'eesai,
daher auch der falsche Name) sucht mit allen Künsten ränkevoller Beweis-
führung darzutun daß der Christ sein ganzes Vermögen der Kirche letzt-
willig vererben müsse i Vgl. AEbkbt aO. 465.
1190 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Erste Hälfte.
3. Die Schrift de gubernatione dei ist gleichfalls (A. 2) dem Bischof
Salonius (§ 469, 11) gewidmet, verfaßt zwischen J. 439 und 451 (s. A. 1).
Daraus: nos, qui rerum magis quam verborum amatorcs, utilia potius quam
pJausibilia sectamur; . . in scriptiuncülis nostris non lenocinia esse völumus,
sed remedia etc. Wirklich sagt der Verf. seiner Zeit derb die Wahrheit
Alles Unglück das über sie gekommen bezeichnet er als selbstverschuldet
(patimur quod meremur). Insbesondere den Sieg der barbari über die
Römer leitet er ab aus der sittlichen Tüchtigkeit jener (sowohl der heid-
nischen wie der ketzerischen) gegenüber der Verdorbenheit dieser. Vgl. 4,
13, 63 ego . . Romanorum . . paene omnes maioris reatus dico et crimino-
sioris vitae esse quam barbaros. 7, 6, 24 inter pudicos barbaros impudici
sumus. plus adhuc dico: offenduniur barbari ipsi impuritatibus nostris.
7, 13, 56 et quod Vandali ad Africam tr ansier unt non est divinae severitati,
sed Afrorum sceleri deputandum. 7, 23, 107. 108. Die sittliche Zerfahren-
heit wird besonders ausführlich von den Aquitani (7, 2 ff.) und Afri (7, 14 ff.
8, 2 ff.) nachgewiesen; anderen namentlich ihre Vorliebe für circenscs ac
theatra vorgeworfen. 6, 8, 42 . . ludicra ipsa ideo non aguntur (in Mainz,
Köln, Trier, in den meisten Städten Galliens und Spaniens) qnia agi iam
prae miseria temporis atque egestate non possunt. 6, 12, 67 vastata est Italia
tot iam cladibus: ergo Italorum vitia destiterunt? obsessa est urbs Borna et
expugnata: ergo desierunt blasphemi ac furiosi esse Romani? inundarunt
Gallias gentes barbarae: ergo . . non eadem sunt Gallorum crimina quae
fuerunt? transcenderunt in Hispaniae terras populi Vanddlorum: mutata
quidem est sors Hispanorum, sed non mutata vitiositas. . . circumsonabatü
armis muros Girtae atque Carthaginis populi barbarorum; et ecclesia cartlia-
ginensis insaniebat in circis, luxuridbat in theatris. Die SittenschildeniDg
ist immer grell. Die klare und schwungvolle Darstellung bietet alle mög-
lichen rhetorischen Figuren auf,, ermüdet aber durch deren Übermaß, ihre
Breite (stili prolixitas 8, 1, 1) und die gar zu häufige Wiederkehr derselben
Gedanken, Wendungen und Ausdrücke, sogar der Wortspiele (wie divitiis-
vitiiSy s. Zbchimmkb aO. 63). B. 8 ist sichtlich unvollständig. Aach fehlt
der 7, 1, 2 in Aussicht gestellte Nachweis daß die alten Römer besser ge-
wesen «eien als die der Gegenwart. Einteilung in Bücher von dem Verf.
selbst; vgli 7, 1, 1 cum in conclusione libelli huius qui nunc finitus est etc.
4. Neben seiner rhetorischen Bildung verrät Salv. auch einige juri-
stische; vgl. de gub. 6, 8, 41 (genus vendüionis et emptionis). 7, 16, 66
Gaius-Seius). 7, 20, 86 (in iura migrare). 8, 6, 24 (XII tabularum de-
creta). Kümmerlich dagegen ist seine philosophische;, hält er doch de
gub. 7, 28, 101 den Sokrates für den Verfasser der platonischen Politeia
(s. Zsciiimmbb aO. 43). Sein Stil hat entschiedene Ähnlichkeit mit Lactanz,
auch sachlich hat er dessen institt. div. ausgebeutet und diesen zB. die
spärlichen Citate aus lateinischen Klassikern fast sämtlich entnommen,
8. Zbchimmkb aO. 62. Zur Sprache S.'s 8. FXHibnkr, Progr. d. Lyc. zu
Freising 1869 und die indices verbb. et locutionum in den AuBgg. von Halm
u. Paultt.
6. Haupthandschriften für de gab. dei: ein Paris. 13386 s. X
(Corbeiensis) und ein Bruxell. 10628 8. XIII, für die Schrift ad ecclesiam:
Paris. 2172 s. X und 2786 s. XI; für die Briefe 1—7 öine Hb. Bern. 219 +
§ 465 Salyianus. § 466 Obersiebt der zweiten Hälfte. 1191
Paris. 3791 s. X, für Br. 8 Paris. 9659 e. VII/VIII u. a., Br. 9 Paris. 2785
s. IX. Halm, Münch. SBer. 1876 lv 390 und vor s. Ausg., außerdem FPauly,
Wiener SBer. 98, 3. — Ausgaben: zB. von PPithobub (Par. 1680. 1594),
CRittbbshübids (Nürnb. 1623), u. bes. StBalüzius (Par. 1663. 1669. 1684);
daraus zB. bei Mione 63, 25. Auch cum comm. varr., Bremen 1688. Jetzt
besonders: rec. CHalm, Berl. 1877 («= Monum. Genn. hist. Auctt. antiquiss.
1, 1) und ex rec. FPadly, Wien 1883 (« Corp. serr. eccles. lat. Bd. 8). —
Über Salvian Hist HU. de la France 2 (1786), 617. CGHbtnb, op. acad. 6, 119.
GKaufmann in Baumer's hist. Taschenb. 1869, 47. AEbbbt, LdMA. 1*, 459.
WAZecmifMBB, Salyianus u. s. Schriften, Halle 1875.
Zweite Hälfte des fünften Jahrhunderts.
466. Am längsten fristete die Literatur sich das Dasein
in Gallien. Insbesondere gedieh hier die Kunst sieh in Prosa
und Versen geläufig und kunstgerecht auszudrücken. Unter-
geordnet war der Inhalt, welcher sich in den hergebrachten Ge-
leisen fortbewegte, ohne ernste Ziele, nur zur Selbstbefriedigung
der Verfasser und zur Bewunderung für ihre Freunde. Um so
leichter artete das Versemachen in müßige Spielerei aus. Be-
sonders beliebt war in dieser Zeit die Form des Hendekasyllabus.
Zahlreiche Namen von Rednern, Schriftstellern ; Dichtern dieser
Art kennen wir besonders durch Apollinaris Sidonius. So Con-
sentius, Lampridius, Leo, Petrus, Sapaudus, Secundinus, Tonan-
tius Ferreolus, Thaumastus und viele andere. Verbreitet ist in
manchen Kreisen die Sucht mit Gelehrsamkeit zu prunken. Da
aber dabei das Maß der wirklichen Kenntnisse ein sehr geringes
ist, so kommen keckere Geister, wie der Verfasser der origo
gentis romanae, dann Fulgentius und der Grammatiker Virgilius,
darauf die Gitate selbst zu erdichten.
1. Sidok. ep. 5, 10 pauci studia nunc hoborant. ebd. 2, 10 tantum
increbuit multüudo desidiosorum ut, nisi vel pauewimi quique meram latiaris
linguae Proprietäten* de trivialium barbarismorum robigine vindieaveritis,
tarn brevi abolüam defleamus interitamque. 4, 17 sermonis pompa romani,
** qua adhuc uspiam est, belgicis olim sive rhenams dbolita terris.
2. Der Unterricht und die literarische Tätigkeit erstreckt sich in
Gallien hauptsächlich auf Grammatik und Rhetorik, letztere mit Einschluß
der gebundenen Form. Ap. Sin. c. 23, 210 quidquid rhetoricae instüutionis,
quidquid grammatiealis aut palaestrae est . . . voraBti. ebd. ep. 4, 21 te
imbuendum liberalibus discipUnis grammatici rhetorisque studia florentia . .
foverunt. Die griechische Sprache war in Gallien (außer Massilia) ver-
schollen, die einheimische und germanische als plebejisch und barbarisch
in seltsamer Mißachtung, ebd. carm. 14, praef. quae 8% quispiam ut graeca
. . et peregrina verba contempserit. ep. 3, 8 Urne personae debitum quod
1192 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
sermonis celtici squamam depositura nobüitas nunc oratorio stüo, nunc etiam
camenalibu8 modis imbuebatur. ebd. 6, 5 cum sis (Syagrius) consulis pro-
nepo8 . . immane narratu est quantum stupeam sermonis te germanici notitiam
tanta facilitate rapuisse, worüber das Weitere albern witzelt. Vbmant. Fort.
carm. 7, 8, 63 pJaudat tibi barbarus harpa (Harfe), ebd. 7, 8, 69 nos tibi
versicul08, dent barbara carmina leudos (Lieder). 1, praef. 5 barbaros
leudos harpa relidens. Vgl. Luxomus, AL. 307, 4 PLM. 4, 397 esse inter
iuvenes cupit, vocari baudus (= Gebieter, Herr, vgl. Merobaudes, Marobodue,
Teutobodus; ARiesr, JB. 1881 2, 98). Vgl. § 453, 2. GKaufmanx, Rhetoren-
schulen und Klosterschulen, oder heidn. ti. Christ! . Cultur in Gallien im
5.-6. Jahrh., in Raumer 's histor. Taschenb. 1869, 3; deutsche Gesch. bis
auf Karl d. Gr. (Berl. 1881) 2, 28. Ober das weatröm. Reich J. 455—480
Tgl. GRSievebs, Studd. z. Gesch. d. röm. Kaiser (1870) 515.
3. In den gallischen Kirchen hörte die Gemeinde stehend zu und
klatschte (wie im Osten, Hiehon. ep. 52, 8 ad Nepot.) dem Prediger Beifall.
Ap. Sid. c. 16, 126 contionaturum plebs sedula circumsistit. ep. 9, 3 licet
praedicationes tuas . . raucus plosor audier im, tunc praecipue cum in Lug-
dunensis eccksiae dedicatae festis etc. S. auch § 469, 7.
4. Ap. Sid. c. 9, 299 ne tu mihi comparare tentes quos . . ipse plus
adoro, Paulinum Ampeliumque Symmachumque (§ 425, 2), Messalam (§ 454, 5)
. . et nulli modo Martium (Mareius Myro, c. 23, 444) secundum-, dicendi
arte nova parem vetustis, Petrum (A. 8) et cum loquitur nimis stupendum,
vel quem municipalibus poetis praeponit bene villicum senatus, nostrum aut
quos retinet solutn .(Gallien) disertos, dulcem Anthedion (in Vesontio, s. ep.
8, 11 vgl. carm. 22, praef. und § 426, 5) et mihi magistri Musas sat vcne-
rabiles HoSni; acrem Lampridium (A. 6), catum Leonem (A. 7), praestan-
temque tuba Severianum (A. 8) et sie scribere non minus valentem Marcus
Quintilianus ut solebat.
5. Ap. Sid. ep. 8, 4 (an Consentius): tu . . citos iambos, etegos
aciUos ac rotundatos hendecasylldbos et cetera . . nunc Narbonensibus canti-
tanda, nunc Biterrensibus , ambigendum celerius an pulchrius elueubrasti
Vgl. ebd. 9, 16 (s. A, 7): Consentiorum qui superstes est patri (welcher
selbst Schriftsteller gewesen war, s. ebd. c. 23, 97—176) . . cecinisse diclus
omniforme canticum. An An ebd. c. 23 (ad Consentium v. c. civem Narbo-
nensem), worin v. 20: misisti mihi multiplex po€ma. . . ibant hexametri
superbientes et . . per quinos elegi pedes ferebant; misisti et triplicis tndrum
trochaei, spondeo comitante daetyloque, dulces hendecasyüabos. Er dichtete
in griechischer und in lat. Sprache, vgl. ebd. 23, 284—240. Vgl. § 472, 3.
6. Sidon. ep. 8, 11, 3 Lampridius orator (in Burdigala) modo pri-
mum mihi occisus agnoscitur. . . hie me quondam, ut inter amicos ioca.
Fhoebum vocabat, ipse a nobis vatis Odrysii (des Orpheus) nomine aeeeptw
. . si orationes illius metiaris, acer, rotundus, composüus, excussus, si poemata,
tener, muUimeter, argutus, artifex erat, fadebat siquidem versus oppido
exaetos tarn pedum mira quam figurarum varietate: hendecasyllabos lubricos
et enodes, hexametros crepantes et cothnrnatos, elegos vero nunc echoieos, nunc
recurrentes (§ 26, 4), nunc per anadiplosin fine prineipiisque conexos. . . tu
materia controversiali fortis et lacertosus, in satirica soVicitus et mordax, in
§ 466 Zeitgenossen des Apollinaris Sidonius. 1193
tragica saevus et fkbilis, in comica urbanus mültiformisque^ in fescennina
vernans verbis, aestuans votis, in bucolica vigilax, . . in georgica rusticans.
. . praeterea quod ad epigrammata spectat, . . aeumine placens, . . in lyricis
auiem Flaccum secutus etc. Daher ebd. in dem Gedichte an ihn: Arpinas
modo quem tonante lingua ditat, nunc stilus aut Maronianus aut quo tu
Latium beas, Horati, Alcaeo potior lyristes ipso, et nunc inftat epos tra~
goediarum, nunc comoedia temperat iocosa, nunc flammant satirae et tyran-
nicarum declamatio controversiarum. Vgl. ebd. 9, 13 istud vix Leo (A. 7),
rex castalii chori, vix hunc qui sequitur Lampridius queat, declamans gemini
pondere sub stiili (Prosa and Verse?) coram discipulis Burdigdlensibus.
7. Sidon. ep. 9, 13 (s. A. 6). 9, 16 epos sed istud aptius paraverit Leo,
Leonis aut secutus orbitas cantu in latino . . Consentiorum qui etc. (A. 5).
Vgl. ep. 8, 3 (Leoni): sepone tantisper pythicas lauros Hippocrenenque et
Mos carminum modos etc. suspende perorandi illud quoque celeberrimum
flumen quod . . in tuum pectus . . ab atavo Frontone (§ 355) transfunditur.
sepone pauxiUulum conclamatissimas declamationes quas oris regii vice con-
ficis. Er war nämlich Geheimschreiber des ostgotischen Königs Eurich in
Toulonse; vgl. ebd. 4, 22. Ennod. v. Epiphan. 85 erat ea tempesiate con-
siliorum principis (Eurich) et moderator et arbiter Leo nomine. Gebgor.
glor. niart 91 contulit haec cum Leone consiliario rex Alaricus. Sidon.
carm. 9, 311 (A. 4). 14 praef. (spectabili viro Leone). 23, 448 ad doctiloqui
Leonis aedes, quo bis sex tabulas docente iuris ultro Claudius Appius taceret.
. . at si dicat epos metrumque rhythmis flectat commaticis . . faciat stiere
Flaccum.
8. Sidon. ep. 9, 13 quod temporibus Aug. Maioriani . . in Petri Jibrum
magistri epistolarum . . effudi, meis quoque contubernalibus . . Domnulo,
Severiano atque Lampridio (A. 6) paria pangentibus. Darin: Petrus est
tibi legendus, in utraque disciplina satis institutus auctor. . . opus editum
tenemus bimetra quod arte texens etc. ebd. 9, 15 Severianus ista rhetor
altius, Afer vaferque Domnulus (s. § 468, 1) pölitius, scholasticusque sub
rotundioribus Petrus Catnenis dictitasset acrius . . humo atque gente cretus
in Ligustide Proculus (vgl. Enhod. carm. 1, 3) melodis insonare pul-
sibus etc. ebd. carm. 3 mihi Petrus erit Maecenas temporis huius. Bei
Halm, rhett. min. p. 355 — 370, finden sich Praecepta artis rhetoricae sum-
matim collecta de mültis ac syntomata a Iulio Severiano (Würzb. Hs.
s. VIU/IX), gerichtet an einen Desiderins und auf Selbständigkeit keinen
Anspruch erhebend. Memento tarnen non ante tibi haec esse compendia rele-
genda quam ingenium tuum multa ac tuUiana arte subegeris (c. 1 extr.).
9. Ein Brief des Claudiahds Mahbrt. (aus Paris. 2165 s. XIII) p. 203
Engelbr. (Mignk 53, 784): doctissimo viro Sapaudo rhetori (an denselben
auch Sidon. ep. 5, 10) Claudianus (§ 468, 3). . . declamationum tuarum
8uavitas. Überschwengliches Lob derselben, ebd.: fac memineris docendi
munus tibi a proavis et citra hereditarium fore (= esse). . . admonitus
quoque sis oportet Viennensis urbis nobilitatis antiquae, cuius tu civis et
doctor etc.
10. Sidon. ep. 5, 8 (an Secundinus): diu quidem est quod te hexa-
mttris famüiarius inservientem stupentes pracdicantesque lectitabamus. erat
siquidem materia iocunda, seu nuptialts tibi ihalamorum faces sive perfossae
1194 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
regiis ictibus ferae describerentur. sed triplicibus trochaeis nuper in metrum
hendecasyllabum compaginatis nihil . . simile fecisii. dem bone, quid Ulic
inesse fellis, leporis piperataeque faeundiae . . inspexi! . . operam facetü
satirarum cöloribm intrepidus impende. nam tua scripta nostrorum vitiis
proficientibus tyrannopolitarum loeupletäbuntur. Vgl. ebd. 2, 10 o& htxa-
metris eminentium poetarum Constantii (§ 467, 6) et Seeundini vidnantia
altari basilieae (in Lugdunum) latera clareseunt. Vgl. § 464, 12.
11. Sidon. ep. 1, 7 legati provinciae Galliae (in Rom J. 469) Ton an-
tius Ferreolus praefectorius (er war praef. pfaet. Gall. im J. 453), Afiranü
Syagrii consulis (unter Gratianus) e filia nepos, Thaumastus quoque et
Petroniu8, maxima rerum verborumque scientia praediti (traten in Rom als
Ankläger des Arvandus, praef. praet. Galliarum, auf. Verteidiger des letz-
teren waren Sidonius selbst und Auxanius). 2, 9 (Tonantium cum fratribus).
carm. 24, 34 hie docti inveniens patrem Tonanti, rectorem columenque Gal-
liarum, Prisci Ferreölum parem Syagru ebd. 24, 84 exin tende gradum
Tribusque villis TJiaumastum expete, quem Übet duorum; quorum iunior est
mihi sodalis et cöllega simul graduque frater. AChabaux, Ton. Ferreol., pro?.
Gall. praef., Paris 1876.
12. Sonstige Redner der Zeit: Pragmatius (Sidon. ep. 5, 10); Flaviua
Nicetius (8, 6); Bischof Remigius in Reims (9, 7 declamatianum tuarum
schedio . . tot voluminibus). Zugleich Lehrer der Beredsamkeit Lupus (8, 11),
Ioannes (8, 2).
18. Sonstige Versmacher der Zeit: Heronius in Lugdunum (Sidon. ep.
1, 9 Clius tuae hexametrü); Victorius (potentissime condidit versus, 5, 2t;
vgl. § 470, 8). Eine Satire eines Ungenannten (temporibus Aug. Maioriani)
auf Verhältnisse und Persönlichkeiten in Arelate erwähnt Stoon. ep. 1, 11.
14. Sonstige Gelehrte der Zeit: Paulus in Rom (Sidon. ep. 1, 9)
Probus (carm. 9, 830. 24, 94). Als Rechtskenner werden bezeichnet Mar-
cellinus (23, 466), Tetradius (24, 81 vgl. ep. 3, 10).
16. Beschäftigung mit Philosophie, teilweise auch schriftstellerische,
wird ausgesagt außer von Claudianus Mamertus (§ 468, 3) auch von Domi-
tius (Sidon. ep. 2, 2; vgl. carm. 24, 10), Eusebius (Sid. ep. 4, 1), Eutropius
(ebd. 3, 6 conseetanei vestri Plotini dogmatibus), Faustus (§ 468, 7), Polemins
(Sidon. ep. 4, 14; vgl. carm. 14 praef.: complatonieis tuis; 16, 187 stoica
pone 8upercüia etc.). Zu den membra philosophiae wurde auch die Astro-
logie gerechnet (Sid. carm. 22, praef.).
16. Wie Sidonius in seinen Briefen die Anhäufung von Schriftsteller-
namen der alten Zeit liebt, gewöhnlich mit einem charakteristisch sein
sollenden, aber meist phrasenhaften Beiwort (vgl. A. 6), so ähnlich auch
Mamertus Claudianus in dem Briefe an Sapaudus (s. A. 9).
17. Erdichten von Citaten auch bei Romanschriftstellern, wie Antonius
Diogenes u. a. RHercher (oben § 346, 3) 270. 279. Vgl. unten § 480,7
482, 6. Phantastische Einkleidungen auch oben § 423, 1.
467. Der begabteste Vertreter der Strebsamkeit und Fonn-
gewandtheit, aber auch der Gedankenarmut und des Wortkling-
§ 467. Apollinaria Sidonius. 1195
klangs der gallisch-romischen Literatur dieser Zeit ist G. Sollius
Apollinaris Sidonius (ums Jahr 430 — 480), aus einer adligen
Familie in Lugdunum, seit etwa 470 Bischof von Clermont
(Arverni). Wir besitzen von ihm eine Sammlung von 24 Ge-
dichten und neun Bücher Briefe, worin gleichfalls manche Ge-
dichte mitenthalten sind. Die umfangreichsten sind Lobgedichte
zu Ehren seines Schwiegervaters Avitus (c. 7), auf dessen sieg-
reichen Gegner Maiorianus (c. 5) und auf den Kaiser Anthemius
(c. 2), alle künstlich geschwellt durch Aufgebot von Mythologie
und Gelehrsamkeit, und in herkömmlichen Wendungen nach
einem rhetorischen Schema gearbeitet. Neben dem epischen
Versmaß ist auch das elegische und der Hendekasyllabus häufig.
Die Briefe schließen sich mit Bewußtsein an die Muster von
Plinius und Symmachus an und vergegenwärtigen uns das weiche,
gutmütige und eitle Wesen ihres Verfassers, sowie seine über-
ladene, verschrobene Schreibweise.
1. Der volle Name lautet C. Sollius Modestus Apollinaris Sidonius.
Darüber s. die Nachweisungen bei Mommsen vor Lütjobann's Ausg. p. xlvi.
Quellen für sein Leben außer seinen Schriften die im cod. Matrit. (A. 9)
erhaltene Grabschrift (wohl von einer Inschrift in Arverni copiert), gedruckt
in Lütjohann's Ausg. p. vi. zliv und die Notizen über ihn bei Gennadius
und Gregor v. Tours, s. u.
2. Geboren zu Lyon (ep. 1, 6. 1, 8. 4, 25. carm. 13, 28) non. novembr.
(c. 20) um 430 (J. 449 als sein Vater die praef. praet. Gall. bekleidete
[Z. 7] war er adulescens atque adhuc nuper ex puero, ep. 8, 6). Gregor.
hist. Franc. 2, 21 Sidonius . . . vir secundum saeculi dignitatem nöbilissimus
et de pritnis Galliae senatoribus. ep. 6, 16 famüia praefeetoria; Großvater
praef. praet. Gall. Apollinaris schon getauft (ep. 3, 12. 5, 9); Vater praef.
praet. Gall. (J. 448 u. 449; ep. 6, 9. 8, 6). Versemachen a parw(ep. 5, 21).
Vermählt (um 452) mit Papianilla (ep. 5, 16), der Tochter des Avitus welcher
sich gegen Ende 456 zu Tolosa (und Arelate) zum Kaiser aufwarf. Sohn
Apollinaris (der Vater liest mit ihm den Terenz, ep. 4, 12; an ihn Sidon.
epp. 3, 13. Ruric. epp. 2, 26. 41. Avm epp. 24. 36. 51), Tochter Roscia
(ep. 5, 11. 16). Durch seinen Schwiegervater erhielt Ap. zu Rom eine
Statue (c. 8, 8. ep. 9, 16). J. 456 Avitus gestürzt durch Ricimer und
Maiorianus. Letzterem unterwirft sich (457 oder 458) schließlich Sid. mit
dem übrigen gallischen Adel. Majorian gestürzt 461; tatsächlicher Be-
herrscher Galliens der Westgote Theoderich II. J. 467 Anthemius durch
den oström. Kaiser Leo zum weströmischen erhoben. Unter ihm (J. 468) Sid.
zu Rom praef. urbi (s. A. 3 u. c. 8, 9. ep. 1, 9). Um 470 wurde er (un-
erwartet und unfreiwillig) Bischof zu Arverni (Clermont-Ferrand ; ep. 3, 1.
6, 1) und als solcher zugleich politisches Haupt, Leiter des Widerstands
gegen die Goten. Nach dem Fall Clermonts (J. 474) war Sid. eine kurze Zeit
Gefangener des Königs Eurich (ep. 8, 9. 9, 3). Ab exordio religiosae pro-
1196 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
fessionis (J. 468) hat er tres olympiadas keine Gedichte gemacht (ep. 9, 12).
Er starb nach J. 479 und wurde bestattet XII hol. sept. (21. Aug.) Zt-
none imperatore nach der Grabschrift (A. 1), nach den martyrolog. vielmehr
23. Aug. Er schreibt ep. 5, 9 (um J. 474) in annis tarn senectutis initia
pulsantibus, ep. 8, 6 adhuc aevo viridis, ep. 9, 16 den letzten Brief der
Sammlung (J. 479?) senectuUs propiore meto. Er wurde sogar heilig ge-
sprochen. Vgl. Gbegob. Tue. hist Franc. 2, 22.
3. Gknnad. (oder s. Fortsetze^ § 469, 13) ill. 92 (dieser in den meisten
Hss. fehlende Abschnitt steht im PariB. 12161 s. VII) Sidonius, Arvernorum
episcopus, scripsit varia et grata opuscula et sanae doctrinae, homo si quidetn
tarn divinis quam humanü ad integrum imbutus acerque ingenio, scripsit
ad diversos diverso metro vel prosa compositum epistularum insigne volumtn,
in quo quid in litteris posset ostendit. verum in christiano vigore pollens
ctiam inter barbarae ferocitatis duritiam quae eo tempore Gallos oppresserat,
catholicus pater et doctor habetur insignis. floruit ea tempestate qua Leo et
Zeno Romanis imperdbant. Sid. selbst giebt eine Übersicht seines Lebens
und seiner literarischen Tätigkeit in dem Gedichte ep. 9, 16, worin v. 20ff.:
coronae quam mihi indülsit populus Quirini, blattifer vel quam tribuit Se-
nat us, . . cum meis poni statuam perennem Nerva Traianus (dessen forum)
titulis vidertt inter auetores utriusque fixam bibliothecae (vgl. c. 8, 8) ; quam-
que post visus prope post bilustre tempus aeeepi capiens honorem (des praef.
urb.). (33) praeter heroos ioca multa multis texui pannis, elegos frequenter
subditos senis pedibus rotavi commate bino; nunc per undenas equitare suetus
syllabas lusi celer, atque metro sapphico creber cecini, citato rarus iambo.
(45) iam senectuUs propiore meto . . plus pudet si quid leve lusit aetas nunc
reminisci. quod perhorrescens ad epistolarum transtuli eultum genus omne
curae, . . clerici ne quid maculet rigorem fama poetae. . . nullum cito cogar
exhinc promere Carmen, persecutorum nisi quaestiones forsiton dicam tneri
tosque caelum martyres etc. Dazu kam es aber nicht.
4. Die erste Hälfte der literarischen Tätigkeit des Sid. bewegt sich
jn gebundener Form. Die Sammlung der Gedichte umfaßt 24 Stücke
und zerfällt in zwei (einst wohl' besonders veröffentlichte) Teile (I =» die
größeren Gedichte mit ihren Zugaben c. 1—8; II die kleineren c. 9—24).
Voran stehen die drei Lobgedichte in Hexametern mit Begleitschreiben im
elegischen Maße, in einer der zeitlichen entgegengesetzten Ordnung:
c. 7 vom J. 466 k. Ian. auf Avitus (dazu die gleichzeitigen c. 6 u. 8);
c. 6 aus dem Ende des J. 458 auf Maiorianus als er sich in Lugdunom
befand (dazu das gleichzeitige c. 4); c 2 aus J. 468 k. Ian. auf Kaiser
Anthemius (dazu die gleichzeitigen c. 1 u. 3). — Mit c. 9 (Hendekas.) be-
ginnt die zweite Hälfte der Sammlung (v. 6 nugas . . quas sparsit tenerae
iocus iuventae in formam redigi iubes libelli), es ist ein poetischer Brief
(excusatorium ad v. c. Felicem) worin eintönig dargelegt wird was alles
man von der nachfolgenden Sammlung nicht erwarten dürfe. Epithalamien
(in Hex.) Buricio et Iberiae (c. 11) und Polemio et Araneolae (c. 16), je mit
Vorwort. Poetische Briefe sind c. 12 (Hendekas.), 13 an Maiorianus (Bitte
um Steuernachlaß für Lugdunum, Dist u. Hendekas., J. 458), 16 (Dank-
sagung an Faustus, episcopus Reiensis § 468, 7, Hex.), auch c. 22 (mit Zu-
schrift in Prosa) die Beschreibung eines Gutes von Pontius Leontius (Hex.)
§ 467 Apollinaris Sidonius. 1197
und 23 (513! Hendekasyllaben an Consentius, zwischen J. 461 — 466).
Nr. 17—21 Gelegenheitsgedichte von wenigen Distichen, c. 24 Epilog (pro-
pempticon ad Ubellum, 101 Hendekasyllaben). Zar Zeit von c. 23 ist Narbo
noch im Besitze der Goten (v. 68 te . . deeus Getarum . . Theudericus amat\
die es im J. 462 gewonnen hatten.
5. Nachdem er Priester geworden verschwor Sid. das Versemachen,
doch wurde er öfters rückfällig (epist. 9, 12 ab exordio religiosae profes-
sionis [J. 468] huic principaliter exercitio .renuntiavi , vgl. A. 8). ep. 9, 13
erhält ein Bewunderer Beiner Muse ein 20 J. altes Gedicht zugeschickt,
aber während er sich darüber entschuldigt macht er wieder neue Verse
(Asklepiadeen); ep. 9, 16 enthält Iamben und 16 ein sappbisches Gedicht.
Auch sonst ist er immer bereit Bestellungen auf (geistliche oder weltliche)
Gedichte zu entsprechen. So ep. 2, 10 (Hendekas. zur Einweihung einer
Kirche in Lugdünum). 4,8 (auf eine der Königin Ragnahilda zu über-
reichende concha). 7, 17 {nenia sepulcralis auf einen Abt Abraam). Andere
Gedichte in der Briefsammlung: 2, 8 (nenia funebris . . per hendecasylldboe,
auf Philematia, . . quam . . eeteris epigrammatum meorutn voluminibus
applicandam mereenarius bybliopola suscipiet). 3, 12 (Hendekas. auf das
Grab seines Großvaters). 4, 11 (auf Glaudianus). 4, 18 (Kirchweihe in
Tours). 8, 9 (Hendekasyllaben an Lampridius). Jugendgedichte 8, 11
(Hendekas.) und 9, 13 (Anacreonteen). Erwähnung seiner Stegreifgedichte
ep. 1, 11. 6, 17. 9, 18. Das Versprechen Attilae bellum stüo me posteris
intimaturum quo . . Aurelianensis urbia obsidio . . continebotur zeigte sich
als unausführbar (ep. 8, 16), wie Sid. auch die Aufforderung zu' einem
Geschieh ts werke mit gutem Grund ablehnte (ep. 4, 22). — Epist 7, 3 con-
testatiuneulas quas ipse dietavi . . tibi transmisi. ebd. 7, 9 orationem quam
videor ad plebem Biturigis in ecclesia sermocinatus, . . quam duabus vigiliis
unius noctis aestivae Christo teste dietatdm (er beilegt). Greg. TW bist.
Franc. 2, 22 Sidonius . . tantae faeundiae erat ut plerumque ex improviso
luculentissime quae voluisset . . componeret . . quod in praefatione libri quem
de missis ab eo compositis coniunximus (verloren) plenius declaravimus. Sid. ep.
3, 14 meas nugas, sive confeetas opere prosario, seu poetarum stüo eantüenosas.
1, 1 contenti versuum . . editorum opinione, de qua mihi iam pridem in portu
iudieii publici . . sufficientis gloriae ancora sedet. — Philostratos' Lebens-
beschreibung des Apollonios von Tyana, lateinisch übersetzt von Nicomachus
und Victorianus (§ 428, 1 E.), verbesserte Sidonius, ep. 8, 3.
6. Die neun Bücher Briefe stammen aus dem reiferen Alter des
Verf. und umfassen 147 Stücke, darunter einen Brief an Sidonius (4, 2 von
Mam. Claudianus, § 468, 3). Die Briefe sind teils für die Veröffentlichung
geschrieben teils wenigstens für sie zurecht gemacht. Ein Brief (6, 16) an
Beine Frau, die übrigen an Freunde, B. 6 an lauter Bischöfe. In 1, 1 Wid-
mung an Constantius (presbyter Lugdunensis) : diu praeeipis . . ut si quae
litterae paülo politiores varia oecasione fluxerunt . . omnes retraetatis exem-
plaribus enucleatisque uno volumine includam. Im Falle günstiger Auf-
nahme actutum tibi a nobis volumina numerosiora . . multiplicabuntur. Die
Bücher wurden einzeln oder in kleineren Gruppen herausgegeben, B. 1 um
J. 469; B. 2 um 472 ; B. 6—7 um J. 474—476; B. 9 um J. 479. 4, 2 Beschwerde
des Claudianus über Nichterwähnung in der Sammlung. 4, 10 post terminatum
1198 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
libellum qui parum (paülo?) cultior est reliquas denuo litteras usuali . . ser-
mone contexo. non enim tanti est poliri formulas editione carituras. 4, 22
ut epistolarum cur am iam terminatis - libris earum converteremus ad stilum
historiae. 7, 18 (an Constantius): fa te principium, tibi desineV (Vrbq. ecl.
8, 11): nam petitum misimus opus, raptim relectis exemplaribus, quae ob hoc
in manus pauca venerunt quia mihi nihil de UbeUi huiusce eonscriptiont
meditanti hactenus incustodita nequeunt inveniri. Spätere Hinzufügung von
B. 8 auf Anregung des Petronius (in Arelate); ep. 8, 1 scrinia Arverna
petis eventilari, cui sufficere suspicabamur si quid superiorc vulgaiu proiu-
lissemus. itaque morem geremus iniunctis, . . ut epistolarum seriem . . in
extimo fine parvi adhuc numeri summa protendat Vgl. ebd. 8, 16 spopon-
deram Petronio . . praesens opusculum paucis me epistolis expediturum. . .
malui ut illum correctionis labor, te (Constantius) honor editionis aspiceret
. . peracta promissio est. Dazu schließlich B. 9; s. 9, 1 (Firmino): exigis
ut epistolarum priorum limite irrupto sUlus noster in ulteriora procurrat. . .
addis et causas quibus hie liber nonus octo superiorum voluminibus adereseat;
eo quod C. Secundus, cuius nos orbitas sequi hoc opere pronuntias, partim
Htülis opus epistolare determintt (§ 840, 6). . . nos vero si quod exemplar
(von B. 1—8) manibus oecurrerit libri marginibus oetavi celeriter addemus.
So hat die Sammlung triplices epüogös (9, 1). Zur Zeitbestimmung der
Briefe s. Büdinoeb aO. 940. Mommsen in Lütjohann's Ausg. p. li. — Nach-
ahmer: Greg ob. Tür. hist. Franc. 6, 7 Ferrcolus Uzezensis (Uzes, in Gall.
Narb.) (f J. 581) .... libros aliquos epistolarum quasi Sidonium secuttts
composuit.
7. Sid. ep. 7, 18 ita mens patet in libro veluti vultus in spcculo. dietaei
enim quaepiam hortando, laudando plurima, aliqua suadendo, maerendo
pauca iocandoque nonnulla. . . singulae causae singulis ferme epütoiis
finiuntur. Anfangs zufällig entstanden und wirkliche Briefe (Empfehlungs-
und Gluckwunschschreiben, Todesanzeigen, Geschäftsbriefe u. dgl.), wuchs
die Sammlung immer mehr durch bewußte Nachbildung des Plinius und Sym-
machue, durch das Bestreben bestimmte Stoffe zu behandeln und den Wunsch
von Bekannten und Freunden durch solche Briefe verewigt zu werden (ep.
7, 12. 8, 5. 9, 11. 15). Viele Briefe sind förmliche Lobreden auf einzelne
Männer (wie Theodorich II, ep. 1, 2; Ecdicius, ebd. 3, 3; Claudianus, ebd.
4, 11; Sigismer regius iuvenis, ebd. 4, 20), meist auf den Adressaten seilst
(4, 9. 13. 21. 6, 1. 12. 7, 1. 12—14. 9, 7 u. sonst). Inhalt und Ausdehnung
stehen oft in Mißverhältnis (sunt omnes loquacissimae , ep. 9, 11 vgl. 2, 9.
3, 7. 11. 4, 3. 6, 3. 7, 2. 9, 15 u. sonst). Die an Bischöfe gerichteltn
(s. A. 6) haben einen feierlicheren Ton und eine litaneiartige Schlußformel
(memor nostri esse dignare, domine papa). Schwerlich ernst gemeint ist die
Versicherung (ep. 8, 16): nos opuscula sermone edidimus arido, exili, certe
maxima ex parte vulgato.
8. Sidonius ist eine Persönlichkeit aus demselben Teige wie die
Männer welche auch literarisch seine in den Briefen eifrig nachgeahmten
Vorbilder sind, Plinius d. J. und Symmachus (s. A. 6 und ep. 4, 22 ego
Plinio ut discipulus assurgo): gutmütig, bereit zu helfen, von unanfecht-
barer Sittenreinheit in einer verwilderten Zeit, feinerer Sitte und geistiger
§ 467 Apollinaris Sidonius. 1199
Bildung zugewandt, ein treuer Freund (tenues nobis esse amicitias nee inimici
fingere queunt, ep. 9, 9) und guter Familienrater; dabei aber von einer
grenzenlosen Eitelkeit, unersättlichem Durst nach Lob, sich und andere
überschätzend (vgl. die Urteile § 466, 4 ff. und unten § 468, 1—6. 8), ein
würdeloser Schmeichler der Machthaber, ein leerer Wortmächer, erfüllt von
den Vorurteilen seines Volkes (vgl. § 466, 2) und seines (adeligen) Ge-
schlechtes (zB. ep. 9, 6). Seine Christlichkeit ist am stärksten aufgetragen
in den Briefen an seine bischöflichen Standesgenossen (zB. ep. 9, 2 nennt
er sich einen novus clericus, peccator antiquus), aber auch sonst aufrichtig
und regelrecht (ep. 8, 4 tempus est . . de perpetua vüa potius quam memoria
cogitari; 9, 8 iudicii dies, resunectio; 8, 11 quisque praesumpserit . . vetita
rimari, vereor huiusmodi a catholicae fidei regtUis exorbitaturum) , jedoch
frei von dogmatischer Verbissenheit (wegen spiritaks quaestiones verweist
er ep. 4, 17 auf sacerdotes fide clari, und auch Juden zeigt er Entgegen-
kommen, obwohl ihm deren seeta despectui est, ebd. 3, 4 vgl. 6, 11. 8, 13)
und Raum lassend für warme Bewunderung der klassischen Literatur. Vgl.
ep. 2, 9 simüis scientiae viri, hinc Augustinus, hinc Varro, hinc Horaiius,
hine Prudentius leetitabantur. Er hat zwar ein klares Bewußtsein von dem
Gegensatze der beiden Weltanschauungen (ep. 9, 13 proeul hinc et Hippo-
crenen . . et ApoUinem canorum . . abigamus, et Minervam. . . removete
fieta fatu: deus ista prostat unus; vgl. 8, 4 tälibus studiis anterior aetas
iuste . . oecupdbatur; modo tempus est seria legi, seria scribi etc.); aber
er bedient sich gewöhnlich unbefangen der Gestalten und Begriffe der
alten Welt und ist in deren Literatur wohlbewandert (s. besonders c. 9).
Daß er jedoch darin nicht ursprünglich zu Hause, sondern nur durch
Schulbildung und fortgesetztes Studium eingebürgert ist, zeigt das viele
Fremdartige, Analogie widrige, Verschrobene und Geschmacklose was sein
lateinischer Ausdruck hat, in Wortstellung wie in Wortbildung und Syno-
nymik (cervicositas, viratus, concellita, bonuscula, complices, tribulosus,
sternax, ineursax, granditer anxius, spontaliter, trebaciter, ducalius, ex asse
gaudere, familiarescere , phthisiscere , düleare, combinare, sis meminens, cre-
puseulascens , ilieet «=» nam usw.), eine bunte Mischung von Entlehnungen
aus allen Zeiten und Stilarten. HKbbtbchmanh, de latinitate Ap. Sid. I,
Memel 1870. 1872 II. PMohb, zu Apoll. Sid., Bremerhaven 1886 (und A. 10).
MMülleb, de Apoll. Sid. latinitate, Halle 1888. EGbupb, zur Syntax des
Sid, Pfalzb. 1888 u. ders. in Lütjohann's Ausg. p. 448. Die Prosodie des
Sid. idt fast untadelig, abgesehen von willkürlichen Messungen bei Fremd-
wörtern wie Euripidis, Ctesiphon, aethiops, änachoreta, catholicam, corytus,
pfoüosopki, soerätica. Er schließt sich in den Gedichten nach metrischer
und sprachlicher Form, ja selbst nicht selten bezüglich der Stoffe besonders
an Statius an (s. RBitschofskt, de Ap. Sidonii studiis Statianis, Wien 1881),
außerdem namentlich an Claudian (s. Jeep's Claud. 2, lvii) und Virgil.
EGxislkb, de Apoll. Sid. studiis, Berl. 1886 und derselbe in Lütjohann's
Ausg. p. 861. MMaiutiüs, JJ. 137, 79 (Nachahmer des Ausonius).
9. Handschriften. Die wichtigsten sind: Florentin. S. Marci 664
s. X, Laurent. 45, 23 s. XII, Paris. 2781 s. X/XI, Matrit. E e 102 (Cluniac.)
s. X/XI, Paris. 9661 s. XII; außerdem für die Briefe an erster Stelle: Bodl.
Laudian. 104 s. X. Vgl. Litjohann u. FLeo vor des ersteren Ausgabe. —
1200 Die Kaiserzeit Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
EChatklain, rev. de philol. 3, 154; Mel. Graux, Paris 1884, 321. — Aus-
gaben von EVinetus (Lugd. 1662), JWoweb (cum notis PColvii, Par. et
Lugd. 1598), JSavaro (Par. 1599. 1609), GElmenhobst (Hannover 1617) und
bes. J Sirmond (Paris 1614. *1662. Die erste Ausg. auch in Sibkohdi opp.
1, 464). Ferner zB. bei Mione B. 68, von JFGbbgoiee et FZCollombet,
Lyon 1836 und von E Bauet, Par. 1879. Jetzt bes. Sid. epp. et carm. rec.
et emend. ChrLütjohamn, Berol. 1887 («= Mon. Germ. bist. Auctt. antiquiss.
Bd. 8). — Wertlose späte Glossen zu Sidoniüs bei BEllis, Anecd. Ozon. 1
(1885), 6.
10. Hist. litt, de la France 2, 550. ACGebmain, essai sur Ap. Sid.,
Montpellier 1840 (nebst einer lat. Dies. bes. über d. Chronologie des Ap. S.).
MFkbtio, C. S. A. S. u. s. Zeit nach s. Werken dargestellt, Wfirzb. 1845. 46.
Passau 1848 Hl. GKaufmann, die Werke des A. S. als Quelle für d. Gesch.
seiner Zeit, Gott. 1864; Ap. Sid. im NSchweiz. Mus. 5 (Bas. 1865), 1, und
in Baumerts histor. Taschenb. 1869, 30. CAChaix, St. Sidoine Ap. et son
siecle, Clermond-Ferrand 1867 II (vgl. darüber GKadfmann, Gott. GA. 1868,
1001). Ebebt, LdMA. 1*, 419. MBüdiwgbb, Ap. Sid. als Politiker, Wiener
SBer. 97, 915. Mommsem vor Lütjohann's Ausg. p. xliv; üb. Apoll. Sid. u. b.
Schilderung d. got. Königshofes, Berl. SBer. 1885, 215. EPdboold, s. § 439, 9.
— Kritisches: EChatelain, rev. de philol. 3, 64. 164. PMohb, in Ap. Sid.
obss., Sondersh. 1877; zu Sid. carmina , Laubach 1881. FGustafssok, de
Apoll. Sidonio emendando, Helsingf. 1882; BerlphWschr. 1889, 1365. 1393.
468. Aus dem Freundeskreise von Sidoniüs besitzen wir
noch Schriften von Domnulus, Mamertus Claudianus, Faustus.
und Ruricius. Von Domnulus sind uns einige christliche Ge-
dichte erhalten-, von dem Presbyter Mamertus Claudianus die
drei Bücher de statu animae welche er ums J. 470 dem Si-
doniüs widmete. Ihrem Inhalte nach ist diese Schrift scho-
lastisch, in der Form bald trocken bald schwülstig. Gleichfalls
Freunde des Sidoniüs waren die beiden Bischöfe, Faustus von
Reii, gegen welchen das Werk des Claudianus gerichtet war
und von welchem eine Schrift de gratia dei, Predigten u. dgl.
auf uns gekommen sind, und Ruricius, Bischof von Limoges,
dessen Briefwechsel mit Faustus und anderen sich erhalten bat
1. Der vollständige Name in den Subscriptionen zu Pompomas Mela
und lulius Paris (s. § 296, 3. 279, 9 E.): Fl. Rusticius Helpidius Domnulus
v. c. et spectab. com. consistor. Die nächste Stufe nach den comites cons.
war die des quaestor. Der Domnulus von welchem Sidon. ep. 9, 13 erzählt
daß er unter Maiorianus (J. 457—461) zu Arles Gedichte gemacht habe
(vgl- § 466, 8) und an welchen Sid. ep. 4, 25 gerichtet ist heißt ebd. carm.
14, praef. vir quaestorius. Vgl. vit. S. Hilarii Arel. (Miqne 60, 1219) 11 ut
eiusdem praeclari auciores temporis, qui suis scriptis merito claruerunt,
Silvius (§ 422, 2 gE?), Eusebius (§ 466, 15), Domnulus admiratüme (über
Hilar. Arel.) succensi in haec verba proruperint usw.
§ 468 Domnulus. Mam. Claudianus. 1201
2. Da die erhaltenen historiarum teatamenti vet. et novi tristicha
(gedr. in GFabricius' corp. poett. christ. 766. Migne 62, 645) 24 Strophen
von je 3 Hexx. , Tgl. § 474, 2, ursprünglich Unterschriften unter biblische
Bilder (vgl. § 436, 3), die Überschrift tragen Rustici Helpidi v. c. et inl. ex
quaestore, so ist wohl Gleichheit der Person (A. 1) anzunehmen. OJahn,
Lpz. SBer. 1851, 345. Ob diesem Domnulus auch die von EBähjeusns, RhM.
31, 94 veröffentlichten versus Rustici defensoris S. Augustini (8 Hex. auf
Aug. de trin.) angehören? Über das Carmen de Christi beneficiis s. § 479, 11.
3. Gennad. vir. ill. 84 Claudianus Viennensis ecclesiae presbyter, vir
ad loquendum artifex et ad disputandum subtilis, composuit tres quasi de
statu vel de substantia animae libros, in quibus agit . . ut ostendat aliquid
esse incorporeum praeter deutn. (Das Folgende fehlt in fast allen Hss.)
8cripsit et alia nonnulla, inter quae et hytnnum de passione domini cuius
prineipium est ' Fange lingua gloriosi' (sl A. 6). fuit autem frater Mamerti
Viennensis episcopi (vgl. Sid. epp. 4, 11, 5). Nachruf an ihn (nuper ereptus,
etwa J. 473) von Sidon. epist. 4, 11 mit maßlosem Lobe, zB.: vir providus,
prüdem, doctus, eloquens, acer et hominum aevi, loci, populi sui ingeniosissi-
mus quique indesinenter salva religione philosopharetur et . . a collegio com-
platonicorum solo hdbitu ac fide dissociabatur usw. Und in der nachfolgenden
nenia auf ihn zB.: Claudianus, triplex bibliotheca quo magistro — romana,
attica, christiana — fulsit. . . orator, dialecticus, poeta, tractator, geometra
musicusque, doctus solvere vincla quaestionum et verbi gladio secare sectas,
8% quae catholicam fidem lacessunt. psalmorum hie modülator et phonascus etc.
Brief des Claudianus an Sidonius in dessen epifit. 4, 2. Anderer an den
Rhetor Sapaudus, s. § 466, 9.
4. Die Schrift de statu animae hat die Widmung: praefectorio (also
nach J. 468, b. § 467, 2), patricio, doctissimo et optimo viro Sollio Sidonio
Claudianus sah und das Nachwort: Claudianus C. Sollio Apollinaru Jene
beginnt: editionem libeUorum quos de animae statu condidi . . mihi imperasli
und enthält auch eine kurze Inhaltsangabe. B. 1 beginnt: tnagnum in
genere hutnano, Sollt Sidoni, frater amantissime , multorum Vitium est etc.
Im Nachwort: libeUorum a me transmissorum , quos philosophicae artis sub-
tilissima disputatione disposui etc. Überschwenglicher Preis dieser Schrift
durch Sidon. epist. 4, 3; vgl. 5, 2 librum de st. an. tribus voluminibus
illustrem Mamertus Claudianus, peritissimus christianorum philosophus, . .
excolere curavit etc. Er kämpft gegen chartula quaedam (1, 1), ein opusculum
(1, 2), welches ohne Namen erschienen war (ebd.), aber den Faustus zum
Verfasser hatte; s. A. 8. 9. Vgl. Ebert, aO. ls, 473. MSchulze, d. Sehr,
d. Cl. Mam. de statu an., Lpz. 1883.
6. Über einen Hymnus des Claudianus Sidon. ep. 4, 8: de hymno tuo
si percontere quid sentiam, commaticus est, copiosus, dulcis, elatus et quoslibet
lyricos dithyrambos amoenitate poetica et historica veritate super eminet, usf.
in diesem Stile. Damit könnte der Hymnus Pange usw. (80 troch. Tetram.)
gemeint sein, wenn die betreffende (in den meisten Hss. fehlende) Erwäh-
nung desselben bei Gennadius (s. A. 3 Z. 6) Glauben verdiente. Aber dieser
Hymnus gehört vielmehr dem Venantius Fortunatus (§ 491, 9) und steht
unter dessen carm. 2, 2. Auch das Anrecht des Mam. Claud. auf andere
Tbvppsl- Schwab«, Rom. Lit.-Ocioh. 5. Aufl. 76
1202 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert Zweite Hälfte.
ihm zugeschriebene Gedichte ist teils sehr zweifelhaft, teils ganz unbegründet.
Das Gedicht contra poetas vanos gehört vielmehr dem Paulinus von Nola
(=» dessen Ged. 22, bei Mione 61, 603; s. § 487, 4). Über die den Werken
des älteren Claudian angehängten christlichen Gedichte Carmen p aschale,
laus Christi, miracula Christi s. § 439, 7. 464, 2. Auch das Gedicht dieses
älteren Claudian (77 Gesn., bei Jeep 2, p. 142) in Iacobum mag. eq. , in
welchem die gehäufte Erwähnung christlicher Heiligen offenbar ironisch
gemeint ist, wird dem Mam. Claud. fälschlich beigelegt, nicht minder (mag
auch Sjoon. ep. 4, 11 [s. A. 3] Gedichte desselben in griechischer Sprache
meinen) Anth. Pal. 1, 19. 20. S. § 439, 8.
6. Handschriften des Mam. Claudianus zB. Paris. 16340 s. IX, Paris.
2779, Einsidl. 318, SGall. 846, alle s. X, Lips. 286 s. XI u. a. — Aus-
gaben von Casp. Babth (Zwickau 1655); dann zB. bei Migne 53, 693 (die
Gedichte auch zB. in GFabriciuV corp. poett christ. 753). Jetzt besonders
Claud. Mam. opp. rec. AEnqelbrbcht, Wien 1885 (=- Corp. serr. eccles. lat.
Bd. 11). — Dazu AExgklbrbcht, d. Sprache des Cl. Mam., Wien. SBer.
110,423 und den ind. verbb. et locut. an dessen Ausgabe. — Kritisches usw.:
HBönbch, ZfwissTheol. 30, 480. Über Claudian Bist. litt, de la France
2, 442 und Engblbbecht v. s. Ausg.
7. Gennad. vir. ill. 85 Faustus, ex äbbate Lerinensis monasterii (seit
J. 433) apud Regium Galliae (so auch bei Gelasius aO. Faustus Regiensis
GaUiarum, vielmehr in Reii, j. Biez) episcopus factus (zwischen J. 450
—462), vir in divinis scriptuns satis intentus, . . cotnposuü librum de spiritu
saneto. . . edidit quoque opus egregium de gratia dei (s. A. 8). . . legi aus
et adversus Arianos et Macedonianos parvum libellum in quo coessentialem
praedicat trinitatem («= Fausti ep. 20 p. 292 — 294, 14 Krusch) et dlium
adversos cos qui dieunt esse in creaturis aliquid incorporeum, in quo divinis
testimoniis et patrum confirmat sententiis nüiil credendum incorporeum praeter
deutn ( — Fausti ep. 20 p. 294, 14—298, 17; s. unten A. 9). est et eius
epistola in modum libelli ad diaconum quendam Graecum nomine edita (Fausti
ep. 17), qui a fide catholica discedens ad Nestorianam abiit impietatem. . .
sunt vero et alia eius scripta, quae quia needum legi nominare nolui. viva
tarnen voce egregius doctor et creditur et probatur (demnach f Faustus nach
der Abfassung von Genn. v. ill., § 469, 12). scripsit postea ad Felicem praef.
praet. et patriciae dignitatis virutn, filium Magni consulis, tarn religiosum,
epistolam ad timorem dei hortatoriatn. Unter K. Eurich (J. 477 — 485) mußte
Faustus aus Beii fliehen, kehrte aber später zurück. Papst Gelasius (§ 469, 5)
setzte des Faustus Schriften unter die libri qui non reeipiuntur. Sidok.
carm. 16. epist. 9, 3. 9. Vgl. § 467, 4. BKhüsch vor Lütjohann's Sidoniua
p. uv. AEnoelbbecht, Studd. über d. Schrr. d. Faustus, Wien 1889.
8. Die Schrift des Faustus De gratia Dei in zwei Büchern, als pela-
gianisch angegriffen von Gelasius u. a., ist durch Paris. 2166 s. IX erhalten,
ebenso, namentlich durch Vatic. Palat. 241 s. X, das fälschlich unter dem
Namen des Paschasius gehende Werk de spiritu saneto (A. 7 Z. 4, bei Migne
62, 8). Vgl. CPC Aspabi, Taufsymbol 2 (Christian. 1869), 214; kirchenhist.
Anecdd. 1, 316. Ferner Sermones u. a. Ober die Briefe s. A. 9. — Vgl.
Sidon. epist. 9, 3 an Faustus : immane suspicio dietandi istud in vobis tropo-
logicum genus ac figuratum Umatisque plurifariam veibis eminentissimum.
§ 468 Mam. Claudianus. Faustus. § 469 Arnobius iun. 1203
ebd. 9 legi volumina tua etc. legimus opus operosissimum , multiplex, acre,
sublime, digestum titulis exemplisque eongestum, bipartitum sub dialogi sehe-
male, sub causarum themate quadripariüum. . . mulierem pulchram . . tibi
iugasti, . . philosophiam scüicet. . . huic copulatum te matrimonio gut lacessi-
verit sentiet ecclesiae Christi Piatonis academiam müitare teque nobüius philo-
sophari — Die erhaltenen Schriften sB. bei Mignb 58, 783; vgl. 53, 681.
9. An Ruricius, spater episcopus Lemovicensis (Limoges, J. 485—507)
ist gerichtet Sidon. epp. 8, 10. Wir besitzen eine Briefsammlung (102 Stücke)
erhalten bes. durch SGall. 190 s. IX (zur Ergänzung Paris. 12097 s. VI/VII.
1564 s. IX u. a). Sie giebt zuerst zwanzig Stücke, darunter zehn Briefe
des Faustus, deren fünf an Ruricius gerichtet sind, die anderen an Paulinus,
Felix, Graecus (A. 7 Z. 11), Lucidus. Diese Briefe sind dogmatischen In-
halts und Öfters umfangreich, so nr. 20 der A. 7 Z. 8 erwähnte Brief, adv,
tos qui dieunt esse in creaturis aliquid incorporeum, gegen welchen Clau-
dianus schrieb (A. 3. 4). Faustus hafte diesen Brief ohne seinen Namen
veröffentlicht (A. 4 £.). Derselbe steht auch (zum Teil) in den Hss. des
Claudianus und in dessen Ausgaben, bei Engelbrecht p. 3. Außerdem ent-
hält jene Briefsammlung an Ruricius noch acht Briefe anderer (zB. der Bi-
schöfe Euphrasius, Caesarius, Sedatus). Es folgen Domni Ruricii episto-
larum libri II (82 Stücke), vorzugsweise an geistliche Herren, zB. Faustus,
Sidonius u. a. , meist Geschäfts- und Empfehlungsbriefe, Geistliches und
Weltliches (bis auf Küche und Keller) behandelnd. Die Nachahmung des
Sidonius ist unverkennbar (2, 18 versucht sich auch R. in Hendekasyllaben) ;
an Reichtum des Inhalts aber sind die Briefe mit denen des Sid. nicht zu
vergleichen. Grabgedicht des Venant. Fort. (c. 4, 5) auf die beiden Ruricii,
Großvater und Enkel. — Ausgaben: zB. bei Mione 58, 68. Jetzt bes.
an Lütjohaxn'b Sidonius : Fausti aliorumque epistulae ad Ruricium aliosque.
Ruricii epistulae reo. et emend. BK&usch, Berl. 1887. S. auch denselben über
Ruricius aO. p. lxii. Vgl. § 467, 4.
469. Wie bei Claudianus und Faustus so dreht sich auch
bei andern Theologen der Zeit von welchen wir noch Arbeiten
besitzen die schriftstellerische Tätigkeit vorzugsweise um das
Verhältnis von Willensfreiheit und Gnade, auch wohl noch um
die alten Streitigkeiten über die Person Christi. Andere ver-
fassen Erklärungen zu biblischen Schriften, Predigten und dgl.
Solche theologische Schriftsteller sind Arnobius (iunior), Caesarius
(J. 470—542), Cerealis, Gelasius, Honoratus, Salonius u. a. Be-
sonders wichtig aber ist die Fortsetzung von Hieronymus' Ver-
zeichnis der kirchlichen Schriftsteller (viri illustres) welche Gen-
nadius gegen das Ende des Jahrhunderts nicht ohne Irrtümer,
aber mit Freimut verfaßte.
1. Des Arnobius Commentarius in psalmos (einzige Ha. Vati c an o-
Palat. 160 s. X, ARsiffebschkid, bibl. patr. lat. 1, 201) ist gewidmet I^ontio
et Eustico episcopis, die um J. 460 fallen. Außerdem Arnobii catholici et
76*
1204 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
Serapionis conflictus de deo trino et uno etc., in Form einer Verhandlung
vor einem Schiedsgericht (Arnobius a parte sedis apostolicae defensor, Se-
rapion a synedrio Aegyptiorum alter cator, iudices a parte cathöliea Dedus
Constantius et a parte Aegyptiorum Ammonius). Dieser conflictus kann
wegen seiner augustinischen Tendenz wohl nicht von Arnobius sein (nach
einigen von Vigilius, 8. A. 11). Abdruck zB. bei Migne 63, 238. Wichtig
ein cod. Barber. s. IX, s. AReifferscheid aO. 1, 155. Vgl. Hist. litt, de la
France 2, 342.
2. (Gennad.) vir. ill. 86 Caesar ius (§ 468, 9), Arelatensis urbis epi-
scopus (seit J. 502), . . scripsit egregia et grata et valde monachis necessaria
opuscula. de graiia quoque et libero arbürio edidit testimonia (nicht erhalten).
. . quod opus etiam papa Felix per suam epistolam roboraoit et in latius
promulgavit (vgl. BKbusch in Lütjohann's Sidon. p. liv). floruit hie . . Ana-
stasio remp. administrante (J. 491 — 518). Er starb im J. 642. VgL Greg.
Tue. hist. Franc. 9, 39. Von ihm auch eine Nonnenregel (regula ad vir-
gines) ums J. 613. Diese und seine Predigten ed. Stsph. Baluzius (Par.
1659), und zB. bei Migne B. 67. Eine in einem Einsidl. s. VIII erhaltene
ErmahnuDgsrede an das Volk veröffentlicht und weist dem Caesarius zu
CPCASPABr, hirchenhistor. Anecdd. 1 (Christian. 1883), 213. — Hist. litt, de
la France 3, 190. Ebbet aO. la, 472.
3. (Gennad.) vir. ill. 96 Cerealis episcopus natione Afer, . . fidem
cafhölicam, . . copiosis tarn veteris quam novi testamenti indieiis approbavit
et libello edidit (gedruckt zB. bei Miqne 68, 757).
4. (Gennad.) ill. 97 Eugenius, Carfhaginis . . episcopus et confessor
publicus, admonitus ab Hunerico Vandalorum rege catholicae fidei expositionem
et maxime verbi homousii proprietatem disserere (J. 484) . . composuit librum
fidei (zB. bei Migne 58, 219). . . iam vero asportandus pro fidelis linguae
remuneratione in exüium epistolas velut commonitorias fidei . . dereliquü
(zß. bei Miqne 58, 770). altercationes quoque quas cum Arianorum prae-
sulibus per intemuntios habuit conscripsit et relegendas per maiorem domus
Hunerico transmisit. similiter et preces pro quiete christianorum eidem velut
apologias obtülit. vivere adhuc . . dieitur. Er starb J. 505. Vgl. Gbeo.
Tue. hist. Franc. 2, 3. mirac. 1, 58.
5. (Gennad.) ill. 94 Oelasius, urbis Romas episcopus (J. 492—496),
scripsit adversus Eutychen et Nesiorium grande et praeclarum Volumen et
traetatus diversarum scripturarum et sacramentorum elimato sermone, et ad-
versus Fetrum et Acacium scripsit epistolas. . . fecit et hymnos in similitu-
dinem Ambrosii episcopi. obiit sub Anastasio Aug. Abdruck des Erhaltenen
(worunter auch de luperedlium intermissione) in den Conciliensammlungen,
und zB. bei Mignk ß. 59. Von besonderer Wichtigkeit, auch für die
Literaturgeschichte, ist das Dekret des Gelasius (J. 496) de libris reeipiendis
et non reeipiendis, d. i. Aufzählung der canonischen, empfehlenswerten,
apokryphen und verbotenen Bücher, zB. in Mansi's coli, concil. 8, 150; bei
Migne 59, 162; vgl darüber FAbevalo in s. Sedulius-Ausg. (§ 473, 7) und
AThiel, de decretali Gelasii de reeip. et non rec. libris usw., Braunsb. 1866.
KJHbfele, Conciliengesch. 2, 620. JBRossi, inscr. Christ. 1, 404. — Der Brief
(vom J. 494) des Gelasius an Rusticus, Bischof von Lyon, beginnend Inter
§ 469 Arnobius iun. Gelasius u. a. 1205
ingruentium, bei Thiel epp. pontif. 1, 358 ist eine moderne Fälschung (EHavet).
— Schreiben seiner Vorgänger, der Päpste Hilarius (J. 461—467), Simpliciua
(J. 467—483), Felix III (J. 483—492), bei AThiel, epistolae pontificum etc. I
Braunsb. 1868 (die Briefe von Hilarius bis Hormisdas J. 461—523), bei
Mione B. 58. SLöwbnfeld, epp. pontificum rom. ineditae (vom J. 494—1198),
Lpz. 1885. — ABoüx, le pape Gölase I (492—496), ätude sur sa vie et ses
e'crits, Bordeaux 1880.
6. (Gennad.) ill. 95 (Antonius) Honoratus, Constantinae (Africae civi-
tatis) episcopus, scripsit ad Arcadium quendam qui pro confessione fidei
catholicae in partibus Africae e Genserico rege missus exulabat epistolam . .
hortatoriam. In Mionb's patrol. 50, 567.
7. (Gennad.) ill. 99 Honoratus, Massüiensis ecclesiae episcopus, vir
eloquens et dbsque ullo linguae impedimento ex tempore in ecclesia declamator
• . in homüiarum modum . . multa composuit. Auch war er als Reiseprediger
tätig. . . sanctus quoque papa Gelasius (A. 5) per scripturam agnoscens eius
fidei integritatem rescripto suo probatam iudieavit sanctorum quoque patrum
vitas . . eoaptat ipse legendas, praecipue nuiritoris sui HiJarii (§ 457, 7).
litanias ad supplicandam dei clementiam cum plebe sibi credita pro viribus
agit (f J. 429). Gedruckt ist jene vita Hilarii zB. in Migne's patrol. 50, 1220.
Vgl. Ebbet, LdMA. I1, 460.
8. Gennad. vir. ill. 40 Maximus, Taurinensis ecclesiae episcopus (was
er J. 461 und 465 noch war), moritur Honorio et Theodosio iun. regnan-
tibus. Von ihm haben wir 118 homiliae, 116 sermones und sechs tractatus
(bes. de baptismo, contra paganos, contra Iudaeos). Ausg. von BBruni,
Rom 1784 und bei Migne B. 57. Vielleicht sind von ihm auch die mit
Benutzung von Ambrosius de mysterüs (§ 433, 3) geschriebenen libri VI de
sacramentis.
9. (Gennad.) ill. 98 Pomerius natione Maurus, in Gallia presbyter
ordinatus, interrogantibus lüliano episcopo et Vero presbytero diakcticorum
viore respondens arte diaUctica . . composuit De natura animae et qualitate
eius et De resurrectione . . libros VIII (gedruckt zB. bei Mione 69, 416).
. . memini legisse me olim eius dictatum ad quendam nomine Principium de
contemptu mundi ac rerum transiturarum horiatorium et alium De vitiis et
virtutibus praetitulatum. scripsisse dicitur et alia et adhuc scribere, quae
ad meam notüiam non venerunt. vivü usque hodie. Cypbian. in vita Cae-
sarii: Pomerius, professione rhetor, Afer gener», quem . *carum grammaticae
artis doctrina reddebat. Bei Ibid. ill. 12 heißt er Iulianus cognomento Po-
merius. An ihn schreiben Rubicius epp. 1, 17. 2, 10 und Ennodiub epp.
2, 6. Lehrer des Gaesarius (A. 2). Hist. litt, de la France 2, 665.
10. Salonius, Sohn des Eucherius (§ 457, 6), Verfasser einer Ex-
positio mystica zu den Sprüchen Salomo's in dialogischer Form (zB. bei
Mignk 53, 967) und einer ganz ähnlichen zum Prediger Salomo (ebd. 993).
Ein Brief von ihm, Ceretius und Veranius an Leo M. bei Mione 54, 887.
Briefe und Schriften des Salvianus an ihn, s. § 465, 1 — 3; ebenso von
Sidonius epp. 7, 15.
11. Vigilius, Bischof von Thapsus (Afrika), J. 484 verbannt; Verf.
von Adver sus Nestorium et Eutychcm libri V pro defensione synodi Chalce-
1206 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert Zweite Hälfte.
donensis. Unter dem Namen des- Athanasius erschien seine Altercatio ad-
versus Arium. Bestritten ist die Urheberschaft der libri XII de trinitate.
Abdruck in ChiffletV Ausg. des Victor Vit. (Divion. 1664), bei Miomb 62,93.
Vigilius schrieb auch unter dem Namen des Ambrosius und Augustinus;
wahrscheinlich von ihm ist die Altercatio Augustini cum Pascentio (bei
Miqnb 33, 1156) und Contra Felicianum Arianum (ebd. 48, 1167). 8. A. 1.
12. Gbnnad. vir. ill. 100 ego Gennadius, Massiliae presbyter, scripsi
advcrsus omnes haereses libros VIII et adversus Nestorium libros VI et
adversus Eutychen libros VI et adversus Pelagium libros III et tractatus
de mille annis et de apocalypsi b. Iohannis et hoc opus et epütulam de fide
mea missam (so der cod. Veron., s. Rkiffbrscheid , bibl. patr. lat. 1, 91) ad
b. Gelasium (A. 6), wrbis Romae episcopum. Diese 'epistula de fide mea'
pflegt man in der pseudoaugustinischen Schrift de ecclesiasticis dogmatibus
bei Miünk 58, 979 zu finden (eine von der gedruckten ganz abweichende
Fassung dieser Schrift in einem cod. Sessor. s. IX/X, s. AReifferscheid,
aO. 1, 137). Juugmann bezieht darauf ein Glaubensbekenntnis, das in den
Monac. 14461. 68, beide s. IX die Überschrift hat: Gennadius Massiliensis
tps de fide disputans inter cetera dixit, gedr. bei EJumgmann aO. 23 und
CPCaspabi, Anecdd. 1, 301. Vgl. KSittl, JB. 1888 3, 246). — Vgl. noch
vir. ill. 72 extr.: hunc ipsum libellum (Timothei ad Leonem imp.) noscendi
gratia ego rogatus a fratribus in latinum transtuli. Die vir. ill. führt
Gennadius bis zu seinen Zeitgenossen herab: das Buch ist aber besonders
am Schluß (vgl. zB. die oben A. 2—7. 9 angeführten Artikel), von fremder
Hand durch Zusätze vermehrt. Ob die Schrift auch durch Ausfall einzelner
vitae gelitten hat? § 472, 2 A. Jlhgmakn aO. JHukmeb, de Sedulio 18.
Die Schrift ist in den Hss. (darüber § 434, 11) verbunden mit der gleich-
namigen Schrift des Hieronymus (s. ebd.), eine Verbindung die schon durch
Cassiodob, inst. div. litt. 17 bezeugt ist. Überschrift ijn cod. Veron. s. VW:
ExpUcit de illustribus viris S. Hieronymi pnsbyteri. Incipit Gennadii pres-
byter i Massiliensis idem virorum Mustrium, quos beatum Hieronymum se-
quens commemorat. Kritisches: WGemoll, JJ. 127, 866. — Ausgaben an
dem Werke des Hieronymus (zB. ed. Vallars. 2, 2, 967), von SECypriancs
(Jena 1703), bei Migne 58, 1053, von WHbrdinq (s. § 434, 11) und sonst.
Später fortgesetzt von Isidorus (§ 496, 5). Alle diese zusammen (mit deren
mittelalterlichen Fortsetzungen) in den Schriften De illustribus ecclesiae
scriptoribus von Sijffbidub Petrus (Colon. 1680) und von AMibaeus (Antv.
1639), sowie in JAFabricius1 Biblioth. ecclesiastica (Hamb. 1718). Hist.
litt, de la France 2, 632. AEbert, LdMA. 1', 447. E Jungmann, quaestt.
Gennadianae, Lps. 1881.
470. Geschichtliche Arbeiten aus der zweiten Hälfte des
fünften Jahrhunderts sind des Victor Yitensis Darstellung der
Verfolgung der orthodoxen Kirche durch die arianischen Van-
dalen in drei Büchern, und die Chronik des Spaniers Idacius
(eigentlich Hydatius, um 395—470), welche die Jahre 379—468
umfaßt und namentlich für die Geschichte seiner Heimat eine
Quelle von hohem Werte ist. Ein Verzeichnis der Consuln vom
§ 469 Gennadius. § 470 Victor. 1207
Beginne der Republik bis ins J. 468 n. Chr. ist vielleicht auch
von Idacias zusammengestellt worden. Aus derselben Zeit ist des
Victorius Ostertafel, in Fortsetzung der Chrooik des Prosper.
1. Titel: Historia persecuüonis Africanae provinciae temporibus Geiserici
et Hunirici regum Wandalorum scribente sancto Victore episcopo patria
Vitensi (in der prov. Byzacena). Ans dem von Petschenio, Wiener SBer.
96, 727, mit Unrecht verdächtigten Vorwort : ego iubentis imperio oboedientiae
cervieem submittens quae obvenerunt in partibus Africae debacchantibus
Arianis sensim breviterque indicare temptabo. Zeitbestimmung 1, 1 sexa-
gensimus nunc, ut darum est, agitur annus ex eo quo populus ille erudelis
ac saevus Wandalicae gentis Africae miserabilis attigit fines (J. 427 + 59
= 486). B. 1 enthalt die Verfolgungen durch Geiserich (f 477), B. 2 und 3
die durch dessen Sohn und Nachfolger Hunerich (J. 477 bis Ende 484); am
Ende von B. 2 ist zugefügt das dem letzteren überreichte Glaubens-
bekenntnis (liber fidei catholicae) der orthodoxen Bischöfe (s. § 469, 4).
Falsch ist die alte Einteilung in fünf Bücher. Die Erzählung ist, unter
dem frischen Eindrucke des Selbsterlebten, einseitig und grell gehalten,
die Darstellung ungebildet (s. die indices verborum et locutionum in Halm's
und Pexschenio's Ausgg., letzteren auch Wiener SBer. 96, 674). FPapencordt,
Gesch. der vandal. Herrschaft in Afrika (Berl. 1837) 866. AEbert, LdMA.
1', 454. AAüLEß in d. hist. ünterss. für ASchäfer, Bonn 1882, 268. WPötzsch,
Vict. v. Vita u. d. Kirchenverfolgung im Vandalenreich, Dübeln 1887.
2. Über die Handschriften (bes. Bamb., Vind. 988, beide s. X,
Vind. 408 s. XI, Laud. s. IX) s. Halm u. Petschenio vor ihren Ausgg.,
diesen auch Wien. SBer. 96, 637. — Ed. princ. (von IPbtit) Par. um 1600.
Dann Ausgg. von BRhknanus, Bas. 1635. cum notis PFChipflbtii (mit
Vigil. Thaps.), Divion. 1664. c. n. et obss. ThRuinabt, Par. 1694. Ven. 1782.
Bei Mionb 68, 180. Bes. rec. CHalm, Berl. 1879 (in den Monum. Germ.
Auctt. antiquiss. 3, 1) und rec. MPbtscheniq, Wien 1881 (im Corp. scriptt.
eccles. lat. B. 7). — Übersetzt von MZink, Bamb. 1883.
3. Auf die persecutio wandalica folgt in den Hss. (bei Halm p. 59,
bei Petschenio p. 108) eine passio beatissimorum (nämlich sieben) martyrum
qui apad Cartliaginem passi sunt sub impio rege Hunirico die VI non.
Iulias (J. 483), welche nach Inhalt und Sprache aus derselben Zeit, vielleicht
auch von Victor, herrührt (Bedenken dagegen bei Petschenio, Wiener SBer.
96, 717). Dasselbe Martyrium wird von Victor hist. persec. 3, 41 er-
wähnt. Ebbet aO. 468. — In dem unvollständigen Laudun. s. IX (A. 2)
welcher nur den liber fidei catholicae (A. 1) enthält folgt auf diesen (p. 63
Halm, p. 117 Petbcu.) die sog. Notitia provinciarum et civitatum Africae,
db. nomina episcoporum catholicorum diversarum provinciarum qui Carthagine
(am 1. Febr. 484, vgl. Victob 2, 52) ex praecepto regdli venerunt pro reddenda
ratione fidei.
4. Idac. praef. : Id actus, provinciae GaUaeciae natus in Lemica citri-
tote (Lamego), . . summt praesul creatus officii (vgl. c. 4 capto Idacio epi-
scopo VII kal. aug. — des J. 468 — in Aquaeflatriensi eccUsia), . . perexiguum
informatus studio saeculari, . . sanctorum erudüissimorum patrum in prae-
1208 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
cedenti opere suo . . ostensum ab his secutus exemplar. quorum primus
Eusebius etc. post hunc Hieronymus presbyter etc. quem quodam tempore
propriae peregrinationis (in Palästina, um J. 407) . . adhuc infantulus vidisse
me certus sum. . . partim ex studio scriptorum, partim ex certo äliquantorum
relatu, partim ex cognüione quam iam lacrimdbüe propriae vitae tempus
ostendit quae subsequuntur adiecimus. . . ab anno primo Theodosii Aug. in
annum III Valentiniani Aug., Placidiae reginae fUii, . . a nobis conscripta
sunt studio vel ex scriptorum stüo vel ex relationibus indicantum. exin im-
merito allectus ad episcopatus officium (J. 427) . . subdidimus (das Selbst-
erlebte : darin besteht der Wert der Chronik), posteris in temporibus quibus
offenderint reliquimus consummanda. Sichtlich bemüht sich der Verf. die
Wahrheit zu sagen. Anordnung nach den Kaisern. Vgl. FPapexcobdt,
Gesch. d. vandal. Herrschaft (1837) 862. HHbbtzbbbg, d. Hist. des Isid.
(1874) 52. AEbbet aO. I9, 443. OHoldeb-Eggeb, NArchfadGesch. 1, 334.
KCiohobiuJT Lpz. Studd. 9, 189. OSeeck, JJ. 139, 608.
5. Handschrift im Besitze Sibkond's (jetzt in Berlin, Herrn. 24, 401),
danach von diesem herausgeg. Par. 1619; auch in s. Opp. (Par. 1696 2, 291.
Venet. 1718 2, 228); von Bodquet (recueil des hist. de la France 1, 612),
Flobez (Esp. sagr. 4, 846), Roncalli (vetust. lait. scr. chron. 2, 837). Auch
bei Miqhe, patrol. 51, 878. Idatii chronicon . . illustr. a JMGabzoh, ed.
FXdeRam, Brüssel 1846.
6. Das von Sirmond dem Idacius zugeschriebene Consulverzeichnis
streut auch geschichtliche Nachrichten ein, anfangs spärlich, in den letzten
zwei Jahrhunderten häufiger. Mit Idacius hat es sicher die Zeit gemein,
sowie die handschriftliche Oberlieferung. Ausgaben von Sibmond und Ro.v
calu (s. A. 6), in Gbaevius' Thesaur/ antiqq. rom. 11, 246. Micke 61, 891
u. sonst. GEaufmann, Phil. 34, 244. 294. 42, 471. OHoldeb-Eggeb aO. 2, 69.
7. Ein Consulverzeichnis aus dem Ende des Jahrh., vom J. 439 zuerst
bis 486 geschrieben und dann nachträglich bis zum J. 494 fortgeführt, in
der Kapitelsbibliothek zu Verona; s. Mohhsen, röm. Forsch. 2, 86.
8. Gen n ad. vir. ill. 88 Victorius, homo natione Aquitanus (aus Li-
moges?), calculator scrupulosus (vgl. Victorii calculus ex cod. vatic. ed.
GFbibdleim , Rom 1872 [bull, di bibliogr. delle scienze matem. Bd. 4] und
darüber WChbist, Münch. SBer. 1863 1, 100. FHultsch, metrol. rom. 24. 87).
invitatus a 8. Hilario urbis Bomae episcopo composuit paschalem cursum . •
et protendit annorum seriem usque ad a. DXXXII. Er verfaßte seine Oster-
tafel (canon paschalis) J. 457 , indem er das Frühere aus der Chronik des
Prosper entnahm, mit allerlei Auslassungen und Änderungen (Mohuseh,
Caesiodor 565. 660) und unter Vorausbestimmung der Osterfeste für die
nächsten 102 Jahre. Vgl. § 460, 3. Sirmond wollte ihn mit dem besonders
als Dichter bei Sidon. epp. 5, 21 Genannten (§ 466, 18) vereinigen. AeBccheb,
de doctrina temporam comm. in Vict. Aq. canonem pasch., Antw. 1633
(1664). Hist. litt, de la France 2, 424. Vgl. Mommsen aO. 677. 690. GOppkbt,
JJ. 91, 817. Zu den Hss. des can. pasch, vgl. GKadfmänn, Phil. 34, 385.
AReiffkbschbid, bibl. patr. lat. 2, 98. Ober die Einleitungsbriefe vor dem
can. pasch, s. BKhusch, NArch. f. alt. d. Gesch. 4, 169. Über eine Hs. des
^icturius' (Goth. 76 s. Vll) s. BKbusch, ebd. 9, 269.
§ 470 Idacius u. a. § 471 Dares. 1209
9. Ein Abriß der Weltgeschichte bis J. 452 aus einer Berner Ha. des
Orosius bei Pallmann, Gesch. der Völkerwanderung 1, 504. — Gbegob. Tür.
hist. Franc. 2, 8 quid de Actio . . Renati Frigiredi narrat historia. . .
cum in duodecitno historiarum libro rtftrat . . adieü. Vgl. ebd. 9 Benatus
Profuturus Frigiretus cum Motnam reftrt a GotJiis captam atqut subversam,
ait (der Name Frig. weist auf westgotische Herkunft; KSchirren, de Iord.
et Cassiod. 7 hält ihn für den Profuturus, Bischof von Bracara, an welchen
Papst Vigilius im J. 538 schreibt, Jafpk, reg. 9nr. 907). Beide Male folgen
längere Anführungen. Ebenda führt Gregor einige Stellen an aus der
Historia (B. 3 und 4) eines Sulpicius Alexander. Nach den Citaten hatten
beide Geschichtewerke Ähnlichkeit mit der Art und Weise des Ammianus
Marcellinus.
471« Die Geschichte der Zerstörung Trojas von dem an-
geblichen Phrygier Dares gehört nach Einkleidung wie Aus-
fahrung zu der Schwindelliteratur. Dieselbe hat dem Mittel-
alter Torzugsweise Stoff zu seinen trojanischen Rittergeschichten
geliefert.
1. Wie bei Diktys (§ 423) ist es auch bei Dares zweifelhaft ob die
Torliegende lateinische Schrift das Original sei oder eine Übersetzung, bzw.
(richtiger) eine freie Bearbeitung eines griechischen Originals. Auch hier
entscheidet man sich jetzt gewöhnlich, ohne durchschlagende Gründe, für
ein lateinisches Original. Der Name Dares ist entlehnt aus llias E 9 tjv
de xig iv Todtaoi ddoi\g dcpvetog dfivpcov Coevg KH(paCaxoto %xl. (vgl. auch
Vbbo. Aen. 6, 369). Vgl. Ptolbhabos Chehnos (um J. 70—100 n. Chr.) bei
Phot. bibl. cod. 120 'Avtinaxoog di cpr\aw b 'Axdv&iog (einer der vielen von
Ptol. Chenn. erdichteten Schriftsteller, RHbrcheb, JJ. Suppl. 1, 269) dd$r\xa
noo 'OprJQOv yodipavxcc trjv 'iXiddcc pvriiiova yevso&ai "Enxooog inso xov pq
dveXsiv ndtQomXov ixetioov 'A%iXXi(og. Auf Ptol. Chenn. beruht auch die
Angabe des Edstath. z. Odyss. p. 1697 9Avxinuxqog dh 6 'Axdv&tog <prjot
xai tat "Exro^i ddorjza ÜQvya do&rjvai nvijfiovcc pr\ dvsXetv (ptXov xov *A%iX-
Xicog 'AnoXXcavog xov Gvpßquiov xovxo ZQTjOccvzog. xov dh avxopoXr\auvxa
bit 'Odvaciatg dvaios&rivcu. Möglicherweise hat die Stelle des Ptolem.
Chenn. erst die Veranlassung gegeben das griechische Original des sogen.
Dares zu schmieden. Vgl. Ablian (ums J. 170 n. Chr.) var. hist. 11, 2 xai
xov Qovya Sh ddoTjxcc, ov Qovylav 'iXcuöa ixt xal vvv dnoGmiop&vriv olScc,
itob 'Opifcot* xai xovxov yevio&at Xiyovat.
2. Der Verfasser der lateinischen historia de excidio Troiae nimmt die
Maske des Cornelias Nepos vor, welchen er — bezeichnend für seine Ge-
schichtskenntnis — seine Übersetzung dem Sallustius Crispus widmen läßt.
Er sagt im prologus; Cum multa ago Athenis curiose, invtni historiam
Baretts Phrygii, ipsius manu scriptam, ut titülus indicat, quam de Graecis
et Troianis tnemoriae mandavit. quam ego summo amore complexus continuo
transtuii. cui nihil adiciendum vtl deminutndum rei formandae causa putavi:
alioqui mea posset videri. Optimum ergo duxi ut ita ut fuit vere et simpli-
citer per scripta sie eam ad verbum in latinitatem transverterem , ut legentes
cognoscere posstnt quomodo res gestae essent quas Dares Phrygius mtmoriae
1210 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
commendavit, qui per ipsum tempus vixit dum Graeci Troianos dbpugnarent.
minime Homer o credendum. . . de qua re Athenis iudicium fuit, cum pro
insano haberetur quod (und diese Begründung verrät den Christen) deos
cum hominibus belligerasse descripserit Um den Homer und die darauf
ruhende Überlieferung zu übertrumpfen wird die Sage in tollster Weise
verändert. Der lat. Bearbeiter schrieb vor Isidor (s. A. 4), etwa im fünften
Jahrh., worauf die Sprache hinweist (s. den Index latinitatis in Mbistkh's
Ausg. p. 56) und der einförmige trockene Ton wie die kümmerliche Stili-
sierung in lauter kurzen Sätzchen.
3. Der Verf. behauptet Teilnehmer und Augenzeuge des Kriegs gewesen
zu sein und hat damit im Mittelalter großen Eindruck gemacht. Vgl. c. 12
Dar es Phrygius, qui hanc historiam conscripsit, ait se müitasse usque dum
Troia capto, est hos se vidisse etc. 44 hactenus Bares Phr. litteris mandavit.
