THE HEAWTH SCIBMEBS LIBRARY
UNIVERSITY OF CALIFORNIA, DAVI:
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24. Jahrg,” E A a 1912: 2, 1. Heit.. `
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‚ZEITSCHRIFT FÜR
VETERINARKUN DE!
MT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER MEENE.
. ORGAN FÜR DIE VETERINARE DER ARMEE
>72 Herausgegeben von den .
-Zi Inspizienten der -Militär-Veterinär-Akademie,
-— "dem technischen Vorstand und den Assistenten.
ae: - der Militär-Lehrschrıiede Berlin z3
Redigiert von Korpostnbereterind: Me
2 22 WW ohler 2 = 2:
Inspizient a a d. Kgl Militäz-Veterinte- Akademis Ba
z ; Verlag > von E.S. MITTLER & Eon Königliche lt BERLIN swes, 8, Kochstr. en ae
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Beiträge: "zur ‘Konathis des Wesens und der Bedeutung der doao
der- Knochen fär Knochen- und Gelenkkrankheiten des Pierdes. Von >^
x Unterveterinär“ Dr. Paul Tetzner. Mit 16- un auf 4 ‚Tafeln -E45
Relerate ` -> -o rs FR x rn = a re BR ee f Kr i Eu u a . . i Ki l o 5 T a = > ”. 45—560 =
: Das. Veterinärwesen beim. abgehen Expeditionzkorpe, in :Marokko Se
3 während der. "Jahre | -1907 und 1908. Kungl. Krigsvetenskaps-Akadeniiens a
u. -Handlingar ‘och _Tidskrift, ‚Stockholm, 1911. Heft 6. — Garrod: Die Aus-
a ` kultation.' der; ‚Gelenke.. :Rewue. vet: ‚mil. ‘vom .30. 9. 1911 Schumacher: : . -
- Zur? ZHaftung - für Tiere (Krümperpferde der Armee). "Deutsche landwirt- i
schaftliche Presse, XXXVIII. Jahrgang, Nr. 719.. — Haist: Die Wundver- © >
sorgung - mit Jodtinktur. und Mastixverband. -- Deutsche Militärärztliche
BR ‚Zeitschrift, 19. Heft, 1911., —. Moule:. ‚Sammlung von „Dokumenten der
"Veterinärmedizin. Revue. gen. -de med. vet. 1.`und 15. 9: 19117 = Picard>
: en u die: Tipae” Revue gen..de: méd. vét- ee
Tuis. YAug= 1911." eg ee en...
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- Königlichen Militär-Veterinär-Akademie. .
Verschiedene Mitteilungen De a u an " Tre : R u nn. 59-60 À
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24. Jahrg. Januar 1912. 1. Heft.
Zeitschrift ú Veterinärkunde
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Organ für die Veterinäre der Armee
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 39. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark.
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.
Aus der Chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztl. Hochschule zu Berlin.
(Verstand: Prei. Dr. R. Eberlein.)
Beiträge zur Kenntnis des Wesens und der
Bedeutung der Transformation der Knochen für
Knochen- und Gelenkkrankheiten des Ai
Von Veterinär Dr. Paul Tetzner.
Mit 16 Abbildungen auf 4 Tafeln.
Die Tatsache, daß die Knochen des Menschen und die der
Haustiere nicht regellos aufgebaut sind, die äußere Form und die
innere Einrichtung (Architektur) der einzelnen Knochen vielmehr
eine bestimmte, eigentümliche, durch die Statik und Mechanik der-
selben notwendigerweise bedingte und daher stets wiederkehrende
Gestalt und Einrichtung aufweisen, ist durch eine große Anzahl
diesbezüglicher Untersuchungen auf dem Gebiete der Anatomie
festgestellt und erhärtet worden. Diese Forschungen zogen auch
sehr bald die Erkenntnis nach sich, daß durch mechanische Form-
veränderungen, wie Frakturen, abweichende Inanspruchnahme,
chronische Krankheitsprozesse usw. sowohl die äußere Form wie
die innere Architektur der Knochen stets eine der veränderten
Statik und Mechanik entsprechende Umwandlung erfahren. Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in dem von Wolff be-
gründeten Gesetz der TransformationderKnochen
zusammengefaßt, dessen Richtigkeit im allgemeinen durch viel-
fache Arbeiten auf dem Gebiete der Chirurgie und Pathologie,
sowohl der Human- wie der Veterinärmedizin, nachgeprüft und
bestätigt ist.
Durch eine Preisaufgabe der Königlichen Tierärztlichen Hoch-
schule zu Berlin für das Jahr 1910: Das Wesender Trans-
formation der Knochen und die Bedeutung der-
selben fürdie Knochen-undGelenkkrankheiten
des Pferdes darzustellen, wurde meine Aufmerksam-
keit auf diese Frage gelenkt und wachgehalten. Die damals be-
gonnenen Untersuchungen habe ich deshalb in der Folgezeit fort-
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. l
an Di,
gesetzt und deren Ergebnisse unter Zugrundelegung der Preis-
arbeit in den nachstehenden Ausführungen zusammengefaßt.
Meine Beobachtungen erstrecken sich auf Überbeine,
Spat, Arthritis und Periarthritis des Karpal-
gelenkes, Schale und Fesselbeinbrüche, und zwar
auf insgesamt 17 Präparate.
Des besseren Verständnisses wegen habe ich in jedem ein-
zelnen Kapitel eine Übersicht derbisherigen Unter-
suchungen über das Wesen und die Ursachen der
Erkrankung sowie über die innere Einrichtung der
in Frage kommenden Knochen vorausgeschickt.
Für das große Interesse, die stets liebenswürdige Unter-
stützung und die Überlassung einer großen Anzahl von Präpa-
raten aus der Sammlung der chirurgischen Klinik bin ich meinem
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Eberlein, zu
größtem Danke verpflichtet und möchte diesen auch an dieser
Stelle zum Ausdruck bringen.
Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungen über Bau
und Transformation der Knochen.
„Sägrt man einen Knochen durch, so nimmt man eine auf-
fällige Verschiedenheit an demselben wahr. Die periphere Sub-
stanz ist dieht, fest und wird die Substantia compacta s. corticalis,
kompakte Knechensubstanz ouer Rindensubstanz genannt. Die
Rindensubstanz umgibt die Substantia spongiosa, schwammige
Knochensubstanz, welche ein dichtes, aus mannigfach miteinander
verbundenen Blättehen und Bälkchen zusammengesetztes Fach-
werk bildet. Die Blättehen und Bälkchen ordnen sich stets in der
Richtung des maximalen Druckes und Zuges an, können somit
ihre Widerstandskraft in günstigster Weise zur Geltung bringen
und drängen sich an den Stellen, an welchen das Maximum des
Druckes und Zuges vorhanden ist zur kompakten Substanz zu-
sammen.“ (Ellenberger und Baum [8].) Wörtlich steht
der erste Satz schon bei Gurit (38); über die Bedeutung der
Spongiosa gibt derselbe jedoch nur an: „Die Blättchen und
Bälkehen der Substantia spongiosa schließen, unvollständig vonein-
ander getrennt, größere oder kleinere Hohlräume, Markzellen, ein.“
Der erste, welcher auf die eigentümliche Struktur der Spon-
giosa aufmerksam geworden ist und auf ihre Bedeutung für den
Knochenbau hingewiesen hat, war der Tierarzt Bouley (27),
weleher schreibt: „Ce qui semble ressortir d'une inspection à
l'oiel ou à la loupe faite sur différentes coupes parallèles, prati-
quées dans le sens de la longueur de los, c'est quelles paraissent
combinées, dans leur disposition générale de manière à trans-
mettre et á répartir les pressions sur les régions de los qui, par
leur structure et leur composition offrent les plus de condition de
résistance.“
Ihm fallen im Hufbein des Pferdes auch schon einige Spon-
giosazüge auf, die senkrecht von der Gelenkfläche herabziehen,
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und welche er für besondere Pfeiler ansieht, die den Druck auf-
nehmen und zweckmäßig verteilen. Wäre er mit den Gesetzen
der Mechanik und Statik vertraut gewesen, dann hätte er vielleicht
schon zu dem Ergebnis kommen können, das 16 Jahre später
` Herrmann v. Meyer den medizinischen Kreisen mitteilen konnte.
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v. Meyer (32) gebührt das Verdienst, die eigentliche B e-
deutung der Spongiosa und vor allem die zweckmäßige
Anordnung derselben erkannt zu haben. Seine Untersuchungen
erstreckten sich namentlich auf den Femur des Menschen, aber
auch das Hüftbein, die Tibia und der menschliche Fuß sind
von ihm untersucht und die Anordnung der Spongiosabälkchen
in diesen Knochen geprüft und beschrieben worden.
Wolff (85) vervollständigte die Untersuchungen v.M e yers.
War dieser seinerzeit hauptsächlich durch den Mathematiker
Culmann bei seinen Entdeckungen unterstützt, so machte sich
Wolff mit den Gesetzen der Statik und Mechanik selbst vertraut.
Seine Untersuchungen waren vorwiegend dem menschlichen Ober-
schenkel gewidmet. Ein besonders glücklicher Griff von ihm war
das Herstellen möglichst dünner Furnierblätter aus dem zu unter-
suchenden Knochen, so daß er gleichsam das körperliche der
Spongiosa auf eine Ebene reduzierte. Durch Photographieren
dieser durchscheinenden, dünnen Blättchen auf schwarzer
Sammetunterlage erzielte er Bilder, welche scharf und deutlich
den Verlauf der Spongiosa erkennen ließen. Er teilte die Ansicht
von v. Meyers, daß Spongiosa und Kompakta nicht zwei ver-
schiedene Substanzen darstellten, sondern, daß letztere durch Zu-
sammendrängen der Spongiosa entstanden wäre. Auf Grund
seiner Untersuchungen kommt er zu dem Schluß, daß am oberen
Ende des menschlichen Oberschenkels ausschließlich in den Rich-
tungen der mathematischen Spannungstrajektorien Knochen-
substanz vorhanden ist, daß also der Knochen in Druck- und Zug-
linien aufgebaut sei, und er behauptet, daß es sich hierbei um ein
ällremeines, für alle Knochen geltendes Gesetz handele, und daß
diese einen ihrer Inanspruchnahme entsprechenden architek-
tonischen Aufbau besäßen. Wie recht er mit dieser Be-
lauptung hatte, beweisen die späteren Untersuchungen.
Wolfermann (36) untersuchte die Wirbel und fand auch
‚ an ihnen bestätigt, was v. Meyer behauptet hatte. Sehr inter-
essante Untersuchungen veröffentlichte ferner Langerhans
(37) über das Kreuzbein und das Becken. Der Fibula spricht er
jede Beteiligung am Tragen der Körperlast ab auf Grund der An-
ordnung der Spongiosa.
Roux (44) hat in seiner Abhandlung auf die Verschiedenheit
der einzelnen Bälkchen hingewiesen und folgende statische Ele-
= mentarteile festgestellt:
i. Die Knochenröhrchen (tubuli ossei), vollkonmımen oder
seitlich durchbrochen (tubuli completi und incompleti);
de Kugelschalen (pilae osseae);
die statischen Plättchen (lamellae staticae);
. de Knochenbälkchen (trabeculae osseae).
Hierzu kommen noch mannigfaltige Übergangsformen.
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gesetzt und deren Ergebnisse unter Zugrundelegung der Preis-
arbeit in den nachstehenden Ausführungen zusammengefaßt.
Meine Beobachtungen erstrecken sich auf Überbeine,
Spat, Arthritis und Periarthritis des Karpal-
gelenkes, Schale und Fesselbeinbrüche, und zwar
auf insgesamt 17 Präparate.
Des besseren Verständnisses wegen habe ich in jedem ein-
zelnen Kapitel eine Übersicht der bisherigen Unter-
suchungen über das Wesen und die Ursachen der
Erkrankung sowie über dieinnere Einrichtung der
in Frage kommenden Knochen vorausgeschickt.
Für das große Interesse, die stets liebenswürdige Unter-
stützung und die Überlassung einer großen Anzahl von Präpa-
raten aus der Sammlung der chirurgischen Klinik bin ich meinem
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Eberlein, zu
größtem Danke verpflichtet und möchte diesen auch an dieser
Stellezum Ausdruck bringen.
Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungen über Bau
und Transformation der Knochen.
„Sägt man einen Knochen durch, so nimmt man eine auf-
fällige Verschiedenheit an demselben wahr. Die periphere Sub-
stanz ist dieht, fest und wird die Substantia compacta s. corticalis,
kompakte Knuchensubstanz ouer Rindensubstanz genannt. Die
Rindensubstanz umgibt die Substantia spongiosa, schwammige
Knochensubstanz, welche ein diehtes, aus mannigfach miteinander
verbundenen Blättehen und Bälkchen zusammengesetztes Fach-
werk bildet. Die Blättehen und Bälkchen ordnen sich stets in der
Richtung des maximalen Druckes und Zuges an, können somit
ihre Widerstandskraft in günstigster Weise zur Geltung bringen
und drängen sieh an den Stellen, an welchen das Maximum des
Druckes und Zuges vorhanden ist zur kompakten Substanz zu-
sammen.“ (Ellenberger und Baum [83].) Wörtlieh steht
der erste Satz schon bei Gurlt (38); über die Bedeutung der
Spongiosa gibt derselbe jedoch nur an: „Die Blättchen und
Bälkehen der Substantia spongiosa schließen, unvollständig vonein-
ander getrennt, größere oder kleinere Hohlräume, Markzellen, ein.“
Der erste, welcher auf die eigentümliche Struktur der Spon-
giosa aufmerksam geworden ist und auf ihre Bedeutung für den
Knochenbau hingewiesen hat, war der Tierarzt Bouley (27),
welcher schreibt: „Ce qui semble ressortir d'une inspection à
l'oiel ou à la loupe faite sur différentes coupes parallèles, prati-
quées dans le sens de la longueur de l'os, c'est quelles paraissent
combinées, dans leur disposition génér ale de manière à trans-
mettre et á répartir les pressions sur les régions de los qui, par
leur structure et leur composition offrent les plus de condition de
resistance.“
Ihm fallen im Hufbein des Pferdes auch schon einige Spon-
eiosazüge auf, die senkrecht von der Gelenkfläche herabziehen,
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und welche er für besondere Pfeiler ansieht, die den Druck auf-
nehmen und zweckmäßig verteilen. Wäre er mit den Gesetzen
der Mechanik und Statik vertraut gewesen, dann hätte er vielleicht
schon zu dem Ergebnis kommen können, das 16 Jahre später
Herrmann v. Meyer den medizinischen Kreisen mitteilen konnte.
v. Meyer (32) gebührt das Verdienst, die eigentliche Be-
deutung der Spongiosa und vor allem die zweckmäßige
Anordnung derselben erkannt zu haben. Seine Untersuchungen
erstreckten sich namentlich auf den Femur des Menschen, aber
auch das Hüftbein, die Tibia und der menschliche Fuß sind
von ihm untersucht und die Anordnung der Spongiosabälkchen
in diesen Knochen geprüft und beschrieben worden.
Wolff (35) vervollständigte die Untersuchungen v. Meyers.
War dieser seinerzeit hauptsächlich durch den Mathematiker
Culmann bei seinen Entdeckungen unterstützt, so machte sich
Wolff mit den Gesetzen der Statik und Mechanik selbst vertraut.
Seine Untersuchungen waren vorwiegend dem menschlichen Ober-
schenkel gewidmet. Ein besonders glücklicher Griff von ihm war
das Herstellen möglichst dünner Furnierblätter aus dem zu unter-
suchenden Knochen, so daß er gleichsam das körperliche der
Spongiosa auf eine Ebene reduzierte. Durch Photographieren
dieser durchscheinenden, dünnen Blättchen auf schwarzer
Sammetunterlage erzielte er Bilder, welche scharf und deutlich
den Verlauf der Spongiosa erkennen ließen. Er teilte die Ansicht
von v. Meyers, daß Spongiosa und Kompakta nicht zwei ver-
schiedene Substanzen darstellten, sondern, daß letztere durch Zu-
saınmendrängen der Spongiosa entstanden wäre. Auf Grund
seiner Untersuchungen kommt er zu dem Schluß, daß am oberen
Ende des menschlichen Oberschenkels ausschließlich in den Rich-
tungen der mathematischen Spannungstrajektorien Knochen-
substanz vorhanden ist, daß also der Knochen in Druck- und Zug-
linien aufgebaut sei, und er behauptet, daß es sich hierbei um ein
allgemeines, für alle Knochen geltendes Gesetz handele, und daß
diese einen ihrer Inanspruchnahme entsprechenden architek-
tonischen Aufbau besäßen. Wie recht er mit dieser Be-
hauptung hatte, beweisen die späteren Untersuchungen.
Wolfermann (36) untersuchte die Wirbel und fand auch
an ihnen bestätigt, was v. Meyer behauptet hatte. Sehr inter-
essante Untersuchungen veröffentlichte ferner Langerhans
(37) über das Kreuzbein und das Becken. Der Fibula spricht er
jede Beteiligung am Tragen der Körperlast ab auf Grund der An-
ordnung der Spongiosa.
Roux (44) hat in seiner Abhandlung auf die Verschiedenheit
der einzelnen Bälkchen hingewiesen und folgende statische Ele-
mentarteile festgestellt:
i. Die Knochenröhrchen (tubuli ossei), vollkommen oder
seitlich durehbrochen (tubuli completi und incompleti);
die Kugelschalen (pilae osseae);
diestatischen Plättchen (lamellae staticae);
die Knochenbälkchen (trabeculae osseae).
Hierzu kommen noch mannigfaltige Übergangsformen.
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Die Elementarteile setzen sich dann zu verschiedenen Forma-
tionen der Spongiosa zusammen:
1. Röhrenspongiosa,
2. Maschen- und Netzspongiosa.
Die von Eiechbaum (46) angestellten Untersuchungen
dehnen sich auf sämtliche Knochen des Pferdeskeletts aus. Auch
er findet die seinerzeit von v. Meyer aufgestellte Behauptung
über die Zweckmäßigkeit der Anordnung der Spongiosa überall
bestätigt.
Zschokke (47) vervollständigte die Untersuchungen über
den normalen Knochen und ordnete systematisch die Ergebnisse,
die über die Spongiosa und ihren Bau gemacht worden sind. Er
geht dabei von der mechanischen Beanspruchung der Knochen
aus; diese teilt er in folgende vier Arten ein:
1. rückwirkende Festigkeit, d. h. Pressung in lon-
gitudinaler Richtung;
2. Biegungsfestigkeit, namentlich an vorstehenden,
dem Muskelzug ausgesetzten Fortsätzen und nur ausnahms-
weise in seiner ganzen Ausdehnung;
3. Torsionsfestigkeit;
4. eine physiologische Beanspruchung — den bloßen Zug.
Bei der Beurteilung der Spongiosa ist vor allem noch mit dem
Muskelzug zu rechnen. Zschokke meint damit nicht den
einfachen Druck des Muskels auf seine Grundlage, sondern einen
durch Zug entstandenen Druck, welcher durch Auseinanderzerren
von Knochen oder bei tangentialer Insertion der Muskeln und
Bänder an der Knochenoberfläche notwendigerweise auftreten
muß. Auch nicht allein der durch Kontraktion der Muskeln er-
zeugte Druck ist hier gemeint, sondern auch derjenige, der durch
die passive, statische Zugspannung da entsteht, wo die stützende
Knochenreihe winklig gebogen ist und durch Muskeln und Bänder
stabil erhalten werden muß. Diesem Muskeldruck räumt er
eine so große Bedeutung ein, daß er der Ansicht ist, daB die
Knochenentwieklung in gewissem Grade von der Druckspannung
im Gewebe abhängig ist.
Über die Entwicklung der Spongiosa schreibt
Zschokke: „Diejenige in der Druckrichtung liegende Linie
des Knorpels, welehe sich zwischen der Gelenkfläche und einem
Spongiosabalken befindet, wird am stärksten komprimiert und
darum auch die diehteste Knorpelmasse besitzen. Die Knorpel-
zellen dieser Linien sind durchweg im Querdurchmesser ver-
erößert, in der Längsachse enorm verkürzt, so daß man den Ein-
druck gewinnt, sie seien in longitudinaler Richtung (des Knochens)
zusammengepreßt. Es tritt nun an den Össifikationspunkten die
Verknöcherung des Knorpels ein, aber gleichzeitig findet eine
Knochenresorption dureh spezifische Zellen „Osteoklasten“ statt.
Bei diesem Resorptionsprozeß sollen nun die normalen Druck- und
Zugspannungen von Einfluß sein, da alle statisch-mechanisch wich-
tiren Knochenteile nieht resorbiert werden. Es ließe sich denken,
daß diejenigen Knochenzellen, welehe von der physiologischen
Belastung getroffen werden, dureh diesen Reiz eine Steigerung
Hu „m, S
ihrer vitalen Energie erfahren und deshalb der aggressiven Tätig-
keit der Osteoklasten besser widerstehen können.“
In ein ganz neues Stadium traten jedoch die Untersuchungen
der Spongiosa, als Wolff (48) die pathologischen Veränderungen
der Knochen mit der Umwandlung derselben, der Transformation
in Einklang brachte. Er war es, der das Gesetzder Trans-
formation der Knochen aufstellte. Hierunter versteht
man dasjenige Gesetz, nach welchem im Gefolge primärer Abände-
rungen der Form und Inanspruchnahme, oder auch bloß der In-
anspruchnahme der Knochen, bestimmte, nach mathematischen
Rereln eintretende Umwandlungen der inneren Architektur und
ebenso bestimmte, denselben mathematischen Regeln folgende se-
kundären Umwandlungen der äußeren Form der betreffenden
Knochen sich vollziehen.
Von Interesse sind auch Wolffs Aufstellungen einer soge-
nannten neutralen Faserschicht und neutralen
Ebene bei dem Aufbau der Spongiosa, zwei Begriffe, die in der
Statik eine wichtige Rolle spielen.
Ich lasse hier einige Worte von Wolff selbst folgen, aus
denen am besten zu ersehen ist, wie der Autor sich die Trans-
formation denkt: „In dieser Deformation (bei Umwandlung der
Architektur und Form der Knochen bei pathologischen Störungen)
ist nichts anderes zu sehen, als der Ausdruck der funktio-
nellen Anpassung der Knochenformen an die veränderte
statische Inanspruchnahme des deformen Gliedes.“
Schon im Jahre 1884 führte Wolff bei einer Verhandlung
der Berliner medizinischen Gesellschaft an: „Es gehört zu jeder be-
liebigren äußeren Knochenform eine ganz besondere innere Archi-
tektur, und ebenso zu jeder beliebigen inneren Architektur eine
ganz besondere äußere Form. Nur die statische Brauchbarkeit
und Notwendigkeit oder das statische Überflüssigsein entscheidet
über die Existenz und Örtlichkeit jedes einzelnen Knochenpartikel-
chens und demgemäß auch über die gesamte Knochenform.“
Die Transformationskraft ist nach ihm sehr groß: „Es gibt
ihr gegenüber keinen Widerstand. Unweigerlich vernichtet sie
jedes Partikelchen, jedes Blättchen, jede größere Knochenpartie,
welche durch die statische Inanspruchnahme des Knochens wert-
los gemacht ist. Ebenso unweigerlich baut sie überall da, wo es
statisch erforderlich ist, neue Knochensubstanz wieder auf.“
Den aus der graphischen Statik bekannten Satz, daß jede Ver-
änderung der äußeren Form eines belasteten Balkens eine Ab-
änderung der Richtungen des maximalen Zuges und Druckes, und
damit eine veränderte Inanspruchnahme sämtlicher einzelnen
Balkenpartikelchen bedinge, wandte er auch auf den Knochen an
und sagte: „Wenn ein in seiner Form veränderter Knochen wieder
funktionieren soll, können ihm seine ursprünglichen, der früheren,
normalen Form angepaßten Bälkchen nicht mehr viel nützen, denn
vermöge dieser Bälkchen ist der Knochen nicht mehr imstande,
dem maximalen Druck und Zug der Belastung Widerstand zu
leisten. Der Knochen wird erst wieder funktionsfähig, wenn seine
durch die Formveränderung statisch wertlos gewordenen Bälkcehen
un. Gr gi
untergegangen und durch neuentstandene für die veränderte Form
und Inanspruchnahme statisch brauchbare Bälkchen ersetzt
worden sind.“
Allen Gewebsregenerationen liegt das Streben zugrunde, die
Funktion, nicht aber die Form herzustellen.
Die Herstellung der ursprünglichen Form ist immer nur das Se-
kundäre und kann nur da stattfinden, wo sie durch das Streben
zur Wiederherstellung der Funktion verlangt wird.
Seine Erörterungen über die Vorgänge bei Knochen-
brüchen gipfeln darin, daß die Hauptarbeit der Natur bei
einem solchen nicht das Zusammennieten der Fragmente sei,
sondern vor allem in der Umwandlung von zahlreichen Knochen-
partikelchen der von der Verletzung gar nicht betroffenen Teile.
Die Kallusbildung ist nur ein Entzündungsprozeß infolge eines
Reizes, der sofort aufhört, wenn der Reiz aufhört und der Trans-
formationsprozeß beginnt. Dieser spielt sich auch außerhalb der
Bruchstelle an jedem übrigen Punkte der verletzten Knochen ab.
„Mag der verklebende Lack noch so voluminös, noch so fest sein,
er hat gar nichts zur Wiederherstellung der Funktion, für das
Gefühl der Sicherheit getan.“
Eberlein schenkt der Transformation der Knochen bei den
verschiedenen Knochen- und Gelenkkrankheiten eine besondere
Bedeutung, indem er in seinen Vorlesungen über Chirurgie (88)
an den einschlägigen Stellen stets darauf hinweist. Auch in seinem
Lehrbuch über Hufkrankheiten (89) geht derselbe bei der Be-
sprechung der Kronengelenkschale, den Brüchen des Fessel-, des
Kron- und des Hufbeins, den Formveränderungen des Hufbeins
usw. eingehend auf die Transformationsprozesse ein.
Auf Eberleins Anregung bzw. unter seiner Leitung haben
ferner Giese, Knauer und Silbersiepe weitergehende
Spezialstudien über die in Rede stehenden Fragen angestellt.
Es haben Giese (80) und Knauer (95) über die Architektur
der Knochenspongiosa und die Statik und Mechanik derselben ge-
arbeitet; der erstere über Fessel- und Kronbein, der letztere über
das Hufbein des Pferdes.
Silbersiepe (92) kommt auf Grund seiner umfangreichen
Untersuchungen bei Fesselbeinfrakturen zu folgendem Schlusse:
„Es hat sieh im Innern der Knochen eine neue Architektur ge-
bildet, welehe den veränderten statischen Verhältnissen entspricht,
und zwar finden sich Architekturumwandlungen nicht nur an der
Bruchstelle, sondern auch an weit von dieser entfernt gelegenen
Stellen.“
Endlich sei erwähnt, daß Kitt (96) über die Transformation
des Knochens schreibt: „Nun zeigt bekanntlich das Gefüge jedes
Knochens eine genau den mechanischen, auf ihn wirkenden Ver-
hältnissen entsprechende Anordnung der Knochenbälkchen; die
funktionelle Anpassung, welche hierin gegeben ist,
kommt auch bei allen pathologischen Geschehnissen, welche neue
mechanische Momente schaffen, zum Ausdruck. In dem regene-
rierten Knochengewebe ist durch die Wiederaufnahme der Funk-
tion nicht bloß der Fortbestand der Knochennarbe gesichert,
sea. u
sondern das Gerüst ihrer Knochenbälkchen erlangt durch Dicken-
zunahme der am meisten belasteten Partien eine ganz bestimmte
Konstruktion, d. h. die Verlaufsrichtung der Knochenbälkchen
entwickelt sich gemäß dem aus den funktionellen Beziehungen sich
ergebenden Drucke, den der Knochen bei der Belastung durch das
Körpergewicht auszuhalten hat und dem Zuge, welcher durch den
Muskelansatz bewirkt wird.“
Eigene Untersuchungen.
Technik.
Sämtliche Präparate sind nach der seinerzeit von Wolff (36)
empfohlenen Weise hergestellt. Die durch Mazeration vorbereiteten
Knochen wurden in der Elfenbeinschneiderei von Franke in Fur-
nierschnitte von 0,3—0,8 mm zerlegt. Die Schnittrichtung
wechselte bei den verschiedenen Präparaten naturgemäß, wurde im all-
gemeinen aber nach Möglichkeit so gewählt, daß die krankhaften Ver-
änderungen, soweit dies ausführbar war, in der ganzen Ausdehnung ge-
troffen wurden. Die Furnierschnitte wurden in dünner Sodalösung
5—10 Minuten vorsichtig gekocht, und die letzten Reste des vor-
handenen Knochenmarkes dann durch einen starken Wasserstrahl ent-
fernt, wobei ich Drahtgaze als Unterlage für die Furnierblätter be-
nutzte, um ein Ausbrechen der zarten Knochenlamellen möglichst zu
vermeiden. Die so hergerichteten Präparate wurden dann auf schwarzer
Sammetunterlage in natürlicher Größe photographiert.
I. Überbeine am Metacarpus und Metatarsus.
Die Ansichten über das Wesen und die Ursachen der
Überbeine haben im Laufe der Zeit wesentlich gewechselt.
Das Wort Überbein ist die genaue Übersetzung von Supra-
ossa. welche Bezeichnung zuerst von Jordanus Rufus für die
Exostosen am Metacarpus gebraucht worden sein soll. (43). Auch
Sollexsel (1) sowohl wie Sind (5) erwähnen in ihren Schriften die
Uberbeine. deren Ursachen sie in Traumen-Verletzungen oder -Quet-
schungen suchen.
(sarsault (6) unterscheidet zwei Arten von Überbeinen, einfache
und zackige Überbeine; letztere sind jedoch nur zwei einfache, von
denen auf jeder Seite eines gelegen ist. Wenn nur ein Überbein vor-
handen ist. befindet es sich meistens innen.
Prizelıus (7) weist schon darauf hin. daß durch Überbeine,
welche dern Gelenke nahe sind, „Lähmungen“ verursacht werden
können.
Nach Lafosse (9) haben die Uberbeine meist eine runde Form,
doeh komınen auch längliche vor, die sich am Griffelbein herab cr-
strecken. Diese letzteren sollen Lahmheit verursachen. weil hier die
Sehnen zwischen den widernatürlichen dicken Griffelbeinen gepreßt
werden.
3ezüglich der Entstehung nimmt Kersting (12) die traumatische
Ursache an und erklärt die Überbeine als eine Verhärtung der durch die
Entzündung ins Stocken geratenen Säfte, während Abildgaard (19)
Uherbeine und Beinspat ihrer Natur nach für dasselbe hält.
Demgegenüber glaubt Bourgelat (15) auch eine innere Ursache
annehmen zu müssen. Als Grund hierfür führt er an. daß auch Uber-
beine an der äußeren Seite vorkommen. Diese sollen üble Folgen
E
haben, wegen der Möglichkeit der Verdickung der Lymphe, welehe an
diesem Ort dann einen zu großen Widerstand fände.
Veith (16) nimmt an, daß die Überbeine „durch Abweichung
oder Abbeugung des Schienbeines von seinem Ansatze, welches der
Druck der unteren Knochenreihe bei schiefen Tritten veranlaßt", ver-
ursacht werden.
Havemann (17) war der Ansicht, daß nicht nur Traumen die
Ursache für das Entstehen der Überbeine seien, sondern er macht als
erster darauf aufmerksam, daß sich auf dem an der inneren Seite
liegenden Röhrenbein-Ansatze die ganze untere Fläche des kleinen keil-
förmigen Beins stützt, während die untere Fläche des großen keil-
förmigen Beins nur halb auf dem an der äußeren Seite liegenden
Röhrenbein-Ansatze und halb auf dem Röhrenbein selbst ruht. Daraus
folgert er, daß „durch gewaltsame schiefe Tritte, wodurch der Röhren-
bein-Ansatz widernatürlich von dem Röhrenbein abgebogen wird.“
Überbeine entstehen. Außerdem würden auch die bandartiren Fasern,
welche beide Knochen verbinden, abgerissen. Diese Ansicht vertritt
auch Rychner (3).
Während Hurtel d’Arboval (19) und Frangque (21) nur
die Ansichten der älteren Autoren wiederholen, beschreibt Haubner
(22) die Vorgänge bei der Entstehung der Überbeine schr ausführlich.
Er ist der Meinung, daß sie nicht wahre Knochenauswüchse, sondern
nur Ablagerungen von Knochenmasse (Hyperostosen) sind.
Dieterichs (24) glaubt, wenn auch nicht eine direkte Ver-
erbung, so doch eine Prädisposition für die Überbeine mit annehmen
zu müssen.
Hertwig (25) bestreitet die von Havemann angenommene
Ursache für die meisten Fälle. Außer Traumen nimmt er akuten
Rheumatismus und Prädisposition, die teils angeboren, teils durch Er-
kältung und durch schlechte Ernährung erworben sei, als Ursachen an.
Auch Stockfleth-Steffen (41) sind der Ansicht, daß sieh
UÜberbeine ohne äußere Ursachen bilden können. Die Entstehung der
Überbeine soll mit der des Spats eine große Ähnlichkeit haben.
Eine eingehendere Unterscheidung gibt Dieckerhoff (43) Er
trennt zwischen traumatischen und spontanen Überbeinen. Die Ent-
stehung letzterer führt er zurück auf einseitige Belastung oder Über-
dehnung und Zerrung der Schenkel der Vorarmfaszie. welche sich auf
die mediale und laterale Seite der Griffelbeine erstrecken und zum Teil
mit dem Periost derselben sowie mit den Bandverbindungen zwischen
Griffelbein und Schienbein verschmelzen. Die dadurch entstehenden
entzündlichen Prozesse sollen stets in dem subfaszialen Bindegewebe
zunächst einsetzen, sich aber im weiteren Verlaufe auch auf das an-
liegende Periost ausdehnen.
Hoffmann (49) ist der Ansicht. daß die Überbeine teils durch
fortgesetzten Reiz am Periost. teils durch Wucherung vom Knochen
selbst aus entständen.
Rogers (52) fand bei seinen Untersuchungen. daß Uberbeine am
Metatarsus ebenso häufig nachgewiesen werden können als am
Metacarpus.
Joly und Barrier (54) teilen die Überbeine folgender-
maßen ein:
1. Überbeine des Zwischenknochenbandes oder intermeta-
carpale Überbeine verursacht dureh vertikale Reibung
oder durch Abreißung des Griffelbeins vom Metacarpus:
2. Überbeine des KRarpalringbandes oder postmetacarpale
Überbeine:
3. Uberbeine des Aufhängebandes (interosseus) oder tiefe
metacarpale Überbeine:
— 9 —
4. Uberbeine des Seitenbandes oder des Griffelbeinkopfes:
5. Überbeine der Fesselseitenbänder.
Vogt (64) wendet sich zunächst gegen die Vererbungsthcorie.
Auch gegen Haveman n’s Anschauung führt er mehrere Gründe an.
Nach ihm soll der Verknöcherungsprozeß des Zwischenknochenbandes
bei allen Pferden eintreten, und damit sollen die Überbeine nur eine
pathologische Vergrößerung der normal eintretenden Verknöcherung
sein. hervorgerufen durch zu starke Anspannung der Karpalbinde.
Nach Möller (68) stellt das Leiden eine Periostitis ossificans dar,
welche regelmäßig an dem Zwischenknochenbande beginnt, während in
den Faszien keinerlei Krankheitsprozesse nachweisbar sind.
Berton (71) und Drouin (74) stimmen Joly bei. Pecus (76)
dagegen will nur Traumen und Vererbung als Ursachen der Überbeine
anerkennen, und Laborderie (86) weist vor allem einen infektiösen
Ursprung als Ursache der Überbeine zurück.
Voigt (78) findet bei seinen Untersuchungen, daß die Fasern des
Zwischenknochenbandes in schiefer Richtung von oben nach unten,
vom Griffelbein zum Hauptknochen (Schienbein) verlaufen und so an-
geordnet sind, daß sie dem Zuge der Karpal- bzw. Tarsalbinde auf die
Griffelbeine am wirksansten entgegenwirken können.
Klingberg (75) hält dagegen wieder die Havemann'sche
Theorie für die zutreffendste, während Selmer (77) die Ansicht von
Dieekerhoff zu stützen sucht. namentlich auch durch den Hinweis
auf die Laub’sche Krankheit beim Menschen.
Vivien (79 ist der Ansicht, daß der Verknöcherungsprozeß des
Zwischenknochenbandes nur der lokale Ausdruck eines tiefer einsetzen-
den Prozesses ist. Letzterer soll eine erst rarefizierende, später konden-
sierende Ostitis sein.
Velkers (87) stellte vor allem Untersuchungen über den Verlauf
der Fasern im Lig. interosseum an. Nach ihm verlaufen die oberfläch-
lichen. langen. aber lockeren Fasern in der von Voigt (78) angegebenen
Richtung. Die Richtung der tiefen Fasern ist vom Karpalgelenk ab-
wärts auf 4—6 cm vom Metakarpus oben zum Griffelbein unten, dann
erfolgt eine kurze UÜbergangsstelle von kreuzweise gerichteten Fasern.
und dann verlaufen die Fasern in entgegengesetzter Richtung. Die
Kreuzungsstelle der Fasern soll der Drehpunkt des Griffelbeines zu
einer senkrecht zu demselben gedachten Axe sein. Er findet. daß der
Bandapparat der Griffelbeine ein viel komplizierterer ist, als die
Autoren bisher angenommen haben. Die Darstellung Oelkers hat
auch Fröhner (8) in sein Kompendium der Chirurgie übernommen.
Zschokke (9) unterscheidet seitliche. mediale. laterale und
volare Überbeine. welch letztere ebenfalls mit dem Lig. interosseum in
Verbindung stehen sollen.
K itt (96) macht ebenfalls darauf aufmerksam., daß die neugebilde-
ten Knochenlamellen des Lig. interosseum dieselbe Faserrichtung auf-
weisen. wie die Fasern des nicht verknöcherten Zwiscehenknochen-
bandes.
Bezüglich der inneren Einrichtung der in Frage
stehenden Knochen ist folgendes bekannt:
Nach Zschokke (47) zeigt der Hauptmittelfußknochen an seinen
Enden beinahe senkrecht verlaufende Spongiosafasern. Dieselben
treten von der Wand aus, leicht divergierend. unter die Gelenkflächen.
In der Nähe der oberen Epiphyse finden sieh noch einige Querspangen,
während der (Querschnitt der Walze ein System radiärer Fasern auf-
weist.
Ellenberger-Baum (83) führen an. daß die Balken der
schwanmnigen Knochensubstanz am proximalen Ende des Hauptinittel-
= J0 =
fußknochens teils etwas divergierend gegen die Gelenkfläche, teils in
der Querrichtung, am distalen Ende fächerförmig gegen die Gelenk-
rolle anlaufen. Die kompakte, die Markhöhle umschließende Knochen-
rinde des Me. 3 ist, namentlich dorsal, sehr stark. Die Griffelbeine
bestehen aus Substantia spongiosa und einer dünnen, kompakten Rinde.
Die kompakte Rinde der Markhöhle des Mt. 3 ist sehr dick, stärker
als die des Me. 3, und trägt nach der Höhle zu noch eine ziemlich deut-
liche Schicht schwammiger Knochensubstanz.
1. Präparat (Fig. 1).
Das proximale Endstück eines Metatarsus,
bei dem das mediale Griffelbein mit dem Hauptmittelfußknochen
an mehreren Stellen verwachsen ist, ohne daß es zu einer äußeren
Verdiekung gekommen wäre, während das laterale Griffelbein
starke Überbeinbildung zeigt. Das laterale Griffelbein ist im
ganzen viel stärker entwickelt als das mediale, das Köpfchen des
ersteren hat einen Durchmesser von 2,5 : 2,6 cm gegen 1,5 : 2,2 cm
des letzteren. Das Mittelstück des lateralen Griffelbeins ist spindel-
förmig aufgetrieben und zeigt eine Dicke bis zu 2,5 cm gegen 1,2 cm
derselben Stelle des medialen Griffelbeins.. Am plantaren Rande
des lateralen Griffelbeins befinden sich außerdem noch drei
bohnengroße feste Knochenauftreibungen, unterhalb welcher sich
eine 1,5 em breite Furche von oben und innen nach unten und
außen hinzieht. Das laterale Griffelbein ist 3,3 em unterhalb des
proximalen Endes des Hauptmittelfußknochens beginnend auf
8,5 em mit dem Mt. 3 fest verwachsen, und an dieser Stelle befindet
sich an der medialen Seite eine glatte, flache Verdiekung des
Knochens, welche ohne scharfe Grenze in Griffelbein und Mt. 3
übergeht, an der lateralen Seite dagegen befindet sich eine flache,
beulenförmige Verdiekung beider Knochen, die bis zu 3 cm Breite
auf den Hauptmittelfußknochen sich verfolgen läßt, und welche
eine flache Gefäßrinne, deren hinterer Rand etwas gezackt er-
seneint, in der ganzen Längenausdehnung des Überbeins zeigt. Von
der Rinne aus führen zwei größere und mehrere kleinere, rundliche
bzw. längliche Löcher in die Tiefe zwischen Hauptmittelfußknochen
und Griffelbein.
Der in Fig. 1 abgebildete Schnitt ist diagonal durch die Mitte
des lateralen Griffelbeins und die Gelenkfläche des Hauptmittel-
fußknochens gelegt worden. Die Verwachsungsstelle zwischen den
beiden genannten Knochen zeigt auf dem Schnitte in der Haupt-
sache ein von Knochenlamellen gebildetes weitmaschiges Gewebe,
welches an Stelle des Ligamentum interosseum getreten ist. Nur
am oberen Übergange des Griffelbeins in den Mt. 3 ist ein Rand
von 0,5 em und am unteren Übergange ein solcher von 0,8 cm
Breite zu erkennen, welcher aus ziemlich fester Tela ossea besteht.
An der Verwachsungsstelle ist die Kompakta des Hauptmittelfuß-
knochens, mit Ausnahme des oberen Überganges zum Griffelbein,
aufrelockert, und nur ein schmaler Streifen zeigt noch ein festes
Gefüge, aber auch schon beginnende Auffaserung. Die Kompakta
les Griffelbeins ist an der Verwachsungsstelle vollständig in weit-
maschiges Gewebe umgewandelt, und diese neue Spongiosaregion
vreift im Griffelbein so weit nach außen, daß nur noch ein 2 mm
Be Streifen am lateralen Rande das Gefüge der Tela ossea
esitzt.
Ein mehr die Mittelebene des Griffelbeins treffender Schnitt
desselben Präparates zeigt die Auffaserung der Kompakta des
Hauptmittelfußknochens und Griffelbeins in noch höherem Grade,
so daß die Spongiosa des Hauptmittelfußknochens ohne scharfe
Grenze in die des Griffelbeins übergeht. An der Verwachsungsstelle
selbst und im Griffelbein ist es zur Bildung größerer Markräume
gekommen. Der in Fig. 1 in der Mitte des unteren Endes des
Griffelbeins deutlich sichtbare Streifen spongiösen Gewebes tritt
in diesem Schnitte als selbständige Markhöhle von ungefähr 4 mm
Breite und beinahe 4 cm Länge, vom unteren Rande ab gemessen,
zutage.
Die Spongiosa der Verwachsungsstelle des abgebildeten
Schnittes zeigt an einzelnen Stellen eine strahlenförmige, radiäre _
Anordnung, deren Zentrum ungefähr in der Mitte des Körpers
des Griffelbeins etwa 0,5 em unterhalb des oberen Randes der Ver-
wachsungsstelle fällt. Der sonst regelmäßig radiäre Verlauf dieser
Bälkchen erfährt etwas oberhalb der Mitte der Verwachsungsstelle
eine Unterbrechung, indem an dieser Stelle die radiär verlaufenden
Fasern durch andere direkt gekreuzt werden. Im allgemeinen
jedoch lassen die Lamellen einen der Richtung der Fasern des
Lig. interosseum entsprechenden Verlauf erkennen, sind also von
außen oben nach unten innen gerichtet.
2. Präparat (Fig. 2 u. 3).
Das distale Endstück eines rechten Meta-
tarsus. Das laterale Griffelbein desselben ist, soweit es vor-
liegt, mit dem Hauptmittelfußknochen fest verwachsen, und nur
das unterste Ende mit dem Knöpfchen ist noch frei und plantar-
wärts abgebogen. An diesem Griffelbeine sitzt an der lateralen
Seite und am plantaren Rande ein flaches Überbein, welches scha-
lenartig mit dem hinteren freien Rande nach innen umbiegt. Das
Überbein reicht von dem oberen Ende des Präparates 7 cm nach
abwärts, ist an der lateralen Seite des Griffelbeins flach beulen-
förmig und rauh und weist an seiner breitesten Stelle 3 cm auf. An
der Innenfläche des Griffelbeins ist ebenfalls eine flache, rauhe
Knochenauflagerung vorhanden, welche sich bis auf die Mitte der
plantaren Fläche des Hauptmittelfußknochens fortsetzt. Das me-
diale Überbein ist mit dem Hauptmittelfußknochen ebenfalls ver-
wachsen, bis auf 5 cm des unteren Endes, und weist an beiden
Seiten, in den Mt. 3 übergehend, und am plantaren Rande geringe,
rauhe Knochenauflagerungen auf.
Fig. 2 zeigt einen sagittalen Schnitt durch dieses Präparat.
Der Schnitt ist durch das laterale Griffelbein und den Metatarsus 3
15 cm von der lateralen Fläche der Knochen angelegt. Auch hier
liegt eine vollständige Verwachsung beider Knochen vor. Die frü-
here Trennungslinie wird durch einen Zug von Spongiosagrewebe
angezeigt, in dem man Trajektorien schräg von oben und außen
nach unten und innen verlaufen sieht.
Längs der Verwachsungslinie zeigt sich eine begrenzte, aber
— 2 —
deutlich erkennbare Auffaserung der Tela ossea des Hauptmittel-
fußknochens. Die auf der Abbildung sichtbare spongiosaähnliche
Maschenbildung an dem plantaren Rande des Griffelbeins ist
periostaler Natur und hat auf die Druck- und Zugfestigkeit beider
Knochen keinen wesentlichen Einfluß.
Der in Fig. 3 beigefügte Querschnitt vom oberen Ende des
Präparates zeigt deutlich die Ausbreitung der oben beschriebenen
Spongiosabildung zwischen Hauptmittelfußknochen und Griffel-
bein sowie die randständige Anlagerung des periostalen Knochen-
gewebes. Die oben erwähnte Auffaserung der Tela ossea des
Hauptmittelfußknochens tritt auf diesem Schnitte noch deutlicher
zutage. Sehr klar tritt auf diesem Schnitt auch die vollständige
Verwachsung mit Verdichtung der angrenzenden Schichten der
Kompakta beider Knochen hervor.
3. Präparat (Fig. 4).
Das proximale Endstück eines rechten Vor-
dermittelfußes,an welchem das mediale Griffelbein mit dem
Hauptmittelfußknochen verwachsen ist. Das obere Ende des
inneren Griffelbeins ist vollständig von blumenkohlförmigen Exo-
stosen bis zu 11; em Dicke umgeben, welche auch auf den Haupt-
mittelfußknochen übergreifen, allmählich geringer werden und kurz
vor dem lateralen Griffelbeine auslaufen.
Es wurden diagonale Schnitte in der Längsrichtung von Mc. 3
und Mc. 2 angelegt, welehe vom oberen vorderen Rande des Haupt-
mittelfußknochens 13 bis 15 mm entfernt waren. Wie aus der
Fig. 4 hervorgeht, bestehen zwischen Hauptmittelfußknochen und
medialem Griffelbein eine größere und drei kleinere Verwachsungs-
stellen, von welchen die oberste, größte etwa 1 cm lang ist. Eine
Faserbildung ist an der Knochensubstanz der Verwachsungsstellen
nicht zu erkennen, dieselbe weist vielmehr das gleiche homogene
Gewebe auf wie die außen aufgelagerten Exostosen. Die Gelenk-
fläche des Griffelbeinköpfehens mit dem os multangulum minus
ist rauh und aufgefasert. Die sonst im Köpfchen des Griffelbeins
vorhandene kleine Markhöhle oder weitmaschige Spongiosa ist
verschwunden und durch dichtes Knochengewebe ersetzt, welches
einen schwach lamellösen Bau aufweist. Die Tela ossea des Haupt-
mittelfußknochens ist in der Nähe der größeren Verwachsungsstelle
stark aufgefasert, so daß hier die Cortikalis nur eine Dicke von
3 mm besitzt; sie zeigt im übrigen eine schmale ostitische Verdich-
tungszone.
4. Präparat.
Die Metakarpalknochen eines rechten Vor-
derfußes, welche miteinander verwachsen sind.
Lateral besteht die Verwachsung nur in der Tiefe zwischen
Hauptmittelfußknochen und Griffelbein, ohne äußere Verdiekung.
Medial beginnt die Verwachsung des Hauptmittelfußknochens mit
dem Griffelbeine an der Vorderfläche 2 em unterhalb der proxi-
malen Gelenkfläche und erstreckt sich auf 8 em nach unten. An
der Hinterfläche beginnt die Verwachsung der beiden Knochen
= Hg,
9!» em unterhalb der Gelenkfläche und ist nur 1 cm lang. Die
ganze Verwachsungsstelle der vorderen Fläche wird von einem
spindelförmigen Überbeine eingenommen, welches an der stärksten
Stelle die Dicke von 1 cm erreicht.
Es wurden durch die Knochen in der Längsrichtung diagonale
Schnitte angelegt, welche Mc. 3 und Mc. 2 trafen und einen jewei-
liven Abstand von 16 bzw. 9 mm vom vorderen oberen Rande des
Mc. 3 hatten.
Auf der ersteren Schnittfläche zeigen sich drei je 4 mm
voneinander getrennte Verwachsungsstellen zwischen Mc. 3 und
Mc. 2 von 15,2 und 3 mm Länge. Außerdem macht sich hierselbst
das Überbein als spongiöse Auflagerung von 5 mm Dicke an der
stärksten Stelle bemerkbar, dasselbe flacht nach oben und unten
allmählich ab.
Die zweite Schnittfläche geht oben durch das Griffelbein
und dann weiter unten durch das aufgelagerte, spongiöse Über-
bein. Das Griffelbein zeigt an der Verwachsungsstelle eine leichte
Auffaserung, und der Faserverlauf ist gleich dem des anschließen-
den Überbeins so, daß dieselben vom Griffelbein oben nach dem
Hauptmittelfuß unten verlaufen.
Il. Spat.
Die Literaturangaben über das Wesen und die Ent-
stehung des Spats sind sehr zahlreich. Im wesentlichen be-
sagen dieselben folgendes:
Das von Jordanus Rufus mit dem Namen spavenius benannte
Leiden. der Spat. soll zuerst von Apsyrtus beschrieben worden sein.
Di» Krankheit ist so häufig und das Bild derselben so augenfällig. daß
sich seit Solleysel fast alle namhaften Autoren damit beschäftigt
haben.
Sollexvsel (1) selbst unterscheidet zwei Arten von Spat, den
sog. troekenen Spat (Hahnentritt) und den Öchsenspat. Letz-
terer, eine Geschwulst, welehe durch den Zusammenfluß eines „kalten
Hamor“ entstanden sein sollte, ist das Leiden, welehes wir heute mit
dem Namen Spat bezeichnen.
Während de Saunier (2) drei Arten von Spat unterscheidet, ist
Zehenter (3) der erste, der die Bezeichnung „unsiehtbarer Spat“
schrauchte.
Auch v. Sind (4 und 5). Garsault (6),Prizelius (7) und
Gibson (8) besehreiben den Spat. bringen aber nichts Neues darüber,
Lafosse (9) dagegen verlangt vor allem. daß das Wort Spat nur auf
den Ochsen- oder kallösen Spat angewendet werde, der seiner Meinung
nach angeboren sein kann und meistens auf beiden Beinen gleichzeitig
auftreten soll.
Busch (10) will die Einteilung in sichtbaren und unsichtbaren
Spat nieht anerkennen. auch Gaab (11) sieht das eigentliche Kenn-
zachen des Spates in der Gesehwulst an den untersten, kleinen Knochen
tes Sprunggelenkes oder auch am Kopfe des Röhrenbeins.
Kersting (12) unterscheidet einen feuchten und einen trockenen
‘Spat, dessen Erblichkeit er leugnet, während er die Erblichkeit
schwacher. zu Spat disponierender Gelenke zugibt.
Abildgaard (13) erkennt nur den trockenen Spat an.
Rohlwes (14) ist der Ansicht. daß Spat und UÜberbeine identische
Krankheitsprozesse seien. mit dem einzigen Unterschiede. daß der Spat
= 4, =
am Sprunggelenke vorkomme und Lahmheit verursache, die Überbeine
jedoch am Röhrenbeine zu finden wären, ohne Lahmheit zu veran-
lassen.
Bourgelat (15) will wie Lafosse nur den kallösen Spat als
eigentlichen Spat anerkennen, obwohl er zugibt, daß eine Art Ochsen-
spat beim Pferde auch zu finden wäre.
Auf Grund seiner Untersuchungen kam Havemann (17) zu dem
Urteile, daß beim Spat die Ursache der Lahmheit immer in der Er-
krankung der Gelenkflächen liege. Er schreibt: „Sobald die Gelenk-
flächen der platten Knochen rauh werden, und mithin die Natur auf
ein Zusammenwachsen der Knochen (Ankylosis) hinarbeitet, fängt die
Lähmung an. Bei dem unsichtbaren Spatte lösen sich die knorpeligen
Gelenkflächen eher auf und werden rauh, machen mithin das Pferd
lahm, bevor sich auswendig auf dem Knochen Knochenmaterie absetzet
und den Spatt sichtbar macht.“
Hurteld’Arboval (19) glaubt für die Knochengeschwulst. in
welcher er das eigentliche Symptom des Spats sieht. dieselben Ur-
sachen wie für Flußgallen und die anderen Knochenauftreibungen an-
nehmen zu müssen.
(rurlt (20) weist auf die Verknöcherung der besonderen Bänder
hin, die beim Spat fast immer eintreten soll. neben den Exostosen an
der inneren und manchmal auch an der äußeren Seite des Sprung-
gelenkes.
Franque (21) gibt an. daß man von einem feuchten oder weichen
Spat spricht, solange die Geschwulst an der inneren Seite des Gelenks
weich ist, und erst nach Verhärtung derselben den eigentümlichen
troeknen Spat vor sich habe, Rycehner (23) dagegen erklärt den Spat
für eine Knochenentzündung mit oder ohne tiefer Gelenkentzündung
und ihren Folgen. Die Bänder sollen nach ihm Zuerst leiden und mit
ihnen die Beinhaut. woraus sich eine chronische Entzündung ent-
wickelt, die sich bis in die Gelenkflächen hinein erstreckt.
Nach Dietericehs (2) findet man beim Spat entweder Auf-
treibung der Knochen oder Ausschwitzung von Knochenmasse, beim
unsiehtbaren Spat Entzündung und Entartung der Knochen oder Ver-
wachsung der Gelenkflächen mehrerer Knochen des Sprungrelenkes.
Hertwig (25) fand bei den anatomischen Untersuehungen an
Spat erkrankter Sprunggelenke die Knochen mehr gerötet. blutreicher
und poröser. die Beinhaut etwas verdiekt. und zwischen ihr und den
Knochen etwas gerinnbare Flüssigkeit.
Auf die Erkrankung der Gelenkflächen. als wesentliches Moment
des Spats. macht Bouley (26) aufmerksam.
F. und K. Günther (285) weisen Havemann's Ansicht. daB Spat
eine Entzündung der Sprunggelenkknoehen ist. mit der Begründung
zurück. daß sowohl Charakter als auch Produkt und Ausgang der
Entzündung fehlen. Sie erkennen aber dennoch ebenso wie Sehra-
der jun. (30) eine Arthritis bzw. Ostitis als Ursache des Spats an.
Roloff (31) dagegen nimmt an, daß die Entzündung von der ln-
sertionsstelle der Bänder ausgehe.
Während Bruekmüller (35) die beim Spat vorkommenden
Osteuphrten sieh teils durch Beinhautentzündung. teils dureh die Ent-
zündung der Gelenkflächen der kleinen, wenig beweglichen Knochen
entstanden denkt, hatSchütz (34) nachgewiesen, daß die Osteophrten
durch Ubergreifen des Entzündungsprozesses von den Gelenkknorpeln
auf das subsynoviale Periost entstehen können.
Nach Dieekerhoff (40) stellt der Spat einen Entzündungs-
proze von chronischem Verlaufe dar, welcher in dem inneren Blatte
der Bursa von medialen Schenkel des Schienbeinbeugers seinen Anfang
nimmt, sich von da auf die Gelenkkapsel und das Periost der unteren
Abteilungen des Sprunggelenks fortsetzt und eine chronische Ent-
zündung der Synovialmerınbran mit Erweichung und Auflösung des Ge-
lenkknorpels und eine Entzündung des Knochenmarkes herbeiführt.
Stockfleth-Steffen (41) fanden bei ihren Untersuchungen,
daß sich der Spat entweder von außen, vom Bandapparat aus, oder von
innen her, von den Gelenkflächen entwickelt, und daß bei fort-
schreitendem Krankheitsprozeß das Knochengewebe kompakter wird
und eine elfenbeinartige Beschaffenheit annimmt.
Haubner (42) ist der Ansicht, daß sich der Spat vorzugsweise
bei jüngeren Pferden, selten bei älteren, entwickelt.
Nach Klemm (45) entsteht der Spat dadurch, daß bei jedem
übermäßigen Durchtreten der Pferde, infolge übergroßer Streckung des
Sprunggelenkes, dessen beide Beuger gewaltsam angestrengt werden
und dadurch an ihren Ansatzpunkten zerren. Auch nach Aronsohn
(50) setzt der Spat mit einer Periostitis ein, und die Arthritis ist nur
eine Sekundärerscheinung, die aber in der Regel zur Ankylose führt.
Daß in den Knochen Osteosklerose und Osteoporose auftreten, gibt auch
er an.
Joly (56) unterscheidet in der Entwicklung des Spats als ver-
schiedene Stadien die Arthritis deformans der unteren Tarsalgelenke,
die Ankvlose dieser Gelenke, die Exostosenbildung und die Exostosen-
ausbreitung nach oben und unten.
Gotti war [nach Lanzilotti-Buonsanti (91)] der erste,
welcher die Veränderungen der Knochen beim Spat histologisch ge-
nauer untersuchte. In Übereinstimmung mit ihm definiert Eber-
lein (58) auf Grund seiner umfangreichen Untersuchungen den Spat
als eine primäre Ostitis rarefaciens. die in eine Ostitis
condensansübergeht, und welcher sekundär eine eigentümliche
ArthritisderstraffenFußwurzelgelenke und auch eine
Periostitis ossificans mit lyperostosenbildung
folet. Die frühesten Veränderungen finden sich dabei stets in den
Knochen und erst beim Weiterausbreiten des Prozesses greift derselbe
auf den Gelenkknorpel über. Bezüglich der IIyperostosenbildung tritt
er der Ansicht von Schütz (39) bei, gibt aber auch an, daß «durch
direktes Übergreifen der Ostitis auf das Periost die Osteophrten ent-
stehen. Der Ausgang besteht meistens in Ankylose, doch kann es
zuweilen auch bei früh eintretender Verknöcherung dazu kommen, daß
die Knochenncubildungen nicht direkt von einem Knochen in den
anderen übergehen, sondern die vorgewucherten Knochenbalken der
einen Gelenkfläche in die Vertiefungen der anderen eingreifen und
nur seitlich dureh knöcherne Verlötungen zusaminengehalten werden.
außerdem kann auch durch das Ineinandergreifen von haken-
fürmigen Hyperostosen eine Pseudoankylose entstehen.
Barrier (59) dagegen glaubt. daß der Krankheitsprozeß beim
Spat sieh von der Peripherie, und zwar fast in allen Füllen von der
Inzertionsstelle der Bänder aus, sich gegen die zentralen Teile des
Sprunggelenkes ausbreite, und Hess (60) ist ebenfalls der Ansicht, daß
der Spat durch Entzündung der Bänder selbst an deren Insertionsstellen
im Periost zustande käme. In neuerer Zeit hat Höhne (61) den un-
sichtbaren Spat wieder in Abrede gestellt.
Jacoulet (62) und Joly (63) sehen wie Gottiund Eberlcin
im Spat eine primäre Osteo-Arthritis. Beide treten aber für die Erb-
liehkeit der Krankheit ein. Letzterer will sogar die Erblichkeit als
einzige Ursache des Leidens angeschen wissen. Demgegenüber will
Knipscheer (65) den Spat nicht als spezifisches Leiden aufgefaßt
haben. sondern als Arthritis chronica deformans. Er spricht sich aber
gegen die Erblichkeit aus und gibt nur eine Prädisposition zu.
Belli (73) nimmt als Ausgangspunkt des Spats die zentralen Teile
des Sprunggelenkes, namentlich den Knorpel an.
Fröhner (82) faßt den Spat als eine chronische Entzündung der
Innenfläche des Sprunggelenkes in der Gegend der beiden schifförmigen
Beine. des pyramidenförmigen Beins, Schienbeins und Griffelbeins beim
Pferde auf. während Lanzilotti-Buonsanti (91) zum Spat außer
der Osteo-Arthritis chronica auch eine Periarthritis rechnet, die nur
Periost und Bandapparat betrifft und mit Osteophytenbildung verläuft.
Cadèac (94) nimmt für den Spat, wie auch für alle anderen Ge-
lenkentzündungen des Pferdes. eine Infektion als Ursache an. In
gleicher Weise, wie beim Menschen bei der Tuberkulose lange Zeit
latente Reime in den Knochen lagern und gelegentlich später zu einer
Ostitis bzw. Arthritis führen können. so sollen auch beim Pferde von
der in der Jugend überstandenen Druse in den Knochen liegen ge-
bliebene latente Krankheitskeime die Osteo-Arthritis des Spats ver-
anlassen.
Über dieinnere Einrichtung der Knochen des Sprung-
gelenkes schreibt Zschokke (47):
Der Astragalus besitzt deutliche radiäre Spongiosafaserung.
Daneben kommen transversale Lamellen vor zwischen den beiden
Kämmen. welche an die Streekbänder der konkaven Gelenke erinnern.
Dieübrigen Hiunterfußwurzelknochen.mit Ausnahme
des Caleaneus, zeigen vorwiegend vertikale Spongiosa-Spangenrichtung.
Die Anordnung der Spongiosa im Metatarsus ist bereits bei der
Besprechung der Überbeine angegeben worden.
Die Untersuchung erstreckte sich auf folgende fünf mit Spat
behaftete Sprunggelenke:
5. Präparat (Fig. 5).
Einstark verändertes rechtes Sprunggelenk.
Am proximalen Ende des Metatarsus und an den meisten Tarsal-
knochen befinden sich rings um das Gelenk herum zahllose den-
tritische und zapfenförmige Knochenauflagerungen, welche an der
medialen Gelenkfläche eine Stärke von 4 cm besitzen. Der Haupt-
mittelfußknochen ist mit den beiden Griffelbeinen und der distalen
Reihe der Tarsalknochen vollständig verwachsen. In diese Ver-
wachsung ist das Os navieulare vollständig und der Talus teil-
weise mit einbegriffen. Der Calcaneus ist durch Knochenauf-
laeerungen mit dem Os euboideum und dem Os naviculare ver-
wachsen. Knochenauflagerungen gleicher Art befinden sich auch
an der hinteren Fläche des Gelenkes zwischen dem Köpfchen der
beiden Griffelbeine und zeigen daselbst eine flach ausgehöhlte
(ileitrinne. Unterhalb dieser laufen die Knochenauftreibungen in
lange, spitze Zacken aus, welche senkrecht nach unten gerichtet
sind. Von der Arthritis nicht berührt sind nur die Gelenke
zwischen Tibia und Talus und zwischen diesen und dem Os navi-
eulare.
Fig. 5 stellt einen Sagittalschnitt durch dieses Sprunggelenk
dar, weleher durch den medialen Kamm der Gelenkschraube des
Talus geführt ist und das mediale Griffelbein sowie den Haupt-
Tafel I.
1. Heft.
1912.
für Veterinärkunde.
Zeitschrift
3
Fig.
(
"ig.
Tafel II.
Fig. 9.
Fig. 5.
mean — — — ee —,— —
Tafel III.
ig. 11.
v
4
Tafel IV.
za 7 =
mittelfußknochen getroffen hat. In letzterem Knochen verläuft der
Schnitt größtenteils in der Cortikalis und trifft nur am proximalen
Ende desselben die Spongiosa, von welcher beim Schneiden ein
kleiner Teil ausgebrochen ist.
Der Talus zeigt außer einer periostalen Auflagerung von
Knochensubstanz an seiner dorsalen Fläche keine Abweichungen.
Seine Gelenkverbindung mit dem Os naviculare ist unverändert.
Das Os naviculare zeigt an seinem dorsalen und plantaren
Rande Knochenauflagerungen bis zu 1 cm Stärke. Es ist ver-
wachsen an seinem distalen Rande ungefähr in der Mitte mit dem
Os cuneiforme tertium, am rechten Rande mit dem Os cuneiforme
primum et secundum. Diese Knochen sind ihrerseits noch ver-
wachsen mit dem medialen Griffelbeine, dem Hauptmittelfuß-
knochen und dem Os cuneiforme tertium, welch letzteres sich an
der Verwachsung mit dem Hauptmittelfußknochen beteiligt. Dieser
ist an seiner oberen, dorsalen Kante mit dem Os cuneiforme ter-
tium, außerdem durch periostale Knochenneubildungen mit dem
medialen Griffelbeine verwachsen.
Am oberen Rande des Os naviculare ist die dorsal gelegene
Hälfte der Kompakta unverändert, während die plantare Hälfte
beginnende Auffaserung zeigt und der kompakte Rand stellen-
weise nur noch eine Stärke von 1 mm besitzt. Die am dorsalen
Rande vorhandene Knochenauflagerung zeigt ein poröses Gefüge
ohne bestimmte Anordnung. Die Spongiosa und der untere Rand
des Os naviculare zeigen in der dorsalen Hälfte keine Ab-
weichungen vom Normalen, in der plantaren Hälfte dgegen sind
in der Spongiosa kleinere und größere lakunenartige Räume vor-
handen, und der untere Rand der Kompakta ist noch stärker auf-
gefasert als der obere Rand. Die Verwachsungsstelle mit dem Os
cuneiforme tertium hat eine Breite von 2 mm und zeigt einen
festen, nur schwach porösen Bau. Am plantaren Rande ist die
Cortikalis des Os naviculare vollständig aufgefasert, und das spon-
sıöse Gewebe dieses Knochens geht hier unmerklich und ohne be-
stimmbare Grenze in das gleich beschaffene Gewebe der Knochen-
auflagerung über. Die Verwachsungsstelle mit dem Os cuneiforme
primum et secundum beträgt etwa 1 cm. Auch hier geht die
Spongiosa der Knochen unmittelbar ineinander über, doch zeigt
der plantare Teil ein etwas festeres Gefüge, und es läßt sich nicht
erkennen, wieviel daselbst Knochensubstanz angelagert ist.
Das Os cuneiforme tertium bildet mit dem Os cuneiforme
primum et secundum einen Knochen. An seinem dorsalen Rande
zeigt das Os cuneiforme tertium teilweise Auffaserung der Corti-
kalis und Knochenauflagerung mit porösem Gefüge. Die Tela
ossea des proximalen und distalen Randes verjüngt sich vom
dorsalen Rande nach der Mitte zu so, daß dieselbe an den Ver-
wachsungsstellen vollständiger Auffaserung anheimgefallen ist.
Mit dem Hauptmittelfußknochen ist das Os cuneiforme tertium am
dorsalen Rande durch eine 6 mm breite Knochenbrücke von ziem-
lich festem, wenig porösem Bau verwachsen. An der Innenseite
dieser Verwachsungsstelle befindet sich eine 8 mm hohe und bis
3 mm breite Lakune von unregelmäßiger Gestalt und zackigem
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. 2
— 18 —
Rande, die zur Hälfte in das Os cuneiforme tertium und zur Hälfte
in den Hauptmittelfußknochen reicht und mit dem sich als schmale
Spalte zeigenden distalen Gelenke in Verbindung steht. In ihrem
Rande zeigt die Lakune ein festes, cortikalisähnliches Gefüge. Der
plantare Rand des Os cuneiforme tertium geht ohne sichtbare
Grenze sowohl in das zu einem Knochen verschmolzene Os cunei-
forme primum et secundum als auch in den Hauptmittelfußknochen
und das mediale Griffelbein über, am proximalen Rande eine
erbsengroße, runde Lakune mit glattem, fester gefügtem Rande
mit dem Os naviculare und dem Os cuneiforme primum et secundum
bildend.
Auf anderen Schnitten desselben Präparates ist die Grenze
zwischen Os cuneiforme tertium und Os cuneiforme primum et
secundum noch deutlich zu erkennen, teils durch festeres Gefüge,
teils durch einen Rest der Gelenkspalte, welcher auch in Fig. 5
als 112 mm lange Spalte noch zu sehen ist.
Die Faserrichtung der Spongiosa des Os cuneiforme primum
et secundum verläuft von der oberen Verwachsungsstelle dieses
Knochens mit dem Os naviculare schräg nach unten zu der Ver-
wachsungsstelle mit dem Os cuneiforme tertium, trifft daselbst
spitzwinklig mit der Faserrichtung der Spongiosa des zuletzt ge-
nannten Knochens zusammen und setzt sich mit dieser vereint
dann nach unten in den Hauptmittelfußknochen fort.
Das mediale Griffelbein ist durch Exostosenanlagerung bis zu
91, cm verbreitert. Das Köpfchen des Griffelbeins ist mit dem Os
cuneiforme primum et secundum und mit dem Hauptmiittelfuß-
knochen verwachsen. Die Verwachsungsstellen zeigen keine deut-
liche Spongiosabildung, jedenfalls ist dieselbe sehr dicht. Das
Griffelbein weist in der Mitte seines oberen Teiles einen etwa
4 mm breiten Streifen spongiosaähnlichen Gewebes von undeut-
licher Faserrichtung auf, welcher auf beiden Seiten von einem
breiteren cortikalisähnlichen Streifen eingefaßt und mit der Spon-
giosa der oberhalb des Griffelbeinköpfchens gelegenen Exastose
in Verbindung steht. Zwischen Griffelbeinköpfchen, Hauptmittel-
fußknochen und Os cuneiforme primum et secundum befindet sich
noch eine große ovale Lakune mit völlig glattem Rande und
dünner Kompakta, welche als Rest des zwischen den gesunden
Knochen an dieser Stelle befindlichen Hohlraumes anzusehen ist.
6. Präparat (Fig. 6).
Ein linkes Sprunggelenk mit schwacher
Exostosenbildung an der inneren und vorderen Seite des
proximalen Endes des Hauptmittelfußknochens und der beiden
unteren Knochenreihen des Gelenkes. Die Knochen des Hinter-
mittelfußes sind unter sich und mit den kleinen Sprunggelenks-
knochen vollständig verwachsen. Eine Gesamtabbildung dieses
Präparates befindet sich bei Eherlein in der Fig. 12 (58, S. 34).
Es wurden, etwa 1 em von der Vorderkante des oberen Randes
des Os navieulare entfernt, Frontalschnitte durch die verwachse-
nen Knochen angelegt, welche das Os naviculare, das Os cuneiforme
tertium und den Hauptmittelfußknochen trafen.
a I 3
Der in Fig. 6 abgebildete Schnitt zeigt eine ziemlich weit-
gehende Ankylose zwischen diesen drei Knochen, und zwar ist
das Os naviculare an den Seiten auf 2 bzw. 5 mm, in der Mitte auf
fast 2 cm mit dem Os cuneiforme tertium verwachsen. Während
die beiden ersteren Verwachsungsstellen cortikalisähnlich sind, be-
sitzt die mittlere durchweg spongiöse Beschaffenheit, und zwar
gehen die Spongiosazüge des Os naviculare unmittelbar in die des
Os cuneiforme tertium über. An den nicht verwachsenen Stellen
macht sich in der unteren Cortikalis des Os naviculare eine Auf-
faserung bemerkbar. Das Os cuneiforme tertium ist in ähnlicher
Weise wie mit dem Os naviculare auch mit dem Hauptmittelfuß-
knochen verwachsen. Während in Fig. 6 am medialen Rande eine
Verwachsung zwischen Os cuneiforme tertium und Hauptmittelfuß-
knochen nicht sichtbar ist, konnte eine solche an anderen Schnitten
in einer Breite von 4 mm nachgewiesen werden. An der lateralen
Seite ist durch angelagerte Knochenmasse eine 2 mm starke Über-
brückung beider Knochen zu sehen. In der Mitte besteht eine
215 cm breite Verwachsung, welche auf 1 cm Breite dichtere Be-
schaffenheit aufweist, während der übrige Teil wie die obere
mittlere Verwachsung durchgehende, lockere, senkrecht verlaufende
Spongiosazüge besitzt. Lateral von der mittleren Verwachsungs-
stelle zeigt die obere und untere Cortikalis des Os cuneiforme
tertium starke Auffaserung, wodurch hierselbst ein fast vollstän-
diges Verschwinden der Tela ossea bedingt ist. Die beiden in der
Spongiosa des proximalen Teiles des Hauptmittelfußes sichtbaren
größeren Löcher sind Bohrlöcher. Oberhalb der linken Öffnung
macht sich ein schwacher, bis zur Mitte des Hauptmittelfuß-
knochens reichender Streifen von dichterem Knochengewebe be-
merkbar, ein durch den transformatorischen Prozeß noch nicht
ganz aufgefaserter Rest der Cortikalis desHauptmittelfußknochens.
Eine beginnende Auffaserung macht sich dagegen an dem oberen,
lateralen Rande des Hauptmittelfußknochens schon bemerkbar.
7. Präparat (Fig. 7).
DieKnochen eines linken Sprunggelenkesvon
einem alten Pferde. Dieselben zeigten mit Ausnahme einer fast
vollständigen Verwachsung des Os naviculare mit dem Os cunei-
forme tertium keinerlei Abweichungen. An der medialen Seite und
an der vorderen Fläche befinden sich an der Verwachsungsstelle
geringgradige, flache, ziemlich glatte Knochenauflagerungen. Die
frühere Trennungslinie beider Knochen zeigt sich nur noch an der
plantaren Fläche derselben strichförmig in der Länge eines halben
Zentimeters.
In Fig. 7 ist die Abbildung eines Frontalschnittes durch die
beiden verwachsenen Knochen gegeben. Von der früheren Gelenk-
fläche zwischen dem Os naviculare und dem Os euneiforme tertium
sind nur noch Andeutungen in Form einer mehrfach unterbroche-
nen feinen Linie vorhanden. Während die kleineren Verwach-
sungsstellen keine Spongiosenbildung zeigen, ist an einer größeren,
etwa 1,5 cm langen, deutliche Spongiosenbildung zu erkennen. Die
Richtung der neu entstandenen Spongiosabälkehen ist eine verti-
i)
— 90 —
kale und fällt mit der ursprünglichen der beiden Knochen voll-
ständig zusammen, so daß eine Grenze zwischen alter und neuer
Spongiosa nicht zu erkennen ist, jedoch fällt das sehr dichte Ge-
füge derselben an der Vereinigungsstelle auf. An den noch nicht
vollständig verwachsenen Stellen ist auch bereits eine Auffaserung
der Tela ossea zu bemerken.
8. Präparat (Fig. 8).
Ein linkes Sprunggelenk mit Verwachsung
des Os naviculare mit Os cuneiforme 1, 2 und 3. Das Gelenk
zwischen dem Os naviculare und dem Os cuneiforme tertium ist
nur noch schwach angedeutet, während Os cuneiforme primum et
secundum nur an der medialen Seite mit dem Os naviculare und
dem Os cuneiforme tertium verwachsen ist. Der proximale vor-
dere und mediale Rand des Hauptmittelfußknochens ist mit ko-
rallenförmigen Exostosen, bis zu 2 cm Dicke, dicht besetzt. Das
mediale Griffelbein ist in seinem oberen Teile mit dem Hauptmiittel-
fußknochen verwachsen, das Köpfchen des Griffelbeins zeigt an
der medialen Seite ebenfalls schwache, rauhe Knochenauflage-
rungen. Die Gelenkflächen zwischen Hauptmittelfußknochen und
medialem Griffelbein einerseits mit Os cuneiforme 1, 2 und 3 ander-
seits besitzen rauhe, poröse, bimssteinähnliche Beschaffenheit.
Es wurden Frontalschnitte angelegt, welche vom vorderen,
oberen Rande des Hauptmittelfußknochens etwa 3 cm entfernt
waren.
Der in Fig. 8 wiedergegebene Schnitt zeigt eine ziemlich voll-
ständige Verwachsung zwischen dem Os naviculare und dem Os
cuneiforme tertium; nur eine etwa 1 cm breite Gelenkspalte ist in
der Nähe des lateralen Randes noch vorhanden.
Die Cortikalis des proximalen Randes des Os naviculare ist
mit Ausnahme einer kleinen Stelle, woselbst sie ganz verschwun-
den ist, durch Auffaserung sehr verschmälert.e Die Spongiosa
zeigt an der lateralen Seite ein etwas dichteres Gefüge als im
übrigen Knochen. Die Cortikalis des unteren Randes ist nur an
der kleinen noch vorhandenen Gelenkspalte nicht gänzlich aufge-
fasert. Zwischen dem Os naviculare und dem Os cuneiforme ter-
tium befindet sich eine querovale, glattrandige, etwa 8 mm breite
und 3!% mm hohe Lakune. Die beiden in der Abbildung noch
außerdem sichtbaren Löcher sind Bohrlöcher. Während die
Knochenbälkcehen im medialen und lateralen Teile des Os navi-
culare vertikal verlaufen, ist oberhalb der Lakune ein regel-
mäßiger Verlauf der Spongiosafasern nicht vorhanden. Es scheint
eine Kreuzung derselben zu bestehen, indem die einen von außen
und oben nach innen und unten und die anderen in entgegen-
gesetzter Richtung verlaufen. |
Die Tela ossea des oberen Randes des Os ceuneiforme tertium
ist gänzlich aufgefasert, die des unteren Randes besteht überhaupt
nieht mehr, dieser Rand ist vielmehr unregelmäßig zackig und
besitzt tiefe Einsehnitte, von denen einer sich bis auf 113 mm
dem oberen Rande nähert. Das Spongiosagewebe ist ziemlich
— ?] —
dicht gefügt und ist nur in der Nähe des unteren Randes etwas
poröser.
Der obere Rand des Hauptmittelfußknochens ist analog dem
unteren Rande des Os cuneiforme tertium beschaffen, auch hier
ist durch transformatorische Vorgänge die Tela ossea vollständig
geschwunden, und die unmittelbar angrenzende Spongiosa ist in
der Mitte auf 1 cm und an den Seiten bis auf 3 cm verdichtet. Die
seitliche Cortikalis ist medial bis zu 11⁄4 cm aufgefasert. Die seit-
lichen Knochenauflagerungen zeigen einen schwach porösen Bau.
9. Präparat (Fig. 9).
Ein linkes Sprunggelenk mit Verwachsungen
zwischen dem Os naviculare, dem Os cuneiforme 1, 2 und 3 und
dem Metatarsus 2, 3 und 4. An der inneren Fläche befindet sich
am Os naviculare, Os cuneiforme primum et secundum und Mt. 2
und 3 eine taubeneigroße, ziemlich glatte Knochenauftreibung.
An der dorsalen Fläche des Os naviculare, Os cuneiforme tertium
und dem oberen Rande des Hauptmittelfußknochens sind zackige,
teilweise ineinandergreifende Exostosen vorhanden.
Ein Frontalschnitt durch Os naviculare, Os cuneiforme 3 und
Mt. 3 wurde etwa 2 cm vom oberen, dorsalen Rande des Haupt-
mittelfußknochens entfernt angelegt.
Der in Fig. 9 vorliegende Schnitt zeigt neben teilweiser Ver-
wachsung zwischen Os cuneiforme tertium und Hauptmittelfuß-
knochen eine deformierende Arthritis zwischen dem Os naviculare
und dem Os cuneiforme tertium.
Am proximalen Rande des Os naviculare befindet sich eine
starke Tela ossea, welche von der lateralen nach der medialen
Seite zu an Dicke zunimmt. Der distale Rand zeigt lateral auf
1!2 em noch die ursprüngliche, glatte Gelenkfläche, der übrige
Teil des Randes ist unregelmäßig zackig, rauh und von etwas
poröser Struktur. Die ursprüngliche Tela ossea ist an dieser Partie
bedeutend verstärkt und nimmt ebenfalls nach der medialen Seite
an Dicke zu, mit der Cortikalis des oberen Randes so zusammen-
treffend, daß etwa 112 em des medialen Teiles des Knochens nur
aus festem, cortikalisähnlichem Gewebe bestehen. Die Spongiosa
besitzt in der lateralen Seite des Knochens normale Beschaffenheit
und normalen Verlauf, nach der medialen Seite zu nimmt sie an
Höhe ab und büßt an Porosität ein.
Der obere Rand des Os cuneiforme tertium hat eine dem
unteren Rande des Os naviculare entsprechende Beschaffenheit.
Die Tela ossea dieses Randes besitzt lateral auf 1 em Breite normale
Dicke, ist dann auf 1 cm Breite bis zu 5 mm diek und von da ab
unter dem wie zerfressen aussehenden Teile des medialen Ab-
schnittes von wechselnder Stärke und Dichtigkeite. Am unteren
Rande besteht medial und in der Mitte eine Verwachsung mit dem
Hauptmittelfußknochen. Während die Kompakta des unteren
Randes zwischen den beiden Verwachsungsst:ilen eine beträcht-
liche Stärke aufweist, ist sie im lateralen Teile des Knochens
ziemlich stark aufgefasert. Die Spongiosa nimmt analog der des
— 9 —
e naviculare von der lateralen zur medialen Seite an Dichtig-
eit zu.
Die Cortikalis des oberen Endes des Hauptmittelfußknochens
ist auf der medialen Seite bis nahe zur Mitte vollständig vor-
handen. An der Hauptverwachsungsstelle ist die Substantia
compacta teilweise aufgefasert, und zwar ist lateral die Auffase-
rung stärker, und gehen hier die Spongiosagänge des Hauptmiittel-
fußknochens in die des Os cuneiforme tertium direkt über. Im
lateralen Teile ist die Cortikalis vollständig aufgefasert.e. Die am
Präparat sichtbaren Exostosen zeigen einen porösen Bau.
Ill. Arthritis und Periarthritis chronica carpi.
Wesen. Eine Entzündung des Karpalgelenkes mit nach-
folgender Ankylose und Versteifung des Gelenkes ist schon früh-
zeitig beobachtet worden.
Solleysel (1) sowohl wie v. Sind (5) erwähnen sie bereits in
ihren Schriften, auch bei Kersting (12) und Havemann (17)
finden wir Angaben darüber, ebenso bei Rychner (23).
Schrader (30) fand bei seinen Untersuchungen die Gelenk-
flächen mehr oder weniger entartet, die Knorpel usuriert und an den
Knochen Exostosen. Derselbe beschreibt auch Ulzeration am Gelenk-
knorpel mit Caries an den Knochen und Ankylose der Gelenke. Wie
er angibt, soll Chery der erste gewesen sein, der diese Erkrankung
unter dem Namen „Spat am Vorderknie“ beschrieben hat. Auch
Bruckmüller (33) beschreibt die Carpitis chronica.
Nach Dieckerhoff (43) soll das Leiden durch Übergreifen der
Überbeine vom Metacarpus auf den Carpus entstehen können.
Möller (68) ist der Ansicht, daß zu diesem Leiden manchmal eine
Prädisposition in einem ungünstigen Bau der Vorderfußwurzel gegeben
sei, weshalb man die Arthritis chronica des Rarpalgelenkes nicht selten
auf beiden Füßen gleichzeitig beobachten könne. Zuweilen soll sie
dadurch entstehen, daß entzündliche Prozesse vom Periost aus auf das
Gelenk übergreifen. Das Hauptsymptom des Leidens bildet die An-
schwellung. welche zuweilen so erheblich ist. daß das ganze Gelenk de-
formiert erscheint. Die Anschwellung ist hart und fest und besteht
vornehmlich aus Exostosen und bindegewebigen Wucherungen; häufig
wird die Beweglichkeit des Gelenkes eingeschränkt.
Nach der Meinung von Klingberg (75) wirkt das Vorderfuß-
wurzelgelenk während der Belastung nicht als starre Knochensäule.
sondern als schwach federndes Verbindungsstück zwischen Metacarpus
und Vorarm. Infolge dieser federnden Beschaffenheit werden die
dureh ungleiche Belastung der Vorderfußwurzel entstandenen ab-
normen Druckwirkungen geringen Grades, wenn sie vom verwachsenen
inneren (Giriffelbeine zurückprallen, gebrochen, aber die schweren
Grades rufen eine chronische Entzündung der Vorderfußwurzel hervor.
Dagegen schreibt B. Krüger (84) auf Grund seiner in Eber-
leins Klinik gesammelten Beobachtungen: „Die chronische Entzün-
dung der Vorderfußwurzel des Pferdes zeigt ihrem Wesen und ihrer
Entstehung nach eine Ähnlichkeit, ja sogar eine Übereinstimmung mit
dem Spat, der Schale und der Omarthritis. Sie tritt wie diese Krank-
heiten entweder als Arthritis, als Periarthritis oder als kombinierte
Arthroperiarthritis auf. Die Arthritis und Periarthritis des Karpal-
gelenkes kann entweder
— 3 —
1. eine exzentrische (zentrifugale) (etwa. 60 %) oder
2. eine konzentrische (zentripetale): Entwickelung (etwa
40 %) einhalten, oder
3. sich durch Übergreifen der Entzündung aus der
Nachbarschaft entwickeln.
„Eine vollständige Ankylose kommt ebenso wie beim Spat auch bei
der Carpitis nicht vor. Ferner betraf die intrakapsuläre Ankylose stets
nur das Karpometakarpalgelenk und war durch starke Hyperostosen
unterstützt. An den Inter- und Radiokarpalgelenken habe ich eine arti-
kuläre Ankylosis nie beobachtet.“
Leblanc (85) hat die Ostitis carpi häufig beobachtet. Er führt
sie auf eine durch Überanstrengung veranlaßte Reizung des Knochen-
gewebes mit gelegentlieher hämatogener Infektion zurück, während
Zschokke (9) starke oder chronische Quetschungen und Ver-
wundungen als Ursache annimmt. Die auftretenden Wucherungen und
Knochenneubildungen sind nach ihm Exostosen in Form von warzen-
artiger Prominenz oder von dendritischem, blumenkohlähnlichem Aus-
sehen und führen in der Regel zur Ankylose. Die Knochenwucherungen
sollen sich auf die Vorder- und etwa Seitenflächen des Karpalgelenkes
beschränken.
Über die „trockene Entzündung am Karpalgelenke“ schreibt
Cadeac (94): Der Prozeß beginnt gewöhnlich in der Tiefe des
Knochens. Meistens ist es eine Ostitis rarefaciens metacarpi, welche
fortschreitend den Gelenkknorpel ergreift und denselben zerstört. Die
Veränderungen betreffen meist zuerst die Randregionen des Gelenkes
und nehmen dann in Form von Streifen oder Flecken die ganze Gelenk-
fläche ein.‘ Die Knochenenden erscheinen dann wie wurmstichiges
Holz oder Bimsstein. Alle diese Veränderungen sind symmetrisch; die-
jenigen des einen Knochens stehen mit denen des anderen in Ver-
bindung oder verbreiten sich graduell auf den Knorpel und dann auf
das Knochengewebe. Sie führen endlich zur wahren Ankylose.
Der Prozeß geht nicht immer vom Knochen aus, sondern manchmal
auch vom Periost und breitet sich dann konzentrisch aus. Es bilden sich
in diesem Falle zuerst Osteophyten, welche sich leicht mit dem Messer
schneiden lassen und nur langsam verknöchern.
Bezüglich der inneren Einrichtung der bei dem Prozeß in
Frage kommenden Knochen ist nur von Zschokke (47) angegeben,
daß die Knochenspangen in den Vorderfußwurzelknochen im allge-
meinen senkrecht verlaufen, entsprechend der hier herrschenden Druck-
richtung. Die Anordnung der Spongiosa in den Vordermittelfuß-
knochen ist bereits bei der Besprechung der Überbeine des näheren
angegeben worden.
Zum Studium der bei der Arthritis chronica des Karpal-
gelenkes einsetzenden Veränderungen stand mir nur ein Präparat
zur Verfügung.
10. Präparat (Fig. 10).
Linkes Karpalgelenk von einem starkknochigen
Pferde mit dem oberen Ende des Metacarpus.
Das proximale Ende des Metacarpus ist mit der distalen
Reihe der Knochen des Karpalgelenkes vollständig verwachsen
und zeigt sowohl an der Vorder- als auch an beiden Seitenflächen
dendritische, blumenkohlartige Auflagerungen. Das mediale
Griffelbein ist mit dem Hauptmittelfußknochen und dem über ihm
liegenden Os multangulum minus vollständig verwachsen, und
— 4 —
finden sich sowohl an der medialen als auch an der lateralen Fläche
und dem volaren Rande des Griffelbeins starke Knochenauflage-
rungen. Das laterale Griffelbein ist mit dem Hauptmittelfuß-
knochen und dem Os hamatum nur teilweise verwachsen, auch
sind Knochenauflagerungen nur auf seiner lateralen Seite und in
geringem Umfange vorhanden, während der volare Rand und die
mediale Seite desselben frei davon geblieben sind.
Die Knochen der distalen Reihe des Karpalgelenkes sind unter
sich so verwachsen, daß die Grenzen der einzelnen nur an einigen
Stellen noch linienförmig nachweisbar sind. Der Umfang des
Gelenkes mit den Knochenwucherungen beträgt in Höhe der
distalen Reihe 30 cm. Zwei Knochen der proximalen Reihe zeigen
weder unter sich, noch mit der distalen Reihe eine feste Verwach-
sung, ihre Gelenkflächen sind überall frei; eine vollständige Ver-
wachsung besteht aber zwischen dem Os lunatum und dem Os
triquetrum. Das Os naviculare zeigt an seiner vorderen und late-
ralen Fläche blumenkohlartige Knochenauflagerungen, welche zum
Teil eine Mächtigkeit von 5 cm erreichen, an seiner volaren Seite
solche von 2 cm Dicke. An der medialen Seite liegen zwischen
den nicht veränderten Gelenkflächen kleinere Knochenauflage-
rungen von höchstens Erbsengröße. Das Os lunatum hat an der
dorsalen Fläche Knochenauflagerungen von 21, cm Stärke, an den
übrigen freien Flächen nur unbedeutende Rauhigkeiten, die la-
terale Fläche ist mit dem Os triquetrum verwachsen. Dieses zeigt
am Übergange der lateralen in die dorsale Fläche eine ziemlich
kompakte Knochenauflagerung von 21% em Stärke, welche medial-
wärts in die Auflagerung des Os lunatum sich fortsetzt und zur
vollständigen Verwachsung mit diesem geführt hat. Die übrigen
Flächen des Os triquetrum zeigen nur geringe Auflagerungen, die
am stärksten in der Umgebung der Gelenkfläche sind, mit der
dasselbe mit dem Os pisiforme artikuliert. Das Os pisiforme selbst
weist in den vorderen Abschnitten seiner medialen und lateralen
Fläche geringgradige Knochenauflagerungen auf.
Der in Fig. 10 vorliegende Frontalschnitt durch das an
Arthritis chronica erkrankt gewesene Karpalgelenk wurde 1,3 cm
von der vorderen Kante des Os naviculare geführt. Bei Betrach-
tung der Abbildung sieht man, daß von den drei sichtbaren
Knochen der proximalen Reihe das Os lunatum mit dem Os trique-
trum vollständig verwachsen ist, nur ein schwacher Streifen deutet
in den oberen zwei Dritteln noch die frühere Trennungslinie an,
während in dem unteren Drittel die Spongiosa beider Knochen
vollständig ineinander übergeht. Die Knochen der proximalen
Reihe sind mit denen der distalen Reihe nicht verwachsen.
Die drei sichtbaren Knochen der distalen Reihe sind dagegen
vollständig miteinander verwachsen, und keinerlei Grenzen der
früheren Trennung sind mehr nachzuweisen. Die Spongiosa-
systeme dieser Knochen gehen vollkommen ineinander über.
Die Verbindung der distalen Reihe mit dem Hauptmittelfuß-
knochen besteht außer durch periostale Wucherungen in einer Ver-
wachsung zwischen dem Os multangulum minus mit dem Haupt-
mittelfußknochen auf 2 mm Länge. Diese Verwachsungsstelle zeigt
eine deutliche Bildung von Spongiosa, und die Richtung ihrer
Bälkchen ist übereinstimmend mit der der Spongiosabälkchen des
Os multangulum minus und des proximalen Endes des Haupt-
mittelfußknochens, d. h. senkrecht von oben nach unten in der
Richtung der Druckwirkung.
Die periostalen Wucherungen weisen ebenfalls Spongiosabau
auf, doch ist der Verlauf der Knochenlamellen und -balken nicht
mit Sicherheit zu deuten.
IV. Schale.
Wesen. Die Schale mußte mit ihren augenfälligen Er-
scheinungen und bei ihrem häufigen Vorkommen schon frühzeitig
beobachtet werden.
Während Solleysel (1) die Schale nur kurz erwähnt und auf
Anstrengung zurückführt, versucht v. Sind (4 und 5) ihre Entstehung
zu erklären. Für ihn ist der „Leist eine kallöse Masse versammelter
Feuchtigkeiten. hervorgerufen durch eine Gewalt, durch welche die
Gefäßerlein, welche die Lymphen den Ligamenten zuführen, erweitert
oder zerrissen werden, woraus der Humor entkommt und sich in der
Gegend herum sammelt“.
Prizelius (7) sieht als übelste Folge der Schale an. daß „der
Fuß davon auszutrocknen und sich zusammenzuzichen pflegt“. Auf die
Ähnlichkeit der Schale mit dem Spat weist schon Gibson (8) hin.
Als natürliche Leiste sieht Lafosse (9) die „Verbeinerung” des
Hufbeinknorpels an, während er die durch äußere Ursachen ent-
standene die zufällige Leiste nennt.
Nach Kersting (12) sind bei der Schale die Gelenkkapseln des
Kronen- und unteren Köthengelenkes anfangs geschwollen und später
zu einem Kallus geworden.
Auch Hurtel d’Arboval (19. Franque (21) und
Ryvehner (23) erwähnen die Schale. Letzterer gibt an. daß durch
Dehnung oder Zerrung der Bänder, wohl auch der Beinhaut, eine Ent-
zündung derselben entstehe. Durch Ubergreifen der Entzündung auf
die (relenkflächen erfolge zuletzt Gelenkverwachsung.
Dieterichs (24) führt als Grund für das Beschränktbleiben des
Ubels die äußeren Ursachen an. Die Struktur des Knochens oder viel-
mehr der innere Knochenbau leide zu wenig. als daß innere Ursachen
angenommen werden könnten. Dagegen glaubt Hertwig (25). daß
die äußeren Ursachen selten seien im Verhältnis zu den inneren. wie
Anlage zu Knochenauswüchsen, zu reichlicher Ernährung. saure
Gräser. akuter Rheurmatismus.
Obgleich Günther (28) im ganzen der Ansicht Hertwig's
beitritt. betont er vor allem als Ursache die Erbliehkeit der Schale,
währen! Schrader (30) die äußeren Ursachen. zu denen er auch
Mauke und Kronentritte reehnet. in den Vordergrund stellt.
Stockfleth (41) glaubt. daß die Entzündung häufig innerhalb
der Gelenkkapsel ihren Anfang nimmt. Er weist auf die namentlieh
an der Innenseite vorkommenden Schliffstellen im Knorpel oder auf
den völligen Schwund desselben mit nachfolgender Verwachsung der
Kuochen hin.
Dagegen meint Hoffmann (49) das Leiden als schleiehende
Periostitis mit Knochenneubildung ansehen zu müssen. und nimmt er
em spontanes Entstehen der Schale in dem Sinne. wie Dieckerhoff
cin solches für die Überbeine lehrte. an.
— 2 —
Kärnbach (67) fand bei seinen Untersuchungen, daß es sich bei
der Hufgelenkschale häufig um eine primäre Ostitis handelt.
Bei der Kronengelenkschale unterscheidet U d r is ki (69) zunächst
eine artikuläre und eine periartikuläre Form. Nach dem Sitze zerfällt
erstere in eine marginale, zentrale und totale, während letztere als
zirkuläre oder partielle Schale auftritt.
Jacoulet (66) weist darauf hin, daß unter der Einwirkung des
Schmerzes sich bei der Schale eine Anderung des Auftritts und bei der
größeren Zusammendrückbarkeit des rarefizierten Knochengewebes
eine Senkung der Gelenkflächen ergäbe.
Eberlein (89) definiert die Schale als eine chronische, asep-
tische, mit Knochenauflagerungen verbundene Arthritis und Peri-
arthritis. Die Ursachen sind nach ihm äußere (Überanstrengung, Fehl-
tritte, Zerrung der Gelenkbänder usw.) und innere oder prädispo-
nierende (fehlerhafte Schenkel- und Zehenstellung, falsches Beschnei-
den der Hufe, schwache Gelenke usw.). Die artikuläre Schale ent-
wickelt sich exzentrisch. Zuerst besteht eine Ostitis rarefaciens, die
dann eine Ostitis condensans zur Folge hat. Die Entwicklung der
periartikulären Schale ist eine konzentrische. In den subperiostealen
Partien zeigt sich eine Osteoporose, an die sich sofort eine Periostitis
mit Östeophytenbildung anschließt; auf die Osteoporose folgt im
Knochen auch hier eine Ostitis condensans, welche zur Perankylose,
wie ihrerseits die Ostitis zur Ankylose führt.
Über die innere Einrichtung der bei der Schale er-
krankenden Knochen ist folgendes bekannt:
Nach Eichbaum (46) erscheint an der Phalanx prima,
dem Fesselbeine, die Kompakta der vorderen Wand etwas unterhalb der
Mitte des Knochens am stärksten (6,0 mm) und nimmt von hier aus nach
beiden Enden, nach aufwärts allmählich, nach abwärts schneller an
Stärke ab. Die Cortikalis der hinteren Wand ist etwas oberhalb der
oberen Grenze des unteren Drittels am stärksten und nimmt nach ab-
wärts, da dicht unterhalb .dieser Stelle die Auflösung in Trajektorien
beginnt, sehr schnell an Stärke ab. Nach aufwärts behält sie während
ihres Verlaufes an der kleinen Markhöhle ihre Dicke fast bei und wird
hierauf durch die Abgabe der nach dem oberen Gelenkende hin-
strebenden Trajektorien, welche etwa in der Mitte des Knochens beginnt,
allmählich schwächer. Von der Innenfläche beider Wände entspringen
Balken, welche nach dem oberen und unteren Ende verlaufen, sich
fächerförmig ausbreiten und durchkreuzen und sich an der (ortikalis
der Gelenkflächen unter meist rechtem Winkel anlegen. Die Spongiosa
des oberen Endes nimmt fast ganz die obere Hälfte des Knochens ein;
die des unteren Endes beschränkt sich auf das untere Viertel. Die
Bälkchen dieses letzteren sind jedoch bedeutend dichter aneinander ge-
lagert und die Räume zwischen denselben äußerst klein und rundlich
gestaltet. An der Innenwand der lateralen und medialen Abteilung
des Knochens liegen ferner ziemlich starke, von schwächeren Quer-
bälkchen unter rechtem Winkel gekreuzte Balken und Plättchen. die
schräg von der vorderen zur hinteren Fläche des Fesselbeins verlaufen
und bei natürlicher Stellung des Knochens senkrecht nach abwärts ge-
richtet sind.
Silbersiepe (92) führt des näheren aus, daß es sich in der Tat
an den Fesselbeinen um eine gesetzmäßige Anordnung der Spongiosa
und der Kompakta handelt. Die Plättchen des Hauptspongiosasystems
sind in der Richtung des größten Belastungsdruckes und Dehnungs-
zuges angeordnet, Dort. wo das Maximum dieses Druckes und Zuges
besteht. haben sie sich zur Kompakta zusammengedrängt. Je nachdem
der Druck oder Zug in höherem Grade einwirkt, sind die verschiedenen
Stellen mr verschieden starker Kompakta ausgestattet, Dort, wo sich
die sämtlichen Spangiosaelemente zu Kompakta vereinigt haben, liegt
die Markhöhle. Wie bei allen Extremitätenknochen, so schneidet auch
beim Fesselbein die Mittelkra®#* des Körpers die Querschnitte des Fessel-
beins medial von der Knochenaxe, d. h. die Schwerlinie liegt medial von
dieser. Aus diesem Grunde ist der mediale Teil des Fesselbeins der
mehr belastete, und dementsprechend findet man auch an ihm die
stärkste Kompakta, die stärksten Spongiosateile und die stärkste Ent-
wicklung der proximalen Druckaufnahmeplatte an dieser Stelle.
Die Phalanx secunda, das Kronbein, nähert sich nach
Eichbaum (46), da ihre Dimensionen ziemlich gleich sind und auch
die Markhöhle meist fehlt, mehr den kurzen Knochen. Ein Sagittal-
durehschnitt zeigt, daß sowohl die obere, wie die untere Gelenkfläche
eine ziemlich starke (2,0—2,5 mm) Kompakta besitzt. Die Cortikalis
der vorderen Wand ist etwas schwächer wie die der hinteren, die dicht
über der unteren Gelenkwalze an der Stelle, wo die hintere Fläche des
Knochens concav ausgehöhlt erscheint, einen Durchmesser von 3 mm
erreicht. Die Elemente der Spongiosa sind sehr dicht aneinanderge-
lagert, so daß die Markräume in Form von schmalen Spalten hervor-
treten. Von der Kompakta der oberen Gelenkfläche verlaufen Balken-
systeme teils nach abwärts zum unteren Gelenkende, teils schräg zur
vorderen und hinteren Wand des Knochens. Besonders in der hinteren
Abteilung desselben tritt ein solches System deutlich hervor, welches
von der stärksten Partie der Cortikalis der hinteren Wand entspringt
und schräg nach aufwärts zur Stütze der Gelenkfläche verläuft. Von
derselben Stelle, die eine Art Vorsprung in das Innere des Knochens
bildet. gehen ferner sich radienartig ausbreitende Bälkchensysteme aus,
die nach der unteren Gelenkhervorragung hinziehen und sich dort mit
anderen, von der Cortikalis der vorderen Wand herkommenden, durch-
kreuzen.
Sagittaldurchschnitte durch die Phalanx tertia, das Huf-
bein, ergeben nach Eichbaum (46), daß die Kompakta der Sohlen-
fläche ziemlich stark ist. Ihre größte Dimension erreicht dieselbe auf
eine Strecke von 2 cm an der Übergangsstelle der beiden Abteilungen
dieser Fläche. Von hier aus nimmt dieselbe nach dem Sohlenrande
allmählich, nach dem hinteren Rande des Hufbeins schneller ab. Ihre
Stärke an ersterem beträgt immer noch 1,5 mm. Dieser stärksten
Stelle schräg gegenüber, dicht unterhalb des Kronfortsatzes des Huf-
beins, besitzt die Cortikalis der Wandfläche ihre stärkste Dimension.
Dieselbe ist indes geringer wie die der Sohlenfläche. Von diesen
beiden Stellen entspringen Bälkchen, die teils nach aufwärts, zu der
starken Kompakta der Gelenkfläche verlaufen und diese stützen, teils,
ziemlich parallel zur Sohlen- bzw. Wandfläche nach dem Sohlenranide
hin verlaufen. wo sie sich bogenförmig gekrümmt durchkreuzen. Die von
der Sobhlenfläche hervorgehenden Trabekel sind hierbei stärker wie
die der Wandfläche, deren Cortikalis ebenfalls geringere Dimensionen
aufweist. Zwischen den Cortikalissubstanzen beider Flächen verlaufen
ferner im Bereiche der stärksten Partien derselben rechtwinklig zu
diesen gestellte, starke Balken, die von diesen Ursprung nehmen bezw.
sich an denselben anlegen. Zwischen denselben befindet sich in der
unteren Abteilung des Knochens der Sohlenkanal.
Ein Transversalschnitt, in Höhe des Kronfortsatzes ausgeführt.
zeigt zwei übereinander liegende Bogen kompakter Substanz, einen
oberen, stärker gekrümmten, einen unteren schwächeren. Die Corti-
kalis des oberen erscheint hier, da dieselbe in schräger Richtung durch-
schnitten ist, ebenso stark wie die des unteren. Von dem unteren
Bogen zum oberen verlaufen senkrecht zu beiden gestellte Trabekel.
— DI —
Vergleichende Messungen der Wandstärke des Vorder- und Hinter-
beins eines Pferdes ergeben, daß die Stärke der Kompakta an der
Wand- und Sohlenfläche des Vorderhufbeins schwächer ist wie an den
hinteren.
Nach K nauer (95) wird der in der Richtung der Zehenaxe in das
Hufbein einfallende Druck der Körperlast von zwei sich ihm entgegen-
stellenden Gruppen von Druckelementen aufgefangen.
Die dorsale Gruppe besteht aus gewölbten Platten, die un-
gefähr mit der äußeren Wandfläche gleichlaufen und die vordere
Hälfte des Hufbeins der Länge nach durchziehen. In senkrechter
Richtung werden sie von anderen ebenen Platten durchquert, die mit
dem Aufhängeapparat in Fühlung treten.
Die volare (bezw. plantare) Gruppe zeigt eine auffallend
steile, fast mit der Knochenaxe gleichlaufende Richtung. Durch ihre
Vermittlung wird ein großer Teil des Druckes gegen die starke Corti-
kalis der Sohle fortgeleitet.
Die Zugkraft des Hufbeinbeugers wird durch eine
große Zahl radiärer Spangen außerordentlich verteilt auf das untere
Drittel der Hufbeinwandfläche.
Die Zugwirkung der gemeinsamen Zehenstreck-
sehne tritt ebenfalls mit den übrigen Kraftelementen in Verbindung.
Ohne Umschweife gehen die kräftig entwickelten Balken aus der
Faserrichtung des Streckers in kurzem Bogen zu der Anheftungsstelle
des Beugers.
Untersucht wurden folgende Präparate:
11. Präparat (Fig. 11).
Dieses besteht aus Fesselbein und Kronbein, die
fest miteinander verwachsen sind. Von dem Präparate sind bereits
in Eberleins Hufkrankheiten eine zusammenfassende Beschrei-
bung und eine Abbildung gebracht worden. An den beiden Knochen
befindet sich in der Gegend des Krongelenkes eine Knochenauf-
lagerung, welche das distale Ende des Fesselbeins und das proxi-
male des Kronbeins so miteinander vereinigt, daß von dem Ge-
lenke nur an der dorsalen Seite noch eine strichförmige Andeu-
tung vorhanden ist. Die stärksten Knochenauflagerungen befinden
sieh an den Bandhöckern der lateralen und medialen Seite, wäh-
rend an der dorsalen und namentlich an der volaren Fläche die
Knochenauflagerung abgeflacht erscheint.
Der in Fig. 11 vorliegende Schnitt zeigt einen Frontalschnitt
dureh die Mitte des Präparates. Beide Knochen sind vollständig
verwachsen, das Krongelenk ist nicht mehr vorhanden. Seine Lage
wird nur noch teilweise durch eine schwach sichtbare Linie ge-
kennzeichnet. Die Tela ossea beider Knochen ist an den früheren
Gelenkflächen vollständig geschwunden, an ihre Stelle ist spon-
eiöses Gewebe getreten, welches unmittelbar in die Spongiosa des
Fesselbeins und. des Kronbeins übergeht. Die Markhöhle des Fessel-
beins ist vergrößert, sie geht nach oben näher an das proximale
Ende des Fesselbeins heran. Die Spongiosa des Kronbeins ist
verdichtet, so daß die größeren Markräume völlig verschwunden
sind. An der Verwachsungsstelle ist die Kompakta beider Knochen
verdiekt. An der lateralen Seite geht die Kompakta des Fessel-
beins ohne irgend welche Grenzen unmittelbar in die Kompakta
— 29 —
des Kronbeins über; an der medialen Seite befindet sich an der
Übergangsstelle etwas spongiöses Gewebe, dessen Faserrichtung
mit derjenigen der Spongiosa des distalen Endes des Fesselbeins
übereinstimmt.
Wir haben also am vorliegenden Präparate eine vollständige
Verschmelzung von Fesselbein und Kronbein zu einem Knochen
derart, daß nur eine gemeinsame Markhöhle vorhanden ist, und
die Spongiosa des distalen Endes des Fesselbeins mit der des
Kronbeins ein gemeinsames Ganzes bildet.
12. Präparat (Fig. 12).
Ein von dem Oberstabsveterinär Becker der Sammlung der
Veterinär-Akademie eingesandtes und mir gütigst zur Verfügung
gestelltes Präparat. Dasselbe besteht aus der Hälfte eines
Fessel- und Kronbeins mit vollständiger Verwachsung,
und zwar sind die Knochen sagittal in der Mittellinie durchgesägt.
Die obere Hälfte des Fesselbeins zeigt keine Abweichungen,
die untere Hälfte dieses Knochens und das Kronbein sind mit
mehr oder weniger festen und ziemlich glatten, teilweise auch
porösen Exostosen besetzt, die eine Dicke von 11, cm erreichen.
Das Krongelenk ist nicht mehr zu erkennen.
Von dem Präparate wurden in der Sagittalebene mehrere
Schnitte angefertigt. Der in Fig. 12 wiedergegebene Schnitt zeigt
bis auf eine 1, cm breite, strichförmige Andeutung des Kronge-
lenkes eine vollständige Verwachsung beider Knochen.
Die Substantia compacta des proximalen Gelenkrandes des
Fesselbeins weist keine wesentlichen Veränderungen auf. Die plan-
tare Cortikalis zeigt etwa 2 cm unterhalb dieses Randes eine Auf-
faserung, die nach unten so zunimmt, daß in der Gegend des
früheren Krongelenkes weder Tela ossea noch dichteres Gewebe zu
sehen ist, sondern nur Spongiosa oder Knochenbälkchen. Auch die
hier vorhandene Knochenauflagerung zeigt spongiöses Gefüge mit
gleicher Faserrichtung wie im eigentlichen Knochen. An der dor-
salen Fläche teilt sich die Cortikalis. Die Teilung beginnt etwa
3 em unterhalb des oberen Gelenkrandes, und die beiden Cortikalis-
schichten gehen divergierend bis auf 1 cm Entfernung auseinander.
Zwischen beiden liegt spongiöses Gewebe mit hauptsächlich ver-
tikaler Faserrichtung. Während die innere Cortikalisschicht sich
auffasernd in das Spongiosagewebe des unteren Teiles des Fessel-
beins übergeht, löst sich die äußere, nachdem sie eine Stärke von
fast !> em erreicht hat, in die Spongiosa der angelagerten
Exostosenmasse auf. Von der normal im Fesselbein vorhandenen
Markhöhle waren nur noch Spuren sichtbar, der in der Figur vor-
handene größere Raum ist durch teilweises Ausbrechen der
Knochenbälkchen beim Schneiden entstanden. Am unteren Gelenk-
rande des Fesselbeins und am oberen Gelenkrande des Kron-
beins ist die Cortikalis vollständig verschwunden, und die
an ihre Stelle getretene Spongiosa, welche vom Fesselbein
nach dem Kronbein unmittelbar durchführt, zeigt ein etwas dieh-
teres Gefüge. Die dorsale Cortikalis des Kronbeins ist vollständig
aufgefasert bis auf eine kleine Stelle im unteren Drittel, an welche
von oben herunter ein cortikalisähnlicher Rand der aufgelagerten
Knochenmassen einmündet. Die Richtung der Knochenbälkchen,
auch die der dorsal befindlichen Exostosen, fällt mit der Richtung
der Spongiosafasern des Fessel- und Kronbeins zusammen.
13. Präparat (Fig. 13).
Rechtes vorderes Fessel-und Kronbein. Beide
Knochen sind fest miteinander verwachsen und zeigen nur an der
hinteren Fläche einen Rest des Krongelenkes. Die durch die
Knochen zu denkende Längsachse ist im Krongelenk gebrochen, mit
nach außen gerichteter Spitze des Winkels (nach innen gebrochen).
Das Kronbein besitzt außerdem auch noch eine schwache Drehung
nach innen. Beide Knochen zeigen umfangreiche Bildung von
korallen- bzw. blumenkohlartigen Exostosen. An der dorsalen
Fläche ist nur ein etwa 1 cm breiter Rand vom proximalen Ende
des Fesselbeins frei davon. An der inneren Seite bilden die
Knochenauflagerungen eine halbkugelige, bis 3 em über die Ober-
fläche sich erhebende, zerklüftete Auftreibung von 6 cm Länge,
welche auf 23 dem Fesselbein und auf 14 dem Kronbein angehört.
An der äußeren Seite sind die vorhandenen Auftreibungen nicht
so stark und mehr zerklüftet. An der Hinterfläche ist die obere
Hälfte des Fesselbeins frei von Exostosen, die untere Hälfte des
Fesselbeins und die ganze Hinterfläche des Kronbeins weisen
mäfige Knochenauflagerungen auf.
Durch beide Knochen wurden Schnitte gelegt, welche das
Kronbein parallel zur Frontalebene, das Fesselbein unter einem
Winkel von 10° zu dieser Ebene trafen.
Der in Fig. 13 abgebildete Schnitt ist 1 cm vom vorderen
unteren Rande des Kronbeins entfernt gewonnen worden, und zeigt
in den oberen zwei Dritteln des Fesselbeins keine auffallenden
Veränderungen der Struktur, im unteren Drittel dieses Knochens
dagegen eine starke Verdichtung der Spongiosa, was in der me-
dialen Hälfte stärker als in der lateralen ausgeprägt ist. Die un-
gleiche Stärke in den beiden seitlichen Cortikalisschichten des
Fesselbeins ist zum Teil durch die Lage des Schnittes bedingt. Die
Cortikalis des unteren Gelenkrandes ist geschwunden und an ihre
Stelle ein schwach poröses, dem unteren Teil der Spongiosa ent-
sprechendes Gewebe getreten. Außerdem besteht in der medialen
Hälfte eine nur schmale Knochenbrücke zwischen Fesselbein und
Kronbein.
Der obere Gelenkrand des Kronbeins zeigt in der medialen
Hälfte eine völlige Auffaserung der Cortikalis, in der lateralen
Hälfte dagegen ist bis auf eine kleine, 11% em große Stelle die Corti-
kalis erhalten geblieben. Die Tela ossea des unteren Gelenkrandes
und der beiden Seitenränder ist nicht verändert. Die Spongiosa
des Kronbeins zeigt in der medialen, oberen Hälfte eine starke
Verdichtung, die nach unten und lateralwärts allmählich aus-
strahlt.
Die auf der Abbildung sichtbaren Exostosendurchschnitte
zeiren schwach porösen Bau und bilden beiderseits Knochen-
brücken zwischen Fesselbein und Kronbein über das Gelenk hinweg.
u A
14. Präparat (Fig. 14).
Rechtes hinteres Fessel- und Kronbein. Auch
diese beiden Knochen sind fest miteinander verwachsen, und nur
an der plantaren Fläche ist die Gelenkspalte noch zu erkennen.
Medial sowohl wie lateral befinden sich in der Gegend des Kron-
gelenks halb hühnereigroße, halbkugelige Exostosen von ziemlich
dichtem Gefüge und glatter Oberfläche, welche nur nach oben hin
längs des Fesselbeins einige rauhe, zackige Ausläufer besitzen und
an der Vorderfläche in teils flache, teils zackige Auflagerungen zu-
sammenlaufen.
Der in Fig. 14 abgebildete Schnitt ist ein Sagittalschnitt durch
die Mitte beider Knochen. Das Fesselbein hat dem Kronbein
sesenüber eine schwache Steilstellung eingenommen. Die im
Fesselbein sichtbare große, obere Höhle ist die durch teilweises
Ausbrechen der Spongiosa beim Schneiden vergrößerte Markhöhle,
die untere, kleinere ist ein Bohrloch, das ebenfalls durch Aus-
breehen von Spongiosabalken vergrößert ist. Der ganze obere
Teil des Fesselbeins weist keine bemerkenswerten Veränderungen
auf. Im unteren Teile ist die der dorsalen Cortikalis angelagerte
Spongiosa stark verdichtet. Der untere Gelenkrand ist ge-
schwunden und an seine Stelle ist ein rauher, schwach poröser
Rand getreten.
Am Kronbein zeigt der obere Gelenkrand einen dem unteren
Grlenkrand des Fesselbeins analogen Bau, doch ist in der plan-
taren Hälfte die Tela ossea in ursprünglicher Stärke vorhanden,
wie dieselbe sich auch am plantaren Rande und am unteren Gelenk-
rande vorfindet. Im oberen dorsalen Teile des Kronbeins ist eines-
teils die Spongiosa verdichtet, andernteils die Cortikalis auf-
gefasert, so daß die verdichtete Spongiosa ohne sichtbare Grenze
ın das gleichartige Gewebe der Knochenauflagerung übergeht.
\ur im unteren Teile des dorsalen Randes ist die ursprüngliche
Kompakta auf 12 mm Länge noch zu erkennen.
15. Präparat (Fig. 15).
Rechtes, hinteres Kronbein und Hufbein mit
Hufgelenkschale. Durch blumenkohlartige, bis 5 cm dicke
Exostosen an der Vorder- und den beiden Seitenflächen sind beide
Knochen verwachsen. Die plantare Fläche des Präparates zeigt
eine Andeutung des früheren Hufgelenks, ist aber auch mit niedri-
gen, rauhen Knochenauflagerungen besetzt. Nur das Hufbein ist
in seinem unteren, vorderen Teile frei von Exostosen. Das Strahl-
twin fehlt am Präparate.
Der in Fig. 15 vorliegende Schnitt ist ein Sagittalschnitt durch
heide Knochen, der vom äußeren Rande der Kronengelenkfläche
13 mm entfernt angelegt ist.
Der obere Gelenkrand des Kronbeins ist nicht verändert. Der
hintere Rand ist mit porösen Knochenauflagerungen besetzt. Die
Tela ossea des hinteren und vorderen Randes ist in den oberen
Abschnitten ebenfalls nicht verändert, in dem unteren Abschnitte
it dieselbe dagegen aufgefasert und geht ohne Grenze in die zu
Iockerem, spongiösem Gewebe umgewandelte Kompakta des unte-
ren Gelenkrandes über.
— 32 —
Der Gelenkrand des Hufbeins ist vollständig aufgefasert, die
Spongiosa des oberen Teils dieses Knochens stark verdichtet. Das
Hufbein ist durch Exostosenbildung, welche von der Hufbeinkappe
ausgehen, mit dem Kronbein verbunden. Oberhalb der Gelenk-
spalte befindet sich zwischen unterem Teile des Kronbeins und der
Exostosenmasse eine bohnenförmige und annähernd bohnengroße
Lakune. Die oberhalb dieser Lakune gelegene Knochenauflage-
rung besitzt lamellösen Bau, und zwar sind zwei Lamellensysteme
zu unterscheiden, ein radiäres, vom mittleren Teile des vorderen
Kronbeinrandes ausgehend, und ein zirkuläres, dem äußeren
Rande der beschriebenen Lakune parallel verlaufendes. In den
äußersten Teilen der Auflagerung ist aber eine zirkuläre Faserung
nicht mehr zu erkennen.
V. Fesselbeinbrüche.
Wesen. Über die in der Literatur niedergelegten Ansichten
bezüglich der Vorgänge bei der Heilung der Knochenbrüche mögen
folgende Angaben zur Orientierung voraufgeschickt werden.
Veith (16) ist der Ansicht, daß bei Knochenbrüchen „eine an-
fangs blutige, lymphatische oder gallertartige Masse aus den ge-
trennten Gefäßen der Beinhaut und des Knochens selbst bei vermehrtem
Zufluß der Säfte heraussickert, sich nach und nach immer mehr ver-
dichtet und ein hartes, poröses Gewebe bildet“.
Zu den Gefäßen der Beinhaut und des Knochens treten nach
Gurlt (20) auch die Gefäße der „Markhaut‘, und zwar soll sich vor
allem Blut in die Bruchstelle ergießen. Nach teilweiser Resorption
desselben soll dann eine exsudative Entzündung auftreten, welche die
Ausschwitzung einer örtlichen, halbflüssigen Substanz verursacht. Diese
wird nach und nach fester und bildet zunächst eine mittlere Substanz
(substantia media). Hierauf tritt an den Knochen selbst eine Ent-
zündung auf mit Ausschwitzung einer weißlich-rötlichen,. dureh-
scheinenden, gallertartigen Flüssigkeit, welche nach und nach Gefäße
erhält, in organische Substanz übergeht, zu Knorpel und später zu
Knochen wird.
Virehow (29) wies vor allem nach, daß „eine Markhaut nicht
existiert, daß sich in den Räumen der Knochen keine Säcke, sondern
kontinuierliches Gewebe, das Mark, welches zur Bindesubstanz gehört,
findet“. Bei der Heilung der Knochenbrüche soll seiner Ansicht nach
das Periost den übergrößten Teil des Kallus hervorbringen, doch soll
auch aus dem benachbarten Bindegewebe ossifikationsfähiges Gewebe
hervorgehen (Parostealer Kallus). Von dieser äußeren Kallusbildlung
ist diejenige vollständig verschieden, welehe mitten im Knochen aus
dem Marke erfolgt, die medulläre oder besser die myelogene Die
übrige Vereinigung der getrennten Knochenteile geschieht endlich aus
dem alten Knochengewebe selbst heraus. welches an gewissen Teilen
in ein weiches Gewebe umgewandelt wird. proliferiert, verschmilzt
und von neuem ossifiziert.
Eingehender beschreibt Pütz (39) die Vorgänge bei der Heilung
von Knochenbrüchen. An den Fragmentenden und in deren Nachbar-
schaft tritt zunächst ein mehr oder weniger beträchtliches Extravasat
auf. Dann folgt eine entzündliche Neubildung, welche aus kleinen,
rundliehen Zellen besteht, die sieh massenhaft vermehren. Die Zellen-
proliferation ist mit Bildung von Granulationsgewebe verbunden, und
wird die durch beide zustande gebrachte Neubildlung Kallus genannt.
Fr e
Derselbe tritt sowohl an der äußeren Umfläche und in den Mark-
räumen, wie auch an der Bruchstelle der Knochenfragmente auf und
wächst sich. bis zum Zusammentreffen und Verschmelzen miteinander,
entgegen. Die Verknöcherung des Kallus tritt zunächst mantelartig
um die neugebildeten Gefäße herum ein. Der aus diesem Kallus her-
vorgehende Knochen ist durchweg porös und wird provisorischer Kallus
genannt. Der eigentliche Knochenkallus, der durch die definitive
Verwachsung der Cortikallamellen an der Bruchstelle vermittelt wird,
bildet sich erst nach erfolgter Herstellung des Zusammenhanges der
Knochenfragmente durch den provisorischen Kallus.
Wolff (48) kam bei seinen Untersuchungen über die transforma-
torischen Prozesse zu der im Anfang der Arbeit schon wiedergegebenen
Überzeugung, daß die Hauptarbeit der Natur bei Knochenbrüchen nicht
das Zusamınennieten der Fragmente sei, sondern vor allem das Wieder-
herstellen der Funktion, eine Ansicht, die auch Silbersiepe (9) bei
seiner Arbeit über Fesselbeinfrakturen bestätigt fand.
Die Neubildung von Knochengewebe bei Frakturen geht, nach
K i t t (90), ausschließlich von Periost und Knochenmark aus. Knochen-
bildende Zellen dieser Substanzen, Östeoblasten, und die Blutgefäß-
enılothelien schwellen an, zeigen lebhafte Kernteilung und vermehren
sich üppig zu einem zellenreichen Kallusgewebe. Dieser anfänglich
bindegewebige Kallus wird provisorischer Kallus genannt. Die
Osteoblasten schrumpfen später bei der Verkalkung des Gewebes zu
spindelgestaltigen und sternförmigen Knochenzellen.
Es tritt, nachdem das Knochengewebe hart geworden ist, ein Ab-
bau der überflüssigen Knochenschwiele ein — Aplanation des Kallus.
Dieser Schwund erklärt sich durch das biologische Gesetz, daß der
Nicehtgebrauch die Körperteile atrophisch macht.
Gleiche Ansichten bezüglich Heilung der Knochenbrüche haben
auch Möller und Frick (97).
Angaben über das Vorkommen von Fesselbein-
brüchen beim Pferde sind in der Literatur ziemlich häufig. So
werden sie erwähnt von v. Sind (5). Ryehner (23), Dieterichs
(24). Hertwig (25) und Stockfleth (41). In neuerer Zeit sind
sie beobachtet und beschrieben worden von Steffens (51). Hell (53).
Eberlein (55) Eberlein und Pfeiffer (7) Joly und
Vivien (10), Eberlein (72), E. Krüger (81) und vielen anderen.
Zschokke (9) gibt an: Brüche der ersten Phalangen sind beim
Pferde relativ häufig. Die Ursachen sind traumatischer Art. Oft treten
diese Brüche spontan, ohne erkennbare Ursache auf, oder es frak-
turieren wohl 2 oder gar 3 Fesselbeine zugleich. Diese Brüche sind
nieht selten Splitterbrüche, daneben kommen aber auch einfache Frak-
turen und namentlich Fissuren vor. (uerbrüche sind selten und meist
am unteren Ende. Bei den einfachen und besonders bei unvollständigen
3rüchen ist die Kallusbildung in der Regel eine normale. Allein nieht
selten entwickelt sich im Anschluß an den Regenerationsvorgang eine
chronische Periostitis, welehe zu allen möglichen, oft ganz auszedehn-
ten ÖOsteophyten führt, sogar zur Arthritis und Ankylosis in einem
oder dem anderen Gelenke.
Boulev (27) vermutete sogar. daß die meisten Erkrankungen an
Schale auf Fissuren des Fesselbeins zurückzuführen seien.
Die Transformationsvorgänge bei der Heilung der Fesselbein-
frakturen beim Pferde hat Silbersiepe (92) genauer untersucht und
Weschrieben. Er kommt hierbei zu folgenden Ergebnissen:
1. Transformationen, welehe vorzugsweise die äußere Gestalt des
Fesselbeins betreffen:
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 1. Heft. 3
u, Bd,
a) Herstellung einer zweckentsprechenden Gesamtform des ge-
brochenen Fesselbeins;
b) Bildung von seitlichen Schutzwehren und von Iinochenwülsten
an irgend einer Stelle;
c) Diekenveränderung der kompakten Wände;
qd) Bildung neuer Markhöhlen mitten in der ursprünglichen
Spongiosa;
e) Veränderungen an den bei dem Trauma gänzlich unbeteiligt ge-
bliebenen Nachbarknochen.
2. Transformationen, welche vorzugweise die innere Architektur
des Fesselbeins betreffen:
a) Schwund ursprünglicher und Herstellung neuer Bälkchen und
Plättcehen der Spongiosa behufs Entstehung eines neuen, der ver-
änderten Knochenform angepaßten Trajektoriensystems der
Bälkchen und Plättchen an der Frakturstelle selbst und an den
Stellen des Fesselbeins, welche von der Bruchstelle entfernt
liegen;
b) Bildung gänzlich neuer Spongiosaregionen mit zweckent-
sprechender Architektur und unter Umständen mit eigener Mark-
höhle in der Mitte;
c) Einbeziehung der Randpartien vollständig abgetrennt gewesener
und wieder eingeheilter Knochensplitter in die sie umgebende
neue Spongiosa;
d) Bildung einer wohlmotivierten Spongiosa in der eine Pseudo-
ankylose bedingenden Knochenmasse derart, daß infolge der
statischen Inanspruchnahme dieser Masse die zum Fesselbein ge-
hörenden PBälkehenzüge ohne Kontinuitätsunterbrechung und
ohne erkennbare Grenze in die zum Kronbein gehörenden über-
gehen. Die Bälkehen der pseudoankvlotischen Masse sind so zu
einer funktionellen Einheit verbunden und bilden ein ncues, den
statischen Verhältnissen entsprechendes Trajektoriensystem.
16. Präparat (Fig. 16).
Präparat und Schnitt verdanke ich der Liebenswürdigkeit des
Herrn Dr. Silbersiepe, Kreistirarz. Das rechte
Fessel- und Kronbein eines Vollblutpferdes.
Die Knochen sind unter sich verwachsen und ringsum mit so um-
fangreichen Hyperostosen besetzt, daß das Fesselbein am proxi-
malen Ende einen Umfang von 33 em hat. Nur der untere und
namentlich der hintere Teil des Kronbeins ist frei von Knochenauf-
lagerungen. Die proximale Gelenkfläche des Fesselbeins ist nur
im vorderen und hinteren Teile glatt, quer durch die Mitte zieht
sich ein unregelmäßiger, breiter Streifen, an welchem dieselbe
rauh ist und flache Knochenauflagerungen besitzt. Von diesem
Mittelstreifen zieht sich ein gleichartiger rauher Streifen medial
vom mittleren Gelenkkamme nach der vorderen Kante und an der
lateralen Seite ein ebensolcher parallel zum Gelenkkamme von der
hinteren Gelenkkante durch den Mittelstreifen hindurch zur vor-
deren Kante. Die distale Gelenkfläche des Kronbeins zeigt keine
Abweichungen.
Ein Sagittalschnitt durch beide Knochen wurde mitten durch
die laterale Gelenkgrube angelegt. Wie aus Fig. 16 zu ersehen ist,
zeigt der proximale Rand des Fesselbeins starke Verdichtung, der
Gelenkrand in der Mitte einige Unebenheiten.
a ap
Vom Krongelenk ist nur noch eine 13 mm breite Spalte sicht-
bar, an deren Rändern die Tela ossea bereits stark aufgefasert ist.
Das ganze übrige Präparat besteht nur aus Spongiosa, fast sämt-
liche Cortikalis ist geschwunden, es ist eine solche nur noch am
unteren Teile des dorsalen Randes und am distalen Gelenkrande
des Kronbeins vorhanden. Die Hyperostosen zeigen durchweg
ebenfalls spongiösen Bau. Ihre Spongiosa geht ohne Grenze in
die von Fesselbein und Kronbein über und hat mit letzterer zu-
sammen einen gesetzmäßig angeordneten Bau. Senkrecht zur
oberen Gelenkfläche des Fesselbeins entspringen Spongiosazüge,
welche dorsal und volar die Markhöhle des Fesselbeins umziehen,
um sich in der Mitte des Kronbeins wieder zu vereinigen. Als
Stützsystem dient eine zweite Sorte von SPONE IORRIIEETN, welche
senkrecht zu den ersteren verlaufen.
17. Präparat.
Ein linkes hinteres Fesselbein, welches an der
dorsalen und an den beiden Seitenflächen flache, wenig zackige
Exostosenbildung aufweist. An den Gelenkflächen zeigen sich die
Spuren eines verheilten Bruches in Form einer rauhen Linie.
Diese Bruchlinie verläuft quer über die proximale Gelenkfläche
von innen und hinten nach außen und vorn, an der distalen
Gelenkfläche beginnt dieselbe vorn innen und verläuft nach hinten
bis zur Mitte des Gelenkes, hier in die plantare Fläche des
Knochens übergehend.
Der Schnitt ist etwa 115 em vom medialen Rande der oberen
Gelenkfläche des Fesselbeins entfernt angelegt. In dem sonst in-
takten oberen Gelenkrande fällt ungefähr in der Mitte eine 6 mm
tiefe und bis zu 3 mm breite, unregelmäßig gezackte Lücke auf.
Von dieser Lücke geht schräg nach dem hinteren unteren Drittel
des Knochens ein 3 mm breiter Streifen, welcher dicht oberhalb
der unteren Gelenkwalze mündet, und welcher in dem oberen spon-
giösen Teile des Fesselbeins als Verdichtung, in dem unteren Teile
desselben, woselbst durch den Schnitt die seitliche Kompakta des
Knochens getroffen ist, als fester, nur schwach poröser Streifen
auftritt. Zu beiden Seiten dieses Streifens macht sich in dem
spongiösen Teile des Knochens eine mehr oder weniger starke
Verdichtung bemerkbar.
Zusammenstellung.
Aus meinen Untersuchungen bei verschiedenen Knochen- und
Gelenkkrankheiten des Pferdes geht hervor, daß die Transforma-
tion der Knochen für die Wiederherstellung der Gebrauchsfähig-
keit erkrankter Knochen und Gelenke von größter Bedeutung ist.
Bei der Überbeinbildung am Metacarpus bzw.
Metatarsus des Pferdes ist bezüglich der Beurteilung der
transformatorischen Prozesse zu trennen zwischen den inter-
metacarpalen Überbeinen einerseits und den postmetacarpalen und
tiefen metacarpalen anderseits. Bei ersteren tritt primär eine
sya
= 30 a
deutlich erkennbare Verdichtung der Kompakta mit
nachfolgender Verknöcherung des Lig. inter-
osseum zwischen Griffelbein und Hauptmittelfußknochen ein.
Da hierbei die Inanspruchnahme der im allgemeinen von oben
außen nach unten innen gerichteten Fasern keinerlei Änderungr
erfährt, so müssen die sich bildenden Knochenlamellen
naturgemäß auch eine gleiche Faserrichtung aufweisen
(Präparat 1 und 4). Der transformatorische Prozeß bleibt aber
häufig nicht auf die Verknöcherung des Lig. interosseum
beschränkt, sondern die Natur arbeitet darauf hin, aus den beiden
Knochen einen zu gestalten. Dies geschieht zunächst dadurch,
daß zu beiden Seiten des verknöcherten Zwischenknochenbandes
in der Nachbarschaft durch Knochenneubildung (Überbeine) eine
Verstärkung für das Lig. interosseum geschaffen wird, daß weiter-
hin die sich gegenüberliegenden Teile der Cortikalis des
Hauptmittelfußknochens und Griffelbeins durch Auffaserung
nach und nach schwinden, und daß dadurch die
Spongiosa des einen Knochensin direkte Ver-
bindung mit der des anderen tritt. Auf diese Weise
wird durch die Transformationsvorgänge früher oder später, meist
aber schon in kürzerer Zeit ein Knochen gebildet. Das von
Natur aus selbständige Griffelbein wird dadurch zu einem inte-
grierenden Teile des Hauptmittelfußknochens, und das Köpfchen
des Griffelbeins stellt dann eigentlich nur noch einen
Bandhöcker von Me. 3 bzw. Mt. 3 dar (Präparat 1, Fig. 1).
Bei den anderen Überbeinen tritt die Verknöcherung des
Zwischenknochenbandes erst später ein, und ist dieselbe meist
weniger vollständig, obwohl sie sich auch auf größere Teile des
Bandes erstrecken kann. Daß die hierbei gebildeten Knochen-
lamellen die ursprüngliche Faserrichtung des Lig. interosseun
auch aufweisen, erklärt sich aus dem Vorhergehenden. Aber auch
bei diesen zum Teil nur kleinen Verknöcherungen des Zwischen-
Knochenbandes macht sich das Bestreben bemerkbar, durch Auf-
faserung der Tela ossea einen direkten Über-
gang des einen Knochens in den andern hervor-
zurufen (Fig. 2. und 4).
Das Gefüge der aufgelagerten Knochenmasse
ist bei den Überbeinen verschieden, teils fest cortikalis-
ähnlich, teils porös. So, wie bei normalen Knochen die
durch Druck und Zug stärker in Anspruch genommenen Teile ein
festeres Gefüge aufweisen, ebenso zeigt sich bei den als Überbeine
aufgelagerten neuen Knochenmassen an den stärker beanspruchten
Stellen ein dichteres Gewebe, im Gegensatz zu dem porösen Bau
der z. B. als postmetakarpales Überbein auftretenden Knochen-
masse. Deutlich tritt dieser Gegensatz zutage in Fig. 1 und 4,
gegenüber Fig. 2 und 3.
us 97 u
Bei Betrachtung der transformatorischen Prozesse am
Sprunggelenk, beim Spat, muß man zunächst unterschei-
den zwischen der meist eintretendenechtenAnkylose und der
nur durch das Ineinandergreifen von hakenförmigen Hyperostosen
bedingten Pseudoankylose, trotzdem beide Ausgänge an
ein und demselben Sprunggelenke gleichzeitig auftreten können.
Das Hauptprinzip, das sich beim Spat bemerkbar macht, ist
dasder Knochenvereinfachung der Zahl nach. Aus
zwei oder mehreren Knochen wird einer. Dieser Vorgang ist nicht
nur ein oberflächlicher, sondern kann so stark auftreten, daß nur
noch kleine Reste von Spalten die Grenzen früher getrennt ge-
wesener Knochen verraten.
Die transformatorischen Prozesse bei der echten Anky-
lose bestehen darin, daß die gegenüberliegende Kompakta der
Knochen sich zunächst auffasert, und daß an ihre Stelle spongi-
öses Gewebe tritt. Die Auffaserung kann zu einem
vollständigen Schwunde der Tela ossea führen,
wodurch dann die Spongiosa beider Knochen
ohne Unterbrechung ineinander übergeht. Die
Faserrichtung der neugebildeten Spongiosa fällt im allgemeinen
mit der der Spongiosabälkchen der ursprünglich getrennt gewesenen
Knochen zusammen. Da beim Spat es sich größtenteils um Anky-
lose der kleinen Sprunggelenksknochen untereinander oder mit
dem Metatarsus handelt, so ist dieser Ausgang nicht auffällig, weil
diese kleinen Knochen im Prinzip ähnlichen Belastungsverhält-
nissen ausgesetzt sind, so daß die Hauptfaserrichtung ihrer Spon-
giosa vornehmlich eine vertikale ist.
Die beim Spat sich häufig bildenden Exostosen müssen
sich in ihrem Aufbau nach den für die sich daselbst anheftenden
Bänder und Sehnen gegebenen Zugwirkungen richten. Daß Anky-
lose und Exostosenbildung nicht in gleichem Verhältnis eintreten,
zeigt eine Vergleichung von Fig. 5, 6 und 7. Daß eine beinahe
vollständige Verschmelzung des Os naviculare
mit dem Os cuneiforme tertium fast ohne eine
SpureinerExostosenbildungundohnesonstige
Veränderungen am Gelenke vorkommt, geht aus Präpa-
rat Nr. 7 deutlich hervor.
Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse bei den Pseudo-
ankylosen. Durch die krankhaften Veränderungen der Gelenk-
flächen ist die Belastung der davon betroffenen Knochen eine an-
dere geworden. Bei glatt aufeinanderliegenden Gelenkflächen
von senkrecht übereinanderliegenden Knochen wird der Druck
des einen Knochens senkrecht auf den anderen übertragen,
und die in ihnen vorhandene Spongiosa kann diesem Drucke am
besten Widerstand leisten, wenn ihre Fasern vertikal angeordnet
sind. Bei den in Fig. 8 und 9 abgebildeten Knochen zeigt es sich,
daß die uneben gewordenen Gelenkflächen für die beteiligten
Knochen andere Druckverhältnisse bedingt haben, und zwar wird
der Druck und Gegendruck bei diesen ineinandergreifenden, ganz
unregelmäßigen Knochenvorsprüngen nicht gleichmäßig senkrecht
fortgepflanzt, sondern wirkt ungleichmäßig nach allen Richtungen.
Einer solchen Inanspruchnahme bieten die normal nur vertikal in
diesen Knochen verlaufenden Hauptspongiosabalken keinen aus-
reichenden Widerstand mehr, es mußte daher zu einer Ver-
dichtung der ursprünglichen Spongiosa kommen,
eine Tatsache, welche Fig. 8 und 9 bestätigen.
Die beim Spat beschriebenen Vorgänge lassen sich ebenso bei
der chronischen Arthritis und Periarthritis des
Karpalgelenkes mit nachfolgender Ankylose verfolgen.
Auch hier sehen wir das Verschmelzen mehrerer
Knochen zu einem unter Auflockerung der Tela
ossea, dem Schwunde derselben und dem Übergreifen der Spon-
giosa des einen Knochens in die des anderen. Aber die Cortikalis
löst sich nicht nur da auf, wo die Verwachsung zweier Knochen
stattgefunden hat, sondern auch unter der Einwirkung der an-
gelagerten Hyperostosen. Daß durch solche Hyperostosen eine
periphere Ankylose eintreten kann, geht aus Präparat Nr. 10,
Fig. 10 deutlich hervor.
Bei den untersuchten Präparaten mit Schale fallen zunächst
zwei verschiedenartige Prozesse auf. Obwohl zugegeben werden
muß, daß die Präparate Nr. 11 und 12 weiter fortgeschrittene trans-
formatorische Prozesse bieten als die übrigen, so springt doch ohne
weiteres an Fig. 11 und 12 in die Augen, daß bei diesen beiden
Präparaten die Ankylose der Exostosenbildung gegenüber weit in
den Vordergrund tritt, während bei den anderen Präparaten
(Fig. 13, 14 und 15) es sich umgekehrt verhält.
Wie jede Heilung eines Krankheitsprozesses regelmäßig ver-
laufen, aber auch durch ungünstige Verhältnisse gestört werden
und einen pathologischen Verlauf nehmen kann, so haben wir es
auch hier mit regelmäßig verlaufenden transformatorischen Vor-
gängen in den Knochen gegenüber pathologisch ablaufenden zu
tun. Das Endziel der Transformationsvorgänge bei der Schale
wirkt darauf hin, aus zwei Knochen einen zu bilden,
ein Prozeß, der sich in analoger Weise, wie oben schon beschrieben
ist, abspielt. Daß bei diesem Prozesse große Veränderungen in
den Knochen selbst ablaufen, beweist vor allem Fig. 12. Die Mark-
höhle hat sich verkleinert, und an Stelle der ursprünglichen dor-
salen Cortikalis, welche der Auffaserung und Umwandlung zur
Spongiosa anheimfällt, hat sich eine neue, von der Mittelachse
weiter entfernte Kompakta gebildet. Die durch den Krankheits-
prozeß bedingten veränderten Belastungsmomente brauchten eben
einen diekeren, stärkeren Knochen, und diese Bedingungen wurden
durch die transformatorischen Vorgänge vollauf erfüllt.
— 309 0 —
Bei den Präparaten Nr. 13 und 14 liegen Veränderungen in
der Richtung der Achse der beiden Knochen vor. Die in Fig. 14
zutage tretende Aufrichtung des Fesselbeins gegenüber dem Kron-
bein ist selbstverständlich nicht ohne Einfluß auf den Verlauf der
transformatorischen Prozesse geblieben. Die in das Kronbein ein-
fallende Last wurde durch die Steilstellung des Fesselbeins mehr
nach vorn gelegt, und beide Knochen hatten deshalb im vorderen
Teile einen größeren Druck bzw. Gegendruck auszuhalten. Die
Folge davon war einerseits die teilweise Verstärkung der
Cortikalis der Vorderfläche des Fesselbeins,
anderseits eine entsprechende Verdichtung der Spongi-
osaim Kronbein. Außerdem dient zum Ausgleiche der ver-
änderten Belastungsmomente noch die starke Exostosen-
hildung an der Vorderfläche von Fessel- und Kronbein. Im
Präparat Nr. 13 hat, von vorne gesehen, eine Brechung der Längs-
achse nach innen im Krongelenk stattgefunden, und die natürliche
Folge davon war eine wesentlich verstärkte Belastung an der
Innenseite beider Knochen. Durch die dadurch bedingte größere
Inanspruchnahme dieser Seite wurde die in Fig. 13 sichtbare
starke Verdichtung der Spongiosa des inneren unteren
Teils des Fesselbeins bzw. des inneren oberen Teils des Kronbeins
hervorgerufen. Auch hier zeigen sich ganz analog dem vorher-
gehenden Präparate die starken Exostosenbildungen an
der mehr belasteten Seite.
An der in Fig. 15 abgebildeten Hufgelenkschale
scheinen sich im Hufgelenk ähnliche Vorgänge abgespielt zu
haben wie die in den Präparaten Nr. 8 und 9 beschriebenen. Auch
hier hat infolge der uneben gewordenen Gelenkflächen eine Ver-
dichtung der an diese grenzenden Teile der Knochen statt-
gefunden. Ein Teil des normal auf die Gelenkfläche des Hufbeins
wirkenden Druckes wird durch die Exostosenbildune un-
mittelbar vom Kronbein auf den vorderen oberen Teil des Huf-
beins übertragen.
Über die transformatorischen Vorgänge bei Fesselbein-
brüchen möchte ich auf die Arbeit Silbersiepes (92) ver-
weisen.
Schlufsfolgerungen.
Daß die Natur bestrebt ist, bei eingetretenen Krankheits-
prozessen dem Individuum die Funktionsfähigkeit der erkrankten
Teile wieder herzustellen, ergibt sich aus den Befunden an den ver-
schiedenen untersuchten Präparaten. Zu diesem Zwecke finden
starke Umwandlungen in den betroffenen Knochen statt, Locke-
rung oder Verdichtung treten je nach Bedarf auf, und die innere
Struktur der Knochen richtet sich vollständig nach den neuen Be-
lastungs-, Druck- und Zugmomenten ein.
1. Die Verknöcherung des Ligamentum inter-
osseum (Fig. 1, 2, 3 und 4) läßt darauf schließen, daß die ur-
— 40 —
sprünglichen Bandfasern für den am Griffelbein ausgeübten Zug
und Druck nicht widerstandsfähig genug waren. Durch diesen Zug
und Druck wurde ein Reiz ausgeübt, der die Veranlassung zur
Ossifikation war. Durch die Verwachsung werden Hauptmittel-
fußknochen und Griffelbein zu einem Knochen verschmolzen, das
Griffelbein wird somit zu einer Art Bandhöcker des Hauptmittel-
fußknochens umgewandelt. Die Spongiosa, welche an Stelle des
1,igamentum interosseum getreten ist, wirkt dem Zuge und Drucke
bedeutend stärker entgegen. Die begonnene Verschmelzung beider
Knochen (Fig. 1), d. h. die Auffaserung der Kompakta und das In-
einanderübergehen der Spongiosa ist ein Beweis für die Stellung
des Griffelbeins als Bandhöcker. Die in Form der metacarpalen
Überbeine auftretenden Knochenauflagerungen dienen nur zur Ver-
stärkung der knöchernen Verbindung der betreffenden Knochen.
2. Bei chronischen, ankylosierenden Gelenk-
entzündungen wird durch das Zusammenwachsen
der einzelnen Knochen eine Feststellung der Gelenke
bewirkt. Dadurch wird bedingt, daß der maximale Druck auf die
verwachsenen Knochen nur noch in einer Richtung wirkt, d. h.
durch die Aufhebung der Gelenktätigkeit schwindet für die ein-
zelnen Knochen die Notwendigkeit, einem maximalen Drucke selb-
ständig widerstehen zu müssen, der, durch die Bewegung im Ge-
lenke, in verschiedenen Ebenen der Knochen wirkt. Mithin sind
alle die Spongiosatrajektorien hinfällig geworden, die dazu
bestimmt waren, dem maximalen Drucke in anderen Ebenen Wider-
stand zu leisten, als in der einen durch die Verwachsung fest-
gelegten Ebene.
3. Der Schwund der Kompakta an den verwachsenen
Gelenkflächen hat erstens eine Erleichterung des Knochengewichtes
zur Folge, zweitens ist aber durch das Ineinanderübergehen der
Spongiosazüge der verwachsenen Knochen für eine größere Festig-
keit und Widerstandsfähigkeit gesorgt. Die durch periarthritische
Veränderungen entstandenen Exostosen erhöhen dabei die Druck-
festigkeit der verwachsenen Knochen.
4. Daß bei Knochenbrüchen der Transformation die
Hauptrolle beim Heilungsprozeß, vor allem aber bei der Wiederher-
stellung der Gebrauchsfähigkeit zufällt, ist bereits von Wolff,
Eberlein,Silbersiepe u. A. betont worden. Keine Kallus-
bildung, und sei sie noch so stark, ist imstande, den gebrochenen
Knochen für das Individuum wieder vollständig nutzbar zu machen.
Nur die Transformation der Spongiosa bewirkt dieses.
5. Die transformatorischen Prozesse nehmen nicht immer einen
regelmäßigen Verlauf. Wenn durch besondere Umstände die Be-
lastungsmomente eine starke Änderung erfahren haben, so tritt,
um den nötigen Widerstand hervorzurufen, unabhängig von allen
anderen transformatorischen Vorgängen eine Verdichtung an ein-
— 41 —
zelnen Stellen der Knochen auf (Fig. 8, 9, 13, 14 und 15). Für diese
uınregelmäßigentransformatorischenVorgänge
dürfte der Name „pathologische Transformation
der Knochen‘ ein geeigneter sein.
So sehen wir, daß die Transformation der
SpongiosabeiKnochen-undGelenkkrankheiten
der Pferde von größter Bedeutung ist. Sie allein
ist die Macht, welche die Brauchbarkeit der erkrankten Knochen,
seien es einzelne oder mehrere, zu Gelenken zusammengesetzte,
wiederherstellt und somit die Nutzbarkeit derselben erhält oder
erneut.
Erklärung der Abbildungen.
I. üÜberbeine am Metacarpus und Metatarsus.
Fig. 1. Diagonales Längsfurnierblatt des proximalen Endes eines
rechten Metatarsus III mit Mt. IV. (% der natürlichen Größe.)
Fig. 2. Diagonales Längsfurnierblatt des distalen Endes des lateralen
Griffelbeins eines rechten Hintermittelfußes mit zugehörigem
Hauptmittelfußknochen. (Natürliche Größe.)
Fig. 3. Querfurnierblatt des Präparates aus Abbildung 2, parallel zur
Horizontalaxe. (Natürliche Größe.)
Fir. 4. Diagonales Längsfurnierblatt des proximalen Endstückes eines
rechten Vordermittelfußknochens mit medialem Griffelbeine.
(©, der natürlichen Größe.)
II. Spat.
Fig. 5. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein mit Spat behaftetes
rechtes Sprunggelenk. (3% der natürlichen Größe.)
Fig. 6. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cuneiforme
tertium und Mt. III. (% der natürlichen Größe.)
Fig. 7. Frontales Längsfurnierblatt durch Os navienlare und Os cunei-
forme tertium bei unsichtbarem Spat. (Natürliche Größe.)
Fig. 8. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cuneiforme
tertium und Mt. III. (34 der natürlichen Größe.)
Fig. 9. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cunei-
forme tertium und Mt. III. (34 der natürlichen Größe.)
III. Arthritis und Periarthritis chronica carpi.
Fig. 10. Frontales Längsfurnierblatt aus einem linken Vorderfuß-
wurzelgelenke. (% der natürlichen Größe.)
IV. Schale.
Fig. 11. Frontales Längsfurnierblatt von einem durch Arthritis
chronica (Schale) verwachsenen Vorderfessel- und Kronbein.
(2; der natürlichen Größe.)
Fig. 12. Sagittales Längsfurnierblatt eines verwachsenen Hinterfessel-
und Kronbeins. (34 der natürlichen Größe.)
Fie. 13. Frontales Längsfurnierblatt durch ein Vorderfessel- und Kron-
bein. (34 der natürlichen Größe.)
Fig. 14. Sagittales Längsfurnierblatt durch Hinterfessel- und Kron-
bein. (3% der natürlichen Größe.)
Fig. 15. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein Kron- und Hufbein
(Hufgelenkschale). (34 der natürlichen Größe.)
V. Fesselbeinbruch.
Fig. 16. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein Vorderfessel- und Kron-
ore ww
OND
23.
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$. Kitt. Lehrbuch der Allgemeinen Pathologie. 2. Aufl. 1908.
94. Lanzilotti-Buonsanti, Arthritis chronica des Sprung-
relenkes. Handbuch der Tierärztlichen Chirurgie und Geburts-
hilfe von Bayer und Fröhner. 4. Bd. 1908.
@. Silbersiepe, Die Fesselbeinfrakturen des Pferdes. Monatshefte
für praktische Tierheilkunde 1908, S. 289.
w. Zschokke, Handbuch der Tierärztlichen Chirurgie und Geburts-
hilfe von Bayer und Fröhner. 4. Bd. 1908.
%4 Carleac, Pathologie chirurgicale des articulations. Paris 1909.
% Knauer, Beitrag zur Statik und Mechanik des Hufbeins. Ber-
lin 1909. Archiv f. wiss. u. prakt. Tierheilkunde.
%. Kitt, Lehrbuch der Pathologischen Anatomie der Haustiere. 1910.
% Möller und Frick, Möllers Lehrbuch der Allgemeinen
Chirurgie. 3. Aufl. 1911.
Das Veterinärwesen beim französischen Expeditionskorps in
Marokko während der Jahre 1907 und 1908. Kungl. Krigs-
vetenskaps-Akademiens Handlingar och Tidskrift, Stockholm,
1911. Heft 6.
Nachdem Anfang August 1907 in der marokkanischen Hafen-
stalt Casablanca bedenkliche Unruhen gegen die dort an-
sassigen Europäer ausgebrochen waren, wurde seitens der fran-
zösischen Regierung in Algier ein Expeditionskorps mobilisiert,
dass aus 2400 Mann Infanterie, 300 afrikanischen Jägern,
'; Schwadron Spahis, einer Maschinengewehrabteilung und zwei
Abteilungen Gebirgsartillerie nebst den erforderlichen Intendantur-
un Sanitätsformationen bestand. Bereits am 7. August traf das
Kurps vor Casablanca ein, und wurde daselbst nach Vertreibung
des Feindes ein befestigtes Lager eingerichtet. Ungefähr zwei
Monate nach der Landung war es gelungen, ein Gebiet von 30 km
im Umkreis jener Stadt vom Feinde vollkommen zu säubern.
Daraufhin leiteten einige Stämme Friedensunterhandlungen ein
und legten die Waffen nieder. Im Oktober wurden die Operationen
wegen der Regenperiode eingestellt und erst in der letzten Hälfte
des Dezember wieder aufgenommen.
Nachdem das Expeditionskorps allmählich auf einen Bestand
von etwa 14000 Mann verstärkt worden war, fand im Februar
und März des folgenden Jahres ein energischer Vormarsch statt.
Die Operationsbasis wurde von der Küste ins Landesinnere ver-
lert, und in Casablanca verblieben nur die Depots und die Lazarette.
=. AG: 2
Von der neuen Operationsbasis aus wurden wiederholt Gewalt-
märsche unternommen und allmählich mehrere detachierte Posten
in größeren und kleineren Abständen zur Sicherung gegen feind-
liche Stämme errichtet.
Der Veterinärdienst wurde bis zum 1. Januar 1908 bei einem
Bestande von 1300 Tieren durch drei Veterinäroffiziere ausgeführt,
einen Stabsveterinär und zwei Oberveterinäre. Der Dienst war
in der Weise verteilt, daß der Stabsveterinär und der Öberveteri-
när sich bei den operierenden Truppen befanden, während der
zweite Oberveterinär im Pferdelazarett und bei der Fleischbeschau
tätig war. Von dem genannten Tage an wurde der Dienst je nach
Vermehrung der Streitkräfte und der Kriegslage entsprechend
organisiert. Um die vorgeschobenen Detachements in ihrer Be-
weglichkeit nicht zu behindern, wurde es notwendig, sie von allen
dienstunfähigen Tieren zu entlasten. Zu diesem Zwecke und um
alle Tiere, deren Zustand nur eine kürzere Behandlung erforderte,
nach ihrer Genesung möglichst schnell ihrer Truppe wieder zu-
führen zu können, wurden Etappenpferdelazarette möglichst nahe
an der Front errichtet. Durch diese Maßnahme wurde gleich-
zeitig die Versorgung der Truppen mit Arzneien und Verband-
material erleichtert. Das Hauptpferdelazarett wurde bei Casa-
blanca den Vorschriften entsprechend eingerichtet. Da der dort-
hin kommandierte Veterinär allein den allzu anstrengenden
Dienst nicht versehen konnte, wurde ihm ein Assistent zugeteilt.
Von diesen beiden konnte dann auch der Veterinärdienst bei dem
Train- und dem Remontedepot mit wahrgenommen werden.
Nachdem sämtliche Verstärkungen auf dem Kriegsschau-
platze angelangt waren, belief sich der Bestand an Pferden auf
rund 5000 Köpfe. Das zur Verfügung gestellte Veterinärpersonal
bestand nunmehr aus einem Stabsveterinär als Chef, acht Ober-
veterinären und drei Veterinären. Das etatsmäßige Beschlag-
personal war, wie man sehr bald erkannte, viel zu klein, um den
Hufbeschlag und die Pflege erkrankter und verwundeter Tiere
ordnungsmäßig ausführen zu können. Es wurde daher eine aus
14 Mann bestehende Beschlagschmiede-Reserve formiert, welche
ausschließlich dem Chefveterinär zur Verfügung stand. Dank
dieser Anordnung vollzog sich der Dienst bei den Pferdelazaretten
sowie der Hufbeschlag bei sämtlichen Truppenteilen in durchaus
befriedirender Weise.
Jede einzelne Formation brachte ihre volle Kriegsausrüstung
in tadellosem Zustande mit, nur machte sich bald ein Mangel an
Verbandstoffen bemerkbar. Aus diesem Grunde und im Hinblick
auf die Schwierigkeiten, welche die Teilung der verschiedenen
Truppenkörper und die Beweglichkeit der detachierten Kolonnen
mit sich brachten, wurden vier weitere Arzneiwagen in Bestellung
gegeben. Auch wurden die Etappenpferdelazarette mit reichli-
chen Vorräten von Verbandmaterialien und chirurgischen Instru-
menten ausgestattet. Kin beträchtlicher Arzneibestand wurde in
dem Hauptpferdelazarett bei Casablanca niedergelegt, um von hier
aus die nächsten Etappenpferdelazarette sowohl zum eigenen Be-
darf wie für denjenigen der operierenden Truppen versorgen zu
können. Ein ständiger Vorrat von Reservehufeisen für zwei
Monate wurde über die vorgeschriebenen Reservebestände hinaus
beschafft.
Der Veterinärdienst des Expeditionskorps zerfiel in den Dienst
bei den Truppen, bei den Etappenpferdelazaretten und bei der
Operationsbasis in Casablanca. Der Dienst bei den Truppen be-
stand in der Behandlung solcher Pferde, die voraussichtlich gleich
wieder dienstfähig waren, und in der Überweisung an das nächste
Etappenpferdelazarett von solchen Tieren, die einer sorgfältigen
Pflege bedurften und den vorrückenden Truppen nicht folgen
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Kartenskizze über die Organisatiou des Veterinärdienstes.
H. P. L. Hauptpferdelazarett. E.P.L. Etappenpferdelazarett. T.u. R. D. Train- und Re-
montedepot. B. L. Bakteriologisches Laboratorium. H. L. Station zur Untersuchung von
Schlaehttieren, Fleisch und Futtermitteln. P. K. Station zur Behandlung von Tieren der
Eingeborenen.
konnten. Der Dienst bei der Operationsbasis gliederte sich in
denjenigen bei dem Hauptpferdelazarett, denjenigen beim Train-
und Remontedepot und in „sonstigen Dienst“. In dem erstge-
nannten wurden ausschließlich schwer erkrankte oder verwun-
dete Pferde sowie solche aufgenommen, deren Kräftezustand eine
dauernde Pflege erforderte. Die Patienten wurden nur dann von
den Truppen direkt eingeliefert, wenn sich deren Bewegungen
nahe der Operationsbasis abspielten und ein Transport dahin
unter Bedeckung möglich war. Im übrigen erfolgte die Über-
weisung von den Etappenpferdelazaretten oder von den Forma-
tionen der Operationsbasis selbst. Sobald es der Gesundheits-
zustand erlaubte, wurden die Patienten der Abteilung für dienst-
fähige Pferde zugeführt. Je nach Bedarf wurden diese anfäng-
lich auf die kleinen Kavallerie-, Artillerie- und Traindepots sowie
das Remontedepot verteilt, später jedoch wurden sie ausschließ-
lich an das letztere abgegeben.
Da mit der Zeit der Bedarf an Transportmitteln bei den
operierenden Truppen immer größer wurde, mußte schließlich
das Traindepot in Casablanca geteilt werden. Infolge dieser Ver-
minderung konnte der Veterinärdienst beim dortigen Train- und
Remontedepot vereinigt werden. Der sonstige Dienst bei der
Operationsbasis erstreckte sich in erster Linie auf die Unter-
suchung von Schlachttieren, Fleisch und Futtermitteln. Daneben
lag ihm die Pflege der infolge von Überanstrengungen dienst-
unfähig gewordenen und in der Genesung begriffenen Pferde ob.
Nach den ersten militärischen Erfolgen trat eine Pferde-
ankaufkommission in Tätigkeit, welche aus einem Oberstleutnant
der Kavallerie, einem Rittmeister und dem Chefveterinär zusam-
mengesetzt war.
Einesteils um das Vertrauen der Eingeborenen zu gewinnen,
andernteils um Kenntnis über die Art der von den französischen
Waffen verursachten Verwundungen zu erlangen, wurde seitens
des Oberkommandos angeordnet, daß die Veterinäre bestimmter
Etappenpferdelazarette den Eingeborenen mit Ratschlägen über
die Behandlung kranker bzw. verwundeter Tiere beistehen sollten.
Die einzelnen Zweige des Veterinärdienstes hatten ihre eige-
nen Öbliegenheiten und waren durchaus selbständig, standen
jedoch insofern in enger Verbindung, als sie durch eine geregelte
Arbeitsteilung sich gegenseitig ergänzten. Die Oberleitung und
Kontrolle wurde von dem Chefveterinär durch unvermutete Be-
sichtigungen ausgeübt. Durch vierzehntägige Krankenrapporte
und durch die Berichte der Pferdelazarette über Ab- und Zugänge
war er immer über die Gefechtsstärken, über die Zahl der dienst-
unfähigen Pferde und über die Krankheitsursachen genau unter-
richtet und befand sich somit stets in der Lage, dem Oberkom-
mando rechtzeitig geeignete Vorschläge machen zu können.
Infolge verschiedener Umstände kamen wesentliche Schwä-
chungen der Gefechtsstärken nicht vor. Zu diesem günstigen Er-
gebnis trug in erster Linie die strenge Befolgung der hygienischen
Vorschriften bei sowie die Möglichkeit der Behandlung vieler Pferde,
ohne sie dem Dienste zu entziehen. Die Zahl derer, welche auf
längere Zeit dienstunbrauchbar geworden waren, hielt sich inner-
halb verhältnismäßig enger Grenzen.
Der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere war ein guter.
Im großen und ganzen zeigten sich die Pferde der Kavallerie und
Artillerie auch den größten Anstrengungen des Feldzuges ge-
wachsen. Nur die Leistungsfähigkeit der mehr als 13 Jahre alten
Tiere ließ zu wünschen übrig; viele von ihnen konnten trotz sorg-
fältigrer Pflege nur mit großer Mühe diensttauglich erhalten
werden.
Von ansteekenden Krankheiten trat fast nur die Piroplas-
mose im Mai und Juni bei drei Batterien in Casablanca auf. Un-
gefähr die Hälfte des Bestandes wurde von der Seuche befallen.
Der Verlauf war im allgemeinen ein günstiger. Die Verluste
durch Tod oder Ausrangierung betrugen 10%.
23:40: 4
Die Gesamtzahl der erkrankten bzw. infolge Überanstrengung
dienstunfähig gewordenen Pferde betrug während der etwa sechs
Monate dauernden Operationen 3918. Hiervon entfielen auf die
letzte Kategorie 2406 oder 48,12% der Etatsstärke. Die Kranken-
zahl belief sich auf 1512 oder 30,24%, von denen 852 im Haupt-
pferdelazarett und 530 in den Etappenpferdelazaretten behandelt
wurden. Der Gesamtverlust belief sich auf 295 — 7,52%. Hiervon
gingen 103 — 2,62% ein, 34 — 0,87% mußten, meist wegen
Knochenbruch, getötet, und 158 — 14,03% ausrangiert werden.
Vor dem Feinde fielen außerdem 95 Pferde.
Die Zahl der Kolikfälle war gering, der Prozentsatz an
Todesfällen infolge dieser Krankheit dagegen auffallend hoch,
indem von den 74 Fällen, die in der Zeit vom 1. Januar bis
1. Juli dem Hauptpferdelazarett überwiesen wurden, 34 tödlich
verliefen.
Gefechte mit blanken Waffen kamen, da ihnen die Marokka-
ner möglichst auswichen, selten vor. Derartige Verwundungen
gelangten nur in 15 Fällen zur Behandlung, von denen 13 mit
Genesung, 2 tödlich endeten. Schußverletzungen wurden da-
gegen häufig beobachtet. Insgesamt wurden 256 Pferde getroffen.
Hiervon waren 95 sofort tot, 27 starben später und 6 mußten
später getötet werden. Wunden der Brust- und Bauchhöhle wirk-
ten immer tödlich, dagegen waren Muskelwunden meist ohne
Bedeutung und heilten überraschend schnell. Operative Eingriffe
wurden nur dann vorgenommen, wenn Knochenteile mit verletztwaren.
Die Ausgaben für Arzneien, Verbandstoffe und sonstiges
Veterinärmaterial beliefen sich vom Anfang der Expedition bis
zum 1. Oktober 1908 auf 4815,86 Francs. Während dieses Zeit-
raumes betrug die Zahl der wegen Krankheiten bzw. Dienst-
unfähigkeit behandelten Pferde 5200 und die Zahl der Behand-
lungstage 75000. Jeder Behandlungstag verursachte mithin
0.06 Frances Kosten. Dieser Betrag ermäßigt sich auf etwa
004 Frances, wenn die bei der Truppe verbliebenen Pferde und
die in bestimmten Etappenpferdelazaretten behandelten Tiere der
Einreborenen mitgerechnet werden. Dr. Heuß.
Garrod: Die Auskultation der Gelenke. Revue vet. mil. vom
30. 9. 1911.
Es gibt Geräusche, die im Bereich der Gelenke entstehen und
auf große Entfernung hörbar sind. Die Stärke des Geräusches ist
jedoch nicht proportional der Heftigkeit der Krankheit. Es gibt
sehr schwache, nur mit dem Hörrohr wahrnehmbare Geräusche,
die zur Diagnostik von Gelenkkrankheiten verwendet werden
können. Zum Hören bedient man sich des Hörrohres mit zwei
Schläuchen und läßt gleichzeitig leichte Streck- und Beugebewe-
gungen mit dem Gelenk ausführen.
Gesunde Gelenke junger Individuen geben keine Geräusche
oder es handelt sich um Geräusche, die durch atmosphärischen
Druck hervorgebracht sind.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. 4
Bei älteren Individuen beobachtet man oft Geräusche, selbst
wenn weder Schmerz noch Entzündung des Gelenkes bestehen.
Bei beginnender Osteoarthritis kann das Reiben vor jedem
anderen Symptom bemerkbar sein.
Die Abwesenheit jedes Geräusches ist aber durchaus kein Be-
weis für die Gesundheit des Gelenkes. Bei der Synovialhautent-
zündung mit Erguß hört man kein Geräusch, das aber erscheint,
wenn der Erguß verschwindet. Diese Geräusche sind häufig, von
langer Dauer und erinnern in ihrem Charakter an das Geräusch
beim subkutanen Emphysem.
Bei der Tuberkulose und den akuten Formen des Gelenkrheu-
matismus ist die Auskultation meistens negativ. Im letzteren Fall,
besonders bei den vorgeschritteneren Formen, hört man oft auch
ein Reibeisengeräusch bei der Palpation. Dieses Geräusch ist
verschieden von den Reibegeräuschen, die man bei Sehnenscheiden-
erkrankungen wahrnimmt. W. Müller.
Schumacher: Zur Haftung für Tiere (Krümperpferde der
Armee). Deutsche landwirtschaftl. Presse, XXXVIII. Jahrgang,
Nr. 79.
Durch das Reichsgesetz vom 30. Mai 1908 hat der $833 des
BGB., welcher früher den Tierhalter ohne Rücksicht auf sein Ver-
schulden auch für zufälligen Schaden haften ließ, eine Milderung
dahin erfahren, daß der Tierhalter bei Tieren, die nicht zum Ver-
gnügen gehalten werden, sondern dem Beruf, der Er-
werbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tier-
halters zu dienen bestimmt sind, sich von der Haftung durch
den Nachweis befreien kann, daß er bei der Beaufsichtigung der
Tiere die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat, bzw.
daß der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden
sein würde.
Der Beweggrund zu dieser Änderung des Gesetzes war der, be-
sonders den kleineren landwirtschaftlichen und gewerblichen Be-
trieben, welche die bisherige strenge Haftung für die zum wirt-
schaftlichen Betriebe notwendigen Tiere als eine besondere Härte
empfinden mußten, entgegen zu kommen. Das Gesetz hat aber
seinen Schutz nicht auf diese Kreise beschränkt, sondern dieser
kommt vielmehr allen Tierhaltern zugute, welche Haustiere halten,
die dem Beruf, der Erwerbstätigeit oder dem Unterhalt des Tier-
halters dienen.
In der Begründung des Gesetzes ist ausdrücklich hervorge-
hoben, daß als Tierhalter im Sinne des Gesetzes nicht nur natür-
liche Personen, sondern auch juristische Personen (Staat, Provinz,
Kreis, Gemeinden, Handelsgesellschaften und sonstige Erwerbs-
gesellschaften) in Betracht kommen. Verfasser ist nun der An-
sicht, daß es zweifelhaft sei, inwieweit bei juristischen Personen
von Tieren gesprochen werden kann, die dem Beruf, der Erwerbs-
tätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt
sind. Wenn juristische Personen der Vorteile des Gesetzes teil-
=. Gi
haftig werden sollen, so müsse man dem Begriff „Beruf“ eine
weitgehende Auslegung geben.
So dienen die Pferde des Reichsheeres nicht dem Beruf des
Staates, wohl aber der Aufgabe, die ein moderner Staat auf dem
Gebiete der inneren und äußeren Sicherheit zu erfüllen hat. Man
muß also alle Tiere zu den Berufstieren der juristischen Personen
rechnen, welche die juristische Person halten muß, um die im
Interesse der Allgemeinheit übernommenen Pflichten zu erfüllen.
Wird demnach beispielsweise durch ein Armeepferd ein Schaden
verursacht, so wird der Reichsfiskus für sieh die mildere Haf-
tung in Anspruch nehmen.
Dieser Auffassung hat sich nun auch das Reichsgericht
(Juristische Wochenschrift 1911, S. 585) angeschlossen und hat
anerkannt, daß auch juristische Personen als Tier-
halter Tiere halten können, die dem Berufe der
juristischen Person dienen. Das Reichsgericht begründet diesen
Standpunkt damit, daß im anderen Falle zahlreiche gemeinnützige
Unternehmungen, zu denen Haustiere verwendet werden, in bezug
auf die Tierhalterhaftung schlechter gestellt sein würden, als
gleiche Betriebe von Erwerbsgesellschaften und von auf Erwerb
ausgehenden Einzelpersonen, eine Benachteiligung, die das Gesetz
sicherlich nicht gewollt hat.
Dem Reichsgericht lag ein durch Armeepferde veranlaßter Scha-
den zur Entscheidung vor. Nach dieser Entscheidung gehören die
Krümperpferde zu den Dienstpferden — welche letztere im Sinne der
obigen Auffassung unzweifelhaft dem Beruf des Reiches dienen —,
obwohl Krümperfuhrwerke nebenbei auch von Offizieren gegen Ver-
gütung und innerhalb gewisser Grenzen als Privatfuhrwerke benutzt
werden dürfen. Kommen Krümperpferde zur Verwendung, so unter-
steht der Reichsfiskus der milderen Haftung, wenn auch die Tiere
zur Zeit der Schadenzufügung militärischen Zwecken nicht ge-
dient haben. Das Reichsgericht vertritt dabei die Auffassung, daß
ein Tier, welches der Hauptsache nach dem Beruf, der Erwerbs-
tätigkeit und dem Unterhalt dient, nicht dadurch zum Luxustier
wird, daß es zur Zeit der Schadenzufügung zu Luxus- oder Ver-
gnügungszwecken verwendet wird. Die mildere Haftung bei einem
Schadenfalle tritt daher ein, ganz gleichgültig, ob die Krümper-
pferde sich auf einer Dienstfahrt oder Vergnügungsfahrt befinden.
Dem Verfasser scheint diese Auslegung des Gesetzes nicht den
Willen des Gesetzgebers wiederzugeben, solange aber das Reichs-
gericht bei dieser seiner Auffassung beharrt, müsse sich die Praxis
mit der hierdurch gegebenen Rechtslage. abfinden. Wöhler.
Haist: Die Wundversorgung mit Jodtinktur und Mastixverband.
Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, 19. Heft, 1911.
Die Jodtinktur-Desinfektion der Haut hat seit der ersten Ver-
öffentlichung von Grossich bei vielen Chirurgen Eingang ge-
funden. Bei diesem Verfahren wird die Umgebung der Wunde
nie gewaschen oder rasiert, sondern nur mit Jodtinktur einge-
f 4¥
Pr
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pinselt und mit einer aseptischen Kompresse bedeckt. Später
haben auch andere Autoren dieser Wunddesinfektion das Wort ge-
redet und sie nicht nur für akzidentelle Wunden, sondern auch für
alle Operationen empfohlen. Die starke Wirksamkeit der Jod-
tinktur beruht bekanntlich darauf, daß das Jod alle Interzellular-
räume der Epidermis und die Lymphbahnen imbibiert. Die Um-
gebung der Wunde wird also durch die Jodtinktur sterilisiert.
Eine große Ähnlichkeit mit dieser Wunddesinfektion nach Art
und Einfachheit der Technik hat die Wundversorgungsmethode nach
v. Öttingen, der seine Methode mit Erfolg im russisch-japanischen
Kriege anwandte. Nach diesem Verfahren wird die Umgebung der
Haut ebenfalls nicht gewaschen oder rasiert, sondern im Umkreise
eines Handtellers mit Mastixlösung bestrichen und ein Watte-
bausch darauf gedrückt. Durch die klebende Mastixlösung werden
die Bakterien in der Umgebung der Wunde festgehalten, wodurch
ein Wandern der Bakterien in die Wunde verhindert wird. Ein
unschätzbarer Vorzug dieses Verbandes ist ferner das unverrück-
bare Festhalten des Verbandstoffes auf der Wunde ohne weitere
Befestigung.
Auf Grund seiner sehr guten Erfahrungen im Karl Olga-
Krankenhaus in Stuttgart (Prof. Dr. Hofmeister) und im
Garnisonlazarett daselbst empfiehlt H., beide Verfahren zu kom-
binieren, also Sterilisation der Haut mit Bakterienfixierung zu
verbinden. Durch diese kombinierte Methode mit einer kleinen
Modifikation, indem vor dem Jodanstrich die Haut erst mit 1’/»iger
Jodbenzinlösung abgerieben wurde, ist bei den verschiedensten
Operationen reaktionslose Heilung ohne Entzündung und Eiterung
erfolgt (besonders bei Eröffnung von Gelenken).
Aber nicht nur bei Operationen, sondern auch bei Behandlung
akzidenteller Wunden, die keine Zeichen einer schon bestehenden
Entzündung darbieten, verbürgt die beschriebene Desinfektions-
und Wundversorgungsmethode einen tadellosen Heilungsverlauf.
Die gleichen Resultate erzielte H. bei dem Jodtinktur-Mastix-
verbandverfahren ohne vorheriges Abreiben mit Jodbenzinlösung.
Zum Verband wurde Sublimatmull benutzt. Wegen der außer-
ordentlichen Einfachheit und Billigkeit dieser Methode und der
sehr günstigen Erfolge empfiehlt H. diese Wundbehandlung nicht
nur in den Friedenslazaretten bzw. Revieren einzuführen, sondern
sie von den Kriegschirurgen unbedingt zu fordern. Mastix (Mastix-
harz) von Pistacia lentiscus auf der Insel Chios (Kap Mastiko)
bildet rundliche oder längliche, anfangs grünliche später gelbliche
oder farblose Körner, welche im Munde gekaut (,„Mastix‘“) eine
zähe Masse bilden. Zur Fixierung des Verbandes wird eine Lösung
in Chloroform (20:50) mit 20 Tropfen Lein- oder Rizinusöl
empfohlen. Otto.
Moule: Sammlung von Dokumenten der Veterinärmedizin. Revue
gen. de méd. vet. 1. und 15.9. 11.
St. Elegius, Bischof von Noyon, aus Limousin stammend
(588 bis 659), war einer der volkstümlichsten Heiligen in Frank-
reich, Italien, Deutschland, Schweiz. Er war Goldschmied und
wurde wegen seiner Geschicklichkeit Patron der Metallhandwerker:
Uhrmacher, Gold- und Silberschläger, Gießer, Messerschmiede,
Schlosser, Klempner, Schmiede. Später wurde er Schutzheiliger
aller Leute, die mit Pferden umgingen. Da im Mittelalter die
Veterinärmedizin in den Händen der Schmiede lag, wurde er
Schutzpatron der Pferde und der Veterinärmedizin. Zahlreiche
Tempel, Kapellen und Klöster wurden unter seinem Schutz er-
richtet. Im Anfang des Christentums war in Frankreich der Kultus
des heiligen Elegius an die Stelle des Kultus der gallischen Pferde-
göttin Epona getreten. Epona und Elegius — in Frankreich
St. Eloi genannt —
schützen beide die Pferde
gegen Krankheiten und
Unfälle. Der Epona-
Kultus war keltischen
Ursprungsundkamsehr
spät nach Rom.
Daß Elegius der Ar E p
Schutzheilige der Pferde È Son E- E
war, beweisen viele Bil- ` Ne Ji Eu *
der und sonstige Dar-
stellungen. So ist z. B. / |
in der 6. Kapelle der $ ‚®
Kirche St. Avine (Aube) RT IG) Lt w S
ein Fenster, welches yy
zeigt, wie Elegius das
rechte Vorderbein eines
Pferdes untersucht. Eine
Inschrift darunter sagt, P,
daß bei dem Pferde die A
Sohle durchgeschnitten N :
war und daß es dank
der Behandlung durch = PER
den heiligen Elegius ge- co a
heilt wurde. a ee ee
In den Alpen wird £
Elegius — dort St. Loy
genannt — noch heute
angerufen, damit er die Pferde vor dem Abstürzen bewahre.
In der Bretagne führte man am Tage des St. Eloi die Pferde in
Scharen zwecks Heilung zu den dem Heiligen geweihten Stätten.
In der Nacht vor dem Fest wurden in vielen Ortschaften der Bre-
tagne Freudenfeuer abgebrannt. Die Bretagne weist auch die
meisten Kapellen St. Eloi auf.
Gaidoz erzählt eine kleine Anekdote, allgemein bekannt als „Die
Legende vom abgeschnittenen Bein“: Elegius hatte im Vertrauen
auf seine Kunst als Schmied ein Schild mit der Aufschrift: „Meister
der Meister, Meister von allen“. Wegen dieser Anmaßung wollte ihn
Gott strafen und schickte Jesus Christus, der sich als Lehrling
bei Elegius vermieten mußte. Da erscheint einst der heilige Georg,
um ein Pferd beschlagen zu lassen. Aber das Pferd ist so böse,
daß Elegius das Beschlagen aufgeben muß und es seinem Lehrling
— 54 —
überläßt. Dieser nähert sich dem Pferd, das sich sofort beruhigt,
hebt ein Vorderbein hoch, schneidet es an dem Vorderknie ab und
setzt es auf den Amboß, um es zu beschlagen. Nach Beendigung
des Beschlages setzt er das Bein wieder an. Dies will Elegius nach-
ahmen. Es gelingt ihm auch, das Bein abzuschneiden, aber er
kann es nicht wieder ansetzen, so daß ihm nichts übrig bleibt, als
seinen Lehrling zu rufen, der das Bein wieder ansetzt. Seitdem
war Elegius bescheiden. Diese Legende findet sich in allen Län-
dern, mitunter in etwas veränderter Form. Im 13. Jahrhundert ist
sie aber schon sicher bekannt.
(Durch das große Interesse, das Herr Oberstabsveterinär
Kalkoff-Ulm der historischen Sammlung der Lehrschmiede
Berlin seit vielen Jahren entgegenbringt, ist die Lehrschmiede im
vorigen Jahr in den Besitz der Photographie einer Holzschnitzerei
gekommen, die sich im Gewerbemuseum von Ulm befindet und
diese Legende, wie die beigefügte Verkleinerung zeigt, behandelt.
Neuerdings hat die Lehrschmiede, ebenfalls durch Vermittlung
des Herrn Oberstabsveterinärs Kalkoff, die Kopie einer Holz-
schnitzerei erworben, die den Heiligen Elegius darstellt, wie er das
abgeschnittene Bein des Pferdes des Heiligen Georg beschlägt. Das
Original dieser Holzschnitzerei hängt an der Schmiede in Walters-
hofen, Oberamt ` Leutkirch im württembergischen Allgäu, und
stammt aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. D. R.)
W, Müller.
Picard: Selbstschutz des Organismus durch die Lipoide. Revue
gén. de med. vet. 1. u. 15. Aug. 1911.
Die gegenwärtige Therapeutik nimmt an, daß der Körper sich
selbst gegen fremde Stoffe mit Hilfe von besonderen Verteidigungs-
elementen verteidigt. Die Professoren Lemoine und E.Gérard
in Lille nehmen an, daß in der Hauptsache Lipoide, die von der
Galle stammen, diesen Selbstschutz des Organismus ausüben. Daß
die Leber in dieser Beziehung eine Rolle spielt, weiß man. Wie
sie es macht, weiß man nicht. Die antitoxischen Eigenschaften der
Galle werden ganz empirisch seit lange bei der Immunisierung der
Rinder gegen Rinderpest verwandt. Man nahm an, daß die Galle
das Pestvirus abschwächt und eine mehr oder weniger lange Im-
munität erzeugt. 1904 zeigt Lingard, daß man Tiere durch
Injektion normaler Galle immunisieren kann, und daß die Körner
einer Kürbisart, zerstoßen und mit Essigsäure behandelt, ein Prä-
zipitat geben, das dieselben Ergebnisse liefert wie das von den mit
Galle geimpften Tieren, so daß man nicht mehr die große Menge
Galle einzuspritzen braucht, sondern nur die wirksamen Bestand-
teile, z. B. die Lecithine, Nukleine, Kaseine, Glyzerin-Phosphorsäure,
Körper, die wir neuerdings in den organischen Lipoiden wieder-
finden.
189% hat Phisalix gezeigt, daß Cholesterin Kobragift neutra-
lisiert.
Die Untersuchungen von Lemoineund G&rard haben dar-
getan, daß Cholesterin eine antitoxische Kraft besitzt, die aber un-
— 5 —
endlich geringer ist, als die anderer Stoffe, welehe man mit ihm
verbunden in der Galle findet und in der Gesamtheit Lipoide
nennt.
In den Lipoiden findet man also das Oxycholesterin, das Äther-
oxyd des Cholesterins und Gallenlipoide, die reich an Phosphaten
sind, deren Gesamtheit viel wirksamere Eigenschaften hat als iso-
liertes Cholesterin. Dank der Gegenwart der Phosphate geben diese
Lipoide kolloidale Lösungen. Darauf sollte ihre antitoxische Wir-
kung beruhen. Die Lipoide sind in Petroleumäther und gewöhn-
lichem Ather löslich, worauf sich eine der Dosierungsmethoden
gründet. Sie lösen sich auch in Fetten, dürfen aber nicht mit den
Lipoiden zusammenkommen, die sich in Alkohol lösen, in Ather
aber nicht.
Die Lipoide enthalten bakterizide Stoffe wie das Cholesterin,
das Atheroxyd des Cholesterins, das Oxycholesterin und hämoly-
tische Stoffe, wie Phosphatide und Lecithine. In den Lipoiden des
Gehirns sind viel Phosphate, während in denen der Leber und der
Nierenkapseln die zusammengesetzten Cholesterine vorherrschen.
Zahlreiche Versuche haben die antitoxische Rolle der Organ-
Lipoide erwiesen. Lemoine und Gérard waren die ersten,
welche die Aufmerksamkeit auf sie lenkten.
Fermi hat die immunisierende Kraft der Gehirnmasse auf
das Wutvirus und die rabizide und bakterizide Kraft des Chole-
sterins und Lecithins nachgewiesen. Rambitschek und Russ
haben gezeigt, daß bei Einwirkung der Pyocyanase auf Mikroben-
Kulturen die Entwicklung gehemmt wird. Das liegt daran, daß die
Pyocyanase eine große Menge Lipoide enthält. Läßt man diese
Lipoide allein auf die Kulturen wirken, so hemmen sie deren Ent-
wicklung.
Neuerdings hat Dr. Boissard die Giftigkeit des Strychnins
und Morphins durch die Lipoide erklärt. Hugo-Pibram stellte
Lipoide in der äußeren Schicht der roten Blutkörperchen fest;
ebenso bei den weißen, deren phagocytäre Eigenschaft er teilweis
auf diese Lipoide zurückführt.
Die antihämolytische Wirkung des Cholesterins haben Ran-
son und Haussmann bewiesen, ebenso Joesco. Sie be-
haupten, daß die Lipoide die roten Blutkörperchen schützen.
Landesterner und Ehrlich erkennen auch die Schutz-
wirkung der Lipoide an: die Lipoide wirken allein oder in Ver-
bindung mit dem Serum als eine mächtige bakterizide Kraft.
Über die Menge der vorhandenen Organlipoide sind Gérard
und Lemoine zu dem Schluß gekommen: Die am meisten in-
fektiösen Angriffen ausgesetzten Organe enthalten die größte Menge
Lipoide, und diese Lipoide sind am reichsten an Cholesterin-Ver-
bindungen. Daher haben die Lungen und Prostata am meisten,
Knochen und Knochenmark am wenigsten Lipoide. Die nervösen
Zentren sind sehr reich an Lipoiden, und diese enthalten sehr viel
antitoxische Stoffe. Ist der Organismus angegriffen, so können die
Verteidigungselemente zunehmen. Die Fette anderer Stellen werden
mobil und trennen die Verteidigungselemente los, und dann hat
man bei infektiösen oder toxischen Krankheiten eine Anhäufung
von Fett, die bisher als fettige Degeneration der Zellen betrachtet
worden ist, aber in Wirklichkeit eine Verteidigung des Organismus
darstellt, wobei die hinzugebrachten, mit Antitoxinen beladenen
Lipoide gegen die phagogenen Wirkungen kämpfen sollen, deren
Sitz das kranke Organ ist.
Man weiß, daß sich die Leber im Verlauf toxischer und infek-
tiöser Krankheiten mit viel Fett beladet und zwar, um Lipoide zu
bilden.
Bei der Verteidigung des Organismus muß man die Leber als
Zentrum ansehen, weil sie die Antitoxine verarbeitet. Die Galle,
die sie absondert, überschwemmt den Darm und wird resorbiert.
Dadurch dringen die antitoxischen Substanzen in Form der Lipoide
in das Blut- und Lymphgefäßsystem und in alle Organe, wo sie
dann die pathogenen Stoffe bekämpfen.
Die auf Grund von Untersuchungen geschilderte Auffassung
dürfte der Behandlung und der Immunisation einen neuen Weg zu
einer rationellen Methode weisen. W. Müller.
Bi | Tagesgeschichte SB
Korpsstabsveterinär a. D. Qualitz t.
Am Abend des ersten Weihnachtfeiertages verschied zu Neu-
salz a. d. Oder, wo er den Rest seiner Tage in wohlverdienter Ruhe
zubringen wollte, unerwartet infolge eines Herzschlages der König-
liche Korpsstabsveterinär a. D. August Qualitz. Gleich tüch-
tig als Tierarzt wie als Soldat, erwies er sich als Mensch stets
vornehm und edel im Denken und Handeln. In welcher Eigen-
schaft der Verstorbene am meisten geleistet hat, das entzieht sich
meinem Urteil, da ich ihm leider nur kurze Zeit hindurch persön-
lich näher treten konnte und sein Lebensgang mir nicht bekannt
geworden ist. Wohin er aber im Laufe einer 43jährigen aktiven
Dienstzeit gestellt worden ist, stets füllte er anerkanntermaßen
voll und ganz seinen Platz aus als Vertreter seines Standes, als
gewissenhafter Berater seiner Vorgesetzten und seiner Unter-
gebenen. Eine große Reihe von Orden und Ehrenzeichen zierten
seine Brust. Die ihm zuteil gewordene persönliche Wert-
schätzung und Verehrung traten vor einigen Monaten deutlich
zutage in dem allgemeinen Bedauern seiner Kameraden, Berufs-
genossen und Freunde, als er nach Eintritt in den Ruhestand seinen
bisherigen Wohnsitz verließ, um nach Neusalz überzusiedeln. Zur
Stunde sind sie mehr noch bewiesen durch die ungeteilte tiefe
Trauer, welche sein Hinscheiden wachgerufen hat in den Herzen
aller, die jemals zu ihm dienstlich oder außerdienstlich in Be-
ziehung standen. Ein besonders ehrenvolles Gedächtnis werden
ihrem langjährigen Korpsveterinär die Veterinäroffiziere des
X. Armeekorps bewahren. Christiani.
Gag
a 57.
Oberstabs -Regimentsveterinär Stramitzer f.
Am 1. Dezember verschied in Frankfurt a. M. nach kurzer
Krankheit der Königliche Oberstabs- und Regimentsveterinär des
2. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 63 „Frankfurt“, Herr
Peter Stramitzer. Hohes Wissen, seltene Pflichttreue und
zielbewußtes Streben hatten dem Entschlafenen allseitige Aner-
kennung und Achtung erworben.
Die Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps bedauern tief
den Verlust ihres verewigten Kameraden und werden sein An-
denken stets in Ehren halten. Reck, Korpsstabsveterinär.
Kurpfuschereigesetz.
Dem Vernehmen nach besteht nicht die Absicht, den Entwurf
des Kurpfuschereigesetzes, welchen der alte Reichstag unverab-
schiedet ließ, in der nächsten Session wieder einzubringen. Das
Material soll nochmals dem Reichsamt des Innern überwiesen
werden, zur Feststellung, ob eine anderweitige Behandlung mög-
lich erscheint.
Versammlung der Veterinäroftiziere des XVIII. Armee-
korps.
Am 8. Dezember d. Js. fand in Darmstadt eine Versamnı-
lung der Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps statt. Dieselbe
wurde mit einer Besichtigung der chemischen Fabrik E. Merck
eingeleitet.
Nach einer Begrüßung durch Herrn Medizinalrat Dr. Merck
folgte unter dessen persönlicher Führung ein Rundgang durch die
Kontore und Magazine, das Kasino und die Kantine mit den dazu
gehörigen Wirtschaftsräumen, die Wohlfahrtseinrichtungen, die
Bibliothek, die wissenschaftlichen Versuchslaboratorien und das
Maschinenhaus.
Der Kürze der Zeit wegen und dem Wunsche gemäß, aus-
giebig die Herstellungsweise der die Tierärzte speziell interessieren-
den Präparate kennen zu lernen, konnte nur ein kleinerer Teil der
sehr ausgedehnten Fabrikbetriebe besichtigt werden.
Unter Führung des Prokuristen der Firma, Herrn Dr. Ehren-
berg, wurde die umfangreiche maschinelle Einrichtung zum
Mahlen der Drogen, die Herstellungsräume für das bekannte Schlaf-
mittel „Veronal“, die Bereitung des „Jodipins“, der Organpräpa-
rate, der verschiedenen Alkaloide, des Theobromin, Kokain, Eserin
und anderer erklärt und eine neue Sublimatdarstellung erläutert.
Bemerkenswert war ferner die Fabrikation des Wasserstoff-
superoxyds, dieses von der Firma Merck chemisch rein als „Perhy-
drol“ in den Handel gebrachten und in der Chirurgie mit Vorteil
verwandten Präparats, das sich jedoch seines hohen Preises wegen
— 58 -—
in die tierärztliche Praxis keinen rechten Eingang verschaffen
konnte. Von großem Interesse war daher die Mitteilung, daß es
der Firma Merck jetzt gelungen ist, ein haltbares, chemisch reines
15%iges Wasserstoffsuperoxyd (Hydrogenium peroxydatum medi-
cinale purum 15%) herzustellen, das sämtliche Vorzüge des
Perhydrols besitzen und dabei sehr billig sein soll.
Den weitaus größten Raum der Besichtigung nahm die Serum-
abteilung in Anspruch, deren Einrichtung der Betriebsführer, Herr
Dr. Eichholz eingehend erklärte. Insbesondere wurden die-
jenigen Präparate gezeigt, die für die tierärztliche Praxis Bedeu-
tung haben, wie Tuberkulin, Bovotuberkulol, Fibrolysin, Leuko-
fermantin sowie die Ragitnährböden, die eine außerordentlich be-
queme und für militärische Verhältnisse besonders geeignete Form
von Bakterien-Nährböden darstellen dürften. Der Inhalt eines
Glases Ragitbouillon bzw. Ragitagar mit 1 Liter Wasser gekocht
und filtriert liefert eine gebrauchsfertige Nährbouillon bzw.
Nähragar.
In der Serumabteilung führte sodann Oberveterinär Dr. Kra-
nich die neuen biologisch diagnostischen Methoden, soweit sie
praktische Verwendung finden, theoretisch und experimentell vor,
und zwar die Agglutination, die Präzipitation zwischen Menschen-
eiweiß und menscheneiweißpräzipitierendem Kaninchenserum, die
Komplementbindungsmethode, speziell die Wassermann sche
Syphilisreaktion. Besonderes Interesse erregte hier die sehr be-
queme und sparsame Verwendung der agglutinierenden, präzi-
pitierenden und hämolytischen Sera in Form der „Serumpapiere“.
Auf einen Streifen Filtrierpapier ist ein Tropfen = 0,05 cem des
betreffenden Serums angetrocknet. Dieses Serumpapier in eine
kleine Menge Kochsalzlösung gebracht, gibt eine Lösung mit be-
stimmtem Titer, mit der man die Agglutination, Präzipitation usw.
sofort anstellen kann.
Zum Schluß besprach der Vortragende noch die zur Erken-
nung der Tuberkulose vielfach mit Vorteil angewandte Augen-
reaktion mittels „Bovotuberkulol“.
Die Fortsetzung der Versammlung fand im Bahnhofshotel statt.
Hier erstattete der Korpsveterinär einen ausführlichen Bericht über
den diesjährigen Informationskursus für Korpsstabsveterinäre, ein-
gehend die Anwendungsweise des Salvarsans bei der Brustseuche
erläuternd.
Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten fand ein
gemeinsames Essen statt, das den Beschluß des lehr- und genuß-
reichen Tages bildete.
Die Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps sprechen der
Firma Merck sowie den Herren Dr. Ehrenberg und
Dr. Eichholz für die erwiesene große Liebenswürdigkeit ihren
verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle aus.
Reck, Korpsstabsveterinär.
= nn m A
— 59 ~-
2. Stiftungsiest des Korps „Obotritia” an der König-
lichen Militär-Veterinär- Akademie.
Zu Beginn dieses Semesters war es dem Korps „Obotrita“
vereönnt, das silberne Stiftungsfest zu feiern. Aus Nah und Fern
waren „Alte Herren“ herbeigeeilt, um an der Feier dieses bedeu-
tungesvollen Tages teilzunehmen.
Das Fest begann am 19. Oktober mit dem Begrüßungsabend
auf der Kneipe; am nächsten Tage fand nachmittags auf der Kneipe
der A. H. C. statt mit anschließendem Landesvater. Am Abend ver-
sammelten sich die A.H. A.H. und die Aktivitas im Kaisersaale
des Landwehr-Offizier-Kasinos zum Festkommers, an dem das
Korps Gelegenheit hatte, zahlreiche Gäste zu begrüßen. Als Ver-
teter der Akademie nahmen der Direktor, Herr Generalveterinär
Hell, teil, und der größte Teil der Herren Inspizienten. Außer-
dem wurde dem Korps die Ehre zuteil, als Vertreter der Tierärzt-
lichen Hochschule Se. Magnifizenz den Herrn Rektor Prof.
Dr. Eberlein und Herrn Geheimen Regierungsrat Prof.
Dr. Sehmaltz begrüßen zu können; ferner die Vertreter unseres
S.C. Korps. Auch ein reicher Damenflor verschönte das Fest.
Im Verlaufe des Kommerses überreichte A.H. Koßmag im
Namen der Korps-Damen die von ihnen gestiftete und die von der
Fran Gemahlin des A.H. Weber gestickte Fahne der Aktivitas.
Nachdem der Senior den Damen für ihre hochherzige Stiftung
e-lankt hatte, brachten die Vertreter eines verehrlichen Korps
„Cimbria“ und „Arminia“ ihre Glückwünsche dar und überreichten
dem Korps als Zeichen der Freundschaft und Zusammengehörig-
keit je einen Fahnennagel. Im Anschluß hieran ergriff Herr
(eneralveterinär Hell und Se. Magnifizenz Herr Prof. Dr.E ber-
lein das Wort, sprachen den Obotriten ihre Glückwünsche aus
und wiesen auf treues und festes Zusammenhalten und Zusammen-
arbeiten zwischen Militärveterinären und Tierärzten hin.
Am dritten Tage fand in demselben Saale ein Diner mit an-
schließendem Ball statt, an dem 250 Personen teilnahmen, und der
einen schönen und harmonischen Verlauf nahm. Den Abschluß des
Festes bildete ein Abschiedsfrühschoppen, der im Frühschoppen-
lakal „Siechen‘“ am Potsdamer Platz seinen Anfang nahm und auf
der Korpskneipe noch lange ausgedehnt wurde. K.
= Die Korpsstabsveterinäre, welche zum diesjährigen Informa-
onskursus kommandiert waren, haben dem Kasino der Militär-
\rterinär-Akademie eine Standuhr gestiftet.
‚. Der wissenschaftliche Abend der militärtierärztlichen Ver-
*inigung am 9. Dezember war von etwa 85 Veterinären besucht. Der
schr eingehende, rein wissenschaftliche und hochinteressante Vor-
= GO
trag des K. St. V. Tetzner über „Überbeine am Metacarpus bzw.
Metatarsus‘ sowie die mehr das praktische Gebiet streifenden Aus-
führungen des O. V. Mayer über „Antifliegenmittel“ hatten eine
anregende Diskussion zur Folge. (Die diesbezüglichen Versuche
des O. V. Mayer sind in den Monatsheften für praktische Tier-
heilkunde XXIII. Bd. 2. u. 3. Heft veröffentlicht.)
Die nächste Versammlung, auf der O. St. V.Görte über „Die
Formveränderungen der Hufbeine und ihre Beziehungen zum Huf-
beschlage“ sprechen wird, ist auf Sonnabend, den 13. Januar 1912,
abends 71 h. c. t. festgesetzt.
Beitrag zur Trächtigkeitsdauer der Stuten. Im Jahre 1911
betrug in den Gestüten Beberbeck und Neustadt-Dosse
die Durchschnittstragezeit für die Hengstfohlen 329 Tage, für die
Stutfohlen 330 Tage. Auch im Bayerischen Stammgestüt Z wei-
brücken war durchweg bei den Stutfohlen eine längere Tage-
zeit zu verzeichnen als bei den Hengstfohlen, erstere 335,5 Tage,
letztere 335 Tage durchschnittlich. Der Grund für diese auffallende
Tatsache läßt sich einstweilen nicht ermitteln. In Beberbeck war
ferner bemerkenswert, daß in diesem Jahre die Geburten der Stut-
fohlen die der Hengstfohlen bei weitem überragten. Von 79 Fohlen
waren 31 Hengste und 48 Stuten. Als ganz auffallende Erschei-
nung ist außerdem angeführt, daß die Erstlingsfohlen im allge-
meinen eine längere Tragezeit hatten als die übrigen Fohlen.
(Zeitschrift für Gestütkunde.)
=: Bücherschau
Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Dr. med. et
Dr. med. vet. h. c. Eugen Fröhner, Geh. Regierungsrat und
Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. 9. um-
gearbeitete Auflage. Stuttgart 1911. Verlag von Ferdinand
Enke. Preis 12 M.
Der gewaltige Fortschritt auf dem Gebiete der Pharmakologie macht
eine schnelle Folge der Auflagen eines Lehrbuches der Arzneimittellehre not-
wendig, wenn dieses auf der Höhe der Wissenschaft stehen soll. Das Fröhnersche
Lehrbuch hat in 22 Jahren 9 Auflagen erlebt, ein Beweis, daß dieses all-
bekannte und geschätzte Lehrbuch stets den Fortschritten der Wissenschaft
gerecht geworden ist, und daß es sich bei Tierärzten und Studierenden einer regen
Nachfrage erfreut. Die Neuauflage hat sämtliche 77 neu in dem neuen deutschen
Arzneibuch (1910) aufgenommenen Arzneimittel und 33 gestrichene Artikel
sowie viele andere Abänderungen desselben in den Bezeichnungen und Prü-
fungen der Arzneien berücksichtigt. Außerdem haben über 100 neuere
Arzneimittel in dein neuen Lehrbuch eine ihrer Bedeutung entsprechende
Würdigung erfahren, und es ist durch zahlreiche klinische Mitteilungen
aus der tierärztlichen Praxis und viele wissenschaftliche Untersuchungen be-
reichert worden.
Wöhler.
zer Gi ==
Veterinär-Kalender für das Jahr 1912. Herausgegeben von Stabs-
veterinär Dr. M. Rautenberg, Berlin-Treptow. Verlag von
August Hirschwald, Berlin. Preis 4 M.
Der soeben erschienene Kalender zerfällt in die bekannten drei geson-
derten Abteilungen und ist völlig neu bearbeitet worden. Neu aufgenommen
sind: Die Serodiagnose von Prof. Dr. Mießner, Die deutschen Staatsgestüte
von Veterinärrat Mieckley und die Zucht des Vollblutpferdes nach Quotienten
von Prof. Dr. Dünkelberg. Das Kapitel Militär-Veterinärwesen ist vom Her-
ausgeber nach vollständig neuen Gesichtspunkten bearbeitet und demselben
durch Stabsveterinär Dr. Albrecht eine namentlich den jüngeren Veterinären
erwünschte Zusammenstellung einer Dienstanweisung für die Garnison-Fleisch-
kontrolle angeschlossen worden. Trotz des durch zahlreiche Erweiterungen
und Vermehrung der einzelnen K:pitel vergrößerten Umfanges des Kalenders
ist durch zweckmäßige und übersichtliche Gruppierung des Stoffes der Zweck
des Kalenders, eine schnelle Orientierung bei Einzelfragen zu ermöglichen, im
vollen Umfange erreicht. Wöhler.
Lehrbuch der allgemeinen Tierzucht. Von Dr. H. Pusch, Königl.
sächsischer Obermedizinalrat und Professor für Tierzucht an
der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden und Landestierzucht-
Direktor. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage. Stutt-
gart 1911. Verlag von Ferdinand Enke. Preis 14 M.
Der Verfasser hat in der neuen Auflage seines beachtenswerten Lehr-
buches die in den letzten sieben Jahren seit Erscheinen der ersten Auflage
ansehnlichen Fortschritte in Praxis und Wissenschaft der Tierzucht in um-
fassender und doch nicht weitschweifiger Weise berücksichtigt. Umgcearbeitet
wurden daher die Kapitel über Zeugung und Züchtung, neu sind die Ab-
schnitte über die Tierseele, den naturwidrigen Geschlechtstrieb, die künstliche
Befruchtung, die allgemeinen Vererbungsregeln, die Vererbung erworbener
Eigenschaften und den Einfluß der Haltung und Ausbildung der Gestalt.
Die naturgetreuen Abbildungen, welche auch dem Anfünger die textlichen
Ausführungen verständlicher machen, sind um 54 vermehrt bzw. ergänzt
worden. Das auch buchhändlerisch vorzüglich ausgestattete Werk kann jedem,
der sich für Tierzucht und Tierhaltung interessiert, auf das wärmste empfohlen
werden. Wöhler.
Sektionstechnik der Haustiere für Tierärzte und Studierende der
Tierheilkunde. Von Dr. M. Schmey, Tierarzt an der Haupt-
sammelstelle der Städt. Fleischvernichtungsanstalt Berlin. Mit
68 teils farbigen Abbildungen. Verlag F. Enke. Stuttgart 1911.
Durch das Erscheinen dieses Leitfadens ist in der tierärztlichen Lite-
ratur eine Lücke ausgefüllt worden. Verfasser gibt in seinem Buche die von
ihm gelegentlich der für Tierärzte und Studierende abgehaltenen Sektions-
kurse geübte Sektionsmethode wieder und führt hierbei vergleichsweise die
von anderen (Kitt, Frank, Zschokke, Czokor, Stoß, Buch) beschriebenen
Methoden an. Im ersten Abschnitt sind kurz die Sektionsinstrumente bce-
schrieben. Den Hauptabschnitt bildet die eigentliche Sektionstechnik, während
der dritte Abschnitt eine Anleitung zur Protokollaufnahme enthält. Anhangs-
weise sind die Sektionsvorschriften der Bundesratsbestimmungen zum neuen
Reichsviehseuchengesetz und der Militär-Veterinär-Ordnung sowie einige
andere Bestimmungen, die bei Sektionen zu beachten sind, beigefügt. Die
fleißige Arbeit Schmeys sei, zumal fast durchweg instruktive Zeichnungen und
Abbildungen eingefügt sind, jedem Tierarzt angelegentlichst empfohlen. Nicht
richtige ist die Abbildung Nr. 48 über die Sektion der Bauchaorta. Die Be-
sprechung der Lymphdrüsen hätte bei der Wichtigkeit, die diese haben, ge-
nauer sein können. Jeder Leser dieses Leitfadens weiß, daß die vom Ver-
fasser ausgeführte Sektionstechnik im großen und ganzen die bewährte
E o =
Methode des Geheimrat Schütz-Berlin ist. Wenn auch die im Pathologischen
Institut zu Berlin angewandte Technik nicht im Druck erschienen ist, so ist
sie doch so bekannt, daß es zu verwundern ist, daß bei der vom Verfasser
angeführten Literatur nicht der Name Schütz genannt ist, zumal hierdurch
die Arbeit nur einen erhöhten Wert bekommen hätte. Denn ein großer Teil
der Leser wird den Leitfaden zur Vorbereitung für das Examen benutzen
wollen. Sch
Die Feier des fünfzigjährigen Berufsjubiläums des Geh. Reg.-
Rats und Medizinalrats Prof. Dr. Karl Damman, Direktor
der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Festakt und Fest-
mahl. Hannover am 22. April 1911. Herausgegeben von Ve-
terinärrat Carl Matthiesen, Departementstierarzt. Hannover
1911. Verlag von M. & H. Schaper. Preis 2,40 M.
Das Werk enthält die Schilderung der Feier sowie den Wortlaut
sämtlicher Reden, die auf den Jubilar anläßlich dessen fünfzigjährigen Berufs-
jubiläums gehalten wurden, nebst dessen Erwiderungen. Mit Stolz und Be-
friedigung wird jeder Tierarzt, dem es nicht vergönnt war, an der Feier
teilzunehmen, von der Fülle und der Art und Weise der Ehrungen des
Jubilars seitens aller Berufsstände Kenntnis nehmen und die aus den Er-
widerungen sprechende seltene geistige Frische und schlagfertige Beredsamkeit
des Jubilars bewundern, die es ihm allein möglich machten, jedem einzelnen
Gratulanten zu danken. Wöhler.
Preufsen. Frhr. v. Krane, Oberst m. d. R. eines Brig. Kom.
u. Abt. Chef im Kriegsministeriun, zum Kommandeur der 39. Kav.
Brig. ernannt. v. Lenthe, Oberstit. und Kommandeur des K.R. 3,
als Abt. Chef in das Kriegsministerium versetzt. v. Glasenapp,
Oberstlt. u. Kommandeur des U.R. 9, vom 2. Januar 1912 ab zur
Dienstleistung bei der Militär-Veterinär-Inspektion kommandiert. —
Befördert: Fränzel, S.V. (m. d. Titel O.S.V.) beim U.R. 4, unter
Vers. zur M.V.A. zum K.S.V., vorl. ohne Patent, Schon, O.V. beim
U.R. 13, zum S.V.; die U.V. Dr. Heise beim Fa. 75, Hallich beim
D.R. 2, Dr. Tetzner beim 1. G.Fa., zu V. — Versetzt: Steffens,
K.S.V. bei der M.V.A., zum Gen. Kom. III. A.K.; die S.V.: Doliwa
beim M.R.J., zum U.R. 4, Gumbold beim D.R. 9, zum Fa. 35,
Krüger beim D.R. 10, zum M.R.J., Schipke beim U.R. 9, zum
D.R. 10; die O.V.: Semmiler beim Fa. 55, zum R.G.d.C. Stammer
beim H.R. 14, zum U.R. 9: der V. Kunke beim Fa. 34, zum D.R. 9.
— Der Absch. m. d. gesetzl. Pension bew.: dem K.S.V. Bens
beim Gen. Kom. III. A.K., m. d. Erl. zum Trag. s. bish. Uniform.
— Beurlaubtenstand: Zu S.V. befördert die O.V. der Res.
Prof. Dr. Miefsner (Bromberg), Kuhn (Deutsch-Eylau), Vortmann
(Elberfeld), Berdel (Frankfurt a.M.), Dobrick (Gnesen), Dr. Lun-
gershausen (Gotha), Mayer (Karlsruhe), Bambauer (Kosten),
Schweitzer (Lingen), Fürst (Mosbach), Dr. Fromme (Saarlouis) ;
=a GN.
die O.V. der Landw. 1. Aufg.: Mahlendorff (I Breslau), Dr. Rusche
(II Cöln), Dr. Seiler (Cottbus), Voogdt (Deutz), Dr. Küthe (Mainz),
Hafselmann (Neutomischel), Greggers (Weimar), Mucha (Wesel),
Thiede (Wohlau). Zu O.V. befördert die V. der Res.: Dr. Höfling
(II Altona), Ansorge, Dr. Zeller, Dr. Hall, Lottermoser (III Berlin),
Bonnichsen (Bremerhaven), Minor (Calau), Grundmann (I Cassel),
Wesener (Coblenz), Köster (Coesfeld), Sobolewski, Mirau (Danzig),
Dr. Monnard (I Darmstadt), Reinhardt (II Darmstadt), Krauss,
Schlichting (Frankfurt a. M.), Cramer (Geldern), Müller (Glatz),
Schachtner (Gumbinnen), Kersten, Niemeyer (Halle a. S.), Dr.
Dunker (Hannover), Kaeser (Heidelberg), Jonske (I Königsberg),
Hannapel (Limburg a. L.), Kowalzik (Lötzen), Schulz, Niebuhr
(Lüneburg), Gatterdam (Marburg), Dr. Janzen (Marienburg), Dr.
Silbersiepe (Montjoie). Klauer (Neiße), Klußmann (Nienburg a. d.
Weser), Koch (Sangerhausen), danz (Tilsit), Kämpfe, Vogt
(Weißenfels), Schote (Wohlau); d. V. der Landw. 1. Aufg.: Proske
(II Breslau). Zu V. befördert: die U.V. der Res.: Dr. Stedtfeld
(II Altona), Schmidtberger (Andernach), Biederstaedt (Anklam),
Schmidtchen (Braunsberg), Franke, Dr. Kramer (1 Braunschweig),
Stammwitz, Michael (I Breslau), Dr. Weber (Bromberg) Dr.
Hedfeld (II Cöln), Berger (Cosel), Schwartz, (Danzig), Hafels,
Sehlieker (Deutz), Goerdt (II Dortmund), Becker (Elberfeld), Dr.
Dolz (Forbach), Dr. Seitz, Dr. Bues (Gießen), Matthias (Gnesen),
Paul (Görlitz), Rosendahl (Hagen), Dr. Barnowsky (Halle a. S.),
Libon (Hirschberg), Dr. Gröger (Hohensalza), Kaske (II Königs-
berg), Gutsche, Degward (Lauban), Worpenberg (Minden), Dr.
Lange, Dr. Stephan (Oppeln), Stern (Paderborn), Killisch (Rasten-
burg), Lüning (Recklinghausen), Bolten (Rendsburg), Mesem
(Rheydt), Dr. Hoppe (Rybnik). Beyer (St. Wendel), Heymanns
(Siegen), Hancken (Stade), Panske, Dr. Wolf (Striegau), Schäfer
(Torgau), Bolle (Weimar), Seek gen. Schulte-Abteloh (Wesel),
Dr. Claus (Wetzlar); der U.V. der Landw. 1. Aufg.: Davidsohn
(Lötzen). Nachgenannte Veterinärbeamte zu Veterinäroffizieren und
zwar zu O.V. der Res. ernannt: die O.V. der Res. Wolfram
(I Bochum), mit Patent vom 16. 11. 1906 unmittelbar hinter dem
O.V. Eick der Res. (Hagen), Thun (II Altona), mit Patent vom
20. 12. 1906 unmittelbar hinter dem O.V. Dr. Hausmann der Landw.
1. Aufg. (II Cöln). Nachgenannte Veterinärbeamte a. D. als Ve-
terinäroffiziere angestellt: der char. O.S.V. a. D. Simmat (Halle a. S.),
zuletzt S.V. beim H.R.5, als S.V. mit Patent vom 19. 11. 1894 und
mit der Berechtigung, den Titel „O.S.V.“ weiter zu führen, bei der
Landw. 2. Aufg.; die char. S.V. a. D. Dr. Hummel (Bromberg), zuletzt
O.V. beim Train-B. 16, als S.V. mit Patent vom 21. 1. 1902, un-
mittelbar hinter dem S.V. Poß beim D.R. 17, bei der Landw. 2. Aufg.,
Zimmermann (II Königsberg), zuletzt O.V. beim D.R. 1, als S.V.
mit Patent vom 21. 10. 1908, unmittelbar hinter dem S.V. Vogler
beim Fa. 47, bei der Landw. 2. Aufg., Wiesner (II Königsberg),
zuletzt O.V. bei der Milit. Lehrschm. in Königsberg i. Pr. als S.V.
mit Patent vom 19. 1. 1909, unmittelbar hinter dem S.V. Siebert
der Landw. 1. Aufg. (Stendal), bei der Landw. 2. Aufg., Eicke
(Rastenburg), zuletzt O.V. beim D.R. 11, als S.V. mit Patent vom
er ae
29. 9. 1910, bei der Res.; die O.V. a. D.: Gube (Hohensalza), zuletzt
beim Fa. 53, als O.V. mit einem Patent vom 23. 9. 1898, unmiittel-
bar hinter dem O.V. Flöge der Landw. 1. Aufg. (Hameln), bei der
Landw. 1. Aufg., Juckel (Oppeln), zuletzt beim U.R. 1, als O.V. mit
Patent vom 19. 12. 1901, unmittelbar hinter dem O.V. Loderhose
der Landw. 2. Aufg. (Höchst), bei der Landw. 1. Aufg.; der O.V.
der Landw. a. D.: Gruenke (Rastenburg), zuletzt in der Landw.
1. Aufg. (Rastenburg), als O.V. mit einem Patent vom 27. 3. 1899,
unmittelbar hinter dem O.V. Behme der Res. (Celle), bei der
Landw. 1. Aufg. Der Absch. bew.: den S.V. der Landw. 1. Aufg.
Heyne (Altenburg), Falk (Marienburg), Bauer (Posen), Memmen
(Ruppin); den O.V.: Sosath (II Oldenburg), der Res., Bischoff
(III Berlin), Behrens (II Bremen), Nienhaus (Duisburg) der
Landw. 1. Aufg., Kennel (St. Wendel) der Landw. 2 Aufg.
Ordensauszeichnungen: Der R.A.O. 4. Kl. mit Kr. dem
S.V. Rips.
Bayern. U.V. Wagenhäuser des 2. Schw. Reiter-R. zum V.
befördert. — Im Beurlaubtenstande. Befördert: zu S.V.
die O.V.: Schöpperl d. Res. (Regensburg) u. Dr. Simader d. Landw.
I. Aufg. (Regensburg); zu O.V. in der Res. die V. Psehorr und
Lehmeyer (II München), Volkmann (I München), Schäfer
(Kissingen), Ditthorn (Ansbach), Bomhard (Bayreuth), Mennacher
(Kempten), Heichlinger (Mindelheim), Simon (Nürnberg), Haller
(I München), Pöhlmann (Passau), Ebert (Würzburg), Leinberger
(Kempten), Wichera (Landshut) und Fritsch (Rosenheim); in der
Landw. I. Aufg. den V. Dr. Huber (Hof); zu V. in der Res. die
U.V.Stuffler (Landshut), Wehrs (I München), Schaidler (II München),
Dr. Schneider (Würzburg), Dr. Zirker (Landau), Geuder (Weil-
heim) und Bauriedel (Hof).
Sachsen. Kuhn, S.V. (m. d. Titel O.S.V.) beim Feldart. R. 32,
zum O.S.V. m. d. Range als char. Major ernannt.
Verlobte. Fräulein Herta Kannowski, Tochter des Stadt-
kämmerers Kannowski in Briesen in Westpreußen, mit Herrn
Oberveterinär Ernst Hintzer in Bromberg.
Berichtigung.
Im Heft 12 dieser Zeitschrift Seite 589 10. Zeile von unten
sowie in den Sonderabdrücken ebendaselbst muß es heißen: „bei
18 Pferden“ statt „bei einem Pferde“,
_ Gedruckt in der Königlichen 'Hofbuchdruckerei ' von E. S. Mittler & & Sohn,
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71.
Xeroform
Völlig ungiftiges Wundstreupulver.
Reizlos, sterilisierbar. en selbst jauchige Sekrete.
Schnellst wirkendes Überhäutungsmittel. Spezi-
fikum bei nässenden Ekzemen und Brandwunden.
Acetylsalicylsäure
„Heyden“
in Pulverform und als Tabletten, die in Wasser sehr leicht
zerfallen, außerordentlich billig und von tadelloser Qualität.
Collargol
Zur intravenösen Injektion bei septischen
Erkrankungen. — Auch zur Wundbehandlung.
Proben und Literatur kostenfrei.
Chemische Fabrik von Heyden, Radebeul-Dresden.
JOD-WISMUT-GALLAT
Billig, geruchlos, graugrün, voluminös,
antiseptisch, adstringierend, trocknend, ungiftig.
Reizloser, vollwertiger
Jodoform-Ersatz
beı frischen und infizierten Wunden,bei Geschwüren,
nässenden Hautkrankheiten, Fisteln, Phlegmone,
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Yu a riess, Oberveterinäre Nordt, Garbe, 5 >
N Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911 z
= ‚ Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 i Ae
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‚Bericht über die im Königl. Institut für Infektionskrankheiten aus-
geführten Untersuchungen über die Brustseuche der Pierde. Er-
stattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gaffky . . . 2.2... 66-- 76
Ein bemerkenswerter Fall von sogen. Ohrfistel (Kiemenfurchenteratom)
beim Pierde. Von Oberveterinär Dr. Dornis, kommandiert als wissen-
schaftlicher Hilfsarbeiter der Klinik. Mit drei Abbildungen . . . . . 76—88
Mitteilungen aus der Armee . . . . . 88--96
Die Behandlung brustseuchekranker Pferde mit konzentrierter Salvarsanı:
lösung. Von Oberveterinär Dr. Reinecke. — Ein Beitrag zur Bedeutung
der Temperaturaufnahmen bei Distanzritten. Von Oberveterinär Lehmann.
— Starrkrampfähnliche Erscheinungen bei einem mit Spulwürmern be-
hafteten Pferde. Von Oberveterinär Otto, Stolp. — Beobachtungen bei
der Kolik. Von Stabsveterinär Dr. Goldbeck. — Gastruslarven als Ur-
sache der Kolik. Von Stabsveterinär Seegert. Gesichtsschwindel bei
einem Pferde. Von Oberveterinär Freise.
Referate . 2 on... 96--104
Tagesgeschichte . . . 22222 104-106
Für die Veterinäre der Reserve und Landwehr. . . . . . . . . . 106—108
Verschiedene Mitteilungen . . . -. . : 2: 2 2222222... 108.-10
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bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten
Hufbeschlagschmieden eine bleibende Stätte erobert.
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welche andere Hufnägel anbieten, überall und tausendfach zu hören.
Welches sind denn nun die Vorzüge des MUSTAD Hufnagels, die ihn zum
Liebling aller Schmiedemeister machen ?
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von federndem Stahl entspricht.
(Vergl. Zeitschr. f. Vet. Kunde 1911, 12.Heft Seite602:
C. Troester, „Ein neues Impfmesser.“)
Telegramm-Adresse: „Veterinaria“
24. Jahrg. Februar 1912. 2. Heft.
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Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
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Bericht’ über die im Königl. Institut für Iniek-
tionskrankheiten ausgeführten Untersuchungen
über die Brustseuche der Pierde.
Erstattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gafiky.
Euer Exzellenz berichte ich gehorsamst, daß es bisher nicht
gelungen ist, den Erreger der Brustseuche zu entdecken, und daß
auch über die Art und Weise, in der bei dieser Krankheit unter
natürlichen Verhältnissen die Infektion sich vollzieht, befriedigende
Aufklärung noch nicht hat gewonnen werden können.
Auch heute noch ist es eine offene Frage, zu welcher Klasse
von Mikroorganismen der die Krankheit hervorrufende spezifische
Erreger gehört, ob er durch unsere derzeitigen mikroskopischen
Hilfsmittel überhaupt sichtbar zu machen ist, oder ob er, wie bei-
spielsweise der Erreger der Maul- und Klauenseuche und der Er-
reger der Lungenseuche der Rinder, zu den unter der Grenze der
Sichtbarkeit bleibenden Keimen gehört.
Ob der Krankheitskeim in irgend welchen Ausscheidungen
der kranken Pferde vorhanden ist, in welchen Stadien der Krank-
heit das eventuell der Fall ist, welche Ausscheidungen hier in Be-
tracht kommen, ob .der Keim, bevor er neue Infektionen zu be-
wirken vermag, erst eine Art von Reifung außerhalb des Pferde-
körpers, eventuell in tierischen Zwischenträgern, durchmachen
muß, das alles sind Fragen, auf die wir eine bestimmte Antwort
auch heute leider noch nicht zu geben vermögen.
Unsere Untersuchungen, über welche im nachstehenden kurz
berichtet werden soll, können unter diesen Umständen nur als Vor-
arbeiten für die weitere Erforschung der Brustseuche-Ätiologie
angesehen werden. Sie lassen die zu überwindenden Schwierig-
*, Mit Genehmigung des Herrn Kriegsministers werden in diesem und
den folgenden Heften die Berichte veröffentlicht, welche in den letzten Jahren
über die im Institut für Infektionskrankheiten auszeführten Brustseuche-
forschungen erstattet worden sind.
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 2. Heft. .)
keiten aufs neue hinreichend erkennen, zeigen aber meines Er-
achtens auch, daß die Hoffnung auf Erreichung des Ziels noclı
keineswegs aufgegeben werden darf.
Als Hemmnis haben wir im Gange unserer Arbeiten mehr
und mehr den Umstand empfunden, daß uns nicht in genügender
Zahl solche Versuchspferde zu Gebote standen, bei denen wir
eine vorangegangene Durchseuchung mit annähernder Sicherheit
hätten ausschließen können. Bei den uns zur Verfügung gestell-
ten Remonten war, wie sich ergeben hat, die Gewähr nach dieser
Richtung nicht ausreichend. Es blieb daher bei negativem Ausfall
eines Versuches immer der Verdacht, ob die Tiere auch wohl noch
voll empfänglich für die Infektion gewesen seien; eine nachträg-
lichePrüfung nach dieser Richtung stieß aber bei dem Mangel eines ex-
perimentellen Infektionsverfahrens auf die größten Schwierigkeiten.
Ferner hat es uns an der erforderlichen Zahl von solchen an
Brustseuche erkrankten Pferden gefehlt, die wir nach freiem Er-
messen in verschiedenen Stadien der Krankheit töten konnten.
Um diesen Mißständen abzuhelfen, habe ich auf Rat des an
den Versuchen beteiligten Oberstabsveterinär Tröster mich be-
müht, durch Vermittelung der Remontedepots in den Besitz von
Fohlen zu gelangen, die sicher einer Brustseuche-Infektion noch
nicht ausgesetzt waren. Als das nicht gelang, wurde die Vermiitte-
lung der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg er-
beten. In der Tat erhielten wir auf diesem Wege zu mäßigem
Preise einige geeignete Tiere, die uns gute Dienste geleistet haben.
Ein Umstand, der die Infektionsversuche sehr zeitraubend
machte, war durch die Unsicherheit über die Dauer des Inkuba-
tionsstadiums bei der Brustseuche gegeben. Eigene noch mitzu-
teilende Beobachtungen haben in uns die Überzeugung befestigt,
daß die zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit
verstreichende Zeit erheblich länger ist als vielfach angenommen
wird. Wir sahen uns daher genötigt, einen neuen Infektions-
versuch an denselben Pferden nicht früher zu beginnen als 2 bis 3
Monate nach Vornahme des vorangegangenen Versuches.
Der Unterzeichnete übernahm in Vertretung des Geheimen
Medizinalrat Professor Dr. Koch die Weiterführung der von diesem
begonnenen Brustseuche-Untersuchungen im April 1906. An den
Untersuchungen sind seitdem beteiligt gewesen:
Stabsarzt Dr. Kutscher, Oberarzt Dr. Möllers, Ober-
stabsveterinär Tröster und Oberveterinär Lührs.
Die von Geheimrat Koch unter Mitarbeit von Stabsarzt Dr.
Kleine und Oberarzt Dr. Möllers bis April 1906 ausgeführten
Versuche, durch verschiedenes von kranken Pferden stammendes
Material (Nasenausfluß, Brusthöhlenflüssigkeit, Lungenblut und
Drosselvenenblut) an gesunden Pferden und kleineren Versuchs-
tieren (Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen) typische Krank-
EE =
heitserscheinungen zu erzeugen, waren ergebnislos geblieben, ob-
wohl die verschiedensten Infektionsverfahren, wie subkutane, intra-
peritoneale und intravenöse Jnjektionen, bei Pferden auch Inha-
lation (Pleuraexsudat) und Fütterung (Nasenausfluß), zur Anwen-
dung gelangt waren.
Die bakteriologischen Untersuchungen von Lungenblut, Dros-
selrenenblut, Nasenausfluß, Brusthöhlenflüssigkeit und Gewebs-
saft aus den verschiedensten Organen an Brustseuche erkrankter
und verendeter Pferde hatten zu bemerkenswerten neuen Befunden
ebenfalls nicht geführt.
Bezüglich der Beurteilung der bei der Brustseuche gefundenen
Bakterien, im besonderen der Streptokokken war R. Koch ebenso
wie vor ihm O stert ag zu dem Urteil gelangt, daß es sich hier teils
um zufällige Befunde, teils um Sekundär-Infektionen handle. Die
aus Brustseuchefällen isolierten Streptokokken hatten von den ge-
wöhnlichen Eiterstreptokokken nicht unterschieden werden
können, auch nicht durch die Reaktion auf Antistreptokokkenserum
im Tierkörper. Zudem hatten in dem ganz frischen Kadaver eines
nach kurzer Krankheit verendeten Pferdes Streptokokken in der
Lunge überhaupt nicht nachgewiesen werden können, weder kul-
turell noch mikroskopisch.
Auf das Vorkommen etwaiger zu den Protozoen gehöriger
Parasiten war sorgfältig geachtet, das Ergebnis war aber auch
nach dieser Richtung ein negatives gewesen.
Die Möglichkeit, daß tierische Zwischenträger bei der Infektion
beteiligt sein könnten, war zwar von R. Koch und seinen Mit-
arbeitern bereits in Erwägung gezogen, hatte aber noch nicht im
einzelnen geprüft werden können.
Erwähnt sei schließlich noch, daß auch ein Versuch gemacht
war, durch Einbringen von Dung kranker Pferde in einem mit
sesunden Pferden besetzten Stall die Seuche hier zum Ausbruch
zu bringen. Die in diesem Versuche benutzten Pferde erkrankten
nicht, blieben allerdings auch später bei der Berührung mit brust-
seuchekranken Pferden gesund. —
Bei diesem Stande der Sache schien es mir wünschenswert,
zunächst noch einmal die mikroskopischen Untersuchungen und
zwar unter Benutzung der verschiedensten Methoden in großem
mfange aufzunehmen in der wenn auch nur geringen Hoffnung,
daß vielleicht noch in diesem oder jenem Organe gelegentlich ein
hemerkenswerter und dann weiter zu Be Sender Befund sieh er-
sehen würde.
I. Mikroskopische Untersuchungen.
Zur mikroskopischen Untersuchung wurden
weht weniger als 523 Organstücke und weit über 4000 Deekglas-
ausstriche verwandt.
~%
9)
"E pe
Das Material stammte zum größten Teil von der Brustseuche
erlegenen Militärpferden, deren Organe usw. von den Truppen-
Veterinären uns aufs bereitwilligste eingesandt wurden, zum
Teil ist es von uns selbst bei gelegentlichen Sektionen entnommen.
Ein weiterer Teil rührte von zwei im Institut getöteten brustseuche-
kranken Fohlen her. Bei dem Rest handelte es sich um Vergleichs-
objekte, d. h. um Organe usw. von gesunden Pferden oder von
solchen, die an anderen Krankheiten litten.
Bei der Beurteilung der Brauchbarkeit des Materials ist zu
berücksichtigen, daß die von militärischer Seite eingesandten Or-
gane stets mehr oder weniger durch Fäulnis verändert waren. Die
Sektionen gestorbener Pferde erfolgen bei den Truppen selten
früher als 12 Stunden, oft aber erst 24 Stunden nach dem Tode.
Bei der Größe der Kadaver bleiben Brust- und Bauchorgane
während dieser Zeit warm, so daß die Fäulnis bei der Sektion in
der Regel bereits beträchtlich vorgeschritten ist. Dies zeigt sich
hei der mikroskopischen Untersuchung in dem Durchsetztsein mit
Fäulnismikroben und in der Mazeration der Organe. Das von den
Truppen eingesandte Material war daher nur ausnahmsweise für
die mikroskopische Untersuchung auf spezifische Krankheits-
erreger brauchbar.
Ein völlig einwandfreies Untersuchungsmaterial lieferten da-
gegen die erwähnten beiden Fohlen, die etwa 60 Stunden nach ihrer
Erkrankung an Brustseuche im Institut getötet wurden. Hier
konnte die Sektion unmittelbar nach dem Tode ausgeführt, und
Teile der noch lebenswarmen Organe in die verschiedenen Fixie-
rungsflüssigkeiten eingelegt werden. Von diesen beiden Tieren
wurden untersucht:
Tonsillen, Bronchialdrüsen, Kehlgangsdrüsen, Lungen, Herz,
Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln, Leber, Milz, Nieren, Pankreas,
Magen, Dünndarm, Dickdarm, Mesenterialdrüsen, Gehirn und
Rückenmark.
Von den eingesandten Organen und denjenigen, die gelegent-
lich bei Sektionen entnommen wurden, kamen vor allem Lungen,
Pleura, Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln, Herz und die großen
drüsigen Organe zur Untersuchung. Bei der Verarbeitung der Or-
vane wurde meistenteils der Weg eingeschlagen, daß zuerst Aus-
striche von frischen Schnittflächen auf Deckgläsern und Objekt-
trägern gemacht, und dann kleine Stücke der Organe in die Fixie-
rungs- und Härtungsflüssigkeiten übertragen wurden. Als solche
wurden verwandt:
Alkohol verschiedener Konzentration; Sublimatalkohol; Flem-
mingsche Lösung; Müllersche Flüssigkeit; Formol von 10 pCt.;
Stöltznersche Flüssigkeit (für Warmblüter isotonisch, Centralblatt
für Bakteriologie, Ref. Bd. 39, Heft 23 bis 25). Nach vollendeter
Härtung wurden die Organstücke von der Fixierungsflüssigkeit be-
freit. entwässert, in Paraffin übertragen (Schmelztemperatur etwa
56 ) und geschnitten. Die Schnittdicke schwankte zwischen ?°/ so.
und °/,.0, mm. Deckglasausstriche wurden außerdem hergestellt
von Blut, Nasensekret, Konjunktivalsekret, Bronchialschleim,
Magen- und Darminhalt, Urin und Knochenmark.
Zur Färbung der Präparate kamen in der Hauptsache folgende
Verfahren zur Anwendung:
Färbung nach Giemsa
i modifiziert von Schereschewski
?9 ”„
5 mit Methylenblau-Eosin nach Gorini
„ 19 „ 99 „ Mann
5 nach Gram
5 mit Pikrocarmin
5 „ Hämatoxylin-Bordeaux
19 99 99 -Rubin
j „ Hämalaun
Silberimprägnierung nach Levaditi.
Das wichtigste Ergebnis aller dieser so vielfach modifizierten
Untersuchungen war, daß bei den beiden in frühem Krankheits-
stadium getöteten Fohlen (I und Il vgl. Seite 68 und 72) in den
Organen und Geweben sowie im Blute weder Bakterien noch Pro-
tozoen nachgewiesen werden konnten. Selbst im Schleim der
Trachea und der großen Bronchien fanden sich nur spärliche.
offenbar bedeutungslose Kokken und Stäbchen.
Es würde zu weit führen, hier im einzelnen auf die mikrosko-
pischen Befunde in dem sonstigen zur Untersuchung gelangten
Material einzugehen. Daß die Streptokokken in den Lungenherden
einen sehr häufigen Befund bildeten, braucht kaum hervorge-
hoben zu werden.
Gelegentlich fesselten Veränderungen an den zelligen Bestand-
teilen unsere Aufmerksamkeit und riefen zunächst den Verdacht
hervor, daß es sich um protozoenartige Zellschmarotzer handeln
könne. In solchen Fällen wurde denn auch der Rat des Zoologen
Privatdozent Dr. Hartmann in Anspruch genommen. Bei
eingehender Untersuchung kamen wir aber stets zu der Über-
;eugung, daß es um Veränderungen der Zellkerre und dergleichen
und nicht um Parasiten sich handelte.
Unsere Hoffnung, eventuell auf dem Wege der mikroskopi-
schen Untersuchung neue Anhaltspunkte bezüglich des ge-
suchten spezifischen Krankheitserregers zu finden, hat sieh also
bisher nieht erfüllt. —
Auffallend war das häufige Vorhandensein von Sarkospori-
dien im Zwerchfell und in den Zwischenrippenmuskeln der an
Brustseuche eingegangenen Pferde. Vergleiche mit den entspre-
chenden Organen geschlachteter gesunder Pferde zeigten aber
hald, daB Sporozoen auch hier sehr oft angetroffen wurden.
== A:
Schließlich sind hier noch Beobachtungen zu erwähnen, die
Oberstabsveterinär Tröster bezüglich des Vorkommens und der
Verteilung der polymorphkernigen eosinophilen Leukozyten ge-
macht hat. Diese beim Pferde durch die Größe ihrer Körner aus-
gezeichnete und sehr auffällige Leukozytenart ist im Blute ge-
sunder und auch fieberhaft erkrankter Pferde durchaus nicht
spärlich vorhanden, dagegen fehlte sie fast völlig bei brustseuche-
kranken Pferden. Ferner fehlten diese Zellen bei der Brustseuche
in den entzündeten Lungenteilen, während sie bei anderen Ent-
zündungen in der Pferdelunge in großer Menge auftreten.
Bei brustseuchekranken Pferden fanden sie sich in bemer-
kenswerter Zahl nur im roten Knochenmark und in drei Fällen
(bei den schon erwähnten beiden getöteten Fohlen und bei einem
der Krankheit erlegenen Truppenpferde) in der Submukosa gerö-
teter und geschwollener Dünndarmteile.
II. Kulturelle Untersuchungen.
Die kulturellen Untersuchungen erstreckten sich im Beginn
unserer Versuche auf Lungen brustseuchekranker Pferde und
auf Nasenausfluß kranker und Nasenschleim gesunder Pferde.
Diese kulturellen Untersuchungen hatten zunächst einen mehr
orientierenden Charakter. Verarbeitet wurde das Material — ein-
gesandte Lungen von vier Pferden, die bereits einige Zeit erkrankt
gewesen waren, Nasenausfluß von fünf kranken Pferden, sowie
zum Vergleich Nasenschleim von zehn gesunden Pferden — auf
Platten von gewöhnlichem Nähr-Agar, von Pferdeserum-Agar, von
gewöhnlichem Löffler-Serum und von mittels Pferdeserum herge-
stelitem Löffler-Serum. Von bemerkenswerten Bakterienfunden
bei diesen kulturellen Versuchen seien erwähnt:
1. Ein feines diphtheriebazillenähnliches Stäbchen, das besser
bei Körper- als bei Zimmertemperatur, besser auf Serum als auf
Agar wuchs und auch sonst auffallende Eigenschaften zeigte.
2. Ein sehr schlankes, in sehr zarten, mit bloem Auge gerade
noch erkennbaren Kolonien wachsendes Stäbchen, welches einmal
aus einer Lunge und zweimal aus Nasenausfluß kranker Pferde
isoliert, sonst aber nicht wieder angetroffen wurde Versuche
durch intratracheale Einspritzung von Reinkulturen dieser beiden
Stäbchenarten Pferde (je zwei) zu infizieren, hatten kein Ergebnis.
obwohl, wie sich später herausstellte, die benutzten Pferde für
Brustseuche noch empfänglich waren. Ferner konnten einmal
aus der Lunge und dreimal aus dem Nasenausfluß kranker Pferde
eigenartige, nach der G ra m schen Methode färbbare Kettenkokken
vezüchtet werden, welehe durch ihre außerordentliche Kleinheit
und dadurch auffielen, daß sie auf serumhaltigen Nährböden
eine deutliche Bildung von safrangelbem Farbstoff zeigten. In-
halationsversuche mit einem Gemisch von jungen Reinkulturen
verschiedener Stämme dieser Streptokokken an sechs Remonten
hatten ein völlig negatives Ergebnis. Zudem stellte sich bei weite-
ren Untersuchungen heraus, daß diese Streptokokken zuweilen
auch in der Nase gesunder Pferde vorkommen.
Im übrigen bildeten in den untersuchten Lungen sowie im
Nasenausfluß der kranken Tiere Streptokokken, die sich von den
bekannten nicht unterschieden, einen überaus häufigen Befund;
daneben wuchsen Streptokokken verschiedener Art und eine große
Anzahl anderer offenbar saprophytischer Bakterien, die in der
Regel schon bei Zimmertemperatur gut gediehen.
Diese kulturellen Untersuchungen, welche uns zunächst einen
Überblick über die in den Lungen an Brustseuche verendeter
Pferde vorkommenden Bakterien verschafften, wurden wieder auf-
genommen, als wir im April 1907 gelegentlich der nach etwa
bU-stündiger Krankheit erfolgten Tötung der bereits erwähnten
heiden Fohlen (I und II) einwandfreies Ausgangsmaterial zur
Verfügung hatten. Außer dem Lungensaft von der Grenze eines
frischen Entzündungsherdes der Lunge wurden von dem ersten
Fohlen noch kulturell verarbeitet: Lungenblut, die entzündliche
Ausschwitzung des Brustfelles, Milzsaft, Lebersaft, Mesenterial-
irüsensaft, Nierensaft.
Als Nährmaterial diente:
1. Pferdeserum-Agar, schwach alkalisch,
2. Pferdeserum-Agar, stark alkalisch,
3. Traubenzucker-Pferdeserum-Agar, schwach alkalisch,
4. Traubenzucker-Pferdeserum-Agar, stark alkalisch,
>. Chapoteaut-Agar,
6. Pferde-Löfflerserum,
i. Rinder-Löfflerserum,
8. Ascites-Agar,
und zwar in Form von Plattenserien; ferner dieselben Nährböden
im anaeroben Züchtungsverfahren in Röhrchen in hoher Schicht
erstarrt. Schließlich wurde noch Pferdeserum-Bouillon und
Aseites-Bouillon besät.
Daß das Aussaatmaterial mit der sorgfältigsten Vermeidung
zufälliger Verunreinigungen aus dem Körper und den Organen
entnommen wurde, braucht kaum erwähnt zu werden.
Das Ergebnis aller dieser Kulturversuche war ein völlig ein-
leutiges: Auf keinem der auf diese Weise beschiekten Nährböden
zeigte sich irgend ein aerobes oder anaerobes Bakterienwachstum.
Dieser Befund bestätigte durchaus die von Ostertag und
R. Koch bereits gemachte Beobachtung, daß in ganz frischen
Fällen von Brustseuche in der Regel irgend welche auf unseren be-
kannten Nährböden wachsende Bakterien, auch Streptokokken
nicht vorhanden sind.
— 7 —
Bei dem zweiten Fohlen haben wir uns in der Hauptsache
mit dem völlig negativen Ausfall der mikroskopischen Unter-
suchung der Organe in Deckglaspräparaten und Schnitten be-
gnügen müssen, da es für umfangreichere Kulturversuche an Zeit
fehlte. Lungenausstriche auf Agar blieben steril.
HI. Versuch an zwei Fohlen zur Klärung
der Frage nach dem Sitz der frühesten Krank-
heitsveränderungen im Körper der an Brust-
seuche erkrankten Pferde.
Entgegen der am weitesten verbreiteten Vorstellung, daß die
Lunge als Eintrittspforte für den Brustseuche-Infektionsstoff dient,
wird von manchen Tierärzten, so neuerdings von Stabsveterinär
Rips (Zeitschr. für Veterinärkunde, Mai 1907) die Meinung ver-
treten, daß der Verdauungskanal der Pferde die Eintrittspforte
bildet. Von diesem Gesichtspunkte aus bietet die Frage nach dem
Sitz der frühesten Krankheitsveränderungen besonderes Inter-
esse. Es wurden daher zwei im Januar 1907 angekaufte Fohlen
(I und II) im Alter von etwa 6 Monaten der Brustseuche-Infektion
ausgesetzt, mit der Absicht, sie in einem frühen Krankheitsstadiun:
zu töten und zu untersuchen.
