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Full text of "Zeitschrift für Veterinärkunde mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 24.1912"

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THE HEAWTH SCIBMEBS LIBRARY 
UNIVERSITY OF CALIFORNIA, DAVI: 





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24. Jahrg,” E A a 1912: 2, 1. Heit.. ` 


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‚ZEITSCHRIFT FÜR 





VETERINARKUN DE! 


MT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER MEENE. 
. ORGAN FÜR DIE VETERINARE DER ARMEE 









>72 Herausgegeben von den . 

-Zi Inspizienten der -Militär-Veterinär-Akademie, 
-— "dem technischen Vorstand und den Assistenten. 
ae: - der Militär-Lehrschrıiede Berlin z3 


Redigiert von Korpostnbereterind: Me 
2 22 WW ohler 2 = 2: 


Inspizient a a d. Kgl Militäz-Veterinte- Akademis Ba 





z ; Verlag > von E.S. MITTLER & Eon Königliche lt BERLIN swes, 8, Kochstr. en ae 
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Beiträge: "zur ‘Konathis des Wesens und der Bedeutung der doao 
der- Knochen fär Knochen- und Gelenkkrankheiten des Pierdes. Von >^ 
x Unterveterinär“ Dr. Paul Tetzner. Mit 16- un auf 4 ‚Tafeln -E45 


Relerate ` -> -o rs FR x rn = a re BR ee f Kr i Eu u a . . i Ki l o 5 T a = > ”. 45—560 = 
: Das. Veterinärwesen beim. abgehen Expeditionzkorpe, in :Marokko Se 


3 während der. "Jahre | -1907 und 1908. Kungl. Krigsvetenskaps-Akadeniiens a 
u. -Handlingar ‘och _Tidskrift, ‚Stockholm, 1911. Heft 6. — Garrod: Die Aus- 
a ` kultation.' der; ‚Gelenke.. :Rewue. vet: ‚mil. ‘vom .30. 9. 1911 Schumacher: : . - 
- Zur? ZHaftung - für Tiere (Krümperpferde der Armee). "Deutsche landwirt- i 

schaftliche Presse, XXXVIII. Jahrgang, Nr. 719.. — Haist: Die Wundver- © > 

sorgung - mit Jodtinktur. und Mastixverband. -- Deutsche Militärärztliche 
BR ‚Zeitschrift, 19. Heft, 1911., —. Moule:. ‚Sammlung von „Dokumenten der 
"Veterinärmedizin. Revue. gen. -de med. vet. 1.`und 15. 9: 19117 = Picard> 
: en u die: Tipae” Revue gen..de: méd. vét- ee 

Tuis. YAug= 1911." eg ee en... 


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Tagesgeschichte _ u F i a E ee e, 
l ‘Korpsstabsveterinär a. 'D. Qualitz 4 -. — Oberstabs- und Regimentsveterināär ` 
` Stramitzer tł. — Kurpfuschereigesetz. — Versammlung der Veterinäroffiziere 
‚des XVIII: Armeekorps. — 25. Stiftungsfest des KONP: pADoiHa an der 
- Königlichen Militär-Veterinär-Akademie. . 


Verschiedene Mitteilungen De a u an " Tre : R u nn. 59-60 À 
Bücherschau . .-~ . . = s A ash A ee Er Bad eh 60—62 
Personalnachrichten `. > 2 22.2 o o o 62A 
Familiennachrichten ae k nr =: Ba kr 2. 64 


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Ausgegeben am 5. Januar 1912. 


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24. Jahrg. Januar 1912. 1. Heft. 


Zeitschrift ú Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 39. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Aus der Chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztl. Hochschule zu Berlin. 
(Verstand: Prei. Dr. R. Eberlein.) 


Beiträge zur Kenntnis des Wesens und der 
Bedeutung der Transformation der Knochen für 
Knochen- und Gelenkkrankheiten des Ai 


Von Veterinär Dr. Paul Tetzner. 
Mit 16 Abbildungen auf 4 Tafeln. 


Die Tatsache, daß die Knochen des Menschen und die der 
Haustiere nicht regellos aufgebaut sind, die äußere Form und die 
innere Einrichtung (Architektur) der einzelnen Knochen vielmehr 
eine bestimmte, eigentümliche, durch die Statik und Mechanik der- 
selben notwendigerweise bedingte und daher stets wiederkehrende 
Gestalt und Einrichtung aufweisen, ist durch eine große Anzahl 
diesbezüglicher Untersuchungen auf dem Gebiete der Anatomie 
festgestellt und erhärtet worden. Diese Forschungen zogen auch 
sehr bald die Erkenntnis nach sich, daß durch mechanische Form- 
veränderungen, wie Frakturen, abweichende Inanspruchnahme, 
chronische Krankheitsprozesse usw. sowohl die äußere Form wie 
die innere Architektur der Knochen stets eine der veränderten 
Statik und Mechanik entsprechende Umwandlung erfahren. Die 
Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in dem von Wolff be- 
gründeten Gesetz der TransformationderKnochen 
zusammengefaßt, dessen Richtigkeit im allgemeinen durch viel- 
fache Arbeiten auf dem Gebiete der Chirurgie und Pathologie, 
sowohl der Human- wie der Veterinärmedizin, nachgeprüft und 
bestätigt ist. 

Durch eine Preisaufgabe der Königlichen Tierärztlichen Hoch- 
schule zu Berlin für das Jahr 1910: Das Wesender Trans- 
formation der Knochen und die Bedeutung der- 
selben fürdie Knochen-undGelenkkrankheiten 
des Pferdes darzustellen, wurde meine Aufmerksam- 
keit auf diese Frage gelenkt und wachgehalten. Die damals be- 
gonnenen Untersuchungen habe ich deshalb in der Folgezeit fort- 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. l 


an Di, 


gesetzt und deren Ergebnisse unter Zugrundelegung der Preis- 
arbeit in den nachstehenden Ausführungen zusammengefaßt. 

Meine Beobachtungen erstrecken sich auf Überbeine, 
Spat, Arthritis und Periarthritis des Karpal- 
gelenkes, Schale und Fesselbeinbrüche, und zwar 
auf insgesamt 17 Präparate. 

Des besseren Verständnisses wegen habe ich in jedem ein- 
zelnen Kapitel eine Übersicht derbisherigen Unter- 
suchungen über das Wesen und die Ursachen der 
Erkrankung sowie über die innere Einrichtung der 
in Frage kommenden Knochen vorausgeschickt. 

Für das große Interesse, die stets liebenswürdige Unter- 
stützung und die Überlassung einer großen Anzahl von Präpa- 
raten aus der Sammlung der chirurgischen Klinik bin ich meinem 
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Eberlein, zu 
größtem Danke verpflichtet und möchte diesen auch an dieser 
Stelle zum Ausdruck bringen. 


Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungen über Bau 
und Transformation der Knochen. 


„Sägrt man einen Knochen durch, so nimmt man eine auf- 
fällige Verschiedenheit an demselben wahr. Die periphere Sub- 
stanz ist dieht, fest und wird die Substantia compacta s. corticalis, 
kompakte Knechensubstanz ouer Rindensubstanz genannt. Die 
Rindensubstanz umgibt die Substantia spongiosa, schwammige 
Knochensubstanz, welche ein dichtes, aus mannigfach miteinander 
verbundenen Blättehen und Bälkchen zusammengesetztes Fach- 
werk bildet. Die Blättehen und Bälkchen ordnen sich stets in der 
Richtung des maximalen Druckes und Zuges an, können somit 
ihre Widerstandskraft in günstigster Weise zur Geltung bringen 
und drängen sich an den Stellen, an welchen das Maximum des 
Druckes und Zuges vorhanden ist zur kompakten Substanz zu- 
sammen.“ (Ellenberger und Baum [8].) Wörtlich steht 
der erste Satz schon bei Gurit (38); über die Bedeutung der 
Spongiosa gibt derselbe jedoch nur an: „Die Blättchen und 
Bälkehen der Substantia spongiosa schließen, unvollständig vonein- 
ander getrennt, größere oder kleinere Hohlräume, Markzellen, ein.“ 

Der erste, welcher auf die eigentümliche Struktur der Spon- 
giosa aufmerksam geworden ist und auf ihre Bedeutung für den 
Knochenbau hingewiesen hat, war der Tierarzt Bouley (27), 
weleher schreibt: „Ce qui semble ressortir d'une inspection à 
l'oiel ou à la loupe faite sur différentes coupes parallèles, prati- 
quées dans le sens de la longueur de los, c'est quelles paraissent 
combinées, dans leur disposition générale de manière à trans- 
mettre et á répartir les pressions sur les régions de los qui, par 
leur structure et leur composition offrent les plus de condition de 
résistance.“ 

Ihm fallen im Hufbein des Pferdes auch schon einige Spon- 
giosazüge auf, die senkrecht von der Gelenkfläche herabziehen, 


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und welche er für besondere Pfeiler ansieht, die den Druck auf- 
nehmen und zweckmäßig verteilen. Wäre er mit den Gesetzen 
der Mechanik und Statik vertraut gewesen, dann hätte er vielleicht 
schon zu dem Ergebnis kommen können, das 16 Jahre später 


` Herrmann v. Meyer den medizinischen Kreisen mitteilen konnte. 


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v. Meyer (32) gebührt das Verdienst, die eigentliche B e- 
deutung der Spongiosa und vor allem die zweckmäßige 
Anordnung derselben erkannt zu haben. Seine Untersuchungen 
erstreckten sich namentlich auf den Femur des Menschen, aber 
auch das Hüftbein, die Tibia und der menschliche Fuß sind 
von ihm untersucht und die Anordnung der Spongiosabälkchen 
in diesen Knochen geprüft und beschrieben worden. 

Wolff (85) vervollständigte die Untersuchungen v.M e yers. 
War dieser seinerzeit hauptsächlich durch den Mathematiker 
Culmann bei seinen Entdeckungen unterstützt, so machte sich 
Wolff mit den Gesetzen der Statik und Mechanik selbst vertraut. 
Seine Untersuchungen waren vorwiegend dem menschlichen Ober- 
schenkel gewidmet. Ein besonders glücklicher Griff von ihm war 
das Herstellen möglichst dünner Furnierblätter aus dem zu unter- 
suchenden Knochen, so daß er gleichsam das körperliche der 
Spongiosa auf eine Ebene reduzierte. Durch Photographieren 
dieser durchscheinenden, dünnen Blättchen auf schwarzer 
Sammetunterlage erzielte er Bilder, welche scharf und deutlich 
den Verlauf der Spongiosa erkennen ließen. Er teilte die Ansicht 
von v. Meyers, daß Spongiosa und Kompakta nicht zwei ver- 
schiedene Substanzen darstellten, sondern, daß letztere durch Zu- 
sammendrängen der Spongiosa entstanden wäre. Auf Grund 
seiner Untersuchungen kommt er zu dem Schluß, daß am oberen 
Ende des menschlichen Oberschenkels ausschließlich in den Rich- 
tungen der mathematischen Spannungstrajektorien Knochen- 
substanz vorhanden ist, daß also der Knochen in Druck- und Zug- 
linien aufgebaut sei, und er behauptet, daß es sich hierbei um ein 
ällremeines, für alle Knochen geltendes Gesetz handele, und daß 
diese einen ihrer Inanspruchnahme entsprechenden architek- 
tonischen Aufbau besäßen. Wie recht er mit dieser Be- 
lauptung hatte, beweisen die späteren Untersuchungen. 

Wolfermann (36) untersuchte die Wirbel und fand auch 


‚ an ihnen bestätigt, was v. Meyer behauptet hatte. Sehr inter- 


essante Untersuchungen veröffentlichte ferner Langerhans 
(37) über das Kreuzbein und das Becken. Der Fibula spricht er 
jede Beteiligung am Tragen der Körperlast ab auf Grund der An- 
ordnung der Spongiosa. 

Roux (44) hat in seiner Abhandlung auf die Verschiedenheit 
der einzelnen Bälkchen hingewiesen und folgende statische Ele- 


= mentarteile festgestellt: 


i. Die Knochenröhrchen (tubuli ossei), vollkonmımen oder 
seitlich durchbrochen (tubuli completi und incompleti); 
de Kugelschalen (pilae osseae); 
die statischen Plättchen (lamellae staticae); 
. de Knochenbälkchen (trabeculae osseae). 
Hierzu kommen noch mannigfaltige Übergangsformen. 
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— 9 — 


gesetzt und deren Ergebnisse unter Zugrundelegung der Preis- 
arbeit in den nachstehenden Ausführungen zusammengefaßt. 

Meine Beobachtungen erstrecken sich auf Überbeine, 
Spat, Arthritis und Periarthritis des Karpal- 
gelenkes, Schale und Fesselbeinbrüche, und zwar 
auf insgesamt 17 Präparate. 

Des besseren Verständnisses wegen habe ich in jedem ein- 
zelnen Kapitel eine Übersicht der bisherigen Unter- 
suchungen über das Wesen und die Ursachen der 
Erkrankung sowie über dieinnere Einrichtung der 
in Frage kommenden Knochen vorausgeschickt. 

Für das große Interesse, die stets liebenswürdige Unter- 
stützung und die Überlassung einer großen Anzahl von Präpa- 
raten aus der Sammlung der chirurgischen Klinik bin ich meinem 
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Eberlein, zu 
größtem Danke verpflichtet und möchte diesen auch an dieser 
Stellezum Ausdruck bringen. 


Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungen über Bau 
und Transformation der Knochen. 


„Sägt man einen Knochen durch, so nimmt man eine auf- 
fällige Verschiedenheit an demselben wahr. Die periphere Sub- 
stanz ist dieht, fest und wird die Substantia compacta s. corticalis, 
kompakte Knuchensubstanz ouer Rindensubstanz genannt. Die 
Rindensubstanz umgibt die Substantia spongiosa, schwammige 
Knochensubstanz, welche ein diehtes, aus mannigfach miteinander 
verbundenen Blättehen und Bälkchen zusammengesetztes Fach- 
werk bildet. Die Blättehen und Bälkchen ordnen sich stets in der 
Richtung des maximalen Druckes und Zuges an, können somit 
ihre Widerstandskraft in günstigster Weise zur Geltung bringen 
und drängen sieh an den Stellen, an welchen das Maximum des 
Druckes und Zuges vorhanden ist zur kompakten Substanz zu- 
sammen.“ (Ellenberger und Baum [83].) Wörtlieh steht 
der erste Satz schon bei Gurlt (38); über die Bedeutung der 
Spongiosa gibt derselbe jedoch nur an: „Die Blättchen und 
Bälkehen der Substantia spongiosa schließen, unvollständig vonein- 
ander getrennt, größere oder kleinere Hohlräume, Markzellen, ein.“ 

Der erste, welcher auf die eigentümliche Struktur der Spon- 
giosa aufmerksam geworden ist und auf ihre Bedeutung für den 
Knochenbau hingewiesen hat, war der Tierarzt Bouley (27), 
welcher schreibt: „Ce qui semble ressortir d'une inspection à 
l'oiel ou à la loupe faite sur différentes coupes parallèles, prati- 
quées dans le sens de la longueur de l'os, c'est quelles paraissent 
combinées, dans leur disposition génér ale de manière à trans- 
mettre et á répartir les pressions sur les régions de los qui, par 
leur structure et leur composition offrent les plus de condition de 
resistance.“ 

Ihm fallen im Hufbein des Pferdes auch schon einige Spon- 
eiosazüge auf, die senkrecht von der Gelenkfläche herabziehen, 


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und welche er für besondere Pfeiler ansieht, die den Druck auf- 
nehmen und zweckmäßig verteilen. Wäre er mit den Gesetzen 
der Mechanik und Statik vertraut gewesen, dann hätte er vielleicht 
schon zu dem Ergebnis kommen können, das 16 Jahre später 
Herrmann v. Meyer den medizinischen Kreisen mitteilen konnte. 

v. Meyer (32) gebührt das Verdienst, die eigentliche Be- 
deutung der Spongiosa und vor allem die zweckmäßige 
Anordnung derselben erkannt zu haben. Seine Untersuchungen 
erstreckten sich namentlich auf den Femur des Menschen, aber 
auch das Hüftbein, die Tibia und der menschliche Fuß sind 
von ihm untersucht und die Anordnung der Spongiosabälkchen 
in diesen Knochen geprüft und beschrieben worden. 

Wolff (35) vervollständigte die Untersuchungen v. Meyers. 
War dieser seinerzeit hauptsächlich durch den Mathematiker 
Culmann bei seinen Entdeckungen unterstützt, so machte sich 
Wolff mit den Gesetzen der Statik und Mechanik selbst vertraut. 
Seine Untersuchungen waren vorwiegend dem menschlichen Ober- 
schenkel gewidmet. Ein besonders glücklicher Griff von ihm war 
das Herstellen möglichst dünner Furnierblätter aus dem zu unter- 
suchenden Knochen, so daß er gleichsam das körperliche der 
Spongiosa auf eine Ebene reduzierte. Durch Photographieren 
dieser durchscheinenden, dünnen Blättchen auf schwarzer 
Sammetunterlage erzielte er Bilder, welche scharf und deutlich 
den Verlauf der Spongiosa erkennen ließen. Er teilte die Ansicht 
von v. Meyers, daß Spongiosa und Kompakta nicht zwei ver- 
schiedene Substanzen darstellten, sondern, daß letztere durch Zu- 
saınmendrängen der Spongiosa entstanden wäre. Auf Grund 
seiner Untersuchungen kommt er zu dem Schluß, daß am oberen 
Ende des menschlichen Oberschenkels ausschließlich in den Rich- 
tungen der mathematischen Spannungstrajektorien Knochen- 
substanz vorhanden ist, daß also der Knochen in Druck- und Zug- 
linien aufgebaut sei, und er behauptet, daß es sich hierbei um ein 
allgemeines, für alle Knochen geltendes Gesetz handele, und daß 
diese einen ihrer Inanspruchnahme entsprechenden architek- 
tonischen Aufbau besäßen. Wie recht er mit dieser Be- 
hauptung hatte, beweisen die späteren Untersuchungen. 

Wolfermann (36) untersuchte die Wirbel und fand auch 
an ihnen bestätigt, was v. Meyer behauptet hatte. Sehr inter- 
essante Untersuchungen veröffentlichte ferner Langerhans 
(37) über das Kreuzbein und das Becken. Der Fibula spricht er 
jede Beteiligung am Tragen der Körperlast ab auf Grund der An- 
ordnung der Spongiosa. 

Roux (44) hat in seiner Abhandlung auf die Verschiedenheit 
der einzelnen Bälkchen hingewiesen und folgende statische Ele- 
mentarteile festgestellt: 

i. Die Knochenröhrchen (tubuli ossei), vollkommen oder 
seitlich durehbrochen (tubuli completi und incompleti); 
die Kugelschalen (pilae osseae); 
diestatischen Plättchen (lamellae staticae); 
die Knochenbälkchen (trabeculae osseae). 
Hierzu kommen noch mannigfaltige Übergangsformen. 
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Die Elementarteile setzen sich dann zu verschiedenen Forma- 
tionen der Spongiosa zusammen: 

1. Röhrenspongiosa, 

2. Maschen- und Netzspongiosa. 

Die von Eiechbaum (46) angestellten Untersuchungen 
dehnen sich auf sämtliche Knochen des Pferdeskeletts aus. Auch 
er findet die seinerzeit von v. Meyer aufgestellte Behauptung 
über die Zweckmäßigkeit der Anordnung der Spongiosa überall 
bestätigt. 

Zschokke (47) vervollständigte die Untersuchungen über 
den normalen Knochen und ordnete systematisch die Ergebnisse, 
die über die Spongiosa und ihren Bau gemacht worden sind. Er 
geht dabei von der mechanischen Beanspruchung der Knochen 
aus; diese teilt er in folgende vier Arten ein: 

1. rückwirkende Festigkeit, d. h. Pressung in lon- 
gitudinaler Richtung; 

2. Biegungsfestigkeit, namentlich an vorstehenden, 
dem Muskelzug ausgesetzten Fortsätzen und nur ausnahms- 
weise in seiner ganzen Ausdehnung; 

3. Torsionsfestigkeit; 

4. eine physiologische Beanspruchung — den bloßen Zug. 
Bei der Beurteilung der Spongiosa ist vor allem noch mit dem 

Muskelzug zu rechnen. Zschokke meint damit nicht den 
einfachen Druck des Muskels auf seine Grundlage, sondern einen 
durch Zug entstandenen Druck, welcher durch Auseinanderzerren 
von Knochen oder bei tangentialer Insertion der Muskeln und 
Bänder an der Knochenoberfläche notwendigerweise auftreten 
muß. Auch nicht allein der durch Kontraktion der Muskeln er- 
zeugte Druck ist hier gemeint, sondern auch derjenige, der durch 
die passive, statische Zugspannung da entsteht, wo die stützende 
Knochenreihe winklig gebogen ist und durch Muskeln und Bänder 
stabil erhalten werden muß. Diesem Muskeldruck räumt er 
eine so große Bedeutung ein, daß er der Ansicht ist, daB die 
Knochenentwieklung in gewissem Grade von der Druckspannung 
im Gewebe abhängig ist. 

Über die Entwicklung der Spongiosa schreibt 
Zschokke: „Diejenige in der Druckrichtung liegende Linie 
des Knorpels, welehe sich zwischen der Gelenkfläche und einem 
Spongiosabalken befindet, wird am stärksten komprimiert und 
darum auch die diehteste Knorpelmasse besitzen. Die Knorpel- 
zellen dieser Linien sind durchweg im Querdurchmesser ver- 
erößert, in der Längsachse enorm verkürzt, so daß man den Ein- 
druck gewinnt, sie seien in longitudinaler Richtung (des Knochens) 
zusammengepreßt. Es tritt nun an den Össifikationspunkten die 
Verknöcherung des Knorpels ein, aber gleichzeitig findet eine 
Knochenresorption dureh spezifische Zellen „Osteoklasten“ statt. 
Bei diesem Resorptionsprozeß sollen nun die normalen Druck- und 
Zugspannungen von Einfluß sein, da alle statisch-mechanisch wich- 
tiren Knochenteile nieht resorbiert werden. Es ließe sich denken, 
daß diejenigen Knochenzellen, welehe von der physiologischen 
Belastung getroffen werden, dureh diesen Reiz eine Steigerung 


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ihrer vitalen Energie erfahren und deshalb der aggressiven Tätig- 
keit der Osteoklasten besser widerstehen können.“ 

In ein ganz neues Stadium traten jedoch die Untersuchungen 
der Spongiosa, als Wolff (48) die pathologischen Veränderungen 
der Knochen mit der Umwandlung derselben, der Transformation 
in Einklang brachte. Er war es, der das Gesetzder Trans- 
formation der Knochen aufstellte. Hierunter versteht 
man dasjenige Gesetz, nach welchem im Gefolge primärer Abände- 
rungen der Form und Inanspruchnahme, oder auch bloß der In- 
anspruchnahme der Knochen, bestimmte, nach mathematischen 
Rereln eintretende Umwandlungen der inneren Architektur und 
ebenso bestimmte, denselben mathematischen Regeln folgende se- 
kundären Umwandlungen der äußeren Form der betreffenden 
Knochen sich vollziehen. 

Von Interesse sind auch Wolffs Aufstellungen einer soge- 
nannten neutralen Faserschicht und neutralen 
Ebene bei dem Aufbau der Spongiosa, zwei Begriffe, die in der 
Statik eine wichtige Rolle spielen. 

Ich lasse hier einige Worte von Wolff selbst folgen, aus 
denen am besten zu ersehen ist, wie der Autor sich die Trans- 
formation denkt: „In dieser Deformation (bei Umwandlung der 
Architektur und Form der Knochen bei pathologischen Störungen) 
ist nichts anderes zu sehen, als der Ausdruck der funktio- 
nellen Anpassung der Knochenformen an die veränderte 
statische Inanspruchnahme des deformen Gliedes.“ 

Schon im Jahre 1884 führte Wolff bei einer Verhandlung 
der Berliner medizinischen Gesellschaft an: „Es gehört zu jeder be- 
liebigren äußeren Knochenform eine ganz besondere innere Archi- 
tektur, und ebenso zu jeder beliebigen inneren Architektur eine 
ganz besondere äußere Form. Nur die statische Brauchbarkeit 
und Notwendigkeit oder das statische Überflüssigsein entscheidet 
über die Existenz und Örtlichkeit jedes einzelnen Knochenpartikel- 
chens und demgemäß auch über die gesamte Knochenform.“ 

Die Transformationskraft ist nach ihm sehr groß: „Es gibt 
ihr gegenüber keinen Widerstand. Unweigerlich vernichtet sie 
jedes Partikelchen, jedes Blättchen, jede größere Knochenpartie, 
welche durch die statische Inanspruchnahme des Knochens wert- 
los gemacht ist. Ebenso unweigerlich baut sie überall da, wo es 
statisch erforderlich ist, neue Knochensubstanz wieder auf.“ 

Den aus der graphischen Statik bekannten Satz, daß jede Ver- 
änderung der äußeren Form eines belasteten Balkens eine Ab- 
änderung der Richtungen des maximalen Zuges und Druckes, und 
damit eine veränderte Inanspruchnahme sämtlicher einzelnen 
Balkenpartikelchen bedinge, wandte er auch auf den Knochen an 
und sagte: „Wenn ein in seiner Form veränderter Knochen wieder 
funktionieren soll, können ihm seine ursprünglichen, der früheren, 
normalen Form angepaßten Bälkchen nicht mehr viel nützen, denn 
vermöge dieser Bälkchen ist der Knochen nicht mehr imstande, 
dem maximalen Druck und Zug der Belastung Widerstand zu 
leisten. Der Knochen wird erst wieder funktionsfähig, wenn seine 
durch die Formveränderung statisch wertlos gewordenen Bälkcehen 


un. Gr gi 


untergegangen und durch neuentstandene für die veränderte Form 
und Inanspruchnahme statisch brauchbare Bälkchen ersetzt 
worden sind.“ 

Allen Gewebsregenerationen liegt das Streben zugrunde, die 
Funktion, nicht aber die Form herzustellen. 
Die Herstellung der ursprünglichen Form ist immer nur das Se- 
kundäre und kann nur da stattfinden, wo sie durch das Streben 
zur Wiederherstellung der Funktion verlangt wird. 

Seine Erörterungen über die Vorgänge bei Knochen- 
brüchen gipfeln darin, daß die Hauptarbeit der Natur bei 
einem solchen nicht das Zusammennieten der Fragmente sei, 
sondern vor allem in der Umwandlung von zahlreichen Knochen- 
partikelchen der von der Verletzung gar nicht betroffenen Teile. 
Die Kallusbildung ist nur ein Entzündungsprozeß infolge eines 
Reizes, der sofort aufhört, wenn der Reiz aufhört und der Trans- 
formationsprozeß beginnt. Dieser spielt sich auch außerhalb der 
Bruchstelle an jedem übrigen Punkte der verletzten Knochen ab. 
„Mag der verklebende Lack noch so voluminös, noch so fest sein, 
er hat gar nichts zur Wiederherstellung der Funktion, für das 
Gefühl der Sicherheit getan.“ 

Eberlein schenkt der Transformation der Knochen bei den 
verschiedenen Knochen- und Gelenkkrankheiten eine besondere 
Bedeutung, indem er in seinen Vorlesungen über Chirurgie (88) 
an den einschlägigen Stellen stets darauf hinweist. Auch in seinem 
Lehrbuch über Hufkrankheiten (89) geht derselbe bei der Be- 
sprechung der Kronengelenkschale, den Brüchen des Fessel-, des 
Kron- und des Hufbeins, den Formveränderungen des Hufbeins 
usw. eingehend auf die Transformationsprozesse ein. 

Auf Eberleins Anregung bzw. unter seiner Leitung haben 
ferner Giese, Knauer und Silbersiepe weitergehende 
Spezialstudien über die in Rede stehenden Fragen angestellt. 

Es haben Giese (80) und Knauer (95) über die Architektur 
der Knochenspongiosa und die Statik und Mechanik derselben ge- 
arbeitet; der erstere über Fessel- und Kronbein, der letztere über 
das Hufbein des Pferdes. 

Silbersiepe (92) kommt auf Grund seiner umfangreichen 
Untersuchungen bei Fesselbeinfrakturen zu folgendem Schlusse: 
„Es hat sieh im Innern der Knochen eine neue Architektur ge- 
bildet, welehe den veränderten statischen Verhältnissen entspricht, 
und zwar finden sich Architekturumwandlungen nicht nur an der 
Bruchstelle, sondern auch an weit von dieser entfernt gelegenen 
Stellen.“ 

Endlich sei erwähnt, daß Kitt (96) über die Transformation 
des Knochens schreibt: „Nun zeigt bekanntlich das Gefüge jedes 
Knochens eine genau den mechanischen, auf ihn wirkenden Ver- 
hältnissen entsprechende Anordnung der Knochenbälkchen; die 
funktionelle Anpassung, welche hierin gegeben ist, 
kommt auch bei allen pathologischen Geschehnissen, welche neue 
mechanische Momente schaffen, zum Ausdruck. In dem regene- 
rierten Knochengewebe ist durch die Wiederaufnahme der Funk- 
tion nicht bloß der Fortbestand der Knochennarbe gesichert, 


sea. u 


sondern das Gerüst ihrer Knochenbälkchen erlangt durch Dicken- 
zunahme der am meisten belasteten Partien eine ganz bestimmte 
Konstruktion, d. h. die Verlaufsrichtung der Knochenbälkchen 
entwickelt sich gemäß dem aus den funktionellen Beziehungen sich 
ergebenden Drucke, den der Knochen bei der Belastung durch das 
Körpergewicht auszuhalten hat und dem Zuge, welcher durch den 
Muskelansatz bewirkt wird.“ 


Eigene Untersuchungen. 
Technik. 


Sämtliche Präparate sind nach der seinerzeit von Wolff (36) 
empfohlenen Weise hergestellt. Die durch Mazeration vorbereiteten 
Knochen wurden in der Elfenbeinschneiderei von Franke in Fur- 
nierschnitte von 0,3—0,8 mm zerlegt. Die Schnittrichtung 
wechselte bei den verschiedenen Präparaten naturgemäß, wurde im all- 
gemeinen aber nach Möglichkeit so gewählt, daß die krankhaften Ver- 
änderungen, soweit dies ausführbar war, in der ganzen Ausdehnung ge- 
troffen wurden. Die Furnierschnitte wurden in dünner Sodalösung 
5—10 Minuten vorsichtig gekocht, und die letzten Reste des vor- 
handenen Knochenmarkes dann durch einen starken Wasserstrahl ent- 
fernt, wobei ich Drahtgaze als Unterlage für die Furnierblätter be- 
nutzte, um ein Ausbrechen der zarten Knochenlamellen möglichst zu 
vermeiden. Die so hergerichteten Präparate wurden dann auf schwarzer 
Sammetunterlage in natürlicher Größe photographiert. 


I. Überbeine am Metacarpus und Metatarsus. 


Die Ansichten über das Wesen und die Ursachen der 
Überbeine haben im Laufe der Zeit wesentlich gewechselt. 


Das Wort Überbein ist die genaue Übersetzung von Supra- 
ossa. welche Bezeichnung zuerst von Jordanus Rufus für die 
Exostosen am Metacarpus gebraucht worden sein soll. (43). Auch 
Sollexsel (1) sowohl wie Sind (5) erwähnen in ihren Schriften die 
Uberbeine. deren Ursachen sie in Traumen-Verletzungen oder -Quet- 
schungen suchen. 


(sarsault (6) unterscheidet zwei Arten von Überbeinen, einfache 
und zackige Überbeine; letztere sind jedoch nur zwei einfache, von 
denen auf jeder Seite eines gelegen ist. Wenn nur ein Überbein vor- 
handen ist. befindet es sich meistens innen. 


Prizelıus (7) weist schon darauf hin. daß durch Überbeine, 
welche dern Gelenke nahe sind, „Lähmungen“ verursacht werden 
können. 

Nach Lafosse (9) haben die Uberbeine meist eine runde Form, 
doeh komınen auch längliche vor, die sich am Griffelbein herab cr- 
strecken. Diese letzteren sollen Lahmheit verursachen. weil hier die 
Sehnen zwischen den widernatürlichen dicken Griffelbeinen gepreßt 
werden. 

3ezüglich der Entstehung nimmt Kersting (12) die traumatische 
Ursache an und erklärt die Überbeine als eine Verhärtung der durch die 
Entzündung ins Stocken geratenen Säfte, während Abildgaard (19) 
Uherbeine und Beinspat ihrer Natur nach für dasselbe hält. 

Demgegenüber glaubt Bourgelat (15) auch eine innere Ursache 
annehmen zu müssen. Als Grund hierfür führt er an. daß auch Uber- 
beine an der äußeren Seite vorkommen. Diese sollen üble Folgen 


E 


haben, wegen der Möglichkeit der Verdickung der Lymphe, welehe an 
diesem Ort dann einen zu großen Widerstand fände. 

Veith (16) nimmt an, daß die Überbeine „durch Abweichung 
oder Abbeugung des Schienbeines von seinem Ansatze, welches der 
Druck der unteren Knochenreihe bei schiefen Tritten veranlaßt", ver- 
ursacht werden. 

Havemann (17) war der Ansicht, daß nicht nur Traumen die 
Ursache für das Entstehen der Überbeine seien, sondern er macht als 
erster darauf aufmerksam, daß sich auf dem an der inneren Seite 
liegenden Röhrenbein-Ansatze die ganze untere Fläche des kleinen keil- 
förmigen Beins stützt, während die untere Fläche des großen keil- 
förmigen Beins nur halb auf dem an der äußeren Seite liegenden 
Röhrenbein-Ansatze und halb auf dem Röhrenbein selbst ruht. Daraus 
folgert er, daß „durch gewaltsame schiefe Tritte, wodurch der Röhren- 
bein-Ansatz widernatürlich von dem Röhrenbein abgebogen wird.“ 
Überbeine entstehen. Außerdem würden auch die bandartiren Fasern, 
welche beide Knochen verbinden, abgerissen. Diese Ansicht vertritt 
auch Rychner (3). 

Während Hurtel d’Arboval (19) und Frangque (21) nur 
die Ansichten der älteren Autoren wiederholen, beschreibt Haubner 
(22) die Vorgänge bei der Entstehung der Überbeine schr ausführlich. 
Er ist der Meinung, daß sie nicht wahre Knochenauswüchse, sondern 
nur Ablagerungen von Knochenmasse (Hyperostosen) sind. 

Dieterichs (24) glaubt, wenn auch nicht eine direkte Ver- 
erbung, so doch eine Prädisposition für die Überbeine mit annehmen 
zu müssen. 

Hertwig (25) bestreitet die von Havemann angenommene 
Ursache für die meisten Fälle. Außer Traumen nimmt er akuten 
Rheumatismus und Prädisposition, die teils angeboren, teils durch Er- 
kältung und durch schlechte Ernährung erworben sei, als Ursachen an. 

Auch Stockfleth-Steffen (41) sind der Ansicht, daß sieh 
UÜberbeine ohne äußere Ursachen bilden können. Die Entstehung der 
Überbeine soll mit der des Spats eine große Ähnlichkeit haben. 

Eine eingehendere Unterscheidung gibt Dieckerhoff (43) Er 
trennt zwischen traumatischen und spontanen Überbeinen. Die Ent- 
stehung letzterer führt er zurück auf einseitige Belastung oder Über- 
dehnung und Zerrung der Schenkel der Vorarmfaszie. welche sich auf 
die mediale und laterale Seite der Griffelbeine erstrecken und zum Teil 
mit dem Periost derselben sowie mit den Bandverbindungen zwischen 
Griffelbein und Schienbein verschmelzen. Die dadurch entstehenden 
entzündlichen Prozesse sollen stets in dem subfaszialen Bindegewebe 
zunächst einsetzen, sich aber im weiteren Verlaufe auch auf das an- 
liegende Periost ausdehnen. 

Hoffmann (49) ist der Ansicht. daß die Überbeine teils durch 
fortgesetzten Reiz am Periost. teils durch Wucherung vom Knochen 
selbst aus entständen. 

Rogers (52) fand bei seinen Untersuchungen. daß Uberbeine am 
Metatarsus ebenso häufig nachgewiesen werden können als am 
Metacarpus. 

Joly und Barrier (54) teilen die Überbeine folgender- 
maßen ein: 

1. Überbeine des Zwischenknochenbandes oder intermeta- 
carpale Überbeine verursacht dureh vertikale Reibung 
oder durch Abreißung des Griffelbeins vom Metacarpus: 

2. Überbeine des KRarpalringbandes oder postmetacarpale 
Überbeine: 

3. Uberbeine des Aufhängebandes (interosseus) oder tiefe 
metacarpale Überbeine: 


— 9 — 


4. Uberbeine des Seitenbandes oder des Griffelbeinkopfes: 
5. Überbeine der Fesselseitenbänder. 

Vogt (64) wendet sich zunächst gegen die Vererbungsthcorie. 
Auch gegen Haveman n’s Anschauung führt er mehrere Gründe an. 
Nach ihm soll der Verknöcherungsprozeß des Zwischenknochenbandes 
bei allen Pferden eintreten, und damit sollen die Überbeine nur eine 
pathologische Vergrößerung der normal eintretenden Verknöcherung 
sein. hervorgerufen durch zu starke Anspannung der Karpalbinde. 

Nach Möller (68) stellt das Leiden eine Periostitis ossificans dar, 
welche regelmäßig an dem Zwischenknochenbande beginnt, während in 
den Faszien keinerlei Krankheitsprozesse nachweisbar sind. 

Berton (71) und Drouin (74) stimmen Joly bei. Pecus (76) 
dagegen will nur Traumen und Vererbung als Ursachen der Überbeine 
anerkennen, und Laborderie (86) weist vor allem einen infektiösen 
Ursprung als Ursache der Überbeine zurück. 

Voigt (78) findet bei seinen Untersuchungen, daß die Fasern des 
Zwischenknochenbandes in schiefer Richtung von oben nach unten, 
vom Griffelbein zum Hauptknochen (Schienbein) verlaufen und so an- 
geordnet sind, daß sie dem Zuge der Karpal- bzw. Tarsalbinde auf die 
Griffelbeine am wirksansten entgegenwirken können. 

Klingberg (75) hält dagegen wieder die Havemann'sche 
Theorie für die zutreffendste, während Selmer (77) die Ansicht von 
Dieekerhoff zu stützen sucht. namentlich auch durch den Hinweis 
auf die Laub’sche Krankheit beim Menschen. 

Vivien (79 ist der Ansicht, daß der Verknöcherungsprozeß des 
Zwischenknochenbandes nur der lokale Ausdruck eines tiefer einsetzen- 
den Prozesses ist. Letzterer soll eine erst rarefizierende, später konden- 
sierende Ostitis sein. 

Velkers (87) stellte vor allem Untersuchungen über den Verlauf 
der Fasern im Lig. interosseum an. Nach ihm verlaufen die oberfläch- 
lichen. langen. aber lockeren Fasern in der von Voigt (78) angegebenen 
Richtung. Die Richtung der tiefen Fasern ist vom Karpalgelenk ab- 
wärts auf 4—6 cm vom Metakarpus oben zum Griffelbein unten, dann 
erfolgt eine kurze UÜbergangsstelle von kreuzweise gerichteten Fasern. 
und dann verlaufen die Fasern in entgegengesetzter Richtung. Die 
Kreuzungsstelle der Fasern soll der Drehpunkt des Griffelbeines zu 
einer senkrecht zu demselben gedachten Axe sein. Er findet. daß der 
Bandapparat der Griffelbeine ein viel komplizierterer ist, als die 
Autoren bisher angenommen haben. Die Darstellung Oelkers hat 
auch Fröhner (8) in sein Kompendium der Chirurgie übernommen. 

Zschokke (9) unterscheidet seitliche. mediale. laterale und 
volare Überbeine. welch letztere ebenfalls mit dem Lig. interosseum in 
Verbindung stehen sollen. 

K itt (96) macht ebenfalls darauf aufmerksam., daß die neugebilde- 
ten Knochenlamellen des Lig. interosseum dieselbe Faserrichtung auf- 
weisen. wie die Fasern des nicht verknöcherten Zwiscehenknochen- 
bandes. 


Bezüglich der inneren Einrichtung der in Frage 
stehenden Knochen ist folgendes bekannt: 


Nach Zschokke (47) zeigt der Hauptmittelfußknochen an seinen 
Enden beinahe senkrecht verlaufende Spongiosafasern.  Dieselben 
treten von der Wand aus, leicht divergierend. unter die Gelenkflächen. 
In der Nähe der oberen Epiphyse finden sieh noch einige Querspangen, 
während der (Querschnitt der Walze ein System radiärer Fasern auf- 
weist. 

Ellenberger-Baum (83) führen an. daß die Balken der 
schwanmnigen Knochensubstanz am proximalen Ende des Hauptinittel- 


= J0 = 


fußknochens teils etwas divergierend gegen die Gelenkfläche, teils in 
der Querrichtung, am distalen Ende fächerförmig gegen die Gelenk- 
rolle anlaufen. Die kompakte, die Markhöhle umschließende Knochen- 
rinde des Me. 3 ist, namentlich dorsal, sehr stark. Die Griffelbeine 
bestehen aus Substantia spongiosa und einer dünnen, kompakten Rinde. 

Die kompakte Rinde der Markhöhle des Mt. 3 ist sehr dick, stärker 
als die des Me. 3, und trägt nach der Höhle zu noch eine ziemlich deut- 
liche Schicht schwammiger Knochensubstanz. 


1. Präparat (Fig. 1). 


Das proximale Endstück eines Metatarsus, 
bei dem das mediale Griffelbein mit dem Hauptmittelfußknochen 
an mehreren Stellen verwachsen ist, ohne daß es zu einer äußeren 
Verdiekung gekommen wäre, während das laterale Griffelbein 
starke Überbeinbildung zeigt. Das laterale Griffelbein ist im 
ganzen viel stärker entwickelt als das mediale, das Köpfchen des 
ersteren hat einen Durchmesser von 2,5 : 2,6 cm gegen 1,5 : 2,2 cm 
des letzteren. Das Mittelstück des lateralen Griffelbeins ist spindel- 
förmig aufgetrieben und zeigt eine Dicke bis zu 2,5 cm gegen 1,2 cm 
derselben Stelle des medialen Griffelbeins.. Am plantaren Rande 
des lateralen Griffelbeins befinden sich außerdem noch drei 
bohnengroße feste Knochenauftreibungen, unterhalb welcher sich 
eine 1,5 em breite Furche von oben und innen nach unten und 
außen hinzieht. Das laterale Griffelbein ist 3,3 em unterhalb des 
proximalen Endes des Hauptmittelfußknochens beginnend auf 
8,5 em mit dem Mt. 3 fest verwachsen, und an dieser Stelle befindet 
sich an der medialen Seite eine glatte, flache Verdiekung des 
Knochens, welche ohne scharfe Grenze in Griffelbein und Mt. 3 
übergeht, an der lateralen Seite dagegen befindet sich eine flache, 
beulenförmige Verdiekung beider Knochen, die bis zu 3 cm Breite 
auf den Hauptmittelfußknochen sich verfolgen läßt, und welche 
eine flache Gefäßrinne, deren hinterer Rand etwas gezackt er- 
seneint, in der ganzen Längenausdehnung des Überbeins zeigt. Von 
der Rinne aus führen zwei größere und mehrere kleinere, rundliche 
bzw. längliche Löcher in die Tiefe zwischen Hauptmittelfußknochen 
und Griffelbein. 

Der in Fig. 1 abgebildete Schnitt ist diagonal durch die Mitte 
des lateralen Griffelbeins und die Gelenkfläche des Hauptmittel- 
fußknochens gelegt worden. Die Verwachsungsstelle zwischen den 
beiden genannten Knochen zeigt auf dem Schnitte in der Haupt- 
sache ein von Knochenlamellen gebildetes weitmaschiges Gewebe, 
welches an Stelle des Ligamentum interosseum getreten ist. Nur 
am oberen Übergange des Griffelbeins in den Mt. 3 ist ein Rand 
von 0,5 em und am unteren Übergange ein solcher von 0,8 cm 
Breite zu erkennen, welcher aus ziemlich fester Tela ossea besteht. 
An der Verwachsungsstelle ist die Kompakta des Hauptmittelfuß- 
knochens, mit Ausnahme des oberen Überganges zum Griffelbein, 
aufrelockert, und nur ein schmaler Streifen zeigt noch ein festes 
Gefüge, aber auch schon beginnende Auffaserung. Die Kompakta 
les Griffelbeins ist an der Verwachsungsstelle vollständig in weit- 
maschiges Gewebe umgewandelt, und diese neue Spongiosaregion 
vreift im Griffelbein so weit nach außen, daß nur noch ein 2 mm 


Be Streifen am lateralen Rande das Gefüge der Tela ossea 
esitzt. 

Ein mehr die Mittelebene des Griffelbeins treffender Schnitt 
desselben Präparates zeigt die Auffaserung der Kompakta des 
Hauptmittelfußknochens und Griffelbeins in noch höherem Grade, 
so daß die Spongiosa des Hauptmittelfußknochens ohne scharfe 
Grenze in die des Griffelbeins übergeht. An der Verwachsungsstelle 
selbst und im Griffelbein ist es zur Bildung größerer Markräume 
gekommen. Der in Fig. 1 in der Mitte des unteren Endes des 
Griffelbeins deutlich sichtbare Streifen spongiösen Gewebes tritt 
in diesem Schnitte als selbständige Markhöhle von ungefähr 4 mm 
Breite und beinahe 4 cm Länge, vom unteren Rande ab gemessen, 
zutage. 

Die Spongiosa der Verwachsungsstelle des abgebildeten 
Schnittes zeigt an einzelnen Stellen eine strahlenförmige, radiäre _ 
Anordnung, deren Zentrum ungefähr in der Mitte des Körpers 
des Griffelbeins etwa 0,5 em unterhalb des oberen Randes der Ver- 
wachsungsstelle fällt. Der sonst regelmäßig radiäre Verlauf dieser 
Bälkchen erfährt etwas oberhalb der Mitte der Verwachsungsstelle 
eine Unterbrechung, indem an dieser Stelle die radiär verlaufenden 
Fasern durch andere direkt gekreuzt werden. Im allgemeinen 
jedoch lassen die Lamellen einen der Richtung der Fasern des 
Lig. interosseum entsprechenden Verlauf erkennen, sind also von 
außen oben nach unten innen gerichtet. 


2. Präparat (Fig. 2 u. 3). 


Das distale Endstück eines rechten Meta- 
tarsus. Das laterale Griffelbein desselben ist, soweit es vor- 
liegt, mit dem Hauptmittelfußknochen fest verwachsen, und nur 
das unterste Ende mit dem Knöpfchen ist noch frei und plantar- 
wärts abgebogen. An diesem Griffelbeine sitzt an der lateralen 
Seite und am plantaren Rande ein flaches Überbein, welches scha- 
lenartig mit dem hinteren freien Rande nach innen umbiegt. Das 
Überbein reicht von dem oberen Ende des Präparates 7 cm nach 
abwärts, ist an der lateralen Seite des Griffelbeins flach beulen- 
förmig und rauh und weist an seiner breitesten Stelle 3 cm auf. An 
der Innenfläche des Griffelbeins ist ebenfalls eine flache, rauhe 
Knochenauflagerung vorhanden, welche sich bis auf die Mitte der 
plantaren Fläche des Hauptmittelfußknochens fortsetzt. Das me- 
diale Überbein ist mit dem Hauptmittelfußknochen ebenfalls ver- 
wachsen, bis auf 5 cm des unteren Endes, und weist an beiden 
Seiten, in den Mt. 3 übergehend, und am plantaren Rande geringe, 
rauhe Knochenauflagerungen auf. 

Fig. 2 zeigt einen sagittalen Schnitt durch dieses Präparat. 
Der Schnitt ist durch das laterale Griffelbein und den Metatarsus 3 
15 cm von der lateralen Fläche der Knochen angelegt. Auch hier 
liegt eine vollständige Verwachsung beider Knochen vor. Die frü- 
here Trennungslinie wird durch einen Zug von Spongiosagrewebe 
angezeigt, in dem man Trajektorien schräg von oben und außen 
nach unten und innen verlaufen sieht. 

Längs der Verwachsungslinie zeigt sich eine begrenzte, aber 


— 2 — 


deutlich erkennbare Auffaserung der Tela ossea des Hauptmittel- 
fußknochens. Die auf der Abbildung sichtbare spongiosaähnliche 
Maschenbildung an dem plantaren Rande des Griffelbeins ist 
periostaler Natur und hat auf die Druck- und Zugfestigkeit beider 
Knochen keinen wesentlichen Einfluß. 

Der in Fig. 3 beigefügte Querschnitt vom oberen Ende des 
Präparates zeigt deutlich die Ausbreitung der oben beschriebenen 
Spongiosabildung zwischen Hauptmittelfußknochen und Griffel- 
bein sowie die randständige Anlagerung des periostalen Knochen- 
gewebes. Die oben erwähnte Auffaserung der Tela ossea des 
Hauptmittelfußknochens tritt auf diesem Schnitte noch deutlicher 
zutage. Sehr klar tritt auf diesem Schnitt auch die vollständige 
Verwachsung mit Verdichtung der angrenzenden Schichten der 
Kompakta beider Knochen hervor. 


3. Präparat (Fig. 4). 


Das proximale Endstück eines rechten Vor- 
dermittelfußes,an welchem das mediale Griffelbein mit dem 
Hauptmittelfußknochen verwachsen ist. Das obere Ende des 
inneren Griffelbeins ist vollständig von blumenkohlförmigen Exo- 
stosen bis zu 11; em Dicke umgeben, welche auch auf den Haupt- 
mittelfußknochen übergreifen, allmählich geringer werden und kurz 
vor dem lateralen Griffelbeine auslaufen. 

Es wurden diagonale Schnitte in der Längsrichtung von Mc. 3 
und Mc. 2 angelegt, welehe vom oberen vorderen Rande des Haupt- 
mittelfußknochens 13 bis 15 mm entfernt waren. Wie aus der 
Fig. 4 hervorgeht, bestehen zwischen Hauptmittelfußknochen und 
medialem Griffelbein eine größere und drei kleinere Verwachsungs- 
stellen, von welchen die oberste, größte etwa 1 cm lang ist. Eine 
Faserbildung ist an der Knochensubstanz der Verwachsungsstellen 
nicht zu erkennen, dieselbe weist vielmehr das gleiche homogene 
Gewebe auf wie die außen aufgelagerten Exostosen. Die Gelenk- 
fläche des Griffelbeinköpfehens mit dem os multangulum minus 
ist rauh und aufgefasert. Die sonst im Köpfchen des Griffelbeins 
vorhandene kleine Markhöhle oder weitmaschige Spongiosa ist 
verschwunden und durch dichtes Knochengewebe ersetzt, welches 
einen schwach lamellösen Bau aufweist. Die Tela ossea des Haupt- 
mittelfußknochens ist in der Nähe der größeren Verwachsungsstelle 
stark aufgefasert, so daß hier die Cortikalis nur eine Dicke von 
3 mm besitzt; sie zeigt im übrigen eine schmale ostitische Verdich- 
tungszone. 


4. Präparat. 


Die Metakarpalknochen eines rechten Vor- 
derfußes, welche miteinander verwachsen sind. 

Lateral besteht die Verwachsung nur in der Tiefe zwischen 
Hauptmittelfußknochen und Griffelbein, ohne äußere Verdiekung. 
Medial beginnt die Verwachsung des Hauptmittelfußknochens mit 
dem Griffelbeine an der Vorderfläche 2 em unterhalb der proxi- 
malen Gelenkfläche und erstreckt sich auf 8 em nach unten. An 
der Hinterfläche beginnt die Verwachsung der beiden Knochen 


= Hg, 


9!» em unterhalb der Gelenkfläche und ist nur 1 cm lang. Die 
ganze Verwachsungsstelle der vorderen Fläche wird von einem 
spindelförmigen Überbeine eingenommen, welches an der stärksten 
Stelle die Dicke von 1 cm erreicht. 

Es wurden durch die Knochen in der Längsrichtung diagonale 
Schnitte angelegt, welche Mc. 3 und Mc. 2 trafen und einen jewei- 
liven Abstand von 16 bzw. 9 mm vom vorderen oberen Rande des 
Mc. 3 hatten. 

Auf der ersteren Schnittfläche zeigen sich drei je 4 mm 
voneinander getrennte Verwachsungsstellen zwischen Mc. 3 und 
Mc. 2 von 15,2 und 3 mm Länge. Außerdem macht sich hierselbst 
das Überbein als spongiöse Auflagerung von 5 mm Dicke an der 
stärksten Stelle bemerkbar, dasselbe flacht nach oben und unten 
allmählich ab. 

Die zweite Schnittfläche geht oben durch das Griffelbein 
und dann weiter unten durch das aufgelagerte, spongiöse Über- 
bein. Das Griffelbein zeigt an der Verwachsungsstelle eine leichte 
Auffaserung, und der Faserverlauf ist gleich dem des anschließen- 
den Überbeins so, daß dieselben vom Griffelbein oben nach dem 
Hauptmittelfuß unten verlaufen. 


Il. Spat. 


Die Literaturangaben über das Wesen und die Ent- 
stehung des Spats sind sehr zahlreich. Im wesentlichen be- 
sagen dieselben folgendes: 

Das von Jordanus Rufus mit dem Namen spavenius benannte 
Leiden. der Spat. soll zuerst von Apsyrtus beschrieben worden sein. 
Di» Krankheit ist so häufig und das Bild derselben so augenfällig. daß 
sich seit Solleysel fast alle namhaften Autoren damit beschäftigt 
haben. 