G Paris (rev. crit. 1874, 289 und Romania 1874, s. u. A. 4) sieht darin,
sowie in der Stilisierung (mit G Körtino) einen Beweis daß das Erhaltene
der Auszug aus einer ausführlicheren Bearbeitung sei, in welcher Dares in
der ersten Person redete. Am Schlüsse berechnet der Verf die Zahl der
beiderseits Gefallenen (sicut acta diurna indicant quae Dares descripsit),
auf 676000 Trojaner, aber auf 886 000 Griechen. Denn wie Diktys den
Griechen, so ist Dares den Trojanern günstig: dies diente ihm im
Mittelalter, das unter VirgiTs Einflüsse stand, nur zur Empfehlung. Das
hölzerne Pferd ist rationalistisch in einen am skäischen Tore gemalten
Pferdekopf (c. 40, vgl. Serv. Aon. 2, 16) verwandelt. Daß der Verf. des
excid. Troiae lateinische Quellen benutzt habe ist bis jetzt nicht erwiesen,
wohl aber zeigt die überraschende Ähnlichkeit welche sich in den Schilde-
rungen der homerischen Helden bei Dares mit solchen bei Malalas findet
daß dieselben aus einer griechischen physiognomiechen Quelle stammen
(vgl. Isaac Porphyrog. an Hinck's Polemo p. 80. Tzbtz. poath. 654 u. Ö.).
— Im allg. CWaoeneb, Phil. 88, 97. HHaupt, ebd. 40, 107.
4. Isidor kennt die lateinische Fassung bereits und schenkt der Er-
dichtung Glauben, orig. 1, 41 historiam primus apud nos Moyses . . con-
scripsit; apud gentiles vero primus Dares Phr. de Graecis et Troianis histo-
riam edidit, quam in föliis palmarum (eine -ungenaue Erinnerung und
Verwechslung mit den libri ex philyra, bez. den tiliae bei Dictys praef. u.
prol.) ab eo consoriptam esse ferunt. post Daretem autem in Giaecia Hero-
dotus primus historiographus habitus est Dem Mittelalter lag Dares ledig-
lich in seiner jetzigen Gestalt, nicht etwa in einer ausführlicheren Fassung
vor. S. über die zahlreichen mittelalterlichen Bearbeitungen HDunobb, die
Sage vom troj. Krieg usw. (A. 5) 23 ; JJ. 107, 666. 113,' 649. FMeisteb,
über Dares 25 und vor s. Ausg. p. zvui. AJolt, Ben oft de Sainte-More et
le roman de Troie, Par. 1870. 71 II. RJäckrl, Dares Phr. u. Benoit de
S.-M., Beri. 1876. — Auch eine historia Daretis Frigii de origine Franeo-
rum (worin die Schrift de excidio Troiae benutzt ist; die Franken wollten
von den Trojanern abstammen) findet sich als Einschiebsel in Hss. des
Fredegar, veröffentlicht durch GPabis, Romania 1874, 129 und im Fredegar
von Kbusch p. 194. Vgl. BKbusch, NArch. f. alt. d. Gesch. 7, 612.
6. Handschriften: Paris. 7906 s. IX und Bamb., Bern., Leid., Monac,
alle s. X; FMeisteb, über Dares 1 u. Ausg. praef. p. in. — Ausgaben
§ 471 Dares. § 472 Cledonius, Pompeius u. a. Grammatiker. 1211
meist mit Diktys (§ 423), bes. von Mercieb, Smids und von ADedebich (Bonn
1835 und an 8. Ausg. des Diktys, 1837), am besten von FMeistkk (rec,
Lps. 1873). Kritisches: JScbmid (ZföG. 20, 819) und HDungbb (JJ. 107, 662).
— Ober Dares HDunoeb, die Sage vom trojan. Kriege in den Bearbeitungen
des Mittelalters usw., Dresd. 1869. AJoly (A. 4)> FMeisteb, über Dares v.
Phr., Bresl. 1871. QKöbtino, Diktys u. Dares, Beitr. z. Gesch. der Troja-
sage usw., Halle 1874. CWaqbneb, Phil. 38, 91.
472. Grammatiker ungefähr aus dieser Zeit sind die Er-
klärer der Ars des Donatus, Cledonius aus Rom, Lehrer in
Konstantinopel, und Pompeius aus Mauretanien. Von einem
grammatischen Werke des Galliers Consentius sind zwei Ab-
schnitte, de nomine et verbo et de barbarismis et nietaplasmis,
gleichfalls auf uns gekommen; ebenso von dem grammaticus
urbis Romae Phocas eine Ars de nomine et verbo und eine
vita Vergilii in Hexametern. Auch der Lehrer des Priscianus,
Theoctistus, sowie wohl der Glossograph PJacidus gehörten dieser
Zeit an.
1. Die fArs Cledonii romani senatoris, Constantinopolitani gram-
matici' (in Keil's GL. 6, 9), erhalten durch einen stark verwirrten und
verdorbenen Bern. 380 s. VI, bildet eine fortlaufende Erläuterung zu Donatus,
geschöpft aus den in den Schulen üblichen Quellen (zB. Virgilcommentaren),
denselben welche auch in den ausführlicheren Werken von Sergius (§ 409, 2)
und Pompeius (s. A. 2) benützt sind (genannt werden Varro, Plinius, Probus,
Terentianus, Sabinus), und enthält neben dem Gewöhnlichen auch einige
gewähltere Bemerkungen. Entstehung aus Schulvortragen; vgl. p. 14, 4
quodam tempore, dum Ars in Capüölxo die competenti tractaretur, unus e
ßorentibus discipulis Iöhannes a grammatico venia postulata . . sciscitatus
est etc. Voraus geht an einen unbekannten Adressaten eine gezierte Wid-
mung. Cledonius (Klrjdcvtog) wird von keinem anderen Schriftsteller er-
wähnt. FOsakn, Beiträge 2, 814. Keil aO. p. 3.
2. Pompe i commentum Artig Donati, zuerst herausgg. von Lindemann
(Lps. 1820), jetzt in Keil's GL. 5, 95. Über die Hss. s. Keil aO. 83. Der
Charakter als Schulbuch ist stark ausgeprägt (durch Fragen, Anreden u. dgl.).
Der Stoff wird mit ermüdender Weitschweifigkeit behandelt und vom nie-
drigsten Standpunkt. Doch hat P. manches Brauchbare aus seinen Quellen
bewahrt. Benützt ist hauptsächlich Donat's ausführlichere Ars und des
Servius Corhmentar zu Donat in seiner ursprünglichen Fassung, mit willkür-
lichen Umänderungen. Genannt werden besonders häufig Probus und Plinius ;
außerdem Claudius Sacerdos, Caper, Iuba, Terentianus, und viele ältere
(Lucilius, Cato, Varro, Caesar, Verrius Fl accus u. a.), diese ohne Zweifel
nur aus späteren Quellen. Der zweimal 209, 5. 211, 8 angeführte Astyagius
ist sonst unbekannt. Als Maurus bezeichnet sich Pomp. p. 205, 5; vgl.
p. 287, 5. Im Mittelalter wurde sein Buch neben Priscian, DonatuB und
Servius besonders häufig benützt und angeführt, erstmals durch Iulianus
von Tolbdo (§ 496, 7) GL. 5, 317, 13. 819, 23 und Baeda ebd. 7, 228, 26.
1212 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
231, 21. Auch Auszüge daraus sind erhalten (s. Keil aO. 88). Osash,
Beitr. 2, 311. Gräfenhan, Gesch. d. class. Phil. 4, 108. Kkil aO. 89, vgL
dessen Prorectoratsprogramm von Erlangen 1868, p. 3.
3. Ars Con sentit v. e. de duabus partibus orationis, nomine et verbo.
Ars Gonsentii v. c. de barbarismis et metaplasmis (GL. 5, 386). Einzige voll-
ständige Hs. Monac. 14666 s. X. Nach der Auswahl seiner Beispiele von
Ortsnamen ist der Verf. sicher aus Gallien (FOsann, Beitr. 2, 346), und
gehört daher wohl zu der Familie des dichterischen Freundes von Sidonius,
Consentius in Narbo (§ 466, 5). Aber daß er e*ine Person mit ihm sei ist
nicht festzustellen (HKkil zu GL. 5, 338). Verweisungen auf nicht erhaltene
frühere (p. 353, 17. 398, 36 f. 399, 30) und spätere (p. 377, 26. 393, 30 ff.)
Teile des Werkes machen glaublich daß die zwei Schriften zufällig gerettete
Überreste einer vollständigen Grammatik sind. Vorgänger nennt Consentius
selten bei Namen; doch finden sich die von Varro, Probus, (Arruntius)
Celsus, Palaemo, Pansa (FLeo, Herrn. 24, 294) und Asper. Die ausgedehnte,
aber nicht auf unmittelbare Benützung führende Obereinstimmung mit Do-
natus, Charisius und Diomedes macht glaublich daß Cons. aus den gleichen
Quellen wie diese geschöpft hat, also aus Palaemo, Probus und Cominianus.
Keil aO. 334.
4. Doppeltes Vorwort der Ars des Phocas (GL. 5, 410), in gebundener
Form und in Prosa. Aus letzterem: praecipue discipulis nostris . . nominum
regulas et verborum in unum congessi. . . quo in apere nihil mihi sumam
nee a me novi quidquam repertum adfirmabo. multa namque ex multorum
tfbris decerpta concinna brevitate eonclusi. Geschöpft ist das Schriftchen aus
denselben Quellen wie Charisius, hauptsächlich wohl aus Palaemon und
(den Catholica des) Probus. Angeführt wird Ph. schon von Pbisclah (GL. 2,
516, 16) und Cassiodor GL. 7, 146, 21. 214, 25 (inst. div. 30). Viele und
alte Hss. der ars (älteste Paris. 7530 s. VIII), 8. Keil GL. 5, 405. — Außer-
dem (durch Paris. 8093 s. IX) eine vita Vergilii a Phoca grammatico urbis
Romae versibus edita (s. § 224, 1, b) ganz aus Donat geschöpft. Dieselbe
ist in Hexametern (mit einer Vorrede in sapphischem Maß) abgefaßt, am
Ende nicht vollständig, abgedruckt in Rbiffbbscheid's Sueton p. 68. 403.
AL. 671 PLM. 5, 85 j vgl. MHacpt, op. 3, 335.
5. Den Namen des Phocas trägt auch ein nur in Hss. s. XV erhaltener
Aufsatz de aspiratione (GL. 5, 439), höchst wahrscheinlich eine Zu-
sammenstellung aus neuerer Zeit, s. Keil aO. 409. Ober zwei Venediger
Hss. JStowassbb, Wien. Studd. 7, 164.
6. Adamantii sive Martyrii (Sardiani grammatici, s. GL. 7, 178, 14)
de ß muta et v vocali ist durch Abschriften alter Hss. aus Bobbio und
Venedig erhalten, zuerst herausgg. von HKkil in zwei Progr., Halle 1878
und jetzt GL. 7, 165. Das Büchlein versucht eine Gebietsabgrenzung der
beiden damals schon vielfältig in der Aussprache zusammengeflossenen
Laute und ist deshalb sprachgeschichtlich nicht unwichtig. Die Angabe
eines zwiefachen Verf. erklärt sich durch das Vorwort des Martvrius: . • •
placet hoc commentario nostro aeeeptü seminibus ab Adamantio, patre vuo,
qui sanetissimo gravissimoque iudicio auetor doctorque elocuUonis latinac
Visus est non futilis, quantum natura tninistravit exponere duorum gratia.
Ein ausführlicher Auszug dieser Schrift findet sich bei Cassiod. de orthogr. 6
§ 472 Consentius, Phocas u. a. Grammatiker. 1213
(gleichfalls in GL. 7, 167). Über die Reste alter lat.-griecbischer Glossare
(ähnlich denen des Philoxenus, § 42, 7) bei Martyrius s. FBücheler, BhM.
35, 69. Außer der genannten Schrift fahrt Cassiodor noch andere ver-
lorene des Adamantius Martyrius an (so nennt ihn Cass. irrtümlich hier
und QL. 7, 147, 8), divin. lect. 30 p. 526 Gar. (abgedr. auch GL. 7, 212, 26):
orthographos antiquos id est . . Curtium Vdlerianum . . Ädamantium Mar-
tyrium de v et 6, eiusdem de primis mediis atque Ultimi* syllabis, eiusdem
de b littera trifariam in nomine posita. Vgl. Kbil's GL. 7, 36. FBücheler,
BhM. 37, 330. — Auszüge aus jenes Valerianus orthographischem Werk
(vgl. Symm. ep. 8, 69?) bei Cassiodob de orthogr. 3 (in Keil's GL. 7, 155, 23.
147, 6).
7. Glossae Luctatii Placidi grammatici. Diese mit lateinischer Erklä-
rung versehenen Glossen enthalten Vortreffliches aus dem Altlatein, besonders
(nicht ausschließlich, wie die Aufschrift des cod. Corsianus glossae in Plauti
comoedias glauben machen will) aus Plan tos, dann auch aus Lucilius usw.
(Losws, prodrom. 254. 293. Bitschl, op. 3, 55. HA Koch, BhM. 26, 549).
Die vorhandenen (jungen) Hss. der gl. Pacidi bieten diese einerseits mannig-
fach verkürzt, anderseits durch mancherlei fremde Zusätze vermehrt. Das
durch die Kürzung Weggefallene läßt sich indessen ans dem über glossarum
(§ 42, 8) und einigen anderen Glossensammlungen (zB. im Paris. Suppl. 1298
s. XI und Vatic. 1469 s. X; vgl. GGobtz aO.) einigermaßen ergänzen. Die
gl. Plac. sind herausgegeben von AMai, class. auct. 3, 427. Danach von
BKlotz, Jahn's Arch. 2 (1833), 439. 485. Bes. rec. ADeuebling, Lps. 1875;
dazu Glossae quae Placido non adscribuntur nisi in libro glossarum, rec.
ADeuebliho, Müoch. 1876; ders., JJ. 121, 847. 131, 643; BlfbayrGW. 8,
150. 319. 14, 285. GLoewb, Jen. LZ. 1875, Art. 598; glossae nom. 85.
HKbtthbr, krit. Bern, zu Varro u. lat. Gloae., Halle 1868; zur Krit. der
gl. Plac, Diamb. 1872; Herrn. 6, 165. HHagen, de PL glossis in libri gloss.
codice Bern, obviis, Bern 1879; JB. 1874/75 1, 716. GGoktz, de PI. glossis,
Jena 1886. ThBibt, BhM. 34, 557. FBücheler, BhM. 35, 402. JHOnioks,
journ. of philol. 11, 75. 12, 77. 15, 167. HNettleship, essays 244. WHebabus,
ArchflatLexikogr. 6, 273. Der Zusammensteller dieser Glossen ist wohl
eine Person mit dem Lactantius Placidus, dem Erklärer des Statins (§ 321, 10;
vgl. auch § 249, 2). Angeführt wird Placidus allein von Ibidob. diff. verb. 99
Placidus * conscribere* inquit 'est (eine Stelle welche in unseren Placidus-
Glossen fehlt) usw. Über die wunderliche Ausnutzung von Placidus-Glossen
in einer praefatio des cod. Salmas. s. § 476, 1. Dafür daß PI. ein Christ war
spricht die Wendung (b. v. anelare) saecularis poeta comicus von Plautus.
Zu einem Afrikaner will ihn machen EBähbens, PLM. 4, 29.
8. Pbiscian. GL. 2, 288* 5 quod . . doctissime attendit noster praeceptor
Theoctistus, omnis eloqueniiae decus, cui quidquid in me sit doetrinae
post deum imputo. Vgl. ebd. 3, 281, 24 teste sapientissimo domino et doctore
meo Theoctisto, quod in institutione artis grammaticae docet etc. Cassiod.
divin. lect. 30 (— GL. 7, 213, 1) Theoctistum quoque aliqua de tali arte
(orthogr.) conscripsisse comperimus. Ps.-Acro zu Hör. s. 1, 6, 97 (Barium)
civitas est quae Atbaris dicitur hodieque, ut dixit grammaticus Theoctistus.
Er kann nicht euie Person sein mit dem § 395, 1 erwähnten Thacomestus.
Vgl OHbnsb, de Iuba 125.
1216 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
insigni laude praeferimus. item luvend (§ 408, 4) nihüominus laboriosutn
opus non spernimus, sed miramur. JHübbueb, ZföG. 27, 500; de Sedulio (Wien
1878) 17. Erwähnt wird ferner Sedulius von Cassiodor, Lactantius Placidug
(s. aber § 321, 10), Venantius Fortunatus (carm. 8, 1, 67 Sedulius dulcis,
v. Mart. 1, 15), Isidor (ill. 7) usw., s. Huembb, de Sedul. 61.
3. Sedul. 1, 23 cur ego davidicis assuetus eantibus odas chordarum
resonare deeem sanctoque verenter stare choro et placidis eaelesUa psaUerc
verbis data salutiferi taceam mir acuta Christi? Als solche werden schon
die im A. T. berichteten Wunder betrachtet und B. 1 (nach einem Vorwort
im elegischen Maße) dargestellt. B. 2 beginnt dann mit der Geburt Christi,
B. 3 mit dem Wunder auf der Hochzeit zu Kana, die übrigen Wunder werden
in B. 4 behandelt. B. 6 erzählt die Leidensgeschichte bis zur Himmelfahrt
und schließt mit einem Epilog. In einem Teile der Hsb. zerfallt das Ganze,
entsprechend der (mißverstandenen) Angabe' des Sed. (A. 1), nur in vier
Bücher; HDEMEB,'de Sed. 39. Auch Reden Christi werden kurz in Verse
gebracht. Auf Übergänge in der Erzählung, Verknüpfung der einzelnen
Teile wird kein Wert gelegt; um so mehr tritt die mystische Ausdeutung
hervor. Die Darstellung beweist rhetorische Bildung, Kenntnis des Terenz,
Tibull, Ovid, Lucan und besonders genaue Vertrautheit mit Virgil, mit dessen
poetischem Ausdruck Sed. vollkommen frei schaltet. Seinen Vorgänger
luveneu 8 (§ 403, 4) kennt Sedulius , wie Anklänge beweisen. Sed. hält sich
viel weniger streng als Iuvencus an den neutestamentlichen Text. Seine
Hauptquelle ist das Matthäusevangelium. Ausführlichkeit oder Kürze der
Darstellung bestimmt sich bei ihm nach dichterischen Gesichtspunkten,
daher namentlich auch die Hervorhebung der Wunder Christi. Nach Luv-
bach (A. 8) ist das carm. pasch, vor J. 431 geschrieben (s. auch ELudwig,
Jen. LZ. 1879, 449). Die metrische Bearbeitung wird durch die Zucht der
klassischen Vorbilder in Schranken gehalten, während die prosaische durch
den damals beliebten Schwulst des Ausdrucks und die Verschnörkelang
der Gedanken fast unverständlich und ungenießbar wird.
4. In dem ersten Hymnus bilden dieselben Worte sowohl die erste
Hälfte des Hexameters als die zweite Hälfte des Pentameters (epanaleptische
Anlage, § 26, 4), wodurch derselbe unleidlich eintönig ist. Der zweite
Hymnus ist ein sog. abecedarius. Die damalige Verdampfung von aus-
lautendem m, 8, t zeigt sich in Reimen wie pectoris — dei; inpie — times;
viderant — praeviam; personal — pignora; millia — victimam; fundere —
originem; plurimus — febrium; vincuUs — sibi; torridi — obstruit uaf. Vgl.
AEbert, LdMA. 1', 380. Die sonstigen Abweichungen von der klassischen
Silbenmessung und Verskunst bei Sed. bestehen in Verlängerung kurzer
Silben durch die Hebung (zB. carm. 5, 162. hymn 1, 69 f. per homnem),
Verkürzung langer in der Senkung (zB. haec sputa 5, 102; idola 6, 146
n. dgl.) und Hiatus (zB. 2, 77 ducem hoc; hymn. 1, 6 u. 62 zwischen den
zwei Hälften des Pentameters; hymn. 2, 17 enixa est). Die Caesuren be-
schränken sich fast durchaus auf nsv*h](Ufi€Qtfs und die Verbindung von
rorfhiuifiseqQ mit (neeza xqCxov too%atov und) scpdypitisQTjg. Leoninische
Verse sind (bes. carm. 2, 82 ff.) häufig. S. über des Sed. Metrik Hdkmkr,
de Sedul. 102 u. dessen Ausg. p. 394.
5. Die Zuteilung eines kläglichen cento vergilianus (von Martene
§ 473 Sedulius. 1217
betitelt: De verbi incarnatione) an Sedulius beruht lediglich darauf daß in
der einsigen bekannten Hs. (Paris. 13047 [SGerman.] 8. IX) anf denselben
ohne Absatz und Überschrift das erste Buch deB opus pascbale folgt
Herausgegeben ist dieser cento zuerst von Martin« und Durahd (Collectio
ampl. 9, 126), dann besonders in Abbvalo's Ausg. des Sed. (s. A. 7) « Mignb
19, 773, zuletzt in Ribss's AL. 719 und bes. in Hubmer's Sedul. p. 310 und
von KSchknkl in d. poett. christ. lat 1 (Wien 1888}, 616. Neue Ver-
gleichung der Hs. von HOmont, rev. de phiL 4, 68. Derselbe steht tief
unter der Kunst des Sedulius, ist aber sehr ähnlich dem cento Tityrus (s.
§ 26, 2), welcher vielleicht eine Art Einleitung zu diesem cento de incarn.
bilden sollte. CBubsia*, Münch. SBer. 1878 2, 29. Vgl. auch §436,7. 463,6.
6. In den ältesten Sedulius -Hss. steht mit mancherlei Varianten (s.
Hcembb vor s. Ausg. p. vu) eine auf das carm. pasch, bezügliche merkwürdige
Unterschrift, zB. in dem Taurinensis (s. A. 7): opus . . quod Sedulius inter
cartulas suas sparsas reliquit et (libri) rccollecti adunatique sunt a Turcio
Rufio Asterio v. c. et ex cons. ord. (also J. 496 oder 494) et patrieio supra-
scriptorwn editore Ubrorum (AReifferschsid , bibl. patr. 2, 137). Darauf
folgt ein Widmungsgedicht des Herausgebers von vier Distichen (v. 6
Astcriique tui, . . cuius ope et cura edita sunt populis), an den (A. 2) Papst
Gelasius, der damals gerade sein Decret über die von der Kirche empfohlenen
Bücher (§ 469, 6) vorbereitete, gerichtet? OJahn, Lpz. SBer. 1861, 360.
FHaasv, Bresl. Ind. lect. 1860 f. Ribsk's AL. 491. Hubmbb, de Sedul. 31.
Dieser Asterius ist derselbe von welchem auch die berühmte Subscriptio
im Mediceus des Virgil herrührt : s. § 231 , 9. Ob eine metrische Schrift
desselben Asterius gemeint ist in einem Bucherverzeichnis von Bobbio bei
GBsckek, catalogi biblioth. antiqui p. 69 (libros Marti grammatici de cen-
tum metris II . . . Asterii grammatici, Honorati de ratione metrorum)? —
Akro- (und tele-)Btichische Gedichte auf Sedulius antistes von Belisarius
scholasticus und Liberius (oder einem Liberius Belisarius? Huemrb, de
Sedul. 61) bei Mignk 19, 782 und in Riese's AL. 492 (vgl. 2, p. 44).
7. Zahlreiche alte Handschriften der Gedichte des Sed. (Hukmkb
vor s. Ausg.); darunter ein Bobiensis s. VII in Capital- und Uncialschrift,
jetzt in Turin (Schriftprobe in Zangkmeister-Wattbnbach's Exempla codd.
latt. T. 16 und 66; ein zweiter Bobiensis s. VII in Mailand (Ambros. R. 67
sup., s. oben § 180, 2), Gothanus I 75 s. VIII, Basil. 0. IV. 17 s. VIII.
Spärlicher sind die Hss. für das Prosawerk, besonders Paris. 12279 s. IX,
Rheinaug. 77 s. X in Zürich, Harlei. 3012 s. X u. a. — Ausgaben zB. von
ChrCkllarids (Halle 1704. 1739), HJAbmtzbn (Leo Yard. 1761) und bes. recogn.
et ill. a FAbevalo, Rom 1794. Abdruck letzterer bei Mignb 19, 433. Se-
dulii opera (dh. nur die Gedichte) recens. ad codd. Monac. (ed. JLooshorn),
Münch. 1879. Sedulii paschalis operis über qu intus, revidiert von ELudwio,
Heilbr. 1880. Jetzt bes. Sed. opp. omnia ex rec. JHubmer, Wien 1886
(« Corp. serr. eccles. lat. Bd. 10). — Über einen Commentar des Remigius
von Auxerre (im 9. Jahrh.), erhalten in den Monac. 19466 s. X u. 22807
s. XII, zu dem carmen paschale s. JHuemrb, Wiener SBer. 96, 606 und in
8. Ausg. p. 816.
8. Über Sedulius vgl. RGbillibb, bist. gen. 10, 631 und Abkvalo's
prolegg. JKatsbb, Beitr. zur Geschichte der Kirchenhymnen 2 (Paderb.
Tbuffbij-Schwabb, Rom. Lit.-Gesch. f>. Aufl. 77
1218 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
1868), 212. AEbert, LdMA. I3, 373 und bes. JHübmbb, de Sednlii poet&c
Tita et ecriptifl, Wien 1878. — CLLbdcbach, patristische Stadien I: üb. Sednl.
u. dessen carm. pasch., Wolfenbütt. 1879. GBonsnut, le carm. pasch, et
Top. pasch, de Sed., rev. de phiL 6, 28.
9. Bei dem irischen Mönche Dicdil (§ 453, 5 gE.) de mens. p. 13 aucto-
ritate . . Vergilii, quem in talibus causis noster simulavit (-= imitatus est) Se-
dulius etc. ist gemeint der Landsmann Dicnil's, der Grammatiker Sedulius
aus Schottland (§ 392, 1) im 9. Jahrhundert (vgl. AEbert, LdMA. 2, 191).
Von diesem auch ein 'Commentum in Eutychis (§ 482, 1) Artem de dis-
cernendis coniugationibns * aus einer Züricher Hs. s. IX abgedruckt in
HHagen's Anecd. Helvet. p. 1, geschöpft aus Macrobius (§ 444, 9) und
Priscian. Ein Auszug aus diesem Commentum im Monac. 6411 s. X/Xr
mit der Unterschrift Theodosius Macrobius. HKeil im Haller ind. lect.
1875, p. v.
474. Die übrigen welche sich in dieser Zeit der gebundenen
Form bedienen schließen sich entweder an die hergebrachten
Regeln an, können sich aber doch den Einflüssen ihrer*Zeit nicht
entziehen, welche die vollige Auflösung der alten Sprache und
Verskunst erlebte, oder sie bauen ihre Verse volksmäßig nach
dem Wortton. Zu den letzteren gehört Auspicius, ums J. 470
Bischof von Toul, mit seinem Schreiben an Arbogast; zu den
ersteren dagegen Paulinus von Perigueux (ums J. 470) mit
seinem Werk über das Leben des heil. Martinus von Tours in
sechs Büchern. Die christlichen Gedichte des ränkevollen Bischofs
von Vienne (seit 490) Avitus (von etwa J. 460 — um 525) sind
neben ihrer regelrechten Verskunst beachtenswert durch die wohl-
überdachte dichterische Anlage, welcher der frei behandelte alt-
testamentliche Stoff sich fügen muß.
1. Auspicii episcopi ecclesiae Tullenm (an ihn Sidon. epp. 7, 10) ad
Arbogastem (§ 391, 1) comitem Treverorum epistola, abgedruckt zB. bei Migne
61, 1006. Die Verse lesen sich ganz alexandriner artig und kümmern sich
weder um Quantität noch Hiatus. Beispiele: praeceho et spectabüi his
Arbogasto cömiti Auspidus, qui düigo, salutem dico plurimam (1 f.). claris
etenim gener e, clarus et vitae moribus (16). pater in cunctis nobilis fuü tibi
Arigiu8 (17). tarnen non gener aliter istd de cunctis dixerim usf.
2. Der christliche Dichter Amoenus (seine vermeintlichen Verse bei
Micke 61, 1076) verflüchtigt sich in ein Nichts. Denn das sog. Amoem
enchiridion veteris et novi testamenti ist gleich dem r Dittochaeon ' des Pru-
dentius (§ 486, 3E.), der demselben beigelegte abecedarische Hymnus in
Leontium episcopum gehört dem Venantius Fortnnatus («— dessen carm.
1, 16; s. § 491, 9), endlich die 16 Verse über Martinus und die 22 Vene
über einen Ägypter der durch Anrufung von Martini dem aus einem Sturm
gerettet wurde stehen bei demselben Vkn. Port, vita Mart. 4, 372—386 und
4, 404—426. MManitil-8, ZföG. 37, 401.
§ 474 Paolinus Petricord. Avitos. 1219
3. Das Werk des Pauli nus Petricordiae ist in einem prosaischen Vor-
wort (vgl. t. Mart. 6, 301) dem Bischof Perpetuus von Tours gewidmet,
der noch ein Schüler des heiL Martin gewesen war. Vgl 6, 13 quinque
prius recolens signavi gesta libellis etc. Stofflich folgt das Werk dem des
SnlpiciuB Severas (vgl. 6, 195 fll.) und malt die Legenden nur noch weiter
aus; sprachlich waren Virgil, Ovid, Iuvencus, Sedulius u. a. Vorbilder.
Darüber und über das Sprachliche und Metrische die Nachweisungen bei
Pstschbhio aO. Vgl. MManitios, ZfÖG. 37, 402; WschrfklPhil. 1888, 1136.
Die Form ist im ganzen sorgfaltig und flüssig, neben herkömmlichen Will-
kürlichkeiten wie eremo, idola, clämantum, largttione und AuBkunftsmitteln
wie öfters mage. Gleichfalls domino sancto ac beatissimo patrono Perpetuo
episcopo gewidmet sind des Paulinus versus de oranHbus (26 Hex., quos pa-
gina in pariete reserata [an der Martinskirche in Tours] susciperet p. 161, 4
Petsch.) und die versus Paulini de visitatione nepotuli mei (80 Hex.), den ein
auf den kranken Leib gebrachter Brief des Perpetuus wundertätig geheilt
hatte. Ausgaben: cum notis Iureti all. (von Kasp.Babth, herausgg.) cura
ChrDauioi, LpB. 1681. (Oeuvres . . revues et traduites par EFCobpet, Par. 1862.)
Bei Mignb 61, 1009 und jetzt bes. (nach Vatic. Regin. 682 s. IX/X, Vatic.
Palat. 846, SGalL 673, alle s. 1X/X, u. a.) von MPetbchknig im Corp. Bcrr.
eccles. lat. 16 (Wien 1888), 1. — Vgl. Hist. litt de la France 2, 469. Ebbkt,
LdMA. 1*, 402. 637.
4. Von einem andern 'Paulinus', geb. J. 376 zu Pella in Mace-
donien aus vornehmem Stande, aber aus Burdigala stammend (Enkel des
Ausonius § 421 von dessen Sohne Hesperius? WBrakdhs, JJ. 128, 60 u. vor
8. Ausg. p. 266; anders OSbbck vor s. Symm. p. lxxvii), besitzen wir eine
formell ziemlich sorglose, aber stofflich höchst anziehende Selbstschilderong
in der Form eines Dankgebets von 616 Hexametern {En%a(ftcti%6g deo sub
ephemeridis tneae textu lautet der Titel im Bern.; vgl. in dem prosaischen
Vorwort: eucharisticon . . . opusculum sub ephemeridis tneae relaHone), welche
er über 83 Jahre alt im J. 469 verfaßte. Freilich läßt sich die Richtig-
keit des Namens des Verfassers nicht mehr nachprüfen, da er in der ein-
zigen jetzt erhaltenen Hs. Bern. 317 s. IX fehlt. Doch fand er sich wohl in
der (jetzt verschollenen) Hs., nach welcher Maboabixus ob la Biomb das Ge-
dicht zuerst in der Appendix der bibl. patr. 8 (Par. 1679), 281 herausgab.
Dann Daum (A. 3), neuerdings (prolegg. et adn. illustr.) duroh LLripziqkb,
BresL 1868 und bes. von WBrandes im Corp. scrr. eccles. lat. 16, 268.
Vgl. Ebbst, aO. I8, 406. Kritisches: WBbamdbs, ZföG. 31, 248.
6. Alcimus Ecdicius (vgl. 'E%d£%tog) Avitus. Der volle Name findet
sich vor dem Prolog zu den Gedichten p. 201, 1 Pp. Gbbqob. Tue. hist.
Franc. 2, 84 magnae facundiae erat tuno tetnporis b. Avitus. namque in-
surgente haeresi apud urbem Gonstantinopolitanarn , tarn iüa quam Eutyches
quam iüa quam SabeUius docuit . . . rogante Gundobado rege contra eos
scripeü (erhalten sind contra Eutychianam heresim libri II, auch Bruch-
stücke einer Schrift gegeu die Arianer, p. 1 Pp.), . . . seripsit . . . homüiarum
librum unum, vgl. Avit. p. 201, 3 Pp. nuper paucis homüiarum mearum in
unum corpus redactis hortatu amicorum editionis discrimen intravi. Die er-
heblichen Trümmer dieses Buchs sind nach Paris. 8913. 14 s. VI (darüber
LDblislk in d. e"tud. paleogr. et hist, Genf 1866) und nach den Auszügen
77*
1220 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
des Florus zu Lyon (Ebekt, Lit. d. MA. 2, 268) im cod. Cheltenham. 14036
s. XI gedruckt in Pkipkb's Ausg. p. 103. — Gregor. aO. weiterhin: (seripsü
Avitus) de mundi principio et de dioersis aliis condicionibus libros VI versu
compaginatos (s. u. Z. 14), epistölarum libros IX. Erhalten haben sich gegen
100 Briefe durch Lugdun. 111 s. XT, die verschollene Hb. Sirmond's n. a.
Sie sind für die Zeitgeschichte wichtig und fallen in die Jahre 497 — 517
(Pkipkb's Ausg. p. 372). Isid. ill. 23 Avitus episcopus scientia saecularium
litterarum doctissimus edidit quinque ItbeUos heroico metro compositos (von
Avitus selbst ep. 51 p. 80, 21 Pp. als libelli de spiritalis historiae gesti» be-
zeichnet), quorutn primus est de origine (initio) mundi (bes. des Menschen),
II de originali peeeato, III de sententia dei, IV de düuvio mundi, V de
transitu maris rübri. seripsit et ad Fuscinam sororem de laude virginitaiis
(auf Kosten der Ehe, Avitus selbst nennt es p. 247, 6 Peip. de eonsolaioria
castitatis laude) librum unum (in den Hss. als B. 6 gezahlt) pulcherrimo
compositum carmine et eleganti epigiammate eoaptatum. — Für die Gedichte
sind die wichtigsten Hss. Leid. Q. 86 s. IX, Laudun. 279 s. IX, Vatic. Regia.
2078 8. IX/X, Laur. 33, 30 s. X. Avitus dachte an Sammlnng seiner Ge-
dichte non minimo volumine p. 201, 8 Pp., aber gehindert durch die notissima
perturbatio (bei der Eroberung von Vienna J. 500) brachte er die Herausgabe
erst um J. 507 zu stände, und zwar von B. 1 — 5. B. 6 folgte Bpater und sollte
nur in die Hände derer kommen quos revera nobis aut tiruculum propin-
quitatis aut propositum religionis adnectit (p. 275, 3 Pp.). Diese Gedichte
zeigen engen Anschluß an Virgil, namentlich aber an Sidonius, dann an
luvencus, Sedulius usw. S. darüber und über Sprache und Verskunst die
Nachweisungen bei Pkipeb aO. Vgl. auch MManitius, ZfÖG. 37, 244.
KWbyman, BhM. 42, 637. — Die metrische Grabschrift des Avitus hat sich
erhalten in der von einem Manno a. IX nach den Steinen veranstalteten
Sammlung christlicher gallischer Inschriften des 6. Jahrhundeit«, überliefert
im Paris. 2832 s. IX, zuletzt gedruckt in Peipbr's Avitus p. 183. Dort heißt
es p. 185 Pp. von Avitus : unus in arte fuit quoquo libet ordine fandi, orator
nuUus simüis nuUusque poeta, clamant quod sparst per crebra Volumina libri.
S. auch die alte Vita bei Pkipek p. 177. Avitus starb nach J. 525/6 und vor
J. 538. — Ältere Hauptausgabe von JSibmohd (Par. 1643; in Sirmondi opera,
Par. 1696 2, 185 u. sonst), bei Miqnjs Bd. 59. Jetzt bes. Ale. Kcd. Aviti
opp. quae supersunt, rec. BPkipeb, Berl. 1883 («= Mon. Germ. hiet. Anctt
antiquiss. 6, 2). — Vgl. Hut. litt, de la France 3, 115. Parizbl, St. Avite, ia
vie usw., Löwen 1859. VCuohbyal, de s. Aviti opp., Par. 1863. Bindjhg,
Gesch. d. burgund. Eönigr. (1868) 168. Ebkkt, LdMA. la, 398. ACharaux,
St. Avite, sa vie usw., Par. 1876.
6. Ober eine epische Bearbeitung der jüdischen Geschichte s. § 491, 3.
475. Einer der begabtesten afrikanischen Dichter ist Bloa-
siufi Aemilius Dracontius in Karthago, von welchem wir teils
ein christliches Lehrgedicht de laudibus dei in drei Büchern besitzen
teils kleine Epen deren Stoff der alten Sagenwelt entnommen
ist (Hylas, ßaptus Helenae, Medea) oder den rhetorischen Schul-
übungen (verba Herculis, Deliberativa Achillis, Controversia de
§ 474 Avitos. § 476 Dracontius. 1221
statua viri fortis), sowie zwei Hochzeitsgesänge und ein elegisches
Gedicht (Satisfactio) worin er den Vandalenkönig Gunthaniund
(J. 484 — 496) um Verzeihung bittet daß er, statt ihn selbst,
einen Feind desselben besungen habe. Alle diese Gedichte haben
eine stark rhetorische Haltung und verraten Kenntnis wie der
biblischen so auch der klassischen Literatur der Römer; letztere
in einem für diese Zeit beachtenswerten Umfange. Die über-
raschende Ähnlichkeit der Sprache, Metrik und Behandlung des
Stoffes macht sehr wahrscheinlich daß auch die Orestis tra-
goedia von Dracontius stammt.
1. Sabscriptio der Controv. (p. 2lDuhn): Exp. Controversia statuae
viri forti8 quam dixit in Gargilianis thermis (in Karthago) Blossius Emilius
Dracontius vir clarissimus et togatus (vgl. § 488, 6 Z. 8) fori proconsulis almae
Karlhaginis apud proconsulem Pacidcgium. Über seine Lebensverhaltnisse
s. A. 2 u. 8 nebst c. 7, 69 {eaptus . . dederant quia carmina clades). 7, 127
(non male peccavi nee rex iratu* inique est etc.)- Schuler des grammaticus
Felicianus (A. 6), gut fugatas Africanae reddidit urbi litteras (praef. 18,
▼gl. c. 3). Drac. nennt sich exiguus inter iura poeta (7, 123), vilis vates
(8, 23). Seine Rechtskenntnis (vgl. 6, 250) gebt aber nicht tiefer als seine
Christlichkeit (vgl. horam quaesivit fadem mir acuta Christus, satisf. 263;
vgl. 8, 466), über welche Aufschluß giebt 10, 600 sitque nefas cöluisse
deos, quia crimen habetur relligionis honos. Im allg. vgl. AEbrbt, LdMA. 1*, 383.
2. Die drei Bücher de laudibus dei (de deo) behandeln die Gnade
(pietas) Gottes, wie sie sich in der Schöpfung der Welt (B. 1, dem ge-
lungensten Teil), in ihrer Erhaltung (B. 2) offenbart, und wie sich der
Mensch derselben würdig machen solle (B. 3). Dieses Werk ist ebenso wie
die Satisfactio (A. 3) von Drac. im Gefängnis geschrieben (3, 682 gravor
undique pressus, vincla ligant. 3, 649 me . . . catenarum ferrato pondere
pressum) und hat daher mit jenem ziemlich gleichzeitigen Gedicht viele
sachliche Berührungen. Die Beziehung auf das eigene Schicksal des Dich-
ters giebt seinen Ausfahrungen nicht selten eine ergreifende Warme. Die
dogmatischen Aufstellungen in B. 3 werden mit reichen Beispielen aus der
biblischen und römischen Geschichte belegt und es wird auch dadurch der
trockene Lehrton Öfters glücklich überwunden. In den Hss. wird das Werk
fälschlich dem Augustinus beigelegt. Handschriften (darüber besonders
WMeykb aO): Bruxell. 10722 s. XII (daraus geflossen Vatic. 3863. 5884.
Urb. 352. Rhedig. 59, alle s. XV) und Berol. Meerm. 1824 s. IX (giebt nur
eine Auswahl von Versen; darüber WMkybb, Berl. SBer. 1890, 257). Das Ge-
dicht ist zuerst aus dem Urbin. 352 von FAbevalo (s. A. 6) herausgegeben
worden. Dann lieferten aus den genanten anderen Hss. Ergänzungen CEGläseb
(Buch 3 u. 2, Bresl. 1843. 47:), AMai, nova patr. bibl. 1, 1, 162, IBPitba,
an all. sacra et class., Paris 1888, 176, WMbteb aO. 269. 279. — Vgl. im
allg. Ebbbt, LdMA. 1', 386. Über einen Auszug daraus s. A. 4. Ältere
Ausgaben s. A. 6.
3. Die Satisfactio Dracontii ad Guthamundum regem Guandalorum
dum esset in vineulis (Subscr.), 158 eleg. Distichen, scheint rasch hinge-
1222 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert Zweite Hälfte.
worfen. Auch hier unersättliches Herbeischleppen von Beispielen ans
Sage und biblischer und heidnischer Geschichte. Anlaß: (19) mea cor da
deus . . pellit ad iUicita, ut qui facta ducum possem narrare meorum, no-
minis asdingui bella triumphigera, . . praemia despicerem . . ut peterem subito
certa pericla miser. (93) culpa mihi fuerat dominos reticere modestos igno-
tumque mihi (den oströmischen Kaiser?) scribere, nee dominum. (105) te
coram (Gott) . . me carminis ülius, . . guod male disposui, paenüet et fateor.
Er ist peccando . . peior factus deteriorque cane (89), hat mit den Seinigen
(283) verbera, vincla, fames erduldet (812) und bittet jetzt den König
flehentlich um Verzeihung (107 ff,, 117 ff.) avi ut laudes dicam patriasque
8uasque (61). Des Königs terrae pelagique triumphos Ansila testatur,
Maurus ubique iacet (213). Beste He.: Vatic. Reg. 608 s. X/XI. Ober
die Bearbeitung des Eugenius b. A. 4. — Vgl. Paprnoobdt, Gesch. der vandal.
Herrschaft 374. — Auch auf König Thrasamund (496—623), den Nach-
folger Gunthamund'g, verfaßte Drac. ein Loblied; s. ARibsb, RhM. 32, 319.
EBahbkns, ebd. 33, 314.
4. Aus dem umfangreichen Lehrgedicht (A. 2) wurde der anziehendste
Teil, die Darstellung der Weltschöpfung, früh herausgenommen und einzeln
verbreitet. So kennt nur dieses Stück Isidokus ill. 24 (Dracontius composuit
heroieis versibus hexaemeron creationis mundi et luculenter guod composuit
scripsit) und Eugenius von Toledo (§ 495) gab eben dasselbe nebst der von
ihm verballhornten Satisfactio (A. 3) heraus; s. die (bei Ildhfons. ill. 14
ausgezogene) Widmung des Eugenius (Miosis 60, 604) an den Westgoten-
könig Chindasuinth (reg. J. 642—663): ckmentiae vestrae iussis . . deserviens
. . Dracontii cuiusdam libellos multis videns erroribus involutos . • pro te-
nuitate sensuli mei correxi, hoc videlicet moderamme custodito quo superflua
demerem, semiplena supplerem% fraeta constabüirem et crebro repetita mutarem
. . . et quoniam dt die septimo praefatus auetor omnino retieuit semum
mihi opusculum videbatur, si non inde aliquid in hoc codiculo hdberelur. id-
circo in fine libelli, quamvis pedestri sermone, sex dierum recapiiulationem
singulis versibus quos olim condidi denotavi: de die vero septimo quae visa
sunt dicenda subnexui. Diese recapitulalio sex dierum mit dem Supplement
de die septimo, zusammen 85 Hex., gedruckt bei Micke 60, 611. Übrigens
erstreckte sich die kritische Tätigkeit des Eugenius mit welcher er sich
brüstet weniger auf die Schöpfungsgeschichte (d. h. de deo 1 , 116—764
mit Auslassung einiger Verse) als auf die mit ihr zugleich von Eng. her-
ausgegebene satisfactio, welche Eugenius (aus ästhetischen, politischen und
dogmatischen Gründen) stark zusammengeschnitten hat. Ebbst, LdMA.
1*, 392.
5. Der Neapol. (A. 6) enthält von Drac. eine Anzahl Jugendgedichte,
fast alle in Hexam., nämlich: 1) Praefatio Dracontii disdpuli ad gramma-
ticum Felicianum (troch. Tetram.), cum (2) fabula Hylae; 8) praef. ad
Felic. gramm. in auditorio cum acUocutione: (4) Verba Herculis cum videret
Hydrae serpentis capita pullulare post caedes; 6) Controversia de, statua
viri fortis (ob sie gegen dessen Wunsch auch seinem Feinde Schutz ge-
währen könne); 6) EpWiälamium in fratribus (Victorianus und Rufini anos)
dictum; 7) Epiihalamium Ioannis et Vitulae; 8) Opus de raptu HeUnae,
gedehnt durch weit ausgesponnene Vergleichungen und Reden; Schluß
§ 476 Dracontius. 1223
eilfertig and moralisierend; 9) Deliberativa AchiUis an corpus Hectoris vendat;
10) Medea, im Tatsächlichen (zB. Flucht, 864 ff.) sehr kurz. Das ist wohl
dieselbe Sammlang welche man im J. 1498 mit ButiliuB Namatianas (§ 454, 4),
der Satire der Sulpicia (§ 323, 7) u. a. in Bobbio fand (BVolatbbbasus, urb.
comm. IV s. f. fr. 140 ed. Francof. a. 1603 Draconti varium opus). Im cod.
Veron. 168 s. XIV (§ 212, 4 Z. 14) wird Blossins (Dracontius) viermal citiert
als Blos(x)us in Bomulea. Drei der angefahrten Verse finden sich in den
carm. min. 8, 131. 9, 6. 8. Danach hieß vielleicht der gezierte Titel der
Gedichtsammlung des Afrikaners Romulea =» Latina? WMbyeb aO. (A. 2) 267.
— Dazu kommen 7 Distichen de origine rosarum und 24 Hex. de tnensibus,
erhalten in BCobio's Historia di Milano (Ven. 1564) p. 13: vgl. EBähbbns,
KhM. 33, 315; PLM. 5, 214. Vielleicht ist AL. 676 B. die Einleitung zu
letzterem Gedicht, s. KBossbebg, de Dracontio (Gott 1880) p. 34. Dagegen
ASiesb, JB. 1881 2, 100. Auch das Ged. in landem solis (AL. 889 PLM.
4, 434) gehört nach Sprache und Metrik wahrscheinlich dem Dracontius.
KRosfiBEsa, JJ. 138, 721. — Im Lorscher Bibliothek-Katalog (bei Reckbb, catal.
bibl. antiq. nr. 37, 466) beruht de virginitate metrum Dracontii auf einer
Verwirrung: es ist AvituB' de virginitate (S. 1220 Z. 12) gemeint. RPeipbh,
vor s. Avitus p. liii. Vgl. auch noch § 492, 4.
6. Die älteren Ausgaben (bes von JSibmohd, Par. 1619 u. sonst; auch
die von JBCarpzow, Heimst. 1794) geben nur das hexaemeron und die satis-
factio in der Bearbeitung des Eugenius (A. 4). Erste Ausgabe beider ver-
vollständigter Werke von FAbbvalo, Born 1791 (auch bei Mignx 60, 696).
Dazu vgl. A. 2 gE. Die satisfactio auch in Ddhn's Ausg. Der Baptus He-
lenae (aus alten und guten Quellen geschöpft) erstmals in der Appendix
ad opera edita ab Ano. Maio (Born 1871) p. 12. Dracontii carmina mi-
nora plurima inedita ex codice neapolitano (aus s. XV Ende, aus dem
Kloster Bobbio, oben Z. 4) ed. FdeDuhn, Lps. 1873. Dieselben auch in
Bäiibebs' PLM. 6, 126. Kritisches u. a.: EBahbbms, JJ. 107, 69. 266 vgl.
647. 862; JB. 1873, 224. FBücheusb, BhM. 27, 477. OBibbbck, ebd. 28, 461;
Geschichte d. römischen Trag. 91. M Schmidt, BhM. 29, 202; vgl. ebd. 362.
KSchenkl, ZföG. 24, 486. GLoewb, act. phil. Lps. 2, 483. BElus, journ.
of phil. 6, 262. CBobsbebo, in Dr. carmm. minora et Orestis tragoed. obss.,
Stade 1878; JJ. 119, 476. 136, 833. B Westhoff, quaestt. gramm. ad Drac.
carmm. min. et Orest. trag., Münster 1884. BBabwihski, quaestt. ad Drac.
et Or. trag.: I de genere dioendi, Gott. 1887. II de rerum mythicarum
tractatione, Deutsch Krone 1888; BhM. 43, 310. S. auch A. 7. — Drac.
ist in den alten Sagen wohlbewandert, citiert (d. d. 3, 267) den Statins
(Theb. X) und beutet diesen Bowie Virgil, Ovid, Lucan und Claudian sehr
stark aus (A. 7, Z. 16). Doch verwechselt er (satis! 188) den Commodus
mit M. Aurelius und gebraucht viele griechische Namen prosodisch falsch.
Volksmaßig ist wohl mulieris (8, 608. 10,6. satisf. 161. de deo 2, 660),
sowie quia atatt acc. c. inf. (vgl. Dobn p. 112), der Gebrauch des Inf., die
Dehnung von Kürzen vor h uod durch den rhythmischen Ton die Messung
mltt&cit, senictus u. a. Vgl. in Dubn's Ausg. p. 102 das specimen sermonis
Dracont. s. v. correptiones, elißiones, productiones (vgl. oben § 473, 4).
Die Cäsaren sind sorgfaltig, Verschleifungen nicht häufig und selten fehler-
haft (8, 648 ist wohl numina statt omina zu schreiben).
1224 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert Zweite Hälfte.
7. Die Orestis tragoedia, 971 Hexam., wurde im Mittelalter sogar
dem Horaz oder Lucan beigelegt (HHagen, anecd. Helr. 286; Phil. 27, 167).
Wanderlich ist die Benennung des erzählenden Gedichts: heißt es tragoedia,
weil der Stoff ein trauriger ist? Aber was wirklich tragoedia bedeutet ist
dem Verf. nicht unbekannt: 13 te rogo, Melpomene, tragieis &scende cothurnis
et pede daetylico resonante quiescat iambus. MHbrtz halt den seltsamen
Titel für «ine Erinnerung an Donat. GL. 4, 876, 26: sunt aUa sono mascu-
lina, inteUectu feminina, ut Eunuchus comoedia, Orestes tragoedia. In
Sprachform und Sprachgebrauch, in Silbenmessung und Metrik und in der
Composition des Gedichts (Mahly p. xz. xxvra. Schbnkl p. 17. 84) stimmt
die Orestis tragoedia aufs genaueste mit Dracontius: namentlich findet sich
in ihr die ausgedehnteste Ausbeutung der von Dracontius benfitzten Vor-
gänger (A. 6): demnach hat die zuerst von Dtraa zu Dracont. p. vnr, dann
von Baubens, Peipbb, Rossbbbo ausgesprochene Ansicht daß Dracontius auch
der Verf. der Or. trag, sei sehr viel für sich. Vgl. KRosbbbbq, de Dra-
contio et Orestis quae vocatur tragoediae auctore eorundem poetarum
Vergilii, Ovidii, Lucani, Statu, Claudiani iinitatoribus, Gott. 1880; Mate-
rialien zu einem Commentar zu d. Orest. trag, des Drac, Hildesh. 1888.
89 II. Vgl. oben A. 6. — Handschriften: Bern. 46 (Bongarsianus) 8. IX
und ein verfälschter Ambros. 0 74 s. XV. Überschrift im enteren:
Orestis tragoedia, im letzteren: Horestis fabula ab Enoch Äsadano (vgl
über ihn G Voigt, Wiederbeleb, d. klass. Altert. 2*, 201) reperta. Neue
Vergleichung des Bern, von HHageb, Phil. 27, 167. — Ed. princ. von
CWMülleb, Rudolst. 1868 und 1859. Dann Ausgg. von JMahly (Lps. 1866),
CScbbhkl (Prag 1867), in der Appendix ad opera ab AMaio edita (1871)
p. 1, von RPeiper, Bresl. 1876 und in Bähbkhs' PLM. 6, 218. — Kritisches:
FHaask, miscell. philol. 8, 8, Breslau 1861, ABothmalkb, Nordhausen 1866;
JJ. 96, 861, LMülleb, RhM. 21, 466, KSchbbkl, ZföG. 18, 81, LSchwabb,
Dorpater Ind. lect. für 1867, EBahbehs, JJ. 106, 686, KRossbebq (s. A. 6).
8. In diene Zeit (oder eher früher als Bpäter) mag auch das von
EBäbbbns, unedierte lat. Gedichte, Lpz. 1877, 12 und PLM. 6, 112 aus
Harleian. 8686 s. XV (vgl. § 401, 8) veröffentlichte Epyllion Aegritudo Per-
diccae gehören, das in flüssiger, gewählter Sprache und beweglicher, etwas
eintöniger Seelenmalerei die Liebe des Perdiccas zu seiner Mutter und sein
klagliches Ende erzählt. Über die Sage s. ERohdb, Roman 64. FKdntek,
Grenzboten 1890 Nr. 6. 6. Das Gedicht ist im Versbau (bes. den Ver-
schiebungen) streng, in der Silbenmessung begegnen wir mancherlei Frei-
heiten (namentlich Verlangerungen kurier Silben), aber nicht übermäßig
häufig, die griechischen Namen sind richtig gemessen. Kritisches: KRoss-
bbbo, JJ. 116, 427. 128, 367. 127, 669. 136, 833; ArchfLexikogr. 4, 44.
REllis, joum. of phil. 8, 226. AOtto, JJ. 136, 783.
476. Durch den codex Salmasianus sind uns erhalten die
Verse von Plavius Felix, Florentinus und Luxorius, welche alle
drei unter den Vandalenkönigen Thrasamund (J. 496—523) und
Hilderich (J. 523 — 530) in Afrika (Karthago) lebten und auch
nach der Dürftigkeit ihrer äußeren Verhältnisse und ihrer schrift-
§ 476 Orestis trag. § 476 Fl. Felix. 1225
siellerischen Manier einander ähnlich sind. Der jüngste und
fruchtbarste unter denselben ist Luxorius, welcher durch Scherz-
gedichte in verschiedenen Maßen (bes. dem elegischen und in
Hendekasyllaben) dem Martialis nachstrebte. Ein Landsmann und
Freund des Luxorius war der Grammatiker Coronatus, von
welchem die gleiche Quelle einige Gedichte aufbewahrt hat.
1. Der sog. cod. Salmasianus (so von seinem früheren Besitzer Claude
de Saumaise genannt), jetzt Paris. 10318 s. VII (— VIII; Schriftprobe in
Wattknbach-Zangbmeisteb's ex. codd. lat. T. 46) enthält auf p. 1—188 eine
mannigfach zerrüttete Abschrift einer umfänglichen Sammlung meist klei-
nerer Gedichte von verschiedenen älteren und späteren Dichtern welche einst
in 24 Bücher eingeteilt war. Da die ersten 11 Quaternionen des Salm,
verloren sind, so fehlt von jener Sammlung Buch 1—6. Indes wird der
Verlust einigermaßen ersetzt durch Leid. Voss. Q. 86 s. IX, Paris. 8071
b. IX u. a. Die Bucheinteilung ist nach sachlichen, formalen oder per-
sönlichen Gesichtspunkten getroffen. Viele Beziehungen auf Persönlich-
keiten und Verhältnisse des Vandalenreicbs in Afrika machen wahrschein-
lich daß dort um J. 534 die Sammlung durch Zusammenstellung und
Erweiterung älterer veranstaltet worden. Über den Zusammensteller s.
A. 3. 6. ARibsb, AL. 1, xx. 2, lv. OSchube&t, quaestt. de cod. Salm. 16.
KPkipeb, BhM. 31, 183. EBähbbxs, PLM. 4, 328.
Die erhaltene 'praefatio' eines Abschnittes (AL. 19 PLM 4, 241) ist
in einer unverständlichen, namentlich aus den Glossen (bes. des Placidns,
§ 472, 7) zusammengestöppelten Prosa geschrieben. FDübner, RhM. 3
(1835), 470. GLokwb, RhM. 31, 65. Eine andere metrische 'praefatio' vor
einer Sondersammlung des Salm, hat mit der des Luxorius (A. 3) Ähnlich-
keit AL. 90 fll. PLM. 4, 281 fll. — Jene prosaische Vorrede ist sprachlich
eine Vorgängerin der späteren ähnlich zu stände gekommenen närrischen
Kunst- und Geheimsprache der schottischen Mönche, welche uns in den sog.
Hisperica famina (aus Vatic. Reg. 81 s. XI hrsgg. v. AMae, class. auctt. 5,
479 und JMStowasbbr, Wien 1887; Tgl. PGkyer, ArchfLexikogr. 2, 255.
Stowasöer, ebd. 3, 168), dem Hymnus Lorica eines Gildas (schwerlich des
§ 486, 1 genannten), dem Luxemburger Bruchstück u. sonst (JMStowasser,
Wien. Stndd. 9, 309; stolones latini: I de quarto quodam Scoticae latini-
tatis spec, Wien 1889) erhalten sind. Vgl. auch § 497, 7 fll.
2. Fl. Felicis v. cl. postuiatio honoris apud y%ctori{ni)anum v. iril.
et primiscriniarium, im cod. Salm. (AL. 254 PLM. 4, 356), mit den Mes-
sungen stölida, meroris, ecclesiae und dem Schlüsse : adnue poscenti, miserum
sustolle ruinae: clericus ut fiam, dum velis, ipse potes. Er ist ohne Zweifel
der Felix von welchem AL. 210—214 PLM. 4, 334 fll. fünf Epigramme de
thermis Alianarum sich finden, das letzte mit dem Akrostich Ihrasamttndtts,
dem Mesostich cunta innovat, und dem Telestich vota serenans. Überdies
besteht jeder Vers aus 37 Buchstaben. Vgl. LMüller, RhM. 23, 94. JJ.
95, 796. Riese, AL. 1, p. xxrr. ixvn. Auch s. § 21, 2 E. § 26, 8 E. —
Des Florentinus 39 Hexameter zum Preise des Königs Thrasamund
AL. 376 PLM. 4, 426.
1226 Die Kaiserzeit. Fünftes Jahrhundert. Zweite Hälfte.
3. Dem Luxoriue (oder Luxurius, Lusorius; WFböhnkb, Phil Sappl.
5, 61) gehört in AL. 18 PLM. 4, 237 das Epiihalamium Fridi a Luxorio v.
cl. spect, ein virgilischer Cento (s. § 22, 1. 26, 2); ferner AL. 203 PLM. 4, 331 (auf
Hildericus rex) und AL. 287—375 PLM. 4, 386 fll. Letztere Nummern (287 ff.)
bilden eine zusammenhängende Sammlung von Jugendgedichten {quas oUm
puer in foro paravi versus ex variis loci* deductos, 287 ; vgl. 288 paginam . .
quam . . tiro lusi), gewidmet seinem Freunde Faustus (A. 4), gramwuxUcae
tnagister artis (287). Aufschrift im Salmas.: incipit liber epigrammaton viri
clari88. Luxori et spectabilis (vgl. Z. 3). Es sind Epigramme auf Personen und
Sachen, namentlich ludi circenseB und Kunstwerke (374 gar: de Diogene
picto, ubi lascivienti meretrix barbam vellit et Cupido mingit in podice eins).
Schmutz gilt auch hier als unzertrennlich von der Gattung (zB. 297. 301 f.
308 f. 317. 322 f. 340. 358. 363. 368). Der Verf. war Christ trotz den vielen
Anspielungen auf die alten Sagen (OSchubkbt, A. 4). Sonstige Verhält-
nisse: nostri defugiens pauperiem laris (289). Außerdem haben wir ein
Buch (liber AL. 80, 2 PLM. 4, 267 nr. 268, 2) von versus serpentini oder
epanaleptici (§ 26, 4) in 42 (43) Distichen, wohl auch von Luxorius. Denn
ihm geht das vom Sammler der Anthol. Salmas. (A. 1) hierher zu Ehren
des Dichters gestellte Epigramm voraus Briscos, Luxori, certumst U vincere
vates, carmen namque tuum duplex Victoria gestat (richtig erklärt von
lt Eh wald, Phil. 46, 632. 47, 764). Manche halten den Luxorius auch für
den Veranstalter der im Salmas. vorliegenden Gedichtsammlung. — Der
vermeintliche Dichter Etemundes (« item unde s^upra) AL. 78 PLM.
4, 267) beruht auf einem lächerlichen Irrtum (s. Bährens zdSt.).
4. Die meisten Stücke des Lux. haben das elegische Maß; nächatdem
sind Hendekasyllaben häufig. Daneben auch Hexameter, iambische Ge-
dichte (288. 315. 360. 309), trochäische (291), anapästische Dimeter (299.
322. 357), Glykoneen (295), anakreontische (298) und asklepiadische (311
316. 323. 356. 361) Verse, sowie Asynarteten (292. 305). Manche Freiheiten
in der Silbenmessung , besonders in Fremdwörtern, sonst nicht auffallend
häufig. Vgl. darüber HKlapp aO. p. n; über die Sprache des Lux. ebd.
p. vi. — In einem Glossar zu Cheltenham cod. 4626 s. XII sind 6 einzelne,
sonst unbekannte Verse des Lisorius (d. i. LuxoriuB) citiert (jetzt auch
PLM. 4, 440); ebenda Lisorius in ortographia, also schrieb Luxorius, welchem
Coronatus (A. 5) eine grammatische Arbeit widmete, auch selbst über Ähn-
liches. Ebenda wird noch citiert Faustus in epylogo 'de lavacro redeunt,
numerantur et inde videntes', wohl der A. 3 genannte Freund des Luxorius.
Außerdem werden neben bekannten dort 'noch folgende Verse citiert: Pos-
sidonius 'hie specular renitens fert et cristallina mira\ Lioius ' aspice mon-
strorum praeeuntia Signa duorum * und Affranius ' exuitur peplis cekrans
agitatque tribulas\ REllis, journ. of phitol. 8, 122. ARiese, JB. 1878
2, 261. — Zu Luxor. vgl. LMülleb, JJ. 95, 783. Riese, AL. 1, p. xxiv. xxvu.
OSchuuert, quaestt. de anthol. cod. Salm. I: de Luxorio, Lps. 1875. HKuirp,
do Anth. lat. carm. nonnullis, Wandsbeck 1874.
5. Von Coronatus, vir clarissimus, AL. 223 PLM. 4, 186 (Variation
über ein virgilisches Thema [locus Vergilianus), 29 Hexameter erhalten)
und Epigramme über Delikatessen AL. 226. 228 PLM. 4, 342. Dabei auch
i 476 Luxorius. Coronatue u. a. § 477 Übersicht. 1227
eines gleichen Inhalts von einem Donatus (de ovata sc. gallina). Beste
toq CoronaH schölastici de uUimis syllabis partium orationis mit der Wid-
mung.: Domino erudüissimo peritissimorum atque inlustri fratri Luxorio
Coronatus. HKbil, GL. 4, p. l (vgl. ebd. p. 665); vgl. de gramm. inf. aetat.
(Erlang. 1868) 4. Riese, AL. 1, p. xxiv. xxvi.
6. Da der codex Salniasianus (A. 1) ans den späteren Zeiten meist
Gedichte von Afrikanern enthält, so scheinen demselben Kreise und der
gleichen Zeit anzugehören die durch ihn vertretenen Versmacher Calbulus
grammaticus (christliches Gedicht auf eine Quelle, AL. 378 FLM. 4, 428),
Petrus referendariu8 (AL. 380 PLM. 4, 431), Octavianus vir iilustris ann.
XVI, filius Crescentini viri magnifici (AL. 20. 21 PLM. 4, 244 fl., vgl.
M Haupt, op. 1, 217; dieses Jungelchen Octavianus hielt Bährenb PLM.
*4, 30 fflr den Zusammensteller der Anthologie des Salmas. !), Cato (AL. 387
PLM. 4, 433) unter Hunerich (J. 477—484; Auszüge über die Adverbien ex
libro Caionis [welches ?] im Montepess. 306 s. IX, abgedruckt bei JHuemeb,
Wiener SBer. 99, 519), Lindinus (AL. 28 PLM. 4, 267), Avitus (AL. 29
PLM. 4, 258), Regianus (AL. 270-272 PLM. 4, 359), Ponnan(i)us (AL. 274
PLM. 4, 360), Tuccianus (AL. 277. 278 PLM. 3, 360. 861), Vincentius (AL. 279
PLM. 4,861), Bonosius (AL. 280 PLM. 4, 362), wie überhaupt die carmina
de singulis causis (ebd. 383—388, vgl. p. xxv. PLM. 4, 432). Vgl. Riebe,
AL. 1, xxvi.
7. An einen Presbyter Parthenius in Afrika ein barbarisch gezierter
Brief des Comes Sigisteus, nebst Antwort des Parth., mit Versen deren
Schmeicheleien und Verskunst sichtlich auf einen Barbarenmagen berechnet
ist, in ARbifpbrschud's analecta Casinensia (BresL 1871), p. 3 (FPR. 420).
F. SECHSTES JAHRHUNDERT.
477. Nachdem der germanische Söldnerführer Odoaker,
welcher J. 476 den letzten weströmischen Kaiser gestürzt hatte,
selbst dem Ostgoten Theoderich (J. 454—526) erlegen war (J.493)
und dieser mit tatsächlicher Zustimmung des oströmischen Kaisers
sich zum König von Italien gemacht hatte, genoß dieses Land
drei Jahrzehnte lang die Segnungen des Friedens und der Ord-
nung. Unter Theoderich schrieben Boethius, Ennodius, teilweise
Cassiodorius und in Konstantinopel Priscianus. Unter seinen
schwachen Nachfolgern zerfiel sein Reich wiederum, und Italien
sah sich fortwährenden Verwüstungen ausgesetzt, welche den
letzten Rest von geistigem Leben erdrückten. Die Literatur-
sprache leidet mehr und mehr Not, weil nur wenige sich ihrer
annehmen und sie fast wie eine fremde Sprache künstlich ge-
lernt werden muß. Der Unterschied zwischen Schrift- und Volks-
sprache wird immer größer, zumal durch das Eindringen der
Sprachen der Eroberer, und der Sieg der Volkssprache über die
1228 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert. Obersicht.
gealterte und verknöcherte Schriftsprache kündet sich schon jetzt
in manchen Zeichen an. Auch in den übrigen Landern des
Westens außer Italien kann sich die römische Kultur nur mit Mühe
der Stürme erwehren welche sie vollends zu vernichten drohen«
Am längsten flackert sie in Gallien, wo Gregor von Tours und
Venantius Fortunatus, Arator u. a. sie literarisch vertreten.
Noch am meisten Betrieb findet die Geschichtschreibung: Afrika
hat seinen Bischof Victor, Britannien den Gildas, und in Iordanis
beteiligt sich an ihr sogar ein Gote. Diesen Geschichtschreibern
kann unter Justinian der Osten den Prokopios aus Caesarea
gegenüberstellen. Die zahlreichen Versuche das Recht fiir ein-*
zelne Länder und für das gesamte Reich zu kurzer Darstellung
zu bringen erhalten endlich unter Justinian ihren Abschluß
durch das Corpus iuris. Sonst ist es fortwährend vorzugsweise
die Geistlichkeit durch welche die Literatur Pflege findet; noch
am Ende des Jahrhunderts geschieht es durch den römischen
Bischof Gregor I., und schon ins J. 529 fallt die Gründung des
Benedictinerordens.
1. Anon. Vales. 79 rex Theodericus inlitteratus erat et sie obrtUo
sensu ut in decem annos regni sui quattuor lüteras subscriptionis edicti sui
discere nullatenus potuisset. de qua re laminam auream iussit interrasilem
fieri quattuor litteras legi (JBebnays, ges. Abhh. 2, 323) habentetn; unde si
sub8cribere volumet posita lamina super chartam per eam pennam duceret.
Lobrede auf ihn von Ennodias, s. § 479, 2.
2. lustinianus, geb. 482, Kaiser seit 627, f 565.
3. Vettius Agorius Basilius Mavortius, Cos. 527, und sein Gehilfe
bei dem Verbessern von Handschriften, Felix orator urbisRomae; s. § 240,6,
vgl. § 436, 5. 452, 6. Vgl. OKbller, Epilegom. zu Horaz 785. Den Namen
Mavortius (ob desselben?) trägt der cento vergilianus des cod. Salnias.
über das Urteil des Paris (AL. 10 PLM. 4, 198), und auch der de ecclesia
(AL. 16 PLM. 4, 214; auch herausgg. von KSchbkkl im Corp. serr. eccles.
lat. Vindob. 16, 621) scheint demselben anzugehören. Vgl. nach V. 110
Cum Mavortio (so Iukktus richtig, trotz Schenkl aO. 565: die Hs. abortiv,
in der Aufschrift des iudic. Par. hat die Hs. Maborti) clamaretur *Maro
iunior', ad praesens hoc recitavit usw. Riese aO. 1, p. xxvm. WHDSu-
bingar, Anonymi cento vergilianus de ecclesia, Utr. 1867. FLatemdorp, JJ.
103, 861.
4. Q. Äurelius Memmius Symmachus v. c. et tnZ. ex cons. ord.
(Cos. 485) ac patricius (so nennt ihn sein Schwiegersohn Boethius in der
Widmung Beiner Schrift de trinitate, Useneb, aO. 15), war ein würdiger
Nachkomme seines Urgroßvaters, des Redners Symmachus (§ 425, 2). Kr
wird öfters bei Ennodius erwähnt. Von ihm heißt es im aneedot. Holden
(vgl. dazu GSchepss, NArchfältdGesch. 11, 126): vir pkilosophus qui antiqui
Catonis (des Uticensis) fuit noveüus itnitator, sed virtutes veterum sanctU-
§ 477 Mavortius. Symmachus. Deuterius. 1229
sima religione transcendit . . dixit sententiam pro allecticiis in senaiu . .
parentesque (gemeint ist der ältere Nicomachus Flavianue: über ihn und
seine Verschwägerung mit den Symmachi s. § 428) suos imitatus historiam
quoque Bomanam Septem libris edidit. Ans dieser römischen Geschichte hat
sich ein Brachstück bei Iordanis de reb. get. 16 erhalten (ut dicit Symmachus
in quinto suae historiae libro, HPktkr, hist. rom. fr. 370). Anch besorgte
er (gleich den jüngeren Nicomachi § 428, 2. 3) kritische Ausgaben: zB. von
Macrob's somnium Scipionis, wie die Unterschrift der Hss. lehrt (§ 444, 8).
— Außer der Schrift de trin. widmete Boethias dem Symm. auch seine
Arithmetik, desgleichen widmete Priscian demselben seine kleineren Schriften
(§ 481, 4). Symm ach us wurde kurz nach Boethius J. 526 hingerichtet.
OJahn, Leipz. SBer. 1861, 347. JBRossi, inscriptt. christ. 1, p. 443. Hüsenkb,
anecd. Holderi (Bonn 1877) 17. Vgl. noch § 451, 2.
5. Deuterius, Lehrer der Grammatik und Rhetorik zu Mailand, von
Ennodius oft mit Lob überschüttet. Er empfiehlt (dict. 8 u. 9) dem Deu-
terius seinen Neffen Lupicinus und den Arator als Schüler. Er preist ihn
in einem scherzhaften Gedichte (2, 104, verendet Calvities) und tröstet ihn
in einem Briefe (1, 19) wegen seiner Augenleiden (tua lumina nübe doloris
Jiebetantur, cuius tarn clara sunt carmina?). Poetischer Bettelbrief in seinem
Namen bei Emnod. carm. 1 , 2 (Deut. v. 8. grammaticö). Vgl. noch Ennod.
dict. 24. carm. 2, 90. — Zweifelhaft ist seine Gleichsetzung mit dem Deu-
terius scholasticus in der Unterschrift bei Martianus Capeila (§ 462, 6).
Vgl. OJahh, Lpz. SBer. 1851, 360.
6. Aufzählung der rednerisch gebildeten Adeligen Roms bei Ennod.
opusc. 6, p. 408 fll. Hartel: Faustus (cos. 490, Latiaris flumen eloquii, auch
Dichter, er besang den Corner-See, Ennod. epp. 1, 6; ferner carm. 1, 7 in
veterem morem pangit nova carmina Faustus) und sein Sohn Avienus (cos. 501),
die patricii Festus (cos. 472), Symmachus (A. 4), Probinus (cos. 489), Ce-
thegus (= Rufius Petronius Nicomachus Gethegus, cos. 504. HUsbneb,
anecd. Holderi 6. Unten § 483, 2), Boethius, Agapitus (cos. 517), Probus.
Dazu Olybrius (Ennod. carm. 1, 8), und außerhalb Roms Parthenius (Aratob
ep. ad Parth. 19 ff.). Vgl. § 476, 7. Faustus verfaßte auch Gedichte in
mehreren Büchern (Ennod. carm. 1, 7. 2, 3. 143). Sitte der Öffentlichen
recitationes noch in diesem Jahrh. in Italien: Ennod. carm. 1, 9 praef.
cur redtet publice quem laus nee decet publica nee delectat? Vgl. § 491, 2.
In diese Zeit mag auch gehören Euclerius (? Eucherius, etwa der öfters
bei Apoll. Sid. vorkommende Eucherius v. ill. und Senator, Greg. Tur.
2, 20?) welcher AL. 789 Gott « Christus in einem kurzen Gebet um
Erleuchtung im Berufe (eines Rechtskundigen) anfleht.
7. Die gewöhnlich dem sechsten Jahrhundert zugewiesene (Epistola
Valerii ad Rufinum ne uxorem ducat ', gedruckt in Hieronym. Opp. XI (vgl.
LMülleb, JJ. 96, 790) stammt vielmehr erst aus dem dreizehnten und ist
verfaßt von Walter Map (Mapes, seit J. 1196 Archidiakonus in Oxford),
wie dieser selbst in s. Schrift de nagis curialibus p. 142 Wright berichtet.
MHertz Tor s. größeren Gellius-Ausg. 2, p. xxx.
8. Die herrschende Ansicht der Zeit über die Philosophie spricht
Gbeoor. Tue. aus, Mirac. 1, praef. philosophorum inimicam deo sapientiam.
Vgl. Ennod. euchar. p. 396, 13 Hartel illa saecularis pompae philosophia
1230 Die Kaisereeit. Sechstes Jahrhundert
(= die Medizin). Vbnant. Fort. ep. 6, 1 gesieht: Plaio, Aristoteles, Gkry-
sippus vel (et) Pittacus mihi vix opinione noti sunt.
9. Von dem fränkischen König Chilperich (f 684) erzählt Gregor tos
Tours (hist. Franc. 6, 46): confecit duos libros quasi Sedulium imüatus,
quorum versiculi debiles nullis pedibus subsistere possunt, in quibus, dum
non inteUegebat , pro longis syllabis breves posuit et pro brevibus longa»
statuebat; et alia opuscula, vel hymnos sive missas. An König Charibert
preist Vbnant. Fort. carm. 6, 2 gewandte Handhabung der lateinischen
Sprache. Das älteste Denkmal einheimischer Poesie der Franken, der
Prolog zum Volksrechte der Salier, ist lateinisch und hat rhythmische Form;
WWattkkbach, D. Geschichtsq. I6, 87.
10. Gregor. Tur. 4, 47 über Andarchius: de operibus Virgüii, legis
Theodosianae libris arteque calculi adprime eruditus est.
11. Eifriges Anfertigen von Handschriften bes. in Mittel- und Unter-
italien; s. § 483. § 494, 3, und die Unterschriften in der Fuldaer Hs.
(§ 434, 6 Z. 31) der Vulgata : Victor . . episeopus Capuae legi VI non. maias
(des J. 546), sowie in einer Dijoner von Augustin. de trinit.: emendavi . •
VI kal. tun. (des J. 559) in provincia Campania etc. AReipferscheid im
Bresl. Ind. lect. 1872 f. p. 8. In einem cod. Casinensis (einer lat Übers.
des Origenes) : Donatus . . presbyter proprium codicem in casteüo Lucuttanc
(bei Neapel) infirmus legi (J. 569), Rkiffkrscheid aO. p. 3. Aus Afrika
(ebd. p. 2) in Rom eine Hs. des Hilarius (§ 418, 2) mit der Unterschrift:
contuli . . apud Casulas constituius anno XIV0 Thransamund regis (J. 509 f.).
Aus 8. VI ist der Leiden sie Voss. Q. 9, s. Ribse's AL. 1, p. 18—20, vgl.
p. xii. Vgl. auch § 487, 4. Aus derselben Zeit Hss. des Cyprianus in Paris
und Turin; s. WHartel's Ausg., praef. p. ii. Anderes s. oben § 400, 5.
425, 4. 432, 6. 436, 5. 441, 4 E. 472, 1. 473, 7.
478. Durch Charakter wie Bildung ragt hervor in dieser
Zeit der vornehme Römer Anicius Manlius Torquatus Severinus
Boethius, Cos. 510, durch Theoderich hingerichtet J. 524.
Von seiner edlen Gesinnung wie seiner Vertrautheit mit dem
Geiste und der Form der klassischen Vergangenheit bietet ein
glänzendes Zeugnis die von ihm im Gefängnis verfaßte Schrift
de consolatione philosophiae, in fünf Büchern. Außerdem be-
sitzen wir von ihm zahlreiche Übersetzungen griechischer Werke
philosophischen und mathematischen Inhalts. Insbesondere durch
seine Übersetzungen und Bearbeitungen der aristotelischen Logik
gewann er großen Einfluß auf die mittelalterliche Scholastik.
In seiner Jugend schrieb er auch einige christlich -theologische
Schriften.
1. Anicius Manlius Severinus Boethius v. e, et inl. ex cos. ord. (ex
*u*9- off.) patricius heißt Boethius in den Subscriptionen seiner Werke;
Hüsbneh, anecd. Hold. 40. 46. Daß Boethius (Boeing) zu schreiben sei,
nicht mit den meisten Hss. und Inschriften das plebejische Boeiius zeigt
§478 Boethius. 1231
Usehsr ebd. 43. Er war geb. um 480, vermählt mit Rusticiana, der Tochter
dea Symmachus (§ 477, 4), hatte den Theoderich J. 600 im Senat mit einer
zierlichen Rede begrüßt und wurde von diesem mannigfach verwendet.
Schreiben des Theoderich an Boethius in Cassiodob's var. 1, 10. 45. 2, 40.
Lobrede auf Theoderich von Boethius im Senat beim Antritt des Consulats
seitens seiner beiden Söhne (J. 522) gehalten, anecd. Hold. 13. consol. 2, 3.
Als aber der oströmische Kaiser Justin versuchte Theoderich's Thron da-
durch zu untergraben daß er Italien gegen die arianischen Goten aufhetzte,
uod die national römische Partei in den Verdacht geriet darauf einzugehen,
ward B. in die Verwicklung hineingezogen. Seine freimütige Verteidigung
des Senators Albinos, welcher geheimen Briefwechsels mit Justin bezichtigt
war, wurde von Gegnern benützt um auch ihn bei Theoderich anzuschwärzen.
Da seine unabhängige patriotische Haltung während seines ganzen Lebens
der Anklage Schein genug geben mochte, wurde B. in Calvenzano in Haft
gehalten, von dem unterwürfigen Senat angehört verurteilt und unter Mar-
tern (Anon. Valbs.) hingerichtet. Sein Tod dnrch den arianischen Goten-
könig, die Verwechslung mit anderen des Namens Severinus, sowie seine
theologischen Schriften brachten den B. später in den Ruf eines Märtyrers
für Beinen katholischen Glauben und in den Geruch der Heiligkeit. Vgl.
A. 2. 3. Trüffel, PRE. 1», 2415.
2. Emnodiub ep. 7, 13 an Boethius: tu, emendatissime hominum, . .
quem in annis puerüibus . . industria fecit antiquum, qui per düigentiam
imples otnne quod cogitur, cui inter vitae exordia Indus et lectionis assiduitas,
. . in cuius manibu8 duplicato igne rutilat qua veteres face fulserunt. Theo-
derich (bei Cas8iod. var. 1, 45) an B.: te multa eruditione saginatum. . .
translationibus tuis Pythagoras musicus, Ptölemaeus astronomus leguntur
Itali. Nicomachus arühmeticus , geometricus Euclides audiuntur Ausoniis.
Plato theologus, Aristoteles logicus quirinali voce disceptant. meehanicum
etiam Archimedem Latiälem ßiculis reddidistu et quascunque disciplinas
vel artes fecunda Graccia per singulos viros edidit te uno auctore pairio ser-
mone Borna suscepit usw. Vgl. Prokop. Goth. 1, 1 (p. 11 Bonn.) und
das mittelalterliche Epigramm auf ihn AL. 764. Diese Tätigkeit ging
bervor aus warmer Begeisterung für die alte Literatur und die alte Zeit;
vgl. praef. zum comm. in Aristot. categ. 1. II (bei Miqnb 64, 201): etsi nos
eurae officii consularis (J. 510) impediunt quo minus in his studiis omne
otium plenamque cur am consumamus, pertinere tarnen videtur ad aliquam
reip. euram elucubratae rei doctrina cives instruere etc. Die Oberzeugung
des B. war daher schwerlich wesentlich verschieden von der des Ahns seiner
Frau (§ 425, 9), so gewiß er sich auch zum Christentum bekannte. KSchenkl,
Verhandl. der Wiener Philologenvers. (Wien 1869) 79. CbJoübdaih, mem.
pr£s. par divers ä l'acad. des inscript. 1, 6, 1, 880; vgl. comptes rend. 1860
4, 17. AHildsbrand, B. u. seine Stellung zum Christentum, Regensb. 1885.
GBoissisb, journ. des sav. 1889, 449.
3. Die Schrift de consolatione (verfaßt J. 623/4) beginnt mit einer
Klage im elegischen Maß über die jetzige Lage ihres Verfassers: Carmina
qui quondam studio florente peregi (ein Carmen bucolicum nennt als von B.
verfaßt das anecd. Holden) flebilis, heus, maestos cogor inire modos usw.
Da erscheint ihm die Philosophie und tröstet ihn über sein Schicksal durch
1232 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
eine Art Theodicee. Die Trostgründe sind rein philosophische, welche für die
spezifisch christlichen kaum Raum lassen. Die zu Tage tretende Denk-
weise ist ein überwiegend platonisch gefärbter Eklekticismns. Zn allen
positiven Religionen, auch der christlichen, hat der Verfasser die kühle
Stellung eines vornehmen gebildeten Mannes: er hütet sich sie zu bestreiten,
aber für seine Person hält er sie sich vom Leibe und sucht seine geistige
Nahrung anderswo. Überall Beweise edler Gesinnung, eines Strebens nach
den höchsten Zielen der Menschheit, manchmal wahrhaft religiöse Stim-
mung, aber immer frei von spezifisch christlicher Färbung. Er beruft sich
niemals auf die christlichen Schriften, niemals auf die christliche Kirche
und ihre Dogmatik und nennt niemals den Namen Christi; desto häufiger
nennt er Piaton, Aristoteles (dessen Protreptikos stark benutzt scheint;
JBywatkr, journ. of philol. 2, 69. Usbner, aneed. Holderi 61. HDjbls,
Arch. f. Gesch. der Philos. 1, 486), Cicero, Seneca. Vgl. FNitzsch aO. 42.
EZbt.lrr, Philos. d. Gr. S, 28, 866. Wenn die heidnischen Götternamen
(insbes. Phoebus, die Musen, Ceres u. a.) Öfters vorkommen, so ist das
schwerlich ernstlicher gemeint als bei den Schriftstellern des 18. Jahrb.
Die Sprache ist die gezierte und manierierte seiner Zeit, doch gemäßigt
durch ein nüchtern syllogistisohes Element. Die Form ist teils dialogisch,
teils bat sie Ähnlichkeit mit der satura Menippea, sofern die prosaische
Rede häufig in der Weise des Martianus Capeila durch metrische Stacke
unterbrochen wird. Diese (89 an der Zahl) haben die mannigfaltigsten
einfachen (iamb. troch. daktyl. anap. logaödischen) und zusammengesetzten
ein- und zweizeiligen Formen, von denen nicht wenige von Boethius seihst
erfunden sind; Übersicht in Peipbr's Ausg. p. 219; vgl. ebd. p. xxixii. Im
Sprachlichen dieser Gedichte sind Seneca's Tragödien ßtark ausgebeutet;
s. das Stellen Verzeichnis bei Pbiper aO. 228. Formell zeigt der Verfasser
zwar nicht immer Strenge, aber Bicher große Gewandtheit Vgl. AEbbxt,
LdMA. 1', 489.