Diese Fohlen sollten zugleich ganz frisches Material für
mikroskopische und kulturelle Untersuchungen geben.
Am 16. Februar 1907 wurde zunächst dem Futter beider
Fohlen Kot von zwei Pferden beigemischt, die sich am zweiten und
dritten Krankheitstage befanden.
Am 25. Februar wurde den völlig munter gebliebenen Fohlen
Putzstaub von einem brustseuchekranken Pferde 10 Minuten
lang auf der Haut des Rumpfes verrieben, und außerdem ein am
„weiten Tage der Erkrankung befindliches Remontepferd („Luxus“)
zwischen sie gestellt, das hier eine typische, mit hohem Fieber
verlaufende, im ganzen 10 Tage andauernde Erkrankung durch-
machte. Auch nach seiner Genesung blieb „Luxus“ zwischen den
beiden Fohlen stehen.
Die Körpertemperatur der beiden Fohlen blieb während des
ganzen März normal, ihr Befinden vortrefflich. Erst am 5. April,
39 Tage nach dem Einstellen von „Luxus“, stieg plötzlich beim
Fohlen I die Mastdarmtemperatur auf 39,6° C. und schon am
nächsten Tage aueh bei Fohlen II auf 40,0° C.
Mit diesen Temperatursteigerungen traten gleichzeitig die für
Brustseuche sprechenden Allgemeinerscheinungen auf, so daß
Oberstabsveterinär Tröster mit Bestimmtheit die Diagnose
„Brustseuche“ stellte, obwohl dureh die physikalische Unter-
suchung ein lokalisierter Krankheitsherd in den Lungen nicht
festgestellt werden konnte Eine Behandlung der Tiere wurde
nieht eingeleitet, um das Krankheitsbild nicht zu stören.
2a >
Nach 60-stündigem Kranksein wurde das Fohlen I (am
8. April) mittels Wagen aus der Hollmannstrasse in das Institut
für Infektionskrankheiten verbracht und, um eine durch die Art
der Tötung bedingte Veränderung der Beschaffenheit der Organe
tunlichst zu vermeiden, durch Einblasen von Luft in die große
Halshhuhlvene getötet. Die Mastdarmtemperatur betrug zur Zeit
des Todes 40,1° C.
Die Tötung geschah in der Weise, daß eine mit einer kegel-
fürmigen Spitze versehene Hohlnadel, die an der Seite eine Öff-
nung trug, in die Hohlvene eingeführt wurde. An die Hohlvene
wurde ein Gebläse angebracht, in das ein Wattefilter eingeschaltet
war, um die einzublasende Luft steril zu erhalten. Beide Nasen-
öffnungen des Tieres wurden durch Wattebäusche verstopft. Der
l.ufteintritt in die Hohlvene machte sich durch ein gurgelnde;
teräusch bemerkbar. Das Fohlen stand nach der Operation kurze
Zeit breitbeinig mit stieren Augen da, stürzte dann blitzartig zu-
sammen und verendete unter zuckenden Bewegungen.
Sofort nach eingetretenem Tode wurde die Sektion ausge-
führt, die nachstehenden Befund ergab:
Der Kadaver des halbjährigen Fohlens ist gut genährt. Lei-
+henstarre ist noch nicht eingetreten. Das Derckhaar ist ziemlich
lang, braun und glanzlos. Die Bindehäute sind gelblichrot. Die
Hornhaut beiderseits durchsichtig. Im inneren Augenwinkel liegt
etwas schleimige, gelblich-graue Flüssigkeit.
Aus den Nasenöffnungen fließt eine geringe Menge trüber
elblicher Flüssigkeit.
Das Unterhautfettgewebe ist von mäßiger Dicke. Die Körper-
muskulatur führt zuckende Bewegungen aus.
Zwecks Eröffnung der Brustliöhle wird das Brustbein abge-
trennt. Im Herzbeutel findet sich kein fremder Inhalt... Die Kranz-
venen sind stark mit Blut gefüllt. Die Herzmuskulatur ist blau-
rot, unverändert, die Herzklappen zart; die rechte Herzkammer
ist mit schaumigem Blute angefüllt.
In den Brustfellsäcken findet sich kein abnormer Inhalt. Die
Oberfläche des Brustfells ist glatt und feuchtglänzend. Zwerch-
felistand beiderseits zwischen der sechsten und siebenten Rippe.
Die Lunge ist von der Brustwand stark zurückrewiehen. Die vor-
deren Lappen und die hinteren Abschnitte der linken Lunge sind
hellrot, lufthaltig, weich und knisternd. Über die Durchschnitt-
fläche ergießt sich eine schaumige Flüssigkeit, die sich leicht aus-
drücken läßt. Durch die Pleura des mittleren unteren
Teiles des linken Lungenflügels scheint eine
hellgelbe, gallertige Masse dureh. Dieser nahezu
kre-isförmig gestaltete Belag besitzt einen Durchmesser von 21 em,
setzt sich am Rande scharf ab, besitzt im Zentrum eine Dieke von
2 bis 3 mm und verjüngt sich nach dem Rande zu allmählich auf
ı mm (vgl. das Photogramm). Der unter diesem Belage befindliche
Lungenabschnitt fühlt sich fest an und besitzt einen gelbroten
Farbenton; das Zentrum ist bläulichrot gefärbt. Auf dem Durch-
schnitt zeigt sich das unter dem Belage befindliche luftleere Lungen-
gewebe burgunderrot, feucht, schwach gekörnt und von ziemlich
fester Konsistenz; es setzt sich von dem gesunden Lungenteil schari
ab. Die zwischen den Lungenbläschen gelegenen Gewebszüge stellen
sulzige, gelbliche Streifen dar, die sich auf der Oberfläche der
Lunge als dunkelblaue, vom Rande nach dem Zentrum der Auf-
lagerung verlaufende, geschlängelte Linien bemerkbar machen.
Die rechte Lunge besitzt eine hellrote Farbe. Beim Abtasten
fühlt man in der Nähe des Hauptbronchus eine etwa apfel-
große, feste Partie, die auf dem Durchschnitt dasselbe
Bild zeigt wie der mittlere untere Teil der linken Lunge.
Das übrige Lungengewebe ist gesund.
Der untere Teil der Luftröhre und die Bronchien sind mit
hellroter, schaumiger Flüssigkeit gefüllt. Nach dem Abwaschen
erscheint die Schleimhaut etwas trübe und geschwollen. —
Beim Durchschneiden der schlaffen Bauchdecken fallen in
dem zwischen der inneren Rektusscheide und dem Bauchfelle ge-
legenen Fettpolster acht gelblich gefärbte Herde auf, die über die
Oberfläche hervorragen. Ihre Größe schwankt zwischen derjeni-
gen eines Fünf- und Zehnpfennigstückes. Von der Nachbarschaft
heben sie sich scharf ab und zeigen in der Mitte einen grauweißen
Fleck, der bei näherer Besichtigung aus einem spiralig aufgeroll-
ten Parasiten besteht. Beim Einschneiden in einen solehen Herd
fließt etwa 1 cem schokoladenfarbene Flüssigkeit ab. Die Größe
eines solehen Wurms — Strongylus armatus — schwankt zwischen
2 und 5 em. Zwischen den Eingeweiden im freien Raum der
Bauchhöhle wurde gleichfalls ein solcher 5 em langer Parasit ge-
funden.
In der Bauchhöhle findet sich sonst kein fremder Inhalt. Die
Lage der Eingeweideteile ist normal. Der Darm führt noch
peristaltische Bewegungen aus. Die vorliegenden Darmteile bis
auf den Dünndarm sind unverändert, graublau und blaß. Die
Blutadern des Gekröses sind stark mit Blut gefüllt und zeigen
einige perlschnurartig angeordnete Luftblasen.
Der Dünndarm ist in seiner ganzen Aus-
dehnung fleckig gerötet, seine Wand verdickt. In dem
schleimigen, gelbgrünen Darminhalt schwimmt eine Anzahl Asca-
riden. Die Schleimhaut ist gerötet, in Falten
gelegt und geschwollen. Die Rötung ist besonders
stark auf den Kämmen der Falten.
Der Diekdarminhalt hat breiartige Konsistenz und gelbbraune
Farbe; die Schleimhaut ist ohne Abweichungen.
An der Milz besteht eine akute Blutfülle (Hyperaemie), die
Länge des Organs beträgt 38 em, die Breite 20 em, die Dicke 5 cm.
Die Farbe ist schiefergrau, die Oberfläche stellenweise hügelig.
Die Schnittfläche ist stark glänzend und hügelig; die dunkelrote
Pulpa fließt von der Schnittfläche ab.
Der Magen ist zusammengezogen; der Inhalt trübe, von
schleimartiger Konsistenz. Die Pylorusgegend ist grau und glatt;
die Fundusgegend graubraun und höckerig.
Die Leber ist prall mit Blut gefüllt, glatt, von tief stahlblauer
Farbe; die Leber-Acini sind schwer erkennbar.
Die Nieren sind gleichfalls prall mit Blut gefüllt, von mäßig
derber Konsistenz, die Kapsel ist leicht abziehbar; die Marksub-
stanz ist auffallend blutreich. Der Durchschnitt zeigt keine krank-
haften Veränderungen.
Die vordere Gekrösschlagader ist weder erweitert noch mit
Gerinnseln gefüllt.
Die Blase ist stark gefüllt, der Urin von hellgelber Farbe.
Aus dem Rückenmarkkanal werden etwa 10 cem einer gelb-
lichen, etwas getrübten Flüssigkeit entleert. Das Rückenmark
und Gehirn zeigen keine Besonderheiten. Die Blutadern des Ge-
hirns sind prall mit Blut gefüllt.
Die Kehlgangs- und Halslymphdrüsen zeigen regelrechtes
Aussehen. Die Tonsillen des Kehlkopfes sind etwas geschwollen. - -
Am 9. April 1907 wurde auch das andere Versuchsfohlen (Il)
nach 62-stündigem Kranksein auf die gleiche Weise wie tags zuvor
Fohlen I im Institut für Infektionskrankheiten getötet.
Die Obduktion, die sofort vorgenommen wurde, lieferte, abge-
sehen von den Lungen, das gleiche Ergebnis wie bei Fohlen I. Die
rechte Lunge war vollkommen normal, die linke nur mit einem
leichten Oedem behaftet. Der Dünndarm war auch hier ge-
schwollen, fleckig, gerötet und seine Wand verdiekt. In dem
breiisen Darminhalt schwammen etwa 12 Ascariden.
Das bei den Obduktionen gewonnene Material wurde zu
mikroskopischen und kulturellen Untersuchungen sowie zu einigen
ee Ti s
Tierversuchen verwendet, über welche schon oben berichtet ist (vgl.
Seite 69 und 71).
Ein sehr bemerkenswertes Ergebnis der Obduktion ist ohne
Frage die Tatsache, daß bei beiden Fohlen nach etwa 60-stündigem
Kranksein eine durch die gefundenen spärlichen Ascariden kaum
erklärliche entzündliche Rötung und Verdickung der Dünndarm-
schleimhaut gefunden ist. Bei dem Fohlen II war die Lunge —
abgesehen von dem leichten Oedem der einen Hälfte — überhaupt
noch nicht beteiligt, während das Fohlen I bereits einen pneu-
monischen Herd in der linken Lunge mit sulziger Infiltration des
benachbarten Brustfells aufwies (wie wir ihn in einem weiter vor-
geschrittenen Stadium zu wiederholten Malen bei Brustseuche-
obduktionen mit Tod auf der Höhe der Krankheit zu beobachten
Gelegenheit hatten), sowie einen zweiten kleineren Entzündungs-
herd in der rechten Lunge.
Es liegt uns fern, aus dem geringen Material von zwei Obduk-
tionen weitgehende Schlüsse hinsichtlich der wichtigen Frage
ziehen zu wollen, ob die ersten pathologisch-anatomischen Ver-
änderungen bei der Brustseuche in der Lunge oder im Darm zu
suchen sind. Die vorliegenden Obduktionsergebnisse zeigen aber
unseres Erachtens, daß man gut tun wird, auch diese Frage zu-
nächst noch als eine offene zu betrachten. Weitere Versuche wer-
den die Entscheidung bringen müssen. — Schluß folgt.
Aus der Chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztl. Hochschule zu Berlin.
(Vorstand: Prof. Dr. R. Eberlein.)
Ein bemerkenswerter Fall von sogen. Ohrfistel
(Kiemenfurchenteratom) beim Pferde.
Von Veterinär Dr. Dornis,
kommandiert als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Klinik.
Mit 3 Abbildungen.
In der periodischen Literatur der Veterinärchirurgie kehren
häufig Veröffentlichungen wieder, in denen von dem Vorkommen
von Zähnen berichtet wird, die als Ursache einer Fistel am Grunde
des Ohres beim Pferde (Ohrfistel, Zahnbalgeyste, Kiemenfurchen-
teratom) gefunden und entfernt wurden. Wir sehen daraus einmal,
daß diese Vorkommnisse stets das Interesse der Tierärzte geweckt
haben, anderseits aber auch, daß sie nicht selten sind (Eber-
lein’). Nach Fröhner?) sind über 100 derartige Fälle be-
schrieben worden.
I) Eberlein, Klinische Vorträge 1911. (Nachsehrift.)
2, Fröhner, Allgemeine Chirurgie 1011. 8. 145.
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Trotzdem glaube ich, die schon umfangreiche Kasuistik der
genannten Ohrfistel um folgenden Fall vermehren zu dürfen,
der sich dadurch auszeichnete, daß hierbei drei Backzähne von
bisher noch nicht beobachteter Größe entfernt wurden.
Vor sechs Monaten wurde der chirurgischen Klinik ein
xhwerer Tigerschimmelwallach dänischer Rasse im Alter von sechs
Jahren mit dem Vorbericht zugeführt, daß er dauernd eine
nässende Stelle unter dem linken Ohre habe.
Durch die Untersuchung wurde nun folgendes festge-
stellt: Am Grunde der linken Ohrmuschel und etwas vor derselben
waren die Haare verklebt. Nach Reinigung der Stelle und Ent-
fernung der Haare durch Rasieren wurde eine kreisrunde Öffnung
vn etwa 3 mm Durchmesser und mit trichterförmig eingezogenen
Rändern sichtbar. Auf seitlichen Druck entleerte sich ein Tropfen
einer grauen, getrübten, etwas schleimigen Flüssigkeit. Die äußere
Haut ließ sich über dem Kanal überall verschieben, ebenso war
dieser selbst verschiebbar. Schmerzhaftigkeit, Anschwellung oder
vermehrte Wärme war nirgends festzustellen. Mit der Sonde ge-
langte man in einen 3 cm tiefen Kanal, der anscheinend in der
Gegend des Schildknorpels der Ohrmuschel auf weichem Grunde
endete. Eine Geschwulst an der Basis der Ohrmuschel war nicht
deutlich nachzuweisen. Das Gebiß des Tieres war vollzählig und
wies nur gesunde Zähne auf. Der Kanal wurde gespalten und mit
zehnprozentiger Chlorzinklösung ausgeätzt. Die Wundhöhle wurde
dann täglich gereinigt sowie mit verdünnter Jodtinktur und anderen
sranulationsbefördernden Mitteln behandelt. Sie schloß sich unter
dem Einfluß dieser Behandlung sehr bald, so daß das Pferd nach
nn Tagen dem Besitzer als geheilt zurückgegeben werden
onnte.
Die Heilung war indessen nur eine scheinbare. Vor acht
Wochen stellte der Besitzer das Pferd wieder vor. Es hatte sich an
derselben Stelle eine ähnliche Fistelöffnung gebildet, aus der sich
nunmehr gelber, rahmartiger Eiter in größerer Menge entleerte
und die ganze linke Kopfhälfte beschmutzte. Der Sondenbefund
war derselbe wie oben. Indessen ließ sich nunmehr die Vermutung,
daß es sich um eine Fistel mit einem erratischen Zahn am Grunde
handele, nicht mehr von der Hand weisen. Eine diffuse Phlegmone
am Grunde des Ohres erschwerte jedoch in diesem Stadium eine
zenaue Palpation, zumal sich jetzt das Tier sehr widersetzlich
zeigte.
Patient erhielt daher nach der üblichen Vorbereitung 40 g
CWoralhydrat mit dem Trinkwasser per os und wurde 10 Minuten
später niedergelegt. Nach gründlicher Reinigung und Desinfektion
der Ohrgegend vermittels Jodbepinselung wurde der Fistelkanal
gespalten. Hiernach stellte sich heraus, daß der Kanal einen ge-
wundenen Verlauf nach abwärts in die Gegend des Sehläfenbeins
ee RE
nahm, daß es also am stehenden Pferde und mit der starren Sonde
gar nicht möglich war, den wirklichen Grund des Kanals zu er-
reichen. ` Das weitere Resultat dieser zu diagnostischen Zwecken
vorgenommenen Operation war nun überraschend. Es fan-
den sich nämlich am Grunde der Fistel von einer Kapsel umgeben
die drei auf der Abbildung 1 dargestellten Zähne von erstaunlicher
Größe. Die Zähne I und III ließen sich leicht mit dem Meißel
herausheben. Der Zahn II saß jedoch mit seiner Wurzel fest im
Schläfenbein und mußte daher ausgemeißelt werden.
Der anfangs allein sichtbare Zahn I hat die Form einer
eroßen Haselnuß. Seine Länge beträgt 33 mm, seine größte Breite
24 mm, sein Gewicht 21 g in trockenem Zustande. An seinem
111. II. 1.
1
Fig. 1. Die drei entfernten Zähne in etwa !/, natürlicher Größe.
oberen Ende, das sich etwas verjüngt, findet sich die Andeutung
von zwei Wurzeln. Die Kaufläche ist stumpfkegelförmig abge-
rundet. Der ganze Zahn ist seitlich etwas zusammengedrückt. Die
distale, der Fistel zugekehrte Fläche ist sehr uneben, mit vielen
Einbuchtungen und Wärzchen versehen. Die approximale Fläche
bildet eine scharf begrenzte und vollkommen glatte, flache Kon-
vexität.
Mit dieser paßt er genau in eine konkave Aushöhlung an der
ihm zugekehrten approximalen Fläche des nunmehr folgenden,
durch seine Größe wahrhaft imponierenden Zahnes II. Dieser,
der in allen seinen Teilen die Charaktere des Backzahnes eines er-
wachsenen Pferdes zeigt, ist säulenförmig, vierkantig und seitlich
etwas zusammengedrückt. Seine Länge beträgt 52 mm, seine
Breite an der breitesten Stelle 24 mm und seine Dicke (Tiefe)
23 mm. Er hat in getrocknetem Zustande ein Gewicht von 52 ø.
AT a
Wurzeln sind nur unvollkommen ausgebildet, aber doch durch
flache Warzen deutlich erkennbar. Desgleichen ist eine deutliche
Pulpahöhle vorhanden, die schräg durch das Wurzelende zieht.
Die Kaufläche zeigt vier abgerundete Höcker. An ihr sind un-
deutlich Schmelzfalten zu erkennen. Die dem Zahn I zugekehrte
approximale Fläche zeigt an ihrer unteren Hälfte die oben be-
schriebene Konkavität, in welche Zahn I wie eingedrückt hinein-
paßt. Diese Konkavität ist ebenfalls glatt und erinnert ebenso wie
die Konvexität des Zahnes I in ihrem Aussehen an eine Gelenk-
fläche. Die obere Hälfte der betreffenden approximalen Fläche ist
lII. II. I.
Fig. 2. Die Zähnein ihrem natürlichen Zusammenhang.
etwa !/ natürlicher Größe,
rauh und zeigt den Eingang zu der schon erwähnten Pulpahöhle
in Form eines länglichen Schlitzes von 3 mm Länge und 2 mm
Breite. Die andere approximale Fläche ist ebenfalls glatt und
bietet keine besonderen Einzelheiten. Der ganze Zahn zeigt dann
noch eine leichte Krümmung, wodurch die eine Fläche konvex, die
andere konkav erscheint. Beide Flächen haben die Form eines
langen Rechtecks und sind glatt.
Zahn III endlich hat die Form einer vierseitigen Pyramide.
Er hat eine Länge von 31 mm, seine Breite beträgt 32 mm, seine
Dicke 29 mm. Im getrockneten Zustande wiegt er 39 g. Seine
approximale Fläche, mit der er sich an Zahn II anlehnt, ist hier
die Kaufläche. Der Zahn bzw. seine Längsachse hat also eine
Drehung von 90° erfahren, seine Längsachse steht senkrecht zu
der von Zahn I und II. Die Kaufläche, welche eine rechteckige
a DE S
Gestalt hat, ist an 2 gegenüberliegenden Ecken zu dreieckigen,
lappenförmigen Spitzen ausgezogen, welche den Zahn II im mitt-
leren bzw. unteren Drittel umfassen. Die Wurzelfläche ist
stumpfkegelförmig. Die stark gewölbte Fläche weist dicke
Kämme und rillenförmige Vertiefungen auf, während die flache
Fläche glatt ist.
Die drei Zähne hatten also ein Gesamtgewicht von 112 g.
Wieder in ihren ursprünglichen Zusammenhang gebracht, erkennt
man, daß sie auf einer leicht gebogenen Linie stehen mit ihrer
buccalen Fläche nach deren Konvexität zu. (Fig. 2).
Durch diese Zahnreihe wurde ein Längsschnitt gelegt und ein
Schliff angefertigt. Um etwa vorhandene Schmelzfaltungen nach-
zuweisen, habe ich diesen Schliff zunächst mit zweiprozentiger Salz-
säurelösung behandelt
und darauf mit Ehrlichs
Triacid im Überschuß be-
deckt. Nach einiger Zeit
wurde die Farbe durch
Abwischen mit der ver-
dünnten Salzsäure wieder
entfernt und so gleich-
zeitig die gefärbte Fläche
differenziert. Nach dieser
Methode färbt sich das
Dentin leuchtend rot, das
Zement nimmt einen gel-
ben Farbton an, während
IT. IL. 1 der Schmelz weiß bleibt.
Fig. 3. Längsschnitt durch die drei Fig. 3gibteineVorstellung
Zähne, etwa !/, natürlicher Größe. von dem so erhaltenen
Präparat. Man sieht vor
allem auf diesen Schliffen, daß die Faltungen des Schmelzes, die bis
an die Kauflächen heranreichen, durchaus denen der Backzähne beim
erwachsenen Pferde ähneln, man kann sehr gut zwischen innerer
und äußerer Emailschicht unterscheiden. Daß die Schmelzbleche
nicht einen so geraden Verlauf nehmen, wie wir es bei einem nor-
malen Zahn zu sehen gewohnt sind, sondern etwas verbogen bzw.
verlagert erscheinen, war ja zu erwarten. Die Abbildung 3 zeigt
auch deutlich am Zahn III die Drehung der Längsachse um 90°.
Aus der Krankheitsgeschichte des Patienten sei noch folgendes
angeführt. Nach Entfernung der Zähne wurde die Wundhöhle mit
verdünnter Jodtinktur ausgepinselt und tamponiert. Die Nach-
behandlung bestand in Ööfterem Reinigen der Wunde, die hin
und wieder mit Aloë- oder Myrrhentinktur betupft wurde. Die
Höhle schloß sich sehr rasch. Der Patient konnte nach l4tägigem
Aufenthalt in der Klinik als vollkommen geheilt entlassen
werden.
Der beschriebene Fall ist aus mehrfachen Gründen erwähnens-
wert. Einmal sind hier Zähne entfernt worden von einer Größe,
wie sie bisher als Inhalt einer Ohrfistel m. W. noch nicht be-
schrieben worden sind. Alle Autoren, welche genaue Maße für die
vorgefundenen Zähne angeben, stimmen darin überein, daß die in
den Ohrfisteln vorkommenden Zähne zwar eine wohlausgebildete
Form aufweisen können, aber in bezug auf ihre Größe hinter der
eines wirklichen Pferdebackzahns weit zurückbleiben. Kitt teilt
in seiner pathologischen Anatomie mit, daß das Gewicht der in
einer Ohrfistel vorgefundenen Zähne bis zu 60 g betragen habe.
Im vorliegenden Falle wogen die Zähne in getrocknetem Zustande
112 g, also fast das Doppelte.
Die Krankheitsgeschichte lehrt uns ferner, daß die Differential-
diagnose, ob eine wirkliche Zahnfistel oder nur eine einfache
Kiemenfistel ohne Zähne am Grunde vorliegt, nicht immer leicht ist.
Außer in der Ohrgegend sind Zähne außerhalb den Maul- bzw.
Mundhöhlen bei Tieren und Menschen auch in anderen Körper-
teilen und Organen gefunden worden. Allerdings kamen derutige
Abnermitäten beim Menschen selten zur Deobachtune,. Eine
interessante Notiz findet sich zunächst in Goethes Reiseberichten
unter dem 6. September 1797. Auf einer Reise in die Schweiz nämlich
sıh der Dichter bei einem Handelsmann Rapp den präparierten
Schädel eines 19jährigen Mädchens. der sein Interesse in hohem
Maße in Anspruch nahm. Bei der Untersuchung des Präparats fand
er nämlich „die große Merkwürdigkeit“, daß ein Backzahn in der
Nasenhöhle unter dem Augenrande mit seiner Wurzel an ciner
kleinen. runden. faltigen Knochenmasse festsaß. Die Krone dieses
Zahnes war nach abwärts und hinten gerichtet und hatte allmählich
den Gaurnenteil des Oberkiefers durehbohrt und zu Lebzeiten zur
Geschwürsbillung bei dem jungen Mädchen geführt. Goethe unter-
sichte genau das Gebiß des betreffenden Oberkiefers und stellte fest.
daB es sich um einen Backzahn handelte, dessen Alveole im Zahn-
rande des Oberkiefers nicht angelegt war. l
Austührheher verwelit Virehow H) in seiner Vorlesung über
t»tenme bei den Zähnen, die er anßerhalb der Mundhöhle gefunden
hat, und bei denen er zwischen Retention und Dislokation unter-
scheidet. Die betreffenden Zähne sitzen dann in der Kieferhöhle.
können aber an allen möglichen Teilen der Kieferknochen (Gaumen.
äußere Seite des Ober- und Unterkiefers, in der Nasenhöhle, am Kinn
„der am Kronenfortsatz) hervortreten. Sie liegen häufig in einer Uvste.
und es ist dann schwer zu sagen. ob cs sieh um ein heteroplastisches
Zahnkvstom oder um einen dislozierten, an sieh normalen Zahn
handelt.
Von den neueren diesbezüglichen Abhandlungen sei ferner die
Arbeit Scheiers?) erwähnt. der einen 40 jährieen Patienten mit
zwei Zähnen in der rechten Nasenhöhle vorstellt und im Anschluß
dran einige anatomische Präparate demonstriert. die wegen derselben
Eizentümlichkeit wertvolle Stücke naturwissenschaftlicher Samm-
lungen geworden sind.
Als Ursachen, welche die Entstehung derartiger Mißbildung
li Virchow. Die krankhaften Gesehwülste, 7. Vorlesung. 1863. N. 61.
23 scheier, Uber das Vorkommen von Zähnen in der Nasenhöhle.
Archiv für Laryngologie, 23. Bd., 3. Heft.
Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1912. 2. Heft, E
E 82 Es
veranlassen oder wenigstens begünstigen können, führt der genannte
Autor an: Inversion des Zahnkeims, Anlage eines Zahnes an falscher
Stelle, Durchbruch nach der Nasen- oder Kieferhöhle, weil in der
Mundhöhle kein Platz mehr war. Die häufigste Ursache sei jedoch
die Persistenz der Milchzähne, wodurch der vieibende Zahn nicht an
seinem Platze erscheinen könne und infolgedessen nach der Nasen-
höhle usw. durchbreche. Ferner gilt allgemein die hereditäre
Lues als wichtiges ätiologisches Moment für derartige Anomalien
beim Menschen.
Die Veröffentlichungen dieser Art, deren Liste sich leicht ver-
vollständigen ließe, da sie nicht allzu umfangreich werden dürfte.
betonen jedesmal, «als es sich dabei um cine sehr seltene Anomalie
handele. die aber bei Tieren viel häufiger beobachtet werden könne
und namentlich verhältnismäßig oft beim Pferde angetroffen werde.
So sagt Virchow, daß „bei Pferden nicht selten zwischen den
Schädelknochen der Basis Zähne gefunden werden“ und belegt diese
Behauptung durch Anführung der drei von Röll!) beschriebenen
Fälle sowie des von Leisering?) erwähnten Odontoms „aus der
Schädelhöhle eines Rindes“.
Nach Scheier nennt man solche bei Tieren „durchaus nicht
selten“ vorkommenden verlagerten Zähne in der Veterinärkunde
erratische.
Den Ticrärzten ist es nun bekannt, daß bei Tieren das Vorkom-
men von Zähnen außerhalb der Maulhölle im Sinne Gocthes.
Virchows und Scheiers überaus selten ist. Vielleicht
ist es noch seltener als beim Menschen, da ja ein wichtiges ätiologi-
sches Moment, die hereditäre Syphilis, bei Tieren überhaupt nicht in
Frage kommt.
Wenn Zähne außerhalb der Maulhöhle bei Tieren vorkommen, so
dürfte wohl die häufigste Ursache die Persistenz der Milch-
„ähne sein. Bekannt ist ja die Röntgenphotographie von Eber-
lein und Pfeiffer, von dem Kopf eines 15 Monate alten
Schweins mit Rachitis.. Auf dieser Photographie sind einige wohl-
ausgebildete Backzähne in der Oberkieferhöhle zu erkennen, die
wegen Persistenz der Milchprämolaren nicht zum Durchbruch ge-
langen konnten.
In anderen Fällen handelt es sich um verirrte Keime, wenn
Zähne an ungewöhnlichen Orten zur Beobachtung gelangen. Auch
hiertür haben wir u. a. ein pragnantes Beispiel im Ostertagschent)
Lehrbuch der Zahnkrankheiten abgebildet, cin heterotopes Zahn-
teratom in der Oberkieferhöhle eines Pferdes, in welchem Tausende
kleiner Zähnehen und Zahnanlagen gefunden wurden. Hierher ge-
hören auch die Fälle von Weszl, Š O’ Connor’ n.a. l
Es ist endlich in der Literatur von Zähnen berichtet worden, dic
1) Röll. Zeitschr. der k. k. Gesellschaft der Arzte in Wien 1851. Heft 3.
2) Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das
Jahr 1560. 5N. 13.
3) Eberlein und Pfeifer, Untersuchungen über die Verwendbarkeit
der Röntgenschen Strahlen in der Tierheilkunde, Monatshefte für praktische
Tierheilkunde 1597. 8. 409,
t) Ostertag. Krankheiten der Zähne in Bayer-Fröhners Chirurgie
und Geburtshilfe, IIE. Bd., I. Teil. 8. 361.
5) Weszl, Zähne enthaltende Dermoideyste in der Highmors-Höhle beim
Pferde. Allatorvosi Lapok 1903. Pag. 649,
6) O'Conner, Verlagerung des 5. oberen Backzahns in die Nasenhöhle
The Vet. Journ. 1907. Pag. TO.
z 85 u
in Kehlgang,) im Hoden 2) im Eierstock,) im Uterus,
überhaupt in allen Organen, in denen Dermoidceysten gefunden wer-
den, saßen. Gewöhnlich kommen sie dann in Gesellschaft von Haaren
und anderen kutanen Bildungen vor.
Im allgemeinen gehören aber, wie ich bereits anführte, der-
artige Fälle bei den Tieren durchaus zu den Seltenheiten. Wenn
Virchow, Scheier und Andere das Vorkommen von Zähnen
außerhalb der Maulhöhle namentlich bei Pferden als verhältnis-
mäßig häufig bezeichnen, so denken sie dabei an die allerdings
häufig beobachtete sog. „Ohrfistel“ des Pferdes. Diese Anomalie
nimmt jedoch eine Sonderstellung ein, die sofort klar wird, wenn
man sich die Ätiologie derselben vergegenwärtigt.
Nach Kitt!) ist die Polyodontie eine Erscheinung, die
ın phylogenetischen Tatsachen ihre Erklärung findet. Sicher ist,
daß mehr Zähne angelegt werden, als zur Entwicklung gelangen.
Dabei ist die Entwicklung von Zähnen durchaus nicht an die Zahn-
fachregion der Kiefer gebunden, die äußere Haut sowie ihr zur
Mundhöhle eingestülpter Teil ist überhaupt zur Produktion von
Zähnen befähigt. Beispielsweise soll für die Wiederkäuer, welche
heute keine Schneidezähne mehr im Oberkiefer und keine Eck-
zähne mehr haben, nachgewiesen sein, daß beim Embryo die An-
lage von Schmelzkeimen für die Eckzähne und einer Schmelz-
leiste für die Schneidezähne stattfindet.
Kommen Dentes supernumerarii in der Öhrgegend vor, so
muß man sich vergegenwärtigen, daß die Bildung von Zahnkeimen
in einer Periode stattfindet, in der die Mundhöhlenwände ver-
schiedene Einbuchtungen, Faltungen, Wucherungen usw. erfahren.
Es liegt also durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß eine Ver-
schiebung, abnorme Absprossung, Einstülpung und Faltung der
Primitivzahnleiste stattfindet.
Im Jahre 1825 hat Rathke als erster die sogen. „Kiemen bei
Säugetieren“ beschrieben, die wir heute als Kiemenspalten,
Schlundspalten, Viszeralspalten oder Schlund-
taschen bezeichnen. Es sind dies tiefe Aussackungen des
Epithels der Kopfdarmhöhle, die regelmäßig in einem gewissen
Entwieklungsstadium bei allen Säugern auftreten, und die vier
Bogen darstellen und den vorderen Teil der Viszeralhöhle um-
schließen, wie die Rippen die Brusthöhle. Sie wachsen bis nahe
an die Epidermis heran, welche ebenfalls Einstülpungen bildet
und sie den Viszeralbogen entgegensendet. Es gibt daher tiefe
innere und oberflächliche äußere Kiemenfurchen, die durch eine
sehr dünne Schlußmembran getrennt werden.
1) Gurit, Magazin für die gesamte Tierheilkunde 1859. S. 123.
2) Derselbe, Ebenda 1851. S. 99.
3) Möller ‘und Frick, Spezielle Chirurgie. 3. Aufl. S. 515.
1) Kitt, Monatshefte für praktische Tierheilkunde, HI. Bd., 1592.
>) Derselbe, Lehrbuch der pathologischen Anatomic.
6*
= BA:
Ein Persistieren dieser Schlundtaschen führt zur Bildung der
Ohrfisteln. Nach Aschersohn!) sind diese je nach ihrer
Ausdehnung einzuteilen in
1. vollständige Fisteln,
2. unvollständige Fisteln,
a) innere Fisteln,
b) äußere Fisteln.
Bei der vollständigen Ohrfistel hat ein Einreißen der dünnen
Schlußmembran zwischen innerer und äußerer Kiemenfurche statt-
gefunden, wodurch eine Fistel entstanden ist, die vom Schlundkopf
oder Schlunde zur Oberfläche führt. Bei der unvollständigen
inneren Kiemenfistel hat sich die Viszeralfalte nur an ihrem zen-
tralen Ende offen gehalten. Hat sich dagegen diese geschlossen
und ist die distale Öffnung bestehen geblieben, so liegt die unvoll-
ständige äußere Kiemenfistel vor. Endlich können sich natürlich
beide Öffnungen schließen, während zwischen ihnen ein Hohlraum
bestehen bleibt. Auch derartige Cystengeschwülste an dieser Stelle
sind als Residuen der Kiemenfurchen zu betrachten.
Alle Formen kommen beim Pferde vor, wenn auch nicht alle
gleich häufig sind. Eine vollständige Kiemenfistel hat
Hoffmann?) bei einem 4jährigen Pferde beobachtet. Leon-
hard?) wurde ein Fohlen zugeführt, das aus einer unter der
Ohrmuschel gelegenen Fistelöffnung eine zähe, fadenziehende,
trübe, weißgelbliche Flüssigkeit entleerte, die namentlich beim
Kauen in größerer Menge auftrat. Eine eingeführte Sonde ge-
langte in einen großen Hohlraum, wobei das Pferd durch heftiges
Kopfschütteln, durch Würg- und Schluckbewegungen reagierte. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß es sich auch in diesem Falle um eine
vollständige Kiemenfistel gehandelt hat.
Ebenso selten ist die innere unvollständige Kie-
menfistel. Der französische Tierarzt Aubryt) beschreibt eine
„Llernie oesophagienne, simulant une tumeur induree au portrait
dun poulain". Heusinger’) hat dann diesen Fund als
Kiemenfistel gedeutet. Es ist vielleicht möglich, daß diese innere,
unvollständige Kiemenfistel öfter vorkommt, als angenommen
wird. Da sie nämlich zu Lebzeiten keine Erscheinungen zeitigt,
entzieht sie sich der Beobachtung.
l) Aschersohn, cit. nach Schwab, Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910.
2) Hoffmann, Tierärztliche Chirurgie 1802, | Í
3), Leonhard, Uber angegorene Zahntisteln, Zeitschrift für praktische
Veterinärwissenschaften von Putz, 1573.
4, Rec. de méd. vet. 18063,
5 v, Heusinger, Haarkiemenfisteln von noch nicht beobachteter Form
Virchows Archiv 1861. `
8) Derselbe, Die Halskiemenfisteln der Menschen und der Tiere, Deutsche
Zeitschrift für Tiermedizin 1870. |
a Een EEE En gan,
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m o
85 —
Auch die Cystenbildung, die dann eintritt, wenn sich
innere und äußere Fistelöffnung geschlossen haben, entzieht sich
im allgemeinen der Wahrnehmung und scheint nicht allzu selten
zu sein. So teilt wenigstens Bayer!) mit, daß er oft Pferde
gesehen hat, bei denen er eine solche Cyste mutmaßte, weil sie
unterhalb des Ohres eine knochenharte, rundliche, abnorme Her-
vorwölbung aufwiesen. Nicht immer wird die Diagnose so leicht
sein, wie indem von Chrempinsky?) registrierten Falle, der
am Grunde eines Ohres eine walnußgroße Neubildung fand. Sie
war mit Flüssigkeit angefüllt, in welcher man harte Körper nach-
weisen konnte. Beim Andrücken verursachten diese ein Geräusch,
wie wenn zwei Steine im Wasser gegeneinander gerieben werden.
sach Eröffnung der Geschwulst wurde zunächst ein frei beweg-
liher nußgroßer Zahn entfernt. Der andere Körper war ebenfalls
en Zahn, der dem Schläfenbein aufsaß und nur schwer mit der
Zange entfernt werden konnte.
Die große Menge nun der zur Beobachtung gelangten soge-
nannten Ohrfisteln ist in die Abteilung der äußeren unvoll-
ständigen Kiemenfisteln zu verweisen, für welche auch
der oben beschriebene Fall ein Beispiel liefert. Viele Autoren
glauben allerdings, daß die Ohrfistel als Fistel nicht unbedingt
angeboren sein muß. Sie kann sich vielmehr aus der eben be-
schriebenen angeborenen Cyste entwickeln. Wenn in letzterer
nämlich durch ein Trauma, eine Quetschung durch den Stirn-
riemen usw. entzündliche Prozesse auftreten, so kann ein Durch-
bruch nach außen erfolgen und zur Fistelbildung führen.
Bayer,!) Möller und Frick‘) u. a.) Daß diese Ohrfistel
auch beiderseitig auftreten kann, sei der Vollständigkeit halber hin-
zugefügt. Einen derartigen Fallhat Koiransky*) beschrieben.
Klinisch macht sich die Ohrfistel in der Regel durch eine mehr
aler weniger ausgesprochene nuß- bis hühnereigroße An-
xchwellung am Ohrgrunde bemerkbar, in die ein meist stroh-
halmdicker Fistelkanal führt, der nach abwärts verläuft und blind
auf weichem oder knochenhartem Grunde endet. Seine Wandung
ist mit Schleimhaut oder Haut ausgekleidet. Im ersteren Falle ist
las Sekret hellgrau, schleimig, fadenziehend, im letzteren Falle
dureh beigemischte pigmentierte Epithelzellen dunkelgrau bis
graugrün gefärbt. Spaltet man den Fistelkanal, so findet man
an seinem Grunde meistens einen Zahn auf irgend einem Teil des
S:hläfenbeins und in einer nur angedeuteten oder auch ausgebilde-
I, Bayer, Lehrbuch der Veterinärchirurgie, 3. Aufl. S. 614.
23 Chrempinsky, Petersburger Archiv für die Veterinärwissenschaften
SS. S, 29.
3) Möller und Frick, Spezielle Chirurgie, 3. Aufl. S. 145.
ù Koiransky, Beitrag zum Vorkommen der Dermoideysten beim Pferde.
\rchiv für Tierheilkunde 1903. S. 109.
— 86 —
ten Alveole sitzen. In seltenen Fällen sind zwei oder mehr Zähne
gefunden worden. So fand Koiransky nach Entfernung eines
Zahnes, daß senkrecht zu dessen Alveole, die gut ausgebildet war,
sich eine zweite gebildet hatte, in der sich noch zwei kleinere Zähne
befanden. Gurlt!) veröffentlicht, nachdem er schon früher zwei
Fälle beschrieben hatte, die Krankheitsgeschichte eines Pferdes,
bei dem er einen „doppelten Zahn“ aus der Fistel entfernte. Vin-
cen t?) operierte bei zwei Pferden eine Cyste, welche am Grunde
der Ohrmuschel saß und „mehrere“ Zähne enthielt. In dem einen
Falle betraf es ein einjähriges Fohlen, in welchem zwei Jahre nach
der Operation an derselben Stelle eine neue Geschwulst sich ent-
wickelte, worin ein Zahn zu fühlen war.
Noch einige weitere Fälle gehören hierher, in denen drei und
vier Zähne gefunden wurden. Als besonders bemerkenswert seien
nur noch angeführt die Mitteilung Lagans,?) welcher über 400
grützkorngroße Zähnchen fand, sowie der Fall Schwabs ,* in
welchem 10 Zähne operativ entfernt wurden, während ein elfter,
der in bedeutender Tiefe festsaß, nieht ohne Gefahr für das Leben
des Tieres herausgemeißelt werden konnte, weshalb man ihn in
die Wunde einheilen ließ.
In allen Fällen, über welche die vorhandene Literatur Auf-
schluß gibt, handelt es sich um Baekzähne, ein Schneidezahn
ist anscheinend beim Pferde in einer Ohrfistel noch nicht gefunden
worden. Mehrfach wird berichtet, daß der betreffende Zahn eine
wohlausgebildete Form hatte, aber seine Größe ist jedesmal weit
hinter der normalen Größe eines Pferdebackzahns zurück-
geblieben. Gewöhnlich erreicht er die Größe einer Nuß, bleibt aber
oft genug kleiner, namentlich, wenn mehrere Zähne zugleich vor-
kommen. Von den verschiedenen Autoren wird angegeben, daß
es sich um sogenannte Dutten- oder Zapfenzähne mit dem
Charakter der Milcehbaekzähne handelt. Kitt’) glaubt
sogar, daß sich die Beschaffenheit dieser Zähne möglicherweise
in die Lehre vom Atavismus einfügen läßt, insofern als die
Equiden, die Vorfahren unserer heutigen Pferde, sehr einfache,
mehr kerelförmige Zähne hatten, die zum Zerquetschen saftiger
Pflanzen geeignet waren. Im Gegensatz dazu haben die heutigen
Repräsentanten der Gattung Equus komplizierte, schmelzfaltige,
säulenförmige Backzähne, welche dureh ihre Stärke und die Fal-
tung des Schmelzes zum Zermalmen der Körnerfrüchte und zum
Zerkleinern Kieselreicher Gräser passend sind. Zur Unterstützung
!) Gurlt, Mag. für die gesamte Tierheilkunde 1535, S. 123; 1850, S. 356.
2) Vincent, Cvstie tumor containing teeth. American, Journ. of comp.
med. 1888. Par. 270.
3) Lagan, Petersburger Archiv für die Veterinärwissenschaft 1888. 8. 29.
4, Schwab. Über die Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910,
5) Kitt, Monatshefte für praktische Tierheilkunde 1892.
= 81
dieser Theorie dürften allerdings die oben wiedergegebenen Abbil-
dungen, namentlich wenn man den mittleren betrachtet, nicht bei-
tragen.
Die Differentialdiagnose, ob eine einfache Fistel oder
eine Fistel mit Zähnen am Grunde vorliegt, ist nicht immer ganz
leicht, da der Fistelkanal einen gewundenen Verlauf nehmen kann,
sodaß sein Grund nicht ohne weiteres zu sondieren ist. Auch läßt
sich vielfach durch die oft verdickte Haut und die Cystenwand
der in der Tiefe gelegene Zahn nur ungenau oder gar nicht durch-
fühlen. Endlich kann die Untersuchung, wie im vorliegenden Falle,
durch Widersetzlichkeit der Tiere sehr erschwert werden. Einen
genauen Aufschluß gibt in solchen Fällen erst die diagnostische
Operation.
Endlich bestätigt uns der beschriebene Fall die Richtigkeit der
Ansichten, die bezüglich der Prognose und Therapie der Ohrfistel
in der tierärztlichen Literatur niedergelegt sind.
Die Ohrfistel des Pferdes ist ein gutartiges Leiden,
das jahrelang bestehen kann, ohne dem betreffenden Tiere die ge-
ringsten Beschwerden zu verursachen. Häufig hat der Besitzer
selbst von dem Vorhandensein der Abnormität keine Ahnung, bis
er durch Zufall beim Auflegen des Kopfgestells oder beim Putzen
die verklebten Haare entdeckt und zum genaueren Nachsehen ver-
anlaßt wird. Tierärztliche Hilfe nimmt er gewöhnlich erst in An-
spruch, wenn die Sekretion stärker wird oder das Sekret eine
eitrige Beschaffenheit annimmt. Die Beschmutzung des Kopfes
seines Pferdes und des Geschirrs ist dann gewöhnlich der Grund,
der ihm die Beseitigung des lästigen Zustandes wünschenswert er-
scheinen läßt.
Die Therapie hat ihr Augenmerk darauf zu richten, die
Ursache zu beseitigen,d.h.also dieinder Tiefesitzenden
Zähne zu entfernen. Schon Gurlt und Hertwig')
machten die Erfahrung, daß Ohrfisteln nach Entfernung der Zähne
ohne weiteres Zutun bald zur Abheilung kommen.
Hertwig?) empfiehlt Spalten des ganzen Gebildes, Blut-
stilung mit dem Glüheisen, Entfernung der Zähne und Atzen mit
Lapis infernalis, Spießglanz, Zinkbutter, Kupfervitriol und dergl.
Nach Hoffmann?) erfolgt Heilung nur, wenn die Balg-
seschwulst herausgenommen oder herausgeätzt wird. Er empfiehlt
antiseptisches Verfahren, um Knocheneiterung und Übergang der-
selben auf das Gehirn zu vermeiden. Auch Bayer, Möller
und Fröhner stimmen darin überein, daß die Entfernung der
Zähne das einzige Mittel ist, um Ohrfisteln sicher zur Heilung zu
I} Gurlt und Hertwig, Magazin für die gesamte Tierheilkunde 1835.
2) Hertwig, Praktisches Handbuch der Chirurgie, 2. Aufl., 1850. 8. 820.
3 Hoffmann. Tierärztliche Chirurgie 1502, N$, 63.
bringen. Neuerdings hat Schwab!) gezeigt, daß die Entfernung
des Zahnes nicht in allen Fällen absolutes Erfordernis ist, um
Ohrfisteln zur Heilung zu bringen. Vorbedingung ist, daß der
Zahn im natürlichen Zusammenhang mit seiner Alveole geblieben
ist. Da er zementhaltig ist, vermag er von seinem Zementmantel
bzw. den Zementinseln an seiner Oberfläche aus Granulationen zu
bilden. Es mag dies für so kleine Zähne, wie sie Schwab ge-
funden hat, in vielen Fällen zutreffen, erscheint mir aber bei so
großen Gebilden, wie sie im vorliegenden Falle die Ursache der
Fistel abgaben, als ausgeschlossen. Hier trat denn auch erst
nach der Entfernung der Zähne und nach dem Ausätzen der Wund-
höhle vollständige Heilung ein.
Im übrigen bietet die Entfernung der Zähne keine besonderen
Schwierigkeiten. Häufig sitzen sie ziemlich lose und lassen sich
dann schon mit der Kornzange herausziehen. Wenn sie aber auch
zuweilen in wohlausgebildeten knöchernen Alveolen fest auf dem
Schläfenbein sitzen, so lassen sie sich doch mit einer Zahnzange
oder durch einige Schläge mit dem Knochenmeißel leicht heraus-
heben. Nur in den jedenfalls seltenen Fällen, in.denen der Zahn
das Schädeldach durchbrochen hat und in die Schädelhöhle hin-
einragt (einen solchen Fall hat uns Kitt?) beschrieben und ab-
gebildet), würde seine Entfernung natürlich eine lebensgefährliche
Operation bedeuten.
[e] (e
oL
TA
a oO
Die Behandlung brustseuchekranker Pierde mit
konzentrierter Salvarsanlösung.
Von Oberveterinär Dr. Reinecke.
Die praktischen Versuche haben ergeben, daß Salvarsaninfu-
sionen bei brustseuchekranken Pferden in der von Anfang an aus-
seübten Weise in der Praxis kaum durchführbar sind.
Wir benötigten bisher für die Behandlung eines Pferdes 3 g
Salvarsan, gelöst in 1500 cem Kochsalzlösung, also in einer Ver-
dünnung von 1:500. Mit derartig großen Mengen Flüssigkeit zu
arbeiten, ist in der Praxis beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, zu-
mal wenn gleichzeitig mehrere Pferde behandelt werden sollen.
Erstens stößt man bei der Beschaffung so großer Mengen keim-
freien frisch destillierten Wassers und bei der Herstellung der
sterilen Kochsalzlösung schon auf erhebliche Schwierigkeiten, da
1) Schwab, Über die Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910.
2, Kitt, Pathologische Anatomie der Haustiere, 3. Aufl., I. Bd. S.87.
— 89 —
nicht jede Dispensieranstalt, viel weniger noch der praktische Tier-
arzt draußen, die nötigen Sterilisier- und Destillierapparate besitzt.
Zweitens ist der Transport dieser Flüssigkeiten umständlich, und
drittens lassen sich 11⁄2 Liter Lösung auch nicht ohne Mühe, be-
sonders bei temperamentvollen Pferden, infundieren.
Im Anschluß an den von mir im Heft 12, 23. Jahrgang der
2.f.V. veröffentlichten Versuch habe ich beim 1. Garde-Ulanen-
Regiment einige brustseuchekranke Pferde mit konzentrierten
Lösungen behandelt. Die Versuche haben ein gutes Resultat ge-
zeitigt und sind dort von den Veterinären des Regiments und von
mir beim 1. Garde-Feldartillerie-Regiment mit Erfolg fortgesetzt.
Es gelangten nur schwerkranke Patienten, bei denen hochgradige
Herzschwäche oder eine Lungenbrustfellentzündung bestand, zur
Behandlung. Die Temperatur fiel 12 bis 48 Stunden nach der In-
fusion, das Allgemeinbefinden besserte sich zusehends. Irgend
welehe unangenehmen Zufälle habe ich bei diesen Infusionen nicht
gesehen. Die Lösungen waren im Verhältnis von 1:30 bis 1: 100
hergestellt. Wie bereits erwähnt, wurde bei den allerersten Ver-
suchen die Salvarsanlösung mittels Pravazscher Spritze in die
Drosselvene injiziert. Dieses Verfahren möchte ich jedoch nicht
empfehlen.
Erstens ist eine Spritze, welche dieses Quantum Flüssigkeit faßt,
zıemlich groß und verhältnismäßig schwer, daher nicht handlich ge-
nug. Sodann kann es vorkommen, daß man bei unruhigen Pferden
die gegenüberliegende Wand der Drosselvene verletzt, und daß auch
sonst durch ein Verschieben der Nadel während der Injektion leicht
Salvarsan in die Unterhaut gelangt und dort heftige Schwellungen
verursacht. Ich möchte hier noch einmal an die Anschwellungen
erinnern, die man früher so häufig nach Injektion von Argentum
colloidale beobachtet hat. Schließlich ist es auch besser, wenn die
Flüssigkeit nicht stoßweise unter stärkerem Druck in die Blutbahn
hineingepreßt wird, sondern sich durch langsames und gleich-
mäßirres Abfließen mit dem Blut vermischen kann, außerdem kann
die Infusion jederzeit leicht unterbrochen werden. Es sei auch
noeh darauf hingewiesen, daß das Salvarsan die Metallteile der
Spritze stark angreift und so die Reinigung erschwert wird. Aus
allen diesen Gründen möchte ich das Infundieren dem Injizieren
vorziehen.
Der nach Angabe des bakteriologischen Laboratoriums der
Militär-Veterinär-Akademie von der Firma Hauptner konstruierte
Infusionsapparat für konzentrierte Lösungen ist eine kleine Aus-
vabe des bereits in der Zeitschrift für Veterinärkunde (Augustheft
1911) beschriebenen Modells. Ein Unterschied besteht nur insofern,
als an Stelle des Kolbens der Zylinder getreten ist.
Dieser kleine Apparat läßt sich leicht reinigen und transpor-
tieren, er ermöglicht ein bequemes und sauberes Arbeiten und ist
deshalb äußerst praktisch.
Der Preis eines 150 cem fassenden Apparates einschließlich
einer zweiten Infusionskanüle beträgt 7,50 Mk. Die Firma hat
eine für die Salvarsanbehandlung erforderliche komplette Aus-
= p0 =
rüstung zusammengestellt, bestehend aus: Infusionsapparate nebst
Etui, Erlenmeyerkolben, Pipetten, Glastrichter und Filtern. Diese
Ausrüstung kostet 18,50 Mk.
Das Laboratorium der Militär-Veterinär-Akademie hält 0,9pro-
zentige Kochsalzlösung in der zur Salvarsanlösung nötigen Menge
in braunen Glastuben eingeschmolzen vorrätig, und können die
Truppenveterinäre diese dort beziehen. Bis heute ist es ja leider
in Anbetracht des hohen Preises für das Salvarsan noch nicht mög-
lich, jeden Brustseuchefall in der Armee mit diesem Heilmittel zu
behandeln. Es empfiehlt sich jedoch, jedem Patienten mit Herz-
schwäche oder bei Eintritt einer Lungenbrustfellentzündung Sal-
varsanlösung zu injizieren. Man wartet zweckmäßig den Verlauf
der Brustseuche bis zum dritten oder vierten Krankheitstage ab.
Kürzlich habe ich beim 1. Garde-Feldartillerie-Regiment bei einem
brustseuchekranken Pferde, das bereits 7 Tage lang hohes Fieber
zeigte, diese Heilmethode mit zufriedenstellendem Erfolge ange-
wandt.
Ich glaube auf Grund der bisher ausgeführten Versuche an-
nehmen zu dürfen, daß die Salvarsanbehandlung mit konzen-
trierten Lösungen in der Praxis leicht und ohne Nachteil für die
Patienten durchführbar ist.
Ein Beitrag zur Bedeutung der Temperaturauinahmen
bei Distanzritten.
Von OÖberveterinär Lehmann.
Der Kaiserpreisritt des I. Armeekorps fand im Jahre 1911
unter günstigen Bedingungen statt. Das Wetter war kühl und
windig, die Gesamtstrecke betrug nur etwa 80 km, die Landwege
und Querfeldeinstreeke waren allerdings durch einen vorauf-
gerrangenen Regen stark aufgeweicht.
Die Anfangstemperaturen betrugen bei allen 43 beteiligten
Pferden 37,5° C his 38,5° C. Als die Pferde bei der Kontrollstation I
nach einem Ritt von etwa 40 km ankamen, war die Temperatur
durchschnittlich um 0,5° erhöht. Auffallen mußte es, daß die Temi-
peratur bei 2 Pferden um 2°, d. h. bis 39,5° C gestiegen war, trotz-
dem die Reiter behaupteten, ruhig geritten zu sein. Sie mußten
deshalb zur Schonung der Pferde eine Pause von 14 Stunde ein-
legen mit Rücksicht darauf, daß nun die Querfeldeinstrecke folgte,
die an das Pferd große Anfor derungen stellte, da die 7 km lanıre
Strecke bei aufeeweichtem Boden mit mehreren schwierigen
Hindernissen in 80 bis 40 Minuten zurückzulegen war, und das
Pferd immer noch so frisch sein mußte, um das etwa 30 km ent-
fernte Ziel gesund, d. h. dienstbrauchbar zu erreichen. Die Tem-
peraturerhöhung ging bei den beiden Pferden nach der vorge-
scehriebenen Pause auf 38,7° C bzw. 38,1°C zurück. Leider kamen
diese Pferde während der Querfeldeinstreecke außer Konkurrenz.
‚und die Reiter ritten in ruhigem Tempo bis zur Endstation, so daß
ich ein abschließendes Urteil über diese beiden Fälle nicht Se
kommen konnte.
— 9
Am Ende der Querfeldeinstrecke bei der Kontrollstation II
kamen 5 Pferde, die den Weg in der vorgeschriebenen Zeit zurück-
gelegt hatten, mit erhöhten Temperaturen von 40 bis 41° C an, die
aber nach einer Ruhepause von 5 bis 20 Minuten auf 38,8 bis 39,2
zurückgegangen waren. Diese Pferde wiesen am Ziel bei einer
mittleren Schnelligkeit Temperaturen von 39 bis 39,2°C auf und
überstanden auch am nächsten Tage den 1000 m-Galopp gut.
Es geht daraus hervor, daß eine augenblickliche Temperatur-
erhöhung auch bis 41°C für das Pferd keine nachteiligen Folgen
hat, wenn sie nach einer Ruhepause bis zu 1, Stunde auf ungefähr
39° C sinkt. Es wäre daher angebracht, den Satz in der Vorschrift
über Distanzritte: „Sind 40° C und darüber, so ist der Ritt aufzu-
veben“ umzuändern in: „Bleibt die Temperatur auf 40°C und
darüber, so ist der Ritt aufzugeben“. Wünschenswert wäre es auch,
wenn die Resultate über Temperaturen bei Distanzritten und deren
Bedeutung für die Gesunderhaltung gesammelt und veröffentlicht
würden, um, bereichert durch diese Erfahrungen, wertvolles Pferile-
material dem Staate erhalten zu helfen.
Starrkrampfähnliche Erscheinungen bei einem mit
Spulwürmern behajiteten Pferde.
Von Öberveterinär Otto, Stolp.
Ein vierjähriger ostpreußischer Wallach erkrankte unter fol-
genden Erscheinungen:
Das Pferd stand mit steifem Halse, gestrecktem Kopfe und
bodenweiter Stellung steif da. Die Bewegungen wurden tappend
und unsicher ausgeführt. Die Kruppen- und Halsmuskeln waren
stark gespannt. Der Puls war kräftig, 46 mal fühlbar, die Atmung
angestrengt und beschleunigt.
Da sonst keine anderen Krankheitserscheinungen zu finden
waren, wurde die Diagnose Starrkrampf gestellt, und die Behand-
lung eingeleitet. — Am folgenden Tage schon waren alle die vor-
her beschriebenen Erscheinungen gesechwunden. Doch bald darauf,
nach acht Tagen, traten wieder dieselben Krankheitssymptome auf,
um ebenso schnell wieder zu schwinden. Zu gleicher Zeit wurde
bemerkt, -daß einzelne Spulwürmer von dem Pferde abgesetzt
wurden. Das Pferd erhielt nun Tartarus stibiatus im Trinkwasser
aufgelöst und eine Aloöpille.e. Am nächsten Tage gingen zahlreiche
Spulwürmer ab. Seitdem fanden sich die erwähnten starrkrampf-
ähnlichen Erscheinungen nicht wieder, so daß die Erkrankung auf
Vorhandensein von Spulwürmern zurückgeführt werden konnte.
Wahrscheinlich wurden die sensiblen Nerven des Darmes von
den Spulwürmern gereizt und hierdurch reflektoriseh bestimmte
Muskelgruppen in Kontraktionszustand versetzt.
=. o
Beobachtungen bei der Kolik.
Von Stabsveterinär Dr. Goldbeck.
Bei einem Dienstpferde hatte ich Gelegenheit, einen inter-
essant verlaufenden Fall von Kolik, bedingt durch Luftkoppen, zu
beobachten. Das Pferd zeigte bereits als junge Remonte Koppen mit
Aufsetzen und schluckte soviel Luft ab, daß wiederholt Kolikfälle
auftraten, die aber schon nach einiger Bewegung zum Abheilen
kamen. Infolgedessen war ihm im Jahre 1906 ein Koppriemen mit
Halseisen nach Goldbeck beschafft worden. Nach dem Anleoven des
Riemens zeigte das Pferd die Untugend des Koppens nicht mehr,
insbesondere traten keine Kolikfälle auf. Während des letzten Ma-
növers war der Koppriemen abhanden gekommen. Im Manöver
selbst zeigte das Pferd keine Kolikerscheinungen, da ihm an den
anstrengenden Manövertagen wohl nicht Zeit genug übrig blieb,
seine Untugend in ausreichendem Maße zu üben. Nach der Rück-
kehr in die Garnison konnte das Pferd tüchtig und hatte sich um
7 Uhr abends so voll Luft gepumpt, daß Kolikerscheinungen ein-
traten. Die abends um 8 Uhr vorgenommene Untersuchung ergab
folgenden Befund:
Das Tier ist stark aufgetrieben, besonders an der linken Bauch-
seite. Hier ist eine Stelle bruchartig vorgewölbt. Man fühlt deut-
lich die darunter befindlichen Därme. Der Puls ist 60mal in der
Minute fühlbar, die Arterie mäßig gespannt, Atmung erfolgt 35mal
angestrengt, Schleimhaut dunkelrot, Darmgeräusche sind nicht ver-
nehmbar, es wird nur wenig Kot abgesetzt, Wasseraufnahme wird
versagt. Das Tier wird in frische Luft gebracht, erhält einen Ein-
lauf von mehreren Eimern Wasser durch den After. Nach Ein-
setzen des Maulgatters wird die Mareksche Schlundsonde einge-
führt. Das Verfahren geht hier, wie bei allen mir bekannt ge-
wordenen Fällen, durchaus leicht. Man läßt den Kopf des Pferdes
etwas abwärts ziehen, so daß er in möglichst gerade Richtung mit
dem Halse kommt, zieht die Zunge aus dem Maul heraus und
schiebt den gut eingefetteten Katheter dicht am harten Gaumen
entlang. Eine eingeführte Hand hält ihn möglichst nahe dem
harten Gaumen. Man schiebt vorsichtig, aber ziemlich schnell vor-
wärts. In der Gegend des Kehl- und Schlundkopfes bemerkt man
einen gewissen Widerstand, der aber leicht zu überwinden ist. Das
Pferd schluckt den Katheter meist gutwillig hinunter. Ein leicht
auftretendes Röcheln verliert sich sofort wieder. Man fühlt nun
beim weiteren Vorschieben den Katheter deutlich im Schlunde. Ist
er soweit hineingerutscht, als die vorher am Pferde vorgenommene
Messung bis zum Magen andeutet, bemerkt man in der Regel das
Ausströmen von sauer riechenden Gasen. ’Irgendwelche Schwierig-
keiten sind bei der ganzen Prozedur niemals aufgetreten.
Nach Marek soll man nun auf den Katheter einen Trichter
aufsetzen und lJauwarmes Wasser in den Magen laufen lassen. Dies
ist mir niemals gelungen, da der Schlundkopf stets höher liegt, als
man das Ende des Schlauches halten kann. Ich verbinde infolge-
dessen diesen Magenkatheter durch ein geeignetes Zwischenstück
= 95 a
(übrigens auch bei Hauptner erhältlich) mit einem gewöhnlichen
Irrigatorschlauch. Auf diese Weise ist es dann leicht möglich,
unter genügendem Druck soviel Wasser laufen zu lassen als man
will. Löst man dann die Verbindung und hält den Kopf möglichst
tief, so läuft das Wasser glatt wieder hinaus, sofern eben Magen
und Vorderdarm intakt sind.
In diesem Falle fiel mir auf, daß trotz des vorhandenen Auf-
blähens nur wenig Gase entwichen, sodann kam auch das einge-
führte Wasser nur zum geringsten Teil zurück. Damit war der Be-
weis erbracht, daß im Magen oder Vorderdarm ein Riß vorhanden
sein mußte, durch den das eingeführte Wasser verschwunden war.
Diese Beobachtung hatte ich übrigens schon in einem früheren
Falle gemacht und durch die Sektion bestätigt gefunden. Sie ist
natürlich bedeutungsvoll für die Prognose, die dadurch ungünstig
wurde.
Auch in diesem Falle trat, trotzdem die Erscheinungen nicht
allzu heftig waren und trotzdem zur Erleichterung später der Darm-
stich ausgeführt wurde, in der Nacht gegen 3 Uhr der Tod ein.
Die Obduktion ergab einen Riß des Magens, der besonders Muskel-
haut und Serosa, doch auch die Schleimhaut in Dreimarkstück-
größe betroffen hatte. Am Dünndarm war ein ungefähr 6 m
langes Stück, beginnend 10 m nach dem Anfange des Darmes
durch Volvulus vollständig und doppelt abgeschnürt. Selbstredend
erwähne ich hierbei nur Veränderungen, die intra vitam bestanden
hatten. Der Verlauf bestätigt die folgenden bereits früher gemach-
ten Beobachtungen:
1. Die Bedeutung eines gutsitzenden Koppriemens für aner-
kannte Luftkopper zur Vermeidung von Koliken ist eine große.
2. Die Mareksche Schlundsonde kann in den Fällen, in
denen sie nicht zur Heilung beitragen kann, doch als diagnostisches
und prognostisches Hilfsmittel von großer Bedeutung sein.
$
Gastruslarven als Ursache der Kolik.
Von Stabsveterinär Seegert.
Der Parasitismus von Gastruslarven im Magen der Pferde
kommt gegenüber der Häufigkeit des Befundes nur ganz ausnahıms-
weise als Krankheitsursache in Betracht. Im allgemeinen gilt die
Ansicht, daß die Larven für gewöhnlich unschädliche Parasiten
sind, daß sie aber bei abnorm großer Ansammlung im Magen Ver-
lauungsstörungen, Abmagerung und Kolikerscheinungen erzeugen
können. Auch enthält die tierärztliche Literatur Mitteilungen über
Fälle, bei denen durch Gastruslarven größere Abszesse zwischen
den Magenwandungen oder infolge Perforation des Magens
tödliche Bauchfellentzündungen verursacht worden sind, und wie-
derum über andere, bei denen die Larven dureh Anbohren arterieller
Gefäße der Magenwand eine Verblutung des Wirtstieres veran-
laßt haben sollen. Solehen Gefahren sind die Pferde naturgemäß
auch bei geringer Ansammlung der Schmarotzer im Magen aus-
gesetzt, so daß ihr Parasitismus nicht ohne weiteres als unschädlich
anzusehen ist.
Gegenüber diesem in der Veterinärpathologie allgemein ver-
tretenen Standpunkt lehnt Dieckerhoff jede Bedeutung der
Gastruslarven als Ursache von Krankheiten ab. Seine Stellung zu
dieser Frage kommt in seinem Lehrbuch zum Ausdruck, indem er
angibt, daß es nach dem früheren Standpunkt der Wissenschaft
nicht befremden kann, wenn die Tierärzte bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts den Befund der Larven mit der Kolik, mit
Krämpfen und mit schweren akuten Entzündungserscheinungen
in Verbindung gebracht haben, und daß er die Richtigkeit der
vielverbreiteten Ansicht, daß die im Magen der Pferde schmarotzen-
den Bremsenlarven eine Kolik verursachen könnten, nach den Er-
fahrungen der tierärztlichen Praxis in Abrede stellen muß.
Jedoch lehrt die letztere, daß die von dem Standpunkte
Dieckerhoffs abweichende, in Lehrbüchern und Zeitschriften
vertretene Ansicht, wonach Gastruslarven gelegentlich gesundheit-
liche Störungen veranlassen können, ihre Berechtigung hat. Wenn
auch eine ätiologische Beziehung der Parasiten zur Kolik nur ganz
ausnahmsweise vorliegen dürfte, so wird das Vorkommen einer
Gastruslarvenkolik von allen Autoren mit Ausnahme Diecker-
hoffs doch zugegeben. Auch der nachstehend geschilderte Kolik-
fall scheint eine andere Deutung nicht zuzulassen.
Auf einer Domäne erkrankte anfangs Mai vorigen Jahres am
Vormittage ein vierjähriges Pferd, das den Sommer vorher auf der
Weide zugebracht hatte, an Kolik. Der Bauchschmerz trat sehr
heftig auf. Die Darmperistaltik war dabei lebhaft, und Defäkatio-
nen erfolgten ohne Medikation mehrmals in ergiebiger Menge.
Nach mehrstündiger Dauer schien die Kolik vorüber zu sein, da
das Pferd sich ruhig verhielt und Wasser und Heu aufnahm. Gegen
Abend traten die Koliksymptome von neuem sehr heftig auf. Das
Pferd kratzte die Streu auf, sah sich nach dem Hinterleibe um,
nahm häufig eine gestreckte Körperhaltung ein und lag viel mit
nach rückwärts gerichteten Kopf. Der Puls war kräftig und er-
folgte 48-mal. Die Augenbindehäute waren gerötet. Die Körper-
wärme betrug 381° C. Die rektale Untersuchung ergab einen
normalen Füllungszustand der erreichbaren Darmteile. Nach einer
Arekolineinspritzung traten häufige Darmentleerungen auf. In
den nächsten 24 Stunden wechselten schmerzfreie Pausen, in denen
das Pferd an die Krippe trat und fraß, mit heftigen, zuweilen mehr-
stündigen Kolikäußerungen.
Der unregelmäßire Verlauf der Erkrankung im Zusammen-
hang mit dem Weideaufenthalt im vergangenen Sommer führte
zu der Vermutung, daß es sich um eine durch Gastruslarven verur-
sachte Kolik handeln könnte. Das Pferd erhielt am dritten Krank-
heitstage, als die Kolikerscheinungen weiter anfallsweise und in
unverminderter Stärke auftraten, Schwefelkohlenstoff in Gelatine-
kapseln, von denen in zweistündigen Pausen dreimal zwei Stück
à 8 g mit Hilfe eines Pilleneingebers verabreicht wurden. Einige
Stunden nach der letzten Dosis wurden 25 g Aloëextrakt einge-
geben. Am zweiten Tage darauf traten breiige Eintleerungen auf,
— 95 —
in welchen über 200 Exemplare der Gastruslarven gezählt wurden.
Das Pferd war von dieser Zeit an gesund. Soweit dieser Fall eine
Verallgemeinerung gestattet, dürfte der intermittierende Verlauf
einer Kolik bei reger Darmtätigkeit für eine Gastruslarvenkolik
verdächtig sein.
Gesichtsschwindel bei einem Pierde.
Von Oberveterinär Freise.
Bei einer größeren Wagenfahrt im Juli vorigen Jahres, an
einem ziemlich heißen Tage, hatte ich Gelegenheit, folgenden inter-
essanten Fall zu beobachten. Der Wagen war bespannt mit zwei
«delgezogenen, mittelgroßen Pferden ostpreußischen Schlages, fünf
und sechs Jahre alt. Die beiden Pferde trabten den etwa 16 km
langen Weg (Chaussee) hin sehr willig und flott. Auf dem Heim-
wege, welcher nach einer Pause von etwa 3 Stunden erfolgte, zeigte
das linke Pferd, eine Fuchsstute, plötzlich folgende Erscheinungen.
Nachdem etwa 4 bis 5 km zurückgelegt waren, fing dasselbe an
träge zu werden, so daß der Kutscher es fortwährend mit der
Peitsche antreiben mußte, um es überhaupt in der Trabbewegung
zu behalten. Dabei zeigte die Stute einen schwankenden Gang,
machte häufig schüttelnde und kurze, zuckende Bewegungen mit
dem Kopfe, welche Erscheinungen aber nach wenigen Minuten ver-
schwanden, sobald wir in einen kühlen schattigen Wald gekommen
waren. Auch wurde die Stute jetzt wieder viel frischer und ging
ebenso flott wie auf dem Hinwege, so daß von den oben erwähnten
Erscheinungen nichts zu merken war. Als aber der Wald zu Ende
war, und wir uns kaum wieder auf der freien Chaussee befanden,
fing die Stute auch schon wieder an, im Traben nachzulassen. Bald
half auch das Antreiben mit der Peitsche nicht mehr. Das Pferd ging
in Schritt über und machte mehrere schnell aufeinander folgende
zuckende Bewegungen mit dem Kopfe nach oben, wobei die Augen
soweit verdreht wurden, daß nur die weiße, undurchsichtige Horn-
haut sichtbar war. Infolgedessen ließ ich sofort halten. Kaum
war ich vom Wagen abgestiegen, da fing die Stute auch schon an
am ganzen Körper zu zittern, und in wenigen Augenblicken war
dieselbe über und über mit Schweiß bedeckt. Dabei lehnte sie sich
gegen das andere Pferd fest nach rückwärts in den Steuerriemen,
so daß es nicht möglich war, letzteren loszuschnallen. Bald
fingen auch die vier Gliedmaßen stark zu zittern an, und im näch-
sten Moment stürzte die Stute zusammen. Auf dem Wege lag sie
dann ganz ruhig, die vier Gliedmaßen von sich gestreckt. Die
Atmung war etwa um das Dreifache beschleunigt und erfolgte
pumpend unter heftigem Schlagen mit den Flanken und bei weit
aufgesperrten Nüstern. Der Puls war nur wenig beschleunigt, voll
und kräftig. Die Pupille war weit geöffnet, der Blick ängstlich.
Auch bemerkte ich am ganzen Körper Muskelzittern und Abgang
von Gasen. Um das Pferd zu beruhigen, ließ ich diesem eine
wollene Decke über den Kopf legen und es abschirren. Nach etwa
— 96
112 bis 2 Minuten sprang die Stute plötzlich auf, schüttelte sich und
wieherte.e Wohl machte sich auch jetzt noch große Schwäche be-
merkbar durch heftiges Zittern und Flankenschlagen. Aber auch
diese Erscheinungen schwanden bald, so daß ich nun die Stute
wieder anspannen ließ, um weiter zu fahren. Das Pferd trabte
wieder recht flott und munter mit seinem Nebenpferde mit, ohne
daß der Kutscher es viel anzutreiben brauchte. Allerdings ging
der Weg jetzt bergab und mehr nach links, so daß wir die Sonne
mehr von der Seite hatten. Nachdem wir aber die nächste Ort-
schaft passiert hatten, führte der Weg wieder stark nach rechts,
so daß uns die Sonne direkt in die Augen schien. Kaum waren wir
in dieser Richtung 100 m gefahren, da fing die Stute auch schon
wieder an, mit dem schräg nach rechts gestellten Kopfe kurze,
zuckende Bewegungen nach oben zu machen, und im nächsten
Augenblick stürzte sie auch schon wieder zusammen, dieselben Er-
seheinungen zeigend wie vorhin. Die ihr schnell übergeworfene
Decke beruhigte sie sehr bald wieder, so daß die Stute nach wenigen
Sekunden schon wieder aufsprang und vollkommen gesund er-
schien. Um ein nochmaliges Auftreten dieser Erscheinungen zu
vermeiden, ließ ich die Pferde ausspannen und erst am Abend,
nachdem es kühl geworden und die Sonne bereits untergegan-
gen war, im Schritt nach Hause fahren. Jetzt zeigte die Stute
auch nicht die geringsten Erscheinungen des oben erwähnten
Schwindels, sondern ging munter und flott neben seinem Neben-
pferde, sprang wiederholt, wenn andere Fuhrwerke vorbeifuhren,
und schlug mit den Hinterbeinen aus.
Da das Geschirr sehr bequem lag und auch keine Scheuklappen
am Zaume angebracht waren, wovon ich mich persönlich überzeugt
habe, und da anderseits auch im Walde, wo das Sonnenlicht durch
die Bäume abgehalten wurde, keine der oben erwähnten Erschei-
nungen sich zeigten, so muß dieser sogenannte Gesichtsschwindel
verursacht worden sein durch die Einwirkung der grellen Sonnen-
strahlen auf das Augeninnere.
Der Besitzer hatte das Pferd erst vor kurzer Zeit gekauft und
konnte mir daher auch keine Auskunft geben, ob das Pferd schon
früher derartige Erscheinungen gezeigt habe. Später aber habe
ich von demselben erfahren, daß die Stute während des Sommers
häufiger diese Schwindelanfälle gehabt habe, und zwar besonders
an heißen Tagen.
v. Schoenaich: Uber die Zweckmässigkeit der Gangarten.
Deutsche Sankt Georg Sportzeitung 1911, Heft 34 u. 35.
Verfasser beschäftigt sich in einem längeren Aufsatz mit der
schwierigen Frage der Zweekmäßigkeit bzw. Mechanik der Gang-
arten des Pferdes und hebt hervor, daß über die Gangarten des
— 97 —
Pferdes bei Fachleuten sowie auch in den meisten wissenschaft-
lichen Lehrbüchern, trotzdem wir in dem Kinematographen ein
untrügliches Beweismittel haben, vielfach irrtümliche Anschau-
ungen bestehen.
Verfasser bespricht zunächst die Bedeutung der Vorder- und
Hintergliedmaßen für die Bewegung und geht dann auf die
einzelnen Gangarten über, sowohl was ihre Zweckmäßigkeit als
a. was die einzelnen Phasen und die Folge der Extremitäten
etrifft.
Durch instruktive Skizzen und Zeichnungen werden die Aus-
führungen leichter verständlich gemacht. Eine schematische Dar-
stellung veranschaulicht in recht übersichtlicher Weise die Zeit-
folge des Fußens und Abfußens sowie die verschieden lange Zeit-
dauer dieser Momente bei den einzelnen Gangarten.
Beim Renngalopp wird an die früher nicht selten falsche
Darstellung dieser Gangart durch Künstler und Maler erinnert, bei
welcher die Pferde gleichzeitig Vorder- und Hinterbeine weit aus-
strecken, dabei in der Luft schweben, während in Wirklichkeit
beim Renngalopp wohl ähnliche Momente vorkommen, bei denen
aber entweder die Vorderbeine oder die Hinterbeine den Boden
berühren oder in verschieden gebeugter Haltung und Lage in der
Luft schweben.
Im allgemeinen muß dem Verfasser in der Beschreibung der
Mechanik der Gangarten zugestimmt werden. Auf einzelne strittige
Punkte wird später zurückgekommen werden. Tatsache ist es,
daß in einzelnen wissenschaftlichen Werken der -Galopp falsch
dargestellt ist. So ist beispielsweise im Lehrbuch der Physiologie
von Munk, Ausgabe 1902, der Galopp in seinen einzelnen Be-
wegungsphasen falsch geschildert, trotzdem sehon in früheren
Jahren in anderen Lehrbüchern, so 1874 von Marey, 1882 von
Willmann sowie 1887 durch die ausgezeichneten kinematogra-
phischen Wiedergaben von Muybridge und in den achtziger
Jahren von Ottomar Anschütz eine richtige Beschreibung
und korrekte Wiedergabe des Galopps sich findet.
Dagegen kann man dem Autor nicht immer in seinen Zweck-
mäßigkeitstheorien folgen.
Daß der Schweif des Pferdes nur Fliegenwedel sein soll, ist
eine weit verbreitete Ansicht, die aber nicht ganz zutrifft. Der
Schweif ist, wenn man bei ihm überhaupt vom Zweck sprechen
will, nicht allein der Fliegen wegen vorhanden, sondern er schützt
Alter und Scham vor Verletzungen, ist bei Kot- und Urinentleerung
von Bedeutung und spielt auch selbst bei der Bewegung des
Tieres eine, wenn auch untergeordnete, Rolle.
Die Theorie, daß der Galopp sich bei den wilden Pferden als
Notwendigkeit bei den unebenen Bodenverhältnissen ausgebildet
hat, hat wohl etwas Bestechendes, läßt sich aber nicht aufrecht
erhalten. Der Galopp ist für das Pferd eine natürliche Gangart,
die es als Füllen auf der ebenen Weide bald erlernt, die ihm viel-
leicht bequemer ist und es auch im Vergleich zum Trab weniger
anstrengt.
Bei der Beschreibung des Schrittes kann man nicht ganz
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 2. Heft. í
= 98 —
damit einverstanden sein, daß hierbei stets drei Beine den Boden
berühren, der Körper mithin in dieser Gangart drei Unterstützungs-
punkte haben muß. Die Momentbilder widersprechen dem. Es
gibt Momente, in welchen nur zwei Beine (z. B. einer Seite) den
Rumpf stützen, ohne daß ein dritter Fuß den Boden auch nur mit
der Zehe berührt.
Widersprochen muß ferner der Behauptung werden, daß beim
Schritt der taktmäßig vorwärtsschwingende Hals und Kopf durch
Verlegung des Schwerpunktes die zeitweise auf dem toten Punkt
angelangte Schubtätigkeit der Hinterbeine — in dem Moment,
in welchem das eine Hinterbein zu weit nach vorn steht und das
andere gerade an die Grenze der erreichbaren Streckung gekommen
ist -— die Vorwärtsbewegung fördern.
Das Heben und Senken des Kopfes und Halses hängt viel-
mehr vom Schweben und Stützen der Vorderbeine ab. Das Heben
erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Vorderbein in senkrechter
Lage den Rumpf stützt. Sehr augenscheinlich tritt dies bei lahmen
Pferden hervor.
Hals und Kopf haben auch bei Beginn der Bewegung durch
Vorneigen ebensowenig einen Einfluß auf die Vorwärtsbewe-
gung wie das Vorsetzen eines Vorderbeines. Der erste Impuls der
Vorwärtsbewegung ist lediglich der Schubkraft der Hinterbeine
zuzuschreiben, der infolge des mehr halswärts gelegenen Schwer-
punktes nicht sehr groß zu sein braucht.
Dagegen spielen Kopf und Hals wohl bei der Veränderung der
Gleichgewichtslage und zur Herstellung des Gleichgewichtes
während der Bewegung und namentlich beim Sprunge eine Rolle.
Dasjenige Pferd, welches mit tief gesenktem Kopf und Hals beim
Sprunge auf die Vorderbeine niederkommt, geht sicher kopfüber.
Daß beim Trabe der Rumpf in einer Horizontalen nach vorn
bewegt wird, ist wohl cum grano salis zu verstehen. Denn eine
Wellenlinie muß selbst bei dem angenehmsten Traber wegen des
abwechselnden Schwebens in der Luft und Ruhens auf einem
diagonalen Beinpaar entstehen.
Beim Galopp und auch beim Weitsprung wird das vorgreifende
Bein mit dem Sprungstab des Menschen verglichen. Es lenkt die
Sprungrichtung etwas nach aufwärts ab. Daß die Vorderbeine
dabei als Sprungstab dienen, ist nicht ganz zutreffend. Dagegen
spricht, daß die den Körper abstoßenden Vorderbeine bereits vor
Beginn des Galoppsprunges sich vom Boden ablösen. Sie haben
in? wesentlichen die Aufgabe, die horizontale Geschwindigkeit, wie
sie beim Galopp und Weitsprung besteht, in Vertikalgeschwindier-
keit umzuwandeln, d. h. den Pferdekörper in die entsprechende
Sprungrichtung zu bringen.
Beim Hoch- und Weitsprung werden nach dem Autor die
Hintergliedlmaßen nicht wie beim kurzen Galopp oder Renngalopp
nach- und hintereinander aufgesetzt, sondern wie bei der Lanzade
gleichzeitig und nebeneinander unter den Rumpf gestellt, um so
vereint die zum Sprung erforderliche Kraft zu erzeugen. Wenn
man diese Frage allein nach den Momentbildern zur Entscheidung
bringen will, so ist nach den Momentaufnahmen von Muybridge
m a Te M
--- 99 ree
f
und Anschütz die Beinsetzung der Hintergliedmaßen genau
so wie im Galopp, nicht nebeneinander, sondern zeitlich und räum-
lich (beide Hinterfüße nicht in gleicher Höhe stehend) von ein-
ander getrennt. Die räumliche Entfernung wird auf 30 bis 40 cm
angegeben. Diese Beinstellung ist auch besser geeignet, die auf die
Hinterbeine übernommene Last zu stützen um damit auch die
Schubkraft zu erhöhen. |
Die Arbeit des Verfassers wird zweifelsohne in sportlich-
kavalleristischen Kreisen mit Interesse gelesen werden und
Veranlassung zum Meinungsaustausch geben, für den Veterinär-
offizier ist sie ein Fingerzeig, daß auch er an mancher reiterischen
Frage mitzuarbeiten Gelegenheit findet, sogar dazu berufen ist.
Gefördert wird sicher sein Interesse, wenn ihm allgemein gestattet
würde, an der Offizierreitstunde teilzunehmen. Wöhler.
A. v. Wassermann, Keysser und M. Wassermann: Beiträge
zum Problem: Geschwülste von der Blutbahn therapeutisch
zu beeinflussen. Auf Grund chemotherapeutischer Versuche an
tumorkranken Tieren. Deutsche Medizin. Wochenschrift Nr. 51.
Verfasser hatten sich die Aufgabe gestellt, die endogen gebil-
deten Körperzellen, wie sie in den Geschwülsten vorhanden sind,
chemotherapeutisch zu beeinflussen, ohne daß die zum normalen
Bestande gehörigen Körperzellen angegriffen werden, ein Ziel, das
bisher allgemein als unerreichbar galt.
Ihre Versuche erstreckten sich auf künstlich gezüchtete Sar-
kome und Karzinome bei Mäusen und gingen zunächst dahin, fest-
zustellen, ob es möglich ist, schnell wachsende Tumorzellen unter
Erhaltung des Lebens des kranken Tieres, also unter Intaktbleiben
der übrigen Körperzellen, durch chemische Mittel von der Blut-
bahn aus therapeutisch derart zu beeinflussen, daß sich das Mittel
von selbst seinen Weg zur Tumorzelle bahnt.
Nach vielen, lange Zeit andauernden und an Tausenden von
Tieren ausgeführten Versuchen fanden Verfasser in dem Selen und
Tellur Substanzen, die, sofern sie in die Tumorzelle hineinge-
langen, diese zu zerstören imstande sind. Wurde Selen bzw.
Tellurnatrium in Lösung in einen von außen zugänglichen Tumor
injiziert, so trat eine Erweichung und Verflüssigung des Tumors
ein, der sich nach außen entleerte, ein Vorgang, der in einigen
Fällen zur radikalen Heilung ohne Rezidivbildung führte.
Es galt nun festzustellen, wie sich diese Salze verhalten, wenn
sie nieht direkt in den Tumor, sondern in die Blutbalın eingespritzt
wurden. Dabei stellte es sich heraus, daß die mit Natrium tellurium
und seienicum vorgenommenen intravenösen Injektionen, die bei
Mäusen in die Schwanzvene gemacht wurden und eine minutiöse
und schwierige Technik darstellten, keinerlei Einwirkung auf die
Tumoren hatten. Die Ursache dieses Mißerfolges konnte nur darin
gesucht werden, daß eben diese Salze nicht in den Tumor ge-
langten.
A. v. Wassermann hatte nun erkannt, daß für gewisse
=>
i
— 10 —
Substanzen chemische Transportmittel notwendig seien, um sie
an die Körperzellen heranzubringen, und als solche nahm er für
das Selen und Tellur gewisse Farbstoffe aus der Fluoreszeinreihe,
von denen er aus früheren Erfahrungen her wußte, daß sie, in die
Blutbahn gespritzt, im lebenden Organismus rasch diffundieren
und selbst ungemein rasch sich in schlecht vaskularisierte Gebilde
wie Hornhaut und den Humor aqueus verbreiten.
Diese Aufgabe, Selen und Tellur locker an gewisse Fluoreszein-
stoffe, wie Eosin, Erythrosin, Cyanosin und andere zu kuppeln,
wurde dem Chemiker Dr. Ernst Wassermann übertragen.
Hunderte von diesem hergestellte Mittel wurden, ohne vollen Er-
folg zu haben, untersucht, bis es gelang, ein Präparat zu gewinnen,
das aus Eosin und Selen zusammengesetzt ist.
Spritzte man diese Substanz in Dosis 2,5 mg einer 15 g
schweren gesunden Maus ein, so zeigte sich sofort eine ungemein
starke Rötung des gesamten Tieres, die schon vor Beendigung der
Injektion begann und stärker werdend die Schnauze, die Augen
und die Pfoten lebhaft rot erscheinen ließ.
Wurde aber diese Injektion bei einer tumorkranken Maus ge-
macht, so trat nach zwei an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ge-
machten Injektionen kaum eine Veränderung ein. Erst nach der
dritten Injektion war eine deutliche Erweichung des Tumors und
nach der vierten eine Resorption des verflüssigten Tumors nach-
weisbar. Unter der fünften und sechsten Injektion nahm die Re-
sorption und Verkleinerung des Tumors, an dem man das Gefühl
des „leeren Sackes‘“ hatte, weiter zu, und das Tier wurde innerhalb
10 Tagen unter Verschwinden jeglichen Tumorrestes völlig geheilt.
Zu bemerken ist aber, daß die Heilung nicht in allen Fällen, be-
sonders nicht bei größeren Tumoren, so glatt und ungestört verlief.
Patienten, bei denen die Verflüssigung und Erweichung des Tumors
sehr schnell und stürmisch vor sich geht, werden schwer krank
und gehen zugrunde. Die Verfasser sind der Ansicht, daß diese
Tiere der Toxizität der resorbierten Massen erliegen.
Verfasser haben dureh monatelange Beobachtungen der ge-
heilten Tiere festgestellt, daß ein Rezidiv nicht auftrat, betonen
aber anderseits, daß, wenn nur geringe Reste von Tumorgewebe
zurückbleiben, dann ein Rezidiv meistens sehr rasch eintritt.
Auf welche Weise die schnelle Heilwirkung der Eosinselen-
verbindung zustande kommt, hat v. Hansemann durch ein-
gehende pathologisch-anatomische Untersuchungen festgestellt.
Nach diesen Untersuchungen zerstört das Mittel die Kerne der
Tumorzellen und diese letzteren gehen auf dem Wege des Kern-
zerfalles (Pyknose) zugrunde. Die Geschwulst verwandelt sich all-
mählich in einen Detritus und dieser wird hauptsächliehst nach der
Milz und im geringeren Grade nach der Leber transportiert und
dort resorbiert. Eine Schädigung der übrigen Körperzellen hat
v. Hansemann niemals beobachten können.
i Aber auch sehon makroskopisch lassen sich die Ver-
änderungen eines mit Eosin behandelten Tumors feststellerr
Bei dem im Stadium der Eirweichung befindlichen Tumor ist de ER
sonst solide und grauweiße Tumor intensiv rot gefärbt gegen-
— 101 —
über der entweder farblosen oder nur schwach rot gefärbten Um-
sebung. Es hat sich demnach das Mittel elektiv in dem Tumor
aufgespeichert. Der Tumor ist ferner zu dieser Zeit mehr oder
weniger zerfallen und besteht aus bröckligen Massen, während in
späteren Stadien, wo der Tumor das Gefühl des „leeren Sackes“
hat, dieser nur noch eine speckige Detritusmasse darstellt.
Zu erwähnen ist noch, daß die Verfasser auch durch Versuche
an zwei Mäusen, die spontan an Tumoren erkrankt waren, an
denen also die Tumoren nicht durch Impfung erzeugt waren, ein
vleich gutes Resultat erzielt haben.
Die genialen Versuche der Verfasser eröffnen fraglos neue
Bahnen und Aussichten in der Heilung der Tumoren. Um aber
falsche Hoffnungen und Aufregungen unter den tumorkranken
Menschen zu verhüten, betonen Verfasser, daß zwischen den Sar-
komen und Karzinomen der Mäuse und der Krebskrankheit der
Menschen weitgehende biologische Unterschiede bestehen, und daß
sie bisher keinen Anhalt dafür besitzen, daß diese Mittel auch bei
tumorkranken Menschen ähnlich wirken; dies sei vielmehr künf-
tiger intensiver chemisch-biologischer Arbeit vorbehalten.
Wöhler.
Joest: Weitere Untersuchungen über die seuchenhafte Gehirn-
Rückenmarksentzündung (Bornasche Krankheit) des Pferdes
mit besonderer Berücksichtigung des Infektionsweges und
der Kerneinschlüsse. Zeitschrift für Infektionskrankheiten,
parasitäre Krankheiten und Hygiene der Haustiere.
Bereits 1909 Bd. 6 dieser Zeitschrift hatte Joest über eigen-
tümliche Kerneinschlüsse der Ganglienzellen bei der Bornaschen
Krankheit berichtet. Mit Hilfe der modifizierten Mannschen
Färbung, wie sie zum Nachweis der Negrischen Körperchen
bei Tollwut verwendet wird, hatte er in Gemeinschaft mit seinem
Assistenten Dr. Degen in den großen Ganglienzellen des Am-
monshornes intranukleär gelegene Körperehen nachgewiesen, die
sich durch eine ausgesprochene Affinität zum Eosin auszeichnen.
Diese Körperchen heben sich infolgedessen leuchtend rot von dem
hellen Untergrund des chromatinarmen Kernes der Ganeglienzellen
ab, während, wenn die Färbung gut gelungen ist, deren Zelleib
blau und deren Nucleolus violett erscheint. Rings um die Körper-
chen tritt meist ein heller, vollkommen farbloser Hof deutlich her-
vor. Die Zahl der in einer Ganglienzelle vorkommenden intranu-
kleären Körperchen ist wechselnd. Die Gestalt ist fast stets kugeliw,
seltener ovoid. Mitunter erscheinen die Körperchen in zwei Hälf-
ten geteilt. Die betreffenden Ganglienzellen frischer Präparate
sind in allen ihren Teilen stets wohlerhalten.
Von demselben Verfasser erschien dann im Jahre 1911 in
Bd. 9 derselben Zeitschrift eine sehr ausführliche Arbeit über die
pathologische Histologie, Pathogenese und postmortale Diagnose
der hier in Frage stehenden Krankheit. Hiernach ist die
Bornasche Krankheit eine akute, disseminierte, infiltrative,
== 102. ==
nicht eitrige Meningoencephalitis und Myelitis von lympho-
eytärem Typus und vorwiegend mesodermalem (vaskulärem) Cha-
rakter. Die Gefäße der nervösen Substanz des Gehirns (und z. T.
auch des Rückenmarks) zeigen regelmäßig eine ausgesprochene
entzündliche Infiltration ihres adventitiellen, zum Teil auch ihres
perivaskulären Lymphraumes. Die Infiltratzellen sind vorwie-
gend Lymphocyten, daneben beobachtet man Polyblasten und ver-
einzelt Plasmazellen, polymorphkernige Leukocyten jedoch nicht.
Die gleichen entzündlichen Infiltrate treten in meist diffuser Aus-
breitung auch in der nervösen Substanz des Gehirns und Rücken-
marks selbst auf und stehen mit den vaskulären Infiltraten in Zu-
sammenhang. In allen Gehirnen, in denen diese charakte-
ristischen entzündlichen Veränderungen zugegen sind, lassen sich
auch in den großen Ganglienzellen des Ammonshornes und der
Riechwindung die schon beschriebenen Kerneinschlüsse nach-
weisen.
Die Entzündung ist am meisten ausgeprägt im Riechhirn
(Riechkolben und Riechwindung), wo sie auch beginnt, und es
muß angenommen werden, daß die Infektion von der Nasen-
schleimhaut aus auf dem Wege der den Nervus olfactorius be-
gleitenden Lymphbahn erfolgt. Der Sektionsbefund kommt für
die postmortale Diagnose nicht in Betracht.
Bei der Wichtigkeit des Infektionsweges schienen weitere
Untersuchungen an Riechkolben von Bornapferden geboten, ferner
über das Verhalten der Nasenhöhle. Auch war die Natur der be-
schriebenen Kerneinschlüsse noch klarzustellen. Das Ergebnis
dieser Untersuchungen bringt die jetzt vorliegende Veröffentlichung.
In allen neuerdings untersuchten 27 Fällen wiesen die Riech-
kolben die überaus charakteristischen Veränderungen auf. Das
ausnahmslose Betroffensein des Riechkolbens und die Tat-
sache, daß dieser im allgemeinen ebenso stark, ja in vielen Fällen
noch stärker affiziert ist als die Riechwindung geben, der früher
bereits vertretenen Ansicht, daß der Erkrankungsprozeß im Bulbus
olfactorius beginnt, und die Infektion von der Nasenschleimhaut
aus erfolgt, eine wichtige Stütze Die entzündlichen Erschei-
nungen sind besonders auf die Glomerulusschicht, also auf die
Partie lokalisiert, in deren Bereich der Nervus olfactorius sich in
die Hirnrinde einsenkt. Auch der Nervus olfactorius und seine
Scheiden (sowie die Pia) weisen dieselben typischen Veränderungen
auf. Damit ist der pathologisch-histologische
Beweis dafür als erbracht anzusehen, daß bei
der Bornaschen Krankheit die Infektion von der
Nasenhöhle aus durch Vermittlung der zum
Nervusolfactorius gehörigen Lymphbahnener-
folgt. Die Schleimhaut der Nasen- und ihrer Nebenhöhlen zeigt.
abgesehen von einem häufig zu beobachtenden leichten Katarrh,
keine wesentlichen und charakteristischen Erscheinungen.
Die bereits erwähnten Kerneinschlüsse ließen sich bei fast
allen Fällen in den Ganglienzellen des Ammonshornes nachweisen.
Sie müssen, da sie bei normalen Pferden und bei solchen, die an
sonstigen Erkrankungen des Gehirns gelitten haben, konstant
-- 103
fehlen, für die Bornasche Krankheit als spezifisch angesehen
werden. Die Kerneinschlüsse sind homogen, ohne Protoplas-
mastruktur, und setzen sich nur aus Plastinsubstanz zusammen.
Sie zeigen stets scharfe Umrisse und sind durch einen hellen,
meist farblos erscheinenden Hof abgeschlossen. Dieser Hof ist eine
geschlossene Hülle, der sich, wenn auch schwer, färberisch dar-
stellen läßt. Die diplokokkenähnlichen Doppelformen lassen sich
als Teilungsstadien auffassen und die ovoiden Formen als Vor-
stadien derselben. Bezüglich der Natur dieser Kern-
einschlüsse ist Joest auf Grund der gesamten Unter-
suchungen und vergleichenden Studien zu der Ansicht ge-
kommen, daß die Einschlüsse mit großer Wahr-
scheinlichkeit als Produkte der Reaktion der
Ganglienzellen auf die Invasion eines organi-
sierten parasitären Agens anzusprechen Sind,
welceheszudenChlamydozoenzurechnenistoder
diesen nahesteht.
Bezüglich des Auftretens von spezifischen Einschlüssen in den
Ganglienzellen besteht eine gewisse Übereinstimmung zwischen der
Bornaschen Krankheit und der Tollwut, Staupe, Hühnerpest.
Ziemlich übereinstimmend ist auch das gesamte pathologisch-histo-
logische Bild dieser vier Krankheiten, welches eine Encephalitis
(bzw. Myelitis) zeigt, bei der vaskuläre Infiltrate von mononu-
kleärem Typus neben ebensolchen Gewebsinfiltraten das vor-
herrschende Material bilden. Dieser Umstand läßt die Annahme
nicht ungerechtfertigt erscheinen, daß diese Krankheiten wahr-
scheinlich auch ätiologisch eine gewisse Zusammengehörigkeit be-
sitzen. Otto.
Müller: Über den Bakteriengehalt des in Apotheken erhältlichen
destillierten Wassers. Münchener Medizin. Zeitschrift Nr. 51,
1911.
Wechselmann und nach ihm Ehrlich haben darauf
hingewiesen, daß die bei der intravenösen Salvarsanbehandlung
häufig sich einstellenden Nebenerscheinungen, wie Ficber, Kopf-
schmerzen, Erbrechen und Diarrhoe nicht auf das Salvarsan, son-
dern auf den Bakteriengehalt des zur Herstellung der Injektions-
lösungen verwendeten destilliertten Wassers bezogen werden
müssen, und daß diese unangenehmen Nebenerscheinungen ver-
mieden werden können, wenn absolut frisch destilliertes Wasser
zur Verwendung kommt.
Verfasser hat demgemäß zur Klärung dieser Frage 16 Proben
von in verschiedenen Apotheken in Graz eingekauften destillierten
Wässern sowie 4 im hygienischen Institut in Graz aufgestellte
Proben nach einer bestimmten Methode untersucht. Nach dieser
Untersuchung bewegten sich die Keimzahlen bei der überwiegen-
den Mehrzahl der Wässer zwischen 100 000 bis 700 000 in 1 cem
Wasser.
Wenn, wie beim Menschen, 200 bis 300 cem Flüssigkeit bei
— 104 —
der Salvarsanbehandlung jedesmal in die Vene eingeführt werden,
so würden dies bei dem niedrigsten festgestellten Keimgehalt des
Wassers 6 Millionen, bei dem höchsten 1500 Millionen Keime aus-
machen.
Es sind dies enorme Zahlen, so daß man sehr wohl verstehen
kann, daß solch große Mengen an Keimen dem Organismus nicht
gleichgültig sein können.
Die Forderung, nur frisch destilliertes, bis zum Gebrauch
steril aufbewahrtes Wasser bei den intravenösen Injektionen zu be-
nutzen, ist deshalb voll berechtigt, und auch die Erfahrungen
bei der Salvarsanbehandlung der Tiere (Brustseuchebehandlung)
haben dargetan, daß bei Verwendung frisch destillierten Wassers
die auch hier früher beobachteten unangenehmen Nebenerschei-
nungen nicht eintraten. Wöhler.
Geburtstagfeier Seiner Maj estät des Kaisers und Königs.
. Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wurde
seitens der Militär-Veterinär-Akademie auch in diesem Jahre
am Vorabend desselben durch ein gemeinsames Festessen der
Inspizienten und Studierenden im Kasino der Akademie gefeiert,
bei welehem der erste Inspizient, K.St.V. Tetzner, das Kaiser-
hoch ausbrachte.
Am Geburtstag Seiner Majestät des Königs vereinigten sich
die Veterinäroffiziere und Unterveterinäre der Akademie sowie die
zur Akademie kommandierten Veterinäroffiziere unter Vorsitz des
Direktors der Akademie, Generalveterinär Hell, zu einem Fest-
essen in der Ressource, an welchem auch Geh. Reg. Rat Prof. Dr.
Schütz, K.St.V.a.D. Schmidt und St.V. a. D. Schüler teilnahmen.
Die Offiziere und Veterinäroffiziere der Militär-Lehr-
sehmiede begingen die Feier des Allerhöchsten Geburtstages
dureh ein Festdiner am 27. Januar 1912 in den Räumen des
„Prinz Wilhelm“, an welchem sich der Veterinärinspekteur General-
major Dreher, der zur Inspektion kommanldierte Oberstleutnant
v. Glasenapp, der Adjutant der Inspektion Rittmeister Sost-
mann und außerdem mehrere zur Tierärztlichen Hochschule kom-
mandierte Offiziere beteiligten.
Die Berliner Tierärztliche Hochschule feierte wie üblich
den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers durch einen Festakt
in der Aula der Hochschule, woselbst sieh sämtliche Korporationen
sowie die Studentenschaft der Tierärztlichen Hochsehule und der
Militär-Veterinär-Akademie versammelt hatten und bei dem Vertreter
hoher Staatsbehörden sowie eine Anzahl Ehrengäste zugegen waren.
Aus dem Landwirtschaftsministerium waren erschienen Unter-
staatssekretär Küster, Ministerialdirektor Schröter, Geh. Reg.
— 105 —
Rat Dr. Heße, Veterinär- und Regierungsrat Nevermann,
aus dem Kriegsministerium Major Frhr. v. Schoenaich. Ferner
waren zugegen der Direktor der Militär-Veterinär-Akademie Ge-
neralveterinär Hell, der Rektor der Landwirtschaftlichen Hoch-
schule Geh. Reg. Rat. Prof. Dr. Wittmack, Geh. Reg. Rat Dr.
Ostertag, die Reg. Räte Prof. Dr. Zwick, Wehrle und Tietz,
die Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie und der größere
Teil der zur Akademie kommandierten Veterinäroffiziere sowie
viele Vertreter des tierärztlichen Standes mit ihren Damen.
Eingeleitet wurde die Feier mit dem Gesang „Der 100. Psalm
von F. Mendelssohn“, vorgetragen von Mitgliedern des Königlichen
Hof- und Domchores in Berlin. Danach hielt Prof. Dr. Kärnbach
die wissenschaftliche Festrede über das Thema: Die Diätetik und
ihre Bedeutung für die Krankheiten der Pferde. In einem wir-
kungsvollen Schluß hob Redner die weitgehende Förderung her-
vor, die die Veterinärwissenschaft sowie das ganze Veterinärwesen
unter der Regierung Kaiser Wilhelms II. erfahren hat, und brachte
den Dank an Seine Majestät in einem freudigen Hoch zum Aus-
klang, in welches die Festteilnehmer begeistert einstimmten.
Anschließend hieran gab der Rektor die neuen Preisaufgaben
für das Jahr 1912 bekannt, nachdem er sein Bedauern darüber
ausgesprochen hatte, daß leider keine der beiden vorjährigen
Preisaufgaben gelöst worden sei. Mit einem Gesangsvortrag des Dom-
ehores „Das Kaiserlied von C. J. Dreyer“ schloß die würdige Feier.
Ehrung des Korpsstabsveterinärs a. D. Wittig.
Am 18. Dezember v. J. überreichte eine Abordnung von
Veterinäroffizieren dem Korpsstabsveterinär a. D. Wittig im
Namen der Veterinäroffiziere des IJI. Armeekorps und derjenigen,
die früher diesem Armeekorps angehört haben, eine künstlerisch
ausgeführte Ledermappe mit den Photographien der Stifter.
Oberstabsveterinär Güntherberg brachte in warmen Worten
die Verehrung zum Ausdruck, die alle jüngeren Kameraden für
ihren langjährigen Vorgesetzten stets empfunden hätten. Korps-
stabsveterinär Wittig dankte gerührt in herzlicher Weise und
versicherte, daß ihm die Mappe eine große Freude bereite und
auch nach seinem Ausscheiden ein stetiges Band mit den Kame-
raden bilden werde.
Die Herren der Abordnung weilten lange als Gäste des Herrn
korpsstabsveterinärs im Kreise seiner Familie, und allen werden
diese frohen Stunden eine bleibende Erinnerung sein.
Militärtierärztliche Vereinigung.
Auf der letzten Versammlung, zu der wieder eine große Anzahl
Veterinäre erschienen war, sprach zunächst Ob. Vet. Dr. Rei-
necke über seine Erfahrungen mit der Infusion konzentrierter
— 106 —
Salvarsanlösung bei der Behandlung brustseuchekranker Pferde.
Die näheren Angaben finden sich in einem besonderen Artikel dieses
Heftes (s. S.60). Anschließend an diese Ausführungen machte hierzu
St. Vet. Bauer noch einige interessante Mitteilungen. Bei
keinem der 13 von ihm mit Salvarsan (3 : 40,0 Kochsalzlösung)
behandelten brustseuchekranken Pferde (die Einverleibung der
Lösung erfolgte mit einer größeren Pravazschen Spritze) hat er
irgend welche Unruheerscheinungen beobachtet. Jedoch sind bei
zwei von diesen Pferden nach 31 bzw. 45 Tagen Nachkrank-
heiten (Sehnenscheidenentzündung) aufgetreten. Allerdings sind
diese Pferde erst am 5. bzw. 6. Krankheitstage ge-
spritzt worden, weshalb B. empfiehlt, die Salvarsanbehandlung
spätestensam 3. Tage einzuleiten. Anderseits ist ein Pferd,
welches während der Erkrankung bereits Gehirnreizungs-
erscheinungen zeigte, am 3. Tage nach der Salvarsanein-
spritzung völlig munter gewesen. Mit Rücksicht auf die sehr
guten Erfolge mit dieser Behandlungsart bei der Brustseuche - -
keineVerlustemehr — hält B. es für dringend erwünscht,
daß Mittel bereitgestellt würden, um alle an Brustseuche er-
krankten Pferde der Armee sofort mit Salvarsan behandeln zu
können. Trotz des noch sehr hohen Preises dieses Mittels würde
der Staat viele Tausend Mark sparen, welche Behauptung B. durch
Zahlen bewies.
Ferner referierte Ob. Vet. Hennig über einen sehr inter-
essanten Prozeßfall eines Pferdehändlers gegen den Militärfiskus
wegen eines bei der Pferdeausmusterung gekauften Pferdes. Die
Einzelheiten dieser interessanten Ausführungen können aus be-
stimmten Gründen nicht veröffentlicht werden.
Der für diesen Abend angesagte Vortrag des Oberstabsveteri-
närs Görte ist umständehalber auf die Tagesordnung der
nächsten Versammlung (3. Februar) gesetzt worden.
| Für die Veterinäre
der Reserve und Landwehr
Neue Schirmmiütze.
Kriersministerium. .
Ñ Berlin, den 27. Dezember 1911.
Nr. 965/12. II. B3.
Vorstehende Allerhöchste Kabinettsorder wird
mit folgendem zur Kenntnis der Armee gebracht:
1. Der Deckel hat eine möglichst scharfe Kante und ist, ent-
sprechend der Kopfform, kreisrund oder etwas oval; sein
Durchmesser ist 5,5 bis 7 cm (je nach der Kopfweite) größer
als der Durchmesser der unteren Mützenweite (Kopfweite),
der ovale Deckel ist 1 bis 1,5 em (je nach der Kopfform)
länger als breit.
9. Der Besatzstreifen ist 3,7 em breit, zutreffendenfalls ein-
schließlich der andersfarbigen Vorstöße. Sind solche nicht
— 107 —
vorgeschrieben, so wird der Besatzstreifen oben von einem
eiwa 2 mm breiten Vorstoß in gleicher Farbe eingefaßt; die
Breite des letzteren ist in der des Besatzstreifens gleichfalls
mitenthalten. Die Einfassung vom Grundtuch am unteren
Rande ist 3 mm breit.
3. Die Vorstöße um den Rand des Deckels und gegebenenfalls um
den Besatzstreifen haben 3 mm Durchmesser.
4. Der Schirm von schwarzlackiertem Leder ist 22 bis 23 em
lang, vorn an der breitesten Stelle 4 cm breit, in einem Winkel
von 40° gegen den Besatzstreifen geneigt.
Insgesamt ist die Schirmmütze — über die Kokarden bis ein-
schließlich des Deckelvorstoßes im Lichten (also nicht dem
a
Tuche folgend) gemessen — 9 em hoch unten am Besatz-
streifen, entsprechend der Kopfform, zylindrisch oder etwas
oval.
Tr
Allerhöchster Bestimmung zufolge gelten
die vorstehenden Abmessungen für alle
Kopfweiten, Abweichungen hiervon sind
verboten.
Schirmmützen nach den bisherigen Vorschriften dürfen von
den Offizieren bis Ende 1912 aufgetragen werden.
gez. v. Heeringen.
Einkleidungsgeld für die Veterinäroifiziere des
Beurlaubtenstandes.
Nach $ 22 der Besoldungsvorschrift für das preußische Heer
im Frieden . vom 26. Oktober 1911 erhalten die Veterinäroffiziere
bei jeder Einberufung zu einer Übung — auch bei einer ausnahms-
weise genehmigten zweiten, die sich an die erste unmittelbar an-
schließt, von neuem — Einkleidungsgeld ohne Rücksicht darauf,
ob der Veterinäroffizier patentiert oder nur charakterisiert ist
und zwar:
der Stabsveterinär 150 Mark,
der Oberveterinär und Veterinär 135 Mark.
Wird eine Übung innerhalb der von vornherein für sie fest-
gesetzten Dauer bei verschiedenen Waffengattungen abgeleistet, so
wird das Einkleidungsgeld nur einmal gewährt.
Der Anspruch auf das Einkleidungsgeld wird durch den
Dienstantritt bei der Übung erworben.
Wird ein Offizier innerhalb der ersten acht Tage nach Antritt
der Übung von der weiteren Ableistung derselben befreit, dann
aber innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten erneut ein-
gezogen, so wird das Einkleidungsgeld nicht noch einmal gezahlt.
Fällt die Übung nach Erlaß des Einberufungsbefehls aus oder
kann sie von dem Einberufenen wegen Krankheit oder sonstiger
berücksichtigenswerter Gründe nicht angetreten werden, so darf
der Brigadekommandeur denjenigen Offizieren, die sich durch
Anschaffung oder Bestellung von Bekleidungs- und Ausrüstungs-
— 108 —
stücken auf die Übung bereits eingerichtet haben, in Grenzen des
zuständigen Einkleidungsgeldes eine Entschädigung in Höhe der
nachweislich aufgewendeten Kosten bewilligen.
Wird ein solcher Offizier innerhalb eines Zeitraumes von
sechs Monaten (vom ersten Übungstage der ersten Übung ge-
rechnet bis zum Tage des Beginnes der späteren Übung) erneut
zur Übung einberufen, so wird die empfangene Geldentschädigung
auf das zuständige Einkleidungsgeld angerechnet.
Wird ein Offizier während der Übung zu einem höheren Dienst-
grad befördert, so ist der Unterschied gegen das beim Eintritt der
Übung gewährte Einkleidungsgeld zahlbar, wenn die Beförderung
dem Beteiligten noch während der Übung bekannt gemacht
worden ist.
Offizier-Aspiranten, die während einer Übung zu Offizieren
befördert werden, erhalten das Einkleidungsgeld nur, wenn sie
vor Beendigung der Übung die Offizierbekleidung und -Ausrüstung
beschafft und benutzt haben.
|| Verschiedene Mitteilungen [=]
Ein neues Antiskabiosum. In der Humanmedizin wird vom
Oberarzt Dr. v. Neuberger ein von der Elberfelder Farben-
fabrik vorm. Friedrich Bayer & Co. hergestelltes Präparat mit
großem Erfolge bei der Behandlung der Scabies verwandt. Das
Präparat ist der Monobenzolester des Aethylglykols, und eine
25 % ige alkoholische Lösung mit Glyzerinzusatz hat neuerdings
von der Fabrik den Namen „Ristin“ erhalten.
Ristin besitzt vor vielen Krätzemitteln den Vorzug, daß es
farb- und geruchlos ist und zudem die Haut nicht reizt.
In der Regel genügen drei Einreibungen zur vollständigen
Beseitigung der Scabies. Rezidive sind bisher nicht beobachtet
worden.
Der Preis des Mittels ist ein hoher. Originalflaschen zu 175 &
kosten 5,50 Mk. Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 42.
int
Ei
DA
000000
Maul- und Klauenseuche bei Pferden. In der Tiidskrift voor
Veeartsenijkunde 38. vom 15. September 1911 berichtet Dr. de
Jong, daß drei abgesetzte Fohlen im Alter von vier bis fünf Mo-
naten, welche auf der Weide mit an Maul- und Klauenseuche er-
krankten Rindern in Berührung gekommen waren, fünf Tage
nachher die ersten Erscheinungen der Maul- und Klauenseuche
zeigten.
Die Futteraufnahme war erschwert. Es bestand Speichelfluß,
dagegen war das bei Rindern eigentümliche schmatzende Geräusch
nicht wahrnehmbar.
Auf der Schleimhaut der Maulhöhle zeigten sich bei allen drei
Fohlen frische und geplatzte Blasen (Aphthen), sowie Erosionen
und Geschwüre. Bei einem Fohlen waren größere Epitheldefekte
auch an der Zunge vorhanden.
— 109
Am Körper und an den Hufkronen waren keine Veränderungen
zu beobachten.
Der Fall beweist, daß auch zuweilen Pferde als Verbreiter
der Maul- und Klauenseuche in Betracht kommen. Die Forderung
aber, daß die gegen die Maul- und Klauenseuche zu ergreifenden
Maßregeln nicht auf Widerkäuer und Schweine beschränkt, son-
dern auch auf Pferde ausgedehnt werden müßten, ist bei der Selten-
heit der Erkrankung der Pferde an Maul- und Klauenseuche zu
weitgehend.
Neues Antidiarrhoicum. Von Prof. Dr. med. et phil. Gürber,
Marburg wird in der Münchener Medizinischen Wochenschrift
Nr. 40, 1911, ein neues Antidiarrhoicum „Uzara‘“ mitgeteilt,
das nach den bisherigen Erfahrungen und Erfolgen eine hervor-
ragende Stellung in unserem Arzneischatz einzunehmen be-
rechtigt ist.
„Uzara“ ist der Eingeborenenname eines im afrikanischen
Seengebiete heimischen und botanisch bisher noch unbekannten
Halbstrauches (wahrscheinlich der Familie der Asklepiadaceen an-
gehörig), dessen Wurzeln von den Medizinmännern im Wachstums-
gebiet der Uzara als Heilmittel bei Dysenterie benutzt werden,
aber deren Heilkraft bisher von diesen streng geheim gehalten war.
H. W. A. Hopf aus Melsungen, der lange Zeit in Afrika im
Gebiete der „Uzara“ gereist und die vorzügliche Wirkung der
Wurzel in vielen Fällen kennen gelernt hatte, hat diese zur wissen-
schaftlichen Untersuchung nach Deutschland gebracht. Obwohl die
wirksamen Bestandteile der Droge noch nicht hinreichend er-
forscht sind, so ist es doch gelungen ein Präparat herzustellen, das
die wirksamen Stoffe der Uzaradroge derart vereinigt, daß zwischen
Gewicht und Wirkung feste Beziehungen bestehen.
„Uzara“ wird von der Uzaragesellschaft in Melsungen in Forn
von Liquor, Tabletten und Suppositorien in den Handel gebracht.
Liquor Uzara ist eine 2prozentige Lösung des Präparates, die
Tabletten enthalten davon 5 mg, die Suppositorien je nach Stärke
5, 10 bis 20 mg. Der Liquor kann als Tropfen (bis 6mal täglich
30 Tropfen), als Mixtur (10,0 auf 150,0) oder als Zusatz zu
schleimigen oder adstringierenden Abkochungen (10 auf 150) ver-
schrieben werden. Von den Tabletten dürfen 3 bis 4 Stück bis 6mal
täglich gegeben werden, von den Suppositorien jedoch nur 3mal
täglich ein Stück. In wässrigen Lösungen zersetzt sich Uzara nach
wenigen Tagen.
Veterinär Videlier empfiehlt in Revue vet. mil. Band III vom
vom 30. September 1911 gegen Läuse bei Pferden: Pulv. Flor.
Pyrethri 50 g, Alcohol denatur. 600 g, Natr. carbon. erystall. 200 g,
Aqu. font. 2000 g. Man läßt die Flor. Pyrethr. mindestens 4 oder
ð Tage in Alkohol ziehen und fügt in dem Augenblick, wenn man
die Flüssigkeit brauchen will, das Wasser hinzu, in dem die Soda
gelöst ist. Filtration ist nieht nötig. Die Anwendung besteht
darin, daß man das geschorene Pferd mit der Flüssigkeit wäscht.
Beim nicht geschorenen Pferd sind die Haare gut zu durcehfeuchten.
Die Läuse sind nach einmaliger Waschung sofort tot, die Nisse
nur zum Teil. Die nieht abgetöteten Nisse sterben in den nächsten
=: 110: ==
Tagen ohne nochmalige Waschung allmählich ab. Sie sitzen am
Grunde der Haare bleich, flach, ausgetrocknet und knacken beim
Druck mit dem Daumen nicht mehr.
Der Preis der oben angegebenen Lösung, die für eine Voll-
waschung genügt, beträgt 0,80 Mk. Keine andere Behandlung,
nicht einmal die der Deutschen (sic! Der Ref.), gibt so schnelle und
so sichere Erfolge.
Grundriß der Zoologie und vergleichenden Anatomie für Studierende
der Medizin und Veterinärmedizin (zugleich Repetitorium für
Studierende der Naturwissenschaften). Von Alexander Brandt,
Dr. der Medizin, Dr. der Zoologie, ordentl. Professor der Uni-
versität Charkow. Mit 685 Abbildungen im Text. Berlin 1912.
Verlag von August Hirschwald. Berlin NW., Unter den Linden 68.
Die Arbeit. deren Verfasser langjähriger Dozent der Zoologie an einer
medizinischen Fakultät und an einem Veterinärinstitut ist, zerfällt in einen
allzemeinen, einen speziellen und vergleichend-anatomischen Teil. In dem
speziellen Teil ist mehr als bisher gerade auf die Bedürfnisse des Mediziners
wie auch des Veterinärmediziners Rücksicht genommen, indem in den einzelnen
Kapiteln des Tierreiches nicht nur die morphologischen Eigenschaften und
Unterscheidungsmerkmale der in Betracht kommenden Tierformen, besonders
aber der Parasiten und deren Übertragung näher beschrieben, sondern auch
die tierischen Gifte und die pharmakognostisch wichtigen Tiere eingehender
abgehandelt werden. Gerade die neuere Forschung hat uns ungeahnte Er-
gebnisse in bezug auf die pathogene Bedeutung der Protozoen und deren
/,wischenträger, der Insekten, gebracht. Was aber die übrigen Parasiten an-
betrifft, so entbehrt die Veterinärmedizin seit Zürns Zeiten eines neueren
Spezialwerkes, Auch im vergleichend-anatomischen Teil sind die Interessen
des Mediziners und Veterinärmediziners in den Vordergrund gestellt. Die
zahlreichen Abbildungen sind klar und instruktiv, die sonstige Ausstattung
des Werkes vorzüglich, Dasselbe kann nicht nur den Studierenden der
Veterinärmedizin angelegentlichst empfohlen werden, auch der in der Praxis
stehende Tierarzt kann es in Fragen der vergleichenden Anatomie und be-
sonders der Parasitologie mit Nutzen zu Rate ziehen. Dr. A. Albrecht,
Das Fleischbeschaugesetz nebst preufsischem Ausführungsgesetz
und Ausführungsbestimmungen sowie dem preussischen
Schlachthausgesetz. Zusammengestellt und mit Anmerkungen
versehen von Dr. Schroeter, Ministerialdirektor im preuß.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, und
Dr. Hellich, Geh. Regierungsrat und vortragendem Rat eben-
daselbst. Dritte Auflage. Berlin 1911. Verlag von Richard Schoetz.
Preis 7,80 M.
Bei der Neubearbeitung dieses sehr geschätzten Handbuches ist neben
dem bisherigen Bearbeiter der Geheime Regierungsrat Dr. Hellich tätig ge-
wesen. Die Nenautlare ist um 145 Druckseiten vermehrt worden. In dieser
sind die Bundesratsbestimmungen in wesentlichen Teilen umgeändert worden,
=. 413 =
die preußischen Ausführungsbestimmungen haben eine beträchtliche Ver-
mehrung erfahren und in den Erläuterungen wurden viele durch Praxis und
Rechtsprechung gelieferte Auslegungsgrundsätze verarbeitet. Dem Werk sind
ivrner ein dritter Abschnitt, der die Bestimmungen über die Fleischbeschau-
und Schlachthausstatistik enthält, und als Anhang der Text des preußischen
S-hlachthausgesetzes mit kurzen Anmerkungen zu den für die Fleischbeschau
in Betracht kommenden Bestimmungen angefügt worden. Einzelne andere
Pstimmungen, wie die Bekanntmachung, betreffend Vorschriften für die
chemische Untersuchung von Feiten und Käsen, der Auszug aus dem Ent-
surf von Grebührensätzen für Untersuchung von Nahrungs- und Genuß-
mitteln und die preußische Verfügung zur Vorbereitung, des Fleischbeschau-
nsetzes vom 1. August 1902 wurden im Interesse der Übersichtlichkeit und
Handlichkeit des Buches nicht wieder aufgenommen. Ein zweckmäßiges
I:haltsverzeichnis und Sachregister sowie die Kennzeichnung der Teile des
Handbuches durch roten Schnitt, die die Bestimmungen über die Auslands-
tsischbeschau enthalten, erleichtern die Orientierung. Das Werk wird allen
teilizien Behörden, Beamten und Tierärzten ein willkommener und unent-
behrlicher Ratgeber sein. Wöhler.
Leitfaden des Hufbeschlages für die Schmiede der berittenen
Truppen. Von C. Görte, Oberstabsveterinär und Inspizient
an der Militär-Veterinär-Akademie. Zweite Auflage mit 80 Ab-
bildungen. Berlin 1912. Verlag von August Hirschwald, Preis
2,50 M.
Der Leitfaden ist noch vor Ablauf eines Jahres in zweiter Auflage er-
«hienen, ein Beweis, daß die Nachfrage nach diesem eine sehr rege gewesen
st und für die Herausgabe dieses mit lobenswerter Kürze und in klarer,
lacht faßlicher Diktion geschriebenen Leitfadens ein fühlbares Bedürfnis vor-
zieren hat. Wenn der Leitfaden auch hauptsächlich für die Truppenschmiede
stimmt ist, so werden sicherlich die Zivilschmiede die Anschaffung desselben
niemals bereuen. In der neuen Auflage sind im Text nur kleine Abände-
rungen vorgenommen, aber die Zahl der sehr instruktiven Abbildungen um
acht vermehrt bzw. ergänzt worden. Wöhler.
Personalnachrichten
Preufsen. Befördert: Zu K.St.V.: die St.V. (m. d. Titel
0,St.V.) Güntherberg beim Fa.R. 3, unter Versetzung zur Milit.
Veter. Akad, Handschuh beim Lehr-R. der Feldart. Schießsch,,
unter Versetzung zum Gen. Kom. VI. A. K. — Ein Patent ihres
Dienstgrades verliehen: den K.St.V. Fränzel bei der Milit. Veter.
Akad., Grammlich beim Kriegsministerium. Zu O.St.V. m. d. R.
der char. Majore ernannt: die St.V. (m. d. Titel O.St.V) Kaden
teim Fa. 22, Zeitz beim Fa. 4, Rexilius beim D.R. 10, Lewin beim
K.R. 4, Kapteinat beim 1. G.U.R., Mierswa beim Fa. 42, Bergin
beim K.R. 2, Scholtz beim Fa. 14, Graf beim Jäg. R. z. Pf. 6,
Petsch beim 2. G.U.R., Christ beim Fa. 15, Becker beim Fa. 36,
Rummel beim Fa. 51, Schulz beim Fa. 44, Reinhardt beim H.R. 5.
-- Zu St.V. befördert: die O.V. Kämper beim 1. G.D.R., Jocks
= 112
bei der Fußart. Schießsch., Burau beim H.R. 13; zu O.V. die V.
Dr. Dornis bei der Milit. Veter. Akad., Kürschner beim 1. G.Fa. -—
Unter Beförderung zu V. versetzt: die U.V. bei der Milit. Veter.
Akad. Hinkel zum H.R. 14, Barck zum 1. G.U.R. Dr. Steinbeck
zum K.R. 6, Balcke zum H.R. 15, Dr. Boenisch zum Fa. 14, Kröcher
zum D.R. 12, Lange zum Fa.54. Die bish. Stud. der Milit. Veter.
Akad. Dietze, Schuhmann und Pietzsch zu U.V. befördert. —
Versetzt: die K.St.V. Schlake beim Gen. Kom. VI. A. K., als techn.
Vorstand zur Lehrschm. i. Berlin, Hönscher, techn. Vorstand bei
der Lehrschm. i. Hannover, zum Gen. Kom. XVI. A. K.; die St.V.
Schultze beim Tr.B. 10. als techn. Vorstand zur Lehrschm. i. Han-
nover, Rips beim U.R. 14, zum Fa. 63, Kofsmag bei der Lehrschm.
i. Berlin, zum Fa. 3, Dorner beim Fa. 14 zum U.R. 14, Saar beim
Fa. 30, zum D.R. 15, Zniniewiez beim Fa. 69, zum Lehr-R. der
Feldart. Schießschule; die O.V. Preising beim D.R. 12, zum L.K.R. 1,
Dröge beim Fa. 47, zur Lehrschm. i. Berlin, Rühl beim K.R. 6,
zum Fa. 69, Andree beim Tel.B. 2, zum Fa. 47, Bauch beim H.R. 15,
zum Tel.B. 2; der V. Klingemann beim Fa. 66, zum Fa. 30. —:
Der Abschied m. d. gesetzl. Pension bew.: Poetschcke,
K.St.V. beim Gen. Kom. XVI. A. K. Prof. Kösters, K.St.V. u. techn.
Vorstand der Lehrschm. i. Berlin, beiden m. d. Erl. zum Tragen
ihrer bish. Uniform u. unter Verleihung des Kronenordens 3. Kl.,
Boeder, O.St.V. beim D.R. 5, m. d. Erl. zum Tragen seiner bish.
Uniform, Ochmann, O.V. beim D.R. 15. — Der Abschied m. d.
gesetzl. Pension aus dem aktiven Heer bew.: Beyer, O.V.
beim Fa. 35; zugleich ist derselbe bei den Veterinäroffizieren der
Landw. 2. Aufg. angestellt. -— Ordensverleihungen zum Ordens-
fest 1912: Den R.A.O. 4. Kl. haben erhalten: die St.V. Mölhusen
beim Fa. 55, Hensel beim Fa. 54, Seegert beim Jäg. R. z. Pf. 1,
Böhland beim D.R. 9, Krüger beim Fa. 46, Tennert beim Fa. 1,
Nordheim beim Fa. 56, Kühn beim Fa. 10, Brose beim L.D.R. 20,
Krill bei der Lehrschm. i. Königsberg i. Pr., Herbst bei der
Lehrsehm. i. Frankfurt a. M, Grundmann beim Fa. 6, Brost beim
Fa. 43, Barth beim Fa. 52, Mohr beim H.R. 11, Buchwald beim
Fa. 8, Bandelow beim Milit. Reit. Inst., Christ beim D.R. 4. — Im
Beurlaubtenstande: Hartig, O.V. der Res. (III Berlin), zum
Veterinäroffizier, u. zwar zum O.V. d. Res. m. einem Patent vom
27.5. 1906 ernannt. — Beamte der Militärverwaltung: Pelka,
(iesenschlag, St.V. bei den Rem. Dep. Dölitz und Jurgaitschen,
der Char. O.St.V. m. d. persönl. Range der Räte V. Klasse verliehen.
Krüger, St.V. vom Rem. Dep. Brakupönen auf seinen Antrag mit
Pension in den Ruhestand versetzt.
Bayern. Der Militär-Verdienst-Orden 4. Kl. wurde dem O.St.V.
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Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911
Ri Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911
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Indikationen: Distorsionen, akute u. chron. Sehnen-
entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden,
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u, eft ein Prospekt bei, auf den wir hiermit hinweisen. ne
Diesem Hefte liegt ein Prospekt über Veterinär-Majamin der Firma
Yoghurt-Centrale Dr. J. Schaffner & Co., Berlin-Grunewald, bei,
auf den wir unsere geehrten Leser ganz besonders aufmerksam machen.
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ZEITSCHRIFT FÜR
ORGAN FÜR DIE VETERINARE DER ARMEE
Herausgegeben von den
lnspizienten der Militär-Veterinär-Akademie,
dem technischen Vorstand und den Assistenten
5 der Militär-Lehrschmiede Berlin s
Wöhler
~ Inhaltsangabe,
Bericht über die im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten aus-
gelührten Untersuchungen über die Brustseuche der Pierde. Er-
stattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gaffky. Schluß.
Betrachtungen über die Ursache der Strahliäule. Von Oberstabsveterinär
” Rexilius DE u de ee ee A Er ee d
Mitteilungen aus der Armee
Vorkommen von „Filaria papillosa“ bei monsölscken Pferden. Von
Stabsveterinär Hellmuth. — Ein Fall von Hyperhidrosis partialis. Von
Stabsveterinär Spring. — Erfahrungen mit Klebeverbänden, insbesondere
mit Mastixverbänden. Von Veterinär Heinz. — Über Digalenwirkung.
Von Oberveterinär Schober. — Ein- und Ausladen von Pferden bei Eisen-
bahntransporten. Von Oberveterinär Kabitz. — Kastration einer Stute
durch Flankenschnitt. Von Stabsveterinär Nordheim.
Reierate
Tagesgeschichte
Verschiedene Mitteilungen .
Bücherschau
Personalnachrichten..
Ausgegeben am 1. März 1912.
VETERINÄRKUNDE
MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE.
i Jahrg. März 1912. 3. Heft.
Redigiert von Korpsstabsveterinär
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Schwammifilz für hydropathische Umschläge in Nr. 12. Jahrgang |,
dieser Zeitschrift von Herrn Stabsveterinär Verfürth empfohlen.
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Ferner alle Gattungen Filz für Konfektion, Stickerei, Portieren, Tischdecken, Jupons-
und Mützenfabrikation. Teppichfilze. Filzstoffe, Oberfilze, Futter- und Einlegesohlen-
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Diesem Hefte liegt ein Prospekt der Firma
G. Rüdenberg jun., Hannover und Wien,
bei, auf den wir unsere geehrten Leser
ganz besonders aufmerksam machen.
1
Mustads
Hufnägel
Das Beste ist gerade gut genug für den Hufbeschlag, und wenn das Beste
dazu noch zu vorteilhaftem Preis geboten wird, so wird dem Schmiedemeister die
Wahl nicht schwer.
Dies gilt in vollem Maße von dem Hufnagel
„MARKE MUSTAD“.
Dieser Hufnagel hat sich seiner großen Vorzüge. wegen überall, wo er
bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten
Hufbeschlagschmieden eine bleibende Stätte erobert.
Ich verwende nur Hufnägel Marke MUSTAD, das bekommen die Händler,
welche andere Hufnägel anbieten, überall und tausendfach zu hören.
Welches sind denn nun die Vorzüge des MUSTAD Hufnagels, die ihn zum
Liebling aller Schmiedemeister machen ?
Der MUSTAD Hufnagel ist von Anfang bis zu Ende fachmännisch hergestellt:
Kopfform — Klinge — Richtung — Zwicke — Spitze
alles tadellos.
Abspringen der Köpfe bei sachgemäßer Verwendung unmöglich.
Alle üblichen Kopfformen und alle Größen werden geliefert.
Der Preis ist billig.
Und die beste Empfehlung für den MUSTAD Hufnagel:
Er ist aus echtem schwedischen Spezial-Hufnageleisen.
Dieses Hufnageleisen wird ausschließlich für die MUSTAD Hufnägel hergestellt.
Es verleiht dem Nagel seine unvergleichliche Güte und Haltbarkeit.
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Grosses Lager von deutschen und englischen Stoffen sowie Militär-Tuohen.
Sicherheits- Hufbeschlag
nennt sich unsere „Hufeinlage aus imprägniertem Filz“,
die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig-
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg-
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti-
zität des Ganges, vergrößert die Leistungs-
FA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
we die Prellung.“
TE Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage
bei allen Hufabnormitäten, wie: Flach-u.Zwang-
#huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen
we; und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein-
= gallen, Hornspalten usw.
Die Entstehung von Nageltrittverletzungen
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit
werden in den meisten Fällen geheilt.
Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver-
hindert.
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbei größter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten.
Alleinige Fabrikanten:
Steinhäuser & Kopp, Filzfabrik, Offenbach a.M.
Wie schon länger im Auslande üblich, finden jetzt auch bei uns immer mehr in
tierärztlichen Kliniken Operationstische beziehungsweise Umlege-Apparate Anwendung,
die nicht nur in hygienischer Weise, sondern auch in bezug auf praktisches Arbeiten den
weitgehendsten Anforderungen gerecht werden. Die meisten der bisher üblichen Apparate
besitzen zu komplizierte Konstruktion und dementsprechend ist ihr Anschaffungspreis ein
derartig hoher, daß eben aus diesem Grunde solche ÖOperationstische bei uns nur in hervor-
ed größeren, meist Universitätskliniken Anwendung fanden. Die auf dem Gebiete
„Einrichtung moderner Stallanlagen‘“ bekannte Spezialfirma Kaspar Berg in Nürnberg
bringt nun seit einiger Zeit nach mehrjährigen gemeinsam mit praktischen Tierärzten
angestellten Versuchen solche Apparate in den Handel, welche nicht nur allen modernen
Anforderungen entsprechen, sondern deren verhältnismäßig billige Anschaffungskosten es
anch dem Tierarzt mit kleiner Praxis ermöglichen, sich dieser ungemein empfehlenswerten
Hilfsapparate zu bedienen. Auch alle sonstigen zur tierärztlichen Krankenpflege benötigten
Hilfsmittel, praktische Schwebeapparate, Bade- und Kihlstände u.s.f., welche die Firma
Kaspar Berg führt oder über deren Anlage dieselbe allen Interessenten bewährten Rat in
entgegenkommendster Weise zur Verfügung stellt, geben von dem Interesse Kunde,
weiches-die genannte Firma allen ihr Gebiet streifenden Sparten ee ia
Unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt dieser Firma bei, dessen Durchsicht
gewiß die Aufmerksamkeit vieler unserer Leser erregen wird.
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24. Jahrg. März 1912. 3. Helft.
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Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 80. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark.
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an
Bericht über die im Königl. Institut für Iniek-
tionskrankheiten ausgeführten Untersuchungen
über die Brustseuche der Pierde.
Erstattet am 27. Februar 1908 von Profi. Dr. Galiky.
(Schluß.)
IV. Dauer des Inkubationsstadiums der
Brustseuche.
An welchem Tage in dem besprochenen Versuche die In-
fektion der Fohlen erfolgt ist, läßt sich nicht entscheiden. Sehr
auffällig ist jedenfalls, daß die Erkrankung beider Fohlen fast
gleichzeitig einsetzte. Nimmt man mit uns an, daß die Infektion
nicht auf die erwähnten Eingriffe (Fütterung mit Kot am 16. II.
und Einreiben mit Putzstaub am 25. II.), sondern darauf zurück-
zuführen ist, daß am 25. II. der brustseuchekranke „Luxus“
zu den Fohlen gestellt wurde, so kann, da die Fohlen am 5. und
6. IV. erkrankten, das Inkubationsstadium in maximo 39 und 40
Tage gedauert haben. Bei der Annahme, daß die Infektion nicht
gleich am ersten, sondern etwa am 8. bis 9. Tage des Zusammen-
stehens mit dem kranken „Luxus“ erfolgt ist, bleibt immer noch
ein Inkubationsstadium von etwa 30 Tagen.
Sehr bemerkenswert ist in diesem Zusammenhange die Art,
wie „Luxus“ selbst und mit ihm ein anderes Remontepferd „Lenz“
infiziert wurden. Beide Pferde, bis dahin völlig gesund, wurden
am 20. I. 1907 aus dem von Brustseuche damals durchaus freien
Versuchsstalle in der Hollmannstraße zur Kaserne des 2. Garde-
Ulanen-Regiments verbracht und hier im Krankenstall der 3. Es-
kadron zwischen brustseuchekranke Pferde gestellt.
„Lenz“ erkrankte am 21. II. 1907, „Luxus“ am 24. II. 1907
‚ an typischer Brustseuche. Die Inkubationszeit kann also bei „Lenz“
in maximo 31 Tage, bei „Luxus“ 34 Tage gedauert haben.
R. Koch hatte bei entsprechenden, mit im ganzen 16 Pferden
angestellten Versuchen ebenfalls Beobachtungen gemacht, die für
Zritschr. f. Veterinärkunde. 1912. 3. Heft. 5
— 114 =
eine beträchtliche Länge des Inkubationsstadiums sprachen. Von
der Einstellung in verseuchte Stallungen bis zum Ausbruche der
Krankheit wurde hier ein Zeitraum verzeichnet, der zwischen 19
und 32 Tagen schwankte.
Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß genaue Beobach-
tungen über die Dauer des Inkubationsstadiums sowohl in wissen-
schaftlicher wie praktischer Hinsicht von der größten Bedeutung
sind. Wir hätten daher gern die Versuche mit der Maßgabe wieder-
holt, daß sicher empfängliche Tiere nur für 1, 2, 4 und 8 Tage
zwischen kranken Tieren belassen und danach alsbald zur wei-
teren Beobachtung in ihren nicht verseuchten Stall zurückgebracht
wären, mußten aber teils wegen Mangel an geeigneten Pferden,
teils um andere im Gange befindliche Versuche nicht zu durch-
kreuzen, auf derartige Versuche vorerst verzichten.
Nicht ganz einwandsfrei, weil unter Verhältnissen angestellt,
unter denen eine spätere Infektion nicht mit voller Sicherheit aus-
geschlossen werden konnte, ist eine von Oberveterinär Lührs ge-
machte Beobachtung: Zwei Pferde hatten nur eine Nacht in einem
verseuchten Stalle gestanden und waren dann in einen benach-
barten Stall verbracht, wo sie zwischen gesunde Pferde gestellt
wurden. Sie erkrankten hier nach 34 und 36 Tagen.
Im Zusammenhange mit den übrigen Tatsachen ist diese
l,ührs’sche Beobachtung jedenfalls sehr beachtenswert.
V. Infektionsversuche mit Brustseuche-
Material an kleinen Versuchstieren.
Die von uns an kleinen Tieren, wie Kaninchen, Meerschwein-
chen und Mäusen angestellten Infektionsversuche haben bemer-
kenswerte Ergebnisse nicht geliefert. Das größte Interesse boten
hier die Versuche, welehe mit dem bakterienfreien, von den beiden
Fohlen I und II gewonnenen Material angestellt wurden.
Mit Material von Fohlen I wurden am 8. IV. 1907 folgende
Versuche ausgeführt:
1. Von dem noch lebenswarmen Blute des Fohlens erhielten
3 Kaninchen und 3 Meerschweinchen je 3 cem in die Bauchhöhle
injiziert.
Alle Tiere blieben gesund.
2. 2 Kaninchen erhielten einige Tropfen lebenswarmen Blutes
des Fohlens in die vordere Augenkammer. Abgesehen von einer
parenchymatösen Hornhauttrübung blieben die Kaninchen gesund.
3. Je ein kleines Stück des infiltrierten Lungengewebes wurde
3 Kaninchen in die vordere Augenkammer eingeimpft.
Alle Tiere blieben gesund; nur bei einem erfolgte eine Ent-
zündung des Auges. Dieses wurde herausgenommen, in Sublimat-
alkohol gehärtet, eingebettet und mit dem Mikrotom geschnitten.
— 115 —
Die mikroskopische Untersuchung der Schnitte ergab keine Mikro-
organismen.
4. 3 Kaninchen erhielten in die Bauchhöhle eine Einspritzung
von je 3 cem Lungensaft der erkrankten Stelle. Alle Tiere blieben
gesund.
5. Am 12. IV. 1907 wurden 2 Meerschweinchen mit Lungen-
stückchen vom Fohlen I, die 4 Tage bei Zimmertemperatur auf-
bewahrt waren, gefüttert. Sie blieben gesund.
Mit dem vom Fohlen II herrührenden Material wurden am
9. IV. 1907 folgende Versuche gemacht:
1. 4 Kaninchen erhielten je 3 ecem frischen Lungensaftes in die
Bauchhöhle eingespritzt. 2 von diesen Kaninchen starben an einer
mit der Infektion offenbar nicht in Zusammenhang stehenden
Seuche, zwei blieben gesund.
2. 4 Meerschweinchen erhielten eine Einspritzung von je
3 cem Lungensaft in die Bauchhöhle. Sie blieben alle gesund.
VI. Infektionsversuche mit Brustseuche-
Material an Pferden.
Sechs Pferden, die, soweit uns bekannt war, die Krankheit
noch nicht überstanden hatten, wurden Pillen eingegeben, die aus
erkrankten Lungenteilen und Dünndarminhalt an Brustseuche ver-
endeter Pferde unter Zusatz von Mehl hergestellt waren.
Die Versuche waren folgende:
Am 21. X. 1906 erhielten zwei Pferde Pillen mit Darminhalt
und Lungenteilen.
Am 29. X. 1906 erhielt ein Pferd Pillen mit Lungenteilen, ein
zweites Pferd Pillen mit Dünndarminhalt.
Um auch die Möglichkeit einer Weiterentwicklung des Erregers
außerhalb des lebenden Körpers zu berücksichtigen, wurde das
bei der Obduktion gewonnene Material zunächst 8 bzw. 14 Tage
lang stehen gelassen und erst dann zur Herstellung der Pillen
benutzt. Am 5. XI. 1906 erhielten zwei Pferde derartige Pillen.
Keins der sechs Versuchspferde ist er-
krankt.
Das bei der Obduktion der beiden Fohlen I und II am 8. und
9. IV. 1907 gewonnene Brustseuchematerial (entzündete Dünn-
darmteile, Dünndarminhalt und erkrankte Lungenteile) wurde am
10. April zu einem Infektionsversuche bei Fohlen III, einem wohl
bisher noch nicht durchseuchten, einige Monate alten Tiere benutzt.
Das Material wurde mit Mehl zu Pillen geformt und per os bei
nüchternem Magen eingegeben. Darauf erhielt das Fohlen größere
Mengen Wasser zu trinken. Derselbe Versuch wurde sechs Wochen
später mit dem gleichen Material, das bis dahin an einem kühlen
Raume aufbewahrt war, wiederholt. Das Fohlen hat keinerlei
Krankheitserscheinungen gezeigt.
— 16 —
VII. Versuche über die Rolle von Ratten
und Mäusen als Zwischenträger bei der
Brustseuche.
Da alle Versuche, die Brustseuche experimentell von einem
kranken auf ein gesundes Pferd direkt zu übertragen, zu sicheren
Ergebnissen nicht geführt hatten, mußte die bereits berührte Frage
geprüft werden, ob bei der Übertragung tierische Zwischenträger
eine Rolle spielen könnten. Es ist eine von den Truppenveterinären
häufig gemachte Beobachtung, daß die bei einem Truppenteil aus-
—.
‚gebrochene Brustseuche erlischt, wenn das Standquartier ver-
lassen wird. Da im Gegensatz zu dem am Pferde haftenden klei-
neren Ungeziefer etwa im Stalle vorhandene Ratten und Mäuse
an ihrem Standorte verbleiben, so wurden sie zunächst in den Be-
reich der Untersuchungen gezogen.
Die Übertragung könnte in der Weise gedacht werden, daß
Ratten oder Mäuse sich im Stall an dem Kot kranker Pferde infi-
zierten, daß der mutmaßliche Krankheitserreger im Körper jener
Nagetiere eine Art von Reifung durehmache und mit ihrem Kot in
gereiften Zustande entleert werde. Die Infektion der Pferde würde
man sieh dann so vorstellen können, daß das durch Ratten- oder
Mäusekot verunreinigte Futter das Bindeglied bildete.
Die auffallend lange Inkubationszeit (anscheinend bis zu 30,
ja 40 Tagen) würde unter solchen Verhältnissen leichter verständ-
lich sein als bei der Annahme einer direkten Übertragung des Er-
rerers von Pferd zu Pferd.
In dem Versuchsstalle in der Hollmannstraße wurde nun eine
für zwei Pferde Platz bietende Abteilung hergerichtet, deren Fuß-
boden zementiert wurde. Das untere Drittel der Seitenwände
dieses kleinen Stalles wurde aus Eisenblech hergestellt, während
die übrigen Teile der Seitenwände und die Decke aus eng-
maschirem Drahtnetz gebildet waren. Die Futter- und Tränkvor-
richtung war seitwärts in der Weise eingerichtet, daß das Füllen
der Tröge ohne Öffnung der gut abgedichteten Tür stattfinden
konnte. An den Innenwänden wurden kleine Holzkisten aufge-
stellt, um den Mäusen und Ratten als Unterschlupf zu dienen.
Am 27. XI. 1906 wurden in den Stall zwei Remonten einge-
stellt, die bisher unseres Wissens noch nicht durchseucht waren.
Den Truppenteilen, die damals brustseuchekranke Pferde hatten,
wurden Ratten- und Mäuselallen zur Verfügung gestellt; sie wur-
den gebeten, uns alle in den betreffenden Stallungen gefangenen
Ratten und Mäuse abzuliefern. Auffallenderweise erhielten wir
nur sehr wenige derartige Tiere; sie wurden sogleich in die Stall-
abteilung gebracht und hier in Freiheit gesetzt.
Im Institut wurden inzwischen 24 graue Ratten, 22 graue
Mäuse und 20 bunte und weiße junge Ratten in Käfige verteilt,
in die monatelang fast täglich frischer Dung von brustseuche-
= T =
erkrankten Pferden eingebracht wurde. Der Ratten- und Mäuse-
kot aus den Käfigen wurde gesammelt und in achttägigen Zwi-
schenräumen 6 Versuchspferden teils in Pillenform eingegeben,
teils unter das Futter gemengt.
Von den grauen Mäusen, die mit Brustseuchekot gefüttert
waren, starben 7; bei 5 von ihnen konnten im Dünn- und Dick-
darminhalt Coccidien festgestellt werden, welche zum Teil Ent-
wicklungs- bzw. Teilungsformen zeigten.
Nun ist allerdings die Mäusecocecidiose eine bei dieser Tierart
unter Umständen stark verbreitete parasitäre Erkrankung. Da
es sich aber bei den hier gefundenen Coccidien möglicherweise
nicht um die gewöhnlichen Mäusecoceidien, sondern um eine diesen
nahestehende und nicht sicher von ihnen zu unterscheidende Art
handeln konnte, und da anderseits die Beziehungen der Mäuse-
coccidiose zur Brustseuche der Pferde noch nicht in den Bereich
der Erwägungen gezogen waren, so machten wir mit diesen Coc-
cidien ebenfalls künstliche Übertragungsversuche.
Ein Teil des verdächtigen Darminhalts der Mäuse wurde so-
gleich an 6 gesunde Pferde, die angeblich noch keine Brustseuche
(durchgemacht hatten, verfüttert; der Rest wurde zunächst bis zu
6 Wochen bei Zimmertemperatur aufbewahrt, um eine eventuelle
Reifung der Parasiten zu erreichen, und während dieser Zeit in
gewissen Zeitabständen an Pferde verfüttert.
Von 6 gestorbenen grauen Ratten enthielten 2 im Darminhalt
Coceidien, mit welchen in derselben Weise verfahren wurde, wie
bezüglich der Mäuse.
Am 21. XII. 1906 wurden von den mit Pferdedung gefütterten
Nagern 6 graue Ratten und 6 graue Mäuse in den Versuchsstall
eingesetzt.
Weder die beiden in dem Versuehsstall
befindlichen noch die mit dem Ratten- und
Mäusematerial gefütterten Pferde sind er-
krankt. Der Versuch in dem Stalle kann übrigens nicht als
ganz einwandsfrei angesehen werden, da bei einer späteren Revi-
sion weder Ratten noch Mäuse vorgefunden wurden. Der Grund
hierfür war mit großer Wahrscheinlichkeit darin zu suchen, daß
die eingesetzten Ratten und Mäuse durch eine erst nachträglich
entdeckte schadhafte Stelle im Mauerwerk entwichen waren.
Da inzwischen die Brustseuche bei den Regimentern der Gar-
nison erloschen war, mußte eine Fortsetzung der Versuche zu-
nächst unterbleiben.
VIII. Versuche über die Rolle von Insekten als
Zwischenträger bei der Brustseuche.
In Hinsicht auf die Möglichkeit, daß Insekten, wie Flöhe,
Läuse, Stechfliegen, Mücken, Wanzen als Zwischenträger bei der
— 118
Brustseuche-Infektion eine Rolle spielen könnten, war der Ver-
such gemacht, aus verseuchten Militärställen derartige Insekten
zu Versuchszwecken zu erhalten. Der eingeschlagene Weg hat
sich jedoch nicht als gangbar erwiesen. Von einer Anzahl von
Regimentern wurden zwar Gefäße mit den gewöhnlichen Pferde-
fliegen oder auch einige Spinnen eingesandt; die meisten Truppen-
teile bemerkten aber, daß es in ihren Stallungen kein „Ungeziefer‘‘
gebe.
Zur genaueren Durchsuchung verseuchter Stallungen bot sich
Gelegenheit, als im Herbst 1907 die Seuche im 1. Garde-Feld-Ar-
tillerie-Regiment zum Ausbruch kam. Es zeigte sich, daß in den
Ställen zwar mancherlei Insekten vorhanden waren, daß ihr Auf-
suchen zunächst aber doch eine gewisse Übung erforderte. In-
sekten wurden am häufigsten in den Stallecken gefunden und
zwar auf den Mauervorsprüngen oberhalb der Krippe oder in den
Ritzen und Löchern der Stallwand. Insektenfrei war fast stets
die Stallvand bis etwa 30 cm oberhalb der Streu. Aus den
Löchern wurde das die Insekten bergende Staubmaterial mit
langen Dralıthaken heraustreholt und sogleich auf eine schwarze
Papierunterlage geschüttet, um die zum Teil überaus kleinen Tiere
zu isolieren. Am häufigsten wurden ermittelt:
1. Spinnen der verschiedensten Art in großer Anzahl.
2. Milben, und zwar eine dem Dermanyssus avium (Vogel-
milbe) nahestehende Art und die sehr kleine gewöhnliche Staub-
milbe. Letztere wurde am besten dadurch abgesondert, daß das
ganze aus einem Stall gewonnene Material auf Fließpapier aus-
gestreut und einen Augenblick darauf liegen gelassen wurde. Beim
Herunterstreuen des Staubes blieben dann die Milben an diesem
Papier haften. Wurde ein mit dem Staubmaterial angefülltes
Glasgefäß eine Nacht hindurch stehen gelassen, nachdem vorher
auf das Material Stückchen von Fließpapier gelegt waren, so saßen
diese am anderen Morgen voll von kleinen Milben.
3. Skorpione, und zwar eine von dem Bücherskorpion nicht
zu unterscheidende Art. Sie saßen meist in den tiefen Löchern
der Stallwand und wurden am besten erhalten, wenn man das
ganze Staubmaterlal in einem Glasgefäß ruhig stehen ließ, da sie
dann an der Oberfläche und an der Glaswand sich sammelten.
4. Mauerasseln.
5. Wanzen.
Die gefundenen Wanzen gehören wahrscheinlich zu den soge-
nannten Baumwanzen. Es wurden geflügelte und ungeflügelte
Exemplare gefunden, mit auffallend langem Stechrüssel.
b. Käfer.
T. Fliegen.
Anhaltspunkte dafür, daß unter den gefundenen Insekten Blut-
saugende sich befanden, haben sich weder bei der mikroskopischen
— 19 —
Untersuchung ihres Körperinhalts noch bei den Versuchen er-
geben, sie auf der Haut von Mäusen oder von Pferden zum Saugen
zu bringen. | |
In einem Versuchisstalle in der Hollmannstraße wurden nun-
mehr zwei etwa 15 Jahr alte Fohlen (IV und V) aufgestellt, und
das in den verseuchten Stallungen gefundene insektenhaltige Staub-
material am 19. X. 1907 in diesen Stall übertragen. Die Pflege der
Fohlen lag Mannschaften ob, die den Stall nur in einem besonderen
Anzuge und mit besonderem Schuhwerk betreten durften. Eine
Reinigung der Pferde fand während des Versuches absichtlich
nicht statt.
Täglich dreimal wurde bei den Tieren die Mastdarmtempe-
ratur festgestellt, und häufig Untersuchungen des Blutes vorge-
nommen.
Nachdem dieser Versuch völlig ergebnislos verlaufen war,
wurde er am 3. XII. 1907 mit zwei anderen ebenfalls ca. 4» Jahr
alten Fohlen (VI und VII) in einer anderen Stallabteilung wieder-
holt. Dieses Mal wurde das Material aus einem seit 3 Wochen ver-
seuchten Stalle des 2. Garde-Ulanen-Regiments entnommen.
An Lebewesen waren in den Staubteilen Milben, Spinnen,
Fliegen und Käfer, aber keine Wanzen und Skorpione gefunden.
Dazu kam Material aus den Stallungen des 1. Garde-Feldartillerie-
Regiments, in dem außer den genannten Insekten noch Skorpione
und einige Wanzen nachgewiesen waren. Die Wanzen wurden dem
einen Fohlen in die Mähne gesetzt, und das übrige Material teils
auf den Rücken der Pferde, teils an den Wänden des Stalles und
in den Krippen ausgestreut.
Am 4. XII. 1907 wurde zu diesen beiden Pferden noch das
früher schon ohne Erfolg zu Fütterungsversuchen benutzte ca.
1!,jährige Fohlen (III) eingestellt.
Am 4., 5., 8., 12., 13., 15., 16., 18. und 19. XII. 1907 sowie am
8. I. 1908 wurde abermals Staubmaterial aus verseuchten Stal-
lungen des 1. und 3. Garde-Feldartillerie-Regiments, des 2. Garde-
Ulanen-Regiments und der Pferdehandlung Neuberg entnommen.
In diesem Material fanden sich die oben aufgeführten Insekten in
sehr wechselnder Zahl und Art. Bemerkenswert ist, daß in dem
sehon seit längerer Zeit verseuchten Neubergschen Stalle nie-
mals Wanzen oder Milben gefunden wurden, während das in dem
übrigen Material fast immer der Fall war.
Nach der Untersuchung wurde das aus den Stallungen ge-
wonnene Material stets alsbald in den Versuchsstall in der Holl-
mannstraße verbracht.
Die genau beobachteten Versuchsfohlen sind
auchindiesemVersuchevölligegesundgeblieben.
Am 22. I. 1908 wurden auf einem brustseuchekranken Pferde
des 1. Garde-Feldartillerie-Reeiments dureh Auskämmen mittels
= Pu
eines engen Kammes Pferdeläuse (Haematopinus macrocephalus)
ermittelt. Diese wurden am 23. I. 1908 an brustseuchekranke Pferde
des 2. Garde-Ulanen-Regiments zum Saugen angesetzt. Die Läuse
verkrochen sich sofort zwischen den Pferdehaaren und begannen
Blut zu saugen. Der sich füllende Hinterleib wurde dabei in die
Höhe gestreckt, so daß er senkrecht zum Pferdekörper zu stehen
kam. Nach vollkommener Sättigung konnten die Läuse ohne
Schwierigkeiten abgenommen werden, während sie bei ihrer saugen-
den Tätigkeit nur mit Gewalt von der Haut losgerissen werden
konnten.
Nach dem Blutsaugen wurden die Läuse auf die drei vorstehend
erwähnten Fohlen III, VI und VII gesetzt. In gleicher Weise wurde
am 25. I. 1908 verfahren. Ein Putzen der Tiere wurde auch jetzt
unterlassen.
Dieser Versuch ist bisher ebenfalls völlig
negativ verlaufen.
In den von Brustseuche befallenen Stallungen des 2. Garde-
Ulanen-Regiments ist übrigens auch aufs sorgfältigste nach wenn
auch nur spärlich vorhandenen Läusen gesucht. Weder hier noch
in den Stallungen des Instituts für Infektionskrankheiten konnten
jene Parasiten bei Pferden gefunden werden.
Eine Tatsache, welche die Annahme einer Mitwirkung tierischer
Zwischenträger bei der Brustseuche-Infektion bestätigt hätte, hat
sich bei den bisher angestellten Versuchen nicht ergeben.
IX. Serodiagnostische Versuche,
Angesichts der zum mindesten bei den ersten Fällen von Brust-
seuche-Erkrankungen vorhandenen Schwierigkeit, mit genügender
Sicherheit die Diagnose stellen zu können, würde eine Vermehrung
der diagnostischen Hilfsmittel ohne Zweifel sehr erwünscht sein.
Die Erfolge, welehe mit der Wassermannschen Serodiagnostik
bei Syphilis erzielt worden sind, veranlaßte uns daher, auch bei
der Brustseuche bezügliche Versuche anzustellen. Zur Verwendung
gelangten 6 Extrakte, welehe aus roten Blutkörperchen von brust-
seuchekranken Pferden (2. und 4. Krankheitstag) und rekonva-
lescenten Pferden (1, 4 8, 14 Tage nach der Entfieberung)
stammten.
Von Organextrakten wurden verwendet solche aus Lunge, Milz,
Leber, Niere, Bronchialdrüsen, Mesenterialdrüsen und Herzmuskel
auf der Höhe der Krankheit verendeter Pferde; zur Kontrolle
dienten Blutkörperchen- und Organextrakte von gesunden, wahr-
scheinlich noch nicht durcehseuchten Pferden. Als spezifische Sera
wurden zu diesen Versuchen verwandt solehe von 6 brustseuche-
kranken und rekonvalescenten Pferden. Geprüft wurde ferner
Serum von einem Rotlaufseuchepferd, sowie mehrere Normalsera.
Auf die Versuechsanordnung soll hier im einzelnen nicht einge-
ze I ==
gangen werden; es genüge die Mitteilung, daß eine ausgesprochene
diagnostisch verwertbare spezifische Beziehung zwischen Organ-
extrakten und Blutserum brustseuchekranker Tiere in einer großen
Reihe verschiedentlich modifizierter Komplementbindungsversuche
sich nicht erkennen ließ, vielleicht deswegen, weil schon normales
Pferdeserum allein in verhältnismäßig sehr geringen Mengen eine
Ablenkung bzw. Bindung des die Blutkörperchen lösenden Stoffes
bewirkte.
X. Aussichten, welche sich nach den bisher ge-
wonnenen Ergebnissen für die Fortsetzung der
Versuche eröffnen.
Aus dem im vorstehenden gegebenen Berichte geht wohl über-
zeugend hervor, das wir bei unseren Untersuchungen mit mancher-
lei Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, die bei Bewilligung größerer
Mittel eventuell sich würden vermeiden oder doch wesentlich ver-
ringern lassen. Zu diesem Zwecke würde es erforderlich sein:
1. in Berlin einen Seuchenstall einzurichten, in dem womöglich
ständig brustseuchekranke Pferde zur Entnahme von frischem
Untersuchungsmaterial und dergleichen zur Verfügung ständen.
2. ein großes, geeignetes und ohne Einschränkung verwertbares
Material an Versuchspferden zu beschaffen. Sicher noch nicht
durchseuchte, also von der Geburt an unter Kontrolle gewesene
Pferde, die nach freiem Ermessen auch müßten getötet werden
können, wären in ausreichender Zahl womöglich an verschiedenen
Stellen für die Versuche bereit zu halten. Remonten können für
unsere Zwecke abgesehen von ihrer Kostspieligkeit als einwands-
freies Versuchsmaterial nicht gelten, weil bei ihnen nicht hin-
reichend sicher ausgeschlossen werden kann, daß sie durch eine
vorausgegangene, wenn auch nur leichte Erkrankung an ihrer
Empfänglichkeit für die Seuche Einbuße erlitten haben.
3. um gleichzeitig verschiedene Untersuchungsreihen in Angriff
nehmen zu können, wären einige räumlich voneinander getrennte,
je von besonderem Personal zu versorgende Stallungen zur Unter-
bringung gesunder, zu den Infektionsversuchen zu benutzender
Pferde bereit zu stellen.
Zumal dann, wenn auf solche Weise die Möglichkeit geschaffen
wird, unter Benutzung der bisher gewonnenen Erfahrungen unter
günstigen Bedingungen weiter zu arbeiten, werden sich von den
zu lösenden Fragen einige wohl sicher entscheiden, andere ihrer
Entscheidung näher führen lassen.
Durch exakte Versuche würden zunächst die zeitlichen
GrenzendesInkubationsstadiums mit der wünscehens-
werten Zuverlässigkeit sich ermitteln lassen.
Dureh Tötung einer Anzahl von frisch infizierten Pferden in
frühen Stadien der Erkrankung und durch sorgfältige Unter-
— 19: —
suchung ihrer Kadaver würde die wichtige Frage entschieden
werden können, ob Darm oder Lunge Sitz der ersten
pathologiseh-anatomisch nachweisbaren Ver-
änderungenist.
Für keineswegs aussichtslos halte ich ferner weitere experi-
mentelle Arbeiten über die Art, wie die Infektion von Pierd zu
Pferd sich vollzieht. Beispielsweise würde ich folgenden Versuch
ausführen: Zwischen einem noch nicht infizierten mit 10 gesunden
für Brustseuche noch empfänglichen Pferden besetzten Stalle und
einem verseuchten mit 10 brustseuchekranken Pferden besetzten
Stalle würde ich einen Austausch vornehmen in der Weise, daß an
einem und demselben Tage 5 gesunde Pferde zwischen die kranken
und 5 kranke zwischen die gesunden gestellt würden. Aus dem
zeitlichen Auftreten von Neuerkrankungen unter den gesunden
Pferden würden sich möglicherweise wichtige Schlüsse auf die mut-
maßlichen Infektionswege ergeben. Vielleicht würden auch neue
Versuche, die Krankheit durch Verbringen von Dünger und anderem
Material aus verseuchten Stallungen in gesunde Bestände zu ver-
schleppen, unter den erwähnten günstigeren Versuchsbedingungen
überzeugende Ergebnisse liefern.
Züchtungs-, Infektions- und Immunisie-
rungs-Versuche mit von sekundär einge-
drungenen Bakterien noch freien Krankheits-
produkten getöteter Pferde haben bisher nur in so ge-
ringem Umfange ausgeführt werden Können, daß ihre Fortsetzung
als aussichtslos jedenfalls noch nieht betrachtet werden kann.
Selbst die Hoffnung, daß bei der mikroskopischen Unter-
suchung solchen Materials der bisher vergeblich gesuchte spezi-
fische Infektionserregeraufgefunden,oderdaß
wenigstens seine Zugehörigkeit zu den für
unsere mikroskopischen Hilfsmittelnicht mehr
sichtbaren Lebewesenerwiesen wird, braucht meines
Erachtens noch nicht aufgegeben zu werden. Sehr gering ist ja
freilich diese Hoffnung nur, so lange wir nicht über ein Verfahren
verfügen, die Krankheit dureh irgend welehe Krankheitsprodukte
experimentell von Pferd zu Pferd sicher zu übertragen.
Was unter Umständen auch ohne Kenntnis des betreffenden
Krankheitserregers durch Aufklärung der verschlungenen Wege
der Krankheitsübertrarung für die Bekämpfung einer Seuche ge-
leistet werden kann, das hat uns die Geschichte des Gelbfiebers in
neuerer Zeit klar vor Augen geführt.
-- 133 —
Betrachtungen über die Ursache der Strahliäule.
Von Oberstabsveterinär Rexilius.
In Nr. 8, 1911, der Zeitschrift „Der Hufschmied“ hat Dr.
Steinbach einen kritischen Aufsatz über die Ursache der
Strahlfäule veröffentlicht, in dem er zu dem Schluß kommt, „daß
in der Regel in erster Linie Fäulnissubstanzen, die von außen her
an den Strahl gelangen, zerstörend auf das Horn einwirken; die
mittlere Strahlfurche, besonders wenn sie eng ist, bietet hierzu den
vünstigsten Ausgangspunkt.“
Wenn ich mich auch im allgemeinen der Ansicht Stein-
bachs anschließe, so sind es doch im Laufe vieler Jahre ge-
machte Beobachtungen, welche mich veranlassen, besonders im
Hinblick auf die Theorien von Geiß und Kärnbach, hierzu
das Wort zu nehmen.
Die Zahl der in der Literatur verzeichneten Ursachen der
Strahlfäule ist eine sehr große. Sie hier besonders zu erwähnen,
dürfte sich erübrigen. Bei genauerer Sichtung lassen sie sich in
zwei Gruppen unterbringen, und zwar:
1. in Ursachen, von denen man annehmen kann, daß sie tat-
sächlich die Strahlfäule hervorzurufen vermögen, und
2. in Ursachen, welche die Entstehung der Strahlfäule nur
begünstigen.
Von der Erörterung der letzteren, zu denen z. B. Zwanghufe,
Hufe mit verminderter Trachtenbewegung, schlechter Beschlag,
langes Stehen im Stalle, mangelhafte Streu usw. gehören, kann
hier, da es doch nur darauf ankommt, die wirkliche Ursache zu
ergründen, Abstand genommen werden.
Was die ersteren anbetrifft, so sind es, abgesehen von der
veralteten humoralpathologischen Theorie, nach welcher im Körper
befindliche krankmachende Stoffe bei der Strahlfäule ausgeschie-
den werden, drei Theorien, die in Betracht zu ziehen sind,
und zwar:
1. Die Theorie von Geiß, daß der faule Strahl ein krank-
hafter, mehr oder weniger chronisch verlaufender Prozeß an den
jüngsten Zellschichten des Hornstrahles ist, wobei diese nicht wie
normal verhornen, sondern zu einer weißgrauen, schmierigen,
käsigen Masse zerfallen.
2. Die Theorie von Kärnbach (Referat in der B. T. W.
Nr. 26, 1911), nach der die Strahlfäule auf eine Blutarmut der
Fleischhaut zurückzuführen ist. Infolge dieser Blutarmut tritt
unter dem Einfluß chemischer Substanzen ein schmieriger, käsirer
Zerfall der jüngsten Zellschichten des Hornstrahles ein, durch
welchen Spalträume inmitten der letzteren gebildet werden, die
mit der Außenwelt nieht in Verbindung stehen.
— 124 —
d. Die die meisten Anhänger zählende Fäulnistheorie, nach
der also Fäulnissubstanzen die Strahlfäule bewirken.
Für die Richtigkeit der Theorien von Geiß und Kärn-
bach sind bis jetzt Beweise nicht erbracht worden und können
m. E. auch nicht erbracht werden. Nach Geiß soll ein mehr oder
weniger chronischer Prozeß an den jüngsten Zellschichten des
Hornstrahles sich bei der Strahlfäule abspielen. Welcher Art
jedoch derselbe sein soll, ist nicht ersichtlich. Ein entzündlicher
kann es nicht sein, denn die fertig gebildete Hornzelle, wenn man
sie auch noch nicht als vollständig abgestorben ansehen will, ist
doch keine produktive Zelle mehr, und deshalb kann an ihr auch
kein Entzündungsprozeß auftreten. Es könnte sich demnach nur
um einen Prozeß handeln, bei dem gleichzeitig die Fleischzotten
in Mitleidenschaft gezogen sind. In diesem Falle aber müßte, wie
Steinbach ganz richtig bemerkt, nach Entfernung des faulen
Strahlhornes der Fleischstrahl unbedeckt von Hornzellen frei zu-
tage treten. Das ist aber, wie auch ich bestätigen kann, niemals
oder doch nur bei groben Eingriffen der Fall. Es käme dann noch
eventl. ein chemischer Prozeß in Frage. Welchen Ursachen aber
dieser seine Entstehung verdankt, ist vollständig unklar.
Bezüglich der Theorie von Kärnbach scheint mir die Bil-
dung von Spalträumen inmitten der Strahlschenkel von der Form
des Fleischstrahles, die mit der Außenwelt nicht in Verbindung
stehen, wie auch meine weiteren Darlegungen ergeben werden,
nieht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, wenn ich sie
selbst auch noch nicht gesehen habe. Auch muß die Möglichkeit
zugegeben werden, daß sich gelegentlich einmal eine Anämie des
Fleischstrahles einstellen kann. Wie will man aber am lebenden
Tiere eine solche nachweisen? Wie will man beweisen, daß event!.
hierdurch und unter dem Einfluß chemischer Substanzen ein Zer-
fall der jüngsten Zellschichten des Hornstrahles eintritt? Wo
kommen die chemischen Substanzen her? Wie kommt es, daß
häufiger das ganze alte Strahlhorn von der Strahlfäule betroffen
ist und der Fleischstrahl dennoch mit einer einige Millimeter
starken Schicht jungen Hornes bedeckt ist? Ich kann mir wohl
vorstellen, daß infolge Anämie des Fleischstrahles weniger
Horn produziert wird, wie aber hierdurch und unter dem Einfluß
chemischer Substanzen ein Zerfall der jüngsten Hornzellen ein-
treten soll, ist mir unerklärlich.
Viel ungezwungener ist doch die Erklärung der Strahlfäule
durch Einwirkung von Fäulnissubstanzen. (Ihre Anwesenheit bei
der Strahlfäule wird wohl niemand abstreiten.) Alle tierischen
Gewebe können der Fäulnis anheimfallen, und daß das Hufhorn
hiervon keine Ausnahme macht, dafür ist der Beweis nieht schwer
zu erbringen. Schüttet man z. B. eine größere Menge Hornspäne
auf einen Haufen oder in einen Sack und läßt sie längere Zeit
= 1535. =
an einem feuchten, nicht zu kühlen Orte stehen, so findet man
nach einiger Zeit, daß das Volumen derselben beträchtlich ab-
senommen hat und die Späne selbst mit einer schmierigen,
stinkenden, grauschwarzen Masse bedeckt sind. Diese Masse kann
m. E. nichts anderes als durch Fäulnissubstanzen zerstörtes Horn
sein, denn bei trocken aufbewahrten Spänen findet man sie nicht.
Daß dieselbe eine grauschwarze Farbe hat, liegt an der Farbe des
Hornes und der Verunreinigung durch Straßenschmutz; im übri-
gen ist sie der bei der Strahlfäule vorkommenden Zerfallmasse
vollkommen gleich. Ja, auch die letztere hat bei starker Verun-
reinigung durch Straßenschmutz dieselbe Farbe.
Wenn tierische Gewebe faulen sollen, so ist notwendig:
1. daß Fäulnisbakterien vorhanden, und
2. daß diese einen geeigneten Nährboden und Feuchtigkeit
haben.
Es ist aber auch
3. notwendig, daß die Fäulnisbakterien ungestört längere Zeit
mit dem Gewebe in Berührung bleiben.
Diese Bedingungen sind beim Strahlhorn nicht ohne weiteres
gegeben. Fäulnisbakterien werden zwar immer im Boden, in der
Streu usw. zu finden sein; aber das alte, harte, oberflächliche
Strahlhorn ist ein wenig geeigneter Nährboden für sie, zumal sie
infolge der häufigen Berührung des Strahles mit dem Erdboden
usw. leicht von dessen Oberfläche abgestreift werden. Sie haben
nicht Zeit, sich festzusetzen und ihr Zerstörungswerk zu beginnen.
Deshalb sehen wir auch die Strahlfäule zuerst immer an denjeni-
ven Stellen auftreten, an denen die Fäulnisbakterien gegen äußere
Einflüsse geschützt sind und sich weicheres oder jüngeres Strahl-
horn befindet, so z. B. in der Tiefe der seitlichen und mittleren
Strahlfurchen.
Während aber die Strahlfäule in den seitlichen Strahlfurcehen
doch verhältnismäßig selten vorkommt, ist sie in der mittleren
Strahlfurche und deren Umgebung sehr häufig anzutreffen. Wo-
her kommt das? Denn bei der größten Zahl der mit Strahlfäule
beliafteten Hufe ist die mittlere Strahlfurche doch nicht so eng,
daß man annehmen könnte, die Fäulnisbakterien fänden hier
einen besonders guten Schutz. Es muß dies somit noch einen
anderen Grund haben. Welcher ist dieser?
Wenn man Gelegenheit hat, eine große Anzahl Hufe häufiger
auf die gesunde Beschaffenheit der Strahle zu untersuchen, wird
man nicht selten, besonders bei Pferden, deren Beschlag längere
Zeit nicht erneuert ist oder deren Strahle lange Zeit nicht
beschnitten sind, die Beobachtung machen, daß sich in dem hinte-
ren Teile der Strahlschenkel Risse oder Spalten befinden. Diese
Spalten verlaufen in schräger Richtung von hinten und außen nach
vorn und innen bis zum Rande der mittleren Strahlfurche und von
Em?
_
0 ==
hier aus am Rande der Strahlfurche entlang nach hinten, wo sie
in der Mitte sich vereinigen.
Sie haben die Gestalt eines lateini-
schen W (siehe Abbildung), bei dem allerdings häufiger das mitt-
lere Verbindungsstück nur noch undeutlich zu erkennen ist oder
Bei genauerer Untersuchung läßt sich
leicht feststellen, daß sich diese Spalten in mehr oder minder
großer Ausdehnung unter dem Horn der Strahlschenkel hinziehen,
so daß ein größerer oder kleinerer Teil des alten Hornes der Strahl-
schenkel von dem jungen losgelöst ist. Mit dem Messer kann man
das losgelöste Horn leicht entfernen und dabei feststellen, daß
dessen Stärke 3 bis 12 mm und darüber beträgt, und daß es an
seiner oberen Fläche die Form des Fleischstrahles hat. Meistens
auch vielleicht ganz fehlt.
Spalt-
raum
sind in diesen Spalträumen
schmutziggraue, manchmal auch
weiße (je nach der Hornfarbe),
schmierige, käsige, sehr übel-
riechende Massen anzutreffen,
doch findet man, besonders bei
guter Strahlpflege, häufiger
Spalträume, welche sich in voll-
kommen trockenem Zustande
befinden. Sei es aber, daß diese
trocken sind, oder schmierige,
käsige, übelriechende Massen
enthalten, stets ist der Fleisch-
strahl mit einer einige Milli-
meter starken, vollständig in-
takten Schicht jungen Strahl-
hornes bedeckt.
Woher kommen diese Spalt-
räume? Sind sie das Produkt
eines chemischen Prozesses an den jüngsten Zellschichten des Horn-
strahles, oder verdanken sie ihre Entstehung einer Blutarmut des
Fleischstrahles?
Vergegenwärtigt
man sich
die Theorien von Geiß und
Kärnbach über die Entstehung der Strahlfäule, so kann es
kaum einem Zweifel unterliegen, daß beide Autoren diese Spalt-
räume bzw. die Loslösung des alten Strahlhornes von dem jünge-
ren beobachtet und, da sie in denselben käsige, schmierige Massen
vorfanden, wie es bei schlechter Strahlpflege meistens der Fall
ist, hierauf ihre Theorien aufgebaut haben. Diese tatsächlich ge-
machten Beobachtungen sind aber m. E. falsch gedeutet worden.
Es handelt sich
weder um einen chronischen Prozeß der
jüngsten Zellschichten des Hornstrahles noch um eine Blutarmut
des Fleischstrahles, sondern um einen ganz natürlichen Vorgang,
wie wir ihn an der Hornsohle täglich sehen können. Nach meinen
= Me
Beobachtungen stößt sich nämlich das Horn des Hornstrahles
ebenso wie das der Sohle nach kürzerer oder längerer Zeit ab.
Da es aber ein festeres Gefüge und selbst auch, wenn es alt und
hart ist, immer noch eine gewisse Elastizität besitzt, so bröckelt es
nicht ab wie das Sohlenhorn, sondern löst sich im ganzen los. Die
Loslösung findet an den Strahlschenkeln und der Strahlspitze in
verschiedener Weise statt. An den Strahlschenkeln und dem
Hahnenkamm reißt es, wenn es hart und fest geworden ist, eine
gewisse Stärke erlangt, und seine Elastizität mehr oder weniger
verloren hat sowie nieht mehr den Dehnungen des jungen Strahl-
hornes bei der Hufmechanik zu folgen vermag, an der indiffe-
renten Zone von dem letzteren ab. Es bilden sich Risse und
Spalten in den Strahlschenkeln, welche sieh ziemlich schnell ver-
größern und die Trennung des alten Strahlhornes von dem jungen
bewirken.
An der Strahlspitze dagegen ist die Hufmechanik nur sehr
sering. Deshalb kann hier auch kein Losreißen des alten Strahl-
hornes von dem jungen stattfinden. Der Ablösungsvorgang spielt
sich daher in der Weise ab, daß durch den Druck vom Boden aus
das alte Strahlhorn gegen das junge gepreßt und dieses an der
indifferenten Zone je nach der Farbe des Hornes zu einer weißen
oder grauweißen krümeligen Masse zerrieben wird. Beide Pro-
zesse begegnen sich ungefähr am Anfang der mittleren Strahl-
furche, und deshalb sehen wir auch hier am längsten den Zusam-
menhang zwischen altem und jungem Strahlhorn gewahrt. Be-
merken möchte ich hier, daß auch in der Tiefe der seitlichen
Strahlfurchen das alte mit dem jungen Horn am längsten in Ver-
hindung bleibt.
Der Ablösungsprozeß tritt bei den einzelnen Strahlen ebenso
wie an der Hornsohle nach verschieden langer oder kurzer Zeit
auf. Es richtet sich dies nach den Hufformen, der Beschaffen-
heit des Strahlhornes und dem Wachstum desselben. Nach der
Stärke der abgelösten Hornschicht ist anzunehmen, daß die Ab-
lösung bei regelmäßigen Hufen, Hufen mit breiter Trachtenpartie
und gut entwickelten Strahlen nicht vor 5 bis 6 Wochen, meistens
aber viel später stattfindet, dagegen bei Hufen mit engen, wenig
beweglichen Trachten, Trachtenzwanghufen usw. aber schon nach
3 bis 4 Wochen eintritt. Es ist dies der Grund, daß bei den letzte-
ren der Ablösungsprozeß häufiger als bei dem ersteren beobachtet
wird. Denn in 4 bis 5 Wochen wird bei den Pferden gewöhnlich
der Beschlag erneuert, die Strahle werden dabei beschnitten, und
dureh das Entfernen des harten, festen Strahlhornes wird die Ur-
sache für das Ablösen beseitigt.
Den Ablösungsprozeß des alten Strahlhornes von dem jungen
habe ich vor mehreren Jahren bei Versuchen, die zwar nicht den
Zweck verfolgten, die Ursache der Strahlfäule zu ergründen, bei
== „128. ==
denen aber die Strahle jahrelang nicht beschnitten, jedoch pein-
lich sauber gehalten wurden, sehr genau verfolgen können.
Es ist klar, daß diese in den Strahlschenkeln auftretenden
Spalträume gute Brutstätten für die Fäulnisbakterien abgeben.
Sie sind dort gegen äußere Einflüsse sehr gut geschützt und finden
auch sonst die geeigneten Existenzbedingungen. Da sie ferner
überall, in der Luft, dem Erdboden, der Streu, dem Straßen-
sehmutz usw. anzutreffen sind, so wird es für sie ein leichtes sein,
dort einzudringen und sich anzusiedeln. Es kann deshalb wohl
mit gutem Recht angenommen werden, daß die meistens in den
Spalträumen befindlichen schmierigen, käsigen, grauschwarzen
oder grauweißen, stinkenden Massen weiter nichts als durch Fäul-
nisbakterien verursachte Zersetzungsprodukte des Strahlhornes
darstellen. Daß dem so ist, geht m. E. auch daraus hervor, daß
bei guter Strahlpflege nicht selten, ich möchte beinahe behaupten
„meistens“ (vorausgesetzt, daß die Strahle nicht beschnitten wer-
den, denn sonst tritt überhaupt keine Ablösung des Hornes ein),
vollkommen trockene Spalträume angetroffen werden, und daß
bei längerem Bestehen des etwa vorhandenen Fäulnisprozesses in
denselben von hier aus auch das ältere Stralilhorn von dem Fäul-
nisprozeß ergriffen wird und dann ein zernagtes, zerfressenes
Aussehen zeigt. Auch die Tatsache, daß die Strahlfäule nach Be-
seitigung des faulen Strahlhornes, Freilegung der Strahlfurchen,
Reinigung des Strahles mit desinfizierenden und adstringierenden
Flüssigkeiten, Bestreichen mit Holzteer u. dgl. in wenigen Tagen
zu beseitigen ist, läßt ebenfalls darauf schließen, daß weder ein
chronischer Entzündungsprozeß an den jüngsten Zellschichten des
Hornstrahles noch eine Blutarmut des Fleischstrahles bei der
Strahlfäule bestehen.
Aus der sehon vorhin angegebenen Tatsache, daß auch bei
starker Strahlfäule der Fleischstrahl stets mit einer Schicht jüng-
ster Hornzellen bedeckt ist, glaube ich annehmen zu müssen, daß
nur das abgestorbene Strahlhorn von dem Fäulnisprozeß ange-
griffen wird, und diese jüngsten Hornzellen, als noch nieht völlig
abeestorben, demselben widerstehen.
Ich habe vorher bemerkt, daß bei Hufen mit verminderter
Traehtenbeweglichkeit, 'Trachtenzwanghufen usw. die Ablösung
des alten Strahlhornes in etwa 3 bis 4 Wochen eintritt. Wenn sich
nun dieser Vorgang häufiger wiederholt, und bei schlechter Strahl-
pflege in den gebildeten Spalträumen stets von neuem Fäulnis-
prozesse auftreten, so entstehen schließlich, besonders bei mangel-
hafter Entfernung des faulen Strahlhorns beim Beschlagen Strahle,
welche Steinbach als Strahle mit „etagenartiger Zerklüftung‘
bezeichnet. Sie sind jedoch nur sehr selten und bei ganz besonders
schlechter Hufpflepge anzutreffen.
Daß die Strahlfäule in den Sommermonaten weniger häufig
— 19 —
vorkommt als in den Wintermonaten, erklärt sich dadurch, daß
der durch die Sonne erhitzte Erdboden austrocknend auf das
Strahlhorn wirkt, und den Fäulniserregern hierdurch die für ihr
Fortkommen nötige Feuchtigkeit entzogen wird. Das häufigere
Vorkommen der Strahlfäule an den Strahlen der Hinterhufe dürfte
auf die schlechtere Strahlpflege der letzteren und darauf zurückzu-
führen sein, daß die Hinterhufe immer in feuchter Streu oder
Dünger stehen. Hierdurch wird das Strahlhorn erweicht und
kann von den Fäulnissubstanzen leichter angegriffen werden.
Nach dem Gesagten handelt es sich m. E. bei der Strahlfäule
nır um einen Fäulnisprozeß, der von den seitlichen und mittleren
Strahlfurchen oder von den bei der Ablösung des Hornes der
Strahlschenkel oder des Hahnenkammes sich bildenden Spalt-
räumen seinen Ausgang nehmen kann. Bei Pferden, die Hufe mit
aut entwickelten Strahlen besitzen, werden diese Spalträume in
der Regel den Ausgangspunkt der Strahlfäule bilden.
Vorkommen von „Filaria papillosa“ bei mongolischen
Pierden.
Von Stabsveterinär Hellmuth.
Während einer langjährigen Tätigkeit in Ostasien ist mir Ge-
lerrenheit geboten gewesen, das Auftreten von „Filaria papillosa‘
in den Augen mongolischer Ponys beobachten zu können. Es
handelte sich in mehreren Fällen um Ponys, die im Besitze von
Chinesen waren. Bei diesen mit dem Wurm behafteten augen-
kranken Pferden war es mir leider nicht möglich, den weiteren
Verlauf der Krankheit verfolgen und einen eventuellen operativen
Eingriff machen zu können, da es sich um Pferde von Karren-
führern handelte, die nomadisierend nur eine Zeitlang in Peking
waren, um dann später mit ihren Tieren weiter zu ziehen.
Den einzigen Anhalt, den mir die chinesischen Besitzer ihrer
an dein Parasiten erkrankten Tiere geben konnten, war der, daß die
kleine Schlange — so nannten sie diesen Parasiten — nach der
Regenzeit (Juni bis August) am meisten auftrete, daß diese
im Auge der Pferde manches Mal von selbst verschwinde. In
weitaus meisten Fällen jedoch führe der Parasit, wenn er
lingere Zeit im Auge sichtbar bliebe, eine Zerstörung des Auges
herbei, was in einem der drei oben angeführten Fälle der Fall war.
Hier lag der Parasit abgestorben am Grund der vorderen Augen-
kammer; es bestand eine Entzündung mit Verlust des Sehver-
Mogens.
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 3. Hert. 9
=> 130 =
Bei den beiden anderen mit dieser Entozoe behafteten Ponys
war der Parasit frei im Kammerwasser der vorderen Augenkammer
schwimmend zu beobachten — die Augen selbst zeigten makrosko-
pisch keinerlei Veränderungen, das Selıvermögen der Tiere war
nicht gestört. l
Jm Jahre 1907 hatte ich in Tsingtau Gelegenheit, das plötzliche
Auftreten dieser „Filaria papillosa“ bei dem Rennpony „Hildalgo“
— im Besitze eines Tsingtauer Kaufmannes — zu beobachten.
Betreffendes Pferd kam Mitte des Jahres 1906 direkt von der
Mongolei. Der Pony, 8jährig, brauner Wallach von edler Abstam-
mung, war mit vielen anderen Pferden von der Mongolei über das
Gebirge durch die Provinzen Chili und Shantung nach Thinaufu
getrieben und von da aus mit der Eisenbahn nach Tsingtau trans-
portiert worden. Bei diesen mehrwöchigen Märschen durch
überschwemmte und sumpfige Gebiete wurde von den Pferden
Wasser aus diesen Sümpfen aufgenommen und mit diesem Wasser
vermutlich die Entozoe auf das Pferd übertragen. In Tsingtau
wurde das Pferd von seinem Besitzer zum Polospiel und zu Rennen
benutzt.
Im Anfang des Jahres 1907 trat über Nacht bei diesem kräf-
tigen, sich in guter Kondition befindenden Pferde in der vorderen
Augenkammer des linken Auges ein fadenförmiger, runder, weißer
Wurm auf, der sehr lebhafte und andauernde, schlängelnde Be-
wegungen nach Art eines Aales machte.
Der Parasit selbst war schneeweiß, hatte eine Länge von
ca. 4 em und war von der Stärke einer Strieknadel, an den Enden
zuwespitzt.
Schon von weitem hob sich der Wurm deutlich von dem
braunen Hintergrund des Auges ab. Trotz der ungemein lebhaften
Bewegungen des Parasiten blieb das Pferd ruhig. Die Kornea und
Linse waren bei näherer Untersuchung durchsichtig, die Pupille
reagierte auf Lichtreize; der Humor aqueus war klar, der Pupillar-
reflex meergrün.
Das Pferd wurde von mir in der Folgezeit täglich mehrere
Male untersucht und beobachtet, und es zeigten sich in den nächsten
4 Tagen keine krankhaften Erscheinungen. Am 5. Tage war das
linke Auge des Pferdes trübe. Die Trübung rührte von auf dem
Boden der vorderen Augenkammer liegenden Ausscheidungen des
’arasiten her. Sobald Patient Bewegungen mit dem Kopfe machte,
wirbelten die am Boden sitzenden flockigen Ausscheidungen auf
und es stellten sich jedesmal Unruheerscheinungen beim Pferde ein.
Der Besitzer willigte nun in eine Operation und wünschte die
Entfernung des Parasiten.
Am 8. Tage nach dem Auftreten des Wurmes wurde der Pony
zwecks operativen Eingriffes gelegt. Stabsveterinär Pfeiffer
(Tsingtau) war so liebenswürdig, zu assistieren.
Unter Lokalanästhesie mit Kokain und unter strengen Regeln
der Asepsis wurde am äußeren oberen Rande der Kornea vorsichtig
inzidiert. Das Kammerwasser der vorderen Augenkammer ent-
leerte sich spritzend heraus und mit ihm der Wurm. Die Nach-
behandlung bestand in Anlegen von mit 30 Sciger Protargollösung
= ‚Jar ==
vetränkten Verbänden. Das Auge war in den ersten Tagen nach
der Inzision eingefallen, die Kornea milchigweiß; nach Verlauf
einiger Tage war der Bulbus wieder prall gefüllt, nach weiteren
14 Tagen war vollständige Heilung eingetreten und hatte das Auge
wieder ein gesundes und glänzendes Aussehen. An der Einstich-
stelle am oberen äußeren Rande der Kornea war in einer Länge
von 4—5 mm eine strichförmige trübe Stelle zurückgeblieben, die
jedoch keinerlei Störung verursachte.
Weitere Parasiten sind nicht aufgetreten und hat das Pferd
später seinem Besitzer noch gute Dienste geleistet.
Ein Fall von Hyperhidrosis partialis.
Von Stabsveterinär Spring.
Am 12. Januar 1910 wurde mir ein etwa 14 Jahre altes Dienst-
pferd vorgestellt, weil es an der linken Schulter dauernd schwitzte.
Die Untersuchung ergab das Vorhandensein von kühlem,
klebrirem Schweiß in der linken vorderen Grätengrube vom Bug-
relenk bis zur halben Schulterhöhe und an dem sich anschließenden
Halsteil in einer Breite von etwa 20 em. Der ergriffene Hautteil
des braunen Pferdes hob sich durch seine infolge der Nässe
schwärzliche Farbe deutlich von der Umgebung ab. Die Haut
reagierte überall auf Nadelstiche wie gewöhnlich. In der Gegend
des 4” und 5” Halswirbels bestand eine geringe, derbe, nicht scharf
begrenzte Schwellung an von Muskulatur bedeckten Teilen, über
welcher die dünne Haut leicht verschiebbar war. Vermehrte Druck-
empfindlichkeit wurde nirgends markiert. Die flache Anschwellung
bestand nur an der linken Halsseite; die vordere, von der Drossel-
rinne aus abgetastete Halskante war frei. Der Hals des Pferdes
wurde scheinbar ohne Schmerzen leicht nach allen Seiten bewegt.
Eine allgemeine Untersuchung des Pferdes war bezüglich
weiterer Krankheitserscheinungen ergebnislos.
Es wurde ermittelt, daß das in einer Rekrutenabteilung gehende
Pferd vor etwa 3 Tagen in der Reitbahn beim Hürdensprung mit
untereeschlagenem Kopfe auf die linke Seite gestürzt war, sich
nach dem Hervorziehen des Kopfes leicht erhoben und seitdem nur
die sich langsam steigernden, vorstehend geschilderten Symptome
gezeigt hatte.
Da das Pferd als leidenschaftlicher Weber seinem Halse keine
Ruhe gönnte, so wurde das Pferd auf meine Empfehlung hin zur
weiteren Reitausbildung der Rekruten mit der Beschränkung her-
angezogen, daß nach Möglichkeit Gangarten vermieden wurden,
welche ein Seitwärtsbiegen seines Halses erforderten. Die Behand-
lunge war eine abwartende.
Vom 8. Februar 1910 ab verminderte sich der lokale Schweiß-
ausbruch und die Anschwellung wurde härter und kleiner, so daß
Anfang März der Schweißausbruch nieht mehr sichtbar und fühl-
bar war und zur Zeit eine knochenharte Anschwellunge von der
Größe eines halben, längsgeteilten kleinen Hühnereis ungefähr am
=
== doz —
vorderen Ende des 5” Halswirbels persistiert. Der Hals des Pferdes
ist die ganze Zeit hindurch unverändert leicht beweglich erschienen.
Ich nehme an, daß es beim Sturz des Pferdes zu einer geringen
Knochenabsplitterung an der Seite des hinteren Endes des vierten
oder des vorderen Endes des fünften Halswirbels gekommen war.
Der einsetzende Heilungsprozeß führte dann die geschilderte flache
Anschwellung an der linken Halsseite herbei.
Als Ursache des lokalen Schweißausbruches ist eine Lähmung
des Halssympathikus dureh Knochensplitter nach dem örtlichen
Befunde als ausgeschlossen zu betrachten. Ebensowenig kommt
meiner Ansicht nach eine direkte Reizung eines vielleicht in Höhe
des 4. oder 5. Halswirbels im Halsmarke gelegenen Spezialzen-
trums für die Schweißbildung der betroffenen Körperregion wegen
der während der vierwöchigen Krankheitsdauer niemals sicht-
bar verminderten Gebrauchsfähigkeit der Halswirbelsäule in Frage.
Es würde deshalb als wahrscheinlichste Annahme übrig
bleiben, daß dureh Knochensplitterehen oder durch die den
Heilungsvorgang begleitenden Entzündungszustände Fasern peri-
pherer Nerven (fünfter Halsnerv) in Mitleidenschaft gezogen
wurden. Ob die Perspiratio sensibilis dabei indirekt auf dem Wege
von langen oder kurzen Reflexbögen (vasomotorischer bzw. sekre-
torischer Reflex) oder durch direkte Einwirkung auf zentrifugal-
leitende Fasern (Lähmung von Vasokonstriktoren bzw. Reizung von
Vasodilatatoren oder sekretorischer Fasern) zustande gekommen
ist, entzieht sich jeder begründeten Kalkulation.
Erfahrungen mit Klebeverbänden, insbesondere mit
Mastixverbänden.
Von Veterinär Heinz.
Bei jeder Verletzung ist der tierische Organismus bestrebt,
die Wunde durch das ergossene Blut einzudecken und zu ver-
schließen. Ein vollständiger Verschluß erfolgt meist nur bei kleinen
Wunden durch Schorfbildung (Heilung per primam). Große Wun-
den heilen unter Eiterung und mit Substanzverlust (per secundam).
Unter ungünstigen Bedingungen wird der Naturheilprozeß gestört.
Namentlich kommen hier Schädlichkeiten der Außenwelt in Frage.
Dieselben abzuhalten und die günstigen Bedingungen für den Na-
turheilprozeß herzustellen, ist die Aufgabe des Arztes. Das ge-
schieht durch Anlage von Verbänden in Verbindung mit Heil-
mitteln aller Art, wie es der einzelne Fall verlangt.
Die Bedeutung eines jeden Verbandes liegt darin, daß er gut
hält und abschließt, ohne zu scheuern und zu drücken. Gegen-
wärtig sind zwei Hauptarten von Verbänden allgemein üblich: die
Wickelverbände und die Klebeverbände. Erstere haben, abgesehen
von ihren Vorzügen, den Nachteil, daß sie sich bei großen Haus-
tieren in beschränktem Maße nur an den Gliedmaßen anlegen
lassen. Bei eintretenden Schwellungen schnüren sie oft. Wenn
das Tier arbeitet, rutschen sie leicht, scheuern oder klaffen, so daß
— 1353 —
die Wunde leicht verunreinigt wird. Alle diese Nachteile fallen
heim Klebeverband weg. Letzterer ist in der Menschenmedizin viel
in Gebrauch und spielt hier eine große Rolle. Dies gilt besonders
vom Heftpflasterverband, der seit Einführung des Kautschukheft-
pflasters eine weite Verbreitung gefunden hat. Der Grund liegt in
der einfachen Anwendung und darin, daß beim Menschen auf der
unbehaarten Haut alle Klebeverbände sehr gut haften. Beim Tier
gestalten sich die Verhältnisse wegen der Behaarung weit schwie-
ricer. Zunächst sind Heftpflasterverbände wenig und meist nur
in der Hundepraxis in Anwendung und garantieren nur dann eine
gute Haltbarkeit, sobald sie als Wickelverbände (an Schwanz und
Gliedmaßen) angelegt werden. Bei Wunden am Rumpf, wo nur ein
Stück Pflaster flach aufgelegt wird und haften soll, müssen vorher
die Haare abrasiert werden, da der Verband sonst klafft.e. Aber
selbst nach vorherigem Rasieren lockert sich das Pflaster noch
leicht, weil die Pflastermasse durch die Körperwärme oft erweicht,
so daß bei Bewegungen des Tieres Verschiebungen oder Loslösungen
erfolgen. Auf die zahlreichen gebräuchlichen Klebstoffe hier näher
einzugehen, erübrigt sich, Dagegen will ich im folgenden den
Mastixverband näher beschreiben, mit dem ich seit Jahren die
besten Erfolge gesehen habe und der allen Anforderungen ent-
spricht. Mastix ist das Harz der auf der Insel Chios kultivierten
Anacardiacee „Pistacia Lentiscus“. Am brauchbarsten ist folgende
Lösung:
Rp. Mastichos 90,0, Chloroformii 100,0, Olei Lini gutt. Nr. 40,0.
Diese zeichnet sieh durch außerordentliche Klebkraft und Un-
löslichkeit in Wasser und tierischer Flüssigkeiten aus, wodurch eine
große Haftbarkeit garantiert wird. Die Anwendung ist äußerst ein-
fach und geschieht in folgender Weise: Zunächst wird die Wunde
nach den Regeln der Chirurgie behandelt (drainiert, geätzt, be-
pudert usw.), sodann mit einem Tupfer aus Watte oder besser hydro-
philem Mull bedeckt. Nun bestreicht man mit Hilfe eines Pinsels
rings um den Tupfer herum die Haut dünn mit obiger Mastixlösung
und legt darüber ein Stück Mull von entsprechender Größe. Dieser
klebt sofort an der mit Mastixlösung bestrichenen Haut fest und
fixiert somit den darunter liegenden Tupfer, so daß er nicht her-
unterfallen kann. Zum festen Andrücken des Mullschleiers benutzt
man am besten einen Wattebausch, um sich die Finger nieht zu
besudeln, zumal man sonst bei der außerordentlichen Klebkraft mit
den Fingern hängen bleiben und den Verband ablösen würde. Haut
und Haare dürfen bei Anlegung des Verbandes nicht naß oder ein-
ecfettet sein, da sonst die Haltbarkeit leidet. Ein Abrasieren der
Haare ist nieht nötig, nur wenn sie sehr lang sind, empfiehlt sieh
ein Abschneiden derselben mit der Schere. Der Verbrauch an Kleb-
stoff ist ein äußerst sparsamer, wodurch der Verband den Vorzug
der Billigkeit hat. Er empfiehlt sich überall da, wo Wicekelverbände
schwer anlegbar sind oder nicht halten, also bei Wunden an Kopf,
Hals, Widerrist, Rumpf, Oberschenkel, Gelenken usw. In Betracht
kommen vor allem kleinere, aber tiefgehende Hieb-, Stich-, Sturz-
und Rißwunden, welche nieht übermäßige absondern. Außerdem
benutze ich die Verbände gern an Stelle des Wiekelverbandes bei
— 134 -—
Wunden an Ballen, in der Fesselbeuge und bei Vorderknie-, Sehnen-
und Sehnenscheidenwunden, sobald sie soweit verheilt sind, daß
die Tiere zum Dienst herangezogen werden können. Bei Wunden
im Bereiche der Beugesehnen empfiehlt es sich in diesem Falle,
über den Mastixverband noch eine Bandage zu legen; man erzielt
dann eine schnellere Heilung, weil die Wundränder fixiert bleiben.
Ich habe dabei niemals Scheuerungen beobachtet, wohl aber fast
regelmäßig dann, sobald nur ein Wickelverband angelegt und die
Tiere zur Arbeit verwendet wurden. In diesen Fällen hatte sich
außerdem meist noch Sand zwischen Wunde und Binde eingefuttert.
Pferde mit durchschlagenen Knieen lasse ich, sobald die Taschen
zupranuliert sind, nach Anlegung eines Mastixverbandes mitgehen.
Die Wunden bleiben so beim Hinknieen oder wenn sich die Tiere
an der Krippe stoßen, vor Beschädigungen bewahrt. Ein leicht
stolperndes Pferd, welches sich kurze Zeit vorher eine Vorderknie-
wunde zugezogen hatte und bereits mehrere Tage mit Mastix-
verband zum Dienst verwendet wurde, stürzte nochmals auf das-
selbe Knie und blieb durch den Verband vor einer neuen Verletzung
bewahrt. Gute Dienste leistet der Verband auch nach dem Kupieren
der Ohren und des Schweifes. Ferner kann man auf diese Weise
Medikamente, welche eine bestimmte Wirkung entfalten sollen,
innig mit der betreffenden Stelle in Berührung bringen, ohne daß
ein Abstreifen, Ablecken usw. zu befürchten wäre. Desgleichen
läßt sich bei Wunden das Herausfallen der Drainage leicht ver-
hindern. In vielen anderen Fällen wirkt der Mastixverband direkt
ästhetisch. Denn was sieht z. B. häßlicher aus, als ein Tier mit einer
eiternden, von Fliegen umschwärmten Wunde, die aber im übrigen
seine Verwendung zum Dienst nieht hindert? Ein Mastixverband
schützt die Wunde vor äußeren Schädlichkeiten und verhüllt sie
dem Auge des Laien. Der Verband fällt um so weniger auf, wenn
man ihn der Farbe des Tieres entsprechend färbt, was besonders bei
Luxuspferden zu empfehlen ist. Schließlich möchte ich noch die
Verwendbarkeit als Schutzverband bei Operationen nicht uner-
wähnt lassen. Vor ea. 1 Jahr entfernte ich am stehenden Pferde ein
Lipom am äußeren Augenwinkel. Um das Auge nicht zu verletzen,
verschloß ich dasselbe vor der Operation mit einem diek gepolster-
ten Mastixverbande, der gleichzeitig dem Tiere den Ausblick ver-
wehrte. Gegen das Ende der Operation wurde das Pferd sehr un-
ruhig und machte plötzlich eine rasche Bewegung mit dem Kopfe
gegen das Messer, so daß das Auge verloren gewesen wäre, wenn
nicht das Messer am Verband abgeprallt wäre.
Die Abnahme des Verbandes erfolgt in der Weise, daß man
ihn mit Äther, Chloroform oder Benzin befeuchtet, wodurch sich
das Harz löst. Man kommt aber auch ohne dieses Mittel aus. Man
erfaßt dann am besten den Mull an einer Eeke und reißt ihn mit
einem Ruck glatt ab. Dabei hat das Tier so gut wie keinen Schmerz:
wohl aber ist dies der Fall, wenn man den Verband langsam und
vorsichtig abzieht, weil man dann gewöhnlich die festgeklebten
Haare herauszieht. Reizung der Haut und Haarausfall treten nicht
oder nur dann ein, wenn man längere Zeit hindureh die Verbände
an ein- und derselben Stelle anlegst. Die Haut verheilt Jedoch
— 135 —
schon nach kurzer Zeit. Desgleichen kommen die Haare sämtlich
wieder.
Aus allen diesen genannten Gründen dürfte der Mastixverband
wohl auch in der Tierheilkunde diejenige Würdigung finden, die
ihm in der Menschenmedizin schon lange zuteil geworden ist, zu-
mal er bei seiner einfachen Anwendung vor anderen Verbänden
den Vorzug der Billigkeit hat.
Über Digalenwirkung.
Von Öberveterinär Schober.
Die während des Brustseucheganges beim Magdeburgischen
Dragoner - Regiment Nr. 6 bei den Kranken häufig auftretende
Herzschwäche machte die Anwendung der verschiedensten Herz-
mittel notwendig. Auf eine Anfrage wurde der Dispensieranstalt
des Regiments von der Firma F. Hoffmann -La Roche & Co.,
Grenzach-Basel, in zuvorkommender Weise eine größere Menge
„Digalen“ sowohl in flüssiger wie in fester Form zur Verfügung
gestellt.
Das „Digalen“ stellt ein aus den Digitalis-Blättern nach einem
Verfahren von Professor Cloetta -Zürich hergestelltes Präparat
dar, das bisher nur mit 25 pCt. Glyzerin gelöst in den Handel kam.
Beim Regiment wurde nun sowohl dieses gelöste Präparat al; sog.
Digalen-Spitalpackung (Preis 2,40 Mk.) als auch eine von der
Firma versuchsweise hergestellte „Digalen-Tablette“ angewandt.
Eine „Digalen-Tablette‘“ entspricht 7,5 cem „Digalen“ in flüssi-
ger Form oder 1,13 gr Fol. Digitalis.
Diese neue „Digalen-Tablette‘“ hat besonders für veterinär-
medizinische Zwecke den Vorzug des geringeren Preises (4 Ta-
bletten — 2,40 Mk.); sie kann leicht mitgeführt werden, ist bruch-
sicher und, da steril und leicht löslich, stets schnell gebrauchs-
fertig zu machen.
Das „Digalen‘“ wurde meist subkutan, in einigen Fällen auch
intravenös, niemals intramuskulär verabreicht.
Die Einzeldosis betrug meist 15 cem in flüssiger Form oder
zwei Digalen - Tabletten gelöst in 10 cem gekochten, warmen
Wassers. In schwereren Fällen wurden auch häufiger 30 eem
oder entsprechend vier Tabletten als Einzeldosis injiziert.
Die subkutane Anwendung erfolgte meist unter die Haut der
Halsseiten, teils in der Mitte der Halsseiten, teils in der von Dr.
Minder-Bern empfohlenen Weise in der Gegend des 1. und
2. Halswirbels, weil dann beim Bewegen des Kopfes das Tier die
Injektionsstelle von selbst massiert. Nach Injektion in der Mitte
der Halsseite wurde stets durch Massieren der Injektionsstelle das
Präparat über eine größere Fläche verteilt und damit die Resorp-
tion erleichtert.
Das Auftreten von ödematösen Anschwellungen konnte nicht
beobachtet werden.
== 180
Das „Digalen“ kam bei 14 brustseuchekranken Pferden zur
Anwendung.
Über die Wirkung des „Digalen“ ist anzuführen, daß bereits
nach 1 bis 2 Stunden fast immer ein Rückgang in der Pulsfrequenz
zu verzeichnen war. Bei der intravenösen Applikation trat die
Wirkung naturgemäß bedeutend schneller schon nach 1% bis
34 Stunde — ein.
Der Rückgang in der Pulsfrequenz von einem zum anderen
Tage schwankt zwischen 4 und 18 Pulsen; bis zum zweiten Tage
nach der Injektion ist der Puls in einigen Fällen noch bedeutend
mehr — einmal sogar um 28 Schläge — zurückgegangen. Der
versehiedentlich ungleiche und unregelmäßige, aussetzende Puls ist
gleichmäßig und regelmäßig geworden.
Neben dieser spezifischen Herzwirkung ist gleichzeitig eine
günstige Wirkung auf das Allgemeinbefinden der Patienten zu
beobachten gewesen; die starke Mattigkeit ließ nach, der Appetit
wurde besser.
Infolge der kräftigeren Herzmuskeltätigkeit und des dadurch
gesteigerten Blutdrucks kommt es zum vermehrten Blutaustausch
in den Lungen; diese vermehrte Blutoxydation bedingt das ge-
steigerte Wohlbefinden des ganzen Körpers. (Dr. Minder —
Untersuchungen über die Wirkung des „Digalen‘ beim Pferde —
Bern 1908.)
Gleichzeitig ist in vielen Fällen auch ein bedeutender Tempe-
raturabfall zu verzeichnen gewesen.
Vor der Fol. Digitalis hat das „Digalen‘“ den Vorzug, daB es
nicht kumulativ wirkt.
Das „Digalen“ stellt also, wie bereits Stabsveterinär Hent-
rich (Zeitschrift für Veterinärkunde XXI, Heft 8/9, 1909) hervor-
gehoben hat, ein schnell, anhaltend, nicht kumulativ wirkendes
und daher sehr brauchbares Cardiacum bei der Behandlung der
Brustseuche dar.
Ein- und Ausladen von Pierden bei Eisenbahn-
transporten.
Von Oberreterinär Kabitz.
Für den Militärveterinär ist es von großer Wichtigkeit, sich
mit den Vorschriften und dem Verfahren des Ein- und Ausladens
von Pferden bei Eisenbahntransporten vertraut zu machen. All-
jährlich kommt der Veterinär in die Lage, sei es bei Remonte-
kommandos oder bei Eisenbahnfahrten nach und von dem Ma-
növergelände bzw. den Schießplätzen, einen größeren Pferde-
bestand beim Verladen zu überwachen. Hierbei machen besonders
die jungen Pferde Schwierigkeiten, die zum ersten Male in Eisen-
hahnwagen befördert werden sollen, während die älteren Pferde.
die schon öfter so transportiert worden sind, sich ohne viele Um-
stände ein- und ausladen lassen. Im folgendem will ich versuchen,
— I =
die dabei in Betracht kommenden Bestimmungen und praktischen
Verfahren anzuführen.
In der Regel können Pferde mit allen Eisenbahnzügen des
öffentlichen Verkehrs im Frieden befördert werden, ausgenommen
sind hiervon die zuschlagpflichtigen Schnellzüge einschl. der
D-Züge. In Personenzügen mit mehr als 60 km Geschwindigkeit
können bis 18 Pferde befördert werden, in Personenzügen bis zu
60 km Geschwindigkeit bis 60 Pferde und in Eilgüterzügen, Güter-
zusen mit Personenbeförderung, Güterzügen und Viehzügen bis
90 Pferde. In der zuletzt genannten Art von Eisenbahnzügen er-
folget die Beförderung nur dann, wenn die militärischen Rück-
sichten es zulassen. Sollen über 90 Pferde mit der Eisenbahn be-
fördert werden, so werden „Militärzüge‘“ benutzt, die nieht mehr
als 110 Wagenachsen einschl. des Packwagens stark sein dürfen.
Sobald es sich durchführen läßt, soll der ganze Militärzug aber
weniger als 110 Wagenachsen stark sein. Hat ein Militärzug
nicht mehr als 56 Wagenachsen, so wird er „Halbzug“ genannt.
Zum Pferdetransport sollen vorzugsweise gedeckte Güter- oder
Viehwagen benutzt werden, offene Güter- oder Viehwagen mit
hohen Borden werden nur auf Verlangen oder mit Zustimmung
der Militärbehörde gestellt. Der gedeckte Güter- oder Viehwagen
soll von 1,80 m oder mehr lichter Höhe der Türen und des Inne-
ren sowie von mindestens 1,90 m Länge zwischen Mitte der Tür-
saule und Stirnwand sein. Die Wagen müssen mit Vorrichtung
zum Erleuchten im Inneren versehen sein; die Einsetzung der
Laternen und Beleuchtungsmittel liegt derjenigen Eisenbahnver-
waltung ob, die die Wagen auszurüsten hat. Bei Eisenbahntrans-
porten von längerer Dauer hat die Anfangsstation des Transports
dafür Sorge zutragen, daß die Beleuchtungseinrichtungen aller
Waren sich in brennbereitem Zustande befinden und mindestens
für eine Nacht ausreichen. Das Anzünden der Laternen und die
Unterhaltung der Beleuchtungsmittel ist Sache derjenigen Ver-
waltung, auf deren Strecke der Wagen während der Dunkelheit
besetzt ist; dieselbe Verwaltung ergänzt auch nach Möglichkeit
etwa fehlende Beleuchtungsmittel. Nac h Tagesanbruch sind auf
der ersten Station, auf der ausreichend gehalten wird, die Laternen
zu reinigen und wieder in brennbereiten Zustand zu setzen, nöti-
nen zu ersetzen. Bei Tiertransporten, die nieht als Militärgut
befördert werden, muß der Transportaufgeber selbst für die Be-
leuchtung Sorge tragen. Zur weiteren Ausrüstung des gedeckten
Wagens gehören 4 Vorlegebäume, 2 Schutzbretter “und 1 Schemel.
Zum Einladen der Pferde ist außerdem eine Rampe und eine Lade-
brücke erforderlich.
In einem Wagen werden durehsehnittlich sechs Pferde leichten
oder mittleren Schlages oder vier Pferde schweren Schlages mit
zwei bis drei Pferdewärtern eingestellt; es wird auch die Aus-
rüstung von Mann und Pferd und “das Futter in dem Wagen unter-
sebracht. In gedeckten Wagen müssen die Pferde balınlängs mit
den Köpfen nach dem mittleren Raume gestellt werden, in der
Regel je drei in einer Bucht, besonders schwere Pferde je zwei.
Der mittlere Raum zwischen den Türöffnuneen muß frei bleiben
zur Aufnahme der Pferdewärter und der Ausrüstung.
— 138 —
Im offenen Wagen müssen die Pferde in Querstellung unter-
gebracht werden und zwar werden sie der Reihe nach von der
Kopfwand des Wagens anfangend bis an die Eingangstür gestellt.
Der Truppenteil muß selbst besorgen: 1. Das Überlegen und
die Wiederaufnahme der Ladebrücken, 2. das Einladen der Pferde,
8. das Einlegen der Vorlagebäume und 4. das Einschieben der
Scehutzbretter und das Zuschieben der Türen in den gedeckten
Güterwagen.
Bei Glätte, Nässe usw. sind die Rampen, Ladebrücken und
auch die Wagenböden mit Stroh, Sand oder Asche leicht zu De-
streuen. An den zu beladenden Wagen müssen die Türen an der
Ladeseite geöffnet, die gegenüberliegenden aber geschlossen wer-
den und deren Vorlegebaum muß angelegt sein. Die anderen losen
Vorlegebäume werden dicht an der geschlossenen Tür niedergelegt.
Die Laterne wird nach der der Einladetür gegenüberlierenden
Wagenseite geschoben; bei Dunkelheit muß sie angezündet werden.
Der Schemel wird außerhalb des Wagens zur Seite der Lade-
brücke gestellt. Die Ladebrücken sind von der Rampe nach dem
Wagenboden zu legen, einzuhaken und nötigenfalls durch die her-
anzuschiebende Tür einzuklemmen. Das Einladen der Pferde soll
gleichzeitig in alle an der Ladestelle zugänglichen Wagen statt-
finden.
Je nach der Größe der Wagen werden die Pferde mit Sattel
und Geschirr für jeden Wagen in Koppeln zusammengestellt und
das Einladen beginnt. Es empfiehlt sieh zuerst ein ruhiges älteres
Pferd, das schon öfter verladen worden ist, in den Wagen zu
führen, während die beiden anderen dem ersten dieht aufge-
schlossen folgen. Das Anführen muß so erfolgen, daß die Pferde
die Ladebrücke und die 'Türöffnung gerade und nicht schräg
durchschreiten. Ruhige Pferde lassen sieh auf diese Weise willig
einladen. Das zuletzt hineingeführte Pferd wird dicht an die der
Türöffnung gelerene Seite gestellt, das nächste kommt auf die
äußere Seite und das dritte in die Mitte von beiden. Die in den
Wagen gebrachten Tiere werden zuerst mit den Köpfen nach der
Stirnseite des Wagens gestellt und nachdem drei bzw. zwei Pferde
auf diese Weise in einer Bucht eingestellt sind, wird erst der Vor-
lexebaum eingelegt und dann werden die Pferde zu gleicher
Zeit umgedreht, so daß sie mit den Köpfen nach der Wagenmitte
stehen. Darauf werden die Pferde an den Vorlegebäumen ange-
bunden. Auf gleiche Weise werden die Pferde in die andere Wagen-
hälfte gebracht. Die vor dem Verladen zur Seite geschobene Laterne
soll nachher von dem Eisenbahnpersonal in der Mitte des Wagens
befestirt werden. Alsdann wird der Vorlegebaum an die offene
Türe gelegt, die Ladebrücke aufgenommen und die Schutzbretter
werden innen vor die Tür gesetzt, die etwas zugeschoben wird,
damit der Klinkhaken eingelegt werden kann. Sind die Pferde
während der Fahrt ruhig geworden, so können die Türen der einen
oder der anderen Seite weiter geöffnet werden.
Im Wagen werden die Pferde abgezäumt und abgesattelt bzw.
abgesehirrt. Die Pferdeausrüstung wird in die Wagenmitte gelegt.
Nicht immer geht das KEinladen der Pferde auf diese eben
— 139 —
reschilderte Weise von statten, besonders wenn es junge oder
widerspenstige Tiere sind. Die meiste Schwierigkeit machen wohl
die jungen Remonten, die nach dem Empfang auf den Remonte-
depots mittels Eisenbahntransports zu den Truppenteilen befördert
werden. Große Mühe verursachen auch die dreijährigen Pferde,
die von den Remonteankaufkommissionen angekauft sind und nach
den Remontedepots befördert werden müssen. Es erfordert viel
Geduld und auch manchmal Zeit, bis sämtliche Pferde verladen
sind. Von großem Werte ist hierbei beherztes Personal, das ge-
wandt ist und im Umgang mit Pferden Erfahrung hat.
Viele Pferde, die sich gegen das Führen in den Wagen sträu-
ben, können mit Leichtigkeit hineingebracht werden, sobald man
sie rückwärts in den Wagen führt. Hauptbedingung ist auch hier-
hei, daß die Pferde nicht schräg, sondern gerade über die Lade-
hrücke und durch die Tür gehen, damit sie nieht mit irgend einem
Körperteil an das Geländer der Ladebrücke oder an die Tür an-
stoßen; dadurch werden besonders kitzlige Pferde unruhig, schlagen
aus, steigen, machen Sprünge nach vorn und nach der Seite und
sind auch auf diese Art nicht in den Wagen zu bringen. In diesem
Falle empfiehlt sich ein Versuch mit Verdecken der Augen, damit
das Tier seine Umgebung nicht sieht. Am vorteilhaftesten können
hierzu Trensen verwandt werden, an deren Backenstücken vier-
eckire, aus Tuch oder Leder bestehende Blenden angebracht sind,
die über die Augen geschlagen und mit Bändern oder Lederstreifen
zusammengebunden werden. Gewöhnlich hat man diese Blenden
nicht zur Hand und so muß eine Drillichjacke oder ein Woilach
denselben Zweck erfüllen. Am besten eignet sich eine Drillichjacke,
die dem Pferde von hinten über den Kopf gestreift und durch
Knoten der Ärmel befestigt wird. Manche Pferde werden dadurch,
daß sie niehts sehen, mitunter so gefügrig, daß sie von selbst dort-
hin gehen, wohin sie geführt werden. Das Hauptaugenmerk ist
auch hier darauf zu richten, daß das Tier nirgends anstößt. Bei
Pferden, die trotzdem nieht in den Wagen hineingehen wollen,
kann dadurch nachgeholfen werden, daß zwei Leute hinter dem
Pferde in Höhe der Oberschenkel sieh die Hände geben und es nach
vorne schieben.
Mit dem Anlegen der Nasenbremse habe ich keine guten Er-
fahrungen gemacht, da die Tiere meistens widerspenstiger wurden
als sie es vorher waren und sich öfter mit der angelegten Nasen-
bremse auf keine Weise einladen ließen. Ebenso führt das An-
loeken dureh Vorhalten von Heu selten zu dem gewünschten Ziele.
Lassen sieh Pferde auf die eben geschilderten Arten nicht in
den Wagen führen, dann muß sanfte und nicht rohe Gewalt an-
gewendet werden. Ich habe gesehen, daß roh behandelte Pferde
ausschlugen, stiegen, sieh überschlugen und zwischen Rampe und
Waren fielen, wobei sie sieh natürlich starke Verletzungen zu-
zoven, aber erst nach großer Mühe und viel Zeitverlust in den
Wagen gebracht werden konnten. Schläge sind beim Verladen von
Pferden nieht am Platze. Grundsatz sollte es sein, zum Verladen
von Pferden die Peitsche zu Hause zu lassen, Gurte aber nicht zu
vergessen. Deswegen muß jedes Remontekommando mit Decken-
== 7407 =
gurten ausgerüstet werden, die beim Einladen von großem Werte
sind. Es genügen 4 Deckengurte, von denen man je zwei zusammen-
schnallt, damit sie länger werden und dadurch Beschädigungen
der Mannschaften durch die Pferde vermieden werden. Ein Decken-
gurt wird dem vor die Ladebrücke gestellten Pferde auf das Geniek
ganz dicht hinter die Ohren gelegt, und die Enden werden auf
beiden Seiten des Pferdes von je einem Mann gehalten, während
der andere Deckengurt von zwei Mann hinter den beiden Ober-
schenkeln angelegt wird. Auf Kommando fangen die Leute an,
den Kopf des Pferdes allmählich nach unten zu drücken bzw.
das Pferd nach vorne zu schieben. Gewöhnlich läßt sich auf diese
Art das Pferd in den Wagen schieben. Sollte wider Erwarten das
Pferd widerspenstig werden, so wirkt folgendes Experiment manch-
mal Wunder. Man besorgt sieh im Freßbeutel oder in einem an-
deren Behälter Sand, der wohl überall zu haben sein wird, und
wirft ihn mit der Hand in schneller Aufeinanderfolge dem Pferde
in die Fesselgegend der Hinterbeine. Hierdurch wird manches
Pferd so verdutzt, daß es ohne weiteres in den Wagen geht.
Führen diese genannten Mittel nieht zum Ziele, so wird als
ultima ratio das Rückwärtsriehten ausgeführt, um das Pferd zu
ermüden. Nachdem es nun je nach der Widerspenstigkeit eine
kürzere oder längere Zeit rückwärts gerichtet worden ist, wird es
inn Rückwärtsrichten dieht vor der Ladebrücke einige Male um
sich selbst gedreht und dann in den Wagen rückwärts geführt.
Weniger Schwierigkeit bereitet das Ausladen, da die Pferde
besonders nach längeren Eisenbahnfahrten froh sind, aus dem
engen Wagen wieder an die frische Luft zu kommen und ihre
Gliedmaßen gebrauchen zu können. Die Pferde werden vor der
Ankunft, also noch während der Eisenbahnfahrt, gezäumt und ge-
sattelt bzw. geschirrt. Sobald nun der Wagen an der Ausladestelle
hält, wird die Tür nach der Rampe von außen geöffnet und die
Ladebrücke wie beim Einladen übergelegt. Zum besseren Fest-
liegen wird sie durch die Schiebetüren festgeklemmt. Das Schutz-
brett und der Vorlegebaum werden aus der Türöffnung entfernt
und die im Mittelraume untergebrachten Sachen herausge-
tragen. Die Schiebetür der entgegengesetzten Seite wird ge-
schlossen und die Laterne nach dieser Seite geschoben oder aus-
gehängt. Nachdem diese Vorbereitungen getroffen worden sind, wird
der Vorlegebaum vor den inzwischen losgehalfterten Pferden der
einen Wagenhälfte entfernt und die Tiere herausgeführt. Um Be-
sechädigungen zu vermeiden, muß jedes Pferd im Wagen so ge-
wendet werden, daß es die Türöffnung und die Ladebrücke gerade
durehschreitet. Aus diesem Grunde wird zuerst das mittlere Pferd,
nach ihm das an der äußeren Wand und zum Schluß das an der
Türöffnung zunächst befindliche herausgeführt.
Das Ausladen auf freier Strecke ohne Notrampe geschieht auf
folgende Weise: Ein Mann springt aus dem Wagen, hält das Pferd
am Halfterriemen oder an der Furagierleine, die unter der Kehle
durch die Marschhalfter gezogen wird, fest, während zwei andere
Leute sieh hinter das Pferd stellen und in Höhe der Oberschenkel
sich die Hände geben. In dem Augenblicke, in dem sich das Tier
w
zum Sprunge hebt, wird es nach vorwärts geschoben. Bei dieser
Art des Ausladens lassen sieh aber Verletzungen der Pferde nicht.
vermeiden.
Kastration einer Stute durch Flankenschnitt.
Von Stabsveterinär Nordheim.
Ein Offizierdienstpferd — 8jährige Fuchsstute edler Abstam-
mung -— litt so stark an Nymphomanie, daß sie wegen Kitzligkeit
und der Untugend des Schlagens zu jedem Dienst unbrauchbar
wurde. Mit den üblichen Mitteln wurde diese krankhafte Rossig-
keit ohne Erfolg bekämpft. Unter anderem wurden nach dem
Vorrang des Schrotens bei weiblichen Schweinen mehrmals
Metallkugeln — größte Nummer Automobilkugeln — in die Gebär-
mutter durch den mit dem Finger erweiterten Gebärmutterhals
eingeführt. Da hiernach eine gewünschte Reaktion nicht eintrat,
wurden auf einmal 12 Schrapnellkugeln im Gesamtgewicht von
450 g dem Tragesack einverleibt. Auch hiernach blieb irgend eine
Wirkung aus. Es wurde nun die Kastration von der Flanke aus
beschlossen.
Nach mehrtägiger Hungerdiät wurde die Stute auf die rechte
Seite gelegt und tief chloroformiert. Nach Abrasieren der Haare
wurde dann in der linken Hungergrube in dem Raum zwischen
Hüftwinkel und hinterem Rand der letzten Rippe ein 12 em langer
von hinten und oben nach unten und vorn verlaufender Schnitt
durch Haut und Bauchmuskeln gelegt. In nahezu gleicher Länge
wurde dann die gelbe Bauchhaut und das Bauchfell — letzteres
nach vorsichtigem Erfassen mit einer Pinzette — mit dem Messer
durehtrennt, so daß die linke Hand des Operateurs bis nahe an
den Ellenbogen in die Bauchhöhle zum Aufsuchen und Erfassen
der Eierstöcke eingeführt werden konnte Patient war hierzu
hinten möglichst hoch gelagert. Trotz vorangegangener Entlee-
rung des Mastdarmes war beim Aufsuchen der Eierstöcke noch
eine eroße Zahl von Kotballen des Mastdarmes störend. Die in
der Gebärmutter befindlichen Metallkugeln konnten deutlich mit
der eingeführten Hand gefühlt und in der nicht veränderten Ge-
bärmutter einzeln und lose hin- und hergerollt werden. Eine
Schwellung oder Verdiekung der Gebärmutter wurde nicht fest-
gestellt. Nach wenigen Minuten gelang es, den tiefer gelegenen
rechten Eierstock zu erfassen und in die Schlinge des Ketten-
Ekraseurs — Hauptner „Simplex“ Nr. 1255 — zu bringen. Die
Kette und der untere Teil des Rohres wurde hierzu dieht an dem
in der Bauchhöhle verbleibenden Arme in diese herabgelassen.
Das Abdrehen geschah langsam durch einen Gehilfen und in
mehreren Absätzen und erforderte gegen Ende eine bedeutende
Kraftaufwendung. Die linke Hand des Operateurs kontrollierte
dabei dauernd den Kettenzug, daß Darmteile nieht mit einge-
klemmt wurden, und hielt den Eierstock solange fest, bis er lose
in die Hand fiel und aus der Bauehhöhle genommen werden
= M2 =
konnte. Nun wurde der höhergelegene linke Eierstock mit der
wieder in die Bauchhöhle eingeführten linken Hand aufgesucht.
Dieser konnte aber nur durch eine dünne Haut hindurch (Gekrös-
blatt) gefühlt und erfaßt werden, und es gelang nicht, ihn von
dieser Haut zu isolieren. Erst nach Durchtrennung des Gekrös-
blattes mit dem Fingernagel wurde der Eierstock allein erfaßt und
in derselben Weise wie der rechte mit dem Ekraseur innerhalb
der Bauchhöhle abgequetscht und entfernt, da er nicht wegen des
bei Stuten zu kurzen Eierstorckbandes bis in die Flankenöffnung
gebracht werden konnte.
Der Verschluß der Flankenwunde geschah in der Weise, daß
etagenweise zuerst das Bauchfell mit Vömel-Catgut, dann die
mehrere Zentimeter starken Bauchmuskeln, darüber zuletzt die
äußere Haut mit Vömel-Seide dieht vernäht wurden. Schwierig-
keiten machte das Vernähen des Bauchfells, das in einer Tiefe von
etwa 8 em unterhalb der Haut- und Muskelwunde mit Pinzetten
gefaßt werden mußte, damit es mit stark gekrümmter Nadel und
Nadelhalter genäht werden konnte. Die Operation geschah unter
Beobachtung strengster Asepsis.
Die Stute war nach dem Aufstehen und dem Rückgange
der Chloroformwirkung vollkommen munter. Eine fieberhafte
Temperatursteigerung trat in der Folgezeit nicht auf. Der
Appetit blieb dauernd gut. Am 5. Tage nach der Operation wur-
den die unteren Hautnähte entfernt, wonach sich aus der nur
wenig geschwollenen Wunde eine rotgefärbte geruchlose Flüssig-
keit mit kleinen sehwarzroten Blutgerinnseln entleerte. Der
größere Teil der oberen Hautnähte verheilte ohne Eiterung. Erst
nach einigen Wochen zeigte sich Fistelbildung infolge Eiterung
der Muskelnähte. Als diese durch nochmaliges Öffnen der äußeren
Wunde entfernt wurden, erfolgte der vollständige Verschluß der
Wunde, die fast ohne sichtbare Narbe verheilt ist. Die krank-
hafte Rossigkeit sowie die Untugend der Kitzligkeit und des
Schlagens sind aber bis jetzt — drei Monate nach der Entfernung
der Eierstöcke —- nieht gesehwunden. Beide entfernten Eierstöcke
zeigten normale Größe und keine krankhaften Veränderungen.
| HE
Die mechanischen Gesetze des Gleichgewichts, der Bewegung
und der Zäumung. The Cavalry Journal. Oktober 1911.
Das Skelett des Pferdes ist das Gerüst der wichtigsten Kriegs-
waffe des Reiters. Die Vorhand ist mehr belastet als die Hinter-
hand. Die Dornfortsätze der ersten 13 Rückenwirbel zeigen nach
hinten, der Dornfortsatz des 14. steht senkreeht, die Dornfortsätze
des 15. bis 18. Rückenwirbels und die sechs Lendenwirbel sind
nach vorn geneigt. Der 14. Rückenwirbel ist also der Mittelpunkt
für die Bewegung des Pferdekörpers.
— 143 —
Beim weidenden Pferd sieht man, daß ein Vorderbein und
rieichzeitig das diagonale Hinterbein vorgesetzt werden, um das
Gleichgewicht zu erhalten. Die Vorderbeine sind im wesentlichen
„Stützen“, die Hinterbeine im wesentlichen „Vortreiber‘“; bis zu
-inem gewissen Grade sind sie aber auch „Stützen“. Eine Senk-
tehte durch den Schwerpunkt würde näher der Schulter liegen
als eine SenkKrechte durch den 14. Rückenwirbel, den Bewegungs-
nittelpunkt. Wahrscheinlich würde die Senkrechte durch den
“-ıwerpunkt bei einem Pferde mit kurzer Schulter durch den 12.
uler auch 11. Rückenwirbel gehen.
In Fig.B. stellt a, b, c, d eine Platte von 9 Zoll Länge und
+ Zoll Breite vor. An den Ecken sind vier je 7 Zoll lange Stützen
Wwweglich angebracht. Es ist also das ungefähre Verhältnis des
Pferdes gewahrt 9:4:7. Die vier Stützen werden senkrecht ge-
tellt (x) und ein kleines Gewicht w wird auf den Mittelpunkt
der Platte gelegt. — Wird nun w nach einem Ende hin verschoben,
2. B. nach w,, so neigt sich die Platte nach F. Werden jetzt die
Schenkel nach x, gestellt, so stützt die Platte das Gewicht, ist aber
ach F geneigt. — Wird das Gewicht nach H zu geschoben, so
leibt die Platte in ihrer Lage, wenn dieselben Schenkel nach X,
“ler die anderen beiden Schenkel nach x, gerückt werden.
Das ist dasselbe, als ob der Reiter =: dem Gewicht die gleichen
Stellungen auf dem Pferderücken durehmacht, wobei der Einfluß
des Kopfes und Halses außer Frage bleiben.
Die beiden Stützpunkte des Pferderückens sind die Hüft-
und die Schultergelenke, Kopf und Hals spielen aber beim Gleich-
zewicht (les Pferdes eine große Rolle. Man muß auch daran denken,
dlan die Schenkel selten genau unter den Hüft- oder den Schulter-
-#ienken stehen. Das traf zu für „Eclipse“ ‚ein Pferd mit voll-
kommener Symmetrie. —
Wie beeinflußt die Verteilung des Gewichts den Gang des
Pferdes?
Im Stande der Ruhe sind die vier Beine „Stützen“, In der
Bewerung dagegen sind die Vorderbeine „Stützen“, die Hinterbeine
„vorwärtstreiber‘“. Die vorwärtstreibende Kraft der Hinterschenkel
wird berünstigt durch Verschiebung des Gewichts nach vorn; daher
-itzt der Rennreiter nach vorn über. Wird das Gewicht zu weit
nach hinten verlegt, dann werden die Hinterschenke] zu „Stützen“
und die vorwärtstreibende Kraft wird verringert wie z.B. bei dem
Pferd der „hohen Schule“. Hier erzieht der Reiter das Pferd dazu,
"ine verhältnismäßig große Last mit den Hinterbeinen zu tragen
und zwar dadurch, daß er seinen Schwerpunkt hinter den
— 144 —
14. Rückenwirbel verlegt. Die Sprunggelenke werden stark ge-
' bogen. Die Hauptsache ist nicht der Gang, sondern gewisse Fertig-
keiten. Einige englische Reiter verspotten die „hohe Schule‘ des-
halb, aber der Manege-Reiter muß sie beibehalten.
Der Kavallerist sitzt auf dem hinteren Teil des Sattels und
verteilt sein Gewicht einschließlich das seiner Ausrüstung so, daß
der Mittelpunkt der Schwerkraft hinter den 14. Rückenwirbel
fällt. Um dieser Abweichung vom Natürlichen entgegen zu wirken,
spannt das Pferd die Schenkel an. Es kann also weder die vor-
treibende noch die hebende Tätigkeit der Schenkel am vorteil-
haftesten ausgenutzt werden, wenn nieht ihre verschjedenen Hebel-
arme bestimmte Winkel mit einander bilden. Diese Winkel beein-
flussen den Druck des Hufes auf den Boden und die schnelle Auf-
einanderfolge in der Tätigkeit. Die größte Hebelwirkung wird für
die vortreibende Kraft erreicht, wenn das tätige Pferd seine Hinter-
schenkel möglichst weit nach vorn unterschieben Kann. Infolge-
dessen müßte unter dem Reiter mit Ausrüstung der Gang eines
Pferdes gemindert werden, nicht allein wegen des Gewichts, son-
dern auch wegen der Verteilung des Gewichts.
Kopf und Hals in Beziehung zum Gleichgewicht:
Der Mittelpunkt der Bewegung liegt in der Senkrechten dureh
den 14. Rückenwirbel und der Mittelpunkt der Schwerkraft beim
tätigen, nicht berittenen Pferde fällt vor den Bewegungsmittel-
punkt. Mittelpunkt der Schwerkraft vor dem Bewegungsmittel-
punkt ist für das Pferd mit Rücksicht auf das Gleichgewicht gün-
stig beim Rennen und in geringem Grade bei der Jagd. Umge-
kehrt, der Mittelpunkt der Schwerkraft hinter dem Bewegungs-
mittelpunkt ist günstig für die „hohe Schule“. Unbedingt not-
wendig ist aber, daß diese beiden Mittelpunkte für Kavallerie-
Reitpferde zum Zusammenfallen gebracht werden. —
Beim Rennen geht das Pferd entweder in einer langen Kurve
oder in einer gestreckten, aber wie schwach diese Kurve auch
immer sein mag, der Mittelpunkt der Schwerkraft des Pferdes
liegt stets näher der „Bande“ als er beim gestreckten Lauf liegen
würde. In der „hohen Schule“ braucht das Pferd nur verschiedene
Wendungen in ruhigem Gang zu machen. Der Kavallerist fordert
aber scharfe Wendungen in starker Gangart. In allen Fällen wird
das Gleichgewicht dureh das Tragen von Kopf und Hals wesentlich
beeinflußt.
In Fig. C ist ad die Kante der vorher beschriebenen Platte,
d x, ax sind die Schenkel, d N, d O und d P sind drei gleich lange
Hebel mit dem semeinschaftlie hen Drehpunkt d. Diese drei Hebel
stellen drei verschiedene Hälse vor, die unter verschiedenen
Winkeln zu den Wirbeleelenken des Halses und des Rückens
stehen.
Ist d die Hand eines Mannes, d N ein Stab mit einem Gewicht
bei N, so ist klar, daß es schwerer ist, das Gewicht in N zu halten,
als wenn der Stab mit einem Gewicht nach P zeigt. Man kann sich
davon leieht selbst überzeugen: Nimmt man den Stab mit dem
Gewicht in die Hand, so stellt man unwillkürlich ein Bein vor,
um Stab und Gewicht zu unterstützen, d. h. man ändert sein
— 145 —
Gleichgewicht. Also, das relative Gewicht von Kopf und Hals dN
wird in dem Verhältnis gemindert, wie seine Lage sich d P nähert.
Mit anderen Worten: Der senkrechte Druck eines Gewichtes
an einem Hebelarm steht in geradem Verhältnis zu der Entfernung
der durch das Gewicht gelegten Senkrechten vom Drehpunkt.
Das relative Gewicht wird dargestellt durch die Entfernung,
in der der Punkt N außerhalb der Drehpunkt-Linie d x liegt. Ist
das Gewicht bei O, so stellt die relativ kürzere Entfernung d N, das
Gewicht dar; ebenso stellt d N, ein relativ kleines Gewicht dar.
Der Hals des Pferdes verhält sich nicht wie der hier dar-
gestellte unbiegsame Hebel, weil der Kopf in verschiedenen
Winkeln zum Halse stehen kann. Daher kann man durch Beugen
des Halses und Kopfes das Gleichgewicht des Pferdes verändern,
d. h. Beugen ändert den Mittelpunkt der Schwerkraft des Pferdes.
Fig. D zeigt die natürliche Lage des Halses und Kopfes, wobei
der Mittelpunkt der Schwerkraft auf der Linie x y vor dem Be-
wegungsmittelpunkt liegt.
Durch Heben und Senken des Kopfes und Halses wie DO
können beide Mittelpunkte zum Zusammenfallen gebracht werden
und dies ist für die Zwecke der Kavallerie unbedingt nötig.
Es gibt nun an jedem Vorder- und Hinterbein einen Knochen
von besonderer Bedeutung. Das sind Unterschenkel und Oberarm,
deren obere Enden (Drehpunkt) sich am Oberschenkelbein bzw.
am Schulterblatt stützen. |
Zieht man die Linien BQ und RS durch das Ellenbogengelenk
und durch das Kniegelenk im rechten Winkel, so treffen diese genau
den 14. Rückenwirbel.
In Fig. D ist das Pferd im Stande der Ruhe dargestellt. Die
vortreibende Kraft der Hinterbeine beginnt nunmehr und die Höhe
ihrer Tätigkeit ist dann vorhanden, wenn der Unterschenkel in der
Lage, wie die Figur angibt, sich befindet; sie verliert aber an
Stärke, wenn der Schenkel gegen R rückt, während im Gegenteil
die Hub- und Tragetätigkeit des Vorderschenkels ansteigt, wenn
das Vorderbein wie in der Figur steht und abnimmt, wenn der
Schenkel nach B rückt. Daher ist der 14. Rückenwirbel Mittel-
punkt in der Bewegung und in der Ruhe. —
Zeit=chr. f. Veterinärkunde. 1912. 3. Heft, 10
— 146 --
Durch den Gebrauch des Halses paßt das Pferd sein Gleich-
gewicht dem Schnelligkeitsgrade an. Das kann man auch bei den
Pferden auf der Weide beobachten, wo Kopf und Hals sich fort-
gesetzt den Forderungen des Augenblicks anpassen. Aus diesem
Grunde haben Kopf und Hals auch für den Reiter einen so großen
Wert.
