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nnd
Amulette.
Eil Beitrag m Cinrgescliiclite ml Votaicio.
Xyr. XnX. Bllroxifeld.
WIEN 1898.
T«rlHg von Horltz Perips,
Seilergasse 4 ((jrabaa).
Meiner Frau gewidmet.
56.^^1 a
-- 6 —
Mäuslein,
M&iuslein,
Da hast dn einen beinernen,
Gib' mir einen steinernen —
io ein Mauseloch geworfen, damit die zweiten Zähne so sehön
und weiss werden, wie die der Mans. Mich hat man noch als
Kind angewiesen, jeden Milchzahn in das flackernde Ofenfener zu
werfen und dabei dieses Sprüchlein herzusagen, in dem steinern
mit „eisern" variirt war. Nach Lanbe^) hat in der Teplitzer
Gegend das Kind den Milchzahn hinter sich über die Schalter
wegzuwerfen und dabei zu sagen:
Mans, Maas hast einen beinernen Zahn,
Wachs mir einen eisernen an!
In älteren, namentlich ländlichen Haushaltungen werden die
sich in den Familien forterbenden „Zahnperlen" aufbewahrt,
denen zugleich Wert und Kraft von Amuletten beigemessen
wird. Kleine Kaurimuscheln, Korallen, Glasperlen verschiedener
Farbe und Grösse, die sogenannten Paternostererbsen (Samen von
Abrus precatorius, die in den letzten Jahren als „Wetterpflanze*
ausgeschrieen wurde), die reifen Samenkörner der Pfingstrose
(Paeonia officinalis), Kügelchen aus wohlriechendem Holz, in
Silber gefasste Zähne etc. werden, auf Fäden angereiht, den
Säuglingen um den Hals gegeben. Am häufigsten werden Kindern
rothe Korallen um den Hals gehängt, und es besteht der Aber-
glaube, dass das Verblassen der Kügelchen Krankwerden be-
deutet. Wie seltsam sich in den volksthümlichen Vorstellungen
Vergangenheit und Gegenwart zusammenfinden, lehrt P 1 i n i u s,
der von den Korallen erzählt : „Die Zweige sollen die Kinder
vor Unglück schützen, wenn man sie ihnen anbindet !" ') und
wenn der Polyhistor des ersten nachchristlichen Jahrhunderts
beim Capitel Koralle ausdrücklich bemerkt, dass die Wahrsager und
Priester Indiens das Tragen der Korallen zum Abwenden von
Gefahren für heilig erklären, so ist damit der Hinweis auf ^ die
Wiege der Menschheit^ gegeben ; der Aberglaube von heute hat
das Alter der Menschheit.
An die Schnüre mit Zahnperlen hängt man gerne, auch ein
Stück Veilchenwurzel, eine Klapper oder einen Wolfszahn. In
den ethnographischen Museen, die uns mit den Utensilien femer
Naturvölker bekannt macheUi begegnet man Amulettschnüren, die
') Laube, J., Voiksthtimliche Deberlieferangen aus Teplitz nnd Um-
gebung, Prag 1896, p. 51.
3) P 1 i n i u s , Nat. hist. XXXII, Cap. 11.
— 9 -
schlimmen Zauber des „ Beruf ens", „ Beschreiens^ oder „Ver-
schreiens*', ebenso gegen den „bösen Blick f' werden mehrere
Kräuter angewendet, die geradezu Berufs- oder Beschreikräuter
heissen. Mit ihnen und den zu demselben Strauss gehörigen
Pflanzen, die das Volk wider Zauber aller Art beim Menschen
und beim lieben Vieh verwendet, wollen wir uns im Folgenden be-
schäftigen ^). Selbstverständlich haben wir nur eine annähernde lieber-
sieht, nicht monographische Vollständigkeit im Plane ^).
Eines der gemeinsamen Momente, die sich bei Betrachtung der
Berufs- und Zauberkräuter ergeben, ist ihr ehrwürdiges Alter.
Volksglauben ist Altglauben, und Niemand ist, im Grunde genommen,
conservativer, als das Volk, über dessen Wetterwendigkeit sich so
Mancher zu beklagen Ursache zu haben glaubte. Was soll man
zum Beispiel dazu sagen, dass schon Diosco'ride s, der Linn^
des 1. nachchristlichen Jahrhundertes, von dem Eräutlein „Alysson^
erzählt, es werde Menschen und Vieh umgehangen, um gegen Zauberei
zu dienen! Andererseits spielt der Eränterzauber noch in das
moderne und modernste Denken hinein. In Berlin gab es Mitte
Februar 1898 einen seltsamen Rechtsfall. Angeklagt war die
Amalie Heidfeld, weil sie dem Dienstmädchen Mauk durch Zauber-
wurzeln und ähnlichen Hokuspokus einen beträchtlichen Geldbetrag
entlockt hatte, ohne dass die unglücklich Liebende Stefan, den
Uhlanen ihres Herzens, wieder gewonnen hat. Die Heidfeld berief
sich auf zablreiche Atteste von „Damen", die ihre Sympathie-
mittel mit Erfolg gebraucht hätten. Es half nichts. Die zauberische
Amalie wurde zu drei Monaten Gefängnis verurtheilt.
Mit kühlem Achselzucken wird man über das Mädchen der
„unteren Classe", das auf den Leim gegangen, nicht hinweg-
*) Cf. ü n g e r , Die Pflanze als Zaubermittel. Sitzb. der mathetu.-
natiirwissensch. Classe d. Akad. d. Wissensch. XXXIK. Bd , Nr. 26. —
Kerner, A. v. Marilaun, Pflanzenleben. 2. Aufl. 2. Bd. (1898) p. 695flf.
— Kronfeld, Bei Mutter Grün. Capitel: Zauberpflanzen. — H ö f e r und
Kronfeld, Die Volksramen der niederösterr. Pflanzen, Wien 1889. —
Duftschmid, Obderennsische Hausmittel. Oesterr. botan. Zeitschr. 1852,
Nr. 50-52. — Carus Sterne, Sommerblumen. Prag u. Leipzig 1884.
Herbst und "Winterblumen. Prag u. Leipzig 1886. — Frank, A v.
Fr a n k en a n. Vollständiges Kräuterlexikon etc. 6. Aufl., Leipzig 1766, S. 195.
— Hölzl, Utber die Heil- und Zauberpflanzen der Riitheuen. Verhandl. d.
zool.-botan. Ges. Wien 1861. pag. 149-160. — Neidhart, Fr. X.,
Die Pflanze in religiöser, abergläubischer und volksthümlicher Beziehung.
Berichte d. natorhist. Ver. Augsburg 1867. — Chevalier, Der deutsche
Mythos in der Pflanzenwelt. Jahresber. des Realgymn. in Smichow. Prag 1876.
— Reling u. Bohn hörst, Unsere Pflanzen. 2. Aufl., Gotha l889.
^) Die Kräuter, die zum „ Liebeszauber "* im schlechten Sinne dienen,
habe ich schon in der „Wiener Medicinischen Wochenschrift" 18^9, Nr. 41,
45 und 1890, Nr. 7, 8, 9 besprochen.
— 10 —
kommen. Glanbe und Aberglaube umspannt die ganze Menschheit.
Die Alrannwnrzeli die die fromme Jnngfran von Orleans als
nntrügliches Amulett bei sich getragen hat nnd die eine so
bedentnngsvolle caltorgeschichtliche Bolle seit dem Alterthnme
spielte, ist noch immer in Ehren. Ich weiss von dem anoh
für die culturelie Seite der Pflanzen interessierten, im Sommer
dieses Jahres jäh dahingeschiedenen Prof. Dr. Anton v. Kern er,
dass eine hochgestellte Wiener Dame nicht ruhte, bis sie sich
einen „Alraun^ verschafite. Wie viel der ErSuterzauber des
vierblätterigen Klees noch am Ausgange des 19. Jahrhundertes
bedeutet, ist Jedermann bekannt.
Der leichteren XTebersicbt wegen sind die besonders bespro-
chenen Pflanzen ihren botanischen (lateinischen) Namen nach in
alphabetischer Folge angeführt. Die nur gelegentlich erwähnten
Pflanzen und die deutschen Namen sind aus dem am Schlüsse
befindlichen Register ersichtlich.
Wien, im Herbste 1898.
Actaea spicata. Christophskraat. In Schwaben als
Zanberpflanze gerühmt und beim Christophlsgebet zur Beschwörung
geldbewachender Geister („Christof ein") verwendet. Sanct Christoph
vertritt hier den Thor, der als Schatzgott angerufen wurde.
Letzterer trug Loki über das Wasser, wie der Heilige den
Herrn (Chevalier, 1. c). Der Standort der Pflanze in düsteren
Schluchten mag zu diesem Aberglauben Anlass gegeben haben.
In Niederösterreich heisst die Pflanze wegen der Blüthezeit Johannis-
und Sonnenwendkraut; sie gilt auch als Wundmittel.
*
Allium sativum. Knoblauch. Gehört zweifellos zu den
Berufskräutern. Knoblauch und Zwiebel sind dem Volke mehr
als blosse Zuspeisen. Mit Knoblauch bannten die Römer ihre
bösen Hausgeister, die Lemuren. Denselben tragen noch neu-
griechische Schifler als Amulett in der Mütze. Knoblauchkloben
hängen auch die Slaven ihren kranken Kindern um den Hals,
und die galizischen Juden haben diesen Brauch übernommen.
Aber auch in Gablonz (Deutschböhmen) und in Ostpreussen gilt
Knoblauch für zauberscheuchend. Zum Lobe über das blühende
Aussehen eines Kindes fügt man in Königsberg die Bemerkung
hinzu: „Knoblauch, Hyacinthenzwiebel, drei Mal weisse Bohnen".
Und, weit von diesem Kulturkreise, binden die Esthen den Kin-
dern bei der Taufe neben Geld und Brot auch Knoblauch in's
Wickelband. (Andr6e, Ethnographische Parallelen, Stuttgart 1878,
p, 42.) Bemerkenswerth ist, dass die Gelehrten auch jenes Moly, mit
welchem Odysseus den Zauber der Circe unschädlich machte, für
eine in Griechenland vorkommende Lauchart (Allium magicum)
halten. Daraufhin könnte man für den Wiener Ausdruck „zwif'ln",
- 12 ^
d. i. zum Gehorsam zwingen ''), gleichfalls mythischen Ursprung
annehmen, obschon die Erklärung aus den hervorkommenden
Thränen naheliegt. Bemerken swerth ist auch die Redensart des
Simplicius Simplicissimus : „Ich wuchs auf wie ein Narr im
Zwiebelland". Der Abenteurer gebraucht sie, da es ihm fidel
geht ^). Die Zwiebel als Thränenquelle kommt bei Shakespeare
mehrfach vor. In „Ende gut, Alles gut" (A. 5, Sc. 3) meint
Lafen in grosser Rührung : „Meine Augen riechen Zwiebeln, ich
muss weinen", und in „Antonius und Cleopatra" (A. 4, Sc. 2)
sagt Enobarbus zu Antonius :
.... Herr, was macht Ihr,
Dass Ihr sie so betrübt? Seht, wie sie weinen;
Ich alter Esel auch roch Zwiebeln.
In demselben Drama (A. 1, Sc. 2) heisst es: „die Thränen, die
diesen Kummer bewässern sollen, stecken in einem Zwiebel", und
in „Der Widerspänstigen Zähmung" (Vorsp. Sc. 1) lesen wir:
Und hat der Junge nicht die Weibergabe,
Gebot'ner Thränen Schauer zu ergiessen,
So kommt ihm eico Zwiebel wohl zu Statten,
Die, heimlich in ein Taschentuch gewickelt,
Tas Aug' unfehlbar unter Wasser setzt.
In den Krümmungen der fädigen Wurzeln einer Zwiebel,
die zu Neumond durch neun Tage eingesetzt war, suchen die
Sieveringer nächst Wien „Nummern" für das Lotto. Auch thut
man in der Wiener Gegend vor dem Gange zur Christmesse in
zwölf Zwiebelschalen je ein Häufchen Salz ; man sieht dann
nach, wo das Salz trocken geblieben und wo es feucht geworden ist,
um die Witterung für die Monate des neuen Jahres voraussagen
zu können.
Dem Knoblauch wurden vordem ernstlich Heilkräfte zuge-
schiieben (Cf. Frank, 1. c. p. 35). Man nannte ihn als be-
sonderes Medicament Bauerntheriak. Frank widmet ihm folgendes
Tractätlein : „Ist warm und trocken im vierten Grad, verdünnet,
dringet durch, öfnet, zertheilet, dienet wider den Gift, die Colic
oder Grimmen, so von Blehungen entstanden, widerstehet den
Wurmen im Leibe, giftigen Schwämmen, so man etwa dergleichen
') In Tirol findet sich, nach S c h ö p f 's Idiotikon, die gleiche Redens-
art für zu Paaren treiben oder prügeln. Man vgl. auch die Redensart : „Sigst
es, da bliad ma da Gnofl", an Jemanden, dem man die Feige zeigt. —
Während der zweiten Tiirkenbelagerang (1683) gab es zn Wien einen schwach-
sinnigen Menschen, Thanon, den das Volk spottweise mit „Baron ZwifU^
titnlirte. Er wurde während eines Anflaufes erschlagen, als er thörichter
Weise in einen Brand schoss.
^) Grlmmelshausen, Simplicius Simplicissimus, herausgegeben
von Bobertag. Bd. I, p. 141.
— 13 —
gegessen bat, wenn einem ohngefehr eine Eidexe in den Mand
gekrochen n. dgl. Die Pest zu verhüten, kann anch der Knoblauch
mit Essig vermengt, gebraucht werden. In der Bresslauischen
Contagion pflegten die Todtengräber täglich was vom Knoblauch
zu käuen, und sich wohl darauf zu befinden, wie solches
Purmann in seinem Pestbarbier mit vielen Umständen erzehlet.
Von denen Juden wird er täglich genommen, und ein Schluck
Brandewein darauf getrunken. Der Saft vom Knoblauch ist auch
ein ßemedium, die "Würmer zu tödten, dergleichen Exempel
Aug. Pfeifer von einem seltsamen Herzenswurm anführet.
"Wenn der Saft äusserlich in den Nabel gestrichen wird, curiret
er die Krätze, Verstopfung des Urins, den Schlag, und M . . . .
beschwerungen ; Andere vermengen ihn mit Schweineschmalz,
streichen ihn auf die Fusssohlen und stillen den Husten damit.
"Wenn man den Knoblauch bey vollen Monden pflanzet und um
diese Zeit wieder ausgrabet, soll er süsse schmecken. In denen
Apotheken ist das Electnarium de Allio zu finden." Es mag hier
bemerkt werden, dass man in Japan Schnupfen und Husten
durch Aufhängen von Knoblauch im Hause verscheucht.
Für salonfähig gelten die Laucharten, zumal der Knoblauch,
schon lange nicht. In Shakespeare's „Coriolan" (A. IV, Sc. 6) wird
verächtlich von „der Knoblauchfresser Athem" gesprochen, und
Zettel mahnt im „Sommernachtstraum" (A. IV, Sc. 2) : „Wertheste
Actörs, esst keinen Knoblauch, keine Zwiebeln : denn wir sollen
süssen Athem von uns geben, und ich zweifle nicht, wir hören
sie sagen : es ist eine süsse Komödie" ^). Doch kommt der Lauch
(leek) gerade auch bei Shakespeare zu hoben Ehren, was wohl
auf die alte Vorstellung zurückgeht, dass die Laucharten erhitzen
und muthig machen. "Wenn der Spottvers von der Zwiebel als
„des Juden Speise" spricht, so denken die Spötter kaum daran,
dass in der Edda der Lauch als die erste und vornehmste Pflanze
bezeichnet wird. In dem germanischen Schöpfungsgedicht Völuspa
heisst es :
Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.
^) Man vergl. auch Shakespeare's „ Maass für Maass^ (A. III, Sc. 2),
Lucio vom Herzog : „Er ist jetzt über die Zeit hinaus, und doch sag' ich
dir, er würde eine Bettlerin schnäbeln, und wenn sie nach Schwarzbrot und
Knoblauch röche", und „Heinrich IV.« (f. Th., A. III, Sc. 1):
... Ich lebte
Bei Käs' und Knoblauch lieber in der Mühle,
Als in dem schönsten Schloss der Christenheit
Beim feinsten Festschmaus sein Geschwätz zu hören.
— 14 —
Und Gudrun klagt:
So iKrar mein Sigard bei Ginkis Söhnen
Wie hoch aus Halmen edler Lauch sich hebt.
Eb kann daher nicht Wunder nehmeDi dass die Wallüier,
nachdem sie unter König Cadvallo am 1. März 640 über die
Sachsen einen grossen Sieg errungen hatten, Lauchsträassohen
als Siegeszeichen auf den Hut steckten. Am Davidstage (1. MSrz)
trägt noch heute jeder Walliser sein Lauchsträusschen, und man
verkauft an diesem Tage künstliche Lauchsträussohen in den
Londoner Strassen. In Shakespeare's „Heinrich V.^ begegnen wir
nun dem Lauch als bedeutungsvollem Feldzeichen des Elriegers.
Da Pistol Fluellen grollt, sagt er mit Bezug auf den wällischen
Kämpen (A. IV, Sc. 1):
So sag ihm doch, ich würde seinen Lauch
Ihm um den Kopf am Davidstage schlagen.
In Scene 7 apostrophirt Fluellen den König Heinrich und
erinnert ihn an die Herkunft des seltsamen Helmsehmnckes :
„Wenn Euer Majestät desselbigen erinnerlich sein, die Wälschen
thaten fürtrefilichen Dienst in einem Garten, allwo Lauch wachsen
that, und steckten Lauch an ihre Monmouther Mützen, welcher
. . pis auf diese Stunde ein ehrenvolles Feldzeichen
(an honourable padge of the service) ist, und ich denke, Eure
Majestät halten es nicht unter Eurer Würdigkeit, Lauch zu
tragen am Sanct Davids-Tag." A. V, Sc. 1 rächt sich Fluellen
an Pistol. Er trägt Lauch an der Mütze, trotzdem Davidstag
vorüber ist, und zwingt Pistol, der das Symbol verspottet hat,
den Lauch zu essen. Bedenkt man zu alledem, welche Eolle
der Knoblauch noch gegenwärtig in Griechenland, Serbien, Italien
und Spanien als Yolksnahrungsmittel spielt, so ergibt sich aus
unserem kleinen Excurse nicht nur eine gewisse Begründung des
Ansehens, welches Allium sativum im Volksglauben geniesst,
sondern auch die Lehre, dass kein Volk dem anderen — seinen
Lauch vorzuwerfen hat.
Allium Yictorialis. Sieglauch, Allermannsharnisch.
Die Zwiebel des Sieglauchs war im Mittelalter als Amulett
für Kriegsleute im hohen Ansehen, weil sie von Fasern ketten-
hemdartig umstrickt ist. Der Siegwurz wurde wohl auch die
Gestalt eines Alrauns (cf. Mandragora) gegeben und dieselbe
dann um theures Geld verkauft. Zwei solcher unechter Alraune
aus der Sammlung E u d o 1 f 's II. befanden sich noch vor wenigen
Jahren in der Hofbibliothek zu Wien. C 1 u s i u s erwähnt ans
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, dass Allium Yictorialis
— 16 —
in unseren Alpen „Lanlauch'' genannt und zur Vertreibung der
düsteren Bergnebel verwendet wurde. Noch gegenwärtig hört man
am Oetscher die Bezeichnung „Lanawurzen". Frank nennt die
Siegwurz auch dUermannshamisch, Oberharnisch; Neunhämmerlein,
Siebenhämmerlein, und sagt von ihr recht aufgeweckt: „Sie
pfleget angehangen zu werden, und soll Gespenster, Poltergeister
und Bergmänner vertreiben, auch die Wunden zusammenheilen,
doch hat ein jeder von dergleichen Alfanzereyen Macht zu glauben,
was er will." Auf die dem Sieglauch einsfc zugerautheten Wunder-
kräfte beziehen sich mancherlei Märchen. Auf dem Harze wollte
einst ein böser Geist ein Mädchen entführen. Dieses aber hielt
ihm Allermannshamisch entgegen, worauf der Böse davonfuhr und
wüthend schrie :
AUermannshamiscb, du böses Kraut,
Hast mir genommen meine junge Braut.
Die Romantik von einst hat der Oekonomie von heute Platz
gemacht. Wenn die Bauern noch jetzt beim Apotheker oder
Drogisten Allermannshamisch verlangen, so brauchen sie ihn für
den Viehstall. Die Heldenwurz, einst so berühmt wie
Die Salbe ans Hexenkraut
Unter Zanberäprüchen gekocht und gebraut —
hat ihre Zauberrolle ausgespielt.
A 1 n u s. Erle. Die Innenrinde, in Wein gekocht, als Heil-
mittel gegen Zaubertränke. Die Erle, deren Stümpfe zu den
Schauern des Moores gehören, ist der Baum, aus dem nach alt-
germaniscbem Mythos das Weib erschaffen wurde. In den Erlen-
zweigen wohnt der gespensterhafte Eibenkönig, von Goethe (nach
Herder's Vorgang) „Erlkönig" genannt. Ein alter Spruch besagt :
Erlenholz und rotlies Haar
Sind auf gutem Grunde rar.
In Niederbayern bei Niederaltaich stand das Bild des heiligen
Hirmon auf einem Erlenstumpfe im Walde und kehrte wiederholt
dahin zurück, als man versuchte, das Bild in einer Kirche unter-
zubringen. Im Jahre 1340 baute man dort eine Wallfahrtskapelle ^ ^).
Die gänzliche Entsagung von der Verwandtschaft geschah in
althochdeutscher Zeit durch Zerbrechen einiger Stücke Erlenholz
vor Gericht und auf dem Kopfe. Ein Kreuz aus Erlenholz, das
das Wasser aus der Luft begierig anziehen soll, wurde von den
mittelalterlichen Quellensuchern benützt.
»0) Dr. M. Höfler: Wald- und Baumkult. München 1892, p. 145.
— 16 —
Antirrbinum maias und Orontium. Löwenmaul.
Mit merkwürdiger rachenförmiger Blume. ^^Doranb'' volksthümlich
und zauberberUhmt. Cf. Origanum vulgare. Scbon zeitig bat die
Biumenfonn die Aufmerksamkeit der Menseben erregt. Tbeopbrast,
Dioscorides und Flinius erzäblen, dass das Kraut den Träger
scbön macbe und von ihm alles Böse abwende. Im Profil siebt
die Blume wie ein verzerrtes Gesiebt ans, daber wobl ibr Ruf als
starkes Berufskraut. Der alte Mattbioli erzäblt die rübrsame
Gescbicbte eines Eettenbundes, der verzaubert war und erst zu
bellen begann, als man Löwenmaul in seine Hütte legte. Unter
dem Namen Dorant Epielte die Pflanze im Mittelalter eine grosse
Holle. Mit Dosten (Origanum vulgare), dem zuliebe es alliterirend
Dorant getauft wurde, war es das wirksamste Mittel wider
Teufelskünste. In einem vogtländisnben Brauer märcben sagt
ein Zwerg :
Hältost du Dicht Dorant und Dosten,
Wollt ich das Bier dir helfen kosten.
oder nach einer anderen Version :
liättest net Dorant und Dosten^
Solltest'» Bierle nicht kosten.
Die Frau, die in den Keller gekommen war, um Bier zu
holen, grifl:, als ihr ein Geist erschien, nach einem in der Nähe
liegenden Strauss von Dosten und Dorant und ward so gerettet.
Und ein Spuk raunt einer Frau zu :
Heh' auf dein Gewand,
Dass du nicht fallest in Dosten und Dorant.
Allein die Kluge merkte die Absiebt, trat auf Dosten und
1)01 ant eigens zu und scheuchte so den Zauber. Trotz dieser
Tugenden ist Dorant doch auch eine Irrwurz ; denn es beisst :
Stoss nur nicht an den Dorant,
Sonst kommen wir nimmer in's Vaterland I
Die eigentliche Irrwurz, an die noch beute Jäger glautieii,
gehört aber zu den Farnkräutern, (cf. Athyrium Filix feraina.)