Sollexvsel (1) selbst unterscheidet zwei Arten von Spat, den 
sog. troekenen Spat (Hahnentritt) und den Öchsenspat. Letz- 
terer, eine Geschwulst, welehe durch den Zusammenfluß eines „kalten 
Hamor“ entstanden sein sollte, ist das Leiden, welehes wir heute mit 
dem Namen Spat bezeichnen. 

Während de Saunier (2) drei Arten von Spat unterscheidet, ist 
Zehenter (3) der erste, der die Bezeichnung „unsiehtbarer Spat“ 
schrauchte. 

Auch v. Sind (4 und 5). Garsault (6),Prizelius (7) und 
Gibson (8) besehreiben den Spat. bringen aber nichts Neues darüber, 
Lafosse (9) dagegen verlangt vor allem. daß das Wort Spat nur auf 
den Ochsen- oder kallösen Spat angewendet werde, der seiner Meinung 
nach angeboren sein kann und meistens auf beiden Beinen gleichzeitig 
auftreten soll. 

Busch (10) will die Einteilung in sichtbaren und unsichtbaren 
Spat nieht anerkennen. auch Gaab (11) sieht das eigentliche Kenn- 
zachen des Spates in der Gesehwulst an den untersten, kleinen Knochen 
tes Sprunggelenkes oder auch am Kopfe des Röhrenbeins. 

Kersting (12) unterscheidet einen feuchten und einen trockenen 
‘Spat, dessen Erblichkeit er leugnet, während er die Erblichkeit 
schwacher. zu Spat disponierender Gelenke zugibt. 

Abildgaard (13) erkennt nur den trockenen Spat an. 

Rohlwes (14) ist der Ansicht. daß Spat und UÜberbeine identische 
Krankheitsprozesse seien. mit dem einzigen Unterschiede. daß der Spat 


= 4, = 


am Sprunggelenke vorkomme und Lahmheit verursache, die Überbeine 
jedoch am Röhrenbeine zu finden wären, ohne Lahmheit zu veran- 
lassen. 

Bourgelat (15) will wie Lafosse nur den kallösen Spat als 
eigentlichen Spat anerkennen, obwohl er zugibt, daß eine Art Ochsen- 
spat beim Pferde auch zu finden wäre. 

Auf Grund seiner Untersuchungen kam Havemann (17) zu dem 
Urteile, daß beim Spat die Ursache der Lahmheit immer in der Er- 
krankung der Gelenkflächen liege. Er schreibt: „Sobald die Gelenk- 
flächen der platten Knochen rauh werden, und mithin die Natur auf 
ein Zusammenwachsen der Knochen (Ankylosis) hinarbeitet, fängt die 
Lähmung an. Bei dem unsichtbaren Spatte lösen sich die knorpeligen 
Gelenkflächen eher auf und werden rauh, machen mithin das Pferd 
lahm, bevor sich auswendig auf dem Knochen Knochenmaterie absetzet 
und den Spatt sichtbar macht.“ 

Hurteld’Arboval (19) glaubt für die Knochengeschwulst. in 
welcher er das eigentliche Symptom des Spats sieht. dieselben Ur- 
sachen wie für Flußgallen und die anderen Knochenauftreibungen an- 
nehmen zu müssen. 

(rurlt (20) weist auf die Verknöcherung der besonderen Bänder 
hin, die beim Spat fast immer eintreten soll. neben den Exostosen an 
der inneren und manchmal auch an der äußeren Seite des Sprung- 
gelenkes. 

Franque (21) gibt an. daß man von einem feuchten oder weichen 
Spat spricht, solange die Geschwulst an der inneren Seite des Gelenks 
weich ist, und erst nach Verhärtung derselben den eigentümlichen 
troeknen Spat vor sich habe, Rycehner (23) dagegen erklärt den Spat 
für eine Knochenentzündung mit oder ohne tiefer Gelenkentzündung 
und ihren Folgen. Die Bänder sollen nach ihm Zuerst leiden und mit 
ihnen die Beinhaut. woraus sich eine chronische Entzündung ent- 
wickelt, die sich bis in die Gelenkflächen hinein erstreckt. 

Nach Dietericehs (2) findet man beim Spat entweder Auf- 
treibung der Knochen oder Ausschwitzung von Knochenmasse, beim 
unsiehtbaren Spat Entzündung und Entartung der Knochen oder Ver- 
wachsung der Gelenkflächen mehrerer Knochen des Sprungrelenkes. 

Hertwig (25) fand bei den anatomischen Untersuehungen an 
Spat erkrankter Sprunggelenke die Knochen mehr gerötet. blutreicher 
und poröser. die Beinhaut etwas verdiekt. und zwischen ihr und den 
Knochen etwas gerinnbare Flüssigkeit. 

Auf die Erkrankung der Gelenkflächen. als wesentliches Moment 
des Spats. macht Bouley (26) aufmerksam. 

F. und K. Günther (285) weisen Havemann's Ansicht. daB Spat 
eine Entzündung der Sprunggelenkknoehen ist. mit der Begründung 
zurück. daß sowohl Charakter als auch Produkt und Ausgang der 
Entzündung fehlen. Sie erkennen aber dennoch ebenso wie Sehra- 
der jun. (30) eine Arthritis bzw. Ostitis als Ursache des Spats an. 
Roloff (31) dagegen nimmt an, daß die Entzündung von der ln- 
sertionsstelle der Bänder ausgehe. 

Während Bruekmüller (35) die beim Spat vorkommenden 
Osteuphrten sieh teils durch Beinhautentzündung. teils dureh die Ent- 
zündung der Gelenkflächen der kleinen, wenig beweglichen Knochen 
entstanden denkt, hatSchütz (34) nachgewiesen, daß die Osteophrten 
durch Ubergreifen des Entzündungsprozesses von den Gelenkknorpeln 
auf das subsynoviale Periost entstehen können. 

Nach Dieekerhoff (40) stellt der Spat einen Entzündungs- 
proze von chronischem Verlaufe dar, welcher in dem inneren Blatte 
der Bursa von medialen Schenkel des Schienbeinbeugers seinen Anfang 


nimmt, sich von da auf die Gelenkkapsel und das Periost der unteren 
Abteilungen des Sprunggelenks fortsetzt und eine chronische Ent- 
zündung der Synovialmerınbran mit Erweichung und Auflösung des Ge- 
lenkknorpels und eine Entzündung des Knochenmarkes herbeiführt. 


Stockfleth-Steffen (41) fanden bei ihren Untersuchungen, 
daß sich der Spat entweder von außen, vom Bandapparat aus, oder von 
innen her, von den Gelenkflächen entwickelt, und daß bei fort- 
schreitendem Krankheitsprozeß das Knochengewebe kompakter wird 
und eine elfenbeinartige Beschaffenheit annimmt. 


Haubner (42) ist der Ansicht, daß sich der Spat vorzugsweise 
bei jüngeren Pferden, selten bei älteren, entwickelt. 


Nach Klemm (45) entsteht der Spat dadurch, daß bei jedem 
übermäßigen Durchtreten der Pferde, infolge übergroßer Streckung des 
Sprunggelenkes, dessen beide Beuger gewaltsam angestrengt werden 
und dadurch an ihren Ansatzpunkten zerren. Auch nach Aronsohn 
(50) setzt der Spat mit einer Periostitis ein, und die Arthritis ist nur 
eine Sekundärerscheinung, die aber in der Regel zur Ankylose führt. 
Daß in den Knochen Osteosklerose und Osteoporose auftreten, gibt auch 
er an. 

Joly (56) unterscheidet in der Entwicklung des Spats als ver- 
schiedene Stadien die Arthritis deformans der unteren Tarsalgelenke, 
die Ankvlose dieser Gelenke, die Exostosenbildung und die Exostosen- 
ausbreitung nach oben und unten. 


Gotti war [nach Lanzilotti-Buonsanti (91)] der erste, 
welcher die Veränderungen der Knochen beim Spat histologisch ge- 
nauer untersuchte. In Übereinstimmung mit ihm definiert Eber- 
lein (58) auf Grund seiner umfangreichen Untersuchungen den Spat 
als eine primäre Ostitis rarefaciens. die in eine Ostitis 
condensansübergeht, und welcher sekundär eine eigentümliche 
ArthritisderstraffenFußwurzelgelenke und auch eine 
Periostitis ossificans mit lyperostosenbildung 
folet. Die frühesten Veränderungen finden sich dabei stets in den 
Knochen und erst beim Weiterausbreiten des Prozesses greift derselbe 
auf den Gelenkknorpel über. Bezüglich der IIyperostosenbildung tritt 
er der Ansicht von Schütz (39) bei, gibt aber auch an, daß «durch 
direktes Übergreifen der Ostitis auf das Periost die Osteophrten ent- 
stehen. Der Ausgang besteht meistens in Ankylose, doch kann es 
zuweilen auch bei früh eintretender Verknöcherung dazu kommen, daß 
die Knochenncubildungen nicht direkt von einem Knochen in den 
anderen übergehen, sondern die vorgewucherten Knochenbalken der 
einen Gelenkfläche in die Vertiefungen der anderen eingreifen und 
nur seitlich dureh knöcherne Verlötungen zusaminengehalten werden. 
außerdem kann auch durch das Ineinandergreifen von haken- 
fürmigen Hyperostosen eine Pseudoankylose entstehen. 

Barrier (59) dagegen glaubt. daß der Krankheitsprozeß beim 
Spat sieh von der Peripherie, und zwar fast in allen Füllen von der 
Inzertionsstelle der Bänder aus, sich gegen die zentralen Teile des 
Sprunggelenkes ausbreite, und Hess (60) ist ebenfalls der Ansicht, daß 
der Spat durch Entzündung der Bänder selbst an deren Insertionsstellen 
im Periost zustande käme. In neuerer Zeit hat Höhne (61) den un- 
sichtbaren Spat wieder in Abrede gestellt. 

Jacoulet (62) und Joly (63) sehen wie Gottiund Eberlcin 
im Spat eine primäre Osteo-Arthritis. Beide treten aber für die Erb- 
liehkeit der Krankheit ein. Letzterer will sogar die Erblichkeit als 
einzige Ursache des Leidens angeschen wissen. Demgegenüber will 
Knipscheer (65) den Spat nicht als spezifisches Leiden aufgefaßt 


haben. sondern als Arthritis chronica deformans. Er spricht sich aber 
gegen die Erblichkeit aus und gibt nur eine Prädisposition zu. 

Belli (73) nimmt als Ausgangspunkt des Spats die zentralen Teile 
des Sprunggelenkes, namentlich den Knorpel an. 

Fröhner (82) faßt den Spat als eine chronische Entzündung der 
Innenfläche des Sprunggelenkes in der Gegend der beiden schifförmigen 
Beine. des pyramidenförmigen Beins, Schienbeins und Griffelbeins beim 
Pferde auf. während Lanzilotti-Buonsanti (91) zum Spat außer 
der Osteo-Arthritis chronica auch eine Periarthritis rechnet, die nur 
Periost und Bandapparat betrifft und mit Osteophytenbildung verläuft. 

Cadèac (94) nimmt für den Spat, wie auch für alle anderen Ge- 
lenkentzündungen des Pferdes. eine Infektion als Ursache an. In 
gleicher Weise, wie beim Menschen bei der Tuberkulose lange Zeit 
latente Reime in den Knochen lagern und gelegentlich später zu einer 
Ostitis bzw. Arthritis führen können. so sollen auch beim Pferde von 
der in der Jugend überstandenen Druse in den Knochen liegen ge- 
bliebene latente Krankheitskeime die Osteo-Arthritis des Spats ver- 
anlassen. 


Über dieinnere Einrichtung der Knochen des Sprung- 
gelenkes schreibt Zschokke (47): 

Der Astragalus besitzt deutliche radiäre Spongiosafaserung. 
Daneben kommen transversale Lamellen vor zwischen den beiden 
Kämmen. welche an die Streekbänder der konkaven Gelenke erinnern. 

Dieübrigen Hiunterfußwurzelknochen.mit Ausnahme 
des Caleaneus, zeigen vorwiegend vertikale Spongiosa-Spangenrichtung. 

Die Anordnung der Spongiosa im Metatarsus ist bereits bei der 
Besprechung der Überbeine angegeben worden. 

Die Untersuchung erstreckte sich auf folgende fünf mit Spat 
behaftete Sprunggelenke: 


5. Präparat (Fig. 5). 

Einstark verändertes rechtes Sprunggelenk. 
Am proximalen Ende des Metatarsus und an den meisten Tarsal- 
knochen befinden sich rings um das Gelenk herum zahllose den- 
tritische und zapfenförmige Knochenauflagerungen, welche an der 
medialen Gelenkfläche eine Stärke von 4 cm besitzen. Der Haupt- 
mittelfußknochen ist mit den beiden Griffelbeinen und der distalen 
Reihe der Tarsalknochen vollständig verwachsen. In diese Ver- 
wachsung ist das Os navieulare vollständig und der Talus teil- 
weise mit einbegriffen. Der Calcaneus ist durch Knochenauf- 
laeerungen mit dem Os euboideum und dem Os naviculare ver- 
wachsen. Knochenauflagerungen gleicher Art befinden sich auch 
an der hinteren Fläche des Gelenkes zwischen dem Köpfchen der 
beiden Griffelbeine und zeigen daselbst eine flach ausgehöhlte 
(ileitrinne. Unterhalb dieser laufen die Knochenauftreibungen in 
lange, spitze Zacken aus, welche senkrecht nach unten gerichtet 
sind. Von der Arthritis nicht berührt sind nur die Gelenke 
zwischen Tibia und Talus und zwischen diesen und dem Os navi- 
eulare. 

Fig. 5 stellt einen Sagittalschnitt durch dieses Sprunggelenk 
dar, weleher durch den medialen Kamm der Gelenkschraube des 
Talus geführt ist und das mediale Griffelbein sowie den Haupt- 





Tafel I. 


1. Heft. 


1912. 


für Veterinärkunde. 


Zeitschrift 





3 


Fig. 








( 


"ig. 








Tafel II. 





Fig. 9. 


Fig. 5. 


mean — — — ee —,— — 





Tafel III. 





ig. 11. 


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4 





Tafel IV. 





za 7 = 


mittelfußknochen getroffen hat. In letzterem Knochen verläuft der 
Schnitt größtenteils in der Cortikalis und trifft nur am proximalen 
Ende desselben die Spongiosa, von welcher beim Schneiden ein 
kleiner Teil ausgebrochen ist. 

Der Talus zeigt außer einer periostalen Auflagerung von 
Knochensubstanz an seiner dorsalen Fläche keine Abweichungen. 
Seine Gelenkverbindung mit dem Os naviculare ist unverändert. 

Das Os naviculare zeigt an seinem dorsalen und plantaren 
Rande Knochenauflagerungen bis zu 1 cm Stärke. Es ist ver- 
wachsen an seinem distalen Rande ungefähr in der Mitte mit dem 
Os cuneiforme tertium, am rechten Rande mit dem Os cuneiforme 
primum et secundum. Diese Knochen sind ihrerseits noch ver- 
wachsen mit dem medialen Griffelbeine, dem Hauptmittelfuß- 
knochen und dem Os cuneiforme tertium, welch letzteres sich an 
der Verwachsung mit dem Hauptmittelfußknochen beteiligt. Dieser 
ist an seiner oberen, dorsalen Kante mit dem Os cuneiforme ter- 
tium, außerdem durch periostale Knochenneubildungen mit dem 
medialen Griffelbeine verwachsen. 

Am oberen Rande des Os naviculare ist die dorsal gelegene 
Hälfte der Kompakta unverändert, während die plantare Hälfte 
beginnende Auffaserung zeigt und der kompakte Rand stellen- 
weise nur noch eine Stärke von 1 mm besitzt. Die am dorsalen 
Rande vorhandene Knochenauflagerung zeigt ein poröses Gefüge 
ohne bestimmte Anordnung. Die Spongiosa und der untere Rand 
des Os naviculare zeigen in der dorsalen Hälfte keine Ab- 
weichungen vom Normalen, in der plantaren Hälfte dgegen sind 
in der Spongiosa kleinere und größere lakunenartige Räume vor- 
handen, und der untere Rand der Kompakta ist noch stärker auf- 
gefasert als der obere Rand. Die Verwachsungsstelle mit dem Os 
cuneiforme tertium hat eine Breite von 2 mm und zeigt einen 
festen, nur schwach porösen Bau. Am plantaren Rande ist die 
Cortikalis des Os naviculare vollständig aufgefasert, und das spon- 
sıöse Gewebe dieses Knochens geht hier unmerklich und ohne be- 
stimmbare Grenze in das gleich beschaffene Gewebe der Knochen- 
auflagerung über. Die Verwachsungsstelle mit dem Os cuneiforme 
primum et secundum beträgt etwa 1 cm. Auch hier geht die 
Spongiosa der Knochen unmittelbar ineinander über, doch zeigt 
der plantare Teil ein etwas festeres Gefüge, und es läßt sich nicht 
erkennen, wieviel daselbst Knochensubstanz angelagert ist. 

Das Os cuneiforme tertium bildet mit dem Os cuneiforme 
primum et secundum einen Knochen. An seinem dorsalen Rande 
zeigt das Os cuneiforme tertium teilweise Auffaserung der Corti- 
kalis und Knochenauflagerung mit porösem Gefüge. Die Tela 
ossea des proximalen und distalen Randes verjüngt sich vom 
dorsalen Rande nach der Mitte zu so, daß dieselbe an den Ver- 
wachsungsstellen vollständiger Auffaserung anheimgefallen ist. 
Mit dem Hauptmittelfußknochen ist das Os cuneiforme tertium am 
dorsalen Rande durch eine 6 mm breite Knochenbrücke von ziem- 
lich festem, wenig porösem Bau verwachsen. An der Innenseite 
dieser Verwachsungsstelle befindet sich eine 8 mm hohe und bis 
3 mm breite Lakune von unregelmäßiger Gestalt und zackigem 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. 2 


— 18 — 


Rande, die zur Hälfte in das Os cuneiforme tertium und zur Hälfte 
in den Hauptmittelfußknochen reicht und mit dem sich als schmale 
Spalte zeigenden distalen Gelenke in Verbindung steht. In ihrem 
Rande zeigt die Lakune ein festes, cortikalisähnliches Gefüge. Der 
plantare Rand des Os cuneiforme tertium geht ohne sichtbare 
Grenze sowohl in das zu einem Knochen verschmolzene Os cunei- 
forme primum et secundum als auch in den Hauptmittelfußknochen 
und das mediale Griffelbein über, am proximalen Rande eine 
erbsengroße, runde Lakune mit glattem, fester gefügtem Rande 
mit dem Os naviculare und dem Os cuneiforme primum et secundum 
bildend. 

Auf anderen Schnitten desselben Präparates ist die Grenze 
zwischen Os cuneiforme tertium und Os cuneiforme primum et 
secundum noch deutlich zu erkennen, teils durch festeres Gefüge, 
teils durch einen Rest der Gelenkspalte, welcher auch in Fig. 5 
als 112 mm lange Spalte noch zu sehen ist. 

Die Faserrichtung der Spongiosa des Os cuneiforme primum 
et secundum verläuft von der oberen Verwachsungsstelle dieses 
Knochens mit dem Os naviculare schräg nach unten zu der Ver- 
wachsungsstelle mit dem Os cuneiforme tertium, trifft daselbst 
spitzwinklig mit der Faserrichtung der Spongiosa des zuletzt ge- 
nannten Knochens zusammen und setzt sich mit dieser vereint 
dann nach unten in den Hauptmittelfußknochen fort. 

Das mediale Griffelbein ist durch Exostosenanlagerung bis zu 
91, cm verbreitert. Das Köpfchen des Griffelbeins ist mit dem Os 
cuneiforme primum et secundum und mit dem Hauptmiittelfuß- 
knochen verwachsen. Die Verwachsungsstellen zeigen keine deut- 
liche Spongiosabildung, jedenfalls ist dieselbe sehr dicht. Das 
Griffelbein weist in der Mitte seines oberen Teiles einen etwa 
4 mm breiten Streifen spongiosaähnlichen Gewebes von undeut- 
licher Faserrichtung auf, welcher auf beiden Seiten von einem 
breiteren cortikalisähnlichen Streifen eingefaßt und mit der Spon- 
giosa der oberhalb des Griffelbeinköpfchens gelegenen Exastose 
in Verbindung steht. Zwischen Griffelbeinköpfchen, Hauptmittel- 
fußknochen und Os cuneiforme primum et secundum befindet sich 
noch eine große ovale Lakune mit völlig glattem Rande und 
dünner Kompakta, welche als Rest des zwischen den gesunden 
Knochen an dieser Stelle befindlichen Hohlraumes anzusehen ist. 


6. Präparat (Fig. 6). 

Ein linkes Sprunggelenk mit schwacher 
Exostosenbildung an der inneren und vorderen Seite des 
proximalen Endes des Hauptmittelfußknochens und der beiden 
unteren Knochenreihen des Gelenkes. Die Knochen des Hinter- 
mittelfußes sind unter sich und mit den kleinen Sprunggelenks- 
knochen vollständig verwachsen. Eine Gesamtabbildung dieses 
Präparates befindet sich bei Eherlein in der Fig. 12 (58, S. 34). 

Es wurden, etwa 1 em von der Vorderkante des oberen Randes 
des Os navieulare entfernt, Frontalschnitte durch die verwachse- 
nen Knochen angelegt, welche das Os naviculare, das Os cuneiforme 
tertium und den Hauptmittelfußknochen trafen. 


a I 3 


Der in Fig. 6 abgebildete Schnitt zeigt eine ziemlich weit- 
gehende Ankylose zwischen diesen drei Knochen, und zwar ist 
das Os naviculare an den Seiten auf 2 bzw. 5 mm, in der Mitte auf 
fast 2 cm mit dem Os cuneiforme tertium verwachsen. Während 
die beiden ersteren Verwachsungsstellen cortikalisähnlich sind, be- 
sitzt die mittlere durchweg spongiöse Beschaffenheit, und zwar 
gehen die Spongiosazüge des Os naviculare unmittelbar in die des 
Os cuneiforme tertium über. An den nicht verwachsenen Stellen 
macht sich in der unteren Cortikalis des Os naviculare eine Auf- 
faserung bemerkbar. Das Os cuneiforme tertium ist in ähnlicher 
Weise wie mit dem Os naviculare auch mit dem Hauptmittelfuß- 
knochen verwachsen. Während in Fig. 6 am medialen Rande eine 
Verwachsung zwischen Os cuneiforme tertium und Hauptmittelfuß- 
knochen nicht sichtbar ist, konnte eine solche an anderen Schnitten 
in einer Breite von 4 mm nachgewiesen werden. An der lateralen 
Seite ist durch angelagerte Knochenmasse eine 2 mm starke Über- 
brückung beider Knochen zu sehen. In der Mitte besteht eine 
215 cm breite Verwachsung, welche auf 1 cm Breite dichtere Be- 
schaffenheit aufweist, während der übrige Teil wie die obere 
mittlere Verwachsung durchgehende, lockere, senkrecht verlaufende 
Spongiosazüge besitzt. Lateral von der mittleren Verwachsungs- 
stelle zeigt die obere und untere Cortikalis des Os cuneiforme 
tertium starke Auffaserung, wodurch hierselbst ein fast vollstän- 
diges Verschwinden der Tela ossea bedingt ist. Die beiden in der 
Spongiosa des proximalen Teiles des Hauptmittelfußes sichtbaren 
größeren Löcher sind Bohrlöcher. Oberhalb der linken Öffnung 
macht sich ein schwacher, bis zur Mitte des Hauptmittelfuß- 
knochens reichender Streifen von dichterem Knochengewebe be- 
merkbar, ein durch den transformatorischen Prozeß noch nicht 
ganz aufgefaserter Rest der Cortikalis desHauptmittelfußknochens. 
Eine beginnende Auffaserung macht sich dagegen an dem oberen, 
lateralen Rande des Hauptmittelfußknochens schon bemerkbar. 


7. Präparat (Fig. 7). 


DieKnochen eines linken Sprunggelenkesvon 
einem alten Pferde. Dieselben zeigten mit Ausnahme einer fast 
vollständigen Verwachsung des Os naviculare mit dem Os cunei- 
forme tertium keinerlei Abweichungen. An der medialen Seite und 
an der vorderen Fläche befinden sich an der Verwachsungsstelle 
geringgradige, flache, ziemlich glatte Knochenauflagerungen. Die 
frühere Trennungslinie beider Knochen zeigt sich nur noch an der 
plantaren Fläche derselben strichförmig in der Länge eines halben 
Zentimeters. 

In Fig. 7 ist die Abbildung eines Frontalschnittes durch die 
beiden verwachsenen Knochen gegeben. Von der früheren Gelenk- 
fläche zwischen dem Os naviculare und dem Os euneiforme tertium 
sind nur noch Andeutungen in Form einer mehrfach unterbroche- 
nen feinen Linie vorhanden. Während die kleineren Verwach- 
sungsstellen keine Spongiosenbildung zeigen, ist an einer größeren, 
etwa 1,5 cm langen, deutliche Spongiosenbildung zu erkennen. Die 
Richtung der neu entstandenen Spongiosabälkehen ist eine verti- 


i) 


— 90 — 


kale und fällt mit der ursprünglichen der beiden Knochen voll- 
ständig zusammen, so daß eine Grenze zwischen alter und neuer 
Spongiosa nicht zu erkennen ist, jedoch fällt das sehr dichte Ge- 
füge derselben an der Vereinigungsstelle auf. An den noch nicht 
vollständig verwachsenen Stellen ist auch bereits eine Auffaserung 
der Tela ossea zu bemerken. 


8. Präparat (Fig. 8). 


Ein linkes Sprunggelenk mit Verwachsung 
des Os naviculare mit Os cuneiforme 1, 2 und 3. Das Gelenk 
zwischen dem Os naviculare und dem Os cuneiforme tertium ist 
nur noch schwach angedeutet, während Os cuneiforme primum et 
secundum nur an der medialen Seite mit dem Os naviculare und 
dem Os cuneiforme tertium verwachsen ist. Der proximale vor- 
dere und mediale Rand des Hauptmittelfußknochens ist mit ko- 
rallenförmigen Exostosen, bis zu 2 cm Dicke, dicht besetzt. Das 
mediale Griffelbein ist in seinem oberen Teile mit dem Hauptmiittel- 
fußknochen verwachsen, das Köpfchen des Griffelbeins zeigt an 
der medialen Seite ebenfalls schwache, rauhe Knochenauflage- 
rungen. Die Gelenkflächen zwischen Hauptmittelfußknochen und 
medialem Griffelbein einerseits mit Os cuneiforme 1, 2 und 3 ander- 
seits besitzen rauhe, poröse, bimssteinähnliche Beschaffenheit. 

Es wurden Frontalschnitte angelegt, welche vom vorderen, 
oberen Rande des Hauptmittelfußknochens etwa 3 cm entfernt 
waren. 

Der in Fig. 8 wiedergegebene Schnitt zeigt eine ziemlich voll- 
ständige Verwachsung zwischen dem Os naviculare und dem Os 
cuneiforme tertium; nur eine etwa 1 cm breite Gelenkspalte ist in 
der Nähe des lateralen Randes noch vorhanden. 

Die Cortikalis des proximalen Randes des Os naviculare ist 
mit Ausnahme einer kleinen Stelle, woselbst sie ganz verschwun- 
den ist, durch Auffaserung sehr verschmälert.e Die Spongiosa 
zeigt an der lateralen Seite ein etwas dichteres Gefüge als im 
übrigen Knochen. Die Cortikalis des unteren Randes ist nur an 
der kleinen noch vorhandenen Gelenkspalte nicht gänzlich aufge- 
fasert. Zwischen dem Os naviculare und dem Os cuneiforme ter- 
tium befindet sich eine querovale, glattrandige, etwa 8 mm breite 
und 3!% mm hohe Lakune. Die beiden in der Abbildung noch 
außerdem sichtbaren Löcher sind Bohrlöcher. Während die 
Knochenbälkcehen im medialen und lateralen Teile des Os navi- 
culare vertikal verlaufen, ist oberhalb der Lakune ein regel- 
mäßiger Verlauf der Spongiosafasern nicht vorhanden. Es scheint 
eine Kreuzung derselben zu bestehen, indem die einen von außen 
und oben nach innen und unten und die anderen in entgegen- 
gesetzter Richtung verlaufen. | 

Die Tela ossea des oberen Randes des Os ceuneiforme tertium 
ist gänzlich aufgefasert, die des unteren Randes besteht überhaupt 
nieht mehr, dieser Rand ist vielmehr unregelmäßig zackig und 
besitzt tiefe Einsehnitte, von denen einer sich bis auf 113 mm 
dem oberen Rande nähert. Das Spongiosagewebe ist ziemlich 


— ?] — 


dicht gefügt und ist nur in der Nähe des unteren Randes etwas 
poröser. 

Der obere Rand des Hauptmittelfußknochens ist analog dem 
unteren Rande des Os cuneiforme tertium beschaffen, auch hier 
ist durch transformatorische Vorgänge die Tela ossea vollständig 
geschwunden, und die unmittelbar angrenzende Spongiosa ist in 
der Mitte auf 1 cm und an den Seiten bis auf 3 cm verdichtet. Die 
seitliche Cortikalis ist medial bis zu 11⁄4 cm aufgefasert. Die seit- 
lichen Knochenauflagerungen zeigen einen schwach porösen Bau. 


9. Präparat (Fig. 9). 


Ein linkes Sprunggelenk mit Verwachsungen 
zwischen dem Os naviculare, dem Os cuneiforme 1, 2 und 3 und 
dem Metatarsus 2, 3 und 4. An der inneren Fläche befindet sich 
am Os naviculare, Os cuneiforme primum et secundum und Mt. 2 
und 3 eine taubeneigroße, ziemlich glatte Knochenauftreibung. 
An der dorsalen Fläche des Os naviculare, Os cuneiforme tertium 
und dem oberen Rande des Hauptmittelfußknochens sind zackige, 
teilweise ineinandergreifende Exostosen vorhanden. 

Ein Frontalschnitt durch Os naviculare, Os cuneiforme 3 und 
Mt. 3 wurde etwa 2 cm vom oberen, dorsalen Rande des Haupt- 
mittelfußknochens entfernt angelegt. 

Der in Fig. 9 vorliegende Schnitt zeigt neben teilweiser Ver- 
wachsung zwischen Os cuneiforme tertium und Hauptmittelfuß- 
knochen eine deformierende Arthritis zwischen dem Os naviculare 
und dem Os cuneiforme tertium. 


Am proximalen Rande des Os naviculare befindet sich eine 
starke Tela ossea, welche von der lateralen nach der medialen 
Seite zu an Dicke zunimmt. Der distale Rand zeigt lateral auf 
1!2 em noch die ursprüngliche, glatte Gelenkfläche, der übrige 
Teil des Randes ist unregelmäßig zackig, rauh und von etwas 
poröser Struktur. Die ursprüngliche Tela ossea ist an dieser Partie 
bedeutend verstärkt und nimmt ebenfalls nach der medialen Seite 
an Dicke zu, mit der Cortikalis des oberen Randes so zusammen- 
treffend, daß etwa 112 em des medialen Teiles des Knochens nur 
aus festem, cortikalisähnlichem Gewebe bestehen. Die Spongiosa 
besitzt in der lateralen Seite des Knochens normale Beschaffenheit 
und normalen Verlauf, nach der medialen Seite zu nimmt sie an 
Höhe ab und büßt an Porosität ein. 


Der obere Rand des Os cuneiforme tertium hat eine dem 
unteren Rande des Os naviculare entsprechende Beschaffenheit. 
Die Tela ossea dieses Randes besitzt lateral auf 1 em Breite normale 
Dicke, ist dann auf 1 cm Breite bis zu 5 mm diek und von da ab 
unter dem wie zerfressen aussehenden Teile des medialen Ab- 
schnittes von wechselnder Stärke und Dichtigkeite. Am unteren 
Rande besteht medial und in der Mitte eine Verwachsung mit dem 
Hauptmittelfußknochen. Während die Kompakta des unteren 
Randes zwischen den beiden Verwachsungsst:ilen eine beträcht- 
liche Stärke aufweist, ist sie im lateralen Teile des Knochens 
ziemlich stark aufgefasert. Die Spongiosa nimmt analog der des 


— 9 — 


e naviculare von der lateralen zur medialen Seite an Dichtig- 
eit zu. 

Die Cortikalis des oberen Endes des Hauptmittelfußknochens 
ist auf der medialen Seite bis nahe zur Mitte vollständig vor- 
handen. An der Hauptverwachsungsstelle ist die Substantia 
compacta teilweise aufgefasert, und zwar ist lateral die Auffase- 
rung stärker, und gehen hier die Spongiosagänge des Hauptmiittel- 
fußknochens in die des Os cuneiforme tertium direkt über. Im 
lateralen Teile ist die Cortikalis vollständig aufgefasert.e. Die am 
Präparat sichtbaren Exostosen zeigen einen porösen Bau. 


Ill. Arthritis und Periarthritis chronica carpi. 


Wesen. Eine Entzündung des Karpalgelenkes mit nach- 
folgender Ankylose und Versteifung des Gelenkes ist schon früh- 
zeitig beobachtet worden. 


Solleysel (1) sowohl wie v. Sind (5) erwähnen sie bereits in 
ihren Schriften, auch bei Kersting (12) und Havemann (17) 
finden wir Angaben darüber, ebenso bei Rychner (23). 

Schrader (30) fand bei seinen Untersuchungen die Gelenk- 
flächen mehr oder weniger entartet, die Knorpel usuriert und an den 
Knochen Exostosen. Derselbe beschreibt auch Ulzeration am Gelenk- 
knorpel mit Caries an den Knochen und Ankylose der Gelenke. Wie 
er angibt, soll Chery der erste gewesen sein, der diese Erkrankung 
unter dem Namen „Spat am Vorderknie“ beschrieben hat. Auch 
Bruckmüller (33) beschreibt die Carpitis chronica. 

Nach Dieckerhoff (43) soll das Leiden durch Übergreifen der 
Überbeine vom Metacarpus auf den Carpus entstehen können. 

Möller (68) ist der Ansicht, daß zu diesem Leiden manchmal eine 
Prädisposition in einem ungünstigen Bau der Vorderfußwurzel gegeben 
sei, weshalb man die Arthritis chronica des Rarpalgelenkes nicht selten 
auf beiden Füßen gleichzeitig beobachten könne. Zuweilen soll sie 
dadurch entstehen, daß entzündliche Prozesse vom Periost aus auf das 
Gelenk übergreifen. Das Hauptsymptom des Leidens bildet die An- 
schwellung. welche zuweilen so erheblich ist. daß das ganze Gelenk de- 
formiert erscheint. Die Anschwellung ist hart und fest und besteht 
vornehmlich aus Exostosen und bindegewebigen Wucherungen; häufig 
wird die Beweglichkeit des Gelenkes eingeschränkt. 

Nach der Meinung von Klingberg (75) wirkt das Vorderfuß- 
wurzelgelenk während der Belastung nicht als starre Knochensäule. 
sondern als schwach federndes Verbindungsstück zwischen Metacarpus 
und Vorarm. Infolge dieser federnden Beschaffenheit werden die 
dureh ungleiche Belastung der Vorderfußwurzel entstandenen ab- 
normen Druckwirkungen geringen Grades, wenn sie vom verwachsenen 
inneren (Giriffelbeine zurückprallen, gebrochen, aber die schweren 
Grades rufen eine chronische Entzündung der Vorderfußwurzel hervor. 

Dagegen schreibt B. Krüger (84) auf Grund seiner in Eber- 
leins Klinik gesammelten Beobachtungen: „Die chronische Entzün- 
dung der Vorderfußwurzel des Pferdes zeigt ihrem Wesen und ihrer 
Entstehung nach eine Ähnlichkeit, ja sogar eine Übereinstimmung mit 
dem Spat, der Schale und der Omarthritis. Sie tritt wie diese Krank- 
heiten entweder als Arthritis, als Periarthritis oder als kombinierte 
Arthroperiarthritis auf. Die Arthritis und Periarthritis des Karpal- 
gelenkes kann entweder 


— 3 — 


1. eine exzentrische (zentrifugale) (etwa. 60 %) oder 

2. eine konzentrische (zentripetale): Entwickelung (etwa 
40 %) einhalten, oder 

3. sich durch Übergreifen der Entzündung aus der 
Nachbarschaft entwickeln. 

„Eine vollständige Ankylose kommt ebenso wie beim Spat auch bei 
der Carpitis nicht vor. Ferner betraf die intrakapsuläre Ankylose stets 
nur das Karpometakarpalgelenk und war durch starke Hyperostosen 
unterstützt. An den Inter- und Radiokarpalgelenken habe ich eine arti- 
kuläre Ankylosis nie beobachtet.“ 

Leblanc (85) hat die Ostitis carpi häufig beobachtet. Er führt 
sie auf eine durch Überanstrengung veranlaßte Reizung des Knochen- 
gewebes mit gelegentlieher hämatogener Infektion zurück, während 
Zschokke (9) starke oder chronische Quetschungen und Ver- 
wundungen als Ursache annimmt. Die auftretenden Wucherungen und 
Knochenneubildungen sind nach ihm Exostosen in Form von warzen- 
artiger Prominenz oder von dendritischem, blumenkohlähnlichem Aus- 
sehen und führen in der Regel zur Ankylose. Die Knochenwucherungen 
sollen sich auf die Vorder- und etwa Seitenflächen des Karpalgelenkes 
beschränken. 

Über die „trockene Entzündung am Karpalgelenke“ schreibt 
Cadeac (94): Der Prozeß beginnt gewöhnlich in der Tiefe des 
Knochens. Meistens ist es eine Ostitis rarefaciens metacarpi, welche 
fortschreitend den Gelenkknorpel ergreift und denselben zerstört. Die 
Veränderungen betreffen meist zuerst die Randregionen des Gelenkes 
und nehmen dann in Form von Streifen oder Flecken die ganze Gelenk- 
fläche ein.‘ Die Knochenenden erscheinen dann wie wurmstichiges 
Holz oder Bimsstein. Alle diese Veränderungen sind symmetrisch; die- 
jenigen des einen Knochens stehen mit denen des anderen in Ver- 
bindung oder verbreiten sich graduell auf den Knorpel und dann auf 
das Knochengewebe. Sie führen endlich zur wahren Ankylose. 

Der Prozeß geht nicht immer vom Knochen aus, sondern manchmal 
auch vom Periost und breitet sich dann konzentrisch aus. Es bilden sich 
in diesem Falle zuerst Osteophyten, welche sich leicht mit dem Messer 
schneiden lassen und nur langsam verknöchern. 

Bezüglich der inneren Einrichtung der bei dem Prozeß in 
Frage kommenden Knochen ist nur von Zschokke (47) angegeben, 
daß die Knochenspangen in den Vorderfußwurzelknochen im allge- 
meinen senkrecht verlaufen, entsprechend der hier herrschenden Druck- 
richtung. Die Anordnung der Spongiosa in den Vordermittelfuß- 
knochen ist bereits bei der Besprechung der Überbeine des näheren 
angegeben worden. 


Zum Studium der bei der Arthritis chronica des Karpal- 
gelenkes einsetzenden Veränderungen stand mir nur ein Präparat 
zur Verfügung. 


10. Präparat (Fig. 10). 


Linkes Karpalgelenk von einem starkknochigen 
Pferde mit dem oberen Ende des Metacarpus. 

Das proximale Ende des Metacarpus ist mit der distalen 
Reihe der Knochen des Karpalgelenkes vollständig verwachsen 
und zeigt sowohl an der Vorder- als auch an beiden Seitenflächen 
dendritische, blumenkohlartige Auflagerungen. Das mediale 
Griffelbein ist mit dem Hauptmittelfußknochen und dem über ihm 
liegenden Os multangulum minus vollständig verwachsen, und 


— 4 — 


finden sich sowohl an der medialen als auch an der lateralen Fläche 
und dem volaren Rande des Griffelbeins starke Knochenauflage- 
rungen. Das laterale Griffelbein ist mit dem Hauptmittelfuß- 
knochen und dem Os hamatum nur teilweise verwachsen, auch 
sind Knochenauflagerungen nur auf seiner lateralen Seite und in 
geringem Umfange vorhanden, während der volare Rand und die 
mediale Seite desselben frei davon geblieben sind. 

Die Knochen der distalen Reihe des Karpalgelenkes sind unter 
sich so verwachsen, daß die Grenzen der einzelnen nur an einigen 
Stellen noch linienförmig nachweisbar sind. Der Umfang des 
Gelenkes mit den Knochenwucherungen beträgt in Höhe der 
distalen Reihe 30 cm. Zwei Knochen der proximalen Reihe zeigen 
weder unter sich, noch mit der distalen Reihe eine feste Verwach- 
sung, ihre Gelenkflächen sind überall frei; eine vollständige Ver- 
wachsung besteht aber zwischen dem Os lunatum und dem Os 
triquetrum. Das Os naviculare zeigt an seiner vorderen und late- 
ralen Fläche blumenkohlartige Knochenauflagerungen, welche zum 
Teil eine Mächtigkeit von 5 cm erreichen, an seiner volaren Seite 
solche von 2 cm Dicke. An der medialen Seite liegen zwischen 
den nicht veränderten Gelenkflächen kleinere Knochenauflage- 
rungen von höchstens Erbsengröße. Das Os lunatum hat an der 
dorsalen Fläche Knochenauflagerungen von 21, cm Stärke, an den 
übrigen freien Flächen nur unbedeutende Rauhigkeiten, die la- 
terale Fläche ist mit dem Os triquetrum verwachsen. Dieses zeigt 
am Übergange der lateralen in die dorsale Fläche eine ziemlich 
kompakte Knochenauflagerung von 21% em Stärke, welche medial- 
wärts in die Auflagerung des Os lunatum sich fortsetzt und zur 
vollständigen Verwachsung mit diesem geführt hat. Die übrigen 
Flächen des Os triquetrum zeigen nur geringe Auflagerungen, die 
am stärksten in der Umgebung der Gelenkfläche sind, mit der 
dasselbe mit dem Os pisiforme artikuliert. Das Os pisiforme selbst 
weist in den vorderen Abschnitten seiner medialen und lateralen 
Fläche geringgradige Knochenauflagerungen auf. 

Der in Fig. 10 vorliegende Frontalschnitt durch das an 
Arthritis chronica erkrankt gewesene Karpalgelenk wurde 1,3 cm 
von der vorderen Kante des Os naviculare geführt. Bei Betrach- 
tung der Abbildung sieht man, daß von den drei sichtbaren 
Knochen der proximalen Reihe das Os lunatum mit dem Os trique- 
trum vollständig verwachsen ist, nur ein schwacher Streifen deutet 
in den oberen zwei Dritteln noch die frühere Trennungslinie an, 
während in dem unteren Drittel die Spongiosa beider Knochen 
vollständig ineinander übergeht. Die Knochen der proximalen 
Reihe sind mit denen der distalen Reihe nicht verwachsen. 

Die drei sichtbaren Knochen der distalen Reihe sind dagegen 
vollständig miteinander verwachsen, und keinerlei Grenzen der 
früheren Trennung sind mehr nachzuweisen. Die Spongiosa- 
systeme dieser Knochen gehen vollkommen ineinander über. 

Die Verbindung der distalen Reihe mit dem Hauptmittelfuß- 
knochen besteht außer durch periostale Wucherungen in einer Ver- 
wachsung zwischen dem Os multangulum minus mit dem Haupt- 
mittelfußknochen auf 2 mm Länge. Diese Verwachsungsstelle zeigt 


eine deutliche Bildung von Spongiosa, und die Richtung ihrer 
Bälkchen ist übereinstimmend mit der der Spongiosabälkchen des 
Os multangulum minus und des proximalen Endes des Haupt- 
mittelfußknochens, d. h. senkrecht von oben nach unten in der 
Richtung der Druckwirkung. 

Die periostalen Wucherungen weisen ebenfalls Spongiosabau 
auf, doch ist der Verlauf der Knochenlamellen und -balken nicht 
mit Sicherheit zu deuten. 


IV. Schale. 


Wesen. Die Schale mußte mit ihren augenfälligen Er- 
scheinungen und bei ihrem häufigen Vorkommen schon frühzeitig 
beobachtet werden. 

Während Solleysel (1) die Schale nur kurz erwähnt und auf 
Anstrengung zurückführt, versucht v. Sind (4 und 5) ihre Entstehung 
zu erklären. Für ihn ist der „Leist eine kallöse Masse versammelter 
Feuchtigkeiten. hervorgerufen durch eine Gewalt, durch welche die 
Gefäßerlein, welche die Lymphen den Ligamenten zuführen, erweitert 
oder zerrissen werden, woraus der Humor entkommt und sich in der 
Gegend herum sammelt“. 

Prizelius (7) sieht als übelste Folge der Schale an. daß „der 
Fuß davon auszutrocknen und sich zusammenzuzichen pflegt“. Auf die 
Ähnlichkeit der Schale mit dem Spat weist schon Gibson (8) hin. 

Als natürliche Leiste sieht Lafosse (9) die „Verbeinerung” des 
Hufbeinknorpels an, während er die durch äußere Ursachen ent- 
standene die zufällige Leiste nennt. 

Nach Kersting (12) sind bei der Schale die Gelenkkapseln des 
Kronen- und unteren Köthengelenkes anfangs geschwollen und später 
zu einem Kallus geworden. 

Auch Hurtel d’Arboval (19. Franque (21) und 
Ryvehner (23) erwähnen die Schale. Letzterer gibt an. daß durch 
Dehnung oder Zerrung der Bänder, wohl auch der Beinhaut, eine Ent- 
zündung derselben entstehe. Durch Ubergreifen der Entzündung auf 
die (relenkflächen erfolge zuletzt Gelenkverwachsung. 

Dieterichs (24) führt als Grund für das Beschränktbleiben des 
Ubels die äußeren Ursachen an. Die Struktur des Knochens oder viel- 
mehr der innere Knochenbau leide zu wenig. als daß innere Ursachen 
angenommen werden könnten. Dagegen glaubt Hertwig (25). daß 
die äußeren Ursachen selten seien im Verhältnis zu den inneren. wie 
Anlage zu Knochenauswüchsen, zu reichlicher Ernährung. saure 
Gräser. akuter Rheurmatismus. 

Obgleich Günther (28) im ganzen der Ansicht Hertwig's 
beitritt. betont er vor allem als Ursache die Erbliehkeit der Schale, 
währen! Schrader (30) die äußeren Ursachen. zu denen er auch 
Mauke und Kronentritte reehnet. in den Vordergrund stellt. 

Stockfleth (41) glaubt. daß die Entzündung häufig innerhalb 
der Gelenkkapsel ihren Anfang nimmt. Er weist auf die namentlieh 
an der Innenseite vorkommenden Schliffstellen im Knorpel oder auf 
den völligen Schwund desselben mit nachfolgender Verwachsung der 
Kuochen hin. 

Dagegen meint Hoffmann (49) das Leiden als schleiehende 
Periostitis mit Knochenneubildung ansehen zu müssen. und nimmt er 
em spontanes Entstehen der Schale in dem Sinne. wie Dieckerhoff 
cin solches für die Überbeine lehrte. an. 


— 2 — 


Kärnbach (67) fand bei seinen Untersuchungen, daß es sich bei 
der Hufgelenkschale häufig um eine primäre Ostitis handelt. 

Bei der Kronengelenkschale unterscheidet U d r is ki (69) zunächst 
eine artikuläre und eine periartikuläre Form. Nach dem Sitze zerfällt 
erstere in eine marginale, zentrale und totale, während letztere als 
zirkuläre oder partielle Schale auftritt. 

Jacoulet (66) weist darauf hin, daß unter der Einwirkung des 
Schmerzes sich bei der Schale eine Anderung des Auftritts und bei der 
größeren Zusammendrückbarkeit des rarefizierten Knochengewebes 
eine Senkung der Gelenkflächen ergäbe. 

Eberlein (89) definiert die Schale als eine chronische, asep- 
tische, mit Knochenauflagerungen verbundene Arthritis und Peri- 
arthritis. Die Ursachen sind nach ihm äußere (Überanstrengung, Fehl- 
tritte, Zerrung der Gelenkbänder usw.) und innere oder prädispo- 
nierende (fehlerhafte Schenkel- und Zehenstellung, falsches Beschnei- 
den der Hufe, schwache Gelenke usw.). Die artikuläre Schale ent- 
wickelt sich exzentrisch. Zuerst besteht eine Ostitis rarefaciens, die 
dann eine Ostitis condensans zur Folge hat. Die Entwicklung der 
periartikulären Schale ist eine konzentrische. In den subperiostealen 
Partien zeigt sich eine Osteoporose, an die sich sofort eine Periostitis 
mit Östeophytenbildung anschließt; auf die Osteoporose folgt im 
Knochen auch hier eine Ostitis condensans, welche zur Perankylose, 
wie ihrerseits die Ostitis zur Ankylose führt. 


Über die innere Einrichtung der bei der Schale er- 
krankenden Knochen ist folgendes bekannt: 


Nach Eichbaum (46) erscheint an der Phalanx prima, 
dem Fesselbeine, die Kompakta der vorderen Wand etwas unterhalb der 
Mitte des Knochens am stärksten (6,0 mm) und nimmt von hier aus nach 
beiden Enden, nach aufwärts allmählich, nach abwärts schneller an 
Stärke ab. Die Cortikalis der hinteren Wand ist etwas oberhalb der 
oberen Grenze des unteren Drittels am stärksten und nimmt nach ab- 
wärts, da dicht unterhalb .dieser Stelle die Auflösung in Trajektorien 
beginnt, sehr schnell an Stärke ab. Nach aufwärts behält sie während 
ihres Verlaufes an der kleinen Markhöhle ihre Dicke fast bei und wird 
hierauf durch die Abgabe der nach dem oberen Gelenkende hin- 
strebenden Trajektorien, welche etwa in der Mitte des Knochens beginnt, 
allmählich schwächer. Von der Innenfläche beider Wände entspringen 
Balken, welche nach dem oberen und unteren Ende verlaufen, sich 
fächerförmig ausbreiten und durchkreuzen und sich an der (ortikalis 
der Gelenkflächen unter meist rechtem Winkel anlegen. Die Spongiosa 
des oberen Endes nimmt fast ganz die obere Hälfte des Knochens ein; 
die des unteren Endes beschränkt sich auf das untere Viertel. Die 
Bälkchen dieses letzteren sind jedoch bedeutend dichter aneinander ge- 
lagert und die Räume zwischen denselben äußerst klein und rundlich 
gestaltet. An der Innenwand der lateralen und medialen Abteilung 
des Knochens liegen ferner ziemlich starke, von schwächeren Quer- 
bälkchen unter rechtem Winkel gekreuzte Balken und Plättchen. die 
schräg von der vorderen zur hinteren Fläche des Fesselbeins verlaufen 
und bei natürlicher Stellung des Knochens senkrecht nach abwärts ge- 
richtet sind. 

Silbersiepe (92) führt des näheren aus, daß es sich in der Tat 
an den Fesselbeinen um eine gesetzmäßige Anordnung der Spongiosa 
und der Kompakta handelt. Die Plättchen des Hauptspongiosasystems 
sind in der Richtung des größten Belastungsdruckes und Dehnungs- 
zuges angeordnet, Dort. wo das Maximum dieses Druckes und Zuges 
besteht. haben sie sich zur Kompakta zusammengedrängt. Je nachdem 


der Druck oder Zug in höherem Grade einwirkt, sind die verschiedenen 
Stellen mr verschieden starker Kompakta ausgestattet, Dort, wo sich 
die sämtlichen Spangiosaelemente zu Kompakta vereinigt haben, liegt 
die Markhöhle. Wie bei allen Extremitätenknochen, so schneidet auch 
beim Fesselbein die Mittelkra®#* des Körpers die Querschnitte des Fessel- 
beins medial von der Knochenaxe, d. h. die Schwerlinie liegt medial von 
dieser. Aus diesem Grunde ist der mediale Teil des Fesselbeins der 
mehr belastete, und dementsprechend findet man auch an ihm die 
stärkste Kompakta, die stärksten Spongiosateile und die stärkste Ent- 
wicklung der proximalen Druckaufnahmeplatte an dieser Stelle. 

Die Phalanx secunda, das Kronbein, nähert sich nach 
Eichbaum (46), da ihre Dimensionen ziemlich gleich sind und auch 
die Markhöhle meist fehlt, mehr den kurzen Knochen. Ein Sagittal- 
durehschnitt zeigt, daß sowohl die obere, wie die untere Gelenkfläche 
eine ziemlich starke (2,0—2,5 mm) Kompakta besitzt. Die Cortikalis 
der vorderen Wand ist etwas schwächer wie die der hinteren, die dicht 
über der unteren Gelenkwalze an der Stelle, wo die hintere Fläche des 
Knochens concav ausgehöhlt erscheint, einen Durchmesser von 3 mm 
erreicht. Die Elemente der Spongiosa sind sehr dicht aneinanderge- 
lagert, so daß die Markräume in Form von schmalen Spalten hervor- 
treten. Von der Kompakta der oberen Gelenkfläche verlaufen Balken- 
systeme teils nach abwärts zum unteren Gelenkende, teils schräg zur 
vorderen und hinteren Wand des Knochens. Besonders in der hinteren 
Abteilung desselben tritt ein solches System deutlich hervor, welches 
von der stärksten Partie der Cortikalis der hinteren Wand entspringt 
und schräg nach aufwärts zur Stütze der Gelenkfläche verläuft. Von 
derselben Stelle, die eine Art Vorsprung in das Innere des Knochens 
bildet. gehen ferner sich radienartig ausbreitende Bälkchensysteme aus, 
die nach der unteren Gelenkhervorragung hinziehen und sich dort mit 
anderen, von der Cortikalis der vorderen Wand herkommenden, durch- 
kreuzen. 