Bisher war der Hals als eine gerade Linie aufgefaßt worden.
in Wirklichkeit ist er aber eine doppelte Kurve nach oben und nach
unten. Die theoretisch beste Stellung des Halses und Kopfes ist
die in Fig. D mit DO bezeichnete. Hierbei arbeitet die Hebelwir-
kung direkt mit der Tätigkeit der Hinterbeine zusammen. —
Ein Kavallerist hat in der einen Hand die Zügel, in der an-
deren die Waffe. Das Pferd muß daher augenblicklich der Bewe-
gung seiner Schenkel und Hände folgen, wenn es brauchbar sein
soll. Ist der Kopf des Truppenpferdes nicht in der passenden
Stellung, so kann die Hebelwirkung nicht eintreten und man be-
kommt das Bild des „Sternguckers“, mit dem nichts anzufangen
ist. Deshalb muß der Kopf durch Dressur, durch Anwendung eines
passenden Gebisses, in die richtige Stellung gebracht werden.
Wie der Hals wichtig bei der Erhaltung des Gleichgewichts ist,
so ist der Kopf der Schlüssel zum Halse. Die Hebelwirkung hängt
nicht so sehr von der wirklich aufgewendeten Kraft ab als von
der Richtung ihrer Einwirkung. Faßt man z. B. den Kopf als
einen Hebel auf, der auf den Hals einwirkt, und nähert ihn der
Züg:lhand, so ist ersichtlich, daß bei ausgestrecktem Hals, wie
beim Rennpferd, eine Hebelwirkung überhaupt nicht vorhanden
ist. Die Hebelwirkung ist dagegen am größten, wenn der Kopf im
rechten Winkel zur Halsachse steht. Daher, je mehr ein Pferd
entweder seine Nase ausstreckt oder seinen Hals beugt, desto
weniger Hebelwirkung wird erreicht. In beiden Fällen ist die
Hebelwirkung des Kopfes auf den Hals und des Halses auf den
Bewegungsmittelpunkt gleich Null, d. h. der Reiter hat keine Macht,
weil er nur dann sein Pferd regieren kann, wenn er richtig auf die
Hinterschenkel, die Vortreiber, und auf den Bewegungsmittelpunkt
einwirken kann.
Wie der Kopf für den Hals, so ist das Maul der Schlüssel für
den Kopf. Man muß ein Kavalleriepferd in jeder Gangart unter
vollkommener Kontrolle wenden können. Deshalb müssen das Ge-
wicht und das Gebiß jeden Übergang von einer zur anderen Gang-
art zulassen.
Oberst v. Eyshausen sagt hierzu: „In der Regel ist die
Stellung des Kopfes die beste, welche den Gang des Pferdes rein
und frei macht, und ihm gestattet, sich willig und ohne Anstren-
gung und Unterbrechung seines Ganges zu wenden, diesen ohne
Zögern zu vermindern oder zu verstärken sowie nach Wunsch
unter Bewahrung eines guten Gefühls zu parieren oder vorwärts
zu gehen.“
Kein noch so gut verpaßtes Gebiß wird eine Remonte zum
trainierten Pferd machen noch ihm richtige Wendigkeit, Gefühl
oder Haltung verleihen. Die Haltung ist nicht eine Folge des
(Gebisses, sondern sie wird dureh das Gebiß nur in ihrem Zustande
= Jr =
erhalten. Sie wird erreicht durch ein verständiges Training und
Reiten, während das Gebiß das Ganze vollendet oder auch zer-
stört, besonders für Soldaten, die mit einer Hand reiten müssen.
Alle Erfolge des Trainings können durch ein schlechtes Gebiß ver-
nichtet werden. Das Gebiß ist der Schlüssel zur Haltung; es macht
die Kavallerie verwendbar und vergeudet keine Kraft durch un-
richtige Belastung der Vorderbeine. Es verleiht dem Soldaten das
Gefühl der Sicherheit und Kraft und gewinnt dadurch höchste Be-
, deutung.
Die Wirksamkeit des Gebisses beruht auch wieder auf Hebel-
wirkung. Bei einem Hebel 2. Grades sind Kraft und Drehpunkt
an den Enden des Hebels angebracht, die Last zwischen beiden.
Der mechanische Vorteil ist proportional den relativen Entfer-
nungen der Kraft und der Last vom Drehpunkt. Beim Gebiß wird
die Last durch den Druck auf die Lade, der Drehpunkt durch die
Kinnkette und die Kraft durch die Zügel dargestellt. Beträgt z. B.
in Fig. F die Zügelkraft P — fünf Einheiten, so können entweder
$ F
eg ‘= GT
2-3:1% —>3441® mes aH-
2!—>? ker!
—s 9'!—>5
fig. F
drei Einheiten auf die Kinnkette und zwei auf die Lade wirken,
so daß das Pferd Schmerzen nach zwei Richtungen hin hat und
„bohren“ wird; oder es wirken drei Teile auf die Kinnlade und
zwei auf die Kinnkette. In beiden Fällen bleibt ein Unterschied von
einer Einheit, wohingegen bei Verringerung der schmerzhaften
Wirkung der Kinnkette auf O die ganze Arbeit der Kinnlade auf-
erlegt wird. Hierin liegt die ganze Theorie und Praxis des Gebisses.
Ein kleines Gebiß kann ebenso wirkungsvoll und richtiger sein als
eine große Menge nicht gehörig verpaßten Stahles.
Prüfen wir nun die absolute und notwendige und die verhält-
nismäßige Länge. Der Oberbaum der Kandare, gemessen von dem
Mundstück bis zum oberen Auge, soll so lang sein wie die Ent-
fernung der Kinnkettengrube von der Lade, im allgemeinen 1,88
oder 1,75 Zoll (1 Zoll = 2,54 em), sehr selten weniger und kaum
mehr bei Kavalleriepferden. Ein Gebiß ohne Kinnkette dreht sich
im rechten Winkel und übt keine Hebelwirkung aus, es „fällt
durch‘; eine zu feste Kinnkette dagegen stellt das Gebiß fest.
Zwischen beiden Extremen liegt das Richtige. Fig. H zeigt, daß
ein Zügelzug an f! die Kinnkette näher an das Kinn zieht. Ein
Gebißĝ mit langem Oberbaum da=df=-2de nimmt die Lage
adf ein, es wird fest und steil. Die Kinnkette geht aufwärts und
Jo%
en 1A. =
drückt auf die empfindlichen Teile des Kiefers oberhalb der Kinn-
kettengrube. Eine Hebelwirkung findet nicht statt, wenn Ober- und
Unterbaum df=da gleich lang sind. Infolgedessen lehnt sich
das Pferd auf oder bohrt. Ist im Gegensatz hierzu de=!»de
und wirkt der Zügel bei f? ein, so stellt sich das Gebiß nach e!d f"
ein, es fällt durch. Die Kinnkette bleibt hierbei wahrscheinlich in
der Kinnkettengrube und wirkt gegen ec!, ist aber infolge ihres
sehr spitzen Winkels mit dem Gebiß kaum von Wert. Die Hebel-
wirkung ist aber sehr groß, nämlich 4:1 (fd—=4de). — Ist nun
aber d b—d e, dann nimmt das Gebiß die Stellung bd f? an, steht
nicht fest und fällt nicht durch, die Kinnkette bleibt in der Kinn-
kettengrube und wirkt richtig gegen eb ein. Da fd:db—=2:1 ist,
so ist die Hebelwirkung ausreichend und wirkungsvoll.
Demnach stellen sich die richtigen Maße des Gebisses wie folgt:
Oberbaum 134 Zoll, Unterbaum 313, Zoll, Oberbaum = d e.
Das Mundstück muß auf der Lade genau gegenüber der Kinn-
kettengrube ruhen. Theoretisch kann nur in dieser Lage das recht-
winklige Dreieck edb erhalten werden. Praktisch ist dieser Teil
der Lade der für die Wirkung des Mundstückes beste. Die meisten
Fehler der Zäumung sind der Nichtbeachtung dieser Tatsache zu-
zuschreiben.
Das bestverpaßte Gebiß kann aber nicht ordentlich wirken,
wenn die Kinnkette nicht die richtige Länge hat. Um Schmerzen
vorzubeugen, muß sie möglichst breit sein; jedoch ist ihre Breite
begrenzt; denn bei zu erheblicher Breite drückt ihr oberer Rand
auf den Kiefer und verursacht Schmerzen. Sie darf auch nur
solang sein, daß sie bei genau passendem Mundstück überall an-
liegt. Ist das Mundstück nur um !» Zoll zu weit, so drückt die
Kinnkette nur auf einen Fleck und veranlaßt einen Druckschaden.
Die Kinnkette sollte 14, Maulbreite, ausschließlich der Kinnketten-
haken, lang sein. Zu beachten sind auch die Schaken der Kette,
die nieht zu lang sein dürfen, weil sonst das richtige Anliegen un-
möglich wird.
Es war vorher schon darauf hingewiesen, wie viel von dem
Winkel abhängt, in dem bei einem Hebel die Kraft angreift, und
daß der rechte Winkel der vorteilhafteste ist. Wäre in Fig. K das
Gebiß nach b oder e verschoben, so fiele die Hebelwirkung aus
oder je mehr das Gebiß nach b oder e verschoben ist, desto ge-
ringer ist der Wert der Hebelwirkung. — Der Hebel wirkt auf den
Bewegungsmittelpunkt, der unter dem Reiter liegt. Daher fühlt
der Reiter, daß sich das Pferd unter ihm versammelt, ebenso wie
er empfindet, daß das Pferd unter ihm davonläuft. — Zu beachten
ist auch, daß die Hand des Reiters nicht zu hoch gehalten wird,
weil sonst die mechanischen Gesetze des Hebels verletzt werden.
Je tiefer die Hand, desto besser ist die Einwirkung auf das Pferd.
Die Kunst des Zäumens ist der Eckstein für die Erhaltung des
tleichgewichts und der Wendigkeit eines trainierten Pferdes, und
für den Reiter eines gut gerittenen Pferdes ist die Zäumung die
Krönung des Gebäudes. W. Müller.
— 149 —
Joest und Emshoff: Untersuchungen über den Tuberkel-
hazillengehalt der Galle bei tuberkulösen Tieren. Ein Beitrag
zur Kenntnis der offenen Lebertuberkulose. Zeitschrift für
Infektionskrankheiten, paras. Krankh. u. Hygiene der Haustiere.
10. Band. 4. Heft.
Nachdem Calmette und Guérin experimentell an Kanin-
chen gezeigt hatten, daß intravenös mit bovinen Tuberkelbazillen
infizierte Tiere virulente Tuberkelbazillen mit der Galle in den
Darm ausscheiden, schienen bei der Wichtigkeit der Frage Unter-
suchungen angezeigt, ob sich auch bei spontan tuberkulösen Tieren
die Ausscheidung der Bakterien in gleicher Weise vollzieht. Das
von teschlachteten Tieren stammende Material wurde wie folgt
verarbeitet: Die Oberfläche der gefüllten Gallenblase wurde mit
einem glühenden Messer an einer Stelle gut abgebrannt, dann
wurde an dieser Stelle mit ausgekochter Spritze eingestochen, die
gewünschte Menge Galle aufgesaugt und je zwei Meerschweinchen
am Hinterschenkel intramuskulär injiziert, und zwar anfangs je
2 eem, später nur 1 ccm. Ferner wurden jedesmal Ausstrichprä-
parate angefertigt. In dieser Weise wurde die Galle von 57 spontan
tuberkulösen Tieren (26 Rinder und 31 Schweine) untersucht.
Insgesamt in 14 Fällen (6 bei Rindern und 8 bei Schweinen), .
also bei rund 25 % der untersuchten generalisiert tuberkulösen, zu-
gleich mit Tuberkulose der Leber oder wenigstens der portalen
Lymphknoten behafteten Rinder und Schweine (nur in einem Falle
handelte es sich um eine nicht generalisierte Erkrankung) konnten
durch den Tierversuch virulente Tuberkelbazillen in der Galle
nachgewiesen werden. In Wirklichkeit wird der Prozentsatz ein
noch höherer sein, weil sich bei der Verimpfung einer nur
kleinen Menge nichtzentrifugierter Galle eine Anzalıl
von Fällen, bei denen die Galle Tuberkelbazillen in nur geringer
Menge enthielt, der Feststellung entziehen mußte. In einigen Fällen
ließen sich auch die Tuberkuloscerreger ohne weitere Vorkehrungen
zum Teil sehr zahlreich im Ausstriehpräparat der Galle direkt
nachweisen.
Die Anwesenheit der Tuberkelbazillen in der Galle ist bis jetzt
nur so zu erklären, daß sie aus tuberkulösen Veränderungen der
Leber stammen. Zur Ausscheidung der Krankheitserreger mit der
Galle bedarf es nicht immer gröberer tuberkulöser Veränderungen
in der Leber, sondern als Kennzeichen für die stattgehabte tuber-
kulöse Infektion genügt das Vorhandensein spezifischer Verände-
rungen in den portalen Lymphknoten.
Da nun das Vorhandensein der Tuberkelbazillen in der Blasen-
galle, in welchem Sekret sie an ihrer Virulenz niehts einbüßten, ihre
Entleerung in den Darm einschließt, so ist die Leber-
tuberkulose in vielen Fällen eine offene Tuberkulose.
Die Entleerung von Tuberkuloseerregern mit der Galle in den
Darm kann nun einerseits zur weiteren Ausbreitung der Tuber-
kulose im Organismus des betreffenden Individuums beitragen,
anderseits können durch die Ausscheidung von Tuberkelbazillen
mit den Fäces auf Grund einer offenen Lebertuberkulose andere
Tiere und die Milch infiziert werden. Besonders wiehtie scheint
— 150 —
die Lebertuberkulose der Schweine für die Weiterverbreitung der
Tuberkulose unter den Schweinen zu sein, da sie entsprechend
ihrer Häufigkeit auch oft in offener Form auftreten wird.
Da nun auf Grund der Untersuchungen der Kot tuberkulöser
Tiere, abgesehen von den seltenen Fällen, in denen er von einer
Darmtuberkulose aus infiziert wird, sehr häufig tuberkelbazillen-
haltig sein muß, deshalb darf besonders beim Rinde bei Ermittlung
der offenen Tuberkuloseformen die Untersuchung des Kotes auf
Tuberkelbazillen nicht auf die Fälle beschränkt werden, in denen
der Verdacht auf Darmtuberkulose besteht, sondern es ist bei allen
auf offene Tuberkulose zu prüfenden Tieren eine systema-
tische Kotuntersuchung unerläßlich. Otto.
W. Liebermann: Beiträge zur Wundbehandlung mit Bolus
alba. Deutsche Med. Wochensch. 37. Jahrg. Heft 40.
Nachdem Stumpf in seiner Abhandlung „Der Bolusverband,
ein neuer steriler Wundverband‘“, die Bolusbehandlung empfohlen
hatte, hat auch Verfasser Versuche in der Wundbehandlung mit
. Bolus alba angestellt. Er wandte Bolus in Form der Paste an, in-
dem er feingepulverten und sterilisierten Bolus mit 96%igen Alko-
hol verrieb und dieser Masse Azodermin (ein entgiftetes Amidoazo-
toluol, hergestellt von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation
in Berlin), das sich schon unter dem Namen Scharlachsalbe als ein
vorzüglich epithelisierend wirkendes Mittel bewährt hatte, und
Glyzerin zusetzte, letzteres, um hauptsächlich die Konsistenz zu
wahren. Zur Verwendung gelangte nur Bolus feinster Körnung,
dessen Prüfung auf Keimgehalt, insbesondere auf Tetanusbazillen,
nach erfolgter Sterilisierung der Paste durch Verimpfung auf Tiere
erfolgte. Das Azodermin gibt der Paste eine hautähnliche Farbe,
welche ihre Verwendung für die menschliche Haut besonders ge-
eignet macht.
Verfasser hebt auf Grund seiner Erfahrungen hervor, daß in
der aseptischen Boluswundpaste ein zuverlässiges und handliches
Wundmittel gefunden ist. Die Paste ist ungiftig, reizlos, besitzt
keine Färbekraft für die Haut, wirkt adstringierend und sekretions-
beschränkend. Sie dient der Keimarretierung und eignet sich zur
Vorbereitung des Operationsfeldes und zur ersten Versorgung und
Behandlung von Operations- und akzidentellen Wunden. In der
Wunde selbst bewirkt die Paste vermöge ihrer sekretionsbeschrän-
kenden, austrockenden, adstringierenden, auch desodorierenden
Wirkung eine schnelle Abstoßung nekrotischer Teile und eine
schnelle Wundreinigung. Ihre Verwendung schränkt in vielen
Fällen die Häufigkeit des Verbandwechsels ein und kürzt die Hei-
lungsdauer ab. Sie ist im keimfreien Zustande stets gebrauchs-
fertig, sparsam im Gebrauch und billig im Vergleich zu anderen
Wundmitteln und in Anbetracht der Ersparnis an Verbandmaterial.
Ihre Verwendung kann daher im Felde bei der Versorgung akziden-
teller Wunden in Betracht gezogen werden. Sie kommt in Tuben
von 100 g in sicher keimfreiem Zustand in den Handel und wird
— 151 —
von der Pharmazeutischen Abteilung der Aktiengesellschaft für
Anılinfabrikation zu Berlin hergestellt.
Die Arbeit ist um so beachtenswerter, als sich auch in der
veterinären Praxis die Anwendung der Paste in vielen Fällen, na-
mentlich in denen ein Verband nicht anlegbar ist, empfehlen dürfte.
Wöhler.
Kohlstock: Uber den Einflufs der konstanten Berieselung mit
heifsem Wasser auf die Wundbehandlung. Ein Beitrag zur
Thermotherapie in der Tierheilkunde. Inaugural- Dissertation.
1909. Mit 1 Abbildung. (Aus der chirurgischen Klinik der
Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, Direktor: Ober-
medizinalrat Prof. Dr. Röder.)
Nach einer Besprechung der physiologischen Wirkungen der
konstanten Wärme und der therapeutischen Anwendung derselben
in der Tierheilkunde beschreibt Verfasser den von ihm benutzten
Apparat, welchen Röder konstruieren ließ. Derselbe besteht aus
einem etwa 15 Liter fassenden Wasserbehälter (aus verzinntem
Kupfer), dessen Inhalt durch Gasheizung und mittels Thermo-
rerrulators auf die gewünschte Temperatur gebracht wird. Die
Zuleitung des Wassers zu den Körperstellen erfolgte durch Gummi-
schlauch und 20 bis 35 cm lange, biegsame Zinkröhren. Zur
Berieselung der verschiedenen, mit äußeren Leiden behafteten
Körperstellen (etwa in 20 Fällen) — Knochenkaries, Fisteln,
Abszeßhöhlen, gewöhnlichen Wunden und Wunden nach Operatio-
nen, Quetschwunden —, wurde nur reines, heißes Wasser ohne
jeden Zusatz verwendet. Der Verfasser faßt die Ergebnisse seiner
Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen:
1. Bei der konstanten Berieselung mit heißem Wasser geht
die Reinigung der Wunden sehr schnell vor sich, da nekrotische
Gewebsstücke und sonstige die Heilung störende Substanzen bal-
dierst abgestoßen werden.
2. Die Eiterung wird sofort beschränkt oder ganz aufgehoben.
3. Durch die Wasserspülung wird eine Ansammlung des Se-
kretes und eine Zersetzung desselben auf der Wundfläche ver-
hindert.
4. Die Granulationsbildung wird angeregt und sehr beschleu-
niet, besonders in Wundhöhlen und -kanälen.
>. Die Epithelisierung wird mächtig gefördert.
6. Übermäßige Wucherungen treten nicht auf.
1. Die zwecekmäßige Dauer der Berieselungen beträgt 6 bis
8 Stunden täglich.
8. Die dabei günstigen Temperaturen liegen zwischen 40 bis
42° 0,
9. Eine Mazeration der vom Wasser berührten Hautstellen
fand gar nicht oder nur in geringerem Maßstabe bei dieser Be-
handlungsmethode statt. Dr. A. Albrecht.
Ehrung des Korpsstabsveterinärs a. D. Kösters.
Aus Anlaß des Ausscheidens des Korpsstabsveterinärs Pro-
fessor Kösters, der vom 1. August 1891 bis 17. Januar 1912
technischer Vorstand der Militär-Lehrschmiede Berlin war, hatten
die in dieser Zeit als Vorstände und Assistenten der preußischen
Lehrschmieden tätig gewesenen Veterinäroffiziere, soweit sie noch
im aktiven Dienst sind, für ihren hochverehrten Lehrer eine Samm-
lung zwecks Stiftung eines Abschiedsgeschenkes veranstaltet. — Am
Sonntag, den 18. Februar überreichten Korpsstabsveterinär Herbst,
Stabsveterinärt Müller und Oberveterinär Schulze dem
Scheidenden das Abschiedsgeschenk -— Araber zu Pferde in Bronze
und eine künstlerisch ausgeführte Adresse in Lederband mit den
Namen der Stifter. |
Überrascht und sichtlich gerührt sprach Professor Kösters
der Deputation seinen Dank aus und bat, diesen auch den übrigen
Herren zu übermitteln.
An den feierlichen Akt schloß sich ein herrliches Mahl, das
die Familie Kösters und die drei Gäste lange in angereeter
Stimmung vereinte.
Obermedizinalrat Profi. Dr. Gustav Pusch, Dresden f.
Am 1. Februar verschied plötzlich am Herzschlag in seinem
Studierzimmer Obermedizinalrat Dr. Pusch, ordentlicher Pro-
fessor und Direktor des Zootechnischen Institutes an der Tier-
ärztlichen Hochschule zu Dresden und Landestierzuchtdirektor.
Oberveterinär Preising t.
Aın 20. Februar fand sich in der Kapelle des Berliner Garnison-
lazarettes eine zahlreiche Trauerversammlung zusammen, um dem
drei Tage vorher jäh aus dem Leben gerissenen Kameraden, Korps-
bruder und Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Mit ihm war ein
edler, sympathischer Mensch zu früh geschieden; der südwestafri-
kanischen Kämpfer einer.
Friedrich Wilhelm Hugo Preising war am 1. Dezember
1876 zu Insterburg als Sohn eines Lehrers geboren, trat Oktober
1895 beim Ulanen-Regiment Nr. 12 als Veterinäraspirant ein, wurde
1897 auf ein Jahr zur Militär-Lehrschmiede kommandiert, um 1898
zur Militär-Veterinär-Akademie überzutreten. Hier erwählte ihn
das Vertrauen seiner Kommilitonen zum Semesterältesten,; die
schwierige Vertrauensstellung hat er bis zum Studienschluß 1902 so
- 1883 —
zuverlässig und selbstlos ausgefüllt, daß in gleichem Maße das
Semester und ich als damaliger Inspizient ihm Dank dafür wußten.
Sein großer, ihm aufrichtig ergebener Freundeskreis stammt —
außer aus seinem ihm eng liierten Korps Cimbria, in dem er ein
Semester das Ehrenamt eines 1. Chargierten bekleidete — wesent-
lich aus jener Tätigkeit, für die er mit seinem vornehmen, takt-
vollen und dabei bestimmten Wesen wie geschaffen war. Daß er
sieh die gleichen Sympathien im Grenadier-Regiment zu Pferde
Nr. 3 erwarb, dem er bis 1904 als Unterveterinär angehörte, hob
der Geistliche bei der schlichten Leichenfeier hervor.
Bei Ausbruch des südwestafrikanischen Aufstandes schloß er
sich dem kolonialen Kampfe mit jugendlicher Begeisterung an. Auf
der afrikanischen „Pad“ fand Preising zehn weitere Semester-
kameraden, etwa ein Drittel seines Semesters — ein gutes Zeichen
für den prächtigen militärischen Sinn dieses Kreises, auf dessen
Zugehörigkeit er stolz war. Die Teilnahme an mehreren Patrouillen-
gefechten brachte ihm das weißschwarze Band. Seine Mitteilungen
aus jenen Kriegsjahren, 1904 bis 1906, atmen Frohsinn und Be-
friedigung. Die Strapazen des langen Feldzuges hatten indessen die
starken Nerven des kräftigen Mannes derart mitgenommen, daß
seine Freunde nicht ohne Sorge den Heimgekehrten begrüßten.
Ein längerer Erholungsurlaub, die gesunde Tätigkeit des mili-
tärischen und beruflichen Dienstes und vor allem das in glück-
lichster Ehe ihm gewordene innige Familienleben schufen einen
Ausgleich. Die während seines Kommandos zum Oberveterinär-
kursus 1911/12 vor kurzem erfolgte Versetzung zum Leibkürassier-
Regiment Nr. 1 entsprach seinen Wünschen; den neuen Truppenteil
hat er indessen nicht mehr gesehen. |
Ehre seinem Andenken!
Grammlich.
Die irdischen Überreste des Stabsveterinärs Ronge in
Südwestafrika aufgefunden.
Endlich nach sieben Jahren klärt sich der Tod des Stabs-
veterinärs Ronge auf. Dieser hatte, wie bekannt, im Beginn des
Jahres 1905 mit dem Reiter Feibicke einen Dienstritt von
l.üderitzbucht nach Bethanien unternommen. Auf dem Rückritt,
den er am 10. Januar 1905 mit demselben Reiter von Kubub aus
antrat, und den er über die Wasserstelle Ukama zu machen ge-
dachte, ist er nebst seinem Begleiter verschollen. Alle Nach-
forschungen blieben ergebnislos, so daß man annahm, daß beide
sieh in der Wüste verirrt hätten und verdurstet oder von Ein-
reborenen ermordet seien.
Wie nun die Lüderitzbuchter Zeitung mitteilt, fand eine von
Chamis ausgesandte Patrouille nicht weit von Kolmannskuppe die
Leiche des Stabsveterinärs Ronge. Sie lag auf der halben Höhe
einer Wanderdüne und war, weil sie sehr wahrscheinlich die ganzen
sieben Jahre unter trockenem Sande gelegen hatte, gänzlich mumi-
fiziert und gut erhalten. Bei der Leiche fand man außer eigenen
— 154 —
Aufzeichnungen des Verstorbenen ein Paket Feldpostbriefe, zum
Teil von später gefallenen Offizieren und Angehörigen der Schutz-
truppe herrührend, sowie eine größere Geldsumme.
Aus den Aufzeichnungen und Postkarten an seine Angehörigen
geht hervor, daß Ronge die Wasserstelle Ukama verfehlt hat,
und daß er nun seinen Tod durch Verdursten vor Augen sah. Um
diesen schrecklichen Qualen zu entgehen, hat er sich schließlich
durch einen Revolverschuß in die Schläfe den Tod gegeben. Es ist
eine eigentümliche Schickung, daß er genau sieben Jahre nach
seinem Todestage aufgefunden wurde.
Merkwürdigerweise besagen die hinterlassenen Schriftstücke
Ronges nichts über den Verbleib des Reiters Feibicke.
So tragisch auch das Ende dieses hochverdienten Mannes ist,
so werden seine Angehörigen und alle ihm Näherstehenden Trost
und Beruhigung in dem Gedanken finden, daß er wie ein Held
den Tod für König und Vaterland starb.
Verleihung akademischer Grade an die Bergakademien.
Durch Allerhöchsten Erlaß vom 29. Januar 1912 ist den Berg-
akademien das Recht der Verleihung eines Dipl.-Ing. und eines
Dr. ing. erteilt worden.
Der Erlaß hat folgenden Wortlaut:
„Auf Ihren gemeinsamen Bericht vom 24. Januar 1912 will
ich den Bergakademien in Berlin und Clausthal das Recht ein-
räumen, auf Grund der Diplomprüfung den Grad eines Diplom-
Ingenieurs (abgekürzte Schreibweise, und zwar in deutscher
Schrift: Dipl. ng.) zu erteilen. Ich beauftrage Sie, den Minister
für Handel und Gewerbe, die weiteren Anordnungen hierüber im
Benehmen mit dem Minister der geistlichen und Unterrichtsange-
legenheiten zu erlassen. Ich will ferner genehmigen, daß in Fällen,
wo die von der Bergakademie in Berlin oder der Bergakademie
in Clausthal graduierten Diplom - Ingenieure die Würde eines
Doktor-Ingenieurs (abgekürzte Schreibweise, und zwar in deutscher
Schrift: Dr. ing.) bei der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde
der Technischen Hochschule in Berlin zu bewerben beabsichtigen,
das Kollegium dieser Abteilung durch Professoren und Dozenten
der Bergakademie verstärkt wird. lch beauftrage Sie, den
Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, die weite-
ren Anordnungen hierüber im Einvernehmen mit dem Minister für
Handel und Gewerbe zu erlassen.
Berlin, den 29. Januar 1912.
gez. Wilhelm, R.
vepengez. Sydow. v. TrottzuSolz.
An den Minister für Handel und Gewerbe
und den Minister der geistlichen
und Unterrichtsangelerenheiten.
Die Militärtierärztliche Vereinigung in Berlin tagte, wie all-
monatlich, unter Vorsitz des Generalveterinärs Hell, am 3. Fe-
bruar d. Js. in den oberen Räumen des Restaurants „Zum Heidel-
berger“. Anwesend waren 75 Veterinäre aller Grade Auf der
Tagesordnung stand zunächst der Vortrag des O. V. Lührs:
„Über Zelleinschlüsse in den Epithelzellen der Lunge brustseuche-
kranker Pferde“.
O.V. Lührs fand bei den im Königlichen Institut für Infek-
tionskrankheiten unter Leitung des Geh. Obermedizinalrats Prof.
Dr. Gaffky zur Erforschung der Brustseuche ausgeführten
Untersuchungen interessante Einschlüsse in den Epithelzellen des
erkrankten Lungengewebes, wie sie bisher bei der Brustseuche
noch nicht beschrieben waren.
Die Präparate, welche diesem Vortrage zugrunde lagen, und
die an mehreren Mikroskopen den Teilnehmern zur Anschauung
gebracht und auch an Abbildungen demonstriert wurden, stammen
von Versuchsfohlen, die sich auf natürliche Art und Weise mit
Brustseuche infiziert hatten und 24 bis 60 Stunden nach dem Auf-
treten der ersten Krankheitserscheinungen getötet wurden.
Die Ausstriche sind hauptsächlich aus den Lungenpartien her-
gestellt, die den Übergang des kranken in das gesunde Lungen-
gewebe bildeten. Ferner wurden auch die erkrankten Lungen-
partien von Versuchspferden punktiert und aus dem Punktate
Ausstriche hergestellt. Die Ausstriche wurden an der Luft ge-
trocknet und mit AÄtheralkohol fixiert bzw. feucht in Sublimat-
alkohol. Um etwas Näheres über die Natur der Einschlußkörper-
chen zu erfahren, wurden eine große Anzahl von Färbemethoden
zur Anwendung gebracht. Die schönsten Präparate wurden bei
der Färbung mit Toluidinblau, Giemsa, v. Krogh und
Heidenhain erzielt. Die Zahl der Lungenepithelien, die solche
Einschlüsse zeigen, wechselt. In dem einen Falle findet man sie
reichlich, in dem anderen Falle spärlich, und zwar bei derselben
kranken Lungenpartie, je nachdem man die Ausstriche direkt aus
der Zone, die den Übergang vom kranken zum gesunden Gewebe
bildet, oder mehr nach der Mitte zu entnimmt. Die fraglichen Ge-
bilde liegen meist intrazellular einzeln und zu mehreren, von einem
hellen Hofe umgeben. In der Regel sieht man vier, aber auch
zwei, drei bis acht in einem solchen Hofe. Die Form der Ein-
schlüsse ist verschieden; es sind zum Teil runde, ovale, bohnen-
fürmige und ringförmige Gebilde. Die Größe dieser Finschlüsse
ist meist gleich, sie variiert nur in geringen Grenzen. Eine
Innenstruktur ist nicht erkennbar.
In dem nach Giemsa gefärbten Präparate sieht man neben
dem violettgefärbten Zellkern in dem zartrosaviolett bis zart-
bläulichgefärbten, deutlich wabigen Protoplasma, häufig eine meist
rundliche, vom übrigen Protoplasma differenzierte, hell erschei-
nende Zone, die die oben beschriebenen Einschlüsse enthält. Die-
— 156 —
selben haben eine tiefdunkelblau bis schwarzblaue Färbung an-
genommen und unterscheiden sich durch ihre Farbe gut von dem
Zellkern. Die befallenen Epithelzellen erscheinen oft mehr oder
weniger geschwollen. Der Kern ist meist gut erhalten.
Die Untersuchungen der Schnittpräparate haben ganz ähn-
liche Befunde ergeben, wie sie in frischen Ausstrichen beschrie-
ben worden sind. Es fällt hierbei nur auf, daß in einer Zelle
häufig mehrere solcher hellen Höfe mit den beschriebenen Ein-
schlüssen auftreten.
Über die Natur dieser Körperehen kann Vortragender keinen
Aufschluß geben; es handelt sich hier wahrscheinlich um Zellver-
änderungen, die durch das spezifische, noch gänzlich unbekannte
Virus der Brustseuche hervorgerufen werden. Kontrollunter-
suchungen von Lungenausstrichen gesunder Pferdelungen und
Lungen, die infolge von Druse und Septikämie erkrankt waren,
wiesen diese Veränderungen nicht auf.
Der Vorsitzende spricht dem Vortragenden den Dank der
Versammlung für die interessanten Mitteilungen aus und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß es bald gelingen möge, Licht in das
dunkle Gebiet der Ätiologie der Brustseuche zu bringen. Darauf
hielt O. St. V. Görte seinen Vortrag: „Über die Formverände-
rungen der Hufbeine und ihre Beziehungen zum Hufbeschlag“.
Er schilderte in ausführlicher Weise die mannigfachen Form-
veränderungen der Hufbeine durch die Veränderung der Form
des Hufes, und wie diesen dureh geeigneten Beschlag vorgebeugt
bzw. begegnet werden kann. Anschließend an den Vortrag zeigte
K. St. V.Tetzneran der Hand eines interessanten pathologisch-
anatomischen Knochenpräparates (Fessel-, Kronen- und Hufbein),
daß auch dureh Erkrankungen der Knochen und Gelenke des
Unterfußes infolge von Belastungsänderungen nach dem Gesetze
der Transformation erhebliche Formveränderungen am Hufbein
entstehen müssen, die das Präparat deutlich zur Anschauung
brachte. Eine weitere Diskussion fand über den Vortrag nicht statt.
Die nächste Versammlung findet am 2. März d. Js., abends
“1> Uhr, statt. In derselben werden referieren: K. St. V.
Güntherberg über „Die verschiedenen Formen der Rotlauf-
seuche der Pferde und die Immunitätsfrage bei derselben“, St. V.
Bauer „Über Schadenersatzklagen gegen einen Tierarzt“.
in neues Leibpferd des Kaisers. Durch Rittmeister Grafen
Westphalen vom Garde du Korps wurde aus dem ungarischen
Gestüt des ungarischen Grafen Armin Mikes der siebenjährige
Schimmelwallach „Gereben“ von „Veritas“ aus der Halbblüterin
„Gerle“ als Leibreitpferd für den Kaiser angekauft. „Gereben“ ist
175 m groß und von ausgesprochenem arabischen Typus und
großem Adel. Das Gestüt des Grafen Mikes befindet sich in
Zabole bei Brosso (Kronstadt) an der rumänischen Grenze und ist
das größte und bedeutendste Halbblutgestüt Ungarns.
(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht, 28. Jahrg. Heft 20.)
Maultierzucht in Westpreufsen. Auf besonderen Wunsch ein-
zelner Züchter ist in Westpreußen zur Einführung der Maultier-
zucht im letzten Frühjahr im Landgestüt Marienwerder ein Esel-
= p i (
Lie o ei
hengst stationiert worden. Die Zahl der angemeldeten Stuten war
» vyrob, daB ein erheblicher Teil zurückgewiesen werden mußte.
Dieser Eselhengst soll auf der Deckstation Finkenstein aufgestellt
werden. Hier sind bereits früher Maultiere zur Arbeit verwendet
worden. (Deutsche Landwirtschaftl. Tierzucht. Heft 1. 1912.)
Dreiundeinviertel Millionen Mark werden in dieser Saison
auf den drei großen Berliner Bahnen ohne die den Siegern zurück-
zuzahlenden Einsätze zur Verteilung gelangen, wie die Zeitschrift
für Pferdekunde mitteilt. Hiervon treffen auf Hoppegarten
1096 600 Mk., auf Grunewald 1127400 Mk. und Karlshorst
1026 600 Mk.
In Frankreich wurden im Jahre 1911 für de Förderung
der Pferdezucht 23486689 Frances aufgewendet. Diese
Riesensumme verteilt sich wie folgt: Rennen 19 690 180 Fr., Hengst-
prüfungen 72000 Fr., Prämiierungen von Stuten, Fohlen und
Hengsten 1876676 Fr., Prämien für angekörte Hengste 714 200
Franes, Concours de Dressaye 1077 133 Fr. und Prämien für Voll-
blutstuten 56500 Fr. (Zeitschrift für Pferdekunde und Pferde-
zucht, XXIX Jahrg., Heft 1.)
Frankreichs Pferde-Einfuhr und -Ausfuhr. Während Frank-
reich im Jahre 1902 im Ganzen 17 561 Pferde einführte und 23 227
Stück ausführte, hat es im Jahre 1910 nur 11236 ein-, dagegen
30771 Pferde ausgeführt. In einem neunjährigen Zeitraum ergibt
dies eine Verbesserung der Landespferdezucht um rund 14 000
Pferde. Während früher die größte Anzahl Pferde aus Algier be-
zogen wurde, steht jetzt Belgien mit 3538 abgegebenen Pferden an
der Spitze der Frankreich damit versorgenden Länder. Dann folgt
Algier mit 3411, Österreich mit 1765, England mit 1122, Tunis mit
558, Rußland mit 251, Spanien mit 142, Deutschland mit 77, die
Niederlande mit 75, Italien mit 66, die Schweiz mit 52 Pferden.
Für die Ausfuhr war Belgien schon früher (1902 mit 8052 Pferden)
der beste Abnehmer französischer Pferde und ist es auch jetzt noch
mit 7661 Pferden geblieben. Die zweite Stelle nimmt Deutschland
mit 6283 Pferden ein, so daß Deutschland 6206 Pferde mehr über
die Vogesen holte als dorthin abgab. Fast die gleiche Zahl, näm-
lieh 6069, bezog die Schweiz. Dann folgen Italien mit 3794, Spanien
mit 2256, England mit 2015, die Vereinigten Staaten Nordamerikas
mit 1073 und Algier mit 803 Pferden. Während in den letzten
Jahren das Bedürfnis nach fremden Pferden fast stetig abge-
nommen hat, springt die zahlenmäßige Ausfuhr mehrfach recht
bedeutend hin und her. Immerhin bleibt Jahr für Jahr eine sehr
beträchtliche Mehrausgabe gegenüber dem Eigenbedarf zu ver-
zeichnen. (Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht XXIX.
Jahrg., Heft 1.)
Digipuratum, ein vorzügliches Cardiacum und Diureticum.
Der wechselnde Gehalt an wirksamen Bestandteilen in den Digi-
taıısblättern und die dadurch bedingte Unsicherheit der Digitalis-
droge in der Wirkung und in der Bemessung der Dosis hatte zur
Folge, daß mehr und mehr die reinen Glveoside der Digitalis-
==: 198 =
blätter, wie sie hauptsächlichst durch Digitoxin und Digitalin
repräsentiert werden, verwendet wurden. Aber auch in diesen er-
kannte man bald Präparate, die nicht von konstanter Zusammen-
setzung waren, sondern variable Gemenge verschiedener Digitalis-
glycoside mit unsicherer Wirkung darstellten.
Dagegen ist Digipuratum, wie Dr. Braitmaier in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift, Nr. 51, ausführt, das
erste Digitalispräparat, das sämtliche in der Digitalis enthaltenen
wirksamen Stoffe in ihrer natürlichen Form enthält, physiologisch
gleichmäßig und chemisch gleichartig zusammengesetzt und gut
haltbar ist. Digipuratum ist gereinigtes, von unwirksamen Ballast-
stoffen und unangenehm wirkenden Nebenbestandteilen (Digitonin)
befreites Extractum Digitalis, das auf dem Wege der Dialyse aus
frischen Pflanzen gewonnen wird.
Es wird innerlich in Form der Tabletten sowie zur schnelleren
Wirkung intravenös angewendet. Hervorgehoben wird die vor-
zügliche und anhaltende diuretische Wirkung desselben neben
einer gleich guten, kräftigen Wirkung auf das Herz. Die kumu-
lative Wirkung und die häufigen Magendarmstörungen, die bei
Verwendung größerer Gaben der Digitalisblätter häufiger beob-
achtet werden konnten, treten in den Hintergrund, weil das Mittel
rasch absorbiert und ebenso schnell ausgeschieden wird.
Nach Versuchen von Franzen (Dissertation 1910) ist Digi-
puratum auch für Tiere ein gutes Digitalispräparat und von ihm
bei Hunden (drei bis vier Tabletten per os und pro die) zur An-
wendung gekommen.
Wichtige Entscheidung des Kammergerichts. Nach einer
Entscheidung des Landgerichts und Kammergerichts ist auch das
Arbeitspferd eines Rennvereins, welches zum Instandhalten der
Rennbahn benutzt wird, als Luxuspferd zu betrachten und somit
tritt auch für dieses Arbeitspferd die Haftpflicht des Tierhalters
„ohne Verschulden“ ein, denn es dient lediglich dem Zwecke des
Rennsports und nicht irgend einem nützlichen Broterwerbe.
(Deutsche landwirtschaftliche Presse, XXXVIII. Jahrg. Nr. 85.)
v. d. Malsburg: Die Zellengröße als Form- und Leistungs-
faktor der landwirtschaftlichen Nutztiere. Ein histobiologi-
sches Problem in der Züchtungskunde. Mit 27 Tafeln. Verlag
M. & H. Schaper. Hannover 1911.
Verfasser hat aut Grund eines umfangreichen Untersuchungsmaterials
und unter Berücksichtieung der einschlägigen Literatur gewisse tierärztliche
Probleme in geistreicher Weise zu lösen versucht. Er legte sich die Fragen
vor: ]. ob bei unsern Haustieren nach Gattung, Art, Rasse, Geschlecht und Alter
histologische Unterschiede vorhanden sind und in den Größenverhältnissen
—: 159 —
der Zellen zum Ausdruck gelangen; 2. ob auch die verschiedenen Nutzungs-
formen der Haustiere durch Unterschiede in der Zellengröße charakterisiert
sind: und 3. ob Ernährung und Klima einen Einfluß auf die Gestaltung der
/«llengröße ausüben und dementsprechend Formenannäherungen verschiedener
Tierarten auf einer Übereinstimmung der Zellengestaltung beruhen: Er ist
zu der Überzeugung gelangt, daß diese züchterischen Probleme nur im histo-
biologischen Sinne gelöst werden können, denn über den allgemeinen archi-
tektonischen und speziellen konstruktiven Eigentümlichkeiten des tierischen
Körpers stände seine strukturelle Beschaffenheit, die Eigenart der Zellen, und
zwar in biochemischer, biophysischer und biomorphologischer Hinsicht. Seine
hiechinteressanten Erörterungen, unterstützt durch die Ergebnisse zahlreicher
verzleichender Untersuchungen, führen ihn zur Bejahung obiger drei Fragen.
Er unterscheidet drei biologische Zelltypen: 1. feine Tierzellen, deren Plasma-
inhalt biochemisch sehr aktiv und mäßig mit H,O imbibiert. ist, kleine Dimen-
sionen, reger Stoffwechsel, intensiver Stoffumsatz ; 2. grobe Tierzellen, biochemisch
zwar normal, aber übermäßige Hydration, wodurch physiolog. Aktivität her-
abgesetzt ist, große Dimensionen, unzureichende Oxydation, fettige Spaltungs-
produkte, niedrige energische Spannung der physiologischen Funktionen ;
>. zarte Tierzellen mit anormalem, in der biochemischen Aktivität herabge-
setzten Plasmainhalt und ungleichmäßiger Hydration (unentwickelte, jugend-
liche oder atrophisch verkünmerte alternde Zellen). Entsprechend diesen Zell-
typen schlägt der Verfasser zur Anlehnung an das praktische (Gebiet der
Tierzucht folgende histobiologische Organisation der Haustiere vor: A. fein-
zellig organisierte Haustierformen, B. grobzellig organisierte Haustierformen,
C. zartzellig organisierte Haustierformen. Von Pferden kämen in die
Gruppe A die Ponys. Doppelponys und die orientalischen Rassen. Zur
Gruppe B werden die kaltblütigen Schläge gerechnet, während Übergangs-
formen das englische Vollblutpferd, in welchem trotz seiner orientalischen
Abkunft ein gewisser Anteil „kalten“ Blutes rinnt und die verschiedenen
Halbblutzuchten, Oldenburger, Norfolk, Anglonormannen, Hannoveraner, Ost-
preußen usw. darstellen. Auf weitere Einzelheiten kann bei dem reichhaltigen
Inhalt hier nicht eingegangen werden. Das Werk enthält trotz seines
verhältnismäßig geringen Umfanges eine solche Fülle von Neuem, Inter-
essantem und Lesenswertem auf dem Gebiet der Züchtungskunde, daß es
jedem Veterinär warm empfohlen werden kann. H.
Preufsen. In Genehmigung seines Abschiedsgesuches m. d.
gesetzl. Pension zur Disposition gestellt: der Gen. Major Dreher,
Mil. Vet. Insp. v. Glasenapp, Oberstlt. u. Kom. des U.R. 9, kdt. z.
Dienstl. b. d. Mil. Vet. Insp., zum Mil. Vet. Insp. ernannt. — Be-
befördert: Zu St.V.: die O.V. Jerke beim H.R. 6, Preller beim
K.R. 6; zu O.V.: die V. Dr. Eckert beim U.R. 1, Hommelsheim
beim D.R. 7, Hahn beim U.R. 14, Teipel beim K.R. 4, Piek beim
U.R. 16, Geibel beim Fa. 25, Müllauer beim D.R. 16, Richters beim
D.R. 11, Froehlich beim Fa. 73, Scheele beim U.R. 12, Hoenecke
beim Fa. 75. Unter Beförderung zu V. versetzt: die U.V. bei der
M.V.A.: Beck zum 1. G.D.R., Leineweber zum H.R. 8, Dr. Kawohl
zum Fa. 16, Schütte zum Fa. 8, Dr. Bumann zum KR. 7,
Dr. Deseler zum Fa. 74, Bayer zum Fa. 66, Möller zum Fa. 45. —
— 160 —
Versetzt: die St.V.: Küster beim H.R. 13, zum D.R. 5, Belitz
beim H.R. 8, zum H.R. 13; die O.V.: Thieme beim 1. G.D.R., zum
1. G.Fa., Becker beim Fußart. R. 4, zum Fa. 2, Horstmann beim
Fa. 2, zum Fußart. R. 4. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension
bew.: Freude, St.V. beim 1. G.Fa., mit der Erl. zum Tragen seiner
bish. Uniform. — Im Beurlaubtenstande, Zu V. befördert:
die U.V. d. Res. Dr. Schmidt (1 Altona), Garbe, Deckert, Pif-
rement (III Berlin), Ruppert (Brandenburg a. H.), Wessendorf
(Coesfeld), Dr. Brilling (Dt. Eylau), Braunert (Guben), Dr. Lüssem,
Best (Jülich), Roske (Liegnitz), Müller (Meschede), Bahr (Neustadt),
U.V. der Landw. 1. Aufg. Nachgenannter Veterinärbeamter zum
Veter. Offiz. und zwar zum 0O.V. der Landw. 1. Aufg. ernannt:
Dr. Pante (Osnabrück), O.V. der Landw. 1. Aufg., mit einem
Patent vom 21. 10. 1908 unmittelbar hinter dem O.V. der Res.
Wiethüchter (Hildesheim). Nachgenannte Veterinärbeamte a. D. als
Veter. Offiz. angestellt: Pahl (III Berlin), char. St.V. a. D., zuletzt
O.V. beim 1. G.Fa., als St.V. mit einem Patent vom 25. 9. 1908 bei
der Landw. 1. Aufg., Poddig (Glogau), O.V. a. D., zuletzt beim
U.R. 3, als O.V. mit einem Patent vom 30. 1. 1905, unmittelbar
hinter dem O.V. Meßler der Landw. 1. Aufg. (Torgau), bei der
Landw. 2. Aufg., Dr. Krautstrunk, Königl. Bayer O.V. der Res. a. D.
(Bonn), in der Preuß. Armee und zwar als O.V. mit einem Patent
vom 16. 11. 1903 bei den Veter. Offiz. der Res. angestellt. -— Der
Abschied bew.: Nelke (Nienburg a.d. Weser), St.V. der Landw.
2. Aufg.; den O.V. Jochim (Bremerhaven), Büttner (Wismar) der
Landw. 1. Aufg., Hermessen (Soest) der Landw. 2. Aufg. Beamte
der Militärverwaltung: Huber (Karlsruhe), St.V. der Landw.
2. Aufg., Hellner (Torgau), Wessel (Rendsburg), O.V. der Landw.
2. Aufg, Eggeling (Anklam), O.V. der Landw. 1. Aufg, — der Ab-
schied bew.,
. Ordensverleihungen: Dem St.V. Karpe beim H.R. 17, der
Osterr. Orden der Eisernen Krone 8. Kl.
Sachsen. Die St.V. (mit dem Titel O.St.V.): Blumentritt beim
1. U.R. 17, Stiegler bei der Militär-Reitanstalt, --- zu O.St.V. mit
dem Range der char. Majore ernannt.
Notiz.
Die Militär-Veterinär-Akademie hatte im
Dezemberheft 1911 an die Veterinäre der Armee
die Bitte gerichtet, dureh Einsendung von
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einer möglichst vollständigen Sammlung beizu-
tragen. Dabisjetztnurvoneinereinzigen Seite
derartige Präparate eingesandt sind, gestattet
sicehdie Akademie, ihre Bitte zu wiederholen.
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Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911
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fahrungen bei der Salvarsanbehandlung brustseuchekranker Pferde
der Armee.“
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Nadel, einzeln zu obigem Apparat, mit eingesteckter n H
1,60
Telegrammadresse „Veterinaria“. Telephon Amt Norden Nr. 4778 u. 8140.
24. Jahrg. April 1912. 4. Heit.
Zeitschrift nr Veterinärkunde
mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene
Organ für die Veterinäre der Armee
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abomnementspreis jährlich 12 Mark.
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.
Bericht‘) über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911
im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten fort-
geführten Untersuchungen über die Brustseuche
der Pierde.
Erstattet am 20. Juli.1911 von Prof. Dr. Gaffky.
Gemäß Verfügung des Königlichen Kriegsministeriums vom
28. November 1908 — Nr. 626. 11. 08. A. 3 — waren die Unter-
suchungen über die Brustseuche der Pferde vorläufig eingestellt.
Sie wurden gemäß kriegsministerieller Verfügung vom 1. Juli 1909
N. 19/6. 09 A. 3 — im Sommer 1909 wieder aufgenommen.
An den Untersuchungen hat sich außer dem zum Institut kom-
mandierten Oberarzt Dr. Christian der Öberveterinär Dr.
Jl.ührs beteiligt, dessen eifrige und umsichtige MON TRE mir
von größtem Wert gewesen ist.
Regen Anteil hat übrigens wie an den früheren hir: n
so auch an den Arbeiten in der Berichtszeit der Korpsstabsveterinär
Tröster genommen.
An Räumlichkeiten standen für die Versuehe mit Pferden der
fiskalische Stall in der Hollmannstraße, ein Schuppen in der Han-
noverschen Straße und seit dem 26./1. 1910 auch ein fiskalischer
Stall in der Kruppstraße zur Verfügung.
Die Beschaffung von Fohlen für die Versuche war mit den
größten Schwierigkeiten verknüpft und konnte auch mit Rück-
sicht auf die Beschränktheit der Geldmittel nur in geringem Um-
fange geschehen. Um so willkommener war es, daß seitens des
Königlichen Kriegsministeriums auf Ansuchen die erforderlichen
Remonten und das notwendige Wartepersonal alsbald überwiesen
wurden. Der Königl. Remonte-Inspektion, den Regiments-
kommandos und den Truppenveterinären sind wir für die stets uns
*, Anschließend an den im 2. und 3. Hefte des laufenden Jahrzanges
dieser Zeitschrift veröffentlichten Bericht.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 4. Heft. 11
bereitwilligst gewährte Förderung unserer Versuche zu Dank ver-
pflichtet. | Sr
Weitere Schwierigkeiten ergaben sich dadurch, daß während
längerer Perioden geeignetes Infektionsmaterial wegen Erlöschens
der Brustseuche in Berlin und Umgebung nicht zu erhalten war.
Die Untersuchungen, über welche im nachstehenden berichtet
wird, lassen sich unter folgenden Gesichtspunkten ordnen:
I. Untersuchungen zur Aufklärung der Infektionswege unter
Berücksichtigung der unmittelbaren Übertragung von Pferd zu
Pferd und der mittelbaren Übertragung durch Putzstaub, Ge-
brauchsgegenstände, infiziert gewesene Stallungen, Stallstreu und
durch etwa beteiligte tierische Zwischenträger. Im Anschluß hieran
Infektionsversuche mit Ausscheidungen und Organbestandteilen
erkrankter, verendeter und getöteter Pferde.
II. Anatomische, mikroskopische und kulturelle Unter-
suchungen.
III. Krankheitsverlauf, Diagnose und Differentialdiagnose
zwischen der Brustseuche und der Rotlaufseuche der Pferde.
IV. Therapie.
V. Epidemiologische Beobachtungen.
I.
Untersuchungen zur Aufklärung der Infektionswege.
Eine bestimmte Antwort auf die Frage, ob für das Zustande-
kommen der Infektion die Berührung mit einem erkrankten oder
infiziert gewesenen Pferde unbedingt erforderlich ist, oder ob das
Kontagium etwa zuvor in den Stallungen, in tierischen Zwischen-
trägern, wie namentlich Stechfliegen und dergleichen eine Ent-
wicklung durchmachen muß, war weder durch die in der Literatur
niedergelegten Beobachtungen noch durch die von uns angestell-
ten Versuche bis dahin gewonnen. Jedenfalls war uns niemals
eine Übertragung ohne direkte Beteiligung eines kranken Pferdes
einwandfrei gelungen. Zur weiteren Klärung der sogenannnten
natürlichen Infektionswege bei der Brustseuche wurden nachein-
ander drei Hauptversuche mit einer größeren Zahl von Remonten
ausgeführt, die im nachstehenden als „Austauschversuch‘“, als
„Lag- und Nachtversuch“ und als „Kontaktversuch Tempelhof“ be-
zeichnet werden sollen.
Austauschversueh.
In diesem Versuch galt es, ein Urteil darüber zu gewinnen, ob
zum Zustandekommen der Infektion der infizierte Stall erforder-
lich ist oder wenigstens die Infektion begünstigt oder beschleunigt.
Es wurden daher von zwölf noch nicht durehseuchten Remonten
fünf in einen verseuchten und noch mit kranken Pferden besetzten
— 19 —
Stall eingestellt, während fünf in dem gesunden Stall verblieben,
aber dadurch der Infektion ausgesetzt wurden, daß fünf kranke
Pferde aus jenem Seuchenstall zwischen sie gestellt wurden. Zwei
von den zwölf Remonten dienten abgesondert als Kontrolle.
Die zwölf Remonten waren dem Institut von der Remonte-In-
spektion am 19. Juli zur Verfügung gestellt und im Stall IV der
Hollmannstraße (siehe die Skizze) untergebracht. Während einer
vierwöchigen Beobachtung hatten sie sich völlig gesund gezeigt.
Am 16. August 1909 wurden fünf von diesen Remonten in
Stallungen des 2. Garde-Dragoner-Regiments, in denen die Brust-
Stallungen in der Hollmannstraße.
||
Stall VI Stall V Stall IV Stall III Stall II Stall I
— — _- .— -—— —
Dung-
grube
Reitplatz
Wohngebäude
< -— -— - Hollmannstraße — >
seuche herrschte, eingestellt. Es kamen ‚„Nimrod“, „Nordsee“,
„Nessel‘“ zur 5. Eskadron und „Nordlicht“ und „Natur“ zur 4. Es-
kadron. Die Remonten wurden nur mit der Trense, sonst nackt, auf
dem Kasernenhofe des Regiments gegen fünf brustseuchekranke
Dienstpferde ausgetauscht und bezogen die frei gewordenen Stände.
Die fünf Dienstpferde, sämtlich in den ersten drei Tagen ihrer Er-
krankung befindlich, wurden mit den Trensen der übergeführten
fünf gesunden Remonten in die Hollmannstraße gebracht.
Die fünf gesunden Remonten, mit denen sie in Stallabteilung IV
der Hollmannstraße zusammengestellt wurden, waren: „Napoleon“,
„Nichte“, „Nachtigall“, „Nibelung“ und „Nacht“. Die Fütterung
und Pflege der Pferde in der Hollmannstraße regelte sich wie im
Schwadronsstall, d. h. die Tiere wurden zusammen aus denselben
Eimern getränkt und erhielten dieselben Futtermittel.
U hi
=, 4164 =
Zur Kontrolle wurden im Stall VI in der Hollmannstraße zwei
gesunde Remonten, „Notar“ und „Nanon“, aufgestellt. Sie er-
hielten eigenes Pflegepersonal und Stallgeräte. Das Futter und
Wasser für diese beiden Kontrolltiere wurde aber aus. denselben
Beständen entnommen, aus denen auch die Versuchtiere verpflegt
wurden. Die Pferdepfleger aller Remonten wohnten zusammen in
einem Zimmer des Gebäudes in der Hollmannstraße. Jeder ein-
zelne Mann durfte nur den Stall betreten, der ihm zugewiesen war.
Die Remonten wurden täglich, stallweise getrennt, geführt.
Nach 20 Tagen, am 4. September 1909 erkrankte nun die erste
Austauschremonte („Nimrod“) bei der V. Eskadron des 2. Garde-
Dragoner-Regiments typisch an Brustseuche. Es folgten am 6. 9.
„Nessel“‘ und am 7. 9. „Nordsee“ bei derselben Eskadron. In-
zwischen war aber auch schon am 5. 9. „Napoleon“ in der Holl-
mannstraße erkrankt. Es schlossen sich hier an:
am 12. 9. „Nichte“ und „Nachtigall“, am 13. 9. „Nacht“ und
„Nibelung“,
Zuletzt, nämlich am 14. 9., also am 30. Tage nach Beginn des
Versuches erkrankte die bei der 4. Eskadron eingestellte Remonte
„Natur“.
Ein übersichtliches Bild von der Zeitfolge der Erkrankungen
gibt die nebenstehende tabellarische Zusammenstellung.
Verlauf des Austausch -Versuches.
Versuchstag
| 2/13/45'6/7'8/9110111112/13)14 15/16] 17 18/19'20'21 12223/242526 27/28/29 30/31 32/33/3435 36
August September
16 17/18/19/20/21 22/23 24 25/26 27 28 29 30 31] 1|/2/3|/4/5|/6/7/|8/910/11/12/13/14|15/16/17/18/19 20
iu |% = |ti
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AA =37
ei | zi; urn Ze
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ale |
SA
Anmerkung:
Remonten, (die in der Dragonerkaserne erkrankt sind.
Remonten, die in der Hollmannstraße erkrankt sind.
Der Gang der Körpertemperatur und die Dauer der Erkran-
kungen bei den Remonten brauchen hier nicht im einzelnen mit-
geteilt zu werden. Erscheinungen, die von dem gewöhnlichen Bilde,
das man bei der Brustseuche beobachtet, abgewichen wären, waren
nicht zu verzeichnen.
Von.den zehn Versuchsremonten ist in diesem Versuch also
nur eine gesund geblieben. Es war dies die Remonte „Nordliecht‘“,
— 165 —
die bis zum 30. 9., also 11% Monate in dem verseuchten Dragoner-
stail gestanden hat. Die beiden Kontrollremonten (,Notar“ und
„Nanon‘“) waren während der Versuchszeit gesund und sind dann
zu einem später noch zu besprechenden Versuche verwandt.
Als Ergebnis dieses Austauschversuches darf wohl die Tat-
sache bezeichnet werden, daß ein wesentlicher Unterschied in der
Infektiosität eines bereits verseuchten Stalles einerseits und eines
bis dahin gesunden, soeben erst mit brustseuchekranken Pferden
besetzten Stalles anderseits sich nicht ergeben hat. Der Ausfall
des Versuches spricht also nicht dafür, daß der Krankheitskeim
dem Stalle anhaftet, sondern daß das kranke Pferd es ist, von dem
das Kontagium auf das gesunde Pferd übergeht.
Es blieb aber immerhin die Möglichkeit bestehen, daß ein
Zwischenträger den Krankheitskeim von Pferd zu Pferd vermittelt,
beispielsweise Stechfliegen oder Milben, und es mußte daran ge-
dacht werden, daß unter solchen Verhältnissen die Übertragung
vielleicht nur am Tage oder nur während der Nacht stattfände.
Es wurde daher der folgende:
„Tag- und Nachtversuch“
ausgeführt, zu dem 18 frisch aus Remontedepots überwiesene und
in der Hollmannstraße eingestellte Remonten zur Verfügung
standen. Die Remonten wurden in drei Gruppen zu je sechs
geteilt. Jede Gruppe stand für sich in einer besonderen Stallab-
teilung und wurde von besonderen Mannschaften verpflegt. Auch
bei der täglichen Bewegung auf dem Laufhofe wurde eine Berüh-
rung unter den Gruppen tunlichst vermieden.
Drei Tage nacheinander — am 7., 8. und 9. Dezember 1909 —
wurden die sechs Remonten aus Stall I, nämlich „Blume“, „Braut“,
„Bergmann“, „Beresina“, „Biber“ und „Belgrad“ morgens 8 Uhr
in einen verseuchten Stall der 3. Eskadron des 2. Garde-Dragoner-
Regiments übergeführt. Diese sogenannten Tagpferde blieben hier
von 8 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags stehen und wurden dann
zur Hollmannstraße zurückgeführt.
Mit den sechs Remonten aus Stall V, „Benno“, E
„Barbarossa“, „Berolina“, „Bummler“ und „Bredow“, den soge-
nannten Nachtpferden, geschah dasselbe während der Dunkelheit
von T Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Eine Berührung zwischen
Tag- und Nachtpferden wurde während der Transporte ver-
mieden.
Die 3. Gruppe von sechs Remonten blieb als Kontrolle für
sich im Stall VI der Hollmannstraße.
Die Versuchsremonten waren, wie aus der nebenstehenden
Skizze ersichtlich ist, während ihres Aufenthaltes in der Dragoner-
kaserne folgendermaßen aufgestellt:
Zwei Tag- und zwei Nachtpferde, und zwar „Beresina“ und
„Blume“ sowie „Benno“ und „Bentheim“ standen in einem ab-
— 166 —
gesonderten Vorraum des Schwadronstalles mit einem brustseuche-
kranken Dienstpferde zusammen, so daß die Köpfe der Versuchs-
remonten mit dem des kranken, nur durch einen Flankierbaum
von ihnen getrennten Dienstpferdes sich berühren konnten. -
„Belgrad“ und „Barbarossa“ waren in dem Stande unterge-
bracht, in dem das obengenannte Dienstpferd erkrankt war. Die
in der Skizze leer gelassenen Stände waren besetzt mit Dragoner-
remonten, von denen einige kurz vorher durchseucht, die andern
der Infektion ausgesetzt gewesen waren und zum Teil später er-
krankt sind.
„Braut“, „Biber“ und „Bergmann“, sowie „Berolina“, „Bumm-
ler“ und „Bredow“ standen tagsüber bzw. nachts auf der ziemlich
Remontestall der 8. Eskadron II. Garde-Dragoner-Regiments.
1
1 krankes >3 „Braut“ „Berolina“
z6 krankes
Dienstpferd I Biber” o Bumimler’ Dienst-
ES i T `
, 27 Bergmann” Bredu“ ferd
„Beresina" Ī ’ & l P u
„Blume“ _—S
„Benno“
„Bentherm“”.
Draxronerremonten
Vorraum
Anmerkung: Nachtpferde. — Ta:rpferde.
dunklen Stallgasse, in der Nähe eines kranken Dienstpferdes.
Futter und Wasser erhielten die Remonten während des Versuches
in dem Schwadronstall nicht. Das Putzen geschah nur in der
Hollmannstraße. Vom 10. Dezember an standen die Pferde wieder
in den ihnen zuerst zugewiesenen Stallungen der Hollmannstraße,
ohne daß Tag- und Nachtpferde untereinander in Berührung
kamen.
Die sechs im Stall VI als Kontrollen stehenden Remonten ver-
ließen das Gehöft in der Hollmannstraße während der ganzen
Dauer des Versuches nicht; sie wurden durch besonderes Pflege-
personal versorgt. Dieser Stall VI stand seit etwa fünf Wochen
leer und war gereinigt und desinfiziert worden.
Der Verlauf des Versuches war folgender (vgl. nebenstehende
Übersicht): Am 24. Dezember 1909 erkrankte das Tagpferd
„Blume“ in Stall I an Brustseuche, also mit einer etwa 16 Tage
betragenden Inkubationszeit. Am 25. folgte dann das Nachtpferd
„Bummler‘“, Dieses Pferd litt seit dem 11. Dezember an einer
Paraproctitis und fieberte dabei. Da die Temperatur am 25. De-
zember auf 40° stieg und dann den typischen Verlauf, wie bei der
Brustseuche nahm, ferner „Bummler‘“ an einer rechtsseitigen Lun-
genentzündung erkrankte und auch sonst alle Erscheinungen der
Brustseuche zeigte, so steht die Diagnose außer allem Zweifel. Es
folgte am 29. Dezember das Tagpferd „Biber“, am 30. Dezember
die Nachtpferde „Bentheim“ und „Berolina“, am 1. Januar 1910
das Nachtpferd „Barbarossa“, am 2. Januar das Tagpferd „Braut“
und das Nachtpferd „Bredow‘“ und am 4. Januar das Tagpferd
„Beresina“.
Die Tagpferde „Bergmann“ und „Belgrad“ erkrankten nicht
nachweislich an Brustseuche.
Verlauf des Tag- und Nachtversuches.
— —
ı 22345 6 7j8t9hon 1213 14,1516 17[18]19 20 21 22| 23
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Januar 1910
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Dezember 1909
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„Biber
„Berolina“
„Braut“
„Blume“
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„ Ben no
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„Barbarossa“
„Bentheim“
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Anmerkung: Nachtpferde. — Tagpferde.
Wie aus vorstehendem erhellt, hat sieh ein nennenswerter
Unterschied zwischen der Infektion der Tagpferde einerseits und
der Nachtpferde anderseits nicht ergeben. Die Inkubationszeit
hat bei beiden zwischen etwa 16 und 27 Tagen geschwankt. Dieses
Ergebnis läßt sich mit der Annahme, daß zur Infektion die Mit-
wirkung ausschließlich am Tage oder ausschließlich während der
Nacht wirksamer Zwischenträger in Betracht kämen, schwer ver-
einbaren. Ebenso hat in diesem Versuch mit Sicherheit ausge-
schlossen werden können, daß etwa die Aufnahme von Futter oder
Wasser als Infektionsträger erforderlich wären. Dagegen waren
auch in diesem Versuche die zu infizierenden Remonten der Be-
rührung mit noch kranken oder doch der Infektion verdächtigen
Pferden mehr oder weniger innig ausgesetzt gewesen.
Kontaktversuch Tempelhof.
Hatte schon der Austauschversuch die Annahme bestätigt, daß
zur Übertragung der Brustseuche der Aufenthalt des zu infizieren-
— 168: —
den Pferdes in einem verseuchten Stalle nicht erforderlich ist,
sondern daß die Berührung mit einem kranken Pferde zur Infek-
tion ausreichen kann, so schien es doch notwendig, zunächst über
diesen Punkt noch weitere Aufklärung zu gewinnen.
Die Möglichkeit zu einem reinen Kontaktversuch bot sich, als
Ende Dezember 1910 beim Garde Train-Bataillon in Tempelhof die
Brustseuche ausgebrochen war.
Auf dem Terrain der Kaserne befand sich nämlich ein Wagen-
schuppen, der überhaupt nicht mit Pferden belegt gewesen war
und sich daher dazu eignete, ganz vorübergehend kranke und ge-
sunde Pferde mit einander in nahe Berührung zu bringen.
An gesunden Pferden standen für diesen Versuch acht unver-
seuchte Remonten zur Verfügung, die wegen Mangels an Seuchen-
gängen seit Monaten zu keinem Versuche gedient hatten. Die Re-
monten wurden in zwei Gruppen von je vier geteilt. Die Pferde
der ersten Gruppe (,„Cara“, „Comtesse“, „Caecilie‘, „Chef“) wur-
den am 6. Januar 1911, nur mit Zaum versehen, nach Tempelhof
geführt und hier für vier Stunden in dem erwähnten Wagenschup-
pen mit zwei Dienstpferden in nahe Berührung gebracht, die seit
sieben bis acht Tagen an Brustseuche krank waren. Die Pferde
konnten sich gegenseitig belecken und beschnuppern.
Mit der zweiten Gruppe der Remonten (,„Cintra‘“, „Ceres“,
„Centurio“, „Cäsar“) wurde der gleiche Versuch unter Benutzung
derselben beiden kranken Dienstpferde, die in dem Schuppen
stehen geblieben waren und auch weiterhin hier belassen wurden,
am nächsten Tage, dem 7. Januar 1911 wiederholt.
Nach Ablauf der vier Stunden wurden die Remonten am
6. bzw. 7. Januar sofort in den seuchefreien Stall der Hollmann-
straße zurückgeführt.
Erwähnt sei npeh, daß das Wetter zur Zeit des Versuches
naßkalt, und der Boden mit im Auftauen begriffenen Schnee leicht
bedeckt war.
In jeder der beiden Remontegruppen erkrankte ein Pferd und
zwar in der ersten Gruppe „Cara“ am 10. Februar 1911 (Inku-
bation 35 Tage) und in der zweiten Gruppe „Cintra“ am 16. Fe-
bruar (Inkubation 40 Tage) typisch an Brustseuche.
Um zu beobachten, wie die Seuche sieh weiter unter den Re-
monten verbreiten würde, blieben die acht Tiere in der gemein-
schaftlichen Stallabteilung der Hollmannstraße zusammen. Die
erste Neuerkrankung trat 26 Tage nach der Erkrankung von
„Cara“ ein, und betraf „Centurio“ Nachdem dieser am 8. März
erkrankt war, folgten am 9. März (27 Tage nach „Cara“) „Caecilie“,
am 25. März (33 Tage nach „Cara“) „Chef“ und „Ceres“ und am
26. März (44 Tage nach „Cara“) „Caesar“.
Die Erkrankungen von „Centurio“, „Caeeilie“‘, „Chef“ und
„Ceres“ (Inkubation zwischen 26 und 33 Tagen) sind wohl sicher
— 169 —
auf „Cara“ und „Cintra“ als Quelle zurückzuführen. Bei „Caesar“
könnte die Infektion vielleicht auch von einer der nacherkrankten
Remonten ausgegangen sein.
Für die Ersterkrankten, „Cara“ und „Cintra“, steht die Inku-
bation von 35 bzw. 40 Tagen wohl einwandsfrei fest.
Bei den
übrigen Remonten bedeutet die Annahme einer Inkubationszeit von
2 bis 44 Tagen unter den gegebenen Verhältnissen natürlich nur,
daß die Infektion innerhalb dieser Zeiträume erfolgt sein muß.
Die 8. Remonte, „Comtesse“, hat während der Versuchszeit
zwar zweimal eine Temperatursteigerung auf 39,5° C gezeigt, ist
aber sonst gesund geblieben.
Der leichteren Übersicht wegen mögen die Daten des Versuches
nachstehend noch einmal kurz zusammengestellt sein.
Kontaktversuch Tempelhof (8 Remonten der Hollmannstraße).
Gruppe I. („Cara“, „Comtesse“,
„Caecilie“, „Chef“) 6. 1. 1911
4 Stunden in Tempelhof.
„Cara“ erkrankt 10. 2. 1911.
(Inkubation 35 Tage.)
Gruppe II. („Cintra“, „Ceres“,
„Centurio“, „Cäsar“) 7.1.1911
4 Stunden in Tempelhof.
„Cintra“ erkrankt 16.2.1911.
(Inkubation 40 Tage.)
Primär. (,„Cara‘ und „Cintra“)
sichere Inkubation 35 und
40 Tage!
Sekundär („Centurio“, „Caecilie“,
„Chef“, „Ceres“, „Caesar“)
Inkubation zwischen 26 und
44 Tagen!
„Centurio“ erkrankt 8. 3. 1911
60 Tage nach Kontakt Tempel-
hof, 26 Tage nach „Cara’s“
Erkr.
„Caecilie“ erkrankt 9. 3. 1911.
62 Tage nach Kontakt Tempel-
hof, 27 Tage nach „Cara’s“
Erkr.
„Chef“ erkrankt 15. 3. 1911.
68 Tage nach Kontakt Tempel-
hof, 33 Tage nach „Cara’s“
Erkr.
„Ceres“ erkrankt 15. 3. 1911.
67 Tage nach Kontakt Tempel-
hof, 33 Tage nach „Cara’s“
Erkr.
„Caesar“ erkrankt 26. 3. 1911.
78 Tage nach Kontakt Tempel-
hof, 44 Tage nach „Cara’s“
Erkr., 18 Tage nach „Cen-
turios“ Erkr.
„Comtesse“? (Immun?) 2mal
39,5° C.
Es kann nicht wundernehmen, daß tei der kurzen Dauer des
Kontaktes zwischen den gesunden Remonten und den beiden kran-
ken Dienstpferden nur vereinzelt Infektionen erfolgt sind.
Ein
— 10 —
ähnliches Ergebnis würde man vermutlich auch haben, wenn man
eine Anzahl noch nicht an Scharlach erkrankt gewesener Kinder
einige Stunden mit einem Scharlachkranken in Berührung bringen
würde. Daß in unserem Versuche auch die zunächst gesund ge-
bliebenen sechs Versuchsremonten brustseucheempfänglich waren,
hat sich durch ihre sekundäre Erkrankung erwiesen. Eine Mit-
wirkung von größeren tierischen Zwischenträgern wie Stechfliegen
usw. war in unserem Versuche wohl ausgeschlossen. Die Mitwir-
kung von Läusen und ähnlichen kleinen Parasiten läßt sich dagegen
nicht ausschließen, umsoweniger, als sich bei Pferden des Ba-
taillons bei sorgfältigem Suchen Läuse haben nachweisen lassen.
Streu befand sich in dem Wagenschuppen in Tempelhof über-
haupt nicht.
Futter und Wasser haben die Remonten während der vier
Stunden des Kontaktes sicher nicht aufgenommen; sie wurden, auf-
gezäumt, von je einem Mann gehalten.
Sonstige Versuche der Krankheitsübertragung
von Pferd zu Pferd. j
Anschließend an den „Kontaktversuch Tempelhof“ sei noch
mitgeteilt, daß drei Versuchsfohlen (,„Aps“, „Arnolde“, „Anna‘)
vom 6. Januar bis 14. Januar 1911 ebenfalls in dem Schuppen
der Kaserne des Garde-Train-Bataillons in Tempelhof aufgestellt
waren, ohne daß sie trotz diesem achttägigen Zusammenstehen mit
den beiden kranken Dienstpferden (und anderen nach Ablauf des
Kontaktversuches in den zum Krankenstall umgewandelten Schup-
pen hier eingestellten Patienten) erkrankten. Es war aber bei den
Fohlen eine direkte Berührung mit den kranken Pferden ver-
mieden, im Gegensatz zu den acht Remonten des besprochenen
Kontaktversuches. An Mangel an Empfänglichkeit kann das Aus-
bleiben der Erkrankung jedenfalls bei dem einen Fohlen („Aps“)
nicht gelegen haben; denn es ist später nach anderweitiger Infek-
tion typisch erkrankt.
Im übrigen steht dieses negative Ergebnis in Einklang mit der
auch schon früher gemachten Erfahrung, daß es keineswegs immer
gelingt, gesunde Pferde durch Einstellen in einen mit kranken
Pferden besetzten Stall zu infizieren. —
Um für experimentelle Untersuchungen das erforderliche Ma-
terial zu gewinnen, wurden am 10. März 1911 drei wenig wertvolle
Fohlen, die allerdings schon zu mancherlei Versuchen gedient
hatten, in einen verseuchten Stall zu kranken Pferden gestellt.
Von diesen drei Fohlen (,„Apollo“, „Adolfine‘“, „Alexander“) er-
krankten zwei, nämlich „Apollo“ am 14. April, und „Alexander“
am 16. April, beide aber so leicht, daß von ihrer beabsichtigten
Tötung abgesehen wurde.
In gleicher Weise und in demselben Stall wurden drei andere
Fohlen, („Aps“, „Anna“ und „Arnolde“) vom 31. März 1911 ab
= I =
der Infektion ausgesetzt. Auch diese drei Fohlen kamen dabei mit
einem noch schwer kranken Pferde in direkte Berührung. Während
zwei der Fohlen („Anna“ und „Arnolde‘‘) gesund blieben, er-
krankte das dritte („Aps“) schwer am 4. Mai, 35 Tage nach seiner
Einstellung. Die am 5. Mai vorgenommene Tötung und anatomi-
sche Untersuchung bestätigte die Diagnose.
Nachdem durch die vorstehend beschriebenen Versuche fest-
gestellt war, daß es zur Übertragung der Seuche von Pferd zu
Pferd unter Umständen nur einer verhältnismäßig kurzen Be-
rührung bedarf, und daß dabei dem verseuchten Stalle an sich eine
Mitwirkung anscheinend nicht zukommt, galt es festzustellen, o b
Übertragungen vielleicht doch erzielt werden
können, wenn die direkte Berührung oder auch
nur das Zusammenstehen mit kranken Pferden
ausgeschlossen ist. Diese Versuche, über welche im nach-
stehenden berichtet werden soll, sind, wie vorweg bemerkt sei,
sämtlich bis auf einen nicht ganz eindeutigen Versuch negativ
ausgefallen. In diesem einen Versuche — Auflegen von bei kranken
Pferden benutzten Decken — war nämlich die Möglichkeit einer
anderweitigen Infektion nicht mit Sicherheit auszuschließen.
Versuche über ausschließlich mittelbare Übertragung.
l. Infektionsversuche mit Putzstaub und Haut-
schorfen.
Putzstaub, der in Berlin unmittelbar vorher von brustseuche-
kranken Pferden der verschiedensten Krankheitsstadien gewonnen
war, ist in einer ganzen Reihe von Versuchen gesunden Pferden,
Remonten und Fohlen, auf die Haut gestreut und auf ihr verrieben,
„ler mit dem Striegel verarbeitet, ohne daß auch nur in einem
Falle eine Erkrankung zu erzielen gewesen wäre. In gleicher Weise
wurde Putzstaub kranker Pferde, aus den verschiedensten Garni-
sonen bezogen, erfolglos verarbeitet. In einer Reihe von Ver-
suchen wurde der Putzstaub auch mit dem in der Krippe befind-
lichen Futter gründlich durchgemischt, so daß die Versuchspferde
ihn in erheblicher Menge in den Magen aufnahmen und ohne
Zweifel auch in die Respirationsorgane einatmeten. Diese Ver-
suche wurden zum Teil auch mit den Krusten und Borken aus-
geführt, die im Anschluß an einen pustulösen Hautausschlag bei
brustseuchekranken Pferden sehr häufig, namentlich auf der Haut
des Halses, zu finden sind. Gelegentlich wurden selbst kleine Haut-
stückchen von derart erkrankten Partien herausgeschnitten und in
gleicher Weise zu Infektionsversuchen (Einreibung in die Haut
und Verfütterung) verwendet. Alle diese Versuche blieben erfolg-
los. Erwähnt sei dabei noch, daß die Empfänglichkeit für die
Krankheit wenigstens bei einem Teil der vergeblich mit Putzstaub
Iehandelten Pferde mit Erfolg nachgeprüft worden ist.
— 1172 —
2. Infektionsversuche mit Gebrauchsgegen-
ständen.
Mit den beiden Remonten ‚Notar“ und „Nanon“, welche in
dem Austauschversuch als Kontrollen gedient hatten und nicht er-
krankt waren (siehe Seite 164) wurde im September 1909 folgender
Versuch ausgeführt. Wollene Decken, die unmittelbar vorher
während 24 Stunden auf brustseuchekranken Pferden gelegen
hatten, wurden ihnen aufgelegt und durch Gurte befestigt und
zwar am 14. und 15. September für je etwa 24 Stunden. Beide
Remonten erkrankten fast gleichzeitig und zwar am 25. September,
elf Tage nach Beginn des Versuches, an typischer Brustseuche. Es
ist aber nicht ausgeschlossen, daß sie trotz möglichst sorgfältig
durchgeführter Absonderung schon vor dem Versuch mit einem
der in der Hollmannstraße, wenn auch in anderen Stallabteilungen
untergebrachten kranken Pferde in Berührung gekommen sind.
Der Versuch mußte daher in einwandsfreier Weise wiederholt
werden, zumal zwei in dem damals völlig seuchefreien Stalle der
Hannoverschen Straße untergebrachte Fohlen gesund geblieben
waren, obwohl ihnen in ganz gleicher Weise, wie den Remonten
„Notar“ und „Nanon“, Decken aufgelegt waren, die vorher auf
denselben kranken Pferden gelegen hatten.
Sechzehn am 1. bzw. 20. Juli 1910 aus Remontedepots über-
wiesene Remonten wurden zur Hälfte in der Hollmannstraße, zur
Hälfte in einem fiskalischen Stall in der Kruppstraße unterge-
bracht. Vom 2. bis 9. August, also eine volle Woche wurden diesen
Remonten wollene Decken aufgelegt, die vorher auf brustseuche-
kranken Pferden eines Privatstalles gelegen hatten. Die Decken,
welche den kranken Pferden abgenommen waren, wurden sofort
zusammengerollt, um etwaiges Ungeziefer in ihnen festzuhalten,
dann in die Versuchsstallungen transportiert und mit den Decken
der Versuchsremonten ausgetauscht, die ihrerseits dann alsbald
wieder auf die kranken Pferde des Privatstalles gelegt wurden.
Dieser Wechsel der Decken fand während der Versuchswoche
morgens und abends statt.
Wider Erwarten blieben sämtliche 16 Remonten trotz der
langen Infektionsperiode völlig gesund. Der Einwand, daß sie
möglicherweise bereits früher hätten durchseucht sein können,
würde an sich schon sehr fern liegen, er ist aber auch deswegen
hinfällig, weil die Seuchenempfänglichkeit für die Hälfte der Ver-
suchstiere, nämlich für die acht in der Hollmannstraße unterge-
brachten Tiere, bei späteren Infektionsversuchen festgestellt wor-
den ist. Der negative Ausfall dieses Versuches ist um so bemer-
kenswerter, als die Privatpferde, auf denen die Decken gelegen
hatten, in allen Stadien der Brustseucheerkrankung sich befanden
und zwei verschiedenen verseuchten Pferdebeständen angehörten.
Bei den schon besprochenen Infektionsversuchen mit Putz-
= 13 —
staub wurden, wie an dieser Stelle noch hervorgehoben sei, viel-
fach dieselben Striegel und dieselben Kartätschen, die zur Ab-
nahme des Staubes von kranken Pferden gedient hatten, auch be-
nutzt, um den Staub den gesunden in die Haut einzureiben.
Es ist uns also, abgesehen von einem nicht einwandfreien
Versuche, nicht gelungen, durch infizierte Gebrauchsgegenstände
die Krankheit zu übertragen.
3. Infektionsversuche mit Insekten.
Zu diesen Versuchen wurden fünf Fohlen benutzt, die in dem
Schuppen in der Hannoverschen Straße untergebracht waren, ihr
Futter von einem Furagelieferanten erhielten und mit brust-
seuchekranken Pferden in keinerlei unmittelbare Berührung
kamen.
In erster Linie wurde versucht, diese Fohlen durch Stech-
fliegen, welche vorher an brustseuchekranken Pferden gesogen
hatten, brustseuchekrank zu machen. Die in den verseuchten Stal-
lungen (2. Garde-Dragoner-Regiment, Ulanen 16, Husaren 10,
Kürassiere 6, Ulanen 9, Artillerie 74, 2. Garde Feldartillerie-Regi-
ment, 2. Garde Ulanen-Regiment, Telegraphen-Bataillon 1) in
großer Zahl eingefangenen Stechfliegen (Stomoxys calecitrans)
wurden in dem Fohlenstall frei gelassen. Ferner wurden solche
Stechfliegen mit Hilfe weithalsiger Gläser an den Fohlen zum
Saugen gebracht, was ohne Schwierigkeiten gelang. Endlich
wurden in den unverdächtigen Stallungen des Instituts für Infek-
tionskrankheiten Stechfliegen in großer Zahl eingefangen und,
nachdem sie an brustseuchekranken Pferden Blut gesogen hatten,
sofort in den Fohlenstall gebracht, wo sie teils alsbald in Freiheit
gesetzt, teils direkt zum Saugen an den Fohlen gebracht wurden.
Alle diese Versuche blieben erfolglos. Ihre Wiederholung
wurde zurückgestellt, nachdem sich in dem „Austauschversuch“
und in dem „Kontaktversuch Tempelhof‘ ergeben hatte, daß jeden-
falls auch ohne Mitwirkung von Stechfliegen die Krankheitsüber-
tragung sich vollziehen kann.
In einem Versuche wurden den Fohlen einige aus einem ver-
seuchten Stall des Ulanen-Regiments Nr. 9 stammende Stech-
mücken (Culex) erfolglos angesetzt.
Zu weiteren Versuchen wurden die verschiedensten anderen
Insekten benutzt, die in verseuchten Stallungen eingefangen waren.
Dabei wurde besonderer Wert auf solche Insekten gelegt, die ent-
weder direkt erkrankten Tieren abgenommen, oder aus dem Putz-
staub isoliert waren. Zu ersterem Zweck wurden auch den kran-
ken Pferden Gürtel umgebunden, an denen sieh durehlochte, hohle
Hollunderstäbehen befanden. Diese Gürtel wurden dann den
Fohlen umgebunden. Aus dem Putzstaub wurden die Milben usw.
= It =
teils direkt herausgesucht, teils mit Hilfe besonderer Herrichtun-
gen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, isoliert.
Diese Infektionsversuche blieben ebenfalls sämtlich erfolglos.
Das gleiche gilt von einigen Versuchen, in denen die Stechfliegen
und Milben mit Kochsalzlösung zerrieben den Fohlen unter die
Haut gespritzt wurden.
Auch in den neueren Übertragungsversuchen hat sich also
eine Tatsache, welche die Annahme der Mitwirkung tierischer
Zwischenträger bei der Brustseucheinfektion bestätigt hätte, nicht
ergeben. Trotzdem wird dieser Frage auch weiterhin die Aufmerk-
samkeit zugewendet bleiben müssen, zumal die wenigen bisher zu
den Versuchen benutzten Pferde nur zum Teil später auf andere
Weise haben infiziert werden können.
4. Versuche über die Infektiosität der von
Pferden geräumten Seuchenställe sowie der
Stallstreu.
Der verseuchte Stall IV der Hollmannstraße wurde nach Be-
endigung des Austauschversuches von Pferden geräumt, sonst aber
weder gereinigt noch desinfiziert. Der letzte Krankheitsfall war in
diesem Stall am 14. September 1909 vorgekommen. Die Räumung
des Stalles fand am 27. November statt und wenige Stunden später
wurden dann vier Fohlen eingestellt und bis Ende Januar 1910 auf
der verseuchten Streu belassen. Sie blieben sämtlich gesund.
Am 14. Januar 1911 wurde aus vier Ständen eines verseuch-
ten Stalles des 2. Garde Ulanen-Regiments, in denen sich noch
Pferde verschiedener Krankheitsstadien befanden, die Matratzen-
streu herausgenommen und in möglichst großen zusammenhän-
genden Stücken in den seuchefreien Versuchsstall der KruppstraBe
gebracht.
Auf diese Streu wurden dann vier Versuchsremonten gestellt,
während drei andere im selben Stall, aber auf der entgegengesetz-
ten Stallseite auf ihrer alten Streu stehen blieben.
Eine Erkrankung trat unter diesen sieben Remonten nicht ein.
Inzwischen war in der Stallabteilung VI Hollmannstraße der
Kontaktversuch Tempelhof beendet. Die letzte Erkrankung unter
den Remonten hatte hier am 26. März stattgefunden und war eine
schwere gewesen (Remonte „Caesar“). Am 4. Mai 1911 erkrankte
das hier ebenfalls untergebrachte anderweitig infizierte Fohlen
„Aps“ (siehe Seite 170). Die Streu der Stallabteilung VI durfte also
wohl als infektionsverdächtig bezeichnet werden. Noch am Tage
der Erkrankung von „Aps“ wurden die in der Stallabteilung VI
stehenden Pferde einschließlich der durehseuchten sieben Remonten
und des eben erkrankten „Aps“ aus dem Stall entfernt und nach
der Kruppstraße übergeführt. An ihrer Stelle rückten eine Stunde
später die bis dahin in der Kruppstraße untergebrachten sieben
- 15 —
Remonten ein. Eine Berührung der beiden Gruppen von Pferden
wurde bei diesem Austausch auf das Sorgfältigste vermieden. Auch
bei diesem zweiten Versuch, sie durch Stehen auf verseuchter Streu
zu infizieren, blieben die sieben Remonten monatelang gesund. Daß
sie etwa sämtlich unempfänglich für die Brustseuche gewesen sein
sollten, erscheint höchst unwahrscheinlich; sie werden im übrigen
zur Zeit noch auf andere. Weise der Infektion ausgesetzt.*)
Infektionsversuche mit Ausscheidungen und Organbestandteilen
brustseuchekranker Pferde.
Soweit unsere Versuche zurzeit ein Urteil gestatten, genügt also
zur Infektion weder die Stallstreu, auf der, noch der Stall, in dem
hrustseuchekranke Pferde gestanden haben; vielmehr scheint es
auch nach diesen Versuchen, als ob die unmittelbare Mitwirkung
des kranken Pferdes bei der Infektion das Entscheidende ist.
Ausgedehnte Versuche wurden angestellt mit Nasenausfluß und
Rachenschleim an Brustseuche erkrankter Pferde. In der Regel
wurde ein etwa 50 cm langer Draht mit dem einen Ende, an dem
ein Wattebausch gut befestigt war, in die Nasenhöhle der kranken
Tiere oft bis zur Rachenwand eingeführt und auf diese Weise der
reichlich vorhandene, oft mit Blut durchsetzte Schleim gewonnen.
Tunlichst unmittelbar nach der Entnahme wurde dann der Schleim
mit Hilfe des Entnahmeapparates den Versuchstieren in die Nasen-
höhle eingebracht und auf der Schleimhaut verrieben. Das Ma-
terial zu diesen Versuchen lieferten kranke Pferde verschiedener
Stadien vom 2. Garde Ulanen-Regiment, vom 1. Garde Dragoner-
Regiment und aus zwei Privatstallungen. Als Versuchstiere dien-
ten fünf Fohlen und nicht weniger als 16 unverseuchte Remonten.
Eine Ansteckung konnte in keinem dieser Versuche erzielt
werden.
Das gleiche gilt von den Versuchen mit Kot und Urin kranker
Tiere. Dieses Material wurde den Versuchspferden mit dem Futter,
oder mit Hilfe von Gelatinekapseln per os beigebracht.
In Übereinstimmung mit zahlreichen früheren Versuchen
blieben subkutane und intravenöse Einspritzungen von Blut sowohl
bei Remonten als auch bei Fohlen wirkungslos, obwohl das Blut
teils im Inkubationsstadium, teils auf der Höhe der Erkrankung
entnommen und noch lebenswarm in der Menge von je 5 eem inji-
ziert wurde.
Schießlich sei noch erwähnt, daß bei acht Remonten und
einigen Fohlen ohne Erfolg versucht wurde, sie durch Einbringung
von frischen Organteilen an Brustseuche gestorbener Pferde
© *) Es ist in diesen späteren Versuchen nicht gelungen. diese Remonten
mit Brustseuche zu infizieren.
=. 50.5
(Lunge, Milz, Leber, Milchbrustgang, Lymphdrüsen, Gehirn und
Rückenmark) in den Verdauungskanal zu infizieren.
Die dringendste Aufgabe der Brustseuche-
forschung, einen Weg zu finden, auf dem die
Krankheit bei gesunden Versuchspferdenexpe-
rimentell beliebig erzeugt werden kann, ist
alsoimmer noch ungelöst.
(Fortsetzung folgt.)
Über Blutuntersuchung.
Von C, Troester.
Die mikroskopische Untersuchung des Blutes sowohl als auch
die Zählung seiner geformten Bestandteile gewinnen für die Be-
urteilung der Krankheiten der Pferde immer größere Bedeutung.
Man kann wohl, ohne sich einer Übertreibung schuldig zu machen,
sagen, daß eine Untersuchung, die den Befund am Blute vernach-
lässigt, unvollständig ist, wenn es sich um einen innerlich Kranken
handelt. Dabei stecken wir in der Anwendung dieses Zweigs der
Untersuchung noch in den Anfängen, und es ist zu erwarten,
daß bei weiterer Ausbildung dieses Gebietes die Diagnose und
Prognose an Sicherheit gewinnen werden. Daß wir hierin noch
nicht weiter gekommen sind, liegt aber zum nicht geringen Teil
an äußeren Umständen, die die Blutuntersuchung bei Tieren ge-
genüber derjenigen beim Menschen erheblich erschweren. Die
Entnahme des Blutes zur Zählung der Blutkörperchen z.B. ge-
lingt nur dann, wenn das blutliefernde Untersuchungsobjekt sich
vollständig ruhig verhält, da man mit einer feinen Pipette eine
genau bestimmte sehr kleine Blutmenge entnehmen muß. Tritt
infolge einer nur geringen Bewegung die Spitze der Pipette aus
dem Blutstropfen und Luft an Stelle von Blut in das Röhrchen,
was sehr leicht geschieht, so muß der Versuch abgebrochen und
die Pipette umständlich gereinigt und getrocknet werden, wonach
die Prozedur von neuem beginnen kann, um vielleicht nochmals
unterbrochen zu werden.
Andere Übelstände machen sich bei der Herstellung von Blut-
ausstrichen für die mikroskopische Untersuchung bemerklich. Hier
bietet zwar die Blutgewinnung keine Schwierigkeiten, wohl aber
die Handhabung der Objektträger oder der Gläschen, deren un-
umgänglich erforderliche vollkommene Sauberkeit beim Manipu-
lieren in Ställen nur schwer zu erhalten ist. Dazu kommt noch,
daß die Luft in Ställen meist sehr feucht ist, weshalb die Aus-
striche beträchtliche Zeit zum Trocknen gebrauchen; sie zeigen
aber nur dann die Blutzellen frei von sekundären Veränderungen,
— 11 —
wenn sie in kürzester Zeit, höchstens in einigen Sekunden, auf
dem Glase trocken geworden sind. Nimmt man anderseits die
Herstellung der Ausstriche außerhalb des Stalles vor, so sind die
Präparate der Verunreinigung durch Staub ausgesetzt und trocknen
auch nur im Sommer mit genügender Schnelligkeit.
Diesen Übelständen geht man aus dem Wege, wenn man
sich des Verfahrens bedient, welches ich schon seit längerer Zeit
bei der Entnahme von Blut anwende, und welches darauf beruht,
daß man die Gerinnung des Blutes durch einen Zusatz von Oxa-
laten verhindern kann. Das Blut wird mit der Hohlnadel aus
der Halsvene entnommen und in einem Reagensgläschen aufge-
fangen, welches 1 ccm einer kaltgesättigten Lösung von Ammonium-
oxalat enthält. Außerdem ist an dem Gläschen eine Marke an-
gebracht, welche den Inhalt von 11 cem bezeichnet. Man läßt
das Blut bis zur Marke einfließen, mischt es mit der Oxalat-
lösung durch mehrmaliges Schwenken, stopft zu und kann nun
die Untersuchung noch nach Stunden in aller Bequemlichkeit und
Ruhe in der Dispensieranstalt oder im Laboratorium vornehmen.
Solches flüssig erhaltene Blut ist für die Blutkörperchenzählung
genau so zu verwenden, wie frisch dem Körper entnommenes,
und die gewonnenen Zahlen sind genau so zuverlässig wie die
von frischem Blute erhaltenen. Nur muß man nicht vergessen,
daß eine Blutverdünnung um !/,, stattgefunden hat, daher ist die
gefundene Blutkörperchenzahl noch um diesen Betrag zu ver-
mehren; z. B.:
Gezählt...... 7 280 000 rofe Blutkörperchen,
dazu l/o... 728 000
zusammen .. . 8 008 000,
die wahre Anzahl der roten Blutkörperchen in einem Kubikmilli-
meter unverdünnten Blutes.
Es lag nahe, das durch Oxalatzusatz flüssig erhaltene Blut
auch zur Herstellung von Ausstrichen für die mikroskopische
Untersuchung zu verwenden. Eine durch lange Zeit fortgesetzte
vergleichende Prüfung hat ergeben, daß die geformten Bestand-
teile des Blutes durch das Oxalat nicht verändert werden. Daher
sind dann auch die hieraus hergestellten Ausstrichpräparate den
im Stalle gewonnenen an Güte meistens erheblich überlegen.
Wenn man das durch Oxalatzusatz vor der Gerinnung be-
wahrte Blut in graduierte Standzylinder gibt, so beobachtet man,
daß sich die Blutkörperchen senken und nach einigen Stunden
eine Säule bilden, die sich scharf gegen die überstehende Flüssig-
keit absetzt. Diese Beobachtung hat mich auf den Gedanken ge-
bracht, ob man nicht die immerhin umständliche und einen
komplizierten Apparat erfordernde Zählung der roten Blutkörperchen
durch eine Messung ihres Volumens ersetzen könnte. Es handelt
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 4. Heft. 12
22.108
sich häufig um die fortlaufende Ermittlung der Zahl der roten
Blutkörperchen bei demselben Tier, und da nach den bisherigen
Beobachtungen die Größe der roten Blutkörperchen bei einem Tier
im Zustande der Gesundheit und Krankheit annähernd gleich-
bleibend ist, so muß ihre Zahl ihrem Volumen proportional sein,
und die Schwankungen des Volumens müssen denen der Zahl
parallel gehen. \Venn man das mit Oxalat versetzte Blut in ge-
nügend engen, graduierten, senkrecht gehaltenen Röhren aufstellt,
so werden die Ablesungen sogar noch genauer sein als die Blut-
körperchenzählungen und sind dabei mit so wenig Mühe ver-
bunden, daß ich das Verfahren den Klinikern zu Versuchen
empfehlen möchte.
Erfahrungen mit konzentrierten Salvarsanlösungen bei
brustseuchekranken Pierden.
Von Stabsveterinär Bauer.
Die außerordentliche Bedeutung der Salvarsanbehandlung der
Brustseuche-Patienten für die Armee und das große Interesse, das
Allerhöchsten Orts und von allen maßgebenden Stellen dieser Me-
thode entgegengebracht wird, lassen es gerechtfertigt erscheinen,
schon jetzt über die beim 3. Garde-Ulanen-Regiment gesammelten
Erfahrungen zu berichten, obwohl diese Seuche zur Zeit noch nicht
erloschen ist, und die Salvarsanbehandlung noch fortgesetzt wird.
Ferner ist es von großer Wichtigkeit, möglichst schnell die
Frage zu entscheiden, ob die bequem anzuwendenden konzentrier-
ten Salvarsanlösungen ohne Nachteil für den Organismus sind und
die gleich vorzügliche Wirkung wie die stark verdünnten Lösungen
haben. |
Die Brustseuche herrscht im Regiment unter den drei jüngsten
Jahrgängen; der Seuchengang ist als ein schwerer zu bezeichnen.
Im ganzen sind bisher 74 Pferde — 70 Dienst- und 4 Offizierpferde
— erkrankt, von denen die am schwersten betroffenen 13 Pferde
mit Salvarsan behandelt worden sind.
Da beim Ausbruch der Seuche die vom Kriegsministerium an-
derweitig angeordneten Versuche gerade zum Abschluß gekommen
waren, konnte von der Militär-Veterinär-Akademie dem Regiment
zunächst kein Salvarsan überwiesen werden. Das Regiment war
deshalb zunächst auf einige wenige Dosen angewiesen, die diesem
vom 1. Garde-Ulanen-Regiment überlassen wurden. Erst später
erhielt dann das Regiment noch 8 Dosen Salvarsan von der Mili-
tär-Veterinär-Akademie kostenlos übersandt.
— 179 —
Unter diesen Umständen mußte von vornherein davon Abstand
genommen werden, in ähnlicher Weise zu arbeiten wie die vom
Kriegsministerium eingesetzte Kommission, deren Aufgabe es
war, die Wirkung des Salvarsans bei Brustseuche nachzu-
prüfen und näher zu untersuchen. Da inzwischen die günstigen
Resultate dieser Versuche bekannt geworden waren, kam es darauf
an, die praktische Durchführbarkeit der Salvarsanbehandlung bei
der Truppe weiter zu erproben. Dabei war der Grundsatz maß-
gebend, das Salvarsan — wie jedes andere Arzneimittel — nur
dann anzuwenden, wenn es nach Lage des Falles nötig erschien.
Mit Rücksicht auf die große Zahl der Patienten und die verhältnis-
mäßige geringe Menge des vorhandenen Salvarsans konnte auch
das Mittel in den meisten Fällen nicht — wie von vielen Seiten
empfohlen wird — bereits am ersten oder zweiten Tage ange-
wendet werden, sondern erst dann, wenn sich der Fall als ein be-
sonders schwerer kennzeichnete. Besonders in der ersten Zeit, als
dem Regiment selbst noch kein Salvarsan zur Verfügung gestellt
war, wurden nur solche Patienten behandelt, die schon bedrohliche
Erscheinungen zeigten.
Da also unter ganz anderen Voraussetzungen und unter we-
sentlich schwierigeren Bedingungen gearbeitet wurde als von der
genannten Kommission, muß auch bei Beurteilung der erzielten Re-
sultate ein anderer Maßstab angelegt werden. Die Erfolge, die auf
diesem Wege errungen wurden, sind aber für die Beurteilung der
ganzen Salvarsanfrage deshalb besonders wertvoll, weil in der
Truppe bei ausgedehnten Seuchengängen mit Rücksicht auf die zur
Verfügung stehenden beschränkten Geldmittel meist nach den-
selben Grundsätzen verfahren werden dürfte.
Zur Herstellung der konzentrierten Lösung wurde, nachdem
das Verreiben in einer kleinen Reibschale, das Schütteln mit Glas-
perlen und das direkte Auflösen in alkalischer Kochsalzlösung als
wenig praktisch befunden war, folgendes Verfahren angewendet.
In ein dünnwandiges (hitzebeständiges) Becherglas gießt man für
je 1 g Salvarsan 10 cem 0,6 %ige Kochsalzlösung und setzt stets nur
soviel Salvarsan zu, daß die Oberfläche der Flüssigkeit bestäubt er-
scheint. Erst wenn diese geringe Menge sich gelöst oder wenig-
stens eine glasige Beschaffenheit angenommen hat, stäubt man
wieder etwas Pulver auf die freien Stellen. Sollten kleine Klümp-
chen auf die Oberfläche fallen, so bewegt man das Glas vorsichtig,
damit sich die Kügelchen verteilen. Heftiges Schütteln ist zu ver-
meiden, weil sonst die Kügelehen untersinken und sich dann ver-
hältnismäßig schwer lösen würden. Einzelne der aufgestäubten
Teilchen führen auf der Oberfläche kreisende oder tanzende Be-
wegungen aus, was als Beweis dafür anzusehen ist, daß das Sal-
varsan an sich leicht löslich ist und Schwierigkeiten nur dadurch
entstehen, daß größere Mengen zusammenbacken. Mehrmaliges
Erwärmen der Flüssigkeit im warmen Wasserbade erleichtert die
Auflösung. Die vollkommen klare Lösung wurde dann stets durch
ein Filter in ein 100 cem fassendes Kochkölbehen oder weithalsiges
Arzneiglas mit Glasstopfen gegossen und mit 5,7 cem 15% ige Na-
tronlauge alkalisiert. Obwohl sich bei Anwendung der filtrierten
19°
— 180 —
Lösung keine Nachteile gezeigt haben, kann im Notfalle das Fil-
trieren auch unterbleiben, weil kleine Glassplitter, die in die Lö-
sung gelangt sein könnten, beim vorsichtigen Aufziehen in die
Spritze am Boden des Glases liegen bleiben würden. Auf diese
Weise läßt sich eine alkalische Lösung der gewöhn-
lichen Dosis von 3 g Salvarsan in 30 cem Flüssig-
keit ohne Schwierigkeit herstellen.
Zur Einspritzung der Lösung wurde eine 40 ccm fassende
Impfspritze der Firma Hauptner mit verstellbarem Duritkolben
und angeschraubtem 20 cm langem Schlauchansatz benutzt nebst
der aus dem Infusionsapparat der Militär-Veterinär-Akademie ent-
nommenen Hohlnadel. Die Verwendung besonders konstruierter
Hohlnadeln (Doppelkanäle) ist nach meinen Erfahrungen über-
flüssig.
BeidiesergegenüberderInfusion wesentlich
vereinfachten Artder Einverleibung haben sich
keinerlei unangenehme Nebenerscheinungen
bemerkbar gemacht.. Es ist im Gegenteil sehr auffallend,
daß bei keinem einzigen der 13 so behandelten Pferde Zittern,
Schweißausbruch, Unruhe- oder gar Kolikerscheinungen beob-
achtet worden sind. Die einzigen Veränderungen im äußeren Ver-
halten der Pferde nach der Einspritzung waren bei einem Pferde
10 Minuten lang anhaltendes Kopfnicken und bei einem anderen
etwa 20 kurz aufeinander folgende kräftige Hustenstöße. Da zur
Herstellung der Lösungen keine der nur im Laboratorium anwend-
baren Vorsichtsmaßregeln (Dampfkochtopf, Berkefeldfilter, frisch
destilliertes Wasser) gebraucht wurde, sondern nur aus der Apo-
theke bezogene keimfreie Kochsalzlösung aus chemisch reinem
NaCl benutzt wurde, so scheint mir die Möglichkeit nicht ausge-
schlossen, daß die von anderen Berichterstattern beobachteten Un-
ruheerscheinungen usw. lediglich auf die große Flüssigkeitsmenge
bzw. das darin enthaltene NaCl zurückzuführen sind.
Anschwellungen der Einspritzungsstelle sind bei keinem
Pferde aufgetreten und lassen sich bei Benutzung der Spritze wohl
auch leichter vermeiden als bei Anwendung des Infusionsapparates.
Krampfhaftes Zusammenziehen der Halsmuskeln wurde bei
einem Pferde nach dem Einstechen der Hohlnadel beobachtet, es
ließ jedoch sofort nach, als die Nasenbremse etwas gelockert wurde.
Temper ratursteigerungen nach der Einspritzung wurden bei
ı Pferden festgestellt; sie setzten 3—9 Stunden nach der Ein-
spritzung ein und hetrugre n 0,3—0,6" C. Auch die Zahl der Atem-
züre war bei einigen Pferden um 4—8 während einiger Stunden
vermehrt.
Aus bereits angeführten Gründen wurden mit den konzen-
trierten Lösungen nur schwerkranke Pferde behandelt. Als Maß-
stab für die Schwere der Erkrankungen diente vor allen Dingen die.
Zahl und die Beschaffenheit der Pulse und die Höhe der Fieber-
temperatur unter Berücksichtigung des Allgemeinbefindens und der
Futteraufnahme. Dagegen konnte auf bestehende Lungenentzün-
dung wegen der großen Zahl der damit behafteten FAUCHIER nur
wenig Rücksicht genommen werden.
— 181 —
Mb
Unter diesen Voraussetzungen wurde die Einspritzung ausge-
führt:
am 2. Tage bei 3 Pferden — 3
” 3 „ ” 2 ”»” è æ
n 4 ” ” 1 » m 7
n 5 „ „ 3 » =—.
„ 6 „ n 2 n —— 73
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Von den am zweiten Tage behandelten Pferden zeigten zwei
Temperaturen von 41,3 bzw. 41,4° C. und 60 Pulse sowie hoch-
gradige Mattigkeit und Eingenommenheit. Das dritte Pferd — ein
Offizierpferd — war am Tage vor der Erkrankung zu einer sehr
langen Jagd geritten worden. Bei einem dieser Pferde war eine
Lungenaffektion klinisch nicht nachweisbar (mußte aber aus der
Zahl der Atemzüge vermutet werden), alle übrigen 12 Pferde litten
vor der Einspritzung an Lungenentzündung. In drei Fällen waren
beide Lungen ergriffen, sechsmal die linke und dreimal die rechte
Lunge. Ein Pferd zeigte vor der Einspritzung Gehirnreizungs-
erscheinungen, die sich durch Drängen und Stemmen gegen die
Halfterkette und ruheloses Hin- und Hertreten mit der Hinterhand
und später, als das Pferd in seiner Box losgebunden worden war,
durch Manegebewegungen zu erkennen gaben.
Die erzielten Erfolge sind am besten zu ersehen aus der am
Schlusse beigefügten Übersicht über die mit Salvarsan behandelten
Pferde. Zum Vergleich ist noch eine zweite Übersicht über 13
andere nicht mit Salvarsan behandelte Pferde desselben Seuchen-
ganges beigefügt, die gewissermaßen als Kontrollpferde anzusehen
sind. |
Die Krankengeschichte zweier Pferde der Tabelle I bedarf
einer ausführlichen Beschreibung: Bei einem Pferde (Nr. 6) ent-
wickelte sich im Anschluß an eine mehrere Tage vor der Salvarsan-
behandlung verabfolgte Einspritzung von 100 g Ol. camphor. an
der Vorbrust eine septische Phlegmone, die am zweiten Tage nach
der Salvarsaneinspritzung zu einer erneuten Temperatursteigerung
und nach weiteren fünf Tagen zum Tode führte. Auch bei diesem
Pferde war die Salvarsanwirkung klar zutage getreten, da vor dem
Einsetzen der Blutvergiftung innerhalb 24 Stunden ein Tempe-
raturabfall von 41,0° C auf 38,9’ C eingetreten war.
Bei einem anderen Patienten (Nr. 7), einem Offizierpferde, das
vor der Erkrankung täglich mehrere Stunden anstrengend geritten
worden war, konnte aus Mangel an Salvarsan erst am 8. Krank-
heitstage die Einspritzung vorgenommen werden, obwohl der un-
günstige Ausgang kaum zweifelhaft erschien. Die Wirkung war in
diesem einen Falle eine unvollkommene, denn die Temperatur fiel
nur von 41,2° C auf 39,6° C, das Allgemeinbefinden und die Futter-
aufnahme besserten sich zwar, aber der tödliche Ausgang war
nicht mehr zu verhindern. Wahrscheinlich bestand schon zur Zeit
der Einspritzung die bei der Obduktion gefundene ausgedehnte
Lungennekrose.
— 182 —
Als Ergänzung zu der Tabelle I sei noch folgendes angeführt:
Bei zwei Pferden, die am 5. und 6. Krankheitstage behandelt wor-
den waren, sank die Temperatur innerhalb 24 Stunden zur Norm.
Vier Pferde, die am 2., 3., 4. und 7. Erkrankungstage behandelt
worden waren, waren am zweiten Tage fieberfrei. Bei zwei wei-
teren Pferden, die am 2. bzw. 6. Tage die Einspritzung erhalten
hatten, stand die Temperatur zwei Tage später auf 38,8 bzw. 38,6°
‚Celsius. Am dritten Tage waren zwei Pferde, die am 2. und
ð. Krankheitstage behandelt waren, und am vierten Tage ein Pferd,
das am zweiten Tage behandelt war, fieberfrei.
Diese Feststellungen, die für die Klärung der Frage, ob der
Zeitpunkt der Einspritzung einen Einfluß auf den Temperaturab-
fall ausübte, von Wert sind, dürfen nach klarer, aus folgenden
Zusammenstellungen zu ersehen sein:
Einspritzung erfolgte am | Fieberfrei war Patient am
... Krankheitstage ... Tage
2, 2,3.4
3. 2.3.
4. 2.
5. 1.? 3.
6. 1.3.
T. 2,
8. ?
Fieberfrei war Patient am | Die Einspritzung erfolgte
... Tage ...am Tage
Als fraglich (?) sind die beiden oben näher beschriebenen Fälle
Nr. 6 und 7 der Tabelle I bezeichnet.
Auf die Schnelligkeit des Temperaturabfalles hatte also der
Zeitpunkt der Einspritzung keinen Einfluß, dagegen scheint die
Ausdehnung der Lungenentzündung eine entscheidende Rolle dabei
zu spielen, denn bei 2 Pferden, die erst am 3. Tage fieberfrei waren,
bestand ausgedehnte beiderseitige Lungenentzündung. Gegen diese
Annahme scheint zu sprechen, daß ein Pferd, bei dem keine Lungen-
affektion nachzuweisen war, erst am 4. Tage fieberfrei war. In
diesem Falle hat aber wahrscheinlich eine Mischinfektion mit Rot-
laufseuche vorgelegen, welche letztere kurz vorher im Regiment
geherrscht hatte, oder es hat sich um eine herdförmige (lobuläre)
— 183 —
Pneumonie gehandelt, die ja zuweilen durch Perkussion und Aus-
kultation nicht nachgewiesen werden kann.
Auf den Verlauf der Lungenentzündung hatte die Salvarsan-
behandlung — mit Ausnahme des soeben beschriebenen Falles
Nr. 7 — stets einen günstigen Einfluß. Die Dämpfung war bei
einigen Pferden schon am 2. Tage nach der Einspritzung nicht
mehr nachzuweisen.
Auch bei denjenigen Pferden, bei denen sich die Lungener-
krankung langsamer zurückbildete, trat mit dem Temperaturabfall
fast regelmäßig eine Kräftigung der Herztätigkeit und eine Besse-
rung des Allgemeinbefindens und der Futteraufnahme ein. Infolge-
dessen gingen diese Patienten bedeutend weniger im Nährzustande
zurück als andere gleich schwer erkrankte Pferde.
Günstig war auch die Wirkung bei dem mit Gehirnreizungser-
scheinungen behafteten Pferde. In den ersten Stunden nach der
Einspritzung zeigte es keine Veränderung im Benehmen, vor allen
Dingen trat keine Steigerung der Reizungserscheinungen ein. Am
nächsten Tage lag das Pferd viel und zeigte ziemlich starke Be-
nommenheit; am 2. Tage war es vollkommen munter.
Im Gegensatz zu den Beobachtungen anderer Berichterstatter
sind bei zwei Pferden als Nachkrankheit Sehnenscheidenentzün-
dungen aufgetreten. Von diesen beiden Pferden — Nr. 1 und 8 der
Tabelle I — war das eine am 6., das andere am 5. Erkrankungstage
mit Salvarsan behandelt worden. Ob es ein Zufall ist, daß gerade
nur diese beiden Pferde bereits nach 16 Stunden fieberfrei waren,
läßt sich bei dem wenigen Beobachtungsmaterial nicht entscheiden.
Die Entzündung der gemeinschaftlichen Sehnenscheiden des Huf-
und Kronenbeinbeugers trat bei dem einen Pferde vorn links
31 Tage nach der Einspritzung, bei dem anderen vorn links nach
45 Tagen auf. Während dieser Zeit waren die Pferde nicht aus
dem Stall gekommen. Erst zwei Tage vor der Erkrankung an der
Sehnenscheide waren sie im Schritt geführt worden.
Diese beiden Fälle mahnen jedenfalls zur Vorsicht nie
der Ansicht, „daß die Pferde eventuell sofort als dienstbrauchbar
zu erachten sind“.
Zweitens können sie zur Lehre dafür dienen, daß die Salvar-
sanbehandlung am 5. und 6. Krankheitstage zuweilen schon zu spät
einsetzt, um mit Sicherheit Nachkrankheiten zu verhüten; während
dieses Ziel nach den bisherigen Erfahrungen bei Einspritzungen
am 1. oder 2. Tage erreicht wurde.
Leider ist es aber zur Zeit mit Rücksicht auf die zur Verfü-
gung stehenden Geldmittel und den hohen Preis des Salvarsans bei
ausgedehnten Seuchengängen nicht möglich, alle Pferde am 1. oder
2. Tage zu behandeln. Bei Behandlung sämtlicher 73 Patienten
dieses Seuchenganges hätte das Regiment allein für das Salvarsan
1752 Mk. bezahlen müssen. Vom klinischen Standpunkte ist die
allgemeine Anwendung am 1. oder 2. Krankheitstage auch kaum
gerechtfertigt, weil erfahrungsgemäß bei jedem Seuchengange eine
Anzahl Pferde bereits am 3. Tage einen Rückgang der Temperatur
erkennen lassen und andere so leicht durchseuchen, daß Nach-
krankheiten nicht zu befürchten sind. Es würde deshalb für die
— 184 —
Praxis wohl genügen, wenn man sich am 3. Tage entscheidet, ob
man Salvarsan anwenden soll oder nicht.
Anders gestaltet sich dagegen die Beantwortung der Frage,
wenn man sie vom militärischen und ökonomischen Standpunkte
aus betrachtet. Wenn sich die beim 2. Leibhusaren-Regiment ge-
machten Erfahrungen auch fernerhin bestätigen sollten, daß die
am 1. und 2. Tage mit Salvarsan behandelten Pferde bereits nach
zwei Wochen im Schritt bewegt und nach vier Wochen zu jedem
‘Dienst verwendet werden können, so wäre das für die Truppe von
so großem Vorteil, daß der Kostenpunkt demgegenüber zurück-
treten müßte. Da sich aber bei frühzeitiger Anwendung des Sal-.
varsans — wie man heute wohl mit ziemlicher Bestimmtheit be-
haupten kann — Todesfälle an Brustseuche fast ganz vermeiden
lassen, würden dem Staate durch dessen allgemeine Anwendung
am 1. oder 2. Tage nicht nur keine Mehrkosten entstehen, sondern
es könnte dadurch eine ziemlich erhebliche Summe erspart werden.
Nach dem Statistischen Veterinär-Sanitätsbericht für die
Armee aus dem Jahre 1910 sind 2955 Pferde an Brustseuche er-
krankt und 121 Pferde gestorben. Wären sämtliche Pferde mit
Salvarsan behandelt worden, so hätten die Kosten bei dem heutigen
Preise des Salvarsans von 24 Mk. für eine Dosis im ganzen
70 920 Mk. betragen. Der durch die Verluste entstandene Schaden
berechnet sich — den Durchschnittswert einer Remonte mit 1000 M.
angenommen — auf 121000 Mk. Im Jahre 1909 betrug die Zahl
der Erkrankten 3868; die der Verluste 194. Der entsprechende
Wert für Behandlung und Verluste hätte sich demnach belaufen
auf 92832 Mk. bzw. 194 000 Mk. Die Ersparnisse hätten also im
Jahre 1909 rund 100000 Mk. und im Jahre 1910 rund 50 000
Mark ausgemacht. Noch wesentlich günstiger würde sich
die Rechnung gestalten, wenn es gelingt, Nachkrankheiten
gänzlich zu vermeiden. Eine Berechnung oder Schätzung
des Wertes der infolge von Nachkrankheiten ausrangierten oder
minderwertigen Pferdeist nach den statistischenAngaben nicht möglich.
Wenn es auch nicht möglich ist, mit Hilfe des Salvarsans die
Brustseuche selbst zu tilgen, so können doch mit diesem Mittel
große Vorteile für die Schlagfertigkeit der Armee und bedeutende
Ersparnisse erzielt werden.
Zum Schlusse sollen die Vorteile der Einspritzung konzen-
trierter Lösungen gegenüber der Infusion stark verdünnter Lösun-
gen nochmals kurz zusammengefaßt werden:
1. Die Wirkung ist bei beiden Verwendungs-
arten die gleiche.
2. Nachteile sind bei Anwendung der konzen-
trierten Lösungen nicht entstanden.
3. Das Eindringen von Flüssigkeitin dieta
terhaut läßt sich bei der Einspritzung leichter
vermeidenals beider Infusion.
4. DiekonzentrierteLösungläßtsichleichter
transportieren, sogar unter primitiven Ver-
hältnissenan Ortund Stelle herstellen.
5. Das Instrumentarium ist wesentlich ein-
f[acher.
A rn
aM
— 185 —
Tabelle I.
Übersicht über 13 mit Salvarsan behandelte Brustseuchepatienten des 3. Garde-
Ulanen-Regiments.
T = Körpertemperatur
= E |
TZ = Kurz vor der 1 2 | 3 | 4 5 | 6
= 5| Behandlung | e Bemerkungen
Zal .| Aare nz 2, G T
& 2 w fn
= Sr aj T. | P. | A. Tage später `
— ng A
1] 6.13 39,0 60 | 40 137,5) normal y i | . | Lungenentz. r.
21 2. [341.3 72 | 46 [39,6 39,0, normal ee A p rou l.
31 7.13 40,4, 72 | 40 40.3 39 8 normal. . : " l.
+] 5. 131402: 78 | 44 | 40,3! 39,5' DOMA ©. o. [Rungenentz. r.u. l Ge-
| | g | hirnreizungserschein.
51 +. 13]40,5| 72 | 36 139,6) normal | . |. f Lungenentz. 1.
6f 5. |3]41,0 72 | 46 |3893 | er | Fa |
“1 8. 13141,2 80 | 38 39,6 392, 39,7: 40,2
Si 5. 13140,0. 72 | 26 137,7 normal | . . ~ l.
91 2.13 | 60 | 28 40,4 39,5, 39,8, 38,7 normal a nicht nach-
| 'ISDAaT.
101 6. [3 [40,6: 72 | 32 139,1 38.6 normal | . |. [Lungenentz. r.
111 2. |3]40,6. 60 | 26 40,1 normal a en „ r.
12| 3. |3[41,4 68 | 36 |40.0' 38,8! normal . `: TE
31 3. 13 2 SO | 48 u normal | i | TEE i l.
| : ' f
Tabelle II.
Übersicht über 13 nicht mit Salvarsan behandelte een
- — un
39 5, 40,7 Mi 40,2, 40,4| 39,8! 39,9. 39,9; 39, A 39,0: 38.3: . | . [rm1 Lungenentz.
40,7 40.4 40,41 40.7) 40,7| 40,7, 40,5 40,1398 39.013791 . | . | ofruar a
40.8°41.0 40.9 40,5 41,0: 40,4 39,1: 38,9 38.0) . Loa |. [links
39.0 39,8 40,0; 40,5, 40,4| 40.4- 40,6; 40,4 40,5. 40,0 38,9, . ©. | . [rechts
40,3 40,8, 40,7| 40,4| 40,8| 40,5 40,4 40,3. 39,8. 38.85) . |... | al
30.6 40,3 40,6 41.3 41,11 405| 40,5 40.4 39,8 39.5 385.1... [ru
40,3 403.409 40,7: 40,7] 40, 39.5 39.2 39,3 389... , . [rechts
39.6 39,7 39,91 40.3 40,7 40.1. 40,2. 40.3 40.2. 39.8 39,2 310. 39.6: . a
39
39,
a2
30,
39,
‘0 389 39.0: 40.0. 40,2 40,4 40,0. 40.3 40.4 40, 3 38.9 38,7
O. 40.0 40,2! 40,71 40,7| 40 9,40, ‚31 40,6. 40.5 402 39,6! 398 39.4 38.5] links
2 40,0. 40,8 40,7 408| 405 40.4 40,5 40,7 40.0 39,7 39.5, 392| 384] r. u. .
#308 40,2; 40,7, 40,7] 40,4 39,6 40,1 403386, 1. . [rechts
1.399 410, S 407, 10,3 A 39,5 a 39,2 388 ajoo
; | | |
y Vom nächsten Tage ab septisches Fieber, 1. L. gestorben; r. und 1.
Lungenentzündung, | |
Bemerkungen
— 186 —
Über die Anwendung des Salvarsans in konzentrierter
Lösung mittelst der Pravazschen Spritze.
Von Oberstabsveterinär Kapteinat.
Beim 1. Garde-Ulanen-Regiment war zunächst das Salvarsan
und zwar bei 26 Dienstpferden und 1 Offizierpferde mit dem in der
„Zeitschrift für Veterinärkunde‘“ im November v. J. beschriebenen
Infusionsapparat den brustseuchekranken Pferden einverleibt und
hierbei die große Menge von 1000 bis 1500 g der Lösung jedesmal
in die Blutbahn infundiert worden. Da sich dieser Apparat nebst
der fertigen Lösung, wenn an einem entfernten Orte mehrere In-
fusionen gemacht werden sollten, als schwer transportabel und um-
ständlich, ja lästig und sehr empfindlich in der Verpackung erwies,
so wurde nunmehr die Behandlung versuchsweise mit einer kon-
zentrierten Lösung mittels der Pravazschen Spritze ausgeführt, wie
dies bei sechs Pferden des Regiments im Heft Nr. 12 der „2. f.
V.“, S. 596, bereits näher beschrieben ist. Diese Behandlungsweise
wurde im Laufe des Brustseucheganges bis zum Schlusse des Be-
richtsjahres fortgesetzt. Da die kostenlose Lieferung des Salvar-
sans durch die Militär-Veterinär-Akademie eingestellt wurde, und
keine besonderen Mittel zur Verfügung standen, so mußte die Aus-
wahl der Patienten sorgfältig getroffen werden. Es wurden des-
halb nur solche Fälle mit Salvarsan behandelt, in denen nach der
praktischen Erfahrung ein tödlicher Ausgang befürchtet werden
mußte.
Kasuistik
Fall 1—6 siehe „Zeitschrift für Veterinärkunde‘“, Seite 596.
i
|
P
3
E
-3
=
©
=
Tag
| Fall 7: „Violine“.
1. 39,8] 40 16 | starke Gelbfärbung der Schleimhäute, Husten,
Nasenausfluß, linksseitige Lungenentzündung.
kein Appetit, Mattigkeit, Herzschwäche.
40,7 vO 34 3:30 Salvarsan.
38.5 | 48 24 | Appetit bessert sich.
LA gesund, Lunge frei.
Fall 8: „Vater“.
l. 40.6 | 60 20 | Gelbfärbung, Husten, kein Appetit, beiderseitige
Lungenentzündung, kleiner Puls.
> 4091 7 20 | 3:30 Salvarsan.
3. 400 | 58 18
4 350 | 42 18 | guter Appetit, Dämpfung zurückgegangen.
À.
ID
—
ir de Cu IND _ Ivy
zu gs rH Nm
Sr geno
411,3
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38,1
38,1
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37,6
40,3
40,4
39,6
39.0
38.0
102
402
39,5
39.4
39.4
39,1
37,9
41,5
412
40,4
38,1
43
67
45
45
48
48
50
42
42
41
41
40
49
42
47
40
Fall 9: „Vogel“.
Mattigkeit, Nasenausfluß, unreine Herztöne,
Husten.
3:30 Salvarsan.
Fall 10: „Tuchi“.
Husten, Nasenausfluß, schlechter Appetit,
Schwanken.
3:30 Salvarsan.
Fall 11: „Oceana“.
hohe Dämpfung rechts, keine Freßlust, Nasen-
ausfluß.
3:30 Salvarsan.
Patient sehr munter.
guter Appetit.
Fall 12: „Ursel“.
rechtsseitige Lungenentzündung.
große Mattigkeit.
3:30 Salvarsan.
Fall 13: „Urne“.
rechtsseitige Lungenentzündung, Husten, Nasen-
ausfluß.
3:40 Salvarsan, geringe Unruhe nach der
Infusion.
Patient reckt sich öfters und sicht sich nach
dem Hinterleib um.
Fall 14: „Via“.
linksseitige Lungenentzündung, Mattigkeit,
Schwanken, Nascnausfluß. Husten.
3:30 Salvarsan.
Fall 15: „Union“.
1. 39,41 48 14 | Mattigkeit, Husten, gelbe Schleimhäute, kein
Appetit.
2; 4021 65 17
3: 40,1 7 20 12:20 Salvarsan.
4. 39,4 | 56 19 | guter Appetit.
5. 38,5 | 50 18
6. 38,7 | 48 15
Fall 16: „Tosca“.
1. 40.3 | 8&2 24 | Herzschwiche, große Mattigkeit, Husten, starke
Gelbfärbung.
2: 40.2 | 85 21
3. 40,0 I 88 19 13:30 Salvarsan.
4. 3971 79 19 I guter Appetit.
3. 38.61 73 19
6. 13871 50 | ı7
is 38.0 | 57 15
Fall 17: „Upatz“.
Ñ: 39,9 | 46 17 | große Mattigkeit, Husten, gelbe Bindehäute.
2: 40,5 49 22 13:30 Salvarsan.
3, 3991 47 20 f
4. 38,2 45 14
Außer diesen 17 Fällen wurden noch 6 andere schwere Fälle,
darunter einer mit Gehirnreizungserscheinungen, am 2., 3. oder
4. Tage in gleicher Weise behandelt. Auch diese Fälle führten zur
Genesung. -
Insgesamt sind mithin 23 Pferde mit der kon-
zentrierten Lösung 3:30oder2:20 behandelt, ohne
daß Komplikationen eintraten.
Mithin steht es nach diesen einwandfreien Nachprüfungen fest,
daß die Heilwirkung des Salvarsans in dieser konzentrierten
Lösung ebenso vorteilhaft hervortritt wie bei Verwendung der bis-
her üblichen starken Verdünnung. Es sind weder bedenkliche An-
sehwellungen entstanden, noch ist eine Minderwirkung bei
schweren Fällen, insbesondere bei hochgradiger Herzschwäche,
hervorgetreten. Nachkrankheiten sind bis jetzt nicht zu verzeich-
nen. Die TieresindindreibisfünfTagengesund,
beigutem Appetitund ohne wesentlichen Rück-
gangim Futterzustand. Es hat sich weiter gezeigt, daß
bei kleinen Pferden scheinbar auch 2 g Salvarsan — in den ersten
Erkrankungstagen angewandt — genügen; siehe Fall „Union“,
Diese Versuche lassen folgende Schlußfolgerungen zu:
1. Die vereinfachte Injektionsmethode ist
ebenso wirksam wie die Infusionsmethode.
— 189 =-
2. Sieistungefährlichundumso Er OLEE ENGIEN
je früher sieangewandt wird.
3. Die Methode ermöglicht ein sehimerleres und
bequemeres Einverleiben des Mittels in den
Tierkörper als die Infusionsmethode.
+4. Sie gestattet ein bequemes Mitführen von
LösungeningrößererZahlinFläschchenä 30
bis 40 g.
Bedingung der Anwendung selbstverständlich wie bei der In-
fusion: Exakte Arbeit und Verbrauch der Lösungen am selben
Tage. Ob mehr als sechs Stunden alte Lösungen die gleiche ein-
wandfreie Wirkung wie frische haben, darüber werden weitere
Versuche angestellt.
Bezüglich der Hohlnadel sei erwähnt, daß eine besondere
Hohlnadel (Doppelkanüle) nicht erforderlich ist, sondern eine ein-
fache Kanüle von mittlerem Lumen genügt.
Epilepsie mit folgender Amaurosis bei einem Privat-
pierde.
Von Stabsveterinär Wilczek.
Ein sehr edel gezogenes Reitpferd ostpreußischer Abstammung
mit viel Temperament mußte seit Jahren für den Hufbeschlag mit
einer Morphiuminjektion vorbereitet werden. In der letzten Zeit
schien das Morphin nicht mehr genügend zu wirken, und ich suchte
nach anderen Mitteln. Da das Chloralhydrat weder als Tränke
trotz längster Durstperioden und angestrengter Arbeit noch als
Klystier dem Pferde beigebracht werden konnte, beabsichtigte ich
den Beschlag ausführen zu lassen mit Hilfe des Hauptnerschen
Lasso-Dompteurs, von dessen Brauchbarkeit ich mich gelegentlich
beim Beschlage eines sehr widerspenstigen Pferdes überzeugt hatte.
Nach vielen Mühen war endlich der Apparat angelegt. Jeder
Versuch des Pferdes, zu schlagen, zu steigen, sich durch Sprünge
und wiederholtes Hinwerfen des beengenden, zähmenden Umganges
zu entledigen, schlug fehl. - Mit jedem Hammerschlage wurde die
Erregung größer; das Pferd zitterte hörbar, dampfte förmlich,
atmete keuchend und beschleunigt, stierte nach unten, schwankte
und brach mit einem quietschenden Aufschrei zusammen. Mit
stark konvex gebogenem Rücken, Kopf und Hals zwischen den
Vorderbeinen, lag das Pferd ohne jedes Bewußtsein regungslos da.
Reflexe waren nirgends auszulösen; die Blinzknorpel traten stark
hervor; die Pupillen waren aufs höchste erweitert. Die Muskel-
krämpfe setzten bei den Massetern ein und gingen rasch kaudal-
wärts; die Beine wurden tetanisch weggestreckt. Der Herzschlag
war pochend, der Puls drahtförmig, kaum fühlbar und schr be-
schleunigt (90—100).
Fast 30 Minuten hielt der Krampf an; allmählich wurden die
Muskeln entspannt, — zuerst wurden die Extremitäten beweg-
lich — und das Bewußtsein kehrte wieder.
Die Versuche, den Wallach mit U E aufzurichten,
— 190 —
mißlangen, so daß ich schon eine Läsion des Rückenmarkes be-
fürchtete.
Nach ungefähr einer Stunde jedoch sprang das Pferd sehr
behend von selbst auf und ging mit auffallend hochgehobenen
Füßen und Kopf direkt in eine Mauerwand hinein. Die Unter-
suchung der Augen verlief völlig negativ.
Die Pupillen reagierten prompt auf jeden Lichteindruck;
weder der dioptrische Apparat noch das Innere der Augen zeigten
die geringsten pathologischen Veränderungen; trotzdem war das
Pferd vollständig blind; es war amaurotisch, seelenblind, geworden.
Durch den heftigen Zusammenbruch bei dem Krampfanfalle
muß in der Rinde des Hinterhauptlappens, in dem sich nach
H. M unk das Sehzentrum befindet, eine Blutung eingetreten sein.
Das ganze Befinden des Patienten sprach für eine Gehirnblutung.
Er war sehr schreckhaft, hielt den Kopf auf den Krippentisch ge-
stützt, hatte eine Temperaturerhöhung bis 39,3, benahm sich zeit-
weise nach Aussage des Pflegers „wie verrückt“, trank Wasser nur
aus der Krippe, nicht wie früher aus dem Eimer usw.
Allmählich wurde das Allgemeinbefinden wieder normal, die
Sehkraft des rechten Auges stellte sich nach zehn Tagen wieder
ein; das linke Auge blieb blind, wurde phthisisch und zog sich
immer mehr in die Augenhöhle zurück. Bei den Untersuchungen
mit dem Augenspiegel sah man später eine deutliche Blutleere
in den Netzhautgefäßen und geringe Atrophie der Papille des
linken Auges. Auffallenderweise reagierte immer noch längere
Zeit die Pupille auf Lichteinflüsse.
Ein zweiter Krampfanfall ist dem ersten nicht gefolgt; aller-
dings wurde das Pferd auch nieht mehr beschlagen und später ver-
kauft.
Eine vollständige beiderseitige Kniescheiben-
verrenkung.
Von Oberstabsveterinär Blumentritt.
„Othero“, ein junges, sehr aufgeregtes Remontepferd, er-
krankte an einer schweren Anschoppungskolik. Sie war hervor-
gerufen durch Lähmung des Grimmdarmes und dauerte zehn
Tage. Nach Beseitigung der Kolik blieb eine allgemeine
Schwäche des Pferdes zurück. Eines Abends stand das Pferd
mit steif gehaltenen, weit nach vorn und außen gespreizten
Hinterschenkeln im Stande, es konnte sich nicht von der Stelle
bewegen, beide Kniescheiben waren nach außen und oben luxiert.
Die linke Kniescheibe wurde sofort bei stark nach vorn gezogenem
Schenkel durch Abheben derselben und Druck nach innen in ihre
normale Lage zurückgebracht, in der sie auch dauernd blieb. Das
Zurückbringen der rechten Kniescheibe in die normale Lage ge-
lingt erst am vierten Tage am niedergelegten Tiere. Beim Auf-
stehen des Pferdes springt sie wieder nach außen und oben, sie
läßt sich aber nun auch am stehenden Pferde durch Ziehen des
= 4191 =
Schenkels nach vorn, Abheben derselben und Druck nach innen in
die normale Lage zurückbringen, aus der sie aber ab und zu
wieder herausspringt. Mit Zuhilfenahme von Strohballen wird
nun ein ganz enger Stand konstruiert, in dem das Pferd nicht seit-
wärts treten kann, jetzt bleibt die Kniescheibe dauernd in ihrer
normalen Lage.
An beiden Schenkeln wird die Kniegegend mit Liniment. am-
moniat. camphorat. eingerieben. Nach zehntägigem Stehen in
diesem engen Stande war ein Lahmgehen nicht mehr vorhanden,.
die Kniescheiben blieben in ihrer normalen Lage, das Pferd war
geheilt.
Als Ursache dieser Luxation kann nur ein Hintenausschlagen
des sehr reizbaren Pferdes bei allgemeiner schlaffer Körperkon-
stitution in Frage kommen.
Reinhardt: Die Rotzdiagnose mit Hilfe der Augenprobe. Mo-
natshefte für praktische Tierheilkunde XXIII. Bd., 4. u. 5. Heft.
Nachdem Fröhner kürzlich recht günstige Erfahrungen
mit der Augenprobe bei der Rotzdiagnose mitgeteilt hat, berichtet
Verfasser über gleich gute Resultate der DPAthamoEen clion:
Verfasser hatte Gelegenheit, im Verlauf von 11% Jahren, eine
größere Anzahl rotzansteckungsverdächtiger Pferde der Ophthal-
moreaktion zu unterziehen und neben dieser bei einer kleineren
Zahl derselben Pferde die kutane und subkutane Malleinimpfung,
die Praezipitation, die Agglutination und die Komplementbindung
anzuwenden.
Zur konjunktivalen und kutanen Impfung wurden teils
Mallein. concentr. Klimmer, teils Malleine brute Pasteur, teils
Mallein. sicc. Foth in 0,5 prozentiger Karbolsäurelösung im Ver-
hältnis 0,03 :5,0, zur subkutanen Impfung stets die letztgenannte
Lösung, und zwar 5cem pro dosi verwendet. Ins Auge wurden
stets nur einige Tropfen dieser Lösung instilliert.
Das Klimmersche Mallein wird als sehr geeignet für die
Augenprobe und für kutane Reaktion bezeichnet; die Reaktion trat
früher (4 bis 6 Stunden nachher) und auffallender in die Erschei-
nung als mit F o t h schen Mallein.
In acht ausführlich mitgeteilten Fällen war die Ophthalmo-
reaktion positiv und Rotz bei der Obduktion einwandfrei festge-
stellt worden. In einem neunten Fall, in welchem das Pferd auf
Grund der Anamnese sowie der klinischen Erscheinungen für im
höchsten Grade rotzverdächtig erklärt war, auf die konjunktivale
Reaktion aber nicht reagiert hatte, erwies sich das Pferd bei der
Obduktion rotzfrei.
Außerdem hat Verfasser bei einem gesunden Anatomiepferd
und 46 seuche- bzw. ansteckungsverdächtieren Pferden die Augen-
— 12 —
probe zur Kontrolle ausgeführt. Von diesen hat nicht ein einzi-
ges reagiert und konnte auch bei vier Pferden durch die Obduk-
tion und bei den übrigen nach einer siebenmonatigen Beobach-
tungszeit Rotz nicht nachgewiesen werden. Es hatte somit in
allen 55 Fällen der konjunktivalen Impfung das Ergebnis mit den
tatsächlichen Verhältnissen übereingestimmt.
Bei der vergleichsweisen Anwendung der übrigen diagnosti-
schen Methoden wurden folgende Beobachtungen gemacht:
Die kutane Impfung zeigte in drei Fällen von vier deutliche
Reaktion. Sie ist im großen und ganzen ein gutes Diagnostikum,
aber die Augenprobe ist derselben überlegen.
Die subkutane Malleininjektion wurde bei einem rotzkranken
Pferde mit positivem und außerdem bei acht von 42 rotz-
ansteckungsverdächtigen Pferden mit zweifelhaft bis positivem
Erfolge appliziert. Es kamen erhebliche Temperatursteigerungen
vor, ohne daß Rotz vorlag. Der Ausfall der subkutanen Impfung
hatte somit vielfach mit dem Ergebnis der Obduktion nicht über-
eingestimmt. Die Temperaturmessungen sind außerdem zeit-
raubend und mit großen Umständen verknüpft; die trotz aseptischen
Vorgehens entstehenden zum Teil suppentellerartigen, schmerz-
haften Schwellungen der Unterhaut bedingen ein Außerdienst-
stellen der Pferde für zwei Tage, während bei der konjunktivalen
Reaktion Dienststörungen für die Pferde nicht eintreten, weil diese
nur eine Nacht in Anspruch nimmt.
Der wesentlichste Nachteil der subkutanen Impfung mit
Mallein ist jedoch der Umstand, daß hierdurch die serologischen
Untersuchungen auf längere Zeit illusorisch gemacht werden, da
nach derselben die Komplementbindung sowie die Agglutination
noch nach Monaten ein positives Ergebnis liefern, während bei der
Ophthalmoreaktion niemals eine Beeinflussung der Reaktions-
körper im Blut stattfindet.
Auch die Praezipitations- und Agglutinationsmethode hält Ver-
fasser für nicht zuverlässig, die letztere versagte in sechs Fällen,
in einem Falle und einem zweiten Falle lieferte sie erst bei wieder-
holter Untersuchung ein positives Ergebnis.
Dagegen war der Komplementsbindungsversuch bei der ver-
eleichsweisen Anwendung in allen Fällen positiv.
Verfasser faßt sein Urteil dahin zusammen, daß die Oph-
thalmoreaktion ein sehr zuverlässiges. Diag-
nostikumist. Sie ist einfach und billig in der
Anwendung,leichtin der Beurteilung, läßtsich
ohne großen Zeitaufwand und unabhängig von
Untersuchungsstationen ausführen, und die
serologischen Untersuchungen werden dureh
sie weder beeinträchtigt noch gestört.
Siestelltsomiteinebensoeinfaches wie aus-
sezeichnetesMittelzurSicherungderRotzdiag-
nose und zur Bekämpfung des Rotzes dar.
Wöhler.
— 193 —
Titze: Ist das durch Endlaugen aus Chlorkaliumfabriken ver-
unreinigte Wasser für Haustiere gesundheitsschädlich? Son-
derabdruck aus „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheits-
amte“. Band XXXVIII, Heft 3, 1911.
End- oder Ablaugen entstehen in Chlorkalium- und ähnlichen
Fabriken und enthalten hauptsächlich Chlormagnesium, daneben
in kleineren Mengen Kalium, Natrium und Schwefelsäure.
Die Erstattung eines Gutachtens über die Versalzung der
Wipper und Unstrut durch solche Endlaugen gab T. Veranlassung,
die Frage der Gesundheitsschädlichkeit derartigen Wassers an
Schafen und Gänsen näher zu prüfen, da die wenigen von
Künnemann hierüber angestellten Versuche mit je einem
Pferde und Hammel und zwei Schweinen keinen genügenden Auf-
schluß gaben.
T. ließ monatelang acht Schafe bei Weidegang und Stallhal-
tung gruppenweise mit Wasser von verschiedenem Endlaugen-
gehalt tränken und stellte dabei fest, daß sich bei den mit um
60° durch Endlaugen verhärtetem Wasser getränkten Tieren keine
nachweisbaren Gesundheitsstörungen zeigten, während das um
600° verhärtete Wasser ungern genommen wurde und ein nicht
unerhebliches Zurückbleiben des Gewichtes gegenüber den Kon-
trolltieren, bei einem Tiere sogar deutliche Abmagerung, bewirkte.
Die als Ergänzung hierzu unter ähnlichen Verhältnissen an
15 Gänsen vorgenommenen Tränkversuche ergaben, daß sich bei
allmählich zunehmender Konzentration des Wassers um 500 Härte-
grade keine wesentlichen Gesundheitsstörungen einstellten. Das
unvermittelte Verabreichen von um 600° verhärtetem Wasser hatte
bei den betreffenden Tieren schon am dritten Tage schwere Darm-
entzündungen mit teilweise letalem Ausgange zur Folge. Bei all-
mählicher Steigerung des Endlaugengehaltes bis zur Verhärtung
um 600° können Schädigungen ausbleiben und die Tiere sich an
so beschaffenes Wasser gewöhnen. Amann.
Keller: Über den Wert der Öltherapie in der Bauchhöhlen-
chirurgie. Zeitschrift für Tiermedizin XVI. Bd., I. Heft.
Nachdem Glimm durch experimentelle Untersuchungen an
Tieren die günstige Einwirkung von Öl auf den Verlauf von Peri-
tonitiden festgestellt, und Hirschel.an der chirurgischen Klinik
zu Heidelberg in schweren Fällen von Peritonitis beim Menschen
(darunter eine schwere Bauchverletzung durch einen Baumast)
durch Kampferöl intraperitoneal nach Vornahme der
Laparotomie eine Heilungsziffer von 50 pCt. erzielt hatte, hat
Keller in der geburtshilflichen Klinik der Wiener Tierärztlichen
Hochschule die Ölbehandlung in geeigneten klinischen Fällen bei
Hunden angewendet. Nach den ausführlich mitgeteilten Kranken-
seschichten handelt es sich um 4 sog. „schwere Fälle“, in denen der
trächtige Üterus u. a. wegen fauliger Zersetzung des Inhaltes exstir-
piert werden mußte, und für welche ein günstiger Ausgang mehr
als zweifelhaft war. In dem ersten Falle, der eine verschleppte
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 4. Heft. 13
— 194 —
Uterustorsion betraf, wurde die Laparotomie gerade zu einer Zeit
ausgeführt, in welcher nach vorangegangener gut überstandener
Kollapsperiode der peritoneale Entzündungsprozeß wieder im Auf-
flammen begriffen war. Im zweiten Falle bestand eine per con-
tinuam im Anschluß an die Metritis zur Entwicklung gelangte, stark
ausgebreitete chronische Peritonitis. Hier kam als erschwerender
Umstand noch in Betracht, daß während der Operation die Bauch-
höhle eitrig infiziert wurde. Im dritten Fall waren zur Zeit der
Laparotomie peritoneale Entzündungserscheinungen noch nicht
offensichtlich, jedoch war durch die entstandene Uterusruptur eine
schwere Infektion der Bauchhöhle außer jedem Zweifel. In
diesen drei Fällen wurde in ganz kurzer Zeit
eine Heilung herbeigeführt. Hierzu wird besonders
hervorgehoben, daß in keinem Falle ein ausgesprochen eitriges
Exsudat in der Bauchhöhle vorlag. Der vierte Fall endete trotz
Ölbehandlung letal, weil bereits vor der Operation allgemeine
Sepsis bestanden hatte.
‘ Die Ölbehandlung wurde in der Weise ausgeführt, daß nach
sorgfältiger Reinigung der Bauchliöhle mittels trockener Tupfer
ungefähr 50 cem Ol. Paraff. in die Bauchhöhle eingegossen
und möglichst über die ganze Serosenoberfläche zur Verteilung
gebracht wurden.
Neben der resorptionshemmenden Wirkung, welche Glimm
annimmt, leistet die Öltherapie jedenfalls noch in anderer Rich-
tung sehr willkommene Dienste. Es ist mehr als wahrscheinlich,
daß das Öl einen für das Wachstum der pathogenen Keime sehr
ungünstigen Nährboden darstellt. Ein außerordentlich wichtiger
Faktor in der Wirkung des Öles ist ferner die Verminderung
adhäsiver Prozesse. Diese Wirkungsweise hat auch Hirschel
in neuester Zeit hervorgehoben.
In der Humanmedizin hat die Ölbehandlung des Bauchfells in
den letzten zwei Jahren auch in prophylaktischer Hin-
sicht eine große Bedeutung gewonnen. Bei dieser Behandlungs-
methode liegt nach Höhne der Wert des Öles nicht in der Ver-
minderung der Resorptionsfähigkeit des Bauchfells durch Ver-
legung der Lymphbahnen, sondern darin, daß das Öl als Reiz-
mittel eine exsudative aseptische Peritonitis hervorruft, wodurch
Scehutzkräfte wachgerufen werden, die imstande sind, einer In-
fektion erfolgreichen Widerstand zu leisten. Otto.
Findeisen: Uber die therapeutische Beeinflussung der Beuge-
sehnen des Pferdes durch Anwendung der scharfen Behand-
lung (kutanes und perforierendes Brennen und scharfe Ein-
reibung). Inaugural - Dissertation. Leipzig 1911. (Aus der
chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu
Dresden, Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. Röder.)
Nach eingehender Besprechung der in der Literatur niederge-
legten Ansichten der topographischen, histiologischen und patho-
logischen Anatomie der Beugesehnen kommt Verfasser zu seinen
== 199: ==
eirrenen Untersuchungen. Es dienten dazu vier Pferde mit teils
gesunden, teils chronisch veränderten Beugesehnen einschl. Unter-
stützungsband, welche nach obiger Methode behandelt wurden.
Das kutane Brennen geschah in Strichform, das perforierende mit
dem Autokauter Dechery, als Salbe wurde verwendet Quecksilber-
bijodatsalbe (1:5), welche unter derbem Druck 15 Minuten lang
eingerieben wurde. Die Pferde wurden etwa drei Tage später ge-
tötet und die behandelten Teile einer makroskopischen und mikro-
skopischen Untersuchung unterzogen.
In der Wirkungsweise der angewandten hautentzündenden
Mittel — kutanes Brennen und scharfe Einreibung — war nur
ein gradueller Unterschied zu bemerken. Beide Methoden wirken
tief ins Gewebe hinein hyperämisierend. Die Annahme einer
blutableitenden Wirkung aus der entzündeten Sehne nach Strich-
brennen ist durch den Versuch entschieden widerlegt worden.
Die scharfe Einreibung hat nicht die große Tiefenwirkung wie
das Brennen, immerhin war eine deutliche Beeinflussung der ober-
flächlichen Beugesehnen im Sinne der Hyperämisierung wahrzu-
nehmen; auch die tiefergelegenen Sehnen kommen in günstigere
Ernährungs- und Temperaturverhältnisse (größere Innenwärme
und damit regerer Stoffwechsel). Die scharfe Einreibung wirkt
daher in doppeltem Sinne auf die Sehne: zunächst da, wo sie tief
genug wirkt, durch die Hyperämie im Sinne der Anschauung
Biers; im Gewebe der tiefen Beugesehne, ihres Unterstützungs-
bandes und des oberen Gleichbeinbandes müssen wir der indirekten
Wirkung der Haut- und Unterhautentzündung mit ihrer Hyper-
Iymphie (Schäffer) und der Erhöhung der Innentemperatur der
Sehnen, als alimentärem, stoffwechselanregendem Reiz, im Sinne
Zschokkes den endgültigen günstigen Erfolg im wesentlichen
beimessen. Watteverbände in allen Fällen der scharfen Behand-
lung anzubringen, ist empfehlenswert, denn sie bewirken physio-
logisch durch den steten Kontakt der hautreizenden Mittel mit der
Haut die Unterhaltung der Entzündung und durch Verminderung
der Wärmeabgabe physikalisch eine erhöhte Innenwärme des
Sehnengewebes. Dem Drucke der infolge der scharfen Einrei-
bung oder des kutanen Brennens stark turgeszent gewordenen
Haut ist ebensowenig wie dem Drucke straff angelegter Watte-
verbände in dem Sinne, daß die geschwollene Haut nunmehr nicht
nach außen ausweichen kann, sondern nach innen auf die Sehnen
drücken muß, eine positive Rolle beizumessen. Retrahierende, ab-
heilende Narben dagegen beschleunigen später das Abklingen der
entzündlichen Vorgänge und wirken als fester Gurt bei starker
Belastung.
Beim perforierenden Brennen wirkt in der Hauptsache das
gewebsauflösende Transsudat, das das Sehnengewebe selbst durch-
tränkt, an Ort und Stelle; der serösen Durchtränkung des Unter-
hautbindegewebes kommt auch hier eine unterstützende Rolle zu.
Auch nimmt Verfasser als wahrscheinlich an, daß der Teil der
Bindegewebszellen, die infolge der Hyperämie embryonale Eigen-
schaften erhalten haben, aus dem die Sehnenverdiekungen bedin-
genden interfaszikulären Bindegewebe in die vorhandenen Hohl-
13*
== 190 ==
räume einwandert und sie auf diese Weise, die Verdickung der
Sehnen im günstigen Sinne merklich beeinflussend, mit jungem
Narbengewebe ausfüllt.
Die scharfe Behandlungsweise ist bei Sehnenleiden der Pferde
durchaus berechtigt. Sie ist dort, wo die akuten Entzündungs-
erscheinungen bereits abgeklungen sind, ohne eine völlige Heilung
zustande gebracht zu haben, und wo eine schleichende, chronische
- Entzündung eingesetzt hat, am Platze. Das perforierende Brennen
ist unter peinlichster Asepsis nur bei sehr alten chronischen Pro-
zessen, die mit Verdickungen und überaus reichlicher Bindegewebs-
wucherung einhergehen, zu empfehlen. Ungünstige Erfolge des
perforierenden Brennens sind bei falscher Indikation und bei
Hinzutritt einer Infektion der Brandkanäle sicher zu erwarten.
Der Arbeit, welche noch andere zahlreiche wertvolle Gesichts-
punkte enthält, sind vier mikroskopische Abbildungen und ein
Literaturverzeichnis von 37 Nummern beigegeben.
Dr. A. Albrecht.
North Dakota Agricultural Experiment Station (Department of
Veterinary Science). Swamp Fever in Horses by L. Van Es,
E. D. Harris and A. F. Schalk. Bulletin 94. Fargo, N. D.,
September 1911.
Nach einer Veröffentlichung von Torrance: Report on
Swamp Fever in Horses, Ottava 1903, ist die Krankheit schon im
Jahre 1881 von den Tierärzten in Manitoba beobachtet worden, zu
welcher Zeit sie auf die dem Red River angrenzenden Landesteile
beschränkt war. Von hier aus scheint sie sich über einen großen
Teil von Manitoba und auch einige Distrikte der Nord-West-Terri-
torien ausgebreitet zu haben.
Eine ähnliche Krankheit trat in Wiskonsin auf. Über Swamp
Fever wird ferner berichtet aus Nebraska, Nord-Dakota, Okla-
hama, Kansas, Missouri, Washington und dem Mississippi-Delta.
Wahrscheinlich ist die Krankheit identisch mit einer ähnlichen, die
unter den Pferden Europas vorkommt und vielfach beschrieben
worden ist (Perniziöse Anämie der Pferde).
Die amerikanischen Autoren stimmen darin überein, daß das
Leiden meist auf sumpfigen Weiden gefunden wird, wobei es wenig
auf die absolute Höhe der Lage ankommt, da es in den Niederungen
und auch in 2500 m Höhe beobachtet worden ist. Feuchte Witte-
rung begünstigt den Ausbruch. Die Verfasser des vorliegenden
Berichtes fanden die meisten Fälle auf niedrig gelegenem, sumpfi-
gem Gelände, obwohl es gelegentlich auch auf niedrig gelegenem,
trockenem Boden auftrat. Die Zeit des Ausbruchs war der
Sommer und der Frühherbst.
Die Verluste sind in den befallenen Gegenden sehr hoch, bis zu
40 pCt. des Bestandes in einem Jahr,
Über die Ursachen des S. F. sind sehr verschiedene Ansichten
geäußert worden. Brimhall, Westbrook und Bracken
in Minnesota isolierten ein kleines, unbewegliches, ovoides Bakte-
= 67 s
rium, das sie Bacillus equisepticus nannten und in allen Fällen von
S. F. nachweisen konnten. Dies Bakterium war höchst virulent
für Kaninchen, Tauben und Sperlinge, weniger für Kälber. Hunde
und Schweine schienen sich refraktär zu verhalten. Pferde er-
lagen der Infektion und zeigten bei der Sektion in der Hauptsache
dieselben Erscheinungen wie beim akuten S. F.
Ballah fand in mehr als 50 pCt. der von ihm untersuchten
Fälle gewisse Einschlüsse in den Leberzellen, welche er für Proto-
zoen hielt. In gesunden Lebern konnte er diese Einschlüsse nicht
finden.
Brickman will in den Blutkörperchen Parasiten analog
denen der Malaria beobachtet haben, Francis und Mar-
steller hingegen konnten im Blut der Kranken bei ihren vielen
Untersuchungen nichts finden.
Darling fand Trypanosomen im Blut eines amerikanischen
Wallachs und bei einer Anzahl von Maultieren des Panamakanal-
gebiets. Die Tiere litten an einer Krankheit, welche klinisch mit
S. F. übereinstimmte; die Leichtigkeit aber, mit der Darling eine
groBe Menge verschiedener Tierarten infizieren konnte, läßt die
Identität der Krankheit fraglich erscheinen.
Vallée und Carré machten ihre Beobachtungen in Europa.
Sie konnten die Krankheit durch Impfungen mit Blut auf gesunde
Pferde übertragen. Schon beim ersten Versuch erlag der Impf-
ling in 57 Tagen, wobei die Zahl seiner roten Blutkörperchen von
7.8 Millionen auf 2,8 Millionen fiel. Sie fanden weder Bakterien,
noch Trypanosomen, noch Piroplasmen. Da auch das durch ein
absolut bakteriendichtes Filter gegangene Blut infektiös blieb, so
waren Vallée und Carré zu dem Schlusse berechtigt, daß das Virus
zu den filtrierbaren gehöre.
Bei weiteren Untersuchungen konnten diese Autoren fest-
stellen, daß die Virulenz des Blutes durch wiederholte Pferde-
passagen gesteigert werden kann, und daß auch Esel ansteckungs-
fähig sind. Sie unterschieden einen akuten, einen subakuten und
einen chronischen Typus und stellten fest, daß die Krankheit auch
durch Verfüttern kleiner Blutmengen und durch Urin kranker
Pferde übertragen werden kann. Pferde, welche an der chroni-
schen Form gelitten hatten und vollständig geheilt erschienen,
konnten dennoch die Krankheit übertragen. Rinder, Schafe,
Ziegen, Hunde, Kaninchen, Meerschweine, Mäuse und weiße Ratten
verhielten sich refraktär. Durch einstündiges Erhitzen auf 58°
wurde das Gift zerstört, nicht aber durch Eintrocknen im Vakuum
bei Zimmertemperatur. Solches Material war nach zehn Tagen
noch stark infektiös, nach sieben Monaten aber wirkungslos.
Fäulnis schien das Gift nicht anzugreifen. Vallée und Carré
meinten, daß die Krankheit durch Futter und Wasser übertragen
werde, welche mit den Abgängen kranker Pferde verunreinigt
wurden. Nach ihren Versuchen spielten blutsaugende Insekten
keine Rolle bei der Übertragung.
Diese Ergebnisse wurden durch Arbeiten anderer bestätigt,
auch die umfangreichen Versuche der Verfasser der vorliegenden
Schrift hatten analoge Resultate. Auch hier wurde das Virus im
Blut und Urin gefunden, nicht aber in den Fäces.
— 198 —
Die Verfasser (Van Es, Harris und Schalk) kamen auf
Grund einer großen Anzahl sorgfältig ausgeführter Obduktionen
zu dem Ergebnisse, daß es bei dieser Krankheit keine Organver-
änderungen gibt, die als pathognomonisch für dieselbe angesehen
werden können.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den klinischen Symptomen,
die von den genannten Autoren eingehend beschrieben werden.
. Sie weisen auf die auffallende Erscheinung hin, daß die Anämie
ein regelmäßig vorhandenes Symptom bei den Fällen von S. F. in
der tierärztlichen Praxis ist, während sie bei den durch Impfung
krank gemachten Pferden ein ziemlich ungewöhnliches Vorkomm-
nis ist. Sie schließen daraus, daß auch in der Praxis zahlreiche
Fälle von S. F. vorkommen mögen, bei denen die Anämie fehlt.
Dadurch wird die Diagnose sehr erschwert (wenn man absieht von
dem Mittel der Übertragung auf Pferde und Esel) und sie ist nur
möglich, wenn man neben den Symptomen auch die übrigen Um-
stände, Gegend, endemisches Auftreten, berücksichtigt. Die nicht
offensichtlich erkrankten Keimträger und Verbreiter der Krankheit
können nur durch Impfung ermittelt werden. Diese Unsicherheit
der Diagnose vermindert auch beträchtlich den Wert der Angaben
aus der Praxis über den Prozentsatz der Todesfälle, der Heilungen
und über die Wirksamkeit der angewandten Mittel. Die eigenen
Versuche der Verfasser mit Trypanblau, Atoxyl und Chinin, welche
stets durch Impfungen kontrolliert wurden, zeigten, daß die Viru-
lenz des Blutes durch diese Mittel nicht vermindert werden konnte.
Was die Immunität gegen S. F. anbetrifft, so kommen Pferde
mit angeborener natürlicher Unempfänglichkeit vor. Die Versuche
über künstliche Immunisierung waren zur Zeit der Abfassung der
Arbeit noch nicht abgeschlossen.
Der Arbeit ist ein sehr reichhaltiges Literaturverzeiehnig, eine
Anzahl von Abbildungen und Tabellen beigefügt. Am Schlusse
fassen die Autoren ihre Forschungsergebnisse in folgenden Sätzen
zusammen:
1. Swamp-Fever ist eine ansteckende Krankheit, welche durch
subkutane und intravenöse Impfung und vom Darmkanal
aus übertragen werden kann.
2. Das Virus ist im Blut und Harn, nicht aber im Kot der be-
fallenen Tiere vorhanden.
3. Das Virus muß zur Zeit zu den filtrierbaren gerechnet werden.
4. Das Virus verträgt ohne Schädigung das Gefrieren bei den
niederen Wintertemperaturen der nördlichen Gegenden
Amerikas.
5. Wenn auch die Möglichkeit einer Übertragung durch In-
sekten und Parasiten nicht geleugnet werden soll, so erfolgt
doch die natürliche Ansteckung durch Futter und Wasser,
welche mit dem Harn infizierter Pferde verunreinigt worden
sind.
6. Die Krankheit ist in der Hauptsache eine Septikämie, welche
anatomisch ausgezeichnet ist durch subseröse und subendo-
kardiale Blutungen bei den mehr akuten Fällen, durch ge-
legentliche Mitbeteiligung der Lymphknoten und der Milz,
durch degenerative Prozesse.
=> 19 =
Die hauptsächlichsten und konstantesten Symptome der
Krankheit sind Fieber und Albuminurie. Das Fieber ist re-
mittierend oder intermittierend, öfters mit ziemlich regel-
mäßigen Intervallen, während die Albuminurie vorüber-
gehend ist und oftmals mit den fieberhaften Temperatur-
steigerungen zusammenfällt. |
8. Viele Fälle des S. F. enden tödlich ohne eine erhebliche Ver-
minderung der roten Blutkörperchen, im Widerspruch zu der
landläufigen Auffassung der Krankheit als einer Anämie.
9. Das Blut kann bis zu 35 Monaten nach der ursprünglichen
Infektion virulent bleiben, ohne daß das Pferd klinische Er-
seheinungen zeigt.
10. Solche äußerlich nicht erkennbaren Virusträger spielen
wahrscheinlich eine große Rolle bei der Entstehung von In-
fektionszentren von verschiedener Dauer.
Trypanblau und Atoxyl sind keine Heilmittel der Krankheit.
Auf Grund unserer gegenwärtigen Kenntnisse müssen wir die
Krankheit mit prophylaktischen Maßnahmen bekämpfen,
also durch Töten kranker Tiere, Absonderung der verdächti-
gen, Quarantäne neu angekaufter Pferde, Bewahrung von
Futter und Getränk vor Verunreinigung mit Harn, Drainieren
der Weiden und Desinfektion der Ställe. C. Troester.
The Journal of Medical Research, Vol. XXV, Nr. 2.
Nach Park und Krumm wiede ist die bovine Form des
Tuberkelbazillus für den erwachsenen Menschen ohne alle Be-
deutung, bei Kindern dagegen verursacht sie eine nicht geringe
Zahl von Erkrankungen. Bei jungen Kindern veranlaßt diese
Form 613—10% der durch Tuberkulose bedingten Todesfälle.
C. Troester.
Boston med. and sury Journal 1911, Nr. 6.
Nach Sutton erzeugt Sporotrichum Schenkii eine in Nord-
amerika weit verbreitete Krankheit, die durch Knotenbildung und
Literung gekennzeichnet ist, bei Pferden vorkommt und auch auf
den Menschen übertragbar ist. Die Kultur gelang. Heilung wurde
durch Jodkali erreicht. C. Troester.
The Journal of experimental Medicine, Fol 13, Nr. 1.
Whipple und Hurwitz fanden bei Hunden, daß eine
Chloroformnarkose von zweistündiger oder längerer Dauer eine
zentrale Lebernekrose herbeiführt. Entsprechend dem Fortschrei-
ten dieser Nekrose sinkt der Fibrinogengehalt des Blutes bis zu
dem Grade, daß schließlich selbst die kleinsten Wunden unstill-
bare Blutungen veranlassen.
Auch nach einer schweren Schädigung der Leber kann Hei-
lung eintreten und in etwa zehn Tagen der normale Zustand
— 200 —
wieder erreicht werden. Entsprechend dem Fortgang der Heilung
tritt auch wieder mehr Fibrinogen im Blut auf, ja es kann kurze
Zeit nach der Wiederherstellung der normale Fibrinogengehalt
überschritten werden. Aus diesen Beobachtungen kann man
schließen, daß das Fibrinogen entweder in der Leber gebildet wird
oder daß wenigstens seine Bildung vollständig von der Tätigkeit
der Leber abhängt. C. Troester.
Versammlung der Veterinäroftiziere des VIL Armee-
korps.
Im Beisein Seiner Exzellenz des kommandierenden Generals,
General der Kavallerie v. Einem gen. v. Rothmaler, des
Chefs des Generalstabes Oberst Hoeppner und der übrigen
Offiziere des Generalstabes und der Adjutantur fand am 24. Fe-
bruar d. Js. im Vortragszimmer des Generalkommandos eine Ver-
sammlung der aktiven Veterinäroffiziere des Armeekorps statt.
Hierzu waren erschienen 20 Veterinäroffiziere.
Ausgehend von den während des vorjährigen Korpsstabsvete-
rinärkursus gewonnenen Erfahrungen hielt Korpsstabsveterinär
Feldtmann einen Vortrag über die Fortschritte der Wissen-
schaft.
Redner wandte sich zunächst zur Serumdiagnostik im allge-
meinen, dann zu der der Rotzkrankheit im besonderen und gab in kur-
zen, scharfen Umrissen eine allgemein verständliche Darstellung
von dem Wesen und der Ausführung der Agglutination und Kom-
plementablenkung. Die Malleinprobe wurde kurz erwähnt.
Der weitere Vortrag erstreckte sich auf die Schilderung der
Präzipitationsmethode zur Erkennung des Milzbrandes, die Be-
handlung der Brustseuche mittels Salvarsans (Demonstration).
Die chemotherapeutischen Versuche an tumorkranken Tieren
von A. v. Wassermann wurden eingehend besprochen.
An frischen Kehlkopfpräparaten wurde die Stimmtaschen-
operation zur Beseitigung des Kehlkopfpfeifens näher demon-
striert.
Zum Schluß seines Vortrages besprach Redner die moderne
Desinfektion des Operationsfeldes, das perforierende Nadelbrennen
und dessen zweekmäßige Nachbehandlung.
Seine Exzellenz der kommandierende General dankte dem
Korpsveterinär und erklärte, er habe mit großem Interesse von
den Fortschritten der Veterinärmedizin Kenntnis genommen, er
hoffe, daß die Veterinäre es sich angelegen sein ließen, stets mit
der Wissenschaft fortzuschreiten und von deren Fortschritten Ge-
praueh zu machen zur Gesunderhaltung des kostbaren Pferde-
materials, zur Abwehr und Tilgung der die Ausbildung der Trup-
2.90, =
pen störenden Seuchen und zur Erhaltung der Schlagfertigkeit
der Armee.
Nachdem Seine Exzellenz mit den übrigen Offizieren des
Generalkommandos die Versammlung verlassen hatte, besprach
der Korpsveterinär die wichtigen Punkte der Berichterstattung
und Rapportführung, die sorgsame und einwandfreie Aufstellung
der Gutachten, die Kontrolle der Futtermittel, die Bewirtschaftung
der Dispensieranstalten und die Pferdesammelstellen.
Mit der nun folgenden Besprechung von Vorschlägen für die
Neubearbeitung der Militär-Veterinär-Ordnung war der dienst-
liche Teil der Versammlung erledigt.
Um 6 Uhr abends versammelten sich alle Teilnehmer mit ihren
Damen zu einem gemeinschaftlichen Mahl in den festlich ge-
schmückten, behaglichen Räumen des Allgemeinen Offizierkasinos.
Eifrig den Freuden des Tanzes sich hingebend, blieben die An-
wesenden noch manche Stunde froh vereint.
Die Versammlung war ein Ereignis, auf welches die Vete-
rinäroffiziere des VII. Armeekorps mit Stolz und hoher Befrie-
digung zurückblicken, und für das sie ihrem Korpsveterinär auf-
richtigen Dank wissen. Kettner.
Tierärztliche Hochschulen.
Professor Dr. Mießner, Vorsteher der Abteilung für Tier-
hygiene in Bromberg, sowie Kreistierarzt Dr. Oppermann-
Halle a. d. S. sind an die Tierärztliche Hochschule in Hannover
berufen worden.
Mit der Wahrnehmung der Direktorialgeschäfte der Tierärzt-
lichen Hochschule in Hannover ist vom 1. April 1912 ab das
älteste Mitglied des Lehrer-Collegiums, Geheimrat Professor
Dr. Tereg, betraut worden.
Professor Dr. Johannes Richter, bisher Vorstand der
Ambulatorischen Klinik in Dresden, wurde zum ordentlichen Pro-
fessor für Tierzucht und Geburtskunde als Nachfolger des ver-
storbenen Professors Dr. Pusch ernannt.
Zwei große Concours-hippiques in Berlin.
Das an der Spitze von 50 Reitervereinen Deutschlands stehende
Kartell für Reit- und Fahrsport veranstaltet in diesem Jahre
zwei große Concours-hippiques. Der erste soll am 19., 20. und
21. April, der zweite am 14., 15. und 16. Juni im Sportpalast in
der Potsdamer Straße stattfinden. Damit auch das tagsüber
nicht abkömmliche Publikum Gelegenheit hat, sich diese Veran-
staltung anzusehen, wird der Beginn am Freitag den 19. auf 7 Uhr
abends angesetzt (sonst 2 Uhr). Für die erste Veranstaltung sind
an Geld- und Ehrenpreisen insgesamt 20000 Mark vorgesehen.
Die Ausschreibungen zum Concours-hippique werden von der Ge-
schäftsstelle des Kartells, Potsdam, Schwertfegerstraße 10, ver-
sendet.
=. DD =
Dauerausstellung von Instrumenten für Tiermedizin
und Tierzucht.
Von der Firma H. Hauptner ist in ihren neuen Geschäfts-
räumen in Berlin neben der Tierärztlichen Hochschule eine Ein-
richtung getroffen worden, die einen neuen Typ eines Verkaufs-
raumes darstellt. Hauptner hat mit der alten Methode, der
teilweisen Verwendung von Schubkästen, gebrochen und zeigt
jedes Stück wie in einem Museum oder einer Ausstellung, und
zwar in streng durcheeführter Trennung der einzelnen Abteilun-
gen des Instrumentariums. Was Hauptners Instrumenten-
Kataiog im Bilde zeigt, sieht der Beschauer in dem Hauptner-
Ausstellungsraum in Wirklichkeit. Ermöglicht wird dies durch
grobe, bis auf den Fußboden reichende Auslagen, in denen auf
durch Metallkonsole getragenen Glasplatten die Gegenstände
systematisch, aber auch für das Auge gefällig, geordnet sind. Da-
dureh, daß nur immer ein Stück eines Instrumentes vorhanden
ist, wird eine vorzügliche Raumausnutzung und Übersicht er-
inöglicht. Etwa sofort an einen Käufer abgegebene Stücke wer-
den täglich mehrere Male aus dem Großlager ergänzt; für häufig
geforderte Handverkaufsartikel ist ein kleines Sonderlager vor-
gesehen. Die dureh keine Zwischenwände getrennten Schränke
sind innen und außen mit weißem Emailleanstrich versehen und
in die Wand eingebaut, damit Staubablagerungen ausgeschlossen
sind.
Abends sind die Schränke durch elektrische Soffitten-Lampen
beleuchtet, die von außen nicht sichtbar sind und eine große Licht-
fülle erzeugen, so daß jede Feinheit eines Gegenstandes erkenn-
bar ist. Auf den oberen, die ganze lange Schrankreihe umziehen-
den Glasplatten haben künstlerische Lehrmittel für den Unter-
richt in der Tierzucht (aus dem Hauptner-Verlage hervor-
gegangen) Platz gefunden. Das Gesamt-Arrangement ist als eine
Vervollkommnung der von Hauptner auf der Weltausstellung
Paris 1900 zum ersten Male angewendeten Ausstellungsmethode
anzusehen. Der Hauptner- Ausstellungsraum eignet sich zur
Abhaltung von Demonstrationen für Unterrichtszwecke; er ver-
dient wegen seiner neuartigen Einrichtung das Interesse der
Fachgenossen.
Auszeichnung.
Dem Inhaber der Firma H. Hauptner, Instrumenten-
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, ist vom König der
Belgier das Offizierkreuz des Ordens der belgischen Krone ver-
liehen worden.
Schnürschuhe mit Gamaschen für Offiziere usw.
Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß allen
Offizieren, Sanitätsoffizieren und Veterinäroffizieren sowie allen
Beamten der Militärverwaltung das Anlegen der nach Meiner
Ordre vom 16. Januar 1908 versuchsweise eingeführten Schnür-
schuhe mit Gamaschen in und außer Dienst, ausgenommen zum
Paradeanzuge und beim Kirchgange im Standorte, an Stelle der
hohen Stiefel fortan wahlweise gestattet sein soll.
Das Kriegsministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.
Berlin, den 1. Februar 1912,
Wilhelm.
An das Kriegsministerium. v.Heeringen.
N EDA Berlin, den 1. Februar 1912.
Vorstehende Allerhöchste Kabinetts-Ordre wird
zur Kenntnis der Armee gebracht.
Mit Allerhöchster Genehmigung wird dazu bestimmt:
1. Berittene Offiziere legen zu Schnürschuhen mit Gamaschen
Anschnallsporen an.
2. Auf Truppenübungs- und Fußartillerie-Schießplätzen, in
der Ortsunterkunft sowie bei Übungs-, Erkundungs-, Generalstabs-
reisen und Übungsritten dürfen Schnürschuhe zum kleinen Dienst
und außer Dienst auch ohne Gamaschen getragen werden, von Be-
rittenen mit Anschlagsporen oder ohne Sporen.
3. Gleichmäßigkeit der Fußbekleidung innerhalb der Ver-
bände darf bei keiner Gelegenheit, bei der Schnürschuhe mit
Gamaschen zulässig sind, gefordert werden.
4. Durch den Dienst dunkel oder schwarz gewordene Schnür-
schuhe, Gamaschen und Sporenleder dürfen bei allen Gelegen-
heiten weiter getragen werden.
5. Für die Beschaffenheit der Schnürschuhe, Gamaschen, An-
schnallsporen und Sporenleder gilt folgendes:
a) Schnürschuhe. Mit glattem Vorderblatt, ohne Verzierun-
gen. Absätze 2 bis 3,5 em hoch. Auffallende Formen un-
zulässig. Schnürung oben oder an der Seite freigestellt.
b) Gamaschen. Vorn und hinten gleich hoch, der vordere Rand
soll bis etwa 5cm unter den unteren Rand der Kniescheibe
reichen. Naht hinten zulässig. Verschlußart freigestellt.
c) Anschnallsporen. Aus vernickeltem oder poliertem Stahl.
An den Backen zwei Knöpfe, einer mit Schnallvorrichtung
für das Sporenleder.
d) Sporenleder. Oberer Riemen mit Schnallstrippe und einem
Knopfloch, unterer Riemen mit zwei Knopflöchern.
204 —
Zu a bis d. Für die Farbe der Schnürschuhe, Gamaschen und
Sporenleder von gebräuntem Leder sind die unterm 18. Januar
1908 — Nr. 170/1 08 B. 3 — als Proben ausgegebenen Gamaschen
und Sporenleder maßgebend; sie dienen im übrigen ebenso wie
das gleichzeitig ausgegebene Sporenmuster nur als Anhalt.
Glanzleder ist verboten.
v. Heeringen.
Militärtierärztliche Vereinigung. In der letzten Versammlung,
die infolge Verhinderung des Vorsitzenden vom K. St. V. Tetz-
ner geleitet wurde, referierte zunächst K. St. V. Güntherberg
auf Grund der Angaben in den Statistischen Veterinär-Sanitätsbe-
richten über die Fragen: „Ist die Rotlaufseuche der Pferde eine
einheitliche Krankheit und hinterläßt sie Immunität?“ Das Be-
obachtungsmaterial ist in bezug auf den Symptomenkomplex ein
sehr wechselseitiges, bleibt aber gerade für die Beantwortung der
beiden Fragen lückenhaft. Viele Berichterstatter begnügen sich
bei der Beschreibung der Symptome mit der Angabe: „Die Pferde
erkrankten unter den charakteristischen Erscheinungen“. Andere
erwähnen, daß der Seuchengang sich durch leichte Erkrankung
auszeichnete. Bis zum Jahre 1897 wird im allgemeinen nur von
den charakteristischen Erscheinungen, d. h. der schweren Form
der Rotlaufseuche, gesprochen, wie sie in der Seuchenvorschrift
zur M. V.O. beschrieben ist. Von diesem Jahre ab wird häufig
hervorgehoben, daß der Charakter der Seuche sich insofern ge-
ändert habe, als die Pferde durchweg an Quaddeln und Ausschlag
in der Haut mit seröser Ausschwitzung erkrankten. Des öftern
wird dieser Nesselausschlag als Hauptsymptom des Seuchen-
ganges hingestell.e Daneben finden sich Schilderungen von
seuchenhaften Erkrankungen, die sich nur auf Appetitmangel,
Mattigkeit, Lichtscheu und geringe Steigerung der Körpertem-
peratur mit rascher Genesung beschränken.
Die Angaben über die Inkubationszeit sind ziemlich überein-
stimmend; diese wird meist auf 3—7 Tage angegeben.
Recht verschieden wird auch die Frage der Immunität be-
handelt. Während im allgemeinen angenommen wird — in
gleicher Weise spricht sich auch die Seuchenvorschrift aus —, daß
die Pferde gegen eine zweite Erkrankung immun sind, finden sich
zahlreiche Angaben über Pferde, die zum zweiten Male erkrankt
sind. Nach dem vorliegenden Beobachtungsmaterial erscheint es
wahrscheinlich, daß die schwere Form der Rotlaufseuche tat-
sächlich im allgemeinen eine Immunität hinterläßt.
In der anschließenden Diskussion wurde von verschiedenen
Seiten bestätigt, daß die charakteristische Form der genannten
— 205 —
Seuche in den letzten zehn Jahren selten beobachtet ist, und
zum Ausdruck gebracht, daß die in den Statistischen Ve-
terinär - Sanitätsberichten erwähnten leichten Erkrankungen
var keine Rotlaufseuche seien, sondern ein ansteckendes Nessel-
fieber oder vielleicht auch andere noch nicht erforschte Krank-
heiten, durch welche Annahme sich auch wohl die verschie-
denen Ansichten über die Immunität erklären lassen. Mit Recht
wurde ferner zu großer Vorsicht bei Stellung der Diagnose ge-
raten, um nicht unnötig der Truppe bei der Anzeigepflicht der
Rotlaufseuche weitgehende dienstliche Störungen zu bereiten.
Der Ausbruch der Seuche könne nur erklärt werden, wenn die
charakteristischen, in der Seuchenvorschrift angegebenen Er-
scheinungen vorliegen.
Nach einer Pause gab St.V. Bauer eine interessante Schil-
derung einer Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt. Über die
Einzelheiten dieses Prozeßfalles wird, falls die Genehmigung zur
Veröffentlichung des ausschlaggebenden Obergutachtens gegeben
wird, demnächst berichtet werden.
Die nächste Versammlung wurde auf Sonnabend, den 11. Mai,
abends 713 Uhr, festgesetzt.
Auf dem Landgestüt Warendorf in Westfalen ist der Voll-
bluthengst „Habenichts“ eingegangen. Er wurde 1895
in Graditz geboren als ein Sohn des unvergleichlichen
„Chamant“, und nach seiner glänzenden Rennkarriere hoffte man,
daß er in der Zucht ein würdiger Nachfolger seines Vaters werden
würde. Dies erwartete man um so sicherer, als er von seiten seiner
Mutter „Haselnuß“ ein Enkel von „Flibustier“ und Ur-
enkel von „Buccaneer“ war, somit die besten Blutlinien in
sich vereinigte. Nach seinem Niederbruch wurde er 1899 in Graditz
as Hauptbeschäler aufgestellt. In der Zucht enttäuschte
er jedoch vollständig. Seine Nachkommen, von denen „Fein-
schmecker“ „Rosenkranz“, „Pathos“ „Gymkhana“
und „Kostetnichts“ zu nennen wären, haben keine größeren
Taten vollbracht. Der Hengst wurde dann 1907 an das Landgestüt
Preußisch Stargard und schließlich an das Gestüt in Waren-
dorf abgegeben.
Als Rennpferd hat „Habenichts“ in der Turfgeschichte
einen klingenden Namen. Das Ergebnis seiner kurzen Rennzeit
sind zwei Ehrenpreise und 175598 Mark. Er war u. a. als Zwei-
jähriger Gewinner des Zukunftsrennens 1907 gegen die Vertreter
Frankreichs und Österreich-Ungarns und als Dreijähriger Sieger
im Deutscher Derby 1908. (Deutsche Landwirtschaftl. Presse.)
Künstlich erzeugter Kropf bei Ziegen. R. Mecarrison konnte
bei gesunden Ziegen Kropf dadurch erzeugen, daß er ihr Trink-
wasser mit den Fäces von Menschen, die an dieser Krankheit litten,
versetzte. Nach diesem Autor kommt Kropf nur in solchen Ge-
genden vor, wo das Trinkwasser nicht vor Verunreinigung ge-
Sr ist. (Annals of Tropical Medicine and Parasitology Vol. V.
AT. á.
— 206 —
Farblose Jodtinktur. Die Jodtinktur hat den Nachteil, daß
sich die Hände und die Gewebe färben. In England entfärbt man
sie deshalb folgendermaßen: Zu einer Lösung von Aqu. dest., Natrii
subsulfuros., Jod aa 10,00 setzt man folgende Mischung: Liqu.
Ammon. caustic. 15,00, Alkohol (90 %) 75,00. Nach Stehenlassen
filtriert man. (La Maréchal moderne, Februar 1912.)
Englands Pferdehandel 1911. England exportierte im vorigen
Jahre 64 195 Pferde gegen 59 149 im Jahre 1910. Von den 64 195
Pferden gingen 33 324 nach Belgien, 20 998 nach Holland (nach
diesen beiden Ländern hauptsächlich zu Schlachtzwecken), 2993
nach Frankreich und 6820 nach anderen Ländern. Ihr Gesamt-
wert betrug 1464095 Pfund Sterling gegen 1294 238 Pfund im
Jahre 1910. Der Durchsehnittswert der exportierten Pferde war
22 Pfund 16 Schilling gegen 21 Pfund 17 Schilling im Jahre 1910.
Von den 54 322 nach Holland und Belgien exportierten Pferden
betrug der Durchschnittswert 12 Pfund 10 Schilling pro Haupt,
welcher Preis einen Rückschluß auf die geringe Qualität der Mehr-
zahl dieser Pferde gestattet. Von den nach Frankreich und andern
Ländern exportierten Pferden war der Durchschnittswert 69 Pfund
Sterling. Während die Zahl der aus England exportierten Pferde
in den letzten Jahren ständig zugenommen hat, hat die Zahl der
importierten Pferde in den einzelnen Jahren geschwankt; sie be-
trug 1908 13 216, 1909 16 774, 1910 14674, 1911 11528. (Zeitschrift
für Gestütkunde, Heft 3 1912.)
Behandlung der Haemoglobinaemie bei Pferden durch sub-
kutane Luftinfusionen. Tierarzt Brunschwig beschreibt im Jour-
nal de Médecine Veterinäre, Oktober 1911, sein Verfahren zur
Heilung der schwarzen Harnwinde bei Pferden. Mittels einer ein-
fachen Luftpumpe wird durch eine große Pravazsche Nadel in die
Unterhaut an Vorderbrust, Hals und Schulter Luft eingepumpt,
die durch eine antiseptische Flüssigkeit geleitet und durch einen
Wattepfropf filtriert war. Das Emphysem verschwindet in einigen
Tagen. In 36 Stunden erhebt sich der Patient und ist gerettet.
Autor heilte vier schwere Fälle durch diese Methode. (Öster-
reichische Wochenschrift für Tierheilkunde, Nr. 9 1912.)
Die Haustiere in Abstammung und Entwicklung. Von Privat-
dozent Dr. M. Hilzheimer in Stuttgart. Verlag von Strecker
und Schröder, Stuttgart. Preis geb. 1,40 Mk.
Das kleine Werk ist der 11. Band der von Prof. Dr. Kurt Lampert
herausgegebenen Sammlung „Naturwissenschaftlicher Wegweiser‘. Wenn es
auch in der Hauptsache eine populär natur- und kulturgeschichtliche Dar-
stellung der Abstammung und Entwicklung der Haustiere gibt, so wird doch
auch der Tierarzt es mit Interesse lesen und manches Wissenswerte darin
finden, Wöhler.
ae DT ==
Martin, Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. I. Band. 2. um-
gearbeitete Auflage. Stuttgart 1912. Verlag von Schickhardt
und Ebner (Konrad Wittwer). Preis geb. 28 Mk.
Die vorliegende Auflage — an Stelle der V. Auflage des Franckschen
Handbuches der Anatomie der Haustiere — enthält allgemeine und ver-
gleichende Anatomie sowie Entwicklungsgeschichte und mikroskopische Ana-
tomie. Das Werk hat gegenüber der ersten im Jahre 1902 erschienenen Auf-
lage den Bedürfnissen und Forschungen der Veterinäranatomie entsprechend
eine gründliche Umarbeitung erfahren. Neu aufgenommen sind kurze, zu-
sammenfassende Übersichten der Knochen und ihrer Verbindungen sowie der
Muskeln, Blut-, Lymphgefäße und Nerven mit entsprechenden Zeichnungen.
Auch die Anatomie des Menschen ist erfreulicherweise teilweise zum Vergleich
herangezogen. Trotz Vermehrung des Stoffes ist der Umfang des Buches um
ca. SD Seiten geringer geworden, da mehr oder weniger alle Kapitel besonders
der mikroskopischen Anatomie und Entwicklungsgeschichte zum Teil wesent-
liche Einschränkungen erfahren haben. Der 2. Band, die spezielle Anatomie,
wird dafür, wie die Vorrede hervorhebt, Gelegenheit zu eingehenderen Ab-
handlungen geben. Wenngleich überall durch knappe Fassung und möglichste
Beschränkung sowie durch teilweisen Kleindruck die Übersichtlichkeit zu er-
höhen gesucht wurde, so dürfte es bei der Reichhaltigkeit des Stoffes be-
sonders dem Studierenden doch schwer fallen, die nötige Übersicht zu ge-
winnen. Trotzdem aber reiht sich die Auflage ihrer Vorgängerin würdig und
den übrigen veterinär-anatomischen Lehrbüchern ebenbürtig an die Seite und
wird, dafür birgt der Name des Verfassers, sicherlich viele Freunde finden.
Amann.
Topographisch - anatomische Untersuchungen des Hufes vom
Pferde. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der veterinär-
med.-Doktorwürde von Walter Grujer, Tierarzt aus Chemnitz.
13 Abbildungen. Dresden 1911.
Die im Institut für Hufkunde der Königl. Tierärztlichen Hochschule
zu Dresden entstandene Arbeit bietet besonders in den ausgezeichneten Ab-
bildungen der verschiedensten Schnitte durch den Huf einen sehr interessanten
Beitrag zur Anatomie des Hufes. Besonders hervorzuheben ist die farbige
Wiedergabe der Blutgefäße. Becker.
=] Personalnachrichten
o o
Preußen. Frhr. v. Hoverbeck gen. v. Schoenaich, Major im
Kriegsministerium, zum Stabe des D.R. 18 versetzt. Zu O.V be-
fördert: die V.: Jaehnke beim D.R. 5, Balzer beim 1, L.H.R.i. —
Versetzt: die St.V.: Schulz bei der M.V.A, zum D.R. 6, Woite
beim G.D.R. 23, zur M.V.A., Beier beim H.R. 3, zum G.D.R. 23,
Spring beim D.R. 6, zum H.R. 3, Reichart beim U.R. 2, zum
Train-B. 5, Rode beim D.R. 19, zum H.R. 12, Schultz beim H.R. 12,
zum D.R. 19, Altmann beim 2. L.H.R. 2, zum Fa. 36, Leonhardt
beim Jäg.R. z. Pferde 2, zum L.K.R. 1; die O.V.: Schlaffke beim
Fa. 36, zum 2. L.H.R. 2, Warmbrunn beim U.R. 12, zum U.R. 2,
@röschel beim Fa. 51, zum Jäg.R. z. Pferde 2, Thiede beim H.R. 17,
zum U.R. 15, Menzel beim U.R. 15, zum H.R. 17, Gaufselmann
gen. Efsing beim Fa. 11, zum Fa. 51. — Im Beurlaubtenstande.
==. 208. =
Zu V. befördert: Götsch, Friesicke (Brandenburg a. H.), Dr.
Gräfingschulte (Osnabrück), U.V. d. Res. Loewel (Mülhausen i. Th.)
char. St.V. a. D., zuletzt O.V. beim U.R. 6, als St.V. mit einem
Patent vom 31. 12. 1910 bei der Landw. 2. Aufg. angestellt. —
Beamte der Militär-Verwaltung. Gressel, St.V. beim Rem.Dep.
Ferdinandshof, mit dem Char. als O.St.V., auf seinen Antrag mit
Pension in den Ruhestand versetzt. — Ordensverleihungen:
. Dem Gen. Maj. z. D. Dreher, bisherigen Veterinärinspekteur, der
Kr.O. 2. Kl.; dem K.St.V. Troester bei der M.V.A. der Bayer. Mili-
tär-Verdienstorden 4. Kl. m. d. Krone; dem O.V. Dr. Reinecke bei der
M.V.A. der Bayer. Militär-Verdienstorden 4. Kl.; dem St.V. Dr.
Berger vom Fa. 21 in Grottkau die Rettungsmedaille am Bande.
Bayern. Dem K.St.V. Hochstetter, techn. Vorst. d. Lehrschm.,
der Rang als Oberstlt. verl. Zu O.St.V. befördert: die St.V. und
Regts.V.: Zix beim 7. Fa., Morhardt beim 11. Fa.; zu St.V. (überz.)
befördert: die O.V. Klotz beim 1. U.R., Dr. Zimmermann beim
6. Fa., Dick beim Rem.Dep. Benediktbeuern; zum V. mit Patent vom
22.2.d. Js. befördert: der U.V. Tausenpfund beim 5. Fa.
Württemberg. Dr. Jahn, V. im D.R. 25, kdrt. zum Kaiserl.
Gesundheitsamt, zum O.V. mit Patent vom 27. 1.12 befördert; Dr.
Bub, V. im D.R. 26, Neher, V. im U.R. 19, zu O.V. mit Patent vom-
20. 2,12 befördert; Dr. Theurer (Heilbronn), U.V. der Res., zum
V. befördert. — Ordensverleihungen: Dem O.St.V. Kalkoff,
Regts.V. im U.R. 19 das Ritterkreuz 1. Kl. des Friedrichsordens.
Dem K.St.V. Schlake, techn. Vorst. der Lehrschm. Berlin, ist
die Stelle eines wissenschaftl. Beraters an der M.V.A. übertragen
worden.
Promoviert. Die V. Beck beim 1. G.D.R., Schütte beim Fa. 8,
Hallich beim D.R. 2, Ohmke beim 2. G.D.R. zum Dr. med. vet. in
Berlin.
Verlobte. Fräulein Magdalene Degenhardt, Tochter des Kauf-
manns Fritz Degenhardt in Bebra, mit Herrn Veterinär Dr. Bruno
Deseler in Torgau.
Berichtigung.
Im vorigen Heft dieser Zeitschrift in dem Artikel S. 153 und
154 ist der Name des in Südwestafrika umgekommenen Stabsve-
terinärs Rogge mit „Ronge“ verwechselt worden.
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fe hlerhafter Richtung der Wände, Stein-
Hornspalten usw.
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werden in den meisten Fällen geheilt.
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sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Äsphaltboden und Eis ver-
hindert,
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw, Ihr leichtes Gewichtbei größter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
HMufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw, stehen zu Diensten.
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eines sachverständigren Rates in den hier erörterten Fragen entbehren muß,
werden das Werk beifüllig begrüßen. Ferner ist es auch dem Magazin- und
aubeamten, der sich Über veterinäre Angelegenheiten und Auffassungen zu
unterrichten wünscht, von Nutzen. 48 Bildertafeln ergänzen in vortrefflicher
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Inhaltsangabe, ee
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für Iniektionskrankheiten fortgeführten Sal rauchungen aer die
Brustseuche der Pferde. Von Prof. Dr. Gaffky . . 209—223
Der Ultrakondensor von Dr. Felix Jentzsch. Von C. Troes te er . . 223—225
Periodische Appetitlosigkeit bei Reit- u.Zugpferden. Von Dr.Sustmann 225—230
Mitteilungen aus der Armee 230—241
Das Hautjucken beim Pferde, Pruritus “cutaneus, und die absolut
sichere Heilung desselben. Von Stabsveterinär Kröning. — Beider-
seitige periphere Lähmung des Nervus facialis. Von Oberstabsveterinär
Lewin. — Stomatitis pustulosa contagiosa als Ursache einer Binde-
haut und Hornhautentzündung. Von Oberveterinär Otto. — Ein an-
steckender pustulöser Hautausschlag in der After- und Schamgegend.
Von Oberveterinär Scholz. — Untersuchungen über das Vorkommen
von Arhythmien der Herztätigkeit bei unsern Dienstpferden. Von
Stabsveterinär Dr. Dreyer. — Nesselfieber als selbständige, ansteckende
Krankheit bei Pferden. Von Stabsveterinär Böhland. — Beseitigung
der Lahmheit an chronischer Schale durch Unterbindung der äußeren
Digitalarterie. Von Stabsveterinär Biermann.
Referate . . 241—247
Askoli und Legnani: Die Folgen der Exstirpation der Hypophyse.
Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 10,1912.— Köhler: Der gegenwärtige
Stand der Hormonologie. Deutsche Militärärztliche Zeitschrift 7. He t,
41. Jahrgang. — Horn und Huber: Untersuchungen über die Ver-
breitung der Typhusbazillen durch Fliegen. Zeitschrift für Infektions-
krankheiten der austiere, Band 10, Heft 6. — Bouin: Untersuchungen
über das Exterieur der Vorderbeine des Pferdes. Revue gen. de méd.
vet. 1.2.12. — Hewlett and Hall: The influence of the culture medium
on the germination of Anthrax spores. The Journal of Hygiene, Vol.
lt Nr.4. December 1911. — Rievel: Der Wert der Guajaktinktur-
probe zur Unterscheidung roher und erhitzter Milch. Deutsche Tier-
ärztl. Wochenschrift Heft 11. 1912. — Veterinärstatistik der russischen
Armee für das 1909. Revue mil. vet. 31. 12. 11. — Veterinärstatistik
der französischen Armee für Heimat, Algerien und Tunis für das
Jahr 1910. Repue vet.mil 31. 12. 11. — Veterinärstatistik der holländischen
Armee für das Jahr. 1909. — Statistischer Bericht über das Veterinär-
ei Revue gen.de med.vet.1.1.1912.
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24. Jahrg. Mai 1912. 5, Heft.
Zeitschrift i Veterinärkunde
mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene
Organ für die Veterinäre der Armee
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
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Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 3. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark.
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.
Bericht‘) über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911
im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten fort-
geführten Untersuchungen über die Brustseuche
der Pierde.
Erstattet am 20. Juli 1911 von Prof. Dr. Gafiiky.
II.
Anatomische, miskroskopische und kulturelle Untersuchungen. —
Infektionsversuche an kleinen Versuchstieren.
Auch in der Berichtszeit hat sich wieder gezeigt, daß es un-
bedingt erforderlich ist, Versuchspferde in frühen Stadien der
Krankheit töten und untersuchen zu können, wenn man ein durch
sekundäre Veränderungen nicht entstelltes Bild gewinnen will.
Die zahlreichen Obduktionen, welche an spontan eingegangenen
Pferden seitens der Truppenveterinäre vorgenommen und, soweit
wie irgend möglich, von Herrn Oberveterinär Lührs ausgenutzt
worden sind, haben neue Gesichtspunkte nicht ergeben, abgesehen
davon, daß in einer Anzahl von Fällen hochgradige Veränderungen
der Nasenschleimhaut nachgewiesen werden konnten. Es han-
delte sich um starke Öödematöse Schwellung der Schleimhaut und
zahlreiche größere und kleinere, teils intramuköse, teils sub-
muköse Blutungen. Die Blutungen waren zum Teil auch in der
Rachen- und Kehlkopfschleimhaut sowie den Kehlkopfmuskeln zu
finden.
Ein im Beginn der Krankheit getötetes Tier zu untersuchen,
bot sich nur einmal Gelegenheit, da die Infektion der angekauften
Fohlen in der Regel nicht gelang, und die erkrankten Remonten
wegen ihres hohen Preises für die Tötung nicht in Betracht kamen.
Jener Fall betraf das Rappfohlen „Aps“. Es war vom 31. März
bis 4. Mai 1911 der Berührung mit kranken Pferden ausgesetzt
*) Anschließend an den im 2., 3. und 4. Hefte des laufenden Jahrganges
dieser Zeitschrift veröffentlichten Bericht.
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 5. Heft. 14
= :210: >=
gewesen und erkrankte am 4. Mai 1911 morgens unter den Er-
scheinungen der Brustseuche. Temperatur 40,4, Puls 52. Rechts
und links in den unteren Lungenpartien Fehlen der Atmungs-
geräusche und Dämpfung. Das Fohlen wurde am 5. Mai mittags
durch Kopfschuß getötet und sofort seziert. Der Befund war fol-
gender:
| Der Kadaver ist gut genährt. Die Körpermuskulatur führt zuckende
Bewegungen aus. Die linke Kniefaltendrüse ist taubeneigroß, blaß. Im freien
Raum der Bauchhöhle findet sich kein fremder Inhalt; Bauchfell glatt und
glänzend, bis auf fünf von einander ziemlich weit getrennte etwa markstück-
große Stellen, an denen es mit Blutungen durchsetzt ist. Beim Anschneiden
dieser Stellen findet man je einen 2 bis 4 cm langen Rundwurm. Die Bauch-
eingeweide zeigen in ihrer Lage und Farbe keine Abweichung. Der Magen
ist klein und enthält etwas gelbgraue schleimige Flüssigkeit. Die Magen-
schleimhaut ist blaß. Die Leber ist 9 Pfund schwer und braunrot gefärbt.
Auf dem Durchschnitt sind die Leberläppchen bis reiskorngroß; ihre Grenzen
sind deutlich erkennbar. Die Milz ist 33 cm lang, mißt 18 cm in der größten
Breite und 4 cm in der größten Dicke. Die Farbe ist außen graublau. Das
Pulpagewebe ist dunkelrot gefärbt und weich, das Balkenwerk deutlich er-
kennbar. Die Nieren zeigen keine Abweichungen. Die Nierenkapseln lassen
sich leicht abtrennen.
In jedem Brustfellsack etwas rotgelbe Flüssigkeit, zusammen etwa ein
Tassenkopf voll. Das Brustfell ist glatt und spiegelnd. Die Lungen liegen
frei in den Brustfellsäcken. Der untere, mittlere Teil beider Lungen ist groß,
schwer, dunkelblaurot und derb. Die übrigen Teile der Lungen sind weich
und lufthaltig. Der derbe Lungenteil der rechten Lunge ist 28 cm breit und
19 cm hoch. Hinter diesem Teil liegt ein zweiter derber Herd von 6 cm
Breite und 5 cm Höhe. In der Umgebung dieser derben Herde sieht man
durch die Pleura durchscheinend eine zweifingerbreite gelbgraue Zone. Auf
dem Durchschnitt zeigt sich, daß der ganze Herd unter der Pleura von einer
l mm dicken, hellgelben, gallertigen Masse überzogen ist. In dem Herde
sieht man bis etwa 1 cm breite gelbgraue Straßen verlaufen, die ein glasiges
Aussehen besitzen. Ferner fallen auf der Oberfläche des Herdes unter der
glatten Pleura einige prallgefüllte, stark geschlängelte venöse Gefäße auf.
Die Pleura selbst über dem kranken Lungenteil ist mit kleinen Blutungen
besetzt, so daß sie wie mit Blut bespritzt aussieht. An der linken Lunge liegt
der gleiche Zustand vor, nur daß hier der Herd 22 cm breit und 14 cm hoch
ist. Die derben Lungenteile erscheinen auf dem Durchschnitt braunrot ge-
färbt, luftleer und sehr feucht. Im Herzbeutel etwa 2 Eßlöffel voll einer
rötlichgelben, klaren Flüssigkeit. Herzbeutel, Herzmuskel und Herzklappen
nicht verändert. Die Schleimhaut des Kehldeckels ist dick und durch die
gefüllten Venennetze gerötet. Im linken Posticus ist eine etwa bohnengroße
intramuskuläre Blutung nachweisbar.
Der Obduktionsbefund ähnelt also im hohen Maße dem in
meinem Bericht vom 27. Februar 1908 beschriebenen, bei Fohlen 1
erhobenen Befunde. Wie damals, so hat sich auch bei dem Fohlen
„Aps“, trotz der bereits weit vorgeschrittenen Lungenveränderung,
weder mikroskopisch noch kulturell die Anwesenheit von irgend-
welchen Bakterien ergeben. Die erkrankten Lungenteile sind
unter Anwendung der verschiedensten Färbungs- und Züchtungs-
methoden in dieser Beziehung auf das sorgfältigste durchforscht,
stets mit negativem Ergebnis. Auch diese Befunde zeigen, daß
den in vorgeschritteneren Krankheitsstadien in den Lungen nach-
— 21l —
weisbaren Streptokokken lediglich eine sekundäre Rolle zu-
kommt.
Bei den Untersuchungen von Schnittpräparaten aus den er-
krankten Lungenteilen fanden sich regelmäßig um die Bronchien
herum ziemlich spärlich zellige Gebilde, deren Zugehörigkeit zu
den eosinophilen Zellen zunächst fraglich erschien. Ihre mit
Giemsa rotgefärbten Einschlüsse waren zum Teil überaus klein,
zum Teil unregelmäßig gestaltet oder auch stäbchenförmig. Bei
der weiteren Untersuchung mußten diese Gebilde aber doch den
eosinophilen Zellen zugerechnet werden.
Bei den mit Teilchen der pneumonischen Lunge des Fohlens
„Aps‘ angesetzten Kulturversuchen war auch ein Gemisch von
sterilem Pferdeserum und Nähragar als Nährboden benutzt
worden, in den kleine Partikel des Ausgangsmaterials eingebracht
waren. Auch diese Kulturen blieben völlig steril, obwohl sie bis
zu 60 Tagen im Brutapparat standen. Etwa 30 Tage lang behielten
sie dabei ihre rötliche Färbung und fingen erst dann an, abzu-
blassen. Von Zeit zu Zeit wurde aus einigen dieser Reagensgläser
ein ausgesätes Lungenteilchen herausgenommen, gehärtet und
mikroskopisch untersucht. Bemerkenswerte Befunde wurden hier-
bei nicht gemacht.
Es würde zu weit führen, auf alle mikroskopischen Befunde,
die bei der Untersuchung von Lungenausstrichen, von Nasen-
schleim und anderen Bestandteilen und Exkreten erhoben worden
sind, hier im einzelnen einzugehen. : Alles, was bei diesen überaus
zeitraubenden und mühevollen Arbeiten auffällig erschien, wurde
in Zeichnungen fixiert, um bei ähnlichen Befunden zum Vergleiche
zu dienen. Bemerkt sei nur noch, daß in dem die Kotballen be-
deckenden Schleim der kranken Pferde häufig eine Form von
Dinoflagellaten gefunden wurde, die sich auf sterilem und mit
Bouillon getränktem Pferdemist fortzüchten ließen; daß im Nasen-
schleim oft Gebilde sich fanden, die der Form und dem Aussehen
nach den Sporen von Brandpilzen entsprachen, und endlich, daß
in den veränderten Hautpartien nicht selten der Reichtum an
eosinophilen Zellen ins Auge fiel.
Zur Vervollständigung dieser Untersuchungen wurden auch
noch die verschiedensten, in den infizierten Stallungen gefundenen
Insekten in Ausstrichpräparaten, zum Teil auch in Schnitten
mikroskopisch untersucht, ohne daß sich dabei bemerkenswerte
Befunde ergeben hätten.
In Ergänzung früherer Versuche wurden die Bemühungen
fortgesetzt, bei kleineren Versuchstieren eine Infektion mit Brust-
seuchematerial zu erzielen. Kaninchen, Meerschweinchen und
Ratten wurden mit dem charakteristischen Nasenausfluß kranker
Tiere intranasal, subkutan und durch Einführung in den Magen
behandelt. Ferner wurden Lungenstückchen des Fohlen „Aps“
14*
aus den Serumagarkulturen anfänglich täglich und dann von 8
zu 8 Tagen entnommen und Kaninchen teils subkutan, teils intra-
tracheal beigebracht. Alle diese Infektionsversuche blieben ohne
ein bemerkenswertes Ergebnis.
III.
Krankheitsverlauf und Diagnose, Differentialdiagnose von
Rotlauf.
Bei der Beobachtung unserer erkrankten Versuchstiere hat
sich hinsichtlich der Krankheitserscheinungen nichts Neues ergeben.
Typisch ist im allgemeinen der Verlauf der Temperaturkurven
gewesen (vgl. die auf S. 216 u. 217 wiedergegebenen Kurven).
Wir haben immer von neuem den Eindruck gehabt, daß im Be-
ginn der Erkrankung die Diagnose „Brustseuche‘“ bei dem einzel-
nen Pferde sich nur mit mehr oder weniger großer Wahrschein-
lichkeit stellen läßt, und daß erst die mehrtägige Beobachtung der
Temperaturkurve nach dieser Richtung im Verein mit den übrigen
Symptomen einige Sicherheit gewährt. Unter diesen Umständen
erschien es notwendig, den Versuch zu wiederholen, ob nicht durch
Untersuchung des Serums der kranken Tiere mit Hilfe der soge-
nannten Komplement-Bindung oder der Präcipitationsmethode
diagnostisch ein Fortschritt zu erzielen sei. Es kann davon ab-
gesehen werden, die einschlägigen Versuche hier im einzelnen mit-
zuteilen, da sie sämtlich, ebenso wie von anderer Seite in der
Literatur mitgeteilte*) ergebnislos verlaufen sind.
Zu vergleichenden Untersuchungen über die Rotlaufseuche der
Pferde. mit der die Brustseuche offenbar in manchen Seuche-
gängen verwechselt worden ist, bot sich einige Male Gelegenheit.
Vorweg sei bemerkt, daß es nicht gelang, die Rotlaufseuche mittels
des Nasenausflusses oder der Konjunktivalabsonderung kranker
auf gesunde Pferde zu übertragen; ebensowenig gelang dies mit
einem aus dem Nasenausfluß gezüchteten Mikroorganismus, der in
allen seinen Eigenschaften dem von Liegnieres beschriebenen
und auch heute noch vielfach als Erreger der Krankheit betrachte-
ten Coccobazillus entsprach. : Wurden Reinkulturen dieses Bakte-
riums Versuchspferden in erheblicherer Menge beigebracht, so
traten wohl gelegentlich vorübergehende Temperatursteigerungen
und Drüsenschwellungen auf, in keinem Falle aber konnte eine
Krankheit erzeugt werden, die als Rotlauf hätte angesehen werden
können. Solche Pferde konnten später mehrfach der natürlichen
Infektion mit Rotlauf ausgesetzt werden; sie erwiesen sich dabei
voll empfänglich, so daß also offenbar eine Immunität bei ihnen
dureh die Behandlung mit dem Liegnieresschen Bakterium
nicht eingetreten war. Weitere Untersuchungen zeigten dana, daß
*, Archiv für Tierheilkunde 1910 S., 422.
-= —— , — a aM
cin dem Coccobazillus Liegnieres entsprechender Mikroorga-
nismus sich nicht selten auch im Nasenschleim und im Konjunkti-
valsack gesunder Pferde vorfindet. |
Im Blut und in den Ausscheidungen rotlaufkranker Pferde
konnten auch sonst weder mikroskopisch, noch kulturell Mikro-
organismen nachgewiesen werden, die als Erreger der Krankheit
hätten angesprochen werden können.
Ein rotlaufseucheerkranktes Fohlen wurde am vierten Krank-
heitstage getötet, und die Organe auf das sorgfältigste mikrosko-
pisch und kulturell untersucht, ebenfalls mit völlig negativem
Ergebnis. Bei der mikroskopischen Blutuntersuchung der rot-
laufkranken Pferde wurden, wie hier noch hinzugefügt sei, die
eosinophilen Zellen nicht auffallend vermindert gefunden, wie das
für die Brustseuche vom Korpsstabsveterinär Tröster fest-
gestellt ist und im allgemeinen bei unseren Untersuchungen hat
bestätigt werden können. Auffallend vermehrt fanden sich in dem
Rotlaufblute auf der Höhe der Krankheit die Blutplättchen; sie
erreichten oft die Größe eines roten Blutkörperchens.
Im Gegensatz zur Brustseuche, bei der alle Versuche, die
Krankheit mit Hilfe des Blutes kranker Pferde auf gesunde zu
übertragen, bisher völlig ergebnislos verlaufen sind, ist bei der
Rotlaufseuche der Krankheitserreger offenbar im Blute vorhanden,
wenngleich weder mikroskopisch noch kulturell nachweisbar. Die
ersten Übertragungsversuche mit Blut sind von Oberveterinär
Lührs bereits im Jahre 1907 ausgeführt worden. Sie hatten in
Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen anderer Forscher
ein positives Ergebnis gehabt. In einem Falle war es Dr. Lührs
geiungen, durch subkutane Injektionen von 2 ccm lebenswarmen
Rotlaufblutes bei einem gesunden Pferde Rotlauf zu erzeugen, der
10 Tage nach der Injektion zum Ausbruch kam. In einem zweiten
Falle hatte er defibriniertes Blut zur subkutanen Infektion eines
Pferdes benutzt, das 9 Tage danach an Rotlaufseuche erkrankte.
Im Sommer 1908 bot sich die Gelegenheit, diese Versuche
wieder aufzunehmen, da beim 1. Garde-Dragoner-Regiment Rot-
laufseuche aufgetreten war. Es zeigte sich in einem Versuche, daß
Rotlaufblut, dem zitronensaures Ammoniak zur Verhütung der
Gerinnung zugesetzt war, seine Infektiosität verloren hatte; denn
drei damit subkutan behandelte Pferde blieben gesund.
Zu weiteren Versuchen konnte erst im Jahre 1910 geschritten
werden, als unter den Pferden eines Berliner Fuhrherrn die Rot-
laufseuche aufgetreten war.
Am 17. Januar 1910 wurde zweien dieser Pferde Blut ent-
nommen, mit Glasperlen defibriniert und nach Ablauf von etwa
drei Stunden auf drei in einem räumlich entlegenen Stalle auf-
gestellte Versuchspferde übertragen. Zwei dieser drei Pferde,
welche 5 ccm subkutan injiziert erhalten hatten, erkrankten am
— 214 —
fünften und sechsten Tage nach der Injektion typisch an Rot-
laufseuche, das dritte, welchem 5 ccm des defibrinierten Blutes in-
travenös injiziert waren, ebenso am vierten Tage nach der In-
jektion. Am 26. Januar 1910 wurde diesen drei noch fieberhaft
kranken Pferden Blut entnommen, die Proben gemischt, defibri-
niert, und davon je 5 ccm zwei in einer Stallabteilung der Holl-
. mannstraße stehenden Fohlen intravenös eingespritzt. Schon am
nächsten Tage erkrankte das eine und nach etwa 40 Stunden auch
das zweite fieberhaft.
Am 30. Januar 1910 wurde dem einen dieser beiden Fohlen
Blut entnommen, und davon ohne vorherige Defibrinierung einem
Fohlen und einer Remonte je 10 ccm intravenös injiziert. Die Re-
monte erkrankte zwei Tage danach, während das Fohlen gesund
blieb und auch weiterhin nicht erkrankt ist, obwohl es der In-
fektion durch Stallgenossen später ausgesetzt war.
Die Übertragung des Rotlaufes von Pferd zu Pferd durch sub-
kutane oder intravenöse Injektionen von einigen Kubikzentimetern
lebenswarmen oder defibrinierten Blutes war also in sechs von
sieben Versuchen gelungen.
Da in dem infektiösen Blut Mikroorganismen nicht hatten
nachgewiesen werden können — auch feinste, zum Teil schrauben-
förmige, deutlich nur bei Dunkelfeldbeleuchtung sichtbare Gebilde,
ähnlich den von französischen Forschern bei der Lungenseuche
der Rinder nachgewiesenen, konnten als Lebewesen bei genauer
Untersuchung nicht angesehen werden —, lag es nahe, zu prüfen,
ob man es hier nicht mit einem sogenannten filtrierbaren Virus
zu tun hätte. Es wurden daher folgende Versuche angestellt:
Am 12. 3. 10 wurde Blut eines rotlaufkranken Pferdes defi-
briniert, zentrifugiert, und das Serum dann durch Reichertfilter
filtriert. Drei ältere Pferde, die von diesem Serum 10 cem sub- °
kutan erhalten hatten, blieben gesund; es war aber nicht auszu-
schließen, daß dieser negative Ausfall auf eine frühere Durch-
seuchung zurückzuführen war.
l Am 17. 3. 10 wurde zwei rotlaufseuchekranken Pferden Blut
entzogen. Nach scharfem Zentrifugieren wurde das Serum durch
verschiedene Filter, deren Keimdichtigkeit nachträglich durch Zu-
satz von Prodigiosus festgestellt wurde, filtriert. Es erhielten
dann drei 1%—1jährige Versuchsfohlen (,Anna“, „Arnold“, „Aps‘)
das filtrierte Serum in der Menge von je 5 cem subkutan injiziert.
Da am vierten Tage, dem 21. 3., eine Erkrankung bei ihnen noch
nicht eingetreten war, so erhielten am 21. 3. „Anna“ nochmals
eine subkutane Injektion frisch filtrierten Serums (10 ccm) und
„Aps“ ebenfalls eine solehe (15 cem). Das dritte Versuchsfohlen
„Arnold“ zeigte am 21. 3. bereits eine Temperatursteigerung von
39,3° C und erhielt daher keine zweite Injektion. Am 22. 3. trat
auch bei „Anna“ und „Aps“ Fieber ein, und am 23. 3. boten alle
drei Pferde das Bild der typischen Rotlaufseucheerkrankung.
== 215 =
Bemerkt sei noch, daß „Anna“ mit Pukallfilter-, „Arnold“ mit
Kieselguhrfilter-- und „Aps“ mit Reichertfilterfiltrat behandelt
waren.
Zur Kontrolle hatte am 17. 3. 10 gleichzeitig mit „Anna“,
„Arnold“ und „Aps“ das Fohlen „Alfred“ von demselben, aber nur
defibrinierten, nicht filtriertem Blut 5 cem subkutan injiziert er-
halten. Dieses getrennt untergebrachte Fohlen erkrankte bereits
nach drei Tagen, am 20. 3. 10, an Rotlaufseuche.
Nach den mitgeteilten Versuchen kann wohl kaum noch daran
gezweifelt werden, daß das Rotlaufseuchevirus in die Gruppe der
sogenannten invisiblen Virusarten gehört.
Auffällig ist, daß der Zeitraum, welcher zwischen Blut- bzw.
Blutseruminjektion und dem Eintritt der Erkrankung bei den
Versuchspferden gelegen hat, zwischen 1 und 10 Tagen schwankt.
Am häufigsten, nämlich bei vier Pferden, betrug dieser Zeitraum
fünf Tage.
Versuche, in dem Blutserum von Rotlauf-Rekonvaleszenten
spezifische Körper durch die Komplementablenkungs-Methode
nachzuweisen, verliefen ergebnislos. Ebenso hatten mehrfach aus-
geführte Versuche, mit Rotlaufmaterial (Blut, Organteilen, Inhalt
von Hautpusteln) bei kleineren Versuchstieren, Mäusen, Ratten,
Kaninchen, Meerschweinchen und Hunden eine Infektion zu er-
zielen, ausschließlich negative Ergebnisse.
Auf welche Weise die Übertragung der Rotlaufseuche von
Pferd zu Pferd sich vollzieht, hat noch nicht hinreichend geklärt
werden können. Ein von uns angestellter, allerdings nicht ganz
einwandfreier Versuch spricht dafür, daß Stechfliegen hierbei be-
teiligt sein können.
Auf Seite 216 u. 217 sind einige Temperaturkurven der an Rot-
lauf erkrankten Pferde wiedergegeben. Die außerordentliche Ver-
schiedenheit des Temperaturverlaufes bei Brustseuche einerseits
und Rotlaufseuche anderseits erhellt ohne weiteres, wenn man die
beiden gegenübergestellten Kurvengruppen vergleicht. Ganz be-
sonders fallen bei den Rotlaufkurven die starken Morgen-Remissio-
nen und die Kürze der Fieberperioden auf.
Im Laufe der Untersuchungen bot sich die erwünschte Ge-
legenheit, das Verhalten der Rotlaufseuchein
einem bereits mit Brustseuche vorher durch-
seuchten Pferdebestande zu beobachten.
Seit Anfang Januar waren die in dem sogenannten „Tag- und
Nachtversuch‘“ verwendeten und mit Brustseuche infiziert gewese-
nen Remonten in den Stallungen der Hollmannstraße stehen ge-
blieben, um ihre Quarantäne durchzumachen. Es waren dies
12 Versuchsremonten, von denen 11 durchseucht waren, und 6
Kontrollremonten, die der Brustseucheinfektion noch nicht aus-
gesetzt gewesen waren. Außerdem befanden sich in einer besonde-
ren Stallabteilung 4 bis dahin mit Brustseuche noch nicht erfolg-
— 216 —
|
reich infizierte Fohlen, mit denen in der zweiten Hälfte des Ja- |
nuars die bereits besprochenen Versuche mit Rotlaufseuche an- |
gestellt wurden. Die 3 Fohlen, bei denen die Rotlaufinfektion ge-
lang (,„Adalbert‘“, „Apollo“, „Alexander“) standen in der Stall-
abteilung IV (vgl. die Skizze auf S. 163 Heft 4). In die Stallabtei-
lung I, in der 6 Remonten sich befanden, wurde der Rotlauf ab-
sichtlich dadurch eingebracht, daß eine dieser Remonten („Blume“)
am 30. I. 10 eine intravenöse Injektion von Rotlaufblut erhielt.
Von den Stallabteilungen IV und I aus verbreitete sich dann
die Rotlaufseuche auch auf die Stallungen VI und V, in denen je
Rotlaufseuche. Brustseuche.
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Rotlaufseuche. Brustseuche.
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G Remonten sich befanden. Der Verlauf gestaltete sich so, daß
sämtliche 18 Versuchsremonten, von denen 11 erst etwa drei bis
vier Wochen vorher die Brustseuche durchgemacht hatten, an Rot-
lauf erkrankten. Dieser Verlauf zeigt zugleich, wie allgemein
Pferde für Rotlauf empfänglich sind, sofern sie diese Krankheit
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— 218 —
noch nicht überstanden haben. Er zeigt ferner, daß die Über-
tragung des Rotlaufes von einer Stallung in eine benachbarte sich
unschwer vollzieht, und endlich, daß die Durchseuchung eines
Pferdebestandes mit Rotlauf in verhältnismäßig kurzer Zeit sich
abspielen kann. Denn die Infektion der sämtlichen 18 Remonten
ist in der Zeit vom 29. Januar bis zum 3. Februar, also im Laufe
‚von etwa sechs Tagen, erfolgt.
In Ergänzung des Vorstehenden sei noch mitgeteilt, daß in
einem Falle auch eine Brustseucheerkrankung nach voran-
gegangener Rotlauferkrankung hat beobachtet werden können.
Es handelte sich hier um das bereits erwähnte Fohlen „Aps“,
welches Ende März 1910 typische Rotlaufseuche durchgemacht
hatte und dann am 4. Mai 1911 an ebenso typischer, durch die
Obduktion bestätigter Brustseuche erkrankt ist.
IV.
Therapie.
Es ist hier nur über einige Versuche mit Brustseucheserum zu
berichten, das von der Fabrik Gans-Frankfurt a. M. dem In-
stitut zur Verfügung gestellt war. Es handelte sich um ein Serum,
das von Pferden nach Vorbehandlung mit hochvirulenten, von
Herrn Obermedizinalrat Prof. Dr. Lorenz der Fabrik über-
lassenen und von ihm als Erreger der Krankheit betrachteten
Mikroorganismen gewonnen war. Einer Anregung des König-
lichen Kriegsministeriums entsprechend, wurden mit diesem
Serum 5 zweifellos an Brustseuche erkrankte Remonten behan-
delt und zwar mit subkutanen Injektionen von je 50 cem. Es
waren dies die Pferde „Biber“, „Benno“, „Braut“, „Beresina‘,
„Bredow“. - Bei „Biber“ und „Braut“ konnte das Serum ganz im
Beginn der Erkrankung injiziert werden, während bei den übrigen
drei Pferden die Injektion auf der Höhe der Krankheit stattfand.
Bei diesen allerdings wenig zahlreichen Versuchen haben wir nicht
den Eindruck gewinnen können, daß der Krankheitsverlauf durch
die Injektion nennenswert beeinflußt war. Gerade bei „Biber“
und „Braut“ hat das Serum offenbar ganz versagt. Übrigens kann
nach der Art seiner Herstellung das Serum als ein spezifisches
Brustseucheserum durchaus nicht gelten. Es kann sich höchstens
um die Frage handeln, ob die sekundär einsetzende Infektion
mit Streptokokken durch die Injektionen günstig beeinflußt _
werden kann, in ähnlicher Weise, wie das für das Antistrepto-
kokkenserum beim Scharlach des Menschen in Betracht kommt.
V.
Epidemiologische Beobachtungen.
Nachdem am 1. Juli 1909 von seiten des Kriegsministeriums
angeordnet war, daß die Veterinäre der berittenen Truppenteile des
Garde-, I., III., IV. und V. Armeekorps den Ausbruch und Ver-
— 219 —
lauf der Brustseuche bei ihren Truppenteilen dem Institut mit-
teilen sollten, sind vom 15. Juli an die erbetenen Anzeigen von 44
verschiedenen Truppenteilen eingegangen.
Mitteilungen über den Verlauf der Seuche ergänzten die An-
zeigen, und Anfragen des Instituts wurden bereitwilligst beant-
wortet. Stallstaub und Insekten (Fliegen, Mücken) aus den ver-
seuchten Ställen wurden ebenso wie Organteile bei eingetretenen
Todesfällen dem Institut übersandt.
Wo die Brustseuche einen besonders interessanten Verlauf
nahm, wurden gelegentlich an Ort und Stelle die einschlägigen
Verhältnisse studiert. Die baulichen und hygienischen Verhält-
nisse der Ställe wurden dabei durchweg in tadellosem Zustand ge-
funden. Auch in neuerbauten, allen hygienischen Anforderungen
entsprechenden Stallungen kamen schwere Brustseuchegänge vor.
Von Insekten, die als Krankheitsüberträger in Betracht
kommen könnten, fanden sich fast in allen Stallungen Fliegen;
neben der gemeinen Stubenfliege (Musca domestica) nahezu regel-
mäßig auch die Stechfliege (Stomoxys calcitrans). Der Prozent-
satz der beiden Arten war ein sehr verschiedener. Daß übrigens
die Brustseuche auch ohne die Gegenwart von Stechfliegen in den
Stallungen sich verbreiten kann, halten wir nach unseren und den
von einigen Truppenveterinären uns mitgeteilten Beobachtungen
für sicher. Stechmücken konnten in den infizierten Stallungen
nur ausnahmsweise und in einzelnen Exemplaren gefunden
werden. Dagegen ließen sich Milben in jedem Stalle in erheb-
licher Zahl nachweisen. Es handelte sich hauptsächlich um eine
der gewöhnlichen Vogelmilbe ähnliche Art; daneben kamen aber
auch andere, zum Teil sehr kleine, eben noch sichtbare Arten vor.
Spinnen, Asseln und kleine Skorpione fanden sich fast stets
in den Stallungen. Erwähnt sei auch, daß sehr kleine, mit einer
Springgabel versehene Tierchen mehrfach auf Pferden bemerkt
wurden, offenbar zu den Podurina oder Springschwänzen gehörig.
Sie sind wegen ihres ausgezeichneten Springvermögens nur
schwer zu fangen. Ob sie Blut saugen, muß noch dahingestellt
bleiben. Bisher sind unter diesen Podurinen Tierschmarotzer
nicht bekannt.
Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Vorkommen von
Pferdeläusen (Haematopinus macrocephalus) zugewandt. Sie
wurden in der Tat in einigen Fällen gefunden und mögen sich bei
ihrer keineswegs leichten Nachweisbarkeit hier und da auch der
Feststellung entzogen haben.
Bei den Erhebungen konnte nur ein einziger Fall ermittelt
werden, in dem ein und dasselbe Pferd wiederholt an Brustseuche
erkrankt sein sollte; als ganz einwandfrei konnte auch diese Be-
obachtung indes nicht angesehen werden. Die allgemein ver-
breitete Ansicht der Truppenveterinäre war die, daß das einmalige
=, 220: =
Überstehen der Brustseuche fast sicheren Schutz gegen spätere
Neuerkrankung bietet.
= Bei allen Regimentern war bei Erlöschen des Brustseuche-
ganges noch unverseuchtes Pferdematerial mehr oder weniger reich-
lich vorhanden. Es steht diese Beobachtung im Einklang mit ver-
schiedenen unserer Versuche, in denen sich gezeigt hat, daß noch
nicht durchseuchte Pferde selbst längere Zeit in einem Seuchen-
stall zwischen kranken Pferden stehen können, ohne infiziert zu
werden. Daß es sich in solchen Fällen nicht immer um Mangel an
Empfänglichkeit handelte, zeigt sich dann gelegentlich durch das
Erkranken des betreffenden Tieres bei erneuter Infektions-
gelegenheit.
Über die Art der Einschleppung der Seuche hat sich in der
Regel Sicheres nicht ermitteln lassen. Es würde zu weit führen,
die einschlägigen Beobachtungen hier mitzuteilen. In einigen
Fällen lag der Gedanke nahe, daß entweder gesunde Keimträger
oder aber noch unbekannte Zwischenträger eine Rolle gespielt
haben könnten.
Die Weiterverbreitung der Seuche ist fast stets in derselben
Weise erfolgt. Die Einschleppung führte in der Regel zunächst
nur zu einem, seltener zu einigen Erkrankungsfällen. Darauf folgte
meistens eine Pause von 20, 30 und mehr Tagen. Nach dieser
Zeit trat eine Anzahl von neuen Fällen auf, und im weiteren Ver-
laufe war meistens dann der Gang so, daß eine Regel hinsichtlich
der zwischen den einzelnen Erkrankungen liegenden Zeiträume
nicht mehr zu erkennen war. : Hier und da kam auch eine Kette
von einzelnen voneinander durch einige Wochen getrennten Fällen
vor, ehe der allgemeine Ausbruch der Epidemie erfolgte. Ge-
legentlich wurden als Zwischenglieder zwischen weit auseinander
liegenden Erkrankungen Fälle von Lungenentzündung und sonsti-
gen kürzer und leicht verlaufenden Erkrankungen beobachtet, die
nicht gleich als Brustseuche erkannt und erst nachträglich auf
Grund epidemiologischer Betrachtungen als Vermittler des An-
steekungsstoffes angesehen wurden.
Hinsichtlich der räumlichen Weiterverbreitung der Seuche in
den infizierten Stallungen wurde die alte Erfahrung bestätigt ge-
funden, daß keineswegs besonders häufig zunächst die Nachbarn
eines erkrankten Pferdes ergriffen werden, sondern mehr oder
weniger von ihm entfernt stehende Pferde (im Gegensatz zur Rot-
laufseuche, bei der in dieser Beziehung die Kontagiosität weit
deutlicher in die Erscheinung tritt). Es darf aber nicht unberück-
sichtigt bleiben, daß doch überaus häufig während der Nacht ein
oder einige Pferde sich losreißen und so auch mit entfernteren
Stalleenossen in unmittelbare Berührung kommen können.
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß auch der
Wirksamkeit der in den Seuchengängen angewandten Be-
za DI a
kämpfungsmaßregeln unsere Beachtung zugewandt wurde. Wir
haben dabei im Einklang mit den Ergebnissen neuerer Versuche
den Eindruck gewonnen, daß Desinfektionsmaßregeln sowie die
Anwendung von Wechselstreu an Stelle der Matratzenstreu einen
ersichtlichen Einfluß auf den Gang der Seuche nicht ausübten.
VI.
Schlufsbemerkungen.
Die Untersuchungen, über welche im Vorstehenden berichtet
ist, haben nach einer Richtung nur in sehr beschränktem Umfange
ausgeführt werden können, insofern nämlich, als nur ein brust-
seuchekrankes Pferd in frühem Krankheitsstadium hat getötet
werden können. Es hat sich in diesem Falle wiederum ergeben,
daß trotz der am zweiten Krankheitstage bereits vorhandenen
hochgradigen Lungenerkrankung irgendwelche Mikroorganismen,
namentlich Streptokokken, weder in der Lunge, noch in anderen
Organen haben nachgewiesen werden können. Experimentelle
Übertragungsversuche unter Benutzung des aus frühen Krank-
heitsstadien stammenden Organmaterials, namentlich Lungen-
teilen, konnten ebenfalls in dem geplanten Umfange nicht aus-
geführt werden. Es steht zu hoffen, daß, nachdem nunmehr
größere Mittel für die Forschungen bereitgestellt sind, jene Lücken
werden ausgefüllt werden können.
Die früheren Beobachtungen, nach denen das Inkubstions:
stadium bei der Brustseuche mindestens etwa zwei Wochen be-
trägt, haben bestätigt werden können. Auffallend ist, daß die
Dauer des Inkubationsstadiums in der Regel entweder gegen
20 Tage oder gegen 40 Tage betragen hat, und daß eine gewisse
Regelmäßigkeit insofern in dieser Hinsicht zu bestehen scheint,
als in dem einen Seuchengange die etwa 20tägige, in einem
anderen die etwa 40tägige Inkubationszeit bevorzugt ist. Es wird
weiteren Beobachtungen vorbehalten bleiben müssen, ob und wie
diese Unterschiede sich erklären lassen werden.
Drei größere Versuchsreihen, der „Austauschversuch‘“, der
„Iag- und Nachtversuch‘“ und der „Kontaktversuch Tempelhof“,
haben über die Art der Krankheitsübertragung von Pferd zu Pferd
nach verschiedenen Richtungen Aufschluß gebracht. Es hat sich
gezeigt, daß gesunde, empfängliche Pferde mit Brustseuche infi-
ziert werden können durch nahe Berührung mit kranken Pferden
bei völligem Ausschluß der Mitwirkung eines verseuchten Stalles
und unter Verhältnissen, unter denen auch die Aufnahme von
Futter und Wasser aus verseuchtem Bereiche völlig ausgeschlossen
ist. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um eine solehe Kon-
taktübertragung zustande kommen zu lassen, bleibt allerdings
noch zu klären. Alle Versuche, durch Putzstaub, Hautabsonde-
rungen und die verschiedensten Ausscheidungen kranker Pferde
— 22 —
die Seuche auf empfängliche Tiere zu übertragen, sind nach wie
vor erfolglos verlaufen. : Es drängt sich daher immer von neuem
die Vermutung auf, daß irgendwelche tierische Zwischenträger, in
denen der Infektionskeim zunächst eine Entwicklung durchmachen
muß, bei der Übertragung eine Rolle spielen. Die hier in Betracht
kommenden Möglichkeiten lassen sich auf Grund jener drei größe-
.ren Versuchsreihen allerdings schon jetzt nach verschiedenen
Richtungen einschränken. So dürfte die Beteiligung von Tieren,
wie Ratten und Mäusen, aber auch die von größeren Insekten, wie
Stechfliegen, kaum noch in Betracht zu ziehen sein. Am ehesten
werden noch kleine, auf den Pferden schmarotzende Parasiten in
Betracht kommen, deren Nachweis, wie unsere Untersuchungen
immer von neuem ergeben haben, auch dann keineswegs leicht ist,
wenn sie in gar nicht geringer Zahl vorhanden sind.
Es handelt sich hier um Fragen, die der experimentellen
Forschung zugänglich sind, wenn sie auch begreiflicherweise auf
erhebliche Schwierigkeiten stoßen.
Wo uns die absichtliche Übertragung der Brustseuche ge-
lungen ist, war stets die Möglichkeit vorhanden gewesen, daß das
Versuchspferd nahe Berührung mit einem erkrankten oder kurz
vorher erkrankt gewesenen Pferde gehabt hatte. In keinem Falle
haben wir gesehen, daß durch Menschen oder durch Gebrauchs-
gegenstände die Seuche verschleppt wäre. Auf der anderen Seite
ist die Überzeugung, daß die letztgenannte Art der Übertragung
möglich ist, unter den Tierärzten so weit verbreitet und durch so
zahlreiche Beobachtungen gestützt, daß hier eine unbedingt noch
der Aufklärung harrende Frage vorliegt. Auch über die Mit-
wirkung sogenannter Keimträger lassen sich zur Zeit, wo uns noch
jede Aufklärung über die Natur des Infektionsstoffes fehlt, nur
Vermutungen anstellen.
Die großen Schwierigkeiten, welchen die Stellung der Krank-
heitsdiagnose bei einem einzelnen Krankheitsfalle in frühem
Krankheitsstadium begegnet, haben sich auch in unseren Unter-
suchungen bestätigt gefunden. Zumal ist die klinische Differen-
tialdiagnose zwischen Brustseuche und Rotlaufseuche in den
ersten Krankheitstagen schwer zu stellen. Sie erscheint indessen
leicht, wenn man zu dem Hilfsmittel greift, einige Kubikzentimeter
defibrinierten Blutes des kranken Tieres auf gesunde Pferde des
Bestandes durch subkutane oder intravenöse Injektionen zu über-
tragen. Liegt Brustseuche vor, so wird eine solche Injektion ohne
Wirkung sein, beim Vorhandensein von Rotlaufseuche dagegen
wird, da eine vorangegangene Durchseuchung wohl nur aus-
nahmsweise vorliegt, die beabsichtigte Übertragung Erfolg haben.
In letzterem Falle dürfte zu erwägen sein, ob es sich empfiehlt,
den gesamten Pferdebestand durch Blutinjektionen zu infizieren,
um ihn auf diese Weise mit Rotlauf schnell zu durchseuchen.
— 23 —
Von der Beseitigung der Matratzenstreu und ihrem Ersatz
durch Wechselstreu können wir nach unseren Erfahrungen einen
Erfolg im Kampfe gegen die Brustseuche nicht erwarten. Von
brustseuchekranken Pferden geräumte Stallungen, in denen die
Matratzenstreu telassen wurde, haben sich in unseren Versuchen
bisher nicht geeignet gezeigt, die Krankheit auf neu eingestellte
Pferde zu übertragen. Es scheint auch, als ob von Desinfektions-
maßregeln, soweit sie sich auf die Stallungen beziehen, ein Erfolg
nicht zu erwarten ist. Immerhin wird es auch nach dieser Rich-
tung hin noch weiterer Versuche und Erfahrungen bedürfen.
Der Ultrakondensor von Dr. Felix Jentzsch.
Von C. Troester.
In der Sitzung der physikalischen Abteilung der 82. Versamm-
lung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Königsberg am
22. August 1910 beschrieb Dr. Felix Jentzsch eine Einrichtung
für ultramikroskopische Untersuchungen, die er als Ultrakonden-
sor bezeichnete, und durch die man in einfachster Weise jedes
Mikroskop in ein Ultramikroskop verwandeln kann.
Der Apparat*) besteht aus einer zylindrischen Büchse, die auf
den Mikroskoptisch gestellt wird. Diese Büchse enthält ein ver-
kittetes Glasstück mit zwei angeschliffenen Kugelflächen und einem
nach oben sich öffnenden Hohlraum, der durch eine durchsichtige
Platte bedeckt und dicht verschlossen werden kann. Für gewisse
Untersuchungen ist die Fassung des Deckels an zwei gegenüber-
liegenden Stellen durchbohrt und mit Zuleitungsrohren versehen,
die in den zentralen Hohlraum führen. Beim Gebrauch wird der
Hohlraum des Kondensors mit dem zu untersuchenden Körper,
Flüssigkeit oder Gas (oder auch mit durchsichtigen festen Körpern
in Flüssigkeit von gleichem Brechungsexponenten) gefüllt und auf
den Mikroskoptisch gesetzt. Dann entfernt man den etwa vor-
handenen A bbeschen oder sonstigen Kondensor und leitet mög-
lichst intensives Licht, am besten Sonnen- oder Bogenlicht, mit
dem Planspiegel in die optische Achse des Instruments. Falls
man den Hohlraum nicht mit einem nahezu optisch leeren Me-
dium gefüllt hatte, wird man in der Mitte desselben den Schnitt-
punkt der Lichtstrahlen als einen freischwebenden hellen Punkt
gewahren. Auf diesen stellt man mit einem schwachen Trocken-
system, etwa Leitz Nr. 3, Zeiß A, Apochromat 16 mm, ein und sieht
*) Die genaue Beschreibung findet sich in den „Verhandlungen der
deutschen physikalischen Gesellschaft im Jahre 1910“. Der Kondensor wird
von Ernst Leitz, optische und mechanische Werke in Wetzlar, angefertigt.
= 24 —
nun die in dern eingebrachten Medium enthaltenen körperlichen
Elemente freischwebend sich hell vom dunkelen Grunde abheben.
Handelt es sich um Flüssigkeiten oder Gase, so zeigen die Teilchen
lebhafte Molekularbewegung.
Für die erste Orientierung sind namentlich Versuche mit
Gasen zu empfehlen, denen feinstverteilte Fremdkörper, z. B.
- Salmiaknebel oder Tabaksrauch zugesetzt sind. Man vermag hier
noch Teilchen wahrzunehmen, die bei gewöhnlicher Untersuchung
auch mit Systemen höchster Apertur vollkommen unsichtbar sind.
In gewisser Weise ergänzt dieser neue Ultrakondensor die bis-
her für bakteriologische Zwecke angewandten Dunkelfeldeinrich-
tungen, vor denen er manche Vorteile voraus hat, indem er sehr
leicht zu zentrieren ist, und vor allem dadurch, daß die Wahr-
nehmungen nicht durch die sehr störende Adsorption fester Teil-
chen an den Flächen von Objektträger und Deckglas beeinträchtigt
werden können.
Durch eine kleine Änderung habe ich den neuen Ultrakonden-
sor auch mit starken Systemen verwenden können, am besten ist
es jedoch, nur schwächere Objektive zu gebrauchen, denn es
handelt sich bei diesen Untersuchungen zunächst nicht um die
Erkennung von Größe und Form der Teilchen, sondern vor allem
um den Nachweis ihres Vorhandenseins, und hier genügt ein Blick
auch bei schwacher Vergrößerung, um zu entscheiden, ob ein Me-
dium feste Teilchen enthält oder nicht, und in welcher Menge sie
vorhanden sind. Da es sich meistens um submikroskopische Teil-
chen handelt, so wächst mit steigender Vergrößerung auch nicht
ihre scheinbare Größe, sondern nur ihr gegenseitiger Abstand.
Der Jentzsche Ultrakondensor zeigt in vollkommendster
Weise, daß alle Teilchen, welcheLichtstrahlen ab-
zubeugen vermögen, beigeeigneter Beleuchtung
unter allen Umständen sichtbar werden, ganz
unabhängig von ihrer Größe und der ange-
wandten Vergrößerung, daß also für passend
und genügend stark beleuchtete Teilchen die-
selben Gesetze bezüglich der Sichtbarmachung
gelten wiefürselbstleuchtende (vgl. Mandelstam,
„Zur Abbeschen Theorie der mikroskopischen Bilderzeugung‘“,
Annal. d. Physik, Bd. 35, 1911). Es ist der Kontrast in der Be-
leuchtung, der die Teilchen sich von der Umgebung abheben läßt,
und es ist vorteilhafter, sie möglichst intensiv beleuchtet auf dun-
kelem Grunde darzustellen als umgekehrt sie mehr oder weniger
stark gefärbt in einem hellen Gesichtsfeld aufzusuchen, da im letz-
teren Falle Irradiation und die Blendung des beobachtenden Auges
die Grenzen der Sichtbarkeit viel früher erreichen lassen.