Artemisia Abrotanum. Eberraute. Zauber mittel für
Kinder. Diente nach Bock und Tabernaemontanus, unter das Kopf-
kissen gelegt, wider böse Anfechtungen, Gespenster, Zauberei und
Nestelknüpfen. Hiess auch Mugwurz (vom Keltischen, = wärmen)
wegen der anregenden Würze, und galt als wirksames Mittel
gegen Lungenschwindsucht. Daher der Vers, den eine Meerfee
— 17 —
sfMrach, ab in (B^las^w die Leiche eines jungen, an Tubercalose
gestorbenen Mädchens zu Grabe getragen wurde :
Wenn sie Nesselsaft tränken im März
und Mügwurz ässen im Mai,
, So gienge noch manch' fröhliche Maid
Manter am Ufer des Clay.
Dafür genas ein anderes Mädchen^ nachdem man der Weisung
der Meerfrau gefolgt war :
Ihr lasst sterben das Mädchen in eurer Hand,
Und doch blübt die Mngwurz rings im Land.
Interessast ist der österreichische Yolksname „Herrgotts-
hölz'l" für die vielgepriesene Pflanze, die mit Artemisia Ab-
sinthium, Inula Helenium, Eupatorium cannabinum, Valeriana
officinalis und Tanacetum vulgare zu den am Mariä-Himmelfahrts-
tage (15. August) gesammelten, in den Rauch- oder Rauhnächten
(Thomastag, Weihnachtstag, Neujahr und drei Königstag) im Vieh-
stall gegen Druden und Hexen angezUndeten Rauchkräutern
gehörten (K e r n e r).
Artemisia vulgaris. Beifuss, Wer Beifuss im Hause
hat, dem kann der Teufel nichts anhaben. Am Johannistage
sind unter der Wurzel Kohlen zu finden, die zu Gold werden,
80 Einer Glück hat. Aus Beifuss wird der Johannisgürtel ge-
flochten, den Leidende in's Johannisfeuer werfen, um ihre Gebreste
zu verlieren. In Galizien und Mähren am 24. Juni geweiht und
dann als Johannisgürtel um den Leib getragen, damit Kreuz weh,
Verhexung u. s. w. gebannt bleiben. Schützt vor dem Müde-
werden ; das weiss schon Plinius^^): „Artemisiam adligatam
qui habet viator, negatur lassitudinem sentire." Schon die deutschen
Väter der Botanik wetterten gegen den Aberglauben, der mit
Beifuss getrieben wurde. Beispielsweise Bruntels: „Also haben
die alten Heyden gegauckelt, so haben wir wie die Affen nach-
gefolgt, und ist uff den heutigen tag solcher und dergleichen
snperstitionen weder mass noch end." Konrad von Megenberg
wendet sich besonders gegen die Meinung, dass Beifuss nicht
ermüden lasse : „ez sprechent die maister, wer peipoz an diu
pain pind, ez benem den wegraisern ir müed. daz verseuch, wan
ich gelaub sein niht, ez war dann bezaubert.'' Was die unter der
Wurzel gesuchten „Narrenkohlen" oder „Thorellensteine" anlangt,
so sind sie nichts anderes als abgefaulte, theil weise schon humisirte
Wurzelstücke. Daher die Sagen vom Golde der Schatzgräber, das
sich Morgens in schwarze Kohlen verwandelte.
'*) l c. xxvr.
98. Nr. 119/98. 2
— 18 —
E. Reiterer theilt in der G-razer „Tagespost" '< vom
13. Mai 1897 aus einem alten Bnche mit: „Nimm den Stengel
vom Beifnss, wenn dieser blüht, und schneide den Zweig mög-
lichst nahe am Boden ab. Am dritten Tage hefte ihn mit einem
Stückchen Stahldraht an den First des Hauses, so dass die
Spitzen der Pflanze nach abwärts stehen; kein Blitzstrahl wird
jemals auf dieses niederfahren, keine Seuche ins Haus einkehren''.
Athyrium Filix femin a. Waldfarn, und andere
Farnkräuter. Das feingegliederte, „im Waldgedränge** hervor«
kommende Laub, das braune Pulver an der Wedelunterseite,
der eigenartige Wurzelstock, vor Allem aber das Fehlen
jeglicher Blüte musste das Farnkraut frühzeitig schon als ein
ganz besonderes, ein zauberhaftes erscheinen lassen. Sprechen wir
vorerst von den häufigsten Arten, den beiden Schildfarnen, die, als
Beminiscenz an die alte Anschauung, noch heutigen Tages als
„männlich" und „weiblich" unterschieden werden (Polystichum
Filix mas, Athyrium Filix femina), so geht von ihnen die
Sage, dass sie nur um Mitternacht blühen, komme man hinzu,
so verschwinde die Blüte. In zahlreichen deutschen Sagen
wird die Johannisnacht (24. Juni) allein genannt, in der das
Farnkraut blühe und Samen erzeuge, seltener die Christnacht. Das
Holen des unbezahlbaren Samens ist aber ein gefährliches Be-
ginnen ; wer Farnsamen haben will, müsse auf einem Kreuzwege
die Mitternacht erwarten, sich nicht rühren (ansonst ihn der
Teufel zerreisst), und dann komme der finstere Jäger und gebe ihm
eine Düte voll. Wer Farnsamen besitzt, ist stark in der Arbeit,
glücklich in allen seinen Unternehmungen, ja selbst unsichtbar,
so Einer darnach Verlangen trägt! In Shakespeare's „Heinrich IV.",
I. Th., A. 2, Sc. 1 sagt Gadshill: „Wir besitzen das Becept
zum Farnsamen, womit man unsichtbar umherstreift." Nach
galizischem Glauben öffnet die „Blüte" des Farnkrautes jedes
Schloss und hilft Schätze entdecken (Oesterreich-Ungarn in Wort
und Bild, Band Galizien, p. 803). Farnsamen, über Schusswunden
gestreut, macht „des geschozes äne, daz geschoz vert uz" (fährt
heraus!). Man nannte den Samen als Pendant zur Wünschelruthe
(cf. C r y 1 u s) auch „ Wünschelsaraen". Die Verwandtschaft
mit dem Bösen verräth das Famlaub durch seine Wirkung.
Bringt man es in ein Baus, so entsteht Gezanke, daher es auch
Greinkraut genannt wird. Anderseits hilft es gegen Zauber und
Hexerei. Von dem grossen Adlerfarn werden die Blätter als Streu
in die Ställe gelegt.
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war ihm lüii sehr lieb, und alao zweifelte er nicht» dtss er
damit UoiversalgUck haben würde, trug derohalb aolche Bttttar
fleiasig bei aich, liess aie in die Hose einnähen, nahm aUerkuid
Proben damit vor. Allein er hat damit kein Glttekbei
Fraaenzimmern, kein Glftckim Spielen gehabt,
in anmma gar nichts daran mehr befnnde n.**
Atropa Belladonna. Tollkirsche. Das gefährliche
Gifi^ant, dessen Saft die italieniscLen Frauen znm Yer-
grössem der Angenpnpillen oder als Schminke nnd Haai färbe-
mittel verwendeten ^'), wird in Galizien za Liebestränken, die
gewiss nicht gleichgiltig sind, verwendet. In Salzburg ereignete
es sich im Jahre 1802, dass ein Händler ans Triest angebliche
Elettenwnrzeln erhielt, die in Wirklichkeit Tollkirschenworseln
waren ^'). Eine Frau, welche einen Absud davon trank, starb
kurz darauf. Infolge dessen verordnete die kurfürstliche Landes-
regierung, dass Alle, welche von diesem Händler Klettenwurzeln
gekauft haben, dieselben an die Ortsobrigkeit einliefern müssten.
Die Tollkirsche oder die naheverwan^te Scopolina atropoides
dürfte mit jenem Kraute M a u 1 d a (von : Mandragora?!) identisch
sein, die bei den Litauern noch um das Jahr 1680 eine unheim-
liche Bolle spielte : „Sie haben auch ein Kraut, das nennen sie
Maulda, wenn sie einen was schuldig, sehen sie, wie sie ihm
solches im Triiicken beybringen, der das Kraut in's Leib bekommt,
muss sterben, dagegen hilfit die gantze Apothecke nicht." (So
Pfarrer Prätorius im „Erleuterten Preussen", 1724, abgedruckt
bei F. und H. T e t z n e r, Litauische Volksgesänge Eeclam's
Universalhibliothek, Nr. 3694, p. 11.)
•^
Betula alba. Birke. Zauberkra^Lig Tn Niederbayem
werden nach KobelP^) die Kühe i Fru. jre zu gutem
Gedeihen mit Birkenzweigen ausgetric' Die P i.upen lassen sich
vertreiben, wenn man Birkenruthen in i Kohlgarten bringt und
dabei ruft:.
llaupen packt each,
Der Mond geht weg,
Die Sonne kommt.
^') Daher der Name „Belladonna".
'') Botan. Zeitg. 1804, p. GO.
'*) K b e 1 1, Ueber Pflanzensagen nnd Pflanzen Symbolik, München 1875.
— 81 -
In BirkenhaiDeo fanden sich die gernaaiBischen Gaue zusammen. Die
aus dem Birkenreis gemachten Hexenbesen wurden gegen Furunculosis
geopfert ^^). Diente einst zu den Lictorenbllndeln („Betula terri-
bilis magistratuum virgis^, Plinius XVI, 75). Die Birke gibt die
Ruthen ?am Schlagen der Eander. Sie erzieht so Generationen.
Daher das Lied aus dem 16. Jahrhundert :
Grüss dich, dn edles Reise,
Dein Fracht ist Goldes wert,
Der jungen Kinder Weise,
Dn machst sie fromm und gelehrt,
Beugst ihren stolzen wilden Mut.
Nicht besser Holz wird gefunden.
Doch sagt der Herzog in Shakespeare's ,,Mass für Mass^ :
.... zärtliche Väter binden
Znsammen wohl die drohenden Birkenreiser
Und stecken sie den Kindern hinter'n Spiegel
Zum Schreck, nicht zum Gebrauch : bald wird die Buthe
Verhöhnt, nicht mehr gescheut. (A. 1, Sc. 4.)
Ein anderer Engländer sagt beim Anbohren der Birke,
die ihm den Zuckersaft hergeben muss:
Oh birch! thou cruel bloody tree
J'eli be at last reveng'd of thee;
Oft hast thou drunk the blood of mine;
Now par an equal draught of thine.
Birken, mit ihren zitternden Blättern und den duftigen
silberschimmernden Stämmen sind im Mondlicht ein entzückender
Schmuck der Heimat. Diese Stimmung hat Keiner so schön er-
fasst, wie L e n a u in seinem „Postillon" :
Ich sah in bleicher Silbertracht
Der Birken Stämme prangen.
Als wäre d'ran ans heller Nacht,
Das Mondlicht blieben hangen.
Ein culturhistorisch hochinteressantes Document über die
Birke als Strafmittel wurde im vorigen Jahre vom russischen
„Eijewljanin^ veröfientlicht. Es ist eine Resolution der Eiew-
schen Gouvernements- Verwaltung vom 8. April 1849 und sie be-
trifft folgenden tragikomischen Fall. Die Gouvernements- Verwal-
tungen von Taurien und von Chersson hatten sich — jene am
5., diese am 25. Februar 1849 — an die Eiew'sche Gouverne-
ments* Verwaltung mit Gesuchen gewendet, in welchen erklärt
wird, dass weder in dem einen, noch im anderen Gouvernement
Birken wachsen, so dass es unmöglich sei, Ruthen zur Bestrafung
'5) Höfler, 1. c. p. 13:^.
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von VerbrecheTn zn beschaffen. Infolge dessen wird die Eiew'sche
Verwaltung nm folgende Auskunft gebeten: ob es möglich sei,
im Eiew'schen Gouvernement alljährlich 26.000 (III) Bündel
Ruthen anzufertigen, and zwar 6000 fttr das Gk)uv. Taurien und
20.000 für das Gonv. Chersson, und ferner: was die Zustellung
dieser Bündel nach Ssimferopol, resp. Chersson kosten wtirde. In-
folge dieses Gesuches schrieb die Eiew'scbe Gouvernements-
Verwaltung allen Polizeibehörden im genanntea Gouvernement
vor, unter der Hand die nothwendigen Daten za sammeln und
auch den Modus def Anfertigung und Zustellung der Bnthen-
bündel auszuarbeiten. Ob die Kiew'sche Gouvernements- Verwaltung
den Auftrag der beiden anderen Verwaltungen wirklich aus-
geführt hat, darüber liegt keine historische Urkunde vor.
Birkenbüschel sind ein wichtiges Werkzeug für das „russi-
sche" Schwitzbad. Pfarrer Prätorius (bei T e t z n e r 1. c.) erzählt
von den Litauern: „Bekommen sie etwa Ungeziefer in die
Kleider, so laufien sie in die Badstabe, und brennen sie mit
Hitz heraus. Denn sie haben Badstnben, darin ist anstatt des
Ofens von Feldsteinen ein Ofen zusammengefliehen, den machen
sie recht glüend, giessen Wasser darauff, dass von dem Fraden
oder Dünsten die Badstube so heiss wird, dass einer, der es nicht
gewohnt, darin sterben möchte. Wenn sie nun in die heisse Bad-
stube kommen, hat ein jeder einen Quast von Birken mit dem
Laube, den legen sie aufF den Steinhaufen, machen ihn heiss und
peitschen sich damit, dann laufien sie ins kalte Wasser, das ist
ihr Bad." — Sehr häufig kommt die Birke im litauischen Volks-
liede vor. Begnügen wir uns mit einigen Beispielen aus der
Tetzner 'sehen Sammlung:
Fröblicli in der vielgeliebten Heimat,
Eine rote Preiselbeere, sprosst icb,
In der Fremde liebeleerem Lafthaucb,
Weh, zn welkem Birkenlanbe ward ich.
Ich gieng dereinst znm Birkenwald.
Kamen drei jange Bnrsche b'ild
Zogen die Hütchen zierlich nnd fein:
„Gnten Morgen Jnngfränlein."
n. s. w.
Kam auch die Mutter,
Kam herangegangen,
Brachte dem Manne
Ein Birkenstöckchen.
„Schilt nur, lehr nur,
Du liebes Söhnlein,
Thu nach deinem Behagea/
u. s. w.
•-?
~ 28 -
Botrychium Lnnaria. Mondraate. Einst zauber-
berühmt. "War für die Alchimisten eine Gk)ld- und Silberquelle.
„Ankerkraat*' und „Beseichkraut^ in Oberösterreich. Gibt gute
Milchy weswegen es mit dem Spruche :
Gross dich Gott, Ankerkrant,
Ich brock' dich ab nnd trag' dich z'Haus,
Wirf bei mein Kühl fingerdick auf I
abgepflückt wird. Dagegen glauben die Salzburger Aelpler, dass
Kühe, welche von Botrychium fressen, weniger Milch geben, an der
Milch abnehmen, „sich beseichen^. In den niederösterreichischen
Yoralpen heisst die Pflanze Petersschlüssel, der alte Bock ver-
zeichnet: St. Walpurgiskraut.
Bryonia dioica und alba. Zaunrübe. Die an Hecken
und Zäunen kletternde Giftpflanze hat mächtige Brübenwurzeln,
die im Yolksmunde als Körfcheswurz bekannt und wegen ihrer
vermeintlichen Zauberkrärte gerühmt waren. Stücke der "Wurzel
legen die Dorfmädchen in manchen Gegenden noch jetzt, bevor
sie zum Tanz gehen, in die Schuhe und sprechen dazu die
Formel :
KÖrfches Wurzel in meinem Schuh*,
Ihr Junggesellen, lauft mir z^I
Bei den galizischen Ruthenen : „Perestup." Gilt als Zauber-
pflanze, die der Bauer nicht zu berühren wagt, auch wenn sie ihm
die Culturen erdrückt. Als der echte Alraun (cf. Mandragora
officinalis) der Mittelmeerländer noch im Schwange war und dessen
die Gestalt eines kleinen Männchens bald durch natürlichen Zufall,
bald nach Hilfe mit einem Schnitzmesser nachahmenden Wurzeln
mit Gold aufgewogen wurden, fälschte man die gleich Heiligthümern
gehüteten Alraunlein (auch Heck- uod Geldmännchen genannt) mit
Figürchen, die man aus den Wurzeln der heimischen Zaun-
rübe fertigte.
Galtha palustris. Sumpfdotterblume. Am St. Georgs-
tage werden von den galizischen Ruthenen den Kühen Kränze von
CalÜ^a um die Hörner gewunden und dann, zerhackt, unter das
Futter gemischt. Die Hexen können dann den Thieren im näch-
sten Jahre die Milch nicht nehmen.
_ 24 -
Campanula rotundifolia. Bandblftttrige Olocken-
blnme. „yaschreikräatl** im niederösterrdichisobea Viertel unter
dem Manhartsberg. Die merkwürdig gestalteten Samenkapseln
baben wobl auf die Pflanze die Aufmerksamkeit gelenkt.
Corylus avellana. Haselnnsstraucb. Der breitlaabige,
für stille Liebe wie gescbaffene Straucbi unter dem Alfred
Tennyson's berrlicber „Enocb Arden'' beginnt:
Dahinter ragt die Däne hoch gen Himmel
Mit Hünengräbern : Haselnussgestränch,
Im Herbst durchwogt von Ntissesuchern, grönt
In einer Kesselschlacht der granen Däne . . .
war nach Höfler früher das Zeichen der Mahl- und Gerichts-
stätte. Bei einer Hasel stiess Adelgar , der Bayernberzog,
seinen Lanzenscbaft in die Erde und sagte :
Das lant hän ich gewnnnen
die Beieren ze cren.
die marke diene in immer möre.
Mit der Haselgerte soll man alles Gewürm tödten. Die am
Berchten- oder Johannestage geschnittene Wünschelruthe ist die
Hasel gerte. Man sagt beim Schneiden im Lechrain :
Ich schneide dich, liebe Rnte,
Dass dn mir sollst sagen,
Was ich dich will fragen,
Und dich so lang nit rühren,
Bis du die Wahrheit thust spüren.
Felix von T h ü m e n war noch in seiner Kindheit Zeuge eines
"Wünschelruthenganges ^*) : „Es war in einem sächsischen Dorfe, nicht
gar zu -^eit von Dresden entfernt, ein Weingartenhüter das zaaber-
verständige Medium, der gesuchte Gegenstand jedoch in diesem'
Falle kein Schatz, sondern der kostbare schwarze Diamaut, die
Steinkohle. Mit tief gesenktem Kopfe, weit nach vorn gebeagtem
Oberkörper, so ging der Mann mit laugsam abgemessenem Schritte
die Felder auf und ab, in ehrerbietig- seh euer Entfernung gefolgt
von der andächtig-gläabigen Menge der Dörfler. In der linken
Hand (in dieser, als dem Herzen näher liegend, ruht die Zaaber-
*®) Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher
Kenntnisse. Wien 1881, S. 334.
— 25 —
kraft) hielt er eine ziemlich lange, sohv^ankeade Haselgerte wage-
recht vor sich hin. Die Bnthe schnellte natürlich, darch das
Gehen des Mannes veranlasst, unaufhörlich auf und ab, doch plötz-
lich senkte sie sich auffallend gegen den Boden, der Träger blieb
stehen und hob sie, scheinbar mit gewaltigster Eraftanstrengung,
wieder empor — umsonst, es gelang ihm nicht völlig, immer und
immer wieder neigte sich die Buthe; endlich schien das Medium
diesen Kampf aufzugeben, schweigend machte es ein Zeichen gegen
die abergläubische herandrängende Menge und sofort war ein
bereitgehaltener Pfahl an der von der Wünschelruthe bezeichneten
Stelle in den Boden getrieben. Hier war ein reiches Kohlenlager
verborgen und der Besitzer des Grundstückes schier ausser sich
vor Freude ; einen Zweifel auszusprechen, hätte Niemand wagen
dürfen, das Niederschlagen der Wünschelruthe war ja das unfehl-
barste Zeichen, unbedingter Glauben ward ihm entgegengebracht,
wenn auch erprobte Bergleute und Markscheider das Gegentheil
behaupteten."
Die Hasel war früher zauberberühmt. Noch lebt sie als
„Frau Hasel" im deutschen Volksliede. Man konnte der Wünschel-
ruthe, die gewöhnlich gabelförmig war, durch einen Spruch die
Kraft verleihen, Abwesende zu prügeln. Mit dieser „Schlagfertig-
keit" mag auch das niederösterreichische Scherzwort „Haselnuss-
salbe" für Prügel zusammenhängen, zu welchem noch bemerkens-
wert, dass „salb'n" (salben) für prügeln oder schlagen in Wien
und Niederösterreich häufig vorkommt. Mit der freundlichen Hasel
führt das Volk Zwiesprache :
Guten Tag, guten Tag, liebe Hasel mein,
Warum bist da so grüne? —
Bab' Dank, hab' Dank, wack'res Mägdelein,
Warum bist du so schöne?
Kinder soll man mit der Zauberruth e nicht schlagen, so
kräftig auch der „Haslinger" wirken mag ; sie werden sonst
bucklig. Bemerkens werth ist die Rolle, die der Hasel bei ver-
schiedenen Nationen im Liebesleben zukommt. In der Christmessj
gehen Mädchen und Bursche in Niederösterreich zum Gartenzaun,
fassen einen haseinen Pfahl und sagen :
Gartenzaun, ich schütt'r dick,
Feines Lieb', ick wilt'r dick,
worauf die Gestalt der oder des Zukünftigen erscheint. Im
bayrischen Volksliede lässt sich der Klausner beim Abschied
vernehmen :
- S6 -
B'hüat dich Gottl Schatserl;
J musB a Klausner wer*n ;
Bast a letzt. Schmatzerl,
Haselnasskem ;
Wer weiss, wir d' Nnss anfbeisst,
Wer weiss, wer
Alle Leute essen gern
Schöne Haselnusskern.
In „Der Widerspenstigen Zähmung" (A. 2, Sc. 1) sagt
Petruchio zu Katharina :
Wie fabelt auch die Welt, mein Käthchen hioke?
Die böse Welt 1 Nein, wie ein Haselzweig
Ist Käthe schlank und gerade, und auch so braun
Wie Haselnuss und süsser als ihr Kern.
Und in „Romeo und Julie" (A. 1, Sc. 4) wird von Frau
Mab, der gütigen Fee, erzählt :
Die Kutsch* ist eine hohle Haselnuss
Vom Tischler Eichhorn oder Meister Wurm
Verfertigt, die seit grauer Zeit die Wagner
Der Feen sind ....
Ferner heisst es in einem slavisohen (mährischen) Volks-
liede („Oesterr.-Ungarn in Wort und Bild", Land Mähren, p. 217) :
Hoch dort oben im Gebirg,
Wandert' ich alleine.
Da fand eine Haselnuss
Ich im grünen Haine.
und die Nuss barg süssen Kern,
Voll und unverdorben,
Ach, vergebens hab' ich treu
Um mein Lieb geworben.
Ja, vergebens warb ich treu
um ein Liebeszeichen,
Nimmer willst den Blumenstrauss
Mir, du Stolze, reichen.
Ei, und hab' ich dir*s versagt.
Noch kann ich's gewähren.
Sollst nicht, was dein Herz begehrt,
Ewiglich entbehren.
Auch die Medicin von früher hatte allen Respect vor dem
Haselstrauch. Frank weiss von ihm viel Heilsames zu berichten.
Er preist namentlich die Salbe aus der auf Corylus erwachsenen
Mistel, die wider Hexerei und Bezauberung diene.
- Sf8 -
Lanfk&fer hasten dar€h*s Gestrftnob
In ihrem gold'nen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide GlÖckchen.
Die Vögel schwirren ans dem Kraut,
Die Luft ist voller Lerchenlani.