4. Zahlreiche Hss. der consol. von s. IX/X, s. Pbipkr vor 8. Ausg.
Vgl. auch GSohepss, hs. Studd. zu B. de consol., Wttrzb. 1881. Ed. pr. Nürab.
1473 (per ACoburobr); spater zB. cum comment. Thomb, Köln 1604; in
usum Delphini cum nott. PCALLYi^Par. 1680; cum nott. PBkrtii, Leid. 1671;
cur. JAVulpio, Padua 1721 u. 1744; cum nott. varr., Glasgov. 1761; be-
sonders die von ThObbabius (ad opt. libr. mss. fidem rec. et prolegg. instr.)i
Jena 1843 und von RPetper, accedunt eiusdem atque incertorum opuscola
sacra (s. A. 6), Lps. 1871. Über die zahlreichen mittelalterlichen Commen-
tare, Übersetzungen und Nachahmungen der consol. s. Pbipkr vor s. Ausg.
p. xxxxr. Für die Kritik des lat. Textes (auch der aristotel. Kateg. u. **pl
£q(jl.) sind auch zu beachten die Arbeiten Notkbr's ; vgl. Schriften Notker's u.
s. Schule, herausgg. von PPipkr, Freib. 1882—1888 III. — PLamkn, quaestt.
Boet. in der Bymb. pbilol. Bonn. 261. R Volkmann, in B. de cons. phil*
libros commentariolum criticum, Jauer 1866. HNolte, ZföG. 31, 87.
6. Andere philosophische und mathematische Schriften: Cassiojx» im
Anecd. Holderi p. 4 über Boethius: in opere artis logicae id est diaUetieat
transferendo ac mathematicis diseiplinis talis fuit ut anHquos auetores aut
aequiperaret aut vinceret. Erhalten sind Übersetzungen und (oder) Commen-
tare zu samtlichen Teilen des aristotelischen Organon, nämlich den
§ 478 Boethius. 1233
xatrjyoQÜn (libri IV, verfaßt J. 510), zu neql igprivBiag, und zwar hier in
zwei Bearbeitungen, deren erste das elementare Verständnis vermittelt in
2 Büchern, deren zweite das behandelt quod dltius acumen considerationis
poscit in 6 BB. (verfaßt J. 507 — 9, Usenbb, Deutsche Lit. Ztg. 1880, 370.
Boetii comment. in Arist. n. sqi*., rec. CMbiseb, Lps. 1877. 80 II; über den
Wert der Übersetzung für den griechischen Text s. CMeisbb, JJ. 117, 247),
sodann zu den dvalvzina (nQÖtSQcc und vgxsqcc), zu den xonwu (der Com-
mentar ist verloren) und itsql co<pioxi%mv kXiy%mv. Boethius in Aristot. n.
£?p. 2, 2, 3 p. 79 Meis. äußert die Absicht den ganzen Piaton und Aristo-
teles zu übersetzen und zu erläutern. — Commentar zu Cicero's Topica,
davon erhalten B. 1— 5 und ein kleiner Teil von B. 6, reichend bis Cic.
top. 76. Eine anschließende Fortsetzung zu top. 76. 77 aus Paris. 7711
8. XII bei Orblli aO. 390 (de dis et praesensionibus) gehört nicht dem
Boethius, sondern stammt erst aus dem MAlter. ThStakgl, JJ. 127, 193. 285.
Gedruckt ist der Commentar zB. in Orblli' s Cic. 5, 1, 269. ThStangl,
Boethiana vel Boetn. comm. in Cic. Top. emendat. ex VIII codd. cum
ob8S. gramm., Gotha 1882. Vgl. § 182, 6, 1. — In Porphyrium (dessen
elcccycoyr} stg zag 'AQiaxot* %axr\yoQ.) a Victorino (§ 408, 2) translatum (vor
J. 510) dialogi II. In Porph. a se translatum libri V. — De categoricis
syllogismis libri II (dazu introductio ad categ. syll.). De hypotheticis
syllogismis 11. IL De divisione. De differentiis topicorum (U. IV).
Unsere handschriftl. Oberlieferung der letztgenannten Schriften geht,
wie namentlich aus den Subscriptionen im Aurelian. 223 b. X/XI (4* Ash-
burnham. nr; 31 Libri) erhellt, auf ein von dem § 481, 3. 482, 2 genannten
Theodorus geschriebenes und von Martius Novatus Benatus v. c. et sp.
durchgesehenes Exemplar zurück. Montfaucon, bibl. bibliothecarum 2, HSOd
erwähnt aas einem SGerm. unter Schriften des Boethius eine Subscriptio
des Theodorus, wonach dieser Mavortio consüle (s. § 481, 3) indicHone V mit
eigener Hand ex authentico Flaviani, eines Schülers Priscian's (?), abge-
schrieben habe. OJahn, Lpz. SBer. 1851, 354; ARbiffebschbid, bibl. patr.
2, 362. üsbkbb aO. 47 und besonders GSchbpss, BltbayrGW. 24, 24. — Im
B. 4 jener diff. top. p. 880 ed. Bas. steht was AMai, class. auctt. 3, 817. 327
fälschlich als zwei noch unbekannte Abhh. des Boeth. (communis speculatio
de rhetoricae cognatione und locorum rhetoricorum diatinctio) heraus-
gegeben hat. (Was bei Mai aO. 331 als angeblich dem B. angehörig folgt
ist 'Franconis [s. XI] ex opere de quadratura circuli specimen'.) — Die in
den Ausgg. dem B. beigelegte Schrift de definitione gehört vielmehr dem
Marius Victorinus (s. § 408, 2). Über Boethius1 logische Schriften s. bes.
KPbantl, Gesch. d. Log. 1, 679. — De institutione musica 11. V (übertragen
und erklärt von OPaul, Lpz. 1872). — De institutione arithmetica, vgl.
FGustafbson, de codd. Boet. de inst, arithm. Bernensibus in Act. soc. Fenn.
Helsingf. 11 [1879], 841. Über die Turiner Fragmente aus Bobbio s. Lpz.
Studien 1, 379. Für die Kritik ist wichtig der sog. Über mathematicalis des
h. Bernward zu Hildesheim. HDükeb, Hildesh. Progr. 1875.
De geometria: Boethius schrieb darüber: vgl. Casbiod. de geom.
p. 577 ex quibu8 (den griechischen Geometern Euclides, Apollonius, Archi-
medes) Euclidem translatum in Bomanam linguam . . . Boethius dedit und
var. 1, 45 (oben A. 2 Z. 7) und den Reichenauer Bibliothekkatalog vom
Tzuttbii-Sohwabb, BOm. Lit.-Ge»ch. 6. Aufl. * 78
1234 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
J. 821 bei GBeckeb, catal. bibliothec. antiq. nr. 6, 356 (De opusculis Boetii
de arithmetica lib. II de geometrica lib. III et de diabetica). Ob aber die
unter dem Namen des B. überlieferte Geometrie von Cassiodob aO. erwähnt
wird ist deshalb sehr zweifelhaft weil diese nicht eine Übersetzung des
Euklid giebt, wie Cassiod. sagt, sondern nur manches Euklidische mitfahrt,
weil sie größte Unwissenheit und Unklarheit verrät, wahrend B.s Arith-
metik sachkundig und verständig ist, endlich weil in der vorliegenden
Schrift p. 397, 3 Friedl. die indischen (arabischen) Ziffern erwähnt werden,
welche dem Altertum sonst ganz unbekannt sind. Das Werk ist deshalb
wohl dem MAlter zuzuweisen. So GFbiedleih, Gerbert, die Geometrie des
B. und die indischen Ziffern, Erl. 1851 (vgl FHültsch, JJ. 87, 422); zur
Frage über die Echtheit der Geom. d. B.f JJ. 87, 425 und in s. Ausgabe
HWeissenbobn, Zeitschr. f. Mathem. u. Phys., lit.-gesch. Abt. Suppl. 24
(1879), 190; zur Boetius-Frage, Eisenach 1880. LHeiberq, Phil. 43, 507.
Dagegen verficht die Echtheit MCantob, mathemat. Beitr. zum Culturleben
(1863) 181. 199; röm. Agrimensoren (1875) 130. 216; Zeitschr. f. Mathem.
u. Phys., lit.-gesch. Abt. 22, 184; Jen. Lit.-Ztg. 1879, 172; Gesch. der
Mathem. 1, 630. — S. auch ENardücci, un manuscritto (saec. XIII) . . .
contenenfce gli apici (Zahlzeichen) di Boezio, Rom 1877 (Acad. dei Lincei,
Scienze mat e nat. 1, 503). — Boetii de instit. arithm. libri II, de instii
mus. libri V. acc. (bes. aus Erlang. 288 s. XI) geometria quae fertur Boetii
ex libris mss. ed. GFribdlein, Lps. 1867. Mit dieser Geometrie des Boethius
ist nicht zu verwechseln die sog. demonstratio artis geometricae (§ 844, 7),
welche, mit jener in alten Ausgaben zusammengeflossen ist. Gedruckt zu-
letzt in der Berliner Ausgabe der Feldmesser 1, 398 und daselbst Lachmaitk
2, 79.
6. Boethius de s. trinitate (gewidmet seinem Schwiegervater, § 477, 4);
utrum pater et filius et Spiritus sanetus de divinitate substantialiter prae-
dicentur; quomodo substantiae in eo quod sint bonae sint cum non sint sub-
stantialia bona (beide lohannes diaconus gewidmet); über contra Eutychen
et Nestorium, alle am besten in Peipeb's Ausg. der consol. A. 4; die Unecht-
heit dieser christlich theologischen Abhandlungen hat nach anderen
besonders FNitzsch, d. System d. B. und die ihm zugeschriebenen theo-
logischen Schriften, Berl. 1860 behauptet, namentlich wegen der Unver-
einbarkeit der Grundanschauungen derselben mit denen in den BB. de
consolatione. Aber es werden von Cassiodor (s. HUskneb's Anecdotum
Holderi p. 48) unter den Schriften des Boethius ausdrücklich genannt:
scripsit librum de s. trinitate et capita quaedam dogmatica et librum contra
Nestorium. Vgl. Peipeb's Ausg. p. xxn. Useneb, aneed. Hold. 48. Dieses
Zeugnis des sachkundigsten Zeitgenossen sucht vergebens FNitzsch, Jen.
LZ. 1877, 714, durch Annahme eines spateren Einschiebsels in die Worte
Cassiodor's zu entkräften. Vgl. noch JDräseke, Jahrbb. f. protest. TheoL
12, 312. CKbikg, Jahrb. d. Görres-Gesellsch. 1884, 23. Pbietzel, B. und
s. Stellung z. Christentum, Löbau 1879. AHildebband, B. u. s. Stellung z.
Christentum, Begensb. 1885. Vgl. A. 2 E. — Dagegen wurden mit Unrecht
dem Boethius beigelegt de fide catholica, de umtäte et uno und de diseiplina
scholarium: die letzte hat einen Brabanter Mönch des 13. Jahrh. Namens
Thomas (Brabantinus Cantipratanus) zum Verfasser.
§ 478 Boethius. § 479 Ennodius. 1235
7. Gesamtansgaben der Schriften des B. : Yen. 1491. 1492 (cum comm.
8. Thomae). Bas. 1546. 1570 (ex rec. Glabkani). Alles mit- und durch-
einander bei Mignb B. 63. 64. — Über Boethius zB. CGHbyne, op. 6, 144.
CFBergstbdt, de vita et scriptis B.t Upsala 1842. JGSuttkrer, B. der letzte
Römer, sein Leben usw., Eichst. 1852. LCBoübqdakd, de B. christiano
viro, philosopho ac theologo, Angers 1877. VdiGiovanni, Boezio filosofo ed
i suoi imitatori, Palermo 1880. — GBfdnabz, de universo orationis colore
Boethii, Bresl. 1883.
479. Ein Redekünstler und Versemacher aus der Zeit des
Theoderich ist der Bischof von Pavia, Magnus Felix Ennodius
(J. 473 — 521) aus Gallien. Die geschichtlich bedeutendsten
seiner Schriften sind die Biographie seines Vorgängers Epipha-
nius und der Panegyricus auf Theoderich (ums J. 507), letzterer
maßlos im Preisen, vorsichtig im Verhüllen und unerträglich
gebläht in der Form. Die Briefe leiden an Inhaltslosigkeit ; noch
mehr die Schulreden. In seiner Zeit als Stilist anerkannt, hatte
Ennodius Reden und Briefe für andere zu schreiben, auch Pre-
digten für Bischöfe. Unter den Gedichten sind teils größere
Arbeiten (Reisebeschreibungen, ein Epithalamium, mehrere Hym-
nen), teils kürzere Gelegenheitsgedichte (sogen. Epigrammata),
teilweise recht unbedeutende, zu Preis wie Unglimpf. Verstöße
in der Form sind nicht selten.
1. Gebürtig war Enn. aus Gallien (ep. 1, 2 vgl. 6, 24. c. 2, 73), viel-
leicht aus Arelate und von vornehmer Abkunft. Eucharist. (p. 398, 23
Hart.): tempore quo Italiam optatissimus Tkeoderici regis resuscitavit in-
gressus (J. 489) . . ego annorum ferme XVI amitae quae me dluerat . . so-
lacio privatu8 sum. remansi solus, inops etc. poposci in matrimonium
cuiusdam nobilissimae . . parvulam filiolam, protinus . . exceptus, . . ut ali-
mentis affinerem, . . ex mendico in regem mutatus. A1b aber die reiche Braut
ihr Vermögen verlor, gab Ennodius sie auf und wurde Priester (Vogel vor
s. Ausg. p. vi). Bischof von Ticinum (Pavia) seit 513? Zweimal (J. 615.
517) Abgesandter des Papstes Hormisdas an den o ström. Kaiser Anastasius
für die Vereinigung beider Kirchen. Frühere Reisen carm. I, 1 (nach
Brian 90 n auf Geheiß eines vates «■ Bischofs). 5 (über den Po zu einer
Schwester). 6 (aus Rom zur See). Er starb zu Ticinum im J. 521. S. seine
Grabschrift im CIL. 5, 6464 (wo es beißt Ennodius vates . . pollens eloquio,
doctrinae nobüis arte). Dieselbe auch zB. in Hartel's Ausg. p.609. — Ennodius
gab seine Arbeiten einzeln oder in kleineren Gruppen heraus: eine Gesamt-
ausgabe hat er selbst nicht veranstaltet. Nach seinem Tode scheint eine
solche hastig und unordentlich, doch einigermaßen mit Berücksichtigung
des zeitlich und sachlich Zusammengehörigen, von fremder Hand hergestellt
worden zu sein (A. 9). Diese uns erhaltene Sammlung reicht übrigens
nur bis ins J. 513.
2. Panegyricus dictus clementissimo regi Theoderico, verfaßt J. 507.
78*
1236 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
Trotz aller verschnörkelten Geschmacklosigkeit, trotz ermüdendem Schwulst
und gesuchter Dunkelheit ist er doch eine wichtige Geschichtequelle (Tgl.
RKöpke, deutsche Forschungen 165, bes. 173), Manso aO. 435. Vgl. MFbetig
aO. 3. Abgedruckt auch in Sammlungen der panegyrici (§ 391, 3), cum
annotationibus in Manso'b Gesch. d. ostgot. Reichs 437, vgl. ebd. 436. 487.
CCipolla, archiv. stör. ital. 11 (1883), 358; intorno al paneg. di Enn. per
Theod., Padova 1888. — Übersetzt von MFebtig (Ennod. u. seine Zeit III),
Landshut 1858.
3. Vita b. Epiphanii episcopi Ticinensis (f 496, verfaßt um J. 603,
vgl. Binding, das burgund.-roman. Egr. 1,97); b. Antonii monachi Lerinensis
(bald nach dessen Tod verfaßt). Libellus adversus eos qui contra synodum
(vom J. 502) scribere praesumpserunt (für Papst Symmachus). Das sog.
eucharisticum de vita sua, eine kurze Selbstbiographie, nach dem Vorgänge
von Adgustijn'b confessiones in Form eines Gebetes (Festig aO. 1, 7). VgL
§ 474, 4. (Paraenesis didascalica) Ambrosio et Beato (J. 511, Empfehlung
der Poesie, verecundia, castitas, fides, grammatica, rhetorica, eingeleitet je
durch Verse). Außerdem werden zu den opuscula des E. (10 mit dem Paneg.)
noch gezählt: praeceptum quando iussi sunt omnes episcopi cellulanos ha-
bere (J. 503), petitorium quo absolutus est Gerontius puer Agapiti, und
zwei benedictiones cerei.
4. Die 28 dictiones enthalten Reden für andere, Gelegenheitsreden
(zB. in natali Lauren tii Mediolanensis episcopi um . J. 605) und Schulreden,
von letzteren sieben wirklich in der Schule gehalten (bei Einführung oder
Beförderung von Schülern), 16 aber Musterreden (10 controversiae, 6 ethicae
oder suasoriae), bezeichnend durch die Wahl ihrer Gegenstände, welche
sich ganz in den alten Geleisen bewegen; s. § 46, 9.
6. Die von Sirmond wider die Hss. (A. 9) in neun Bücher eingeteilten
Briefe, im ganzen 297 ohne zeitliche Ordnung, sind zum Teil an Männer
von hoher Stellung in Kirche (wie Symmachus, Hormisdas) und Staat (wie
Boethius und Liberius) gerichtet; an Venantius 5, 22, vgl. p. 105, 10 Htl.
u. Gassiod. var. 3, 8. 46. Auch Briefe an Frauen, zB. an seine Schwester
Euprepia (deren Sohn LupicinuB oft von Ennodius erwähnt wird. Über
diesen als Herausgeber des Caesar s. § 196, 2 E.). Alle scheinen von E.
als Diakonus (in Mailand) und vor J. 513 geschrieben. S. auch Ussmeb,
anecd. Hold. 12. öffentliche Verhältnisse, vollends politische, werden kaum
berührt. Die Schreibweise ist höchst geziert.
6. Daß das Versemachen für einen Priester sich nicht recht schicke
fühlt Enn. so gut wie Sidonius (§ 467, 6) und entschuldigt es wiederholt
(c. 1, 6, praef. u. 1, 9, praef.). Galt doch die heidnische Mythologie für ein
unerläßliches Zubehör der Verse, so daß auch Enn. den Phoebtts, Apollo,
die Venus (bes. 1, 4), Parcae (1, 5. 2, 2. 109), Pierides, di (2, 24, 1) oft
genug in Bewegung setzt, freilich ohne alles Arg, indem ihm zB. Olympus
einfach der christliche Himmel ist (vgl. 1, 6, 29 von Christas: ille per ex-
celsum videat mc dexter Olympum). Aber auch moralische Bedenken hatte
das Versemachen, wenn man anzügliche Gegenstände so wenig mied wie
Enn. 2, 25. 29—31. 61 ff. 69 ff. 97. 101 ff. tut. Daß es jedoch nur eine Form
der Stilübung war zeigt die häufige Verbindung mit einem prosaischen
§ 479 Ennodius. 1237
Vorwort (carm. 1, 6. 7. 8. 9. 2, 160) oder Nachwort (2, 107) , die Verwen-
dung Ton Versen als dictiones (carm. 1, 2. 6. 9) und Verostoffe wie carm.
2, 23 f. (de eo qui ut fiUutn tnatri reconciliaret furtum fecit; de eo qui dice-
batur tneretricis filius et asellionis esse), vgl. A. 4.
7. B. 1 der carmina liefert bei deren Wortseligkeit weniger stoff-
liche Ausbeute als Überschriften wie Itinerarium Brigantionis castelli, Itine-
rariutn (Padi), Dictio Ennodii diaeoni quando de Borna rediit (vgl. A. 1)
erwarten ließen. Das Epithalamium dictum Maximo v. 8. bewegt sich nach
dem Vorgange des Claudianus in einer Mannigfaltigkeit von Formen (DistM
Tetr. troch., Sapph. Str., Hex., Hendekas.) und faßt auch das Sinnliche frei
an. Auch 1, 7 an Faustus (§ 477, 6) hat vielerlei Maß. 1, 9 episches Ge-
dicht zum Geburtstage des Epiphanius (s. A. 3), in annum XXX sacerdotii
«- J. 496. 1, 10—21 Hymnen im dim. iamb. acat. bes. auf Heilige.
8. Buch 2 giebt 151 kurze Gedichte (dazu epist. 5, 8) meist im
elegischen und epischen Maß (c. 107 sapphische 'Strophe, ebd. und 123
tetr. troch.): Grabschriften, zur Einweihung von Kirchen, auf Kunstwerke,
spottende Epigramme (zB. 2, 118 — 122 auf einen Virglliua Maro seiner
Zeit, schwerlich den § 497, 7 genannten; noch weniger freilich ist man
berechtigt dem Virgilius des Ennodius die Epigramme AL. 160 PLM. 4, 158
[nr. 164. 165] zuzuweisen), Gedichte zum Preise bes. von Bischöfen (77 ff.);
vgl. 150 praef. qui miratur officii terminos in amicorum me laudibus
egressum recolat quam imperiosa est semper affectio etc. De horto regia
(Theoderici) 111. De eo quod Messala consul (J. 506) Ennodius in cogno-
mine dictus est 82, vgl. 144 — 146. Vieles ist so unbedeutend daß es der
Aufbewahrung nicht wert war; Enn. aber bemerkt ausdrücklich was ex
tempore (25. 57. 107) oder subito (142) gemacht sei. Auch vgl. 67, 6 car-
mina biblis sulcavi, tumulo ne tenear moriens. — Ennod. entschuldigt carm.
2, 67, 8 u. sonst etwaige prosodische Anstößigkeiten. Sie sind am häufigsten
in Eigennamen und Fremdwörtern. S. die Nachweisungen über Metrik,
Prosodie und Sprache in Hartkl's u. Vooel's Ausgg. und von letzterem,
Aren. f. lat Lex. 1, 267. Von Vorgangern benützt E. besonders den Virgil,
dann auch Ovid, Horaz, Sedulius, Sidonius, Claudian, Lucan u. a.
9. Die übliche Einteilung (nach welcher auch hier citiert wird) in
Epistulae, Opuscula, Dictiones und Carmina und die Unterabteilung der
Epistulae und Carmina in Bücher rührt erst von Sirmond her, die Hss.
kennen sie nicht: in ihnen folgt das jenen Gattungen Zugeteilte kunter-
bunt durcheinander (A. 1 E.). Die hs. Reihenfolge der Stücke behalt Vogel
in s. Ausg. bei. — Handschriften: die wichtigste Bruxell. 9845 — 48
8. IX, dann Vaticanus 8803 s. IX/X, 325 s. X. Habtel und Vogel vor ihren
Ausgg. — Ausgaben: princ. Bas. 1569. ASchott, Tornaci 1611. Besonders
von JSihmond, Par. 1611 (und in Sibmond's opera 1, Par. 1696 p. 1353, Ven.
1728 p. 871). Bei Migne 63, 18. Jetzt bes. recens. et comment. crit. instr.
GHabtel, Wien 1882 (~ Corp. serr. eccles. Vindob. B. 6) und rec. FVoqel,
Berl. 1885 (-=» Mon. Germ, hißt., Auctt. antiquiss. Bd. 7).
10. Hißt. litt, de la France 3, 96. MFebtio, Enn. u. s. Zeit, I u. II
Paasau 1865. III Landshut 1868 (A. 2). AEbbbt, LdMA. 1\ 432. PTalini,
Epifanio (s. A. 3) ed Ennodio e i loro tempi in der Zeitschr. gli studi in
1238 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
Italia 3, 1, u. 2. FMaoani, Ennodio, Pavia 1886 III. — CTanzj, cronologia
d. scritti di Ennod., Archeogr. Triest. 15 (1889). — Kritisches: WHartbl,
Wiener Studd. 2, 226. 3, 130. LDuchesrk, rev. de phil. 7, 78. BDombakt,
JJ. 127, 278. PMohe, phil. Rundsch. 1883, 879.
11. Mehrfach wird hei Enmodius, dann hei Avitus (ep. 38), Cassiodob
(var. 4, 24) erwähnt Helpidius diaconus, dessen attica erudüio Ennod.
epp. 8, 8 rühmt. Er wurde Leiharzt des Theoderich und starb um J. 533
zu Spoleto. Ihm legt AEbebt, LdMA. 1*, 415, bei 'Rustici Elpidii Carmen
de Christi beneficiis' in 140 formgewandten Hexametern (Mignk 62, 545;
ed. HMüller, Qött. 1868 und besonders W Brandes, Text und Commentar,
Braunschw. 1890). S. aber dagegen MManitius, RhM. 45, 153. Vielmehr
wird es dem oben § 468, 1. 2 Genannten gehören, welchen freilich Brandes aO.
von dem Domnulus bei Sidonius trennt und erst ins 6. Jahrh. setzt.
480. Von Fabius Planciades Fulgentius (um J. 480 — 550
in Afrika) besitzen wir vier Schriften: Mythologiarum (mytho-
logicon) libri III mit einer Einkleidung in der Weise des Mar-
ianus Capeila und voll abenteuerlicher Erklärungen der Namen
und Sagen; eine allegorische Auslegung des Inhaltes der Aeneis
(Virgiliana continentia); eine höchst absonderliche Art von Welt-
geschichte (de aetatibus mundi), und endlich eine Ezpositio ser-
monum antiquorum, worin der Verf. Belege, wenn sie ihm nicht
zu Gebote stehen, herzhaft selbst erfindet. Seine Darstellung
bewegt sich in gezierten, schwülstigen, abgeschmackten Wen-
dungen. Oft mit ihm verwechselt wurde der mit ihm ver-
wandte Bischof Fulgentius von Ruspe in Afrika (J. 468—533-,
Bischof seit 508), von welchem zahlreiche theologische Schriften
auf uns gekommen sind, deren Schreibweise aber ebenso nüch-
tern und trocken ist wie die seines geckenhaften Namensvetters
verschroben. Zu gleicher Zeit lebte Dionysius Exiguus, ein
fleißiger Übersetzer, einflußreicher Hersteller kirchenrechtlicher
Sammlungen und Chronolog.
1. Isidor. vir. ill. 14 Fulgentius Afer, ecclesiae Buspensis episcopus
. . scripsit mülta, ex quibus legimus De gratia dei et Ubero arbitrio libros
responsionum VII (gegen Faustus § 468, 7) ... de s. trinitate ad Felicem . . .
de Verität e praedestinationis etc. est et liber altercationis eius quo de fide
cum Thrasamundo rege . . disputavit, und anderes. . . claruü sub Thrasa-
mundo (J. 496—528) rege Vandcdorum, Anastasio imp. regnante (J. 491 — 618).
Außer zahlreichen Schriften dieses F. (hei Mignk B. 66) besitzen wir auch
eine Vita desselben, wahrscheinlich von seinem Schüler (Fulgentius) Ferran-
dos (s. § 494, 5), eine in ihrer Wahrhaftigkeit achtungswerte Quelle für
die Zeitgeschichte. Vgl. MBüdinqkb, Wiener SBer. 91, 806.
2. In den Aufschriften der Mythol., Virg. contin. und Expos, (s. A. 4—7)
heißt der Vf. Fabius (vgl. p. 19 M.) Planciades Fulgentius (vgl. p. 28.
§ 480 Fulgentius. 1239
27 M.) v. 61. Nur in der expositio heißt er manchmal episcopus infolge
einer naheliegenden Verwechslung mit dem A. 1 Genannten. Dagegen de
aetat. mundi (A. 8) ist sein Name Fabius Claudius Gordianus Fulgentius
v. ch Da Ton den beiden mittleren Namen der erste Claudius bei dem
Vater, der zweite Gordianus bei dem Großvater des Bischofs (A. 1) sich
findet und den Namen Fulgentius dem späteren Bischof sein Vater gegeben
hatte quasi praescius qualis esset futurus (s. vita Fulg. bei Migne 66, 117),
also ohne daß er vorher in der Familie üblich gewesen, so ergiebt sich daß
der Mytholog Fulgentius mit dem Bischof verwandt war, s. ARkifferschsid,
RhM. 23, 136. Im Vorwort der aetat. m. nennt sich F. mehrfach einen
Afrikaner, und daß er kein Italiener war zeigt p. 142 M. : serva istaec tuis
Romanis: . . nobis vero erit maximum si usw. Vgl. MZink aO. 4. Er ist
Christ und spricht daher von den pagani als dritten (myth. 1, 28. 2, 9.
3, 7. Virg. contin. p. 162 M.). Er lebte nach Martian. Cap., den er ex-
posit. s. v. eaelibaius citiert. Als jüngerer Verwandter des Fulgentius von
Kuspe fallt er in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts. Alles Weitere hängt
ab von der Deutung der verschwommenen Angaben in der praef. der myth.
ad Catum presbyterum: . . . me discedentem a te, domine dum quasi
urbanis extorrem negotiis ruralis otii torpor astringeret, evitans aerumnosa
calamitatum naufragia quibus publicae incessabüüer vexantur actiones. . .
sopitis in favüla süentii raucüonis iurgiorum classicis quibus me galagetici
(gaüogetici Salmabius; galagetici — • getici MHebtz, JJ. 108, 278; vgl. auch
KSittl, JB. 1888 2, 242) quassaverant impetus defaecatam silentio vitam
agere creditabam. . . tributaria in dies eonventio eompülsantium pedibus Urnen
proprium triverat, nova indictionum ae momentanea proferens gener a. . .
addebatur his quod stiam bellici frequenter incursus pedum domo radicem in-
figere iusserant. . . tandem domini regis felieitas adventantis velut solis ere-
pusculum mundo tenebris dehiscentibus pavores extorsit . . licuit tandem
arva viser e. egredimur nauiarum in morem quos tempestatum flamento con-
fractos exoptata reduces excipit ripa . . . intuemur arva quibus adhuc in-
pressae bellantium plantae muricatos, quod aiunt, sigillaverunt gressus et . . .
hostes in vestigiis pavebamus usw. Am wahrscheinlichsten bezieht man
diese Andeutungen auf den arianischen Vandalenkünig Hilderich (J. 623—
630), welcher im Gegensatz zu Beinern Vorgänger Thrasamund gegen die Ka-
tholiken sich milder zeigte, sowie auf dessen Kämpfe mit den eingefallenen
Mauren und den mit ihnen verbündeten Goten, welche er bald nach dem
Antritt seiner Regierung durch die Schlacht bei Capsa siegreich beendigte.
ARbiffbbbcheid, RhM. 23, 136; JB. 1880 2, 288d. EJunqmann, de Fulgentii
aetate et scriptis in act. soc. phil. Lips. 1 (1871), 63; RhM. 32, 664. AEbert,
LdMA. 1*, 477. — Andere Ansätze zB. bei MZink aO. 13, LMüllkb, JJ.
96, 791.
3. Nicht erhaltene ältere Schriften. Fulg. virgil. cont. p. 149 M.
saturanter haec in libro physiologo quem nuper edidimus de medicindlibus
causis et de septenario ac de novenario numero etc. qui isla discere cupit
twstrum physiologicum perlegat librum. Nach dieser Inhaltsangabe hat
dieser Über pbysiologus nichts mit dem sog. Phyaiologus zu tun, welcher,
ursprünglich griechisch verfaßt, in den verschiedensten Übersetzungen und
Bearbeitungen (auch lateinischen, zB. im Bern. 233 s. VIII/IX, 818. s. IX;
1240 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
s. Proben in AMai's class. auctt. 7, 589) sich erhalten hat; vgl. FHokmbl,
die äthiopische Übers, des Physiologus, Lpz. 1877 (Einleitung). — Die
biblioth. Vallicell. besaß früher eine jetzt verschollene EU. Fulgentii de
musica excerptum ex libro de ficticiis poetarum (KSittl, JB. 1888 2, 242).
— Fälschlich unter des Fulg. Kamen geht im Paris. 8012 s. XIII ein
mittelalterlicher Commentar saper Thebaiden (GGoetz, commentat. Macrob.,
ind. schol. 1890 p. vi). — Über die Jugendgedichte des F. s. praefl myth.
p. 2 f. M. meas cachinnantes saepius nenias lepore satirico Utas, . . dum
ludicro Thalia ventilans epigrammate comoedia solita (est) vemulitate mtd-
cere. Proben seiner poetischen Befähigung myth. praef. p. 11 f. (trochäische
Tetrameter, vielfach nach dem Accent gemessen, zB.: Thespiddes Hippo-
crene; fette grddum pröperantes; ubi guttas florulentae; rupe pastor cecinit ;
quod cecinit pastorali Mdro Silva Mantua etc.) und p. 23—25 (Hexameter).
Virg. contin. p. 140 (fünf Hexameter).
4. Fulg. mythologiae p. SM. parumper auscülta dum tibi (dem pres-
byter Carth. Catus) . . ordior fabulam quam nuper . . nocturna praesuU
lucerna commentus «um, das Gespräch mit Ealliope welches die Einleitung
bildet, ebd. p. 20 mihi non cornutus adulter arripitur (in dem Buche) etc.
(p. 21) certos rerum praestölamur effectus, quos repulso mendaeis Oraeciae
fabuloso commento quid mysticum in his sapere debeat cerebrum agnosca-
mus. Abfassung in reiferen Jahren (vgl. A. 3), ums J. 524 (vgl. A. 2).
Proben der Namenerklärung: Cybebe «= nvöog ßißaiov (3, 5. p. 111); Alpheus
= a\r\&sCa<i tpmg (8, 12), Medusa = urj Idovca (1, 26), Mida = pr}8hv idmv
(2, 13). Anderes bei Zink aO. 33—36. Vgl. Ebebt aO. 1*, 478. GKaibkl,
Herrn. 15, 449.
5. Der Titel der zweiten Schrift lautet in den besten Hss. Expositio
Virgilianae continentiae secundum phüösophos moralis. Unrichtige Wid-
mung ad Chalcidium grammaticum, richtig der cod. Goth.: ad Catum archi-
diaconum Carthaginensem (vgl. p. 137 levitarum sandissime). p. 138 Vir-
gilianae continentiae (Inhalt) secreta physica tetigi. . . bucolicam georgicamque
omisimus. In seiner Selbstgefälligkeit läßt F. die albernen Bemerkungen
der Schrift durch Virgil selbst vortragen. Gegen den Schluß hin wird der
Verf. selbst der Sache überdrüssig und bricht jäh ab, da schwerlich etwas
verloren ist. Vgl. Jungmann, de Fulg. 73. Ebbbt aO. 1", 480. AGabqut, de
Fulgentio Vergilii interprete, Berl. Studd. f. Philol. 6 (1887), 1.
6. Die Handschriften der Mythol. und Virgil. cont. (beste Vat.-Palat
1578 s. IX. Vat.-Reg. 1462 s. XI) stammen alle von demselben Original ab.
Darüber s. EJunqmann, de Fulg. 61.
7. Vorwort der Expositio sermonum antiquorum(imBruxell.9172
de abstrusis et inusitatis sermonibus), nach den meisten Hss. ad grammaticum
Chalcidium (s. A. 5), nach Bruxell. 10083 und Sigebbbt Gemblac. de Script
eccl. 28 (vgl. Junqmann, p. 57; RhM. 32, 568) gleichfalls ad Catum pres-
byterum: . . libellum quem de abstr. serm, parari iussisti in quantum me-
moriae entheca subrogare potuit absolutum retribui, non tarn phaleratis
sermonum studentes spumis quam rerum manifestationibus dantes operam
dilucidandis. Die Schrift enthält Erklärungen von 63 veralteten und sel-
tenen Wörtern in willkürlicher Auswahl, planlos zusammengestellt, mit
§ 480 Fulgentius. 1241
vielen gefälschten oder erdichteten Citaten aus wirklichen und erdichteten
Schriftstellern (zB. Crispinus Heraclea, Q. Fabius Lucullus epico carmine,
Lucilius comicus in Immolaria, öaüimorphus Pisaeis, Antidamas in mora-
Ubu8 librü, Cornelius Tacitus in libro faeetiarutn [s. § 339, 2. LMüllbb,
JJ. 96, 789]). LLbbsch, Fab. PI. Folg. de abstr. serm. nach zwei Brüsseler
Hss. heransgg. u. gewürdigt, Bonn 1844 n. dazu KFRoth, Heidelb. Jahrbb.
1846, 603, BKlotz, JJ. 43, 71. Über eine Berl. Hs. a. X s. ABibss, BbM.
19, 297. Abdruck der Schrift auch an PDanibl's Servius, an dem Nonius von
Mebc&rius, von Gärlach u. Both (p. 387 — 398) u. sonst Da die Anekdote
von Metennia (MHaüpt, op. 1, 169) in den aetates ausführlich erzählt, in
der Ezpositio aber nur kurz berührt ist, so scheint letztere nach den aetates
verfaßt zu sein (Jungmanh, de Fulg. p. 66).
8. Fäbii Claudii Gordiani Fulgentii (über den Namen s. A. 2) v. cl.
Über absque litteris de aetatibus mundi et hominis. Von dieser Schrift
sind in Hss. (Vatic. Palat. 886 s. XII, Vatic. Begin. 173 s. XII, Sorbon. 268
s. XIII) die Bücher 1—14 erhalten (am Schluß von B. 14 steht die Sub-
scriptio: quartus decimus liber absque 0 explicit. incipit quintus decimus
absque P). Nach dem Vorwort sollte das Werk (nach der Zahl der Buch-
staben) aus 23 Büchern bestehen. Die einzigen Ausgaben von JHommey,
Poit. 1694 und Paris 1696 nach dem Sorbon. geben, wie dieser, nur B. 1—13
ganz und von B. 14 den Anfang. B. 14 vollständig aus Palat. u. Begin.
(8. o.) gab heraus AReiffebscheid , anecdot Fulgentianum, Bresl. ind. lect.
1883/84. Außerdem vgl. dens., BhM. 23, 133. Auch Jungmann, de Fulg. 40.
Der geschichtliche Inhalt ist dürftig; den meisten Baum nimmt die biblische
Geschichte ein. B. X enthält die Geschichte Alexanders d. Gr., XI die von
Rom bis Caesar, XII den Inhalt der vier Evangelien, XIII die Apostel-
geschichte, XIV die römische Kaiserzeit. Die Ausführung ist XeinoyQccfipccxos,
so daß in den einzelnen Büchern je ein Buchstabe des Alphabets der
Reihe nach unangewendet bleibt, in B. 1 der Buchstabe A, in B. 2 der
Buchstabe B usf., was jedesmal am Anfang und am Schluß bemerkt wird
(zB. decimo libro absque K finito undecimus absque L incipit). Der lächer-
liche Gedanke dieser Schrift, ihre Zahlenmystik (vgl. A. 3 Z. 3), desgleichen
Stil und Wortschatz, endlich daß das Vorbild des mirificum opus sein soll
librorum bis duodenum volumen Xenophontis poetae, dies alles stimmt mit
der aus den übrigen Schriften bekannten Art und Weise des Fulgentius.
9. Des F. stilistische Vorbilder sind Apuleius und Martianus Capeila.
Sein Satzbau ist überladen, so daß es dem Leser nur mit Mühe gelingt vor
dem Wortschwall zum Verständnisse des Gedankens zu gelangen und den
langgestreckten Unholden von Perioden ihren spärlichen Inhalt abzu-
gewinnen (Zink aO. 39). Die Unregelmäßigkeit ist bei ihm Regel und be-
kundet sich besonders im Gebrauche der Tempora und Modi; s. die Nach-
weisungen bei Zink aO. 37. Über die seh windelhafte , in Wahrheit aber
dürftige Gelehrsamkeit des F. in seinen Citaten s. ebd. 62 und Jungmann,
coniect. Fulg. (A. 10) 27. 42.
10. Abdruck der Schriften (außer den aetat. mundi, A. 8) in den
Ausgg. der mythographi (§ 42, 10). — ChbFBähr bei Ersch u. Gruber 1, 61, 26.
MZikk, der Mytholog Fulg., Würzb. 1867. EJunomahn, quaestt. Fulgent.,
1242 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
in RitschTs Acta soc. philo]. Lips. 1, 46, and coniectanea Fulgentiana , in
der Begrüßungsschr. der Leipziger Philologenvers. (Lpz. 1872) 27.
11. Cassiod. inst. div. litt. 28 fuit nostris temporibus et Dionysius
monachus (mit dem Beinamen Exiguus) Scytha natione, sed moribus
omnino Romanus, in utraque lingua välde doctissimus . . . seripturas divinas
tanta curiositate diseusserat atque intellexerat ut etc. . . qui mccutn dialec-
ticam legit et in exemplo gloriosi magisterii plurimos annos vitam suam . .
transegit. qui petitus a Stephano episcopo Scdonitano ex graecis exemplaribus
canone8 ecclesiasticos moribus suis pares ut erat planus atque disertus magna
cloquentiae suae luce composuit quos Jiodie usu celeberrimo ecdesia Romana
complectitur . . alia quoque muUa ex graeco transtulit in latinum (s. die
Übersicht in JAFabricii bibl. lat. med. aetat. s. v.), qui tanta latinitatis et
graecitatis peritia fungebatur ut quoscumque libros graecos in manibus acci-
peret latine sine offensione transcurreret iterumque latinos atUco sermone
relegeret . . . sed ille iam ... in ecdesiae pace sepuUus, nach J. 526 und
(etwa) vor J. 540 (a. § 488, 8). Dion. heißt Abt in Rom (bei Babda, de
temp. rat. 46, Paul. diac. gest. Langob. 1, 45), wohin er nm J. 600 kam.
Jene canones ecclesiastici (Sammlung der Concilienbeechlüsse) gab Dionysius
in zwei Ausgaben, die zweite um J. 616, heraus. Außerdem sammelte er
die päpstlichen Decretalien um J. 510; s. darüber FMaassbh, Gesch. der
Quellen u. Lit. d. canon. Rechts 1 (Graz 1870), 422 ; ebd. 960 die Vorreden
des Dion. zu s. verschiedenen in der Kirche sehr angesehenen Sammlungen.
Außerdem verfaßte Dion. im J. 626 eine Ostertafel (Über de paschate), in
welcher er zuerst Christi Geburt (= 764 ab U. c. nach Varro) zum Aus-
gang der Jahreszahl ung nahm (Dionysische Aera); s. Idblxb, Handb. der
Chronol. (Berl. 1826) 260. 285. — Abdruck der Schriften bei Mignk 67, 9.
481, Zur Zeit des Kaisers Anastasius schrieb in Konstan-
tinopel, aber in lateinischer Sprache, der Grammatiker Priscia-
nus. Ihm verdanken wir das vollständigste und vollendetste
Lehrgebände der lateinischen Sprache, die achtzehn Bücher In-
stitutionum grammaticarum, welche besonders wichtig sind durch
die reiche Fülle von Überlieferungen aus der alten Literatur
und in ihrer Terminologie vielfach bis auf den heutigen Tag
fortwirken. Das Werk gehörte zu den gelesensten des Mittel-
alters und ist daher in zahllosen Handschriften erhalten. Außer
diesem Hauptwerke besitzen wir von Priscian auch noch einige
kleinere Schriften, von denen die wichtigsten die drei an Sym-
machus gerichteten sind, sowie in gebundener Form eine Lob-
rede auf Kaiser Anastasius und ein geographisches Schulbuch.
1. Das Zeitalter deB Pr. aus Caesarea in Mauretanien wird bestimmt
durch seinen panegyricus auf Anastasius (A. 6), die Subscription des Theo-
dorus (8. A. 3) und die Überschrift von Cassiod. de orthogr. 12 (auch GL
7, 207): ex Prisciano grammatico, qui nostro tempore ConstanHnopoli doctor
fuit. Berührung mit Symmachus (§ 477, 4), der bei unbekannter Gelegen-
§ 481 Priscianus. 1243
heit nach Konstantinopel kam, 8. A. 4. Über seinen Lehrer Theoktistus s.
§ 472, 8. Eine vita Prisciani inedita aus einer Berner Hs. saec. XI bei
HHagkn, anecd. Helvet. p. cLxvmf.
2. Widmung der inst.: Iuliane consul ac pairicie, . . tibi hoc opus
devoveo. Der Schluß des Vorworts enthält eine Inhaltsangabe. B. I— XVI
geben die Formenlehre, XVII und XVIII handeln de constructione s. ordi-
natiohe partium orationis inter se. Quellen: 8. ebd. cum eos (Apollonios
Dy skolos und Herodian) omnia fere vitia quaecumque antiquorum Grae-
corum commentariis sunt relicta artis grammaticae expurgasse comperio, . .
nostrorum autem neminem post ülos imitatorem eorum extitisse, . . conatus
8um . . supra nominatorum praecepta virorum quae congrua sunt visa in
latinum transferre sermonem, colkctis etiam omnibus fere quaecumque ne-
cessaria nostrorum quoque inveniuntur artium commentariis grammaticorum.
Wirklich erweist sich ein großer Teil des Systems von Pr. als eine Über-
setzung aus Apollonios (vgl. TuMatthias, JJ. Suppl. 15, 593 u. dazu PEoknolfp,
WschrfklPh. 1890, 33), sowie aus den Scholien zu Dionysios Thraz. Das
Metrische stammt auB Heliodor und Hephaestion, nebst Iuba (OHknse de
Iuba 148). Auf Grund dieser griechischen Quellen weicht Pr. in Einzel-
heiten von der herkömmlichen Anordnung ab und pflegt dies mit Geräusch
zu verkündigen.' So in der Ausscheidung von quälis, quantus, quot, unus,
alter, alius, totus usw. aus der Zahl der Pronomina, in einer verschiedenen
Auffassung der Nomina adiectiva und mehrerer technischer Ausdrücke,
sowie in einer abweichenden Einteilung der Conjunctionen (WChrist, Phil.
18, 140). Um so enger schließt er sich in den speziellen Ausführungen
und in den Mitteilungen aus der älteren Literatur der Römer an seine
Vorgänger an (bes. Flavius Caper, vgl. darüber HNkumann, de Plinii dubii
8erm. libris Charisii et Prisciani fontt., Kiel 1881, 36). In den beiden letzten
Büchern, wo Pr. nicht so reiche und für den unmittelbaren Gebrauch zu;
gerichtete Vorarbeiten vorfand, zeigt sich die Unzulänglichkeit seiner Stu-
dien und die Enge des Kreises von Schulschriftstellern worin er zu Hause
war. Seine Darstellung leidet an großer Weitschweifigkeit, und von latei-
nischer Wortstellung hat Priscian sehr dunkle Begriffe.
3. Handschriften der Grammatik giebt es gegen tausend. Die
meisten enthalten nur B. 1 — 16 («= de VIII partibus orationis oder den
'Priscianus maior*), wenige B. 17 — 18 (de constructione oder den r Prise,
minor'), ebenfalls wenige alle 18 Bücher, Hertz vor s. Ausg. 1, xiu. Alle
gehen zurück auf die Abschrift des Flavius Theodorus antiquarius (SchÖn-
schreiber, s. § 482, 2. 478, 4 gE.), der später in Hofdienste trat Seine
Subscriptio in den Priscian -Hss. lautet so: Fl. Theodorus Dionysii v. d.
memorialis s. scrinii epistolarum et adiutor v. m. quaestoris s. palatii scripsi
artem Prisciani eloquentissimi grammatici doctoris mei manu mea in urbe
Borna Constantxnopoli . . Olybrio (bez. Mavortio, d. i. J. 626 und 627) v.
c. com.; s. OJahn, Lpz. SBer. 1861, 364. HHaqen, anecd. Helv. p. olxix, 12.
Erhalten ist aber weder die Ausgabe des Theodorus selbst noch eine un-
mittelbare Abschrift derselben; vielmehr zeigen auch unsere ältesten Hss.
einen schon vielfach verfälschten Text. Die Haupths. ist Paris 7496 s. IX (R
bei Hibtz), besonders wichtig durch die Verbesserung zweiter Hand (r), welche
auf einen codex vetuatus zurückgeht. Vgl. MHebtz, Berl. Mßer. 1847, 417;
1244 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
ed. Prise. 1, x. WChrist, Phil. 18, 142. HHagbn, aneod. Helvet p. ctxx
Beträchtliche Bruchstücke verschiedener Hss. s. IX n. X yon den Incunabel-
einbänden der Abtei StMaximin in Trier losgetrennt (Noltb).
4. Kleinere Schriften. Dem Symmachus (cos. 485 oben § 477, 4; vgl.
HUsenkb, aneed. Hold. 27) gewidmet sind drei. Vorwort: Omni te Sym~
mache, nobilitatis splendore celebratum, . . studiis etiam optimarum artium
disciplinarumque florentem . . fama quidem antea nöbis absentem venerabüem
fackbat, nunc autem praesentem . . ostendit. . . itaque . . (a) de figuris, sicut
iussisti, numerwrum brevitei' collecta demonstratio et de nummis vel (= et)
ponderibus, praeterea (b) de Terentii metrü, nee non etiam (c) de prae-
exercitamentis rhetoricis quae Graeci TtQoyvfivaa^ara vocant, quoniam dili-
gentius ea sophistae iuniores, quos seqttimur, . . exposuisse videntur. Die
erste Schrift (über die im Lat. und Griech. üblichen Zahlzeichen, die Münz-
Verhältnisse und die Bildungen der lat. Zahlbegriffe) ist geschöpft aus Dar-
danos (etwa saec. IV) negl ozeeftpav; die zweite will beweisen daß die Stücke
der palliata wirklich in Versen geschrieben seien, nur sehr regellosen, und
ist entnommen aus Heliodor, Hephaestion, Terentianus und Asmonius; die
dritte ist eine Übersetzung der nQoyvfiv. des Hermogenes. — Ferner haben
wir: (d) Institutio de nomine et pronomine et verbo (in älteren Ausgaben
betitelt de declinationibus u. dgl.), Auszug aus dem größeren Werke
(A. 2—8) für Schulzwecke. — (e) Partitiones XII versuum Aeneidos, an
diesen die Schulübung ({isQiöfiog, später inipeQ.) durchmachend welche die
Griechen an Homer vorzunehmen pflegten, die metrische und grammatische
Zergliederung der Verse, in Form von Fragen und Antworten. — (f) De
accentibue, Regeln über den Accent, meist mit Priscian übereinstimmend,
aber nicht von ihm selbst verfaßt. — S. über diese Schriften und deren
Oberlieferung Keil aO. 896. Vgl. auch WChbibt, Phil. 18, 153. Die beste
und älteste Hs. der praeezercitamenta (Paris. 7630 s. VHI) überliefert auch
(neben dem verlorenen Spirensis) die kurze und nicht ungeschickte Behand-
lung einiger Kapitel aus der Rhetorik (de ethopoeia, praeeeptum loci com-
munis, demonstrativae materiae, deliberativae) eines sonst unbekannten Em-
porius orator, am besten gedruckt in Halm's rhett. lat. 661. Kritisches
dazu von RVolkjcaxn, Progr. von Jauer 1869.
6. Ausgaben der grammatischen Schriften in EPutschk's gramm.
p. 683. Ed. AKbshl, Lpz. 1819 f. II. Hauptausgabe in Keil's GL, B. 2 u. 3
(Inst, gramm. ex rec. MHebtzii; opera minora ex rec. HKeilo), Lps. 1866—69.
— Sonderausgaben der kl. Schrr. von FLindbmanh , Leid. 1818. Die prae-
exercitamenta auch in Halm's rheti lat. 661. — NFNilsn, Priscianea
(über eine Hs. in Upsala s. XII), Ups. 1884.
6. Priaciani grammatici de laude imp. Anastasii (J. 491 — 618) . •
nunc primum . . ed. et ill. StLEndlicheb, Wien 1828 (danach im Bonner
corp. hißt. Byzant. 1 [Bonn 1829, rec. IBbkkkb], 617), ferner in Bähbrns'
PLM. 6, 264. Dieser Panegyrikus (312 Hexameter mit einem Vorwort von
22 klappernden iamb. Senaren) scheint ums J. 612 verfaßt Trotz aller An-
strengung bleibt er durchaus nüchtern. Handschriften: Vindob. 16 (Bo-
biensis) s. VIII/IK und Bern. 363 s. IX (unvollständig). Schluß im Vindob.:
expl. laudes sacratimmi imp. An. . . dietae a Prisciano grammatico.
§ 481 Priscianus. § 482 Eutyches u. a. 1245
7. Prisciani periegesis e Dionysio, 1087 Hex. mit dem Schlüsse:
• . pelagi partes percurri carmine vastas et terrae pariter regiones finibus
amplis : omnipotens pro quo genitor mihi praemia donet. Abgedruckt zB. bei
Webnsdobf, PLM. 6, 265, in Bähbens1 PLM. 5, 275 und mit dem griechischen
Original (diovvafov jrsgtqyqfftg oUovfiivng , vgl. § 420, 3) in GBebnhabdy's
Geogr. gr. min. 1, 461, und in CMüllbb's Geogr. gr. min. 2 (1861), 190.
Beste Hb. Turic. 78 s. IX (Nachvergleiohung von J Wernes, RhM. 43, 639).
— MMahthus, BhM. 44, 644.
8. Fälschlich tragen in manchen Hss. Priscian's Namen die versus
de XII signis (12[— 16] Hex.), ebenso falsch auch den des Ausonius (als
dessen ecloga 3 [p. 412 Peip.] sie gezählt wurden) ; gedr. zB. AL. 679 PLM.
6, 361. Auch vgl. oben § 229, 2.
9. Das mehrfach dem 6. Jahrhundert zugewiesene Carmen de libra et
partibus eins (20 Hex., abgedr. AL. 741, Holtsch, Script metrol. rom. p. 99,
Tgl. KSchbnkl, Wiener SBer. 43 [1863], 68) hat den Bischof Fulbert von
Chartres (1017—28) zum Verfasser. Es hat im cod. Par. 17160 s. XII die
Überschrift JDomnus Fulbertus tps de libra et partibus eius, unier dessen
Gedichten (zB. Fulberti Carnotensis carmm. ed. ABiyinus, Lps. 1655 nr. 20)
sich Vs. 9—20 wirklich finden. Bährens, RhM. 32, 225.
482. Noch bei Priscian's Lebzeiten verfaßte sein Schüler
Eutyches gleichfalls grammatische Schriften, von welchen eine
Ars de verbo in zwei Büchern auf uns gekommen ist. Sie
zeigt Benützung der Werke seines Lehrers, aber auch älterer
Quellen. Der Vorsprung welchen auf diesem Gebiete damals der
Osten hatte erhellt am klarsten wenn wir mit den Leistungen
Priscian's vergleichen die wenig späteren kümmerlichen des Asper
und Audax oder gar die abenteuerlichen Schwindeleien des Virgilius.
1. Cassiod. GL. 7, 147, 12. 199, 4 hat die Überschrift Eutychis de
aspiratione, und so schreibt den Namen auch die beste Hs. der ars (Paris.
7498 s. IX). Andere (zB. Vindob. 16 s. VII) geben Euticii, wonach man den
Verf. auch Entychius genannt hat. Euttch. GL. 5, 456, 28 de quibus . .
quia romanae lumen facundiae, mens, immo communis omnium hominum
praeceptor, in quarto de nomine libro summa cum subtilitate copiosissime
grammaticus Priscianus disseruisse cognoscitur etc. Aus dem prologua: tuis
petitionibus satisfaciens, meorum dilectissime diacipulorum Cratere, . . opuscu-
Jum hoc ad discernendas pertinens coniugationes duobus libellis tnclusi, quo-
rum prior observationibus instruitur gener alibus, alter . . speciales exequitur
reguias. — Ed. princ. der Schrift des Eut. von ICambbabius (Tüb. 1537),
jetzt am besten in ÜKeil'b GL. 6, 447, Tgl. ebd. 442. FOsann, Beitr. 2, 162.
Vgl noch § 473, 9,
2. ÜberTheodorusundFlavianus, ebenfalls Schüler des Priscianus,
s. § 481, 3. 478, 4. Einen Schüler Priscian's nennt sich auch der Grammatiker
Terentms (bei Sedulius in Eutychem, H Ha gen, anecd. Helvet. p. 1): kaum
der oft (s. Hobmbb's Ind. p. 179) vom Grammatiker Virgilius § 497, 7 citierte.
Vgl. auch § 862, 2 gE. MHebtz, anall. ad Horatii hist 8, 4. — Derselben
1248 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
Sitzungen in Bruttien gestiftete Kloster Vivarinm zurück, verfaßte hier seine
theologischen und allgemeinen Schriften und starb ums J. 676. Vgl. A. 3.
RKöpke, deutsche Forschungen 85.
2. Die schriftstellerische Tätigkeit des C. zerfällt in zwei Hälften:
eine historisch-politische (Reden, Chronik, Goth. hist. und Yariae) wahrend
seiner Amtszeit, und eine theologisch -grammatische seit der Zurückziehung
nach Vivarium. Vgl. var. 1 , praef. dixisti ad commendationem universäatü
frequenter reginis (bes. Amalasuntha) ac regibus (bes. Theoderich, var. 9, 25
s. A. 1) laudes (die Überreste dieser panegyrici aus einer Hb. b. VII/V11I
jetzt in Mailand und Turin [ AReifferscheid , bibl. patr. lat. 2, 117] bei
CBaudi di Vebme, frammenti di orazioni panegiriche di Cassiod. raccolti,
in den Memorie der Turiner Akad. 8, 169). duodecim libris Gothorum hüio-
riam defloratis prosperitatibus condidisti (s. A. 6). Die schon vorher (J. 519)
verfaßte Chronik (s. A. 4) wird als nicht politische Arbeit übergangen.
Bruchstücke einer Lobrede auf den ostgotischen König Theodahad (J. 534
—-536) aus einer Nanziger Hs. b. IX (im Herrn. 7, 377 = Haupt, op. 3, 303)
sind ohne Zweifel von Cass., wofür außer var. 1 , praef. auch die Wendung
deo nobis praestante (vgl. Anm. 3. 9. 13) spricht. Wertvolle Auszüge aus
einer von Cassiodor verfaßten und an Cethegus (Cos. 604 s. § 477, 6)
gerichteten Abhandlung, enthaltend den ordo generis Cassiodoriorum, worin
er von denen handelte: qui scriptores extiterint ex eorum progenie, nament-
lich von Symmachus (§ 477, 4), Boethius (§ 478) und von sich selbst,
sind erhalten in einer Karlsruher Hs. aus Reichenau 106 8. X, heraus-
gegeben und erläutert von HUsenkb, anecdotum Holderi, ein Beitrag zur
Gesch. Roms in ostgotischer Zeit, Bonn 1877. Vgl. GSchepbs, NArchfaltdG.
11, 126.
3. Die Schriften ans C.'s Klosterzeit aufgezählt de orthogr. praef. (GL.
7, 148): I post commenla psalterii, ubi praestante domino conversionis meae
(Übertritt zum Mönchsleben, § 485, 1) tempore primutn Studium laboris
impendi (A. 12); II deinde post institutiones quem ad modum divinae et
humanae debeant intellegi lectiones, duobus libris . . sufficienter impletü
(A. 8. 9) . . ; III post expositionem epistolae quae scribitur ad Romanos, unde
pelagianae haereseos pravitates amovi; . . IUI post codicem in quo artes
Donati cum commentis suis et librum de etymologiis et alium librum Sacer-
dotis de schematibus dorn, praest. collegi (vgl. Cassiod. am Schluß der inst,
gramm. GL. 7, 216, 2 haec breviter dicta sufficiant. ceterum . . qui ea
voluerit latius pleniusque cognoscere cum praefatione sua codicem legat quem
nostra curiositate formavimus, id est artem Donati, cui de orthographia
librum et alium de etymologiis inseruimuSj guartum quoque de schematibus
Sacerdotis adiunximus, quatenus diligens lector in uno codice reperire possit
quod arti grammaticae deputatum esse cognoscit) . . .; V post librum quoque
titulorum, quem de divina scriptum collectum memorialem volui nuncupari . .;
VI post complexiones in epistolis apostolorum et actibus apostolorum et apo-
calypsi quasi brevissima explanatione decursas VII ad amantissimos ortho-
graplhos discutiendos anno aetatis meae nonagesimo tertio (etwa J. 572) . .
perveni (A. 10). — Der in seinen Werken stehende computus paschalis
rührt nicht von Cass. selbst her, sondern von einem Abschreiber seiner
Chronik. Mommsen, Cassiodor 572.
§ 483 Cassiodorius Senator. 1249
4. Chronica M. A. C. Senatoris, v. c. et inl., ex quaestore sacri palatii,
ex cons. ord., ex mag. off., praef. po. atque patricii. Verfaßt auf Veran-
lassung Eutharich's, des Schwiegersohnes von Theoderich. Von Adam bis
in Eutharich's Consulat, J. 619, in welchem das Buch herausgegeben wurde,
werden 5271 Jahre gerechnet. Die ersten 6 Epochen (von Adam bis zu
den primi consules) sind ex ehronicis Eusebii-Hieronymi. Die sechste, a
Bruto et Tarquinio usque ad consulatum vestrum, 1031 Jahre, eines der
längsten aus dem Altertum überlieferten Consulverzeichnisse. Der ältere
Teil, bis J. 31 n. Chr., ex Tito Livio (wohl im Abriß) et Aufidio Basso,
giebt den Goss. immer zwei Namen, der spätere (aus der Ostertafel des
Victorius Aquit.) nur einen einzigen. Die Xviri und Kriegstribunen werden
weggelassen und dafür auf das Xvirat 40 Jahre (statt 3) gerechnet. Das
Verzeichnis der Kaiser samt den beigefügten historischen Notizen ist ge-
schöpft aus Hieronymus, weiterhin aus der nach Kaisern abgeteilten Consul-
liste des Prosper (§ 460, 3). J. 466—495 stammt wahrscheinlich aus der
ravennatischen Chronik (§ 413, 3) in ihrer ursprünglichen Vollständigkeit. Von
496 an scheint Cass. aus eigener Kunde, jedoch in dürftigster Hofschreiber -
auswahl, die gleichzeitigen Ereignisse aufgezeichnet zu haben. Fehler sind
zahlreich. Die Überlieferung wird vielfach parteiisch zurecht gelegt. Be-
merkenswert sind die auf gotische Verhältnisse bezüglichen Zusätze. Über
Fortsetzungen s. G Kaufmann, Phil. 84, 396. 42, 479. Hauptausgabe von
Moumsbn, Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss. 3 (Lpz. 1861), 549. Über die Hand-
schriften der Chronik ebd. 671. Vgl. Ebert, LdMA. 1*, 508.
6. HUsbner's anecd. Holderi (A. 2) p. 4 scripsit praecipiente Theodo-
richo rege historiam Gothic am, originem eorum et loca moresque XII
libris annuntians. Darauf bezieht sich was Cassiod. über sich den Athalarich
J. 683 sagen läßt (var. 9, 25): tetendit se etiam in antiquam prosapiem
nostram, Uctione discens quod vix maiorum notitia cana retinebat. iste reges
Gothorum . . latibulo vetustatis eduxit, iste Amalos cum generis sui claritate
restituit, evidenter ostendens in XVII om progeniem stirpem nos habere re-
galem. originem gothicam historiam fecit esse romanßm, eoJUgens . . quod
per Ubrorum campos passim fuerat ante dispersum. Vgl. A. 2. Var. 12, 20
in historia nostra . . retulimus. Iordan. Get. praef. 1 XII Senatoris Volu-
mina de origine actusque Getarum ab olim et usque nunc per gener ationes
regesque descendentia. Das Werk scheint die Geschichte der Goten bis zum
Tode Theoderich's (J. 626) herabgeführt zu haben und zwischen J. 526
und 683 veröffentlicht worden zu sein. Mommssh's Iordan. p. xli. Anders
Usbkkv, anecd. Holderi 73. Benützung des Orosius in dem Fragm. bei
Cassiod. var. 12, 20, Trogus (auch Justin, wenigstens in Anklängen,
AvGotsohmid, JJ. 85, 140. FRchl, Verbreitung des Just. 5), Ammianus (a.
KSchirrkn, de ratione inter Iordan. et Cassiod. 31; AvGdtschmid, JJ.
85, 118; auch Ammian's Stil ahmt C. nach) und griechischer Schriftsteller;
auch der gotischen Überlieferung und Heldensage, Köfke, deutsche For-
schungen 71. HvStbkl, de fontibus Iord. 12. Der Auszug des Iordanis
(§ 485, 2) muß uns das Original ersetzen. Andere (angebliche) Auszüge,
die Vorgeschichte der Goten betreffend, sind aus Laur. 66, 40 s. X, Bamb.
s. X veröffentlicht von FRühl, JJ. 121, 649.
6. Var. 1, praef. dicta(ta) mea quae in honoribus saepe posüus pro
TaurrsL-SoHWABs, Böm. Lit-Ge«ofa. 5. Aufl. 79
1250 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
cxplicanda negotiorum qualitate profuderam in unwn corpus redigere sua-
debant (diserti). . . ideo quod in quaesturae, magisterii ac praefecturae digm-
tatibus a me dictatum in diversis publicis actibus potui reperire bissena
librorum ordinatione composui. . . cunctarum dignitcUum sexto et VIP libris
formüla8 eomprehendi. . . librorum vero titulum . . Variarum nomine prae-
notavi, quia necesse nobis fuit stilum non unum sumere qui personas varias
suscepimus admonere. . . huc accedit quod modo regibus, modo potestatibus
aulicis, modo loqui videamur humiUimis, . . ut merito Variarum dicatur quod
tanta diversitate conficitur. Um die Schablone der Kanzlei und den nüchtern
sachlichen Inhalt wuchert eine üppige, der salbungsvollen Kirchensprache
verwandte Rhetorik. Die ersten 6 Bücher enthalten die Schreiben und
Erlasse tinter Theoderich, B. 6 u. 7 Formulare (darüber Hasenstab, Studd. 1, 41)
jetzt für die Herausgabe sorgfältig überarbeitet'; B. 8—10 die im Namen
des Athalarich, Theodahad und Witiges; B. 11 u. 12 Schreiben und Ver-
fügungen Cassiodor's selbst aus der Zeit da er praef. praet. war. Spä-
testes Datum J. 638 (var. 12, 16). Überhaupt Umarbeitung für die Ver-
öffentlichung vermutet CSchibbbn aO. 69. Dagegen Hasbhstab, Studd. 1, 9.
Wattenbach, DGeschqu. I6, 69. — Die erhaltenen Hss. sind meistens jung
aus 8. XIV und XV. Die Sammlung zerfallt in der Überlieferung in zwei
Teile (B. 1—7 und B. 8—12). Wahrscheinlich gab C. als er noch im Amte
stand B. 1 — 7 heraus, dann nach seinem Rücktritt B. 8 — 12. Wichtig für
den ersten Teil bes. Monac. 13072 s. XII', Leidens, s. XII (Vergleichung
von LTross liegt in München), Vaticano-Palatinus 278 s. XIII. Vgl. BHasbhstab,
de codicibus Cassiodorii Variarum Italis, Münch. 1879; Studien zur Varien-
sammlung des Cass. I, Münch. 1883. — LTrobs in Cass. Varr. libroe sex
priores symbolae criticae, Hamm 1863. AThobbkcke aO. 60. Ebbst aO. 610.
HKohl, zehn Jahre ostgotischer Gesch. (626 — 636), Lpz. 1877. CTahzj,
sulla cronologia dei libri var. di Cass., Triest 1886 (Archeogr. Triesi).
LSchädbl, Plin. d. J. u. Cassiodor, Darmst. 1887. — Lechlbb, d. Erlasse
Theodorichs in Cass. Varien, Heilbr. 1888. — ThHodgkin, the lettres of
Cass.; a Condensed translation of the Var. of Cass. with an introduction,
Lond. 1886.
7. Cassiod. de anima praef. (nach Herausgabe des ersten Teils der
Variae ermuntern ihn Freunde) ut aliqua quae tarn in sacris libris quam in
8aecularibu8 dbstrusa compereram de animae substantia vel de eius virtu-
tibus aperirem. Dies geschieht denn in den beliebten (s. A. 13) zwölf Ab-
schnitten. Vgl. c. 19 clausimus itaque nostrum munusculum numero duo-
denario, qui coelos signorum diversitate decoravit etc. Die Schrift scheint
mit dem zweiten Teil der Varien herausgegeben worden zu sein. Cassiodor
nennt sogar selbst im Psalmencommentar das Buch de anima liber tertius
decimus variarum. Quellen werden nicht genannt; doch ist der Einfluß des
Augustin und Glaudianus Mamertus nicht zu verkennen. Schluß von er-
baulichem Charakter. Vgl. Ebbst aO. 1", 611.
8. Cassiod. inst, divinarum litt, (lect.) 1, praef. cum studia saecu-
larium litter arum . . . f erver e cognoscerem, . . . gravissimo sum dolore per-
motus quod scripturis divinis magistri püblici deessent. . . nisus sum cum
beat Agapeto urbis Bomae episeopo (J. 636—686) ut . . coUatis expensis in
urbe romanu professos doctores scholae acciperent christianae. . . sed cum
§ 483 Cassiodorius Senator. 1251
propter bellet ferventia et turbulenta nirnis in italico regno certamina desi-
derium meum nuUatenus valuisset impleri, . . ad hoc divina caritate probor
esse compulsus ut ad vicem magistri introduetorios vobis libros istos . . con-
fecerim, per quos . . et scripturarum divinarum series et saecülarium litte-
rarum compendiosa notitia . . panderetw. . . in quibus non propriam doctri-
nam, sed priscorum dieta commendo. . . nos potius latinos scriptores . .
seetamur, ut quoniam Italis scribimus romanos quoque expositores commo-
dissime indicasse videamur. Gegen das Ende behandelt Cass. kurz auch die
dem Kleriker nötigen weltlichen Kenntnisse; c. 28 zB. ermahnt zum Stu-
dium der scriptores rei rusticae : invitat siquidem vos locus Vivariensis
monasterii ad multa peregrinis et egentibus praeparanda, quando habetis
ltortos irriguos et piscosi amnis Pellenae fluenta vicina. Schluß wieder mit
einem Gebet. Vgl. Ebebt aO. 1% 501. Die inst. div. et saec. (A. 9) sind
bald nach J. 640 abgefaßt; Tgl. auch FMaassbn, Gesch. d. Quellen d. canon.
Rechts 1, 423.
9. Vorwort der weltlichen Encyklopädie: Superior liber (s. A. 8) do-
mino praestante completus institutionem divinarum continet lectionum. hie
XXXIII titulis no8citur comprehensu8. qui numerus aetati dominicae pro-
bater adeommodus etc. nunc tempus est ut aliis Septem titulis saecüla-
rium lectionum praesentis libri textum percurrere debeamus; qui tarnen cal-
cülus per septimanas sibimet succedentes . . usque ad totius orbis finem
semper extenditur. — Überliefert ist die weltliche Encyklopädie in zwei
Bedactionen: in einer kürzeren, welche offenbar die ursprüngliche Cassio-
dor's darstellt und vorliegt namentlich im cod. Bamb. s. VIII (mit der
Unterschrift: Cassiodori Senatoris institutionum div. et human, rerum libri II
exph fei. codex archetypus ad cuius exemplaria sunt reliqui corrigendi); so-
dann in einer mannigfach (besonders durch Anhänge am Ende) erweiterten,
übrigens kaum viel jüngeren Fassung. HUsknke, aneed. Holden (Bonn
1877) 2. Vgl. AMai, class. auett. 8, 360. FHaabe, de latt. codd. subscript.,
Bresl. 1860. Über die Würzburger und Bamberger Hss. s. GLaübmann,
Münch. SBer. 1878 2, 71. Der die Grammatik betr. Teil (nebst den anderen
grammatischen Stellen aus den instit.) in der älteren Fassung bei Keil GL.
7, 214; die zweite Redaction fügt Auszüge aus Mart. Cap. B. 8 bei. Der
die Rhetorik betreffende Teil am besten bei Halm, rhetores latt. min. 496.
Die in jüngeren Hss. vorausgehenden 30 kurzen Kapp, (bei Halm 601) sind
eine Blumenlese von Aussprüchen bes. des Quintilian die mit dem Werke
des Cass. nichts zu tun hat. Halm aO. p. xn.
10. Schon instit. div. litt. 80 (GL. 7, 212, 31) erwähnt Cass. daß er
magno studio laboris beflissen gewesen sei ut in libro sequestrato et com-
posito qui inscribitur de orthographia ad vos (die Mönche Beines Klosters)
defloratae (d. h. die aus den früheren Orthographen ausgezogenen) regulae
pervenirent: diese Arbeit (abgeschlossen in s. 93. Jahr, s. A. 3) liegt vor
im Buch de orthographia, gedruckt GL. l\ 143. Inhalt: GL. 7, 209, 26 ex
XII orihographorum Ubris rectitudinem scripturae docentium defloratas regulas
posteris legendas exhibui, dazu praefatio und conclusio (vgl. ebd. 7, 143, 9).
Die beliebte Zwölfzahl der Abschnitte (A. 13) entsteht dadurch daß Ada-
mantius nnd Martyrius (§ 472, 6) viermal, Caesellius Vindex (§ 343, 4) zwei-
mal benützt ist. Außerdem Cornutus (§ 299, 2), Velius (§ 343, 2), Valeriana«
79*
1252 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
(§ 472, 6), Papirianus (§ 445, 8), Eutyches (§ 482, 1) nnd Priscian. Ober
die Hss. (bes. Bern. 330, Bruxell. 9681, Colon. 83, alle s. X) s. Kkil GL.
7, 129. Wer von den Mönchen lieber statt der Auszüge die auctores ortho-
graphos in textu suo legere voluerit, transcriptos inveniet, quos ego, quantos
potui reperire, monasterio tneo dereliqui.
11. Nur Herausgeber war Gassiod. bei der lateinischen Bearbeitung
der antiquitates lud. des Iosephus (inst. div. litt. 17 [bei Mioke 70, 1133]
hunc ab amicis nostris . . . magno labore in libris XXII converti facimus in
latinum, das ist die fälschlich dem Rufinue zugeschriebene Übersetzung,
§ 436, IgE.), ebenso bei der Kirchengeschichte von Theodoret, Sozomeoos
und Sokrates (Tripartita): quos nos per Epiphanium scholastieum latino
condentes eloquio necessarium duximus eorum dicta deflorata in unius stüi
tr actum deo iuvante perducere et de tribus auctoribus unam facere dictio-
nem (praef.). Vgl. divin. lect. 17 quos a viro JSpiphanio diseriissimo in
uno corpore XII libris fecimus deo auxiliante transferri. Es ist eine Art
Synopse der drei Schriftsteller, gleichfalls verteilt per XII libros (praef)
und von seiten des Übersetzers wie des Herausgebers (Cass.) sehr flüchtig
gearbeitet. Vgl. A Franz (A. 14) 104. Über die Hss. s. ARbtffbrscheid im
Bresl. Ind. lect. 1872 f. p. 6. — Über eine von Cassiodor veranlaßte Zusammen-
stellung philosophischer Schriften zur Dialektik s. HUsknkb, anecd. Hol-
den 66. Über s. grammatischen Sammelwerke s. A. 8.
12. Der unendlich wortreiche Gommentar zu den Psalmen (bei Migns
70, 9), beginnend repulsis aliquando in Bavennate urbe sollicitudinibus digni-
tatum . . cum psalterii caekstis animarum mella gustassem . . avidus me
perscrutator immer si etc., ist hauptsächlich Auszug aus Augustin. — Ober
die Verwendung bestimmter den Leser unterstützenden notae (Siglen) im
Psalmencommentar seitens Cassiodor's s. AReiffesscheid, RhM. 23, 132 (s.
§ 41, 2). Auch ketzerische Schriften versah er mit Zeichen am Band als
Warnungspfählen für arglose Gemüter; vgl. OJahn, Phil. 26, 7. — Com-
plexiones (kurze Erklärungen) in epislolas et acta apostolorura et apoca-
lypsin (s. A. 3 Z. 17) aus der einzigen Hs. Veron. 37 s. VI/ VII zuerst hrsgg.
von SMaffbi, Flor. 1721 (bei Mignb 70, 1321). Vgl. ThStahol, Wien, SBer.
114, 406.
13. Gassiod. var, 9, 26 über Gass.: numquid . . aliqua se elatüme
iactavit . . ? . . benevölus cunctis, moderatus in prosperis, ignorans nisi gra-
viter lacessitus irasci. qui cum iustitia sit rigidus ad remissiones irarum non
perdurat austerus; suarum rerum distributor egregius et dum nescit cdieno
quaerere novit propria largus offerre. Als Schriftsteller hat Gass. seine
weitbin kenntlichen Eigentümlichkeiten, seine unermüdlich wiederkehrenden
Wendungen (bes. von frommer Färbung), seine Zahlenmystik (bes. mit der
Zahl 12, 7 und 3; vgl. Anm. 6. 6. 7. 9. 10. 11), durch die er dem Aber-
glauben der Zeit seinen Zoll entrichtet. Seine Bücherkenntnis ist für jene
Zeit ungewöhnlich und erstreckt sich auch auf das Griechische, wiewohl er
sich' hier lieber lateinischer Übersetzungen bedient; s. litt, divin. 17 and
A. 11. Unter den römischen Dichtern ist ihm auch Horaz geläufig; s. var. 1,
praef, AOlleeis, Gassiodore conservateur des livres de l'antiquite' latine,
Paris 1841.
§ 483 Cassiodorius Senator. § 484 Marcellinas comes. 1253
14. Ausgaben seiner Werke. Cum notis Fobnbbu, Paris 1579 und
sonst. Ex fide maß. auctiora, Genf 1666. 1663. Studio IGabbtii cum notis,
Bothomag. 1679. Venet 1729 II; wieder abgedruckt bei Miras B. 69 u. 70.
— Vita Cassiodori in Garet s Ausgabe. Manso, Gesch. des ostgot. Reichs
(1824) 84. 332. AThijm, Cassiodorus en zijne eeuw, Amsterd. 1858. RKöpkb,
deutsche Forschungen (Berl. 1869) 85. AThobbecke, Cass. Senator, ein Bei-
trag usw., Heidelb. 1867. AFbanz, Cassiodorius, ein Beitrag zur Gesch. der
theolog. Literatur, Bresl. 1872. Wattbhbach, Deutschi. Geschichtsquellen
l6, 65. JCiampi, i Cassiodori nel V et VI secolo, Borna 1877. HUsenbb,
anecd. Holden (Bonn 1877) 66. Mommsen's Ausg. d. Iordan. p. xl.
16. Casszod. inst. saec. litt. p. 539 Gar. (Migne 70, 1173) modos hypo-
theticorum syllogismorum si quis plenius nosse desiderat legat librum Marii
Victorini de syllogism. hypoth. (§ 408, 2). sciendum quogue quoniam Tul-
lius Marcellus Carthaginensis de categoricis et hypotheticis syllogismis . . .
Septem libris breviter subtiliterque traetavit (folgt Inhaltsangabe: B. 1 de
regula, ut ipse dicit, coUigentiarum (dh. der logischen Schlüsse; coUigentia
so auch bei Boethius), 2. 3 categorici, 4. 5 hypothetici, 6 mixti, 7 compositi
syllogismi) . . . quem codieem vobis legendum reliqui. — de orthogr GL. 7,
176, 6 inlustris memoriae audivi Memnonium, hominem omni* facundiae
iudicem, se dicentem de hoc (Schreibung berna oder verna) reprehensum a
Romano quodam disertissimo usw., ebd. 164, 19 Gratus (verderbt) arti-
graphus. de mus. p. 686 Gar. (70, 1203 Miqnb): sein Freund Mucianus,
vir disertissimus, habe des Gaudentius Werk über Musik übersetzt.
481. Vor und nach Cassiodor verfaßten Chroniken Mar-
cellinus comes v. c. für die Jahre 379 — 534 mit ausschließ-
licher Berücksichtigung der Ereignisse im oströmischen Reiche;
sowie vorzugsweise auf Afrika berechnet der Bischof Victor
von Tunnuna vom Anbeginn bis J. 566, wovon aber nur der
letzte Teil (vom J. 444 ab) erhalten ist. Fortsetzungen lieferten
der Abt Johannes von Biclaro für seine Zeit J. 567 — 590,
und, vom Ende der Chronik Prosper's anhebend, der Bischof
Marius von Avenches (Lausanne) für die Jahre 455 — 581.
1. Cassiod. div. lect. 17 Marcellinus quattuor libros de temporum
qualitate et positionibtts locorum pulcherrima proprietate conficiens: zu diesem
historisch- geographischen Handbuch kamen noch Einzelschriften; s. ebd. 26
Marcellinus quoque pari cura legendus est, qui Constantinopolitanam civi-
tatem et urbem Hierosolymorum quattuor libellis minutissima ratione descripsit.
Die Beschreibung rUrbs Gonstantinopolitana nova Roma' welche wir noch
besitzen (ed. OSebck an s. Ausg. der Notit. dign. p. 229.Riebe, geogr. 183)
ist nicht, wie Biesb p. xxxm will, von Sfcroellinus, da sie aus der Zeit
des Theodosius II stammt). Cass. aO. weiterhin: hunc (Eusebios - Hieron.)
8ub8ecutus est suprascriptus Marcellinus Illyricianus , qui adhuc patricii
Iustiniani fertur rexisse cancellos, sed meliore condidone devotus a tempore
Theodosii principis usque ad fores (Gäbet : finem, J. 666) imperii triumphalis
Aug. Iustiniani opus suum . . perduxit. Auch aus der Chronik selbst erhellt
1254 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
daß Marc, zu Konstantinopel schrieb. Marckll. chron. praef. ego simplki
dumtaxat computatione Orientale tantum secutus imperiwn per indictiones
perque consules infra scriptos CXL annos, . . a consülatu Ausonii et Olybrii
(J. 379) . . enumeram et usque in consulatum Magni (J. 1>18) . . cölligm
eorumdem auctorum (Eusebios - Hieronymus) operi subrogavi. itemque alios
XVI annos, a consülatu Iustini Aug. primo (J. 519) usque in consulatum
Iustiniani Aug. quartum (J. 634), suffeci. id sunt simul anni CLVI, tt
meum rusticum opus supposui. Das erhaltene Werk aber reicht durch eine
(wertvolle) Fortsetzung biß zum J. 548. Die vermeintliche Fortsetzung von
549—666 hat mit Marc, keinen Zusammenhang, GWaitz, Gott geL Anz.
1857, 38. Die Chronik ist ohne stark kirchliches Gepräge, wenn auch die
wenigen literarischen Notizen sich fast nur auf Kirchenschriftsteller be-
ziehen. Einmal citiert M. den Claudian (in Eutr. 1, 8). Er benützt Orosins,
Gennadius, oet- weströmische Fasten usw. und zeichnet sich durch Fleiß und
Sorgfalt aus. — Zuerst wird Marcellin's Chronik in den beiden Werken
des Iordanis benützt. Aufschrift: Marcellini comitis v. c. clironicon. Vgl.
AEbebt, LdMA. I1, 446. OHoldkr-Eqgkb, die Chronik des Marc. com. und
die oström. Fasten, NArchiv f. alt. d. Gesch. 2, 49. Mommsen, Iord. p. xxix.
2. Handschriften: älteste Oxon. (Meerm. 771) s. VI, Audomar. 697
p. X/XI, Brux. 6441/48 s. XI/XI1, 8. Holder aO. 52. Mommsen, Herrn. 24, 393.
Ausgaben des Marc, von JSiemond, Par. 1619 — Opera 2 (Par. 1696), 309. 2
(Ven. 1728), 269, bei Roncalli chronica 2, 266; bei Mignb 61, 917.
3. Isid. ilL 38 (script. eccl. 25) Victor Tunnunensis ecclesiae africanat
episcopus a principio mundi usque ad primum Iustini iunioris imperium
(J. 566) brevem per consules annuos bellicarum et ecclesiasticarum rerum
nobüissimam promulgavit historiam. Er habe im Dreikapitelstreit eine Rolle
gespielt und sei daher von Justinian in ein klösterliches Gefängnis gesteckt
worden, zuerst in Ägypten, dann in Konstantinopel, und hier- gestorben
(J. 669). Vgl. Victor ad a. 566. 556. Ibid. chron. p. 419 Rone. Victor
Tunnunensis' ecclesiae episcopus recensitis praedictorum (Hieronymus und Fort-
setzer) historiis gesta sequentium aetatum usque ad consulatum Iustini iunioris
explevit. Dagegen beginnt das Erhaltene: a XVIII consülatu Theodoni
iunioris (J. 444) Victor episc. Tunn. ecclesiae Africae historiam proseqyüur
ubi Prosper reliquit Da aber Victor für J. 444 — 455 nicht nur in den Tat-
sachen sondern auch nicht selten in den Worten mit Prosper vollkommen
übereinstimmt, so hat Papencordt, Gesch. d. vandal. Herrschaft 359, ver-
mutet daß Isidor's Angabe die richtige sei und die widersprechende in den
Hss. des Victor von einem Abschreiber herrühre welcher Prosper's Werk
nur in der bis zum J. 444 reichenden Ausgabe oder in einer verstümmelten
Handschrift besaß und dieser jetzt als Fortsetzung Victor's Darstellung
der späteren Zeit anreihte, mit Weglassung der früheren Teile, von Er-
schaffung der Welt bis aufs Jahr 444, welche infolge dessen verloren gingen.
S. auch OHolder-Egqeb, NArch. f. alt. deutsch. Gesch. 1, 298.
4. In den J. 444— 455 hat Victor die politischen Begebenheiten kürzer,
, die kirchlichen weitläufiger behandelt als Prosper. Weiterhin beschäftigen
ihn fast nur die kirchlichen Ereignisse in Afrika. Seine Nachrichten dar-
über tragen das Gepräge tendenziöser Verlogenheit und grenzenloser Lieder-
lichkeit im Chronologischen (AvGutschmid). Handbemerkungen zu seiner
§484 Victor Tunn. Marias Avent. 1255
Chronik von unbekanntem Verfasser (höchst wahrscheinlich von Maximus
von Saragossa, § 495, 6) enthalten einige nicht unwichtige Tatsachen, die
mit Isidor's Historien (§ 496, 3) stimmen. Papbncobdt aO. 364. HHkbtzdebg,
Hist. d. Is. (1874) 68. Ebebt aO. 1*, 686. Nach ASchott'b Abschrift (jetzt
in Leiden) einer Toledaner Ha. zuerst herausgegeben von HCajusius, Ingoist.