Gegen die Richtigkeit des zuletzt Gesagten scheint die Beob-
achtung zu sprechen, daß man in Präparaten von geeigneter Fär-
bung Bakteriengeißeln noch besser sieht als in einem guten Dunkel-
felde (Arthur Meyer: ‚Notiz über das Aussehen der Bakterien
im Dunkelfeldmikroskop“. Archiv für Protistenkunde, Bd. 24,
Heft 1). Der Widerspruch erklärt sich aber, wenn man erwägt,
daß die gefärbten Geißeln durch Farbstoffe oder durch reduziertes
Metall um ein Vielfaches verdickt sind.
Noch immer begegnen wir in Arbeiten über ultramikrosko-
pische Krankheitserreger der irrigen Auffassung, daß die von
Abbe entwickelten Gesetze über die Grenzen des Auflösungs-
vermögens des Mikroskops sich auch auf die Grenze der
Sichtbarkeit bezögen. Eine solche Grenze gibt es kaum, zum
mindesten müssen wir sagen, daß wir keine Grenze für die Sicht-
barkeit angeben können, und daß sie durch die neuesten
Ultrakondensoren außerordentlich weit hinausgeschoben werden
kann. Es ist daher nicht ganz gerechtfertigt, wenn behauptet
wird, daß gewisse Krankheitserreger sich durch ihre Kleinheit der
Entdeckung entzögen. Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, daß
wir zuviel sehen, und daß wir nicht immer feststellen können,
ob die Teilchen, die wir sichtbar machen, in der Tat die gesuchten
Erreger sind.
Ich habe mir erlaubt, die Aufmerksamkeit der Bakteriologen
auf den Ultrakondensor von Jentzsch zu lenken, da er noch
wenig bekannt und bei seiner einfachen Handhabung sehr geeig-
net ist, die Forschung in mancher Richtung zu erleichtern und aus-
zudehnen. `
Periodische Appetitlosigkeit bei Reit- und Zug-
pierden.
Von Dr. Sustmann, Dresden.
Gesundheit und Appetit stehen in einem nahen Zusammen-
hange, und ein Tier, das aus irgendeinem Grunde einwandfreies
Futter nicht annimmt, wird in der Mehrzahl der Fälle unter einer
Beeinträchtigung des Normalbefindens leiden. So geht auch den
meisten inneren Krankheiten zunächst immer ein Appetitverlust
voraus; dabei ist es ganz gleich, ob der Sitz der Krankheit im
Verdauungstraktus selbst oder an einer anderen Stelle zu suchen
ist. Ist der Patient wieder gesund, so stellt sich auch daran an-
schließend der Appetit wieder ein.
Es gibt aber nun Fälle — ich spreche hier nur von Pferden —,
wo dieser Appetitverlust auf anderer Basis beruht, des öfteren
wiederkehrt und sozusagen an gewisse Zeiten gebunden ist. Am
besten ist dieses daraus zu erkennen, daß mehrere Pferde gleich-
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 5. Heft. 15
— 26 —
zeitig oder nach und nach das ihnen vorgelegte Futter meiden,
ohne aber sonst Merkmale einer Krankheit zu zeigen.
Diese Art der Appetitlosigkeit habe ich des öfteren bei
Truppenpferden beobachten können und daher nach der Ursache
gesucht. Jeder Veterinär sowie jeder Eskadrons- und Batteriechef
kennt diesen Zustand der Freßunlust ganz genau. Manche Pferde
‚sind auch schon als schlechte Fresser von jeher bekannt,
und es fällt daher gar nicht einmal mehr auf, wenn die betreffen-
den Tiere das Futter versagen. Falls solche Pferde nicht zufällig
mit einem chronischen Verdauungsleiden behaftet sind, so tritt
bei diesen Tieren der Appetitmangel zu bestimmten Zeiten immer
nur als Einzelsymptom auf. Ohne sonst krank zu sein, verweigern
diese Tiere häufig ganze Mahlzeiten, mäkeln auch wohl nur im
Futter herum, ohne aber nennenswerte Mengen zu verzehren. Der
Ernährungszustand ist im allgemeinen mittelmäßig und darunter.
Bei der Arbeit dagegen sind diese Tiere in der Regel lebhaft und
zeitweise aufgeregt. Nach Verlauf einer gewissen Zeit, nachdem
schon mit allen hygienischen und therapeutischen Hilfsmitteln
operiert worden ist, bessert sich dieser Zustand, und die Tiere
fressen ihre Ration ohne Rückstand. Der Erfolg wird natürlich
dann immer der Behandlung zugute geschrieben.
Meine Beobachtungen haben mich aber überzeugt, daß ein
Erfolg auch ohne therapeutische Behandlung eintritt, und dem-
nach das Leiden anderswo zu suchen ist.
Um der Ursache näher zu kommen, habe ich mir zunächst
die Zeitpunkte notiert, an denen diese mißlichen Umstände sich
besonders zeigten; ferner habe ich die Tiere selbst näher unter-
sucht und die Dauer des Bestehens des Appetitmangels angemerkt.
Dabei habe ich gefunden, wie dies auch wohl schon von jedem
Veterinär beobachtet worden ist, daß der Übelstand immer zu dem
Zeitpunkte bemerkt werden kann, von dem aus den in Frage kom-
menden Tieren größere Anstrengungen (im Verhältnis zu der
Arbeit vorher) zugemutet werden, z. B. zur Zeit des Überganges
vom Reitbahndienst zur Außenarbeit, zur Exerzierperiode und
zum Felddienst. Vielfach wird auch bei dem Übergang von der
Trensen- zur Kandarenarbeit, der aus ähnlichen Gründen Appe-
titverstimmungen hervorruft, das harte Aufliegen der Kandare auf
dem Zwischenkiefer für den Appetitmangel verantwortlich ge-
macht. Kommt dann noch ein geringfügiger Ladendruck hinzu,
so ist die Ursache zu der Appetitverstimmung gesichert. Das
Pferd wird je nachdem außer Dienst gestellt oder die Kandare
höher oder tiefer gelegt oder umwickelt. Wird das Leiden im An-
sehluß hieran gehoben, so ist der ursächliche Zusammenhang end-
gültig geklärt. Man bedenkt aber dabei nicht, daß Pferde mit oft
größeren Ladendrücken während der Manöverzeit usw. ihr Futter
oft reichlich und ohne Störung aufnehmen.
"o
Meines Erachtens ist der ganze Übelstand anderswo zu suchen.
Vergegenwärtigen wir uns einmal die Futtermengen und Futter-
art, die einem Truppenpferde zusteht, genauer, so finden wir, daß
diese zunächst mit wenigen Ausnahmen und im allgemeinen immer
die gleiche und gleichartige ist. Hat nun ein solches Pferd bei
einer derartigen Futterkonstanz den Winterdienst (in der Regel
nur eine Stunde Reitbahndienst) in der offenen oder
verdeckten Bahn ohne Störung ausgeführt, so hat sich der Tier-
körper an diese Tätigkeit und Futterration auch gewöhnt, und eine
Korrelation zwischen Arbeit und Futterquantität bzw. zwischen
Kraftaufwand und Kraftersatz ist eingetreten. Wird nun
aber die Arbeit plötzlich gesteigert, so muß auch eine Gesamt-
anderung in der Maschine „Pferd‘“ eintreten. Da dieses aber
nicht immer so schnell vor sich gehen kann, so werden bei einigen
Tieren sich erst Störungen in gewissen Nervenzentren heraus-
stellen. Hierbei werden in erster Linie die mit ihren Zentren in
Verbindung stehenden Nervengebiete, in diesem Falle u. a. die des
Verdauungsapparates in Mitleidenschaft gezogen, und es kommt
dort zu einer frühzeitigen Ermüdung der mechanischen und sekre-
torischen Tätigkeit der Verdauungsorgane. Diese Störung muß
natürlich in einer Appetitverstimmung, die man wohl mit
Futtermüdigkeit bezeichnen kann, zum Ausdruck kommen.
Betrifft dies zudem noch nervöse Tiere, so ist diese Beeinträch‘i-
gung des nervösen Einflusses um so erheblicher, denn hier tritt in
den Nervengebieten des Verdauungsschlauches gewissermaßen
eine Lähmung oder Ermüdung ein. Die an und für sich leicht
ermüdende glatte Muskulatur des Darmkanales ist den Anforde-
rungen nicht mehr gewachsen, und die Natur sorgt selbst durch
einen Appetitverlust, daß dieser Zustand nicht verschlimmert wird.
Dasselbe gilt im anderen Sinne auch von den Verdauungsdrüsen.
Was nun die Behandlung dieser Futtermüdigkeit anbe-
trifft, so wird in therapeutischer Hinsicht im all-
gemeinen wenig zu erreichen sein; denn alle Mittel
werden zwar den Darm usw. anfangs zu einer erhöhten Tätigkeit
anregen können, aber um so schneller und intensiver bei weite-
rer Verabreichung die Ermüdung begünstigen und dann über-
haupt keine reaktive Tätigkeit mehr auslösen. Da die Tiere weder
Hungergefühl noch Freßlust besitzen, so werden deshalb auch in
den meisten Fällen selbst alle Leckerbissen verschmäht und diese
daher überflüssig werden. Hier ist der Satz, wenn auch in ande-
rer Bedeutung „Hunger (es müßte eigentlich Ruhe heißen)
ist der beste Koch“ am Platze, und, richtig befolgt, wird
auch der Erfolg nicht ausbleiben. Die tierische Maschine ist plötz-
lich überanstrengt worden und esistRuheneben mäßiger
Bewegungim Freien zu verordnen. Die Bewegung und die
Arbeit sind erst nach und nach zu steigern. Verfährt man daher
19*
= 228 —
während der Übergangsperiode vom Winterdienst zum Außen-
dienst schon von vornherein in dieser Weise, steigert man also die
Tätigkeit des Pferdes allmählich, so werden Zwischenfälle von
zeitweisem Appetitmangel eine Seltenheit werden. Nervöse und
aufgeregte Pferde, namentlich jüngeren Alters, müssen zunächst
einen um den anderen Tag bei mäßig steigender Arbeit geschont
oder während der Übergangsperiode zu den gewöhnlichen Exer-
zierübungen nur teilweise herangezogen werden. Man hat dieses
Verfahren schon bei anderweitig krank gewesenen Pferden, z. B.
lahm gewesenen Tieren, in Form von Schonpferden mit Erfolg in
Anwendung gebracht.
Der beste Gradmesser für futtermüde Pferde sind immer
unter Berücksichtigung des Temperaments die Art und die Er-
heblichkeit der Futteraufnahme und die Ausnutzung der aufge-
nommenen Futterquantität. Schlecht oder ungenügend ausge-
nutztes Futter ist, falls andere Leiden (Zahnleiden, Magen- und
Darmkatarrhe usw.) auszuschließen sind, immer ein Zeichen, daß
wir es hier mit einem noch nicht ausgeglichenen Verhältnisse einer
Anderung des Energieverbrauches zur quantitativen Nahrungs-
aufnahme zu tun haben.
Ein ähnliches Verhältnis tritt auch im umgekehrten Falle ein.
Erhebliche Minderung der Arbeit bei gleichbleibender Nahrung
oder Nahrungsaufnahme, wie wir dieses nach den Herbstübungen
nicht selten finden, ist hier die Ursache. Hier ist der Appetit im
Vergleich zum Kraftverbrauch zu stark. Der Verdauungsappa-
rat ist aber infolge der veränderten Verhältnisse in einem Zu-
stande, in dem er wegen Aufstapelung der Energiestoffe in ande-
ren Organen die großen Futtermengen weder verarbeiten noch
auch unverdaut nach außen schaffen kann (indirekte Lähmung).
Diese sich anstauenden Futtermassen benötigen, um ausgelaugt
und dann als Fäzes abgesetzt zu werden, eine starke Kraftleistung
der Darmmuskulatur usw. Diese letztere an und für sich durch die
Anderung in Kraftaufwand und Kraftersatz beeinträchtigt, ermüdet
schnell, und eine vollständige Darmlähmung mit nachfolgender
Kolik kann sich leicht herausbilden. Diese Art der Koliken sind
bekanntlich deswegen gefürchtet, weil die üblichen Drastika (Aloe,
Arekolin usw.) nichts nützen oder vielmehr nichts nützen können.
Daß dieses zutrifft, beweisen auch die statistischen Jahresberichte
der Armee. Aus diesen Statistiken ist zu erkennen, daß in der
Zeit kurz nach den Manövern oder größeren, längere Zeit andau-
ernden Übungen die meisten Kolikerkrankungen zu verzeichnen
sind, und auch die Mortalitätsziffer dieses Leidens gegenüber den
anderen Monaten erheblich gesteigert ist. Das Sektionsbild läßt
fast regelmäßig eine starke Anfüllung des Dick- und Blinddarmes
mit teilweise ziemlich trockenen Futtermassen erkennen. Die
Darmschleimhaut selbst zeigt in denjenigen Partien der größten
— 229 —
Stauung partielle Drucknekrose neben einer allgemeinen passi-
ven Hyperämie.
Daß dieser Umstand Berücksichtigung verdient, beweist auch
fernerhin die Tatsache, daß bei denjenigen Regimentern, die län-
gere Rückmärsche von dem Manöverfelde bis zu ihrem Stand-
quartiere, z. B. acht Tage und darüber, hinter sich haben, diese
Anschoppungszustände nicht bemerkt werden. Hier sind eben
schon Körper und Arbeit nach und nach durch marschmäßige Be-
wegung bei allmählicher Abnahme der Anstrengung wieder in ein
korrelatives Gleichgewicht gebracht worden. Trotz des Ver-
lustes an Zeit, trotz der Mehrkosten usw. ist daher immer ein län-
verer Rückmarsch einer kurzen Bahnfahrt vorzuziehen. Eine ent-
sprechende Arbeit für die Pferde ist nach den Manövern kaum
ausführbar, einmal wegen Leutemangel, das andere Mal wegen
Fehlen der hierzu nötigen Zeit. Die vielfach empfohlene Präkau-
tionsmaßregel, den Tieren leichtere Abführmittel täglich ins Futter
zu mischen, muß aus oben genannten Gründen erfolglos bleiben
und außerdem auch verworfen werden.
Es ist aus diesen Gründen auch die Ansicht Magnins,*) daß
die Zahl der Koliken mit der Zunahme der
Arbeit der Dienstpferde steigt, falsch; das Gegen-
teil ist die Folge, denn Koliken sind im Gegensatze zu Magnin
während der Herbstübungen im Verhältnis zu anderen Zeitperio-
den sehr gering.
Wird nun zwischen dem periodischen Appetitmangel und dem
Anschoppungszustande, der in der Regel nach größeren Übungen
zu finden ist, ein Vergleich gezogen, so wird man finden, daß man
es hier mit zwei physiologischen Störungen zu tun hat. Auf der
einen Seite ist eine plötzliche Steigerung der Arbeit als Ursache
anzusehen, auf der anderen bildet eine plötzliche Arbeitsminde-
rung den Grund zu einer nicht ungefährlichen Anschoppung im
Verdauungsschlauche. Es soll natürlich hiermit nicht gesagt sein,
daß diese Zustände auf alle Fälle zutreffen müssen, sondern daß
die Möglichkeit vorliegt, daß derartige Störungen entsprechend
der Konstitution des einzelnen Tieres unter den genannten Bedin-
sungen auftreten können und auch beobachtungsgemäß in der
Regel zur Ausbildung kommen.
Fasse ich nach diesem noch einmal alles Vorgebrachte kurz
zusammen, so komme ich zu nachstehenden Schlußfolge-
rungen:
1. Der periodische Appetitmangel der Pferde ist in einer
Störung der Korrelation zwischen dem Kraftaufwand und dem
Kraftersatz zu suchen.
*) Magnin, Über die Ätiologie und Behandlung der Koliken in der
französischen Armee. Revue générale de med. vet. 1909 Nr. 149,
2. Eine Steigerung oder Minderung des Kraftaufwandes —
vermehrte oder verminderte Arbeitsleistung — macht gleichzeitig
eine Steigerung oder Minderung des Kraftersatzes notwendig.
ə. Beide, die Steigerung oder die Minderung des Kraftver-
brauches und des Kraftersatzes, können ohne Schaden für das
Wohlbefinden des Pferdes nicht plötzlich, sondern nur nach und
nach herbeigeführt werden.
4. Eine plötzliche Änderung des normalen Verhältnisses zwi-
schen Kraftaufwand und Kraftersatz zieht in erster Linie eine
physiologische Funktionsstörung im Bereiche des Verdauungs-
apparates nach sich, die sich in einem mehr oder weniger erheb-
lichen und verschiedene Zeit andauernden Appetitverlust einer-
seits (Steigerung der Arbeit) und einer zunehmenden Anstauung
von Futtermassen im Dick- und Blinddarm anderseits (Minderung
der Arbeit) zu erkennen gibt.
5. Diese Funktionsstörung wird am besten dadurch gehoben,
daß man Verhältnisse schafft — Ruhe oder Arbeit —, die dem vor-
hergehenden korrelativen Gleichgewicht des Tieres nahe kommen.
Die Verabreichung von therapeutischen Mitteln ist zwecklos,
wenn nicht gefährlich.
6. Für die unter Ziffer 1 bis 5 gegebenen Folgerungen kom-
men in erster Linie Militärpferde und solche Pferde in Betracht,
die dauernd einer rationellen Fütterung unterliegen, und die nicht
mit Krankheiten, namentlich mit solchen im Bereiche des Ver-
dauungsapparates (Zahnleiden, Magen- und Darmkatarrhe usw.),
behaftet sind.
ai || Mitteilungen aus der Armee ||:
Das Hautjucken beim Pferde, Pruritus cutaneus, und
die absolut sichere Heilung desselben.
Von Stabsveterinär Kröning.
;
8,
Wer jemals in die Lage kam, das Hautjucken, den echten Pru-
ritus, beim Pferde behandeln zu müssen, wird sich erinnern, welcher
Geduldprobe sowohl Pferd als Besitzer als auch der behandelnde
Veterinär unterworfen sind. |
Alle nur erdenklichen Medikamente sind im Laufe der Zeit
durehprobiert, und wenn auch das Leiden oftmals bei Übergang zu
einer anderen neuen Behandlungsmethode oder im Laufe des Winters
scheinbar beseitigt war, plötzlich ist das Übel in alter Weise wieder
da, und die mühevolle, undankbare, längst als aussichtslos aufge-
gebene Behandlung setzt auf Wunsch der Besitzer immer wieder
== 231 —
ein. So erging es auch mir mit meinen drei Dauerpatienten mit
Pruritus.
Zwei Dienstpferde (elf- und zwölfjährig), an deren Wieder-
herstellung wegen ihrer ganz besonderen Güte der Truppe
unendlich viel gelegen war, waren seit Jahren mit Pruritus be-
haftet und fast dauernd in Behandlung. Das Leiden ging im Laufe
des Winters wohl zurück, verschwand jedoeh niemals ganz und
breitete sich dann im Laufe des Sommers wieder in altgewohnter
Weise aus. Zu Anfang des Sommers waren in der Regel nur die
Sattel- und die Geschirrlage von dem Übel ergriffen, das Juck-
gefühl war immer am heftigsten unmittelbar nach dem Reiten, all-
mählich breitete sich das Leiden über den ganzen Rumpf aus, und
das Juckgefühl wurde derartig heftig, daß die Pferde sich nicht
nur scheuerten, benagten, sondern sich selbst heftig bissen.
Infolge des andauernden Scheuerns, Nagens, Beißens gingen an
den betroffenen Stellen die Haare aus, es bildeten sich kahle,
wunde, später mit Borken und Schorfein bedeckte Stellen; jedoch
Knötehen (Dieckerhoff) oder einen nässenden Ausschlag oder gul-
dengroße nässende Quaddeln (Schlesinger, „Berl. Tierärzt.
Wochensehr.“ 1910. S. 355) konnte ich niemals feststellen. Beide
Pferde machten trotz ihres Leidens jeden Dienst mit und zeigten,
obgleich Sattel- und Gesċhirrlage wund waren, niemals Sattel-
oder Geschirrdrücke.
Das dritte Pferd, ein 9jähriges Offizierpferd, scheuerte sich
dauernd an beiden Sitzbeinhöckern, woselbst größere, kahle, wunde
Stellen entstanden. Dieses sonst ausgezeichnete Pferd war durch
dieses Leiden fast entwertet, an Verkauf war nicht zu denken.
Das Allgemeintefinden aller drei Pferde war niemals gestört,
der Ernährungszustand nicht verschieden von anderen Pferden,
welche den gleichen Arbeitsleistungen unterzogen wurden; auch
Verdauungsstörungen sind zu keiner Zeit beobachtet worden.
Da als Krankheitserscheinung einzig und allein das Juck-
gefühl mit den Folgezuständen in der Haut der betroffenen Körper-
gegenden in Frage kam, so kämen noch differentialdiagnostisch
vier Krankheiten in Betracht:
1. Räude,
2. Läuse,
3. Pemphigus acutus,
4. Dermatitis verminosa.
Die makroskopische sowie die eingehendste mikroskopische
Untersuchung der Hautschuppen, Borken, Schorfe und der mittels
Messerschneide abgeschabten Oberhautteilchen ergaben keinen po-
sitiven Befund.. Läuse, Räudemilben, Filarien oder Larven
wurden nicht gefunden. Demnach konnte es sich weder um
Läuse, noch um Räude, noch um Dermatitis verminosa handeln.
Auch Pemphigus acutus scheidet aus, da niemals Blasenbildung
beobachtet wurde, und der Pemphigus in kurzer Zeit in Heilung
ausgeht. Somit bleibt als Diagnose „Pruritus cutaneus“, und zwar
Pruritus cutaneus universalis bei den zwei Dienstpferden mit Aus-
breitung des Leidens über den ganzen Rumpf, und Pruritus cuta-
neus localis bei dem Offizierpferde mit Lokalisierung an beiden
Sitzbeinhöckern.
— 22 —
Die ursächlichen Momente des Pruritus sind bis heute noch
nicht aufgeklärt. Wie der Juckreiz zustande kommt, ist völlig un-
klar; die übliche Beschuldigung der mangelhaften Reinigung der
Haut kann ich nicht anerkennen, weil gerade diese Pferde in der
Truppe auf das sorgfältigste gewartet und gepflegt wurden. Auch
die Ernährung kann keine Rolle spielen, sind doch unter an-
nähernd gleichen Verhältnissen nur drei Pferde innerhalb eines
‚ganzen Regiments betroffen (auch das Offizierpferd steht im fiska-
lischen Stalle).
Was die Behandlung anbelangt, so ist, wie schon erwähnt,
alles nur Denkbare versucht und angewendet worden.
Prophylaktisch wurden die Pferde behandelt — durch Aus-
binden mittels Seitenstäbe, Polstern der Wände, der Trennungs-
bäume und der Standbäume —, innerlich durch Arsenikgaben,
durch Fütterung im Sommer mit reichlich Grünfutter und
Disteln. Weil sich herausgestellt hatte, daß der Juckreiz unmittel-
bar nach dem Reiten am heftigsten war, wurden die Pferde sogleich
nach dem Reiten gewaschen und geputzt, ae lenbar zum größten
Wohlbehagen der Tiere.
Die medikamentöse Behandlung bestand in Waschungen mit
Lysol, Kreolin, Kreosot, Bazillol, Sublimat, Formalin, Therapogen,
Burowscher Mischung, Kochsalzlösung, Pottaschelösung, sodann in
Einpinselungen mit Jod, Chlor, Myrrhentinktur, starker Formalin-
lösung, Spiritus, Pyoctaninspiritus, Salicylspiritus, Lösung von
übermangansaurem Kali, in Aufbringen von Chloroform mit
Olivenöl zu gleichen Teilen, Holzteer, S A gebrann-
tem Alaun in Substanz oder in Salbenform.
Nach dem Erscheinen des Artikels von Schlesinger in der
„Berl. Tierärztl. Wochenschr.“, Jahrgang 1910, S. 355, griff ich
sofort zu den empfohlenen Mitteln, und zwar 1. zu Cocain 2,0 mit
Natr. bor. 5,0 und Lanolin 200,0 als Salbe. Die Salbe versagte bei
meinen Patienten. 2. Nach Reinigen der Hautstellen mit Kreolin-
wasser Abtupfen der Stellen mit Benzin, sodann Aufbringen eines
Streupulvers, bestehend aus Orthoform 3,0 mit Dymal 100,0 in
dichter Lage. Dies letzte Mittel war das probateste aller bisher an-
gewandten. Es trat vorübergehend Abheilung ein, so daß ich
schon glaubte, gewonnen zu haben, aber nach etwa vier bis fünf
Wochen setzte der Juckreiz von neuem ein, so daß ich die
gleiche Behandlung nunmehr häufiger wiederholte; trotzdem trat
das Übel nach der Gewöhnung an die neuen Mittel wieder hervor in
der gleichen Heftigkeit und Ausdehnung.
Gelegentlich der vorjährigen Schießübung (Juli 1911) auf dem
Truppenübungsplatz Alten-Grabow erfuhr ich durch den Kollegen
Gaußelmann von seiner erfolgreichen Kur bei Pruritus; er gab mir
liebenswürdigerweise von seinem Salbenvorrat ab, und ich konnte
im Hochsommer (Juli) zur Zeit des heftigsten Juckgefühls die neue
Salbe ausprobieren.
Der Erfolg war verblüffend, das Juckgefühl verschwand schon
nach der ersten Schmierkur vollständig, doch zur Vorsicht wurde
dreimal Salbe an drei Tagen hintereinander aufgetragen. Das
Leiden ist bei allen drei Pferden vollkommen beseitigt und trotz des
— 233 —
anhaltend heißen Sommers bis heute, also nach 51% Monaten, nicht
wiedergekehrt. Die Haut der erkrankt gewesenen Partieen zeigt
wohl ein stumpfes Deckhaar und vermehrte Schuppenbildung,
sonst aber keinerlei Anzeichen der überstandenen Strapazen.
Die angewandte Salbe besteht aus Naftalan 20,0 mit Unguent.
Paraffini 200,0 unter Zusatz von Oleum Terebinthinae, um die Kon-
sistenz der Salbe weicher zu gestalten. Die Behandlungsmethode
besteht in Reinigung der Haut mittels einer beliebigen Waschung
(ich nehme für gewöhnlich eine schwache Pottasche-Seifenlösung)
und gehörigem Einschmieren aller ergriffenen Stellen; man kann
unbeschadet den ganzen Rumpf auf einmal einreiben oder besser
gesagt einschmieren. Die Ticderhomag der Behandlung geschah
in allen drei Fällen zweimal.
Das Naftalan ist ein seifehaltiges Rohnaphthaprodukt und
kommt als eine schwarzgrüne, brenzlich riechende, dichte, salben-
ähnliche Masse in den Handel zum Preise von 0,90 Mk. für 100 g.
Das Mittel ist erst in neuerer Zeit dem Arzneischatz einverleibt
worden, hat sich aber bereits einen guten Ruf erworben. Naftalan
wird empfohlen bei frischen und eiternden Wunden, bei chroni-
schen und nässenden Ekzemen, bei Pruritus, bei Brand- und Atz-
wunden, bei Insektenstichen und parasitären Hautkrankheiten so-
wie bei Arthriten und Tendovaginiten. — Er ber beschreibt in der
„Zeitschrift für Veterinärkunde“, 1911, S. 271 einen Fall von Pru-
ritus mit Heilung durch Nafalan; letzteres ist ein Konkurrenzpro-
dukt des Naftalan und besteht aus 95 pCt. Naphtha und 5 pCt.
Seife.
Beiderseitige periphere Lähmung des Nervus facialis.
Von Oberstabsveterinär Lewin.
Abends vor dem Ausmarsch ins Lager wurde ich in die
Kaserne gerufen, weil ein Pferd nicht fressen könne. Das Tier
stand, ohne Erscheinungen einer inneren Krankheit zu äußern, in
seinem Stande und war aufmerksam auf seine Umgebung. Bei
der weiteren Untersuchung konnte ich feststellen, daß Ober- und
Unterlippe schlaff herabhingen, daß Speichel abfloß und die
Zungenspitze zum rechten Maulwinkel heraushing. Nadelstiche
auf diese Teile wurden nicht empfunden, Veränderungen an den
Ohren und Augenlidern bestanden nicht. Das Tier zeigte großen
Hunger, in vorgehaltenes Futter (Heu und Hafer) biß es mit den
Schneidezähnen gierig hinein, ohne die Lippen zu bewegen und ließ
es nach einigen Kaubewegungen fallen. Heu, welches ich dem
Pferde zwischen die Backzähne schob, wurde gierig gekaut und
abgeschluckt, wobei der Kopf meist zur Seite geneigt wurde. In
einen vorgehaltenen Eimer Wasser steckte Patient den Kopt tief
hinein und leerte ihn bis auf einen kleinen Rest.
Auf diesen Befund hin stellte ich die Diagnose periphere Fa-
cialislähmung“ und ließ das Pferd mit der Bahn ins Lager be-
fördern, da eine Vorhersage über die Dauer des Leidens unmöglich
war.
— 9 —
Alle Versuche des Tieres, Heu und Hafer zu fressen, miß-
langen, deshalb ließ ich es in den ersten Tagen mit Mehltränken
und Zuckerwasser .ernähren. Nach achttägiger Krankheitsdauer
beobachtete ich, daß das Pferd schon Futter zwischen die Back-
zähne schieben konnte; beim Kauen jedoch geriet ein Teil des
Futters zwischen Backzähne und Backe, wo es durch ungenügende
Bewegung der Backenmuskeln festlag oder ausgespieen wurde. Im
‘weiteren Verlaufe lernte das Tier auch diesen Übelstand beseitigen,
indem es die mit Futter gefüllte Backe gegen den Krippenrand
drückte und auf diese Weise das Futter immer wieder zwischen die
Zähne beförderte. Infolge der hierdurch bedingten geringen
Futteraufnahme ging der Nährzustand erheblich zurück. : Da das
Pferd erst elf Jahre alt war, sehr gute Beine hatte, wurde alles
versucht, es der Truppe zu erhalten. Nach vier Wochen hatte sich
der Zustand so weit gebessert, daß Weichfutter und Heu, wenn
auch langsam, in solcher Menge gefressen werden konnte, daß der
Nährzustand nicht weiter zurückging. Die Lippen hingen jedoch
noch schlaff herab.
In den ersten 14 Tagen erhielt Patient täglich eine Ein-
spritzung von Strychnin, in der dritten und vierten Woche Ein-
spritzungen von Veratrin. Im weiteren Verlauf der Erkrankung
wurde das Pferd täglich nach der von Schlamp angegebenen
Art elektrisiert: Die Beweglichkeit der Lippen sowie die Futter-
aufnahme wurden langsam besser. Nach 31% Monaten war die
Lähmung bis auf ein geringes Herunterhängen der rechten Hälfte
der Unterlippe zurückgegangen. Das Pferd konnte das Manöver
mitmachen und kam gut genährt aus demselben zurück.
Als Ursache dieser hochgradigen Lähmung ist das Abstreifen
der Stallhalfter anzusehen. Das Pferd hatte die üble Eigenschaft,
sich sehr oft von der Halfter zu befreien, und soll diese an dem
Tage bei einem derartigen Versuche auf den Backen festgesessen
haben.
Stomatitis pustulosa contagiosa als Ursache einer
Bindehaut- und Hornhautentzündung.
Von Oberrveterinär Otto, Stolp.
Zwei Offizierpferde erkrankten gleichzeitig an Stomatitis pu-
stulosa contagiosa. Nach etwa 10 Tagen, als die Stomatitis im
Abheilen begriffen war, bemerkte man bei dem einen Pferde ge-
ringe Lichtscheu, leichten Tränenfluß, Schwellung der Bindehäute
und Absonderung eines schleimigen, dicken, gelben Sekretes. Die
Schwellung der Bindehaut nahm am zweiten Tage erheblich zu;
bald darauf zeigte sich eine starke parenchymatöse Entzündung
der Hornhaut. Die untere Hälfte der Hornhaut war stark getrübt
und hatte eine graugelbe Färbung. An den unteren Augenlid-
rändern dieses Pferdes saßen in geringen Abständen kleine rund-
liche, etwas erhabene Geschwüre, im Aussehen dieselben Ge-
schwüre, die sich vor etwa 8 Tagen auf der Maulschleimhaut ge-
— 235 —
zeigt hatten. Somit waren also als Ursache der Hornhaut-
erkrankung diese Geschwüre anzusehen. Das andere ältere Pferd
wies die Veränderung an den Augen nicht auf.
Die Behandlung der Augenerkrankung bestand in kühlenden
Umschlägen, Einträufeln von 30 %iger Borsäurelösung und
0,5 %iger Atropinlösung. Außerdem wurde der Patient in einen
dunkelen Stall gebracht. Die Heilung erfolgte nach 4 Wochen.
Ein ansteckender pustulöser Hautausschlag in der
Aiter- und Schamgegend.
Von Oberveterinär Scholz.
Am 7. Oktober 1911 wurde bei dem Pferde „Nixe“ der 3. Es-
kadron Husaren-Regiments von Schill (1. Schles.) Nr. 4 bemerkt,
daß am After, an der unteren Fläche der Schweifrübe und bei
einigen Pferden auch in der die Scheide umgebenden, fein be-
haarten Haut in unregelmäßiger Verteilung mehrere linsen- bis
bohnengroße, teils runde, teils längliche Erhabenheiten auftraten,
auf welchen die Haare miteinander verklebt waren. Die Haut auf
diesen Knötchen war etwas gerötet und vermehrt warm. Schon am
zweiten, spätestens am dritten Tage bildete sich an diesen Stellen
ein grauschwarzer, höckeriger Schorf, an dessen Rändern eine
bernsteingelbe, klebrige Flüssigkeit hervorsickerte, die man auch
noch nach der innerhalb 3 bis 5 Tagen stattgefundenen Loslösung
des Schorfes auf einer frisch- bis dunkelroten Wundfläche vorfand
und allmählich zur Eintrocknung kam. Nach der Abheilung blieben
weiße, rundliche und längliche Hautflecken zurück, welche in 4
bis 10 Wochen wieder die ursprüngliche Farbe der betreffenden
Körperstelle annahmen. Von Tag zu Tag kamen nun durchschnitt-
lich zwei neue Patienten mit dem gleichen charakteristischen
Krankheitsbilde hinzu. Bei jedem dieser Pferde konnte die Krank-
heit in den verschiedensten Stadien der Entwicklung gleichzeitig
beobachtet werden. Die Ansteckung erfolgte teils sprungweise,
teils wurden die Pferde einzelner Beritte vollständig hiervon er-
griffen. Bei manchen Patienten war die Hauterkrankung auf den
After und dessen Umgebung oder auf die untere Fläche der
Schweifrübe beschränkt geblieben, bei anderen erstreckte sie sich
auf die haarlosen bzw. dünn behaarten Hautstellen unterhalb des
Afters bis zur Schambeinfuge und auch bis auf die Innenfläche
der Hinterschenkel. Bei Stuten war die Scham und deren Um-
gebung meist mitergriffen. Pferd „Polin“ hatte außerdem an der
ganzen oberen Partie des rechten Hinterschenkels derartige Haut-
erkrankungen, Pferd „Olga“ sogar fast auf der ganzen Hautober-
fläche. Ein nachteiliger Einfluß auf den Organismus wurde bei
sämtlichen erkrankten Pferden nicht bemerkt; Temperaturer-
höhung oder Appetitmangel waren nicht vorhanden, doch war das
Haarkleid bei einigen Patienten glanzlos, fühlte sich rauh an und
war trotz der besten Pflege -fast struppig. Einige Pferde blieben
— 236 —
etwas in ihrem Nährzustande zurück und zeigten nicht die sonstige
Frische. Ein Juckgefühl und eine Veränderung der Scheiden-
schleimhaut waren nicht vorhanden, auch fielen keinem Patienten
die Haare der erkrankten Stellen aus. Im ganzen erkrankten 35
Pferde dieser Eskadron, meist Stuten, welche durchweg auch hef-
tiger ergriffen wurden. Die Heilungsdauer betrug im Einzelfalle
1 bis 3 Wochen. Mitte November, also ungefähr 5 Wochen nach
dem ersten Erkrankungsfalle, waren die Hauterkrankungen be-
seitigt.
Bezüglich der Ursache dieser Hauterkrankung wird ange-
nommen, daß bei der Reinigung des Afters und der Scham durch
unreine Tuchlappen eine Infektion stattfand, die sich weiter über-
trug. Auch können Fliegen als Überträger des Infektionsstoffes
in Betracht kommen, da zu dieser Zeit sich deren eine große An-
zahl im Stalle angesammelt hatte. Das zur Verabreichung gelangte
Futter erwies sich frei von Schädlichkeiten und war von vorzüg-
licher Beschaffenheit.
Die Wischlappen und das Putzzeug wurden täglich gewaschen
und in 3 %ige Kreolinlösung getaucht, ebenso wurden die er-
krankten Stellen täglich zweimal mit 3 %iger Kreolinlösung vor-
sichtig gereinigt und mit gepulvertem Alaun und Weizenmehl
(1:20) bepudert.
Untersuchungen über das Vorkommen von Arhythmien
der Herztätigkeit bei unsern Dienstpierden.
Von Stabsveterinär Dr. Dreyer.
Arhythmie der Herztätigkeit, d. h. Störungen in der regel-
mäßigen Aufeinanderfolge der einzelnen Herzkontraktionen, ins-
besondere aussetzender Puls und Herzschlag, finden wir nicht
selten auch bei sonst ganz gesunden Pferden. Über die Häufigkeit
des Vorkommens dieser Anomalie bei unseren Dienstpferden sind
aber meines Wissens bisher keine größeren Untersuchungen an-
gestellt. Zur Klärung dieser Frage untersuchte ich sämtliche
Pferde zweier Schwadronen sorgfältig nach der in „Friedberger
und Fröhner Untersuchungsmethoden“ angegebenen Weise auf
Herzanomalien.
Bei Störungen der Rhythmik wurde noch besonders auf
etwaige Vergrößerung der Herzdämpfung, Stärke des Herz-
schlages, Herztöne und ev. Nebengeräusche, Zahl und Beschaffen-
heit des Pulses geachtet. Die Pferde waren bei der Untersuchung
vollständig ausgeruht; von denjenigen, die Arhythmie der Herz-
tätigkeit zeigten, wurde etwa die Hälfte auch nach der Bewegung
— 1 Stunde Bahnreiten — untersucht.
Nach Krehl, „Pathologische Physiologie‘, unterscheidet man
zwischen echten Arhythmien, d. h. solchen, die durch Störungen der
automatischen Reizerzeugung hervorgerufen werden, und Par-
arhythmien, die auf das Entstehen von Extrasystolen zurückzu-
— 237 0 —
führen sind. Bei letzteren bleibt der normale Herzrhythmus er-
halten, während bei den ersteren der ursprüngliche Herzrhythmus
kaum noch oder gar nicht mehr zu erkennen ist. Bei meinen Unter-
suchungen fand ich nun lediglich Pararhythmien, also aussetzen-
den Puls und Herzschlag, nur in einem Falle war bloße Unregel-
mäßigkeit der Schlagfolge ohne eigentliches Aussetzen festzustellen.
Im übrigen war das Resultat doch überraschend, von 272 Pferden
waren 42 mit diesem Leiden — aussetzendem Puls und Herzschlag
— behaftet, d. s. 15,5%, ein unerwartet hoher Prozentsatz; und
zwar verteilen sich diese 42 ziemlich gleichmäßig auf beide Schwa-
dronen. Bei 5 Pferden erfolgte das Aussetzen des Herzschlages
in regelmäßigen Zwischenräumen (4., 5. oder 6. Herzschlag), bei
den übrigen dagegen mehr oder weniger unregelmäßig. 4 Pferde
zeigten diese Störung nur sehr selten, meist erst beim 12. oder 17.
Herzschlag, zuweilen längere Zeit hindurch überhaupt nicht. Bei
3 Pferden setzte im Gegensatz hierzu der Herzschlag außerordent-
lich oft aus, in der Regel schon der 2. oder 3. Bei den übrigen
fiel die 4., 5., 6., 7., 8. oder 9. Herzkontraktion aus, die 6., 7. und 8.
seltener, meistens die 4. bzw. 5. oder die 9. Dabei bestanden diese
Störungen nicht immer in der gleichen Intensität, sondern es
fanden sich oft erhebliche Schwankungen; es kam nicht selten vor,
daß bei ein und demselben Pferde an einem Tage Puls und Herz-
schlag häufig und unregelmäßig aussetzend, am anderen Tage fast
ganz regelmäßige Herztätigkeit zu finden war. Bei einigen Pferden
verschwand die Störung merkwürdigerweise schon, wenn man
ihnen zwecks genauerer Untersuchung die Schulter nach vorne
ziehen ließ. Hierbei möchte ich eine Beobachtung erwähnen, die
ich vor mehreren Jahren bei einem Pferde machte, das ebenfalls
häufiges unregelmäßiges Aussetzen des Herzschlages zeigte und
oft an Kolik litt. Bei diesem Pferde wurde die Herztätigkeit jedes-
mal nach einer Eserin-Arecolin-Einspritzung vorübergehend —
etwa 2 Stunden lang — vollständig regelmäßig. Ebenso wurden
bei einzelnen Pferden Herz und Puls nach der Bewegung ganz
regelmäßig, eine Erscheinung, die auch zuweilen beim Menschen
beobachtet wird. Bei der größeren Mehrzahl der Fälle übte die
Bewegung einen ungünstigen Einfluß aus, die Unregelmäßigkeit
des Herzschlages nahm zu, auch bei denen, die im ausgeruhten
Zustande nur selten aussetzenden Puls und Herzschlag zeigten. In
einer kleineren Anzahl von den nach der Bewegung untersuchten
Pferden blieb die Arbeit anscheinend ohne besonderen Einfluß.
Die durch das Aussetzen des Herzschlages entstehende Pause
in der Schlagfolge entsprach im allgemeinen der Länge der kom-
pensatorischen Herzpause, bei 3 Pferden war sie länger, in diesen
Fällen war aber dann eine sehr schwache Herzkontraktion fühlbar,
wobei nur der erste Herzton schwach zu hören war, der zweite da-
gegen nicht, auch kam hierbei keine fühlbare Pulswelle zustande.
Die Herztöne waren in allen Fällen rein, Nebengeräusche nicht
wahrnehmbar. Bei den meisten Pferden war der Herzschlag von
normaler Stärke, bei einzelnen auffallend schwach, besonders bei
denjenigen, welche sehr häufiges Aussetzen des Herzschlages zeig-
— 238 —
ten. Bei 7 Pferden war der Herzschlag pochend und die Herz-
dämpfung etwas nach hinten vergrößert. Der Puls setzte den
fehlenden Herzkontraktionen entsprechend ebenfalls aus und zeigte
sonst keine bemerkenswerten Abweichungen.
Was das Alter der mit dieser Anomalie behafteten Pferde be-
trifft, so gibt die beigefügte Tabelle darüber Aufschluß. Es geht
daraus hervor, daß die Zahl der Erkrankungen mit zunehmendem
Alter steigt. Von den 15 bis 18 Jahre alten Pferden waren 36%
mit diesem Leiden behaftet, von den 10 bis 14 Jahre alten 27%,
von den 7- bis 10 jährigen 14% und von den 4- bis 6 jährigen nicht
ganz 6%. Wenden wir uns nun der Frage zu, auf welche Ursachen
diese Anomalie bei den einzelnen Tieren zurückzuführen ist, so
lassen sich darüber nur Mutmaßungen aufstellen, denn die meisten
Fälle sind erst durch die von mir angestellten Untersuchungen er-
mittelt worden und über ihre Entstehung ist nichts bekannt. Beim
Menschen tritt dieses Leiden bei den verschiedensten Krankheiten
auf, besonders bei bestimmten Erkrankungen des Herzmuskels
(Myokarditis, Koronarsklerose u. a.), bei Überanstrengung und
akuter Dehnung der Kammerwände nach starken Muskelanstren-
gungen, auf der Höhe oder noch häufiger in der Rekonvaleszenz
von akuten Infektionskrankheiten, bei nervösen Herzstörungen, in
einzelnen Fällen von Dyspepsien, schließlich bei Vergiftungen
(Urämie, Digitalis, Coffein, Nicotin u. a.). Bei Pferden habe ich
diese Arhythmie häufig im Rekonvaleszensstadium schwerer
Brustseucheerkrankungen beobachtet; sie verschwand meistens
nach 2 bis 4 Wochen, in einem Falle blieb sie über 12 Wochen be-
stehen; ob sie sich schließlich ganz verlor, kann ich nicht an-
geben, da ich den betreffenden Fall nicht weiter verfolgen konnte.
Auch bei leichten Koliken habe ich diese Störung der Herztätigkeit
vereinzelt gesehen, es handelte sich in der. Regel um Kolik infolge
von Anschoppung im Dickdarm. Bei einer jungen Remonte stellte
sie sich im verflossenen Sommer nach Überanstrengung ein; das
betreffende Tier war aus der Hocke ausgebrochen und weggelaufen
und wurde erst mehrere Stunden später schaumbedeckt wieder
eingefangen. Wahrscheinlich spielen bei der Entstehung der mei-
sten Fälle die Anstrengungen des Dienstes eine große Rolle, darauf
weist der Umstand hin, daß dieses Leiden sich besonders bei älte-
ren Pferden findet. Vielleicht sind auch frühere Erkrankungen
an Brustseuche oder Rotlauf nieht ohne Einfluß; von den 42 mit
dieser Unregelmäßigkeit behafteten Pferden haben 6 Brustseuche,
8 Rotlauf und 4 Brustseuche und Rotlauf früher überstanden. In
manchen Fällen mag es sich aber auch um rein nervöse Störungen
handeln.
Im allgemeinen ist die Ansicht verbreitet, daß die Leistungs-
fähigkeit der Pferde nicht darunter leidet. Es sind zahlreiche Fälle
bekannt, in denen solche Tiere jahrelang alle Anstrengungen des
Dienstes ausgehalten haben. Auch bei den meisten der von mir
untersuchten Fälle sind bisher keine Störungen oder Herabsetzung
der Leistungsfähigrkeit bekannt geworden, einige gelten als schlapp
bzw. träge; Atembeschwerden habe ich dabei niemals feststellen
— 239 —
können. Ob das Leiden aber in allen Fällen als unerheblich an-
zusehen ist, darüber kann erst eine längere Beobachtung Aufschluß
geben; ebenso über die Frage, ob das Leiden dauernd bestehen
bleibt oder wieder nach einiger Zeit verschwindet.
Tabelle über das Alter der mit Arhythmie des Herzens behafteten
Pferde.
Zahl der
Lfd. Nr. Alter vorhandenen | Davon krank
Pferde
Jahre
1. 18 4 1
2. 17 4 2
3. 16 2 —
4. 15 12 D
5. 14 7 3
6. 13 10 2
1: 12 21 îi
8. 11 23 2
9. 10 24 4
10. I 21 3
11. 8S 28 6
12. v 31 2
13. 6 27 2
lH. 5 30 2
15. 4 30 1
Nesselfieber als selbständige, ansteckende Krankheit
bei Pierden.
Von Stabsveterinär Böhland.
Bei der 5. Eskadron Dragoner-Reg. Nr. 9 erkrankten im Juli
1911 20 nur den jüngeren Jahrgängen angehörige Pferde unter
folgenden Erscheinungen: Bei den Pferden ließen sich Nesseln und
Quaddeln von verschiedener Größe — erbsengroße Hautanschwel-
lungen bis handgroße Platten — nachweisen, die sich bald über den
ganzen Körper verbreiteten, bald nur an einzelnen Stellen und
dann gewöhnlich an der Schulter und den Hinterbacken ihren Sitz
hatten. Die ergriffenen Hautstellen fühlten sich vermehrt warm
an; Scheuern wurde bei keinem Pferde beobachtet, nur die Beine
waren etwas angelaufen. Die Körpertemperaturen waren hierbei
teils normal, teils stiegen sie bis 39,7° C. an. Die Kopf-
schleimhäute zeigten in allen Fällen eine schmutzigrote Verfärbung,
das Allgemeinbefinden war insofern etwas gestört, als in den ersten
Tagen der Appetit weniger rege war. Bei sämtlichen Patienten
konnte durch Druck auf den Kehlkopf ein etwas matter Husten
ausgelöst werden, auch waren eine geringe Mattigkeit und wenig
Gehlust festzustellen. Die fieberhaft erkrankten waren nach 24
bis 36 Stunden fieberfrei, die Quaddeln am zweiten bis dritten Tage
— 240 —
fast vollständig verschwunden, während der Husten durchschnitt-
lich acht Tage anhielt.
Anfangs wurde dem bei zwei Pferden auftretenden Nesselaus-
schlag keine weitere Beachtung geschenkt, da einzelne Erkrankun-
gen an Nesselfieber hier und da einmal vorkommen. Als aber
dann einige Zeit später innerhalb acht Tagen 20 Pferde erkrankten,
konnte nun kein Zweifel mehr bestehen, daß bei denselben
ein infektiöses Leiden vorlag. Nachforschungen in betreff der Ur-
sachen blieben ohne Erfolg.
Bei dem gutartigen Verlauf der Erkrankungen war eine Be-
handlung mit Arzneimitteln überflüssig, es genügten eine rein
diätetische Verpflegung und 14tägige Schonung.
Beseitigung der Lahmheit an chronischer Schale durch
Unterbindung der äußeren Digitalarterie.
Von Stabsveterinär Biermann.
Bei einem Pferde eines Gutsbesitzers, welches an chronischer
Schale auf dem rechten Vorderfuß litt, blieben alle Behandlungs-
methoden, wie eine 3 monatige absolute Ruhe, Kälte, feuchtwarme
Umschläge, scharfe Einreibungen und Brennen, ohne jeden Er-
folg. Um nicht gleich das sonst so wertvolle junge Tier durch die
Vornahme der Neurektomie der Volarnerven zu entwerten, machte
ich vorher noch einen Versuch mit der Unterbindung der äußeren
Digitalarterie, um auf diese Weise eine Beseitigung der Lahmheit
zu erzielen, nachdem vorher die Diagnose durch eine Kokaininjek-
tion gesichert war.
Diese zuerst von dem Militärveterinär und Leiter der Klinik
an der Kavallerieschule in Saumur, G. Joly, ausgeführte und in
der Zeitschrift für Veterinärkunde im Jahre 1906 beschriebene
Operation führte ich folgendermaßen aus: Nach gründlicher Rei-
nigung und Desinfektion meiner Hände, des Operationsfeldes und
der Instrumente wurde die Haut auf der äußeren Seite des rechten
Vorderfesselgelenks genau in der Höhe des Gefäß- und Nerven-
bündels durchschnitten. Die Vene wurde vorn gelassen, der Nerv
dagegen nach rückwärts verschoben und eine mit einer Öse ver-
sehene Sonde unter die freigelegte Arterie geschoben. Alsdann
wurde ein Seidenfaden durch die Öse gezogen, die Sonde entfernt
und die Arterie mit dem Seidenfaden doppelt unterbunden. Die
Ligatur wurde einige Millimeter von dem Unterbindungsknoten
abgeschnitten und die Hautwunde vernäht. Auf die Hautwunde
streute ich Tannoform und legte einen Watteverband an, der 10
Tage liegen blieb und dann erneuert wurde. Am folgenden Tage
war der operierte Fuß mäßig geschwollen. Diese Anschwellung
verschwand aber innerhalb weniger Tage. Die Heilung der Haut-
wunde erfolgte per primam. 5 Wochen nach der Operation ließ
ich das Pferd zum ersten Male vorführen. Von einer Lahmbheit war
nichts mehr zu sehen, nur machte das Pferd mit der rechten
— 241 —
Vordergliedmaße kürzere Schritte als mit der linken. 14 Tage
später wurde das Pferd wieder geritten. Es gebrauchte die rechte
Vordergliedmaße jetzt vollständig normal.
Ich habe diese Operation zum zweiten Male ausgeführt, das
erste Mal bei einem Offizierpferde, welches ebenfalls an chroni-
scher Schale litt, jedoch mit negativem Erfolge. Der letztere Erfolg
hat mir Veranlassung gegeben, weitere Versuche mit der Unter-
bindung der äußeren Digitalarterie bei Pferden zu machen, die an
chronischen Knochenentzündungen der Zehenglieder leiden.
Askoli und Legnani: Die Folgen der Exstirpation der Hypo-
physe. Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 10, 1912.
Verfasser geben die Ergebnisse ihrer seit drei Jahren vor-
genommenen Untersuchungen bekannt, die sie nach Abtragen der
Hypophyse bei Tieren feststellten. Sie haben bei etwa 70 Hunden
diese Operation entweder auf pharyngealem Wege durch den Keil-
beinkörper oder auf temporoparietalem Wege vorgenommen. In
allen Fällen schließt die Operation eine Lebensgefahr ein, nur in
wenigen Fällen blieb der tödliche Ausgang aus.
An den in dieser Weise operierten Tieren konnten Verfasser
folgende Beobachtungen machen:
i. Das Wachstum der Tiere et eine voll-
ständige Hemmung.
Ein junger Hund hatte noch nach vier Monaten dieselbe Größe
und Statur wie bald nach der Geburt und war nach acht Monaten
in dem Wachstum so erheblich zurückgeblieben, daß er mit dem
Kontrolltier desselben Wurfes nicht mehr gleichrassig erschien.
2. Die Entwieklungsstörung prägt sich auch
im Skelett aus,die Ossifikationder Knochenist
verzögertund die Ernährungder Knochenleidet.
Beim Vergleich der zwei Monate unter den gleichen Verhält-
nissen gehaltenen Hunde waren die Epiphysenfugen des Metatar-
sus und des Fersenbeins bei den operierten Tieren vollständig er-
halten, während sie bei den Kontrolltieren spurlos verschwunden
waren. Die Knochen der operierten Hunde waren auffallend
kleiner und schwächer als jene der Kontrolltiere. Besonders fiel
bei den ersteren die geringe Stärke der substantia compacta und
die Neigung zu Spontanfrakturen der Knochen auf.
Die Größenverhältnisse zwischen Diaphysen und Epiphysen
sind gestört. Erstere sind auffallend schwach und dünn, letztere
unverhältnismäßig breit und überhängend. Dementsprechend sind
die operierten Tiere nicht bloß zwerghaft klein, sondern mehr oder
weniger mißgestaltet, und die schmächtigen Glieder, der lange
dünne Hals geben dem Tiere bei faßförmigem Brustkorb ein
plumpes Aussehen.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 5. Heft. 16
— 242 —
3. Die Hypophysenektomiehataußerdem ge-
wöhnlich eine ausgesprochene Ernährungs-
störung zur Folge.
In der Mehrzahl der Fälle trat eine erhebliche Fettanhäufung
in der Unterhaut ein, die das plumpe Aussehen der Hunde noch
vermehrte. In einzelnen Fällen dagegen zeigte sich von Anfang an
eine fortschreitende Unterernährung.
| 4. Die geschlechtliche Reife wird gehemmt.
Bei beiden Geschlechtern bewahren äußere wie innere Ge-
schlechtsteile kindlichen Typus.
5. In der Milz, Thymusdrüse, Schilddrüse
und den Nebennieren treten tiefgehende Ver-
änderungen auf.
Die Milz wird kleiner, blaß, ist von fibrösem Aussehen und
homogener Schnittfläche.e Die Thymusdrüse ist fettdurchwuchert,
verkleinert und bindegewebig entartet. Auch die Schilddrüse ist
atrophisch und zeigt senile Entartung. Die Nebennieren weisen
häufig diffuse oder herdförmige, makro- wie mikroskopische
Blutungen auf, außerdem eine Strukturveränderung der Rinde.
Die dreizonige Schicht ist zu einer einzigen verschmolzen, deren
Zellen vergrößert und mit grobtropfigen Fett- und Lipoidkügelchen
gestaut erscheinen. Die Schädigung bzw. Ausschaltung der Hypo-
physe hat somit außer den vorerwähnten sinnfälligen Symptomen
ausgebreitete Veränderungen an dem inneren Sekretionsapparat
zur Folge.
Die interessanten Ausführungen werden durch viele instruk-
tive Abbildungen veranschaulicht. Wöhler.
Köhler: Der gegenwärtige Stand der Hormonologie. Deutsche
Militärärztliche Zeitschrift 7. Heft, 41. Jahrgang.
Die Hormone (deuaw = anregen), chemische Stoffe, sind Pro-
dukte der inneren Sekretion und dauernd im Kreislauf des Blutes
vorhanden. Alle haben aufeinander einen gewissen abgestuften
Einfluß, es besteht also im gesunden Organismus ein Gleichgewicht
ihrer Hemmung und Antriebe, dessen dauerndes Aufrechterhalten
zu den subtilsten chemischen Vorgängen des Lebens gehört.
Scheinbar ganz selbständige Lebens- und Organfunktionen, wie
Wachstum, Geschlechtsentwicklung, Menstruation u. a. stehen
unter dem Einfluß dieses normalen „Hormontonus“. Geringe
Störungen dieses Gleichgewichts haben ganze Gruppenstörungen
zur Folge, da die einzelnen Hormone bildenden Organe in gegen-
seitigem Verhältnis der Förderung bzw. Unterstützung oder der
Hemmung (Antagonismus) stehen. So läßt sich eine große Anzahl
zum Teil wesentlichster Störungen und Krankheiten des mensch-
lichen Körpers auf Hormonstörungen zurückführen. Ferner hat
man erkannt, daß fast alle Organe mit innerer Sekretion in Be-
ziehungen zum Kohlehydratstoffwechsel stehen. Die Verminde-
rung eines Hormons hat nun bestimmte Ausfallerscheinungen auf
der einen Seite und ein Überhandnehmen der normaliter von erste-
— 243 —
rem gehemmten Hormone auf der anderen Seite zur Folge. Diese
Kenntnis ist die Grundlage der modernen ÖOrganotherapie, bei der
versucht wird, durch Zufuhr der ausfallenden Hormone den nor-
malen Hormontonus wieder herzustellen.
Auf die einzelnen Hormone hier näher einzugehen, verbietet
leider der Mangel an Raum. Diese Andeutungen sollen nur auf
die hochinteressante Abhandlung hinweisen. Otto.
Horn und Huber: Untersuchungen über die Verbreitung der
Typhusbazillen durch Fliegen. Zeitschrift für Infektionskrank-
heiten der Haustiere, Band 10, Heft 6.
Horn und Huber beschäftigten sich mit Untersuchungen
über die Verbreitung der Typhusbazillen durch Fliegen. Sie unter-
suchten eine große Zahl dieser Insekten, ohne daß es ihnen ge-
lang, in den Fäces derselben echte Paratyphusbazillen nachzu-
weisen. Dagegen fanden sie in einer Anzahl von Fällen Bakterien,
die in der Form den Paratyphusbazillen glichen und bis zu einem
gewissen Grade auch bei der biologischen und serologischen Unter-
suchung, so daß sie bei einer weniger eingehenden Prüfung wohl
mit den echten Paratyphus - B-Bazillen verwechselt werden
könnten.
Diese aus den Fliegen gewonnenen Bakterien finden sich auch
im Darm von Rindern und Pferden. Da nun wiederholt auf EB-
waren, besonders auf Fleischwaren, Bakterien gefunden wurden,
die mit den bac. paratyphi B anscheinend übereinstimmten, ohne
daß die damit behafteten Nahrungsmittel gesundheitsschädlich
wirkten, so ist es leicht möglich, daß es sich in diesen Fällen nicht
um echte Paratyphus-B-Bazillen, sondern um die ihnen in hohem
Maße ähnlichen, aber unschädlichen Bakterien des Pferde- und
Rinderdarms handelte, die durch Fliegen verbreitet wurden.
Tröster.
Bouin: Untersuchungen über das Exterieur der Vorderbeine des
Pferdes. Revue gen. de méd. vet. 1. 2. 12.
Bouin kommt auf Grund seiner Messungen zu folgendem
Ergebnis: -
1. Das Hufhorn hängt von der Rasse ab. Das Vollblut hat
einen engeren Huf als das Halbblut.
2. Die Ungleichheit der Hufe ist sehr häufig beim Vollblut,
häufig bei Vollblut- und Halbblutkreuzung, ziemlich häufig beim
Halbblut.
3. Die Veränderungen des Hufes bestehen hauptsächlich in
Verlängerung und Verschmälerung; Entfernung der Trachten und
Kronenumfang verändern sich wenig.
4. Wesentliche Krankheiten des Hufes und Knochenentzün-
dungen durch Überanstrengung ziehen Diagonalstellung des Beines
und Umbildung des Hornschuhes nach sich.
16°
— 244 —
ð. Das Verhältnis von Länge : Breite wird größer bei Hufen,
welche wesentliche Erkrankungen haben oder gehabt haben.
6. Die Vererbung der Hufform, der Stellung, und die Ver-
erbung der Knochenentzündung durch Anstrengung sind nach-
gewiesen. i Müller.
Hewlett and Hall: The influence of the culture medium on the
germination of Anthrax spores. The Journal of Hygiene,
Vol. 11 Nr. 4. December 1911.
Die Verfasser stellten fest, daß flüssige Kulturmedien. (Bouil-
lon) ganz ungeeignet sind, um die Lebensfähigkeit von Anthrax-
sporen bei Desinfektionsversuchen zu prüfen, während Agar dazu
wohl geeignet ist, selbst dann, wenn mit dem Sporenmaterial nicht
unerhebliche Mengen des Desinfektionsmittels übertragen werden.
Der Grund dieser auffälligen Erscheinung konnte noch nicht er-
mittelt werden. Tröster.
Rievel: Der Wert der Guajaktinkturprobe zur Unterscheidung
roher und erhitzter Milch. Deutsche Tierärztl. Wochenschrift
Heft 11. 1912.
Zur Unterscheidung der rohen von gekochter Milch bedient
man sich der Guajaktinkturprobe. Mischt man 5 cem Milch mit
0,5 ccm Guajaktinktur, so zeigt rohe Milch eine deutliche Blau-
färbung, genügend erhitzte oder abgekochte Milch hingegen nicht.
Die Farbenreaktion beruht darauf, daß die in der Milch enthalte-
nen Oxydasen bzw. Peroxydasen durch Sauerstoffübertragung die
im Guajakharz enthaltene Guajakonsäure blau färben. Die Gua-
jaktinkturprobe ist zuverlässig, wenn die zur Verwendung kom-
mende Guajaktinktur alt ist (mehrere Tage bis Wochen), die frisch
bereitete dagegen zeitigt auf bis jetzt nicht aufgeklärte Weise un-
sichere Resultate.
Die Molkereibesitzer suchen nun die Guajaktinkturprobe zu
diskreditieren, indem sie behaupten, daß trotz genügender Er-
hitzung der Milch öfter bei dieser Probe Blaufärbung eintrete,
welcher Ansicht auch viele Sachverständige sind.
So behauptet Tewes in der Hildesheimer Molkereizeitung
(Nr. 79 v. 7. 1911), daß, wenn der Milch nach dem Erhitzen fremde
Stoffe oder 15 pCt. Wasser zugesetzt würden, dann die Milch trotz
genügender Erhitzung mit Guajaktinktur Blaufärbung zeige. Er
ist der Meinung, daß die Oxydasen nicht präformiert in der Milch
vorhanden, sondern bei dem Lebensprozesse der Bakterien aus-
geschiedene Produkte seien, die dureh Kochen ebenso wie durch
Bakterien zerstört würden. Wenn nun in die gekochte Milch
frische Bazillen hineingelangen, die die Fähigkeit haben, Oxydasen
zu bilden, oder derselben Ozon, Wasserstoffsuperoxyd, Mehlstaub
zugesetzt werden, weleh letzterer leicht in Molkereien, die einen
>.
— 245 —
Schrotgang laufen haben, in die Milch gelangen kann, so soll die
Guajaktinkturprobe wieder positiv ausfallen.
Durch die Versuche von Rievel, Gröger und Kühn ist
nun nachgewiesen, daß Wasserzusatz, Wasserstoffsuperoxyd in
geringer Menge — 1,5 bis 3 ccm einer 3prozentigen Lösung
zu 100 cem Rohmilch unterdrückt die Reaktion —, ferner Bakte-
rien keinen störenden Einfluß auf die Guajaktinkturprobe aus-
üben. Dagegen hat Weigmann bei Nachprüfung der Tewes-
schen Gründe festgestellt, daß Futterstaub und wahrscheinlich
auch Mehlstaub bei 0,1 bis 0,8 pCt. in einer Viertelstunde eine
Blaufärbung erhitzter Milch bei Anwendung der Tinktur hervor-
rufen, bei 0,04 pCt. aber erst nach 70 Minuten, also so spät, daß
sie bei der Prüfung außer acht gelassen werden kann.
Für die polizeiliche Kontrolle auf erhitzte Milch ist diese Tat-
sache ohne Bedeutung, denn ein Gramm unlöslicher Substanz in
einem Liter Milch stellt eine so grobe Verunreinigung dar, daß sie
einmal sofort erkennbar in die Augen fällt, zum andern ist es
auch nicht denkbar, daß die Milch beim Überlaufen über den
Kühler soviel Futterstaub aufnehmen sollte.
Rievel hält daher die Guajaktinkturprobe auch fernerhin
für ein brauchbares und zuverlässiges Reagens zur Unterscheidung
roher und erhitzter Milch und führt alle Fehlresultate auf un-
genügendes Erhitzen der Milch zurück. Wöhler.
Veterinärstatistik der russischen Armee für das Jahr 1909.
Revue mil. vet. 31. 12. 11.
Die Iststärke betrug 187957 Pferde.
In Behandlung kamen 71730. Davon geheilt 65595, ge-
storben 1947, getötet 414, am 31. 12. 09 im Bestand geblieben 1815.
Es wurden behandelt an Infektionskrankheiten 5803, von
denen 3974 geheilt wurden; 736 starben oder wurden getötet. Der
Verlust an Rotz betrug 326 Pferde, an Milzbrand 221 (12 wurden
geheilt).
Bei 12883 Pferden der Reserveregimenter und bei 99 Artil-
lerie-Remonten des Depots Turkestan wurde die Milzbrand-
Präventivimpfung ausgeführt. - Ein Pferd starb infolge der In-
jektion. Das Impfmaterial war bezogen von Professor Land,
Veterinärinstitut zu Kasan.
An Pleuropneumonia contagiosa erkrankten 1457 mit 159 Ver-
lusten. In Petersburg erkrankten allein 512 Pferde.
Wegen Krankheiten des Respirationsapparates wurden behan-
delt 5472 Pferde; davon geheilt 4908, gestorben 348.
An Krankheiten des Verdauungsapparates litten 11 871 Pferde;
davon geheilt 10 912, gestorben 829.
An Kolik erkrankten 7251, davon starben 501.
Krankheiten des Bewegungsapparates hatten 10050; davon
gestorben 19, getötet 5. Müller.
— 246 —
Veterinärstatistik der französischen Armee für Heimat, Algerien
und Tunis für das Jahr 1910. Revue vet. mil. 31. 12. 11.
Die Zahlen in Klammern ()) sind dem Stat. Vet. Sanit. Ber. für
die preußische Armee und das 12., 13. und 19. Armeekorps ent-
nommen.
Iststärke am 31. 12. 10:
Frank- Algerien
reich und Tunis
Pferde. . . 2. . . . . 115 663 11 279
Maultiere. . . 2. 2.2. 1.641 2209
117 304 13 488
Von den 117 304 Tieren in Frankreich*) (111 267) sind 89 656
im Krankenstall behandelt worden. Hierzu kommt noch ein Be-
stand von 3360, im ganzen also 93 016 (58408) Kranke. Davon
sind: z f
fo fo
geheilt. . . . . . 87038 = 93.57 (53 809 = 92,31) der Kranken
gestorben oder getötet 2 602 = 2,21 ( 1697 = 28) ,„ i
ausrangiert . . . . 6768 = 5,75( 383 = 0,65) „ Ri
Am 31.12.10 im Bestand 3376 (1333).
Außerdem sind noch 147 232 Tiere außerhalb des Kranken-
stalles behandelt worden (sog. Indisponibles), die weiterhin un-
berücksichtigt geblieben sind.
Wegen Rotz wurden 31 (0) Tiere getötet.
An Druse erkrankten 14 806, davon 8708 Remonten auf den
Depots. Gestorben oder getötet sind 273, davon 191 Remonten.
Die Krankheit ist heftiger und häufiger aufgetreten als in allen
Vorjahren. : Die Ursache hierfür wird im vielen Regen und der
Feuchtigkeit des Sommers gesucht.
An Starrkrampf sind 76 (61) Tiere erkrankt und davon 43
(48) gestorben bzw. getötet.
Wegen Krankheiten des Verdauungsapparates wurden 11 013
(7343) Tiere behandelt mit 713 (659) Verlusten. Darunter befinden
sich 7578 (6557) Koliker, von denen 541 (575) starben.
Wegen Krankheiten des Atmungsapparates kamen 4233 (1377)
in Behandlung mit 180 (140) Verlusten.
An Krankheiten des Bewegungsapparates wurden 14 759
(18668) Tiere behandelt mit 168 (416) Verlusten. Müller.
Veterinärstatistik der holländischen Armee für das Jahr 1909.
Die Iststärke betrug 5598 Pferde, und zwar: 2651 Pferde der
Kavallerie, 2172 Pferde der Artillerie, 671 Remonten auf den De-
pots, 104 Pferde der Militärschule.
*) Algerien und Tunis sind weiterhin nicht berücksichtigt.
— 247 —
Behandelt wurden 7071 gleich 126,25 pCt. der Iststärke. Ge-
sturben sind 59, getötet 52 Pferde.
Es erkrankten an
Pferde
Influenza . . . . 454 5 starben.
Nasenkatarrh. . . 373 1 gestorben.
Druse . ...n. 91 3 davon starben
Kolik. . . . . . 2883 22 davon starben
Pododermatitis . . 475
Nageltritt . . . . 73 3 davon getötet. `
Fesselverstauchung. 416
Schulterlahmheit. .. 91 2 davon ausrangiert.
Sehnenentzündung.. 410
Rotz ist seit 1894 nicht beobachtet. W. Müller.
Statistischer Bericht über das Veterinärwesen der englischen
Armee für 1908 bis 1909. Revue gen. de méd. vet. 1. 1. 1912.
Iststärke der Heimatsarmee 20 892. Davon sind in Behand-
lung gewesen 96,41 pCt., gestorben oder getötet 2,23 pCt., ausran-
giert 3,94 pCt. Das mittlere Alter der englischen Armeepferde be-
trägt 10 Jahre 1 Monat, in Frankreich 9 Jahre.
Kolik: 19,43 pCt. aller Koliker erkrankten vor dem Tränken,
80,57 pCt. nach dem Tränken. Deshalb ist angeordnet, daß die
Pferde mindestens viermal täglich getränkt werden, statt wie bis-
her dreimal. Die Pferde der Infanterie haben Selbsttränken und
erkranken seltener an Kolik.
In Südafrika hat England 5908 Pferde. Davon sind 106 ge-
storben, 60 getötet, 316 ausrangiert.
Von den 1193 Armeemaultieren daselbst sind 19 gestorben,
16 getötet, 50 ausrangiert.
Gefüttert wird in der Hauptsache indisches Korn, das viel ver-
daulicher ist als Hafer, Luzerne und Haferstroh.
Es gibt in Südafrika fünf Veterinär-Hospitäler. Seit Oktober
1908 darf den Tieren der Schweif nicht mehr beschnitten werden
wegen der vielen Fliegen. Rotz wurde in zwei Fällen beobachtet.
In Ägypten waren 1326 Tiere gleich 160 pCt. der Iststärke in
Behandlung. 14 Pferde starben. 11 wurden getötet. Viele Pferde
haben Sommerwunden, deren Zahl sich verringert, seitdem man
die Wunden unter Verband hält. Müller.
jia:
1:1} Tagesgeschichte ||%
Bes
Veterinär Peglow f.
Nach langer, schwerer Krankheit starb am 5. April im Alter
von 24 Jahren der Königliche Veterinär im 2. Thüringischen Feld-
artillerie-Regiment Nr. 55, Herr Otto Peglow. Wir betrauern
in dem so früh Dahingeschiedenen einen lieben Kollegen. Seine
vornehme Gesinnung sichert ihm ein dauerndes Andenken.
Im Namen der Veterinäroffiziere XI. Armeekorps.
Buß, Korpsstabsveterinär u. 'Korpsveterinär.
Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums der Tierärzt-
lichen Hochschule zu Berlin.
Das Rektorat der Hochschule teilt mit:
Am 20. Juni d. J. kann die Tierärztliche Hochschule auf ein
25jähriges Bestehen als Hochschule zurückblicken. Dieser Tag
soll durch eine würdige, seiner Bedeutung entsprechende Feier
begangen werden, von der sämtlichen Tierärzten und Freunden
der Hochschule schon jetzt Mitteilung gemacht wird.
Die Feier wird bestehen in einem Festakt in der Aula der
Hochschule, einem Festessen und einem Festkommers der Studen-
tenschaft. Das genaue Festprogramm wird in Kürze mitgeteilt
werden.
Anerkennung des Titels Dr. med. vet. in Oldenburg.
Durch Großherzoglichen Erlaß ist den an den Veterinärmedi-
zinischen Fakultäten der Universität Bern und Zürich promovier-
ten Tierärzten, welche vor dem 8. März 1912 im Großherzogtum
Oldenburg ansässig waren, die Führung des Doktortitels gestattet
worden.
Hochschulnachrichten.
Hannover. Geheimrat Dr. Damman hat sich am 1. April
von dem Lehrkörper der Tierärztlichen Hochschule, deren Leitung
32 Jahre in seinen Händen lag, verabschiedet. Auf den Wunsch
des Landwirtschaftsministers bleibt er weiterhin außerordentliches
Mitglied des Landesveterinäramtes in Berlin und Veterinärassessor
beim Medizinalkollegium in Hannover.
Bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst ist Prof. Dr. Dam-
man der Charakter als Geheimer Oberregierungsrat mit dem
— 249 —
Range der Räte zweiter Klasse verliehen worden. Gleichzeitig hat
der König von Sachsen ihm das Komthurkreuz zweiter Klasse des
Albrechts-Ordens verliehen.
Die Professoren Dr. Hermann Mießner und der bisherige
Kreistierarzt Dr. Theodor Oppermann sind zu etatsmäßigen
Professoren an der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover er-
nannt worden.
Dresden. Obermedizinalrat Prof. Dr. Edelmann wurde
zum Geheimen Medizinalrat und Vortragenden Rat im Ministerium
des Innern ernannt.
Militärtierärztliche Vereinigung. In der nächsten Versamm-
lung am 11. M ai, die übrigens die letzte ist, da während des Som-
mers keine Zusammenkünfte stattfinden, wird K.St.V. Bäch-
städt über „Praktische Erfahrungen beim Pferdekauf und Ein-
stellung von Pferden in rationsberechtigte Stellen“ sprechen.
Der Remonteankauf für 1911. Die Ausgabe an Remonten
aus den Depots an die preußischen Truppen im Jahre 1911 be-
trug: 10 302 Remonten. Hiervon entfallen in runden Zahlen auf
die Kavallerie 6600, Feldartillerie 3300, Fußartillerie 100, Ver-
kehrstruppen und Train 300 Pferde. Der Ankauf im Laufe des
Sommers 1911 gestaltete sich folgendermaßen: Auf im ganzen 532
Remontemärkten sind zusammen 23600 Pferde zum Kauf vor-
gestellt und rund 10810 gekauft worden, darunter 80 Stück als
Ersatz für abgegebene Remonten zu Zuchtzwecken. Die meisten
Remonten stellt nach wie vor Ostpreußen. Hier konnten 6407 Re-
monten gekauft werden. |
Gekauft wurden: in Hannover 1194, beiden Mecklenburgs 882,
Posen 848, Schleswig-Holstein 437, Westpreußen 426, Pommern
263, Brandenburg 148, Oldenburg 89, Schlesien 80, Rheinland 33
Remonten. In dem Bereiche der 1. und 2. Ankaufskommission
deckten auch die bayerische wie sächsische Militärverwaltung
ihren Bedarf an Remonten, der sich für Bayern auf 850 und für
Sachsen auf 750 pro Jahr stellt. (Zeitschr. f. Gestütkunde.)
Approbationen. Im Prüfungsjahr 1910/11 wurden in Deutsch-
land approbiert: 1048 Ärzte, 281 Tierärzte, 363 Zahnärzte, 598 Apo-
theker und 88 Nahrungsmittelchemiker. Von den Tierärzten
wurden approbiert in Preußen 133, Bayern 40, Sachsen 25, Würt-
temberg 37, Hessen 46.
Die vorläufigen Ergebnisse der aufserordentlichen Vieh-
zählung vom 1. Dezember 1911 für den preufsischen Staat. Ver-
gleicht man zunächst den bei der neuesten Zählung ermittelten
250 ==
Viehbestand mit dem früherer Jahre, so ergibt sich folgendes. Es
waren vorhanden:
Im Jahre Pferde Rinder Schafe Schweine
1873 (10. Jan.) 2 282 435 8639 514 19 666 794 4 294 926
1883 5 2 417 367 8 737 641 14 752 328 5819 136
1892 (1. Dez.) 2 653 661 8 871 521 10 109 594 1725 601
1897 z 2808 419 10 552 672 ı 858 096 9 390 231
- 1900 3 2 923 627 10 876 972 7 001 518 10 966 921
1902 5 2 927 484 10 405 769 5 917 698 12 749 998
1904 5 2 964 408 11 156 133 5 660 529 12 563 899
1906 s 3 018 443 11 646 908 5 435 053 15 355 959
1907 i 3 046 304 12 011 584 5 408 867 15 095 R54
1908 s 3 062 835 12 089 072 5 260 238 13 422 373
1909 = 3 077 946 11 763 161 4 975 632 14 162 367
1910 „ 3 128 535 11 592 521 4 632 069 16 491 559
1911 3171 369 11 659 217 4 369 376 17 222 677
33
Die Pferdezahl zeigt nach dieser Tabelle eine stetige Zunahme.
Letztere betrug 1902/04 durchschnittlich jährlich 27 012, 1906/07:
23 861, 1907/08: 16 531, 1908/09: 15 111, 1909/10: 50 589, 1910/11:
42 834. Es ist auffallend, daß trotz des ständigen Vordringens des
Automobils gerade in den letzten beiden Jahren eine erhebliche Zu-
nahme der Pferdezahl eingetreten ist, die sogar annähernd dreimal
so groß ist, wie in den letzten Jahren vorher. Die Zunahme kommt
dem platten Lande zugute, da die größeren Städte seit Jahren eine
rückläufige Bewegung ihres Pferdebestandes zeigen. Dabei ist zu
bemerken, daß Berlin, welches in den letzten Jahren stets beträcht-
liche Abnahmen gehabt hat, diesmal genau die gleiche Zahl an
Pferden aufweist wie im Vorjahr.
Die Bewegung der Zahl der Rinder ist durch eine größere Un-
ruhe als bei den Pferden gekennzeichnet. Im allgemeinen ist die
Entwieklung in den weiter zurückliegenden Jahren günstiger wie
in den neueren. Im Jahre 1909 trat in der bis dahin steigenden
Zahl der Rinder eine erhebliche Abnahme ein, der Verlust beträgt
gegen das Vorjahr 325 911, im folgenden Jahre 170 640 Stück. Das
letzte Jahr hat trotz der ungünstigen Verhältnisse wieder einen Zu-
wachs von 76 696 Stück gebracht, der aber nicht annähernd aus-
reicht, den Verlust der beiden vorhergehenden Jahre einzuholen.
Die Schafe zeigen einen ständigen Rückgang; vom Jahre 1873
bis 1911 hat sich die Zahl um 15 297 418 vermindert.
Bei den Schweinen ist außer den Jahren 1907 und 1908 eine
ständige Vermehrung eingetreten, die besonders stark in den
letzten Jahren ist. : Dabei ist bemerkenswert, daß das ungünstige
Jahr 1911 doch noch eine Zunahme von 731118 Schweinen (4,43
pCt.) gebracht hat. (Deutsche Landwirtsch. Presse, 367, Heft 22.)
Ein neues Gärungs-Saccharimeter von Dr. E. Weidenkaff.
Dr. Weidenkaff hat ein neues Saccharimeter konstruiert, das
sich ausgezeichnet bewährt haben soll. Der Apparat besteht aus
einem zweischenkligen Glasgefäß, dessen einer Schenkel birnen-
förmig gestaltet und mittels Glasstopfens verschließbar ist, wäh-
rend der andere eine sich nach oben erweiternde, mit einem Ventil
= Bl —
abschließende, zylindrische Röhre darstellt, auf der eine Prozent-
skala eingeätzt ist, deren einzelne Markierungen !/,, bzw. !/., pCt.
angeben und bis 10 pCt. reichen. Ein vernickelter, mit Blei aus-
gegossener Metallfuß trägt den Glasapparat. Dem Instrument sind
beigegeben eine Metallklammer zum Festhalten des Stopfens, eine
geeichte Pipette zum Abmessen des Harnes usw., eine Flasche mit
dem erforderlichen Quecksilber, eine Dose Hahnfett und 20 Ana-
lysengläschen. Eine beigegebene ausführliche Gebrauchsanwei-
sung erläutert die Anwendung des Saccharimeters. Derselbe ist
zu beziehen durch alle Instrumentenfirmen sowie direkt von Dr.
E. Weidenkaff, München, Klugstraße 39.
Filmaronöl als Bandwurmmittel.e. Nach Prof. A. Jaquet
in Basel ist Filmaronöl (1 Teil Filmaron in 9 Teilen Rizinusöl) ein
vorzügliches Anthelminticum. Seine Wirkung ist zehnmal so stark
als bester Filixextrakt, sie ist konstant, während die Extrakte in
der Wirkung sehr variieren. Prof. Jaquet bedauert, daß Filmaronöl
nicht offizinell ist. Filmaron ist der wirksame Bestandteil des Farn-
extraktes und stellt ein bräunliches Pulver dar, das unlöslich in
Wasser, schwer löslich in Alkohol und löslich in fetten Ölen ist.
In der Veterinärmedizin ist dasselbe bisher nur wenig zur Anwen-
dung gekommen, aber bei Hunden je nach Größe in Dosis 0,2 bis
1,0 g mit einer entsprechenden Menge Rizinusöl versucht worden.
In der Kaiserlichen Biologischen Anstalt werden von dem
Vorsteher des Bakteriologischen Laboratoriums, Regierungsrat
Dr. Maaßen, in diesem Jahre wiederum zur Ausbildung von
Sachverständigen für Bienenkrankheiten zweiwöchige, gebühren-
freie bakteriologische Lehrkurse über die Infektionskrank-
heiten der Bienen abgehalten, an denen Naturwissenschaft-
ler, Humanmediziner, Veterinärmediziner, Nahrungsmittelchemi-
ker, Lehrer usw. teilnehmen können, die in der Bienenwirtschaft
erfahren sind.
Der erste Kursus findet vom 29. April bis 11. Mai statt. Nach
Bedarf werden weitere Lehrkurse eingerichtet. Vorgesehen sind
zunächst Kurse vom 13. bis 25. Mai, 3. bis 15. Juni, 24. Juni bis
6. Juli, 5. bis 17. August, 26. August bis 7. September und 16. bis
28. September. l |
Jeder Teilnehmer hat sich sein Mikroskop selbst zu stellen.
Die Firmen E. Leitzund KarlZeißin Berlin haben sich bereit
erklärt, für die Kurse geeignete Mikroskope gegen eine Leihgebühr
von 5 Mk. abzugeben. Alle anderen Instrumente usw. werden von
der Biologischen Anstalt unentgeltlich geliefert.
Wegen der beschränkten Zahl der Arbeitsplätze können zu
jedem Kursus nicht mehr als 10 Teilnehmer einberufen werden.
Die Anmeldungen sind möglichst frühzeitig an den Direktor der
Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in
Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 19, zu richten.
Behandlung des Petechialfiebers mit Atoxyl. Ein russischer
Tierarzt hat mit dieser Behandlung gute Erfolge erzielt. Nach der
Atoxylanwendung schreitet die Krankheit nicht mehr vorwärts.
— 252 —
Es tritt weder Hautgangrän noch Darmaffektion ein. Das Fieber
schwindet schnell, worauf Appetit und Allgemeinbefinden sieh
bessern. (Österreichische Wochenschrift für Tierheilkunde, Nr. 9
1912.)
Deutschlands Ein- und Ausfuhr an Pferden im Jahre 1911.
Auf Grund der monatlichen Nachweisungen über den auswärtigen
Handel Deutschlands ergibt sich folgende Gestaltung der Ein- und
` Ausfuhr an Pferden im Jahre 1911. Es wurden eingeführt:
geren
1911 1910
Arbeitspferde, leichte, Stuten. . 14 254 — 443
Arbeitspferde, leichte, Hengste, Wallache 38 478 — 1285
Arbeitspferde, schwere, Stuten . . 23 933 + W
Arbeitspferde, schwere, ARE Wallache 36 031 + 855
Zuchthengste, leichte . . 117 + 16
Zuchthengste, schwere . . Tee 228 + 4
Kutsch-, Reit-, Rennpferde usw. o. 6 120 — 546
Schlachtpferde . ; PEE AE — —
Pferde unter 1,40 m Stocknaß . . . . 18 229 — 3980
Absatzfohlen . . 2 2 2 2 2 20. 4 861 — 1114
Saugfohlen . . 2. 2 2 on nn nen 404 + 4
142 645 — 6449
Der Wert der Einfuhr an Pferden nach der vorläufigen
Schätzung betrug 107 315 000 Mk. Die Einfuhr, die in den beiden
Vorjahren bedeutend zugenommen hatte, ist im Jahre 1911 wieder
zurückgegangen. Dieser Rückgang von 6449 Stück erstreckt sich
auf leichte Arbeitspferde, Luxuspferde, Pferde unter 1,40 m Stock-
maß und Absatzfohlen, während die Einfuhr an schweren Arbeits-
pferden (hauptsächlich aus Dänemark — 2010 Stück) und Zucht-
hengsten noch etwas gestiegen ist. Abgenommen hat die Einfuhr
aus Belgien (um 2933), den Niederlanden (um 563), Österreich-
Ungarn (um 2625), Rußland (um 3965); dagegen hat sie zugenom-
men aus Dänemark (um 2248), Frankreich (um 525), Großbritan-
nien (um 119), Schweden (um 437). Es wurden ausgeführt:
gegen
1911 1910
Arbeitspferde, leichte, Stuten. . ; 171 — 8
Arbeitspferde, leie hte, Hengste, W allache . 176 — 58
Arbeitspferde, schwere, Stuten . . 193 — 1%
Arbeitspferde, schwere. Hengste, W allache . 246 —
Zuchthengste, leichte . 2. 2 2 2 2 00.. 62 —- 31
Zue hthengste, schwere . . . ge Aa R Dt -H 23
Kutsch-, Reit-, Rennpferde usw. . . .. 1012 + 142
Sehlac htpferde . pad Er D715 + 802
Pferde unter 1,40 m Stoekmaß . 2 2. 105 + 9
Absatzfohħlen a aan 185 — 9
Saugfohlen . . . 20a a e nn ] — 27
7940 + 824
Der Wert der ausgeführten Pferde nach der vorläufigen
Schätzung betrug 2 695 000 Mk. Die Ausfuhr hat um 10,4 pCt. in
der Stückzahl zugenommen, während der Wert nur um etwa 6 pCt.
—, 253 —
gestiegen ist, was in der Hauptsache darauf zurückzuführen ist,
daß an der Mehrausfuhr von 824 Stück die Schlachtpferde allein
sehon mit 802 Stück beteiligt sind. Der Wert der Einfuhr mit
107 315 000 Mk. ist um 2103000 Mk. geringer als der endgültig
festgesetzte Wert der Einfuhr des Jahres 1910. Der Wert der Aus-
fuhr steht mit 2 695 000 Mk. um 160 000 Mk. höher als im Vorjahr.
Der Einfuhrüberschuß beziffert sich danach für 1911 nach der vor-
läufigen Wertberechnung auf 104 620 000 Mk. (Zeitschr. f. Pferde-
kunde und Pferdezucht.)
Ein neues Laryngoskop. Nachdem das im Jahre 1888 kon-
struierte Schindelka - Polanskysche Laryngoskop wegen der
Stärke seines Führungsrohres und des dadurch bedingten schwie-
rigen Einführens in den Nasenraum keinen Anklang gefunden
hat, ist von der Firma Josef Leiter, Wien IX, Mariannen-
straße, nach den Angaben von Dr. Faramitti neuerdings ein
Instrument konstruiert worden, das sich bei den Versuchen glän-
zend bewährt haben soll. Das neue Laryngoskop wird von der
Firma in einem handlichen Holzetui (64x9X5) geliefert, welches
das Laryngoskop selbst, ein Führungsrohr, ein Leitungskabel und
zwei Reservelampen enthält. Es wird mit zweierlei Optik ge-
liefert, mit einer, die nur für Untersuchungen allein oder mit einer
Optik, die auch für photographische Zwecke bestimmt ist.
Das neue Instrument besitzt kalte Metallfadenlampen mit
großer Leuchtkraft. Als Batterien kommen dreizellige Tracken-
elemente zur Verwendung, die so kompendiös sind, daß sie
(11,5x10X4) eventuell in die Tasche gesteckt werden können. Das
Instrument liefert ein deutliches aufrechtes Bild. Seine Anwen-
dung ist einfach, schnell sowie gefahrlos, und die Tiere lassen sich
die Einführung des Instrumentes meist ohne alle Zwangsmaß-
regeln gefallen.
Es lassen sich mit demselben alle Veränderungen im Rachen-
raum, speziell auch die so häufige Hemiplegia laryngis deutlich er-
kennen. Das Instrument kann auch nach entsprechenden Abän-
derungen als Cystoskop zur Besichtigung des Blaseninneren bei
Stuten benutzt werden.
Bei Verwendung einer von der Firma Leiter eigens hierzu
konstruierten photographischen Kamera, welche an dem Instru-
ment aufgeschraubt wird, ist man imstande, Aufnahmen von der
Rachenhöhle und dem Blaseninneren zu machen. (Zeitschrift für
Tiermedizin XVI. Band, Heft 2.)
Hydrargyrum oxycyanatum, ein gutes Desinfektionsmittel.
Zur Desinfektion an Stelle von Sublimat nimmt man neuerdings
vielfach eine Lösung von 1 Teil Hydrargyrum oxycyanatum auf
1000 Teile Wasser. Die desinfizierende Wirkung kommt der des
Sublimat gleich, jedoch werden Hände und Instrumente nicht an-
gegriffen. Die Firma Guthmann in Dresden-Neustadt fertigt
auch eine Oxyeyanidseife, enthaltend 1% Hydrarg. oxy-
cyanat, 86 bis 87 % neutrale Kali-Natronseife, 4% überschüssige
Fettsäure und 8 bis 9% Wasser.
Johnes Trichinenschauer, Leitfaden für den Unterricht in der
Triehinenschau und für die mit der Kontrolle und Nachprüfung
der Trichinenschauer beauftragten Veterinärbeamten, neubear-
beitet von Dr. Richard Edelmann, Obermedizinalrat, Königl.
Landestierarzt, ordentl. Honorarprofessor an der Königl. Tier-
ärztl. Hochschule zu Dresden. 11. Auflage. Verlag von Paul
Parey, Berlin. Preis 3,75 Mk.
Verfasser hat den altbewährten Leitfaden, den „Trichinenschauer von
Professor Johne", welcher in 20 Jahren zehn Auflagen erlebt und damit seine
jrauchbarkeit und Zweckmäßigkeit vollauf bewiesen hat, unter Beibehaltung
der Einteilung und Einrichtung des Buches neu bearbeitet. In dem Werke
sind die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung und praktischen
Erfahrung auf dem Gebiete der Triehinen- und Finnenschau berücksichtigt.
Unter Ausmerzung aller überholten Tatsachen und Beseitigung von sonstigem
nicht unbedingt notwendigem Inhalt sowie einzelner entbehrlicher Abbildungen
ist das Buch auf seinen ursprünglichen Umfang zurückgeführt, ein Umstand,
der den Wert des Buches wesentlich erhöht. Das Werk ist in den beteiligten
Kreisen einer guten Aufnahme sicher. Wöhler.
Handbuch der Serumtherapie und Serumdiagnostik in der Ve-
terinärmedizin. Unter Mitwirkung zahlreicher Autoren her-
ausgegeben von Prof. Dr. M. Klimmer und Dr. A. Wolff-
Eisner. Verlag Dr. Werner Klinkhardt, Leipzig. Preis geh.
18 Mk. geb. 20 Mk.
Das 495 Seiten umfassende Werk stellt infolge der Zusammenarbeit der
beiden Herausgeber gleichzeitig den zweiten Band des günstig beurteilten
Handbuches der Serumtherapie in der Humanmedizin, herausgegeben von
Dr. Wolft-Eisner, und die s. Zt. angekündigte Fortsetzung der Klimmerschen
Veterinärhygiene dar. Da in der Veterinärmedizin ein dringendes Bedürfnis
nach einem derartigen für die Praxis wirklich brauchbaren Nachschlagewerk
vorlag, so werden die praktischen Tierärzte das Erscheinen dieses Handbuches
besonders freudig begrüßen. Ist doch der Praktiker durch dieses Werk in die
Lage versetzt, sich über alle Fragen und die Fortschritte der biologischen
Diagnostik und Therapie schnell und objektiv zu informieren. Dafür
bieten die Namen der 17 Mitarbeiter — Human- und Veterinärmediziner —
volle Gewähr. Die am Schlusse eines jeden Abschnittes befindliche Zu-
sammenstellunge der vorhandenen Literatur wird besonders dem auf dem
Immunitätsgebiet wissenschaftlich arbeitenden Mediziner willkommen sein.
Otto.
Riedels Berichte — Riedels Mentor 1912.
Riedels Berichte bringen wie im Vorjahre im ersten Teil wiederum aus-
gewählte Arbeiten aus den wissenschaftlichen Laboratorien der chemischen
Fabrik der Firma J. D. Riedel A. G.. Berlin, von denen besonders hervor-
gehoben zu werden verdienen: „Zur Kenntnis des Eigelblezithins“, „Unter-
suchung vegetabilischer Drogen mit Berücksichtigung des D. A. B. 5. Ausgabe“
und „Einige Bemerkungen zum neuen deutschen Arzneibuch“. Der zweite
Teil der Berichte nimmt den breitesten Raum ein und gibt eine Übersicht
250, =
über die wichtigsten pharmako-therapeutischen Arbeiten des Jahres 1911.
Im dritten Teil, dem eigentlichen Mentor, werden die Zusammensetzung,
Eigenschaften und Anwendung neuerer Arzneimittel, Spezialitäten und tech-
nischer Produkte kurz und prägnant besprochen, im vierten Abschnitt die
Riedelschen Sonderpräparate. Die 217 Seiten umfassenden Berichte geben
erschöpfende Auskunft über die neuesten Arzneimittel und Spezialitäten und
sind vor allem vorzüglich geeignet, den vielbeschäftigten Praktiker schnell
und gut über diese zu orientieren. Auf Wunsch werden die Berichte den
Interessenten kostenlos zugeschickt. Wöhler.
Lehrbuch der Protozoenkunde. Eine Darstellung der Naturge-
schichte der Protozoen mit besonderer Berücksichtigung der
parasitischen und pathogenen Formen von Dr. F. Doflein,
a. 0. Professer der Geologie an der Universität München. Dritte
stark vermehrte Auflage. Mit 951 Abbildungen im Text. Ver-
lag von Gustav Fischer, Jena 1911. Preis 26,50 Mk., geb. 29 Mk.
Das ausgezeichnete inhaltsreiche Werk Dofleins liegt nunmehr in der
dritten Auflage vor. Es läßt eine vieljährige, mühevolle Arbeit erkennen und
umfaßt das Gesamtgebiet der Protozoenkunde Auf diesem Spezialgebiete
gilt es zurzeit wohl mit Recht als das vollständigste Werk. In der neuen
Auflage ist in dem allgemcinen Teile freudig zu begrüßen, daß die jüngsten
Arbeiten des bekannten Protozcologen Hartmann und seiner Schüler berück-
sichtiet worden sind. Der zweite Teil handelt von der speziellen Natur-
geschichte der Protozoen. Besonderes Interesse verdienen hier die neueren
Forschungsergebnisse über den Parasitismus und die pathogene Bedeutung
der Spirochäten, der verschiedenen Trypanosomen, des Kala-Azar, der Babesien
und mancher Amöben. Wir finden so z. B. in dem Anhang über die Babesien
eine genaue Beschreibung des Entwicklungsganges des Erregers des Ostküsten-
tiebers (Theileria parva) nebst vorzüglichen Abbildungen, die zum Teil nach
Präparaten von Dr. Theiler angefertigt, zum Teil der Arbeit Gonders ent-
nommen sind. Obgleich das schöne Werk wohl in erster Linie für Geologen
wcschrieben ist, wird es aber auch für Tierärzte, besonders für die Kolonial-
tierärzte, die sich mit der Naturgeschichte des Protozoen befassen, ein un-
entbehrlicher Ratgeber sein. Dr. Reinecke.
=] Personalnachrichten
Preufsen. Beförderungen. Zum St.V.: Meyrowitz, O.V.
beim K.R. 7; zu O.V.: die V. Hancke beim K.R. 3, Meyer beim
Fa. 39; zu V.: die U.V. Glamser beim H.R. 7, Eckardt bei der
M.V.A., dieser unter Vers. zum 1. L.H.R., Drofs bei der M.V.A,,
unter Vers. zum D.R. 14. — Versetzt. Die St.V.: Vomberg beim
D.R. 14, zum D.R. 9, Proelfs beim Fa. 56, zum K.R. 2; die O.V.:
Eschrich beim D.R. 9, zum D.R. 8, Dr. Eckert beim U.R. 1, zum
Fußa. 15, Balzer beim 1. L.H.R,, zum Fa. 56; Dr. v. Böhm, V.
beim D.R. 8, zum U.R. 1. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pens.
bew.: Grötz, St.V. beim H.R. 7, m. d. Erl. zum Tragen s. bish.
Uniform, Iwitzki, O.V. beim Fa. 15, Hoppe, O.V. in der Schutz-
truppe für Südwestafrika. — Beurlaubtenstand. Zum Q.V.
— 256 —
wird befördert: der V. Dr. Maafs der Res. (I Hessen); zu V. werden
befördert: die U.V. der Res. Franzen (Aachen), Weis (Karlsruhe),
Dr. Fürstenau (Münster), Burkhard (Offenburg), Traut (Rastatt),
Weinberg (Swinemünde). Angestellt werden: Memmen, St.V. der
Landw. a. D. (Ruppin), zuletzt der Landw. 1. Aufg. (Ruppin), als
St.V. mit seinem Patent vom 16. 6. 1911 bei der Landw. 1. Aufg.;
Michalski, char. St.V. a. D. (Magdeburg), zuletzt O.V. beim K.R. 3,
als St.V. mit einem Patent vom 4. 6. 1902 bei der Landw. 1. Aufg.:
Mann, O.V. a. D. (Weißenfels), zuletzt beim D.R. 20, als O.V. mit
einem Patent vom 20.9. 1900 bei der Landw. 1. Aufg. Der Ab-
schied wird bew.: dem St.V. Just der Landw. 2. Aufg. (Siegburg);
den O.V. Reimer der Landw. 1. Aufg. (I Altona), Baumeier desgl.
(Halle a. S.), Friedrich der Landw. 2. Aufg. (Hersfeld).
Bayern. K.St.V. Prechtel, K.V. des II. A.K., m. d. gesetzl.
Pension u. d. Erl. zum Forttragen der bisherigen Uniform zur
Disp. gestellt. Ernannt zum K.V. des II. A.K. den O.St.V. Fort-
huber, Regts.V. des 3. Fa, zum Regts.V. im 3. Fa. den St.V.
Dr. Maier, Assist. der Milit. Lehrschmiede; zum Abteil.V. der
Besp.A. des Telegr.Batls. den St.V. Reiseneder des 1. Train-Batls.
— Versetzt: Die O.V. Lindner vom Rem.Dep. Fürstenfeldbruck
zum 1. Train-B, Klingler vom 8. Fa. zum 2. Train-B. mit
dem Standorte Germersheim, Magerl vom 5. Chev.R. zum Rem.Dep.
Fürstenfeldbruck, Dietsch vom 2. Chev.R. zum Rem.Dep. Schwaig-
anger und Dörfler vom 2. Train-B. als Assist. zur Milit. Lehr-
schmiede.
Sachsen. Schindler, O.V. beim 6. Fa. 68, zum 1. Fa. 12,
Standort Königsbrück, versetzt.
Württemberg. Der Abschied bew.: Borger (Stuttgart), St.V.
der Landw. 1. Aufg., Metzger (Calw), Hägele (Heilbronn), St.V.
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die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig-
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg-
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zität des Ganges, vergrößert die Leistungs-
SA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
= die Prellung.“
une Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage
$a bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u.Zwang-
huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen
und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein-
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Die Entstehung von Nageltrittverletzungen
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Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver-
hindert.
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigr ößter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
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Redigiert von Korpsstabsveterinär
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Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71
Inhaltsangabe, Seite
Studien über die ie des Pierdes. Von Oberveterinär
Borcherdt . . . oaie aa a a AoT
Mitteilungen aus der Arnee k rå . 273—289
Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandiang: Von Stabs-
veterinär Rips. — Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit einer
hochgradigen Brustseucheerkrankung. Von Oberveterinär Kegler.
— Nabelbruchoperationen. Von Oberveterinär Trams. — Zur Be-
handlung des Schweißekzems (Hitzpocken) des. Pferdes. Von Korps-
stabsveterinär Bächstädt. — Perforation der Scheide und des Mast-
darms einer Stute bei der Geburt. Von Oberveterinär Jerke. —
Erfahrungen mit Biebricher Scharlachrot-Salbee Von Stabsveterinär
Löb. — Ein Fall von Kieferbruch. Von Stabsveterinär Bauer. —
Erfahrungen bei Anwendung von Wasser der Ludwigsburger Heil-
quelle bei Hoheneck (Hohenecker Wasser). Von Oberveterinär
Dr. Jahn. — Starrkrampf beim Hund. Von Oberveterinär Eschrich.
Referate . . . . 289—292
Schlampp: Über Adrenalin-Therapie bei: Morbus macılasus des
Pferdes. Münchener Tierärztl. Wochenschr. 1911. — Smirnoff: Die
Anwendung - des Salvarsans bei Febris recurreos. Aus der Febris
recurreos- Abteilung des Städtischen Basmannschen Hospitals in
Moskau. Deutsche Medizinische Wochenschrift Nr. 16, 1912. —
Schreiber: Über Neosalvarsan. Münchener Medizin. Wochenschrift
' Heft 17, 1912. — Weber: Die Guajakringprobe. Zeitschrift für Tier-
medizin, 16. Band Heft 4, 1912.
Tagesgeschichte . . . . . eon ee ee ae war 202-5204
Amtliche Verordnungen . . . >: : Coon nen 294
Verschiedene en ee ee ie Ace, 204300:
Bücherschau . . . . ee ee ce. a
Perssonalnachrichten . . . . . : om nn nn... 303 -304
Familiennachrichten. . . . 2 ln 304
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Studien über die Sprungbewegung des Pierdes.
Von Oberveterinär Borcherdt.
Einleitung.
Beobachtungen über die Bewegungen der Tiere sind seit alters
her gemacht worden, und namentlich war es das Pferd, das infolge
seiner Dienstbarmachung zu verschiedenen Arbeitsleistungen als
das edelste und vornehmste Geschöpf unter den Tieren stets ge-
golten hat, dessen Bewegungen am meisten studiert sind.
Gerade die Reitkunst, die schon bei den Völkern des Altertums
in hoher Blüte stand, veranlaßte die Menschen zur genaueren Be-
obachtung der Bewegungen des Pferdes. So finden wir in
Bildhauerei und Malerei die getreue Wiedergabe der gemachten
Beobachtungen aus jenen Zeiten. Auf Gemälden und Denk-
mälern sind Pferde in allen möglichen Gangarten und Be-
wegungsphasen dargestellt, und alle Wiedergaben, von welchem
Volke sie auch stammen mögen, geben die Bewegungen überein-
stimmend wieder. Alle hatten die gleichen Beobachtungen ge-
macht und sie bildlich fixiert. Und doch hat es sich herausgestellt,
daß alle diese Beobachtungen, sei es der Ägypter, sei es der Grie-
chen usw. falsch sind. Jahrtausende haben sich die Menschen täu-
schen lassen, d. h. sie haben schon Beobachtetes als Tatsache hin-
genommen und selber nicht weiter beobachtet (Schwyterb)).
So haben sich diese Irrtümer von Generation zu Generation fort-
gepflanzt bis in die Neuzeit. Wie viele noch im letzten Jahrhundert
errichtete Denkmäler stellen nicht ein Pferd oder ein Stück Wild
in falscher Stellung dar. Die Momentphotographie hat alle diese
von Künstleraugen, Malern oder Bildhauern, gemachten Wahr-
nehmungen als vollständig falsch hingestellt. Bereits Borel-
lius?) und später Marey°) erkannten, daß die Wiedergabe der
Bewegungen der Tiere nicht korrekt war, und daß die alleinige
Beobachtung der Bewegung der Gliedmaßen durch die Augen leicht
Irrtümer im Gefolge hatte. Marey +) konstruierte einen Apparat,
mittels dessen die Bewegungen der einzelnen Gliedmaßen auf einer
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 6. Heft. 17
— 258 —
Registriertrommel in Gestalt von Kurven aufgezeichnet wurden,
und der dann das Ablesen leicht ermöglichte. Jedoch stellte diese
Art der Wiedergabe nur die Reihenfolge der einzelnen Gliedmaßen
bei den verschiedenen Bewegungen dar. Auch aus den Hufspuren,
wobei die Hufe mit vier verschieden geformten Eisen beschlagen
wurden, beurteilte man ‘die Gangart des betreffenden Tieres.
Schließlich wurden auch die Wahrnehmungen mit dem Gehör unter
Berücksichtigung der Aufeinanderfolge der einzelnen Hufschläge
zur Beobachtung herangezogen. Man befestigte zu diesem Zweck
Schellen von verschiedenem Klang an den vier Beinen und hatte so
neben der Beobachtung mit den Augen die Unterstützung durch
den Gehörssinn. Diese beiden letzten Methoden sind hingegen nur
subjektive Beobachtungen und stehen hinter der chronographi-
schen Methode von Marey zurück. : Aber auch diese wiederum ist
nicht von gleichem Werte wie die Art, die Bewegungen photogra-
phisch zu fixieren. So fertigte Muybridge’) in Philadelphia
im Auftrage der Universität die ersten Momentphotographien von
Menschen und Tieren in der Bewegung in rasch aufeinanderfolgen-
den Serien an. Die äußerst reichhaltige Sammlung, die aus meh-
reren Bänden besteht, ist ein sehr wertvolles Material für exakte
Untersuchungen. Muybridge benutzte nämlich als Hinter-
grund für seine photographischen Aufnahmen eine durch Linien
in halbe Quadratmeter eingeteilte Wand, und diese weist wiederum
eine weitere Teilung in 10 qcm auf. Längs dieser ließ er die zu
photographierenden Bewegungen ausführen, so daß man durch
Messungen die Veränderungen in der Haltung des Körpers bei der
Bewegung genau abmessen kann.
Gleichzeitig mit Muybridge machte in Deutschland Oto-
mar Anschütz!) photographische Serien von Momentauf-
nahmen der Bewegungen von Tieren. Diese Wiedergaben sind
auch sehr exakt und haben nur vor den Muybridgeschen Bil-
dern den Nachteil, daß man die Entfernungen nicht ohne weiteres
ablesen kann, sondern dieselben erst an der Hand von feststehen-
den Größenmaßen ausrechnen muß.
Beide Männer haben sich durch ihre Arbeiten um die Wissen-
schaft ein großes Verdienst erworben.
- Schwerpunkt.
Der Sprung stellt eine Bewegungsform dar, bei welcher der
Körper durch die Triebkraft der beiden Hintergliedmaßen nach
vorwärts in die Luft geworfen wird und dann wieder eine Unter-
stützung durch die vier Beine erhält.
Die Bewegung eines Körpers von rein physikalischem Ge-
sichtspunkte ist im wesentlichen eine Bewegung seines Schwer-
punktes. Als solchen bezeichnet man denjenigen Punkt, in welchem
man das Gewicht sämtlicher materieller Teilchen eines Körpers
== 259 =
vereinigt denken kann, so daß bei Unterstützung dieses Punktes
der Körper selbst unterstützt ist und ruht. Um diesen Punkt ist
die Masse des Körpers so verteilt, daß alle seine Teile ringsherum
im Gleichgewicht sind, daher sieht man ihn auch als „Mittelpunkt
der Masse“ an. Eine ausreichende Unterstützung des Schwer-
punktes ist nur dann vorhanden, wenn derselbe innerhalb der
Unterstützungsfläche des betreffenden Körpers oder in einem
Punkte senkrecht über derselben liegt. Diese Unterstützungsfläche
wird beim stehenden Pferde durch die äußeren Verbindungslinien
der Berührungspunkte der vier stützenden Gliedmaßen mit dem
Erdboden begrenzt. |
Natürliches und künstlich hergestelltes Gleichgewicht des
Pferdekörpers.
Die Lage des Schwerpunktes im stehenden Pferdekörper wird
nach Collin’) gewonnen in dem Schnittpunkte folgender drei
Ebenen: der hinter dem Schaufelknorpel des Brustbeins gelegenen
Frontalebene, der durch das zweite Drittel des sterno-vertebralen
Durchmessers gehenden Horizontalebene und der Medianebene. Am
ruhig stehenden Pferde ist er im Brustraum etwa eine Spanne breit
über dem Schaufelknorpel gelegen; seine Lage ist jedoch keine ab-
solut fixe, sondern infolge der unwillkürlichen Bewegungen beim
Atmen eine ständig wechselnde. Überhaupt sind die baulichen
Verhältnisse des Rumpfes, die Entwicklung der einzelnen Körper-
teile sowie ihre Proportionalität zueinander mitbestimmend für die
Lage des Schwerpunktes. Jedenfalls sehen wir, daß der Schwer-
punkt unter normalen Verhältnissen der Vorhand bedeutend näher
liegt als der Hinterhand.
Die Unterstützungsfläche des Pferdekörpers hat die Form
eines Rechtecks. Zieht man in demselben die Diagonalen, so fällt
der Schwerpunkt beim stehenden Pferde stets vor den Schnitt-
punkt derselben, also kopfwärts. Ist der Körper in diesem Punkte
senkrecht unterstützt, so befindet er sich im Gleichgewicht. Es
würde also schon eine einzige Säule genügen, um den Körper im
Gleichgewicht zu erhalten. Die vier Gliedmaßen tragen den Körper
im stabilen Gleichgewicht, da das Lot vom Schwerpunkt innerhalb
der Unterstützungsfläche liegt.
Durch Wägeversuche von Morris und Baucher?) ist fest-
gestellt worden, inwieweit die Vorhand mehr belastet ist wie die
Hinterhand. Es ruhten bei normaler Körperhaltung von dem Ge-
samtkörpergewicht 5/, auf der Vorhand und */, auf der Hinter-
hand. Eine Verringerung dieser Mehrbelastung der Vorhand trat
ein, wenn das betreffende Pferd mehr beigezäumt oder sein Hals
und Kopf mehr aufgerichtet wurden. Dagegen wurde bei gesenkter
Kopfhaltung das Belastungsverhältnis für die Vorhand noch un-
günstiger.
17*
— 260 —
Reinicke) erklärt sich diese Gewichtabnahme an der Vor-
hand bei starker „Aufrichtung und Beizäumung“ dadurch, daß
durch das Hochheben und Zurücknehmen von Kopf und Hals und
das damit verbundene Näherrücken zum Schwerpunkt der vorher
im Gleichgewicht befindliche Körper in der Hinterhand das Über-
gewicht erlangen muß. Er konstruierte zu diesem Vergleich einen
gleicharmigen Hebel aus Holz, dessen Drehpunkt der Lage des
Schwerpunktes beim Pferd entspricht, und dessen einer Hebelarm
den Rumpf und die Hinterhand und dessen anderer die Vorhand
mit Kopf und Hals darstellen sollte (s. Abb. 1).
An dem Hebelarm der Vorhand wurde vor dem Drehpunkt ein
neues Gelenk und weiter nach vorn noch ein weiteres Gelenk ein-
geschaltet, so daß die dadurch entstehenden einzelnen Abschnitte
des linken Hebelarms dem Hals und Kopf des Pferdes entsprachen.
Nun traten je nach dem Grade des Aufrichtens des Halsteiles bzw.
des Herannehmens des Kopfteiles des Hebelarmes Belastungs-
unterschiede zwischen Vor- und Nachhand auf, indem sich letztere
(°)
Abb. 1. Modell nach Reinicke.
als stärker belastet erwies, weil hierdurch der Angriffspunkt der
Last dem Drehpunkt bedeutend näher gerückt war und daher nicht
dieselbe Wirkung ausüben konnte wie bei gänzlicher Streckung
des Hals- und Kopfteiles. Diese schematische Darstellung der
Gleichgewichtsverhältnisse zwischen Vor- und Hinterhand läßt aber
den Umstand, daß der Schwerpunkt im Pferdekörper kein fester
Punkt ist, unberücksichtigt. Die Verlegung irgendwelcher Körper-
teile nach hinten hat ohne weiteres ein Nachhintenrücken des
Schwerpunktes und eine Mehrbelastung der Hinterhand im Ge-
folge. Wir sehen also, daß willkürliche und unwillkürliche Mo-
mente imstande sind, Gleichgewichtsverschiebungen von der Vor-
auf die Nachhand und umgekehrt hervorzubringen. Es ist daher
wohl möglich, eine gleichmäßige Belastung der Vor- und Nachhand
durch geeignete Hilfen zu erzielen. Hierzu gehört nach der An-
sicht Schwyters,:!°) daß das Pferd stark beigezäumt ist und in
den Gelenken der Hintergliedmaßen etwas einknickt, d. h. sich in
den Hanken biegt. Ob aber diese künstliche Herstellung des
Gleichgewichts für die Bewegung eines Tieres zweckmäßig ist, er-
scheint doch sehr fraglich. Erstens kann dieses künstlich erzwun-
gene Gleichgewicht nur durch Muskelarbeit hergestellt und er-
halten werden, weil dabei die senkrechte Stützung durch die Beine
— 261 —
aufgehoben ist, d. h. das betreffende Tier leistet schon im Stande
der Ruhe eine größere Arbeit als bei natürlicher Stellung. Ander-
seits ist, wie später noch erörtert werden soll, die kraniale Lage
des Schwerpunktes und die dadurch bedingte Mehrbelastung der
Vorhand für die Vorwärtsbewegung von äAußerordentlichem
Nutzen. Es bleibt daher der Hinterhand ihre Hauptaufgabe, die
Schiebewirkung nach vorn, fast ausschließlich erhalten.
Stoßrichtung der Hinter- und Vorderbeine gegen den Schwer-
punkt.
Läge der Schwerpunkt genau in der Mitte des Körpers oder gar
noch mehr nach der Hinterhand zu, so würde der Stoß, den der
Schwerpunkt durch die abstemmenden Hinterbeine erhält, nicht
genügend nach vorn, sondern mehr senkrecht nach oben zu ge-
richtet sein. Die Folge wäre, daß die Vorwärtsbewegung eine starke
Einbuße erlitte.e Man sieht hieraus, daß der Winkel, den die Ver-
bindungslinie der Hinter- bzw. Vorderhufe und des Schwerpunktes
mit dem Erdboden bildet, für die Vorwärtsbewegung Bedeutung
hat. In diesem Winkel findet man beim stehenden Pferde be-
deutende Unterschiede. Dieser sogenannte Ruhewinkel beträgt bei
der Hinterhand etwa 45°, bei der Vorhand dagegen 70—75°. Der
Stoß der Hintergliedmaßen von ihrem Stützpunkte am Boden aus
gegen den Schwerpunkt vollzieht sich also unter einem ziemlich
spitzen Winkel, der während der Dauer des Stoßes und bis zur
vollständigen Streckung der Hinterbeine noch eine Verkleinerung
erfährt. Die möglichst weite Verlegung des Schwerpunktes nach
vorn ist daher eine für die vorwärts stemmende Wirkung der
Hinterbeine günstige Bedingung. Es ist eine bekannte Tatsache, daß
sich Pferde mit einem langgestreckten Körper und kurzen Beinen
viel besser zum Ziehen schwerer Lasten eignen als kurze und hoch-
beinige. Das Pferd soll, wie man im Volksmunde sagt, „viel Boden
unter sich haben“, damit die Richtung des Stoßes gegen den
Schwerpunkt in sehr schräger, spitzwinkliger Richtung erfolgt.
Dank dieser Lage des Schwerpunktes hat der Körper stets das
Bestreben, sich nach vorn zu bewegen. Sogar im Stande der Ruhe
kann man dies beobachten, indem nämlich eingeschlafene Pferde
stets vornüberfallen. Bei schnellaufenden Tieren, Rennpferden
oder fliehendem Wild, sehen wir, daß sie durch extensive Streckung
des Halses und Kopfes den Schwerpunkt noch mehr nach vorn zu
verlegen suchen, um dadurch ihre größte Schnelligkeit erreichen
zu können. So kann man auch bei einem Menschen, der einen
Wagen zieht, beobachten, daß er sich so weit als möglich vorn-
überlegt, um dadurch einen günstigen Abstoßwinkel zu erlangen.
Eine weitere Mehrbelastung erfährt nach Morrisund Bau-
cher die Vorhand durch den Reiter, dessen Gewicht zu 23 von
der Vorhand und nur zu 13 von der Hinterhand getragen wird.
== 262, ==
Dieser Belastungsunterschied der Vor- und Hinterhand ändert sich
noch mehr durch den Sitz des Rennreiters. So verlegt der Jockey,
namentlich der amerikanische, durch seinen Sitz und das Vorn-
überneigen des Körpers fast sein ganzes Gewicht auf die Vorhand
und hai dadurch nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die
Schnelligkeit seines Tieres.
Bewegung des Schwerpunktes.
Bei der Bewegung im Schritt wird der Schwerpunkt geradlinig
nach vorn geschoben. Die seitlichen Schwankungen, die der Körper
hierbei ausführt, sind, abgesehen vom Paßgang, nicht sehr er-
heblich, da die Verschiebung des Schwerpunktes ganz allmählich
erfolgt und seine Unterstützung immer durch mehrere Gliedmaßen
oder mindestens ein diagonales Fußpaar stattfindet. Dagegen sind
die vertikalen Bewegungen sehr erheblich und je nach der Gangart
verschieden stark. Die Stärke derselben kann man am besten
feststellen beim Reiten alter, struppierter Pferde, bei denen wegen
Mangels an Elastizität eine Brechung des vertikalen Stoßes nicht
mehr stattfindet und daher für den Reiter in voller Stärke, nament-
lich im Trabe, wahrnehmbar wird.
Beim Galopp vollziehen sich diese Vertikalbewegungen des
Schwerpunktes wiegend, weil bei demselben der Körper durch die
in allen Winkeln gebeugten Hinterbeine aufgefangen und dann
nach vorn auf die Vordergliedmaßen geschoben wird.
Bemerkungüberden Galopp.
Es seien hier einige Bemerkungen über den Galopp ein-
geflochten, weil in vielen namentlich älteren Lehrbüchern die Be-
schreibung eine nicht ganz richtige ist. In den meisten Fällen
hat man den Galopp beschrieben, indem ein Pferd beobachtet
wurde, das aus dem Stehen vom Fleck angaloppierte, was ja
bei einem leidlich zugerittenen Pferde nicht schwer ist. Hierbei
haben alle Beobachter folgendes festgestellt: Das Pferd hebt, um
in den Galopp zu kommen, zuerst die Vorhand, um dann dem
Körper mit den Hinterbeinen einen kräftigen Abstoß zu erteilen.
Das Niedersetzen auf den Boden vollzieht sich in umgekehrter
Reihenfolge wie das Abstoßen. Es werden also zuerst die Hinter-
beine und nach ihnen die Vorderbeine den Boden berühren. Das
zweite Abheben der Beine vom Erdboden vollzieht sich wiederum
umgekehrt wie beim ersten Male, es werden also die Hinterbeine
nacheinander und dann die Vorderbeine abgehoben usw.
Diese Art der Beschreibung und Beobachtung ist leicht dazu
angetan, eine falsche Vorstellung von dem Galopp zu geben. Es
ist nämlich vielfach übersehen worden, daß die Galopphase, welche
bei einem von der Stelle angaloppierenden Pferde beobachtet
wurde, wobei sich die Vorderbeine zuerst vom Boden abheben,
— 263 —
während des weiteren Galoppierens nie wieder auftritt. Diese
hat also lediglich nur den Zweck, dem Pferde das Angaloppieren
aus dem Stande der Ruhe zu ermöglichen. : Collin!!) sagt, daß
der erste Galoppsprung (pas initial) nicht zur Analyse dieser Gang-
art herangezogen werden darf, weil er nicht regelmäßig (régulier)
ist. Um daher ein richtiges Bild vom Galopp zu bekommen, muß
man ein bereits galoppierendes Pferd beobachten. Aber auch hier-
bei können leicht Täuschungen unterlaufen, weil selbst das ge-
übteste Auge nicht so schnell den Bewegungen der vier Gliedmaßen
folgen kann und eine gleichzeitige Wahrnehmung durch Gesicht
und Gehör recht schwierig ist. Eine absolut richtige Beobachtung
kann daher nur mit Hilfe der Momentphotographie erfolgen. So
sind in den Serienaufnahmen galoppierender Pferde von An-
schütz und Muybridge wohl allein zuverlässig richtige
Wiedergaben des Galopps zu suchen.
Eine Betrachtung dieser ausgezeichneten Aufnahmen wird dem
Beobachter sofort zeigen, daß es bei einem bereits galoppierenden
Pferde eine Galopphase wie die anfangs beschriebene beim An-
galoppieren aus dem Stehen überhaupt nicht gibt.
Beobachten wir also an der Hand dieser Bilder ein galoppie-
rendes Pferd, und nehmen wir als Ausgangspunkt unserer Be-
obachtung einen Moment an, der tatsächlich beim Galopp vor-
kommt, nämlich den, in dem das Pferd frei in der Luft schwebt.
Es werden nun auf den Boden aufgesetzt: zuerst ein Hinterfuß,
alsdann das andere Hinterbein, das diagonale Vorderbein und zu-
letzt das andere Vorderbein. Nehmen wir an, daß das zuletzt auf
den Boden aufgesetzte Vorderbein das rechte ist, so sprechen wir
von einem Rechtsgalopp. Das Abheben der Beine vom Erdboden
vollzieht sich genau in derselben Reihenfolge wie das Aufsetzen.
Es werden also das linke Hinterbein, das rechte Hinterbein und fast
gleichzeitig das linke Vorderbein und zuletzt das rechte Vorder-
bein, über das in diesem Moment die ganze Last des Körpers hin-
weggleitet, abgehoben. Jedoch ist diese Arbeitsleistung nicht zu
überschätzen, weil doch dem Körper vornehmlich eine horizontal
gehende Propulsionskraft von den abstoßenden Hinterbeinen er-
teilt worden ist. In dieser Reihenfolge wiederholen sich die ein-
zelnen Galoppsprünge, und man bezeichnet den Galopp je nach-
dem welche Vordergliedmaße die zuletzt stützende ist, als Rechts-
oder Linksgalopp.
Der Sprung vom physikalischen Gesichtspunkt aus.
Dieselbe Bewegung wie beim Angaloppieren vollführt das
Pferd beim Sprunge aus dem Stande, während bei einem bereits
in der Bewegung befindlichen Pferde der Sprung über ein Hin-
dernis einfach an Stelle eines gewöhnlichen Galoppsprunges tritt,
d. h. der Sprung beginnt, nachdem das betreffende einzeln
— 264 —
stützende Vorderbein zum Hangbein wird und die Hinterbeine wieder
den Erdboden erreichen. Die in allen Gelenken gebeugten Hinter-
beine erteilen dem Körper durch kräftigen Abstoß eine Progressiv-
bewegung nach vorn, die über das Maß eines Galoppsprunges hin-
ausgeht. Aufgabe der Vordergliedmaßen ist es dann, jenseits des
Hindernisses den Körper aufzufangen. Werden hierbei die Vor-
dergliedmaßen genau in der Reihenfolge auf den Boden gesetzt,
in der sie vorhin abgehoben wurden, so kann das Pferd ohne Mühe
an diesen Sprung den nächstfolgenden Galoppsprung eines Rechts-
oder Linksgalopps anschließen. Berühren jedoch die Beine nicht
in der erwünschten Reihenfolge den Boden, so geht das Pferd, das
vor dem Sprung Rechtsgalopp ging, nach demselben Linksgalopp.
Die durch den Abstoß dem Schwerpunkte nach vorn und oben
erteilte Beschleunigung läßt ihn nach den bekannten Gesetzen der
Wurflinie eine parabolische Linie beschreiben. Eine Abweichung
von der Parabel ist nicht möglich, wohl aber kann sich die Haltung
ändern und dadurch bei gleicher Parabel einmal ein Hindernis ge-
nommen und das zweite Mal nicht genommen werden. Für die
physikalisch-mechanische Betrachtung ist allein die Höhe und
Weite der Parabel maßgebend, vom praktischen Standpunkt da-
gegen die Überwindung des Hindernisses. Daher ist vom wissen-
schaftlichen Standpunkt aus die Beurteilung des Sprunges eine
andere, wie wir ihr im alltäglichen Leben begegnen.
Nach den Ausführungen von R. du Bois-Reymond!?)
über die Physiologie des Springens beim Menschen ist es daher
ganz unwissenschaftlich, von einem Turner zu sagen, daß er 1 m
hoch springen kann, wenn er über eine Schnur springt, die einen
Meter über der Erde hängt. Für die Berechnung der wirklichen
Höhe eines Sprunges ist es notwendig zu wissen, wie hoch der
Schwerpunkt des betreffenden Körpers geworfen wurde, um über
das Hindernis zu kommen.
Sprungkurve.
Wie wir gesehen haben, liegt der Schwerpunkt beim Pferde
im Brustraum senkrecht über dem Schaufelknorpel zwischen dem
zweiten und dritten Drittel des sterno-vertebralen Durchmessers,
also bei einem mittelgroßen Pferde etwa in einer Höhe von 1,20
bis 1,30 m. Will daher ein Pferd über ein 1 m hohes Hindernis
springen, so wäre hierzu eine Verlegung des Schwerpunktes nach
oben an und für sich nicht notwendig, wenn nicht mit der Tiefe
der Brust unterhalb des Schwerpunktes und mit den Gliedmaßen
zu rechnen wäre. Diese erfordern die Verlegung des Schwerpunk-
tes in eine solche Höhe, daß Brust und Gliedmaßen genügend
Raum haben, um über das Hindernis hinwegzugleiten. Soll ein
Hindernis, welches sich in die Breite ausdehnt, also etwa ein
Graben, übersprungen werden, so muß die Parabel des Schwer-
— 265 —
punktes dergestalt sein, daß sie hinter dem Hindernis endet. Sie
wird eine bestimmte Höhe haben müssen, da auf den frei fliegen-
den Körper während des Sprunges der Luftwiderstand und seine
eigene Schwere wirken. Eine gerade horizontale Flugbahn ist
daher physikalisch undenkbar.
Die Größe des Winkels, unter dem sich die Parabel vom Erd-
boden abhebt (Elevationswinkel), als Tangente im Anfangspunkt
gemessen, ist mithin abhängig von der Höhe und Weite des
Sprunges sowie von der Geschwindigkeit des sich bewegenden
Körpers. Die Geschwindigkeit resultiert nun wiederum aus der
wagerechten Anlaufs- und der durch den Abstoß der Hinterglied-
maßen erteilten Geschwindigkeit. Erstere ist für den Sprung von
großem Werte, indem sie durch den Abstoß in die schräg aufwärts-
gehende Bahn der Sprungkurve gelenkt wird. Es findet also eine
Umsetzung der Horizontalgeschwindigkeit in Vertikalbeschleuni-
gung teilweise statt, und zwar wird dieses von den Vorderglied-
maßen ausgeführt. „Mit der elastischen Kraft, die einen zur Erde
geworfenen Gummiball wieder steigen läßt“, vergleicht Le
Hello?) daher die Wirkung der Vordergliedmaßen. Ein um so
größerer Teil der Stoßkraft der Hintergliedmaßen bleibt daher für
die horizontale Vorwärtsbewegung aufgespart.
Das genauere Studium des Sprunges des Pferdes unter Be-
rücksichtigung der rein physikalischen und mechanischen Mo-
mente war nur mit dem reichhaltigen Material, welches Muy-
bridge und Anschütz in ihren photographischen Moment-
aufnahmen bieten, möglich. Deshalb sind auch meine Beob-
achtungen bei Pferden, welche zu diesem Zwecke über Hindernisse
sprangen, nur zur Ergänzung eingeflochten worden.
Das Pferd ist infolge seiner horizontalen Körperhaltung zu
allen Bewegungen und namentlich zum Sprunge besser eingerich-
tet wie der Mensch. Aber auch vor den übrigen größeren Haus-
tieren hat es durch die Eleganz seines Körperbaues und die außer-
ordentlich praktische Anlage und Verwendung der Muskelkraft
den Vorzug einer größeren Bewegungsmöglichkeit, die ihren Höhe-
punkt im Sprung findet. Betrachtet man ein über ein Hindernis
springendes Pferd, so sieht man das Tier pfeilartig in schönem
Bogen über dasselbe hinweggleiten. Die genauere Betrachtung
ergibt, daß dieser sich vor unseren Augen so glatt vollziehende
Sprung doch aus mehreren einzelnen Phasen zusammengesetzt ist.
Man sieht, daß das Pferd kurz vor dem Hindernis seinen Körper
in eine in die Sprungkurve passende Lage bringt. Es wird näm-
lich durch Abstemmen der Vorderbeine, unterstützt durch den
Muskelzug der Kruppen- und Rückenmuskulatur, die Vorhand in
die Höhe geschnellt. Hierdurch wird der Schwerpunkt nach oben
und durch das Einknicken der Hintergliedmaßen in allen Gelenken
auch gleichzeitig nach hinten verlegt. Bei einem in der Bewegung
— 266 —
befindlichen Pferde vollzieht sich diese Änderung in der Körper-
haltung so schnell, daß sie kaum wahrnehmbar ist und nicht in
Betracht kommt.
Durch das Strecken der Hinterbeine wird dem Körper zu
seiner Eigengeschwindigkeit eine weitere durch den Abstoß erteilt.
Haben die Hinterbeine den Boden verlassen, so fliegt der Körper
frei und den physikalischen Gesetzen gemäß nach vorn, indem sein
Schwerpunkt eine Parabel oder, genauer gesagt, eine ballistische
Kurve beschreibt. Von dem Augenblick an, wo das Pferd den
Boden verläßt, ist die Bewegung des Körperschwerpunktes absolut
genau eine ballistische Kurve. Der Schwerpunkt kann schon vor-
her derselben Kurve gefolgt sein, aber rechnen kann man sie erst
von diesem Punkt an, der deshalb als „Anfangspunkt‘“ bezeichnet
werden mag. Körperbewegungen während des Sprunges sind
nicht in der Lage, eine Änderung der parabolischen Flugbahn her-
beizuführen (s. Abb. 2).
Der Schwerpunkt bei einem zum Sprunge abstoßenden Pferde
in der Aufnahme von Muybridge Nr. 639 liegt etwa in einer
Höhe von 1,35 m, er erreicht den Kulminationspunkt der Parabel
mit einer Höhe von 1,60 m, um dann wieder absteigend seine ge-
wöhnliche Lage einzunehmen, die bekanntlich in 1,20 m Höhe vom
Erdboden zu finden ist. Diese scheinbare Verkürzung des auf-
steigenden Astes findet ihre Erklärung darin, daß der Schwer-
punkt infolge seiner kranialen Lage beim Abstoß durch die in
allen Winkeln gestreckten Hintergliedmaßen vom Erdboden weiter
entfernt ist, als nach dem Sprunge beim Auffangen durch die
wesentlich kürzeren Vorderbeine. Eine ähnliche Kurve wie der
Schwerpunkt beschreiben mit den durch ihre Stellung bedingten
Abweichungen sämtliche Körperteile. So bewegt sich die Vorhand
in einer fast ähnlichen Kurve wie die Hinterhand. Trotzdem ist
in beiden ein Unterschied. Wie Messungen ergeben haben, ist die
Parabel der Hinterhand höher als die der Vorhand. Der Grund
hierfür dürfte wohl in folgendem Umstande zu suchen sein: die
den kräftigen Abstoß des ganzen Körpers bewirkenden Hinter-
gliedmaßen können nicht so schnell gebeugt werden, um über das
Hindernis zu gleiten und bedürfen daher mehr Raum, wie die
bereits beim Heben der Vorhand gebeugten Vorderbeine. Außer-
dem liegt die Hinterhand vom Mittelpunkt der Masse, dem Schwer-
punkt, viel weiter entfernt als die Vorhand. Es wird daher der
PEN (7 Tg ai en. u . m A EEE SE u a ru EEE Ge nn... VA...
längere Hebelarm Schwerpunkt—Hinterhand viel höher aus-
schlagen müssen als der kürzere Schwerpunkt—Vorhand, weil
der freischwebende Körper sich nur um seinen Schwerpunkt
drehen kann. Hiernach ist auch verständlich, daß die Verschieden-
heit in der Höhe der Parabel für Vor- und Hinterhand nur bei
Hindernissen, die sich in der Höhe ausdehnen, wie z. B. Hürden,
Mauern usw., festzustellen war, während bei Sprüngen über
Gräben beide Kurven die gleichen waren. Im letzten Falle konnten.
die Beine in einer beliebigen Beugehaltung während des Sprunges
gehalten werden.
Richtung des Abstoßes der Hintergliedmaßen.
Der Winkel, unter dem sich der Abstoß der Hintergliedmaßen
in der Richtung auf den Schwerpunkt vollzieht, ist abhängig von
der Größe bzw. Höhe des Hindernisses. So wurde bei den Muy-
bridgeschen Sprüngen 639—645 festgestellt, daß derselbe bei
einem Sprunge über eine Hürde von %4—1 m Höhe 40—45°, da-
gegen bei Weitsprüngen über einen 2 m breiten Graben nur 35°
betrug. Das gleiche Verhältnis in der Winkelgröße lag auch vor
bei der Vorhand nach dem Sprunge, wobei der Winkel beim Hoch-
sprung etwa 70° und beim Weitsprung 40—45° betrug. Diese
gefundenen Größen stehen proportional den anfangs beschriebenen
Winkeln am stehenden Pferde gegenüber. Bei der Vorhand ist
also der Ruhewinkel, an der Hinterhand der Winkel nach dem
Sprunge der größere. Diese Erscheinung erklärt sich folgender-
maßen: Zur Aufnahme der Körperlast auf die Hinterbeine werden
dieselben weit nach vorn unter den Körper gestellt. Barthey,
Lafosse und Cuvier'*t) bezeichnen diese Stellung der Glied-
maßen als eine Vorbereitung (temps de préparation) zum Sprunge,
wodurch die Stoßkraft derselben bedeutend erhöht wird. Die
Hinterhufe werden hierbei weit unter den Körper gestellt und die
Verbindungslinie Schwerpunkt—Hinterhufe bildet mit dem Erd-
boden einen rechten Winkel. Durch die Streckung der Hinterbeine
in allen ihren Gelenken beim Absprung wird der Körper und mit-
hin der Schwerpunkt bedeutend weiter nach vorn geschoben und
dadurch der Verlauf der Hinterhufe-Schwerpunktlinie ein sehr
schräger, und der Winkel, den dieselbe mit dem Erdboden bildet,
ein ziemlich kleiner, d. h. 35° bei Weitsprung und 40° bei Hoch-
sprung.
Der Bogen, den die Stoßrichtung durch die Knochen der Hin-
tergliedmaßen, das Becken und die Wirbelsäule, auf den Schwer-
punkt zu nimmt, wird also im letzten Moment des Abstoßes flacher
sein als zu Beginn desselben.
Ob sich die Stoßkraft tatsächlich in dieser Richtung im Bogen
auf den Schwerpunkt fortpflanzt (Le Hello'°) und Collin'"),
oder vom Stützpunkt der Hufe sich geradlinig gegen das Zentrum
— 268 —
der Masse richtet (Prince pe&re),!®) ist aus ihrer Wirkung auf
den Schwerpunkt zu erkennen. Derselbe wird geradlinig in der
Richtung Stützpunkt—Schwerpunkt nach vorn bewegt. Da sich die
Form dieses Bogens (l'arc puissant) vom Moment der Übernahme
der Körperlast durch die stark untergestellten und gebeugten
Hinterbeine bis zum Moment ihres durch völlige Streckung her-
vorgebrachten Abstoßes wesentlich ändert, so kann von einer Stoß-
sıchtung längs des Bogens nicht die Rede sein.
Bei den Vorderbeinen kommt im Moment des Landens nach
dem Sprunge durch die Neigung des Körpers nach unten der
Schwerpunkt nahezu senkrecht über den Stützpunkt der Vorder-
hufe zu liegen. Die Folge davon ist eine Vergrößerung des Win-
kels. Ein Ausgleich tritt erst ein, sobald der Körper in seine hori-
zontale Lage zurückkehrt.
Größe des Elevationswinkels.
Für die Größe des eigentlichen Elevationswinkels, d. h. des
Winkels, den die parabolische Bahn des Schwerpunktes von dem
Moment des erfolgten Abstoßes ab mit der Horizontalen bildet,
liegen die Verhältnisse anders als für den Winkel, den die Hinter-
bzw. Vorderhufe im Moment des Abstoßes bzw. Landens mit dem
Schwerpunkt bilden.
Nach den physikalischen Gesetzen von der Wurfbewegung er-
reicht die Wurfhöhe ihren größten Wert, wenn der Sinus des Ele-
vationswinkels am größten, also æa =90° ist. Hingegen treten
für die Wurfweite die günstigsten Bedingungen ein, wenn sin 2 a
das Maximum erreicht hat, d. h. 2& =W° oder œ = 45° ist.
Wenn also die ganze Sprungbewegung allein durch die beim Ab-
stoß gewonnene Geschwindigkeit bedingt wäre, würde der Winkel
von 45° der beste sein. Um aber unter größter Ausnutzung einer
dem Schwerpunkt schon gegebenen Horizontalbeschleunigung die
größte Wurfweite zu erzielen, kann die Flugbahn einen flacheren
Bogen beschreiben. Dieses trifft, wie die Messungen der Winkel
bei Weitsprüngen an dem vorhandenen Material (Anschütz) er-
geben haben, zu. Es kann daher bei der Kleinheit des Winkels und
der flachen Bahn der Parabel fast die ganze Horizontalgeschwin-
digkeit als solche für den Sprung verwendet werden, da nur ein
geringer Teil derselben in Vertikalbeschleunigung umgesetzt zu
werden braucht. Beim Hochsprung hingegen muß entsprechend
der Größe des Elevationswinkels ein nicht geringer Teil derselben
zur Vertikalbeschleunigung des Schwerpunktes herangezogen
werden.
Schon R. du Bois-Reymond”) fand, daß die Richtung
des Abstoßes beim Menschen, um die größte Sprungweite zu er-
reichen, nicht um 45°, sondern um etwas mehr als 30° gegen den
Erdboden geneigt war. Diese Berechnung ergibt sich aus dem
— 269 —
Vergleich der Horizontal- und Vertikalgeschwindigkeit, die der
Körper beim Sprunge hatte. Für einen 5 m langen Weitsprung,
der in 0,75 Sekunden ausgeführt wurde, fand du Bois-Rey-
mond, daß dem betreffenden Körper eine Vertikalbeschleunigung
von 3,75 m in einer Sekunde erteilt werden mußte, so daß dieselbe
etwa nur halb so groß ist als die 6,6 m in einer Sekunde betragende
Horizontalgeschwindigkeit. Nach dem Parallelogramm der Kräfte
folgt, daß der Winkel, den die Resultante mit der Wagerechten oder
die Richtungslinie mit dem Erdboden bildet, etwa 30° ist.
Beim Weitsprung des Pferdes hat sich nun herausgestellt, daß
dieser Winkel noch bedeutend kleiner ist als beim Menschen.
Der Hauptgrund hierfür dürfte wohl von vornherein in dem
Unterschiede in der Körperhaltung zwischen Mensch und Pferd
zu suchen sein. Während in der Ruhestellung beim Menschen der
Schwerpunkt senkrecht über den Gliedmaßen liegt, und der
Winkel, den die Schwerlinie mit dem Erdboden bildet, 90° beträgt,
ist beim Pferde der Winkel, den die Verbindungslinie des Schwer-
Abb. 3.
punktes mit den Hinterhufen bildet, bekanntlich nur 45°. Der
Mensch muß also beim Weitsprunge zunächst seinen Körper in die
Richtung der Parabel bringen, was beim Pferde infolge seiner hori-
zontalen Körperhaltung bereits geschehen ist. Alsdann erfährt der
menschliche Körper durch die horizontale Anfangsgeschwindigkeit
eine weitere Neigung nach vorn. Es vollzieht sich also beim
Menschen die Verkleinerung des Ruhewinkels in zwei Phasen, in-
dem zunächst der Körper um 45° gegen den Erdboden geneigt
wird und dann durch die Anfangsgeschwindigkeit eine weitere
Verkleinerung um 15° erfährt, so daß ein Elevationswinkel von
30° übrig bleibt. Beim Pferde ist die erste Phase von Natur aus
bereits vollzogen, es kommt als zweite die Verkleinerung des Win-
kels durch die Horizontalgeschwindigkeit vor dem Sprunge hinzu.
Wie sich durch genaue Messungen der Parabeln an den Weit-
sprüngen bei Anschütz und Muybridge herausgestellt hat,
erfährt der Winkel, unter dem sich der Abstoß vollzieht, tatsäch-
lich eine nicht unbedeutende Verkleinerung, so daß die Parabel
einen sehr flachen Bogen beschreibt. Bei Weitsprüngen über 6
bis 7 m hatte der Elevationswinkel nur die geringe Größe von 10
bis 15° bei einer durchschnittlichen Sprungzeit von 0,5 Sekunden.
Die Berechnung geht immer von der Zeit aus. Die Zeit gibt die
= 20 >
Vertikalbewegung an, die immer genau den Fallgesetzen entspricht.
Alles übrige ist Horizontalbewegung, die im allgemeinen gleich-
mäßig ist (s. Abb. 3).
Höhe der Sprungkurve bei Hoch- und Weitsprüngen.
Hiernach läßt sich auch die Höhe der Parabel, die ebenfalls
an den Augenblicksbildern gemessen worden ist, nach den Gesetzen
des freien Falles berechnen, wonach die Höhe gleich der Hälfte
der Fallbeschleunigung mal dem Quadrat der Fallzeit bzw. der
halben Sprungdauer ist. Die Fallbeschleunigung, die ein Körper
infolge der Anziehungskraft der Erde erfährt, JOE in einer Se-
kunde 9,8 oder rund 10 m.
Nachdem der Schwerpunkt des Pferdes beim Sprunge den
Höhepunkt der Parabel passiert hat, folgt er auf seiner weiteren
. t2
Flugbahn den Gesetzen des freien Falls nach der Formel h = &
9 ?
= wobei g die Fallbeschleunigung = 9,8 und t die halbe Dauer des
í 2
ganzen Sprunges zu setzen ist. Es ist also se ea ader
9,8-0,062 10-0,062 2
—0,31. Die Höhe der Parabel beträgt also
2 2
0,31 m, und zwar ist dieselbe von dem Punkt aus zu rechnen, in
dessen Höhe sich der Schwerpunkt im Moment des Abstoßes be-
findet, in dem die vollständig gestreckten Hinterbeine gerade den
Boden verlassen. Diese Rechnung ist nicht ganz genau, weil die
Zeit vom Beginn des Fliegens bis zum Ende gerechnet wird und
die Stellung des Körpers in beiden Fällen, also auch die Höhe des
Schwerpunktes, verschieden ist.
Vertikalgeschwindigkeit.
Ebenso läßt sich die Vertikalgeschwindigkeit, die der Körper
beim Fall hat, auf diese Weise nach der Formel v=g.t berechnen,
wobei g wieder die Fallbeschleunigung und t die halbe Flugdauer
ist, v = 9,8 . 0,25 = 10 . 0,25 = 2,5 m in einer Sekunde. Bekannt-
lich ist die Wurfbewegung eines Körpers auf dem auf- und ab-
steigenden Ast der Parabel entgegengesetzt gleich. Da nun die
Länge des Sprunges 6 m ist und in 0,5 Sekunden ausgeführt
wurde, so ist die Horizontalgeschwindigkeit 12 m in einer Sekunde,
der eine Vertikalbeschleunigung von 2,5 m in dem gleichen Zeit-
abschnitt gegenübersteht. In einem Parallelogramm mit diesen
Komponenten ist der Winkel der Resultante mit der Wagerechten
10°, wie auch die Winkelmessungen auf den Augenblicksbildern
ergeben haben. Hieraus ist ersichtlich, daß die Umwandlung von
Horizontalgeschwindigkeit in Vertikalbeschleunigung beim Weit-
sprung nur in ganz geringem Maße stattfindet.
a, AA lim -— ——
= 21 =
Die Sprungweite ist, wie Collin!?°) mit Recht sagt, abhängig
von der Beschaffenheit (Länge) der Hintergliedmaßen, der Schnel-
ligkeit vor dem Sprunge und der Stärke und Richtung des Ab-
stoßes. - Auch ist die Entwicklung der Hintergliedmaßenmusku-
latur von großem Einfluß auf die Weite des Sprunges. Deshalb
finden sich gerade unter den kleinen Tieren (Hase, Katze) die
besten Springer. Überhaupt steht, wie Cuvier sagt, die Sprung-
leistung eines Tieres im umgekehrten Verhältnis zu seiner Körper-
größe. Bereits Borellius,!?) der die ersten gründlichen Studien
über die Bewegung der Tiere gemacht hat, sagt in seinem Werk
de motu animalium 1685: Quo minora sunt animalia etc. (s. An-
merkung).
Beim Hochsprung wurden betreffs der Winkelgröße ähnliche
Verhältnisse festgestellt. Bei einem über eine 1 m hohe Hürde in
0,7 Sekunden ausgeführten Sprunge hatte die Parabel bei einer
Länge von 4 m eine bedeutende Höhe. Setzt man die gefundenen
.t2 $ 2
Werte ein, so ergibt sich nach der Formel EE u
2
Un 0,60 m. Die Vertikalbeschleunigung betrug v=g.t
oder 10.0,35—=3,5 m. Die Sprungweite von 4 m in 0,7 Sekunden
ist mit 5,7 m in einer Sekunde als Horizontalgeschwindigkeit an-
zusehen. Der Elevationswinkel beträgt in diesem Falle 25°, er
nimmt mit der Höhe des zu überspringenden Hindernisses zu.
Geschwindigkeit während des Sprunges.
Die Geschwindigkeit beim Sprunge ist abhängig von der Hori-
zontalbeschleunigung des Schwerpunktes des betreffenden Tieres
beim Absprung. Wie aus obigen Zahlen hervorgeht, bewegen sich
diese in weiten Grenzen je nach der Geschwindigkeit der
Gangart, die das Pferd zum Anlauf benutzt. Wir wissen, daß ein
trabendes Pferd 3 m, dagegen ein flottgehender Orloff- oder ame-
rikanischer Traber 11—12 m in einer Sekunde zurücklegen
kann.?°) Ebenso stellt sich bei ruhigem Schulgalopp die Geschwin-
digkeit auf 3 m, beim Renngalopp sogar auf 20 m in einer Se-
kunde. Den gleichen Schwankungen ist auch die Geschwindigkeit
beim Sprunge unterworfen. Die günstigste Ausnutzung der An-
laufgeschwindigkeit findet natürlich beim Weitsprunge statt. In
diesen Fällen wurde festgestellt, daß die Geschwindigkeit während
des Sprunges 11—13 m in einer Sekunde betrug. Dieses scheint
aber auch die Maximalgrenze zu sein; denn sie entspricht ungefähr
der Schnelligkeit beim Renngalopp. Eine vollständige Über-
tragung der Anlaufgeschwindigkeit auf den Sprung kann natürlich
selbst unter den günstigsten Bedingungen nicht stattfinden, da,
wie schon erwähnt, diese teilweise in vertikale Richtung über-
geht. Um diese Umwandlung zu bewerkstelligen, ist immer ein
sn D d
geringer Zeitverlust erforderlich. Eine Wahrnehmung derselben war
auf den photographischen Aufnahmen kaum möglich. Ihr tat-
sächliches Vorhandensein beweist aber auch der Umstand, daß
ein Reiter unmittelbar vor dem Abstoß seinen Körper, unwillkür-
lich der Schwerkraft folgend, nach vorn neigt. Diese geringe Ab-
nahme der Geschwindigkeit erfährt aber sofort durch den energi-
schen Abstoß des Pferdes seine Kompensation, und so konnte auf
der Aufnahme von Muybridge Nr. 640 und Nr. 643 eine geringe
Beschleunigung in Richtung der Horizontalkomponente im Mo-
ment der Streckung der Hinterbeine festgestellt werden.
Während der Körper als freischwebendes System, dem Bogen
der Parabel folgend, weiterfliegt, bleibt die Geschwindigkeit in
allen Zeitabschnitten die gleiche. Beim Hochsprung ist die Ab-
nahme der Geschwindigkeit während des Sprunges gegenüber der
Anlaufgeschwindigkeit stärker.
Es ist ferner auch erklärlich, daß die Geschwindigkeit des frei
in der Luft schwebenden Körpers in horizontaler Richtung eine
Einbuße erleidet, d. h. daß die horizontalen Wege allmählich
kleiner werden, weil sich der Luftwiderstand der Horizontalbewe-
gung widersetzt. Jedoch sind die Verhältnisse in dieser Beziehung
beim Pferde günstiger wie beim Menschen; denn der Luftwider-
stand ist beim Pferde im Vergleich zu der vorhandenen lebendigen
Kraft verhältnismäßig bedeutend kleiner.
Luftwiderstand.
Die Größe des Luftwiderstandes läßt sich nach der Formel aus
Lübsen, die sich allerdings nur auf ebene Flächen bezieht, wie
2
tolet Testatellen we IV abei tür it die Oberlläche
und für v die Geschwindigkeit zu setzen ist. Die Frontoberfläche
beträgt beim Pferde etwa 0,75 qm, ist also nicht größer als beim
Menschen. Es ist daher bei der gegebenen mittleren Sprungge-
1,39.0,75.1,3.
schwindigkeit von 6 m in einer Sekunde wer 00
—2,3 kg. Für einen Sprung von 4 m Weite wäre also der Luft-
widerstand mit einer Gegenarbeit von 9,2 m/kg in Rechnung zu
stellen. Berücksichtigt man aber den Umstand, daß sich die vor-
dere Oberfläche des Pferdekörpers beim Sprunge durch Strecken
des Halses und Kopfes sowie der Vorderbeine bedeutend verklei-
nert, und daß die Frontoberfläche nicht eben, sondern gewölbt ist,
so wird man zugeben, daß sich die Größe des Luftwiderstandes in
noch viel kleineren Zahlen bewegen muß.
(Schluß folgt.)
Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandlung.
Von Stabsveterinär Rips.
A. Beider Brustseuche der Pferde. Nach der von
mir inaugurierten Methode der Brustseuchebehandlung mit Sal-
varsan sind bis heute eine ganz erkleckliche Anzahl von Pferden
behandelt und geheilt worden. -
Ich selbst verfüge heute über 36 Fälle, die sämtlich in
Heilung übergeführt wurden. Es dürfte kaum einem Zweifel
unterliegen, daß wir in dem Salvarsan eine mächtige Waffe in der
Brustseuchebehandlung besitzen. (Vgl. dazu besonders die schwie-
rigen Fälle: B.T. W. Nr. 14, Jahrg. 1912.)
Frühzeitig, sorgfältig und in genügender Menge angewandt,
antwortet der infizierte Tierkörper auf die Infusion oder Injektion
beinahe mit der Promptheit einer chemischen Reaktion.
Bei Durchsicht der in Nr. 12 der Zeitschrift für Veterinärkunde,
1911, Nr. 4 derselben Zeitschrift, 1912, der B. T. W. Nr. 7 und 14,
1912, veröffentlichten Fälle drängt es mich, schon jetzt ein war-
nendes Wort zu sagen, weil ich befürchte, daß die exakte Methode
Gefahr laufen könnte, in Mißkredit zu geraten dadurch, daß einige
Berichterstatter hervorheben, sie griffen erst zum Salvarsan, wenn
der Fall bedenklich zu werden begann. Das ist natürlich grund-
falsch, und wer einigermaßen in das Wesen der Brustseuche ein-
gedrungen ist, wird mir recht geben. Wer möchte in den ein-
schlägigen Fällen das Risiko übernehmen, unter die Propheten zu
gehen?
Sobald die lokalen Prozesse in der Lunge einen Grad erreicht
haben, daß es an einzelnen noch so kleinen Stellen zur Nekrose
kommt, dann steht es natürlich nicht mehr in der Macht des Be-
handelnden, auch mit dem besten Mittel von der Welt, den Fall zur
restitutio ad integrum zu führen. Ja selbst der kleinste, oberfläch-
lich unter der Pleura gelegene Herd kann bei sonst gar nicht be-
denklich erscheinender Erkrankung einen Strich durch die Rech-
nung machen. Mit diesem Augenblick kann ich also das teure
Salvarsan sparen!
Es könnte jemand die Frage aufwerfen: „Wann greife ich nun
am vorteilhaftesten mit dem Mittel ein?“ Die Antwort muß lauten:
„Zumeist so früh, wie möglich und mit der Dosis maxima!“
Bei der Brustseuche hat sich jedoch, so paradox es klingen
mag, ein etwas modifiziertes Verfahren bewährt.
Da wir jetzt ein absolut sicheres Mittel zur Heilung des ein-
zelnen Brustseuchefalles haben, so können wir dem alten thera-
peutischen Axiom „frapper fort et frapper vite“ in seinem letzten
Teil zuwiderhandeln — (ich habe hierbei allerdings nur geregelte
Verhältnisse, wie sie bei der Truppe und sonst gut beaufsichtigten,
vroßen Pferdebeständen durchgeführt werden können, im Auge:
Zeitschr, f. Veterinärkunde, 1912. 6. Heft. 1S
— 274 —
Temperaturmessungen morgens und abends; Beachtung des Cha-
rakters der Seuche) —, wenngleich wir dem „frapper fort“, dem
Grundstein der therapia sterilisans magna durchaus Geltung ver-
schaffen müssen.
Wir können nach meinen Erfahrungen die Hilfsaktion des Or-
ganismus, Antikörper gegen den Brustseucheerreger zu bilden,
durchaus benutzen; daß dies geschieht, dürfte keinem Zweifel
unterliegen, denn das einmalige Überstehen der Seuche schafft fast
immer lebenslängliche Immunität. Wir werden dadurch sogar das
Gute stiften — was besonders für die Armee sehr wertvoll ist —,
daß wir den Tierkörper für die Zukunft und für seine ganze
Lebenszeit, wie gesagt, brustseuchefest machen.
Da die Salvarsanbehandlung, wie überhaupt unsere Tätigkeit
an Objekten, leider eine Geldfrage ist, so kam es auch für mich
natürlich darauf an, zu ergründen, ob man ohne großen Schaden
gegen das oben zitierte alte therapeutische Axiom sündigen darf.
Da kann ich sagen, daß ich, wenn ich einen Patienten am
dritten Tage offensichtlicher Erkrankung mit 3 g „606“ behan-
delte, ebenso weit kam, als wenn ich einen anderen von ungefähr
demselben Körpergewicht und derselben Konstitution am ersten
Tage der Erkrankung mit 4 g spritzte. Ich darf sehr wohl die
Krankheit eine gewisse Höhe erreichen lassen. Über den dritten
Tag hinauszugehen, empfiehlt sich keinesfalls wegen der Gefahr
der Mischinfektion! (Siehe auch B.T.W. Nr. 14, 1912.)
Der einzelne Brustseuchefall hat erfahrungsgemäß meistens
einen typischen Verlauf, Rezidive im Sinne derer der Syphilis,
Schlafkrankheit und Recurrens gibt es dabei nicht. Ich kann des-
halb z. B. durch einen therapeutischen Akt 80 pCt. der Parasiten
vernichten und es ruhig dem Organismus des Brustseuchepatienten
überlassen, durch seine entstandenen und entstehenden Antikörper
den überbleibenden Rest von 20 pCt. zu vernichten. Es erfolgt
durch die kombinierte Wirkung von Chemikale und Antikörper
eine rasche und vollkommene Heilung. Das ist außer bei Brust-
seuche z. B. bei der Hühnerspirillose der Fall, bei der Uhlen-
huth zuerst diesen Heileffekt festgestellt hat.
Dies alles gilt eben nur für solche Parasiten, welche keine Re-
zidivformen bilden. Ex iuvantibus etwa über die Natur des (prae-
sumptiven) Brustseucheerregers weitergehende Schlüsse ziehen zu
wollen, wäre selbstverständlich ganz deplaciert, da Salvarsan auch
eine Reihe von Erkrankungen trifft, die z. B. mit Spirillen nichts
zu tun haben.
Vom größeren Standpunkt der Brustseuchebekämpfung muß
es uns, wie oben erwähnt, darauf ankommen, die natürlich gebil-
deten Antikörper des Pferdes zu benutzen.
Aber auch das angewandte Chemikale, das Salvarsan, gehört
zu den Zellhaftern, zu den sessilen Arsenikalien, d. h. zu den
Stoffen, die den Körper nicht flüchtig durcheilen, sondern die
sicher tage- und wochenlang, in Spuren sogar länger, an die Zelle
gebunden bleiben, denn wie Ehrlich annimmt, sollen die organi-
schen Heilsubstanzen nicht nur von einem einzelnen Chemoceptor
gefesselt werden, sondern es sollen mehrere derselben in Aktion
— 25 —
treten; beim Salvarsan beispielsweise der Arsenoceptor und ein
Orthoamidophenoloceptor. (P. Ehrlich: Aus Theorie und
Praxis der Chemotherapie, Leipzig 1911. Verlag von Dr. W.
Klinkhardit.)
Die von mir von Anfang an für die schnell verlaufende Brust-
seuche empfohlene Applikationsform der intravenösen Infusion
hat sich durchaus bewährt. Die Lösung in dem Verhältnis 1 : 500
hat urbeschadet enger genommen werden können, so daß sogar
Lösungen 1:10 eingespritzt worden sind. Ich halte das Verfallen
in Extreme für unangebracht, befürworte und bevorzuge Lösungen
von 1 : 30—100. Es sind zwar bei den engen Lösungen 1:10 keine
üblen Zufälle beobachtet worden, jedoch können, abgesehen von
hämolytischen Eigenschaften bei der engen Alkaleszenz, un-
angenehme Infiltrate und Thrombenbildung an der Operationsstelle
infolge geringer Verletzungen der Venenwand leicht eintreten, was
bei wertvollen Pferden doch sehr zu beklagen wäre und dem be-
handelnden Veterinär zur Last gelegt werden müßte.
Was nun die Dosis Salvarsan pro Pferd anlangt, so muß be-
merkt werden, daß 3 g durchaus keine Standard-Dosis sind. Es
muß die Vorschrift Ehrlichs bestehen bleiben: 0,01 g pro kg
Körpergewicht. 3 g sind für leichte Pferde (unter 400 kg) etwas
zuviel, anderseits für schwere Halbblutpferde nicht genug, beson-
ders am ersten Erkrankungstage.
Eine weitere Frage wäre noch zu klären: „Bildet sich beim
Pferde eine spezifische Überempfindlichkeit gegen Salvarsan aus?“
Als noch die stark verdünnten Lösungen angewandt wurden,
machte ich die Erfahrung, daß nicht das Salvarsan, sondern das
Lösungsmittel, die Kochsalzlösung, Überempfindlichkeit macht; ich
enıpfahl deshalb, vor dem vierten Tage von einer Wiederholung
der Infusion Abstand zu nehmen. ~Bei Anwendung konzentrierter
Lösungen will man an einer Stelle schon am nächsten Tage eine
Wiederholung der Einspritzung bei großer Salvarsandosis (7 g)
ohne Schaden vorgenommen haben.
Ein Hauptaugenmerk muß auf die Beschaffenheit des destil-
lierten Wassers gerichtet werden. Es muß möglichst frisch, nicht
über zwölf Stunden alt sein. Es ist das Verdienst Wechsel-
manns, diese Fehlerquelle ausfindig gemacht zu haben. Älteres
destilliertes Wasser ist sogar schädlicher, als wenn man frisches
Leitungswasser nimmt und sterilisiert als Lösungsmittel verwen-
det. Ich habe es auch versucht, jedoch wollten mir diese Lösungen
nicht so wirksam erscheinen.
Das destillierte Wasser stellt man sich am besten selbst dar;
den hierzu erforderlichen Apparat kann man sich ohne große
Kosten selbst zusammenstellen oder bei Gebr. Lautenschlä-
ger, Berlin, für 14 Mk. beziehen.
Andere leicht zu vermeidende, technische Fehler sind zu hohe
Temperaturen der Injektionsflüssigkeit und zu starker Alkaligehalt.
Dr. Schreiber- Magdeburg weist in der Zeitschrift für Chemo-
therapie, Bd. I, S. 23, darauf hin, daß kühlere (20—25° C) Lösun-
gen besser vertragen werden als warme.
Wenn ich noch einige Nebenwirkungen und Folgeerscheinun-
13”
— 276 —
gen nach der Salvarsaninjektion kurz streifen darf, so ist zunächst
der Temperaturanstieg bald nach der Einverleibung des Mittels zu
erwähnen. Er beträgt im Verlauf der nächsten 4—8 Stunden oft
0,5—2° C mehr als zur Zeit der Injektion. Dieser Umstand ist
auch in der Humanmedizin nicht unbekannt, und man führt ihn
dort in erster Linie auf den mehr oder minder großen Spirochäten-
reichtum zurück. Aber auch andere Umstände fallen ins Gewicht!
So dürften viele unangenehme Begleiterscheinungen auf das Konto
der Natronlauge zu setzen sein. Diese hält sich nicht steril, und
ferner ist festgestellt worden,*) daß vielfach statt der geforderten
Normal-Natronlauge — wir verwenden die offizinelle (15prozentige)
Natronlauge — irgendeine andere Konzentration, ja sogar statt
Natron- überhaupt Kalilauge, Ammoniak, selbst Methylalkohol ge-
liefert sind.
Oft werden am Tage nach der Injektion nach Fieberlosigkeit
wieder vorübergehende Temperaturanstiege beobachtet. Es wird
das auf die Anwesenheit massenhaft vorhandener, aber schon ab-
getöteter Erreger, vielleicht auch auf frei werdende Endotoxine
oder auch auf schlechte Beschaffenheit des destillierten Wassers
zurückgeführt. Unregelmäßiger Fieberabfall wird beobachtet bei
Verwendung zu schwacher Dosen und bei vorgeschrittener Krank-
heit, d. h. bei Anwesenheit von Lungenentzündung.
Ich kenne ferner einen Fall, in welchem ein Offizierpferd mit
Lungenentzündung am neunten Erkrankungstage mit einer in-
suffizienten Dosis (1 g) gespritzt wurde und drei Tage später mit
2 g. Das konnte nicht verhindern, daß das Pferd auf beiden Vor-
derfüßen als Nachkrankheit heftige Sehnenscheidenentzündung be-
kam, die nach Einverleibung von weiteren 3 g sich verhältnis-
mäßig schnell wieder zurückbildete.
Weiter sei noch bemerkt, daß das Mittel bei hochtragenden
brustseuchekranken Stuten ohne Nachteil mit Erfolg Anwendung
gefunden hat.
Mit durchaus positivem Erfolge habe ich das Salvarsan außer
bei Brustseuche noch angewandt:
B. Beimyeloider Leukämie des Pferdes: Zwei
Infusionen à 4 g in 14tägigen Zwischenräumen retteten den Pa-
tienten. Nach einjähriger Beobachtungszeit kein Rückfall. Näheres
an anderer Stelle (Stat. Vet. Sanitätsbericht f. d. preuß. Armee).
C. BeieinereigentümlichenHauterkrankung
in der Sattellage, die jeder Behandlung mit äußeren und inneren
(Arsenik-)Mitteln getrotzt hatte; eine Art Dermatitis apostematosa
mit nachfolgenden granulösen Wucherungen bis zu Fünfmark-
stückgröße. Dreimalige Infusion à 4 g brachte vollkommene
Heilung. Beobachtungszeit: ein Jahr.
D. Ein Pferd, das an periodischer Augenentzün-
dung gelitten hatte, erkrankte vier Wochen später an Brust-
seuche und wurde mit 3 g gespritzt. Im Verlauf eines Jahres kein
neuer Anfall von innerer Augenentzündung mehr.
Weitere Versuche in frischen Fällen wären hier am Platze!
*) Schreiber: Münchener Medizin. Wochenschrift 1912. Nr. 17.
= Bl ae
E. Bei perniziöser Anämie waren zufriedenstellende
Erfolge nicht zu erzielen.
Dies Gebiet ist nach der epidemiologischen und klinischen
Seite hin so wenig erforscht, daß ich vorschlage, daß diese Krank-
heit, wie es bei der Beschälseuche (Dourine) geschehen, an einigen
Patienten an tierärztlichen Instituten (Hochschulen) näher studiert
werden möge. Vieles, was darüber in Lehrbüchern, Dissertationen
usw. geschrieben worden, ist nicht zutreffend.
Die von mir in Gemeinschaft mit Stabsveterinär a. D. Beck-
m ann- Metz behandelten Fälle wurden, wie es damals noch ge-
schah, bei Verwendung stark verdünnter Lösungen dreimal vor-
übergehend bis zu vier Wochen deutlich gebessert; ein Fall mit
6 g gespritzt soll geheilt worden sein.
In einem fünften, verhältnismäßig frischen Falle, der nur da-
durch entdeckt wurde, daß das Gespannpferd an derselben Krank-
heit starb, war zunächst außer etwas beschleunigter Atmung und
Puls bei hochnormaler Innentemperatur nichts Besonderes zu ent-
decken. 4 g wirkten wie eine provokatorische Impfung, d. h. es
trat jetzt erst dauernd niedergradiges Fieber auf. 14 Tage später
mit 6 g nachgespritzt, hatte wohl eintägige Fieberlosigkeit zur
Folge, jedoch ging Patient acht Wochen später ein.
Ich schlage weitere Versuche mit großen Dosen in engen
Lösungen vor.
F. Die Rotlaufseuche und die Druse im Initialstadium
bleiben durch Salvarsan unbeeinflußt.
G. Über den Wert der Anwendung bei Strahlkrebs
konnte aus äußeren Gründen ein abschließendes Urteil nicht ge-
wonnen werden.
So wäre also der Weg frei für eine universelle Anwendung des
Salvarsans, insonderheit zu einer in- und extensiven Benandiung
der Brustseuche!
Erst wenn wir in der Lage sind, jeden Fall von Brustseuche in
der Armee, in den Remontedepots, in den Gestüten sowie in den
Zuchtgebieten überhaupt bis zum dritten Tage offensichtlicher Er-
krankung zu spritzen, kann das souveräne Mittel seinen wahren
Wert im Interesse eines bedeutenden Teils des Nationalvermögens
unseres Volkes entfalten.
Bekanntlich fürchten wir bei Brustseuche nicht so sehr die
Todesfälle als die Schädigung des befallenen Individuums, die
Nachkrankheiten und beim Zuchtmaterial das Verwerfen der
Stuten usw.
Was das wertvolle Pferdematerial an sich und seine Aufzucht
unter Brustseuche zu leiden hat, läßt sich zahlenma big auch nicht
annähernd angeben.
Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Niehtanwendung des
Salvarsans in den einschlägigen Fällen als ein Kunstfehler im
wahren Sinne des Wortes bezeichnet werden muß.
— 2178 —
Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit einer
hochgradigen Brustseucheerkrankung.
Von Oberveterinär Kegler.
Ein fünfjähriger kräftiger Fuchswallach erkrankte am 5. April
1911 an Brustseuche.
Die Erkrankung war eine äußerst schwere. Neben beider-
seitiger Lungenbrustfellentzündung bestanden als Komplikation
hochgradige, langandauernde Herzschwäche und Erguß von Ex-
sudat in beide Pleurasäcke, so daß am 18. April linkerseits 15 Liter
und am 20. April rechterseits 20 Liter Exsudat entleert werden
mußten.
Durch das lang anhaltende hohe Fieber sowie durch die drei-
wöchige schwere Appetitstörung hatte der Ernährungszustand des
Patienten erheblich gelitten. Das Tier war zum Skelett abgemagert
und konnte sich vor Schwäche kaum stehend erhalten.
Die Behandlung war neben diätetischen Maßnahmen eine
symptomatische.
Ende April waren die einzelnen Krankheitserscheinungen so-
weit beseitigt, daß Patient als Rekonvaleszent angesehen werden
konnte. Während der nächsten Wochen machte die Genesung
sichtbare Fortschritte. Patient zeigte regen Appetit und Wohl-
befinden. Langsam rundeten sich wieder die Körperformen. Doch
in Anbetracht der eben überstandenen schweren Erkrankung und
der noch vorhandenen Schwäche wurde das Pferd sowohl während
des Exerzierens in Zeithain wie auch während der Herbstübungen
in der Garnison zurückgelassen.
Etwa gegen Ende Mai 1911 begannen die Haare des Schweifes,
der Mähne und des Schopfes nicht nur beim Putzen, sondern auch
ganz von selbst auszufallen. Es fielen immer die längsten Haare
einzeln und zu Büscheln zuerst aus, während die kurzen fest haften
blieben. Dabei konnte weder abnorme Schuppenbildung noch Er-
krankung des einzelnen Haares, wie Trichorrhexis nodosa, beob-
achtet werden; ebenso bestand kein Juckreiz.
Die Behandlung bestand in vollständigem Scheren der Mähne
und des Schopfes, in teilweisem Beschneiden des Schweifes und
danach in Anwendung von desinfizierenden Waschungen mit
Sublimatlösung 1:1000. Auch wurden Einreibungen mit Peru-
balsam und Spiritus zu gleichen Teilen vorgenommen, wonach der
Haarwuchs wieder allmählich eintrat.
Nach acht Monaten sind Schweif-, Mähnen- und Schopfhaar
noch nieht so vollständig wieder vorhanden wie vor der Erkran-
kung des Pferdes. Ich fasse den Haarausfall als einen Folge-
zustand der Brustseucheerkrankung auf und beziehe ihn vornehm-
lich auf den durch die Brustseucheerkrankung bedingten, lang an-
dauernden schlechten Ernährungszustand des Tieres.
Andere Nachkrankheiten der Brustseuche sind bei dem Pferde,
das seit Anfang Oktober v. J. geritten wird, nicht aufgetreten.
e EEE a B O
— 279 —
Nabelbruchoperationen.
Von Oberveterinär Trams.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, einen Nabelbruch bei
einem halbjährigen Fohlen zu operieren. Der Bruch bestand seit
3 Monaten, hatte Kindskopfgröße und ließ sich leicht reponieren.
Die Bruchpforte war 5 cm lang und 2,5 cm breit.
Nachdem das Tier einen Tag gehungert hatte, wurde die Ope-
ration unter Chloroform-Narkose (30 g) in Rückenlage ausgeführt.
Nach Rasieren der Operationsstelle iegte ein Schnitt in der Länge
des Bruchsackes durch Haut und Unterhaut die Bruchpforte frei,
deren Ränder ich dann mit Catgut zusammenbrachte Hierauf
wurde von der äußeren Haut ein ziemlich großes Stück weg-
geschnitten und diese ebenfalls genäht, worauf ein Bruchband
angelegt wurde. Die Wunde heilte ohne Störung und es konnte
das Tier nach vier Wochen ohne Bruchband als geheilt betrachtet
werden.
Heute mache ich obenstehende Operation nicht mehr. Von der
Firma Hauptner-Berlin sind Aluminiumkluppen in den Handel
gebracht worden, mit welchen Nabelbrüche bis zu Kindskopfgröße
sich in 5—7 Tagen gefahrlos beseitigen lassen, ohne Eröffnung des
Bruchsackes und ohne jegliche Naht. : Die Kluppen besitzen eine
vorzügliche Wirkung und haben einen ausgezeichneten Sitz. Sie
werden von der Firma in drei Größen angefertigt und lassen
sich bei dem auf dem Rücken liegenden Tiere mit Leichtigkeit an-
legen. In fünf Fällen habe ich mit diesen Kluppen ausgezeichnete
Resultate erzielt und verdienen diese vor Holzkluppen den Vorzug.
Zur Behandlung des Schweißekzems (Hitzpocken) des
Pierdes.
Von Korpsstabsveterinär Bächstädt.
Jedem Veterinär ist dieses besonders im Sommer unter der
Einwirkung von Schweiß und Staub auftretende Ekzem hinlänglich
bekannt. Nicht selten wird hierdurch der Dienstbetrieb, nament-
lich während der Exerzierperiode und Herbstübungen, in unan-
genehmer Weise dadurch beeinträchtigt, daß sonst ganz gesunde
Pferde tagelang außer Dienst gestellt werden müssen, weil kein
Sattel aufgelegt werden kann. Der Hautausschlag hat bekanntlich
seinen Sitz in der Haut der Lendengegend, wo das hintere Ende
des Woilachs nicht durch den Sattel bedeckt wird, breitet sich aber
oft weiter nach unten bis in die Flankengegend und nach vorn bis
in die Sattellage aus.
Man kann vom praktischen Standpunkt aus drei Stadien des
Ekzems unterscheiden, und zwar zeigen sich im ersten Stadium er-
höhte Empfindlichkeit, vermehrte Wärme und leichte Schwellung
der Haut. (Dauer 24—48 Stunden.) Hierauf treten im zweiten
Stadium hirsekorn- bis erbsengroße Knötchen auf, welche sowohl
in oberflächlichen Schichten der Haut als auch in der Unterhaut
— 280 —
ihren Sitz haben können. Die Haare sind gesträubt, die Haut ist
äußerst empfindlich und schmerzhaft. Dieser Zustand dauert ge-
wöhnlich drei Tage. Nunmehr brechen im dritten Stadium, dessen
Dauer zwischen drei bis acht Tagen schwankt, die Knötchen auf,
und es entleert sich eine gelbliche, klebrige Flüssigkeit, welche ge-
rinnt und mit den Haaren einen der Haut mehr oder weniger fest
anhaftenden Schorf bildet. Dieser stößt sich allmählich ab, und
der Ausschlag kommt unter Verlust der Haare zur Heilung. Nicht
selten bilden sich jedoch, wenn die Pferde weitergeritten werden,
oberflächliche oder tiefe Geschwüre und selbst Brandschorfe,
welche die Pferde unter Umständen zwei bis drei Wochen dienst-
unbrauchbar machen.
Für die Truppe ist dieses Leiden von der größten Bedeutung.
Daher ist in erster Linie dahin zu streben, daß das Auftreten des
Ekzems durch geeignete prophylaktische Maßnahmen vermieden
wird. In zweiter Linie ist, wenn der Ausschlag trotzdem zum Aus-
bruch kommt, eine möglichst schnelle Heilung herbeizuführen. Als
Vorbeugungsmittel gelten allgemein gründliche Reinigung des
Rückens von Schweiß und Staub sowie kalte Waschungen der
Lenden- und Rückengegend nach dem Dienst. Sollte sich
der Schweiß mit kaltem Wasser nicht entfernen lassen, so emp-
fiehlt sich, lauwarmes Wasser und Glyzerinseife anzuwenden. Bei
solchen Pferden, welche besonders wegen Senkrücken oder
Überbautsein oder wegen empfindlicher Haut zu dieser Haut-
erkrankung neigen, empfiehlt sich zur Vorbeuge Waschung des
Rückens mit einer 5 proz. Lösung von übermangansaurem Kali.
Was die Behandlung des Ekzems selbst betrifft, so habe ich
in einer größeren Anzahl von Fällen die verschiedensten Medi-
kamente in Form von Einreibungen und Waschungen versucht, und
zwar 4 und 5%iges Kreolin und Lysolspiritus, 8—10 %igen
Josorptolspiritus, Seifenspiritus und Kampferspiritus, 4—5 %iges
Borwasser, 5—10 %ige Eichenrindeabkochung und wässerige
Josorptollösungen (8—16 Teile Josorptol auf 100 Teile Wasser).
Von allen diesen Mitteln hat sich am besten bewährt 8—10 %iger
Josorptolspiritus und 4—5 %iger Kreolinspiritus. Hierbei ist zu
bemerken, daß die Behandlung nur dann Aussicht auf eine schnelle
Beseitigung der Hautkrankheit und Wiederherstellung der Dienst-
brauchbarkeit des Pferdes hat, wenn die Behandlung im ersten oder
im Anfang des zweiten Stadiums einsetzt. Ist bereits Exsudation
der Knötchen, Verschorfung oder Geschwürbildung eingetreten, so
kann die Behandlung mit den erwähnten Mitteln keine erhebliche
Verkürzung des Krankheitsverlaufes mehr herbeiführen.
Zur einmaligen Einreibung sind je nach dem Umfange der
Hautaffektion 25—40 g Josorptolspiritus, welchem ich den Vorzug
vor dem Kreolinspiritus gebe, da das Mittel sich später wieder
leichter abwaschen läßt, erforderlich.
Das Präparat wird 2—3 Minuten lang mit der Hand gründlich
eingerieben, eine Stunde vor und 24 Stunden nach dem Einreiben
ist die leidende Hautpartie mit kaltem Wasser gründlich abzu-
waschen und mit einem reinen Leinentuch abzutrocknen.
Gewöhnlich gehen bei dieser Behandlung die Empfindlichkeit
— 281 —
der Haut und der Umfang der Knötchen innerhalb 24 Stunden er-
heblich zurück. Meistens bildet sich nach der Einreibung mit
Josorptolspiritus eine oberflächliche Verschorfung der Knötchen,
so daß sie nicht zum Aufbruch kommen. Die auf den Knötchen
sitzenden trockenen Schorfe dürfen nicht entfernt werden. Es
empfiehlt sich, den hinteren Rand des Woilachs etwa handbreit
mit glattem Gummituch zu besetzen, um Scheuern zu verhüten.
Wenn irgendmöglich, sind die Pferde, je nach der Schwere der Er-
krankung, 1—3 Tage ohne Sattel und Woilach zu lassen. In der
Regel ist jedoch die Hautaffektion nach zwei Tagen soweit zurück-
gegangen, daß die Pferde zum Dienst herangezogen werden können.
Bei feinhäutigen, empfindlichen Pferden wird statt des Josorptol-
spiritus eine 4—5 %ige wässerige Josorptollösung oder 5 %iges
Borwasser, etwa 50—60 g zur einmaligen Waschung, angewandt,
und zwar täglich dreimal.
Seifenspiritus und Kampferspiritus bewähren sich nicht, da
leicht Hautentzündungen entstehen. Eichenrindeabkochungen und
Lysolspiritus beeinflußten die Heilung nicht erheblich. Die hydro-
pathische Behandlung ist nur in den ersten 6—12 Stunden nach
dem Auftreten des Ekzems zu empfehlen. Bei längerer Anwen-
dung wird die Oberhaut leicht mazeriert und die Heilung hierdurch
verzögert. — Da nach meinen Erfahrungen eine außerordentlich
große Verschiedenartigkeit bezüglich der Empfindlichkeit der Haut
des Rückens besteht, so ist die vorstehende Angabe der Konzentra-
tion der Lösungen nur eine annähernde und muß die diesbezügliche
spezielle Festsetzung dem behandelnden Veterinär überlassen
bleiben.
Perioration der Scheide und des Mastdarms einer
Stute bei der Geburt.
Von Oberveterinär Jerke.
Eine erstgebärende Stute schweren Schlages konnte trotz
heftiger Wehen den Fötus nicht ausstoßen. Beim gewaltsamen
Durchziehen des sehr stark entwickelten und wahrscheinlich ab-
norm gelagerten Fohlens bemerkte der Besitzer, daß ein Fuß des
Fohlens in der Afteröffnung des Muttertieres zum Vorschein kam.
Nachdem das Junge zurückgeschoben und endgültig extrahiert war,
fand aus der Scheide eine mittelstarke, langsame Blutung (etwa
3 Liter) statt, die nach Verlauf einer halben Stunde von selbst auf-
hörte. Kurz nach der Geburt gingen auch die Eihäute ab. Mehrere
Stunden später entleerte das Pferd Kot durch die Scheide. Erst
am andern Tage wurde tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen.
Befund: Temperatur 38,9° C, Puls in der Minute 45 mal
deutlich fühlbar, gleich- und regelmäßig; 16 ruhige Atemzüge;
sichtbare Schleimhäute etwas blaß; Appetit gut. Die Exploration
des intestinum recti ergibt in dessen unteren Wand einen
von vorn nach hinten verlaufenden etwa 8 cm langen Riß, der
6 cm vor der Afteröffnung endet. Bei der Untersuchung der
— 282 —
Scheide läßt sich feststellen, daß die obere Scheidenwand ebenfalls
von vorn nach hinten in einer Länge von etwa 10 cm durchgerissen
ist. Das hintere Ende dieses Risses liegt etwa 7 cm von der Scham-
öffnung entfernt. Das zwischen Mastdarm und Scheide liegende
Bindegewebe ist in derselben Ausdehnung zerrissen. Schwellung
im Bereiche der Scham ist nicht vorhanden. Kot wird durch After
und Scham entleert; das Absetzen ist schmerzhaft.
Behandlung: In den ersten zwei Tagen Öfteres Heraus-
nehmen des Kotes aus dem Mastdarm mit der Hand. Um für die
Folge leichten Absatz und weiche Konsistenz des Kotes herbei-
zuführen, erhielt das Pferd täglich mehrmals Einfüllungen warmen
Wassers in den Mastdarm; ferner wurden täglich 250 g Karlsbader
Salz im Trinkwasser, Grünfutter, Mohrrüben und Weizenkleie ver-
abreicht. In den ersten 14 Tagen wurden täglich mehrfach, be-
sonders nach jeder Kotentleerung, Ausspülungen des Darms und
der Scheide mit Sublimatlösung (1 : 4000) gemacht. In der Folge-
zeit erstreckte sich die Behandlung auf Ausspülungen mit Chinosol-
lösung (1: 1000) und 5 %iger Holzessiglösung in derselben Weise.
Nach 23tägiger Behandlung hatte sich die Wunde ganz be-
deutend verkleinert, und nach insgesamt 62 tägiger Krankheits-
dauer war vollständige Verheilung der Wunde eingetreten. Wäh-
rend der ganzen Zeit war das Allgemeinbefinden des Pferdes nicht
sonderlich gestört.
Erfahrungen mit Biebricher Scharlachrot-Salbe.
Von Stabsveterinär Löb.
Die Biebricher Scharlachrot-Salbe wurde in einigen Fällen zur
Anwendung gebracht und hat den an sie gestellten Anforderungen,
ein Anregungsmittel zur Bildung von Epithel zu sein, im allge-
meinen entsprochen.
Der Farbstoff bildet ein dunkelrotbraunes Pulver, welches in
Wasser unlöslich ist; Alkohol, Benzol und Aceton lösen ihn nur
wenig, reichlicher beim Kochen. Leicht lößt er sich dagegen in
Phenclen, Fetten und fetten Ölen, jedoch bringen ihn Vaseline und
Paraffine in der Kälte nur wenig, reichlicher dagegen in der Wärme
zur Lösung.
Zur Behandlung gelangten zwei Pferde, die sich umfangreiche,
etwa kinderhandtellergroße Erosionen und Ulzerationen in der
Sprunggelenksbeuge durch Hängenbleiben in der eigenen Halfter-
kette bzw. Übertreten über die Halfterkette des Nebenpferdes und
Hängenbleiben in dieser zugezogen hatten. Es waren dies Ver-
letzungen, die jeder Veterinär wegen des Sitzes zu den sehr schwer
heilbaren rechnen dürfte. Bekanntlich läßt sich an dieser Stelle
schwer ein lange gut sitzender Verband anlegen; durch die Be-
wegungen, «lie das Tier mit dem Beine ausführt, lockert sich ein
derartiger Verband recht bald, so daß er schließlich mehr schadet
als nützt. Eine derartige Wunde wird an und für sich schon durch
die Beugebewegungen des Beines gereizt, und durch einen Verband
wird der Reiz zum Beugen und die Reizung der Wunde nur noch
vermehrt.
— 283 —
Nachdem sich an den betreffenden Stellen die nekrotischen
Gewebsfetzen abgestoßen hatten, die Eiterung beseitigt war und
eine gute Granulationsbildung eingesetzt hatte, die durch Ätzen mit
Höllenstein bzw. Alumen ustum in gleichmäßiger Höhe erhalten
war, wurde die ganze Wundfläche in der Dicke eines Messer-
rückens mit Biebricher Scharlachrot-Salbe (Biebricher Schar-
lach R. medicinale „Ralle‘“ 8,0: Vaselin. flav. 100,0) bestrichen;
hierauf wurde etwas Verbandmull getan und dann der Vorschrift
gemäß ein regelrechter Watteverband angelegt. Dieser Verband
wurde drei Tage liegen gelassen und dann gewechselt. Nach einigen
Verbandwechseln konnte kein wesentlicher Erfolg konstatiert wer-
den, weswegen nach etwa 14 Tagen die Verbände fortgelassen und
die Wunden nur durch Bestreichen mit dieser Salbe offen behandelt
wurden; das Bestreichen geschah alle drei Tage. Schon nach
einigen Tagen setzte vom Rande her eine ausgezeichnete und
dauerhafte Epithelbildung ein, die die Wunde nach kurzer Zeit
wesentlich kleiner machte. Bei dem einen Pferde war in der Mitte
der Wunde noch eine erbsengroße Hautinsel stehen geblieben; von
hier aus wurden förmliche Epithelfortsätze in die Wundfläche hin-
eingeschickt, so daß sich diese zusehends verkleinerte und das
Pferd nach völliger Verheilung in kurzer Zeit wieder dienstfähig
wurde.
Nach diesen Erfahrungen muß man die Scharlachsalbe für ein
recht verwendbares und verläßliches hautbildendes Mittel
halten, mit welchem man in geeigneten Fällen rascher zum Ziele
gelangt als mit jedem anderen. Bedingung ist jedoch, daß es sich
um reine granulierende Flächen handelt, die nicht mit einem Ver-
bande bedeckt werden dürfen, weil dadurch die Wundheilung un-
günstig beeinflußt wird.
Ein Fall von Kieterbruch.
Von Stabsveterinär Bauer.
Bei einem tags zuvor aus dem Manövergelände eingetroffenen
Pferde wurde als Ursache des Versagens der Futteraufnahme eine
Zersplitterung des ersten Backenzahnes im linken Unterkiefer fest-
gestellt, die, nach einer in Höhe des betreffenden Zahnes außen an
der Backe befindlichen Hautwunde zu urteilen, von einem Schlag
des Nebenpferdes herrühren mußte,
Die Splitter des zertrümmerten Zahnes wurden entfernt und
das Pferd, da sich die Futteraufnahme etwas besserte, nach einigen
Tagen aus der Behandlung entlassen.
Nach etwa 14 Tagen wurde mir das Pferd vorgestellt, weil sich
am Unterkiefer eine starke Anschwellung ausgebildet hatte.
Die Untersuchung ergab folgendes: An der Außenfläche des
linken Unterkieferastes befindet sich in der Höhe des ersten
Backenzahnes eine knochenharte, flache Anschwellung von 15 cm
Länge, die vom oberen bis zum unteren Rande des Unterkiefers
reicht. Die Dicke der Anschwellung läßt sich nicht mit Sicherheit
feststellen, weil der vordere Teil des Kehlganges durch eine gänse-
— 284 —
eisroße Geschwulst ausgefüllt ist, die an ihrem höchsten Punkte
3 cm über den unteren Kieferrand hervorragt und deutliche Fluk-
tuation erkennen läßt. In der Umgebung ist die Unterhaut teigig
geschwollen. Bei der Untersuchung der Maulhöhle sind in dem
noch nicht vernarbten Zahnfache des linken ersten Backenzahnes
Knochen- bzw. Zahnsplitter zu fühlen.
Aus der fluktuierenden Anschwellung entleert sich nach einem
Einschnitt 1, Tassenkopf dünnflüssigen, übelriechenden Eiters, in
dem einige kleine mürbe Knochensplitter enthalten sind. Mit der
Sonde gelangt man jetzt in eine geräumige Abszeßhöhle, in deren
Tiefe sich mehrere Kanäle nachweisen lassen. Ein Kanal führt an
der Innenfläche des Kieferastes entlang neben dem Zahnfache des
ersten Backenzahnes bis in die Maulhöhle; ein anderer Kanal dringt
durch einen rauhen Spalt im Kiefer bis in das Zahnfach hinein.
Mittels des in die Abszeßhöhle eingeführten Fingers fühlt man
mehrere bewegliche Knochensplitter, von denen aber nur einige
kleinere mit der Kornzange herausgenommen werden können.
Da sich auch die Knochensplitter aus dem Zahnfache von der
Maulhöhle aus nicht entfernen ließen, mußte das Pferd nieder-
gelegt und operiert werden. Es wurde von der Abszeßwunde aus-
gehend ein 15 cm langer Hautschnitt angelegt, der etwas schräg
zum Kieferaste nach vorn und außen verlief. Nachdem die Haut
gelöst und mit Wundhaken auseinander gehalten worden war,
konnte man feststellen, daß ein unregelmäßiger Splitterbruch
schräg von vorn und außen nach hinten und innen durch den
Kieferast verlief. Es wurden nun mehrere größere Splitter ent-
fernt. Um aber an das Zahnfach gelangen zu können, mußte ein
4 cm langes Stück des unteren Kieferrandes mit dem Meißel ent-
fernt werden. Jetzt wurden mit Hilfe eines stumpfen Stempels die
im Zahnfache zurückgebliebenen Reste der Zahnwurzel nach der
Maulhöhle zu herausgetrieben und mit der Kornzange zahlreiche
Splitter von den Rändern des Zahnfaches entfernt. Dagegen mußte
eine größere bewegliche Knochenplatte, die an der Innenseite des
Kieferastes hinter der eigentlichen Bruchlinie lag, in der Wunde
belassen werden, weil sonst ein zu großer Substanzverlust im
Knochen entstanden und die Heilung des Bruches dadurch be-
deutend erschwert worden wäre. Auch wären durch das Entfernen
der Knochenplatte die Zahnfächer des zweiten und dritten Backen-
zahns an der Innenseite freigelegt worden, Es sollte vielmehr der
Versuch gemacht werden, ob diese Knochenplatte anheilen würde.
Ebenso wurde der zweite Backenzahn, dessen Wurzel in die Wunde
hineinragte, nieht gezogen, weil er noch fest im Zahnfach saß.
Um feststellen zu können, ob noch weitere Sprünge im Knochen
vorlägen, und um zu einem sicheren Urteil über die Art der wei-
teren Behandlung, über die Heilungsmöglichkeit und auch über
den Verlauf der Heilung zu gelangen, versuchte ich einige Tage
nach der Operation den erkrankten Körperteil mit Röntgenstrahlen
zu untersuchen. Der Chefarzt des hiesigen Garnisonlazaretts und
der Vorstand der Röntgen-Abteilung erklärten sich in liebens-
würdigster Weise bereit, mir die Apparate zu einigen Aufnahmen
zur Verfügung zu stellen.
Das Pferd wurde im Lazarett vor dem Fenster des Röntgen-
= pgp ==
zimmers aufgestellt und die Leitungsdrähte vom Induktor durch
das geöffnete Fenster zu der außenstehenden Röntgenröhre ge-
führt. Da aber das Röntgenzimmer im Hochparterre liegt, war
die Entfernung zwischen dem Induktor und der Röhre und des-
halb der Leitungswiderstand so groß, daß trotz größtmöglichster
Stromspannung (1400 Volt) ein Aufleuchten der Röhre nicht erzielt
werden konnte.
Es blieb deshalb nichts anderes übrig, als die Behandlung auf
Grund des bei der Operation festgestellten Befundes fortzuführen.
Da es sich um einen Splitterbruch handelte, wurde davon abge-
sehen, die Bruchenden durch Silberdraht oder auf andere Weise
zu befestigen. Die Anwendung von Schienen u. dgl. verbot sich
wegen der im Kehlgang befindlichen Operationswunde. Die Be-
handlung beschränkte sich deshalb auf dreimal tägliche Aus-
spülungen der sehr geräumigen Wundhöhle mit einer 2 %igen
Therapogen-Lösung. In der Zwischenzeit wurde die Schleimhaut-
wunde in der Maulhöhle durch einen festen Wattetaınpon ge-
schlossen, um nach Möglichkeit zu verhüten, daß sie durch Futter
usw. verunreinigt würde.
Das Futter bestand aus gequetschtem Hafer, Kleie, stark zer-
kleinerten Mohrrüben, Leinkuchen und Heuhäcksel. Da das Pferd
kein Heu fressen wollte oder konnte, wurde der Versuch gemacht,
das Heu durch Anbrühen weicher zu machen, damit es das Pferd
leichter kauen könnte. Das Pferd verweigerte aber auch die
Aufnahme des so zubereiteten Heues. Es blieb deshalb nichts
anderes übrig, als das Rauhfutter in Form von kurzem Häcksel
zu verabreichen. Das Pferd hatte stets einen regen Appetit
und fraß — wenn auch langsam und einseitig kauend —
seine volle Ration. Dabei war die Beweglichkeit der Bruch-
enden so groß, daß ein eigentümlich klappender Ton zu hören war,
der durch das Zusammenschlagen der Backenzähne der linken
Seite entstand.
Die Beweglichkeit des linken Kieferastes an der Bruchstelle
verminderte sich allmählich im Verlaufe der nächsten Wochen
durch umfangreiche Kallusbildung, so daß nach vier Wochen der
Kieferbruch als geheilt angesehen werden konnte. Die Operations-
wunde hatte sich während dieser Zeit bis auf 3 em geschlossen.
Diese kleine, am unteren Kieferrande gelegene Wunde zeigte keine
Neigung zur Heilung; sie war mit dunkelroten Granulationen be-
deekt und sonderte täglich einen Fingerhut voll Eiter ab. Von der
Wunde aus führte ein Kanal in eine von rauhen Knochen umge-
bene Höhle im Kiefer. Durch wiederholtes Auskratzen der Höhle
mit dem scharfen Löffel und tägliches Ausspülen mit antisepti-
schen Flüssigkeiten besserte sich der Zustand in den nächsten
Wochen soweit, daß aus einer kleinen Öffnung täglich nur einige
Tropfen rahmartigen, nicht übelriechenden Eiters abflossen. Da
diese geringgradige Eiterabsonderung die Gebrauchsfähigkeit des
Pferdes nicht beeinträchtigte und nur darauf zurückgeführt wurde,
daß die im Kiefer vorhandene Höhle sieh noch nieht vollständig
mit Granulationen gefüllt hatte, wurde von einer weiteren opera-
tiven Behandlung Abstand genommen.
Da der Futterzustand des Pferdes nichts zu wünschen übrig
— 286 —
ließ, wurde das Pferd bereits vier Wochen nach der Opera-
tion allmählich in Arbeit genommen. Weil es aber nicht unge-
fährlich erschien, das Trensengebiß auf den möglicherweise noch
nicht genügend festen Kiefer wirken zu lassen, ließ ich eine Nasen-
kettentrense anfertigen, die ich früher bei Ladendrücken schon
wiederholt angewendet und sehr praktisch gefunden habe. Das
Trensengebiß wird aus den Ringen entfernt und an den Ringen
eine flache etwa 5 mm breite Kette so befestigt, daß sie auf den
Nasenrücken dicht oberhalb der Nüstern zu liegen kommt. Um
das Abgleiten der Kette zu verhüten, wird sie in ihrer Mitte durch
eine Schlaufe an dem Nasenriemen der Reithalfter befestigt. Mit
Hilfe dieser Nasenkettentrense wurde das Pferd zunächst geführt,
dann im Schritt unter dem Reiter bewegt und schließlich sogar
in der Abteilung geritten.
Im Laufe der nächsten Monate heilte die Operationswunde
vollständig und der Kallus bildete sich soweit zurück, daß außer
der eingezogenen Operationsnarbe äußerlich keine Veränderung
am Kiefer zu sehen ist.
Erfahrungen bei Anwendung von Wasser der Ludwigs-
burger Heilquelle bei Hoheneck (Hohenecker Wasser).
Von Oberveterinär Dr. Jahn.
Die Ludwigsburger Heilquelle bei Hoheneck wurde am 17. De-
zember 1906 gelegentlich einer Bohrung nach Trinkwasser er-
schlossen. Nach der chemischen Analyse von Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. Fresenius in Wiesbaden hat das Wasser folgende Zu-
Samınensetzung:
In 1000 Gew.
Teil. Wasser
Natriumehlorid (NaCl). . 2 . . . 12458601
Kaliumehlorid (K C). . . . . 2... 0,152553
Lithiumehlorid (LiCD . . . 2 . . 0,010271
Ammoniumehlorid (NH, CI) . . . . 0.005014
Natriumbromid (Na Br). . . . ......0,004037
Natriumjodid (NaJ). ... 0,000080
Natriumsulfat (Na S0) . . . . . 4,740500
Caleiumsulfat (Ca SO ai . 1,305447
Caleiumhydrucarbonat (C A HE O5) ) 1.165999
Strontiumhydrocarbonat. (Sr (H CO], 0,022 809
E
Magnesiumhydrocarbonat (M&[HCO,)) 0,488402
F errohydrocarbon: at (Fe|H CO ala) . . 0,015174
Borsäure (meta) (HBO) . . . «0,012476
Kieselsäure (meta) (H, Si O). . . . 0,009171
Freies Kohlendioxyd (CO,) 20.20. 0402117
Summe aller Bestandteile . . . 20,792 651
Das Wasser ist also in der Hauptsache zu den jod- und brom-
haltigen Salzwässern zu rechnen. Außerdem hat Professor Dr.
Kauffmann in Stuttgart durch verschiedene Messungen einen
konstanten Gehalt von Radiumemanationen feststellen
mE sr °
GERNNZERZEZEN, p nn Se un A md nı, Mae une nt une a We S E u 2 U N Ef 9 Au E u Mu, 2 Led E mn Au
— 287 —
können. Das Wasser wird infolgedessen in der Humanmedizin so-
wohl zu Trink- als auch zu Badekuren verwendet. Einem mir be-
kannten Herrn war aufgefallen, daß nach einem solchen Bade zu-
fällig vorhandene Wunden ein wunderschönes Aussehen angenom-
men hatten und rasch heilten.
Da gerade in diesem Jahre die auffallend häufig auftretenden
Sommerwunden die denkbar schlechteste Tendenz zur Heilung zeig-
ten, und fast alle angewandten Mittel mehr oder weniger versagten,
kam ich auf den Gedanken, einen Versuch mit dem Hohenecker
Wasser zu machen. Die Versuche wurden hauptsächlich an Dienst-
pferden der 2. Eskadron vorgenommen. Das Wasser wurde teils
in Form von Bädern oder feuchten Umschlägen, teils in beiden
Formen zugleich angewendet. Zu diesem Zwecke holte die Eska-
dron etwa alle 2 Tage in dem 3 km entfernten Hoheneck 2 Fässer
mit je 50 L. Wasser. Die Erfolge waren recht gute. Eine Menge
kleiner Sommerwunden, die jeder Behandlung trotzten, konnten
in kürzester Zeit zur Abheilung gebracht werden. Besonders auf-
fallend waren drei Fälle, in denen es sich um größere Wunden
handelte.
1. Fall. Scheuerung im Kehlgang von Kartenblatt-Größe (Som-
merwunde). Trotz 6 wöchiger Behandlung kein Rückgang. Von
da ab täglich 1 Stunde baden mit Hohenecker Wasser. Die Wund-
fläche nimmt eine schöne Färbung an, die kissenartige Erhebung
der Wundfläche geht zurück, die Wundränder wölben sich bald
darüber und ziehen sich zusammen. Nach 4 Wochen völlige
Heilung.
2. Fall. Sommerwunde an der Vorderseite des Unterschenkels.
Trotz Behandlung nahm die anfangs dreimarkstückgroße Wunde
stetig an Umfang zu (bis fast zur Tellergröße). Täglich 1 Stunde
baden. Verlauf ähnlich wie oben. Nach 3 Wochen Heilung.
3. Fall. Schwere Wunde der Sehnen und Sehnenscheiden h. 1.
(durch Anreiten). Trotz Verbänden mit Sublimatwasser (1°/,,)
und Wasserstoffsuperoxyd, Anwendung antiseptischen Pulvers und
des Glüheisens nahm die Wunde nach kurzer Zeit den typischen
Charakter der Sommerwunde an. Mehrmalige gründliche Opera-
tionen (Abtragen der veränderten Gewebe mit Messer und scharfem
Löffel) hatten nur vorübergehenden Erfolg. Das Hohenecker
Wasser wurde hier in Form von Bädern und Umschlägen ange-
wendet. Der Erfolg war gut. Inzwischen hatte ich die Beobachtung
gemacht, daß das Wasser bei längerem Stehen sich zersetzt. Ich
beschloß daher, das Pferd an Ort und Stelle zu baden. Das Tier,
das nicht mehr lahmte, wurde jeden Tag nach Hoheneck geführt
und 1 Stunde gebadet. Nach 3 Wochen völlige Heilung.
Diese gute Heilwirkung des Hohenecker Wassers mag wohl in
erster Linie den in ihm enthaltenen Salzen zuzuschreiben sein.
Ob dabei auch eine Radiumwirkung beteiligt ist, wage ich nicht zu
entscheiden. i
Endlich versuchte ich noch bei einigen Pferden, die sich in-
folge chronischen Magendarmkatarrhs stets schlecht nährten, eine
Trinkkur, wie sie auch bei der Humanmedizin in ähnlichen Fällen
=. 280 =
zur Anwendung kommt. Anfangs nahmen die Tiere das Wasser
nur zögernd, später jedoch sehr gerne zu sich. Da bei diesen Zu-
ständen eine ev. Wirkung weniger deutlich und offensichtlich zu
sein pflegt, so genügen mir die wenigen Fälle noch nicht zur Ab-
gabe eines endgültigen Urteils. Bei konsequenter Anwendung ist
jedoch ein Erfolg sehr wahrscheinlich.
Starrkrampf beim Hund.
Von Oberveterinär Eschrich.
Im Oktober 1911 wurde ich zu dem Hunde eines Privat-
mannes gerufen mit dem Vorbericht, das Tier wäre vor fünf Tagen
von ihm selbst kupiert worden, hätte seit zwei Tagen ein voll-
kommen verändertes Benehmen, fresse gar nichts und sei seit
heute früh ganz steif.
Bei der Untersuchung wurde folgender Befund festgestellt:
Der ungefähr ein halbes Jahr alte Pintscher schrak auf Anruf
und besonders beim Berühren zusammen und versuchte unter ge-
streckter Haltung der Gliedmaßen einige Schritte zu laufen. Die
Körpertemperatur betrug 39,7° C., die Atmung war beschleunigt
und oberflächlich; es wurden 52 Atemzüge in der Minute gezählt.
Die Anzahl der mittelkräftigen Pulsschläge war 125.
Kopf und Hals wurden gestreckt gehalten, die Stirn war ge-
runzelt. Die Ohren standen aufgerichtet und einander genähert,
die Augen waren tief in die Orbita zurückgezogen, und die Nickhaut
war etwas vorgefallen. Das Maul wurde geschlossen gehalten, und
nur mit Mühe konnte dieses um einige Zentimeter geöffnet
werden. Aus den Maulwinkeln floß in langen Fäden zäher Speichel.
Die Muskulatur des Halses, besonders aber die der Hinterhand, war
gespannt und hart. Der Schwanz wurde unbeweglich und etwas
nach oben und rechts gehalten.
Nach Abnahme des um das Schwanzende gelegten Verbandes
zeigte sich unter dem teilweise durch Eiterung gelösten Schorfe
auf der Amputationswunde eine üppige Granulation von mig-
farbenem Aussehen.
Irgendwelche andere Verletzungen oder Narben am Körper des
Tieres konnten trotz sorgfältiger Untersuchung nicht nachgewiesen
werden. Da auch alle anderen Erkrankungen, die differentialdia-
gnostisch in Betracht kommen, besonders eine Strychninvergiftung,
ausgeschlossen waren, wurde die Diagnose Wundstarrkrampf in-
folge Kupieren des Schweifes gestellt und die Behandlung dem-
entsprechend eingeleitet, trotzdem nach vorstehendem Befund
kaum auf einen Erfolg zu hoffen war.
Um die Quelle und weitere Zufuhr des Tetanus-Toxins aufzu-
heben, trug ich nach gründlicher Desinfektion ein noch zweifinger-
dreites Stück des Schwanzes ab, stillte die Blutung mittels eines
glühenden Eisens und legte einen Sublimatverband an, der dauernd
feucht gehalten wurde. Gegen die Kotverhaltung kamen Einläufe
von Jauwarmem Seifenwasser in Anwendung. Endlich erhielt
— 289 —
Patient als krampfstillendes Mittel eine subkutane Einspritzung
von Morph. hydrochlor. 0,1.
Am nächsten Morgen traten die vorher angeführten Symptome
noch deutlicher in Erscheinung. Patient lag und konnte sich nur
mit Mühe erheben. Die Reflexerregbarkeit war hochgradig ge-
steigert; die Körpertemperatur betrug 40,3° C. Im Laufe des Tages
erhielt Patient noch eine zweite Morphiumeinspritzung; doch gegen
Abend war das Tier tot.
Schlampp: Über Adrenalin-Therapie bei Morbus maculosus des
Pferdes. Münchener Tierärztl. Wochenschr. 1911.
Schl. hat mit dieser Behandlung gute Erfolge erzielt, stellt
aber das Ergebnis seiner Versuche bei ihrer noch geringen Zahl
nicht als maßgebend hin, sondern will zu weiteren Versuchen an-
regen. Er injizierte 2 bis 4 ccm der Solutio Adrenalini hydrochlor.
Takamine ad 10 ccm aq. dest. subkutan jeden zweiten Tag; ge-
wöhnlich waren 4 bis 5 Injektionen nötig. : Innerhalb 12 bis 18
Stunden sanken ausnahmslos zwischen 40,0° und 40,7° C gele-
gene Körpertemperaturen zur Norm herab. Die Patienten blie-
ben dann mindestens zwei Tage fieberfrei, und bei erneutem Tem-
peraturanstieg brachte die nächste Injektion wiederum prompte
Remission. Die Petechien blaßten ziemlich rasch ab. Schon vor-
handene Ödeme gingen etwas langsamer zurück, verschwanden
aber fast gänzlich innerhalb drei bis fünf Tagen. Die gefürchte-
ten Mortifikationsprozesse blieben aus, obwohl anfänglich nicht
selten umfangreiche, hochgespannte Schwellungen entstanden
waren. Otto.
Smirnoff: Die Anwendung des Salvarsans bei Febris recurrens.
Aus der Febris recurrens-Abteilung des Städtischen Basmann-
schen Hospitals in Moskau. Deutsche Medizinische Wochenschrift
Nr. 16, 1912.
Im ganzen wurden 240 Fälle von Febris recurrens mit Sal-
varsan behandelt. Von diesen wurden in 6 Fällen die subkutane,
in 33 Fällen die intramuskuläre und in 201 die intravenöse Injek-
tion angewandt.
Bei den intramuskulären Injektionen waren die beobachteten
Infiltrate zwar schmerzhaft, jedoch geringer als bei den subku-
tanen Injektionen, und in allen 33 Fällen wurden sie im Laufe
von 1 bis 3 Wochen vollständig resorbiert. Die Spirillen ver-
schwanden aus dem Blute im Verlauf von 7 bis 10 Stunden.
Glänzende Erfolge ergaben die intravenösen Injektionen des
Salvarsans. Schon nach 4 bis 5 Stunden verschwinden die Spi-
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 6. Heft. 19
— 290 =
rillen aus dem Blut und die Temperatur fällt nach kurzer Zeit.
Größere Dosen als 0,3 bis 0,4 scheinen keinen Einfluß auf die
Dauer des Temperaturabfalles und auf die Sicherheit der Krank-
heitsunterdrückung auszuüben, da in einem Falle, in dem 0,5 des
Präparats während des ersten Anfalles injiziert wurde, die Krank-
heit dennoch mit 3 Anfällen, mit Spirillenbefund im Blute, ver-
lief. Durchschnittlich fiel die Temperatur nach 10 bis 12 Stunden
nach der Injektion ab. In der Mehrzahl der Fälle beobachtetes
Erbrechen und mäßige flüssige Darmentleerungen verschwanden
in den ersten 24 Stunden nach der Injektion und die Kranken er-
holten sich schnell. Von 201 Fällen der intravenösen Injektion
traten in 17 Fällen Rezidive auf (8,45%). In einem Falle der in-
travenösen Injektion wurde eine zweimalige Erkrankung an Febris
recurrens — Reinfektio -— 30 Tage nach dem letzten Anfall der
ersten Krankheit beobachtet. Wenn man berücksichtigt, daß hier-
zu öfter ein dreimonatiger Zeitraum als kürzester Termin einer
möglichen Reinfektion beobachtet wurde, so deutet eine zwei-
malige Erkrankung nach einem Monat nach der Behandlung mit
Salvarsan auf eine Herabsetzung der Immunität und Verkürzung
der Immunitätsdauer hin.
Bei den intravenösen Injektionen des Salvarsans wurden
keinerlei unangenehme Nebenerscheinungen beobachtet.
Das Salvarsan hat sich bei der intravenösen Behandlung des
Rückfalltyphus als ein sicheres Mittel bewährt und entfaltet bei
keiner anderen Krankheit, bei der es angewandt wurde, eine der-
artige schnelle bakterizide Wirkung wie bei dem Rückfalltyphus.
Dr. A. Albrecht.
Schreiber: Über Neosalvarsan. Münchener Medizin. Wochen-
schrift Heft 17, 1912.
Verfasser hat mit dem neuen Mittel Neosalvarsan 914, das
ebenfalls von Ehrlich dargestellt und versucht ist, umfassende
Versuche angestellt.
Neosalvarsan ist ein echter Abkömmling der Salvarsans und
entsteht durch eine Kondensation des formaldehydsulfoxylsauren
Natrons (CH,(OH)O.SO.Na) mit Salvarsan. Die Reaktion ver-
läuft nach dem Schema:
R.NH, + HO. CH,O.SONa =R. NH . CH,OSO . Na + H,O.
Da das Salvarsan zwei Amidogruppen enthält, können je naeh
den Versuchsbedingungen ein oder zwei Reste des Formaldehyd-
sulfoxylats eintreten. Das Salvarsan stellt das Monoprodukt dar.
Es ist ein gelbliches Pulver, wie das alte, besitzt aber den
großen Vorzug, daß es sich außerordentlich leicht in Wasser löst,
und daß diese Lösung vollkommen neutral ist. Es fällt somit bei
diesem Mittel die bisher erforderliche Neutralisation mit Natron-
lauge weg.
Was die Anfertigung der Lösung betrifft, so wird das Präparat
aus den Ampullen direkt in friseh destilliertes steriles Wasser ge-
sehüttet, mehrere Male umgeschwenkt, und die Lösung ist ge-
— 291 —
brauchsfertig. Ein kräftiges Schütteln ist zu vermeiden, weil da-
durch leicht eine Oxydation eintreten könnte. Aus diesem Grunde
ist es auch ratsam, die Lösungen immer kurz vor dem Gebrauch
herzustellen. Verfasser weist ausdrücklich darauf hin, daß bei
Verwendung von Kochsalzlösung zur Herstellung der Neosalvar-
sanlösung nur schwächere Konzentrationen derselben bis 0,4 pCt.
verwendet werden dürfen, weil bei stärkeren Kochsalzlösungen
leicht Trübungen entstehen, und das Präparat auch in stärkerer
Kochsalzlösung giftiger zu sein scheint. Die Lösung darf mit
warmem Wasser hergestellt werden, dagegen nachher wegen
eintretender Oxydation nicht mehr erwärmt werden. Die Oxyda-
tionsprodukte sind zweifellos giftiger als das Präparat selbst.
Verfasser benutzt zur Lösung zimmerwarmes Wasser, höch-
stens bis zu 20°, und macht darauf aufmerksam, daß auch beim
alten Salvarsan kühlere Lösungen besser vertragen wurden als
warme.
Was die Dosis anbelangt, so ist diese dreimal so groß wie
beim alten Salvarsan; bei kräftigen Männern wurden 1,5, bei
Frauen 1,2 g glatt ertragen. Die klinischen Erfolge waren ebenso
prompte wie beim alten Salvarsan, es hatte den Anschein, als ob
die Erscheinungen noch schneller zurückgingen als früher, denn
die Spirochäten waren nach 24 Stunden immer verschwunden.
Die Nebenerscheinungen waren geringer, und es fehlten die
lästigen Infiltrationen, die man früher nach mißglückten Injek-
tionen sah, auch klagten die Patienten nicht mehr über den bren-
nenden Schmerz dabei. Auch bei den intramuskulären Injektionen
war der lokale Reiz ein erheblich geringerer als beim alten Sal-
varsan, was auch durch Tierversuche bestätigt wurde. Die Neo-
salvarsanlösung wird bei der intramuskulären Injektion ferner
schneller resorbiert, und es empfiehlt sich, zur eruan eine Lö-
sung von 1,5 : 20 zu verwenden.
Verfasser hat bei 230 Patienten wegen Syphiliserkrankung
bisher 1200 Injektionen teils subcutan, teils intramuskulär aus-
geführt. Nach seinen Erfahrungen bestehen die Vorzüge des Neo-
salvarsans kurz zusammengefaßt:
1. in der leichteren Löslichkeit und in der absolut neutralen
Reaktion;
2. ist das Neosalvarsan leichter erträglich und kann dem-
gemäß in größeren Dosen angewandt werden;
3. ist die Wirksamkeit zum mindesten ebensogut wie beim
alten Salvarsan;
4. eignet sich das Mittel auch besser zur intramuskulären In-
jektion. Wöhler.
Weber: Die Guajakringprobe. Zeitschrift für Tiermedizin,
16. Band Heft 4, 1912.
Verfasser bevorzugt die Ringprobe vor der Mischprobe mittels
Guajaktinktur. Die Ausführung dieser einfachen Probe geschieht
in der Weise, daß man auf 1 cem der zu prüfenden in einem Rea-
19*
— 292 —
genzglase befindlichen Milch einige Tropfen Guajakholztinktur
gibt. : Ist die Milch roh, ungenügend erhitzt, oder ist rohe und ge-
kochte gemischt worden, so tritt ein blauer Ring an der Berüh-
rungsstelle der beiden Flüssigkeiten zutage.
Bei Verwendung gekochter Milch bleibt diese Blaufärbung aus.
Verfasser, der sich seit zehn Jahren intensiv mit der Guajaktinktur-
reaktion beschäftigt hat und eine große Anzahl von Vergleichs-
versuchen zwischen Ring- und Mischprobe mit Guajaktinkturen
der verschiedensten Herkunft und mit Milchproben von den ver-
schiedensten Kühen angestellt hat, ist der Ansicht, daß die Ring-
probe viel sicherer eine Reaktion ergibt als die Mischprobe.
Frisch hergestellte Tinkturen, die in der ersten Zeit oftmals
nicht reagieren, erzeugten den beweisenden blauen Ring sehr bald
nach ihrer Fertigstellung, während das Erscheinen der diffusen
Blaufärbung der Mischprobe oftmals sehr lange Zeit auf sich
warten ließ.
Empfehlenswert ist es, die zu verwendende Tinktur in ge-
wissen Zwischenräumen auf ihre Reaktionsfähigkeit hin zu prüfen,
weil es vorkommt, daß die letztere ohne jede erkennbare Ursache
auf einige Zeit oder für immer verschwunden ist. Wöhler.
Ernennung.
Der bisherige Hilfsarbeiter im Königlichen Preußischen
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Regie-
rungs- und Veterinärrat Nevermann ist zum Geheimen Re-
gierungsrat und Vortragenden Rat in diesem Ministerium ernannt
worden. Die Ernennung ist in tierärztlichen Kreisen mit Freuden
begrüßt worden. Sie ist einmal ein Beweis für die Anerkennung
der verdienstvollen und erfolgreichen Tätigkeit Nevermanns und
auch anderseits für die Staatliche Würdigung der öffentlichen
Bedeutung des Veterinärwesens.
Ehrung des verstorbenen Robert Koch.
Am 24. März 1912 waren 30 Jahre verflossen, seitdem
Robert Koch seine Entdeckung des Tuberkelbazillus in der
Berliner Physiologischen Gesellschaft bekannt gab. Um das An-
denken des großen Gelehrten für alle Zeiten zu ehren, hat Seine
Majestät der Kaiser befohlen, daß der Bezeichnung des König-
lichen Institutes für Infektionskrankheiten in Berlin, das für
Robert Koch errichtet worden und 20 Jahre lang seine Arbeits-
stätte gewesen ist, am Schlusse der Name „Robert Koch“ hinzu-
gefügt wird.
— 293 —
Hochschulnachrichten.
Dresden: Zum Rektor der Tierärztlichen Hochschule ist auf
Grund einstimmiger Wahl und auf Vorschlag des Professoren-
kollegiums Geheimer Rat Professor Dr. Ellenberger auf die
Zeit vom 1. Mai 1912 bis 30. April 1915 von Seiner Majestät dem
König ernannt worden.
Einladung zur Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums
der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin.
Am Donnerstag, den 20. Juni d. Js., feiert die Königliche
Tierärztliche Hochschule zu Berlin ihr 25jähriges Bestehen als
Hochschule. An diesem Tage wird um 12 Uhr mittags in der
Aula der Hochschule ein
Festakt
stattfinden, bei welchem der Rektor die Festrede halten wird und
auch Deputationen, welche der Hochschule ihre Glückwünsche
darbringen wollen, empfangen werden.
Hieran schließt sich um 31% Uhr nachmittags ein
Festessen
im Bankettsaal des Hauptrestaurants Zoologischer Garten (Ein-
gang: Lichtenstein-Brücke).
Endlich folgt um 8 Uhr abends ein
Festkommers
der vereinigten Studentenschaft der Königlichen Tierärztlichen
Hochschule und Königlichen Militär-Veterinär-Akademie im
Marmorsaal des Hauptrestaurants Zoologischer Garten (Eingang:
Lichtenstein-Brücke).
Sämtliche Tierärzte und Freunde der Tier-
ärztlichen Hochschule werden zu diesen Feier-
lichkeiten ergebenst eingeladen.
Indessen sei noch bemerkt, daß bei der voraussichtlichen
größeren Anzahl der in besonderer Eigenschaft an dem Feste be-
teiligten Persönlichkeiten und bei der Beschränktheit im Raume
es sich wohl empfiehlt, mindestens 8 Tage vor der Feier eine Ein-
trittskarte für den Festakt in der Aula im Bureau der Hochschule
zu entnehmen oder wenigstens zu bestellen.
Diejenigen Herren, die an dem Festmahl teilzunehmen beab-
sichtigen, werden gebeten, dies möglichst bald, spätestens aber
8 Tage vorher, dem Bureau der Hochschule mitzuteilen. Ohne
vorherige Mitteilung kann auf einen Platz an der Festtafel nicht
gerechnet werden. Der Preis des trockenen Kuverts ist auf 6 M.
testeesetzt.
— 294 —
Veterinärdienst in der italienischen Armee.
Die „Tribuna“ teilt unter dem 2. März 1912 mit, daß dem-
nächst eine Neuerung der Organisation des Militär-Veterinär-
dienstes zu erwarten ist. Die Frage der Errichtung der Stelle
eines Generalveterinärs wird erörtert.
Kriegsministerium.
Nr. 942/4. 12. A.3.
Inkraittreten des Viehseuchengesetzes.
Das Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 (Reichs-Gesetzbl.
S. 519) und die Ausführungsvorschriften des Bundesrats hierzu
vom 7. Dezember 1911 (Reichs-Gesetzbl. 1912, S. 4) sind am
1. Mai 1912 in Kraft getreten.
Nach $ 3 des angeführten Gesetzes sind von den Militär-
behörden die Polizeibehörden der Stand-, Unterkunfts- und
Marschorte von dem Auftreten eines Seuchenverdachts und von
dem Ausbruch einer Seuche, sowie bei Seuchenausbrüchen in nicht
kasernenmäßig untergebrachten Viehbeständen auch von den ge-
troffenen Schutzmaßregeln sofort zu benachrichtigen und von dem
Verlauf sowie dem Erlöschen der Seuche in Kenntnis zu setzen.
Die §§ 1 und 22 (letzter Absatz) der Seuchenvorschrift, An-
hang II zur Militär-Veterinärordnung, sind entsprechend hand-
schriftlich zu berichtigen. Soweit in der Seuchenvorschrift die
Vorschriften des bisherigen Viehseuchengesetzes oder der bis-
herigen Bundesrats-Instruktion wiedergegeben werden, kommen
sie in Fortfall.
Die Änderung der Seuchenvorschrift bleibt vorbehalten.
Im Auftrage: Wandel.
|| Verschiedene Mitteilungen ||
Militärtierärztliche Vereinigung. In der am 11. Mai 191?
unter Vorsitz des Generalveterinärs Hell tagenden Versammlung
sprach zunächst O. V. Dr. Dieckmann über den Nachweis des
Milzbrandes mittels der Präzipitationsmethode. Nach Erörte-
rung der einzelnen Methoden des Milzbrandnachweises kommt
er eingehend auf die Präzipitinreaktion beim Milzbrand zu
sprechen und bezeichnet diese als eine bequeme, sichere und von
Berlin den 2. Mai 1912.
= .299 =
jedem Tierarzt bei einiger Übung leicht auszuführende Methode,
die selbst bei vorgeschrittener Fäulnis des Kadavers noch zuver-
lässige Resultate ergebe.
Die Präzipitationsmethode wurde von dem Vortragenden als-
dann praktisch vorgeführt. Die demonstrierten Reaktionen ließen
jedoch bei vielen Anwesenden berechtigte Zweifel aufkommen, ob
es in allen Fällen gelingt, sicher eine spezifische Reaktion von
einer nichtspezifischen zu unterscheiden.
Aus der Versammlung heraus wird auf negative Fälle dieser
Reaktion in der Literatur (Fischöder) hingewiesen. K.St.V.
Tetzner betont demgegenüber, daß Geheimrat Schütz die
Präzipitationsmethode des Milzbrandes als absolut sicher ansieht,
daß negative Resultate immer durch Unregelmäßigkeiten in der
Ausführung begründet seien, und daß sie jeder Veterinär aus-
führen könne.
Darauf verbreitet sich O. V. Dr. Lührs über neuere Unter-
suchungen bei der Rotlaufseuche der Pferde.
Der Vortragende bespricht zuerst eingehend die diesbezüg-
liche Literatur und beschreibt einen neuen Übertragungsversuch,
der im Anschluß an die Versuche, die im Maiheft dieser Zeitschrift
veröffentlicht sind, ausgeführt wurde. Das Ausgangsmaterial,
und zwar defibriniertes Blut von rotlaufseuchekranken Pferden,
stammte von der 2. Eskadron Dragoner-Regt. Nr. 12. Am 18. 4.
wurden je 10 cem dieses Blutes, 48 Stunden nach der Entnahme,
den Fohlen 87 und 89 intravenös eingespritzt. Darauf erkrankte
Fohlen 89 nach 7 Tagen an Rotlaufseuche Pferd 87 erkrankte
während des Versuches nicht. Gleichzeitig mit diesen Impflingen
waren in dem Versuchsstalle 6 Kontrollfohlen aufgestellt, von
denen das erste Fohlen 92 am 29. 4. erkrankte. Es folgten dann
aim 30. 4. und 1. 5. die übrigen 5 Kontrollfohlen.
Von dem am 29. 4. erkrankten Fohlen 92 wurden am 30. 4.
10 cem defibrinierten Blutes einem in einem anderen Stalle unter-
gebrachten Fohlen 32 intravenös eingespritzt. Es stellte sich dar-
auf am 5. 5. die erste Temperaturerhöhung ein — 5 Tage Inku-
bation —. Die Sektion des Pferdes wurde am 8. 5. ausgeführt
und war vollkommen negativ, bis auf einige kleine punktförmige
Blutungen in der Schleimhaut der Blase.
In drei Versuchsreihen mißlang die Übertragung der Rot-
laufseuche durch Blut. Wiederholte Injektionen mit virulentem
Blut riefen nach dem Überstehen der Rotlaufseuche bei den Impf-
lingen keine zweite Erkrankung hervor.
Mit Atoxyl behandelte Pferde genasen scheinbar etwas schnel-
ler als die nicht behandelten Patienten.
Im weiteren Verlaufe des Vortrages bespricht Lührs das
Blutbild der Rotlaufseuche und demonstriert einige Blutaus-
striche, in denen das massenhafte Auftreten der Blutplättehen auf-
fällt, wodurch sich das Blutbild der Rotlaufseuche von dem der
Brustseuche unterscheidet. Lührs schließt sieh nach: seinen
Untersuchungen den Autoren an, die die Blutplättehen von den
Leukozyten herleiten. Ferner demonstriert Vortragender einige
Blutausstriche von rotlaufseuchekranken Pferden, die dadurch in-
— 296 —
teressant sind, daß in den roten Blutkörperchen anaplasmaartiee
Gebilde sichtbar sind. Zum Vergleich diente ein Rinderblutaus-
strich mit Anaplasma marginale (Theiler).. Lührs fand diese
Anaplasmen auch bei ganz gesunden und noch nicht durchseucelı-
ten Pferden. Ein drittes Präparat zeigt eine Blutfilarie, die zu-
fällig im Blute eines rotlaufseuchekranken Pferdes nachgewiesen
wurde.
In der Diskussion bestreitet O. V. Eberbeck, daß die
Blutplättchen pathognomonisch für die Rotlaufseuche der Pferde
seien, sie kämen bei allen Krankheiten mit vermehrtem Zerfall
der roten Blutkörper vor. Diese letzteren werden von den Leuko-
zyten aufgenommen und bei Zerfall der Leukozyten werden die
Blutplättchen frei.
O. V. Hahn schließt sieh dieser Ansicht an, während K. St.
V.Tröster dem widerspricht mit der Begründung, daß die Blut-
plättchen reich an Chromatin seien, welches nur von den Kernen
der Leukozyten herrühren könne.
Zum Schluß erörtert K.St.V. Bächstädt das Thema:
Praktische Erfahrungen beim Pferdekauf und Einstellung von
Pferden in rationsberechtige Stellen. An den besonders für junge
Veterinäre sehr lehrreichen Vortrag schloß sich eine längere Dis-
kussion, an der außer dem Vorsitzenden namentlich die Herren
Tetzner, Grammlich, Gröckel, Dr Budnowski
und Dr. Perkuhn sich beteiligten.
Nach Besprechung einiger dienstlicher Fragen wurde die
Sitzung um 1115 Uhr von dem Vorsitzenden geschlossen mit dem
Hinweis, daß die heutige Versammlung die letzte in diesem Früh-
jahr sei, mit dem Dank für das stets bewiesene rege Interesse an
den Versammlungen sowie in der Hoffnung, im Wintersemester
wieder mit frischen Kräften in diese eintreten zu können.
Was ist Mashfutter? Ineiner Broschüre „Über Zucht und Auf-
zucht der Pferde“ gibt der hippologische Sachverständige Tierarzt
Edm. Suckow folgende Erklärung über die Art der Zuberei-
tung und Verabreichung des Mashfutters: Will man eine einzelne
Ration Mash für ein volljähriges Pferd herstellen, so nehme man
4 bis 5 Pfund gequetschten Hafer, setze „eine kleine Handvoll“
gequetschten oder ungequetschten Leinsamen und 1 bis 11» EB-
löffel voll Kochsalz nebst etwa 13 Pfund klein geschnittene
Zuckerrüben, gelbe Möhren oder Kohlrabi und bis zu 1 Pfund ge-
quetschte Pferdebohnen oder Erbsen hinzu, mische alles gut
durcheinander und gieße unter ständigem Umrühren kochend
heißes Wasser solange darüber, bis die ganze Masse genügend
durchfeuchtet ist. Nachdem dies eine Zeit lang geschehen ist,
überdecke man diese Masse mit etwa 4 Pfund beste Weizenkleie,
um nach 1% bis 1 Stunde auch diese gründlich mit der übrigen
heißen Futtermasse durcheinander zu rühren. Zum Abkühlen
braucht dieses so vermengte Futter gewöhnlich 3 bis 4 Stunden.
(irundbedingung ist hierbei, daß das kochend heiße Wasser die
gesamten Futtermassen tüchtig durchsogen hat und nicht abfließen
darf. Einzelne Züchter vermischen von Anfang der Mischunrs-
— 297 —
prozedur an die Weizenkleie mit den übrigen Futtermitteln. Besser
ist aber, die heißen Massen unter der undurchlässigen dichten
Weizenkleieschicht durchschmoren zu lassen und dann diese
letztere nach 1% bis 1 Stunde ebenfalls mit der darunter befind-
lichen Masse durcheinander zu rühren. Eine derartige Ration
genügt ebenfalls für 2 bis 3 Absatzfohlen, je nach Alter, Größe
und Rasse berechnet.
Das Zuchtmaterial wird in England-Irland, in Belgien, in fast
allen Gestüten und in unseren meisten Vollblutgestüten zwei- bis
dreimal pro Woche mit Mashfutter unter geringen Abweichungen
in den Futtermischungen gefüttert.
Bei Kaltblutpferden setze man dem Mashfutter abwechselnd
statt Hülsenfrüchte gequetschten Mais hinzu. Immer benutz:
man Leinsamen. Höchste Vorsicht ist gegenüber den zugekauften
Leinmehlen am Platze wegen ihrer häufigen mangelhaften Be-
schaffenheit.
Um Säuerungen zu verhüten, müssen die Mashmischungen in
reinen Behältern täglich frisch vorgenommen werden.
Abgearbeitete und infolge übermäßiger Anstrengung ermattete
Pferde oder Rekonvaleszenten erholen sich speziell im Winter auf-
fallend schnell, wenn sie mit Mash gefüttert werden. Die Tiere
nehmen das Mashfutter gerne Es wird verabreicht, wenn es
„noch eben warm“ ist. Einzelne Pferde ziehen abgekülıltes
Futter vor.
Feuerbeständiger Stahl. Als feuerbeständigen Stahl brin-
gen Darwin & Millner in Sheffield (England) einen Stahl
für Hand- und Schrotmeißel, Hämmer usw. in den Handel. Dieser
soll auch durch noch so oft wiederholte Feuerbehandlung bei
den höchsten Temperaturen in seiner Qualität nicht beeinflußt
werden, so daß ein Überhitzen und Verbrennen unmöglich ist.
Er soll schmiedbar wie weiches Eisen, leicht schweißbar und leicht
zu härten sein. Es wird bei seiner Verwendung an Geld, Zeit und
Lohn gespart, da das Handwerkszeug am Kopf nicht absplittern,
lange aushalten und wirksam sein soll. Jedes Anlassen fällt weg.
Der Stahl ist nicht teuer und kann von der Firma Heckers Sohn
in Dresden-N., Körnerstraße, bezogen werden.
Versuche, die mit dem Stahl in der Lehrschmiede zu Dresden
gemacht sind, haben sehr befriedigt. („Der Hufschmied“,
XXX. Jahrgang, Heft 5.)
Der Gesamtstand der Pferde auf der Erde. Die Gesamt-
pferdezahl auf der Erde ıst nahezu auf 80 Millionen geschätzt
worden. Hiervon entfallen auf Europa 40, auf Asien 11, auf
Afrika 11/, auf Amerika 2513 und auf Australien 2 Millionen.
Von den 40 Millionen Pferden in Europa kommen allein
93 Millionen auf Rußland und nur 4200 000 auf Deutschland.
Frankreich hat etwa 3 Millionen Pferde, Österreich-Ungarn
4 020 000, Italien 742000, Schweden 525 000, Norwegen 151000,
Dänemark 449 000, die Niederlande 285 000, Belgien 241 000, Spa-
nien 397000, die Schweiz 109000, Rumänien 844000, Bulgarien
==: 5208. =
344 000, Serbien 180 000 und Griechenland 100 000 Pferde. Die
Pferdezahl der Türkei, wo es keine Statistik gibt, wird auf 300 000
angegeben.
Das britische Kaiserreich wird im ganzen auf 8 Millionen
Pferde geschätzt. Großbritannien besitzt davon etwa 3 Millionen,
wovon 580 000 auf Irland kommen. Eigentümlich ist, daß Eng-
land mit dem besten Pferdematerial der Welt keine Staatsgestüte
aufweist. Japan zählt etwa 11% Millionen Pferde, die jedoch für
militärische Zwecke nicht gut geeignet sind. Nordamerika (Ver-
einigte Staaten, Kanada und Mexiko) besitzen etwa 19 Millionen,
Zentral- und Südamerika gegen 6 Millionen Pferde. Argentinien
hat 41% Millionen und Australien 11, Millionen Pferde.
In Südafrika gab es vor dem Kriege 400 000 Pferde. Wäh-
rend des Krieges starben 340 000 Tiere.
Endlich ist noch zu erwähnen, daß Neuseeland 300 000 Pferde
und Indien 1 340 000 Pferde haben soll. Die größere Mehrzahl der
Pferde sind Ponys. (Zeitschrift für Gestütkunde, Heft 5, 1912.)
Ponyzugkraft.e. Vom Regierungsbaumeister L. Kropf,
Kassel, ist die Frage: „Welches Gewicht kann ein gesunder, mittel-
kräftiger Pony, 1,43 m hoch, kräftig gebaut, 450 kg schwer, tragen
und ziehen? Ist für ihn ein Wagen von 125 kg, belastet mit drei
Personen, bei schlechten Wegen und vielen Bergen zu viel?“ wie
folgt beantwortet worden:
Für die verschiedenen Arten der Arbeit gibt es bestimmte Ge-
schwindigkeiten — V und Arbeitszeiten — t, die dem Tiere ent-
sprechend zuträglich sind, und bei denen seine normale Zugfähig-
keit am größten wird. Wenn man nun jene Werte mit Vm, tm,
Zm näher bezeichnet, so ist die größte Arbeitsleistung:
tm = Zm : Vm- tm
Jede Abweichung von diesen normalen Werten der Grö-
ßen Vm, tm, Zm hat eine Verminderung der täglichen Gesamt-
leistung zur Folge, wenn das Tier nicht übermäßig angestrengt
werden soll.
Zur Bestimmung der Zugkraft, die für den Fall verwertet
werden kann, daß das Tier unter anderen als normalen Verhält-
nissen arbeitet, dienen besondere Kraftformeln, von denen z. B.
die von Maschek herrührende, recht häufig zur überschlägli-
chen Bestimmung dient: l
5 ö , ; , V t
Normale Zugkraft Z = Zm (3 — a o J
Vm m
Sie bringt für die Werte von V und t, die von den mittleren
oder normalen Werten nicht zu sehr verschieden sind, ziemlich
brauchbare Ergebnisse.
Von Lannhardt ist nachgewiesen, daß, wenn von einem
der drei mittleren Werte Vm, tm, Zm abgewichen werden muß
und demzufolge der unbedingte Größtwert Zm.V.t der täglichen
J.eistung nicht erzielt werden kann, der alsdann noch mögliche
— 299 —
Größtwert (ein relatives Maximum) unter der Bedingung V :Vm
—-t:tm erhalten wird, so daß die Masc hek sche Formel in der
vereinfachten Form
2=Zm(3—2,.-)=Zm([3— 2)
Vm tm |
benutzt werden kann.
Für die im Zuge arbeitenden Pferde pflegt man als zweck-
mäßige Werte zu setzen:
t = § bis 10 Stunden und V = 1,1 m/Sek:
im allgemeinen ist durchschnittlich anzunehmen:
für mittelstarke Pferde vom Eigengewicht G —= 350 kg eine
Zugkraft Z von 75 kg,
für starke Pferde vom Eigengewicht G — 450 kg eine Zug-
kraft Z von 90 kg. Dabei ist jedoch der zurückzulegende Weg auf
den Tag mit nicht mehr als rund 30 km anzusetzen.
Demnach ist Zm = rund 1⁄4 bis 13 G. —
Während kürzerer Zeitzeit ist jedoch auf wesentlich stärkere
Leitungen zu rechnen: Für den Pony von 450 kg (enorm hohes
Gewicht für ein Pony, D. R.) kann unter Umständen die angege-
bene Zugkraft von 125 kg noch gerade auf mäßige Zugdauer zu-
lässig sein, wenn die Wege nicht allzuschlecht sind.
(Deutsche Landwirtschaft. Presse, 39. Jahrg., Nr. 34.)
Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen jungen und
alten Hasen gibt Amtstierarzt Dr. Stroh in Augsburg in der
Zeitschrift „Der deutsche Jäger“ an. Man nimmt den. Vorderlauf
des Hasen und fährt am unteren Teil des Vorarms und zwar
außen und ziemlich gut rückwärts mit der Daumenspitze dicht am
Knochen herunter. Hierbei wird man bei jungen Hasen etwa 1cm
über dem Pfotengelenk ein Knötchen, bei alten Hasen aber
eine abgeglättete Knochenoberfläche wahrnehmen.
Zweckmäßig biegt man die Pfote hierbei ab. Die knotige Auftrei-
bung stellt die schmalen Knorpelfugen dar, die sich zwischen dem
nur 13 mm langen unteren Knochenstückchen und dem langen
Mittelstück des Ellenbogenbeins befinden, welche letztere beiden
beim jugendlichen Knochen noch nicht vereinigt sind. Nicht zu
verwechseln ist dieses Knötehen mit dem akzessorischen Knochen
an der Rückseite des Gelenkes.
Zur Frage der Stechmückenhekämpfung. Ein Verfahren der
Stechmückenbekämpfung, das für manche Tropengegenden sehr
empfehlenswert sein dürfte, hat Giemsa im Archiv. f. Schiffs-
und Tropenhyg., Heft 16, angegeben. Die in den Räumen sitzenden
Mücken werden durch Besprayung mit einer mückentötenden
Flüssigkeit abgetötet. Diese besteht aus Pyrethrumtinktur 5500 g
(20 Teile Pyrethrumpulver in 100 Teilen 96% Alkohol extrahiert),
aus grüner Kaliseife des Handels 1800 g, Glvzerin 2400 g und
Kohlenstofftetrachlorid 300 g. Diese Lösung wird mit der 20fachen
Menge Wasser verdünnt und mittels einer von der Firma
C. B. Koenig (Altona) hergestellten Druckluftpumpe, die nach Ein-
— 300 —
pumpen von Luft bis zu 5 Atmosphären Überdruck automatisch
arbeitet, fein zerstäubt. Laboratoriums- sowie vorgenommene
praktische Versuche zur Vertilgung der Mücken in Kellern und
Ställen sollen günstig ausgefallen sein.
Luminal, ein neues subkutan anwendbares, starkwirkendes
Hypnotikum. Das neue Präparat Luminal (Phenyläthylbarbitur-
säure) unterscheidet sich vom Veronal dadurch, daß eine Äthyl-
gruppe durch den Phenylrest ersetzt ist.
Co—NH Co—NH
s | | i | |
GH—G Co CH ~E Co
C: H; | DARS | |
Co—NH Co—NH
Veronal Luminal
Es kommt in Pulverform und in Tabletten zu 0,1 g sowie in mit
Teilstrich versehenen Tabletten zu 0,3 g in den Handel und ist
außerordentlich leicht löslich in Wasser. Dr. Walter Geiß-
ler, Trier, hat es in Dosen von 0,2 bis 0,5 g sowie subkutan wie
per os bei Menschen versucht und in allen Fällen seine vorzügliche
schlafmachende Wirkung ohne jede Nebenerscheinungen während
und nach Anwendung des Mittels festgestellt.
(Münch. Mediz. Wochenschrift, Heft 17, 1912.)
Tanargentan, ein neues Darmdesinfiziens und Adstringens.
Tanargentan, ein Tannin-Silber-Eiweißpräparat, welches von der
Firma Dr. R. und O. Weil in Frankfurt hergestellt wird, soll nach
Dr. Mandelbaum bei der Kälberruhr vorzügliche Dienste
leisten. Das Präparat enthält ungefähr 6% Silber und 25%
Tannin an Eiweiß gebunden. Es ist unlöslich im Magensaft und
schwer löslich im alkalischen Darmsaft. Es kann daher in größe-
ren Dosen längere Zeit gegeben werden, ohne toxisch zu wirken.
In der Humanmedizin hat sich das Mittel bei Brechdurchfällen,
bei dünnflüssigen Darmentleerungen, die bei Typhus abdominalis
und bei tuberkulösen Darmaffektionen auftreten, bewährt.
Osteomalacie und Rachitis. Jekeres in Arpad untersuchte
zum Studium der Östeomalacie die Eierstöcke an typischer Osteo-
malacie verendeter und notgeschlachteter Kühe auf der Donauinsel
Schütt in Ungarn, woselbst auch sehr häufig Fälle von Kretinis-
mus, Struma und Rachitis unter der Bevölkerung vorkommen.