Die weisse oder Moorheide (Erica tetralix) , die von den
Mac Donalds als Abzeichen getragen wird, gilt in England als
glückbringend und als Symbol des heimatlichen Herdes. In diesem
Sinne hat Prinz Friedrich Wilhelm von Prenssen, als er
im Jahre 1855 um Prinzessin Victoria von England warb, ihr
weisses Heidekraut gereicht. — In der alten Mediein hielt man von
unserer Erica viel. Man vergl. Fr'ank (a. a. 0. p. 242) :, Wie
dieses Kraut den Stein zermalme, erzehlet Matthiolus. Es digeriret,
dient der M . . . , item wider die Lähmung, Schmerzen und
Eeissen der Glieder, den Stein, Milz-, Magen- und Bückenbesohwe-
rungen, und vermehrt die Milch. Das hieraus verfertigte Oel
ourirt die alten um sich fressenden Geschwüre, das Wasser und
die Schmerzen im Leihe, auch Schmerzen und Röthe der Augen.*'
Erigeron acre. Berufskraut, Dauron. Hat nach einem
alten Pflanzenkenner den Namen daher, „weil die Kinder, so man
wegen ihres Abnehmens vor beschrien hält, damit gebadet, wieder
besser werden^. Etwas von dem Kraute legte man Säuglingen
gegen das Berufen auch in die Wiege. Das berichtet u. A.
Frank unter „Conyza ooerulea", wie unsere Pflanze in den
alten Officinen hiess : „ Die Weiber pflegen dieses Kraut denen
Eändern in die Wiege zu legen und wollen sie hiermit vor
Zauberey verwahren". Nach Duftschmid dient Dauron —
dieser Name klingt an Alchemistensprache an ! — auch gegen Wetter-
schäden und wird gegen das Verhexen oder Beschreien des Viehs
an die Stallthüre gesteckt. Ausser diesem eigentlichen „Berufs-
kraut" zählt Carus Sterne^'') von naheverwandten Korb-
blütlern Inula Conyza , Palicaria dysenterica und Palioaria
vulgaris zu den Berufskräutern. Alle galten in der Apotheke
vordem als „ Conyza ^^ und enthalten ein scharfes, ätherisches
Oel, welches, durch Eäucherung oder Abkochen freiwerdend,
Ungeziefer zu tödten vermag. In diesem Sinne ist ein gewisser
Wert dieser Gruppe von Berufskräutern nicht abzusprechen.
Die vier Compositen haben auch gemeinsam, dass sie auf
") Herbst- und Winterblumen. S. 201.
— 30 —
heiten ein Biisobel Liebfranenstroh an das Kopfende des Betteö
hiengen und da^m vor dem Schlafengehen sprachen :
Heil sei dir dn heilig Kraut !
Hilf nns znm gesanden,
Auf dem Oelberg wurdest du
Allererst ge fanden.
Du bist gut für manches Woh,
Heilest manche Wunden
Bei der Jungfrau heil'gem Strauss
Lasse uns gesunden 1
Verbreitet ist noch der Brauch, Marien - Bettstroh den
Säuglingen in die Wiege zu legen, damit sie und ihre Hiitter
vor Zaubereien gesichert sind. Am Feste der Harien-Kräuterweihe
iehlte Labkraut früher in keiner katholischen Kirche.
*
Gentiana cruciata. Krcazeozian. Galt einst für ein
sehr kräftiges Kraut. Das Sprüchlein
Modelgeer
Aller Wurzel eer
war viel im Schwange. Für die der PÜanze mit aufiällig eben-
massig im Kreuz gestellten Blättern zugemntheten Wunder sprechen
die alten Namen bei Frank : Speerenstich, Heil aller Schäden,
EngeliKurz, Himmelstengel, St. Peterskraut; Sibyllen würz. In der
Kirche zu Werder bei Potsdam befindet sich ein altes Gemälde,
auf welchem Christus als Apotheker dargf^stellt ist, wie er in
einer Hand wage die Sünden der Menschheit durch Kreuz würz in's
Gleichgewicht biingt. Wenn der Jäger des Schusses sicher sein
wollte, musste er den Flintenstein mitKrenzwu^z „füttern".. Noch
in der neueren Zeit machte die Kreuzwurz viel von sich reden,
da ein ungarischer Schullehrer sie als unfehlbares Mittel
gegen Wassersucht anpries. Der deutsche „Vater der Botanik"
Hieronymus Bock, der schon darauf aufmerksam macht, dass
der Querschnitt des Wurzelstockes aussieht, als ob er mit einem
Speere kreuzweise durchstochen wäre (daher „Speerenstich"), fügt,
nach Aufzählung aller Fähigkeiten der Gentiana cruciata, die treu-
herzige Bemerkung hinzu: „Es muss aber an allen Orten Zauberei
sein, niemand ist, der solches mit Ernst widerfechtet."
Glechoma hederacea. Gundelrebe. Heilkräftig und
Zauber widrig. Wer in der Walpurgisnacht (letzte April nacht) einen
- 32 —
GundelrebenkraDZ tiä'gt, erkeDnt alle Hexen. Auch melkte man
die Sühe, wenn sie im Frühjahr zum ersten Mal ausgetrieben
wurden, durch einen solchen Kranz, um die Milch zu vermehren
und die Thiere vor jederlei Schaden zu schützen. Als einst
Petrus heftiges Zahnweh hatte, sagte ihm der Heiland:
Nimm drei Gundelreben
Und läse* sie deinen Mnnd umschweben.
Der Name Gundelrebe (auch Gundermann) wird nach
Grimm auf die Walküre Gundr ^bezogen, nach Schmeller
(Bair. Wörterbuch) hängt er einfach mit Gund (feuchter Ort)
zusammen.
Hedera helix. Epheu (Fig. 3). Schützt gegen Verzaube-
rung. Im Mittelalter glaubte man, dass Löfiel aus Epheuholz gegen
Bräune und Halskrankheiten überhaupt gut seien. In Ostpreussen
httt man den Epheu, in den Stuben gepflegt, für einen Zank-
erreger. Bemerkenswert ist, dass die Namen von Epheu und
Eibe (cf. Taxus) im Angelsächsischen identisch iv lauten.
Griechen und Römer verwendeten denselben Epheu, der sich in
Festesfreude um ihre Stirne schlang, als Grabespflanze — ein Memento
mori, das heim heitersten Beginnen ernste Gedanken anregen
sollte. U n g e r gedenkt einer zu Athen befindlichen Stel^, die
zwischen Gatten und Gattin ein kleines Kind zeigt, wie es der
allzu früh verblichenen Mutter ein Epbeublatt reicht. Darunter
liest man :
Nike, Tochter des Dosiiheus, aas Thasia,
Herztheure und liebend-besorgte, lebe wohl 1
Bei H r a z, Ode 4, heisst es in der Einleitung zu einer Ein-
ladung: „Ich habe vom Epheu eine grosse Menge, mit Jem Du
geschmückt wirst." In der zweiten Epistel wird Bacchus als
der „Schlaf- und Epheulaubfrohe" bezeichnet.
Herniaria glabra. Bruchkraut. „Nimm ma nix^
(Nimm mir nichts) in Oberösterreich. Die Festigkeit, mit welcher
dieses an sandigen Stellen wachsende Kraut seine Stengel mit-
telst Würzelchen im Boden befestigt hält, veranlasste den Aber-
glauben, dass selbst eine Hexe aus einem Hause, in welchem das-
selbe aufbewahrt wird, nichts wegnehmen könne. Unter ^Nimm
ma nix" werden, wie ich schon gelegentlich der Besprechung der
^ 35 -
Yolksthüm liehen Liebeskräuter erwähnte, aaoh Alchemilla alpina
und das Widerthonmoos (Polytrichum commune) verstanden.
„Nimm-ma-nix'' ist ein wohl schon uralter imperativischer Eräuter-
namen, dessen Name zugleich Zauber- oder Besprechungsformel
war. Der schriftdeutsche Name Bruchkraut erinnert an den
früheren Gebrauch des jetzt als Herba Herniariae bei Blasenleiden
angewendeten Krautes wider Brüche.
Helleborus viridis. Grüne Niesswurz. Die Wurzel wird in
der Christnacht in die drei Messen mitgenommen und wenn die Kühe
verzaubert sind, gibt man ihnen drei kleine Stücke davon, in den
drei höchsten Namen, drei Morgen hinter einander (Schwaben).
Hypericum perforatum. Johanniskraut. Die Blätter
sehen infolge lichter Drüsenpunkte wie durchstochen aus. Der
aus den gelben Blumenblättern beim Zerquetschen quellende Saft
wird an der Luft roth. Diese umstände haben das um Johannis
(24. Juni) erblühende Kraut, das der Teufel vor lauter Wut
durchstochen hat, als wunderthätiges erscheinen lassen. Dient wider
verhextes Vieh und wird unter die Schwelle gegraben. Zum
Verscheuchen von Gewittern wird Johanniskraut auf den Herd
geworfen. In der Havelgegend, wo das der Legende nach aus
Johannes des Täufers Blut entsprossene Kraut Hartenaue heisst,
hört man bei starken Gewittern den Vers:
Ist desn keine alte Frane,
Die kann pflücken Hartenane,
Dass sich das Gewitter stane?
Teufelsbanner, Jageteufel, Teufelsflucht, Fuga daemonum,
unseres Herrn Gottes Wundkraut — so weit verstieg man sich in
den Complimenten für das wunderbare Kraut! Mit Dosten (cf.
Origanum vulgare) und dem Sumpfporst (Ledum palustre, „weisse
Heid**) begegnen wir der die fünf Blumenblätter zur Erinnerung
an Christi Wunden tragenden Pflanze in dem Vers :
Dosten, Hartan, weisse Heid'
Thun dem Teufel alles leid.
Merkwürdig ist die Verwendung* des Johanniskrautes in
Schlesien zum Liebesorakel (cf . Leucanthemum). Der aus
den Stielen der Blüten beim Abreissen hervorquellende rothe Saft
bleibt manchmal aus oder ist grau gefärbt. Dies wird nun als
günstig oder ungünstig aufgenommen und durch den Spruch
angedeutet:
da Nr. 119/98. 3
Bist mir gut,
Qibst Mir Blat,
Bist mir gram,
Gibst mir Schlunm.
Uit Eränzen ans Johumiskntnt sohmUoken woh die um du
JobaiiDis jener Tanzenden nnd werfen, uaob den EilSaohen der
Feuer, die Eifinze anf die DKoher
der Eänaer, damit diese vor Brand-
schaden geeiehert bleiben. In dem
am HariK-HimmeHahrtetage ge-
weihten Bnsohen, der aus nenn
Kräutern beatebt, darf nach
Bchwäbiscber Vorstellung das Jo-
banniskisut nicbt fehlen. Ausaer
ihm zählt N e i d h B r t anf : Thy-
mian (Thymus) , Gartenrante
(Bnta) , Gundelrebe (Glecboma),
Wnrzel nnd Erant von der Meister-
wurz (Imperatoria), vom Tenfels-
abbiaa (Scabioaa), Liebstöckel (Le-
visticnm), Eberraute (Artemisia
ahrotanum) und das Kraut der
Mauerrante (Aaplenium Bnta mn-
raria).
llex aquifolium. Stech-
palme. Hit Mistel (cf. Viscum albnm)
der Zimmeisohmuck der englischen
Weihnachten (Holly). Der Sage
nach jene „Palme", mit der der
Heiland hei aeinem Einzüge in
Jerusalem begrttast wurde; aie eis
hielt zor Erinnernng an den Yar-
rath, der an Christus gettht wurde,
Stacheln. Wird in Oesterreieb mit
„Seg'nbam" (Juniperus Sabina) zn den Palmbnsoben des
heiligen Palmsonntag verwendet. YolkathUmlich gSchradlbanm"
genannt. Scbradl b«dentet Kobold oder Gespenst Gerhard
Hauptmann h^t in diesem Sinne eine „Eian Schratt" in
seiner „Versunkene;! Glocke" eingeiUhrt Wenn die HUhtier
nä9btlic];i er weile grossen Lärm erhebe^ und die Leute aie her*
naqh zerrupft fi^p, so bei^t ea in der , Oetacbergegend : „Der
Scbradl bat sie geritten.' Sohradl ach wein iat ein soloboai dem
Fig. 4.
Hex aquifolium (Stechpalme).
die Borsten wirr auf dem Riste enlBtreben. Gegen den Saliradt
Verden die Zweige von Ilez aqnifolinm in die Ettbnersteige gelegt.
Gegentlber dieser seiner dttmonisohen Seite wird Steohpalmlanb
als trenes Immergrttn gefeiert. So von Scheffel:
In Ohnet'a „Steinbrnoh" kann man von Hex als Wirts -
bansgrUn über dem Thor der Sobenke lesen. Frank in seinem
Kränterlexikon sagt von der Steobpalme: „Wird in der Golioa
gerübmet."
Jnniperiia oommanis. Wacbbolder. Zanbermittel.
Der Bauoh vertreibt Schlangen, Qewtlrm und Geister. Der Trank
ans den Beeren IKsst die Znknnlt schanen. Ein StrKossohen von
Pig. ö.
TadiliMd«r.
Wacbbolder an dem Hat wird in den österreiohitohen Alpen als
Kittel gegen Ermiidnng angesehen. Dieselbe Yorstellnng hat
L n t h e r geleitet, als er im ersten Bnoh der ESntge ein Wort,
das eigeDtlioh eine anf dem Horeb waohseiide Gineterart bezeich-
nete, mit Waohholder verdentsohte : , Eliea eotste sieh and sohlief unter
einem Waokbolder*. FBr die aneserordentliobe Achtnng, die der
Strancb genieest, sprieht der ümetand, dus der Tiroler Bauer
vor ihm den Hnt sieht. Im Grimm'eohen Uäiohea ,von dem
Uachandelboom' wird dorob eioeo Yogel, der stob anf einen be-
stimmten Wachbolder setzt, ein Mord Terrathen :
Hain Matter, dar mich achlmcht,
Hein Valer, der mich >bi,
H' in Schwester der Huianicben
Sacht klle meine Benicban,
BiDdt sie in eio seiden Tnoh,
Legt's nnter den HftchBndelboom.
Kywitt, tyiritt, T«t yör'n Bchöän Togel btln ikl
Dos BayriBcb-Oeaterreiohisohe sagt fttr Waohholder Erona-
wett'n (Oronawett'n) , abd. chranawitn = niederes Kernholz.
HKofig eind darans gebildete Familien- nnd Ortsnamen. In
Wien gibt es mehrere Eronawetter, einen Eronabethleitner, Erona-
hetter nnd Eronawittleithner, femer einen Kranabitter, Ernnewitter,
Ersnavetter. Nach A. F r a ok m ay r'*), der im Waobbolder
„Fran Wachhilt", eine Minne der dentaohen Mythologie erkenot,
gibt es in Nieder* nnd OberÖBterreioh, Salzburg, Steiermark,
ESrnten, Erain nnd Tirol unter den Ortsnamen: 8 Eranabeth,
2 Eranabetbleithen, 2 Eranawetter, 4 Eranawitter, 2 Erana-
wittergnt, 2 EroaabethmQhle, 2 Eionawitten nnd 2 Eronawitet.
Wachholder, der schon hei den beidnisoben Bnmdopfeni dienlich
war, wird znm Ansräncbem der Erankenstnbe verwendet.
Ja, als der bayrische Sohnlmeiater Sohmeltzl im Jahre
1548 nach Wien kam, sah er gegen die Pest:
in den gaeien nnd ringen
Bttlich hundert Fe wer p rinnen,
Von kranwithole weyranch dann.
Damit der Infft sich ra;nisen thn.
Die wtirzig-bitteren Beeren gelten für aasnebmend heil-
krfiftig. Oft wird gesagt:
Und als im Jahre 1832 in Gaaden bei Wien die Cholera
wilthete, kam ein Vogel ans dem Walde nnd rief:
d.-chir. OntralM. STI (1881), Nr. f
- 37 -
Aehnlioh weiss eine Salzbnrger Sage zu berichten. Als die
grosse Pest grimmig in Salzburg wütbete, da hörte eines Tages
ein graues Mstnnchen auf einem Baume einenjVogel, der also rief :
Esst's Kranawit und Bibemell
Dann sterbt Ihr nicht so schnell.
Der Alte machte es bekannt und die Pest war gebrochen.
Pimpanell oder Bibemell ist die auch sonst als Magenmittel
gepriesene Wurzel einer Dolde (Pimpinella magna). Der Vers
wurde in den verschiedensten Gegenden Deutschlands zu schweren
Zeiten gehört; bald war es ein Vogel, der die Botschaft brachte,
bald liess sich eine Stimme vom Himmel, ein Engel, oder ein
.Holzfräulein" vernehmen. Nachdem Burg Andechs in Oberbaiern
45 Jahre verwüstet gelegen war (seit 1209), hörte ein blindes
Weib von Widdersberg eine Stimme, welche sie hiess, einen Wach-
holderstrauch aufsuchen und sich mit der Wurzel die Augen
bestreichen. Sie that es und sah plötzlich. (Dr. Andr. Senestrey,
Wallfahrten nach Andechs.) Nach einer anderen Legende aus
dem Salzburgischen wurde ein Bauer durch einen Wachholder
aus tödtlicher Krankheit gerettet. (Sage von Unserer Lieben Frau
zu Kösslarn.) Wachholder ist eines von „neunerlei Agen-
holz'', ans dem der zauberkräftige Schemel angefertigt sein
muss. „Agenholz" ist dem Wortsinne nach Nadelholz. Ausser
Wachholder werden zu dem Schemmel genommen : Fichte, Tanne,
Kiefer, Legföhre, Sevenbaum (Juniperus Sabina), Lärche, Zirbe und
Eibe (K e r n e r).
Merkwürdig ist der Brauch, Krankheiten auf den Wach-
holder zu transplantieren, oder, wie er volksthümlich heisst, zu
„wenden" ^^). Ln oberösterreichischen Hausruck viertel geschieht
dies folgendermassen : Man trägt das kranke Kind zu einer
Wachholderstaude. Ein altes Weib murmelt einige Gebete, dann
schneidet es drei Zweigspitzen vom Strauche ab, die sie unter
frommem Gemurmel in das Haus der Eltern trägt und an der
Mauerecke, wo das Cruciflx seinen Platz bat, aufhängt. Hier müssen
sie bis zum nächsten Neumonde unberührt hängen bleiben. Am
ersten Morgen des Neumondes nimmt sie die Zweige herab und
trägt sie zum Wachholderstrauche zurück, um sie mit drei neuen
zu vertauschen. Dasselbe geschieht dann jedesmal zu Beginn des
Neumondes bis zum dritten Male, wobei stets das kranke Kind zu-
gegen sein muss. Nach solchem dreimaligen „Wenden" ist der
kleine Patient von seinem Leiden geheilt. In Deutschland steckten
die Eltern, wenn kleine Kinder kränkelten, Wolle und Brot in
den Wachholderbusch einer anderen Feldflur und sagten dabei :
20
) Pruckmayr, 1. c.
— 38 -
Ihr Hollen und Hollinnen
Hier bring' ich ench was zu spinnen
Und zn essen.
Dur sollt spinnen nnd essen
Und meines Kindes vergessen.
In Oberösterreich apostrophiert man auch den bekannten
Waobholderbranntwein :
Kran&wit brannte im Haas
Treibt Dootor und Bader ans
nnd fasst den ganzen Respeet vor Jnnipems, ans dessen Holz
man die Gesnndheitspfeifen fertigt, in dem Satz zusammen :
Vor Hollerstand'n *^) nnd Eranawitt'n
Bock* i mein Hnat und noag mi bis halbe Mitt'n.
Nach altdeutschem Brauch wurde die Feststube mit Wach-
bolder bestreut. „ Zierlich mit Wachholdernadeln — überstreut des
Saales Boden^, beisst es in F.W.We b er's „ Dreizehnlinden ". Hö f 1er '^)
bemerkt zutreffend, dass beim Wachholder wie beim HoUer alter
Gultglaube und volksmedioinische Anwendung Hand in Hand gehen.
Weon man vor Sonnenaufgang eine Wachholdergerte (Martins-^
d. j. 'V^o^^Ai^g^^®) mit den Worten : „Stecken I Ich thue dich
schntjAHi im Namen der heiligen Dreifaltigkeit" abschneidet^ so
kann man mit ihm prügeln, ohne dass es der Geschlagene merkt, kann
damit Schlangen vertreiben etc. Bei Diebsbesprechungen wird der
Strauch vor Sonnenaufgang mit der linken Hand gegen Osten
gebogen und dabei gesprochen : „Ich thu dich hucken
und drucken, bis der Dieb dem N. N. sein gestohlen Gut wieder
bringt." Dann legt man einen Stein auf den Wipfel, unter den
Stein einen Verbrecherschädel (Erinnerung an das Menschenopfer I).
Hat man das Gestohlene so durch Zauber erzwungen, dann muss
man schleunigst den Busch wieder loslassen und den Stein hin-
legen, wie man ihn gefunden ; sonst kommt der Besprecher selbst
zu Schaden.
Der aus den Beeren gebrannte Wachholderbranntwein ist
allgemein bekannt: i^Hachondel mit 'm Knüppel" ist — neben
dem Danziger Goldwasser — in der dortigen Gegend ein volks-
thümliches Getränk. Eigentlich heisst der Schnaps nur Hachondel.
Yerlai^gt man ihn „mit 'n Knüppel", so heisst das, dass man
Zucker dazu haben will. Zum umrühren in den hohen Gläsern
bedient man sich eines hölzernen Löffels aus Wachholderholz,
der eben „Knüppel" heisst. (Köln. Volksztg., 24. Jänner 1897.)
*^) Sambncns nigra.
") 1, c. p. 114.
— 39 -
Leucanthemum vtilgarie. Orakelblntiie. Sie galt
schon in den Zeiten ritterlicher Minne ak „Blume defr ünent-
scbiedenheit'*. Durch Goethe's Gretchen wurde sie in die altän
Rechte der liebeskttndenden Rupfblume ^^) wieder eingesetzt. Die
Zahl der um die gelbe, aus Böhrenblütchen zusammengesetzten
Scheibe herumstehenden weissen Strahlblütchen ist entweder gerade
oder ungerade. Im ersteren Falle ^eht der Herzenswunsch in Er-
füllung, im letzteren nicht. „li^bt mich — liebt äiich nicht ^
war der früher am häufigsten beim Abrupfen gesprochene Spruch ;
jetzt findet tnan ihn gewöhnlibh su: „Er (Sie) liebt mich —
vom Herzen — mit Sthtnerzen — ein wenig — oder gar nicht"
erweitert. Aber auch andere grosse Fragen muss die Orakelblumfe
beantwO!rten. Sie entscheidet übe^ den künftigen Beruf mit
den Sprüchen: „Edelmann, Bettelmann, Bur (Bauer) . . ."
oder „Edelmann, Belttelmann, Major . . .''i über Heiiat und
Ledigbleiben: vi^^dig si — Hochzig h» ^^ In*ä Chlösterli ga, . ."
oder „Heiraten — ledig bleiben — Klosterfrau werden . . ." ;
schliesslich gar metaphysisch über das zweite Leben: „Himmel
— Fegfttr — Höir ..." Wiö bei den während des Rupfens
der Orakelblume gesprochenen Worten, so ist in den kindlichen
Zählreimen gerade und ungerade entscheidend. Laube führt
zahlreiche solche Spielreime an, aus denen ich auf gut Glück
einige herausgreife :
ABC Paerpendickl
Dn blBt ä schlimmer Mckl I
Mäderle schau, schau,
Es kommt der Wauwau,
Hot^ Banzbl abi Rucken,
Und's Pfeifel in 'n Maul.
Jakob hat kein Brot zu Haus,
Jakob macht sich gar nichts dräus,
Jakob hin, Jakob her,
Jakob ist ein Zuttelbär.
Vielleicht besteht nicht blos diese äusserliche Beziehung
zwischen den Orakelsprüchen der Grossen und den Zählreimen
der Kinder; vielleicht hangen sie auch ursächlich zusammen. Ich
spreche bieinit eine ituthmassung aus, deren Beurth eilung und
*^) „Bapfblumen^ (äargüferiten) sind die meisten Korbblütler, deren
Blüten in Strahl nnd Scheibe gesondert ist. Am häufigsten dient aber
Leucanthemum zum Liebesorakel. In der altdeutschen „Bedeutung der
Blumen^ heist es: «Wer Rupfblumen trägt ungempft, der weiss nichts Be-
sonderes an seiner Liebsten; wer sie gerupft trägt bis auf zwei Blätter, der
versteht dabei Gerechtigkeit, wem aber ein Blättchen stecken bleibt, so be-
deutet es, dass ihm Unji^tlck gisschöheh sei.**
- 40 —
weitere Yerfolgnng ich gerne dem berufeneD Folkloristen über-
lasse. Besonders möchte ich auf die Zählreime die Aufmerksam-
keit lenken, die deutlich erotischen Beigeschmack haben; so aus
Laube 's Sammlung: „Hopp Marianne], hopp Mariannel — Geh
mit mir in 'n Keller — XTem ä Bier'l, um ä Weinl — üem en
Muschketeller'*.