1600, dann weniger sorgfältig nach eigener Abschrift der ScHOTT'schen
Kopie (KFrick, RhM. 44, 869) von JJScaligbb, thes. tempp., Leid. 1605:
danach bei Roncalli 2, 887, bei Miqke 68, 937.
6. Isid. ill. 31 Ioannes, Gerundensis ecclesiae episcopus (J. 591 ff.),
natione Gothus provinciae Lusitanae Scallabitanus. Er lernte zu Konstan-
tinopel Lateinisch und Griechisch und septimo demum anno in Hispanias
rever8tt8 est. Von dem A rianer Leovigild verfolgt postea (J. 686) condidit
monasterium quod nunc Bielaro dicitur (daher Ioan. Biclarensis). . . addü
et in libro chronicorum ab anno primo Iustini tun. principatus (J. 567) usque
ad annum octavum Mauritii principis Born. (J. 590) et quartum Becaredi regis
annum, historico compositoque sermone. Gedruckt ist diese Chronik bei
HCanisius und Scalig er (A. 4 E.), in HFlorkz Espana sagrada 6 (Madrid
1773), 382. 430, bei Mione 72, 868. Aus der praef.: post Eusebium, .
Rieronymum, . . nee non et Prosperum . . atque Vietorem Tunn. ecclesiae
africanae episcopum . . nos . . quae temporibus nostris acta sunt, ex parte
quod oculata fide pervidimus et ex parte quae ex relatu fidelium didieimus,
studuimus ad posteros notescenda brevi stilo transmittere. Die Darstellung
ist unparteiisch, für die westgotische Geschichte eine der besten Quellen.
HHebtzbebg, d. Hißt. d. Isid. (1874) 61.
6. Marius, geb. J. 630 oder 631 (im Sprengel von Autun), wurde
J. 674 Bischof in Avenches -Lau sänne, f 694. Er setzte den Prosper, rich-
tiger das Chronicon imperiale (§ 460, 3), vom J. 466 bis 681 fort (Aufschrift:
Usque hie Frosper; quae seeuntur Marius episcopus, Unterschrift nach 681
Usque hie Marius episcopus). Die Mitteilungen aus seiner Zeit sind sehr
wertvoll. Diese aus verschiedenen west- (und ost)römischen Annalen zu-
sammengestellte Chronik, erhalten in emer Hs. (jetzt Brit. mus. 16974 s. IX.
Mommsen, Herrn. 24, 398 ; Schriftprobe in WAbhdt's Schrifttafeln, Berl. 1874,
Taf. 16), ist gedruckt zB. bei Boncalli 2, 399, Mione 72, 798 und jetzt am
besten bei Abndt aO. 28 und in neuem Abdruck: Mar. Avent. ebron. ed.
WAbkdt, Lps. 1878. — CBindino, GeBch. d. burgundischen Königreichs 1
(1868), 274. GMonod (s. § 486, 9) 147. WAbndt, Bischof Marius von Aven-
ticum, s. Leb. u. s. Chronik, Lpz. 1876. — Später wurde die Chronik des
M. fortgesetzt bis 623 durch einen Ungenannten, welcher das fränkische
Keich besonders berücksichtigt und Isidor's Chronik mit großer Leichtfertig-
keit auszieht. GKaufmamn, Phil. 34, 281. 42, 601; Forsch, z. alt. d. Gesch.
13, 418. HHebtzbebg, ebd. 16, 817. HBrosdut, krit. Unters, der Quellen z.
Gesch. Dagoberte I, Gott. 1868. GMonod, Revue crit. 1878, 266. Wattknüach,
D. Geschichtsq. I5, 98. Ebbst aO. 1', 586. OHoldeb-Eggeb, NArch. f. alt.
d. Gesch. 1, 264.
7. Verzeichnis der röm. Bischöfe bis Hormisdas (f 623) geführt, dann
vervollständigt biß auf Vigilius (t 666) aus Paris. 12097 s. VI (Schriftprobe
in Zangbmbistkr-Wattknbach's Exempla codd. latt. T. 40) bei Mabillon, vett.
analect. 8, 426 und FX Kraus, Tfib. theol. QuartalBchrift 53, 282. — Ein
1256 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
anderes Papstverzeichnis erhalten in einer Kölner Hb. 212 s. VI geht bis
zum Jahr 536 (von anderer Hand ergänzt bis auf Gregor I 590 — 604).
Schriftprobe bei Zanokm. - Wattekb. aO. T. 37 u. 38. VgL § 413, 2, vu. —
Über die sog. Collect io Avellana s. § 453, 4.
8. Über den Anonymus Valesii s. oben § 429, 9; über Ianuariua Nepo-
tianus oben § 279, 10.
485. Im Jahre 551 gab der Gote (Alane) Iordanis die
beiden auf uns gekommenen Schriften heraus, de origine acti-
busque Getarum und de summa temporum vel de origine acti-
busque gentis Romanorum, letztere eine aus den gewöhnlichen
Hilfsmitteln zusammengeschriebene Weltchronik, die Geschichte
der Goten aber wichtig nach dem Untergange des Original-
werkes von Cassiodor, welches Iordanis flüchtig und ungeschickt
ausgezogen hat.
1. Iobd. get. 266 Scyri . . et certi Alanorum cum duce suo nomine
Gandac Scythiam minorem inferioremque Moesiam acceperunt. cuius Can-
dacis Alanoviiamuthis patris mei genitor Paria, i. e. mens avus, notarius . .
fuit eiu8que germanae filio Gunthigis . . mag. mil . . . ego item, quamvis
agrammatu8, Iordanis (so und* Iordannis die besten Hss. hier und in den
Titeln beider Werke) ante eonversionem meam (dh. ehe ich ins Kloster ging,
§ 483, 3) notarius fui. Auch bei dem Qeographus Ravennas (§ 497, 3), dem
frühesten Schriftsteller welcher den Iordan. mit Namen nennt, heißt er
öfters Iordanis (einmal Iordanus) cosmographus oder chronographus und
ebenso Iordanis bei den mittelalterlichen Geschichtschreibern, Iordanis
ist (Tgl. Heraclis, Epifanis) eine Vulgärform statt Iordanes, 'ioQddmrig (die
vorletzte Silbe gewöhnlich kurz bei den Griechen, lang bei den Lateinern).
Vgl auf einer christlichen Inschrift bei Murat. 1972, 10 hie posüus est
Iordanis. Ebenso der Nom. Iordanis (für den Fluß) bei Yen. Fort. carm.
10, 6, 36 (auch hier die Variante Iordannis). 100. Die in Hss. der zweiten
Klasse überlieferte Namensform lornandes verteidigte JGrimm, kl. Sehn*. 3,
171. 234. — Weiteres ist über die Person des I. nicht bekannt. Im Titel
der Romana (A. 4) heißt I. episcopus, in dem der Getica geben die besten
Hss. überhaupt keinen Namen, andere haben denselben allein, einige (der
dritten Klasse) nennen den I. episcopus Ravennas, und so schon eine He.
welche älter war als J. 747 (gesta abbat. Fontanell., Mon. Germ. 2, 287).
Höchst wahrscheinlich verdankt dieser Titel seinen Ursprung der Gleich-
setzung deB Geschichtschreibers mit dem Iord. episcopus an welchen ein
in den Hss. der ersten Klasse zugleich mit den Schriften des Historiken
überliefertes Gedicht des Honorius scholasticus gerichtet ist (§ 491, 13). Für
einen solchen ist im Verzeichnis der Bischöfe von Ravenna in der Lücke
vor J. 418 Platz; mit dem Historiker hat er nichts zu schaffen (AvGur-
bchmid). Damit fällt der Versuch diesen in dem Bischof Iordanes zu Croton
wiederzufinden, welchen Papst Vigilius (J. 637—555) im Verdammungsurteil
gegen TheodoroB aus Caesarea im Dreikapitelstreit vom 14. Aug. 551 er-
wähnt (bei Miqxe 69, 62). — In dem nämlichen Jahre 551 schrieb Iordanis
§ 485 Iordanis. 1257
seine beiden Schriften (ob in seiner Heimat Moesien ? Mommsbn p. x; da-
gegen Schibbkn aO. , 8. A. 3). Auch der Vigilius welchem I. die Romana
widmet (A. 4. Anrede: nöbilissime et magnifice f rater) ißt schwerlich jener
Papst, da Iord. (selbst wenn er Bischof gewesen wäre) kaum dem Papst
den Rat geben konnte (rom. praef. 4): ad deutn (te) convertas qui est vera
libertas . . scito quod diligenti tnundum semper neeessitas imminet . . estoque
toto corde diligens deutn et proximum ut adimpleas legem. Ebe&t, LdMA.
1", 661. Ein anderer Iordanes im Schreiben des Papstes Pelagiue, Nach-
folgers von Vigilius, vom 15. Febr. 666 ad episcopos Tnsciae (defensore
ecclesiae nostrae Iordane deferente); s. Köpkb, deutsche Forschungen 58.
Der Name Iord. ist in der Spätzeit überhaupt nicht selten, so heißt zB.
auch der cob. ord. des J. 470. S. im allg. Momxsbn's Vorrede.
2. Aufschrift: de origine actibusque Getarum, ebenso wie Cas-
siodor sein Werk genannt hatte (s. u.). Unterschrift: explicit de antiquitate
Getarum actibusque eorum quos devicit Iustinianus imp. per fidelem rei publ.
Belisarium cons. Am Schluß der get. (315): haee hucusque Getarum origo
ac Amalorum nobilitas et trirorum fortium facta. Aus dem Vorwort, welches
fast wörtlich abgeschrieben ist aus Rüfis'b Vorwort zu seiner Übersetzung von
Origenes' Commentar zum Römerbrief (HvSybbl in Schmidt's Z. f. Gesch. 7, 288 ;
vgl. Köpkb aO. 65) : me, . . frater Castdli, laxari vela compellis relictoque opusculo
quod intra manus habeo, i. e. de adbreviatione chronicorum (A. 4), suades
ut nostris verbis XII Senatoris volumina de origine actusque Getarum ab
olim et usque nunc per generationes regesque descendentem in uno et hoc
parvo libello coartem. dura satis imperia etc. super omne autem pondus
quod nee facultas eorundem librorum nobis dafür, quatenus eius sensui in-
serviamus, sed, ut non mentiary ad triduanam lectionem dispensatoris eins
beneficio libros ipsos antehac relegi. quorum quamuis verba non recolo sensus
tarnen et res aetas credo me integre retiner -e. ad quos et ex nonnullis historiis
grecis ac latinis addedi convenientia, initium finemque et plura in medio mea
dictione permiscens. Das initium ist übrigens aus Orosius und irgend einer
KoBmographie. Schluß (316): haec qui legis scito me maiorum secutum
scriptis ex eorum latissima prata paueos flores legisse, unde inquirenti pro
captu ingenii mei coronam contexam. nee me quis in favorem gentis prae-
dietae, quasi ex ipsa trahenti originem, aliqua addidisse credat quam quae
legi et comperi. nee sie tarnen euneta quae de ipsis scribuntur aut referuntur
complexus sum etc. Abfassung und Herausgabe der Getica im J. 551 (s. 104
pestilens morbus . . quod nos ante hos novem annos, nämlich 542 in Thra-
kien, experti sumus) und zwischen der Abfassung der Romana; s. A. 4.
MomcsBN p. zv. Köpke aO. 65.
3. Die Getica des Iord. sind ein Auszug aus dem entsprechenden
Werke Cassiodor's (§ 483, 5); SCassel, magyar. Altert. 299. CSchibbbn, de
ratione quae inter I. et Cassiod. intercedat, Dorpat 1868. RKöpke, deutsche
Forschungen, BerL 1859, 60. AvGutschmid , JJ. 85, 124. Die gelehrten
Citate bei Iord. gehen auf Cassiodor oder dessen Quellen zurück. So die
Erwähnungen des Strabo, Iosephus, der beiden Dio, nämlich des Cassius
und des Chrysostomus, welche Cassiod. für eine Person hielt (des letzteren
Tsxi%ol legte er dem enteren bei 40. 58. 65. vgL mit 14. 151), des Ptole-
maeus, Dexippus, Priscus, Ablabius («= 'Jßlaßios, descriptor Gothorum gentis
1258 Di© Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
cgregius 28; vgl. 82. 117; vgl. Mommskn p. xxxvir. KSchirben, DLit. Ztg.
1882, 1422), Trogus, Cornelius (Tacitus), Symmachus (§ 477, 4). Iordani«
selbst setzte die Gotengeschichte Cassiodor's (Aber ihren Abschluß s.
§ 483, 5) fort bis zum Tod des Vitigee (J. 640), und fügte mancherlei
Randbemerkungen zu dem aus Cassiodor Entlehnten hinzu. Er benützte
dabei Orosius und beB. Marcellinus comes; die Berührungen mit den Born,
des Iord. erklären sich aus Zugrundelegung eines früher angefertigten
Geschichtsauszugs in beiden Werken (AvGutschiod). Das flüchtige Mach-
werk, bei dessen Herstellung Iord. mit Vorliebe das aus Cassiodor heraus-
hob was ihm dem in Thrakien heimischen wichtig schien, ist zusammen-
gesetzt aus vereinzelten Bruchstücken und breit ausgeführten oder nur
angedeuteten Episoden, voll lästiger Wiederholungen und doch reich an
Lücken, voll falscher Verbindungen und willkürlicher Kreuz- und Quer-
sprünge. Im ganzen ist seine Schrift eine rohe und verworrene Masse, im
einzelnen wichtig als Stoff und, wo die ursprüngliche Farbe nicht ganz
verwischt ist, selbst anziehend (Köpkb aO. 72). Vgl. Ebbbt, LdMA. ls, 558.
4. Aufschrift der Weltcbronik: de summa temporum vel origine acti-
busque gentis Bomanorum. Iord. selbst bezeichnet die Schrift als bre-
viatio chronicorum im Vorwort der Getica, s. A. 2. Der gewöhnliche Titel
de regnorum ae temporum successione ist hs. unbeglaubigt. — Aus dem
Vorwort der Romana: . . nobilissime frater Vigili (s. A. 1). . . vis praesentis
mundi erumnas cognoscere . . . addis praeterea ut tibi quomodo romana resp.
coepü et tenuit totumque paene mundum subegit . . ex dictis maiorum flosada
carpens breviter referam, vel etiam quomodo regum series a Romulo . . in
Aug. venerit Iustinianum, quamvis simpliciter, meo tarnen tibi eloquio pan-
dam. . . quoquo modo väluimus lote sparsa colkgimus . . in XXIV0 anno
Iustiniani imp. (begann am 1. Apr. 561), quamvis breviter, uno tarnen in
tuo nomine et hoc parvissimo libello confeci, iungens ei aliud volumen de
origine actusque geticae gentis, quod iam dudum (dh. vor mehreren Monaten)
communi amico Castalio edidissem etc. Danach nahm Iord. die durch die
Abfassung der Getica unterbrochene Arbeit an den Romana nach der Her-
ausgabe jener wieder auf und sandte die Romana samt den angehängten
Getica an Vigilius; vgl. A. 2. — Iordanis schöpft (von Einzelheiten abge-
sehen) die orientalische Geschichte bis in die Zeit des Augustus aus
(Eusebios-) Hieronymu«, dann tragt er aus Florus und (in zweiter Linie aus)
Rufius Festus die römische ebenso weit nach, es folgt die Kaisergeschichte
wieder aus Hieronymus, und nach dessen Ende das Weitere aus Victors
Epitome sowie aus Marcellinus comes und aus dessen Fortsetzung. Ein-
zelnes ist aus Eutrop, Orosius und den Getica des Cassiodor eingesprengt.
S. über die Quellen bes. Mommsbn's Iord. p. xxm und die Verzeichnung der
Quellen am Rande s. Ausgabe.
5. Iord. nennt sich selbst (s. A. 1) agrammatus und dies ist nur zu
richtig. Er verstand zwar Griechisch und hat von Juristen den Iamblichos
(citiert rom. 6; aus Stephanus in schol. Basilic. bei EHuschke, iurispr.
anteiust. 6 880 nachgewiesen von ERohde; s. auch NArch. f. alt. d. Gesch.
8, 352), von Kirchenvätern den Epiphanios und vielleicht auch den Ioannes
Cbrysostomo8 gekannt und den Sozomenos fleißig .benutzt (AvGutschjud):
§ 485 Iordanis. 1259
aber er schreibt wie ein weniger als halb gebildeter in der damaligen
stark in der Auflösung begriffenen schon romanisierenden Volkssprache. In
den besten Hss. (der Heidelberger und dem Vat.-PaL, s. A. 6) ist dieser
Jargon bewahrt, aber in den anderen Hss. ist das Sprachwidrige im
Latein des Iordanis mehr und mehr verwischt und der Schulregel ange-
paßt. Zur Prüfung jenes barbarischen Lateins des Iord. dienen die latei-
nischen Inschriften in der damaligen Volkssprache bei JBRossr, inscriptt.
christtw 1 nr. 966—1116, welche mit demselben genau stimmen; vgl. Mommsen
in s. Ausg. p. 167 und daselbst die betreffenden Indices und Nachweisungen
p. 169. Alles, Formen und Satzbau, ist aus den Fugen gegangen und zer-
rüttet: Verwirrung im Geschlecht (zB. dolum quod, fluvium quod; iugus
antefatus, flumine qui, gaudium felieiorem, regnum occidentalem, orientalem,
iuvenilem; flosculä), Declination (adventui, exercitui, principatui als Gene-
tive), Conjugation (cognoscent, tradent, vivent u. a. als Praesentia; indulgi
— ■ indulgeri; fugire, fugiret; obstrepebit), Casusgebrauch (zB. Abi. st. Acc:
hoc nomine nactus, tarn navali quam equestri agmine ductans, eodem regno
invadens, sequi mit Dat., Acc. absol. sehr häufig statt Abi. abs.), Orts-
bezeichnung (in Constantinopolim, in JRavenna; der Locativus ist ganz außer
Gebrauch abgesehen von Bomae, dies aber steht regelmäßig für Romam\
namentlich Regellosigkeit in dem Gebrauch der Präpositionen (longo per tem-
pore, cum XL milia, cum successores, cum multas opes, recedere in Haemi
partibus, movere arma in parentibus, de origine actusque Getarum, de fines
Italos). Und hinter dieser verrotteten Sprachform blicken in den Getica
die cassiodorischen Schnörkel hervor!
6. Handschriften: Mommsen unterscheidet drei ordines derselben.
Die Hss. primi ordinis sind im allgemeinen die ältesten und besten und
in diesen aHein haben sich neben den Getica auch die Romana erhalten ;
dazu gehören *Heidelbergensis 921 (Palatinus) b. VIII, Vatic. - Palat. 920
s. X, Valencienn. s. IX. Hss. secundi ordinis sind excerpta Cheltenhamensia
s. IX, Vatic-Ottobon. 1346 e. X, *Vratielav. s. XI; endlich Hss. tertii ord.
*Cantabrig. s. XI u. *Berol. b. XII (die mit * bezeichneten Hss. Bind im
J. 1881 in Berlin verbrannt, auch deren Vergleichungen finden sich bei
Mommsen). Vgl. im allg. Momhsen's Ausg. p. zlyi. — Ausgaben der Getica
und Romana: zB. in Gbütee'b hist. aug. scriptt. lat. min., Hanau 1611, von
FLindbnbboo, Hamb. 1611 , in Mübatobi's scriptt. rer. ital. 1 , 187. Haupt-
ausgabe: Iordanis Komana et Getica recensuit ThMommsbn, Berl. 1882
(« Mon. Germ. hist. Auctt. antiquiss. 6, 1; dazu LEbhabdt, Gott. GA.
1886, 669). — Sonderausgaben der Getica in IGabet'b Cassiodor (§ 483, 14\
von CACloss, Stuttg. 1861 (vgl. Gutsohmid, lit. Centr.-Bl. 1861, 612) und
von AHoldeb, Freiburg 1881. — Übersetzung der Gotengeschichte (nebst
Auszügen aus der röm. Gesch.) von WMabtbns, Lpz. 1884.
7. Papencobdt, vandal. Herrschaft 383. SFbbudenspbunq , de Iornande
eiusque libr. natalibus, Münst 1837. HvSybel, de fontt. libri Iord. de Get.,
Berl. 1838. JJobdan, Iordanes' Leben und Schriften, Ansb. 1843. Hansen,
PRE. 4, 241. JGbimm, über Iorn., kleine Schriften 3 (Berl. 1866), 171.
REöpke u. a. (s. A. 3). W Wattenbach , Deutschl. Geschichtsquellen l8, 70
und besonders Mommben'b Einleitung. Lv Ranke, Weltgesch. 4, 2, 313.
1260 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
486. Nur uneigentlich kann unter die Historiker gezählt
werden der Brite Gildas (Sapiens) aus Bath; eine Spezialgeschichte
ersten Ranges ist dagegen diejenige des Auvergnaten Gregorius,
Bischofs von Tours. Gildas (um 516 — 573) schildert die Leiden
seines Heimatlandes seit der Landung der Sachsen in dem Über i
querolus de calamitate, excidio et conquestu Britanniae; Gre-
gorius von Tours (J. 538 — 593) verfaßte neben wunderhaften
Heiligengeschichten, welche den starken Glauben oder die Leicht-
gläubigkeit des Verfassers bezeugen, besonders zehn Bücher
fränkischer Geschichte, hauptsächlich Selbsterlebtes, mit Wahr,
heitsliebe und nicht ohne Kritik, aber mit den Vorurteilen und
Beschränktheiten seiner Zeit und in zwar ungebildeter, aber
nicht ungewandter Darstellung.
1. Gildas 1, 26 usque ad annum obsessionis Badonici montis (J. 516;
Landung der Angelsachsen 445), . . quique quadragesimus quartus oritur annus,
mense tarn primo emenso, qui iam et meae nativitatis est. Wahrscheinlich ist hie-
nach 516 das Jahr seiner Geburt (anders zB. de la Bobderie, rev. celtique 6, 1), I
560 (516 + 44) das worin er schreibt. Anders Baeda, hist. eccl. 1, 16. j
Praefatio : in hoc Ubro quidquid deflendo potius quam declamando . . fuero
prosecutus . . non tarn fortissimorum militum enuntiare trucis belli pericula
mihi statutum est quam desidiosorum. süui . . spatio bilustri temporis vel
eo amplius praeter euntis. . . amicis imperantibus ut qualemcunque gentis bri-
tannicae historiolam sive admonitiuneulam scriberem. . . nunc persolvo debi-
tum muUo tempore antea exaetum, vile quidem stilo, sed fidele (ut puto) etc.
Die erste Hälfte (Historia) giebt in 26 Kapp, keine Geschichtserzahl nng
sondern nur Deklamationen über die Geschichte, die zweite (Epistola) reiht
daran increpationes zuerst gegen die reges patriae (Constantmus, Aurelias
Conanus, Vortiporius, Cuneglassus, Maglocunus), non minus prophetarum
oractUis (alttestamentliche Citate) quam nostris sermonibus 2, 18), dann
(pars III) auch gegen die Geistlichkeit. Der Ton ist eifernd, die Sprache
aber besonders wegen des maßlosen Schwulstes nnd der schleppenden Pe-
rioden schwer verständlich. Hist. litt, de la France 8, 279. CWScholl, de
ecclesiast. Britonnm . . historiae fontibus (Berl. 1851) p. 1. RALipsius bei
Ersch u. Gruber, allg. Encykl. 1, 67, 231. Ebbet, LdMA. 1*, 562. — Über
den diesem Gildas fälschlich beigelegten hymnus loricae s. § 476, 1.
2. Ausgaben des Gildas in ThGale's hist. brit. scriptores XV (Oxford
1691), in CBebtbah's britann. gentium hist. ant. scriptores III (Kopenh. 1759),
in den Monnmenta historica britannica (Lond. 1848) 1, 1 und in den Coun-
cils and eccleß. documents rel. to Great-Br itain etc. by AWHaddam and
WStubbs (Oxf. 1869) 1, 44. Bei Mien 69, 328. Ad fidem codd. rec.
JStevenson, Lond. 1838. Hrsgg. mit Einleitung von Sah Mabte (ASchulz),
Berl. 1844.
3. Gregorius (oder Georgius Florentius), aus einem adeligen Ge-
schlechte der Auvergne, geb. J. 538 in Clermont-Ferrand, wurde Bischof
von Tours 573, f 593. Eng mit ihm befreundet war Yenantius Fortunatus,
§ 486 Gregorius Turonensis. 1261
welcher dem Gr. Beine Gedichtsammlung gewidmet hat. Vgl. auch § 491, 4
Z. 13. Wiederholt spricht Gregor von seinem Mangel an literarischer Bildung,
von seiner rusticitas u. dgl., und entschuldigt sich wegen seiner sprach-
lichen Fehler, hißt. Fr. 4, 1 veniam precor si aut in litteris aut in syllabis
grammaticam artem excessero, de qua adplene non sum imbutus. vit. patr. 2,
praef. non me artis grammaticae Studium imbuit neque auctorum saecularium
polüa lectio erudivit. de glor. confess. praef. p. 747, 24 timeo ne . . quia
sum sine litteris rhetoricis et arte grammatica, dicatur mihi a litteratis: fo
rustice et idiota . . . ut opus hoc a peritis aceipi putas cui . . . nee ulla litte-
rarum scientia subministrat? . . . qui nomina discernere nescis, saepius pro
maseulinis feminea . . . commutas, qui ipsas quoque praepositiones . . . loco
debito plerumque non locas. nam ablativis aecusativa . . . praeponis ' . . .
Sed tarnen respondebo Ulis et dicam quia: ( opus vestrum facio et per meam
rusticitatem vestram prudentiam exercebo . . . quod nos inculte et breviter . . .
discribimus, vos lucide ac splendide stante versu in paginis prolixioribus dila-
tetis. Ebenso bemerkt er auch hist. Franc, prol. p. 31 1 14 philosophantem
rhetorem intellegunt pauci, loquentem rusticum multi. Danach ist die in den
ältesten und besten Hss. vorliegende vom Standpunkt der Schulrichtigkeit
höchst anstößige Sprachform der Schriften Gregorys gewiß die von ihm
angewendete. Sie ist mit der bei Iordanis, Anthimus, in den merovingischen
.Königsurkunden zu vergleichen, nicht aber mit den späteren Hss. und allen
Ausgaben (außer der von Arndt und Keusch) zurechtzustutzen und ab-
zuglätten. Die oben § 486 , 5 aus Iordanis angefahrten sprachlichen Un-
regelmäßigkeiten u. a. lassen sich aus Gregor mit denselben oder ähn-
lichen Beispielen in Menge nachweisen. Vgl. darüber FHaasb (A. 7) p. 33,
die Sammlungen von Kbusch aO. p. 929. 912 und das erschöpfende Haupt-
werk: MBonnbt, le Latin du Greg, de Tours, Par. 1890. Gregor zeigt ge-
nauere Bekanntschaft nur mit Virgil's Aeneis (vgl. p. 487, 32 Krusch),
ferner mit Sallust (bes. Einl. z. Catil.), endlich vereinzelt mit Gellius, Pli-
nius, Titianus (§ 364, 4), dann mit christlichen Schriftstellern; seine
Kenntnis der alten Geschichte und Geographie ist dürftig. GKubth, Gr£g.
de Tours et les ötudes classiques au VI0 siecle, in der Rev. des quest. hist.,
Oct. 1878.
4. Greg. hist. Franc. 10, 31 p. 449 decem libros historiarum (A. 6),
septem miraeulorum (A. 6), unum de vita patrum (A. 6 Z. 7) scripsi; in psalterii
tractatu (A. 7) librum unum commentatus sum; de cursibus etiam eecUsiastieis
unum librum condidi (A. 7). quos libros licet stüo rusticiori conscripserim,
tarnen coniuro omnes sacerdotes domini . . ut numquam libros hos aboleri
faciatis aut rescribi quasi quaedam eligentes et quaedam praetermittentes.
Diese fast alle uns erhaltenen Werke schrieb Gr. nicht nach einander, sondern
neben einander; mit der Heiligengeschichte war er sein Leben lang beschäftigt
(etwa 675—593) und daneben schrieb er an seiner fränkischen Geschichte,
welche bis zur Mitte von B. 5 um J. 577 entstanden ist, bis gegen Ende
von B. 8 J. 584 oder 585, von da bis zum Ende J. 590 oder 591, während
das Nachwort noch später hinzugefügt ist. Dann begann er sein Werk noch-
mals zu überarbeiten, und brachte die ersten sechs Bücher fertig.
6. Gbbo. hist. Franc, praef. cum . . nee reperiri posset quisquam peritus
dialectica in arte grammaticus qui haec aut stüo prosaico aut metrico de-
1262 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
pingeret versu, ingemiscebant saepius plerique dicentes: vae diebus nostris,
quia periit Studium UUerarum a nobis nee reperiretur in populis qui gesta
praesentia promulgare possit in paginis. 1, prol. scripturus beUa regum cum
gentibus adver sis, martyrum cum paganis, ecclesiarum cum haereticis, prius
fidem meam pro ferne cupio, ut qui legerit me non dubüei esse catholicum. . .
illutn tantum studens ut quod in ecclesia credi praedicatur sine aliquo fueo
aut cordis haesitatione retineam. Die Kirche in ihren Beziehungen zur Welt
ist der Mittelpunkt der Darstellung; der Standpunkt die Recht- und
Wundergläubigkeit der Zeit. Da aber der rechte Glaube des katholischen
Christen verdienstlicher ist als die höchste Tugend ohne ihn, bo spricht
der Verfasser mit kühlem Freimut über die ärgsten Scheußlichkeiten
Chlodovech's und die Laster vieler Diener der Kirche und ist überhaupt
nicht mit Bewußtsein parteiisch oder unwahr. Der Gesichtskreis ist eng
umgrenzt, bes. in Bezug auf Ausländisches; s. A. 3. Im allgemeinen herrscht
gegenüber der Überlieferung Sorglosigkeit; bei wichtigen Punkten aber
fehlt es nicht an bedächtiger Prüfung. Löbkll8 aO. 320. Greg. v. T.
fränkische Geschichte, übersetzt (mit Einl. u. Anmerkk.) von WGiesbbrbcht,
Berl.2 1878 II. Junghans, Gesch. d. fränk. Könige Childerich u. Chlodo-
vech 161. Ebebt aO. 668. — Nur auf die sechs ersten Bücher (bis J. 684)
erstreckt sich der Auszug bei dem sog. Fredegar (§ 499, 1) unter dem Titel
Historia Francorum epitomata (93 Kapitel), abgedr. in der Ausg. von Ruinabt
(A. 8), bei Bouquet 2, 391 ff., Miqne 71, 674, im Fredegar von Keusch und
sonst. LvRanke, Weltgesch. 4, 2, 333 leugnete die Abhängigkeit der bist,
epitom. von Gregor von Tours; s. aber dagegen GWaitz, vor Arndt's Ausg.
des Greg. p. vin.
6. Inhaltsangabe der Miracula von Gregor selbst Hb. confess. praef.
p. 748 in primo libello inseruimus aliqua de miraculis domini ac sanetorum
apostolorum reliquorumque martyrum ... in seeundo posnimus de virtutibus
saneti Iuliani (die von Gregor als Quelle benutzte passio s. Iuliani mar-
tyris ist gedruckt im Gregor v. Aendt-Krusch p. 879). quattuor vero libeüos
de virtutibus 8. Martini, septimutn de quorundam feliciosorum vita (= liber
vitae patrum, A. 4 Z. 2). oetavum hunc scribimus de miraculis confessorum.
In der Aufzählung am Schluß der biet. Franc. (A. 4) ist das umfangreichste
Buch de vita patrum besonders gezählt. — glor. mart. 94 p. 662 A.-K. quod
passio eorum quam Syro quodam interpretante in Latino transtulimus pJe-
nius pandit Erhalten durch eine verschollene Hs. zu St. Omer u. a. als
passio ss. martyrum Septem dormientium apud Ephesum translata in Lati-
num per Gregorium episcopum interpretante Ioanne Syro, gedr. p. 847 A.-K
Außerdem verfaßte Gregor den liber de miraculis b. Ändreae apostoli, welcher
freilich fast durchweg ohne seinen Namen überliefert ist, auch von Gregor
unter seinen Werken nicht aufgezählt wird, aber nach Sprache und
schriftstellerischen Eigentümlichkeiten sicher dem Gregor angehört. Zu-
letzt herausgegeben von MBonnet im Gregor von Arndt und Krusch p. 821.
Auch die miracula Thomae (am besten im Suppl. codicis apoeryphi I Acta
Thomae Graece . . . Latine ed. MBonnet, Lps. 1883) weisen RALipsius, d.
apokr. Apostelgesch. 2, 2, 416 und Bonnet aO. dem Gregor zu. — Nicht er-
halten ist die bist. Franc. 2, 22 (in praefatione libri quem de missis ab eo
[Sidonius] compositis coniunximus) erwähnte Schrift. — Les livres des miracles
§ 486 Gregorius Turon. § 487 Medizinisches. 1263
et autres opuscules de Greg, de T., revus ... et traduits par HLBobdieb,
Par. 1867—66 IV.
7. Vom Psalmencommentar sind nur spärliche Reste erhalten, gedr.
p. 873 AK. — Der Über de cursibus ecclesiastieis (A. 4 Z. 3) wurde erst
von FHaase, Bresl. 1863 aus Bamb. h. i. iv 16 8. VIII, der einzigen voll-
ständigen Hb., herausgegeben. Der Bamb. giebt%der Schrift den volleren
Titel de cursu stellaruin ratio qualiter ad officium implendum debeat obser-
vari, verschweigt aber den Namen des Verf., doch hat schon Haase aas
einzelnen Angaben der Schrift den Gregor als Urheber erwiesen. Die
Abhandlung (verfaßt zwischen £ 675—682) beginnt mit einer Aufzählung
der Weltwunder (sieben menschlicher und sieben göttlicher). Dieser Ab-
schnitt ist in manchen Hss., zB. Vindob. s. VIII/1X, erhalten; vgl. MHaupt,
Ot. Halieut. p. 67. HOmont, bibl. de lMc. des chart. 1882, 60. An die
unter den Wundern zuletzt genannten Gestirne schließt sich eine Belehrung
über die Stundenberechnung für den nächtlichen Gottesdienst nach dem
Stand der Gestirne. Gedruckt nach Haase bei Bordieb (A. 6 E.) 4, 1 und
bei Khusch p. 854. Über SGall. 865 s. IX, der Teile der Schrift enthält, s.
Krusch, NArch. f. alt. d. G. 12, 303. Vgl. § 397, 8 Z. 7. 491, 6gE. Ebebt
aO. I2, 576.
8. Handschriften: Alte Hss. der Werke Gregor' s sind häufig. Schon
aus s. VU solche für die Frankengeschichte: Paris. 17654 (Bellovac.),
17666 (Corbeiens.) , Gamerac. 624, Leid. 21 usw. Vgl. über das Einzelne
Arndt-Krubch aO. Über neue Funde Not. et Docum. de la Soc. hist. de la
France 1884. — Ausgabe von ThRuinart, Par. 1699, abgedr. bei Mione
LXXI. Darin sind auch die übrigen Werke enthalten. Ausgaben der Franken-
geschichte in Bouquet's recueil 2, 137 und von Güadet u. Tabanne, Par.
1836 f. IL Jetzt bes. Greg. Tur. opera edd. W Arndt et BKrusch (I hist.
Franc; II miracula et opp. minora), Hannov. 1884. 85 II (= Mon. Germ,
hist., Scriptt. Meroving. Bd. 1, 1. 2. Vgl. dazu MBonnet, rev. crit. 1885
1, 161); le Latin du Greg. 15.
9. Hist. litt, de la France 3,. 372. CGKries, de Gregorii Turon. vita
et scrr., Bresl. 1838. JWLoebell, Gregor v. Tours u. s. Zeit, Bresl. 1839.
Lpz.' 1869. RKöpke, kl. Schriften, Berl. 1872, 289, und besonders GMonod,
ätudes crit. sur lee sources de Thist. me*rov. 1 (1872), 21 (Biblioth. de l'ecole
des h. e'tudea). G Richter, Annalen des fränk. Reichs, Halle 1873. Ebbet
aO. 1", 666. Wattehbach, Deutschi. GeBchichtsqu. I6, 90. WAbhdt u. BKbusch
vor ihrer Ausg. und MBonnet, le Latin du Greg., introduction.
487« Aus dem Anfange des sechsten Jahrhunderts stammt
eine kleine Schrift über Nahrungsmittel, von einem griechischen
Arzte Anthimus im gotischen Italien gerichtet an den Franken -
könig Theuderich. Auch sie ist eine der ältesten Urkunden für
den Übergang des Lateinischen ins Romanische. Gleichfalls für
germanische Völker bestimmt waren um dieselbe Zeit verfaßte
lateinische Bearbeitungen von Schriften des Oribasius.
1264 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
1. Titel der Schrift: Incipit epistula Anthimi viri inl. comitis et
legatarii ad gloriosissimum Theudericum regem Francorum de observatione
ciborum. Dies ist wohl der Arzt Anth. welcher J. 468 in Konstantinopel
(unter Zenon) hochverräterischer Verbindung mit dem Goten Theoderich
Strabon (f 481) bezichtigt und verbannt wurde (Malch. in Hist. gr. min.
1, 400 Ddf.). A. wird zu* den Qoten geflohen, mit Theoderich d. Gr. 489
nach Italien gezogen und als dessen Gesandter nach J. 511 zn Chlodwigs
Sohn, dem Frankenkönig Theuderich (J. 611—584), gegangen sein. VRose,
anecd. 2, 44. Wirklich giebt sich der Verf. des Schriftchens als Grieche
und Arzt zu erkennen, welcher die Überlieferungen griechischer Ärzte auf
die er sich beruft mit allerlei Bemerkungen durchsetzt welche sich auf das
von ihm selbst bei den Goten und Franken Beobachtete beziehen. Vgl.
c. 14 de lardo, unde non est qualiter exire delicias Francorum, tarnen qua-
liter melius comedatur ad horam expono . . de crudo vero lardo, quod solent
ut audio Fr and comedere, miror satis quis Ulis ostendit talem medicinam.
64 fit etiam de hordeo opus bonum, quod nos graeee dicimus alfita, latint
vero pölentam, Goihi vero barbarice fenea. 16 cervisa bibendo vel medus
(Meth) vel aloxinum quam maxitne omnibus eongruum est, quia cervisa quae
bene facta fuerit btneficium praestat et rationem habet sicut tisanae quam
nos facimus. 78 oxygala gtsaece quod latine vocant melca (FBüchbueb, RhM.
37, 620).
2. Die Schrift behandelt 94 Nahrungsmittel, teilweise ganz kurz, nach
ihrer Zuträglichkeit (Verdaulichkeit) oder Schädlichkeit in rohem oder ge-
kochtem Zustande, darunter auch Speck und Bier (A. 1), und allerlei Fisch-
arten (c. 39 ff. vgl. Rose, anecd. 2, 63 ff.). Häufig berührt ßie sich mit dem
Eochbuche des Apicius (oben § 283, 2). Besonders merkwürdig aber ist
sie durch ihr Latein, welches die damals wirklich gesprochene und von dem
Verf. auch auf solchem Wege erlernte Sprache uns vorführt. So devenire
(werden), sera (Abend), de für den Genetiv, ille alß Artikel, cabaüicare, me-
dietas (Hälfte), sodinga u. a. (Rose ebd. 46. 52. 99).
3. Handschriften in StG allen s. IX und XI, in Bamberg s. IX, in
London Sloan. s. IX (der letztere nur abschriftlich erhalten) usw. Zuerst
herausgg. von VRose, anecd. gr. et graecolat. 2 (Berl. 1870), 65; iterum ed.
VRose, Lps. 1877.
4. Von des Oribasius, des Leibarztes Kaiser Julian's, Handbuch für
reisende Ärzte (Synopsis ad Eustathium, 9 BB.) und desselben Auszug dar-
aus, dem Notbüchlein für Laien bei Unglücksfällen (Evicooiata oder Synopsis
ad Eunapium 4 BB.) haben sich sehr freie lateinische Bearbeitungen in
Vulgärlatein aus dem 5. — 6. Jahrhundert erhalten. Die Haupthandschrift
Paris. 10233 s. VI ; von den 40 in dieser Hs. fehlenden Blättern finden sich
18 noch in Bern (herausgg. und sprachlich erläutert von HHaokn, Zur
Gesch. der Philologie, Berl. 1879, 243). Diese lateinischen Übersetzungen
herausgg. in Bussemakbb's und Dabemjjebq's Ausg. der Oeuvres d'Oribase,
Bd. (6. u.) 6: anciennes traductions latines de la Synopsis et des Euporistes
publ. d'apres les mscr. par AMolinier, Par. 1876. Vgl. VRose, anecd. gr.
lat. 2, 110 fll. — Bemerkenswert die Zusätze des Bearbeiters, wie id est,
quem rustici vocant usw., ferner (6, 131) isatis: vocant Goihi uuisdüe (Boss
§ 487 Medizinisches. § 488 Reehtabücher. 1265
aO. 117). — Über medizinisch- botanische Glossen oben § 42, 7 E. — Medi-
zinische Rezepte ans Leid. Voss. Q. 9 s. VI veröffentlicht JPibchotta., ein
Anecdotum Latinum, Leobschfitz 1887.
488. Das Bedürfnis die geltenden Rechtsgrundsätze und
Gesetzesbestimmungen übersichtlich zusammenzustellen fühlte man
gleich sehr im weströmischen wie im ostromischen Reiche. Nur
trat dort hinzu das Verlangen die Stellung der germanischen
Sieger gegenüber den besiegten Romanen abzugrenzen; und einen
wesentlichen Unterschied begründete auch daß im Osten Rechts*
schulen und geschichtliche Rechtskenntnisse fortwirkten, im
Westen aber sehr zurückgegangen waren. So haben denn die
auf dasselbe Ziel gerichteten Bemühungen in beiden Reichs-
bälften einen sehr verschiedenen Charakter: im Westen einen
kümmerlichen und rohen, wie das edictum Theoderici regis, bei
den Westgoten die lex romana (oder das breviarium Alarici), im
burgundischen Reiche der sogen. Papian; während im Osten
durch Justinian das sogen. Corpus iuris geschaffen wurde.
Dieses besteht aus zwei Hauptteilen, dem Juristenrecht (ius
vetos) und dem Kaiserrecht (ius principale), von welchen der
letztere Teil zuerst ausgeführt wurde (J. 528 f.; umgeänderte Be-
arbeitung J. 534). Hiefür wurde ein Ausschuß niedergesetzt, dessen
wichtigstes Mitglied Tribonianus (f 546) war. Die Consti-
tutionen der Kaiser wurden aus den bestehenden Sammlungen
und deren Nachträgen abermals gesichtet, verkürzt und zu den
zwölf Büchern des codex Iustinianus vereinigt. Die Aus-
arbeitung der Auszüge aus dem ius vetus in 50 Büchern Digest a
erfolgte J. 530—533. Auf Grund der neuen Gesetzgebung wurde
gleichzeitig ein neues Lehrbuch durch Tribonian, Theophilos und
Dorotheos ausgearbeitet, die vier Bücher Institutiones, haupt-
sächlich nach Gaius. Zu diesen Sammlungen Justinian's kamen
später noch nachträgliche Verordnungen, Novellae, in mehreren
Privatsammlungen, aus J. 533 bis gegen das Ende des Jahr-
hunderts, meist in griechischer Sprache. Wenn auch Justinian zu
seinen Sammlungen, neben der Sucht seinen Namen zu verewigen,
durch das herrische Bestreben bewogen wurde mechanische Gleich-
heit herzustellen, Streitigkeiten der Juristen abzuschneiden und
ein Urteilen der Richter nach eigenem Ermessen unmöglich zu
machen, so hat er doch dadurch die sonst dem Untergange ver-
fallenen Schätze der alten Jurisprudenz gerettet, durch die Digesta
eine geschichtliche Behandlung des römischen Rechts möglich
Tbuffil-Sohwabi, Köm. Lit-Getch. 5. Aufl. 80
1266 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
gemacht und eine Grundlage für alle spätere Weiterbildung des-
selben geschaffen.
1. Das Edictum Theoderici regis ist ein Öffentlicher Anschlag
welchen Theoderich' hei seiner Anwesenheit in Rom (J. 600), wohl durch Cas-
siodor, anfertigen und aushängen ließ. Er enthält 164 Artikel in planloser
Folge, geschöpft ex novellis legibus ac veteris iuris sanctimoma (dh. dem
cod. Theod. und späteren Novellen, sowie Paul. sent. und cod. Greg.), und
sollte eine Anleitung für die Rechtsprechung der Militär- und Civilrichter
bieten. Abgedruckt aus jetzt verschollenen Qss. zuerst von PPithoecs,
Par. 1679 (als Anhang des Cassiodor von GFobvxmus), dann besonders von
GFRhon, comm. ad ed. Th. r. Ostrog., Halle 1816 und von FBluhme in d.
Mon. Germ. hist. Leges 6, 146. Rudobff, röm. RGesch. 1, 293. FDahh, d.
Könige der Germanen, Abteil. 4, Anhang 1.
2. Für die Westgoten in Gallien und Spanien galt als Gesetz die von
König Eurich (J. 466—484) veröffentlichte lex Visigothorum. Vermeintliche
Reste derselben veröffentlichte AGaudknzi aus cod. Holkham. 210 s. IX/X,
s. aber KZedmbb, NArchfädG. 12, 387; vgl. ZfRG. 23 (Germ.), 263. Enrich's
Sohn, Alarich IL, setzte J. 606 einen Ausschuß nieder welcher ein Ge-
setzbuch für die Römer im westgotischen Reich herstellen sollte. Dessen
Arbeit ist die lex romana Visigothorum, auch Breviarium Alarici oder
(nach dem die Abschriften beglaubigenden referendarius AnianuB) Aniani
genannt, herausgg. am besten von GHänel (ad lxxvi librorum mas. fidem
recogn. etc. Lps. 1849). Von den vielen Hss. haben nur wenige selbständige
Bedeutung, bes. ein Monac.. s. VI — VII (Schriftprobe in Zangemkibter-
Wattbnbach's exempla codd. Iatt. T. 27 u. 28) und ein Paris, b. VIII — IX,
8. PKbügeb vor s. Ausg. d. Paulus p. 43 (§ 376, 3). Über den PaJimps. 16
s. VI in Leon (Spanien) s. RBbbb, Wien. SBer. 1887, 12. Okt., und RBeeb
j JElJtmbnez, catal. de los codd. ... de Leon, Leon 1888. Im allgem.
FDahn, Könige der Germ. 4, 123. Aus dem cod. Theod. sind 398 Consti-
tutionen entnommen, dazu 33 Novellen, aus cod. Greg. 22, aus Hermog. 2
Constitutionen, aus Papinian eine Stelle. Gaius ist in verkürzter Fassung
aufgenommen; Ähnlich Paulus1 sententiae. An den meisten Stellen ist eine
Umschreibung oder Erklärung beigefügt. Vgl. Fittisg, d. sogen, west-
gotische Interpretatio, ZfRGesch. 11, 222.. In dieser Gestalt bestand das
römische Recht während des früheren Mittelalters in einem großen Teile
des Westens fort und wurde selbst wieder in Auszüge gebracht. Ein
solcher ist zB. auch die Bogen, lex Romana (Utinensis oder) Curiensis (Mon.
Germ. Leges 6, 289) in Churrätien zusammengestellt, beachtenswert wegen
der stark romanisierten Latinita t; LStünrsl, JJ. Suppl. 8,686; ZfromanPhil.
6 (1881), 41. ~ FSohüpfbb, atti d. B. acad. dei Lincei 1880/81 n. fil.
RWaönbb, ZfRG. 17 (Germ.), 64. HBbuvner, ebd. 268. LRvSalis, ZfRG. 19
(Germ.), 141. KZeümbb, ebd. 22 (Germ.), 1. — Im allgem. vgl. Rudobff, röm.
Rechtsgesch. 1, 288. 303. GHänel's praef. (u. Lpz. SBer. 1866, 1). Dernburg,
Gajus 119 nebst HDeoenkolb in Pözl's Vierteljahrsschr. 14 (1872), 604.
PKbügbb, Quellen u. Lit. d. röm. Rechts 309.
8. Lex romana Burgundionum von dem burgundischen König
Gundobad (f J. 616) für seine römischen Untertanen erlassen, in 47 Titeln,
§ 488 Codex Iustinianns. 1267
geschöpft ans den burgundischen Gesetzen, dem cod. Greg., Hermog. und
Theod. nebst den Novellen dazu, dann aus dem unverkürzten Gaius
und Paul U8. Das Werk ist an das breviar. Älar. (A. 2) in vielen Hss. an-
gehängt. In diesen ist es für den Text zur letzten Rubrik angesehen und
daher betitelt Papiani (irrtümlich statt Papiniani) Über primus respon-
sorum. Auch Auszüge des Werks sind erbalten. Ausgaben zB. von FABienbb
(ins civ. antei. p. 1601), FABaekow (Greifs w. 1846), FBluhme (Mon. Germ.,
leges 3 [1863], 497). Rudorff, röm. RGesch. 1, 291. FBluhme, der bur-
gund. Papianus, in Bekker u. Muther's Jahrb. d. gom. d. Rechts 2 (1858), 197
und in HvSybeFs hist. Z. 1869, 234.
4. Const. Iust. de novo Codice faciendo vom 13. Febr. 628: Haec
quae necessario corrigenda esse tnultis retro principibus visa sunt, . . rebus
donare publicis . . censuimus et prolixitatem litium amputare multitudine
quidem constitutionum quae tribus codicibus, Greg., Herrn, atque Theod.,
continebantur, ülarum etiam quae post eosdem Codices a Theodosio . . aliisque
post cum retro principibus et a nostra etiam dementia positae sunt, rcse-
ccmda, uno autem codice sub felici nostri nominis vocabuio componehdo, in
quem cölligi tarn memoratorum trium codicum quam noveüas post eos positas
constüutiones oportet. (1) ideoque ad hoc . . opus ef/iciendum elegimus . .
Ioannem, . . Leontium, . . Phocam, . . Basilidem, . . Thomam, . . Tribo-
nianum, v. magnif., magisteria dignitate inter agentes decoratum, Constan-
tinum, . . Theophilum, v. cl., comitem sacri nostri consistorii et iuris in hoc
aima urbe doctorem, Dioscorum et Praesentinum, diserUssimos togatos fori
ampl. praetoriani. (2) quibus specialiier permisimus, resecatis tarn super -
. vacuis . . praefationibus quam simiUbus et contrarias, . . Ulis etiam quae in
desuetudinem abierunt certas et brevi sermone conscriptas . . leges componere
et congruis titulis subdere, adicientes quidem et detrahentes, immo et mutantes
verba earum, ubi hoc rei commoditas exigeret, colligentes vero in unam
sanctioncm quae variis constitutionibus dispersa sunt, . . ita tarnen ut ordo
temporum earum constitutionum non solum ex adiectis diebus consülibusque
sed etiam ex ipsa compositione earum clarescat. Am 7. April 529 wurde die
fertige Arbeit dem praef. praet. Menna in Konstantinopel übereandt (durch
die Constitutio Summa reip. tuitio), mit der Bestimmung daß vom 16. April
629 an recitationes constitutionum ex eodem nostro codice fiant. — PKrüger,
die Zeitfolge der im just. Codex enthaltenen Constitutionen Justinian's, Z.
f. Rechtsgesch. 11, 166. — Über die griechischen Bearbeitungen des cod.
Iust. Zacha&iä, ZfRG. 10, 48. 21, 1.
6. Als bis zur Vollendung der Dig. und Inst, zahlreiche neue Erlasse
erschienen waren (namentlich 60 Entscheidungen von Controversen , Deci-
siones), welche nun extra corpus eiusdem codicis divagabantur , wurde eine
neue Bearbeitung des codex veranstaltet (codex repetitae praelectionis), per
Tribonianum v. exe., magistrum, ex quaest. et ex cons., legitimi operis nostri
ministrum, nee non v. magnif., quaest. et Beryti legum doctorem Borotheum,
Mennam insuper et Constantinum et Ioannem, viros doquentissimos, togatos
fori amplissimae sedis. Sie erhielten ausgedehnte Vollmacht zur Vornahme
von Verbesserungen. Dieser verbesserte cod. Iust. wurde durch die Con-
stitutio (vom 16. Nov. 534) Cordi nobis verkündet und erhielt Gesetzes-
kraft vom 29. Dez. 634 an, mit Ausschluß aller übrigen Constitutionen und
80*
1268 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
auch des ersten cod. Iust. (A. 4), welcher infolge dessen völlig untergegangen
ist. Der neue cod. Iust. ist in 12 Bücher, diese in 765 Titel abgeteilt. In
letztere sind die (ungefähr 4660) Constitutionen und Rescripte nach der
Zeitfolge eingereiht. Die älteste Const. ist von Hadrian, die jüngste vom
4. Not. 634; die meisten von Diocletian und Maximian (1222), Alexander
Severus (447) und Justinian (402). Nach J. 438 (also nach cod. Theod.)
findet sich im cod. Iust kein Gesete eines weströmischen Kaisers. Chrono-
logisches Verzeichnis derselben bei Wiblino, iurispr. restituta 2t 3, ergänzt
durch GHanri/b Corpus legum ab imperatoribus romanis ante lustinianum
latarum quae extra Constitutionum Codices supersunt, Lps. 1867 (im fasc. II
reichhaltige Indices auch zu den theodosisohen und justinianischen Samm-
lungen). Die aus der voroonBtantinischen Zeit (aus cod. Greg, und Hermog.)
sind trefflich geschrieben, die von Constantin an byzantinisch schwülstig. Das
Kirchenrecht steht an der Spitze; im wesentlichen aber wird die Ordnung
der inzwischen erschienenen Digesten eingehalten und damit die des Edicta.
6. Verordnung zur Siohtung und Zusammenstellung des ius vetus (de
vetere iure enucleando, de conceptione digestorum) vom 16. Dez* 680 (Deo
auctore) im cod. Iust. 1, 17 (Triboniano quaestori), 1, 8 tibi primo et hoc
opus commisimus, ingenii tui documentis ex nostri codieis ordinatione
acceptis, et iussimus quos probaveris tarn ex facundissimis antecessoribus
(Rechtslehrern) quam ex viris disertissimis togatis fori ampl. sedis (Prak-
tikern) ad sociandum laborem eligere. (4) iubemus igitur vobis antiquorum
prudentium quibus auctoritatem conscribendarum interpretandarumque legum
sacratissimi prineipes praebuerunt libros ad ius rom. pertinentes et legere et
elimare, ut ex his omnis materia colligatur, nulla . . neque similüudine neque .
discordia dertlicta. . . (6) cumque haec materia . . collecta fuerit, oportet . .
in libros L et certos titulos totum'ius digerere, tarn seeundum nostri con-
stitutionem codieis quam edicti perpetui imitationem. . . (10) si quae legte
in veteribus libris positae iam in desuetudinem abierunt nuUo modo vobis
ea8dem ponere permittimus. . . (12) nostram autem consummationem, quae a
vobis . . componetur, Digestorum vel Pandectarum nomen habere Band-
mus, nullis iuris peritis in posterum audenUbus commentarios Ulis appli-
care etc. Verkündigung des fertigen Werkes durch die Const. (vom 16. Des.
688) Tanta circa nos (Cod. Iust. 1, 17, 2 [» Jidmnsp im prooem. der
Big.], 1) wo berichtet ist duo paene milia librorum esse conscripta et plus
quam .trecenties decem milia versuum a veteribus effusa, welche von dem
Ausschuß in CL paene milia versuum verkürzt seien. Das Material sei in
die vom Kaiser vorherbestimmte Zahl von 60 BB. eingeordnet: et in VII
partes eos digessimus non perperam nec sine ratione, sed in numerorum na-
turam et artem respicientes et consentaneam eis divisionem partium facientes:
also auch hier dieselbe Zahlenspielerei wie bei Cassiodor (§ 488, 13) und
Fulgentius (§ 480, 8); FHofmamc, Z. f. Rechtsgesch. 11, 340. 12, 180.
Gesetzeskraft vom 80. Dez. 633 an (ebd. 22). Verzeichnis der Mitglieder
des Ausschusses ebd,^: Tribonianus {mag., ex quaest. et ex cons., qui simi-
liter eloquentiae et legitimae scientiae artibus . . emicuü), Constantinus (comes
sacr. larg. etc.), Theophilus (vir ill, magister iurisque peritue in Konstan-
tinopel), Dorotheus (vir ill et faeundissimus quaestorius, Rechtslehrer in
Beryt), Anatolius (gleichfalls apud Berytienses iuris interpres, aus einer
§ 488 Codex, Digesta, Institutionee. 1269
alten Juristenfamilie; ECFbbbini, anecdd. Laurent et Vatic: cod. lustin.
summae ab Anatolio confectae, Mail. 1884), Cratinub (comes sacr. larg. und
anteeessor in Konstantinopel), nebst 11 Anw alten bei der praefectura orientiß
(Stephanus, Menna usw.). Die Mitarbeiter teilten sich in drei Gruppen,
deren jede die ihr zugewiesenen Juristenschriften in einer festen Reihenfolge
auszog und die dadurch sich ergebende Ordnung der Auszüge bei deren Ein-
reihung in die Titel gewöhnlich beibehielt. Man bezeichnet den von den drei
Gruppen bearbeiteten Stoff nach den Werken mit deren Auszögen die ein-
zelnen ihre Arbeit begannen als 'Sabinus -Masse' (wegen der an der Spitze
stehenden Auszüge aus Ulpian, Pomponius, Paulus ad Sabinum), 'Edict-
Masse' (nach den hier beginnenden Auszügen aus Ulpian, Paulus, Gaius
ad edictum), 'Papinian-Masse' anfangend mit den Auszügen aus Papinian's
quaestt., resp., defin.). Dazu kommt dann noch eine kleinere Nachtrags-
masse (appendix) aus erst nachtraglich beigezogenen Werken. Vgl. FBluhme,
ZfgeschRechtsw. 4 (1818), 267 und die Angaben vor jedem Titel in Moioishn's
Ausg. und die Übersicht ebd. p. 874 ed. min. PKrüguer, die Znsammensetzung
des Pandektenwerks , ZfRechtsgesch. 20, 3. Die Texte der Auszüge wurden
behufs der Einreihung unter die Titel gelegentlich verkürzt, erweitert, ver-
ändert. Diese Änderungen lassen sich aus sachlichen und sprachlichen
Gesichtspunkten öfters noch erkennen. FEisblb, Interpolationen in den
Digg. und im Cod., ZfRG. 20, 15. 23, 296. OGradbnwitz, ebd. 20, 46 und
Interpolationen in den Pandekten, Berlin 1887.
7. Verzeichnis der (38) ausgezogenen iuris auctores mit Angabe von
Titel und Zahl der betreffenden Bücher (mit allerlei Fehlern) im cod. Flor.
(A. 11), daher index Floren tinus genannt; abgedr. in den meisten Aus-
gaben der Dig. (am Anfang). Umdruck der Excerpte in den Pandekten
nach Verfassern und Büchern: CFHomkel'b palingenesia librorum iuris
veterum, Lps. 1767 f. III. OLenel's palingenesia iuris civilis; ICtorum rell.
quae lustin. dig. continentur ceteraque iuris prudentiae civilis fragmenta
minora, Lps. 1887—89 II. Der Ausschuß hat ohne viel Kritik alle ihm
zugänglichen alten Rechtsquellen benützt, die Bausteine derselben aus-
einandergenommen und dann wieder mit Geschick zu einem neuen Gebäude
zusammengefügt. Jedesfalls ist diese offizielle Arbeit sehr viel vollständiger
und zuverlässiger als vorangegangene Privatunternehmungen, wie die frag-
menta vaticana (§ 404, 2). FBluhme, d. Ordnung der Fragmente in den
Pandekten, Z. f. gesch. Rechtswiss. 4, 267. Vgl. Rudobff aO. 303. ThMommsbn'b
Ausg. d. Dig., Addit. p. 60*, und der index librorum ex quibus digesta
compilata sunt ebd. p. 69* (in der kleineren Ausgabe p. 874. 879).
8. Const. Tanta (s. A. 6) 11 cum prospeximus quod ad portandam
tantae sapientiae molem non sunt idonei homines rüdes, . . ideo Triboniano,
viro exe, qui ad totius operis gubernationem electus est, nee non Theophilo
et Dorotheo, viris »77. et faeundissimis antecessaribus , accersitis mandavimus
quatenus libris . . qui prima legutn argumenta continebant et Institutiones
vocabantur separatim coUectis quidquid ex his utile . . sit . . capere studeant
et IV libris reponere et totius eruditionis prima fundamenta atque elementa
ponere, quibus iuvenes suffulti possint graviora . . legum scita sustentare. . .
(12) omni igitur rom. iuris dispositione composita et in tribus voluminibus.
1270 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
». e. Institutionum et Digestorum 8. Pandectarum nee non Consti-
tutionum (=» Codicis), perfecta et in tribus annis consummata etc. Aas
der Const. (vom 21. Nov. 533) Imperatoriam (vor den Inst.) 4: post libros
L Digestorum 8. Pandectarum .. in hos IV libros easdem Institutionen partiri
iussimus, ut sint totius Ugitimae scientiae prima elementa. (6) quas ex Omnibus
antiquorum Institutionibus et praeeipue ex commentariis Gai nostri . . aliis-
que multis commentariis compositas . . cognovimus. Tribonian hatte wohl
nur die Oberleitung und Theophilus und Dorotheas bearbeiteten jeder zwei
aufeinanderfolgende Bücher. Dies machen sprachliche Unterschiede in den
beiden Gruppen sehr wahrscheinlich. Huschkb vor s. Ausg. d. Iust p. y.
EGbupb, de Iust. institt. compositione, Straßb. 1884 (Diss. Argentor. 9, 51);
in d. comm. in hon. Studemundi 173. KMkinhold, animadvv. in Iust. in-
stitutt, Diedenhofen 1887. — Institutionum graeca paraphrasis Theophilo
(oben Z. 3) vulgo tributa, reo. ECFebbuii, Berl. 1884/85 II u. ders. im archiv.
giuridico 37 (1886), 367. HBuokate, de Theophüinae quae fertur lustin, in-
stitutionum graecae paraphraseos compositione, Straßb. 1886.
9. Das Schwinden selbständiger Rechtswissenschaft, welche durch
Justinian überdies mit Bewußtsein ertötet wurde, sowie die Abweichungen
zwischen dem westlich römischen Rechte und den byzantinisch-griechischen
Zustanden machte fortwährend neue kaiserliche Erlasse notwendig: vtttQal
diavd&if fiBtu xbv xadixa, novellae constitutione, kurz Nsaqctf, Novell ae.
Die beabsichtigte amtliche Sammlung dieser nachträglichen Verordnungen
kam nicht zur Ausführung; wohl aber sind verschiedene Privatsammlungen
erhalten. Die älteste besteht aus 124 (122) Novellen aus den Jahren 535 — 555
und hat in Hsb. s. X (nicht den ältesten) den Titel: Constitutiones novellae
Iustiniani de graeco in latinum translatae per Iulianum, vir um eloquen-
tissimum, antecessorem civitatis Opolitanae, daher kurz Epitome IulianL
Diese vermittelte im frühen Mittelalter in Italien die Kenntnis des justi-
nianischen Rechts, indem sie in den vorbolognischen Rechtsschulen zu
Unterrichtszwecken diente (Hänel aO. p. xxxiu). Iuliani epitome latina
novellarum Iustiniani . . recogn., prolegg. adnot. addendis inst. GHaexel,
Lps. 1873. Vollständiger ist die zweite Sammlung, von 168 Novellen in
griechischer Sprache (wichtigste Hs. Ven. 179 s. XIII) ungefähr aus J. 580.
Eine dritte besteht aus 134 Novellen (die lateinischen im Original, die
griech. in lat. Übersetzung) und hieß im Mittelalter (im Gegensatz rar
Epitome Iuliani) Authenticum (oder liber authenticorum), neuerdings versio
vulgata (Authenticum, novellarum const. last verßio vulg. . . . rec.
prolegg. etc. instruxit GEHewbach, Lps. 1846 — 1851). Andere Ausgg. s.
A. 12. Vgl. auch Zachahiak vor s. Ausg. und Berl. SBer. 1882, 993; ZfRG.
23, 252. Im allg. vgl. FABiekeb, Gesch. der Novellen Justinian s, Berl. 1824.
10. Von seinem Gesetzgebungswerke wollte Justinian nur wörtliche
Übersetzungen gestatten (eQwveüu natu xoda), sowie Paraphrasen (£qm-
vsiai elg xlaiog) und Verweisungen auf andere Titel und Stellen (indices
und naqaxLzXa)^ nicht aber Commentare (vttopvqfMKta). Aber auch von
selbst hielt sich die Tätigkeit der Rechtsschulen wesentlich innerhalb dieser
Grenzen, sowohl im Osten als im Westen (Rom, Ravenna, Pavia). Aus
dem letzteren sind die ältesten Bearbeitungen und Benützungen des justi-
nianischen Rechts an welche und an deren Fortsetzungen die sog. . Glossa-
§ 488 Institutiones, Novellae. Corpus iuriß. 1271
toren anknöpften: Glossen und Scholien zu Julian und der Collatio leg.;
das dictatum de. consiliariis und die collectio de tutoribus, die Rechts-
eammlung der Agrimensoren, sowie die Turiner Glosse zu den Institutionen
[noch aus saec. VI]; auch Summarien des cod. Theod.. PKbüqbr, die
Turiner InBtitutionengloBse, ZfRGesch. 7, 44. HFittino, die sogen. Turiner
lnstitutioneDglo88e und der sog. Brachylogus, Halle 1870 (vgl. lit Centr.-
Bl. 1871, 168); Heimat und Alter des Brachylogus, 1880; Glosse zu den
exceptiones legum des Petrus, Halle 1874; z. Gesch. d. Rechtswissensch.
am Anf. deß M Alters (eine Rede), Halle 1876; juristische Sehn, des früheren
M Alters aus Hss. meist zum erstenmal hrsgg., Halle 1876 (und dazu
RStuttzino, Jen. LZ. 1876, 711. Mommsen, ZfRGesch. 18, 196); die Anfange
der Rechteschule v. Bologna, Berl. 1888; ZfRG. 10, 817. 18, 266. AFxckbb,
Zeit u. Ort der Entstehung des Brachyl. iuris civilis, Wiener SBer. 67, 681.
MCombat (Cohs), die epitome exaetis regibus, Berl. 1884 (und dazu Fittino,
ZfRGesch. 19, 94). Die wichtigste mittelalterliche Glossatorenschule ist
die von Bologna (um J. 1076). v. Saviqny, Gesch. d. röm. Rechts im MAlter,
Heidelb. 1816—1831 VI.
11. Eine Handschrift welche das gesamte justinianische corpus
iuris civilis enthielte giebt es nicht. Am meisten vervielfältigt sind die
am wenigsten umfangreichen Institutionen, deren wichtigste Hbs. (außer
einem Palimpsestfragment in Verona) sind Bamberg, s. IX/X, Taurin.
s. IX7X; wertvoll für die Kritik ist auch die griechische Übersetzung des
Theophilus (A. 8E.) und Auszüge in einer f lex Romana canonice compta' des
Paris. 12448 s. X; s. PKbcgeb's praef. — Von den Pandekten ist die Haupt-
handschrift der berühmte codex florentinus (littera florentina, vor J. 1406
in Pisa) s. VI— VII, zuletzt für Moiwsiar'a Ausgabe neu verglichen (Schrift-
probe in Mommsen's ed. mai., auch in Zamgemeisteb - Wattbnbacb's exempla
codd. latt. T. 39. 64). FBuonamici, ricerche sul celebre ms. Pisano, in
d. studi giuridici . . . all' univ. di Bol. 1888, 11. Dann geringe Bruch-
stücke s. VI/VII in Neapel (zu B. 10) und Pommersfelden (zu B. 86); dann
zu B. 1 ein Berol. s. IX. Die Lücken des Flor, werden ergänzt durch die
zahlreichen Vulgathss. (ßaec. XI ff.), welche durchgangig die Digesten in
Digestum vetus (B. 1—24, 2), Infortiatum (B. 24, 8 — B. 38) und Digestom
novum (B. 39 — B. 60) einteilen. CFuchs, krit. Studien zum Pandekten-
texte, Lpz. 1867. Moxmsen's Prolegg. der ed. mai. Vgl. ABaraz, Lehrb.
d. Pandekten1 1 (Erlangen 1873), 9. — Für den Codex ist die wichtigste
Hs. der Veron. 62 s. VI/VII, welcher einst den vollständigen Codex Iust.
enthielt, leider aber nur fragmentarisch erhalten ist (s. darüber Codicis
Iust. fragm. Veronensia ed. PKuüoek, Berl. 1874). Die übrigen Hsa. geben
nur je eine Hälfte (entweder B. I— IX oder B. X— XII), für die erste Hälfte
bes. Pistor. s. X/XI, Paris. 4616 s. XI, Casin. 49 s. XI/XII, für die zweite
Pariß. 4637 s. XII, Oxon. Bodl. 8361 s. XIII. Kbüqeb's prolegg. zur ed. mai.
PKrüoeb, Kritik des just. Codex, Berl 1867; und Indices constitutionum
cod. Iust. ex libris Nomocanonis XIV, Marb. 1872 (Ind. lect.).
12. Ausgaben zB. von GHaloaxdbb, Nürnb. 1629—31 IV, DGotho-
fbzdus (Textausgabe, Genf 1683; und mit Anmerkungen Lugd. 1690, zu-
letzt 1624 durch JGothof&zdus; abgedr. Amst. ap. Elzevir 1663), A. u.MKbibgkl
u. a , besonders die Gesamtausgabe: Corpus iuris civilis, editio stereotypa
1272 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert«
(4 1886—88) I Institutiones recogn. PKbügeb, Digesta recogn. ThMokhsbb,
II Codex Iustinianus recogn. PKaügbb, III Novellae recogn. BSghöll, Berl.
1869 fll. Daneben die Einzelansgaben (mit vollständigem kritiachem Apparat):
Iastiniani institutiones, recensuit PKbügeb, Berlin 1867. — Iustiniani digesta,
recognovit adsumpto in operis societatem PKbügkbo ThMommseh, BerL
1866—70 II. — Codex Instinianus recogn. PKbügeb, Berl. 1873—1877. Zu
dieser Ausgabe ist ein hs. Wortverzeichnis (von OGbadenwitz, BKcbler,
ESchdlzb) gefertigt und auf der Berliner £. Bibliothek zur Benutzung hinter-
legt (vgl. vdLbten, ZfRG. 17, 125). Aus jenem Verzeichnis soll ein Wörter-
buch der klassischen Rechtswissenschaft erwachsen: eine Probe desselben
s. ZfRG. 21 und vgl. dazu abd. 22, 1. 198. — Andere Sonderausgaben der
Institutionen zB. von FHotoman (Bas.1 1569), JCujacius (Par. 1586 u. bonst),
FABieneb (Berl. 1812), ESchbadeb (Berl. 1832), PhEHdsghkb (Lps. 1868) ;
JBMotlb, Lond.1 1890; der Digesten zB. von L. und FTaubblu (ex floren-
tinis pandecüs repraesentati , Flor. ap. LTorrentini 1553 III); der Novellen
von CEZachauiae von Lingkntbal (ordine chronologico, ad fid. cod. Ven.,
Lps. 1881; dazu Appendix, Lps. 1884).
13. Vgl. die neueren Lehrbücher der Institutionen und Pandekten (bes. von
EBöcking 1, 58 nebst den Anhängen S. *1— *22>, Rudobff's Rechtsgesch. 1, 196.
PKbügeb, Quell, u. Lit. d. röm. Rechts 322 u. a. — HEDibksbn, manuale
latinitatis fontium iuris civilis Romanorum; thesauri latinitatis epitome,
Berl. 1887. WKalb, das Juristenlatein , Versuch einer Charakteristik,
Nürnb.* 1888. — HJRoby, an introduction to IubI digest, Cambr. 1886.
489. In der Mitte zwischen Prosa und Poesie steht der
Roman welcher (wohl in diesem Jahrhundert) einen Vertreter hat
an der abenteuerlichen Erzählung vom Könige Äpollonius von
Tyrus. Es ist die freie christianisierende Bearbeitung eines
griechischen frühestens im dritten christlichen Jahrhundert ver-
faßten Originals. Im Mittelalter wurde sie viel gelesen.
1. Da c. 84 das in 50 aurei ausgeprägte Goldpfund erwähnt wird,
setzt W Christ, Münchn. SBer. 1872, 4, daß Original zwischen Caracalla und
Constantin; doch s. ERohdb, griech. Roman 423.
2. AbfassungBzeit der Übersetzung: nach Symphosius (§ 449), dessen
Rätsel c. 42 ff. eingeschaltet sind, und vor der Schrift de dubiis nominibus
(aus s. VII, 8. § 496, 7), welche (GL. 5, 679) den Roman ohne Verfassernamen
anführt: in Apollonio (p. 16, 21 R.) 'gymnasium palet9. Sodann spielt
Venantius Fobtuhatus carm. 6, 8, 6 auf die Erzählung an: tristius erro
nimis pairiis vagus exul ab oris quam sit Äpollonius naufragus hospts aquis,
vgl. Haupt'b op. 3, 13. Nächstdem wird ums J. 747 aus der Bibliothek
der Abtei Fontenelle (Diöcese Rouen) erwähnt Historia Apollonii regis Tyri
in codice uno (GBecker, catal. biblioth. antiqui nr. 1, 17). Also stammt
die Übersetzung spätestens aus dem Anfang von s. VI, wozu die Latinität
(A. 3) stimmt und besonders der Gebrauch des Wortes dos (c. 1 u. 19) in
einer der spezifisch lateinischen entgegengesetzten, erst der germanischen
Zeit eigenen Bedeutung (= pretium puellae, Muntschatz); Tsüffkl (A. 7)
586 (s. aber dagegen WMeyeb ed. Porphyr, p. 373 und Münch. SBer.
§ 489 Apoilonius von Tyrus. 1273
1872, 26). Daneben hat Bern. 208 (s. A. 4) dos in der römischen Bedeutung
c. 23 (numeratur dos amplissima).
3. Der Stoff und seine Behandlung hat die größte Ähnlichkeit mit
den Liebesromanen der griechischen Sophistik, besonders des Xenophon von
Ephesos. Die Charakterzeichnung ist dürftig, die Schilderung eintönig
und verwaschen, der Stil war ursprünglich geschraubt zierlich. Schon die
Lokalisierung der Fabel, die Namen usw. weisen auf ein griechisches
Original eines heidnischen Verfassers, welches noch überall durch die latei-
nische Fassung hervorschimmert, trotzdem diese mit ihrem Vorbild sehr
frei verfahren ist. Der lateinische Bearbeiter hat das Original im Geschmack e
seiner Zeit christianisiert (Tküffkl, Studd. '585), barbarisiert, erweitert
(Rohde aO. 417) und wohl auch (besonders gegen den Schluß) abgekürzt.
Namentlich geht er in Sprache und Stil seine eigenen Wege: wie der Ton
seiner Erzählung ins Volkstümliche ist herabgestimmt worden, so ist der
sprachliche Ausdruck stark mit Kirchenlatein (aus der Vulgata) und mit
Vulgärlatein durchsetzt, uod erinnert schon lebhaft an das Romanische.
Vgl. § 487, 2. Zusammenstellung der spätlateinischen Bestandteile bei Riesk
p. ziii und besonders PhThielmann, Sprache u. Kritik des lat. Apoilonius-
romans, Speier 1881 (dazu JFübtkeb, BlfbayrQW. 17, 339). — Daß das
Werk nicht die Übersetzung eines griechischen Vorbildes sei, sondern eine
(einerseits Terkürzte, anderseits verchristlichte) Bearbeitung einer heidnischen
lateinischen Schrift des 3. Jahrhunderts behauptet EKlbbs, Phil. 47, 80.
4. Mit dem Texte der Erzählung von Ap. verfuhr man sehr frei (vgl.
§ 399, 3 Z. 5). Kurze Fassung im Laur. 65, 35 s. X (in den gesta Roman.
c. 168 und in Gottfb. t. Vitkrbo's Pantheon B. 11). Die zahlreichen (gegen
100) Handschriften zeigen die größten Verschiedenheiten. Bis jetzt sind
drei Hauptklassen (Red actio nen) nachgewiesen : die erste und beste ist ver-
treten durch den sehr lückenhaften Laur. 66, 40 s. IX — X (Schriftprobe in
Vitblli u. Paoli, collez. fior. paläogr., Fir. 1884, Lat. tav. 3) den Paris.
4955 s. IX (s. MRing A. 5) und durch ein fragm. Werdinense in Budapest
enthaltend p. 36, 8—66, 14 R.; die zweite besonders durch 91/, Blätter aus
Tegernsee in München, einen Leid. Voss. s. IX/X, Vatic. 1869 u. a., eine
mit der ersten parallel gehende Fassung; die dritte am besten im Sloanianus
(y) s. XI und Vindob. 510 s. XIII, auch Bern. 208 s. XIII (HHaqen, Phil.
Anz. 1871, 639). Vgl. Mbybb aO. 11 nebst Teuffel, RhM. 27, 106. Ribsb
p. in u. RhM. 27, 624. Über cod. Minervae A. 1. 21 s. XIII u. Vatic. Reg.
906 8. XIII s. ORiehann, rev. de phil. 7, 97.
6. Editio princeps s. 1. et a. um 1471, dann von MVblseb (Augsb.
1596; opera 1682, p. 681), JLap^üme (scriptt erotici ed. Didot, Par. 1866,
p. 611) und bes. ARiese (rec. et praefatus est, Lps. 1871). Dann von MRinö
(e cod. Par. 4955 [A. 4 Z. 8] ed. et comm. crit. instr., Preßb. 1888, dazu
ARiese, BerlphWschr. 1888/661).
6. Zahlreiche Bearbeitungen und Übersetzungen. Nur einige seien
hier genannt. Deutsche: Mitteldeutsche Prosaübersetzung in doppelter Be-
arbeitung bei CSchbödeb, Griseldis; Apoilonius v. Tyrus aus Hss. hrsgg.,
Lpz. 1872. Die poetische Bearbeitung (über 20 000 Verse!) Heinrichs von
der Neuenstadt (oms J. 1800) hrsgg. von JStbobl, Wien 1876; HStewhöwel's
1274 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
Übersetzung (nach dem Abschnitt in Gottfbied's v. Vitbbbo um 1185 ver-
faßtem Pantheon, A. 4 Z. 3) erschien Augsb. 1471. •— Angels&chsiche Übersetzung
(aus dem 9.-10. Jahrh.) ed. BThobpe, Lond. 1834 (vgl. WMeye* aO. 17).
Altenglische gereimte (auch nach Gottfried1» Pantheon) vom Ende des
14. Jahrhunderts in John Gower's confeseio amantis 3, 284 Pauli. VgL
JZupitza in Roman. Forsch. 3, 269. Danach wieder Shakespeares Periclea
prince of Tyre (KSimbock, Quellen des Shakesp. 2, 163). — Altfranzösische:
gedr. Genf (1482); vgl. ferner bes. KHofmakn, Mflnchn. SBer. 1871, 416. —
Auszug in Versen in den carm. Burana nr. cxlviii; in 792 leoninischen
Hexametern mit virgilischen Anklängen gesta A. regia Tyrii e cod. Gan-
densi (s. XI) ed. EDümmleb, Halle 1877. Trotz den eingestreuten grie-
chischen Wörtern ist an eine griechische Vorlage nicht zu denken (CBubsiax,
JB. 1877 3, 56). — Mittelgriechische Bearbeitung (aus dem lat. Text) in
852 politischen Versen in WWaqneb's Medieval greek texte (Lond. 1870)
1, 63 {diqyrjaiq itolvncc&ovg 'AnoXXcovtov t. T.), vgl. p. 67. 102 und (CGidel,
etude sur Ap. de T.) 91. LeGband, bibliogr. Hellen. 219. 289. Auch
Ad'Ancoxa, la rappresentazione di S. Uliva, Pisa 1863. Gbässe, allg. Lit.-
Gesch. 4, 467 usw. usw.
7. MHaupt, d. Erzählung von Ap. v. Tyr. op. 3, 4. Teuffbl, Studd. u.
Charakterist. »586 u. RhM. 27, 106. ARiesr, RhM. 26, 638. 27, 626. WHabtbl,
östr. Wochenschr. f. Kunst u. Wiss. 1872, 161. ERohdk, gr. Rom. (Lpz. 1876) 408.
HHagen, E. Ap. v. Tyr. in s. versch. Bearbeitungen, Berl. 1878. WMeybb,
d. lat. Text des Ap. v. T., Münch. SBer. 1872, 3. EBähbehs, JJ. 103, 856.
CBüboeb, de Lucio Patrensi (Berl. 1887) 60. PhThielmank aO. 48.
190. In gebundener Form verfaßte um die Mitte des Jahr-
hunderts der Etrusker Maximianus Gedichte im Geiste der
alten Elegie, lebensvoll, von sinnlicher Frische, beredt, aber mit
vielen Entlehnungen, aus den klassischen Dichtern, nicht selten
gekünstelt, übertreibend, und auch nicht immer fehlerfrei. Den
Hauptinhalt bilden Rückblicke auf die Jugendzeit und Klagen
über deren Verlust.
1. Persönliche Verhältnisse. Einen Menschenkenner läßt ffl. über eich
sagen (4, 26): cantat, — cantantem Maximianus amat. 6,5 »nc etruscae
gentis alumnum (vgl. 5, 40 tusca simplicitate senem). Jugend in Rom (l,
63. 37). dum iuvenile decus . . manebat arator toto clarus in orbe fui. saepe
poetarum mendacia dülcia finxi, . . saepe perorata percepi lue coronam
(1, 9—13). Dann Schulmann? Vgl. 1, 283 pueri . . irrident gressus . . «*
tremulum quondam quod timuere eaput. Sklaven hätten dieses noch immer
zu fürchten. In späteren Jahren missus ad eoaa legati muntre parte» um
Frieden zu schließen (5, 2). Der als sein älterer Freund genannte Philo-
soph Boethius (magnarum scrutator maxime rerum, . . Boethi 3, 47) ist aller
Wahrscheinlichkeit nach der bekannte (§ 478) , fraglicher ist ob der Max.
an welchen Cassiod. var. 1, 21 gerichtet ist (Theodericus rex Maximiane
viro ülustri etc. vgl. ebd. 4, 22 Max. vir. iU.) unser Dichter ist. Dagegen
ist die Ansicht Webnsdobp's aO. 6, 1, 221. 223 unhaltbar, es sei Maximian
(oben Z. 8) ein Mitglied der im J. 498 an Anastasius gerichteten Gesandt-
S 490 Maximianus. § 491 Arator. 1275
scbaft gewesen. Dazu hatte damals Maximian als jüngerer Freund des
Boethius (geb. um J. 480) noch nicht das Alter. FVoobl, RhM. 41, 158.
2. Die sechs Elegien geben sich alle als in den späteren Jahren des
Dichters verfaßt. Die erste vergleicht Sonst und Jetzt in seinem Leben.
Die zweite gilt der formosa Lycoris, welche den Graukopf verschmäht.
Die dritte erzählt von einer züchtigen Jugendliebe, der Aquilina (darin
findet Voqbl aO. mit Unrecht Benutzung von Boethius de consol. philos.);
die vierte von einer ähnlichen zu einer Tänzerin und Sängerin Candida.
Die fünfte schildert ein Liebesabenteuer auf jener Gesandtschaftsreise mit
einer koketten Griechin, wobei der greise Diplomat schlecht besteht und
der Hetäre zu einer pathetisch - metaphysischen Rede über die mentula
Anlaß giebt (non fleo privatum, sed generale chaos 5, 112). Die sechste ist
ein bloßes Schlußwort von sechs Distichen. Der Verfasser war Christ,
kehrt aber in seinen Gedichten den Heiden hervor. Er ist in der antiken
Mythologie wohl bewandert, noch besser in Virgil, Catull und den Elegikern
und Lyrikern der augustischen Zeit. Die Erfordernisse der alten Elegie
bemüht er sich treulich nachzubilden und rechnet dazu außer der indi-
viduellen Haltung und der Rhetorik offenbar auch etwas Schmutz (el. 6).
Vgl. § 476, 3. 479, 6. Stark realistische Ausmalungen 1, 253. 2, 11. 6, 27.
Auch die Verstechnik strebt in der Hauptsache mit Glück nach klassischer
Strenge; Ausnahmen davon Verschleifungen in der Hauptcäsur (1, 77. 283.
6, 99. 153), Messung von mortis als Spondeus (1, 208), ergo als Trochaeus
(6, 9), besonders aber prosodische Fehler in griechischen Wörtern (Socrätes
1, 48; pedagogus 2, 17; streniü 5, 19), nach allgemeiner Zeiteitte. Anfuh-
rung (aus 2, 55. 5, 27) bei Akselmus peripat. p. 29 Dümmler. — Im allg.
vgl. MManitiüs, RhM. 44, 540.