Er führt zahlreiche Beispiele und Daten an, welche zu der Schluß-
folgerung berechtigen, daß die gleichzeitig bei Menschen und
Tieren in ein und demselben Orte und Hause beobachteten Er-
krankungen von Kretinismus, Struma, Osteomalacie und Rachitis
in ursächlichem Zusammenhang stehen. Der Autor ist der An-
sicht, daß alle diese Erkrankungen in dieser Gegend bei Menschen
und Tieren hauptsächlich auf das Wasser bestimmter Brunnen
bezogen werden müßten. Welcher Natur die schädlichen Stoffe des
Brunnenwassers sind, soll erst durch weitere Forschungen er-
mittelt werden.
Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tier-
ärzte. Von Dr. med. und Dr. med. vet. h. c. Eugen Fröhner,
Geheimem Regierungsrat und Professor an der Königl. Tier-
ärztlichen Hochschule in Berlin. I. Teil. Organkrankheiten.
Verlag von Ferdinand Enke. Stuttgart. Preis 4 Mark.
Das 160 Seiten umfassende Werk behandelt den Stoff der Pathologie
und Therapie der Organkrankheiten (sporadischen Krankheiten) in wohlbe-
rechneter Kürze, indem es nur das Wesentliche und Erprobte ohne alles
theoretische Beiwerk und ohne Literaturangaben in übersichtlicher Weise
bringt. Den Wunsch der Studierenden, für die es in erster Linie geschrieben
ist, eine kurzgefaßte gedruckte Grundlage an der Hand zu haben, um so
der Mühe des Nachschreibens in den Vorlesungen oder des Exzerpierens
diekbändiger Handbücher enthoben zu sein, erfüllt es vollkommen. Der
zweite Teil des Kompendiums (Infektionskrankheiten) soll im Laufe dieses
Jahres folgen. Wöhler.
Bericht über die Tätigkeit des Bakteriologischen Instituts der
Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen zu Halle a. S.
während der Jahre 1906 bis 1910. Von Dr. H. Räbiger,
Leiter des Bakteriologischen Instituts.
Der recht lesenswerte Bericht gibt ein Bild der vielscitigen in dem In-
stitute geübten Tätigkeit: Untersuchungen zur Erforschung und Bekämpfung
der Haustierseuchen (Rindertuberkulose, Kälberruhr, Brustseuche der Pferde,
Rotlauf des Schweines, Schweinescuche, Schweinepest und Trichinenkrankheit
der Schweine), Herstellung von Impfstoffen und Bakterienkulturen, bakterio-
logische Versuche im Laboratorium und in der Praxis. Am Schlusse ist
eine Übersicht über die umfangreiche Vortrags- und publizistische Tätigkeit
der wissenschaftlichen Mitglieder des Instituts beigefügt. Wöhler.
Bericht über das Veterinär - Institut mit Klinik und Poliklinik
bei der Universität Leipzig für die Jahre 1909 und 1910.
Erstattet von Prof. Dr. A. Eber, Institutsdirektor. Verlag von
Richard Schoetz. Berlin.
Dem ersten im Sommer 1909 für die Jahre 1907 und 1908 erschienenen
Bericht des Veterinärinstituts ist nun der zweite, die Jahre 1909 und 1910
umfassend, gefolgt. Der 80 Sciten starke Bericht gibt Kenntnis von der
regen wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit dieses Instituts. Unter
den größeren wissenschaftlichen Arbeiten sind vor allem zu nennen: „Die
Nachprüfung der bekannten Behauptung Robert Kochs, daß die mensch-
liche Tuberkulose von der Rindertuberkulose verschieden sei und auf das
tind nicht übertragen werden könne.“ Die nunmehr zum Abschluß gce-
brachten Institutsversuche haben ergeben, daß es möglich ist, vom Menschen
stammende Tuberkelbazillen durch wiederholte Rinderpassage derartig zu
modifizieren, daß sie sich auf künstlichem Nährboden sowie im Rinderver-
suche wie echte Rindertuberkelbazillen verhalten. Es wird also damit der
Standpunkt der Arteinheit der beim Menschen und Rinde vorkommenden
Tuberkelbazillen vertreten. Weitere Untersuchungen wurden angestellt über
die praktische Brauchbarkeit der Tuberkulose-Schutzimpfstoffe „Bovovaecin“
(v. Behring) und „Tauroman“ (Schütz), die nach den Feststellungen des In-
stituts keinen ausreichenden Schutz gegenüber der natürlichen Tuberkulose-
ansteckung gewähren, ferner über verschiedene andere zur Bekämpfung der
Rindertuberkulose unternommene Schutzimpfungen, über den Gehalt der
— 302 —
Marktmilch und der Molkereiprodukte an Tuberkelbazillen, über die sogenannte
Vorzugsmilch, über die Bekämpfung des seuchenhaften Verkalbens, des an-
steckenden Scheidenkatarrhes, über die Bedeutung des agonalen und post-
mortalen Eindringens von Bakterien in die Organe schwerkranker Tiere sowie
endlich über Besonderheiten in dem anatomischen Bau der Schafslunge.
In dem Bericht sind schließlich die im Institut in der Berichtszeit ange-
fertigten Dissertationen sowie die umfangreiche Tätigkeit der Klinik, aus
welcher bemerkenswerte Einzelfälle mitgeteilt werden, aufgeführt. Wöhler.
Das Veterinärwesen und die Fragen der Tierzucht in Deutsch-
Südwestafrika. Reisebericht von Prof. Dr. R. Ostertag.
Veröffentlichungen des Reichs-Kolonialamtes, Nr.3. Mit 87 Text-
abbildungen. Jena 1912. Verlag von Gustav Fischer. Preis 6 Mk.
Verfasser, der im Jahre 1910 zur Feststellung einer in Südwestafrika
sich in beunruhbigender Weise ausbreitenden Schafseuche sowie zum Studium
der Einrichtung des Veterinärwesens in seinen Beziehungen zur Tierzucht
und Tierhaltung seitens der Reichsregierung nach Deutsch-Südwestafrika ent-
sandt wurde, hat in dem vorliegenden 188 Seiten umfassenden Reisebericht
die Ergebnisse seiner Reise der Öffentlichkeit übergeben. Eine Fülle von
Material ist in dieser Schrift in meisterhaft fesselnder und kritischer Dar-
stellungsweise niedergelegt. Eingehend werden insbesondere die Verhältnisse
des Landes, der Stand der Tierzucht, die Tierseuchen, die Abwehr- und Be-
kämpfungsmaßregeln der letzteren mit Rücksicht auf die eigenartigen Ver-
hältnisse des Landes, die Fragen über die Verbesserung der für das Schutz-
gebiet unumgänglich notwendigen Tierzucht, und die im Interesse einer
wirksamen Seuchenbekänpfung wunerläßliche baldige Umgestaltung des
Veterinärwesens besprochen. Zahlreiche in dieser Richtung von Ostertag
gemachte Vorschläge, die zum Teil schon zur Ausführung gekommen sind,
beweisen, mit welcher Gründlichkeit und Sachkenntnis Ostertag die Verhält-
nisse und Bedürfnisse dieses Landes studiert hat. Verfasser hebt als beson-
ders dringliches Bedürfnis die Vereinigung der bisherigen getrennten
Referate für Tierzucht und Veterinärwesen, die Besetzung dieser Stelle mit
einer auf dem Gebiete der praktischen Veterinärpolizei und der wissenschaft-
lichen Forschung gleich autoritativen Persönlichkeit, die Vermehrung der
Stellen der Regierungstierärzte, die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen
Untersuchungen zur Erforschung und Bekämpfung der Tierseuchen und die
Errichtung eines zu diesem Zweck erforderlichen bakteriologischen Instituts
hervor. Gleich interessant wie fesselnd sind die Schilderungen der Reise
Östertags durch die Südafrikanische Union, die er von „Südwest“ aus unter-
nommen hat. Diese Ausführungen gewähren einen guten Einblick in die
eigenartigen landwirtschaftlichen und tierzüchterischen Verhältnisse, in die
mustergültige Organisation des Veterinärwesens und in alle sonstigen für die
Farmer Südwestafrikas beachtenswerten Einrichtungen der Union. Die Schrift
ist mit zahlreichen instruktiven Abbildungen ausgestattet. Mit großer Be-
friedigung und mit Dankbarkeit gegen den Autor werden alle, die sich für
die wachsende Bedeutung unseres Schutzgebietes ‚„Südwestafrika‘‘ interessieren,
das Buch aus der Hand legen. Wöhler.
E. Merks Jahresbericht. Über Neuerungen auf dem Gebiete der
Pharmako-Therapie und Pharmazie. 25. Jahrgang. Darmstadt.
Mai 1912.
Merks Jahresbericht. der sich die Aufgabe gestellt hat, alles Wissens-
werte und Neue auf dem Gebiete der Pharmakologie, und zwar nicht nur über
die eigenen Fabrikate, zu bringen, umfaßt in diesem Jahrgang 531 Druckseiten.
Im ersten Teil enthält derselbe Spezialartikel, in welchen die glyzerinphosphor-
sauren Salze, die Digitaliselycoside und verwandte Arzneistoffe der letzteren
in umfassender Weise (134 Seiten) besprochen werden. Dann folgt die Be-
sprechung einer Reihe von Arzneipräparaten und Drogen in alphabetischer
mE eu „ee
— 303 —
Ordnung bezüglich ihrer Anwendung und Wirkung. Unverständlich ist es,
daß unter „Salvarsan“ die Salvarsanbehandlung der Brustseuche auch nicht
mit einem Worte erwähnt ist, für die es doch unstreitig ein souveränes Mittel
ist. Die wichtigen erfolgreichen Versuche der Salvarsanbehandlung der Brust-
seuche in der Armee (Zeitschrift für Veterinärkunde Heft 12, 1911) sind auch
in dem sonst ausführlichen Literaturverzeichnis des Berichts nicht aufgeführt.
Dem Jahresbericht sind angeschlossen: ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis,
ein Autoren- wie Literaturverzeichnis sowie ein Generalregister der Merkschen
Berichte von 1887 bis 1911. W öhler.
Harms Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe. Vierte völlig
umgearbeitete Auflage. I. Teil: Das Geschlechtsleben der Haus-
säugetiere von Prof. Dr. Schmaltz, Berlin. II. Teil: Geburts-
hilfe, Pathologie und Therapie von Prof. Dr. J. Richter,
Dresden, Prof. Dr. J. Schmidt, Dresden und Prof. Dr. Rein-
hardt, Stuttgart. 2 Bd. mit 318 Abbildungen. Preis broschiert
29,00 Mark, geb. 32,00 Mark. Richard Schoetz. Berlin.
Das vorliegende Werk ist von den Autoren, um den Begründer des
Stammwerkes zu ehren, als Harms’ Lehrbuch der tierärztlichen Geburts-
hilfe, 4. Auflage, bezeichnet worden, obwohl es inhaltlich mit dem alten
Harms’schen Lehrbuch fast nichts mehr gemeinsam hat. Der 1. Teil ist
wieder, wie bereits in der 3. Auflage, von Prof. Schmaltz bearbeitet worden
und empfiehlt sich daher von selbst. Die Abschnitte ‚Geschlechtstrieb‘‘, „Be-
gattung“, „Befruchtung“, „Schwangerschaft“ haben eine Neubearbeitung er-
fahren. An Stelle der fortgelassenen, in den Rahmen einer tierürztlichen Ge-
burtshilfe nicht unbedingt hineingehörenden Kapitel „Vererbung und Ent-
stehung des Geschlechts“ sind erfreulicherweise hinzugetreten „Die Anatomie
der (seschlechtsorgane‘“ und ‚Die Geschlechtszellen“. Die zahlreichen Ab-
bildungen erhöhen den Wert des Buches. Der II. Teil ist ein umfangreiches
Werk und eine gänzliche Neuschöpfung seiner Bearbeiter. Aus dem überaus
klar und verständlich geschriebenen Inhalt spricht praktische Erfahrung, so
daß dieses mit zahlreichen instruktiven Abbildungen ausgestattete Lehrbuch,
das einem wahren Bedürfnis entspricht, namentlich dem jungen Tierarzt auf
dem Gebiet der Geburtshilfe ein unentbehrlicher Ratgeber sein wird. Möge
das buchhändlerisch gut ausgestattete Werk die Verbreitung finden, die es
verdient. Otto.
i Personalnachrichten i
=
Preufsen. Zu O.V. befördert die V.: Brefsler beim U.R. 2,
unter Versetzung zum Fa. 55, Ziegert beim Fa. 31. — Der Absch.
m. d. gesetzl. Pension bew.: Oelhorn, St.V. beim K.R. 2. — Be-
urlaubtenstand. Zu St.V. befördert: die O.V. d. Res.: Schulze
(Bartenstein), Dr. Peters (Bonn), Ahrens (I Hamburg), Timmer-
manns (Osnabrück), Kemner (II Trier); die O.V. der Landw.
1. Aufg.: Dr. Männer (Karlsruhe), Skerlo (Stade). Zu O.V. be-
fördert: die V. d. Res.: Heil (Altenburg), Schrage, Pitzschk
(III Berlin), Ruhr (Bonn), Lübke (Braunsberg), Dr. Müller (Cott-
bus), Hotter (Freiburg), Schröder, Lambertz (Geldern), Dr. Hart-
wig (Göttingen), Schweiger (Goldap), Lüer (Hameln), Dr. Klee,
Rittelmann (Karlsruhe), Musolff (II Königsberg), Trautmann
(Lauban), Dr. Lenfers (Münster), Davis (Posen), Humberg Reck-
— 304 —
lingshausen), Rehberg (Rostock), Heepe (Schneidemühl), Lenze,
Kahle (Stade), Dr. Riebe (Stralsund), Uebe (Torgau), Fürther
(Weimar), Mayer (Worms); der V. der Landw. 1. Aufg. Schöttler
(Stade). Zu V. befördert: die U.V. der Res.: Dr. Schuh (Barten-
stein), Otto, Sürder, Tarnowski (III Berlin), Kleinert (Marienburg),
Spekker (Neustrelitz), Barbarino (Oels), Dr. Teppig (Potsdam),
Dr. Siefke (Weißenfels). Angestellt: Woltmann, O.V. a. D. (Stral-
sund), zuletzt i. d. Schutztruppe f. S. W. A. als O.V. mit einem
Patent vom 28. 9. 1905 bei der Landw. 1. Aufg. Der Absch. bew.:
den St.V. d. Landw. 1. Aufg.: Fredrich (Bromberg), Heger (Frei-
burg), Kaiser (Göttingen); den O.V.: Dr. Schwabe der Res.
(I Hamburg), List (Neuhaldensleben), Gladen (Recklinghausen)
der Landw. 1. Aufg.
Sachsen. Männel, O.V. beim H.R. 18, zum St.V. befördert,
Offermann, O.V. beim 4. Fa. 48, vom 1.6.12 ab auf 1 Jahr zum
Kaiserl. Gesundheitsamt in Berlin kdt. Dr. Hemmann, überz.
V. der Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu
Dresden, kdt. z. Dienstl. beim 3. Fa. 32, unterm 1. 7. 12 als V. zu
diesem Regt. vers. Dr. Höfer, Bräuning, U.V. der Milit. Abt. b.
d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden, kdt. z. Dienstl.
beim 8. Fa. 78 bzw. beim 6. Fa. 68, zu überz. V. befördert. Winkler,
St.V. beim 8. Fa. 78, unter Enthebung von dem Kdo. z. Kaiserl.
Gesundheitsamt in Berlin, mit Pension der Abschied bewilligt.
Familiennachrichten
Verlobte: Fräulein Dora Pannier in Berlin, Tochter des ver-
storbenen Architekten Franz Pannier, mit Herrn Oberveterinär
Baehr in Allenstein.
Gestorben: Oberstabsveterinär a. D. Andreas Storbeck in
Berlin. Stabsveterinär Buchwald in Saarlouis. Stabsveterinär
Wilhelm Schmidt in Lüneburg.
Mitteilung der Schriftleitung.
Das Generalregister der Zeitschrift für Veterinärkunde, die
ersten 23 Jahrgänge umfassend, wird den Abonnenten im Juli
zugehen.
Berichtigung.
Auf S. 240 der vorigen Nummer dieser Zeitschrift ist der Ver-
fasser des Artikels „Beseitirung einer chronischen Lahmheit an
Schale“ statt mit Oberveterinär irrtümlich mit Stabsveterinär Bier-
mann bezeichnet worden.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn,
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71.
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für Hygiene und Infektianskrankheiten, „71. Band, zweites Heft. —
Schumacher; Hilfeleistung bei Tieren aus Oefälligkeit. Deutsche Land-
wirtschaftl. Presse Nr. 44, 1912. — Schneider: Untersuchungen über
die metastatischen Verän erungen der Sehnenscheider und Augen des
Pferdes. — Inchaurregni und Blasi: Kuti- und Ophthalmo-Reaktion
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video. Juli 1910. Nach einem Referat in Revue gen. de med. vet. 15.5.1912.
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Studien über die Sprungbewegung des Pierdes.
Von Oberveterinär Borcherdt.
(Schluß.)
Energie.
Die so gefundene Wirkung des Luftwiderstandes trägt zur
Veränderung der dem Körper beim Sprunge erteilten Bewegungs-
energie bei. Berechnet man ungefähr die Größe dieser Energie-
menge, so sieht man, daß der Verlust durch den Luftwiderstand
verschwindend klein ist. Die Energie, die zur Bewegung
einer bestimmten Masse erforderlich ist, beträgt das halbe Pro-
dukt der Masse mal dem Quadrat der Geschwindigkeit gleich
m + v?
2
schwindigkeit 6, so ergibt sich als Energie:
Rechnet man das Gewicht des Pferdes 350 kg und die Ge-
ee
Bei jedem Meter der Sprungweite wird daher diese Energiemenge
infolge des Luftwiderstandes um 2,3 m/kg vermindert, also für
den ganzen Weg von 4 m 9,2 m/kg. Der Luftwiderstand hat also,
wie hieraus ersichtlich ist, einen ganz geringen Einfluß auf die
seschwindigkeit. Die Horizontalgeschwindigkeit in den zurück-
gelegten Wegabschnitten der Parabel ist also praktisch überall die
gleiche. Es konnte durch die Messungen der einzelnen Bilder-
serien eine Abnahme der Geschwindigkeit, während der Körper
frei in der Luft schwebte, nicht festgestellt werden.
Ein Mensch, der einen gleichen Sprung ausführen würde,
hätte ebenfalls einen Luftwiderstand von 9,2 m,kg zu überwinden.
Hieraus ist ersichtlich, daß der Mensch mit seiner verhältnismäßig
großen Stirnfläche den gleichen Widerstand wie das Pferd mit
einer ungleich geringeren Energiemenge zu überwinden hat, die
aber immerhin so groß ist, daß selbst hier der Luftwiderstand ver-
nachlässigt werden darf.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 7. Heft. 20
— 306 —
Eigenbewegungen einzelner Körperabschnitte während
des Sprunges.
Mit dem Augenblick, in welchem das Pferd infolge des Abstoßes
den Boden verläßt, beschreibt sein Körper als frei schwebendes
System die anfangs beschriebene parabolische Flugbahn. Eine Ab-
weichung von dieser Bahn kann der Körper durch Wirkung seiner
inneren Kräfte, d. h. durch Eigenbewegungen irgendwelcher Kör-
perteile, nicht bewirken. Verfolgt man den Sprung, so ist leicht
zu erkennen, daß die mannigfaltigsten Bewegungen von einzelnen
Körperteilen ausgeführt werden, ohne jedoch irgendwelchen Ein-
fluß auf den Verlauf der Parabel auszuüben. Es werden z. B. in dem
Moment, in welchem das Pferd zum Sprunge ausholt, Hals und
Kopf gehoben und zurückgenommen, um so das Heben der Vor-
hand und das Verlegen der gesamten Körperlast auf die Hinter-
gliedmaßen zu erleichtern. Im Moment des Abstoßes vollführen
Kopf und Hals eine kräftige Streckung und begünstigt dadurch
das Abspringen nicht unwesentlich. Indem auf diese Weise die
Frontoberfläche und damit auch der Luftwiderstand verringert
wird, werden ferner durch Wiederherstellung des vorher aufge-
hobenen natürlichen Gleichgewichts im Körper die günstigsten Be-
dingungen für den Sprung geschaffen. In dieser Haltung durch-
fliegt der Körper den größten Teil der Parabel bis kurz vor dem
Berühren des Bodens durch die Vorderbeine wiederum ein außer-
ordentlich starkes Zurücknehmen und Heben des Kopfes und
Halses stattfinden. Die hierbei gefundenen Maße sind je nach der
Beschaffenheit des Hindernisses in bezug auf Höhe und Breite
sehr verschieden. Es wurde festgestellt, daß bei einem Sprunge
von 1 m Höhe der Kopf, sobald das Pferd die Vorhand hebt, um
10—12 em zurück- und gleichzeitig um 20 cm tiefer genommen
wurde. Im Moment des Abstoßes treten dann stets wieder die nor-
malen Verhältnisse ein. Sobald der Höhepunkt der Parabel über-
schritten war, wurden Hals und Kopf um 35—40 cm gehoben
und letzterer noch 5—8 cm zurückgenommen. Diese Ver-
änderungen in der Haltung des Kopfes und Halses haben nur
den Zweck, als Hilfsmittel für den Beginn des Sprunges und
weiterhin zur Gewährleistung eines sicheren Niederspringens zu
dienen. Würde das Pferd von selbst oder gezwungenerweise vor
dem Abstoß die entgegengesetzten Bewegungen mit dem Kopf und
Halse ausführen, so würden sicher die Bedingungen für eine
Sprungekurve gegeben sein, die für das betreffende Hindernis nieht
paßt, und es würde ein Fehlsprung, sei er zu kurz oder zu niedrig,
die sichere Folge sein. Noch mehr kommen diese akkommodierten
Bewegungen des Kopfes und Halses für die Sicherheit des Landens
nach dem Sprunge in Betracht. Wie anfangs erwähnt, kommt nach
dem Durchlaufen des absteigenden Astes der Parabel der Schwer-
punkt nahezu senkrecht über den Stützpunkt der Vorderglied-
— 307 —
maßen zu liegen, also dicht an den vorderen Rand der Unter-
stützungsfläche, die sich nach dem Sprunge zu bilden beginnt.
Es besteht somit für die Erhaltung des Gleichgewichts die
große Gefahr, daß das Pferd vorn niederstürzen oder sich gar nach
vorn überschlagen kann. Dieser Eventualität arbeitet das Pferd
durch energisches Heben und Zurücknehmen des Kopfes und
Halses entgegen und versucht dadurch das Gewicht des Körpers
mehr auf die Hinterhand zu legen.
Würde dieser Ausgleich nicht stattfinden, so würde das Pferd,
wie der Sprung nach Muybridge Nr. 641 zeigt, in den Vorder-
beinen beim Niedersprung zusammenknicken und niederstürzen.
Bei diesem Sprunge, welcher über zwei etwa 1 m auseinander-
stehende Hürden führt, springt das auf allen anderen Moment-
bildern als guter Springer erprobte Pferd unter den oben be-
schriebenen Verhältnissen gut ab. Auf dem absteigenden Ast der
Parabel tritt aber die Korrektion in der Kopf- und Halshaltung
"nicht ein, sondern beide werden weit nach vorn gestreckt. In
dieser Haltung kommt die Vorhand auf den Boden nieder. Das,
was jedem unbefangenen Beobachter als unvermeidlich erscheint,
tritt auch wirklich ein. Das Tier knickt in den Vorderbeinen ein,
berührt schon mit den Vorderfußwurzelgelenken den Erdboden und
wäre sicher völlig niedergestürzt, wenn es eben nicht ein so
brillanter Springer gewesen wäre. Infolge dieser Unsicher-
heit beim Landen müssen natürlich Hilfsmittel eingreifen, um
einen Sturz zu vermeiden. Daher werden bei diesem Sprunge die
Hintergliedmaßen auffallend rasch gestreckt und stoßen dabei die
letzte Hürde um. Hieraus dürfte wohl sicher der Beweis erbracht
sein, daß diese Eigenbewegungen gewisser Körperteile für das voll-
ständige Gelingen eines Sprunges absolut notwendig sind.
Die Streck- und Beugebewegungen der Gliedmaßen während
des Sprunges sind zwar für den Verlauf der Schwerpunktbahn
von Einfluß, jedoch dürften sie auch für das Abspringen und
Landen nicht ganz ohne Bedeutung sein. Eine starke Streckung
der Vorderbeine vergrößert beim Niedersprung die Unterstützungs-
fläche ziemlich bedeutend nach vorn, und ist deshalb hierbei ein
wesentliches Hilfsmittel.
Einwirkung der Kopf- und Halshaltung auf den Sprung.
Zieht man die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Körper-
abschnitte in Betracht, so dürfte einleuchten, daß ihre Schwere je
nach ihrer Haltung verschieden wirken muß. Der Kopf eines
Pferdes von 350 kg wiegt etwa 18 kg, der Hals 20 kg. Bei voll-
ständiger Streckung des Halses wird das Gewicht des Kopfes an
dem langen Hebelarm mehr zur Geltung kommen, als wenn beide
stark zurückgenommen und aufgerichtet sind. Diese Tatsache
findet sich bereits durch die Wägeversuche von Morris und
2"
-- 308 -
Baucher bestätigt. Vergleicht man das Gewicht von Kopf und
Hals mit dem der übrigen Körperteile und dem Gesamtgewicht der
Vorhand, so tritt deutlich zutage, welchen Anteil ihr Gewicht und
ihre Haltung bei der Herstellung des Körpergleichgewichts haben.
Von dem 350 kg wiegenden Pferde entfallen, wie Dr. Adloff,
Assistent des Anatomischen Instituts, liebenswürdigerweise auf
meinen .Wunsch festgestellt hat, auf das Gewicht: des Kopfes 18 kg,
des Halses 20 kg, des Brustkorbes mit Lunge usw. 50 kg, der
beiden Vorderschenkel 44 kg, der beiden Hinterschenkel 72 kg, der
Baucheingeweide 80 kg, der Haut 15 kg. Der fehlende Rest ent-
fällt auf Blut und den Wasserverlust des Fleisches durch Aus-
trocknen nach der Zerlegung. Obige Zahlen zeigen, daß von dem
Gewicht der Vorhand ein Drittel derselben auf Kopf und Hals
entfällt.
Einfluß des Gewichts des Reiters.
Nieht ganz ohne Einfluß auf den Sprung sind ferner die
Körperhaltung des Reiters und seine dem Pferde gegebenen
„Hilfen“. Wir sehen den Reiter während des Sprunges verschie-
dene Körperbewegungen ausführen, welche teils passiver, teils
aber auch aktiver Natur sind. Diese müssen jedoch in einem
harmonischen Verhältnis zu denjenigen des Pferdes stehen, um
den Sprung in keiner Weise zu beeinträchtigen. Würde er ent-
gegengesetzte Bewegungen machen, z. B. sich beim Landen anstatt
nach rückwärts nach vorn neigen, so würde er dem Beharrungs-
gesetze gemäß vorn herunterfallen und so die Sicherheit des Lan-
dens in Frage stellen.
Es ist daher im Gegensatz zuTepper-Lasky:°') das Hin-
tenüberlegen des Körpers auf dem absteigenden Ast der Parabel
von nicht zu unterschätzendem Werte sowohl für das Pferd wie
für den Reiter. Die Erfahrung lehrt, daß bei Nichtbefolgung dieser
Regel Roß und Reiter nach dem Sprunge leicht zu Fall kommen
können. : So ist denn auch auf allen Momentbildern, ob Hoch-
oder Weitsprung, das Rückwärtsverlegen des Körpergewichts des
Reiters zu erkennen.
Drehung des Körpers um seine Querachse beim Sprunge.
Aber noch ein weiterer Nutzen soll diesen Bewegungen zu-
fallen. Das Pferd führt während des Sprunges Drehungen um
seine Querachse aus, indem es, auf allen vier Beinen stehend, erst
sich auf die Hinterbeine hebt, alsdann beim Landen mit den Vor-
derbeinen zuerst den Boden berührt, um schließlich wieder auf
allen vier Beinen zu stehen. Der Drehpunkt der Querachse geht
dureh den Schwerpunkt.
Beim Sprunge des Menschen ist der Körper nach E. Kohl-
rauseh=) beim Absprung unter einem spitzen Winkel nach
— 509 —
vorn und nach Vollendung des Sprunges unter fast demselben
Winkel nach hinten geneigt. Es hat sich also der Körper während
des Sprunges um seine durch den Schwerpunkt gehende Frontal-
achse nach rückwärts gedreht. Diese Drehung ist notwendig, weil
der Körper, falls er dieselbe Neigung wie beim Absprung bei-
behielte, beim Niedersprung vornüber fallen würde. Ferner hat
diese den Zweck, der erteilten Geschwindigkeit entgegenwirkend,
den Körper im Gleichgewicht zu erhalten. Da das Pferd von
den Hinterbeinen auf die Vorderbeine springt, so erklärt es sich,
daß sich die Drehung anders vollziehen muß wie beim Menschen.
Man könnte eigentlich beim Pferde von einer Vorwärts- und Rück-
wärtsdrehung sprechen. Das sich mit den Hinterbeinen zum
Sprunge abstoßende Pferd durchfliegt die Parabel und kommt mit
den Vorderfüßen zuerst auf den Boden; es hat also während dieser
Zeit eine Vorwärtsdrehung des Körpers um die Querachse, von der
rechten Seite aus beobachtet, im Sinne des Uhrzeigers statt-
gefunden. Die Lehre vom Galopp zeigt, daß das Pferd nach einem
Galoppsprung stets mit den Hinterbeinen zuerst auf den Boden
niederkommt. Das Landen mit den Vorderbeinen nach einem
freien Sprung ist daher nur als Notbehelf anzusehen. Damit aber
auch die Hinterbeine wieder auf den Boden kommen, muß eine
Rückwärtsdrehung, d. h. von rechts gesehen im umgekehrten
Sinne des Uhrzeigers, stattfinden.
Die Vorwärtsdrehung hat sich ganz allmählich, und zwar in-
folge der dem Körper durch den Abstoß erteilten Richtung, voll-
zogen. Die beim Landen der Vorderbeine noch in der Luft schwe-
bende Hinterhand würde, falls der Sprung nicht gerade zu hoch
und zu steil war, von selbst auf den Erdboden gelangen. Damit
aber die einfallende Körperlast nicht zu steil und infolgedessen zu
schwer auf die Vorderbeine drückt, und, um auch ein eventuelles
Überschlagen nach steilen Sprüngen (wie wir es bei unseren
kleinen Haustieren, Hund, Katze, sehen können) zu verhüten, ver-
sucht das Pferd die Hinterhand möglichst schnell auf den Boden
zu bekommen, und dieses erreicht es dureh Zurücknehmen des
Halses und Kopfes im Moment des Landens der Vorderbeine. Eine
Momentaufnahme der Firma Goerz stellte ein Pferd im Augen-
blick des Landens der Vorderbeine nach einem etwa 1,50 m hohen
Sprunge ohne Reiter dar. Dieses Pferd nimmt den Kopf und Hals
dermaßen stark zurück, daß letzterer sich fast unter einem Winkel
von 90° vom Rücken abhebt. Das gleiche ist auf allen Bildern
von Anschütz und Muybridge, wenn auch nicht in dem
extremen Maße, festzustellen.
Wie durch die Wägungen von Morris und Baucher’)
festgestellt ist, wird auch durch das Zurücknehmen des Kopfes
und Halses die Vorhand erleichtert, so daß die infolgedessen
schwerere Hinterhand das Übergewicht hat. Elenso hat Rei-
— 310 —
nicke durch Aufrichten des Kopfhalshebels an seinem Modell das
Entlasten der Vorhand und die Mehrbelastung der Hinterhand
nachgewiesen. Es werden daher die Hinterbeine den Boden
schneller erreichen, wenn die Belastungsverschiebung stattfindet.
Dieses läßt sich auch auf den Aufnahmen von Muybridge 639
bis 643 und bei Anschütz erkennen. Die Hinterbeine brauchen
von dem Moment, in dem sie den Abstoß ausgeführt haben, bis zum
Höhepunkt der Parabel zum Beugen mehr Zeit als umgekehrt vom
Kulminationspunkt bis zum Niedersetzen auf den Erdboden.
Jedoch hat diese veränderte Kopf- und Halshaltung auf die Rück-
wärtsdrehung nur Einfluß von dem Moment ab, in welchem die
Vorderbeine den Boden erreichen. Während des freien Fluges
haben bekanntlich Eigenbewegungen gewisser Körperteile keinerlei
Einfluß auf den Verlauf der Flugbahn.
Der Abstoß dürfte für die Rückwärtsdrehung ohne Nutzen
sein, denn er vollzieht sich ja in der Richtung der Parabel und be-
günstigt somit die Vorwärtsdrehung.
Daß Pferde diese Selbsthilfe auch sonst üben, kann man bei
Bergabreiten von sehr abschüssigen Bergen beobachten, wobei sie
Kopf und Hals rechtwinklig zum Rücken zurückbiegen. Demnach
ist die Haltung von Kopf und Hals gemeinsam mit den Bewegun-
gen der Gliedmaßen als Hauptfaktor der KUckwarisürehung beim
Landen anzusehen.
Tätigkeit der Muskeln der Hintergliedmaßen beim Sprunge.
Die beim Sprunge aufgewandte Muskelkraft wird je nach-
dem, ob es sich um einen Sprung von der Stelle oder um einen
mit Anlauf handelt, verschieden groß sein. Bei einem Sprunge aus
dem Stande wird die Muskelarbeit als allein treibende Kraft für
den Sprung angesehen werden müssen.
Wie eingangs erwähnt, sind für die Bewegung, welcher Art
sie auch immer sein mag, die Hintergliedmaßen die treibenden
Faktoren, während die Leistung der Vorderbeine sich wesentlich
nur auf das Stützen des Rumpfes beschränkt. Es resultiert daher
die Fortbewegung des ganzen Körpers aus der Verkleinerung bzw.
Vergrößerung der Gelenkwinkel der Hintergliedmaßen. Wir sehen,
daß, sobald sieh der Körper bei Feststellung der unteren Ab-
schnitte der hinteren Extremitäten auf dem Erdboden nach vorn
bewegt, alle Winkel derselben eine beträchtliche Vergrößerung er-
fahren. Die treibende Kraft, welcher der Körper seine Bewegung
verdankt, entstammt dem kolossalen Muskelzuge der massigen
Muskelgruppen der Hintergliedmaßen. Namentlich sind es die
Muskeln am Becken und um den Oberschenkel, welchen eine aktive
Leistung bei der Bewegung des Körpers zufällt. Nach
Zschokke) wird hauptsächlich dureh das Öffnen und
Schließen des Hüft- und Kniegelenks dureh Muskelzug dem Körper
== ‚all. —
die stoßende Bewegung nach vorn gegeben. Die Sprung- und Zehen-
gelenke sind gemäß der anatomischen Anordnung ihrer Muskeln
und Sehnen diesen großen Gelenken untergeordnet, und somit ist
ihre Bewegung passiver Natur. Von den Becken- und Oberschen-
kelmuskeln unterscheidet man solche, die entweder allein eine
Wirkung auf die betreffenden Knochen, an die sie sich anheften,
ausüben, oder im Verein mit anderen eine bestimmte Wirkung
haben.
Hier sind zunächst die großen Kruppenmuskeln, die haupt-
sächlichsten Strecker des Oberschenkels, zu nennen; sie werden
in ihrer Wirkung durch den Semimembranosus, Semitendinosus,
Adductor und Biceps femoris, von denen die drei ersten eigentlich
Einwärtszieher sind, unterstützt. Die Wirkung aller vier Muskeln
gemeinschaftlich ergibt eine Rückwärtsbewegung des Oberschenkels
und ein Öffnen des Hüftgelenks. Die Vorwärtsbewegung des Femor
wird von dem Psoas und Iliacus ausgeführt. Das Öffnen des
Kniegelenks bzw. Feststellen des Unterschenkels ist lediglich Auf-
gabe des Quadriceps. Die gewöhnlich als Beuger bzw. Strecker
des Schienbeins genannten Tibialis anterior und Gastrocnemius
haben infolge ihrer starken sehnigen Einlagerungen und teilweise
gänzlichen Umwandlung in Sehnen ihre Eigenschaft als Muskel
größtenteils eingebüßt und stellen deshalb nur Spannbänder dar.
Eine freischwebende Gliedmaße werden daher die Strecker des
Oberschenkels nach hinten ziehen und dadurch die Hüft- und
Kniegelenkswinkel vergrößern. Findet aber die Kontraktion dieser
Muskeln bei Feststellung der Gliedmaße statt, so wird durch die
Vergrößerung der beiden oberen Winkel und der damit verbunde-
nen Verlängerung der ganzen Gliedmaße der Körper nach vorn
geschoben.
Die Vergrößerung der einzelnen Winkel, die sie bei extensiver
Streckung der Gliedmaße erfahren, ist ziemlich bedeutend. So
erweitert sich der normal 90° große Hüftgelenkswinkel auf 130°;
am Kniegelenkswinkel tritt eine Vergrößerung von 110° auf 150°
ein. Sprung- und Fesselgelenk erweitern sich von 145° auf 165°
bzw. von 45° auf 70°.
Die hierdurch bedingte Verlängerung der Gliedmaßen beträgt
etwa 60 cm. Dieser Umstand ist für den Abstoß von großer Be-
deutung.
Am Körper des Pferdes und des Menschen sind Muskeln, die
der Bewegung dienen, u. a. so angeordnet, daß sie an dem kürze-
ren Hebelarm angreifen, während die Last auf dem längeren
Hebelarm ruht. Daher spricht Collin*®) den kurzen Knochen
die größere Kraft, den längeren die größere Schnelligkeit zu. Der
Zweck dürfte darin zu suchen sein, bei geringer Bewegung des
kurzen Hebelarms der Kraft eine um so größere desjenigen der
Last auszulösen. Dieses Prinzip ist auch an allen Gelenken der
— 312 —
Gliedmaßen durchgeführt. Überall sind Knochenvorsprünge vor-
handen, an die sich Muskeln ansetzen, und die von diesen um ihren
Drehpunkt in Bewegung gesetzt werden. Eine durch Muskelkon-
traktion am kurzen Hebelarm ausgeführte Bewegung wird am ent-
gegengesetzten Ende des Knochens eine bedeutend größere Bewe-
gung auslösen. Diese Art der Hebel, auch wohl Geschwindigkeits-
hebel genannt, die namentlich bei unseren schnellen Tieren ver-
treten ist, erfordert natürlich einen großen Kraftaufwand. Bei den
anderen Tierklassen ist der Längenunterschied zwischen Hebelarm
der Kraft und Last nicht so groß.
Beim Pferde, welches wohl unstreitig das schnellste unserer
großen Haustiere ist, finden wir daher das System der Geschwin-
digkeitshebel an allen Gelenken der Gliedmaßen und namentlich der
Hintergliedmaßen in schönster Form ausgeprägt. Der beträchıt-
lichen Länge des Femur gegenüber ist der Trochanter nur sehr
kurz, der Unterschenkel verdankt seine Bewegung dem Muskelzug
an der das Kniegelenk nur wenig überragenden Kniescheibe. Das
Schienbein ist etwa fünfmal so lang wie der Calcaneus, und
schließlich sind die Sesambeine nur winzige Knochenvorsprünge
am oberen Ende des Fesselbeins, das zu bewegen ihre Aufgabe ist.
An den Vordergliedmaßen, deren produktiver Anteil an der
Schnelligkeit ein ziemlich geringer ist, finden wir außer dem
Ellenbogenhöcker und Erbsenbein keine wesentlichen Knochenvor-
sprünge, die Muskeln einen geeigneten Anheftungspunkt böten.
Für die Kraftentwicklung der Muskeln ist die günstigste Be-
dingung geschaffen, wenn sie rechtwinklig angreifen. Dieses trifft
aber nur für die Muskeln am Trochanter und Calcaneus an-
nähernd zu, während sich die übrigen Muskeln entweder unter
einem spitzen oder stumpfen Winkel anheften. Dieses ist der Fall
bei den Tendinosi, Membranosi usw. sowie den Streckern der Knie-
scheibe und des Unterschenkels. Da der Winkel sich bei der Be-
wegung ändert, gelten diese Angaben immer nur für einen Teil
der vorkommenden Stellungen.
Kraftentwicklung der Muskeln mit Rücksicht auf ihre Insertion
und ihren Querschnitt.
Die Arbeitsleistung der einzelnen Muskeln bei der Bewegung
und namentlich beim Sprunge ist je nach ihrer Insertion und
Massiekeit verschieden.
Holt das Pferd zum Sprunge aus, d. h. verlegt es das Körper-
gewicht auf die Hinterglielmaßen, so werden letztere in allen ihren
Gelenken stark gebeugt. Dieses Aufbäumen des Pferdes, wie man
es auch nennt, wird eingeleitet durch das weite Untersetzen der
Hintergliedmaßen, alsdann erfolgt ein kräftiger Abstoß der Vor-
derbeine, so daß die Vorhand sieh vom Boden abhebt. In dieser
Lage wird der Körper bis zum Moment des Abstoßes dureh
=. 919: ==
Muskelkräfte gehalten. Namentlich sind es die Muskeln der Hinter-
backe (Biceps, Tendinosus, Membranosus) (Günther:®)). Diese
Muskeln sind vermöge ihrer doppelten oberen Anheftung an Kreuz-
und Sitzbein in der Lage, durch Kontraktion die Vorhand des
Körpers auf die Hinterbeine zu ziehen. Unterstützt werden sie
in dieser Richtung von den Glutaeen. Um den stark gebeugten
Gliedmaßen das Tragen der gesamten Körperlast zu ermöglichen
und vor allem zu verhüten, daß sie nicht unter der Last zusammen-
knicken, greifen die Kniescheibenstrecker (quadriceps) mit ihrer
ganzen Masse ein. Sie sind nicht allein in der Lage, den Schenkel
nach vorn zu führen, sondern auch in jeder beliebigen Streck-
oder Beugestellung der Gliedmaßen diesen die nötige Festigkeit zu
verleihen. Sie regulieren gleichsam den Kniegelenkswinkel. Ihre
Kraftentfaltung ist ganz außerordentlich, so daß durch ihre Kon-
traktion die Wirkung ihrer Antagonisten, der Vorwärtstreiber, Glu-
taeen und der Hinterbackenmuskeln, aufgehoben werden kann
(Le Hello°")). : Unterstützt werden sie zum Teil beim Feststellen
des Kniegelenks von den untersten Anheftungen des Biceps, welche
das Kniegelenk seitlich von hinten umfassen und auf diese Weise
in seiner Lage erhalten helfen. Die unterhalb des Knies gelegenen
Gelenke erfahren infolge der sehnigen Verbindung untereinander
eine passive, von Knie- und Hüftgelenk ausgehende Fixation.
Nachdem das Pferd diese Aufbäumestellung eingenommen hat,
treten die Vorwärtstreiber des Rumpfes in Tätigkeit. Die Glutaeen
greifen mit großer Kraft am großen Trochanter des Femur und
die Muskeln der Hinterbacke am unteren Ende des Femur bzw.
an der Kniescheibe an und versuchen die auf dem Boden fest-
gestellten Gliedmaßen nach hinten zu ziehen. Da die Gliedmaßen
eine solche Bewegung nicht ausführen können, so muß der Körper
eine entgegengesetzte Bewegung nach vorn ausführen, er erhält
somit seine Vorwärtsbewegung. Bei dieser Arbeitsteilung zwi-
schen den Kruppen- und Backenmuskeln dürfte wohl die Leistung
der Glutaeen als die größte in Betracht zu ziehen sein. Ihre An-
heftung und Zugriehtung am Trochanter ist nahezu senkrecht und
hat daher die besten Bedingungen zur Kraftentfaltung. Außerdem
ist die Kraft dieses stärksten Muskels am Pferdekörper infolge
seines außerordentlich großen Querschnittes, 24:14 em, eine von
keinem anderen Muskel erreichte. Die zweite Quelle der vorwärts-
treibenden Kraft ist die Tätigkeit der Backenmuskeln. Ihre Ein-
wirkung auf die Bewegung ist durch zwei Umstände bedingt.
Erstens greifen alle drei Muskeln im Gegensatz zu den Glutaeen
an dem langen Hebeların an und würden daher eine außerordent-
lich große Kraft entfalten können, wenn nicht mit dem zweiten
Umstande zu rechnen wäre, daß nämlich ihre Anheftung am un-
teren Ende des Femur in einem sehr spitzen Winkel erfolgt. Na-
mentlich dürfte zu Anfang des Sprunges, wenn die Hinterglied-
—_ 314 —
maßen weit unter den Körper gestellt sind, hierdurch eine ziemlich
ungünstige Stellung für Kraftentfaltung eintreten. Befindet sich
dagegen der Körper vor dem Sprunge in Bewegung, so werden
hierdurch die unter den Körper gestellten Gliedmaßen aus ihrer
schräg nach vorn gehenden Richtung bald in die senkrechte Stel-
lung gebracht, so daß dann die Muskeln ebenfalls wieder günstige
Bedingungen zur Kraftentfaltung haben, da sich die Insertions-
winkel vergrößert haben. Berücksichtigt man dazu die Masse
dieser drei Muskeln, von denen der Biceps femoris einen Quer-
schnitt von 16:4 em, der Semitendinosus von 10:2 cm und der
Semimembranosus von 12 : 314, em haten, so erhellt, daß Kraft und
Hubhöhe bei ihnen sehr bedeutend sind.
Die Wirkung der Muskeln der Kruppe und Hinterbacke ist
also eine doppelte: Es greifen die gewaltigen Muskelmassen der
Glutaeen an dem kurzen Hebelarm der Kraft unter einem sehr
günstigen Winkel an, unterstützt durch das gleichzeitige Eingreifen
der Backenmuskeln an dem langen Hebelarm, dem gleichzeitigen
Hebelarm der Last. Vermöge ihrer außerordentlichen Länge wird
die Hubhöhe, die ja bei der Länge des Hebelarmes erforderlich ist,
eine sehr große sein und ihre Wirkung beim Vorwärtsschieben der
Last ebenfalls eine große Rolle spielen.
Diese so ausgezeichnete Kraftausnutzung der Muskeln findet
nur zu Anfang des Sprunges, also im Moment des „Ausholens zum
Sprunge“ ungünstige Bedingungen zu ihrer Entfaltung. Durch
das Unterstellen der Hinterbeine unter den Körper erfahren Hüft-
und Kniegelenkswinkel eine starke Verkleinerung. Der Trochanter
zeigt infoige der Schrägstellung des Oberschenkels schräg nach
hinten, so daß der Angriffswinkel der Glutaeen ein spitzer wird.
Ebenso verkleinert sich der Insertionswinkel der Backenmuskeln
am unteren Ende des Femur. Es haben sich also für beide Muskel-
gruppen die Bedingungen für ihre Kraftentwicklung ungünstig
gestaltet. Es ist daher für den Anfang der Bewegung eine ver-
hältnismäßig große Kraft von seiten der Muskeln erforderlich, um
die normale Winkelstellung und die für ihre Kraftentwicklung
günstigsten Verhältnisse wieder herzustellen.
Diese Periode der vermehrten Muskelspannung kommt aber
nur beim Sprunge aus dem Stand in Betracht, wobei Horizontal-
und Vertikalgeschwindigkeit lediglich das Produkt von Muskel-
arbeit sind. Anderseits fällt dieser für die Muskelwirkung un-
günstige kurze Zeitabschnitt nicht so schwer ins Gewicht, wenn das
betreffende Pferd vor dem Sprunge bereits in Bewegung war.
Hierbei stellt die vorhandene Horizontalgeschwindigkeit gemein-
sam mit der Muskelwirkung recht bald die normale Winkelung
wieder her, so daß nach Wiederherstellung des normalen Winke-
lungesverhältnisses die Entwieklung der Muskelkraft unter den
günstigsten Bedingungen stattfindet. Die Gastroenemii und Tibiales
— 315 —
anteriores haben, wie bereits erwähnt, wegen ihrer fast voll-
ständig sehnigen Beschaffenheit keinen großen funktionellen An-
teil an der Bewegung der Gliedmaßen.
Wie oben gezeigt, werden einzelne Abschnitte der Gliedmaßen
in die für die Bewegung günstigste Stellung gebracht, indem sich
die betreffenden Winkel um soviel verkleinern, daß die Muskeln
nach Möglichkeit rechtwinklig angreifen können. Diese Vorbedin-
gung kann schon durch den Körperbau gegeben sein. Es wird
namentlich in der Länge und Stellung der einzelnen Knochen und
deren Abschnitte den Pferden von vornherein die Möglichkeit seiner
Verwendung vorgeschrieben. Wir sehen, daß Formation der Kruppe
und die Stellung der Ober- und Unterschenkelknochen kei einem
starken, zum schweren Zuge bestimmten Pferde eine andere ist
wie bei einem leichten Reitpferde, bei dem die Schnelligkeit die
erste Bedingung ist.
Der schräge, abschüssige Verlauf der Kruppe bei schweren
Zugpferden gestattet dem Oberschenkelknochen ebenfalls unter
Berücksichtigung der günstigsten Angriffsbedingungen der Mus-
keln eine vermehrte Schrägstellung. Vor allen Dingen wird aber
der Winkel, unter dem die Glutaeen an dem Trochanter angreifen,
mindestens 90° betragen, während er bei mehr horizontal verlau-
fender Kruppe stets kleiner ist. Vermöge dieser beiden Umstände,
Vergrößerung des Winkels und schräger Stellung des Oberschen-
kels, sind diese Pferde zum Entwickeln großer Kraft von Natur
aus besser geeignet wie die andern. Außerdem sind alle Knochen
im Verhältnis zu ihrer Massigkeit kurz, das Becken ist tief, Tro-
chanter und Sitzbeinhöcker sind lang, und letztere stehen schräg
nach unten. Es ist also überall mehr der Entwicklung großer
Kraft als Schnelligkeit Rechnung getragen.
Bei unseren schnellen Pferderassen finden wir dagegen
gerade das Gegenteil im Bau der Hintergliedmaßen. Die Kruppe
ist fast horizontal, die Knochen stehen steiler, die ganze Gliedmaße
ist mehr aufgerichtet. Die distalen Enden der Knochen, Hebelarme
der Last, sind verhältnismäßig lang; es herrscht das Sehnellig-
keitshebelsystem vor. Nach neueren Untersuchungen von
Duerst:®) findet dieses Verhältnis seine Bestätigung in dem
Bau des Beckens und der Stellung des Femur, je nach dem Ge-
brauchszwecke des Pferdes.
Bei horizontaler Stellung des Beckens und fast wagerechtem
Verlauf der Beckenlinie (Hüfthöcker—Sitzbein) ist die Stellung
des Femur eine mehr schräge und der Femurwinkel kleiner als bei
schräger Beckenstellung und Verlauf der Beckenlinie unter einem
Winkel von fast 40°. Es eignet sich die erstere Stellung vermöge
des größeren Femurausschlages bei der Bewegung mehr zur
Schnelligkeit, während die schräg abfallende Kruppe eine größere
Kraftentwicklung gestattet. Dieselbe resultiert namentlich aus der
== cpl =
Kürze der Kniegelenkstrecker (semitendinosus—membranosus und
biceps), da der Sitzbeinhöcker der Kniekehle bedeutend näher ge-
rückt ist als beim horizontalen Becken.
Mit dieser Schrägstellung des Beckens und Steilerstellung
des Femur geht auch eine Vergrößerung des Kniegelenks einher.
Durch die Schließung dieses möglichst weit geöffneten Kniegelenks-
winkels wird der Last eine weit größere Stoß- und Schnellkraft
erteilt als bei einem kleinen Winkel der horizontalen Becken- und
schrägen Femurstellung. |
Deshalb müssen wir für die Entwicklung einer möglichst
großen Stoßkraft beim Sprunge ein schräg gestelltes Becken ver-
langen. |
Diese beiden großen Unterschiede im Bau der Hinterglied-
maßen finden wir aber auch bei unseren schnellen Reit- und
Rennpferden schon allein ausgeprägt. Es dürfte nach obigen Aus-
führungen nicht mehr zweifelhaft sein, daß sich das Pferd mit dem
Typus der schräggestellten Kruppe und Oberschenkeln zur Ent-
wicklung einer momentanen Kraftleistung, wie sie ja beim Sprung
erforderlich ist, besser eignet, als jenes in allen Teilen der Glied-
maßen aufgerichtete.e Man würde also jenem Pferde eine größere
Geeignetheit für einen Steepler, diesem dagegen für ein Flachrenn-
pferd zusprechen müssen.
Aufgabe der Vorderbeine beim Sprunge.
Die Rolle der Vordergliedmaßen bei dem Sprunge dürfte sich
wohl nur auf das Abstemmen vor dem Sprunge und Auffangen
nach demselben beschränken. Bei der Vorwärtsbewegung ist ihre
Stoßkraft in der Richtung der Bewegung schr gering. Nur im
äußersten Notfalle werden sie auch hierzu herangezogen, wie man
es beim Anziehen schwerer Lasten beobachten kann. Der Um-
stand, daß z. B. im Hinterteil gelähmte Hunde sich trotzdem vor-
wärtsbewegen können, beweist noch nicht, daß den Vorderbeinen
in Gemeinschaft mit den Hinterbeinen eine vorstoßende Kraft bei
der Bewegung zugesprochen werden muß. Diese Bewegung ist
aber sehr gering schon aus dem Grunde, weil die Winkelung der
Vordergliedmaßen eine sehr steile ist. Auf jeden Fall bedarf es
erst einer längeren Übung und Gewohnheit, bis ein Tier, das eben
noch auf vier Beinen ging, mit einem Male sieh nur mit den Vor-
derbeinen vorwärtsbewegen kann.
Unterscheidung der Sprünge und ihre Maximalgrenzen.
Die Unterscheidung der Sprünge nach Collin als einfachen
Sprung oder als Sprung verbunden mit einer vorher dem Körper
zuteil gewordenen Bewegung dürfte nicht ganz der Wirklichkeit
entsprechen, weil er im ersten Falle beide Hinterbeine und im ande-
ren ein Hinterbein als treibende Kraft ansieht. Bei einem Sprunge
=. 37 =
aus dem Stande soll sich das Pferd mit beiden Hinterbeinen gleich-
zeitig abstoßen, d. h. es stehen im Moment des Abstoßes beide
Gliedmaßen in gleicher Höhe. Bei dem Sprunge mit Anlauf sind
aber ebenfalls beide Gliedmaßen in gleichem Grade an dem Ab-
stoß beteiligt, nur mit dem Unterschiede, daß sie nicht genau neben-
einander stehen. Diese Art des Abstoßes hat vor der ersteren den
Vorzug, daß sie nicht so ruckweise erfolgt wie jene, sondern durch
die Aufeinanderfolge beider Beine beim Abstoß der Körper gleich-
sam über das Hindernis geschoben wird. Hierdurch ist das Pferd
in der Lage, die Zeit des Abstoßes zu verlängern und somit wir-
kungsvoller zu gestalten. Diese Beobachtung Collins trifft
nicht zu, es sind bei unseren Haustieren selbst beim Sprung aus
dem Stand die Hinterbeine räumlich und zeitlich getrennt.
Mit beiden Beinen gleichzeitig springen vornehmlich die klei-
neren Tiere, Katzen usw., ab, welche bekanntlich verhältnismäßig
viel besser springen als große Tiere.
Was die Maximalleistung beim Springen anbetrifft, so dürfte
wohl beim Hochsprunge des Pferdes die mittlere Grenze bei 1,50 m
liegen. Diese Höhe entspricht auch der Höhe der Hindernisse auf
unseren deutschen Rennbahnen. Immerhin können die Leistungen
bei guten Springern bessere sein, wie de Currieu mitteilt, daß
Pferde Mauern von 2 m Höhe übersprungen haben. Bei Weit-
sprüngen dagegen sind die Entfernungen, welche beim Sprunge
zurückgelegt werden, bedeutend größere. Sprünge über 7 m und
noch mehr sind keine Seltenheit. Bei einer diesjährigen Spring-
konkurrenz betrug die Länge des besten Sprunges sogar 7,60 m.
Man kann daher das Pferd mit Rücksicht auf sein Gewicht
als einen guten Springer bezeichnen.
Ziehe ich nun das Resumee vorstehender Ausführungen, so er-
gibt sich folgendes:
1. Für die Bewertung der Sprungkurve ist allein nur die Be-
wegung des Schwerpunkts maßgebend, die aus der Stoß-
kraft der Hinterbeine und der dem Körper vorher bereits
erteilten Horizontalgeschwindigkeit resultiert.
2. Die Richtung des Abstoßes der Hintergliedmaßen setzt sieh
geradlinig vom Stützpunkt der Hinterhufe gegen den
Schwerpunkt fort.
3. Der Elevationswinkel der Kurve beträgt bei Weit- und Hoch-
sprüngen etwa 10—15° bzw. 30°.
4. Die abschüssige Kruppe mit schräggestellten Oberschenkeln
ist für die Kraftentwieklung beim Sprunge am geeignetsten,
für schnellste Flachrennpferde hingegen die horizontale
Kruppe.
Für das Gelingen eines Sprunges sind sowohl beim Ab-
springen wie beim Landen akkommotlierende Bewegungen
von Hals und Kopf des Pferdes notwendig.
Si
.
= 318 —
6. Die Maximalgeschwindigkeit des Körpers während des
Sprunges beträgt unter Inrechnungstellung des etwa 9,2 m/kg
betragenden Luftwiderstandes 11 bis 13 m in einer Sekunde.
Herrn Professor Dr. R. du Bois-Reymond möchte ich
an dieser Stelle für das rege Interesse, das er der Arbeit entgegen-
brachte, und für die mannigfaltigen Anregungen meinen aufrich-
tiren Dank aussprechen.
Anmerkung. Nachfolgende Stelle wird oft zitiert; sie ist sogar in eine
kürzere Formel zusammeugezogen worden: Quo minora sunt animalia, eo
maiores faciunt saltus, die im Urtext gar nicht vorkommt. Es ist deshalb
wohl angemessen, einmal die ganze Stelle hier abzudrucken:
Animalia minora et minus ponderosa maiores saltus efficiunt, respectu
sui corporis, si caetera fucrint paria.
Quoniam ostensum est, quod duo corpora inaequalia, impulsa a potentiis
motivis, eandem proportionem habentibus, quam corpora ipsa, moventur
aequalibus velocitatibus, verbi gratia; si corpus primum fuerit, duplum secundi,
eorumque virtutes motivae pariter sint in dupla proportione, spatium trans-
actum in primo aequale erit ei, quod a secundo tempore percurritur.
Hinc sequitur, quod si in equo et cane existerent vires motivae proportionales
molibus corporeis eorum, scilicet si pondus et moles canis fit una quinqua-
gesima pars ponderis et magnitudinis equi et vires motivace in eorum corpori-
bus diffusae fuerint uniformes et homogencae, erit quoque vis motiva canis
una quinquagesima pars virtutis motivae equi. Igitur si caetera fuerint paria
(nempe vectes et reliqua sint in eadem proportione) saltus canis tantum
spatium percurret, quantum ab equo transigitur, scilicet ambo spatium octo
pedum unico saltu pertransibunt. Verum, quia saltus octo pedum longitu-
dinem equi non superat et corporis canis longitudinem quater comprehendit,
hinc fit, quod saltus canis respectu sui corporis quater maior et vehementior
sit saltu equi.
Quo longiores sunt Vectes extremi crurum. eo maiores saltus fiunt.
Literatur.
1) Schwyter: Über das Gleichgewicht des Pferdes 1907.
H Joh. Alph. Borellius: De motu animalium, pars prima 1646.
3 Marey: Animal mechanism a treatise on terrestrial and aerial locomo-
tion 1874 (englische Übersetzung).
1, Marey: Animal locomotion studied in the horse, pag. 138:-—119.
* Muybridge: Animal locomotion. An Elcetro Photographie Investigation
ot Conseentive Phases of Animal movements 1587.
6, Ottomar Anschütz, Lissa/Posen: Momentphotographien der Bewegungen
verschiedener Tiere.
P Collin: Physiologie eomparde des animaux 1871. Pag. 416.
“oJ. Munk: Physiologie des Menschen und der Säugetiere. Pag. 373.
3), Reinicke: Zeitschrift für Veterinärkunde 1006. Pag. 152. Geometrische
Veranschaulichung des Gleichgewichts des Pferdes.
— 319 —
) Schwyter: Über das Gleichgewicht des Pferdes. 1907.
11) Collin: Physiologie comparée. Pag. 438.
12), R. du Bois-Reymond: Archiv für Anatomie und Physiologie 1905:
Zur Physiologie des Springens,.
Journal de l’Anatomie et de la Physiologie 1893. Le Hello: De Faction
des organs locomotures, pag. 78.
1) Le Hello: Journal de ’Anatomie et de la Physiologie, pag. 68.
1) Le Hello: Journal de l’Anatomie et de la Physiologie 1893, pag. 68.
15, Collin: Pag. 475.
11) R. du Bois-Reymond: Zur Physiologie des Springens, pag. 338.
15) Collin: Physiologie comparée: du saut, pag. 446.
19) Borellius: De motu animalium, pars prima pag. 181.
2) J. Munk: Physiologie des Menschen und der Säugetiere 1597. Trab
der Tiere, pag. 3S1.
°?) v. Tepper-Lasky: Rennreiten 1S97.
2) E. Kohlrausch: Physik des Turnens. Hof 1887, pag. 45.
23, J. Munk: Physiologie des Menschen und der Siugetiere, pag. 373.
Zschokke: Statik und Mechanik des Vertebratenskeletts. 1802.
25) Collin: du saut, pag. 447.
Günther: Topographische Myologie des Pferdes. 1896, pag. 206.
”, Le Hello: De l'action des organes locomotures IV.
*, Duerst: Anatomisch-mechanische Untersuchungen über die Ursache der
abschüssigen Kruppe bei Pferden.
13
Nuss
u
Ser
»
oe.
en
'
ı P
Ein neues Verfahren zur Hautdesiniektion, insbe-
sondere der Hände.
Von Stabsveterinär Blunk.
Das im Jahre 1907 von Grossich angegebene Desinfek-
tionsverfahren der Haut mittels Jodtinktur wird in Nr. 42, 1907,
des Centralblattes für Chirurgie als einer der wichtigsten Fort-
schritte auf chirurgisch-technischem Gebiete bezeichnet. Die
Grossich sche Desinfektionsmethode ist auch von Veterinär-
medizinern vielfach angenommen, so ist sie an der chirurgisehen
Klinik der Tierärztlichen Hochschule Berlin eingeführt.
Für mich war die günstige Aufnahme des Verfahrens von be-
sonderem Interesse, weil ich sehon seit 1902 eine ganz ähnliche
Desinfektionsmethode angewandt hatte, worüber ich in einem
Sonderbericht 1906 berichtet habe. Da jener Bericht nicht in die
Öffentlichkeit gelangt ist, ich aber fortgesetzt gute Erfahrungen
mit meiner Methode gemacht habe, will ich nochmals auf diese
aufmerksam machen.
Mein Verfahren unerscheidet sich von dem Grossichschen be-
treffs Desinfektion des Operationsfeldes nur dadurch, daß ich an-
statt Jodtinktur Jodvasogen oder Jodozoniment (Bengen) ver-
wende. Die außerordentlich keimtötende Kraft des Jods ist be-
kannt, werden doch Eiterkokken schon bei einer Jodverdünnung
— 320 —
von 1:10000 sicher durch dasselbe getötet. Günstig ist auch der
Umstand, daß die Jodlösungen nicht wie die übrigen annähernd
stark wirkenden Antiseptika einen Ätzschorf bilden.
Wenn ich für die Veterinärchirurgie das Jodvasogen der Jod-
tinktur vorziehe, so geschied dies wegen der Tiefenwirkung der
Vasogene, mit der die spirituösen Lösungen nicht konkurrieren
können. Obgleich dies wissenschaftlich festgestellt ist, so will ich
doch den dies bestätigenden empirischen Versuch angeben, daß ein
mittels Jodtinktur auf der Haut angebrachter trockener Fleck die
in der Tiefe der Haut liegenden Rillen ungefärbt erscheinen läßt,
während dies bei Färbung durch Jodvasogen nicht der Fall ist.
Daß die Tiefenwirkung für das Desinfektionsmittel des Vete-
rinärs im Hinblick auf die stark behaarte Haut des Tierkörpers
eine größere Rolle spielt als für das des Humanmediziners, leuch-
tet ohne weiteres ein. Es soll nicht in Abrede gestellt werden, daß
an Hautstellen, die rasiert oder sehr schwach behaart sind, die
Desinfektion nach Grossich erfahrungsgemäß genügt. Die An-
wendung von Jodozoniment bzw. Vasogen ist indessen ebenso ein-
fach, jedoch von sicherer Wirkung, und vor allen Dingen, dies
möchte ich besonders hervorheben, kann der Operateur dieses
Mittel gleichzeitig zur Desinfektion seiner Hände verwenden, wäh-
rend sich wohl schwerlich jemand dazu verstehen wird, seine
Hände und Arme mit Jodtinktur zu bestreichen. Begießt man sich
hingegen die Hände kurze Zeit vor der Operation mit 3 %igem
oder 6 %igem Jodozoniment (Bengen), und opfert man nach der
Operation eine Zitrone, so ist den Händen nichts anzusehen.
Man hüte sich indessen vor den von den Apothekern an Stelle der
Bengenschen oder ÖOriginalvasogene gerne verabfolgten Ersatz-
produkten, den Vasolimenten.
In Kliniken mit moderner Einrichtung oder bei Tierärzten, die
mit Assistenten arbeiten, wird meine Methode weniger Anklang
finden, aber für den allein Operierenden kann ich sie dringend
empfehlen. Hier muß der Operateur das Pferd selber mit ab-
werfen und ausbinden. Inhuman ist und bleibt es, das Pferd
länger, als es unbedingt nötig ist, in seiner Zwangslage zu halten,
ganz abgesehen davon, daß sich die Nervosität des Besitzers von
Minute zu Minute steigert, wenn der Operateur lange wäscht und
bürstet, während das Pferd am Boden liegt und stöhnt.
Die Desinfektion mit Jodozoniment ist in kürzester Zeit ge-
sechehen. Nach grober Reinigung der Hände und schnellem Ab-
reiben des Operationsfeldes mit einem trockenen Handtuche, Watte
oder dergl. — nur bei stark schmutziger Haut reibe ich mit einem
Spirituslappen ab — gießt man etwas Jodozoniment (3- oder
6%1ig) auf dasselbe und reibt es leicht ein. Gleichzeitig wird das
Desinfektionsmittel über Hände und Handgelenke verbreitet, wo-
bei besonders die Fingernägel nieht zu kurz kommen dürfen.
Jede Stelle, an welche Jodozoniment gelangt ist, betrachte ich
nieht nur als aseptisch, sondern auch als antiseptisch wirkend.
So stören mich geringe schwarze Nagelränder, wie sie regelmäßig
beim Ausbinden des Pferdes entstehen, nicht, wenn nur alles mit
Jodozoniment durchsetzt ist. Die Scehlüpfrigkeit der Hand und
— 321 —
des Operationsfeldes wird oberflächlich mittels eines sauberen, zu
diesem Zwecke besonders verwahrten Handtuches beseitigt, und
die Operation beginnt.
Würde man mir entgegenhalten, daß ich meine Hände und das
Operationsfeld durch das Handtuch mit Keimen beschicke, so
würde ich einwenden, daß meine antiseptisch wirkende Haut dies
Übel beseitige. Jedenfalls habe ich nach diesem Verfahren auch
mehr als hundert Kryptorchiden mit gutem Erfolge operiert.
Die durch das Jodozoniment in der Nachbarschaft der Opera-
tionswunde erzeugte Hyperämie scheint das Zustandekommen
einer Heilung per primam zu begünstigen; dabei dürfte das in die
Haut eingedrungene Mittel in gleichem Sinne dadurch wirken, daß
es der Ansiedlung von Eitererregern für Tage hindurch entgegen-
wirkt. Aus diesem Grunde beschicke ich die angelegte Hautnaht
nochmals mit dem Medikament.
Das Nähmaterial desinfiziere ich unter allen Umständen nur
durch Tränken mit Jodozoniment, während ich die Instrumente,
bevor ich sie mit dem Medikament versehe, auskoche, wenn Ge-
legenheit dazu vorhanden ist.
Daß sich Ozonimente und Vasogene für Hufoperationen ein-
schließlich Operationen an der Hufkrone nicht besonders eignen,
wenn man Heilung per primam erzielen will, soll nicht unerwähnt
bleiben; auch an Wunden der Augenlider läßt man nach meinen
Beobachtungen diese Mittel besser fort.
Nach obigem halte ich für die Veterinärmedizin die Desinfek-
tion des Operationsfeldes mittels Jodozoniment dem Grossich-
schen Desinfektionsverfahren mindestens für ebenbürtig. Von be-
sonderem Werte aber halte ich meine Methode zur Desinfektion
der Hände für den ohne Assistenten arbeitenden Tierarzt.
Über Josorptolwirkungen.
Von Oberstabsveterinär Kalkoff.
Die im Novemberheft 1910 d. Z. von mir veröffentlichten Ver-
suche mit „Josorptol Schürholz‘“ sind seither durch weitere An-
wendung desselben und besonders seiner Mischungen mit Hydrar-
gyrum bijodatum rubrum ergänzt worden. Nach den Auf-
zeichnungen wurden die Präparate seither an über 150 Pferden,
vom Vollblüter bis zum schweren Belgier, verwendet. Was die
Wirkung des Josorptols anbelangt, so haben die weiteren Beob-
achtungen die in oben erwähntem Bericht niedergelegten guten
Erfahrungen voll und ganz bestätigt.
Für unsere warmblütigen Pferde ist dagegen die Mischung
von Josorptol mit Hydrargyrum bijodatum 6 + 1 entschieden als
eine zu stark wirkende zu bezeichnen. Es zeigte sich nach der
Einreibung in vielen Fällen, besonders in den abnorm heißen und
trockenen Sommermonaten 1911, trotz peinlichster Vorsicht bei
den Patienten das Bestreben, die eingeriebenen Stellen zu scheuern
und zu benagen. Die Wirkung war eine starke mit langdauernden
Schwellungen und Bildung dicker, festsitzender Schorfe.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 7. Heft. 21
S 3 +) BEE
Tim
ln einzelnen Fällen trat an den eingeriebenen Partien kein
vollständiger Haarersatz auf, die Haare bildeten sich spärlicher
und standen gesträubt. Bei Verwendung des Mischungsverhält-
nisses 8 Josorptol + 1 Hydrarg. bijod. (Orig. Schürholz) traten
die eben geschilderten unangenehmen Nachwirkungen nicht ein.
Es zeigte sich hier die gute, durch den Zusatz von Hydrarg. bijod.
verschärfte Josorptolwirkung. Doch ist auch hier Vorsicht ge-
boten an Stellen mit besonderer Empfindlichkeit der Haut. In
zwei Fällen konnte bei Einreibungen an der Schulter das Zurück-
bleiben einer großen, haarlosen, narbigen Fläche beobachtet
werden.
Während bei einem älteren, struppierten ostpreußischen Rapp-
wallach dies belanglos war, so unangenehm machte sich die große,
haarlose, narbige Stelle bei einem 6 jährigen, schönen ostpreußi-
schen Goldfuchs bemerkbar. Vorherige Behandlung der ein-
zureibenden Stellen mit Fluid, Linimenten usw. erhöht die
Hautempfindlichkeit und damit die Wirkung der Josorptol-
präparate. Vorzügliche Dienste leistete dagegen das -Josorptol
mit Hydrarg. bijod. 6 + 1 bei alten Lahmheiten dickhäutiger
Pferde, besonders bei beginnenden Sehnenverkürzungen. Wenn
ich auch in Zukunft dem Josorptol und seinen Präparaten vor
den bisher gebräuchlichen scharfen Einreibungen den Vorzug
gebe und es lieber zweimal hintereinander als einmal und
dann in zu starker Mischung verwende, halte ich es doch für
erforderlich, sowohl um den Kollegen unangenehme Überraschun-
gen zu ersparen, als auch um das sonst so vorzügliche Präparat
nicht in Mißkredit zu bringen, auf die eventuell eintretenden un-
angenehmen Neben- und Nachwirkungen solcher Mischungen auf-
merksam zu machen.
Zur Behandlung des Nageltritts.
Von Stabsveterinär Dr. Lutz.
Die Nageltrittverletzung wird nicht nur durch ihren Sitz und
durch die Art der Infektion gefährlich, sondern insbesondere auch
durch die Schwierigkeiten, welche sich der Wunddesinfektion und
dem Sekretabfluß hier entgegenstellen. Da der Erfolg der Nagel-
trittbehandlung aber hauptsächlich von der Überwindung dieser
Schwierigkeiten abhängt, so soll zunächst dargetan werden, wie
das am besten geschieht.
Die Wundöffnung ist beim Nageltritt zwar insofern günstig
gelegen, als dieselbe am tiefsten Punkt des Wundkanals sich be-
findet, dagegen ist sie in der Regel zu eng, weil das elastische
Horn, insbesondere das Strahlhorn, nach dem Herausziehen des
Nagels sieh wieder zusammenzieht und so die Öffnung verschließt.
Die erste Behandlung bei der Heilung des XNageltritts besteht
daher bekanntlich in der triehterförmigen Erweite-
rung der Stichöffnung im Horn bis zur Huflederhaut.
Zu diesem Zweck darf nicht damit begonnen werden, das
Horn in der Umgebung der Stiehöffnune ad maximum zu ver-
= 2 E
dünnen, weil die so verdünnte Hornschicht dem Messer ausweicht
und auf diese Weise das weitere exakte Ausschneiden ohne Ver-
letzung der Huflederhaut erschwert wird: es ist dann die Zuhilfe-
nahme von Pinzette und einer spitzigen, gekrümmten starken
Schere notwendig. Statt dessen empfiehlt es sich, von Anfang
an das Horn stark zu lassen und eine regelrechte B o h r öffnung
von etwa 1 cm Durchmesser herzustellen, und zwar mit Hilfe
eines sehr schmalen Rinnmessers oder eines Hufbohrers und eines
scharfen Löffels. Letzterer ist besonders empfehlenswert, nach-
dem man zuvor das Horn durch Einlegen eines mit purem Lysol
getränkten Tampons in das Bohrloch bis zum nächsten Tag ge-
nügend aufgeweicht hat. Auf letztere Weise kann am bequemsten
unblutig durch Auslöffeln die Öffnung im Horn nach Belieben
erweitert werden, ohne daß ein Vorfall der Huflederhaut dem Ab-
fluß des Wundsekrets hinderlich wird.
Zur Desinfektion des Stichkanals werden für
gewöhnlich antiseptische Bäder empfohlen. Diese sind aber un-
rationell, und zwar aus folgenden Gründen:
Das untere Fußende des Pferdes ist stets stark verunreinigt;
der Schmutz sitzt zwischen den dichten, langen Haaren des Fessels
und in den Ritzen und Spalten des Hufhorns. Durch die Bäder
wird jedesmal all dieser Schmutz aufgeweicht oder aufgelöst und
der Badeflüssigkeit mitgeteilt. Es müßte also eine umständliche
Radikaldesinfektion des Fußes vorausgehen und dieser durch einen
kostspieligen Hufschuh und Verband vor Verunreinigung ge-
schützt werden. Durch die Bäder wird auch eine Quellung des
Horns hervorgerufen und die Stichöffnung wieder verengt. End-
lich aber wird die Badeflüssigkeit wohl kaum in den infolge ent-
zündlicher Schwellung der Weichteile des Hufes verlegten Weg
des Stichkanals weit genug eindringen. Danach dürften solche
Bäder in ihrer Wirkung illusorisch, wenn nicht sogar schäd-
lich sein.
Schon längst verzichte ich daher auf die Anwendung von
Fußbädern bei Nageltritt. Vielmehr wird zunächst die ganze
untere Huffläche gründlichst ausgeschnitten und dadurch ge-
säubert. Alsdann verwendet man am praktischsten eine ältere
Pravazsche Spritze, versieht diese mit einem etwa 15 cm
langen Duritschlauch, um beim Ausspritzen den Abwehrbewegun-
gen des Pferdes leichter folgen zu können, und setzt eine starke,
stumpfc, längere Hohlnadel in das Schlauchende. Zum Aus-
spritzen ist zunächst Jodtinktur, später die schwächere Lugolsche
Lösung angezeigt. Am gebremsten Pferd wird die Hohlnadel
möglichst tief bis auf den Grund des Stichkanals eingeführt und
während des langsamen Zurückziehens der Spritzeninhalt entleert.
Nadel und Spritze müssen sofort mit Alkohol gereinigt werden,
da sie sonst durch das Jod bald ruiniert werden.
In Fällen, in denen der Kanal nicht tief ist oder eine Spritze
momentan nicht zur Verfügung steht, wird bei starker Volarflexion
der Phalangengelenke die triehterförmig ausgeschnittene Stich-
öffnung unter Jodtinktur gesetzt und die Hohlsonde in den Stich-
kanal eingeführt, wobei durch Andrücken derselben an die Wan-
21°
— 324 —
dung des Kanals dieser etwas klaffend gemacht wird, so daß die
Desinfektionsflüssigkeit eindringen kann.
Als Verband bei Nageltritt dient am besten ein
Lederschuh, auf dessen unterer Fläche ein Hufeisen zur Erhöhung
seiner Haltbarkeit aufgenietet ist. Andernfalls wird ein Deckel-
eisen, im Notfall und in leichteren Fällen ein Splintverband ver-
wendet (letzterer darf nicht drücken, daher eventuell die Eisen-
blechstücke abzukröpfen sind); dabei wird zweckmäßig in den
Verband eine Lage wasserdichten Stoffes eingefügt, da-
mit keine Feuchtigkeit von außen eindringen kann.
Ist die Wundsekretion nicht stark, so pflege ich bei allen
Hufwunden (insbesondere auch bei Hufabszessen und Ver-
nagelung) in die trichterförmige Vertiefung des Horns nach Ein-
träufelung von etwas Jodtinktur einen kleinen Wattetampon ein-
zulegen und darüber Klebwachs zu streichen. Der Watte-
pfropf muß je nach der Reichlichkeit der Wundsekretion nach
kürzerer oder längerer Zeit erneuert werden. Es ist dies eine ein-
fache und bequeme Art des Wundverschlusses am Huf.
Als Vorsichtsmaßregel hat zu gelten, daß ein Pferd mit Nagel-
tritt nicht zu bald bewegt werden soll, da infolge des Huf-
mechanismus die Gefahr der Ausbreitung des Entzündungs-
prozesses auf die Nachbarschaft (Phlegmone) besteht. Für Trans-
porte empfiehlt sich ein orthopädisches Hufeisen auf-
schlagen zu lassen, d. h. ein Eisen mit extrahohen Stollen (bis
zu 5 bis 6 em), wodurch nicht nur der Hufmechanismus ver-
mindert, sondern auch dem Patienten, welchem die Dorselflexion
Schmerzen bereitet, das Gehen erleichtert wird.
Eine Schutzimpfung mit Tetanus-Antitoxin erscheint
prinzipiell angezeigt bei Nageltritt, zumal der Preis für eine
Schutzdosis ein mäßiger ist (1,50 bis 2 M).
Ein Wasserstoffsuperoxyd für die Tierheilkunde.
Von Veterinär Dr. Löffler.
Die Fülle von Veröffentlichungen über die Wirkung und An-
wendung des Wasserstoffsuperoxydes, bereitet aus Perhydrol
„Merek“, erweist in Tausenden von Fällen den unstreitig hohen
Wert dieses Mittels für die humane Medizin. In auffallend spär-
lichen Abhandlungen berichtet dagegen die Veterinärmedizin über
ihre Erfolge mit diesem Präparat. Die Erklärung für die geringe
Verwendung in der Tierheilkunde ist einzig und allein darin zu
suchen, daß die Herstellung einer gebrauchsfertigen Wasserstoff-
superoxydlösung für tierärztliche Zwecke bisher verhältnismäßig
kostspielige war. Ein Kilo Perhydrol, d. i. chemisch reines, säure-
freies 30 Geiges Wasserstoffsuperoxyd, aus dem der Arzt seine
Lösungen herstellt, kostet einschl. Glas 36,40 #. Andere im Handel
befindliche geringprozentige Wasserstoffsuperoxydsorten erwiesen
sich als wenig haltbar und dureh ihren stärkeren Säurezusatz
für die Wundbehandlung ungeeignet. Der chemischen Fabrik
E. Merck in Darmstadt ist es nun gelungen, ein 15 Telges, reines,
== 3235 —
haltbares Wasserstoffsuperoxyd herzustellen, das einerseits
wesentlich reiner als das gewöhnliche Wasserstoffsuperoxyd des
Handels, anderseits erheblich billiger als Perhydrol ist, worauf
zum ersten Male Korpsstabsveterinär Reck aufmerksam gemacht
hat (Ztschr. f. Veterinärkunde 1912, Heft 1). Dieses Mittel wird
als Hydrogenium peroxydatum medicinale purum 15% Merck
verschrieben, kostet bei Bengen 4 M das Kilo und wird in
Originalflaschen zu je 200 und 500 g Inhalt gehandelt. Die
Flaschen sind innen leicht paraffinisiert und mit einfachem Glas-
stöpsel versehen. Aus einem Kilo dieses 15 gewichtsprozen-
tigen Wasserstoffsuperoxyds lassen sich mit abgekochtem Wasser
5 Kilo 3%iger Lösung herstellen, so daß 1 Kilo 3%iger
Wasserstoffsuperoxydlösung nur 80 Pfennig
kosten würde. Da nun in der Regel eine 1 bis 2 %ige Lösung
ausreicht, anderseits jedesmal nur eine geringe Menge (einige cem)
benötigt wird, so erhellt, daß dieses neue Mittel äußerst billig und
sparsam im Gebrauche ist.
Von dieser Erwägung ausgehend, versuchte ich das 15 %ige
Präparat in einer Reihe von Fällen, um seine Geeignetheit für die
Veterinärmedizin zu erproben.
Von den zahlreichen, innerhalb eines halben Jahres behan-
delten Fällen seien die bemerkenswertesten kurz beschrieben.
1. Sehnenscheidenwunde bei einem 9jährigen Wallach. Die
untere gemeinschaftliche Sehnenscheide des Huf- und Kronbein-
beugers vorn links war durch einen Stacheldraht 3 cm lang er-
öffnet; die Haut ist dabei in einer Länge von 10 cm abgelöst und
läßt sich vom Kötenzopf nach oben umschlagen. Tropfenweiser
Ausflug von Sehnenscheidenflüssigkeit. Temperatur: 39,3. Der
in die Wunde eingedrungene Schmutz haftet fest im Unterhaut-
bindegewebe. Nach Entfernung einiger loser Gewebsfetzen mit
der Schere wurde die Wunde mit 3 %iger Wasserstoffsuperoxyd-
lösung gereinigt. Darauf Verband mit derselben Lösung unter
anfangs täglichem Wechsel. Nach zwei Tagen normale Tempera-
tur. Am fünften Tage Aufhören des schleimigen Ausflusses. Nach
drei Wochen konnte die Wunde offen behandelt werden. Heilung
in fünf Wochen.
2. Nageltritt bei einer jährigen Stute. Nach Erweitern des
Nagelkanals wurden einige Kubikzentimeter 10 %iger Wasserstoff-
superoxydlösung mittels einer Pipette in den Kanal geträufelt, der
von der Strahlspitze 3 cem nach aufwärts drang. Unter heftigem
Schäumen wurde aller Schmutz aus dem Stichkanal emporge-
trieben. Darauf Splintverband mit 3 Giger Lösung. Die anfangs
hochgradige Lahmheit verschwand nach 8 Tagen.
3. Zungenwunde bei einer 6jährigen Stute. Es war das
Zungenbändchen am Grunde zerrissen. Starke Blutung, die durch
Betupfen der Wundfläche mit 5%iger Weasserstoffsuperoxyd-
lösung fast momentan gestillt wurde. Tägliche Ausspülung mit
ID reae Lösung. Nach 3 Tagen nimmt Patient wieder Futter
auf.
4. Sturzwunde bei einer 10jährigen Stute. An der linken
Vorderfußwurzel befand sich eine handtellergroße, stark verun-
— 326 —
reinigte Lappenwunde mit Zertrümmerung der Haut und Unter-
haut und Eröffnung des Schleimbeutels. Mit 3prozentiger Wasser-
stoffsuperoxydlösung kam die Blutung zum Stehen, und durch
mehrmaliges Betupfen mit befeuchteter Watte wurde der Schmutz,
der sieh sonst aus den Wundtaschen schwer entfernen läßt,
aus den tiefsten Schlupfwinkeln mit Leichtigkeit entfernt. Darauf
feuchter Wasserstoffsuperoxydverband. Die Eiterung blieb auf
den zulässigen Grad beschränkt; das abgestorbene Gewebe wurde
schnell abgestoßen. Nach 12 Tagen offene Wundbehandlung.
8. Widerristdruck bei einem 1l0jährigen Wagenpferd. Auf
der Höhe des Widerrists ist die Haut in einer Länge von 12 und
Breite von 4 cm abgestorben. Der Eiter quillt am Rande des
Hautstückes hervor. Das Hautstück wird entfernt und die Stelle
mit 3%iger Lösung gereinigt. Bei täglicher Behandlung
wird auch der in der Tiefe sich sammelnde Wundeiter durch
Wasserstoffsuperoxyd leicht entfernt, ohne daß eine Reizung des
Gewebes stattfindet. Nach 10 Tagen ist die Wundfläche trocken.
Heilung in 3 Wochen.
Weiterhin wurden 4 Sprunggelenkwunden, von denen 2 ınit
Phlegmone vergesellschaftet waren, mit gleichgünstigem Erfolge
behandelt. Ferner benutzte ich das Wasserstoffsuperoxyd bei
Abszessen, Fisteln, Kronen- und Ballentritten und in 1Gc.iger
Lösung bei Augenwunden des Pferdes. Schließlich sei noch eine
Einträufelung von 10 %iger Lösung bei Entzündung des äußeren
Gehörganges des Hundes erwähnt, wodurch innerhalb 8 Tagen
Heilung dieses sonst so langwierigen Leidens herbeigeführt wurde.
Vergleiche ich die Ergebnisse mit denen des Perhydrols, das
ich früher zur Herstellung der Wasserstoffsuperoxydlösungen be-
nutzte, so scheinen sie mir in therapeutischer Hinsicht gleich
günstig zu sein. Ebenso wie bei dem Perhydrol erfährt auch
diese 15 %ige Stammlösung, sofern man die Flasche gleich nach
Gebrauch verschließt, keinen nennenswerten Verlust an Wasser-
stoffsuperoxydgehalt.
Den genauen Prozentgehalt bestimmt man durch Filtrieren
mit Kalipermanganatlösung. Man verdünnt 1 cem der zu unter-
suchenden Flüssigkeit mit 14 cem destillierten Wassers, nimmt
hiervon 5 cem, säuert mit verdünnter Schwefelsäure an und titriert
mit 1/,. Normal-Kaliumpermanganatlösung, bis die Rotfärbung
dauernd auftritt. Durch Multiplikation der Menge der ver-
brauchten Lösung in cem mit 0,51 erhält man den Gehalt an Ge-
wichtsprozenten (Kreutzer, „Wochenschrift f. Tierheilk. und Vieh-
zucht“, 1905, 17—19).
Die von mir benutzte Wasserstoffsuperoxydlösung, welche
15 Gewiehtsprozente Wasserstoffsuperoxyd enthält, wird als 50-
voiumprozentig bezeichnet. Durch diese Bezeichnung soll zum
Ausdruck gebracht werden, daß aus solchem Wasserstoffsuper-
oxyd das SVfache Volumen gasförmigen Sauerstoffs in Freiheit ve-
setzt werden kann. Hiernach würde eine 3 gewichtsprozentige
\Wasserstoffsuperoxvdlösung das 1Vfache Volumen Sauerstoff ent-
wiekeln. Die selbst hergestellten geringprozentigen Lösungen
sind nun nicht so lange haltbar wie die Stammlösung und müssen
deshalb frisch bereitet werden. Immerhin waren meine 1- bis
3 igen Lösungen 2 Wochen lang brauchbar. Ob noch wirk-
— 327 —
samer Sauerstoff in den Lösungen vorhanden ist, läßt sich leicht
an der Schaumbildung bei der Wundbehandlung erkennen. Diese
Schaumbildung kommt durch die Spaltung des Wasserstoffsuper-
oxydes in Wasser und gasförmigen Sauerstoff bei Berührung
mit Blut, Eiter, Wundsekret usw. zustande (Katalyse). Gerade
dieses Aufschäumen ist die hervorragendste physiologische Eigen-
schaft des Wasserstoffsuperoxydes ünd geht so intensiv vor sich,
daß außer dem Schmutz und Wundsekret auch die in den tiefsten
Buchten und Taschen der Wunde wuchernden Keime emporge-
schleudert und entfernt werden. Es wird also gleichsam eine
mechanische Desinfektion der Wunde, und zwar ohne Schädigung
der Zelle, erreicht. Wird doch das Aufschäumen des Wasserstoff-
superoxydes bei der Diagnose der Gonorrhöe mit Vorteil benutzt.
Man spritzt eine 3 %ige Lösung in die Harnröhre; auf dem
alsbald herausquillenden Schaum findet man die Gonokokken.
Sie werden aus den tiefsten Schleimhautfalten der Harnröhre auf
diese Weise herausgeholt, selbst in den Fällen, in denen die bis-
herigen Auffindungsverfahren negative Resultate ergeben haben.
Bedenkt man nun, daß neben dieser mechanischen Desinfek-
tion auch noch eine beträchtliche antiseptische Wirkung dem
Präparate eigen ist (eine 3%ige Lösung kommt einer 1°/, ‚gen
Sublimatlösung an bakterizider Kraft gleich), ohne daß es das
Gewebe schädigt, so kann man sich die ausgezeichneten Er-
folge leicht erklären. Man benötigt nicht immer eine 3prozentige
Lösung, es genügt in den meisten Fällen zur Wundreinigung und
zum feuchten Verbande eine lprozentige Lösung, die man mit
einer Pipette in die Wundtaschen usw. einträufelt.e Die mit Blut,
Eiter usw. behafteten Instrumente können durch Wasserstoff-
superoxydtupfer leicht und sicher gereinigt werden. Jauchigen
Prozessen wird durch dieses Präparat sofort der üble Geruch ge-
nommen, während es an sich geruchlos ist.
Zusammenfassung: Bei meinen Versuchen haben sich
die Lösungen aus Hydrogenium peroxydatum medicinale purum
15%. Merck ebenso vorzüglich bewährt wie diejenigen aus
Perhydro!.
Somit ist es der chemischen Industrie gelungen, auch für tier-
ärztliche Zwecke ein brauchbares und doch billiges Wasserstoff-
superoxyd herzustellen und damit eine alte Forderung der Vete-
rinärmedizin zu erfüllen.
Bruch des Nasenfortsatzes des Zwischenkieferbeines
und des Zahnhöhlentortsatzes des Oberkieierbeines
und deren Heilung.
Von Oberstabsveterinär Rexilius.
Auf dem Truppenübungsplatz Arys wurde ich zu einem
Offizierpferd gerufen mit der Meldung, daß dieses von dem
Nebenpferde in die Oberlippe gebissen worden sei und sich da-
durch einen Bruch des OÖberkiefers zugezogen habe.
— 328 —
Ich stellte folgenden Befund fest: Die Maulspalte des Pferdes
hat ein schiefes Aussehen. Die Oberlippe ist auf der rechten
Seite nach oben verzogen. Lippen und Nase sind mit Blut be-
schmutzt. Etwa 1 cm oberhalb des linken Maulwinkels befindet
sich eine zweimarkstückgroße, oberflächliche, blutrünstige Haut-
wunde. Die drei oberen Schneidezähne der rechten Seite haben
eine schräge Richtung nach oben und stehen zu denen der linken
Seite in einem Winkel von ungefähr 135°. Die Zange der rechten
Seite ist an ihrem unteren Ende etwa 6 bis 7 mm von der der
linken abgewichen. Der Nasenfortsatz des Zwischenkieferbeins
und der Zahnhöhlenfortsatz des Oberkieferbeins sind rechterseits
ungefähr in der Mitte zwischen der ersten Praemolare und dem
Hakenzahn durchgebrochen. Die Bruchenden stehen 2 em weit
auseinander. An der Bruchstelle sind der harte Gaumen sowie
die Schleimhaut des zahnlosen Randes und der Nase derart zer-
rissen, daß man durch die daselbst befindliche walnußgroße
Wunde mit dem Finger in die Nasenhöhle eindringen kann.
Wenn auch erfahrungsgemäß die Wunden der Maulhöhle
meistens recht gut heilen, so mußte doch im vorliegenden Falle
die Prognose vorsichtig gestellt werden. Denn es handelte sich
um einen komplizierten Knochenbruch, der von der Nasenhöhle
aus jederzeit leicht infiziert werden konnte, zumal eine geeignete
Desinfektion und die Anlegung eines Okklusivverbandes nicht aus-
führbar waren. Der hohe Wert des Pferdes und das Interesse,
das der Besitzer an der Erhaltung desselben hatte, zwangen ie-
doch zu einem Heilversuch, der nach Lage des Falles nur in der
Vereinigung der Bruchenden durch Draht bestehen konnte. Das
Pferd wurde abgeworfen, die Bruchenden nach Entfernung einiger
Knochensplitter in die richtige Lage gebracht, mit dem Drillbohrer
durehbohrt und mit diekem Silberdraht vereinigt. Um die beiden
oberen Zangen wurde gleichfalls eine Drahtschlinge gelegt, und
darauf die Schleimhautwunde vernäht. Die Operation war hier-
mit beendet.
Am andern Tage zeigten sich Nase und Oberlippe stark ge-
schwollen. Die Futteraufnahme war behindert. Nur mit Mühe
gelang es dem Pferde, Gras und Heu in kleinen Portionen mit
den Lippen zu fassen und ins Maul zwischen die Backzähne zu
bringen, wo dann die Zerkleinerung, wenn auch etwas langsam.,
so doch ohne sichtbare Schmerzäußerung vor sich ging. Am
zweiten Tage aber hatte die Schwellung schon erheblich nachge-
lassen, und in den folgenden 4 bis 5 Tagen war sie vollständig be-
seitiet. Die Futteraufnahme fand nun regelmäßig statt und, ober-
flächlich betrachtet, konnte man dem Pferde nichts Krankhaftes
mehr anmerken. Die Wunde an der Bruchstelle war aber erst
5 Wochen nach der Operation verheilt. Zu dieser Zeit hatten sich
auch die Drähte gelockert und mußten entfernt werden. Das
Pferd hat von da ab regelmäßig seinen Dienst getan.
389 =
Algerisches Heu als Ursache kolikähnlicher
Erkrankungen.
Von Stabsveterinär Vogler.
Von Mitte bis Ende November 1911 erkrankten ungewöhnlich
viel Pferde (21) des 2. Kurhessischen Feldartillerie - Regiments
Nr. 47 unter kolikähnlichen Erscheinungen; die Zahl sämtlicher
während der ersten drei Quartale desgleichen Jahres wegen Kolik
behandelten Pferde belief sich auf nur 19.
Außer der Häufung der Krankheitsfälle waren die Erscheinun-
gen, unter denen die Erkrankungen verliefen, höchst auffällig und
durchaus abweichend von dem Krankheitsbild, wie es die ver-
schiedenen als Kolik bezeichneten schmerzhaften Zustände des
Magens und Darmes bieten.
Die Pferde versagen das Futier und stehen mit gesenktem
oder auf die Krippe gestütztem Kopf teilnahmslos in ihrem Stand.
Der Blick matt und ausdrucklos, die Lidbindehäute bei einigen
normal rosarot gefärbt, bei anderen blaß und in geringem Grade
geschwollen; vielfach grauweiße Schleimflocken im inneren Augen-
winkel und selbst Tränenfluß. Die Maulschleimhaut trocken und
heiß. Der Puls voll, aber ungleichmäßig und unregelmäßig, 34
bis 36 mal in der Minute zu fühlen. Körpertemperatur in keinem
Fall fieberhaft erhöht. Atmung normal. Die Darmperistaltik zu
Anfang verzögert, später lebhaft. Umsehen nach dem Leibe und
Stöhnen werden oft beobachtet. Einige Tiere scharren mit den
Vorderfüßen, andere legen sich ruhig nieder mit ausgestreckten
Gliedmaßen und nach vorn gestrecktem Kopf; in dieser Haltung
verharren sie völlig bewegungs- und teilnahmslos. Beim Führen
fallen die matten Bewegungen auf, unsicherer Gang, Knickeln in
den Hinterfesselgelenken und bei Kehrtwendungen selbst Schwan-
ken der Hinterhand. Die teils freiwillig eintretenden, teils nach
Arecolin-Injektion erfolgenden Darmentleerungen oft dünnbreiig
und dann penetrant stinkend. Bei wenigen Pferden sind am
2. bis 3. Krankheitstage die Erscheinungen geschwunden, die
meisten bleiben eine Woche und länger, selbst bis zur Dauer von
drei Wochen müde, matte Bewegungen und Appetitlosigkeit be-
stehen, so daß die Pferde zum Dienst nicht verwendet werden
können. Sämtliche Erkrankten wurden geheilt.
Außer den beschriebenen Erkrankungen traten in derselben
Zeit bei zahlreichen Pferden des Regiments Durchfall und Appetit-
losigkeit auf, zu deren Beseitigung diätetische Maßnahmen ge-
nügten.
Unter den geschilderten Umständen war die Vermutung nicht
von der Hand zu weisen, daß die Erkrankungen dureh eine mit
dem Futter aufgenommene Schädlichkeit hervorgerufen seien.
Die Untersuchung der von der Truppe angekauften oder selbst
erworbenen Futtermittel ergab deren einwandfreie Beschaffenheit.
Weniger günstig fiel das "Resultat der Untersue hung der vom
Proviantamt verausgabten Futtermittel aus:
1. Hafer. Besteht zum größten Teil aus Voll- und Normal-
korn, ist aber mit Staub, Spelzen, Mäusekot, Wieken, Kornrade
— 330 —
und anderen fremden Bestandteilen nicht unerheblich verunreinigt.
Die Farbe der Körner fast durchweg schmutziggrau bis graugelb,
ihre Oberfläche stumpf, glanzlos. Der Geruch bei Zimmertempe-
ratur hochgradig dumpfig, der Geschmack der zerbissenen Körner
bitter. Die Oberfläche der Körner ist in geringer Menge, die der
Spelzen fast durchweg, besonders an den Spitzen, mit einem
schmutziggrauen Belag versehen, der sich auf die Innenseite nicht
selten fortsetzt. Der Belag besteht aus Schimmelpilzsiedlungen.
2. Stroh. Die Strohbunde, meist Maschinenlangstroh, ent-
halten in der Mehrzahl in der äußeren Schicht gelbglänzende
Halme, im Inneren finden sich in reichlicher Menge mißfarbene,
gelanzlose Halme, die mit dunkelbraunen oder schwarzen Flecken
besetzt sind, und mit Schimmelbelag versehene Spreu. Ungefähr
zur Hälfte sind die Halme ferner mit grauem oder grauweißem
Schimmelbelag, zum Teil in dicker Schicht, bedeckt. Häufig sind
Strohhalme und Kräutergewächse zu mit Schimmel durchsetzten
Büscheln verfilzt. Das Stroh staubt stark und verbreitet einen
durehdringend muffigen Geruch.
3. Heu. Preßheu ausländischen Ursprungs, das, wie die
diesbezüglichen Feststellungen ergeben haben, aus Algier stammt
und teils graugelb bis strohgelb, teils blaß- bis dunkelgrün gefärbt
ist. Blühende Kleegewächse finden sich in vereinzelten Büscheln;
zum größeren Teil enthält das Heu Gräser, die sehr verspätet ge-
schnitten sind und deren üppig gewachsene, diekwandige Halme
in erheblichem Grade verholzt sind. Verholzte und verkieselte
Kräuterstengel, die Daumenstärke erreichen, mit Schimmel be-
decktes, Schoten tragendes Erbsenstroh, stechende Distelgewächse
und deren kopfförmige, mit harten spitzen Stacheln besetzte
Fruchtstände finden sich in reichlicher Menge. Abgefallene Blatt-
und Blütenteile bilden mit dem ausgefallenen Samen eine grob-
krümelige Masse. Von den wenigen blühenden Gräsern sind nach-
zuweisen Dactylus glomerata, Holcus lanatus und eine Haferart.
Zur Hälfte bestehen die Heubunde aus Halmen, die sowohl was
Farbe wie Beschaffenheit anlangt sich von Stroh durch nichts
unterscheiden und in erheblicher Menge mit gelb- bis braunröt-
lichen Flecken und Schimmelbelag bedeckt sind. Das Heu besitzt
bei geringem Volumen erhebliches Gewicht.
Das Regiment lehnte auf Grund dieses Befundes die Annahme
der beanstandeten Futtermittel ab. Vom Proviantamt wurde das
Stroh bereitwillig gegen magazinfähige Ware eingetauscht, der
Umtausch des Hafers und Heus abgelehnt. Den dumpfigen Geruch
des Hafers führt der Proviantbeamte darauf zurück, daß die dem
Ackerboden einverleibten Düngemittel in den Hafer übergegangen
seien und den abnormen Geruch hervorgerufen hätten.
Eine hiernach vom Garnisonkommando gemäß § 74 2.4 der
Fr. V.V. einberufene Kommission erklärte sämtliche Futtermittel
für magazinfähige Ware; den dumpfigen Geruch des Hafers führte
die Kommission auf die an jenem Morgen herrschende feuchte
Witterung zurück.
Das bakteriologische Laboratorium der Militär-Veterinär-
akademie beurteilte die ihm eingesandten Futterproben folgender-
maßen (im Auszug wiedergegeben)!
HEHE. in EEE —. en O
= 331 =
1. Hafer stammt von einem alten Hafer, der infolge
schlechter Lagerung einen so hohen Grad von Verdorbenheit an-
genommen hat, daß er als schlechte, nicht magazinfähige Sorte
bezeichnet werden muß.
2. Stroh. Das Stroh hat durch schlechte Lagerung eine
solche Veränderung erlitten, auf Grund deren es als hochgradig
verdorben bezeichnet werden muß.
3. Heu. Das im Handel als „Schwedisches Preßheu‘“ be-
zeichnete Heu ist auf Grund seiner schlechten Eigenschaften als
ein Heu schlechter Sorte zu bezeichnen und zur Verfütterung an
Pferde gänzlich ungeeignet.
Das Generalkommando erkannte die vom Truppenteil erhobene
Beschwerde als berechtigt an.
Es wurde angeordnet:
1. Das beanstandete Stroh gelangt nicht mehr zur Ausgabe.
2. Der Hafer ist durch häufige Bearbeitung und gründliche
Durchlüftung zu säubern und nach Möglichkeit zu bessern.
3. Das algerische Heu ist im Proviantamt sorgfältig zu ver-
lesen und darf nur zu 1⁄4 der zuständigen Ration neben
gutem inländischem Heu zur Ausgabe gelangen.
Seitdem diese Maßnahmen, deren gewissenhafte Ausführung
durch eingehende und häufige Untersuchungen kontrolliert wird,
getroffen worden sind, traten Erkrankungen der oben geschilderten
Art nicht mehr auf.
Es handelt sich nun um die Entscheidung der wichtigen Frage:
Sind die Erkrankungen auf den Genuß verdorbener Futtermittel
zurückzuführen, und ist — bejahenden Falles — nur das eine
oder das andere derselben als Ursache zu betrachten?
Die erste Frage darf wohl ohne weiteres in zustimmendem
Sinne beantwortet werden; dafür sprechen die fast gleichzeitige
Erkrankung einer größeren Anzahl Pferde, die Appetitlosigkeit, der
Durchfall, die Benommenheit und Schläfrigkeit der Patienten, die
Mattigkeit und die kardialen Erscheinungen, ferner der Umstand,
daß neue Erkrankungen nicht mehr auftraten, nachdem die oben
angeführten Maßnahmen getroffen waren.
Für die Entscheidung der zweiten Frage dürfte der Hafer in
ursächlicher Beziehung ausscheiden. Nach Verfütterung von
schimmligem, multrigem Hafer ist das Auftreten einer hoch-
gradigen Polyurie beobachtet worden, was ich aus eigener Er-
fahrung bestätigen kann. Im Verlauf der beschriebenen Erkran-
kungen trat Polyurie in keinem Falle auf. Außerdem kommt in
Betracht, daß durch die Durchlüftung und Umarbeitung des lagern-
den Hafers der dumpfige Geruch wohl zeitweise beseitigt oder
doch herabgemindert werden kann, die schädlichen Eigenschaften
aber, die Pilzsiedlungen und Veränderungen, die der Mehlkörper
in seiner chemischen Zusammensetzung erlitten hat, hierdurch
doch keinesfalls behoben werden. Ä
Trotzdem ferner vom Proviantamt pilzbefallenes, muffig
riechendes Stroh nicht mehr ausgegeben wurde, traten doch noch
Erkrankungen auf, die erst dann sistierten, nachdem das aus
Algier stammende Heu gründlich verlesen und nur zu 14 der
Ration den Pferden vorgelegt wurde.
— 33929 —
Die auf Grund der angeführten Tatsachen nicht unberechtiet
erscheinende Vermutung, in dem ausländischen Heu allein die Ur-
sache für die Erkrankungen zu erblicken, erfährt eine wesentliche
Stütze durch eine Beobachtung, die zu machen sich mir Gelegen-
heit bot:
Am ersten Weihnachtsfeiertage 1911 wurde ich zum Spedi-
teur F. in F. gerufen. Innerhalb weniger Tage waren sechs seiner
Pferde unter den eingangs beschriebenen Erscheinungen erkrankt.
Die Untersuchung der Futtermittel ergab einwandfreie Beschaffen-
heit des Hafers und Strohs, förderte aber gleichzeitig die mich
doch überraschende Tatsache zutage, daß neben gutem Heu eine
größere Menge algerischen Heus lagerte. Der Besitzer hatte dieses
Heu, dessen Annahme vom Proviantamt verweigert worden war,
übernommen und gab nunmehr zu, daß das Auftreten der Er-
krankungen mit dem Beginn der Darreichung dieses Heus zeitlich
zusammenfalle, daß ferner die Pferde, die die Aufnahme des Heus
verweigert hatten, gesund geblieben seien.
Dem Besitzer wurde angeraten, von der weiteren Verfütterung
des Heus Abstand zu nehmen. Anfangs Januar 1912 teilte er
mir gelegentlich mit, daß er von den schädlichen Eigenschaften
des Heus nicht überzeugt gewesen sei und es den Pferden weiter
gegeben habe; es seien darauf noch drei Pferde erkrankt, darunter
eins mit tödlicehem Ausgang. Nachdem er nunmehr das Heu be-
seitigt habe, seien weitere Erkrankungen nicht mehr aufgetreten.
Dieser Vorgang, dem ich fast den Wert eines Kontrollversuches
beimessen möchte, beweist m. E., daß das aus Algier stammende
Heu gesundheitsschädlich zu wirken geeignet ist.
Auch aus anderen Gründen dürfte das Heu als magazinfähige
Ware kaum zu betrachten sein. Infolge der grobstengeligen Be-
schaffenheit und weit vorgeschrittenen Verholzung seiner Halme,
infolge des Mangels an zarten und nährstoffreichen Blatt- und
Blütenteilen, ferner infolge der erheblichen Vermischung mit
dicken, verholzten und verkieselten Kräuterstengeln, Distel-
gewächsen und stachligen Früchten besitzt es geringen Nährwert.
Mit kleinem Volumen verbindet das Heu hohes Gewicht, so daß
die Truppe — abgesehen von dem Umstande, daß zahlreiche
Pferde die Aufnahme des Heus verweigern bei Verausgabung
derartigen Heus dureh das Proviantamt immer benachteiligt wird.
Zerreißung des breiten Einwärtsziehers.
Von Stabsveterinär Köhler.
Von Muskelzerreißungen kommt wohl beim Pferd am häufie-
sten die des Schienbeinbeugers der Hintergliedmaßen vor. Die
Diagnose ist in diesem Falle wegen der charakteristischen Lahm-
heit, nicht schwer. Bei Zerreißung anderer Muskeln gestaltet sich
die Diagnose wenigstens anfangs etwas schwieriger, wie aus nach-
folgendem Falle hervorgeht.
Ein Öffizierpferd lahmte plötzlich nach einem Sprung über
einen Graben auf dem rechten Hinterbeine. Die betreffende Glied-
’ 7 | E y p / — GESUCH, — S, _ EEE o,
B U = U a Pe 20000 Ge 2 et a
Te gg
maße wurde dabei im Schritt und Trabe weniger weit vorgesetzt
als die der anderen Seite. Das Hüftgelenk wurde stark gebeugt
und gestreckt, während das Sprunggelenk steif gehalten wurde,
ähnlich wie beim Spat. Am ersten Tage konnte außer gering-
gradigen Schmerzen an der inneren Fläche der rechten Hinter-
gliedmaße nichts Abweichendes beobachtet werden. Am zweiten
Tage bemerkte man im Bereiche der unteren Hälfte des breiten
Einwärtsziehers eine leichte ödematöse Anschwellung, die sehr
schmerzhaft war. Es wurde jetzt eine Zerreißung des breiten
Einwärtsziehers angenommen. Das Pferd blieb stehen und die
erkrankte Gliedmaße wurde andauernd mit Burowscher Mischung
gekühlt. Nach vier Tagen war die Anschwellung verschwunden,
und nun konnte man in der Gegend des unteren Endes des zer-
rissenen Muskels eine etwa 5 cm lange, querverlaufende Aus-
höhlung, in welche sich leicht ein Finger einlegen ließ, bemerken.
Nach weiteren zehn Tagen war die Lahmheit verschwunden, und
nach zwei Monaten war an der Gliedmaße keine Abweichung mehr
zu erkennen.
Hervorgerufen war die Muskelzerreißung durch Überdehnung
beim Grabenspringen. Die Heilung ist wohl auf die nachfolgende
Ruhe zurückzuführen.
Beseitigung eines hartnäckigen Ekzems mittels
Salvarsans.
Von Öberveterinär Matthies.
Eine achtjährige, gut genährte braune Stute litt seit ihrer
Einstellung als Remonte ununterbrochen an einem hartnäckigen
Hautausschlage (Ekzem) und war deswegen fast in ständiger Be-
handlung.
Das Ekzem trat in der Regel in den wärmeren Jahreszeiten
stärker auf, um in den kälteren Monaten mehr oder weniger zu
verschwinden.
Alle sechs Stadien der Hautentzündung, die Friedberger
und Fröhner in ihrem Lehrbuche, Pathologie und Therapie
der Haustiere angeben: Ekzema erythematosum, papulosum, vesi-
culosum, madidans, pustulosum und crustosum, waren während
der Sommermonate bei dem Patienten zu beobachten, häufig alle
sechs Stadien zu gleicher Zeit an verschiedenen Körperstellen. Am
häufigsten jedoch trat die papulös-vesikuläre Form in Erscheinung.
Sitz des Ekzems waren Rücken, seitliche Brustwandungen
und Hals, also Körperstellen, die leicht schwitzen und außerdem
mechanischen Einwirkungen besonders ausgesetzt sind.
Ende Februar vergangenen Jahres trat das Ekzem besonders
stark auf. Das Pferd zeigte im Anfange hochgradiges Juckgefühl
in der Sattellage. Es bildeten sich in größerer Anzahl Knötchen
bis zur Größe einer Erbse. Die Haut war höher temperiert, leicht
veschwollen und schmerzhaft beim Betasten. Die Haare standen
auf den Knötchen gesträubt.
=m Bh
Im späteren Verlaufe bedeckten sich die Knötchen mit
Schorfen. An den Stellen, an denen die Knötchen sehr zahlreich
und dicht nebeneinander standen, fielen die Haare aus, und es
bildeten sich größere wunde Flächen.
Ferner kam es zur Bildung von Acneknoten und -pusteln, aus
denen sich Eiterpfröpfe und talgartige, schmierige Massen aus-
pressen ließen. Nach dem Auspressen blieben kesselförmige Ge-
schwüre zurück. Die Hautpartien mit den Acneknoten zeigten die
Erscheinungen einer chronischen, indurierenden Dermatitis.
Die Haut ließ sich nur schwer oder gar nicht abheben, war
hart und stark verdickt.
Stellenweise war die Haut mit dicken Krusten belegt, an an-
deren Stellen wiederum hatte das Ekzem einen nässenden Cha-
rakter.
Die vorgenommenen mikroskopischen Untersuchungen von
Haut und Blut hatten negativen Erfolg.
Bei früheren Erkrankungen kamen bei der Behandlung eine
ganze Reihe von Arzneimitteln zur Anwendung, nachdem die Haare
zuvor abgeschoren und die erkrankten Hautstellen gründlich ge-
reinigt waren.
Waschungen mit einer Bleizucker-Alaunlösung oder Ein-
reibungen von Creolin-Sublimat-Creosotspiritus sowie Anwendun-
gen von Perhydrol, Jodsalbe, Jodvasogen, Tannoform, Zinkum
oxydatum neben innerlicher Verabreichung von Arsenik führten
nach längerer Behandlung stets nur eine vorübergehende Heilung
herbei.
Eine Behandlung ohne innerliche Gaben von Arsenik ließ so
gut wie keinen Erfolg erkennen.
Die vielfachen Erfolge nun, welche in der Humanmedizin bei
der Syphilisbehandlung durch Salvarsan erzielt worden sind, ver-
anlaßten mich, das Präparat auch bei dieser hartnäckigen Haut-
erkrankung zu versuchen. Das Experiment war um so verlocken-
der, als ja nur nach innerlicher Verabreichung von Arsenik ein
geringer Erfolg zu verzeichnen war.
Professor Dr. Mießner, Vorsteher der Abteilung für Tier-
hygiene des Kaiser-Wilhelms-Instituts für Landwirtschaft in
Bromberg, stellte mir die zu diesem Versuche erforderlichen
Salvarsandosen in liebenswürdigster Weise zur Verfügung.
Dem Pferde wurden 2 g Salvarsan mit 20 cem physiologischer
Kochsalzlösung und 3,8 cem Normalnatronlauge mittels Pravaz-
scher Spritze injiziert.
Außer leichtem Muskelzittern in der Hinterhand und etwas
beschleunigter Atmung waren keine nennenswerten Veränderungen
im Verhalten des Pferdes nach der Injektion wahrzunehmen.
Temperatur vor der Injektion 38,3° C., eine Stunde nach derselben
38.2? CC,
In den Stall geführt, verzehrt das Pferd mit großem Appetit
sein Futter. Eine äußerliche Behandlung wurde nicht eingeleitet.
Das Pferd erhielt einen Tag Ruhe und wurde dann täglich
am Vor- und Nachmittag eine Stunde bewegt.
Der außerordentliche Juekreiz verlor sich sehon in den näch-
sten vier Tagen. Die nässenden Stellen trockneten ab, und die
— 333 =
Schorfe lösten sich allmählich. Nach Ablauf von 14 Tagen war
der Prozeß vollkommen abgeheilt.e Das Pferd wurde von nun
ab wieder täglich geritten, und zwar auf Armeesattel ohne Woi-
lach. Die Haare sind an allen Stellen nach Verlauf von vier
Wochen nachgewachsen. Die Haut war an einigen Stellen des
Rückens zwar noch verdickt, fühlte sich jedoch weich und ge-
schmeidig an.
Auf Vorschlag von Mießner injizierte ich nach 30 Tagen
nochmal 2 g Salvarsan in der gleichen Weise auf der rechten
Halsseite, obwohl keine Hauterkrankung bestand.
Bis zu meiner Versetzung im Juli 1911 habe ich ein Wieder-
auftreten des Ekzems nicht mehr beobachtet.
Dr. Kranich, Darmstadt: Über die kolloidal-chemischen Unter-
schiede zwischen lebendem und totem Gewebe.
Am 12. Januar 1912 behandelte der physiologische Chemiker
Dr. Lenk-Wien im Verein Deutscher Chemiker zu Darm-
stadt (Technische Hochschule) obiges Thema in einem inter-
essanten Vortrage, der auch dem Veterinärmediziner soviel Neues
hot, daß er mir zum ausführlichen Referat geeignet erschien.
Zunächst wies der Vortragende auf die Kolloid-Chemie hin, den
jüngsten Zweig der physikalischen Chemie, dem es in den letzten
Jahren gelang, die für die Lebensvorgänge charakteristischen Re-
aktionen und Gleichgewichte zu erfassen und eine Deutung der
Vorgänge im Zelleben zu versuchen.
Jeder Wechsel im funktionellen Verhalten der Zelle ist durch
eine Veränderung der physikalisch-chemischen Beschaffenheit der
Zellkolloide bedingt.
Die kolloidalen Lösungen werden eingeteilt in Suspensoide, in
denen die Teilchen fest sind, und in Emulsoide, deren Teilchen
flüssig sind. Die Emulsoide sind quellbar, d. h. sie können Wasser
absorbieren, das nicht nach stöchiometrischen Gesetzen an den Teil-
chen verankert ist. Das Wasser ist nicht abpreßbar, bei Anwen-
dung eines noch so hohen Druckes.
Die Eiweißkörper gehören nun zu ‘den Emulsionskolloiden.
Auch bei ihnen ist eine Änderung in der Wasserbindung möglich,
die streng von der mit Hilfe des osmotischen Druckes gemessenen
Wasseranziehung gesondert werden muß. Die Quellfähigkeit der
Kolloide wird nun durch Gegenwart einer verdünnten Säure sehr
gesteigert. Eine Leimplatte nimmt in leicht angesäuertem Wasser
viel mehr Wasser auf als in reinem Wasser. Den gleichen Einfluß
hat die postmortale Säurebildung auf die Quellungsverhältnisse
der Muskeln.
Die Tatsache der postmortalen Milehsäurebildung im Muskel
und die Erkenntnis der Bedeutung der Säuren für die Quellung
‘
— 336 —
haben Prof. v. Fürth- Wien und den Vortragenden dazu geführt,
systematische Untersuchungen über die Quellungsverhältnisse des
Muskels mit Rücksicht auf den Eintritt und die Lösung der Toten-
starre in Angriff zu nehmen (Biochem. Zeitschr. 1911, Bd. 33,
S. 341).
Man ließ frisch dem Körper entnommene Muskeln in Wasser
oder verdünnter Säure quellen und verfolgte dabei durch wieder-
holte Wägungen den zeitlichen Verlauf der Gewichtsveränderungen
des Muskels. Man fand zwischen der 20. und 30. Stunde die
höchste Steigerung der Gewichtszunahme, das Maximum der Quel-
lung. In den folgenden Stunden nahm das Gewicht allmählich,
aber stetig ab. Es trat also eine Entquellung des Muskels ein. Die-
selben Erscheinungen zeigten auch andere tierische Organe, wie
Niere, Milz usw.
Jedoch hat man es hier nicht mit einer allgemeinen Eigen-
schaft der Kolloide zu tun. Eine Leimplatte quillt zwar auch auf
in angesäuertem Wasser, gibt aber ihr Quellungswasser nicht wie-
der ab. Offenbar liegt in der Entquellung eine Besonderheit des
organisierten Protoplasmas vor.
Um dem Wesen der dem organisierten Protoplasma eigentüm-
lichen Entquellungserscheinung näher zu kommen, wurde in zahl-
reichen Versuchen der Verlauf der Entquellung bei den verschie-
denen Starrezuständen, und zwar der natürlichen Totenstarre, der
Wärmestarre und der chemischen Starre, eingehend studiert. Man
fand, daß der Entquellungsvorgang nicht durch den Starrezustand
als solchen bedingt ist, sondern durch eine postmortale Gerinnung
der Plasmaeiweißkörper.
Diese Erkenntnis änderte die alte Anschauung über das Wesen
der Totenstarre, die lediglich durch Muskelgerinnung eintreten
sollte, in tiefgreifender Weise und führte zu folgender wohlbegrün-
deten und leicht erklärlichen Hypothese.
Die Totenstarreist durch einen Quellungs-
vorgang bedingt. Dieser kommt dadurch zu-
stande, daß die unmittelbarnach dem Aufhören
der normalen Zirkulation einsetzende Milch-
säurebildung die fibrillären Elemente des Mus-
kels zum Quellen bringt und dadurch eine Ver-
kürzung,d.h.Starredes Muskels bedingt. Durch
weitere Säureanhäufung kommt es allmählich
zueinerGerinnungderEiweißkörper. Diese geht
mit einem Entquellungsvorgang einher, als
dessen physiologischer Ausdruck die Lösung
der Totenstarrezu betrachtenist.
Im Gegensatz zu der alten Theorie ist also nicht der Eintritt,
sondern die Lösung der Totenstarre durch Gerinnungsvorgänge be-
dingt. Mit dieser neuen Hypothese läßt sieh das Gesamtgebiet der
Starreerscheinungen in ungezwungener Weise erklären. Früher
konnte die Gerinnungstheorie allenfalls den Eintritt, keinesfalls
aber die Lösung der Totenstarre erklären, während jetzt durch den
Entquellungsvorgang (Wasserabgabe mit Entspannung der Mus-
keln) die Lösung leieht verständlich ist.
=. ZT
Da alle Faktoren, die eine Gerinnung des Plasmas fördern, z. B.
Wärme, zugleich auch die Lösung der Starre beschleunigen, ist es
jetzt auch begreiflich, daß bei Sommerhitze die Lösung der Toten-
starre schneller vor sich geht als bei Winterkälte.
Es erhellt, daß, wenn die Starre als solche durch einen Ge-
rinnungsvorgang bedingt wäre, durch vermehrte Wärmezufuhr
eine Steigerung der Starre, nicht aber eine Lösung, wie es tatsäch-
lich der Fall ist, eintreten müßte.
Auch die Rolle, welche die Milchsäurebildung im Muskel spielt,
liegt jetzt klar zutage. Es ist bekannt, daß große Anstrengungen,
lange Märsche, Hetzjagden, Krämpfe usw. den Eintritt und die
Lösung der Totenstarre beschleunigen, und zwar, weil die ver-
mehrte Milchsäurehäufung, die mit jeder Muskelanstrengung ein-
hergeht, im Muskel den Quellungsvorgang der Fibrillen und damit
den Eintritt der Totenstarre beschleunigt. Gleichzeitig beschleunigt
die sich im Muskelinnern anhäufende Milchsäure die Gerinnung des
Muskeleiweißes und damit den Entquellungsvorgang, die Lösung
der Starre. —
Im zweiten Teil seines Vortrages sprach Lenk über seine
Quellungsversuche mit pflanzlichem Eiweiß, die er im Verein
mit Brach- Wien an der Bohne, Samen von Phaseolus, an-
gestellt hatte. Aus den Versuchen ergab sich, daß beim pflanz-
lichen Eiweiß ganz andere Quellungsverhältnisse bestehen.
Man fand bei der Bohne zunächst eine steigende Wasserauf-
nahme, entsprechend dem osmotischen Drucke der Zellbestandteile,
und zwar bis zu einem gewissen Maximum. Hier verliert die
Bohne das regulatorische Prinzip der Wasseraufnahme und gibt
einen Teil des Wassers wieder ab. Darauf folgt eine zweite Wasser-
aufrahme, welche einer Quellung der Bohnenbestandteile (Eiweiß,
Stärke und sonstige Reservestoffe) entspricht. Man fand bei diesen
Versuchen die merkwürdige Tatsache, daß die Bohne bei der ersten
Wasseraufnahme bis zu dem genannten Maximum keimfähig
bleibt. Ist aber das Maximum überschritten, so geht die Keim-
fähigkeit verloren. Mankannalsoaufdiese Weiseden
Tod der Bohne bzw. des pflanzlichen Eiweißes
bestimmen. |
Zum Schlusse wurde noch auf eine bemerkenswerte Fest-
stellung von Prof v. Fürth und dem Vortragenden hingewiesen,
die für die Nahrungsmitteluntersuchung von höchster Bedeutung
ist. Fleisch, das im lebenden Körper einer physiologischen Koch-
salzlösung (0,85 pCt.) isosmotisch ist, verändert sich kurze Zeit
nach dem Tode derart, daß es mit einer viel konzentrierteren Koch-
salzlösung isosmotisch ist.
Schon wenige Stunden (4) nach dem Tode nahm das Fleisch
sogar aus einer etwa 5 %igen Kochsalzlösung noch Wasser auf,
wie durch Wägungen genau festgestellt wurde.
Ist das Fleisch einen Tag alt, so nimmt es aus einer etwa
10 ”igen Kochsalzlösung noch Wasser auf. Nach fünf Tagen steht
der Muskel mit einer etwa 15 %igen Lösung im Gleichgewicht.
Mehrere Monate altes argentinisches Fleisch war erst mit einer etwa
25 %igen Kochsalzlösung isosmotisch.
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 7. Heft. 23
— 333 —
Was die Erklärung dieser Erscheinung betrifft, so dürfte dies
damit in Zusammenhang stehen, daß Neutralsalze (Kochsalz) die
Quellkraft eines in einer Säurelösung (Milchsäure) befindlichen
Kolloides hemmen. Die sich im Muskel immer mehr steigernde
Milchsäuremenge braucht also immer mehr Kochsalz, um die durch
die Säure herbeigeführte Quellung zu paralysieren.
Auf diese Weise ist es möglich, auf das Alter des Flei-
sches schließen zukönnen, was für die Nahrungsmittel-
untersuchung um so wichtiger ist, als bis jetzt kein Mittel zur Ver-
fügung steht, um das Alter einer Fleischprobe festzustellen. .
Jurgelunas: Zur Frage vom Ursprung und der Entwicklung
der allgemeinen Tuberkulose. Zeitschrift für Hygiene und
Infektionskrankheiten 71. Band, zweites Heft.
Gegenwärtig bestehen verschiedene Ansichten über die Wege,
auf denen die Tuberkelbazillen in den Organismus eindringen, und
zwar: die Koch-Cornetsche, oder, wie sie gewöhnlich genannt
wird, die Cornetsche (Inhalationstheorie), die Flügge sche
(Theorie der Tröpfeninfektion), die v. Behring sche (Infektion
nur vom Darm aus) und die v. Baumgarten sehe (Germinale
Infektion). Jurgelunas hat über die einzelnen Infektionsmög-
lichkeiten umfangreiche experimentelle Untersuchungen angestellt
und gelangt zu folgenden Schlußfolgerungen:
1. Bei Meerschweinchen, die der Inhalation sowohl von
trockener als von feuchter menschlicher Tuberkelbazillenkultur
ausgesetzt gewesen sind, werden zuerst die Organe der Brusthöhle
betroffen, wobei deren Ansteckung durch auf den Atem-
wegen eingedrungene Tuberkelbazillen bedingt ist; mitunter
gelangen diese auch durch die Wände der Mund- und
Rachenhöhle in den Organismus.
2. Ein Unterschied zwischen der Inhalation von feuchter und
trockener Tuberkelbazillenkultur wurde nicht bemerkt. Die Tiere
wurden gleich leicht mit Tuberkulose angesteckt, unabhängig da-
von, ob eine Inhalation von feuchter oder trockener Kultur er-
folgt war.
3. Bei der Einführung der Tuberkelbazillenemul-
sion in die Mundhöhle von Meerschweinchen dringen die Bazillen
amschnellstenund leichtestendurch die Wände
der Mund- und Rachenhöhle in den Organismus
ein und gelangen mit dem Lymphstrom zunächst in die Sub-
maxillar- und Halsdrüsen. Von hier rücken sie längs den Lymph-
netzen — von Drüse zu Drüse — bis zu den größeren Lymph-
stämmen vor, um schließlich in das Blutgefäßsystem und durch
dieses in verschiedene Organe verschleppt zu werden.
4. Was die Ansteckung der Meerschweinchen vom
Darmlumen her anbelangt, so ist diese möglich, erfolgt aber
nichtsdestoweniger nur unter gewissen Bedingungen, und zwar ist
dazu die Einführung von verhältnismäßig großen Mengen Tu-
berkelbazillen erforderlich. Als die am meisten betroffenen Organe
— 339 —
erwiesen sich die Mesenterialdrüsen und die nächst gelegenen regio-
nären Drüsen dieses Bereiches, sodann die Milz und der Dickdarm.
5. Die Einführung einer Emulsion von menschlichen Tuberkel-
bazillen in den Verdauungskanal von Kaninchen ruft keine
Erkrankung derselben an Tuberkulose hervor; umgekehrt dringen
bei der Einführung einer Emulsion der vom Rinde herstammenden
Tuberkelbazillen die letzteren leicht durch die Wände der Mund-
und Rachenhöhle in den Organismus ein. Das Eindringen der von
einem perlsüchtigen Rinde stammenden Tuberkelbazillen vom Darm
aus ist bei der Einführung einer großen Menge Tuberkelbazillen-
kultur möglich.
6. Die Einführung von menschlichen Tuberkelbazillen in die
Mundhöhle von Milchferkeln, Ziegen und Schafen ruft
bei diesen Tieren keine Erkrankung hervor, während die Erreger
bei der Einführung einer von einem perlsüchtigen Rinde herstam-
menden Tuberkelbazillenemulsion leicht durch die Wände der
Mund- und Rachenhöhle in den Körper eindringen.
7. Die unverletzte Darmwand dient bei den oben er-
wähnten Tieren bis zu einem gewissen Grade als Schutzwehr
gegen das Eindringen der Tuberkelbazillen aus dem Lumen des
Magendarmkanals in die Gewebe. Die Einführung von verhältnis-
mäßig großen Mengen Tuberkelbazillenkultur in den Magen er-
leichtert wesentlich das Eintreten der Ansteckung vom Darm aus.
Folglich stellen die mit der Epithelschicht der Schleimhaut in Be-
rührung befindlichen Tuberkelbazillen durchaus nicht für die
letztere gleichgültige Körperteilchen dar, sondern wirken durch
ihre Ausscheidungsprodukte toxisch auf die lebenden Zellen ein
und rufen deren Untergang hervor. Die Verletzung der Integrität
der Epithelschicht erleichtert das Eindringen der Bazillen in die
Tiefe der Darmwand. Als ein zweites, das Eindringen der Tu-
berkelbazillen aus dem Darm in den Organismus begünstigendes
Moment erscheint der Umstand, daß des öfteren bei ihrem Aussehen
nach gesunden Tieren verschiedene mehr oder minder ausgeprägte
Krankbeitsprozesse in den inneren Organen zur Beobachtung ge-
langen.
8. Der Unterschied in den Ergebnissen der von J. mit der An-
steekung von Tieren verschiedener Art mit menschlichen und von
einem perlsüchtigen Rinde stammenden Tuberkelbazillen an-
gestellten Versuche spricht zugunsten der Notwendigkeit, einen
Typus humanus und Typus bovinus der Tuberkel-
bazillenkultur zu unterscheiden.
9. Als die besten Objekte für die Diagnostizierung der Art
des Tuberkelbazillus erscheinen Kaninchen und Milchferkel.
10. Was diegerminaleundplazentarelnfektion
anbetrifft, so glaubt J. auf Grund einiger bei seinen Unter-
suchungen erhaltener Daten, im Gegensatz zu der Anschauung von
Baumgarten, annehmen zu dürfen, daß dieser Ansteckungs-
weg im Prozeß der Tuberkuloseentwicklung keine wesent-
liche Rolle spielt.
Bezüglich der Einzelheiten der Versuche muß auf das Original
verwiesen werden. Otto.
nn 23%
= :310:
Schumacher: Hilfeleistung bei Tieren aus dGefälligkeit.
Deutsche Landwirtschaftl. Presse Nr. 44, 1912.
Verfasser beschäftigt sich in einem längeren Aufsatz mit der
bedeutungsvollen Frage, ob der Tierhalter für Beschädigungen von
Personen haftbar zu machen ist, wenn diese Personen aus Ge-
fälligkeit Hilfeleistung gewähren.
Er teilt diese Hilfeleistungen in zwei Gruppen ein: in solche,
die auf Ersuchen des Tierhalters stattfinden, und in solche,’ bei
welchen jemand freiwillig und sogar ohne Wissen des Tierhalters
bei seinem Tiere eingreift. Fordert z. B. ein Tiereigentümer den
Nachbar auf, ihm bei seinem Pferde behilflich zu sein, so ist dies
ein Fall, der unter die erste Gruppe gehört, hält aber jemand
fremde durchgehende Pferde auf, so wäre der zweite Fall gegeben.
Nach mehreren reichsgerichtlichen Entscheidungen, entgegen
dem Urteil des Oberlandesgerichts Colmar, ist ein Schadenersatz
gerechtfertigt, wenn jemand auf Ersuchen oder doch
mitdem Willen des Tierhalters bei einem Tiere Hilfe
leistet und Schaden nimmt. Dies wird aber davon abhängen, ob
es sich dabei um ein Luxustier oder ein anderes Tier handelt. Ist
ein Luxustier die Veranlassung des Schadens, so haftet der Tier-
halter unter allen Umständen, auch dann, wenn der Schaden durch
Zufall entsteht und niemand ein Verschulden trifft. Als Begrün-
dung wird angeführt, daß es eine große Unbilligkeit sein würde,
wenn der aus Gefälligkeit Handelnde schlechter gestellt sein sollte,
trotzdem er lediglich im Interesse des Tierhalters tätig wird, als
der gegen Entgelt Handelnde, für den der Tierhalter ohne weiteres
haftbar ist.
. Ein Schadenersatz könnte ausnahmsweise nur dann nicht ver-
langt werden, wenn der Helfende beispielsweise beim Aufheben
eines gestürzten Tieres sich so ungeschickt benimmt, daß der
Schaden im wesentlichen auf sein eigenes Verschulden zurück-
geführt werden kann.
Ganz anders ist aber die Sachlage, wenn das Tier kein Luxus-
tier ist, sondern dem Berufe, der Erwerbstätigkeit oder dem Unter-
halte des Tierhalters zu dienen bestimmt ist.
Im Grunde haftet er auch hier für jeden durch die Tiere ver-
ursachten Schaden, er kann sich aber davon dureh den Nachweis
befreien, daß er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet
hat, also alles getan hat, was vernünftige und anständige Menschen
im Leben zu tun pflegen. Kann er dies nachweisen, so wird der
Schadenanspruch des aus Gefälligkeit Helfenden zurückgewiesen.
Wie stellt sieh nun die Haftpflicht für den Tierhalter, wenn
das Eingreifen des Helfenden auf dessen freiem Entschluß beruht
oder sogar gegen den Willen des Tierhalters erfolgt? Die Beklar-
ten haben aus diesem Umstand in allen Prozessen einen Grund für
die Abweisung der Klage hergeleitet mit der Begründung, daß die
Verletzten die Beschädigung selbst verschuldet hätten. Aber auch
diesen Auffassungen ist das Reichsgerieht nicht beigetreten. '
Hat nämlich jemand eine Situation herbeigeführt, in welcher
es für einen anderen zur rechtlichen und moralischen Pflicht wird,
ohne Rücksicht auf die damit verbundene Gefahr zum Schutze des
— 341 —
Lebens, der Gesundheit oder vielleicht wertvoller Güter dritter Per-
sonen einzugreifen, so kann nach Entscheidungen des Reichs-
gerichts (21. März 1892, Bd. 29, S. 122) derjenige, welcher für die
Entstehung der Gefahr verantwortlich ist, sich der Haftung für die
bei den Rettungsversuchen entstehenden Schäden nicht entziehen.
Wenn auch der Schaden in erster Linie durch eine auf freiem Ent-
schluß beruhende Handlung der Beschädigten selbst herbeigeführt
ist, so handelt es sich doch um eine Tätigkeit, welche der Handelnde
nicht unterlassen kann, wenn er seine Pflicht im vollen Umfang er-
füllen und sich die Achtung seiner Mitmenschen erhalten will. Es
ist nach einem Urteil des Reichsgerichts vom 20. Februar 1902 nicht
einmal nötig, daß in Wirklichkeit Gefahr für andere besteht, son-
dern es genügt, wenn der Helfende nach Lage der Umstände zu der
Annahme berechtigt war, daß durch die Tiere Menschen in Gefahr
geraten.
Der Schadenersatzanspruch ist aber in jedem Falle davon ab-
hängig zu machen, daß der Helfende mit der gehörigen Vorsicht,
Sorgfalt und Besonnenheit verfährt, ferner auch davon, ob es sich
um ein Luxustier oder ein anderes Tier handelt. Im ersteren Falle
haftet der Tierhalter dem aus Gefälligkeit freiwillig Ein-
oreifenden auch dann, wenn nur der Zufall Schadenursache war.
Handelt es sich jedoch um ein Tier, welches dem Berufe, der Er-
werbstätigkeit oder dem Unterhalte des Tierhalters zu dienen be-
stimmt ist, so wird dieser von der Haftung frei, wenn ihn kein
Verschulden trifft, er vielmehr alles getan hat, was man von einem
vernünftigen Menschen verlangen kann. Wöhler.
Schneider: Untersuchungen über die metastatischen Verände-
rungen der Sehnenscheiden und Augen des Pferdes. Schweiz.
Archiv für Tierheilk. 54. Bd., 2. bis 4. H.
Gegenstand seiner Untersuchungen waren die metastatischen
Prozesse nach Brustseuche.
Die pathologisch-anatomischen Veränderungen
bestehen in akuten Fällen in starker Hyperämie der erkrankten
Sehnenscheide und der in ihrem Bereich liegenden Sehnen. Bei
ehronischen Zuständen findet man sowohl Verdiekungen der Seh-
nenscheide als auch Indurationen der Beugesehnen, die namentlich
den Hufbeinbeuger betreffen. Verwachsungen der Sehnenscheiden
mit den Sehnen konnte er nie beobachten. Histologisch sind
im akuten Stadium Hyperämie und ausgedehnte Blutungen in den
gequollenen Sehnenscheiden und den Zwischenräumen des ge-
lockerten Sehnengewebes zu konstatieren. Die Blutgefäße sind
häufig thrombosiert. Das Gewebe ist reichlich mit Rundzellen in-
filtriert. In chronischen Fällen macht sich in den Sehnenscheiden
und interfibrillären Zwischenräumen der Sehne rege Bindegewebs-
neubildung bemerkbar.
Durch die mikroskopischen Befunde hält Sch. den Beweis für
erbracht, daß es sich schon bei den akuten metastatischen Prozessen
der Sehnenscheiden nicht nur um reine Tendovaginitis, sondern
gleichzeitig um interstitielle Tendinitis handelt. Die Recidive,
— 32 —
die häufig lokale Tendiniten der Beuger darstellen, entstehen nicht
durch langsames Übergreifen des Prozesses von den Scheiden
auf die Sehnen, sondern die Ursache dazu wird gleich beim Ent-
stehen der metastatischen Entzündung in die Sehne hineingelegt.
Atiologisch haben alle Versuche ein negatives Resultat
gehabt; u. a. sind Überimpfungen von Sehnenscheideninhalt kran-
ker Pferde in die Sehnenscheiden gesunder Pferde ohne Reaktion
verlaufen.
Während die Sehnenscheidenmetastasen mehr Nachkrankheiten
der Brustseuche sind, treten de Augenentzündungen in
der größeren Zahl der Fälle schon während der Primärerkrankung
auf. Die Symptome einer Erkrankung der mittleren Augenhaut
treten in den Vordergrund. Die durchschnittliche Dauer dieser
Augenentzündungen betrug 23 Tage; 73,3 % heilten aus.
Otto.
Inchaurregni und Blasi: Kuti- und Ophthalmo -Reaktion mit
Tuberkulin beim Hund. Revista de medecina veterinaria,
Montevideo. Juli 1910. Nach einem Referat in Revue gén. de
med. vet. 15. 5. 1912.
Von acht Fällen, in denen die obigen Methoden angewandt
wurden, verliefen drei positiv, fünf negativ. Unter den Hunden,
die nicht. reagierten, war einer mit klinischen Erscheinungen von
Tuberkulose: Ascites, Pleuritis, Herzschwäche. Die Obduktion er-
gab generalisierte Tuberkulose mit käsigen Veränderungen. Ein
anderer Hund mit Ascites zeigte bei der Sektion Miliartuberkulose
des Thorax und Abdomens.
Die Verfasser empfehlen die Anwendung der beiden Methoden
warm. W. Müller.
25jähriges Hochschuljubiläum der Königlichen Tierärzt-
lichen Hochschule in Berlin.
Am 20. Juni 1912 vollendete die Berliner Tierärztliche Hoch-
schule ihr erstes Vierteljahrhundert. Die Vollendung dieses so-
wohl für die Entwicklung wie für den akademischen Ausbau der
Hochschule besonders bedeutungsvollen Zeitraumes bildete eine
wohlberechtigte Veranlassung für die junge Hochschule, diesen Tag
durch eine entsprechende Feier festlich zu begehen, und der glän-
zende Verlauf des Festes legte beredtes Zeugnis davon ab, welch
hoher innerer wie äußerer Wert dieser Feier zukommt.
Die Feier begann mit einem Festakt in der Aula, zu dem sich
Vertreter des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten, des Kriegsministeriums, der Stadt Berlin, sämtlicher
— 343 —
Hochschulen Berlins, der Tierärztlichen Hochschulen Hannover,
Dresden und Kopenhagen, der Militär-Veterinär-Akademie, der ein-
zelnen tierärztlichen Korporationen und eine große Zahl Tierärzte
und Veterinäroffiziere von nah und fern eingefunden hatten. Um-
rahmt von den Vertretern der studentischen Korporationen der
Hochschule und der Militär-Veterinär-Akademie mit ihren farben-
prächtigen Bannern, bot die Festversammlung ein schönes
Bild dar.
Die Feier wurde eingeleitet durch den Königlichen Hof- und
Domchor mit dem Gesang des 100. Psalms: „Jauchzet dem Herrn
alle Welt!“ Darauf hielt Seine Magnifizenz der Rektor Professor
Dr. Eberlein die Festrede. Er gab einen Überblick über die aus be-
scheidenen Anfängen heraus erfolgte Entwicklung der Anstalt bis
zu ihrer jetzigen Höhe. Mit ehrenden Worten gedachte er dabei
des Landstallmeisters Grafen Carl v. Lindenau, dessen tatkräftiger
Initiative die Gründung der Hochschule auf Anregung des Königs
Friedrich Wilhelm II. zu verdanken ist. Zu ewigem Gedenken und
zur Ehrung dieses mit weitschauendem Blick ausgestattet gewesenen
Mannes wurde darauf in der Aula sein von Professor Schnee im
Auftrag der Hochschule nach einem in Schloß Lieberose vorhan-
denen Kupferstiche gemaltes Bildnis feierlichst enthüllt. Nach der
Rede des Rektors, die mit einem Hoch auf Se. Majestät Kaiser Wil-
helm II. schloß, als den ganz besonderen Förderer der Hochschule
und der tierärztlichen Wissenschaft, wurden von dem Rektor die
Ehrenpromotionen verkündet, welche hohe Würde elf um die tier-
ärztliche Wissenschaft verdienten Männern zuteil wurde. Diese
sind: der Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Wirkl.
Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Bumm, die Vortragenden Räte
im Ministerium für Landwirtschaft Geh. Reg.-Rat Dr. Hesse
und Geh. Reg. und Veterinär-Rat Nevermann,
Generalveterinär Hell, Direktor der Militär-Veterinär-
Akademie, Geh. Medizinal-Rat Prof. Dr. Esser in
Göttingen, Geh. Rat Dr. W.Ellenberger, ord. Professor an
der Tierärztlichen Hochschule in Dresden, Prof. a. D. Dr. Kitt
in München, Hofrat Prof. Dr. Bayer, früher Professor an
der Tierärztlichen Hochschule in Wien, Hofrat Prof.Dr. Hu-
tyra, ord. Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Buda-
pest, Dr. CarlR. Jensen, ord. Professor an der Tierärztlichen
Hochschule zu Kopenhagen, und endlich der praktische
Tierarzt Schmidt in Kolding in Dänemark, der erfolg-
reiche Bekämpfer der Gebärparese des Rindes. Die Bekanntgabe
der letzten Ehrenpromotion rief besonders große Freude bei den
zahlreich versammelten Tierärzten hervor und fand in spontanem
Beifall ihren Ausdruck.
Nach dem Gesang des Domchores: „Salve fac regem“ began-
nen die Ansprachen, die der Vertreter des landwirtschaftlichen
Ministeriums, Unterstaatssekretär Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat Dr.
Küster, eröffnete.
Er überbrachte die Grüße und Glückwünsche des leider an der
Festteilnahme verhinderten Herrn Ministers, hob noch einmal die
bedeutsamen Momente in der Entwicklung der Anstalt hervor und
erinnerte daran, daß gerade die Unterstellung der damaligen Tier-
— 344 —
arzneischule — im Jahre 1872 — unter das landwirtschaftliche
Ministerium für deren glückliche und glänzende Entwicklung be-
deutungsvoll geworden ist, obwohl hervorragende Männer, wie
Virchow, diese Unterstellung als den Untergang der tierärztlichen
Wissenschaft ansahen. Der Redner schloß mit den Worten: Wir
haben der Hochschule ein stattliches Haus gebaut, möge auch fer-
nerhin, wie in den letzten 25 Jahren, fruchtbringende Arbeit in ihr
geleistet werden zu Nutz und Frommen der Wissenschaft, zum
Heil und Segen des Vaterlandes.
Für das Reichsgesundheitsamt sprach der Präsident desselben,
Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Bumm, für die Akademie der
Wissenschaften Geheimrat Prof. Dr. Waldeyer, für das Landes-
Ökonomie-Kollegium Rittmeister a. D. v. Arnim, für die Deutsche
Landwirtschaftsgesellschaft Exzellenz Thiel, für die Universität,
die Technische, Landwirtschaftliche Hochschule und Handelshoch-
schule hier die derzeitigen Rektoren, für die Bergakademie hier
und die Forstakademie in Eberswalde die derzeitigen Direktoren,
für die Tierärztlichen Hochschulen in Hannover und Dresden der
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Tereg bzw. der Medizinal-Rat Prof. Dr.
Schmidt. Im Namen der Militär-Veterinär-Akademie sprachen Ge-
neralveterinär Dr. Hell, der Stadt Berlin Stadtschulrat Michaelis,
der Zentralvertretung der tierärztlichen Vereine Preußens Geh.
Med.-Rat Prof. Dr. Esser, des Deutschen Veterinärrates Departe-
mentstierarzt Dr. Lothes, des Vereins beamteter Tierärzte Veteri-
när-Rat Rust, für den Verein der Schlachthoftierärzte Veterinär-Rat
Goltz, für den Verband der Privattierärzte Tierarzt Arnous und
endlich im Namen der Studierenden der Hochschule und der Mili-
tär-Veterinär-Akademie stud. med. vet. Thurm. Der Rektor Prof.
Dr. Eberlein ließ es sich trotz der Fülle der Ansprachen nicht
nehmen, fast jedem Redner einzeln mit herzlichen Worten für die
Teilnahme an der Feier, die Glückwünsche und die Beweise der
Freundschaft und Liebe, welehe der Hochschule anläßlich ihres
Jubiläums von allen zu ihr in Beziehung stehenden Seiten ent-
gegengebracht wurden, zu danken.
Hieran schloß sich die Übergabe des von den Damen der Tier-
ärztlichen Hochschule der Studentenschaft gestifteten Bannerban-
des durch Fräulein Eberlein, die Tochter des Rektors, und der
Dank des Vorsitzenden des Ausschusses der Studentenschaft für
diese Stiftung an die Damen der Hochschule.
Die Jubelfeier fand am Nachmittage ihre Fortsetzung in einem
Festmahl im DBankettsaal des Hauptrestaurants Zoologischer
Garten, woselbst an der Ehrentafel die Vertreter der hohen Be-
hörden, der Hochschulen und der wissenschaftlichen Institute, die
neuernannten Ehrendoktoren mit dem Rektor und dem Professo-
renkollegium und an weiteren vier langen Tafeln eine große Zahl
Tierärzte und Veterinäroffiziere zu Ehren der jubilierenden Alma
mater sieh vereinigt hatten.
Prof. Dr. Eberlein hieß nach dem begeistert aufgenommenen
Kaiserhoch die Gäste herzlich willkommen und dankte insbeson-
dere den Mitgliedern der Regierungen für ihr Erscheinen und dem
— 345 —
Unterstaatssekretär Küster für seine allzeit warme Unterstützung
und Förderung der Tierärztlichen Hochschule. Unterstaatssekre-
tär Küster sprach dem Rektor seinen Dank aus, erinnerte daran,
daß die Tierarzneischule bei ihrer Eröffnung nur zwei Professoren
und einen Apotheker hatte, während die Hochschule jetzt 30 Lehr-
kräfte zähle. Er weihte sein Glas dem Professorenkollegium. Prof.
Dr. Schmaltz gedachte der Ehrendoktoren, für welche der Präsi-
dent des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat
Dr. Bumm in humorvoller Rede antwortete und diese ın ein Hoch
auf das Blühen und Gedeihen der Berliner Tierärztlichen Hoch-
schule ausklingen ließ. Prof. Dr. Schütz, der Senior des Lehrer-
kollegivris, weihte sein Glas den alten Studenten der Hochschule,
füı die Prof. Dr. Tereg mit einem Hoch auf Geheimrat Schütz er-
widerte.
Prof. Jensen-Kopenhagen toastete auf die Gastfreundschaft
seiner Berliner Kollegen, Dr. Marks auf das Veterinäroffizierkorps,
worauf noch einige andere Trinksprüche folgten.
Die Festteilnehmer blieben noch längere Zeit nach Aufhebung
der Tafel in den Nebenräumen des Festsaales in zwanglosen
Gruppen vereint, dabei alte Erinnerungen und Freundschaften er-
neuernd und neue anknüpfend.
Die Jubelfeier fand ihren Abschluß in einem im Marmorsaale
des Hauptrestaurants Zoologischer Garten abends stattfindenden
Fest-Kommers, der einen glänzenden und harmonischen Verlauf
nahm, und der mit dem auf den Galerien anwesenden reichen
Damenflor und den schmucken Studenten in Wichs ein farben-
prächtiges Bild bot.
Stud. med. vet. Thurm hielt die Festrede, cand. med. vet.
Liebnitz von der M. V. A. die Kaiserrede und stud. med. vet. Brügge-
mann die Damenrede Weitere Ansprachen folgten durch die
Rektoren der. Tierärztlichen Hochschule und der Technischen Hoch-
schule sowie durch den Geh. Reg.- und Veterinär-Rat Dr. Never-
mann.
Alle Teilnehmer werden sich oft und gern dieses schönen Jubi-
läums erinnern und mit dem Bewußtsein von dem Fest geschieden
sein, daß die Tierärzte aller vier Gruppen eine große einige Familie
bilden, die einen großen Tag erlebt hatte.
Das neue Landesgesundheitsamt für das Königreich
Sachsen.
Durch Verordnung des Ministeriums des Innern vom 20. Mai
d. J. ist in Sachsen mit dem 1. Juni d. J. ein Königliches Landes-
gesundheitsamt durch Verschmelzung des 1866 errichteten Landes-
medizinalkollegiums mit der seit 1856 bestehenden Kommission für
das Veterinärwesen gebildet worden. Es untersteht dem Ministe-
rium des Innern.
Bei dem Landesgesundheitsamt sind drei Abteilungen gebildet:
die I. Abteilung für Medizinal-, die II. Abteilung für Veterinär- und
— 346 —
die III. Abteilung für pharmazeutische und Apothekerangelegen-
heiten.
Zum Präsidenten des Landesgesundheitsamtes ist Geh. Rat
Prof. Dr. Renk, zu seinem Stellvertreter der derzeitige Rektor der
Tierärztlichen Hochschule, Geh. Rat Prof. Dr. Ellenberger, ernannt
worden.
Vorsitzender der Veterinärabteilung ist Geh. Medizinalrat Prof.
Dr. Edelmann.
Tierärztliche Hochschulen.
Die württembergische Zweite Kammer hat die Aufhebung der
Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart beschlossen.
Die Tierärztliche Hochschule in Wien wird neu gebaut, und
ist für den Neubau ein Bauterrain im 16. Bezirke angekauft
worden.
84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte
in Münster i. W. 15. bis 21. September 1912.
Die 84. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte findet
vom 15. bis 21. September in Münster i. W. statt. Für die Teil-
nehmerkarte sind 20 M. zu entrichten. Außerdem werden Damen-
karten zum Preise von 6 M. ausgegeben, die zu allen allgemeinen
Versammlungen, Festlichkeiten und Ausflügen berechtigen.
Die Teilnahme ist der Geschäftsführung (Prof. Dr. R. Rose-
mann, Münster i. W., Raesfeldstraße 26, bzw. Prof. Dr. K. Busz,
Münster i. W., Heerdestraße 16) oder einem der Einführenden bal-
digst mitzuteilen. Einführende für die Veterinärmedizin sind:
Korpsstabsveterinär Feldtmann, Raesfeldstraße 13, Veterinärrat
Dr. Foth, Hoyerstraße 5, Schlachthofdirektor Ulrich, Schlachthaus-
straße 1.
Den Teilnehmern wird ein ausführliches Programm zugesandt
werden.
Feldgraue (graugrüne) Uniform der Unterveterinäre.
Wie für Veterinäroffiziere, jedoch abnehmbare — einschließ-
lich Vorstoß — 5,5 em breite Schulterklappen und keine Kragen-
patten am Waffenrock; an letzterem oberhalb der Armlochnaht
= 37) e
eine Schlaufe von Grundtuch für die Zunge der Schulter-
klappen.
Schulterklappen aus feldgrauem Tuch mit gleichem Unter-
futter und karmoisinrotem Vorstoß. Einfassung und Abzeichen
wie an der dunkelblauen Uniform.
Armee-Verordnungsblatt 1912. Nr. 11.
Änderungen aus Anlaß des Reichshaushalts-Etats 1912.
Zum 1. Oktober 1912: 5 Oberveterinäre oder Veterinäre infolge
Neuerrichtung der Bespannungs-Abteilungen der Fußartillerie-
Regimenter Nr. 1 in Königsberg, Nr. 6 in Neiße, Nr. 9 in Ehren-
breitstein, Nr. 13 in Ulm und bei der Fußartillerie-Schießschule
(als 2. Bespannungs-Abteilung) in Jüterbog.
Armee-Verordnungsblatt 1912. Nr. 10.
Afridolseife, eine neue Quecksilberseife. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß Sublimatseifen, wie alle medikamentösen Seifen, sich
in kürzerer Zeit zersetzen, weil das darin enthaltene Quecksilber-
chlorid in allen Fällen, selbst bei bestpräparierter Grundseife, zu
metallischem Quecksilber reduziert wird, was sich auch an der
grauen Farbe der Seife unschwer erkennen läßt. In dem oxy-
quecksilber—O—-toluylsauren Natrium ist nun ein Mittel gefunden,
das sich für die Herstellung haltbarer, desinfizierender Seifen vor-
züglich eignet, da es im Seifenkörper nicht zersetzt wird und da-
durch die an und für sich desinfizierende Wirkung der Seife
wesentlich erhöht, welche der des Sublimats völlig gleichkommt.
Dieses Mittel ist in der Afridolseife zu 4% enthalten. Dr. F.
Schmidt-Augsburg empfiehlt die Afridolseife auf Grund mehr-
monatiger günstiger Erfahrungen bei verschiedenen Ekzem- und
Akneformen, bei Herpes tonsurans, Sykosis (Bartflechte) und
Furunculosis. (Therapie der Gegenwart, 6. Heft. 1912.)
Das erste öffentliche Schlachthaus in Deutsch-Südwestafrika
ist in Lüderitzbucht errichtet und dem Betrieb übergeben worden.
Ein modern eingerichtetes Genossenschaftsschlachthaus bestand
schon in Windhuk.
Übertragung des Scharlachs auf einen Orang-Utan. Leo-
vaditi, Landsteiner und Danulesco haben einem jungen
Orang-Utan Scharlachvirus eingeimpft und bei diesem ein Krank-
heitsbild beobachtet, das völlig mit dem beim Menschen durch
Scharlach hervorgerufenen übereinstimmt. Nach einer Inkubation
von sechs Tagen trat bei dem Tier Fieber, Röte des Rachens und
leichtes Hauterythem, am 15. Tage Abschuppung der Haut auf.
— 348 —
Die histologische Untersuchung der Haut ergab ähnliche wie beim
Scharlach des Menschen beobachtete Hautveränderungen. Gegen
Ende des Krankheitsbildes trat Albuminurie auf. (Münch. Med.
Wochenschrift, Heft 22. 1912.)
Tagung englischer Hygieniker in Berlin. Um eine Aus-
sprache mit den deutschen Gelehrten über die wichtigsten Tages-
fragen herbeizuführen, wird die diesjährige Tagung des „Royal
Institut of Public Health“ in der Zeit vom 25. bis 28. Juli d. J. in
Berlin stattfinden. — Es ist auch eine veterinär-medizinische
Sektion vorgesehen. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift.)
Behandlung der Tollwut vor hundert Jahren. Dr. A.Pagen-
stecher in Braunschweig gibt einige Behandlungsmethoden der
Tollwut vor 100 Jahren bekannt, die sich in den hinterlassenen
Papieren seines Großvaters, Arztes in Elberfeld, finden und welche
zweifellos ein medizinisch-historisches Interesse haben. Prof.
Kruttge in Breslau bestreute danach die Bißwunden mit spanischen
Fliegenpulver und legte darüber noch ein Kantharidenpflaster. Mit
dieser Behandlung wurde sechs Wochen fortgefahren und zu
gleicher Zeit dem Verletzten versüßtes Quecksilber bis zu einem
Gran gereicht und dann graue Quecksilbersalbe eingerieben, bis
ein Teichlicher, sechs Wochen lang zu unterhaltender Speichelfluß
entstand. Vor der Vernarbung der Wunden wurde dem Verletzten
ein Fontanell gesetzt und ihm empfohlen, dieses ein volles Jahr
lang in Eiterung zu halten. Nach einer zweiten Methode wurden
die Bißwunden mit warmem, mit Asche versetztem Wasser aus-
gewaschen, zur Vermehrung der Blutung ausgedrückt oder
Schröpfköpfe oder Blutegel angesetzt. Möglichst bald wurden
dann dem Gebissenen brechenerregende und schweißtreibende Mit-
tel gegeben und die Wunde durch rote Präzipitatsalbe in eine meh-
rere Wochen zu unterhaltende Eiterung gesetzt. Während der gan-
zen Behandlung mußte der Kranke auf dem Bauche liegen, damit
der Speichel stets guten Abfluß hatte und nicht abgeschluckt wurde.
Außer diesen werden noch drei andere Behandlungsmethoden mit-
geteilt, die in ähnlicher Weise die Behandlung der Bißwunde mit
reizenden und desinfizierenden Substanzen vorschreiben und bei
welchen innerlich Belladonna-Wurzel in steigenden Gaben verab-
reicht wurde, alles in der Absicht, das Gift der Tollwut aus dem
Körper zu eliminieren. (Therapeutische Monatshefte, Heft 6. 1912.)
Erfolgreiche Behandlung der Lumbago der Pferde mit
Diastase absolut. Merk. Ausgehend von der Erwägung, daß
die Spaltung des in den Muskeln aufgespeicherten Glycogens in
Maltose und in weitere Abbauprodukte dureh hier vorhandene Fer-
mente bei der Arbeitsleistung im erhöhten Maße vor sich geht, und
daß bei Lumbago dureh eine Abkühlung der Nachhand dieser Vor-
gang gestört ist, kam Tierarzt A. Waldeck in Marburg zu der Über-
zeueung, daß nur mit Ililfe spezifischer diastatischer Fermente auf
subkutanem oder intramuskulärem Wege eine Heilung dieser
schweren Krankheit zu erreichen ist. Waldeck verwandte zu diesem
Zwecke Diastase absolut. Merk. und spritzte davon 2 g subkutan
— 349 -—
und intramuskulär ein- bis zweimal innerhalb 24 Stunden ein. In
vier schweren Fällen sah er bei dieser Behandlung innerhalb 24
bis 48 Stunden Genesung eintreten. W. ist der Ansicht, daß die
Diastase einen spezifischen Einfluß auf die Lumbagoerkrankung
ausübt, rät dringend zu Nachprüfungen und empfiehlt in ver-
zweifelten Fällen eventuell noch häufigere Injektionen zu machen.
(Münch. Ticrärztl. Wochenschrift, Nr. 21. 1912.)
Baryumsulfat.e. Dr. Schwarz, Leiter des Röntgenlabora-
toriums in der Universitätsklinik in Wien, macht den sehr zweck-
mäßigen Vorschlag, das unlösliche und daher ungiftige Baryum-
sulfat, um Verwechselungen mit dem sehr giftigen Baryum sul-
furatum und Baryum carbonicum zu vermeiden, Skiabaryt (Schat-
tenbaryt) zu nennen, es eventuell durch einen geeigneten Farbstoff
kenntlich zu machen und mit dieser Bezeichnung und Farbe in
die Pharmakopöe aufzunehmen. In Anbetracht des in letzter Zeit
wieder durch Verwechslung mit Baryumcarbonat vorgekommenen
Todesfalles und der Unersetzbarkeit des Baryumsulfats für Rönt-
genzwecke durch ein anderes Präparat hält er die Regelung dieser
Angelegenheit für sehr dringlich.
Das Skelett von Flying Fox, dem berühmten Hengst, hat
Herr Edmond Blanc dem Pferdemuseum in Saumur angeboten.
Flying Fox hatte Herrn Blanc eine Million Frank gekostet. (Le
Maréchal Moderne, Mai 1912.)
Vorzügliche Erfolge mit der Stimmtaschenoperation bei
Kehlkopfpfeifern. Frederick Hobday in Kensington hat
nach den Berichten in The Veterinary Journal 1911 und 1912 mehr
als 520 Kehlkopfpfeifer mit Erfolg nach der Methode des Professor
tion — operiert. In dem vorliegenden Sonderabdruck weist H. in
100 dieser vor 113 bis 21%, Jahren operierten Fälle nach, daß der
Erfolg nicht ein vorübergehender, sondern ein dauernder ist. Da-
mit sei der Haupteinwand gegen die Operation entkräftet. — Von
diesen 100 Pferden sind auffallenderweise 81 Hunter, nur 2 Orloff-
traber und 5 schwere Pferde. In sechs Fällen war eine Wieder-
holung der Operation nötig.
Bücherschau E =:
Reichsviehseuchengesetz vom 26. Juni 1909. Mit den Ausführungs-
vorschriften des Bundesrats vom 7. Dezember 1911 und dem
preußischen und bayerischen Ausführungsgesetz. Textaussabe
mit alphabetischem Sachregister. München, C. H. Beck.
Das kürzlich erschienene Büchlein vervollständigt die Becksche Sammlung
deutscher Reichsgesetze. Es enthält die in der Überschrift angeführten Be-
stimmiungen. Aus welchem Grunde der Anhang zu Abschnitt II Nr. 3 der
— 350 —
Ausführungsvorschriften des Bundesrats betr.: »Verfahren bei der Unter-
suchung des Blutes rotzverdächtiger oder der Ansteckung mit Rotz verdäch-
tiger Pferde« keine Aufnahme gefunden hat, ist nicht angegeben. Auch das
Fehlen der preußischen Verordnung betr. Influenza der Pferde vom 4. Sep-
tember 1908 wird der preußische Tierarzt als eine Lücke empfinden. Die
Handlichkeit dieses in Oktavformat gehaltenen Büchleins hätte bei der Be-
rücksichtigung der erwähnten beiden Punkte keine Einbuße erlitten.
Otto.
Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tier-
ärzte von Dr. med. und Dr. med. vet. h.c. Eugen Fröhner,
Geh. Regierungsrat und Professor an der Tierärztlichen Hoch-
schule zu Berlin. II. Teil: Infektionskrankheiten. Verlag von
Ferdinand Enke. Stuttgart 1912. Preis 3 Mk.
Dem im Mai d. J. erschienenen ersten Teil des Kompendiums der
Speziellen Pathologie und Therapie ist nunmehr der II. Teil gefolgt, der die
Infektionskrankheiten behandelt und ebenfalls nur das Wesentliche und Er-
probte bringt. Wöhler.
v. Rohrscheidt: Die Viehseuchengesetze für das Deutsche Reich
und für Preufsen mit den Ausführungsbestimmungen des
Bundesrats, der preußischen Viehseuchenpolizeilichen Anordnung,
den preußischen Ausführungserlassen, dem Rinderpestgesetz,
dem Vieheinfuhrverbotsgesetz, der Rinderpestinstruktion, dem
Viehbeförderungsgesetz und Ausführungsbestimmungen sowie
dem Tierkadavergesetz und dessen Ausführungsbestimmungen.
Unter Mitwirkung von Gerichtsassessor Dr. Stegner für den
praktischen Gebrauch erläutert. Zweite Auflage. Verlag von
Franz Vahlen. Berlin 1912. Preis geb. 7 Mk.
Das neue Viehseuchengesetz und die meisten mit ihm in organischem
Zusammenhang stehenden Gesetze, Ausführungsbestimmungen und Anord-
nungen, soweit sie den Inhalt obigen Werkes bilden, sind erst am 1. Mai
d. Js. in Kraft getreten, das Erscheinen des Werkes selbst folgte somit fast
unmittelbar danach. Die mit Erläuterungen reich versehene Ausgabe der
gesamten Viehseuchengesetzgebung ist deshalb bis jetzt wohl noch die
einzige ihrer Art und kommt schon deshalb einem dringenden Bedürfnis ent-
gegen.
Nachdem im Jahre 1SS1 eine in ihren allgemeinen Grundsätzen für ganz
Deutschland geltende einheitliche WViehseuchengesetzgebung zustande ge-
kommen war, konnte den Viehseuchen viel wirksamer entgewengetreten
werden, als dies vorher auch bei gleichem Stande der zugrunde liegenden
Kenntnisse und Erfahrungen überhaupt hätte der Fall sein können. Aber
erledigten sich nun auch die zahlreichen Fragen der Seuchenbekämpfung
allerwärts in einem Sinne, so machten sich doch immer noch viele Schwierig-
keiten geltend, welche im Verein mit der fortschreitenden Kenntnis von den
Lebenseigenschaften der Seuchenerreger nicht nur bei den Tierärzten. sondern
auch bei der Staatsverwaltung und den Tierbesitzern immer stärker das
Bedürfnis nach weiterer Ausgestaltung des Viehseuchengesetzes hervortreten
lieben. Das Abänderungseesetz vom 1. Mai 1504 war die nächste Folge,
aber auch weiterhin wurden immer noch von tierärztlichen, landwirtschaft-
lichen, gewerblichen und anderen Vertretungen Erfahrungen und Beobach-
tungen zur Sprache gebracht, die weitere Moditikationen unvermeidlich
machten und ‚zunächst zu einer Zusammenstellung und eingehenden Be-
ratung aller Anderungsvorschläre tührten, Nicht nur sämtliche Bundes-
rexierungen, sondern alle interessierten Vertretungen, Korporationen. Berufs-
— 351 —
stände und wissenschaftlichen Instanzen wirkten bei den Prüfungen der
Vorschläge mit. Das soeben in Kraft getretene Viehseuchengesetz ist der
Niederschlag aller gepflogenen Beratungen. Wenn auch die in langjähriger
Praxis erprobten Methoden der Seuchenbekämpfung beibehalten worden
sind, so bringen doch die im Interesse der deutschen Viehhaltung nötig
gewordenen Erweiterungen und Ergänzungen derselben vieles Neue, nament-
lich auch eine Steigerung der Anforderungen an die Veterinärpolizei. Ferner
sind von jetzt ab mehrere Seuchen gesetzlichen Bekämpfungsmaßregeln
unterworfen, für die bislang nur durch Spezialerlasse des Reichskanzlers
Anzeigepflicht eingeführt war. Umfassender noch als am eigentlichen Vieh-
seuchengesetz haben sich naturgemäß die Änderungen gestaltet, welche die
ergänzende Bundesratsvorschrift sowie das preußische Ausführungsgesetz er-
fahren mußten.
Die vorliegende Ausgabe der Viehseuchengesetzgebung im weiteren Sinne
stützt sich auf aıntliches Material, besonders auch auf die Rechtsprechung.
In klarer Weise erläutert sie nicht nur diejenigen Punkte, bei welchen irgend
eine Veränderung gegenüber der bisherigen Gesetzgebung zutage tritt,
sondern auch unverändert gebliebene Bestimmungen. Welcher Art die Ver-
änderungen und Ergänzungen des alten Viehseuchengesetzes sind, das ergibt
sich summarisch ja schon aus der Lektüre des interessanten Abrisses der
»Entwicklung der Viehseuchengesetzgebung in Preußen und dem Deutschen
Reiche«, der die Einleitung des Werkes bildet. Noch deutlicher aber treten
die Einzelheiten bei weiterem Studium hervor. Fast jedem Gesetzespara-
graphen sind Erläuterungen beigefügt, die etwaige Zweifel über dessen Sinn
und Absicht beseitigen, und gerade in den Anmerkungen findet der suchende
Leser oft das zu seiner Aufklärung Notwendige (merkwürdigerweise ist auf
den Seiten 26 und 27 in Anmerkung 3 zu $ 2 immer noch von Militär-
Roßärzten die Rede, während doch an anderer Stelle von Veterinären
gesprochen wird). Für den Militärveterinär ist bemerkenswert, daß $ 3 des
Seuchengesetzes eine Umänderung in dem Sinne erfahren hat, daß der
Mılitärverwaltung nunmehr selbständige veterinärpolizeiliche Befugnisse be-
züglich aller ihr gehörigen nutzbaren Haustiere, also nicht nur hinsichtlich
der Pferde und Provianttiere eingeräumt worden sind. Die Blutentnahme
für die Zwecke serodiagnostischer Untersuchungen muß auf Grund des neuen
Gesetzes künftig vom Tierbesitzer gestattet werden.
Im übrigen sind die Veränderungen des neuen Gesetzes gegenüber dem
alten so zahlreich und vielseitig, daß deren Aufzählung Raum und Rahmen
einer Buchbesprechung erheblich überschreiten würde. Das in Rede stehende,
von Juristen bearbeitete Buch wird seinen Zweck: Tierärzte, Tierbesitzer,
Verwaltungsbeamte und Juristen mit dem neuen veterinärpolizeilichen Ver-
fahren vertraut zu machen, gewiß in bester Weise ertüllen und den
genannten Parteien schnell unentbehrlich sein. Christiani.
Personalnachrichten Ey
Preufsen. Zu St.V. befördert: Die O.V. Kabitz beim Fa. 42,
Tschetschog beim Fa. 71, Engel beim Fa. 45; unter Beförderung
zu V. versetzt: Die U.V. bei der M.V.A.: Dietze, zum D.R. 16,
Sehuhmanı, zum Fa. 44, Pietzsch, zum U.R. 5. Zu U.V. beför-
dert die bisherigen Stud. der M.V.A.: Gieben, Müller, Wachsmuth,
Bülles, Zoeger. — Versetzt: Die St.V.: Wünsch beim U.R. 15,
zum Fa. 38, Degner beim Fa. 38, zum U.R. 15, Brülhlmeyer beim
U.R. 5, zum Fa. 8, Richter beim D.R. 22, zum Fa. 34; Biermann,
O.V. beim Fa. 43, zum D.R. 22, Busch, V. beim Fa. 27, zum Fa. 43.
— Der Abschied m. d. gesetzl. Pension bew.: Krampe, St.V. beim
Fa. 34, mit der Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform. — Mit der
gesetzl. Pension ausgeschieden: Suchantke, O.V. beim Fa. 44.
Mentzel, St.V.a. D. (mit dem Titel O.St.V.) (Sprottau) zuletzt beim
D.R. 7, die Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform erteilt. — Im
Beurlaubtenstande. Zum St.V. befördert: der O.V.: Wulff der
Landw. 1. Aufg. (Schleswig); zu O.V. werden befördert: die V.
der Res. Schmidt (II Dortmund), Berendes (Rheydt), Weichel
(Straßburg), Hilderscheid (Wesel); zu V. werden befördert: die
U.V. der Res.: Dr. Kramm (Aschersleben), Jüling (V Berlin),
Zimmermann (Brieg), Bosch (Hanau). — Der Abschied wird be-
willigt: den St.V. Witt der Res. (Flensburg), Fründt der Landw.
2. Aufg. (Neustrelitz); den O.V.: Dr. Zeller der Res. (V Berlin),
diesem zwecks Übertritts in Königl. Württemberg. Militärdienste;
Dr. Schmidt, Voigt der Landw. 1. Aufg. (Bitterfeld), Resow der
Landw. 1. Aufg. (Frankfurt a. O.) Wulf der Landw. 2. Aufg.
(II Altona). — Ordensverleihungen: Dem St.V. Woite bei der
M.V.A, das Ritterkreuz I. Kl. des Großh. Hess. Verdienstordens
Philipps des Großmütigen. Das Dienstauszeichnungskreuz haben
erhalten: die St.V. Dr. Rautenberg, Tel.B. 1, Nippert, Fa. 17, Woite,
M.V.A., Born, D.R. 12, Herrfurth. U.R. 3, Wünsch, U.R. 15, Dr.
Albrecht, R. d. Gardes du Corps, Grökel, Fa. 18, Laahs, Train-B. 17,
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Achterberg, D.R. 18, Gaucke, Fa. 20, Münsterberg, U.R. 16.
Bayern. St.V. Diek vom Rem. Dep.. Benediktbeuren zum
7. Chev.R., O.V. Zeheter vom 7. Chev.R. zum Rem. Dep. Benedikt-
beuren versetzt.
Württemberg. Im Beurlaubtenstande. Befördert: Dr.
Uhland, Weifs (Rottweil), Dr. Günter (Heilbronn), Späth (Hall),
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Dr. Leonhardt, Wenzel, Dr. Belz (Stuttgart), Köhle (Heilbronn),
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Die Herren Kollegen gestatte ich mir auf das Abonnement der
nieht mehr in dieser Zeitschrift zum Abdruck kommenden neuen,
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aufmerksam zu machen, da bei der bisherigen geringen Abonnenten-
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Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
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Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung der Brustseuche mit
konzentrierten Lösungen. — Ein Fall von Hornsäule. Von Oberveterinär
Kabitz. — Über Fütterungsversuche mit Schachtelhalm. Von Stabs-
veterinär. Werner. — Ein Beitrag zur Wirkung moderner Handfeuer-
waffen. Von Stabsveterinär Dorner. — Vergiftung eines Pferdes mit
Kornrade. Von Stabsveterinär Duill. — Ein Fall von Botryomykose an
der Schulter des Pferdes. Von Veterinär Böttger. -
Reierate . . . o... o © 417—428
Miessner: Die Bedeutung der Apr fütinations, Komplementbin-
dungsmethode und a ür die Diagnose des Rotzes.
Centralblatt f. Bakteriol. usw. Heft 4/6. 1912. — Gottfried Roth:
Das Schicksal der Milzbrandkeime in der Stalljauche. Centralbl. f.
Bakt. usw. I. Abt. Originale. Bd. 63, Heft 4/6. — Geschichtlicher Rück-
blick auf das Veterinärwesen in Belgien. Nach einem Bericht im
L’Echo Veterinaire Lüttich. Juli 1911. — Schütz und Pfeiler: Der
Nachweis des Milzbrandes mittels der Präzipitationsmethode. Archiv
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Zeitschrift für H giene und Infektionskrankheiten 72. Bd., Heft 2, 1912.
— Eberlein; Die operative Behandlung des Kehlkopfpfeifens der
Pferde. Exzision der seitlichen Kehlkopftasche. Archiv für wissen-
schaft. und prakt. Tierheilkunde 38. Bd., Heft 4. — Hausen: Uber
Desinfektion von Jauche. Monatshefte für praktische Tierheilkunde
XXIII. Bd., 8. und 9. Heft.
Tagesgeschichte . . . .. 2... 1 27T mem en nenn 428—431
Amtliche Verordnungen . . . . 431—432
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Wahl nicht schwer.
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bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten
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Hebung des Pierdezustandes im Sinne der Ver-
fügung der General-Inspektion der Kavallerie
vom 3. Januar 1910.
Von Stabsveterinär Ohm.
Die wohl jedem Veterinäroffizier aus der Seele sprechende
Verfügung, welche die Hauptursachen des oft ungenügenden Futter,
und Kräftezustandes und der Überanstrengung der Pferde hervor-
hebt, und die hier aus dienstlichen Gründen nicht mitgeteilt werden
kann, setze ich als bekannt voraus.
Die eingangs dieser Verfügung erwähnte Zunahme der Erkran-
kung der Bewegungsorgane, welche auf die den Pferden zuge-
muteten übermäßigen Anstrengungen zurückzuführen ist, gibt dem
Veterinär Veranlassung, mit allen Kräften daran zu arbeiten, die
hohe Erkrankungszahl herabsetzen zu helfen. Unter den Erkran-
kungen der Bewegungsorgane sind es wohl hauptsächlich die
Gelenk-, Sehnen- bzw. Sehnenscheidenleiden, die infolge Über-
anstrengung am meisten zutage treten und nicht selten zu chro-
nischen bzw. dauernden Lahmheiten führen.
Es muß mit der größten Umsicht und Sorgfalt danach gestrebt
werden, daß besonders im Frühjahr während der Exerzierperiode
tägiich sämtliche Pferde einer genauen Untersuchung der Glied-
maßen, vornehmlich der Sehnen und Gelenkpartien, unterworfen
werden, denn, wenn geringgradige Veränderungen der Sehnen und
Gelenke übersehen bzw. nicht rechtzeitig erkannt werden,
werden die betreffenden Pferde, weil sie noch nicht lahm
gehen, zum Dienste weiter herangezogen, was eine Verschlimme-
rung des an sich vielleicht geringfügigen Leidens zur Folge hat.
Ein Pferd, das ursprünglich nur eine warme Sehne hatte,
zeigt bei weiterem Dienstgebrauch bald hochgradige Entzündungs-
erscheinungen, Schmerzhaftigkeit, Anschwellung der Sehnen,
Lahmbheit.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8./9. Heft. 2
— 354 —
Wird auch jetzt noch mit einer durchgreifenden Behandlung
gezögert, was nicht selten auf Wunsch des Eskadronchefs in dem
Glauben geschieht, daß er für die Exerzierperiode nicht hinreichend
Pferde behält, dann entstehen Verdiekungen und Verhärtungen
der Sehnen, die schwer zu beseitigen sind, einen chronischen
Verlauf nehmen, bis zur vollständigen Heilung sehr lange Zeit
benötigen oder schließlich dauernde Lahiheit verursachen.
Ähnlich verhält es sich mit den Erkrankungen der Gelenke,
besonders der Fessel- und Kronengelenke, und mit den nach An-
strengungen sehr häufig auftretenden Knochenhautentzündungen.
Es ist daher darauf hinzuarbeiten, daß Pferde, die auclı
nur die geringsten Entzündungserscheinungen an den Schnen usw.
zeigen, geschont bzw. nicht zum Dienst herangezogen werden.
Von dem Standpunkte ausgehend, daß man unter Sehnen-
entzündung eine teilweise Sehnenzerreißung versteht,
ist davor zu warnen, sich zu lange mit milden Mitteln — Wasser
(kalt und warm), Prießnitzschen Umschlägen, Massagen usw. —
aufzuhalten. Diese Mittel im Verein mit absoluter Ruhe sind nur
anzuwenden bei im Entstehen begriffenen Entzündungen, bei denen
nur selten oder nur ganz geringgradige Lahmheit besteht.
Auch die bei vielen Eskadronchefs zur Behandlung erkrankte”
Sehnen beliebten Mittel, wie Essigbandagen, Fluide, Einreibunien
mit Resolvierseife, Reduzin, Frikol usw., sind nicht imstande, die
erwünschte Heilung herbeizuführen, sondern täuschen häufig eine
solche vor, ziehen den Krankheitsverlauf in die Länge und erzeugen
so chronische Zustände.
Man soll stets derjenigen Behandlung den Vorzug geben, die
in der kürzesten Zeit dauernde und vollständige
Dienstbrauchbarkeit zur Folge hat.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, von den stärker wirken-
den Mitteln, vornehmlich der scharfen Einreibung, beizeiten Ge-
brauch zu machen. Diese kupieren vielfach die heftige Entzündung,
beugen einer Verschlimmerung -—- Verhärtungen und Verdickungen
der Sehnen — vor, indem sie dem Pferde stets die erforderliche
Ruhe verschaffen und krankhafte Exsudate zur baldigen Resorp-
tion bringen.
Auch bei erkrankten Gelenken wird die scharfe Einreibune
mit besonderem Vorteil verwandt, weil durch diese eine Fixierung
bzw. Ruhestellung der Gelenke herbeigeführt wird.
Leider wird in den allermeisten Fällen erst zur scharfen Ein-
reibung gegriffen, wenn die leichten Mittel längere Zeit ohne Er-
folg angewandt sind und sich schon Sehnenverdiekungen, Knochen-
auflagerungen usw. eingestellt haben. Daher sieht man wäh-
rend der Exerzierperiode selten ein scharf eingeriebenes Pferd
im Stalle stehen, wohl aber am Schlusse derselben einegrößere
Anzahl; dagegen werden eine erhebliche Anzahl lahmer Pferde,
= 35 —
fa: wochenlang dieselten, täglich bandagiert und gekühlt. Er-
fahrungsgemäß schadet aber eine beizeiten oder sofort angewandte
ceharfe Einreibung niemals. Vielmehr hat sie noch den Wert, daß
das sonst nötig werdende Brennen des Pferdes, das noch
längere Ruhe erforderlich macht, erspart wird; und eine große An-
zahl von gebrannten Pferden in einer Eskadron ist meiner Ansicht
nach durchaus kein äußeres Zeichen von sachgemäßer Beinpflege.
Hiermit will ich aber durchaus nicht sagen, daß man vom Glüh-
eisen keinen Gebrauch machen soll. So sollte man es nicht unter-
lassen, auch während des Manövers oder längerer Abwesenheit aus
der Garnison an Sehnen- und Gelenkentzündungen erkrankte
Pferde sofort mit der Bahn in die Garnison zu schicken und scharf
einreiben zu lassen, und sollte diese nicht, wie es häufig beobachtet
wird, von einem Quartier ins andere schleppen oder auf Übungs-
plätzen den Krankheitsverlauf durch Kühlen usw. in die Länge
ziehen, schließlich durch Mitnahme der Pferde am Besichtigungs-
tage zum Füllen der Rotten das Leiden erheblich verschlechtern,
und diesen Patienten dann erst nach dem Einrücken die längst
verdiente scharfe Salbe zugute kommen lassen.
Gleichzeitig wird empfohlen, mit Sehnen- und Gelenkleiden
behafteten Patienten möglichst lange Ruhe und Aufenthalt im
Krankenstall ($ 71 M.V.O.) zu geben, denn nur hier kann man
diesen Patienten wirkliche Ruhe angedeihen lassen; im Eskadrons-
stalle werden sie bald ein Stein des Anstoßes, werden oft durch
Herausführen probiert, ob sie schon besser gehen.
Wenn man auch bei ganz alten Pferden, die voraussichtlich
im Herbst zur Ausrangierung gelangen, und bei solchen Tieren, bei
denen, wie man sagt, nichts mehr zu verderben ist, eine Ausnahme
macht, und sie, um die Truppe nicht zu sehr zu schwächen, trotz
eventueller Schäden zum Dienst heranzieht, so soll man jedoch be-
sonders bei jungen Pferden — alten Remonten usw. — und solchen,
die noch viele Jahre Dienst tun müssen, niemals von obigem
Prinzip abweichen. Nur hierdurch ist man in der Lage, eine auf
den Beinen etwas angegrilfene Eskadron in die Höhe zu bringen.
Es soll nicht verkannt werden, daß an der Erreichung dieses
Zieles außer der speziellen Behandlung der lahmen Pferde usw.
sachgemäßes Exerzieren, gute Fütterung und Stallpflege einen nicht
geringen Anteil haben, denn Eskadrons, die in einem guten
Futterzustand und in guter Kondition sind, werden naturgemäß
stets bei weitem weniger lahme Pferde haben als abgetriebene
Eskadrons, deren Pferde sich, wie man so sagt, die Knochen ent-
zwei schlagen. Somit ist es Grundbedingung, daß die Pferde im
Frühjahr in gutem Futterzustande auf den Exerzierplatz kommen;
ferner müßte zum Prinzip gemacht werden, daß das tägliche Pen-
sum in einer bestimmten Zeit zu erledigen ist, und daß nicht, wie
es häufig der Fall ist, die Pferde nutzlos und zu lange auf dem
6]
2a
=> 396: —
Platz belassen werden. Einen sehr großen Einfluß auf die
gute Kondition und Beschaffenheit der Beine der Pferde hat die
Dauer der Exerzierperiode; es wäre daher ratsam, diejenige des
Eskadronsexerzierens niemals zu lange zu bemessen bzw. die Be-
sichtigung nicht zu weit hinauszulegen; dann ist es ohne Schaden
der Pferde sogar noch möglich, gleich das Regiments- und Bri-
gadeexerzieren anzuschließen, um die Pferde während einer ver-
hältnismäßig langen Felddienstperiode schonen zu können. Diese
Zeit ist dann ausreichend, sehr viele Schäden auszubessern, um
mit frischen, gut genährten, kräftigen und gut gehenden Pferden
ins Manöver gehen zu können. Unter diesen Umständen ist es auch
möglich, ohne die Ausrückestärke der Truppe sehr zu schwächen,
eine größere Anzahl von alten Remonten, welche erfahrungsgemäß
noch sehr der Schonung bedürfen, vom Manöver zu entbinden.
Liegen dagegen die Besichtigungen spät, werden die Pferde
durch größere Übungen kurz vor dem Manöver zu sehr angestrengt,
dann gehen die Eskadrons mit müden Pferden ins Manöver, und
mancher Todesfall infolge Übermüdung, Lungenkongestion, Darm-
entzündung, Kolik usw. findet hierin seinen Grund; ferner hat dann
öfter. jede Eskadron eine große Anzahl lahmer Pferde, die ins
Manöver nicht mitgehen können, und an deren Stelle durchaus alte
Remonten mitgenommen werden müssen.
Daß eine möglichst lange Schonung der jungen Pferde auf
die Dauer sehr zur Hebung des Pferdezustandes einer Truppe bei-
trägt, ist eine alte Erfahrungssache, weshalb auch von seiten der
General-Inspektion der Kavallerie das Zurücklassen sämtlicher
alten Remonten von den Herbstübungen angestrebt wird.
Die zu heutiger Zeit für die Kavallerie sehr anstrengenden
Manövertage — schon in den Brigademanövern wird sehr früh
aus- und spät eingerückt — erfordern aber, um oben genannte
Verluste zu vermeiden, durchaus Pferde in guter Kondition und
gutem Futterzustande, kurz Pferde, die „etwas zuzusetzen“
haben; denn nicht selten werden im Manöver die Pferde über ihr
Futter hinweggetäuscht, d. h. sie erhalten es, aber sie fressen es
nicht, denn, wenn sie es schließlich abends spät nach dem
Einrücken vorgelegt bekommen, sind sie teilweise zu müde
oder haben nicht Zeit, es zu verzehren, da bereits um 2 Uhr früh
oder früher ausgerückt wird. Oft ist auch bei Tage während der
Übung weder Zeit noch Gelegenheit zum Füttern, manchmal sogar
nieht zum Tränken. — Meine Erfahrung während vieler Manöver
geht dahin: „Nicht infolge zu langer Bewegung werden unsere
Pferde im Manöver müde, sondern weil sie wegen schlech-
ter Kondition den Anstrengungen nicht ge-
wachsen sind, ferner weil sielängere Zeit über
ihr Futter hinweggetäusceht wurden oder zu
lange hungern mußten.“ Ein müdes Pferd ist auch durch
ein kleines Haferfutter bald erfrischt und weiterhin brauchbar, ein
übermüdetes Pferd rührt kein Futter an, ist längere Zeit
dienstunbrauchbar, und es dauert lange, das Tier wieder in die
Höhe zu bringen.
Hierbei will ich nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß ein
weiterer Feind unserer Truppenpferde im Manöver, besonders bei
uns im Osten, die kalte Witterung ist, die meist schon im
September herrscht. Wohl jeder Kavallerist, der mehrere Biwak-
nächte erlebt hat, weiß, wie sehr unsere Pferde unter der Kälte
leiden, und in welcher Verfassung diese am Morgen nach einer
oder gar nach zwei Biwaknächten sich befinden, und wieviel Fälle
von Erkältungskolik und Verschlag finden nicht hierin ihren
Grund.
Wenn man auch die Biwaks bei den berittenen Truppen mehr
oder weniger beschränkt hat, so werden doch während kalter
Manövertage die Pferde, die infolge längeren Trabens oder
Galoppierens warm oder schwitzig geworden sind, bei längerem
Stehen auf einer Stelle und bei kalten Winden, Regen usw. recht
ungünstig dahin beeinflußt, daß sie meist, abgesehen ven Er-
kältungskrankheiten, Koliken usw., in wenigen Tagen im Futter-
zustande erheblich zurückgehen.
Um unsere Pferde hiergegen möglichst zu schützen und zu
wappnen, gibt es meiner Ansicht nach nur zwei Mittel: Füttern
und Abhärten. |
Die Abhärtung soll aber unsere Pferde nicht nur kalte
Manövertage leichter ertragen helfen, nein, sie soll unsere Dienst-
pferde zu Kampagnepferden ausbilden, die imstande sind, auch
Kälte längere Zeit hindurch, ohne an Leistungsfähigkeit einzu-
büßen, zu ertragen, und, was von ebenso großer Bedeutung ist,
durch Abhärtung müssen unsere Pferde gegen Erkältungskrank-
heiten, insbesondere gegen Seuchen —- wie Brustseuche, Rotlauf-
seuche — widerstandsfähiger gemacht werden.
Abhärtung bedeutet nun Pflege der dem Organismus von der
Natur verliehenen Schutzmittel.
Zu diesen gehört beim Pferde in erster Linie die äußere Haut
mit ihren Haaren. Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit bekommen
die Pferde ein kurzes glänzendes Haar; im Herbste dagegen bildet
sich das längere dichtere Winterhaar aus; durch dieses wird das
Pferd gewissermaßen von einem schlechten Wärmeleiter umgeben,
es entsteht zwischen den Haaren eine stehende Luftschicht, die
die plötzliche Abkühlung des Körpers verhütet. Daher ist es
absolut erforderlich, daß wir im Herbst die Ausbildung des Winter-
haares begünstigen und diese nicht durch zu warme Ställe und
dauerndes Eindecken verhindern; leider werden die Ställe vielfach
besonders warm gehalten und stehen die Pferde dauernd unter
Decken, so daß sich bei diesen Tieren überhaupt kein rechtes
— B8358 —
Winterhaar ausbildet. Auch das zu intensive Putzen der Pferde
um diese Zeit ist schädlich, da hierdurch der das Pferd gegen Nässe
schützende Hauttalg, der sich jetzt in vermehrtem Maße ent-
- wickelt, heruntergeputzt wird; man sollte um diese Zeit den Körper
des Pferdes weniger mit Striegel und Kardätsche als mit Stroh-
wischen, Abstäuber (Roßhaarwedel) und wollenem Lappen reinigen
lassen. Aus diesen Gründen müßte ferner besonders im Herbst
und Winter für gute frische Luft in den Ställen und für nicht zu
hohe Temperatur in denselben gesorgt werden; die Befolguns
der Seuchenvorschrift — § 42 betr. Ventilation usw. — müßte den
Truppenteilen zur ganz besonderen Pflicht gemacht und das Ein-
decken im Herbst und Winter direkt verboten und nur bei Sinken
der Stalltemperatur unter 10° C. ausnahmsweise gestattet werden.
Dann wird die Natur unsere Pferde mit einem guten dichten
Schutz gegen die Kälte versehen. Es soll nieht verkannt werden,
daß unter diesen Umständen der Wärmeverbrauch des Körpers
erhöht und damit der Stoffwechsel vermehrt ist; deshalb ist es
empfehlenswert, gerade zur Zeit der Entstehung des Winterhaares
die Pferde möglichst vor größeren Anstrengungen zu bewahren
und ihnen diätetische Futterzulagen (Kleientrank, Leinkuchen,
Möhren usw.), auch wenn möglich als Kraftfutter Erbsen usw.,
neben der Ration zu verabfolgen.
Das Winterhaar muß dem Pferde solange erhalten bleiben,
bis die Natur wieder in ihre Rechte tritt und es von selbst ausfallen
läßt; das Aushaaren ist bei den Pferden sehr individuell; es trıtt
bei einigen sehr früh, bei anderen sehr spät ein.
Es ist daher grundfalsch, in Anbetracht der bevorstehenden
Frühjahrsbesiehtigung schon wochenlang vor dieser mit allen Mit-
teln danach zu streben, die Pferde in ausgehaartem Zustande her-
auszubringen. Um dies zu erreichen, werden die Pferde ver-
mehrt geputzt, die Winterhaare werden durch Abhaaren mit den
angefeuchteten Händen gewaltsam entfernt, die Pferde stehen tage-
lang vor der Besichtigung unter 1 bis 2 wollenen Decken, und die
Ställe werden bei Tag und erst recht bei Nacht viel zu warm ge-
halten.
Das gute Aussehen der Pferde für die Besichtigung wird durch
diese Maßnahmen zwar gefördert, leider aber werden die Pferde
hierdurch für Erkältungskrankheiten disponiert, und diese Tiere
sind bald nach der Besichtigung auf dem Exerzierplatz stundenlang
den rauhen Frühjahrswinden ausgesetzt. Das beste Gegenmittel
gegen diese falschen Maßnahmen wäre wohl eine entsprechende
Kritik des besichtigenden höheren Vorgesetzten über die sach-
gemäße Behandlung der Pferde während des Haarwechsels. Aller-
dings bei künstlich ausgehaarten Pferden oder solchen, die in
warmen Ställen und unter Decken gestanden haben, tritt später
doch wieder die Natur in ihre Rechte, das junge Sommerhaar
— 359 —
wächst zu einem viel längeren Haare aus, als es sonst der Fall
wäre, man sagt: die Pferde haaren nach; sie sind dann den ganzen
Sommer hindurch langhaarig und schwitzen leicht.
Daher ist auch im Frühjahr streng darauf zu halten, daß die
Pferde sachgemäß und nicht zu scharf geputzt werden, daß das
Aushaaren der Natur überlassen und nicht durch künstliches bzw.
gewaltsames Entfernen der Winterhaare, warmes Eindecken und
durch zu warme Ställe forciert wird.
Gerade im Frühjahr ist der Übergang vom Winter- zum
Sommerdienst — aus der Reitbahn auf den Exerzierplatz — ein
sehr sehroffer; man sollte daher sich die natürlichen Schutzmittel
zunutze machen und auch um diese Zeit durch Futterzulagen den
Organismus zu kräftigen suchen. Mit Ausnahme der Rekruten-
pferde und einiger Pferde, die zu Dauerritten benutzt werden, gehen
fast alle anderen Pferde etwa 6 Monate lang täglich aus ihrem
Stalle in die Reitbahn, welche beide oft miteinander in Verbindung
stehen, und zurück, und kommen daher diese Pferde sehr selten
oder gar nicht ins Freie bzw. in die frische Luft. Es muß danach
gestrebt werden, daß alle Pferde — auch die jüngsten Remonten —
täglich, bevor sie in die Bahn gehen, draußen mindestens 20 Mi-
nuten oder länger herumgeführt werden ohne Rücksicht auf die
Witterung; ferner wären öftere kleinere Übungsmärsche für sämt-
liche Pferde der Eskadron während des Winters ein gutes Mittel,
die Pferde abzuhärten und sie einmal für kurze Zeit dem täg-
lichen Zwange der Bahndressur zu entziehen, was meiner An-
sicht nach auf den guten Ausfall der Kandarenbesichtigung keinen
ungünstigen Einfluß ausüben kann. Für den Kavalleristen ist
es sicher von sehr großem Vorteil, im Winter bei Schnee und Eis
öfter auszurücken. Bei einer einzigen im großen Verbande ange-
setzten Übung rückt meistens nur eine geringe Anzahl von Mann-
sehaften und Pferden aus, und während dieser hat der einzelne
Mann, der zu Patrouillen oder als Meldereiter verwandt wird,
kaum Zeit, sich hinreichend mit seinem Pferde speziell zu be-
schäftigen, oder er ist für eine größere Winterübung nach dieser
Richtung hin nicht einmal genügend vorgebildet; gerade auf
Märschen im Winter sammelt der einzelne Reiter Erfahrungen,
die für sich und sein Pferd nur von Nutzen sind, im Ernstfalle
sogar eine recht weittragende Bedeutung haben können.
Nur unter Berücksichtigung der angegebenen Punkte ist eine
Abhärtung unserer Pferde möglich. In einem Feldzure aber
brauchen wir abgehärtete Pferde, die einmal gegen die Unbilden
der Witterung geschützt, durch zu warme Ställe nicht verweich-
licht und schließlich gegen Erkältungskrankheiten und Seuchen
gewappnet sind.
Wenn Truppenführer und Veterinäroffizier zusammenarbeiten
und diese Gesichtspunkte im Auge behalten, sind sie imstande, zur
— 360 —
Hebung des Pferdezustandes der Truppe einen nicht geringen Teil
beizutragen. Die Hebung des Pferdezustandes hat ihrerseits einen
nicht geringen Einfluß auf die Schlagfertigkeit der berittenen
Truppe und auf die Erhaltung ganz bedeutender Geldwerte.
Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt.
Von Stabsveterinär Bauer.
Der Schadenersatzklage lag foigender Tatbestand zugrunde:
Am 4. 8. 1900 wurde Kollege X. zu dem Brauereibesitzer St. ge-
rufen, um zwei Pferde zu mustern, die letzterer einige Tage vorher
beim Pferdehändler P. gegen ein Paar von seinen Pferden und ein
Aufgeld von 400 M. eingetauscht hatte. Nach der Musterung gab
der Tierarzt X. sein mündliches Gutachten dahin ab, daß die Pferde
weniger wert seien als die von St. weggebenen Pferde, weil sie
älter und struppiert seien und das eine Pferd anscheinend „dumm“
sei. Auf Anfordern zeigte der Brauereibesitzer St. dem Tierarzt X.
den Kaufvertrag, „in welchem Käufer und Verkäufer neben Fest-
stellung des Preises ausdrücklich betonen, daß die Pferde ohne
gregenseitige Garantie getauscht würden und sich aus dem Tausch
kein Prozeß entwickeln dürfe“.
Diesen Zusatz hatte St. gewünscht, weil er wußte, „daß der
Pferdehändler P. gern prozessiere“.
Nach Kenntnisnahme dieses Schriftstückes erklärte der Tier-
arzt X. dem Brauereibesitzer St., daß er „reingefallen sei und seinen
Schaden mit Anstand und Würde tragen müsse“. — Nach längerer
Zeit trifft der Tierarzt X. zufällig auf der Straße den Brauerei-
besitzer St., der ihm „triumphierend mitteilt, daß das Gericht den
Prozeß mit dem Pferdehändler P. doch angenommen hätte“. Auf
die Bemerkung des Tierarztes X., daß es dann doch angezeigt wäre,
das Pferd eingehend auf Dummkoller zu untersuchen, erhielt er die
Antwort, daß das Pferd bereits wieder verkauft und geschlachtet
sei. Die Frage, ob denn ein anderer Tierarzt Dummkoller fest-
gestellt habe, wurde verneint. Vielmehr sollte dem Pferdehändler P.
durch einen seiner früheren Koppelknechte das arglistige Ver-
schweigen des Dummkollers bei dem Pferde nachgewiesen werden.
Brauereibesitzer St. hatte nämlich auf Anraten eines Rechtsanwalts
die Zahlung des Aufgeldes von 400 M. verweigert und wurde nun
von dem Pferdehändler P. verklagt.
In dem sich nun entwickelnden Prozeß P. gegen St. wegen
Zahlung von 400 M. wurde der Tierarzt X. als Sachverständiger
vernommen. Die Akten dieses Prozesses sind mir leider nicht zu-
gänglich, so daß ich seinen Verlauf nur nach den Ausführungen,
iiber Me -O —
== 361- ==
die sich in den späteren Schadenersatz-ProzeBakten vorfinden, und
nach mündlichen Mitteilungen schildern kann. Der Tierarzt X.
sollte als Sachverständiger bekunden, ob das Pferd an Dummkoller
gelitten habe, und gab sein mündliches Gutachten aus der Erinne-
rung wahrheitsgetreu ab, daß er der Ansicht sei, das Pferd sei mit
dem Dummkoller behaftet gewesen, und „betonte, daß er sich keine
Notizen gemacht hätte, weil er einen Prozeß nach Kenntnis des
oben erwähnten Kaufvertrages für ausgeschlossen gehalten hätte“.
Daraufhin wurde der Pferdehändler P. mit seiner Klage abgewiesen;
er legte aber beim Oberlandesgericht Berufung ein. Dieses forderte
ein Gutachten vom Departements-Tierarzt Y., das ich ebenfalls
nicht im Wortlaut, sondern nur aus einzelnen Bemerkungen in den
Akten des späteren Schadenersatz-Prozesses zusammenstellen kann.
Dieser Gutachter vertrat folgenden Standpunkt:
Das mündliche Gutachten des Tierarztes X. ist wertlos; der-
selbe hätte, auch wenn Brauereibesitzer St. kein schriftliches Gut-
achten forderte, trotzdem nicht leichtfertig verfahren dürfen. „Die
erforderlichen Notizen über den Befund zu machen, war unbedingt
nötig; dies tut jeder sorgfältige Arzt; es ist dies ausdrückliche Vor-
schrift für Tierärzte.“ Er hat auch bei der Untersuchung nicht
die erforderliche Sorgfalt walten lassen. Er mußte das Pferd vor
einen Wagen spannen und so lange laufen lassen, bis es in Schweiß
ausbracu, und hätte es auch auf Temperaturgrade und Pulszahl
untersuchen müssen.
Auf Grund dieses Gutachtens und weil dem Pferdehändler P.
das arglistige Verschweigen des Dummkollers bei dem betreffen-
den Pferde nicht nachgewiesen werden konnte, wurde Brauerei-
besitzer St. zur Zahlung der 400 M. und zum Tragen der Kosten
verurteilt. |
Brauereibesitzer St. strengte nun gegen den Tierarzt X. eine
Schadenersatzklage an auf Zahlung sämtlicher ihm durch die
beiden Prozesse entstandenen Kosten, denn er habe den Prozeß nur
verloren, weil der Tierarzt X. — wie aus dem Gutachten des De-
partements-Tierarztes Y. hervorginge — bei der Untersuchung des
strittigen Pferdes nicht die erforderliche Sorgfalt hätte obwalten
lassen.
Das Oberlandesgericht forderte in diesem Prozeß ein Ober-
gutachten des Herrn Professors Dr. Malkmus ein, das ich im Wort-
laut folgen lasse:
Tierärztliches Gutachten in der Prozeßsache des Brauereibesitzers
Chr. St. in... . gegen den Königl. Kreistierarzt X.
Das Königl. Oberlandesgerieht (z. N.) hat mich in der vor-
bezeichneten Sache zum Sachverständigen ernannt und beauftragt,
ein schriftliches Gutachten über folgende Fragen zu erstatten:
— 8362 —
a) Konnte der Beklagte bei einmaliger Beobachtung fest-
stellen, ob das von ihm untersuchte Pferd des Klägers mit Dumm-
koller behaftet war, oder gehörte dazu eine längere Beobachtung?
b) Ist es üblich, und war es besonders hier angezeigt, daß sich
der Beklagte ausführliche Notizen machte, die ihn in den Stand
setzten, bei seiner Vernehmung ein vollständiges Krankheitsbild
zu geben?
c) Würde ein derartiges Krankheitsbild einem Sachverständi-
gen, der das Tier nicht gesehen hat und beobachten konnte, die
Möglichkeit gegeben haben, Dummkoller mit unumstößlicher
Sicherheit festzustellen?
d) Ist mit Rücksicht auf den dem Klärer von seiten des P.
drohenden Prozeß und seine beabsichtigte Rechtsverteidieunge eine
eigene Fahrlässigkeit des Klägers darin zu erblieken, daß er das
Pferd ohne nochmalige Untersuchung hat abstechen lassen und
eine Sektion und weitere Feststellung des Krankheitszustandes des
Pferdes nicht veranlaßt hat?
Vom Königl. Amtsgericht (H.) wurden mir zu diesem Zwecke
die Gerichtsakten sowie Schriftsatz des Klägers vom 30. Oktober
übergehen, auch die Akten des Prozesses P. gegen St. beigefügt.
Dem mir gewordenen Auftrage entspreche ich im nachstehen-
den Gutachten, indem ieh mich auf die in den genannten Schriften
festgestellten Tatsachen und Behauptungen beziehe.
Gutachten.
Der Kläger hat wenige Tage nach dem Ankaufe der beiden
Pferde von dem Pferdehändler P. den Beklagten ersucht, die beiden
Pferde zu untersuchen. In der Klageschrift und auch in
späteren Schriftsätzen behauptet zwar der Kläger, dem Beklagten
nur den Auftrag gegeben zu haben, das eine hier in Frage stehende
Pferd auf Dummkoller zu untersuchen. In dem Sehriftsatze vom
30. 10. jedoch gibt er selbst zu, den Bekiagten ausdrücklich zu einer
Untersuchung der Tiere zugezogen zu haben, und schließt sich damit
der Behauptung des Beklagten sowie der Aussage des Zeugen
St. jun. an, daß der Beklagte die Pferde untersucht hat.
Keine der Parteien behauptet, daß die Zuziehung des Tierarztes
wegen einer eingetretenen Erkrankung des einen oder anderen
Pferdes erfolgte; es ist daraus zu entnehmen, daß der Käufer ein
Urteil über die neurekauften Pferde vom Beklagten haben wollte:
ob diese Aufgabe des Tierarztes als Musterung oder Untersuchung
bezeichnet wird, ist nebensächlieh; denn eine mit tierärztlicher
Sachkenntnis vorgenommene Musterung ist eine Untersuchung. Es
ist vom Sachverständigen zu erwarten, daß er mit der erforder-
liehen Sorgfalt die Untersuchung vornimmt.
— 363 —
Im Vorprozeß hat der Beklagte (Sachverständige)*) angegeben,
beide Pferde in der gewöhnlichen Weise auf Alter, Augen und
äußere Fehler untersucht zu haben; daraus ist wiederum zu ent-
nehmen, daß er zur Musterung beider Pferde aufgefordert war
bzw. seine Aufgabe dahin auffaßte, ohne daß ihn der Kläger anders
belehrt hat.
Der (Sachverständige) Beklagte hat nur diesen einen Auftrag
vom Kläger erhalten; es ist ihm weder freigestellt worden, seine
Untersuchung zu wiederholen oder zu vervollständigen, noch ist er
ein zweites Mal aufgefordert worden zur Untersuchung.
Strittig ist zwischen den Parteien, ob der Kläger den Beklagten
aufgefordert hat, speziell das eine Pferd auf Dummkoller zu unter-
suchen; der Beklagte bestreitet dies. Tatsächlich hat aber der
Beklagte das Pferd im Rahmen der Aufgabe, wie er sie auffassen
zu müssen glaubte, auch auf Dummkoller untersucht.
Die Kaiserliche Verordnung, betreffend die Hauptmängel und
Gewährfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 bestimmt in
8 1. I.2., daß als Dummkoller anzusehen ist die allmählich oder
infolge der akuten Gehirnwassersucht entstandene unheilbare
Krankheit des Gehirns, bei der das Bewußtsein des Pferdes herab-
gesetzt ist. Zur sicheren Feststellung dieses Hauptmangels ist
hiernach notwendig der Nachweis der Unheilbarkeit der Gehirn-
erkrankung, die durch Störung des Bewußtseins charakterisiert ist.
Da Störungen des Bewußtseins auch noch bei anderen vorüber-
gehenden Krankheitszuständen auftreten können, ist eine mehr-
malige Beobachtung des Pätienten notwendig, um sicher zu er-
weisen, daß die Störung des Bewußtseins einer selbständigen Er-
krankung des Gehirns entspringt und diese unheilbar ist. Die
Störungen des Bewußtseins lassen sich gleich bei der ersten Unter-
suchung ermitteln und in nicht seltenen Fällen auch mit an-
nähernder Sicherheit die Diagnose auf Dummkoller stellen, jedoch
erfordert die Feststellung zu forensischen Zwecken eine wieder-
holte Untersuchung, um allen Einwendungen mit Sicherheit be-
segnen zu können.
Der Beklagte hat nach Aussage des Zeugen St. jun. Manipula-
tionen mit dem Tiere vorgenommen, die zur Erkennung dieses
Hauptmangels zweckdienlich und üblich sind, und dabei auch ein-
zelne prägnante Symptome dieses Hauptmangels gefunden. Der
Beklagte hat auf Grund seiner Untersuchungen unter anderem die
Meinung gewonnen, daß das Pferd an dem Hauptinangel Dumm-
koller leide, und diese Meinung auch dem Kläger ausgesprochen.
Eine einwandfreie Feststellung des Hauptmangels Dummkoller
war * damit aber nicht erfolgt; war diese zum Zweck einer gericht-
=) Um | Verwecher Jungen mit dem später als Sachverständigen bezeich-
neten Departementstierarzt Y zu vermeiden, habe ich einige M: de das Wort
Sachverständiger durch Beklaster ersetzt. (D. Ref.
— 8364 -—
lichen Klage notwendig, so mußte die Beobachtung noch auf einige
Tage ausgedehnt werden.
Der Kläger macht dem Beklagten den Vorwurf, bei dem Pferde
die einmalige Untersuchung nicht mit der erforderlichen Sorgfalt
ausgeführt und insbesondere die innere Körpertemperatur nicht
festgestellt zu haben; er gründet diesen Vorwurf auf die verschie-
denen Gutachten des Departements-Tierarztes Y. im Vorprozeß.
Ganz abgesehen davon, daß die Unterlassung der Temperaturauf-
nahme nicht festgestellt ist, sondern der Beklagte sich nur nicht
erinnern kann, ob er sie vorgenommen hat, ist diesem Umstande
von dem Sachverständigen eine Bedeutung beigelegt, die ihm tat-
sächlich nicht zukommt. Dieser Sachverständige hat den Begriff
des Hauptmangels Dummkoller verkannt, da er ihn als eine
chronische fieberlose, unheilbare Gehirnkrankheit definiert, wäh-
rend die Kaiserliche Verordnung die Fieberfreiheit als not-
wendiges Tatbestandsmerkmal des Hauptmangels Dummkoller
nicht verlangt, es konnte der Beklagte auch ohne die Temperatur-
messung zu der Überzeugung gelangen, daß das Pferd an Dumm-
koller leidet. l
Es ist ferner nicht immer notwendig, ein Pferd zur Unter-
suchung auf Dummkoller auch im Geschirr zu fahren, wenn es
ausreichende Erscheinungen schon im Stand der Ruhe im Stalle
zeigt. Bei dem fraglichen Pferde scheinen tatsächlich die Er-
scheinungen des Dummkollers so deutlich gewesen zu sein, daß
ein Fahren zur Abgabe eines privaten Gutachtens nicht nötig er-
schien.
Es läßt sich dem Beklagten der Vorwurf auch nicht kon-
struieren, daß er nicht aus freien Stücken die Beobachtung des
Pferdes fortgesetzt hat, der Beklagte hat vielmehr — wie auch von
klägerischer Seite zugegeben wird — dem Kläger abgeraten, weitere
Schritte zu unternehmen, nachdem er von dem Inhalte der Kauf-
verhandlungen Kenntnis genommen hatte. Man darf wohl an-
nehmen, daß damals in dem Augenblick weder dem Kläger noch
dem Beklagten der Gedanke gekommen ist, daß der im Schrift-
stück des Pferdehändlers P. vereinbarte Ausschluß gegenseitiger
Gewährleistung ungültig ist bei Arglist des Verkäufers; beide
waren der Meinung, es sei bei der Sachlage nichts zu Sachen
Der Beklagte hat offenbar geleitet von dieser Überzeugung von
einer weiteren Beobachtung des Pferdes Abstand genommen.
Zu b). Der Kläger macht dem Beklagten zum Vorwurf, daß
er sich über den aufgenommenen Tatbestand nicht ausführliche
Notizen gemacht habe, um auch zu jeder späteren Zeit sein ab-
gegebenes Gutachten in ausreichender Weise objektiv begründen
zu können. Demgegenüber ist zu bemerken, daß es üblich und er-
forderlich ist, den bei Untersuchungen von Tieren vorgefundenen
Tatbestand nur dann zu notieren, wenn der Besitzer in irgendeiner
BR, a nz ee ae nn TE zn. 2. 0 nn A > 0 un nn. Ra A tla —
=: 365. —
Weise zum Ausdruck bringt, daß er auf die gemachten Fest-
stellungen einen Rechtsanspruch geltend machen will; es würde
viel zu weit führen, in allen solchen Fällen von Musterungen neu
gekaufter Pferde den Tatbestand aufzuzeichnen. Die Besitzer be-
genügen sich mit dem unverbindlich abgegebenen Urteil des Sach-
verständigen, weil es ihnen zumeist nur darauf ankommt, ein sach-
verständiges Urteil zu hören. Will aber jemand auf Grund des
sachverständigen Urteils einen Rechtsanspruch vor Gericht er-
heben, so muß er dies dem Sachverständigen zu erkennen geben.
Dann erst ist es Pflicht des Sachverständigen, alle Tatsachen zu
fixieren, die ihn zu dem Urteil geführt haben. Es sind in der tier-
ärztlichen Praxis doch immer nur Annahmen, daß die Fixierung
des Tatbestandes verlangt wird; die Besitzer, die solches ver-
langen, müssen dies auch Zum Ausdruck bringen.
Die Parteien streiten darüber, ob der Kläger dem Beklagten
seine dahingehende Absicht kundgegeben hat; wenn die Absicht
des Klägers auch nach vorgenommener Untersuchung des Pferdes
und nach Abraten von einem Prozeß wirklich dahin ging, den Ver-
käufer P. zu verklagen, dann hätte er dem Beklagten dies auch
nach der Erteilung des Rates, vom Prozeß abzustehen, erklären
müssen.
Es ist aber aus den Behauptungen des Klägers nicht zu er-
sehen, daß er dies getan hat; selbst wenn er vorher tatsächlich die
Absicht kundgegeben hatte, so mußte nunmehr sein Schweigen den
Beklagten zu der Meinung verleiten, daß er die Absicht aufgegeben
habe, und nun seinerseits eine Fixierung des Tatbestandes nicht
nötig sei.
Es mußte aber ferner dem Sachverständigen die Fixierung
des Tatbestandes als bedeutungslos erscheinen, weil sich lediglich
auf Grund dieser einmaligen Untersuchung doch nicht pro foro er-
weisen läßt, daß das Pferd an dem Hauptmangel Dummkoller
leidet.
Zu c). Würde der Beklagte seine gemachten Feststellungen
in vollständigem Umfange schriftlich niedergelegt haben, so würde
doch ein anderer Sachverständiger auf Grund dieser einmaligen
Untersuchung aus oben angegebenen Gründen ebenso wie der Be-
klagte nicht mit Sicherheit zu folgern imstande sein, daß das
Pferd an dem Hauptmangel Dummkoller leidet.
Zu d). Mit Rücksicht auf den dem Kläger von seiten des P.
drohenden Prozeß (Vorprozeß) und seiner beabsichtigten Rechts-
verteidigung erforderte es die gewöhnliche Umsicht, daß er sieh
den Beweis für das Vorhandensein des Dummkollers sicherte; er
mußte sich sagen, daß er in diesem unter allen Umständen sehr
schwierigen Prozesse vor allem nachzuweisen hatte, daß das Pferd
an diesem Hauptmangel leidet. Zum mindesten mußte er dem
Beklagten in nicht mißzuverstehender Form erklären, daß er sich
— 366 —
vor Gericht auf sein Gutachten berufen wolle. Es ist aber im Vieh-
handel allgemein üblich und jedenfalls zweckmäßig, sich von dem
untersuchenden Tierarzt ein schriftliches Gutachten geben zu
lassen. Der Kläger hat in leichtfertiger Weise diese Vorsicht nicht
geübt, niemals sein Beweismaterial auf Zuverlässigkeit geprüft;
hat vielmehr unbgreiflicherweise das Pferd, das seiner Annahme
nach arbeitsunfähig war, für einen Preis verkauft, bei dem er sich
wohl sagen mußte, daß das Pferd der Schlachtbank zugeführt wird
und damit das Beweisobjekt verschwindet. Wenn er vorher nicht
die nötige Umsicht gezeigt, so mußte er während der vier Wochen,
die das Pferd untätig bei ihm im Stalle verbrachte, das Versäumte
nachholen.
Diese Fortgabe des Beweismittels ist eine Fahrlässigkeit, wie
man sie sich gröber kaum denken kann; sie steht in gar keinem
Verhältnis zu den hohen Anforderungen, die der Kläger anderen
Personen gegenüber zur Wahrung seiner eigenen Rechte erhebt.
Hiernach fasse ich mein Gutachten in folgendem zusammen:
1. Der Beklagte konnte bei einmaliger Beobachtung nicht mit
Sicherheit feststellen, daß das fragliche Pferd mit Dummkoller be-
haftet war; es gehörte dazu eine wiederholte Untersuchung.
2. Es ist im vorliegenden Falle weder üblich noch angezeigt,
daß der Beklagte sich ausführliche Notizen über das Unter-
suchungsergebnis machte, die ihn in den Stand setzten, zu einer
späteren Zeit ein vollständiges Krankheitsbild wiederzugeben.
8. Eine derartige Niederschrift würde einem anderen Sach-
verständigen, der das Pferd nieht untersucht hat, die Möglichkeit
nicht gegeben haben, Dummkoller mit unumstößlicher Sicherheit
festzustellen.
4. Mit Rücksicht auf den dem Kläger von seiten des P. drohen-
den Prozeß und seine beabsichtigte Rechtsverteidigung ist eine
grobe Fahrlässigkeit des Klägers darin zu erblicken, daß er den
Beklagten nieht zum mindesten in klarer Form davon unterrichtete,
vor Einlaß in den Prozeß sein Beweismaterial nieht einmal prüfte
und das Pferd verkaufte, ohne sieh zu vergewissern, daß er des Be-
weismaterials nieht mehr bedürfe, und ohne das Pferd noch einmal
untersuchen zu lassen.
H., den 14. 11. 1905.
gez. Prf. Dr. M.
Auf Grund dieses Gutachtens wurde der Kläger St. mit seiner
Schadenersatzklage gegen den Beklagten X. kostenpflichtig ab-
gewiesen.
Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung
der Brustseuche mit konzentrierten Lösungen.
Seit Veröffentlichung der Behandlung der Brustseuche
mit konzentrierten Salvarsanlösungen durch Oberveterinär Dr.
Reinecke, Stabsveterinär Bauer und Öberstabsveterinär
Kapteinat sind in der Armee eine größere Anzahl solcher In-
fusionen ausgeführt, über die die Erfahrungen in den nachstehen-
den Berichten mitgeteilt werden:
I. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Dr. Pätz vom
2. Leib-Husaren-Regiment Königin Viktoria von Preufsen Nr. 2.
Nach der Abfassung des Berichtes vom 20. 1. 1912*) wurde bei
weiteren 19 brustseuchekranken Pferden von der Salvarsantherapie
Gebrauch gemacht, und zwar bei 15 Dienstpferden und 4 Offizier-
pferden — Krankheitsfälle Nr. 61 bis 79 —. In der gleichen Zeit
wurden 10 an Brustseuche erkrankte Dienstpferde ohne Salvarsan
in der bisher üblichen Weise behandelt.
Es sind im Regiment in dem am 3. 1. 1911 begonnenen Seuchen-
gange bis jetzt in 79 Krankheitsfällen 85 Salvarsaninfusionen bzw.
-injektionen ausgeführt worden.
Über die Krankheitsfälle Nr. 61 bis 79 geben die diesem Be-
richte beigefügten tabellarischen Übersichten im einzelnen Auf-
schluß.
Das Salvarsan wurde in der Berichtsperiode nur bei den —
nach dem klinischen Untersuchungsbefunde und dem Allgemein-
eindrucke beurteilt — sehr schwer einsetzenden oder einen gefahr-
drohenden Verlauf annehmenden Erkrankungen angewendet. Doch
wurde auf Grund der Erfahrungen der Vorvierteljahre, um die
Lungenentzündungen wirksam zu kupieren und besonders schwere
langdauernde Krankheitsformen zu verhüten, die Anwendung
dieses Heilmittels nicht übermäßig lange hinausgeschoben. Es
wurde die Salvarsantherapie in den 19 Fällen eingeleitet bei 7 Pferden
am 1., bei 8 Pferden am 2., bei 1 Pferde am 3., bei 1 Pferde am 4.,
bei 1 Pferde am 5. und bei 1 Pferde am 6. Krankheitstage.
Die Brustseuche trat im Berichtsvierteljahre im allgemeinen
in schwerer Form auf. Erkrankungen der Brustorgane waren die
Regel. Einige Male bestand große Herzschwäche.
Der Ausbruch der Erkrankungen wurde meist beim Früh-
stalldienst bzw. bei der Temperaturmessung bemerkt. In mehreren
Fällen hatten die Pferde sich schon tags zuvor im Dienste matter
als sonst erwiesen oder das Abendfutter nicht ganz verzehrt, ohne
daß eine fieberhafte Steigerung der Körpertemperatur vorhanden
war. In 10 Fällen wurde der Ausbruch der Krankheit zwischen
*) Der Bericht ist nicht veröffentlicht worden.
— 368 —
den periodischen Temperaturmessungen festgestellt, nachdem das
Stallpersonal durch das teilnahmlose Verhalten oder das ge-
sträubte Deckhaar des Pferdes aufmerksam geworden war.
Sämtliche erkrankten Pferde wurden geheilt.
Die Technik der Salvarsananwendung.
Die Zubereitung der Salvarsanlösung erfolgte in der
früher beschriebenen Weise. Es fand nur ganz frisch destil-
liertes Wasser, das in der Dispensieranstalt des benachbarten
1. Leib-Husaren-Regiments kurz vor jedesmaligem Gebrauche be-
reitet wurde, Verwendung. Ebenso wurde nur chemisch reines
Chlornatrium benutzt und an den Grundsätzen der Sterilisation
festgehalten.
In der Konzentration der Salvarsanlösung wurde aus unten
näher zu erörternden Gründen im Laufe der Berichtszeit gewechselt.
Es wurden Lösungen im Verhältnis von 1:500, 1:50 und 1:10
angewendet.
Hiernach scheiden sich die 19 behandelten Fälle in 3 Behand-
lungsgruppen:
Gruppe I: Fall 61 bis 65 (5 Fälle), Lösungsverhältnis 1:509;
Gruppe II: Fall 66 bis 76 und 78 (12 Fälle), Lösungsverhältnis
1 : 50;
Gruppe III: Fall 77 und 79 (2 Fälle), Lösungsverhältnis 1: 10.
Für die Krankheitsfälle Nr. 61 bis 65 — Behandlungsgruppe I
— wurde, wie das in den ersten 60 Krankheitsfällen durchweg ge-
sechehen war, die Heildosis von 3 g Salvarsan in 1500 cem
0,6 9. igem Kochsalzwasser gelöst.
Trotz Abänderung des Infusionsapparates und Verwendung
anderer Nadeln (statt der Rips-Eberbeckschen die Ripssche Nadel
neuesten Modells und die Reineckesche Nadel) blieben die früher
zutage getretenen Schwierigkeiten in der Einverleibung der großen
Flüssigkeitsmengse von 1500 cem in die Jugularvene bei aufgeregten,
unruhigen und widersetzlichen Pferden bestehen. In den 5 Fällen
traten viermal bei besonders aufgeregten Pferden Störungen der-
gestalt ein, daß ein Einstich an beiden Halsseiten nötig war und
daß dem Patienten in 1 Falle nur 0,75 g, in 1 Falle nur 2,0 g und
in 1 Falle nur 1,5 g Salvarsan von den für ihn bestimmten 3 g in-
fundiert werden konnten.
Ein Rückblick auf die ganze Reihe der im Regiment mit dem
1:500 gelösten Salvarsan ausgeführten Infusionen läßt erkennen,
daß die Zahl soleher Störungen einen beträchtlichen Prozentsatz
— 21,54 % der Infusionen — ausmacht. In den 65 Fällen konnte
einmal die Infusion überhaupt nicht bewerkstelligt werden. Sie
mußte abgebrochen werden 1 mal nach Einlauf von 0,75 g, 2 mal
nach Einlauf von 1,0 g, 1 mal nach Einlauf von 1,2 g, 1 mal nach
Einlauf von 2,0 g, ? mal nach Einlauf von 2,1 g, 1 mal nach Ein-
lauf von 2,4 g und 5 mal nach Einlauf von 2,5 g Salvarsan.
In etwa = 7 der behandelten Krankheitsfälle war demnach
die Einverleibung des Mittels sogar nur in so geringer Menge
möglich gewesen, daB von einer wirksamen Behandlung nicht
mehr die Rede sein konnte.
Infiltrationen in die Nachbarschaft der Vene kamen mehrfach vor
2
<< = a aa
— 369 —
Die Methode der voluminösen Infusionen
entbehrtalsoinfolgeihrer Umständlichkeit der
Zuverlässigkeitin der Durchführung.
Eine solche Zuverlässigkeit muß aber um so mehr gefordert
werden, wenn man sich im Interesse des Heilerfolges, den Er-
fahrungen Rechnung tragend, dazu entschließt, schon in frühen
Krankheitstagen die Salvarsanbehandlung einzuleiten, also dann,
wenn die Pferde äußeren Einwirkungen gegenüber noch nicht völlig
teilnahmlos geworden sind.
Es ist beachtenswert, daß von den oben erwähnten Störungen
der Einverleibung 6 Fälle bei Infusionen am 1, 5 Fälle am 2,
1 Fall am 3. und 2 Fälle am 5. Krankheitstage sich ereigneten.
Für die Krankheitsfälle Nr. 66 bis 76 und 78 — Behandlungs-
gruppe II — geschah die Lösung der Heildosis von 3 g Salvarsan
in 150 ccm 0,9% iigem Kochsalzwasser, also in einem Lösungsver-
hältnisse 1 : 50.
Die Einverleibung erfolgte als Infusion — nach denselben
Grundsätzen wie früher — mit dem Hauptnerschen Infusions-
zylinder für konzentrierte Lösungen.
Es ist in den 12 Krankheitsfällen gelungen, die 150 cem Sal-
varsanlösung 1:50 stets ohne Störung restlos in etwa 1% Minute in
die Jugularvene einlaufen zu lassen, trotzdem einige recht un-
ruhige Pferde unter den Patienten waren und 6 Pferde bereits am
1., 4 Pferde am 2., 1 Pferd am 3. und 1 Pferd am 6. Krankheitstage
behandelt wurden. Übertritte von Salvarsanlösung in die Unter-
haut sind dabei nie vorgekommen.
Der Infusionszylinder ist bei der Infusion leicht zu handhaben
und der Einlauf leicht zu überwachen. Der Apparat ist haltbar,
leicht zu reinigen und zu sterilisieren. Auch der Transport von
Lösungen in dem Apparate zu Infusionen fernab vom Herstellungs-
orte macht keine Schwierigkeiten. Im Falle 67 wurde die Lösung
in dem in Watte verpackten Apparate bei 10° Kälte zu Wagen nach
einem Offizierpferdestalle in Danzig transportiert und hatte
1!2 Stunden später noch ihre Ursprungstemperatur und Klarheit.
Die geringe Flüssigkeitsmenge der konzen-
trierten Lösung sichert den Erfolg der Einver-
-leibungdes Mittels. Esistmithinderzuverlässi-
geren Technik dieser Methode entschieden der
Vorzug vor dem bis dahin geübten Verfahren zu geben.
Ein technisches Bedürfnis, das Lösungsverhältnis noch enger
zu gestalten, lag nach diesen Erfahrungen nicht vor. Trotz der
erheblichen Verminderung der Flüssigkeitsmenge von 1500 auf
150 cem hörten aber die sogenannten Nebenreaktionen nach den
Salvarsaninfusionen nicht auf, waren im Falle 76 sogar in einem
sehr hohen Grade in die Erscheinung getreten. Aus diesem Grunde
wurde im Falle 77 und 79 — Behandlungsgruppe III — die Sal-
varsanlösung im Verhältnis 1:10, also 3 g Salvarsan in 30 cem
0,6 % igem Kochsalzwasser, hergestellt und dem Pferde als In-
jektion in die Jugularvene mit der Pravazschen Spritze bei-
gebracht.
Über die Anwendung des Salvarsans in der engen Konzentra-
Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 8.9. Heft. 21
— 3/0 —
tion von 1:10 als intravenöse Einspritzung ist nach den beiden
Fällen kein bestimmtes Urteil möglich. Verglichen mit dem Ver-
fahren in Gruppe II ist die Herstellung der Lösung etwas schwie-
riger und zeitraubender. Die Injektion gelingt bei ruhigen Pferden
glatt. Aber die Kontrolle des Einlaufes der Flüssigkeit in die Blut-
bahn kann unter Umständen vielleicht schwieriger sein. Bei
schnellen Bewegungen, plötzlichen Kontraktionen der Halsmuskeln
des Pferdes und dadurch bedingten Veränderungen im Sitz der
Nadel kann der behandelnde Veterinär an dem kleinen Infusions-
apparate (Infusionszylinder) jede Störung des Einlaufes sofort er-
kennen und schnell danach handeln, um einem Eindringen von
Salvarsanlösung in die Unterhaut bzw. in die Muskulatur vorzu-
beugen. Das dürfte beim Gebrauche einer größeren Pravazschen
Spritze, wenn deren Stempel ein Gehilfe führt, weniger leicht sein.
Die erwähnten Zufälle zu vermeiden, muß aber nicht allein wegen
der sich an die Infiltration anschließenden Reizzustände, sondern
auch wegen des damit verbundenen Verlustes wirksamer Substanz
— denn nach den Trakehner Erfahrungen sind subkutane Injek-
tionen des Heilmittels wirkungslos — um so wichtiger erscheinen,
je konzentrierter die Lösungen gewählt werden.
Als Nadel diente in den letzten 14 Fällen ausschließlich die
Reineckesche mit der konkaven Spitze. Diese Nadel hat sich
am besten von den versuchten bewährt. Doppelkanülen sind
nicht nur nicht nötig, sondern können sogar störend wirken — wie
ich im vorigen Berichte ausführte. Die Ripssche Nadel neuesten
Modells schneidet wegen ihrer Stärke und lanzettförmigen Ver-
breiterung der Spitze ein unnötig großes Loch, das sehr leicht zum
Blutaustritte und zum Erguß von Salvarsanlösung in die Nach-
barschaft der Vene bei Störungen der Infusion Veranlassung gibt.
Die Dosierung des Salvarsans.
Über die zur Behandlung der Krankheitsfälle angewendeten
Salvarsanmengen gibt folgende Tabelle Aufschluß. -
Es erhielten:
l malig
einverleibt
2 malig (an 2 verschiedenen
Tagen) einverleibt.
im oo ES ae u
verhältnis 1,0 1,0 | 10
g Salvarsan . . . Pferde g Salvarsan . . . Pferde
zusammen 11 | 1 Ä 1 | 4 | 1 | 1
Bei der Dosierung des Salvarsans wurde im allgemeinen an
der erprobten Dosis von 3 g festgehalten. Man soll nach unseren
Erfahrungen nicht unter diese Dosis hinuntergehen. Die Fälle 62
— 31 —
und 63 bestätigen das auch in dieset Behandiungsreihe. 2 g haben
hier nicht genügt, um eine bedrohliche Ausbreitung der Krankheit
im Organismus zu verhüten.
Da, wo in den vorliegenden Fällen erstmalig weniger Salvar-
san einverleibt worden ist, war dieses nicht beabsichtigt, sondern
wurde durch Störungen in der Infusion bei Verwendung großer
Flüssigkeitsmengen bedingt. |
Bei sechs Pferden wurde zweimal Salvarsan gegeben. In den
Krankheitsfällen 62 und 63 wurde die nicht ausreichende Erst-
dosis — 2,2 bzw. 2 g — durch eine zweite Infusion von 1 g vier
bzw. drei Tage später auf die Höhe der Heildosis von 3 g ergänzt.
In vier Fällen (Fall 73, 74, 75, 78) wurden 4 g Salvarsan in zwei-
maliger Verabreichung angewendet: erstmalig 3 g, später (drei-
mal am nächsten, einmal am vierten Tage darauf) noch 1 g.
Über die Gründe, die zu der wiederholten Salvarsananwendung
Anlaß gaben, und über die Erfolge dieser Maßnahme ist folgendes
zu berichten:
Die verzögerte Entfieberung in manchen Fällen und das’ mehr-
fach beobachtete Wiederaufflackern des Fiebers in relativ vielen
Fällen nach Fieberabfall selbst bis zu mehrstündiger oder gar
mehrtägiger Fieberfreiheit legte die Vermutung nahe, daß eine
Umsetzung oder Ausscheidung des Salvarsans im Körper ziemlich
schnell erfolgt, und ließ den Gedanken aufkommen, ob es nicht
ratsam sein würde, zur Beschleunigung der Deferveszenz und zur
Verhütung der den nochmaligen Anstieg der Temperatur bedin-
genden Vorgänge im Organismus der ersten Salvarsangabe später
eine zweite kleinere folgen zu lassen.
Das Pferd 62 wurde sofort nach der Krankmeldung mit dem
im Falle 61 nicht zu infundierenden Rest des 1:500 gelösten Sal-
varsans — 2,2 g — behandelt. Es wurde dadurch die Entfiebe-
rung zwar eingeleitet, die Wirkung des Salvarsans war aber nicht
nachhaltig genug. Es trat am dritten Krankheitstage unter Wieder-
anstieg der Körpertemperatur eine rechtsseitige Lungenbrustfell-
entzündung in die Erscheinung. Als diese Brusterkrankung bis
zum fünften Krankheitstage unter Fortbestehen des Ficbers und
Verschlechterung der Freßlust zunahm, wurde dem Pferde noch
1 g Salvarsan, 1:500 gelöst, infundiert.e Am folgenden Tage war
das Pferd fieberfrei und hatte wesentlich besseren Appetit, die
Dämpfungslinie war allerdings zunächst noch gestiegen. Am
neunten Krankheitstage waren alle Krankheitserscheinungen be-
seitigt. Die Rekonvaleszenz dauerte nur kurze Zeit.
Im Falle 63 war das mit linksseitiger Lungenbrustfellentzün-
dung behaftete Pferd am dritten Krankheitstage mit 2 g Salvarsan
(1:500 gelöst) behandelt. (500 g der zubereiteten Lösung von 3 g
gingen bei der Infusion infolge großer Unruhe des Tieres verloren.)
Es erfolgte hiernach prompt ein Temperaturabfall um 115° (von
40,8 bis 39,3) und eine Abnahme der Pulszahl um 11 (von 69 auf
55). Am fünften Krankheitstage stieg die Zahl der Pulse wieder
um zehn, die Lungenbrustfellentzüändung dehnte sich weiter aus.
Als am sechsten Krankheitstage auch die Temperatur anstieg (auf
39,7), die ganze linke Lunge sich verlegt zeigte, und das Pferd
>t%
24
ei. 72: =
sehr schwach wurde, erfolgte eine Salvarsangabe von 1 g (1:500
gelöst). Die Nebenreaktion dieser Infusion war beängstigend stark.
Die Entfieberung, die Besserung des Pulses, die Abnahme der
Lungenbrustfellentzündung, die Hebung der Freßlust und des All-
gemeinbefindens setzten jedoch schnell und nachhaltig ein. Das
Pferd erholte sich zusehends. Am elften Krankheitstage waren
alle Krankheitssymptome beseitigt.
Im Falle 73 handelte es sich um die schwer einsetzende Er-
krankung eines Pferdes, das die Tage zuvor angestrengt geritten
war und bei diesem Reiten sich schon nicht mehr ganz frisch ge-
zeigt hatte. Bei der sehr schweren Störung des Allgemeinbefindens,
der großen Herzschwäche (elender Puls, Oedeme der Gliedmaßen)
und der schon am zweiten Krankheitstage deutlich feststellbaren
Lungenbrustfellerkrankung mußte das Ziel der Behandlung sein,
das Pferd möglichst schnell und sicher zu entfiebern, um so früh
wie möglich kräftesparend zu wirken. Durch die Doppelanwen-
dung des Salvarsans — 1. Infusion 3 g, 1:50 gelöst, am ersten,
zweite Infusion 1 g, ebenso gelöst, am zweiten Krankheitstage —
wurde dieses erreicht. Das Pferd war 30 Stunden nach Einleitung
der Salvarsanbehandlung fieberfrei und konnte 14 Tage nach Be-
seitigung der Krankheitserscheinungen unter dem Reiter bewegt
werden.
Im Krankheitsfalle 78 war nach der am ersten Krank-
heitstage gegebenen Infusion von 3 g Salvarsan, 1:50 gelöst,
63 Stunden später zwar Entfieberung erfolgt, nach weiteren
27 Stunden begann jedoch die Körpertemperatur von neuem zu
fieberhafter Höhe zu steigen. Dazu zeigte die inzwischen aufge-
tretene Lungenbrustfellentzündung eine Neigung zu schneller Aus-
breitung. An den vier Gliedmaßen bildeten sich Oedeme, die nach
der ersten Infusion gebesserte Freßlust verschlechterte sich wieder.
Es wurde daher am fünften Krankheitstage noch 1 g Salvarsan,
1:50 gelöst, infundiert. Das Pferd war 16 Stunden nach der
zweiten Infusion fieberfrei und blieb fieberfrei. Freßlust und All-
gemeinbefinden besserten sich zusehends. Die Erscheinungen der
Lungenbrustfellentzündung waren in drei Tagen völlig beseitigt.
In den Krankheitsfällen 74 und 75 handelte es sich um die
Ersterkrankungen eines Neuausbruches der Brustseuche in der
4. Eskadron. Fall 74 schien von vornherein nieht schwer, Fall 75
trat sogleich schwer auf. Es lag in diesen Fällen dem nachhalti-
ven Eingreifen die Absicht zugrunde, zu versuchen, durch sofort
nach dem Auftritte der ersten Fiebererscheinungen durchgeführte
strenge Absonderung der Pferde im Krankenstalle und frühzeitige
Salvarsanbehandlung langdauernde schwere Krankheitsformen
(ausgedehnte Lungenentzündungen) zu verhüten, dadurch die
Verstreuung des Ansteckungsstoffes einzulämmen und eine Kupie-
rung der ausgebrochenen Seuche zu erreichen. Die völlige Ent-
fieberung war im Falle 74 85 Stunden, im Falle 75 46 Stunden
nach Einleitung der Salvarsanbehandlung erreicht. Die Lungen-
erkrankungen blieben bei beiden Pferden auf einen geringen Um-
fang beschränkt. Nervöse Störungen (Zuekungen), die bei dem
einen Pferde aufgetreten waren, bildeten sich in 24 Stunden zu-
— 393 —
rück. Die Rekonvaleszenz war kurz. Die Seuche setzte mit dem
11. März ein. Seit dem 18. März sind keine Erkrankungen mehr
vorgekommen.
Dieerste Wirkung der Salvarsaninfusionim
Körper — die sogenannten Nebenreaktionen.
Die sogenannten Nebenwirkungen der Salvarsaneinverleibung
sind ebenso wie in den früheren Berichtsperioden auch jetzt beob-
achtet worden.
Nach unseren Beobachtungen kann nur wiederum berichtet
werden, daß als erste Wirkung der Salvarsaninfusion ziem-
lich konstant in die Erscheinung trat:
1. eine gewisse Hinfälligkeit des Pferdes, eine psychische
Depression und eine Schwäche, besonders in der Hinterhand;
2. ein Anstieg der Körpertemperatur; ferner daß meist eine
Vermehrung der Pulszahl erfolgte, häufig Muskelzittern eintrat
und nicht selten eine Veränderung der Atmung bemerkbar war.
Die Erscheinungen schwankten in ihrer Intensität allerdings
beträchtlich. Ein völliges Ausbleiben aller Nebenerscheinungen,
besonders aber der erstgenannten — der Hinfälligkeit und des
Temperaturanstieges — scheint nach meinen Erfahrungen die
Ausnahme der Regel zu sein.
Die bald nach der Infusion eintretende Hinfälligkeit der
Pferde äußerte sich verschiedengradig, ohne daß Anhaltspunkte
in der Beobachtung gewonnen werden konnten für die Gründe
ihres geringeren oder stärkeren Auftretens. Insbesondere konnten
keine bestimmten Beziehungen zwischen dem Grade der Hinfällig-
keit und der Fieberreaktion ermittelt werden.
Bisweilen war nur eine gegenüber dem Verhalten der Tiere vor
der Infusion bemerkenswert verstärkte Mattigkeit zu beobachten.
Pferde, die während der Krankheit bis dahin nie gelegen hatten,
legten sich nieder. Auffallend war oft das häufige Umschildern der
Pferde auf den Hinterbeinen, das Einknicken in den Hinterfesseln
nach vorn, ein haltloses Ausfallen der Hinterhand nach einer Seite.
Besonders schwere Schwächezustände wurden in dem Falle 63
nach einer am sechsten Krankheitstage (drei Tage nach einer
ersten Infusion von 2 g) gegebenen zweiten Salvarsaninfusion von
1:500 und in dem Falle 76 nach der am zweiten Krankheitstage
vorgenommenen Infusion von 3:150 beobachtet. Beide Pferde
waren haltlos in der Hinterhand, so daß sie hinfielen.
Die Hinfälligkeit der Pferde schwand bisweilen mit einer auf-
fallenden Plötzlichkeit, und zwar meist, bevor der Temperatur-
anstieg sein Maximum erreicht hatte.