W a 1 1 h e r von der Yogelweide, der schon die echt-
deutsche Sitte des „Lesens ''oder Schioksalsuchens mit ungleich grossen
Halmen anwendet, macht hiezu die freundliche Bemerkung: „Da
beeret (gehört) ouch geloube zue''. Man muss an die Kraft der „ Wunder-
blume **, — so auszeichnend benennt der Niederösterreioher die
Orakelblume! — eben glauben. Der durch unglückliches Lieben
tief verstimmte Hermann G i 1 m, dem wir das einzigschöne Lied :
„Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden, die letzten rothen
Astern, trag' herbei . . .** verdanken, spottet auch der zwischen
den wehenden Grashalmen in heiterer Sommerluft erblühenden
Orakelblume :
Gesenkten Hauptes in den Wiesenbeeten,
Als ahne sie der Sense TodesMeb,
Steht silberweiss die Blome des Propheten.
Wahrsagerin, sag' an, hat sie mich lieb?
Und du sagst ja, d n lügst, ich will*s beweisen :
schäme dichl so jung, so zart, so licht,
Geschaffen, um den Sommertag zu preisen,
Und lügen I denn sie liebt mich nicht I
Ganz so, wie die Strahlen der Orakelblume habe ich die
Fiederblättchen der fälschlich „Akazie" genannten, aus Nord-
amerika stammenden Kobinia Pseudacacia abrupfen gesehen. Bin
merkwürdiges Liebesorakel verzeichnet H o 1 u b y (Oest. botan.
Zeitschr. 1878) für die ungarischen Slovaken. Wenn die jungen
Hanipflanzen die ersten vier Blätter zeigen, pflegen die heirats-
lustigen Mädchen irgendwo am Bande des Feldes zwei solche
Pflanzen mit einem farbigen Faden zusammenzubinden, um dann,
wenn das Geschlecht der Pflanze bereits zu erkennen ist, nach-
zusehen, ob die zusammengebundenen Sämlinge gleiches oder un-
gleiches Geschlecht haben; ist die eine Pflanze weiblich, die
andere männlich, dann schliesst das Mädchen auf eine baldige
Heirat. Um aus der grosssen Zahl der hiehergehörigen Beispiele
noch eines anzuführen, gilt im Elsass bei den heiratslustigen
Mädchen folgendes Liebesorakel als probat. Haben mehrere Be-
werber ihre Augen auf eine Schöne geworfen und begehrt sie zu
wissen, welchen davon das Geschick ihr zum Manne bestimmt
hat, so pflückt sie das mit ganz besonderen Kräften ausgerüstete
Eräutlein Ehrenpreis (Veronica sp.), im Volke auch
„Männertreu" genannt, legt davon so viele kleine Zweiglein
— 41 —
in je ein StflekcbeD Papier, als es Liebhaber sind, und achreibt
auf jedes den Namen eines derselben. Diese Zetteloben gibt sie
sodann beim Sohlafengeben unter das Kopfkissen. Wenn sie die-
selben dann am folgenden Uorgen eröffnet, so zeigt das frisch
nnd grfin gebliebene Zweiglein den künftigen Gatten an, während
die anderen, velohe welk geworden sind, die unbeständigen
Freier bedeuten. Von dem orakelnden Johanniskraut wurde schon
unter HTpericum berichtet.
Linaria alpina. Alpen) ein kraut. Wird schon vonH aller
als Älpenblnme besungen. gBesohrelkräutl" in den bairisoben Alpen.
Verwandt mit Ändrrhinum, das man vergleichen wolle.
Iiithospermnm offioinale. Steinsame. Die kalk-
reiofaen, mit Säuren aufbrausenden Samen dienen gegen Hamgries.
Auch werden sie als Zaubermittel verwendet. F 1 i n i u s geräth
bei E^wfihnnng der Pflanze mit den perleuartigen Samen in wahres
Entzttcken nnd meint: „Ich habe wirklich unter den Pflanzen nichts
gesehen, was so wunderbar wäre ... die seltsame Eracheinnng
aus einer Pflanze bervorgewachsener Steine . . . Debrigens ist es eine
ganz ansgemacbte Sache, dasB eine Drachme dieser Steinohen,
in weissem Wein getrunken. Blasensteine zerstört und abtreibt."
Ly cinm barbarnm. Booksdom. Schon beiDioscorides
(I, 119) als Zanbermittel zum Befestigen an Fenstern und Thilren
empfohlen.
Mandragora offioinalis. Alratm. Die berühmteste
aller Zanberpflanzen. Ein in den Mittel-
roeeriändern wild vorkommendes Nacht-
schattenge wachs, treibt es eine rübenföimige
Wurzel und eine dem Boden angedrückte
Blattrosette, über welcher mehrere grosse
Blnmeu emporragen. Uit etwas Phantasie
kann man in der Wurzel die Gestalt eines
nackten Uensohen erblicken und in den vier
Wnrzelästen Arme und Beine. Daher die
. . Pflanze bei Pythagoras: „dv^painöiAOp-
^0^" die menschenähnliche heisst. Ein in
der Erde wachsender kleiner Menseh, ein leibhaftiger Homnn-
onlua mosste frühzeitig Sinnen nnd Denken anregen. Josephns
- 42 -
Fla V i n 8 erstattet genauen Bericht über die Art und Weise,
wie die von den Griechen als Zauber wnrzel der Ciree betrachtete
Mandragora (wörtlich: „die Herdensammelnde") zn graben Bei
Schon P 1 i n i n s (XXV, 94) schreibt vor: ^Das Ansgraben
geschieht, nachdem man sich überzengt hat, dass kein entgegen-
gehender Wind herrscht, und nachdem man, das Gesicht gegen
Westen gerichtet, mit einem Schwerte drei Kreise gezogen."
Josephus F 1 a y i u s übertrumpft ihn, indem er sagt, man dürfe
die Mandragora nicht selbst aus den Boden ziehen, sondern ein
schwarzer Hund müsste angetrieben werden, die mit dem oberen
Theile an seinen Schweif festgebundene Wurzel auszuraufen,
worauf man ein markerschütterndes Geschrei von der Mandragora
vernehme und der Hund todt hinstürze. Der Alraungtäber müsse
sich, wie Odysseus bei den Sirenen, die Ohren mit Wachs verstopfen,
um das Geheul der Wurzel zu überleben. Von diesem dem
Menschen unertrSglichen Mandragorageschrei weiss auch Shake-
speare:
Weh^ wenn ich da zu früh erwachen sollte,
Wenn micli ein ekelhafter Dunst nmqnalmt,
Wenn's kreischt, als grübe man Alräunchen ans,
Bei deren Ton der Mensch von Sinnen kommt —
klagt Julie (Eomeo und Julie, A. 4, Sc. 3), bevor sie den
Schlaftrunk nimmt, und Suffolk (Heinrich VI., 11. Th., A. 3, Sc. 2)
meint von seinen Hassern:
Was soll ich sie verfluchen? Wenn ein Finch
Todbringend wäre, wie Alrannonstöhnen,
Ich fände Worte, so durchbohrend scharf,
So herb, verrncht nnd greulich anzuhören ....
Laban soll sich seinen Hausgötzen aus dieser Wurzel
(„Dudaim^ der Bibel) geschnitzt und eine alttestamentarische
Dame ihr die Erföllung der heissesten Wünsche zu verdanken
haben. Dioscorides weiss im ersten Jahrhunderte unserer
Zeitrechnung noch nichts von dem zauberischen Graben und den
wundersamen Kräften der Alraunwurzel, um so merkwürdiger ist
es, dass in dem berühmten Codex der Wiener Hofbibliothek ein
Dioscoridesbild aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert zu
finden ist, welches den Meister die ihm von einer allegorischen
Figur dargereichte Mandragorawurzel beschreiben und dieselbe
zugleich von einem Zeichner skizzieren lässt; zu Füssen des
Dioscorides fällt der eben verendende Hund rüoküber. „ Sollte **,
fragt P e rger in seiner Studie über den Alraun (Schriften der zoolog.-
botan. Ges., Wien 1856, p. 721) mit Becht, „das eine der ersten
Ergänzungen und Vermehrangen sein, die später dem Meister von
— 43 —
80 vielen freigebigen Schriftsteilem beigegeben wurden ?^ Auf-
fällig ist an dem Bilde das in späteren Alrannfigoren nioht wieder-
kehrende Detail, dass die Beste der der Wurzel aufsitzenden
Blattrosette als eigentlicher „Kopf' des Alraunmännohens styli-
siert sind.
Für den deutschen Vorstellungskreis, dem Alrunen — eine
Bezeichnung, die ofienbar mit Rune, raunen zusammenhängt — ur-
sprünglich die heiligen, prophetischen Frauen, so die Aurinia, die
Yelleda und Ganna bedeuten, wuchsen die Fabeleien des Josephus
Flavius mit germanischem Mythos und christlichem Mysterium zu-
sammen. So sagt die heilige Hildegard von der Alraunwurzel,
sie sei, als von menschlicher Gestalt und aus derselben Erde^ wie
Adam entstanden, der Versuch ang des Teufels mehr als alle
übrigen Pflanzen ausgesetzt. Kein Nothleidender verschmähe es,
solchen Alraun mit frischem Wasser abzuwaschen, in sein Bett
zu legen und zu sprechen : »Herr, der du den Menschen aus
Lehm ohne Schmerzen gebildet hast, hier lege ich dieselbe Erde,
welche jedoch niemals gesündigt hat, zu mir, damit meine sündige
Erde jenen Frieden, den dieselbe ursprünglich besass, wieder er-
lange. '^ Von den speculativen Verkäufern des Alrauns wurden
auch die Schauer des Schindangers benützt, um von dem gläubigen
Abnehmer möglichst viel Geld zu erpressen. Der echte Alraun
wachse nur unter dem Hochgerichte und gerade an der Stelle,
wo ein Junggeselle den Schreckenstod durch den Strang ge-
funden. Als seine letzte Lebensäusserung lasse der Gehenkte . . .,
doch schweigen wir von der nur für den Gerichtsarzt be-
stimmten, nur von ihm bei einer Justificirung zu controlierenden
Einzelheit 1 Thatsache ist es, dass die Alraunwurzel seither
in deutschen Landen auch unter dem Namen „ Galgenmännlein ^
volksthümlich war.
Wer nun eine Alraunwurzel beim Theriakkrämer um die
für vergangene Jahrhunderte sehr grosse Summe von 50 bis
60 Thalern gekauft hatte, trug sie vorsichtig nach Hause, wusch
sie mit rothem Wein und gab ihr ein Kleid von weisser und
rother Seide, dazu wohl auch ein Mäntelchen. In der nachstehen-
den Fig. 9 der nackte Alraun zu sehen, welcher zu Anfang
des vorigen Jahrhunderts in der Sammlung des Prof. Hermann
von der H a r d t (Marienburg) verwahrt und von Samuel
S h m i d in seiner 1739 veröfientlichen Abhandlung über Alraune
nach der Natur abgezeichnet wurde. Ganz „ Natur ^ ist die
Wurzel freilich nicht. Man merkt ihr an, dass weidlich mit dem
Schnitzmesser nachgeholfen wurde, vielleicht, dass selbst die
Wurzel^ern, die die „Haare^ des langen Gnomenbartes aus-
machen, angepappt sind. Ausser diesem frisierten Alraun er-
- 44 -
blicktin wir (Fig. 6, naoh H. Wagner) einen, der dem aus der
Erde heransgeholten , nach Abschneiden der BlKtter ohneweiteca
gleichen mag. Sein Pendant bildet ein Alraun in ToiBobriha-
mSsaiger Toilette. Dass Zuiälligkeiten, die in fiBbeien Zeiten
iUr gebeimniBvolle Abnioht angesehen wurden, Natnnpiele,
niofat nur der Alrannvorzel Henscheuähnliohkeit zn er-
hüben, sondern selbst ein Stück Banmwnrzel in Coboldgestalt
verwandeln können, zeigt die Fig. 8. In ibr habe ich eine menBohen-
lörmig gewachsene Banmwnrzel ans dem stfidtisoben tfnsenm von
Baden bei Wien, stark verkleinert, wiedergegeben. Wer weiss, en
welchen Hexen stUcklein einst dieses Holz verwendet wurde, das
in seiner HüBslichkeit an Shakespeare'« Bezeichnung „ AlrSunoben"
Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9.
fllt den FriedeDSriobter Sobaal {Heinrieb IV., 2. Tb., Ä. 3, So. 2)
erinnert I War eine Alraonwurzel besonders abenteuerliob gewachsen,
dann profitierte davon Belbstverstäudlicb die Fabelei. In Mets
beaasB ein reicher Jude einen Alraun, der den Uenschenkopf auf
dem Körper eines Hahnes trug. Das kleine ITngetbttm sollte aus
einem Hühnerei entstanden sein, dass ein Uann bebrütet hatte I
Im Jahre 1792 machte sich in Wien ein Mann daran, das erste
Ei einer schwarzen Henne, dnrch 31 Tage zu einem Alraun
auszubluten. Er hielt es aber nnr 21 Tage ans ... . (Grazer
Zeitung 1792, Kr. 88).
Was leistete nun ein echtar Alraun oder, wie man ihn
sonst anoh in der guten alten Zeit nannte: Hecke mSnnoban,
- 46 -
Geruch, als den einer verbrannten Wnrzel gerochen." Diese
Anfriditigkeit konnte dem weitverbreiteten Alraanglaaben keinen
Abbruch thnn. Im Jahre 1703 entrüstete sich ein ungenannte»
Mitglied des CoUegium curiosornm wiederum zu einer Erklärung
gegen den Alraun: „Die Historien von solcher Alraunwurzel oder
Eobolgen, welche meistens von alten Weibern und einfältigen
Leuten geglaubt werden, weil sie wider alle Vemunit, Billigkeit
und Ordnung der Natur streiten, halte ich vor unmöglich, aber-
gläubisch und blosse Einbildungen. Geschehen sie aber durch
Zutbuung des Teufels, so sind sie sündlich und unverantwortlich,
und dieses ist von Mandragora oder Alraunwurzel meine Meinung. **
(Unger, a. a. 0. p. 315.)
Bei dem hohen Geldwert, den ein Alraun hatte, daohten die
herumziehenden Theriakkrämer zeitig an ein Surrogat. Zuerst
grifi man nach dem „wilden Alraun *', dem auf felsigen Plätzen
der Alpen, Sudeten und des Biesengebirges, in der deutschen
Heimat also, wild vorkommenden Allermannshamisch (Allium
Victoriaiis, s. d.). An sich zauberberühmt, musste er mit seinem
manchmal puppenförmig gerathenden oder leicht zurichtbaren
Wurzelstock den echten Alraun ersetzen helfen. So rührten die
Alraune Kaiser Rudolfs IL, von denen ein Paar, „Männchen
und Weibchen^, mit sammtenem Gewände angethan, in der Wiener
Hofbibliothek verwahrt wird, vom Sieglauch her. Einer dieser
kleinen Kerle aus dem „Cimeliarchium physicum'' des Alchemisten-
kaisers ist in unserer Figur 7 verewigt. Aller mannsharnisch statt
Alraun konnte man sich noch gefallen lassen. Fälschung und
Betrügerei war es aber, wenn aus* den Wurzeln der all verbreiteten
Zaunrübe (Bryonia, s. d.) Alraune geformt und anst&itt eehter
um schweres Gold verkauft wurden. Die Wurzel wurde entwed|r
zugescbnitzt oder noch jung in eine menschliche Hohlform hinein^
gesteckt, die sie bei weiterem Wachsthum annehmen musste.
Hieronymus Bock oder, wie er lateinisch hiess : Tragus, sehreibt
diesbezüglich in seinem „Kreuterbuch'^ : „Solent namque* illi
Bryoniae radici effigiem humanam utriusque sexus insculpere,
postea que in calida arena conservare, in qua ubi, aliquandiu
detenta fuerint et imagines intabescunt ac aliam arte fasern
induunt, apparentque e terra ita natae. Hoc pacto miseri et
imprudentes homines decepti Bryoniam pro Mandragora emunt.^
Im Jahre 1Ö34 warnt schon Fuchs vor den Landstreichern :
„Dazu liegen (lügen) sie noch viel mehr, das man solche wurtsel
muss unter dem Galgen graben mit etlichen ceremonieu' und
teufelsgespenster, dfts ich hab hie wollen anzeygen darmit sieh eyn
yeglicher vor solchen hüben wisse zehnten.^ Im steievischen
Landesarchiv zu Graz befindet sich ein den betrefEenden Preoess-'
- 47 -
acten als Corp ns delicti beigelegter falscher Alraun, den der Land-
profos^ Glöckerl im Jahre 1609 zwei Landsknechten za Kaindorf
bei PöUan abgenommen hat. Beim Verhör wird der sohwonghafte
Hand^^ mit falschem Alraun einbekannt. Die G-efoppten sind
zumeist Bauern. Nach dem Arrest folgt als Strafe für die Alraonr
f iUsiDhnng die Landesverweisung. In Baumbach 's „ Truggold ** .
wird von solchem Alraunschwindel erbaulich berichtet.
Merkwürdig ist die Wandlung, die der Mandragoraglaaben
auf galizischcm und Bukowinaer Boden genommen hat. (H ö 1 z 1,
a. a. 0.) Wie ich schon in meinen Mittheilungen über die Liebes-
kränter betonte, ist die „Matraguna^ dtar Biomanen in der Buko-
wina mit Atropa Belladonna (s. d.) und Soopolina atropoides
identisch. Aus diesen Kräutern werden Zaubertränke gebraut,
diot sejibst den Tod herbeiführen können, wofür die Leute euphe-
mistisch sagen: „Er hat die Matraguna bekommen **. Der Trank
ist so der wahre Lethetrank, wie er auch von der echten
Mandragora bereitet wurde. „Gib mir Mandragora zu trinken^,
sagt Cleopatra (Shakespeare's „Antonius und Cleopatra^, A. 1,
Sc. 5) zu Charmian, „dass ich die Kluft der langen Zeit
verschlate) wo mein Antonius fort ist^. Den galizischen Buthenen
ist die „Matryguna'^ eine geheimnisvolle Pflanze, deren Beschreibung
zumeist auf das Bittersüss (Solanum Dulcamara) passt, während
die von ihr erzählten Geschichten mutatis mutandis auf
den Alraun stimmen. Wer die Matryguna besitzen will,
muss nüchtern und andächtig, im Feiertagsge wände um 12 ühr
Mittags zu ihr gehen, ihr Geschenke darbieten, sie mit
einem Zauberspruche beschwören und die „Careca" (Kaiserin!)
um die Erlaubnis bitten, sie aus der Erde nehmen zu dürfen ;
dabei, stösst sie dann einen Schrei aus u. s. w. u. s. w. Mit
Becht weist Hölzl darauf hin, dass „Matraguna" durch eine
im Bomanischen häufige Vertauschung der Liquida r und n aus
„Mandragora" entstanden ist und schliesslich zu einer Collectiv-
bezeichnung für Pflanzen verschiedener Art geworden ist. Be-
merkenswerterweise handelt es sich aber überall um Solanaceen,
die auch der modernen Toxicologie und Pharmacie von hohem
Wert sind.
Vom Stechapfel (Datura Stramonium) glaubt man, dass
er durch die Zigeuner, die ihn zu ihren Hexenkünsten brauchten,
überall hin, wo er jetzt als auffälliges Unkraut vorkommt,
aus dem Orient herbeigetragen wurde. Dass die Zigeuner sich
auch der Atropa und Scopolina zu ihren Umtrieben bedienten,
ist für die Bukowina gewiss. Das altlitauische „Maolda" (cf.
Atropa), als Name einer zu argen Listen verwendeten Pflanze,
lehnt sich u^yerkfpinbar. an das . Wort .Mandragora an. Tollkirsche
— 48 —
und Scopolba, vereint mit dem Bilsenkrantund der Mandragora haben
80 sinnverwirrende Kräfte in sich, dass sie gewiss wesentliche
Bestandtheile der Hexensalbe waren. Es liegen auch Ori-
ginalrecepte für Hexensalben in der Literatar vor, die es begreif-
lich erscheinen lassen, dass die damit bestrichene unglückliche
„einen tiefen natürlichen Schlaft nnd unterschiedliche Phantaseyen
(hat), darin der Hexe vor lanter Tanzen, Fressen, SanfEen, Musik
u. dgl. träumt, also dass sie ver meyne t, sie sei geflogen**.
Yalvasor (in seiner „Ehre des Herzogthumes Crain**, Laibach
1689), dem wir diese Aeusserung entnehmen, lässt die Hexensalbe
aus dem „Schlafi-Nachtschatten** (Atropa Belladonna), der „Wolfls-
wurtz** (Aconitum) und einigen gleichgiltigen Ingredienzien zu-
sammengesetzt sein. In keinem der Becepte fehlen giftige Solanaceen,
in vielen finden wir auch die narkotische Mohnpflanze, Wolfs-
milcharten, Schierling und Taumellolch. Es ist sicher, dass Tausende
und Abertausende, die den schrecklichen Tod als Hexen gefunden
haben, die für sie so verhängnissvolle „Besessenheit** von den
gefahrlichen Zauberpflanzen hatten. Die Solanaceen zumal, mit
der Mandragora an der Spitze, spielen in dieser Hinsicht eine
so bedeutende Bolle , dass ihrer keine Culturgeschichte ver-
gessen sollte.
*
Medicago arborea. Baumförmiger Schneckenklee.
Häufig in den Gärtchen der Arbeiter zu Lilienfeld (N.-Oest.) ge-
zogen und als Beschreikraut verwendet. Kinder werden damit
beräuchert ^*).
Melilotus coerulea. Blauer Steinklee. „Neidklee**
in Oberösterreich. Man räuchert damit in Ställen, um das be-
schrieene Vieh zu heilen.
*
* *
Ononis spinös a. Hauhechel. Amulet, um den Hals
zu tragen gegen Hieb und Stich, gegen Bäuber und Diebe.
Hemmt wegen seiner Dome die Schnitter bei der Arbeit; daher
Symbol der Hindernisse in der Blumensprache. „Hauhechel**, er-
klärt Fuchs, „dass es so tiefi einwurtzelt, das maus mit
Haven muss ausreutten**, also von hauen, während Eniphof
(1733) Heuhechel, „weil das hev bleibt daran hangen,** für
richtig hält. In Niederösterreich auch „Liabe Frauenschucherl **
wegen der zygomorphen Blüte. Doch dabei mit mythischem Be-
züge, wie die volksthümliche Bezeichnung „unser liab'n Frau
>«) Kissling in der Oest. Botan. Zeit. 1888, pag. 379.
— 49 —
Betisiroh" ans Wiener-Nenstadt lehrt. Das spiessige Erant soll
die Leiden Hariens symbolisicnwD.
* *
Origanum vulgare. Dosten. Soll im Hanse als
Arcanum gegen Zauberei, Hexerei, Diebstahl etc. sorgfältig ver-
wahrt werden. Es ging das Sprüchlein : „Vor Dosten nnd Dorant
(cf. Antirrhinnm) fliehen Nixen nnd Wichtlein''. Der Teufel wollte im
Badischen ein Mädchen entführen, aber die Mutter hatte es heimlich
mit Zauberkräutern versehen. Der Teufel entfloh mit dem Rufe :
• Dosten und Johanniskraut '^)
Verführen mir meine junge Braut.
und als die Hexe von Hildesheim in einen Garten schlich,
um Unheil zu stiften, wurde sie durch Dill und Dosten gebannt :
Dillen und Dust
Dat hev ick nich gewusst.
Wenn die Hexen auf der Folterbank ohnmächtig wurden,
beräuoherte man sie mit Dosten, um sie vom Teufel los zu kriegen.