Sagittaldurchschnitte durch die Phalanx tertia, das Huf- 
bein, ergeben nach Eichbaum (46), daß die Kompakta der Sohlen- 
fläche ziemlich stark ist. Ihre größte Dimension erreicht dieselbe auf 
eine Strecke von 2 cm an der Übergangsstelle der beiden Abteilungen 
dieser Fläche. Von hier aus nimmt dieselbe nach dem Sohlenrande 
allmählich, nach dem hinteren Rande des Hufbeins schneller ab. Ihre 
Stärke an ersterem beträgt immer noch 1,5 mm. Dieser stärksten 
Stelle schräg gegenüber, dicht unterhalb des Kronfortsatzes des Huf- 
beins, besitzt die Cortikalis der Wandfläche ihre stärkste Dimension. 
Dieselbe ist indes geringer wie die der Sohlenfläche. Von diesen 
beiden Stellen entspringen Bälkchen, die teils nach aufwärts, zu der 
starken Kompakta der Gelenkfläche verlaufen und diese stützen, teils, 
ziemlich parallel zur Sohlen- bzw. Wandfläche nach dem Sohlenranide 
hin verlaufen. wo sie sich bogenförmig gekrümmt durchkreuzen. Die von 
der Sobhlenfläche hervorgehenden Trabekel sind hierbei stärker wie 
die der Wandfläche, deren Cortikalis ebenfalls geringere Dimensionen 
aufweist. Zwischen den Cortikalissubstanzen beider Flächen verlaufen 
ferner im Bereiche der stärksten Partien derselben rechtwinklig zu 
diesen gestellte, starke Balken, die von diesen Ursprung nehmen bezw. 
sich an denselben anlegen. Zwischen denselben befindet sich in der 
unteren Abteilung des Knochens der Sohlenkanal. 

Ein Transversalschnitt, in Höhe des Kronfortsatzes ausgeführt. 
zeigt zwei übereinander liegende Bogen kompakter Substanz, einen 
oberen, stärker gekrümmten, einen unteren schwächeren. Die Corti- 
kalis des oberen erscheint hier, da dieselbe in schräger Richtung durch- 
schnitten ist, ebenso stark wie die des unteren. Von dem unteren 
Bogen zum oberen verlaufen senkrecht zu beiden gestellte Trabekel. 


— DI — 


Vergleichende Messungen der Wandstärke des Vorder- und Hinter- 
beins eines Pferdes ergeben, daß die Stärke der Kompakta an der 
Wand- und Sohlenfläche des Vorderhufbeins schwächer ist wie an den 
hinteren. 

Nach K nauer (95) wird der in der Richtung der Zehenaxe in das 
Hufbein einfallende Druck der Körperlast von zwei sich ihm entgegen- 
stellenden Gruppen von Druckelementen aufgefangen. 

Die dorsale Gruppe besteht aus gewölbten Platten, die un- 
gefähr mit der äußeren Wandfläche gleichlaufen und die vordere 
Hälfte des Hufbeins der Länge nach durchziehen. In senkrechter 
Richtung werden sie von anderen ebenen Platten durchquert, die mit 
dem Aufhängeapparat in Fühlung treten. 

Die volare (bezw. plantare) Gruppe zeigt eine auffallend 
steile, fast mit der Knochenaxe gleichlaufende Richtung. Durch ihre 
Vermittlung wird ein großer Teil des Druckes gegen die starke Corti- 
kalis der Sohle fortgeleitet. 

Die Zugkraft des Hufbeinbeugers wird durch eine 
große Zahl radiärer Spangen außerordentlich verteilt auf das untere 
Drittel der Hufbeinwandfläche. 

Die Zugwirkung der gemeinsamen Zehenstreck- 
sehne tritt ebenfalls mit den übrigen Kraftelementen in Verbindung. 
Ohne Umschweife gehen die kräftig entwickelten Balken aus der 
Faserrichtung des Streckers in kurzem Bogen zu der Anheftungsstelle 
des Beugers. 


Untersucht wurden folgende Präparate: 


11. Präparat (Fig. 11). 


Dieses besteht aus Fesselbein und Kronbein, die 
fest miteinander verwachsen sind. Von dem Präparate sind bereits 
in Eberleins Hufkrankheiten eine zusammenfassende Beschrei- 
bung und eine Abbildung gebracht worden. An den beiden Knochen 
befindet sich in der Gegend des Krongelenkes eine Knochenauf- 
lagerung, welche das distale Ende des Fesselbeins und das proxi- 
male des Kronbeins so miteinander vereinigt, daß von dem Ge- 
lenke nur an der dorsalen Seite noch eine strichförmige Andeu- 
tung vorhanden ist. Die stärksten Knochenauflagerungen befinden 
sieh an den Bandhöckern der lateralen und medialen Seite, wäh- 
rend an der dorsalen und namentlich an der volaren Fläche die 
Knochenauflagerung abgeflacht erscheint. 

Der in Fig. 11 vorliegende Schnitt zeigt einen Frontalschnitt 
dureh die Mitte des Präparates. Beide Knochen sind vollständig 
verwachsen, das Krongelenk ist nicht mehr vorhanden. Seine Lage 
wird nur noch teilweise durch eine schwach sichtbare Linie ge- 
kennzeichnet. Die Tela ossea beider Knochen ist an den früheren 
Gelenkflächen vollständig geschwunden, an ihre Stelle ist spon- 
eiöses Gewebe getreten, welches unmittelbar in die Spongiosa des 
Fesselbeins und. des Kronbeins übergeht. Die Markhöhle des Fessel- 
beins ist vergrößert, sie geht nach oben näher an das proximale 
Ende des Fesselbeins heran. Die Spongiosa des Kronbeins ist 
verdichtet, so daß die größeren Markräume völlig verschwunden 
sind. An der Verwachsungsstelle ist die Kompakta beider Knochen 
verdiekt. An der lateralen Seite geht die Kompakta des Fessel- 
beins ohne irgend welche Grenzen unmittelbar in die Kompakta 


— 29 — 


des Kronbeins über; an der medialen Seite befindet sich an der 
Übergangsstelle etwas spongiöses Gewebe, dessen Faserrichtung 
mit derjenigen der Spongiosa des distalen Endes des Fesselbeins 
übereinstimmt. 


Wir haben also am vorliegenden Präparate eine vollständige 
Verschmelzung von Fesselbein und Kronbein zu einem Knochen 
derart, daß nur eine gemeinsame Markhöhle vorhanden ist, und 
die Spongiosa des distalen Endes des Fesselbeins mit der des 
Kronbeins ein gemeinsames Ganzes bildet. 


12. Präparat (Fig. 12). 


Ein von dem Oberstabsveterinär Becker der Sammlung der 
Veterinär-Akademie eingesandtes und mir gütigst zur Verfügung 
gestelltes Präparat. Dasselbe besteht aus der Hälfte eines 
Fessel- und Kronbeins mit vollständiger Verwachsung, 
und zwar sind die Knochen sagittal in der Mittellinie durchgesägt. 

Die obere Hälfte des Fesselbeins zeigt keine Abweichungen, 
die untere Hälfte dieses Knochens und das Kronbein sind mit 
mehr oder weniger festen und ziemlich glatten, teilweise auch 
porösen Exostosen besetzt, die eine Dicke von 11, cm erreichen. 
Das Krongelenk ist nicht mehr zu erkennen. 

Von dem Präparate wurden in der Sagittalebene mehrere 
Schnitte angefertigt. Der in Fig. 12 wiedergegebene Schnitt zeigt 
bis auf eine 1, cm breite, strichförmige Andeutung des Kronge- 
lenkes eine vollständige Verwachsung beider Knochen. 

Die Substantia compacta des proximalen Gelenkrandes des 
Fesselbeins weist keine wesentlichen Veränderungen auf. Die plan- 
tare Cortikalis zeigt etwa 2 cm unterhalb dieses Randes eine Auf- 
faserung, die nach unten so zunimmt, daß in der Gegend des 
früheren Krongelenkes weder Tela ossea noch dichteres Gewebe zu 
sehen ist, sondern nur Spongiosa oder Knochenbälkchen. Auch die 
hier vorhandene Knochenauflagerung zeigt spongiöses Gefüge mit 
gleicher Faserrichtung wie im eigentlichen Knochen. An der dor- 
salen Fläche teilt sich die Cortikalis. Die Teilung beginnt etwa 
3 em unterhalb des oberen Gelenkrandes, und die beiden Cortikalis- 
schichten gehen divergierend bis auf 1 cm Entfernung auseinander. 
Zwischen beiden liegt spongiöses Gewebe mit hauptsächlich ver- 
tikaler Faserrichtung. Während die innere Cortikalisschicht sich 
auffasernd in das Spongiosagewebe des unteren Teiles des Fessel- 
beins übergeht, löst sich die äußere, nachdem sie eine Stärke von 
fast !> em erreicht hat, in die Spongiosa der angelagerten 
Exostosenmasse auf. Von der normal im Fesselbein vorhandenen 
Markhöhle waren nur noch Spuren sichtbar, der in der Figur vor- 
handene größere Raum ist durch teilweises Ausbrechen der 
Knochenbälkchen beim Schneiden entstanden. Am unteren Gelenk- 
rande des Fesselbeins und am oberen Gelenkrande des Kron- 
beins ist die Cortikalis vollständig verschwunden, und die 
an ihre Stelle getretene Spongiosa, welche vom Fesselbein 
nach dem Kronbein unmittelbar durchführt, zeigt ein etwas dieh- 
teres Gefüge. Die dorsale Cortikalis des Kronbeins ist vollständig 


aufgefasert bis auf eine kleine Stelle im unteren Drittel, an welche 
von oben herunter ein cortikalisähnlicher Rand der aufgelagerten 
Knochenmassen einmündet. Die Richtung der Knochenbälkchen, 
auch die der dorsal befindlichen Exostosen, fällt mit der Richtung 
der Spongiosafasern des Fessel- und Kronbeins zusammen. 


13. Präparat (Fig. 13). 


Rechtes vorderes Fessel-und Kronbein. Beide 
Knochen sind fest miteinander verwachsen und zeigen nur an der 
hinteren Fläche einen Rest des Krongelenkes. Die durch die 
Knochen zu denkende Längsachse ist im Krongelenk gebrochen, mit 
nach außen gerichteter Spitze des Winkels (nach innen gebrochen). 
Das Kronbein besitzt außerdem auch noch eine schwache Drehung 
nach innen. Beide Knochen zeigen umfangreiche Bildung von 
korallen- bzw. blumenkohlartigen Exostosen. An der dorsalen 
Fläche ist nur ein etwa 1 cm breiter Rand vom proximalen Ende 
des Fesselbeins frei davon. An der inneren Seite bilden die 
Knochenauflagerungen eine halbkugelige, bis 3 em über die Ober- 
fläche sich erhebende, zerklüftete Auftreibung von 6 cm Länge, 
welche auf 23 dem Fesselbein und auf 14 dem Kronbein angehört. 
An der äußeren Seite sind die vorhandenen Auftreibungen nicht 
so stark und mehr zerklüftet. An der Hinterfläche ist die obere 
Hälfte des Fesselbeins frei von Exostosen, die untere Hälfte des 
Fesselbeins und die ganze Hinterfläche des Kronbeins weisen 
mäfige Knochenauflagerungen auf. 

Durch beide Knochen wurden Schnitte gelegt, welche das 
Kronbein parallel zur Frontalebene, das Fesselbein unter einem 
Winkel von 10° zu dieser Ebene trafen. 

Der in Fig. 13 abgebildete Schnitt ist 1 cm vom vorderen 
unteren Rande des Kronbeins entfernt gewonnen worden, und zeigt 
in den oberen zwei Dritteln des Fesselbeins keine auffallenden 
Veränderungen der Struktur, im unteren Drittel dieses Knochens 
dagegen eine starke Verdichtung der Spongiosa, was in der me- 
dialen Hälfte stärker als in der lateralen ausgeprägt ist. Die un- 
gleiche Stärke in den beiden seitlichen Cortikalisschichten des 
Fesselbeins ist zum Teil durch die Lage des Schnittes bedingt. Die 
Cortikalis des unteren Gelenkrandes ist geschwunden und an ihre 
Stelle ein schwach poröses, dem unteren Teil der Spongiosa ent- 
sprechendes Gewebe getreten. Außerdem besteht in der medialen 
Hälfte eine nur schmale Knochenbrücke zwischen Fesselbein und 
Kronbein. 

Der obere Gelenkrand des Kronbeins zeigt in der medialen 
Hälfte eine völlige Auffaserung der Cortikalis, in der lateralen 
Hälfte dagegen ist bis auf eine kleine, 11% em große Stelle die Corti- 
kalis erhalten geblieben. Die Tela ossea des unteren Gelenkrandes 
und der beiden Seitenränder ist nicht verändert. Die Spongiosa 
des Kronbeins zeigt in der medialen, oberen Hälfte eine starke 
Verdichtung, die nach unten und lateralwärts allmählich aus- 
strahlt. 

Die auf der Abbildung sichtbaren Exostosendurchschnitte 
zeiren schwach porösen Bau und bilden beiderseits Knochen- 
brücken zwischen Fesselbein und Kronbein über das Gelenk hinweg. 


u A 


14. Präparat (Fig. 14). 


Rechtes hinteres Fessel- und Kronbein. Auch 
diese beiden Knochen sind fest miteinander verwachsen, und nur 
an der plantaren Fläche ist die Gelenkspalte noch zu erkennen. 
Medial sowohl wie lateral befinden sich in der Gegend des Kron- 
gelenks halb hühnereigroße, halbkugelige Exostosen von ziemlich 
dichtem Gefüge und glatter Oberfläche, welche nur nach oben hin 
längs des Fesselbeins einige rauhe, zackige Ausläufer besitzen und 
an der Vorderfläche in teils flache, teils zackige Auflagerungen zu- 
sammenlaufen. 

Der in Fig. 14 abgebildete Schnitt ist ein Sagittalschnitt durch 
die Mitte beider Knochen. Das Fesselbein hat dem Kronbein 
sesenüber eine schwache Steilstellung eingenommen. Die im 
Fesselbein sichtbare große, obere Höhle ist die durch teilweises 
Ausbrechen der Spongiosa beim Schneiden vergrößerte Markhöhle, 
die untere, kleinere ist ein Bohrloch, das ebenfalls durch Aus- 
breehen von Spongiosabalken vergrößert ist. Der ganze obere 
Teil des Fesselbeins weist keine bemerkenswerten Veränderungen 
auf. Im unteren Teile ist die der dorsalen Cortikalis angelagerte 
Spongiosa stark verdichtet. Der untere Gelenkrand ist ge- 
schwunden und an seine Stelle ist ein rauher, schwach poröser 
Rand getreten. 

Am Kronbein zeigt der obere Gelenkrand einen dem unteren 
Grlenkrand des Fesselbeins analogen Bau, doch ist in der plan- 
taren Hälfte die Tela ossea in ursprünglicher Stärke vorhanden, 
wie dieselbe sich auch am plantaren Rande und am unteren Gelenk- 
rande vorfindet. Im oberen dorsalen Teile des Kronbeins ist eines- 
teils die Spongiosa verdichtet, andernteils die Cortikalis auf- 
gefasert, so daß die verdichtete Spongiosa ohne sichtbare Grenze 
ın das gleichartige Gewebe der Knochenauflagerung übergeht. 
\ur im unteren Teile des dorsalen Randes ist die ursprüngliche 
Kompakta auf 12 mm Länge noch zu erkennen. 


15. Präparat (Fig. 15). 


Rechtes, hinteres Kronbein und Hufbein mit 
Hufgelenkschale. Durch blumenkohlartige, bis 5 cm dicke 
Exostosen an der Vorder- und den beiden Seitenflächen sind beide 
Knochen verwachsen. Die plantare Fläche des Präparates zeigt 
eine Andeutung des früheren Hufgelenks, ist aber auch mit niedri- 
gen, rauhen Knochenauflagerungen besetzt. Nur das Hufbein ist 
in seinem unteren, vorderen Teile frei von Exostosen. Das Strahl- 
twin fehlt am Präparate. 

Der in Fig. 15 vorliegende Schnitt ist ein Sagittalschnitt durch 
heide Knochen, der vom äußeren Rande der Kronengelenkfläche 
13 mm entfernt angelegt ist. 

Der obere Gelenkrand des Kronbeins ist nicht verändert. Der 
hintere Rand ist mit porösen Knochenauflagerungen besetzt. Die 
Tela ossea des hinteren und vorderen Randes ist in den oberen 
Abschnitten ebenfalls nicht verändert, in dem unteren Abschnitte 
it dieselbe dagegen aufgefasert und geht ohne Grenze in die zu 
Iockerem, spongiösem Gewebe umgewandelte Kompakta des unte- 
ren Gelenkrandes über. 


— 32 — 


Der Gelenkrand des Hufbeins ist vollständig aufgefasert, die 
Spongiosa des oberen Teils dieses Knochens stark verdichtet. Das 
Hufbein ist durch Exostosenbildung, welche von der Hufbeinkappe 
ausgehen, mit dem Kronbein verbunden. Oberhalb der Gelenk- 
spalte befindet sich zwischen unterem Teile des Kronbeins und der 
Exostosenmasse eine bohnenförmige und annähernd bohnengroße 
Lakune. Die oberhalb dieser Lakune gelegene Knochenauflage- 
rung besitzt lamellösen Bau, und zwar sind zwei Lamellensysteme 
zu unterscheiden, ein radiäres, vom mittleren Teile des vorderen 
Kronbeinrandes ausgehend, und ein zirkuläres, dem äußeren 
Rande der beschriebenen Lakune parallel verlaufendes. In den 
äußersten Teilen der Auflagerung ist aber eine zirkuläre Faserung 
nicht mehr zu erkennen. 


V. Fesselbeinbrüche. 


Wesen. Über die in der Literatur niedergelegten Ansichten 
bezüglich der Vorgänge bei der Heilung der Knochenbrüche mögen 
folgende Angaben zur Orientierung voraufgeschickt werden. 


Veith (16) ist der Ansicht, daß bei Knochenbrüchen „eine an- 
fangs blutige, lymphatische oder gallertartige Masse aus den ge- 
trennten Gefäßen der Beinhaut und des Knochens selbst bei vermehrtem 
Zufluß der Säfte heraussickert, sich nach und nach immer mehr ver- 
dichtet und ein hartes, poröses Gewebe bildet“. 

Zu den Gefäßen der Beinhaut und des Knochens treten nach 
Gurlt (20) auch die Gefäße der „Markhaut‘, und zwar soll sich vor 
allem Blut in die Bruchstelle ergießen. Nach teilweiser Resorption 
desselben soll dann eine exsudative Entzündung auftreten, welche die 
Ausschwitzung einer örtlichen, halbflüssigen Substanz verursacht. Diese 
wird nach und nach fester und bildet zunächst eine mittlere Substanz 
(substantia media). Hierauf tritt an den Knochen selbst eine Ent- 
zündung auf mit Ausschwitzung einer weißlich-rötlichen,. dureh- 
scheinenden, gallertartigen Flüssigkeit, welche nach und nach Gefäße 
erhält, in organische Substanz übergeht, zu Knorpel und später zu 
Knochen wird. 

Virehow (29) wies vor allem nach, daß „eine Markhaut nicht 
existiert, daß sich in den Räumen der Knochen keine Säcke, sondern 
kontinuierliches Gewebe, das Mark, welches zur Bindesubstanz gehört, 
findet“. Bei der Heilung der Knochenbrüche soll seiner Ansicht nach 
das Periost den übergrößten Teil des Kallus hervorbringen, doch soll 
auch aus dem benachbarten Bindegewebe ossifikationsfähiges Gewebe 
hervorgehen (Parostealer Kallus). Von dieser äußeren Kallusbildlung 
ist diejenige vollständig verschieden, welehe mitten im Knochen aus 
dem Marke erfolgt, die medulläre oder besser die myelogene Die 
übrige Vereinigung der getrennten Knochenteile geschieht endlich aus 
dem alten Knochengewebe selbst heraus. welches an gewissen Teilen 
in ein weiches Gewebe umgewandelt wird. proliferiert, verschmilzt 
und von neuem ossifiziert. 

Eingehender beschreibt Pütz (39) die Vorgänge bei der Heilung 
von Knochenbrüchen. An den Fragmentenden und in deren Nachbar- 
schaft tritt zunächst ein mehr oder weniger beträchtliches Extravasat 
auf. Dann folgt eine entzündliche Neubildung, welche aus kleinen, 
rundliehen Zellen besteht, die sieh massenhaft vermehren. Die Zellen- 
proliferation ist mit Bildung von Granulationsgewebe verbunden, und 
wird die durch beide zustande gebrachte Neubildlung Kallus genannt. 


Fr e 


Derselbe tritt sowohl an der äußeren Umfläche und in den Mark- 
räumen, wie auch an der Bruchstelle der Knochenfragmente auf und 
wächst sich. bis zum Zusammentreffen und Verschmelzen miteinander, 
entgegen. Die Verknöcherung des Kallus tritt zunächst mantelartig 
um die neugebildeten Gefäße herum ein. Der aus diesem Kallus her- 
vorgehende Knochen ist durchweg porös und wird provisorischer Kallus 
genannt. Der eigentliche Knochenkallus, der durch die definitive 
Verwachsung der Cortikallamellen an der Bruchstelle vermittelt wird, 
bildet sich erst nach erfolgter Herstellung des Zusammenhanges der 
Knochenfragmente durch den provisorischen Kallus. 


Wolff (48) kam bei seinen Untersuchungen über die transforma- 
torischen Prozesse zu der im Anfang der Arbeit schon wiedergegebenen 
Überzeugung, daß die Hauptarbeit der Natur bei Knochenbrüchen nicht 
das Zusamınennieten der Fragmente sei, sondern vor allem das Wieder- 
herstellen der Funktion, eine Ansicht, die auch Silbersiepe (9) bei 
seiner Arbeit über Fesselbeinfrakturen bestätigt fand. 

Die Neubildung von Knochengewebe bei Frakturen geht, nach 
K i t t (90), ausschließlich von Periost und Knochenmark aus. Knochen- 
bildende Zellen dieser Substanzen, Östeoblasten, und die Blutgefäß- 
enılothelien schwellen an, zeigen lebhafte Kernteilung und vermehren 
sich üppig zu einem zellenreichen Kallusgewebe. Dieser anfänglich 
bindegewebige Kallus wird provisorischer Kallus genannt. Die 
Osteoblasten schrumpfen später bei der Verkalkung des Gewebes zu 
spindelgestaltigen und sternförmigen Knochenzellen. 


Es tritt, nachdem das Knochengewebe hart geworden ist, ein Ab- 
bau der überflüssigen Knochenschwiele ein — Aplanation des Kallus. 
Dieser Schwund erklärt sich durch das biologische Gesetz, daß der 
Nicehtgebrauch die Körperteile atrophisch macht. 

Gleiche Ansichten bezüglich Heilung der Knochenbrüche haben 
auch Möller und Frick (97). 

Angaben über das Vorkommen von Fesselbein- 
brüchen beim Pferde sind in der Literatur ziemlich häufig. So 
werden sie erwähnt von v. Sind (5). Ryehner (23), Dieterichs 
(24). Hertwig (25) und Stockfleth (41). In neuerer Zeit sind 
sie beobachtet und beschrieben worden von Steffens (51). Hell (53). 
Eberlein (55) Eberlein und Pfeiffer (7) Joly und 
Vivien (10), Eberlein (72), E. Krüger (81) und vielen anderen. 

Zschokke (9) gibt an: Brüche der ersten Phalangen sind beim 
Pferde relativ häufig. Die Ursachen sind traumatischer Art. Oft treten 
diese Brüche spontan, ohne erkennbare Ursache auf, oder es frak- 
turieren wohl 2 oder gar 3 Fesselbeine zugleich. Diese Brüche sind 
nieht selten Splitterbrüche, daneben kommen aber auch einfache Frak- 
turen und namentlich Fissuren vor. (uerbrüche sind selten und meist 
am unteren Ende. Bei den einfachen und besonders bei unvollständigen 
3rüchen ist die Kallusbildung in der Regel eine normale. Allein nieht 
selten entwickelt sich im Anschluß an den Regenerationsvorgang eine 
chronische Periostitis, welehe zu allen möglichen, oft ganz auszedehn- 
ten ÖOsteophyten führt, sogar zur Arthritis und Ankylosis in einem 
oder dem anderen Gelenke. 

Boulev (27) vermutete sogar. daß die meisten Erkrankungen an 
Schale auf Fissuren des Fesselbeins zurückzuführen seien. 

Die Transformationsvorgänge bei der Heilung der Fesselbein- 
frakturen beim Pferde hat Silbersiepe (92) genauer untersucht und 
Weschrieben. Er kommt hierbei zu folgenden Ergebnissen: 

1. Transformationen, welehe vorzugsweise die äußere Gestalt des 
Fesselbeins betreffen: 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 1. Heft. 3 


u, Bd, 


a) Herstellung einer zweckentsprechenden Gesamtform des ge- 
brochenen Fesselbeins; 

b) Bildung von seitlichen Schutzwehren und von Iinochenwülsten 
an irgend einer Stelle; 

c) Diekenveränderung der kompakten Wände; 

qd) Bildung neuer Markhöhlen mitten in der ursprünglichen 
Spongiosa; 

e) Veränderungen an den bei dem Trauma gänzlich unbeteiligt ge- 
bliebenen Nachbarknochen. 

2. Transformationen, welche vorzugweise die innere Architektur 

des Fesselbeins betreffen: 

a) Schwund ursprünglicher und Herstellung neuer Bälkchen und 
Plättcehen der Spongiosa behufs Entstehung eines neuen, der ver- 
änderten Knochenform angepaßten Trajektoriensystems der 
Bälkchen und Plättchen an der Frakturstelle selbst und an den 
Stellen des Fesselbeins, welche von der Bruchstelle entfernt 
liegen; 

b) Bildung gänzlich neuer Spongiosaregionen mit zweckent- 
sprechender Architektur und unter Umständen mit eigener Mark- 
höhle in der Mitte; 

c) Einbeziehung der Randpartien vollständig abgetrennt gewesener 
und wieder eingeheilter Knochensplitter in die sie umgebende 
neue Spongiosa; 

d) Bildung einer wohlmotivierten Spongiosa in der eine Pseudo- 
ankylose bedingenden Knochenmasse derart, daß infolge der 
statischen Inanspruchnahme dieser Masse die zum Fesselbein ge- 
hörenden PBälkehenzüge ohne Kontinuitätsunterbrechung und 
ohne erkennbare Grenze in die zum Kronbein gehörenden über- 
gehen. Die Bälkehen der pseudoankvlotischen Masse sind so zu 
einer funktionellen Einheit verbunden und bilden ein ncues, den 
statischen Verhältnissen entsprechendes Trajektoriensystem. 


16. Präparat (Fig. 16). 


Präparat und Schnitt verdanke ich der Liebenswürdigkeit des 
Herrn Dr. Silbersiepe, Kreistirarz. Das rechte 
Fessel- und Kronbein eines Vollblutpferdes. 
Die Knochen sind unter sich verwachsen und ringsum mit so um- 
fangreichen Hyperostosen besetzt, daß das Fesselbein am proxi- 
malen Ende einen Umfang von 33 em hat. Nur der untere und 
namentlich der hintere Teil des Kronbeins ist frei von Knochenauf- 
lagerungen. Die proximale Gelenkfläche des Fesselbeins ist nur 
im vorderen und hinteren Teile glatt, quer durch die Mitte zieht 
sich ein unregelmäßiger, breiter Streifen, an welchem dieselbe 
rauh ist und flache Knochenauflagerungen besitzt. Von diesem 
Mittelstreifen zieht sich ein gleichartiger rauher Streifen medial 
vom mittleren Gelenkkamme nach der vorderen Kante und an der 
lateralen Seite ein ebensolcher parallel zum Gelenkkamme von der 
hinteren Gelenkkante durch den Mittelstreifen hindurch zur vor- 
deren Kante. Die distale Gelenkfläche des Kronbeins zeigt keine 
Abweichungen. 

Ein Sagittalschnitt durch beide Knochen wurde mitten durch 
die laterale Gelenkgrube angelegt. Wie aus Fig. 16 zu ersehen ist, 
zeigt der proximale Rand des Fesselbeins starke Verdichtung, der 
Gelenkrand in der Mitte einige Unebenheiten. 


a ap 


Vom Krongelenk ist nur noch eine 13 mm breite Spalte sicht- 
bar, an deren Rändern die Tela ossea bereits stark aufgefasert ist. 
Das ganze übrige Präparat besteht nur aus Spongiosa, fast sämt- 
liche Cortikalis ist geschwunden, es ist eine solche nur noch am 
unteren Teile des dorsalen Randes und am distalen Gelenkrande 
des Kronbeins vorhanden. Die Hyperostosen zeigen durchweg 
ebenfalls spongiösen Bau. Ihre Spongiosa geht ohne Grenze in 
die von Fesselbein und Kronbein über und hat mit letzterer zu- 
sammen einen gesetzmäßig angeordneten Bau. Senkrecht zur 
oberen Gelenkfläche des Fesselbeins entspringen Spongiosazüge, 
welche dorsal und volar die Markhöhle des Fesselbeins umziehen, 
um sich in der Mitte des Kronbeins wieder zu vereinigen. Als 
Stützsystem dient eine zweite Sorte von SPONE IORRIIEETN, welche 
senkrecht zu den ersteren verlaufen. 


17. Präparat. 


Ein linkes hinteres Fesselbein, welches an der 
dorsalen und an den beiden Seitenflächen flache, wenig zackige 
Exostosenbildung aufweist. An den Gelenkflächen zeigen sich die 
Spuren eines verheilten Bruches in Form einer rauhen Linie. 
Diese Bruchlinie verläuft quer über die proximale Gelenkfläche 
von innen und hinten nach außen und vorn, an der distalen 
Gelenkfläche beginnt dieselbe vorn innen und verläuft nach hinten 
bis zur Mitte des Gelenkes, hier in die plantare Fläche des 
Knochens übergehend. 

Der Schnitt ist etwa 115 em vom medialen Rande der oberen 
Gelenkfläche des Fesselbeins entfernt angelegt. In dem sonst in- 
takten oberen Gelenkrande fällt ungefähr in der Mitte eine 6 mm 
tiefe und bis zu 3 mm breite, unregelmäßig gezackte Lücke auf. 
Von dieser Lücke geht schräg nach dem hinteren unteren Drittel 
des Knochens ein 3 mm breiter Streifen, welcher dicht oberhalb 
der unteren Gelenkwalze mündet, und welcher in dem oberen spon- 
giösen Teile des Fesselbeins als Verdichtung, in dem unteren Teile 
desselben, woselbst durch den Schnitt die seitliche Kompakta des 
Knochens getroffen ist, als fester, nur schwach poröser Streifen 
auftritt. Zu beiden Seiten dieses Streifens macht sich in dem 
spongiösen Teile des Knochens eine mehr oder weniger starke 
Verdichtung bemerkbar. 


Zusammenstellung. 


Aus meinen Untersuchungen bei verschiedenen Knochen- und 
Gelenkkrankheiten des Pferdes geht hervor, daß die Transforma- 
tion der Knochen für die Wiederherstellung der Gebrauchsfähig- 
keit erkrankter Knochen und Gelenke von größter Bedeutung ist. 

Bei der Überbeinbildung am Metacarpus bzw. 
Metatarsus des Pferdes ist bezüglich der Beurteilung der 
transformatorischen Prozesse zu trennen zwischen den inter- 
metacarpalen Überbeinen einerseits und den postmetacarpalen und 
tiefen metacarpalen anderseits. Bei ersteren tritt primär eine 

sya 


= 30 a 


deutlich erkennbare Verdichtung der Kompakta mit 
nachfolgender Verknöcherung des Lig. inter- 
osseum zwischen Griffelbein und Hauptmittelfußknochen ein. 
Da hierbei die Inanspruchnahme der im allgemeinen von oben 
außen nach unten innen gerichteten Fasern keinerlei Änderungr 
erfährt, so müssen die sich bildenden Knochenlamellen 
naturgemäß auch eine gleiche Faserrichtung aufweisen 
(Präparat 1 und 4). Der transformatorische Prozeß bleibt aber 
häufig nicht auf die Verknöcherung des Lig. interosseum 
beschränkt, sondern die Natur arbeitet darauf hin, aus den beiden 
Knochen einen zu gestalten. Dies geschieht zunächst dadurch, 
daß zu beiden Seiten des verknöcherten Zwischenknochenbandes 
in der Nachbarschaft durch Knochenneubildung (Überbeine) eine 
Verstärkung für das Lig. interosseum geschaffen wird, daß weiter- 
hin die sich gegenüberliegenden Teile der Cortikalis des 
Hauptmittelfußknochens und Griffelbeins durch Auffaserung 
nach und nach schwinden, und daß dadurch die 
Spongiosa des einen Knochensin direkte Ver- 
bindung mit der des anderen tritt. Auf diese Weise 
wird durch die Transformationsvorgänge früher oder später, meist 
aber schon in kürzerer Zeit ein Knochen gebildet. Das von 
Natur aus selbständige Griffelbein wird dadurch zu einem inte- 
grierenden Teile des Hauptmittelfußknochens, und das Köpfchen 
des Griffelbeins stellt dann eigentlich nur noch einen 
Bandhöcker von Me. 3 bzw. Mt. 3 dar (Präparat 1, Fig. 1). 

Bei den anderen Überbeinen tritt die Verknöcherung des 
Zwischenknochenbandes erst später ein, und ist dieselbe meist 
weniger vollständig, obwohl sie sich auch auf größere Teile des 
Bandes erstrecken kann. Daß die hierbei gebildeten Knochen- 
lamellen die ursprüngliche Faserrichtung des Lig. interosseun 
auch aufweisen, erklärt sich aus dem Vorhergehenden. Aber auch 
bei diesen zum Teil nur kleinen Verknöcherungen des Zwischen- 
Knochenbandes macht sich das Bestreben bemerkbar, durch Auf- 
faserung der Tela ossea einen direkten Über- 
gang des einen Knochens in den andern hervor- 
zurufen (Fig. 2. und 4). 

Das Gefüge der aufgelagerten Knochenmasse 
ist bei den Überbeinen verschieden, teils fest cortikalis- 
ähnlich, teils porös. So, wie bei normalen Knochen die 
durch Druck und Zug stärker in Anspruch genommenen Teile ein 
festeres Gefüge aufweisen, ebenso zeigt sich bei den als Überbeine 
aufgelagerten neuen Knochenmassen an den stärker beanspruchten 
Stellen ein dichteres Gewebe, im Gegensatz zu dem porösen Bau 
der z. B. als postmetakarpales Überbein auftretenden Knochen- 
masse. Deutlich tritt dieser Gegensatz zutage in Fig. 1 und 4, 
gegenüber Fig. 2 und 3. 


us 97 u 


Bei Betrachtung der transformatorischen Prozesse am 
Sprunggelenk, beim Spat, muß man zunächst unterschei- 
den zwischen der meist eintretendenechtenAnkylose und der 
nur durch das Ineinandergreifen von hakenförmigen Hyperostosen 
bedingten Pseudoankylose, trotzdem beide Ausgänge an 
ein und demselben Sprunggelenke gleichzeitig auftreten können. 

Das Hauptprinzip, das sich beim Spat bemerkbar macht, ist 
dasder Knochenvereinfachung der Zahl nach. Aus 
zwei oder mehreren Knochen wird einer. Dieser Vorgang ist nicht 
nur ein oberflächlicher, sondern kann so stark auftreten, daß nur 
noch kleine Reste von Spalten die Grenzen früher getrennt ge- 
wesener Knochen verraten. 

Die transformatorischen Prozesse bei der echten Anky- 
lose bestehen darin, daß die gegenüberliegende Kompakta der 
Knochen sich zunächst auffasert, und daß an ihre Stelle spongi- 
öses Gewebe tritt. Die Auffaserung kann zu einem 
vollständigen Schwunde der Tela ossea führen, 
wodurch dann die Spongiosa beider Knochen 
ohne Unterbrechung ineinander übergeht. Die 
Faserrichtung der neugebildeten Spongiosa fällt im allgemeinen 
mit der der Spongiosabälkchen der ursprünglich getrennt gewesenen 
Knochen zusammen. Da beim Spat es sich größtenteils um Anky- 
lose der kleinen Sprunggelenksknochen untereinander oder mit 
dem Metatarsus handelt, so ist dieser Ausgang nicht auffällig, weil 
diese kleinen Knochen im Prinzip ähnlichen Belastungsverhält- 
nissen ausgesetzt sind, so daß die Hauptfaserrichtung ihrer Spon- 
giosa vornehmlich eine vertikale ist. 

Die beim Spat sich häufig bildenden Exostosen müssen 
sich in ihrem Aufbau nach den für die sich daselbst anheftenden 
Bänder und Sehnen gegebenen Zugwirkungen richten. Daß Anky- 
lose und Exostosenbildung nicht in gleichem Verhältnis eintreten, 
zeigt eine Vergleichung von Fig. 5, 6 und 7. Daß eine beinahe 
vollständige Verschmelzung des Os naviculare 
mit dem Os cuneiforme tertium fast ohne eine 
SpureinerExostosenbildungundohnesonstige 
Veränderungen am Gelenke vorkommt, geht aus Präpa- 
rat Nr. 7 deutlich hervor. 

Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse bei den Pseudo- 
ankylosen. Durch die krankhaften Veränderungen der Gelenk- 
flächen ist die Belastung der davon betroffenen Knochen eine an- 
dere geworden. Bei glatt aufeinanderliegenden Gelenkflächen 
von senkrecht übereinanderliegenden Knochen wird der Druck 
des einen Knochens senkrecht auf den anderen übertragen, 
und die in ihnen vorhandene Spongiosa kann diesem Drucke am 
besten Widerstand leisten, wenn ihre Fasern vertikal angeordnet 
sind. Bei den in Fig. 8 und 9 abgebildeten Knochen zeigt es sich, 


daß die uneben gewordenen Gelenkflächen für die beteiligten 
Knochen andere Druckverhältnisse bedingt haben, und zwar wird 
der Druck und Gegendruck bei diesen ineinandergreifenden, ganz 
unregelmäßigen Knochenvorsprüngen nicht gleichmäßig senkrecht 
fortgepflanzt, sondern wirkt ungleichmäßig nach allen Richtungen. 
Einer solchen Inanspruchnahme bieten die normal nur vertikal in 
diesen Knochen verlaufenden Hauptspongiosabalken keinen aus- 
reichenden Widerstand mehr, es mußte daher zu einer Ver- 
dichtung der ursprünglichen Spongiosa kommen, 
eine Tatsache, welche Fig. 8 und 9 bestätigen. 

Die beim Spat beschriebenen Vorgänge lassen sich ebenso bei 
der chronischen Arthritis und Periarthritis des 
Karpalgelenkes mit nachfolgender Ankylose verfolgen. 
Auch hier sehen wir das Verschmelzen mehrerer 
Knochen zu einem unter Auflockerung der Tela 
ossea, dem Schwunde derselben und dem Übergreifen der Spon- 
giosa des einen Knochens in die des anderen. Aber die Cortikalis 
löst sich nicht nur da auf, wo die Verwachsung zweier Knochen 
stattgefunden hat, sondern auch unter der Einwirkung der an- 
gelagerten Hyperostosen. Daß durch solche Hyperostosen eine 
periphere Ankylose eintreten kann, geht aus Präparat Nr. 10, 
Fig. 10 deutlich hervor. 

Bei den untersuchten Präparaten mit Schale fallen zunächst 
zwei verschiedenartige Prozesse auf. Obwohl zugegeben werden 
muß, daß die Präparate Nr. 11 und 12 weiter fortgeschrittene trans- 
formatorische Prozesse bieten als die übrigen, so springt doch ohne 
weiteres an Fig. 11 und 12 in die Augen, daß bei diesen beiden 
Präparaten die Ankylose der Exostosenbildung gegenüber weit in 
den Vordergrund tritt, während bei den anderen Präparaten 
(Fig. 13, 14 und 15) es sich umgekehrt verhält. 

Wie jede Heilung eines Krankheitsprozesses regelmäßig ver- 
laufen, aber auch durch ungünstige Verhältnisse gestört werden 
und einen pathologischen Verlauf nehmen kann, so haben wir es 
auch hier mit regelmäßig verlaufenden transformatorischen Vor- 
gängen in den Knochen gegenüber pathologisch ablaufenden zu 
tun. Das Endziel der Transformationsvorgänge bei der Schale 
wirkt darauf hin, aus zwei Knochen einen zu bilden, 
ein Prozeß, der sich in analoger Weise, wie oben schon beschrieben 
ist, abspielt. Daß bei diesem Prozesse große Veränderungen in 
den Knochen selbst ablaufen, beweist vor allem Fig. 12. Die Mark- 
höhle hat sich verkleinert, und an Stelle der ursprünglichen dor- 
salen Cortikalis, welche der Auffaserung und Umwandlung zur 
Spongiosa anheimfällt, hat sich eine neue, von der Mittelachse 
weiter entfernte Kompakta gebildet. Die durch den Krankheits- 
prozeß bedingten veränderten Belastungsmomente brauchten eben 
einen diekeren, stärkeren Knochen, und diese Bedingungen wurden 
durch die transformatorischen Vorgänge vollauf erfüllt. 


— 309 0 — 


Bei den Präparaten Nr. 13 und 14 liegen Veränderungen in 
der Richtung der Achse der beiden Knochen vor. Die in Fig. 14 
zutage tretende Aufrichtung des Fesselbeins gegenüber dem Kron- 
bein ist selbstverständlich nicht ohne Einfluß auf den Verlauf der 
transformatorischen Prozesse geblieben. Die in das Kronbein ein- 
fallende Last wurde durch die Steilstellung des Fesselbeins mehr 
nach vorn gelegt, und beide Knochen hatten deshalb im vorderen 
Teile einen größeren Druck bzw. Gegendruck auszuhalten. Die 
Folge davon war einerseits die teilweise Verstärkung der 
Cortikalis der Vorderfläche des Fesselbeins, 
anderseits eine entsprechende Verdichtung der Spongi- 
osaim Kronbein. Außerdem dient zum Ausgleiche der ver- 
änderten Belastungsmomente noch die starke Exostosen- 
hildung an der Vorderfläche von Fessel- und Kronbein. Im 
Präparat Nr. 13 hat, von vorne gesehen, eine Brechung der Längs- 
achse nach innen im Krongelenk stattgefunden, und die natürliche 
Folge davon war eine wesentlich verstärkte Belastung an der 
Innenseite beider Knochen. Durch die dadurch bedingte größere 
Inanspruchnahme dieser Seite wurde die in Fig. 13 sichtbare 
starke Verdichtung der Spongiosa des inneren unteren 
Teils des Fesselbeins bzw. des inneren oberen Teils des Kronbeins 
hervorgerufen. Auch hier zeigen sich ganz analog dem vorher- 
gehenden Präparate die starken Exostosenbildungen an 
der mehr belasteten Seite. 

An der in Fig. 15 abgebildeten Hufgelenkschale 
scheinen sich im Hufgelenk ähnliche Vorgänge abgespielt zu 
haben wie die in den Präparaten Nr. 8 und 9 beschriebenen. Auch 
hier hat infolge der uneben gewordenen Gelenkflächen eine Ver- 
dichtung der an diese grenzenden Teile der Knochen statt- 
gefunden. Ein Teil des normal auf die Gelenkfläche des Hufbeins 
wirkenden Druckes wird durch die Exostosenbildune un- 
mittelbar vom Kronbein auf den vorderen oberen Teil des Huf- 
beins übertragen. 

Über die transformatorischen Vorgänge bei Fesselbein- 
brüchen möchte ich auf die Arbeit Silbersiepes (92) ver- 
weisen. 

Schlufsfolgerungen. 


Daß die Natur bestrebt ist, bei eingetretenen Krankheits- 
prozessen dem Individuum die Funktionsfähigkeit der erkrankten 
Teile wieder herzustellen, ergibt sich aus den Befunden an den ver- 
schiedenen untersuchten Präparaten. Zu diesem Zwecke finden 
starke Umwandlungen in den betroffenen Knochen statt, Locke- 
rung oder Verdichtung treten je nach Bedarf auf, und die innere 
Struktur der Knochen richtet sich vollständig nach den neuen Be- 
lastungs-, Druck- und Zugmomenten ein. 

1. Die Verknöcherung des Ligamentum inter- 
osseum (Fig. 1, 2, 3 und 4) läßt darauf schließen, daß die ur- 


— 40 — 


sprünglichen Bandfasern für den am Griffelbein ausgeübten Zug 
und Druck nicht widerstandsfähig genug waren. Durch diesen Zug 
und Druck wurde ein Reiz ausgeübt, der die Veranlassung zur 
Ossifikation war. Durch die Verwachsung werden Hauptmittel- 
fußknochen und Griffelbein zu einem Knochen verschmolzen, das 
Griffelbein wird somit zu einer Art Bandhöcker des Hauptmittel- 
fußknochens umgewandelt. Die Spongiosa, welche an Stelle des 
1,igamentum interosseum getreten ist, wirkt dem Zuge und Drucke 
bedeutend stärker entgegen. Die begonnene Verschmelzung beider 
Knochen (Fig. 1), d. h. die Auffaserung der Kompakta und das In- 
einanderübergehen der Spongiosa ist ein Beweis für die Stellung 
des Griffelbeins als Bandhöcker. Die in Form der metacarpalen 
Überbeine auftretenden Knochenauflagerungen dienen nur zur Ver- 
stärkung der knöchernen Verbindung der betreffenden Knochen. 


2. Bei chronischen, ankylosierenden Gelenk- 
entzündungen wird durch das Zusammenwachsen 
der einzelnen Knochen eine Feststellung der Gelenke 
bewirkt. Dadurch wird bedingt, daß der maximale Druck auf die 
verwachsenen Knochen nur noch in einer Richtung wirkt, d. h. 
durch die Aufhebung der Gelenktätigkeit schwindet für die ein- 
zelnen Knochen die Notwendigkeit, einem maximalen Drucke selb- 
ständig widerstehen zu müssen, der, durch die Bewegung im Ge- 
lenke, in verschiedenen Ebenen der Knochen wirkt. Mithin sind 
alle die Spongiosatrajektorien hinfällig geworden, die dazu 
bestimmt waren, dem maximalen Drucke in anderen Ebenen Wider- 
stand zu leisten, als in der einen durch die Verwachsung fest- 
gelegten Ebene. 


3. Der Schwund der Kompakta an den verwachsenen 
Gelenkflächen hat erstens eine Erleichterung des Knochengewichtes 
zur Folge, zweitens ist aber durch das Ineinanderübergehen der 
Spongiosazüge der verwachsenen Knochen für eine größere Festig- 
keit und Widerstandsfähigkeit gesorgt. Die durch periarthritische 
Veränderungen entstandenen Exostosen erhöhen dabei die Druck- 
festigkeit der verwachsenen Knochen. 


4. Daß bei Knochenbrüchen der Transformation die 
Hauptrolle beim Heilungsprozeß, vor allem aber bei der Wiederher- 
stellung der Gebrauchsfähigkeit zufällt, ist bereits von Wolff, 
Eberlein,Silbersiepe u. A. betont worden. Keine Kallus- 
bildung, und sei sie noch so stark, ist imstande, den gebrochenen 
Knochen für das Individuum wieder vollständig nutzbar zu machen. 
Nur die Transformation der Spongiosa bewirkt dieses. 


5. Die transformatorischen Prozesse nehmen nicht immer einen 
regelmäßigen Verlauf. Wenn durch besondere Umstände die Be- 
lastungsmomente eine starke Änderung erfahren haben, so tritt, 
um den nötigen Widerstand hervorzurufen, unabhängig von allen 
anderen transformatorischen Vorgängen eine Verdichtung an ein- 


— 41 — 


zelnen Stellen der Knochen auf (Fig. 8, 9, 13, 14 und 15). Für diese 
uınregelmäßigentransformatorischenVorgänge 
dürfte der Name „pathologische Transformation 
der Knochen‘ ein geeigneter sein. 

So sehen wir, daß die Transformation der 
SpongiosabeiKnochen-undGelenkkrankheiten 
der Pferde von größter Bedeutung ist. Sie allein 
ist die Macht, welche die Brauchbarkeit der erkrankten Knochen, 
seien es einzelne oder mehrere, zu Gelenken zusammengesetzte, 
wiederherstellt und somit die Nutzbarkeit derselben erhält oder 
erneut. 


Erklärung der Abbildungen. 


I. üÜberbeine am Metacarpus und Metatarsus. 


Fig. 1. Diagonales Längsfurnierblatt des proximalen Endes eines 
rechten Metatarsus III mit Mt. IV. (% der natürlichen Größe.) 
Fig. 2. Diagonales Längsfurnierblatt des distalen Endes des lateralen 
Griffelbeins eines rechten Hintermittelfußes mit zugehörigem 
Hauptmittelfußknochen. (Natürliche Größe.) 

Fig. 3. Querfurnierblatt des Präparates aus Abbildung 2, parallel zur 
Horizontalaxe. (Natürliche Größe.) 

Fir. 4. Diagonales Längsfurnierblatt des proximalen Endstückes eines 
rechten Vordermittelfußknochens mit medialem Griffelbeine. 
(©, der natürlichen Größe.) 


II. Spat. 


Fig. 5. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein mit Spat behaftetes 
rechtes Sprunggelenk. (3% der natürlichen Größe.) 

Fig. 6. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cuneiforme 
tertium und Mt. III. (% der natürlichen Größe.) 

Fig. 7. Frontales Längsfurnierblatt durch Os navienlare und Os cunei- 
forme tertium bei unsichtbarem Spat. (Natürliche Größe.) 

Fig. 8. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cuneiforme 
tertium und Mt. III. (34 der natürlichen Größe.) 

Fig. 9. Frontales Längsfurnierblatt durch Os naviculare, Os cunei- 
forme tertium und Mt. III. (34 der natürlichen Größe.) 


III. Arthritis und Periarthritis chronica carpi. 


Fig. 10. Frontales Längsfurnierblatt aus einem linken Vorderfuß- 
wurzelgelenke. (% der natürlichen Größe.) 


IV. Schale. 


Fig. 11. Frontales Längsfurnierblatt von einem durch Arthritis 
chronica (Schale) verwachsenen Vorderfessel- und Kronbein. 
(2; der natürlichen Größe.) 

Fig. 12. Sagittales Längsfurnierblatt eines verwachsenen Hinterfessel- 
und Kronbeins. (34 der natürlichen Größe.) 

Fie. 13. Frontales Längsfurnierblatt durch ein Vorderfessel- und Kron- 
bein. (34 der natürlichen Größe.) 

Fig. 14. Sagittales Längsfurnierblatt durch Hinterfessel- und Kron- 
bein. (3% der natürlichen Größe.) 

Fig. 15. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein Kron- und Hufbein 
(Hufgelenkschale). (34 der natürlichen Größe.) 


V. Fesselbeinbruch. 


Fig. 16. Sagittales Längsfurnierblatt durch ein Vorderfessel- und Kron- 


ore ww 


OND 


23. 
24. 
25. 
26. 


28. 
29. 


bein nach geheiltem Splitterbruche des Fesselbeins. (3 der natür- 
lichen Größe.) 


Literatur. 


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$. Kitt. Lehrbuch der Allgemeinen Pathologie. 2. Aufl. 1908. 

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relenkes. Handbuch der Tierärztlichen Chirurgie und Geburts- 
hilfe von Bayer und Fröhner. 4. Bd. 1908. 

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für praktische Tierheilkunde 1908, S. 289. 

w. Zschokke, Handbuch der Tierärztlichen Chirurgie und Geburts- 
hilfe von Bayer und Fröhner. 4. Bd. 1908. 

%4 Carleac, Pathologie chirurgicale des articulations. Paris 1909. 

% Knauer, Beitrag zur Statik und Mechanik des Hufbeins. Ber- 
lin 1909. Archiv f. wiss. u. prakt. Tierheilkunde. 

%. Kitt, Lehrbuch der Pathologischen Anatomie der Haustiere. 1910. 

% Möller und Frick, Möllers Lehrbuch der Allgemeinen 


Chirurgie. 3. Aufl. 1911. 


Das Veterinärwesen beim französischen Expeditionskorps in 
Marokko während der Jahre 1907 und 1908. Kungl. Krigs- 
vetenskaps-Akademiens Handlingar och Tidskrift, Stockholm, 
1911. Heft 6. 


Nachdem Anfang August 1907 in der marokkanischen Hafen- 
stalt Casablanca bedenkliche Unruhen gegen die dort an- 
sassigen Europäer ausgebrochen waren, wurde seitens der fran- 
zösischen Regierung in Algier ein Expeditionskorps mobilisiert, 
dass aus 2400 Mann Infanterie, 300 afrikanischen Jägern, 
'; Schwadron Spahis, einer Maschinengewehrabteilung und zwei 
Abteilungen Gebirgsartillerie nebst den erforderlichen Intendantur- 
un Sanitätsformationen bestand. Bereits am 7. August traf das 
Kurps vor Casablanca ein, und wurde daselbst nach Vertreibung 
des Feindes ein befestigtes Lager eingerichtet. Ungefähr zwei 
Monate nach der Landung war es gelungen, ein Gebiet von 30 km 
im Umkreis jener Stadt vom Feinde vollkommen zu säubern. 
Daraufhin leiteten einige Stämme Friedensunterhandlungen ein 
und legten die Waffen nieder. Im Oktober wurden die Operationen 
wegen der Regenperiode eingestellt und erst in der letzten Hälfte 
des Dezember wieder aufgenommen. 