In neun der 19 Fälle (zweimal ‘in Gruppe I, siebenmal in
Gruppe II) wurde Muskelzittern beobachtet, eine Viertel- bis eine
Stunde, meist drei Viertelstunden nach der Infusion einsetzend
und ungefähr eine Stunde lang anhaltend (einmal über zwei
Stunden lang dauernd). Einige Male wurde ein derartig starker
Schüttelfrost gesehen, daß die in Ruhestellung gebeugte, nur mit
der Hufzeheaufgesetzte Hintergliedmaße förmlıch hin und her flatterte.
Anstiege der Körperinnentemperatur des Pferdes wurden
innerhalb der ersten vier Stunden beobachtet:
— 314 —
in der Behandlungsgruppe I
1 mal um . . . 1,5° i mal um . . . 0,25
l »- s» e a e A l » s saa O
1 = 5.
2 mal erfolgte gleich ein Abfall der Temperatur,
in der Behandlungsgruppe II
1 mal um . . . 19% 4 mal um . . . 0,6-
1 99 ”„ s . $ 1,4° 2 99 39 . . . 0,5”
2 99 ?9 g s , 1,0° 3 99 9? . . . 0,4°
1 ”„ 39 F . e 0,9° 2 99) 99 . . . 0,3 =
in der Behandlungsgruppe III
imal um . . . 0,3 i mal um . . . 0,25
Der Fieberverlauf war der in dem früheren Berichte näher ge-
schilderte, im einzelnen aus der Anlage 2 zu ersehende Ein
Übersteigen der erst erreichten Maximaltemperatur bei weiterem
Ablaufe der Reaktion in der oft beobachteten welligen Kurve
kam nur einmal im Falle 75 vor.
Ein grundlegender Unterschied in den Fieberkurven der ein-
zelnen Behandlungsgruppen, also bei den verschiedenen Konzen-
trationen der Salvarsanlösung, war nicht festzustellen.
Die Pulszahl erfuhr meist bald nach der Infusion eine wesent-
liche, einige Stunden anhaltende Steigerung. So wurden beob-
achtet:
Ann nn m e
vor der zen
im Falle Infusion an Pulse Differenz
Pulse Infusion
Gruppe I. 62 58 3 70 — 12
03 66 1 09 ER.
3 Ti — 1l
65 70 3 S0 +
Gruppe II. 66 60 Ba TS -- 15
1 65 —— D
D 48 — 1?
67 60 3 64 =
68 (5 15 90 =- 12
69 44 4 38 — 6
70 44 2 BU — 16
72 49 13, 7O — 21
T3A 69 È 65 — |]
B DS T 48 — 10
Gruppe III. 77 6O 1 64 — 4
ae 68 — $
5 62 — 2
In wenigen Fällen war keine Beeinflussung der Pulszahl be-
merkbar. In mehreren Fällen sank die Pulszahl sogleich.
Die Atmung wurde mehrfach — bei ausgedehnteren Lungen-
erkrankungen immer — bald nach der Infusion angestrengter, was
sich nicht allein in einer Zunahme der Zahl der Atemzüge, sondern
— 375 —
auch in starker Bewegung der Flanken (und bisweilen auch der
Nüstern) äußerte. Auffallend war die Atemnot im Falle 63. Einige
Male trat eine schnaufende, hechelnde Atmung ein (Exspirations-
geräusch). |
Über die Beeinflussung der Atemfrequenz geben die folgenden
Zahlen einen Anhalt. Es wurden festgestellt:
vor der x 7 ae
: =e tunden ʻi i
im Falle Infusion ach der Atemzüge Differenz
Atemzüge Infusion
Gruppe I. 62 21 3 24 + 8
68 48 1 60 +12
3 36 — 12
Gruppe IT. 66 22 Ua 24 + 2
1 24 .—+ 2
5 40 418
67 24 3 30 + 6
68 28 13, 26 — 2
69 15 4 36 +21
70 12 217, 45 + 33
2 24 19; 20 — 4
T3A 21 6 20 — i
B 25 T 19 — 6
Gruppe III. 77 20 1 28 + 8
| 11/3 30 +10
d 32 +12
Hustenreiz stellte sich nach der Infusion öfter ein.
Kolikerscheinungen wurden nach der Infusion nicht bemerkt
— wenn man nicht die Erscheinungen im Falle 69 etwa als solche
ansprechen will. Einmal wurde ein Aufhören der Darmgeräusche,
mehrmals eine Verstärkung beobachtet.
Häufig führten die Pferde, sobald sie nach dem Stadium der
Mattigkeit wieder munterer wurden, Leck- und Kaubewegungen
aus, gähnten und flehmten bisweilen, nahmen dann von dem vor-
gelegten Heu oder suchten in der Streu Strohhalme. In einem
Falle — Nr. 70 — traten etwa 11; Stunden p. i. kurz hinterein-
ander deutliche Brechbewegungen auf.
Unruheerscheinungen in der Vorhand, Kopfnicken, Kopfschüt-
teln, Stampfen und Scharren mit den Vorderfüßen, hatten ihre Ur-
sache stets in Reizzuständen an der Infusionsstelle, hervorgerufen
durch Eindringen von Salvarsanlösung in das die Jugularvene
umgebende Gewebe bei gestörter Operation.
Beeinflussungen der Heilwirkung der Salvarsaninfusionen
durch diese sogenannten Nebenreaktionen konnten nicht festgestellt
werden.
Die Nebenreaktionen der Salvarsaninfusion haben sich bei
Einverleibung der verschiedensten Flüssigkeitsmengen — 1500,
500 (Fall 63 b), 150, 30 ccm — regellos bald einmal in höherem,
bald einmal in niederem Grade offenbart. Sie haben sich unab-
hängig gezeigt von dem angewandten Lösungsverhältnisse: sie
sind bald stark, bald gering zutage getreten, bald einmal ganz
ausgeblieben, gleichgültig, ob das Salvarsan im Verhältnis 1:500
— 376 —
oder 1:50 oder 1:10 gelöst war. Sie sind bei Verwendung ganz
frisch destillierten Wassers und chemisch reinen Chlornatriums
und bei Beachtung aller Grundsätze der Sterilisation aufgetreten.
Daher dürfte die Schlußfolgerung wohl berechtigt sein, daß bak-
terielle und toxische Beimengungen der Infusionsflüssigkeit eben-
sowenig Ursachen jener Erscheinungen sein können wie die
Flüssigkeitsmenge an und für sich. Ich bin nach diesen Beob-
achtungen geneigt, jene im unmittelbaren Anschluß an die In-
fusion auftretenden Reaktionen im Körper des Pferdes als eine
direkte Wirkung des Salvarsans anzusprechen, deren unterschied-
liche Intensität in individuellen Verhältnissen des Organismus be-
gründet ist.
Daß diese Reaktionen durch schädliche Beimischungen zum
Lösungswasser und durch ein sehr großes Volumen der Infusions-
flüssigkeit eine Steigerung wohl erfahren können, mag zugegeben
sein. Eş dürfen deshalb die bisher beachteten Grundsätze bei der
Zubereitung der Lösungen nicht ohne Grund aufgegeben werden.
Immerhin lassen die mit den konzentrierteren Lösungen gemachten
guten Erfahrungen aber wohl daran denken, im Interesse des Feld-
gebrauches des Heilmittels auch zu versuchen, ob man bei der
geringen Flüssigkeitsmenge im engen Lösungsverhältnisse nicht
vielleicht mit gewöhnlichem abgekochten Wasser als Lösungs-
mittel unbeschadet der Heilwirkung arbeiten könnte. Kann man
den Kochsalzzusatz bei der Lösung nicht entbehren, so ließe sich
chemisch reines Chlornatrium in Tablettenform leicht mitführen,
leichter wohl als fertige sterile Kochsalzlösung.
Die Heilwirkung des Salvarsans auf die ein-
zelnen Krankheitserscheinungen der Brust-
seuche.
Die Wirkung des Salvarsans auf die fieberhaft erhöhte Kör-
pertemperatur erfolgte auch bei den brustseuchekranken
Pferden der vorliegenden Berichtszeit im allgemeinen in der früher
beschriebenen Weise.
Das Salvarsan leitete einen Fiebersturz ein und
verkürzte die fieberhafte Krankheitsperiode.
Der Einwand, daß man bei den behandelten — namentlich bei
den in den ersten Krankheitstagen behandelten — Pferden nicht
wissen könne, ob sie nicht auch ohne Salvarsan ebenso schnell
entfiebert wären, wird nicht zu Recht erhoben. Um das gesam-
melte Beobachtungsmaterial besser übersehen zu können, haben
wir nach den Krankheitsgeschichten für sämtliche bis jetzt mit
Salvarsan behandelten 79 Pferde dieses Seuchenganges graphische
Kurven ihrer Körpertemperaturen in der Krankheitsperiode auf-
gestellt. In allen Fällen zeigt die Kurve der Tagesaufnahmen
einen mit dem Tage der Salvarsanbehandlung einsetzenden deut-
lichen Abstieg der Körpertemperatur, gleichgültig, an welchem
Tage (Krankheitstage) die Infusion ausgeführt wurde. Die völlige
Enntfieberung geschah aber nicht immer besonders schnell.
Eine vorübergehende Fieberfreiheit vor der völligen Entfiebe-
rung trat in den Fällen 63, 64, 67, 71, 74, 77 für wenige Stunden,
im Falle 68 für die Dauer von 24 Stunden, im Falle 70 für die
—
377
Dauer von 26 Stunden, im Falle 78 für die Dauer von 27
Stunden ein.
Die Entfleberung der behandelten Pferde war völlig beendet.
je Ot he I O ha
ee. o o
In diesen Fällen war Salvarsan
gegeben am
1. | 2.] 3.14 |5 ] 6.
Krankheitstage ... mal
Bemerkungen
*) Zwischendurch 1 fieberfreier
Tag.
Fall 61 ist nicht berücksichtigt,
da nur 0,75 S einverleibt wurde.
In einer Anzahl der Fälle ist die Zeitdauer bis zur völligen
Entfieberung nach Stunden bestimmt worden:
Gruppe
II.
Infusion
Fall jam.... Ai
Krank-
No. heits- S
tage
62 A 1. 22:1100
ō. 1,0: 500
63 A 8. | 2,0 : 1000
B 6. 1,0: 500
64 5. 2,5: 1250
65 2. 3,0 : 1500
66 4. 3,0: 150
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69 2. | $
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«3 A 1. 3,0: 150
B 2. 1,0: 150
T4A | 2. |3,0: 150
B 8. 1,0: 50
T5 A 2, 3,0: 150
B| 3. |10: 50
76 2. 3,0: 100
78 A 1. 8.0: 150
B 5. 1.0: 50
77 | 2. |30: 30
79 2. 3,0: 30
— a 0 aea.
*) 9 Stdn. nach der offensichtlichen Erkrankung.
**) 8 Stdn. nach der offensichtlichen Erkrankung.
}
|
N 46
|
Entfieberung
beendet ...
Stunden p.i.
18
31
18.
39
52
50
22
50
23
23
29
85
39
110
40
79
Bemerkungen
nach der 2. Infusion.
nach der 2. Infusion.
20 Stdn. p. i. 1 Stde. fieberfrei.
41 Stdn. p. i.: fiir 21 Stdn. fleberfrei.
17 Stdn. p. i.: für 26 Stdn. fleberfrei.
19 Stdn. p. i.: für 3 Stdn. fieberfrei.
von der 1. Infusion ab gerechnet
(8 Stdn. nach der 2. Infusion).
von der 1. Infusion ab gerechnet
(65 Stdn. nach d. 2. Infusion), 9 u.
39 Stdn. nach der 2. Infusion für
1 Stde. fieberfrei.
von der 1. Infusion ab gerechnet
(20 Stdn. nach der 2. Infusion‘.
von der 1. Infusion ab gerechnet
(16 Stdn. nach der 2. Infusion),
63 Stdn. nach der 1. Infusion
für 27 Stunden fieberfrei.
= IRB =
Daß das Salvarsan die Gesamtfieberzeit abkürzte, kann keinem
Zweifel unterliegen.
Von den der jetzigen Berichterstattung unterworfenen salvar-
sanbehandelten Pferden hatten:
Baker Die Salvarsantherapie war eingeleitet am
Tage Pferde I 2.7 a g A, De
Fieber Krankheitstage ... mal
Über die günstige Einwirkung des Salvarsans auf die Herz-
tätigkeit der brustseuchekranken Pferde sind die früheren
Erfahrungen wiederum bestätigt worden. Die Pulszahl nahm
(nach einer öfter beobachteten vorübergehenden Steigerung) bald
— meist nach wenigen Stunden schon — ab. Die Pulswelle wurde
kräftiger und der Tonus der Arterienwand größer. Die Besserung
der Herzaktion war meist eine nachhaltige, ließ jedoch in einzel-
nen Fällen da, wo die Erkrankungen der Lungen sich weiter aus-
dehnten, nach einigen Tagen wieder nach, konnte dann aber durch
eine erneute Salvarsaninfusion (1 g) schnell wieder gehoben
werden.
"Die Wirkung des Salvarsans auf de Erkrankungender
Lungen war stets eine günstige. Die Entstehung von
Lungenentzündungen wurde durch das Salvarsan auch bei seiner
frühzeitigen Anwendung nicht sicher verhütet. Wohl aber konnte
der Ausbreitung der Lungen- bzw. Lungenbrustfellerkrankungen
durch Salvarsaninfusionen wirksam entgegengearbeitet werden.
Am ersten Tage nach der Infusion machte sich oft noch ein An-
steigen der Dämpfungslinie bemerkbar, dann trat aber infolge der
Salvarsanwirkung eine meist schnelle Rückbildung der Entzün-
dungserscheinungen an den Brustorganen ein, so daß man mit
Ree ht von einer Kupierung der Lungenentzündungen durch das
Salvarsan sprechen kann. Doch zeigen die Fälle 62, 63 und 78,
daß zur sicheren Erreichung dieser Wirkung auch ausreichende
Mengen des Heilmittels einverleibt werden müssen und unter Um-
ständen eine wiederholte Zuführung von Salvarsan — zwerk-
mäßig wohl nicht später als nach zwei Tagen — nötig ist.
Über die als günstig bekannte Beeinflussung der Freßlust, des
Allvemeinbefindens und der Rekonvaleszenz der Pferde sind neue
Beobachtungen nieht gemacht worden. Alle salvarsanbehandelten
Pferde haben sieh schnell erholt. Sie konnten meist schon 14 Tage
nach dem Verschwinden der offensichtlichen Krankheitssymptome
unter dem Reiter bewegt werden. Mehrere nicht mit Salvarsan
behandelte Pferde hatten eine sehr ausgedehnte Rekonvaleszenz
— 379 —
und fielen noch sehr lange durch verminderte Leistungsfähigkeit
und schlechtes Aussehen gegenüber den salvarsanbehandelten auf.
Verschiedene der in der früher üblichen Weise behandelten im
Dezember vorigen Jahres brustseuchekrank gewesenen Pferde,
sind trotz guter Pflege heute noch nicht wieder in dem Futter-
zustande, den sie vor ihrer Erkrankung hatten.
Als Komplikation traten bei einem Pferde — Fall 64 —
infolge der durch Unruhe des Tieres hervorgerufenen Störungen
bei der Infusion der Salvarsanlösung 3:1500 eine Phlebitis und
Thrombose beider Jugularvenen ein. Die Veränderungen haben
sich völlig zurückgebildet.
Das bis zu seiner Brustseucheerkrankung atemreine, am drit-
ten Krankheitstage mit 2,5 g Salvarsan behandelte Pferd — Fall
Nr. 58 — ist, wie drei Monate nach der Krankheit bei der ersten
Galopparbeit festgestellt wurde, hochgradiger Kehlkopfpfeifer ge-
worden.
Unter den nicht mit Salvarsan behandelten Pferden des Vor-
vierteljahres traten in drei Fällen als Folge der am Halse appli-
zierten subkutanen Einspritzungen von Oleum camphoratum forte
Abszeßbildungen auf. In einem Falle war ein tiefliegender ab-
gekapselter Abszeß entstanden, der ein Herausschäken der Kapsel
notwendig machte. In zwei Fällen verlangten multiple Abszesse
mehrfache Inzisionen mit lange dauernder Nachbehandlung.
Der Einfluß der Konzentration der Lösung auf
dieHeilwirkung desSalvarsans.
Wie die Konzentration der Lösung keine Beziehung zu den
sogenannten Nebenreaktionen hat, ebensowenig scheint sie einen
Einfluß auf die Schnelligkeit der Entfieberung zu haben.
Die nachstehende Tabelle gibt über die Zeiten der völligen Ent-
fieberung der Pferde aus den Behandlungsgruppen I bzw. II und
III Aufschluß.
Auch die Einwirkung auf die sonstigen Krankheitserscheinun-
gen ist unabhängig von der Konzentration der Salvarsanlösung.
Die Entfieberung der Pferde war völlig beendet:
nach in EswardieSalvarsantherapie eingeleitet am
Gruppe
ee letz
Tagen | Fällen | Krankheitstage ... mal
| g SEE
I. 1 | 10 218 | 2 | 2 1
2 Ba her, 2.
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59 24 SEE
Cr
we Jee- |
IS
—
— 380 —
Die Entfieberung der Pferde war völlig beendet:
nach | in !EswardieSalvarsantherapieeingeleitet am
1. | 2.1 3. J 4:1 91.8 1 T|
Krankheitstage ... mal
Gruppe
Tagen
II. und III.
Es hatten ... Tage Fieber:
Gruppe | | Es war die Salvarsantherapieein geleitetam
Tage | Pferde bp 221.32 182.194 6.19.
| | Krankheitstage ... mal
I. 2 | 5 a a ee
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II. und II. 2: 4.4. Zr | ; | |
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T es | pge li | a | |
8 | 1 | : | 1
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Der Einfluß des Zeitpunktes der Einleitung der
Salvarsanbehandlungauf die Heilwirkung.
Auf die Schnelligkeit der entfiebernden Wirkung kann
dem Zeitpunkte der Erkrankung, an dem das Salvarsan einver-
leibt wurde, wohl kein Einfluß zugeschrieben werden. Jedoch er-
folet die Entfieberung auch nicht in langsamerem Tempo, wenn
das Salvarsan in frühen Krankheitstagen gegeben wird. Deshalb
wird die Krankheitsdauer um so mehr verkürzt, je frühzeitiger
das Salvarsan zur Anwendung gelangt.
Die Erfahrungen des letzten Vierteljahres bestätigen durchaus
die Richtigkeit der früher geäußerten Ansicht, daß die früh-
zeitige Anwendung des Salvarsans — am ersten oder zweiten
— 3831 —
Krankheitstage — unbedingt notwendig erscheint, wenn wirklich
bedeutende Abkürzungen der Fieberzeit erreicht und nachhaltige
Konstitutionsschwächungen vermieden werden sollen. Das ab-
wartende, zögernde Vorgehen in der Salvarsantherapie geschieht
zum Nachteile des Gesamterfolges.
Es hatten von den mit 2 g und mehr Salvarsan behandelten
14 Pferden dieses Seuchenganges:
Es war die Salvarsantherapie eingeleitet am
Tage 1. |2. ]3.] 4 |5 16]7 |8 |9 |10.
Fieber Krankheitstage ... mal
| | | | |
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EIS Sn De
Die in den früheren Berichten aus dem derzeitigen Seuchen-
gange mitgeteilten Beobachtungen und die jetzigen Fälle 65, 68,
69, 70, 71, 72 in Gegenüberstellung zu 66, 67 und insbesondere die
Fälle 73, 74, 75 in Parallele mit den Fällen 62, 63 und 78 scheinen
doch darauf hinzudeuten, daß sich auch schwere, langdauernde
Krankheitsformen der Brustseuche und vor allem ausgedehnte
Erkrankungen der Brustorgane mit großer Wahrscheinlichkeit ver-
meiden lassen, wenn man sich zu frühzeitiger und aus-
giebiger Anwendung des Salvarsans entschließt, d. h. wenn
man am ersten oder spätestens zweiten Krank-
heitstage dem erkrankten Pferde 3 g Salvarsan einverleibt
und, falls nach etwa 24 bis 48 Stunden keine völlige Entfieberung
eingetreten ist, nochmals 1 g Salvarsan nachgibt. Die zweite Sal-
varsangabe von 1 g wird, wie die so behandelten sechs Fälle
zeigen, von den Pferden gut vertragen — wenn auch der Fall 63
zu einer gewissen Vorsicht gegenüber sehr später Anwendung bei
ausgedehnter Lungenerkrankung mahnt — und scheint in hart-
näckigen Fällen von vorzüglicher Wirkung zu sein. Zur vollen
Wirkung in der krankheitabkürzenden Richtung gelangt sie, wie
Fall 62, 63, 78 gegenüber Fall 73, 14, 75 beweisen, aber nur, wenn
sie schon nach ein bis zwei Tagen der ersten Dosis folgt.
Man darf sich von einer auf diesem Wege erreichten Verhütung
schwerer, langdauernder Krankheitsformen der Brustseuche und
ausgedehnter Lungenentzündungen vielleicht auch einen Erfolg
für die Bekämpfung der Brustseuche als Seuche versprechen.
Denn die Kupierung der einzelnen Krankheitsfälle und das Nieder-
halten der Lungenentzündungen dürfte wohl der Ausbildung der
gefährlichen alten Lungenherde entgegenarbeiten und zur Ver-
minderung der Verstreuung von Ansteekungskeimen wirksam mit-
helfen können.
Anlage 1.
— 332 —
Tabellarische Übersicht tiber die Krankheitsbefunde bei den mit
Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pferden.
Krankheitsfall
oe
[a
)
62
63
64
6
6r
6S
69
Des Behandlung
Pferdes
Angaben iber
Körpertemperatur, Zahl der Pulse und Atemzügve.
Befund am .... Krankheitstage.
14
= = 5 z Tag der Salvarsaninfusion =—— Schluß der Fieber-
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CERN LE- T brustfellentzündung *
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z 150] 6r 43/40 34; Dis] 38 1 40 | 36 |
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2 50 | iS |
af 512 30 39,8 |404, 39,9 30,3 39.0] 37,9 |
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Z 30 | 29 120 ! 20% 24 385| 14
Z | | | | 38
| | | 20
383
Anlage 2.
Tabellarische
über die Wirkung der Salvarsaneinverleibung auf die Körperinnentemperatur
Er
b SE
Des |2 Es wurde EE Kurz vor
€ 2 SE der
ppm a BEN z
= |Pfer- [* _ Salvarsan S= s| Infusion
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13,6: |2 |s| 35128] |.
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Ig alaa Ee S Sata Zase 218
<| °F = [3a] 28°) s
AA SEE A AT 8. 9. 110. 1112
| | |
61.{S5t./8j.| 5 10,75/1:500,0,6/9 A E i 40,8 66/14 a
| | Ian
| | | |
| | |
62.|St.551 5 1A) 11:500 0,6%, — 140,255 115
| 2.2
|
|
dann
B)
1,0 11:500 0,6°/, Lbr. r.| 39,358 21
| > Ns |
|
|
|
63. W.6)j} 7 14) 1:500 0,6%, 3. [Lbr. 1.]40.8/69/24
2,0 >!1/, |sehr matt
dann |
B)
1.0. 1:500 0,6°/,
Verhalten des Pferdes:
a) bei der Infusion,
b) nach der Infusion
13.
) Infusion l. muß nach Einlauf
von 0,755 abgebrochen werden
Pferd unruhig, widersetzlich, wirft
sich hin, Infusion r. mißl eben-
falls, weil sich das Pferd hinwirft.
b) keine Nebenerscheinungen.
A) a l.: 085 (409 ccm). Pierd
springt hoch in die Krippe. In-
fusion abgebrochen. Geringe Men-
gen Flüssigkeit in Unterhaut. —
r.: 1,4 S (700 com). Während der
ganzen Dauer der Infusion Unrube
und Kontraktion der Halsmuskeln.
Geringe Menge Flüssigkeit in
ae Dur: ne ann bleibt nach
der Infusion sehr unruhig, stampft
dauernd mit den Vorderfüßen und
schüttelt fortgesetzt mit dem
Kopfe. Nach 3 Stdn. ruhig, legt
sich !/, Stde. lan
Bı a)ruhig. bj mm E 3 Stdn. pi
70, A. 24.
. 70, A. 24
Lbr.1.189.7 66.48
1/
1
schwach
u
A) a) Unruhe. l.: 14 S (700 cem),
r.: 0,65 (300ccm). 500 com Flüssig-
keit gingen infolge starker Us-
ruhe und Widersetzlichkeit de
Pferdes verloren. b) Kopfschütteln
infolge Reizes an der Infusions-
stelle (wahrscheinlich Flüssigkeit
in Unterhaut).
B) a) ruhiy. b) 25 Min. p. i Milt
das zunächst oft umschildernåe,
in den Hinterfesseln knickelnde
Pferd haltlos um. Atmet sehr
angestrengt, 60 mal p. Min. Puls
infolge heftigen Muskelzitterns
nicht zählbar. Arterie drahtför-
mig. Starker Hustenreiz. — 1 Stde
p.i. läßt das Zittern nach; Pul:
fühlbar, 99 p. Min. — 2 Stdn. p.i
Pferd munter, klarer Blick, auf-
merksam auf Umgebung, huste!
viel, frißt mitregem Appetit Heu. —
8 Stdn. p. i. 41,2°, P. 77, A. 38.
Í — og
_ ME U VE. Ann. a E o a
‚Übersicht
385
Anlage 2.
der brustseuchekranken Pferde und über die sog. Nebenreaktionen der Infusion.
nn
Jie Höhe des
ersten
Temperatur-
instieges nach
der Infusion
surdeerreicht
| N
mit °C,
| Differer
| gegen
| Spalte 10
in Stunden
p. i.
Fieberverlauf
nach dem
ersten Anstiege I-
—
pa
04402 2
|
|
071,4 8
— |
eich Abfall
| |
hr;
deich Abkall gleichmäßiger Ab-
fall bis 39,5° nach
6 Stdn., dann in
2Stdn. Anstieg bis
39,8,nach weiteren
6 Stdn. Abfall bis
Die Körper-
temperatur | Auffallende Die
wurde erst- | Niedrig- [Entfieberung
malig unter d.[temperaturen | war beendet
Temperatur wurden (dauernd
in Spalte 10 | beobachtet |unter 38,5 9)
beobachtet
Is o|® s © 31.2| +l.%
> TE 1 2,5 = P-iPRACH
5 582 827] 5 |s&8| [8313553
o Sasat o ES: g jassi S
A ng | = 7 2 al el RS
18. | 19. 120.121. | 22. |23.124.|25.| 26.
| |
tes
|
|
m a eeen — Ta E
39,0—12 8| |5| 6.
| | |
|
AA | | |
38,9 —0,4 6 188,6,—0,7) 8ļ18| 1| 6.
| 38,2/—1,1 18 |
|
|
|
40,4—04 2 139,018 28| | 4] 8.
| | |
|
| |
39,61—0,1| 7 188,5/—1,2 11 [31 11/,| 8.
37,3—1,9 31
| |
2.)
Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1912. 8.9. Heft.
Bemerkungen
DD
aJ
Das Pferd wurde
sofort nach der
Krankmeldung be-
handelt mit dem
Rest der für Fall 6i
bestimmten Lö-
sung.
=. eE !
ng
= z5 <
Des |5 Es wurde gg [Kurz vor
= =. der
a >» P Q = fæ 3
5 Pfer Ta Salvarsan HEE Paon Verhalten des Vene:
= I des 3 F einverleibt =
= - ga g|dasPfed| 2) bei der Infusion,
e”) .
ur u: Ta eg 3:4 nach der Infusion
HERE s |s| agos T
4 2|sf; = Is: | „33 EEP = EHE:
= E = 2 |DOE 7 5
als asje] = 23 M2 jas]. 28
ei EEE Miia
ET EINE TR 9. [10.1112 Er
|
64.1St. 5j. 6 | 2.5 1:500 0,69%, d. L. r. |39,8 66 18 a) große Unruhe und Widersetzlich- |
| etwal/ | keit; links und rechts infundiert. |
| 3 Das Pferd bekam späterhin Phle- ;
| | bitis und Thrombose beiderseits;
| ohne Folgen geheilt,
b) Pferd scharrt nach der Infusion
fortgesetzt, 21/, Stdn. 2.2 j. legt sick
| das Pferd 2mal (1 5, dann 15
| | Min, lang) hin. Scharrt noch »
| | | und an. Nach 4 Stdn. Ruhe,
U S e r
65.18t. 4.1 83 3,0 1:500 0,60 2 ELSE 1/3 40, 9170 18] a han?
J | lo b) a Stde. p.i. legt sich das Pfe ‚il
| | | | o Ain. lang. — %, Stdn. p.i. leg
| | Sich das Pferd wiel er —; atmet a1
| | gestrengt, schnaufende Exspi
| | tion: hustet öfter; allgemein
Muskelzittern; P. 80, A. 20. — 1!
| | Stdn. p. i. schnaufende Atmn
| | und Muskelzittern lassen nac
| | Pferd wird munterer, frißtStroh.
| 3Stdn.p.i. Pferd schläfrig, matt.
Li 4'/, Stdn. p. i. Pferd frißt Haf
und Heu.
Í
66.1St.16j.] 6 | 3,0 1:50 0,9%% 4 J|L.r.1/,] 40,7 8012 22 2) ruhig.
| b) 1/2 Stde. p. i. P.78, A.24.— 1 Stde,
p.i. P. 65, A. 24. Pferd ist seir
| matt, hat %, Stdn, lang Muskel-
| zittern. — 8 Stdn. p. i, P.48, A.
| Atmung angestrengt.
7AW. 6j.] 8 | 3,0 |1:50 0,9%, 6. |[Lbr.1.]39, 8.60 24| a) ruhig.
| l; b) ist matti als yar BA Infusi
| 3 Stdn. p.i. P. 64,
-
~-
-
(2
Lbr>r
> Ua
68.18t. 6j] 3 I 3,0 | 1:50 0,99 1, Harto i 1898 a) ruhig.
| i be- feroBe Herz-| P) "/s Stde. p. i. beginnend 3⁄4 S
| ginnend| schwäche lang Muskelzittern. — 3, St erg
| frißt etwas Heu. — 11% siena
| a: legt Be 1/, Stde. ‚lang _
| 13/, Stdn. p. i. P. 90, A. 26, r
fach heftige Hostenenfälle Hu
matt. — 2!/, Stdn. p.i. Pferd
sich !/, Stde. lang. — 4 Stdn.
Pferd frißt Hafer.
— 38 —
- nu. H Die Körper-
Eh Ag temperatur | Auffallende Die
wurde erst- Niedrig- |Entfieberung
erinnere f malig unter d.|temperaturen | war beendet
ustegesnach] Fieberverlauf | Temperatur wurden (dauernd
der Infusion in Snalte 10:1 bachach o
wurdeerreicht| nach dem na pe oyki achtet [unter 38,5 °)| Bemerkungen
RN = [ersten Änstiege i ET al —,
a|s 95 ns olg a S E A
. ia THARA HEEE
Ssus|2 . O |g w2 27] O |3 %2] 5 1321825 eh:
= Egan" o agane o Egal 5 jasa 5
E A JE a ns A n| E E| 8°:3
14. | 15. |16. 17. 18. | 19. |20. |21. | 22. |23. |24.|25.| 26. 27.
RE | el
-— 39940, 1 : Stdn. p. i. 8,5139,21—0,6| 3 138,5/—1,3| 8[18 | 1 | 7
| ür die Dauer | DQ O| ~
von4Stdn.,dann 38,21— 1,5) 18
| nochmals Anstieg
| in 4 Stdn. bis 38,8,
dann in 2Stdn. Ab-
fall bis 38,29,
| f | Í
42.01,i| 1 [5Stdn. p. i. 2 Stdn. |40,7 —0,2 3
lang 38,9, dann in i mi
6Stdn. Anstieg bis
| 40,9, dann in 27 |
38,9 —2,0, 5|89 1'/, 4. [Offizierpfera,
Stdn. Abfall bis
| 38,49,
—_
41.1 Su 9 | Abfall: 9Stdn.p.i. 5 —( 4
+0, | 38,9, dann fE pen 20, ),2
in 9 Stdn. bis 39,9,
darauf etwas wel- |
| liger Abfall bis |
| 38,6 (31 Stdn. p.i),
dann in 18 Stdn.
Anstieg bis 39,1,
darauf Abfall zur
| | Norm.
| | |
38,9—1,8| 9|52 24| 7.
886—2131] | à
38,4 —?2,3| 52 |
38,4|—1,4 20150| 2 | 9. nn sen
PR, sas | nden besserte sich
für 1 Stunde | wesentlich erst
etwa 6 Tage nach
der Infusion.
Offizierpferd.
104-406 3 Idann Abfall: 2021897 —0,1 4
| Stdn. p. i. 38,4, dann eT
| | nochmaliger An- |
stieg bis 39,0, dann
| in etwa 30 Stdn. | |
Abfall zur Norm.
—
ng,
393 —0,8 19175 | 3 | Das Pferd war am
2985—16 4 3. Krankheitstage
de s9 | | fieberfrei (37,6), am
4. Krankheitstage
s~
Q1
.
41,5+14 2 [dann lan D 7
1 gsamer 0—0,1 14
| Abfall in 17 Stdn. 40, 1 1
I | auf 39,3, darauf in |
|
8 Stdn. Anstieg bis | bleibt24Stdn.
39,8. 41 Stdn. p.i.
fieberfreitag-
über: folgenden
Tags noch ein-
mal leichtes Fie-
ber 38,6—39,0°.
fieberfrei
(bis 37,6 hin-
untergehend)
37,8 —2,3| 75
| |
|
stieg die Tempe-
ratur noch einmal
bis 89,09.
(Siehe auch Fall 70,
78.)
€
69.1St. 6j.
=| Krankheitsfall Nr.,
Qeschlecht |
ID
} L
Es be _ —
= © = —
u = — sa z
= = == | 8
= g > 75 | s%
o is Pe.
b z z= 3
— =
>
Es wurde
Salvarsan
einvcrleibt
or
S>
3,0 1:50 0,9% 2.
(aber nur etwas so
über24 Stunden) 5
TOJW.
|
) |
o |
~]
(
721.2
3,0 11:50. 0,9%, 1.
| (etwa
| 9 Stdn.
nach
der
offen-
sicht-
lichen
Erkran-
kung)
heitstage |
Bestand Lungenentzündung
(Lungenbrustfellentzündung)
am
—
.
|
vor der Infusion?
L:i;
gering
Kurz vor
der
Infusion
hatte
das Pferd
O,
e—a
=
151 a) ruhig.
40,1 44 151 à Aah
Pulse
— 140,0 44 112 b) $
to | Atemziige
bus
fe
3,0 1:50 0,9%), Í;
(etwa
s Stdn.
nach
der
offen-
sicht-
lichen
Erkran-
kung)
:50/0,9% 1.
DON, f
dann
B)
1,0|1:50 0,9) 2.
| (22Stdn,
-päter)
Lbr.l.
1 .
40,0 40 20
Verhalten des Pferdes:
a) bei der Infusion,
b) nach der Infusion
13.
P: i. Pferd tritt unruhig
in und her, als wenn es sich
hinle en wollte; kein Darmg*
räusch; hustet oft. — % ‚Stdn. p.i
schildert auffallend häufig auf
beiden Hinterbeinen abwechselnd
— 1 5Stde, p.i. beginnt zu zittern.
leckt häufig, fehmt. — ı1!/, Stdn.
p. i. zittert stark !/, Stde,. lang:
drängt auf den Harn; nimmt Heu.
— 1%, Stdn. p. i. frist Hafer. —
4 Stdn. p.i. P. 38, A. 35.
ruhig.
Ją Stdn. p.i. Muskelzittern 1 Stde.
ang. — 1 Stde. p. i. legt sich das
Pferd 10 Min. lang hin, hustet
mehrere Male. — 1!/, Stdn. pi
Muskelzittern ist sehr heftig am
ganzen Körper. Das Pferd schil-
dert hinten auffallend oft um.
Nimmt bisweilen einige Halme
Heu. Macht viel Leckbewegungen.
gähnt und flehmt hä und führt
einige Male deutliche Brechbe-
wegungen aus. Hustet mehr-
fach. P. 66. we Stdn. p.i. P.&,
A. 45. Pferd frit.
a) ruhig.
b) reaktionslos.
40,0 49 24
39,8969 21
elend sehr
schwach,
Ödem der
Füße *
|
39,8 58 25
sehr
schwach
A) a) ruhig.
a) ruhig.
‚ Stdn. p. i. legt sich
b) ruhig. 2
. 70, A. 2.
20 Min. Da
b) sehr matt, aber
ruhig; hustet mehrfach. 6 Stdn.
p.i. 68, A.20.* Das Pferd war
us Tage zuvor angestrengt ge-
ritten.
Ran jro b) ruhig. 7 Stdn. p.i
ŘÁD aG Ti, y, G A a a (GE, D | — | EEE s „ An I in
|
389
Die Höhe des
ersten
Temperatur-
Die Körper-
temperatur | Auffallende Die
wurde erst- Niedrig- IEntfieberung
malig unter d.|temperaturen | war beendet
un Fieberverlauf | Tem peratur wurden (dauernd
wurdeerreicht| nach dem $ Spalte 10 | beobachtet [unter 38,5 °)| Bemerkungen
, eobachtet
Fe z [ersten Anstiege |) — = rer
. z „Sl 9,8 z Sja 2 PIE
= 798.15 Sa-i Se |a lezla t aag
GT Pin o E38 57-10 55212 heisa 52
= E33 8 o Eisgalo Era a |se gge
= — >p a N (iem r 2 = aA = “5 E 2 É T
as AA f F- r pe] z=
Bar. Ras 2 ea i eane SR
14. 15. |16. 17. 18.| 19. 20.121. | 22. |23.]24.|25.| 26 27.
eu 200 3 [dann Abfall in 7139,9 —0,2| 6 = T 21122| 1| 3.
| Stdn. bis 39,9, dar- 384 —1 7 93
| auf in 8 Stdn. An- LI j
stieg bis 40,2, dann | |
| Abfa l in 6 Stdn, ' |
"bis 38,6%, | | | ' |
| |
=
| | |
| |
| E
| | | |
serie 2 von E EETA EENES EEEN SCHEN PEE EE ERE TEESE
0 — dann Abfall in 7189.7 —0.3! = | 2 . [Das Pferd war
i 1.0 2 Stdn. bis 38,7, dar- lee a ar. in aN | i etwa 24 Stdn. nach
Ä an an D a 299 ’ | a: ee
stieg bis 30,8, dann ichen Erkrankung
[Abfall in 3 Stan. en | fieberfrei. Nach 2
| bis 38,5: 26 Stdn. | tieberfreien Stdn.
| lang fieberfrei. | | | i | am 8. Krankheits-
Dann nochmals 5 | | | tage nochmals 5
| Stdn. lang Fieber | | | Stdn. lang 8,6 his
| bis 30,39, | | | 39,39 Fieber.
l i | | | (Siehe auch Fall 68,
| | 78.)
| | | | Offizierpferd.
E | |
ag ern een 27 2 aa
41.0 un ‚0 4 |dann Abfall in 5 [39,8 —0O, 19]23| 1, 3.
Stdn. bis 39,8, in | fieb : |
| non nochmals | STan fie er pog
' nstieg bis 400, M |
| | dann in? Stdn. Ab- | 38,3: —1,7| 20 | |
| fall bis an in 38,61 1,4) 29 |
2 Stdn. nochmals |
| | kleiner Anstieg | 33 2 —1 ‚8 23 | |
bis 28,8% dann |
l normal. | Ä |
eu, —— m WESEN ELENA] i | 2
40.2 2082 2 faina miear a 89,8 —0,2, 5 [38,6 —1,4; 19 | 23 | 1 8.
all in welliger | IRR OAIR
40.3 +0,3; 7 | Kurve. 88,5 —1 ä 23 | u
Er | PN | BE Da
40.4 2.06) 8 E 18 Stdn. lang[39,3:—0,5 19 [39 a 7 22 | 29 un 3.
i | ch
| | |
| | |
| | | | |
30.6 40,3; 3 |dann Abfall in 5[89 11 — 1886 —07 7 17 | 83,
9.6 0,3, 3 ee 39,11—0,1 51388,6 —0.7 7 8 3l 3
vi a |
— 390 —
SH
= S8 IKurzv
Des |2 Es wurde 373 = vor
9 = er
& Pfer ag Salvarsan ž E8 en Verhalten des Pferdes:
‚zZ a
— | des e ap einverleibt E83 ER Du
E Eis PR das Pferd a) bei der Infusion,
sL = = m .
ale 15 a ,. 198% ® b) nach der Infusion
=|2 |£ = |58 | bojak? | Šo
ciz |8|,s = z| s54 1332-1]? 1515
äl2 algi 8 | - O8 |eM2 I250|o |g
D . 2 N p Per)
al aa RE a ee |. 1 S
EISEN, 9. 1 10. 11112 13.
| | | |
T4ISt.|5il 5 5 | 9. -r.? | 38.6 46 14| A) a) Unleidliche Stute. Beim Eiu-
‚4.1 St 5) 9 Ai | 1:50 0,90 L 38,6 ai stich 1. heftige Muskelkontraktion,
ae | | Pferd springt vorwärts. Rechts-
dann seitig Infusion ohne Störung aus-
B | eführt. b) 1 Stde. p.i. über 1 Stde.
) ang Muskelzittern, Pferd scharrt
L. r. ]40,3)54112
gering, matt
l. unbe- |
stimmte |
Atmungsgeräusche
Amama Fr biaia E
dabei hin und wieder. — 2%/, Stdn.
P: i. Pferd sehr matt, schildert
inten oft um, legt sich mehrfach
nieder.
B) a) ruhig. b) reaktionslos.
1,0 | 1:50 10,90%) 8.
29Stdn.
später)
ae ala
> St 7 F : 90 9 52.161 A) a) ruhig. b) 1 Stde. p. i.
75.158. 77.1 4 a 1:50 0,9% 2116 sich das Brerd 1/, Stde. ang. =
oO, tritt Muskelzittern ein, das bis
3 Stdn. p. i. anhält.
dann
B) | |
1,0 | 1:50 0,9%) 8. 5.48.12] B) a) ruhig. b) reaktionslos.
| | | (Stdn.
| | | später)
a) ruhig.
b) hustet. 45 Min. p. i. matt, Mus-
kelzittern. — 50 Min, p. i. Pferd
fällt hin, um gleich wieder auf-
zustehen. Bald nachher fällt das
Pferd wieder hin, liegt auf der
Brust mit vorgestreckten Vorder-
und untergeschlagenen Hinter-
beinen, macht einen sehr matten
Eindruck, stützt den Kopf auf.
P.44, A.16. Bei einem Versuche
aufzustehen kann das Pferd mit
der Hinterhand nicht hoch. Bei
einem erneuten Versuche aufzu-
stehen wird am Schweife nach-
geholfen: das Pferd kommt hoch,
knickt aber in der Hinterhand so-
fort wieder ein. Nach einiger Zeit
gelingt es, das Pferd mit Unter-
stützung hochzubringen: das Pferd
steht, als hinten zunächst unter-
stiitzend nachgeholfen wird. Das
Pferd ist matt, teilnahmlos, schil-
dert hinten oft um. Muskelzittern
an Vorderbeinen, Flanken, Kruppe,
Schweif. P.40, A. 14. Beiderseits
recht lebhafte Darmgeräusche. —
1!/, Stdn. p.i. das Pferd wird ziem-
lich plötzlich munter, nimmt ein
paar Halme Heu, sucht in der
Streu nach Strohhalmen, wird auf-
merksam auf die Umgebung, wie-
hert, als die vorher entfernten
Pferde wieder in die Nachbarstände
zurückgebracht werden. 40,39.
{steil 3 | 30 1:50 00%, 2.
El u | — — o — = N s N m á
Á o | ` _
— — o (| m ww ul
> nE- —
è Oo ——_ — | m a | — D a l Aeen
391
Die Höhe des
Die Körper-
ersten temperatur
T wurde erst-
emperatur- li d.
h malig unter
ee Be nach] Fieberverlauf | Temperatur
er Infusion :
nach dem | in Spalte 10
wurdeerreicht beobachtet
— 7 — {ersten Anstiege a
T N © | 5 | N S T
O |TeTty, and.
E88 57 3 542187
= E3:27°* o Szeh*-
Fate “za Anis
14. 14. 15. |16, = 17. 18. | 19. |20.
| |
40,5 +1,9 dann in 8 Stdn. [38,5
+ Abfall bis 38,5. 01.10
Nachher stieg die |
Temperatur wie-
| der bis 40,50 — %8 |
tdn. p.i. >
40, 9 +0, 6; 3Idann langsamer 39,8:—0.5 6
Abfall in welliger |
Kurve. | |
4 |
en d SEON. M E A i
40.6 +0.5 dann Abfall in 3139 6, —
41. 1 +0 015 15 Stdn. bis 30 4,dann = i l 4
in 9 Stdn. Anstieg
| bis 41,1,darauf Ab- |
i fall in 8 Stdn. bis
on Ei |
40,1 --0,6| 4 Temperatur hält 139,42 —0,1| 16
a sich 13 Stdn. hoch, f |
dann Abfall in ö
© | _ (Stam, bis 3852, ma
40.5 1.048 8 | dann schneller Ab- 39.8 8 —0,3;
u fall in 4 Stdn. bis
35,65. Auf dieser |
' Höhe bleibt die '
i Temperatur 45tdn. |
| i lang, dann noch-
mals welliger An-
stieg bis (9,70. |
Auffallende Die
Niedrig- |Entfieberung
temperaturen| war beendet
wurden (dauernd
beobachtet | unter 38,5°)| Bemerkungen
: ©| > je =,
EE ROEE
o 54822 [32 32,5%
o Siaj EHER
A a| 3 5| TPA
“aj al 5i ne
21.| 22. |23.|24..25.| 26. Br.
531/, 6.
1 Stde. lang |
38, 5—1,8, 8.37 |
Ttde lang | |, __ au
39,4! —0,6 6 | Am 4. Krankheits-
| tage stellten sich
bei dem Pferde ein
- heftires, sich häu-
| 6| 2 | D. fiir wiederholendes
nervöses Zueken des Kopfes und
38,5 —1,0 20 Halses und ein fortgesetztes
. Augenlidblinzeln ein. Die Er-
scheinungen gingen in 24 Stdn.
_ | [Į zuriick ERS ENDE
5 [38,8—1,3° 6 ar
38,01—1,4 7 |
38,11—2,0 39
Verhalten des Pferdes:
a) bei der Infusion,
b) nach der Infusion
13.
— =
bl = es r £
Des |2 Es wurde ch Kurz vor
sS? Gaoi der
„= | Pfer- f _ Salvarsan 3# 8| Infusion
H = =
Z RE? o='z| hatte
= des |3 & einverleibt S 2 .Eldas Pferd
g sr Sn =
gu en — SR __
— pe . ze Bui j
S e O . bo = > „ao ©
|? = Ba. 5 |se| 5%15%7 E
alls- = |28| |58 n| o |2|
ajs jSjlaajg = OS | dá 1850] o SE
213 1°6 s laal er Mi
TÅ 19 00 EN r L a Bi
1.1 A ES 4.1 5 6 T: 8 9. 10. (11/12
| | |
77.St.6j.] 3 | 3,0 |1:10,0,6%, 2.
Injektion
|
78.{w. 5j.| 4 | A) 11:500,6%, 1.
dann
B)
1,0 11:50.0,6%,| 5.
79.1St. 5.1 5 | 8,0|1:10)0,6%, 2.
Injektion
L. 1. {40,1160 20 a) links starke Muskelkontraktion
gering
| obe ‚rflächl. Flankenbeweg.
Wi
|
— 140,3 64.16
|
|
|
Lbr. 1.| 39,4 44 28
>!)
— [40,4420
und Unruhe beim Einstich. Die
Injektion erfolgt rechts glatt.
b) 1 Stde. p.i. P. 68, A. 28—30 unter
starke r Flankenbewegung. Pferd
steht ruhig, schildert hinten lange
Zeit hindurch häufig um, pro Min.
etwa 3 mal. — 1! Stdn. p.i. P. 68
A. 28—30. Nüstern- und Ya
Flankenbewegung; deutlich ver-
stärkter Herzsc ilag Schüttelt
sich, wird plötzlich maunterer, frißt
einige Heu- und Strohhalme. Hus-
tet öfter. — 5 Stdn. p.i. P.62, A. 32.
Herzschlag weniger pochend.
A) a) ruhig. b) ohne Nebenreaktion.
3 Stdn. p. i. 57—60 arythmische
Pulse, A. 16.
B) a) ruhig. b) ohne Nebenreak-
tion. 5 Stdn. p.i. P. 40, A. 30.
B) ruhig.
b) ohne Nebenreaktion. 5 Stdn. p.i.
P. 42, A. 18.
II. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Draegert
vom 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1.
Die Brustseuche brach am 21. Januar 1912 unter den Pferden
der 1. Eskadron aus und griff im Laufe des Vierteljahres auf sämt-
liche Eskadrons über.
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40,4 -+0,8| 1 | Temperatur bleibt {39,9 —0,2; 12 [88,7 — ta 18
12 Stdn.hoch, dann
langsamer Abfall
in 75tdn. auf 38,49,
hält sich in dieser
Höhe 2 Stdn. lang,
88,4! —1,7 19
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fieberfrei
steigt dann wie-
der an.
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27 Stunden
fieberfrei
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38,6, in 2 Stdn. noch-
mals Anstieg bis
39.00, nach weite-
l ren 3 Stdn. dau-
ernd fieberfrei.
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über 40°, dann ganz | | 6-1. 8: 67
langsamer Abfall.
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auftStunde
fieberfrei
38,5—1,9| T9
dauernd
fieberfrei
|
i
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Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die
Bemerkungen
Am 4. Krankbeits-
tage 27 Stan. lanır
fieberfrei, dann
wieder Anstieg.
(Siche auch Fall 6s,
T0.)
Oftizierpferd.
Zahl der
Kranken und der Verluste, den Ausbruch der Seuche bei den
einzelnen Eskadrons, die letzte Erkrankung und die Zahl der mit
Salvarsan behandelten Pferde.
— 394 —
Anzahl Anzahl Ausbruch Letzte Mit
a usl- .
EA h i i der der Seuche | Erkrankung | Salvarsan
> NG»
kranken Verluste am am behandelt
E-kadron
Von den erkrankten 22 Pferden litten
an beiderseitiger Lungenbrustfellentzundung,
an beiderseitiger Lungenentzündung,
an linksseitirer Lungenentzündung,
an reehtsseitiger Lungenentzündung.
Bei 9 Pferden konnten Lungen- bzw. Brustfellerkrankungen
klinisch nicht nachgewiesen werden.
Der bisherige Verlauf der Seuche läßt vermuten, daß ihr Er-
löschen bald erfolgen wird, zumal eine größere Anzahl jüngerer
Pferde bereits beim vorjährigen Seuchengang durchgeseucht ist.
Im ganzen kamen zur Beobachtung 9 leichte, 11 mittelschwere
und 2 schwere Erkrankungen. Von den zwei schweren Fällen ver-
lief einer tödlich. Das Pferd erkrankte als erstes der 5. Eskadron,
als das Regiment für die Salvarsan-Behandlung noch nicht ein-
gerichtet war, und starb infolge doppelseitiger exsudativer Lungen-
brustfellentzündung.
Zur möglichst schnellen Bekämpfung der Seuche wurde auf
frühzeitige Absonderung der Fieberkranken ganz besonderes Ge-
wicht gelegt. Zur Ermittlung der Fiebertemperatur wurden sämt-
liche Pferde des Regiments täglich zweimal gemessen. Durch diese
Temperaturaufnahmen wurde bei 15 Pferden die Erkrankung am
Vormittag und bei 7 Pferden gegen Abend festgestellt. Jedes Pferd
mit erhöhter on wurde sofort aus dem Eskadronstall
entfernt und blieb so lange in einer besonderen Abteilung des
Krankenstalles unter Beobachtung, bis die Diagnose gesichert war.
Zur möglichst frühzeitigen Separation der erkrankten Pferde
empfiehlt es sich deshalb, bei sämtlichen Pferden täglich mehr-
mals Temperaturmessungen vornehmen zu lassen.
Da der Krankenstall innerhalb des Kasernements liegt und
keine Garantie für absolute Separation der kranken Pferde und
des Pflegepersonals bietet, wurde dem Regiment auf Befehl der
Kommandantur ein Wagenschuppen des Traindepots, das 1 km
vom Kasernement entfernt liegt, zur Unterbringung der seuche-
kranken Pferde zur Verfügung gestellt.
Die Übersiedelung in das Depot erfolgte sofort nach Her-
richtung des Schuppens am 8. Februar. Das Pflegepersonal, ein
Unteroffizier und vier Mann, wurde ebenfalls im Depot unter-
gebracht und jeglicher Verkehr mit dem Kasernement verboten.
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Diese Maßregeln scheinen sich bewährt und das stärkere Um-
sichgreifen der Seuche verhütet zu haben.
Sofort beim Ausbruch der Seuche wurden die zur Salvarsan-
infusion notwendigen Instrumente bestellt und das Generalkom-
mando um Gewährung der nötigen Mittel gebeten. Am 4. Februar
konnte mit den Infusionen begonnen werden. Pferde mit hohem
Fieber, großer Mattigkeit und fehlender Freßlust — insgesamt
13 — wurden im Laufe des ersten Quartals mit Salvarsan behan-
delt. Es wurden in die Jugularvene infundiert mittels eines von
der Firma Hauptner gelieferten Infusions-Apparates — Modell
der Veterinär-Akademie — Salvarsan 3:150 ccm 0,6%ige Koch-
salzlösung. Zur Herstellung der Kochsalzlösung wurde destillier-
tes Wasser verwendet, das mit einem von der Firma Leit z-Berlin
gelieferten Destillierapparat in der Dispensieranstalt unmittelbar
vor jeder Infusion frisch hergestellt wurde.
Die Infusion von 150 cem nahm 30 bis 40 Sekunden in An-
spruch und wurde in zehn Fällen am ungebremsten Pferde aus-
geführt. Die Fiebertemperatur stieg in der Regel nach der In-
fusion im Verlaufe von 1 bis 3 Stunden, selten von 4 und melır
Stunden um 0,2 bis 1° C an.
Das Abfallen der Temperatur geschah in der Regel allmäh-
lich. Die Entfieberung setzte ein:
bei 3 Pferden am 2. Tage nach der Infusion
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der zweiten Infusion.
Bei Nr. 5 sank die Temperatur am zweiten Tage nach der In-
fusion von 40,4° C auf 38,3°, stieg nach zehn Stunden wieder bis
39,5° C an, um dann auf die Norm zu fallen.
Nr. 12 war bei der ersten Infusion am 22. März so unruhig,
daß trotz viermaliger Einführung der Hohlnadel nur 50 cem der
Lösung infundiert werden konnten. Es entwickelte sich eine
beiderseitige exsudative Lungenbrustfellentzündung. Die Futter-
aufnahme sistierte vollkommen. Die Atmung geschah ruckweise
und pumpend, 42mal in der Minute. Der Puls war klein und
84mal fühlbar.
In diesem Stadium bekam das Pferd am 7. Krankheitstage
eine zweite Infusion von 3 g Salvarsan. Der Erfolg war über-
raschend gut. Nach 20 Stunden war die Temperatur von 40,5° C
auf 37,9° C zurückgegangen, der Puls war kräftiger und die At-
mung ruhiger geworden. Das noch am Tage vorher durch Per-
kussion und Auskultation nachgewiesene Exsudat war fast ganz
resorbiert; dagegen zeigte sich an der linken Schulter eine kinds-
kopfgroße Schwellung, die sich derb und heiß anfühlte und sehr
schmerzhaft war. Durch Einreibungen mit Kampfersalbe ging die
Schwellung allmählich zurück, und das Pferd erholte sich bald
vollständig.
— 396 —
Unangenehme Nebenerscheinungen sind bei den mit Salvar-
san behandelten Pferden nicht aufgetreten, nur bei einigen Pferden
wurden nach der Infusion mehrere Hustenstöße und leichtes Mus-
kelzittern beobachtet, und bei einem Pferde hatte sich an der Ein-
stichstelle eine geringe Anschwellung gebildet, die nach acht Tagen
verschwunden war.
In jedem Falle ist es gelungen, durch die Behandlung mit
Salvarsan die Brustseuche zu heilen und die Krankheitsdauer ab-
zukürzen; schon am zweiten oder dritten Tage nach der Infusion
bekundeten die Patienten regen Appetit und Munterkeit.
Nachkrankheiten sind bei den mit Salvarsan behandelten
Pferden bis jetzt nicht aufgetreten.
Bei der Behandlungsweise ohne Salvarsan wurden die dure h
die Erfahrungen bewährten Grundsätze befolgt.
Nachweisung der mit Salvarsan in Lösung 3:150 behandelten Pferde
beim Leib-Husaren-Regiment Nr. 1. I. Quartal 1 1912.
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IR | M
11 4.13.0] 40.4 | 38.8 37.8 | j rechtsseitige
| Lungenentzünd.
21 1.13.0 [39.5 | 39.5 98,7 38.2 | rechtsseitize
i l | | Lungenentzünd.
31 2.13.0140.5139.7 !40.2 40.5 140.0 40.1 39.5 38.2: linksseitisre
Lungenentzünd.
+] 2.13.0 [39.7 | 39.8 38.8 38.3
51 2.13.0 140.1 139.3 De 31.8 |
6 | 3. 13.0 140.3 139.6 39.4 39.2 37.9 | beiderseitige
| Lungenentzünd.
71 2:.13.0 139.9 138.9 35.0 | beiderseitige
| Ä Lunrenentzünd.
81 2.13.0140.9|40.8 30.1 38.4! | i rechtsseitige
| i Lungenentzünd.
91 2.13.0 139.9 139.2 BR | |
10 1 3.13.0 | -40.3 | 39.6 aai 375; | |
11] 1.13.01 40.9140.2 39.4 89.1: 40.1 39.4382 |
1 |
121 7.13.01 40.5 [37.9 385 BiG 31.0 | Ä beiders.Lungen-
| | | u. Brustfellentz.
131 2.18.0 [40.2 139.3 |38.3 nor- | rechtsseitize
Ä mal | | Lungenentzitnd.
III. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Poss vom
l. Grossherzogl. Mecklenburgischen Dragoner- Regiment Nr. 17.
In der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1912 sind mit Sal-
varsan behandelt:
»9 Dienstpferde,
4 Offizierpferde,
1 Offizier-Aushilfepferd.
Summa 64 Pferde.
= 397° —
Es erhielten 1 Pferd 3,0+1,0=4,0 g, 60 Pferde je 3,0 g,
2 Pferde je 2,25 g, 1 Pferd 2,0 g.
Bei einem Dienstpferde, dem 60., ist die Infusion infolge
Widersetzlichkeit mißlungen. Die Lösung ging größtenteils ver-
loren.
Es wurde behandelt mit konzentrierten Salvarsanlösungen
3:150 Kochsalzlösung und 3 bzw. 2,25 oder 2:90 cem. Bevorzugt
wurde die schwächere Lösung mit 150 cem Kochsalzlösung wegen
des geringeren Verlustes an Salvarsan bei etwaigem Verschütten
und Zurückbleiben kleinerer Reste in Zylinder und Gummi-
schlauch. Desgleichen bewährte sich der für 150 cem eingerich-
tete Kolben besser als der kleinere, in dem der Gummistopfen
schlecht Halt hat. Aus dem engen Zylinder hebt sich der
Gummistopfen selbsttätig hervor.
Infundiert wurde in allen Fällen in die linke Drosselvene. Die
Haare wurden rasiert, die Haut mit Seifenspiritus abgerieben.
Irgendwelche unangenehmen Nebenerscheinungen an der Ein-
stichstelle sind in keinem Falle aufgetreten. Ein Pferd zeigte wäh-
rend einiger Tage eine etwa walnußgroße Verdickung, die nicht
schmerzte und ohne Behandlung nach einigen Tagen verschwand.
Infundiert wurde bei den 59 Dienstpferden:
17 mal am 1. Fiebertage,
29 ” ” 2. ”
9 ”„ 99 3. ”
ae A ”» | Widersetzliche Pferde
s? ” 7 ” und Schläger.
99 29 e ”„
Von den 17 am ersten Tage infundierten Pferden waren 1
nach 5 Stunden, 1 nach 15 Stunden, 1 nach 18 Stunden (2,25 Sal-
varsan), 5 nach 20 Stunden, 6 am 2. Tage, 2 am 3. Tage und 1
am 4. Tage (4 g Salvarsan) dauernd fieberfrei..
Von diesen 17 waren nachweisbar an Lungenentzündung er-
krankt 7 Pferde. Die Lungenentzündung bestand bei 3 Pferden
vom 1. bis 5., bei 1 Pferde vom 1. bis 7., bei 1 Pferde vom 2. bis 6.,
bei 1 Pferde vom 3. bis 6. und bei 1 Pferde vom 3. bis 9; Krank-
heitstage.
Von den 29 am 2. Fiebertage behandelten Pferden waren: 1
nach 6 Stunden, 1 nach 10 Stunden, 3 nach 20 Stunden, 1 nach 22
Stunden, 5 nach 24 Stunden, 14 am 2. Tage und 4 am 3. Tage
dauernd fieberfrei.
Lungenentzündung trat bei diesen Pferden 16mal auf, und
zwar bei 3 vom 2. bis 5., bei 4 vom 2. bis 6., bei 2 vom 2. bis 7.,
bei 1 vom 2. bis 10., bei 4 vom 3. bis 6., bei 1 vom 3. bis 7., bei
1 vom 5. bis 9. Tage.
Von den 9 am 3. Fiebertage behandelten Pferden waren 2
nach 20 Stunden, 2 nach 24 Stunden, 4 am 2. Tage und 1 am
3. Tage fieberfrei.
Von diesen 9 Pferden waren an Lungenentzündung erkrankt
4 Pferde, und zwar: 1 vom 3. bis 8., 1 vom 3. bis 9., 1 vom 4. bis 7.
und 1 vom 4. bis 8. Krankheitstage.
— 398 —
Ein Pferd, am 5. Fiebertage behandelt, war am 2. Tage darauf
fieberfrei. Es litt vom 6. bis 9. Krankheitstage an Lungenent-
zündung.
Ein Pferd, am 6. Fiebertage behandelt, war am 3. Tage darauf
fieberfrei ohne nachweisbare Lungenentzündung.
Die beiden am 7. Fiebertage (1 mit 2,25 g, 1 mit 3 g) behan-
delten Pferde waren nach 20 Stunden fieberfrei. Eins von diesen
litt an beiderseitiger Lungenentzündung vom 5. bis 10. Tage, das
andere desgleichen vom 4. bis 13. Tage.
Es scheint so, als wenn bei Behandlung mit Salvarsan am
ersten Tage die Lungenentzündungen verhältnismäßig seltener
auftreten als bei Behandlung am zweiten Tage oder bei noch
späterer Behandlung.
Prophylaktisch ist mit Salvarsan kein Pferd behandelt worden.
Ein erhebliches Ansteigen der Körpertemperatur in den ersten
Stunden nach der Infusion gehört, wie aus der Tabelle ersichtlich,
durchaus nicht zur Regel. Bei keinem Pferde nahm nach der
Salvarsaninfusion die Dämpfung zu, vielmehr blieb sie immer auf
das untere Drittel beschränkt und verschwand in einigen Tagen.
Zu einem Resorptionsfieber kam es bei einem der am 7. Tage
behandelten Pferde, und zwar am 5. Tage nach der Infusion. Bei
keinem Pferde entstand eine Brustfellentzündung. In der Regel
wurde die Pulsfrequenz bedeutend und dauernd herabgesetzt; in
einem Fall von 84 Pulsen (bei der Untersuchung vor der Infusion)
auf 54 Pulse nach 20 Stunden. Nur bei zwei Patienten (,„Max“
und „Landgräfin“ der Leib-Eskadron) hielt sich die Pulsfrequenz
während dreier Tage auf 60.
Es sind dies die Pferde, bei denen die Entfieberung am
längsten auf sich warten ließ. Da es sich um sehr große Pferde
handelte, ist anzunehmen, daß bei diesen die Dosis von 3 g zu
klein war.
Ein Pferd („Moritz“) erhielt, nachdem ihm am ersten Krank-
heitstage (39,1 T., 46 P., 10 A.) 3 g infundiert waren, die nach
48 Stunden ein stetiges Steigen bis auf 39,7 nicht hatten verhin-
dern können, noch 1 g mit der Wirkung, daß das Pferd nach
24 Stunden fieberfrei war und blieb. Die am dritten Krankheits-
tage nachweisbare rechtsseitige Lungenentzündung war am neun-
ten Krankheitstage abgceheilt, die Pulsfrequenz von 50 auf 36 ge-
sunken. Am zwölften Krankheitstage ging dieses Pferd an akutem
l.ungenödem ein, nachdem es während der letzten Woche wieder-
holt schwere kurze Anfälle von Atemnot gehabt hatte.
Bei der Zerlegung wurde neben akuter Milzschwellung und
trüber Schwellung des Herzmuskels Herzvergrößerung und Herz-
erweiterung festgestellt. Die Lungenentzündung war vollständig
abgeheilt und Rückstände frischer Brustfellentzündung nicht vor-
handen.
“in einziges Mal sind nach der Infusion hochgradige Unruhe,
Schweißausbruch, ängstliches Wiehern, Hinstürzen aufgetreten
und zwar bei dem ersten mit Salvarsan behandelten Patienten.
Der Anfall ging in kurzer Zeit vorüber, bei allen übrigen Patienten
sind nicht die geringste Unruhe, Kolikerscheinungen oder der-
— 399 —
gleichen bemerkt worden. Alle Pferde gingen ruhig, ohne das
geringste Unbehagen zu äußern, in ihren Stand zurück.
Es mag sein, daß die Schuld an diesem beängstigenden Zu-
stand der Abkühlung der Salvarsanlösung beizumessen ist. Jeden-
falls sind in der Folge, als die Lösungen an Ort und Stelle her-
gestellt und fast blutwarm einverleibt werden konnten, Zufälle der
beschriebenen Art nicht wieder eingetreten.
Die mit Salvarsan behandelten Pferde der 3: Eskadron blieben
sechs Wochen abgesondert, die der Leib-Eskadron wurden fast
ausnahmslos sechs bis zehn Tage nach der Entfieberung aus dem
Krankenlager in den Schwadronsstall zurückgestellt, um festzu-
stellen, ob ein erheblicher Zugang an brustseuchekranken Pferden
im Vergleich zur 3. Eskadron dadurch verschuldet würde.
Aus dem Umstand, daß dies nicht eintrat, kann wohl gefolgert
werden, daß die mit Salvarsan geheilten Pferde kaum als Träger
des Ansteckungsstoffes in Betracht kommen. Ein exakter Versuch
hierüber könnte allerdings nur bei Pferden vorgenommen werden,
die nachweisbar die Brustseuche noch nicht überstanden haben.
Die 3. Eskadron hatte den Vorteil, daß sämtliche Pferde aus den
verseuchten Stallungen entfernt und in Zelten abgesondert wurden,
während die Pferde der Leib-Eskadron im Schwadronsstall bleiben
mußten.
Bei Beginn des Seuchegangs konnte sowohl bei der 3. als
auch bei der Leib-Eskadron ein ungewöhnlich starker Zugang von
Patienten festgestellt werden. Dieser Zugang verringerte sich bei
der 3. Eskadron nach der Entfernung sämtlicher Pferde aus den
Seuchestallungen und ihrer Unterbringung in Stallzelten am
9. Januar 1912.
Es erkrankten vom 10. bis 29. Januar 1912 (letzter Patient)
bei dieser Eskadron noch acht Pferde bei einem Gesamtkranken-
bestand von 38 (Ausbruch der Seuche am 11. Dezember 1911).
Die Leib-Eskadron, die erst am 18. März 1912 das Abson-
derungslager bezog, hatte vom 22. Januar 1912 bis zu diesem Tage
47 Patienten und einen sich ziemlich gleichbleibenden Zugang.
Durch das lange Verbleiben der Pferde dieser Eskadron in dem
verseuchten Stalle wird das Plus von 9 Patienten zur Genüge er-
klärt.
Keins von den mit Salvarsan behandelten Pferden ist bis jetzt
zum zweiten Male erkrankt, trotzdem die Rekonvaleszenten der
Leib-Eskadron in den verseuchten Schwadronsstall zurückgestellt
und eine Anzahl Rekonvaleszenten der 2., 3. und 4. Eskadron ab-
sichtlich lange Zeit hindurch neben schwer und frisch erkrankten
Brustseuchepatienten in den Krankenbaracken zurückgehalten
wurden.
Ein Pferd (,Candidat‘ der 3. Eskadron) ist nach 513 Wochen
und zwei Pferde (,Helena‘“ der Leib- und „Kurfürst“ der 3. Eska-
dron) sind versuchsweise 3 Wochen nach Ausbruch der Krankheit
voll und ganz ohne jeden Schaden in Dienst gestellt worden, und
zwar das erstere („Candidat“) zum Reit- und aushilfsweise zum
Fahrdienste, das zweite („Helena“) als Reitpferd in einer Rekruten-
abteilung und das dritte als Krümper in schwerem Zug. Alle drei
Pferde sind bei der Einlieferung erheblich krank gewesen.
— 400 —
1. „Candidat“, 17” Jahre alt.
Zugang am 9. Januar 1912 mit 38,8 T., 40 P., 10 A., steigt bis
zum 13. Januar auf 40,1 T., 40 P., 20 A. (Salvarsan 3 g), nach
24 Stunden, am 14. Januar, hoch normal (38,8° C, 44 P., 14 A.),
mit rechtsseitiger Dämpfung. Die Lungen sind am 18. Januar frei
(36 P., 12 A.).
2. „Helena“, 12 Jahrealt,
wird am 22. Januar mit 40,5 T., 60 P. und 20 A., beiderseits ver-
schärftem Bläschenatmen, gelben glasigen Bindehäuten als erster
Patient der Leib-Eskadron ins Krankenlager eingestellt. Am
23. Januar 40,4 T., 60 P., 20 A., linksseitige Dämpfung, schwan-
kender Gang. Futteraufnahme schlecht. (Salvarsan 3 g.) Nach 24
Stunden fieberfrei. Allgemeinbefinden munter. Futteraufnahme
Lesser. In den nächsten Tagen stellt sich Husten ein. Futterauf-
nahme bleibt gut, desgleichen Allgemeinbefinden. Am 6. Tage ist
die Dämpfung geschwunden (37,4 T., 40 P., 12 A.).
3. „Kurfürst“, 3 Eskadron, 10 Jahrealt.
Zugang am 29. Januar 1912, il Uhr vorm., mit 40 T., 50 P.,
20 A., links Dämpfung. Salvarsan 3 g.
Am 30. Januar, 91, Uhr vorm., 38,6 T., 44 P., 14 A.; am 31. Ja-
nuar 37,9 T., 44 P., 14 A.; am 2. Februar sind die Lungen frei
(37,4 T., 39 P., 10 A.).
Als einziges Krankheitssymptom halten sich die in den meisten
Fällen erst glasigen gelb gefärbten, dann stark geröteten Binde-
häute und der mehr oder weniger schwankende Gang 5 bis 7 Tage.
Als günstigster Zeitpunkt für die Infusion kommt nach der
hier gemachten Erfahrung der erste und zweite, allenfalls
auch der dritte Tag nach Ausbruch der durch Temperatursteige-
rung nachweisbaren Erkrankung in Frage.
Es empfiehlt sich jedoch, die Infusion auch späterhin (bei
etwaiger Verzögerung in der Anlieferung des Medikaments oder
bei anfangs widersetzlichen Patienten) noch vorzunehmen.
Bei Behandlung mit Salvarsan schon am ersten Krankheits-
tage — auch bei feststehendem bösartigen Charakter der Seuche
-— könnte der Einwand erhoben werden, daß die natürliche Bildung
von Schutzstoffen aufgehoben, und damit die Immunität, die
dureh Überstehen der Brustseuche bei der alten Behandlungsweise
eintritt, in Frage gestellt wird. Es ist aber wohl anzunehmen, daß
die Bildung dieser Stoffe schon während der Inkubationszeit (im
stadium prodromorum) in ausreichender Weise vor sich geht, weil
auch beim Abortivverlauf in 24 Stunden und beim unmerklichen
Durehseuchen diese Schutzstoffe als vorhanden angenommen wer-
den müssen. |
Indessen empfiehlt es sich doch, der Sicherheit wegen mit der
Behandlung bis zum zweiten bzw. dritten Tage zu warten, falls
nicht besondere Umstände (Ilerzschwäche, schnell fortschreitende
Lungenentzündung und Temperatursteigerung) auftreten.
= _ m (m si u | mi „(din rin _ D D Mituunun — iin —
— 401 —
Zusammenfassend kann über die Salvarsanbehandlung bei
Brustseuche gesagt werden:
I. DieEinverleibungdesMittelsinderbisher
üblichen Gabe in konzentrierter, möglichst
blutwarmeralkalischer Kochsalzlösungistun-
gefährlich.
II. Der Krankheitsverlauf wird durchweg
günstig beeinflußt.
a) Die Futteraufnahme und das Allgemein-
befindenleidenwenig.GänzlichesVersagen
der HaferrationistnurbeiwenigenPferden
undbeidiesennurfürdieDauervon12Stun-
den nach der Einverleibung des Mittels be-
obachtet worden.
b) DieTemperatur wirdmitSicherheit für die.
Dauer herabgesetzt, falls die Gabe der
Größe des Pferdes entspricht.
c) Die Pulsfrequenz sinkt gleichzeitig mit
dem Abfall der Körperwärme zur Norm. Das
Herz wirdentlastet.
IneinzelnenFällenkommteszumAbfall
von20bis30Pulsschlägeninnerhalb24 Stun-
den.
d) Lungenentzündung tritt bei frühzeitiger
AnwendungdesMittelsmeistnichtein, nie-
mals nimmt sie einen erheblichen Um-
fangan.
Bereits vorhandene Lungenentzündung
geht zurück. |
Brustfellentzündung und andere Kompli-
tionentretennichtauf.
f Das Rekonvaleszenzstadium wird auf
2 bis 3 Wochen abgekürzt, die Leistungs-
fähigkeit leidet wenig.
g) Nachkrankheiten sind bisher nicht beob-
achtet worden.
e
~N
Würde auch eine Immunität für Lebens-
zeit nicht erzielt, so bietet die Behandlung
der Brustseuche mit Salvarsan doch so viele
Vorteile, daß selbst der hohe Preis kein Hin-
dernis sein sollte, sämtliche Pferde damit zu
behandeln; auf jeden Fallistesein die Fieber-
temperatur zuverlässig und dauernd herab-
setzendes Mittel,nachdemmanbeiderfrüheren
Behandlung der Brustseuche vergeblich ge-
suchthat,
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 26
— 402 —
Fiebertabelle der nicht mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken
Pferde.
Z Namen der Körperwärme an den en
E Pferde a a a ee
a (Eskadron) 2 | 3 | 4 5 1 19
Bd | |
|
Nero (3.) . . 40,1 2 | ' |
Panther (3.) 39.5 39.0 392 39) 0, 88,8'39,1 8 > |
240,0 40,7 40.0 40.4 40,1 40.0 39,7 38,9 38.8 88.1 er
2 40.1 40,4'40.8 39.8 40,1: 39,8 20: 38,3 38,8 37,7.
‚639.0 39,5 39,5 39,6. 39,5: 39,2: 38,6 38,0
840.1) 40,3 40,2 39,7 38,7) 39,1: 37,9 38,7, 37,7
39.8 40,9 41.0 40.2: 40,1 40,4 40,9 40, 1 0,1
8 38.7 39,9 40,1 39,8 39,7 39,0 38.8 38.5 37,6,
30.9 40.2 40.2 40,0 40.4 40.1. 40.3 40,3 39,1: 39,4 3S,8 37,7
38, 3l 40,1 40,6 40,6. 40,7. 40,5: „1| 39,1 379 |
40,0 41,0, 40,7: 40,5| 40,4 40.5 39.4 39,3 40,1 40,1 gstb.
40,4 40,1 40,4: 40,1, 40,1 40,4. 39,5 38,7 38,9. 39,4 35.0
1
2
31 Kuroki (3.) .
4 | Michel (3.) .
Lukas (3.). .
38.9 38,9
Obotrit (3.).
10 | Pleite (3). .
11 | Lore (3.)
12] Pütt (3.)... . 39,5
13 | Kammerherr | | | |
(3.). ©.. .][38,7.38,7.39,9 40,1. 40,2 39,8
14| Fahne (3.). . 139,3 38,3. 38,7 39,7 40,3 40.2
151 Erna (3.) .. fF 89.4 39,5 88,9 3092 30.3 385 38.9 38,3 |
16 | Nonne (3.) . 139.0. 39.8 40.2 40.7 41.0 40,8 40,0. 39,9 39,8 39.5 39.5 38,7
17 | Komet (3.) .139,3.39.1 38.7 38.2 |
18 | Igel (3.) . 30.9 39,5 38,7, 38.7 89,7] 39,
19 | Parodie (3.). 30.0:38.9 39,9 39,6 40,2 40.5 40.0: 39.9.
20 | Kleopatra(.)[ 38,0 39.7 39.0 38.1 |
211 Peter (3.) . . 139.2 39.4 40.2 40.1 89.8 40.1 30,7:40.1 30.2 38,2
99 | Helena (3.) .139.0 39,2 39,5 892 89.4 40.4 B99 88.9 38,5 38,2
23 | Lottka (3.) | | 88.9 39.3 40.1 40,0 30.9 40.4 80.8 30,3. 39.1 39,1 38,1
24 | Palisade (4.) [40.11 40.1 39.1 38.3 40,4 30.2 39,2.30.0.39.2 38.9 38.4
25 | Flieder (3.) . (38.9 37.4 382 87.7 38.1 87,7 37,5 38.4 38.9, 37,9
26 | Natter (3.). .
; : | ;
40,3 39,9 39.5 39,6 39.8 38.4
39.9 39.7 39,7 38,2
39,1 40.2 9 39,2 38,9
37,6
38,8 87,9) |
27
28
29
30
Lerche (
Luchs (1.). .
Griseldis (1.)
). E
Mary (1
1.) .139.1
39,0
30,2
301
35.5.
8S4
39.1
38.4 38
35,1
38.5 853
8 38S. 38.
38,3
|
38.9 98.1 | Ä ! | | | Ä
9375 |
31 | Lola Ga). . .[39,1 39.2 38.9 39.0 3850. | |
32 | Marder (1.). 10.1, N | | |
Fiebertabelle der mit Salvarsan behandelten Pferde.
* — Tag der Salvarsanbehandlung.
D
5 Name Körperwärme an den Krankheitstagen
f des Pferdes e
S (Eskadron) ı 2 3 4 D 6 T 8 | 9
| {
30,0%;
1| Isabella (3.) . . . 7.8
21 Mücke ...... R94 398 40.0 401 39,9 40.1* 39,9 38.9 38.4
3 Puppenfee .... [35.8 9L S* 29,7 39.2. BSA., | |
4| Galatz 2.2.2... BOB BS 5 B859 BT | | |
D| Kunigunde. ... | [39.6% 30.1303 378 | | |
6] Künstlerin . 393° 383 | | !
— 403 —
Z Name Körperwärme an den Krankheitstagen
K des Pferdes u FEN:
= | (Eskadron) GEILES LIEGE
N | l i
7| Orkan ...... 39,3*| 38,8 | u t
8l Kandidat... ... 39,9 | 40,1*| 39,8 i 38,0 | |
9| Kastanie... ... 39.2 | 39,0 89; 3*138.9 87,8 |
10| Dachs ...... 38,9*| 38,4 | | | | |
11 | Preussen (4.). . . [39.7*, 40,2 : 38,9 | 838,1 | Ä
12| Poseidon... ..... 39,1 |40,5*' 37,6 |
13 | Kanaille (3.). . . [39,1 | 89,5* 37,8 |
14| Helena (1.) .. . [40,5 |40,4*, 38,8 37,7 |
15 | Pasch (3.) . 39.6 | 39,8* 39.5 | 38,2
16 | Kronprinz 1). 40,2 '40,1* 38,0 | | |
17 | Kurfürst (3.). . . |40,0* 39,2 137,9 | |
18 | Kaiserin (1 ). 40,8 | 40,6* 39,9 ‚38,6 | 37,8 |
19 | Mikado (2.) . . 139.9 | 40,6*, 40,1 39.4 384 |
20 | Horst (1.) .. . . [39,7 | 40,0* 39,3 187,5 | | |
Sl Kalif... 410.5* 39,8 |383 | | Ä
92] Münze ...... 40,4 |40,1 | 40,8*, 38,4
93 | Landgraf... ... 39,6 |405* 39,4 38,4 | | |
241 Herold...... 39,5 40,0% 39,7 38.8 | Ä
25| Nabob ...... 40,3*, 389,9 | 35,2 | |
26 | Kamecke..... 40,0* 38,0 | | | |
27|Ibikus ...... 39,5 39,8 |40,1*, 40.0 '39.2 | 37,8 |
a8|Ladyr....... 39,9 !39.8 | 39.6* 89,8 | 38.0 |
29| Nonsens ..... 89,5 , 40,0*, 39,5 37,5 | |
30 | Poet ....... 39,8 ı 40,9* 38.6 | 37.4 |
31 | Granit ...... 39,9 '89.8* 39.6 138,8 | |
32| Marta (1.)..... 40,2%: 39,4 | 87,9 |
83 | Mondfee ..... 39,1 :39,5*) 38,2 | |
s4lLola ....... 39.2 | 89,4* 30,4 38.7 |
35| Minus ...... 39,3 | 39,5*! 39,9 | 38,4 |
36] Murks ...... 39,4 '39.5%1 830.6 37,8 |
37 | Ironie... .... 39,5 139.9 89,7 39,5 140,5 402 1 39,6% 37,9
381 Hummel..... 40,0% 38,4 | | |
39 Pandur...... 40.0%,393 87,7 | | |
40 | Nachhut ..... 39,6 30,9% 89,0 | 88.7 | | |
41 | Merkur...... 30.0 | 39,9* 39,4 38,0 | | |
42| Nini ....... 39,0% 38,0 | | |
43 | Moritz . . .... 39,1*, 39,7 |30.6*% 38.9 38.3 |
441 Fabel....... 39,0 1393 |40.2%, 30,7 BT.
45|Hexe....... 40,2 | 40,5%, 40.0 87,9
46| Narr ....... 40,3 | 40.5* 39,7 37,6 | | |
47\Irma ....... 39,7 | 40.8% 38.5 137.4 | Ä |
48| Natter ...... 39,8 40,2% 394 B8B | |
49 | Laura... .... 39,8 |40.1*, 40.5 886 37.5 '
50|Max ....... 3908 40.6* 40,1 88.7 187,5
51] Hildburg..... 39,8 | 40.1% 38.4
52 | Ebenholz. .... 38.8 | 38.9 | 39.8* 38,3 `
531 Nonua ...... 40,8 40.7% 882 ` |
54 | Parade... ... 38,7 39.740,77 839,4 1881 | | |
55| Novelle... . .. 39,0 | 39,8 140,0*, 38,4 | |
56| Pedro... .... 401 1404% 308 406 837,7!
57[|Käte........ 30,5 30.2 40,4 40,0 37,9
58| Ingo ....... 40,7%, 38.9 | 38.7 | | |
59 | Landgräfin. . . . [40,0 40,0%, 39,8 39,6 38.3 |
— 404 —
IV. Bericht des Stabsveterinärs Gumbold vom -1. Westpreufsischen
Feldartillerie-Regiment Nr. 35.
Das Regiment erhielt Anfang Januar d. J. 8 Dosen Salvarsan
à 3 g sowie 8 Tuben à 100 g 0,9 % sterile Kochsalzlösung zur Be-
handlung brustseuchekranker Pferde überwiesen. Mitte Januar
wurden noch einmal 12 Dosen Salvarsan à 3 g zur Verfügung ge-
stellt. Nach Eintreffen des für konzentrierte Lösungen erforder-
lichen Apparates von der Firma H. Hauptner konnte am 6. Ja-
nuar mit den ersten Infusionen begonnen werden.
Die Brustseuche herrschte zu dieser Zeit in schwerer Form
bereits in 3 Batterien (3. Batterie: Ausbruch am 15. 11., 4. Batterie:
Ausbruch am 4. 12., 2. Batterie: Ausbruch am 13. 12.). Es waren
bis zum Schlusse des Jahres 1911 24 Pferde erkrankt, von denen
4 starben.
Die Seuche breitete sich im Jahre 1912 auch auf die anderen
Batterien des Regiments aus. Der Ausbruch erfolgte bei der 5. Bat-
terie am 8. Januar, bei der 1. Batterie am 25. Januar, bei der
6. Batterie am 31. Januar, bei der 2. reitenden Batterie am 22. Fe-
bruar, bei der 1. reitenden Batterie am 30. März. Es erkrankten
im I. Quartal 1912: 48 Pferde.
Die geringe Zahl der Salvarsan-Dosen ließ eine generelle An-
wendung dieses Heilmittels nicht zu. Unter den Patienten wurde
dahin eine Auswahl getroffen, daß nur solche Fälle mit Salvarsan
behandelt wurden, die nach den klinischen Erscheinungen als
schwer bezeichnet werden mußten, ferner auch, wenn infolge
Lungenbrustfellentzündung oder Herzschwäche den Tieren mög-
lichst bald Erleichterung verschafft werden sollte.
Das Salvarsan kam daher auch niemals bei Beginn der -Er-
krankung zur Anwendung; wenn irgend angängig, wurde der dritte
und vierte Krankheitstag aus Sparsamkeitsrücksichten abgewartet.
Von 16 nach diesen Gesichtspunkten ausgewählten Pferden
erhielten die Salvarsan-Infusionen am 2. Krankheitstage 2 Pferde,
3. Krankheitstage 2 Pferde, 4. Krankheitstage 3 Pferde, 5. Krank-
heitstage 2 Pferde, 6. Krankheitstage 5 Pferde, 7. Krankheitstage
2 Pferde.
Die Dosis und Konzentration der Lösung waren bei allen Pfer-
den die gleiche: 3 g Salvarsan auf 90 cem 0,9% sterile Kochsalz-
lösung (1:30).
Die zur Filtration der Lösung und zur Infusion nötigen Ge-
räte wurden auf einfachste Weise sterilisiert.
In einen niedrigen emaillierten Kochkessel, der zu !/, mit
Wasser gefüllt war, kamen zwei Kanülen, die Klemme für den
Gummischlauch sowie Pinzette und Schere. Auf diesen wurde ein
passender, mit Deckel versehener höherer Kessel aufgesetzt, dessen
Boden durchlöchert war. Er nahm alle übrigen zur Infusion
nötigen Geräte mit Ausnahme von Kochkölbehen (nach Erlen-
meyer) und Glaszylinder auf. Mittels Spirituskocher wurde das
Wasser in dem unteren Kessel zum Sieden gebracht und darin
10 Minuten unterhalten. Über einer zweiten Spiritusflamme konnte
während dieser Zeit das Erlenmeyer-Kölbchen, eventuell nach not-
wendirer Reinigung mit Sodawasser, durch Aufkochenlassen einer
ausreichenden Menge destillierten Wassers sterilisiert werden. Nach
— 405 —
Einfüllen von 90 ccm der 0,9 % igen sterilen Kochsalzlösung und
Erhitzen derselben bis auf 55° wurden 3 g Salvarsan allmählich
zugesetzt und durch Umschütteln zur Lösung gebracht. Nach
Hinzufügen von 5,7 cem 10 % iger Natronlauge mittels Meßpipette
sowie einiger Tropfen Lauge als Überschuß und nach Prüfung der
Reaktion erfolgte die Filtration der Lösung über Papier-Watte-
filter in den auf gleiche Weise sterilisierten Glaszylinder des In-
fusionsapparates.
Da durch einen unglücklichen Zufall der Glaszylinder gelegent-
lich des Sterilisierens zerbrach, so wurde dieser von nun an
durch eine weithalsige diekwandige Flasche von 150 cem Inhalt
ersetzt, die im Dampfkochtopf sterilisiert wurde.
Schwierigkeiten haben sich bei der Herstellung der Salvarsan-
lösung niemals ergeben.
Die Infusionsstelle wurde nach vorherigem Rasieren mit Spi-
ritus abgerieben. Die Einführung der Hohlnadel ließen sich alle
Pferde ohne Bremse gefallen, und die Infusion der auf Bluttempe-
ratur abgekühlten Lösung nahm noch nicht 14 Minute in Anspruch.
Innerhalb einer halben Stunde konnten die ganzen Vorbereitungen
einschließlich der Infusion erledigt werden.
Nach Beendigung der Infusion wurde stets die Vorsicht be-
achtet, den Blutabfluß durch die Kanüle noch etwa Y, Minute lang
andauern zu lassen, um Salvarsanreste aus der Hohlnadel zu ent-
fernen. Eine Reizung an der Einstichstelle und ihrer Umgebung
konnte niemals wahrgenommen werden.
Unruheerscheinungen nach der Infusion traten bei keinem
Pferde auf. Hustenreiz im Anschluß an die Infusion war keine
konstante Erscheinung und wurde nur bei 4 Pferden beobachtet.
Bei dem einen bestand aber schon vor der Infusion eine größere
Empfindlichkeit der Luftröhre beim Umfassen derselben zwecks
Kompression der Vene. Dies Pferd hustete unmittelbar vor, während
und nach der Infusion, wodurch die letztere etwas erschwert wurde.
Bei 5 Pferden wurden während einiger Stunden nach der In-
fusion größere Mattigkeit und Hinfällirkeit beobachtet. Eins von
ihnen zitterte zeitweilig und zeigte 4 Stunden nach der Infusion
sowie noch einmal am folgenden Tage vorübergehend Durehfall.
Bei einem anderen Pferde wurde 20 Stunden nach der Infusion
ebenfalls vorübergehend flüssige Darmentleerung beobachtet.
Kolikerscheinungen fehlten.
Eine Besserung des Appetits ließ sich meist erst am Tage nach
der Infusion feststellen, verzögerte sich aber in einzelnen Fällen
bis zum dritten Tage nach der Infusion. 2 Pferde, deren Tempe-
ratur in 12 Stunden bis zur Norm zurückgegangen war, zeigten be-
reits am Behandlungstage besseren Appetit und am folgenden
Tage ausgezeichnete FreBlust.
Die Wirkung des Salvarsans auf die Körpertemperatur —
zweistündliche Messungen — äußerte sich meist in der Weise, daß
das Fieber in den ersten 2 bis 4 Stunden eine Steigerung um einige
Zehntel Grad (0,1—0,7° C) erfuhr. Danach folgte ein langsamer
fortschreitender Abfall, öfter mit leicht welligem Verlauf der Fieber-
kurve — ein- oder mehrmalige leichte Steigungen, die nur selten
die Ausgangstemperatur erreichten —. Ein Temperatursturz um
mr
— 406 —
1° erfolgte im Falle 12 innerhalb 2 Stunden, im Falle 11 in
4 Stunden.
Das Temperaturmaximum nach der Salvarsan-Infusion trat
dreimal nach 2, sechsmal nach 4, je einmal nach 6 bzw. 8, zweimal
nach 10 und einmal nach 12 Stunden ein. In zwei Fällen wurde
nach 2 bzw. 4 Stunden nur die Ausgangstemperatur erreicht. Die
Entfieberung nach der Salvarsan-Infusion war dauernd beendigt:
2 mal nach 12 Stunden (Fall 6, 11), 2 mal nach 42 Stunden (1, 12),
3 mal nach 44 Stunden (2, 9, 10), 1 mal nach 46 Stunden (8), 1 mal
nach 48 Stunden (14), 1 mal nach 50 Stunden (13), 1 mal nach
60 Stunden (16), 3 mal nach 62 Stunden (4, 7, 15), 1 mal nach
70 Stunden (5) und 1 mal nach 88 Stunden (3).
Im Falle 16 — nach 60 Stunden dauernd fieberfrei — wurde
die nach 48 Stunden zum ersten Male erreichte normale Tempe-
ratur 52 bzw. 58 Stunden nach der Infusion noch einmal um t/o °
überschritten.
Nicht ohne Einfluß auf den schnelleren oder langsameren Ab-
fall der Temperatur nach der Salvarsan-Infusion dürften wohl
die bestehenden oder in Entwicklung begriffenen pathologischen
Zustände in den Lungen sein. So wurden zur Zeit der Infusion
klinisch festgestellt bei 6 Pferden beiderseitige, bei 10 Pferden ein-
seitige Lungenerkrankung. Gelbfärbung der Lidbindehäute wiesen
13 Pferde, gelblichen Nasenausfluß 8 Pferde auf. Bei 6 Pferden
bestand große Herzschwäche. Diese hatte bei 5 Pferden an vor-
hergehenden Tagen Kampheröl-Einspritzungen nötig gemacht.
Dennoch war ein günstiger Einfluß des Salvarsans unverkennbar,
wenn auch nicht so augenfällig wie bei in Entstehung begriffenen
Lungenerkrankungen, die kupiert wurden. Eine vorübergehende
Weiterausbreitung der Lungenentzündung nach der Salvarsan-In-
fusion wurde in den Fällen 13 und 15 beobachtet, in letzterem Falle
trat selbst noch zwei Tage lang andauernde Gelbrotfärbung der
Lidbindehäute auf.
Auf das Herz war die Wirkung des Salvarsans eine offen-
sichtliche. Die Pulswelle wurde sehr bald kräftiger, ferner fand
mit Ausnahme der Fälle 4 und 5 eine täglich fortschreitende,
nachhaltige Abnahme der Pulszahl statt.
Die Zahl und die Intensität der Atemzüge nahmen ebenfalls
fortschreitend ab, eine Vermehrung der Zahl blieb nur eine vor-
übergehende Erscheinung.
Auf das Allgemeinbefinden, namentlich der schwerkranken
Pferde, hatte das Salvarsan einen auffallend günstigen Einfluß.
Das Benehmen der Tiere wurde einige Stunden nach der Infusion
freier, und diese Besserung hielt an.
Kräfte- und Nährzustand litten weniger Einbuße und wurden
sehr bald wieder ausgeglichen. Demgemäß erfuhr auch die Re-
konvaleszenz eine bedeutende Abkürzung.
Nachkrankheiten sind bei den mit Salvarsan behandelten
Pferden bis jetzt nicht beobachtet worden.
Die Erfolge der Salvarsan- Therapie sind bis jetzt zu-
friedenstellende, sie würden, wenn nicht die leidige Kostenfrage
der frühzeitigeren und allgemeineren Anwendung des Mittels im
Wege stände, wesentlich günstigere gewesen sein. Die Anwendung
— 407 —
ist aber auch in späteren Krankheitsstadien immer noch sehr vor-
teilhaft. Seit der Salvarsanbehandlung ist kein Todesfall mehr
vorgekommen.
Der Vorteil der Salvarsanbehandlung besteht hauptsäch-
lich in der frühzeitig eintretenden und nachhaltigen Besserung
des Allgemeinbefindens, wodurch Kräfte und Nährzustand eine
geringere Beeinträchtigung erfahren, im besonderen in günstiger
Beeinflussung des Herzens sowie der Krankheitsprozesse in den
Lungen und in der Abkürzung der Rekonvaleszenz, ferner in Ver-
hütung von Todesfällen.
Die Konzentration der Salvarsan-Lösung 1:30 muß bei Ver-
wendung 0,9% iger steriler Kochsalzlösung in zugeschmolzenen
Glastuben als großer Fortschritt angesehen werden. Hierdurch
wird eine saubere, wenig zeitraubende Herstellung der Salvarsan-
lösung ermöglicht und ferner durch beträchtliche Verkürzung der
Infusion vielen Zufälligkeiten vorgebeugt.
Nachweisung der mit Salvarsan 1:30 behandelten Pferde.
e els Körpertemperatur
CES- -E Bemerkungen
< zl2|I822|3
e =I=| IE | = Lbr. = Lungenbrustfell-
BE E entzündung
2831-8 |
. pt N ..
EZTEIE| ES L. = Lungenentzündung
Cai ei Er E
ó au
k
7
1 6 8 | 40,3 | 39,7 r. Lbr. l. L.
2 3 8 | 40,2 | 89,6 | 38.8 | 88,2 l. r. L.
8 D 8 | 40,1 | 40,0 | 393 | 394 | 884 | 1. L. r. Lbr. Herzschwäche
41 6 |8] 4094 400 | 39,0 | 38,4 l. L. Herzschwäche
5 3 31 40,11 89,4: 391 | 38,9 | 383 Il. r. L.
6|} 7 3] 39,1 | 38 5°) | l. L. *) In 12 Std.zur Norm
71 5 13] 40,7 | 396 | 39,7 ` 38,0 l. r. L. Herzschwäche
8 7131 404 39.4 | 38,5 | l. r. Lbr. Herzschwäche
9 4 131 40,0 | 39,0 : | 38,3 | r. L. Herzschwäche
10} 4 13| 404 | 396 | 385 | r. L.
11] 6 3 {| 839,5 33,5") | Lr. L. *) In 12Std. z. Norm
12 5 8 | 39,4 | 39,1 | 385 : T. Lbr.
13| 4 |3 | 40,4 | 39,6 | 38,8 | 38.2 | r. L.
14 2 31] 40,6 | 39,3 | 88,9 | 37,9 r. Lbr.
15] 2 13] 40,7 | 40,7 | 39,0 | 88,4 r. Lbr. 1. L. Herzschwäche
16} 6 13] 40,5 | 39,3 | 838,6 37.5 | r. Lbr. 1. L. Herzschwäche
Die Entfieberung der kranken Pferde war völlig beendet
Eh in In diesen Fällen war Salvarsan gegeben am
RER Ne 1.121 3-14 5.6 || 7
Tagen Fällen Krankheitstage
— 408 — | |
Tabellarische Übersicht über die Krankheitsbefunde i
bei den mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pferden
des 1. Westpr. Feldart. Regt. 35.
+ ' 4 =
„15 JEF 4:
z1=_j<Z|I KrankheitsbefundTPA E E ee = -
- IS? 1|,@ einseitige beiderseitige
2132182 Lungenentzündung
N -= y Pa w" t . e i l
MAE | Schluß der Fieberperiode |<
-E k-ai |= =
Pii = = ei P . . r pr z
3|_.=|2=| — Salvarsaninfusion am ....... Krankheitstage |
zi E E
< jes| 1] 2
e 9 {10| nj 12| 23 I
| ! l
|
| i
| | | | | | 4
> 40.2 140,6 40,3 398 40,9 40,5 39.8 [38.4 37,7 378 Be 37,4 378.
e ja
L = 138,2]40.12 58.16 56.20 50.26 58. 307 12.32 2.32 66.34]52.1: 5 48.15 48.12 50. 12 46.14 10 Eu
> 38,9 40,2 40.4 30,9 38.8 BS2 37,9 u | |
= | | | | |
2| = [37,9188.12,45.21 60.20 44.26 44.20[44.16 48.23 35.14 f | | le =
P 39.5 BL 40.5 40,5 Ea 202 30,3 an 38.4 38.1 BIS
= *%* ' 4
srs 38,3]40. 12 56.20.02. 34 66. 34 12.40 40 72.36 72. a 20164.21 wo. 15 46.1; 1 Mr
x 39,8 a 40,7 39,6 303 40.3 40,2 39.0 [88.4 ' 88.3 BTT. l
= | ee
4 2 heahosonanon 72.14 0016 72.18 72.18 60.16 72.1410412 54.10 48.8 | In en
F 40,3 a 40.0 394 39,1 38,9 [88.3 37.3 |
E | |
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Ein Fall von „Hornsäule“.
Von Oberveterinär Kabitz.
„Friedrich“, ein zwölfjähriges Reitpferd, ging ein Vierteljahr
lang periodisch auf dem rechten Vorderbeine ganz geringgradig
lahm. Die Untersuchung ergab stets folgenden Befund:
Patient lahmt auf der rechten Vordergliedmaße auf hartem
Boden ganz geringgradig, auf weichem Boden tritt die Lahmheit
gar nicht in die Erscheinung. Die Lahmbheit ist eine Stützbeinlahm-
heit. Die Schienbeinarterie zeigt verstärkte Pulsation. Der Huf
macht bei der Besichtigung einen vollkommen gesunden Eindruck.
Beim Abtasten und Beklopfen des Hufes mit der Hufunter-
suchungszange werden an der Hufzehe geringe Schmerzen aus-
gelöst. An derselben Stelle wird eine vermehrte Wärme wahr-
genommen. Beim Nächschneiden am Huftragerande werden keine
Zusammenhangstrennungen festgestellt, die auf einen eitrigen Pro-
zeß schließen lassen.
Der übrige Befund an dem lahmen Bein ist negativ.
Die Behandlung bestand jedesmal in feuchten Umschlägen um
den Huf. Das Pferd wurde nach einer Behandlungsdauer von
zwei Tagen wieder in Dienst gestellt, da die Lahmheit sich auf
Steinpflaster nicht mehr zeigte.
Im Juli wurde das Pferd auf dem rechten Vorderbeine wieder
lahm. Die Untersuchung ergab den oben beschriebenen Befund.
Nach Abnahme des Hufeisens wird beim Nachschneiden an der
Hufzehe zwischen Hornsohle und Hornwand ein Kanal von 3 mm
== 410 =
Durchmesser gefunden, aus dem sich grauweißer Eiter in ganz
geringer Menge entleert. Die Hornwand ist an dem Kanal verdickt
und mit der weißen Linie in der Größe eines halben Pfennig-
stückes nach innen ausgebuchtet. Durch Sondieren wird fest-
gestellt, daß der Kanal in der Richtung der Hornröhrchen nach
der Hufkrone zu führt. Durch Perkussion der Hornwand, die einen
etwas dumpferen Schall als die der gesunden Hornwand ergibt,
wird festgestellt, daß die Erkrankung bis etwa 4 cm unterhalb
der Hufkrone reicht. Auf Grund des Befundes wird die Diagnose
„Hornsäule“ gestellt.
Zur Beseitigung des Hufleidens wurde eine operativer Eingriff
beschlossen. Zur Vorbereitung der Operation wurde das über-
flüssige Horn an der Hornsäule mit dem Hufmesser abgetragen
und der sorgfältig gereinigte Huf mit einem Umschlage versehen,
der 24 Stunden mit 3%igem Bazillolwasser feucht gehalten wurde.
Während derselben Dauer wurden dem Pferde Futter und Wasser
entzogen, damit das zur Betäubung zu verabreichende Chloral-
hydrat (40,0) mit dem Trinkwasser besser genommen würde. Am
folgenden Tage wurde aber die Chloralhydratlösung nicht ge-
trunken. Der operative Eingriff wurde daher auf den nächsten
"Tag verschoben, und um auf jeden Fall zu verhindern, daß das
Pferd aus Versehen getränkt werden könnte, wurde es irn Kranken-
stalle untergebracht. Nach 48stündiger Entziehung von Futter
und Wasser wurde das in einem halben Eimer Wasser gelöste
Chloralhydrat trotz Beigaben von Zucker und Kleie ebenfalls
nicht genommen.
Nach einer subkutanen Injektion von Morph. muriat. 0,5 : 15,0
Aqu. dest. und Einspritzung von Cocain. muriat. 0,5 : 10,0 Aqu.
dest. in die Nähe der beiden Volarnerven wurde das Pferd nieder-
gelegt. Unter Blutleere (Esmarchscher Schlauch) wurde zu
beiden Seiten der Hornsäule 1 cm von derselben entfernt je eine
Rinne in der Richtung der Hornröhrchen bis auf die Fleischwand
eingeschnitten, die vom Tragerand bis 3 em unterhalb der Huf-
krone reichten. An der weißen Linie und 3 cm unterhalb der
Hufkrone wurden die beiden Längsrinnen durch eine dritte und
vierte verbunden. Mit einer Zange wurde das umgrenzte Stück
nach oben abgehoben. Die freigelegten Fleischblättchen sahen
grauweiß aus und waren von festerer Beschaffenheit. Die Blättehen
waren niedriger und unregelmäßig angeordnet. Zwischen ihnen
war grauweißer Eiter vorhanden.
An dem abgelösten Hornwandstücke waren die Hornblättchen
in einer Breite von 6 mm stark vergrößert und dicker. Sie ragten
5 mm über die Oberfläche ihrer Umgebung. Die Verdickung der
Hornblättchen reichte bis zum Tragerande und hatte die weiße
Linie nach innen ausgebuchtet. Zwischen den Hornblättchen
befand sich grauweißer Eiter in geringer Menge.
Die krankhaft verkleinerten Fleischblättehen wurden bis auf
das Hufbein mit dem scharfen Löffel ausgekratzt. Nach gründ-
licher Desinfektion wurde das Operationsfeld mit Jodoformäther
übergossen und ein Druckverband mit desinfizierten Jutetampons
Cad
— All, ==
angelegt. Patient wurde in einen Laufstand mit weicher Streu
gestellt.
Nach 12 Tagen wurde der Verband erneuert und auf die
Wunde, die trocken war, Tannoform gestreut. Dieser Druckver-
band blieb 5 Tage liegen. Darauf wurde ein Teerverband an-
gelegt. Nach einer Behandlungsdauer von vier Wochen hatte sich
genügend Narbenhorn gebildet, und der Huf wurde mit einem
Schlußeisen mit zwei seitlichen Zehenaufzügen beschlagen. Nach
dem Beschlage ging Patient ganz geringgradig auf hartem Boden
lahm. Die Lahmbheit verlor sich nach weiteren 8 Tagen, so daß
nach einer Behandlungsdauer von 36 Tagen das Pferd als geheilt
in Dienst gestellt wurde.
Seit der Indienststellung des Pferdes sind 5 Monate ver-
strichen, ohne daß ein Recidiv eingetreten ist.
Über Fütterungsversuche mit Schachtelhalm.
Von Stabsveterinär Werner.
Im Jahre 1903 erkrankten bei der 3. Batterie Kurmärkischen
Feldartillerie-Regiments Nr. 39 unter Lähmungserscheinungen der
Hinterhand 9 Pferde, von denen 8 vollständig geheilt wurden.
1 Pferd mußte als dienstunbrauchbar ausrangiert werden, da es
nach monatelangem Verweilen im Hängeapparat ohne Unter-
stützung weder stehen noch gehen konnte. Als Ursache war eine
Vergiftung durch Schachtelhalm angenommen wor-
den, der in dem Heu bis zu 1,2% gefunden wurde Auf Grund
eines Fütterungsversuches mußte ich aber bezweifeln, daß eine
Schachtelhalmvergiftung vorgelegen hat. Ohne irgendwelche
Krankheitserscheinungen zu zeigen, nahm ein gut genährtes acht-
jähriges Pferd innerhalb 20 Tagen etwa 30 kg Schachtelhalm Auf,
der aus dem verdächtigen Heu aufgelesen worden war. Die
Schachtelhalmmengen wurden unvermischt dargereicht, an meh-
reren Tagen bis zu 2,5 kg.
5 Jahre später (IV. Quartal 1908) erkrankten bei dieser Bat-
terie, die inzwischen das neue Kasernement bezogen hatte,
wieder 8 Pferde unter Lähmungserscheinungen,‘ besonders der
Hinterhand, außerdem noch 42 Pferde bei der 1. Batterie und ein
eigenes Offizierpferd. Von diesen sind drei Patienten gestorben, die
übrigen geheilt. Bei einigen Patienten, die schwere Lähmungs-
erscheinungen gezeigt hatten, bestanden noch lange Zeit eine
Schwäche der Nachhand und Störungen in der Herztätigkeit, die
aber nach Jahresfrist vollständig verschwanden. Hervorgehoben
werden muß noch, daß ein Pferd der 3. Batterie bereits 1903 unter
denselben Erscheinungen erkrankt war, und daß bei zwei Pferden
der 1. Batterie nach Ablauf von ungefähr vier Wochen eine Er-
krankung im Wiederholungsfalle auftrat.
Nach eingehenden Untersuchungen der gesamten hygienischen
Verhältnisse im Regiment kam Oberstabsveterinär Ludewig,
= 419: =
der zur Erforschung der Ursache damals hierher entsandt worden
war, zunächst zu dem Ergebnis, daß die Pferde wahrscheinlich
durch reichlichen Genuß von Schachtelhalm, von dem ausge-
sprochen giftige Exemplare dem Heu beigemischt waren (Equise-
tum palustre), erkrankt seien.
Trotzdem das Regiment sofort ein sorgfältiges Auslesen des
Schachtelhalms anordnete, traten immer noch weiter neue Er-
krankungen auf. Es wurde deshalb von Korps-Stabsveterinär
Wittig die Vermutung ausgesprochen, daß der Schachtelhalm
nicht als die alleinige Ursache der Krankheit angesehen werden
kann, sondern daß durch Schimmelpilze im Futter die Gifte des
Schachtelhalms in ihrer Wirkung unterstützt werden und so die
Krankheit zustande kommt. Hierauf wurde Heu aus Rathenow
bezogen. Der Transport nach Perleberg verzögerte sich jedoch
etwas, so daß erst am 8. Januar 1909 mit der Verabreichung dieses
Heues begonnen werden konnte. Da nun aber schon seit dem
21. Dezember 1908 kein neuer Erkrankungsfall mehr vorgekommen
war, konnte das Aufhören der Erkrankungen nicht auf den
Wechsel des Heues zurückgeführt werden.
Zur Klärung der Frage, ob die gefundenen Schachtelhalm-
mengen als die Ursache der Erkrankungen angesprochen werden
müssen, habe ich zwei Fütterungsversuche mit den aus dem ver-
dächtigen Heu ausgelesenen Schachtelhalmen angestellt. Das erste
Versuchspferd — kräftig gebauter neunjähriger Wallach, kurz vor
Beginn des Versuchs aus Magdeburg hier eingetroffen — hat in
10 Tagen (21. bis 31. Oktober 1908) 34 kg Schachtelhalm
an Stelle von Heu nach dem Abendfutter erhalten. Vorgelegt und
mit gutem Appetit verzehrt wurden Mengen von 2 bis 6,5 kg. Zur
besseren Kontrolle wurde das Pferd abends in einem zu meiner
Wohnung gehörigen Stall untergebracht, während es am Tage zu
landwirtschaftlichen Arbeiten benutzt wurde. Störungen der Ge-
sundheit konnten nicht festgestellt werden, auch nicht während der
nächsten vier Wochen nach Beendigung des Fütterungsversuches.
Ein zweites Versuchspferd erhielt 32,5 kg Schachtel-
halm, ohne krankhafte Störungen des Befindens zu bekunden.
Auf Grund dieser Fütterungsversuche muß ich annehmen, daß
die in dem verdächtigen Heu vorgefundenen Schachtelhalmmengen
nicht als die Ursache der Erkrankungen angesehen werden
können.
Bei der Untersuchung des selbst geernteten Heues und Grumtes
der beiden Batterien wurde das Grumt bezüglich seiner physika-
lischen Eigenschaften durch Korps-Stabsveterinär Wittig als
schlecht bezeichnet. Die tiefer gelegenen Schichten fühlten sich
feucht an und hatten einen dumpfigen Geruch; es sei daher nicht
ausgeschlossen, daß das Grumt mit Schimmelpilzen behaftet ist.
Die Fütterung von Grumt wurde deshalb auf Anordnung des
Generalkommandos verboten.
Um nun festzustellen, ob das gesperrte Grumt der 1. und
3. Batterie gesundheitsschädliche Eigenschaften besitzt, habe ich
an drei Privatpferden Fütterungsversuche angestellt. Ein Pferd
erhielt vom 21. bis 29. Dezember 1908 etwa 50 kg Grumt der 1. Bat-
— 413 —
terie an Stelle von Heu. Bei den täglichen Untersuchungen dieses
Pferdes konnten keine Störungen der Gesundheit beobachtet wer-
den. Dasselbe Resultat hatte der vom 10. bis 17. Februar 1909
an zwei Privatpferden unternommene Fütterungsversuch mit
Grumt der 1. und 3. Batterie, von jeder Batterie etwa 40 kg.
Diese Versuche gestatteten den Schluß, daß eine Gesundheits-
schädigung durch das Verfüttern dieses Grumtes nicht zu be
fürchten war. Ich hielt es demnach für unbedenklich, das gesperrt
gewesene Grumt dem Häcksel beigemischt zu verwenden. Bei
dieser Fütterungsweise haben’ sich keine schädlichen Folgen
gezeigt.
Unterm 27. 4. 1909 hatte die Inspektion des Militär-Veterinär-
wesens dem Kriegsministerium Kenntnis gegeben, daß im Rhinluch
ein feines, sehr aromatisches Gras, im Volksmund „Flunkerbart“
genannt, wächst, das bei Pferden schwere Lähmungen des
Rückenmarks erzeugt, wenn es eingeerntet und verfüttert wird,
ohne vorher Regen bekommen zu haben. Diese Grasart soll auch
in der Gegend von Perleberg vorkommen, wie Rittergutsbesitzer
v. Bredo w -Pessin bei Paulinenaue behauptet. Das hiesige Pro-
viantamt erhielt hierauf vom Kriegsministerium den Auftrag,
Nachforschungen über das Vorkommen und über die Schädlichkeit
dieser Pflanze anzustellen. Nachdem einige Exemplare der Pflanze
durch oben genannten Herrn dem hiesigen Proviantamt eingesandt
worden waren, konnte festgestellt werden, daß der Flunkerbart mit
Molinia coerulea, blauem Pfeifengras, Blaugras, blauem Perlgras,
identisch ist, das in der Prignitz auch gefunden wird.
Mit Rücksicht auf die Beobachtungen im Rhinluch erschien
es mir wichtig, einen Fütterungsversuch mit dem blauen Pfeifen-
gras selbst anzustellen. Ein geeignetes Stück Wiese — feuchtes
Sandland — wurde mir bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Nach-
dem dieser Wiesenabschnitt tief umgegraben und zur Bestellung
vorbereitet war, ließ ich ihn mit einer Reinsaat von Molinia
coerulea, von der Samenhandlung Metz u. Cie. in Steglitz be-
zogen, ansamen. Bei der Ernte wurde Sorge getragen, daß dieses
Heu keinen Regen bekam. Gesamternte 2 Zentner 68 Pfund, in der
Hauptsache aus blauem Pfeifenkraut bestehend. Es wurde auf
dem trockenen, luftigen Boden des Krankenstalls gelagert. Erst
einige Monate später konnte ich mit einem Fütterungsversuch be-
ginnen. Auch dieses Mal war es, wie in allen früheren Fällen, die
Perleberger Viehversicherungsgesellschaft, die mir ein geeigne-
tes Versuchspferd zur Verfügung stellte. Das Pferd erhielt vom
1. Februar 1911 ab außer Hafer nur das Versuchsheu zur beliebigen
Aufnahme und hatte bis zum 28. Februar die Gesamtmenge auf-
gezehrt, ohne die geringste Störung der Gesundheit zu bekunden.
Noch einige Wochen nach Beendigung des Versuchs stand das
Pferd unter meiner ständigen Beobachtung und zeigte auch wäh-
rend dieser Zeit keine Störung der Gesundheit.
Nach diesem Fütterungsversuch muß ich bezweifeln, daß das
blaue Pfeifengras eine gesundheitsschädliche Wirkung hat bzw.
die Ursache der erwähnten Erkrankungen der Pferde mit Läh-
mungserscheinungen der Hinterhand sein kann.
— 414 —
Ein Beitrag zur Wirkung moderner Handfeuerwalien.
Von Stabsveterinär Dorner.
Mit Genehmigung des Regimentskommandeurs wurde ein an
hochgradiger akuter Gehirnentzündung erkranktes Chargenpferd
getötet. Um die Sektion des Gehirns nicht illusorisch zu
machen, wurde die Tötung durch Herzschuß mit der Pistole 08 vor-
genommen. Das Geschoß hat eine abgeplattete Spitze und besteht
aus nickelkupferplattiertem Stahlmantel mit Hartbleikern. Da
das Pferd im Zirkel auf der rechten Hand Manegebewegungen
machte, wurde von der rechten Seite geschossen. Der erste Schuß
drang eine Hand breit über dem Brustbein zwischen der 5. und
6. Rippe ein, zersplitterte den hinteren Rand der 5. Rippe, ging in
schräger Richtung nach oben, traf 13 cm von der Herzspitze an der
rechten Längsfurche die rechte Herzwand, streifte die rechte Herz-
kammer, ging durch das Septum in der linken Kammerwand
entlang, streifte die linke Kammer 20 cm von der Herz-
spitze entfernt am Papillarmuskel und verließ den Brustkorb
zwischen der 6. und 7. Rippe 20 cm über dem Brustbein.
Die rechte Herzkammer zeigte eine federkielgroße Öffnung,
die linke eine etwa 1 cm große Öffnung; der Einschuß
an der äußeren Brustwand war 1 cm groß, der Ausschuß etwas
kleiner und schwer auffindbar. : Durch den Schußkanal im Herzen
konnte man bequem den Zeigefinger hindurchstecken.
Nach dem ersten Schuß brach das Pferd sofort zusammen
und erhielt im Liegen einen zweiten Schuß, der etwa 3 cm tiefer
lag und beinahe horizontal ging. Er drang zwischen der 4. und
5. Rippe 10 cm über dem Brustbein ein, traf das Herz 9 cm von
der Spitze entfernt in die rechte Herzwand, durchbohrte sie und
drang durch die rechte Herzkammer und das Septum in die linke
Herzkammer und verließ diese 11 cm von der Spitze entfernt durch
die linke Kammerwand. Der Einschuß an der äußeren Brustwand
war 1 cem stark. Der Schußkanal durch die Herzwände war zeige-
fingerstark. Der Ausschuß an der Brustwand war etwa 1 cm groß
und schwer auffindbar.
Die Lungen wiesen keine Verletzung auf. Der Tod trat nach
drei Minuten ein infolge vollkommener Verblutung in die Brust-
höhle.
Beachtenswert ist bei den oben beschriebenen Schußver-
letzungen, daß der Schußkanal durch die Herzwandungen größere
Dimensionen zeigt als die äußere Brustwand sowohl am Einschuß
als auch am Ausschuß. Auffallend muß auch erscheinen, das der
Ausschuß kaum größer ist als der Einschuß.
Vergiftung eines Pierdes mit Kornrade.
Von Stabsveterinär Duill.
Am 23. Dezember 1911 wurde ich zu einem Pferde gerufen
mit dem Vorbericht, daß es an Kolik erkrankt sei. Die nähere
Untersuchung ergab folgenden Befund: Patient steht mit tief-
— 45 —
gesenktem Kopf teilnahmlos vor der Krippe, trippelt hin und her
und versucht sich öfters hinzulegen. Schweißausbruch über den
ganzen Körper. Auf Anruf reagiert das Pferd nicht. Die Augen-
schleimhäute sind höher gerötet, dabei leicht glasig geschwollen.
Darmgeräusche beiderseits völlig unterdrückt. Der abgesetzte Kot
ist weich, stark durchfeuchtet, riecht sauer und enthält unver-
daute Haferkörner. Puls sehr schwach, zeitweise unfühlbar. Herz-
töne deutlich hörbar, Herzstoß nicht fühlbar. Atmung oberfläch-
lich mit 28 Atemzügen in der Minute. Reflexerregbarkeit stark
vermindert. Beklopfen der Stirn läßt sich das sonst sehr empfind-
liche Tier ohne jegliche Abwehr gefallen. Es speichelt stark und
streckt in Pausen von zwei bis drei Minuten den Kopf; dabei hört
man gurgelnde Schlundgeräusche und sieht Speichel in Strähnen
aus dem Maul abfließen. Das Schluckvermögen ist erheblich be-
hindert.
Auf Befragen erfuhr ich, daß Patient, ein sonst sehr lebhafter
Gänger, die letzten Tage viel träger gegangen sei. Besonders sei
dieses am Morgen des Erkrankungstages der Fall gewesen.
Meine Diagnose lautete: Darmkatarrh verbunden mit Kolik;
Ursache Intoxikation.
Ich dachte zuerst an Verfütterung von schimmeligem Brot.
Der Pferdepfleger erklärte mir jedoch, daß das Pferd kein Brot
erhalten habe. Die Untersuchung des Heues und Strohes lieferte
auch keinen Anhalt, da beide von tadelloser Beschaffenheit waren.
Die Untersuchung des Hafers hatte ein anderes Ergebnis. Schon
von weitem sah dieser wie mit schwarzen Punkten übersät aus.
Diese erwiesen sich als Kornradekörner, mit denen der Hafer der-
art verunreinigt war, daß auf 500 g Hafer 7 g Kornrade kamen.
Bei der täglichen Ration von 11 Pfund Hafer nahm das Pferd also
77 g Kornrade auf. Von diesem Hafer war schon seit Anfang De-
zember gefüttert worden. Das Tier hatte also in dieser Zeit etwa
1540 g Kornrade aufgenommen. Wie verschiedene Berichterstatter
angeben, soll eine tägliche Verfütterung von 77 g Kornrade bei
einem Pferde mit völlig gesunden Verdauungsorganen noch keine
schädliche Wirkung haben, da die giftigen Bestandteile der Rade
bei normaler Verdauung in ungiftige zerlegt werden. Anders ver-
hält es sich jedoch bei bestehendem Magendarmkatarrh. Bei diesem
Leiden wird möglicherweise das der Kornrade eigentümliche Gift
Sapotoxin im Magen und Darm nicht gespalten und entgiftet, son-
dern es wird unverändert resorbiert, so daß es seine schädlichen
Eigenschaften voll und ganz entfalten kann. Da bei dem er-
krankten Pferde Darmkatarrh vorlag, was der sauer riechende,
stark verflüssigte Kot zur Genüge erkennen ließ, so muß die täg-
liche Aufnahme von 77 g Kornr ade für das Tier von giftiger Wir-
kung gewesen sein. Ob der Darmkatarrh durch die dreiwöchige
Verfütterung der Kornrade entstanden ist, möchte ich ohne wei-
teres nicht mit „Ja“ beantworten. Das zweite Pferd desselben
Besitzers hat denselben Hafer und dieselbe Ration bekommen und
ist gesund geblieben. Der Pfleger behauptet allerdings, das zweite
Pferd habe die schwarzen Körner stets in der Krippe gelassen,
während das kranke die Rade mitgefressen habe. Bei der im De-
zember herrschenden kalten, regnerischen Witterung konnten je-
— 416
doch auch Erkältungseinflüsse den Darmkatarrh verursacht haben,
da das kranke Pferd ganz besonders angestrengt worden war.
Zur Hebung der Herztätiekeit wurde die Behandlung mit
Coffein-Injektionen eingeleitet, und weiterhin erhielt Patient eine
Pille, enthaltend 20 g Extrakt. Aloes und 5 g Calomel. Erst nach
zwölfstündiger Krankheitsdauer besserte sich die Herztätigkeit.
Das Benehmen wurde freier. Nach 36 Stunden war Patient ge-
nesen.
Ein Fall von Botryomykose an der Schulter des Pierdes.
Von Veterinär Böttger.
Ein zwölfjähriger Rappwallach der 1. reitenden Batterie
1. Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 7 wurde mir im Mai
vorigen Jahres zur Behandlung übergeben. Bei dem Pferde war
eine etwa handflächengroße Anschwellung an der linken Seite des
Widerristes entstanden, die über die Oberfläche beetartig hervor-
ragte und aufgebürstetes Haar trug; auf ihr war eine kleine haar-
lose, bohnengroße Stelle zu sehen, die in der Mitte eine etwa linsen-
große, von einigen Tropfen eines klebrigen Sekretes bedeckte
Hautabschürfung erkennen ließ. Die Anschwellung fühlte sich
mäßig fest an, war vermehrt warm und schon auf geringen Druck
mit dem Finger schmerzhaft. Die sofort eingeleitete Behandlung,
bestehend in Umschlägen mit essigsaurer Tonerde, hatte keinen
Erfolg. Die Geschwulst am Widerrist dehnte sich vielmehr immer
weiter aus und erstreckte sich nach ungefähr 14 Tagen über die
ganze linke Schulter, und zwar in der Größe und Richtung des
Schulterblattes. Diese Schulteranschwellung fühlte sich fast holz-
hart an, war nicht schmerzhaft und die Haut auf ihr nicht ver-
schiebbar.
Der Gang des Pferdes und das Allgemeinbefinden waren hier-
durch in keiner Weise beeinträchtigt.
Eine inzwischen in der zuerst beschriebenen Anschwellung am
Widerrist aufgetretene Eiteransammlung wurde operativ behandelt.
Die Abszeßhöhle — etwa walnußgroß —, aus der sich eine gelb-
liche rahmähnliche Flüssigkeit entleerte, hatte einen speckigen
Grund. Von ihr aus führte ein Fistelkanal in dem derben und
gleichfalls speckigen Unterhautgewebe in schräger Richtung nach
vorn und unten in die Schulteranschwellung hinein. Nach gründ-
licher Desinfektion des erkrankten Körperteiles wurde am Grunde
des genannten Ganges eine Gegenölfnung gemacht und diese
durch einen langen und tiefen Schnitt nach oben und unten mitten
durch die Anschw ellung erweitert. Dabei ließ sich die Beschaffen-
heit und das Aussehen des erkrankten Gewebes genau erkennen.
Die mit der Haut verwachsene und in der Unterhaut gelegene Ge-
schwulst bestand aus schwartigem, grauweißem, derbem fibrösen
Bindegewebe, in dem gelbrötliche, sulzig-weiche, auf der Schnitt-
fläche etwas hervorquellende Herde mit "kleinen weißgrauen Körn-
chen von der Größe eines kleinen Sandkornes eingebettet waren.
Der Grund des Fistelkanals enthielt einige Tropfen einer jauchig-
eitrigen Flüssigkeit. Die Wandungen desselben waren zäh und
von gelblich-grauem Granulationsgewebe ausgekleidet.
Die Behandlung war eine operative.
Das krankhaft veränderte Gewebe wurde nach Art der
Operation der Brustbeule herausgeschält, der Grund der Ge-
schwulst mit einer Höllensteinlösung bestrichen, die Wunde aus-
tamponiert und vernäht. Nach vier Wochen trat bei dem Pferde
vollkommene Heilung ein, so daß das Tier später seinen Dienst
wieder in jeder Beziehung verrichten konnte.
Die mikroskopische Untersuchung von Geschwulstteilen hat
ergeben, daß die sandkorngroßen Einlagerungen traubenförmige
Konglomerate dicht zusammenliegender, meist runder Mikro-
kokkenhaufen waren, die durch eine Kapsel zusammengehalten
wurden. Nach dem Befunde ist die Geschwulst auf eine Botryo-
myces-Infektion zurückzuführen. Man darf wohl annehmen, daß
der Ansteckungsstoff (Botryomyces equi) durch die kleine Ver-
letzung am Widerrist (Satteldruck) in die Haut eingedrungen ist
und sich von hier weiter ausgebreitet hat.
Koi Ko Referate TA
a e] gDRORR,, aa 00° B
Miessner: Die Bedeutung der Agglutinations-, Komplement-
bindungsmethode und Konjunktivalprobe für die Diagnose
des Rotzes. Centralblatt f. Bakteriol. usw. Heft 4/6. 1912.
Mießner hat an einem großen Pferdematerial (133 Pferden)
umfassende Versuche mit den einzelnen modernen Methoden des
Rotznachweises gemacht und berichtet darüber in einer längeren,
mit zahlreichen statistischen Daten belegten interessanten Ab-
handlung.
M. empfiehlt die von ihrem Entdecker (Wolff-Eißner) gewählte
Bezeichnung „Konjunktivalprobe“ statt Augenprobe bzw. Oph-
thalmoreaktion beizubehalten, einmal um dem Entdecker dieser
Methode gerecht zu werden, zum anderen, weil diese Reaktion sich
nur auf der Konjunktiva abspielt.
Nach den Ergebnissen seiner Untersuchungen bei 133 Pferden
hat die Komplementbindungsmethode die besten
Resultate geliefert, insofern, als durch diese kein gesundes Pferd
der Rotzkrankheit verdächtigt und umgekehrt sämtliche rotzigen
Pferde (100%) erkannt wurden.
Durchdie Agglutinationsmethode wurden 888%
der rotzigen Pferde ermittelt und 2% gesunder Pferde der Rotz-
krankheit verdächtig. Die Konjunktivalprobe verhält
sich bezüglich der gesunden Pferde genau so wie die Komplement-
bindungsmethode, d. h. kein einziges der gesunden Pferde zeigte
eine positive Reaktion. Bei 90 % rotziger Pferde wurde eine posi-
tive Konjunktivalreaktion festgestellt.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 27
= M —
Diese ist somit bezüglich der Ermittlung der
rotzfreien wie auch der rotzigen Pferde der
Agglutinationsprobe überlegen.
Bei den guten Resultaten der Konjunktivalprobe wäre nach
Ansicht des Verfassers die Frage zu entscheiden, ob nicht an Stelle
der in Preußen üblichen kombinierten Anwendung der Ageluti-
nations- und Komplementbindungsmethode die erstere durch die
Konjunktivalprobe ersetzt würde. Bei einiger Übung sei die Er-
kennung einer positiven Konjunktivalprobe nicht schwierig.
Die Ausführung der Konjunktivalprobe gestaltet sich nach M.
folgendermaßen:
Mit Hilfe eines Pinsels wird eine 1%ige Malleinlösung (mal-
leinum sieeum Foth, zu beziehen durch die Sächsischen Serum-
werke) auf der Schleimhaut des unteren Augenlides eines Auges
verstrichen. Die Auflösung des Malleins in physiologischer Koch-
salzlösung (0,03 in 3 ecm Kochsalzlösung) hat stets kurze Zeit
vor Ingebrauchnahme zu erfolgen. Etwa 14 bis 20 Stunden nach
der Einpinselung hat die Untersuchung zu beginnen. Hierbei sind
sechs Reaktionsgrade zu unterscheiden, welche dureh folgende
Zeichen zu vermerken sind:
— = Auge unverändert,
— Geringer serös sehleimiger Ausfluß,
Ausfluß mit Eiterflocken vermischt,
Eitrirer Ausfluß,
Eitriger Ausfluß, unteres Augenlid geschwollen,
Starker eitriger Ausfluß, beide Augenlider ge-
schwollen und verklebt.
Den mit + bezeichneten Ausflug sieht M. als unverdächtie,
den mit als verdächtig, die übrigen als spezifisch an.
Das verdächtige Sekret soll von trüber, gelber Beschaffenheit
sein, also eiterähnlichen Charakter haben.
Sollte eine Reaktion zweifelhaft sein (in den Fällen —
und -H--), so wird am besten 24 Stunden nach der ersten Kon-
junktivalprobe diese auf demselben Auge wiederholt, und dann
bietet die Beurteilung der zweiten Probe nach 14 bis 20 Stun:ten
keine Schwierigkeiten mehr.
Temperaturmessungen bei der Konjunktivalprobe haben nach
M. für die Praxis keinen Wert und würden nur die Einführung
der Konjunktivalprobe in der Praxis erschweren und verteuern.
M. hat weiterhin auch den Einfluß der Konjunktivalprobe auf
die Agglutinations- und Bindungswerte geprüft und durch zahl-
reiche Untersuchungen den strikten Beweis erbracht, daß weder
Agglutinations- noch Bindungswert irgendwelche Veränderungen
erleiden, und somit die Untersuchung des Blutes gesunder Pferde
dureh die Konjunktivalprobe in keiner Weise beeinflußt wird.
Bezüglich der Frage, wie sieh die Konjunktivalprobe gegen-
über den Sera rotzirer Pferde verhält, konnte festgestellt werden.
daß infolge vorhergehender Malleinisation der Agglutinationswert
unverändert bleibt, während der Bindungswert zuweilen eine ge-
ringe, aber unwesentliche, keine praktische Bedeutung habende
Steigerung erleidet.
—e— -e
m. 1 —
t “
„me = 0-0...
E a u ug |
-H
== 41% =
Bei künstlich mit Rotz infizierten Pferden (subkutan oder
stomachal) konnte M. beobachten, daß der Komplementbindungs-
wert am spätesten nach der Injektion zu steigen beginnt,
während der Agglutinationswert etwa 5 bis 7 Tage und die Kon-
junktivalreaktion 5 bis 9 Tage nach der Injektion deutlich sicht-
bar werden, daß somit die Konjunktivalprobe gegenüber der
Agglutinationsprobe, wie Fröhner behauptet, keinen Vorteil be-
züglich der Frühdiagnose des Rotzes besitzt.
Von Interesse sind schließlich auch die Feststellungen M., daß
die Reaktionswerte des Blutes rotziger Mutterpferde wesentlich
verschieden von denjenigen der dazu gehörigen Foeten sind. Es
ist damit einwandfrei der Beweis erbracht, daß die in dem Blute
vorhandenen Reaktionskörper der Mutter nicht auf den Foetus
während der Trächtigkeitsperiode übergehen. a
öhler.
Gottfried Roth: Das Schicksal der Milzbrandkeime in der
Stalljauche. Centralbl. f. Bakt. usw. I. Abt. Originale. Bd. 63,
Heft 4/6.
Verfasser hat über das Verhalten der Milzbrandstäbchen und
-sporen in der Stalljauche Untersuchungen angestellt und gelangt
zu folgendem Ergebnis:
1. Die Stalljauche besitzt hochgradig anthraxbakterizide
Eigenschaften, so daß die Milzbrandstäbchen in wenigen Tagen
vernichtet sind; Milzbrandsporen dagegen werden auch durch
monatelanges Liegen in Stalljauche nicht zerstört.
2. Die anthraxbakterizide Eigenschaft der Stalljauche nimmt
mit steigernder Temperatur zu.
3. Anthraxbakterizide Faktoren der Stalljauche sind:
a) der hohe Alkaligehalt,
b) thermolabile und
c) thermostabile Bestandteile.
Bei der Behandlung der mit Milzbrandkeimen verseuchten
Stalljauche hat man daher zu unterscheiden, ob der Milzbrand-
erreger in seiner Wuchs- oder Dauerform hineingelangt ist. Im
ersten Falle kann die Jauche ohne Gefahr zu Düngerzwecken
verwendet werden, im anderen Falle dagegen nicht. Die rationelle
Viehseuchenpolizei muß also dahin streben, die mit den Abgängen
milzbrandkranker Tiere auf den Stallboden gelangenden Milz-
brandstäbchen in die Stalljauche zu bringen, bevor die Sporen-
bildung begonnen hat. Blutige Abgänge stellen sich meist erst
gegen das tödliche Ende der Krankheit ein, auch der Harn ist zu
dieser Zeit erst bazillenführend. Wenn nun weiter auch erwiesen
ist, daß Milzbrandstäbchen im Darmkanal Sporen bilden können,
so dürfte es doch in den seltensten Fällen bei dem akuten Verlauf
der Krankheit zur Ausscheidung der Sporen kommen; denn die
Sporenbildung, die im günstigsten Falle 16 Stunden benötigt, kann
erst beginnen, wenn infolge anatomischer Veränderungen Blut in
den Darminhalt übergetreten ist.
27*
— 4120 —
Berücksichtigt man ferner, daß die Sporenbildung im all-
gemeinen bei 12 bis 20° C. nach etwa zwei Tagen, bei 20 bis 25° C.
nach etwa 11, Tagen und bei höherer Temperatur bis zu 43° C.
im günstigsten Falle nach 16 Stunden beendet ist, so ist es mög-
lich, die ausgetretenen Milzbrandstäbchen an der Sporenbildung
zu verhindern. Die abgesetzten Fäzes sind mit dem Kadaver zu
beseitigen und die Stalldesinfektion unverzüglich vorzunehmen.
Die Jauche ist alsbald mehrmals tüchtig umzurühren, um milz-
brandstäbchenhaltiges Material in innigen Kontakt mit dieser
zu bringen. Die nicht von Jauche bespülte Wandpartie der Grube
muß tüchtig gereinigt und mit Kalkmilchanstrich versehen werden.
will man der Jauche ein Desinfektionsmittel zusetzen, so wird
sich, wie die Viehseuchengesetzgebung vorschreibt, ein Zusatz von
Kalkmilch empfehlen. Auf jeden Fall sind alkalisch reagierende
Desinfektionsmittel den Säuren vorzuziehen. Die so behandelte
Jauche soll noch etwa 14 Tage in der Grube liegen bleiben und
kann nachher zur Düngung verwendet werden. Otto.
Geschichtlicher Rückblick auf das Veterinärwesen in Belgien.
Nach einem Bericht im L’Echo Vétérinaire Lüttich. Juli 1911.
Die ersten Spuren amtlicher Dokumente über das Veterinär-
wesen führen auf den 6. Januar 1815 zurück. Das Schriftstück ist
zwar selbst nieht mehr aufzufinden, doch ist an verschiedenen
Stellen darauf Bezug genommen. Ebenso ist es mit einem Erlaß
vom 22. Mai 1824, der am 25. November 1831 durch einen anderen
ersetzt wird, der ein neues Dienstreglement für die Veterinäre
der Armee bringt. In einem Schriftstück vom 5. Januar 1831
findet sich eine Aufstellung über die Organisation des Sanitäts-
wesens, zu dem damals auch das Veterinärwesen gehörte. Es
scheint sich jedoch keiner besonderen Beweglichkeit erfreut zu
haben, denn der Berichterstatter sagt, „es war an das Sanitäts-
wesen angekettet wie ein Hund an seine Hütte“. Seit 1835 wurden
alle amtlichen Erlasse im „Journal militaire officiel“ bekannt-
gemacht, und der erste, welcher das Veterinärwesen betrifft, ist
vom 9. September 1835 datiert und betrifft die Reorganisation des
Sanitätsdienstes in der Armee.
Im Jahre 1826 wurden die Personen, die die kranken Tiere
behandelten, „artiste vétérinaire“ genannt. Ein Examen hatten sie
in der Regel nicht abgelegt; jedoch waren schon einige approbierte
Tierärzte darunter, die die Veterinärschulen in Frankreich und
Holland besueht und mit einem Diplom verlassen hatten. Sie wer-
den als „artiste vétérinaire adjoint I. Klasse‘ bezeichnet. So setzte
sich das Veterinärpersonal 1826 folgendermaßen zusammen:
a) artistes-v6terinaires, wahrscheinlich ohne Examen, aber
durch Anciennität Inhaber der höheren Stellen;
b) artistes-veterinaires adjoints I. Klasse, mit Examen;
c) artistes-veterinaires adjoints II. Klasse, ohne Examen.
Am 24. Oktober 1830 werden fünf Kavallerie-Regimenter ge-
bildet, deren jedes einen artiste vétérinaire I. Klasse (mit Examen)
und einen Il. Klasse (mit oder ohne Examen) hatte. Am 10. No-
— 421 =
vember und 10. Dezember kamen dazu je fünf Kompagnien Feld-
artillerie mit je einem artiste vétérinaire I. Klasse und fünf artistes
vétérinaires II. Klasse. Insgesamt also Ende 1830 22 Veterinäre.
1831 wurde die Leibwache mit drei Veterinärstellen geschaffen,
ferner eine 11. Kompagnie Feldartillerie mit einem Veterinär.
Außerdem wurde bestimmt, daß jedes Kavallerie-Regiment im
Frieden einen Veterinär I. und einen Veterinär II. Klasse, im Kriege
zwei Veterinäre II. Klasse haben sollte; insgesamt 24 Veterinäre.
1832 wurde die Leibwache um eine Eskadron vermehrt mit
einem Veterinär I. Klasse; ferner wurden zwei neue Kompagnien
Artillerie mit je einem Veterinär II. Klasse gebildet.
In Summa: 8 Veterinäre I. Klasse, von denen einer die Tätigkeit
eines Inspekteurs ausübte (sämtlich mit Examen), und 18 Vete-
rinäre II. Klasse (mit oder ohne Examen).
1834. Die 13 Kompagnien Artillerie werden in Batterien um-
gewandelt, von denen 11 fahrende und 2 reitende das Artillerie-
Regiment bilden.
1836. In diesem Jahre gingen aus der Veterinärschule in
Cureghem bei Brüssel die ersten approbierten Tierärzte her-
vor, doch war ihre Zahl zu klein, um damit alle Veterinärstellen
der Armee zu besetzen. Außerdem war es nicht angängig, die alten
Veterinäre plötzlich zu beseitigen.
Durch Königliche Kabinetts-Ordre wurde die Artillerie anders
organisiert. Es wurden drei Regimenter gebildet, die sich zu-
sammensetzten aus dem Stabe, 6 reitenden oder fahrenden Batte-
rien Feldartillerie, 6 Batterien Festungsartillerie und einer Reserve-
batterie. Dazu kamen vom Train der Stab, 4 Kompagnien und
eine Reserveabteilung.
Im Kriegsfall kommt zu jedem Stabe der drei Artillerie-Regi-
menter ein Veterinär I. und einer II. Klasse, ebenso für jede
Batterie ein Veterinär II. Klasse; zum Stabe des Trains ein Vete-
rinär I. Klasse und für jede Kompagnie ein Veterinär II. Klasse.
Im Frieden sind bei der Artillerie drei Veterinäre I. Klasse
und drei Veterinäre II. Klasse, bei den Kavallerie-Regimentern je
fünf, einer I. Klasse für die Leibwache und einer I. Klasse als In-
spekteur. So sind im ganzen im Frieden vorhanden:
10 Veterinäre I. Klasse, davon 1 Inspekteur
„ 2 ,
1838. Ein Regiment Kürassiere wird neu gebildet.
11 Veterinäre I. Klasse (1 Inspekteur)
10 ; II. i
1839. Durch Kabinetts-Ordre vom 6. Dezember erhält jedes
Regiment drei Veterinäre.
11 Veterinäre I. Klasse (1 Inspekteur)
10 ” II, „
10 „ HI. j
31
Nach dem Friedensschlusse mit Holland wurden die außer-
etatsmäßigen Veterinäre, soweit angängig, in die Armee eingestellt,
die übrigen als verabschiedet betrachtet. Seitdem die etatsmäßige
= 22 =
Ziffer der -Veterinäre durch approbierte Tierärzte gedeckt werden
konnte, wurden nichtapprobierte Personen nicht mehr zugelassen.
Die artistes vétérinaires adjoints wurden in solche I. (appro-
bierte) und II. Klasse (nichtapprobierte) geteilt; nur die ersteren
konnten Veterinäre I. Klasse werden.
1845. Es waren vorhanden: 1 Veterinaire-Inspekteur, 27 Vete-
rinäre I., II. und III. Klasse.
In den nächsten Jahrzehnten erfolgten öfters Reorganisationen
ohne wesentliche Bedeutung. _
1872 wurde die Stelle eines Veterinaire-Inspekteurs abgeschafft
und dafür die Grade eines Vétérinaire en chef und Vétérinaire
prineipal eingeführt.
1886. Der Grad des Vétérinaire I. Klasse wird beseitigt; dafür
wird der eines Vétérinaire de régiment I. und II. Klasse einge-
richtet.
1889. Ein Erlaß des Königs faßt alle zurzeit über das Vete-
rinärwesen bestehenden Bestimmungen zusammen.
1899. Die Grade eines Veterinär de régiment I. und II. Klasse
werden in die eines Veterinär de régiment und eines Veterinär
I. Klasse umgewandelt; der Grad eines Vétérinaire adjoint wird
neu gebildet.
Während seit 1899 die Stellung der Ärzte und Apotheker bei
der Armee erhebliche Verbesserungen erfahren hat, ist dies bei den
Veterinären nicht der Fall, trotzdem ihre Aufgaben seither bedeu-
tend umfangreicher geworden sind.
1910 war der Bestand folgender:
1 Veterinaire en chef mit dem Range eines Oberstleutnants
4 Vétérinaires principaux m. d. „ „ Majors
10 t de régimeut „p „ » „ Kapitäns
5 ” I. Klasse ”„ ”„ 99 29 ”
8 ai ll. 5 te a „ Leutnants
8 A IHL. , a ia u „ Secondleutnants
9 " adjoints.
45 Dr. Müller.
Schütz und Pfeiler: Der Nachweis des Milzbrandes mittels
der Präzipitationsmethode. Archiv f. wissensch. u. prakt. Tier-
heilkunde. Band 38, Heft 3. 1912.
Im Jahre 1910 waren Ascoli und Valenti mit der An-
gabe in die Öffenlichkeit getreten, daß man imstande sei, mit Hilfe
ihrer Sera die Milzbrandinfektion noch zu einer Zeit nachzuweisen,
zu der die anderen Methoden längst versagen, nämlich in faulen
Organen. Zur Ausführung dieses Verfahrens bedürfe man eines
Milzbrandserums, das die Eigenschaften hat, in Auszügen aus
Milzbrandbazillen oder Organen milzbrandkrank gewesener Tiere
Niederschläge zu bilden. Diese Eigenschaft besitzen nicht alle,
sondern nur wenige Milzbrandsera. Die Ausflockung in Form
einer ringförmigen Trübung an der Berührungsfläche vom Milz-
brandserum und Extrakt aus Milzbrandmaterial solle nahezu
momentan oder innerhalb von 5 bis 10 Minuten erfolgen. Sie
— 423 —
trete nicht nur bei Verwendung von Extrakten aus verschiedenen
Milzbrandbazillenstämmen, sondern auch bei Extrakten aus Milz,
Lunge, Leber, Niere, Nebenniere und Darm milzbrandkranker
Tiere auf. Sogleich nach Bekanntwerden dieser Veröffentlichun-
gen haben Schütz und Pfeiler die Arbeiten hierüber auf-
genommen, die zunächst der Nachprüfung der Ascolischen Fest-
stellungen galten, dann aber hauptsächlich der Herstellung eines
für die Praxis brauchbaren präzipitierenden Milzbrandserums
dienten, zumal anfangs nur ganz allgemeine Angaben von Ascoli
und Valenti vorlagen, aus denen lediglich zu entnehmen war,
daß die Bildung der präzipitierenden Körper hauptsächlich von
der Einführung großer Mengen von Bakterien und von unbekann-
ten, individuellen Faktoren im Organismus der Immuntiere ab-
hängig sei.
Das Ergebnis dieser Versuche, die die Ascolischen Fest-
stellungen bestätigen, ist folgendes:
„Präzipitierende Milzbrandsera lassen sich von Kaninchen,
Schaf, Rind, Esel und Pferd gewinnen. Am besten eignet sich
der Esel für die Serumgewinnung. Die Vorbehandlung zum
Zwecke der Gewinnung solcher Sera geschieht mit Vorteil durch
intravenöse Verabfolgung größerer Mengen lebender, schwach oder
mittelgradig virulenter Milzbrandkulturen. Die Vorbehandlung
mit abgetöteten Milzbrandbazillen oder Extrakten aus Milzbrand-
bazillen führt in der Regel nicht zur Bildung ausreichender Men-
gen präzipitierender Antikörper (Praezipitine).
Über die Bildung dieser Körper entscheidet nicht nur die indi-
viduelle Veranlagung des vorbehandelten Tieres, sondern auch die
besondere Beschaffenheit der für die Vorbehandlung verwendeten
Kulturen.
Die präzipitierenden Antikörper werden nach den bisher ge-
machten Beobachtungen etwa um den fünften Tag nach der ent-
scheidenden Injektion in größerer Menge gebildet. Sie verschwin-
den aus dem Blutserum der vorbehandelten Tiere bei einzelnen
Individuen schneller, bei anderen langsamer.
Das Präzipitin im Milzbrandserum ist schädigenden Einflüssen
gegenüber ziemlich widerstandsfähig, namentlich wird es durch
Fäulnis nicht leicht zerstört. Es läßt sich durch Zusatz von Phenol
ausgezeichnet konservieren.
Für den Nachweis des Milzbrandes mittels der Präzipitations-
methode dürfen nur solche Sera verwendet werden, die in Extrakten
aus Milzbrandorganen augenblicklich einen Niederschlag hervor-
rufen. Die präzipitierenden Milzbrandsera ebenso wie die für
die Anstellung von Kontrollversuchen dienenden Normalsera
dürfen gegenüber den als Extraktionsmitteln gebräuchlichen
Flüssigkeiten nicht das geringste Reaktionsvermögen zeigen.
Ebenso dürfen sie in Extrakten aus gesunden Organen oder Or-
ganen von Tieren, die an einer anderen Krankheit als Milzbrand
verendet sind, keinen Niederschlag hervorrufen.
Die Präzipitinreaktion beim Milzbrand ist für die Zwecke
der praktischen Diagnostik als absolut spezifisch anzusehen. Bei
Benutzung von Reinkulturextrakten aus Bakterienarten, die den
=s 194, e
Milzbrandbazillen nahestehen, lassen sich jedoch Gruppen- oder
Verwandtschaftsreaktionen ermitteln.
Als die sicherste Art der Extraktbereitung ist die von Ascoli
und Valenti ursprünglich angegebene langsame Extraktion
nach Vorbehandlung des verdächtigen Materials mit Chloroform
anzusehen.“ i
Im pathologischen Institut der Berliner Hochschule sind
mittels der Präzipitationsmethode etwa 1700 Prüfungen vor-
genommen; ein Teil derselben ist an einem aus der Praxis stam-
menden Material, das an anderer Stelle bereits einer bakteriologi-
schen Untersuchung unterzogen war, ausgeführt worden. Die
Präzipitationsmethode ist leicht anzuwenden und führt zu einem
sicheren Ergebnis, namentlich in denjenigen Fällen, in denen
wegen Fäulnis des Untersuchungsmaterials die mikroskopische
und bakteriologische Methode für die Bestimmung der Krankheit
nicht mehr ausreichen. In diesem Umstande liegt der große Wert
der Methode. l
Bezüglich der Einzelheiten muß auf das Original verwiesen
werden. Otto.
Jos. Koch: Über experimentell erzeugte Gelenkerkrankungen
und Deformitäten. Zeitschrift für Hygiene und Infektions-
krankheiten 72. Bd., Heft 2, 1912.
Verfasser hatte bei früheren Untersuchungen an Kaninchen
die Beobachtung gemacht, daß bei einer durch pathogene Mikro-
organismen hervorgerufenen Allgemeininfektion im Epiphysen-
mark eine besonders reichliche Ansiedlung und Vermehrung des
betreffenden Erregers stattfand, und daß die Knochen unter der
Einwirkung dieser Erreger besonders an den das physiologische
Wachstum bedingenden Stellen pathologische Veränderungen er-
leiden. l
Zur weiteren Klärung dieser auch für die Rachitis der Kinder
wichtigen Frage stellte er daher an den verschiedensten Tieren
mit den verschiedensten Mikroorganismen (Strepto-, Staphylo-,
Pneumokokken und Drusestreptokokken) Versuche an und fand
hierbei, daß der jugendliche Hund im Alter von 5 bis 12 Wochen
das dankbarste Versuchsobjekt für diesen Zweck darstellte. Die
Wirkung dieses in die Vena jugularis superficialis colli eingespritz-
ten infizierenden Materials war eine sehr verschiedene; die Tiere
gingen vielfach zum Teil an Sepsis nach 2 bis 4 Tagen zugrunde,
oder es traten bei ihnen an den verschiedensten Gelenken gewal-
tire Eiterungen und periartikuläre Abszesse neben anderen Er-
scheinungen auf. |
Während somit alle diese Injektionen im allgemeinen nichts
Typisches und Besonderes hatten, konnte Verfasser an der Hand
von 12 Versuchsprotokollen zeigen, daß sich nach Einverleibung
von Streptococeus longus seu erysipelatos vom Menschen bei jungen
Hunden ein typisches Krankheitsbild entwickelt, bei dem die Affek-
tion der Gelenke und des Darmes die wesentlichsten Symptome
sind.
— 12 —
Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 3 Tagen schwellen bei
den Tieren in der Regel mehrere Gelenke — nicht gleichzeitig,
auch nicht gleich schwer — an, und hierbei sind gewöhnlich die
Knie- und Fußgelenke bevorzugt. Die Tiere sind im Gebrauche der
Gelenke erheblich behindert, liegen meist mit gebeugten Glied-
maßen und lahmen stark. Ein zweites auffallendes Symptom ist
die Enteritis mit dünnflüssigen, spritzenden Stühlen.
Das Allgemeinbefinden ist verschieden stark gestört. Es be-
stehen Appetitlosigkeit, Frösteln, Fieber und Abmagern. Die Dauer
der Erkrankung wechselt, einzelne Hunde sind in wenigen Tagen
wieder munter; die Gelenke schwellen ab. Bei anderen sind die
Gelenkaffektionen noch nach 10 Tagen und länger zu konstatieren.
In einzelnen Fällen nimmt das immer in den Gelenken vorhandene
seröse Exsudat eine eitrige Beschaffenheit an, die zur Sepsis führen
kann, oder die Tiere sterben an Entkräftung durch die anhaltenden
Diarrhoen.
Auf der Höhe der Erkrankung findet man außer einer geringen
Milzschwellung und einem leichten Dünndarmkatarrh die inneren
Organe nicht verändert. Dagegen ist die Synovialflüssigkeit in
den Gelenken stark vermehrt, klar oder getrübt, aber dabei völlig
steril. Besonders wichtig ist, daß auch die nächste und weitere
Umgebung der Gelenke, Sehnen und Muskeln entzündet ist.
Im Mark der Epiphysen lassen sich zahlreiche Mikroorganis-
men nachweisen, die nebst den eintretenden Verdickungen der Ge-
lenkenden ein Beweis dafür sind, daß es den Hauptherd der Er-
krankung bildet.
Im Blut dagegen finden sich schon nach 24 Stunden keine
Streptokokken mehr, was nach Ansicht des Verfassers auf seine
stark bakterizide Wirkung zurückzuführen ist. Damit erklärt sich
auch die Tatsache, daß der Streptococcus longus, der bei Menschen,
Kaninchen und der Maus schwere Allgemeininfektionen erzeugt,
für den erwachsenen Hund fast gar keine und für den jungen Hund
nur eine geringe Pathogenität mit geringer Neigung zur Sepsis
zeigt.
Die mit Streptokokken auf haematogenem Wege erzeugte Ge-
lenkerkrankung des Hundes zeigt größere Übereinstimmung mit
den Symptomen des Gelenkrheumatismus; sie entspricht aber nicht
ganz dem Bilde, weil die Erscheinungen der akuten Enteritis und
die Erkrankung der Gelenkenden (wenigstens die mikroskopischen)
fehlen.
Was aber den experimentell erzeugten Gelenkerkrankungen
ein besonderes Interesse verleiht, das sind die eigenartigen Folge-
zustände der Deformitäten der Knochen und der Epiphysen, die je
nach den durch die Einwirkung der Streptokokken verschieden
stark auftretenden degenerativen Veränderungen nach einiger Zeit
hervortreten und die Entwicklung des Knochensystems mehr oder
weniger nachteilig beeinflussen. Die Folgen sind: O-beinige Stel-
lung der vorderen Extremitäten, die teils so hochgradig war, daß
der Hund sich kaum fortbewegen konnte, Verdiekungen der Kno-
chen in toto, namentlich an Radius und Ulna, starke Auftreibung
der Kondylengegend, starker rachitischer Rosenkranz an den Ge-
lenken, starke Auftreibung an der Knorpel-Knochenegrenze der
— 426 —
Rippen und Gelenke, Verkrümmung der Vorderbeine in Form eines
Türkensäbels und Valgusstellung derselben, die teils so erheblich
war, daß der Hund nicht mehr mit der Zehe, sondern mit dem
ganzen Unterfuß auftrat.
Diese Anomalien der Knochen und Gelenke entsprechen nach
Ansicht des Verfassers in ihrem mikroskopischen Aussehen ganz
den rachitischen Deformitäten beim Kinde, und er hält es für eine
dankbare Aufgabe des Pathologen, die mikroskopischen Befunde
bei beiden festzulegen und zu vergleichen. Wöhler.
Eberlein: Die operative Behandlung des Kehlkopfpfeifens der
Pferde. Exzision der seitlichen Kehlkopftasche. Archiv für
wissenschaftl. und prakt. Tierheilkunde 38. Bd., Heft 4.
Verfasser geht zunächst auf die Geschichte der operativen Be-
handlung des Kehlkopfpfeifens ein, die so alt ist, wie es eine wissen-
schaftliche Tierheilkunde gibt, und in der die Namen F. Gün-
ther,K. Günther, Stockfleth und Möller eine hervor-
ragende Rolle spielen. Interessant ist dabei die Mitteilung, daß
auch die jetzige Stimmtaschenoperation bereits von K. Günther
ausgeführt und in seiner topographischen Myologie vom Jahre
1866 näher beschrieben’ wurde. Sie ist dann leider in Vergessen-
heit geraten und in neuerer Zeit von Williams, New York,
wieder aufgenommen worden. Williams hat diese Operation
zunächst im Jahre 1907 in der Weise vorgenommen, daß er das
Stimmband mit der Schleimhaut entfernte und dann im Jahre 1908
das Verfahren auf die Entfernung der Schleimhaut der Tasche
beschränkte. Die William sche Operation ist später von Hol-
day in London (1910) und in Deutschland von Goldbeck,
Pfeiffer undEberlein aufgenommen und vonGoldbeck,
wie er siein England gesehen hat, näher beschrieben worden. Ver-
fasser bespricht dann nach einigen topographisch-anatomischen
Erörterungen eingehend die von ihm angewandte Kehlkopfopera-
tion, die durch sehr instruktive Abbildungen erläutert wird, und
bezüglich deren Einzelheiten auf das Original verwiesen werden
muß. —
Hervorzuheben ist, daß nur diejenigen Pferde für die Opera-
tion geeignet sind, bei denen das Kehlkopfpfeifen auf einer Re-
eurrens- bzw. Ringschildmuskellähmung beruht. Die Technik der
Eberleinschen Operation weicht wesentlich von der William-
schen ab, und besonders praktisch gestaltet sich nach Eberlein
ale Herausnahme der Taschensehleimhaut. Neuerdings nimmt E.
immer die Schleimhaut beider Taschen heraus, auch wenn nur eine
einseitige Erkrankung vorliegt. E. narkotisiert auch, entgegen
allen anderen Operateuren, die Tiere nicht tief, sondern diese er-
halten vorher 40—60 ge Chloralhydrat mit dem Trinkwasser und
außerdem wird die Kehlkopfschleimhaut an der Operationsstelle
mit Novokain-Adrenalinlösung anästhesiert, ein Verfahren, das
nieht nur die Operation erleichtert, sondern auch beschleunigt.
Die Nachbehandlung der Wunde erstreckt sich nur auf die
äußere Operationswunde, während die Schleimhautwunde der
Tasche am besten gar nicht behandelt wird.
— 427 —
Komplikationen des Heilverlaufes hat E. unter 30 Pferden nur
dreimal beobachtet, die in Phlegmone der Kehlkopfschleimhaut
und in zwei Fällen in Stimmritzenkrampf bestanden, der nach Aus-
führung der Tracheotomie beide Male zur Genesung führte.
Der Erfolg der Operation wird wesentlich dadurch bedingt,
daß der Aryknorpel hoch und fest auf seiner Grundlage anheilt;
heilt er zu niedrig an, dann bleiben die Tiere Pfeifer oder das
Leiden verschlimmert sich sogar, heilt er nicht fest genug an, so
roaren die Pferde mit schlotterndem Ton. Die Heilung ist wesent-
lich abhängig von dem Alter des Leidens, def Beschaffenheit des
M. cricoarytaenoideus dorsalis (nicht zu weit vorgeschrittener
Atrophie), von der vollständigen Entfernung der Schleimhaut-
tasche und schließlich davon, daß der Heilverlauf nicht durch
unnötige Bewegungen des Aryknorpels gestört wird.
Aus diesem letzteren Grunde hält E. es für notwendig, daß die
Operationswunde nicht genäht, sondern lange offen gehalten wird,
damit das Tier möglichst lange ohne Gebrauch des Kehlkopfes
atmen kann, und daß dem Tiere eine 6—8 wöchige Ruhe gegeben
wird.
Wenn somit die Bedingungen für eine günstige Heilung auch
nicht sicher zu schaffen sind, so sind doch die Heilungsprozente
nach den bisherigen Erfahrungen hoch.
William erzielte 77%, Hobday 66% und Eberlein
75% Heilungen. Wöhler.
Hausen: Über Desinfektion von Jauche. Monatshefte für prak-
tische Tierheilkunde XXIII. Bd., 8. und 9. Heft.
Verfasser geht von der Betrachtung aus, daß für die Des-
infektion von Jauche nur solche Mittel in Betracht kommen, die
die in der Jauche befindlichen Bakterien abzutöten imstande sind
und sich dann, spätestens wenn die Jauche aufs Feld gebracht
wird, in eine unschädliche Verbindung umwandeln läßt, damit der
Düngewert der Jauche keine Einbuße erleidet.
Seine Versuche haben ergeben, daß der Chlorkalk ein
Mittel ist, das beiden Forderungen gerecht wird. Auch ist der Chlor-
kalk, wie Berieselungsversuche in der dänischen Samenkontroll-
anstalt dargetan haben, unschädlich für höhere Pflanzen, da er
durch die Jauche, vermöge ihres großen Gehalts an kohlensaurem
Ammoniak, in unschädliche Verbindungen zersetzt wird.
Bei einer Konzentration von 2 : 1000 wird einesteils eine wirk-
same Desinfektion erzielt, anderseits ist ein Verlust von nur 2%
Stickstoff zu verzeichnen (bei stärkerer Konzentration ist der Ver-
lust größer). Außerdem ist der Chlorkalk für diesen Zweck das
billigste Desinfektionsmittel.
Bei der Desinfektion ist die erforderliche Menge (2 kg auf
1 cbm Jauche) erst in Wasser zu einem Brei auszurühren und
dann der Jauche unter Umrühren zuzusetzen. Dann soll diese
mindestens einen Tag stehen bleiben (nach 24 Stunden die beste
Wirkung), bevor sie aufs Feld gebracht wird.
Wasserstoffsuperoxyd hat keine ausreichend des-
infizierende Wirksamkeit und ist außerdem zu teuer.
— 428 —
Auch Kresol (und wahrscheinlich auch die ähnlichen Prä-
parate), das zwar im Verhältnis 4:1000 genügend wirksam
ist, kann den Chlorkalk nicht ersetzen, weil es zu teuer ist und
nicht zersetzt wird, und somit die Jauche ständig steril erhalten
und im Felde schädlich wirken wird.
Dem Kalk und den anorganischen Säuren legt
Verfasser von vornherein keine Bedeutung für die Desinfektion
der Jauche bei. Der Kalk hat zwar den Vorzug der Billigkeit
und ist ein an sich unschädlicher Stoff, da er sich schnell in
kohlensauren Kalk umwandelt; aber die große Menge kohlen-
saurer Salze der Jauche schwächt die nicht starke Desinfektions-
kraft des Kalkes noch mehr, und außerdem wird der Kalk als
stärkere Base einen Teil des Ammoniaks austreiben und somit
den Wert der Jauche als Düngemittel vermindern.
Die anorganischen Säuren haben für den genannten
Zweck deshalb keine praktische Bedeutung, weil bei ihrem ver-
hältnismäßig geringen Desinfektionsvermögen große Mengen an-
gewendet werden müssen, und weil außerdem die saure Jauche,
wenn sie als Dünger verwertet werden soll, durch Alkali neutrali-
siert werden müßte. Otto.
= [=] Tagesgeschichte
Bestattung des Stabsveterinärs Rogge.
Am 1. Juli sind die irdischen Überreste des Stabsveterinärs
Rogge, der während des Feldzuges in Südwestafrika vor sieben
Jahren in den Sanddünen bei Lüderitzbucht auf einem Dienstritt
verschollen war, in Stettin beigesetzt worden. Mit den Angehörigen
haben es die Veterinäre mit tiefem Dank empfunden, daß die
Militärbehörde das letzte Geleit dieses Toten so überaus feierlich
gestaltet hat. Eine Kompagnie des Grenadier-Regiments König
Friedrich Wilhelm IV. in Parade, an ihrer Spitze die Regiments-
musik, Abordnungen des Offizierkorps des Füsilier-Regiments
Königin Viktoria von Schweden und des Pommerschen Pionier-
Bataillons Nr. 2, ein Vertreter der Schutztruppen, der Korpsvete-
rinär des II. Armeekorps und mehrere Veterinäre begleiteten mit
der Mutter und den Geschwistern des Verstorbenen den Sarg. Drei
Salven boten dem im Felde Verblichenen einen letzten Ehrengruß.
Das Andenken dieses tapferen Veterinärs wird in uns fortleben;
nie werden wir vergessen, wie ciner der Unsrigen in treuester
Pflichterfüllung für das Vaterland auch in fernen Erdteilen bis
zum Tode sich bewährt hat. „Ich habe mich auf einem Dienstritt
nach Ukamas in der Wüste verirrt, ich sehe keinen Ausweg mehr,
der Tod durch Verdursten tut bitter weh, lebt wohl“, das sind die
letzten ergreifenden Worte, die Rogge einer an seine Mutter ge-
richteten Karte anvertraut hat. Unversehrt ist dieses letzte Lebens-
zeichen bei der Leiche gefunden worden. — So ist endlich Licht
gekommen in ein trarisches Geschick, das die endlose Wüste in
Ihrem Sande so lange verschlossen gehalten hat.
— 429 —
Von 1901 bis zum Herbst 1904 war Rogge in China, und zwar
bei der deutschen Besatzungsbrigade in Tientsin. Schon wenige
Wochen nach seiner Rückkehr ging er als Stabsveterinär der Süd-
etappe nach Südwestafrika..e Am 12. Januar 1905, als er mit
seinem Burschen, dem Reiter Feibicke vom Kürassier-Regiment
Nr. 6, von Kebub nach Lüderitzbucht auf demselben Wege, den er
kurz vorher geritten war, zurückkehren wollte, verirrte er sich, und
Reiter und Tiere blieben seitdem spurlos verschollen. Umfang-
reiche, planmäßige Absuchung der hohen, aus feinstem, leicht
beweglichem Sande bestehenden Dünen blieben erfolglos. Die
Spuren waren schon in der ersten Nacht durch die dort fast
ständig tobenden Winde verweht. Die Annahme, daß die Wander-
dünen die Leichen bald verdeckt haben mußten, war wohl zu-
treffend. Jetzt genau nach sieben Jahren ist die eine Leiche
nicht zufällig gefunden worden, — kaum jemals wird der Fuß
eines Menschen zufällig dieses Tod und Verderben atmende Ge-
lände betreten — sondern eine auf Kamelen berittene Offizier-
patrouille war wiederum ausgezogen, um planmäßig zu suchen,
und dieses Mal endlich mit Erfolg. An dem Hange einer hohen
Düne lag der Leichnam frei zutage, unversehrt, zum Teil zur Mumie
vertrocknet. So konnte er geborgen und der heimatlichen Erde
übergeben werden. Kleider, Waffen, Uhr, Papiere, Geld usw.
waren gut erhalten, ein Stück Packpapier mit der gut leserlichen
Aufschrift: „Das ist Stabsveterinär Rogge von der Südetappe,
Lüderitzbucht, Angra Pequena“ lag bei der Leiche. In der Nähe
war ein von Woilach und Schlafdecken hergerichtetes Lager. —
Von dem Reiter ist bisher nichts entdeckt worden; auch die Auf-
zeichnungen Rogges geben über dessen Schicksal keinen Auf-
schlug. Nach dem Bericht des Offiziers war eine Rettung der
durch Hunger und Durst geschwächten Menschen und Tiere aus
solehem Gelände nicht mehr möglich.
Kommers anläßlich der Ehrenpromotion des Direktors
der Militär - Veterinär - Akademie, Generalveterinärs
Dr. Hell.
Die Studierenden der Königlichen Militär-Veterinär-Akademie
veranstalteten am 27. Juli abends in den oberen Räumen der
„Schlaraffia“ zu Ehren des Direktors der Militär-Veterinär-Aka-
demie, Generalveterinärs Dr. Hell, anläßlich dessen Ehrenpromotion
einen Kommers, der einen glänzenden Verlauf nahm, und an dem
außer den Veterinäroffizieren der Akademie und der Militär-Lehr-
schmiede zahlreiche Veterinäroffiziere des Gardekorps und des
III. Armeekorps teilnahmen, und bei dem auch ein reicher Damen-
flor zugegen war.
Die große Teilnehmerzahl und der Verlauf des Kommerses legten
beredtes Zeugnis darüber ab, wie groß und allgemein die Freude über
diese Ehrenpromotion ist und welcher großen Liebe, Verehrung
und Wertschätzung sich Herr Generalveterinär Dr. Hell bei den
Veterinäroffizieren und Studierenden erfreut.
= 430 —
Kameradschaftliche Vereinigung der Veterinärofiiziere
in Karlsruhe.
Wie schon im Winter 1910/11, so fanden auch in diesem Winter
auf Veranlassung des Herrn Korpsstabsveterinär Plättner
regelmäßige Zusammenkünfte der Veterinäroffiziere der Garnison
Karlsruhe und der zunächst liegenden Standorte statt. Dienst-
liche sowie fachwissenschaftliche Besprechungen und Vorträge
regten stets eine lebhafte Diskussion an. Von besonderem Interesse
war der Vortrag des Veterinärs Dr. Bönisch über: „Das Zahn-
alter des Hundes“, das derselbe an einer großen Zahl von Prä-
paraten demonstrierte..e Außerdem aber wurden auch Vorträge
aus anderen Gebieten zu Gehör gebracht, so von Oberveterinär
Haase: „Über das Flugwesen in der Armee“ und der äußerst
lebenswahre und spannende Vortrag des Oberveterinärs Krack:
„Meine Tagebuchaufzeichnungen aus dem südwestafrikanischen
Feldzuge“.
Vor Beginn der größeren Sommerübungen sind die regel-
mäßigen Versammlungsabende geschlossen, sie beginnen wieder
nach den Manövern.
Die neue tierärztliche Prüfungsordnung
ist nunmehr dem Vernehmen nach in ihren Grundzügen zwischen
den Bundesregierungen festgestellt und wird dem Bundesrat im
Herbst zugehen, so daß die neuen Bestimmungen mit Beginn des
Sommersemesters 1913 in Geltung treten können. Sie wird auch
Bestimmungen enthalten über die Anrechnung des halben Dienst-
jahres mit der Waffe auf das Studium an den tierärztlichen Hoch-
schulen. Die Studierenden der Veterinärmedizin können danach
grundsätzlich ihr halbes Dienstjahr mit der Waffe bei einem be-
rittenen Truppenteil ablegen, mit alleiniger Aus-
nahme für Gießen, wo bei dem Fehlen einer berittenen
Truppe es statthaft ist, bei der Infanterie zu dienen.
Die Verlegung des Königl. preußischen Hauptgestüts
Graditz.
Auf Veranlassung des Kgl. preußischen Oberlandstallmeisters
von Öttingen soll das Kgl. Hauptgestüt Graditz nach der
Domäne Bilderlahe unweit Seesen in Braunschweig verlegt werden.
Veranlassung hierzu ist der Umstand, daß Klima und Bodenver-
hältnisse von Graditz für die edle Pferdezucht nicht günstig sind.
Insbesondere läßt der wenig kalkhaltige Boden von Graditz viel
zu wünschen übrig. Der Kaiser soll bereits seine Zustimmung zu
der Verlegung gegeben haben.
= 451 =
Hochschulnachrichten.
An der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden ist der Lehr-
plan durch zwei Fächer: „Bienenzucht und Fischzucht“ erweitert
worden. — Obertierarzt Bongert, Abteilungsvorsteher am
hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule, ist zum etats-
mäßigen Professor ernannt worden.
Auszeichnung.
Dem Direktor der Veterinärabteilung am Kaiserlichen Gesund-
heitsamt Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. med. et med. vet. Ostertag
ist vom König von Württemberg das Ehrenkreuz der Württem-
bergischen Krone verliehen worden, womit der Personaladel ver-
bunden ist.
Amtliche Verordnungen
Neue Remontierungsordnung.
S. M. der Kaiser hat am 18. Mai d. J. eine neue Remontierungs-
ordnung genehmigt, die an Stelle derselben Vorschrift vom
ð. Mai 1894 tritt.
Änderungen aus Anlaß der Neuformationen im Reichs-
haushalt-Etat 1912.
8. Der Etat erhöht sich:
f) bei der Feldartillerie um:
6 Oberstabs- oder Stabsveterinäre,
12 Oberveterinäre oder Veterinäre.
g) beider Fußartillerie um:
3 Oberveterinäre oder Veterinäre.
h) beiden Verkehrstruppen um:
1 Oberveterinär oder Veterinär.
i) beim Train um:
2 Oberstabs- oder Stabsveterinäre.
l) Außerdem um:
2 Korpsstabsveterinäre, je 1 für das XX. und XXI.
Armeekorps.
Armeeverordnungsblatt, Seite 156 und 157 vom 1. Juli 1912.
— 432 —
Erhöhung der Übungsgelder.
Das aus Kapitel 24 Titel 6 zuständige Übungsgeld für Offiziere,
Sanitätsoffiziere, Veterinäroffiziere, obere Militärbeamte,
Unterärzte, Unterapotheker und Unterveterinäre des Beur-
laubten- und des inaktiven Standes während der Übung beträgt
täglich:4 M. für den Oberleutnant, Leutnant, Oberarzt, Assistenz-
arzt, Oberveterinär, Veterinär und den Wohnungsgeld-
zuschuß nach der Tarifklasse V beziehenden Beamten; 2 M. für
den Unterarzt, Unterapotheker und Unterveterinär. Armee-
verordnungsblatt S. 161 v. 1. 7. 12.
Für die Veterinäre
der Reserve und Landwehr
Die Wahl der Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes
zu Veterinäroffizieren.
Die Wahl der Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes setzt
die Erfüllung folgender Bedingungen voraus: Zunächst müssen die
Unterveterinäre gemäß Ziffer 138 der MVO. während ihrer aktiven
Dienstzeit die vorgeschriebene Prüfung in den einzelnen Zweigen
des Veterinärdienstes, der Seuchenvorschriften, Berichterstattung
und des Hufbeschlages bestanden und ein Befähigungszeugnis vom
Eskadronchef und rangältesten Veterinäroffizier des Truppenteiles
erhalten haben. Dieses Befähigungszeugnis hat sich darüber aus-
zusprechen, daß der Inhaber seiner Gesinnung, seinen Leistungen
und seinem Auftreten nach verspricht, bei weiterer Ausbildung ein
brauchbarer Veterinäroffizier des Beurlaubtenstandes zu werden.
Die im Besitz dieses Befähigungszeugnisses befindlichen Unter-
veterinäre haben ferner gemäß Ziffer 148 in einer abzulegenden
Übung zufriedenstellende Leistungen im Veterinärdienst nachzu-
weisen, müssen nach dem Urteil des zuständigen Bezirkskom-
mandos mit Rücksicht auf Lebensstellung und außerdienstliches
Verhalten zum Veterinäroffizier geeignet sein, sich mit der Be-
förderung zum Veterinäroffizier schriftlich einverstanden erklären
und gewählt werden.
Die Wahl erfolgt durch die aktiven Veterinäroffiziere des be-
treffenden Armeekorps. Das Bezirkskommando schlägt beim zu-
ständigen Korpsveterinär unter Vorlage des Befähigungszeugnisses,
einer Erklärung des Vorgeschlagenen über scine Schuldenfreiheit
und eines Zeupnisses des rangältesten Veterinäroffiziers des
Truppenteils, in welehem die Übung abjreleistet ist, den Untervete-
rinär zur Wahl vor. Das Dienstzeugnis des rangältesten Veterinär-
offiziers hat sich darüber auszusprechen, daß der Vorgeschlagene
sowohl nach Führung, Dienstbefähigung und seinen den Ansichten
der Standesgenossen entsprechenden sittliehen Eigenschaften zur
Beförderung pflichtgemäß empfohlen werden kann.
— 433 —
Die Wahlverhandlung leitet der Korpsveterinär des zuständi-
gen Armeekorps. Von diesem werden die nicht am Standorte des
Generalkommandos befindlichen Veterinäroffiziere über den ge-
samten Sachverhalt schriftlich unterrichtet; diese geben ihre
Stimme schriftlich ab. |
Bei der Wahl entscheidet Stimmenmehrheit. Werden Tat-
sachen zur Sprache gebracht, deren nähere Aufklärung der Korps-
veterinär für erforderlich erachtet, so wird der Vorschlag bis zur
erforderlichen Aufklärung zurückgestellt. Die Gründe der Minder-
zahl gegen die Wahl werden nur dann in die Wahlverhandlung
aufgenommen, wenn die Minderzahl mindestens ein Drittel der
gesamten Zahl der Stimmenden ist. Der leitende Veterinäroffizier
nimmt in diesem Falle hierzu Stellung und legt das gesamte Ma-
terial auf dem Dienstwege dem Kriegsministerium vor. Dieses ent-
scheidet, inwieweit die abweichenden Ansichten zu berücksichtigen
sind.
Ist die Mehrheit gegen die Wahl des Vorgeschlagenen, so wird
der betreffende Unterveterinär ohne weiteres zurückgestellt.
Nachdem durch die Wahl der aktiven Veterinäroffiziere der
Vorgeschlagene zur Aufnahme in das Veterinäroffizierkorps für
würdig erachtet ist, erfolgt der Beförderungsvorschlag.
Der Vorschlag geht mit Personalbogen und mit den oben näher
angegebenen Erklärungen, Zeugnissen und der Wahlverhandlung
auf dem Dienstwege an das Allgemeine Kriegsdepartement, das die
Vorschlagsliste behufs Einholung der Allerhöchsten Entscheidung
weitergibt und die Benachrichtigung der Beförderten veranlaßt.
Zur Behandlung der Stollbeule. Grenztierarzt Bayer in
Lindau benutzte zur Behandlung von Stollbeulen (reine Hygrome)
in sieben Fällen mit sehr gutem Erfolge eine von der Firma
Wolfram & Co. in Augsbung hergestellte 50%ige Jodlösung: Ein-
stechen einerHohlnadel mit weitem Lumen, Ausziehen der Flüssig-
keit, Injektion von 20—50 g der bezeichneten Jodlösung, Ent-
fernen der Nadel. Nach etwa acht Tagen bildete sich um die
Mitte der steinhart gewordenen Stollbeule eine kreisförmige ein-
schneidende Linie und nach weiteren acht Tagen war die Ge-
schwulst von der Demarkationslinie an ausgefallen. Nach im
ganzen etwa sechs Wochen war nichts mehr von der Stollbeule
zu sehen. Eine Außerdienststellung der behandelten Pferde war
nicht erforderlich. (Münchener Tierärztl. Wochenschr.)
Hochgradige Trichinose eines Schweines. In Rüthenbach in
Bayern wurden am 31. Mai d. J. in den 14 Trichinenschau-
präparaten eines Schweines nicht weniger als 12530 Trichinen
gefunden; ein Gramm des Fleisches enthielt somit 12500 Trichinen.
In einem Präparate wurden bis zu 110 Trichinen gezählt. Dieses
Schwein war demnach noch stärker mit Trichinen durchsetzt als
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 28
— 434 —
ein am 4. Januar 1907 in Nürnberg geschlachtetes, bei dem ein
Gramm 10450 Trichinen enthielt (Zeitschr. für Fleisch- und
Milchhygiene, XXII. Jahrg. 1912. Heft 12.)
Filariosen bei einheimischen Pferden. Dr. D. Wirth hat
bei zwei in einem Stalle in Wien stehenden österreich-ungarischen
Militärpferden im Blut Embryonen von Filarien nachgewiesen.
Während das eine Pferd keinerlei Krankheitserscheinungen zeigte,
traten bei dem anderen folgende Symptome auf: Schlechte Freß-
lust seit etwa einem Jahre, dauernde Mattigkeit.e. Auf den Be-
sitzer machte das Tier den Eindruck, daß es an einer Schlaf-
krankheit leide. Temperatur war stets unter oder weniges über
der Norm. Zeitweise traten Besserungen im Allgemeinbefinden
auf. Bei der Blutuntersuchung (native Blutpräparate) wurden
in jedem Bluttropfen 2—3 Mikrofilarien gefunden von ungefähr
5 u Breite und 250 „ Länge Diese bewegten sich sehr
lebhaft zwischen den roten Blutkörperchen. Außerdem war eine
Vermehrung der eosinophilen Zellen nachzuweisen. Zu welchem
Elterntiere diese Embryonen gehörten, konnte nicht ergründet
werden, da sie keine besonderen Kennzeichen boten. (Zeitschr.
für Infektionskrankheiten usw. der Haustiere 1911.)
Eine Verbesserung des Aspirins, das „Aspirinlöslich“. Die
schwere Löslichkeit des Aspirin hat die Verwendung dieses Prä-
parates bisher in Mixturen und Wasser ziemlich ausgeschlossen.
Von der Farbenfabrik Fried. Bayer & Co. ist nun ein Kalium-
salz des Aspirins hergestellt worden, das in Wasser leicht
löslich ist. Es ist ein weißes Pulver, das 90% Aspirin und 10%
Kalium enthält und auch in Tabletten in den Handel kommt, die
zum Zwecke einer leichteren Zerfallbarkeit etwa 0,15 g Amylum
enthalten, welches letztere das Wasser leicht trübt.
Da die Lösung des Kaliumsalzes des Aspirins nach mehr-
tägigem Stehen kleine Mengen Essigsäure abspaltet, so empfiehlt
es sich, Lösungen immer frisch herzustellen, zu welchem Zwecke
sich die Tabletten gut eignen. Jede Tablette enthält 0,5 g
Aspirin löslich.
Das neue Präparat ist so gut wie geschmackfrei, es hat eine
fast neutrale Reaktion, und es treten deshalb die bei dem Gebrauch
von Azetylsalizylsäure beobachteten Beschwerden, wie Reizung des
Schlundes und der Nieren, nicht ein. Außerdem ist der geringe
Gehalt an Kalium für die Verbesserung der sedativen Wirkung
von Wert. (Deutsche Medizin. Wochenschrift 1912. Heft 26.)
Tierschutz in England. Seit dem 1. Januar 1912 ist in Eng-
land ein neues Tierschutzgesetz in Kraft getreten. Nach diesem
wird das Quälen der Tiere durch heftiges Schlagen oder ander-
weitige Mißhandlung und ungebührliche Anstrengung mit Ge-
fängnis bis zur Dauer von sechs Monaten mit harter Arbeit
bestraft. Dazu kann noch eine Geldstrafe von 500 M. treten.
Nach den weiteren Bestimmungen des Gesetzes kann die Be-
hörde in allen Fällen, in denen es grausam wäre, ein Tier am
Leben zu lassen, dessen Tötung anordnen. Einem notorischen
Tierquäler kann sein Tier weggenommen werden. Den Roß-
— 435 —
schlächtern ist der Pferdehandel verboten. Zum Schlachten be-
stimmte Pferde sind innerhalb zwei Tagen zu töten. Personen
unter 16 Jahren dürfen keinen Schlachthof betreten. Die Vor-
nahme der Operation an Tieren ohne die nötige Sorgfalt wird
bestraft, desgleichen das mit unnötiger Schmerzenserzeugung aus-
geführte Schlachten. Die Abhaltung von Tierkämpfen jeder Art
ist untersagt. (Der Tierfreund.)
Aleudrin, ein neues Hypnoticum und Sedativum. Nach der
Einfügung des ersten Schlafmittels, Chloralhydrat, in den Arznei-
schatz durch Liebreich im Jahre 1869 war das Bestreben
der Pharmakologen stets dahin gerichtet, weitere organische Ver-
bindungen aufzubauen, die sich bei gleich guter schlafmachender
Wirkung vor dem Chloralhydrat durch geringere Heftigkeit und
das Fehlen unerwünschter Nebenwirkungen auf Kreislauf und
Verdauung auszeichneten. Zu diesem Zwecke hat man die ge-
chlorten Alkohole, wie das Chloralhydrat, mit der ebenfalls gute
Hypnotika liefernden Harnstoffgruppe vereint und eine Reihe ge-
chlorter Alkohole in ihre Carbaminsäureester übergeführt. Be-
sonders geeignet zur therapeutischen Verwendung erwies sich der
Carbaminsäureester des aa-Dichlorispropylalkohols, Aleudrin be-
zeichnet, unter welchem Namen er von der chemischen Fabrik
Dr. BrunoBeckmann, Berlin, in den Handel gebracht wird.
Aleudrin hat folgende Zusammensetzung:
CH — O CO NH,
CH, — Cl.
und stellt eine weiße, geruchlose, schön kristallisierende Substanz
dar, die bei 82° schmilzt. Es löst sich leicht in Alkohol,
Benzol, Chloroform, Äther, Aceton, Glyzerin und fetten Ölen. In
Wasser ist es schwer löslich, aber mit Wasser, dem wenig Glyzerin
zugesetzt ist (2:100), läßt sich leicht eine 2%ige Aleudrinlösung
herstellen.
Bei Tierversuchen hat sich Aleudrin als ein Mittel von guter
einschläfernder Wirkung erwiesen.
Bei Menschen erzeugen nach einer größeren Versuchsreihe
Dosen von 0,5 g eine ausgesprochene Beruhigung und häufig
eine deutliche Linderung bestehender Schmerzzustände, solche von
1 g einen mehrstündigen Schlaf. Nach dem Erwachen besteht
keine Benommenheit, sondern das angenehme Gefühl der Frische
und Erquiekung. Daß trotz hoher Dosen Aleudrin unschädlich ist,
beweist ein Fall, in dem nach der hohen Dosis von 3 g ein
achtstündiger Schlaf ohne jedwede Neben- oder Nachwirkung
eintrat. (Deutsche Medizin. Wochenschrift, Heft 26, 1912.)
Zur Verordnung von Woasserstoffsuperoxydlösungen. Zur
Herstellung von Wasserstoffsuperoxydlösungen stehen zwei
Stammpräparate zur Verfügung: Das Hydrogenium peroxydatum
des Arzneibuches, das in 100 Teilen 3 Gewichtsteile H, O, enthält
und das völlig säurefreie Perhydrol mit 30 Gewichtsteilen H, O,
in 100 Teilen Wasser, es ist also zehnmal so stark wie das
Hydrogen. peroxydatum des Arzneibuches.
28*
— 436 —
Es ist nun von vielen Seiten der Vorschlag gemacht worden,
Wasserstoffsuperoxyd nur nach Gewichtsprozenten zu ver-
schreiben, wie z. B. Solutio Hydrogen. peroxydat. 1 Gewichts-
prozent H, O,, wobei 33 g Hydrogen. peroxydat auf 100 Teile
Flüssigkeit zu nehmen sind. Von ärztlicher Seite wird aber eine
derartige Verordnung nicht für zweckmäßig gehalten mit der
Begründung, daß die Verordnung nach Gewichtsteilen geläufiger
sei, und es für den Arzt am nächsten liegt, bei der Verordnung
von Wasserstoffsuperoxydlösungen anzugeben, wieviel von diesen
bekannten Stammpräparaten und wieviel Aqua destillata der
Apotheker zur Bereitung nehmen soll.
z. B. Rp. Perhydrol 2,0—3,0 oder Rp.
Aqu. destill. ad 300,0 Hydrogenperoxyd 20,0---30,0
M.D.ad vitr. nigr. Aqu. dest ad 300,0
S. Gurgelwasser M.D.ad vitr. nigr.
S. Gurgelwasser.
Bei dieser Verordnung sei jede Verwechslung bei der Rezeptur
seitens des Apothekers bei der Zubereitung unmöglich. Die Aus-
drucksweise nach Prozentgehalt lasse man besser ganz fallen,
namentlich wenn man sich nicht absolut klar darüber ist, daß
z. B. bei einer 3%igen Wasserstoffsuperoxydlösung (nach Gewichts-
prozent) das unverdünnte Hydrogenium peroxydatum des Arznei-
buches vom Apotheker abgegeben wird. Als Gurgelwasser sei
eine solche Lösung viel zu stark. (Münchener Medizin. Wochen-
schrift, Nr. 26, 1912.)
Alte Pferde. Graf Wrangel wendet sich in seinem Werke
„Das Buch vom Pferde“, gegen die Unterschätzung alter Pferde.
Nach seiner Ansicht, die auch von Fachleuten als die richtige
anzuerkennen ist, soll nicht das zehnte, sondern das fünfzehnte
Jahr als diejenige Altersgrenze angesehen werden, nach deren
Überschreitung eine bedeutende und schnelle Abnahme der Lei-
stungsfähigkeit eines Pferdes zu gewärtigen ist. Mit zehn Jahren
seien manche der besten Eigenschaften des Pferdes kaum zur
Entwicklung gelangt, und wer seinen Pferden große und aus-
dauernde Leistungsfähigkeit zumute, der solle den fünf- und sechs-
jährigen Tieren aus dem Wege gehen und sich lieber an erprobte
zehn- oder zwölfjährige Veteranen halten, auch wenn diese die
Kennzeichen in der Reibefläche ihrer Schneidezähne gegen andere
Kennzeichen ausgetauscht haben sollten, die Zeugnis von treuer.
harter und schneidiger Dienstleistung ablegen. Als Beweis für
seine Behauptungen führt Graf Wrangel eine Reihe von Bei-
spielen an: Das Leibpferd Friedrichs des Großen „Condé“ war
40 Jahre alt, auch ein Schimmel, den der große König in der
Schlacht bei Mollwitz ritt, wurde über 40 Jahre alt. In Dulwich
bei London lebten drei Pferde im Alter von 30—39 Jahren, die
an Rüstigkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Die Militärschule
zu Woolwich besaß ein Pferd von 40 Jahren, im Reichslande
lebte sogar ein Pferd von 45 Jahren, das trotz seines Alters noch
sehr leistungsfähig war und einen tadellosen Gang hatte. Das
höchste Alter dürfte aber ein englisches Arbeitspferd in Warring-
ton erreicht haben, welches 52 Jahre alt wurde. Weiter wird
angegeben, daß englische Vollblüter ein Alter von 38 Jahren er-
— 43i —
reicht haben, und daß in Frankreich auf dem Gestüt Ambus eine
38 Jahre alte Stute versuchsweise zu Zuchtzwecken verwendet
wurde und am 5. Mai 1895 noch ein gutes Fohlen zur Welt
brachte, das in mustergültiger Weise säugte. Ein Landmann in
Norwegen besaß ein Pferd von 37 Jahren, das noch eine Last
von 800 Kilo 70—80 Kilometer weit zog. (Zeitschrift für Pferde-
kunde und Pferdezucht.)
Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. Herausgegeben
von Dr. W. Kolle, Professor der Hygiene und Bakteriologie
an der Universität Bern und Direktor des Instituts zur Er-
forschung der Infektionskrankheiten daselbst, und Dr. A. von
Wassermann, Professor in der medizinischen Fakultät Berlin,
Geheimer Medizinalrat, Abteilungsvorsteher am Institut für
Infektionskrankheiten. Zweite vermehrte Auflage. Jena, Verlag
von Gustav Fischer 1912.
Von dem PRiesenwerk, an dem nahezu 100 Mitarbeiter tätig sind und
dessen erste Auflage 1902 erschien, ist eine Neuauflage notwendig geworden,
denn die Arbeiten auf bakteriologischem Gebiet schreiten dauernd und in
beschleunigtem Tempo fort.
In den ersten Jahren halfen sich die Herausgeber durch Veröffent-
lichung von Ergänzungsbänden; es zeigte sich indes, daß dieses Mittel nicht
ausreichte, indem vielfach durch neuere Entdeckungen nicht nur neue Tat-
sachen bekannt, wurden, sondern auch die bisherigen Anschauungen eine
durchgreifende Anderung erfuhren. Es mußte daher eine neue Bearbeitung
des ganzen Werkes erfolgen, allerdings unter Wahrung seines bisherigen
Charakters, denn es hat sich gezeigt, daß die Anlage des Werkes, wobei die
mit den einzelnen Spezialgebieten vertrauten Forscher Monographien über
einzelne Krankheiten und deren Erreger liefern, als wohl gelungen bezeichnet
werden kann. Auch in der Neuauflage ist ‘daher diese Methode befolgt
worden, nur sind die einzelnen Abschnitte wesentlich umfangreicher geworden,
auch sind neue Teile dazugekommen. Bei der Bearbeitung des Stoffes
durch viele Autoren ist es allerdıngs unvermeidlich, daß Wiederholungen
vorkommen; diese bilden aber nicht einen Nachteil, sondern gereichen dem
Werke zu einem bedeutenden Vorteil, da sie umständliches Nachschlagen
in anderen Teilen entbehrlich machen. Über die Bedeutung des Handbuchs
zu sprechen, ist wohl überflüssig; jeder, der mit irgendeinem Zweige der
bakteriologischen Wissenschaft zu tun hat, also auch jeder mit irgendwelchen
Forschungen beschäftigte Veterinär wird es kaum entbehren können.
Das Bu Werk wird etwa 40 Lieferungen von je 10 Druckbogen um-
fassen und jede Lieferung soll 5 Mark kosten. Um den Besitzern früherer
Auflagen die Anschaffung zu erleichtern, nimmt die Verlagsbuchhandlung
die erste Auflage des Handbuchs der pathogenen Mikroorganismen zum
Preise von 45 Mark zurück.
Bis jetzt sind 10 Lieferungen erschienen. Die erste (Probe-) Lieferung
beginnt mit einem „Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Lehre
von der Infektion, Immunität und Prophylaxe“ von Abel an folgen
„Allgemeine Morphologie und Biologie der pathogenen Mikroorganismen“
von Gotschlich, „Allgemeine Methoden der Bakteriologie“‘ von E. Fried-
berger und H. Reiter, „Cholera asiatica“ von W. Kolle und W. Schür-
— 438 —
mann, „Choleraimmunität“ von H. Hetsch, „Pest“ von A. Dieudonné
und R. Otto, „Methoden der aktiven Immunisierung einschließlich Her-
stellung von Antigenen‘‘ von M. Ficker, „Die Hefenpilze oder Fumyzeten“
von H. C. Plant und die .„‚Sproßpilze* von A. Buschke.
C. Troester.
Das Lymphgefäfssystem des Rindes. Von Obermedizinalrat
Dr. Baum, ordentlicher Professor an der Königlichen Tier-
„ärztlichen Hochschule zu Dresden. Mit 32 Tafeln farbiger Ab-
bildungen. Berlin 1912. Verlag von August Hirschwalll.
Preis 24,00 Mark.
Baum hat in der vorliegenden geradezu klassisch zu nennenden Mono-
graphie eine Arbeit geliefert, die eine Zierde und der Stolz der tierärztlichen
Wissenschaft für alle Zeiten sein wird, und von der wir mit vollem Recht
sagen können, daß sich ein gleich erschöpfendes Werk bisher auch in der
Humanmedizin nicht findet. Die Monographie ist die Frucht einer 7 jührigen
mühevollen Arbeit, die an einem großen Material (160 Tieren) mit staunens-
werter Gründlichkeit durchgeführt ist.
Verfasser hat das gesamte Lymphgefäßsystem des Rindes, soweit die
Lymphgefäße makroskopisch verfolgbar sind, auf Grund eigener umfang-
reicher Untersuchungen dargestellt. Diese Untersuchungen und Feststellungen
bedeuten nicht nur für die normale Anatomie einen erheblichen Fortschntt.
sondern sind auch für die Bakteriologie, die pathologische Anatomie und
die Fleischbeschau von grundlegender Bedeutung. Sind doch hauptsächlich
die vielen strittigen und ungelösten Fragen in der Beurteilung des Fleisches
vom Rinde, zumeist hervorgerufen durch unzulängliche und lückenhafte
Kenntnis der Verbreitung der Lymphgefäße, die Veranlassung und Anregung
zu der Arbeit des Verfassers gewesen, und man kann wohl, ohne zu über-
treiben, sagen, daß diese Arbeit für die Bewertung und Erklärung der
Befunde in der Fleischbeschau erst die richtige notwendige Grundlage schafft.
Es würde den Rahmen einer Buchbesprechung weit überschreiten.
wollte ich auf alle neuen Tatsachen und wertvollen Einzelheiten des Werkes
eingehen, denn es ist eben fast alles neu. Ich will daher nur einzelnes
herausgreifen.
Von wesentlicher Bedeutung ist die Feststellung, daß die Knorpel.
also Organe ohne Blutgefäße, entgegen der bisherigen Ansicht Lymphgetfäre
besitzen, daß solche aber nicht in den wirklichen Blutlymphknoten und in
der Milz vorhanden sind, daß ferner das Barthel’sche Schaltungsgesetz,
wonach alle Lymphgefäße (ausgenommen die Endstämme) vor ihrer Endigung
in das Venensysten erst einen oder mehrere Lymphknoten passieren müssen,
kein Gesetz ist, sondern nur eine Regel von den vielen Ausnahmen bildet.
Nieht minder interessant und bedeutungsvoll sind die Beobachtungen,
daß Lympheefäße die Mediancbene überschreiten und in Lymphknoten der
anderen Körperhälfte einmünden, daß manche Organe, wie Euter, Hoden.
Ovarium, Knochen und Muskeln, nur einer einzigen Lymphknotengruppe
tributär und anderseits einige Lymphknotengruppen nur für ein einzelnes
Organ regionär sind, daß Lymphgefäße, ohne Lymphknoten zu passieren.
direkt in den Duetus thoracicus einmünden und direkte Einmündungen
kleinerer Lymphgefäße in Venen vorkommen, Die strittige Frage, ob Lymph-
refäße mit offenen Stomata beginnen, wird auf Grund zahlreicher Injektions-
ergebnisse an Pleura, Peritonäum, Sehnenscheiden und Gelenkhöhlen in be-
jahendem Sinne beantwortet. Mit welcher Zuverlässigkeit die Feststellungen
gemacht sind, beweist die Angabe, daß jede Lymphknotengruppe mit den
dazu gehörigen Lymphgefäßen wenigstens 6 mal untersucht wurde. Der
Stoff ist in + Abschnitte gegliedert: I. Allgemeines, II. Lymphknoten,
IHI. Lymphgefäße und IV. Verhalten der Lymphknoten und Lymphgetäle
in den einzelnen Organen. Die auf 32 Tafeln verteilten _79 künstlerisch
ausgeführten Abbildungen sind von unerreichter Klarheit und Übersichtlichkeit.
— 439 —
Das mit großen persönlichen Geldopfern und finanzieller staatlicher
Unterstützung hergestellte Werk ist vorbildlich und grundlegend für alle
ähnlichen Bearbeitungen, und neben seinem hohen wissenschaftlichen Wert
ein unentbehrlicher Ratgeber für den Praktiker.
Die buchhändlerische Ausstattung des Werkes ist bei verhältnismäßig
niedrigem Preis eine vorzügliche. Wöhler.
Bakteriologische Diagnostik mit besonderer Berücksichtigung
der experimentell-ätiologischen Forschung, Immunitätslehre
und der Schutzimpfungen für Tierärzte und Studierende der
Veterinärmedizin. Von J. Bongert, städtischem Obertierarzt
und Leiter des bakteriologischen Laboratoriums auf dem
städtischen Schlachthof in Berlin. 3. neubearb. Auflage. Verlag
von Otto Nemnich, Leipzig 1912. Preis 12,00 Mark.
Das allbekannte und sehr geschätzte Lehrbuch des Verfassers, das
sich speziell mit den tierpathogenen Mikroorganismen unter Berücksichtigung
der zwecks ihres Nachweises als zuverlässig erprobten und den praktischen
Verhältnissen angepaßten Untersuchungsmethoden, der Immunitätslehre und
der Schutzimpfungen beschäftigt, bringt in dritter neubearbeiteter Auflage in
bewunderungswürdiger Kürze, aber trotzdem in seltener Vollständigkeit den
augenblicklichen Stand der bakteriologischen Wissenschaft.
Bei der Neubearbeitung sind die wichtigsten Forschungsergebnisse der
neuesten Zeit, insbesondere die biologische Diagnose des Milzbrandes, der
Rotzkrankheit, des seuchenhaften Abortus des Rindes und die für die
Nahrungsmittelkontrolle höchst bedeutungsvolle Eiweißdifferenzierung ein-
nn berücksichtigt worden. Neu aufgenommen sind ferner die Methoden
er Dunkelfeldbeleuchtung, das Burrische Tuscheverfahren, die Anaphylaxie
und deren diagnostische Anwendung sowie die neueren Forschungsergebnisse
aus dem Theilerschen Institut über das afrikanische Küstenfieber und die
Anaplasmosis usw. Das vorzüglich buchhändlerisch ausgestattete Werk ist
gleich seinen beiden ersten Auflagen einer guten Aufnahme nicht allein bei
Veterinärmedizinern sicher. Wöhler.
Viehseuchengesetzgebung. Von F. Backhaus. Karl Heymanns
Verlag, Berlin.
Die vorliegende ‚„Taschen-Gesetzsammlung‘“ ist eine zusammenfassende
Darstellung aller für die Bekämpfung der Viehseuchen in Betracht kommenden
Vorschriften. Neben dem Wortlaut dieser Vorschriften bringt es kurze, den
Gresetzesbegründungen entnommene Erläuterungen, die dem besseren Ver-
ständnis dienen sollen, und Verweisungen zwischen den im Zusammenhang
stehenden gesetzlichen Bestimmungen. Die für die Durchführung des Vieh-
seuchengesetzes haupteächlich in Betracht kommende preußische viehseuchen- _
Anordnung vom 1. Mai 1912 ist durch einen roten Schnitt
enntlich gemacht. Das sorgfältig zusammengestellte Sachregister erleichtert
die Orientierung. Den mit der Durchführung des Gesetzes betrauten Be-
amten und Behörden kann die Anschaffung dieses in Oktavformat gehaltenen
Buches nur empfohlen werden. Ô tto.
Preufsen. Neumann, O.V. b. d. Milit. Lehrschmiede i. Königs-
berg i. Pr. zum St.V. befördert. Zu U.V. befördert die bisherigen
Stud. der M.V.A.: Kunzendorf, Hahn, Honigmund, Behn, Pahlen,
— 440 —
Kiesewetter. Gregor und Macharski. — Im Beurlaubtenstande.
Erhardt, O.V. d. Res. (Hannover), zum St.V. befördert. Zu V. be-
fördert die U.V. d. Res.: Dr. Clafs (Bartenstein), Neugebauer
(III Berlin), Dr. Lieske (II Hamburg), Dr. Tang (Hannover),
Dr. Langkau (Lötzen), Dr. Pfleiderer (Straßburg); der U.V. d.
Landw. 1 Rüdiger (Danzig). — Der Abschied bewilligt: Böhne,
O.V. d. Landw. 1 (Osnabrück).
Württemberg. Neher, O.V. i. Ulan. R. 19, der Abschied m. d.
gesetzl. Pension bewilligt.
=]
Familiennachrichten =]
Geboren: Eine Tochter dem Herrn Stabsveterinär Jäger in
Ludwigsburg.
Verlobte: Fräulein Gawantka in Breslau, einzige Tochter des
Rentiers Fritz Gawantka, mit Herrn Oberveterinär
Dr. Streppel in Pr. Stargard. Fräulein Else Stegemann in
Deutsch-Krone, Tochter des Rentierss Stegemann, mit
Herrn Oberveterinär Maeder in Landsberg a. W.
Notizen.
Es ist beabsichtigt, die neue Dienstaltersliste für Veterinär-
offiziere Anfang Oktober erscheinen zu lassen, um die umfang-
reichen Personal- und Standortveränderungen anläfslich der Neu-
formationen noch berücksichtigen zu können. Ihr Erscheinen ist
jedoch bis jetzt immer noch in Frage gestellt, es fehlt zur
Sicherstellung der Druckkosten noch eine Abonnentenzahl von
etwa 150. Wöhler.
In der Sammlung von Pferde-Schneidezahn-
gebissen fehlen noeh Gebisse folgenden Alters:
2-, 213-, 3, 315-, 412r, 10-, 12-, 14-, 15-, 16-, 18-, 19-, 22jährige
und höheren Alters.
Um weitere gütige Unterstützung seitens der
Veterinäroffiziere zur Vervollständigung der
Sammlung wird nochmals ergebenst gebeten.
I. A.: Otto.
Die Herren Doktoranden werden gebeten, ihre Dissertationen der
Bücherei der Militär-Veterinär-Akademie gütigst zueignen zu wollen.
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Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V. , Heft 5, 1911
Stabsveterinär Achterberg: A f. V., Heft 6. 1911
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fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
die Prellung.“
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sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver-
hindert.
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Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
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mitteln. Von Oberveterinär Dr. Kranich . . 455—464
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als regionäre aufzufassen? Zeitschrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1912,
Heft 12. — Zeller: Behandlung und Heilung von Krebskranken durch
innerlich und äußerlich angewendete Mittel. ünchener Med. Wochen-
schrift, Nr. 34, 1912. — Dr. Fischoeder: Die Feststellung des Milz-
brandes nach dem Verfahren von Ascoli. Zeitschrift f, Infektionskrankh.
usw. der Haustiere, Zwölfter Band. — Fontaine: Über den Sitz der
Sehnenentzündungen an den Vorderbeinen. Revue generale de medicine
vétérinaire vom 15. Juni 1912. — C. Thomassen: Neuritis der nervi
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Das Beste ist gerade gut genug für den Hufbeschlag, und wenn das Beste
dazu noch zu vorteilhaftem Preis geboten wird, so wird dem Schmiedemeister die
Wahl nicht schwer.
Dies gilt in vollem Maße von dem Hufnagel
„MARKE MUSTAD“.
Dieser Hufnagel hat sich seiner großen Vorzüge wegen überall, wo er
bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten
Hufbeschlagschmieden eine bleibende Stätte erobert.
Ich verwende nur Hufnägel Marke MUSTAD, das bekommen die Händler,
welche andere Hufnägel anbieten, überall und tausendfach zu hören.
Welches sind denn nun die Vorzüge des MUSTAD Hufnagels, die ihn zum
Liebling aller Schmiedemeister machen ?
Der MUSTAD Hufnagel ist von Anfang bis zu Ende fachmännisch hergestellt:
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Abspringen der Köpfe bei sachgemäßer Verwendung unmöglich.
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Dieses Hufnageleisen wird ausschließlich für die MUSTAD Hufnägel hergestellt.
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dieser Zeitschrift von Herrn Stabsveterinär Verfürth empfohlen.
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Kälberruhr, Durchfällen und anderen infektiösen Erkrankungen des Darms.
Bei Pyelitis und Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei verminösen
Krankheiten und blennorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, als
kausales, bzw. antikatarrhalisches Expektorans.
Darreichungsform: Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit Rizinus-
öl usw., Gelatinekapseln.
Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde: 10—20 g, Kälber, Fohlen, Schafe,
Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 0,1—3 g, Geflügel: 0,1—0,2 g.
Äußerliche Anwendung: Als keratoplastisches, juckstillendes,
C QUSITOCKTIENdeS, fesorbierendes
und desinfizierendes Mittel zur Behandlung von chronischen Haut-
krankheiten, namentlich trockenen squamösen Ekzemformen, Ausschlag,
Schuppenflechte, Juckflechte, Psoriasis, Prurigo, Rückenekzem der Hunde,
Mauke der Pferde, sowie bei parasitären Dermatosen, wie Räude, Favus,
Herpes usw. Ferner als antiseptisches, austrocknendes, granulations-
beförderndes Mittel bei chronischen torpiden Hautaffektionen, schlaffen
Wunden und Geschwüren, Otitis, Dekubitus, bei Euterknoten, Aktinomykose,
zu Dauerverbänden, bei Huf- und Klauenleiden, Steingallen,
Hornspalten, Panaritien, Klauenseuche usw.
Anwendungsformen: Rein oder mit Bolus, Lykopodium, Zinc. oxyd.,
Amylum vermischt als Streupulver, in Aceton, Spiritus oder Collodium
gelöst zur Pinselung, mit Fett, Vase!ine oder Schmierseife, ev. unter Zusatz
von Schwefel, Perubalsam usw. als Salbe oder Paste, in Perubalsamöl
gelöst zu Einreibungen, endlich in Form flüssiger und fester Seifen, ev,
mit weiteren Zusätzen zu Waschungen und Bädern.
Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Gebrauche,
insbesondere auch von Pittylen-Seifen, stellen wir gern zur Verfügung,
ebenso auch Rezeptur -Vorschriften, sowie Separatabdrücke der bisher
erschienenen Arbeiten. Wir bitten die Herren Tierärzte, solche einzufordern
und Versuche in der Praxis anzustellen.
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HAUPT NEE
24. Jahrg. Oktober 1912. 10. Heit.
Zeitschrift w-Veterinärkunde
mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene
Organ für die Veterinäre der Armee
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark.
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an.
Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des
Pierdes durch Schimmelpilzvergiftung.
Von Korpsstabsveterinär Tetzner.
In der letzten Zeit sind bei verschiedenen Regimentern ver-
hältnismäßig viele tödlich verlaufene Krankheitsfälle vorgekom-
men, die auf Schimmelpilzvergiftung zurückgeführt werden
mußten. Das Krankheitsbild wurde stets von An-
fangandurchdieErscheinungeneinerLähmung
des Blind-und Grimmdarmsbeherrscht. Da in der
tierärztlichen Literatur über eine derartige Wirkung der Schimmel-
pilze noch keine genaueren Angaben vorliegen und es sich haupt-
sächlich um Schimmelbildung auf Maschinendruschstroh handelt,
das als solches auch leichter der Verderbnis ausgesetzt ist als
Langstroh und zudem bei dem jetzigen JLandwirtschaftsbetriebe
mehr und mehr auf den Markt gebracht wird, so dürfte es ange-
bracht sein, die besondere Aufmerksamkeit der Veterinäre darauf
hinzulenken.
Zu meiner Kenntnis sind in der Zeit von Anfang Juni 1911
bis Ende Juni 1912 36 solcher Erkrankungsfälle gelangt, die bei
5 Offizierpferden und 31 Dienstpferden in fünf verschiedenen
Truppenteilen auftraten und ohne Ausnahme zum Tode der
erkrankten Tiere führten. Auffallend war es, daß bei größeren
Truppenverbänden die Krankheitsfälle meist nur in einer Eskadron
bzw. Batterie oder sogar nur in einer Stallabteilung vorkamen.
Bei den meisten dieser Pferde konnten während einiger Tage
vor der Erkrankung ein erschwerter Kotabsatz und bei sonst
gutem, ungestörtem Allgemeinbefinden ein Nachlassen der Munter-
keit und der Gehlust bemerkt werden. Dann bekundeten die Pferde
ein apathisches Benehmen, mangelhaften Appe-
tit und geringe Unruheerscheinungen nach Art einer
leichten Kolik; Puls, Atmung und Temperatur waren bei Beginn
der Erkrankung stets innerhalb der normalen Grenzen, und erst
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 10. Heft. 29
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gegen das letale Ende hin stieg die Zahl der Pulse bis auf 120,
die der Atemzüge bis auf 25 in der Minute, die Temperatur auf
39,6—40,0°C. Bei einzelnen Patienten konnte im Laufe der Er-
krankung sogar eine subnormale Temperatur festgestellt
werden. Die Augenbindehäute zeigten bei Beginn der Erkrankung
meist eine blaßrote Farbe, erschienen zum Teil auch etwas glasig,
wurden dann blasser miteinem StichinsGelbliche und
bei einigen Pferden intensiv gelb, im weiteren Krankheitsverlaufe
wurden sie dann rot bis verwaschen dunkelrot.
Die Untersuchung vom Mastdarm aus ergab fast immer eine
AnhäufungvonverhältnismäßigfestenInhalts-
massenimBereichedesBlind-bzwGrimmdarms.
Die Dünndarmgeräusche waren anfangs noch deutlich hörbar,
schienen auch die normale Häufigkeit zu haben, dieDiekdarm-
geräusche waren dagegen in jedem Falle schon
bei der ersten Untersuchung stark verringert.
Während dann die Dünndarmgeräusche nur langsam geringer
wurden, hörten die Dickdarmgeräusche bald ganz auf. Etwa 10
bis 12 Stunden nach der offensichtlichen Erkrankung der Tiere
konnte man nur noch bei längerer Auskultation ganz vereinzelte,
geringe, knurrende, als Dickdarmgeräusche anzusprechende Ge-
räusche hören; vom 2.Krankheitstageabwarenüber-
hauptkeine Diekdarmgeräusche mehr wahrzunehmen.
Bei keinem der Patienten trat im Verlaufe der
Krankheit eine Auftreibung des Hinterleibes
auf; dieser erschien vielmehr aufgezogen, und
die Tiere magerten scheinbar schnell ab. Bei der
rektalen Untersuchung preßten die Pferde meist stark, wäh-
rend sonst nie ein Drängen auf Kotabsatz zu bemerken war.
Mit dem in den Mastdarm infundierten Wasser gingen manchmal
einzelne kleine, harte, mit Schleim überzogene Kotballen, in an-
deren Fällen nur schleimige Fetzen ab. Kot wurde sonst nicht ab-
gesetzt, es konnte auch durch kein der gebräuch-
lichen Abführmittel Kotabsatz herbeigeführt
werden. Harn dagegen wurde häufig und meist
inkleineren Mengenentleert, bei Wallachen fielen zum
Teil häufigeres Ausschachten und Schweifwedeln auf.
Die Futteraufnahme sistierte bei den meisten der Erkrankten
bald vollständig, nur einzelne von ihnen nahmen gelegentlich noch
etwas Grünfutter auf, während Hafer und Heu nicht angerührt
wurden; Wasser dagegen wurde meist gern und oft
genommen.
Die Unruheerscheinungen blieben meist nur gering. Die Tiere
scharrten vereinzelt in der Streu, sahen sich mehrfach nach der
rechten Bauchseite um und verharrten manchmal in dieser Stellung
längere Zeit; viele nahmen häufig eine gestreckte Stellung ein. Die
— 443 —
Pferde legten sich vorsichtig nieder, und zwar fast nuraufdie
linke Seite, zum Teil sprangen sie bald wieder auf, zum Teil
blieben sie lange und ruhig liegen.
Ein in einer Box untergebrachtes Pferd zeigte Manegebewe-
gungen, ein anderes schwankende Bewegungen. Bei allen Pferden
wurde der Blick mit der Zeit ein stierer, ausdrucksloser. Die Tiere
standen meist ruhig, traurig, mit etwas gesenktem Kopf da und be-
kundeten starke Eingenommenheit des Sensoriums. Einige Pferde
ließen ein eigentümliches helles Wiehern hören. Mehrere Stunden
vor dem Tode nahmen die Unruheerscheinungen zu, dann stürzten
die Tiere plötzlich um und starben nach kurzen Krämpfen.
Am 2. Krankheitstage wurden mehrfach unabhängig von Are-
kolingaben leichtes Speicheln, bei mehreren Pferden einige Stunden
vor dem Tode Aufstoßen, Brechanstrengungen und selbst Er-
brechen beobachtet.
Der Tod trat bei je 1 Pferd 15 bzw. 19, bei 6 Pferden 24--29,
bei 7 Pferden 33—36 Stunden, bei 8 Pferden 2, bei 3 Pferden 21,,
bei 5 Pferden 3, bei 4 Pferden 4 und bei 1 Pferde 5 Tage nach Be-
ginn der Erkrankung ein.
Bei der Zerlegung wurde bei der größten Anzahl der Pferde
eine Anschoppung bzw. Verstopfung im Bereiche
des Diekdarms, meist im Blinddarm undin der
magenähnlichen Erweiterung gefunden. Die Massen
waren in diesen Darmabschnitten bis zu Kindskopfgröße zu-
sammengeballt, oft trocken und hart, graugrün bis dunkelgelb und
hafteten der Darmwand manchmal so fest an, daß beim Heraus-
nehmen der Inhaltsmassen die oberflächliche Schicht der Schleim-
haut an ihnen hängen blieb. Nur in wenigen Fällen waren die
Inhaltsmassen des Blinddarms dünnbreiig und rotbraun, die des
Grimmdarms teils dünnbreiig, teils festweich. In drei Fällen liegen
keine näheren Angaben über die Beschaffenheit der Darminhalts-
massen vor. Die Schleimhaut der betroffenen Diekdarmabschnitte
war rot bis dunkelrot gefärbt und geschwollen.
Starke Anfüllung des Magens mit verhältnismäßig festen,
trockenen Futtermassen wurde dreimal beobachtet; in einem Falle
erstreckten sich die trockenen Massen weit in den Zwölffingerdarm
hinein. Magenzerreißung wurde im ganzen fünfmal nachgewiesen,
in drei dieser Fälle hatte die Zerreißung bei Lebzeiten der Tiere
stattgefunden. Die Schleimhaut des Magens zeigte meist nur ge-
ringe streifige Rötung.
In einem Falle lag außerdem eine Längsachsendrehung der
linken Grimmdarmlagen um 180° vor, zweimal wurden eine mäßige
Menge Sand und kleinere Steinchen im oberen Querkolon gefunden.
In allen Fällen bestanden eineleichteSchwellungund
Gelbfärbung der Leber und eine Schwellung der
Nieren, während Milzschwellung nur vereinzelt nachgewiesen
99*
— 4dd4 —
werden konnte. Trübe Schwellung der Herzmuskulatur war ein
regelmäßiger Befund.
Die durch die Diekdarmlähmung bedingte Verstopfung konnte
in keinem Falle gehoben werden, trotzdem die verschiedensten Ab-
führmittel versucht wurden. Von solchen kamen zur Anwendung:
Pillen von 25—30 g Aloeextrakt, Ol. Ricini 300—700 g, Calomel
ö g, große Gaben von Olivenöl, Arekolin, Pilokarpin und versuchs-
weise auch Chlorbarium. Die meisten Patienten erhielten ver-
schiedene der angegebenen Mittel und zum Teil wiederholt.
In allen Fällen konnte der Nachweis erbracht werden, daß die
erkrankten Pferde Gelegenheit gehabt hatten, teils stärker mit
Schimmelpilzen besetztes Stroh, teils verschimmelte Matratzen-
streu aufzunehmen.
Das Stroh war Maschinendruschstroh, besonders Maschinen-
krummstroh; dieses war außerordentlich weich, sämtliche Halme
waren breitgequeischt. Es war von ungleichmäßiger Beschaffen-
heit. Zwischen einwandfreien Bunden befanden sich auch solche mit
Büscheln, in denen die Halme, besonders aber die Blattscheiden,
mit schwarzen Punkten und Strichen stark besetzt waren, auch
bräunliche bis rötliche Flecken zeigten sich in geringer Menge. Bei
einer Anzahl von Bunden war der untere Teil der Halme auf un-
gefähr 15 cem Höhe dunkel verfärbt, in angegebener Weise befallen,
und unter den Blattscheiden befanden sich hier außerdem häufig
weiße Schimmelpilzrasen. Einzelne Bunde bestanden außen aus
verhältnismäßig gut aussehendem, im Innern jedoch zu ungefähr
zwei Dritteln aus vollständig verdorbenem Stroh. Ganze Büschel
von diesem waren völlig grauschwarz; außerdem waren an diesen
groBe Flächen von weißen Pilzrasen vorhanden. Der Geruch war
ein eigentümlich penetrant multriger; beim Schütteln dieses Strohes
entstand eine Staubwolke von Pilzsporen von scharfem Geruch
und Geschmack.
Die fragliche Matratzenstreu war nach Angabe des Truppen-
teils erst ungefähr vor drei Monaten ganz frisch angelegt und zu
dieser Maschinenlang- und besonders Maschinenkrummstroh ver-
wandt worden. Die Matratze ‘hatte eine genügende Höhe, bestand
aus vollständig zusammengedrückten, weichen, meist zundrigen
Halmen, war fast durchweg trocken, mit vielen zu Pulver zerfalle-
nen Streumassen durchsetzt und hatte, hochgenommen, einen
durehdringenden, eigentümlich multrigen Geruch.
Auch die Matratzenstreu eines anderen in Frage kommenden
Truppenteiles war mit Maschinenlang- und Maschinenkrummstroh
angelegt worden. In der Stallabteilung, in welcher allein Krank-
heitsfälle aufgetreten waren, war die Streu ziemlich hoch und meist
stark durchfeuchtet; in den vorderen Standhälften enthielt sie viel
kurzes, krümeliges Material. Soweit diese Massen trocken waren,
hatten sie ebenfalls den eigentümlichen multrigen Geruch, der dem
des stark verschimmelten Strohes gleich war.
— 445 —
Von dem von mir als Ursache der Erkrankungen bezeichneten
verschimmelten Stroh und in gleicher Weise von der beanstandeten
Matratzenstreu wurden Proben an die Militär-Veterinär-Akademie
eingesandt und in deren Laboratorium untersucht. Hier konnte
folgendes festgestellt werden:
Die Untersuchung des im Juni 1911 beanstandeten Strohes er-
gab ein massenhaftes Vorhandensein von Schimmelpilzen, haupt-
sächlich Kopfschimmel (Mucor-Arten), seltener Kolbenschimmel
(Aspergillus glaucus), ferner von Rost- und Brandsporen (Braun-
rost, Puccinia dispersa und Steinbrand). Die auf künstlichen Nähr-
böden neben Schimmelpilzrasen aufgenommenen Bakterienkolo-
nien gehörten zu den Futterbakterien in die Gruppe der Koliarten.
Die Untersuchung einer Probe des im Juni 1912 beanstandeten
Strohes eines anderen Truppenteils ergab, daß das Stroh äußerst
stark mit Schimmelpilzen durchsetzt war. Beim Aufstellen der mit
Strohteilchen oder mit dem Staube des Strohes beschickten Petri-
Schalen im Brutofen bei einer Temperatur von 40° zeigte sich nur
ein spärliches, beim Aufstellen bei Zimmertemperatur ein ungemein
üppiges Wachstum von Mucor racemosus; andere Schimmelpilze
waren nicht nachzuweisen.
Zur Feststellung der in der Matratzenstreu enthaltenen Schim-
melpilze wurden Teile dieser in Petri-Schalen mit Ragit-Agar aus-
gelegt. Nach 24 Stunden waren im Brutschrank bei einer Tempe-
ratur von 37° neben einer reichlichen Bakterienflora überall
Schimmelpilze aufgegangen, die nach Verlauf eines weiteren Tages
bei Zimmertemperatur und gedämpftem Lichte sämtliche beschickte
Platten überwuchert hatten und reichliche Sporulation zeigten. Erst
nach 4 bis 5 Tagen hatten sich hierunter weniger lebhaft wach-
sende, mehr begrenzte Pilzrasen entwickelt.
Aus verschiedenen Überimpfungen auf Nährböden gleicher Art
ergab sich, daß zwei Drittel aller Schimmelpilzbildungen aus Kopf-
schimmel (Mucor) bestanden, der sich durch ein üppiges Wachstum
auszeichnete, und von dem mehr als die Hälfte Muc. racemosus, der
Rest Muc. mucedo war. Der übrige Schimmelanteil bestand aus
Kolbenschimmel (Aspergillus), und zwar vornehmlich aus Asperg.
glaucus, seltener aus Asperg. flavus. Nur bei zwei Platten war je
einmal Pinselschimmel (Penicillium glaucum) zu verzeichnen.
Die mit Matratzenstaub und mit einer aus physiologischer
Kochsalzlösung hergestellten Matratzenabschwemmung besäten
Platten lieferten ungefähr das gleiche Bild. Die aufgegangenen
einzelnen Pilzkolonien bestanden zu zwei Dritteln aus Kopf-
schimmel, und zwar wieder hauptsächlich aus Mucor racemosus.
Penicillium war hier nicht gewachsen.
Eine zum Vergleich herangezogene und in gleicher Weise be-
handelte Matratzenstreu eines Berliner Truppenstalles ergab das
Vorhandensein von Muc. racemosus und Muc. mucedo in umge-
kehrtem Verhältnis wie bei voriger. Dem Asperg. glaucus und
— 446 —
Asperg. flavus entsprach etwa eine gleiche Menge Asperg. glaucus.
Penicillium war nicht gewachsen.
Ein Fütterungsversuch mit einem Extrakt aus 2 kg der be-
anstandeten Matratze und 4 L Wasser zeitigte kein Resultat. Dieser
muß als belanglos angesehen werden, weil eine größere Menge von
der Matratze nicht zur Verfügung stand. Zweimalige endermatische
Impfungen desselben Pferdes mit 50 bzw. 125 ccm eines wässe-
rigen Extraktes aus 1⁄ kg der gleichen Matratze waren ebenfalls
erfolglos. Verdauungsstörungen, speziell Unterdrückung der Dick-
darmtätigkeit, Verlangsamung der Defäkation und dergleichen Er-
scheinungen wurden nicht beobachtet.
Die Zeit, die bis zum Eintritt der ersten Krankheitsfälle nach
der vermutlichen Aufnahme stärker verschimmelten Strohes ver-
ging, betrug 8, 11, 18 bzw. 20 Tage.
Der letzte Krankheitsfall wurde beobachtet:
1. Bei einem Truppenteile an dem Tage, an dem vom Bericht-
erstatter verschimmeltes Stroh als Ursache der Krankheit fest-
gestellt wurde. Es war in der betreffenden Stallabteilung an diesem
Tage noch ein Bund stark verschimmelten Strohes vorgefunden
worden.
2. Bei einem Truppenteile, bei dem die wiederholte Aufnahme
verschimmelter Matratzenstreu als Ursache der Erkrankungen an-
zusehen war, einen Tag nach Entfernung der Matratze aus dem
Stalle. Doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß diesen Pferden be-
reits in den beiden vorhergehenden Tagen reichlich einwandfreies
Stroh untergestreut war, so daß an diesem Tage schon wenig oder
gar nichts von der Matratzenstreu aufgenommen sein dürfte.
ə. Bei zwei Truppenteilen, bei denen auf einem Truppen-
übungsplatze Krankheitsfälle vorgekommen waren, am 8. bzw.
9. Tage nach dem Verlassen dieses Platzes, doch liegen über die in
den betreffenden Garnisonen bezüglich Stroh und Matratzenstreu
gegebenen Verhältnisse keine Untersuchungen vor.
Bei einem Truppenteile nahmen die Erkrankungen auch nach
der Rückkehr von dem Truppenübungsplatze in der Garnison ihren
Fortgang, und muß hierfür das in letzterer empfangene Stroh, in
dem zum Teil starke Schimmelbildung nachgewiesen werden
konnte, bzw. die während der SchießBübung in den Ständen liegen
gebliebene verschimmelte Matratzenstreu als Ursache angenommen
werden.
Unter den gleichen Erscheinungen starben auch in einem Vor-
orte Berlins 2 Pferde nach der Aufnahme verschimmelter Erbsen.
Stabsveterinär Keutzer berichtet darüber folgendes:
Am 27. 5. 12 untersuchte ich ein Pferd eines Fuhrwerks-
besitzers, das am Tage vorher langsame Futteraufnahme gezeigt
haben und anscheinend an Kolik erkrankt sein sollte. Das in mäßi-
gem Nährzustande befindliche, etwa 12 bis 15 Jahre alte Pferd
— 447° —
zeigte ein rauhes Haarkleid und eine unregelmäßige Verteilung der
Temperatur über die Körperoberfläche. Es stand teilnahmlos im
Stall, ließ den Kopf hängen, sah sich hin und wieder ängstlich nach
dem Hinterleibe um, legte sich zuweilen auf dielinke
Seite, stöhnte und stand wieder auf. Futter wurde nicht auf-
genommen. Der Hinterleib war nicht aufgetrieben, dieDarm-
tätigkeit rechts vollständig unterdrückt, links
waren mäßige, jedoch auch zuweilen auf einige Minuten vollständig
unterdrückte Darmgeräusche wahrzunehmen. Die rektale Unter-
suchung ergab keine Gasauftreibung und keinerlei Anhäufung von
Futtermassen. Die Lage der Beckenflexur des Grimmdarms war
nicht festzustellen. Im Endstücke des Mastdarms lagen mäßige
Mengen festweichen Kotes von gelbgrüner Farbe und üblem Ge-
ruche. Diese Kotmassen nahmen an der Luft bald eine dunkel-
braune Farbe an; sie zeigten keine fremden Beimengungen, und
das Futter war anscheinend gut ausgenutzt. Die Harnblase zeigte
keine abnorme Füllung, Urin wurde während der Untersuchung
nicht abgesetzt.
Die Bindehaut der Augen war trocken, bla 8 und später stark
gelblich verfärbt. Es konnten 48 etwas schwache, aber gleich-
mäßige Pulse und 18 Atemzüge in der Minute festgestellt werden.
Die eingeleitete Behandlung erstreckte sich auf Frottieren des
Hinterleibs, Prießnitzsche Umschläge um diesen, Infusion von
warmem Seifenwasser in den Mastdarm und subkutane Injektion
von 0,15 g Pilocarpin. muriatic. sowie von 80 g Ol. camphorat. Da-
nach zeigte Patient ein munteres Benehmen; der Puls wurde kräf-
tiger und die Darmtätigkeit reger; die leichten Unruheerschei-
nungen ließen nach, und vorgehaltenes Heu wurde aufgenommen.
Am folgenden Tage wurde mitgeteilt, daß es dem Patienten
besser gehe und eine Untersuchung nicht nötig sei. Am 29. 5. soll
das Tier plötzlich zusammengebrochen und verendet sein. Die
Sektion ist leider unterblieben.
Am 30. 5. erkrankte bei demselben Besitzer ein zweites Pferd
unter ähnlichen Erscheinungen. Das 9—10 jährige Pferd, bei dem
eine ungleiche Verteilung der Temperatur über die Körperober-
fläche wahrzunehmen war, stand teilnahmlos im Stalle, senkte
öfter den Kopf unter die Krippe, sah sich ängstlich nach der rechten
Seite um, scharrte zuweilen mit den Vorderbeinen, legte sich in der
Stunde etwa zehnmal nieder, und zwar stets auf die linke
Seite, stöhnte im Liegen, erhob sich langsam wieder und nahm
auf längere Zeit eine gestreckte Stellung ein. Futter wurde nicht
aufgenommen. Darmgeräusche waren rechts nicht
vorhanden, links verzögert und unterdrückt. Die Untersuchung
durch den Mastdarm ergab starke Füllung des Endstückes dieses
Darmes mit breiigen, braungelben, übelriechenden Kotmassen,
die an der Luft sofort einen dunkleren Ton annahmen. Der Grund
— 448 —
des Blinddarmes war aufgetrieben, und es entleerten sich nach
dessen Massage Darmgase. Die Beckenflexur des Grimmdarms
war ziemlich stark mit festweichen Futtermassen angefüllt.e. Die
Massage des Blinddarmgrundes und der Beckenflexur verursachte
dem Tier Schmerzen, die es durch Stöhnen kundgab. Die Harn-
blase enthielt wenig Urin; fünf- bis sechsmal in der
Stunde.wurde jedesmal eine geringe Menge Urin
vonnormalerFarbeunterDrängenabgesetzt. Die
Augenschleimhäute hatten einen gelblichen Ton. Der Puls
war etwas schwach, 44 mal in der Minute zu fühlen, die Arterie ge-
spannt; Herzstoß fühlbar, die Herztöne rein. Der Gang des Pferdes
war müde, etwas schwankend.
Die Behandlung war die gleiche wie bei dem ersten Patienten.
Auch hier stellte sich ein kräftigerer Puls und erhöhte Peristaltik
ein. Vorgehaltenes Heu wurde aufgenommen. Eine nochmalige
Untersuchung des Mastdarms ergab wiederum eine starke Füllung
im Endstück mit festweichen Kotmassen, die anscheinend wegen
Darmerschlaffung nicht entleert werden konnten.
Am 31. 5. vormittags zeigte Patient denselben Befund wie tags
zuvor. Die Augenschleimhäute waren stärker gelb gefärbt, der
Hinterleib war hoch aufgeschürzt, und es war
eine auffallende Abmagerung zu erkennen. Die
Pulszahl war 48 in der Minute; Patient lag viel, die Kotmassen
mußten aus dem Mastdarm entfernt werden, die Massage vom
Mastdarm aus war sehr schmerzhaft. Urin wurde oft, aber immer
nur in geringer Menge, abgesetzt. Gegen Abend trat freiwillige
Kotentleerung ein.
Die Behandlung erstreckte sich wiederum auf Frottieren, PrieB-
nitzsche Umschläge, subkutane Injektion von 80,0 Ol. camphorat.
und 0,2 Pilocarpin. muriatic. Außerdem wurde eine Aloepille mit
einem Zusatz von Kreolin gereicht.
Am 1. 6. wesentliche Besserung; Aufmerksamkeit auf die Um-
gebung war vorhanden, der Darm tätig, wenn auch nicht besonders
lebhaft. Heu wurde begierig ergriffen und auch Hafer angenommen;
38 Pulse in der Minute. Im Laufe des Tages wurde dem Patienten
lLeinsamenschleim und Karlsbader Salz im Trinkwasser gegeben.
Nach Aussage des Besitzers zeigte sich das Pferd am 2. 6. sehr
munter; es machte den Eindruck vollständiger Gesundung. Am
Vormittage wurde stündlich etwas Heu, am Nachmittage stündlich
etwas Heu und Hafer gereicht. Außerdem wurde noch Leinsamen-
schleim angeboten. Kine Besichtigung des Tieres wurde nicht ge-
wünscht.
Auch am 3. 6. früh konnten keinerlei abnorme Erscheinungen
beobachtet werden. Gegen 11 Uhr stellten sich plötzlich Brech-
bewegungen und Unruheerscheinungen ein. Der Puls wurde schnell
unfühlbar, und der Tod trat gegen 14,12 Uhr ein.
— 449 —
Die 24 Stunden später vorgenommene Sektion ergab in der
Hauptsache: Außerst starke Füllung des Blind-
darms, besonders des Grundes, mit trockenen, festen
Futtermassen. Geringgradige Entzündung der Schleimhaut
des Blind- und Grimmdarmes. Etwa 25 cm langen Riß am Grunde
des Blinddarmes. Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. Peri-
tonitis, Hepatitis, Nephritis und Myocarditis.
Sobald das zweite Pferd erkrankte, wurde sofort eine Unter-
suchung des Futters vorgenommen. Hafer, Heu und Gerste, die
zur Verfütterung gelangten, waren von vorzüglicher Beschaffenheit
und ebenfalls das zur Streu verwendete Stroh. Nach langem Hin-
und Herfragen konnte noch festgestellt werden, daß auch Erbsen
zur Verfütterung gelangten. Eine vorgezeigte Probe war derartig
beschaffen, daß es keinem Zweifel unterlag, daß ihre Verfütterung
mit der Erkrankung der beiden Pferde in ursächlichem Zusam-
menhange stehen mußte. Die Erbsen waren durchweg schwarz
verfärbt, stark runzlig und hatten einen dumpfen, muffigen Ge-
ruch. Beim Hin- und Herschütteln entwich eine starke Staub-
wolke. Sie waren äußerlich und auf dem Durchschnitte ver-
schimmelt. Das Erbsenfutter bestand aus Viktoriaerbsen, Wicken
und Kichererbsen.
Die vom Stabsveterinär Amann vorgenommene Unter-
suchung der unter den gleichen Bedingungen ausgesäten bzw. aus-
gestäubten Erbsen, wie es vorstehend von der Matratzenstreu an-
gegeben ist, ergab ebenfalls als Hauptmasse der vorhandenen
Schimmelpilze Mucor racemosus. Mucor mucedo fand sich seltener
als bei der Matratze, dagegen war Aspergillus mehr vertreten, und
zwar Asperg. glaucus und Asperg. flavus zu gleichen Teilen,
Asperg. niger nur zweimal. Penicillium glaucum wuchs auf jeder
zweiten Platte in vereinzelten Stämmen.
Auch Oberveterinär Dr. Reinecke hatte Gelegenheit, wäh-
rend eines Urlaubes im Juni 1912 einige Fälle von Diekdarm-
lähmung bei Pferden infolge Aufnahme verschimmelten Futters
zu beobachten.
In einem Bestande von 5 mittelschweren Arbeitspferden in
Hemsendorf bei Jessen (Provinz Sachsen) erkrankten in einem
Zeitraum von 11 Tagen 4 Pferde. Die Krankheitserscheinungen be-
standen in zeitweiser Unruhe und Appetitlosigkeit. Die Lidbinde-
häute waren am ersten Krankheitstage verwaschen rosarot mit
einem Stich ins Gelbliche. Sämtliche Patienten waren
fieberfrei. Die Pulszahl betrug anfangs 50 bis 60 in der Mi-
nute. Bei Auskultation der Baucheingeweide konnte man linker-
seits von Zeit zu Zeit lebhafte Darmgeräusche hören, rechter-
seits waren diese vollständig unterdrückt. Kot-
absatz erfolgte nur anfänglich, der Kot war dickbreiig oder lose
geballt und meist übelriechend. Die Tiere stellten sich
.- 40 —
häufig zum Urinieren. Harn wurde in beträchtlicher
Menge einige Male am Tage entleert. Dauer der Krankheit 2 bis
3 Tage. Von den vier erkrankten Pferden genas eins am ersten
Krankheitstage, wahrscheinlich, weil nach einer gleich bei Beginn
der Erkrankung ausgeführten Arekolin-Injektion starke Entleerun-
gen eintraten. Zwei Pferde starben, und das zuletzt erkrankte Pferd
war bei der Abreise des Dr. Reinecke bereits so hinfällig, daß
der Exitus stündlich zu erwarten war. Bei den Obduktionen, denen
Dr. Reinecke nicht beiwohnen konnte, sollen außer Rötung der
Schleimhaut des Blind- und Grimmdarms keinerlei Veränderungen
bestanden haben.
Die Pferde hatten Weizen- und Maisschrot mit Häcksel ge-
mengt als Futter erhalten, und der Häcksel war aus Preßstroh ge-
schnitten worden. Das Gemengsel, das der Besitzer für den ganzen
Pferdebestand täglich frisch bereitete, wurde in einer Ecke des
Pferdestalles aufbewahrt und dann zu jeder Mahlzeit stark an-
gefeuchtet verfüttert.e Das Heu bestand vorzugsweise aus grob-
stengeligen und sauren Gräsern, war aber sonst von guter Be-
schaffenheit. Als Streumaterial diente ein aus der Nähe bezogenes
Preßstroh; ein Vorrat von diesem war nicht mehr vorhanden. In
den Ecken der Futtertröge, vornehmlich aber unter diesen am Fuß-
boden, lagen multrige bzw. faulig riechende Futter- und Streureste,
die makroskopisch starke Schimmelbildung erkennen ließen. Ob-
wohl nach dem Auftreten des zweiten Krankheitsfalles eine Säube-
rung und Desinfektion des Stalles sowie ein Wechsel in der Fütte-
rung erfolgte, sind erst einige Tage später die weiteren Erkran-
kungen vorgekommen.
In sämtlichen 42 eingangs beschriebenen Krankheitsfällen war
das Krankheitsbild im großen und ganzen ein einheitliches. Dieses
wurde beherrscht durch die Erscheinungen der Blind- und
Grimmdarmlähmung, deshalb auch die durch kein Mittel
zu beseitigende Verstopfung im Bereiche des Dick-
darms. Fast immer wurden außerdem ikterische Erschei-
nungen und eine Nierenreizung beobachtet. Immer fiel
bei den Patienten das apathische Benehmen auf, der
Hinterleib war stets aufgeschürzt, die Unruhe-
erscheinungen waren gering, trotzdem die Schmerzen
im Bereiche des Diekdarms erheblich waren. Auffallend war es
weiterhin, daß die Pferde sich stets auf die linke Seite
legten, und daß trotz vollständig sistierter Futteraufnahme
Wasser oft und gern genommen wurde. : Zwei Berichterstattern fiel
auchdassehnelleAbmagern der Patienten auf. Wie weit
das beobachtete Speicheln, das Aufstoßen und die Brechanstren-
gungen auf die eigentliche Krankheit oder auf die gegebenen
Arzneimittel (Arekolin und Pilocarpin) zu beziehen sind, läßt sich
nicht ohne weiteres entscheiden; Schwanken und Manegebewegun-
gen wurden nur in je einem Falle beobachtet.
-E O DES E e 2
= 41 =
Daß verdorbenes Stroh und verschimmelte Matratzenstreu bei
unseren Dienstpferden Erkrankungen hervorrufen, ist nichts
Neues. Folgende Mitteilungen liegen darüber vor:
„In einer Eskadron erkrankten innerhalb 14 Tagen 12 Pferde
an Kolik, von denen 3 in wenigen Tagen starben. Bei diesen ent-
hielten die im Darm befindlichen schleimigen Massen, wie die mikro-
skopische Untersuchung ergab, zahlreiche Rost- und Brandpilze,
deren Aufnahme mit dem Stroh stattgefunden haben dürfte. Das
Stroh zeigte bei der gewöhnlichen Prüfung eine mattweiße Farbe
und verbreitete einen stechenden Geruch. An den meisten Halmen
befanden sich zahlreiche schwarze Flecke (Pilzrasen). Beachtens-
wert ist noch, daß neue Erkrankungen nicht mehr auftraten, nach-
dem die weitere Verwendung des Strohes verboten war. Auch in
einem anderen Truppenteile wird Stroh von der in Rede stehenden
Beschaffenheit als Ursache der Kolik angesehen. — In einer an-
deren Eskadron erkrankten in zwei Tagen 6 Pferde an Kolik, nach-
dem man das aus den Strohsäcken der Mannschaften genommene
kurze Stroh als Streumaterial verwendet hatte.“ (Auszug aus den
Rapporten über die Krankheiten bei den Dienstpferden der Armee
pro IV. Quartal 1884. S. 24 u. 25.)
„Bei einem Truppenteil war ein Teil der Matratzenstreu wäh-
rend der Herbstübungen absichtlich in den Garnisonställen belassen
worden, damit die Pferde nach der Rückkehr vom Manöver sich
nicht erkälten sollten. Die zum Teil verschimmelte Streu wurde
von den aus dem Manövergelände zurückgekehrten Pferden mit
großer Gier gefressen. Die Folge davon war, daß viele von ihnen
an Kolik erkrankten. Nach dem Entfernen dieser Streu hörten die
Kolikerkrankungen auf.“ (Statistischer Veterinär-Sanitäts-Bericht
für 1895. S. 91.)