In einer Brüxer Sage heisst es : „. . . Buben, nun thut euch
kein schwarzer Zwerg etwas, denn das Kraut r a n t, welches
an den schönen Perlenschnüren hängt, schützt euch, bis der
Pfarrer kommt und euch ordentlich tauff
Erwähnung verdient eine neue hygienische Anwendung des
zauberberühmten Dosten. Den zahlreichen, bisher meist mit wenig
Ei folg durchgeführten Versuchen, dem Tabak die giftige Wirkung
des Nicotins zu benehmen, ohne ihm gleichzeitig alle anderen,
für den Baucher wertvollen Bestandtheile zu entziehen, hat näm-
lich Dr. Gerold (Halle) ein weiteres Verfahren zugesellt. Er
behauptet, in dem Safte von Origanum vulgare, bei gleichzeitiger
Anwendung von Tannin, ein geeignetes Mittel zur Imprägnirung
des Tabaks gefunden zu haben, welcher hiedurch vollkommene
Unschädlichkeit erlange, ohne am schönen Aeusseren, an seinem
Aroma und Geschmack irgend welche Einbusse zu erleiden.
Faeonia officinalis. Pfingstrose. Die Samen werden
zu Zahnperlen für Kinder verwendet. Samen und Wurzel wider
*^) cf. Hypericum.
98. Nr. 119/98.
— 60 -
die fallende Sucht um den Hals gehängt (Frank), Zauberpflanze,
die der heilige Specht vor dem Abgepflücktwerden schlitzt. ,,Prae-
cipinnt cruere noctn, qnoniam si picus Martins videat, taendo
in oonlos impetum faciat" (P 1 i n i u s XXV, 29).
Petroselinum sativam. Petersilie. Die rnthenische
Braut in Westgalizien trägt auf dem Wege zur Kirche Brot und
Petersilie, um dadurch die bösen Geister abzuhalten. In Mähren
macht dasselbe Kraut, wenn es zwischen dem 24. und 26. Juni
gesäet wurde, bei Kühen den Einfluss der Hexen unwirksam. In
vielen Gegenden bekommt das Kind am ersten Jahrestage seiner
Geburt einen Petersilienkranz aufgesetzt, weil es dann die gefähr-
lichste Zeit überstanden hat. Verbreitet ist auch der Aberglaube,
dass eine aus der Erde gezogene Petersilien würze), in Gedanken
an eine bestimmte Person wieder eingepflanzt, dieser den
Tod bringe.
■-»•
*
Potentilla repens. Kriechendes Fünffingerkrant.
Schützt, unter die Schwelle des Stalles vergraben, das Vieh gegen
Verhexung.
*
*
Primula minima. Kleinste Schlüsselblume. Wenn ich
diese schönblühende, zwergige Alpenblume unter den Zauber-
kräutern anführe, so geschieht es, weil ich vermuthe, dass sie
mit dem Schwindelkraut identisch ist, dessen sich Seiltänzer von
jeher als Arcanum bedienten. Saltarino, dem wir schöne Aufsätze
über „fahrendes Volk" verdanken, erzählt von einem Seiltänzer,
der anno 1649 kopfüber in die Seine stürzte, als er von dem
Tharme von Nesle nach dem Thurme Grand Pr^vot ging. „Viel-
leicht", meint Victor F o u r n e 1, „vergass er vor der Produotiou
jene Wurzel zu kauen, welche seine Berufsgenossen vor Schwindel
sicherte. Er hatte aber wenigstens die Vorsicht gebraucht, die
ihm nicht leid that, nämlich sein Seil über den Flnss zu spannen."
Auch B n n e t spricht von jenem Wunderkraute und behauptet
sogar, dass die Gemsen und Steinböcke die Blätter desselben
kauen, bevor sie die Gipfel der Gebirge erklettern. In C 1 u s i u s*
Geschichte der Pflanzen Pannoniens (1583) findet man bei
„Auricula ursi minima", d. i. eben Primula minima: „Alpium
incolis Craftkraut et Schwindelkraut ab effectu dicitur" I
*
Prnnns Padns.
Tranfaenkirsche. Dag Holz
gilt für zanberkrSftig.
Die Hexen können es
nicht leiden. Wer eine
Bnthe vom Banme am
Cbarfreitagmorgen ab-
geschnitten hat nnd
mit ihr znr Eirche ging,
konnte alle Hexen er-
kennen. Ein Krenz vom
Holze der Elae- oder
Elfenbeere hült den
Teufel ferne nnd macht
unsichtbar.
Fig. 10.
Traabenbirsche.
Rosa caniua. Hundsrose. Die wilde Heckemose, die
moderne Systematik er in eine Unzahl von Arten zeraplittert
haben, war schon in germanischer Vorzeit hochgeachtet. Ihr Holz
dnrlte auf dem Soheiterhanfen, der die Leichen verzehrte, nicht
fehlen. In hellen Hond nachten sprechen Zigeunerfranen ihre
Zanberformeln am liebsten im Rosenstranch. Sind es kinderlose
jnnge Franen, so erbitten eie so viele Kinder als der Stranoh
Blnmen oder Knospen tiSgt. Ein Zauberspruch gegen die Uacht
der Krank heitadümon in Lil;i, den die christlichen Zigenner vor
SoDDenaafgang bei einem Rosenstranche sprechen, lautet naob
VI islocki:
Unser Herr Jeaa ging,
Anf dem Falde mäd' er giog,
Beim Bache er sass
Und ihm ein Fisuhlain sagte ;
„0 Herr! Blatter der Rose
Gib mir, o Hen !
Wärme der Sonne,
Wärme des Feuers
Babe ich niemals!"
Db. weinte der Hen und sprach :
Nenn boae Eiader (Krankheiten)
Zu den Menschen werden kommen.
Und die Menschen werden sterben.
Wärme der Sonne,
W&rme des Faners
Immer du habest,
Wenn aas Blatt der Hose
Zu dir kommen wird;
Im Namen Gottes!
- 62 -
Brach eine Hexe einen Zweig der Hagerose ab, so war sie
entlarvt Wehrwölfe waren machtlos der Heckenrose gegenüber
nnd liefen entzaubert als Menschen davon. Die durch die Bosengall-
wespe (Bhodites rosae) hervorgemfenen Moosgallen oder Bedeguare
gelten noch heute für zauberkrfiftig. Die Galle heisst auch
Schlafkunz, Schlafkonrad und Nesseln der Frau Holle (s. Hol-
lunder, Sambucus nigra). Sie hilft Kindern gegen Behexung und
Krämpfe. Erwachsenen bringen die Schlafäpfel prophetische
Träume. Odin legte den Schlafapfel unter das Haupt der Brun-
hilde. Die Hecken- oder Hundsrose heisst in Oesterreich Hetschepetsoh,
ihre rothen Früchte nennt man Hetscherln. Die Sage (auch in
Wien verbreitet) kennt einen domenumsprossten Hetscherlberg,
auf dessen Gipfel ein Teich mit lauter „verwunschenen^ Fischen
anzutreöen ist. Im Scherze wünscht man Missliebige auf den
Hetscberlberg, wie etwa sonst in das Pfeöerland. Mag eine Zu-
sammenstellung der Sage vom Hetscherlberg mit „Domröschen^
nicht ganz einwandfrei sein, so ist doch unverkennbar die Be-
ziehung dieser Schlafäpfel zum Schlafdom des nordischen Götter-
glaubens. Mit diesem trifft Odin die Walküre Brunhild (Edda,
Hrafnagaldr, 22).
Da hebt sich vou Osten ans dem Eliwagar
Des reiikalten Riesen (Nörwi) dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.
Die Bedeguare, ihr Pulver oder den weinigen Absud ver-
wendete man gegen Durchfall, Nieren- und Steinleiden sowie
gegen den Biss toller Hunde. Auch als Zahnmittel wurden sie vom
Volke gebraucht. Man nahm eine frische Rosengalle in den Mund
und hielt das Gesicht über siedendes Wasser. Eis fielen dabei
manchmal die kleinen Maden der Gallwespen aus den Bedeguar-
stücken in^s Wasser und die Leute glaubten, dass es die Würmer
aus den Zähnen waren. (P. B. S t o 1 z i s s i, Die Rose, Pharm.
Post 1890.) Aehnlich glauben die Leute, die den Samen des Bilsen-
krautes (Hyoscyamus niger) auf heisses Blech werfen und den
Dunst gegen Zahnweh aufsaugen — an sich eine nicht unver-
nünftige Medication — dass die aus den zerplatzenden Samen
hervortretenden weissen Keime die „Würmer^ der bösen Zähne seien.
Frank rühmt von der Heilkraft der Hagebutte: „Die
Blätter werden im weissen und rothen F . . . . gebrauchet, heilen
die Wunden und Kopf Wassersucht. Die Früchte . . . treiben den
Stein. Der Schwamm (Bedeguar) curiert den Stein und Nieren-
wehe, auch der tollen Hunde Biss, stillet die Steinschmerzen.
Die WOrmgen, welche darinnen gefunden werden, vertreiben die
Wurme im Leibe. Die Wurzel kau man, Splitter auszuziehen,
— 58 —
applioieren. Han findet von dem wilden Rosenbanm unterschie-
dene Präparata als die eingemachte Frucht, den dicken Saft,
Spiritnm und Wasser aus denen Schwämmen. Wenn der Spiritus
alkalisiret oder öfters überzogen wird, so dienet er wider
den Stein. **
Von der wilden Weinrose (Rosa rubiginosa) wird nach
Laube um Teplitz erzählt, sie rieche darum so gut, weil auf
ihr die Mutter Gottes auf der Flucht nach Egypten Windeln ge-
trocknet habe ; daher die Bezeichnung „Mnttergottesdom''. Seit-
dem blühen manche Hagrosen weiss und haben so grosse Kraft,
dass sich die Hexen davor fürchten.
Ruta graveolens. Raute. Zauberpflanze, der man
namentlich gegen Gifte ausserordentliche Kräfte zumuthete. Sie
war ein Hauptbestandtheil des Hithridat und des Theriak. Die
salernianische Schule stellte zur Zeit, da mit Giftbechern noch
Politik gemacht wurde, den Satz auf :
Salvia cam Ruta
Facinnt pocula tuta.
ZU deutsch:
Salbei und Baute, vermengt mit Wein,
Lässt Dir den Trank nicht schädlich sein.
Aus diesem Grunde fand die Raute, die gegenwärtig noch in Bos-
nien als Amulet gegen Verschreien der Kinder angewendet wird, einen
Platz in den Hausgärten. Aus Baute wurde mit Hilfe anderer Kräuter
der „Yierräuberessig^ bereitet, so genannt, weil während der Pest von
Marseille vier Bäuber, die sich seiner bedienten, ohne Ansteckunga-
gefahr die Pestkranken und Todten geplündert haben sollen.
Zu diesem Pestessig oder Spitzbubenessig (franz. vinaigre de
quatre voleurs) werden ausser Baute Wermuth, Rosmarin und
Wachbolderbeeren, Lavendel, Kalmus, Knoblauch, Zimmt, Muskat
und Gewürznelken genommen. Ein solches Getränk hat jedenfalls
^ Kraft ^ in sich. Rue bedeutet im Französischen Baute und Beue.
Reue aber ist mit Treue verwandt. Zugleich symbolisiert das
haltbare Grün des Krautes, dessen Aroma der Verwesung
widersteht, die Erinnerung. Bei dem ländlichen Feste im „Winter-
märchen'' (A. 4, Sc. 3) sagt Perdita:
. . . Werte Herrn,
Ftir ench ist Baut und Rosmarin ; sie halteu
Färb' und Geruch den ganzen Winter lang ;
Dank nnd Erinnerang sei ench beschieden . . .
- 64 —
Auch Ophelia vertheilt neben Boemarin Baute , letztere
überaus sinnig an den König. Schuldbeladen, wie er ist, soll er
durch die Baute an den Gemordeten eriDuert werden. Bei der
Auiführung des i, Hamlet^ im Wiener Burgtheater legte FrSulein
Barsescu gerade hierauf verständnisvolles Gewicht, und ein
leiser Schauer durchdrang die Zuhörer, wenn sie zum Könige ge-
wendet sprach : „Da ist Baute für Euch und hier auch für mich.
Wir können sie auch Beu- und Gnadenkraut nennen. ..." Id
Wahrheit, ein Beukraut dem verbrecherischem Könige, ein Gnaden-
kraut dem unglücklich liebenden Mädchen ! Die Baute als Trauer-
pflanze begegnet uns ferner in „Bichard IL" (A. IH, Sc. 5).
Der Gärtner pflanzt Baute dort, wo die Königin mit ihren
Thrfinen den Boden netzte :
Dies Plätzchen netzten ihre Thränen; hier
Pflanz' ich ein Rautenbeet als tranr'ge Zier.
Bald mahnen wehmuthsvoll die jungen Sprossen
An einer Königin Thränen, die hier flössen.
Salix. Weide. Ein Zauber- und Unglücksgewächs. Zwei
der verbreitetsten Arten sind auf Seite 55 abgebildet. Ophelia
muss ihr junges Leben lassen, da der W e i d e n zweig bricht,
nach welchem sie in ihrer Angst gegriffen :
Sie stieg hinauf, um ihre wilden Kränze
An den gesenkten Zweigen aufzuhängen ;
Da brach ein falscher Ast, und niedersinken
Die rankenden Trophäen und sie selbst
In's weinende Gewässer . . . (Hamlet, A. 4, Sc. 7.)
Nach germanischem Glauben hielt sich im Weidicht der
Todesgott Vidharr auf, und der von der Vebme Verurtheilte
wurde mit einer Weidenruthe erdrosselt. In einem lithauischen
Volkslied — abgedruckt bei Herder, „Stimmen der
Völker" — klagt ein Mann den „Weidbaum" an, seinem Bruder
jähen Untergang bereitet zu haben; wie Ophelia, hielt sich
dieser an der schwanken Gerte fest. Vorzüglich in England ist
die Weide das Symbol unglücklicher Liebe geworden. Wer dächte
nicht an Desdemona^s Lied vcn der Weide ? Ferner sagt
Benedict zu Claudio („Viel Lärm um Nichts", A. 2, So. 1) :
„Nun, zum nächsten Weidenbaum, in eucrn eigenen Angelegen-
heiten, Graf. Auf welche Art wollt ihr euren Kranz tragen ?
. . . Tragen raüsst ihr ihn einmal, denn der Fürst hat eure Herrin
gekapert." Die unglückliche Dido lässt Shakespeare dem
absegelnden Aeneas mit einem Weidenzweig zuwinken („Kauf-
mann von Venedig", A. 5, Sc. 1):
. . In solcher Naotit
Stand Dido, in der Hand den Weidenzv«)g, .
Am vilden Seegestad, dam Liabsten winkead
Zur Bttckkehr naoh C&rtbaga . .
Als der Bote Bona der Schwester des französischen Königs, die
Ueldnng bringt, Heinrich habe sich mit Lady Grey vermählt, da rnft sie:
Sog* ihm, ich trüg' in Hoffnung, dass er bald
Ein Witwer werd', nm ihn den Woidenkranz.
(Heinrich VI,, in. Th . A. 3, S«. 3,)
Von der so zeitig im Jahre erwachenden Weide werden die
heimischen Palmkätzcben genommen, die in der Kirche geweiht,
das Hans vor Blitz und Gewitter schützen and bei den ver-
schiedensten Erankbeiten angewendet werden. Selbst im anige-
klfirtesten Hanse findet man diesen Rest des Rränterzaabers.
Fig. 11. Fig. 12.
Vielfach wird die Weide, wie Jnniperns und Sambucus (a. d.),
znm Wenden, d. i. Uebertragen (Tranaplantieren) von Krankheiten
genommen. Darüber läaat sich schon Cr r i ni m in der deutscheu
Mythologie ans. Westend orp verzeichaet folgenden niuler-
IKndisohen Gebrauch: Wer vom kalten Fieber genesen will, gehe
irUh Morgens zn einem alten Weidenbanme; knüpfe 3 Knoten in
einen Ast nnd spreohe dazn :
gOfl moi^n, olde,
ik geef od de Holde,
goe morgen, otde!
Dann kehre er um nnd laufe, ohne sich nmznsehen, eilends forti
- M —
Bei den Gzeohen wendet iqkii das TranipliDtiereo folgender-
mBHen an **) : Wer du Fieber hat, soll Abends za einer alten
Weide gehen, die am Wasaer steht, and dort so lange hleiben,
bis der Fieberanfall vorttber ist Dann binde er etwas von sich an
den Baum, nnd lanfe, so schnell er kann, nach Harne ; wogegen
das Fieber an dem Banm bKngen bleibL Er kann aber anoh einen
h51zemen Keil in den Banm einsohlageo nnd dabei mfen: gDa
schlag ich dich ein, daas dn nicht mehr anf mich kommstl* So
wird er des Fiebers ebenfalls los ; nnr darf er beim Nachhanse-
gehen sich nicht melden, wenn ihn eine Stimme mfen sollte ; nnd
nmseben darf ar sich ebenfalls nicht. Gemeinsam ist bei dieser
seltsamen Therapie, dass der Patient Bewegung macht, bis er in
Schweiss kommt Das zn erreiehan, wird die von P. B a n m-
garten ans EramsrnBuBter mitgethailta Uethode zweifellos
geeignet sein : Han lanfe 72 U a 1 nm den Weidenstamm hemm,
und sage jedesmal
Wind dich, Widl, wind dich,
Fieba Sand 72 ;
DÜa Fioha, dfis ih hau,
Döi hing ili dran.
Gh^n Blntwallongen stelle man sich zn Johannes auf einen
Bretterboden, bücke auf einen grünbelanbten Banm and spreche
folgenden Segen:
Ich ateh' anf Holi nnd leh' aat Holi,
Anf Mache grüne Zwol^,
Dn beiUgw QsUt, ich bitte dich,
HUr, dtas daa Sanaeu echweigsl
Denn Niemand «elu bb, was dn Teiast,
Wie mir ed Haih, o heiL'ger OeistI
Ancb Blnt IKsst sich dcroh Eiaat nnd Beschwörung bannen.
So Einer starkes Nasenblnten hat, nehme man eine Wurzel der
Eornblnme, rieche zn ihr nnd sage dazu :
Drei Brnnnen atehn im Paradies,
Ihr Wasser lit wie Hanjg eUai,
Der eine filMst, der andre gieaat,
Ein Blümchen aus den dritten sprieaat ~
Sieh' itill — wenn ich will r
Eine starke BIntnng stillen die Teplitzer, indem sie einen
Lappen mit dem friaohen Blute in einen neuen irdenen Topf thnn
nnd mit „Eupferwasser" begiessen. Um die Wände zu heilen,
mnas der Lappen täglich im üieasenden Wasser ansgewasohen
J") Prnckmayr: Had.-ehir. Centralbl. XVI (1881), Kr. 27.
— 67 -
und in dem Topf mit Bisenvitriollösnng feaoht gehalten werden.
Nach der Vorstellmig derselben Leute wird einem Jäger „der
Sohnss yerkeilt**, wenn man einen Lappen von seinen Kleidern
mit einem Holzkeil vor Sonnenaufgang in einer hohlen Weide
festmacht. So lange der Lappen nicht herunterfSllt oder von dem
Betreffenden aufgefunden wird, hat er keinen sicheren Schuss.
Nach Duftschmid werden in den oberösterreiohischen
Alpen die Speikwurzeln zum Transplantiren oder „ Wenden ** der
Krankheiten benützt. Zu den Wendwnrzeln werden mehrere
Kräuter gerechnet : so Achillea Chiavennae, Geum reptans, Nardus
stricta, Primula farinosa. H ö f e r in seinem etymologischen Wörter*
'buch berichtet vom „Schwund wenden ** bei Mensch und Vieh
Folgendes: Unter Schwund oder Schelm wird jede unbestimmte
Krankheit verstanden. Man pflegt mit der Hand, einem Messer-
rücken oder Aermel den kranken Körper zu bestreichen, oft wird
um ein Glied ein Faden gebunden, oft auch etwas in der Erde
begraben. Dazu kommen Sprüche (davon „Ansprechen*' der Krank-
heit). Das Fieber wird gewendet, indem man Körner säet und
dazu spricht :
72 Fieber seint, ey ia !
Das, was ich han, bau' ich an,
Nehm's Vater, Nehm's Sohn etc.
Wenn der Same aufgeht, ist das Fieber verschwunden
Probatum est I Verwandt ist im gewissen Sinne die Vorstellung,
dass man den Alp beschäftigt, um sich von ihm nicht martern
zu lassen. So sagt man in Teplitz (Laube):
01p I
Bist geboren wie ä Kolb,
Musst sieben Wosser woden,
Musst sieben Beeme blöden (abblüten),
Musst sieben Karchen weichen (weihen),
Musst sieben Barche (Berge) steichen,
Musst sieben Thäler weiten,
Musst sieben Strossen schreiten ;
Derweile werd*s Tag!
Auch versprach man dem Alp vor den Schlafengehen ein
Stück neugebackenes Brot oder eine neugebackene Semmel. Kam
nun jemand zufällig und forderte solches, so hatte er sich
als Alpdrücker verrathen. Die zwingende Kraft eines Mittels
wird sonst auch gerne durch ein Sprüchlein bestärkt. So hatte
(nach der Grazer „Tagespost", 10. März 1897) der Sympathie-
doctor Hieronymus Bodenwinkler, Schneider in Donnersbachwald,
den Zaubersegen :
— 58 —
Auf meine Kraft mnsst du vertrauen,
Darfst auf eig'ne Kraft nit bau'n,
Blitz, Gott, Donner, alle Heiligen,
Müg'n sich bei mein Werk betheilig*n.
Kriz, Krenz, neb'nfdl,
niaz sei dir g'holfn und allenval.
Dabei fuhr der Schneider mit einer „Lachskrall" (Lachszehe)
über's kranke Vieh, neun Mal hin und neun Mal her.
Von giösstem Interesse ist es, gerade beim Capitel „ Wenden **,
wie an einem classischen Beispie], die weite Verbreitung eines
und desselben Völkerglaubens zu beobachten. Den lehrreichen
Hinweisen A n d r ^ e's (1. c. p. 81 fif.) zufolge, wurden
noch im vorigen Jahrhunderte in England hruchleidende Kinder
durch gespaltene Eschen durchgezogen (6 r i m m, Deutsche Mytho*
logie). Nach magdeburgischem Glauben wird ein krankes Kind
geheilt, wenn es zwei Brüder durch einen von ihnen gespaltenen
Kirschbaum durchziehen. In Wehlau (Provinz Preussen) sucht
man, wenn Kranke die „Keile" (H . . . nvergr<)Säerung) haben, eine
armsdicke Eiche im Walde, spaltet den Stamm und zieht das kranke
Kind drei Mal durch den Spalt, der dann wieder verkeilt wird.
Der Czeche sagt, wenn das Fieber kommt : Raufe dir ein Büschel
Haare aus, reisse ein Stückchen vom Kleide ab, stecke die Sachen
in das Loch einer weissen Weide und treibe einen Hagedornkeil
hinein; so muss das Fieber aufhören. Wenn Krankheit in den
Dörfern östlich vom Niassasee herrscht, so kriechen die Neger
unter einer gekrümmten Ruthe hindurch, deren beide Enden in
die Erde gesteckt sind, waschen sich dort mit Medicin und ver-
graben diese sammt dem bösen Einfluss (L i v i n g s t o n e).
Wie noch in unseren Tagen an die besondere Macht der
Weide geglaubt und sie geradezu als Wünschelruthe (cf. Corylus
Avellana) verwendet wird, geht aus folgendem, vom „Berliner
Localanzeiger", 23. Februar 1898, mitgetheilten Falle hervor :
„Im Dorfe Dreissigacker bei Meiningen mangelte es schon lange
an Wasser. Bereits 1848 legte man einen zweiten Brunnen an ;
er genügte aber nicht, und so wurden im Laufe der 80er Jahre
neue Bohrungen vorgenommen. Mit der zunehmenden Bevölkerung
wuchs der Wassermaügel wieder. Alle Bemühungen sachver-
ständiger Geologen, die man zu Rathe zog, waren jetzt erfolglos.