3. Handschriften: Etonensis Bl. 6. 5 s. XI, Vatic. Regio. 1424 s. XI,
Riccard. 1224 s. XII u. a. Bah&enb aO. — Der erste Herausgeber, Pom-
poniüs Gauricus (Ven. 1501) unterschlug 4, 26 den Namen Maximianus f um
seine Behauptung daß Cornelius Gallus (§ 232) der Verfasser sei nicht zu
beeinträchtigen. Dann Ausgg. von ThPdlmanmus (Antw. 1569), PPithoeub
(epigr. et poem. vett. p. 423), Weknsdorf (PLM. 6, 1, 269, vgl. ebd. 207
und 229. 2$0, sowie 3, 125), Bähhkns (PLM. 5, 316) und MPetschenig (ad
fid. cod. Eton.), Berl. 1890. — REllib, Amer. journ. of phil. 5 (1884), nr. 145.
491. Auf christlicher Seite bediente sich der gebundenen.
Form gleichfalls um die Mitte des Jahrhunderts der jüngere
Freund des Ennodius, der rednerisch gebildete Arator, welcher
den Inhalt der Apostelgeschichte in zwei Büchern in Verse ge-
bracht hat.* Derselben Zeit mag angehören die sehr weitläufige
in Versbau und Sprache nachlässige metrische Bearbeitung des
alten Testaments, überliefert mit dem Namen Cyprianus, unter
welchem man nicht den bekannten Kirchenvater (§ 382; vgl.
§ 21, 2) verstehen darf, sondern einen jüngeren Namens verwandten.
Mit größerer Leichtigkeit, aber weniger sorgfältig als Arator, dich-
tete einige Jahrzehnte später Venantius Fortunatus (um 535
1276 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
— 600), ein Italiener welcher im fränkischen Reiche eine neue
Heimat fand und in Poitiers mit der Zeit Presbyter wurde. Sein
Formgeschick betätigte Fortunatus teils durch ein rasch hinge-
worfenes Gedicht in vier Büchern auf Martinus, den Heiligen von
Tours, teils in vielen einzelnen Gedichten, namentlich solchen worin
er fürstliche Personen, Bischöfe und Würdenträger des Reiches
in höfischer Weise ansang. Letztere bilden eine Sammlung von
elf Büchern verschiedenartigsten Inhalts. Auch in Prosa ver-
faßte er Lebensbeschreibungen von Heiligen. Gleichzeitig mit
Arator schrieb der afrikanische Bischof Verecundus barbarische
Verse in der Weise Commodian's.
1. Cassiod. var. 8, 12 (Aratori Athalaricus rex): primaevus venisti ad
honore8. advocationis te campus exereuit. . . intra te fuit quatnvis ampla
professio litterarum. . . auspicatus es militem . . iuvat repetere pomposam
legationem (de partibus Dalmatiarum an Theoderich, um 625), quam . .
torrenti eloquentiae flumine peregisti. . . genitoris faeundia et moribuß ad'
iuvaris, cuius te eloquium instruere potuit, etiam si Ubris non vacasses. erat
enim . . egregie litteris eruditus. . . ibi te tülliana lectio disertum reddidü
ubi quondam gdllica lingua resonavit. . . mittit et Liguria Tullios suos. . .
te comüivae domesticorum illustratum honore decoramus. Ennod. carm. 2, 105
(in natalem infantis Aratoris). 116—116 (de flagello inf. Ar.). Am früh-
verwaisten Arator vertrat Vaterstelle der Bischof von Mailand Lauren-
tius (dict. 9, 18). dict. 9 (praefatio quando Arator audüorium [des Deu-
terius, s. u.] ingressus ist), dict. 12 (dictio data Aratori quando ad laude»
provectus est), dict. 18 (in tyrannum qui parrieidae statuam usw. data
Aratori v. c). An ihn auch Ennod. epp. 8, 4. 8, 11. 9, 1 (in dem letzten
Brief erhält Arator den Rat: post Musarum castra et inanes aetaie nostra
cantilenas ad cur am te serendae subolis muta). Handschrift ans Reims
(vgl. A. 2 Z. 6): oblatus hie codex ab Aratore iUustri ex comite domesticorum,
ex comite privatarum, viro religioso subdiacono s. ecclesiae romanae usw.
Studiert hatte er zu Mailand (bei Deuterias) und Ravenna (ep. ad Parthen.
36 ff.) ; er nahm in Rom die Tonsur um 640 (vgl. ep. ad Parth. 70).
2. Dem Epos de actibus apostolornm (vgl. Fobtukati vit. Mari
1, 22) gehen zwei Widmungen im elegischen Maße voraus, an den gelehrten '
Florianus (prisca volumina linquens cede dies operi quod pia causa iuvat)
und an den Papst Vigilius (J. 637—666): versibus ergo canam quos Lucas
rettülit actus historiamque sequens carmina vera loquar. Unterschrift (vgl.
A. 1 Z. 17 und JHubmeb, Wiener Stud. 2, 79): oblatus est huiusce modi codex
ab Aratore subdiacono . . papae Vigilio et suseeptus ab eo die VIII id. Apr.
(J. 644) in presbyterio. . . quem cum ibidem legi mox pro aliqua parte fecisset,
Surgentio . . in scrinio dedit rede collocandüm. cuius beatitudinem UUcraü
et omnes doctissimi continuo rogaverunt ut cum iuberet publice reeiiari.
quod cum fieri praeeepisset in ccclesia b. Pttri quae vocatur Ad vineula, . .
turba convenit atque eodem Aratore subdiac. recitante distinetis diebus ambo
libri quatuor vieibus sunt auditi, cum uno die medietas libri tantum modo
§ 491 Arator. Cypriarius de heptateucho. 1277
legerctur propter repeiitiones assiduas quas cum favore multiplici posiulibant.
Übersendung des Werkes Parthenio mag. off. atque patricio (in Gallien),
seinem Jagendfreunde (in Ravenna) und Schwestersohne des Ennodius, mit
einer Zuschrift im elegischen Maße worin neben Claudianus auch Martialis
ausgebeutet wird. — B. 1 (Petrus) enthält 1076, B. 2 (Paulus) 1260 Hexa-
meter. Das Stoffliche tritt in der rhetorischen Behandlung zurück. Mystisch
allegorische Auslegung, noch mehr als bei Sedulius. Die Form ist elegant,
abgesehen von den durch zahlreiche Vorgänger entschuldigten prosodüchen
Willkürlichkeiten (eccUsiae, idola, Maeedo, Pharao, affätim, spädo u. dgl).
Alte Hss. sind nicht selten (zB. Vat Pal. 1716 s. X/XI. Reg. 800 s. X/XI,
s. Rbiffbbschbid's bibl. patr. 1, 200. 914). Ausgaben: in GFabbiciub' corp.
poett. ehr. 669, bes. (cum obss.) von HJAbntzbn (Zutphan. 1769). Daraus
bei Mione 68, 46. Ed. AHübkeb, Neisse 1860. — GLeimbach, d. Dichter A.,
Theol. Stud. u. Erit 1878, 226. Ebkbt, LdMA. I1, 614.
8. Metrische Bearbeitung des alten Testaments. Eine Hb. des Klosters
Lorsch enthielt nach dem Verzeichnis s. X (GBeckeb, catal. biblioth. an-
tiqui p. 111 nr. 463) metrum Cypriani super heptateuchum et regutn
et Esther, Iudith ei Macchabaeorum. Lange waren von dem nach dieser
Angabe sehr umfänglichen Werke nur 166 Hexameter über die Genesis
bekannt (abgedr. zuletzt am Cyprian von Hartkl 3, 283; vgl. oben § 21, 2),
welche dann Martemb (collectio vett. scripti 1724; Gallandi bibl. patr.
4, 687) aus einer ehemals Corbieschen Hb. (jetzt Par. 18047 s. IX, früher
SGerm. 841, LDelisle, mss. de S. Germain, Par. 1868 p. 86; HOmont, rev.
de phil. 4, 67) auf 1460 Verse vermehrte. Am Schlüsse (von luvend [s. u. Z. 23]
Historia. Genesis): Incipit Exodus, welcher Teil aber in jener He. fehlt.
Weiteres hat auB drei Hss. (Cantabr. coli. Trin. B. I. 42 s. X und zwei aus
Laon 279. 273 s. IX ; s. deren Inhalt in Peipebs Avitus p. un) veröffentlicht
JBPitra, spicil. Solesmense (Par. 1862) 1, 171 (vgl. p. xxxv), nämlich a) 64
weitere Hexameter zur Genesis (vgl. Pitba, anall. sacr. et class. p. xi);
b) metrum in exodum, v. 56—1392 (1888); c d e) Proben aus der (in den
Hss. vollständigen) Bearbeitung von Leviticus, Numeri und Deuteronomium ;
das Lied des Moses (Deuteron. 32) ist in phaläkischen Hendekasyllaben
gehalten (p. 253 fiL und neue Proben anall. sacr. et class. 202). f) Buch
Josua, 686 Hex. Dazu veröffentlichte Pitba, anall. sacra et class., Par.
1888, 181 g) das Buch der Richter, Kap. 1 — 17 (der Best fehlt in den
Hss.; doch s. Peipbb aO. tv), 760 Hex. Jetzt zusammenfassende Ausgabe:
The latin heptateuch critically reviewed by JEBMitoh, Gambr. 1889. —
Dieses in Verse gebrachte AT. wird den verschiedensten Verfassern (Ter-
tullian, Cyprian, Iuvencus, SeduliuB, Avitus) beigelegt, ohne sachliche Be-
rechtigung, auch bezüglich • des oft bevorzugten Iuvencus. Denn gegen
dessen Urheberschaft spricht, von anderem abgesehen, daß die stoffliche
und namentlich die metrisch prosodische Behandlung im Vergleich zu der
bist, evang. erhebliche Verschiedenheiten aufweist. Die alttestamentlicbe
Geschichte zeigt zB. gegenüber der verhältnismäßigen Strenge der neu-
testamentlichen (§ 408, 6) zahlreiche grobe Verstöße (Verkürzung des ä im
Ablativ, des ae [praebebit, Aegypti, praesentas, maerente, laetare, gloriae],
des multiplicativen -es, des pluralen -is, Verlängerung des ä im Neutr.
Flur., Messungen wie läborum, lätieibus, säcellum, idola, fugax, natus,
1278 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
enormis, erumpo, careo, transmeavere usw. S. auch JTHatfield, Americ. journ.
of phil. 11, 96. — Dieses Werk trug in der Lorscher Hs. den Kamen Cy-
priann8 (oben Z. 8) und trägt ihn im Laudun. 279 {Über genestos metricus
Oipriani). Verse daraus citieren Aldhelmus und Baeda (vgl. LMüllbb, RhM.
21, 123. 266. Peipbb vor s. Avitus p. lxi). — Müller aO. setzt den Dichter
richtig ins fünfte oder sechste Jahrhundert und halt ihn für einen Gallier.
Da der Name Cyprianus damals häufig war, so kann man diesen hs. gut
beglaubigten für den wirklichen Namen des Verfassers halten. Peiper aO.
weist hin auf den Cyprianus, Bischof von Toulon, welcher das Leben
seines Lehrers des Bischofs Caesarius (§ 469, 2) schrieb (gedr. bei Mignk).
67, 1001). Fraglich bleibt ob diesem Cyprian auch die unter diesem
Namen gehenden anderen Gedichte, xB. Sodoma, de Jona (§ 21, 2) ange-
hören. — AEbest, Lit. d. MA. I1, 118. — Ober Anklänge an Horst
M Hertz, anall. ad hist. Hör. 4, 23.
4. Wie Arator aus dem westlichen, so ist Venantius Honorius Clemen-
tianus Fortunatus (mit letzterem Namen nennt sich der Dichter sehr
häufig und so heißt er auch im Bachlein de dubiis nominibus und bei
Baeda) aus dem östlichen Oberitalien (Treviso) gebürtig (vit. Martin. 4, 665
mea Tarvisus. . . per Ceneiam gradiens et amicos Duplavenenses [Paul, diac
hiet. Langob. 2, 18 Fortunatus natu* in loco qui Duplabilis dicitur fuit],
qua natale solum est mihi sanguine, sede parentum). Grammatisch-rheto-
rische und rechtliche Studien (zu Ravenna), v. Martin. 1, 26. Reise von
Ravenna über die iulischen Alpen durch Ostreich, Söddeotschland nach
Gallien (Reise auf Mosel und Rhein, carm. 10, 9. 8, 12. 8, 13) bis zu den
Pyrenäen (carm. 1, praef. 4: unten A. 7), angeblich wegen der Wunder-
krafb des h. Martin (v. Martin. 1, 44), ums J. 665, unter König Sigibert
(10, 16, 2). In Tours war damals Gregor (§ 486, 3 Z. 3) schon Bischof und
nahm sich seiner an (8, 19. 20. 21). An ihn sind viele Gedichte des F.
gerichtet (carm. 5, 3-6. 8—19. 8, 11-21. 9, 6 f. Tgl. 10, 6 f. 12). Aach
sonst war er unstät: aus Britannien schreibt er carm. 3,26; vgl. 1, 17.
In Poitier8 fesselte ihn Radegunde, die betagte schwärmerisch fromme
thüringische Fflrstentochter, frühere Gemahlin des fränkischen Königs
Chlotar I (f 661), welche dort ein Kloster (nach der Regel der h. Caesari*
von Arles) gegründet hatte: 8, 1, 21 Martinum cupiens voto Badegundis
adhaesi; vgl. ebd. 11 Fortunatus ego . . (ItaUae gentium galliea rura Unenf
Pictavis residens. Ihr gelten viele seiner Gedichte, zum Teil mit leiden-
schaftlicher Tonfarbimg (8, 9, 6 sine te nimium nocte premente gravor. . •
tempora subducis eeu non videaris amanti, cum vos dum eerno hoc whi
credo parum. 11, 2, 6 quamvis sit caelum nebula fugiente serenum, fe
celante mihi stat sine sole dies). Nach ihrem Tode (13. Aug. 687) verfaßte
F. auch eine Lebensbeschreibung von ihr (A. 6). An ihre (Pflege-) Tochter,
die von ihr zur Äbtissin eingesetzte Agnes ebd. 11, 6 ff. Er versichert
11, 6 daß er Agnes caelesti affectu, non crimine corporis ullo liebe, aber
die Ausführung verrät seine Sinnlichkeit. Vgl. EDümmler in d. Zeitschr.
Im neuen Reich 1871, 641. In Poitiers primum presbyter, deinde episcop**
ordinatus est atque in eodem loco digno tumulatus honore quiescit: so Paot.
diac. hist. Langob. 2, 13, welcher ihm dort auch eine metrische Grabschrift
spendet, und Bischof nennt ihn wie der Titel der eben erwähnten Grab-
§ 491 Venantius Fortunatus. 1279
Schrift in Pbiprr'b Avitus p. 193 so auch die Nonne ßaudonivia zu Poitiers,
welche kurz nach J. 600 dem Leben Radegunde's von Venantius ein zweites
Buch hinzufügte: non ea guae vir apostolicus Fortunatus episcopus . . com-
posuit iteramu8 (Krusch vor Ven. Fort. p. xvii). In den Gedichten nennt
er sich aber weder presbyter noch Bischof, noch erwähnt er selbst seines
priesterlichen Standes (die dafür angezogene Stelle steht in einem unechten
Gedicht, spur, append. 11, p. 886 Leo). Auch Gregor von Tours (bist.
Franc 6, 8; glor. confess. 94) nennt ihn nur presbyter und ebenso heißt er
in den Hss. seiner Gedichte (s. A. 6. 7). F. müßte also Bischof erst nach
Vollendung jenes Geschichtswerks, somit frühestens 692, geworden sein.
Fortunat ist der Abbe* des Salons, eine liebenswürdige, gutherzige, leicht
entzündliche Natur. Seine Geschmeidigkeit macht ihn überall in hohen
geistlichen wie weltlichen Kreisen angenehm und er versteht es sowohl
über die kleinen Unwahrheiten des geselligen Verkehrs nicht zu stolpern
als auch bis zur Charakterlosigkeit Anstoß zu vermeiden und um die
Wahrheit herumzukommen. Seine Gedichte deuten oft auf ein etwas para-
sitisches Leben (zB. 8, 18b. 7, 14. 15. 10, 11. 11, 9 ff.). Vgl. Dömmler
aO. 655: während die f Mutter' (Radegunde) und 'Schwester' (Agnes) ihren
strengen Fasten oblagen bereiteten sie für ihren Verehrer, dessen schwache
Seite (7, 14, 25 sed non ego lassor edendo) sie mit weiblichem Scharfblick
erkannt hatten, die leckersten Gerichte, ja ganze Mahlzeiten (11, 9. 10).
Seine Christlichkeit ist sehr eifrig, klingt aber häufig etwas geschäftlich
und eigennützig. Oft genug schimmert auch recht weltlicher 8inn hindurch
wie in dem Epithalamium (6, 1), und 8, 8, 205 wird die weibliche Liebe zu
Christas mit den Farben eines derben Sinnenkitzels ausgemalt. — ThBormahn,
das Leben des lat. Dichters Venantius usw., Fulda 1848. Hist. litt, de la
France 8, 464. FHamblin, de vita et operibus Venantii Fort., Rennes 1878.
Ampere, hist. litt, de la France avant le Xlle siede 2, 275. Ebbrt, LdMA.
1*, 518. WWattbnbach, Deutschi. Geschichtsqu. 1\ 87. FLbo, deutsche
Bundsch. 82 (1882), 414. ChNisard, rev. hist. 87, 69; acad. des inscr. et
bell, lettr. 19. Okt. 1888; 7. Febr. 1889. DLsnoux, le poete Ven. Fort, Par. 1887.
6. Prosaische Werke des F.: Lebensbeschreibungen von Heiligen, vgl.
Gregor. Tob. praef. ad v. s. Marl: utinam Severus (§ 441) aut Paulmus
(§ 487) vivereni aut eerte Fortunatus adesset, gut ista describermt vita s.
Albini (B. v. Angers, erwähnt von Grbo. Tor. glor. confess. 94), s. Hilarii
(B. v. Poitiers, § 418, 1) und über de virtntibus s. Hilarii (erwähnt ohne
Namen des Verf. von Greg. Tu*, glor. confeBS. 2); vita s. Germani (B. von
Paris f J. 576; citiert von Greg. Tor. hist. Fr. 5, 8), s. Paterni (B. von
Avraoohes), s. Radegundis (A. 4 Z. 17; über ein zweites B. derselben A. 4
Z. 86), s. Marcelli (B. v. Paris, vgl. Fort. carm. app. 22, 15. Greg, glor.
conf. 87; neu hrsgg. aus Montepess. s. VIII u. a. in Act. 88.. Nov. 1); Se-
verinus, B. von Bordeaux (Greg. Tür. de glor. conf. 45; nicht erhalten).
Anderes wird ihm ohne Grund beigelegt. Abgedr. zB. bei Migne 88, 518
und bes. bei Kbusch (A. 11 gE.). Vgl. Ebkrt aO. 1*, 540. Auch in den
Carmina ist manches Prosaische mitenthalten, insbes. Briefe an Bischöfe,
eine Erklärung des Vaterunser (10, 1) und des apostolischen Symbols (11, 1,
Auszug aus Rüpih 21, 835 Migne). Die Prosa des F. ist meist geschraubt,
schwerfällig und schwülstig; nur die für den öffentlichen Gebrauch bestimmten
1280 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
Legenden (Heiligenleben) sind einfacher gebalten. Für die Geschichte
der Zeit sind seine Schriften, neben denen des Gregor von Tonn, die
lehrreichsten.
6. Opus Fortanati presbyteri de vita S. Martini liber I ( — IV): so
die Hss. Widmung an Gregor: cum iusserüis ut opus illud . . quod de suis
virtutibus explieuistis (§ 486, 6 Z. 5) versibus debeat digeri, id agüe ut ipsum
mihi relaium iubecUis tran&müti. nam . . quod de vita eins vir diseriu»,
domnus Sulpidus (§ 441, 4), sub uno libello prosa deseripsit et reliquum quod
dialogi more subnectü, primum quidem opus a me duobus libeüis et dialogus
subsequens aliis duobus libellis eomplexus est, ita ut brevissime . . in IV
libellis totum illud opus versu inter hoc bimenstre spatiutn . . inter frivulas
oecupationes sulcarem. Vgl. 3, 10 cum duce Sulpicio, bene cuius 4Mb ort
venusto Martini sacros dulcis stilus edidit actus. Gregor, v. Mari. 1, 2 sed
et Fortunatus presbyter omne opus vitae eins (Mari) in IV libris versu con-
scripsit. Aber seinen Vorgänger Paulinus (§ 474, 3; MManitito, ZföG.
37, 250. 263) erwähnt er nicht, obwohl er ihn benützt hat. Das umfang-
reiche Werk (613 + 490 + &28 + 712 = 2248 Hexameter) verrät hinreichend
die Eilfertigkeit seiner Entstehung: die Anlage ist nachlässig (vgl. 1, 45 £
60 ff. 66 ff.), der Stoff mechanisch aus Sulpicius aufgegriffen, die Ausführung
breit und gewöhnlich, voll leerer Wortspielereien (zB. 1, 19 prudens pru-
denter Prudentius immolat actus; vielleicht Anspielung auf seines Gönners
Gregor Worte, de curs. eccl. p. 869, 17 Er.: Prudentius cum de . . steüa
prudenter dissereret; 1, 99 ne timeam timidum, timor est deus artna timentum).
Abfassung vor J. 676, da zur Zeit des Abschlusses (4, 686) Germanus noch
Bischof von Paris war (vgl. Greg. Tür. 6, 8). Ebebt, LdMA. 1*, 536.
7. Ansehnlichen Wert für Geschichte und Ortskunde haben die elf
Bücher Gedichte, von mannigfaltigem Inhalt, meist Gelegenheitspoesie.
Man nennt, sie carmina oder miscellanea, die Hss. geben ihnen keine
zusammenfassende Überschrift, sondern haben nur Venanti Honori Giemen-
tiani Fortunati presbyteri Iialici liber I usw. Aus dem renommistisch be-
scheidenen Vorwort an Gregor: quia viritim flagitas ut quaedam ex opuseuUs
imperitiae meae tibi transferenda f Abschreibenlassen) proferrem, nugarum
mearum admiror te amore seduci, . . pratserHm quod ego impos de Bavenua
progrediens Padum . . Tiliamentumque tranans, per Alpem Iuliam . . Dra-
vum Norico, Oenum Breonis, Liccam Baiuvaria, Danuuium Alamannia,
Bhenum Germania transiens ac post Mosellam, Mosam, Axonam et Sequa-
nam, IAgerem et Garonnam . . transmütens, Pyrenaeis oecurrens . . paene
aut equitando aut dormitando conscripstrim. Auf italienische Verhältnisse
bezieht sich nur 1, 1. 2; alle übrigen Gedichte scheinen in Gallien verfaßt
In der Anordnung kreuzt sich die nach der Zeit mit einer sachlichen (bes.
nach dem Bange der Empfänger). Der 1, 16 als lebend angeredete Bischof
Leontius erhält 4, 10 eine Grabschrift. B. 6 sind Könige Charibert (f 667)
und Sigibert (f 675; 6, 1 gilt der Vermählung von Sigibert und Brunhild
J. 566); B. 9 aber Chilperich (I, t 584) und B. 10 Childebert (II, geb. 670),
Sigibert's Sohn und Nachfolger (J. 676—696). 7, 9, 7 ist F. im neunten
Jahre von der Heimat entfernt; 9, 7, 60 werden Gedichte erwähnt welche
er vor 20 J. verfaßt. B. 1— -3 haben vorzugsweise kirchliche Dinge (Ge-
bäude u. dgl.) und Personen zum Gegenstande; B. 4 enthält Grabschriften
§ 491 Venantius Fortunatus. 1281
auf Geistliche, dann auf Laien, zuletzt Frauen; B. 5 an Bischöfe, besonders
Martin und Gregor; B. 6 an Könige, Königinnen, Prinzessinnen, B. 7 an
hohe Hof- and Staatsbeamte (Gogo, Bodegisil, Lupus, Mummolenus , Sigis-
mund u. a.); B. 8 Christliches, sowie an Radegund und Gregor; B. 9 an
Chilperich und Fredegund und deren Kinder, an Gregor und andere Bi-
schöfe und sonstige Geistliche; B. 10 an Childebert und Brunhild, Sigoald
u. a.; B. 11 poetischer Verkehr mit Radegunde. Mit B. 8 scheint die Samm-
lung ursprünglich abgeschlossen gewesen, B. 9— 11 späterer Nachtrag zu sein.
8. Weitaus die meisten Gedichte haben das Maß der Elegie; das
epische nur 2, 4. 6. 6, 6 (diese drei Gedichte sind Versspielereien im Ge-
schmack des Porphyrius, § 403). 5, 7. 6, 1 (Epithalamium); 9, 7 auf Gregor' s
Verlangen eine sapphische Ode, ganz nach strenger horazischer Norm.
Elegie in Schlangenform (ophites, serpentinus, echoicus ; vgl. § 26, 4) 3, 30.
Ebenso append. 19. Manche Gedichte behandeln ganz in der Weise der
Elegie persönliche Erlebnisse, Abenteuer (6, 8. 7, 14), Reisen (10, 9. 11, 26 f.)
u. dg].; auch die ergreifende Elegie de excidio Thoringiae (ex persona Rade-
gundis, Append. 1) gehört dahin, sowie 6, 5 (auf die Ermordurig der Gele-
suintha) und 2, 16 (auf den toten Medardus). Ehebt aO. I9, 530. Andere
sind Briefe in Versen (Empfehlungsschreiben für sich und andere). Zahl-
reich vertreten sind die Lobgedichte an Lebende, bes. Bischöfe (wie Leon-
tiuB, Felix, Gregorius). Aufschriften für Kirchen und Geräte; Epigramme
als kurze Gelegenheitsgedichte. Vgl. Ebert aO. 1*, 527.
9. Paul. diac. hisi Langob. 2, 13 nennt als Arbeiten des Fort.
hymno8 singularum festivitatum (Johann v. TsrirBNasiir, catal. Script eccl.
p. 243 ed. a. 1601 gar hymnorum septuagvnta Septem lib. I). Unter den
carmina sind nur drei Hymnen überliefert, darunter zwei (1, 16 Agnoscat
omne saeadum, 2, 6 VexiUa regis prodetmt) in vier zeiligen Strophen aus
dim. iamb. acat. Der erste ist ein sogen, hymnus abecedarias (§ 440, 8),
beide sind fast durchgehende gereimt, oft unter Verwertung der romani-
schen Verdampfung der Endlaute, aber ohne bestimmte Regel in Auf-
einanderfolge oder Verschränkung der Keime. 2, 2 Fange Imgua gloriosi
hat dreizeilige Strophen aus tetr. troch. cat. Der letztere Hymnus wird
fälschlich dem Claudianus Mamertus (§ 468, 3 u. 5) beigelegt, ebenso 1, 16
dem Amoenus (§ 474, 2). — Außerdem sind vereinzelt in Hymnensamm-
lungen und sonst 7 Hymnen erhalten, welche in besserer oder schlechterer
Oberlieferung dem Fort, beigelegt werden, aber nach Inhalt und Metrik
weit von seiner Kunst abstehen, bei Leo abgedruckt in carm. spuriorum
append, p. 382.
10. In der griechischen Literatur hat F. sehr schwache Kenntnisse
(7, 12, 26 Arehyta, Pythagoras, Aratus, Goto, Plälo, Chrysippus, . . quidve
poema polest Maro, flysa [Naso GFabbicius], Menander, Homerus). Aus
der römischen besaß er ausgedehntere. Über die von Fortunatus ver-
werteten Vorbilder (bes. Virgil, Ovid, Claudian, dann die christlichen Vor-
gänger) b. MManitiu« in der Ausg. von Leo-Kruach p. 2, 132; ZföG. 37, 241.
Fürs Versemachen hat Fort ein ausgesprochenes Talent, das ihn weit über
seine zeitgenössischen Nebenbuhler erhebt. Die Worte, Rhythmen und
rhetorischen Figuren strömen ihm zu. Es fehlt aber an origineller Erfindung
Teüffbl-Schwabb, Rom. Lit-Geaoh. 5. Aufl. 81
1282 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
und der Gabe sondernder Charakteristik. Alles geht aus derselben Tonart
und wenn er dennoch hier und da ergreift, so liegt es an dem Stoffe welcher
wirkt trotz dem Bearbeiter. Das elegische Maß handhabt Fort, fast mit
ovidischer Leichtigkeit; freilich um so weniger mit ovidischer Durch-
sichtigkeit, Eleganz und Kunst. Daß ein so rasch und fluchtig arbeitender
(8. A. 6 und y. Mark 1, 27 sermone levis, carm. 3, 22, 3 garrulitate Uvi.
10, 11 aus dem Stegreif) Dichter, der seine Verse oft auf Bestellung fertigte,
sich viel Freiheiten nimmt oder solche nutzt ist zu erwarten. Biblische,
griechische, gallische u. dgl. Eigennamen werden bezuglich ihrer Quantität
aufs freieste behandelt (selten römische, wie Agripina, Cecilia, Vigilius),
ebenso überhaupt griechische Wörter, dazu auch in den lateinischen
mancherlei Unregelmäßigkeiten, namentlich Verkürzungen der Endsilben
{parturts, nites, nutribas, coetüs als Gen.) und tonloser Mittelsilben (pete-
batur, perferebantur, teneretur, conßereris, commoverere; einmal sogar
moveret 7, 1, 1), im ganzen sind indessen dieselben, wenn man den Umfang
der poetischen Werke er wagt, nicht allzu häufig. Kurze Silben werden
häufig durch die Hebung verlängert (h gilt regelmäßig als Consonantjiack
einer Hebung, sonst nicht selten), harte Verschleifungen zugelassen. Da-
gegen wird die Cäsar sehr selten vernachlässigt und ebenso selten der
Hiatus zugelassen. Die Mittelsilbe deB Pentameter gilt als mittelzeitig und
reimt gern mit der Endsilbe. Die Sprache Fortunat's ist stark mit Provin-
zialismen durchsetzt und namentlich mit Vulgarismen (zB. scio quia, credo
ut, aio ut, quoniam =» quod, vel — et, stare — esse, utraeque regümis,
utraeque morti, consuleas, tniscam, monades «= monas, triades =» trias, der
Gebrauch der Tempora sehr gelockert). Vorliebe für Wortspiele (funis,
finis; febris, fibris; sdluto salutem; non musicus poeta sed murieus; natus in
urbe, notus in orbe u. dgl.), Allitteration (vibratus verbere verbi, differte dies
dum disco dolores) ubw. Vgl. A. 6. Über Sprache und Metrik vgl. die
Nachweisungen in Leo's Ausgabe p. 387. ASchnkidkb, Lesefrüchte aus
Ven. Fort., Hall i/östr. 1882.
11. Alle erhaltenen Handschriften der Garmina (A. 7), außer Paris.
13048 s. VII1/IX, gehen auf ein unvollständiges Original der Sammlung
zurück (daher unter B. 1 die Subscriptio : explicit in quantum habuit auctor
[dh. der erste Abschreiber] usque ad finetn); die besten sind Par. 14144
s. IX, 8312 s. X. Ambr. s. X. Petropol. s. VIU. Nur jener erst genannte
Par. 13048 bietet eine Auswahl aus der vollständigen Sammlung und sind
uns durch ihn 31 jener unvollständigen Sammlung fremde Gedichte erhalten,
zuerst veröffentlicht von Goebakd, notices et extr. des mss. 12, 2 (Par.
1831), 75, jetzt in Leo's Ausg. p. 271 (als appendiz carminum). Nur vier
derselben (append. 1—3. 5) waren schon vorher, namentlich aus einer ver-
schollenen Trierer Hb., bekannt gewesen. Dazu noch als weiteres Über-
bleibsel aus der vollständigen Sammlung ein zufallig einzeln erhaltenes
Lobgedicht de Magnerico Trevirensi episcopo (append. 34). Ob der in guten
H88. unter dem Namen des Fortunatus überlieferte umfängliche Panegvricns
auf Maria (in laudem sanctae Mariae, spur, append. 1 bei Leo) echt sei ist
sehr fraglich, s. Leo p. xxrv. — Für die meist besonders überlieferte vita
Martini sind die Haupthss., neben dem schon genannten Petropol., Vatic-
Palat. 846 s. IX, Paris. 2204 s. IX. — Ausgaben der Werke des Fort von
§ 491 Venantius Fortunatus. § 492 Corippus.' 1283
ChhBroweb (Mainz 1603. 21617)l MALuchi (Rom 1786 II), letztere wieder
abgedr. bei Migne B. 88. Jetzt bes. in den Mon. Germ. hißt. Auctt. anti-
quiss. 4, 1: Venanti Fortan, opera poetica rec. et emend. FLbo. 4, 2: Ve-
nanti opera pedestria rec. et emend. BKrubch, Berl. 1881 — 85. — Übersetzt
(und erläutert) par ChNisabd, Par. 1887.
12. Yen. Fort. carm. 3, 18 ad Bertechramnum (Bischof in Bordeaux
oder in Le Mans) de opusculis suis (d. i. =» et?«): ardua suscepi missis epi-
grammata (des Bert.) chartis. . . nitido pomposa poemata cultu. Nur ent-
halten sie Plagiate (carmine de veteri furta novella) und metrische Schnitzer
(superaddita sylldba, pede laesa). — Ebd. 6, 9 und 10 an Dynamius von
Massilia (rector provinciae Greg. Tür. h. F. 6, 7; seine Grabschrift in Peipeb'b
Avitus p. 194). Daselbst 10, 57 legi etiam missos alieno nomine versus, quo
quasi per speeulum reddit imago vir um, fönte Gamenodi quadrato spargeris
orbi ad loca quae nescis duceris oris aquis. hine quoque non aliquo nobis
abolende recedis quo fixus scriptis nosceris esse tuis. Ein Gitat ans Dyna-
mius im Büchlein de dnbiis generibus GL. 5, 579, 13. Vgl. Hist. litt, de
la France 3, 457.
13. Von einem Honorius scholasticus 28 elegische Verse worin er
seinen Lehrer im Christentum preist und über Seneca erhebt (als potior
Seneca meliore magistro), abgedr. in Mabillon's analecta 1, 364 (387) und
in Riesr's AL. 666. Der Empfänger ist im Gedicht nicht genannt; in der
Unterschrift heißt er: ad Iordanem episcopum. Deshalb sind die Verse in
Hss. der Romana des Iordanis eingetragen worden (Mommsen's Ausg. p. xlvi)
und haben sich so erhalten. Ob ein Bischof von Ravenna gemeint ist?
S. § 485, 1 nM. — Wundersame Geschichten über einen Honorius scolasticus
giebt ein von MHaupt, op. 3, 150, veröffentlichtes, im cod. Salmas. (§ 476, 1)
überliefertes Bruchstück. Dazu vgl. WFhöhnkr, Phil. Snppl. 5, 65.
492. Mit der peinlichen Strenge eines Schalmeisters und
der Unterwürfigkeit und dem Schwulst eines Byzantiners ver-
faßte der Afrikaner Flavius Cresconius Corippus Epen von
geschichtlichem Stoffe und panegyrischer Richtung, namentlich
die vier altersschwachen Bücher in laudem Iustini Augusti mi-
noris. Die früher geschriebenen für Geschichte und Ortskunde
Nordafrikas wertvollen acht Bücher Iohannidos seu de bellis
libycis erzählen wahrheitsgetreu, wenn auch chronikartig; eine
den Zeitgenossen und Mitbeteiligten verratende Wärme und An-
schaulichkeit in Schilderung und Lokalfärbung unterbricht nicht
selten die sonstige Eintönigkeit Die Form ist fließend und
Mustern wie Virgil und Claudianus nachgebildet.
1. Der vollständige Name FL Cresconius Corippus nur im (verscholle-
nen) cod. Budensis, sonst heißt der Dichter in den Hss. Cresconius oder
Corippus, dazu im cod. Matrit. (A. 2) afrieanus grammatieus. Er beschrieb
im J. 649 oder 550 in Afrika den kurz vorher von Johannes mag. milit.
per Afr. (und Athanasius praef. praet. Afr.) glücklich beendigten Krieg
81*
1284 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert
gegen die Mauren (b. über diesen Krieg Pabtsch vor s. Ausg. p. vi). Diese
Iohannis besteht nicht aus sieben Büchern (so im cod. Trivult.), sondern
nach den Citaten im florilogium Veronense von 1329 (§ 212, 4 Z. 14) und des
cod. Budensis aus acht. Das vierte sehr umfangreiche Buch des cod. Trivult.
ist in zwei Bücher zu zerlegen. GLobwe, RhM. 34, 139. B. 8 ist am Schluß
unvollständig. Voran geht ein Vorwort von 40 elegischen Versen (ad pro-
ceres Garthaginienses). Darin 11: descripsit . . Aeneam doctus earmine Ver-
güius, meque Iohannis opus docuit describere pugnas etc. (16) Aeneam
super at melior virtuU Iöhannes, sed non VergUio carmina digna cano. . .
(19) nutat in angustum discors fortuna poetae . . (25) quid [quod ego] ignarus
quondam per rura locutus urbis per populos carmina mitto palam. forsitan
ex fracto ponetur syüaba versu: confiteor; Musa est rustica namgue tnea. . .
quos doctrina negat confert victoria versus (Anspielung auf luv. 1, 79). Ed.
princeps: ex cod. mediolanensi (=» Trivnltiano s. XIV % der einsigen noch
erhaltenen Hs. der Iohannis) op. et stud. Pktri MazzucHBLLi, Mailand 1820.
2. Das Lobgedicht auf Kaiser Iustinus minor (J. 665—678) ist nach
der Iohannis verfaßt (praef. 35 quid libycas gentes, quid syrtica proelia dicam,
iam libris completa meis?). Der Verf. lebte wahrend er es schrieb als Hof-
beamter zu Konstantinopel in vorgerücktem Alter (paneg. in laud. Anastas. 46
vestro de fönte creatur rivulus iste meus, sub euius nomine gesto principis
officium* fessae miserere senectae) und will dadurch eine Verbesserung
seiner Lage erreichen, praef. 39 cui vincere fas est indomitas gentes, . .
vince meae saevam fortunae, deprecor, iram. . . nudatus propriis et vulnera
plurima passus ad medicum veni. . . huic ego sananti . . grates semper ago
et pro muntre carmina porto (vgl. 4, 182 ff.). Auf die praefatio folgt ein
kurzer Panegyricns auf einen einflußreichen Hofbeamten Justin'a, den
quaestor (sacri palatii) Anastasius, den er um seine Empfehlung beim Kaiser
angeht. Die 3 ersten Bücher umfassen nur die ersten acht Tage von
Justin's Regierung und sind sehr bald nach dem Begierungsantritt Justin's
und noch vor J. 667 verfaßt. Das vierte (am Schlüsse unvollständige)
wird bald den ersten gefolgt sein; s. Pabtsch vor s. Ausg. p. xlv. Einzige
Handschrift ein Matritensis (Toletanus) s. IX/X (darüber und über das
fragm. OvetenBe zu laud. Iust. 8, 271 — 807. 317 — 398 auch PEwald,
NArchfaltdGesch. 6, 581), nach welcher MRuiz (Antv. 1581) das Gedicht
zuerst herausgab. Spätere Ausgaben von ThDbhpsteb (Par. 1610), ARmaus
(Lps. 1653), NRittebshaus (Altorf 1664), PFFoggini (Rom 1777) und in
WJäqeb'b Panegyrici (§ 891, 8) 2, 469. — Sprache und namentlich Metrik
sind bei C. von auffallender Reinheit. Er ist zB. viel strenger als Fortu-
natus (§ 491, 10). Die Freiheiten welche er sich nimmt halten sich in sehr
engen Grenzen; s. über Metrik Pabtsch p. 182 und überhaupt dessen und
Petschenio's (A. 8) index rerum verbb. et locutionum. Auch Pbtschkhio,
Archf Lex. 8, 150. — Über die Vorbilder des Corippus (Virgil, Ovid, Lucan,
Statins u. a., dann die christlichen Vorganger) s. RAmakn, de Corippo
priorum poett. lat. imitatore, Oldenb. 1885. 88 II. MManitius, ZftG. 87, 82;
WschrfklPh. 1887, 593.
3. Ausgaben beider Gedichte des G. an IBbkkbb'b Merobaudes (s.
§ 464, 3) mit Abdruck der Noten und Einl. der Vorgänger; jetzt besonders
recens. IPabtsch, Berl. 1879 (— Monum. Germ. bist. Auctt. antiquiss. 8, 2)
§ 492 Corippus. § 493 Papst Gregor I. 1285
und rec. MPetbcheniq, Berl. 1886 (=- Berliner Studd. f. Phil. Bd. 4). —
Kritische Beiträge zu Corippus: MHaupt, op. 3, 625. IPabtsch, Herrn. 9, 292.
MPetbchknig, Wiener Studd. 2, 267. 4, 292. 6, 261 j Wien. SBer. 109, 631.
4. Im Lorscher Katalog nr. 459 — 461 (GBbckeb, cataL bibl. ant. p. 111):
tnetrwn Cresconii in evangcl. I. I; eiusdem de diis gentium luculentissimum
Carmen; eiusdem versus de principio mundi vel de die iudicii et resurredione
carnis. Wer und welche Gedichte sind hier gemeint? JHubmkb, Wiener
Studd. 7, 330 denkt an Verwechslung mit Dracontius. Diese Annahme ist
glaublich für die versus de principio mundi usw. (= Dracontius de deo,
§ 475, 2), läßt aber die beiden anderen Titel unerklärt.
493. An der Spitze der theologischen Schriftsteller des
Jahrhunderts steht Papst Gregor I (um 540—604), welcher mit
seiner Abkehr von der alten Bildung, seiner Schwärmerei für das
Mönchswesen und mit seiner Leichtgläubigkeit ganz ein Sohn
seiner Zeit ist, aber durch personliche Vorzüge, staatsmännischen
Überblick, durch Geschick und Festigkeit im Handeln in ihr her-
vorragte. Von seinen zahlreichen Schriften sind geschichtlich be-
sonders wichtig seine Briefe. Wie er um den Eirchengesang sich
große Verdienste erwarb so verfaßte er auch selbst Hymnen.
Das hohe Ansehen welches er und seine Schriften noch lange
fort genossen führte bald zu Unterschiebungen von solchen und
Einschaltungen in sie.
1. Gregorius, aus einer reichen und vornehmen römischen Familie,
geb. zwischen 540 und 560, praet. urb. um 671—674, Papst seit 590, f 604.
EWMabggbaff, de Gregorii M. vita, Berl. 1844. GJThLau, Gregor I nach
s. Leben u. s. Lehre, Lpz. 1846. Pfahlbb, Gr. d. Gr. u. s. Zeit, Frankf.
1853. Dähme in Ersch u. Gruber's allg. Encykl. 1, 89, 61. LPntcuuu>, la
politique de St. Grog., Par. 1872. Ebebt, LdMA. 1*, 642. CWolfborubkb, die
vorpäpstliche Lebensperiode Greg. d. Gr., Angab. 1886. — PEwald, die
älteste Biogr. Greg. d. Gr. (aus s. VII/VIII im SGall. 667), hist. Aufs, für
GWaita (Berl. 1887) 17.
2. Gbbo. Tun. hist Franc 10, 1 litteris grammaticis dialecticisque ac
rhetoricis ita erat institutus ut nuUi in urbe ipsa putaretur esse secundus.
Sehr übertreibend Isn>. ill. 27 : tantum . . scientiae lumine praeditus ut non
modo üli praesentium temporum quisquam doctorum sed nee in praeteritis
guidem üli par fuerit umquam. Dagegen Gregor selbst, im Vorwort zur
expos. in lob (Moral.): ipsam loquendi artem quam magisteria diseiplinae
exterioris insinuant servare despexi. nam . . non mytacismi cottisionem fugio,
non barbarismi confusionem devito , hiatus motusgue etiam et praepositionum
casus servare contemno, guia indignum vehementer existimo ut verba caelestis
oraculi restringam süb regulis Donati. Vgl. epist. 11, 74 nos nee graece
novimus (trotzdem daß er sechs Jahre lang in Konstantinopel Nuntius
gewesen war) etc. ebd. 7, 32 quamvis graecae linguae nescius, in conten-
tione tarnen vestra iudex resedi. Dazu stimmt die Nachricht des Ioann.
1286 Die Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
Sarksbeb. (nag. cur. 8, 19) daß Gr. die Bücher der palatinischen Bibliothek
habe verbrennen lassen, damit sie den heiligen Schriften nicht Eintrag
täten. Lau aO. 11. Ebebt aO. ls, 645.
3. Die literarische Tätigkeit G.'s war, wie die des Ambrosius, über-
wiegend praktisch und seine Schriften sind voll treffender Gedanken über
Kirchenamt und -politik. — Echte prosaische Schriften: Regula pastoralis,
gute Winke über die rechte Führung des geistlichen Amtes, dem Erzbischof
Johannes von Ravenna gewidmet, um 590 (Ebert aO. 551), die Einteilung
in 4 partes ist den Hss. fremd. Expositio in b. Job, auch Moralia genannt,
eine Erklärung des Buchs Hiob, voll waghalsigster Allegorien, von größter
Weitschweifigkeit und Gedehntheit, im Sachlichen abhängig von den Vor-
gängern, verfaßt zwischen J. 680 u. 590, abgeteilt in sechs Codices und 35
Bücher und dem B. Leander gewidmet. Ebbrt aO. 1*, 649. XXII Homilien
zum Ezechiel, in zwei Büchern (um 695). XL Homilien zu den Evangelien,
in zwei Büchern (um 592). Vier Bücher Dialoge (mit dem Diakonus Petrus)
über das Leben und die Wunder italienischer Heiligen, voll blöder Wunder-
sucht (693 oder 694). ebd. 4, 39. 57 Lehre vom Fegfeuer. Vgl. Ebebt
aO. 646. — Die zahlreichen (über 800) Briefe sind in drei Sammlungen über-
liefert (epistolae ex registro beati Gregorii papae), darunter freilich Fäl-
schungen (zB. das Privilegium des Klosters St. Medardus). Sie stammen
aus der Zeit seines Pontificats und werden in 14 Bücher (je eines für ein
Jahr) geteilt. — Neoe Ausgabe derselben begonnen (B. 1—4) von PEwald,
Berl. 1887 (= Mon. Germ. hist. Epistolae 1, 1). Über die Briefe, ihre Über-
lieferung usw. s. besonders PEwald, NArchfadGesch. 3, 433. 7, 687 ; Unteres,
zu Ehren ASchäfer's (Bonn 1882), 296. — FMaassbn legt auch die Veran-
staltung der sog. avellanischen Sammlung (§ 453, 4) Gregor dem Gr. bei.
4. Von zweifelhafter Echtheit sind folgende Schriften: Gommentar
zum ersten Buch der Könige, in 6 Büchern; Erklärung des Hohenliedes;
Erklärung der 7 Bußpsalmen; Concordia quorundam testimoniorum sacrae
scripturae. Lau aO. 319.
5. Neun Hymnen des Gr. (bei Mignk 78, 849). Sie haben meist die
herkömmliche Form des dim. iamb. in vierzeiligen Strophen, zwei aber
sapphischea Versmaß. Der Reim ist bald rein (intimum — praemium —
noxium — pessimum) bald nur durch Verdumpfungen erzielt (optitne —
proferens — novae — originem). Die Sprache ist einfach. Widerstreit von
Wort- und Versaccent, aber auch Hiatus nicht selten. Ebebt, LdMA. 1*, 635.
Noch mehr als die Hymnen erlitten im Mittelalter seine liturgischen
Schriften (Sacramentarium , Antiphonien) von Sammlern und Ordnern viel-
fache Überarbei taugen. Gründung von Sängerschulen, Einführung des
Choralgesangs. Lau aO. 244.
6. Hauptausgabe die der Benedictiner e congreg. s. Mauri (cur.
DSammarthanüs et GBessin), Par. 1706 IV. Abdruck von JBGallicioli, Ven.
1768—76 XVII und bei Micwe B. 76—79.
494. Wie ein helles und starkes Streiflicht erleuchtet die
unvergleichliche Lebensbeschreibung des heil. Severinus von
§ 493 Papst Gregor I. § 494 Eugippius u. a. 1287
Eugippiiis (J. 511) das Dunkel der deutschen Geschichte. Die
übrigen nennenswerten theologischen Schriftsteller des sechsten
Jahrhunderts gehören den Provinzen Nordafrika und Spanien an.
So Spanien Gregors Freund Leander, Bischof von Sevilla, und
der Erzbischof von Bracara, Martinus u. a.; Nordafrika aber Ve-
recundus, Primasius, Ferrandus usw.
1. Ibid. ill. 2S Leander, genitus patre Severiano, Carthaginensis pro-
vinciae Hispaniae, . . ex monacho Hispalensis ecclesiae provinciae Baeticae
constitutus episcopus (um J. 678 — 596), schrieb gegen den Arianismus.
praeterea edidit unum ad Florentinam sororem de institutione virginum et
contemptu mundi UbeUum etc. scripsit et epi&tolas multas ad papam Gre-
goriutn et . . ad ceteros quoque episcopos. flaruit sub Eecaredo, vir religioso
ac principe glorioso, unter dem er auch ßtarb. Seine Schriften bei Migmk
82, 871.
2. Isn>. ilL 17 Apingrius, ecclesiae Pacensis Hispaniarum episcopus,
disertus lingua et scientia eruditus, interpretatus est apocalypsim etc. scripsit
et nonnuUa alia. . . claruit temporibus Theodi principis Goihorum. — Mar-
tinus (aus Pannonien, abbas Damiensis, dann Erzbischof von Bracara,
daher Bracarensis, f 580) *"#* *w litteris secundus suis temporibus habitus,
. . versiculos qui super ostium sunt in basüica s. Martini ipse composuit
(s. dieselben in Pbjpbb's Avitus p. 194$ vgl. Greg. Tue. hist. Franc 5, 38).
flaruit regnante Theodemiro rege Suevorum temporibus Ulis quibus lusti-
nianus in rep. et Atkanagildus Hispanus Imperium tenuere. An ihn rich-
tet Vkn. Fobt. carm. 6, 1 und 2. Er schrieb manches zur Sittenlehre
(in einigen dieser Abhandlungen benutzte er stark den Philosophen Seneca,
so in der Abh. de ira, dann in der formula honestae vitae, vgl. § 289, 1, b),
ferner übersetzte er aus dem Griechischen sententiae patrum aegyptiorum
(über Kastejung und dgl., Fabbicius, bibL lat. med. aet 5, 38. Abdruck
bei Mignk B. 72). Kulturgeschichtlich wichtig ist die Predigt de correp-
tione rusticorum gegen den Aber- und Heidenglauben des Volkes (vgl.
§ 440, 11 Z. 19), vollständig (aus Bern. 289 s. IX) hrsgg. erst von CPCaspabi
(mit einer Abh. über Martin'a Leben usw.), Christiania 1888. — Vgl. Gams,
Kirchengesch. Span. 2, 1, 471. FMaassbn, Gesch. d. Quellen <L kanon. Bechts
1, 802.
8. Gabsiodob. div. lect. 28 presbyteri Eugippii opera necessario legere
debetis, quem nos quoque vidimus, virutn quidem non usque adeo saecularibus
litteris eruditum sed scripturarum divinarum lectione plenissimum. hie ad
parentem nostram Probam (eine vornehme Römerin aus dem Geschlecht
der Anicier [§ 422 , 8] , deren Bibliothek den Stoff für die Arbeit des E.
bot) . . ex operibus 8. Augustini . . quaestiones ac sententias ac diversas
res deßorans in uno corpore . . cöUegit et in cccxxxvim (vielmehr 348)
capitulis collocavit (vgl. Notkbb bei EDümmler, Formelbuch des Salomo
3, 66). Dieser thesaurus (excerpta) ex opusculis S. Augustini (aus 41 Werken
desselben, auch aus den Briefen und Predigten) ist gedruckt zB. bei Migne
62, 661 und jetzt bei Kbobll, s. u. Eine Hß. derselben hatte Petrus notarius
s. ecclesiae cathol. neapolitanae im J. 682 verbessert (Mabilloh, anall.
1288 JHe Kaiserzeit. Sechstes Jahrhundert.
vett.' 60. AReiffeeöchkid, Bresl. ind. ßchol. 1872/73, 7). Erhaltene Hss.:
Vatic. 3376 s. VII, Ambr. C. 73 inf. s. VII, cod. Desnoyers 1720 s. VUI
(darüber LDelisle, sur an mscr. märovingien conten. des fragm. d'Eug.,
Par. 1875), Phillippicus 12263 s. VIII, Paris. 11642 s. IX u. a. (Khoell vor
s. Ausg.). — Isid. ill. 84 Eugipius, dbbas lucullanensis oppidi Neapöli Com-
paniae (daselbst fand die congregatio S. Severini nachdem sie Noricum
verlassen ums J. 492 Aufnahme), hie ad quendam Paschasium diaconum
libellum de vita saneti monachi Severini (t 482 bei Favianis, heute Mauer
unweit öling) transmissum brevi stilo composuit. scripsit et regulam mo-
nachis consistentibus in tnonasterio S. Severini . . . claruit post consulatum
Importuni iunioris (J. 509) Anastasio imp. regnante. Eugippius schrieb im
J. 511 (Eug. epist. ad Paschas. 1 ante hoc ferme biennium, consulatu scüicd
Importuni) das Leben des h. Severin, mit welchem er lange im Donauland
(Noricum ripense zwischen Passau und Wien) gelebt hatte (doch s. WAbju>t,
lit. Centr.-Bl. 1880, 198). Diese vita (citiert schon im Anon. II Vales.
p. 291, 24 Gardth.) giebt eine anziehende und trotz dem stark aufgetrage-
nen Lobe und dem Wunderglauben der Zeit außerordentlich zuverlässige
Schilderung des Severin und gereicht wie dem Gefeierten so auch dem
Verfasser als dessen rührend anhänglichem Schaler zur Ehre, zugleich ist
sie von hervorragender Wichtigkeit durch höchst anschauliche Bilder von
Land und Leuten. Die Sprache ist ganz schlicht und volkstümlich. Eugippius
schickt seine Aufzeichnungen an den Diaconus Paschasius mit der Bitte
dieselben zu einer vollständigen Lebensbeschreibung umzuarbeiten, verhehlt
aber zugleich seine Besorgnis nicht, es möchte die Anwendung rhetorischer
Kunst (man denkt an die gequälte Prosa des Ennodius, Fortnnatus, Cassiodor)
das Werk dem Verständnis der Gläubigen ferner rücken. So mußte denn
zu gutem Glück Paschasius, wie er auch tat, die Erfüllung jener Bitte ab-
lehnen. — Der Name Eugippius steht nicht fest, die Hss. schwanken zwi-
schen dieser Form und Eugipius (Büdingkr aO. 795) und Eugepius (dies
namentlich in den ältesten Hss., verteidigt von W Arndt, litt, Centr.-Bl.
1878, 388. 1879, 1622). Ob Eugippius volkstümliche Erweiterung (§ 483, 1)
mit Verhärtung des inlautenden Hauches von Evtnnog ist (vgl. Schuchabdt,
Vokalismus des Vulgärlateins 2, 501. 520) oder gleich Evintos? Die Heimat
des Eug. ist nicht sicher zu bestimmen. Vgl. darüber auch Bokovszky,
WschrfklPh. 1887, 342. — Handschriften der vita Sever.: Taurin. s. X,
Vatic. 5772 s. XI, Ambr. s. XII u. a. Der von Sauppe bevorzugte Lateran. 79
s. X ist stark verfälscht; s. PKnokll, das Hss. -Verhältnis der vita 8ev. d.
Eng., Wiener SBer. 95, 445. — Ausgaben derselben zB. bei Micnnc 62, 1170,
Einzeln herausgg. von MVklser (Augsb. 1595), AKbbschbaumsb (Schaff]).
1862 ; vgl. HSatjppe, Gott. gel. Anz. 1862, 1544), von JFrikdrich in s. Kirchen-
gesch. Deutschi. 1, 431. Besonders rec. et adn. HSaupps, Berl. 1877
(=- Mon. Germ, hist Auctt. antiquiss. 1, 2) und rec. PKnokll in dessen
Gesamtausgabe: Eugippii opera, P. I: excerpta ex opp. Augustini; P. II:
vita s. Severini, Wien 1885. 86 (=» Corp. sorr. eccles. lat Vindob. Bd. 9,
1. 2). — Übers, von KKodenberg (in d. Geschichtschr eibern d. deutschen
Vorzeit Bd. 4), Berl. 1878. Deutsch mit Einl. Erkl.usw. von SBrunner,
Wien 1879. Über Eug. vgl. im allg. MBüdihgeb, Wiener SBer. 91, 798.
Wattknbach, Deutschi. Geachichtsq. lö, 43. HFrjby, der h. Severin, Bas.
§ 494 Eugippiu8, Verecundus, Primasius. 1289
1872. — Ein nach Eng. gearbeiteter Hymnus zum Preise Severin's aus Paris.
7172 s. IX bei Saupfe aO. p. xix.
4. Victor Tühnun. (bei Mionb 68, 959) ad ann. 552: Verecundus
ecdesiae Iuncensis (in Byzacene, Nordafrika) episcopus in defensione memo-
ratorum perdurans capitulorum (im Dreikapitelstreit) Chalcedone urbe ubi
refugiutn feeer at . . de hac vita migravit ad dominum. Pitba, spicil. Solesm.
4, 1 hat aus cod. Leid. Voss. F 68 s. VIII/IX veröffentlicht des Verec. com-
nientariorum super cantica ecclesiastica libri IX (Überschrift in der Hb.
incipit libcr Verecundi presbyttri in exodi cantico) und ebd. p. 166 desselben
Excerptiones de gestis Ghalcedonensi6 concilii. — Isid. vir. ill. 7 Verecun-
dus, Africanus episcopus, studiis liberdlium lüterarum disertus edidit carmine
dactylico duos modicos brevesque libellos quorum primum de resurrectione et
iudicio scripsit, alterum vero de paenitentia, in quo lamentabili carmine
propria delicto, deplorat. Das an zweiter Stelle genannte Gedicht (begin-
nend: Quis mihi moesta dabit usw.) hat Pitra aO. 4, 138 nach einer Hs.
zu Läon veröffentlicht. Es trägt in einer Hb. in Madrid (Abschrift in
Berlin, NArchfädG. 6, 316; darin 8 bei Pitra fehlende Verse, WMeyeb, Abh.
d. Münch. Akad. 17, 2, 167) den Namen des Verecundue und ist in qoanti-
tierenden Hexametern verfaßt. Dagegen handelt die exhortatio poenitendi,
welche Pitra für das erste bei Isid. aO. genannte Gedicht hielt, weder de
resurrectione et iudicio, noch ist für sie der Name Verecundus bezeugt und
sie ist zudem in rhythmischen Hexametern (ähnlich denen CommodianV
(§ 384, 4) geschrieben. Vielmehr gehört die exhortatio poenitendi zu-
sammen mit dem lamentum poenitentiae (in rhythmischen Trochäen) und
der prosaischen oratio pro correptione vitae, mit denen sie auch in Hss.
zusammensteht (als Anhang zu den Synonyma des Isidor): gedruckt in Isidor-
ausgaben und in neuer kritischer Bearbeitung (mit Ausnahme der oratio)
bei WMeyeb (aO. 434. 440; vgl. 282), welcher diese drei Stücke einem
Nachahmer des Isidorus zuschreibt. — Die drei Bücher Crisiados (bei Pitha
aO. 144 aus Vat. Urb. 362 s. XV) haben mit Verecundus nichts zu tun und
sind nicht einmal antik. Über Verecundus s. auch Pitra aO. 4, v; über s.
Sprache ebd. 581. 604.
5. Primasius Bischof von Hadrumetum in Afrika stand im Dreikapitel-
streit auf derselben Seite wie Verecundus, schwankte mit dem schwanken-
den Papst Vigilius und widerrief mit ihm (um J. 664). Dafür belohnt mit
dem Primat in seiner Provinz, starb er bald infelici morte, wie wenigstens
Vi ct. Tunn. bei Mione 68, 959 sagt. Er schrieb (um J. 640) eine Erklärung
zur Apokalypse (schon erwähnt von Cassiod. inst. div. [um J. 644] bei
Mione 70, 1122 no8tri8 temporibus apocalypsis Primasii studio minute ac
düigenter quinque libris exposita est), welche ganz vorzugsweise auf dem
Commentar des Ticonius (§ 442, 2) beruhte, außerdem ein Buch quid faciat
haereticum (Cassiod. aO.); nach Isidor, vir. ill. composuit sermone scholastico
de haeresibus libroa III directus od Fortunotum episcopum. Dagegen ge-
hört dem Primasius nicht die ihm seit JGaqnet, Lugd. 1537 zugewiesene
Erläuterung der paulinischen Briefe. Die Schriften bei Mione B. 68. Vgl.
A. 7. — JHausslkiteb, Leben u. Werke des B. Primasius, Erl. 1887.
6. Fulgentius Ferrandus, ums J. 540 ecclesiae Carthaginieneis dia-
conus, verfaßte eine systematische breviatio canonum (FMaassen, Gesch. d.
1290 Sechstes und siebentes Jahrhundert
Quellen des kanon. Hechts 1 [Graz 1870], 799). Über seine vita des Ful-
gentius s. § 480, 1. Außerdem 7 Briefe. Alles bei Miqnk 67, 877. Ein
Brief vervollständigt bei AMai (scriptor. vett. nova coli. 3, 2, 163) aus cod.
Casinas 16 s. XI, ebendaraus noch fünf weitere, rhetorisch gehaltene (zB.
sancto patri Eugippio [A. 3] presbytero Ferrandus exiguus, einer an lunilius,
s. gleich u.) bei AReiffebscheid, anecdota Casinensia (Bresl. 1871) p. 6.
lunilius ein Afrikaner, hoher Staatsbeamter in Konstantinopel, ver-
faßte um J. 650 auf Veranlassung des Bischofs Primasius (A. 6) die instituta
regularia divinae legis (gewöhnlich unrichtig de partibus divinae legis
genannt, bei Migne 68, 15), die Bearbeitung einer Schrift des Persers
Paulus, Lehrers an der Schule zu Nisibis. HKihn, Theod. v. Mopsuestia
und lunilius als Exegeten nebst einer krit. Textausg. von des letzteren
instit. reg. div. leg., Freib. 1880. — Vgl. oben Z. 6.
7. IßiD. ill. 20 Iustinianus, ecclesiae Valentinae episcopus, . . scripsit
librum responsionum ad quendam Busticum, de interrogatis quaestwnibus
(dogmatische). . . floruit in Eispaniis temporibus Theudi principis Gotha-
rum. — 21 Iu8tu8, OrgeUitanae ecclesiae episcopus et frater praedicti lusii-
niani, schrieb eine allegorische Erklärung des Hohenliedes (bei Migne
67, 963). huius quoque fratres (gleichfalls Bischöfe) Nebridius et Elpidius
quaedam scripsisse feruntur. — 29 Licinianus, Carthaginis Spartariat
episcopus (um 684), in scripturis doctus, Verfasser von zahlreichen Briefen
dogmatischen Inhalts (bei Migjne 72, 685). claruit temporibus Mauricii
Aug. (J. 582 — 602). occubuit Constantinopoli. — 30 Severus, Malacitanae
scdis antistes (um 680), coUega et socius Liciniani episcopi (s. o.)v edidit
Ubellum unum adversus Vincentium Caesar augustanae urbis episcopum
(Arianer). . . est et alius eiusdem de virginitate ad sororem libeUus gut dicitur
anuiu8. . . claruit temporibus praedicti itnp. (des Mauricius), unter dem er
auch starb. — 32 Eutropius, ecclesiae Valentinae (in Spanien) episcopus,
. . scripsit ad episcopum Lucianum . . epistolam etc. scripsit et ad Petrum
episcopum Ircabicensem de districtione monachorum epistolam. Bei Micun 80, 16.
8. Aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts stammt die vita sancto-
rum abbatum Agaunensium (von StMaurice in Wallis) hrsgg. von WArudt,
kleine Denkmäler aus d. Merowingerzeit, Hannov. 1874 (und in den Acta
Sanct. Nov. 1) und die älteste lateinische Fassung der Legende (aus dem
Griechischen übersetzt) über die Auffindung des Kreuzes Christi, welche
aus einem Paris, s. VI/ VII AHoldbb,. inventio sanctae crucis, Lpz. 1889 her-
ausgegeben hat. Vgl. ENestle, de s. cruce, Berl. 1890.
495. Im siebenten Jahrhundert finden sich aus Italien
und Frankreich keine Spuren von Betrieb der Poesie, wohl aber
aus Irland und Spanien Nachahmungen der Alten. Namentlich
in den spanisch -westgotischen Kreisen war noch das meiste
geistige Leben. Dahin gehören die Bischöfe Eugenius und
Iulianus von Toledo, vielleicht auch Eucheria; sodann die Bischöfe
Maximus und Braulio von Saragossa.
§ 495 Theologische Schriftsteller. 1291
1. Von dem Westgotenkünige Sisebut (regierte J. 612—620; vgl § 496,
1. 3) sind erhalten 61 sorgfaltige Hexameter über Sonnen- und Mond«
Finsternisse, AL. 483 PLM. 5, 367. Neu hregg. von GGoetz, ind. schol.
Jen. 1887/88. Außer anderen Zeugnissen bestätigt die Verfasserschaft cod.
Colon. 83 s. V1I1 mit der Aufschrift: ineipit epütola Sisebuto regia Gotorum
missa ad Iaidorum de libro rotarum (ARiese, BhM. 80, 133). Anfang: Tu
forte in luco lentus vaga earmina gignis, . . at nos congeries obnubit turbida
rerum ferrataeque premunt milleno milüe curae, legicrepae tundunt, latrant
fora, classica turbant, et Irans oceanum ferimur porro, usque nivosus cum
tcneat Vasco nee parcat Cantaber horrens. Vgl. LMüllee, RhM. 22, 86. 88.
Briefe des Sisebut in Florez, Espana sagrada 7, 307.
2. Von Eucheria poetria haben wir 16 Distichen (AL. 390 PLM. 6,
361), worin sie eine Menge Beispiele von Unvereinbarem anfährt, um zum
Schluß zu versichern, auch Eucheria würde mit einem rusticus et servus
sich nicht vereinigen. Auf Gallien (die Eisenwerke bei Langres) weist hin
V. 9 Lenconico (Lingonico) aere. Da v. 31 von Iulianus Tolet. (A. 6) an-
geführt wird, so ist ein Zusammenhang zwischen beiden wahrscheinlich.
3. Von Eugenius, Bischof von Toledo J. 646—667, besitzen wir Ge-
dichte im epischen und elegischen Maß, sowie im trochäischen, iambischen
(Trim.) u. sapphischen, neben Anwendung von Reim, Epanalepsis, akrosti-
chischer und telestichischer Form, ja sogar Worthalbierung (Ebbet, LdMA.
I9, 603). Seine Überreste herausgg. von Siemond (Par. 1619), zuletzt bei
Miqhk 87, 347. Einige bisher unbekannte Rätsel u. dgl. des Eugenius bei
JHuemer, Wien. Studd. 5, 167. 6, 324. Vgl. § 475, 4. Bestritten ist ob von
ihm herrührt das Gedicht de philomela, AL. 668 PLM. 5, 368. Vgl.
§ 23, 3. Riese ebd. 2, p. 116 not nebst p. xxxvi f. und Heidelb. Jahrbb.
1871, 587. — Im allg. MManitiüs, RhM. 44, 548.
4. Isid. ill. 33 Maximus Caesaraugustanae civitatis episcopus (kurz
vor J. 692, f 619) multa versu prosaque componere dicitur. scripsit et brevi
stilo historiolam de his quae temporibus Gothorum in Hispaniis acta sunt,
historico et composito sermone. sed et multa alia scribere dicitur, quae nee-
dum legi. Was aber unter dessen Namen zB. bei Migne 80, 618 steht, ist
Fälschung. Vgl. HHebtzbebo (s. § 496, 4) 66. Vgl. § 484, 4.
5. Ildkfons. ill. 12 Braulio (f 661) f rater Ioannxs in Caesaraugusta
decedentü adeptus est locum. . . clarus . . quibusdam opuscülis. scripsit
vüam Aemiliani cuiusdam monachi. . . habuit sacerdotium ferme XX annis.
. . duravit in regimine temporibus Sisenandi, Chintilae, Tulganis et Chinda-
suinihi regum. Vgl. § 496, 1. 7. Seine Schriften (44 Briefe, vita Aemiliani,
Acta de martyribus Caesarangustanis) zB. bei Miqne 80, 649.
6. Iulianus, Bischof von Toledo J. 680 — 690, Verfasser eines Pro-
gnosticon futuri saeculi ad Idalium (Bischof von Barcelona) sive de prae-
8cientia futuri saeculi libri III, einer Demonstratio sextae aetatis s. de
Christi adventu ad versus Iudaeos libri III, gerichtet J. 686 an den König
Ervig (J. 680—687), einer Historia de Wambae (oder Wambanis) regia Go-
thorum Toletani expeditione (J. 678; Ebbet, LdMA. la, 604), einer Vita Ilde-
fonsi Toletani, seines Vorgängers (s. § 496, 6) u. a. (Fabhic, bibl. lat. med.
et inf. aet. 4, 198), zusammengedruckt bei Migne 96, 427. Iuliani ep. Toi.
1292 Siebentes Jahrhundert.
ars grammatica, poetica et rhetorica . . nunc priuram edita, Rom 1797.
Auszüge daraus in Keil's GL. 6, 817 nebst HHaoeh, anecd. Helv. p. cciv.
Die Ars verläuft teilweise in Frage und Antwort und schließt sich meist
wörtlich an Donatus, Maximus Victorinus, Mallius Theodorus, Pom peius an.
Auch Audax und Isidorus werden schon angefahrt Eni. aO. p. 313.
7. Gleichfalls bald nach Isidor (welcher p. 682, 19 angeführt wird) yerfaßt
ist die Schrift eines Unbekannten de dubiis nominibus, wohl hauptsächlich
auf die gleichbetitelte des Flavius Caper zurückgehend (§ 343, 3), mit yielen
Zutaten, namentlich auch Belegen aus christlichen Schriftstellern (zB. Sido-
nius, Sedulius, Avitus, hist. Apollonii [§ 489], Yen. Fortunatue, Dynamias
[§ 491, 12], vgl. auch p. 580, 27 ut ad Frontonium discipuli 'numquid in
sola heremo castitas usw.'). Herausgg. zuerst von MHaupt (an s. Ausg. tob
Ovid. Hai. etc. 1838, p. 74), dann von VLbclerc, FWOtto (Gießen 1860),
zuletzt in Kbii/s GL. 5, 571, Tgl. ebd. 567. Vgl. auch RPeiper, JJ. SuppL
11, 297; Tor s. Avitus p. lh.
8. Aus s. VIl(— VIII) ist der codex Salmasianus, s. § 476, 1. Über
den cod. Coloniensis (Darmstad.) s. VII s. § 379, 4. 408, 6. Über andere
s. § 433, 6. 434, 9. 11. ,
496. Die bedeutendste Gestalt dieses Jahrhunderts ist der
letzte Literator des romischen Reiches, der charaktervolle und
fleißige Bischof von Sevilla, Isidorus (um 570—636), der bei
wenig Sachkenntnis und Urteil doch die Erhaltung und Ver-
breitung der alten Literatur sich eifrig angelegen sein ließ und
durch seine Werke einer der einflußreichsten Lehrer des Mittel-
alters geworden ist. Von seinen zahlreichen Schriften geschicht-
lichen, grammatischen und theologischen Inhalts ist die wich-
tigste seine weitschichtigen Etymologiarum (Originum) libri
XX, welche er unvollendet hinterließ, durch die Mannigfaltig-
keit ihres Inhaltes und die Benützung untergegangener alter
Quellen, besonders des Suetonius. Auch seine Schrift de natura
rerum hat im Mittelalter eine große Rolle gespielt.
1. Praenotatio librorum d. Isidori a Branlione Caesaraognstano epi-
scopo (§ 495, 6) edita: Isidorus . . Hispalensis ecclesiae episcopus, Ijeandri
(§ 494, 1) episcopi suecessor et germanus. floruit a tempore Mauritii tmp.
(J. 582—602) et Eeccaredi regis. . . vir in omni loadionis genere formatus.
. . edidit libros differentiarum II (Synonymik, 253 Artikel, außerdem de
diff. spiritalibus 36 Artikel). . . prooemiorum librum unum (kurze Inhalts-
angabe der Schriften des N. T.). . . de ortu et obitu patrum librum unum.
. . ad germanum suum FtUgentium episcopum Ästigüanum officiorum Ubros II
(liturgisch). . . synonymorum libros II (s. soliloquia, Tgl. Ildbf. ilL 9 librum
lamentationis , quem ipse synonymorum vocavit; Ebbet, LdMA. 1*, 695). • .
de natura rerum ad Sisebutum regem librum unum, in quo tarn de ecclesiasU-
corum doctorum quam etiam de philosophorum indagine obscura quaedam de
dementia absolvit (s. A. 6). de numeris librum I (vgl. MCantob, mathemal
§ 496 Isidorus. 1293
Beitr. zum Cultnrleben, 1863, 277). . . de nominibus legis et evangdiorum
librum L . . de haeresibus librum L . . sententiarum libros III, quos floribus
ex libris papae Gregorii moralibus decoravit chronicorum a principio mundi
usque ad tempus suum librum I (s. A. 3). . . contra Iudaeos (A. 8 E.) postu-
lante Fhrentina germana sua . . libros IL . . de viris iUustribus librum
unum, eui nos ista subiunximus (s. A. 6). monasticae regulae libr. L . . de
origine Gothorum et regno Suevorum et Wandalorum historia librum I
(A. 4). quaestionum libros IL . . etymologiarum codieem nimia magnitudine,
distinctum ab eo titulis, non libris. quem quia rogatu meo fecit, quamvis
imperfectum ipse reliquerit, ego in XX libros divisi. . . ibi redundans dt-
versarum artium elegantia, übt quaecunque fere seiri debentur restricta col-
legit (s. A. 7). sunt et alia huius viri multa opuseüla et in eeclesia dei
muUo cum ornamento inscripta. quem deus post tot defectus Hispaniac no-
vissimis temporibus suscitans, credo ad restauranda antiquorum monumenta,
ne usquequague rusHcitate veter asceremus, quasi quandam apposuit destinam.
. . quo vero flumine eloquentiae . . Acephalitarum haeresim confoderit syno-
dalia gesta coram eo Hispali acta declarant. . . obiit temporibus Heradii
imperatoris (J. 610—641) et christianissimi Chintüani regit (der Westgoten
J. 636 — 640; vgl. AL. 494 PLM. 5, 363). Ildefons. vir. ill. 9 (Isid. opp.,
Paris. 1601, p. 737): floruit temporibus Reccaredi, Liuvanis, Witterici, Gun-
demari, Sisebuti, Svinthüani et Sisenandi regum annis fere XL tenens pon-
tificatus honorem. Vgl. Ebert aO. ls, 588.
2. Die Aafzählung der Schriften des ls. durch Braulio (A. 1) scheint
in der Hauptsache zeitlich zu sein; wenigstens stehen die unvollendeten
Etymologiae (oder Origines) am Schiasse, und nach Fächern ist sie nicht
geordnet Auch hier nicht aufgezählte Schriften haben sich erhalten, s.
die Ausgaben.
8. Die Chronik schließt sich nach der praef. an Iulius Africanus,
Easebius-Hieronymus und Victor Tunn. (§ 484, 3 f.) an. . . horum nos tem-
porum summam ab exordio mundi usque ad Aug. Heraclii et Sisebuti Go-
thorum regis principatum (bis J. 615) quanta potuimus brevitate notavimus,
adidentes e Uttere descendentem lineam * temporum , cuius indicio summa
praeteriti saeculi cognoscatur. Die Einteilung nach sechs 'Weltaltern, ent-
sprechend den sechs Schöpfungstagen, ist Augustin nachgebildet (Ebbbt
aO. 598. HHertzbkbo aO. 15, 289. MBüdinoek in Sybel's hist. Zeitscbr.
7, 114). Diese Chronik ist in zwei Fassungen erhalten, einer kürzeren und
einer ausführlicheren. Da cod. Par. s. IX als den Verfasser der kürzeren
einen Mellitus nennt und die ausführlichere, spätere deren chronologische
Summier ung am Schluß aufgenommen hat, so ist wohl anzunehmen daß
der erste Entwurf von Mellitus im Auftrage Isidor's gemacht wurde, den
dieser ungenügend fand und dann durch eine eigene Arbeit auf Grund der
gleichen Materialien ersetzte (AvGutschmid). Vgl. A. 4. Außerdem steht
ein kurzer Auszug aus der Chronik in den beiden letzten Kapiteln von B. 5
der Origg. und ist verfaßt J. 627. Vgl. Ebert aO. ls, 598. HHebtzbero,
die Chroniken des Isidor, Forsch, z. deutschen Geschichte 15, 280.
4. Die Historia Gothorum, Vandalorum et Suevorum ist in zweierlei
Fassungen durch die Handschriften (HBebtzbebg S. 8—16) überliefert, eiuer
1296 Siebentes Jahrhundert
in der Sprache und in den Quellenangaben unzuverlässig ist der
sogenannte Geograph us (Anonymus) Ravennas, dessen Grund-
lage, eine griechische Erdbeschreibung, wohl aus dem Ende
des siebenten Jahrhunderts stammt. Diesen Schriften welche
eine eigentümliche Mischung von Wahrheit und Dichtung zeigen
sei zugesellt der Grammatiker Virgilius Maro, dessen Arbeiten
Einblick gewähren in eine Welt schrullenhafter grammatischer
Speculation, welche alles geschichtlichen Sprachbewußtseins bar,
wahrend das Latein schon in voller Auflösung sich befand und
die romanischen Sprachen sich zu gestalten begannen, den Mut
hatte aus der eigenen kümmerlichsten Beschranktheit heraus
die Sprache zu regeln und zu meistern.
1. Aethicue. Sein Werk giebt sich nach der Überschrift als EdicLi
Aethici philosophi eosmogr aphi. Dieser Aethicus (dh. Ethicas = philosophus)
nach c. 2 Histriae regione sophista claruit primusque Codices suos cosmogra-
pJiiam nuncupavit. Ursprünglich sei es griechisch geschrieben, aber von dem
Kirchenvater Hieronymus in einen lateinischen Auszug gebracht, der Verf.
stellt sich als habe er selbst gesehen was er erzählt: Alles schwindelbafte
Behauptungen. Widerlegt werden sie schon durch die Anfährung (c. 1 1 f.)
des Bischofs Alcimus Avitus, f um 526 (§ 474, 5), und andere geschichtliche
Beziehungen, namentlich auch dadurch daß darin Isidor's origg. sehr btark
ausgebeutet werden. ELRoth, Heidelb. Jahrbb. 1855, 103. Benützung des
Trogus Fompeius (durch Vermittlung des Cassiodor?), s. FRühl, Verbreit,
des Iust 6. Fredqgar (bei Wuttkk aO. s. lv) meint dieses Werk wenn er
den Hieronymus als Quelle für die angebliche Abstammung der Franken
von den Trojanern bezeichnet Vgl. ELüthukn, fränk. Trojasage (1875) 22.
Daraus ergiebt sich ungefähr die Abfassungszeit, womit die große Rolle
stimmt welche durch das ganze Buch die Turchi spielen: es ist offenbar
geschrieben unter dem frischen Eindruck der Herauslassung der Türken
aus den kaspischen Toren durch Heraclius (J. 626), welche bis in das fernste
Abendland Entsetzen erregte, weil man darin die dem jüngsten Tage vor-
ausgehende Entfesselung von Gog und Magog sah (AvGutschmid).
2. Beste Hs. Vat-Reg. 1260 s. IX (Bethmann in Pertz Arch. 12, 314).
— Ausgaben von d'Avkzac in den Mem. de l'acad. des inscr. 19 (Par.
1852), 230 und von HWuttkb, Lpz. 1863 (136 S.), mit einer Einleitung
(cxxxin S.), darin eine (auch besonders herausgegebene) Abb. über die Echt-
heit der Eosmogr. des Istriers Aithikos. Vgl. dazu CLRoth, Heidelb. Jahrbb.
1854, 269. 1855, 100. Eunstmann in d. Münchner gel. Anz. 1854, 249.
CAFPkrtz, de eosmogr. Ethici libri III, Berl. 1853. — Über eine andere
sog. r Aethici cosmographia' s. § 453, 5 vM.
3. Überschrift des Geographus Ravennas im Urb.: ehosmographyn,
ygl. 1, 18 lectionem nostram cosmographiae exactionem facientes, 4, 31 Ba-
venna nobilissima in qua licet idiota ego huius cosmographiae expositor
Christo adiuvantc genitus sum. Anrede: mi frater carissime (p. 1, 11 P.)»
Odocare (p. 32, 1). Mommben aO. 116: cdie Eosmographie (des Geograpbna
§ 497 Aethicua Ißter. Geograph™ Ravennaa. 1297
Ravennaa) ward am Ende des Vif. Jahrhunderts in Ravenna (von wo auch
der Vf. gebürtig war, 8. o.) in griechischer Sprache (vgl. dafür AvGutschmid,
RhM. 12, 438) abgefaßt, nicht lange nachher in einer erweiterten Gestalt
gleichfalls griechisch bekannt gemacht, alsdann die erste Fassung etwa
saec. IX ins Lateinische übersetzt und zu irgend welcher Zeit ebenfalls die
zweite, welche Guido von Pisa J. 1118 excerpiert hat. Im Wesentlichen
ist das Werk also eines der wenigen Uterarischen Erzeugnisse des Occidents
aus dem VII. Jahrhundert, dessen ganze Barbarei es atmet; aber die Masse
der darin aufbehaltenen geographischen Notizen gehört nur zum kleineren,
vielleicht zu einem sehr kleinen Teile, dieser Zeit an. Das Buch enthält
außer den karolingischen Einschiebseln eine Menge Angaben aus einer
römischen Landkarte des dritten Jahrhunderts'.
4. Die Quellen des G. R. zerfallen in zwei Klassen. Die eine umfaßt
eine Unzahl schwindelhafter römischer, griechischer, ägyptischer (Cynchrin
et Blautasin), makedonischer (Livanium, Hylas et Aristarchum), illyrischer
(Probinum et MarceUutn atque Maximum, Probinus und Marcellinus heißen
die Gonsuln des J. 342), gotischer {Aitanaridum, Eldevaldum, Marcumirum)
sogen, philosophi. Da treten die merkwürdigsten Gewährsmänner auf, so
außer den genannten zB. p. 174, 14 de qua patria subtüius agunt supra
seriptus PentesiUus et Marpesius atque Ptolomaem rex . . philosophi (vgl. die
Amazonen Penthesilea und Marpessa und Iobd. get. 49. 67), und die oft
zusammengenannten Arbitio et Lollianus (so heißen die Gonsuln des J. 366)
atque Castorius Romanorum philosophi. Lollianus und Gastorius werden
auch als cosmographi bezeichnet, letzterer, der besonders häufig genannte,
auch als Romanorum cosmographus (§ 412, 6). Diese Erdichtungen dienen
dazu um die Armseligkeit zu bemänteln womit der Verf. fast allein aus
einer einzigen Quelle (einer kreisförmigen Landkarte) schöpft. Die zweite
Klasse der Quellen ist ernsthaft und zuverlässig. Der Verf. nennt von
griechischen Theologen Athanasios aus Alexandria, Basilios aus Caesarea,
Epiphanios aus Cypern, und den miser oder miserrimus oder nefandissimus
Porphyrius; von römischen Schriftstellern Orosius (p. 60, 16. 420, 11 P.),
Iordanis (§ 486, 1), S. Gregorius (p. 169, 8) und sanctus Ysidorus Ispalensis
(p. 13, 8). Das Original war also nach Isidor's Tod (f 636) verfaßt, auch
nach J. 678 wegen p. 186, 3 ff. und weil p. 248, 7 die brundisische Pro-
vinz noch Calabria heißt. Die Bezeichnungen iuxta, desuper u. dgl. gelten
nicht der wirklichen Lage der örter, sondern dem Platze welchen sie
auf der vom Verfasser abgeschriebenen Karte einnahmen. Mommbbn aO.
97. 116 f.
6. Handschriften: Paris. 4794 s. XIII/XIV, Vatic-Urbin. 961 s. XIII,
ßasiL s. XIV/XV. Über Beurteilung und Wertung der Hss. s. JWKubitschbk,
Herrn. 22, 471. Ausgaben von PPobchbbon (Par. 1688), JGbonov (an 8.
Mela, 1696), AGbosov (1722), bes. aber von MPindsb und GPabthst, Raven-
natis anonymi cosmographia et Guidonis geographica (darin, verfaßt in
Pisa J. 1118, hat Guido stark den G. B. benutzt, s, A. 3) ex libris niss. ed.,
Berl. 1860. — Mommbbn, Lpz. SBer. 1861, 80. GBdbBossi, il cosmografo
Ravennate e gli geografi citati da lui, Rom 1862. MPinder, die Kosmogr.
des G. R., Berl. MBer. 1863, 636. Md'Avbzac, le Ravennate et son expose*
cosmographique, Rouen 1888. A Jacobs,' de Gallia ab anonymo Rav. descripta,
TiumL-ScKWABB, Rom. Lü.-Getoh. 6. Aufl. 82
1298 Siebentes Jahrhundert.
Par. 1858. GParthky, Ägypten beim G. R. (Abh. d. Berl. Ak. 1868, IIB);
die Erdansicht des G. R. (Berl. Mßer. 1859, 627); Geogr. Rav. beim Ricco-
baldus Florariensis (Herrn. 4, 134). WTomaschrk, ZfÖG. 18, 709. ESchwkdkr,
d. Weltkarte des Kosmographen v. Ray., Kiel 1886 (dazu DDetlbfsbn-,
BerlphWschr. 1887, 107); Herrn. 24, 602. KMielbr, die Weltkarte des
Castorius, Ravensb. 1888, 40.