„Korpsstabsveterinär Hell sah in einer Eskadron in einem
Sommermonat binnen 14 Tagen 30 Pferde an Kolik erkranken,
denen als Streu verdorbenes Roggenstroh untergeworfen war. Erst
durch die Entfernung der Matratze und Verwerfung des noch vor-
handenen schlechten Strohs wurde Abhilfe geschaffen.“ (Statisti-
scher Veterinär-Sanitäts-Bericht für 1896. S. 105.)
„Eine detachiert liegende Batterie des IX. Armeekorps verlor
im 4. Quartal 3 Pferde an Kolik; außerdem kamen noch mehrere
Fälle vor, die geheilt wurden. Es wurde zunächst eine zu niedrige
Temperatur des Tränkwassers (5° C) beschuldigt; wahrscheinlicher
ist es jedoch, daß das Streustroh, das ein Landwirt der Bat-
terie unentgeltlich überlassen hatte, und das von einer Miete ab-
gefahren war, teilweise dumpfig gewesen ist. Jedenfalls sind,
nachdem nach dieser Richtung hin Vorbeuge getroffen war, weitere
Erkrankungen nicht mehr vorgekommen.“ (Statistischer Vete-
rinär-Sanitäts-Bericht für 1899. S. 131.)
„Wenige Tage nach dem Eintreffen in der Garnison nach dem
Manöver erkrankten in einer Stallabteilung des Ulanen-Regi-
— 42 —
ments Nr.8 5 Pferde an Kolik. Bezüglich der Ursachen wurde
festgestellt, daß für diese Stallabteilung als Streu Stroh verwendet
war, das schlecht eingebracht, verschiedentlich naß geworden und
mit Pilzen besetzt war. Von diesem Stroh hatten die Pferde reich-
lich gefressen.“ (Bericht des Stabsveterinärs Barth. Statisti-
scher Veterinär-Sanitäts-Bericht für 1902. S. 128/129.)
Leider fehlen in diesen Fällen sowohl die bei Lebzeiten der
Tiere beobachteten Krankheitserscheinungen als auch die bei den
Sektionen nachgewiesenen Veränderungen, vor allem aber fehlen
eingehende mykologische Untersuchungen.
Alljährlich gehen ungezählte Tiere an sogenannter mykoti-
scher Magen- und Darmentzündung (Mykosis) ein, weil sie durch
Pilze verdorbenes Futter bekommen haben, und die in der tier-
ärztlichen Literatur verzeichneten Fälle von Schimmelpilzvergif-
tungen sind außerordentlich zahlreich.
Schon Gerlach (7) gibt 1862 an, daß Beobachtungen von
Vergiftungen durch schimmeliges Brot und Mehl bei Pferden und
Rindern vorliegen. Die an diesen Substanzen ganz allgemein vor-
kommenden Pilze seien der gemeine Kopfschimmel (Mucor mucedo)
und seltener der grüne Kolbenschimmel (Aspergillus glaucus).
Gastrische Störungen, Poltern im Leibe, in einzelnen Fällen
Auftreibung, in anderen Durchfall, immer Leibschmerzen (Kolik-
zufälle bei Pferden) in verschiedenen Graden, beschleunigter
kleiner, später selbst unfühlbarer Puls, zuweilen Atembeschwerde,
Zittern und Eingenommenheit des Kopfes geben nach ihm das all-
gemeine Krankheitsbild.
Nach Dieckerhoff (2) begünstigen durch Schimmelpilze
verdorbene Futterstoffe nach reichlichem Genuß bei Pferden das
Zustandekommen einer einfachen Kolik oder einer Indigestion.
Akute auf den Genuß verschimmelten Futters zurückzuführende
Allpemeinaffektionen seien bei Pferden sehr selten. Am meisten
sei verschimmeltes Brot die Ursache einer akuten Allgemeinerkran-
kung bei Pferden. Doch sei bis jetzt die Gattung der die Vergiftung
veranlassenden Schimmelpilze noch nicht festgestellt. In jedem
Falle scheine die Aufnahme einer größeren Quantität Schimmel-
pilze erforderlich zu sein, wenn eine Erkrankung eintreten soll.
Symptome: Kolik mit diarrhöischer Entleerung der Darm-
exkremente. Starke Pulsfrequenz. Dyspnoe Muskelschwäche im
Hinterteil und zuweilen starke Depression des Bewußtseins.
Dammann (1) führt in seiner Gesundheitspflege der land-
wirtschaftlichen Haussäugetiere aus, daß die nach dem Verzehren
schimmeligen Futters wahrgenommenen Krankheitsprozesse vor-
nehmlieh immer lokaler, und zwar gastro-enteritischer Natur sind,
doch müsse man auch wie beim Lauterstall nach dumpfigem Hafer
eine chemische Noxe annehmen. Zu den den Haustieren gefähr-
lich werdenden Schimmelpilzen rechnet er die Gattungen Mucor,
S 453 —
Aspergillus, Penicillium und Oidium. Von diesen wächst Mucor
mucedo hauptsächlich auf stickstoffreichen, M. racemosus beson- .
ders auf an Kohlehydraten reichen Substanzen, M. stolonifer vor-
nehmlich auf saftigen Früchten, M. Phycomyces oder Phycomyces
nitens auf Ölkuchen und sonstigen Fettsubstanzen, Aspergillus
glaucus auf eingemachten Früchten und vielen anderen Nährsub-
straten, Penicillium glaucum auf Brot, eingemachten Früchten und
geräucherten Fleischwaren, Oidium lactis auf saurer Milch.
Nach TeregundArnold (16) kommen von den Schimmel-
pilzen in Betracht: Von der Gattung Aspergillus: A. glaucus;
A. niger (nigricans, nigrescens); A. nidulans; A. flavus oder flaves-
cens; A. fumigatus; A. Lindtii. Von einzelnen derselben (A. niger
und A. fumigatus) sei es erwiesen, daß sie in ätiologischer Be-
ziehung zu den Pilzpneumonien der Vögel, Hunde, Schafe, Pferde
und Rinder stehen.
Von der Gattung Penicillium: P. glaucum; doch lägen Erkran-
kungen, die durch ausschließlich mit Penicillium besetzte Futter-
substanzen veranlaßt worden wären, oder Versuche mit Rein-
kulturen dieses Pilzes noch nicht vor.
Von der Gattung Oidium: O. lactis, O. albicans (Soorpilz);
O. moniloioides auf Gräsern und Getreidearten im Frühling, Peri-
thecien davon (Erysiphe graminis) im Herbst. Ein als Erysiphe
Martii (s. communis var.) bezeichnete Perithecien bildende Form
eines Oidiums auf den verschiedensten Pflanzenfamilien, speziell
auch auf Lupinen, Luzerne, Rot- und schwedischem Klee, gebe die
Ursache der Kleekrankheit bei Tieren ab.
Außerdem zähle man gewöhnlich noch aus der Familie der
Mucorineae zu den Schimmelpilzen die Gattung Mucor, von der
M. mucedo, M. racemosus und M. stolonifer in Betracht kämen.
Schimmeliges (mit Penicillium glaucum, Eurotium herba-
riorum usw. besetztes) Rauhfutter erzeuge nach Pott (13) läh-
mungsartige Krankheitszustände, Krämpfe, Schläfrigkeit, aufge-
triebenen Bauch, verzögerten Exkrementenabgang, schleimige und
blutige Exkremente, steife Bewegungen, und habe in vielen Fällen
den Tod von Tieren bewirkt.
Nach Friedberger und Fröhner (4) kommen von den
Schimmelpilzen hauptsächlich Mucor, Aspergillus und Penicillium
in Betracht, doch soll sich nach diesen Autoren die Art der Pilze
nicht in jedem einzelnen Falle mit Sicherheit bestimmen lassen, da
es Enzootien gäbe, die das typische Bild der Pilzvergiftung dar-
bieten, ohne daß es überhaupt gelänge, die Pilze selbst als krank-
machende Ursache nachzuweisen. Wahrscheinlich habe man es
auch nicht selten mit einer kombinierten Wirkung mehrerer Pilz-
arten zu tun.
Die pathogenen Arten der Schimmelpilze sind nach Fröhner
(6) folgende:
ss Ad
1. Mucor, mit den Unterarten M. mucedo, M. racemosus, M. sto-
lonifer und M. Phycomyces.
2. Aspergillus, mit der Vergiftungen erzeugenden Unterart
A. glaucus. (A. fumigatus, niger und flavus sind nur in-
sofern pathogen, als sie sich zuweilen im Innern des Tier-
körpers, z. B. in der Lunge, ansiedeln; sog. Pneumomykosis.)
3. Penieillium glaucum, sehr verbreitet und namentlich auf
Brot parasitierend.
4. Oidium lactis, als schimmelartiger Anflug auf saurer Milch
vorkommend.
Vergiftungen durch Schimmelpilze kämen am häufigsten bei
Pferden, außerdem bei Rindern und Schafen vor. Sie ereigneten
sich durch die Aufnahme verschimmelter Futterstoffe: Hafer (sog.
multriger Hafer), Stroh, Heu, Häcksel, Kleeheu, Brot, Mehl, Öl-
kuchen u. a. Die Vergiftung verläuft nach Fröhner entweder
unter den Erscheinungen der Gastroenteritis oder einer
charakteristischen Affektion der Nervenzentren. Das Ver-
giftungsbild sei polymorph, ungleichartig, und die wichtigsten
Krankheitserscheinungen seien in vielen Fällen folgende: A ppe-
titlosigkeit, Kolik, Tympanitis, Verstopfung,
Durchfall, blutiger, schleimiger, oftsehr übel-
riechender Kot; außerdem würden Speicheln, Schling-
beschwerden, Aufstoßen und Erbrechen (bei Pferden) sowie ikte-
rische Erscheinungen beobachtet. Die nach der Verfütterunr
multrigen Hafers bei Pferden auftretende Polyurie (sog. Lauter-
stall) sei allgemein bekannt; auch Erscheinungen der Nephritis
und Cystitis seien konstatiert worden. Nicht selten äußern sieh
ferner die Schimmelpilzvergiftungen in Schwindel, Tau-
meln, Schwanken, Betäubung, dummekollerarti-
gem Benehmen, Gefühllosigkeit, Apathie, Läh-
mung der Gliedmaßen, des Hinterteils, der
Zunge, der Blase, der Ohren, der Retina (Amau-
rosis), Umfallen sowie allgemeiner Körperläh-
‚mung. Zuweilen würden auch zerebrale Erregungserscheinungen
beobachtet. Außerdem finde man starken Schweißaus-
bruch, unfühlbaren, sehr frequenten Puls, starke Injektion und
rotbraune Verfärbung der Konjunktiva sowie rasch zuneh-
mendeAbmagerung. Der Verlauf sei oft sehr akut, so daß
der Tod schon innerhalb 12 bis 24 Stunden eintrete; in anderen
Fällen dauere die Krankheit mehrere Tage.
(Schluß folgt.)
— 455 —
Der biologische Nachweis giftiger Ricinusbestand-
teile in Futtermitteln.
Von Öberveterinär Dr. Kranich.
Die Samen der Ricinusbohne liefern bei der Ölfabrikation
einen Preßrückstand, der, obschon sehr giftig, wegen seiner großen
Billigkeit in betrügerischer Absicht den bekannten Kraftfutter-
mitteln, wie Erdnußmehl, Sesamkuchen, Weizenschalenkleie usw.,
häufig beigemischt wird.
Das in dem Preßrückstand enthaltene Gift, das Ricin, ist den
Tieren gesundheitsschädlich und kann sogar den Tod verursachen.
Nach Mießner (Mittl. des Kaiser-Wilhelm-Inst. 1909, Bd. I, H.3)
beträgt die tödliche Dosis der Ricinussamen bei einmaliger Fütte-
rung für das Pferd 30 bis 50 g, für das Rind 350 bis 400 g, Schaf
30 g, Schwein 60 g, Kalb 15 bis 20 g.
Unter praktischen Verhältnissen hat man aber damit zu rech-
nen, daß erst nach mehrmaliger Verabreichung des schädlichen
Futtermittels die Krankheitserscheinungen erkannt werden. Bei
mehrmaliger Verabreichung sinkt aber die Todesdosis ganz erheb-
lich. Mießner fand, daß bei zwei- bis dreimaliger Fütterung
von Rieinussamen die Tiere schon eingehen können, obgleich die
Gesamtmenge des verfütterten Ricins die obige dosis letalis sim-
plex kaum zur Hälfte erreicht hat. Man ersieht daraus, daß ver-
hältnismäßig geringe Beimischungen von Ricinussamen genügen,
um «dem Tiere gefährlich zu werden.
Der Nachweis solcher giftiger Bestandteile in Futtermitteln
war früher einzig und allein an die Auffindung von Schalenteilen
der Ricinusbohne geknüpft. Die Samenschalen sind braun gefärbt
und grau gesprenkelt. Zerkleinerte Schalen, wie sie im Preßrück-
stande vorkommen, sind mit Hilfe des Mikroskopes durch ihre
eckigen Epidermiszellen mit zum Teil rotbrauner Farbstoffeinlage-
rung, ferner durch eine darunterliegende typische Schicht radial
gestreckter Zellen mit Kristalldrusen aus oxalsaurem Kalk nach-
zuweisen. Findet man keine Schalenteile, so versagt die mikro-
skopische Untersuchung. Wenn nun die Schalenelemente als Riei-
nusbestandteile erkannt werden, so ist damit immer noch nicht der
einwandfreie Beweis erbracht, daß die Vergiftungserscheinungen
von Ricin herrühren. Denn die Schalen sind nach Mießner un-
giftig und enthalten kein Riein. Die Gegenwart der Schalenteile
könnte also nur den Verdacht einer Ricinvergiftung rechtfertigen,
indem man von der Anwesenheit der Schalen auf das Vorhanden-
sein der giftigen Kernmasse schließt.
Der Tierversuch hat für den Riceinnachweis keine beweisende
Kraft. Er kann höchstens dartun, ob das Futtermittel giftig war
-- 456 —
oder nicht. Auch die quantitative und qualitative Bestimmung der
Rieinbeimischung mittels der chemischen Analyse scheiterte bis-
her, da die Konstitution des Rieins unbekannt ist und spezifische
chemische Reaktionen ihm nicht eigen sind.
Auch das Krankheitsbild bietet sehr wenig Anhaltspunkte, um
daraus den Verdacht einer Ricinvergiftung erheben zu können. Die
Tiere zeigen bald nach der Aufnahme des gefälschten Futters kurze
Kolikerscheinungen, verweigern die Nahrung, geraten in starken
Schweißausbruch; dabei besteht gleich am ersten Tage fieberhafte
Temperatursteigerung mit heftigem, meist blutigem Durchfall,
kaum fühlbarer Puls, starkes Herzklopfen, allgemeine Mattigkeit,
Schwanken der Hinterhand. Der Tod kann schon während des
ersten Tages eintreten, meist nach 2 bis 3 Tagen, bisweilen nach
einer Woche.
Bei der Sektion findet man blutige Magen-Darmentzündung,
Nierenentzündung, Degeneration des Herzmuskels, ausgebreitete
flächenartige Blutungen unter der Innen- und Außenauskleidung
des Herzens. Milz und Leber sind meist unverändert.
Man sieht, daß auch der Sektionsbefund ebensowenig genauen
Aufschluß gibt wie das klinische Bild.
Trotz der Schwierigkeit des Nachweises einer Ricinvergiftung
findet man dennoch in der Literatur häufiger Veröffentlichungen
über Ricinvergiftungen, als man schlechthin annehmen möchte. Bei
all diesen Fällen waren die Samenschalen der Rieinusbohne in den
verdächtigen Futtermitteln festgestellt worden. Nach Regen-
bogen (B.T.W. 1888) starben 2 Pferde an Ricinvergiftung, eins
mußte getötet werden, 32 erkrankten schwer. Ricinverfälschtes
Futtermittel: Leinsamenmelıl.
Nikolsky (Petersb. Arch. f. Veterinärwissensch. II, S. 487)
berichtet über Rieinvergiftung bei 3 Pferden, von denen eins am
folgenden Tage starb. Dem Hafer war versehentlich ein halbes
Pfund Ricinussamen beigemischt. |
Nach Vollers (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk. 1889,
S. 136) erkrankten mehrere Tiere, von denen einige starben. Ver-
fälschtes Futtermittel: amerikanische Kkeie.
Wolff (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk. 1889, S. 135)
erwähnte eine schwere Ricinerkrankung bei 40 Kühen, wovon meh-
rere starben. Futtermittel: Erdnußkuchen.
Städter (Centralzte. f. Veterinärangelegenheiten Nr. 43) sah
Ricinvergiftungen bei 2 Pferden, die daran starben.
Smith (The Veterinarian LXXI, S. 63) berichtet über Ricin-
en bei 63 Rindern, wovon eins starb. Futtermittel:
rbsen.
Renner (Mitt. aus der tierärztl. Praxis, Jahrg. XXII, S. 178)
fand mehrere Kühe erkrankt nach Genuß von ricinhaltigem Lein-
kuchen.
— 457 —
Viegener (Dammann, Gesundheitspflege 1902, S. 391) sah
eine Ricinvergiftung bei einem ganzen Bestande von Kühen und
Schweinen nach verfälschtem Leinkuchenmehl.
Nach Leonhard (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk.,
1893, S. 11) erkrankten 28 Schweine, wovon 12 starben. Ursache:
ricinhaltiges italienisches Futtermehl.
Eisenblätter (Jahresberichte von Ellenberger & Schütz
1894, S. 140) erwähnt eine Ricinvergiftung bei 3 Schweinen, von
denen 2 starben.
Pingel (Jahresber. d. agrikulturchem. Versuchsstat. Pomm-
ritz 1907) und Sahlin'g, Harburg (Nach Müller D.T. W. 1911,
S. 134) beschreiben Rieinmassenerkrankungen in ganzen Milch-
vieh- und Schweinebeständen. Futtermittel: verfälschte Kokos-
kuchen.
Deichmann, Grimma (Ber. über das Veterinärwesen i. Kgr.
Sachsen, 1910) führt eine Riecinmassenerkrankung an infolge Ge-
nusses von Roggenkleie, die aus Griechenland bezogen war. Es
erkrankten 83 Rinder, 27 Schweine, 2 Pferde, mehrere Ziegen und
Saugkälber. 2 Rinder und 1 Schwein starben. Wirtschaftlicher
Schaden: 8000 M. |
Wenn man bedenkt, daß alle leichteren Fälle meist nicht ver-
öffentlicht werden, weil sie als solche nicht erkannt wurden, daß in
der Regel nur die schweren Vergiftungen mit zum Teil tödlichem
Ausgange Erwähnung finden, so erscheint die Zahl der Opfer, die
das Ricin bisher gefordert, doch recht beträchtlich. Außerdem wird
über eine Reihe von schweren Vergiftungen durch Kraftfutter-
mittel berichtet, die in ihrer Ursache gänzlich unaufgeklärt ge-
blieben sind. Auch in diesen Fällen dürfte eine geeignete Ricin-
nachweismethode bisweilen den Schleier der Ungewißheit zer-
reißen.
Es ist das Verdienst Mießners, für die Erkennung der Ri-
einvergiftung einen neuen Weg gewiesen zu haben, indem er als
erster den biologischen Nachweis der Ricinvergiftung mit Hilfe der
Präzipitation empfahl.
Dieser biologische Nachweis gründet sich auf die von
R. Kraus 1897 entdeckte Tatsache, daß in dem Serum von
Tieren, die mit einem bestimmten Antigen vorbehandelt worden
sind, neben anderen Antikörpern auch sog. Präzipitine auftreten.
Dank dieser Präzipitine gewinnt das Serum des vorbehandelten
Tieres die Eigenschaft, daß es, mit einer Lösung des zugehörigen
Antigens gemischt, eine Fällung, ein Präzipitat erzeugt, die in einer
Mischung des Antigens mit normalem Serum nicht auftritt. Ferner
fand Ehrlich 1891, daß in dem Serum der mit Riein vorbehan-
delten Tiere Antikörper antitoxischer Natur auftreten, die also die
Eigenschaft haben, Tiere gegen die schädliche Wirkung des Rieins
zu schützen. Es war daher von vornherein wahrscheinlich, daß
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 10. Heft. 30
— 458 —
in dem Serum der mit Ricin behandelten Tiere neben dem von
Ehrlich gefundenen Toxin auch ein Präzipitin vorhanden sei,
und diese Annahme wurde durch die Untersuchungen von Mieß-
ner bestätigt.
Wenn man also nachweisen will, daß in einer bestimmten
Flüssigkeit giftige Bestandteile der Rieinusbohne vorhanden sind,
so hat man nur nötig, dieser Flüssigkeit etwas Serum eines mit
Ricinuseiweiß vorbehandelten Tieres beizumischen und zu prüfen,
ob eine Präcipitation eintritt oder nicht.
Die Schwierigkeit der Methode liegt einmal in der Her-
stellung eines geeigneten Auszuges aus den zu prüfenden Futter-
mitteln, zweitens in der Gewinnung eines hochwertigen Antiricin-
serums. Über die Darstellung des letzteren, speziell über Immuni-
sierung der Tiere, wird Dr. Landmann an anderer Stelle aus-
führlich berichten. Meine Aufgabe war es, die neue Methode auf
ihre praktische Brauchbarkeit hin zu prüfen und die sich etwa er-
gebenden Mängel zu beseitigen, in dem Bestreben, das Verfahren
möglichst einfach zu gestalten.
Zunächst galt es, das zur Verfügung stehende Antirieinserum
„Merck“, mit dem ich die Untersuchungen anzustellen hatte, auf
seine Brauchbarkeit, d. i. Präzipitationsstärke, auszuprüfen. Da-
bei wurde genau nach der Methode verfahren, die von Uhlen-
hut und seinen Mitarbeitern für die spezifische Eiweißdifferenzie-
rung ausgearbeitet worden ist. Ein Abweichen von dieser einmal
festgelegten und bewährten Methode, wie es von verschiedenen
Autoren beliebt wurde, erschwert dem Nachprüfer die Untersuchung
Aus dem Handelspräparat Ricin „Merck“ wurde eine 1 %ige
Ricinstammlösung in 0,85 %iger Kochsalzlösung und daraus die
Verdünnungen bis 1:100000 hergestellt. Von jeder Verdünnung
wurde 1 cem in Uhlenhutsche Reagenzgläser gegeben und 0,1 cem
Antiserum unterschichtet. Nach 10 und 20 Minuten wurden die
Reaktionen notiert. Bei dieser Versuchsanordnung trat innerhalb
kürzester Zeit an der Berührungsfläche beider Flüssigkeiten eine
ringförmige Trübung auf, die durch das dort entstehende Prä-
zipitat verursacht wird. Diese Ringbildung war in unserem Falle
in 10 bis 20 Minuten beendet und ist in der nachstehenden Tabelle
bemerkt.
Tabelle 1.
Ausprüfung des Antiricinserum Merck.
1 cem der Rinrbildung nach
Antiserum Ricin Verdünnung 10 Min. 20 Min.
0,1 1: 1000 + +- +
1: 5000 a
1: 10000
0,1 1: 50000 E
1 : 60000 0 =
1: 70000 0 en
— 459 —
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß noch bei einer Verdün-
nung von 1: 50000 innerhalb 10 Minuten eine Präzipitation in Ge-
stalt eines sehr deutlichen (+ +) Ringes zwischen Serum und Ri-
einlösung eintrat, während Verdünnungen bis zu 70000 noch
schwache (+) Ringbildung innerhalb 20 Minuten erkennen ließen.
Das Serum besaß somit nach der von Uhlenhut eingeführten
Nomenklatur einen spezifischen Titer von 50000. Mithin war die
eine Bedingung zur erfolgreichen Ausführung der neuen Methode,
nämlich die Hochwertigkeit des Antiserums, erfüllt.
Nunmehr prüften wir die bisher geübten Extraktionsverfahren
zur Gewinnung des Antigens aus den zu untersuchenden Futter-
stoffen.
Nach Mießner (l. ec. S. 252) wurde 1 g des Futtermiittels
mit 100 cem 10 %iger Kochsalzlösung angerührt, darauf 24 Stun-
den in den Schüttelapparat gebracht, mehrmals zuletzt durch Ton-
kerzen filtriert, bis der Auszug klar war. Es stellte sich heraus,
daß man erst nach vieler Mühe völlige Klarheit erreichte. Bei eini-
gen Extrakten blieb dennoch eine feine Trübung zurück, die un-
bedingt störend wirken mußte.
Meine Nachprüfungen der Mießnerschen Versuche
fielen ungünstig aus. Die rieinhaltigen Extrakte gaben sowohl mit
Antiserum wie mit Normalserum starke Trübung; desgleichen
zeigten die ricinfreien Extrakte mit Antiserum Niederschläge.
Offenbar gelang es nicht, mit diesem Extraktionsverfahren die spe-
zifische reaktionsfähige Substanz, das Präzipitinogen, in genügend
reiner Form zu isolieren, so daß es ungestört in unserer Anordnung
(0,1 Antiserum + 1 cem Extrakt) zur Wirkung kommen konnte.
Diese Schwäche des Mießnerschen Verfahrens erkannte
auch Mooser (Die landwirtsch. Versuchsstationen, 1911, Bd. 75,
Heft 1 u. 2, S. 115), weshalb er folgendes Riecinermittlungsver-
fahren vorschlug.
10 g des verdächtigen Futtermittels werden in einem Kolben
mit 100 ecm reinen Glycerins vermischt und 24 Stunden unter häu-
figem Schütteln in Thermostaten bei 37° gehalten. Durch eine
vorgewärmte Porzellannutsche, deren durchlöcherte Fläche mit Fil-
trierpapier belegt ist, wird der Glycerinauszug filtriert. Man er-
hält 70 bis 90 ccm einer braunen Flüssigkeit. Diese wird in dün-
nem Strahl unter Umrühren in ein Alkohol-Aether-Gemisch ein-
getragen, dessen Volumen das Zehnfache des Auszuges beträgt.
Klärt sich die Flüssigkeit unter Bildung eines Niederschlages, so
kann dekantiert werden. Bei bleibender Trübung wird nach einer
Stunde filtriert. Der auf einem Faltenfilter gesammelte Rück-
stand wird mit Alkohol, dann mit Aether ausgewaschen und bei
37° getrocknet, sodann in einem Mörser mit 20 cem 10 %iger Koch-
salzlösung angerührt. Die breiige Masse bringt man in einen
200 eem-Kolben und verdünnt bis auf 100 cem mit der gleichen
30*
— 460 —
Salzlösung. Das Gemisch wird unter Öfterem Schütteln eine
Stunde im Thermostaten gehalten. Sodann füllt man bis zur Marke
auf und filtriert. Das klare Filtrat, nötigenfalls unter Verwendung
von Kieselgur erhalten, prüft man mit Antirieinserum, indem man
1 cem mit 0,1 des aktiven Serums überschichtet und im Ther-
mostaten mehrere Stunden aufbewahrt. °
Bei der Nachprüfung der Mooserschen Methode und unter
Benutzung seiner von der allgemeinen gebräuchlichen Uhlen-
hutschen abweichenden Prüfungsmethodik (Ablesung erst nach
mehreren Stunden) konnte zunächst festgestellt werden, daß man,
wenn auch manchmal mit vieler Mühe, stets klare Extrakte und
anderseits nie unspezifische Reaktionen erhielt. Die ricinfreien
Lösungen blieben bei Zusatz von Antiserum immer klar, während
die rieinhaltigen Auszüge mit Antiserum ein Präzipitat in Gestalt
eines Bodensatzes bildeten, wie aus Tabelle II ersichtlich ist. Die
Stärke des Präzipitates ist in der Tabelle durch ein -- angedeutet.
Tabelle II.
Prüfung des Ricinermittlungsverfahren nach
Mooser. Auszug au Sesamkuchen nach Mooser:
Rieinzusatz Mit Nach 15 Stunden
aus Preßkuchen Antiserum bei 37 Grad
10 u: 0,1 — + +
3 un 0,1 7 — -+
1 i 0,1 -= Ea
0,3 o 0,1 + —
/ |
0 15 0,1 klar
Dieser Versuch spricht einerseits für die Brauchbarkeit der
Mooserschen Methode, anderseits für die Güte des Serums.
Mooser selbst hält das Serum Merck für weniger geeignet als
sein eigenes Fabrikat. Leider hat er es unterlassen, seine Behaup-
tung irgendwie näher zu begründen, geschweige denn durch Ver-
suchstabellen zu erhärten.
Das Moosersche Verfahren scheint aber nicht für alle
Futtersorten gleichmäßig scharf zu sein. So fanden wir bei Cocos-
kuchen, denen Rieinpreßrückstand beigemischt war, bei 0,1 Gciggem
Rieinzusatz weder eine Trübung noch eine Fällung. Bei Baum-
wollsaatmehl erhielten wir nur bei 10% Ricinzusatz einen Nieder-
schlag, während die 3 Geige Riecinbeimengung kein Präzipitat und
auch keine Trübung aufwies.
Ein weiterer Nachteil der Mooser schen Methode besteht un-
zweifelhaft darin, daß sie bis zur Sicherung der Diagnose einen
Zeitraum von 2 bis 3 Tagen erfordert, denn sowohl der Landwirt
wie der Tierarzt haben ein Interesse daran, so schnell wie irgend
— 41 —
möglich die Ursachen der Massenerkrankungen zu erfahren. Es
kann hier von größtem Nachteil sein, wenn das Versuchsergebnis
mehrere Tage auf sich warten lassen muß. Zudem tritt immer
durch das Einsenden des verdächtigen Futtermittels an die Unter-
suchungsstation eine weitere, unwillkommene Verzögerung ein.
Darum ist es von höchster Bedeutung, wenn die Methode in kurzer
Zeit und mit so einfachen Mitteln durchgeführt werden kann, daß
es dem Tierarzt ermöglicht wird, die Prüfung selbst vorzunehmen
und ein definitives Urteil in wenigen Stunden abzugeben.
In dieser Richtung bewegten sich unsere Versuche, die sich
mit den verschiedensten Extraktionsverfahren beschäftigten, die
hier nicht näher geschildert werden sollen, und schließlich zu den
günstigsten Ergebnissen führten, wenn die Futtermittel bei etwas
höherer Temperatur extrahiert wurden. Es stellte sich heraus,
daß durch Erhitzen bis 50° die bei der Präzipitation reaktions-
fähige Substanz, also das Ricinpräzipitinogen, nicht zerstört wird.
Auf dieser Tatsache bauten wir folgendes Schnellverfahren
auf, das als eine Art Thermopräzipitation zu bezeichnen
wäre, ähnlich dem Askolischen Verfahren bei der Milzbrand-
diagnose.
2 g des verdächtigen Futtermittels werden
mit 40 ccm Glycerin versetzt und 10 Minuten lang
inein Wasserbad von 50° unter Umschütteln ge-
halten, dann durch ein Mullfilter (vierfach) ge-
preßt. Man erhält eine trübe Flüssigkeit (etwa
35 ccm), die in 350 cemeinesGemischesausgleichen
Teilen Alkohol und Aether unter Umrührenein-
getragen wird. Manläßteine Viertelstundelang
absetzen, gießtdieüberdemBodensatzstehende
klare oder auch trübe Flüssigkeit ab, filtriert
den Bodensatz durch ein kleines Filter, wäscht
mit Alkohol, dann mit Aether nach. Der Rück-
stand trocknet auf dem Filter in einer Viertel-
stunde an der Luft. Den trockenen Rückstand
bringt man mit dem Filter in eine (Petri) Schale,
gießt 10 cem 1 %iger Kochsalzlösung darüber, die
man auf etwa 50° erwärmt hat, gibt dann diese
trübe Lösung, ohneden Rückstand besonders zu
verreiben, in ein Asbestfilter und erhält sofort
ein wasserhelles, klares Extrakt.
Von diesem Extrakt pipettiert man 1 cem in ein Uhlenhut-
sches Reagenzgläschen und schichtet 0,1 Antiserum darüber. Be-
reits nach 10 bzw. 20 Minuten tritt dann die Reaktion in Ge-
stalt einer deutlichen Trübung des ricinhaltigen Extraktes ein.
Das ganze Verfahren nimmt etwa eine Stunde in An-
spruch und ist ohne Zuhilfenahme eines komplizierten Laborato-
riums durchzuführen.
Bezüglich des Asbestfilters ist zu erwähnen, daß man die As-
bestwolle einfach fest in die Spitze des Glastrichters preßt, so daß
die Spitze etwa 2 cm hoch angefüllt ist. Es ist noch hervorzu-
heben, daß man nach einigen Stunden (8 bis 20) bei Zimmertem-
peratur eine zweite Bestätigung der Diagnose erhält, und zwar
durch eine am Boden des Reagenzglases auftretende dicke, grau-
weiße Fällung, die je nach dem Ricinzusatz verschieden stark ist
und bei den hochprozentigen Beimischungen früher erscheint als
bei den geringprozentigen. Bei unseren Versuchen wurde der Ri-
einpreßkuchen des Handels als Beimischung von 0,1 bis 10 % ver-
wendet.
Die Empfindlichkeit und Sicherheit des neuen Verfahrens er-
hellen aus folgenden Tabellen:
Tabelle III.
Ricinermittlung durch das Schnellverfahren.
Auszug aus Baumwollsaatmehl:
Ricin- Mit Antiserum Merck nach
zusatz 10 Minuten 20 Minuten 18 Stunden
10%, Trübung Bodensatz
30) Trübung ý
0
19, Trübung s
0,3 / klar Trübung 5
0,1 0/0 klar Trübung a
0 klar klar klar
Die Trübungen sind je nach dem Ricinzusatz verschieden
stark und durchlaufen alle Stadien von milchigweißer bis blau-
grauer Farbe. Alle Extrakte wurden außerdem mit Normalserum
geprüft, wobei nirgends eine Trübung oder ein Bodensatz, selbst
nicht nach 48 Stunden, eintrat.
Tabelle IV.
Auszug aus Kokoskuchen nach dem Schnell-
verfahren:
Riein- Mit Antiserum Merek nach
zusatz 10 Minuten 20 Minuten 12 Stunden
10°, Trübung Trübung Bodensatz
3 un „ 99 19
0:
„ „ „
0,: ol? ”„ n 19
0,1 jo 1 ”„ 19
0%, lar klar klar
In gleicher Weise wurden geprüft: Sesamkuchen, Palm-
kuchen, Weizenschalenkleie, Erdnußmehl, Reis-
schlempe, Biertreber, LeinsamenmehlundRaps-
s> |: =
kuchen, und zwar alle Futtermittel mit dem gleichen einwand-
freien Resultat. Bei den zahlreichen Versuchen mit den verschie-
densten Proben erhielt man immer dieselbe Skala der
Bodensätze am folgenden Tage, so daß man mit Hilfe der
Skala ungefähr auf den Prozentsatz der Ricinbeimischung schlie-
Ben kann, wie die beigefügte Abbildung zeigt.
Zieht man in Betracht, daß die Tagesration solcher Kraft-
futtermittel, z. B. für Pferde, durchschnittlich ein Pfund beträgt,
so würde eine 10 %ige Ricinbeimischung 50 g Rieinpreßkuchen be-
tragen, was für Pferde bei einmaliger Fütterung die tödliche Dosis
bedeutet. Bei mehrmaliger Fütterung würden 15 bis 25 g Ricin-
Sà
3 |
I 10% 3% 1%. 03% 01% 0% N
preßkuchen, das wäre eine 3—5 %ige Beimengung, den Tod herbei-
führen. Geringere Mengen bis hinab zu 1% müßten als gesund-
heitsschädlich bzw. gefährlich bezeichnet werden, während bis
0,1 %ige Rieinzusätze kaum einen nennenswerten krankmachenden
Einfluß ausüben können. Diese niedrigen Prozentzahlen haben
deshalb in unseren Versuchen nur den theoretischen Wert zum
Nachweis der außerordentlich hohen Empfindlichkeit unserer Me-
thode. Die Extrakte sind jedesmal von 2 g Futtermittel her-
gestellt, denen der betreffende Prozentsatz Rieinpreßkuchen bei-
gefügt war, so z. B. wurden bei 0,1% 2 mg Rieinpreßkuchen zu-
gegeben, d. i. ein winzig kleines Körnchen von der Größe eines
Stecknadelkopfes. Auch dieses wurde, wie die Versuche zeigen,
jedesmal mit einem deutlichen, wenn auch geringen Bodensatz
wieder ermittelt. |
— 464 —
Zusammenfassung: Das neue Verfahren gestattet
den einwandfreien Nachweis giftiger Ricinus-
bestandteile in Futtermitteln mit Antiricin-
serum Merck innerhalb einer Stunde ohne Be-
nutzung eines Laboratoriums, ohne besondere
Vorkenntnisse.
Neben diesem praktischen Ergebnis haben
die Versuche auch noch das theoretisch wissen-
schaftliche Interesse, daß eine gewisse Ther-
mostabilität auch für das Ricinpräzipitinogen
nachgewiesen wurde.
Fünf Fälle von Thrombose.
Von Stabsveterinär Brehm.
Im Verlauf des Jahres 1911 erkrankten bei der reitenden Ab-
teilung des 1. Kurhessischen Feldart.-Regts. Nr. 11 fünf Pferde in-
folge Thrombose der Hüft-, Blind- und Grimmdarmarterie bzw. der
Schenkel- und Beckenarterien. Hiervon entfielen auf die 1. Batterie
ein Pferd, auf die 2. Batterie vier Pferde. Zwei von den fünf
Pferden verendeten unter dem Krankheitsbild der Kolik; drei
Pferde zeigten die für Thrombose der Schenkel- und Beeken-
arterien charakteristischen Erscheinungen und wurden als un-
heilbar und des Futters unwert ausrangiert.
Von den unter Kolikerseheinungen verendeten Pferden er-
krankte eins am 9. März unter den Erscheinungen eines heftivren.
fieberhaften Darmkatarrhs mit Durchfall, starker Gelbfärbunge
der Lidbindehäute, sehr vermehrter Atmung und unregelinäßigrrem,
bald kleinem, bald starkem, dann aber hartem Puls. Die Pulszalıl
stieg bis zu 72 in der Minute. Wiederholt wechselte Besserung
mit Rezidiven, bis das Pferd nach fast vierwöchiger Krank-
heitsdauer wieder zum Dienst verwendet werden konnte Als
Stangenpferd machte es die Schießübung und auch das
Manöver bei gutem Gesundheitszustand mit. Mitte Oktober zeigte
es wiederholt leichte Kolikerscheinungen, immer mit Gelbfärbune
der Lidbindehäute und unrerelmäßigem Puls einhergehend. Am
2. November traten sehr heftige Kolikerscheinungen auf, die am
3. November zum Tode führten.
Das zweite verendete Pferd erkrankte am 28. Juli unter hef-
tiven Kolikerscheinungen. Der Puls war erst voll und hart, wurde
aber bald schwächer und unregelmäßig, schließlich drahtförmie
und unfühlbaär. Die Pulszahl stieg von 64 bis 110 in der Minute.
Die Atmung war und blieb bis kurz vor dem Tode stark be-
et _ En. SCHERE ERS OBERE AS mul mu S, HERR , eignen, gme
— 465 —
schleunigt. Die Lidbindehäute waren hochrot und gelblich ver-
färbt, um dann zyanotisch zu werden. Der Tod trat nach
28stündiger Krankheitsdauer ein.
Der Obduktionsbefund war bei beiden Pferden fast derselbe.
Aneurysma und Thrombose der Hüft-, Blind-, Grimmdarmarterie,
Emboli in beiden Blinddarmarterien und in der unteren Grimm-
darmarteriee An der Innenwand der Hüft-, Blind-, Grimmdarn-
arterie befanden sich Selerostomen.
An Thrombose der Schenkelarterien bzw. der Schenkel- und
Beckenarterien erkrankten drei Pferde. Ein Pferd — Wachtel
der 2. Batterie — versagte beim Reiten in der Hinterhand,
schwankte nach größerer Anstrengung und stürzte öfters nieder.
Der linke Hinterschenkel versagte hierbei völlig, der rechte teil-
weise. Puls und Atmung waren stark beschleunigt; am ganzen
Körper trat Schweißausbruch ein. Nach einigen Stunden Ruhe
waren Krankheitserscheinungen nicht nachweisbar. Bald ver-
schlechterte sich jedoch der Zustand des Pferdes derartig, daß es
nicht mehr zum Dienst herangezogen werden konnte. Im Stande
der Ruhe waren eine große Kreuzschwäche, zugleich auch eine teil-
weise bald stärkere, bald schwächere Lähmung des Mastdarmes
und des Schweiles vorhanden, ferner unregelmäßiger und be-
schleunigter Puls, vermehrte Atmung, die sich oft bis zur Atemnot
steigerte, und Schweißausbruch. Die rektale Untersuchung ergab
eine Erweiterung der Aorta vor ihrer Teilung sowie auch der ab-
gehenden Arterienäste. Pulsation an den verdiekten Stellen kaum
fühlbar. Die erweiterten Gefäßteile fühlten sich derb an.
Die beiden anderen Pferde erkrankten plötzlich: Sie schwank-
ten stark in der Hinterhand, brachen wiederholt zusammen und
konnten den linken Hinterschenkel fast gar nicht gebrauchen. Zu-
gleich waren Schweißausbruch, Atemnot und ein beschleunigter,
unregelmäßiger Puls vorhanden. Die rektale Untersuchung ergab
den bereits oben angeführten Befund. Während der nächsten Tage
wechselte Besserung mit Rezidiven.
Weil bei allen drei Pferden eine Heilung aussichtlos war,
wurden sie als dienstunbrauchbar und des Futters unwert aus-
rangiert.
Da die verhältnismäßig große Zahl an Thrombose erkrankter
und gestorbener Pferde auffiel, wurde ich vom Generalkommando
beauftragt, Trinkwasser, Futtermittel, Stroh und Streu genau auf
Schätdlichkeiten usw. zu untersuchen.
Die Untersuchungen begannen mit dem Leitungswasser, das
zum Tränken der Pferde in der Garnison Verwendung findet. Ende
Juli und anfangs August mußten die Pferde infolge Wasser-
mangels wiederholt in der Eder getränkt werden. Sonst haben
sie in der Garnison nur Leitungswasser bekommen.
Die physikalische Untersuchung des Wassers ergab dessen
einwandfreie Beschaffenheit.
In den zur chemischen Untersuchung eingesandten Proben
wurden ebenfalls keine schädlichen Bestandteile vorgefunden.
Vorstadien von Selerostomen konnten trotz Untersuchung zahl-
reicher Proben des Wassers und des Bodensatzes der Tränkbottige
nicht nachgewiesen werden.
— 466 —
Hafer, Heu, geliefertes Roggenstroh, zugekauftes Hafer- und
Erbsenstroh waren ohne Schädlichkeiten.
Zuletzt wurden frischer Kot und feuchte Matratzenteile
untersucht.
- Im frischen Kot konnten, nachdem er drei Tage hindurch
angefeuchtet bei Zimmertemperatur aufbewahrt worden war, Eier
und die kleinen Embryonen von Sclerostomum nachgewiesen
werden.
In den der Matratze entnommenen Proben wurde sofort die
Rhabditisform von Scelerostomum gefunden. Es waren 0,2 bis
0,5 mm lange, sehr bewegliche, drehrunde Lebewesen, an denen
deutlich ein Mund, der Darm und ein langes Schwanzende nach-
zuweisen waren. Bei mehreren Tieren, die eine größere Länge,
bis zu 0,7 mm, erreicht hatten, war auch der Ansatz der Ge-
schlechtsteile am Anfang des hintersten Drittels des Körpers sicht-
bar (Weibchen). In der Feuchtigkeit blieben sie in demselben Prä-
parat lange beweglich; nach Entziehung der Feuchtigkeit starben
sie bald ab und schrumpften ein.
Aus den Untersuchungen ging also hervor, daß Trinkwasser
und Futtermittel frei von Sclerostomen bzw. deren Vorstadien
waren, dagegen mehrere Pferde mit geschlechtsreifen Darmselero-
stomen zur Zeit der Untersuchung behaftet gewesen sein mußten,
und daß ferner die meisten Matratzen die Rhabditisform von
Scelerostomum enthielten.
Dementsprechend wurden die Maßnahmen zur Bekämpfung
des Parasiten getroffen: Entfernen sämtlicher Matratzen aus dem
Stall, sorgfältigstes Scheuern des Stalles nebst Wänden usw. bis
zu 2 m Höhe, Nachscheuern mit heißer Sodalauge. Peinlichste
Sauberhaltung der Streu, der Wände, der Krippen, der Latier-
bäume usw. und der Pferde selbst. Sofortiges Entfernen des Kots
aus dem Stall in die Dunggruben. Bis auf weiteres Hochbinden
der Pferde am Tage, um möglichst Aufnahme von Streu zu ver-
hindern.
Die Reinigung des Stalles wurde innerhalb eines Vierteljahres
zweimal durchgeführt und hat während des Manövers noch ein-
mal stattgefunden. — Die Ställe der jungen Remonten sollen in
jedem Jahr nach Eintreffen derselben in den ersten vier Monaten
monatlich einmal in der obigen Weise gesäubert werden, da anzu-
nehmen ist, daß eines oder mehrere dieser Pferde mit Selerostomen
zur Zeit der Einlieferung behaftet sind.
Im ersten Quartal 1912 sind nachweisbare Erkrankungen an
Thrombose nicht vorgekommen.
Eine seltene Schlundverletzung beim Pierde.
Von Öberstabsveterinär Steinhardt.
Am 1. Juni d. J. nahm eine Remonte des Remontedepots
Bratrieken wenig Futter auf, beim Tränken liefen Futter und
Wasser aus Maul und Nase zurück, und das Pferd machte Würg-
und Brechanstrengungen. Es konnte festgestellt werden, daß das
— AT —
Würgen und Erbrechen nach jedem Abschlucken von Wasser ein-
trat, wobei an der linken Seite der unteren Halsfläche eine etwa
10 cm lange, wurstartige Anschwellung hervortrat, die sich beim
Abtasten derb anfühlte.e Schwellung in der Umgebung und
Schmerzen bei Druck bestanden nicht. Das Allgemeinbefinden war
nicht gestört. T. 38,4 C; P. 41; A. 11.
Diagnose: Schlunderweiterung am Brusteingang mit teilweiser
Schlundverstopfung.
Das Tier erhielt Ausspülungen des Maules mit frischem
Wasser, Schrottränke, dünne Schroteinläufe und Waschungen mit
Burow scher Lösung an der betreffenden Stelle des Schlundes.
In den beiden nächsten Tagen änderte sich der Zustand nur inso-
fern, als das Pferd am 2. Juni noch etwas Heu zu sich nehmen
konnte, ohne daß sich jedesmal beim Abschlucken Würgen und
Erbrechen einstellten. Vom 3. bis 6. Juni konnte Patient weder
Futter noch Wasser aufnehmen, nach jedem Abschlucken traten
sofort heftige krampfartige Würg- und Brechanstrengungen ein.
Patient war sehr abgeschlagen, bekundete auch ein gewisses Angst-
gefühl und hatte höher gerötete Schleimhäute. T. 38,4—38,1 C;
P. 36—58; A. 12—10. Bauchdecken stark aufgezogen, Flanken
eingefallen. Die ausgeatmete Luft leicht übelriechend. Perkussion
und Auskultation ergaben negativen Befund. Am Brusteingang
bestand in gleicher Weise die harte Anschwellung des Schluniles.
Am 7. Juni schien es, als sei der baldige Eintritt des Todes zu er-
warten. Patient lag, stöhnte, machte zuweilen Schwimmbewegun-
gen mit den Vorderfüßen und schwitzte am ganzen Körper. Augen-
bindehaut dunkelrot. Es bestand starkes Afterblasen. P. 96, A. 21.
Am 8. Juni früh war das Pferd viel munterer, hatte 2 Stalleimer
Wasser ausgetrunken, ohne daß Würgbewegungen auftraten. Die
Konjunktiven hatten normale Färbung und am Brusteingang war
die wurstartige, harte Anschwellung des Schlundes verschwunden
und nur noch eine geringe Verdickung zu fühlen. Patient ver-
zehrte mit Appetit etwas frisches Gras und Schrot. In den näch-
sten Tagen trat Verschlimmerung des Zustandes ein, es zeigte sich,
daß durch Verschlucken erbrochener Futterteile eine rechtsseitige
Lungenentzündung eingetreten war. Augenbindehaut wieder dun-
kelrot, die ausgeatmete Luft stinkend, Appetit wieder völlig aufge-
hoben. Ab und zu nimmt Patient etwas Wasser. Bei der Per-
kussion der rechten Lunge besteht bis zur Mitte der Brustwandun-
gen abgedämpfter und leerer Schall, bei der Auskultation sind in
den unteren Partien keine Geräusche, im mittleren Teil leichte
Schabegeräusche zu hören. In der linken Lunge war kein abnormer
Befund festzustellen. Herzschlag pochend.
Am 14. Juni nachmittags stand Patient schweratmend in säge-
bockartiger Stellung. After offen. P. 132; A. 45. Patient fällt
plötzlich um und verendet.
Die Obduktion ergab folgenden Befund: Kadaver stark abge-
magert. Totenstarre vorhanden. Innenfläche der Haut und Unter-
haut, Zellgewebe an beiden Rippenwandungen und Schultern
blutig und sulzig durchtränkt. Muskulatur der linken Halsseite
unten am Brusteingang mit starken Blutungen durchsetzt. Bauch-
=, 408, =
höhle ‚ohne abnormen Inhalt. Lage der Eingeweide normal. Magen
enthält außer zahlreichen an der Schleimhaut festsitzenden Gastrus-
larven etwa 4 Liter trüber, gelblicher Flüssigkeit. Darmkanal fast
leer, nur im Dickdarm geringe dünnbreiige Kotmassen. Leber ge-
schwollen, sehr mürbe, brüchig, von gelbbräunlicher Farbe, Milz
nur gering geschwollen. Pulpa braunrot, aber weich. Beide
Nieren geschwollen, von grauroter Farbe und weicher, schlaffer
Konsistenz. Zeichnung der Schnittfläche verwischt. Im rechten
Brustraum etwa 4 Liter trüber, milch-schokoladenähnlicher Flüssig-
keit, in der einige lockere gelbliche Fibringerinnsel schwimmen.
Herzbeutel, zum Teil rechte Lunge und Rippenfell, von leichten
Faserstoffauflagerungen bedeckt, nach deren Entfernen die stark
gefüllten Gefäße hervortreten. Farbe der Brustorgane grau-
grünlich.
Pleura der rechten Lunge getrübt, verdickt, Oberfläche der
Lunge uneben. Der vordere Lappen und der hintere Lappen sind
mit Ausnahme der oberen Partien derb, zeigen auf den Schnitt-
flächen hasel- bis walnußgroße Hohlräume, die mit grauschwärz-
lichen, schmierigen, stinkenden Massen gefüllt sind. Das übrige
Gewebe zeigt abwechselnd dunkel- und graurote Herde. Schleim-
haut der größeren Bronchien der rechten Lunge und der Luftröhre
verdickt, grünlich, mißfarben und mit zähem Schleim bedeckt.
Linke Lunge weich, auf dem Durchschnitt dunkelrot, sehr blut-
haltig.
Herzbeutel enthält 2 Obertassen dunkelroter, trüber Flüssig-
keit. Unter dem Epikardium zahlreiche flohstichähnliche Blutun-
gen. Herzfleisch graurot, mürbe.
Im Brustteil des Schlundes eine nicht festsitzende, ausgebildete
Gastruslarve.
Der Schlund zeigt unmittelbar vor der Umbiegungsstelle am
Brusteingang eine 8 em lange, derbe Anschwellung, die sich als die
auf 1 cm verdickte Muskulatur des Schlundes herausstellt. Der
Zusammenhang der Schlundschleimhaut, die im übrigen nicht ge-
schwollen ist, ist an einer 6 em langen in der Längsrichtung und
an einer etwa 2 cm langen in der Querrichtung verlaufenden
Stelle unterbrochen. Die Ränder sind glatt und nicht blutig.
Schleimhaut des Kehl- und Schlundkopfes grünlich, mißfarben,
mit klebrigem Schleim bedeckt.
Sachverständiges Urteil: Der Schlund ist wahrscheinlich
durch einen Hufschlag stark gequetscht, die Schleimhaut gleich-
zeitig dabei an 2 Stellen zerrissen worden. Infolge der Verdiekung
der Schlundmuskulatur und Verengung des Lumens kam es zur
Verstopfung durch Futterbissen, die eine weitere Futter- wie Ge-
tränkaufnahme behinderte und die Würg- und Brechanstrengungen
verursachte.
Durch Eindringen erbrochener Futterteile in die Lunge bildete
sich eine rechtsseitige Lungenbrustfellentzündung aus, die den Tod
herbeiführte.
a —— e ze Zt
— 469 —
Sehnenscheidenentzündung als Nachkrankheit eines
mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pierdes.
Von Oberstabsveterinär Bergin.
Am 18. Mai d. J. erkrankte ein Pferd unter den Erscheinungen
der Brustseuche. Kurz vor der Behandlung mit Salvarsan am
20. Mai wurde durch die Untersuchung eine linksseitige Lungen-
brustfellentzündung festgestellt.
Am 2. Juni ist Patient nicht munter, zeigt geringen Appetit
und liegt viel. Die Belastung der Vorderfüße wird abgekürzt, da-
bei die Phalangen volarflektiert.e. Im Stande der Ruhe werden die
Vorderextremitäten in kürzeren Zwischenzeiten zum Belasten ge-
wechselt. Die nähere Untersuchung ergibt eine Anschwellung der
Sehnenscheide des Huf- und Kronenbeinbeugers auf beiden Vor-
derfüßen. Der Umfang der geschwollenen Partie beträgt
vorn rechts
6 em, vom Kötenzopf entfernt . . . . . 26 em,
9 em, ,„ v = 2 2... 24 cm,
12 cm, ,„ X 5 goe ea e 21 eM,
vorn links
6 em, vom Kötenzopf entfernt . . . . . 27 cm,
9 em, » ji 5 e.. ee 24 M,
.12 em, » > 4 en ea, 225 SCH,
Dieselben Maße betragen an den korrespondierenden Stellen
der Hintergliedmaßen 24 em — 201, em — 20!» cm. Die An-
schwellung beruht in der Hauptsache auf einer stärkeren Füllung
der Sehnenscheide, indes ist auch das Unterhautbindegewebe in
der Nachbarschaft geringgradig Öödematös geschwollen. Die ge-
schwollene Partie ist höher temperiert und bei der Palpation sehr
schmerzhaft. Die Konsistenz ist festweich, fluktuierend.
Diagnose: Tendovaginitis sero-fibrinosa acuta.
Für die therapeutischen Maßnahmen kam vor allem in Be-
tracht, dem Patienten möglichst Ruhe zu geben und durch feucht-
warme Einwicklungen mit essigsaurer Tonerde in Verbindung mit
einem Druckverband die Resorptionsvorgänge in der erkrankten
Sehnenscheide anzuregen. Vom dritten Tage ab wurde die Sehnen-
partie vorn rechts mit Jodvasogen und vorn links mit Ichthyolsalbe
behandelt. Abgesehen von den Schmerzen, die bei der Ichthyolbe-
handlung schon nach 3 Tagen nachließen, während sie vorn rechts
länger anhielten, vollzog sich die Besserung des Leidens im übrigen
ziemlich gleichmäßig. Die Untersuchung am 30. Juni ergab das
Fehlen der akut-entzündlichen Erscheinungen, und abgesehen von
einer ganz geringen Füllung der Sehnenscheide vorn rechts sind
keine nachteiligen Folgen zurückgeblieben.
Wie oben erwähnt, konnte bereits kurz vor der Behandlung
mit Salvarsan eine linksseitige Lungenbrustfellentzündung nach-
gewiesen werden. Trotzdem die Wirkung des Mittels prompt ein-
trat, und die Lokalaffektion der linken Lunge und Pleura im wei-
teren Verlaufe keine große Ausbildung erfuhr, entwickelte sich
15 Tage nach Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen als
— 40 —
Komplikation eine Sehnenscheidenentzündung auf beiden Vorder-
füßen.
Da der Erreger der Brustseuche nicht bekannt ist und so das
Studium der Salvarsanwirkung auf diesen nicht im Bereiche
der Möglichkeit liegt, ist man in bezug auf die Art der Entstehung
von Komplikationen während und nach der Brustseuche nur auf
Hypothesen angewiesen. Wenn es auch denkbar ist, daß nicht in-
fektiöses, pleuritisches Exsudat oder die Residuen einer abgelaufe-
nen Brustfellentzüändung nach Resorption an irgendeinem Organe
entzündliche Reizungen hervorzurufen imstande sind, so steht mit
dieser Annahme die wissenschaftliche Beobachtung im Widerspruch,
nach welcher metastatische Sehnenscheidenentzündungen bei ein-
fachen Organerkrankungen bisher nicht zur Kenntnis gelangten. Die
Tatsache, daß die Nachkrankheiten häufig erst geraume Zeit nach
dem Eintritt der Infektion, wenn die Allgemeinsymptome der
Krankheit längst verschwunden sind, entstehen, läßt die Annahme
zu, daß jene durch das spezifische Brustseuchevirus, die prima
causa der Brustseuche, überhaupt nicht erzeugt werden, sondern
daß hierbei andere Mikroorganismen tätig sind, die erst zur Wirk-
samkeit gelangen, wenn der tierische Körper im Kampfe gegen
den spezifischen Brustseucheerreger geschwächt ist. Hiermit im
Einklang stehen die Untersuchungen Ostertags und seiner
Mitarbeiter Bongert und Grabert, denen es gelang, durch
intravenöse Injektionen mit Reinkulturen des Schützschen
Diplokokkus bei gesunden Pferden experimentell die Nachkrank-
heiten der Brustseuche, namentlich Sehnenscheidenentzündungen
und innere Augenentzündung, zu erzeugen. Es wirken demnach
bei der Brustseuche meist zwei infektiößse Momente — einmal das
unbekannte infizierende Agens, die prima causa der Brustseuche,
sodann als Komplikation der Streptokokkus Schütz, die secunda
causa, die die Nachkrankheiten erzeugt.
Dieser mit einer Komplikation verbundene Verlauf der Er-
krankung des Pferdes läßt sich wissenschaftlich so erklären, daß
das Salvarsan augenscheinlich nur gegen die prima causa der
Brustseuche seine Wirksamkeit entfaltet und durch Abtötung des
noch unbekannten infizierenden Agens den schädlichen Reiz auf
die Brustorgane aufhebt und so indirekt auf die Lungen- und
Brustfellentzündung günstig einwirkt. Dahingegen beeinflußt das
Salvarsan nicht direkt die secunda causa, den Streptokokkus
Schütz, und ist daher auch nicht imstande, die Ausbildung einer
Komplikation oder Nachkrankheit zu verhüten. Da dieser Diplo-
kokkus erst auf der Basis der eigentlichen Brustseucheinfektion
seine pathogenen Eigenschaften entfaltet, ist von der Salvarsan-
injektion möglichst frühzeitig, d. h. vor dem Auftreten des
Schützschen Diplokokkus, Gebrauch zu machen. Ob der Or-
ganismus in dieser kurzen Zeit genügend Immunsubstanzen bilden
kann, um einer später erfolgenden Infektion nicht zu unterliegen.
ist eine andere Frage.
Inwieweit endlich das Salvarsan bei ausgebildeter metastati-
scher Sehnenscheidenentzündung therapeutisch zu verwerten ist,
würde durch Versuche festzustellen sein. Von einer diesbezüglicher:
Anwendung des Mittels wurde weren des hohen Preises Abstand
nn — - ——— ed 5
m | iii o _ .:
— 41 —
genommen. Desgleichen bleibt es weiterer Forschung überlassen,
ob die Injektion mit Antistreptokokkenserum in diesem Falle an-
gezeigt wäre. Jedenfalls ist die Behandlung der Nachkrankheiten
mit solchem Serum auf Grund der experimentellen Feststellungen
durchaus geboten.
Beitrag zur Behandlung der Leukämie.
Von Oberstabsveterinär Krüger.
Die leukämischen Erkrankungen scheinen bei unseren
Truppenpferden nicht allzu häufig vorzukommen, wenigstens
weisen die statistischen Veterinär-Sanitätsberichte über die Königl.
preußische Armee usw. nur niedrige Erkrankungsziffern auf.
Es erkrankten an Leukämie:
1900. . . . . 2 Pferde 1906. . . . . 0 Pferde
1901. % 8.22 en 1907. 2.2.2.9 2
1902 , 3 1905. .... 2
1903 . 4 1909. 2. 2 20.9
1904 . 5 1910. . . . ad
1905 . 4 .
99
Im ganzen also in einem Zeitraum von 11 Jahren 29 Pferde.
Der Krankheitsverlauf dieser chronischen konstitutionellen
Krankheit ist im allgemeinen derselbe. Die Pferde erkranken in
der Regel unter den Erscheinungen allmählich zunehmender
Körperschwäche und Abmagerung, sie zeigen sich matt, ermüden
leicht, schwitzen schnell und atmen angestrengt schon nach geringen
Dienstleistungen. Die Herztätigkeit ist oft beschleunigt, der Puls
klein und unregelmäßig. Die fühlbaren Körperlymphdrüsen sind
oft vergrößert. Trotz anfänglich noch guten Appetits gehen die
Pferde im Nährzustande zurück, das Deckhaar wird lang, rauh
und glanzlos. Mit dem Nachlassen des Appetits wird der Nähr-
zustand immer schlechter und die allgemeine Körperschwäche
größer; es treten nicht selten Öödematöse Anschwellungen an den
Beinen, der Unterbrust und dem Bauche auf. Die eigentliche Dia-
gnose läßt sich meistens erst nach längerer Beobachtung und Be-
handlung des Patienten in Verbindung mit der mikroskopischen
und chemischen Untersuchung des Blutes stellen; anfänglich wer-
den solche Patienten vielfach unter der Diagnose des chronischen
Magen- und Darmkatarrhs geführt und hieran meistens erfolglos
behandelt. Auch die tuberkulösen Erkrankungen der Pferde ver-
laufen nicht selten unter diesem Krankheitsbilde, so daß meist erst
die Obduktion Aufschluß über die Krankheit gibt. So ergab die
Obduktion bei einem Pferde des Feldartillerie-Regiments Nr. 56
Tuberkulose. Dieser Patient war unter mikroskopisch nach-
grewiesenen Erscheinungen der Leukämie erkrankt. (Statistischer
Veterinär-Sanitätsbericht für 1910.) Ebenso läßt sich die Form
der Leukämie, ob lineale, Iymphatische oder myelogene vorliegt,
nicht immer durch die mikroskopische Untersuchung und durch
das Krankheitsbild feststellen.
Der Verlauf des Leidens ist ein ehronischer, er erstreckt sieh
— 412 —
oft über Jahre. Die Prognose ist ungünstig; die Krankheit führt
meist unter zunehmender Körperschwäche und Abmagerung zum
Tode. Viele Pferde werden vorher schon als unheilbar und dienst-
unbrauchbar ausrangiert. Die bisher übliche und allgemein be-
kannte Behandlung läßt uns in der Regel im Stich. Von den 29
in den letzten 11 Jahren an Leukämie erkrankten Truppenpferden
sind nur 4 geheilt, 16 gestorben, 5 ausrangiert und 4 getötet. Von
den 4 geheilten sollen 2 an Pseudoleukämie gelitten haben.
Auch im diesseitigen Regiment hatte ich Gelegenheit, im Jahre
1911 zwei Fälle von Leukämie zu beobachten.
Das eine Pferd „Quadrant“ der 2. Batterie starb nach einer
durch scheinbare Genesung unterbrochenen Krankheitsdauer von
länger als einem Jahre, kurz bevor es als unheilbar ausrangiert
werden sollte. Nach dem Ergebnis der mikroskopischen Blut-
untersuchung schien die chronisch-Iymphatische Form der
Leukämie vorzuliegen: „Die untersuchte Blutprobe hatte einen
Agglutinationswert von 1:300. In den Blutausstrichen fanden
sieh neben Lymphocyten mit größerem Protoplasma und baso-
philer Körnung unregelmäßig zackig geformte Kernfragmente mit
wenig Chromatin. Eine auffällige Vermehrung der weißen Blut-
körperchen ließ sich nicht feststellen, Veränderungen an den roten
Blutkörperchen waren nicht nachweisbar.“ Bei der Obduktion
fand sich jedoch neben einer vollständigen Abmagerung, Leber-
schrumpfung, Vergrößerung der Milz, Schrumpfung und Schwund
der gesamten Skelettmuskulatur eine blutig-sulzige Entartunz des
Knochenmarkes der meisten Röhrenknochen, so daß als Todes-
ursache die myelogene Form der Leukämie angesehen werden
mußte.
Das zweite unter leukämischen Erscheinungen erkrankte Pferd
„Zacharias“ derselben Batterie war anfangs an einem chronischen
Magen- und Darmkatarrh behandelt worden. Die Behandlung be-
stand in Außerdienststellung des Pferdes, Aufenthalt am Tage in
einem Freilaufstande, innerlicher Verabreichung von Fowler-
seher Lösung und in diätetischer Verpflegung. Hiernach trat eine
scheinbare Heilung ein. Im Mai erkrankte das Pferd jedoch
wieder unter denselben Erscheinungen — Appetitlosiskeit, Ab-
magerung und Mattigkeit waren größer als bei der ersten Er-
krankung. Der Patient machte einen müden, schläfrigen Ein-
druck. — Die Behandlung war dieselbe. Im Verlaufe des Leidens
trat noch eine derbe, verschiebbare, schmerzhafte Anschwellung
des linksseitiren Kehlgangsilymphknotenpakets ein. Die mikro-
skopische und chemische Untersuchung einer aus der Jugularis
entnommenen Blutprobe ergab neben einer niedrigen Agglutina-
tionsziffer folgendes:
„Zahl der roten Blutkörperchen normal, die der weißen nicht
sonderlich abweichend; es finden sich unter den letzteren in er-
heblicher Zahl solche Formen, die aus dem Knochenmark stammen
und in normalem Blut fehlen.“
Somit lag auch bei diesem Patienten der Verdacht der mye-
logenen Leukämie vor.
Ende September 1911, also nach einer 5 Monate langen mit
vollständiger Außerdienststellung des Pferdes verbundenen Be-
= 43 —
handlung, hatte sich der Zustand soweit gebessert, daß das Pferd
Anfang Oktober 1911 wieder mit Schonung zum Dienst heran-
gezogen werden konnte. Der müde Blick war jedoch noch zeit-
weise vorhanden, auch schwitzte das Pferd nach jeder geringen
Anstrengung sehr leicht. Es war beabsichtigt, da es sich um eine
Remonte handelte, falls die Besserung nicht fortschreiten oder
sogar eine rückfällige Erkrankung eintreten sollte, das Pferd
zum eigenen Wiederersatz zu verkaufen.
Am 30. Oktober 1911 erkrankte das Pferd „Zacharias“ an
Brustseuche. Obgleich keine besonders bedrohlichen Erschei-
nungen am Atmungs- und Zirkulationsapparat nachzuweisen
waren, ging das Pferd bei vollständiger Appetitlosigkeit sehr
schnell wieder in seinem Närzustande zurück. Es wurde deshalb
mit Rücksicht auf die leukämische Erkrankung am zweiten Krank-
heitstage mit Salvarsan behandelt. Ende Dezember konnte das
Pferd wieder unter Schonung zum Dienst benutzt werden. Appetit
und Nährzustand, die sich nach der Salvarsaninfusion wieder ge-
hoben hatten, besserten sich jetzt erheblich. Das Pferd konnte be-
reits im I. Quartal dieses Jahres ohne besondere Schonung als Zug-
pferd benutzt werden; es ist zurzeit gut genährt, hat guten Appetit,
glattes, glänzendes Deckhaar, lebhaften, munteren Ausdruck in den
Augen, arbeitet, ohne leicht zu ermüden; auch der früher schon
nach leichten Anstrengungen auftretende Schweißausbruch wird
nicht mehr beobachtet. Die Anschwellung der linksseitigen Kehl-
gangslymphknoten ist ebenfalls zurückgegangen und das Pferd
überhaupt vollkommen in Kraft.
Die kürzlich vorgenommene mikroskopische Blutunter-
suchung hatte ein sehr günstiges Ergebnis; dasselbe steht im Ein-
klang mit dem guten Allgemeinbefinden des Pferdes. In der unter-
suchten Blutprobe wurde im Gegensatz zu der im Sommer 1911
vorgenommenen Blutuntersuchung nichts Abnormes mehr ge-
funden.
Berücksichtigt man, daß bei der Behandlung der Leukämie das
einzige Mittel das Arsenik ist, von dem in einzelnen Fällen noch
eine Besserung bzw. Heilung des Leidens zu erwarten ist, so er-
scheint es nicht ausgeschlossen, daß auch in dem vorliegenden
Falle die günstige Beeinflussung der Leukämie und die außer-
ordentlich gute Hebung des Nähr- und Kräftezustandes auf das
Salvarsan zurückzuführen sind. Mit diesem Arzneimittel wird dem
Blute direkt Arsenik in besonderer Form und Lösung zugeführt.
Es dürfte daher angebracht sein, dort, wo es die Mittel er-
lauben, das Salvarsan auch bei chronischen Magen- und Darm-
katarrhen und Leukämie wie überhaupt bei chronischen, kon-
stitutionellen Leiden für die Folge zu versuchen, um über den
Wert des Salvarsans bei solchen Erkrankungen ein abschließen-
des Urteil zu gewinnen. Ein sicher wirkendes Heilmittel fehlt uns
immer noch bei diesen Krankheitszuständen, die infolge ihres un-
günstigen Verlaufes verhältnismäßig große Verluste unter unseren
Truppenpferden verursachen.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 10. Heft. 3l
Bongert: Welche an der Rinderleber gelegenen Lymphdrüsen
sind als regionäre aufzufassen? Zeitschrift für Fleisch- und
Milchhygiene, 1912, Heft 12.
Gemäß $ 35,4 des B.B. A. zum Reichsfleischbeschaugesetz ist
ein Organ auch dann als tuberkulös anzusehen, wenn nur die zu-
gehörigen Lymphdrüsen tuberkulöse Veränderungen zeigen. Die
Tatsache aber, daß nicht selten in den Leberlymphdrüsen tuber-
kulöse Herde gefunden werden, ohne daß bei genauester Unter-
suchung des Leberparenchyms tuberkulöse Veränderungen nach-
zuweisen sind, hat den Verfasser bei der Wichtigkeit der Frage für
die Fleischbeschau zu eingehenden Untersuchungen veranlaßt, ob
auch sämtliche an der Rinderleber gelegenen Lymphdrüsen Leber-
lymphdrüsen sind.
An der Rinderleber kann man vier getrennte Gruppen von je
zwei bis vier Lymphknoten unterscheiden. Zwei Lymphknoten-
gruppen umgeben halbmondförmig die Pfortader. Die dritte
Gruppe liegt oberhalb des Spigelschen Lappens, zum Teil von der
Bauchispeicheldrüse bedeckt, seitlich und oberhalb der hinteren
Hohlvene, das vierte Lymphknotenpaket unterhalb der Leberpforte
im Leberzwölffingerdarmband und ist bei erwachsenen, gut ge-
mästeten Tieren von Fett eingeschlossen.
Verfasser hat nun durch Dr. Schneppe, dessen Feststellungen
in einer Dissertation niedergelegt sind, durch parenchymatöse In-
jektion mittels Farbstofflösungen, durch Einführen dieser von der
Leberarterie und Nabelvene aus den Verlauf der Lymphbahnen
in der Leber feststellen lassen. Bei allen drei Methoden füllten
sich nur die um die Leberpforte gelegenen Lymphdrüsen mit
Farbstoff, außerdem die Lymphbahnen des serösen Überzuges, des
Leber-Zwerchfellbandes und die des kleinen Netzes an dessen
viszeraler Seite. Mehrere starke Lymphgefäße gingen auch auf
das Leber-Nierenband über, und in mehreren Fällen füllte sich
die rechte Nierenlymphdrüse mit Farbe, eine Feststellung, die die
auffällige Erscheinung erklärt, daß nicht selten die Nierenlymph-
knoten hochgradig erkranken, ohne daß die Nieren selbst tuber-
kulös sind.
Die Untersuchungen haben auch bewiesen, daß die Lymphe
aus dem Leberparenchym in das oberflächliche Lymphgefäßnetz
der Kapsel, aber nieht in umgekehrter Richtung abfließen kann —
entgegen der Ansicht Baums.
Auch dureh praktische Untersuchungen wurde das wissen-
schaftliche Ergebnis erhärtet. Nur mit einer Ausnahme wurden
in 87 Lebern mit tuberkulöser Erkrankung der in der Leberpforte
gelegenen Lymphdrüsen auch im Leberparenehym tuberkulöse
Herde gefunden, dagegen konnte in 13 Fällen von Tuberkulose
der drei übrigen Gruppen der Leberlymphdrüsen nicht eine Spur
Pr}
— TU ee na — —— —
— 45 —
von tuberkulöser Parenchymerkrankung der Leber nachgewiesen
werden.
Es sind daher nach Bongert nur die in der Leberpforte ge-
legenen Lymphknoten als Lymphoglandulae hepaticae anzusehen.
Wöhler.
Zeller: Behandlung und Heilung von Krebskranken durch
innerlich und äufserlich angewendete Mittel. Münchener
Medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1912.
In der Einleitung gibt zunächst Prof. Czerny, Heidelberg, den
Eindruck wieder, den die Demonstrationen Zellers auf ihn gemacht
haben. Czerny hält die Resultate Z.s für sehr beachtenswert und
fordert die praktischen Ärzte zu Versuchen mit den Zellerschen
Mitteln auf. Wenn auch diese Mittel nicht neu seien, so bewiesen
die Z.schen Heilerfolge wiederum, daß es weniger auf das Mittel
als auf die beharrliche und kunstvolle Anwendung der Heilmittel
ankomme. Im wesentlichen sei es die Anwendung einer Arsenik-
paste, die der alten Cosmeschen Mischung aus Arsenik und Zin-
nober nachgebildet ist, die im Verein mit dem innerlichen Gebrauch
der Kieselsäure die Heilerfolge gezeitigt hat, wobei Czerny der
Arsenikpaste den Löwenanteil an den Erfolgen zuspricht.
Zellers Versuche der Krebsbehandlung mit Vermeidung eines
operativen Eingriffs erstrecken sich über einen Zeitraum von
17 Jahren.
Zunächst behandelte er die Krebskranken mit Kieselsäure,
die schon Battyl innerlich in Dosen von 0,06 g mehrmals täglich
als Pulver gegen Krebs gegeben hatte. Im Verlauf von 10 Jahren
(1895 bis 1905) wandte er diese mit Erfolg bei neun an Tumoren
Erkrankten an. Teils handelte es sich hierbei um größere Mamma-
tumoren, die in einem Falle nach dreimal täglich innerlicher Dar-
reichung eines Pulvers von Kal. und Natr. silic. (entsprechend
einer Dosis von 0,18 g acid. silic.) in 11, Jahren und in einem
anderen Fall nach Verordnung von Liqu. Kal. silic. und Natr. silic.
von dreimal täglich 15 Tropfen in einem Vierteljahr zur Heilung
kamen.
Ob indessen die Diagnose in allen Fällen berechtigt war, läßt
Zeller bei dem Fehlen einer mikroskopischen Untersuchung dahin-
gestellt.
Nach diesen Erfahrungen kam Zeller zu der Überzeugung, daß
Silicium irgend ein Einfluß auf bösartige Tumoren zukommen
mußte und befaßte sich daher in der nächsten Zeit mit der Her-
stellung eines leicht löslichen organischen Siliciumpräparates, eines
Siliciumesters. Mit diesem erzielte er aber bei 25 Krebskranken
des Heidelberger Krebsinstitutes keinen durchschlagenden Erfolg,
wohl trat ein Stillstand, auch eine Verkleinerung der Krebs-
geschwülste, niemals eine Heilung ein.
Er schloß aber aus diesen Versuchen, daß das Silicium bei
kleinen nicht nekrotischen Tumoren Verkleinerung und Heilung
bringen konnte, nicht aber bei größeren Krebsgeschwülsten, die
31*
= 40 =
schon teilweise sich in Nekrose befinden. Bei diesen konnten
seiner Meinung nach die noch lebenden Krebszellen abgetötet, nicht
aber die durch die Nekrose verursachte Ptomainbildung und ihre
verderbliche Wirkung auf den Gesamtorganismus verhindert
werden.
Er suchte daher nach einem Mittel, das in vorgeschrittenen
Krebsgeschwülsten die Zerfallsprodukte ohne Schädigung des ge-
sunden Gewebes zerstört und dadurch die Bildung der Ptomaine
verhindere. Ein solches fand er in der schon von alten Ärzten
angewandten Ärsenikpaste, die nach Scheurlen folgende Zusam-
mensetzung hat:
Acid. arsen. nn D
Zinnober . . . . . . . 150
Carbon. vegetab. . 1
Res. Dracon. e E e |
Fiat Pasta ad . . . . . 100,0
Mit dieser kombinierten Behandlung hat Zeller seit November
1910 Versuche gemacht und kann heute über 57 Fälle berichten,
von denen 44 völlig geheilt, 10 noch in Behandlung und drei
gestorben sind. Hierbei ist zu beachten, daß Zeller in einem
kleinen Landstädtchen Württembergs (Weilheim) praktiziert, in
dem wegen Mangel eines Krankenhauses die Fälle nur ambula-
torisch behandelt werden können. Gewöhnlich wurden nur äußere
Krebse behandelt, in den meisten Fällen handelte es sich um
Epitheliome der Haut, besonders des Gesichtes. Doch befinden
sich darunter auch drei Mammakarzinome und zwei Karzinome
der Portio vaginalis uteri.
Unter den 65 Krankheitsfällen sind wenigstens 25 lebens-
gefährlich gewesen.
Die Anwendungsweise der kombinierten Heilmethode ist fol-
gende:
Zuerst werden die Krebsgeschwulst und ihre Umgebung mit in
Benzin getränkten Wattebäuschchen gereinigt. Dann wird die Paste,
der er den Namen Cinnabarsan gegeben hat, auf die Geschwulst
und ihre Umgebung dick aufgestrichen.,
Wenn die Paste trocken ist, so wird bei kleineren Geschwülsten
ein Kollodiumüberzug gemacht. Bei größeren und geschwürigen
Krebsen wird darauf achtfach Verbandgaze und darüber eine
Watteschicht gelegt. Das Ganze wird durch Leukoplast ab-
geschlossen und festgehalten. Je nach der Wirkung wird diese
Prozedur alle 8 bis 14 Tage wiederholt. Gleichzeitig werden von
Anfang an dreimal täglich je 1, g Siliciumsalze in Pulverform,
Nacasilicium von Zeller genannt, in Wasser eingegeben.
Bei kleineren Krebsen macht die Paste wenig oder keine
Schmerzen, bei größeren Krebsen treten oft heftige, tagelang an-
haltende Schmerzen auf.
Auf die Krebsgeschwulst wirkt die Paste ganz intensiv ein,
während sie normales Gewebe sehr langsam angreift. Anfangs ver-
größert sich der Krebs, sowie er sicht- und fühlbar ist, durch die
Verbindung mit der Paste um das Doppelte seiner Größe. Er bildet
= rg
dann eine schokoladenfarbige, schwammige Geschwulst. Diese
läßt sich namentlich bei kleineren Krebsen, wenn sie ganz nekroti-
siert ist, leicht mit einem Wattebäuschchen oder mit einer Pinzette
herausnehmen. Wenn die Paste normales Gewebe angreift und
nekrotisiert, so bekommt man eine gelbe, schmierige Farbe.
Bleiben von der Paste nicht angegriffene Krebssprossen zu-
rück, was bei größeren Tumoren gewöhnlich der Fall ist, so er-
kennt man sie sofort an der intensiv roten bis braunroten, erd-
beerähnlichen Farbe. Man kann sich also der Paste neben der
klinischen und mikroskopischen Methode als diagnostischen Hilfs-
mittels sicher bedienen.
Sarkome bekommen durch Einwirkung der Paste eine Rosa-
färbung. Lymphdrüsen bleiben hell. Dagegen werden mit Krebs
infizierte Drüsen ebenfalls schokoladenfarbig.
Ist nach kürzerer oder längerer Zeit das ganze Krebsgebilde
abgestorben und geschwunden, so bleibt ein Geschwür mit gelb-
schmierigem Grund zurück. Dieses reinigt sich aber, sobald die
Paste weggelassen wird, und bedeckt sich mit frischen roten Granu-
lationen. Durch Reinigen mit Benzin und durch tägliches Auflegen
von mit Salicylzinksalbe bestrichener Gaze tritt sehr schnelle
Heilung ein. |
Die Narbenbildung ist in allen Fällen eine sehr schöne und
glatte.
Zeller gibt über sämtliche geheilte Fälle eingehende Krank-
heitsgeschichten. Gegenüber etwaigen Zweifeln an der Diagnose
betont er, daß in 20 Fällen die mikroskopische Untersuchung, in.
den übrigen Fällen ganz unzweifelhaft die klinische Untersuchung
die Diagnose rechtfertigte..e Ob die Heilungen von Dauer sein wer-
den, vermag Zeller nicht anzugeben. Immerhin befanden sich
unter den geheilten Fällen neun Rezidive.
Wenn auch der Behandlungsmethode Zellers die Bedeutung
nicht abzusprechen ist, so ist doch hervorzuheben, daß die große
Mehrzahl der Heilungen fast nur Hautkrebse betrifft, die auch
dem Messer des Chirurgen und manchen anderen nicht operativen,
bewährten Heilmethoden leicht zugänglich sind, und daß bei dieser
Methode die gewöhnlich viel bösartigeren und häufiger vorkom-
menden Tumoren der inneren Organe nicht berührt werden.
Es fehlt auch bisher noch jeglicher Beweis, ob das innerlich
gegebene Silikat dabei irgendeine Rolle spielt. Wöhler.
Dr. Fischoeder: Die Feststellung des Milzbrandes nach dem
Verfahren von Ascoli. Zeitschrift für Infektionskrankheiten
usw. der Haustiere, Zwölfter Band.
F. hat im ganzen 60 Fälle nach dem Verfahren von Ascoli
untersucht. In allen Fällen (21), in denen es sich um Milzbrand
handelte, ergab das Verfahren eine deutliche Trübung, die auch
in ganz starken Verdünnungen deutlich in Erscheinung trat. Der
bisherigen Methode zum Nachweis des Milzbrandes ist die Prüfung
nach Ascoli insofern überlegen, als sie auch dann noch zu einem
— 478 —
sicheren Ergebnis führt, wenn die Milzbrandkeime durch Fäulnis
oder Eintrocknung bereits zugrunde gegangen und als solche nicht
mehr nachweisbar sind.
Die Bildung eines Niederschlages bleibt jedoch nicht nur auf
die wirklichen Milzbrandfälle beschränkt, sondern der Trübungs-
ring tritt auch in solchen Fällen auf, in denen das Vorhandensein
von Milzbrand ganz ausgeschlossen ist. Die Zahl solcher Fälle
war keineswegs gering. Denn von den untersuchten 39 Fällen, in
denen Milzbrand nicht vorgelegen hat, war nur in 17 Fällen eine
Trübung nicht bemerkbar; in den übrigen 22 Fällen — 56,4 &%
trat dagegen ein deutlicher Trübungsring auf. Das ist aber ein
großer Mangel, und aus diesem Grunde kann die alleinige An-
wendung des Verfahrens von Ascoli zur Feststellung des Milz-
brandes vorläufig noch nicht gefordert werden. Fischoeder
empfiehlt daher, das bisherige Verfahren zur Feststellung des Milz-
brandes beizubehalten, daneben aber auch die Prüfung nach Ascoli
vorzunehmen, namentlich in den Fällen, in denen der Nachweis
der Milzbranderreger nicht gelingt. Tritt in solchen Fällen kein
Trübungsring auf, so wird man das Vorhandensein von Milzbrand
ausschließen können.
Wegen der großen Empfindlichkeit und Feinheit des Ver-
fahrens von Ascoli erscheint es aber geboten, dieses weiter aus-
zubauen und namentlich die Fehlerquellen zu beseitigen, die beim
Nichtvorhandensein von Milzbrand die Bildung des Niederschlages
verursachen. Otto.
Fontaine: Über den Sitz der Sehnenentzündungen an den
Vorderbeinen. Revue generale de me&dieine vétérinaire vom
15. Juni 1912.
F. hat den Sitz der Sehnenentzündung an den Vorderbeinen
bei den Pferden festgestellt, die in den drei letzten Jahren im
Krankenstall zu Saumur — zumeist mit Feuer — behandelt
wurden.
Es waren betroffen:
Die Kronbeinbeugesehne allein, besonders in der Mitte . 143 mal
u; 5 dicht unter dem Vorderknie . 10 „
s j besonders ihr Unterstützungsband 16 ,
a ji Ringband . . 18 ,
dicht oberhalb des Fesselgelenks 13 ,
Die Hufbeinbeugesehne Pa 385 p
Davon: ihr Unterstützungsband er ee Is
Die Fesselbeinbeugesehre . . <... H,
(3 an den Hinterbeinen.)
Die meisten Erkrankungen betrafen den Körper und die
Schenkel des Fesselbeinbeugers gleichzeitig; einige nur den inneren
oder den äußeren Schenkel. W. Müller.
š -e
— 479 —
C. Thomassen: Neuritis der nervi optici infolge Sinusitis
sphenoidalis. Sonderabdruck aus Revue gén. de méd. vét.
15. November 1911.
Im Jahre 1909 hatte Th. Gelegenheit, zwei Fälle von Amaurose
auf beiden Augen infolge Erkrankung der Keilbeinhöhle festzu-
stellen. Erkrankungen dieser Höhle sind den Veterinärpathologen
bisher entgangen. In Friedberger und Fröhner, Spez. Path. und
Therap., 5. Aufl., wird in zwei Sätzen darauf Bezug genommen.
In der Humanmedizin finden sich Angaben hierüber erst in den
letzten Jahren. Vor einem Jahrhundert schrieb Beer jedoch schon:
„Alles, was einen Schnupfen plötzlich unterdrücken kann, ist wohl
auch imstande, mittelbar diese amaurotische Gesichtsschwäche
hervorzurufen.“
Die Symptome zeigen sich nicht immer auf beiden Augen
gleichmäßig. Ouodi erklärt dies beim Menschen damit, daß der
eine Opticus durch eine mehrere Zentimeter dicke, der andere nur
durch eine papierdünne Knochenplatte vom Sinus entfernt ist. Ver-
fasser hat festgestellt, daß beim Pferde die Keilbeinhöhlen sym-
metrisch sind, daß aber die Lamina papyrosa des Keilbeins sich
verdicken und eine Falte in der Höhlung des Keilbeins bilden
kann, wodurch dann eine Unregelmäßigkeit des Sinus hervor-
gerufen wird. |
Überhaupt können beim Beginn der Erweiterung der Keilbein-
höhlen die Symptome auf einem Auge überwiegen. Im letzten
Stadium können auch die seitlich am Keilbein gelegenen Nerven
(nervus oculomotorius, abducens, trochlearis und trigeminus) in
Mitleidenschaft gezogen werden. Dadurch erklärt sich dann u. a.
die Lähmung der Augenmuskeln.
Bei normaler Kopfhaltung des Pferdes liegt die Keilbeinhöhle
höher als die Kieferhöhle. Die exsudierten Flüssigkeiten können also
leicht von der ersteren zur letzteren fließen, falls die Öffnung nicht
so klein ist, daß die geringste Schwellung der Schleimhaut den
Abfluß verhindert. Im ersten Falle, den Th. sah, war die Öffnung
durch polypöse Wucherungen geschlossen, beim zweiten mußte
die Schleimhaut erst zerschnitten werden, bevor sie gefunden wer-
den konnte. 1. Fall: 11jährige Stute, Offizierreitpferd, seit einiger
Zeit an doppelseitiger Amaurose leidend, 1 Jahr vorher an In-
fluenza, Tendovaginitis und Schnupfen erkrankt gewesen. Es be-
standen vollkommene Blindheit, stark erweiterte Pupillen, normale
Spannung, Papillen atrophisch, Venen sinuös erweitert. 10 Tage
nach der Untersuchung wurde das Tier getötet: Stirn- und Kiefer-
höhle sowie Keilbein normal. Nach Herausnahme des Gehirns
zeigte sich die Sehnervengrube (sulcus chiasmatis) vorgewölbt, die
Löcher zum Durchtritt der Sehnerven geschlossen und das Chiasma
opticum sowie die Sehnerven abgeplattet. Der sinus sphenoidalis
war stark erweitert und enthielt 20 bis 25 cem einer gelblichen
Flüssigkeit, in der sich Cholesterin-Krystalle vorfanden. Die Öff-
nungen zwischen dem Sinus und den Kieferhöhlen waren durch
polypöse Wucherungen verschlossen, die aber nicht näher unter-
sucht wurden.
2. Fall: Irische Stute, Truppenreitpferd, 18 Jahre alt. Vom
25. 10. 1907 bis 15. 5. 1908 wegen Husten und XNasenausfluß in
— 480 —
Behandlung gewesen. 1. 9. 1909 wurde Blindheit bemerkt. Die
Untersuchung ergab: Beginnende Atrophie der Papillen und Hyper-
ämie der Papillargefäße Die Zentralvenen, besonders im linken
Auge, sinuös erweitert.
Die Erblindung führte Verfasser auf eine Erkrankung des
Sinus sphenoidalis zurück und entschloß sich zur Operation.
In der Humanmedizin war Schäffer-Bremen der erste,
der die Keilbeinhöhle öffnete.
Patient erhielt 0,4 g Morphium subkutan, 100,0 g Chloral-
hydrat per clysma. Dann wurde das Pferd in der Mitte des Halses
tracheotomiert und auf den Rücken gelegt. Darauf Rasieren der
Kehlkopfgegend und Desinfektion mit Jodtinktur. Alsdann 15 cm
langer Schnitt in der Medianlinie, Spalten des ligamentum crico-
thyreoideum und des Ringknorpels, Kokainisieren des Kehlkopfes,
Ansetzen des Trokars, wie ihn Vermeulen-DUtrecht zur Öff-
nung des Luftsackes gebraucht, senkrecht zur Achse des Kopfes
zwischen den Tubae Eustachii. Einige leichte Hammerschläge er-
öffnen alsdann die Keilbeinhöhle. Hiernach floß sogleich etwas
Flüssigkeit durch den Trokar ab, der nun herausgenommen wurde.
Drei Stunden nach der Operation mußte Patient 0,06 g Arekolin
erhalten wegen Verstopfung.
Am ersten Tage bekam er nur Milch. Die Temperatur stieg
auf 38,6°. Am dritten Tage erhielt er schon Hafer. Die Wunde
heilte schnell. Wegen der vorgeschrittenen Atrophie der Papille
war jedoch eine Heilung der Amaurose nicht zu erwarten; das
Pferd wurde daher 9 Wochen nach der Operation getötet.
Bei der Sektion zeigte sich, daß das Stilet in den Sinus ein-
gedrungen war. Es hatte sich aber wieder Flüssigkeit angesam-
melt, die unter hohem Druck stand, weil die Öffnung, etwa 8 mm
groß, zu klein war.
Der Erfolg der Operation hängt ab von dem Grade der Atro-
phie der Sehnerven; deshalb ist möglichst frühzeitige Eröffnung
des Sinus zu fordern.
Bei der Behandlung der Stirn- und Kieferhöhlen ist es sehr
gefährlich, unter hohem Druck zu irrigieren, weil der Inhalt der
Höhlen leicht in die Keilbeinhöhle gelangen kann.
Schlitzenberger hat oft beobachtet, daß nach einer In-
fluenzaepidemie nach Monaten und nach Jahren Fälle von Amau-
rose und anderen Augenkrankheiten auftraten. Th. führt diese
Fälle auf Erkrankungen der Keilbeinhöhlen zurück.
Zusammenfassung:
1. Die Amaurose eines oder beider Augen kann dureh Sinusitis
sphenoidalis hervorgerufen werden.
2. Wegen der Gefahrlosirrkeit ist, wenn man eine Erkrankung der
Keilbeinhöhle vermutet, möglichst bald zur Operation zu
schreiten.
3. Wenn man die Amaurose als redhibitorischen Mangel erklärt,
so muß man den vorhergegangenen Krankheiten, die eine Si-
nusitis sphenoidalis verursachen können, Rechnung tragen.
4. Es ist empfehlenswert, Pferden, die an Nasenkatarrhen leiden,
zur Schleimverflüssieung Jodkalium zu verabreichen.
W. Müller.
Stabsveterinär- und Oberveterinärkursus.
Durch Verfügung des Allgemeinen Kriegsdepartements findet
an der M. V. A. vom 17. Oktober bis 5. November d. Js. ein Stabs-
veterinärkursus und vom 11. November 1912 bis 3. März 1913 ein
Oberveterinärkursus statt.
An dem Stabsveterinärkursus nehmen teil:
Von Preußen: die Stabsveterinäre mit dem Titel O. St. V.:
Iversen, Engelke, Günther, Dahlenburg, Rottschalk, Biermann,
Thomann, Lewin, Hischer, Walther, Erber, Korff. Die Stabs-
veterinäre: Mölhusen, Hensel, Seegert, Böhland, Krüger, Dix,
Tennert, Nordheim, Kühn, Brose, Dietrich, Krill, Herbst, Grund-
mann, Brost, Barth, Mohr, Bandelow und die Remontedepot-
veterinäre: O. St. V. Hinz, Fuchs, Pelka, Giesenschlag und St. V.
Träger. Von Württemberg: die O. St. V. Basel, Dr. Lutz und
Hepp. Von Sachsen: die O. St. V. Richter und Schley.
An dem Öberveterinärkursus:
Von Preußen: die Oberveterinäre Storbeck, Meyer, Freise,
Hansmann, Siebert, Külper, Warmbrunn, Klein, Haase, Pamperin,
Gronow, Wickel, Witte, Dr. Dieckmann, Zoglowek, Klotz, Morgen-
stern, Fontaine, Garbe, Wantrup, Hölscher, Schmidt, Breithor,
Stellmacher, Dröge, Hahn, Lehmann, Giese und Maeder. Von
Württemberg: die O. V. Dr. Huber, Laubis, Bley und Hauber. Von
Sachsen: die O. V. Schierbrandt und Dr. Emshoff.
150 jährige Jubelfeier der Tierärztlichen Hochschule
zu Lyon.
Am 26. bis 28. Oktober begeht die Tierärztliche Hochschule
in Lyon die Feier ihres 150 jährigen Bestehens, für die der Minister
für Landwirtschaft den Vorsitz übernommen und staatliche Mittel
zur Verfügung gestellt hat. Am Sonnabend, den 26. Oktober,
findet im Auditorium maximum der Festakt der Jubiläumsfeier
und der Zweihundertjahrfeier Bourgelats statt. Am Sonntag-Vor-
mittag wird die Büste von Prof. Gatthier feierlichst enthüllt und
für den verstorbenen langjährigen hervorragenden Direktor Prof.
Arloing, dessen Standbild zur Einweihung noch nicht fertig ist, eine
Gedenkfeier veranstaltet. Mittags findet ein Festessen statt, und
abends sind die Festteilnehmer Gäste der Stadt im Rathause. Die
folgenden Tage sind für die Besichtigung der Schlacht- und Vieh-
hofanlagen der Stadt Lyon und der Sehenswürdigkeiten der Stadt
und für Ausflüge in die Umgebung bestimmt.
Ein Damen-Komitee wird sich der Damen der Teilnehmer an-
nehmen und für Unterhaltung sorgen.
Das Organisationskomitee ladet alle Tierärzte der Welt zu der
Feier ein, die zu einer großen Feier der tierärztlichen Wissenschaft
und des tierärztlichen Standes ausgestaltet werden soll.
— 482 —
Die französischen Bahnen bewilligen den Teilnehmern bei vor-
heriger Anmeldung bei dem Direktor der Hochschule, Prof. Alfred
Faure, eine Fahrpreisermäßigung von 50%.
Auszeichnungen.
Den Professoren an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin,
Geheimen Regierungsräten Eggeling und Dr. Fröhner, ist
der Rote Adlerorden III. Klasse mit der Schleife verliehen.
Deutscher Veterinärrat.
Die Plenarversammlung des Deutschen Veterinärrates findet
in der Zeit vom 17. bis 19. Oktober d. Js. in Eisenach statt.
X, Tierärztlicher Weltkongreß in London.
Der ständige Ausschuß der Internationalen Weltkongresse hat
beschlossen, im Anschluß an die Gedenkfeier des 150 jährigen Be-
stehens der Tierärztlichen Lehranstalt in Lyon am 25. Oktober 1912
dortselbst eine Sitzung abzuhalten.
Der deutsche Vertreter, zugleich Vorsitzender des ständigen
Ausschusses, ist Geheimrat Dr. Lydtin.
Gesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin.
Das Institut für öffentliche Gesundheitspflege in Rostock hat
den Namen „Landesgesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin“
erhalten. Es besteht aus zwei Abteilungen, von denen eine der
Erforschung und Bekämpfung der Krankheiten der Menschen
und Tiere, die zweite der Untersuchung von Lebensmitteln und
Gebrauchsgegenständen dient. Eine Nebenabteilung der letzteren
erledigt die gerichtlichen Untersuchungen.
Der Direktor des hygienischen Instituts in Rostock ist gleich-
zeitig Direktor des Landesgesundheitsamtes. Als tierärztliche
Mitglieder gehören dem letzteren Kreistierarzt Hilbrandt und
Dr. Balzer an.
Verschiedene Mitteilungen
Militärtierärztliche Gesellschaft. Im Wintersemester finden
wieder regelmäßig Versammlungen statt. Der erste Vortragsabend
ist am Sonnabend, den 26. Oktober, abends 714 h. c. t., im Restau-
rant Atlas, 1 Treppe, an der Weidendammer "Brücke. An diesem
paag
pe
o
[e}
ad,
— 483 —
Abend wird Stabsveterinär Keutzer einen Vortrag über „Die
Einteilung der Gräser und ihre Erkennung in
der Blüte‘ halten. Anmeldungen von Vorträgen für spätere
Versammlungen werden gern entgegengenommen und sind recht-
zeitig zu richten an den Vorsitzenden, Generalveterinär Dr. Hell.
Rennsiege eines Veterinäroffiziers in Tsingtau. Während
die Militärveterinäre in Österreich-Ungarn sich vielfach am Renn-
sport beteiligen und manche vortrefflichen Siege zu verzeichnen
haben, haben sich die deutschen Veterinäroffiziere bisher noch
völlig vom Rennreiten ausgeschlossen. Daher dürfte wohl die
Leser die Nachricht interessieren, daß nach der „Kiautschou
Post“ Stabsveterinär Mrowka in Tsingtau ein eifriger Renn-
reiter ist. Auf dem Frühjahrsmeeting des Tsingtau-Rennvereins
ist er nicht weniger als sechsmal im Sattel gewesen und in diesen
Rennen dreimal als erster und einmal als zweiter durchs Ziel
gegangen. Der „K. P.“ zufolge ist es seinem geschickten Reiten
zu verdanken, daß der Fünfviertelmeilen-Rekord (2000 m) nicht
unerheblich gedrückt wurde. Im Flachrennen nämlich legte der
chinesische Pony „Eo ipso“ unter Mrowka die Entfernung von
2000 m in 2 Min. 46% Sek. zurück. Die deutschen Rennpferde
laufen in derselben Zeit etwa 400 m mehr. Die Ponys kommen
roh aus der Mongolei und werden in Tsingtau trainiert. Wir
wünschen dem jungen Rennreiter weitere Erfolge!
Jodtinkturflasche nach Marinestabsarzt Dr. Scheel. Dr. Scheel
hat zur Desinfektion mit Jodtinktur nach der Grossichschen
Methode eine Flasche konstruiert, mit der es ermöglicht ist, die
Hautdesinfektion stets mittels eines sterilen Tupfers vorzunehmen.
Die Flasche ist von länglicher, achteckiger Form, faßt etwa 50 bis
100 cem, besteht aus diekem, dunklem Glas und hat einen in den
weiten, kurzen Hals eingeschliffenen Glasstöpsel. An diesem ist
ein ziemlich langer, fast bis auf den Boden reichender massiver,
in die Jodtinktur ständig eintauchender Glasstab befestigt, an
dessen mit Rillen versehenem Ende ein kleines Stück Asbest auf-
gewickelt ist.
Diese Jodtinkturflasche stellt einen luftdichten Behälter dar,
in dem die Jodtinktur vor dem Verderben geschützt ist, und die
einen bei jedem Grad der Füllung der Flasche keimfreigemachten,
stets gebrauchsfertigen Tupfer in sich schließt.
Die Vorteile gegenüber der bisher üblichen Methode liegen
in der besseren Dosierung der aufzutragenden Menge der Jod-
tinktur, in dem Fortfall der in besonderen sterilen Gefäßen mitzu-
führenden Tupfer, in dem Nichtbeschmutzen der Hände und In-
strumente (Pinzetten und Holzstäbchen) mit Jodtinktur und der
durch Eintauchen in die Jodlösung ständig sterilen, durch diese
nicht zerstörbaren Asbesttupfer.
Die Flasche kann von der Firma Evens & Pistor-Cassel zum
Preise von 1 M. bezogen werden.
Behandlung des Starrkrampfes bei Pferden mit Pilocarpin.
Zwei französische Tierärzte haben mit dieser Behandlung über-
raschende Erfolge gehabt. Nachdem die erkrankten Tiere in einen
— 484 —
dunklen Stall gebracht sind, wird dreimal täglich 0.1 Pilocarpin
subkutan gegeben. Nach &8tägiger Behandlung schwanden die
Krankheitssymptome.
Tierärztliches Meldewesen in Berlin. Der Polizeipräsident
von Berlin erinnert daran, daß mit Bezug auf die Verordnung
vom 15. Dezember 1902, betr. das Meldewesen der Ärzte, Zahn-
ärzte und Tierärzte Berlins zu der vorgeschriebenen Meldung für
den ganzen Landespolizeibezirk Berlin der Königliche Departe-
mentstierarzt, Veterinärrat Koschel, zuständig und an den
Wochentagen vormittags im Dienstgebäude am Alexanderplatz.
Eingang HI, 2. Stock, Zimmer 274, zu sprechen ist.
Deutscher Erfolg auf der Olympia-Pferdeschau in London.
In diesem Jahre war eine offizielle Beschiekung mit Vertretern
unserer Armee nicht ins Auge gefaßt worden. Dagegen hatte ein
einziger deutscher Offizier privatim mit Allerhöchster Genehmigung
ein Pferd zur Olympiaschau genannt. Es war Lt. Erberaf v. Fugger
vom Regt. Gardes du Corps, der seine Sjährige schwarzbraune Stute
„Othero“, von „Oetober“, einem Beberbecker Perkunos-Sohn aus
einer Chamantstute, für die Konkurrenz leichterer Chargenpferdr
gemeldet hatte. 16 Pferde, darunter ein französisches, sonst nur
englische, traten gegen „Othero“ in Wettbewerb, wobei diese Stute
zunächst nach einer flüchtigen Musterung im Gang als vierte auf-
gestellt wurde. Bei näherer Betrachtung wurde „Othero“ jedoch
von den Preisrichtern, einem englischen, französischen und schwe-
dischen Offizier, auf den zweiten Platz dirigiert. Nachdem sämt-
liche Preisriehter die ostpreußische Stute und das bis dahin an
erster Stelle stehende englische Pferd schließlich durch eigenes
Reiten eingehend geprüft und ausprobiert hatten, wurde „Othero“
endlich der 1. Preis zugesprochen. Diesem Erfolge des einzigen
deutschen Reitpferdes in London muß entschieden eine nicht zu
unterschätzende Bedeutung beigelegt werden. Die 8jährige Stute
ist nach den Feststellungen des Reichsverbandes für deutsches
Halbblut in Ostpreußen von dem Züchter Emil Soldat-Pleinlanken,
Kreis Insterburg, gezogen. Ihr Vater „October“ ist 1890 in Beberbeck
geboren und kam 1893 als Landbeschäler nach Insterburg. Seine
Mutter „Ottilie“ gehört der besten Stutenfamilie Beberbecks an, die
seinerzeit aus dem Fr. W. G. nach dem Rheinhardswald über-
siedelte. „Ottilie“ stammte vom „Chamant xx“. „October“ selbst
hat, nach dem Blutwert berechnet, 8333 xx und 5€%, ox Blut in
sich. (Zeitschrift für Gestütkunde.)
Verbesserung des Avancements der französischen Militär-
veterinäre. Nach einer Notiz in Le Bulletin vétérinaire vom
15. Juli 1912 ist im französischen Kriegsministerium unter dem
Vorsitz von Millerand über den Vorschlag des Deputierten
Mequillet -—- Aufbesserung der Militär-Veterinäre — beraten
worden. Es wurde festgestellt, daß die Zahl der Zivilstudieren-
den bei den Tierärztlichen Hochschulen in Alfort, Toulouse und
J,yon seit Jahren die gleiche bleibt, während die der Militärstudie-
— 485 —
renden von Jahr zu Jahr zurückgeht, besonders seit 1906. Mé-
quillet schlug vor, zur Besserung des Avancements neue Stellen
zu schaffen, und zwar 1 Veterinärinspekteur mit dem Rang eines
Brigadegenerals, mehrere Vétérinaires principaux 1. Klasee mit
Oberstenrang und mehrere Vétérinaires principaux 2. Klasse mit
Oberstleutnantsrang. Außerdem wurde Gleichstellung der Vete-
rinäre mit den Ärzten und Bildung eines Veterinärkorps gefordert.
Serodiagnostik. Kurze Zusammenstellung der biologischen Reak-
tionen nebst einem Anhang über die wichtigsten Protozoen von
Dr. M. Piorkowski, Berlin. Mit 11 Abbildungen. Verlag von
Richard Schötz, Berlin 1912. Preis 1,50 Mk.
In der kleinen nur 38 Druckseiten umfassenden Broschüre war Verfasser
sichtlich bemüht, in möglichst kurzer und prägnanter Art nur das durchaus
Wissenswerte auf dem Gebiete der Serodiagnostik zusammenzufassen, soweit
dieses zum Verständnis der biologischen Vorgänge unentbehrlich ist. Am
Schluß ist eine kurze Beschreibung der in neuerer Zeit zu größerer Bedeutun
gelangten Protozoen beigefügt. Studierenden und Tierärzten, die sich ‚schnell
über die wesentlichsten serodiagnostischen Methoden sowie über die bezüg-
lichen Fachausdrücke orientieren wollen, wird das kleine Werkchen will-
kommen sein. Wöhler.
Sammlung deutscher Reichs- und Landesgesetze mit Erläuterungen.
Viehseuchengesetz. Vom 26. Juni 1909. Nebst den Ausführungs-
vorschriften des Bundesrats vom 7. Dezember 1911 und einem
Anhange, enthaltend die anderen Reichsgesetze zur Bekämpfung
vonViehseuchen, sowiedas preußische und bayerische Ausführungs-
gesetz. Herausgegeben von Dr. Helmuth Lehmann, Gerichts-
assessor in Charlottenburg. Verlag von C.L. Hirschfeld, Leipzig.
Preis in grau Leinen gebunden 3 Mk.
Das Werk enthält das Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909, die Aus-
führungsvorschriften des Bundesrats zum Viehseuchengesetz, die Anweisung
für die tierärztliche Feststellung der Tuberkulose, für das Desinfektions-
verfahren bei Viehseuchen, für das Zerlegungsverfahren und für die
unschädliche Beseitigung von Kadavern und Kadaverteilen. Im Anhang
ist beigefügt das Reichsgesetz, und zwar betreffend 1. Maßregeln gegen
die Rinderpest, 2. Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinderpest
erlassenen Vieh-Einfuhrverbote, 3. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen
bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen und 4. die Beseitigung von Tier-
kadavern. Ferner enthält der Anhang unter 5 die Ausführungsbestimmungen
des Bundesrat3, betreffend die Beseitigung von Tierkadavern, unter 6 das
Preußische Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom 25. Juli 1911
und unter 7 das Bayerische Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom
13. August 1910. Die preußischen, bayerischen und sächsischen Ministerial-
verordnungen sollen in einem besonderen, einzeln käuflichen Nachtragheft
demnächst folgen. Zur schnellen und zuverlässigen Orientierung des Lesers
sind bei den einzelnen Paragraphen des Viehseuchengesetzes Anmerkungen
— 486 —
gemacht, die eine knappe, aber ausreichende Erläuterung der Gesetzesbestim-
mungen geben und gleichzeitig auf andere bei der Anwendung eines Para-
graphen in Betracht kommende Gesetzesstellen hinweisen. Zu diesem Zweck
ist auch bei jeder Gesetzesbestimmung grundsitzlich die dazu gehörige Straf-
vorschrift angegeben. Das buchhändlerisch gut ausgestattete und in Taschen-
format erschienene Werk ist hauptsächlich für den praktischen Gebrauch des
Tierarztes, Landwirtes und Verwaltungsbeamten bestimmt. Wöhler.
B Personalnachrichten
Preufsen. Befördert: Zum Generalleutnant: Generalmajor
Wandel, Dir. des Allgem. Kriegs-Dep. — Zum Oberst: Oberstlt.
v. Glasenapp, Milit. Veter. Insp. — Zu K.St.V. die O.St.V.: Lewin beim
K.R. 4, unter Versetzung zum Gen. Kom. I. A.K., Mierswa beim
Fa. 42, unter Versetzung zum XX. A.K., Scholtz beim Fa. 14,
unter Versetzung zum Gen. Kom. II. A.K., vorl. ohne Patent, Petsch
beim 2. G.U.R., unter Versetzung zur M.V.A., vorl. ohne Patent. —
Wöhler, K.St.V. bei der M.V.A. ein Patent seines Dienstgrades er-
halten. — Zu St.V. befördert: die O.V. Dr. Perkuhn beim U.R. 3,
Hennig bei der Milit. Lehrschm. in Berlin, Kraenner beim Fa. 34,
Lührs beim 1.G.Fa., Zeumer beim Fa. 61, Roth beim D.R. 5, dieser
unter Versetzung zum H.R. 9, Seidler beim H.R. 16, Seminler beim
R. der Gardes du Corps, Moldenhauer beim Fa. 27, Schmidt beim
U.R. 6, Bochberg beim H.R. 6, dieser unter Versetzung zum K.R. 5,
Wiechert beim Fußa. 7, unter Versetzung zum Fa. 84. — Zum O.V.
befördert: Lemhöfer, V. beim D.R. 22. — Zu U.V. befördert: die
bish. Stud. d. M.V.A.: Brendecke, Flemming, Lepinsky, Pape,
Kömpf, Stier, Leitner, Büntzel, Bonger. — Versetzt: Tetzner,
K.St.V. u. Erster Inspiz. b. d. M.V.A, zum Gen. Kom. d. G.K,
Schmieder, K.St.V. u. K.V. beim Gen. Kom. I. A.K., zum XXI. A.K.;
die St.V.: Dr. Pätz beim 2. L.H.R. 2, zum Fa. 14, Stahn beim D.R. 11,
zum Train-B. 2, Guhrauer beim Train-B. 2, zum 2. L.H.R. 2, Duill
beim Train-B.7, zum K.R.4, Timm beim U.R. 6, zum Fa. 42, Fischer
beim 2. G.U.R., zum D.R. 4, Günther beim 1. L.H.R.1, zum Train-B. 17,
Blunk beim H.R. 9, zum Train-B. 15, Dr. Dreyer beim K.R.4, zum
Train-B. 7, Karstedt beim U.R. 7, zum Fa. 8, Müller b. d. Milit.
Lehrschm. in Berlin, zum 2. G.U.R., Christ beim D.R. 4, zum Fa. 79,
Ehrle beim Fa. 8, zum Fa. 80, Parsiegla beim D.R. 6, zum Fa. 80,
Laabs beim Train-B. 17, zum Fa. 81, Baumann beim Jäg. R. z. Pf. 4,
zum Fa.82, Tschetschog beim Fa.71, zum Fa. 82, Biermann beim
Fa. 70 zum Fa. 83, Heydt beim Train-B. 15, zum Fa. 84, Jocks
beim Lehr-B. d. Fußa. Schießsceh., zum Lehr-R. d. Fußa. Schießsch,,
Brilling beim K.R. 3, zum Train-B. 20, Wesolowski beim H.R. 14,
zum Train-B. 21; die O.V.: Ammelounx beim Fa. 15, zur Milit. Lehr-
schmiede in Berlin, Wickel beim Fa. 1, zum D.R. 11, Borcherdt
beim U.R. 14, zum Fa. 15, Dr. Dieckmann b. d. M.V.A., zum D.R. 6,
Klotz beim U.R. 3, zum 1. L.H.R, 1, Scheike beim Train-B. 5, zum
— 487 —
H.R. 6, Lehmann beim Fa. 16, zum Fußa. 1, Wendt beim D.R. 15,
zum U.R.7, Weber beim H.R. 11, zum Fußa. 13, Scholz beim H.R. 4,
zum Fußa.6, Wagenknecht beim Fa. 8, zum Fa. 70, v. Holwede
beim Fa. 59, zum Fußa.7, Rothenstein beim R. der Garde du Corps,
zum Fußa. 9, Schunk beim U.R. 11, zum D.R. 5, Richters beim
D.R. 11, zur M.V.A,, Bähr beim D.R. 10, zum Fa. 81, Volkmann
beim Fa. 33, zum Fußa. 16, Hommelsheim beim D.R. 7, zum Fußa. 18,
Sommerfeld b. d. M.V.A., zum Fußa. 20, Wiedemann beim Lehr-R.
d. Fa. Schießsch., zum Lehr-R. d. Fußa. Schießsch., Kürschner
beim 1. G.Fa., zum Telegr. B.5; die V.: Dr. Buchal beim Fa. 53,
zum Lehr-R. d. Fa. Schießsch., Möller beim Fa. 45, zum D.R. 1,
Viehmann beim H.R. 13, zum H.R. 14, Siehring beim Fa. 2, zum
Fa. 71, Klabe beim Fa. 73, zum D.R. 10, Gneufs beim Fa. 72, zum
D.R. 11, Zappe beim Fa. 63, zum Fa. 33, Dr. Burghardt beim
3. G.Fa., zum 2.G.U.R., Mangelow beim Fa. 46, zum Jäg. R. z. Pf. 4,
Dr. v. Böhm beim U.R. 1, zum H.R. 4, Dr. Rathsmann beim Fa. 67,
zum D.R. 15, Dr. Berger beim Fa. 15, zum U.R. 14, Osinski beim
Fa. 70, zum U.R. 3, Dr. Heise beim Fa. 75, zum Fa. 59, Dr. Bumann
beim K.R. 7, zum H.R. 11, Bayer beim Fa. 66, zum H.R. 13,
Schäfer beim Fa. 21 zum Fa. 79, Dr. Löffler beim L.D.R. 24, zum
Fa. 83. — Völker, Königl. Württ. St.V., komm. nach Preußen, jetzt
beim 4. Württ. Fa. 65, wird dem H.R. 8 überwiesen. — Martin,
V. beim Fa. 44 wird behufs Verwendung beim 3. Württ. Fa. 49 nach
Württemberg kommandiert. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension
u. d. Erl. zum Tragen ihrer bish. Uniform bew.: den K.St.V.:
Bartke beim Gen. Kom. II. A.K., Herbst beim Gen. Kom. d. G.K.
beiden unter Verleihung des Kr.O.3.; dem O.St.V. Priefs beim
H.R. 8. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension aus dem aktiven
Heere bew.: Lange, O.V. beim D.R. 1, zugleich ist derselbe bei den
Veterinäroffizieren der Landw. 1. Aufg. angestellt. — Kaiserl.
Schutztruppen: Knochendöppel, O.V. i. d. Schutztr. f. S.W.A.,
zum St.V. befördert. — Beurlaubtenstand: Dr. Litty (Halle a. S.),
O.V. der Res. zum St.V. befördert. Der Abschied bew.: Böhme
(Altenburg), Schmidt (II. Dortmund), Schulz (Lüneburg), O.V. der
Landw. 2. Aufg.
Bayern. U.V. Götz des 2. Chev. R. zum V. in diesem R. mit
Patent v. 22. 7. 12 befördert.
Sachsen. Kuhn, O.St.V. beim 3. Fa. 32, unter Versetzung zum
Gen. Kom. XIX. A.K., zum K.St.V. befördert. Krause, St.V. beim
Karab.R., zum 3. Fa. 32 versetzt. Die O.V. Schumann beim
2. H.R. 19 zum St.V. befördert. Dr. Emshoff der Milit. Abt. b. d.
Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden zum Fußa.B. 19,
Schütze beim Train-B. 19 unter Enthebung von dem Kmdo. zur
Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden
zum 2. H.R. 19, Bauer beim 5. Fa. 64 zur Milit. Abt. b. d. Tierärztl.
Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden kdrt. u. z. 2. Train-B. 19,
Peritz beim 1. Fa. 12 zur Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d.
Lehrschm. zu Dresden, Bergelt, V. beim 7. Fa. 77, zum Karab.R.
— versetzt. Walther, K.St.V. beim Gen. Kom. XIX. A.K., mit der
gesetzl. Pension u. m. d. Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform,
— 488 —
der Abschied bew. unter Verleihung der Krone zum Ritterkreuz
I. Kl. des Albrechts-Ordens. Kegler, O.V. beim 2. H.R. 19, auf
sein Gesuch zu den Veterinäroffiz. der Landw. 1. Aufg. überge-
führt. — Stiegler, O.St.V. bei der Milit. Reitanstalt, unter Ver-
setzung zum Gen. Kom. des XII. A.K, zum K.St.V. befördert. —
Schley, St.V. (m. d. Titel O.St.V.) beim 4. Fa. 48, zur Milit. Reit-
anstalt; die St.V. Werrmann beim 1. Train-B. 12 zum 4. Fa. 48,
Rehm beim 3. U.R. 21 zum 1. Train-B. 12 — versetzt. Offermann,
O.V. beim 4. Fa. 48, unter Belassung in dem Komdo. zum Kaiserl.
Gesundheitsamt in Berlin zum St.V., Walther, V. beim G.R.R.
zum O.V. — befördert. Müller, K.St.V. beim Gen. Kom. des
XII. A.K, m. d. gesetzl. Pension u. m. d. Erl. zum Tragen seiner
bish. Uniform der Abschied bewilligt.
Württemberg. Völker, St.V. beim Fa. 65, wird behufs Ver-
wendung beim H.R. 8 nach Preußen kdrt. Claufs, St.V. beim
Train-B. 13, zum Fa. 65, Schmehle, überz. St.V. beim Fa. 49, als
etatsm. St.V. zum Train-B. 13 — versetzt. König, O.V. beim
Fa. 49, zum überz. St.V. befördert. Martin, Königl. Preuß. V.
beim Fa. 44, vom 1. 10. 12 ab nach Württemberg kdrt, dem
Fa. 49 überwiesen.
Ordensauszeichnungen. Der R.A.O. 3. Kl. mit der Schl. dem
G.V. u. Dir. der M.V.A. Dr. Hell, der K.O. 3. Kl. dem O.St.V. a. D.
Grefsel, der R.A.O. 4. Kl.: dem O.St.V. Tiedke beim Rem. Dep. i.
Bärenklau, den St.V.: Werner beim Fa. 39, Hentrich bei der
Milit. Lehrschm. i. Berlin, Keutzer bei der M.V.A., Heinze beim
Fa. 40, Aulich beim Fa. 5 und Schmidt beim 1. G.D.R., dem
Königl. Sächs. K.St.V. Kuhn und O.St.V. Richter. Das Ritter-
kreuz I. Kl. d. Königl. Sächs. Albrechts - Ordens: dem K.St.V.
Stiegler und O.St.V. Blumentritt.
Promotionen. An der Tierärztl. Hochsch. zu Berlin die U.V.
an der M.V.A.: Müller, Wachsmuth und Behn.
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Geboren. Eine Tochter dem Herrn Oberveterinär Dröge,
Militär-Lehrschmiede Berlin.
Berichtigung.
Im vorigen Heft muß es in dem Referat „Die operative Be-
handlung des Kehlkopfpfeifens“ Seite 426, Zeile 3 im 2. Absatz
heißen: „Ringgießkannenmuskellähmung“ statt „Ringschildmuskel-
lähmung.“
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s x T. R., 19. 9. 1910 AI”
= P Oberstabsveterinär Kalkoff:" Z. f. V., Heft 11, 1910
um 22 Priess, Oberveterinäre Nordt Garbe, D >
7) Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V.,Heft5, 1011 |=
z3 „ Stabsveterinär Achterberg: Z. f: V. Heft 6. 1911 a | 0°
S „ Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24.8.11 -J ”
eg Indikationen: Distorsionen, akute A BE E =. =
S| entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, |@ |=
L Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzün- = N
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fördern die Verdauung, regen zur
Freßlust an und die Tiere werden
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Holznager usw. bekunden, daß sie
an Salzhunger leiden und diesen soll
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die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig-
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzlig-
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti-
zitätdes Ganges, vergrößert die Leistungs-
fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
Adie Prellung.“
NO Wohltät ig und heilend wirkt unsere Hufeinlage
Sa bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang-
S huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen
3 und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein-
gallen, Hornspalten usw.
Die Entstehung von Nageltrittverletzungen
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit
werden in den meisten Fällen geheilt.
: Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eis ver-
hindert.
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
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24, Jahrg. November 1912, 11. Heit.
INNEN NENET INIEINDINZEVSSE III
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ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE -
Herausgegeben von den
Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie,
dem technischen Vorstand und den Assistenten
der Militär-Lehrschmiede Berlin
. Redigiert von Korpsstabsveterinär
Wöhler
Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie
Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr, 68-71
AAAA aA aA aA arar Ar aAa aA TENEAN
Inhaltsangabe.
Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des Perdes durch SE Ore ,
pilzvergiitung. Von Korpsstabsveterinär Tetzner . . . . 489—504
Mitteilungen aus der Armee . . . ne. 505-514
Polyarthritis rheumatica bei einem Pferde. Von Oberveterinär
Wiedemann. — Strychninvergiftung beim Pferde. Von Stabsveterinär
Dr. Hock. — Gallensteinkolik beim Pferde. Von Veterinär Grimm. —
Mehrere gleichzeitig. aufgetretene Fälle von Lumbago. Von Stabs-
veterinär. Klinner.
Referate . . . praua a ar ee ce ae ee a A520
Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte. Von
Korpsstabsveterinär Feldtmann. — Einecker: Über einige neuere
Desinfektionsmittel (Phenostal, Morbicid K. T. und Husinol). Arbeiten
aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, Bd. 28, Heft 2, 1911. — Schlas-
Der Der Einfluß des Salvarsans auf die Nieren bei intravenösen
niektionen.. Dermatologische Zeitschrift Heft 10, 1912. — Dörrer:
ie verhalten sich die Beugesehnen am Fuße des Pferdes hinsichtlich
ihrer Spannung beim Durchtreten und beim Abschwingen bezw. Ab-
stemmen? Der Hufschmied Nr. 10, 1912. — Fröhner: Weitere '
Untersuchungen über den diagnostischen Wert der Opthalmoreaktion
beim Rotz. Monatshefte für prakt. Tierheilkunde 10. u. 11. Heft. 1912. —
Abderhalden und Weil: Uber die Diagnose der Schwangerschaft
mittels der optischen Methode und des Dialysierverfahrens. B. T. W.
und Münch. Medizin. Wochenschrift 1912. — Sinigaglia: Unter-
` suchungen über Staupe. La clinica veterinaria rassegna di polizia
sanitaria e di igiene N. 10. 1912.
Tagesgeschichte Goe ee ne 020530 4
Verschiedene Mitteilungen . . : . : 2: 2 2 2 m nn nn nn. 590-534
Bücherschau . . ::: 20 534535
Personalnachrichten . . . . : : 22m nn en
| Ausgegeben am 2. November 1912. r
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Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des
Pierdes durch Schimmelpilzvergiitung.
Von Korpsstabsveterinär Tetzner.
(Schluß.)
Der Pilzgehalt gesunder Futtermittel schwankt sehr. Bei
den Futtermitteln vegetabilischer Herkunft hängt er ab vom Bau
der Pflanzen oder deren einzelnen Teilen, von dem Wetter während
der Vegetations- und der Erntezeit, der Behandlung und Aufbe-
wahrung nach der Ernte, der Art der Weiterverarbeitung und der
Art des Transportes u. a. mehr.
Die Art der in einem Futtermittel sich entwickelnden Pilzflora
und der durch sie bewirkten Stoffzersetzung wird nach Lafar
(10) durch die chemische Zusammensetzung des Futtermittels,
seinen Wassergehalt, die Anwesenheit oder Abwesenheit des
atmosphärischen Sauerstoffs und durch die Temperatur bedingt.
Die an und in den Futtermitteln vorkommenden Pilze stellen in
diesen Beziehungen ganz verschiedene Ansprüche.
Die bei geringem Feuchtigkeitsgehalte in den
Futtermitteln sich vermehrenden Pilze sind lediglich Eumyceten,
die hauptsächlich zu den Gattungen Aspergillus, Penicillium, Mo-
nilia u. a. gehören. Erst bei erheblich höherem Wassergehalt
stellen sich Schizomyceten ein.
Unter natürlichen Verhältnissen verlaufen die in den Futter-
mitteln eintretenden Zersetzungen bei mittlerer Tempera-
tur, und es entwickeln sich daher auch vorwiegend die bei dieser
am besten gedeihenden Pilzarten. Tritt aber aus irgendeinem
Grunde längere Zeit eine Temperaturerhöhung ein (Selbst-
erhitzung), so vermehren sich auch besonders die bei höheren Tem-
peraturen besser gedeihenden Arten (Aspergillus flavus, A. niger,
Rhizopus nigricans u. a.), die bei dem Verschimmeln unter ge-
wöhnlichen Verhältnissen mehr zurücktreten.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 32
— 490 —
Von großem Einfluß auf die Flora in Zersetzung begriffener
Futtermittel ist deren chemische Zusammensetzung.
Die Eumyceten allerdings sind von ihr nur in geringem Grade ab-
hängig, da der Kreis der von ihnen verwertbaren Nährstoffe ein
sehr großer ist.
Bekannt ist auch, daß die verschiedenen Pilze sich gegenseitig
durch ihre Stoffwechselprodukte beeinflussen, daß bei gleichzeitiger
Anwesenheit verschiedener Arten bei einzelnen von ihnen sowohl
eine Beschleunigung im Wachstum stattfinden kann als auch um-
gekehrt eine Hemmung.
Bezüglich der bekannten Schädlichkeit verschimmelter Futter-
stoffe glaubte Gerlach (7), daß die nachteilige Wirkung weniger
von den Schimmelpilzen selbst als vielmehr von der durch sie zer-
setzten Substanz herrührt.
Nach Dammann (1) nähren sich die Schimmelpilze von den
Stoffen des Substrats und bilden bei deren Zerlegung Zwischen-
produkte von noch unbekanntem Charakter. Unzählige Male sei
es gesehen worden, daß der Genuß schimmeliger Nahrung
schwere Erkrankungen bei den Haustieren verursacht hat, vielleicht
ebenso häufig sci dieser aber ohne Folgen geblieben. Allerdings
habe die Analyse bisher weder in den Futterstoffen, in denen die
Schimmelpilze vegetieren und Zersetzungsprodukte bilden, ein Gift
nachgewiesen noch auch in den Saprophyten selber. Damit sei aber
nicht bewiesen, daß es fehle. Man könne annehmen, daß eine in
den Schimmelpilzen vorhandene ursprünglich indifferente Substanz
erst durch eigentümliche, im Digestionsrohr vor sich gehende Um-
setzungen zu einem toxischen Körper wird. Vielleicht noch berech-
tigter sei die Annahme, daß die Schimmelpilze in den Verdauungs-
organen durch ihre Einwirkung auf die Ingesta, vor allem auf die
Amylacea, deletäre Stoffe erzeugen.
Falk (3) hat mit Penicillium glaucum Versuche angestellt
und konnte feststellen, daß die Einwirkung von Mund- und Bauch-
speichel, von Magensaft und Galle bei Körpertemperatur (im Ver-
dauungsofen) die Lebensenergie bzw. die Entwicklungsfähigkeit
dieses Pilzes durchaus nicht beeinträchtigt; nur wenn dieser faulen
Abdominaldrüsensäften ausgesetzt worden war, zeigte sich zwar
nieht immer Zerstörung, aber stets eine Beeinträchtigung der
Lebenstätigkeit, namentlich in Gestalt von Verzögerung der Keim-
fähigkeit. Es erhellt hieraus, daß der gewöhnliche Brotschimmel
innerhalb des größten Teils des Digestionskanals seine Lebenstätig-
keit bewahren kann. Er muß im Verdauungskanal selbst seine
Wirkung, wenn eine solche überhaupt in Frage kommt, entfalten;
denn erfahrungsgemäß bleibt er endermatisch oder direkt in das
Gefäßsystem gebracht ganz ohne Effekt.
Auch vom Aspergillus fumigatus konnte Falk nachweisen,
daß dieser in gleicher Weise wie der vorige gegen die frischen
— 491 —
sauren wie alkalischen Verdauungssäfte resistent ist, durch Fäul-
nisfermente aber geschwächt wird.
Durch Fütterungsversuche hat Pusch (14) festgestellt, daß
der Verdauungsvorgang beim Pferd, Kuh, Schaf, Ziege und
Schwein nicht imstande ist, die Sporen von Tilletia caries abzu-
töten, daß aber Temperaturen von der Höhe der Blutwärme der
Tiere den Keimungsprozeß dieser Sporen aufhalten, weshalb deren
Keimung innerhalb des Tierkörpers ausgeschlossen erscheint.
Bei seinen Fütterungsversuchen mit Reinkulturen von Peni-
cillium glaucum konnte Zippel (19) weder beim Hund, Kanin-
chen, Ziege noch Pferd Krankheitserscheinungen auslösen; dagegen
gingen Kaninchen unter Lähmungserscheinungen zugrunde, wenn
sie verschimmelte Kleie, die mit Kleienwasser angesetzt war und
über drei Tage gestanden hatte, gefressen hatten.
Nach Tereg und Arnold (16) sind bei Tieren die Ver-
giftungserscheinungen nach Aufnahme verschimmelten Brotes ähn-
lich wie beim Menschen, nur trete die für Cholinwirkung
charakteristische Lähmung dominierend auf, womit auch der rasche
Verlauf der Erkrankung — Tod in kurzer Zeit oder Genesung —
übereinstimme.
Pott (13) gibt an, daß in Gemeinschaft mit den Schmarotzer-
pilzen auf den davon befallenen Pflanzen auch andere saprophy-
tische Pilze vorkommen, die giftige Zersetzungsprodukte liefern.
So finde man neben dem Schwärzepilz stets auch Leptosphaeria
tritici, Phoma secalinum und Septoria graminis. Nicht ohne Grund
nehme deshalb G. Loprione an, daß Cledosporium herbarum
und seine verwandten Formen an sich keine giftigen Eigenschaften
besäßen, obgleich diese für von Schwärze befallenen Roggen und
andere Pflanzen bestimmt nachgewiesen seien.
Während Friedberger und Fröhner (4) angeben, daß
die Schimmelpilze an und für sich kaum schädlich seien, aber
durch die Zersetzung der verschiedenen pflanzlichen Substrate
wahrscheinlich zur Bildung giftiger ptomainartiger Stoffe Ver-
anlassung geben, sagt Fröhner (6): Die genaueren Vorgänge
bei der Giftwirkung der Schimmelpilze sind nicht bekannt. Wahr-
scheinlich handelt es sich um ein Toxin von scharf narkotischer
Wirkung, das von den Schimmelpilzen in den Futterstoffen erzeugt
wird. Leber hat in Kulturen von Aspergillus fumigatus und
Penicillium glaucum ähnliche entzündungserregende Toxine nach-
gewiesen wie das von ihm in den Kulturen der Eiterbakterien ge-
fundene Phlogosin. Je nach der Menge und Beschaffenheit dieses
Toxins, je nach dem Zustand der Magen- und Darmschleimhaut
(gesund oder krank) sowie je nach der individuellen Prädisposition
(Immunität!) sind die Erscheinungen der Schimmelpilzvergiftung
verschieden. Eine physikalische Einwirkung der Schimmelpilze
90O%
32
— 492 —
auf den Körper (Einwanderung von Pilzen in die Blutbahn) ist
nicht anzunehmen.
Bezüglich der Beurteilung der saprophytischen Pilze in Futter-
mitteln erklärt König (9), daß weder die saprophytischen höheren
Pilze noch die Bakterien der Futtermittel an und für sich dem Or-
ganismus schädlich seien, wie Fütterungsversuche und die all-
tägliche. Praxis beweisen. Erst die durch Lebensvorgänge ent-
standenen Stoffwechselerzeugnisse oder die von den Pilzen aus-
geschiedenen Toxine könnten dem Organismus schädlich werden.
Nach Lafar (10) ist von einer Reihe pflanzenbewohnender
Pilze wohl bekannt, daß sie durch Verfüttern an das Vieh Ver-
giftungen hervorrufen können, die Giftstoffe selbst sind aber noch
zu untersuchen. Ein wenig weiß man vom Ustilagin der Ustilago-
arten, das von Rademacher und Fischer aus dem Mais-
brand dargestellt und als ein alkaloidartiger Körper erkannt wurde.
Von den Schimmelpilzen enthalten die pathogenen Aspergillusarten
(A. fumigatus und A. flavescens) stark giftige Stoffe in ihren
Sporen. Pathogene Mucorineen wirken nach Barthelat nur
traumatisch, nicht toxisch.
Butkewitsch hat nachgewiesen, daß Aspergillus niger,
Mucor racemosus und Rhizopus nigricans aus Pepton und Fibrin
nicht bloß Ammoniak, sondern als Zwischenstufen auch Amino-
säuren (Leucin und Tyrosin) bilden. Erschwerung des Luftzutritts
fördert bei Aspergillus die Ansammlung von Aminosäuren. Shi-
bata berichtet neuerdings ebenfalls über ein Enzym des Asper-
gillus niger, das Amidkörper spaltet.
Bezüglich ihrer chemischen Wirkung sind die Asper-
gillaceen wohl am meisten untersucht worden. Nach Lafar (10)
sind bei allen darauf untersuchten Arten Enzyme als Träger zer-
setzender Wirkungen konstatiert worden. Spaltung insbesondere
von Kohlehydraten (Disacchariden und Polysacchariden), Glyco-
siden, Fetten und Eiweißkörpern durch Invertase, Maltase, Lactase,
Amylase (Diastase), Inulase, Cellulase (Cytase), Pectinase, Meleci-
tase, Raffinase, Emulsin, Lipase, Protease u. a. sind bekannt, auch
Labenzym, Amidase, Tannase sowie oxydierende und reduzierende
Enzyme sind angegeben. Ganz besonders sind Aspergillus niger
und die Sammelspezies „Penicillium glaucum“ als Versuchsobjekt
zu diesen Untersuchungen herangezogen worden. Durch die Un-
klarheit über das, was den Autoren als „Penic. glaucum“ vorlag,
wird aber der Wert aller hierher gehörigen Resultate erheblich be-
einflußt. Nur in wenigen Fällen sind freilich die bezüglichen En-
zyme bislang in Substanz isoliert worden, gewöhnlich wurde ihr
Vorhandensein durch Reaktionen mit der Kulturflüssigkeit oder
auch mit Extrakten der zerriebenen Schimmeldecken nachgewiesen.
Neben den enzymatischen sind eigentliche Gärwirkungen im
engeren Sinne nur bei wenigen Arten bisher festgestellt. Al-
— 493 —
koholgärung nur bei Allescheria Gayoni, Oxydations-
gärungen dagegen bei mehreren, und zwar Oxalsäure-
gärung bei Aspergillus niger, Zitronensäuregärung bei
Cytromyces Pfefferianus, Citoglaber und Penicillium luteum. Ob
diese Vorgänge vom lebenden Pilz trennbar und auch durch die
tote Substanz hervorzurufen sind, wurde bislang nicht untersucht.
Von den Mucoraceen sind die Gattungen Mucor und Rhizopus
die wichtigsten. Für die nicht selten recht mißliche Identifizierung
einer gefundenen Mucorart ist in allen Fällen lebendes Vergleichs-
material anderer Spezies erforderlich. Dazu sind Sammlungen
aller erreichbaren Arten in mykologischen Instituten anzulegen.
Die Mucorarten sind ganz vorwiegend Saprophyten und zumal
Schimmelerreger vegetabilischer Substanzen, die reich an Zucker
und Stärke sind. Manche bilden die regelmäßige Flora der Faezes
verschiedener Tierarten, einige lieben auch Substrate, die an Fett
und Eiweiß reich sind. Wenige sind für Tiere pathogen, so der Mucor
corymbifer, M. locustieida, M. exitiosus und M. pusillus. Das
Wachstumoptimum liegt unterhalb 30° (etwa 20—25°) bei Mucor
mucedo, M. piriformis, M. racemosus, M. Praini, M. hiemalis, ober-
halb 30° (30—40°) bei M. corymbifer, M. pusillus, M. javanicus,
M. circinelloides, M. Rouxii und bei sämtlichen Rhizopusarten, so-
weit sie näher bekannt sind.
An den pathogenen Arten haben in neuerer Zeit französische
Forscher lebhaftes Interesse. genommen, und in den Jahren 1902
bis 1904 sind nicht weniger als sechs zusammenfassende Dar-
stellungen bzw. Werke darüber im Auslande erschienen, denen in
Deutschland keine gegenüberzustellen sind.
Neuerdings wird der pathogene Mucor corymbifer von Lucet
und Constantin in vier Arten (kleine Arten) aufgelöst:
M. Lichtheimii, M. ramosus, M. Truchisi und M. Regnieri. Die
beiden ersten haben geringere Wärmeansprüche, M. Truchisi ver-
trägt dagegen noch Temperaturen von 51—53°, dazwischen steht
M. Regnieri. Diese zwei neuen Arten stammten von erkrankten
Pferden verschiedener Ställe, ihre Impfung auf Kaninchen rief un-
gefähr dieselben Krankheitserscheinungen hervor wie M. corym-
bifer.
Mucor pusillus ist gleic hfalls pathogen (für Kaninchen), aber
auch von Miehe bei der Braunheubereitung in der etwa 40°
warmen Heumasse beobachtet.
Die Gattung Rhizopus bildet gerade wie die Gattung Mucor
verbreitete Schimmelerreger auf Vegetabilien, zumal stärkereichen
Stoffen, einzelne erregen auch Fruchtfäule oder sind für Tiere pa-
thogen (Rhizopus Cohnii, Rh. equinus).
Was die chemischen Wirkungen der Mucorineen an-
betrifft, so besitzen die Mucorarten ein Enzym, das sie in den Stand
setzt, Zucker in Alkohol zu vergären, des weiteren bewirken sie
— 49 —
ebenfalls durch Enzyme den Abbau der Kohlehydrate der Stärke-
gruppe (Polysaccharide) zu Di- und Monosacchariden, also den ge-
wöhnlichen Zuckerarten.
Das Verhalten der verschiedenen Spezies gegen Eiweiß, Ge-
latine, Fett, die Spaltung von Glycosiden, das Säuerungsvermögen,
Bildung toxischer Substanzen u. a. sind bislang nur vereinzelt oder
überhaupt nicht genauer untersucht.
Seit langem ist es bekannt, daß verschiedene Mucor- und Rhi-
zopusarten ihre zuckerhaltige Nährflüssigkeit ansäuern, also orga-
nische Säure in freiem Zustande bilden können.
Die tierpathogene Wirkung einzelner Mucorarten (M. corym-
bifer) beruht nach Barthelat nicht auf Erzeugung chemischer
Stoffe (Gifte), sondern soll lediglich eine narkotisierende sein. Bei
dem pflanzenpathogenen Rhizopus nigricans wirkt nach J. Beh-
rens jedoch ein kochfester, fixer Giftstoff. Ob toxische Produkte
beispielsweise in verschimmeltem Mais auf Rechnung speziell von
Mucorarten zu setzen sind, steht nach Lafar (10) dahin und be-
darf noch besonderen Nachweises.
Wenn die mit pflanzenparasitären Pilzen besetzten Futtermittel
zuweilen für Vergiftungen verantwortlich gemacht werden, so wird
anderseits doch noch häufiger beobachtet, daß stark mit ihnen be-
setzte Futtermittel von den Tieren andauernd ohne Schaden ge-
nossen werden.
Tereg und Arnold (16) geben an, daß man bisher der An-
sieht gewesen sei, bei Gärung der an Kohlehydraten reichen pflanz-
lichen Futtermaterialien spiele die Entwicklung der Kohlensäure
eine Hauptrolle. Neuere Erfahrungen lehrten indes, daß den stick-
stoffhaltigen Substanzen trotz ihrer prozentual geringen Menge
ein toxikologisch bedeutsamer Anteil bei der Lieferung von
särungsprodukten zufalle, und daß selbst das Stroh eine Quelle
für die Entstehung N-haltiger Zersetzungsprodukte sein könne.
Nach Lafar (10) sind bisher giftige Stoffe in den Brand-
sporen nicht nachgewiesen worden. Tereg und Arnold nähmen
zwar an, daß die Vergiftung durch Steinbrandsporen auf Cholin
und Neurin zurückzuführen sei, doch wäre über das Vorkommen
dieser Stoffe in den. Sporen noch nichts bekannt. Die Ergebnisse
der bisherigen Fütterungsversuche sprächen nicht dafür, daß diese
parasitären Pilze die Ursachen der Vergiftungen sind. Zu er-
wägen bliebe aber, ob diese Pilze nicht in einem gewissen Alter
oder unter bestimmten Lebensbedingungen giftig sind oder Gifte er-
zeugen, wie es von den Giftschwämmen bekannt ist und auch bei
einigen Penicillien und Aspergilleen der Fall zu sein scheint. Auch
die Disposition der verschiedenen Tierklassen und den jeweiligen
sesundheitszustand dürfe man nicht außer acht lassen. Die Ver-
suche von Pusceh deuten darauf hin, daß in dieser Beziehung
Unterschiede bestehen, die vielleicht durch die Tätigkeit der Darm-
— 495 —
ausscheidungen bedingt sind. So ist es auch bemerkenswert, daß
Vergiftungen durch rostbefallene Futtermittel vorwiegend vom
Pferde, selten vom Rindvieh erwähnt werden. Erwägenswert er-
scheint auch die Möglichkeit, daß von Parasiten befallene Pflanzen
selbst Gifte erzeugen. Am wahrscheinlichsten ist, daß an den Ver-
giftungen weder die parasitären Pilze noch die erkrankten Pflan-
zen unmittelbar schuld sind, sondern Saprophyten, die sich sekun-
där auf den kranken und toten Pflanzenteilen angesiedelt haben.
Leider sind bisher eingehende mikroskopische und biologische
Untersuchungen der verdächtigen Stoffe nicht vorgenommen
worden.
Etwas besser als über die angeblich durch parasitäre Pilze
bewirkten sind wir zurzeit über mancherlei Vergiftungen unter-
richtet, die zweifellos auf die Tätigkeit saprophytischer Pilze zu-
rückzuführen sind, wenngleich auch hier noch keine umfassenden
Arbeiten vorliegen. Sowohl den Eumyceten als auch den Bakterien
der Futtermittel wird in dieser Beziehung eine deletäre Wirkung
zugeschrieben. An sich sind diese Pilze im allgemeinen nicht giftig.
Für Penicillium glaucum, den häufigsten Eumyceten der Futter-
mittel, ist das von Zippel (19) und Welte (17) durch Fütte-
rungsversuche besonders nachgewiesen worden. Dagegen be-
haupten italienische Forscher, daß Sporen und Mycel mancher in
Italien auf Mais lebenden Stämme von Penicillium glaucum und
Aspergillus fumigatus Gifte enthalten. Otto (12) hat aus dem
Mycel, nicht aber den Sporen italienischer Stämme von Aspergillus
fumigatus durch Alkohol Gifte ausziehen können, die bei den Ver-
suchstieren Krämpfe, manchmal auch den Tod bewirkten. Ebenso
hat er aus dem Mycel italienischer Stämme von Penicillium glau-
cum Gifte ausgezogen. Auch die deutschen Penicillien enthielten
Gifte, aber von geringerer Intensität. Bemerkenswert ist, daß die
italienischen Aspergilleen und Penecillien nur im Sommer, nicht
aber auch im Winter giftig sind.
Den Pferden wird nun das Stroh nicht nur zum sofortigen
Verzehren vorgelegt, sondern auch untergestreut, und bei Ma-
tratzenstreu bleibt es monatelang liegen. Da nun die Pferde nicht
nur frisch untergestreutes Stroh fressen, sondern sehr häufig auch
das der Matratze, das in vielen Fällen durch den Kot der Pferde
verunreinigt ist, so ist es erforderlich, auch diesen Umständen Rech-
nung zu tragen. Leider liegen über die Flora des Pferdekotes und
der Matratzenstreu bis jetzt noch keine eingehenden Untersuchun-
gen vor. Um wenigstens einen Anhaltspunkt für die Individuen-
zahl der im Kot der Haustiere enthaltenen Bakterien zu geben,
seien die Angaben von Wüthrich und E. von Freuden-
reich (18) angeführt, die sich allerdings auf den Kuhkot be-
ziehen. Nach den mit Hilfe der Kulturmethode ausgeführten Unter-
suchungen dieser Autoren schwankte der Bakteriengehalt des Kuh-
kotes zwischen 1 800 000 und 187 500 000 Keimen pro Gramm. Be
merkenswert ist dabei, daß die niedrige Zahl der Keime bei Gras-
fütterung, die hohe Zahl bei reiner Heufütterung festgestellt wer-
den konnte.
Ähnlich groß wie die Individuenzahl scheint die Artzahl der ir
den Fäzes enthaltenen Mikroorganismen zu sein. Abgesehen vor
dem Bact. coli commune ist eine große Anzahl der verschieden-
sten Arten von Spaltpilzen als im Kot vorkommend bekannt; dieser
enthält außerdem zahlreiche Keime von Eumyceten. Nach Fried-
berger und Fröhner (5) und nach Marek (11) gehören zu
den normalen Bestandteilen des Kotes außer zahlreichen Bakterien
auch Pilzsporen in verschiedener Anzahl, namentlich Brand- und
Rostpilzsporen.
Von den Schimmelpilzen stellen nach Lafar (10) die Muco-
rineen und gewisse Ascomyceten das größte Kontingent. So er-
scheinen an frischem Pferdekot, der unter einer Glasglocke ge-
halten wird, nach kurzer Zeit (1 bis 2 Tagen) Rasen von Muvor
mucedo und anderen Mucorineen, die von Philoboleen abgelöst wer-
den. Vielfach tritt auch der Schleimpilz Dictyostelium auf. Es
folgen Ascomyceten der verschiedensten Art, Sordarien, Ascoboleen
usw., endlich Basidiomyceten. Auch Myxobakterien stellen sich ein.
Zu den im Kot vorhandenen Organismen treten nun im Stall-
dünger noch die der Streu, deren Zahl bei Streustroh eine sehr
große ist. Gegenüber Kot und Streu als natürlichen Trägern von
Keimen kommt die Infektion aus der Luft gar nicht in Betracht.
Im Gegenteil stammen die Keime der Stalluft größtenteils aus dem
Kot bzw. vom Futter und aus der Streu.
In der neuesten Zeit hat Scheffler (15) bakteriologisch-
chemische Untersuchungen über den Stalldünger angestellt, doch
hat auch dieser Autor wieder nur mit Kuhdünger gearbeitet. Naeh
seinen Untersuchungen sind im frisehen Dünger anfänglich vor-
handen:
Fäulnisbakterien . . . . . 44 Millionen pro Gramm,
Eiweißlösende Arten . . . . 29 - - -
Glycocollzersetzende Arten . . 13 - - -
Reduzierende Arten . . . . 9l - - -
Nach 9 Wochen waren im lagernden Dünger drei von diesen
vier Keimabteilungen sehr stark angewachsen, und zwar die
Fäulnisbakterien auf . . . . 107 Millionen pro Gramm,
kEiweißlösende Arten auf. . . 105 - - -
Glycocollzersetzende Arten auf 43 - - -
Reduzierende Arten auf. . . 144 - - -
Nach 18 Monaten erreichten die
Fäulnisbakterien ©... . . 190 Millionen pro Gramm,
Eiweißlösende Arten . . . . 244 - - -
Glyeocollzersetzende Arten . . 6 - a .
— 491 —
Die Fäulnisbakterien waren also abermals vermehrt, und ganz
besonders war die Zahl der Eiweiß lösenden Arten gesteigert.
Besonderen Wert für die Beurteilung der durch die Schimmel-
pilze eventuell in den Ingesta des Darmkanals mitbedingten Um-
setzungen bietet de Darmfäulnis.
Bacterium coli commune wird in faulenden Stoffen häufig,
stets aber im Darmkanal des Menschen und aller bisher darauf
untersuchten Tiere gefunden und überwiegt im Kot alle anderen
Pilze bei weitem. In peptonhaltigen Lösungen erzeugt es Am-
moniak und Indol. Glucose, Saccharose und Lactose vergärt es
unter kräftiger Gasentwicklung zu organischen Säuren und wächst
bei ihrer Gegenwart auch unter Abschluß der Luft. Verwandte des
Bacterium coli sind die sogenannten Paratyphusbakterien (Bac-
terium paratyphosum und das Bact. typhi murium, das nur für
Mäuse pathogen ist).
Es ist nach den Forschungsergebnissen der letzten Jahre nach
Lafar (10) sehr wahrscheinlich, daß Bacterium coli die Aufgabe
hat, die Darmfäulnis innerhalb der dem Körper unschäd-
lichen Grenzen zu halten und die Entwicklung schädlicher Bakte-
rien zu verhindern. Fäulnis findet nur in den als Dick- und Mast-
darm bezeichneten Teilen des Darmes statt. Der aus dem Magen
in den Dünndarm gelangende Speisebrei hat schwach saure Reak-
tion und enthält große Mengen gärungsfähiger Zuckerarten, die
durch die Milchsäurebakterien (Bacterium lactis aerogenes) zum
Teil vergoren werden, so daß der Dünndarminhalt stets stark sauer
ist. In dem Maße, wie sich der Speisebrei dem hinteren Ende des
Dünndarms nähert, nimmt seine saure Reaktion infolge Neu-
tralisation durch den alkalischen Darmsaft ab, während gleich-
zeitig der größte Teil der Nahrungsstoffe gelöst und resorbiert wird.
Beim Eintritt in den Diekdarm ist der Speisebrei neutral. Er
enthält noch ein Siebentel des für den Körper verwertbaren Nah-
rungsproteins, das nun der Fäulnis verfällt und dem Körper da-
durch entzogen wird. Mit dem Eintritt des Speisebreies in den
Dickdarm steigt die bis dahin geringe Zahl der in ihm enthaltenen
Bakterien ins Ungeheure, und zwar besteht diese Flora fast aus-
schließlich aus Bacterium coli commune. Dieses überwiegt von da
ab in den Speiseresten bis zu ihrem Austritt aus dem Körper. Man
nennt daher das Bact. coli commune, das zu den Schleimhautzellen
des Blinddarms in einer Art symbiotischen Verhältnisses stehen
soll, das obligate oder körpereigene Darmbakterium im Gegensatz
zu den aus der Nahrung stammenden „wilden“ Bakterien. Zu
ihnen gehören auch die proteinzersetzenden, luftliebenden und luft-
scheuen Arten. Gewinnen sie einmal die Oberhand, so ist nach
den Beobachtungen von Rodella und Klein eine oft töd-
liche Entzündung des Darms die Folge. Klein (8) konnte den
virulenten Bacillus enteritidis sporogenes auch in durch Pferdedung
— 498 —
verunreinigtem Straßenstaub nachweisen, während dieser Erreger
im Kuhdung und im Darminhalt der Schweine nicht vorhan-
den war.
Neben den Stäbchenbakterien werden auch besonders im An-
fange der Fäulnis stets Vertreter der Coccaceen gefunden, so der
in der Natur ziemlich häufige Micrococcus flavus und die als Er-
reger von Eiterungen bekannten, weit verbreiteten Microcorcu:
pyogenes und Streptococcus pyogenes. Auch die kochfesten Bak-
terien, wie Bacillus subtilis, Bac. mesentericus und andere ver-
wandte Arten, sind bei der Fäulnis oft beteiligt, doch weiß main
über ihren Anteil am Fäulnisvorgange bisher noch wenig.
Zu den anaeroben Fäulnisbakterien gehören Bacillus oede-
matis maligni, Clostridium foetidum, Bacillus Chauvoie (Rausch-
brandbazillus), Bacillus putrificus, Bacillus perfringeus, Bacillus
bifermentans sporogenes und Bacillus gracilis putidus.
Die Fäulnisbakterien sind in der Natur weit verbreitet, und es
hängt ganz von den jeweiligen Verhältnissen ab, welche von ihnen
bei der Fäulnis die Oberhand gewinnen. Da die Fäulnis in der Natur
meist unter Umständen verläuft, die den strengen Anaeroben die
Entwicklung gestatten, so findet man in faulen Stoffen zu gewissen
Zeiten stets Vertreter dieser Pilze, und zwar fehlt anscheinend Ba-
eillus putrificus nie, während sich die anderen Arten jeweilige ver-
treten. Die Anaeroben zersetzen die Proteine viel schneller und ein-
greifender als die Aeroben, und ihnen dürfte daher beim Ab-
bau dieser Stoffe die Hauptrolle zufallen. Die Aufgabe der
Aeroben wird wesentlich darin bestehen, die Entwicklung der An-
aeroben möglichst zu begünstigen, indem sie den Sauerstoff ver-
zehren und die hochmolekulären Spaltungserzeugnisse der an-
aeroben Fäulnis zu den einfachsten unorganischen Verbindungen
abbauen.
Auch von der ehemischen Zusammensetzung des Nährbodens
hängt in hohem Grade die Art der sich entwickelnden Fäulnisflora
ab. Stoffe tierischer und pflanzlicher Herkunft enthalten neben
Proteinen meist wechselnde Mengen von Fetten und Zucker. Die
Fette haben keinen Einfluß auf die Fäulnis, dagegen wirken die
Zuckerarten bestimmend auf die Zusammensetzung der Fäulnis-
flora und den Verlauf des Abbaues. Bei ihrer Anwesenheit ent-
wickeln sich zunächst diejenigen Fäulnisbakterien, die auch Zucker
vergären, wie Bacterium vulgare, Bacterium coli, Bacillus perfrin-
geus, Bacillus bifermentans sporogenes, zuweilen auch die die Pro-
teine nur unerheblich angreifenden Milchsäurebakterien. In sol-
chen Fällen erfolgen die Vergärung der Zucker zu Säuren und die
Zersetzung der Proteine gleichzeitig, und überwiegt erstere, so
wird letztere sehr verlangsamt.
Bei der Zersetzung der Proteinstoffe durch die
Fäulnisbakterien entstehen dieselben Stoffe wie bei ihrer Spaltung
a
dureh Säuren und Alkalien.
— 499 —
Die Abbaustoffe des Proteins gehören teils zu den aromati-
schen, teils zu den aliphatischen Verbindungen. Ihre Zahl ist
außerordentlich groß, doch darf man dabei nicht vergessen, daß
manche der bei der Fäulnis auftretenden Stoffe vielleicht auf se-
kundäre synthetische Vorgänge zurückzuführen sind.
Die Fäulnisstoffe aromatischer Natur entstehen durch
den Abbau der im Eiweißmolekül vorhandenen aromatischen Ami-
nosäuren, der @-Phenylaminoproprionsäure, der p-Oxyphenyl-
a@-Aminoproprionsäure (des Tyrosins) und der Indolaminoproprion-
säure. Die wichtigsten der durch die Fäulnis dabei entstehenden
Verbindungen sind Phenol, Kresol, Skatol und Indol.
Aus den Stoffen der aliphatischen Reihe entstehen bei
der Fäulnis zuerst ebenfalls Aminosäuren. Von ihnen sind beson-
ders oft das Glycocoll und das Leucin gefunden worden. Von den
Diaminosäuren sind das Arginin, das Lysin und Histidin beobachtet
worden. Aus dem Leuein entsteht durch Reduktion Valeriansäure.
Außer dieser sind Ameisensäure, Buttersäure und Kapronsäure
nachgewiesen worden. Von zweibasischen Säuren tritt sehr häufig
die Bernsteinsäure auf, doch auch Oxalsäure wurde gefunden.
Der Schwefel des Eiweißes tritt bei der Fäulnis teils als
Schwefelwasserstoff, teils in organischer Verbindung als Methyl-
merkaptan auf.
Über den Verbleib des Phosphors der Proteine bei der Fäulnis
ist bisher wenig bekannt.
Außer den schon genannten Gasen entstehen bei der Fäulnis
stets Kohlensäure, Wasserstoff und Ammoniak, zuweilen auch Me-
than und Stickstoff.
Das im Tier- und Pflanzenkörper reichlich enthaltene Leci-
thin ist die Muttersubstanz für eine wichtige Gruppe von Ptomai-
nen. Es zerfällt bei der spontanen Fäulnis sowie unter Einwirkung
des Bacterium prodigiosum, des Bacillus mesentericus und einiger
Vibrionenarten in Fettsäuren, Glyzerinphosphorsäure und eine
Base, das Cholin. Dieses ist nur in großen Mengen giftig.
Durch Oxydation entstehen aus ihm zwei weitere basische Verbin-
dungen, das Muscarin und das Betain. Eine andere sich
vom Cholin durch Abspaltung eines Moleküls Wasser ableitende,
bei der Fäulnis häufig beobachtete Base ist das sehr giftige
Neurin.
Von Basen der aliphatischen Reihe werden außer
den genannten bei der Fäulnis stets die Amine einfachster Konsti-
tution erzeugt, doch kommen ihnen keine giftigen Eigenschaften
u. Ferner entstehen oft Verbindungen aus der Reihe der Diamine,
wie das Aethyldiamin, das Putresein, Cadaverin, Neu-
ridin und Saprin. Letztere sind in großen Gaben giftig.
Von Basen der aromatischen Reihe sind ebenfalls
“ne größere Anzahl nachgewiesen worden, doch haben sie nicht die
Wichtigkeit.
— 500 —
Über die chemische Natur einer großen Anzahl anderer Pto-
maine ist sicheres noch nicht bekannt.
Gleiche und ähnliche Ptomaine wie in faulenden Stoffen sind
nun auch in den Züchtungen verschiedener krankheitserregenden
Spaltpilze, wie des Bacterium typhi, des Bacillus diphtheriae, des
Bacillus tetani und des Vibrio cholerae, gefunden worden. Diese
neuen Gifte, die man jetzt allgemein Toxine nennt, sind wie die
Enzyme, denen sie in vieler Beziehung ähneln, Sekrete der Bakte-
rien. Es sind hochmolekuläre, in Wasser lösliche Verbindungen.
Die Toxine sind vermutlich nicht einheitliche Körper, sondern be-
stehen aus mehreren Komponenten, die sich durch den Grad ihrer
Giftigkeit und auch durch die Art der Einwirkung auf den Orga-
nismus unterscheiden. In physiologischer Beziehung sind die
Toxine dadurch von anderen Giften grundsätzlich verschieden, daß
sie streng spezifisch nur auf gewisse Tierarten und auf gewisse
Zellen wirken, und daß die von ihnen hervorgerufenen Vergiftungs-
erscheinungen erst eine gewisse Zeit nach der Einverleibung in den
Körper zutage treten. Diese für die einzelnen Toxine charakte-
ristische Zeitdauer nennt man die Inkubationsperiode.
Nicht alle krankheitserregenden Bakterien erzeugen nun aus
der Bakterienzelle in die umgebende Flüssigkeit austretende Toxine,
die man deshalb Ectotoxine genannt hat. Beim Bacterium typhi,
Vibrio cholerae und anderen Arten hat man mit Sicherheit
bisher nur Toxine nachweisen können, die an das Innere der Bak-
terienzelle gebunden sind. Diese als Endotoxine bezeichneten Gifte
gelangen nur in Lösung, wenn die Bakterien zerstört werden.
In bezug auf die Beurteilung schimmeligen Fut-
ters muß man nach Dam mann (1) vorläufig jedes schimmelige
Futter als gefährlich ansehen und streng genommen den Rat er-
teilen, von dessen Verwendung Abstand zu nehmen. Da-
gegen bietet nach König (9) das Vorkommen von Schimmelpilzen
und Bakterien in den Futtermitteln an sich keinen Grund zur Be-
anstandung. Diese kann erst dann erfolgen, wenn nachgewiesen
wird, daß die Pilze in den betreffenden Futtermitteln sich vermehrt
und wesentliche Stoffumsetzungen in ihnen hervorgerufen haben.
Dieser Nachweis ist jedoch nicht immer mit Sicherheit zu führen.
Eine höhere Keimzahl allein ist nicht ausschlaggebend. Jedes
Futtermittel aber, in dem Bakterien und Schimmel sich vermehrt
haben, ist vom Verfüttern auszuschließen oder doch nur mit großer
Vorsicht zu verwerten.
Ist nur eine oberflächliche Schicht des lagernden Rauhfutters
von den Pilzen durchsetzt, so genügt es nach Dammann (l),
diese zu entfernen und dem Düngerhaufen einzuverleiben. Es ist
nieht gefahrlos, sie als Streumaterial zu verwenden. Wo aber die
großen Massen eines verdorbenen Rauhfutters den Zwang aufer-
legen, die verschimmelte Schicht als Nahrungsmittel für die Tiere
— 501 -
auszunutzen, da kann man den Versuch machen, sie nach Entfer-
nung der am meisten betroffenen Partien durch Lüften und Sonnen
allmählich auszutrocknen und, wenn dies gründlich gelungen ist,
mittels Flegel oder Dreschmaschine von dem Pilzstaub zu be-
freien. Wenn ein Trocknen aber nicht zu erreichen oder die Ver-
schimmelung hochgradig ist, bleibt nichts anderes übrig, als das
Heu und Stroh zu zerkleinern und einem Dämpfprozesse zu unter-
werfen. Minder gut ist ein bloßes Einbrühen, weil die Siedehitze
dabei nicht so energisch einwirkt. Alles nach diesen Vorschriften
gedeihlicher gemachte Futter soll immer nur in mäßiger Menge
neben anderem untadelhaften gereicht und niemals an jugendliche
und tragende Tiere verabfolgt werden.
Dagegen sagt Pott (13), daß die oft vertretene Ansicht, man
könne verschimmeltes Rauhfutter vermittels starken Dreschens
und Ausstäubens verfütterbar machen, auf einem Irrtum beruhe.
Merklich angeschimmeltes Rauhfutter müssegedämpft wer-
den und sei nur in dieser Form ohne weiteres zu verfüttern.
Die Frage, wie die Schimmelpilzvergiftungen bei unseren
Haustieren zustande kommen, ist bei ‚dem gegenwärtigen Stand
unserer Kenntnisse darüber noch eine offene. Als feststehend
dürfte anzunehmen sein, daß die Pflanzenfresser mit ihrer Nah-
rung stets eine größere oder geringere Menge von Schimmelpilzen
aufnehmen, und daß diePilze unter gewöhnlichen Verhältnissen keine
Krankheitserscheinungen auslösen. Unzählige Male ist beobachtet
worden, daß die Aufnahme sogar stark verschimmelter Futtermittel
ohne schädliche Folgen geblieben ist, während in vielen anderen
Fällen dadurch schwere Erkrankungen hervorgerufen worden sind.
Soweit exakte Untersuchungsergebnisse (Zippel, Welte) vor-
liegen, muß man annehmen, daß die Schimmelpilze an und für sich
für unsere Haustiere nicht giftig sind, wenn auch vereinzelt in
einigen von ihnen giftige Stoffe nachgewiesen werden konnten, daß
sie aber in Kraftfuttermitteln giftige Umsetzungen hervorrufen und
dadurch schädlich wirken können. Anders liegen die Verhältnisse
beim verschimmelten Rauhfutter, denn von diesem sind bis jetzt
noch keine schädlichen Zersetzungsstoffe bekannt geworden. Hat
doch auch selbst die endermatische Einverleibung eines aus ver-
schimmelter Matratzenstreu gewonnenen Extraktes bei einem Ver-
suchspferde keinerlei Gesundheitsstörung hervorrufen können. Be-
kannt ist ja auch, daß die mit verschimmeltem Futter angestellten
Fütterungsversuche negativ zu verlaufen pflegen. Ohne Zweifel
besitzen unsere verschiedenen Haustierspezies eine verschiedene
Empfindlichkeit gegen verschimmelte Futterstoffe, und die Pferde
scheinen am empfindlichsten zu sein. Aber auch bei diesen be-
stehen wieder Unterschiede, und jüngere Pferde erkranken erfah-
rungsgemäß leichter als ältere; so waren auch die meisten der ein-
gangs erwähnten Pferde noch jüngeren Alters. Man muß an-
nehmen, daß alle Pferde in ihrem Körper bestimmte Schutzvor-
richtungen gegen die eventuellen Umsetzungsprodukte der Schim-
melpilze besitzen, und daß diese Schutzvorrichtungen mit dem
Alter der Tiere an Stärke zunehmen, daß also vielleicht eine Art
Gewöhnung an die schädlichen Stoffe, eine Immunität gegen diese.
eintritt, und doch kann man beobachten, daß Tiere, die schon
längere Zeit ohne Schaden verschimmelte Futterstoffe aufgenommen
haben, mit einem Male daran erkranken. Auffallen muß es doch
auch, wenn eine ganze Eskadron von etwa 140 Pferden
unter ganz gleichen Verhältnissen steht, und nur einzelne erkran-
ken, während die größere Mehrzahl vollständig gesund bleibt. Des-
halb ist man gezwungen, auch noch besondere Gelegenheits-
ursachen für das Zustandekommen der Schimmelpilzvergiftun-
gen anzunehmen. Am nächsten liegen alle Störungen im Gesund-
heitszustande überhaupt, namentlich aber im Bereiche des Magens
und Darmkanals, sei es eine einfache Indigestion, ein Katarrh der
Magen- und Darmschleimhaut oder eine Anschoppung von Futter-
massen in irgendeinem Abschnitte des Darmkanals. Dazu kommt.
daß das durch den jetzigen Landwirtschaftsbetrieb hauptsächlich
auf den Markt gebrachte weichere Maschinendruschstroh (besonders
als Maschinenkrumm- und Maschinenpreßstroh) und ebenso der
aus solchem Stroh geschnittene Häcksel ohne Zweifel geeignet sind,
solche Anschoppungen von Futtermassen im Darmkanal häufiger
herbeizuführen. Und doch fehlt auch bei soleher Annahme noch
eine genauere Erklärung. Wir wissen noch nichts über die Ein-
wirkung der Schimmelpilze auf die Ingesta des Darmkanals. Wir
wissen nur aus den Versuchen von Pusch, daß die Schimmelpilze
Magen und Dünndarm passieren, ohne daß sie selbst geschädigt
werden. Wie sie sich aber dann im Dickdarm verhalten, der
gerade bei den Pferden eine besondere Wichtigkeit für die
Verdauung der schwerer verdaulichen pflanzlichen Stoffe besitzt
und dementsprechend auch ganz andere Größenverhältnisse auf-
weist wie bei unseren übrigen Haustieren, davon wissen wir noch
nichts. Dammann nimmt an, daß die Schimmelpilze im
Dickdarm vielleicht Kohlehydrate zersetzen, doch dürften dadurch,
wenn es der Fall sein sollte, keine giftigen Umsetzungsprodukte
entstehen. Andere glauben, daß diese Pilze im Darmkanale Pro-
teinstoffe abbauen, doch liegen auch darüber noch keine Unter-
suchungen vor, wenn auch zugegeben werden muß, daß namentlich
bei unvollständigem Abbau der Eiweißkörper für den Organismus
giftige Stoffe gebildet werden können. In den vorstehenden Aus-
führungen habe ich nun darauf hingewiesen, daß die verschiedenen
Pilze sich untereinander beeinflussen, daß bei Gegenwart einzelner
Arten andere teils günstig, teils ungünstig im Wachstum beeinflußt
werden Können, und daß das Wachstum der einzelnen Spezies ab-
hängig ist von der chemischen Zusammensetzung des Substrats,
— 503 -—-
vom Feuchtigkeitsgehalt, von der An- oder Abwesenheit des atmo-
sphärischen Sauerstoffes und von der Temperatur. Anderseits
geht aus meinen Ausführungen hervor, welche Wichtigkeit der im
Dickdarm sich abspielenden Darmfäulnis zukommt, und daß an
dieser teils aerobe, teils anaerobe Spaltpilze beteiligt sind, daß vor
allem das Bacterium coli commune die Aufgabe zu haben scheint,
die Darmfäulnis zu regulieren, daß die aeroben Pilze, zu denen ja
auch die Schimmelpilze gehören, imstande sind, den Sauerstoff zu
verbrauchen, um dadurch die Entwicklung der anaeroben Pilze zu
ermöglichen oder zu fördern. Aus diesen Gründen dürfte es das
wahrscheinlichste sein, daßdie Schimmelpilze weniger
selbst beider Zersetzung der Ingesta eine Rolle
spielen, als daß sie in Wechselbeziehung zu der
eigentlichen Fäulnisflora des Darmkanals
stehenundbeimassenhaftem AuftretenimDick-
darmdieDarmfäulnisinder Weisebeeinflussen,
daßdiedaselbstvorhandenen Proteinstoffenur
unvollständig abgebaut werden und dadurch
Giftstoffe entstehen, durch deren Resorption
dann die als Schimmelpilzvergiftung bezeich-
neten Krankheitserscheinungen ausgelöst wer-
den. Obessich dabei um bestimmte Ptomaine oder vielleicht um
Toxine einzelner Bakterienarten handelt, müßte erst noch durch
Untersuchungen festgestellt werden. Die Beeinflussung der Fäul-
nisflora des Darmkanals kann aber keine einheitliche sein, denn
sonst würde das Krankheitsbild der Schimmelpilzvergiftung nicht
ein polymorphes sein. Bei alledem ist auch noch zu berück-
sichtigen, daß die vom Darmkanal aus resorbierten Stoffe erst
noch die Leber zu passieren haben, und daß in diesem
Organe manche Stoffe zurückgehalten, umgebaut, ab- oder auf-
gebaut werden können. Weiteren Untersuchungen muß es auch
vorbehalten bleiben, wie sich die einzelnen Gattungen der Schim-
melpilze bei diesen Vorgängen verhalten, ja sogar welchen Einfluß
die verschiedenen Spezies dieser Gattungen ausüben. Auffallen
muß es doch, daß, soweit in den vorliegenden Fällen genauere
Untersuchungen gemacht werden konnten, die Mucor-Arten an
Zahl die anderen Schimmelpilzarten weit überwogen, und daß ge-
rade die Spezies Mucor racemosus am zahlreichsten vertreten war,
sowie daß das Krankheitsbild von Anfang an durch die Lähmung
des Blind- und Grimmdarmes vollständig beherrscht wurde, wäh-
rend bisher in der Literatur gerade darüber keine Aufzeichnungen
vorhanden sind. Um über die vielen noch ungelösten Fragen Klar-
heit zu schaffen, ist es erforderlich, umfangreiche Untersuchungen
vorzunehmen über die Pilzflora der Futtermittel, der Matratzen-
streu, des Kotes und der verschiedenen Abschnitte des Diekdarms
der Pferde. Erst wenn man darüber genügend orientiert ist, hat es
— 504 —
Zweck, Fütterungsversuche mit den verschiedenen Schimmelpilz-
arten vorzunehmen, um dann deren Einfluß auf die Darmflora und
die dadurch bedingten Änderungen in der Umsetzung der Ingesta
zu studieren. Zu den letzteren Versuchen sind aber nur jüngere
Pferde zu verwenden, weil bei diesen eher auf schädliche
Einwirkungen der Schimmelpilze zu rechnen ist, während andere
Tiere, namentlich die sogenannten kleinen Versuchstiere, ganz un-
geeignet sein dürften.
Die Vergiftung der Haustiere durch verschimmelte Futter-
mittel liegt auf einem Gebiete der Gesundheitspflege, auf dem noch
so ziemlich alles erforscht werden muß, und eine baldige Inangriff-
nahme der vielen noch zu erledigenden Fragen durch den Tierarzt,
Mykologen und Chemiker ist nur dringend zu wünschen.
Literatur.
l. Dr. Carl Dammann: Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen
Haussäugetiere. Berlin 1856.
W. Dieckerhoff: I.chrbuch der speziellen Pathologie und Therapie für
Tierärzte. Berlin 1558.
3. Dr. Falk: Virchow’s Archiv, Bd. 93, 1883. 8. 177.
4. Friedberger und Fröbner: Lehrbuch der speziellen Pathologie und
Therapie der Haustiere. 7. Auflage. Stuttgart 1910.
5. Friedberger und Fröhner: Lehrbuch der klinischen Untersuchungs-
methoden. 4. Auflage. Stuttgart 1907.
6. Dr. med. Eugen Fröhner: Lehrbuch der Toxikologie. 3. Auflage.
Stuttgart 1910.
‘. A. C. Gerlach: Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde. Berlin 1562.
8. E. Klein: Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. I. Abt.
1598. 23. Bd., 8. 542.
9. Dr. J. König: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich
wichtiger Stoffe. 4. Ausgabe. Berlin 1911.
10. Dr. Franz Lafar: Handbuch der Technischen Mykologie. 1. bis 4. Bd.
Jena 1904—1905.
ll. Dr. Josef Marek: Lehrbuch der Klinischen Diagnostik der inneren Krank-
heiten der Haustiere. Jena 1912,
12. Otto: Zeitschrift für klinische Medizin. 1906. Bd. 69, S. 322.
13. Dr. Emil Pott: Handbuch der tierischen Ernährung und der landwirt-
schaftlichen Futtermittel. 1. Bd. Berlin 1904.
11. Dr. Pusch: Deutsche Zeitschrift für Tiermedizin und vergleichende
Pathologie. 19. Bd. 1803. S. 3S1.
15. W. Scheffler: Landwirtschaftliche Jahrbücher. Zeitschrift für wissen-
schaftliche Landwirtschaft. 1912. 42. Bd., S. 429.
16. J. Tereg und Dr. ©. Arnold: Tierärztliches Arzneibuch. III. Teil
Toxikologie. Berlin 1592.
17. Welte: Archiv für Hygiene, 1895. Bd. 24, 8.84 und Bd. 25, S. 104.
18. Dr. E. Wüthrieh und Dr. E. v. Freudenreich: Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde, II. Abt. 1595. 1. Bd., S. 873.
19. Zippel: Zeitschrift für Veterinärkunde 1804. S. 57.
9
Polyarthritis rheumatica bei einem Pierde.
Von Oberveterinär Wiedemann.
Anfangs Oktober 1911 erkrankte ein Offizier-Reitpferd —-
brauner Wallach, 7 Jahre alt (ungarisches Halbblut) — abends
unter Fiebererscheinungen. Besondere Ursachen waren nicht er-
kennbar. : Größere Anstrengungen hatte das Pferd in der Zeit nicht
gehabt, auch war es Erkältungen nachweislich nicht ausgesetzt
gewesen.
Bei der Untersuchung zeigte der Patient Schüttelfrost und
Schweißausbruch. Die sichtbaren Schleimhäute waren höher ge-
rötet. Die Körpertemperatur betrug 40,3° C, die Pulszahl in der
Minute 60. Der Puls war kräftig, gleichmäßig und regelmäßig.
Die Atmung war oberflächlich. Die Zahl der Atemzüge betrug 18
in der Minute. Bei der Auskultation und Perkussion der Lungen
war nichts Krankhaftes nachzuweisen. Der Appetit war gering.
Das Pferd nahm nur etwas Heu, aber auffallend viel Wasser zu
sich. Die Darmperistaltik war beiderseits regelmäßig. Der Kot
war kleingeballt. Es wurde wenig dunkler Harn abgesetzt. Das
Pferd bekam Prießnitzsche Umschläge um den Brustkorb und
mehrmals einen Einlauf von kaltem Wasser. Das Tier wurde
diät gehalten. Am andern Morgen war das Allgemeinbefinden
dasselbe. Die Temperatur betrug 40,1° C, die Zahl der Pulse in der
Minute 64. Der Puls war ziemlich kräftig, gleichmäßig und regel-
mäßig. Die Atmung war oberflächlich und geschah zwanzigmal in
der Minute. Die Auskultation und Perkussion der Lungen ergaben
nichts Krankhaftes. Der Appetit fehlte ganz. Das Pferd nahm
nur Wasser auf. Die rechte Vordergliedmaße wurde kaum mit
der Hufzehe aufgesetzt. Das rechte Vorderfußwurzelgelenk war im
ganzen stark geschwollen. Die Schwellung war gespannt, höher
temperiert und sehr schmerzhaft. Es wurden heiße Heusamen-
bäder und warme Einwicklungen mit Watte und Werg verordnet.
Innerlich bekam der Patient Acetanilid 100,0 als Latwerge im
Laufe des Tages in kleineren Dosen. Abends war auch das Fessel-
gelenk vorn rechts etwas geschwollen, vermehrt warm und gegen
Berühren sehr empfindlich. Die Temperatur betrug 39,8° C, die
Pulszahl 70, die Zahl der Atemzüge 20 in der Minute Das Pferd
nahm Wasser und Kleietrank zu sich. Während der Nacht legte
sich der Patient und konnte am anderen Morgen nur mit einem
Flaschenzuge zum Stehen gebracht werden. Er wurde dann in
einen Hängegurt gebracht. Das Allgemeinbefinden war unver-
ändert. Das Pferd war auffallend stark abgemagert. Tempe-
ratur 39,6° C, Pulszahl 72, Atemzüge 18. Der Puls war ungleich-
mäßig. Mittags wurden nochmals Acetanilid 25,0 als Latwerge
innerlich gegeben. Im Laufe des Nachmittags zeigte das
linke Sprunggelenk starke Schwellung, vermehrte Wärme und
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 33
— 506 —
hochgradige Schmerzhaftigkeit. Die linke Hintergliedmaße wurde
leicht gebeugt gehalten und nur mit der Zehe aufgesetzt, dafür
wurde die rechte Vordergliedmaße wieder in geringem Grade be-
lastet.
Das Krankheitsbild war nun geklärt, die Diagnose lautete Ge-
lenkrheumatismus. Die Behandlung bestand in Einreibungen der
drei erkrankten Gelenke mit Salunguene (Bengen) und nachfolgen-
den warmen Einwicklungen mit Watte und Werg. Innerlich wurde
Natr. salicylic. als Latwerge gegeben, und zwar in folgenden Dosen:
4 Tage je 150,0, 4 Tage je 100,0, 4 Tage je 50,0 und weitere 4 Tage
je 25,0. Da das Pferd die erkrankten Gliedmaßen zu wenig be-
lastete, konnte es nicht mehr im Hängegurt gehalten und mußte
niedergelegt werden. Am Abend des dritten Krankheitstages war
das Allgemeinbefinden des Patienten schlecht. Er lag stöhnend
da, zeigte gar keinen Appetit und nahm nur Wasser auf. Die
Temperatur betrug 39,8° C, die Atmung war sehr oberflächlich
und geschah 22 mal in der Minute, die Pulszahl betrug 90 in der
Minute. Der Puls war klein, der Herzstoß deutlich fühlbar. Zur
Stärkung der Herztätigkeit erhielt der Patient Ather 10,00 1
eamphorat 20,0 in 3 Dosen innerhalb 6 Stunden subkutan. Am
folgenden Morgen lag das Pferd wieder ruhiger. Die Tempe-
ratur betrug 39,4° C, die Zahl der Atemzüge 18, die Pulszahl 72.
Der Puls war wieder kräftiger, doch ungleichmäßiger. Die Herz-
töne waren rein. Patient nahm Kleietrank und einige Futterrüben
auf. Die Anschwellung des linken Sprunggelenkes hatte noch zu-
genommen. Behandlung: Einreibungen mit Salunguene (Bengen)
und innerlich Natr. salieylie., wie oben angegeben. Abends betrug
die Temperatur 39,2° C, Atemzüge 18, Pulszahl 76. Der Puls war
wieder klein, der Herzschlag pochend. Patient bekam daher noch-
mals Äther 10,0-+01. camphor. 10,0 in 2 Dosen subkutan. Am
fünften Krankheitstage hatte sich der Zustand des Patienten etwas
gebessert. Er zeigte wieder mehr Appetit und nahm außer Kleie-
trank und einigen Futterrüben auch etwas Heu zu sich. Die Tem-
peratur betrug morgens 38,8° C, die Zahl der Atemzüge 18, die
Pulszahl 66. Nachdem das Pferd mit dem Flaschenzuge auf-
gerichtet war, konnte es einige Stunden im Hängegurt stehend er-
halten werden. Es stützte sich dabei in befriedigender Weise auch
mit der rechten Vordergliedmaße Die linke Hintergliedmaße
wurde noch nicht angesetzt. Die Behandlung wurde, wie oben
angegeben, fortgesetzt. Abends betrug die Körpertemperatur
38,8° C, Zahl der Atemzüge 16, Pulszahl 68. Der Puls war un-
gleichmäßig. Bei der Auskultation der Herztätigkeit hörte man
ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch. Am sechsten Krank-
heitstage stützte sich das Pferd beim Aufrichten schon mit den
erkrankten Gliedmaßen und belastete im Stehen auch die linke
Hintergliedmaße etwas, so daß es fast den ganzen Tag im Hänge-
gurt bleiben konnte. Die Körpertemperatur betrug morgens
38,6°C, die Zahl der Atemzüge 16, die Pulszahl 62. Die Schwellung
der Gliedmaßen war noch nicht zurückgegangen. Das Allgemein-
befinden des Pferdes war befriedigend. Abends war die Körper-
temperatur 38,7° C, die Zahl der Atemzüge 16, Pulszahl 64. Vom
— 507 —
7. Krankheitstage ab war das Pferd fieberfrei. Während des 7.
bis 15. Krankheitstages schwankte die Körpertemperatur zwischen
38,5—38,0° C, die Zahl der Atemzüge war ungefähr 16, die Puls-
zahl 62—54. Der Puls war regelmäßig und kräftig, doch ungleich-
mäßig. Bei wiederholter Auskultation des Herzens hörte man stets
ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch, der zweite Herzton
war deutlich hörbar. Eine Vergrößerung der Herzdämpfung war
nicht festzustellen. Der Appetit des Patienten besserte sich all-
mählich. Die Anschwellung der Gelenke ging auch zurück. Auf-
fallend schnell besserte sich das linke Sprunggelenk. Die Ver-
diekung nahm sehr schnell ab, und die Gliedmaße wurde jeden
Tag besser belastet, so daß sich das Pferd am 13. Krankheitstage
abwechselnd auf beide Hintergliedmaßen stellte. Die rechte Vorder-
gliedmaße wurde noch geschont. Patient wurde am Tage im
Hängegurt stehend erhalten, nachts niedergelegt. Vom zehnten
Krankheitstage ab wurde mit den Einreibungen von Salunguene
aufgehört, und dafür wurden die erkrankten Gelenke täglich mehr-
mals mit heißem Heusamen gebadet. Die warmen Einwickelungen
wurden fortgesetzt, ebenso die Verabreichung von Natr. salicylic.
Vom 16. Tage ab wurde auch damit aufgehört. Der Patient blieb
weiter fieberfrei, sein Allgemeinbefinden besserte sich von Tag zu
Tag. Er nahm reichlich Heu, außerdem Kleie und Futterrüben
sowie gequetschten Hafer in steigenden Mengen auf. Auch die
rechte Vordergliedmaße wurde zeitweise vollkommen belastet. Vom
20. Krankheitstage an konnte das Pferd ohne Hängegurt stehen.
Nur mußte es anfangs noch beim Aufstehen unterstützt werden,
da ihm die rechte Vordergliedmaße noch Schmerzen machte und
infolgedessen noch nicht ganz in Funktion trat. Die erkrankten
Gelenke wurden jetzt täglich mit Fluid eingerieben und außer-
dem die heißen Bäder fortgesetzt. Nach ungefähr vier Wochen
war am linken Sprunggelenk kaum noch eine Verdiekung zu
sehen, das rechte Vorderfußwurzelgelenk jedoch war noch deut-
lich geschwollen. Beim Beugen und Strecken desselben äußerte
das Pferd noch etwas Schmerzen, und man hörte ein deutliches
Knacken im Gelenk. Beim Versuch, das Pferd zu führen, ging es
vorn Techts hochgradig lahm. Besonders das Beugen des Vorder-
fußwurzelgelenks schien dem Pferde schmerzhaft zu sein. Von
der fünften Woche ab wurde das Pferd in einen Laufstand ge-
bracht. Das Allgemeinbefinden des Patienten war dauernd gut.
Es fiel jedoch auf, daß sich trotz guten Appetits und guter
Verdauung der Nährzustand des sehr abgemagerten Pferdes nur
sehr wenig besserte..e Die Temperatur und Atmung hielten sich
in normalen Grenzen, die Pulszahl betrug fast konstant 52. Puls
und Herzgeräusche waren wie oben beschrieben. Nach sieben
Wochen ging das Pferd im Schritt nieht mehr lahm. : Das rechte
Vorderfußwurzelgelenk war immer noch etwas geschwollen. Beim
Beugen und Strecken desselben hörte man ein deutliches Knacken,
was auf Erschlaffung der Gelenkkapsel und Gelenkbänder bzw.
Auflagerungen auf dieselben zurückgeführt wurde. Das Pferd
wurde von nun an täglich im Schritt bewegt. Nach zehn Wochen
war die Lahmheit vollkommen geschwunden. Anfangs Januar
33*
— 508 —
1912, also nach drei Monaten, wurde das Pferd wieder geritten.
Ende Januar wurde es nochmal vorgestellt und näher untersucht,
da das Pferd nach Angabe des Besitzers nicht mehr so leistungs-
fähig wäre wie früher. Das Pferd war mager. Es hatte trotz guter
Pflege und sorgsamster Fütterung nicht mehr den Nährzustand
erreicht, in dem es sich vor der Erkrankung befand. Das rechte
Vorderfußwurzelgelenk war im ganzen noch etwas verdickt. Beim
Bewegen desselben hörte man Knacken. Am linken Sprunggelenk
und am Fesselgelenk vorn rechts waren keine Veränderungen zu
erkennen. Lahmheit bestand nicht. Die Körpertemperatur betrug
37,9° C, die Zahl der Atemzüge in der Minute 14. Die Atmung
war oberflächlich. Der Puls war regelmäßig, kräftig, doch un-
gleichmäßig und 46mal in der Minute fühlbar. Nach 10 Minuten
langer Bewegung im Trabe und im Galopp unter dem Reiter zeigte
das Pferd starken Schweißausbruch. Die Atmung war angestrengt
und geschah 30mal in der Minute. Der Puls war schwach, un-
gleichmäßig und unregelmäßig, die Pulszahl in der Minute betrug
86. Der Herzschlag war deutlich fühlbar. Bei der Auskultation
hörte man ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch. Der zweite
Herzton war laut und deutlich hörbar. Eine Vergrößerung der
Herzdämpfung war nicht deutlich nachzuweisen. Erst nach
25 Minuten war die Pulszahl wieder bis auf 46 gesunken, die
Atmung nach 20 Minuten wieder normal.
Es war also bei dem Pferde nach dem Gelenkrheumatismus
ein Herzfehler entstanden, und zwar hatte sich nach der als Kom-
plikation anzusehenden Endokarditis ein Klappenfehler entwickelt.
Hiernach war eine aktive kompensatorische Herz-Hypertrophie
eingetreten, die zur Zeit der letzten Untersuchung in Dilation
überzugehen schien.
Das Pferd konnte nicht weiter beobachtet werden, da es an-
fangs Februar in den Besitz eines Händlers überging.
Strychninvergiftung beim Pferde.
Von Stabsveterinär Dr. Hock.
Am 30. 10. erkrankte das Reitpferd — ein 15 jähriger brauner
Wallach — des Herrn H. infolge von Harnverhaltung an Blasen-
kolik.
Das Pferd war nach dem Vorbericht etwa 8 Tage vor der
offensichtlichen Erkrankung einer Überanstrengung und Erkäl-
tung ausgesetzt gewesen, und man hatte wahrgenommen, daß seit
dieser Zeit die Munterkeit des Pferdes nachließ. Das Pferd, das
sonst beim Futtersehütten in die Krippe stieg und beim Bewegen
sprang und ausschlug, unterließ diese Äußerungen seines Wohl-
befindens; ferner wurde eine gewisse Beschwerde beim Harn-
absetzen beobachtet. Dabei blieb das Pferd jedoch bei gutem
Appetit und zeigte sonst keinerlei auffällige Erscheinungen. Am
30. 10. warf sich das Pferd mehrere Male nieder, um sofort wieder
aufzuspringen.
— 509 -=
Bei meiner Untersuchung fand ich das Pferd zitternd in
seinem Kastenstand stehen, gegen dessen eine Wand angelehnt.
Da eine Untersuchung in dem engen Raume zu gefährlich
war, ließ ich das Pferd herausführen und an einen nach allen
Seiten offenen Stand bringen. Bei dieser Überführung konnte sich
das Pferd kaum auf den Beinen halten; es schwankte und mußte
sorgfältig gestützt werden. Kaum war es an dem neuen Stand an-
gelangt, so stürzte es mit gebeugtem Kopf nach vorwärts unter die
Krippe und schlug mit den Beinen um sich, so daß jede Annähe-
rung unmöglich war. Die Atmung war stark beschleunigt, das
Ausatmen geschah stoßweise und war häufig von lautem Stöhnen
begleitet. Häufig sah sich das Pferd auch nach dem Bauche um.
In einem günstigen Moment spritzte ich dem Pferde 0,5 Morph.
mur. : 15,00 Aquae dest. unter die Haut, worauf nach einiger Zeit
eine genaue Untersuchung möglich war. Beim Eingehen mit der
Hand in das Rectum erwies sich dieses mit einer ungewöhnlich
großen Menge von Kotballen angefüll. Sonst war der Darm
mäßig gefüllt und nirgends empfindlich. Die Harnblase bildete
einen großen mit Flüssigkeit gefüllten Sack, der weit in die Bauch-
höhle hineinragte. Selbst jeder leichte Druck auf die Harnblase
war äußerst schmerzhaft und wurde von dem an der Erde liegen-
den Pferde mit lautem Stöhnen und heftigen Abwehrbewegungen
beantwortet. Infolge dieser Abwehrbewegungen ließ sich auch der
Penis nicht hervorziehen und der Harn mittels des Katheters ent-
leeren.
Nach etwa 12 Stunden sprang das Pferd, das bereits auf-
gegeben war, auf und entleerte von selbst eine große Menge Harn;
gleich darauf nahm es auch etwas Futter zu sich. Doch war das
Pferd noch am nächsten Tage stark benommen. Die Untersuchung
des Harns ergab seine normale Beschaffenheit. Der Kot
mußte nun dreimal täglich in den ersten drei Tagen, obwohl Aloë
gegeben worden war, aus ddem Beckenstück des Mastdarmes mit
der Hand entfernt werden; später genügten dazu Einläufe von
warmem Wasser. Sowohl bei der Palpation der Harnblase als
auch beim Harn- und Kotabsetzen äußerte das Pferd noch einige
Zeit durch Stöhnen heftige Schmerzen. Allmählich jedoch ver-
ringerten sich die Beschwerden beim Harn- und Kotabsatz.
Nach diesen Erscheinungen handelte es sich bei dem Pferde
um eine akute Lähmung des Entleerungsmuskels der Harnblase,
des Detrusors, sowie des Beckenstückes des Mastdarms hervor-
gerufen durch Überanstrengung und Erkältung. Die Zurückhaltung
des Kotes und insbesondere des Harnes hatte zu dem Anfall von
Blasenkolik geführt.
Zum Zwecke der Behandlung begann ich am zweiten Krank-
heitstage mit Stryehnin-Injektionen, welche Lösungen nach Vor-
schrift in einer Apotheke vor dem jeweilgen Gebrauche frisch
angefertigt wurden. Am 31. 10. erhielt das Pferd 0,05 Stryehnin.
nitric. : 10,00 Aq. dest. subkutan, ebenso am 1. 11.
Da die Krankheitserscheinungen jetzt rasch nachließen, wur-
den die Einspritzungen ausgesetzt, jedoch nach 7 Tagen, als immer
noch leichte Beschwerden beim Kotabsatz nicht verschwinden
wollten, wieder aufgenommen.
== 010 =
Das Pferd erhielt am 8. 11. 0,03, am 9. 11. 0,05 Strychnin.
nitric. in wässeriger Lösung subkutan. Am 10. 11. wurde aus-
gesetzt. Am 11. und 12. 11. wurden wiederum je 0,05 Strychnin.
nitric. unter die Haut gespritzt.
Vielleicht 20 Minuten nach der letzten Einspritzung wurde ich
in den Stall zurückgerufen, das Pferd habe einen neuen Anfall.
Aber es bot sich mir ein ganz anderes Krankheitsbild als das
erste Mal.
Das Pferd stand heftig zitternd in seinem alten Kastenstanl,
Hals und Kopf weit vorgestreckt, die Nüstern trompetenförmig
aufgebläht, die Atmung stark beschleunigt und angestrengt, der
Schweif krampfhaft auf den Rücken gezogen. Bei jeder Bewegung
des Nebenpferdes, beim Rasseln eines Dungkarrens usw. fuhr das
Pferd zusammen, und ein heftiger, einige Sekunden andauernder
Krampf flog blitzartig durch das ganze Pferd, wobei es schmerz-
haft aufstöhnte und die Darmgase explosiv herausgepreßt wurden.
Nachdem das Pferd unter diesen sich immerfort wiederholenden
Krampfanfällen etwa 10 Minuten lang gestanden hatte, brach es zu-
sammen und schlug nun, sich selbst verletzend, die Bretterwände
seines Standes ein. Dazwischen traten wieder die geschilderten
blitzartigen Krämpfe auf und Erstickungsanfälle, wobei das Maul
weit aufgesperrt wurde. In kurzem war das Pferd ganz in Schweiß
gebadet.
Diese Erscheinungen ließen keinen Zweifel darüber, daß
Stryehninvergiftung vorlag. Als Gegenmittel wurde sofort
Chloralhydrat in Gummischleim gelöst als Klystier angewendet.
Das Pferd erhielt etwa 100 g, immer in Dosen zu 20 bis 30 g. Doch
kam nicht die ganze Quantität des Mittels zur Wirkung, da er-
hebliche Mengen der Klystiere, besonders im Anfang, bald wieder
herausgepreßt wurden.
Nach 8 Stunden beruhigte sich das Pferd, die Krampf- und
Erstickungsanfälle hörten auf, die Schweifrübe war zurück-
gesunken. Der jetzt unternommene Versuch, das Pferd aufzu-
richten, hatte Erfolg, und das Pferd konnte in einen Hängegurt
gebracht werden. Die Atmung beruhigte sich sofort und der vorher
unfühlbare Puls kam wieder zum Vorschein. Das Pferd nahm
gierig Wasser und außerdem Mohrrüben und Zucker. Hafer und
Heu wurden nicht genommen. In den folgenden Tagen stellten sich
Fieber ein, starke Hinfälligkeit und übelriechender Atem mit
Nasenausfluß. Am 17. 11. verendete das Pferd.
Als Todesursache wurde durch die Sektion multiple brandige
Lungenentzündung (Aspirations-Pneumonie) festgestellt. Am Len-
den- und Kreuzmark, der Harnblase und dem Beeckenstück des
Mastdarms waren keine krankhaften Veränderungen nachzu-
WEISEN.
Nach Fröhner, Toxikologie und Arzneimittellehre, beträgt
die kleinste tödliche Dosis des Stryehnin. nitr. für das Pferd 02
bis 0,3 subkutan, 0,15 intratracheal. Die Heildosis beträgt 0,05
bis 0,1 pro die subkutan. Bei der Stryehninbehandlung soll das
Körpergewicht genau berücksichtigt und jeden dritten Tag mit
den Einspritzungen ausgesetzt werden. Ferner soll die Lösung
jeweils frisch ang. fertigt sein.
— 5ll —
Alle diese Bedingungen wurden in diesem Falle erfüllt. Das
Pferd hatte ein Gewicht von etwa 600 kg, eine Tagesdosis von
0,05 war demgemäß nicht zu hoch. Ferner wurden die Injektionen,
wie oben ersichtlich, unterbrochen und die Lösungen stets frisch
verschrieben.
Ich füge an, daß ich in dieser Weise ein Pferd mit neurogener
Muskellähmung vier Wochen lang mit Strychnin behandelt habe,
ohne daß sich die geringsten Vergiftungserscheinungen gezeigt
haben.
Im vorliegenden Falle kommen nur zwei Umstände in Frage,
die die Strychninvergiftung herbeigeführt haben. Es kann eine
Überempfindlichkeit des in Rede stehenden Pferdes gegen Strych-
nin die Schuld tragen — obwohl das Pferd in obiger Dosierung
im ganzen nur 0,28 g Strychnin, nach Abzug der ersten zwei
kaum zu rechnenden Einspritzungen nur 0,18 g erhielt — oder ein
Versehen bzw. Außerachtlassen der nötigen Vorsicht von seiten
des Apothekers bei Anfertigung der Strychninlösung, eine Mög-
lichkeit, worauf Fröhner in seiner Toxikologie hinweist, so daß
das Pferd eben größere Strychninmengen erhielt, als verordnet
waren.
Gallensteinkolik beim Pferde.
Von Veterinär Grimm.
Am 26. Januar 1912 bemerkte abends gegen 11 Uhr der Stall-
wachposten, daß das Pferd „Edi“ am ganzen Körper zitterte und
stark schwitzte. Die Untersuchung ergab folgendes: Das Pferd
steht teilnahmlos im Stalle mit vollständig zum Boden gesenktem
Kopfe. Es tritt auf Anruf nicht herum, jede Bewegung macht es
ungern und äußert dabei starke Schmerzen. Der Körper ist mit
kaltem Schweiß bedeckt. Das Pferd zittert am ganzen Körper.
Die Lidbindehäute sind blaßrosarot gefärbt. Der Puls ist an der
Kinnbackenarterie nicht aufzunehmen, durch Auskultation des
Herzens werden 46 regelmäßige, schwache Pulsschläge gezählt. Die
Herztöne sind rein, die Herzdämpfung ist nieht vergrößert. Die
im Mastdarm gemessene Temperatur beträgt 38,7 C.
Die Atmung geschieht angestrengt, pumpend, 28 mal in der
Minute. Die Ausatmung erfolgt stoßweise. Im Verlauf des Kehl-
ganges, an Kehlkopf und Luftröhre ist nichts Abnormes festzu-
stellen. Die Auskultation der Lungen ergibt überall verstärktes
vesikuläres Atemgeräusch, die Perkussion überall lauten Schall.
Der Hinterleib erscheint nicht aufgetrieben. Darmgeräusche
sind beiderseits gänzlich unterdrückt. Kot- und Harnabsatz sind
seit zwei Tagen nicht beobachtet worden. Die rektale Untersuchung
ergibt zunächst eine leichte Drehung des Mastdarmes um die
Längsachse nach rechts, und erst nach der ohne Mühe erfolgten
Lageberichtigung kann die Untersuchung jenseits der Ampulle fort-
gesetzt werden. Die Harnblase und der hintere Teil des Mastdarms
sind leer. Die vorliegenden Darmteile haben ihre normale Lage
und sind prall mit festweichen Futtermassen gefüllt.
le
Die Behandlung bestand zunächst in Massage des Hinterleibes,
in Prießnitzumschlägen und Warmwasserklystieren. Innerlich er-
hielt das.Pferd Chloroformium, Tinctura Asae foetidae und Tinc-
tura Opii zu gleichen Teilen. Nach 11% Stunden wurden ferner Ex-
tractum Aloës 30,0 mit Spiritus aethereus 100,0 und 3000,0 Aqua
verabreicht sowie subkutan Arecolinum hydrobromicum.: 0,1 zu
10,0 Aqua in fraktionierten Dosen. Nach der zweiten Arekolin-
dosis erfolgte geringer Abgang von Darmgasen. Darmgeräusche
stellten sich jedoch nicht ein.
Gegen 2 Uhr nachts schlug das Herz unregelmäßig und
schwächer. Es wurden deshalb Oleum camphoratum forte 50,0 sub-
kutan injiziert. Etwa nach einer Viertelstunde wurde der Herz-
schlag ruhiger und kräftiger, und nach Verlauf einer weiteren
Viertelstunde konnten 60 Pulsschläge an der Kinnbackenarterie,
wenn auch nur schwach, gefühlt werden. Die Atmung blieb ange-
strengt und pumpend und steigerte sich bis zu 60 Atemzügen in der
Minute. Die Lidbindehäute nahmen eine blaßrote, fast weiße
Färbung an.
Das Pferd blieb bis 6 Uhr morgens mit sägebockartig ausein-
andergestellten Gliedmaßen und gesenktem Kopfe stehen. Kot und
Harn wurden nicht mehr abgesetzt, und der Darm blieb regungslos.
Plötzlich fiel das Pferd zur Seite und verendete.
Die Sektion ergab als pathologisch-anatomische Diagnose: An-
ämie der äußerlich sichtbaren Schleimhäute, 'blutig-seröses Exsu-
dat in der Bauchhöhle, Anschoppung trockener Futtermassen im
Dickdarm und dünnbreiiger im Dünndarm, Darmentzündung,
Leberzirrhose, Gallensteine, parenchymatöse Entzündung des Herz-
muskels, Blutungen unter dem Herzbeutel, insbesondere in der
Kranzfurche.
Auffallend waren die Veränderungen in der Leber: Diese war
im rechten Lappen gelb-braun, im linken dunkelbraun gefärbt, ge-
schwollen und zeigte abgerundete Ränder. Sie war um das Drei-
fache vergrößert. Ihre Konsistenz war, besonders im linken Lap-
pen, derb. Auf der Oberfläche erschien die Leber höckerig und auf
der Höhe der Höcker heller gefärbt. Beim Einschneiden in den
rechten helleren Lappen floß eine gelblich-rote Flüssigkeit von
durehdringendem, stinkendem Geruch ab. Die Gallengänge waren
stark erweitert, mit dieser Flüssigkeit angefüllt und hatten stark
verdickte Wandungen. Beim Einschneiden in den linken Lappen
floß die gleiche rötlich-gelbliche Flüssigkeit ab, die jedoch hier
diekflüssiger und noch übelriechender war. Auch hier waren die
Gallengänge bedeutend erweitert und ihre Wandungen bis zu 3, cm
verdickt. Außerdem fanden sich hier in allen Gängen mohnsamen-
bis erbsengroße, steinharte, gelbe Gebilde von rundlicher, ei- bis
walzenförmiger Gestalt in einer Anzahl von mehreren hundert
Stück. Im Hauptausführungsgang befand sich ein taubeneigroßes,
eiförmiges, gelbes Gebilde von derselben Beschaffenheit. Der
Längsdurcehmesser betrug 4 em. Die einzelnen Leberteilehen waren
zwar noch zu erkennen, jedoch atrophisch. Auf dem Durchschnitt
zeigt sich ein weißes, mehr oder weniger breitstreifiges, groß-
maschiges Netz von neugebildetem Bindegewebe, das größere oder
— 913. —
kleinere Felder atrophischen und entarteten Lebergewebes ein-
schließt.
Auf Grund dieses Befundes darf man wohl annehmen, daß die
von dem Pferde bekundeten Kolikerscheinungen im ursächlichen
Zusammenhange mit den Gallensteinen gestanden haben.
Auffallend an dem ganzen Krankheitsbilde war das völlige
Fehlen einer auf Ikterus deutenden Erscheinung.
Mehrere gleichzeitig auigetretene Fälle von Lumbago.
Von Stabsveterinär Klinner.
Wegen Mangels an Mannschaften während der Pfingstfeiertage
konnten die Pferde weniger als sonst bewegt werden. Am ersten
Feiertage herrschte eine große Hitze, am zweiten Feiertage
naßkaltes, windiges Wetter. Am nächsten Tage rückten die
Eskadrons zum Exerzieren aus. Es wehte ein naßkalter, hefti-
ger Wind, besonders über den Exerzierplatz. Etwa eine Stunde
nach Beginn des Exerzierens fing das Pferd eines Oberleutnants an,
heftig zu schwitzen und matt zu werden. Als kolikkrank wurde es
in den Stall (Privatstall) zurückgebracht. Nach Aussage des
Burschen war das Pferd beim Führen an der Hand gar nicht vor-
wärts zu bringen, und er hatte es reiten müssen, um das Pferd im
Gang zu erhalten.
Bei der näheren Untersuchung stellte ich Kreuzverschlag fest.
Patient konnte nur schwer im Stand herumgedreht werden. Be-
sonders fiel die steife Haltung der Hinterhand auf. Der abgesetzte
Harn war fast dunkelrot. Der Appetit war nicht gestört. Die
Kruppenmuskulatur war auf beiden Seiten bretthart und rechts
etwas höher gewölbt als links.
Ungefähr eine halbe Stunde später erkrankten auf dem Exer-
zierplatz unter denselben Erscheinungen bei der 1. und 2. Eskadron
je 1 Pferd, bei der 3. und 4. Eskadron je 3 Pferde. Diese Pferde
blieben beim Exerzieren im Gliede zurück, schwitzten erheblich
und atmeten etwas beschleunigt. Vier Pferde, die nur eine geringe
steife Haltung der Hinterhand zeigten, konnten nach Hause ge-
führt, die anderen mußten geritten werden, da sonst ein Vorwärts-
bringen nicht möglich war. Die Hintergliedmaßen wurden breit
und steif nach hinten gestellt und unter Zittern die Hufzehen be-
lastet. Bei 2 Pferden war deutlich die rechte Kruppenmuskulatur
gegenüber der linken nach oben hervorgewölbt und auch derber.
Bei 4 Pferden wurde dunkelroter Harnabsatz bemerkt. Im Stall
nahmen sämtliche erkrankten Pferde mit großem Appetit das dar-
gereichte Heu auf. Bei den schwerer erkrankten Pferden war die
Augenschleimhaut höher gerötet und die Zahl der Pulse um 20 bis
25 in der Minute erhöht. Eine medikamentöse Behandlung fand
bei keinem Pferde statt. Die Pferde wurden mit Strohwischen
trocken gerieben und mit Woilachs warm eingedeckt.
Bei den leichter erkrankten Pferden waren schon bis Mittag
sämtliche Krankheitserscheinungen verschwunden. Geren Abend
— 5l4 —
waren auch die anderen Pferde wieder vollständig gesund. Am
anderen Tage, an dem schönes, warmes Wetter war, konnten sämt-
liche erkrankt gewesenen Pferde ohne Nachteil unter dem Reiter
eine halbe Stunde bewegt werden.
Es ist in diesem Falle, in dem neun Pferde an einem Tage an
Kreuzverschlag erkrankten, die Ursache wohl wahrscheinlich
nur darin zu suchen, daß die Pferde nach zweitägiger Ruhe einer
Anstrengung bei naßkaltem, rauhem Winde ausgesetzt, zuerst in
Schweiß gerieten und sich erkälteten. Bei der 5. Eskadron, die
dem Vorbericht nach weniger exerziert, sondern nur Gefecht zu
Fuß geübt hatte, war kein Pferd erkrankt.
Eine etwaige Vergiftung durch Futter, Wasser oder andere
Stoffe ist hier mit Sicherheit auszuschließen, da Futter und Wasser
einwandfrei waren, und auch der Appetit der erkrankten Pferde
gar nicht gestört war.
Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und
Ärzte.
Von Korpsstabsveterinär Feldtmann.
Die besonders festlich geschmückte. uralte Westfalenhauptstailt
Münster, der reiche Flaggen- und Blumenschmuck ihrer Häuser
und Straßen und die herzliche Gastfreundschaft ihrer Einwohner
gaben beredtes Zeugnis von der großen Freude, die Teilnehmer an der
vom 15. bis 21. September d. Js. hier tagenden Versammlung Deutscher
Naturforscher und Ärzte begrüßen und in ihren Mauern aufnehmen zu
dürfen. Wenn dieser Ort auch nieht dureh eine Reihe großer und
reichlich ausgestatteter wissensehaftlicher Institute den Forscher er-
freut und hierdurch seine wissenschaftlichen Ziele der Lösung näher
bringt. so bietet Münster mit seiner mehr als tausendjährigen Ge-
schiehte und Kultur. seinen ragenden Kirchen, seinen stolzen Adels-
höfen, seinen malerischen Gebäuden und Straßenfluchten. seinem
groBen Reichtum alter architektoniseher Sehönheiten, seinen vielen
Schmucekplätzen und seinen herrlichen, die ganze Stadt wie ein
Blumengürtel umgebenden Promenaden dem Auge des Besuchers ein
wunderschönes Städtebild von ganz eigenem künstlerischen Gepräge.
wohl würdig, eine so hochbedeutsame Versammlung bei sich zu Gaste
zu laden.
Mit literarischen Festgaben wurden die Teilnehmer reich be-
dacht. Die heimische Gelehrtenwelt, die medizinisch-naturwissen-
schaftliche Gesellschaft Münsters, überreichte jedem Teilnehmer eine
Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten, die glänzendes Zeugnis dafür
ablegen, daß die mannigfachen Zweige der Medizin und Naturwissen-
schaften auch hir eine gute Pflegestätte besitzen. In ihrer Festschrift
spendete die Stadt Münster ein wertvolles, umfangreiches Meisterwerk
heimatkundlieher Darstellung.
Am Begrrüßungesabend in dem gewaltigen Festsaale des Sehützen-
hofes bot die Stadt dureh Aufführung des Lambertusspieles mit seinen
mMm I
Uuw
ya
— 515 —
frohen bunten Szenen altmünsterischen Volkslebens einen freundlichen
Willkommensgruß.
| Für Montag abend hatte Münster die Versammlung zu einem
Bierabend eingeladen und bescherte den überaus zahlreich erschienenen
Damen und Herren durch auserwählte Orchester- und Chorvorträge,
insbesondere durch die Darbietungen glänzender Perlen westfälischer
Sangeskunst, einen schönen und genußreichen Abend.
Bei reger Beteiligung der Behörden vereinte der Mittwochabend
die Teilnehmer mit ihren Damen zu einem glänzenden Festmahl
wiederum im Festsaal des Schützenhofes, in dem sie sich bei begeistern-
den Reden, unter angeregter, froher Unterhaltung, lieblichen musi-
kalischen Weisen und guter Bewirtung ersichtlich sehr heimisch
fühlten. Das inhaltreiche Festprogramm mit seiner großen Zahl von
Ausflügen in das Industriegebiet, in Badeorte und an Naturschön-
heiten reiche Gegenden, brachte angenehme Abwechslung und Er-
holung von den Anstrengungen ernster wissenschaftlicher Arbeit.
Für die Unterhaltung der Damen des Kongresses hatte ein
rühriger, umsichtiger Damenausschuß ausgiebig gesorgt. Den Reigen
eröffnete der von letzterem gegebene Tee im altehrwürdigen Rathaus-
saal. Teilnahme an den Vorträgen der allgemeinen Versammlungen,
Besichtigungen der Stadt, der Kirchen, der Kunstsammlungen, der
technischen Institute, der Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen
unter sachverständiger Führung sowie zahlreiche Ausflüge nahmen
Zeit und Spannkraft der Damen voll in Anspruch. Ein von Sr. Durch-
laucht dem Prinzen von Ratibor und Corvey im Festsaal
des Königlichen Schlosses gegebener Tee zählte mit zu den Glanz-
punkten der für die Damen des Kongresses bestimmten festlichen
Veranstaltungen.
Eine für die Versammlung hergerichtete Ausstellung naturwissen-
schaftlicher und medizinischer Gegenstände und Lehrmittel sowie
ehemisch-pharmazeutischer Präparate, die vorwiegend Neuheiten der
letzten Jahre umfaßte, ließ den Besucher sich schnell orientieren und
gab ein anschauliches Bild des mächtigen Vorwärtsstrebens und der
groBen Errungenschaften auf diesen Gebieten.
Die durch den ersten Geschäftsführer Professor Dr. Rosemann
mit einer bedeutsamen Begrüßungsansprache eröffnete Versammlung
gab in ihrem weiteren Verlauf durch die große Zahl allgemeiner und
besonderer Vorträge ein staunenerregendes Gesamtbild wissenschaft-
licher Produktion und eine gewaltige Fülle von Anregung und Be-
lcehrung. In den allgemeinen Versammlungen und in den Gesamt-
sitzungen der naturwissenschaftlichen und medizinischen Hauptgruppe
wurden folgende Vorträge gehalten:
1. V. Czerny- Heidelberg: Die nichtoperative Behandlung der
Geschwülste.
2. E. Becher- Münster: Leben und Bescelung.
3. Graf Arco-Berlin: Uber drahtlose Telegraphie. (Mit Demon-
strationen.)
4. W. Nernst-Berlin: Zur neueren Entwicklung der Thermo-
dynamik.
5. Sarasin- Basel: Über die Ausrottung der Wal- und Robben-
fauna sowie der arktischen und antarktischen Tierwelt überhaupt.
6. H. Küttner-Breslau: Moderne Kriegschirurgie.
7. C. Correns- Münster und
8. R. Goldschmidt- Münehen: Vererbung und Bestimmung des
Geschlechts.
9. W. Straub- Freiburg: Uber die Bedeutung der Zellmembran
für die Wirkung chemischer Substanzen.
10. R.v. Wettstein- Wien und
— 516 —
11. A. Czerny -Straßburg und
12. R. v Hannstein-Berlin: Die Wissenschaft vom Leben in
ihrer Bedeutung für die Kultur der Gegenwart.
13. P. Th. Müller-Graz: Über die neueren Forschungsergebnisse
auf dem Gebiete der Serumtherapie.
14. F. Rolly- Leipzig: Uber die Nutzanwendung der neueren For-
schungsergebnisse auf dem Gebiete der Serumtherapie in der
Praxis.
15. H. Mießner-Iannover: Uber die praktischen Erfolge der
Serumtherapie in der Veterinärmedizin.
16. R. Klemensiewiez-Graz: ber die physiologischen Grund-
lagen für den normalen und pathologischen Flüssigkeitsverkehr
und die Ansammlung von Flüssigkeit in Geweben und Hohlräumen.
17. Lubarsch- Düsseldorf: Pathologische Morphologie und Phy-
siologie des Ödems.
18. Ziegler-Breslau: Das Ödem in seiner Bedeutung für die
Klinik.
Außerdem wurden in den Abteilungssitzungen 450 wissenschaft-
liche Vorträge gehalten.
33. Abteilung: Veterinärmedizin.
Nach Benehmen mit der Geschäftsführung gelang es mir, für
diese Tagung die auf den vorangegangenen Versammlungen
übliche Bezeichnung „Abteilung für Tierheilkunde“ in die hier-
überstehende, mehr zutreffende Bezeichnung umzuwandeln.
Um den Teilnehmern dieser Abteilung genügend Zeit für die
übrigen Vorträge und Veranstaltungen des Kongresses zu lassen,
wurden die Arbeiten an drei Nachmittagen erledigt. Sie nahmen
ihren Anfang am Montag, den 16. September, im historischen
Seminar der Universität. Hier wurden folgende Vorträge ge-
halten:
1. Bongert-Berlin. Über die Ätiologie der Aktynomykose
des Rindes.
Anläßlich seiner umfangreichen Untersuchungen hat Bon-
gert bei der Kieferaktinomykose stets ein schlankes,
pleomorphes, unverzweigtes Stäbchen gefunden, das besonders
auf Serumagar gut und ohne Verzweigungen wächst. Bei Kanin-
ehen bewirkten subkutane Injektionen Abszesse, in denen jedoch
Aktinomykoseerreger nicht nachgewiesen werden konnten.
Diplokokkenartige Kurzstäbehen ohne Verzweigungen fanden
sich stets in den von Bongert untersuchten 80 Fällen von
ZJungenaktinomykose. Nur in alten Kulturen konnte
Bongert keulenförmige Verdiekungen, Aktinomyces-Keulen.
nachweisen. Auf Zuckerbouillon mit Serum wuchsen die Erreger
gut. Für kleine Versuchstiere waren sie nicht pathogen.
Unter 80 Fällen von Aktinomykose der Milchdrüsen des
Schweines konnte Bongert 50mal Staphylokokken beobachten.
In den übrigen 30 Fällen blieben die Kulturen wohl dureh Unter-
sang der Erreger steril. Sich verzweigende Fadenpilze fand
Bongert niemals.
Auf Grund dieser Beobachtungen stellte Bongert fest, daß
die Aktinomykose keine aetiologisch einheitliche Krankheit dar-
stellt, sondern polybakteriell ist.
— 517 —
Die keulenförmigen Pilze spricht Bongert als Degenerations-
produkte an. Sie stellen keine soliden Gebilde dar, die sich nicht
mit Kernfarbstoffen färben lassen, sondern sind als degenerierte
Zellschläuche anzusehen.
Bongert hat bis jetzt an Rindern und Schweinen keine In-
fektionsversuche mit den von ihm ermittelten Mikroorganismen
vornehmen können, so daß er ein abschließendes Urteil über seine
Ermittlungen noch nicht abzugeben vermag.
2. Schreiber-Landsberg a. W. Der infektiöse Abortus
der Rinder und seine Bekämpfung mittels Schutzimpfung.
Der Vortragende führt aus, daß nach übereinstimmendem
Urteil aller Forscher als der Erreger des seuchenhaften Verkal-
bens der Bangsche Bazillus anzusehen ist, da dieser in jedem
Falle sowohl in den Eihäuten als auch in der Frucht gefunden
wird und unter Beobachtung seines eigentümlichen biologischen
Verhaltens auch in Reinkultur herausgezüchtet werden kann. Zur
Feststellung, ob ein Tier mit dem Bangschen Bazillus infiziert ist
oder war, dient erstens die diagnostische Impfung mittels Bak-
terien-Extrakt nach Analogie der Tuberkulinisierung, zweitens
die Agglutinations-Methode und die Komplementbindung. Wäh-
rend die diagnostische Impfung als unsicher zu bezeichnen ist,
haben sich die beiden anderen Methoden im Laboratorium als
feines Reagens bewährt und sind besonders zu empfehlen.
Die Frage, ob die Bangschen Bazillen aus verschiedenen Be-
ständen Stammverschiedenheiten, ähnlich dem Kälberruhrerreger
zeigen, ist im Serum-Institut Landsberg mit Hilfe der Agglutina-
tion zu lösen versucht worden. Es sind aber, trotzdem die Höhe
des Agglutinations-Titerss bei den verwendeten zehn Stämmen
Schwankungen aufwies, mit dieser Methode Stammverschieden-
heiten nicht nachzuweisen.
Auf Grund zahlreicher Untersuchungen an eingeschickten
abortierten Foeten kommt der Vortragende zu dem gleichen Re-
sultat, welches er auf der Naturforscher-Versammlung in Königs-
berg berichtete, nämlich, daß häufig Mischinfektionen mit Koli-
Bakterien, Streptokokken und Paratyphus-Bakterien den Abor-
tus komplizieren, so daß damit die Ausfälle nach der Schutz-
impfung zu erklären sind. Durch Versuche an weißen Mäusen
konnte nachgewiesen werden, daß die gefundenen Bakterien in
Mischinfektionen untertödliche Dosen des Bangschen Bazillus in
tödliche verwandeln. Auf Grund der zahlreichen Impfungen,
welche mit dem Landsberger Abortin in der Praxis angestellt wor-
den sind, kommt der Vortragende zu dem Schluß, daß in Ställen,
wo der infektiöse Abortus rein auftritt, also nur durch den Bang-
schen Bazillus hervorgerufen wird, er durch Impfung erfolgreich
bekämpft werden kann. Läßt dagegen das Abortin im Stich, dann
ist die Impfung entweder zu spät ausgeführt worden, oder aber
es handelt sich um die beobachteten Mischinfektionen, welche in
Stallungen auftreten, wo die Kälberruhr herrscht, so daß sich die
Rinder leicht mit diesen Erregern infizieren können. In solchen
Ställen ist es unbedingt nötig, daß neben der Impfung auch die
hygienischen Maßregeln durchgeführt werden, die das Kaiserliche
— 518 —
Gesundheitsamt in Form eines Merkblattes bekannt gegeben hat,
und welche in sachgemäßer Desinfektion unter tierärztlicher An-
leitung gipfeln.
3. Weil-Halle a. S.: Neuere Forschungen über die Fer-
mente des Tierkörpers und ihre Anwendung auf die klinische
Diagnostik, speziell der Schwangerschaft.
Vortragender führt folgendes aus: Der lebende Organismus
ist imstande, auf die Zufuhr jedes seinem Blut fremden biolo-
gischen Stoffes mit der Bildung spezifischer Fermente zu reagie-
ren, welche die Spezifität des fremden Körpers zerstören und ihn
in Bausteine zerlegen, die die Körperzellen weiter verarbeiten
können.
Bei dem fermentativen Abbau des Eiweißes entstehen
Zwischenprodukte, Peptone, die auf den Körper toxisch wirken.
Diese Erkenntnis hat zur Aufstellung von Theorien für die Ana-
phylaxie und eine große Zahl von Infektionskrankheiten geführt.
Die praktische Anwendung der Ergebnisse der Fermentforschung
finden wir in den von Abderhalden ausgearbeiteten Methoden,
der biologischen Methode und dem Dialysierverfahren. Bei der
ersteren benutzt man als Indikator zur Sichtbarmachung der Fer-
mentwirkung Lösungen der entsprechenden zu Peptonen ver-
arbeiteten Eiweißkörper und erkennt einen Abbau an der An-
derung des Drehungsvermögens für polarisiertes Licht.
Bei dem Dialysierverfahren benutzt man das nicht veränderte
Eiweiß, das man zusammen mit der fermenthaltigen Flüssigkeit,
z. B. Serum in einen Pergamentschlauch füllt. Ist wirksames Fer-
ment vorhanden, so wird das Eiweiß zu löslichen Peptonen abge-
baut, die durch den Schlauch hindurch diffundieren und in der
Außenflüssigkeit mit Hilfe der Biuretprobe oder des Triketohy-
drindenhydrats, das mit Peptonen Violettfärbung gibt, nachge-
wiesen werden können. Zum Nachweis der Schwangerschaft be-
nutzt man als Indikator foetale Placenta und als Fermentlösung
das Serum des Muttertieres. Abderhalden und Kiutsi
konnten so Schwangerschaft beim Menschen, Abderhalden
und Weil bei Kühen nachweisen.
In der Diskussion berichtete Mießner über seine zusammen
mit Immisch angestellten Versuche, die optische Methode bei
der Diagnose von Infektionskrankheiten zu verwenden.
Bei der Vermischung von Serum bzw. Peptonen von Pferden,
die mit Rotz, perniciöser Anaemie, Trypanosomen usw. behaftet
waren, mit den entsprechenden Antigenen gelang es niemals, ein
für eine bestimmte Krankheit spezifisches Drehungsvermögen zu
erhalten.
4. Schubert- Münster: Serodiagnose der Rotzkrankheit.
Redner besprach die Vorzüge und Nachteile der Agglutina-
tions- und der Komplementbindungsmethode und ihre wechsel-
seitige Ergänzung. Er erläuterte anschaulich die Technik der
Komplementbindungsmethode und machte besonders auf die Wich-
tigkeit der Verwendung der kleinsten Komplementmenge auf-
merksam. Schubert besprach die hohe veterinärpolizeiliche
Bedeutung der Serodiagnose, welche auch in größeren und stark
— 519 =
verseuchten Beständen die Rotztilgung fast regelmäßig im Verlauf
von vier Wochen ermöglicht.
Mießner hob in der anschließenden Diskussion die gewal-
tigen Vorteile hervor, die der Rotzbekämpfung durch die von
Schütz und Schubert für diese Seuche eingeführte Kom-
plementbindungsmethode erwachsen sind. Auf Grund seiner
neueren Untersuchungen ist Mießner der Ansicht, daß auch die
Konjunktivalprobe mit Hilfe von Malleinum siccum Foth vor-
zügliches leistet und bessere Resultate liefert als die Agglutina-
tionsmethode. Wegen der großen Einfachheit ihrer Anwendung,
Ermittlung der rotzigen Pferde in 24 Stunden, Ausschließens von
Verwechselungen, schlägt Mießner vor, in Zukunft lediglich die
Komplementbindungsmethode in Verbindung mit der Konjunk-
tivalprobe zu verwenden. Das Nähere sei aus seiner Arbeit, Zen-
tralblatt für Bakteriologie 1912, Band 63, Heft 4 bis 6, zu er-
sehen.
5. Gräfin v. Linden-Bonn:
a) Die Entwicklung des Lungenwurms, Strongylus micrurus,
außerhalb seines Wirtstieres.
b) Erfahrungen über die Behandlung der Lungenwurmseuche
unserer Haustiere und des Wildes mit Kupferchlorid.
Die Vortragende berichtete und erläuterte an photographischen
Aufnahmen, daß ihr die Züchtung des Strongylus micrurus aus
Lungenschleim auf steriler, mit Grassamen besäter Erde gelun-
gen sei.
Die Behandlung der wurmkranken Tiere sei mit Kupfer-
chlorid-Lecksteinen erfolgreich durchgeführt worden.
Aus der Versammlung entstanden Zweifel über die richtige
Deutung der von der Vortragenden angestellten Beobachtungen.
Schubert vermißte bei den auf dem Lande angestellten
Versuchen die erforderlichen Kontrollen darüber, daß nicht be-
handelte Tiere an der Wurmkrankheit verendeten oder immer
mehr abmagerten.
Mießner erachtete es nicht für bewiesen, daß die behan-
delten Tiere überhaupt mit Lungenwürmern behaftet waren. Es sei
ferner zu erwägen, daß die angeblichen Heilungen meist am Ende
des Sommers einsetzten, also zu einer Zeit, zu der vorher küm-
mernde Schafe ohne Behandlung in guten Nährzustand gelangen.
Mießner hat in Westpreußen einen von der Gräfin v. Linden
mit Erfolg behandelten Bestand mehrfach untersucht und nicht
I.ungenwurmseuche, sondern Septicaemia pluriformis ovium fest-
gestellt. Es sei jedenfalls erforderlich, die von der Vortragenden
gemachten Beobachtungen einer fachmännischen Nachprüfung zu
unterziehen.
(Schluß folgt.)
— 520 —
Einecker: Über einige neuere Desinfektionsmittel (Phenostal.
Morbieid K. T. und Husinol). Arbeiten aus dem Kaiserlichen
Gesundheitsamt, Bd. 28, Heft 2, 1911.
Verfasser untersuchte einige neuere Präparate hauptsäch-
lichst darauf, ob diese, wie von den Fabrikanten behauptet wird,
eine geringere Giftwirkung und eine höhere Desinfektionskraft
besitzen als die entsprechenden Phenolpräparate.
I. Phenostal.
Das von der Firma Schülke und Mayer in Hamburg her-
gestellte Präparat wird in Tabletten und Pulverform, im letzteren
Fall als reines und technisches Präparat in den Handel gebracht.
Das technische Präparat ist rötlichbraun und ist für die
Zwecke der Großdesinfektion bestimmt (auch in Tafeln von 50 bis
100 g gepreßt käuflich); das reine pulverförmige Phenostal ist
weiß, die Tabletten sind durch einen Farbstoff rot gefärbt. Es
wird als Diphenyl — ortho — oxalester bezeichnet.
Bei den Desinfektionsversuchen, bei denen als Testobjekte
Staphylococeus pyogenes aureus, Bact. typhi, Bact. coli, Bact. sui-
pestifer und Milzbrandsporen zur Verwendung kamen, stand das
technische Präparat gegenüber Staphylokokken hinter dem Phe-
nostal in Tablettenform zurück. Im allgemeinen waren auch die
Unterschiede zwischen der Wirkung gleichprozentiger Phenostal-
tabletten- und Karbolsäurelösungen bei höheren Konzentrationen
nicht so groß, dagegen erwiesen sich die 1 % igen Phenostal- wirk-
samer als gleichprozentige Phenollösungen. Milzbrandsporen wur-
den dagegen durch eine 5 % ige Phenostaltablettenlösung in acht
Stunden, durch eine 5 % ige Phenollösung aber erst in 48 Stunden
abgetötet. Bezüglich der Giftwirkung konnte an Tierversuchen
festgestellt werden, daß Phenostaltablettenlösungen nicht giftiger
sind als die gleichen Karbolsäurelösungen.
II. Morbicid K. T.
Was dieses Präparat anbelangt, das nach den Angaben der
Fabrik Schülke und Mayer aus 37% Rohkresol und einer 11 C
Formaldehyd enthaltenen Harzseifenlösung besteht und eine
braune, klebrige, nach Teerölen riechende Flüssigkeit darstellt, so
haben die vom Verfasser angestellten Versuche folgendes ergeben:
die Giftigkeit ist nach den Mäuseversuchen gering. An Seiden-
fäden angetrocknete Milzbrandsporen von einer Dampfresistenz
von 4 Minuten wurden in einer 10 % igen Lösung Morbicid K. T.
in 4 Stunden, in 5 % iger in 6 Stunden abgetötet; 5 % ige Phenol-
lösungen dagegen waren noch in 24 Stunden wirkungslos. Milz-
brandsporen von einer Dampfresistenz von 6 Minuten wurden da-
gegen in 10 % iger Lösung Morb. K. T. in 12 Stunden, in 5 % iger
erst in 24 Stunden vernichtet. Gegenüber dem Staphyl. pyogenes
aur. und Bact. coli erwiesen sich 3 bis 5% ige Lösungen der
Morb. K. T. wirksamer als gleichstarke Lösungen Phenol und
Lysoform, dagegen standen sie hinter gleichstarken Lösungen der
Kresolseifenlösung des deutschen Arzneibuches A. IV. und der
40 7, igen Formaldehydlösung zurück. 1- bis 3% ige Morbicid-
lösungen erwiesen sich aber gegen Bact. coli wirksamer als gleiche
Lysol- und Kresolseifenlösungen.
— 521 —
HI. Husinol.
Dieses von Braun in Melsungen in den Handel gebrachte, aus
Kresol, stearinsaurem Natrium und freiem Alkali bestehende Prä-
parat, das auch in Tabletten zu 1 g (enthaltend 0,5 Kresol) käuf-
lich ist, ist nach den Untersuchungen des Verfassers selbst in
warmem Wasser schwer löslich, ein Umstand, der seine Anwendung
erschwert.
Die wie Milchkaffee aussehenden Lösungen wirken in 1% igen
Lösungen gegenüber Staphylokokken schwächer als 1 % ige Lysol-
lösungen. Husinol steht auch gegenüber Staphylokokken und dem
Erreger der Hühnercholera in der Wirkung hinter Kresolseifen-
lösung des D. A. zurück, übertrifft aber gleichprozentige Lösungen
von Phenol in der Wirkung auf Bact. coli und Bact. suipestifer.
Seine Wirkung auf Milzbrandsporen ist ganz ungenügend. .
Wöhler.
Schlasberg: Der Einflufs des Salvarsans auf die Nieren bei
intravenösen Injektionen. Dermatologische Zeitschrift Heft 10.
1912.
Die große Bedeutung der jetzt bei Menschen und Tieren im
Vordergrund stehenden Behandlung mit Salvarsan bei den
verschiedensten Leiden hat den Verfasser veranlaßt, Unter-
suchungen darüber anzustellen, ob die Ausscheidung des Sal-
varsans, die gleich allen Arsenikpräparaten zum größten Teil mit
dem Urin sich vollzieht, mit oder ohne Läsion der Nieren von-
statten geht.
Verfasser teilt zunächst die umfangreichen Beobachtungen
mit, die er und andere Autoren bei Anwendung von Salvarsan
bei Menschen bezüglich seiner Wirkung auf die Nieren gemacht
haben, und stellt fest, daß nach den Angaben der Literatur das
Mittel in der Regel gut ertragen worden ist. Nur wenige Fälle
sprechen für eine Schädigung der Nieren, — Albuminurie, Zylin-
drurie und Nephritis — und vielfach läßt sich diese Schädigung
nicht einmal auf das Salvarsan beziehen. Zur Klärung dieser
Frage hat Verfasser zahlreiche Salvarsaninjektionen an Kaninchen
vorgenommen.
Die Versuche haben gezeigt, daß eine einzelne intravenöse
Salvarsaninjektion in einer Dosis von ungefähr 0,02 g pro Kilo
Körpergewicht nicht imstande ist, eine klinische oder anatomische
Veränderung der Nieren hervorzurufen. Wird dieselbe Dosis
wiederholt, so entsteht eine Störung, die sich klinisch nur durch
das Auftreten von Zylindern im Urin, sowohl hyalinen als kör-
nigen, und anatomisch außer einer Hyperämie durch eine mehr
oder weniger ausgesprochene Degeneration in den Epithelkernen
der gewundenen Harnkanäle kundgibt. Wird die Salvarsandosis
auf ungefähr das Doppelte gesteigert, so tritt nach einem oder
ein paar Tagen eine Zylindrurie auf, die nach und nach zunimmt
und bald von Albuminurie gefolgt ist. Wendet man eine Dosis
von 0,07—0,08 pro Kilo an, so tritt alsbald eine Albuminurie mit
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 4
22 —
|
Si
zahlreichen Zylindern auf. Diese geht ziemlich bald zurück, wäh-
rend die Zylindrurie etwas länger andauert. Auf der Höhe der
Albuminurie und Zylindrurie findet man Anzeichen einer starken
Degeneration in den Nieren. Diese scheint aber ziemlich gut-
artiger Natur zu sein, nach dem Bilde zu urteilen, das man
von solehen Nieren bekommt, die schwere klinische Symptome
dargeboten haben, aber erst später, wenn diese zurückgegangen
waren, zur Sektion gekommen sind.
Diese Untersuchungen stimmen auch mit den Untersuchungen
Kochmanns bei Hunden und Kaninchen überein, der erst bei
einer Dosis von 0,05 pro Kilo eine Reizung der Nieren ein-
treten sah.
Wenn man diese Verhältnisse auf das Pferd bezieht, so würde
die Salvarsandosis pro Kilo Körpergewicht 0,007 g bei der ge-
wöhnlich verabreichten Dosis von 3 g auf ein Körpergewicht von
etwa 450 Kilo betragen, eine Dosis, die somit eine Schädigung der
Nieren ausschließt und auch bisher noch nicht beobachtet ist.
(D. Ref.) Wöhler.
Dörrer: Wie verhalten sich die Beugesehnen am Fufse des
Pferdes hinsichtlich ihrer Spannung beim Durchtreten und
beim Abschwingen bzw. Ahstemmen? Der Hufschmied Nr. 10.
1912.
Bei der großen Bedeutung, die der Sehnenspannung für die
Entstehung der Sehnenentzündung zukommt, der Wichtigkeit des
Einflusses des Hufbeschlages auf letztere und zur Klärung der
vielfach divergierenden Ansichten hierüber hat Dorrer m
Gemeinschaft mit Prof. Lungwitz im Institut für Hufkunde
in Dresden die Spannungsverhältnisse der intakten Sehnen sowohl
an toten Gliedmaßen mit Hilfe des Moserschen Belastungs-
apparates als auch an lebenden Pferden durch manuelle Unter-
suchung während der verschiedenen Bewegungsstadien eingehend
geprüft.
Übereinstimmend mit den Versuchen der meisten Autoren, hat
jeder seiner Versuche ergeben, daß beim Abstemmen der
Last die Hufbeinbeugesehne am stärksten ge-
spannt war, die Kronbeinbeugesehne und das
obere Gleichband jedoch entspannt waren, daß
aber umgekehrt diese letzteren beiden Sehnen
stark gespannt waren, wenn die Gliedmaße im
Fessel durehtrat, am stärksten das Gleichbeinkand. Die
IMufbeinbeugesehne war in diesem Stadium weniger gespannt.
Zu bemerken ist aber, daß, obwohl die an frischen toten
Präparaten und die am lebenden Pferde gewonnenen Versuchs-
ergebnisse übereinstimmen, bei den Versuchen an lebenden Pferden
niemals eine so ausgesprochene Sehnenentspannung eintritt, wie
an toten Gliedmaßen zu erkennen ist, und daß beim ruhigen
Stehen der Pferde auf den vier Gliedmaßen und bei gestreckter
— 523 =
Zehenachse die Anspannung aller drei Sehnen im Verhältnis zu-
einander die gleiche zu sein scheint.
Verfasser hält demgemäß bei Erkrankungen des
oberen Gleichbeinbandes und der Kronbein-
beugesehne besonders an Vorderhufen eine Er-
niedrigung der Trachten durch Vermeidungvon
Stolleneisen, dagegen bei Erkrankungen der
Hufbeinbeugesehne eine Erhöhung der Trach-
ten durch eventuelle Anwendung von Stollen-
eisen für richtig. Wöhler.
Fröhner: Weitere Untersuchungen über den diagnostischen
Wert der Ophthalmoreaktion beim Rotz. Monatshefte für
prakt. Tierheilkunde 10. und 11. Heft. 1912.
Im Anschluß an seine früheren Versuche, die Malleinaugen-
probe als diagnostisches Mittel zu verwerten, teilt Fröhner 31 neue
Fälle mit, bei denen sich die Augenprobe wiederum ausgezeichnet
bewährt hat.
Danach hat sich bei 41 (einschließlich der 10 früher erwähn-
ten) der Klinik als rotzkrank oder rotzverdächtig überwiesenen,
zur Tötung bestimmten Pferden, von denen 35 rotzkrank (darunter
ö latent rotzige), 4 roizfrei waren und zwei zweifelhaft geblieben
sind, bei der Augenprobe folgendes Resultat ergeben:
1. Alle 35 bei der Zerlegung als rotzkrank festgestellten
Pferde zeigten eine positive Reaktion (100 %).
2. Auch die 5 mit latentem Rotz behafteten Pferde äußerten
eine positive Reaktion.
3. Alle 4 bei der Zerlegung als nicht rotzkrank festgestellten
Pferde haben eine negative Augenprobe gezeigt. Unter ihnen be-
fand sich ein Pferd, das auf Grund der Blutprobe als rotz-
verdächtig zur Tötung bestimmt war, bei dem sich somit die
Augenprobe zuverlässiger als die Blutprobe erwiesen hat.
4. In 2 Fällen war das Resultat ein zweifelhaftes. Die beiden
Pferde waren auf Grund der Blutprobe als latent rotzig erklärt
und deshalb zur Tötung bestimmt. Die Malleinaugenprobe ver-
lief negativ. Der zuständige Kreistierarzt hatte auf Grund der
Sektion das Vorhandensein des Rotzes bejaht, während Fröhner
die bei der Sektion vorgefundenen geringfügigen Veränderungen
als zweifelhaft erschienen sind. Eine Klärung der Fälle durch
Impfung und Wiederholung der Augenprobe nach 3 Wochen
konnte wegen Tötung des Pferdes nicht vorgenommen werden.
Fröhner ist der Ansicht, daß die große praktische Bedeu-
tung der Malleinaugenprobe für die klinische Diagnose des Rotzes
von niemand mehr geleugnet werden kann, und legt besonderen
Wert darauf, daß die Augenprobe auch geeignet ist, die latent
rotzigen Pferde herauszufinden.
Verfasser erwähnt dann eingehend die technische Seite bei
den einzelnen Arten der Malleinisation, der Ophthalmo-, Kuti- und
Thermoreaktion — und stellt treffende Vergleiche zwischen der
34*
— 514 —
von den Malleinisationsmethoden sich allein als zuverlässig er-
wiesenen Augenprobe und der Blutprobe (Agglutination und Kom-
plementbindung) an, die zugunsten der Augenprobe ausfallen, mit
der ausdrücklichen Betonung, daß die Komplementbindungs-
reaktion eine absolut zuverlässige Methode ist, aber den großen
Nachteil hat, daß sie nur in Laboratorien ausführbar ist.
Am Schlusse der Arbeit werden eingehend die Kranken-
geschichten (31 Fälle) mitgeteilt. Wöhler.
Abderhalden und Weil: Über die Diagnose der Schwangerschaft
mittels der optischen Methode und des Dialysierverfahrens.
B. T. W. und Münch. Medizin. Wochenschrift 1912.
Auf Grund der Beobachtung, daß zwar arteigene, jedoch
blutfremde Stoffe dann, wenn sie in die Blutbahn eindringen,
bewirken, daß im Plasma Fermente in Erscheinung treten, die
das fremdartige Material abbauen können, haben die Autoren mit
Erfolg versucht, bei Frauen die Schwangerschaft dureh Unter-
suchung des Blutes zu diagnostizieren. Es zeigte sich, daß das
Blutplasma resp. -serum von Schwangeren Placentaeiweiß und
aus diesem bereitetes Pepton abbaut.
Bei der optischen Methode wird das zu prüfende
Serum mit einer Lösung von Placentapepton gemischt und das
Drehungsvermögen der Flüssigkeit sofort abgelesen. Das Polari-
sationsrohr wird dann mit der Flüssigkeit bei 37° aufbewahrt
und von Zeit zu Zeit das Drehungsvermögen wieder bestimmt.
Stammt das Serum von schwangeren Individuen, dann tritt nach
einiger Zeit eine deutliche Änderung der Anfangsdrehung des Ge-
misches auf, während im anderen Falle die Anfangsdrehung inner-
halb enger Grenzen konstant bleibt.
Da mit Hilfe dieser Methode die Schwangerschaft beim Men-
schen in einer großen Anzahl von Fällen sichergestellt werden
konnte, wurde geprüft, ob auch bei Tieren die Diagnose
Schwangerschaft aus dem Blutserum zu stellen möglich ist. Gün-
stige Beobachtungen an Hunden, Kaninchen und Meerschwein-
chen lagen bereits vor. Die Versuche wurden zunächst auf Kühe
ausgedehnt. Die optische Methode ergab nun recht zuverlässige
Resultate. Nur in zwei von 20 Fällen wurde auch bei Seren nicht-
schwangerer Tiere eine größere Drehungsänderung beobachtet.
Beide Fehldiagnosen werden darauf zurückgeführt, daß das Serum
nicht ganz frisch war.