Von allen Seiten hiess es : „ Hier ist eben absolut kein Wasser
zu finden.*' Da wurde bekannt, dass in Ortschaften an der Rhön,
die in Bezug auf das Trinkwasser noch schlimmer daran waren,
Quellen mit Hilfe von Weidenruthen gesucht und gefunden
worden waren. Erkundigungen bestätigten das Gerücht. Nunmehr
machte man auch hier Versuche, und siehe da, die Wunderrnthen
zeigten, fast an der höchsten Stelle der Flur, zwölf Wasseradern.
- 59 -
Natürlich begegneten die Dörfler bei ihren Esperimenten Stiche*
leien und argen Verspottungen. Sie Hessen sich aber nicht irre
machen. Und der Zufall sollte ihnen Recht geben I Es wurde
mit der Ausschachtung begonnen, und heute herrscht grosse Freude
— in einer Tiefe von 6V9 t^ wurde die erste Ader mit genügen-
dem Wasser vorgefunden. In ganz Dreissigacker glaubt man nun
steif und fest an die Zauberkraft der Wiinschelrathe.''
* *
Sambucus nigra. HoUunder. Der schirmende Haus-
genosse vor des BauernWohnnng. Bei Hans Sachs nennt eine Frau den
Mann ihren „lieben Hollerstock *'.^^. Ein traulicher Strauch, bei dem
man von wirklicher Freundschaft, ja Pietät des Menschen für ihn
sprechen kann, lieber den Namen Hollunder, Holler, abd. holantar,
holuntar, holandir, mhd. holunter, holenter, verkürzt holder, holler,
sind verschiedene Ansichten geltend gemacht worden. Die
Einen versuchen die Herleitung von Holder = Bruchholz und
dar = Baum, Grimm lehnt Holunder an hohl an ; es ist nämlich
eines der besonderen Merkmale des Strauches, dass seine Aeste
im Alter mit leichtem Mark angefüllt sind. Gleichsinnig äussert
sich P e r g e r : holantBr, engl, the hoUowtree, der hohle Baum,
Hohl — ter. IJnverwehrt bleibt aber, im Bestimmungsworte den
Namen Frau Holla's zu erkennen, welche das Volksdenken mit
dem Strauche in deutlichen Zusammenbang bringt. Schon in dem
bekannten Kinderreime:
Ringel, Ringel, Reiha,
Sai ma nns'ra dreia,
Setz ma nns am HoUerbnsch,
Mach ma alle hnsch, husch, husch !
zunaal in der zweiten Strophe desselben, welche die Kleinen singen :
Sitzt 'ne Frau im Ringelein,
Mit sieben kleinen Kinderlein,
Was essens gern? Fischlein.
Was trinkens gern? Rothen Wein '^j.
") Grimm, Frauennimen aus Blumen.
'^) Man vergleiche auch die Fassung bei J. P. Friedr. Richter,
„Flegeljahre"* (Stattgart 1804-1805) Sämmtliche Werke, 21. Band. Berlin
1841, p. 245 :
Ringe, ringe, Reihe,
's sind der Kinder dreie,
Sitzen auf dem Holderbusch.
Schreien alle Musch, Mnsch, Musch t
Setzt euch nieder 1
Es sitzt 'ne Frau im Rio gelein,
Mit 7 kleinen Kindern.
Was essens gern? — Fischelein.
Was trinkens gern? ^- Rothen Wein,
Setzt euch nieder I
— 60 -
erkennen wir deutlich Frau Holla, die den ihr anvertrauten
Menschchen Atzung bietet ; diese selbst werden mit Vöglein ver-
glichen, welche von Holla's Strauche auffliegen. Die Beziehung
wird noch klarer, wenn man erwägt, dass Frau Holla junger
Eheleute Schirmerin war und die Frommen mit Kindersegen
beschenkte ; merkwürdig ist diesbezüglich die Wiener Redensart :
„Die Kinder vom Hollerbaum herabbeuteln*', von neugeborenen
Kindern. „Wenn man sich", meint P erger, „bei vielen Pflanzen
nicht erklären kann, wie sie im Volke Bedeutung bekamen, so
begreift man dies beim HoUunder wieder sehr leicht, indem der
starke Dutt seiner Blüten, seine Fülle von Früchten, sein leichtes
Mark und seine im Vertrocknen hohl werdenden Zweige . . .
mehr als genügend hinreichen, die Auimerksamkeit zu erregen,
abgesehen davon, dass man auch bald seine schweisstreibende
Kraft kennen lernte, die sich in so vielen Krankheiten heilsam
erwies, dass man ihn schon zur Zeit des Heidenthums als heilig
betrachtete."
Robert B u r n s singt :
0, war' mein Lieb' ein Holderstraach,
Wie der, voll Blumen joder Ast,
0, war' ich selbst ein Vögelein!
Auf seinen Zweigen hielt ich Rast.
Wie wollt' ich trauern, sah' ich ihn
Entblättern des Novembers Weh'n!
Wie singen, sähe bltihn'd und grün,
Ich wieder ihn im Lenze steh'n !
Unsere Vorfahren betrachteten den Strauch als die Wohnung
des guten Hausgeistes, der Hollermutter oder Frau EUhorn. Bei
den Dänen schaut sie in der Dämmerung durch die Fenster und
sieht, ob Alles im Hause in Ordnung ist. Bei den Letten wohnt
der Gott Puschkait unter dem Baume, dem Brot und Bier hin-
gestellt werden, und bei den Polen ist es der König der Zwerge
Pikulik — jetzt heisst so das aus Hollundermark gefertigte
Stehmännchen — der mit seinen Schaaren unter dem Baume
haust. Nach der Vorstellung des galizischen Ruthenen hat dagegen
der Gottseibeiuns unter der Wurzel des schwarzen HoUunders
seinen gewöhnlichen Wohnort, was schon durch den Namen,
Baznik-Biesnik, angedeutet wird. Daher darf man den Strauch
nur Vormittags abhauen ; wenn sich die Sonne zum Untergange
neigt, ist unter der Wurzel schon Dämmerung eingetreten,
während welcher der Teufel die grösste Macht hat. Erwähnens-
wert scheint mir, was der abenteuerliche Simplicissimus erzählt:
- 61 —
„Zuletzt nahm ich eine Pistol auf den Arm and band das Pferd
an einen starken Holderstranch'* ^®).
Für den Landmann ist der HoUunder eine wahre Haas-
apotheke. Wer Zahnweh hatte, begab sich mit einem Messer zam
Hollander and sprach drei Mal:
Liebe Frau Hölter,
Leih mir ein Spalter,
Den bring ich encb wieder.
Dann löste er ein Stück von der Rinde ab, schnitt sich
einen Span ans dem Holze and ging nach Hanse. Hier ritzte er
mit dem Span das Zahnfleisch, bis derselbe blatig war, woraaf
er ihn in den Stamm wieder einfügte, am das Weh aaf den
Hollander za übertragen. Auch "Fieber und Rothlauf können durch
die Formel :
Zweig:, ich biege dich,
Fieber, nnn lass mich ;
Hollerast, hebe dich anf,
Rothlanf, setz' dich drauf,
Ich hab' dich einen Tag
Hab's du nun Jahr und Tag.
auf das geduldige Holz übertragen werden^*'). Nett ist, dass in
Shakespeare*s „Lustigen Weibern" (A. 2, Sc. 3) der Dr. Cajus
als „Hollunderherz" apostrophiert wird.
Ein Verwandter des schwarzen HoUunders ist der Zwerg-
hollunder oder Attich, Sambucus Ebulus, der früher als kräftiges
Rossmittel galt und daher bei keiner Burg fehlte. Noch heute
wächst Attich auf dem Gremäuer der Burgruinen. Zieht der
Tiroler Landmann vor „Frau Has^l" den Hut, so ist „Herr
Attich" in Hochachtung beim Franzosen. Frkrankt dem Land-
manne in der Montagne uoire (Südfrankreich) Vieh oder ver-
schlimmert sich ein Geschwür, dann sucht er Attich, Sambucus
Ebulus, auf dem Felde, dreht ein Büschel davon in der Hand,
macht eine Verbeugung und sagt: „Guten Morgen, Herr Attich,
wenn du die Würmer nicht da wieder wegnimmst, so schneide
ich dir die Füsse ab."
Scabiosa succisa. Teufelsabbiss. Der Wurzelstock
sieht unten wie abgebissen aus. Der Teufel biss hinein, da er
das Heilkraut dem Menschen nicht gönnte. Schützt gegen Teufel
und Hexen. Wie Prätorius in der „Gestriegelten Bockenphilo-
*^) 6ri mmelshau sen, 1. c. Bd. 1, p. 253.
^•) Wegen des Transplantierens der Krankheiten wären auch Jnniperas
und Salix zu vergleichen.
- 62 -
Sophie** zu erzählen weiss, hat der Teufelsahbiss za Johannis bis
12 Uhr Nachts ganze Wurzeln ; „ergo, so muss der Teufel in
dem Moment, da die Mittemacht vorbei ist, gleichsam so schnell
als der Blitz in der Erde, als eine Schermaus oder Maulwurf
herumreiten und diese Wurzeln abfressen.** — Ein „sympathetisches
Mittel** : „Vom Teufelsahbiss nehme vier bis fünf Wurzeln, zer-
schneide sie, hSnge die Stücke an einem Faden auf den blossen
Hals. Sobald sie eintrocknen, werden die Augen besser.
Hernach wirf die Wurzeln in fliessendes Wasser!*
Sempervivum tectornm. Hauswurz. War dem
Donar gewidmet („Donner würz**, „Donnerbart**) und wird, in
deutlicher Erinnerung daran, noch heutigen Tages überall, wo
Deutsche wohnen, auf Dächern gepflanzt. K a r 1 's des G-rosseu
Capitulare de villis, das dem deutschen Landmann die Gewächse
vorschreibt, die wegen ihres Nahrungs- oder Heil wertes zn
pflanzen sind, verlangt ausdrücklich, dass jeder Bauer „Jovis
barbam** als Mittel gegen den Blitz auf seinem Hanse besitze.
Französisch heisst das Kraut noch heute : „Barbe de Joves.**
In Galizien erkennt man die Häuser der deutschen Colonisten
schon von weitem an der Hauswurz. Hauswurz legt sich nach
Reiterer (1. c.) die steierische Bäuerin auf die Stirne, wenn sie
Kopfweh hat. Allgemein bekannt. Speciell nur im Donnersbach-
tbal traf dieser Gelehrte den Aberglauben : der Saft der Haus-
wurz, vermengt mit Gummi, rothem Arsenik und Alraun, gibt
ein Arcanum, das, auf die Hand gestrichen, ermöglicht, glühendes
Eisen anzufassen. Nach Neidhart 1. c. gebraucht man den
Saft der Hauswurz gegen aufgesprungene Lippen, gegen „Scherzen
und Schrunden**^ daher auch „Scherzenkraut** genannt.
Als „unguentum grecum ad caput** ist in P f e i f f e r 's
Arzneibuche aus dem 12. Jahrhundert ein interessantes Reoept
mitgetheilt, in dem „hüswurz** eine wichtige Rolle spielt ; es
lautet: „Rute mani palnm I, hüswurz m. II, epphes m. V, folia
lauri m. Y, scozwurze (Artemisia abrotanum !) m. V. Disin allin
solt du vil harte nuwen (conterrere) mit dem ezziche joch sih in
durch ein tnoch in ein erin vaz. Daz selbe vaz solt du begrabin
in der erden niun tage unde solt ez vil vaste obenan betuon
(verschliessen). ünde dar nach solt du ez biderbum (benützen).
Nim ein cupher vaz oder ein heriniz vaz unde güz 6in mez oles
dirzuo, daz andir des handigiu ezzichis dar in unde begrabiz in
der erde nun tage, unde dar nach so engrab sie unde biderbe
sie ze allen den erzentin, so da gesribin ist in dem arzinbuoche.
Och is sin vile gut ze der wundun unde ze der houbitsweren.**
^
- 63 -
Senecio vulgaris. Kreuzkraut. Diese Composite gilt,
wie Erigerou acre (s. d.), als Berufskraut. Auch sie hat Früchtchen
mit weissen Haarscliöpfchen, die an den Bart eines winzigen
Kobolds erinnern könnten. Daher auch der Name SeneciOi d. i.
Greisenkraut. Früher wurde es auch „Baldgreis", „Grrimmenkraut"
(weil es gegen das Grimmen im Leihe diente) und St. Jacobskraut
genannt. Frank berichtet von seinen Kräften : „ist kalt, zer-
theilet, ziehet die Wunden zusammen, curiret die Galienkrankheit,
gelbe Sucht, das Brechen und Blutspeyen, Hüftenwehe, den
der Weiber und tödtet die Wurme, Aeusseilich
dient es in Entzündung der Brüste, grindichten Köpfen, Kröpfen,
Schmerzen des Magens, verhaltenen U . . ., Gichtschmerzen, Wunden
tmd dergleichen. Man hat hievon ein destillirtes Wasser. Das
Kraut hängt man in dreytägigen Fiebern an."
*
Soldanella alpin a. Alpenglöckchen. „Beschrei-
kräutel" in Bayern. Des Teufels Glockenblume heisst des Kräutchen
im Salzburgischen; er wollte in ihm die Campanula nachahmen.
*
Stachys recta. Gerader Ziest. Beschreikraut. Ung er
Cl* c. p. 319) macht die flüchtige Bemerkung, dass ihm nicht
liekannt sei, wie diese Fflaoze ,.in's Geschrei kam, gegen das
"Verschreien wirksam zu sein" und erwähnt, dass das Kraut in
ixanchen Gegenden Deatschlands zu abergläubischen Zwecken unter
der Thürschwelle vergraben werde. Dagegen berichtet Carus
Sterne (1. c. p. 429): „Der straffe Ziest ist eine berühmte
I^flanze geworden, seit Leonhard Fuchs in ihm das erste oder
lierakleische Eisenkraut (Sideritis) des Dioscorides entdeckt zu
liaben glaubte, welches alle Eisen wunden schnell heilen, Glieder
nnd Sehnen stärken und alle Gliedschmerzen und Geschwülste
schnell vei treiben sollte . . . der straffe Ziest . . . führt noch
jetzt in den Apotheken den Namen Herba Sideritidis. Ehemals
führten die Soldaten und Gladiatoren das angeblich von Herakles,
dem Gotte warmer Heilbäder, entdeckte Wundkraut bei sich. Im
Uittelalter rechnete man die plötzlich auftretenden Gliederschmerzen,
den sogenannten Fluss (Gicht und Kheumatismus), sowie Lähmungen,
andauernde Schwäche u. s. w. zu den Krankheiten, welche dämo-
nischer Natur seien und durch den „bösen Blick **, Beschreien der
Kinder u. s. w. angehext werden könnten, und nannte daher das in Form
von Bädern, Waschungen und Eäucberungen zum Vertreiben der un-
natürlichen Krankheit gebrauchte Bad- oder Glied kraut auch Abnehm-
kraut, Beruf- oder Beschreikraut. Das abergläubische Volk trug
- 64 —
den Zieat in deiTastbe odei verginb Ihn nnter der TbQnchwelle,
um die boaen Einflüsse vom EauBe fernznbalten. Und wie die
Weiber nicbt in den Tempel des Heraklea eintreten dnrften, bo
nützt nach Wiener Glanben sein Eraat — dort Bbenmatiaebkrant
genannt — nnr den Männern, die Franen mUasen bei gleicben
Leiden Haiienbettatrob (Galium) aawenden. Von diesem verbreiteten
Oebrancbe zu BSdern und Waschniigen, namentliob anob bei der
sogenannten ^engliBclien Krankheit" der Kinder, rllbrt wabraobein-
licb der Name Ziest her, der ans dem Slavisobea tn stammen
Bcbeint. Im Böhmischen heisst die Pflanze aämlioh Ciatec, was
snmittelbar mit Cistiti, reinigen und öiato, rein, maammenza-
bKogeu Bcbeint."
Taxns baocata. Eibe. Galt aohon DioBOorides
nnd F 1 i n i u 8 als nnbeimlicher Banm. L i n n 4 spottet darüber,
Fig. 13.
Eibe.
da er auf Gotbland die Lente ibre Stuben mit TaxnsgrSn ans-
tapezieren aah. Ein Stüohchen Holz, aui blossem Leibe getragen,
— 65 —
diente wider Zaubereien. Der Eibenzweig bannte und löste den
Zauber. Im Märchen von Bolands Schildknappen verwandelt die
Alte die tibermiitbigen Knappen mit der Eibe Hilfe zu Stein, um
sie mit derselben wieder zu entzaubern. Die Taxusbogen waren
zur Zeit des Pfeilscbiessens die gesuchtesten. Ein Nürnberger
Consortium hat im Jahre 1559/60 aus Oberösterreich nicht weniger
als 36.650 Eibenbogen bezogen ^^). Bei Shakespeare („Richard IL"
A. 3, Sc. 3) heisst es:
Betbrüder lernen selbst, die Eibenbogen,
Die zwiefach tödtlichen, anf dich zu spannen.
Ausser der Zähigkeit wirkte also auch der Zauber des
Holzes. War Taxus wegen des düsteren Grün schon bei den alten
Griechen ein Trauerzeichen, so ist er auch später Friedhofbaum
geblieben. In „Romeo und Julie", A. 5, Sc. 3, sagt Paris auf dem
Friedhofe zu seinem Pagen :
Dort nnter jenen Eiben strecke dich,
Das Ohr am hohlen Boden haltend, nieder.
Vom Todtenbaum zum Unglücksbaum war der Gedanken-
gang nicht weit :
Dann, als sie kaum erzählt die Höllenmär,
Erklärten sie sogleich, sie wollten hier
An einer ÜDglücks-Eibe Stamm mich binden,
Und preis mich geben solchem schnöden Tod.
(Shakespeare's „Tit. Andron." A. 2, Sc. 2.)
Andererseits wurden dem „gottverfluchten Eibenbaum" wieder
Heilkräfte zugerühmt. Oslander, in seinem Buche „Die Volks-
arzneimittel", welches zu Tübingen im Jahre 1826 erschien,
führt zerstossene Taxusblätter, die mit Bier zu nehmen seien, als
Mittel gegen Hunds wuth, Schlau genbiss und Insectenstich an. Das
Medicament sei in Wien unter dem Namen des „schwarzen-
bergischen Mittels" bekannt.
Ihrer Verbreitung nach gebort die Eibe zu den ausster-
benden Bäume. Conwentz hat seine Untersuchungen
in letzter Zeit auch auf Scandinavien ausgedehnt und sich dabei
u. A. die prähistorischen Holzgefässe genau angesehen und mikro-
skopisch untersucht. Das Eibenholz ist am kleinsten Splitterchen
durch die eigenthümlich spiraligen Verdickungen der Holzzellen,
die allen anderen einheimischen Nadelhölzern fehlen, mit Sicher-
heit zu erkennen. Professor Conwentz hat in den archäologischen
Museen von Stockholm, Lund, Christian ia und Kopenhagen im
"') Conwentz: Die Eibe in Westpreussen. Abhandlungen zur
Landeskunde der Provinz Westpreussen. Hefl III, Danzig 1892.
98. Nr. 119/98. 5
— 66 —
Ganzen 61 vorgeschichtliche Uolzgerätbe untersucht; davon be-
standen nicht weniger als 50 aus flibenholz. Und zwar sind es
nach dem Zeugnisse der nordischen Archäologen lauter einheimische,
an Ort und Stelle gefertigte Geräthe. Das deutet darauf hin, dass
die Eibe auch dort frUher viel häufiger war als jetzt. Auch in
der Schweiz wurde die Eibe in prähistorischer Zeit vielfach benützt.
Die Pfähle der Pfahlbauten bestehen zum Theile aus diesem
Material, nach Heer auch Bogen und Messer. Eiben erreichen ein
wahres Methnsalemalier. Der englische Dichter William Words-
roth sagt von alten Eibenbäumen seiner Heimat :
.... finster schauen sie,
Dem Uneingeweibiei) : ein güsaulier tScbatteii,
Auf des grasloseiu, rulhliclihraunen Bodrii,
(Ihn färbt der Abfall des verkümnjerndeii
Laubwerkes ewig), unter desseu dunkelm,
AVie für ein Fest mit freudelosen Beeren
Bedecktem Zweigdach um die Mittagsstunde
üespeustische Gestalten weilen mugen.
Schweigen und Vorschau ; Furcht und Uofluuug auch,
Die zitternde ; Tod das Skelett, und Zeit
Der Schatten — dort, gleichwie in einem Tempel,
Den die Natur erhob, den nioos'ge Steine
In wüster Reih', Altären gleich, bedecken
Vereinte Feier zu begehen, oder
In stummer Ruh' zu liegen, und dem Sturz
Der Wasser des üebirges zu gehorchen, die
Aus Glaramanns tiefsten liöhlon murmeln.
Aus dem llolze der uralten Eiben im Berliner Herrenhans-
garten, unter denen Felix Mendelssohu-Bartholdy) Spohr, Moscheies,
Paganini, Heine und Humboldt weilten und unter dem B i s-
m a r c k seinen politischen Gedanken nachhing, Hess im vorigen
Jahre ein Verehrer des Fürsten einen Becher fertigen und über-
sandte ihn nach Friedrichsruh mit einem G-edichte , in dem
es hiess :
Von Eibenholz ein Decher
Sei Dir, o Fürst, geweiht,
Der mahn', ein stummer Sprecher,
Dich au vergangene Zeit.
Du selbst, der Eibe gleichend
Scheinst du, so zäh, so fest,
AVeit mit den "Wurzeln reichend
Und weit mit dem Geäst.
Thalictrum. Wiesenraute. Wurzel und Kraut in das
Bett gelegt, hilft gegen das Beschrieensein der Kinder.
*
— 67 —
Tilia enropaea. Linde. Der freundliche, die Menschen
durch Duft und Schatten erfreuende Baum, der in den Volks-
liedern und Sagen so olt vorkommt, hat nach der allgemeinen
Vorstellung besondere Kräfte. Lindenbast sichert vor Zauber-
werken, Lindenasche auf den Aeckern vor Ungeziefer. Behextes
Vieh schl> man mit Lindenruthen, die auch die Hexe treffen.
Die Verehrung des Volkes für die Linde spricht sich auch darin
aus, dass an seinem Stamme am häufigsten Marienbilder befestigt
werden. Der Baum mit allen seinen Theilen ist wie der HoUunder
iür den Landmann noch heute eine förmliche Apotheke. Wozu
-Alles die jetzt bis auf die Lindenblüthen wohl ganz obsolete
Xinde verwendet wurde, mag aus F r a n k's Bemerkungen hervor-
gehen : „Die Blüthen sind warm und 'trocken im ersten Grad,
zertheilen, dienen dem Haupt, werden im bÖsen Wesen, Schwindel
und Schlagflüssen gebrauchet. Die Blätter und Rinden sind temperirt
im warmen und trocken im ersten Grad, .... dienen äusserlich in
Brandschäden. Der Samen ist wider allerhand Flüsse und Verblutungen
zuträglich. Die aus dem Feuer gezogenen Lindenen Scheite pflegt man
mit Essig zu besprengen, und das geronnene Geblüt zu zertheilen,
vorzuschlagen. So thun auch äusserlich die Blätter in Gesch wären
des Mundes bey Kleinen Kindern und Geschwulst der Füsse gut.
Der Schleim aus der Rinde heilet Brandschäden und Wunden.
Die Feuchtigkeit und das Wasser, welches aus dem Mark der
zerschnittenen Linde hervorrinnt, machet die Haare wachsend.
Sonst ist auch aus den Lindenblüthen ein destillirtes Wasser zu
bekommen."