Nachdem das Expeditionskorps allmählich auf einen Bestand 
von etwa 14000 Mann verstärkt worden war, fand im Februar 
und März des folgenden Jahres ein energischer Vormarsch statt. 
Die Operationsbasis wurde von der Küste ins Landesinnere ver- 
lert, und in Casablanca verblieben nur die Depots und die Lazarette. 





=. AG: 2 


Von der neuen Operationsbasis aus wurden wiederholt Gewalt- 
märsche unternommen und allmählich mehrere detachierte Posten 
in größeren und kleineren Abständen zur Sicherung gegen feind- 
liche Stämme errichtet. 

Der Veterinärdienst wurde bis zum 1. Januar 1908 bei einem 
Bestande von 1300 Tieren durch drei Veterinäroffiziere ausgeführt, 
einen Stabsveterinär und zwei Oberveterinäre. Der Dienst war 
in der Weise verteilt, daß der Stabsveterinär und der Öberveteri- 
när sich bei den operierenden Truppen befanden, während der 
zweite Oberveterinär im Pferdelazarett und bei der Fleischbeschau 
tätig war. Von dem genannten Tage an wurde der Dienst je nach 
Vermehrung der Streitkräfte und der Kriegslage entsprechend 
organisiert. Um die vorgeschobenen Detachements in ihrer Be- 
weglichkeit nicht zu behindern, wurde es notwendig, sie von allen 
dienstunfähigen Tieren zu entlasten. Zu diesem Zwecke und um 
alle Tiere, deren Zustand nur eine kürzere Behandlung erforderte, 
nach ihrer Genesung möglichst schnell ihrer Truppe wieder zu- 
führen zu können, wurden Etappenpferdelazarette möglichst nahe 
an der Front errichtet. Durch diese Maßnahme wurde gleich- 
zeitig die Versorgung der Truppen mit Arzneien und Verband- 
material erleichtert. Das Hauptpferdelazarett wurde bei Casa- 
blanca den Vorschriften entsprechend eingerichtet. Da der dort- 
hin kommandierte Veterinär allein den allzu anstrengenden 
Dienst nicht versehen konnte, wurde ihm ein Assistent zugeteilt. 
Von diesen beiden konnte dann auch der Veterinärdienst bei dem 
Train- und dem Remontedepot mit wahrgenommen werden. 


Nachdem sämtliche Verstärkungen auf dem Kriegsschau- 
platze angelangt waren, belief sich der Bestand an Pferden auf 
rund 5000 Köpfe. Das zur Verfügung gestellte Veterinärpersonal 
bestand nunmehr aus einem Stabsveterinär als Chef, acht Ober- 
veterinären und drei Veterinären. Das etatsmäßige Beschlag- 
personal war, wie man sehr bald erkannte, viel zu klein, um den 
Hufbeschlag und die Pflege erkrankter und verwundeter Tiere 
ordnungsmäßig ausführen zu können. Es wurde daher eine aus 
14 Mann bestehende Beschlagschmiede-Reserve formiert, welche 
ausschließlich dem Chefveterinär zur Verfügung stand. Dank 
dieser Anordnung vollzog sich der Dienst bei den Pferdelazaretten 
sowie der Hufbeschlag bei sämtlichen Truppenteilen in durchaus 
befriedirender Weise. 

Jede einzelne Formation brachte ihre volle Kriegsausrüstung 
in tadellosem Zustande mit, nur machte sich bald ein Mangel an 
Verbandstoffen bemerkbar. Aus diesem Grunde und im Hinblick 
auf die Schwierigkeiten, welche die Teilung der verschiedenen 
Truppenkörper und die Beweglichkeit der detachierten Kolonnen 
mit sich brachten, wurden vier weitere Arzneiwagen in Bestellung 
gegeben. Auch wurden die Etappenpferdelazarette mit reichli- 
chen Vorräten von Verbandmaterialien und chirurgischen Instru- 
menten ausgestattet. Kin beträchtlicher Arzneibestand wurde in 
dem Hauptpferdelazarett bei Casablanca niedergelegt, um von hier 
aus die nächsten Etappenpferdelazarette sowohl zum eigenen Be- 
darf wie für denjenigen der operierenden Truppen versorgen zu 


können. Ein ständiger Vorrat von Reservehufeisen für zwei 
Monate wurde über die vorgeschriebenen Reservebestände hinaus 
beschafft. 

Der Veterinärdienst des Expeditionskorps zerfiel in den Dienst 
bei den Truppen, bei den Etappenpferdelazaretten und bei der 
Operationsbasis in Casablanca. Der Dienst bei den Truppen be- 
stand in der Behandlung solcher Pferde, die voraussichtlich gleich 
wieder dienstfähig waren, und in der Überweisung an das nächste 
Etappenpferdelazarett von solchen Tieren, die einer sorgfältigen 
Pflege bedurften und den vorrückenden Truppen nicht folgen 


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Kartenskizze über die Organisatiou des Veterinärdienstes. 


H. P. L. Hauptpferdelazarett. E.P.L. Etappenpferdelazarett. T.u. R. D. Train- und Re- 

montedepot. B. L. Bakteriologisches Laboratorium. H. L. Station zur Untersuchung von 

Schlaehttieren, Fleisch und Futtermitteln. P. K. Station zur Behandlung von Tieren der 
Eingeborenen. 


konnten. Der Dienst bei der Operationsbasis gliederte sich in 
denjenigen bei dem Hauptpferdelazarett, denjenigen beim Train- 
und Remontedepot und in „sonstigen Dienst“. In dem erstge- 
nannten wurden ausschließlich schwer erkrankte oder verwun- 
dete Pferde sowie solche aufgenommen, deren Kräftezustand eine 
dauernde Pflege erforderte. Die Patienten wurden nur dann von 
den Truppen direkt eingeliefert, wenn sich deren Bewegungen 
nahe der Operationsbasis abspielten und ein Transport dahin 
unter Bedeckung möglich war. Im übrigen erfolgte die Über- 
weisung von den Etappenpferdelazaretten oder von den Forma- 
tionen der Operationsbasis selbst. Sobald es der Gesundheits- 
zustand erlaubte, wurden die Patienten der Abteilung für dienst- 
fähige Pferde zugeführt. Je nach Bedarf wurden diese anfäng- 
lich auf die kleinen Kavallerie-, Artillerie- und Traindepots sowie 


das Remontedepot verteilt, später jedoch wurden sie ausschließ- 
lich an das letztere abgegeben. 

Da mit der Zeit der Bedarf an Transportmitteln bei den 
operierenden Truppen immer größer wurde, mußte schließlich 
das Traindepot in Casablanca geteilt werden. Infolge dieser Ver- 
minderung konnte der Veterinärdienst beim dortigen Train- und 
Remontedepot vereinigt werden. Der sonstige Dienst bei der 
Operationsbasis erstreckte sich in erster Linie auf die Unter- 
suchung von Schlachttieren, Fleisch und Futtermitteln. Daneben 
lag ihm die Pflege der infolge von Überanstrengungen dienst- 
unfähig gewordenen und in der Genesung begriffenen Pferde ob. 

Nach den ersten militärischen Erfolgen trat eine Pferde- 
ankaufkommission in Tätigkeit, welche aus einem Oberstleutnant 
der Kavallerie, einem Rittmeister und dem Chefveterinär zusam- 
mengesetzt war. 

Einesteils um das Vertrauen der Eingeborenen zu gewinnen, 
andernteils um Kenntnis über die Art der von den französischen 
Waffen verursachten Verwundungen zu erlangen, wurde seitens 
des Oberkommandos angeordnet, daß die Veterinäre bestimmter 
Etappenpferdelazarette den Eingeborenen mit Ratschlägen über 
die Behandlung kranker bzw. verwundeter Tiere beistehen sollten. 


Die einzelnen Zweige des Veterinärdienstes hatten ihre eige- 
nen Öbliegenheiten und waren durchaus selbständig, standen 
jedoch insofern in enger Verbindung, als sie durch eine geregelte 
Arbeitsteilung sich gegenseitig ergänzten. Die Oberleitung und 
Kontrolle wurde von dem Chefveterinär durch unvermutete Be- 
sichtigungen ausgeübt. Durch vierzehntägige Krankenrapporte 
und durch die Berichte der Pferdelazarette über Ab- und Zugänge 
war er immer über die Gefechtsstärken, über die Zahl der dienst- 
unfähigen Pferde und über die Krankheitsursachen genau unter- 
richtet und befand sich somit stets in der Lage, dem Oberkom- 
mando rechtzeitig geeignete Vorschläge machen zu können. 

Infolge verschiedener Umstände kamen wesentliche Schwä- 
chungen der Gefechtsstärken nicht vor. Zu diesem günstigen Er- 
gebnis trug in erster Linie die strenge Befolgung der hygienischen 
Vorschriften bei sowie die Möglichkeit der Behandlung vieler Pferde, 
ohne sie dem Dienste zu entziehen. Die Zahl derer, welche auf 
längere Zeit dienstunbrauchbar geworden waren, hielt sich inner- 
halb verhältnismäßig enger Grenzen. 

Der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere war ein guter. 
Im großen und ganzen zeigten sich die Pferde der Kavallerie und 
Artillerie auch den größten Anstrengungen des Feldzuges ge- 
wachsen. Nur die Leistungsfähigkeit der mehr als 13 Jahre alten 
Tiere ließ zu wünschen übrig; viele von ihnen konnten trotz sorg- 
fältigrer Pflege nur mit großer Mühe diensttauglich erhalten 
werden. 

Von ansteekenden Krankheiten trat fast nur die Piroplas- 
mose im Mai und Juni bei drei Batterien in Casablanca auf. Un- 
gefähr die Hälfte des Bestandes wurde von der Seuche befallen. 
Der Verlauf war im allgemeinen ein günstiger. Die Verluste 
durch Tod oder Ausrangierung betrugen 10%. 


23:40: 4 


Die Gesamtzahl der erkrankten bzw. infolge Überanstrengung 
dienstunfähig gewordenen Pferde betrug während der etwa sechs 
Monate dauernden Operationen 3918. Hiervon entfielen auf die 
letzte Kategorie 2406 oder 48,12% der Etatsstärke. Die Kranken- 
zahl belief sich auf 1512 oder 30,24%, von denen 852 im Haupt- 
pferdelazarett und 530 in den Etappenpferdelazaretten behandelt 
wurden. Der Gesamtverlust belief sich auf 295 — 7,52%. Hiervon 
gingen 103 — 2,62% ein, 34 — 0,87% mußten, meist wegen 
Knochenbruch, getötet, und 158 — 14,03% ausrangiert werden. 
Vor dem Feinde fielen außerdem 95 Pferde. 

Die Zahl der Kolikfälle war gering, der Prozentsatz an 
Todesfällen infolge dieser Krankheit dagegen auffallend hoch, 
indem von den 74 Fällen, die in der Zeit vom 1. Januar bis 
1. Juli dem Hauptpferdelazarett überwiesen wurden, 34 tödlich 
verliefen. 

Gefechte mit blanken Waffen kamen, da ihnen die Marokka- 
ner möglichst auswichen, selten vor. Derartige Verwundungen 
gelangten nur in 15 Fällen zur Behandlung, von denen 13 mit 
Genesung, 2 tödlich endeten. Schußverletzungen wurden da- 
gegen häufig beobachtet. Insgesamt wurden 256 Pferde getroffen. 
Hiervon waren 95 sofort tot, 27 starben später und 6 mußten 
später getötet werden. Wunden der Brust- und Bauchhöhle wirk- 
ten immer tödlich, dagegen waren Muskelwunden meist ohne 
Bedeutung und heilten überraschend schnell. Operative Eingriffe 
wurden nur dann vorgenommen, wenn Knochenteile mit verletztwaren. 

Die Ausgaben für Arzneien, Verbandstoffe und sonstiges 
Veterinärmaterial beliefen sich vom Anfang der Expedition bis 
zum 1. Oktober 1908 auf 4815,86 Francs. Während dieses Zeit- 
raumes betrug die Zahl der wegen Krankheiten bzw. Dienst- 
unfähigkeit behandelten Pferde 5200 und die Zahl der Behand- 
lungstage 75000. Jeder Behandlungstag verursachte mithin 
0.06 Frances Kosten. Dieser Betrag ermäßigt sich auf etwa 
004 Frances, wenn die bei der Truppe verbliebenen Pferde und 
die in bestimmten Etappenpferdelazaretten behandelten Tiere der 
Einreborenen mitgerechnet werden. Dr. Heuß. 


Garrod: Die Auskultation der Gelenke. Revue vet. mil. vom 
30. 9. 1911. 


Es gibt Geräusche, die im Bereich der Gelenke entstehen und 
auf große Entfernung hörbar sind. Die Stärke des Geräusches ist 
jedoch nicht proportional der Heftigkeit der Krankheit. Es gibt 
sehr schwache, nur mit dem Hörrohr wahrnehmbare Geräusche, 
die zur Diagnostik von Gelenkkrankheiten verwendet werden 
können. Zum Hören bedient man sich des Hörrohres mit zwei 
Schläuchen und läßt gleichzeitig leichte Streck- und Beugebewe- 
gungen mit dem Gelenk ausführen. 

Gesunde Gelenke junger Individuen geben keine Geräusche 
oder es handelt sich um Geräusche, die durch atmosphärischen 
Druck hervorgebracht sind. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 1. Heft. 4 


Bei älteren Individuen beobachtet man oft Geräusche, selbst 
wenn weder Schmerz noch Entzündung des Gelenkes bestehen. 

Bei beginnender Osteoarthritis kann das Reiben vor jedem 
anderen Symptom bemerkbar sein. 

Die Abwesenheit jedes Geräusches ist aber durchaus kein Be- 
weis für die Gesundheit des Gelenkes. Bei der Synovialhautent- 
zündung mit Erguß hört man kein Geräusch, das aber erscheint, 
wenn der Erguß verschwindet. Diese Geräusche sind häufig, von 
langer Dauer und erinnern in ihrem Charakter an das Geräusch 
beim subkutanen Emphysem. 

Bei der Tuberkulose und den akuten Formen des Gelenkrheu- 
matismus ist die Auskultation meistens negativ. Im letzteren Fall, 
besonders bei den vorgeschritteneren Formen, hört man oft auch 
ein Reibeisengeräusch bei der Palpation. Dieses Geräusch ist 
verschieden von den Reibegeräuschen, die man bei Sehnenscheiden- 
erkrankungen wahrnimmt. W. Müller. 


Schumacher: Zur Haftung für Tiere (Krümperpferde der 
Armee). Deutsche landwirtschaftl. Presse, XXXVIII. Jahrgang, 
Nr. 79. 


Durch das Reichsgesetz vom 30. Mai 1908 hat der $833 des 
BGB., welcher früher den Tierhalter ohne Rücksicht auf sein Ver- 
schulden auch für zufälligen Schaden haften ließ, eine Milderung 
dahin erfahren, daß der Tierhalter bei Tieren, die nicht zum Ver- 
gnügen gehalten werden, sondern dem Beruf, der Er- 
werbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tier- 
halters zu dienen bestimmt sind, sich von der Haftung durch 
den Nachweis befreien kann, daß er bei der Beaufsichtigung der 
Tiere die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat, bzw. 
daß der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden 
sein würde. 

Der Beweggrund zu dieser Änderung des Gesetzes war der, be- 
sonders den kleineren landwirtschaftlichen und gewerblichen Be- 
trieben, welche die bisherige strenge Haftung für die zum wirt- 
schaftlichen Betriebe notwendigen Tiere als eine besondere Härte 
empfinden mußten, entgegen zu kommen. Das Gesetz hat aber 
seinen Schutz nicht auf diese Kreise beschränkt, sondern dieser 
kommt vielmehr allen Tierhaltern zugute, welche Haustiere halten, 
die dem Beruf, der Erwerbstätigeit oder dem Unterhalt des Tier- 
halters dienen. 

In der Begründung des Gesetzes ist ausdrücklich hervorge- 
hoben, daß als Tierhalter im Sinne des Gesetzes nicht nur natür- 
liche Personen, sondern auch juristische Personen (Staat, Provinz, 
Kreis, Gemeinden, Handelsgesellschaften und sonstige Erwerbs- 
gesellschaften) in Betracht kommen. Verfasser ist nun der An- 
sicht, daß es zweifelhaft sei, inwieweit bei juristischen Personen 
von Tieren gesprochen werden kann, die dem Beruf, der Erwerbs- 
tätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt 
sind. Wenn juristische Personen der Vorteile des Gesetzes teil- 


=. Gi 


haftig werden sollen, so müsse man dem Begriff „Beruf“ eine 
weitgehende Auslegung geben. 

So dienen die Pferde des Reichsheeres nicht dem Beruf des 
Staates, wohl aber der Aufgabe, die ein moderner Staat auf dem 
Gebiete der inneren und äußeren Sicherheit zu erfüllen hat. Man 
muß also alle Tiere zu den Berufstieren der juristischen Personen 
rechnen, welche die juristische Person halten muß, um die im 
Interesse der Allgemeinheit übernommenen Pflichten zu erfüllen. 
Wird demnach beispielsweise durch ein Armeepferd ein Schaden 
verursacht, so wird der Reichsfiskus für sieh die mildere Haf- 
tung in Anspruch nehmen. 

Dieser Auffassung hat sich nun auch das Reichsgericht 
(Juristische Wochenschrift 1911, S. 585) angeschlossen und hat 
anerkannt, daß auch juristische Personen als Tier- 
halter Tiere halten können, die dem Berufe der 
juristischen Person dienen. Das Reichsgericht begründet diesen 
Standpunkt damit, daß im anderen Falle zahlreiche gemeinnützige 
Unternehmungen, zu denen Haustiere verwendet werden, in bezug 
auf die Tierhalterhaftung schlechter gestellt sein würden, als 
gleiche Betriebe von Erwerbsgesellschaften und von auf Erwerb 
ausgehenden Einzelpersonen, eine Benachteiligung, die das Gesetz 
sicherlich nicht gewollt hat. 

Dem Reichsgericht lag ein durch Armeepferde veranlaßter Scha- 
den zur Entscheidung vor. Nach dieser Entscheidung gehören die 
Krümperpferde zu den Dienstpferden — welche letztere im Sinne der 
obigen Auffassung unzweifelhaft dem Beruf des Reiches dienen —, 
obwohl Krümperfuhrwerke nebenbei auch von Offizieren gegen Ver- 
gütung und innerhalb gewisser Grenzen als Privatfuhrwerke benutzt 
werden dürfen. Kommen Krümperpferde zur Verwendung, so unter- 
steht der Reichsfiskus der milderen Haftung, wenn auch die Tiere 
zur Zeit der Schadenzufügung militärischen Zwecken nicht ge- 
dient haben. Das Reichsgericht vertritt dabei die Auffassung, daß 
ein Tier, welches der Hauptsache nach dem Beruf, der Erwerbs- 
tätigkeit und dem Unterhalt dient, nicht dadurch zum Luxustier 
wird, daß es zur Zeit der Schadenzufügung zu Luxus- oder Ver- 
gnügungszwecken verwendet wird. Die mildere Haftung bei einem 
Schadenfalle tritt daher ein, ganz gleichgültig, ob die Krümper- 
pferde sich auf einer Dienstfahrt oder Vergnügungsfahrt befinden. 
Dem Verfasser scheint diese Auslegung des Gesetzes nicht den 
Willen des Gesetzgebers wiederzugeben, solange aber das Reichs- 
gericht bei dieser seiner Auffassung beharrt, müsse sich die Praxis 
mit der hierdurch gegebenen Rechtslage. abfinden. Wöhler. 


Haist: Die Wundversorgung mit Jodtinktur und Mastixverband. 
Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, 19. Heft, 1911. 


Die Jodtinktur-Desinfektion der Haut hat seit der ersten Ver- 
öffentlichung von Grossich bei vielen Chirurgen Eingang ge- 
funden. Bei diesem Verfahren wird die Umgebung der Wunde 
nie gewaschen oder rasiert, sondern nur mit Jodtinktur einge- 

f 4¥ 


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m 52 == 


pinselt und mit einer aseptischen Kompresse bedeckt. Später 
haben auch andere Autoren dieser Wunddesinfektion das Wort ge- 
redet und sie nicht nur für akzidentelle Wunden, sondern auch für 
alle Operationen empfohlen. Die starke Wirksamkeit der Jod- 
tinktur beruht bekanntlich darauf, daß das Jod alle Interzellular- 
räume der Epidermis und die Lymphbahnen imbibiert. Die Um- 
gebung der Wunde wird also durch die Jodtinktur sterilisiert. 

Eine große Ähnlichkeit mit dieser Wunddesinfektion nach Art 
und Einfachheit der Technik hat die Wundversorgungsmethode nach 
v. Öttingen, der seine Methode mit Erfolg im russisch-japanischen 
Kriege anwandte. Nach diesem Verfahren wird die Umgebung der 
Haut ebenfalls nicht gewaschen oder rasiert, sondern im Umkreise 
eines Handtellers mit Mastixlösung bestrichen und ein Watte- 
bausch darauf gedrückt. Durch die klebende Mastixlösung werden 
die Bakterien in der Umgebung der Wunde festgehalten, wodurch 
ein Wandern der Bakterien in die Wunde verhindert wird. Ein 
unschätzbarer Vorzug dieses Verbandes ist ferner das unverrück- 
bare Festhalten des Verbandstoffes auf der Wunde ohne weitere 
Befestigung. 

Auf Grund seiner sehr guten Erfahrungen im Karl Olga- 
Krankenhaus in Stuttgart (Prof. Dr. Hofmeister) und im 
Garnisonlazarett daselbst empfiehlt H., beide Verfahren zu kom- 
binieren, also Sterilisation der Haut mit Bakterienfixierung zu 
verbinden. Durch diese kombinierte Methode mit einer kleinen 
Modifikation, indem vor dem Jodanstrich die Haut erst mit 1’/»iger 
Jodbenzinlösung abgerieben wurde, ist bei den verschiedensten 
Operationen reaktionslose Heilung ohne Entzündung und Eiterung 
erfolgt (besonders bei Eröffnung von Gelenken). 

Aber nicht nur bei Operationen, sondern auch bei Behandlung 
akzidenteller Wunden, die keine Zeichen einer schon bestehenden 
Entzündung darbieten, verbürgt die beschriebene Desinfektions- 
und Wundversorgungsmethode einen tadellosen Heilungsverlauf. 

Die gleichen Resultate erzielte H. bei dem Jodtinktur-Mastix- 
verbandverfahren ohne vorheriges Abreiben mit Jodbenzinlösung. 
Zum Verband wurde Sublimatmull benutzt. Wegen der außer- 
ordentlichen Einfachheit und Billigkeit dieser Methode und der 
sehr günstigen Erfolge empfiehlt H. diese Wundbehandlung nicht 
nur in den Friedenslazaretten bzw. Revieren einzuführen, sondern 
sie von den Kriegschirurgen unbedingt zu fordern. Mastix (Mastix- 
harz) von Pistacia lentiscus auf der Insel Chios (Kap Mastiko) 
bildet rundliche oder längliche, anfangs grünliche später gelbliche 
oder farblose Körner, welche im Munde gekaut (,„Mastix‘“) eine 
zähe Masse bilden. Zur Fixierung des Verbandes wird eine Lösung 
in Chloroform (20:50) mit 20 Tropfen Lein- oder Rizinusöl 
empfohlen. Otto. 


Moule: Sammlung von Dokumenten der Veterinärmedizin. Revue 
gen. de méd. vet. 1. und 15.9. 11. 


St. Elegius, Bischof von Noyon, aus Limousin stammend 
(588 bis 659), war einer der volkstümlichsten Heiligen in Frank- 
reich, Italien, Deutschland, Schweiz. Er war Goldschmied und 


wurde wegen seiner Geschicklichkeit Patron der Metallhandwerker: 
Uhrmacher, Gold- und Silberschläger, Gießer, Messerschmiede, 
Schlosser, Klempner, Schmiede. Später wurde er Schutzheiliger 
aller Leute, die mit Pferden umgingen. Da im Mittelalter die 
Veterinärmedizin in den Händen der Schmiede lag, wurde er 
Schutzpatron der Pferde und der Veterinärmedizin. Zahlreiche 
Tempel, Kapellen und Klöster wurden unter seinem Schutz er- 
richtet. Im Anfang des Christentums war in Frankreich der Kultus 
des heiligen Elegius an die Stelle des Kultus der gallischen Pferde- 
göttin Epona getreten. Epona und Elegius — in Frankreich 
St. Eloi genannt — 
schützen beide die Pferde 
gegen Krankheiten und 
Unfälle. Der Epona- 
Kultus war keltischen 
Ursprungsundkamsehr 
spät nach Rom. 


Daß Elegius der Ar E p 
Schutzheilige der Pferde È Son E- E 
war, beweisen viele Bil- ` Ne Ji Eu * 
der und sonstige Dar- 


stellungen. So ist z. B. / | 


in der 6. Kapelle der $ ‚® 

Kirche St. Avine (Aube) RT IG) Lt w S 

ein Fenster, welches yy 

zeigt, wie Elegius das 

rechte Vorderbein eines 

Pferdes untersucht. Eine 

Inschrift darunter sagt, P, 

daß bei dem Pferde die A 

Sohle durchgeschnitten N : 

war und daß es dank 

der Behandlung durch = PER 

den heiligen Elegius ge- co a 

heilt wurde. a ee ee 
In den Alpen wird £ 

Elegius — dort St. Loy 

genannt — noch heute 

angerufen, damit er die Pferde vor dem Abstürzen bewahre. 

In der Bretagne führte man am Tage des St. Eloi die Pferde in 

Scharen zwecks Heilung zu den dem Heiligen geweihten Stätten. 

In der Nacht vor dem Fest wurden in vielen Ortschaften der Bre- 

tagne Freudenfeuer abgebrannt. Die Bretagne weist auch die 

meisten Kapellen St. Eloi auf. 


Gaidoz erzählt eine kleine Anekdote, allgemein bekannt als „Die 
Legende vom abgeschnittenen Bein“: Elegius hatte im Vertrauen 
auf seine Kunst als Schmied ein Schild mit der Aufschrift: „Meister 
der Meister, Meister von allen“. Wegen dieser Anmaßung wollte ihn 
Gott strafen und schickte Jesus Christus, der sich als Lehrling 
bei Elegius vermieten mußte. Da erscheint einst der heilige Georg, 
um ein Pferd beschlagen zu lassen. Aber das Pferd ist so böse, 
daß Elegius das Beschlagen aufgeben muß und es seinem Lehrling 





— 54 — 


überläßt. Dieser nähert sich dem Pferd, das sich sofort beruhigt, 

hebt ein Vorderbein hoch, schneidet es an dem Vorderknie ab und 
setzt es auf den Amboß, um es zu beschlagen. Nach Beendigung 
des Beschlages setzt er das Bein wieder an. Dies will Elegius nach- 
ahmen. Es gelingt ihm auch, das Bein abzuschneiden, aber er 
kann es nicht wieder ansetzen, so daß ihm nichts übrig bleibt, als 
seinen Lehrling zu rufen, der das Bein wieder ansetzt. Seitdem 
war Elegius bescheiden. Diese Legende findet sich in allen Län- 
dern, mitunter in etwas veränderter Form. Im 13. Jahrhundert ist 
sie aber schon sicher bekannt. 

(Durch das große Interesse, das Herr Oberstabsveterinär 
Kalkoff-Ulm der historischen Sammlung der Lehrschmiede 
Berlin seit vielen Jahren entgegenbringt, ist die Lehrschmiede im 
vorigen Jahr in den Besitz der Photographie einer Holzschnitzerei 
gekommen, die sich im Gewerbemuseum von Ulm befindet und 
diese Legende, wie die beigefügte Verkleinerung zeigt, behandelt. 

Neuerdings hat die Lehrschmiede, ebenfalls durch Vermittlung 
des Herrn Oberstabsveterinärs Kalkoff, die Kopie einer Holz- 
schnitzerei erworben, die den Heiligen Elegius darstellt, wie er das 
abgeschnittene Bein des Pferdes des Heiligen Georg beschlägt. Das 
Original dieser Holzschnitzerei hängt an der Schmiede in Walters- 
hofen, Oberamt ` Leutkirch im württembergischen Allgäu, und 
stammt aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. D. R.) 


W, Müller. 


Picard: Selbstschutz des Organismus durch die Lipoide. Revue 
gén. de med. vet. 1. u. 15. Aug. 1911. 


Die gegenwärtige Therapeutik nimmt an, daß der Körper sich 
selbst gegen fremde Stoffe mit Hilfe von besonderen Verteidigungs- 
elementen verteidigt. Die Professoren Lemoine und E.Gérard 
in Lille nehmen an, daß in der Hauptsache Lipoide, die von der 
Galle stammen, diesen Selbstschutz des Organismus ausüben. Daß 
die Leber in dieser Beziehung eine Rolle spielt, weiß man. Wie 
sie es macht, weiß man nicht. Die antitoxischen Eigenschaften der 
Galle werden ganz empirisch seit lange bei der Immunisierung der 
Rinder gegen Rinderpest verwandt. Man nahm an, daß die Galle 
das Pestvirus abschwächt und eine mehr oder weniger lange Im- 
munität erzeugt. 1904 zeigt Lingard, daß man Tiere durch 
Injektion normaler Galle immunisieren kann, und daß die Körner 
einer Kürbisart, zerstoßen und mit Essigsäure behandelt, ein Prä- 
zipitat geben, das dieselben Ergebnisse liefert wie das von den mit 
Galle geimpften Tieren, so daß man nicht mehr die große Menge 
Galle einzuspritzen braucht, sondern nur die wirksamen Bestand- 
teile, z. B. die Lecithine, Nukleine, Kaseine, Glyzerin-Phosphorsäure, 
Körper, die wir neuerdings in den organischen Lipoiden wieder- 
finden. 

189% hat Phisalix gezeigt, daß Cholesterin Kobragift neutra- 
lisiert. 

Die Untersuchungen von Lemoineund G&rard haben dar- 
getan, daß Cholesterin eine antitoxische Kraft besitzt, die aber un- 


— 5 — 


endlich geringer ist, als die anderer Stoffe, welehe man mit ihm 
verbunden in der Galle findet und in der Gesamtheit Lipoide 
nennt. 

In den Lipoiden findet man also das Oxycholesterin, das Äther- 
oxyd des Cholesterins und Gallenlipoide, die reich an Phosphaten 
sind, deren Gesamtheit viel wirksamere Eigenschaften hat als iso- 
liertes Cholesterin. Dank der Gegenwart der Phosphate geben diese 
Lipoide kolloidale Lösungen. Darauf sollte ihre antitoxische Wir- 
kung beruhen. Die Lipoide sind in Petroleumäther und gewöhn- 
lichem Ather löslich, worauf sich eine der Dosierungsmethoden 
gründet. Sie lösen sich auch in Fetten, dürfen aber nicht mit den 
Lipoiden zusammenkommen, die sich in Alkohol lösen, in Ather 
aber nicht. 

Die Lipoide enthalten bakterizide Stoffe wie das Cholesterin, 
das Atheroxyd des Cholesterins, das Oxycholesterin und hämoly- 
tische Stoffe, wie Phosphatide und Lecithine. In den Lipoiden des 
Gehirns sind viel Phosphate, während in denen der Leber und der 
Nierenkapseln die zusammengesetzten Cholesterine vorherrschen. 

Zahlreiche Versuche haben die antitoxische Rolle der Organ- 
Lipoide erwiesen. Lemoine und Gérard waren die ersten, 
welche die Aufmerksamkeit auf sie lenkten. 

Fermi hat die immunisierende Kraft der Gehirnmasse auf 
das Wutvirus und die rabizide und bakterizide Kraft des Chole- 
sterins und Lecithins nachgewiesen. Rambitschek und Russ 
haben gezeigt, daß bei Einwirkung der Pyocyanase auf Mikroben- 
Kulturen die Entwicklung gehemmt wird. Das liegt daran, daß die 
Pyocyanase eine große Menge Lipoide enthält. Läßt man diese 
Lipoide allein auf die Kulturen wirken, so hemmen sie deren Ent- 
wicklung. 

Neuerdings hat Dr. Boissard die Giftigkeit des Strychnins 
und Morphins durch die Lipoide erklärt. Hugo-Pibram stellte 
Lipoide in der äußeren Schicht der roten Blutkörperchen fest; 
ebenso bei den weißen, deren phagocytäre Eigenschaft er teilweis 
auf diese Lipoide zurückführt. 

Die antihämolytische Wirkung des Cholesterins haben Ran- 
son und Haussmann bewiesen, ebenso Joesco. Sie be- 
haupten, daß die Lipoide die roten Blutkörperchen schützen. 
Landesterner und Ehrlich erkennen auch die Schutz- 
wirkung der Lipoide an: die Lipoide wirken allein oder in Ver- 
bindung mit dem Serum als eine mächtige bakterizide Kraft. 

Über die Menge der vorhandenen Organlipoide sind Gérard 
und Lemoine zu dem Schluß gekommen: Die am meisten in- 
fektiösen Angriffen ausgesetzten Organe enthalten die größte Menge 
Lipoide, und diese Lipoide sind am reichsten an Cholesterin-Ver- 
bindungen. Daher haben die Lungen und Prostata am meisten, 
Knochen und Knochenmark am wenigsten Lipoide. Die nervösen 
Zentren sind sehr reich an Lipoiden, und diese enthalten sehr viel 
antitoxische Stoffe. Ist der Organismus angegriffen, so können die 
Verteidigungselemente zunehmen. Die Fette anderer Stellen werden 
mobil und trennen die Verteidigungselemente los, und dann hat 
man bei infektiösen oder toxischen Krankheiten eine Anhäufung 
von Fett, die bisher als fettige Degeneration der Zellen betrachtet 


worden ist, aber in Wirklichkeit eine Verteidigung des Organismus 
darstellt, wobei die hinzugebrachten, mit Antitoxinen beladenen 
Lipoide gegen die phagogenen Wirkungen kämpfen sollen, deren 
Sitz das kranke Organ ist. 

Man weiß, daß sich die Leber im Verlauf toxischer und infek- 
tiöser Krankheiten mit viel Fett beladet und zwar, um Lipoide zu 
bilden. 

Bei der Verteidigung des Organismus muß man die Leber als 
Zentrum ansehen, weil sie die Antitoxine verarbeitet. Die Galle, 
die sie absondert, überschwemmt den Darm und wird resorbiert. 
Dadurch dringen die antitoxischen Substanzen in Form der Lipoide 
in das Blut- und Lymphgefäßsystem und in alle Organe, wo sie 
dann die pathogenen Stoffe bekämpfen. 

Die auf Grund von Untersuchungen geschilderte Auffassung 
dürfte der Behandlung und der Immunisation einen neuen Weg zu 
einer rationellen Methode weisen. W. Müller. 


Bi | Tagesgeschichte SB 


Korpsstabsveterinär a. D. Qualitz t. 


Am Abend des ersten Weihnachtfeiertages verschied zu Neu- 
salz a. d. Oder, wo er den Rest seiner Tage in wohlverdienter Ruhe 
zubringen wollte, unerwartet infolge eines Herzschlages der König- 
liche Korpsstabsveterinär a. D. August Qualitz. Gleich tüch- 
tig als Tierarzt wie als Soldat, erwies er sich als Mensch stets 
vornehm und edel im Denken und Handeln. In welcher Eigen- 
schaft der Verstorbene am meisten geleistet hat, das entzieht sich 
meinem Urteil, da ich ihm leider nur kurze Zeit hindurch persön- 
lich näher treten konnte und sein Lebensgang mir nicht bekannt 
geworden ist. Wohin er aber im Laufe einer 43jährigen aktiven 
Dienstzeit gestellt worden ist, stets füllte er anerkanntermaßen 
voll und ganz seinen Platz aus als Vertreter seines Standes, als 
gewissenhafter Berater seiner Vorgesetzten und seiner Unter- 
gebenen. Eine große Reihe von Orden und Ehrenzeichen zierten 
seine Brust. Die ihm zuteil gewordene persönliche Wert- 
schätzung und Verehrung traten vor einigen Monaten deutlich 
zutage in dem allgemeinen Bedauern seiner Kameraden, Berufs- 
genossen und Freunde, als er nach Eintritt in den Ruhestand seinen 
bisherigen Wohnsitz verließ, um nach Neusalz überzusiedeln. Zur 
Stunde sind sie mehr noch bewiesen durch die ungeteilte tiefe 
Trauer, welche sein Hinscheiden wachgerufen hat in den Herzen 
aller, die jemals zu ihm dienstlich oder außerdienstlich in Be- 
ziehung standen. Ein besonders ehrenvolles Gedächtnis werden 
ihrem langjährigen Korpsveterinär die Veterinäroffiziere des 
X. Armeekorps bewahren. Christiani. 










Gag 





a 57. 


Oberstabs -Regimentsveterinär Stramitzer f. 


Am 1. Dezember verschied in Frankfurt a. M. nach kurzer 
Krankheit der Königliche Oberstabs- und Regimentsveterinär des 
2. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 63 „Frankfurt“, Herr 
Peter Stramitzer. Hohes Wissen, seltene Pflichttreue und 
zielbewußtes Streben hatten dem Entschlafenen allseitige Aner- 
kennung und Achtung erworben. 

Die Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps bedauern tief 
den Verlust ihres verewigten Kameraden und werden sein An- 
denken stets in Ehren halten. Reck, Korpsstabsveterinär. 


Kurpfuschereigesetz. 


Dem Vernehmen nach besteht nicht die Absicht, den Entwurf 
des Kurpfuschereigesetzes, welchen der alte Reichstag unverab- 
schiedet ließ, in der nächsten Session wieder einzubringen. Das 
Material soll nochmals dem Reichsamt des Innern überwiesen 
werden, zur Feststellung, ob eine anderweitige Behandlung mög- 
lich erscheint. 


Versammlung der Veterinäroftiziere des XVIII. Armee- 
korps. 


Am 8. Dezember d. Js. fand in Darmstadt eine Versamnı- 
lung der Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps statt. Dieselbe 
wurde mit einer Besichtigung der chemischen Fabrik E. Merck 
eingeleitet. 

Nach einer Begrüßung durch Herrn Medizinalrat Dr. Merck 
folgte unter dessen persönlicher Führung ein Rundgang durch die 
Kontore und Magazine, das Kasino und die Kantine mit den dazu 
gehörigen Wirtschaftsräumen, die Wohlfahrtseinrichtungen, die 
Bibliothek, die wissenschaftlichen Versuchslaboratorien und das 
Maschinenhaus. 

Der Kürze der Zeit wegen und dem Wunsche gemäß, aus- 
giebig die Herstellungsweise der die Tierärzte speziell interessieren- 
den Präparate kennen zu lernen, konnte nur ein kleinerer Teil der 
sehr ausgedehnten Fabrikbetriebe besichtigt werden. 

Unter Führung des Prokuristen der Firma, Herrn Dr. Ehren- 
berg, wurde die umfangreiche maschinelle Einrichtung zum 
Mahlen der Drogen, die Herstellungsräume für das bekannte Schlaf- 
mittel „Veronal“, die Bereitung des „Jodipins“, der Organpräpa- 
rate, der verschiedenen Alkaloide, des Theobromin, Kokain, Eserin 
und anderer erklärt und eine neue Sublimatdarstellung erläutert. 

Bemerkenswert war ferner die Fabrikation des Wasserstoff- 
superoxyds, dieses von der Firma Merck chemisch rein als „Perhy- 
drol“ in den Handel gebrachten und in der Chirurgie mit Vorteil 
verwandten Präparats, das sich jedoch seines hohen Preises wegen 


— 58 -— 


in die tierärztliche Praxis keinen rechten Eingang verschaffen 
konnte. Von großem Interesse war daher die Mitteilung, daß es 
der Firma Merck jetzt gelungen ist, ein haltbares, chemisch reines 
15%iges Wasserstoffsuperoxyd (Hydrogenium peroxydatum medi- 
cinale purum 15%) herzustellen, das sämtliche Vorzüge des 
Perhydrols besitzen und dabei sehr billig sein soll. 

Den weitaus größten Raum der Besichtigung nahm die Serum- 
abteilung in Anspruch, deren Einrichtung der Betriebsführer, Herr 
Dr. Eichholz eingehend erklärte. Insbesondere wurden die- 
jenigen Präparate gezeigt, die für die tierärztliche Praxis Bedeu- 
tung haben, wie Tuberkulin, Bovotuberkulol, Fibrolysin, Leuko- 
fermantin sowie die Ragitnährböden, die eine außerordentlich be- 
queme und für militärische Verhältnisse besonders geeignete Form 
von Bakterien-Nährböden darstellen dürften. Der Inhalt eines 
Glases Ragitbouillon bzw. Ragitagar mit 1 Liter Wasser gekocht 
und filtriert liefert eine gebrauchsfertige Nährbouillon bzw. 
Nähragar. 

In der Serumabteilung führte sodann Oberveterinär Dr. Kra- 
nich die neuen biologisch diagnostischen Methoden, soweit sie 
praktische Verwendung finden, theoretisch und experimentell vor, 
und zwar die Agglutination, die Präzipitation zwischen Menschen- 
eiweiß und menscheneiweißpräzipitierendem Kaninchenserum, die 
Komplementbindungsmethode, speziell die Wassermann sche 
Syphilisreaktion. Besonderes Interesse erregte hier die sehr be- 
queme und sparsame Verwendung der agglutinierenden, präzi- 
pitierenden und hämolytischen Sera in Form der „Serumpapiere“. 
Auf einen Streifen Filtrierpapier ist ein Tropfen = 0,05 cem des 
betreffenden Serums angetrocknet. Dieses Serumpapier in eine 
kleine Menge Kochsalzlösung gebracht, gibt eine Lösung mit be- 
stimmtem Titer, mit der man die Agglutination, Präzipitation usw. 
sofort anstellen kann. 

Zum Schluß besprach der Vortragende noch die zur Erken- 
nung der Tuberkulose vielfach mit Vorteil angewandte Augen- 
reaktion mittels „Bovotuberkulol“. 

Die Fortsetzung der Versammlung fand im Bahnhofshotel statt. 
Hier erstattete der Korpsveterinär einen ausführlichen Bericht über 
den diesjährigen Informationskursus für Korpsstabsveterinäre, ein- 
gehend die Anwendungsweise des Salvarsans bei der Brustseuche 
erläuternd. 

Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten fand ein 
gemeinsames Essen statt, das den Beschluß des lehr- und genuß- 
reichen Tages bildete. 

Die Veterinäroffiziere des XVIII. Armeekorps sprechen der 
Firma Merck sowie den Herren Dr. Ehrenberg und 
Dr. Eichholz für die erwiesene große Liebenswürdigkeit ihren 
verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle aus. 


Reck, Korpsstabsveterinär. 


= nn m A 


— 59 ~- 


2. Stiftungsiest des Korps „Obotritia” an der König- 
lichen Militär-Veterinär- Akademie. 


Zu Beginn dieses Semesters war es dem Korps „Obotrita“ 
vereönnt, das silberne Stiftungsfest zu feiern. Aus Nah und Fern 
waren „Alte Herren“ herbeigeeilt, um an der Feier dieses bedeu- 
tungesvollen Tages teilzunehmen. 

Das Fest begann am 19. Oktober mit dem Begrüßungsabend 
auf der Kneipe; am nächsten Tage fand nachmittags auf der Kneipe 
der A. H. C. statt mit anschließendem Landesvater. Am Abend ver- 
sammelten sich die A.H. A.H. und die Aktivitas im Kaisersaale 
des Landwehr-Offizier-Kasinos zum Festkommers, an dem das 
Korps Gelegenheit hatte, zahlreiche Gäste zu begrüßen. Als Ver- 
teter der Akademie nahmen der Direktor, Herr Generalveterinär 
Hell, teil, und der größte Teil der Herren Inspizienten. Außer- 
dem wurde dem Korps die Ehre zuteil, als Vertreter der Tierärzt- 
lichen Hochschule Se. Magnifizenz den Herrn Rektor Prof. 
Dr. Eberlein und Herrn Geheimen Regierungsrat Prof. 
Dr. Sehmaltz begrüßen zu können; ferner die Vertreter unseres 
S.C. Korps. Auch ein reicher Damenflor verschönte das Fest. 

Im Verlaufe des Kommerses überreichte A.H. Koßmag im 
Namen der Korps-Damen die von ihnen gestiftete und die von der 
Fran Gemahlin des A.H. Weber gestickte Fahne der Aktivitas. 
Nachdem der Senior den Damen für ihre hochherzige Stiftung 
e-lankt hatte, brachten die Vertreter eines verehrlichen Korps 
„Cimbria“ und „Arminia“ ihre Glückwünsche dar und überreichten 
dem Korps als Zeichen der Freundschaft und Zusammengehörig- 
keit je einen Fahnennagel. Im Anschluß hieran ergriff Herr 
(eneralveterinär Hell und Se. Magnifizenz Herr Prof. Dr.E ber- 
lein das Wort, sprachen den Obotriten ihre Glückwünsche aus 
und wiesen auf treues und festes Zusammenhalten und Zusammen- 
arbeiten zwischen Militärveterinären und Tierärzten hin. 

Am dritten Tage fand in demselben Saale ein Diner mit an- 
schließendem Ball statt, an dem 250 Personen teilnahmen, und der 
einen schönen und harmonischen Verlauf nahm. Den Abschluß des 
Festes bildete ein Abschiedsfrühschoppen, der im Frühschoppen- 
lakal „Siechen‘“ am Potsdamer Platz seinen Anfang nahm und auf 
der Korpskneipe noch lange ausgedehnt wurde. K. 





= Die Korpsstabsveterinäre, welche zum diesjährigen Informa- 
onskursus kommandiert waren, haben dem Kasino der Militär- 
\rterinär-Akademie eine Standuhr gestiftet. 


‚. Der wissenschaftliche Abend der militärtierärztlichen Ver- 
*inigung am 9. Dezember war von etwa 85 Veterinären besucht. Der 
schr eingehende, rein wissenschaftliche und hochinteressante Vor- 


= GO 


trag des K. St. V. Tetzner über „Überbeine am Metacarpus bzw. 
Metatarsus‘ sowie die mehr das praktische Gebiet streifenden Aus- 
führungen des O. V. Mayer über „Antifliegenmittel“ hatten eine 
anregende Diskussion zur Folge. (Die diesbezüglichen Versuche 
des O. V. Mayer sind in den Monatsheften für praktische Tier- 
heilkunde XXIII. Bd. 2. u. 3. Heft veröffentlicht.) 


Die nächste Versammlung, auf der O. St. V.Görte über „Die 
Formveränderungen der Hufbeine und ihre Beziehungen zum Huf- 
beschlage“ sprechen wird, ist auf Sonnabend, den 13. Januar 1912, 
abends 71 h. c. t. festgesetzt. 


Beitrag zur Trächtigkeitsdauer der Stuten. Im Jahre 1911 
betrug in den Gestüten Beberbeck und Neustadt-Dosse 
die Durchschnittstragezeit für die Hengstfohlen 329 Tage, für die 
Stutfohlen 330 Tage. Auch im Bayerischen Stammgestüt Z wei- 
brücken war durchweg bei den Stutfohlen eine längere Tage- 
zeit zu verzeichnen als bei den Hengstfohlen, erstere 335,5 Tage, 
letztere 335 Tage durchschnittlich. Der Grund für diese auffallende 
Tatsache läßt sich einstweilen nicht ermitteln. In Beberbeck war 
ferner bemerkenswert, daß in diesem Jahre die Geburten der Stut- 
fohlen die der Hengstfohlen bei weitem überragten. Von 79 Fohlen 
waren 31 Hengste und 48 Stuten. Als ganz auffallende Erschei- 
nung ist außerdem angeführt, daß die Erstlingsfohlen im allge- 
meinen eine längere Tragezeit hatten als die übrigen Fohlen. 
(Zeitschrift für Gestütkunde.) 


=: Bücherschau 


Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Dr. med. et 
Dr. med. vet. h. c. Eugen Fröhner, Geh. Regierungsrat und 
Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. 9. um- 
gearbeitete Auflage. Stuttgart 1911. Verlag von Ferdinand 
Enke. Preis 12 M. 


Der gewaltige Fortschritt auf dem Gebiete der Pharmakologie macht 
eine schnelle Folge der Auflagen eines Lehrbuches der Arzneimittellehre not- 
wendig, wenn dieses auf der Höhe der Wissenschaft stehen soll. Das Fröhnersche 
Lehrbuch hat in 22 Jahren 9 Auflagen erlebt, ein Beweis, daß dieses all- 
bekannte und geschätzte Lehrbuch stets den Fortschritten der Wissenschaft 
gerecht geworden ist, und daß es sich bei Tierärzten und Studierenden einer regen 
Nachfrage erfreut. Die Neuauflage hat sämtliche 77 neu in dem neuen deutschen 
Arzneibuch (1910) aufgenommenen Arzneimittel und 33 gestrichene Artikel 
sowie viele andere Abänderungen desselben in den Bezeichnungen und Prü- 
fungen der Arzneien berücksichtigt. Außerdem haben über 100 neuere 
Arzneimittel in dein neuen Lehrbuch eine ihrer Bedeutung entsprechende 
Würdigung erfahren, und es ist durch zahlreiche klinische Mitteilungen 
aus der tierärztlichen Praxis und viele wissenschaftliche Untersuchungen be- 
reichert worden. 





Wöhler. 


zer Gi == 


Veterinär-Kalender für das Jahr 1912. Herausgegeben von Stabs- 
veterinär Dr. M. Rautenberg, Berlin-Treptow. Verlag von 
August Hirschwald, Berlin. Preis 4 M. 


Der soeben erschienene Kalender zerfällt in die bekannten drei geson- 
derten Abteilungen und ist völlig neu bearbeitet worden. Neu aufgenommen 
sind: Die Serodiagnose von Prof. Dr. Mießner, Die deutschen Staatsgestüte 
von Veterinärrat Mieckley und die Zucht des Vollblutpferdes nach Quotienten 
von Prof. Dr. Dünkelberg. Das Kapitel Militär-Veterinärwesen ist vom Her- 
ausgeber nach vollständig neuen Gesichtspunkten bearbeitet und demselben 
durch Stabsveterinär Dr. Albrecht eine namentlich den jüngeren Veterinären 
erwünschte Zusammenstellung einer Dienstanweisung für die Garnison-Fleisch- 
kontrolle angeschlossen worden. Trotz des durch zahlreiche Erweiterungen 
und Vermehrung der einzelnen K:pitel vergrößerten Umfanges des Kalenders 
ist durch zweckmäßige und übersichtliche Gruppierung des Stoffes der Zweck 
des Kalenders, eine schnelle Orientierung bei Einzelfragen zu ermöglichen, im 
vollen Umfange erreicht. Wöhler. 


Lehrbuch der allgemeinen Tierzucht. Von Dr. H. Pusch, Königl. 
sächsischer Obermedizinalrat und Professor für Tierzucht an 
der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden und Landestierzucht- 
Direktor. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage. Stutt- 
gart 1911. Verlag von Ferdinand Enke. Preis 14 M. 


Der Verfasser hat in der neuen Auflage seines beachtenswerten Lehr- 
buches die in den letzten sieben Jahren seit Erscheinen der ersten Auflage 
ansehnlichen Fortschritte in Praxis und Wissenschaft der Tierzucht in um- 
fassender und doch nicht weitschweifiger Weise berücksichtigt. Umgcearbeitet 
wurden daher die Kapitel über Zeugung und Züchtung, neu sind die Ab- 
schnitte über die Tierseele, den naturwidrigen Geschlechtstrieb, die künstliche 
Befruchtung, die allgemeinen Vererbungsregeln, die Vererbung erworbener 
Eigenschaften und den Einfluß der Haltung und Ausbildung der Gestalt. 
Die naturgetreuen Abbildungen, welche auch dem Anfünger die textlichen 
Ausführungen verständlicher machen, sind um 54 vermehrt bzw. ergänzt 
worden. Das auch buchhändlerisch vorzüglich ausgestattete Werk kann jedem, 
der sich für Tierzucht und Tierhaltung interessiert, auf das wärmste empfohlen 
werden. Wöhler. 


Sektionstechnik der Haustiere für Tierärzte und Studierende der 
Tierheilkunde. Von Dr. M. Schmey, Tierarzt an der Haupt- 
sammelstelle der Städt. Fleischvernichtungsanstalt Berlin. Mit 
68 teils farbigen Abbildungen. Verlag F. Enke. Stuttgart 1911. 