Diese Methode erfordert große Übung im Ablesen der Dre-
hung, und ferner ist nur ein sehr guter Polarisationsapparat ver-
wendbar. Außerdem ist die Darstellung des Placentapeptons
etwas umständlich. Einfacher in der Ausführung und ebenso
sicher ist das Dialysierverfahren. Durch dieses läßt sich
allerdings nur die Frage entscheiden, ob ein Abbau eingetreten
ist oder nicht, dagegen können keine Schlüsse auf die Art des
Abbaues gezogen werden, welche Möglichkeit die optische Methode
bietet.
Das Dialysierverfahren wird am zweekmäßigsten, wie folgt,
durchgeführt: Die foetalen Anteile ganz frischer Placenten von
— 525 —
Kühen werden durch Spülen mit Wasser rasch vollständig blut-
frei gewaschen. Die Placentazotten werden dann in bereit ge-
haltenes kochendes Wasser geworfen und 5 Minuten lang gekocht.
Hierauf wird das Wasser abdekantiert oder abfiltriert und durch
neues ersetzt. Nach weiterem 5 Minuten langen Kochen wird
eine Probe des Kochwassers auf Biuretreaktion geprüft. Ergibt
diese ein negatives Resultat, dann gießt man die Kochflüssigkeit
mitsamt dem koagulierten Placentaanteil in eine weithalsige
Flasche, bedeckt die Flüssigkeit mit einer Toluolschicht und ver-
schließt die Flasche. Das so dargestellte Präparat ist haltbar
und reicht für viele Versuche. (Sollte die Reaktion positiv aus-
fallen, so ist das Wasser nochmals zu erneuern und wieder 5 Mi-
nuten zu kochen. Es empfiehlt sich, von Anfang an auf 1 Liter
Wasser 1 Tropfen Eisessig zuzusetzen.)
Das zu untersuchende Serum wird nun in folgender Weise
geprüft. In eine gut ausgewaschene Dialysierhülse gibt man etwa
1 g der koagulierten Placenta, und zwar diese am besten in linsen-
große Stücke zerzupft. Auf die am Boden liegenden Stückchen
gießt man nunmehr 2 bis höchstens 3 cem vollständig haemoglobin-
freies Serum. Dann wird die mit zwei Fingern am oberen Ende
zugehaltene Hülse unter der Wasserleitung gründlich abgespült
und in ein passendes, 15 bis 20 cem Wasser enthaltendes Glas-
gefäß gestellt, das so eng sein muß, daß das Wasser mindestens
so hoch reicht, wie das Serum in der Hülse steht. Auf den Inhalt
der Hülse gibt man 1 Tropfen Toluol, bedeckt ferner damit die
Außenflüssigkeit und stellt das Ganze in den Brutschrank oder
in ein warmes Zimmer und läßt es 12 bis 16 Stunden stehen.
Hierauf entnimmt man dem Gefäße, nachdem die Hülse heraus-
gehoben ist, mittels einer Pipette 10 ccm des Dialysats. Zu diesem
fügt man 5 cem 33% iger Natronlauge und aus einer Bürette
0,5 cem einer 2% igen Kupfersulfatlösung. Letztere muß vor-
sichtig überschichtet werden. Bei positiver Reaktion tritt ein vio-
lettroter Ring auf; enthält das Dialysat keine die Biuretreaktion
gebenden Körper. (Peptone), dann beobachtet man das Auftreten
eines blauen Ringes.
Auch diese Prüfung auf Peptone erfordert einige Übung und
groBe Sorgfalt. Eine neue Methode, die auch dem weniger Ge-
übten stets gute Resultate liefern soll, ist die nachstehende. Zu
10 cem des Dialysats setzt man 0,2 cem einer 1% igen wässerigen
Lösung von Triketohydrindenhydrat, erhitzt das Ge-
misch bis zum Sieden und läßt es genau eine Minute lang kochen.
Bei negativer Reaktion bleibt die Lösung meist farblos oder nimmt
höchstens eine leichte Gelbfärbung an, bei positiver Reaktion da-
gegen erhält man eine prachtvolle violettblaue Färbung. Be-
dingung für ein einwandfreies Resultat ist, daß das verwandte
Serum ganz frisch und vollständig haemoglobinfrei sein muß, und
daß das benutzte koagulierte Placentagewebe keine mit Triketo-
hydrindenhydrat reagierende Stoffe an das Kochwasser abgegeben
hat. Das Triketohydrindenhydrat kann von den Höchster Farb-
werken bezogen werden. Otto.
Sinigaglia: Untersuchungen über Staupe. La clinica veterina-
ria rassegna di polizia sanitaria e di igiene N. 10. 1912.
In der Sitzung am 26. Juni 1911 gibt S. die Resultate einer
Reihe von Untersuchungen über Hundestaupe bekannt.
Bei Angabe der Literatur werden die Arbeiten von Semmer,
Laurson, Rabe, Friedberger, Mathis, Marcone
und Melloni, Millais, Schantyr, Galli Valerio,
Lignières und Carre& erwähnt. Dann gibt Verfasser zur
Vervollständigung seines Berichtes noch eine genaue Beschreibung
der bekannten Staupeformen (konjunktivale, pulmonale, nervöse,
intestinale und kutane Form), bezweifelt aber mit einigen anderen
Autoren, daß die kutane Form mit der Staupe in Beziehung steht,
während die Mehrzahl der Forscher, wie auch Friedberger
und Fröhner (Spez. Path. u. Therapie d. Haustiere 1896, Bd. 2,
S. 321), dem Nachweis der Staupepusteln eine besondere diagno-
stische Bedeutung zuschreiben.
Bei der Untersuchung von 7 Hunden, die an der broncho-
pulmonalen Staupe gelitten hatten, fand Verfasser in den Epithel-
zellen der kleinen und mittleren Bronchien kleine rundliche oder
ovale, bisweilen in die Länge gezogene Körperchen, die sich bei
einer in Rot gelungenen Färbung gut von dem azurblauen Proto-
plasma des Zelleibes abheben. (Fixierung nach Zenker, Fär-
bung Mann). Die Mehrzahl der rundlichen Körperchen mißt
2 bis 3, selten 5 Mikra im Durchmesser; die ovalen haben einen
Längsdurchmesser von 3 und einen Querdurchmesser von 2 Mi-
kra. Einigemale sind neben diesen auch bis zu 8 bis 9 Mikra
lange Körper mit einem Querdurchmesser von 11, bis 2 Mikra
gefunden worden. Übergangsformen sind vielfach vorhanden. Die
kleinen und mittleren dieser endozellulären Körperchen haben eine
regelmäßige Kontur, die größeren und besonders jene in die Länge
gezogenen zeigen dagegen einen gewellten Rand. Die Körper von
kleiner und mittlerer Größe finden sich teils in der Zone des Proto-
plasmas, die gegen das Lumen des Bronchus gekehrt ist, teils
in jenem Bezirk zwischen dem Kern und der’ Ansatzstelle auf
dem Bronchus. Die länglichen Formen sind parallel zum Kern
und zur Längsachse der Zelle gelagert. Charakteristisch ist dabei
die Struktur dieser endozellulären Körperehen. Wie auch ihre
Formen und Durchmesser sein mögen, immer zeigen sie in ihrem
Innern rundliche oder ovale Figuren, die den Eindruck von Va-
kuolen machen und weniger intensiv rot gefärbt sind. Fast alle
diese „internen Gebilde“ — formazione interne — haben einen
ziemlich kleinen Durchmesser und sind von fast gleichmäßiger
Einförmigekeit.
Um festzustellen, ob der Befund als ein spezifischer an dem
Bronchialepithel der an Staupe gestorbenen Hunde anzusehen ist,
führte S. drei Gruppen von Untersuchungen aus.
Die erste Gruppe umfaßte die Lungen von Tieren, die an
einer spontanen bronchopulmonalen Affektion gestorben waren,
die zweite Lungen der an experimenteller Bonchopneumonie
verendeten Hunde.
In der dritten Gruppe wurden Lungen von an Broncho-
pneumonie (aus verschiedener Ursache) gestorbenen Menschen
=. 597. =
untersucht. Im ganzen wurden 16 Lungen sehr genau untersucht,
aber niemals ist ein Gebilde gefunden worden, das dem oben be-
schriebenen Befunde in den Epithelzellen der Bronchien an Staupe
gestorbener Hunde auch nur annähernd geglichen hätte.
Durch Abschaben der Konjunktiva bei der konjunktivalen
Form hat S. alsdann in den gut differenzierten Epithelzellen eben-
solche endozellulären Körperchen nebst ihren „internen Gebilden“
gefunden.
Etwaige Angaben über Untersuchungen der intestinalen Form
der Hundestaupe finden sich in diesem Berichte nicht vor; da-
gegen teilt Verfasser mit, daß er bei vier von der schweren ner-
vösen Staupeform ergriffenen Hunden etwas Neues, und zwar
nicht Uninteressantes gefunden hat. Dabei werden in literarischer
Hinsicht noch Mazzei und Standfuß angeführt und der
bekannten Arbeit von Lentz einer längeren Erwähnung getan.
Bei der Untersuchung des Rückenmarkes wurden dann, ab-
gesehen von anderen histopathologischen Läsionen wie hämorrha-
gischen Herden, perivaskulären Infiltrationen und degenerativen
Zuständen von seiten der Nervenzellen ebenfalls die kleinen endo-
zellulären Körper gefunden. Ihre Form ist auch bald rundlich,
bald oval, bald in die Länge gezogen. Die kleinen und mittleren
Körperchen besitzen ebenfalls eine regelmäßige Kontur, während
die größeren einen welligen Rand aufweisen. S. fand die rund-
lichen Körper mit einem Durchmesser von ungefähr 7,5 Mikra,
die länglichen mit einem Längendurchmesser von 8 bis 12 und
einem Querdurchmesser von 3 bis 4 Mikra, ferner einen unregel-
mäßigen Körper mit den beiden größten Durchmessern von 16
und 12,8 Mikra. Selten kommen diese Körper isoliert in den
Nervenzellen des Rückenmarks vor, meist enthält ein und dieselbe
Zelle von ihnen eine ansehnliche Zahl (6, 8, 10, 12 und mehr).
In einem Schnitte finden sich aber nur eine, höchstens zwei er-
griffene Zellen, die dabei in ihrem Ganzen noch gut erhalten zu
sein pflegen. Häufig ist es nötig, eine ganze Reihe von Schnitten
zu durchmustern, bevor man den obigen Befund erhält. In ihrem
Innern kennzeichnen sich ebenfalls kleine rundliche oder ovale
„interne Gebilde‘, die den Eindruck von Vakuolen machen.
Einen ganz ähnlichen Befund hat S. inden Purkinjeschen
Zellen des Kleinhirns gefunden, jedoch sind die Dimensionen der
endozellulären Körperchen hier nie so groß wie im Rückenmark,
sondern ihr Durchmesser beträgt höchstens 5 bis 6 Mikra. Aber
auch hier besteht dieselbe knappe Anzahl erkrankter Zellen,
und die Körperchen zeigen das Bestreben, in Gruppen aufzutreten.
Weiterhin hatte der Verfasser diese endozellulären Körper mit
der beschriebenen Struktur in den Ependymzellen gefunden, aber
immer nur sehr klein, 2 bis 3 Mikra, — in der Hirnrinde, im
Ammonshorn und in der Hirnbasis dagegen niemals. Nach einem
anderen Färbeverfahren zwecks genauerer Untersuchung hat S.
dann noch in jedem der farblosen Vakuolen (ohne Zweifel die in-
ternen (Gebilde) dem Anscheine nach in exzentrischer Lage Gra-
nula aufgefunden, die eine violett- bis schwarzrote Färbung an-
nehmen. Die Gesamtheit der Tatsachen führt den Verfasser zu
der Schlußfolgerung, daß die von ihm beschriebenen Staupe-
— 528 —
körperchen als Protozoen anzusehen sind und in enger Verwandt-
schaft zu dem von Negri entdeckten Wutparasiten (Neuroryctes
hydrophobiae) stehen, mit dem der Parasit der Staupe die
Hauptmerkmale gemein hat, indem er ebenfalls individuelle, sehr
schätzenswerte und deutliche Kennzeichen besitzt. Die Möglichkeit
nun, in den Nervenzellen der Cerebrospinalachse der an nervöser
Staupeform erkrankten Hunde Parasiten anzutreffen, die mit jenen
der Wut Berührungspunkte besitzen, möchte von vornherein viel-
leicht einen gewissen Zweifel über den absoluten diagnostischen
Wert der Untersuchung der Negrischen Körperchen zwecks
Feststellung der Wutinfektion auftauchen lassen.
Wenn man in der Tat aber die Beschaffenheit der Struktur
und die Art des Auftretens des Staupeparasiten im Vergleich mit
dem Neuroryctes hydrophobiae betrachtet, so erhält man eine aus-
gezeichnete Reihe diagnostischer Kriterien von unbestreitbarem
Werte, die ich hier nur kurz zusammenfassen und dabei auf das
Original verweisen möchte.
1. Bei der Wut haben die Körperchen immer scharfe Konturen,
die durch eine im Verlauf regelmäßige und gut markierte Linie
gekennzeichnet sind. Das Innere des Parasiten hat ein ansehn-
liches Brechungsvermögen, und seine „internen Gebilde“ besitzen
die bekannten charakteristischen Figuren (Rosetten, Margueriten
usw.).
Bei der Staupe ist der Parasit nur von mittlerer Größe, und
sein äußerer Rand ist durch eine mehr gewellte Linie gekenn-
zeichnet, die bisweilen einen sehr gewundenen Verlauf annimmt.
Das Brechungsvermögen ist ein geringeres als im Neuroryctes,
und seine „internen Gebilde“ verleihen dem Staupeparasiten ein
granuliertes Aussehen.
2. Bei der Wut besteht ferner eine multiple Invasion der
Nervenzellen nur, wenn ihre Mehrzahl mit Parasiten besetzt ist.
Bei der Staupe dagegen enthält die bei weitem größte Mehrzahl
der Nervenzellen überhaupt keine Parasiten, und die wenigen, die
sie aufweisen, besitzen davon im Gegensatz eine beträchtliche
Anzahl.
3. Die Negrischen Körperchen werden im Ammonshorne
in 95 bis 96 % aller Fälle gefunden. Der Staupeparasit ist aber
bis jetzt in den Ammonshörnern noch niemals gefunden worden.
4. Während bei der Wut nur die Nervenzellen infiziert sind,
findet bei der Staupe die gleichzeitige Invasion der Ependymal-
zellen statt.
5. Komplizierter würde jedoch die Frage erscheinen können.
wenn zufällig von dem verdächtigen Hunde das Ammonslıorn
nicht zur Verfügung steht. In diesem Falle nimmt man eine
Untersuchung des Kleinhirns und der Hirnrinde vor. Diese dop-
pelte, nur einen geringen Zeitverlust verursachende Untersuchung,
wird vor jeder eventuellen Verwechslung sicheren Schutz gewäh-
ren. Wenn es sich dabei um Wut handelt, werden die Parasiten
außer in den Purkinjeschen Zellen des Kleinhirns auch in den
Zellen der Hirnrinde mit ihren spezifischen Merkmalen vorhanden
sein. Liegt dagegen Staupe vor, so sind nur die Purkinjeschen
— 519 —
Zellen des Kleinhirns invasiert; gleichzeitig sind die Körper von
Lentz vorhanden, die sich nur bei dieser Krankheit vorfinden, —
in der Hirnrinde dagegen fehlt dieser Befund.
6. Als letztes Unterscheidungsmerkmal dient der biologische
Versuch. Berthold Krüger
Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Hermann Munk f.
Am 2. Oktober 1912 ist, 73 Jahre alt, Geheimrat Munk
nach kurzem Krankenlager gestorben.
Hermann Munk war seit dem Jahre 1876 Lehrer der
Physiologie an der Berliner Tierärztlichen Hochschule In dem
physiologischen Institut dieser Hochschule machte er die bahn-
brechenden Untersuchungen über die Funktionen der Großhirn-
rinde, die seinen Weltruf begründeten und ihn in die Reihe der
hervorragendsten Physiologen stellten. Mit hoher Begeisterung
und unermüdlicher Arbeitskraft bearbeitete er dieses seit Anfang
der 0er Jahre im Vordergrund des Interesses und der Er-
forschung stehende schwierige Gebiet der Hirn- und Rückenmarks-
physiologie, dessen Bebauung und Erschließung sein ganzes
Lebenswerk ausfüllte und ihm im Jahre 1880 einen Sitz in der
Akademie der Wissenschaften eintrug. Seine Forschungsergeb-
nisse auf diesem Gebiete haben nicht nur speziell die Gehirnchirur-
gie, sondern die gesamte klinische Medizin in grundlegender Weise
beeinflußt.
Am 1. Oktober 1907 schied er wegen vorgerückten Alters aus
dem Professorenkollegium der Tierärztlichen Hochschule und
blieb nur noch Dozent an der Universität Berlin, der er seit 1869
als außerordentlicher und seit 1897 als ordentlicher Honorar-
professor der medizinischen Fakultät angehörte.
Nicht ohne Rührung werden sich viele Standesangehörige der
letzten Vorlesung Munks in dem Hörsaal der alten Anatomie
der Tierärztlichen Hochschule im August 1907 erinnern, die den
Abschluß seiner 30jährigen Lehrtätigkeit an dieser Hochschule bil-
dete, und die sich gerade wegen ihres schlichten Charakters zu
einer überaus eindrucksvollen Sympathiekundgebung der Studie-
renden für ihren hochverehrten Lehrer gestaltete.
Mit Munk ist ein feinsinniger Gelehrter, ein hervorragender
Lehrer, eine vornehme, charaktervolle Persönlichkeit von schlich-
tem, einfachem Wesen dahingegangen.
Die Veterinäroffiziere der preußischen und württembergischen
Armee, die, mit Ausnahme der jüngsten, wohl alle Schüler
Munks sind, sie werden gleich den übrigen allzeit in Dank-
barkeit, Treue und Verehrung ihres geliebten und vortrefflichen
Lehrers gedenken.
— 530 —
Geheimer Reg. Rat Professor Dr. Werner t.
Am 17. Oktober 1912 starb im 74. Lebensjahre zu Berlin
Geheimrat Werner, Professor an der Landwirtschaftlichen
Hochschule in Berlin. Werner war lange Jahre Dozent für
Tierzucht an der Berliner Tierärztlichen Hochschule, welche Lehr-
tätigkeit er mit Schluß des Sommersemesters 1910 wegen Kräuk-
lichkeit aufgab.
Stabsveterinärkursus 1912.
Infolge der nachträglich erfolgten Kommandierung des in-
zwischen zum Korpsstabsveterinär beförderten O.St.V. Graf
(Jägerregiment z. Pf. Nr. 6) zur Teilnahme am Stabsveterinär-
kursus ist das gleiche Kommando des Stabsveterinärs Bande-
low (Militär-Reitinstitut) rückgängig gemacht worden.
Schließung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart.
Laut Bekanntgabe des Württembergischen Staatsanzeigers
ist am 1. Oktober d. J. der Schluß der altehrwürdigen Tierärzt-
lichen Hochschule Stuttgart einschließlich der Kliniken erfolgt.
Die militärtierärztliche Vereinigung tagte in diesem Winter-
semester zum ersten Male am Sonnabend, den 26. Oktober, abends,
in den oberen Räumen des Restaurants Atlas.
Der Vorsitzende, Generalveterinär Dr. Hell, eröffnete die
Sitzung unter Begrüßung der zahlreich erschienenen Kameraden
vom Gardekorps, IH. Armeekorps, der M.V.A. und der Teil-
nehmer des diesjährigen Stabsveterinärkursus und mit Dank:s-
worten für die rege Teilnahme und das warme Interesse an diesen
wissenschaftlichen Abenden.
Sodann erteilte er St. V. Keutzer das Wort zu seinem
Vortrag: Die Einteilung der Gräser und ihre Er-
kennung in der Blüte. Der hochinteressante Vortrag, der
die für die Beurteilung des Heues so überaus wichtige Erkennung
der Gräser in prägnanter, klarer und übersichtlicher Weise zur
Anschauung brachte und dureh Vorlage vorzüglicher Pflanzen-
exemplare aus dem vom Redner mit großer Sorgfalt angelegten
Herbarium der M. V. A. und durch Zeichenvorlagen wirksam unter-
stützt wurde, wurde mit siehtlichem Interesse verfolgt und erntete
den Beifall der Versammlung, den der Vorsitzende noch besonders
mit warmen Worten der Anerkennung und des Dankes dem Vor-
tragenden zum Ausdruck brachte.
531 —
Nicht unerwähnt soll ein recht zweckmäßiger Vorschlag des
St.V. Keutzer bleiben, die fraglos wichtige, genaue Kenntnis
der Gräser bei den Militärveterinären dadurch zu fördern und
zu erhalten, daß bei den Truppenteilen ein kleines botanisches
Gärtchen für Gräser angelegt wird, zu welchem Zweck überall
ein Stückchen Erde zur Verfügung stehen dürfte Es ist dies
sicherlich eine billige, bequeme und praktische Methode, die
Gräser eingehend im Wachstum und in der Blüte zu
studieren. Samen aller Grasarten können von der Firma Metz
und Co. in Steglitz bezogen werden.
In der Diskussion erwähnte St.V. Rakette die Grasverhält-
nisse des südwestafrikanischen Schutzgebietes und’ betonte be-
sonders den guten Nährwert und die geringe Verholzung der hier
gewissermaßen auf dem Halm zu Heu werdenden Gräser für oft
mehrere Jahre. Zum Schluß wurden von verschiedenen Seiten
noch Mitteilungen über Differenzen bei Stahllieferungen durch eine
Firma gemacht, die das Interesse der Versammlung erregten,
Differenzen, die zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der
betreffenden Firma führen dürften.
Um 11 Uhr wurde die Sitzung vom Vorsitzenden mit dem
Ersuchen geschlossen, für.die nächste, am 7. Dezember statt-
findende Versammlung Vorträge rechtzeitig anmelden zu wollen.
Prüfung des Harfstschen Desinfektionsapparates. Auf Ver-
anlassung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
hat Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Frosch im Hygienischen Institut
der Königlichen Tierärztlichen Hochschule in Berlin einen von
AdolfHarfstinNorden angefertigen Desinfektions-
apparat geprüft.
Der aus starkem Eisenblech hergestellte Apparat ist so ein-
gerichtet, daß innen eine Schale für das zu verbrennende Pulver,
das durch eine Spiritusflamme erhitzt wird, aufgestellt wird, und
die sich entwickelnde Dämpfe durch ein am oberen Teil des
Apparates befindliches Abzugsrohr nach außen geleitet werden.
Die Zusammensetzung des Pulvers hat der Verfertiger nicht
bekanntgegeben.
Die eingehende von Prof. Dr. Froseh vorgenommene Prü-
fung des Apparates hat ergeben, daß der mittels des Pulvers
dureh den Apparat erzeugte Qualm eine desinfizierende Wirkung
nicht hat, und daß dieser Apparat sich weder zur Desinfektion
von Stallungen noch zur Bekämpfung und Verhütung von Tier-
seuchen eignet. (Deutsche landwirtsch. Presse, 39. Jahrg. Nr. 54.)
Die Entwicklung der Pferdepreise in Belgien. Bei der er-
heblichen Zahl der aus Belgien nach Deutschland eingeführten
Pferde dürfte es von Interesse sein, einen kurzen Überblick über
die Preise zu geben, die für diese Tiere im Mutterlande bezahlt
wurden. Im Jahre 1837 wurden für besonders gute belgische
Zuchtpferde durchschnittlich 600 Franes bezahlt. 1849 wird als
bemerkenswert ein Preis von 1200 Frances für einen Lasthengst
angeführt. Im Jahre 1876 fand ein belgischer Landwirt bei
Berechnung der allvemein gültigen Pferdepreise als Mittel für
== -D92. —
ausgewachsene Pferde 631 Franes. Zu derselben Zeit betrug der
Preis für eine Elitestute nicht mehr als 1500 Francs, der
für einen besonders guten Hengst 3000 Frances. Dann be-
einnt eine neue Epoche, die vor etwa 25 Jahren durch die Société
Nationale des éleveurs Belges eingeleitet wurde. Seit dieser Zeit
war ein guter Hengst unter 10000 Francs nicht mehr zu haben.
So wurde 1896 „Olympien“ an die deutsche Gestütsverwaltung für
die Summe von 17500 Frances verkauft. Für „Carthago‘“ wurde
ein Angebot von 20000 Francs zurückgewiesen. In neuerer Zeit
wies der Besitzer von „Reve d’Or“, Champion der Internationalen
Pferdeausstellung in Paris 1900, ein Angebot von 30000 Franes
zurück. „Bienfait de Masnuy“, Champion des Concours in
Brüssel, wurde für 40000 Frances angekauft. „Indigone de
Fosteau“, mehrmals Champion in Brüssel, erhielt ein Angebot von
15 000 Francs, das abgelehnt wurde. Im letzten Jahre wollte eine
Gesellschaft deutscher Käufer einen schweren dreijährigen Hengst
„Condé“ ankaufen. Ihr Angebot von mehr als 100000 Frances
wurde zurückgewiesen. (Münchener Tierärztl. Wochenschrift.)
Zur Förderung des arabischen Vollbluts hat sich in Ägypten
eine internationale Gesellschaft gebildet. Es sollen in Cairo
Ausstellungen und Verkaufsmärkte für das arabische Vollblut
organisiert werden. Für Arabien, selbst Syrien, Indien, Meso-
potamien würde Ägypten durch seine zentrale Lage den bequem-
sten Vereinigungspunkt bilden, gewünscht wird aber, daß mög-
lichst aus allen Teilen der Welt recht viel Araber zusammen-
kommen, um die größtmöglichste Auswahl zu bieten. Klagen doch
die Käufer, daß es heutzutage zu schwierig ist, gute Araberhengste
von nachgewiesener Abstammung zu finden. In einer Denk-
schrift, die jene Gesellschaft verbreitet, weist sie darauf hin, daß
die Umwälzungen im Innern Arabiens die Weiterexistenz des rein-
gezogenen Pferdes bedrohen oder wenigstens die Gefahr seiner
Vermischung mit anderen eingeborenen Rassen nahelegen. Die Ge-
sellschaft will versuchen, mit den großen Beduinenstämmen der
syrischen Wüste und den Händlern in Koweit, Mossoul und Bom-
hay in Verbindung zu treten, sie will aber auch die europäischen
Afterzüchter für ihre Arbeit gewinnen.
Die Ausstellung soll nicht nur arabisches Vollblut, sondern
auch Halbblut und verwandte Rassen enthalten, darunter die Anglo-
Araber aus Frankreich, Österreich-Ungarn und Rußland, letzteres
Land würde auch die Orlow’s und die Streletpferde zu zeigen
haben; dazu kämen die Pferde aus Kabarda und aus Turkmenien.
Geplant sind auch Rennen für Araber über mindestens 100 km und
zu reiten von Offizieren in voller Feldausrüstung, unter Schutz-
maßregeln gegen zu große Schnelligkeit und Überanstrengung.
(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht Nr. 13. 29. Jalıre.)
Das Pferdemuseum in Saumur. In dem bei Paris gelegenen
alten Schlosse von Saumur ist unlängst ein neues französisches
Museum eröffnet worden, das in erster Linie dem Pferde, seiner
Entwieklung und seiner Geschichte, dann aber auch allem dem
ewidmet sein soll, was in Krieg und Frieden mit dem Pferde
'sammenhängt. Das Museum soll die Entwicklungsgeschichte
— 33 =
des Pferdes von der Tertiärperiode bis in die neuesten Zeiten
veranschaulichen. An Bildern wie an vorhandenen Knochen-
präparaten lassen sich die allmählich vor sich gegangenen Ver-
änderungen beobachten, die der Tierkörper im Laufe der Jahr-
hunderte durchgemacht hat.
In anderen Sälen findet sich eine Sammlung, die alles enthält,
was die Bekleidung und Verwendung des Pferdes in den verschie-
densten Epochen und bei den verschiedenen Völkern betrifft. Hier
finden sich eine Unmenge von Sätteln, Sporen, Zügeln, Gebissen
und dergl. von einfachster bis zu einer von Silber und Gold
strotzenden Ausstattung, wie sie sich die vornehmen Herren des
Mittelalters zuzulegen pflegten.
In dem dem Rennsport gewidmeten Saale sind die Bilder der
berühmtesten Rennpferde und ihrer Jockeys ausgestellt, und hier
erregt das Skelett des Flying Fox, des englischen Hengstes, der
seinem Besitzer über eine Million an Renngewinnen einbrachte, be-
sondere Aufmerksamkeit.
Das Museum ist eine Gründung des Chefs des Veterinär-
dienstes an der Kavallerie-Applikationsschule in Saumur, des
Veterinärmajors Georg Joly, der gleichzeitig Konservator des
Museums ist. Das Museum besteht aus zwei Abteilungen, der
chronologischen und der spezifischen. Dem Museum ist auch eine
reiche hippiatrische Bibliothek angeschlossen.
(Österreich. Wochenschr. Nr. 32 u. 38. 1912.)
Vergiftungen durch die Bohnen von Peru und Java (Phase-
olus lunatus) bei Pferden. Nach dem Bericht eines französischen
Veterinärs erhielten 20 Pferde längere Zeit 3,5 kg Hafer, 4 kg
Mais, 12 kg Bohnen, 2 kg Melasse und 3 kg Häcksel. Die
Bohnen erwiesen sich als ausgezeichnete Nährmittel. Bei einem
weiteren Bezug von Bohnen und Verfütterung dieser an eine
größere Zahl von Pferden traten plötzlich Vergiftungserschei-
nungen auf, die sich in drei charakteristischen Formen äußerten
und alsbald mit dem Entziehen der Bohnen verschwanden.
Die erste gutartige Form verlief unter den Erscheinungen
der Inappetenz, die zweite schwerere, aber auch nicht tödliche
Form unter Erscheinungen der Kolik, Diarrhöe und eines nach-
folgenden schweren Verschlages auf allen vier Füßen. Die Tiere
genasen alle innerhalb acht Tagen. Bei der dritten Form be-
standen neben den schweren intestinalen Symptomen hochgradige
nervöse Störungen. Die Pferde zeigten bei geschlossenen Augen-
lidern starke Depression und Dyspnoe, Störungen in der Mobilitäi
und Sensibilität. Nach 3—4 Tagen traten Paraplegie und selbst
völlige Paralyse ein. Bei zunehmendem Kollaps erfolgte der Tod
im Koma gewöhnlich 5—6 Stunden nach dem Beginn der Krankheit.
Die Obduktionsergebnisse bestanden in einer Gastritis und Enteritis
haemorrhagica et ulcerosa, Milzschwellung und Leberhypertrophie
Nieren, Blase, Lungen und Zentralnervensystem blieben intakt.
Die Giftigkeit der Bohnen soll nach Guignard in ihrem
Blausäuregehalt, der allerdings je nach Art und Wachstum
erheblich wechseln soll, begründet sein. Die Bohnen enthielten
in einem Fall auf 500 g 4 cgr, in einem zweiten 51 egr. Die
— 534 —
tödliche Dosis für Pferde beträgt 30—50 cgr. Die Blausäure ist
nicht als solche, sondern als Glycosid „Phaseolunatin‘“ enthalten,
das unter dem Einfluß des Fermentes Emulsin Blausäure bildet.
(Der Tierarzt, Nr. 13, 1912, nach Rec. de med. vet. 1911.)
Deutscher Veterinärkalender für das Jahr 1912—1913. XXIV.
Jahrg. Herausgegeben in 3 Teilen von Prof. Dr. R. Schmaltz,
Geheimem Regierungsrat. Berlin 1912. Verlag von Richard
Schötz. Preis 5 Mk.
Der neue Kalender hat in seinem I. Teil besonders dureh die Auf-
nahıne der neuen Veterinärpolizeigesetzgebung eine Verstärkung von
vier Druckbogen erfahren. Hinter dem Reichsviehseuchengesetz und
den Ausführungsbestimmungen des Bundesrats (B. A.) sind neu aufge-
nommen die Ergänzungsverordnungen der einzelnen Bundesstaaten
sowie von den Anlagen der B. A. die Anweisungen für die Tuberkulose,
über das Desinfektionsverfahren. über die Kadaverbeseitieune und
ferner das Reichsgesetz betreffend die Beseitigung von Tierkadavern.
Zur Vermeidung einer Verstärkung des Umfanges des Kalenders sind
das Zerlegungsverfahren, die Besprechungen über die Abdeekerei-
privilegien weggelassen und die umfangreichen Gesetze und Aus-
führungsbestimmungen, betreffend Entschädigung und Schätzungsver-
fahren der einzelnen Bundesstaaten. durch einen kurzen. aber trotzilem
ausreichenden Auszug über die Entschädieungsbestimmungen ersetzt
worden. In besonders zweekmäßiger Weise sind zur Verkleinerung des
Kalenderumfanges die Landesverordnungen als Einlagen so beirefügt,
daß jeder den ihn interessierenden Teil herausnehmen kann, ohne den
Zusammenhang des Ganzen zu stören. Ob das Fehlen des wichtigen
Zerlegungsverfahrens vielen Abnehmern willkommen sein wird. er-
scheint fraglieh. Im zweiten Teil sind wesentliche Änderungen nicht
vorgenommen. Das sonst alsbald beigefügte Personalverzeiehnis wird
den Abonnenten erst am Jähresschlusse Kostenlos zugehen. Diese
Maßnahme war im Interesse der Ubereinstimmung mit den erst am
1. Oktober jeden Jahres hierüber vorliegenden amtlichen Erhebungen
notwendig. Somit hat der Kalender unter möglicehster Wahrung der
Handliehkeit und Übersiehtliehkeit wiederum eine wesentliche Be-
reicherung seines Inhaltes erfahren. Wöhler.
Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Vete-
rinärmedizin. Herausgegeben von Prof. Dr. med., phil. et med.
vet. W. Ellenberger und Prof. Dr. med. et med. vet.
W.Schütz. Redigiert von W. Ellenberger und Otto Zietsch-
mann. 31. Jahrgang (1911). Verlag von A. Hirschwald, Berlin.
Der 31. Jahrgang des allgemein bekannten und vortretflichen
Jahresbericehtes über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär-
medizin ist wiederum sehr umfangreich und ninnnt 414 Druckseiten
in Anspruch. Der Band führt neben der vollständigen Angabe der
Literatur die große Zahl der erwähnenswerten und bedeutenden wissen-
sehaftlichen Arbeiten des Jahres 1911 auf diesem Gebiete im Auszug
— 535 —
auf und gibt damit gleichzeitig ein Bild über den Fortschritt und den
derzeitigen Stand der gesamten Tiermedizin in allen Kulturstaaten.
Die Fülle und Vielseitigkeit des Inhalts lassen es in dem Rahmen
einer Buchbesprechung untunlich erscheinen, auf diesen näher cin-
zugehen. Zu bedauern ist, daß, wie Professor Ellenberger angibt.
über zahlreiche Arbeiten tierärztlicher Autoren, namentlich Disser-
tationen, nicht referiert werden konnte, weil sie trotz wiederholt aus-
tresprochener Bitte nicht eingesandt waren. Es wird daher gern
der im Vorwort des Werkes enthaltenen Bitte entsprochen. für
die rechtzeitige Einsendung von Originalartikeln, Monographien.
Dissertationen oder Autoreferaten über diese im Interesse einer er-
sehöpfenden Berichterstattung seitens der tierärztlichen Autoren
Sorge tragen zu wollen. Aus demselben Grunde werden die Heraus-
geber tierärztlicher Zeitschriften, namentlich ausländischer, aus denen
bisher noch keine Referate aufgenommen sind, um Einsendung von
Austauschexemplaren ihrer Zeitschriften an den Verleger des Jahres-
berichtes oder an Professor Ellenberger gebeten. Wöhler.
Lehrbuch der Arzneiverordnungslehre für Tierärzte. Von Prof.
Dr. med. et med. vet. h. c. Eugen Fröhner, Geheimem Re-
gierungsrat und Professor an der Königlichen Tierärztlichen
Hochschule in Berlin. Vierte umgearbeitete Auflage Verlag
von Ferd. Enke. Stuttgart 1912. Preis 8 Mk.
Die Neuauflage ist entsprechend den zahlreichen Neuerungen und
Änderungen in dem neuen deutschen Arzneibuch (5. Ausgabe 1910)
umgearbeitet worden. Wesentliche Änderungen und Ergänzungen sind
infolgedessen eingetreten bei den Kapiteln über die -Arzneiformen,
bei den Arzneitabellen B und C — bei welchen unter anderem besonders
zu erwähnen ist, daß das vielgebrauchte Arekolin in die Tabelle B und
Liquor Kresoli saponatus in die Tabelle C neu aufgenommen sind —
über die Arzneitaxe, die Dosentabelle und die Novelle zur Kaiserlichen
Verordnung, betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln. Bei der Be-
deutung des Dispensierrechtes der Tierärzte ist eine genaue Anwei-
sung mitgeteilt bezüglich der Anforderungen. die das neue deutsche
Arzneibuch an die tierärztlichen Hausapotheken stellt. Weggelassen
sind die auch eigentlich in eine Arzneiverordnungslehre nicht hinein-
gehörenden Abschnitte über die Untersuehung des Wassers, der Milch.
des Fleisches und des Harns, wodurch im wesentlichen eine Verminde-
rung des Werkes um 50 Druckseiten eingetreten ist. Das Werk ent-
spricht somit allen Ansprüchen der Neuzeit. Wöhler.
Preufsen. Befördert: Graf, O.St.V. beim Jäg.R. z. Pferde 6,
unter Versetzung zum Gen. Kom. des XVI. A. K., zum K.St.V;
Schlaffke, O.V. beim 2. LH.R., zum St.V. Ein Patent ihres
Dienstgrades erhalten: die K.St.V. Scholtz beim Gen. Kom. des
II. A.K.; Petsch bei der M.V.A. Zu U.V. befördert die bisherigen
Stud. d. M.V.A.: Schilling, Gauger, Kries, Höher, Fuchs, Ebner,
Foerster, Bannasch. — Versetzt: Die St.V.: Krankowski beim
— 556 —
Fa. 53, zum Gren.R. z. Pferde 3, Brohmann beim Gren.R. z
Pferde 3, zum D.R.2, Dr. Goldbeck beim D.R. 2, zum Fa. š
U.V. Niemerg unter Belassung bei der M.V.A, zum 3. G.Fa. —
Der Abschied mit der gesetzl. Pension bew.: Dem K.St.V. Hönscher
beim Gen Kom. XVI. A. K., mit der Erlaubnis zum Tragen seiner
bish. Uniform. Witte, O.V. beim Rem. Dep. Kattenau, zum St.\
ernannt. — Im Beurlaubtenstande. Befördert: Dr. Jost. OV.
d. Res. (V Berlin), Dr. Peters, O.V. d. Landw. 1. Aufg. (Mainz!
zu St.V.; Leidig, V. der Res. (Schneidemühl), zum O.V. Achen-
bach (Gumbinnen), Thun (Hannover), U.V. d. Res., zu V. Nach-
genannte Veterinärbeamte a. D. werden als Veterinäroffiziere bei der
Landw. 1. Aufg. angestellt: der char. St.V. a. D. Lüek (Soest), zu-
letzt O.V. beim Fa. 22, als St.V. mit Patent vom 15. 7. 09, unmittel-
bar hinter dem St.V. Herffurth beim U.R. 3; die O.V. a. D. Schmidt
(Hirschberg) zuletzt beim H.R. 3, als O.V. mit Patent vom 6. 8. 91:
Pee (V Berlin), zuletzt beim Train-B. 16, als O.V. mit Patent vom
16. 11. 96, unmittelbar hinter dem O.V. Spitzer der Landw. 2. Aufr.
(Neustettin). — Der Abschied bew.: den O.V. Wolfram d. Res.
(I Bochum), Haas (Offenburg), Maafs (Potsdam) der Landw.
1. Aufg., Loderhose (Höchst), Dogs (Konitz) der Landw. 2. Aufs
Bayern. Ernannt: Zum Regts.V. des 5. Chev.R. der StV.
Dr. Backmund, Bat.V. des 2. Train.B., zum Abt.V. der Besp. Abt
des 3. Fußa. der St.V. Klotz des 1. U.R. zum Bat.V. des 2. Train-B.
der St.V. Zeiller des 3. Train-B. — Versetzt: Der St.V. Meyer.
Regts.V. des 5. Chev.R., zum Rem. Dep. Benediktbeuren, die O.V.
Jaufs vom 3. Chev.R. zum 1. U.R., Schneider vom 9. Fa. zum
1. Chev.R, Dr. Ibel vom 1. Chev.R. zum 9. Fa, Herzer vom
8. Chev.R. zum 3. Train-B. — Befördert: Zu St.V. die O.V.:
Wildhagen des 7. Fa, Harder, Assist. der Militär-Lehrschmiede,
zum V. im 9. Fa. mit Patent vom 21.8.12 der U.V. Buecher de:
5. Chev.R.
Sachsen. Dr. Gottschalk, O.V. beim 1. Fa. 12 in der Sehutz-
truppe für S.W.A. angestellt.
Württemberg. Kalkoff, O0.St.V. im U.R. 19, unter Versetzung
zum Gen. Kom. des A.K., zum K.St.V. befördert. — Versetzt:
Amhoff, St.V. beim Rem. Dep. Breithülen, in das U.R. 19, Jüger.
StV. im D.R. 25, zum Rem. Dep. Breithülen, us überz. StV.
im 3. Fa. 49, als etatsm. St.V. in das D.R. 25, UV Ott, Train-B. 13,
zur M.V.A. kommandiert. — Bub, K.St.V. beim Gen. Kom. des A. K,
der Abschied m. d. gesetzl. Pension u. d. Erl. zum Tragen s. bist.
Uniform bew. Dr. Zeller, Königl. Preuß. O.V. d. Res. a. D., als
O.V. mit einem Patent vom 19.12.11 bei den Veterinäroffizieren
d. Res. (Leonberg) angestellt.
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A zität des Ganges, vergrößert die Leistungs-
SA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
Bi die Prellung.“
BE Wohltät ig und heilend wirkt unsere Hufeinlage
Sa bei allen Hufabnormitäten, wie:Flach-u.Zwang-
= huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen
se und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein-
Y gallen, Hornspalten usw,
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werden in den meisten Fällen geheilt.
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sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver-
hindert.
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
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| Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71
u BL BZ UL AL AL AL LATE AN CI Er Ben NENZNNENS NEN ER |
Inhaltsangabe, |
Beitrag zur Kenntnis der Erkrankungen der ERBeNgE EDER des hen |
Seite
| Von Stabsveterinär Dr. Berndt . } 537—549
jarkokarzinom in der Orbita. Von Stabsveterinär Rathi ie 222... 550—555
itteillungen aus der Armee . . . 555—569
Erkrankungen an Rehe nach Aufiiahme von 1 Wiesenschaumkraut im
Grünfutter. Von Stabsveterinär Pfefferkorn. — Neuer Infusionsapparat
für dieSalvarsanbehandlung. Von Oberveterinär Dr. Reinecke. — Eisen
: mit Aushau gegen das Einballen von Schnee. Von Oberstabsveterinär
Rexilius. — Heilung einer perforierenden Bauchwunde beim Pferde.
* Von Stabsveterinär Michaelis. — Über die Wirkung des Schwefel-
‚ kohlenstoffs bei Gastruslarven-Invasion. Von Stabsveterinär Duill. —
Häufige Erkrankungen an Steinkolik bei Truppenpferden. Von Stabs-
veterinär Biermann. — Partielle Zerreißung des rechtsseitigen Kopf-
Hals-Armmuskels, ein Beitrag zu der spärlichen Kasuistik dieses Leidens.
Von Stabsveterinär Stahn. — Hautjucken (Pruritus) verbunden mit Darm-
katarrh nach Verfütterung von mangelhaft gekochtem Reis bei den
Meutehunden. Von Oberstabsveterinär Rexilius. — Tuberkulose beim
Pferd. "Von Oberveterinär Mogwitz.
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3 Die 84. Versammlung Deutscher "Naturlörscher und Ärzte. Von
a Korpsstabsveterinär Feldtmann. — Wulff: Die Milzbranddiagnose
‘ durch Untersuchung des Knochenmarkes. Zeitschrift für Infektions-
ìà krankheiten der Haustiere. 3. Heft. 1912. — Ohmke: Über die Licht-
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wirtschaftl. Hochschule zu Berlin). — 2 chumscher: Leicht scheuende
Tiere. Deutsche Landwirtschaftiiche Presse Nr. 92. 1912
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bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten
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Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler.
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Beitrag zur Kenntnis der Erkrankungen der
Zehengelenke des Pierdes.
Von Stabsvetertnär Dr. Berndt.
Bei Durchsicht der Literatur über die Erkrankungen der
Zehengelenke des Pferdes stößt man, wie auch in der Praxis, auf
große Meinungsverschiedenheiten und auf manche noch der Be-
leuchtung sehr bedürftige Stellen. So widersprechen sich, um hier-
für ein Beispiel anzuführen, die vergleichsweisen Angaben über die
Häufigkeit von Verstauchungen des Fesselgelenks einerseits und
des Krongelenks anderseits in ganz auffallender Weise. Während
Stockfleth, Eberlein, Fröhner und Bayer der Ansicht sind,
daß die Verstauchungen des Fesselgelenks viel häufiger vorkommen
als die des Krongelenks, behaupten Möller und Frick genau das
Gegenteil. Diese und andere hier in Betracht kommenden Fragen
einer kritischen Beurteilung zu unterziehen, ist der Zweck des Nach-
folgenden, da eine möglichst klare Übersicht über die Erkrankungen
der Zehengelenkedes Pferdes von ganzaußerordenlicher Bedeutungist.
Bei Berücksichtigung des Umstandes, daß die Erkrankungen
der Zehengelenke des Pferdes wegen ihrer Häufigkeit und
Hartnäckigkeit in der Armee gefürchtet sind, ist es verständlich,
daß die Veterinäre in Beachtung dieser Erfahrung bei vorkom-
menden Lahmheiten diesen Gelenken bei Stellung der Diagnose
ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Da sie auch ihr
Pferdematerial genau kennen und im Gegensatz zu den meisten
Ziviltierärzten den Krankheitsverlauf täglich verfolgen können, so
läßt sich aus alledem folgern, daß gerade sie trotz der häufig vor-
handenen Schwierigkeiten durchweg in der Lage sind, eine zuver-
lässige Diagnose bei Erkrankungen der fraglichen Gelenke zu
stellen. Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, vom statisti-
schen Veterinär-Sanitätsbericht der Preußischen und Württembergi-
schen Armee auszugehen. Zur Gewinnung einer möglichst großen
Übersicht sei deshalb im nachfolgenden eine Tabelle aufgestellt, die
mit dem Jahre 1886 beginnt, da in diesem zum ersten Male in dem
statistischen Bericht der Versuch gemacht wird, wenigstens ein-
zelne Gelenkerkrankungen gesondert aufzuführen.
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 12. Heft. 3D
— 538 —
Tabellarische Übersicht über die vom Jahre 1886 bis 1910 in der Preußi-
sehen und Württembergischen Armee vorgekommenen Zehengelenkerkras-
kungen des Pferdes.
| Akute (Chronische
Ver- | Ver- Zer- | Gelenk-' Gelenk-
stauchung! renkung | reißung | ent- ent-
zündung| zündung
Erkrankt
|
1886 | Fesselgelenk . .. zug | — | — | 488 | —
Krongelenk ... = en ee 2553
Hufgelenk .... — NE E ee 106
1887 | Fesselgelenk . .. — | =a n S — i —
Krongelenk ... -— — en — =
Hufgelenk .... za ie 3 Sa og wi
1888 | Fesselgelenk ... . — | — — za a
Krongelenk ... = — ln — 261
Hufgelenk .... — o Zu | -| —
1889 | Fesselgelenk . . . — l = G = 339
Krongelenk ... — — I ge u ee 31i
Hufgelenk .... en et = =>
1890 | Fesselgelenk ...| sa | — | 2 2 © —
Krongelenk ... 112 | — I} — 15 —
Hufgelenk .... 8 | — | 6 — =
1891 | Fesselgelenk . . . 692 | 4 | 8 S0 | 253
Krongelenk ... 192 — | 1 6 ze
Hufgelenk .... 8 |! - | — | Be Sr
1892 | Fesselgelenk . . . 814 6 |] 1 0 97 | 279
Krongelenk ... 185 1 | 1 46 | 351
Hufgelenk .... 8i S y S 418 ATO
1893 | Fesselgelenk . .. 975 3!) | — | 144 | 335
Krongelenk ... 319 ı 1. — | 96 >` 363
Hufgelenk .... 31 a o g 9 ; 116
1894 | Fesselgelenk . . . | 1131 ı l = | a37 | aa
Krongelenk ... 351 2 — ! 12% 446
Hufgelenk .. ... 19 — — | 2 | 101
1895 | Fesselgelenk . . . 959 5 4 132 | 356
Krongelenk ... 332 2 1 63 | 393
Hufgelenk .... 15 u 6 59
1896 | Fesselgelenk... 940 1 | 6 135 | 357
Krongelenk ... 478 3 1 S4 417
Hufgelenk ...... 30 I — | — 7 | KY
1897 | Fesselgelenk . . . 953 6 |] 3 147 355
Krongelenk ... 495 1 | 1 102 | 408
Hufgelenk ... . 11 — K #2 37 | S9
1898 | Fesselgelenk . . . 963 3 | 4 144 295
Krongelenk ... 505 | l i a | «8 435
Hufgelenk . ... . 1 ı — — 28 92
I) Gleichzeitig mit Zerreißung.
1900
1901
1902
1903
1904
1909
1910
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk . ..
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk . . .
Krongeleuk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk ... .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk ... .
Krongelenk ...
Hufgelenk . .
Fesselgelenk ... .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
Fesselgelenk ... .
Krongelenk ...
Hufgelenk ....
17
1118
628
13
940
611
14
1208
710
15
1215
1315
Is II» lea Ile tws |
|
le |
BES
| ID.
Zer-
reißung
| mm wer
| |
il [=w lew Ile
BES
1) 34 mal Fessel- und Krongelenk gleichzeitig.
2) Gleichzeitig das Fesselgelenk.
3) Gleichzeitig das Krongelenk.
Chronische
_ Akute
Gelenk- | Gelenk-
ent- ent-
zündung | zündung
149
216
187
46
304
228
30
412
43
496
97
401
481
84
355
439
95
380
450
96
308
487
97
107
396
241
416
80
296
427
8
397
494
109
292
453
126
409
601
125
610
139
— 540 —
Nach der vorstehenden Tabelle beträgt die Summe der in
den Berichten angeführten Erkrankungen an den Zehengelenken
in den Jahren 1886 bis 1910, also in 25 Jahren, für:
das Fesselgelenk . . . . . . 85637 Fälle,
das Krongelenk . . . . . . 22990 „,
das Hufgelenk . . . . . . . 2974 ,
Davon sind im speziellen von Verstauchungen angegeben für:
das Fesselgelenik . . . . . . 24942 Fälle,
das Krongelenk . . . . . . 11546 „,
das Hufgelenk . . . . 2... 463 „
An akuter Entzündung erkrankte:
das Fesselgelenk . . . . . . 3549 mal,
das Krongelenk. . . . . . . 2015 „,
das Hufgelenk . . . . 2... 431 „.
Von chronischer Entzündung sind angeführt:
vom Fesselgelenk . . . . . . 7091 Fälle,
vom Krongelenk . . . ....9118 „,
vom Hufgelenk. . . . . . . 2088 „
Die an der Gesamtsumme noch fehlenden Zahlen entfallen
auf Verrenkungen und Zerreißungen.
Es litt an Verrenkung:
das Fesselgelenk . . . ... 94 mal,
das Krongelenk . . . ... 24 n,
das Hufgelenk . . . . 2... 2 a
Von Zerreißungen sind geführt am:
Fesselgelenk. . . . 2.2.2... 172 Fälle,
Krongelenk . . . 2. 2 2002. 15 „,
Hufgelenk . . . 2 2 2 2. O p».
Von den angeführten Zahlen ist hervorzuheben, daß sie, wie
schon ein flüchtiger Blick auf die Tabelle zeigt, nur annähernd zu-
treffen, da von den Berichterstattern offenbar wegen Lücken im
zugegangenen Material in keinem Jahresbericht alle Gelenkleiden
genau angegeben werden. So sind besonders in den ersten Jahren
des geführten Zeitraumes überhaupt nur ganz vereinzelt bestimmte
Gelenkerkrankungen angeführt. Da aber in der vorliegenden
Arbeit nur mit diesen gerechnet werden kann, so ist ersichtlich,
daß die Zahl der hier speziell angeführten Gelenkerkrankungen im
Verhältnis zur Wirklichkeit zu niedrig ist. Dieser Fehler wird
jedoch dureh den Umstand wesentlich vermindert, daß in den Be-
richten die Bestände an Gelenkleiden aus dem vorhergehenden
Jahre immer nur summarisch angeführt werden. Diese Über-
nahmen in das neue Jahr kommen aber wiederum zur Berechnung,
— 541 —
so daß sie also doppelt gezählt werden. So kommt man trotz dieser
Ungenauigkeiten zu der Folgerung, daß dennoch von einem hier
genügenden Überblick gesprochen werden kann.
Wie die übrigen Zahlen zeigen, sind in einem Zeitraum von
25 Jahren 12 647 Erkrankungen am Fesselgelenk mehr geführt als
solche am Krongelenk. Da erst vom Jahre 1890 ab etwas genauere
Angaben für die einzelnen Erkrankungen gemacht werden, so
empfiehlt es sich, auch erst von diesem Jahre ab nähere Vergleiche
zu ziehen. Es ergibt sich dann, daß in den Jahren 1890 bis 1894
die Verstauchungen des Fesselgelenks das 3- bis 7fache von
denen des Krongelenks betragen. In den Jahren 1895 bis 1898
beträgt diese Zahl zwei- bis dreimal soviel. Vom Jahre 1899 ab
sind nur noch 113 bis 21,,mal so viel Verstauchungen am Fessel-
gelenk geführt als am Krongelenk, und zwar gilt die Ver-
hältniszahl 11, für die ersten Jahre der Periode, die Zahl 214, für
die letzten, so daß also allmählich wieder eine Steigerung einge-
treten ist. Ein Überblick über diese Zahlen ergibt also, daß die
Zahl der Verstauchungen des Fesselgelenks vom Jahre 1890 etwa
das 3- bis 7Tfache betrug, daß sie dann von der Mitte dieses Zeit-
raumes ab etwa das 2fache ausmachte, um in den letzten Jahren
auf das 2l;fache zu steigen.
Im Gegensatz zu diesen schwankenden Zahlenverhältnissen
zwischen den Verstauchungen des Fessel- und denen des Kron-
oelenks bleibt die Zahl der Entzündungen an beiden Gelenken ın
den 25 Jahren etwa die gleiche.
Wegen der Wichtigkeit der hier vorliegenden Fragen mag kurz
das Zahlenverhältnis eingeflochten werden zwischen Erkrankungen
des Fessel- und des Krongelenks einerseits und denen aller übrigen
Gelenke anderseits bei den verschiedenen Waffengattungen. Eine
Übersicht aus der Statistik ergibt zunächst, was allerdings bei der
Natur des Dienstes von vornherein als selbstverständlich gelten
konnte, daß in allen Jahren die Kavallerie die meisten und der
Train die wenigsten Erkrankungen der Gelenke hatte, und zwar
erkrankten im Durchschnitt bei der Kavallerie etwa 5%, bei der
Artillerie etwa 4% und beim Train etwa 3% der Iststärke. Von
diesen Gelenkerkrankungen kommen nun z. B. im Jahre 1910,
abgesehen von Gelenkwunden, 5456 Erkrankungen des Fessel-
und Krongelenks vor, und nur 1806 mal waren andere Gelenke
betroffen.
Am Schluß dieser kurzen Betrachtungen aus der Statistik der
Armee über die Erkrankungen der Zehengelenke des Pferdes
drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wie es zu erklären ist,
daß die Zahl der Verstauchungen am Fesselgelenk die des Kron-
gelenks in allen Jahren weit übersteigt, da doch letzteres viel
schwächer aufgebaut ist. Diese Frage soll erst später beantwortet
werden.
ss opio =
Dagegen soll hier gleich das zweite auffällige Ergebnis der
Statistik erörtert werden, wonach die Zahl der Verstauchungen des
Fesselgelenks im Verhältnis zu denen des Krongelenks seit den:
Jahre 1890 von dem ursprünglichen Verhältnis 3—7 :1 allmählich
gesunken ist auf einen Stand von 2—21%, : 1. Der Grund kann ein-
mal im Pferdematerial zu suchen sein. Da ist es nicht zu leugnen.
daß das Armeepferd in diesem Zeitraum allmählich wesentlich
besser geworden ist. Während man früher vielfach ein hochbeini-
ges und schmales Pferd vorfand, herrscht heute das kurzbeinire
und breitere Pferd vor. Vor allem aber ist auch die Stellung der
Gliedmaßen erheblich besser geworden. Daß ein derartiges Pferd
durchschnittlich einen viel höheren Gebrauchswert besitzt als jenes.
unterliegt keinem Zweifel. Der Erfolg konnte nur der sein, daß
das kurzbeinige, breitere Pferd mit guter Beinstellung resistenter
gegen Gelenkkrankheiten ist als ein Pferd von mangelhaftem Ge-
bäude. Als zweiter Umstand bei der Suche nach den Ursachen der
Verschiebung im Verhältnis von Verstauchungen der fraglichen
Gelenke wäre zu berücksichtigen, daß die Anforderungen im Dienst
an das Armeepferd im Laufe der Jahre sehr gestiegen sind.
In der Tat spielen hier wohl beide Faktoren eine wesentliche
Rolle. Es kommt aber noch als wiehtig hinzu, daß das Verständnis
und die Aufklärung über die Erkrankungen der Zehengelenke
ungemein zugenommen haben und in der subkutanen Kokaininjek-
tion ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel gewonnen worden
ist. Trotzdem findet man, wie schon eingangs erwähnt, in der Lite-
ratur wie in der Praxis die größten Widersprüche, so daß es an-
gebracht erscheint, auf die Einzelheiten an der Hand der Erfahrung
näher einzugehen. |
Eine Verstauchung des Fesselgelenks wird durch einen Felıl-
tritt eingeleitet, der meist bei beschleunigter Gangart infolge eines
ungleichmäßigen Auftritts zustande kommt. Das hierbei vor-
übergehende Voneinanderweichen der dGelenkenden führt zu
Zerrungen des Bandapparates, die trotz etwa vorhandener starker
Lahmheit so leichter Natur sein können, daß sie zuweilen nur
wenige Minuten oder doch nur einige Stunden Bewegungsstörungen
veranlassen. Eine derartige Verstauchung konnte ich einmal im
Manöver beim Reiten im Trabe hinter einem Pferde beobachten.
das auf einem Landwege mit tief ausgefahrener Radspur ging. Es
trat in diese hinein und wurde dabei auf einem Vorderbein hoeh-
gradig lahm. Die Untersuchung ergab eine Verstauehung des
Fesselgelenks. Das Pferd wurde deshalb mittags nach dem Quar-
tier geschickt und hier für einen längeren Aufenthalt entsprechend
der starken Lahmheit Vorrichtung getroffen. Um so größer war
die Überraschung, als abends bei einer nochmaligen Besichtigung
nicht die geringste Spur von einer Lahmheit mehr vorhanden war.
Das Pferd fand infolgedessen am nächsten Tage schon wieder als
— 543 —
Reitpferd Verwendung und wurde auch in der folgenden Zeit nie-
mals wieder lahm.
Derartige Erkrankungen, die ja jedem Praktiker bekannt
sind, zeigen, daß Verstauchungen des Fesselgelenks, selbst
solche, die mit so hochgradiger Lahmheit verknüpft sind, daß
sie im ersten Augenblick den Verdacht einer Fissur erwecken,
schnell vorübergehen können. Sie werden wegen ihres schnellen
Verlaufs wohl kaum im Krankenrapport der Regimenter Auf-
nahme gefunden haben und mithin im statistischen Bericht der
Armee fehlen. Da die Zahl dieser schnell vorübergehenden Ver-
stauchungen des Fesselgelenks erfahrungsgemäß nicht klein ist, so
folgt daraus, daß sie in Wirklichkeit wesentlich höher ist, als im
Bericht angegeben. Von praktischer Bedeutung sind sie jedoch
nicht, da sie den Dienstbetrieb nicht nennenswert stören und auch
kaum eine Disposition zu späteren Erkrankungen abgeben.
Vielmehr haben nur diejenigen Fälle Geltung, bei denen die
Lahmheit mindestens mehrere Tage dauert, die also auch in den
Rapporten geführt worden sind. Bei diesen Erkrankungen fällt
dann bei der Untersuchung zunächst die bekannte Steilstellung der
Fessel auf. Die Lahmbheit ist meist mittelgradig, häufig sogar stärker
und nimmt oft mit der Bewegung ab. Des weiteren lassen sich bei der
Palpation vermehrte Wärme und in der Regel auch verstärkte Pul-
sation der Schienbeinarterie feststellen, was zum Unterschiede von
Erkrankungen des Krongelenks besonders hervorgehoben sei. Da-
gegen findet man im Gegensatz zu den Angaben von Fröhner
und anderen wohl nur ausnahmsweise bei passiver Beugung und
Streckung oder Drehbewegung hinreichend deutlich Schmerzens-
äußerung, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, daß bei dem
starken Bandapparat des Gelenks die menschliche Kraft zur
Schmerzauslösung nicht ausreicht. Endlich lassen sich auch nur
selten deutliche Schwellungen feststellen.
Die Verstauchungen des Krongelenks treten in mehrfacher Be-
ziehung anders in Erscheinung. Nach Fröhner beobachtet man
hier plötzlich hochgradige Lahmheit, starke Schmerzen bei passi-.
ven Bewegungen des Gelenks und zuweilen entzündliche
Schwellung. Nach Eberlein ist die Lahmheit meist hochgradig.
In der Ruhe stellen die Pferde die Gliedmaße nach vorn oder halten
sie gebeugt und äußern bei Drehbewegungen oft hochgradige
Schmerzhaftigkeit.
Die Untersuchungsbefunde bei den Truppenpferden weichen
jedoch von diesen Angaben meist ab. Was zunächst die Lahmheit
anbelangt, so ist sie in der Regel nur mittelgradig, oft sogar noch
geringer und bleibt mit der Bewegung gleich stark. Schmerzen
lassen sich bei passiven Bewegungen im Gelenk nur selten mit
solcher Sicherheit nachweisen, daß sie als zuverlässiger Anhalts-
punkt gelten können. Dagegen findet man so gut wie immer die
— 544 —
Erscheinungen der Entzündung in Gestalt von Schwellung und
vermehrter Wärme. Vorstellen der erkrankten Gliedmaße oder
Beugestellung, wie Eberlein als Krankheitssymptom angibt,
wird nur bei schweren Erkrankungen beobachtet. Eine deutliche
Steilstellung der Fessel, wie sie häufig angegeben wird, ist in der
Regel nicht vorhanden.
Stellt man nach den obigen Angaben einen kurzen Ver-
gleich zwischen den Verstauchungen des Fessel- und denen des
Krongelenks an, so ergibt sich, daß die Erkrankungen des Fessel-
gelenks oft mit stärkerer Lahmheit verbunden sind, während man
bei denen des Krongelenks meist nur geringere Lahmheit beob-
achtet. Die bei Fesselverstauchungen gewöhnlich sehr stark ins
Auge fallende Steilstellung der Fessel wird in der Regel bei Er-
krankungen des Krongelenks vermißt oder tritt hier doch nur so
undeutlich in Erscheinung, daß darüber gestritten werden könnte.
Die Fesselgelenksverstauchung ist in der Regel mit verstärkter Pul-
sation der Schienbeinarterie verbunden, die des Krongelenks nicht
oder doch nur undeutlich. Die allgemeinen Erscheinungen der
Entzündung sind am Fesselgelenk meist undeutlich, die des Kron-
gelenks in der Regel deutlich.
Sind die Krankheitserscheinungen so undeutlich, daß man nicht
sofort eine Diagnose stellen kann, was besonders für frische Er-
krankungen gilt, so ist dies doch nach einigen Tagen so gut wie
immer der Fall. Die Erfahrung lehrt, daß bei Verstauchungen des
Fesselgelenks die Lahmheit in den allermeisten Fällen schon narh
einigen Tagen der Ruhe wesentlich besser geworden ist, während
die des Krongelenks dann in der Regel noch ebenso stark geblieben
oder doch nur unwesentlich besser geworden ist. Am Fesselgelenk
hat dann auch schon entsprechend dem Grade der Lahmheit die
Steilstellung abgenommen.
Die Fesselgelenksverstauchung hat also in der Regel mehr
einen schnell verlaufenden, akuten, die des Krongelenks dagegen
mehr einen schleppenden, chronischen, Charakter. Dem Wesen
‚nach lassen sich diese Verhältnisse wohl dahin zusammenfassen,
daß man es bei der Fesselgelenksverstauehung in der Regel mit
einfachen Bandzerrungen zu tun hat, die die Tendenz zu baidiger
Heilung haben, während bei den Verstauchungen des Krongelenks
oft gleichzeitig Prellungen und Quetschungen der Gelenkknochen
und ihrer Knorpel vorliegen, die schon die Einleitung zur Schale
bilden können.
Bei eingehender Würdigung der angeführten Erfahrungen
wird man bei einer gründlichen Untersuchung so gut wie immer
imstande sein, festzustellen, an welchem von den beiden Gelenken
die Verstauchung vorliegt. Sollten dennoch Zweifel bestehen, so
lassen sich diese durch Kokaininjektionen beseitigen.
Was die Häufigkeit dieser Erkrankungen anbelangt, so beob-
achtet man naturgemäß die meisten Verstauchungen besonders
— 515 —
während der großen Übungen mit ihren Anstrengungen auf zum
Teil ungünstigem Boden.
Im übrigen erscheint es angebracht, besonders auf die ver-
hältnismäßig häufig bei den Remonten vorkommenden Ver-
stauchungen hinzuweisen, die im Beginn der Ausbildung im
ersten Halbjahr besonders dann beobachtet werden, wenn in
dieser Zeit, wie früher häufiger, schon längerer Galopp geritten
oder gar mit ihnen viel gesprungen wird. Für derartige An-
strengungen sind unsere vierjährigen Remonten noch nicht straff
genug entwickelt, so daß ihre Gliedmaßen bei größeren Anforderun-
gen leiden. Werden sie übermäßig angestrengt, so treten Über-
dehnungen des Bandapparates an den Gelenken ein, die zu Lahm-
heiten führen. Die Untersuchung ergibt dann häufig den auffallen-
den Unterschied, daß die Erkrankungen an den Vorderbeinen Ver-
stauchungen des Krongelenks und die an den Hinterbeinen solche
des Fesselgelenks sind. Erhalten dann die jungen Pferde sofort
Ruhe und das erkrankte Gelenk die üblichen Prießnitzschen Um-
schläge mit Burowscher Mischung, so ist die Lahmheit an
den Hinterbeinen in der Regel in etwa 8 Tagen, an den Vorder-
schenkeln in etwa 14 Tagen beseitigt. Geschieht dies nicht, wird
insbesondere das Pferd weiter zum Dienste herangezogen, wie es
leider in der Armee zuweilen geschieht, damit die Remonte in der
Ausbildung nicht zurückbleibt, so entwickelt sich eine chronische
Lahmbheit, die meist mindestens mehrere Wochen dauert. Diesen
Verhältnissen trägt die neue Reitvorschrift in hervorragender Weise
Rechnung, indem sie mit bezug auf die Ausbildung der jungen Re-
monten sagt: „Die Spätreife der Remonten verlangt besonders im
ersten Ausbildungsjahre unbedingtes Maßhalten in den Anforde-
rungen. Ein Überschreiten dieses Maßes hat selbst bei großem Ge-
schick des Lehrers wie der Reiter eine Schädigung des Materials
zur Folge.“ An einer anderen Stelle besagt die Vorschrift, daß in
der ganzen Abteilung vor Mitte Februar nicht galoppiert werden
darf. Im Kapitel über Springen heißt es: „Die jungen Pferde
müssen systematisch im Springen geübt werden. Da sie noch nicht
die Widerstandsfähigkeit der Bänder und Sehnen der Beine be-
sitzen, die erforderlich ist, um sie ohne Schaden unter dem Reiter
springen zu lassen, so sind sie im ersten Halbjahr nur an der Hand
einzuspringen.“ Seitengänge sollen erst etwa 4 Wochen nach
Wiederaufnahme der Dressur im zweiten Jahre geritten werden.
Das summarische Ergebnis aller Untersuchungen nach der im
vorhergehenden angegebenen Richtschnur wird sein, daß nicht, wie
der statistische Veterinär-Sanitätsbericht anführt und Stock-
fleth, Fröhner und Eberlein behaupten, am Fesselgelenk
bei weitem mehr Verstauchungen vorkommen als am Krongelenk,
sondern daß mindestens die Zahl etwa die gleiche ist, so daß sich
also diese Ansicht der von Möller und Frick nähert. Der
Grund für die auseinandergehenden Ansichten mag in der Haupt-
— 546 —
sache darin zu suchen sein, daß meist eine sofortige Diagnose er-
strebt wird, was bei der schwierigen Sachlage oft unmöglich ist.
Eine möglichst klare Erkennung und Unterscheidung dieser
Erkrankungen sind jedoch von größter Wichtigkeit, denn die Be-
urteilung der Verstauchungen an den beiden fraglichen Gelenken
ist ganz verschieden. Während die des Fesselgelenks im allgemei-
nen durchaus günstig ist, da das Leiden meist etwa in acht Tagen
geheilt ist, ohne einen Rückfall befürchten zu müssen, liegen die
Verhältnisse beim Krongelenk wesentlich ungünstiger. Hier dauert
die Lahmheit meist mehrere Wochen und muß gründlich ausgeheilt
werden, um neue Erkrankungen zu verhüten. Auch sollen der-
artige Pferde in der folgenden Zeit möglichst zu leichter Arbeit ver-
wandt und scharf beobachtet werden, denn schon die erste Ver-
stauchung gibt gar zu leicht eine Disposition zu Rückfällen ab, die
dann schließlich zu Schale führen.
Was nun weitere Dispositionen zu Verstauchungen des Fessel-
und Krongelenks anbelangt, um diese Frage hier kurz zu streifen,
so spielt offenbar die Richtung der Fessel eine ganz außerordent-
liche Rolle. Pferde mit zehenenger Stellung neigen so unge
wöhnlich sehr zu Verstauchungen der Zehengelenke, daß
sicher bei weitem der größte Teil dieser Pferde daran
lahm ist oder doch einen stumpfen, unfreien Gang hat. Die
Ursache liegt offenbar darin, daß durch diese Stellung eine un-
gleichmäßige Belastung der kleinen Gelenkflächen und Zerrung der
dazugehörigen Bänder bedingt ist. Auch muß diese schiefe
Fesselung eine unnatürliche Bewegung und oft auch selbst bei
bestem Beschlage wegen der hei weiterem Wachsen ungleichmäßi-
gen Höhenverhältnisse der dazugehörigen halbeng-halbweiten Hufe
einen unplanen Auftritt bewirken und Fehltritten Vorschub leisten.
Zum Glück ist die Zahl der zeheneng gestellten Pferde jetzt in der
Armee nur gering, was früher nicht der Fall war. Der Grund mag
wohl der sein, daß die Remonteankaufkommissionen auf die gefähr-
liche Disposition soleher Pferde zu Verstauchungen aufmerksam
geworden sind und deshalb derartig gestellte Pferde vom Ankauf
zurückweisen. Erwähnenswert erscheint noch, daß selbst geringere
Abweichungen der Zehe nach innen mit Mißtrauen zu betrachten sind.
Die allgemein auch als ungünstig angesehene zehenweite
Stellung in mäßigem Grade scheint nicht die gefährliche Rolle zu
spielen, die man ihr gewöhnlich beimißt. Durchmustert man auf
Richtung der Zehe hin größere Pferdebestände, so findet man, daß
die allermeisten eine zehenweite Stellung haben, ohne daß dabei
eine Disposition zu Zehengelenkerkrankungen aufgefallen wäre.
Im Gegenteil scheint es sogar, als wenn eine geringe Richtung der
Zehe nach außen mit Bezug auf Haltbarkeit besser wäre als eine
gerade nach vorn gerichtete Zehe.
Hat eine Erkrankung des Krongelenks den Charakter der
Schaleentwieklung angenommen, dann ist die Beurteilung im all-
gemeinen zweifelhaft, aber doch sehr verschieden, je nachdem arti-
kuläre oder periartikuläre Schale vorliegt. Die erstere ist selbst
bei gerader Beinstellung und guter Fesselung so gut wie immer
unheilbar. Bei Anwendung von Scharfsalben oder des Brenn-
eisens mit nachfolgender mehrmonatiger Ruhe läßt sich zwar häufig
scheinbare Beseitigung der Lahmheit erreichen. Werden die Pferde
dann aber wieder angestrengt, so stellt sich auch bald wieder die
alte Lahmheit ein. Eigenartig ist dabei die bekannte Tatsache, daß
die Lahmhbheit in arbeitsreichen Zeiten oft nahezu verschwindet, um
dann aber in Ruheperioden wieder in Erscheinung zu treten. Diese
Eigenart spielt in der Armee insofern eine große Rolle, als der
Truppenführer während des Manövers bei Aufstellung der Aus-
rangierungsliste häufig gerade die mit artikulärer Schale behafte-
ten Pferde behalten will, wenn er keine Lahmheit und auch am
Gelenk nichts Krankhaftes sieht.
Sehr viel günstiger als die artikuläre ist die periartikuläre
Schale zu beurteilen. Besonders gilt dies für das Hinterbein; heilt
doch ein großer Teil hieran erkrankter Beine von selbst ab, oft so-
gar, ohne daß der Besitzer um den Zustand des Pferdes wußte oder
die Arbeit des Pferdes unterbrochen werden mußte. So leidet ein
großer Teil der Lastpferde in Berlin an periartikulärer Schale auf
den Hinterbeinen, was bei der hier üblichen täglichen Belastung
der Wagen mit über 5000 kg auf glatter Straße nicht wunder-
nehmen kann. Erkundigt man sich des näheren, ob die Pferde
deswegen außer Dienst. gestellt sind, so erhält man häufig eine
verneinende Antwort. Wesentlich ungünstiger ist die periartikuläre
Schale an den Vorderbeinen zu beurteilen. Zwar tritt auch hier
manche Erkrankung unbemerkt auf und heilt ohne jegliches Zu-
tun ab. Meist sind jedoch zur Beseitigung des Leidens sehr ein-
greifende Mittel und Maßnahmen erforderlich, vor allem ein Zeit-
aufwand von mindestens 5 Wochen. Immerhin ist als günstig
hervorzuheben, daß bei der nötigen Geduld in der Regel Heilung
zu erzielen ist. j
Was nun die gewöhnlich als Ursache der Schale besehuldigten
wiederholten Verstauchungen anbelangt, so geben sie ja sicherlich
in sehr vielen Fällen die direkte Veranlassung zur Schalebildung
ab. Offenbar aber wird eine nicht kleine Anzahl der Erkrankungen
an Schale hervorgerufen dureh Überanstrengung mit Prellungen
und Quetschungen im Gelenk, sei. es, daß übertriebene Anforde-
rungen in Dauer und Schnelligkeit gestellt werden, oder daß das
Gewicht des Reiters zu groß oder dieser ungeschickt im Reiten ist.
Ein Beispiel hierfür ist folgendes: Ein Offizier kaufte ein
ungarisches Reitpferd im Alter von 7 Jahren von außergewöhn-
lich gutem Wuchs, insbesondere mit geraden Beinen und guten
Fesseln. Da das Tier wegen Heftigkeit unbequem im Reiten war,
wurde es zum Zureiten einem ziemlich schweren Unteroffizier über-
geben, der dafür bekannt war, daß er eine harte Faust hatte und
— 518 —
von seinen Pferden viel verlangte. Dieser war nun natürlich be-
strebt, das Pferd recht bald gut zugeritten dem Offizier zurückzu-
geben. Er strengte es zu sehr an, was zur Folge hatte, daß es zu-
nächst sein ursprünglich ungewöhnlich geräumiges Gangwerk ver-
lor und bei längeren schnellen Gangarten scheinbar nur mit Wider-
streben vortreibenden Hilfen folgte, was aber nur als Unfolgsam-
keit gedeutet wurde und erst recht zu erhöhten Anforderungen
Veranlassung gab. Schließlich trat dann geringgradige Lahmheit
auf dem rechten Vorderbein ein, die Veranlassung zur Unter-
suchung gab. Hierbei wurde vermehrte Wärme am Krongelenk
gefunden, während sonstige Krankheitserseheinungen an dem er-
krankten Bein nieht nachzuweisen waren. Beim Vorführen blieb
die Lahmheit gleichmäßig stark. Nach einer Kokaininjektion unter
dem Fesselgelenk wurde die Lahmheit vorübergehend beseitigt. Ge-
mäß diesem Befunde wurde die Diagnose Verstauchung des Kron-
gelenks gestellt und PrieBnitzsche Umschläge mit Burowscher
Mischung gemacht. Eine Besserung wurde hierdurch jedoch
nicht erzielt, denn nach einer dreiwöchigen Ruhe war immer noch
dieselbe Lahmheit vorhanden. Da dem Besitzer sehr daran lav,
diese unter allen Umständen zu beseitigen, so wurde das Gelenk
jetzt mit Kantharidensalbe eingerieben und dem Pferde eine vier-
wöchige Ruhe gegeben. Nach Ablauf dieser Zeit zeigte sich am
Krongelenk eine bei dem schleppenden Verlauf des Leidens schon
längst vermutete ringförmige Knochenauftreibung, die schmerzlos
war. Trotz der nunmehr schon 7 Wochen dauernden Ruhezeit
war immer noch dieselbe Lahmheit vorhanden.
Durch diesen Befund wurde der Krankheitsfall dahin klar ve~
legt, daß die Erkrankung mit artikulärer Schale begonnen und
sich hierzu dann im weiteren Verlauf periartikuläre Knochenver-
änderungen gesellt hatten. Deshalb wurde das Pferd jetzt auf
6 Wochen zur Weide geschickt. Nach Verlauf dieser Zeit war zwar
die Lahmheit soweit gebessert, daß sie sehr leicht übersehen wer-
den konnte, jedoch für den Kenner noch immer vorhanden war.
Darauf wurde das Tier zur Schießübung mitgenommen und hier
täglich zur Arbeit herangezogen. Dabei zeigte sich schon nach
etwa 8 Tagen eine so wesentliche Besserung, daB die Lahmmheit
auf ebenem Boden überhaupt nieht mehr zu sehen war und erst
auf unebenem Pflaster oder nach mehreren Wendungen sichtbar
wurde. Beim Schluß der Schießübunr war dann auch der letzte
Rest der Lahmheit geschwunden. Dieser Zustand hielt auch wäh-
rend des darauf folgenden Kaisermanövers an, obwohl hier an das
Tier hohe Anforderungen gestellt wurden. Auch während des
Winters zeigte das Pferd, das täglich eine Stunde geritten wurde,
keinerlei Unsicherheit auf dem rechten Vorderbein. Als dann aber
das Frühjahr herannahte, stellte sich ohne nachweisbare besondere
Ursache die alte Lahmheit wieder ein. Die Diagnose lautete auch
diesmal wieder Schale. Letztere war so hartnäckig, daß trotz der
— 59 —
dreimaligen Einreibung mit Kantharıdensalbe in Zwischenräumen
von 10 zu 10 Tagen und einer sechswöchigen Ruhe nicht die ge-
ringste Besserung erzielt wurde. Da in Anbetracht dieses Um-
standes eine Heilung durch Brennen mit dem nadelförmigen Eisen
unwahrscheinlich war, auch die davon zurückbleibenden Narben
gefürchtet wurden, so wurde das Pferd, wie auch im Jahre zuvor,
6 Wochen auf die Weide geschickt und hierbei nochmals mit Kan-
tharidensalbe eingerieben. Besserung wurde jedoch auch hier-
durch nicht erzielt; vielmehr ist eine kaum mittelgradige Lahmbheit
bestehen geblieben. Die Veränderungen an dem erkrankten Gelenk
sind auch heute noch so geringradig, daß man schon sehr genau
hinsehen muß, um dann einen feinen Ring am Gelenk festzustellen,
der sich beim Befühlen als fester, schmerzloser Knochenwall zu er-
kennen gibt. Der Fall kann als typisch für die ja so häufig sich
schleichend entwickelnde artikuläre Schale gelten und ist in
mehrfacher Beziehung lehrreich. Zunächst zeigt er, daß auch gut
gewachsene Pferde ganz allein infolge von Anstrengung durch
einen ungeschickten Reiter an unheilbarer Schale erkranken kön-
nen. Als Vorbote der Erkrankung stellte sich ein stumpfer, un-
freier Gang ein. Wäre jetzt das Pferd mit der nötigen Vorsicht be-
handelt worden, so würde es wahrscheinlich nicht zur Schalebil-
dung gekommen sein. Als dann aber das Leiden in voller Ent-
wicklung begriffen war, war eine Heilung nicht mehr möglich.
Abgesehen von der für die Armee belanglosen Ankylose, da vor
Entwicklung dieses Zustandes so gut wie immer Ausrangierung
erfolgen wird, ist die vielfach behauptete Heilung von Pferden
mit artikulärer Schale wohl in der Regel darauf zurückzuführen,
daß die Lahmheit oft nach einer gründlichen Kur beseitigt zu
sein scheint. Wie der obige Fall zeigt, können die Pferde auch
monatelang arbeiten, ohne daß irgend etwas von dem alten Leiden
bemerkt wird. Dennoch stellt es sich oft gerade in Ruheperioden,
in denen man es am allerwenigsten erwarten sollte, gelegentlich
wieder ein.
Eine deutliche Sprache für die häufige Erkrankung des Kron-
gelenks sprechen die so oft an diesem vorhandenen alten Bandver-
diekungen und Knochenauftreibungen. Sie werden ja gewöhnlich
zum Teil auf äußere Einwirkungen wie Stoß und Schlag zurückzu-
führen sein. Ein großer Teil muß aber nach dem ganzen Befunde
als Folgezustand voraufgegangener Verstauchungen angesehen
werden. Die hier in Betracht kommenden Zahlen sind so beträcht-
lich, daß, was hier auch für die später ausführlicher zu behandelnde
Schale vorweggenommen werden soll, in manchen größeren Be-
ständen ein Viertel der Pferde und darüber an diesem oder jenem
Bein mit Veränderungen am Krongelenk behaftet ist.
== DOOU =>
Sarkokarzinom in der Orbita.
Von Stabsveterinär Rathje.
Bei unseren Haustieren sind Tumoren in der Augenhölle
nicht so häufig wie beim Menschen. Möller beschreibt in seiner
Augenheilkunde ein Cancroid der Orbita, das Augenbeogen,
Tränen- und Jochbein zerstört hatte und in den Öberkiefer, die
Stirn- und Nasenhöhle eingedrungen war. Fröhner berichtet
über zwei Sarkome, von denen er das eine mit, das andere ohne
Erfolg operiert hat. In letzterem Falle lagen die Verhältnisse ähn-
lich wie in dem von Möller erwähnten. Bayer hat in seiner
Augenheilkunde über ein von ihm mit dauerndem Erfolg operiertes
Melanom berichtet, das den Bulbus in sich eingeschlossen hatte.
Endlich beschreibt Richter ein halbgänseeigroßes kleinzellicres
Rundzellensarkom in der rechten Augenhöhle einer sechsjähriren
Kuh. Weitere Fälle von Orbitatumoren habe ich in der mir zu-
gänglichen tierärztlichen Literatur nicht gefunden. In den preubßi-
schen Veterinär - Sanitätsberichten der letzten 12 Jahre sind nur
viermal Sarkome des Auges erwähnt, die aber ihren Sitz stets an
den äußeren Schutzorganen des Auges hatten. An diesen Stellen
sind auch öfters gutartige, kleinere Neubildungen gefunden und
operiert worden.
Beim Menschen dagegen gibt die Orbita einen Hauptsitz der
verschiedenartigsten Sarkomformen ab, und hier spielen die retro-
bulbären Geschwülste eine größere Rolle, für deren Untersuchung
und Entfernung eine besondere Operation von Krönlein in die
Chirurgie eingeführt ist. Diese besteht darin, daß aus der Außen-
wand der Orbita ein keilförmiges Knochenstück herausgemeißelt,
freipräpariert und nach hinten umgeklappt wird. Dadurch werden
sämtliche retrobulbären Gebilde und die dort befindlichen Tumo-
ren zugänglich.
Weil nun bei den Haustieren Neubildungen in der Augenhöhle
seltener sind, dürfte nachstehend beschriebener Fall eines gewissen
Interesses nicht entbehren, um so mehr, als der Tumor eine erheh-
liche Größe hatte, und seine Entfernung erfolgreich war. Aber
auch der histologische Befund läßt die ausführliche Mitteilung be-
rechtigt erscheinen, da es sich um einen Mischtumor oder nach
Sticker um eine Mutationsgesehwulst handelt, eine Geschwulst-
art, der die Krebsforscher in der letzten Zeit lebhaftes Interesse
entgegengebracht haben.
Ein 17jähriger Wallach des Kürassier-Regiments Nr. 6 war
infolge einer eitrigen Panophthalmie auf dem linken Auge seit
sechs Jahren erblindet. Da der Bulbus stark atrophiert war, wurde
dem Pferde ein künstliches Auge eingesetzt, dieses aber nicht
zeitweise herausgenommen, sondern so lange darin gelassen, bis
= mE =
eine starke Bindehautentzündung die Herausnahme nötig machte.
Seit dieser Zeit soll das Auge stets geschlossen gehalten worden
sein. Zeitweise soll dann das untere Augenlid entzündlich ge-
schwollen gewesen sein; jedoch seien die Entzündungserschei-
nungen immer wieder zurückgegangen, so daß das Pferd dem
Dienst niemals entzogen wurde. In der letzten Zeit aber sei die
Schwellung des unteren Augenlides stärker als sonst und wolle
nicht mehr zurückgehen.
Die Untersuchung ergibt folgendes: Das Pferd ist fieberfrei
und innerlich gesund. Schon von weitem sieht man das untere
Augenlid des linken Auges stark hervorgewölbt; am freien Lid-
rande ist die geschwollene und gerötete Bindehaut hervorgestülpt
und bildet einen etwa 1 cm breiten roten Saum, der die Lidspalte
vollständig schließt. Das untere Augenlid ist unbeweglich und auf
seiner Unterlage festgewachsen; es ist soweit nach oben gezogen,
daß man auch beim Hochstülpen des freibeweglichen oberen Lides
nicht in die Augenhöhle sehen kann. Nach vorn ist es 3 cm weit
vorgedrängt. Durch die intakte äußere Haut der Lider fühlt man
eine feste, nicht fluktuierende, unbewegliche Geschwulst, die an-
scheinend die gesamte Augenhöhle ausfüllt und bei Palpation
wenig schmerzhaft ist. Da in letzter Zeit die Geschwulst rapide
nach außen gewachsen ist, so ist die Bösartigkeit des Tumors ziem-
lich sicher. Es wird daher zur Operation geschritten.
Das Pferd wurde in der Chloralhydratnarkose abgeworfen
und der Konjunktivalsack, soweit er zugänglich war, nach vorauf-
gegangener Desinfektion mit 5%iger Kokainlösung anästhesiert.
Darauf wurde das untere Augenlid mit der Bindehaut in der
Medianlinie senkrecht gespalten. Nach dem Lospräparieren beider
Lidhälften von ihrer Unterlage trat die Geschwulst als eine grau-
rötliche, derbe Masse zutage, die die ganze vordere Orbitalöffnung
ausfüllt und aus ihr hervorquillt, so daß man nur mit Mühe einen
Finger zwischen Geschwulst und Orbitalwand schieben kann. Auf
stumpfem Wege, nur mit dem Finger oder der stumpfen geboge-
nen Schere wurde die mit der Orbitalwand nicht im Zusammen-
hang stehende Geschwulst von dem umgebenden Gewebe losgelöst.
In der Tiefe fühlte man dicht neben der Eintrittsstelle des Seh-
nerven einen fingerstarken, kurzen Strang, an dem der Tumor
festsaß. Da in diesem Strang mit Recht das zuführende Ernäh-
rungsgefäß vermutet wurde, so wurde hier eine Ligatur angelegt,
die Geschwulst abgetrennt und aus der Augenhöhle gezogen.
Dicht neben dem erwähnten Strang nach oben, innen und hinten
fühlte man eine zweite, etwa walnußgroße, rundliche Ge-
schwulst, die sich nach Entfernung des Tumors als der atrophische
Bulbus herausstellte . Die Augenhöhle wurde dann mit Sublimat-
lösung ausgespült und mit sterilen Gazetupfern tamponiert, die
durch Vernähen des durchtrennten unteren Augenlides in ihrer
=e 9 a
Lage erhalten wurden. Die Blutung während und nach der Ope-
ration war mäßig. Das Pferd wurde während der ersten drei Tare
nach der Operation zwischen den Standbäumen ausgebunden und
später in einen Laufstand gestellt. Am ersten und zweiten Tage
war die Temperatur nur um einige Zehntel Grade gestiegen; am
dritten Tage jedoch stellten sich eine erhebliche Steigerung der
Innentemperatur (39,6°) und Appetitverminderung ein. Diese
Symptome wiesen auf eine Resorption des Wundsekrets hin. Nach
Entfernung des festen Tampons und Ausspülung der Augenhüöhle
ging dann auch die Temperatur auf die Norm zurück. Darauf
vollzog sich die Heilung unter täglicher Ausspülung und leichter
Tamponade ohne jede Störung, so daß das Pferd bereits nach
18 Tagen zum Dienst herangezogen werden konnte. Von dem
Strang, durch den die Neubildung mit dem periorbitalen Gewebe
in Verbindung gestanden hatte, war nichts mehr zu sehen.
Die exstirpierte Neubildung hat im allgemeinen eine länglich
runde Gestalt, deren Durchmesser von vorn nach hinten 10,5 em
beträgt. In der Breite mißt sie 7,5 em und in der Höhe 8 em. Sie
hat ein Gewicht von 176 g. Ihre Oberfläche ist höckerig; die Kon-
sistenz ist die eines gespannten Muskels. An der Verbindunes-
stelle mit dem periorbitalen Gewebe befindet sich ein kurzes, 2 em
breites glattes Muskelstück vom äußeren geraden Augenmuskel.
das in die Geschwulst hineingewachsen ist und mit dem erwähnten
Gefäßstrang in Verbindung gestanden hatte. Auf dem Durch-
schnitt hat der Tumor ein gelbliches, drüsig-markiges Aussehen.
Er ist von feinen, weißglänzenden Streifen durchzogen und er-
scheint marmoriert. Ferner erkennt man auf dem Durchschnitt
zahlreiche kleine, stecknadelkopfgroße Erhebungen, aus denen sich
bei Druck eine schmutzig-gelbe, schmierige Masse entleert.
Die von verschiedenen Stellen des Tumors entnommenen und
in Formalin gehärteten Schnittpräparate ergaben folgenden mikro-
skopischen Befund: Man sieht breite Bindegewebszüge sich nach
allen Richtungen durchflechtend mit zahlreichen Zellen durchsetzt;
an einzelnen Stellen ist der Zellreichtum geringer, und nur an
wenigen Stellen findet man das Bindegewebe ganz frei von fremden
Zellen. An den Rändern der Züge liegen diese Zellen am dich-
testen. Sie haben eine rundliche Gestalt und sind fast alle gleich
groß, etwa in der Größe der roten Blutkörperchen. Ihr Kern ist
von runder oder ovaler Form und füllt fast den ganzen Zelleib aus.
Die Kerne haben eine kompakte Struktur und färben sich mit Hae-
matoxylin intensiv. Der mit Eosin gefärbte Zelleib legt sich als
feine rote Zone dicht herum. Der Protoplasmasaum ist bedeutend
zarter als der Kernsaum. Die Bindegewebszüge lassen nun verschie-
den große Lücken zwischen sich, die ebenfalls mit Zellen vollge-
stopft sind; hin und wieder finden sich auch Hohlräume, aus denen
die Zellhaufen ausgefallen sind. Die in Ballen dicht zusammen-
— ý —
liegenden Zellen haben keine erkennbare Zwischensubstanz. Sie
sind drei- bis viermal so groß als die im Bindegewebe liegenden
Rundzellen und haben etwa die Durchschnittsgröße von Lympho-
zyten. Sie liegen meist so in den alveolären Lücken, daß sich rings
um den Zellhaufen ein schmaler freier Rand befindet. Nach ihrer
Größe und Gestalt muß man sie als glatte Epithelzellen ansehen.
Sie sind rundlich und besitzen meist einen Kern, der aufgequollen
und durchscheinend ist. Ihre Kerne färben sich nicht so intensiv
wie die der kleinen Rundzellen.
Auch hier ist die Kontur des Zelleibes nicht so scharf wie die
des Kerns. An einigen Stellen ist Zerfall eingetreten. Die Kerne
Rundzellen Rundzellen
Zerfallene Epithelien
140 fache Vergrößerung. 450 fache Vergrößerung.
haben dann keine Umgrenzung und bilden Schollenhaufen; ander-
seits findet man einige Kerne frei liegen ohne Zellsubstanz. Herr
Korpsstabsveterinär Tröster, der in liebenswürdigster Weise
gleichfalls eine Untersuchung vorgenommen und meine Diagnose
bestätigt hatte, schreibt über seinen Befund: „Es fanden sich in
einem Stroma von sarkomatösem Charakter ausgedehnte Nester
großer, rundlicher, sehr hinfälliger Epithelien, die stellenweise
schon zugrunde gegangen waren. An solehen Erweichungsstellen
bemerkte man zahlreiche Bakterien, von denen wohl anzunehmen
ist, daß sie sich schon während des Lebens in den Zerfallsmassen
angesiedelt haben.“
Nach der Beschreibung und nach den beigefügten Zeichnun-
gen unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß es sich in diesem Fall
um eine Kombination von zwei verschiedenen Geschwulstarten,
d. h. um einen Misch- oder Mutationstumor handelt. Es ist eine
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 12. Heft. 36
— did —
maligne bindegewebige Geschwulst, verbunden mit einer malignen
epithelialen, ein sarcoma carcinomatodes. Rindfleisch bezeich-
nete eine derartige Geschwulstform als alveoläres Rundzellensarkom
mit karzinomatöser Entartung. Er sah in solchem Falle die olıne
Stützgewebe zusammengehäuften Zellkonglomerate nicht für Epi-
thelien an, sondern bezeichnete sie als epitheloid. Von den Patho-
logen ist diese Geschwulstgruppe in der letzten Zeit genauer be-
arbeitet worden, und zwar zuerst vonv. Hansemann. Hern-
heimer hat eine Übersicht über alle bis 1908 bekannten Fälle
gegeben, und zwar sind nach ihm 20 aus der menschlichen und
2 Spontantumoren dieser Art aus der Tier-Pathologie bekannt. In
jüngster Zeit hat Carl eine interessante Arbeit über ein Sark
karzinom des Ovariums bei einer im pathologischen Institut der
Universität Königsberg sezierten Frau veröffentlicht. Die von ihm
beschriebene Neubildung hat mit der hier geschilderten Ähnlichkeit.
Der in der Augenhöhle verbliebene Bulbus nahm kurze Zeit
nach der Operation seine normale Lage und Beweglichkeit wieder
ein. Er zeigt sich als ein walnußeroßes, rundes Gebilde und liegt
tief in der Augenhöhle. Die weiße Sklera ist von vielen roten Strei-
fen durchzogen. Die durchsichtige Hornhaut hat nur noch die
Größe eines Zehnpfennigstückes, ist getrübt und mit vielen milch-
weißen Streifen durchsetzt. In der oberen Hälfte ist die Epithel-
schicht nekrotisch und bildet einen erbsengroßen, festsitzenden
Schorf. Wegen Undurchsichtigkeit der Cornea kann man die Be-
schaffenheit der Linse nicht erkennen. Die bestehende Fluktuation
läßt auf eine Verflüssigung des Glaskörpers schließen.
Es bleibt noch zu erörtern, von wo aus die Geschwulst ihren
Ausgang genommen und ob etwa eine äußere Ursache den Reiz
zu der Gewebswucherung gegeben hat. Als Ausgangspunkt ist
wohl das periorbitale Gewebe im Hintergrunde der Augenhöhle
dicht neben der Eintrittsstelle des nerv. opticus anzusehen. Der
Strang, an dem die Geschwulst saß, ist meines Erachtens dureh
den Zug, den sie nach unten und vorn ausgeübt hat, entstan-
den. Dies war für den Fall selbst das günstigste Moment. Be-
treffs der Ursache ist sehr wohl in Betracht zu ziehen, daß das
Pferd längere Zeit einen Fremdkörper (künstliches Auge) in der
Orbita beherbergt hat, der einen dauernden Reiz auf die Schleim-
haut ausübte und zu wiederholten Entzündungen Anlaß gab. Der-
gleichen dauernde Reize sind erwiesenermaßen öfters die Ursache
von malignen Geschwülsten (Lippenkrebs!). Die Neubildung hat
dann den atrophischen Bulbus nach hinten und innen gedrängt und
ihn vollkommen verdeckt. Sie ist dann durch die Lidspalte nach
außen gewuchert und eine ziemlich innige Verwachsung mit der
entzündlich alterierten Bindehaut des unteren Augenlides einge-
gangen. Vielleicht hat auch die karzinomatöse Entartung erst cin-
gesetzt, nachdem das Sarkom mit der drüsenreichen Conjunetiva
— 555 —
palpebralis in Berührung gekommen ist. Anzeichen von Rezidiven
sind bis heute, elf Wochen nach der Operation, nicht zu bemerken.
Das untere Augenlid ist jetzt an dem unteren Orbitalrand festge-
wachsen und nicht mehr beweglich.
Literatur.
Möller, Augenheilkunde.
Fröhner, Kompendium der speziellen Chirurgie.
Derselbe, Monatshefte Bd. IX.
Bayer, Augenheilkunde.
Richter, Rundzellensarkom des Auges beim Rinde. Berliner Tierärztl.
Wochenschrift 1907 8. 945.
6. Stat. Vet. Sanitätsbericht über die Preuß. Armee 1901, 1903, 1904. 1908.
‘. v. Bergmann und v. Bruns, Handbuch der praktischen Chirurgie.
Band I: Chirurgie des Kopfes.
S. Helbron (Berlin), 34. Chirurgen - Kongreß 1905, „Die Krönleinsche
Operation“,
9. Rindfleisch, Lehrbuch der Pathologischen Gewebslehre.
10. W. Carl, Beitrag zur Frage des Sarcocarcinoms. Archiv für mikro-
skopische Anatomie Bd. 78, 1911.
Mitteilungen aus der Armee
Erkrankungen an Rehe nach Aufnahme von Wiesen-
schaumkraut im Grünfutter.
Von Stabsveterinär Pfefferkorn.
cırwuN„
Am 19. Juli d. Js. waren auf Vorwerk Schleinitz 26 Remonten
unter den Erscheinungen der Rehe erkrankt. Die Vorderbeine
werden weit nach vorn gesetzt, während die Hinterbeine unter den
Leib gestellt werden. Der Gang ist klamm, die Schritte sind kurz
und schnell, die Hufe werden nicht mit der Zehe, sondern mit den
Trachten belastet. In einigen besonders schweren Fällen waren
die Pferde gar nicht von der Stelle zu bringen. Die Lokalunter-
suchung ergibt vermehrte Wärme, große Schmerzhaftigkeit der
Hufe beim Beklopfen und bei Druck mit der Zange. Die Pulsa-
tion der Schienbein- und Fesselarterien ist sehr stark. Das Allge-
meinbefinden ist mehr oder weniger gestört; während in leichten
Fällen weder Fieber noch eine erhebliche Appetitverminderung
besteht, treten in den schwereren Fällen mittelhochgradiges Fieber,
Appetitlosigkeit sowie Verstopfung auf.
Durch die große Anzahl der Erkrankten mußte angenommen
werden, daß die Erkrankungen durch eine mit dem Futter aufge-
Da wu
3
— 556 —
nommene Schädlichkeit hervorgerufen seien. Die nähere Unter-
suchung ergab, daß im Grünfutter Wiesenschaumkraut vorhanden
war, von dem bekannt ist, daß es die oben geschilderten Symptome
hervorruft.
Das Wiesenschaumkraut, Cardamine pratensis, eine Kruzifere,
soll nur in voller Blüte und grün verfüttert giftig wirken; in ge-
trocknetem Zustande, im Heu, ist eine Erkrankung noch nicht
beobachtet worden. Durch den Schwitzprozeß, der durch Fer-
mente bzw. Bakterien eingeleitet und unterhalten wird, geht Wasser
verloren, auch werden die Pflanzenstoffe in günstiger Weise che-
misch verändert und so die Giftstoffe unschädlich gemacht.
Ferner treten Erkrankungen nicht in jedem Jahre auf. Man muß
annehmen, daß die Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Pflanze
wächst, auf die Bildung und Menge des Giftkörpers einen Einfluß
ausübt. Aber nicht nur der Boden, sondern auch die Düngung
und das Wasser müssen bei Bildung des Giftkörpers mit ausschlag-
gebend sein.
Die Empfänglichkeit für das Gift scheint ziemlich gleich zu
sein und wird durch Rasse, Geschlecht und Alter nicht beeinflußt.
Die Heftigkeit der Erkrankung hängt ab von der Menge des auf-
genommenen Giftes.
Über das Wesen der krankmachenden Ursache ist man noch
nieht unterrichtet. Am wahrscheinlichsten ist, daß der schädliche
Stoff ein rein ehemisches Gift ist.
Die fragliche Pflanze befand sieh im Futter, das auf neu an-
gelegten Kulturwiesen gewonnen war. Von den betreffenden Wie-
sen wurde nur im Vorwerk Schleinitz täglich eine Fuhre Gras im
halbtrocknen Zustande neben Wickfutter verfüttert. Vier Tage war
dieses bereits verabfolgt, ohne bei den Remonten irgendwelche
Nachteile herbeizuführen. Es ist anzunehmen, daß die giftige
Pflanze, die in dem halbtrockenen Zustande im Futter kaum er-
kennbar war, an dem bewußten Tage zufällig in größerer Menge
beigemischt war.
Durch sofortige und energische Behandlung — Aderlaß, sub-
kutane Einspritzungen von Arecolin bzw. Arecolin-Eserin, Diät und
und Einstellen in Lehm — wurden sämtliche Erkrankungen ge-
heilt.
Der Verlauf war verschieden. Bei den meisten Pferden sind
am vierten bis fünften Krankheitstage die Erscheinungen ge-
schwunden; bei den anderen blieben eine Woche und länger, selbst
bis zur Dauer von zwei Wochen, müde und matte Bewegungen und
Appetitlosigkeit bestehen.
Auf Grund dieser Beobachtungen dürfte es sich empfehlen,
Futter von solehen Wiesen, auf denen Wiesenschaumkraut in
erößerer Menge wächst, grün überhaupt nicht zu verfüttern, son-
dern nur in durehgesehwitztem Zustande.
— 507 —
Neuer Infusionsapparat für die Salvarsanbehandlung.
Von Öberveterinär Dr. Reinecke.
Der bisher bei der Salvarsanbehandlung benutzte Infusions-
apparat (Modell des Laboratoriums der Militär-Veterinär-Akademie)
hatte, trotzdem er sonst wohl allen Anforderungen gerecht
wurde, den Nachteil, daß beim Umkehren des Zylinders und Aus-
treiben der Luft aus dem Schlauche eine immerhin nicht unbe-
trächtliche Menge Salvarsanlösung verloren ging. Deshalb habe
ich einen neuen Zylinder konstruieren lassen, bei dem dieser
Übelstand beseitigt ist. Wie die Abbildung
zeigt, läuft der untere Teil des Zylinders
in ein engeres Rohr aus, auf das der
Gummischlauch aufgezogen wird. In
seinem oberen Teile ist der Zylinder
etwas abgesetzt und an einer Stelle
durchbohrt. Als Verschluß dient ein
hohler Glasstopfen, der seitlich ebenfalls
durchbohrt ist, und zwar so, daß dieses
Loch genau auf dasjenige des Zylinders
paßt.
Die fertige Salvarsanlösung wird,
nachdem man den Schlauch in seinem
unteren Ende mit den Fingern kompri-
miert hat, in den Zylinder gefüllt, den
man dann mit dem Glasstopfen so ver-
schließt, daß die Bohrlöcher nicht auf-
einanderstehen. Da so ein Zutritt von
Luft nicht mehr erfolgen kann, steht die
Flüssigkeitssäule im Zylinder und im
Schlauche auch ohne Kompression des
letzteren vollkommen fest.
Bei der Infusion wird dann, nach-
dem man die Nadel in die Jugularvene
eingeführt hat, der Stopfen so gedreht,
daß die beiden Löcher genau aufeinander-
passen. Die durch die so entstandene Off-
nung eintretende Luft läßt die Lösung
langsam austreiben. Soll die Infusion
schnell unterbrochen werden, so hat man
den Stopfen nur ein wenig zu drehen, damit die Luftzufuhr w iccer
abgeschnitten wird. Will man alsdann die Infusion fortsetzen, so
ist ein Austreiben der Luft aus dem Schlauche nicht erforderlich,
da er vollständig mit Salvarsanlösung gefüllt bleibt.
Der Zylinder faßt 150 cem. Schlauch und Nadel sind dieselben
wie bei dem alten Apparat. Das Bohrloch im Zylinder ist größer
als das des Deckels, um ein leichteres Aufeinanderstellen der Löcher
zu ermöglichen. Die Schliffläche des Stopfens ist vor dem Ge-
brauche ein wenig einzufetten. Die Firma Hauptner liefert diesen
Apparat zu dem gleichen Preise wie den alten Infusionsapparat.
— J08 —
Eisen mit Aushau gegen das Einballen von Schnee.
Von OÖOberstabsveterinär Rexilius.
Das Einballen von Schnee im Winter bei frischem Schnee und
Tauwetter in die untere Huffläche beschlagener Pferde ist schon
immer als ein großer Übelstand empfunden worden. Denn es
können dadurch verschiedene Huf- und Beinschäden, wie Quet-
schungen der Fleischsohle, Verstauchungen und Entzündungen der
Gelenke, Beinbrüche usw., hervorgerufen werden, die langan-
dauernde Lahmheiten oder gänzliche Unbrauchbarkeit der Pferde
im Gefolge haben. Der Ausfall an dienstfähigen Pferden kann
hierdurch bei der Truppe gegebenenfalls ein sehr erheblicher sein.
Zur Beseitigung dieses Übelstandes sind verschiedene Mittel
angewendet worden: Man hat die untere Huffläche stark einge-
fettet, sie mit geschmolzenem Talg, Holzteer, flüssig gemachtem
Asphalt oder grüner Seife bestrichen. Ein nennenswerter Erfolg
ist jedoch dadurch nieht erzielt worden. Besser haben sich die
verschiedenen Hufeinlagen aus Gummi, Kork, Huflederkitt, Kokos-
nußfasern und Stroh bewährt. Aber auch diesen haften verschie
dene Nachteile an: Sie sind meistens zu teuer und können im
Bedarfsfalle nieht in der benötigten Menge beschafft werden, es sei
denn, daß sie, was kaum angängig, von der Truppe ständig mit-
geführt werden. Die Anfertigung der meisten dieser Einlagen
durch die Schmiede ist ausgeschlossen. Das Einlegen erfordert
mehr oder weniger Zeit, und schließlich kommen nicht selten dureh
Hufeinlagen bei frisch beschlagenen Pferden mit Lahmheit ver-
bundene Quetschungen der Fleischsohle vor. Am geeignetsten ist
bis jetzt immer noch die Strohsohle befunden worden; und es läßt
sieh nieht leugnen, daß eine gut gearbeitete Strohsohle ihren Zweck
einigermaßen erfüllt. Ich sage einigermaßen; denn auch die Stroh-
sohle hat ihre Nachteile. Als solehe möchte ich besonders ihre ge-
ringe Haltbarkeit und das Mitführen geeigneter Halter, um das
Nachhintenschieben der Strohsohle zu verhindern, erwähnen. Auch
ist die Befestigung einer guten Strohsohle nieht jedermanns Sache.
eine schlechte hat aber gar keinen Nutzen. Ob im Feldzuge das
geeignete Material stets zu beschaffen ist, scheint ebenfalls frarlich.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß es bisher ein in jeder Be-
ziehung für die Truppenpferde geeignetes Mittel gegen das Ein-
ballen von Schnee nicht gibt. Ich habe deshalb im vergangenen
Winter, von der Erkenntnis ausgehend, daß das Einballen von
Schnee hauptsächlich seinen Grund in dem hohen inneren Eisen-
rand und der Abdachung des Eisens hat, Versuche mit Eisen mit
Aushau, d. h. Eisen, deren innerer Rand von der Bodenfläche zur
Tragefläche in einem Winkel von etwa 40 bis 45° abgeschrägrt ist,
angestellt. Diese Eisen sind, obgleich sie keine Neuheit auf dem
Gebiete des Hufbeschlages darstellen, meines Wissens gegen das
Einballen von Schnee in größerem Maße noch nicht verwendet
worden. Sie sind als Vordergreifeisen jedem Veterinäroffizier und
Falınenschmied hinlänglich bekannt. Ihre Anfertigung bietet keine
Schwierigkeit. Mit Ausnahme einer halbrunden Feile zum Glatt-
feilen der abgeschrägten Fläche, deren oberer Rand möglichst
— 559 —
scharf zu halten ist, ist besonderes Handwerkzeug dazu nicht er-
forderlich. Beim Herannahen des Winters können die Pferde statt
mit gewöhnlichen nach und nach mit ausgehauenen Eisen be-
schlagen werden, so daß sie im Bedarfsfalle damit versehen sind.
Das Ergebnis der mit diesen Eisen angestellten Versuche muß
als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Es hat sich zwar
ergeben, daß sie das Einballen von Schnee nicht ganz zu verhin-
dern vermögen; aber der etwa zwischen den Schenkelenden einge-
ballte Schnee haftet nur lose und fällt leicht wieder heraus. Bei
Pferden einer Eskadron, die zum Teil mit gewöhnlichen und zum
Teil mit ausgehauenen Eisen beschlagen waren und bei Tau-
wetter sowohl in tiefem als auch schon etwas zusammengetretenem
Schnee geritten wurden, konnte festgestellt werden, daß die
Hufe der ersteren meistens mit starken Schneeballen angefüllt,
die der letzteren dagegen fast stets frei davon waren. Demgemäß
gingen die ersteren auch unsicher und stolprig, während bei den
letzteren der Gang frei und sicher war. Nachteilige Folgen infolge
des Fehlens der Abdachung an den Eisen sind nicht beobachtet
worden. Ein Unterschied in der Haltbarkeit dieser und gewöhn-
licher Eisen konnte nicht festgestellt werden. Ein Verbiegen hat
nieht stattgefunden.
Nach den Beobachtungen und Feststellungen geht mein Urteil
dahin: Die Eisen mit Aushau gewähren einen hinreichenden
Schutz gegen das Einballen von Schnee. Sie haben bei guter An-
fertigung und guter Verpassung keinen Nachteil für die Hufe und
sind ebenso haltbar wie die gewöhnlichen Eisen. Sie haben ferner
vor allen bis jetzt gegen das Einballen von Schnee bekannten
Schutzmitteln den Vorzug, daß ihre Anfertigung von den Schmie-
den ohne Schwierigkeit bewerkstelligt werden kann, und daß sie
einen dauernden Schutz gewähren.
Es wäre mir lieb, wenn in dem kommenden Winter derartige
Versuche auch von anderer Seite gemacht würden und mein Urteil
Bestätigung fände. Die Kameraden des Regiments haben sich
meinem Urteil angeschlossen.
Heilung einer perforierenden Bauchwunde beim Pferde.
Von Stabsveterinär Michaelis.
Heilungen perforierender Bauchwunden gehören auch beim
Pferde heute nicht mehr zu den Seltenheiten.
Die unausgesetzten Fortschritte in der Wundbehandlung haben
auch die Aussichten bei diesen gefürchteten und in der Regel letal
endenden Verletzungen ganz erheblich verbessert.
Zu den Ausnahmen dürfte aber doch der glückliche Ausgang
einer unter besonders ungünstigen Umständen erfolgten Perforation
der Bauchwand zu zählen sein, wie die nachstehende nähere Be-
schreibung erkennen läßt.
Ein Schmied hatte bei dem Beschlagen eines jungen Pferdes,
das etwas unruhig stand, mit der Beschlagzange einen heftigen
Stoß gegen die rechte Bauchseite des Pferdes geführt.
— 560 —
Dabei war der eine etwas zugespitzte Schenkel der Zange etwa
8 cm tief in die Bauchhöhle eingedrungen, wie von Augenzeugen
beobachtet worden war, und wie sich auch durch Blutspuren an
der Zange beweisen ließ.
Die Zange war zum Aufpassen des Hufeisens auf den Huf be-
nutzt worden, an den Schenkelenden stark beschmutzt und mit
einer klebrigen Masse bedeckt, wie sie sich beim Aufbrennen der
Hufeisen an den Eisenteilen häufig bildet.
Die Verletzung befand sich in der rechten Flankengegend etwa
eine Hand breit unter dem letzten Rippenbogen.
Die rundliche Wundöffnung entsprach der Dicke des Zangen-
schenkels. Der Wundkanal führte in ziemlich horizontaler Rich-
tung in die Bauchhöhle Eine tiefere Sondierung wurde unter-
lassen.
Die Wunde wurde nach gründlicher Reinigung und Desinfek-
tion ihrer Umgebung mit etwas Jodoformäther ausgespritzt und
mit einer dicken Lage Watte bedeckt, die durch einen Verband
aus zusammengenähten Handtüchern in der Lage gehalten wurde.
Am nächsten Tage war das Allgemeinbefinden des Pferdes be-
trächtlich gestört. Das sonst sehr muntere Tier zeigte deutliche
Eingenommenheit des Bewußtseins und Mattigkeit und war nur
schwer zum Herumtrceten zu bewegen. Der Appetit war fast gänz-
lich aufgehoben.
Die Mastdarmtemperatur betrug 39,6° C. Der Puls war 48mal
in der Minute fühlbar.
Die Umgebung der Wunde war in beträchtlicher Ausdehnung
teigig geschwollen. Bei der Palpation der Bauchwandung äußerte
Patient durch Stöhnen und Ausweichen Schmerzen, insbesondere
war die nähere Umgebung der Wunde außerordentlich schmerz-
empfindlich.
Aus der Wunde entleerte sich etwas klebriges Sekret.
Der Wundkanal wurde in den nächsten Tagen, in denen das
Befinden des Patienten sich nicht wesentlich änderte, mit 1 %iger
Protargollösung ausgespritzt, und der Verband ständig mit Burow-
scher Lösung feucht gehalten.
Nach vier Tagen war die Körpertemperatur normal. Bei fort-
gesetzter Hungerdiät schloß sich der Wundkanal in zehn Tagen.
Die Eiterung war nur ganz geringfügig gewesen.
Über die Wirkung des Schweielkohlenstoffs bei
Gastruslarven-Invasion.
Von Stabsveterinär Duill.
Im Frühjahr dieses Jahres wurden bei zwei 5jährigen Pferden
häufiger Gastruslarven in dem After beobachtet. Bremslarven
kommen eigentlich nur bei Weidetieren vor. Sie nehmen
die Schmarotzer auf die Weise auf, daß die Maden der von den
Bremsfliegen an die Haare der Tiere gelegten Eier durch Lecken
in die Mundhöhle und von da in den Magen gelangen. Mit dem
— 56l —
: bewaffneten Kopfende bohren sie sich in die Schleimhaut des
. Pylorusteils ein und verbleiben dort ungefähr % Jahre bis zu ihrer
:- vollen Entwicklung. Es ist also anzunehmen, daß die beiden be-
troffenen Pferde im Sommer vorigen Jahres die Larven aufge-
' nommen haben, und daß die ausgewachsenen Exemplare im Früh-
jahr mit den Exkrementen abgingen. Da in rascher Aufeinander-
> folge immer wieder Larven zum Vorschein kamen, war eine er-
hebliche Invasion zu befürchten. Die Praxis lehrt, daß die Gastrus-
- larven für gewöhnlich unschädliche Parasiten sind, die trotz
der Häufigkeit ihres Vorkommens im Pferdemagen als Krankheits-
= ursache nur ausnahmsweise in Betracht kommen. Sie können je-
doch bei größerer Ansammlung zu Verdauungsbeschwerden, Ab-
magerung und Kolik die Ursache abgeben und auch bei geringerem
Vorhandensein Abszesse zwischen den Magenwandungen, Perfora-
tion des Magens und dadurch tödliche Bauchfellentzündungen und
. bei Anbohrung von arteriellen Blutgefäßen Verblutung des Wirts-
tieres veranlassen. Auch Verirrungen der Larven kommen vor; sie
können in den Nasengängen, dem Gehirn, der Blase und an ande-
ren Orten schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen.
Ausgehend von obigen Betrachtungen entschloß ich mich zur
Entfernung der Larven, und zwar mittels Schwefelkohlenstoff.
Jedes Pferd erhielt, nachdem es am Tage diät gehalten war, abends
eine Aloepille und im Laufe des nächsten Tages 4 mal je 10 g
Schwefelkohlenstoff in Gelatinekapsel. Die Kapseln wurden mit
dem Pilleneingeber verabreicht. Die Wirkung des Schwefel-
kohlenstoffs hat für denjenigen, der sie zum ersten Male sieht, etwas
Beängstigendes. Direkt nach Verabreichung der ersten Dosis traten
bei beiden Pferden hochgradige Kolikerscheinungen auf. Die
Pferde warfen sich hin und wälzten sich 5 bis 10 Minuten lang un-
aufhörlich in der Streu. Alsdann trat Beruhigung ein, und nach
kurzer Zeit machten sie den Eindruck, als ob sie eine erhebliche
Dosis Morphium erhalten hätten. Sie reagierten auf Anruf nicht
und man mußte sie durch Schieben zum Herumtreten bewegen.
Mehrere Male konnte ich auch beobachten, daß ein Tier sich hin-
legte und wie tief schlafend liegen blieb. Nach Verabreichung der
zweiten Dosis traten dieselben Erscheinungen auf. Nach der dritten
Dosis waren die Kolikerscheinungen bedeutend schwächer, um nach
der vierten Dosis fast vollständig auszubleiben. Die Erscheinungen
der Bewußtlosigkeit waren zwei Stunden nach der letzten Dosis
fast völlig verschwunden. Es muß nun auffallen, daß die Kolik-
erscheinungen nach der ersten Dosis so heftig und nach der vierten
fast gar nicht auftraten. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich
behaupte, daß die Kolikerscheinungen nach den ersten Dosen da-
durch bedingt sind, daß die Schmarotzer sich der Einwirkung des
Schwefelkohlenstoffs durch vermehrtes Einbohren in die Magen-
schleimhaut zu entziehen suchen und so dem Tiere die Schmerzen
bereiten. Bei der dritten Dosis sind wohl nur noch wenige und
nach der letzten Dosis gar keine Schmarotzer mehr an der Magen-
schleimhaut vorhanden. Eine Gewöhnung der Magenschleimhaut
an den Schwefelkohlenstoff ist wohl nicht anzunehmen.
Am folgenden Tage gingen bei mehrmaliger Kotentleerung
— 562 ==
ganze Klumpen von Larven ab. Der Schwefelkohlenstoff hat alse
hier eine gute Wirkung auf die Gastruslarven gezeigt, und d:e
anfangs etwas beängstigenden Nebenwirkungen sind ohne Bedeu-
tung geblieben.
Häufige Erkrankungen an Steinkolik bei Truppen-
pierden.
Von Stabsveterinär Biermann.
Steinkoliken werden in der Literatur als selten bezeichnet.
Nach den Angaben der statistischen Veterinär-Sanitätsberichte vom
Jahre 1900 bis 1910 waren in den einzelnen Berichtsjahren von den
tödlich verlaufenen Kolikfällen, deren Ursachen durch die Sek-
tion festgestellt wurden, 2 bis 5,7% durch Darmsteine verursacht.
Bei der II. Abteilung Feldartillerie-Regiments Nr. TO ist die
Prozentzahl der Verluste durch Steinkolik dagegen ganz außer-
ordentlich hoch. In der Zeit vom 1. Juli 1903 bis zum 1. Juli 1912
habe ich bei der Abteilung 63 Kolikfälle verzeichnet. Von diesen
endeten 14 Fälle tödlich. Bei der Sektion wurde bei diesen 14 Fällen
6mal als Todesursache ein eingeklemmter Darmstein mit nachfol-
gender Darmzerreißung festgestellt.
Von 62 Kolikfällen — 14 Todesfälle = 22,58 %; Steinkolik —
6 Todesfälle — 42,85 %.
Die sehr hohe Verlustziffer der Gesamterkrankungen wird be-
dingt durch die fast immer tödlich endenden Steinkoliken.
Von den 6 Pferden, bei denen ein Darmstein die Todesursache
abgab, ist 1 Pferd 2mal, die übrigen 1mal unter den 62 Kolikfällen
verzeichnet.
Unter den 62 Kolikfällen befinden sich im Jahre 1904 zwei
Fälle als Grimmdarmverstopfung von mir verzeichnet, bei einem
Pferde ‚„Gemse‘, das 1906 als verbraucht ausrangiert und dem In-
fanterie-Regiment Nr. 17 hier überwiesen wurde. Dieses Pferi
ging 1907, 15 Jahre alt, an Kolik ein. Bei der Sektion wurde von
mir ein kindskopfgroßer Darmstein gefunden, Ferner sind zwei
Fälle von Grimmdarmverstopfung 1904 und 1907 des Pferdes
„Rübezahl“ (Lotse) verzeichnet. Dieses Pferd wurde 1908 aus-
rangiert und von einem Landwirt erworben. Zwei Jahre später,
14 Jahre alt, ging es an Steinkolik ein.
Die Ursache dieser als Grimmdarmverstopfung registrierten
Fälle ist vermutlich auch auf die vorhandenen Darmsteine zurück-
zuführen, sie würden die Prozentzahl der Steinkoliken noch er-
höhen.
Von den 62 Kolikfällen sind 43 als Grimmdarmverstopfungen
in Erscheinung getreten. Es ist zu vermuten, daß unter diesen
außer den tödlich geendeten Fällen noch einige durch Darmsteine
verursacht wurden.
Aus den vorstehenden Zahlen ist der Schluß zu ziehen, daß
die häufigen Steinkoliken bei der I. Abteilung eine besondere Ur-
sache haben müssen.
— 0603 =
Die bei der Sektion gefundenen Steine habe ich sämtlich auf-
bewahrt:
Zwei Steine von kugliger Form hatten die Größe eines Kinds-
kopfes und ein Gewicht von 1800 bzw. 1870 g.
Zwei Steine von kugliger Form und Doppelfaustgröße wogen
etwa je 850 g.
Ein Stein von spindelförmiger Gestalt, 19 em lang und 11 cm
breit, hatte ein Gewicht von 950 g.
Diese Steine zeigten alle eine gleiche höckerige Oberfläche mit
kleinen inselartigen Erhabenheiten, sie lagen einzeln in der magen-
ähnlichen Erweiterung des Grimmdarmes bzw. im Anfangsteil
des kleinen Kolons, mit Ausnahme des spindelförmigen Steines, der
in der linken oberen Grimmdarmlage in der Nähe der Becken-
krümmung lag.
Drei Steine von kugeliger Form und glatter Oberfläche fanden
sich bei demselben Pferde. Der erste, über faustgroß und 400 g
schwer, war von trockenen Kotmassen umhüllt im kleinen Kolon
festgeklemmt. Der zweite, doppelfaustgroß und 750 g schwer, saß
festgekeilt im Anfangsteil des kleinen Kolons. Der dritte faust-
große, 380 g schwere Darmstein lag lose in der magenähnlichen
Erweiterung des Grimmdarmes.
Die Farbe der Steine war an der Oberfläche vorwiegend grau-
braun. Auf dem Durchschnitt zeigten sämtliche Steine konzen-
trische Schichten von hauptsächlich hellgrauer Farbe (zement-
farben). Bei den meisten hatte sich um einen harten, festen Kern
eine weichere, dunklere Schicht gelegt, die dann wieder von harten
Schichten umgeben war. Bei einzelnen Steinen waren in den
weicheren Schichten Häckselstückchen, Haferkörner und Haare
vereinzelt eingelagert. Bei einem Stein lag im Zentrum ein Sohlen-
nagel, bei einem anderen eine an der Spitze abgebrochene Blau-
zwecke, bei einem dritten ein kleines Kieselsteinchen. Die übrigen
Steine ließen keinen eingeschlossenen Fremdkörper erkennen.
Die Steine waren als ein Mittelding zwischen echten und fal-
schen Darmsteinen anzusehen. Das hohe Gewicht, die Farbe und
Schichtenbildung ließen sie zu den echten, die höckerige Oberfläche
und eingelagerte weichere Schichten zu den falschen Darmsteinen
zählen.
Das Wachstum der Darmsteine scheint längere Zeit in An-
spruch zu nehmen, ehe sie eine Größe erreichen, die Verstopfungen
und Einklemmungen herbeiführen können. Die an Steinkolik ge-
storbenen 6 Pferde waren nämlich 9, 10, 13, 14, 15 und 16 Jahre
alt. Da bei jüngeren Pferden keine Steinkoliken beobachtet sind,
ist wohl anzunehmen, daß ein größerer Stein mehrere Jahre zur
Bildung braucht.
In ihren Krankheitserscheinungen unterscheiden sich die Stein-
koliken von den gewöhnlichen Grimmdarmverstopfurgen durch
die heftigeren Schmerzen und den rascheren tödlichen Verlauf in-
folge Darmzerreißung. Zwei Pferde zeigten vor ihrer tödlichen
Erkrankung mehrmals ganz plötzlich auftretende, heftige Darm-
schmerzen, die nach einigen Minuten vorüber waren; das eine
Pferd etwa zwei Monate vorher. Es stieg plötzlich in die Höhe,
krümmte den Rücken, sah sich nach den Flanken um und legte
sich dann ziemlich heftig nieder. Nach kurzer Zeit erhob es sich
und fraß mit vollem Appetit das vorgelegte Futter. Das andere
Pferd bekundete 11, Jahre vorher in ähnlicher Weise rasch vor-
übergehende Darmschmerzen.
Nach der Literatur finden sich Darmsteine besonders bei
Müller- und Bäckerpferden, die mit Kleie und Nachmehl gefüttert
werden, weil die Kleie 1 bis 21%, % phosphorsaure Magnesia ent-
hält. Da hier Dienstpferden keine Kleie oder Nachmehl verabfolgt
wurde, muß also eine andere Ursache mitwirken. Ich neige zu der
Ansicht, daß das sehr harte Trinkwasser in Mörchingen die Bil-
dung von Darmsteinen begünstigt. Nach den vom Sanitätsamt
Metz angeordneten chemischen Untersuchungen enthält das im
Artillerie-Kasernement entnommene Wasser:
aus der
aus den Kesselbrunnen Wasser-
Nr.24 Nr.25 Nr.26 leitung
Abdampfrückstand. ....... 47,50 53,00 52.00 49,0
Gesamthärte (deutsche Grade) . 16,5 20,5
Kalk va 92:0 u 1132 10,40 1128 10,80
Magnesia ...... 2.2.2220. 10,59 1101 10,20 10.52
Chlor. 2.5 202 2a 4 252% 1.12 2.54 3,20 1.42
Schwefelsäure . . 2.2.2.2... 0,51 1.00 1,71 3.16
Salpetersäure .. 2.2.2202... Spuren 1625 12.93 Spuren
Kaliumpermanganatverbrauch . 0,25 0,53 0,53 0,28
Bei dem Vorhandensein von Magnesia, schwefelsaurem Kalk
und anderen anorganischen Verbindungen in so reichlicher Menge
im Trinkwasser ist es sehr wahrscheinlich, daß dieses die Bildung
von Darmsteinen begünstigt. Die Pferde wurden fast nur aus im
Freien befindlichen Wasserbottichen getränkt. Es ist daher an-
zunehmen, daß sie das zur Bildung der Darmsteine nötige Ammo-
niak mit der urindurchtränkten Streu aufnehmen oder durch die
Fäulnis und Gärung des Darminhaltes im Dickdarm Stoffe ent-
stehen, die im Verein mit dem an anorganischen Salzen reichen
Trinkwasser Darmsteine bilden.
Partielle Zerreißung des rechtsseitigen Kopf-Hals-
Armmuskels, ein Beitrag zu der spärlichen Kasuistik
dieses Leidens.
Von Stabsveterinäir Stahn.
Ein an der Hand bewegtes Offizierpferd hatte sich losgerissen
und war auf dem Pflaster des Kasernenhofes gestürzt. Nach dem
Sturz wurde die rechte Vordergliedmaße in Volarflexion gehalten
und nur mit der Hufzehe gestützt. Die erzwungene Vorwärtsbe-
wegung des Pferdes geschah sprungweise auf drei Beinen, weil
Patient nieht imstande war, den rechten Vorderfuß aktiv über die
Senkrechte hinaus nach vorn zu führen. Das künstliche Rück-
wärtsziehen des rechten Vorderfußes verursachte dem Pferde hef-
— 565 —
tige Schmerzen. Kopf und Hals wurden gesenkt und in mäßigen
Grade nach rechts gebeugt gehalten. Den Versuch, Kopf und
Hals nach links abzubiegen, machte das Pferd durch Steigen un-
möglich. Kaum handbreit unterhalb des rechten Buggelenks zeigte
sich im gemeinschaftlichen Kopf-Hals-Armmuskel eine in seiner
Querrichtung verlaufende, fingerbreite und ebenso tiefe Lücke,
deren manuelle Untersuchung heftige Schmerzen bei dem Pferde
auslöste. 5 em unterhalb dieser Lücke war eine zweite in gleicher
Richtung verlaufende, flachere und schmalere Lücke an genanntem
Muskel sicht- und fühlbar. Die äußere Haut war im Bereich dieser
Zusammenhangstrennungen vollkommen intakt.
Eine halbe Stunde nach dem Unfall trat in der Umgebung der
Rißstellen eine teigige Schwellung des Gewebes auf.
Die Behandlung war die übliche: Anwendung des Hängegurts,
dreitägiges Kühlen (in Form von Berieselungen) des erkrankten
Muskels zur Minderung der örtlichen Entzündungserscheinungen,
später warme Berieselungen zur besseren Aufsaugung der Entzün-
dungsprodukte, Frottieren und Bandagieren der infolge starker
Belastung geschwollenen linken Vordergliedmaße Nach Verlauf
von drei Wochen wurde der Hängegurt zeitweise entfernt. Patient
belastete nach siebenwöchiger Krankheitsdauer die erkrankte
Glieimaße vorübergehend. Acht Tage später wurde der Versuch
gemacht, das Pferd zu bewegen (im Sehritt an der Hand). Die
Fortbewegung geschah, wie zu Beginn der Erkrankung, sprung-
weise auf drei Beinen, während der rechte Vorderfuß wie gelähmt
herunterhing. Trotz des anfänglichen Mißerfolges wurde der Ver-
such aber — schon mit Rücksicht auf den bestehenden Sehwund
der rechten Schultermuskulatur — fortgesetzt, zumal nach der Be-
obachtung des Pferdes im Stande ein Stützen und aktives, wenn
auch mäßiges Vorwärtsbringen der erkrankten Gliedmaße möglich
war. Es war deshalb anzunehmen, daß nicht oder nicht allein der
Muskelschwund an dem Mißerfolge schuld war, sondern daß dem
Pferde infolge der längeren Inaktivität der Gliedmaße die Energie
zum Stützen und Vorwärtsbeweren der Gliedmaße fehlte. Nach
wenigen Minuten setzte denn auch das Pferd den Kranken Fuß zu-
erst zaghaft, später fester auf und konnte unter Abkürzung des
Schritts nach vorn bewegt werden. Dabei wurde im Augenblick
des Vorführens des kranken Vorderfußes der Kopf gesenkt. Der
erkrankte Muskel wurde jeden zweiten Tag massiert, das Pferd in
eine Box gestellt.
Nach dreimonatiger Krankheitsdauer war die untere Lücke im
Muskel kaum noch zu fühlen, während die obere Rißstelle 11%, em
tief war und an ihrem unteren Rande eine sehnige Beschaffenheit
fühlen ließ. Die bessere und vollständigere Heilung des unteren
Muskelrisses dürfte wohl nicht allein auf seine geringere Ausdeh-
nung zurückzuführen sein, sondern auch auf den Umstand, daß
dureh den oberen tieferen Riß eine Entspannung des ventral gele-
genen Muskelabschnitts herbeigeführt und so ein günstiger Heil-
faktor für die untere Ruptur gegeben wurde. Dahingegen wurde
die Immobilisierung der Ränder des oberen Risses dureh die Kopf-
und Halsbewegungen des Pferdes verhindert.
— 566 —
Sechs Monate nach dem Unfall wurde das Pferd verkauft, wei?
es zum Reitdienst ungeeignet war. Am rechten Vorderfuß war «in
Schwächezustand zurückgeblieben, denn das Pferd stieß öfter in
der Sehrittbewegung mit der Hufzehe an (stolperte) und lahrnt-
dann. In der Trabbewegung bestanden Lahmheit und Unsicher-
heit im Gange.
Im Hinblick auf die knappe Kasuistik der genannten Muskel-
zerreißung dürfte der vorstehend beschriebene Fall vielleicht eme
willkommene Grundlage für die prognostische Beurteilung dieses
Leidens bei Reitpferden abgeben.
Hautjucken (Pruritus) verbunden mit Darmkatarrh
nach Verfütterung von mangelhaft gekochtem Reis
bei den Meutehunden.
Von Öberstabsveterinär Rexilius.
Schon mehrmals war bei den Meutehunden des Regiments ein
starker Juckreiz in der Haut beobachtet worden. Die Hunde
scheuerten und kratzten sich unaufhörlich. Die Sitzbeingerend.
die inneren Flächen der Beine waren meistens ganz kahl un! au
vielen Stellen blutrünstig und blutig gescheuert und gekratzt. Aber
auch am Kopf, Bauch und an der übrigen Körperoberfläche be-
fanden sich viele haarlose, blutrünstige und blutige Stellen. Die
Hunde magerten mehr und mehr ab und hatten mehr oder weniger
starken Durchfall. Hin und wieder verendete auch ein Hund.
Dieses starke Juckgefühl, das anfänglich auf Räude zurürk-
geführt wurde, verschwand, wenn die Hunde in Lysolwasser oder
mit Schwefelleberlösung gebadet wurden und ihr Nährzustand sich
besserte.
Vor ungefähr 3 Jahren trat dieser Juckreiz wieder in selır er-
heblichem Grade, und zwar bei allen Hunden zu gleicher Zeit auf.
In kurzer Zeit waren Sitzbeingerrend, Beine, Bauch, Kopf und Hals
von Haaren entblößt, blutrünstig und mit Kratz- und Scheuer-
wunden in großer Zahl bedeckt. An der übrigen Körperoberfläche
befanden sich gleichfalls viele haarlose, blutrünstige Stellen und
Kratz- und Scheuerwunden. Es bestand ferner Durchfall. Die al-
gesetzten Fäzes hatten eine grünliche Farbe und einen penetranten
Geruch. Die Hunde, die anfangs noch munter waren, maerrten
von Tag zu Tag mehr und mehr ab und wurden schließlich so hin-
fällig, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Sie
lagen dann beständig auf ihrem Lager und gingen nach 3 bis
Ə Tagen an Erschöpfung ein. Waschungen mit Lysolwasser und
Bäder mit Schwefelleber sowie die innerliche Verabreichung von
Magendarmmitteln hatten keinen Erfolg. Es starben in kurzer
Zeit 5 Hunde.
Da der Juckreiz in der Haut sich stets zuerst zeigte und erst
später der Durchfall auftrat, so wurde natürlich zuerst nach der
Ursache des Hautjuckens gesucht. Auf der Haut ließen sich jedoch
krankhafte Veränderungen nicht nachweisen. Das Ungeziefer. das
= 6 =
bei diesen Hunden wohl stets zu finden ist, konnte einen derartig
starken Juckreiz unmöglich verursachen. Bei der mikroskopischen
Untersuchung der Haut und Hautsehuppen waren Räudemilben
oder pflanzliche Parasiten, die als Ursache des Juckreizes hätten
angesehen werden können, nicht zu finden. Woher kam das Juck-
gefühl?
Es konnte kaum zweifelhaft sein, daß der bestehende Durch-
fall mit dem Hautjucken in einem ursächlichen Zusammenhang
stand. Es galt daher die Ursache des Durchfalles zu erforschen.
Es konnte nun folgendes festgestellt werden: Die Hunde wurden,
wie es bei Meutelhunden wohl überall der Fall ist, mit in Wasser
gekochtem Reis gefüttert. Ab und zu erhielten sie etwas Fleisch,
Hundekuchen und Küchenabfälle.e Zu damaliger Zeit, es war wäh-
rend des Manövers, bekamen sie nur Reis. Dieser war, wie sich bei
der Untersuchung zeigte, nur mangelhaft, halbgar gekocht. Er
wurde deshalb auch von den Hunden ungern gefressen. Diese ver-
zehrten nur geringe Mengen der Mahlzeit, der größte Teil mußte
vor der nächsten Mahlzeit, häufig schon sauer, aus den Krippen
entfernt werden. Es lag deshalb nahe, den Durchfall und den Juck-
reiz auf die Aufnahme des mangelhaft gekochten oder sauren
. Reises zurückzuführen. Der Reis wurde deshalb von jetzt ab mit
etwas Fleisch, Hundekuchen oder Milch nur gut gar gekocht den
Hunden verabreicht und jetzt gern gefressen. Deren Zustand
besserte sich denn auch von nun an zusehends, ohne daß eine medi-
kamentöse Behandlung der Haut und des Darmkanals erfolgte.
Der Juckreiz hörte bald auf, die Haare fingen an zu wachsen, die
Kratz- und Scheuerwunden verheilten, der grünliche, stinkende Kot
nahm eine festere, graue Beschaffenheit an, und der Nährzustand
wurde von Tag zu Tag besser. Zur Jagdzeit befanden sich die
überlebenden Hunde alle in gutem Futterzustande und hatten ein
glattes, glänzendes Haarkleid.
Im Juli d. J. zeigte sich bei mehreren Hunden wieder starker
Juckreiz und ein Zurückgehen im Nährzustande. Bei einigen waren
schon Sitzbeingegend, die Beine und der Bauch ganz kahl ge-
scheuert, blutrünstig und mit Kratz- und Scheuerwunden bedeckt.
Als Ursache mußte wieder der mangelhaft gekochte Reis be-
schuldigt werden. Nachdem dafür gesorgt wurde, daß die Hunde
nur gut gar gekochten Reis mit etwas Fleisch, Hundekuchen oder
Milch erhielten, hörte das Juckgefühl sofort auf, die Kratz- und
Scheuerwunden heilten und das Haar wuchs bald nach.
Tuberkulose beim Pierd.
Von Oberveterinär Mogwitz.
Im Sommer vorigen Jahres hatte ich Gelegenheit, auf dem
Rittergute S. ein Pferd zu behandeln, dessen Krankheitsgeschichte
von einigem Interesse sein dürfte.
Als mir das Tier zum ersten Male vorgeführt wurde, konnte
ich folgenden Zustand ermitteln: Der vierjährige dunkelbraune
Wallach befindet sich in mittelmäßigem Nährzustande. Das Haar-
— 568 —
kleid ist glatt und glanzlos, die Körpertemperatur um wenige
Zehntelgrade erhöht und über die Oberfläche gleichmäßig ver-
breitet. Der Puls schlägt 44mal in der Minute, ist klein, regel- und
gleichmäßig; der Herzstoß ist nicht fühlbar, die Herztöne sind rein,
Bindehäute blaß. Die Nasenschleimhaut ist hellrosa, rein, Kehl-
gangslymphknoten bohnengroß, Atmung geschieht oberflächlich
14mal in der Minute.
Die Schleimhaut der Maulhöhle ist pappig und zeigt eine weiß-
liche Färbung.
Schlundkopf und Schlund weisen keine krankhaften Verände-
rungen auf. Die Flanken sind hoch aufgeschürzt, die Bauchdecken
stark gespannt, bei Druck jedoch nicht wesentlich empfindlich.
Kot wird öfter abgesetzt in Form von taubeneigroßen, trockenen,
festen Ballen. Einzelne dieser Ballen haben einen Überzug von
bräunlichen Schleimfäden. Bei der rektalen Untersuchung fällt
der große Widerstand auf, den der Darm dem eindringenden Arme
entgegensetzt. In der Tiefe der Bauchhöhle fühlt man zunächst
den Diekdarm ziemlich leer. Beim Abtasten hat man das Gefühl,
als ob man dünne, feste Würste in die Finger bekäme.
Da der Zustand sich allmählich entwickelt haben soll und in
Anbetracht des elenden Ernährungszustandes, stelle ich die Dia-
genose: „Chronischer Darmkatarrh“.
Auf meinen Rat wurde das Pferd aus dem Dienst genommen,
in die Koppel gebracht und mit der allermöglichsten Pflege ver-
sehen. Obgleich das Pferd, wie ich mich selbst überzeugt habe,
ziemlich viel Futter aufnahm, ging der Ernährungszustand immer
mehr zurück; nach einigen Wochen stellten sich Kolikerscheinungen
und öfters Durchfälle ein. Die Lidbindehäute waren schmutzig-
weiß, der Puls oft nicht fühlbar, der Herzschlag pochend und bei
der geringsten Bewegung hoch beschleunigt. Bei Druck auf die
Bauchdecken stöhnt das Pferd laut auf. Die Mastdarmtemperatur
zeigte sich im Laufe des Tages oft schwankend zwischen 38 und
40° C. Der Appetit wurde schlechter und schlechter, das Tier lag
viel, und eines Morgens war es, stark abgemagert, gestorben. Die
Zerlegung des Pferdes hatte ieh mir ausbedungen und führte sie
noch am selben Morgen aus. Beim Abhäuten fällt die völlige Blut-
leere der Hautgefäße auf; das Fett ist bis auf Spuren geschwunden.
Beim Eröffnen der Bauchhöhle fließt aus dem Schnitt eine klare,
rosarote, aszitische Flüssigkeit ab, deren Menge etwa 4 bis 5 Liter
beträgt. Das Bauchfell, sowohl das parietale als auch das viszerale,
ist mit linsen- bis taubeneigroßen, eng nebeneinanderliegenden,
höckerigen, warzigen Knoten bedeckt. — Diese Granulome unter-
scheiden sich von den pleuritischen Belägen des Rindes durch ihre
Größe, ihre kugeligen Formen und durch die auffallend grauweiße
Farbe, ohne eine Spur von Rot. — Der Darm ist gänzlich
leer und zusammengefallen. Zwölffingerdarm und Leerdarm sind
nieht verändert. Der Hüftdarm ist daumenstark, die Wand schwie-
lenartie verdiekt und stellenweise 2 em stark. Die Schleimhaut ist
in der Nähe des Blinddarms besonders stark geschwürig zerfallen.
Der Blinddarm hat seine gewöhnliche Lage und Größe, dagegen ist
der Grimmdarm als soleher kaum kenntlich. An vielen Stellen mit
der Parallellage verwachsen, hat dieser bisweilen nur ein Lumen,
— 569 —
durch das man kaum den Finger hindurchstecken kann. Die
Schleimhaut ist mit pfennig- bis markstückgroßen Geschwüren,
ähnlich denen der Schweinepest, besetzt. Ähnliche Veränderungen
zeigt der Mastdarm. Der Magen ist leer, die Schleimhaut blaß,
sonst nicht verändert. Die Gekröslymphknoten sind bis zu Faust-
größe geschwollen, graurot und sehr saftreich. Die portalen
Lymphknoten sind doppelfaustgroß. In der Leber sieht man viele
bis kastaniengroße Knoten von gelappter Struktur, in deren Innern
eine bröcklige, gelblichweiße Masse. Ähnliche Knoten, doch nur
erbsengroße, finden sich in der nicht wesentlich vergrößerten Milz;
der Knoteninhalt ist hier von mehr schmieriger Konsistenz. Die
Nieren sind auffallenderweise und desgleichen die Brustorgane
nicht krankhaft verändert.
Meine pathologisch-anatomische Diagnose: „Tuberkulose des
Bauchfells, des Darms, der Leber und der Milz“, wurde im Vete-
rinärinstitut der Breslauer Universität nachgeprüft und durch Aus-
striche und Impfung bestätigt.
Das Pferd war im Frühjahr aus dem Fohlenstall nach dem
Ackerstall überführt worden. Die Fohlen werden von einem Wärter
verpflegt, der an Tuberkulose leidet und viel Sputum auswirft.
Vermutlich ist die Infektion durch Aufnahme des vom Wärter
ausgeworfenen tuberkulösen Materials auf digestivem Wege er-
folgt. Was das Alter der tuberkulösen Veränderung anbetrifft, so
konnte ich durch Nachfragen ermitteln, daß leichte Krankheits-
erscheinungen, wie Mattigkeit, zeitweiser Appetitmangel und leichte
Kolikerscheinungen, bereits im März vorigen Jahres beobachtet
worden sind. Der Tod ist im Oktober eingetreten.
HE
Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und
Ärzte.
Von Korpsstabsveterinär Feldtman n.
(Schluß.)
6. Kettner- Düsseldorf: Salvarsan bei der Brustseuche
der Pferde.
Hierüber führte Kettner folgendes aus:
Das in Verfolg des Grundgedankens der Chemotherapie von
Ehrlich hergestellte Salvarsan hat bei der bisher nur symptoma-
tisch zu behandelnden Brustseuche der Pferde hervorragende Er-
folge gezeitigt. Seine Bedeutung besteht bei rechtzeitiger Anwen-
dung in:
1) der Herabsetzung des Fiebers (verzögerter Abfall bei be-
stehender Lungenentzündung),
2) der Verhütung einer Lungenentzündung,
Zeitschr, f. Veterinärkunde, 1912. 12. Heft. Dı
— 570 —
3) der günstigen Beeinflussung einer vorhandenen Lungen-
entzündung,
4) dem Sinken der Pulsfrequenz und der Entlastung des
Herzens,
5) der dauernden Hebung der Munterkeit und des Appetits;
Ernährungszustand geht nicht zurück, die Pferde sind in 4 bis
5 Tagen wieder dienstbrauchbar,
6) der Vermeidung der gefürchteten Nachkrankheiten,
7) der Möglichkeit, die Infektionsquelle durch schnelle Be-
handlung der zuerst erkrankten Tiere rasch zu verstopfen. Über-
tragung nach Ga ffky nur von Pferd zu Pferd, nicht durch Stall
bzw. Streu,
8) dem ungestörten Zustandekommen der natürlichen Im-
munität. Kettner rät nach Rips, erst am dritten Tage zu
spritzen, um dem Körper bis dahin Gelegenheit zu geben, mög-
lichst viel Antikörper zu bilden. Die vereinte Wirkung von Che-
mikale und Antikörper besorgt dann eine raschere und vollkom-
mene Heilung.
Als Prophylaktikum hat sich das Salvarsan nicht bewährt.
Seine Wirkung ist durch eine Verankerung an die Zellen der
Protozoen bzw. der Bakterien zu erklären.
Meist unwesentlich und bei einiger Vorsicht zu vermeiden
sind die bei der Anwendung des Mittels sich zeigenden Neben-
erscheinungen:
a) Unruhe und Koliksymptome, sie verschwinden ohne Zu-
tun in einhalb bis zwei Stunden,
b) vorübergehendes Ansteigen der Temperatur als Folge einer
Giftwirkung der im käuflichen destillierten Wasser vorhandenen
abgetöteten Bakterien,
c) Husten,
d) Quaddeln auf der Haut wie beim Nesselfieber,
e) Anschwellungen an der Infusionsstelle infolge Eindringens
von Salvarsanlösung in die Unterhaut,
f) Thrombose der Jugularvene nach Verletzung der hinteren
Venenwand,
g) Überempfindlichkeit, nur bei Anwendung zu weiter Lösun-
gen, da nach Rips die Na Cl-Lösung die Überempfindlichkeit
macht.
Nach den Beobachtungen von Rips setzt 12 bis 24 Stunden
nach der Einspritzung Polyurie ein, wie sie sonst beim natürlichen
Seuchenverlauf im kritischen Stadium vorkommt.
Für das Gelingen der Therapie sind steriles Arbeiten und sterile
Lösung unerläßlich. Das destillierte Wasser stellt man sich am
besten selbst her (Apparat bei Lautenschläger in Berlin kostet
14 M.). Das Öffnen der Ampullen muß ohne Splitterbildung ge-
schehen. Man benutzt zur Lösung den nach Angabe der Militär-
Veterinär-Akademie konstruierten Infusionsapparat, Hauptner-
Berlin, Neuheitenblatt, Januar 1912 Nr. 11 722.
Mit der Entdeckung des Neosalvarsans ist die Herstellung der
Lösung wesentlich vereinfacht, da dieses Mittel schon neutral
— 51 —
reagiert. Zur Bereitung der Neosalvarsanlösung verwendet man
nur eine 0,3 %ige Kochsalzlösung, da sonst leicht Trübungen ent-
stehen und das Präparat nach Schreiber in stärker konzen-
trierter Na Ol-Lösung auch giftig wirkt.
Die ersten Versuche wurden mit einer Lösung von 1:500 vor-
genommen, heute gilt eine Konzentration von 1:30 bis 100 als
zweckmäßig. Die Temperatur der Lösung soll nicht zu hoch sein.
Kühlere Lösungen von 20 bis 25° C. werden nach Schreiber
sogar besser vertragen. Als Dosis rechnet man auf das Körper-
kilogramm 0,01 g Salvarsan oder 0,015 g Neosalvarsan.
Rips steht auf dem Standpunkte, daß trotz des hohen Preises
die Nichtanwendung des Mittels in den einschlägigen Fällen als
ein Kunstfehler anzusehen ist.
Bei der Diskussion wies Mießner erfreut darauf hin, daß
man jetzt in der Human- und Veterinärmedizin die zuerst von ihm
in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 1911 Nr. 11
empfohlenen konzentrierten Salvarsanlösungen erfolgreich be-
nutzte. Giftig sei wegen seiner blutgerinnenden Wirkung nur die
saure Salvarsanlösung. Mießner hält den Weasserfehler bei
Tieren für belanglos, deshalb läßt sich jedes sterile Kochsalzwasser
zur Verdünnung verwenden. Wegen der geringen Menge der
konzentrierten Lösung, 60 bis 90 cem, hält Mießner.einen be-
sonderen Apparat nicht für erforderlich, eine gewöhnliche In-
jektionsspritze genügt. Mießner leugnet eine Anaphylaxie bei
der Salvarsanbehandlung. Die Lösungen seien jedoch stets sofort
nach Öffnung der Ampullen zu bereiten und zu verwenden, da
infolge schnell eintretender Oxydation die Giftigkeit des Salvar-
sans zunimmt. Bei Maul- und Klauenseuche, Rotz und Tollwut
war Salvarsan erfolglos. Prophylaktisch wirke Salvarsan wegen
seiner schnellen Ausscheidung nicht.
7. Papenhusen-Neuhaus: Neuere Forschungen auf dem
Gebiete der Eiweißverdauung.
Abderhalden bewies 1905, daß die Verdauung im Darm-
kanal große Ähnlichkeit mit der in vitro mit kombiniertem Magen-
darmsaft eingeleiteten besitzt. Hier wie dort entstehen die ein-
fachsten Bausteine des Eiweißes, die Aminosäuren, aus denen der
Organismus das ihm zusagende körpereigene Eiweiß aufbaut.
Durch Versuche mit Hunden, die mit Fleisch gefüttert und zu
verschiedenen Zeiten getötet wurden, löste dann Abderhalden
die Frage, wie weit das Eiweiß abgebaut wird. Im Magen wurden
keine Aminosäuren gefunden, wohl aber im Darm verschieden-
artige, auch erst nach längerer Dauer der Fermentwirkung frei-
werdende. Für alle anderen Haustiere und für Geflügel konnten
Klingemann und Papenhusen dasselbe feststellen.
Um über die Bedeutung der Verdauung der Proteine Auf-
schluß zu bekommen, versuchten Abderhalden und Peter
Rona, das Eiweiß mit einem aus Eiweiß hergestellten Gemisch
von Aminosäuren als einzige stickstoffhaltige Nahrung zu ersetzen,
und zwar verfütterten sie vollständig abgebautes Casein neben
Fett, Stärke, Rohr- und Traukenzucker. Die Stickstoffbilanz war
positiv, und die Tiere hatten an Gewicht zugenommen. Abder-
30°
= 5
halden, Frank und Schittenhelm ernährten dann einen
Menschen 15 Tage hindurch mit vollständig abgebautem Eiweiß.
Ein weiterer Versuch, ein Tier mit einem aus Seide hergestellten
künstlichen Gemisch von Aminosäuren vor Stickstoffverlust zu
schützen, gelang nicht. Hingegen konnte ein Hund 15 Tage lang
mit vollständig abgebautem Eiweiß ohne Fett und Kohlehydrate
im Stickstoffgleichgewicht gehalten werden. Es war somit gelun-
gen, alle Nahrungsstoffe durch vollständig abgebautes Eiweiß zu
ersetzen.
Wenn auch bei diesen Versuchen das abgebaute Eiweiß nur in
kleinen Portionen verfüttert wurde, so wurden doch dem Darm
bedeutend mehr Aminosäuren zugeführt, als normalerweise in ihm
zu finden sind. Trotzdem greifen die Nieren, wie man eigentlich
annehmen sollte, nicht regulierend ein, um dieser Überschwem-
mung des Blutes mit Aminosäuren abzuhelfen, denn Abder-
halden fand bei Prüfung des Urins, daß der Aminostickstoff-
wert nicht gestiegen war. Vollständig abgebautes Eiweiß bietet
also auch quantitativ einen vollwertigen Ersatz für nicht
abgebautes Eiweiß.
Der Behauptung, daß die im Darmkanal gebildeten Amino-
säuren direkt in die Blutbahn gelangen, tritt Abderhalden mit
Nachdruck entgegen. Er fand hier nie Aminosäuren. Seiner An-
sicht nach werden sie von der Darmwand, die er sich als eine
große Drüse mit innerer Sekretion denkt, resorbiert, zu Plasma-
eiweiß aufgebaut und dann in die Blutbahn sezerniert. Zur Unter-
stützung seiner Hypothese erinnert er an die Milchdrüsen, Ver-
dauungsdrüsen, Nebennieren, Geschlechtsdrüsen usw., die alle
Stoffe produzieren, von denen im Plasma nichts Identisches vor-
kommt.
Mit Recht hält hiernach Abderhalden das Problem der
Einweißverdauung für gelöst.
8. Mießner-Hannover: Tollwut.
Bei den im Winter 1911/12 in Bromberg ausgeführten Toll-
wutuntersuchungen handelte es sich um die Ermittlung eines für
große Wiederkäuer und Pferde geeigneten Impfverfahrens gegen
Tollwut.
Die angestellten Versuche erstreckten sich nach drei Rich-
tungen.
1. Erzielung einer aktiven Immunität. Auf Grund des in der
Humanmedizin gewonnenen großen Erfahrungsmaterials gelangte
Mießner nach zahlreichen mühevollen Vorversuchen zu einer
praktisch verwertbaren Impfung.
Um eine größere Menge leicht transportablen, genügend viru-
lenten Impfstoffes vorrätig zu halten, benutzte Mießner neben
dem Rückenmark auch noch das Gehirn von Kaninchen, welche
nach einer Virus fixe-Injektion in 9 bis 11 Tagen gestorben waren.
Beide Organteile wurden unter sterilen Kautelen im Mörser sehr fein
zerrieben, mit wenig physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt
und auf großen Emailleschalen in etwa 0,5 cm hoher Schicht in den
Heim-Faustschen Schnelldampfapparat bei einer Temperatur von
30° C. gestellt. Schon nach 24 Stunden befand sich am Boden der
— di —
Schale eine trockene Masse, welche zu Pulver verrieben in zuge-
schmolzenen Röhren aufbewahrt wurde. Dieser Impfstoff hatte
nach 14 Tagen bis drei Wochen noch seine volle Virulenz; mit
einem sieben Wochen aufbewahrten Präparat konnte Mießner
noch Kaninchen infizieren. Für das Präparat, welches auch zur
Zwangsimpfung aller in bedrohten Bezirken vorhandenen Hunde
sehr geeignet ist, schlägt Mießner den Namen Lyssin vor.
2) Passive Immunisierung. Mit dem zwecks passiver Immu-
nisierung gewonnenen Antiserum sowie mit der Simultanimpfung
konnten keine brauchbaren Resultate erzielt werden.
3) Durch intravenöse Salvarsaninjektionen gelang es nicht,
die Tollwuterkrankungen zu verhindern oder ihren Ausbruch zu
verzögern.
Gelegentlich der Tollwutversuche hat Mießner noch fol-
gende interessante Beobachtungen gemacht:
a) die biologischen Methoden ließen sich zur Diagnose der
Tollwut nicht verwerten,
b) das Kammerwasser von Virus fixe-Kaninchen erwies sich
stets dann als virulent, wenn die Tiere auf der Höhe der Erkran-
kung waren und Lähmungserscheinungen zeigten,
c) es gelang in einem Falle mit dem Gehirn eines Schaffötus,
welcher von einer tollwutkranken Mutter stammte, Kaninchen mit
Tollwut zu infizieren.
In seinem in der Gesamtsitzung der medizinischen Haupt-
gruppe gehaltenen Vortrag über die praktischen Er-
folge der Serumtherapie in der Veterinär-
medizin führte Mießner folgendes aus: Der Haupt-
wert der Serumtherapie liegt bei den Tierkrankheiten in
der Schutzimpfung. Die Anwendung des Pasteurschen Milz-
brandvirus hat zusammen mit dem Sobernheimschen Immun-
serum die Milzbrandepidemien wesentlich eingeschränkt und
häufig getilg. Auch wird mehrfach über offenbare Heil-
erfolge durch Sobernheimsches Serum berichtet. Durch die
mühevollen Arbeiten von Löffler, Frosch und Uhlen-
huth ist die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ermög-
licht. Beim Schweinerotlauf hat sich sowohl Schutz- als Heil-
impfung glänzend bewährt. Auch scheint ein erfolgreiches Vor-
gehen gegen die Schweinepest gesichert zu sein. Bei ihr spielt
der Bacillus suipestifer nur eine untergeordnete Rolle, während
der eigentliche Erreger ein ultravisibles Virus ist. Das durch
passive Immunisierung gewonnene Serum gelangte in Ungarn
zur Schutzimpfung von 250000 Schweinen mit großem Erfolge
zur Anwendung. Bei der Schweineseuche ist wegen der Unklar-
heit des Krankheitsbegriffes und der hierdurch bedingten schwie-
rigen Beurteilung der Impfstoffe die passive Immunisierung bis
jetzt noch von geringer Schutzkraft. Dagegen kann die durch
ein ultravisibles Virus verursachte Rinderpest durch Immuni-
sierung wirksam bekämpft werden. Auf Grund sorgsamer Fest-
stellung des in Betracht kommenden Erregers ist man in der
Lage, bei der Kälberruhr durch Serumbehandlung erfolgreich zu
wirken. Ein von Mießner hergestelltes Serum hat sich bei
— 574 —
den Diplokokkenseuchen der Kälber und Schafe sehr gut bewährt.
Es ist nicht gelungen, die Brustseuche der Pferde durch die
Serumtherapie zu bekämpfen.
Die Teilnehmer der veterinärmedizinischen Abteilung, welche
am Donnerstag nachmittag das wissenschaftliche Programm der
diesjährigen Tagung erledigt hatte, folgten mit ihren Damen der
freundlichen Einladung des Tierärztlichen Vereins der Provinz
Westfalen, dessen Vorsitzender, Veterinärrat Nutt, zu einem
Bierabend in der Ratsschänke gebeten hatte. Bei liebenswürdiger
Gastlichkeit, froher Festesstimmung und angeregtem Austausch
der Gedanken schwanden die Stunden nur allzurasch dahin.
Die Gesamttagesordnung war am Freitag vormittag durch
drei hochinteressante wissenschaftliche Vorträge von Nernst-
Berlin, Sarasin-Basel und Küttner- Breslau erledigt. Der
1. Vorsitzende Professor Dr. Heider-Innsbruck sprach in herz-
lichen Worten den Dank der Versammlung allen denen aus, die
die 84. Tagung unterstützt und gefördert und zu ihrem erfolg-
reichen Gelingen beigetragen hätten. Hierauf ergriff der 2. Ge-
schäftsführer Professor Dr. Busz- Münster das Schlußwort. Er
dankte allen denen, die von nah und fern herüber gekommen
waren, um an der Versammlung teilzunehmen, im besonderen
aber denen, die durch ihre Vorträge so sehr zu der Entfaltung
wissenschaftlichen Lebens während dieser Tagung beigetragen
haben. Er hoffe, daß alle Teilnehmer der Tagung einen guten
freundlichen Eindruck mit nach Hause nehmen und ihren Auf-
enthalt in Münster nicht bereuen würden. Sein Schlußwort
lautete: „Auf fröhliches Wiedersehen auf der nächsten Tagung in
der schönen, alten Kaiserstadt an der blauen Donau, auf Wieder-
sehen in Wien!“
Mich diesem Wunsche aus ganzem Herzen anschließend, er-
achte ich es aus Berufs- und Standesrücksichten für durchaus
zweckmäßig, daß die Tierärzte sich nicht nur möglichst zahlreich
an den Versammlungen beteiligen und ihre wissenschaftlichen Be-
strebungen fördern, sondern auch die Mitgliedschaft der Gesell-
schaft Deutscher Naturforscher und Ärzte erwerben. Der Mitglied-
Jahresbeitrag beträgt 5 M. Diejenigen Mitglieder, welche die von
der Gesellschaft herausgegebenen „Verhandlungen“ zu beziehen
wünschen, haben außerdem 6 M., also zusammen 11 M. zu zahlen.
Dieser Betrag wird jedoch bei Lösung der Teilnehmerkarten für
die einzelnen Versammlungen voll abgerechnet.
Anmeldungen zur Mitgliedschaft haben schriftlich beim
Schatzmeister der Gesellschaft, Geheimen Regierungsrat Professor
Dr. Duisberg in Leverkusen bei Cöln a.Rh. unter Beifügung
des Betrages von 5 M. oder 11 M. zu erfolgen.
Wulff: Die Milzbranddiagnose durch Untersuchung des Knochen-
markes. Zeitschrift für Infektionskrankheiten der Haustiere
3. Heft. 1912.
Bekanntlich gehen die Milzbrandbazillen besonders bei
warmer Jahreszeit in den Kadavern durch die Fäulnis frühzeitig
zugrunde. Besonders schnell gehen sie in der Milz unter, weniger
— 57b —
schnell in den peripheren Venen, den Ohr- oder Schwanzvenen.
Es ist daher öfter in heißer Zeit selbst schon 24 Stunden nach
dem Tode des Tieres nicht mehr möglich, die in Zerfall begriffenen
Milzbranderreger einwandfrei zu erkennen und aus solchem Ma-
terial Kulturen anzulegen. Aus diesen Verhältnissen heraus er-
klären sich auch die häufigen Widersprüche in der Diagnose
zwischen Obduzent und nachprüfendem Institut bei den in ge-
wissen Fällen nach $ 9 der Ausführungsbestimmungen zum Aus-
führungsgesetz zum Reichsviehseuchengesetz vom 25. Juli 1911
vorgeschriebenen Nachprüfungen.
Wulff hat sich daher mit der Prüfung der Frage beschäf-
tigt, welche Organe oder Körperteile sich am
besten und längsten zum bakteriologischen
Nachweis eignen.
Zu diesem Zweck hat W. planmäßig sämtliche Organe und
Körperteile von Milzbrandkadavern untersucht und sich bemüht,
den Nachweis der Milzbranderreger hierbei sowohl durch die Fär-
bung (Giemsasche Lösung) als auch durch die Kultur zu er-
bringen. Nach den umfangreichen Versuchen W.s halten sich die
Milzbrandbazillen bei weitem am längsten im Knochenmark, zeigen
sich noch ziemlich resistent in dem Ohrvenenblut, während sie
in den übrigen Organen, Milz, Leber, Nieren, Muskeln und den
verschiedenen Drüsen verhältnismäßig schnell zugrunde gehen.
Die der Arbeit beigegebenen Tabellen geben hierüber genaue und
interessante Aufschlüsse.
Die Versuche bestätigen somit, daß es möglich ist, aus dem
Knochenmark bei der Entnahme der Proben sowohl direkt aus
dem Kadaver als auch aus eingesandtem Material Milzbrand-
bazillen auch dann noch nachzuweisen, wenn die anderen Me-
thoden versagen. Hierbei ist aber zu erwähnen, daß es W.
weniger gut gelang, durch die Färbung im Knochenmark die
Milzbrfandbazillen nachzuweisen, aber in allen Fällen mit abso-
luter Sicherheit durch das Plattenverfahren. Die Anfertigung und
Färbung von Schnittpräparaten aus den Knochen erwiesen sich
als umständlich und erübrigten sich auch mit Rücksicht auf den
sehr einfachen kulturellen Nachweis.
Nach den Untersuchungen W.s beherbergen sämtliche Röhren-
knochen die spezifischen Erreger, und ein Unterschied in den ein-
zelnen Knochen besteht in dieser Beziehung nicht, auch nicht in
der Anzahl der Bakterien zwischen Epi- und Diaphyse.
Die Dauer des Nachweises der Erreger hängt im wesentlichen
von der Festigkeit der Knochen und der dadurch bedingten
schnellen oder langsamen Fäulnis ab.
Nach W. dürfte daher für die Nachprüfungen in erster Linie
der Nachweis der Milzbrandbazillen im Knochenmark in Frage
kommen, und er hält somit die Einsendung eines Knochens —
Metacarpus oder Metatarsus mit Fesselbein — außer den durch
die erwähnte Anweisung vorgeschriebenen Proben aus Blut und
Milz für sehr erwünscht und äußerst zweckmäßig. Wöhler.
— 576 —
Ohmke: Über die Lichtempfindlichkeit weifser Tiere nach Buch-
weizengenufs (Fagopyrismus). Inaugural-Dissertation . (aus
dem physiol. Institut der Königl. Landwirtschaftl. Hochschule
zu Berlin).
Verfasser konnte experimentell durch den Doppelfaktor Son-
nenlicht und Buchweizenfütterung an weißen Mäu-
sen, weißen: bzw. weißgefleckten Meerschweinchen und Kaninchen
die Krankheitserscheinungen erzeugen, die nach den Literaturan-
gaben bei weißen und weißgefleckten Tieren, besonders Schafen,
Ziegen und Schweinen, nach Buchweizengenuß in Verbindung mit
der Einwirkung des Sonnenlichtes auftreten, und die als Fago-
pyrismus bezeichnet werden. Graue sowie im Dunkeln gehaltene
Tiere erkrankten nicht. Die Hautaffektionen beschränkten sich
bei den Versuchstieren, abgesehen von einem stets am ganzen
Körper sich zeigenden Juckgefühl und von dem Kopfschütteln,
ausschließlich auf den Kopf, besonders die Ohren, und bestanden in
Rötung, Schwellung und Bläschenbildung. Die anderen Krank-
heitserscheinungen waren hauptsächlich Gehirnreizung, Unruhe
bzw. Benommenheit, wilde Drehbewegungen, wildes Springen und
Umbherrennen, Steifheit des Ganges und motorische Lähmungen,
die meist kurz vor dem Tode eintraten. Sowohl die Schale als auch
der Kern des Buchweizens zeigte sich wirksam. Dementsprechend
ergab die chemische Untersuchung des Buchweizens das Vor-
handensein eines fluoreszierenden Körpers in der Schale und im
Kern. Durch Alkohol extrahierter Buchweizen war bei belichteten
und nicht belichteten Tieren wirkungslos, während der alkoho-
lische Extrakt bei belichteten weißen Mäusen die charakteristi-
schen Krankheitserscheinungen und den Tod der Tiere herbei-
führte.
Da die im Dunkeln gehaltenen Tiere durch die Verfütterung
des Buchweizens -— auch des lichtexponierten — nicht erkranken,
so kann ein Giftstoff im Buchweizen selbst weder enthalten sein,
noch aus diesem infolge der Belichtung sich bilden. Die Entstehung
der Krankheit ist vielmehr in folgender Weise zu erklären: Durch
die Buchweizenfütterung beladen sich alle Zellen und Organe mit
dem im Buchweizen enthaltenen fluoreszierenden Körper. Dieser
macht sie gegen die chemisch wirksamen Strahlen empfindlicher,
potenziert also die chemische Energie des Lichts und verwandelt so
an sich unschädliche Lichtstrahlen in schädliche. Unter der Wir-
kung der Sonnenstrahlen bzw. des Tageslichts entsteht nun aus
den Körpergeweben ein Giftstoff, der die mehr oder minder
schweren Läsionen am Protoplasma der Zellen machen kann, die
dann zu den Krankheitserscheinungen und ev. zum Tode des Tieres
führen. Das Blut vermittelt dabei die Wirkung auf die inneren
Organe, besonders auch auf das Zentralnervensystem. Wegen un-
genügender oder mangelnder Absorption chemisch wirksamer
Strahlen kann es bei schwarzen Tieren zu dieser Wirkung zwischen
Licht und Fluoreszenzstoff nicht kommen. Da infolgedessen hier
das veranlassende Moment fehlt, kann bei ihnen die Ausbildung
der Krankheit auch nicht eintreten. Otto.
— dA —
Schumacher: Leicht scheuende Tiere. Deutsche Landwirt-
schaftliche Presse Nr. 92. 1912.
Verfasser erörtert in einem kurzen Aufsatz die Ersatzpflicht und
den Umfang des Ersatzes bei Schadenfällen durch leicht scheuende
Pferde, die man, je nachdem sie vor der Eisenbahn oder vor einem
Kraftfahrzeug scheuen, als bahn- bzw. autoscheu bezeichnen kann.
In Entscheidungen des Reichsgerichts aus den Jahren 1905
und 1907 hatte dieses den Standpunkt vertreten, daß die Eisenbahn-
verwaltung nicht verlangen könne, daß der Besitzer oder Lenker
von leicht scheuenden Tieren die an Eisenbahnen grenzenden Land-
straßen nicht befahren dürfe, die Landstraße sei vielmehr in erster
Linie für den Fuhrverkehr bestimmt, und die Eisenbahn dürfe
daher nicht beanspruchen, daß der Straßenverkehr sich überall
nach der Eisenbahn zu richten habe. (Entscheidung des Reichs-
gerichts vom 11. Dezember 1905.)
Der Besitzer eines leicht scheuenden Tieres hat aber anderseits
die Pflicht, nieht unnötiger Weise ein bahnscheues Tier
den Einwirkungen des Bahnbetriebes auszusetzen und alles zu tun,
was das Scheuwerden der Tiere verhindern kann. So haben bei-
spielweise die Lenker von Fuhrwerken mit leicht scheuenden Tieren
beim Nahen eines Zuges abzusteigen, das Tier am Kopf zu halten
und zu versuchen, es durch Zureden und sonstige Maßregeln
am Scheuen zu verhindern. Hat der Führer alle Sorgfalt aufge-
wendet, um den Schaden zu verhüten, so ist die Eisenbahn zum
Schadenersatz verpflichtet.
Hat aber bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden
des Beschädigten mitgewirkt, so hängen die Ersatzpflicht und der
Umfang des Ersatzes von den Umständen ab, insbesondere davon,
inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder anderen
Teile verursacht worden ist.
Die gleiche Auffassung hat das Reichsgericht auch bei
Schadenfällen durch Kraftfahrzeuge, wenn erstere durch leicht
scheuende Tiere verursacht werden.
Von einem Kraftwageneigentümer war in einem Prozesse der
Einwand erhoben, daß eine von Kraftwagen stark befahrene Straße
nicht von leicht scheuenden Tieren benutzt werden dürfte, und daß
der Eigentümer der Tiere in einem solchen Falle den Schaden
selbst verschuldete.
Dieser Auffassung ist das Reichsgericht nicht beigetreten, mit.
der Begründung, daß, wenn die zur Sicherung des Verkehrs er-
lassenen Vorschriften und insbesondere auch die das Verhalten
der Kraftwagenführer bei Annäherung anderer Fuhrwerke regeln-
den Vorschriften Beachtung und Anwendung finden, die Pferde-
besitzer sich dann gegen ein Scheuen des Pferdes rechtzeitig und
sachgemäß schützen können. Es könne somit eine Verletzung der
im Verkehr erforderlichen Sorgfalt in der Benutzung eines leicht
scheuenden Pferdes nicht gefunden werden.
Anderseits müsse man von dem Führer eines leicht scheuenden
Pferdes verlangen, daß er alles aufwendet, um den Schaden durch
das scheuende Pferd zu verhüten. Was in den einzelnen Fällen
dabei zu geschehen hat, muß der sachverständige Führer selber
wissen. Wöhler.
— 58 —
SE BE Tagesgeschichte
Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule in Berlin,
Prof. Dr. R. Eberlein, wurde vom Konseil des Dorpater Vete-
rinärinstituts zum Ehrenmitglied ernannt.
Einweihung der neuerbauten Tierärztlichen Hochschule
in Stockholm.
In Gegenwart des Königs von Schweden fand am 17. Oktober
d. J. die Einweihung der neuerbauten Tierärztlichen Hochschule
statt. Die einzelnen Gebäude, die aus dem Hauptgebäude, dem Ver-
waltungsgebäude, den Gebäuden für das Pathologisch-anatomische.
das Anatomische, Physiologische und Chemische Institut, aus der
Klinik für kleine und der medizinischen und chirurgischen Klinik
für große Haustiere, der Apotheke und Beschlagschmiede bestehen.
sind mustergültig angelegt und eingerichtet.
Die Kosten des Baues belaufen sich auf 213 Mill. Kronen.
Fischereibiologisches Institut an der Tierärztlichen
Hochschule in Dresden.
Das Sächsische Ministerium des Innern hat dem Privatdozenten
der Zoologie an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, Prof.
Dr. Wandolleck, einen Lehrauftrag für die Biologie der Fische.
Fischzucht und Fischkrankheiten erteilt. Gleichzeitig ist in der
Tierärztlichen Hochschule mit der Schaffung eines Fischereibio-
logischen Institutes begonnen worden.
|| Verschiedene Mitteilungen
Hohlnadel aus Tantal. Die Firma H. Hauptner, Berlin,
sandte dem Laboratorium der Militär-Vet.-Akademie eine neue
Hohlnadel aus Tantal zur Erprobung. Die Nadel hat die für die
subkutane Injektion bei Pferden üblichen Abmessungen und Lan-
zettspitze. Härte, Steifheit und Farbe sind dieselben wie von blau
angelassenem Stahl. Der Vorzug der Kanüle aus Tantal vor denen
aus Stahl liegt darin, daß sie vollkommen rostfrei bleibt, zur
Reinigung von Blut- und Medikamentresten ohne Schaden zu
— 509 -
nehmen mit Säuren behandelt werden darf, und daß ihre Härte
und Glätte durch Ausglühen bei dunkler Rotglut nicht
leiden. Das Ausglühen muß allerdings mit Vorsicht, am besten
in einer kleinen Spiritusflamme, geschehen, damit die Temperatur
nicht über dunkle Rotglut hinausgeht; diese Vorsicht wird dann
aber auch durch vollkommene Erhaltung des ursprünglichen Zu-
standes belohnt.
Die Tantalnadel wird gute Dienste leisten in allen Fällen, in
denen eine sofortige Reinigung nach dem Gebrauch nicht vorge-
nommen werden kann, besonders aber dann, wenn man mit einem
sicher sterilen Instrument arbeiten und daher die Kanüle unmiittel-
bar vor der Anwendung ausglühen will. C. Troester.
Dem Kasinofonds der Militär-Veterinär-Akademie sind von
den Teilnehmern des Stabsveterinärkursus 175 M. zugeführt
worden.
Militärtierärztliche Vereinigung. Die nächste Versammlung
ist am 7. Dezember, abends 71% h. c. t., im Restaurant „Zum Heidel-
berger“. Stabsveterinär Amann hält einen Vortrag über „Be-
urteilung von Futtermitteln“.
Zur Bemontierung des deutschen Heeres. An Remonten
wurden im Jahre 1911 aus den Depots an die preußischen und an
die unter preußischer Verwaltung stehenden Truppen 10 302 Pferde
ausgegeben. Davon entfallen in runden Zahlen auf die Kavallerie
6600, auf die Feldartillerie 3300, auf die Fußartillerie 100 und den
Train 300 Pferde. Der Ankauf im Sommer 1911 gestaltete sich wie
folgt: Auf 532 Remontemärkten wurden 23600 Pferde zum Kauf
vorgestellt und 10810 gekauft, darunter 80 Stück als Ersatz für
abgegebene Remonten zu Zuchtzwecken. Den weitaus größten Teil
der Remonten stellt nach wie vor Ostpreußen; es wurden hier allein
6407 Remonten gekauft. Ferner wurden gekauft in Hannover 1194,
in den beiden Mecklenburg 848, in Schleswig-Holstein 437, in West-
preußen 426, in Pommern 263, in Brandenburg 148, in Oldenburg
89, in Schlesien 80 und im Rheinland 33 Remonten. Im Bezirk der
I. und II. Ankaufskommission deckten auch die bayrische und die
sächsische Militärverwaltung ihren Bedarf an Remonten; für
Bayern beträgt er 850 und für Sachsen 750 Stück jährlich. Der
Gesamtbestand des deutschen Heeres stellte sich am Ende des
vorigen Jahres auf 115 899 Dienstpferde, zu denen noch etwa 7000
eigene Offizierspferde hinzuzurechnen sind. Die jährlichen Er-
gänzungskosten für die Dienstpferde belaufen sich auf 16 Mill. M.,
die für die Offizierpferde auf wenigstens 3 Mill. M.
(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht. Heft 10. 1912.)
Remontezüchter-Versammlung in Ostpreufsen. In Inster-
burg fand eine Versammlung der Remontezüchter Ostpreußens
statt, in der die hochaktuelle Frage der Remontepreise erörtert
wurde. Infolge der hohen Aufzuchtkosten der Remonten sei eine
Rentabilität der Pferdezucht bei den jetzigen Remontepreisen in den
=> 580 =
meisten Fällen gar nicht oder nur in geringstem Maße vorhanden.
Um einen Rückgang der Zucht zu vermeiden, wurde beschlossen,
dem Herrn Kriegsminister und dem Herrn Landwirtschaftsminister
eine Resolution zu unterbreiten, die dahin geht, daß für den Reichs-
etat 1913 eine Erhöhung der Remontepreise auf mindestens 1300 M.
vorgesehen wird. (Deutsche Landwirtschaftliche Tierzucht. Nr. 42.)
Ein Museum für Urpferde. Ein solches besitzt in größtem
Umfang die Yaleuniversität in Newhagen (Staat Connecticut), das
Peabodymuseum nach seinem Stifter genannt. In diesem sind
Skeletteile von 26 Arten oder Varietäten des vorgeschichtlichen
Pferdes vorhanden; dem Museum stehen reiche Geldmittel zur Ver-
fügung, die es ermöglichen, besondere Expeditionen zur Vervoll-
ständigung der Sammlung auszurüsten. In diesem Jahre geht
eine Forschungsexpedition nach den Staaten Nebraska und Texas.
Leiter ist Professor Leu. (Zeitschrift für Gestütkunde.)
Die Benedietsche Zuckerprobe. Da die Trommersche sowie
Fehlingsche Zuckerprobe manche Fehlerquellen aufweisen, nament-
lich wenn nicht frisch bereitete Lösungen verwendet werden, hat
Benedict in der Erkenntnis, daß die Hydroxyde der Alkali-
metalle auf Glukose und andere Kohlenhydrate stärker zersetzend
wirken als die Karbonate, und in Übereinstimmung damit, daß eine
durch Natriumkarbonat alkalisch gemachte kupferhaltige Lösung
eine schärfere und charakteristischere Zuckerreaktion als eine mit
Na O bereitete ergibt, folgende Lösung vorgeschlagen: Kalium-
sulfat 17,3 g, Natriumzitrat 173 g und wasserfreies Natriumkar-
bonat 100 g zu 1 L destillierten Wassers. Bei der Herstellung der
Lösung wird das Kupfersulfat für sich allein in ungefähr 100 bis
150 ccm destillierten Wassers gelöst und dann langsam unter be-
ständigem Umrühren mit der filtrierten Lösung der übrigen In-
gredienzien gemischt (ungefähr 800 cem) und schließlich auf 1 Liter
aufgefüllt. Bei der Harnuntersuchung auf Zucker werden nun
ungefähr 5 cem der Lösung in ein Reagensglas gegeben und 8 bis
10 Tropfen (nicht mehr) des zu untersuchenden Urins zugefügt.
Man läßt die Mischung 1 bis 2 Minuten lang stark kochen und
dann allmählich erkalten. Ist Zucker vorhanden, so bildet sich in
der ganzen Flüssigkeitssäule ein roter, gelber oder grüner Nieder-
schlag, der bei geringem Zuckergehalt (unter 0,3 %) erst nach dem
Erkalten eintritt. Ist kein Zucker vorhanden, so bleibt die Lösung
klar oder zeigt eine leichte blaue Farbe.
Für die quantitative Zuckerbestimmung nimmt
Benedict folgende Lösung: Kupfersulfat 18,0, wasserfreies
Natriumkarbonat 100,0, Natriumzitrat 200,0, Kaliumsulfocyanat
125,0 und 5 cem einer 5 %igen Ferrocyankaliumlösung auf 1 Liter
destillierten Wassers. Der Urin wird zu diesem Zwecke bei größe-
rem Zuckergehalt am besten entsprechend verdünnt in eine genau
graduierte Bürette gegeben. 25 cem der volumetrischen Lösung
werden in eine 150 cem haltende Jenaische Extraktionsflasche pi-
pettiert und 5 bis 10 g wasserfreies Natriumearbonat und etwas
pulverisierter Bimsstein zugegeben. Die Mischung erhitzt man auf
einem Drahtgeflecht mit dünnem Asbestbelag bis zu kräftigem
— 581 —
Kochen, läßt den Urin rasch zulaufen, bis sich ein kalkfreier Nieder-
schlag zu bilden beginnt, dann langsamer unter beständigem
Kochen, bis ein Tropfen die letzte Spur von blauer Farbe zum
Verschwinden bringt und so den Endpunkt anzeigt. Die 25 cem
Kupferlösung werden durch genau 50 mg Glukose oder 52 mg
Lävulose reduziert. Beide Benedictschen Lösungen haben den
Vorzug, daß sie lange haltbar sind durch den Natriumzitratgehalt.
(Münch. Mediz. Wochenschrift Heft 27. 1912.)
Bedeutung der Alkalien in der Behandlung septischer
Prozesse. Da bei allen Infektionskrankheiten die Alkaleszenz des
Blutes herabgesetzt ist, führt man in der Humanmedizin seit
einigen Jahren Kranken mit schweren Entzündungsprozessen
reichlich Alkali in Form von Na, CO, zu. Auffallend war, daß
alle Kranken bei dieser Behandlung sich trotz schwerster Allge-
meinstörungen subjektiv wohlfühlten, und daß auch prognostisch
recht ungünstig beurteilte Fälle schwerer Sepsis geheilt wurden.
Vorschütz (Köln-Lindenberg) hat nun experimentell nachzu-
weisen versucht, daß der Körper bei angesäuertem Blut in gerin-
gerem Grade imstande ist, die Toxine zu entgiften als in normal
alkalischem Blut. Die Versuche wurden mit Ricin gemacht. Vor-
versuche hatten ergeben, daß 0,1 mg Ricin pro kg Tier die absolut
tödliche Dosis ist. Die Ansäuerung des Blutes geschah mit
1/ o Normalsalzsäurelösung, von der 50 cem in die Vena jugularis
injiziert wurden. Die durchschnittlich 2 bis 214, kg schweren
Kaninchen vertrugen diese Dosis anstandslos. Wurde diesen
Tieren nun Ricin in nicht tödlicher Dosis gegeben, so gingen sie
dennoch nach einiger Zeit zugrunde; das angesäuerte Blut war
also nicht imstande wie das normale, das Toxin in gleicher Dosis
zu entgiften. Die Tiere blieben aber am Leben, wenn die Salz-
säure durch eine entsprechende Menge Alkali neutralisiert wurde.
Dies gelang durch '/,, Normalnatronlauge, ebenfalls 50 ccm in
die Vena jugularis injiziert. Auf Grund der klinischen und experi-
mentellen Erfahrungen empfiehlt Vorschütz bei schweren
Formen von Eantzündungsprozessen von vornherein die Dar-
reichung von Alkalien. (Deutsche Medizinische Wochenschrift
1912, Nr. 41.)
Einen koppenden Hund beobachtete Tierarzt Holterbach ge-
legentlich einer Konsultation. Das Tier trug wegen seiner Bös-
artigkeit stets einen Maulkorb. Der Hund beugte den Kopf zur
Erde, beleckte mit der Zunge 3 bis 4 Minuten in der löffelnden Be-
wegung, mit der Hunde Wasser aufnehmen, das Leder seines
Maulkorbes, hob dann mit einem plötzlichen Ruck den Kopf und
zog ihn krampfhaft an die untere Halspartie, wobei ein eigentüm-
liches Spiel der Lippenmuskeln folgte. Gleichzeitig sah H. an
dem mageren Hals des Hundes einen „Luftbissen‘“ die Drosselrinne
hinabgleiten. Mitunter konnte er ein schmatzendes Geräusch fest-
stellen. Nach dem Schluckakt wurde der Kopf langsam gestreckt,
und nach wenigen Minuten begann das Koppen von neuem. Der
Hund neigte seit jeher zum Erbrechen und litt oft an Verstopfung.
(Österreichische Wochenschrift für Tierheilkunde.)
— 582 —
Schnelle Diagnose des Luftkoppens heim Pferde. Pecus
(Frankreich) bringt zu diesem Zweck das Pferd vor eine leere
Krippe morgens oder eine Stunde nach der Futteraufnahme und
zählt das Gähnen, Lecken und Speichelabschlucken. Jedes Pferd.
das mehr als zwei Schluckbewegungen in der Minute zeigt, darf
nach ihm als Sialophage und mit einer chronischen Gastropathie
behaftet bezeichnet werden. Bei koppenden Pferden zeigt sieh
alsdann die Untugend schon nach einigen Minuten. Um das
Koppen schneller und stärker hervorzurufen, gibt P. mit der
Hand ein Stück Brot oder etwas Hafer und stellt sich dann so
hinter das Tier, daß er noch die Bewegungen des Halses und der
Lippen beobachten kann. Ist das Pferd ein Kopper, so beginnt
das Lecken fast alsbald nach der Aufnahme der Nahrung infolge
einer leichten stomachikalen Überreizung, die beim Kopper eine
nervös@ Reaktion auslöst. (Referat in „Der Tierarzt‘, Nr. 18.)
Schapers Taschenbuch der Tierärztlichen Hochschulen des
Deutschen Reiches. XII. Jahrgang. 1912/13. M. & H. Schaper.
Verlagsbuchhandlung, Hannover.
Das alljährlich neu erscheinende kleine Taschenbuch ist ein treftlicher
Führer auf dem akademischen Gebiet der Veterinärmedizin. Es gibt in
prägnanter Weise zuverlässigen Aufschluß über sämtliche Tierärztliche Hoch-
schulen und Veterinärinstitute Deutschlands sowie über die Königliche Militär-
Veterinär-Akademie in Berlin bezüglich der Aufnahmebedingungen, des Unter-
richtshonorars. der Vorlesungen, Stipendien, Preisarbeiten, Prüfungsvorschriften,
P’romotionsordnungen, Korporationsverhältnisse und über die Krankenkassen
der Studentenschaft. Das Taschenbuch kann kostenfrei von dem Verla:
M. Schaper, Hannover, bezogen werden. Wöhler.
Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere. Bear-
beitet von Geheimrat Dr. med. et phil. et med. vet. W. Ellen-
berger und Obermedizinalrat Dr. phil. H. Baum, Professor
an der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. 13. Auf-
lage. Berlin. Verlag von August Hirschwald. Preis 30 Mk.
Die nunmehr vier Jahre nach der 12. erschienene 13. Auflage des von
allen deutschen Tierärzten hochgeschätzten Handbuches der vergleichenden
Anatomie der Haustiere, das von Grurlt begründet und in erster Auflage im
Jahre 1822 heranszrereben wurde, hat dem Inhalte sowie dem Texte nach
sowie auch an Abbildungen wesentliche Bereieherungen und zahlreiche Er-
weiterungen erfahren. Wenn trotz dieses Ausbaues der Umfang des Werkes
noch um zehn Druckseiten vermindert werden konnte, so war dies den Ver-
fassern nur möglheh, dureh Streichen von irgendwie entbehrlichen Worten.
Sitzen und Abschnitten, durch Weglassen und Kürzen unwesentlicher Be-
schreibungen sowie zweekmäßizere Ausnutzung des Raumes bei den Ab-
bildungen und endlich dureh vermehrte Anwendung des Kleindruckes. Die
jwearbeitung der neuen Auflage ist nach den bewährten Prinzipien der früheren
erfolgt, und die Einteilung und Anordnung des Stoffes sind dieselben se-
blieben. In textlieber Beziehung ist ein neues, reich illustriertes Kapitel
— 583 =
tiber die Lymphknoten und Lymphgefäße des Rindes unter eingehender Be-
rücksichtigung der neuesten Untersuchungen Baums aufgenommen. Neu ist
auch die Beschreibung des feineren Baues der Knochen, der Sehnenscheiden
des Rindes und des Hundes. Das Werk enthält 1078 sehr instruktive und
vorzüglich ausgeführte Abbildungen. Es ist somit um 237 Abbildungen, von
dienen 49 zum Ersatz alter dienen, bereichert worden. Diese betreffen haupt-
sächlichst Skelettknochen, Eingeweide usw. von allen Haustieren und von
Menschen, die meistens durch zweckmäßige Nebeneinanderstellung den Ver-
gleich wesentlich erleichtern. Das stattliche Werk ist mustergültig durch-
gearbeitet und ausgebaut, und die buchhändlerische Ausstattung macht dem
Verleger alle Ehre. Wöhler.
Pfeiffer: Operationskursus für Tierärzte und Studierende.
Fünfte, vermehrte Auflage. Verlag von Richard Schoetz, Berlin.
Preis 4,50 Mk.
Die vor kurzem erschienene neue Auflage ist bereits die fünfte in einem
Zeitraum von fünf Jahren, der beste Beweis für die günstige Aufnahme und
den Wert des kleinen Werkes. Einem Bedürfnis der Studierenden ent-
sprechend ist in dieser neuen Ausgabe den einzelnen Operationen — mit
Ausnahme der 'Tracheotomie — eine kurze Aufzählung der häufigsten Indi-
kationen vorangestellt. Neu aufgenommen sind ferner einzelne Operationen,
nämlich die in letzter Zeit modern gewordene Exstirpation der Schleimhaut
der Stimmtasche bei Kehlkopfpfeifen, ferner das Ausmeißeln der Zähne, die
operative Behandlung der Stollbeule, die Radikaloperation der Piephacke und
eine zweite Entropiumoperation keim Hunde. Otto.
Preufsen. Befördert: Zu St.V. die O.V.: Süssenbach beim
U.R. 2, unter Versetzung zum D.R. 12, Mogwitz beim D.R. 8. Zu
O.V. die V.: Viehmann beim H.R. 14, Wilhelmy beim K.R. 5,
Goetsch beim U.R. 14, Schäfer beim Fa. 79. Zum V.: Niemerg,
U.V. beim 3. G.Fa.R., mit Patent vom 18.10.12 und unter Ver-
setzung zum 1. G.D.R. — Versetzt: Bergin, O.St.V. beim K.R. 2,
zum Fa. 75, die St.V. Krüger beim U.R. 12, zum Fa. 41, Loeb
beim D.R. 18, zum Jäg.R. z. Pferde 6, Seebach beim D.R. 12, zum
K.R. 2; die O.V. Richter beim D.R. 17, zum D.R. 18, Otto beim
H.R. 5, zum U.R. 12, Weile beim Leib-K.R. 1, zum U.R. 2;
Dr. Beck, V. beim 1. G.D.R., zum D.R. 17. — Der Abschied m. d.
gesetzl. Pension u. d. Erl. zum Tragen ihrer bish. Uniform be-
willigt: Schatz, O.St.V. beim Fa. R. 41, Bose, St.V. (m. d. Titel
O.St.V.) beim Fa. 75, unter Verleihung des Ranges der char.
Majore. — Beurlaubtenstand. Zu St.V. befördert: die O.V. d.
Res.: Prof. Dr. Kärnbach (V Berlin), Jacobsen (II Cassel), Stenzel
(Detmold); die O.V. d. Landw. 1. Aufg.: Dr. Meyer (Hagen),
Majewski (Schlawe), Kurschat (Schroda). Zu O.V. d. V. d. Res.:
Thies (V Berlin), Zörner (Bernburg), Laux (Frankfurt a. M.),
Hahn (Görlitz), Dr. Stietenroth, Trolldenier (Kiel), Becker (Naum-
burg a. S.), Oehnke (Samter), Eckeberg (Schleswig), Herda,
— 584 —
Auerbach (Stettin); die V. d. Landw. 1. Aufg.: Wallenberg (Hal
a. S.), Dr. Stute (Höchst), Schellhorn (Kiel), Kleine (Stettin). Zu
V. befördert: die U.V. d. Res.: Schaele (V Berlin), Brauer (Dui--
burg), Steinberg (Gelsenkirchen), Dr. Albacht (Recklinghauseni.
Dr. Mette (Sangerhausen). — Angestellt: Guba, O.V. a. D. (V Berlini,
zuletzt beim Fa. 8, als O.V. mit einem Patent vom 17. 2. 1900 —
unmittelbar vor dem O.V. Bartsch d. Res. (Neiße) — bei den
Veterinäroffiz. d. Res. — Der Abschied bewilligt: Wulff (Schleswig),
St.V. d. Landw. 1. Aufg.
Bayern. Zu O.V. befördert die V.: Eckart des 2. UR,
Dr. Oschmann des 5. Chev.R., Buckl des 2. Fa., Fürst des 10. Fa.
Sachsen. Die O.V. Schierbrandt beim Fa. 12, zum 1. U.R. 1’,
Frohs beim 2. Fa. 28, zum G.Reiter-R., Walther beim G.Reiter-R,
zum Fußa. 12 — versetzt. — Beurlaubtenstand: Mielsch, V. d.
Res. des Landw.-Bezirks Zittau, zum O.V. befördert.
Geboren: Ein Sohn dem Herrn Stabsveterinär Hohlwein in
Darmstadt. — Eine Tochter dem Herrn Oberveterinär v. Holwede
in Köln.
Gestorben: Oberstabsveterinär Rexilius in Allenstein.
Notizen.
Das Generalregister der Zeitschrift für Veterinärkunde (die
ersten 23 Jahrgänge umfassend) befindet sich im Druck und
wird im Laufe des Monats Dezember an die Abonnenten be-
stimmt zur Ausgabe gelangen. Weitere Bestellungen auf dieses
werden von der Redaktion der Zeitschrift für Veterinärkunde
noch bis zum 15. Dezember entgegengenommen.
Wöhler.
Bei der sachgemäßen Herrichtung der eingesandten Gebisse
zu Dauerpräparaten hat sich herausgestellt, daß einzelne Gebisse
zu stark mazeriert waren. Diese sind infolgedessen unbrauchbar
geworden, so daß die Akademie die Liebenswürdigkeit der Vete-
rinäre der Armee nochmals in Anspruch zu nehmen gezwungen ist.
Zu ergänzen sind Gebisse nachstehenden Alters: 4-, 6-, 7-, 9-, 10-,
12-, 14-, 15-, 18-, 19-, 20 jährige. Die Gebisse sind dicht an den
1. Prämolaren abzusägen und nur die Fleischteile zu entfernen.
Um gütige Unterstützung zur Vervollständigung der Gebißsamm-
lung wird gebeten. I. A.: Otto
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keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg-
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti-
A zität des Ganges, vergrößert die Leistungs-
A fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert
die Prellung.“
Err Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage
Š% bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang-
H huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen
J und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein-
gallen, Hornspalten usw,
Die Entstehung von Nageltrittverletzungen
ist unmöglich, und die Leiden der Lahmheit
werden in den meisten Fällen geheilt,
Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil
4 sr Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eis ver-
iindert.
Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im-
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands-
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük-
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage.
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Zeitschrift
Veterinärkunde
mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene
Organ
für die Veterinäre der Armee
Herausgegeben
von den Inspizienten der Militär-Veterinär-
Akademie, dem technischen Vorstand und den
Assistenten der Militär-Lehrschmiede Berlin
+
Redigiert von
Korpsstabsveterinär Wöhler
Inspizient an der Königlichen Militär-Veterinär-Akademie
Vierundzwanzigster
Jahrgang
Berlin 1912
Ernst Siegfried Mittler und Sohn
Königliche Hofbuchhandlung
Kochstraße 68—71
Sachregister.
(Die Zahlen hinter den einzelnen Sätzen bedeuten die Seitenzahlen.)
Bearbeitet von Stabsveterinär Barthel, Leipzig.
ıbortus, Schutzimpfung gegen den infektiösen — der Rinder. Vortrag
von Schreiber. 517.
ıfridolseife, eine neue haltbare desinfizierende Quecksilberseife. 347.
\ktinomykose, Über die Ätiologie der — Vortrag ven Bongert. 516.
\leudrin, ein neues Hypnotikum und Sedativum. 434.
Amaurose, Erblindung (Neuritis der nervi optici) infolge Erkrankung der
Keilbeinhöhle. Von Thomassen (Ref.). 479. s. a. Epilepsie.
\nämie, Salvarsanbehandlung bei perniziöser —. 277.
Appetitlosigkeit, Periodische — bei Reit- und Zugpferden. Von Sust-
mann. 225.
Arzneiwagen für den Feld-Veterinärdienst (Frankreich). 46.
Aspirinlöslich, eine empfehlenswerte Kaliumverbindung des Aspirins. 434.
Atoxyl. s. Blutfleckenkrankheit. Rotlaufseuche der Pferde.
Augenentzündung, -geschwulst..s. Brustseuche. Filaria. Sarkokarzinom.
Augenentzündung, periodische, Salvarsanbehandlung bei —. 276.
Augenprobe, -reaktion. s. Rotz. Tuberkulin etc.
Auskultation der Gelenke mittels Hörrohr. 49.
BER RE A des in en erhältlichen destilliertten Wassers. Von
ler (Ref.). 103. s. a. Brustseuche. Syphilis.
PE nee Filmaronöl als — für Hunde. 251.
Baryumsulfat, Vorschläge zur Vermeidung von Verwechslungen des — mit
anderen „giftigen“ B.-Verbindungen. 349.
ne Heilung einer perforierenden — beim Pferd. Von Michaelis.
5
Belgien, Entwicklung der Pferdepreise in —. 531.
—, Geschichtlicher Rückblick auf das Veterinärwesen in —. 420.
Berlin, ne Meldewesen in —, gemäß Verordnung vom 15. 12. 1902.
4
Beugesehnen, Therapeutische Beeinflussung der — des Pferdes durch scharfe
Einreibung sowie kutanes und perforierendes Brennen. Inaug.-Diss.
von Findeisen. 194.
—, Das Verhalten der — am Fuße des Pferdes beim Durchtreten und Ab-
schwingen, Regelung des Hufbeschlags bei Erkrankungen der —. Von
Dörrer und Lungwitz (Ref.) 522.
Biebricher Scharlachrot-Salbe zur schnellen Überhäutung von Wunden. Von
Loeb. 282. s. a. Bolus alba.
Bienen, Bakteriologische Lehrkurse über die Infektionskrankheiten der —
in der Kaiserlichen Biologischen Anstalt zu Berlin-Dahlem. 251. s. a.
Tagesgeschichte.
Blasenkolik infolge Lähmung des Detrusors. Von Hock. 508.
Blutfleckenkrankheit, Adrenalin-Therapie bei der — Von Schlampp
(Ref.). 289.
—, Behandlung der — mit Atoxyl. 251.
Blutgerinnung, Verhinderung der — (für Blutuntersuchungen) durch Oxalat-
zusatz. 177. s. a. Chloroform.
—, Zitronensaures Ammoniak zur Verhütung der —. 213.
Blutuntersuchung, Blutkörperchen-Zählung und -Messung (mittels graduier-
ter Röhren). Von Troester. 1786.
Bohnen;,: Vergiftungen bei Pferden durch — infolge Blausäurebildung. 533.
Bolus alba mit Azodermin (Scharlachsalbe) als aseptische Paste zur Wund-
behandlung. 150.
Botryoınykose an der Schulter eines Pferdes. Von Böttger. 416.
Bovotuberkulol, Augenreaktion bei Tuberkulose mittels —. 58.
Brennen, Perforierendes —."s. 194 (Beugesehnen).
Brüche. 1. 6. 32. s. Fesselbein. Frakturen. Kiefer. Knochen. Nabel.
Brustseuche, Berichte über die im Institut für Infektionskrankheiten aus-
geführten Untersuchungen über —. Von Gaffky 65. 113. 161. 209.
—, Zelleinschlüsse in den Epithelzellen der Lunge bei —. Vortrag von
Lührs. 155. s. a. 211.
—, Dauer des Inkubationsstadiums bei —. 113. 121. 167. 168. 169. 221.
Brustseuche, 0 Obduktionsbefund und -Technik bei —. (Ausf. Beschreibung!)
13
—, ne Sehnenscheidenentzündung (s. a. d.) als Nachkrankheit bei
mit Salvarsan behandelten Pferden bei —. 106. 183. 469. s. a. 341. 410.
(Augen- und Sehnenscheidenentzündung.)
en Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit bei —. Von Kegler. 278.
—, RNA UDeDan DE bei —. 58. 106. 181. 183. 379. 399. 469. 570. s. a.
oben.
—, Zusammenfassender, übersichtlicher Vortrag über die Salvarsanbehand-
lung bei — Von Kettner. 569
—, Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandlung bei — Von Rips.
273.
—, Genaue Angabe über Indikation, Zeit der Anwendung und Dosierung für
die Salvarsanbehandlung bei —. 90. 106. 483. 273 ff. 370. 380. 398. 400. 570.
—, Neuer Infusionsapparat für die Salvarsanbehandlung bei —. Von
Reinecke. 557. 570/71. s. a. 89
—., Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung der — mit konzen-
trierten Lösungen. 8 Reinecke; 105/06 Reinecke und Bauer:
178 Bauer; 186 Kapteinat; 367 Pätz; 392 Drägert; 3%
PoßB; 404. 407 Gumbold.
—, Vorteile der Einspritzung (mittels gewöhnlicher Injektionsspritze) kon-
zentrierter Salvarsanlösung gegenüber der Infusion stark verdünnter
Lösungen bei —. Von Bauer 184 (178); Kapteinat 188 (186):
Mießner (als erster!) 571; s. a. 89 (Reinecke). 276. 333.
—, Destillierapparat von Leitz bzw. Lautenschläger-Berlin für die Salvarsan-
behandlung bei —. 395. 570. s. a. 103. 404.
—, Neosalvarsan (neutral!) zur Behandlung der —. 570/71.
—, Das Lorenzsche Brustseucheserum nicht spezifisch für —! 218. s. a. 573.
Buchweizengenuß, Über die Lichtempfindlichkeit weißer Tiere nach — (Fago-
pyrismus). Inaug.-Diss.. von Ohmke. 576.
Bücheranzeigen (Bücherschau) und Kritiken. 60. 110. 158. 206. 254. 301. 349.
437. 485. 534. 582.
Bücherei der Mil.-Vet.-Akademie, Ersuchen um Zueignung von Dr.-Dis:er-
tationen an die —. 440.
Chloralhydrat, Verweigerung der Annahme von — als Tränke bzw. Klvstier
trotz längster Durstperioden und Ang eatrenBlesier Arbeit. 189. 410. s. a.
TT. 510. Strychnin. Widersetzlichkeit.
Chloroformnarkose bei Hunden, Verminderung des Fibrinogengehalts im
Blute infolge —. 199.
Cholesterin. 54/55. s. Kobragift. Lipoide. Wutvirus.
Darmfäulnis, Wesen und Bedeutung der —. 497. s. a. Tanargentan.
Desinfektion von Jauche mittels Chlorkalk usw. 427. s. a. Milzbrandkeime.
—, Jodtinkturflasche zur — nach Grossich. Von Scheel. 483. s. a. 319 Haut.
2 N
Desinfektionsapparat nach Harfst, Prüfung des —. (Negatives Ergebnis.) 531.
Desinfektionsmittel, Über einige neuere — (Phenostal, Morbicid und Ilusino!).
Arbeiten a. d. K. Gesundheitsamt. 520.
Dienstaltersliste für Veterinäroffiziere. Von Wöhler. 352. 440.
Digalen-Präparate, Anwendung und Wirkung der —. Von Schober. 135.
s. a. Brustseuche.
Digipuratum, ein vorzügliches Kardiakum und Diuretikum (intravenös und
per os). 157.
Digitalarterie,' Unterbindung der äußeren — "gegen Lahmbheit bei Schale. Von
Biermann. 240; 304 (Berichtigung).
Distanzritte, Bedeutung der Temperaturaufnahmen bei — Von Leh-
mann. 90.
Druse, Über Salvarsanbehandlung bei —. 273.
Dunkelfeldbeleuchtung. 214. 223. s. a. Ultrakondensor.
Einballen von Schnee, Eisen mit Aushau (sog. Konkaveisen) gegen das —.
Von Rexilius. 558.
Eisenbahntransporte, Vorschriften und Verfahren für das Ein- und Ausladen
von Pferden bei —. Von Kabitz. 136.
Eiweißverdauung, Neuere Forschungen und Ergebnisse über die —. Von
Abderhalden. 571.
Ekzem, Beseitigung eines hartnäckigen — mittels Salvarsan. Von Mat-
thies. 333. s. a. 276 (Rips).
England: Tagung englischer Hygieniker in Berlin (mit veterinärmedizinischer
Sektion). 348.
—, Deutscher Erfolg einer ostpreußischen Stute auf der Olympia-Pferdeschau
in London. 484.
—, Pferdeausfuhr und -einfuhr in —, 1911. 206.
—, Tierschutz in — nach dem neuen Tierschutzgesetz vom 1. 1. 1912. 434.
—, Veterinärstatistik der Armee 1908/09. 247. s. a. Kupieren. Selbsttränken.
Epilepsie mit nachfolgender Amaurose infolge Hirnblutung beim Pferd. Von
Wilezek. 189.
Exterieur, Untersuchungen über das — der Vorderbeine des Pferdes. 243.
Facialislähmung, Beiderseitige periphere —, Behandlung mit Elektrizität,
Strychnin, Veratrin. Von Lewin. 233.
Familiennachrichten: 64. 256. 304. 440. 488. 584.
Fermente, Neuere Forschungen über die — des Tierkörpers und ihre An-
wendung. Von Weil (Vortrag). 518. s. a. Trächtigkeit.
Fesselbeinbrüche, Architekturumwandlungen bei —. 6. 32 ff.
Filaria papillosa, Operative Entfernung einer — aus dem Auge cines mon-
golischen Pferdes. Von Hellmuth. 129.
Filariosen bei einheimischen Pferden. 434.
Fleischprobe, Feststellung des Alters einer — mittels verschieden stark kon-
zentrierten Kochsalzlösungen. 337.
Fliegenplage, Bekämpfung der —. Vortrag von Mayer. 60. s. a. Typhus.
Fluoreszeinreihe, Farbstoffe aus der — als chemische Transportmittel für
intravenöse Injektionen. 100.
Frakturen, Form- und Architektur-Veränderungen bei —. 1.
Frankreich: 150jährige Jubelfeier der Tierärztlichen Hochschule zu Lyon. 481.
—, Verbesserung des Avancements der Militärveterinäre in —. 484.
—, Pferdeein- und -ausfuhr in —. 157.
—, Mangel an Feldzugs-Leistungsfähigkeit bei mehr als 13 Jahre alten
Pferden. 48.
—, Skelett von Flying Fox im Pferdemuseum zu Saumur. 349. 532.
—, Über Förderung der Pferdezucht in —. 157.
—, Veterinärwesen (-Dienst) beim Expeditionskorps in Marokko 1907/08. 45.
s. a. Arzneiwagen. Pferdelazarett.
—, Veterinärstatistik der Armee für Heimat, Algerien und Tunis, 1910. 246.
Futtermittel (Hafer, Heu, Stroh), Untersuchung von — im Proviantamt auf
sog. Magazinfähigkeit. Von Vogler. 329. s. a. Rieinusbestandteile.
= Vf =
Fütterungsversuche in bezug auf gesundheitsschädliche Wirkung (Lähmungen)
mit Schachtelhalm (Equisetum palustre) und Molinia coerulea mit
negativem Ergebnis. Von Werner. 411. s. a. Schimmelpilze.
Gärungs-Saccharimeter, Ein neues — Von Weidenkaff. 850.
Gallensteinkolik beim Pferd mit tödlichem Ausgang. Von Grimm. 51.
Gangarten. 96. 142. s. Mechanik.
Gastruslarvenkrankheit, Über die Wirkung des Schwefelkohlenstoffes bei der
—. Von Duill. 560. s. a. 93. 467 (Kolik).
Gehirn-Rückenmarksentzündung, Untersuchungen über die dei —
(Borna’sche Krankheit) des Pferdes mit besonderer Berücksichtigung
des Infektionsweges und der Kerneinschlüsse. Von Joest. 101.
Gelenk-Auskultation mittels Hörrohr zur Diagnostik von Gelenkerkrankun-
gen. 49.
Gelenkerkrankungen, Über experimentell durch Streptokokkeninjektion er-
zeugte — und -Deformitäten. Von Koch. 424.
Gelenkrheumatismus beim Pferde, Herzklappenfehler infolge —. Von
Wiedemann. 505.
Geschwülste. s. a. Krebs. Sarkokarzinom. Tumoren.
— (künstliche und spontane Sarkome und Karzinome bei Mäusen), Heilung
von — mittels intravenöser Injektion einer Eosinselenverbindung. 99.
Gesichtsschwindel infolge Einwirkung greller Sonnenstrahlen auf das Augen-
innere beim Pferd. Von Freise. 95.
Gräser, Einteilung der — und ihre Erkennung in der Blüte. Vortrag von
Keutzer. 531.
Guajakringprobe zur Feststellung gekochter Milch. Von Weber. 291. s
244.
Hämoglobinämie (Lumbago, Kreuzverschlag), Gehäuftes Auftreten von — bei
Truppenpferden. Von Klinner. 513.
—, Diastase subkutan und intramuskulär als Spezifikum bei —. Nach
Waldeck (Ref... 348.
—, Heilung durch subkutane Luftinfusionen bei —. 206.
Haftpflicht des Tierhalters bei Schadenfällen durch leicht scheuende Pferde.
Von Schumacher (Ref.). 577.
— für Beschädigung von Personen, die aus Gefälligkeit Hilfe leisten. Von
Schumacher (Ref.) 340.
— für Arbeitspferde von Rennvereinen (Kammergerichtsentscheidung). 158.
s. a. Schadenersatz.
— für Krümperpferde der Armee (gemäß § 833 des Reichsgesetzes vom
30. 5. 1908). 50.
Handfeuerwaffen, Ein Beitrag zur Wirkung moderner — Von Dorner. 41.
Hasen. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen jungen und alten —.
Von Stroh. 29.
Hautausschlag, Ansteckender pustulöser — des Pferdes in der After- und
Schamgegend. Von Scholz. 235.
— , Beseitigung eines hartnäckigen — beim Pferde durch Salvarsanbehand-
lung. 273. 333.
Hautdesinfektion, insbesondere der Hände, Ein neues Verfahren der — mittels
8- oder 6;eigem Jodozoniment-Bengen (bzw. Jodvasogen) anstatt mit
Jodtinktur (Grossich'sche Methode). Von Blunk. 319. s. a. 51. 483.
Hautjucken (Pruritus cutaneus) beim Pferde, Naftalan-Salbe als Spezifikum
gegen — Von Kröning. 230.
— verbunden mit schwerem Darmkatarrh nach Fütterung von mangelhaft
gekochtem Reis bei Meutehunden. Von Rexilius. 566.
lleißwasserberieselung, Konstante — mittels Thermoregulator zur Wund-
behandlung. 151.
Herztätigkeit, Arhythmien der — bei Dienstpferden. Von Dreyer. 236.
Hitzpocken (Schweißekzem) des Pferdes, Vorbeugungsmittel und Behandlung
mit Josorptol bei — Von Bächstäd. 279. s. a. Sommerwunden.
IIohenecker Wasser in Form von Bädern oder feuchten Umschlägen, erfolg-
reich bei Sommerwunden, sowie als Trinkkur bei chronischem Magen-
darmkatarrh der Pferde. Von Jahn. 286.
- — nm rn r-
-e m nn mn >=
— VII —
Holländische Armee, Veterinärstatistik der — für das Jahr 1909. 246.
Hormone, Ersatz ausfallender — durch Organtherapie. Ref. 242.
Hornsäule, Operative Behandlung der — beim Pferd. Von Kabitz. 409.
Huf, Topographisch-anatomische Untersuchungen des — vom Pferde. Inaug.-
Diss. von Grujer. 207.
Hufbeine, Formveränderungen der — und ihre Beziehungen zum Hufbeschlag.
Vortrag von Gör te. 156. s. a. Transformation.
Hühnerspirillose, Erfolgreiche Behandlung der — mit Salvarsan. 274.
Hydrargyrum oxycyanatum und Oxycyanidseife als Desinfektionsmittel. 253.
Hyperidrosis partialis an der Schulter eines Pferdes. Von Spring. 131.
Hypnotika und Sedativa. s. Aleudrin. Luminal. Veronal. 57. 300. 434.
Hypophyse, Die Folgen der Exstirpation der — bei Hunden. Ref. 241.
Italien, Neuerung in der Organisation des Militär-Veterinärwesens in —. 294.
Jodtinktur, Mittel zur Entfärbung von —. 206. s. a. Desinfektion. Nageltritt.
— -Mastixverbandverfahren zur Wundbehandlung. 51.
Josorptol, Über die Wirkung des — und seiner Mischungen mit Hydrarg. bij.
(6 bzw. 8:1). Von Kalkhoff. 321. s. a. Schweißekzem.
Bu. and, Dipipkgkkenesuelis der Kälber (und Schafe), Serumtherapie
i —. 57
Kardiaka, Digalen und Digipuratum als —. 135. 157
Kastration (Ovariotomie) durch Flankenschnitt bei ne krankhaft rossigen
Stute (ohne Erfolg). Von Nordheim. 141.
Kehlkopfpfeifen, Operative Behandlung (Exzision der seitlichen Kehlkopf-
tasche) bei —, nach Eberlein. Ref. 426. 488. s. a. Laryngoskop.
—, Vorzügliche Erfolge mit der Stimmtaschenoperation bei —. 200. 349. 426.
Kerneinschlüsse in den Ganglienzellen des Ammonshornes und der Riechwin-
dung bei Borna’scher Krankheit. 103. s. a. Zelleinschlüsse.
Kiefer. s. Ober- und Zwischenkieferbein. Unterkiefer; Nasenkettentrense.
Kiemenfistel KO IE ERLLISHENIERADNN Zahnbalgzyste) beim Pferde. Von Dor-
nis. 76. 84.
Klebe- und Wickelverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von
Heinz. 132.
Kniescheibenverrenkung, Vollständige beiderseitige — infolge Ausschlagens
beim Pferd. Von Blumentritt. 190.
Knochen, Wesen und Bedeutung der Transformation der — für Knochen-
und Gelenkkrankheiten des Pferdes. Gr. Abh. von P. Tetzner. 1.
s. a. 156.
Knochenbrüche, Naturheilprozeß und Kallusbildung bei —. 6. 32.
Knochenmark, Milzbranddiagnose durch Untersuchung des —. Von Wulff
(Ref.) 574.
Kobragift, Cholesterin zur Neutralisierung von —. 54.
Kolik. s. Blasen-, Gallenstein-, Stein-Kolik; Gastruslarven. Koppen. Kornrade.
Thrombose.
Kolikähnliche Erkrankungen beim Pferde, Algerisches Heu als Ursache
von —. Von Vogler. 329.
Kollodial-chemische Unterschiede zwischen lebendem und totem Gewebe.
Vortrag von Lenk. (Ref.). 335. s. a. Fleisch. Totenstarre.
Kopfhalsarmmuskel, Partielle Zerreißung des rechtsseitigen — durch Sturz.
Von Stahn. 564.
Koppen, Schnelldiagnose des — beim Pferde. Nach Pecus (Frankreich).
Ref. 582
- Koppriemen mit Halseisen nach Goldbeck gegen —. 9.
—, Anwendung der Marek’schen Schlundsonde bei Kolik infolge von —. Von
Goldbeck. 92.
Koppen beim Hund. Von Holterbach. (Ref.). 581.
Kornrade, Vergiftung (Darmkatarrh mit Kolik) eines Pferdes mit —. Von
Duill. 414.
Krätze (Scabies) des Menschen, Ristin, ein neues Antiskabiosum gegen —.
Krebs beim Menschen, Neue Bahnen und Aussichten für die Heilung von —.
101. (99).
— VII —
Krebs, Heilung von — mittels Arsenikpaste (äußerlich) und Kicselsäure (inner-
lich). Von Zeller (Ref.). 475.
Kropf bei Ziegen, Künstlich (durch Fäces von an Kropf erkrankten Menschen)
erzeugter —. 205.
Kupieren der Pferdeschweife, Verbot des — bei der englischen Armee in Süd-
afrika. 247. s. a. Starrkrampf.
Kurpfuschereigesetz, Schicksal des Entwurfs vom —. 57.
Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des Pferdes durch Schimmelpilzver-
giftung. Gr. Abh. von Tetzner. 441. 489. 500. s. a. 412.
Laparotomie, Über den Wert der Öltherapie bei der —. Von Keller (Ref.).
193. s. a. Kastration, Uterusexstirpation.
Laryngoskop, Ein neues — zur Feststellung von Hemiplegia laryngis (Keh!l-
kopfpfeifen). 253.
Läusebehandlung bei Pferden (nach einem feanzesischen Rezept). Ref. 109.
Leberlymphdrüsen (-knoten), Welche — sind beim Rinde als regionär anzı-
sehen? Von Bongert. 474. s. a. 438.
Lebertuberkulose, Ein Beitrag zur Kenntnis der offenen —. Von Joest und
Emshoff. 14.
Leistungsfähigkeit, Mangel an Feldzugs- — bei älteren Pferden. 48. 436.
Leukämie bei Pferden, Diagnose und Behandlung mit Arseuik bzw. Sal-
varsan. Von Krüger bzw. Rips. 273/76. 471.
Lipoide, Selbstschutz des Organismus durch die — Von Picard. (Ref.). 54.
Luminal, ein neues subkutan anwendbares stark wirkendes Hypnotikum (dem
Veronal nahestehend). 300.
Lungenwurmseuche der Haustiere und des Wildes, Behandlung der — mit
Kupferchlorid. 519.
Lymphgefäßsystem des Rindes. Gr. Abh. von Baum. 438. s. a. 474.
Mallein von Klimmer, Vorzüge des — bei der Augen- und kutanen Reaktion
gegenüber dem von Foth. 191. s. a. 518.
Malleinisation, Die Technik bei den einzelnen Arten der — (Ophthalmo-, Kuti-
und Thermoreaktion). Von Fröhner. (Ref.). 523
Marek’sche Schlundsonde, Verfahren für die Anwendung der —. 92. s. a.
Koppen.
Mashfutter, Zubereitung und Verabreichung von —. Von Suckow. (Ref.). 296.
Mastdarm- und Scheidenperforation einer Stute bei der Geburt (Ausgang in
Heilung). Von Jerke. 281.
Mastixverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von Heinz. 132.
s. a. 51.
Maul- und Klauenseuche bei Pferden (Fohlen). 158.
—, Serumtherapie bei der — der Rinder. 5793.
Maultierzucht in Westpreußen (Landgestüt Marienwerder). 156.
Mechanik und Zweckmäßigkeit der Gangarten des Pferdes, Über —. Von
Schoenaich. %.
ES Gesetze des Gleichgewichts der Bewegung und der Zäumung.
ef. 142.
Milch, Guajaktinkturprobe zur Unterscheidung roher und erhitzter —. (Ref.)
Von Rievel244; Weber 29.
Militärärztliche Vereinigung zu Berlin, Wissenschaftliche Abende der —.
59. 105. 155. 204. 249. 294. 482. p80. 819.
Militär-Veterinär-Akade mie, Sammlung von Pferde-Schneidezahngcebissen für
die —. 160. 440. 584. s. a. Bücherei. Tagesgeschichte.
—, Zuwendungen für das Kasino der —. 59. 579.
Militärveterinärwesen, Änderungen im — aus Anlaß des Reichshaushaltsetats
für 1912. 347. 491. s. a. Belgien. Frankreich. Italien. Veterinär.
Milzbrand, Über die Serumtherapie bei —. 245. 573.
Milzbranddiagnose mittels des Askolischen Verfahrens (Präzipitinreaktion).
200. 294. 422. 461. 477; s. a. 514. (Knochenmark).
Milzbrandkeime (-stäbehen und -sporen), Das Schicksal der — in der Stall-
jauche. Von Roth. (Ref.). 419.
za IX s
Milzbrandsporen, Über die Beschaffenheit von Nährböden für die Prüfung
der Lebensfähigkeit von — bei Desinfektionsversuchen. 244.
Mitteilungen bzw. Notizen der Schriftleitung usw.: 160. 304. 352. 440. 584.
Museum für Urpferde in Nordamerika. 580. s. a. Frankreich.
Au a des breiten Einwärtsziehers beim Grabenspringen. Von
öhler ;
— des Kopfhalsarınnuskeis infolge Sturz. Von Stahn. 564.
Nabelbruch der Fohlen, Operative Behandlung bzw. Anlegen von Aluminium-
kluppen bei —. Von Trams. 279.
Nageltritt, Zur Behandlung des —. (Keine sog. antiseptischen Fußbäder,
sondern Jodpräparate.) Von Lutz. 322.
Nasenkatarrh bei Pferden, Jodkalium zur Schleimverflüssigung bei —. 480.
Nasenkettentrense bei Ladendrücken und Kieferbrüchen. 286. (283).
Naturforscher und Ärzte, 84. Versammlung deutscher — in Münster. Ref.
v. Feldtmann. 346. 514. 569.
Neosalvarsan. 290. 570/71. s. Brustseuche. Syphilis.
en als selbständige, ansteckende Krankheit bei Pferden. Von Böh-
and. 239.
Ober- und Zwischenkieferbein, Heilung eines komplizierten Bruches am —
mittels Silberdraht. Von Rexilius. 327. s. a. 285.
Obduktionsbefunde und -Technik. 61. 73. 210. 465. 467. 568.
Ohrfistel (Zahnbalgzyste) beim Pferde. Von Dornis. 76.
ne N den Wert der — in der Bauchhöhlenchirurgie. Von Keller.
(Ref.). 193.
Ophthalmoreaktion (Augenprobe, -reaktion. Konjunktivalprobe). s. Mallein.
Rotz. Tuberkulin.
Optische Methode, Versuche über Verwendbarkeit der — zur Diagnose von
Infektionskrankheiten. (Negatives Ergebnis) Von Mießner und
Immisch. 518. s. a. Fermente. Schwangerschaft.
Osteomalacie und Rachitis nach Genuß von schädlichem Brunnenwasser. 300.
Personalveränderungen und Ordensauszeichnungen in der Armee. 62. 111. 159.
207. 255. 303. 351. 439. 486. 535. 583.
— an Tierärztlichen Hochschulen. 201. 248. 293. 431.
Pferde, Über alte —. Von Graf Wrangel. 436. s. a. 48: Museum.
Pferdeaus- und -einfuhr Deutschlands 1911. 252. s. a. Belgien. England. Frank-
reich.
Pferdebestand, der gesamte — auf der Erde. 297.
Pferdelazarette beim französischen Expeditionskorps in Marokko 1907/08. 46.
s. a. 247.
Pferdezucht. s. a. Belgien. England. Frankreich; Remontierung.
—: Verlegung des Kgl. preuß. Hauptgestüts Graditz nach Bilderlahe? 430.
—: Zur Förderung des arabischen Vollbluts. 532.
—: Über den Graditzer Vollbluthengst „Habenichts‘“. 205.
—: Ein neues ungarisches Leibreitpferd des Kaisers. 156.
Pferdezustand, Hebung des — im Sinne der Verfügung der Gencral-Inspek-
tion der Kavallerie, v. 3. 1. 10. Gr. Abh. von Ohm. 353.
“ONTZEA TAL; Zur Bestimmung der —. Von Kropf, Regierungsbaumeister.
Pyocyanase, Gehalt und Bedeutung der Lipoide für die —. 55.
Pyrethrum. 109. 299. s. Läuse-, Stechmückenbekämpfung.
Rachitis und Osteomalacie, Schädliches Brunnenwasser als Ursache von —.
Rehe, Erkrankungen von Remonten an — durch Wiesenschaumkraut im
Grünfutter. Von Pfefferkorn. 555.
Rektale Untersuchung zur Feststellung von Thrombosen beim Pferd. Von
Brehm. 464.
Remontezüchter-Versammlung in Ostpreußen (Erörterung über Erhöhung der
Remontepreise). 579.
— X —
Remontierung des deutschen Heeres für 1911. 249. 579.
Remontierungsordnung, K. K. O. vom 18. 5. 12. betr. die neue —. 431.
Rennpreise der drei großen Berliner Rennbahnen für 1912. 157.
Ricinusbestandteile in Futtermitteln, Nachweis giftiger — mittels Therıns-
präzipitation. Gr. Abh. von Kranich. 455.
Rinderpest, Galle zur Immunisierung gegen —. 54. s. a. 573 (Serumtherapie).
Röntgenstrahlen, Verwertbarkeit der — in der Tierheilkunde. 43. (Z. 57.)
Rotlauf der Schweine, Uber Erfolge der Serumtherapie beim —. 573.
Rotlaufseuche der Pferde, Über Ätiologie und Immunität der —. 204. s. a. 218.
(Brustseuche).
—, E a Diagnose und Differentialdiagnose usw. der —. 212.
. 295.
—, Atoxyl zur Behandlung der —. 295.
—, Über Salvarsanbehandlung bei —. 277. (273).
Rotzdiagnose, Über den Wert der Agglutinations- und Komplementbindunzs-
methode sowie der Konjunktivalprobe (mit Malleinum siccum Foth) für
die —. Vortrag von Schubert a. d. Naturforscher-Versammlung. 518.
—, Vergleichsweise Anwendung der verschiedensten Methoden (Augenprobe,
kutane und subkutane Malleinimpfung, Präzipitation, Agglutination
und Komplementbindung) für die — Von Reinhardt. 191.
—. Über die Vorzüge des Mallein von Klimmer gegenüber dem von Foth bei
der kutanen und Augen-Reaktion. 191.
—. Bedeutung der Agglutinations-, Komplementbindungsmethode und der
Konjunktivalprobe (Wolff-Eißner) für die — Von Mießner. 417.
—, Über die Technik der einzelnen Arten der Malleinisation (Ophthalm»-,
Kuti- und Thermoreaktion) für die —. 523.
Rückfalltyphus, Erfolgreiche Behandlung des — mit Salvarsan. (Ref.). 289.
Russische Armee, Veterinärstatistik der — für 1909. 245. s. a. Milzbrand.
Salvarsan, die verschiedenen Anwendungsformen (subkutan, intramuskulär
und intravenös) des —. 289. s. a. Brustseuche.
Salvarsan, Der Einfluß intravenöser Injektionen von — auf die Nieren. (Ver-
suche an Hunden und Kaninchen.) 521.
Salvarsanbehandlung, Bisherige Ergebnisse der —. s. a. Perniziöse Anämie.
Periodische Augenentzündung. Brustseuche. Druse. Ekzem. Hautaus-
schlag. Hühnerspirillose. Leukämie. Rotlaufseuche. Rückfalltyphus.
Strahlkrebs. Syphilis; Neosalvarsan.
Sarkokarzinom in der Orbita beim Pferd. Von Rath je. 550.
Schachtelhalm (Equisetum palustre), Fütterungsversuche mit —. 411.
Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt. (Erfolglos.) Von Bauer. 360.
Scharlach, Übertragung von — auf einen Orang-Utan. 347.
Scheiden- und Mastdarmperforation einer Stute bei der Geburt. 281.
Schimmelpilze als Krankheitsursache bei Pferden. 412. 441. 444/45. 489. 496. 500,
Schlundverletzung beim Pferde, Tod durch Fremdkörper-Lungenbrustf£ell-
entzündung (Obduktionsbefund). Von Steinhardt. 466.
Schwangerschaft (Trächtigkeit), Über die Diagnose der — mittels der opti-
schen Methode und des Dialysierverfahrens.. Von Abderhalden
und Weil. (Ref.). 518. 524.
Schweißekzem des Pferdes. s. Hitzpocken. Sommerwunden.
Schnenentzündungen, Sitz der — an den Vorderbeinen der Pferde. Von Fon-
taine. (Ref.). 478. s. a. Beugesehnen.
Schnenscheidenentzündungen, Experimentelle, metastatische —. 470.
‚ Untersuchungen über die metastatischen Veränderungen bei — nach
Brustsenehe. 541.
Seifen. Desinfizierende —. s. 253. 347. Afridol. Hydrargyrum oxyeyanatum.
Selbstschutz des Organismus dureh Lipoide. 54.
Selbsttränken für Pferde in der englischen Armce. 247.
Sepsis, Infektionskrankheiten, Behandlung von — mit Alkalien. 581.
Serumdiagrnostik. 254. s. a. Brustseuche. Rotz.
Serumpapicre, Agglutinierende, präzipitierende und hämolytische Sera in
Form der —. 58.
— XI —
| Serumtherapie, Über die praktischen Erfolge der — in der Veterinärmedizin.
Vortrag von Mießner. 573. s. a. 254.
Sklerostomenseuche bei Pferden, Feststellung und Bekämpfung der —. 465.
Sommerwunden, Heilung von — unter Verband. 247. s. a. Hitzpocken.
Hoheneck.
Spat, die verschiedenen Entwicklungsstadien (Arthritis deformans, Ankylose
und Exostosenbildung bei —. 15. 40.
—, Ankylose und Pseudoankylose bei —. 15. 37.
Sporotrichum Schenkii als Erreger einer in Nordamerika vorkommenden
Pferdekrankheit. 199.
Sprungbewegung des Pferdes, Studien über die —. Gr. Abh. von Borcherd.
| 257. 305. s. a. Gangarten.
ı Stahl, Snstige Beurteilung des sog. feuerbeständigen —. (Hufschmied.) 297.
| Ställe, Über die in Truppen- — vorkommenden Insekten. 118.
Stalljauche, Das Schicksal der Milzbrandkeime in der —. 419.
Stalldünger, Bakteriologisch-chemische Untersuchungen über den —. 496.
ı Starrkrampf beim Hunde nach Kupieren des Schweifes. Von Escherich.
288.
— bei Pferden, Pilocarpin mit Erfolg gegen —. 483.
— -ähnliche Erscheinungen infolge Spulwürmer beim Pferde. Von Otto.
91.
| Staupe, Endozelluläre Körperchen in den Epithelzellen der Bronchien, sowie
im Rückenmark und Kleinhirn bei —. Von Sinigaglia. (Ref.). 526.
| s. a. Zelleinschlüsse.
Stechmückenbekämpfung, Zur Frage der —. Nach Giemsa. 299.
Steinkolik, Ursachen der häufigen Erkrankung bei Truppenpferden an —.
Von Biermann. 28.
Stollbeulen (Hygrome), Behandlung der — durch Ausziehen und Injektion
einer 50 %igen Jodlösung. Nach Bayer. 43.
Stomatitis pustulosa contagiosa, Binde- und Hornhautentzündung infolge —.
Von Otto. 234.
Strahlfäule, Betrachtungen über die Ursache der —. Von Rexilius. 123.
Strahlkrebs, Salvarsanbehandlung bei —. Von Rips. 273.
Strychnin, Chlorhydrat gegen Vergiftung durch — beim Pferd. 510. s. a.
Facialislähmung.
Sumpf-Fieber, Untersuchungen über —, eine infektiöse Erkrankung der
Pferde in Nordamerika. 196.
‚Syphilis, Vermeidung unangenehmer Nebenerscheinungen bei der Salvarsan-
behandlung der — durch Verwendung von nur frisch destilliertem
Wasser. 103/4.
—, Behandlung der — mit Neosalvarsan (vorteilhafter als mit Salvarsan). Von
Schreiber. (Ref.). 290.
m En, _ mn m
Tr
Tagesgeschichte. s. a. Frankreich. Militär. Verordnungen. Veterinär.
Verleihung akademischer Grade an die preußischen Bergakademien, K. K. O.
v. 29. 1. 12 betr. —. 154.
Anerkennung des Titels Dr. med. vet. in Oldenburg. 248.
Approbationen in Deutschland 1910/11. 249.
Auszeichnungen (Ehrungen, Ernennungen, Verleihungen): K.St.V.a.D.
Wittig 105. Prof. Kösters 152. Hauptner 202. Dammann 248. Robert
Koch 292. Nevermann 294. Ostertag 431. Eggeling und Fröhner 482.
Eberlein 578; s. a. 343 (Ehrenpromotionen).
Todesfälle, Nachruf: K.St.V.a.D. Qualitz 56. O.St.V. Stramitzer
57. Prof. Pusch, Dresden und 0. V. Preising 152. St. V. Rogge
153. 208. 428. V. Peglow 248. Prof. Munk 529. Prof. Werner 530.
Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers und Königs. 104.
Kommers anläßlich der Ehrenpromotion des Direktors der Militär-Veteri-
när-Akademie, Generalveterinärs Dr. Hell. 429. (343).
25. Stiftungsfest des Korps „Obotritiat an der Mil.-Vet.-Akademie. 59.
un. Hochschulen: Stuttgart, Wien 346. Stuttgart 530. Stockholın
518.
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u, (EEE tn D y
— XI —
Tagesgeschichte.
Tierärztliche Hochschulen, Personalveründerungen an —. 201. 248. 293. 431.
s. a. n. Auszeichnungen usw. (Tagesgeschichte).
Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums der Tierärztlichen Hochschule zu
Berlin. 248. 293. 342.
Bienenzucht und Fischzucht im Lehrplan der Tierärztlichen Hochschule zu
Dresden. 431.
Fischereibiologisches Institut an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden.
878.
Tierärztliche Prüfungsordnung, Die neue deutsche —. 430.
Dauerausstellung von Instrumenten für Tiermedizin und Tierzucht von
Hauptner. 202.
Deutscher Veterinärrat, Plenarversammlung des — in Eisenach. 482.
10. Tierärztlicher Weltkongreß in London. 482.
Landesgesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin. 482.
— für das Kgr. Sachsen, M. V. v. 20. 5. 12 betr. —. 345.
Zwei große Concours hippique in Berlin, 1912. 201.
Deutsch-Südwestafrika (Lüderitzbucht), Das erste öffentliche Schlachthaus
in —. 341.
Tanargentan, ein neues Darmdesinfiziens und Adstringens. 300.
Tantal, Vorzüge der Hohlnadeln aus —. 578.
Thrombose der Hüft-, Blind-, Grimmdarmarterie (mit Kolik) bzw. der
Schenkel- und Beckenarterien (mit Lahmheit). 464.
Tollwut, Intrauterine Infektion eines Schaffötus bei —. 573. s. a. Wutvirus.
—, Behandlung der — beim Menschen vor hundert Jahren. 348.
—, Schutz-, Zwangs-Iınpfung gegen — bei Tieren mittels Lyssin, nach Mieß-
ner. 572.
Totenstarre, Erklärung für das Wesen der — mittels der Kolloidchemie. 330.
Tötung von Pferden durch Lufteinblasen in die Jugularis. 73.
Trächtigkeitsdauer der Stuten, Beitrag zur —. 60. s. a. Schwangerschaft.
Transformation der Knochen, Wesen und Bedeutung der — für Knochen-
und Gelenkkrankheiten des Pferdes. Gr. Abh. von P. Tetzner1.s.a.
156.
Trichinose, Hochgradige — eines Schweines. 433.
Tuberkelbazillengehalt der Galle tuberkulöser Tiere, Untersuchungen über
den —. Ein Beitrag zur Kenntnis der offenen Lebertuberkulose. Von
Joest u Emshoff. 149. s. a. 474.
De Infektiosität der bovinen Form des — für Kinder. 199. s. a.
1.
Tuberkulin, Kuti- und Ophthalmoreaktion mit — beim Hund. Ref. 342. s. a.
58. (Bovotuberkulol).
Tuberkulose, Über Ursprung und Entwicklung der allgemeinen —. Von Jur-
gelunas. (Ref.). 338.
—. Übertragung der menschlichen — mittels Sputum auf das Pferd (Obduk-
tionsbefund). Von Mogwitz. 567.
—. — — — — auf Rinder; Tuberkulose-Bekämpfung; Tuberkelbazillen-
Untersuchung. Von Eber. 301.
Tumoren (Sarkom und Karzinom), Heilung von — durch Injektionen von
Selen- bzw. Tellurnatriumlösung. 99.
Typhusbazillen, Keine Verbreitung der — durch Fliegen. 243. s. a. Rückfall-
typhus. l
Uberbeinbildung. Verknöcherung des Ligamentum interosseum bei der —. 36.
Uberbeine. Traumatische und spontane — (Dieckerhoff.) 8.
— am Metacarpus bzw. -tarsus, Wesen und Ursachen der —. 36. 60.
Ultrakondensor von Jentzsch für ultramikroskopische Untersuchungen. Von
Troester. 223. s. a. Dunkelfeldbeleuchtung.
Unterkiefer, Bruch des einen Astes vom — beim Pferd. Von Bauer. >83.
Uterusexstirpation beim Hund. Von Keller. 193. s. a. Laparotomie.
Uzara, ein neues Antidiarrhoikum beim Menschen. 109.
— XII —
EEE
Vergiftung. s. Bohnen. Kornrade. Lähmung. Rehe. Strychnin.
Veronal als Hypnotikum. 57. 300.
Verordnungen. s. a. Tagesgeschichte. Veterinäre.
Übungsgelder, Erhöhung der — für Veterinäroffiziere. (A. V. Bl. 1. 7. 12
S. 161). 432.
Neue Schirmmütze, K. K. O. u. K. M. V. vom 27. 12. 11 betr. die —. 106.
nenn mit Gamaschen für Offiziere usw., K. K. O. u. K. M. V.
| 1. 2. 12 betr. —. 203.
Heldirane (graugrüne) Uniform für Unterveterinäre. (A. V. B1. 1913. Nr. 11.)
346
Viehseuchengesetz, K.M.V. v. 2. 5. 12 betr. das Inkrafttreten des neuen —.
294. s. a. Bücherschau.
Verstopfung bei Pferden, Behandlung mit verschiedenen Mitteln. 444. `
Veterinärmedizin, Sammlung von Dokumenten der —. 52.
er en Dienstaltersliste der — Von Wöhler. 352. 440. s. a.
N ilitär
. Rennsiege des Stabsveterinärs Mrowka in Tsingtau. 483.
| —. Stabsveterinär- und Oberveterinärkursus. 59. 481. 530. 579.
I —, Kameradschaftliche Vereinigung der — in Karlsruhe. 430.
—, Versammlung der — des VII. bzw. XVIII. Armeekorps. 57. 200.
— des Beurlaubtenstandes, Wahl der Unterveterinäre d. B. zu —.
432.
— — —, Einkleidungsgeld für die — nach § 22 der Besoldungs-V. v. 26. 10. 11.
107. (432).
' Veterinärstatistik. s. England. Frankreich. Holland. Rußland.
Ion us, Ergebnisse der außerordentlichen — vom 1. 12. 11 für Preußen.
49.
Wasser, Über Gesundheitschädlichkeit des durch Endlaugen aus Chlorkalium-
fabriken verunreinigten —. 19.
Wasserstoffsuperoxyd (15 eig) für die Tierheilkunde. Von Löffler. 324.
s. a. 5T. 435.
Wickel- und Klebeverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von
Heinz. 132.
Widersetzlichkeit beim Beschlagen, Morphium, Chloralhydrat bzw. Lasso-
Dompteur gegen —. 189.
Wundbehandlung. s. Biebrich. Bolus. Mastix.
' Wutvirus, Rabizide und bakterizide Kraft des Cholesterins und Lezithins auf
| das —. 55. s. a. Tollwut.
Zahnbalgzyste (Kiemen-, Ohrfistel) beim Pferde. Von Dornis. 76.
Zahnlosigkeit, Erklärung für die — der Wiederkäuer im Oberkiefer usw. 83.
Zehengelenke, Über die Erkrankungen der — beim Pferde. Gr. Abh. von
Berndt. 53.
Zell- ax Kerneinschlüsse. s. Brustseuche. Gehirnrückenmarksentzündung.
taupe.
\ Zuckerbestimmung, Quali- und quantitative — mittels Benedietscher Lösun-
gen, sowie Trommerscher und Fehlingscher Zuckerprobe. 580. s. a.
250. Gährungs-Saccharimeter.
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Zeitschrift für Veter-
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HEALTH SCIENCES LIBRARY
UNIVERSITY OF CALIFORNIA
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