Trifolium sp. Klee. Unstreitig die populärste, den
„Glücksklee" oder „vierblättrigen Klee" liefernde
und so auch die eigentlich salonfähige, selbst unserer aufgeklärten
Zeit noch vielsagende Zauberpflanze. Wann und wer zum ersten
Male den Glücksklee mit Bewusstsein gepflückt, wird ebenso
wenig zu ermitteln sein, wie der Name des Mädchens bekunnt
ist, die als Erste die Oiakelblume (cf. Leucanthemum) aus der
wogenden Wiese genommen und die Strahlen zum Liebesorakel
abgerupft hat. Carus Sterne verzeichnet als die ältesten
ihm bekannt gewordenen Nachrichten über den vierblättrigen
Klee diejenigen des abenteuerlichen Dichter ritters C y r a n o
von Bergerac, der im Jahre 1655 starb. Er erzählt
vom vierblättrigen Klee, wie er nur unter dem Galgen
wachse — ein Analogen zur Alraun-Sage 1 (siehe Mandragora)
— aus dem Blute der Gehängten entstehe und am ersten
Tage, da der Mond sichtbar sei, um Mitternacht gepflückt werden
5*
— 68 —
mÜFge, um im Spiele Glück zu bringen. Wer ein vierblättriges
Kleeblatt im Schuh oder sonst irgendwo bei sich trug, sollte die
Hrxen, Zauberer, wohl auch die Feen erkennen. Indess muss
bemerkt werden, dass Petrus Pena und Lobelius schon ans dem
Jahre 1570 („Stirpium adversaria**, p. 382) einen vierblättrigen^
Klee (Quadrifolium phyllon fuscum hortorum) beschrieben, der
höchst wahrscheinlich mit der noch heute in den Gärten gepflegten
Spielart des kriechenden Klees (Trifolium repens, var. foliis
fusco-nigris) identisch ist. . Zudem gedenkt Shakespeare,
der bekanntlich im Jahre 1616 starb, des vierblättrigen Klees
in solchem Zusammenhange, dass man von seiner Volksthümlich-
keit schon in dieses Dichters Zeit überzeugt sein muss. In den
„Lustigen Weibern" (A. 3, Sc. 2) sagt der Wirt: „He speks
holyday, he smells April and May; he will carry% he will
carry% tis in bis b u 1 1 o n s, he will carry't." Diese Stelle wird
sinngemäss übersetzt: „Er spricht lauter Sonntag, er doftet
Mai und April ; der kriegt sie, der fand das Kleeblatt.''
Auch in einem der G r i m m'schen Märchen, das gewiss ein ehr-
würdiges Alter hat, kommt der Zauberklee vor. Ein Mädchen
findet vierblättrigen Klee und erkennt durch dessen Kraft, dass
der schwere Balken, mit dem ein Zauberer den Hahn beladen
hat, nur ein Strohhalm ist. Nach der von Laube mitgetheilten
Tradition aus Teplitz, die jedenfalls auch ein hohes Alter hat, darf
vierblättriger Klee von dem Glückskind, das ihn findet, nicht
mit blossen Händen angefasst werden. Wie innig die Vorstellung
vom vierblättrigen Klee mit deutscher Denkart verknüpft ist,
zeigt R ü c k e r t in seinen Kinderjahren ; er sagt:
Wie viel Zeit irh damuls hatt.e,
Als ich stundenlang am See
Suchte nach dem vierten Blatte
An dem dreiblättrigen Klee.
Am Tage vor Bartholomee
Sprach ich: Nun blüht mir nimmer Klee!
Da fand ich an der Statt
Noch ein vierblätt'rig Blatt.
Der Roth- oder Wiesenklee (Trifolium pratense ^2), von dem
in den meisten Fällen das zauberische Blatt genommen wird,
"**) Rother Klee wird von llummeln aufgesucht und erfolgreich belegt;
wo viel rother Klee, kommen daher viele Hammeln vor, die in ihren nnter-
irdiseben Nestern viel Honig speichern. Das macht die Feldmäuse gedeihen
und in mäusereichen Zeiten vermehren sich die Katzen. So ist die biologische
Kette zwischen zwei im Systeme so weit ausein auderstehenden Lebewesen
hergestellt (Darwin). £s ist dem Verfasser gelungen, eine ähnliche Ab-
hängigkeit zwischen den Eisenhntarten nnd der Hummelgattnng zu con-
- 69 -
wurde anfangs der schönen Blamea wegen in den Garten gehalten,
erst in der josephinischen Zeit erkannte man seinen hohen wirt-
schaftlichen Wert. Otto Brunlels erzählt vom E>thklee,
„weliclier anch im Elsass würt geneonet Fleischblam, darnmb das
sein blnm rothfärbig gleich dem gereuchten Fleisch, wächst vfi
den wysen, blUet gemeiynhlich vmb vnseres Herren leichnamstag,
wurdt auch zu desselbigen Festes Ceremonien gebrauchet, und vmb
die Stangen kert^en geflechtet".
Nicht nur das Zusammentreten der Blütezeit mit einem
kirchlichen Feiertage, auch die Blattform des Klees ist in den
Dienst christlicher Symbolik gestellt worden. In Irland ist das
Kleeblatt das dem heiligen Patrick geweihte Nationalzeichen. Die
Legende erzählt, dass der fromme Mann den Iren, die den Begrifi
der Dreifaltigkeit nicht zu fassen vermochten, ein Kleeblatt gezeigt
habe, an dem drei Blättchen aus einem Stiel hervorwuchsen. Zar
Erinnerung . daran nahm die „g^^^^^ Insel" den weissen Wiesen-
klee mit der Harfe der alten Barden in ihr Wappen und schmückt
sich am St. Patrick-Tage mit Kleesträasschen. Wie auch hier
Christenthum über Heidentham obsiegte, zeigt der Umstand, dass
schon den Druiden der Klee eine heilige Pflanze war, die im
Zauberkessel nicht fehlen durfte. Vom vierblättrigen Klee meinen
die Leute, man müsse ihn an Sonntagen im G-ebetbuche in die
Kirche mitnehmen, dann wirke er um so kräftiger. Und wenn
man an einem Sonntag vor Sonnenaufgang einen vier blättrigen
Klee pflückt und im Schuh versteckt, so erkennt man in detr
Kirche alle Hexen. Vielleicht hängt auch mit der symbolischen
Beziehung des Kleeblattes zur christlichen Religion seine Ver-
wendung als Motiv in der gothischen Baukunst zusammen. In
der Werners-Capelle zu Bacharach bildet ein Kleeblatt den Grund-
riss. Das ist wohl ein Ausnahmsfall. Aber die Fensterbogen
imitieren vielfach die Gestalt des Kleeblattes, und kleinere darch-
brochene Kleeblätter säumen die Fenster ein; ein classisches
Beispiel hiefÜr ist an der Kathedrale zu Carcassonne aus dem
statiereo. Hummeln sind in der gegenwärtigen Schöpfung die einzigen Thiere,
welche sich den Honig aus den Nectarien der Aconitumarten holen können
und mit ihrem zottige i Körper der Blamenform so genan angepa^st sind —
der Parafftnausguss der Blume gleicht völlig dem Körper der Hammel! —
dass nothwendig eine Bostäabung der Bläthennarben mit den von anderen
Blflthen mitgebrachten Pollen stattfinden muss. Vergleicht man die Yer-
breitangslinie der Aconitnmarten mit jener der Gattung Bombus (Hummel),
so erkennt man a^s Consequenz dieser Symbiose von Eisenhat und Hammel,
dass die Blnme anf der ganzen Welt nur dort vorkommt, wo die Imme
schwärmt. Auch Drude, in seinem ausgezeichneten Handbuch der Pflanzen-
geographie (Stuttgart 1890, S. 122) weist auf die pflanzengeographische Be-
deutang dieses Falles hin.
— 70 —
14. Jahrhunderte zu sehen. An dem alten Kirchlein von Gatea-
stein (Niederösterreich), vor dem ich diese Zeilen schreibe, ist das
Eleeblattmotiv an jedem Fenster verwendet. Die grossen Spitz-
bogenfenster zeigen das Kleeblatt im oberen Ende, das kleine
Fenstereben ist ein von einem Kleeblatt ansgeflillter Kreis.
War die Form des Kleeblattes durch Natur und Kunst dem
Volke so sehr vertraut, so ransste es um so mehr aufiallen, wenn
es zeitweise statt drei vier Blättchen trug, wie Kinder auf die
Welt kommen, die statt fünf sechs Finger zeigen. Da man die
Erscheinung, die als Abzweigung eines überzähligen Blättchens
vom normalen Endblätteben oder den Seitenblättchen aufzufassen
ist '^), nicht zu deuten wusste, stand man vor dem vierblättrigen
Klee wie vor etwas Uebernatilrlichera, Wunderbarem. Er hat seinen
Ruf, wie schon eingangs erwähnt, bis heute erhalten. Zufälle, wie
sie in diesem Wirrsal der Zufälligkeiten täglich vorkommen können,
tragen dazu bei, das Renoram6e des vierblättrigen Klees selbst in
unseren Tagen womöglich noch zu verstärken. So begab es sich
vor einigen Jahren, dass ein „Europa-Müder", bevor er zum Hafen
ging, um sich nach der neuen Welt einzuschlE^en, noch ein Mal
in wehmuthsvoller Abschiedsstimraung den Garten seiner Vater-
stadt betrat. Wie er so in Gedanken zwischen den Beeten wandelte,
erschaute sein Auge einen vierblättrigen Klee. Ohne des Verbotes
za achten, betrat er den Rasen und püilckte das Gliickszeichen,
um es mit in*s neue Leben hinüberzunehmen. Ein Wächter, der
ihn bemerkte, führte ihn zum Aufseher des Gartens. Als die Amts-
handlung zu Ende war, dampfte gerade das Amerika-Schifi aus
dem Hafen. Aergerlich sah ihm der wider Willen Zurückgebliebene
nach. Bald darauf hörte man, dass das Fahrzeug mit Mann und
Maus im Sturme verlorengegangen sei.
Die „Glücksklee "-Pflanzen, die, artig mit Bändchen geschmückt,
in den Blumenhandlungen verkauft werden, sind keine eigentlichen
Klee- (Trifolium-), sondern Sauerklee(Oxalis) Arten. Es gibt unter
ihnen solche, die constant yiertheilige Blätter haben, wie die
hienach benannte Oxalis tetraphylla. Mit dieser Art „ Glücksklee **
wird ein schwunghafter Handel getrieben, bei dem die Detail-
'•) Das abnorme Vorkommen einer vierten Fieder bei iingerförmig zu-
Mammengesetzten Blättern wird nach Masters (Vegetable Teratology, London
1869, p. 301) als Pleophyllie bezeichnet. Ich habe in den „Studien aar
Teratologie der Gewächse"/ (Verhandl. d zoolog.-botan. Ges. 1886, S. 103 bis
122) schon mitgetheilt, dass ich die Vierblättrigkeit unter den Schmetter-
lingsbltttlern auch bei Trifolium repens, Cytisas alpinus, Cytisus labnrnum,
Pbaseolus maltiflorus, aber auch bei Fragaria sp. beobachtet habe. Es kommen
ausser der viertheiligen, auch fünftheilige und — nach den Autoren — auch
6 — lOzählige Kleeblätter vor, wodurch jedenfalls schon d«r Uebergang zum
gefiederten Folium compositum gegeben ist.
- 71 —
geschäfte viel verdienen. C. Platz & Sohn ia Erfurt geben 10 Stilck
Oxalis tetraphjlla um 45 kr. ab. Einzeln bekommt man sie in
Wien kaum billiger als um 15 — 30 kr.
* *
Verbascum Tbapsus. Königskerze. Zu den prächtigsten
ßlumen, welche im Hochsommer erscheinen, gehört die Königs-
kerze. Schon in ihrem Namen liegt Auszeichnendes. Denn auf
öden Plätzen, wo sonst wenig anmutender Flor, ragen kerzen-
gerade die mit grossen gelben BiUten versehenen Aehren der
majestätischen königlichen Pflanze empor. Da sie geradeaus gegen
Himmel weist, eine „Kerze ohne Licht", wie sie der Botaniker
Trattinick nannte, heisst sie wohl auch Himmelbrand, ini Alt-
deutschen himilbrando. Bedeutet doch „Brand", hergenommen von
der emporlodernden Flamme, überhaupt etwas Prächtiges. Hilde-
brand und Hadubrand leiten sich davon her. Und, merkwürdig
genug, spricht der Kärntner die Königskerze als „Hillebrandt"
an. Zur Zeit, da man in Jeglichem, das da wächst und blüht,
besondere „Krafit und Würckung" vermuthete, glaubte man den
Himmelbrand als treuliches Mittel wider Brandwunden benützen
zu können. Und innere Entzündungen sind es, gegen welche der
„Wollkrautthee" noch heutigen Tages volksthümliche Anwendung
findet. Nach Pfarrer Kneipp ist Königskerze eine wichtige
Arznei und wird als Thee oder Tinctur gebraucht. Der Woll-
blumenthee gilt als Katarrh- und rheumatisches Mittel. Die in
Milch gekochten Blätter werden als Ueberschläge auf schmerzhafte
Hämorrhoidalknoten appliciert. Dr. Quinlon in Dublin hat
gefunden, dass die Blätter und Blüten oder die ersteren aliein, in
Milch gekocht, nicht nur den Husten der Schwindsüchtigen er-
leichtern, sondern auch die schwächenden Durchfälle mildern. Das
Oel aus den Blüten wird in den homöopathischen Apotheken als
„Mnllein Oel" geführt. Die Verbascumtinctur di^^nt äusserlich
wider Gesichtsneuralgieen, gegen — Bettnässen etc.
Kommt man früh Morgens, wenn die Kräuter noch im Thaue
baden, zur Stelle, da die Königskerze wächst, so bemerkt man
rings um die Blütenähren abgefallene Blumenkronen auf dem
Boden. Die Yerbascumblüten sind von kurzer Dauer, sie sind
ephemer, sagt der grundgelehrte Mann, aber ihn belehrt eines
Besseren — das Blumenmärchen. Nachts im Mondenschein führen
die Elfchen um die hohe Kerze ihren ßingeltanz auf. Nicht anders
wie Männlein und Weiblein um den Maienbaum. Unbelauscht
wissen die den Blumenkelchen entsprossenen Elfchen gar lustig
und fröhlich zu sein. Da stossen sie denn gegen die Königskerze
an oder schlagen gar nach derselben mit artigen Stäben. Es fallen
- 72 —
die gelben Blüten nieder, dann kommt der Dootor PfiSikcu daza,
mit Biille und Notizbuch, und sagt: die Verbascnmbliiten sind
kurzlebig, sie sind ephemer. Das ist der grosse Unterschied
zwischen Stuben Weisheit und Volksglauben. Und so der Himmel-
brand Euch unter dem Namen „ünholdenkerze^ vorkommt, werdet
Ihr nun wissen, woher diese Ansprache. Denn die holdesten
Elichen sind unverdient „Unholden" geheissen. Unholdes hat
aber die Königskerze gar nichts an sich. Sonst trüge sie die
Muttes Gottes nicht gleich einem Szepter in den Händen, wovon
der alte Segensspruch herrührt :
Unsere liebe Fran gebt über Land,
Hat den Himmelbrand in der Hand.
Auch in der Fassung :
Unsere liebe Frau geht drei Mal über das Land,
Sie trägt den Himmelbrand in der Hand —
kommt der Segensspruch vor. Wenn Einer mit schlimmer Wände
behaftet ist, hat man ihn mit den Blüten des Himmelbrandes za
berühren und drei Mal den Spruch zu sagen. In der Rolle einer
hilfreichen Marienblume tritt hier die Königskerze auf. Damit mag
zusammenhängen, dass die Mädchen in Ostpreussen die Königskerze
zur Orakelblume machen. Die Mädchen hängen einen grünen
Himmelbrandstengel über das Bett. Je länger die Pflanze andauert,
ohne zu welken, desto länger währt das Leben des betre£Eenden
Mädchens. Auch tragen die Mädchen Himmelbrand oder Königs-
kerze zur Weihe in die Kirche. Die schöne Blumenähre nimmt
die Mitte ein im Büschel von 77 verschiedenen Kräutern, deren
jedes zauberkräftig ist (C h e v a 1 i e r). Einen gar prächtigen
Anblick gewährt die blühende Königskerze. Wie gleich Anfangs
bemerkt, hat dies Anlass gegeben zu dem auszeichnenden Namen.
Daher kommt es aber auch, dass im „Paradiesgärtlein" die
Königskerze zum Vergleiche mit „grossen Herren" benützt wird.
Die Stelle lautet:
Darum wie dies Eräutlein bringt sein Blum'
Anf langen Stengeln schön ringsumb,
Also ziert Gott die grossen Herren
Und bringet sie zu hohen Ehren.
Verbena officinalis. Eisenkraut. Schon bei den alten
Griechen und Eömern hatte dieses überall wild vorkommende Unkrant,
das eigentlich nur durch die starren Zweige auffällt, ausserordentlichen
Ruf. Es hiess nach dem Griechischen Hierobotane, d. i. heiliges Kraut.
Verbena wurde als Symbol der heimatlichen Erde fremden Völkern
— 73 -
cntgegengetragen. Wie P]inms berichtet, wurde mit diesem Opfer-
krant der Tisch des Jupiter abgestäubt. Auch das Hittelalter
kam der Yerbena, die deutsch „Isenkraut" genannt wurde und
den Mann, der sie trug, stich-, hieb- und schussfest machen sollte,
mit besonderer Achtung entgegen. Damit Eisenkraut voll seine
Wirkutig thue, musste es unter Einhaltung bestimmter Vorsichten
gegraben werden. Von Pfeiffer 's alten deutschen Arznei-
büchern widmet das zweite, aus der Mitte des 13. Jahrhunderts
stammend, dem „chrout verfaena*' ein eigenes Capitel. Dasselbe
lautet: »Ein chrout heizet verbena, daz ist i'dr manich dincb
nutze nnde guot. Von demselben chrüte saget uns M a c e r, der
best arcet, der ie wart, daz si habe gr6ze chraft an ir, swer si
neme mit würz mit alle unde bedecke si in der cewesen haut
unde ge zuo dem siechen, daz er der würz nicht inne werde,
unde Sprech 2U0 im : „wie versihestü dich ze leben unde wie
gehabestü dich?"; sprichst der siech danne : „ich gehabe mich wol",
zwar, so geniset er wol ; sprichet er: „ich gehab mich übel", s5
enchümt er nimmer ouf ; spricht er : „ine mach mich nü niht
baz gehaben" oder: „ich gehabt mich gerne baz, möht ich", so
gf niset er wol ; er muoz aver michel arbeit liden in dem legere.
Der die selben würz graben wil, der sol si umbeiizen mit golde
nnde mit silber unde Sprech dar obe einen pater noster unde
credo in deum unde Sprech : „ich gebiute dir, edeliu würz verbena,
in nomine patris et filii et spiritus sancti unde bi den zwein und
sibenzech namen des almehtigen gotes unde bi den vier engelen
Michahel, Gabriel, Eaphahel, Antoniel, bi den vier evangelisten
Johanne, Matheo, Luca, Marco, daz du neheine tugende in dirre
erde verlazest, dune sist immer in miner gewalt mit der chreft
unde mit den tugenden unde Dich got beschafien hat unde gezieret.
Amen." Mit dieser Beschwörung und dem goldenen oder silbernen
Werkzeug ist es noch nicht genug. „Des selben nachtes" — so
fährt die mehr als sechshundert Jahre alte Handschrift fort, die
auch ein bemerkenswertes Sprachdenkmal bildet — „solt du lazen
ligen bi der würz silber unde golt unz des morgens, e diu suune
ouf g^, s5 grab die würzen, daz du si mit demisen nime rüerest.
So wasch si danne mit wine und wihe si danne an ant Marien
tage der ereren unde gehalt si danne mit michelem flize. Diu
selbe würz ist guot den frowen, die ze chemenaten gent : habent
sie die selben bi in, in gewirret nimmer dahein twalmen unde
habent guot rouwe."
Schon in diesem aus Bayern stammenden Arzneibuch wird
unter den vielen Wunderwirkungen des Eisenkrautes angeführt :
„Swelchem Eindelin man sie umbe pindet, daz erch'dmt (erschreckt)
nicht unde hat guot ruowe unde enmach ez nieman versprechen."
— 74 —
Damit aber seien die Kräfte der Verbena noch nicht erschöpft.
„Swelch mensch niht slafen mach und in dem slafe unraowe hat,
hat ez verbenam bi im, iz bat als palde gaote raowe. Swer die
verbenam bi im hat, swen er da mit rileret, der mnoz im holt
sin. Swer die verbenam bei im hat, der gedarf nimmer
dehein zonber gefarten. Swer verre riten sol, der binde
verbeiam unde (.rtimesiam (Vgl. Artemisia) dem ross umbe den
schopp, zi^ar, ez erlit nimmer, ez enwirt ouch nimmer ze raeche.
Swen der alp tringet, rouchet er sich mit der verbena, ime
en wirret als pald niht. Swer die verbenam bi im hat, der enwirt
des weges nimmer mttede nnde enwirt nimmer irre. Verbena diu
machet den menschen liep unde genneme unde zallen ziten fr6m-
uot. Macer der wil daz festen im sime buoche, daz verbena als
manige tugende hap als manich zwi an ir wahret.*'
Betreffend die besondere Vorsicht, die beim Graben der
Verbena gebraucht werden soll, ist auch an den alten Spruch za
erinnern :
Ve;been hilft dir sehr,
Dass dir die Frawen werden hold,
Doch branch kein eisen,
Grahs mit goldt.
Der Brauch der Verbena ist noch lebendig. Gegen schmerzhaftes
Zahnen und gegen das Verschreien wird Kindern.. Eisenkraut in
einem Säckchen um den üals gehängt. In Morleys Werke
über die Skrofeln wird empfohlen, die Wurzel der Verbena mit
einer Elle weissen Atlasbandes um den Hals zu tragen. Doctor
Paris ist in der geschichtlichen Einleitung zu seiner Pharmako-
logie eine ausreichende Erklärung für den Verbena- Wunder-
glauben geglückt. Hiernach bezeichnete der Ausdruck verbena
(gleichsam h e r b e n a) alle Kräuter, welche man ihrer Ver-
wendung bei den Opfern wegen für heilig hielt. Da aber vor-
züglich ein Kraut für diese Gebräuche verwendet wurde, so be-
zeichnete das Wort verbena nach und nach das eine besondere
Kraut, das Eisenkraut, das seinen grossen Ruf bis in unsere
aufgeklärten Tage zu erhalten wusste.
Veronicra bellidioides. Bellisartiger Ehrenpreis.
Beschreikräutl in Niederösterreich. Wird gegen Verschreien oder
Verhexen des Viehes in Anwendung gebracht.
Viscum album. Leimmistel. Die seit Alters zauber-
berUhmte Schmarotzerpflanze dient auch wider Kinderbehexung.
— 75 -
Mit deutlichem mythischem Bezog ist die Mistel das Grün der
englischen Weihnaohtsstabe. Fernab vom moiernen englischen
Salon, in Wales, wird die Mistel am Weihnachtsabend unter das
Dach gehängt. Die Bursche führen die Mädchen darunter und
wünschen ihnen, gewiss nicht ohne herzhaften Euss und Um-
aimung, glückliche Christnacht und glückliches Neujahr. In
Frankreich, das gegenwärtig dem von Misteln fast ganz ent-
blössten England zum guten Theil den Weihnachtsvorrath liefert,
spielt der merkwürdige Strauch seine Hauptrolle zu Neujahr. Da
werden seine Zweige mit dem Rufe: „Au gui (Mistel) Tan neuf^
cder „Aguilanneui'' ausgeboten und verkauft. PI in ins sagt
im 16. Boche seiner Naturgeschichte über die zauberberübmte
Mistel : „Die Druiden halten nichts für heiliger als die Mistel
und den Baum, auf welchem sie wächst, namentlich wenn es eine
Eiche ist. Sie wählen an sich schon die Eichenhaine und ver-
richten ohne deren Laub kein Opfer. . . Ja, sie glauben. Alles,
Mas an den Eichen wächst, sei vom Himmel gesandt, und sehen
dies als einen Beweis an, dass die Gottheit selbst sich diesen
Baum er^vählt habe. Die Mistel ist aber nur sehr selten;
hat man sie gefunden, so wird mit grosser Feierlichkeit dahin
gezogen, und vor Allem am 6. Tage nach dem Neumonde. . .
Sie nennen diesen Tag mit einem eigenen Worte den allheilenden,
bereiten Opfer und Mahlzeiten unter dem Baume und führen zwei
weisse Stiere herbei, deren Hörner dann zum ersten Male umbunden
werden. Der Priester im weissen Kleide besteigt hierauf den
Baum und schneidet mit einer goldenen Sichel die Mistel ab, die
in einem weissen Tuche aufgefangen wird. Sodann opfern sie
Tbiere und bitten die Gottheit, sie wolle ihr Geschenk denen,
welchen sie es gegeben hat, segnen. Sie glauben, ein von diesem
Gewächs bereiteter Trunk mache ein jedes unfruchtbare Thier
fruchtbar ; auch sei es ein Hilfsmittel wider alle Gifte. Soviel
Verehrung bezeugen oft ganze Völker den gewöhnlichsten
Dingen."