Durch das Erscheinen dieses Leitfadens ist in der tierärztlichen Lite- 
ratur eine Lücke ausgefüllt worden. Verfasser gibt in seinem Buche die von 
ihm gelegentlich der für Tierärzte und Studierende abgehaltenen Sektions- 
kurse geübte Sektionsmethode wieder und führt hierbei vergleichsweise die 
von anderen (Kitt, Frank, Zschokke, Czokor, Stoß, Buch) beschriebenen 
Methoden an. Im ersten Abschnitt sind kurz die Sektionsinstrumente bce- 
schrieben. Den Hauptabschnitt bildet die eigentliche Sektionstechnik, während 
der dritte Abschnitt eine Anleitung zur Protokollaufnahme enthält. Anhangs- 
weise sind die Sektionsvorschriften der Bundesratsbestimmungen zum neuen 
Reichsviehseuchengesetz und der Militär-Veterinär-Ordnung sowie einige 
andere Bestimmungen, die bei Sektionen zu beachten sind, beigefügt. Die 
fleißige Arbeit Schmeys sei, zumal fast durchweg instruktive Zeichnungen und 
Abbildungen eingefügt sind, jedem Tierarzt angelegentlichst empfohlen. Nicht 
richtige ist die Abbildung Nr. 48 über die Sektion der Bauchaorta. Die Be- 
sprechung der Lymphdrüsen hätte bei der Wichtigkeit, die diese haben, ge- 
nauer sein können. Jeder Leser dieses Leitfadens weiß, daß die vom Ver- 
fasser ausgeführte Sektionstechnik im großen und ganzen die bewährte 


E o = 


Methode des Geheimrat Schütz-Berlin ist. Wenn auch die im Pathologischen 
Institut zu Berlin angewandte Technik nicht im Druck erschienen ist, so ist 
sie doch so bekannt, daß es zu verwundern ist, daß bei der vom Verfasser 
angeführten Literatur nicht der Name Schütz genannt ist, zumal hierdurch 
die Arbeit nur einen erhöhten Wert bekommen hätte. Denn ein großer Teil 
der Leser wird den Leitfaden zur Vorbereitung für das Examen benutzen 
wollen. Sch 


Die Feier des fünfzigjährigen Berufsjubiläums des Geh. Reg.- 
Rats und Medizinalrats Prof. Dr. Karl Damman, Direktor 
der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Festakt und Fest- 
mahl. Hannover am 22. April 1911. Herausgegeben von Ve- 
terinärrat Carl Matthiesen, Departementstierarzt. Hannover 
1911. Verlag von M. & H. Schaper. Preis 2,40 M. 


Das Werk enthält die Schilderung der Feier sowie den Wortlaut 
sämtlicher Reden, die auf den Jubilar anläßlich dessen fünfzigjährigen Berufs- 
jubiläums gehalten wurden, nebst dessen Erwiderungen. Mit Stolz und Be- 
friedigung wird jeder Tierarzt, dem es nicht vergönnt war, an der Feier 
teilzunehmen, von der Fülle und der Art und Weise der Ehrungen des 
Jubilars seitens aller Berufsstände Kenntnis nehmen und die aus den Er- 
widerungen sprechende seltene geistige Frische und schlagfertige Beredsamkeit 
des Jubilars bewundern, die es ihm allein möglich machten, jedem einzelnen 
Gratulanten zu danken. Wöhler. 





Preufsen. Frhr. v. Krane, Oberst m. d. R. eines Brig. Kom. 
u. Abt. Chef im Kriegsministeriun, zum Kommandeur der 39. Kav. 
Brig. ernannt. v. Lenthe, Oberstit. und Kommandeur des K.R. 3, 
als Abt. Chef in das Kriegsministerium versetzt. v. Glasenapp, 
Oberstlt. u. Kommandeur des U.R. 9, vom 2. Januar 1912 ab zur 
Dienstleistung bei der Militär-Veterinär-Inspektion kommandiert. — 
Befördert: Fränzel, S.V. (m. d. Titel O.S.V.) beim U.R. 4, unter 
Vers. zur M.V.A. zum K.S.V., vorl. ohne Patent, Schon, O.V. beim 
U.R. 13, zum S.V.; die U.V. Dr. Heise beim Fa. 75, Hallich beim 
D.R. 2, Dr. Tetzner beim 1. G.Fa., zu V. — Versetzt: Steffens, 
K.S.V. bei der M.V.A., zum Gen. Kom. III. A.K.; die S.V.: Doliwa 
beim M.R.J., zum U.R. 4, Gumbold beim D.R. 9, zum Fa. 35, 
Krüger beim D.R. 10, zum M.R.J., Schipke beim U.R. 9, zum 
D.R. 10; die O.V.: Semmiler beim Fa. 55, zum R.G.d.C. Stammer 
beim H.R. 14, zum U.R. 9: der V. Kunke beim Fa. 34, zum D.R. 9. 
— Der Absch. m. d. gesetzl. Pension bew.: dem K.S.V. Bens 
beim Gen. Kom. III. A.K., m. d. Erl. zum Trag. s. bish. Uniform. 
— Beurlaubtenstand: Zu S.V. befördert die O.V. der Res. 
Prof. Dr. Miefsner (Bromberg), Kuhn (Deutsch-Eylau), Vortmann 
(Elberfeld), Berdel (Frankfurt a.M.), Dobrick (Gnesen), Dr. Lun- 
gershausen (Gotha), Mayer (Karlsruhe), Bambauer (Kosten), 
Schweitzer (Lingen), Fürst (Mosbach), Dr. Fromme (Saarlouis) ; 


=a GN. 


die O.V. der Landw. 1. Aufg.: Mahlendorff (I Breslau), Dr. Rusche 
(II Cöln), Dr. Seiler (Cottbus), Voogdt (Deutz), Dr. Küthe (Mainz), 
Hafselmann (Neutomischel), Greggers (Weimar), Mucha (Wesel), 
Thiede (Wohlau). Zu O.V. befördert die V. der Res.: Dr. Höfling 
(II Altona), Ansorge, Dr. Zeller, Dr. Hall, Lottermoser (III Berlin), 
Bonnichsen (Bremerhaven), Minor (Calau), Grundmann (I Cassel), 
Wesener (Coblenz), Köster (Coesfeld), Sobolewski, Mirau (Danzig), 
Dr. Monnard (I Darmstadt), Reinhardt (II Darmstadt), Krauss, 
Schlichting (Frankfurt a. M.), Cramer (Geldern), Müller (Glatz), 
Schachtner (Gumbinnen), Kersten, Niemeyer (Halle a. S.), Dr. 
Dunker (Hannover), Kaeser (Heidelberg), Jonske (I Königsberg), 
Hannapel (Limburg a. L.), Kowalzik (Lötzen), Schulz, Niebuhr 
(Lüneburg), Gatterdam (Marburg), Dr. Janzen (Marienburg), Dr. 
Silbersiepe (Montjoie). Klauer (Neiße), Klußmann (Nienburg a. d. 
Weser), Koch (Sangerhausen), danz (Tilsit), Kämpfe, Vogt 
(Weißenfels), Schote (Wohlau); d. V. der Landw. 1. Aufg.: Proske 
(II Breslau). Zu V. befördert: die U.V. der Res.: Dr. Stedtfeld 
(II Altona), Schmidtberger (Andernach), Biederstaedt (Anklam), 
Schmidtchen (Braunsberg), Franke, Dr. Kramer (1 Braunschweig), 
Stammwitz, Michael (I Breslau), Dr. Weber (Bromberg) Dr. 
Hedfeld (II Cöln), Berger (Cosel), Schwartz, (Danzig), Hafels, 
Sehlieker (Deutz), Goerdt (II Dortmund), Becker (Elberfeld), Dr. 
Dolz (Forbach), Dr. Seitz, Dr. Bues (Gießen), Matthias (Gnesen), 
Paul (Görlitz), Rosendahl (Hagen), Dr. Barnowsky (Halle a. S.), 
Libon (Hirschberg), Dr. Gröger (Hohensalza), Kaske (II Königs- 
berg), Gutsche, Degward (Lauban), Worpenberg (Minden), Dr. 
Lange, Dr. Stephan (Oppeln), Stern (Paderborn), Killisch (Rasten- 
burg), Lüning (Recklinghausen), Bolten (Rendsburg), Mesem 
(Rheydt), Dr. Hoppe (Rybnik). Beyer (St. Wendel), Heymanns 
(Siegen), Hancken (Stade), Panske, Dr. Wolf (Striegau), Schäfer 
(Torgau), Bolle (Weimar), Seek gen. Schulte-Abteloh (Wesel), 
Dr. Claus (Wetzlar); der U.V. der Landw. 1. Aufg.: Davidsohn 
(Lötzen). Nachgenannte Veterinärbeamte zu Veterinäroffizieren und 
zwar zu O.V. der Res. ernannt: die O.V. der Res. Wolfram 
(I Bochum), mit Patent vom 16. 11. 1906 unmittelbar hinter dem 
O.V. Eick der Res. (Hagen), Thun (II Altona), mit Patent vom 
20. 12. 1906 unmittelbar hinter dem O.V. Dr. Hausmann der Landw. 
1. Aufg. (II Cöln). Nachgenannte Veterinärbeamte a. D. als Ve- 
terinäroffiziere angestellt: der char. O.S.V. a. D. Simmat (Halle a. S.), 
zuletzt S.V. beim H.R.5, als S.V. mit Patent vom 19. 11. 1894 und 
mit der Berechtigung, den Titel „O.S.V.“ weiter zu führen, bei der 
Landw. 2. Aufg.; die char. S.V. a. D. Dr. Hummel (Bromberg), zuletzt 
O.V. beim Train-B. 16, als S.V. mit Patent vom 21. 1. 1902, un- 
mittelbar hinter dem S.V. Poß beim D.R. 17, bei der Landw. 2. Aufg., 
Zimmermann (II Königsberg), zuletzt O.V. beim D.R. 1, als S.V. 
mit Patent vom 21. 10. 1908, unmittelbar hinter dem S.V. Vogler 
beim Fa. 47, bei der Landw. 2. Aufg., Wiesner (II Königsberg), 
zuletzt O.V. bei der Milit. Lehrschm. in Königsberg i. Pr. als S.V. 
mit Patent vom 19. 1. 1909, unmittelbar hinter dem S.V. Siebert 
der Landw. 1. Aufg. (Stendal), bei der Landw. 2. Aufg., Eicke 
(Rastenburg), zuletzt O.V. beim D.R. 11, als S.V. mit Patent vom 


er ae 


29. 9. 1910, bei der Res.; die O.V. a. D.: Gube (Hohensalza), zuletzt 
beim Fa. 53, als O.V. mit einem Patent vom 23. 9. 1898, unmiittel- 
bar hinter dem O.V. Flöge der Landw. 1. Aufg. (Hameln), bei der 
Landw. 1. Aufg., Juckel (Oppeln), zuletzt beim U.R. 1, als O.V. mit 
Patent vom 19. 12. 1901, unmittelbar hinter dem O.V. Loderhose 
der Landw. 2. Aufg. (Höchst), bei der Landw. 1. Aufg.; der O.V. 
der Landw. a. D.: Gruenke (Rastenburg), zuletzt in der Landw. 
1. Aufg. (Rastenburg), als O.V. mit einem Patent vom 27. 3. 1899, 
unmittelbar hinter dem O.V. Behme der Res. (Celle), bei der 
Landw. 1. Aufg. Der Absch. bew.: den S.V. der Landw. 1. Aufg. 
Heyne (Altenburg), Falk (Marienburg), Bauer (Posen), Memmen 
(Ruppin); den O.V.: Sosath (II Oldenburg), der Res., Bischoff 
(III Berlin), Behrens (II Bremen), Nienhaus (Duisburg) der 
Landw. 1. Aufg., Kennel (St. Wendel) der Landw. 2 Aufg. 

Ordensauszeichnungen: Der R.A.O. 4. Kl. mit Kr. dem 
S.V. Rips. 


Bayern. U.V. Wagenhäuser des 2. Schw. Reiter-R. zum V. 
befördert. — Im Beurlaubtenstande. Befördert: zu S.V. 
die O.V.: Schöpperl d. Res. (Regensburg) u. Dr. Simader d. Landw. 
I. Aufg. (Regensburg); zu O.V. in der Res. die V. Psehorr und 
Lehmeyer (II München), Volkmann (I München), Schäfer 
(Kissingen), Ditthorn (Ansbach), Bomhard (Bayreuth), Mennacher 
(Kempten), Heichlinger (Mindelheim), Simon (Nürnberg), Haller 
(I München), Pöhlmann (Passau), Ebert (Würzburg), Leinberger 
(Kempten), Wichera (Landshut) und Fritsch (Rosenheim); in der 
Landw. I. Aufg. den V. Dr. Huber (Hof); zu V. in der Res. die 
U.V.Stuffler (Landshut), Wehrs (I München), Schaidler (II München), 
Dr. Schneider (Würzburg), Dr. Zirker (Landau), Geuder (Weil- 
heim) und Bauriedel (Hof). 


Sachsen. Kuhn, S.V. (m. d. Titel O.S.V.) beim Feldart. R. 32, 
zum O.S.V. m. d. Range als char. Major ernannt. 





Verlobte. Fräulein Herta Kannowski, Tochter des Stadt- 
kämmerers Kannowski in Briesen in Westpreußen, mit Herrn 
Oberveterinär Ernst Hintzer in Bromberg. 


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Im Heft 12 dieser Zeitschrift Seite 589 10. Zeile von unten 
sowie in den Sonderabdrücken ebendaselbst muß es heißen: „bei 
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in à T. R., 19. 9. 1910 A|" 
= z Oberstabsveterinär Kalkoff: Z f. V., Heft 11, 1910 - 
Yu a riess, Oberveterinäre Nordt, Garbe, 5 > 
N Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911 z 
= ‚ Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 i Ae 
a Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24.8. 11 =T 109 
© 10 
& Indikationen: Distorsionen, akute u. chron. Sehnen- = |F 
= entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, |@ |= 
Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzän- Be N 
(æl dung, Phlegmone, Lymph- u. Blutextravasate, Herpes, 2 |® 
2 Hitzpocken der Pferde, Fisteln, schwerer Nageltritt ®© 
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sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
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Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
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ZEITSCHRIFT FÜR 


VETERINÄRKUNDE 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE 








ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 








Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär -Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 
= der Militär-Lehrschmiede Berlin 2 


Redigiert von Korpsstabsveterinär 


r 
Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 





Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 
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Inhaltsangabe, Seite 


‚Bericht über die im Königl. Institut für Infektionskrankheiten aus- 
geführten Untersuchungen über die Brustseuche der Pierde. Er- 
stattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gaffky . . . 2.2... 66-- 76 


Ein bemerkenswerter Fall von sogen. Ohrfistel (Kiemenfurchenteratom) 
beim Pierde. Von Oberveterinär Dr. Dornis, kommandiert als wissen- 
schaftlicher Hilfsarbeiter der Klinik. Mit drei Abbildungen . . . . . 76—88 


Mitteilungen aus der Armee . . . . .  88--96 

Die Behandlung brustseuchekranker Pferde mit konzentrierter Salvarsanı: 

lösung. Von Oberveterinär Dr. Reinecke. — Ein Beitrag zur Bedeutung 

der Temperaturaufnahmen bei Distanzritten. Von Oberveterinär Lehmann. 

— Starrkrampfähnliche Erscheinungen bei einem mit Spulwürmern be- 

hafteten Pferde. Von Oberveterinär Otto, Stolp. — Beobachtungen bei 

der Kolik. Von Stabsveterinär Dr. Goldbeck. — Gastruslarven als Ur- 

sache der Kolik. Von Stabsveterinär Seegert. Gesichtsschwindel bei 

einem Pferde. Von Oberveterinär Freise. 


Referate . 2 on... 96--104 
Tagesgeschichte . . . 22222 104-106 
Für die Veterinäre der Reserve und Landwehr. . . . . . . . . . 106—108 
Verschiedene Mitteilungen . . . -. . : 2: 2 2222222... 108.-10 
Bücherschau . . 2 or or... 0.0. NOSI 
Personalnachrichten. . - . . : : > 2 2 nn nr. J11-M2 


Ausgegeben am 5. Februar 1912. 


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sind an die Verlagshandlung, Berlin SW 6:, Kochstrafse 68—71, einzusenden. 








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: Bearbeitet von 

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24. Jahrg. Februar 1912. 2. Heft. 


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Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


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Bericht’ über die im Königl. Institut für Iniek- 
tionskrankheiten ausgeführten Untersuchungen 
über die Brustseuche der Pierde. 
Erstattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gafiky. 


Euer Exzellenz berichte ich gehorsamst, daß es bisher nicht 
gelungen ist, den Erreger der Brustseuche zu entdecken, und daß 
auch über die Art und Weise, in der bei dieser Krankheit unter 
natürlichen Verhältnissen die Infektion sich vollzieht, befriedigende 
Aufklärung noch nicht hat gewonnen werden können. 

Auch heute noch ist es eine offene Frage, zu welcher Klasse 
von Mikroorganismen der die Krankheit hervorrufende spezifische 
Erreger gehört, ob er durch unsere derzeitigen mikroskopischen 
Hilfsmittel überhaupt sichtbar zu machen ist, oder ob er, wie bei- 
spielsweise der Erreger der Maul- und Klauenseuche und der Er- 
reger der Lungenseuche der Rinder, zu den unter der Grenze der 
Sichtbarkeit bleibenden Keimen gehört. 

Ob der Krankheitskeim in irgend welchen Ausscheidungen 
der kranken Pferde vorhanden ist, in welchen Stadien der Krank- 
heit das eventuell der Fall ist, welche Ausscheidungen hier in Be- 
tracht kommen, ob .der Keim, bevor er neue Infektionen zu be- 
wirken vermag, erst eine Art von Reifung außerhalb des Pferde- 
körpers, eventuell in tierischen Zwischenträgern, durchmachen 
muß, das alles sind Fragen, auf die wir eine bestimmte Antwort 
auch heute leider noch nicht zu geben vermögen. 

Unsere Untersuchungen, über welche im nachstehenden kurz 
berichtet werden soll, können unter diesen Umständen nur als Vor- 
arbeiten für die weitere Erforschung der Brustseuche-Ätiologie 
angesehen werden. Sie lassen die zu überwindenden Schwierig- 


*, Mit Genehmigung des Herrn Kriegsministers werden in diesem und 
den folgenden Heften die Berichte veröffentlicht, welche in den letzten Jahren 
über die im Institut für Infektionskrankheiten auszeführten Brustseuche- 
forschungen erstattet worden sind. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 2. Heft. .) 


keiten aufs neue hinreichend erkennen, zeigen aber meines Er- 
achtens auch, daß die Hoffnung auf Erreichung des Ziels noclı 
keineswegs aufgegeben werden darf. 

Als Hemmnis haben wir im Gange unserer Arbeiten mehr 
und mehr den Umstand empfunden, daß uns nicht in genügender 
Zahl solche Versuchspferde zu Gebote standen, bei denen wir 
eine vorangegangene Durchseuchung mit annähernder Sicherheit 
hätten ausschließen können. Bei den uns zur Verfügung gestell- 
ten Remonten war, wie sich ergeben hat, die Gewähr nach dieser 
Richtung nicht ausreichend. Es blieb daher bei negativem Ausfall 
eines Versuches immer der Verdacht, ob die Tiere auch wohl noch 
voll empfänglich für die Infektion gewesen seien; eine nachträg- 
lichePrüfung nach dieser Richtung stieß aber bei dem Mangel eines ex- 
perimentellen Infektionsverfahrens auf die größten Schwierigkeiten. 

Ferner hat es uns an der erforderlichen Zahl von solchen an 
Brustseuche erkrankten Pferden gefehlt, die wir nach freiem Er- 
messen in verschiedenen Stadien der Krankheit töten konnten. 

Um diesen Mißständen abzuhelfen, habe ich auf Rat des an 
den Versuchen beteiligten Oberstabsveterinär Tröster mich be- 
müht, durch Vermittelung der Remontedepots in den Besitz von 
Fohlen zu gelangen, die sicher einer Brustseuche-Infektion noch 
nicht ausgesetzt waren. Als das nicht gelang, wurde die Vermiitte- 
lung der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg er- 
beten. In der Tat erhielten wir auf diesem Wege zu mäßigem 
Preise einige geeignete Tiere, die uns gute Dienste geleistet haben. 

Ein Umstand, der die Infektionsversuche sehr zeitraubend 
machte, war durch die Unsicherheit über die Dauer des Inkuba- 
tionsstadiums bei der Brustseuche gegeben. Eigene noch mitzu- 
teilende Beobachtungen haben in uns die Überzeugung befestigt, 
daß die zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit 
verstreichende Zeit erheblich länger ist als vielfach angenommen 
wird. Wir sahen uns daher genötigt, einen neuen Infektions- 
versuch an denselben Pferden nicht früher zu beginnen als 2 bis 3 
Monate nach Vornahme des vorangegangenen Versuches. 

Der Unterzeichnete übernahm in Vertretung des Geheimen 
Medizinalrat Professor Dr. Koch die Weiterführung der von diesem 
begonnenen Brustseuche-Untersuchungen im April 1906. An den 
Untersuchungen sind seitdem beteiligt gewesen: 

Stabsarzt Dr. Kutscher, Oberarzt Dr. Möllers, Ober- 
stabsveterinär Tröster und Oberveterinär Lührs. 

Die von Geheimrat Koch unter Mitarbeit von Stabsarzt Dr. 
Kleine und Oberarzt Dr. Möllers bis April 1906 ausgeführten 
Versuche, durch verschiedenes von kranken Pferden stammendes 
Material (Nasenausfluß, Brusthöhlenflüssigkeit, Lungenblut und 
Drosselvenenblut) an gesunden Pferden und kleineren Versuchs- 
tieren (Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen) typische Krank- 


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heitserscheinungen zu erzeugen, waren ergebnislos geblieben, ob- 
wohl die verschiedensten Infektionsverfahren, wie subkutane, intra- 
peritoneale und intravenöse Jnjektionen, bei Pferden auch Inha- 
lation (Pleuraexsudat) und Fütterung (Nasenausfluß), zur Anwen- 
dung gelangt waren. 

Die bakteriologischen Untersuchungen von Lungenblut, Dros- 
selrenenblut, Nasenausfluß, Brusthöhlenflüssigkeit und Gewebs- 
saft aus den verschiedensten Organen an Brustseuche erkrankter 
und verendeter Pferde hatten zu bemerkenswerten neuen Befunden 
ebenfalls nicht geführt. 

Bezüglich der Beurteilung der bei der Brustseuche gefundenen 
Bakterien, im besonderen der Streptokokken war R. Koch ebenso 
wie vor ihm O stert ag zu dem Urteil gelangt, daß es sich hier teils 
um zufällige Befunde, teils um Sekundär-Infektionen handle. Die 
aus Brustseuchefällen isolierten Streptokokken hatten von den ge- 
wöhnlichen Eiterstreptokokken nicht unterschieden werden 
können, auch nicht durch die Reaktion auf Antistreptokokkenserum 
im Tierkörper. Zudem hatten in dem ganz frischen Kadaver eines 
nach kurzer Krankheit verendeten Pferdes Streptokokken in der 
Lunge überhaupt nicht nachgewiesen werden können, weder kul- 
turell noch mikroskopisch. 

Auf das Vorkommen etwaiger zu den Protozoen gehöriger 
Parasiten war sorgfältig geachtet, das Ergebnis war aber auch 
nach dieser Richtung ein negatives gewesen. 

Die Möglichkeit, daß tierische Zwischenträger bei der Infektion 
beteiligt sein könnten, war zwar von R. Koch und seinen Mit- 
arbeitern bereits in Erwägung gezogen, hatte aber noch nicht im 
einzelnen geprüft werden können. 

Erwähnt sei schließlich noch, daß auch ein Versuch gemacht 
war, durch Einbringen von Dung kranker Pferde in einem mit 
sesunden Pferden besetzten Stall die Seuche hier zum Ausbruch 
zu bringen. Die in diesem Versuche benutzten Pferde erkrankten 
nicht, blieben allerdings auch später bei der Berührung mit brust- 
seuchekranken Pferden gesund. — 

Bei diesem Stande der Sache schien es mir wünschenswert, 
zunächst noch einmal die mikroskopischen Untersuchungen und 
zwar unter Benutzung der verschiedensten Methoden in großem 
mfange aufzunehmen in der wenn auch nur geringen Hoffnung, 
daß vielleicht noch in diesem oder jenem Organe gelegentlich ein 
hemerkenswerter und dann weiter zu Be Sender Befund sieh er- 
sehen würde. 


I. Mikroskopische Untersuchungen. 
Zur mikroskopischen Untersuchung wurden 
weht weniger als 523 Organstücke und weit über 4000 Deekglas- 
ausstriche verwandt. 


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Das Material stammte zum größten Teil von der Brustseuche 
erlegenen Militärpferden, deren Organe usw. von den Truppen- 
Veterinären uns aufs bereitwilligste eingesandt wurden, zum 
Teil ist es von uns selbst bei gelegentlichen Sektionen entnommen. 
Ein weiterer Teil rührte von zwei im Institut getöteten brustseuche- 
kranken Fohlen her. Bei dem Rest handelte es sich um Vergleichs- 
objekte, d. h. um Organe usw. von gesunden Pferden oder von 
solchen, die an anderen Krankheiten litten. 

Bei der Beurteilung der Brauchbarkeit des Materials ist zu 
berücksichtigen, daß die von militärischer Seite eingesandten Or- 
gane stets mehr oder weniger durch Fäulnis verändert waren. Die 
Sektionen gestorbener Pferde erfolgen bei den Truppen selten 
früher als 12 Stunden, oft aber erst 24 Stunden nach dem Tode. 
Bei der Größe der Kadaver bleiben Brust- und Bauchorgane 
während dieser Zeit warm, so daß die Fäulnis bei der Sektion in 
der Regel bereits beträchtlich vorgeschritten ist. Dies zeigt sich 
hei der mikroskopischen Untersuchung in dem Durchsetztsein mit 
Fäulnismikroben und in der Mazeration der Organe. Das von den 
Truppen eingesandte Material war daher nur ausnahmsweise für 
die mikroskopische Untersuchung auf spezifische Krankheits- 
erreger brauchbar. 

Ein völlig einwandfreies Untersuchungsmaterial lieferten da- 
gegen die erwähnten beiden Fohlen, die etwa 60 Stunden nach ihrer 
Erkrankung an Brustseuche im Institut getötet wurden. Hier 
konnte die Sektion unmittelbar nach dem Tode ausgeführt, und 
Teile der noch lebenswarmen Organe in die verschiedenen Fixie- 
rungsflüssigkeiten eingelegt werden. Von diesen beiden Tieren 
wurden untersucht: 

Tonsillen, Bronchialdrüsen, Kehlgangsdrüsen, Lungen, Herz, 
Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln, Leber, Milz, Nieren, Pankreas, 
Magen, Dünndarm, Dickdarm, Mesenterialdrüsen, Gehirn und 
Rückenmark. 

Von den eingesandten Organen und denjenigen, die gelegent- 
lich bei Sektionen entnommen wurden, kamen vor allem Lungen, 
Pleura, Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln, Herz und die großen 
drüsigen Organe zur Untersuchung. Bei der Verarbeitung der Or- 
vane wurde meistenteils der Weg eingeschlagen, daß zuerst Aus- 
striche von frischen Schnittflächen auf Deckgläsern und Objekt- 
trägern gemacht, und dann kleine Stücke der Organe in die Fixie- 
rungs- und Härtungsflüssigkeiten übertragen wurden. Als solche 
wurden verwandt: 

Alkohol verschiedener Konzentration; Sublimatalkohol; Flem- 
mingsche Lösung; Müllersche Flüssigkeit; Formol von 10 pCt.; 
Stöltznersche Flüssigkeit (für Warmblüter isotonisch, Centralblatt 
für Bakteriologie, Ref. Bd. 39, Heft 23 bis 25). Nach vollendeter 
Härtung wurden die Organstücke von der Fixierungsflüssigkeit be- 


freit. entwässert, in Paraffin übertragen (Schmelztemperatur etwa 
56 ) und geschnitten. Die Schnittdicke schwankte zwischen ?°/ so. 
und °/,.0, mm. Deckglasausstriche wurden außerdem hergestellt 
von Blut, Nasensekret, Konjunktivalsekret, Bronchialschleim, 
Magen- und Darminhalt, Urin und Knochenmark. 

Zur Färbung der Präparate kamen in der Hauptsache folgende 
Verfahren zur Anwendung: 

Färbung nach Giemsa 

i modifiziert von Schereschewski 


?9 ”„ 

5 mit Methylenblau-Eosin nach Gorini 
„ 19 „ 99 „ Mann 
5 nach Gram 

5 mit Pikrocarmin 

5 „ Hämatoxylin-Bordeaux 

19 99 99 -Rubin 

j „ Hämalaun 


Silberimprägnierung nach Levaditi. 

Das wichtigste Ergebnis aller dieser so vielfach modifizierten 
Untersuchungen war, daß bei den beiden in frühem Krankheits- 
stadium getöteten Fohlen (I und Il vgl. Seite 68 und 72) in den 
Organen und Geweben sowie im Blute weder Bakterien noch Pro- 
tozoen nachgewiesen werden konnten. Selbst im Schleim der 
Trachea und der großen Bronchien fanden sich nur spärliche. 
offenbar bedeutungslose Kokken und Stäbchen. 

Es würde zu weit führen, hier im einzelnen auf die mikrosko- 
pischen Befunde in dem sonstigen zur Untersuchung gelangten 
Material einzugehen. Daß die Streptokokken in den Lungenherden 
einen sehr häufigen Befund bildeten, braucht kaum hervorge- 
hoben zu werden. 

Gelegentlich fesselten Veränderungen an den zelligen Bestand- 
teilen unsere Aufmerksamkeit und riefen zunächst den Verdacht 
hervor, daß es sich um protozoenartige Zellschmarotzer handeln 
könne. In solchen Fällen wurde denn auch der Rat des Zoologen 
Privatdozent Dr. Hartmann in Anspruch genommen. Bei 
eingehender Untersuchung kamen wir aber stets zu der Über- 
;eugung, daß es um Veränderungen der Zellkerre und dergleichen 
und nicht um Parasiten sich handelte. 

Unsere Hoffnung, eventuell auf dem Wege der mikroskopi- 
schen Untersuchung neue Anhaltspunkte bezüglich des ge- 
suchten spezifischen Krankheitserregers zu finden, hat sieh also 
bisher nieht erfüllt. — 

Auffallend war das häufige Vorhandensein von Sarkospori- 
dien im Zwerchfell und in den Zwischenrippenmuskeln der an 
Brustseuche eingegangenen Pferde. Vergleiche mit den entspre- 
chenden Organen geschlachteter gesunder Pferde zeigten aber 
hald, daB Sporozoen auch hier sehr oft angetroffen wurden. 


== A: 


Schließlich sind hier noch Beobachtungen zu erwähnen, die 
Oberstabsveterinär Tröster bezüglich des Vorkommens und der 
Verteilung der polymorphkernigen eosinophilen Leukozyten ge- 
macht hat. Diese beim Pferde durch die Größe ihrer Körner aus- 
gezeichnete und sehr auffällige Leukozytenart ist im Blute ge- 
sunder und auch fieberhaft erkrankter Pferde durchaus nicht 
spärlich vorhanden, dagegen fehlte sie fast völlig bei brustseuche- 
kranken Pferden. Ferner fehlten diese Zellen bei der Brustseuche 
in den entzündeten Lungenteilen, während sie bei anderen Ent- 
zündungen in der Pferdelunge in großer Menge auftreten. 

Bei brustseuchekranken Pferden fanden sie sich in bemer- 
kenswerter Zahl nur im roten Knochenmark und in drei Fällen 
(bei den schon erwähnten beiden getöteten Fohlen und bei einem 
der Krankheit erlegenen Truppenpferde) in der Submukosa gerö- 
teter und geschwollener Dünndarmteile. 


II. Kulturelle Untersuchungen. 


Die kulturellen Untersuchungen erstreckten sich im Beginn 
unserer Versuche auf Lungen brustseuchekranker Pferde und 
auf Nasenausfluß kranker und Nasenschleim gesunder Pferde. 
Diese kulturellen Untersuchungen hatten zunächst einen mehr 
orientierenden Charakter. Verarbeitet wurde das Material — ein- 
gesandte Lungen von vier Pferden, die bereits einige Zeit erkrankt 
gewesen waren, Nasenausfluß von fünf kranken Pferden, sowie 
zum Vergleich Nasenschleim von zehn gesunden Pferden — auf 
Platten von gewöhnlichem Nähr-Agar, von Pferdeserum-Agar, von 
gewöhnlichem Löffler-Serum und von mittels Pferdeserum herge- 
stelitem Löffler-Serum. Von bemerkenswerten Bakterienfunden 
bei diesen kulturellen Versuchen seien erwähnt: 

1. Ein feines diphtheriebazillenähnliches Stäbchen, das besser 
bei Körper- als bei Zimmertemperatur, besser auf Serum als auf 
Agar wuchs und auch sonst auffallende Eigenschaften zeigte. 

2. Ein sehr schlankes, in sehr zarten, mit bloem Auge gerade 
noch erkennbaren Kolonien wachsendes Stäbchen, welches einmal 
aus einer Lunge und zweimal aus Nasenausfluß kranker Pferde 
isoliert, sonst aber nicht wieder angetroffen wurde Versuche 
durch intratracheale Einspritzung von Reinkulturen dieser beiden 
Stäbchenarten Pferde (je zwei) zu infizieren, hatten kein Ergebnis. 
obwohl, wie sich später herausstellte, die benutzten Pferde für 
Brustseuche noch empfänglich waren. Ferner konnten einmal 
aus der Lunge und dreimal aus dem Nasenausfluß kranker Pferde 
eigenartige, nach der G ra m schen Methode färbbare Kettenkokken 
vezüchtet werden, welehe durch ihre außerordentliche Kleinheit 
und dadurch auffielen, daß sie auf serumhaltigen Nährböden 
eine deutliche Bildung von safrangelbem Farbstoff zeigten. In- 
halationsversuche mit einem Gemisch von jungen Reinkulturen 


verschiedener Stämme dieser Streptokokken an sechs Remonten 
hatten ein völlig negatives Ergebnis. Zudem stellte sich bei weite- 
ren Untersuchungen heraus, daß diese Streptokokken zuweilen 
auch in der Nase gesunder Pferde vorkommen. 


Im übrigen bildeten in den untersuchten Lungen sowie im 
Nasenausfluß der kranken Tiere Streptokokken, die sich von den 
bekannten nicht unterschieden, einen überaus häufigen Befund; 
daneben wuchsen Streptokokken verschiedener Art und eine große 
Anzahl anderer offenbar saprophytischer Bakterien, die in der 
Regel schon bei Zimmertemperatur gut gediehen. 


Diese kulturellen Untersuchungen, welche uns zunächst einen 
Überblick über die in den Lungen an Brustseuche verendeter 
Pferde vorkommenden Bakterien verschafften, wurden wieder auf- 
genommen, als wir im April 1907 gelegentlich der nach etwa 
bU-stündiger Krankheit erfolgten Tötung der bereits erwähnten 
heiden Fohlen (I und II) einwandfreies Ausgangsmaterial zur 
Verfügung hatten. Außer dem Lungensaft von der Grenze eines 
frischen Entzündungsherdes der Lunge wurden von dem ersten 
Fohlen noch kulturell verarbeitet: Lungenblut, die entzündliche 
Ausschwitzung des Brustfelles, Milzsaft, Lebersaft, Mesenterial- 
irüsensaft, Nierensaft. 


Als Nährmaterial diente: 

1. Pferdeserum-Agar, schwach alkalisch, 

2. Pferdeserum-Agar, stark alkalisch, 

3. Traubenzucker-Pferdeserum-Agar, schwach alkalisch, 

4. Traubenzucker-Pferdeserum-Agar, stark alkalisch, 

>. Chapoteaut-Agar, 

6. Pferde-Löfflerserum, 
i. Rinder-Löfflerserum, 

8. Ascites-Agar, 

und zwar in Form von Plattenserien; ferner dieselben Nährböden 
im anaeroben Züchtungsverfahren in Röhrchen in hoher Schicht 
erstarrt. Schließlich wurde noch Pferdeserum-Bouillon und 
Aseites-Bouillon besät. 

Daß das Aussaatmaterial mit der sorgfältigsten Vermeidung 
zufälliger Verunreinigungen aus dem Körper und den Organen 
entnommen wurde, braucht kaum erwähnt zu werden. 


Das Ergebnis aller dieser Kulturversuche war ein völlig ein- 
leutiges: Auf keinem der auf diese Weise beschiekten Nährböden 
zeigte sich irgend ein aerobes oder anaerobes Bakterienwachstum. 
Dieser Befund bestätigte durchaus die von Ostertag und 
R. Koch bereits gemachte Beobachtung, daß in ganz frischen 
Fällen von Brustseuche in der Regel irgend welche auf unseren be- 
kannten Nährböden wachsende Bakterien, auch Streptokokken 
nicht vorhanden sind. 


— 7 — 


Bei dem zweiten Fohlen haben wir uns in der Hauptsache 
mit dem völlig negativen Ausfall der mikroskopischen Unter- 
suchung der Organe in Deckglaspräparaten und Schnitten be- 
gnügen müssen, da es für umfangreichere Kulturversuche an Zeit 
fehlte. Lungenausstriche auf Agar blieben steril. 


HI. Versuch an zwei Fohlen zur Klärung 
der Frage nach dem Sitz der frühesten Krank- 
heitsveränderungen im Körper der an Brust- 

seuche erkrankten Pferde. 


Entgegen der am weitesten verbreiteten Vorstellung, daß die 
Lunge als Eintrittspforte für den Brustseuche-Infektionsstoff dient, 
wird von manchen Tierärzten, so neuerdings von Stabsveterinär 
Rips (Zeitschr. für Veterinärkunde, Mai 1907) die Meinung ver- 
treten, daß der Verdauungskanal der Pferde die Eintrittspforte 
bildet. Von diesem Gesichtspunkte aus bietet die Frage nach dem 
Sitz der frühesten Krankheitsveränderungen besonderes Inter- 
esse. Es wurden daher zwei im Januar 1907 angekaufte Fohlen 
(I und II) im Alter von etwa 6 Monaten der Brustseuche-Infektion 
ausgesetzt, mit der Absicht, sie in einem frühen Krankheitsstadiun: 
zu töten und zu untersuchen. 

Diese Fohlen sollten zugleich ganz frisches Material für 
mikroskopische und kulturelle Untersuchungen geben. 

Am 16. Februar 1907 wurde zunächst dem Futter beider 
Fohlen Kot von zwei Pferden beigemischt, die sich am zweiten und 
dritten Krankheitstage befanden. 

Am 25. Februar wurde den völlig munter gebliebenen Fohlen 
Putzstaub von einem brustseuchekranken Pferde 10 Minuten 
lang auf der Haut des Rumpfes verrieben, und außerdem ein am 
„weiten Tage der Erkrankung befindliches Remontepferd („Luxus“) 
zwischen sie gestellt, das hier eine typische, mit hohem Fieber 
verlaufende, im ganzen 10 Tage andauernde Erkrankung durch- 
machte. Auch nach seiner Genesung blieb „Luxus“ zwischen den 
beiden Fohlen stehen. 

Die Körpertemperatur der beiden Fohlen blieb während des 
ganzen März normal, ihr Befinden vortrefflich. Erst am 5. April, 
39 Tage nach dem Einstellen von „Luxus“, stieg plötzlich beim 
Fohlen I die Mastdarmtemperatur auf 39,6° C. und schon am 
nächsten Tage aueh bei Fohlen II auf 40,0° C. 

Mit diesen Temperatursteigerungen traten gleichzeitig die für 
Brustseuche sprechenden Allgemeinerscheinungen auf, so daß 
Oberstabsveterinär Tröster mit Bestimmtheit die Diagnose 
„Brustseuche“ stellte, obwohl dureh die physikalische Unter- 
suchung ein lokalisierter Krankheitsherd in den Lungen nicht 
festgestellt werden konnte Eine Behandlung der Tiere wurde 
nieht eingeleitet, um das Krankheitsbild nicht zu stören. 


2a > 


Nach 60-stündigem Kranksein wurde das Fohlen I (am 
8. April) mittels Wagen aus der Hollmannstrasse in das Institut 
für Infektionskrankheiten verbracht und, um eine durch die Art 
der Tötung bedingte Veränderung der Beschaffenheit der Organe 
tunlichst zu vermeiden, durch Einblasen von Luft in die große 
Halshhuhlvene getötet. Die Mastdarmtemperatur betrug zur Zeit 
des Todes 40,1° C. 

Die Tötung geschah in der Weise, daß eine mit einer kegel- 
fürmigen Spitze versehene Hohlnadel, die an der Seite eine Öff- 
nung trug, in die Hohlvene eingeführt wurde. An die Hohlvene 
wurde ein Gebläse angebracht, in das ein Wattefilter eingeschaltet 
war, um die einzublasende Luft steril zu erhalten. Beide Nasen- 
öffnungen des Tieres wurden durch Wattebäusche verstopft. Der 
l.ufteintritt in die Hohlvene machte sich durch ein gurgelnde; 
teräusch bemerkbar. Das Fohlen stand nach der Operation kurze 
Zeit breitbeinig mit stieren Augen da, stürzte dann blitzartig zu- 
sammen und verendete unter zuckenden Bewegungen. 

Sofort nach eingetretenem Tode wurde die Sektion ausge- 
führt, die nachstehenden Befund ergab: 

Der Kadaver des halbjährigen Fohlens ist gut genährt. Lei- 
+henstarre ist noch nicht eingetreten. Das Derckhaar ist ziemlich 
lang, braun und glanzlos. Die Bindehäute sind gelblichrot. Die 
Hornhaut beiderseits durchsichtig. Im inneren Augenwinkel liegt 
etwas schleimige, gelblich-graue Flüssigkeit. 

Aus den Nasenöffnungen fließt eine geringe Menge trüber 
elblicher Flüssigkeit. 

Das Unterhautfettgewebe ist von mäßiger Dicke. Die Körper- 
muskulatur führt zuckende Bewegungen aus. 

Zwecks Eröffnung der Brustliöhle wird das Brustbein abge- 
trennt. Im Herzbeutel findet sich kein fremder Inhalt... Die Kranz- 
venen sind stark mit Blut gefüllt. Die Herzmuskulatur ist blau- 
rot, unverändert, die Herzklappen zart; die rechte Herzkammer 
ist mit schaumigem Blute angefüllt. 

In den Brustfellsäcken findet sich kein abnormer Inhalt. Die 
Oberfläche des Brustfells ist glatt und feuchtglänzend. Zwerch- 
felistand beiderseits zwischen der sechsten und siebenten Rippe. 
Die Lunge ist von der Brustwand stark zurückrewiehen. Die vor- 
deren Lappen und die hinteren Abschnitte der linken Lunge sind 
hellrot, lufthaltig, weich und knisternd. Über die Durchschnitt- 
fläche ergießt sich eine schaumige Flüssigkeit, die sich leicht aus- 
drücken läßt. Durch die Pleura des mittleren unteren 
Teiles des linken Lungenflügels scheint eine 
hellgelbe, gallertige Masse dureh. Dieser nahezu 
kre-isförmig gestaltete Belag besitzt einen Durchmesser von 21 em, 
setzt sich am Rande scharf ab, besitzt im Zentrum eine Dieke von 
2 bis 3 mm und verjüngt sich nach dem Rande zu allmählich auf 


ı mm (vgl. das Photogramm). Der unter diesem Belage befindliche 
Lungenabschnitt fühlt sich fest an und besitzt einen gelbroten 
Farbenton; das Zentrum ist bläulichrot gefärbt. Auf dem Durch- 
schnitt zeigt sich das unter dem Belage befindliche luftleere Lungen- 
gewebe burgunderrot, feucht, schwach gekörnt und von ziemlich 
fester Konsistenz; es setzt sich von dem gesunden Lungenteil schari 
ab. Die zwischen den Lungenbläschen gelegenen Gewebszüge stellen 
sulzige, gelbliche Streifen dar, die sich auf der Oberfläche der 
Lunge als dunkelblaue, vom Rande nach dem Zentrum der Auf- 
lagerung verlaufende, geschlängelte Linien bemerkbar machen. 

Die rechte Lunge besitzt eine hellrote Farbe. Beim Abtasten 
fühlt man in der Nähe des Hauptbronchus eine etwa apfel- 
große, feste Partie, die auf dem Durchschnitt dasselbe 
Bild zeigt wie der mittlere untere Teil der linken Lunge. 

Das übrige Lungengewebe ist gesund. 





Der untere Teil der Luftröhre und die Bronchien sind mit 
hellroter, schaumiger Flüssigkeit gefüllt. Nach dem Abwaschen 
erscheint die Schleimhaut etwas trübe und geschwollen. — 

Beim Durchschneiden der schlaffen Bauchdecken fallen in 
dem zwischen der inneren Rektusscheide und dem Bauchfelle ge- 
legenen Fettpolster acht gelblich gefärbte Herde auf, die über die 
Oberfläche hervorragen. Ihre Größe schwankt zwischen derjeni- 
gen eines Fünf- und Zehnpfennigstückes. Von der Nachbarschaft 
heben sie sich scharf ab und zeigen in der Mitte einen grauweißen 
Fleck, der bei näherer Besichtigung aus einem spiralig aufgeroll- 
ten Parasiten besteht. Beim Einschneiden in einen solehen Herd 
fließt etwa 1 cem schokoladenfarbene Flüssigkeit ab. Die Größe 
eines solehen Wurms — Strongylus armatus — schwankt zwischen 
2 und 5 em. Zwischen den Eingeweiden im freien Raum der 
Bauchhöhle wurde gleichfalls ein solcher 5 em langer Parasit ge- 
funden. 

In der Bauchhöhle findet sich sonst kein fremder Inhalt. Die 
Lage der Eingeweideteile ist normal. Der Darm führt noch 


peristaltische Bewegungen aus. Die vorliegenden Darmteile bis 
auf den Dünndarm sind unverändert, graublau und blaß. Die 
Blutadern des Gekröses sind stark mit Blut gefüllt und zeigen 
einige perlschnurartig angeordnete Luftblasen. 


Der Dünndarm ist in seiner ganzen Aus- 
dehnung fleckig gerötet, seine Wand verdickt. In dem 
schleimigen, gelbgrünen Darminhalt schwimmt eine Anzahl Asca- 
riden. Die Schleimhaut ist gerötet, in Falten 
gelegt und geschwollen. Die Rötung ist besonders 
stark auf den Kämmen der Falten. 

Der Diekdarminhalt hat breiartige Konsistenz und gelbbraune 
Farbe; die Schleimhaut ist ohne Abweichungen. 


An der Milz besteht eine akute Blutfülle (Hyperaemie), die 
Länge des Organs beträgt 38 em, die Breite 20 em, die Dicke 5 cm. 
Die Farbe ist schiefergrau, die Oberfläche stellenweise hügelig. 
Die Schnittfläche ist stark glänzend und hügelig; die dunkelrote 
Pulpa fließt von der Schnittfläche ab. 

Der Magen ist zusammengezogen; der Inhalt trübe, von 
schleimartiger Konsistenz. Die Pylorusgegend ist grau und glatt; 
die Fundusgegend graubraun und höckerig. 

Die Leber ist prall mit Blut gefüllt, glatt, von tief stahlblauer 
Farbe; die Leber-Acini sind schwer erkennbar. 

Die Nieren sind gleichfalls prall mit Blut gefüllt, von mäßig 
derber Konsistenz, die Kapsel ist leicht abziehbar; die Marksub- 
stanz ist auffallend blutreich. Der Durchschnitt zeigt keine krank- 
haften Veränderungen. 

Die vordere Gekrösschlagader ist weder erweitert noch mit 
Gerinnseln gefüllt. 

Die Blase ist stark gefüllt, der Urin von hellgelber Farbe. 

Aus dem Rückenmarkkanal werden etwa 10 cem einer gelb- 
lichen, etwas getrübten Flüssigkeit entleert. Das Rückenmark 
und Gehirn zeigen keine Besonderheiten. Die Blutadern des Ge- 
hirns sind prall mit Blut gefüllt. 

Die Kehlgangs- und Halslymphdrüsen zeigen regelrechtes 
Aussehen. Die Tonsillen des Kehlkopfes sind etwas geschwollen. - - 

Am 9. April 1907 wurde auch das andere Versuchsfohlen (Il) 
nach 62-stündigem Kranksein auf die gleiche Weise wie tags zuvor 
Fohlen I im Institut für Infektionskrankheiten getötet. 

Die Obduktion, die sofort vorgenommen wurde, lieferte, abge- 
sehen von den Lungen, das gleiche Ergebnis wie bei Fohlen I. Die 
rechte Lunge war vollkommen normal, die linke nur mit einem 
leichten Oedem behaftet. Der Dünndarm war auch hier ge- 
schwollen, fleckig, gerötet und seine Wand verdiekt. In dem 
breiisen Darminhalt schwammen etwa 12 Ascariden. 

Das bei den Obduktionen gewonnene Material wurde zu 
mikroskopischen und kulturellen Untersuchungen sowie zu einigen 


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Tierversuchen verwendet, über welche schon oben berichtet ist (vgl. 
Seite 69 und 71). 

Ein sehr bemerkenswertes Ergebnis der Obduktion ist ohne 
Frage die Tatsache, daß bei beiden Fohlen nach etwa 60-stündigem 
Kranksein eine durch die gefundenen spärlichen Ascariden kaum 
erklärliche entzündliche Rötung und Verdickung der Dünndarm- 
schleimhaut gefunden ist. Bei dem Fohlen II war die Lunge — 
abgesehen von dem leichten Oedem der einen Hälfte — überhaupt 
noch nicht beteiligt, während das Fohlen I bereits einen pneu- 
monischen Herd in der linken Lunge mit sulziger Infiltration des 
benachbarten Brustfells aufwies (wie wir ihn in einem weiter vor- 
geschrittenen Stadium zu wiederholten Malen bei Brustseuche- 
obduktionen mit Tod auf der Höhe der Krankheit zu beobachten 
Gelegenheit hatten), sowie einen zweiten kleineren Entzündungs- 
herd in der rechten Lunge. 

Es liegt uns fern, aus dem geringen Material von zwei Obduk- 
tionen weitgehende Schlüsse hinsichtlich der wichtigen Frage 
ziehen zu wollen, ob die ersten pathologisch-anatomischen Ver- 
änderungen bei der Brustseuche in der Lunge oder im Darm zu 
suchen sind. Die vorliegenden Obduktionsergebnisse zeigen aber 
unseres Erachtens, daß man gut tun wird, auch diese Frage zu- 
nächst noch als eine offene zu betrachten. Weitere Versuche wer- 
den die Entscheidung bringen müssen. — Schluß folgt. 


Aus der Chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztl. Hochschule zu Berlin. 
(Vorstand: Prof. Dr. R. Eberlein.) 


Ein bemerkenswerter Fall von sogen. Ohrfistel 
(Kiemenfurchenteratom) beim Pferde. 


Von Veterinär Dr. Dornis, 
kommandiert als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Klinik. 
Mit 3 Abbildungen. 


In der periodischen Literatur der Veterinärchirurgie kehren 
häufig Veröffentlichungen wieder, in denen von dem Vorkommen 
von Zähnen berichtet wird, die als Ursache einer Fistel am Grunde 
des Ohres beim Pferde (Ohrfistel, Zahnbalgeyste, Kiemenfurchen- 
teratom) gefunden und entfernt wurden. Wir sehen daraus einmal, 
daß diese Vorkommnisse stets das Interesse der Tierärzte geweckt 
haben, anderseits aber auch, daß sie nicht selten sind (Eber- 
lein’). Nach Fröhner?) sind über 100 derartige Fälle be- 
schrieben worden. 


I) Eberlein, Klinische Vorträge 1911. (Nachsehrift.) 
2, Fröhner, Allgemeine Chirurgie 1011. 8. 145. 


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Trotzdem glaube ich, die schon umfangreiche Kasuistik der 
genannten Ohrfistel um folgenden Fall vermehren zu dürfen, 
der sich dadurch auszeichnete, daß hierbei drei Backzähne von 
bisher noch nicht beobachteter Größe entfernt wurden. 

Vor sechs Monaten wurde der chirurgischen Klinik ein 
xhwerer Tigerschimmelwallach dänischer Rasse im Alter von sechs 
Jahren mit dem Vorbericht zugeführt, daß er dauernd eine 
nässende Stelle unter dem linken Ohre habe. 

Durch die Untersuchung wurde nun folgendes festge- 
stellt: Am Grunde der linken Ohrmuschel und etwas vor derselben 
waren die Haare verklebt. Nach Reinigung der Stelle und Ent- 
fernung der Haare durch Rasieren wurde eine kreisrunde Öffnung 
vn etwa 3 mm Durchmesser und mit trichterförmig eingezogenen 
Rändern sichtbar. Auf seitlichen Druck entleerte sich ein Tropfen 
einer grauen, getrübten, etwas schleimigen Flüssigkeit. Die äußere 
Haut ließ sich über dem Kanal überall verschieben, ebenso war 
dieser selbst verschiebbar. Schmerzhaftigkeit, Anschwellung oder 
vermehrte Wärme war nirgends festzustellen. Mit der Sonde ge- 
langte man in einen 3 cm tiefen Kanal, der anscheinend in der 
Gegend des Schildknorpels der Ohrmuschel auf weichem Grunde 
endete. Eine Geschwulst an der Basis der Ohrmuschel war nicht 
deutlich nachzuweisen. Das Gebiß des Tieres war vollzählig und 
wies nur gesunde Zähne auf. Der Kanal wurde gespalten und mit 
zehnprozentiger Chlorzinklösung ausgeätzt. Die Wundhöhle wurde 
dann täglich gereinigt sowie mit verdünnter Jodtinktur und anderen 
sranulationsbefördernden Mitteln behandelt. Sie schloß sich unter 
dem Einfluß dieser Behandlung sehr bald, so daß das Pferd nach 
nn Tagen dem Besitzer als geheilt zurückgegeben werden 

onnte. 

Die Heilung war indessen nur eine scheinbare. Vor acht 
Wochen stellte der Besitzer das Pferd wieder vor. Es hatte sich an 
derselben Stelle eine ähnliche Fistelöffnung gebildet, aus der sich 
nunmehr gelber, rahmartiger Eiter in größerer Menge entleerte 
und die ganze linke Kopfhälfte beschmutzte. Der Sondenbefund 
war derselbe wie oben. Indessen ließ sich nunmehr die Vermutung, 
daß es sich um eine Fistel mit einem erratischen Zahn am Grunde 
handele, nicht mehr von der Hand weisen. Eine diffuse Phlegmone 
am Grunde des Ohres erschwerte jedoch in diesem Stadium eine 
zenaue Palpation, zumal sich jetzt das Tier sehr widersetzlich 
zeigte. 