6. Kosmographie in Versen (Versus de Asia et de universi mundi rota)
von einem Burgunder des 7. Jahrb., in 129 rhythmisierenden troch. Tetram.
(tristichisch), nach Ism. origg. 14, 3 ff. GHPkrtz, eine fränkische Eosmo-
graphie des 7. Jahrh., Abh. d. Berl. Ak. 1847. Ebert, LdMA. 1», 610.
7. Von Vir g Mus Maro sind (nicht ganz vollständig) erhalten epi-
tomae XV (I de sapientia, II de litter a, III de syllaba, IV de metris, V de
nomine usw. XIII de scinderatione fonorum usw., XV de catalogo grammati-
corum). Außerdem (nur durch den Neap. , A. 9) acht Briefe gramma-
tischen Inhalts (de nomine, de pronomine, de verbo usw.; Tgl. p. 107, S Hükmer
quia orationis partes octo sunt, oeto guoque in uno licet epistolas volumine
digerere dispono) mit einer Vorrede (Virgilius Maro Iulio Germano dia-
cono 8.): darin citiert der Verf. mehrfach seine epitomae zB. p. 107, 6 quod
etiam in XV epistolarum (? epüomarum) Africam missarum volumine ad
Fabianum, puerum meum peritissimum ac docÜlimum tunc gentüem, nunc
autem fidelem baptismate purificatum, eodem scribendi more fecisse memini ;
p. 121, 8 ego ipse in epitomis ter quinis numero proprium pronomini in-
dixerim opusculum. 131, 25. 148, 12 (ego in epitomarum opere). 149, 19.
156, 10. 169, 15. In den epp. p. 175, 11 citiert Virgilius noch ein anderes
seiner Werke: illud (exemplum) quod et ego hesterno feeeram anno cum
librum de mundi creatione commentatorium adversus paganos ediderim, cuius
principium est usw. AMai aO. hat ihm auch den oben § 229, 2 genannten
fpaedagogus Virgilii' zugewiesen (unwahrscheinlich schon wegen der quan-
titierenden Verse , A. 8 E.). Virgilius nennt die Gallier seine Landsleute
(p. 137, 27 multi nostrorum maxime Gallorum, 30 in quibusdam Gallorum
nostrorum scriptis) und Abbo Floriacensis (f J. 1004) nennt ihn nach Tou-
louse bei AMai, class. auctt. 6, 349: scripulus appenditur XVI granis lentis,
licet Virgilius Tolosanus in suis opuscülis (in einer nicht erhaltenen Schrift)
asser at pensari XVIII granis hordei usw. Damit stimmt gut p. 8, 13 de
potestate (literarum) . . bigerro (— südgalÜBch; vgl. die Begerri, Bigerriones,
heute la Bigorre) sermone clefabo. (In der Überschrift deB fragm. Mediolan.
s. XI p. 100 H. heißt er Virgilius presbyter Hispanus). Zur Zeitbestimmung:
der von Ennodius verhöhnte, also um die Wende des 5.-6. Jahrh. lebende
Virgilius (§ 479, 8 Z. 4) ist wohl zu früh als daß er für unseren Grammatiker
gehalten werden könnte. Dagegen weist Aldhelmüs (f J. 709, $ 500, 2)
p. 95 GileB deutlich hin auf Virq. epp. p. 121, 9—11; LTraube, Herrn. 24,
647, ferner citieren ihn Baeda, Petrus, Clemens Scotus u. a. (s. die Nach-
weisungen in Hueheb's Ausg.; vgl. HHagen, anecd. Helv. 188 und ebd. cvr).
Die Excerpt-Hs. zu Nancy ( AColugnon , rev. de phil. 7, 13) ist schon aus
b. VIII(— IX), andere (A. 9) aus s. IX.
8. Inhaltlich fällt zunächst die lächerliche Schwindelei auf welche
VirgiPs Schriften durchzieht: sie strotzen von den albernsten und abge-
schmacktesten Erfindungen und überbieten noch Dictys, Dares, Fulgentius,
§ 497 Virgiliua Maro grammaticus. 1299
den Aethicus and den Ravennaten. In jener Zeit des Schwindels, als die
Kirche auf Mirakel eifrigst ausging und sie fand weil sie danach suchte,
lag €8 in der Luft auch die nüchterne Grammatik dadurch annehmlicher
zu machen. Im catalogus grammaticorum (A. 7 Z. 3): primus fuit quidam
senex JDonatus apud Troiam, quem ferunt müU vixisse annos. hie cum ad
Bomulum . . . venisset, IUI continuos ibi annos fecit scolam construens et
innumerabüia opuscula reUnquens . . . fuit itidem apud Troiam quidam
Virgüius eiusdem Donati audäor . . . qui LXX Volumina de ratione metri
8criben8 et epistölam ad Virgilium Assianum missam de verbi explanaUone.
Tertius Virgiliua ego. Virgüius Assianus . . scripsit librum nobüem de XII lati-
nitatibus (nämlich die usüata, assena, semedia, numerosa, metrofia, lumbrosa,
sincoUa usw;) . . . erant praeterea tres Lucani, unus in Arabia, alius in
India, tertius in Afriea, quos Aeneas mens (der sehr häufig genannte Lehrer
des Virgiliua) praeeeptores habuit . . . in quibus repperit quod vir quidam
Maro fuerit prope diluvium cuius sapientiam nulla narrare secuta potebunt.
unde Aeneas cum me vidisset ingeniosum hoc me voeabulo wssit nominari
dicens *hic filius meus Maro voedbitur quia in eo antiqui Moronis Spiritus
redivivit9. Der Verf. nahm in seiner Jugend teil an einem conventus gram-
maticorum qui non minus quam trienta in unum positi . . . multa quaesivere
(p. 49, 17), der Grammatiker Mitterius kommt senex (et valde senex) Nachts
zu ihm, um ihn zu belehren (p. 114, 17) , er beruft sich auf die scolae Ita-
licae totae Africanaeque et in quaeumque polt parte positae latinae (p. 80, 24).
Vierzehn Tage und Nächte streiten die Grammatiker Galbungus und Te-
rentiuB über den Vokativ von ego (p. 123, 16); ebenso fünfzehn Tage und
Nächte Regulus Cappadocus und Sedulus Romanus insomnes et indapes tribus
mil(ityibus utrimque sumptis über die Inchoativa, wobei es fast usque ad
gladiorum conflictum kam (p. 138, 24). In diesem Irrgarten der Thorheit
begegnen uns lauter sonst unbekannte Gewährsmänner: die einen tragen
freilich wohl bekannte Namen, wie Aeneas, Cato, Cicero, Donatue, Homerus,
floratius Flaccus, Lucanus, Propertius, Quintilianus, Terentius (§ 482, 2),
Varro (§ 169, 2 Z. 16), aber daß dies nicht etwa von deren berühmten
Trägern entlehnte Namen wirklicher Personen sind zeigt zB. p. 165, 10
astipuletur mihi in hoc Mevius, vir in carminibus dulcissimus, de quo illud
praecentum est x qui favum mellis non amat, odit tua carmina, Mevi9, wo-
mit auf den bekannten Tadler Virgil's und des letzteren Vers ecl. 3, 90
Qui Bavium non odit amet tua carmina, Mevi angespielt wird. Außerdem
andere Quellen, wie Balapsidus, Bregandus Lugenicus, Falanges Lacedae-
monicus, Fassica femina, Gabritius, Galbungus, Glengus, Mitterius Spa-
nienaie usw. Die grammatische Lehre des V. ist kindisch und in ihrer ge-
spreizten Wichtigtuerei erst recht läppisch (vgl. zB. die Bemerkungen über
Geheimsprache p. 76. 77. 173. 174). Immerhin verdienen diese Schriften
volle Beachtung als Sprachdenkmäler aus der Zeit der Romanisierung des
Lateins. Nicht nur viele von V. verwandte Wörter in ihren Formen und
ihrem Gebrauch, sondern auch eine Anzahl der Theorien Virgil'8 beruhen
auf dem damaligen verwilderten Zustand des Provinziallateins , wie auch
die bei ihm vorkommenden Verse nicht mehr quantitierend gebaut sind,
sondern rhythmisch mit Hiatus und Assonanz oder Reim.
9. Handschriften: Paris. 13026 s. IX, Neapol. IV. A. 34 b. X
82*
1300 Siebentes Jahrhundert.
(ThStangl, WschrfklPh. 1884, 1469), Ambian. 426 s. X (MHebtk, de Virg.
Mar. gratnm. epit. cod. Amb., Bresl. 1888); dazu Bruchstücke Vindob. 19556
g. IX (JHübmeb, Wien. SBer. 99, 529), Angel. 6, 3, 22 8. X, Auszüge u. a.
(s.A. 7E.). — Ausgaben: erste von AMai, class. auctt. 5, 1 (vgl. appendix ad
opera ab AMjjo edita p. 118. 161); dann bes. Virgilii Maronis grammatici
opera ed. IHuembr, Lps. 1886. — Zur Beurteilung, Erklärung, Sprache,
Textkritik usw.: FOsann, Beitr. z. gr. u. röm. Litgesch. 2, 125. AFOsaxav,
oeuvr. compl. 4 (1855), 483. HKeil, de gramm. quibusd. lat inf. aet., Erl.
1868, 6. WMkybb, Münch. SBer. 1882, 74. JHubhbr, Wien. SBer. 99, 609
u. die Anhänge s. Ausg. AkEbnjojlt, de Virgilio Mar. gramm. Tolosano,
Par. 1886. PGkyer, ArchflatLexikogr. 2, 26. JMStowasseb, ZfÖG. 34, 211.
511. 38, 122. KSittl, JB. 1889 2, 71. ThStahgl, WschrfklPh. 1890, 641.
667. 698. 823. — Ober die in mancher Besiehung sich mit dem Gramma-
tiker Virgilius berührenden Hisperica famina u. a. s. § 476, 1.
498. Auf der Grenze des Altertums und Mittelalters, zwi-
schen dem sechsten und achten Jahrhundert, entstand eine An-
zahl von Übersetzungen griechischer Werke ins Lateinische,
besonders naturwissenschaftlichen und medizinischen Inhalts. So
wurden übertragen namentlich Schriften des Euklid, des Philon
und Heron, des Hippokrates, Dioskorides, Soranos und Galenos,
von Späteren des Oribasios und Alexander aus Tralles. Durch
diese zum Teil eigens für die germanischen Stamme angefertigten
Übersetzungen wurde der Zusammenhang der Studien zwischen
Altertum und Neuzeit, Romanen und Germanen, aufrecht
erhalten.
1. Übersicht der schon in der Zeit des Cassiodor vorhandenen lat.
Übersetzungen bei Oassiod. inst. div. 31; s. oben § 55, 3. 463, 7. Diese
Übersetzungen waren im Gebrauche der italienischen und fränkischen Ärzte,
dann der salernischen Schule, lange vor den arabischen Übersetzungen.
2. Übersetzung des Euklid, s. § 379, 5. — Aus Philon's wsvpccxt**
(Über Philonis de iogenÜ9 spiritualibus) ein Stück, über die Bewegung des
Wassers in Röhren, in lat. Übersetzung (nach dem Arabischen) hrsgg. von
VEosb, anecd. graecolat. 2 (1870), 299. Vgl ebd. 283. Die einzige hydrau-
lische Abhandlung aus dem Altertum. — Von Heron's Katoptrik eine (wohl
sehr abkürzende) lat. Übersetzung (Überschrift Über Ptolomei de speculis)
hrsgg. von VRosb, ebd. 2, 817. Vgl. ebd. 290.
3. Übersetzungen einiger der berühmtesten hippokratischen Bücher,
bes. der ayoQiopot, nQoyvcouxixa (im Ambr. G 108 inf. s. IX, HKuhlewelm,
Herrn. 25, 123), icsql dtalxrjg o{fW, icbqI diq&v vddtmv toxmv. So **pi 9icUxt\$
B. 1 übersetzt (s. VI) im Paris. 7027 (nebst *e?l sß$o(ucSa>p), und B. 2 im
SGall. 762. Besonders häufig ist in alten Hss. ein medizinisches Sammel-
werk in fünf Buchern, unter dem mißverständlichen Titel Oribasii de sim-
plicibus libri V hrsgg. von JSchott (Straßb. 1538); dann mit irriger Über-
tragung des Anfangstitels auf das Ganze ah Dynamidia (Dynameus, dwapemg,
§ 498 Obersetzungen aus dem Griechischen. 1301
de virtutibus herbarum) Hippocratis aas Vaticani s. X u. XII hrsgg. von
AMai, class. auct. 7, 899. Ähnliche Sammlung im BGall. 762 s. IX. B. 1
ein Auszug aus Ps. Apalei de herbiß (mit Voranstellung der lat. Pflanzen-
namen); B. 2 (im SGall. 762 B. 1: de virtutes herbarum) Dynamidia Hipp/;
B. 8 (SGall.: B. 2t s. p. 72: de erbos galieni et apdUei etc.) wieder de herbis,
aus Galenos and Apuleius (mit Voranstellung der griechischen Namen);
B. 4 eine erweiternde Übersetzung von B. 2 der evitoQioxa (ßucXS) des Ori-
basios, welches selbst ganz ans Galenos entlehnt war. Das Vorwort dazu
ist Ton JSchott irrig dem Ganzen vorangestellt Vgl. § 487 , 4. B. 6 ist
abermals eine (unvollständige) Abhandlang der Simplicia in alphabetischer
Ordnung, schon benfitzt im lateinischen Dioskorides (A. 4). Vollständig
gedruckt ist dieses B. 5 als Galenus de simpl. medicamentis ad Paternianum
in den Ausgaben der Spuria des Galenos. VRobe, anecd.gr. 2, 110 vgl.
ebd. 120 und oben § 880, 2.
4. Die Übersetzung von Dioskorides ist in ursprünglicher, in ver-
kürzter und in alphabetisch angelegter Fassung erhalten (letztere wurde
gedruckt erstmals zu Colle [Toscana] 1478). Aus cod. Monac. 385 s. VIII
ist das erste Buch abgedruckt von KHofmahn und TMAuracbeb in
Vollmoller's roman. Forschungen 1, 49. Dazu HRobnsch, ebd. 1, 413. Der
lateinische Bearbeiter hat auch Zusätze gemacht, aus dem angeblichen
Oribasius (B. 6, s. A. 3), Ps. Plinius, Apuleius de herbis. VRose, anecd.
2, 113. 119, A. 2.
5. Galkn's therap. ad Glauc. (tot nQog riavucova frsQccntvzirLd in zwei
Buchern, auch Gal. de febribus oder de curatione febrium genannt) wurde
in lat. Übersetzung lange gebraucht, eine der Hauptquellen des Garipotus
(saec. XI, salernische Schule). Vgl. A. 3 gE. — Über die Übersetzung des
Soranos durch Aurelianus s. § 463, 1 ; des Pelagonius § 463, 6.
6. Das Hauptwerk (in 12 BB.) des unter Justinian lebenden berühmten
Arztes, Alexander von Tralles, welches die Krankheiten vom Kopfe bis zu
den Füßen (mit Ausschluß der Chirurgie und der Frauenkrankheiten) ab-
handelt (mit den übrigen Schriften hrsgg. in ThPuschmahn'b Alex. v. Tralles,
Wien 1878 f. II; dazu Nachtrage in d. Berl. Studd. f. Philol. 5, 2), nebst
desselben Schrift über das Fieber ist, in drei Bücher zusammengedrängt,
sehr bald, wohl noch im 6. Jahrhundert, ins Lateinische übersetzt worden.
Handschriften zu Montecassino s. IX/X, Angers s. X/XI und sonst, gedr.
Alexandri yatros practica, Lyon 1604 (dann Pavia 1620, Ven. 1622). Pubch-
mahh aO. 1, 91. 99. Aus dieser lat. Übersetzung ist B. 6 des Ps. PI in. de
medic. entlehnt, s. § 411, 2.
7. Aas dem Griechischen (nach Ialius Africanus § 881, 1; aber mit
tollen Mißverstandnissen, zB. confixus est sol ab Acheis — tjXm "Iltov v*
'A%aiä>v, Cemenelaus -* xai MeviXctog usw.) sind in ein verwildertes Latein
übersetzt die seit Scaliger (Euseb. p. 68) so genannten 'excerpta latina
barbari', für Geschichte und Zeitrechnung sehr wichtig. Eine (spätere) Rand-
note der Hs. nennt das Werk Chronica Georgii Ambionensis episcopi vel,
sicut alii dicutU, Victoris Turonensis episcopi i ob diese Angaben Glauben
verdienen ist um so zweifelhafter als die genannten Persönlichkeiten sonst
unbekannt sind. Einzige Hs. Paris. 4884 s. VII/VIII. Nach einer Abschrift
1302 Siebentes und achtes Jahrhundert.
derselben, jetzt in Hamburg (CFkick, BhM. 43, 123), hrsgg. von JScjlligrb aO.
Dann bes. von A Schöne, Euseb. chron. I (Berl 1875), append. 6. Vgl.
CFhick, Beitr. z. griech. Cbronol. u. Lit. -Gesch., Höfter 1880, 7. KTrubbb,
Göttinger gel. Anz. 1880, 49. HGblzbr, Iul. Africanus 2, 1 (1885), 316.
GAnagnobtopulos, negl tijg lauvixrjg initoprjs tov ßaqßaQQv, Jena 1884.
499. Nach Geist und Sprache gehört schon ganz dem Mittel-
alter an das unter dem Namen des Fredegarius scholasticus
gehende Werk, welches für die Geschichte der ersten Hälfte des
siebenten Jahrhunderts sachlich unschätzbar ist. Der von drei
Verfassern allmählich zu stände gebrachte * Fredegar * fand im
achten Jahrhundert mehrfache Fortsetzung. Unabhängig von
Fredegar wurde im J. 727 der Stoff seines Werkes weitergeführt
in den sog. Gesta Francorum, deren Latein zwar weniger bar-
barisch ist als das Fredegar s, aber desto dürftiger der Inhalt
Neben dieser weltlichen Literatur steht die der Heiligenleben in
fortwährender Blüte.
1. Der Name 'Fredegar' (f Fredegarius scholasticus') steht nirgends
in den Hss., er findet sich zuerst bei JScaligbr 1598 und in CIFjluchet's
antiquitez gauloiseB et francoises 1599. Ein Burgunder (in Avenches) stellt«
im J. 618 ein Geschichtswerk zusammen, welches in Auszügen enthielt
1) über generationis (§ 413, 3); 2) Hieronymus und Idacius (§ 470, 4); 3) bur-
gundische Annalen bis auf das genannte Jahr (reichend bis Kap. 39 des
sog. Fredegar, p. 140, 7 K rasch). Dieses Werk bearbeitete im J. 642 ein
anderer Burgunder, indem er das Vorliegende mit Zusätzen ausstattete,
dann einen Auszug aus Gregorys hist. Franc. B. 1—6 (bis J. 584, die Bog.
historia Franc, epitomata [§ 486, 5 £.], mit fabelhaften, bei Gregor fehlenden,
Einschiebungen Über die Herkunft der Franken, vgl. § 497, 1) hinzufügte,
endlich die musterhaft treue Erzählung von J. 613—642 fortführte (reichend
bis Kap. 90 p. 168, 2 Er.). Dieses Werk überarbeitete um J. 658 ein
Austrasier, welcher es durch einen Auszug aus dem Leben Columban's und
eine Reihe einzelner Ergänzungen vermehrte. Darüber bes. BKrusch aaOO.
(A. 3E.) u. vor s. Ausg. — Fortsetzungen: zunächst eine (c. 91 — 109 med. p. 176,
17 Kr.) im J. 736 verfaßte aus den Gesta Francorum (A. 4) bis J. 720 aus-
gezogene, aber mit sehr wertvollen Einschaltungen und Zusätzen bis J. 735
versehene, welche besonders das karolingische Haus berücksichtigt, dann
zweite Fortsetzung bis J. 752 (c. 109 med. bis c. 117 p. 182, 13 Kr.) mit der
Unterschrift : usque nunc irüuster vir Ghildebrandus comes, avumculus prae-
diclo rege Pippino, hanc historiam vel gesta Fromcorum düigentissime scribere
procuravü. abhine (dritte Fortsetzung c. 118—137 p. 193, 10 Kr. bis J. 767)
ab inlustre viro Nibelungo, ßium ipsius Childebrando itemgue comite, succt-
dat auctoritas. Brbtsiq, de continuato Fredegarii chronico, Berl. 1849.
BKbdsch, NArchfädGesch. 7, 495. Wattbsbaoh aO. I5, 119.
2. Das Werk ringt mit der Darstellung und Sprache, es fühlt
sein Unvermögen lebhaft, aber es ist wahrheitsliebend. Die Erzählung
trägt weltlichen und politischen Charakter, Wundergeschichten fehlen fast
§ 499 Fredegar u. a. 1303
ganz. — Die Sprache ist verwildert: der Vokalismus iat stark zerrüttet,
desgleichen der Gebrauch der Casus (wobei der Acc. und der Abi. die
übrigen überwuchern), der Participien (zB. accus. absoL) usw. usw. Von
Einzelheiten zB. capo truncare, p<mo potebam, volestis vellire, amplexerat usw.
S. die Übersicht bei Kbusoh NAich. 7, 486 und an s. Ausg. p. 557. Die
Hbs. und Ausgg. (außer der von Erusch) verwischen oft diese nur zu echten
Barbarismen. Vgl. oben § 485t 5. 486, 3.
8. Handschriften: Paris. 10910 s. VD/VI1I, die wichtigste und die
Quelle aller übrigen; außer anderen Abweichungen finden sich in diesen
hinzugefügt zB. Hilarianus de euren tempp. (§ 442, 1) oder Daretis Frigii
historia de origine Francorum (§ 471, 4E.) und die Fortsetzungen Fredegar's
(A. 1). Kbubch, NArch. 7, 249 u. vor s. Ausg. — Ausgaben: die von
ThRuhcabt an dessen Greg. Tur. (§ 486, 8, daraus Mione 71, 605) und jetzt
bes. : Fredegarii et aliorum chronica. Vitae sanetorum. Ed. BKbusoh, Hannov.
1888 («■ Mon. Germ. hist. Soriptt Meroving. Bd. 2). — Deutsche Über«
setzung von OAbkl, Berl. * 1876 (Geschichtschreib, d. deutsch. Vorz. Bd. 11).
— FZabnokb, Lpz. SBer. 1866, 257. HBhosien, Unters, der Quellen z. Gesch.
Dagoberte I (Gott. 1868) 5. AJacobs, ge'ographie de Fredeg. , de ses con-
tinnateurs et des Gesta Francorum, Par.1 1861. Wattehbach, Deutschi.
Geschichtsq. I6, 100. ELüthqkn, Quellen u. hist. Wert der fränkischen
Trojasage, Bonn 1875, 7. 27. GMohod, rev. cht. 1873, nr. 42; e'tudea sur
les sources de 1'hist. Merov. II, Par. 1885 und besonders B Keusch, die
Chronicae des sogen. Fredegar, NArchxaltdGesch. 7, 247. 421 und vor s.
Ausgabe.
4. Der Verf. der Gesta Francorum oder des über historiae Fran-
corum (am Fredegar v. Keusch p. 215, bei Mione 96, 1421) schrieb J. 727
unter ausschließlicher Benützung des Greg. Tur., wo dieser aufhört, in zu-
sammenhängender Erzählung, dürftig aber zuverlässig, vom Standpunkte
eines Keustrasiers. Brobien aO. 41. Wattenbach 1a, 103. Lüthqen aO. 48.
GMonod, me*m. de la soc. de Fhist. de Paris 3, 219.
5. In fredegarischem Latein ist auch die vita des Stifters von Fön-
ten eile Wandregisil (f ums J. 665) verfaßt. Herausgg. von WArndt, kl.
Denkmäler aus der Merovingerzeit, Hannov. 1874. — Aus derselben Zeit
stammt der Briefwechsel des Desiderius, Bischofs von Cahors 637—660,
erhalten zB. im SQ all. 190 s. IX (epistularum liber domni Desiderii episcopi;
epistulae diversorum ad eundem domnum Dmdcrium), gedruckt bibl. patr.
Lugd. 8, 679. Mione 87, 218.
6. Anfang einer Sichtung des Stoffes der Heiligenleben in LSubius,
de probatorum sanetorum historiis, Köln 1570—75 VI. 2 1676— 81 (VoL VII,
mit Register und Nachträgen, von Mosaxdbb); "Köln 1618 f. XII. 'Turin
1884 flL Dann bes. durch die Bollandisten (die Jesuiten HvRoswmr, JBolland,
DPapsbboch, GHenbcheä u. a.) in den Acta sanetorum (Antw. 1643 ff.), nach
der Ordnung des Kalenders, jetzt über 60 Folianten bis Anfang No-
vember fortgeführt (Suppl. zum Okt. und Register über das Erschienene,
Par. 1875, Register auch in FPotthabts bibl. hist. [Berl. 1862] 575). Dazu
die analecta ßollandiana 1882 fll. (bis jetzt 8 Bände). Daneben die Acta
sanetorum ordinis S. Benedicti von (Luc d'Achkby und) . JMabillon, Par.
1304 Siebentes und achtes Jahrhundert
1668—1701 IX, von der Gründung des Ordens (J. 529) bis zum J. 1100; die
ersten Jahrhunderte von ThRuihabt, Acta primornm martyrum sincera, Par.
1689. Wattenbach, D. Geschichtsq.* 1, 9 f. and ebd. 1, 409 das Verzeichnis
meroyingischer Heiligenleben von BKbusch und Anfang einer krit. Ausgabe
derselben von BKbusch i. d. Mon. Germ, bist Scrr. Meroy. 2, 329 fll. —
Ebebt, LdMA. 1*, 612, vgl. ebd. 201. 381. 449. 572. 640. Vgl. oben § 486, 4.
491, 5. 493, 3, unten 500, 3. Neuerdings darüber Arbeiten von ELeBlakt,
zB. les actes des martyrs, Bupplement aux acta sincera de Ruinart (extr. d.
möm. de l'acad. des inscript T. 30, 2, Par. 1882). Vgl. im allgem. bes.
KJNeumann, d. röm. Staat u. d. Kirche 1 (Lpz. 1890), 274 fll.
500. Schließlich seien aus dem Ende des siebenten und
der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts noch erwähnt einige
angelsächsische Geistliche welche sich um die alte Literatur in
ihrer Weise Verdienste erwarben. So der Metriker Aldhelmus
und der nicht bloß nach dem Maßstab seiner Zeit gelehrte Mönch
und Polyhistor Baeda (Beda venerabilis), sowie die beiden Erz-
bischöfe Tatuinus und Bonifatius, von welchen wir neben an-
derem auch grammatische Schriften besitzen.
1. TWkioht, biographia britannica literaria, Anglo-Saxon period;
Lond. 1842. Ebbet, LdMA. 1', 622.
2. Aldhelmus, Abt au Malmesbury seit 675, f 709 als Bischof zu
Sherburn (Salisbury). Von ihm haben wir 100 Rätsel (vgl. § 449) im Hexa-
meter, welche ihm Anlaß geben die Regeln über das heroische Versmaß
in dialogischer Form vorauszuschicken (zum Teil in wörtlicher Überein-
stimmung mit Audax) und daran eine Übersicht der sämtlichen metrischen
Füße mit Beispielen aus den verschiedenen Wortklassen anzureihen. Dieser
Teil ist zuerst herausgg. v. AMai (class. auct. 5 [1833], 501) v dann (mit
den Rätseln) verbessert nach einem cod. Paris, in Aldhelmi opera ed.
IAGxles (Ozon. 1844) p. 216, unter dem Titel: Epistola ad Acircium sive
Über de septenario et de metris, aenigmatibus ac pedum regulis. Daraus
bei Migme 89a 161. — Mit dieser Anweisung zum Versemachen ist zB. zu ver-
gleichen das (übrigens von Fehlern strotzende) Hilfsbüchlein für Silben-
meBsung (Exempla diversorum auctorum) herausgg. aus Vatic. Reg. 215
s. IX, Paris. 4883 A s. X von HEbil, ind. schol. Halle 1872 und EChatklajb,
rev. de philol. 7, 65. Vgl. ARibsb, RhM. 26, 332. LTraube, RhM. 44, 479.
— Aldhelmus erwähnt auch (p. 540 Mai) das B. 6 seiner Schrift de no-
mine. Außerdem de landibus virginitatis (Migicb 89, 108) sowohl in Prosa
als in (2905) Hexametern (letztere mit akro- und telestiohisoher praefatio
ad Maximam abbatissam), wovon ein Teil handelt De VIII principalibua
vitdis. Seine Verse zeigen eifriges Studium der älteren heidnischen und
christlichen Schriftsteller. Rsdvbbschbid, Suet reliqq. p. 449. Mommsbh,
Solin. p. xxzv und bes. Mahitios aO. Humoristische Schilderung einer Heim-
fahrt in 100 gereimten Achtsilblern. Vgl. im allg. JCabsab, PRE. 1*, 689.
HKeil, de gramm. inf. aet. p. 6. Ebebt, LdMA. 1*, 624. MMaritxus, zu Ald-
helm und Baeda, Wiener SBer. 112, 635. ETbaubb in Rddiger's Schrr. z.
germ. Phil. 1, 43.
§ 500 Aldhelmus, Baeda, Tatuinus.. 1305
8. Baeda (Beda) geb. 674 in Northumberland, Presbyter 704, f 785.
Zahlreiche Schriften (ed. Köln 1688 VIII; ed. JAGilbs, Lond. 1848 f. XII,
in Mxons's patrolog. Bd. 90—95). In gebundener Form Darstellungen der
Geschichte von Heiligen und Märtyrern in Iamben und Hexametern, u. a.
von zum Teil zweifelhafter Urheberschaft. Vgl. EBIhbbks, RhM. 81, 99.
— Unter den geschichtlichen bes. seine historia ecclesiastica gentis Anglo-
ram 5 BB. bis J. 781 (Haupths. Cantabrig. s. VIII. CWSchöll, de eccles.
Brit hiet. fontibus 1851, p. 20) und Chronicon s. de VI huias saeculi aeta-
tibus (von Erschaffung der Welt bis J. 726). Dieser Weltchronik voran-
gegangen war J. 708 die kurze Schrift de temporibus. Rechnung nach
Chr. Geb. -Monumenta historica britannica by Petbib and Shabpe (Lond.
1848) p. 88. Bedae opera historica, ad fidem codd. mss. rec. JStevensoit,
Lond. 1888—41 II. Hiet. eccl. ed. AHoldjsb, Freib. 1882. Hiet. eccl. B. 3
u. 4 ed. by JEBMayob and JRLumby, Cambr. 1878. Wattenbach, D. Ge-
schichtsq. I8, 122. BSimbon, Forschungen z. deutschen Gesch. 19, 97. —
Grammatische Schriften u. a. De VIII partibus orationis, Cunabula gram-
maticae artis Donati resütuta, De sehematibus et tropis (in Haxm's rhett.
latt. min. p. 607, vgl. p. xv), De metrica arte, geschöpft aus älteren Quellen,
zB. Donat und dessen Erklärern, Audax (§ 482, 4), Maximus Victo-
rinus (§ 408, 5), Theodorus (§ 442, 8) u. a., ohne irgend Eigenes hinzu-
zufügen, außer Beispielen der christlichen Dichter, zB. des Paulinus, Prosper,
Sedulius, Fortunatus, Arator, gedr. am besten in Keil's GL. 7, 227; ferner
de orthographia, besonders aus Charisius und Diomedes, Caper und Agroecius
entlehnt mit Zusätzen aus dem kirchlichen Latein, gedr. in Kbil's GL.
7, 261: dagegen gehört der in Pgtschb'b GL. p. 2827 unter dem Namen
Baeda's abgedruckte de orthographia liber (bei Keil, GL. 7, 295) nach Aus-
weis der Hss. vielmehr dem Albinus magister (dh. Alcuin dem Freunde
Karls d. Gr., f J. 804; vgl. AEbbrt, LdMA. 2, 12. EDümmlbb's poetae lat. aevi
Carol. 1, 60; s. oben § 427, 8 K): s. Keil aO. 244. HUsehxb, RhM. 24, 110.
— Mathematisches (de arithmetiois numerig, De diviskmibus temporum
u. a.); MCantob, mathemat. Beitr. zum Gulturleben (1868) 279; Gesch. der
Mathem. 1, 707. — Sehr viele theologische Schriften exegetischen und
dogmatischen Inhalts, sowie Predigten. — HGkhlb, de Bedae Venerabilis
vita et scriptis, Leid. 1888. JAGirzbl, kirchenhistor. Schrr. (Wien 1872)
2, 1. KWbbner, Beda der Ehrwürdige u. s. Zeit, Wien 1875. Ebbst, LdMA.
1», 684. CWSchöll in Herzog's Real-EncykL 28, 204.
4. Tatuinus (Tatwine), angelsächsischer Benedictiner im Kloster
Bruidune in Mercia, zuletzt (J. 731) Erzbischof von Canterbury (vgl. Baeda,
bist. eccl. Angl. 5, 23), f 734, Verfasser einer Grammatik (de VIII partibus
orationis) nach Donat und dessen Erklärern; AWilmambs, RhM. 23,398
(mit Proben). Diese Grammatik im 9. Jahrhundert zu St. Riquier (GBbckeb,
catal. biblioth. antiq. nr. 11, 179). Auch Gedichte von ihm haben sich
erhalten, darunter Rätsel (40 an Zahl in Hex., hrsgg. mit 60 eines gleich-
falls im 8. Jahrh. lebenden Angelsachsen Eusebius von AEbebt, Lpz. SBer.
1877, 20 ; LdMA. 1', 660). — Vgl. LMüiabb, JJ. 98, 666. FBüchelbb, RhM.
36, 340. HHahn i. d. Forsch, z. deutsch. Gesch. 26, 697. — Auch die versus
cuinsdam Scott de alfabeto (schon in Hss. s. X u. XI), Rätsel über die Buch-
staben des Alphabets (eben solche auch bei dem eben genannten Eusebius)
Nachträge.
§ 2, Z. 7 (Griechischscbreiben der ältesten röm. Geschicht-
schreiber) EZarncke, commentatt. Ribbeck. 267. ^ (Gesamt-
be arbeitt, d. röm. Lit.) Rßurn, Roman Uteratare in relation to Roman
art, Lond. 1888. MSchanz, Gesch. d. röm. Litt. I: Republik, München 1890
(in IwMüller's Handb. 8). 3, 1 (röm. Poesie) ORibbeck, Gesch. d.
röm. Dicht., Bd. 2: Angnsteisches Zeitalter, Stuttg. 1889. — LMtUler, d.
Entstehung der röm. Kunstdichtung, Hamb. 1889. APais, degli epioedii lat,
riv. di fil. 18, 142. 5 (Feacenninen) WDeecke, die Falisker, Straßb.
1888, 111. 6, 2 (satura, Bedeutung) FMarx, Deutsche Lit. -Ztg. 1888, 662.
— AFnnck, satur, Kiel 1888. 9, 1 (Atellanae) RMaffei, le favole Atell.v
Volterra 1886. 3 Z. 9(Dossennus) über die Horazstelle KMacke, JJ.
137, 708. 14, 2 E. (praetextae) EMeiser, historische Dramen der
Römer, Rede (Bayr. Akad.), Münch. 1887. 19, 3 (Epos) 0 Haube, die
Epen des silb. Zeitalters II, Fraustadt 1887. 26, 2 (Tityrue, Cento)
auch abgedr. von CSchenkl im Corp. Script, eccles. lat. Vindob. 16, 609
und vgl. dort überhaupt über die Gentonen p. 531. 28, 4 (Satire)
ThBirt, zwei politische Satiren d. alten Rom, Marb. 1887, 6. IBrun?, zur
antiken Sat, Preuß. Jahrbb. 61, 509. — MHeitzmann, de substantivi ap.
poett satir. collocatione, Bonn 1887. FLeo, Varro und die Satire, Herrn.
24, 67, FMarx, de sat. rom. origine, Rost. 1888; (zur Schreibung satura
u. satira) interpretationum hexas II, Rost. 1889, 13. 80, 2 (Hymnen)
FWERoth, lat Hymnen d. MAlters, Nachtr. zu Daniel u. a., Augsb. 1888.
APasdera, le origini dei canti popolari lat. cristiani, riv. di fil. 17, 455.
32, 5 (Elegie) KHMuller, de similitudinibus et imaginibus ap. vett
poett. eleg., Gott. 1887. 35, 2 (Prosa) HSchlottmann. ars dialogorum
apud Gr. et Rom., Rost. 1889. 80, 5 (Reden bei den H ist.) s. Nachtr.
zu § 196, 8. 6 (Geschieht schreib er, Schilderungen) EZaracke, com-
mentatt. Ribbeck. 274 fll. 37, 1 E. (Annalisten) BNiese, de ann. rom.
obss. alterae, Marb. 1888. 6 AReckzey, gramm. u. rhetor. Stellung des
Adjektivums bei d. Annalisten, Cato u. Sali., Berl. 1888. 89, 3 (Ge-
schichtschr. i. d. Kaiserzeit) EKlebs, d. dynastische Element in der
Gesch.schreibung d. Kaiserzeit, histor. Zeitschr. NF. 25, 213. 7 (Bru-
nichius) H Geizer, Iul. Afric. 1, 229. 40, 1 (Corp. inserr. lat) nun-
mehr weiter erschienen Bd. XI (1888), XII (1888), XIV (1887). Zu Bd. III:
supplem: fasc. 1, 1890. Zu Bd. V: supplem. Italica ed. üPais, Rom 1888.
3 GBdeRossi, ins er. christianae II, 1, Rom 1888. 41, S. 65, Z. 18
lies 585/169. 7 (Grammatik) HNettleship, the grammar among the
Romans in the first cent. A. D., Journ. of phil. 15, 189. 42, 2 (me-
trische Systeme) GSchultz, Herrn. 22, 278. FLeo, ebd. 24, 180. 6 (Glos-
sen) GGötz, Scaliger's glossogr. Studd., Lpz. SBer 1888, 219. 9 (Glos-
sarien) Corpus glos8ariorum lat. a GLoewe incohatum compos. rec. ed.
GGoetz. II: glossae latinograecae et graecolatinae, acc. minora utriusque
linguae glossaria; IV: gl. codd. Vat. 3321, SGall. 912, Leid. 67 F., Lps.
1888. 89. 43, 5 (Beredsamkeit) ATartara, i precursori di Cicerone,
Pisa 1888. 46, 22 (Papstbriefe) Vffl. § 469, 5. 48, 2 (Rechts-
wissenschaft) GKrüger, Gesch. d. Quellen u. Lit. des röm. Rechte, Lpz.
Nachträge zu § 1—98. 1309
1888. PJörs, röm. Rechtswissensch. z. Zeit d. Republik: I bis auf die Ca-
tonen, Berl. 1888. 49, 6 LMai, der Gegensatz der Sabinianer u. Procu-
lianer usw., Heidelb. 1887. 51 (Philosophie) PHartlich, exhortationum
(nQo%nemL%<ov) a Graecis Romanisque scriptarum historia, Lpz. Studd.
11, 209. 52 fll. SGünther, Mathem. Natur wissensch. u. Erdkunde im
Altertum in IwMüller's Handb. d. Alt. W. 5, 1, Nördl. 1888. 53, 1 (Des-
sius Mundus) ihn verbindet mit dem Mundus bei Cic. Att. 16, 29, 1
(J. 710/44) DDetlefsen, Quellenschriftsteller des Plin.,. Glückst. 188t.
54, 4 (Sabinus Tiro) besser mit Detlef sen aO. Sabinius Tiro. Über
Sergius Paullus (oder Plautus) Detlefsen aO. 6. Vgl. § 266, 9. 11.
6 (Oppius) Mommsen, Münzw. 289. 7 (Landwirtschaft) ABaranski,
Gesch. d. Tierzucht u. Tiermedizin im Altertum, Wien 1887. OKeller, Tiere
des klassischen Altertums in kulturgeschichtl. Beziehung, Innsbr. 1887.
5o, 2 (Augenärzte) Verzeichnis der auf den Stempeln erwähnten bei
SReinach, rev. archaeol. 1888 1, 254. 6 ThPuschmann, Gesch. des
medicin. Unterrichts von d. ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Lpz. 1889.
61, 2 (Saturnius) FRamorino, mem. dell' istit. Lombardo 16 (1886) 215.
LValmaggi, riv. di filol. 14, 228. 64, 3 (Salierlied) carm. sal. rell. ed.
CMZander, Lund 1888. 65, 1 (Arvalakten) weitere Fände: Rölq.
archäol. Mitteil. 2, 141; Berl. phil. Wschr. 1889, 42. — J Weisweiler, zur
Erkl. der Arvalakten, JJ. 139, 87. 75, 2 (fasti capitolini) ChrHülsen,
die Abfassungezeit, Herrn. 24, 185. CCichorius, de fastis coss., Lpz. Studd.
9, 171. JKaerst, Phil. 48, 338. 3 (Triumphalakten) neues Bruchstück:
ChrHülsen, BerlphilWschr. 1889, 394. 77, 1 (Auguralbücher) PRegell,
JJ. 135, 489. 137, 380.m 78, 1 (commentarii consulum) erwähnt Bruna
fönt.6 162. 83, 4 (Älteste Inschriften, manios med fhefhaked numa-
sioi) HDDarbishire, joarn. of phil. 16, 196. COZuretti, riv. di filol. 17, 63.
5 (Dvenosinsehrift) Elliot, Oxf. phil. soc. 1888/89, 20. RSConway, Americ.
journ. of phil. 10, 446. 6 (Caso Cantovios) Gßdon, acad. des inscr.
17. Aug. 1888. 8 (columna rostr.) EWölftlin, Münch. SBer. 1890, 293.
86, 2 (Zwölftafelgesetz, griechischer Einfluß) Dagegen G Stein hausen, de
XII tabb. patria, Greifsw. 1887. — GGoetz, ad leg. XII tabb. adnotatt.,
Jena 1889. 88 (Cn. Flavius) LTriemel, JJ. 139, 209. 91, 8 LKoprivsek,
die Gegner des Hellenismus in Korn bis z. Z. Cic.'s, Rudolfs wert 1887.
94, 2 (Andronicus) ThZielinski, quaestt com. 103.
96, 1 (Plautus) Varro LL. 7, 104 Maccius (so Flor.) in Casina a
fringuüta 'Quid fringutis' (Cas. 2, 3, 49). 97, 1 (Amph.) ed. by APalmer,
Lond. 1890. 3 (Aulul.) rec. PLangen, Paderb. 1889. — LHavet, rev. de
phil. 11, 142. 12, 106. 187. 4 (Capt.) uitgegeben door JSSpeijer, Leid.
1887. ed. by WMLindsay, Oxf. 1887. — JSSpeijer (über cod. Voss. Q. 30
8. XII, nah verwandt mit Ambros. E), Mnem. 16, 121. 9 (Bacch.)
ATartara, de PL Bacch., Pisa 1889. AEAnspach (Abfassungszeit), JJ.
139, 365. 17 (Rud.) FSchöll, RhM. 48, 298. GLangrehr, Plantina. De
Plauti Rudente, Friedl. i. M. 1888. 19 (Trin.) erkl. v. JBrix u. MNie-
meyer, Lpz.4 1888. 98, 7 (Sprache, s. auch Nachtr. zu § 111, 6) Arlt,
8ERVABJB bei Ter. und PL, Wohlau 1887. JDorsch, Assimilation in den
Compositis bei PL u. Ter., Prager phil. Studien (1887), 1. FHansen, die
Adjektiva auf -bilis im archaischen Lat., Phil. 47, 274. JBach, de pro-
nomm. demonstr. ap. prisc. scriptores lat. 1, Straßb. 1888. APrehn, quaestt.
PL de pronom. indefinit., Straßb. 1887. EZimmermann, quaestt. Plaut, et
Ter. I. de verbi possb formis disBolutis, Lörrach 1889. ABeil, de locativo
in prisca lat, Breslau 1889. Breytheer, de omissione verbi Substantiv i
ap. Plaut., Lingen 1888. HNeumann, de futuro in priscorum Latt. vul-
gari et cotidiano sermone, Bresl. 1888. JM Beinkens, d. acc. c. inf. bei
PL u. Ter. I, Dusseldorf 1887. PÜinze, de an particula ap. prisc. scriptt.,
Brandenb. 1887. HCElmer, the copulativ coniunctions quk bt atqdk in the
inscriptions of the republ., in Ter. and in Cato, Baltimore 1887. JSchneider,
de tempp. ap. prisc. scriptt. lat usu quaestt., Gl atz 1888. ERodeabusch,
de tempp. usu Plaut, Straßb. 1888. AWirtzfeld, de consecutione tempp.
Plaut et Ter., Münster 1888. EPMorris (Fragesätze bei PL u. Ter.), Americ.
1310 Nachtrage zu § 98—166.
journ. of phil. 10, 897. EBecker, beiordnende und unterordnende Satz-
verbindung b. d. altlat. Schriftstellern, Mets 1888. WBock, eubiecta rei
cum actionis verbis coniungendi usus in prisca latinitate usque ad tempp.
Cic, Lps. 1889. FGoldmann (s. Z. 5 v. £.), d. poet. Personifikation II,
Halle 1887. WvWyß, d. Sprüchwörter bei d. röm. Komikern, Zur. 1889.
EWölfflin, d. Wortspiel im Lat., Münch. SBer. 1887 2, 187. 8 (Metrik)
Gegen WMeyer (Z. 5 v. E.) PLangen, Phil. 46, 401. 9», 2 (Prologe)
PTrautwein, de prologis PL, Berl. 1890. 6 (Beccadelli als Emendator
d. PI.) GSuster, Phil. 48, 456. 9 (Hss.) Studemund's apographon de*
Ambros. ist jetzt erschienen: PI. fabb. reliq. Ambros. ed. WStudemnnd,
Berl. 1890. 11 (Ausgaben) v. Ritschi n. Genossen: III, 4 Pseud. 1887.
5 Men. 1889. IV, 1 Cas. 1890. 18 (Kritik) FLeo, vindic. Plant, Rost
1887. BBaier, in den Abhh. f. MHertz, Berl. 1888, 271.
100 (Ennius), 1 (Geburtsort) ECocchia, riv. di fil. 15,489. 6 (Bild-
nis) 1884 in Trier entdeckt (Ber. Arch. Ges. Sitz. 9. Dez. 1888). 101, 3
(Nachleben) EZarncke, commentatt. Ribbeck. 274. ThBirt, zwei polit
Satt., Marb. 1887, 64. 102. 1 (Alcmaeo) JVahlen, Berl. ind. lect. 1887/8«.
104, 6 (Kritisches) JVahlen, Berl. SBer. 1888, 31; ind. lect. Berl. 18Sti/ö9.
JMähly, BlfbayrGW. 24, 469. LHavet, rev. de phil. 1890, 26. (Chrono-
logisches) FSchöll, RhM. 44, 158. (Sprachliches) AReichardt, de
Enn. ann., JJ. 139, 81. 777. 105, 2 (Pacuvius) L Müller, de Pacuvii
fabulis, Berl. 1889. 106, 3 (Caecilius Statins, Rastraria) zum Titel
EWölfflin, RhM. 43, 308. 108 (Tkrbnz), 1 (Leben) EAbel, die ans d.
Altert, u. M Alter stammenden Terenzbiographien, Budapest 1887 (ungarisch,
Auszug: WschrfklPh. 1888, 1000). 8 (vermeintliche Terenzbüste) FMari,
Rostocker ind. lect. 1888/89, 10. Gercke, Berl. Archäol. Ges. 1890 März.
109, 2 (Hss.) Über den Bembinus EHauler, Wien. Studd. 11, 268. 6 (Pro-
loge) PhFabia, les prologues de Ter., Par. 1889. 7 (Ausgg.) Bester
Wortindex in NELemaire's Ausg., Par. 1828, 2, 2. Ter. comoediae ed.
EJParry, Lond. 1889. 110, 8 (Heaut. tiin.) HKriege, JJ. 141, 78.
4 (Phorm.) ed. by ASloman, Lond. 1887. 5 (Hec.) publ. par PThomas,
Par. 1887. 6 (Ad.) par RAPeasonoeaux, Par. 1888. — FSchöll, RhM.
44, 280. FNencini, contaminazione in Ter. Ad., Pisa 1888. 111, 6
(Sprache, s. auch Nachtr. zu § 98, 7) OBöttger, de dum particulae usn
ap. Ter. et in reliquiis tragg. et comm., Halle 1887. PGutjahr-Probst, d.
Gebr. von ut bei Ter. u. Verwandtes, Lp*. 1888. ELalin, de dum dosec
uuoad particuliß ap. Ter., Norcopiae 1888. AWeninger, de paratazi in Ter.
fabb., Erl. 1888. 120 (Cato), 3 (Origines) WSoltau, WschrfklPh. 1888, S7S.
122, 1 (de agri cultura, ursprüngliche Gestalt) P Weise, quaeett. Caton.
capp. V, Gott. 1886, und dazu RReitzenstein, WschrfklPh. 1888, 587.
4 (Sprache) Reckzey, s. oben zu § 37, 6. 134 (Accius), 4 LMüller, de
Accii fabuliB, Berl. 1890. 141, 7 (Titius) Z. 2 Macr. 8, 13, 18 Tum
in suasione legis Fanniae.
148, 4 (Lucilius, B. 26) ThBirt, zwei politische Satiren, Marb. 1887,
74. 89. 112. 11 (Kritik) Bücheier, RhM. 43, 291. CMFrancken,
Mnem. 16, 395. JMähly, BlfbayrGW. 24, 474. LHavet, rev. de phil. 1890, 86.
12 (im allg.) PRasi, satira Lucil., Padua 1888. 148, 2 (Stilo) FMenU,
de L. Aelio Stilone, diss. Ienens. 4, 1. 151, 6 (Novius, Pictores) Wölffliu,
RhM. 43, 809. 168, 5 E. (Cannutins) Ob auch erwähnt Tac. dial. 21
(ganuti die Hss.)? Vgl. § 209, 9. 159, 2 (L. Plotins Gallus) FMan,
interpretationnm hexas II, Rost. 1889, 9. 160, 2 (Tremellius Scrofa)
RHeinze, commentt. Ribbeck. 433. 162 (Cornific. ad Herenn),
7 FMarx, stndia Com., RhM. 43, 876. GThiele, de Cornif. et Cic. artibM
rhetoricis, Greifsw. 1889. 166 (Vabro), 2 (Logistorici) Z. 13.
Der Logistoricns Pins de pace ist erst nach Sallust's Tode, also in den
letzten Jahren Varro's verfaßt Gell. 17, 18. 4 (Antiqq. div. et hnm;)
ESchwarz, de M. Varr. ap. sanctos patres vestigiis capp. II, acc. Varr. anti-
405. 5 (Literargeschicht-
scaenicis originibus, commentatt.
ijuvjunnis, ia« amm.. Tau, »p. ockUV/UVO pckbiCD Tu w
quitatt. rer. div. 1. XVI, JJ. Suppl. 16, 405. ~ 5 (*Lite rar geschicht-
liches) CCichorius, Varro's hbri de scae
Nachtrage zu § 166—184. 1311
Ribbeck., Lps. 1888, 415. FLeo, Varro und die Satire, Herrn. 24, 67.
167, 8 (de ling. lat.) GAntonibon, riv. di fil. 17, 177; Phil. 48, 185 (cod.
Mutin.). 168, 2 (de re rast.) recogn. HKeil, Lps. 1889 (bibl. Teabn.).
— RHeinze, commentt. Ribbeck. 431. 169, 8 (Sprache) ORösaner, de
praeposs. ab db bx usn Varron., Halle 1888. JSitzfer , d. Casusgebr. bei
Varro I (Gen. u. Dat.), Tauberbischofsh. 1889. 170, 2 (Nigid. Fig.)
HWinther, WechrfklPh. 1889, 876. ASwoboda, Nig. Fig. fragmenta com
quaestt. Nigid., Wien 1889. 172, 2 (Attious, annalis) benutzt
bei der Herstellung der fasti Oapitolini: CCichorias, de fast, consul. antiq.,
Lps. Stad. 9, 249. 7 (Sulpicius Blitho) vgl. § 208, 2. 174, 4
(SnlpicinB Rafus) aber s. Latinitat JHSchmalz, ZfGW. 85, 90. 5, Z. 8
(T. Caesins) vgl. § 199, 6.
175 (Gicebo), 8 (Bildnis) auf dem Trierer Masenmosaik J. 1884
entdeckt (Arch. Ges. Berlin, Sitz. 9. Dez. 1888). 177, 3 (Sprache)
Z. 11 ChrJanicke, d. Verbindung usw. II, Wien 1887. HLattmann, de coin-
oidentia ap. Cic, Gott. 1888. JLindvall, de coniunctivo fut. periphr. ap.
Cic, Lund 1888. AMarchi, humanitas, humanüs ect. nel Cic, Milano 1889;
ORiemann, ünüb avec le genet. chez Cic, rev. de phil. 12, 176. 4 (Über-
lieferang) HKarbaum, de origine exemplornm Ciceronian. ap. gramma-
ticoB lat., Werniger. 1889. 177a, 1 (Aratea) GSieg, de Cicerone,
Germanico, Avieno Arati interprett., Halle 1886. JMaybaum, de Cic. et Ger-
manico Arati interprett., Rost. 1889. GKanjfmann, de Hygini memoria
soholiis in Ciceronem Harleianis servata; acc. scholia apparatu critico et
notis instructa, Bresl. 1888 (Bresl. phil. Abh. 3, 4). 3(deinvenk).
WHaellingk, Ciceronem libros de inv. inscripsisse rhetoricos, Commentatt.
in hon. Studemnndi, Straßb. 1889, 837. 7 (de invent., Hss.) WFriedrich,
varietas cod. Voss. 70 ad Cic. de inv., Mühlhausen 1889. EStröbel, Phil.
47, 170. Baudonin, rev. de phil. 12, 19. 178, 1 (Witze) ChrHerwig,
d. Wortspiel in Cic. Reden, Attendorn 1889. 6 (Ausgewählte Reden)
Z. 6. Von Nohl's Ausg. Bd. 4 (Mnr. Sali. Arch.) 1889. Bd. 6 (Mil. Lig.
Deiot.) 1888. Oratt. sei. ex edit. CFWMoelleri expr., Lps. 1889 II. 6 (Krit.
z. d. Reden) ThStangl, Tulliana et Mario-Victoriniana, Müncb. 1888, 1—11.
179, 11 (Verr.) in Caec. et in Verr. act. I by JRKing, Lond. 1887. de
sign.; de supplic. erkl. v. KHachtmann, Gotha 1888. 89. — ACClark, ex-
cerpts from tbe Verr. in Harl. 2682, journ. of phil. 18, 69. 15 (pCloent.)
ed. by WYFausset, Lond. 1887. 19 (pRab. perd. reo) JSchmidt, ZföG.
39, 211. ASchneider, d. Proceß d. C. Rab., Zur. 1889. 20 — 23 (in
Catil.) CJohn, Phil. 46, 651. KFfisslein, Cic. erste R. gegen Catil., Merseb.
1889. AChambalu, d. Verh. d. 4. catil. Rede zu der wirklich gehaltenen
Rede, Neawied 1888. 24 (pMar.) AGramme, Cic. pMur. or. dispositio,
Gera 1887. 28 (cum senatni grat. egit) WStock, de recens. Cic. or.
c. sen. gr. eg., im Genethl. Gotting. 1888, 106. 30 (de domo) FSchöll,
Interpolatt. nsw. in Cic. de domo, RhM. 43, 419. ThMatthias, JJ. 139, 274.
LSchaum, de consecratione domus Cic, Mainz 1889. 34 (pCael.) ad
optt. codd. recogn. JCVollgraff, Leiden 1887. 37 (in Pis.) EStröbel,
BlfbayrG. 25, 381. 88 (pPlancio) Zeitbestimmung AEEörner, de epp.
Cic. post red., Lpz. 1885, 49. 40 (pMil.) AThChrist, ZföG. 34, 577.
FItzinger, die Metaphern in Cic. pMil., Badweis 1888. 89 II. 41 (pMarc.)
SSchmid, die Echtheit der Rede pMarc, Zürich 1888. 42 (pLig.) erkl.
v. JStrenge, Gotha 1888. 43 (pDeiot., Hss.) CFWMüller, JJ. 187, 137.
HNohl, ebd. 137, 898.
182 (Rhetorische Schrr.) GThiele, s. Nachtr. zn § 162, 7.
2 (Oberlieferang) RSabbadini, riv. di fil. 16, 97. (de or.) B. I von
RStölzle, Gotha 1887. OHarnecker, adnott. ad Cic. de or. 1. II, Friedeb.
Nrn. 1888. 6 (top., Hss., Krit.) WFriedrich, JJ. 139, 281. 7 (de opt.
gen. orat.) rec. EHedicke, Sorau 1889 (Progr.).
183, 6 (Philos. Schrr., Überlieferung) über Vind. 198 PSchwenke,
BerlphWschr. 1889, 618. 6 CGiambelli, fonti delle opere filosof. di Cic,
Riv. di fil. 17, 116. 222. WKahl, Demokrit in Cic/s philos. Sohrr., Dieden-
hofen 1889. 184, 1 (de rep.) CWachsmuth, Lpz. Studd. 11, 197.
1312 Nachträge zu § 184-203.
5 (Hortensius) H Diel 8, zu Aristoteles1 Protrept. a. Cic.'s Hört, Ar eh.
f. Gesch. d. Philos. 1, 477. PHartlich (oben zu § 61) 298. HUsener zu
Dion. Üalic. de imitatione, Bonn 1889, 114. 6 (de fin.) PLangen, ad Cic.
de fin. adnott., Münst. 1888. 1888/39 II. 8 (Tusc.) ASpengei, die Per-
sonenzeichen in den Hss. der Tusc, Phil 48, 367. EStröbel (über Vatic.
3246 s. IX), Phil. 49, 49. 10 (nat. deor.) PWendland, Aren. f. Philos.
1, 200. LReinhardt, d. Quellen v. Cic. n. d.f Breel. phil. Abhh. 3, 2 1888.
11 u. 14 (Cato u. Lael.) rec. RNovak, Prag 1889. Cato erkl. y. HAnz,
Gotha 1889. — Hss. des Cato: SGdeVriee, exercitatt. palaeogr., Leid. 1890.
CHofstede de Groot, Herrn. 25,293. 16 (off.) commentati da RSabbadini,
Turin 1888. — PKlohe, de Cic. de off. fontibus, Greifew. 1889. 186, 2
(Historisches, vitopvriywL) CBuresch, comtnenttL Ribbeck. 217. 7 (Gram-
matisches) HSchlag, Cic. als Verfasser einer grammatischen Schrift, Siegen
1888. EZarncke, commentt. in honor. Stndemundi, Straßb. 1889, 196. —
JWBeck, de synonym a Cic, een handbook usw. in der Zeitschrift: Con-
iunetis viribus 1(1889), 168; BerlphWschr. 1890,297. GGoetz, ebd. 1890, 195.
187, 2 (Briefe, Chronol.) WSternkopff, Cic.'s Korrespondenz aus
J. 68-60, Elberfeld 1889. 4 (Oberlieferung) LGurlitt, Nonius u. die Cic-
Briefe, Steglitz 1888 (namentlich üb. die Briefe ad Caesarem). 7 (Krit.)
LHolzapfel, Phil. 46, 644. FMaixner, ZföG. 40, 386. 188. 1, 2 (ad
fam.) über B. 5 (Briefe vom genus severum, grave usw. epistularum) und
B. 6 (Trost- und Glückwunschschreiben) LGurlitt, JJ. 137, 863. 3 (ad
Q. fr.), 2: ad Q. fr. epistula prima, avec un comment. par FAntoine, Par.
1888. 4 (ad M. Brut) OESchmidt, JJ. 141, 109; Phil. 49, 38. 189, 1
(Gedichte) Lindner, Cic. als Dichter, Prag 1888. 191, 6 (Tiron.
Noten) WSchmitz, d. t ironischen Noten des Bern. 611, Stenographen-
zeitung 1888 Nr. 28; d. tiron. Noten in den Hss. der Kölner Dombibliothek,
NArchfädGesch. 11, 109. FRuess, d. tironischen Endungen, Münch. 1889.
195, 9 (C absah, Sprache) PHellwig, d. Pleonasmus b. C, BerL
1889. RMenge, d. Relativum b. Caes., Halle 1889; d. Bezeichn. des reci-
proken Verhältnisses bei C, JJ. 139, 265. 190, 2 (Hss.) FRamorino,
cod. Rice, (di Caes.) collazionato, riy. di fil. 18, 253. 8 (bell, gall.)
HKloevekorn, d. Kämpfe Caes.'s gegen die Helvetier, Lpz. 1889. PhFabia,
de oratt. in Caes. b. g., Paris 1889. RRichter, krit. Bern, zu Caes. b. g.
B. 7, Stargard 1889. J Lange (b. g. 6, 8 fll.)t JJ. 139, 187. 11 (b. civ.)
ed. WThPaul, Prag 1889. JJCornelissen (b. civ. u. alex., Mnem. 17, 44.
(Legatenberichte) W Ehrenfried, qua ratione Caesar legatornm relationes
adhibuerit, Würzb. 1888. 197, 1 (Fortsetzer Caesar's) OHirschfeld
(zur Vorrede von b. g. VIII), Herrn. 24, 101. — EFourer, ephemerides Cae-
sarianae rerum ab ineunte bello afr. usque ad extr. bell. hisp. gestarnm,
Bonn 1889. 4 (L. Com. Balb.) s. Nachtrag zu § 217, 2 6 (bell,
alex.) erkl. v. RSchneider, Berlin 1888. 7 GLandgraf, Unterss. zu Caes.
u. s. Fortsetzern, insbes. über Autorschaft u. Kompos. des b. alex. u. afr.,
Erl. 1888 (dazu AKöhler, BlfbayrGW. 26, 516. RSchneider, ZfUW. 43,
Jahresb. 112). GLandgraf, bell. Alex. 48-64 neu brsgg.v Erl. 1890. C.
Asinii Polionis (!) bellum africum rec. emend. adn. EWölffUn et AMiodonski,
Lps. 1889. EWölfflin, Münch. SBer. 1889, 319;, ArchfLexikogr. 6, 85. Vgl
Nachtr. zu § 221, 3E.
198, 5 (Nbpos, de vir ill) Abt Wibald von Stablo (s. XII) in Jaffas
bibl. rer. Germ. 1, 277 lege Tranquillum, lege CorneUum Nepotem et alios
quosdam gentiles de viris iUustribtis: tanta esse scripta intelleges guae vix a
quoquam studiosissimo legi possint hat seine Kenntnis von den viri illustres
des Nepos nur aus Hieronymus, trotz MManitius, Philol, 47, 567. 9 (Krit.)
GGemss, z. Reform der Textkritik d. Com. N., Berl. 1888; eine neue H*s-
Klasse des Com. Nep., BerlWschrfklPh. 1889, 801. 11 (Quellen) ELippelt,
quaestt. biograph., Bonn 1889, 37—48. GHähnel, d. Quellen d. Nepos im
Hann., Jena 1888. 12 (Sprache) E Köhler, Sprachgebr. d. Nep. in d.
Kasussyntax, Gotha 1888. 200, 2 (Dirae) MRothstein, de diris et
Lydia, Herrn. 23, 508. GEskuche, de Val. Catone deque diris et Lydia,
Marb. 1889. 203, 2 (Ldcbbtius, Vorbilder) HPullig, Ennio quid
Nachtruge zu § 203—227. 1313
debuerit Lucretius I, Halle 1888. 4 (Quellen u. System) HSchütte,
Theorie der Sinnesempfindd. bei Lucr., Danz. 1888. MLongo, Lucrezio,
aagg. critico, Sansevero 1887. Lohmann, Analyse des lucr. Ged. u. philos.
Gehalt I, Helmstedt 1889. OWeissenfels, Lucrez u. Epikur, Analyse usw.,
Lausitz. Magazin 65, 1. — FMarx, d., Venus des Lucrez, Bonner Studien
für RKekule\ Bonn 1890, 115. 5 (Sprache) JNVoltjer, Mnemos. 17, 64
(Personalpronomina bei Lucr.). 10 (Erit.) ThTohte, Lucr. 1, 483—598,
Wilhelmshaven 1889. 205, 2 (Salmjst, Cat.) reo. GLinker, ed. 2 cur
PhKlimscha, Wien 1888; avec un commentaire etc. par FAntoine et RLallier,
Par. . 1886. — CThiaucourt, e*tude sur la conjuration de Catil. de Sali., Par.
1887. 200, 7 (Sali. u. Thuk.) RSchild, quibus in rebus Sali. Thucy-
didem respexerit, Nordhausen 1888. 9 (Sprache) GMüller, Phraseologie
des Sali. I, Köthen 1888. EBökman, de particulis copul. rt qur atqub
ap. S., Upsala 1887. Reckzey, s. Nachtr. zu § 37, 6. Wilckens, z. Synt.
des S., Lahr 1888. JSorn, vgl. § 348, 7. FAntoine, sur l'emploi de quel-
ques particules (srd, cbterum, kquidkm, ne) dans S., Ann. de Bord. 1889, 51.
AStitz, das Gerundium bei S., Krems 1889. 209, 2 (Cornificius)
ACima, de Q. Cornificio e numero oratorum eximendo, Riv. di filol.
16, 301. 12 (Ann. Gimber) zu dem Tau gallicum: GKaibel, RhM.
44, 316. 212, 4 (Publilius, Sentenzen aus b. Mimen gesammelt)
Wann? Vermutung darüber ORossbach, de Sen. libr. recens. (Bresl. 1888) 86.
213, 1 (Ticidas) über Perilla = Metella s. FLeo in KieDl.-Wilam. phil.
ünterss. 2, 22. 4 (Quintil. Varus Cremon.) CPascal, de Q. V. Cr.
poeta, riv. di filol. 17, 145. Anhänger des Epikureers Philodemos: AKörte,
RhM. 46, 174.
214 (Catullus), 6 MBüdinger, Catullu. d. Patriziat, Wien. SB er. 1890.
ABDrachmann, Catnls digtning usw., Eopenh. 1887. 9 (Sprache)
•StBednarski, de infinitivo ap. Cafe., Tarnow 1886. AReeck, Beitr. z. Synt.
des C, Bromb. 1889. 10 (Hss.) PSchulze, der cod. M. (Ven. 107),
Herrn. 23, 567. Der cod. Germ, ganz in Lichtdruck wiedergegeben von
LClldat, collection des reproductions en photolithographie I, avec une e*tude
d'KChatelain, Par. 1890. — KWeyman (Fortleben Catulls), Phil. 48, 760.
11 REllis, a commentary on Cat., 2 ed., Oxf. 1889. rec. JPostgate, Lond.
1889. 12 (Übersetzungen) von ThHeyse, 2. Aufl., Ber). 1889.
14 (Krit. Erkl.) AFürst, de Cat. c. LXIE, Melk 1887. REllis, journ. of
phil. 17, 128. ATeuber (zu Cat. 36), JJ. 137, 777. JVahlen (Ged. 66),
Berl. SBer. 1888, 1361. 1889, 47. JAPostgate, journ. of phil. 17, 226.
18, 145. FHermes, Beitr. usw. II, Frankf. a/O. 1889. WMeyer, Münch.
SBer. 1889 2, 245. ThBirt, de Cat. c. 68, Marb. 1889. W Hörschelmann,
de Cat. c. 68, Dorp. 1889. HWeber, quaestt. Catull., Gotha 1890. 217, 2
(Briefe an Cicero) HHellmuth, die Sprache der Epistolographen Ser.
Sulp. Galba u. L. Corn. Baibus, Würzb. 1888. 218, 6 (Lex lul. munic).
7 (lex eol. Genet. Iul.) HNissen, RhM. 45, 100. 219, 7 (Pompeja-
nische Geschäftsurkunden) "VScialoja e Alibrandi, nuove tavolette
cerate pompejane, Bull, dell1 istit. di diritto rom. 1 (1888), 5. EEck, neue
pompej. Geschäftsurkunden, ZfRG. 22, 60. 151. 28 FSeitz, de fixis
poett. Lat. epithetis, Elberf, 1890. 220, 4 (Augustus, discriptio Italiae)
OCuntz, de Augusto Plinii geographicorum auctore, Bonn 1888. (monum.
Ancyr.) LCantarelli, bull. arch. commun. di Roma 17, 3. 57. JPlew,
Quellenunterss. z. Gesch. d. K. Hadr., mit Anh. über d. mon. ancyr., Straßb.
1889. 8 FHarder, d. Fragmente des Mäcenas, Berl. 1889. 221 (Asin.
Pollio) JHSchmalz, Sprachgebr. des Asin. Poll., 2. Aufl., Münch. 1890.
S. Nachtr. zu § 197, 7. 228, 2 (Varius) Anhänger des Epikureers Phi-
lodemos: AKörte, RhM. 45, 172. 5 (Aem. Macri theriaca) RUnger,
Phil. 47, 666.
224, 2 (Vbbqilius, Name) wieder für Virgilim JOberdick, Wschr.
fklPh. 1889, 348. 3 (Grab) ECocchia, la tomba di Virg., Turin 1888.
4 (Bildnis) auf dem Trierer Musenmosaik (Arch. Ges. Berlin, Sitz.
9. Dez. 1888). 226, 6 (Buc.) hrsgg. v. FHermes, Dessau 1890. Ecl. 4:
CPascal, Turin 1888. Ecl. 8: MSonntag, WschrfklPb. 1888, 1413. 227, 4
TxurFKL-ScHWABS, Rom. Lit.-Gegeh. 5. Aufl. 83
1314 Nachträge zu § 227-260.
(Georg.) IvanWageningen, de Verg. georg., Utr. 1888. HRostagno, Verg.
quae rom. exempla secutus sit in georg., Flor. 1888. 228, 1 (Aen.
stückweise ausgearbeitet) CHäberlin, Phil. 47, 810. 9 (Aen., Krit.
u. Erkl.) GSchroeter, Beitrage z. Krit. u. Erkl. der Aen. III, Neisse 1888.
LHavet, Aen. 6, 618 fll. rev. de phil. 12, 146. RSabbadini, studi critici
sulla Eneide, Lonigo 1889. E Brandes (B. 6 u. 8), JJ. 141, 69. 141. 229, 3
(Eleg. auf Maecenas) REUis (giebt die Lesarten des Vatic. 8269), Amer.
journ. of phil. 9, 266. ACima, Riv. di fll. 17, 383. 6 (kl. Gedd.)
Bücheier, RhM. 46, 321. 230, 3, 2 (Moretum) REUis (Heinsius' codex
Moreti), journ. of phil. 18, 278. 231, 9 (Virgil- Hss.) MHoffmann, der
cod. Med. 39, 1 des Verg., Berl. 1889. 10 (Textausgaben) ed. Ladewig,
ed. 2 cur. PDeuticke, Berl. 1889. 12 (Virg. im M Alter) STunieon,
Virgil in the middle age, Cincinnati 1889.
234, 2 (Hohatius, Charakteristik) FGnesotto, Orazio come pomo,
Padova 1888. ACima, Orazio e Mecenate, in Saggj di studj lat., Firenze
1889, 1. ALasson, de iudiciis Hör. de suae et prioris aetatis poetis , Stryj
1888. EVoss, d. Natur in d. Dichtung des Hör., Münstereifel 1889.
6 (Chronologie der Gedichte) AKrawutschke, tempp. Hör. carmm.
11. I— III, Troppau 1889. 235, 6 EMaier, d. philos. Standpunkt des Hör.,
Kremsier 1888. 236, 3 (Satiren) ALowinski, zur Krit. der bor. Satt,
Deutsch- Krone 1889. Sat 1, 9: JBMispoulet, rev. de philol. 12, 1. 2, 8:
JHembold, Mühlhausen i/Ela. 1888. 4 (Satt, im allg.) ERowe, quo iure
Hör. in satt. Menippum imitatus esse dicatur, Halle 1888. RHeinze, de
Horatio Bionis imitatore, Bonn 1889. HSchröder, Beziehungen auf Tages-
ereignisse u. Polemisches in Hör. Satt., in d. Festschr. d. Straßb. protest
Gymn. 1888. — AEHousman, journ. of phil. 18, 1 (Satt. u. Br.). 238, 3
(Oden, Metr.) ThReichardt, de metrorum lyric. Hör. artificiosa elocutionc,.
Marb. 1889. 9 (Einzelne Oden) 1, 6-12 EAnspach, Cleve 1889. 2, 6
ALuchs, Erl. 1888. 8, 1—6 (die sog. Römeroden) ThMommsen, preuß. Akad.
24. Jan. 1889. 3, 6 ATeuber, JJ. 139, 417. 3, 27 RBlack, class. reyiew
3, 3 p. 107. 4, 2 Bücheier, RhM. 44, 317. 4, 8 AWVerrail, journ. of phil.
17, 146. MMessina Faulesi, il carm. sec. di Or., Catania 1889. 289, 6
(Briefe) Allg. FCBirch, Tidskr. f. filol. 8, 161. 9, 186. epp. 2, 1
KMacke, JJ. 137, 697. 9 (ars poet.) GAntonibon, studj sull' A. P. di
Oraz., Bassano 1888. TA. P. commentata da GBBonino, Turin 1888. 240, 8
WHertz, de Hör. exemplari olim Guyetiano I, BresL 1889. 10 (Sprache)
Z. 11 EOtt, Abt. 2, 1888. 242, 6 (Iullus Antonius) über d. Namen
Iüllus s. noch Mommsen, Herrn. 24, 166. FBücheler, RhM. 44, 317.
246, 3 (Tibullus) GDoncieux, corrections a Sulpicia, Rev. de phil.
12, 26. — Rüllrich, studia Tibull. de libri II editione, Berl. 1889; JJ.
Suppl. 17, 386. — SEhrengruber , de paneg. Meas. pseudo-tibull. , Krems-
münster 1889. 4 (Lygdamus) GDoncieux, rev. de philol. 12, 129.
9 (Krit. Erkl.) GBelling (Tib. 2, 4), Phil. 47, 378. RBaumgartner, Wien.
Studd. 11, 323. 246 (Propektius), 1 Gürbini, la patria di Prop.,
Torino 1889. 2 (Verhältnis zu Virgil) MRothstein, Herrn. 24, 1.
4 (Sprache) AWagner, de syntaxi Propertiana, Passau 1888. W AEd-
wards, d. syntakt. Gräcismen bei Pr., Genf 1889. WSchneider, de Prop.
sermonis novatore et amplificatore, Straßb. 1888. ASpandau, de serni,
Prop. I, Lps. 1888. H Spindler, syntaxeos Prop. capp. II (de verbi tempp. et
modis), Marb. 1888. 7 (Krit.) AKiessling, commentariolum Propert. (zu
6, 11), Greifsw. 1889. 247, 3 (Ovidius, Verbannung) JHuber, d. Ur-
sachen d. Verbannung Ov.'s, Regensb. 1888. EThomas, rev. de phil. 13, 47.
8 (Sprache) ADräger, Ovid als Sprachbildner, Aurich 1888. Löwe, d.
Präpp. a de ex bei Ovid, Strehlen 1889. KGuttmann, instrument. ab bei
Ov., Dortm. 1890. 248, 3 (Heroiden) ILuniak, quaestt. Sapphicae
(p. 2 de Ovid. Sapphus ep. fontt. ; p. 97 critt. et exeget.), Kasan 1888.
ABilger, de Ovid. her. appendice. Paridis et Helenae epp. sintne Ovidi
quaeritur, Marb. 1888. 260, 1 (Tristia) Ov. tristium libri V rec.
SGOwen, Lond. 1889. — REhwald, ad hist. carmm. Ovid. recensionemque
symbb., Gotha 1889. 3 (Ibis) JGeffcken, die Kallimachuscitate der Ibis-
Nachträge zu § 250-302. 1315
Scholien, Herrn. 25, 91. 6 (Ged. auf Tiber's pannonischen Triumph)
KSchrader, JJ. 139, 213. 251, 4 (Nux elegia) Nachtrage zur Ver-
gleichung des Laur. GGoetz, qaaestt. misc. 1U, Jena 1889, p.VlI. 5 WWie-
ding, de aetate consolationis ad Liv., Kiel 1888. OSchantz, de consol. ad
Liv. deque carmni. consolatoriorum ap. Gr. et Born, hist., Marb. 1889.
7 (Gesamtausgaben) ABiese, ed. 2, Lps. 1889 fll. 258, 2 fll. (Mi-
niliüs) AKraemer, de Man. astronomicis, Marb. 1890. ACramer, d. Inf. bei
Manu., comm. in honor. Studemundi, Straßb. 1889, 60. 6 (Hss.) PTho-
mas, lucubratt. Manil. (darin neue Vergleichnng des Gemblac.), Gent 1888.
— (Krit.) ThBreiter, JJ. 139, 193. 693. 846. KBossberg, JJ. 139, 705.
255, 3 (Q. Dellius) WFabricius, Theophanes v. Mitylene u. Q. Dellius
als Quellen des Strabo, StraOb. 1888.
250 (Livids), 2 (Bildnisse) BBecker, Görlitzer Philol. -Vers. 1890.
10 (periochae) Über deren hs. Überlieferung (mit neuen Vergleichungen)
ORossbach, BhM. 44, 65. 11 WHeraeus, vindiciae Liv. I, Hanau 1889.
12 (1. Dek.) JCornelissen, Mnem. 17, 176. 15 (6. Dek.) WHartel, krit.
Vers. z. 6. Dek. des Liv., Wien. SBer. 116, 1888. 17 (Schulausgg.)
B. 7. 8. von FLuterbacher, Lpz. 1889. 90. B. 23 v. AFrigell, Stockh. 1888.
B. 26—30 par OBiemann et THomolle, Par. 1889. 18 (Textkritisches)
JCGBoot, Mnemoa. 17, 1. JYahlen, Berl. SBer. 1889, 1049; Berl. ind. lect.
1890. 257, 8 (Quellen) HBesselbarth, Unteres, z. 3. Dek. des Liv.,
Halle 1889. Avßreska, Quellenunterss. im 21.— 23. B., Berl. 1889.
16 (Sprache) AM ASchmidt, zur liv. Lexikographie, Baden b/Wien 1888.
Waidhofen a. Th. 1889 II. FFägner, Liy. B. 21 — 23, grammatisch unter-
sucht, Berl. 1888; Lexicon Livianum, Lps. 1889 fll. GWulsch, de verbia
cum praepos. peb compos. ap. Liv. I, Barmen 1889. AKöberlin, de parti-
cipiorum usu Liv., Erl. 1890. 258, 4 (Trogus, Quellen) ABibelje",
Quellen des Tr. im 3. Perserzug, Bost. 1888. 11 (Justin, Sprache)
JBenesch, de casibus obliq. ap. Iust., Wien 1889. 261, 7 (Festus) ed.
EThewrewk de Ponor I, Pest 1889. 262, 6 (Hyginus) MTschiassny,
studia Hyg., Wien 1888 (und dazu BBunte, WschrfklPh. 1889, 59. 102. 123).
IDietze, quaestt. Hyg., Kiel 1890. — GEauffmann, de Hygini memoria,
s. Nachtr. zu § 177», 1. 264, 7 (Vitruvius, Sprache) MStock, de
Vitr. eermone: de formis enuntiatorum tempp., Berl. 1888. 266, 7
(Sextius Niger) M Wellmann, Herrn. 24, 630. 267, 5 ACima, de Q.
Uaterio oratore in s. Saggj di studj lat., Für. 1889, 106. 269, 3 (Se-
neca rhetor, historiae) OBossbach, de Sen. libr. recens. et emend.
161 fll. 9 (Kritisches) BOpitz, Phil. 48, 67. 275, 8 (Ger-
manica 8, Arat.) JMaybaum, a. Nachtr. zu § 177», 1. 278, 7 (Velleius)
FHelbing, z. Krit., Bost. 1889. 281, 1 (Masurius) MHouques-Fourcade,
Mass. Sab., sa vie, son oeuvre usw., Bord. 1889. 284, 3 (P.haedrns,
Metr.) HDraheim, JJ. 139, 429. 6 JHartman, de Ph. fabb.t Leiden 1890.
288, 6 (Senrca philos., Sprache) OWaldastel, de enontiatis
tempp. ap. Sen., Halle 1888. H Rieger, quaestt. Annaeanae (über quod,
yun, quoniam, qüando), Freib. 1889. 289, 1 (de remed. fort.) MBonnet,
rev. de phil. 13, 25. 3 (Kritisches) JMüller, Studd. z. den kleineren
Schrr. d. Philos. Sen., Wien. SBer. 118, 1. HI Igen, animadvv. ad Sen. philos.
scrr., Jena 1889. 4 (diall.) consol. ad Marc., de provid. udgiv. af
MGGertz, Kopenh. 1889. HTKarsten, Moem. 17, 161. JFSchinnerer, Sen.'s
Schrift an Marcia, Hof 1889. CHaeberlin (de benef.), BhM. 46, 21.
5 (Briefe) E Hermes, krit. Beitr. z. d. Briefen des Sen., Moers 1689.
7 (apocoloc.) Kritisches MCGertz, JJ. 137, 843. CWachsmuth, Lpz. Studd.
11, 337. 290, 4 (Tragödien, z. Charakteristik) LvBanke, s&mtl. Werke
51/52, 19. 9 BWerner, de Sen. Hera Troad. Phoen. qaaestt., Lpz.
1889. LTachau, die Arbeiten über die Seneca-Tragg. in d. letzten Jahr-
zehnten, Phil. 48, 340. 292, 4 (Curtias, Sprache) Bauch, Gerundium
u. Gerundivum bei Curt., Mein. 1889. 298 (Golumella), 7 JH&ussner,
d. hs. Überliefer. d. Colum. (neben dem SGerm. bes. noch Ambros. L 85
aap. s. IX/X) m. e. krit. Ausg. des B. 10, Karlsruhe 1889. 800 (Probus) ,
4 (notae iuris) Mommsen, Herrn. 25, 152. 802, 6 (Persius, Scholl.)
83*
1316 Nachtruge zu § 302—356.
Z. 18 EKurz, Hft. 8, Burgdorf 1889. 303 (Lucanus), 6 RGiani, la Far-
salia usw. sulle fönte storiche di Luc, Turin 1888. JZiehen, Lucan als
Historiker, ßer. d. deutsch. Hochstifts 1890, 51. 6 FOettl, Lucan's philos.
Weltanschauung, Brixen 1888. 9 (Hss.) Ober cod. Ashburnh. 8. X
CMFrancken, BerlphWschr. 1890, 331. 10 (Ausg.) by CEHaskina, Lond.
1889. 11 (kritisch) CMFrancken, Mnemos. 16, 391. 17, 56. 18, 5.
WRHardie, class. review 4, 13. 804, 1 (Caesius Bassus) FLeo, d.
beiden metr. Systeme des Altertums, Herrn. 24, 280. 305> 9 (Petro-
niuB) Über vermeintlich petronische Glossen GGötz, quaestt. misc. III,
Jena 1889. 306* 2 (Calpurnius) über dessen Benutzung durch Modoin
Naso EDiimmler NArchfadG. 11, 76. 807, 6 (Aetna, Kr it.) PDam8te\
Mnem. 17, 193. 313. 3 (PliniuB d. ä., Kunstgesch.) AElHolwerda, de
pictorum hist. ap. PI., Mnemos. 17, 326. 5 (Sprache) JThfissing, de
tempp. et modis in enuntiatis pendentibus ap. Plin., Prag 1890. 317, 2
(Valerius Flaccus, Vorbilder u. Nachahmer) MManitius, Phil. 48,
248. 6 JPeters, de Val. Fl. vita et carmine, Königsb. 1890. — HKöstlin,
Phil. 48, 647. 320, 4 (Silius Italicus) JFranke, de Sil. Punicorum
tropis, Mflnst. 1889. 5 (Hs. in Budapest) LBauer, JJ.139, 796.
6 (Ausg.) ed. LBauer I, Lps. 1890. — JSvanVeen, Mnemos. 17, 368.
321, 8 (Statius) Theb. deutsch v. Almhof II (B. 7—12), Ilmenau 1889.
9 (Kritisches) ESchwarz, ind. lect. Rost. 1889 p. 4.
322 (Marti alis), 4 (B. 14) RUllrich, studd. Tibull., Berl. 1889, 75.
7 (Sprache) EStephani, de Martiali verborum novatore, Bresl. 1889.
ERenn, d. griech. Eigennamen b. M., Landsh. 1889. 323, 7 (Sulpiciae
sat.) hrsgg. auch in Peiper's Ausonius p. 413. 325, 8 (Quintimanüb,
Quellen, Dion, Halic.) HUsener, Dion. Hai. de imit., Bonn 1889, 110.
(Sprache) PHirt, d. Substantivierung deB Adjektivs bei Quint., Berl. 1890.
10 (Kritisches) H Peters, Kassel 1889. MKiderlen (B. 5 u. 6), JJ. 139,
484; BlfdbayrG. 25, 324. 445. 508. 11 Fleiter, de minor. Qi decll., Mfinst.
1890. 827, 6 (Frontinus, strateg.) PEsternaux, d. Compos. von Fr.
str., Berl. 1889. E Fritze, de Front, str. libro IV, Halle 1889. MSchanz
Phil. 48, 674. 328, 2 (Aemilius Asper) Ober seine Zeit (Anfang
des 3. Jabrh/) GLämmerhirt, commentt. Ienens. 4, 401. ~ 331 (Iovk-
nalis), 1 (Leben) EHübner, WschrfklPh. 1889, 1340. 1369. HJdeDom-
pierre de Chaussepie", de titulo IRN. 4312 (== CIL. 10, 5382) ad luv. per-
peram relato, Hagae Com. 1889. 7 (Schol.) WHoehler, scholia luv. in-
edita, Kenzingen 1889. WSchulz, Herrn. 24, 481. 12 (Krit.. Erkl.)