Dem germanischen Vorstellungskreise war die Mistel
besonders wert. Haider fiel durch einen Mistelzweig, den der
tückische Loke durch den blinden Hödur nach ihm werfen liess.
Es ist unter den Gelehrten ein hitziger Kampf darüber geführt
worden, ob die Mistel der deutschen Vorzeit mit Viscum album
identisch sei. '^) Auf Voluspa XXIX wurde Gewicht gelegt, ^o
die Mistel dünn und schön (fagr) genannt wird ; das sollte auf
<^) Man vergleiche zur Geschichte dieser — nan hoffeDtlich gegenstands'
losen — Streitfrage meinen Autsaiz im: Biologischen Central blatt 1887, mein
offenes Schreiben an Professor Kornhnber: „Zur Biologie der Mistel'',
Wien 1888, femer meine Mittheilnngen in: „Die Katar«, 1891, S. 182.
- 76 -
unsere lilistel nicht passen. Aber von dem lebendigen Grün, und
den brüchigen Zweigen ganz abgesehen, hat das Isländische
misteltheinni, das Angelsächsische raisteltan für die Mistel, nnd
das kommt mit dem Englischen misteltoe überein; es ist ein
zusammengesetztes Wort, in dem der zweite Theil „Zweigt
bedeutet. Wie S c h o u w („Die Erde, die Pflanzen und der
Mensch^, Aus dem Dänischen, Leipzig 1851, S. 277) betont, hat
sich im dänischen teen als Bezeichnung für den schmalen (Eisen-)
Stab am Spinnrocken erhalten, und in Westgothland heisst die
Mistel vispelten. Von den grossen Zweiflern ist namentlich einge-
wendet worden, dass Viscum album, wie es im Wiener Prater
auf Pappeln, sonst auch auf Obstbäumen häußg wächst, überall
in grosser Menge anzutreffen ist, dagegen auf der Eiche, wo
wieder die europäische Riemenblume (Loranthas europaeus) als
naheverwandtes Schmarotzergewächs heimisch ist, zu den grössten
Seltenheiten gehört. Indess spricht gerade diese, schon von
P 1 i n i u s bemerkte Thatsache für die ausserordentliche Wert-
schätzung und Beachtung, welche die als Earität auf Eichen vor-
kommende Leimmistel seither gefunden hat Von mancher Seite
ist mit apodictischem Eifer gesagt worden, dass Viscum album
auf der Eiche überhaupt nicht wachse. Seit aber T u b e u f im
Münchner botanischen Vereine (1889) ein unzweifelhaftes Beleg-
stück des Viscum album auf der Eiche aus Nordfrankreich vor-
weisen konnte, muss die principielle Richtigkeit dieses Vor-
kommens zugegeben werden, und es haben die zwar spärlichen,
aber von glaubwürdigen Autoren gemachten Angaben über diesen
Gegenstand Anspruch auf Vertrauen.
Und die Mistel, die im nordischen Mythos von den Druiden
mit Gold von der Eiche geschnitten wird, die Balder um sein
frohes Leben bringt, kann — bei ruhiger Erwägung der ent-
scheidenden Momente — nur Viscum album, nicht aber Loran-
thus europaeus gewesen sein. Erstens kommt Loranthus europaeus
nördlich' der Alpen nur in Oesterreich, Mähren und Böhmen vor,
im nördlichen und nordwestlichen Deutschland fehlt sie. Zweitens
ist die Riemenblume oder eigentliche Eichenmistel, wo sie auf
der Eiche wächst, keine Seltenheit, und es wäre nicht zu
begreifen, wie ihr so ausserordentlicher Rang von altersher hätte
zutheil werden sollen. Im 13. Buche seiner Naturgeschichte sagt
zudem Plinius: „Alexander Cornelius nennt den Baum, aus
welchem das Schifi Argo gemacht sei, Eon; er sei der Eiche,
welche die Mistel (Viscum) trägt, ähnlich und könne gleich der
Mistel weder durch Wasser noch durch Feuer zerstört werden.
So viel ich weiss, kennt ihn Niemand weiter.^ Aus dieser vagen
Stelle ist natürlich nichts über die Natur der Eichenmistel zu
~ 77 —
gewinneD, ebenso wenig aus dem Satze des 11. Capitels im
16. Buche: „Auch soll auf Eichen die Mistel (Viscum) wachsen."
Von Wichtigkeit aber ist der Anfang des 93. Capitels im
16: Buche, der also lautet: „Von der Mistel gibt es drei Arten.
In Euboea nämlich nennt man die auf der Tanne und Lärche
(in abiete ac larice) wachsende Stelis, die in Arkadien wachsende
heisst Hyphear. Viscum aber faeisst die auf der Eiche, der Stein-
eiche, der wilden Pflaume, der Terebinthe, sonst aber auf keinem
Baum wachsende Pflanze. Die am häuflgsten auf der Eiche vor-
kommende heisst Hyphear Dryos.'' Was das Hyphear Arkadiens
sei, lässt sich nicht sagen. Dagegen lassen sich die drei anderen
von Plinius genannten Misteln mit botanisch genau unterschiede-
nen Arten identificieren, und zwar : Stelis = Viscum laxum,
Viscum XVI, 93 = Viscum album, Hyphear Dryos =
Loranthus europaeus.
Es ist somit unzweifelhaft, dass die Druidenmistel, die all-
bekannte Mistel des Vogelleims und der mistletoe der britischen
Weihnachtsstube einerlei Art sind. Das germanische Julfest, an
dessen Stelle das Christenthum Weihnachten eingesetzt hat, konnte
ohne die Mistel nicht gefeiert werden. Festhalle und Festgericht
waren mit Mistelzweigen geschmückt. Bedenkt mau dies, so dürfen
engb'sche Weihnachten „deutscher" genannt werden, als die an
die trauliche Tanne sich anschliessenden Bräuche. „Danreiss in. die
Stuben legen*', was noch eher eine Ausschmückung der Feststube
mit Tannenreisig als die Aufrichtung des geputzten „Christ-
banmes" ist, kommt in einer Predigt des berühmten Geiler von
Eaysersberg (für Strassburg) erst im Jahre 1508 vor. Vom
wiiklichen, „mit Puppen und Zucker behängten" Tannenbaum er-
balten wir durch Dannhauer im Jahre 1654 erste Kunde.
AVie ich im ersten Capitel meines Buches „Bei Mutter Grün"
näher nachweise, erfolgte die allgemeine Zuziehung der Taune
zum Weihnachtsfeste in Deutschland erst nach den Freiheits-
kriegen im zweiten Zehnt unseres Jahrhunderts. Mannigfache
Sagen knüpfen sich an unsere Mistel. Durch einen auf einer
Basel erwachsenen Mistelstrauch wurden zwei Männer im preussi-
schen Sam lande aat einen Schatz aufmerksam, der unter den
Wurzeln begraben war. Sie mussten aber nach einem Jahre, an
demselben Tage, da sie das Zaubergold gehoben hatten, sterben.
Einmal kam zu armen Hirten, die am krainischen Triglavberge
wohnten, ein alter Mann und bat um Zehrung und Obdach. Die
Hirten, gaben ihm Beides. Beim Weggehen gestand er, ein ver-
fluchter Raubritter zu sein, der nun schon 300 Jahre ruhelos
über die Erde wandeln müsse. Er wisse eine Mistel, die auf
einer Eiche wachse, und diese Mistel s.ollten die Leute holen, um
- 78 —
mit ihr einen Schatz in der Burg des Ritters zu heben. Sie
thaten, wie ihnen befohlen, hoben eine Schatztmhe und wurden
von da ab reiche Leute, die vergnügt und glücklich bis an ihr
seliges Ende lebten. In diese Sage spielt schon der sympathische
Hauch der christlichen Legendenwelt hinein. Die Eiche, auf der
die wunderthätige Mistel wuchs, war durch ein Ghristasbild
kenntlich. Die Mistehweige kreuzen sich an dem lebenden
Busche in auffallend regelmässiger Weise. Diese Eigenthümlichkeit
trug der Mistel das Epitheton ,,heiiiges Kreuzholz^ ein. Damit
hängt zusammen, dass nach Marter'^) im Wienerwald vordem
aus Mistelholz Rosenkränze geschnitzt wurden. Gerade in Oester-
reich werden der Mistel von der Landbevölkerung noch heute
besondere Kräfte zugerühmt. Ein Amulet mit drei Mal geweihtem
Mistelblatt hilft den Kindern wider die Berufung und den bösen
Blick. Es muss sechs Mal an jedem Neumonde erneuert werden. Die
Zahl sechs und der Neumond kommen mit Bezug auf die Draiden*
mistel schon bei Plinius vor. In die Palmsonntags-Palmbuschen
wird gerne auch ein Mistelzweig gethan. Ein Mistelzweig auf
der Thürsch welle schützt vor der Trnd (Alpdrücken). Im Kuh-
stalle erleichtert Mistelgrün der Kuh das Kalben und bannt die
Hexe. Mistelzweige, die in der heiligen Nacht an die Obstbäume
gebunden werden, schützen sie vor Raupen-, Hagel- und Blitz-
schaden. Es ist klar, dass diese Vorstellung zum Mistelzweig des
germanischen Jul festes hinüberleitet. Ein Mistelzweig, insgeheim
in's Schlafgemach verwahrt, bringt Eheleuten den mit schmerz-
licher Sehnsucht erwarteten Kindersegen. Nach W u 1 1 k e ist die
Mistel auch dem deutschen Volke noch lange keine entthronte
Zauberfee. Die Pflanze muss, wenn sie wirken soll, im Zeichen
des Löwen an den beiden Frauentagen gesammelt werden. Eine
in Silber gefasste Mistelbeere dient den Kindern als Amulet.
Es konnte nicht fehlen, dass Viscum album auch in der
volksthümlichen Medicin Anwendung fand und von hier selbst in
die alten Ofücinen und Droguerien überging. Frank in seinem
„Kräuterlexikon" rühmt vom Viscum, dessen weissen Beeren er
purgierende Kraft zuschreibt: „Es erweichet, zertheilet, ziehet
Splitter aus, erweichet die harten und drüsigten Schwulsten,
und heilet alte Geschwäre. Der Eichenmistel und vornehmlich der
Haselmistel sind die besten, und pflegen wegen ihrer irdischen
Theile die Säure wegzunehmen, die allzustarken Bewegungen des
Geblütes zu hemmen, auch in der hinfallenden Krankheit gut zu
thun." Aehnlich klingt die Anpreisung, die wir schon früher in
Durante's „Herbario (Venedig 1636) lesen:
**) Verzeichnis der österr. Gewächse. Wien 1780.
N
- 79 —
Discutit, emollit Viscum, tum coDCoquit, atque
Extrahit, abscessns sanat, vetera ülcera mollit;
Scabritias unguis pellit, tenuatque lienem,
Hnic caednm vertigo simnl, morbusque cadacus.
BemerkeDswert ist namentlich der Ruhm, welchen die
Uistel als Mittel gegen die Fallsucht (Epilepsie) genoss, einer
Krankheit, die in ihrem geheimnisvollen Zusammenhang mit dem
Nervensystem früherer Zeiten als Ergebnis specificischer Behexung
galt. Hoch oben, oft in schwindelnder Höhe aus dem Aste empor-
wachsend, sollte die Mistel den „Schwindel" vertreiben. Dieser
primitiven Vorstellung verdankt wohl Viscum album seine sym-
pathetische Anwendung gegen Fallsucht. Für Volksmedicia und
gelahrte Heilkunde vieler Jahrhunderte wirkte eben der Edda
(Hawamal, Ed. Simrock, 138) wundersame Mahnung mit, die im
Princip mit der Homöopathie übereinstimmt:
Dies rath ich, Loddi'afnir, vernimm die Lehre,
Wohl dir, wenn du sie merkst:
Wo Oel getrunken wird, ruf die Erdkraft an ;
Erde trinkt und wird nicht trunken.
Feuer hebt Krankheit, Eiche Verhärtung,
Aehre Vergiftung,
Der Hausgeist häuslichen Hader,
Mond mindert Tobsucht,
Hundsbiss heilt Hnndshaar,
Rune Bereduog,
Die Erde nehme Nass auf.
Beg^i^ter.
Seite
Abies 77
Abnehmkrant 63
Abras precatorius 6
Achillea Chiavennae 57
Aconitum 48 69
Actaea spicata 11
Adlerfarn 18
Agenbolz, neunerlei 37
Akazie 40
Alchemilla alpina 33
AUermannsharnisib .... 14 46
AUinm magicum 11
AUium sativam 11
Alliam Victoriaiis .... 14 46
Alnus 15
Alpenglöckcben 63
Alpenleinkrant 41
Alraun .... 10 14 23 41 67
Alraun, wilder 46
AlysBon 9
Ankerkraut 23
Autirrhinum 49
Antirrhinum niaiu.s '. 16
Antirrbinnm Orontinm .... 16
Artemisia 74
Artemisia Abrolanum 16 34 62
i^rtemisia Absintbiuiu .... 17
Artemisia vulgaris 17
Asplenium Rata muraria . . 19 34
Atbyrium Filix femina .16 18
Atropa Belladonna .... 20 47
Attich 61
Auricula nrsi minima 50
Seite
Baldgreis 63
Barbe de Joves 62
Baumförmiger Scbneckenklee . . 48
Bedegoare 52
Beifttss 17
Bellisartiger Ehresprela .... 74
Berafskräiiter ... 9 28 63
Bescbrei kraut »fr .... 9 41 63
Beseichkraut 23
Betula alba 20
Bibemell 36
Bilsenkraut 48 52
Biike 20
Bitteraüss 47
Blauer Steinklee 48
Bocksdorn 41
Bobne 11
Botrycbium Lunaria . . 19 23
Bruchkraut 32
Bryonia 46
Bryonia alba 23
Bryonia dioica < . ^3
C'ältha palustris 23
Campanula 63
Campanula rotundifolia .... 24
Cbristopbskraut 11
cistec 64
Oonyza coerulea 28
Corylus avellana 1^4 58
Oraftkraut .... ... 50
Cytisus alpinus 70
Cytisus Labnrnum ... . 70
81 -
Stite
Datura Stramonium 47
Daaron 28
Dillen 49
Donnerbart . . 62
Donnorwurz 62
Dorant 16 49
Dosten IG 33 49
Drosera longifolia 27
Drosera rotandifolia 27
Dudaim 42
Dust 49
Eberraute 16 34
Ehrenpreis 40
Ehrenpreis, bellisartiger .... 74
Eibe 32 37 64
Eiche 58 75
Eisenhut 68
Eisenkraut 63 72
Elfenbeere 51
EUhoru 60
Elsenbeere 51
Engelsüss 19
Engelwurz 30
Epheu 32
epphes 62
Erdmännlein 45
Erica tetralix 28
Erica vulgaris 27
Erigeron acre 28 63
Erle 15
Er^thraea ramosissima .... 29
Esche 58
Eupatorium cannabinum ... 17
Europäische Eiemenblume ... 76
Farnkräuter 16 18
Farnsamen 18 19
Fichte 37
Fleischblum 68
Folia lauri 62
Fragaria 70
Fuga daemonum 33
Fünffingerkraut, kriechendes . . 50
Galgenmännlein 43 45
Galium 64
Galium verum 29
Gartenraute 34
Geldmännchen 23
Gentiana cruciata 30
Gerader Ziest 63
Geum reptans 57
Gewürznelken 53
98. Nr. 119/98.
Seite
Ginster 36
Glechoma 34
Glechoma hederacea 30
Glückshändchen 19
Glücksklee 67
Glücksmännlein 45
Goldmännlein 45
Greinkran t . 18
Grimmenkraut 63
Grüne Niesswurz 33
Gundelrebe 30 34
Gundermann 32
Hagebutte 52
Hagedorn 58
Hagerose 52
Hanf 40
Hartan 33
Hartenaue 33
Haselnuss • • • 24
Hauhechel 48
Hauswurz 62
Heckenrose 51
Heckmännchen ... . 23 44
Hedera helix 3i
Heid, weisse 33
Heidekraut 27
Heiderich 27
Heil aller Schäden 30
Heiliges Kreuzholz 78
Helleborus viridis 33
Herba Sideritidis 63
Herniaria glabra 32
Herrgottshölz'l 17
Hetschepetsch 52
Hetscherln 52
Hexenkraut 16
Hexensalbe 48
Hierobotane 72
Hillebrandt 71
Himilbrando 71
Himmelbrand 71
Himmelstengel 30
Holderbusch 59
Holler 59
Hollerbusch 59
HoUerstaud^n 38
Hollunder 52 59
Holly 34
Hundsrose 51
hüswnrz 62
Hyacinthe 11
Hyoscyamus niger 52
Hypericum 49
6
- 82 -
Hypericum perforatnm
Hyphear
Hex aquifolinm
Imperatoria . .
Innla Conyza .
Innia Helenlum
Irrwurz • . .
Iseiibraut . . .
16
Jagetenfel
Johannishändchen
Johanniskrant 11 33
Johanniswtirzel
Jovis barba
Juniperus 55
Juuiperus communis
Juniperus Sabina .... 34
• ♦ • •
Kalmus
Kiefer
Kirschbaum ....
Klee, vierblättriger . .
Kleinste Schlüsselblume
Klettenwurzel ....
Knoblauch
Königskerze
Kornblume
Körfcheswurzl
Kraftkraut
Krenzenzian
Kreuzkraut
Kreuzwurz
Kriechender Klee
Kriechendes Fünffingerkraut .
Kronawett'n
11
Seite
33
77
34
34
28
17
19
73
33
19
49
19
62
61
35
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50
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56
23
50
30
63
30
68
50
36
Ijabkraut
Ladies bedstraw
Lanawurzen
Lanlauch
Lärche 37
Larix
Lauch
Lavendel
Ledum palustre
Legföhre
Leimmistel
Leucanthemum
Leucanthemum vulgare ....
Levisticum
Liabe Frauen schucherl . . .
Liebfrauenstroh
29
29
15
15
77
77
13
53
33
37
74
67
39
34
48
29
Liebstöckel . .
Linaria alpina
Linde
Lithospermum ofücinale ....
Loranthus europaeus ....
Löwenmaul
Lycium barbarum
niachandelboom ....
Mandragora . 14 19 20 23
Mandragora officinalis ....
Maria-Bettstroh ....
Marienbettstroh
Marienbündel
Martinsgerte
Matraguna
Mauerraute 19
Maulda 20
Medicago arborea
Meisterwarz
Melilotus coerulea
Mistel
misteltan
misteltheinni
misteltoe
Mithridat
Modelgeer
Mohnpflanze
Moly
Mondraute 19
Moorheide
Moosgallen
Mugwurz
Malleinöl
Muskat
Muttergott esbettstroh
Muttergottesdorn
Nardus stricta ....
Narrenkohlen ....
Neidklee
Nessel
Nesseln der Frau Holle
Neunerlei Agenholz . .
Neunhämmerlein . . .
Niesswurz, grüne . . .
Nimm-ma-nix ....
Seite
34
41
67
41
76
16
41
36
67
41
29
64
29
38
47
34
47
48
34
48
34
76
76
76
53
30
48
11
23
2d
52
16
71
53
29
43
57
17
48
17
ö2
37
15
33
. 33
Oberharnisch 15
Ononis spinosa 48
Orakelblume 3^ 67
Orant 49
Origanum vulgare .... 16 49
Oxalis tetraphylla 70
— 83 —
Seite
Paeonia offlciaalis 6 49
Palmbusclien 78
Palmkätzchen 55
Pappeln 76
Paternostererbsen 6
Perestup 23
Pestessig 53
Petersilie 50
Petersschlüssel 23
Petroselinum sativnm 50
Pfingstrose 6 49
Phaseolns mnltifiorns 70
Pimpanell 36
Pimpinella magna . . 37
Polypodium vulgare 19
Polystichum Filix mas .... 18
Polytrichnm commune . ... 33
Potentilla repens 50
Preiselbeere 22
Primula farinosa 57
Primula minima 50
Prunus Padus 51
Pnlicaria dysenterica 28
Pulicaria vulgaris 28
Quadrifolium phyllon fuscum .
hortorum 68
Raucbkräuter 17
Baute 53
Rheumatischkrant 64
Biemenblume, europäische ... 76
Robin ia Pseudacacia 40
Rosa canina 51
Rosa rubiginosa 53
Rosmarin 53
Rothklee 68
Rue 53
Rundblättrige Glockenblume . . 24
Rupfblume 39
Ruta 34
Ruta graveolens 53
rate 62
Salbei 53
Salix 54 61
Salvia 53
Sambucus Ebulus 61
Sambucus nigra .... 52 55 59
Sanct Jacobskraut 63
Sauet Peterskraut ...... 30
Sanct Walpurgiskraut .... 23
Sauerklee 70
Scabiosa 34
Seite
Scabiosa succisa 61
Scherzenkraut 62
Schierling 48
Schildfarn 18 19
Schlafäpfel 52
Schlafdorn 62
Schlaff-Nachtschatten 48
Schlafkonrad 52
Schlafkunz 52
Schltlsselblume, kleinste ... 50
Schmetterlingsblüth r 70
Schneckenklee, baumförmiger . 48
Schradlbaum . . 34
Schwarzenbergisches Mittel . . 6Ä
Schwindelkraut 50
Scopolina atropoides ... 20 47
scozwurze 62
Sebenbaum 37
Seg'nbam 34
Sempervivum tectorum .... 62
Senecio vulgaris 63
Sibyllenwurz 30
Sideritis 63
Siebenhämmerlein 15
Sieglauch 14
Solanaceen 48
Solanum Dulcamara 47
Soldanella alpina 63
Sonnenthau 27
Sonnenwendkraut 11
Speeren stich 30
Speikwurzeln 57
Spitzbubenessig 53
Stachys recta 63
Stechapfel 47
Stechpalme 34
Steineiche 77
Steinklee, blauer 48
Steinsame 41
SteUs 77
Stoanneidkraut 19
Sumpfdotterblume 23
Sumpfporst 33
Tabak 49
Tanacetum vulgare 17
Tanne 37 77
Taumellolch 48
Tausendguldenkraut 29
Taxus 32
Taxus baccata 64
Terebinthe 77
Teufelsabbiss 34 61
Teufelsbanner 33
6*
Tinloliflnclit
Thalictrnm
TherUk
Thor«l)Bn Steins
Thymian
TbymnB
Tili» europae»
TollkiNch« 20
Traab«nkirEche
Trifolium
Trifalinm pratenae
Trifoliam rapenB 68
TOpfelfarn
Vnhaldmkerze
Uoser Lieben Frao B«ttatroh
Unserer Franen Bettetrob . .
UnaerM Herrn Gottes Wnndkraot
Valeriana aßcin^is
Vei leben vnnel .
Terbascum Thapans
Verbeen
Terbena officinalis
TerachreikranU ...... 34
Veronlca
Veronica beUidioidei
Veraweigtea Tanseadgaldenbraat
VierbIftttrigerElee .... 10
VierrftnberesBig
Tucam albnm 34
Seite
Viscnm laxnm ........ 77
vispelteu 76
TJnaigre de qnatre voleara . . 63
Wacbholder 35 53
Waldfam 18
Weide 54
Weinroae, wilde ..,..,. 53
Weime Hvide 28 H3
WendwDrzeln . B7
Wennath 63
WetterpHanie 6
Widerthonmooa 33
Wieaeaklee 68
Wieaenraate 66
Wilde Pflanme 77
Wilde Weinroae 63
Wilder Airann 46
Wolffawartz 48
Wolfamilch 48
Wollkraut 71
Woliblamen 71
Wünachelmthe .... 18 24 58
WQDBcfielsamen 18
Eanniftbe 23 46
Zieit, gerader 63
Zlmmt 53
Zirbs 87
Zwerghall oader 61
Zwiebel 11
1 Horitz Perlea. — Druckerei der k. Wiener Zeitung.
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