Patient erhielt daher nach der üblichen Vorbereitung 40 g 
CWoralhydrat mit dem Trinkwasser per os und wurde 10 Minuten 
später niedergelegt. Nach gründlicher Reinigung und Desinfektion 
der Ohrgegend vermittels Jodbepinselung wurde der Fistelkanal 
gespalten. Hiernach stellte sich heraus, daß der Kanal einen ge- 
wundenen Verlauf nach abwärts in die Gegend des Sehläfenbeins 


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nahm, daß es also am stehenden Pferde und mit der starren Sonde 
gar nicht möglich war, den wirklichen Grund des Kanals zu er- 
reichen. ` Das weitere Resultat dieser zu diagnostischen Zwecken 
vorgenommenen Operation war nun überraschend. Es fan- 
den sich nämlich am Grunde der Fistel von einer Kapsel umgeben 
die drei auf der Abbildung 1 dargestellten Zähne von erstaunlicher 
Größe. Die Zähne I und III ließen sich leicht mit dem Meißel 
herausheben. Der Zahn II saß jedoch mit seiner Wurzel fest im 
Schläfenbein und mußte daher ausgemeißelt werden. 

Der anfangs allein sichtbare Zahn I hat die Form einer 
eroßen Haselnuß. Seine Länge beträgt 33 mm, seine größte Breite 
24 mm, sein Gewicht 21 g in trockenem Zustande. An seinem 





111. II. 1. 


1 


Fig. 1. Die drei entfernten Zähne in etwa !/, natürlicher Größe. 


oberen Ende, das sich etwas verjüngt, findet sich die Andeutung 
von zwei Wurzeln. Die Kaufläche ist stumpfkegelförmig abge- 
rundet. Der ganze Zahn ist seitlich etwas zusammengedrückt. Die 
distale, der Fistel zugekehrte Fläche ist sehr uneben, mit vielen 
Einbuchtungen und Wärzchen versehen. Die approximale Fläche 
bildet eine scharf begrenzte und vollkommen glatte, flache Kon- 
vexität. 

Mit dieser paßt er genau in eine konkave Aushöhlung an der 
ihm zugekehrten approximalen Fläche des nunmehr folgenden, 
durch seine Größe wahrhaft imponierenden Zahnes II. Dieser, 
der in allen seinen Teilen die Charaktere des Backzahnes eines er- 
wachsenen Pferdes zeigt, ist säulenförmig, vierkantig und seitlich 
etwas zusammengedrückt. Seine Länge beträgt 52 mm, seine 
Breite an der breitesten Stelle 24 mm und seine Dicke (Tiefe) 
23 mm. Er hat in getrocknetem Zustande ein Gewicht von 52 ø. 


AT a 


Wurzeln sind nur unvollkommen ausgebildet, aber doch durch 
flache Warzen deutlich erkennbar. Desgleichen ist eine deutliche 
Pulpahöhle vorhanden, die schräg durch das Wurzelende zieht. 
Die Kaufläche zeigt vier abgerundete Höcker. An ihr sind un- 
deutlich Schmelzfalten zu erkennen. Die dem Zahn I zugekehrte 
approximale Fläche zeigt an ihrer unteren Hälfte die oben be- 
schriebene Konkavität, in welche Zahn I wie eingedrückt hinein- 
paßt. Diese Konkavität ist ebenfalls glatt und erinnert ebenso wie 
die Konvexität des Zahnes I in ihrem Aussehen an eine Gelenk- 
fläche. Die obere Hälfte der betreffenden approximalen Fläche ist 





lII. II. I. 


Fig. 2. Die Zähnein ihrem natürlichen Zusammenhang. 
etwa !/ natürlicher Größe, 


rauh und zeigt den Eingang zu der schon erwähnten Pulpahöhle 
in Form eines länglichen Schlitzes von 3 mm Länge und 2 mm 
Breite. Die andere approximale Fläche ist ebenfalls glatt und 
bietet keine besonderen Einzelheiten. Der ganze Zahn zeigt dann 
noch eine leichte Krümmung, wodurch die eine Fläche konvex, die 
andere konkav erscheint. Beide Flächen haben die Form eines 
langen Rechtecks und sind glatt. 

Zahn III endlich hat die Form einer vierseitigen Pyramide. 
Er hat eine Länge von 31 mm, seine Breite beträgt 32 mm, seine 
Dicke 29 mm. Im getrockneten Zustande wiegt er 39 g. Seine 
approximale Fläche, mit der er sich an Zahn II anlehnt, ist hier 
die Kaufläche. Der Zahn bzw. seine Längsachse hat also eine 
Drehung von 90° erfahren, seine Längsachse steht senkrecht zu 
der von Zahn I und II. Die Kaufläche, welche eine rechteckige 


a DE S 


Gestalt hat, ist an 2 gegenüberliegenden Ecken zu dreieckigen, 
lappenförmigen Spitzen ausgezogen, welche den Zahn II im mitt- 
leren bzw. unteren Drittel umfassen. Die Wurzelfläche ist 
stumpfkegelförmig. Die stark gewölbte Fläche weist dicke 
Kämme und rillenförmige Vertiefungen auf, während die flache 
Fläche glatt ist. 

Die drei Zähne hatten also ein Gesamtgewicht von 112 g. 
Wieder in ihren ursprünglichen Zusammenhang gebracht, erkennt 
man, daß sie auf einer leicht gebogenen Linie stehen mit ihrer 
buccalen Fläche nach deren Konvexität zu. (Fig. 2). 

Durch diese Zahnreihe wurde ein Längsschnitt gelegt und ein 
Schliff angefertigt. Um etwa vorhandene Schmelzfaltungen nach- 
zuweisen, habe ich diesen Schliff zunächst mit zweiprozentiger Salz- 
säurelösung behandelt 
und darauf mit Ehrlichs 
Triacid im Überschuß be- 
deckt. Nach einiger Zeit 
wurde die Farbe durch 
Abwischen mit der ver- 
dünnten Salzsäure wieder 
entfernt und so gleich- 
zeitig die gefärbte Fläche 
differenziert. Nach dieser 
Methode färbt sich das 
Dentin leuchtend rot, das 
Zement nimmt einen gel- 
ben Farbton an, während 

IT. IL. 1 der Schmelz weiß bleibt. 
Fig. 3. Längsschnitt durch die drei Fig. 3gibteineVorstellung 
Zähne, etwa !/, natürlicher Größe. von dem so erhaltenen 
Präparat. Man sieht vor 
allem auf diesen Schliffen, daß die Faltungen des Schmelzes, die bis 
an die Kauflächen heranreichen, durchaus denen der Backzähne beim 
erwachsenen Pferde ähneln, man kann sehr gut zwischen innerer 
und äußerer Emailschicht unterscheiden. Daß die Schmelzbleche 
nicht einen so geraden Verlauf nehmen, wie wir es bei einem nor- 
malen Zahn zu sehen gewohnt sind, sondern etwas verbogen bzw. 
verlagert erscheinen, war ja zu erwarten. Die Abbildung 3 zeigt 
auch deutlich am Zahn III die Drehung der Längsachse um 90°. 

Aus der Krankheitsgeschichte des Patienten sei noch folgendes 
angeführt. Nach Entfernung der Zähne wurde die Wundhöhle mit 
verdünnter Jodtinktur ausgepinselt und tamponiert. Die Nach- 
behandlung bestand in Ööfterem Reinigen der Wunde, die hin 
und wieder mit Aloë- oder Myrrhentinktur betupft wurde. Die 
Höhle schloß sich sehr rasch. Der Patient konnte nach l4tägigem 
Aufenthalt in der Klinik als vollkommen geheilt entlassen 
werden. 





Der beschriebene Fall ist aus mehrfachen Gründen erwähnens- 
wert. Einmal sind hier Zähne entfernt worden von einer Größe, 
wie sie bisher als Inhalt einer Ohrfistel m. W. noch nicht be- 
schrieben worden sind. Alle Autoren, welche genaue Maße für die 
vorgefundenen Zähne angeben, stimmen darin überein, daß die in 
den Ohrfisteln vorkommenden Zähne zwar eine wohlausgebildete 
Form aufweisen können, aber in bezug auf ihre Größe hinter der 
eines wirklichen Pferdebackzahns weit zurückbleiben. Kitt teilt 
in seiner pathologischen Anatomie mit, daß das Gewicht der in 
einer Ohrfistel vorgefundenen Zähne bis zu 60 g betragen habe. 
Im vorliegenden Falle wogen die Zähne in getrocknetem Zustande 
112 g, also fast das Doppelte. 

Die Krankheitsgeschichte lehrt uns ferner, daß die Differential- 
diagnose, ob eine wirkliche Zahnfistel oder nur eine einfache 
Kiemenfistel ohne Zähne am Grunde vorliegt, nicht immer leicht ist. 

Außer in der Ohrgegend sind Zähne außerhalb den Maul- bzw. 
Mundhöhlen bei Tieren und Menschen auch in anderen Körper- 
teilen und Organen gefunden worden. Allerdings kamen derutige 
Abnermitäten beim Menschen selten zur Deobachtune,. Eine 
interessante Notiz findet sich zunächst in Goethes Reiseberichten 
unter dem 6. September 1797. Auf einer Reise in die Schweiz nämlich 
sıh der Dichter bei einem Handelsmann Rapp den präparierten 
Schädel eines 19jährigen Mädchens. der sein Interesse in hohem 
Maße in Anspruch nahm. Bei der Untersuchung des Präparats fand 
er nämlich „die große Merkwürdigkeit“, daß ein Backzahn in der 
Nasenhöhle unter dem Augenrande mit seiner Wurzel an ciner 
kleinen. runden. faltigen Knochenmasse festsaß. Die Krone dieses 
Zahnes war nach abwärts und hinten gerichtet und hatte allmählich 
den Gaurnenteil des Oberkiefers durehbohrt und zu Lebzeiten zur 
Geschwürsbillung bei dem jungen Mädchen geführt. Goethe unter- 
sichte genau das Gebiß des betreffenden Oberkiefers und stellte fest. 
daB es sich um einen Backzahn handelte, dessen Alveole im Zahn- 
rande des Oberkiefers nicht angelegt war. l 

Austührheher verwelit Virehow H) in seiner Vorlesung über 
t»tenme bei den Zähnen, die er anßerhalb der Mundhöhle gefunden 
hat, und bei denen er zwischen Retention und Dislokation unter- 
scheidet. Die betreffenden Zähne sitzen dann in der Kieferhöhle. 
können aber an allen möglichen Teilen der Kieferknochen (Gaumen. 
äußere Seite des Ober- und Unterkiefers, in der Nasenhöhle, am Kinn 
„der am Kronenfortsatz) hervortreten. Sie liegen häufig in einer Uvste. 
und es ist dann schwer zu sagen. ob cs sieh um ein heteroplastisches 
Zahnkvstom oder um einen dislozierten, an sieh normalen Zahn 
handelt. 

Von den neueren diesbezüglichen Abhandlungen sei ferner die 
Arbeit Scheiers?) erwähnt. der einen 40 jährieen Patienten mit 
zwei Zähnen in der rechten Nasenhöhle vorstellt und im Anschluß 
dran einige anatomische Präparate demonstriert. die wegen derselben 
Eizentümlichkeit wertvolle Stücke naturwissenschaftlicher Samm- 
lungen geworden sind. 

Als Ursachen, welche die Entstehung derartiger Mißbildung 
li Virchow. Die krankhaften Gesehwülste, 7. Vorlesung. 1863. N. 61. 

23 scheier, Uber das Vorkommen von Zähnen in der Nasenhöhle. 
Archiv für Laryngologie, 23. Bd., 3. Heft. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1912. 2. Heft, E 


E 82 Es 


veranlassen oder wenigstens begünstigen können, führt der genannte 
Autor an: Inversion des Zahnkeims, Anlage eines Zahnes an falscher 
Stelle, Durchbruch nach der Nasen- oder Kieferhöhle, weil in der 
Mundhöhle kein Platz mehr war. Die häufigste Ursache sei jedoch 
die Persistenz der Milchzähne, wodurch der vieibende Zahn nicht an 
seinem Platze erscheinen könne und infolgedessen nach der Nasen- 
höhle usw. durchbreche. Ferner gilt allgemein die hereditäre 
Lues als wichtiges ätiologisches Moment für derartige Anomalien 
beim Menschen. 


Die Veröffentlichungen dieser Art, deren Liste sich leicht ver- 
vollständigen ließe, da sie nicht allzu umfangreich werden dürfte. 
betonen jedesmal, «als es sich dabei um cine sehr seltene Anomalie 
handele. die aber bei Tieren viel häufiger beobachtet werden könne 
und namentlich verhältnismäßig oft beim Pferde angetroffen werde. 
So sagt Virchow, daß „bei Pferden nicht selten zwischen den 
Schädelknochen der Basis Zähne gefunden werden“ und belegt diese 
Behauptung durch Anführung der drei von Röll!) beschriebenen 
Fälle sowie des von Leisering?) erwähnten Odontoms „aus der 
Schädelhöhle eines Rindes“. 

Nach Scheier nennt man solche bei Tieren „durchaus nicht 
selten“ vorkommenden verlagerten Zähne in der Veterinärkunde 
erratische. 

Den Ticrärzten ist es nun bekannt, daß bei Tieren das Vorkom- 
men von Zähnen außerhalb der Maulhölle im Sinne Gocthes. 
Virchows und Scheiers überaus selten ist. Vielleicht 
ist es noch seltener als beim Menschen, da ja ein wichtiges ätiologi- 
sches Moment, die hereditäre Syphilis, bei Tieren überhaupt nicht in 
Frage kommt. 

Wenn Zähne außerhalb der Maulhöhle bei Tieren vorkommen, so 
dürfte wohl die häufigste Ursache die Persistenz der Milch- 
„ähne sein. Bekannt ist ja die Röntgenphotographie von Eber- 
lein und Pfeiffer, von dem Kopf eines 15 Monate alten 
Schweins mit Rachitis.. Auf dieser Photographie sind einige wohl- 
ausgebildete Backzähne in der Oberkieferhöhle zu erkennen, die 
wegen Persistenz der Milchprämolaren nicht zum Durchbruch ge- 
langen konnten. 

In anderen Fällen handelt es sich um verirrte Keime, wenn 
Zähne an ungewöhnlichen Orten zur Beobachtung gelangen. Auch 
hiertür haben wir u. a. ein pragnantes Beispiel im Ostertagschent) 
Lehrbuch der  Zahnkrankheiten abgebildet, cin heterotopes Zahn- 
teratom in der Oberkieferhöhle eines Pferdes, in welchem Tausende 
kleiner Zähnehen und Zahnanlagen gefunden wurden. Hierher ge- 
hören auch die Fälle von Weszl, Š O’ Connor’ n.a. l 

Es ist endlich in der Literatur von Zähnen berichtet worden, dic 


1) Röll. Zeitschr. der k. k. Gesellschaft der Arzte in Wien 1851. Heft 3. 

2) Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das 
Jahr 1560. 5N. 13. 

3) Eberlein und Pfeifer, Untersuchungen über die Verwendbarkeit 
der Röntgenschen Strahlen in der Tierheilkunde, Monatshefte für praktische 
Tierheilkunde 1597. 8. 409, 

t) Ostertag. Krankheiten der Zähne in Bayer-Fröhners Chirurgie 
und Geburtshilfe, IIE. Bd., I. Teil. 8. 361. 

5) Weszl, Zähne enthaltende Dermoideyste in der Highmors-Höhle beim 
Pferde. Allatorvosi Lapok 1903. Pag. 649, 

6) O'Conner, Verlagerung des 5. oberen Backzahns in die Nasenhöhle 
The Vet. Journ. 1907. Pag. TO. 


z 85 u 


in Kehlgang,) im Hoden 2) im Eierstock,) im Uterus, 
überhaupt in allen Organen, in denen Dermoidceysten gefunden wer- 
den, saßen. Gewöhnlich kommen sie dann in Gesellschaft von Haaren 
und anderen kutanen Bildungen vor. 

Im allgemeinen gehören aber, wie ich bereits anführte, der- 
artige Fälle bei den Tieren durchaus zu den Seltenheiten. Wenn 
Virchow, Scheier und Andere das Vorkommen von Zähnen 
außerhalb der Maulhöhle namentlich bei Pferden als verhältnis- 
mäßig häufig bezeichnen, so denken sie dabei an die allerdings 
häufig beobachtete sog. „Ohrfistel“ des Pferdes. Diese Anomalie 
nimmt jedoch eine Sonderstellung ein, die sofort klar wird, wenn 
man sich die Ätiologie derselben vergegenwärtigt. 

Nach Kitt!) ist die Polyodontie eine Erscheinung, die 
ın phylogenetischen Tatsachen ihre Erklärung findet. Sicher ist, 
daß mehr Zähne angelegt werden, als zur Entwicklung gelangen. 
Dabei ist die Entwicklung von Zähnen durchaus nicht an die Zahn- 
fachregion der Kiefer gebunden, die äußere Haut sowie ihr zur 
Mundhöhle eingestülpter Teil ist überhaupt zur Produktion von 
Zähnen befähigt. Beispielsweise soll für die Wiederkäuer, welche 
heute keine Schneidezähne mehr im Oberkiefer und keine Eck- 
zähne mehr haben, nachgewiesen sein, daß beim Embryo die An- 
lage von Schmelzkeimen für die Eckzähne und einer Schmelz- 
leiste für die Schneidezähne stattfindet. 

Kommen Dentes supernumerarii in der Öhrgegend vor, so 
muß man sich vergegenwärtigen, daß die Bildung von Zahnkeimen 
in einer Periode stattfindet, in der die Mundhöhlenwände ver- 
schiedene Einbuchtungen, Faltungen, Wucherungen usw. erfahren. 
Es liegt also durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß eine Ver- 
schiebung, abnorme Absprossung, Einstülpung und Faltung der 
Primitivzahnleiste stattfindet. 

Im Jahre 1825 hat Rathke als erster die sogen. „Kiemen bei 
Säugetieren“ beschrieben, die wir heute als Kiemenspalten, 
Schlundspalten, Viszeralspalten oder Schlund- 
taschen bezeichnen. Es sind dies tiefe Aussackungen des 
Epithels der Kopfdarmhöhle, die regelmäßig in einem gewissen 
Entwieklungsstadium bei allen Säugern auftreten, und die vier 
Bogen darstellen und den vorderen Teil der Viszeralhöhle um- 
schließen, wie die Rippen die Brusthöhle. Sie wachsen bis nahe 
an die Epidermis heran, welche ebenfalls Einstülpungen bildet 
und sie den Viszeralbogen entgegensendet. Es gibt daher tiefe 
innere und oberflächliche äußere Kiemenfurchen, die durch eine 
sehr dünne Schlußmembran getrennt werden. 





1) Gurit, Magazin für die gesamte Tierheilkunde 1859. S. 123. 
2) Derselbe, Ebenda 1851. S. 99. 

3) Möller ‘und Frick, Spezielle Chirurgie. 3. Aufl. S. 515. 

1) Kitt, Monatshefte für praktische Tierheilkunde, HI. Bd., 1592. 
>) Derselbe, Lehrbuch der pathologischen Anatomic. 


6* 


= BA: 


Ein Persistieren dieser Schlundtaschen führt zur Bildung der 
Ohrfisteln. Nach Aschersohn!) sind diese je nach ihrer 
Ausdehnung einzuteilen in 


1. vollständige Fisteln, 
2. unvollständige Fisteln, 
a) innere Fisteln, 

b) äußere Fisteln. 


Bei der vollständigen Ohrfistel hat ein Einreißen der dünnen 
Schlußmembran zwischen innerer und äußerer Kiemenfurche statt- 
gefunden, wodurch eine Fistel entstanden ist, die vom Schlundkopf 
oder Schlunde zur Oberfläche führt. Bei der unvollständigen 
inneren Kiemenfistel hat sich die Viszeralfalte nur an ihrem zen- 
tralen Ende offen gehalten. Hat sich dagegen diese geschlossen 
und ist die distale Öffnung bestehen geblieben, so liegt die unvoll- 
ständige äußere Kiemenfistel vor. Endlich können sich natürlich 
beide Öffnungen schließen, während zwischen ihnen ein Hohlraum 
bestehen bleibt. Auch derartige Cystengeschwülste an dieser Stelle 
sind als Residuen der Kiemenfurchen zu betrachten. 

Alle Formen kommen beim Pferde vor, wenn auch nicht alle 
gleich häufig sind. Eine vollständige Kiemenfistel hat 
Hoffmann?) bei einem 4jährigen Pferde beobachtet. Leon- 
hard?) wurde ein Fohlen zugeführt, das aus einer unter der 
Ohrmuschel gelegenen Fistelöffnung eine zähe, fadenziehende, 
trübe, weißgelbliche Flüssigkeit entleerte, die namentlich beim 
Kauen in größerer Menge auftrat. Eine eingeführte Sonde ge- 
langte in einen großen Hohlraum, wobei das Pferd durch heftiges 
Kopfschütteln, durch Würg- und Schluckbewegungen reagierte. Es 
ist nicht ausgeschlossen, daß es sich auch in diesem Falle um eine 
vollständige Kiemenfistel gehandelt hat. 

Ebenso selten ist die innere unvollständige Kie- 
menfistel. Der französische Tierarzt Aubryt) beschreibt eine 
„Llernie oesophagienne, simulant une tumeur induree au portrait 
dun poulain". Heusinger’) hat dann diesen Fund als 
Kiemenfistel gedeutet. Es ist vielleicht möglich, daß diese innere, 
unvollständige Kiemenfistel öfter vorkommt, als angenommen 
wird. Da sie nämlich zu Lebzeiten keine Erscheinungen zeitigt, 
entzieht sie sich der Beobachtung. 


l) Aschersohn, cit. nach Schwab, Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910. 

2) Hoffmann, Tierärztliche Chirurgie 1802, | Í 

3), Leonhard, Uber angegorene Zahntisteln, Zeitschrift für praktische 
Veterinärwissenschaften von Putz, 1573. 

4, Rec. de méd. vet. 18063, 

5 v, Heusinger, Haarkiemenfisteln von noch nicht beobachteter Form 
Virchows Archiv 1861. ` 

8) Derselbe, Die Halskiemenfisteln der Menschen und der Tiere, Deutsche 
Zeitschrift für Tiermedizin 1870. | 


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85 — 


Auch die Cystenbildung, die dann eintritt, wenn sich 
innere und äußere Fistelöffnung geschlossen haben, entzieht sich 
im allgemeinen der Wahrnehmung und scheint nicht allzu selten 
zu sein. So teilt wenigstens Bayer!) mit, daß er oft Pferde 
gesehen hat, bei denen er eine solche Cyste mutmaßte, weil sie 
unterhalb des Ohres eine knochenharte, rundliche, abnorme Her- 
vorwölbung aufwiesen. Nicht immer wird die Diagnose so leicht 
sein, wie indem von Chrempinsky?) registrierten Falle, der 
am Grunde eines Ohres eine walnußgroße Neubildung fand. Sie 
war mit Flüssigkeit angefüllt, in welcher man harte Körper nach- 
weisen konnte. Beim Andrücken verursachten diese ein Geräusch, 
wie wenn zwei Steine im Wasser gegeneinander gerieben werden. 
sach Eröffnung der Geschwulst wurde zunächst ein frei beweg- 
liher nußgroßer Zahn entfernt. Der andere Körper war ebenfalls 
en Zahn, der dem Schläfenbein aufsaß und nur schwer mit der 
Zange entfernt werden konnte. 

Die große Menge nun der zur Beobachtung gelangten soge- 
nannten Ohrfisteln ist in die Abteilung der äußeren unvoll- 
ständigen Kiemenfisteln zu verweisen, für welche auch 
der oben beschriebene Fall ein Beispiel liefert. Viele Autoren 
glauben allerdings, daß die Ohrfistel als Fistel nicht unbedingt 
angeboren sein muß. Sie kann sich vielmehr aus der eben be- 
schriebenen angeborenen Cyste entwickeln. Wenn in letzterer 
nämlich durch ein Trauma, eine Quetschung durch den Stirn- 
riemen usw. entzündliche Prozesse auftreten, so kann ein Durch- 
bruch nach außen erfolgen und zur Fistelbildung führen. 
Bayer,!) Möller und Frick‘) u. a.) Daß diese Ohrfistel 
auch beiderseitig auftreten kann, sei der Vollständigkeit halber hin- 
zugefügt. Einen derartigen Fallhat Koiransky*) beschrieben. 

Klinisch macht sich die Ohrfistel in der Regel durch eine mehr 
aler weniger ausgesprochene nuß- bis hühnereigroße An- 
xchwellung am Ohrgrunde bemerkbar, in die ein meist stroh- 
halmdicker Fistelkanal führt, der nach abwärts verläuft und blind 
auf weichem oder knochenhartem Grunde endet. Seine Wandung 
ist mit Schleimhaut oder Haut ausgekleidet. Im ersteren Falle ist 
las Sekret hellgrau, schleimig, fadenziehend, im letzteren Falle 
dureh beigemischte pigmentierte Epithelzellen dunkelgrau bis 
graugrün gefärbt. Spaltet man den Fistelkanal, so findet man 
an seinem Grunde meistens einen Zahn auf irgend einem Teil des 
S:hläfenbeins und in einer nur angedeuteten oder auch ausgebilde- 

I, Bayer, Lehrbuch der Veterinärchirurgie, 3. Aufl. S. 614. 

23 Chrempinsky, Petersburger Archiv für die Veterinärwissenschaften 


SS. S, 29. 


3) Möller und Frick, Spezielle Chirurgie, 3. Aufl. S. 145. 
ù Koiransky, Beitrag zum Vorkommen der Dermoideysten beim Pferde. 
\rchiv für Tierheilkunde 1903. S. 109. 


— 86 — 


ten Alveole sitzen. In seltenen Fällen sind zwei oder mehr Zähne 
gefunden worden. So fand Koiransky nach Entfernung eines 
Zahnes, daß senkrecht zu dessen Alveole, die gut ausgebildet war, 
sich eine zweite gebildet hatte, in der sich noch zwei kleinere Zähne 
befanden. Gurlt!) veröffentlicht, nachdem er schon früher zwei 
Fälle beschrieben hatte, die Krankheitsgeschichte eines Pferdes, 
bei dem er einen „doppelten Zahn“ aus der Fistel entfernte. Vin- 
cen t?) operierte bei zwei Pferden eine Cyste, welche am Grunde 
der Ohrmuschel saß und „mehrere“ Zähne enthielt. In dem einen 
Falle betraf es ein einjähriges Fohlen, in welchem zwei Jahre nach 
der Operation an derselben Stelle eine neue Geschwulst sich ent- 
wickelte, worin ein Zahn zu fühlen war. 


Noch einige weitere Fälle gehören hierher, in denen drei und 
vier Zähne gefunden wurden. Als besonders bemerkenswert seien 
nur noch angeführt die Mitteilung Lagans,?) welcher über 400 
grützkorngroße Zähnchen fand, sowie der Fall Schwabs ,* in 
welchem 10 Zähne operativ entfernt wurden, während ein elfter, 
der in bedeutender Tiefe festsaß, nieht ohne Gefahr für das Leben 
des Tieres herausgemeißelt werden konnte, weshalb man ihn in 
die Wunde einheilen ließ. 


In allen Fällen, über welche die vorhandene Literatur Auf- 
schluß gibt, handelt es sich um Baekzähne, ein Schneidezahn 
ist anscheinend beim Pferde in einer Ohrfistel noch nicht gefunden 
worden. Mehrfach wird berichtet, daß der betreffende Zahn eine 
wohlausgebildete Form hatte, aber seine Größe ist jedesmal weit 
hinter der normalen Größe eines Pferdebackzahns zurück- 
geblieben. Gewöhnlich erreicht er die Größe einer Nuß, bleibt aber 
oft genug kleiner, namentlich, wenn mehrere Zähne zugleich vor- 
kommen. Von den verschiedenen Autoren wird angegeben, daß 
es sich um sogenannte Dutten- oder Zapfenzähne mit dem 
Charakter der Milcehbaekzähne handelt. Kitt’) glaubt 
sogar, daß sich die Beschaffenheit dieser Zähne möglicherweise 
in die Lehre vom Atavismus einfügen läßt, insofern als die 
Equiden, die Vorfahren unserer heutigen Pferde, sehr einfache, 
mehr kerelförmige Zähne hatten, die zum Zerquetschen saftiger 
Pflanzen geeignet waren. Im Gegensatz dazu haben die heutigen 
Repräsentanten der Gattung Equus komplizierte, schmelzfaltige, 
säulenförmige Backzähne, welche dureh ihre Stärke und die Fal- 
tung des Schmelzes zum Zermalmen der Körnerfrüchte und zum 
Zerkleinern Kieselreicher Gräser passend sind. Zur Unterstützung 


!) Gurlt, Mag. für die gesamte Tierheilkunde 1535, S. 123; 1850, S. 356. 

2) Vincent, Cvstie tumor containing teeth. American, Journ. of comp. 
med. 1888. Par. 270. 

3) Lagan, Petersburger Archiv für die Veterinärwissenschaft 1888. 8. 29. 

4, Schwab. Über die Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910, 

5) Kitt, Monatshefte für praktische Tierheilkunde 1892. 


= 81 


dieser Theorie dürften allerdings die oben wiedergegebenen Abbil- 
dungen, namentlich wenn man den mittleren betrachtet, nicht bei- 
tragen. 

Die Differentialdiagnose, ob eine einfache Fistel oder 
eine Fistel mit Zähnen am Grunde vorliegt, ist nicht immer ganz 
leicht, da der Fistelkanal einen gewundenen Verlauf nehmen kann, 
sodaß sein Grund nicht ohne weiteres zu sondieren ist. Auch läßt 
sich vielfach durch die oft verdickte Haut und die Cystenwand 
der in der Tiefe gelegene Zahn nur ungenau oder gar nicht durch- 
fühlen. Endlich kann die Untersuchung, wie im vorliegenden Falle, 
durch Widersetzlichkeit der Tiere sehr erschwert werden. Einen 
genauen Aufschluß gibt in solchen Fällen erst die diagnostische 
Operation. 

Endlich bestätigt uns der beschriebene Fall die Richtigkeit der 
Ansichten, die bezüglich der Prognose und Therapie der Ohrfistel 
in der tierärztlichen Literatur niedergelegt sind. 

Die Ohrfistel des Pferdes ist ein gutartiges Leiden, 
das jahrelang bestehen kann, ohne dem betreffenden Tiere die ge- 
ringsten Beschwerden zu verursachen. Häufig hat der Besitzer 
selbst von dem Vorhandensein der Abnormität keine Ahnung, bis 
er durch Zufall beim Auflegen des Kopfgestells oder beim Putzen 
die verklebten Haare entdeckt und zum genaueren Nachsehen ver- 
anlaßt wird. Tierärztliche Hilfe nimmt er gewöhnlich erst in An- 
spruch, wenn die Sekretion stärker wird oder das Sekret eine 
eitrige Beschaffenheit annimmt. Die Beschmutzung des Kopfes 
seines Pferdes und des Geschirrs ist dann gewöhnlich der Grund, 
der ihm die Beseitigung des lästigen Zustandes wünschenswert er- 
scheinen läßt. 

Die Therapie hat ihr Augenmerk darauf zu richten, die 
Ursache zu beseitigen,d.h.also dieinder Tiefesitzenden 
Zähne zu entfernen. Schon Gurlt und Hertwig') 
machten die Erfahrung, daß Ohrfisteln nach Entfernung der Zähne 
ohne weiteres Zutun bald zur Abheilung kommen. 


Hertwig?) empfiehlt Spalten des ganzen Gebildes, Blut- 
stilung mit dem Glüheisen, Entfernung der Zähne und Atzen mit 
Lapis infernalis, Spießglanz, Zinkbutter, Kupfervitriol und dergl. 
Nach Hoffmann?) erfolgt Heilung nur, wenn die Balg- 
seschwulst herausgenommen oder herausgeätzt wird. Er empfiehlt 
antiseptisches Verfahren, um Knocheneiterung und Übergang der- 
selben auf das Gehirn zu vermeiden. Auch Bayer, Möller 
und Fröhner stimmen darin überein, daß die Entfernung der 
Zähne das einzige Mittel ist, um Ohrfisteln sicher zur Heilung zu 


I} Gurlt und Hertwig, Magazin für die gesamte Tierheilkunde 1835. 
2) Hertwig, Praktisches Handbuch der Chirurgie, 2. Aufl., 1850. 8. 820. 
3 Hoffmann. Tierärztliche Chirurgie 1502, N$, 63. 


bringen. Neuerdings hat Schwab!) gezeigt, daß die Entfernung 
des Zahnes nicht in allen Fällen absolutes Erfordernis ist, um 
Ohrfisteln zur Heilung zu bringen. Vorbedingung ist, daß der 
Zahn im natürlichen Zusammenhang mit seiner Alveole geblieben 
ist. Da er zementhaltig ist, vermag er von seinem Zementmantel 
bzw. den Zementinseln an seiner Oberfläche aus Granulationen zu 
bilden. Es mag dies für so kleine Zähne, wie sie Schwab ge- 
funden hat, in vielen Fällen zutreffen, erscheint mir aber bei so 
großen Gebilden, wie sie im vorliegenden Falle die Ursache der 
Fistel abgaben, als ausgeschlossen. Hier trat denn auch erst 
nach der Entfernung der Zähne und nach dem Ausätzen der Wund- 
höhle vollständige Heilung ein. 

Im übrigen bietet die Entfernung der Zähne keine besonderen 
Schwierigkeiten. Häufig sitzen sie ziemlich lose und lassen sich 
dann schon mit der Kornzange herausziehen. Wenn sie aber auch 
zuweilen in wohlausgebildeten knöchernen Alveolen fest auf dem 
Schläfenbein sitzen, so lassen sie sich doch mit einer Zahnzange 
oder durch einige Schläge mit dem Knochenmeißel leicht heraus- 
heben. Nur in den jedenfalls seltenen Fällen, in.denen der Zahn 
das Schädeldach durchbrochen hat und in die Schädelhöhle hin- 
einragt (einen solchen Fall hat uns Kitt?) beschrieben und ab- 
gebildet), würde seine Entfernung natürlich eine lebensgefährliche 
Operation bedeuten. 


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Die Behandlung brustseuchekranker Pierde mit 
konzentrierter Salvarsanlösung. 
Von Oberveterinär Dr. Reinecke. 


Die praktischen Versuche haben ergeben, daß Salvarsaninfu- 
sionen bei brustseuchekranken Pferden in der von Anfang an aus- 
seübten Weise in der Praxis kaum durchführbar sind. 

Wir benötigten bisher für die Behandlung eines Pferdes 3 g 
Salvarsan, gelöst in 1500 cem Kochsalzlösung, also in einer Ver- 
dünnung von 1:500. Mit derartig großen Mengen Flüssigkeit zu 
arbeiten, ist in der Praxis beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, zu- 
mal wenn gleichzeitig mehrere Pferde behandelt werden sollen. 
Erstens stößt man bei der Beschaffung so großer Mengen keim- 
freien frisch destillierten Wassers und bei der Herstellung der 
sterilen Kochsalzlösung schon auf erhebliche Schwierigkeiten, da 





1) Schwab, Über die Ohrfistel des Pferdes, Gießen 1910. 
2, Kitt, Pathologische Anatomie der Haustiere, 3. Aufl., I. Bd. S.87. 


— 89 — 


nicht jede Dispensieranstalt, viel weniger noch der praktische Tier- 
arzt draußen, die nötigen Sterilisier- und Destillierapparate besitzt. 
Zweitens ist der Transport dieser Flüssigkeiten umständlich, und 
drittens lassen sich 11⁄2 Liter Lösung auch nicht ohne Mühe, be- 
sonders bei temperamentvollen Pferden, infundieren. 


Im Anschluß an den von mir im Heft 12, 23. Jahrgang der 
2.f.V. veröffentlichten Versuch habe ich beim 1. Garde-Ulanen- 
Regiment einige brustseuchekranke Pferde mit konzentrierten 
Lösungen behandelt. Die Versuche haben ein gutes Resultat ge- 
zeitigt und sind dort von den Veterinären des Regiments und von 
mir beim 1. Garde-Feldartillerie-Regiment mit Erfolg fortgesetzt. 
Es gelangten nur schwerkranke Patienten, bei denen hochgradige 
Herzschwäche oder eine Lungenbrustfellentzündung bestand, zur 
Behandlung. Die Temperatur fiel 12 bis 48 Stunden nach der In- 
fusion, das Allgemeinbefinden besserte sich zusehends. Irgend 
welehe unangenehmen Zufälle habe ich bei diesen Infusionen nicht 
gesehen. Die Lösungen waren im Verhältnis von 1:30 bis 1: 100 
hergestellt. Wie bereits erwähnt, wurde bei den allerersten Ver- 
suchen die Salvarsanlösung mittels Pravazscher Spritze in die 
Drosselvene injiziert. Dieses Verfahren möchte ich jedoch nicht 
empfehlen. 


Erstens ist eine Spritze, welche dieses Quantum Flüssigkeit faßt, 
zıemlich groß und verhältnismäßig schwer, daher nicht handlich ge- 
nug. Sodann kann es vorkommen, daß man bei unruhigen Pferden 
die gegenüberliegende Wand der Drosselvene verletzt, und daß auch 
sonst durch ein Verschieben der Nadel während der Injektion leicht 
Salvarsan in die Unterhaut gelangt und dort heftige Schwellungen 
verursacht. Ich möchte hier noch einmal an die Anschwellungen 
erinnern, die man früher so häufig nach Injektion von Argentum 
colloidale beobachtet hat. Schließlich ist es auch besser, wenn die 
Flüssigkeit nicht stoßweise unter stärkerem Druck in die Blutbahn 
hineingepreßt wird, sondern sich durch langsames und gleich- 
mäßirres Abfließen mit dem Blut vermischen kann, außerdem kann 
die Infusion jederzeit leicht unterbrochen werden. Es sei auch 
noeh darauf hingewiesen, daß das Salvarsan die Metallteile der 
Spritze stark angreift und so die Reinigung erschwert wird. Aus 
allen diesen Gründen möchte ich das Infundieren dem Injizieren 
vorziehen. 

Der nach Angabe des bakteriologischen Laboratoriums der 
Militär-Veterinär-Akademie von der Firma Hauptner konstruierte 
Infusionsapparat für konzentrierte Lösungen ist eine kleine Aus- 
vabe des bereits in der Zeitschrift für Veterinärkunde (Augustheft 
1911) beschriebenen Modells. Ein Unterschied besteht nur insofern, 
als an Stelle des Kolbens der Zylinder getreten ist. 

Dieser kleine Apparat läßt sich leicht reinigen und transpor- 
tieren, er ermöglicht ein bequemes und sauberes Arbeiten und ist 
deshalb äußerst praktisch. 

Der Preis eines 150 cem fassenden Apparates einschließlich 
einer zweiten Infusionskanüle beträgt 7,50 Mk. Die Firma hat 
eine für die Salvarsanbehandlung erforderliche komplette Aus- 


= p0 = 


rüstung zusammengestellt, bestehend aus: Infusionsapparate nebst 
Etui, Erlenmeyerkolben, Pipetten, Glastrichter und Filtern. Diese 
Ausrüstung kostet 18,50 Mk. 

Das Laboratorium der Militär-Veterinär-Akademie hält 0,9pro- 
zentige Kochsalzlösung in der zur Salvarsanlösung nötigen Menge 
in braunen Glastuben eingeschmolzen vorrätig, und können die 
Truppenveterinäre diese dort beziehen. Bis heute ist es ja leider 
in Anbetracht des hohen Preises für das Salvarsan noch nicht mög- 
lich, jeden Brustseuchefall in der Armee mit diesem Heilmittel zu 
behandeln. Es empfiehlt sich jedoch, jedem Patienten mit Herz- 
schwäche oder bei Eintritt einer Lungenbrustfellentzündung Sal- 
varsanlösung zu injizieren. Man wartet zweckmäßig den Verlauf 
der Brustseuche bis zum dritten oder vierten Krankheitstage ab. 
Kürzlich habe ich beim 1. Garde-Feldartillerie-Regiment bei einem 
brustseuchekranken Pferde, das bereits 7 Tage lang hohes Fieber 
zeigte, diese Heilmethode mit zufriedenstellendem Erfolge ange- 
wandt. 

Ich glaube auf Grund der bisher ausgeführten Versuche an- 
nehmen zu dürfen, daß die Salvarsanbehandlung mit konzen- 
trierten Lösungen in der Praxis leicht und ohne Nachteil für die 
Patienten durchführbar ist. 


Ein Beitrag zur Bedeutung der Temperaturauinahmen 
bei Distanzritten. 
Von OÖberveterinär Lehmann. 


Der Kaiserpreisritt des I. Armeekorps fand im Jahre 1911 
unter günstigen Bedingungen statt. Das Wetter war kühl und 
windig, die Gesamtstrecke betrug nur etwa 80 km, die Landwege 
und Querfeldeinstreeke waren allerdings durch einen vorauf- 
gerrangenen Regen stark aufgeweicht. 

Die Anfangstemperaturen betrugen bei allen 43 beteiligten 
Pferden 37,5° C his 38,5° C. Als die Pferde bei der Kontrollstation I 
nach einem Ritt von etwa 40 km ankamen, war die Temperatur 
durchschnittlich um 0,5° erhöht. Auffallen mußte es, daß die Temi- 
peratur bei 2 Pferden um 2°, d. h. bis 39,5° C gestiegen war, trotz- 
dem die Reiter behaupteten, ruhig geritten zu sein. Sie mußten 
deshalb zur Schonung der Pferde eine Pause von 14 Stunde ein- 
legen mit Rücksicht darauf, daß nun die Querfeldeinstrecke folgte, 
die an das Pferd große Anfor derungen stellte, da die 7 km lanıre 
Strecke bei aufeeweichtem Boden mit mehreren schwierigen 
Hindernissen in 80 bis 40 Minuten zurückzulegen war, und das 
Pferd immer noch so frisch sein mußte, um das etwa 30 km ent- 
fernte Ziel gesund, d. h. dienstbrauchbar zu erreichen. Die Tem- 
peraturerhöhung ging bei den beiden Pferden nach der vorge- 
scehriebenen Pause auf 38,7° C bzw. 38,1°C zurück. Leider kamen 
diese Pferde während der Querfeldeinstreecke außer Konkurrenz. 
‚und die Reiter ritten in ruhigem Tempo bis zur Endstation, so daß 


ich ein abschließendes Urteil über diese beiden Fälle nicht Se 
kommen konnte. 


— 9 


Am Ende der Querfeldeinstrecke bei der Kontrollstation II 
kamen 5 Pferde, die den Weg in der vorgeschriebenen Zeit zurück- 
gelegt hatten, mit erhöhten Temperaturen von 40 bis 41° C an, die 
aber nach einer Ruhepause von 5 bis 20 Minuten auf 38,8 bis 39,2 
zurückgegangen waren. Diese Pferde wiesen am Ziel bei einer 
mittleren Schnelligkeit Temperaturen von 39 bis 39,2°C auf und 
überstanden auch am nächsten Tage den 1000 m-Galopp gut. 

Es geht daraus hervor, daß eine augenblickliche Temperatur- 
erhöhung auch bis 41°C für das Pferd keine nachteiligen Folgen 
hat, wenn sie nach einer Ruhepause bis zu 1, Stunde auf ungefähr 
39° C sinkt. Es wäre daher angebracht, den Satz in der Vorschrift 
über Distanzritte: „Sind 40° C und darüber, so ist der Ritt aufzu- 
veben“ umzuändern in: „Bleibt die Temperatur auf 40°C und 
darüber, so ist der Ritt aufzugeben“. Wünschenswert wäre es auch, 
wenn die Resultate über Temperaturen bei Distanzritten und deren 
Bedeutung für die Gesunderhaltung gesammelt und veröffentlicht 
würden, um, bereichert durch diese Erfahrungen, wertvolles Pferile- 
material dem Staate erhalten zu helfen. 


Starrkrampfähnliche Erscheinungen bei einem mit 
Spulwürmern behajiteten Pferde. 


Von Öberveterinär Otto, Stolp. 


Ein vierjähriger ostpreußischer Wallach erkrankte unter fol- 
genden Erscheinungen: 

Das Pferd stand mit steifem Halse, gestrecktem Kopfe und 
bodenweiter Stellung steif da. Die Bewegungen wurden tappend 
und unsicher ausgeführt. Die Kruppen- und Halsmuskeln waren 
stark gespannt. Der Puls war kräftig, 46 mal fühlbar, die Atmung 
angestrengt und beschleunigt. 

Da sonst keine anderen Krankheitserscheinungen zu finden 
waren, wurde die Diagnose Starrkrampf gestellt, und die Behand- 
lung eingeleitet. — Am folgenden Tage schon waren alle die vor- 
her beschriebenen Erscheinungen gesechwunden. Doch bald darauf, 
nach acht Tagen, traten wieder dieselben Krankheitssymptome auf, 
um ebenso schnell wieder zu schwinden. Zu gleicher Zeit wurde 
bemerkt, -daß einzelne Spulwürmer von dem Pferde abgesetzt 
wurden. Das Pferd erhielt nun Tartarus stibiatus im Trinkwasser 
aufgelöst und eine Aloöpille.e. Am nächsten Tage gingen zahlreiche 
Spulwürmer ab. Seitdem fanden sich die erwähnten starrkrampf- 
ähnlichen Erscheinungen nicht wieder, so daß die Erkrankung auf 
Vorhandensein von Spulwürmern zurückgeführt werden konnte. 

Wahrscheinlich wurden die sensiblen Nerven des Darmes von 
den Spulwürmern gereizt und hierdurch reflektoriseh bestimmte 
Muskelgruppen in Kontraktionszustand versetzt. 


=. o 


Beobachtungen bei der Kolik. 
Von Stabsveterinär Dr. Goldbeck. 


Bei einem Dienstpferde hatte ich Gelegenheit, einen inter- 
essant verlaufenden Fall von Kolik, bedingt durch Luftkoppen, zu 
beobachten. Das Pferd zeigte bereits als junge Remonte Koppen mit 
Aufsetzen und schluckte soviel Luft ab, daß wiederholt Kolikfälle 
auftraten, die aber schon nach einiger Bewegung zum Abheilen 
kamen. Infolgedessen war ihm im Jahre 1906 ein Koppriemen mit 
Halseisen nach Goldbeck beschafft worden. Nach dem Anleoven des 
Riemens zeigte das Pferd die Untugend des Koppens nicht mehr, 
insbesondere traten keine Kolikfälle auf. Während des letzten Ma- 
növers war der Koppriemen abhanden gekommen. Im Manöver 
selbst zeigte das Pferd keine Kolikerscheinungen, da ihm an den 
anstrengenden Manövertagen wohl nicht Zeit genug übrig blieb, 
seine Untugend in ausreichendem Maße zu üben. Nach der Rück- 
kehr in die Garnison konnte das Pferd tüchtig und hatte sich um 
7 Uhr abends so voll Luft gepumpt, daß Kolikerscheinungen ein- 
traten. Die abends um 8 Uhr vorgenommene Untersuchung ergab 
folgenden Befund: 


Das Tier ist stark aufgetrieben, besonders an der linken Bauch- 
seite. Hier ist eine Stelle bruchartig vorgewölbt. Man fühlt deut- 
lich die darunter befindlichen Därme. Der Puls ist 60mal in der 
Minute fühlbar, die Arterie mäßig gespannt, Atmung erfolgt 35mal 
angestrengt, Schleimhaut dunkelrot, Darmgeräusche sind nicht ver- 
nehmbar, es wird nur wenig Kot abgesetzt, Wasseraufnahme wird 
versagt. Das Tier wird in frische Luft gebracht, erhält einen Ein- 
lauf von mehreren Eimern Wasser durch den After. Nach Ein- 
setzen des Maulgatters wird die Mareksche Schlundsonde einge- 
führt. Das Verfahren geht hier, wie bei allen mir bekannt ge- 
wordenen Fällen, durchaus leicht. Man läßt den Kopf des Pferdes 
etwas abwärts ziehen, so daß er in möglichst gerade Richtung mit 
dem Halse kommt, zieht die Zunge aus dem Maul heraus und 
schiebt den gut eingefetteten Katheter dicht am harten Gaumen 
entlang. Eine eingeführte Hand hält ihn möglichst nahe dem 
harten Gaumen. Man schiebt vorsichtig, aber ziemlich schnell vor- 
wärts. In der Gegend des Kehl- und Schlundkopfes bemerkt man 
einen gewissen Widerstand, der aber leicht zu überwinden ist. Das 
Pferd schluckt den Katheter meist gutwillig hinunter. Ein leicht 
auftretendes Röcheln verliert sich sofort wieder. Man fühlt nun 
beim weiteren Vorschieben den Katheter deutlich im Schlunde. Ist 
er soweit hineingerutscht, als die vorher am Pferde vorgenommene 
Messung bis zum Magen andeutet, bemerkt man in der Regel das 
Ausströmen von sauer riechenden Gasen. ’Irgendwelche Schwierig- 
keiten sind bei der ganzen Prozedur niemals aufgetreten. 


Nach Marek soll man nun auf den Katheter einen Trichter 
aufsetzen und lJauwarmes Wasser in den Magen laufen lassen. Dies 
ist mir niemals gelungen, da der Schlundkopf stets höher liegt, als 
man das Ende des Schlauches halten kann. Ich verbinde infolge- 
dessen diesen Magenkatheter durch ein geeignetes Zwischenstück 


= 95 a 


(übrigens auch bei Hauptner erhältlich) mit einem gewöhnlichen 
Irrigatorschlauch. Auf diese Weise ist es dann leicht möglich, 
unter genügendem Druck soviel Wasser laufen zu lassen als man 
will. Löst man dann die Verbindung und hält den Kopf möglichst 
tief, so läuft das Wasser glatt wieder hinaus, sofern eben Magen 
und Vorderdarm intakt sind. 

In diesem Falle fiel mir auf, daß trotz des vorhandenen Auf- 
blähens nur wenig Gase entwichen, sodann kam auch das einge- 
führte Wasser nur zum geringsten Teil zurück. Damit war der Be- 
weis erbracht, daß im Magen oder Vorderdarm ein Riß vorhanden 
sein mußte, durch den das eingeführte Wasser verschwunden war. 
Diese Beobachtung hatte ich übrigens schon in einem früheren 
Falle gemacht und durch die Sektion bestätigt gefunden. Sie ist 
natürlich bedeutungsvoll für die Prognose, die dadurch ungünstig 
wurde. 

Auch in diesem Falle trat, trotzdem die Erscheinungen nicht 
allzu heftig waren und trotzdem zur Erleichterung später der Darm- 
stich ausgeführt wurde, in der Nacht gegen 3 Uhr der Tod ein. 
Die Obduktion ergab einen Riß des Magens, der besonders Muskel- 
haut und Serosa, doch auch die Schleimhaut in Dreimarkstück- 
größe betroffen hatte. Am Dünndarm war ein ungefähr 6 m 
langes Stück, beginnend 10 m nach dem Anfange des Darmes 
durch Volvulus vollständig und doppelt abgeschnürt. Selbstredend 
erwähne ich hierbei nur Veränderungen, die intra vitam bestanden 
hatten. Der Verlauf bestätigt die folgenden bereits früher gemach- 
ten Beobachtungen: 

1. Die Bedeutung eines gutsitzenden Koppriemens für aner- 
kannte Luftkopper zur Vermeidung von Koliken ist eine große. 

2. Die Mareksche Schlundsonde kann in den Fällen, in 
denen sie nicht zur Heilung beitragen kann, doch als diagnostisches 
und prognostisches Hilfsmittel von großer Bedeutung sein. 


$ 


Gastruslarven als Ursache der Kolik. 


Von Stabsveterinär Seegert. 


Der Parasitismus von Gastruslarven im Magen der Pferde 
kommt gegenüber der Häufigkeit des Befundes nur ganz ausnahıms- 
weise als Krankheitsursache in Betracht. Im allgemeinen gilt die 
Ansicht, daß die Larven für gewöhnlich unschädliche Parasiten 
sind, daß sie aber bei abnorm großer Ansammlung im Magen Ver- 
lauungsstörungen, Abmagerung und Kolikerscheinungen erzeugen 
können. Auch enthält die tierärztliche Literatur Mitteilungen über 
Fälle, bei denen durch Gastruslarven größere Abszesse zwischen 
den Magenwandungen oder infolge Perforation des Magens 
tödliche Bauchfellentzündungen verursacht worden sind, und wie- 
derum über andere, bei denen die Larven dureh Anbohren arterieller 
Gefäße der Magenwand eine Verblutung des Wirtstieres veran- 
laßt haben sollen. Solehen Gefahren sind die Pferde naturgemäß 
auch bei geringer Ansammlung der Schmarotzer im Magen aus- 


gesetzt, so daß ihr Parasitismus nicht ohne weiteres als unschädlich 
anzusehen ist. 

Gegenüber diesem in der Veterinärpathologie allgemein ver- 
tretenen Standpunkt lehnt Dieckerhoff jede Bedeutung der 
Gastruslarven als Ursache von Krankheiten ab. Seine Stellung zu 
dieser Frage kommt in seinem Lehrbuch zum Ausdruck, indem er 
angibt, daß es nach dem früheren Standpunkt der Wissenschaft 
nicht befremden kann, wenn die Tierärzte bis zur Mitte des 
19. Jahrhunderts den Befund der Larven mit der Kolik, mit 
Krämpfen und mit schweren akuten Entzündungserscheinungen 
in Verbindung gebracht haben, und daß er die Richtigkeit der 
vielverbreiteten Ansicht, daß die im Magen der Pferde schmarotzen- 
den Bremsenlarven eine Kolik verursachen könnten, nach den Er- 
fahrungen der tierärztlichen Praxis in Abrede stellen muß. 