JBMispoulet (aber Sat. 4), rev. de phil. 12, 32. NBob, z. Krit. und Erkl.
v. Juv. Satt., Kaiserslautern 1889. LNiessen, quaestt. luv., Münst. 1889.
338 (Tacitus), 5 (Reden bei T.) EFAnacker, de oratt. et epp.
Tac. opp. intextis, Marb. 1889. 15 (Vorbilder) MZimmermann, de Tac.
Senecae philos. imitatore, in d. Bresl. phil. Abh. 5 (1889). 16 (Sprache)
AWeisssteiner, de nonnullis stili Tac. proprietatibus, Brixen' 1888. OUhlig,
fork pobet und pobbnt bei Tac. , Schneeb.- 1889. 335, 4 (Agr.) ed.
AESchoene, Berl. 1889. 330, 6 (Germ.) erkl. v. ÜZernial, Berl. 1890.
339, 5 (Kritisches) CMFrancken, Mnemos. 17, 354. 340 (Plinius
d. j.), 8 (Sprache) ACorradi, in Plin. obss. ad orationem usw., Bergamo
1889. 9 (Briefwechsel m. Traj.) CGIWiide, de Plin. et Trau epp.
mut., Leid. 1889. 12 (panegyr.) GSuster, emendamenti, riv. di fil.
17, 616; de Plinio Ciceronis imitatore, ebd. 18, 74. 343, 3 (Fl. Caper)
GKeil, de Fl. Capro gramm., Halle 1889 (dies. Hai. 10, 243). 344, 4
(colon. lib.) ein neues gromatisches Fragment inhaltlich mit d. üb.
colon. verwandt aus einem cod. zu Rh ei ms bei LDemaison, bull. hist. et
phil. du comite* des trav. hist. et Bcientif. 1888, 19. 347, 11 (Sueto-
nius) JWBeck, ein verkanntes Suetonfragm., ArchfLexikogr. 6, 261.
348, 6 (Florus, Krit.) ESchwarz, ind. lect., Rost. 1869. 7 (Sprache)
EWölfflin, d. ersten Spuren des afrikan. Lat. (bei Florus), ArchfLexikogr.
6, 1. 352, 2 (Terentius Scaurua) GSchepss, ArchfLexikogr. 6, 253.
355, 10 (Fronto, Krit., Sprache) LValmaggi,' quaestt. Frontonianae,
Eporediae 1889.
Nachträge zu § 366—500. 1317
867, 1 (Apulkiüs, Met.) AFirenzuolo, l'asino d'oro di Apul., Parma
1889. 8 d (physiogn.) RFörster (gegen Loxua -= Eudoxus), RhM. 43, 506.
Über eine frühere Ausgabe des lib. physiogn. RFöreter, quaestt. physiogn.,
Kiel 1890. 368 (Minucius Felix), 6 (Krit.) AJKronenberg, Minuciana.
Leid. 1889. JvdVliet, Mnem. 17, 143. 9 (fragm. Muratori) AHarnack,
Zf Kirchenge seh. 3, 368. 696 (nach neuer Vergleichung d. Hs.). 373 (Ter-
tullianus), 6 opp. ed. AReifFerscheid et GWissowa I, Wien 1889
(= Wiener Corpus Bd. 20, 1). — Tert. apolog. ed. FLäonard, Namur 1881.
THBindley, Oxf. 1889. — WHartel (de spectt, idol., ad natt.), Wien. SBer.
120. 121. — (Hss.) JvdVliet, Mnemos. 18, 62. 9 (Itala) FKehr, die
Quedlinburger Italafragmente, Mitteil. d. Inst. f. Öatr. Geschichtsforsch. 10,
2 (1889). HLinke, Studd. z. Itala, Bresl. 1889. FZimmer, d. Galaterbrief
im altlat. Text als Grundlage f. einen textkrit. Apparat der Vetus Itala,
Königsb. 1887 (Theol. Studd. aus Ostpreußen, Hft. 1). CWunderer, Bruch-
stücke einer afrik. Bibelübers. in der pseudocypr. Schrift exhortatio de
paenitentia, Erl. 1889. Sßerger, le palimpseste de Fleury: fragments du
nouv. test. en Latin, Par. 1889. 10 FLoofs, d. Hss. des lat. Irenaeus,
Lpz. 1890. 874, 8 (Porphyrio) JStowasser, Wien. Studd. 12, 12t.
375, 1 (C. Saüius Aristaenetus orator maximus) HDessau, Herrn. 25, 158.
379 (Censorinus) 6 de die nat. ad codd. denuo collatt. rec. ICholodiriak,
Petersb. 1889. 882 (Cyprianus), 6 GMorgenstern, Cyprian als Philo-
soph, Jena 1889. Le Provost, ätude sur Cyprien, Paris 1889. 384 (Com-
modianue), 4 HSchneider, Casus, Tempp. u. Modi b. Commod , Nürnb.
1889. — MManitius, RhM. 46, 317. 385, 8 (Victorinus Petabio-
nensis, in apocalypsim) JHaussleiter, ZfkirchlWiss. 1886, 239. 386, 1
(Nemesianus, Benutzung des Val. Fl.) MManitius, RhM. 44, 643.
390 (Cornelius Labeo), 1 JMülleneisen , de Com. Labeonis fragmentis,
studiis, adsectatoribus, Marb. 1889. 892, 4 (Scriptt. hist. Aug.)
Mommsen, Herrn. 26, 228. PHabel, WschrfklPh. 1890, 418. 393, 1
(cod. Greg. u. Hermog. , Namen der Zusammensteller) Mommsen, ZfKG.
23, 347. 9 (de pretiis rer. ven.) Mommsen, Herrn. 26, 17. 397. 10
PBrandt, das Leben des Lactantius, Wien. SBet. B. 120 (1890). — FMar-
bach, d. Psychologie des Lact., Halle 1889. 898, 5 (Pervigil. Ven.)
GPiazza studio crit. int. al pervig. Yen., Trani 1889. 498, 5 (Iuvencus,
Sprache) JTHatfield, a study of J., Bonn 1890. 7 (lau des domini)
RPeiper, ZflJG. 41, 106. 412 (Itineraria), 8 Peregrinatio ad loca
sancta ed. JPomialowsky, Petersb. 1889. PGeyer, krit. Beitr. zu Silviae
peregr., Augsb. 1890. 415 (Eutropius), 7 Z. 12 JSorn, II, Laibach 1889.
422 (Damasus), 2 MManitius, RhM. 46, 316. 431 (Servius), 2
GL&mmerhirt, de priscorum scriptt. locis a Servio allatis, commentt. Ienens.
4, Sil.
434, 9 (HieronymuB, chron.) Über den cod. Oxon. EGHardy, journ.
of phil. 18, 277. 489 (Claudianus), 4 EStöcker, de Claudiam vett.
rerum romanarum scientia, Marb. 1889. 440 (Augustinus), 10 (civ.
dei) GBoissier, rev. d. d. mond. 15. Jan. 1890. 18 CFVrba, Beitr. zur
Gesch. der augustinischen Textkritik, Wiener SBer. 119. 457, 2 (Cas-
sianus) MPetschenig, Wien. Studd. 12, 151. 461 (cod. Theodos.)
OSeeck, ZfRG. 23, 1. 177. Mommsen, die Benennung der Constitutionen-
Sammlungen, ZfRG. 23, 346. 463, 6 Über Pelagonius jetzt besonders
Bachelor, RhM. 45, 331. 469, 6 (Gelasius de libr. recip. et non
recip.) JFriedrich, Münch. SBer.1888 1, 64.
Alphabetisches Register.
■Die Zablen vor einem Komma und Zahlen ohne Komma bezeichnen die Kammern des
Textes (die Paragraphen); die Zahlen nach einem Komma beziehen sich, auf die Anmerkungen.
A.
ab actis senatus 216, 1.
abecedarii hymni 440, 8.
460, 5. 464, 12. 473, 4.
474, 2. 491, 9.
Ablabius 485, 3.
Ablavius 33, 2. 486, 3.
Abronius Silo 252, 14.
Abschreiben 37, 4. 89, 4.
41, 8.
Absyrtus 432, 9.
Abuccius 192, 1.
Aburniua Valens 360, 4.
academica des Cicero 184,
7. des Augustin 440, 5.
Accius (L.) 134. 8. Attius.
Achilleis (des Statins) 321,
3 u. 10.
Achilles in parthenone
398, 13.
Acholius 387, 1.
Acilia und Acilius Luca-
nus 297, 11.
Acilia lex 163, 2.
Acilius (C.) 127, 2.
Acilius (L.) 125, 4.
Acilius Qlabrio 421, 2, d.
Acilius Piso 414, 5.
Aconia 430, 1.
Acro 374, 1.
acrosticha 26, 3.
acta diurna oder populi
216, 2.
acta fratrum arvalium
66, 2.
aetamartyr. Scillit.373,10.
acta Perpetuae et Felic.
373, 10.
acta sanetorum 499, 6.
acta Bcaenica 166, 5.
acta senatus 216, 1.
Acte (Einteilung in) 16, 7.
actiacum bellum 252, 9.
actibus apost. (de) 491, 2.
actiones 88, 3. Vgl. legis
actiones.
actio Rutiliana 142, 1.
actores atellanarum 9, 4.
actores comoediarum 15,
1. 16, 3. 4. 14.
actores seeundarum 8, 7.
actores tragoediarum 13,
4.
ActoriusNaso(M.) 210, 10.
actuarii 44, 8.
Aculeo 154, 6.
ad (edictum etc.) 49, 6.
Adamantius u. Martyrius
'472, 6.
Adananus 472, 9.
Adelphius 422, 8.
*Adeeio 109, 3.
admiranda des Cic. 186, 4.
adnotare 41, 2.
Adventus 389, 3.
Aebutius Liberalis 289,
4E. vgl. 297, 10.
Aedituus s. Valerius.
aegritudo Perdiccae 31, 5.
476, 8.
Aelianus 326, 17.
Aelius Cordus 381, 4gE.
Aelius Donatus 409.
Aelius Festus s. Aphtho-
nius.
Aelius Gallus 208, 4.
Aelius Lamia 17, 4. 254,3.
Aelius Lampridiu8 402, 1.
AeliuB Marcianus 378, 2.
Aelius Maurus 381, 5.
Aelius Melissus 362, 4.
Aelius Paetus (P.) 125, 1.
Aelius Paetus (Sex.) 125, 2.
Aelius Sabinus 381, 6.
Aelius Saturninus 274, 2.
Aelius Serenianus 375, 1.
Aelius Spartianus 392, 4.
Aelius Stilo 148, 1.
Aelius Tubero (L.) 172, *.
Aelius Tubero (Q.) Stoiker
139,2. Historiker 208,1.
Aelius Veras 363, 2.
Aemilia Pudentilla 366, 3.
Aemilianus (Fabius) 131,2.
AemilianUB (Pallad.) 4lu.
Aemilianus (Scipio) 131, 1.
Aemilianus Strabo 366, 2.
4. 367, 2.
Aemilius (C.) 240, 3.
Aemilius Asper 328, 2.
Aemilius Epictetus eive
Hedonius 391, 1.
Aemilius Lepidus Porcina
(M.) 131, 6.
Aemilius Lepidus (Illrir)
217, 2.
Aemilius Macer 223, 4.
Jurist 378, 3.
Aemilius Magn. Arborius
417, 6.
Aemilius Papinianus 371.
Aemilius rarthenianus
381, 5.
Aemilius Paulus (L.) 123,8.
Aemilius Probus 198, 7.
Aemilius Scaurus(M.)136,
10. Sein Urenkel (Mam.)
276, 2.
Aemilius Severianus 363,
6.
Aemilius Sura 277, 5.
Aeneaden 228, 5.
Aeneas 228, 5.
aenigmata 26, 1.
Aeserninus 267, 8.
aesopische Fabeln 27, 2.
Aesopas, Mimograph
264 , 6. Schauspieler
13,4.
aestuariis (de) 166, 6, c.
Aetherius 457, 4.
Alphabetisches Register.
1319
Aethicus Ister 497, 1. vgl.
453, 5.
Aethiopis 192, 9.
aetia des Varro 166, 4, f.
Aetius 464, 1. 8. 10.
Aetna 307.
Afer, s. Domitius, Teren-
tiiiB.
Afranius (L.) 146 vgl.306,1,
'AfraniaB' 476, 4.
Afranius Burrus 287, 2.
Africa S. 870.
africanische Latinitat S.
870; vgl. 366, 6. 370,
2 gE. 480, 9.
africanische Redner 45, 3
vgl. 8. 666.
africanum bellum 197, 7.
Africanus (Scipio) der äl-
tere 56, 1, 123, 6. dessen
Sohn 127, 3.
Africanus der jung. 131,1.
Africanus s. Caecilius, Iu-
lius.
Agaunens. abbat, vita
494, 8.
AgeUius 366, U
Aggenus Urbicus 447, 1.
Agnes 491, 4.
Agorius s. Vettiua.
agraria (de lege) 179, 16.
Agricius 421, 2, d.
agrimensores 58.
Agrippa 220, 10.
Agrippina 286, 6.
Agroeeius 467, 11.
Ahnenbilder 81, 1 ff.
Aietius Pastor 268, 6.
Akademie, alte und neue,
in Rom 50. Einfluß auf
die Beredsamkeit 60, 4.
Akrosticha 26, 3.
akrostichische argumenta
zu Plautus 99, 2.
Alarich II. 488, 2
Alarici breviarium 488, 2.
albanischer Agon 319, 4.
Albericus 42, 10.
Albino vanus Celsus 242,6.
Pedo 262, 6.
Albinus 431, 4. 444, 6.
454, 1 f. 478, 1. Philo-
soph 407, 6. Dichter
383, 5. Metriker 406, 3.
Auch s. Clodiu« und Po
stumius.
Albinus (Alcuin) 427, 7.
600, 3.
Albius Ovidius 23, 3.
Albiuß Tibullus 245.
Albuciue, L. s. Abuccius.
Albucius (T.) 141, 3.
Albucius Situs 268, 4.
album 76, 2 f. 77,4.
Alchimie 406, 3 gE.
Alcimus 417, 3. 474, 6.
Alcuin 8. Albinus.
Aldhelmus 600, 2.
aleatoribus, de 368, 7.
882, 2 gE.
Alethius 417, 2 f. 439, 6.
Alexander Ephesius 414,5.
Alexander Neckam 450, 4.
Alexander Numenius 451,
1.
Alexander Polyhistor 161,
1.
Alexandersage 899.
Alexander Severus 376, 1.
Alexander Trall. 498, 6.
Alexandh ad Aristotel.
epist. 399, 4.
Alexandri cum Dindimo
collatio 899, 4.
Alexandri itiuer. 412, 4.
alexandrinum bellum 197,
1. 6.
Alexis 225, 2.
Alfenus Fortunatus 34, 2.
Alfenus Varus 208, 8 vgl.
224 3.
Alfius Historiker 137, 9.
Alfius (Alphius) Avitus
863, 6.
Alfius Flavus 268, 9.
alimentariae ( tabulae )
880, 6 c.
Alimentus 8. Cincius.
Alliteration 93, 1.
Alphabet (lateinisches)
93, 6. versus de alph.
500, 4.
Alphius 8. Alfius.
Alpinus 192, 6.
Altercatio Heracliani cum
Germinio 435, 4. alter-
catio Simonis et Theo-
phili 467, 8.
Altertumsforschung bei
den Römern 41.
Alypiuä 422, 3.
Amafinius 173, 1. 3.
Amaryllis 226, 2.
Amazon! b 243, 3.
Ambivius (L.) 16, 13. 14.;
M. 64, 3.
Amblichus (Iambl-) 486,
5.
ambrosianus des PlautuB
99, 9 f.; cantus 433, 4.
Ambrosiaster418,5.435,4.
Ambrosius 433.
Ammianus Marcellinus
429.
Ammonius 401, 7.
amöbäische Form 3, 2
Amoenus 474, 2.
amores des Ovid 248, 1 f.
Ampelius 359, 1—3. —
466, 4.
Ampius Baibus 210, 10.
anacyclici versus 26, 4.
analogia (de) von Caesar
195, 4.
Auastasius Gramm. 401, 7.
436, 7 (Papst). 492, 2.
Panegyrikus auf Kaiser
A. 481, 6.
Aoatolius 488, 6.
Anauni 286, 5.
Ancyran. mon. 220, 4.
Andarchius 477, 10.
Andronicus (Livius) 94.
Andronicus ( Pompi lius )
169, 6.
anecdota des Oic. 186, 3.
anecdotum Parisinum 41,
2.
anecdotum Cavense 41, 2.
anecdotum Holderi 483,
2 E. Piechottae 463, 7.
Anianus 443, 4. 488, 2.
Anicia Proba 422, 3.
Anicius Iulianus 426, 1.
Anioius Probus 422, 8.
Annaeus Cornutus 299, 2.
Annaeus Lucanus 803.
Annaeus Mela 269, 2.
Annaeus Novatus 268, 7.
Annaeus Seneca, Vater
269; Sohn 287-290.
Annaeus Serenus 287, 2.
annales 37. annales pon-
tificum 76. annales ma-
ximi 76, 1—5.
annales des Ennius 101.
des A. Furins 160, 1. des
Tacitus 838.
annalis y. Atticus 1 72, 2, b.
Annalisten 87.
Annianus 853, 4.
Annius (G.) 19, 1.
Annius Bassus 341, 11.'
Annius Cimber 209, 12.
Annius Fetialis 259, 8.
AnniuB Florus 341, 7.
348, 8.
Annius Luscus 136, 6.
anonymus Bobiensis 419,
6; Cuspiniani 413, 3E.;
1320
Alphabetisches Register.
Nilanti 284, 4; Nori-
sianus 413, 2 (III); Ra-
vennas 497, 3; Valesii
429, 9.
Anser 233, 3.
Ansileubus 42, 8.
Anthedius 426, 5. 466, 4.
AnthiaDUß 378, 6.
Anthimus 487, 1—3.
anthologia latina 31, 4.
476, 1.
Anthologie, erot. 31, 1.
Antias s. Furios u. Vale-
rius.
Anticato Caesars 195, 7.
Anüoohu8(Philo8oph) 157,
5E. 161, 1. — 461, 1.
Antipater Acanth. 471, 1.
Antipater (Cael.) 137, 5.
Antipater Gallus 387, 4.
antiquitatum libri des
Varro 166, 4.
Antistius Capeila 370, 1.
Antistius Labeo 207, 6.
der Sohn 265, lf.
Antistius (P.) 158, 4.
Antistius Sosianus 304, 4.
Antistius Vetos 291, 5.
Antonini itiner. 412, 2.
Antoninus Aquila 364, 3.
Antoninus gramm. 364, 3.
Antoninus philosophus
863; martyr 412, 8.
Antoninus Pius 354, 1 f.
Antonius (Redner) 426, 2.
Antonios, C. 180, 1.
Antonius Castor 283, 1.
Antonius Gnipho 159, 5.
Antonius Honor. 469, 6.
Antonius Iulianos 314, 5.
—356, 1.
Antonius (Iullüs, Iulius)
242, 6.
Antonius Liberalis 297,
10.
Antonius (M.) der Redner
152, 1 f.
Antonius (M.) der Trium-
vir 209, 3.
Antonius Musa 263, 7.
Antonius Panurgus 263,4.
Antonius Rufusl7,4. 254,3.
anulo (de) 251, 6.
Apelles 461, 1. Tragöde
13, 5.
Aper (M.) 815, 3.
apez 170, 4£.
Aphthonius 395, 1.
Apioius 283, 2.
Apingrius 494, 1.
apocolocyntosis des Se-
neca 289, 7.
Apollinaris 55, 3. 467, 2.
Tragöde 13, 6. Kritiker
328, 3. Vgl. Aurelius,
Domitius, Sulpioius und
Sidonius.
Apollodorus Pergamenus
44, 10. 241, 3.
Apolloniense monumcn-
tum 220, 4.
Apolloaius Chalced. und
Nicomed. 358, 2. 368, 1.
373, 1 Z. 3. Dyscolus
363. Rhod. 317, 2. Tya-
neus 366, 3. Tyrius 489.
apologeticum des Tertul-
lian 373, 4.
apologeticum Carmen dos
Commodianus 384, 2.
apologia des Apuleius
367, 1.
apophthegmata des Cato
121,5; des Caesar 195, 5.
apostolorum actus 491, 2.
appendix Probi 300 , 7 b.
fabularum 264, 4.
Appianus 356, 2.
Appius 8. Claudius.
Applaudieren 45, 4. 466, 3.
Aprissius 151, 6.
apud 49, 6.
Apuleius (L.) 41, 1.
Apuleios Mad. 366 f.
Apuleius Barbaras 367,8 b.
Apuleius Celsus 294, 2. 4.
Apuleius minor 367, 10.
Apuleius Saturn. 141, 6.
Aquae apollinares 412, 5.
Aquila 191, 4. 364, 8. Ju-
rist 378, 5. Aq. Roma-
nos 388. Vgl Antoninus.
Aquüinus 431, 4. Vgl.
Iulius, Iuvencus.
Aquilius, Palliatendichter
107, 3.
AquiliuB Gallus 174, 1 f .
Aquilius Niger 255, 5.
Aquilius Regulus 326, 3.
Aquilius Severua 422, 7.
Aqoinos 212, 8.
aquis (de) von Frontinus
827, 6.
Aradius Rofinos 423, 3.
Aratea des Cicero 177», 1 ;
des Germanicus 275, 4 ff.;
des Avienus 420, 2.
Arator 491, 1—3.
Arbiter s. Petronius.
Arbogast 391, 1. 474, 1.
avboribus (de) von Colo-
' mella 293, 3.
Arborius 417, 5.
Arbronius Silo 252, 14.
ArcadiuB Charisins 404, 1.
Archagathus 55, 1.
Archelaus (Laelius) 148,3.
Archia (pro) 179, 26.
archimimae 8, 8.
archimimus 8, 7.
Archippus 329, 3.
Architectur 57.
Archive 36, 3.
Ardea 69, 4.
Arellius Fuscus 268, 3.
Argentaria Polla 303, 4.
ArgentariuB 268, 6 K.
argonautica des Varro
Atacinus 212, 1 ; des Va-
lerios Flaccos 317.
argumenta zu den plauti-
nischen Stücken 99,3; zo
den terenzischen 109, 3.
Arianische Fragm. 418,
10.
Aristides 156,4 (Miles.) —
363 (Ael.).
Aristius Fuscus 242, 1.
Aristo s. Titius.
armenischer EuBeb. 434, 9.
Armillatus 326, 5.
Arnobiu8 396; iun. 469,1.
Arria 302, 2 f.
Arrianus 227, 2 gE.
Arrianu8 (Maturus und
Severos) 342, 8.
Arriu8 AntoninUB 324, 4.
ArriuB Menander 372, 4.
Arruntius 294, 1. (L.) 259,
7.
Arruntius Celsus 367, 3.
Arruntius Claudius 431,9.
Arruntius Stella 323, 1.
ars amatoria des Ovid
248, 6. vgl. 847, 3.
ars Bernensis 482, 6.
ars Donati 409, 2.
ars poet. d. Hör. 239, 7.
ars vaticana 300, 7 b.
Artemidorus 319, 5.
artes liberales 166, 6, a.
Artorius Proculus 263, 4.
aruales fratres 65.
Arulenos Rusticus 329, 2.
Arusianos 427, 4.
Arzneimittellehren 55.
Ärzte in Rom 65, 1.
Asclepiades 430, 2. s. Askl.
Asciepiadius 421, 9.
Aaclepiodotufl 392, 8.
Alphabetisches Register.
1321
Asclepius 367, 8, a. 460, 8.
Asconius Ped. 295. Sein
Sohn 820, 3E.
Asellio s. SemproniuB.
Asellius SabinuB 274, 1.
aeianische Beredsamkeit
44, 11 Tgl. 171, 1.
AsiliuB und Asillius 274, 1.
Asinius Celer 286, 1.
Asinius Gallus 276, 3.
Asiniua Pollio 221.
Asinius Pollio Trall.
221, 8.
Aainius Quadratus 381, 1.
Asklepiades aus Klazo-
meoae 218, 3. s. Ascl.
Asklepiades Prus. 55, 1.
Asmenius 421, 9.
Asmonius 405, 4.
Asper 482, 3. Auch s. Ae-
miliufl.
aspiratione (de) 472, 5.
Asprenas und Aaprenates
267, 2.
Asprianus 387, 6.
asse (de) 344, 5.
Asteria 323, 1.
Asterius 478, 6.
Astrologie 52.
Astronomie bei den Rö-
mern 62.
astronomia des HyginuB
262, 5.
astronomica des Manilius
253, 2—8.
Astyagius 472, 2.
Astyanax 387, 4.
AtacinuB 8. Varro.
Atedius Melior 324, 1.
Ateius Capito 266, 3 f.
Atems (G.) 174, 6.'
Ateius Philologus 211, 1.
Ateius Sanctus 370, 1.
Atellanae 9 f.
Atellani 9, 4 f.
Aterianu8 387, 3.
Athanasius 469, 12.
Athenaeum 346, 3£.
Athenodotus 855, 3.
AtherianuB 387, 3.
Atilia Pomptilla 368, 9.
Atilicinus 298, 4.
Atilius Gaiatinus 88, 3.
Atilius Fortunat. 405, 6.
Atilius (L.), Jurist 126, 4.
Atilius, Palliatendichter
107, 2. Schauspieler 16,
1* Tgl. 107, 2.
Atistia 163, 7.
Atratinus 's. Sempronius.
Atrectus Buchhändler219,
21.
Atrius 332, 9.
Atta s. Quintius.
Attalus 287, 1.
Atticisten in Rom S. 278.
283.
AtticuB (T. Pomponius)
172 mit A. 1 f. Ciceros
Briefe an ihn 188, 2.
Auch s. Censorius, Iulius,
Vipsanius.
Atticus Mimograph 324, 2.
AtticuB des Ovid 247, 2.
Atticus (Rhetor) 44, 10.
326, 17.
Atticus (Herodes) 356, 3.
attische Beredsamkeit 44,
11.
Attius (L.) 134.
Attius (Labeo) 307, 6.
Attius Patera und Tiro
Delphidius 401, 8.
auctoritas prudentum 48.
aucupio (de) 386, 3.
Audaz 448, 4. 482, 4.
Aueliana collectio 453, 4.
Aufidia 174, 3.
AufidiuB (Cn.) 156, 4. —
414, 6.
Aufidius Bassus 277, 2.
Aufidius Chius 328, 1.
Aufidius Fronto 364, 2.
Aufidius Modestus 231, 6.
Aufidius Namusa und
Tucca 174, 6.
Aufidius Victorinus 364,2.
Aufschriften auf Weih-
geschenken usw. 83.
AufuatiuB 199, 8.
Augenarzte 66, 2.
Auguralschriftsteller 42 , 1 .
auguriis (de) von Cicero
184, 18.
Augurinus (Sentius oder
SeriuB) 332, 6.
augurum libri etc. 77, lf.
augustae hist. Bcriptores
392. 402.
augußtische Zeit 219.
Augustinus 440.
Augustodunum 391, 7. 8.
Augustus 220, 1—6 vgl.
S. 462. Verhältnis zu
Horaz 236, 3.
Auian(i)u8 460 ; novus
460, 4.
Auian(i)us Laetus 452, 6.
Auienus 420.
Auitus 443, 6E. — 467,
2 u.4. — Viennensis 474,
6. 476, 6: auch s. Alfius,
Lollianus, Octavius.
aulularia des Plautus 97,
3. Vgl. 421», 1.
Aurelianus 887, 5; auch
s. CaeliuB.
Aurelius (Bischof) 456, 2.
Aurelius (M.) Kaiser 363.
Aurelius Apollin. 385, 3.
Aurelius Augustinus 440.
Aurelius Charisius 404, 1.
Aurelius Cotta 153, 4.
Aurelius Cotta Maximus
267, 6.
Aurelius Festivua 387, 6.
Aurelius Opilius 159, 4.
Aurelius Philippus 379, 7.
AureliuB Prudentius 436.
Aurelius, C, Romulu831,4.
Aurelius Scaurus 141, 6.
Aurelius SymmachuB 425.
Aurelius Verus 381, 6.
Aurelius Victor 414, 1.
Sex. 414.
Aurunculeius Cotta 197,9.
Ausonius 421.
Au8piciu8 474, 1.
authenticum 488, 9.
Autobiographen 37, 7.
Auxanius 466, 11.
Auxentius 418, 1. 433, 1.
— 418, 10.
axamenta 64.
Axiua 187, 3.
Axius Paulus 421, 2, m.
421», 1.
B.
Babrius 383, 4.
Bacchides des Plaut. 97, 9.
Bacchus poeta 26, 3.
Bachiarius 443, 5.
Baebius (C.) 163, 5.
Baebius Longus 364, 1.
Macrianus 379, 7.
Baebius Macer 256, 5.
Baebius Massa 326, 4.
Baeda 600, 3.
Balbillua 291, 6.
Balbinus b. Caelius.
Balbo, pro, 179, 36.
Baibus s. Ampiu8,vCae-
cilius, Cornelius, Heren-
nius, Laelius, Lucilius.
Balbus mensor 344, 3 f.
Balista 229, 1.
Bandusia 234, 4 E.
Bantina tabula 163, 1.
barbari excerpta lat. 498,7
1322
Alphabetische* Register.
Barea Soranus 299, 8.
Barras b. BetutiuB.
Barth (Caspar) 323, 5.
Basilides 358, 2.
Basilius 421, 9.
Basilius Caesar., lat. 400,6.
Bassinus 373» 2.
Bassula 441, 4.
BassuluB 332, 8.
Bassas 254,2. 318,2. 324,
2. 402, 2. 403, 1. 448, 4.
Vgl. Aufidius, Caesius,
Calpurnius, Gavius, iu-
lius, Saleius.
Bathyllus 8, 13.
Batrachus 430, 2.
Battarus 200, 2.
Battus poeta 26, 3.
Baviua 233, 2.
Beda (Venerabilis) 600, 3.
Begone, Begoe 77, 5.
Beinamen 3, 2.
Belisarius scbol. 473, 6.
bella des Sallust 206, 7.
Bellicus 463, 3.
bellum actiacum 252, 9.
afric. alez. bisp. 197, 6 bis
8; civile des Caesar 196,
10 f. ; des Lucan 303,9 ; bei
TetroniuB 306, 3 f.; b.
dacicum 332, 3 ; gallicum
196, 7 f. 197,6; istricum
130, 1 ; parthicum 332, 3 ;
punicum 95, 8; aiculum
252, 6.
Bembinus 109, 2 — 5.
Beredsamkeit bei den Rö-
mern 43 — 46. Vgl. S.
278 f. 468. 633.
Bertechramnus 491, 12.
Beschreibungen im Epos
20, 1.
Beschwörungsformeln 85, .
1.
Bestia (L.) 141, 6.
Betilienus 163, 3.
betonica 263, 7. 367, 8 b.
BetutiuB Barr äs 163, 8.
Bibaculus s. Furiua.
Bibelübersetzungen 373,
9. 10. 434, 6.
Bibliotheken in Rom, S.
285. 463; palatina 262, 1.
Bibulus s. Calpurnius.
Biographien 39, 3.
Birrius, Q. 53, 1.
Bissula 421, 1.
Blaesüs 265, 5.
Blandus 45, 1 vgl. 268, 1.
Blandus &. Rubullius.
Blitho 8. Sulpicius.
Blossiua 139,1. Drac.475.
Bobbio 180, 2. 404, 2.
Bocchus 291, 6.
Boeotia 107, 3.
Boethius 478. Vgl. 490, l.
Bollandisten 499, 6.
Bonifatius 600, 5.
Bonosus 476, 6.
BosphoruB 93, 13.
Botanik 53.
Brachylogus 488, 10.
Braulio 495, 6.
breviarium des K. August
220, 4; des Eutrop. 415;
des Rufus 416, 1 f. ;
Alarici 488,2. Plinii411.
breviatio des Jord. 485, 4.
pedum 304, 2.
Brief (poetischer) 26.
Briefe (und Briefsamm-
lungen) 46. vgl. 217. Ci-
cero's 187 f. an Cicero
217,2; adCaesarem205,
5; bei Sallust 206, 3;
VirgiTs 229,6; des Horaz
239; des Seneca 289, 5,
des Plinius 340, 5 f. ; Sym-
machus 425, 6; des Hie-
ronymus 434, 7 ; Augusti-
nus 440, 12; Sidonius
467, 6.
Briefform 46, 1.
Broccus 291, 6.
Brunichius 39, 7.
Bruttedius Niger 277, 4.
Bruttius 369, 8.
Brutus s. Iunius.
Brutus yon Cicero 182, 3;
praetexta von Accius 134,
5; von CasBius 210, 7;
bei Ovid 276, 8.
Buchhändler 2, 2. 172, 1.
219, 21.
Bucco 9, 8.
bucolica 29, 1 ; Virgii's 226.
Einsidl. 306, 8.
Buculeius 154, 4E.
Bühne in Rom 12, 3.
Burbuleius 153, 6.
Burdigalense itinerarium
412, 3. Burdig. profess.
S. 1065 d.
Burgundionum lex 488, 3.
Buteo 268, 10.
C.
Caecilius Novocomensis
213, 4. (L.) 397, 7. (Sex.)
360, 5.
Caecilius , Bearbeiter
Fronto's 356, 8.
Caecilius , S. , Africanui
360, 3.
Caecilius Apuleius 367, 10.
Caecilius Baibus 212, G.
Caecilius Denter 101, 3.
Caecilius Epirota 263, 1.
Caecilius Metellus (Q.)
123, 2. Celer 171, 10 vgL
214,3. MacedonicuB 131,
7. Neposl71, 10; 217, 2.
Numidicus 141, 2.
Caecilius medicus 55, 3.
Caecilius Natalis 368, 2.
Caecilius Niger 179, 6, 1.
Caecilius Novatillianua
391, 9.
Caecilius Secund. 326, 17.
Caecilius Statius 106.
Caecina (A.) 199, 5.
Caecina (pro) 179, 13
Caecina Largus 295, 1.
Caeionius s. Ceioniua.
Caelestinus 387, 2. vgl.
458, 3.
Caelestius 443, 2.
Caelio (pro) 179, 34.
Caelius Antipater 137, oft.
Caelius Apicius 283, 2.
Caelius Aurelianus 463, 1.
Caelius Balbinus 383, 3.
Caelius Lactantius 397, 1.
Caelius Rufus 209, 6 ff.
Caelius Sabinus 316, 1.
Cael. Firm. Symphosius
449, 3.
Caepaaii 171, 12.
Caepio 186, 10. — 141, 6.
163, 8. 283, 1.
Caerellius 879, 3.
Caesar (C. Iulius) 194-
196. — 414, 6.
Caesar (L) 199, 3. —
414, 6.
Caesarea des Sueton 347,
8; des Victor 414, 2.
Caesariue 469, 2.
Caesellius Vindex 343, 4.
Caesennius 54, 4.
Caesius 174, 6. 199, 6.
212, 8.
Caesius Bassus 304, 1-2.
Caesius Primus und Tau-
rinus 398, 10.
CaesoniusMaximuB 287,1.
Caesulenus 141, 6.
Calbulus 476, 6.
Calenus323,6. — 364, iE.
Calidius (M.) 202, 1.
Alphabetisches Register.
1323
Calidus b. Iulius.
Caligula 286, 1.
Callicratea 387, 5.
Calliopius 109, 2.
Callistratus (Jurist) 372,2.
Callistus 294, 3.
Calpetanua 294, 1.
Calphurniu8 109, 3.
Calpurnius Basaus 53, 1.
Calpurnius Bibulus 255,2.
Calpurnius Flaccus 351, 6.
Calpurnius Longinus 360,
8.
Calpurnius Piso , unter
Caligula 306, 4; unter
Trajan 332, 5. Auch s.
Piso.
Calpurnius Piso Frugi (L.)
132, 4.
Calpurnius Sicul. 306, 1.
Calpurnius Statura 304, 1.
Calvinus 332, 9.
Calvisius Taurua 351.
Calvus s. Licinius.
Calvus231,2.— 329,4.—
364, 4.
Camerjnus 252, 8.
Camillus 174, 6.
Campanus 342, 9.
Caniniua Celer 355, 4.
Caninins Rufus 332, 3/
Camus 19, 1.
Canius L. 136, 10.
Camus Rufus 324, 2.
canticum im Mimus 8, 1 1 ;
in der Atellana 10, 2;
Tragödie 13, 3; in der
palhata 16, 3—5; in der
togata 17, 5.
Canoutius 153, 5£. 209,9.
Capella264, 1. Martianus
452. Vgl. Antistius.
Caper (Flavius) 343, 3.
Capito 268, 10. — 415, 2.
5. Vgl. Ateiue, Octavius,
Sinnius, Titinius.
capitolinische Agonen
319, 4; Fasten 75, 2 ff.;
capitol. Stadtplan 60, 2.
Capitolinus s. Cornelius
und Iulius.
Capreolus 466, 2.
Caracalla 375, 1.
Carbo s. Papirius. Vgl.
H,2gE.
carmen 61, 1; Carmen Ba-
liare 64; de bello actiaco
252, 9; carmen de figu-
ris 461, 1; de ponderibus
461, 2; de librac pai>
tibus 481, 9; adv. paga-
nos (Par. 8084) 436, 6;
paschale 464, 2. 473, 1.
adv. Marcionem 436, 7.
Carmentie 66, 1.
carmina triumphalia 84.
Carminius 419, 7.
Carthago 463, 2.
Cartilius 281, 2.
Caruilius (Sp.) 128.
Caruilius Pictor 225, 3.
Carus bei Ovid 252, 7;
bei Martial 324, 2. Auch
s. Lucretius, Mettius.
Casca 197, 9. 309, 1.
Cascellius (A.) 207, 4.
Cassiani 298, 3.
Cassianus 457, 1—3.
Cassii210,6fll. — 294, 1.4.
Cassiodorius 483.
CassiuB,Pratextendichter ?
134, 5.
Cassins Dio 381, 1.
Ca88iu8 Dionysius 54, 1.
Cassius Etruscus 210, 8.
Cassius Felix 463, 6.
Cassius Hemiua 132, 1.
Cassius Longinus 210, 6.
Cassius Longinus, Jurist
298, 3. Geschichtschrei-
ber 349.
Cassius Parmensis 210, 7.
Caßaius Salanus 267, 9.
Cassius Severus 267, 11.
Castalius 485, 2 u. 4.
Castor s. Antonius.
Castorius 412, 6. 497, 4.
Castriciuß 64,4.(T.)351,2.
catachannae 346, 3.
catalecta 230, 6.
catalepton 230, 5.
catholica 300, 7.
Catilina, Militärschriftst
56, 2.
Catilina 180, 1. 205, 2.
in Catilin. decl. 361, 5.
catilinarische Reden Ci-
cero's 179, 20—23.
Catilius Severus 375, 1.
Catius Fronto 341, 4.
Catiua Insuber 173, 3.
Catius Miltiades 173, 3.
Cato b. Porcius, Valerius.
Caton. disticha 398, 1.
Cato philosophus 398, 1.
4. Africaner 476, 6.
Cato der ältere 118-122.
dessen Sohn 125, 6.
Cato (maior) d. Cic. 184,
11.
Cato (minor) d. Cic. 180,5.
Cato Uticensia 201.
Catullus 214. Mimograph
285, 1.
Catullus permimo lo-
giarum? 142, 4.
Catullus Prosaiker 142, 4.
Catulus s. Cinna und Lu-
tatiu8; des Cicero 186, 7.
mit A. 1 f.
CatuB presb. 480, 2. 4. 5. 7.
causidici 46, 4 u. 7. 49, 3.
Cebetis pinax 370, 5.
Ceionius Albinus 405, 3.
407, 6.
Ceionius Iulianus 40*2, 2.
Celer 8. Caecilius, Cani-
nins, Velins.
celeu8ma, Schifferlied 11,
2.
Cel8U8 8. Apuleius, Arrun-
tius, Cornelius, Iuliut,
luventius.
CelauB bei Baibus 344,
3 gE. Anderer 426, 8.
430, 2.
Celsus Albinovanus 242,6.
Celsus pater 316, 4.
Celsus Rufus 402, 2.
Censorinus 379, 2—6.
Censorius Atticus Agri-
cius 421, 2, d.
centimeter des Ps. Ser-
vius 4SI, 4.
centones 26, 2 fll. vgl.
870, 6. 473, 6. 477, 3.
nuptialis des Ausonius
5. 1066 k.
centunculua 8, 10.
cepurica 54, 4.
Cerealis 469,3. vgl. Iulius.
Cerinthus 245, 3.
Cerrinius 324, 4.
certamen albanum, capi-
tolinum 319, 4.
Ceruidius Scaev. 369, 1.
CeryllianOB 387, 6.
Cestius Pius 268, 6.
Cethegus s. Cornelius.
Cethegus (Ruf. Petron.
Nicom.) 477, 6.
Cetius Favent. 264, 6.
Chaeremon 329, 3.
Chalcidius 407, 3 f. An-
derer 480, 7.
characteres des Varro 166,
6, e.
Charibert 477, 9.
Charisius, Jurist 404-, 1.
Grammatiker 419.
1324
Alphabetisches Register.
Cbilperich 477, 9.
Chirius Fortunat. 427, 5.
Chiron Centaurus 432, 9.
Choliaiuben 33, 2 f.
Chor im Pantomimus 8,
11; in d. röm. Tragödie
13, 5 ; in der palliata 16,
3; in der togata 17, 5.
chorographia des Cicero
186, 5.
Christentum S. 869. 1007.
1078. vgl. 368, 4. 385,
6.
christliche Epiker 21.
Chromatius 435, 7.
chronica des Cornelius
Nepos 198, 4, 2.
Chronik des Hieronymus
434, 8; des Dexter 434,
11 ; Prosper 460, 2; Cas-
siodor 483, 4 ; Marcellinus
u. a. 284 ; des Isidor 496, 3.
Chroniken (Stadt , HauB-
u. Familienchron.) 80.
chronicon Canisianum
460, 3.
chronicon coneulare 460,2.
chronicon imperiale 460,3.
chronicon Pithoeanum
460, 3.
Chronograph von 354 (n.
Chr.) 74, 8. 413.
Chrysologus s. Petrus.
Chrysostomus, lat. 400, 6.
Cicero (M.) 175—189. S.
278. 283. Herausgeber
des Lucretiua ? 203, 2.
Cicero (Q.) 190.
ciceronische Zeit S. 275 ff.
cicuta des Marsus 243, 2.
Cimber s. Annias.
CinciuB, L. Alimentus 117.
Cincius, Jurist 117, 4.
Historiker 255, 6. Schau-
spieler 16, 13.
Cinna 174,5. Catulus 358,
2. Helvius 213, 2 f.
ciris 230, 2.
Citate (erdichtete) 466, 17.
Citiergesetz 453, 3.
civile bellum s. bei lumciv.
civitate (de) dei von Au-
gustin 440, 10.
ClanariuB 328, 4.
Claranus 328, 4.
Claudia des Statius 321, 1.
Andere 441, 5.
Claudianus 439; Mamer-
tus 468, 3—6.
Claudius s. auch Clodius.
Claudius 454, 1.
Claudius (Acilianus) 127,
1; Kaiser 286, 2 — 6;
Grammatiker 431, 9;
480, 8.
Claudius Aesern. 267, 8.
Claudius Agath. 299, 10.
Claudius Arruntius 431, 9.
Claudius Balbillus (Ti.)
291, 6.
Claudius (Ap.) Caecus 90.
Claudius Capito 841, 4.
Claudius Donatus 431, 6.
Claudius Etruscus 321, 1.
Claudius Eusthen. 392, 8.
Claudius Gord. 480, 8.
Claudius Mamert. 391, 2.
417, 7.
Claudius Mar cell. 341, 4.
Claudius Marcel lue (C.)
199,1. (M. Aesern.) 267, 8.
M. Claudius Marceil us
81, 5. — 202, 5.
Claudius Marius Victor
464, 6-7.
Claudius Maximus 358, 4.
Claudius Paulinus 61, 4.
Claudius Pollio 341, 11.
Claudius (Ap.) Pulcher
186, 2. — 199, 1.
Claudius Quadrig. 155, 1.
Claudius Bestitutus 341 , 4.
Claudius Sacerdos 394.
Claud. Saturn. 360, 7.
Claudius Severus 358, 2.
Claudius Tryph. 372, 3.
Claudius Venacus 375, 1.
Claudius ad lunam 21, 3.
Cledonius 472, 1.
Clemens 363, 7; auch s.
Flavius, Pactumeius,
Prudentius, Terentius.
Clemensbriefe, lat. 400, 6.
Clitarchus 156, 2 gE.
Cloatius Verns 263, 1.
Clodia 214, 3. vgl. 204, 2.
Clodianus 427, 5.
Clodius Historiker 155, 1.
Clodius Albinus 370, 4.
Clodius Licinus 269, 6.
Clodius, Paulus 155, 1.
Clodius Pollio 286, 9.
Clodius Pulcher 202, 6.
Clodius Quintipor 192, 2.
Clodius Quirinalis 297, 10.
ClodiuB Sabinus 268, 10.
Clodius (Ser.) 169, 9.
Clodius (Sex.) 211, 5.
Clodius Thrasea 299, 7.
Clodius Turrinus 268, 3
Clodius Tuscus 263, 5.
Cluentio (pro) 179, 15.
Clutorius Priscus 252, 11.
Cluvienus 332, 9.
Cluvius Rufus 314, 2.
Cocceius Nerva 281, 2.
filius 298,2. Kaiser330,l,
codex Gregorianus und
Hermog. 393. Theodo-
sianus 461. Iustäniaous
488, 4 f. Amiatinus 434,
6. Salmasianus 476, 1.
Vossianus 309.
Codrus 283, 1. — 324, 3.
Coelius s. Caelias.
Coeranus 299, 3.
collatio legum mos. 438.
collegium poetarum 94, 7.
134, 2. 204, 2.
Collinus 319, 4. 324, 2.
Collyra 143, 6.
coloniarum libri 344, 4.
Columella 293. M. Cola-
mella 293, 1.
columni rostrata 83, 8.
comici 15, 1.
Cominianus 405, 1.
Cominius (P.) 44, 4.
Cominiu8 274, 2. *
commentarii von Cicero
180, 3. Vgl. 174,3; 182,2;
von Caesar 196; Ton
Gaius 361, 4.
commentarii augurum 77,
1; censorum 78, 3; con-
sulum etc. 78, 1; magi-
stratuum 78; pontificuni
73; XVvirum 77, 3; re-
gum 72.
commentator Cruqaianus
240, 3.
CommodianuB 384.
Commodus 870, 1.
commonitorium des Vin-
centius 458; des Orien-
tius 464, 8 f.
communes historiae 142,4.
comoedia 12, 1. 15, 1. 16,
2. 17, 1. 2.
comoedia, Fragment einer
verlorenen 114, 2.
computus pa8chali8483, 3.
Concordius 401, 7.
Concordius Syriacus 319,
8.
confessioneB des Augustin
440, 9.
conflictus veris et hicmis
29, 3.
Congus 8. Iunius.
Alphabetisches Register.
1325
Consentius 466, 5. Gram-
matiker 472, 3.
consolatio des Cicero 184,
4; des Seneca 289, 4;
des Boetuius 478, 3 f.
consolatio ad Liviam
261, 5.
CoDsonanten (auslauten-
de) unhörbar 473, 4,
Constantinopolis Urbs
nova Roma 484, 1.
Constantinus, Kaiser 400,
1 f. 401, 1 f. Reden auf
ihn 391, 7. 401, 4—7.
vgl. 402, 3. 6. 403, 1 f.
Constantino (de) lib. 401,
3.
Constantinus (Jurist) 488,
4—6. Africanus 446, 6.
Constantius (Sohn von
Constantin) 401, 1 E.
Reden auf ihn 391, 7. an
ihn 412, 4. 418, 1. 4.
Constantius des Sidonius
466, 10. 467, 6.
constitutiones 49, 2. vgl.
393, 2. Sirmondi 4C1, 6.
consulere 48, 5.
Consul Verzeichnisse 75,
2—4. 413, 2 (III). 470,
6 f. 483, 4.
consultatio 462.
Contamination 16, 9. vgl.
111, 3.
controversiae 45, 5; des
Seneca 269, 4 ff.
conueraio 483, 3. 485, 1.
copa 230, 4.
Coranius 209, 9.
Corbulo 291, 3.
Cordubenses poetae 157,4
vgl. 262, 10.
Cordus s. AelhiB, Cremu-
tius, Iunlus, Valerius.
Corinna 248, 2.
Corippus 492, 1.
Cornelia (Briefe) 123, 6.
Cornelianae des Cicero
180, 1.
Cornelianus, 8. Sulpicius
und 431, 2 M.
Cornelius 96, 8.
Cornelius 889,8. (L.) 129,2.
Cornelius Alexander 262,
1. Alpinus 192, 9 gE.
Cornelius Baibus (maior)
197, 4; minor 209, 4.
Cornelius Bocchns 291, 6.
Cornelius Capitol. 387, 4.
Cornelius Celsus 280.
Cornelius Cethegus 123,3.
Cornelius Cobsus 83, 1.
Cornelius Epicadus 159,8.
Cornelius Fidus 247, 2.
Cornelius Fronto 355.
Cornelius Gallus 232.
Cornelius Hispanus 268,
10.
Cornelius Labeo 390, 1.
Cornelius Lentulus 171,9.
Cornelius Lentulus Gae-
tulicus 291, 1.
Cornelius Maximus 154, 7.
Cornelius Minie. 341, 4.
Cornelius Nepos 198.
Cornelius Priscianus360,8.
Cornelius Scipio s. Scipio.
Cornelius Severus 262, 6.
Cornelius Siseona 166, 1 ff.
Cornelius Sulla 157, 1—3.
Cornelius Tacitus 333—
339.
Cornelius Valerianus 53, 1.
Cornificia 209, 2.
Cornificii 162, 5. 209, 2.
Cornificius ad Her. 162.
Cornificius Dichter 209, 2.
Cornificius Gallus 209, 2 E.
Cornificius Grammatiker
209, 2 gE.
Cornntus245,3. — 299,2.
Erklärer des Persius
302, 6; des Juvenal
331, 7.
coronati quattuor 413, 4.
Coronatus 476, 5.
corpus iuris 488.
Coruilius 390, 1.
Corninus (Messalla) 222.
Coruncanius (Ti.) 89, 1. 2.
Cosconius, C. 171, 12. Q.
159, 7.
cosmographia 453, 5. 497.
cosmographia Iulii Cae-
saris 453, 5.
Cotta 8. Aurelius, Aurun-
culeius und Valerius.
Cotta (L.) 169, 13. 197,9.
Cottius 323, 6 vgl. 840, 3.
Crassicius (L.) 263, 2.
Craeaus s. Licinius.
Crates 41, 1. 138, 4.
Cratinus 488, 6 E.
Cremutius Cordus 277, 1.
Cremutiuß Ruso 341, 4.
crepidata 13, 3. 14, 2.
Cresconins 435, 5. — 492,
4 8. auch Corippus.
cretica 213, 4.
Crispinus 321, 1. 322, 2.
Auch vgl. Plotius u. Vol-
tius.
Crißpus 421, 2, d. s. auch
Passienus , Sallustius,
Vibius.
CrispuB, Sohn des E. Con-
stantin 397, 1.
oruce, de, 408, 8.
crucis inventio 494, 8,
Cruquianus commentator
240, 3.
culex 230, 1.
Cupidimstriumphus20, 2.
Curiatius Grammatiker
211, 6.
Curiatius Maternus 318, 1.
Curionum familia 136, 12.
Vgl. Scribonius.
curiosum urbis Romae
412, 7.
Curius (M\) 217, 2.
Curius, Q. 218, 7.
Curius Fortunatianus 381,
4.
Curtius Iustus 64, 6.
Curtius Montanus 304, 4.
Curtius Nicias 200, 4.
Curtius Rufus 292.
Curtius Valerianus 472,
6E.
Cuspiniani chron. 413,
3E.
cynegetica des Gratius
263, 1; des Nemesianus
886, lf.
Cynthia des Propertius
246, 1. 3.
Cynthius Cenet. 231, 6 E.
Cyprianus 382, 1—5.
Cyprianus (poeta Galli-
cus) 491, 3.
Cyrilli glossae 42, 7.
Cyrillus s. Tatius.
Cyrus 439, 8.
Cytheris 232, 1.
D.
Dagellius? Fubcus 387,4.
Damasus 422, 1—3.
Damatius Urb. 379, 9.
Daphnis (Lutatius) s. Lu-
tatiuB vgl 226, 2.
Dardanus 481, 4.
Dares Phrygius 471.
Dasnmius 330, 6.
(de' gebraucht 398, 5 E.
411, 2.
Decianus 329, 3.
1326
Alphabetisches Register.
Decius 448, 5. (P.) 136, 5.
praetexta 134, 5.
Decius Traianua 375.
Declamation 45.
declamationes des Quin-
tilian 325, 11; des Cai-
purn. Flaccus 351, 4;
declam. in Serg. Catil.
351, 6.
Deculo 291, 7.
Deiotaro (pro) 179, 43;
von M. Brutus 210, 2.
Delia Tibull's 245, 2 f.
Delikts 255, 3.
Deiphidiua 401, 7. (417,
*> •
Demetnanus 397, 2. 3.
Demetrius, Gegn. d. Hör.
235,2. (Philosoph)287,l.
299, 7 vgl. 311, 2.
deo (de) 475, 2.
deo (de) Socratis 367, 4.
deorum (de natura) des
Cicero 186, 10.
depositio episc.413,2(VI).
De8iderius 499, 5.
Designatianus s. Largus.
Dessius Mundus 53, 1 u.
Nachtr.
deverbium s. diverbium.
dcuotiones 218, 18.
Deuterius 452, 6. 477, 5.
Dexippus 387.
Dexter 434, 11. 435, 6.
Diabolenus 342, 3.
Diaeta 446, 7.
diaetarum, über 411, 2.
Diätetik 55, 6.
dialogi des Öeoeca 289, 4.
dialogua des Tacitus 834.
Diana des Valerius Cato
200, 1.
Dichtergeliebte 32, 3.
Dictinius 460, 8.
Dictys 423.
Dicuil 220, 12. 453, 5.
vgl. 473, 9.
didascalica des L. Accius
134, 7.
Didaskalien zu Terenz
109, 4.
Didius (Epidius?) 206, 6.
Didius lulianus 370.
Dido an Aeneas 398, 12.
dies fasti et nefasti 74, 1 .
87, 3. 88, 2.
differentiae sermonum
42, 4. 186,7. 347, 3gE.
vgl. 352, 2. 365, 6. 444,
9.
differentiarum liber 121,
6.
digesta 49, 8. Justinian's
488, 6 f.
dimensuratio provincia-
rum 220, 12.
Diocles Pepar. 116, 4.
Diocletianus 385, 1 u. S.
974; an ihn gerichtete
Geschichtswerke 392, 4.
sein Edict 392, 9.
-Diomedes, Grammatiker
419.
dionysische Künstler 12, 2.
Dionysius Miles. 851.
Dionysius (Casaius) 54, 1.
Dionysius Cato 24, 2.
Dionysius Exiguus 480, 11.
Dionys. perieg. 481, 7.
Diopbanes 54, 1. 139, 1.
Dioscorides 313, 3. 463, 7.
498, 4.
dirae 200, 2.
Disarius 431, 1.
disciplinarum libri des
Varro 166, 6, a; des
Augustin 440, 7; des
Mart. Cap. 452, 2.
disticha Catonis 398, 1.
diuerbinm 13,3. 16, 3 — 6.
diuinatio in Caecil. 179, 5.
diuinatione (de) von Ci-
cero 184, 12.
diuiaio orbis terr. 220, 12.
468, 5.
diurna 216, 2.
Dodwelli fragm. 216, 3.
dogmate (de) Piatonis
367, 6.
Dolabella 217, 2.
Dolabella grom. 58, 2.
domini laudes 403, 7.
Domitianus 319 vgl. 310.
Domitius 318, 1 (prae-
texta). — 362, 5 (lnsa-
nus). 414, 6. — 466, 16.
Domitius Afer 276, 6.
Domitius Apollin. 828, 3.
Domitius Calvinus 68, 1.
Domitius Corbulo 291, 8.
Domitius Dracont. 326, 12.
Domitius Labeo 342, 2.
Domitius Marsus 243.
Domitius Ulpianus 376.
Domnulus 468, 1 f.
domo (de d. sua) 179, 30.
Donatianus 431, 6. 446, 6.
Donatieten 443, 4.
Donatus (Aelius) 409;
Claudius D. 431, 5-8;
confessor 397, 7; presb.
477, 11; Dichter 476, 5.
Dorcatia8 263, 9.
Dorotheus 488, 6. 6. 8.
Dorus 219, 21.
Dositheanum fragm en tum
369, 6.
Dositheus 431, 7 f.
Dossennus 9, 3.
Dracontius 475. — 326, 12.
Drama 3 ff. vgl. S. 139.
466.
Dreizahl der Schauspieler
16, 4.
Drepanius Pacatus 426, 5.
C. Drusus 256, 6.
Drusus s. Livius.
dubiis (de) nomin. 495, 7.
Duenos Inschr. 83, 6.
Duilius 83, 6.
duodecim sapientes 42 1 ,9.
duodecim tabulae 86.
dynamidia 498, 3.
Dynamius 421, 2, d. —
491, 12.
Earinus 321, 1 vgl. 322, 2.
Ebrius 431, 2 M.
ecclesia (de) 26, 3.
Ecdicius 474, 6.
echoici verBua 26, 4.
edictum (pratorisches)
350, 2. Diocletiani 392,
9. Theoderici 488, 1.
Egnatius 192, 1. — 414, 5.
Egnatius Calvinus 283, 5.
Egnatius Celer 299, 8.
Egnatius Dexter 378, 7 E.
etövXXicc 29.
Einsiedler Gedichte 306, 8.
Eklektiker 60.
elegidia 32, 2.
Elegie, römische 32.
Elegiker, römische 32, 1 f.
elogia 81, 2 f.
Eloffius?259,10. vgl. 81,2.
Elpidius 417, 4. 468, 1 f .
479, 11. 494, 7.
embolium , emboliarios
usw. 8, 11.
Empedoclea des Salin st
192, 3.
Empiriker 56.
Emporius 481, 4.
Empylos 210, 4.
enchiridion des Pompo-
nius 350, 9.
Encolpius 305,3. — 381,6.
Alphabetisches Register.
1327
Endconsonanten s. Conso-
nanten.
Endelechius 448, 1—3.
Ennianista 101, 4.
Ennianus 26, 3.
Ennius 100—104 vgl. S.
138 £ Grammatiker 159,
13.
Ennius Tachygraph 191,4.
Ennodius 479,
epanalep tische Verse 26,
4. Tgl. 473, 4.
Epaphroditus 62, 3.
ephemerides 37, 3. 39, 3;
des Varro 166, 6, c.
Epicadus 169, 8.
epicedia 32, 6.
epicedium Drusi 261, 5.
Epicharmas des Ennius
103, 5.
Epictetus 299,4. — 426, 8.
Epidicus des Piautas 97, 8.
Epidius 211, 4.
Epigramm 31. vgl. 322,4.
epigram mataVirgirs 229,
2; des Seneca 290, 1;
des Martial 322, 4 f. ; des
Ausonius 421, 2 a.
epigrammatarius 11, 3.
Epikureismos50f. 61, 1.3.
Epilog 16, 12.
epimythia 460, 4.
Epiphanias 463, 7. 479, 3
u. 7. schol. 483, 11.
epistola Valerii 477, 7.
epistolae ad Caesarem se-
nem 205, 6.
epistolae des Ovid 248, 3 ;
des Ausonias 421, 2 m.
epistolae ex Ponto von
Ovid 260, 2.
epistolae des M. Varro
166, 6, d; des Seneca
289, 6.
EpiBtolographie 46. Vgl.
Briefe.
epitaphia 32, 6.
Epithalamien 22.
epitomae 269, 3 E.
epitome Iliadis 308.
Epitome des Victor 414, 3.
luliani 488, 9.
Epoden des Horae 237.
In<pd6v% intpddg 237, 1.
Epos (römisches) 19 ff.
vgl. S. 464.
Eprius Marcellas 297, 3.
Eratosthenes 227, 2.
Erdkarten 60, 2. 453, 6.
497, 3.
Erigone 190, 2.
Eros s. Staberius.
erotische Anthologie 31,
1.
erotische Dichter 31, 1.
erotopaegnia des Laevius
150, 3 f.
Erucius 171, 12.
Erucius Clarus 341, 4. —
357, 6.
Esra, B. IV, 373, 10.
essentia 266, 9.
est et non 229, 2.
Etemnndes 476, 3.
Etruscae discipl. libri
77, 6.
Eaagrias 435, 5. — 457,8.
Eaangelus 444, 6.
Eaanthius 405, 6.
eucharisticua 474, 4; vgl.
479, 3.
Eacheria 495, 2.
Eucherius 412, 8. 457, 6.
477, 6.
Euclerius 477, 7.
Eaemerus v. Enn. 103, 6.
Eagenias 427, 3. Carth.
469, 4. Tolet. 496, 3.
Eagippius 494, 3.
Eugraphius 109, 3. 482, 2.
Euklid 379, 5.
Eulogius? 259, 10. 81, 2.
Eulogius Favonius 443, 4.
Eumenius 391, 7 — 9.
Eumolpus 305, 3.
Eunapius 487, 4.
Eunomia 401. 6.
Euodius 456, 6.
EuoduS 285, 2.
Euphorbius 421, 9.
Euphorion 32, 1. S. 283, 2.
§ 214, 6. 232, 1.
Euprepia 196, 2 E. 479, 5.
Eurich 467, 2 vgl. 466, 7.
468, 8. 488, 2.
Eusebius 401, 3. 426, 3.
466, 15. vgl. 434, 1 u. 8.
Eusebius Vercell. 418, 9.
Eusebii aenigm. 500, 4.
Eustachias 434, 4 f.
Eustathias 430, 3.
Eusthenius 421, 9.
Eustochium 434, 2. 7.
Euticius 41, 6. 482, 1.
Eutropias, Arzt 65, 3;
Historiker 415. Andere
415, 1; 432, 6; 439, 4;
466,16; Bischof 494, 7.
Eatyehes 482, 1.
Eutycbius Proculus 367, 4.
EutychuB 284, 1 n. 2.
excerpta barbari latina
498, 7.
excerpta Bobiensia419, 6.
excerpta Cominiani 405, 1.
excerpta Diomedis 419, 8.
excerpta Frising. 245, 7.
excerpta Valesiana 429, 9.
excerptum Sangallen se
413, 3 gE.
exempla des Cornelias
Nepos 198, 4, 3.
exempla divers omni auc-
torum 600, 2.
exhortatio poenitendi 491,
14.
exodiarias 6, 4.
exodium 6, 4. 7, 4.
expositio totias mundi
463, 5.
Exuperantius 445, 3.
Exaperius 401, 11.
Fabel 27.
Fabia des Ovid 247, 2.
Fabianus 364,3 ; Maximus
267,7; Papirius266,10f.;
Sabinas 266, 11.
Fabii (Chronik) 80 E.
Fabillus 379, 7.
Fabius (M.) 262, 6.
Fabius Allobrogicus 131,2.
Fabius Ceryllianus 387, 6.
Fabius Dossennus 9, 3
Fabius Hispanus 341, 4.
Fabius Iustus 334, 2.
Fabius Labeo 125, 5.
Fabius Laurentius 408, 0.
Fabius Marcellinas 381, 3.
4. 6.
Fabius Maximus Cuncfa-
tor 123, 1 ; Paulas Fab.
Max. 267, 7; Fab. Max.
Allobrog. 181, 2; Fab.
Max. Servilianus 182, 3.
Fabius Maximus Narbo-
nensis 266, 3.
Fabius Mela 265, 6.
Fabius Pictor (Q.) 116;
Ser. 133, 3.
Fabius PlanciadeB 480, 2.
Fabius Quintilianus 325.
Fabius Busticas 314, 4.
Fabius Sabinas 375, 1.
Fabius Severus 366, 4.
Fabius Sosianus 402, 2.
Fabius Vestalis 267, llE.
Fabius Victorinus 408, 6.
1328
Alphabetisches Register.
fabricis (de) avchitect.
264, 6.
Fabricius Tuscus 263, 6 E.
Fabricius Veiento 297, 7.
tabula palliata, praetexta,
togata usw. 14 ff.
fabulae des Hyginus 262,6.
fabulae Varronianae 96, 4.
facete dicta des Cic. 1 88, 6.
facetiarum über 339, 2.
Fadius Gallus 215, 2.
Fälschungen der neueren
Zeit s. 39,7. 240,2; vgl.
AemiliusMacer(223, 6E.),
Apuleius (367, 10), Cor-
nelius Gallus, Dexter,
Dodwelliana, Fenestella,
Messala, Orpheus, Sa-
binus, Sulpicia, Tereus,
Turnus, Vestricius Spu-
rinna.
faliscum carmea 353, 3.
Faliscus s. Grattiu8.
Faltonia 436, 7.
familiäres (ad) von Cic.
188, 1.
Familienchroniken 80.
Fannius, C. 341, 8.
FanniuB, C. f. 136, 9.
Fannius, C. M. f. 187, 4.
Fannius, Gegn. d. ilor.
236, 2.
fasti 74. fasti dies 74, 1.
fasti als Bücher 74, 4.
fasti consulares uud
triumphales 75. fasti ca~
pitolini 75, 2. 3. fasti
sacerdotum 75, 4. Fasti
des Ovid 249, 6 ff.
Fatalismus desLivius257,
5; des Trogus 258, 3.
fato(de) von Cicero 184,13.
Faventinus 264, 5. 410, 2.
Faunus 66, 1.
Fauonius Eulogius 443, 4.
Fauoniuß, M. 202, 7.
Fauorinus vetus orator
202, 7.
Fauorinus 351, 3.
Faustinus 324, 2. vgl. 367,
5 f. — 435, 4.
Faustus 58, 2. 324, 6.
468, 7 ff. 476, 8. 477, 6.
Feldmeßkunst 58.
Felicianus 475, 1. 6.
Felix (Märtyrer) 437, 4.
vgl. 468, 7 f. 469, 2 u. 6.
476, 2. orator 477, 3.
Auch vgl. Cassius, Fla-
vius, Minucius, Securus.
Fenestella 259, 1—4; ge-
fälschter 259, 5.
feriale latinum 74, 7.
Ferox s. Urseius.
Ferrandus 494, 6.
Ferreolus Tonantius 466,
11.
Ferreolus Uzez. 467, 6 E.
Fescenninen 5.
fescenninus 5, 6.
Festivus s. Aurelius.
Festus 261, 4 f. Rufbus
416, 1 f. Avienns 420.
Vgl. Aphthonius, Pescen-
nius, Postumius.
Fetialis s. Anuius.
Fidus Optatus 357, 6.
Figulus s. Marcius u. Ni-
gidiu8.
figuris (de) carmen 451, 1.
Fimbria (C.) 141, 6.
finalibus (de) metror. 408,
5.
finibus (de) von Cicero
184, 6.
Finsternisse 496, 2.
Firmanus s. Tarutius.
Firmianus s. Lactantius
und 449, 1. Gramma-
tiker 445, 5.
Firmicus Matemus der
Heide 406, 1 — 7; der
Christ 406, 8—11.
Firminus 196, 2.
Firmus 54, 4.
fisci (de iure) 376, 9.
Flacco (pro) 179, 27.
Fl accus b. Calpurnius,
Granins, Horatius, Per-
sius, Siculua, Valerius,
Verriu8.
Flaccus, Iambograph 33,
2. aus Patavium 317, 1.
Flaccus Rebius 409, 1.
Flagrius 472, 9.
Flavianus 419, 1. 420, 5.
428, lf. 459, 1. 478, 6.
482, 2.
flavische Dynastie 310.
Flavius (Cn.) 88.
Flavius ArchippuB 329, 3.
Flavius Caper 343, 3.
Flavius Charisius 419, 1 ff.
Flavius Clemens 326, 8. 6.
Flavius Eutropius 432, 6.
Flavius Felix 476, 1.
Flavius Fimbria 141, 5.
Flavius (grammat.) 397, 1.
Flavius Licerius Firminus
Lupicinus 196, 2,
Flavius Magnus 445, 7.
Flavius MalliusTheodorus
442, 3.
Flavius Merobaudes 464,1
Flavius Nicotins 466, 12.
Flavius Pomponianus379,
1 E. 419, 5.
Flavius Procilius 172, 3.
Flavius Pudens 345, 10.
Flavius Sabinus 302, 5.
Flavius Syagrius 427, 2.
Flavius Theodoras 481,3.
482, 2.
Flavius Vegetius 432.
Flavius Priscus 174, 5.
Flavius Ursus 326, 10.
Flavius Vopiscus 402, 2.
Flavus s. Alfius, Sergiu«,
Verginius.
Floren tina 494, 1.
Floren tinus 378, 4. vgl.
476, 2.
florentinus index 488, 7.
Florianus 491, 2.
florida des Apul. 367, 2.
Florus 268, 2 E. (Ge-
schichtschreiber) 348.
Vgl. Annius und Iuliu*.
foedera 68 f.
Fontanus 254, 1.
Fonteio (pro) 179, 12.
Fonteius 170, 8.
Fonteius (M.) 402, 2.
forma (Jrbis Romae 60, 3.
Fortunatianus 431, 4 gE.
Auch s. At'lius, Chirius
Curius.
Fortunatns s. Venautins.
fragmenta Dodwelliana
216, 3. Valesiana 429, 9.
vaticana 404, 2—5.
fragmenta ülpiani 376, 3.
fragmentum Bobiense
373», 6. Dosith. 869, 5.
de iure fisci 376, 9. de
iudiciis 376, 5. am Cen-
sorinus 379, 6. murato-
risches 368, 9. Arianische
418, 10.
Franco 478, 5.
Francoram de origine 471,
4. gesta 499, 4. historia
486, 7.
Franken 477, 9.
fratres arvales 66.
Fredegar 499, 1—3. Fort-
setzangen 499, 1.
Freinsheim 266, 16
Frigiredus 470, 9.
Frontinns 327.
Alphabetisches Register.
1329
Fronto, Redner 355; seine
Schüler 364.
Fronto (Cos. 96) 327, 4 E.
Stoiker 329, 3. Astrolog
52, 4. Dichter 356, 11.
Auch s. Gatius, Papirius,
Victorinus.
Front onius 495, 8.
Fnficins 57, 1.
Fufidius 298, 5.
Fufius(L.) 153,4. Tragöde
13, 4.
Fulcioius Priscuß 342, 10.
Fulgentius 231, 6. 480.
494, 6. 496, 1.
Füll onius Saturninus 52,
5.
Fulvius Asprianns 387, 6.
Fulvius Flaccus 136, 3.
Fulviua Nobilior, Vat»T
und Sohn 126, 1 u. 2.
Fulvius (8er.) 1»3, 3. 136,
12.
Fulvius Sparsus 268, 10.
Fulvius Valens 350, 4.
Fundania 168, 1.
Fundanius 242, 2.
Furfo 218, 9 E.
Furii, Grabschriften 83, 7.
Furius 131, 6.
(Furius) Alpinus 192, 6.
Furius Anthianus 378, 6.
Furius A. Antias 150, 1.
Furius Bibaculus 192, 4 ff.
Furius Camillus 174, 8.
Furius Philocalus 74, 8.
357,7. 413, 2(1.). 422,2.
Furius L. Philus 131, 6.
Furius Placidus 402, 2.
Furnii 209, 9.
Fuscus 8. Arellius, Ari-
stius, Dagellius, Peda-
nius.
G.
Gabinianus 315, 2.
Gabinius 212, 7.
Gaetulicus 291, 1.
Gaianus 394, 1.
Gaius 68, 2. 361, IgE. —
Jurist 361.
Galba 8. Sulpicius.
Galenus 363. 463, 6. 7;
vgl. 498, 5.
GaleriusTrachaluB 297, 6.
Gallicanus (Volcacius)
392, 6. vgl. 364, 3 und
Turdulus.
gallicum bellum Caesar's
196, 7 f Buch VIII 197,5.
Gallienus 386, 1.
Gallio s. Iunius.
gallische Redner 46, 3.
S. 654. § 391. 466.
Gallua b. Aelius, Anti-
Sater, Aquiliua, Asinius,
ornelius , Cornificius,
Fadius, Sulpicius.
Gallus (T.) 472, 9.
Gannius 19, 1.
Gargilius Martialis 380.
Ganpotus 498, 5.
Gaudentius 422, 6 E. 472, 9.
Gavius Bassus 211, 6.
Gavius Sabinus u. Silo
268, 10.
Gaurus 324, 3.
Gelasius 469, 6.
Gellius(A.)137,2. —366.
Gellius (Cn.) 137, l.
Gellius (L.) 153, 7. Sex.
137, 2.
Gellius (Jurist) 174, 5.
Gellius, Sex. 414, 6.
Geminus s. Tanusius, Va-
riua. Vgl. 332, 9.
genealogiae des Hyginus
262, 6.
generibus (de) nom. 495, 7.
genesis 457, 7. 464, 5.
parva 373, 10. vgl. 491,3.
Genetivae Iul. colon. lex
218, 7.
Gennadius 322, 8E. 417,
1. — 469, 12.
gente (de) pop rom. 116,
4 d.
Geographie 60.
geographus Ravennas
497, 3 ff.
Geometrie bei den Rö-
mern 52, 1.
georgica des Virgil 227.
Georgius Ambion. 498, 7.
Germanen in der Literatur
401,10. 463,2. vgl. 466,2.
Germanicus 276, 3 fll.
Gesang lyr. Gedichte 34, 3.
Geschichte bei den Rö-
mern 36— 39. Vgl. S. 279.
459 f.
gesta Francoruni 499, 4.
Geta 325, 6. — 436, 9 E.
Getarum de orig. 483, 6.
485, 2 f.
getisches Gedicht 250, 6.
gigantomachia des Clau-
dia n 439,. 6. 8.
TicmL-ScHWABi, Rom. Lil-Oesoh. 5. Aufl.
Gildas Sapiens 486, 1 f.
Gildonicum bellum 439,3.
Gladiatorentesseren 2 1 8,
11.
glandes 218, 10.
Glitius Felix 231, 3.
gloria(de) vonCic. 184, 15.
Glossae des Petronius 306,
2. zum Corp. iur. 488,
10. 12.
Glossare 42, 6 ff. plauti-
nische 99, 6 f. glossae
Servii431, 4gE.
Glossatoren 488, 10.
Glossen, althochdeutsche
403 , 8. Luxemburger
476, 1.
Glossographen s. Glossare.
Glycera des Tibull 246, 2.
Gnipho 8. Antonius,
goldenes Zeitalter der
röm. Literatur S. 276.
Gordianus 376, 2.
Gorgiaa 270, 1.
gotisch in der lat. Anthol.
453, 2. 466, 2.
Gothorum etc. hist. 496, 4.
Grabschriften 115,2. 218,
14.
Gracchanus (Iunius) 138, 2.
Gracchi s. Sempronius.
Gracchus, Tragiker 264, 4.
Graecinus des Ovid 247,2.
Auch b. Iulius.
Graecus 468, 7.
grammatica (de) 408, 4.
440, 7 gE.
Grammatik und Gramma-
tiker 41 f.
Granianus s. Iulius.
Granius Flaccus 199, 7.
Granius Licinianus 369,
4—7.
Granius medicus 65, 3.
Granius praeco 143, 3.
Gratianus 400, 3. 424, 1.
Gratius 8. Grattius.
Grattdus(Faliscus)253, 1.
Gratus 483, 15.
Gregorianus (codex) 393,
1 u. 2.
Gregorius (Redner) 426,2.
von Tours 486, 3—9.
vgl. 491, 4. 6. 7. Papst
(Gr. 1) 493.
griechischer Einfluß in
Rom und Italiens. 133 ff.
276 ff. 868 fll.
Grillius 446, 7.
groma 58, 4.
84
1330
Alphabetisches Register.
gromatici 68. Vgl. 166,6,
b. 327, 2 f. (Prontinus).
344. 447.
Guido Pia. 497, 5.
Guido Ravennas 497, 5.
Hadrianus 346. — 439, 6.
halcyone des Cicero 189,
2.
halieutica des Ovid 250,4.
Handschriften, älteste400,
6. 477, 11.
Handschriftenanfertigung
477, 11.
hannibalischer Krieg 8.
132 f.
havuspicina 42, 1.
haruspicum responsis (de)
179, 31.
Haterianus 387, 3.
Haterius (Q.) 267, 5.
Hatilius 16, 14. 107, 2.
hebdomades des Varro
166, 5.
Hebr(i)us 431, 2 M.
heduphagetica 103, 4.
Hegesippus 483, 6.
Heiligenleben 499, 6.
Heilkunde 65.
Heilmittel 56, 4 f.
Helenius Acro 374, 1.
Heliodorus, Stoiker 329,3.
Metriker 352.
Heliogabalus 375.
Heliu8 s. Aelius.
Helpidius 417, 4. 468, 1.
479, 11.
Helyia 269, 1 u. 2. 287, 1.
Helvidiue 443, 6.
HeWidius Priscus 299, 11.
Sohn (Mimograph?) 324,
6.
Helvius Cinna 213, 2 f.
Helvius Pertinax 364, 6.
hemerologia 74, 5.
Hemina s. Cassius.
Hendekasyllaben 33, 2.
34, 2. 340, 4. 436, 3.
467, 4.
heptateucho, de, carmen
21, 2. 491, 3.
Heracliani cum Germinio
altercatio 435, 4.
Heraclides 342, 7 E.
herbarum de virt. 367,8 b.
Herculanus 421, 2, d.
Herculis laus 439, 7.
Herennius 225, 3. Rheto-
rik ad Herennium 162.
Herennius Baibus 202,6.
Herennius Dexippus 387,7.
Herennius Mo desto nua
378, 7.
Herennius Pollio 341, 4.
Herennius Senecio 326, 7.
Hermagora8 44, 10.
Hermas s. Laelius.
Hermas 368, 9. 373, 10,
Herrn ogenes s. Tigellius.
Hermogenes Tara. 319, 6.
jlermogenianus 393, 4;
codex 393, 3.
Herodes Atticus 366, 3.
Herodianus, Grammatiker
363. Geschichtschreiber
381, 1.
heroides 26; des Ovid
248, 3.
Heron 498, 2.
Heronius 466, 18.
Hersennu8 s. Octavius.
Hesperius 42 1, 2 . (g u. m) 3.
hexaömeron 476, 4. Tgl.
436, 1. 466, 1.
Hexameter 19, 2. rhyth-
misch 26, 1. populärer
163,8.-384,4. 494,4.
hexametro (de) 408, 4.
Hieria 225, 2.
Hierius 325, 12. 426, 4.
440, 6.
Hieronymus484. Tgl. 497,
1.
hierosolymitanum itine-
rarium 412.
Hilarianus 442, 1.
Hilarius vonPoitiers 80,2.
418, 1 — 3; ans Arles
467, 7.
Hilarius diaconus 418, 6.
hilaro-tragoedia 18, 1.
Hilasius 421, 9.
Himerius 417, 8.
Hinkiamben 33, 1—3.
Hippocrates 468, 7. 498,8.
Hippolytus aus Portus
413, 3 (IX).
Hirtia rogatio 218, 8.
Hirtius (A.) 197, l u*. 2.
hispaniense bellum 197, 8.
hisperica famina 476, 1.
historia37,3; angusta392.
miscella 39, 5; 'historia
latina' 434, 10; Apol-
lonii 489; Gothorum 496,
4; hist. Francorum epi-
tomata 486, 7. 499, 1.
historiae des Sallust 205,
4 ; des Asinius Pollio 22 1 ,
3; des Plinius 312, 5;
des Tacitus 337.
Historiker, römische 36 ff.
histriones omnium lin-
guarum 9, 6.
Hocbzeitslieder 5, 4 f.
Hoenius 466, 4.
Homerus latinus 820, 7.
Honoratus 409, 5. 469, 6
u. 7.
Honorius 491, 13. Auch
s. lulius.
horatiana metra 395, 2.
406, 6. 408, 3. 4SI, 4 gE.
Vgl. metr. hör.
Horat sat 1, 10, 66 s.
143, 6.
Horatianus s. Octavius.
Horas 234—240 u. 219, 1.
S. 462. 463. 465.
Hortensia 209, 14.
Hortensius 171, 1—4;
Schrift des Cicero 184, 5.
Hon» a 430, 3.
Hosidius Geta 370, 5.
Hosüa 146, 1. 246, 1.
HostiliuB 146, 1.
Ho8tilius, Philosoph 311,
2 gE. Mimograph 363, 5.
Hostius 146, 1.
Hyginus 262; gromaticus
344, 1 f.
Hyllus 262, 2.
hymni 21, 3. 30, 2. 418,
1. 433, 4. 436, 3. 491, 9.
493, 5.
Hypsicrates 159, 12.
Iacchus 41, 1 £.
iambi des Horaz 237, 1.
Iamblichus 430, 2. — 485,
5.
Iambographen, römische
33, lf.
lambus 33.
lanthis 328, 1.
Ianuarius Nepot. 279, 10.
lavolenus Priscus 342, 3.
Ibis des Ovid 260, 3.
lecius 266, 2.
Idacius 470, 4 ff.
Idyll 29.
idyllia des Ausonins 421,
2k; des Clandian 29, 4.
439, 6.
Alphabetisches Register.
1331
Ignati usbriefe, lat. 400, 6.
lldefonsus 496, 5.
llias, lateinische 320, 7.
illustres viri von Nepos
198, 5; Santra 211, 2;
Sueton 347, 7;' Victor
414, 4; Hieronymus 434,
11; Gennadijs 469, 13;
lsidor 496, 1. 5.
imagines 81, 1 f. des Varro
166, 5; des Atticns 172,
2, d.
Imbrex 107, 4.
Improvisieren 212, 3.
incarnatione,de, yerbi473,
6.
indigitamenta 73, 2.
indignatio des Valerius
Cato 200, 1.
ineptiae 244, 2.
lnnocentius 443, 6. gro-
mat. 447, 2.
Inschriften 40; des 4. u.
5. Jahrh. d. St. 83;
des 6. 116. 129; des 7.
163. 218; der Kaieerzeit
219, 7; des 1. christl.
Jahrh. 330, 6.
instituta artium 300, 7 b.
institutio oratoria des
Quintihan 325, 6 fl\
inBtitutiones 49, 9; des
Gaius 361, 4 f.; des Ul-
pianns 376, 4; des Lac-
tantius 397, 4 f ; des
Iustinianua 488, 8; des
Cassiotior 483, 8. 9.
interpretamenta 4SI, 8.
invectiva in Ciceronem
205, 6.
inventio crnois 494, 8.
inventione (de) von Cicero
177», 3.
Io von Calvus 213, 7.
Ioannes 466, 12. 488, 4.
loannes Biclar. 484, 5.
Ioannes Cassianus 457, 1.
Ioannes scholasticns 400,
6.
ioci Ciceronis 191,2; vgl.
186, 6.
Ioculatoren 8, 12.
lohannis des Corippus
492, 1.
Iona (de) 21, 2. 491, 3.
Iordanes Bischof 485, 1.
491, 13.
lordania 486.
losephus 311, 4. 319, 7.
übersetzt 433, 5. 435, 1.
488, 11.
lovinns s. Ronianius.
ira (de) des Seneca 289,
4, 3 ff.; de ira dei von
Lactantiuß 397, 6.
Irenaeos, lat. 373, 10.
Isaens 341, 6.
isagogische Literatur 2, 3.
Isidori glossae 42, 6. •
Isidorus Hisp. 496.
Ister s. Aethicns.
Itala 878, 9.
9IzaU%r) 18, 1.
Italiens 299, 6; auch s.
Silius.
iter des Caesar 195, 3;
des Baibus 209, 4.
itineraria 412.
Iuba (Metriker) 373», 6.
Iucundns 421, 2, d.
iudieiis, de, fragm. 876,5 A.
iudicium mortis 151, 2;
pistoris 398, 8.
Iugurtha des Sali. 206, 3,
Iulia die jüngere 247, 3.
Li villa 287, 1.
Iulianus s. Anicius, An-
tonius, Didius, Salvius.
Iulianus Aeclan. 443, 8.
Pom. 469, 9. Jurist 488,
9. Toletanus 496, 6. cos.
481, 2. Yertacus 52, 5.
Iulianus unter den XII
sapp. 421, 9.
Iulianus, Kaiser 400, 3;
417, 7 f.; vgl. 407, 1.
Iulius (C.) Senator 127, 1.
Iulius Africanus 297, 4;
vgl. 341, 4. Chronist
381, 1.
Iulius Aquila 199, 6. —
378, 6.
iulius Aquilinus 364, 3.
Iulius Atherianus 387, 3.
Iulius Atticus 283, 3.
Iulius Avitus 332, 9.
Iulius Bassus 254, 2. vgl.
840, 3. (Arzt) 294, 4.
Iulius Caesar (Dictator)
194—196; Strabol63,3;
L. 199, 3.
Iulius Calidus 212, 9.
Iulius Capitolinus 392, 5.
Iulius Celsinus 357, 1.
Iulius Celsus 196, 2. —
342, 1.
Iulius Cerialis 324, 3.
Iulius Exuperantius 445,
3—4.
Iulius Faustinus 26, 3.
Iulius Firmicus 374, 4.
406, 1.
Iulius Florus 242, 3 (Sa-
tiriker). 297, 6 (Redner).
348, 1 (Historiker).