Jedoch lehrt die letztere, daß die von dem Standpunkte 
Dieckerhoffs abweichende, in Lehrbüchern und Zeitschriften 
vertretene Ansicht, wonach Gastruslarven gelegentlich gesundheit- 
liche Störungen veranlassen können, ihre Berechtigung hat. Wenn 
auch eine ätiologische Beziehung der Parasiten zur Kolik nur ganz 
ausnahmsweise vorliegen dürfte, so wird das Vorkommen einer 
Gastruslarvenkolik von allen Autoren mit Ausnahme Diecker- 
hoffs doch zugegeben. Auch der nachstehend geschilderte Kolik- 
fall scheint eine andere Deutung nicht zuzulassen. 

Auf einer Domäne erkrankte anfangs Mai vorigen Jahres am 
Vormittage ein vierjähriges Pferd, das den Sommer vorher auf der 
Weide zugebracht hatte, an Kolik. Der Bauchschmerz trat sehr 
heftig auf. Die Darmperistaltik war dabei lebhaft, und Defäkatio- 
nen erfolgten ohne Medikation mehrmals in ergiebiger Menge. 
Nach mehrstündiger Dauer schien die Kolik vorüber zu sein, da 
das Pferd sich ruhig verhielt und Wasser und Heu aufnahm. Gegen 
Abend traten die Koliksymptome von neuem sehr heftig auf. Das 
Pferd kratzte die Streu auf, sah sich nach dem Hinterleibe um, 
nahm häufig eine gestreckte Körperhaltung ein und lag viel mit 
nach rückwärts gerichteten Kopf. Der Puls war kräftig und er- 
folgte 48-mal. Die Augenbindehäute waren gerötet. Die Körper- 
wärme betrug 381° C. Die rektale Untersuchung ergab einen 
normalen Füllungszustand der erreichbaren Darmteile. Nach einer 
Arekolineinspritzung traten häufige Darmentleerungen auf. In 
den nächsten 24 Stunden wechselten schmerzfreie Pausen, in denen 
das Pferd an die Krippe trat und fraß, mit heftigen, zuweilen mehr- 
stündigen Kolikäußerungen. 

Der unregelmäßire Verlauf der Erkrankung im Zusammen- 
hang mit dem Weideaufenthalt im vergangenen Sommer führte 
zu der Vermutung, daß es sich um eine durch Gastruslarven verur- 
sachte Kolik handeln könnte. Das Pferd erhielt am dritten Krank- 
heitstage, als die Kolikerscheinungen weiter anfallsweise und in 
unverminderter Stärke auftraten, Schwefelkohlenstoff in Gelatine- 
kapseln, von denen in zweistündigen Pausen dreimal zwei Stück 
à 8 g mit Hilfe eines Pilleneingebers verabreicht wurden. Einige 
Stunden nach der letzten Dosis wurden 25 g Aloëextrakt einge- 
geben. Am zweiten Tage darauf traten breiige Eintleerungen auf, 


— 95 — 


in welchen über 200 Exemplare der Gastruslarven gezählt wurden. 
Das Pferd war von dieser Zeit an gesund. Soweit dieser Fall eine 
Verallgemeinerung gestattet, dürfte der intermittierende Verlauf 
einer Kolik bei reger Darmtätigkeit für eine Gastruslarvenkolik 
verdächtig sein. 


Gesichtsschwindel bei einem Pierde. 
Von Oberveterinär Freise. 


Bei einer größeren Wagenfahrt im Juli vorigen Jahres, an 
einem ziemlich heißen Tage, hatte ich Gelegenheit, folgenden inter- 
essanten Fall zu beobachten. Der Wagen war bespannt mit zwei 
«delgezogenen, mittelgroßen Pferden ostpreußischen Schlages, fünf 
und sechs Jahre alt. Die beiden Pferde trabten den etwa 16 km 
langen Weg (Chaussee) hin sehr willig und flott. Auf dem Heim- 
wege, welcher nach einer Pause von etwa 3 Stunden erfolgte, zeigte 
das linke Pferd, eine Fuchsstute, plötzlich folgende Erscheinungen. 
Nachdem etwa 4 bis 5 km zurückgelegt waren, fing dasselbe an 
träge zu werden, so daß der Kutscher es fortwährend mit der 
Peitsche antreiben mußte, um es überhaupt in der Trabbewegung 
zu behalten. Dabei zeigte die Stute einen schwankenden Gang, 
machte häufig schüttelnde und kurze, zuckende Bewegungen mit 
dem Kopfe, welche Erscheinungen aber nach wenigen Minuten ver- 
schwanden, sobald wir in einen kühlen schattigen Wald gekommen 
waren. Auch wurde die Stute jetzt wieder viel frischer und ging 
ebenso flott wie auf dem Hinwege, so daß von den oben erwähnten 
Erscheinungen nichts zu merken war. Als aber der Wald zu Ende 
war, und wir uns kaum wieder auf der freien Chaussee befanden, 
fing die Stute auch schon wieder an, im Traben nachzulassen. Bald 
half auch das Antreiben mit der Peitsche nicht mehr. Das Pferd ging 
in Schritt über und machte mehrere schnell aufeinander folgende 
zuckende Bewegungen mit dem Kopfe nach oben, wobei die Augen 
soweit verdreht wurden, daß nur die weiße, undurchsichtige Horn- 
haut sichtbar war. Infolgedessen ließ ich sofort halten. Kaum 
war ich vom Wagen abgestiegen, da fing die Stute auch schon an 
am ganzen Körper zu zittern, und in wenigen Augenblicken war 
dieselbe über und über mit Schweiß bedeckt. Dabei lehnte sie sich 
gegen das andere Pferd fest nach rückwärts in den Steuerriemen, 
so daß es nicht möglich war, letzteren loszuschnallen. Bald 
fingen auch die vier Gliedmaßen stark zu zittern an, und im näch- 
sten Moment stürzte die Stute zusammen. Auf dem Wege lag sie 
dann ganz ruhig, die vier Gliedmaßen von sich gestreckt. Die 
Atmung war etwa um das Dreifache beschleunigt und erfolgte 
pumpend unter heftigem Schlagen mit den Flanken und bei weit 
aufgesperrten Nüstern. Der Puls war nur wenig beschleunigt, voll 
und kräftig. Die Pupille war weit geöffnet, der Blick ängstlich. 
Auch bemerkte ich am ganzen Körper Muskelzittern und Abgang 
von Gasen. Um das Pferd zu beruhigen, ließ ich diesem eine 
wollene Decke über den Kopf legen und es abschirren. Nach etwa 


— 96 


112 bis 2 Minuten sprang die Stute plötzlich auf, schüttelte sich und 
wieherte.e Wohl machte sich auch jetzt noch große Schwäche be- 
merkbar durch heftiges Zittern und Flankenschlagen. Aber auch 
diese Erscheinungen schwanden bald, so daß ich nun die Stute 
wieder anspannen ließ, um weiter zu fahren. Das Pferd trabte 
wieder recht flott und munter mit seinem Nebenpferde mit, ohne 
daß der Kutscher es viel anzutreiben brauchte. Allerdings ging 
der Weg jetzt bergab und mehr nach links, so daß wir die Sonne 
mehr von der Seite hatten. Nachdem wir aber die nächste Ort- 
schaft passiert hatten, führte der Weg wieder stark nach rechts, 
so daß uns die Sonne direkt in die Augen schien. Kaum waren wir 
in dieser Richtung 100 m gefahren, da fing die Stute auch schon 
wieder an, mit dem schräg nach rechts gestellten Kopfe kurze, 
zuckende Bewegungen nach oben zu machen, und im nächsten 
Augenblick stürzte sie auch schon wieder zusammen, dieselben Er- 
seheinungen zeigend wie vorhin. Die ihr schnell übergeworfene 
Decke beruhigte sie sehr bald wieder, so daß die Stute nach wenigen 
Sekunden schon wieder aufsprang und vollkommen gesund er- 
schien. Um ein nochmaliges Auftreten dieser Erscheinungen zu 
vermeiden, ließ ich die Pferde ausspannen und erst am Abend, 
nachdem es kühl geworden und die Sonne bereits untergegan- 
gen war, im Schritt nach Hause fahren. Jetzt zeigte die Stute 
auch nicht die geringsten Erscheinungen des oben erwähnten 
Schwindels, sondern ging munter und flott neben seinem Neben- 
pferde, sprang wiederholt, wenn andere Fuhrwerke vorbeifuhren, 
und schlug mit den Hinterbeinen aus. 

Da das Geschirr sehr bequem lag und auch keine Scheuklappen 
am Zaume angebracht waren, wovon ich mich persönlich überzeugt 
habe, und da anderseits auch im Walde, wo das Sonnenlicht durch 
die Bäume abgehalten wurde, keine der oben erwähnten Erschei- 
nungen sich zeigten, so muß dieser sogenannte Gesichtsschwindel 
verursacht worden sein durch die Einwirkung der grellen Sonnen- 
strahlen auf das Augeninnere. 

Der Besitzer hatte das Pferd erst vor kurzer Zeit gekauft und 
konnte mir daher auch keine Auskunft geben, ob das Pferd schon 
früher derartige Erscheinungen gezeigt habe. Später aber habe 
ich von demselben erfahren, daß die Stute während des Sommers 
häufiger diese Schwindelanfälle gehabt habe, und zwar besonders 
an heißen Tagen. 





v. Schoenaich: Uber die Zweckmässigkeit der Gangarten. 
Deutsche Sankt Georg Sportzeitung 1911, Heft 34 u. 35. 
Verfasser beschäftigt sich in einem längeren Aufsatz mit der 

schwierigen Frage der Zweekmäßigkeit bzw. Mechanik der Gang- 

arten des Pferdes und hebt hervor, daß über die Gangarten des 


— 97 — 


Pferdes bei Fachleuten sowie auch in den meisten wissenschaft- 
lichen Lehrbüchern, trotzdem wir in dem Kinematographen ein 
untrügliches Beweismittel haben, vielfach irrtümliche Anschau- 
ungen bestehen. 

Verfasser bespricht zunächst die Bedeutung der Vorder- und 
Hintergliedmaßen für die Bewegung und geht dann auf die 
einzelnen Gangarten über, sowohl was ihre Zweckmäßigkeit als 
a. was die einzelnen Phasen und die Folge der Extremitäten 

etrifft. 

Durch instruktive Skizzen und Zeichnungen werden die Aus- 
führungen leichter verständlich gemacht. Eine schematische Dar- 
stellung veranschaulicht in recht übersichtlicher Weise die Zeit- 
folge des Fußens und Abfußens sowie die verschieden lange Zeit- 
dauer dieser Momente bei den einzelnen Gangarten. 

Beim Renngalopp wird an die früher nicht selten falsche 
Darstellung dieser Gangart durch Künstler und Maler erinnert, bei 
welcher die Pferde gleichzeitig Vorder- und Hinterbeine weit aus- 
strecken, dabei in der Luft schweben, während in Wirklichkeit 
beim Renngalopp wohl ähnliche Momente vorkommen, bei denen 
aber entweder die Vorderbeine oder die Hinterbeine den Boden 
berühren oder in verschieden gebeugter Haltung und Lage in der 
Luft schweben. 

Im allgemeinen muß dem Verfasser in der Beschreibung der 
Mechanik der Gangarten zugestimmt werden. Auf einzelne strittige 
Punkte wird später zurückgekommen werden. Tatsache ist es, 
daß in einzelnen wissenschaftlichen Werken der -Galopp falsch 
dargestellt ist. So ist beispielsweise im Lehrbuch der Physiologie 
von Munk, Ausgabe 1902, der Galopp in seinen einzelnen Be- 
wegungsphasen falsch geschildert, trotzdem sehon in früheren 
Jahren in anderen Lehrbüchern, so 1874 von Marey, 1882 von 
Willmann sowie 1887 durch die ausgezeichneten kinematogra- 
phischen Wiedergaben von Muybridge und in den achtziger 
Jahren von Ottomar Anschütz eine richtige Beschreibung 
und korrekte Wiedergabe des Galopps sich findet. 

Dagegen kann man dem Autor nicht immer in seinen Zweck- 
mäßigkeitstheorien folgen. 

Daß der Schweif des Pferdes nur Fliegenwedel sein soll, ist 
eine weit verbreitete Ansicht, die aber nicht ganz zutrifft. Der 
Schweif ist, wenn man bei ihm überhaupt vom Zweck sprechen 
will, nicht allein der Fliegen wegen vorhanden, sondern er schützt 
Alter und Scham vor Verletzungen, ist bei Kot- und Urinentleerung 
von Bedeutung und spielt auch selbst bei der Bewegung des 
Tieres eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. 

Die Theorie, daß der Galopp sich bei den wilden Pferden als 
Notwendigkeit bei den unebenen Bodenverhältnissen ausgebildet 
hat, hat wohl etwas Bestechendes, läßt sich aber nicht aufrecht 
erhalten. Der Galopp ist für das Pferd eine natürliche Gangart, 
die es als Füllen auf der ebenen Weide bald erlernt, die ihm viel- 
leicht bequemer ist und es auch im Vergleich zum Trab weniger 
anstrengt. 

Bei der Beschreibung des Schrittes kann man nicht ganz 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 2. Heft. í 


= 98 — 


damit einverstanden sein, daß hierbei stets drei Beine den Boden 
berühren, der Körper mithin in dieser Gangart drei Unterstützungs- 
punkte haben muß. Die Momentbilder widersprechen dem. Es 
gibt Momente, in welchen nur zwei Beine (z. B. einer Seite) den 
Rumpf stützen, ohne daß ein dritter Fuß den Boden auch nur mit 
der Zehe berührt. 

Widersprochen muß ferner der Behauptung werden, daß beim 
Schritt der taktmäßig vorwärtsschwingende Hals und Kopf durch 
Verlegung des Schwerpunktes die zeitweise auf dem toten Punkt 
angelangte Schubtätigkeit der Hinterbeine — in dem Moment, 
in welchem das eine Hinterbein zu weit nach vorn steht und das 
andere gerade an die Grenze der erreichbaren Streckung gekommen 
ist -— die Vorwärtsbewegung fördern. 

Das Heben und Senken des Kopfes und Halses hängt viel- 
mehr vom Schweben und Stützen der Vorderbeine ab. Das Heben 
erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Vorderbein in senkrechter 
Lage den Rumpf stützt. Sehr augenscheinlich tritt dies bei lahmen 
Pferden hervor. 

Hals und Kopf haben auch bei Beginn der Bewegung durch 
Vorneigen ebensowenig einen Einfluß auf die Vorwärtsbewe- 
gung wie das Vorsetzen eines Vorderbeines. Der erste Impuls der 
Vorwärtsbewegung ist lediglich der Schubkraft der Hinterbeine 
zuzuschreiben, der infolge des mehr halswärts gelegenen Schwer- 
punktes nicht sehr groß zu sein braucht. 

Dagegen spielen Kopf und Hals wohl bei der Veränderung der 
Gleichgewichtslage und zur Herstellung des Gleichgewichtes 
während der Bewegung und namentlich beim Sprunge eine Rolle. 
Dasjenige Pferd, welches mit tief gesenktem Kopf und Hals beim 
Sprunge auf die Vorderbeine niederkommt, geht sicher kopfüber. 

Daß beim Trabe der Rumpf in einer Horizontalen nach vorn 
bewegt wird, ist wohl cum grano salis zu verstehen. Denn eine 
Wellenlinie muß selbst bei dem angenehmsten Traber wegen des 
abwechselnden Schwebens in der Luft und Ruhens auf einem 
diagonalen Beinpaar entstehen. 

Beim Galopp und auch beim Weitsprung wird das vorgreifende 
Bein mit dem Sprungstab des Menschen verglichen. Es lenkt die 
Sprungrichtung etwas nach aufwärts ab. Daß die Vorderbeine 
dabei als Sprungstab dienen, ist nicht ganz zutreffend. Dagegen 
spricht, daß die den Körper abstoßenden Vorderbeine bereits vor 
Beginn des Galoppsprunges sich vom Boden ablösen. Sie haben 
in? wesentlichen die Aufgabe, die horizontale Geschwindigkeit, wie 
sie beim Galopp und Weitsprung besteht, in Vertikalgeschwindier- 
keit umzuwandeln, d. h. den Pferdekörper in die entsprechende 
Sprungrichtung zu bringen. 

Beim Hoch- und Weitsprung werden nach dem Autor die 
Hintergliedlmaßen nicht wie beim kurzen Galopp oder Renngalopp 
nach- und hintereinander aufgesetzt, sondern wie bei der Lanzade 
gleichzeitig und nebeneinander unter den Rumpf gestellt, um so 
vereint die zum Sprung erforderliche Kraft zu erzeugen. Wenn 
man diese Frage allein nach den Momentbildern zur Entscheidung 
bringen will, so ist nach den Momentaufnahmen von Muybridge 


m a Te M 


--- 99 ree 


f 


und Anschütz die Beinsetzung der Hintergliedmaßen genau 
so wie im Galopp, nicht nebeneinander, sondern zeitlich und räum- 
lich (beide Hinterfüße nicht in gleicher Höhe stehend) von ein- 
ander getrennt. Die räumliche Entfernung wird auf 30 bis 40 cm 
angegeben. Diese Beinstellung ist auch besser geeignet, die auf die 
Hinterbeine übernommene Last zu stützen um damit auch die 
Schubkraft zu erhöhen. | 
Die Arbeit des Verfassers wird zweifelsohne in sportlich- 
kavalleristischen Kreisen mit Interesse gelesen werden und 
Veranlassung zum Meinungsaustausch geben, für den Veterinär- 
offizier ist sie ein Fingerzeig, daß auch er an mancher reiterischen 
Frage mitzuarbeiten Gelegenheit findet, sogar dazu berufen ist. 
Gefördert wird sicher sein Interesse, wenn ihm allgemein gestattet 
würde, an der Offizierreitstunde teilzunehmen. Wöhler. 


A. v. Wassermann, Keysser und M. Wassermann: Beiträge 
zum Problem: Geschwülste von der Blutbahn therapeutisch 
zu beeinflussen. Auf Grund chemotherapeutischer Versuche an 
tumorkranken Tieren. Deutsche Medizin. Wochenschrift Nr. 51. 


Verfasser hatten sich die Aufgabe gestellt, die endogen gebil- 
deten Körperzellen, wie sie in den Geschwülsten vorhanden sind, 
chemotherapeutisch zu beeinflussen, ohne daß die zum normalen 
Bestande gehörigen Körperzellen angegriffen werden, ein Ziel, das 
bisher allgemein als unerreichbar galt. 

Ihre Versuche erstreckten sich auf künstlich gezüchtete Sar- 
kome und Karzinome bei Mäusen und gingen zunächst dahin, fest- 
zustellen, ob es möglich ist, schnell wachsende Tumorzellen unter 
Erhaltung des Lebens des kranken Tieres, also unter Intaktbleiben 
der übrigen Körperzellen, durch chemische Mittel von der Blut- 
bahn aus therapeutisch derart zu beeinflussen, daß sich das Mittel 
von selbst seinen Weg zur Tumorzelle bahnt. 

Nach vielen, lange Zeit andauernden und an Tausenden von 
Tieren ausgeführten Versuchen fanden Verfasser in dem Selen und 
Tellur Substanzen, die, sofern sie in die Tumorzelle hineinge- 
langen, diese zu zerstören imstande sind. Wurde Selen bzw. 
Tellurnatrium in Lösung in einen von außen zugänglichen Tumor 
injiziert, so trat eine Erweichung und Verflüssigung des Tumors 
ein, der sich nach außen entleerte, ein Vorgang, der in einigen 
Fällen zur radikalen Heilung ohne Rezidivbildung führte. 

Es galt nun festzustellen, wie sich diese Salze verhalten, wenn 
sie nieht direkt in den Tumor, sondern in die Blutbalın eingespritzt 
wurden. Dabei stellte es sich heraus, daß die mit Natrium tellurium 
und seienicum vorgenommenen intravenösen Injektionen, die bei 
Mäusen in die Schwanzvene gemacht wurden und eine minutiöse 
und schwierige Technik darstellten, keinerlei Einwirkung auf die 
Tumoren hatten. Die Ursache dieses Mißerfolges konnte nur darin 
gesucht werden, daß eben diese Salze nicht in den Tumor ge- 
langten. 

A. v. Wassermann hatte nun erkannt, daß für gewisse 


=> 
i 


— 10 — 


Substanzen chemische Transportmittel notwendig seien, um sie 
an die Körperzellen heranzubringen, und als solche nahm er für 
das Selen und Tellur gewisse Farbstoffe aus der Fluoreszeinreihe, 
von denen er aus früheren Erfahrungen her wußte, daß sie, in die 
Blutbahn gespritzt, im lebenden Organismus rasch diffundieren 
und selbst ungemein rasch sich in schlecht vaskularisierte Gebilde 
wie Hornhaut und den Humor aqueus verbreiten. 

Diese Aufgabe, Selen und Tellur locker an gewisse Fluoreszein- 
stoffe, wie Eosin, Erythrosin, Cyanosin und andere zu kuppeln, 
wurde dem Chemiker Dr. Ernst Wassermann übertragen. 
Hunderte von diesem hergestellte Mittel wurden, ohne vollen Er- 
folg zu haben, untersucht, bis es gelang, ein Präparat zu gewinnen, 
das aus Eosin und Selen zusammengesetzt ist. 

Spritzte man diese Substanz in Dosis 2,5 mg einer 15 g 
schweren gesunden Maus ein, so zeigte sich sofort eine ungemein 
starke Rötung des gesamten Tieres, die schon vor Beendigung der 
Injektion begann und stärker werdend die Schnauze, die Augen 
und die Pfoten lebhaft rot erscheinen ließ. 

Wurde aber diese Injektion bei einer tumorkranken Maus ge- 
macht, so trat nach zwei an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ge- 
machten Injektionen kaum eine Veränderung ein. Erst nach der 
dritten Injektion war eine deutliche Erweichung des Tumors und 
nach der vierten eine Resorption des verflüssigten Tumors nach- 
weisbar. Unter der fünften und sechsten Injektion nahm die Re- 
sorption und Verkleinerung des Tumors, an dem man das Gefühl 
des „leeren Sackes‘“ hatte, weiter zu, und das Tier wurde innerhalb 
10 Tagen unter Verschwinden jeglichen Tumorrestes völlig geheilt. 
Zu bemerken ist aber, daß die Heilung nicht in allen Fällen, be- 
sonders nicht bei größeren Tumoren, so glatt und ungestört verlief. 
Patienten, bei denen die Verflüssigung und Erweichung des Tumors 
sehr schnell und stürmisch vor sich geht, werden schwer krank 
und gehen zugrunde. Die Verfasser sind der Ansicht, daß diese 
Tiere der Toxizität der resorbierten Massen erliegen. 

Verfasser haben dureh monatelange Beobachtungen der ge- 
heilten Tiere festgestellt, daß ein Rezidiv nicht auftrat, betonen 
aber anderseits, daß, wenn nur geringe Reste von Tumorgewebe 
zurückbleiben, dann ein Rezidiv meistens sehr rasch eintritt. 

Auf welche Weise die schnelle Heilwirkung der Eosinselen- 
verbindung zustande kommt, hat v. Hansemann durch ein- 
gehende pathologisch-anatomische Untersuchungen festgestellt. 
Nach diesen Untersuchungen zerstört das Mittel die Kerne der 
Tumorzellen und diese letzteren gehen auf dem Wege des Kern- 
zerfalles (Pyknose) zugrunde. Die Geschwulst verwandelt sich all- 
mählich in einen Detritus und dieser wird hauptsächliehst nach der 
Milz und im geringeren Grade nach der Leber transportiert und 
dort resorbiert. Eine Schädigung der übrigen Körperzellen hat 
v. Hansemann niemals beobachten können. 

i Aber auch sehon makroskopisch lassen sich die Ver- 
änderungen eines mit Eosin behandelten Tumors feststellerr 

Bei dem im Stadium der Eirweichung befindlichen Tumor ist de ER 
sonst solide und grauweiße Tumor intensiv rot gefärbt gegen- 


— 101 — 


über der entweder farblosen oder nur schwach rot gefärbten Um- 
sebung. Es hat sich demnach das Mittel elektiv in dem Tumor 
aufgespeichert. Der Tumor ist ferner zu dieser Zeit mehr oder 
weniger zerfallen und besteht aus bröckligen Massen, während in 
späteren Stadien, wo der Tumor das Gefühl des „leeren Sackes“ 
hat, dieser nur noch eine speckige Detritusmasse darstellt. 

Zu erwähnen ist noch, daß die Verfasser auch durch Versuche 
an zwei Mäusen, die spontan an Tumoren erkrankt waren, an 
denen also die Tumoren nicht durch Impfung erzeugt waren, ein 
vleich gutes Resultat erzielt haben. 

Die genialen Versuche der Verfasser eröffnen fraglos neue 
Bahnen und Aussichten in der Heilung der Tumoren. Um aber 
falsche Hoffnungen und Aufregungen unter den tumorkranken 
Menschen zu verhüten, betonen Verfasser, daß zwischen den Sar- 
komen und Karzinomen der Mäuse und der Krebskrankheit der 
Menschen weitgehende biologische Unterschiede bestehen, und daß 
sie bisher keinen Anhalt dafür besitzen, daß diese Mittel auch bei 
tumorkranken Menschen ähnlich wirken; dies sei vielmehr künf- 
tiger intensiver chemisch-biologischer Arbeit vorbehalten. 

Wöhler. 


Joest: Weitere Untersuchungen über die seuchenhafte Gehirn- 
Rückenmarksentzündung (Bornasche Krankheit) des Pferdes 
mit besonderer Berücksichtigung des Infektionsweges und 
der Kerneinschlüsse. Zeitschrift für Infektionskrankheiten, 
parasitäre Krankheiten und Hygiene der Haustiere. 


Bereits 1909 Bd. 6 dieser Zeitschrift hatte Joest über eigen- 
tümliche Kerneinschlüsse der Ganglienzellen bei der Bornaschen 
Krankheit berichtet. Mit Hilfe der modifizierten Mannschen 
Färbung, wie sie zum Nachweis der Negrischen Körperchen 
bei Tollwut verwendet wird, hatte er in Gemeinschaft mit seinem 
Assistenten Dr. Degen in den großen Ganglienzellen des Am- 
monshornes intranukleär gelegene Körperehen nachgewiesen, die 
sich durch eine ausgesprochene Affinität zum Eosin auszeichnen. 
Diese Körperchen heben sich infolgedessen leuchtend rot von dem 
hellen Untergrund des chromatinarmen Kernes der Ganeglienzellen 
ab, während, wenn die Färbung gut gelungen ist, deren Zelleib 
blau und deren Nucleolus violett erscheint. Rings um die Körper- 
chen tritt meist ein heller, vollkommen farbloser Hof deutlich her- 
vor. Die Zahl der in einer Ganglienzelle vorkommenden intranu- 
kleären Körperchen ist wechselnd. Die Gestalt ist fast stets kugeliw, 
seltener ovoid. Mitunter erscheinen die Körperchen in zwei Hälf- 
ten geteilt. Die betreffenden Ganglienzellen frischer Präparate 
sind in allen ihren Teilen stets wohlerhalten. 

Von demselben Verfasser erschien dann im Jahre 1911 in 
Bd. 9 derselben Zeitschrift eine sehr ausführliche Arbeit über die 
pathologische Histologie, Pathogenese und postmortale Diagnose 
der hier in Frage stehenden Krankheit. Hiernach ist die 
Bornasche Krankheit eine akute, disseminierte, infiltrative, 


== 102. == 


nicht eitrige Meningoencephalitis und Myelitis von lympho- 
eytärem Typus und vorwiegend mesodermalem (vaskulärem) Cha- 
rakter. Die Gefäße der nervösen Substanz des Gehirns (und z. T. 
auch des Rückenmarks) zeigen regelmäßig eine ausgesprochene 
entzündliche Infiltration ihres adventitiellen, zum Teil auch ihres 
perivaskulären Lymphraumes. Die Infiltratzellen sind vorwie- 
gend Lymphocyten, daneben beobachtet man Polyblasten und ver- 
einzelt Plasmazellen, polymorphkernige Leukocyten jedoch nicht. 
Die gleichen entzündlichen Infiltrate treten in meist diffuser Aus- 
breitung auch in der nervösen Substanz des Gehirns und Rücken- 
marks selbst auf und stehen mit den vaskulären Infiltraten in Zu- 
sammenhang. In allen Gehirnen, in denen diese charakte- 
ristischen entzündlichen Veränderungen zugegen sind, lassen sich 
auch in den großen Ganglienzellen des Ammonshornes und der 
Riechwindung die schon beschriebenen Kerneinschlüsse nach- 
weisen. 

Die Entzündung ist am meisten ausgeprägt im Riechhirn 
(Riechkolben und Riechwindung), wo sie auch beginnt, und es 
muß angenommen werden, daß die Infektion von der Nasen- 
schleimhaut aus auf dem Wege der den Nervus olfactorius be- 
gleitenden Lymphbahn erfolgt. Der Sektionsbefund kommt für 
die postmortale Diagnose nicht in Betracht. 

Bei der Wichtigkeit des Infektionsweges schienen weitere 
Untersuchungen an Riechkolben von Bornapferden geboten, ferner 
über das Verhalten der Nasenhöhle. Auch war die Natur der be- 
schriebenen Kerneinschlüsse noch klarzustellen. Das Ergebnis 
dieser Untersuchungen bringt die jetzt vorliegende Veröffentlichung. 

In allen neuerdings untersuchten 27 Fällen wiesen die Riech- 
kolben die überaus charakteristischen Veränderungen auf. Das 
ausnahmslose Betroffensein des Riechkolbens und die Tat- 
sache, daß dieser im allgemeinen ebenso stark, ja in vielen Fällen 
noch stärker affiziert ist als die Riechwindung geben, der früher 
bereits vertretenen Ansicht, daß der Erkrankungsprozeß im Bulbus 
olfactorius beginnt, und die Infektion von der Nasenschleimhaut 
aus erfolgt, eine wichtige Stütze Die entzündlichen Erschei- 
nungen sind besonders auf die Glomerulusschicht, also auf die 
Partie lokalisiert, in deren Bereich der Nervus olfactorius sich in 
die Hirnrinde einsenkt. Auch der Nervus olfactorius und seine 
Scheiden (sowie die Pia) weisen dieselben typischen Veränderungen 
auf. Damit ist der pathologisch-histologische 
Beweis dafür als erbracht anzusehen, daß bei 
der Bornaschen Krankheit die Infektion von der 
Nasenhöhle aus durch Vermittlung der zum 
Nervusolfactorius gehörigen Lymphbahnener- 
folgt. Die Schleimhaut der Nasen- und ihrer Nebenhöhlen zeigt. 
abgesehen von einem häufig zu beobachtenden leichten Katarrh, 
keine wesentlichen und charakteristischen Erscheinungen. 

Die bereits erwähnten Kerneinschlüsse ließen sich bei fast 
allen Fällen in den Ganglienzellen des Ammonshornes nachweisen. 
Sie müssen, da sie bei normalen Pferden und bei solchen, die an 
sonstigen Erkrankungen des Gehirns gelitten haben, konstant 


-- 103 


fehlen, für die Bornasche Krankheit als spezifisch angesehen 
werden. Die Kerneinschlüsse sind homogen, ohne Protoplas- 
mastruktur, und setzen sich nur aus Plastinsubstanz zusammen. 
Sie zeigen stets scharfe Umrisse und sind durch einen hellen, 
meist farblos erscheinenden Hof abgeschlossen. Dieser Hof ist eine 
geschlossene Hülle, der sich, wenn auch schwer, färberisch dar- 
stellen läßt. Die diplokokkenähnlichen Doppelformen lassen sich 
als Teilungsstadien auffassen und die ovoiden Formen als Vor- 
stadien derselben. Bezüglich der Natur dieser Kern- 
einschlüsse ist Joest auf Grund der gesamten Unter- 
suchungen und vergleichenden Studien zu der Ansicht ge- 
kommen, daß die Einschlüsse mit großer Wahr- 
scheinlichkeit als Produkte der Reaktion der 
Ganglienzellen auf die Invasion eines organi- 
sierten parasitären Agens anzusprechen Sind, 
welceheszudenChlamydozoenzurechnenistoder 
diesen nahesteht. 

Bezüglich des Auftretens von spezifischen Einschlüssen in den 
Ganglienzellen besteht eine gewisse Übereinstimmung zwischen der 
Bornaschen Krankheit und der Tollwut, Staupe, Hühnerpest. 
Ziemlich übereinstimmend ist auch das gesamte pathologisch-histo- 
logische Bild dieser vier Krankheiten, welches eine Encephalitis 
(bzw. Myelitis) zeigt, bei der vaskuläre Infiltrate von mononu- 
kleärem Typus neben ebensolchen Gewebsinfiltraten das vor- 
herrschende Material bilden. Dieser Umstand läßt die Annahme 
nicht ungerechtfertigt erscheinen, daß diese Krankheiten wahr- 
scheinlich auch ätiologisch eine gewisse Zusammengehörigkeit be- 
sitzen. Otto. 


Müller: Über den Bakteriengehalt des in Apotheken erhältlichen 
destillierten Wassers. Münchener Medizin. Zeitschrift Nr. 51, 
1911. 


Wechselmann und nach ihm Ehrlich haben darauf 
hingewiesen, daß die bei der intravenösen Salvarsanbehandlung 
häufig sich einstellenden Nebenerscheinungen, wie Ficber, Kopf- 
schmerzen, Erbrechen und Diarrhoe nicht auf das Salvarsan, son- 
dern auf den Bakteriengehalt des zur Herstellung der Injektions- 
lösungen verwendeten destilliertten Wassers bezogen werden 
müssen, und daß diese unangenehmen Nebenerscheinungen ver- 
mieden werden können, wenn absolut frisch destilliertes Wasser 
zur Verwendung kommt. 

Verfasser hat demgemäß zur Klärung dieser Frage 16 Proben 
von in verschiedenen Apotheken in Graz eingekauften destillierten 
Wässern sowie 4 im hygienischen Institut in Graz aufgestellte 
Proben nach einer bestimmten Methode untersucht. Nach dieser 
Untersuchung bewegten sich die Keimzahlen bei der überwiegen- 
den Mehrzahl der Wässer zwischen 100 000 bis 700 000 in 1 cem 
Wasser. 

Wenn, wie beim Menschen, 200 bis 300 cem Flüssigkeit bei 


— 104 — 


der Salvarsanbehandlung jedesmal in die Vene eingeführt werden, 
so würden dies bei dem niedrigsten festgestellten Keimgehalt des 
Wassers 6 Millionen, bei dem höchsten 1500 Millionen Keime aus- 
machen. 

Es sind dies enorme Zahlen, so daß man sehr wohl verstehen 
kann, daß solch große Mengen an Keimen dem Organismus nicht 
gleichgültig sein können. 

Die Forderung, nur frisch destilliertes, bis zum Gebrauch 
steril aufbewahrtes Wasser bei den intravenösen Injektionen zu be- 
nutzen, ist deshalb voll berechtigt, und auch die Erfahrungen 
bei der Salvarsanbehandlung der Tiere (Brustseuchebehandlung) 
haben dargetan, daß bei Verwendung frisch destillierten Wassers 
die auch hier früher beobachteten unangenehmen Nebenerschei- 
nungen nicht eintraten. Wöhler. 


Geburtstagfeier Seiner Maj estät des Kaisers und Königs. 


. Der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs wurde 
seitens der Militär-Veterinär-Akademie auch in diesem Jahre 
am Vorabend desselben durch ein gemeinsames Festessen der 
Inspizienten und Studierenden im Kasino der Akademie gefeiert, 
bei welehem der erste Inspizient, K.St.V. Tetzner, das Kaiser- 
hoch ausbrachte. 

Am Geburtstag Seiner Majestät des Königs vereinigten sich 
die Veterinäroffiziere und Unterveterinäre der Akademie sowie die 
zur Akademie kommandierten Veterinäroffiziere unter Vorsitz des 
Direktors der Akademie, Generalveterinär Hell, zu einem Fest- 
essen in der Ressource, an welchem auch Geh. Reg. Rat Prof. Dr. 
Schütz, K.St.V.a.D. Schmidt und St.V. a. D. Schüler teilnahmen. 

Die Offiziere und Veterinäroffiziere der Militär-Lehr- 
sehmiede begingen die Feier des Allerhöchsten Geburtstages 
dureh ein Festdiner am 27. Januar 1912 in den Räumen des 
„Prinz Wilhelm“, an welchem sich der Veterinärinspekteur General- 
major Dreher, der zur Inspektion kommanldierte Oberstleutnant 
v. Glasenapp, der Adjutant der Inspektion Rittmeister Sost- 
mann und außerdem mehrere zur Tierärztlichen Hochschule kom- 
mandierte Offiziere beteiligten. 

Die Berliner Tierärztliche Hochschule feierte wie üblich 
den Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers durch einen Festakt 
in der Aula der Hochschule, woselbst sieh sämtliche Korporationen 
sowie die Studentenschaft der Tierärztlichen Hochsehule und der 
Militär-Veterinär-Akademie versammelt hatten und bei dem Vertreter 
hoher Staatsbehörden sowie eine Anzahl Ehrengäste zugegen waren. 

Aus dem Landwirtschaftsministerium waren erschienen Unter- 
staatssekretär Küster, Ministerialdirektor Schröter, Geh. Reg. 














— 105 — 


Rat Dr. Heße, Veterinär- und Regierungsrat Nevermann, 
aus dem Kriegsministerium Major Frhr. v. Schoenaich. Ferner 
waren zugegen der Direktor der Militär-Veterinär-Akademie Ge- 
neralveterinär Hell, der Rektor der Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule Geh. Reg. Rat. Prof. Dr. Wittmack, Geh. Reg. Rat Dr. 
Ostertag, die Reg. Räte Prof. Dr. Zwick, Wehrle und Tietz, 
die Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie und der größere 
Teil der zur Akademie kommandierten Veterinäroffiziere sowie 
viele Vertreter des tierärztlichen Standes mit ihren Damen. 
Eingeleitet wurde die Feier mit dem Gesang „Der 100. Psalm 
von F. Mendelssohn“, vorgetragen von Mitgliedern des Königlichen 
Hof- und Domchores in Berlin. Danach hielt Prof. Dr. Kärnbach 
die wissenschaftliche Festrede über das Thema: Die Diätetik und 
ihre Bedeutung für die Krankheiten der Pferde. In einem wir- 
kungsvollen Schluß hob Redner die weitgehende Förderung her- 
vor, die die Veterinärwissenschaft sowie das ganze Veterinärwesen 
unter der Regierung Kaiser Wilhelms II. erfahren hat, und brachte 
den Dank an Seine Majestät in einem freudigen Hoch zum Aus- 
klang, in welches die Festteilnehmer begeistert einstimmten. 
Anschließend hieran gab der Rektor die neuen Preisaufgaben 
für das Jahr 1912 bekannt, nachdem er sein Bedauern darüber 
ausgesprochen hatte, daß leider keine der beiden vorjährigen 
Preisaufgaben gelöst worden sei. Mit einem Gesangsvortrag des Dom- 
ehores „Das Kaiserlied von C. J. Dreyer“ schloß die würdige Feier. 


Ehrung des Korpsstabsveterinärs a. D. Wittig. 


Am 18. Dezember v. J. überreichte eine Abordnung von 
Veterinäroffizieren dem Korpsstabsveterinär a. D. Wittig im 
Namen der Veterinäroffiziere des IJI. Armeekorps und derjenigen, 
die früher diesem Armeekorps angehört haben, eine künstlerisch 
ausgeführte Ledermappe mit den Photographien der Stifter. 
Oberstabsveterinär Güntherberg brachte in warmen Worten 
die Verehrung zum Ausdruck, die alle jüngeren Kameraden für 
ihren langjährigen Vorgesetzten stets empfunden hätten. Korps- 
stabsveterinär Wittig dankte gerührt in herzlicher Weise und 
versicherte, daß ihm die Mappe eine große Freude bereite und 
auch nach seinem Ausscheiden ein stetiges Band mit den Kame- 
raden bilden werde. 

Die Herren der Abordnung weilten lange als Gäste des Herrn 
korpsstabsveterinärs im Kreise seiner Familie, und allen werden 
diese frohen Stunden eine bleibende Erinnerung sein. 


Militärtierärztliche Vereinigung. 


Auf der letzten Versammlung, zu der wieder eine große Anzahl 
Veterinäre erschienen war, sprach zunächst Ob. Vet. Dr. Rei- 
necke über seine Erfahrungen mit der Infusion konzentrierter 


— 106 — 


Salvarsanlösung bei der Behandlung brustseuchekranker Pferde. 
Die näheren Angaben finden sich in einem besonderen Artikel dieses 
Heftes (s. S.60). Anschließend an diese Ausführungen machte hierzu 
St. Vet. Bauer noch einige interessante Mitteilungen. Bei 
keinem der 13 von ihm mit Salvarsan (3 : 40,0 Kochsalzlösung) 
behandelten brustseuchekranken Pferde (die Einverleibung der 
Lösung erfolgte mit einer größeren Pravazschen Spritze) hat er 
irgend welche Unruheerscheinungen beobachtet. Jedoch sind bei 
zwei von diesen Pferden nach 31 bzw. 45 Tagen Nachkrank- 
heiten (Sehnenscheidenentzündung) aufgetreten. Allerdings sind 
diese Pferde erst am 5. bzw. 6. Krankheitstage ge- 
spritzt worden, weshalb B. empfiehlt, die Salvarsanbehandlung 
spätestensam 3. Tage einzuleiten. Anderseits ist ein Pferd, 
welches während der Erkrankung bereits Gehirnreizungs- 
erscheinungen zeigte, am 3. Tage nach der Salvarsanein- 
spritzung völlig munter gewesen. Mit Rücksicht auf die sehr 
guten Erfolge mit dieser Behandlungsart bei der Brustseuche - - 
keineVerlustemehr — hält B. es für dringend erwünscht, 
daß Mittel bereitgestellt würden, um alle an Brustseuche er- 
krankten Pferde der Armee sofort mit Salvarsan behandeln zu 
können. Trotz des noch sehr hohen Preises dieses Mittels würde 
der Staat viele Tausend Mark sparen, welche Behauptung B. durch 
Zahlen bewies. 

Ferner referierte Ob. Vet. Hennig über einen sehr inter- 
essanten Prozeßfall eines Pferdehändlers gegen den Militärfiskus 
wegen eines bei der Pferdeausmusterung gekauften Pferdes. Die 
Einzelheiten dieser interessanten Ausführungen können aus be- 
stimmten Gründen nicht veröffentlicht werden. 

Der für diesen Abend angesagte Vortrag des Oberstabsveteri- 
närs Görte ist umständehalber auf die Tagesordnung der 
nächsten Versammlung (3. Februar) gesetzt worden. 


| Für die Veterinäre 


der Reserve und Landwehr 





Neue Schirmmiütze. 


Kriersministerium. . 
Ñ Berlin, den 27. Dezember 1911. 


Nr. 965/12. II. B3. 


Vorstehende Allerhöchste Kabinettsorder wird 
mit folgendem zur Kenntnis der Armee gebracht: 

1. Der Deckel hat eine möglichst scharfe Kante und ist, ent- 
sprechend der Kopfform, kreisrund oder etwas oval; sein 
Durchmesser ist 5,5 bis 7 cm (je nach der Kopfweite) größer 
als der Durchmesser der unteren Mützenweite (Kopfweite), 
der ovale Deckel ist 1 bis 1,5 em (je nach der Kopfform) 
länger als breit. 

9. Der Besatzstreifen ist 3,7 em breit, zutreffendenfalls ein- 
schließlich der andersfarbigen Vorstöße. Sind solche nicht 


— 107 — 


vorgeschrieben, so wird der Besatzstreifen oben von einem 
eiwa 2 mm breiten Vorstoß in gleicher Farbe eingefaßt; die 
Breite des letzteren ist in der des Besatzstreifens gleichfalls 
mitenthalten. Die Einfassung vom Grundtuch am unteren 
Rande ist 3 mm breit. 

3. Die Vorstöße um den Rand des Deckels und gegebenenfalls um 
den Besatzstreifen haben 3 mm Durchmesser. 

4. Der Schirm von schwarzlackiertem Leder ist 22 bis 23 em 

lang, vorn an der breitesten Stelle 4 cm breit, in einem Winkel 

von 40° gegen den Besatzstreifen geneigt. 

Insgesamt ist die Schirmmütze — über die Kokarden bis ein- 

schließlich des Deckelvorstoßes im Lichten (also nicht dem 


a 


Tuche folgend) gemessen — 9 em hoch unten am Besatz- 
streifen, entsprechend der Kopfform, zylindrisch oder etwas 
oval. 


Tr 


Allerhöchster Bestimmung zufolge gelten 
die vorstehenden Abmessungen für alle 
Kopfweiten, Abweichungen hiervon sind 
verboten. 
Schirmmützen nach den bisherigen Vorschriften dürfen von 
den Offizieren bis Ende 1912 aufgetragen werden. 


gez. v. Heeringen. 


Einkleidungsgeld für die Veterinäroifiziere des 
Beurlaubtenstandes. 


Nach $ 22 der Besoldungsvorschrift für das preußische Heer 

im Frieden . vom 26. Oktober 1911 erhalten die Veterinäroffiziere 
bei jeder Einberufung zu einer Übung — auch bei einer ausnahms- 
weise genehmigten zweiten, die sich an die erste unmittelbar an- 
schließt, von neuem — Einkleidungsgeld ohne Rücksicht darauf, 
ob der Veterinäroffizier patentiert oder nur charakterisiert ist 
und zwar: 

der Stabsveterinär 150 Mark, 

der Oberveterinär und Veterinär 135 Mark. 


Wird eine Übung innerhalb der von vornherein für sie fest- 
gesetzten Dauer bei verschiedenen Waffengattungen abgeleistet, so 
wird das Einkleidungsgeld nur einmal gewährt. 

Der Anspruch auf das Einkleidungsgeld wird durch den 
Dienstantritt bei der Übung erworben. 

Wird ein Offizier innerhalb der ersten acht Tage nach Antritt 
der Übung von der weiteren Ableistung derselben befreit, dann 
aber innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten erneut ein- 
gezogen, so wird das Einkleidungsgeld nicht noch einmal gezahlt. 

Fällt die Übung nach Erlaß des Einberufungsbefehls aus oder 
kann sie von dem Einberufenen wegen Krankheit oder sonstiger 
berücksichtigenswerter Gründe nicht angetreten werden, so darf 
der Brigadekommandeur denjenigen Offizieren, die sich durch 
Anschaffung oder Bestellung von Bekleidungs- und Ausrüstungs- 


— 108 — 


stücken auf die Übung bereits eingerichtet haben, in Grenzen des 
zuständigen Einkleidungsgeldes eine Entschädigung in Höhe der 
nachweislich aufgewendeten Kosten bewilligen. 

Wird ein solcher Offizier innerhalb eines Zeitraumes von 
sechs Monaten (vom ersten Übungstage der ersten Übung ge- 
rechnet bis zum Tage des Beginnes der späteren Übung) erneut 
zur Übung einberufen, so wird die empfangene Geldentschädigung 
auf das zuständige Einkleidungsgeld angerechnet. 

Wird ein Offizier während der Übung zu einem höheren Dienst- 
grad befördert, so ist der Unterschied gegen das beim Eintritt der 
Übung gewährte Einkleidungsgeld zahlbar, wenn die Beförderung 
dem Beteiligten noch während der Übung bekannt gemacht 
worden ist. 

Offizier-Aspiranten, die während einer Übung zu Offizieren 
befördert werden, erhalten das Einkleidungsgeld nur, wenn sie 
vor Beendigung der Übung die Offizierbekleidung und -Ausrüstung 
beschafft und benutzt haben. 


|| Verschiedene Mitteilungen [=] 


Ein neues Antiskabiosum. In der Humanmedizin wird vom 
Oberarzt Dr. v. Neuberger ein von der Elberfelder Farben- 
fabrik vorm. Friedrich Bayer & Co. hergestelltes Präparat mit 
großem Erfolge bei der Behandlung der Scabies verwandt. Das 
Präparat ist der Monobenzolester des Aethylglykols, und eine 
25 % ige alkoholische Lösung mit Glyzerinzusatz hat neuerdings 
von der Fabrik den Namen „Ristin“ erhalten. 

Ristin besitzt vor vielen Krätzemitteln den Vorzug, daß es 
farb- und geruchlos ist und zudem die Haut nicht reizt. 

In der Regel genügen drei Einreibungen zur vollständigen 
Beseitigung der Scabies. Rezidive sind bisher nicht beobachtet 
worden. 

Der Preis des Mittels ist ein hoher. Originalflaschen zu 175 & 
kosten 5,50 Mk. Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 42. 








int 





Ei 


DA 
000000 


Maul- und Klauenseuche bei Pferden. In der Tiidskrift voor 
Veeartsenijkunde 38. vom 15. September 1911 berichtet Dr. de 
Jong, daß drei abgesetzte Fohlen im Alter von vier bis fünf Mo- 
naten, welche auf der Weide mit an Maul- und Klauenseuche er- 
krankten Rindern in Berührung gekommen waren, fünf Tage 
nachher die ersten Erscheinungen der Maul- und Klauenseuche 
zeigten. 

Die Futteraufnahme war erschwert. Es bestand Speichelfluß, 
dagegen war das bei Rindern eigentümliche schmatzende Geräusch 
nicht wahrnehmbar. 

Auf der Schleimhaut der Maulhöhle zeigten sich bei allen drei 
Fohlen frische und geplatzte Blasen (Aphthen), sowie Erosionen 
und Geschwüre. Bei einem Fohlen waren größere Epitheldefekte 
auch an der Zunge vorhanden. 


— 109 


Am Körper und an den Hufkronen waren keine Veränderungen 
zu beobachten. 

Der Fall beweist, daß auch zuweilen Pferde als Verbreiter 
der Maul- und Klauenseuche in Betracht kommen. Die Forderung 
aber, daß die gegen die Maul- und Klauenseuche zu ergreifenden 
Maßregeln nicht auf Widerkäuer und Schweine beschränkt, son- 
dern auch auf Pferde ausgedehnt werden müßten, ist bei der Selten- 
heit der Erkrankung der Pferde an Maul- und Klauenseuche zu 
weitgehend. 


Neues Antidiarrhoicum. Von Prof. Dr. med. et phil. Gürber, 
Marburg wird in der Münchener Medizinischen Wochenschrift 
Nr. 40, 1911, ein neues Antidiarrhoicum „Uzara‘“ mitgeteilt, 
das nach den bisherigen Erfahrungen und Erfolgen eine hervor- 
ragende Stellung in unserem Arzneischatz einzunehmen be- 
rechtigt ist. 

„Uzara“ ist der Eingeborenenname eines im afrikanischen 
Seengebiete heimischen und botanisch bisher noch unbekannten 
Halbstrauches (wahrscheinlich der Familie der Asklepiadaceen an- 
gehörig), dessen Wurzeln von den Medizinmännern im Wachstums- 
gebiet der Uzara als Heilmittel bei Dysenterie benutzt werden, 
aber deren Heilkraft bisher von diesen streng geheim gehalten war. 

H. W. A. Hopf aus Melsungen, der lange Zeit in Afrika im 
Gebiete der „Uzara“ gereist und die vorzügliche Wirkung der 
Wurzel in vielen Fällen kennen gelernt hatte, hat diese zur wissen- 
schaftlichen Untersuchung nach Deutschland gebracht. Obwohl die 
wirksamen Bestandteile der Droge noch nicht hinreichend er- 
forscht sind, so ist es doch gelungen ein Präparat herzustellen, das 
die wirksamen Stoffe der Uzaradroge derart vereinigt, daß zwischen 
Gewicht und Wirkung feste Beziehungen bestehen. 

„Uzara“ wird von der Uzaragesellschaft in Melsungen in Forn 
von Liquor, Tabletten und Suppositorien in den Handel gebracht. 
Liquor Uzara ist eine 2prozentige Lösung des Präparates, die 
Tabletten enthalten davon 5 mg, die Suppositorien je nach Stärke 
5, 10 bis 20 mg. Der Liquor kann als Tropfen (bis 6mal täglich 
30 Tropfen), als Mixtur (10,0 auf 150,0) oder als Zusatz zu 
schleimigen oder adstringierenden Abkochungen (10 auf 150) ver- 
schrieben werden. Von den Tabletten dürfen 3 bis 4 Stück bis 6mal 
täglich gegeben werden, von den Suppositorien jedoch nur 3mal 
täglich ein Stück. In wässrigen Lösungen zersetzt sich Uzara nach 
wenigen Tagen. 


Veterinär Videlier empfiehlt in Revue vet. mil. Band III vom 
vom 30. September 1911 gegen Läuse bei Pferden: Pulv. Flor. 
Pyrethri 50 g, Alcohol denatur. 600 g, Natr. carbon. erystall. 200 g, 
Aqu. font. 2000 g. Man läßt die Flor. Pyrethr. mindestens 4 oder 
ð Tage in Alkohol ziehen und fügt in dem Augenblick, wenn man 
die Flüssigkeit brauchen will, das Wasser hinzu, in dem die Soda 
gelöst ist. Filtration ist nieht nötig. Die Anwendung besteht 
darin, daß man das geschorene Pferd mit der Flüssigkeit wäscht. 
Beim nicht geschorenen Pferd sind die Haare gut zu durcehfeuchten. 