Iulius Frontinus 327 ; vgl.
379, 7.
Iulius Gabinianus 315, 2.
Iulius Genitor 341, 6.
Iulius Graecinus 283, 4.
Iulius Gramanus 379, 7.
Iulius Hilarianus 442, 1.
Iulius Honorios 453, 5.
Iulius Hyginus 262.
Iulius Kanus 299, 6.
Iuüub Marathus 259, 9.
Iulius Modestus 282, 1.
Iulius Montanus 252, 13.
Iulius Obsequens 416, 4.
Iulius orator 463, 6.
Iulius Paris 279,2. 9. 11.
Iulius Paulus (Jurist) 377 ;
poeta 353, 8. Vgl. 187,
6£.
Iulius Romanus 379, 1.
Iulius Rufinianus 427, 7.
Iulius Rufus 324, 6.
Iulius Saturninus 265, 5.
Iulius Secundua 315, 4.
Iulius Severianus 466, 8.
Iulius Severus 442, 3.
Iulius Solinus 389.
Iulius Speratus 23, 3.
Iulius Tiro 326, 2.
Iulius Titianus 364, 4.
Iulius Valerius 399.
Iulius Vestinos 285,3. 352.
Iulius Victor 427, 8.
Iulius (Iulius, lulus) An-
tonius 242, 6.
luncus 331, 1.
Iunilius 472, 9. 494, 6.
Iunior philosophus 453, 5.
Iunius Blaesus 295, 2.
Iunius, D. Brutus 210, 5.
M. Brutus, Jurist 133, 2.
M. Brutus, Caesarmörder
210, 1—4. Briefwechsel
mit Cic. 188, 4.
Iunius Columella 293.
Iunius Congus 138, 3.
Iunius Co raus 381, 4.
Iunius Gallio 268, 7.
Iunius Gracchanus 138, 2.
Iunius Iuvenalis 331.
Iunius Mauricianus 360, 5.
Iunius Maximus 329, 1.
Iunius Messalla 402, 2.
Iunius Nipsus 844, 7.
84*
1332
Alphabetisches Register.
Iiinius Otho 268, 8.
Iuniua Philargyrius 472, 9.
Iunius Rusticus (Arule-
nus) 319, 5. 329, 2. —
358, 3.
Iunius Silanus s. Silanus.
iurisconsultus 48, 4. 49, 1.
Jurisprudenz 48 f. vgl. 404.
S. 460 f.
iuris etudiosus 49, 9.
ius aelianum 88, 3.
ius flavianum 88, 3.
ius papirianum 71.
ius principale 461.
Iustinianus (Kaiser) 477,
2; vgl. 488. Bischof 494,
7.
lustinus 258, 5 ff. Kaiser
492,2. Faustinus 362, 1.
Iuatus 494, 7. Vgl. Cur-
tius u. Papirius.
Iustus (Fabius) 334, 2.
luvenalis 331.
Iuvencus 403, 4—7.
Iuventinus s. Ovidius.
Iuventius, Palliatendich-
ter 114, 1. Jurist 154, 3.
Iuventius Celsus der Va-
ter 316, 4; der Sohn
342, 2.
Iuventius Martialis 849, 1.
K.
Kaiserzeit 271 f.
Kalendarium 74.
Kalender (vollständige)
74, 8. 9; vgl. 413, 2 (I).
Kanus s. Iuliug.
Karthago 463, 2 ; Vertrag
mit 69.
Kinderlieder 11, 2, c.
Kirchenlieder 11, 3.
Komödie, attische 15, 2.
16, 1.
KcoiicpdoTQaycpöta 18, 2.
Kosiilographien 497. Vgl.
außerdem 453, 5.
Krates von Mallos 41, 1.
138, 4.
Kriegsgeschichte und
Kriegswissenschaft 66.
Kunstdrama 12.
L.
Labeo (Dichter) 307, 6.
Auch s. Antistius, Attius,
Cornelius, Fabius.
Laberius 192, 3. — 424, 3.
Labienus (T.) 267, 10.
Lachanius 454, 1 f.
f Lactantianus 374, 5.
Lactantius (Firmianus)
397.
Lactantius Placidus 42, 6.
249, 2. 321, 10. 472, 7.
Laelius, der Vater 123, 5.
Laelius, der Sohn 131, 3.
Laeliua des Cicero 184, 14.
Laelius Archelaus 148, 3.
Laelius Baibus 276, 8.
Laelius Felix 342, 7.
Laelius, Q. gramm. 148, 8.
Laelius Hermas 211, 1.
Laenas s. Popilius.
f Laetantianus 374, 5.
Laetus s. Avianus.
Laevinus 343, 5.
Laevius 150, 4 fll.
lamentum poenitentiac
491, 14.
Lamia s. Aelius.
lamina Tud. 218, 6.
Lampadio s. Octavius.
Lampadius 426, 8.
LampridiuB 466, 6. Auch
8. Aelius.
Landkarten 60, 3.
Landolfus Sagax 39, 5.
Landwirtschaft %4.
Lappa s. Rubrenus.
Larcius 328, 6.
Largius Licinus 328, 6.
Largus 252, 8; auch s.
Caecina u. Scribonius.
Largus Designatianus 446,
3. 294, 2.
Latiner, Historiker der-
selben 36, 3. Redner 44,
4. Vertrag mit den L.
69.
Latinus 324, 5. Alcimus
417, 3. Drepanius 426,
6 ff. Togatus 58, 2.
Latro s. rorcius.
Latronianus 422, 7.
laudatio Gaesaris und Por-
ciae von Cicero 180, 4.
laudatio Catonis von Ci-
cero 180, 5.
laudationes funebres 43,
3. 44, 2. 81, 4—7; auf
Turia267, 4; auf Murdia
356, 5.
laude s domini 403, 7.
Herculis, Lunae, Solis
21,3.439,7. 476,5.
Lauinius 343, 5. vgl. 107, 6.
Laurea s. Tüll ius.
Laurentii epithalumiaiu
22, 2 u. 439, 7.
Laureolus 285, 1.
Lausiaca, lat. 400, 6.
laus Pisonis 306, 4.
Leander 494, 1.
leges regiae 70.
legibus (de) Cic.'s 184, 2.
legis actiones 87, 2 88, 3.
Lehrgedicht 23.
Leichenreden 81, 4 ff.
XfiTcoygd^fiaTOt 480, 8.
Lenaeus 211, 3.
Lentuli 171, 9. vgl. 141,
6. (P.) 217, 2.
Lentulus Gaetul. 291, 1.
Lentulus, Mimograph 363,
6.
Leo (M.) 459; Biturie.460,
7. bei Sidonius 466. 7.
Leontius 421 , 2, d. 467,
1 u. 4. 468, 8. 474, 2.
Vgl. Pontius.
Lepidus s. Aemilins.
Leporins 456, 3.
Lesbia des Catull 214, 3.
lex agraria 163, 5.
lex Antonia 218, 4.
lex Burgundionum 488. 3.
lex coloniae luliae 218,7.
lex convivalis 49, 1. 140,
1.
lex Cornelia 218, 2.
lex Curiensis 488, 2.
lex dei 438.
lex de quaestione perpe-
tua 163, 3.
lex Genetiv. Iul 218, 7.
lex Icilia 69, 6.
lex Iulia municip. 218, 6.
lex metalli Vipasc. 319, 7.
lex parieti faciendo 163,6.
lex repetundarum 163, 2.
lex romana Vidig. 488, 2.
lex Rubria 218, 6.
lex Salp. et Malac. 319,7.
lex Tappula 49, 1. 140, 1.
lex tribunicia 69, 5.
lex Visigothorum 488, 2.
lex Utinensis 488, 2.
Lexikographie 42, 5 ff.
Libanius 417, 8.
liber generationis 413, 3.
499, 1.
liber glossarum 42, 8.
liber pontificalis 413, 2,
vir.
Liberalis s. Salvius.
Liberius 422, 2. 473, 6 E.
Alphabetisches Register.
1333
Libo 172, 6. Auch s. Scri-
bonius.
librae, de part. 481, 9.
libri augurales und augu-
nim 77, 1.
libri censorii 78, 2.
libri coloniarum 344, 4.
libri lintei 79, 3.
libri magistratuum 78 f.
libri pontificum 73.
libri sacri 73, ?..
Licentius 448, 3.
Licerius 196, 2.
Licinianus, Bischof 494,
7; auch 8. Graniu8 und
Valerius.
Licinius Calvus 213, 6—7.
Licinius (L. Crassus der
Redner) 162, 3 ff.
Licinius, M. Crassus, Illvir
161, 1. 171, 6.
Licinius (P. Crassus) 123,
4.
Licinius (P. Crassus Mu-
cianus) 133,6. vgl. 136,1.
Licinius Imbrex 107, 4.
Licinius Luculi us 167, 4 f.
sein Bruder 171, 6.
Licinius Macer 166, 4 ff.
vgl. 213, 6.
Licinius Menas 64, 3.
Licinius Montanus 364, 3.
Licinius Mucianus 133, 6.
— 314, 1.
Licinius Nepos 268, 10.
— 341, 6.
Licinius Nerva 141, 6.
Licinius Rufinus 378, 1. *
Licinius Stolo 160, 3.
Licinius Snra 326, 14.
Licinius Tegula 114, 3.
Licinius 2 1 2,2 ; auch s. Clo-
dius, Largius u. Porcia s.
Ligario (pro) 179, 42.
Ligurinus 324, 6.
limon Cicero's 189, 2.
Lindinus 476, 6.
lingua Iatina (de) des
Varro 167 vgl. 166, 6, e.
Litorius 466, 1.
Livius (T.) 256 f.
T. Livius filius 256, 4.
'Livius' 476, 4.
Livius Andronicus 94.
Livius Drusus (C.) 139, 4.
Livius Drusus(M.) 136,11.
Lobgedichte 21.
Loblieder auf Verstorbene
82.
Lobreden auf sie 81.
logistorici des M. Varro
166, 2.
Lollianus 361.
Lollianus (L.) Avitus364,6.
Lollianus (Mavortins)406,
1.
Lollins 216, 3.
Lolliu8 Urbicus 381, 7.
Longinus 298, 2 f.
Longulanus 267, 11 gE.
Longus s. Velius.
loricae bymnus 476, 1.
Lucanus 303.
Lucceius Albinus 341, 4.
Lucceius(L.) 172,6. Teles.
319, 5.
Lucianus vgl. 367, 3.
Lucifer 418, 4.
Lucilius (Satiriker) 143.
Lucilius Baibus (L.) 154,
3 E. (Q) 161, 1.
Lucilius Iunior 289, 5.
307, 2 ff.
Lucilius 448, 5. 464, 5.
Luciolas 4*21, 2, d.
Lucius 299, 3. 326, 16.
367, 3.
Lucretius 463, 3.
Lucretius Carus 203.
Lucretius Vespillo 267, 4.
Lucretius Vispillo 164, 4.
Lucullus 167, 4 f. des Ci-
cero 186, 7 mit A. 1 f .
ludi S. 133 ff. 137 ff.
Lupicinus s Flavius Li-
cerius.
Lupus 262, 8 Bischof 467,
8. Vgl. 466, 1 2 u. Rutilius.
Luranius 222, 3 gE.
Luscius Lavinius 107, 6.
Lu8cus b. Annius.
Lutatius 414, 5.
Lutatius (Q. Catulus) 142,
4. 146, 3.
Lutatius Daphnie 41, 1.
134,1. 142,4.150,3.
Lutatius Placidus 42, 6.
249, 2. 321, 10. 472, 7.
Lutorius Priscus s. Cluto-
rius.
Luxorius 476, 3—4.
Lycoris 232, 1. Vgl.490,2.
Lydia des Valerius Cato
200, 1; andere 200, 2.
LygdamuB 246, 4.
Lynceus 244, 3.
Lyrik 80 ff. vgl. S. 466.
lyrische Dichter 30. 33. 34.
lyrische Gedichte des Ho-
raz 238. 34, 3.
Macarius 443, 6.
macaronische Poesie 355,
7. 421, 2, m A.
Maccius (Macius) Plautus
96-99.
Maccus 9, 3.
Macedonicus s Caccilius.
Macedonius 473, 1. 2
Macer s . Aemilius, Baebiue,
Licinius, Pompeius.
Macer Floridus 223, 5.
Macharius 231, 9.
Macius 96, 1.
Macrinus 369, 1. — 401,
7. Vgl. Opilius.
Macrobius 444. Anderer
477, 4.
Maecenas 220, 6—9. vgl.
S. 462. Elegien auf M.
229, 3.
Maecenas MelissuB 244, 2.
Maecianus 360, 7.
Maecius Tarpa 204, 2.
Maenas s. Licinius.
Maeonius Astyanax387, 4.
Maevii s. Mevius
Maevius a. Meviua.
magische Literatur 406, 3.
magister a studiis 286, 3.
Magiua 256, 8,
Magnus Arborius 417, 5.
Mago 54, 1 f. 68. 2.
Maiorianus 467, 4 vgl. 2.
Malac. et Salpens. tabb.
319, 7.
Mallius 158, 1. Theodorus
442, 3.
Mamertinus s. Claudius.
Mamertus (Claudianus)
468, 3—6.
Mamilius und Manilius
158, 1.
Mamilius Sura 160, 4.
Mamurra 209, 13.
Manichaei 440, 8.
Manilia (pro lege) 179,14.
Manilius 158, 1. Astro-
nomica 253, 2-8.
Manilius Antioch. 212, 3.
Manilius (C.) 202, 3.
Manilius (M\) 133, 1.
Manlii 54, 2.
Manlius (L.). 158, 1. L.
Manlii Torquati 31, 1.
T. Torquatus 171, 12.
Manlius Vopiscus 324, 2.
Manneius 218, 14.
Manno 474, 5.
1334
Alphabetisches Register.
manumisaionibu8(de) 369,
5.
Marathus 245, 3. Aach s.
Iulius.
Marbod 23. 451, 1.
Marcellinus a. Ammianus,
Fabiua, Valeriua.
Marcellinus 435, 4; bei
Augustin 440, 10. vgl.
466, 14.
Marcellinas Cornea 484,
lf.
Marcello (pro) 179, 41.
Marceliaa 199, 1. — 390,
1. — Empir. 446, 1 ; auch
a. Claudius, Eprius, Mar-
cius, Noniua, Pomponius,
Tullius, Victoriua, Ul-
pius.
Marcellus Empiricus (Bur-
dig.) 446, 1-5.
Marceliaa Marcelli f. 390,
1.
Marcia 277, 1.
Marcianus 294, 4. vgl.
Aeliaa u. Martianua.
Marcionem (Marcionitaa),
adv., Lehrged. 436, 7.
Marciua 8. Martius.
Marciaa Figulua 133, 6.
Marciaa Marcellus 276, 1.
Marciua Fhilippua 153, 2.
Marciua Salutaris 405, 2.
Marciua vates 66, 1 f.
Marcomannue 401, 9.
Marculus 443, 4.
Marcus medicus 55, 3 E.
Marianus 20, 2.
Marianus 353, 7.
Marillus (Marullua) 268,
2. 10.
Marinianua 426, 8.
Mariua (Dichter) 252, 12.
Atin. 324, 1.
Mariua Avent. 484, 6.
Mariua des Cicero 189, 3.
Mariua Mazimua 381, 2.
Mariu8 Mercator 456, 1.
Mariua Sacerdos 394.
Mariua Victor 464, 5—6.
Mariua Victorin us 408, 1.
Maro 8. Vergiliua. Vgl.
497, 7.
Marsua a. Domitius und
Vibiua.
Martialis 322. Vgl.Gargi-
Uua, iuventius.
Martianua Capella 452.
Martinua Bracarensie,
Dumiensis 289, l,b. 494,
2 ; Turonenais 441 , 1 f.
vgl. 474, 3. 491, 2.
Martius 466, 4.
Martius a. Renatus.
Martyriua 8. Adamantiua.
martyrologium 413, 2 ( V I).
Marullus (Mimograph)
363, 5. Vgl. Marillus.
Ma8ken in der Atellana
9,4. in der palliatalö, 13.
Masurius Sabinus 281, 1.
Maternua 326, 16. Vgl.
Curiatiua und Firmicus.
matheaeoa libri dea Fir-
micus 406, 4—7.
Mathematik der Römer 52.
Matidia 346, 4.
Matiua, C.208,5. Cn. 150, 2.
Matriniua 51, 4.
Mauortius 477, 3.
MauortiusLollianua 406,1.
Mauortius (Vettius) 477, 3.
Mauricianua 360, 5.
Maurus a. üeliua, Seryiua,
Terentianus.
Maximianus , Beden auf
auf 391, 2 fll.
Maximianus, Elegiker 490.
Maximilianua 385, 5.
Maximums a. Metrorius.
Maximinus (Kaiser) 37 5,1.
Maximinus 421, 9.
Maximinus Victorinua
408, 4.
Maximua 341, 9. 394, 1.
430,2.431,9. 453,1. Auch
▼gl. Claudius , Fabiua,
Iuniua, Marius» Rutilius,
8tatiliu8,Valerius,Vibiu8.
Maximus Planudes 249, 2.
Maximus Taurin. 469, 8.
Maxim us Victorinus 408,5.
Maximua von Saragossa
496, 4.
Medea dea Enniua 102, 1.
dea Ovid 248, 8. vgl.
370, 5.
medicamina faciei von
Ovid 248, 7.
Medicin 55; de medicina
des Celans 280, 6.
medicina pliniana 411.
Mela s. Annaeus, Fabiua
und Pomponius.
Melaenis 243, 2.
Melania 434, 1.
Melik und melische Dich-
ter 34.
MeliaauB (C.) 244, 2. a.
Aelius.
Melito Sard. lat. 400, 6.
Mellitus 496, 3.
Melodien zu Hör. 238,11.
Memmia 30, 1.
Memmii 141, 6).
Memmiua (C.) 202, 2. L
153, 8 gE.
Memnoniua 483, 15.
Memoiren 37, 7.
Memor a. Scaevus und
Securua.
Memorialverse 23, 3.
Menander 8. Arriu».
Menas 54, 3.
Menelaus 135, 5.
Menippeae (saturae) 28, 3.
des Varro 165, 3.
Menippus 165, 3.
Menna 488, 4. 5. 6 E
menologia 74, (5 u.) 10.
mensorea 58, 1.
Mentula bei Catull 214, 5.
Mercator s. Marius.
psQiofiog 481, 4 e.
Merobaudes 464, 1—4.
Me88alina a. Statilia.
Messalinus 267, 6.
Meaaalla 464, 5.
Measalla (Augur) 199, 2.
Mes8alla(Bedner)222.Sein
Kreis S. 463. Nachkomme
45, 7. paneg. ad Me^-
aallam 245, 3. vgl. Va-
lerius.
Measalla Corvinus , ge-
fälschter 222, 4.
Messalla Rufus 199, 2.
%Messalla senex 199, 2.
MesBalla(Vip8tanus>31413.
Mea8en, gallikanische 453,
4.
Mesaiua 372, 1. vgl. 451, 1.
Aruaianua 427, 4.
Metamorphosen dea Ovid
249, 1 — 6. des Apuleius
367, 3.
Metella 213, 1.
Metelli 171, 10. Vgl. Cae-
ciliua.
Metellua Scipio 215, 2.
Metiua 193, 1.
Metius Celer 321, 1.
metra horatiana 238, 3.
vgl. horatiana.
metrici Script ores 42, 2.
Metrik 93.
metrologici 59.
Metrorius (Maximin.) 408,
5.
Mettius Caruö 326, 4.
Alphabetisches Register.
1335
Mettius Modestus 326, 3.
Mettiue Poinpus. 319, 5.
Meuius 233, 2. 309, 1.
miles gloriosus des Plan«
tue 97, 12.
milesiae 47, 1.
militaris res 66.
Militärdiplome 219, 7.
Milone (pro) 179, 40; von
M. Brutus 210, 2 gE.
inimae 8, 8 u. 10.
mimi 7, 2. 8, 10. 16, 13.
mimiambi 150, 2.
jufiaxW 8, 11.
mimographi 8, 1 u. 6.
mimua 7 f.
Minervius 417, 2. 3.
Mmicius 341, 4. vgl. 342,
6 (Min. NataUs).
Minucii, ihrSchiedsspruch
163, 4.
Minucius Felix 368.
Minucius Prothytnus 16,
13.
miscellaneades Fort. 491,
7.
Misitheus 46, 7. 375, 2.
Mitterius 497, 8.
Modestinus 281, 8. 378, 7.
398, 9.
Modestus 31, 4.
Modestus 56, 3 f. Auch
s. Iulius und Aufidius.
Molon 44, 10.
Montanismus 373, 3.
Montanus 252, 13. Vgl.
Curtios, Liciniua, Iulius
u. Votienus.
monita Senecae 289, 10.
monum. ancyr. 220, 4.
moretum 150, 7. 230, 3.
moribus (de) 121, 3. 289,
10.
yuoQwt inavaaxaoig 28, 3.
mortibus (de) persecuto-
rum397,7. boum448,1.2.
Moschus 268, 12.
Mosella des Ausonius S.
1066 E.
Mosis a8sumptio 373, 10.
motoriae 16, 2.
Mucianus 133,5.-314,1.
— 483, 15.
Mucius,P, Scaevola 133,4.
Mucius (Q. Scaevola) Au-
gur 139, 3; sein Sohn
Q. Scaevola 139, 3 E.
Mucins (Q. Scaevola) pon-
tifex maximus 164, 1—3.
mulomedicina 432, 8—11.
Mummius, Atellanendich-
ter 10, 2.
Mummius, L. 131, 8.
Mummius, Sp. 131, 8.
Munatius Plancus 209, 8.
Munatius Rufus 216, 2.
mundo (de) 367, 6.
munitionibus (de) castr.
344, 2.
muratorisches Fragment
368, 8.
Murdia 356, 6.
Murena (pro) 179, 24.
Murinus 406, 6.
Murredius 268, 10.
Musa s. Antonius und
Octavius u. 268, 10.
Musae des OpUius 159, 4.
Musaeus 329, 4; presb.
460, 8.
Muscio 463, 4.
Mus(i)anu8 345, 7.
musica (de) von Augustin
440, 7 f. v. Boethius 478, 5.
Musikbegleitung 16, 6.
Musonius Rufus 299, 3.
Mysrontius 58, 2.
Mystes 241, 2. — 306, 4.
mythographi (vaticani)
42, 10.
Mythologie , heidnische
479, 6. vgl. 478, 3.
mythologische Stoffe der
Mimen und Pantomimen
8, 6.
N.
Naevius(Cn.)96. — 325,2.
Namatianus s. Rutilius.
Namatius 454, 1.
Namen Besungener 32, 2.
Nardus poeta 319, 3.
narrationes fabularum
249, 2.
Naso, s. Actorius, Ovidius.
natura (de) deorum des
Cic. 184, 10. rerum 496, 6.
naturales quaestiones des
Seneca 289, 6.
naturalis historia des PH-
nius 313.
Naturgefübl 340, 7.
Naturwissenschaften bei
den Römern 58.
Naucellius 428, 6.
Nauigius 52, 4.
Nazarius 401, 6.
Nebridius 494, 7.
Necepso 406, 3.
Neckam (Alex.) 450, 4.
Neho 379, 7.
Nelei Carmen 94, 9.
Nemesianus 386, 1.
Nemesis Tibull's 245, 2.
Nemesius 400, 6.
nenia 82, 2.
Neoptolemus 239, 7.
neoterici 363, 3. 373», 1,
vscoz€QOL S. 283, A. 2.
Nepos s. Cornelius, Lici-
nius.
Nepotianus s. Ianuarius;
auch s. 401, 7. 434, 2.
Neratius Priscus 842, 1.
Neratius in Ydro 342, 1 E.
Nero 286, 7—11.
Nerva pater 281, 2.
Nerva filiua 298, 2.
Nerva, Kaiser 330, 1.
Neuplatonismus 407, 1 . 3.
Nicaeus 831, 8.
Nicanor s. Sevius.
Niceas 443, 6.
Nicetius 466, 12.
Niceus 331, 8.
Nicianus, Schreiber 289,
1, o.
Nicias 430, 2.
Nicomachus 387, 6.
NicoulachusDexter 428,3.
NicomachuB Flavianus
428, lf.
Nico8tratus 159, 11.
Niger s. Pescennius, Sex-
tius, Trebius, Turranius.
Nigidius Figulus 170.
Nigrinus 341, 5.
Nikandros 223, 6.
Nikanor s. Sevius.
Niketes 268, 12. 269, 5.
Ninnius Crassus 150, 3.
Nipeuß 344, 7.
NiBus gramm. 282, 4.
Nobilior s. Fulvius.
uoctes atticae des Gellius
365, 4 ff.
nomina provinciarum 74,
9. vgl. 392, 9.
nominibua, de dubiis 496,
7 vgl. 489, 2.
nominibuB (de) provin-
ciarum 392, 9.
Nonianus (Servilius) 291,
2.
Nonius Asprenas 267, 2
u. 11 gE.
Nonius Marcellus 404*.
Nonius Maximus 341, 9.
Nordafrika S. 870.
1336
Alphabetisches Register.
Nortia 420, 1.
notae 41, 2. notae iuris
300, 4.
notae Einsidlenses etc.
300, 4.
notae Tironianae 191, 4 f.
notitia Africae 470, 3.
notitia dignitatum 453, 6.
notitia Galliarum 392, 9.
notitia regionum 412, 7.
Novatianus 382, 6.
Novatus 382, 6. 373» 2.
478, 5. Auch s. Annaeus.
novellae Theodos. all. 461,
5. Justinian 8 488, 9.
fnovelli poetae' 353, 3.
373», 1.
cnovi poetae' 32, 1. 8.
283, A. 2.
Novius, A teil anend ich ter
151, 1—3.
Novius Vindex 324, 2.
Numa, Epiker 252, 11.
Numae commentarii 72,
1.
Numae libri 50, 2. 72, 2.
Numerianu8 385, 2.
Numerius (Fabius) 116 5.
Numidicu8 8. Caecilius.
Numitoriu8 226, 1.
nux elegia 251, 4.
Ö gekürzt 448, 3. 451, 1.
Obsequens 416, 4.
oceanum (ad) 386, 5.
Octavenus 342, 12.
Octavia (praetexta) 290,7.
Octavianum (ad) Brief
188, 5.
Octavianus s. Augustus.
Gre8centini fil. 476, 6.
Octavii 171, 6.
Octavius 255, 5. M. Octa-
vius 414, 5. des Minu-
cius Felix 368.
Octavius Avitus 225, 3.
Octavius Capito 332, 2.
Octavius Ianuarius 368, 2.
Octavius Hersennus 159,
11.
Octavius Horatianus 446,
7.
Octavius Lampadio 138, 4.
Octavius Musa 255, 5.
Beatinus 171, 12.
Octavius Rufus 832, 1.
Octavius Ruso 255, 5.
Octavius Sagitta 303, 4.
Octavius Teucer 41, iE.
Octavius Titinius Capito
332, 2.
Oden des Horaz 238.
Odyssea des Andronicus
94, 6.
oeconomicus des Cicero
177» 2.
officiis (de) von Cicero
184, 16; von M. Brutus
210, 3; von Ambrosius
433 2
Ofilius 207 mit A. 2.
Hilarus 16, 14.
Ofilius medicus 55, 3.
Olybrii 41, 2. 422, 3.
427, 4. 451, 3.
Olvmpius 8. Nemcsianus.
Auch 443, 5.
Onesimus 387, 6.
opificio (de) dei 397, 3.
Opiliu8 (Aureliu8) 159, 4.
Opilius Macrinus 375, 1.
Opimius (L.) 135, 1. 136.
4. 6.
Oppianos 363.
Oppius 54, 5.
Oppiue (C.) 197, 1-3.
Oppius Chares 41, iE.
Oppius Grammatiker 54, 5.
Optatianus s. Porfirius,
Publilius u. Suetonius.
Optatus 422, 5.
ftptimo de genere orato-
rum von Cicero 182, 7.
ora maritima des Avienus
420, 4.
orator Cicero's 182, 4. de
oratore 182, 2.
Orbilius Pupillus 200, 3.
orbis terrae von Avienus
420, 3.
Orbius 174, 6.
Orestis trag. 476, 7.
Orfitus 426, 2.
Oribasius 487, 4. 498, 3.
Orientius 464, 8—10.
origines desCato 120; des
Isidor 496, 7.
origo gentis rom. 413, 3
(X); des Psendo -Victor
414, 5; humani generis
442, 1.
Orosius 455.
Orpheus 186, 7. — 210,
7E.
Orthographie S. 141 f.;
Schriftsteller darüber 42,
3. 483, 10.
Osbernus 42, 9.
oscae persona« 9, 2.
oeci ludi 9, 2 u. 6. 10, 2.
Oscus 268, 10.
Osius 407, 4.
Ostertafel 413,2 (IV). 460,
3. vgl. 470, 8.
Otho s. Iunius.
Ovidianuß poeta 261, 1.
Ovidius 247-251.
Ovidius, Iuventinas 23, 3.
P.
Pacatus 426, 5.
Paccius 324, 6.
Paccius Antiochus 294, 4.
Pacianuß 422, 4.
Paconianus 274, 2.
Paconius 342, 13.
Pactumeius Clem. 350, 5.
pactum fiduciae 265, 8.
Pacuvius (M.) 105.
PacuviuB Labeo 207, 6.
Paeanius 416, 5.
Paetus s. Aelius.
Paetus Thrasea 299, 7.
paganos, adv. 436, 6.
Palaemo (Remm.) 282, 3.
Palaestinae descriptiones
412, 8.
Palfurius Sura 326, 5.
Historiker 387, 2.
Palimpseßte 99, 9. 179,
12, 1. 184, 1, 6. 187, 5.
231, 7. 266, 12 f. 262,
6. 296, 4. 303, 9. 340, 12.
355, 8. 359, 5. 361, 5.
365, 8. 373, 9 f. 380, 2.
404, 2. 425, 4. 432, 6.
468, 6 464, 3.
Palladius de r. rust. 410.
Rhetor 421, 9. — Bischof
400, 6.
palliata 15 f.
Pamphilus 485, 1.
Panaitios 50. vgl. 1 39, 2.
3. 142, 2.
navdsutaides Tiro 191,3.
Justinian's 488, 6 f.
panegyrici 891, 2 — 3;
poetische 21.
Panegyricus auf Messalla
245, 3; auf Piso 306, 4;
des Plinius 340, 12; auf
Constantin 401, 6 f.; auf
Theodosias 437, 1; auf
Aerius 464, 3; auf Theo-
derich 479, 2; des Si-
Alphabetisches Register.
1337
donios 467, 4; des Cas-
stodor 483, 2; auf Ana-
Btasius 481, 6.
Panem, ad, 21, 3.
pange (Hymnus) 491, 9.
Panniculus 824, 6.
Pansa 263, 2. 472, 3.
Pantilius 236, 2.
Pantomimographen 8, 13.
Pantomimus 8, 13.
Panurgus Antonius 263, 4.
Papianilla 467, 2.
Papianus 488, 3.
Papias 42, 9.
Papinianistae 371, 4.
Papinianus 371.
Papinius 146, 1; Statius
321.
Papirianus 446, 8.
Papirii historia 39, 7.
Papirius (C, P. oder Sex.)
71, 1. Jurist 154, 3.
Papirius (L.) 123, 7. Q.
(Grammatiker) 446, 8.
Papirius (C.) Carbo 136,
4. 163, 4.
Papirius Fabian. 266, 10.
Papirius Fronto 369, 9.
Papirius Iustus 369, 7.
Papirius Paetus 169, 9.
Papperinns 446, 8.
Pappus 9, 3.
Papstbriefe 46, 12 vgl.
469, 5.
Papstverzeichnisse 413, 2
(VI u. VII). 484, 7.
Papulus 308, 9.
Papyriensis 446, 6.
paradisi climaz , lat.
400, 6,
paradoxa des Cic 184, 3.
parasitus 8, 7 E. 16, 1.
17, 6.
Paris s. Iulius.
Parodien: Verg. cat. 10
230, 6, IgE.Testamentum
porcelli 49, 1. Antibuco-
Hca226, 1, 1. LexTappula
140, 1. Centones26,2.
Parthenianus s. Aemilius.
Parthenios 160, 6. 213, 3.
230, 2, A. 3. 8, A. 1.
Parthenius 324, 2. 476, 7.
477, 6. 491, 2.
Particulo 284, 2.
partitiones oratoriae des
Cicero 182, 6.
pascha, de, 21, 2. 408, 8.
paschale carmen 464, 2.
473, 1.
Paschasius 494, 3.
Pasicles 263, 2.
Pasiphae (de) 446, 6.
Pasiphilus 410, 1 f.
Pasquille 11, 3.
Passennus Paulos 332, 4.
Passieni Crispi 268, 6.
passio domini 397, 8 E.
sanetorum V 418, 4.
passio sanetorum IV
coronatorum 413, 4.
passio VII martyrum 470,
3.
Pastor 460, 8.
pastor Heimae 368, 9.
373, 10.
patavinitas des Livius
257, 14.
Patera 401, 7.
Paterius 473, 2.
Pateraus 66, 2. vgl. Tar-
rutenius.
Patiicius 323,5. - 460,7.
patrum vitae 400, 6.
435, 1.
Paula 434, 1 f.
Paulinus bei Seneca 289, 4.
Paulinus 460, 8. Mediol.
456, 4. Nol. 437. Petri-
cord. 474,3. Pell. 474, 4.
Suetonius 291, 4. —
Paulini epigramma 464,
7.
Paulus 443, 5 466, 14.
Auch 8. Aemilius, Axius,
Clodiu8, Iulius u. Pas-
Bennus.
Paulus (Apostel) und Se-
neca 289, 9.
Paulus(Grammatiker)l 37,
6E. — (Const) 303, 9.
Vgl. 382, 3.
Paulus diaconus 39, 6. 261,
6. 416, 4. 600, 6.
Paulus (Jurist) 377.
Paulus presb. 460, 8.
Paulus des Pacuv. 105, 8.
Paulus Quaestor 421, 8.
Pedanius Fuscus 341, 4.
Pedianus b. Asconiu*.
Pedius (Sex.) 298, 6.
Pedius Poplicola 267, 1.
Pedo Albinovanus 252, 6.
Pegasus (Jurist) 316, 2.
Pelagius 443, 1. — 485,
IgE.
Pelagonius 463, 6. vgl.
432, 9.
Pentadius 39$, 11. 432, 12.
Percennius, M\ 54, 2.
Perdiccas 476, 8.
peregrinatio Silviae 412,
8.
Peregrinus 468, 1 f.
Perellius Faustus 225, 3.
Tergamenischer Einfluß'
in Rom 41, 1 Mitte.
Perilla des Ticida 213, 1 ;
des Ovid 247j 2.
periochae zu Liv. 256, 10.
Peripatetiker 50. 51, 4.
Perotti 284, 4.
Perpetua et Felicitas 373,
10.
Perpetuus 474, 3.
Persa des Plautus 97, 16.
Perseus praeeeptor 321,
10.
Persius C. 136, 9.
Persius Flaccus 302.
peraonaü 9, 4. 16, 13.
Personenzahl in den Pal-
liaten 16, 4.
Persönliches in den Mi-
men 8, 6.
Pertinax 364, 6. 370.
Perücken in der palliata
16, 13.
pervigilium Veneria 362,
1. 398, 6-7.
PescenniuB Iacchus 41,
1 E. (s. Percennius).
Pescennius Festus 881, 7.
petitio conBulatus von
Q. Cic. 190, 4.
Petosiris 406, 3.
Petrarca 184, 15, 1. 187,
6.
Petronius (C.) 306, 6.
Petronius Arbiter 806.
Petronius Aristocratcs
299, 10. Diodotus 313, 3.
Petronius episc. 443, 6.
466, 11. 467, 6.
Petronius Musa 263, 7.
Petronius Probus 422, 3.
451, 3.
Petrus bei Sidonius 466,
4. 8. referend. 476, 6.
notarius 494, 8.
Petrus Chrysol. 467, 9.
Petrus diaconus 389, 6.
Petrus grammaticus 41,
5 E.
Peutinger 412, 6. #
Phaedrus 284, 1—6.
phaenom. epit. 481, 8.
Pharsalia 803, 6 ff.
Philargyrius 472, 9.
Philargyrus s. Vipsanius.
1338
Alphabetische» Register.
Phflastrius 422, 6.
Phiiemo 379, 7.
Philippicae des Cicero
179, 44 — 57. hist. des
Trogus 258, 3.
Philippus Arabs 375.
Philippus presbyter 457,
5; auch a. Anrelius n.
Marcius.
Philistio 254, 6.
Philocalus 8. Farius.
Philocomus s. Vettius.
Philologus a. Ateius.
philomela (de) 23, 3. —
495, 4.
Philon 498, 2.
Philosophie bei den Bö*
mern 50 f. 161. 266. 299.
311, 1. 319, 5. 851. 358.
407. 430. 466, 15. 477,
8. S. 136. 280. 466.
philosophische Schriften
des M. Varro 166, 6, b;
des Cicero 183 f.
philoaophi minoris liber
453, 6.
Philozeni glossae 42, 7.
Philas s. Furius.
Phlegon 349.
Phocaa 472, 4 f.
Phoebadius 418, 6.
Phoebicius 401, 7.
phoenix des Lactantius
397, 8. — des Claudia-
nus 439, 6.
Phrynichus 363.
physiognomonia 367, 8 d.
physiologUB 480, 3.
Pictor s. Fabius.
Pierus pan tomin. 8, 11.
Pilatus 158, 3.
Pindarus Thebanus 320,
7.
Pinnius (Q.) 168, 1.
Piso 8. Calpurnius.
Piso (C.) 167, 6.
Piso (M.) 161, 1.
Piso (M. Pupius) 171, 7.
Pi80nem (in) 179, 37.
Pithoeanae glossae 42, 6.
Pitholaus 158, 3.
Pitholeo 158, 8.
Pius s. Antoninus, Cestius.
Placidus 420, 1.
rtacidus Glossogr. 42, 6.
249, 2. 321, 10. 472, 7.
Placitus (Sex.) 446, 5.
Pianciades 480, 2.
Plancio (pro) 179, 38.
Plauens s. Munatius.
planipedaria 12, 1.
planipedia 7, 3. 12, 1.
planipes 7, 3. 8, 6.
Planta s. Pompeius.
Plautius, Dichter 96, 5;
Jurist 316, 6.
PlautuB 96-99; Philo-
soph 266, 9. Auch s.
Rube11iu8.
Pliniana medicina 411.
Plinius der ältere 312 f.;
der jüngere 340.
Plinius Valerianus 411, 2.
Plotia Hieria 225, 2.
Plotinus 407, 2.
Plotius Crispinus 266, 8 ;
Gallus 159, 2; Grypus
321, 1 u. 326, 12; Sa-
cerdos 394; Tucca 228,2,
vgl. 227, 1.
Plotus (Voltaciiius) 158,
3.
Plutarchus 157, 2. 351, 6.
poetae 94, 7. s. novi, no-
velli.
Poggio 179, 2, 3. 295, 2.
317, 4. 320, 6. 321, 7.
Polemius 466, 15.
Polemius Silvius 74, 9.
Polemo Lucan Erklarer
303, 8. — 351.
politische Literatur S.
279.
Polla 303, 4.
Pollio 6, 5. 220, 6 E 367,
4, auch 8. Asinius, Clau-
dius, Clodius, Publilius
Trebellius, Vedius, Vi-
trasius, Vitruvius.
Polliua Felix 321, 1. 324,
1. 329, 3.
Polliua Valerianus, Buch-
händler 219, 21.
Polyaenus 363.
Polybius, Geschichtschr.
267. 8.
Polybius 231, 6. 285, 3.
289, 4. 320, 8 E.
polyhistor (Solinus) 389,
6. Auch vgl. 262, 1.
Pomerius 469, 9.
Pompedius 61, 1.
Pompeia Macrina 262, 3.
Pompejanische Geschäfte-
urkunden 219, 7.
Pompeius (Grammatiker)
472, 2.
Pompeius, .Cn. Magnus
171, 8. vgl. S. 276.
Pompeius, Sex. 154, 5.
276, 6.
Pompeius Bithynicus 171,
12. vgl. 217, 2.
Pompeius Festus 261, 4 f.
Pompeius Lenaeus 53, 1.
Pompeius Macer 252, 3.
Pompeius Messalinus 445,
6.
Pompeius Planta 341, 9.
Pompeius Rufus 163, 8 E.
Pompeius Saturninu* 341,
1.
Pompeius Sex tu e 154, 5.
Pompeius Silo 268, 10.
Pompeius Trogus 258.
Pompiüanuß 421, 9.
PompiliuB 146, 2.
Pompilius Aodion. 159, 6.
Pomponianus 345, 10.
379, 1 E.
Pomponius, Vater des
Atticus 138, 2; cbristL
centonarius 26, 2.
Pomponius (Cn.) 153, 4.
6; L. (Bonon.) 151, 4 f.;
Sex. (Jurist) 350, 6—9.
Pomponius Atticus 172,
1 u. 2. 184, 2, 2.
Pomponius Baseulus 332,
8.
Pomponius Herculanus
421, 2, d.
Pomponius Laetus 56, 3.
vgl. 261, 5.
Pomponius Marc. 282, 2.
Pomponiua Mela 206.
Pomponius Porph. 374, 3.
Pomponius Rufus 279, 3.
— 341, 4.
Pomponius See. 284, 7.
ponderibus (de) carmen
451, 2.
Ponnanus 476, 6.
pontica 386, 4.
Ponticus 252, 1.
Pontidius 154, 4 E. vgl.
171, 12.
pontifienm annales 76 ;
libri 78.
Pontius 382, 1 gE.
Pontius Glaucus des Ci-
cero 177», 1.
Pontius Leontius 467, 1.4.
Ponto (ex) des Ovid 250, 2.
Popilius Laenas 268, 11;
M. 125, 6; P. 136, 8.
porcelli testam. 28, 4 —
49, 1.
Porcellus 263, 4.
Alphabetisches Register.
1339
Porcia 215, 3.
Porcina 181, 6.
Porcius Cato (M.) 118—
122; der Sohn 125, 6;
der Enkel 141, 1; der
Urenkel (Uticensis) 201.
Porcina Latro 268, 2. (Por-
cii Latr.) declam. in
Catil. 351, 5.
Porcius Licinus 146, 4.
Porfyrius Optat. 403, 1.
Porphyrio 374, 3.
Porphyriü8 (Neupiatoni-
ker) 406, 9. 10. 407, 2.
Porpbyriue censualis 413,
4.
Porsena 69, 2.
Possidius 440, 1 u. 4.
Possidonius 476, 4.
post reditum, Reden Ci-
cero'e 179, 28—81.
Postumianus 426, 3.
Pobtumius (A.) AJbinus
127, 1. — 141, 6.
Postamius (Sp.) Albinos
131, 9.
Postamius Festas 364, 1.
Postamius Titianas 364, 1 .
Postumus 45, 7 a. E. Aach
s. Rabirius.
Potamius 418, 7.
Potitus 267, 1. — 328, 5.
Praecilias Fort. 384, 5.
Praedestinatas 458, 5.
praefecti urbis (Verzeich-
nis) 413, 2 (V).
praeficae 82, 2.
praenominibus (de) 279,
11.
praetexta 14; des Nae-
vius 95, 6; des Ennius
102, 2; des L. Acciu8
134, 5.
praetextata 14, 1.
Praetextatus 430,1. Ateias
211, 1.
pragmatici 45, 4.
Pragmatius 466, 12.
prata des Sueton 347, 3.
precatio terrae u. herba-
rum 263, 7.
Precianus 174, 6.
Priami Carmen 94, 9 E.
Priapea 230, 6, 2. 264, 6.
pridie quam in exilinm
iret 180, 6.
Primasius 494, 5.
Primas s. Umbrius.
Princeps 284, 2. 826, 2.
Priscianas 430, 2. — 481.
Theodorus P. 446, 7.
Priscillianus 418, 12.
Priscas 252, 11. 329, 4.
iVgL Flavius, Fulcinius,
Helvidius , Iavolenus,
Lutorius, Neratius, Tar-
quitius.
Proba 436, 1. 422, 3.
494, 3.
Proba Faltonia 422, 3.
Probi appendix 300, 7.
Probus 397, 2. — 419, 9.
422, 3. 420, 4. 466, 14.
Auch 8. Aemilius, Anicius,
Petronius, Titius, Vale-
rius.
Procilius 172, 3.
Procopius Caes. 477.
Procula 401, 8 E.
Proculiani 49, 6. 298, 1.
Proculus 264, 1. Jurist
298, 1 vgl. 342, 11. 18;
beiSidonius466,8. Auch
s. Artorius, Eutychius.
prodigia 76, 4. 267, 6.
Profuturus 470, 9.
Prolog des mimus 8, 3;
der palliata 16, 10; der
togata 17, 6.
Prologe zu Plautus 99, 2 ;
zu Terenz 109, 6.
prologi des Pom peius Tra-
gus 258, 6.
prolosiones 230, 5 A. 1.
prooemia bei Reden 44. 5.
propempticon 213, 3 gE.
Propertius 246.
Prosa 35. 90, 4.
Prosdocius 426, 8.
Proserpinae raptus des
Claudian 439, 6.
Prosodie 98 u. S. 281.
ngoüava nQotatixa 16,11.
Prosper Aquitanus 460,
Prosper Havniensiß 460,3.
Protagoras des Piaton 1 84,
9*.
Protarchus 262, 2 E.
Protokolle des Senats
216, 1.
Providentia (de), Lehr-
gedicht 460, 6.
Provinzialen in der Lite-
ratur S. 288.
provinciis consularibus
(de) 179, 36.
Provinzenverzeicbnis 892,
9.
Prudentius Clemens 436.
psalmi 433, 4.
Pseudo-Acro 874, 2.
Pseudo-Asconius 295, 3.
Pseudo-Atilius 405, 6.
Pseudonyme 186, 7. 212,
7. 458, 1 f. 466, 2.
Pseudo-OvidiuB 261,4—6.
Pseudo-Plinius 411.
Ptolemaeus ChennuB 471,
1.
Publicius vates 66, 1 f.
Publicius, Jurist 174, 5.
Publilius Optat. 403, 1.
Publilios Pellio 16, 14.
Publilius Syrus 212, 3 f.
Pudens 319, 4.
Pudentilla s. Aemilia.
Pulcher s. Claudius,
pulice (de) 251, 6.
Punica Silii lt. 320, 2 f.
Pupillus b. Orbilius.
Pupius 244, 1.
Pupius Piso 171, 7.
Puteolanus 281, 1 gE.
Pylades, 8, 13.
Pyrrhus 241, 1.
Pythagoreismas 50.
Quadratus s. Asinius.
quadriga Messii 427, 4.
Quadrigarins 155, 1.
quaestiones 49, 7.
querelae des A. Caecina
199, 4.
querolus 421*, 1.
Quinctius s. Quintius.
Quintianus 464, 11.
Quintilia 213, 7.
Quintilianus 326 ; der Va-
ter 325, 1. Andere 325,
3. 466, 4.
Quintilii 364, 2.
Quintilius Marcell. 375, 1.
Quintilius Varus 268, 6.
Quintil. Varus Cremon.
213, 4.
Quintipor. Clodius 192, 2.
Quintius (T.) 83, 2.
Quintius Atta 144.
Quirinali8 297, 10.
R.
Rabanu8 Maurus 432, 6.
Rabienus s. Labienus.
Rabirio (pro C.) 179, 19.
1340
Alphabetisches Regibt er.
Itabirio (pro Fostumo)
179, 39.
Rabirius 173 , 2 ; Epiker
262, 9.
Rabirius medicus 66, 3.
Rncilii edictom 186, 7.
Radegunde 491, 4. 5. 7.
Radulfus 268, 3 E.
raptus Proserpinae 439, 6.
Rätsel 26, If. 449. 600,
2. 4. 6.
Ravennater Annalen 413,
3.
Rauennas geogr. 497, 3.
Rebius Flaccns 409, 1.
Rechtsbuch , syr. - röm.
462, 2.'
Rechtswissenschaft 48 f.
rccinium 8, 10.
rccitationes S 464. § 324,
1. 330, 4. 477, 6. 491, 2.
recurrentes versus 26, 4.
Heden bei den Historikern
36, 6; für andere 44, 6.
red i tum (post) Cio. 179,
28 ff.
Redner s. Beredsamkeit.
Regianud 476, 6.
Regionenverzeichniese
412, 7 f.
regula Catoniana 125, 6.
Regulus (Aquilius) 326, 3.
Reim 11, 3. vgl 433, 4.
491,9.
relationes desSyminachus
426, 6 E. 10.
remedia amoris von Ovid
248,6. salutaria 367, 8 c.
Remigius 466, 12.
Remius Favinus 451, 2.
Remmius Palaemo 282, 3.
Renatas s. VegetiuB.
Renatus Frigir. 470. 9.
RenatuB Novatus 478, 6.
repetundarum lex 163, 2.
Reposianus 398, 9.
republica (de) von Cicero
184, 1.
reBpondere 48, 6; vgl.
219, 8.
responsa 49, 6. vgl. 219,
9.
responsio Celsina 342, 2.
responsio Ciceronis in
Sallustium 206, 6.
Restitutus 326, 17. vgl.
Claudius,
retractationes des Augu-
stin 440, 4.
retro 426, 6 gE.
rhetores latini 44, 9; der
Kaiserzeit 45, 1 ff.
rhetorica ad Herennium
162. rhet. (de) des Au-
gustin 440, 7.
rhetorica des Cic. 182, 1.
Rhetorik 44, 9. vgl. S.
278.
Rhinthon 18, 1.
Rhinthonica 18, 1 und 3
rhythmische Poesie 61, 2.
400, 4. vgl. Vulgar-
prosodie.
ncinium 8, 10.
rogatio Hirtia 218, 8.
Roman 47 vgl. 305. 489.
romana fides etc. 1, 3 vgl.
257, 4.
Romanianus 448, 3.
Romanius Hispo 268, 10.
Romanius Iovinus 864, 5.
Roman us (Iulius) 379, 1.
Auch s. Aquila, Vergilius
u. Voconius.
römischer Volkscharakter
lf.
Romulus (Fabeln) 27.
Romulus (König) 68, 1.
Roscio (pro Amerino) 179,
2. pro R. comoedo 179,8.
Roscius Gallus 16, 13.
rosis, de 229, 2.
Rubellius Blandus 268, 1.
Rubellius Plaut us 299, 9.
Rubrenus Lappa 324, 5.
Rubrius 294, 1.
Rufinianus s. Iulius.
Rufinus (causidicus) 426,
8. — 439, 3.
Rufinus Antioch. 445, 6.
Aquileiensi8 435, 1.
Rufinus s. Aradius, Lici-
nius, Trebonius.
Rufius Festus Avienus 420.
Ruf(i)us Festus 416, 1 f.
Rufuß (Sex.) 412, 7 E.
416, 1 gE.
Rufus (Meliker) 264, 3. —
Dichter 824, 2.5. Redner
826, 17.
Rufus s. Antonius, Cae-
lius, Caninius, Canius,
Cluvius, Iulius, Muna-
tias, Musonias, Octavius,
Pompeius , Pomponius,
Rutilius, Sulpicius, Val-
giuB, Verginius, Vitru-
vius.
Ruricius 468, 9.
Ruso s. Octavius.
rustica (de re) des Cato
122, des M. Varro 168.
Rusticelius 163, 8.
Rusticiana 425, 2. 478, 1.
Rusticius (RuBticus) Hei-
pidius468,lf.— 479, 11.
Rusticus s. Fabius, Iuniittf.
Rutilia lex 142, 1.
Rutilius Lupus 270.
Rutilius Maxim us 372, 5.
Rutilius NamatianuB 454.
Rutilius Rufus 142, 1—3.
s im Auslaut 451, 1. S.
140. 281.
Sabbatius 443, 5.
Sabellus 324, 6 E.
Sabidius 64, 2.
Sabinae 102, 3.
Sabinianer 49, 5. 298, l.
Sabini epistolae 248, 4.
Sabinum des Horaz 234,4.
Sabinus s. Aelius, Cae] ins,
Fabius, MasuriaB.
Sabinus Fabianus 266, 11.
Sabinus Grammatiker 300,
2.
Sabinus des Ovid 252, 4.
Sabinus Tiro 54, 4. 266,
11 E.
Sacer gramm. 179, 19, 1.
Sacerdotalfasten 75, 4.
Sacerdos, gramm. 394.
sacrilegiis, de, homilia
440, 11.
Saeuiu8 s. Seuius.
Salanus s. Cassius.
Saleius Bassus 318, 2.
Salii 64.
Saliorum libri 77, 2.
Sallius, C. Aristaenctus
376, 1 Nachtr.
Sallustius 205 und 206.
SallustiusCn (Empedocl.)
184, 1, 2. 192, 1.
Sallustius, Grammatiker
367, 8.
Salmasianus cod. 476, 1.
Sal(o)mo 42, 9. — 464, 7.
Salonius 469, 10. vgl. 465,
1—4.
Salpena. et Malac. tabb.
319, 7.
salticae fabulae 8, 1. 303, 4.
Salvianus 465.
Salvidienus 387, 6.
Salvius Ialianus 850, 1. 8.
Salvius Liberalis 341, 3.
Alphabetisches Register.
1341
Salvius Valens 360, 4.
Salutariß s. Marcius.
Sammonicus Serenus der
Vater 374, 4; der Sohn
383, 1.
Samocus 374, 4.
Sanctus 8. Ateius.
Sangallenses sortes464,4.
Santra 211, 2.
Sapandus 466, 9.
sapientes (VII) 421, 2 i.
sapientes (XII) 421, 9.
Sardus 341, 10.
Saserna 160, 1.
satira 6, 2. 28, 1.
satirae s. saturae.
Satire 28.
Satirendichter 28, 2 und 4.
satisfactio 475, 3.
Satrias Rufus 326, 13.
saturae 6; des Naevius?
95, 9; des Ennius 103, 1 ;
des Lucilius 143, 6 ff.;
des Varro 165, 2; des
Horaz 236 ; Petronius.
305, 1.
saturae Menippeae 28, 2.
des Varro 166, 3.
Saturnalia des Macrobius
444, 5.
Saturninus 360, 6. 387, 6.
Auch ygl. Aelius, Clau-
dius, Fullonius, Iulius,
Po m peius, Venuleius.
Baturoischer Vers 62. Vgl.
S. 139.
Satyrdrama 9, 8. 190, 2.
Saufeius, L. 172, 7.
Scaevius Meraor 323, 3.
Scaevola 164, 1 und s.
Cervidius, Mucius.
Scaevus Memor 323, 3.
Scantius 165, 3 E.
Scaurianae des Cicero 180,
1. 4.
Scaurinus 352, 1. 379, 7.
Scaurus s. AemiliuB, Au-
relius, Terentius.
Scenenabteilung 16, 8.
Scenische Spiele, Zahl
91, 16.
Schauspieler s. actores,
Zahl derselben 16, 4.
Schlachtberichte 36, 6.
ßchleudergeschosse 218,
10. *
acholasticus 46, 8. 491,18.
scholia Bernensia, Vero-
nenaia zu Virgil 231, 7
vgl. 472, 9.
scholia zu Horaz 240, 3 f. ;
zu Germanicus 275, 7 f. ;
zu Persius 302, 6; zu
Lucan 803, 8; zu Stat.
Theb. 321, 10; zu Juve-
nal 331, 7; zu fragin.
vat. 404, 2.
scholia Bobiensia zu Ci-
cero 295, 4.
scholiasta Gronovianus
178, 4.
Schreibekunst in Rom 61,
1. vgl. 79, 2.
Schulgedichte 23, 2.
Schullectüre 231, 1.
Schwindelliteratur 345, 3.
428, 1. 471. 497,
Scillitanimartyres 37.3, 10.
Scipio Aemilianus 131, 1.
Scipio des Ennius 103, 2.
Scipio Nasica 1 25, 3. 127, 4.
Scipio Nas. Serap. 136, 7.
Scipio Optimus 125, 3.
Scipionen s. Africanus u.
Metellus.
Scipionengrabschriften
83, 7 Tgl. 116, 1. 129, 1.
Scipionenkreis S. 136.
137.
Scoti versuB de alphabeto
500, 4.
Scribonius Aphrodisius
263, 3.
Scribonius Curio 136, 12.
— 153, 6. — 209, 1.
Scribonius Largus 294,
2-5.
Scribonius Libo 172, 6.
Scribonius (L.) Libo 131,
4 E.
scriptores hist. augustae
392. vgl. 402.
scriptores rei rusticae 54.
Scrofa 160, 2.
Sebosus 211, 7.
SecundinuB 464,12. 466, 10.
Secundu8 Bachhändler
219, 31.
Secundus 8. Iulius, Pli-
nius, Pomponius.
SecuruB Memor 452, 6.
Sedatus 421, 2, d.
Sedigitus s. Volcacius.
Sedulius 463, 5. 473,1—8;
jüngerer 473, 9.
Seius Fase. 364, 1.
Selbstmord 272, 1.
Selius 148, 1 gE.
Sempronius Aselliol42,5.
Sempronius Atrat. 209, 10.
Sempronius Gracchus,
Tragiker 254, 4.
Sempronius, C. Gracchus
135, 2. 4-6.
Sempronius, Ti. Gracchus
123, 6. vgl 136, 6.
Sempronius, Ti. Gracchus
185, 1—3.
Sempronius Procul. 298, 1 .
Sempronius Sophus 89, t f.
Sempronius Tuditanus
138, 1.
Senare (iambische) 13, 4.
Senator 483, 1.
senatorem , ad 21, 2.
436, 7.
Senatspolitik S. 136.
eenatuß consulta 216, 1;
förAsklepiades usw. 218,
3. von Thiabe 129, 2.
senatus consultum deBac-
chanalibuB 129, 1.
Seneca der Vater 269;
der Sohn 287—290.
Senecio s. Herennius.
senectute (de) von Cic.
184, 11.
sententiae Pauli 377, 3;
Publilii 212, 8 f.; Sene-
cae 212,4; (monita) 289,
10; Varr. 169, 1.
Sentius s. Augurinus.
Septicius Clarus 347, 8.
Septimiue 815, 5. 381, C.
Septimius (DictyB) 423,
1—6.
Septimius (P.) 67, 1.
Septimius Serenus 353, 5.
Septimius Severus 315, 5.
326, 9. — 370, 2. 3. (Kai-
ser).
Sepullius Bassus 268, 10.
Sequester s. Vibius
Serapio s. Scipio; auch
379, 7.
Serena 439, 1. 3. 6.
Serenus b. Annaeus, Sam-
monicuB und Septimius.
Sergius Flavus 266, 9.
Sergius gramm. 409, 2. 5.
431, 9.
Sergius Paulus 54, 4. 266,9.
Sergius Plautus 266, 9.
Serius s. Augurinus.
serpentini versus 26, 4.
Serranus 304, 5.
Servilianaa (Fab.) 132, 3.
Servilius, Q. Caepio 136,
10.
Servilius (Jurist) 342, 13.
1342
Alphabetisches Register.
Serviliua Barea 299, 8.
Serviliua Glaucia 141, 6.
ServiliuB Nonianus 291,2.
Servilius Silanus 364, 1.
Servias, Dichter 242, 3.
Servius (Maurus)43l,l — 4.
Servius Tullius 68, 3;
seine commentarü 72, 1.
Servius Varus 375,2.431,1.
SescenniuB 41, iE.
Sestius (P.) 202, 4; pro
Sestio 179, 32.
Seuerianus 863, 6.— 466, 8.
Seuerinus 494, 3. Vgl.
478, 1 E.
Seuerus 444, 9 E. Redner
426, 2; Bischof 494, 7.
Seuerus Maioricensis 456,
4. Aach s. Alezander,
Aqailius, Cassius, Cor-
nelius, Endelechius, Fa-
bius, Iulius, Septimius,
Sulpicius, Valerias.
Seuius Nicanor 159, 3.
Sextilius Ena 252, 10.
Sexti(li)us Niger 54, 6.
380, 4.
Sextius Calvinus 141, 6.
Sextius Niger 266, 5—8.
Sextus 266, 6. — 358, 2.
Siburius 55, 8.
Sibylla 66, 1.'
sicilicus 93, 9 E.
Sicinins 44, 10.
Sicnlns s. Calpurnius.
Siculus Flaccus 344, 6.
Sidonins Apollinaris 467.
Sidonius subdiaconns 303,
8.
Sigisteus 476, 7.
Silanus (D.) 64, 1. 247, 3.
Silanus (M.) 276, 7.
silbernes Zeitalter der
röm. Literatur S. 649 ff.
Silenus 137, 5.
silicernium 82, 2.
Silius, Satiriker 382, 9.
Silius Italiens 320.
Silius Proculus 332, 9.
Silo 8. Arbronius und Pom-
peiuB.
siluae des Statius 321, 5.
Silviaeperegrinatio 412, 8.
Siluinus 876, 1. (P.) 298, 1.
Siluiöfl 422, 2 E. 468, 1.
Silus s. Albucius.
Simonis et Theophili
altercatio 457, 8.
Simplicianus 443, 5.
Simplicius 394, 1.
Singen 1, 4. 11, 2. 34, 4.
Sinnius Capito 260.
aiparium 7, 3.
Sirmond, constit. 461, 6.
Siro 224, 3.
Sisebut 495, 1.
Si8enna s. Cornelius.
Sisenna, Plautuserkl&rer
156, 3.
Sittius 142, 3.
Sixtus S. 582, Z. 10 v. u.
Skasonten 33, 3.
Smyraa des Cinna 213, 3.
Sodoma 21, 2. 491, 3.
solis laus 21, 3. 475, 5.
Solinus (Iulius) 389.
Solliu8 Apoll. Sidonins
467.
Solon 86, 2.
somninm Scipionis 184, 1,
4. 443, 4. 444, 4.
Sonnencultus 400, 3.
Sophe Theorobathylliana
8, 18.
SophroniuB 434, 11 gE.
Soranus s. Valerius.
Soranus (Barea) 299, 8.
(Ephesius) vgl. 463, 1—4.
Sornatius 132, 7.
sortes 34, 3. (Praenestinae)
163, 8 Tgl. S. 141.
sortes Vergilianae 231, 4;
Sangallenses 464, 4.
Sosii 219, 21.
Sota des Ennius 108, 2.
Sotion 266, 8. 287, 1.
Sparsus 8. Fulvius.
Spartianus 892, 4 f.
spes (Elegie) 309, 1.
sphaera, de, caeli 23, 3.
Spitznamen 8, 1.
onovd sid£ov tsg S. 283.
Spottlieder 11, 2, d.
Sprüche in den Mimen 8, 6.
Spruchgedicbte 24.
Spruchsammlung des Sex-
tus 266, 6.
Spurinna 8. Vestricius.
Squilla 364, 3.
Staberius Eros 159, 10.
Stadtchronik 36, 3. 80.
413, 3 (X).
Stallius 51, 4.
Staphylius 40 J, 7.
Staseas 161, 1.
statariae 16, 2.
Statilia Messalina286, 10.
Statilius Maximus 374, 5.
Statius 821; sein Vater
318, 3.
Statius Caecilius 106.
Statius Sebosus 211, 7.
Statius Tullianu* 419, 7.
Statius Ursulus 297, 10.
Statius Valens 381, 6.
Stechbuch 281, 4.
Stella s. Arruntms.
stemmata 81 und 81, 1.
Stephanio 17, 4.
Stertinius 266, 4. Arzt
294, 1. Avitus 324, 2.
Stichometrischea 99, 10E.
Stilicho 439, 1. 3 f.
Stilio 379, 7.
Stilo (Aelias) 148, 1—4,
Stoicismus in Rom 4S f.
51, 1 f. Einfluß auf Juris-
prudenz 48, 7; auf die
Beredsamkeit 50, 4.
Stolo 160, 3.
Strabo s. Julius Caesar.
Btrategemata dee Fronti-
nus 327, 5.
stromateas 343, 4.
strophische Composition
bei den Elegikern 32, 4 ;
in Virgil's Ecl. 226, 3;
in Hör. O. 238, 4; bei
Seneca 290, 3.
8tudÜ8, a, 285, 3.
stupidus 8, 7.
suasoriae des Seneca 269,
4 u. 7.
Subscriptionen 41, 2. 355,
8. 426, 9. 477, 11.
Sucuro 401, 7.
Sueius 150, 6.
Suetonius Optatianus387,
5; Paulinus 291, 4.
SuetoniusTrancjuillus 347.
Suevius s. Sueius.
Suffenus 212, 8.
Suillius 297, 1.
Sulla 167,1—8, pro Sulla
179, 26.
Sulpicia 246, 3; unter
Domitian 323, 6; Solpi-
ciae sat. 823, 7.
Sulpiciua Alex. 470, 9.
Sulpicius Apollin. 357, 1 f.
Sulpicius Blitho 172, 7.
Sulpicius Camer. 252, 8.
Sulpicius Cornel. 364, 3.
Sulpicius Flavas 286, 2.
Sulpicius Galba 208, 2.
Snlpicius(C.)Galba 141,4.
Sulpicius (Ser.) Galba 13 1,
4. 217,2.
Sulpicius (C.) Gall. 124, 1.
Sulpicius Lupercus 421, 7.
Alphabetisches Register.
1343
Sulpicius Maximus 319, 3.
Sulpicius, P. Rufua 163, 5.
vgl. 174, 3 E. Ser. Rufus
174, 2—4.
Sulpicius (Ser.) 242, 3.
Sulpicius Severu8 441.
Sulpicius Victor 427, 6.
Sura s. AemiliuB, Licinius,
Mamilina, Palfurius.
Surdinus 15, 8. 268, 6.
SyagriuB 427, 2. vgl. 466,
11. 460, 8.
Symmachi 425, 2g£.
SymmachuB, Vater 426, 1 ;
Sohn 425,2-11; Enkel
und Urenkel 426, 3. Tgl.
477, 4. 481, 4.
Symphosius 449.
Synonyma 42, 4; des Cio.
186, 7.
Synonymik (Schriftsteller
darüber) 42, 4.
Syrns 8. Publilius.
tabernaria 17, 2 u. 4.
tablinum 80, 2.
tabula Bantina 163, 1.
tabula Peuting. 412, 6.
tabnlae alimentariae 330,
6 c.
tabulae censoriae 78.
tabulae duodecim 86.
tabulae heracl. 218, 6.
tabulae Salpens. et Malac.
319, 7.
tabularinm 36, 8.
Tacitns 883-339.
Tagetici libri 77, 6.
talarius ludus 9, 7.
Tanusius Geminus 212, 7.
Tappula lex 140, 1.
Taracius 163, 8.
Tarpa 8. Maecius.
Tarquinius 68, 4.
Tarquitius Priscus 158, 2.
Tarruteniue Paternus 369,
8.
Tarutius (L.) 199, 9.
Tascius Vict. 428, 1 E.
Tatianus 427, 7. 8.
Tatius Cyrülus 402, 3.
Tatius Valens 381, 6.
Tatuinus 500, 4.
Taurus s. Calvisius.
Te deum 433, 4 E.
Tegula s. Licinius.
Telesinus 319, 6.
temporibus (de) Ton Cic.
189, 4.
Terentia 220, 7.
Terentianus Maurus 378»,
1-4.
Terentianus s. Volcacius.
Terentius (P.) Afer 108—
111. Grammatiker 482,
2.
Terentius Clemens 360, 4.
Terentius Libo 147, 3.
Terentius Scaurus 352, 1.
Terentius (M.) Varro Rea-
tinus 164—169.
Terentius (P.) Varro Ata-
cinus 212, 1 f.
Terentius Varro Lucullus
218, 9 vgl. 171, 6.
Tereus 223, 4.
Tergilla 63, 1.
Termessus 218, 4.
Tertius 199, 10.
TertuUianus Jurist 372, 6 ;
£irchenschriftsteller873.
tesserae gladiat. 218, 11.
testam. Dasumii 330, 6*.
testament. Gaili 330, 6b.
teetamentum porceUi 28,
4. vgl. 49, 1.
Tetradius 421, 8m. — 466,
24.
tetraatichon de mensibus
421, 7.
Tetüus Cab. 324, 5 E.
Teztrecensionen 41, 2.
300, 4. 6. 425, 9.
Thacomestus 395, 1. 472, 8.
Thalassius 401, 7.
Thallus 868, 2.
Tbaumastus 466, 11.
Theater in Rom 12, 2.
Tgl. 264, 1 gE.
Theocliua 887, 5.
Theoctistus 472, 8.
Theodericus 389, 5. König
Theoderich 477, 1. Pane-
gyricus auf ihn 479, 2.
Tneoderici edict. 488, 1.
Theodoricus Brito 177*,
6.
Theodorus 482, 2. Th.
Priscianus 446, 7. Fla-
vius Th. 481, 3; auch s.
Mallius.
Theodorus Mopsuhest.
418, 2.
Theodosianus codex 461.
Theodosius I. 424, 2. Tgl.
426, 7. Th. II. 453, 6.
Theodosius 412, 8.
Theodosius Macrobius
444; vgl. 450, 1.
Theokrit 226, 2.
Theophilus 488, 4. 6. 8.
Theoros pantomimus 8,
13.
Theuderich 487, 1.
Thomas Brab. 478, 6.
Tbrasamundus 476, 1 f.
Thrasea Paetus 299, 7.
Thukydides 206, 4. 6. 7.
Thyestes des L. Varius
223, 2.
Tiberianus 401, 8. — 422,
7.
Tiberius 275, 1—2.
Ti. Victor Miner?. 417,2.
tibia in den Mimen 8, 1 1 ;
in der Tragödie 13, 4;
in der palliata 16, 6.
tibiae pares, dextrae usw.
16, 6.
Tibullus 246.
Tichonius 442, 2.
Ticidas 213, 1.
tierärztliche Schriftsteller
55 E.
Tierepos 27.
Tierstimmen 23, 3.
Tigellius Hermogenes 235,
2.
Timaeus des Cicero 184,
9.
Timisitheus 375, 2.
Timotheus 466, 2.
Tiro 8. Iuliu8 u. TuIUur.
Tiro Delphidius 401, 8.
Tiro Proaper 460, 1. 3.
Tiro Sabinus 64, 4.
Titianus 864, 1. 364, 4.
Tgl. 379, 7—8. 401, 10.
Titinius 112.
Titinius Oapito 332, 2.
Titius 199, 10. — 242, 4.
Titius (C.) 141, 7.
Titius Aristo 342, 4.
Titius (C. Probus) 279, 11.
Titius Gallus 472, 9.
Titius Homullus 341, 4.
Titue (Kaiser) 3 10 f.
togatae 17. Tgl. 14, 2.
togatarius 17, 4.
Togatendichter 17, 4.
togati 488, 6. 6.
TonantiuB Ferr. 466, 11.
topica Ton Cicero 182, 6.
Toramus 209, 9.
Torquatos 31, 1. 171, 12.
267, 2. Tgl. 322, 8 E.
Toxotius 383, 4.
1344
Alphabetisches Register.
Trabea 107, 1.
trabeata 17,1 vgl 244,2.
Trachalus s. Galerius.
tragi[co]comoedia 18, 1.
tragoedia(de) etcomoedia
12, 2. 406, 6.
Tragödie (römische) 13.
die des Seneca 290.
Traianus 380, 2. Brief-
wechsel des Plinius mit
ihm 340, 6 E. 9. Vgl.
Decius.
Tranquillus s. Suetonins.
Trebatius Testa 207, 3.
Trebellius (M.) 293, 1 gE.
TrebeUius Pollio 892, 7.
Trebius Niger 132, 6.
Trebonius (C.) 210, 9.
Trebonius Rufinus 341,4.
Tremellias Scrofc 160, 2.
Triarius 268, 10.
Tribonianus 488, 4. 5. 6. 8.
Trier 391, 1.
TQt-KaQctvog des Varro 166,
3.
Ti inacrius 262, 8.
tripertita 126,2. 483,11.
Triam phalfasten 76, 8.
Triumphlieder 84.
triumphus Cupidinis20,2.
trochäische Verse 11, 2 f.
Trogus s. Pompeios.
Troiae excidium 471 ; ha-
losis 306, 3 f.
Troica des Nero 286, 8.
Trosius Aper 867, 4.
Trypho Buchhändler 219,
21. 326, 6.
Trypho 294, 2.
Tryphoninus 372, 3.
Tubero s. Aelius.
Tucca s. Plotius.
Tuccianuß 476, 6.
Tuditanus s. Sempronius.
Tullio (pro) 179, 4.
Tullius M. Cicero 176-
189. Sohn 268, 6.
Tullius, Q. Cicero 190.
Briefe an ihn 184, 3;
Ton ihm 190, 3.
Tullius de feriis 282, 1.
Tullius (M.) Laurea 191,6.
Tullius Marcellus 483, 16.
Tullius Maximus 363, 9.
Tullius Tiro 191. 374, 6.
Tullus s. Volcacius.
Tullius Hostilius 68, 2.
Turanius Ruf. 436, 1 ff.
Turcius Asterius 231, 9.
473, 6.
Turdulus Oallicanus 402,
2.
Turia 267, 4.
Turiner Glosse 488, 10.
Turnus 323, 2.
Turpilius 113.
Turpio 16, 13.
Turranius 264, 3 E.
Turranius Gracilis 132, C.
Turranius Niger 168, 1.
Turranius Rufinus 436,
1-4.
Turranius s. Turanius.
Turribius 460, 7.
Tnrrinus s. Cl odios.
Tuscianus 360, 1.
Tuscilius 341, 4.
Tuscus 262, 8 E. 263, 6.
277, 4.
Tuticanus 262, 2.
Tutilius Host. 61,4. Rhe-
tor 326, 1.
V(U).
Vacca 303, 1.
Vagellius 304, 3.
Valegius 147, 3.
Valens und Valentinianus
416, 1. 417, 9. Auch s.
Aburnius, Fulvius, Sal-
vius, Statius, Vettius.
Valentinianus s. Valens.
Valentinus 74, 8; 449, 1.
auch s. Valerius.
Valeria 242, 3.
Valeriauus 364, 7 ; Bischof
457, 10; vgl. Curtius, Cor-
nelius u. Plinius.
Valerii epistola 477, 7.
Valerius 68, 2. Erklärer
der XII Tafeln 86, 6;
147, 1; 199,2; 207,6;
Palliatendichter 114, 2;
Mimograph 207, 6. (L.)
Jurist 207, 6. Auch s.
Iulius.
Valerius Aedituus 146, 3.
Valerius Antias 165, 2 ff.
Valerius Cato 200, 1 f.
Valerius Catullns 214.
Valerius Cordus 879, 7.
Valerius Cotta 267, 6.
Valerius Flaccus 317.
Valerius Largus 252, 8.
Valerius Licin. 326, 15.
Valerius Marcellinus 381,
4. 392, 5 E.
Valerius MarUalis 322.
Valerius Maximus 279.
M\ 165, 2 E.
Valerius Messalla (Cos,
701) 199, 2. Valerie«
Messalla (M.) 222. Mes-
salinus 267, 6.
Valerius Messalla Potitns
267, 1.
Valerius Priman. 297, 8
Valerius Probus 300.
Valerius Proculus 224, 5.
Valerius Pudens 319, 3.
Valerius Severns 342, 13.
ValeriusSoranusund seine
Söhne 147, 1.
Valerius Valent 140, 1.
Valesiana excerpta 429,9.
Valgius Rufus 241.
Vallius Syr. 268, 10.
Vareus 223, 3.
Vargunteius 138, 4.
variae Cassiodor's 483,6.
VariBidius 341, 4.
Varius Geminus 267, 12.
Varius (L.) 228, 1—5.
Varius Lucullus 34?, 5.
Varro Atacinus 212, If.
Varro bei Mart. 324, 2E.
Varro (M.) 164 -169.
Varro, später Gramm.
169, 2. 497, 8 gE.
Varronianae fabulae 96, 4.
Varus s. Alfenus, Quinti
lius.
Varus Epicurius 61, 1.
Varus Tragiker? 254, 4.
yates 66, 1.
vaticana fragmenta 404,
2—5. ars 419, 9.
Vatinium (in) 179, 33.
Vatinius 217, 2; vgl. 213,
6. 214, 2.
Vatronius 114, 2.
Vavius s. Bavius.
Übersetzungen ans dem
Griechischen S. 277 f.
§ 873, 9 f. 400, 6. 407, 3.
408, 2. 430, 1. 436, 1.
446, 7. 463. 478, 2. 5 f.
487. 489. 498.
Vecellius 170, 8.
Vedius Pollio 220, 5.
Vegetius 432.
Vegoia 68, 2. 77, 6.
Vegonici libri 77, 6.
Veiento s. Fabricius.
Velius Celer 352, 3.
Velius Longus 343, 2.
Velleius, C. 161, 1.
Velleius Patercuius 278.
Alphabetisches Register.
1345
Venantius Fortan. 491, 4.
"Vennonius 137, 3. — 414, 5.
Ventidius 44, 6.
"Venuleius Saturn. 360, 6.
Vennsia (Inschrr.) 83, 6.
Veranius 199, 4.
Veratius 414, 6. 6.
Verecnnduä 494, 4.
vergiliana continentia
480, 5.
Vergilianua 446, 1.
VergiliuB Eurys. 163, 7.
Vergilius, Erklärer des
Naevius 95, 8.
Vergilius Maro 224—231.
Vergilius Maro (Gramma-
tiker) s. Virgilius.
Vergilius Romanus 382,7.
Verginius (Rhetor) 326, 1.
Verginius (A.) 154, 4.
Verginius Flavus 297, 9.
Verginius Rufus 323, 4.
Verkürzung langer Silben
-und umgekehrt 473, 4.
476, 4.
Vermessung des röm.
Reichs 220, 12.
Vermummungen 4.
Verrius Flaccua 261.
VerskAnsteleien 26, 3. 4.
versus memoriales 23, 3.
Vertacus 52, 5.
Vertrage aus der Königs-
zeit 68; aus saec. 111 d.
St. 69.
Verus (L.) der Vater 363,
2; der Sohn 363, 4.
Verus 8. Cloatius.
Verwandtschaftsgrade
(über die) 876, 8.
Verwünschungen 218, 13.
Vespae iudicium 398, 8.
Vespasianus 310 f.
Vespillo 8. Lucretius.
Ve»talis s. Fabius.
Vestmus 53, 1.
Vestricius Spur. 323, 6.
veteres 49, 4.
Vettius (Rhetor) 341, 6.
Vettius Agorius Mavor-
tius 477, 3 ; Praetextatus
430, 1.
Vettius Crispinus 321, 1.
326, 11.
Vettius Praenestinus 143,
7.
Vettius Philoc. 143, 5.
148, 3.
Vettius Valens 294, 1. 2.
Vettius Vettianus 153, 8.
Tsurrsb-8cuwABB, Köm. I
yetula (de) 251, 6.
Veturius, L. 188, 9.
Veturius (T.) 379, 7.
Vetus s. Antistius.
Vgutio 42, 9.
Vibius Crispus 297, 2.
Vibius Gallus, Vibius
Rufinus und Rufus 268,
10.
Vibius Marsus 276, 9.
Vibius Maximus 329, 1.
Vibius Sequebter 446, 1.
Vibius Viscus 242, 1.
Vicarello, Becher aus
412, 6.
Vicellius 170, 8.
Victor 373, 1, Z. 2 (P.)
412, 7 E ; Bischöfe 368,
7. 382, 2gE. — 460, 8
477, 11; cbristl. Dichter
464, 5—7. Vitensis 470,
l ff. Tunnunensis 484,
3 ff. Turonensis 498. 7.
Auch 8. Aureliu8, Iulius,
Sulpicius.
Victor Minervius 417, 2.
Victor gramm. 446, 5.
Victoriaaltar 425, 9.
Victorianus 256, 11.
Victorinus, chriatl. Dich-
ter 408, 8 ; Petabionensid
385, 6; Massil. 464, 5.
Andere s. Aufidius, Fa-
bius, Marius, Maximinus,
Maximus.
Victorinus Fronto 364, 2.
Victorius 421, 2, d. 4G6,
13. 470, 8.
Vi(c)toriu8 Marcellus 326,
8. S. Vitorius.
Victricius 437, 6.
Victurius 470, 8.
Vigellius 161, 1.
Vigilantius 443, 5.
Vigilius 443, 6. 469, 11.
486, 1. 4. 491, 2.
Vincentius Bellovac. 246,
7; Lerinen^is 458; an-
dere 460, 8. — 476, 6.
Vindex s. Caesellius, No-
vius.
Vindicianus 432, 12.
Vindius Verus 360, 2.
Vinicii 268, 10. vgl. 278,
1. 3.
Vinidariii8 283, 2.
Viniua Maximus 329, 1.
Violentilla 328, 1.
Vipasc. lex 319, 7.
Vipsanius Agrippa 220,
it.-Gesoh. 5. Aufl.
10 ff. Pbilargyrus 191, 4.
Atticus 241, 3.
Vipstanus Messalla 314, 3.
vir bonus 229, 2.
Virgilius, Gramm. 497, 7.
viri illustres des Sueton
347, 7; des Victor 414,
4; christliohe 434, 11.
469, 13. 496, 5.
Virius Nicomachus 428, 1.
virtutibu9 (de) von Cicero
184, 17. Auch vgl. 289,
10 E.
Viscus 242, 1.
Visellius (rhetor) 276, 10.
Visellius Aculeo 154, 6.
Visellius Varro 154, 6 E.
Visigothorum lex 488, 2.
Vispillo s. Lucretius.
vita abbatum Agaun. 494,
8.
vitaepatrum 400,6. 435, 1.
Vitahs 58, 2. — 421, 9.
Vitalis Bles. 97, 1. 2. 436, 9.
Vitalis mimus 8, 11. 32, 6.
(Vitellii commentarii 220,
3.)
Vitellius, Jurist 265, 7.
Vitellius (P.) 276, 4.
Vitellius Afer 418, 11.
Vitorius Hosidius Geta
326, 6.
Vitorius Marcellus 326, 8.
Vitrasiua Pollio 287, 1.
Vitruvius Pollio 264.
Vitruvius Rufus 52, 3.
Vivaculus 192, 4.
Vivarium 483, 1. 8.
Vivianus 342, 11.
Ulfila 418, 10.
Ulpia 830, 2.
Ulpianus 376.
Ulpius Dionysius2l9, 21.
Ulpius Marcellus 360, 8.
Ulpius Traianus 331, 2.
Umber 332, 9.
Umbricius Melior 199, 6.
Umbrius Primus 379, 1 E.
Umgangssprache 385, 4.
Ummidius Quadratus 341 ,
4E.
UnhÖrbarkeit von aus-
lautendem m, s, t 473, 4.
Unicus 324, 4.
universo (de) 186, 9, 1.
Unterhaitun gsliteratur 47.
Vocalverschleifung 2 1 9,
11.
voces animautium 23, 3.
347, 3.
85
1346
Alphabetisches Register.
Voconius 346, 5. Bischof
460, 8.
Voconius Romanus 341,2.
Voconius Victor 324, 4.
Vogelfang, Lehrgedicht
darüber 386, 3.
Volcacius 414, 5.
Volcacius Gallic. 392, 6.
Volcacius Jurist 154, 4.
207, 4.
Volcacius Sedig. 147, 2.
Volcacius Terentianus
381, 7.
Volcacius Tullus 246, 2.
Volkscharakter (röm.) 1.
Volkslieder 11. 86.
Volksmärchen 47, 3.
Volkssprache s. Vulgär-
latein.
Volnius 169, 14.
Volosius? 207, 4.
VoltaciliusPilutns? 158,3.
Voltacilius Pithol. 158, 3.
VoltaciliusPlotus? 158, 8.
Volumnius (Eutrapelus)
192, 1.
Volumnius 255, 1.
Volumnius Quadr. 364, 3.
Volusenus Catulus 276,
6 u. 9.
Volusius (L.) 293 , 1 gE.
(Q.) 209, 11. (Tanusius)
212, 7.
Volusius Maecianus 360, 8.
Vomanius 421, 9.
Vopiscus 402, 2. Auch s.
Manlius.
Vossianus cod. 309.
Votienus Montanus 276,1.
vgl. 326, 17.
üranios 394, 1.
Urbanus343, 1. Vgl. Da-
matius.
Urbicus 421, 2, d. s. auch
Aggenus, Lollius.
Urseius Ferox 316, 3.
ürsus 326, 10. — 353, 6.
Vulcatius s. Volcacius.
Vulgarismen 373,9. 411,1.
491, 10.
Vulgärlatein 35, 2. 42, 5.
384, 4. 385, 3. 487, 2.
vulgäre Metrik und Pro-
sodieS.139f.vgl.§384,4.
885, 3. 476, 6. 476, 4.
Vulgata 434, 6.
W.
Wachstafeln S. 459.
Wandregisili vita 499, 6.
Wecbselgesänge u. Wech-
selgespräche 8, 2 f.
Weiber rollen im Mimus
8, 8.
Weltchronik 413, 3 (IX).
Wettkämpfe (poetische)
23, 2. 29, 4. 819, 3.
Wiegenlieder 11, 2, b.
Witterungsregeln 86.
Witz worte (Sammlungen)
121, 6 f. 186, 6. 195, 5.
207, 4. 210, 9. 244, 2.
276, 6 E.
Xenophon's oeconomicus
177», 2. vgl. 227, 2.
Xistus 266, 6.
Zahlenmystik 480, 3. 8.
483, 13. 488. 6.
Zauberer Virgil 231, 12.
Zaubersprüche 85, 1.
Zeichen (kritische) 41, 2.
Zeno 418, 8. vgl. 427, 6.
Zenobius 205, 7.
Ziegel mit Inschriften
218, 12.
Zmyrna des Cinna 213, 3.
Zoologie 53.
Zopyrus 294, 4.
Z wölftafelgeaetzgebu n g,^
86. c
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