Die Läuse sind nach einmaliger Waschung sofort tot, die Nisse 
nur zum Teil. Die nieht abgetöteten Nisse sterben in den nächsten 


=: 110: == 


Tagen ohne nochmalige Waschung allmählich ab. Sie sitzen am 
Grunde der Haare bleich, flach, ausgetrocknet und knacken beim 
Druck mit dem Daumen nicht mehr. 

Der Preis der oben angegebenen Lösung, die für eine Voll- 
waschung genügt, beträgt 0,80 Mk. Keine andere Behandlung, 
nicht einmal die der Deutschen (sic! Der Ref.), gibt so schnelle und 
so sichere Erfolge. 


Grundriß der Zoologie und vergleichenden Anatomie für Studierende 
der Medizin und Veterinärmedizin (zugleich Repetitorium für 
Studierende der Naturwissenschaften). Von Alexander Brandt, 
Dr. der Medizin, Dr. der Zoologie, ordentl. Professor der Uni- 
versität Charkow. Mit 685 Abbildungen im Text. Berlin 1912. 
Verlag von August Hirschwald. Berlin NW., Unter den Linden 68. 


Die Arbeit. deren Verfasser langjähriger Dozent der Zoologie an einer 
medizinischen Fakultät und an einem Veterinärinstitut ist, zerfällt in einen 
allzemeinen, einen speziellen und vergleichend-anatomischen Teil. In dem 
speziellen Teil ist mehr als bisher gerade auf die Bedürfnisse des Mediziners 
wie auch des Veterinärmediziners Rücksicht genommen, indem in den einzelnen 
Kapiteln des Tierreiches nicht nur die morphologischen Eigenschaften und 
Unterscheidungsmerkmale der in Betracht kommenden Tierformen, besonders 
aber der Parasiten und deren Übertragung näher beschrieben, sondern auch 
die tierischen Gifte und die pharmakognostisch wichtigen Tiere eingehender 
abgehandelt werden. Gerade die neuere Forschung hat uns ungeahnte Er- 
gebnisse in bezug auf die pathogene Bedeutung der Protozoen und deren 
/,wischenträger, der Insekten, gebracht. Was aber die übrigen Parasiten an- 
betrifft, so entbehrt die Veterinärmedizin seit Zürns Zeiten eines neueren 
Spezialwerkes, Auch im vergleichend-anatomischen Teil sind die Interessen 
des Mediziners und Veterinärmediziners in den Vordergrund gestellt. Die 
zahlreichen Abbildungen sind klar und instruktiv, die sonstige Ausstattung 
des Werkes vorzüglich, Dasselbe kann nicht nur den Studierenden der 
Veterinärmedizin angelegentlichst empfohlen werden, auch der in der Praxis 
stehende Tierarzt kann es in Fragen der vergleichenden Anatomie und be- 
sonders der Parasitologie mit Nutzen zu Rate ziehen. Dr. A. Albrecht, 





Das Fleischbeschaugesetz nebst preufsischem Ausführungsgesetz 
und Ausführungsbestimmungen sowie dem preussischen 
Schlachthausgesetz. Zusammengestellt und mit Anmerkungen 
versehen von Dr. Schroeter, Ministerialdirektor im preuß. 
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, und 
Dr. Hellich, Geh. Regierungsrat und vortragendem Rat eben- 
daselbst. Dritte Auflage. Berlin 1911. Verlag von Richard Schoetz. 
Preis 7,80 M. 


Bei der Neubearbeitung dieses sehr geschätzten Handbuches ist neben 
dem bisherigen Bearbeiter der Geheime Regierungsrat Dr. Hellich tätig ge- 
wesen. Die Nenautlare ist um 145 Druckseiten vermehrt worden. In dieser 
sind die Bundesratsbestimmungen in wesentlichen Teilen umgeändert worden, 


=. 413 = 


die preußischen Ausführungsbestimmungen haben eine beträchtliche Ver- 
mehrung erfahren und in den Erläuterungen wurden viele durch Praxis und 
Rechtsprechung gelieferte Auslegungsgrundsätze verarbeitet. Dem Werk sind 
ivrner ein dritter Abschnitt, der die Bestimmungen über die Fleischbeschau- 
und Schlachthausstatistik enthält, und als Anhang der Text des preußischen 
S-hlachthausgesetzes mit kurzen Anmerkungen zu den für die Fleischbeschau 
in Betracht kommenden Bestimmungen angefügt worden. Einzelne andere 
Pstimmungen, wie die Bekanntmachung, betreffend Vorschriften für die 
chemische Untersuchung von Feiten und Käsen, der Auszug aus dem Ent- 
surf von Grebührensätzen für Untersuchung von Nahrungs- und Genuß- 
mitteln und die preußische Verfügung zur Vorbereitung, des Fleischbeschau- 
nsetzes vom 1. August 1902 wurden im Interesse der Übersichtlichkeit und 
Handlichkeit des Buches nicht wieder aufgenommen. Ein zweckmäßiges 
I:haltsverzeichnis und Sachregister sowie die Kennzeichnung der Teile des 
Handbuches durch roten Schnitt, die die Bestimmungen über die Auslands- 
tsischbeschau enthalten, erleichtern die Orientierung. Das Werk wird allen 
teilizien Behörden, Beamten und Tierärzten ein willkommener und unent- 
behrlicher Ratgeber sein. Wöhler. 


Leitfaden des Hufbeschlages für die Schmiede der berittenen 
Truppen. Von C. Görte, Oberstabsveterinär und Inspizient 
an der Militär-Veterinär-Akademie. Zweite Auflage mit 80 Ab- 
bildungen. Berlin 1912. Verlag von August Hirschwald, Preis 
2,50 M. 


Der Leitfaden ist noch vor Ablauf eines Jahres in zweiter Auflage er- 
«hienen, ein Beweis, daß die Nachfrage nach diesem eine sehr rege gewesen 
st und für die Herausgabe dieses mit lobenswerter Kürze und in klarer, 
lacht faßlicher Diktion geschriebenen Leitfadens ein fühlbares Bedürfnis vor- 
zieren hat. Wenn der Leitfaden auch hauptsächlich für die Truppenschmiede 
stimmt ist, so werden sicherlich die Zivilschmiede die Anschaffung desselben 
niemals bereuen. In der neuen Auflage sind im Text nur kleine Abände- 
rungen vorgenommen, aber die Zahl der sehr instruktiven Abbildungen um 
acht vermehrt bzw. ergänzt worden. Wöhler. 


Personalnachrichten 


Preufsen. Befördert: Zu K.St.V.: die St.V. (m. d. Titel 
0,St.V.) Güntherberg beim Fa.R. 3, unter Versetzung zur Milit. 
Veter. Akad, Handschuh beim Lehr-R. der Feldart. Schießsch,, 
unter Versetzung zum Gen. Kom. VI. A. K. — Ein Patent ihres 
Dienstgrades verliehen: den K.St.V. Fränzel bei der Milit. Veter. 
Akad., Grammlich beim Kriegsministerium. Zu O.St.V. m. d. R. 
der char. Majore ernannt: die St.V. (m. d. Titel O.St.V) Kaden 
teim Fa. 22, Zeitz beim Fa. 4, Rexilius beim D.R. 10, Lewin beim 
K.R. 4, Kapteinat beim 1. G.U.R., Mierswa beim Fa. 42, Bergin 
beim K.R. 2, Scholtz beim Fa. 14, Graf beim Jäg. R. z. Pf. 6, 
Petsch beim 2. G.U.R., Christ beim Fa. 15, Becker beim Fa. 36, 
Rummel beim Fa. 51, Schulz beim Fa. 44, Reinhardt beim H.R. 5. 
-- Zu St.V. befördert: die O.V. Kämper beim 1. G.D.R., Jocks 





= 112 


bei der Fußart. Schießsch., Burau beim H.R. 13; zu O.V. die V. 
Dr. Dornis bei der Milit. Veter. Akad., Kürschner beim 1. G.Fa. -— 
Unter Beförderung zu V. versetzt: die U.V. bei der Milit. Veter. 
Akad. Hinkel zum H.R. 14, Barck zum 1. G.U.R. Dr. Steinbeck 
zum K.R. 6, Balcke zum H.R. 15, Dr. Boenisch zum Fa. 14, Kröcher 
zum D.R. 12, Lange zum Fa.54. Die bish. Stud. der Milit. Veter. 
Akad. Dietze, Schuhmann und Pietzsch zu U.V. befördert. — 
Versetzt: die K.St.V. Schlake beim Gen. Kom. VI. A. K., als techn. 
Vorstand zur Lehrschm. i. Berlin, Hönscher, techn. Vorstand bei 
der Lehrschm. i. Hannover, zum Gen. Kom. XVI. A. K.; die St.V. 
Schultze beim Tr.B. 10. als techn. Vorstand zur Lehrschm. i. Han- 
nover, Rips beim U.R. 14, zum Fa. 63, Kofsmag bei der Lehrschm. 
i. Berlin, zum Fa. 3, Dorner beim Fa. 14 zum U.R. 14, Saar beim 
Fa. 30, zum D.R. 15, Zniniewiez beim Fa. 69, zum Lehr-R. der 
Feldart. Schießschule; die O.V. Preising beim D.R. 12, zum L.K.R. 1, 
Dröge beim Fa. 47, zur Lehrschm. i. Berlin, Rühl beim K.R. 6, 
zum Fa. 69, Andree beim Tel.B. 2, zum Fa. 47, Bauch beim H.R. 15, 
zum Tel.B. 2; der V. Klingemann beim Fa. 66, zum Fa. 30. —: 
Der Abschied m. d. gesetzl. Pension bew.: Poetschcke, 
K.St.V. beim Gen. Kom. XVI. A. K. Prof. Kösters, K.St.V. u. techn. 
Vorstand der Lehrschm. i. Berlin, beiden m. d. Erl. zum Tragen 
ihrer bish. Uniform u. unter Verleihung des Kronenordens 3. Kl., 
Boeder, O.St.V. beim D.R. 5, m. d. Erl. zum Tragen seiner bish. 
Uniform, Ochmann, O.V. beim D.R. 15. — Der Abschied m. d. 
gesetzl. Pension aus dem aktiven Heer bew.: Beyer, O.V. 
beim Fa. 35; zugleich ist derselbe bei den Veterinäroffizieren der 
Landw. 2. Aufg. angestellt. -— Ordensverleihungen zum Ordens- 
fest 1912: Den R.A.O. 4. Kl. haben erhalten: die St.V. Mölhusen 
beim Fa. 55, Hensel beim Fa. 54, Seegert beim Jäg. R. z. Pf. 1, 
Böhland beim D.R. 9, Krüger beim Fa. 46, Tennert beim Fa. 1, 
Nordheim beim Fa. 56, Kühn beim Fa. 10, Brose beim L.D.R. 20, 
Krill bei der Lehrschm. i. Königsberg i. Pr., Herbst bei der 
Lehrsehm. i. Frankfurt a. M, Grundmann beim Fa. 6, Brost beim 
Fa. 43, Barth beim Fa. 52, Mohr beim H.R. 11, Buchwald beim 
Fa. 8, Bandelow beim Milit. Reit. Inst., Christ beim D.R. 4. — Im 
Beurlaubtenstande: Hartig, O.V. der Res. (III Berlin), zum 
Veterinäroffizier, u. zwar zum O.V. d. Res. m. einem Patent vom 
27.5. 1906 ernannt. — Beamte der Militärverwaltung: Pelka, 
(iesenschlag, St.V. bei den Rem. Dep. Dölitz und Jurgaitschen, 
der Char. O.St.V. m. d. persönl. Range der Räte V. Klasse verliehen. 
Krüger, St.V. vom Rem. Dep. Brakupönen auf seinen Antrag mit 
Pension in den Ruhestand versetzt. 


Bayern. Der Militär-Verdienst-Orden 4. Kl. wurde dem O.St.V. 
Forthuber, 3. Fa., verl. 

Württemberg. Dr. Jahn, V. im D.R. 25, vom 1.2.12 ab auf 
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< Oberstabsveterinär Kalkoff:' Z f. V. , Heft 11, 1910 
\ Priess, Oberveterinäre Nordt Garbe, 
Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911 
Ri Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 
„ Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24.8. 11 
Indikationen: Distorsionen, akute u. chron. Sehnen- 
entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, 
Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzün- 
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Über Hydrogenium der Firma E. Merck, Darmstadt, liegt diesem 
u, eft ein Prospekt bei, auf den wir hiermit hinweisen. ne 





Diesem Hefte liegt ein Prospekt über Veterinär-Majamin der Firma 
Yoghurt-Centrale Dr. J. Schaffner & Co., Berlin-Grunewald, bei, 
auf den wir unsere geehrten Leser ganz besonders aufmerksam machen. 





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erster Autoritäten) hatte die Entstehung zahlreicher 


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gemäfs billiger hergestellt und verkauft werden, aber bei ihrer An- 
wendung läuft man Gefahr, unerwünschte Wirkungen zu erzielen. 

Es empfiehlt sich daher, nach wie vor Vasogen-Präparate zu 
verordnen, und zwar ausdrücklich in 


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Herausgegeben von den 
lnspizienten der Militär-Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 
5 der Militär-Lehrschmiede Berlin s 


Wöhler 





~ Inhaltsangabe, 


Bericht über die im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten aus- 
gelührten Untersuchungen über die Brustseuche der Pierde. Er- 
stattet am 27. Februar 1908 von Prof. Dr. Gaffky. Schluß. 


Betrachtungen über die Ursache der Strahliäule. Von Oberstabsveterinär 
” Rexilius DE u de ee ee A Er ee d 


Mitteilungen aus der Armee 


Vorkommen von „Filaria papillosa“ bei monsölscken Pferden. Von 
Stabsveterinär Hellmuth. — Ein Fall von Hyperhidrosis partialis. Von 
Stabsveterinär Spring. — Erfahrungen mit Klebeverbänden, insbesondere 
mit Mastixverbänden. Von Veterinär Heinz. — Über Digalenwirkung. 
Von Oberveterinär Schober. — Ein- und Ausladen von Pferden bei Eisen- 
bahntransporten. Von Oberveterinär Kabitz. — Kastration einer Stute 
durch Flankenschnitt. Von Stabsveterinär Nordheim. 


Reierate 

Tagesgeschichte 
Verschiedene Mitteilungen . 
Bücherschau 
Personalnachrichten.. 


Ausgegeben am 1. März 1912. 


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Redigiert von Korpsstabsveterinär 


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Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchbandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 
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Seite 


113—122 


123 — 129 


129—142 


142 --151 
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Schwammifilz für hydropathische Umschläge in Nr. 12. Jahrgang |, 
dieser Zeitschrift von Herrn Stabsveterinär Verfürth empfohlen. 


Muster postfrei. 


Ferner alle Gattungen Filz für Konfektion, Stickerei, Portieren, Tischdecken, Jupons- 
und Mützenfabrikation. Teppichfilze. Filzstoffe, Oberfilze, Futter- und Einlegesohlen- 
filze für Schuhfabrikation. Mechanik- und Pianofilze. Formstecherfilze. Polierfilze 
Zylinder- und Kratzentuchfilze, überhaup! erstklassigeFeinfilzeallerArt —Export. 





Diesem Hefte liegt ein Prospekt der Firma 
G. Rüdenberg jun., Hannover und Wien, 
bei, auf den wir unsere geehrten Leser 
ganz besonders aufmerksam machen. 

1 






Mustads 
Hufnägel 


Das Beste ist gerade gut genug für den Hufbeschlag, und wenn das Beste 
dazu noch zu vorteilhaftem Preis geboten wird, so wird dem Schmiedemeister die 
Wahl nicht schwer. 

Dies gilt in vollem Maße von dem Hufnagel 


„MARKE MUSTAD“. 


Dieser Hufnagel hat sich seiner großen Vorzüge. wegen überall, wo er 
bekannt wurde, beliebt gemacht; er hat sich bereits in den besten und größten 
Hufbeschlagschmieden eine bleibende Stätte erobert. 

Ich verwende nur Hufnägel Marke MUSTAD, das bekommen die Händler, 
welche andere Hufnägel anbieten, überall und tausendfach zu hören. 

Welches sind denn nun die Vorzüge des MUSTAD Hufnagels, die ihn zum 
Liebling aller Schmiedemeister machen ? 

Der MUSTAD Hufnagel ist von Anfang bis zu Ende fachmännisch hergestellt: 

Kopfform — Klinge — Richtung — Zwicke — Spitze 
alles tadellos. 

Abspringen der Köpfe bei sachgemäßer Verwendung unmöglich. 

Alle üblichen Kopfformen und alle Größen werden geliefert. 

Der Preis ist billig. 

Und die beste Empfehlung für den MUSTAD Hufnagel: 

Er ist aus echtem schwedischen Spezial-Hufnageleisen. 

Dieses Hufnageleisen wird ausschließlich für die MUSTAD Hufnägel hergestellt. 
Es verleiht dem Nagel seine unvergleichliche Güte und Haltbarkeit. 

Zu haben in den Eisenhandlungen. 






























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Sicherheits- Hufbeschlag 


nennt sich unsere „Hufeinlage aus imprägniertem Filz“, 
die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig- 
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg- 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti- 
zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 


FA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
we die Prellung.“ 
TE Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
bei allen Hufabnormitäten, wie: Flach-u.Zwang- 
#huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
we; und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
= gallen, Hornspalten usw. 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt. 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
hindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbei größter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und 
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


Alleinige Fabrikanten: 


Steinhäuser & Kopp, Filzfabrik, Offenbach a.M. 











Wie schon länger im Auslande üblich, finden jetzt auch bei uns immer mehr in 
tierärztlichen Kliniken Operationstische beziehungsweise Umlege-Apparate Anwendung, 
die nicht nur in hygienischer Weise, sondern auch in bezug auf praktisches Arbeiten den 
weitgehendsten Anforderungen gerecht werden. Die meisten der bisher üblichen Apparate 
besitzen zu komplizierte Konstruktion und dementsprechend ist ihr Anschaffungspreis ein 
derartig hoher, daß eben aus diesem Grunde solche ÖOperationstische bei uns nur in hervor- 
ed größeren, meist Universitätskliniken Anwendung fanden. Die auf dem Gebiete 
„Einrichtung moderner Stallanlagen‘“ bekannte Spezialfirma Kaspar Berg in Nürnberg 
bringt nun seit einiger Zeit nach mehrjährigen gemeinsam mit praktischen Tierärzten 
angestellten Versuchen solche Apparate in den Handel, welche nicht nur allen modernen 
Anforderungen entsprechen, sondern deren verhältnismäßig billige Anschaffungskosten es 
anch dem Tierarzt mit kleiner Praxis ermöglichen, sich dieser ungemein empfehlenswerten 
Hilfsapparate zu bedienen. Auch alle sonstigen zur tierärztlichen Krankenpflege benötigten 
Hilfsmittel, praktische Schwebeapparate, Bade- und Kihlstände u.s.f., welche die Firma 
Kaspar Berg führt oder über deren Anlage dieselbe allen Interessenten bewährten Rat in 
entgegenkommendster Weise zur Verfügung stellt, geben von dem Interesse Kunde, 
weiches-die genannte Firma allen ihr Gebiet streifenden Sparten ee ia 

Unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt dieser Firma bei, dessen Durchsicht 
gewiß die Aufmerksamkeit vieler unserer Leser erregen wird. 









Praktisch! Minutenthermometer (Maxima) Sehr beliebt! 


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Rille zum Einbinden eines Bindfadens, fest eingeschmolzener Milchglasskala, 
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leicht zerbrechlich —, oval, in ff. Niekelschiebehülsen, 13 cm lang, garantiert 
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Durch Verbindung des Schlauchansatzes mit der Kanüle mittels eines Konus 
ist diese nicht nur als Doppelkanüle, sondern nach Herausziehen der inneren Kanüle 
auch als einfache Infusionsnadel zu benutzen, da die Griffplatte der Nadel auch eine 
Bohrung für den Konus des Schlauchansatzes besitzt. 


Telegramm-Adresse: „Veterinaria‘ 











24. Jahrg. März 1912. 3. Helft. 


Zeitschrift w-Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 80. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an 


Bericht über die im Königl. Institut für Iniek- 
tionskrankheiten ausgeführten Untersuchungen 
über die Brustseuche der Pierde. 
Erstattet am 27. Februar 1908 von Profi. Dr. Galiky. 


(Schluß.) 


IV. Dauer des Inkubationsstadiums der 
Brustseuche. 


An welchem Tage in dem besprochenen Versuche die In- 
fektion der Fohlen erfolgt ist, läßt sich nicht entscheiden. Sehr 
auffällig ist jedenfalls, daß die Erkrankung beider Fohlen fast 
gleichzeitig einsetzte. Nimmt man mit uns an, daß die Infektion 
nicht auf die erwähnten Eingriffe (Fütterung mit Kot am 16. II. 
und Einreiben mit Putzstaub am 25. II.), sondern darauf zurück- 
zuführen ist, daß am 25. II. der brustseuchekranke „Luxus“ 
zu den Fohlen gestellt wurde, so kann, da die Fohlen am 5. und 
6. IV. erkrankten, das Inkubationsstadium in maximo 39 und 40 
Tage gedauert haben. Bei der Annahme, daß die Infektion nicht 
gleich am ersten, sondern etwa am 8. bis 9. Tage des Zusammen- 
stehens mit dem kranken „Luxus“ erfolgt ist, bleibt immer noch 
ein Inkubationsstadium von etwa 30 Tagen. 

Sehr bemerkenswert ist in diesem Zusammenhange die Art, 
wie „Luxus“ selbst und mit ihm ein anderes Remontepferd „Lenz“ 
infiziert wurden. Beide Pferde, bis dahin völlig gesund, wurden 
am 20. I. 1907 aus dem von Brustseuche damals durchaus freien 
Versuchsstalle in der Hollmannstraße zur Kaserne des 2. Garde- 
Ulanen-Regiments verbracht und hier im Krankenstall der 3. Es- 
kadron zwischen brustseuchekranke Pferde gestellt. 

„Lenz“ erkrankte am 21. II. 1907, „Luxus“ am 24. II. 1907 


‚ an typischer Brustseuche. Die Inkubationszeit kann also bei „Lenz“ 


in maximo 31 Tage, bei „Luxus“ 34 Tage gedauert haben. 
R. Koch hatte bei entsprechenden, mit im ganzen 16 Pferden 
angestellten Versuchen ebenfalls Beobachtungen gemacht, die für 


Zritschr. f. Veterinärkunde. 1912. 3. Heft. 5 


— 114 = 


eine beträchtliche Länge des Inkubationsstadiums sprachen. Von 
der Einstellung in verseuchte Stallungen bis zum Ausbruche der 
Krankheit wurde hier ein Zeitraum verzeichnet, der zwischen 19 
und 32 Tagen schwankte. 

Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß genaue Beobach- 
tungen über die Dauer des Inkubationsstadiums sowohl in wissen- 
schaftlicher wie praktischer Hinsicht von der größten Bedeutung 
sind. Wir hätten daher gern die Versuche mit der Maßgabe wieder- 
holt, daß sicher empfängliche Tiere nur für 1, 2, 4 und 8 Tage 
zwischen kranken Tieren belassen und danach alsbald zur wei- 
teren Beobachtung in ihren nicht verseuchten Stall zurückgebracht 
wären, mußten aber teils wegen Mangel an geeigneten Pferden, 
teils um andere im Gange befindliche Versuche nicht zu durch- 
kreuzen, auf derartige Versuche vorerst verzichten. 

Nicht ganz einwandsfrei, weil unter Verhältnissen angestellt, 
unter denen eine spätere Infektion nicht mit voller Sicherheit aus- 
geschlossen werden konnte, ist eine von Oberveterinär Lührs ge- 
machte Beobachtung: Zwei Pferde hatten nur eine Nacht in einem 
verseuchten Stalle gestanden und waren dann in einen benach- 
barten Stall verbracht, wo sie zwischen gesunde Pferde gestellt 
wurden. Sie erkrankten hier nach 34 und 36 Tagen. 

Im Zusammenhange mit den übrigen Tatsachen ist diese 
l,ührs’sche Beobachtung jedenfalls sehr beachtenswert. 


V. Infektionsversuche mit Brustseuche- 
Material an kleinen Versuchstieren. 


Die von uns an kleinen Tieren, wie Kaninchen, Meerschwein- 
chen und Mäusen angestellten Infektionsversuche haben bemer- 
kenswerte Ergebnisse nicht geliefert. Das größte Interesse boten 
hier die Versuche, welehe mit dem bakterienfreien, von den beiden 
Fohlen I und II gewonnenen Material angestellt wurden. 

Mit Material von Fohlen I wurden am 8. IV. 1907 folgende 
Versuche ausgeführt: 


1. Von dem noch lebenswarmen Blute des Fohlens erhielten 
3 Kaninchen und 3 Meerschweinchen je 3 cem in die Bauchhöhle 
injiziert. 

Alle Tiere blieben gesund. 

2. 2 Kaninchen erhielten einige Tropfen lebenswarmen Blutes 
des Fohlens in die vordere Augenkammer. Abgesehen von einer 
parenchymatösen Hornhauttrübung blieben die Kaninchen gesund. 

3. Je ein kleines Stück des infiltrierten Lungengewebes wurde 
3 Kaninchen in die vordere Augenkammer eingeimpft. 

Alle Tiere blieben gesund; nur bei einem erfolgte eine Ent- 
zündung des Auges. Dieses wurde herausgenommen, in Sublimat- 
alkohol gehärtet, eingebettet und mit dem Mikrotom geschnitten. 


— 115 — 


Die mikroskopische Untersuchung der Schnitte ergab keine Mikro- 
organismen. 

4. 3 Kaninchen erhielten in die Bauchhöhle eine Einspritzung 
von je 3 cem Lungensaft der erkrankten Stelle. Alle Tiere blieben 
gesund. 

5. Am 12. IV. 1907 wurden 2 Meerschweinchen mit Lungen- 
stückchen vom Fohlen I, die 4 Tage bei Zimmertemperatur auf- 
bewahrt waren, gefüttert. Sie blieben gesund. 

Mit dem vom Fohlen II herrührenden Material wurden am 
9. IV. 1907 folgende Versuche gemacht: 

1. 4 Kaninchen erhielten je 3 ecem frischen Lungensaftes in die 
Bauchhöhle eingespritzt. 2 von diesen Kaninchen starben an einer 
mit der Infektion offenbar nicht in Zusammenhang stehenden 
Seuche, zwei blieben gesund. 

2. 4 Meerschweinchen erhielten eine Einspritzung von je 
3 cem Lungensaft in die Bauchhöhle. Sie blieben alle gesund. 


VI. Infektionsversuche mit Brustseuche- 
Material an Pferden. 


Sechs Pferden, die, soweit uns bekannt war, die Krankheit 
noch nicht überstanden hatten, wurden Pillen eingegeben, die aus 
erkrankten Lungenteilen und Dünndarminhalt an Brustseuche ver- 
endeter Pferde unter Zusatz von Mehl hergestellt waren. 

Die Versuche waren folgende: 

Am 21. X. 1906 erhielten zwei Pferde Pillen mit Darminhalt 
und Lungenteilen. 

Am 29. X. 1906 erhielt ein Pferd Pillen mit Lungenteilen, ein 
zweites Pferd Pillen mit Dünndarminhalt. 

Um auch die Möglichkeit einer Weiterentwicklung des Erregers 
außerhalb des lebenden Körpers zu berücksichtigen, wurde das 
bei der Obduktion gewonnene Material zunächst 8 bzw. 14 Tage 
lang stehen gelassen und erst dann zur Herstellung der Pillen 
benutzt. Am 5. XI. 1906 erhielten zwei Pferde derartige Pillen. 

Keins der sechs Versuchspferde ist er- 
krankt. 

Das bei der Obduktion der beiden Fohlen I und II am 8. und 
9. IV. 1907 gewonnene Brustseuchematerial (entzündete Dünn- 
darmteile, Dünndarminhalt und erkrankte Lungenteile) wurde am 
10. April zu einem Infektionsversuche bei Fohlen III, einem wohl 
bisher noch nicht durchseuchten, einige Monate alten Tiere benutzt. 
Das Material wurde mit Mehl zu Pillen geformt und per os bei 
nüchternem Magen eingegeben. Darauf erhielt das Fohlen größere 
Mengen Wasser zu trinken. Derselbe Versuch wurde sechs Wochen 
später mit dem gleichen Material, das bis dahin an einem kühlen 
Raume aufbewahrt war, wiederholt. Das Fohlen hat keinerlei 
Krankheitserscheinungen gezeigt. 


— 16 — 


VII. Versuche über die Rolle von Ratten 
und Mäusen als Zwischenträger bei der 
Brustseuche. 

Da alle Versuche, die Brustseuche experimentell von einem 
kranken auf ein gesundes Pferd direkt zu übertragen, zu sicheren 
Ergebnissen nicht geführt hatten, mußte die bereits berührte Frage 
geprüft werden, ob bei der Übertragung tierische Zwischenträger 
eine Rolle spielen könnten. Es ist eine von den Truppenveterinären 
häufig gemachte Beobachtung, daß die bei einem Truppenteil aus- 


—. 


‚gebrochene Brustseuche erlischt, wenn das Standquartier ver- 
lassen wird. Da im Gegensatz zu dem am Pferde haftenden klei- 
neren Ungeziefer etwa im Stalle vorhandene Ratten und Mäuse 
an ihrem Standorte verbleiben, so wurden sie zunächst in den Be- 
reich der Untersuchungen gezogen. 

Die Übertragung könnte in der Weise gedacht werden, daß 
Ratten oder Mäuse sich im Stall an dem Kot kranker Pferde infi- 
zierten, daß der mutmaßliche Krankheitserreger im Körper jener 
Nagetiere eine Art von Reifung durehmache und mit ihrem Kot in 
gereiften Zustande entleert werde. Die Infektion der Pferde würde 
man sieh dann so vorstellen können, daß das durch Ratten- oder 
Mäusekot verunreinigte Futter das Bindeglied bildete. 

Die auffallend lange Inkubationszeit (anscheinend bis zu 30, 
ja 40 Tagen) würde unter solchen Verhältnissen leichter verständ- 
lich sein als bei der Annahme einer direkten Übertragung des Er- 
rerers von Pferd zu Pferd. 

In dem Versuchsstalle in der Hollmannstraße wurde nun eine 
für zwei Pferde Platz bietende Abteilung hergerichtet, deren Fuß- 
boden zementiert wurde. Das untere Drittel der Seitenwände 
dieses kleinen Stalles wurde aus Eisenblech hergestellt, während 
die übrigen Teile der Seitenwände und die Decke aus eng- 
maschirem Drahtnetz gebildet waren. Die Futter- und Tränkvor- 
richtung war seitwärts in der Weise eingerichtet, daß das Füllen 
der Tröge ohne Öffnung der gut abgedichteten Tür stattfinden 
konnte. An den Innenwänden wurden kleine Holzkisten aufge- 
stellt, um den Mäusen und Ratten als Unterschlupf zu dienen. 

Am 27. XI. 1906 wurden in den Stall zwei Remonten einge- 
stellt, die bisher unseres Wissens noch nicht durchseucht waren. 
Den Truppenteilen, die damals brustseuchekranke Pferde hatten, 
wurden Ratten- und Mäuselallen zur Verfügung gestellt; sie wur- 
den gebeten, uns alle in den betreffenden Stallungen gefangenen 
Ratten und Mäuse abzuliefern. Auffallenderweise erhielten wir 
nur sehr wenige derartige Tiere; sie wurden sogleich in die Stall- 
abteilung gebracht und hier in Freiheit gesetzt. 

Im Institut wurden inzwischen 24 graue Ratten, 22 graue 
Mäuse und 20 bunte und weiße junge Ratten in Käfige verteilt, 
in die monatelang fast täglich frischer Dung von brustseuche- 


= T = 


erkrankten Pferden eingebracht wurde. Der Ratten- und Mäuse- 
kot aus den Käfigen wurde gesammelt und in achttägigen Zwi- 
schenräumen 6 Versuchspferden teils in Pillenform eingegeben, 
teils unter das Futter gemengt. 

Von den grauen Mäusen, die mit Brustseuchekot gefüttert 
waren, starben 7; bei 5 von ihnen konnten im Dünn- und Dick- 
darminhalt Coccidien festgestellt werden, welche zum Teil Ent- 
wicklungs- bzw. Teilungsformen zeigten. 

Nun ist allerdings die Mäusecocecidiose eine bei dieser Tierart 
unter Umständen stark verbreitete parasitäre Erkrankung. Da 
es sich aber bei den hier gefundenen Coccidien möglicherweise 
nicht um die gewöhnlichen Mäusecoceidien, sondern um eine diesen 
nahestehende und nicht sicher von ihnen zu unterscheidende Art 
handeln konnte, und da anderseits die Beziehungen der Mäuse- 
coccidiose zur Brustseuche der Pferde noch nicht in den Bereich 
der Erwägungen gezogen waren, so machten wir mit diesen Coc- 
cidien ebenfalls künstliche Übertragungsversuche. 

Ein Teil des verdächtigen Darminhalts der Mäuse wurde so- 
gleich an 6 gesunde Pferde, die angeblich noch keine Brustseuche 
(durchgemacht hatten, verfüttert; der Rest wurde zunächst bis zu 
6 Wochen bei Zimmertemperatur aufbewahrt, um eine eventuelle 
Reifung der Parasiten zu erreichen, und während dieser Zeit in 
gewissen Zeitabständen an Pferde verfüttert. 

Von 6 gestorbenen grauen Ratten enthielten 2 im Darminhalt 
Coceidien, mit welchen in derselben Weise verfahren wurde, wie 
bezüglich der Mäuse. 

Am 21. XII. 1906 wurden von den mit Pferdedung gefütterten 
Nagern 6 graue Ratten und 6 graue Mäuse in den Versuchsstall 
eingesetzt. 

Weder die beiden in dem Versuehsstall 
befindlichen noch die mit dem Ratten- und 
Mäusematerial gefütterten Pferde sind er- 
krankt. Der Versuch in dem Stalle kann übrigens nicht als 
ganz einwandsfrei angesehen werden, da bei einer späteren Revi- 
sion weder Ratten noch Mäuse vorgefunden wurden. Der Grund 
hierfür war mit großer Wahrscheinlichkeit darin zu suchen, daß 
die eingesetzten Ratten und Mäuse durch eine erst nachträglich 
entdeckte schadhafte Stelle im Mauerwerk entwichen waren. 

Da inzwischen die Brustseuche bei den Regimentern der Gar- 
nison erloschen war, mußte eine Fortsetzung der Versuche zu- 
nächst unterbleiben. 


VIII. Versuche über die Rolle von Insekten als 
Zwischenträger bei der Brustseuche. 


In Hinsicht auf die Möglichkeit, daß Insekten, wie Flöhe, 
Läuse, Stechfliegen, Mücken, Wanzen als Zwischenträger bei der 


— 118 


Brustseuche-Infektion eine Rolle spielen könnten, war der Ver- 
such gemacht, aus verseuchten Militärställen derartige Insekten 
zu Versuchszwecken zu erhalten. Der eingeschlagene Weg hat 
sich jedoch nicht als gangbar erwiesen. Von einer Anzahl von 
Regimentern wurden zwar Gefäße mit den gewöhnlichen Pferde- 
fliegen oder auch einige Spinnen eingesandt; die meisten Truppen- 
teile bemerkten aber, daß es in ihren Stallungen kein „Ungeziefer‘‘ 
gebe. 

Zur genaueren Durchsuchung verseuchter Stallungen bot sich 
Gelegenheit, als im Herbst 1907 die Seuche im 1. Garde-Feld-Ar- 
tillerie-Regiment zum Ausbruch kam. Es zeigte sich, daß in den 
Ställen zwar mancherlei Insekten vorhanden waren, daß ihr Auf- 
suchen zunächst aber doch eine gewisse Übung erforderte. In- 
sekten wurden am häufigsten in den Stallecken gefunden und 
zwar auf den Mauervorsprüngen oberhalb der Krippe oder in den 
Ritzen und Löchern der Stallwand. Insektenfrei war fast stets 
die Stallvand bis etwa 30 cm oberhalb der Streu. Aus den 
Löchern wurde das die Insekten bergende Staubmaterial mit 
langen Dralıthaken heraustreholt und sogleich auf eine schwarze 
Papierunterlage geschüttet, um die zum Teil überaus kleinen Tiere 
zu isolieren. Am häufigsten wurden ermittelt: 

1. Spinnen der verschiedensten Art in großer Anzahl. 

2. Milben, und zwar eine dem Dermanyssus avium (Vogel- 
milbe) nahestehende Art und die sehr kleine gewöhnliche Staub- 
milbe. Letztere wurde am besten dadurch abgesondert, daß das 
ganze aus einem Stall gewonnene Material auf Fließpapier aus- 
gestreut und einen Augenblick darauf liegen gelassen wurde. Beim 
Herunterstreuen des Staubes blieben dann die Milben an diesem 
Papier haften. Wurde ein mit dem Staubmaterial angefülltes 
Glasgefäß eine Nacht hindurch stehen gelassen, nachdem vorher 
auf das Material Stückchen von Fließpapier gelegt waren, so saßen 
diese am anderen Morgen voll von kleinen Milben. 

3. Skorpione, und zwar eine von dem Bücherskorpion nicht 
zu unterscheidende Art. Sie saßen meist in den tiefen Löchern 
der Stallwand und wurden am besten erhalten, wenn man das 
ganze Staubmaterlal in einem Glasgefäß ruhig stehen ließ, da sie 
dann an der Oberfläche und an der Glaswand sich sammelten. 

4. Mauerasseln. 

5. Wanzen. 

Die gefundenen Wanzen gehören wahrscheinlich zu den soge- 
nannten Baumwanzen. Es wurden geflügelte und ungeflügelte 
Exemplare gefunden, mit auffallend langem Stechrüssel. 

b. Käfer. 

T. Fliegen. 

Anhaltspunkte dafür, daß unter den gefundenen Insekten Blut- 
saugende sich befanden, haben sich weder bei der mikroskopischen 


— 19 — 


Untersuchung ihres Körperinhalts noch bei den Versuchen er- 
geben, sie auf der Haut von Mäusen oder von Pferden zum Saugen 
zu bringen. | | 

In einem Versuchisstalle in der Hollmannstraße wurden nun- 
mehr zwei etwa 15 Jahr alte Fohlen (IV und V) aufgestellt, und 
das in den verseuchten Stallungen gefundene insektenhaltige Staub- 
material am 19. X. 1907 in diesen Stall übertragen. Die Pflege der 
Fohlen lag Mannschaften ob, die den Stall nur in einem besonderen 
Anzuge und mit besonderem Schuhwerk betreten durften. Eine 
Reinigung der Pferde fand während des Versuches absichtlich 
nicht statt. 

Täglich dreimal wurde bei den Tieren die Mastdarmtempe- 
ratur festgestellt, und häufig Untersuchungen des Blutes vorge- 
nommen. 

Nachdem dieser Versuch völlig ergebnislos verlaufen war, 
wurde er am 3. XII. 1907 mit zwei anderen ebenfalls ca. 4» Jahr 
alten Fohlen (VI und VII) in einer anderen Stallabteilung wieder- 
holt. Dieses Mal wurde das Material aus einem seit 3 Wochen ver- 
seuchten Stalle des 2. Garde-Ulanen-Regiments entnommen. 

An Lebewesen waren in den Staubteilen Milben, Spinnen, 
Fliegen und Käfer, aber keine Wanzen und Skorpione gefunden. 
Dazu kam Material aus den Stallungen des 1. Garde-Feldartillerie- 
Regiments, in dem außer den genannten Insekten noch Skorpione 
und einige Wanzen nachgewiesen waren. Die Wanzen wurden dem 
einen Fohlen in die Mähne gesetzt, und das übrige Material teils 
auf den Rücken der Pferde, teils an den Wänden des Stalles und 
in den Krippen ausgestreut. 

Am 4. XII. 1907 wurde zu diesen beiden Pferden noch das 
früher schon ohne Erfolg zu Fütterungsversuchen benutzte ca. 
1!,jährige Fohlen (III) eingestellt. 

Am 4., 5., 8., 12., 13., 15., 16., 18. und 19. XII. 1907 sowie am 
8. I. 1908 wurde abermals Staubmaterial aus verseuchten Stal- 
lungen des 1. und 3. Garde-Feldartillerie-Regiments, des 2. Garde- 
Ulanen-Regiments und der Pferdehandlung Neuberg entnommen. 
In diesem Material fanden sich die oben aufgeführten Insekten in 
sehr wechselnder Zahl und Art. Bemerkenswert ist, daß in dem 
sehon seit längerer Zeit verseuchten Neubergschen Stalle nie- 
mals Wanzen oder Milben gefunden wurden, während das in dem 
übrigen Material fast immer der Fall war. 

Nach der Untersuchung wurde das aus den Stallungen ge- 
wonnene Material stets alsbald in den Versuchsstall in der Holl- 
mannstraße verbracht. 

Die genau beobachteten Versuchsfohlen sind 
auchindiesemVersuchevölligegesundgeblieben. 

Am 22. I. 1908 wurden auf einem brustseuchekranken Pferde 
des 1. Garde-Feldartillerie-Reeiments dureh Auskämmen mittels 


= Pu 


eines engen Kammes Pferdeläuse (Haematopinus macrocephalus) 
ermittelt. Diese wurden am 23. I. 1908 an brustseuchekranke Pferde 
des 2. Garde-Ulanen-Regiments zum Saugen angesetzt. Die Läuse 
verkrochen sich sofort zwischen den Pferdehaaren und begannen 
Blut zu saugen. Der sich füllende Hinterleib wurde dabei in die 
Höhe gestreckt, so daß er senkrecht zum Pferdekörper zu stehen 
kam. Nach vollkommener Sättigung konnten die Läuse ohne 
Schwierigkeiten abgenommen werden, während sie bei ihrer saugen- 
den Tätigkeit nur mit Gewalt von der Haut losgerissen werden 
konnten. 

Nach dem Blutsaugen wurden die Läuse auf die drei vorstehend 
erwähnten Fohlen III, VI und VII gesetzt. In gleicher Weise wurde 
am 25. I. 1908 verfahren. Ein Putzen der Tiere wurde auch jetzt 
unterlassen. 

Dieser Versuch ist bisher ebenfalls völlig 
negativ verlaufen. 

In den von Brustseuche befallenen Stallungen des 2. Garde- 
Ulanen-Regiments ist übrigens auch aufs sorgfältigste nach wenn 
auch nur spärlich vorhandenen Läusen gesucht. Weder hier noch 
in den Stallungen des Instituts für Infektionskrankheiten konnten 
jene Parasiten bei Pferden gefunden werden. 

Eine Tatsache, welche die Annahme einer Mitwirkung tierischer 
Zwischenträger bei der Brustseuche-Infektion bestätigt hätte, hat 
sich bei den bisher angestellten Versuchen nicht ergeben. 


IX. Serodiagnostische Versuche, 


Angesichts der zum mindesten bei den ersten Fällen von Brust- 
seuche-Erkrankungen vorhandenen Schwierigkeit, mit genügender 
Sicherheit die Diagnose stellen zu können, würde eine Vermehrung 
der diagnostischen Hilfsmittel ohne Zweifel sehr erwünscht sein. 
Die Erfolge, welehe mit der Wassermannschen Serodiagnostik 
bei Syphilis erzielt worden sind, veranlaßte uns daher, auch bei 
der Brustseuche bezügliche Versuche anzustellen. Zur Verwendung 
gelangten 6 Extrakte, welehe aus roten Blutkörperchen von brust- 
seuchekranken Pferden (2. und 4. Krankheitstag) und rekonva- 
lescenten Pferden (1, 4 8, 14 Tage nach der Entfieberung) 
stammten. 

Von Organextrakten wurden verwendet solche aus Lunge, Milz, 
Leber, Niere, Bronchialdrüsen, Mesenterialdrüsen und Herzmuskel 
auf der Höhe der Krankheit verendeter Pferde; zur Kontrolle 
dienten Blutkörperchen- und Organextrakte von gesunden, wahr- 
scheinlich noch nicht durcehseuchten Pferden. Als spezifische Sera 
wurden zu diesen Versuchen verwandt solehe von 6 brustseuche- 
kranken und rekonvalescenten Pferden. Geprüft wurde ferner 
Serum von einem Rotlaufseuchepferd, sowie mehrere Normalsera. 

Auf die Versuechsanordnung soll hier im einzelnen nicht einge- 


ze I == 


gangen werden; es genüge die Mitteilung, daß eine ausgesprochene 
diagnostisch verwertbare spezifische Beziehung zwischen Organ- 
extrakten und Blutserum brustseuchekranker Tiere in einer großen 
Reihe verschiedentlich modifizierter Komplementbindungsversuche 
sich nicht erkennen ließ, vielleicht deswegen, weil schon normales 
Pferdeserum allein in verhältnismäßig sehr geringen Mengen eine 
Ablenkung bzw. Bindung des die Blutkörperchen lösenden Stoffes 
bewirkte. 


X. Aussichten, welche sich nach den bisher ge- 
wonnenen Ergebnissen für die Fortsetzung der 
Versuche eröffnen. 


Aus dem im vorstehenden gegebenen Berichte geht wohl über- 
zeugend hervor, das wir bei unseren Untersuchungen mit mancher- 
lei Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, die bei Bewilligung größerer 
Mittel eventuell sich würden vermeiden oder doch wesentlich ver- 
ringern lassen. Zu diesem Zwecke würde es erforderlich sein: 

1. in Berlin einen Seuchenstall einzurichten, in dem womöglich 
ständig brustseuchekranke Pferde zur Entnahme von frischem 
Untersuchungsmaterial und dergleichen zur Verfügung ständen. 

2. ein großes, geeignetes und ohne Einschränkung verwertbares 
Material an Versuchspferden zu beschaffen. Sicher noch nicht 
durchseuchte, also von der Geburt an unter Kontrolle gewesene 
Pferde, die nach freiem Ermessen auch müßten getötet werden 
können, wären in ausreichender Zahl womöglich an verschiedenen 
Stellen für die Versuche bereit zu halten. Remonten können für 
unsere Zwecke abgesehen von ihrer Kostspieligkeit als einwands- 
freies Versuchsmaterial nicht gelten, weil bei ihnen nicht hin- 
reichend sicher ausgeschlossen werden kann, daß sie durch eine 
vorausgegangene, wenn auch nur leichte Erkrankung an ihrer 
Empfänglichkeit für die Seuche Einbuße erlitten haben. 

3. um gleichzeitig verschiedene Untersuchungsreihen in Angriff 
nehmen zu können, wären einige räumlich voneinander getrennte, 
je von besonderem Personal zu versorgende Stallungen zur Unter- 
bringung gesunder, zu den Infektionsversuchen zu benutzender 
Pferde bereit zu stellen. 

Zumal dann, wenn auf solche Weise die Möglichkeit geschaffen 
wird, unter Benutzung der bisher gewonnenen Erfahrungen unter 
günstigen Bedingungen weiter zu arbeiten, werden sich von den 
zu lösenden Fragen einige wohl sicher entscheiden, andere ihrer 
Entscheidung näher führen lassen. 

Durch exakte Versuche würden zunächst die zeitlichen 
GrenzendesInkubationsstadiums mit der wünscehens- 
werten Zuverlässigkeit sich ermitteln lassen. 

Dureh Tötung einer Anzahl von frisch infizierten Pferden in 
frühen Stadien der Erkrankung und durch sorgfältige Unter- 


— 19: — 


suchung ihrer Kadaver würde die wichtige Frage entschieden 
werden können, ob Darm oder Lunge Sitz der ersten 
pathologiseh-anatomisch nachweisbaren Ver- 
änderungenist. 


Für keineswegs aussichtslos halte ich ferner weitere experi- 
mentelle Arbeiten über die Art, wie die Infektion von Pierd zu 
Pferd sich vollzieht. Beispielsweise würde ich folgenden Versuch 
ausführen: Zwischen einem noch nicht infizierten mit 10 gesunden 
für Brustseuche noch empfänglichen Pferden besetzten Stalle und 
einem verseuchten mit 10 brustseuchekranken Pferden besetzten 
Stalle würde ich einen Austausch vornehmen in der Weise, daß an 
einem und demselben Tage 5 gesunde Pferde zwischen die kranken 
und 5 kranke zwischen die gesunden gestellt würden. Aus dem 
zeitlichen Auftreten von Neuerkrankungen unter den gesunden 
Pferden würden sich möglicherweise wichtige Schlüsse auf die mut- 
maßlichen Infektionswege ergeben. Vielleicht würden auch neue 
Versuche, die Krankheit durch Verbringen von Dünger und anderem 
Material aus verseuchten Stallungen in gesunde Bestände zu ver- 
schleppen, unter den erwähnten günstigeren Versuchsbedingungen 
überzeugende Ergebnisse liefern. 

Züchtungs-, Infektions- und Immunisie- 
rungs-Versuche mit von sekundär einge- 
drungenen Bakterien noch freien Krankheits- 
produkten getöteter Pferde haben bisher nur in so ge- 
ringem Umfange ausgeführt werden Können, daß ihre Fortsetzung 
als aussichtslos jedenfalls noch nieht betrachtet werden kann. 

Selbst die Hoffnung, daß bei der mikroskopischen Unter- 
suchung solchen Materials der bisher vergeblich gesuchte spezi- 
fische Infektionserregeraufgefunden,oderdaß 
wenigstens seine Zugehörigkeit zu den für 
unsere mikroskopischen Hilfsmittelnicht mehr 
sichtbaren Lebewesenerwiesen wird, braucht meines 
Erachtens noch nicht aufgegeben zu werden. Sehr gering ist ja 
freilich diese Hoffnung nur, so lange wir nicht über ein Verfahren 
verfügen, die Krankheit dureh irgend welehe Krankheitsprodukte 
experimentell von Pferd zu Pferd sicher zu übertragen. 

Was unter Umständen auch ohne Kenntnis des betreffenden 
Krankheitserregers durch Aufklärung der verschlungenen Wege 
der Krankheitsübertrarung für die Bekämpfung einer Seuche ge- 
leistet werden kann, das hat uns die Geschichte des Gelbfiebers in 
neuerer Zeit klar vor Augen geführt. 


-- 133 — 


Betrachtungen über die Ursache der Strahliäule. 


Von Oberstabsveterinär Rexilius. 


In Nr. 8, 1911, der Zeitschrift „Der Hufschmied“ hat Dr. 
Steinbach einen kritischen Aufsatz über die Ursache der 
Strahlfäule veröffentlicht, in dem er zu dem Schluß kommt, „daß 
in der Regel in erster Linie Fäulnissubstanzen, die von außen her 
an den Strahl gelangen, zerstörend auf das Horn einwirken; die 
mittlere Strahlfurche, besonders wenn sie eng ist, bietet hierzu den 
vünstigsten Ausgangspunkt.“ 

Wenn ich mich auch im allgemeinen der Ansicht Stein- 
bachs anschließe, so sind es doch im Laufe vieler Jahre ge- 
machte Beobachtungen, welche mich veranlassen, besonders im 
Hinblick auf die Theorien von Geiß und Kärnbach, hierzu 
das Wort zu nehmen. 

Die Zahl der in der Literatur verzeichneten Ursachen der 
Strahlfäule ist eine sehr große. Sie hier besonders zu erwähnen, 
dürfte sich erübrigen. Bei genauerer Sichtung lassen sie sich in 
zwei Gruppen unterbringen, und zwar: 

1. in Ursachen, von denen man annehmen kann, daß sie tat- 

sächlich die Strahlfäule hervorzurufen vermögen, und 

2. in Ursachen, welche die Entstehung der Strahlfäule nur 

begünstigen. 

Von der Erörterung der letzteren, zu denen z. B. Zwanghufe, 
Hufe mit verminderter Trachtenbewegung, schlechter Beschlag, 
langes Stehen im Stalle, mangelhafte Streu usw. gehören, kann 
hier, da es doch nur darauf ankommt, die wirkliche Ursache zu 
ergründen, Abstand genommen werden. 

Was die ersteren anbetrifft, so sind es, abgesehen von der 
veralteten humoralpathologischen Theorie, nach welcher im Körper 
befindliche krankmachende Stoffe bei der Strahlfäule ausgeschie- 
den werden, drei Theorien, die in Betracht zu ziehen sind, 
und zwar: 

1. Die Theorie von Geiß, daß der faule Strahl ein krank- 
hafter, mehr oder weniger chronisch verlaufender Prozeß an den 
jüngsten Zellschichten des Hornstrahles ist, wobei diese nicht wie 
normal verhornen, sondern zu einer weißgrauen, schmierigen, 
käsigen Masse zerfallen. 

2. Die Theorie von Kärnbach (Referat in der B. T. W. 
Nr. 26, 1911), nach der die Strahlfäule auf eine Blutarmut der 
Fleischhaut zurückzuführen ist. Infolge dieser Blutarmut tritt 
unter dem Einfluß chemischer Substanzen ein schmieriger, käsirer 
Zerfall der jüngsten Zellschichten des Hornstrahles ein, durch 
welchen Spalträume inmitten der letzteren gebildet werden, die 
mit der Außenwelt nieht in Verbindung stehen. 


— 124 — 


d. Die die meisten Anhänger zählende Fäulnistheorie, nach 
der also Fäulnissubstanzen die Strahlfäule bewirken. 

Für die Richtigkeit der Theorien von Geiß und Kärn- 
bach sind bis jetzt Beweise nicht erbracht worden und können 
m. E. auch nicht erbracht werden. Nach Geiß soll ein mehr oder 
weniger chronischer Prozeß an den jüngsten Zellschichten des 
Hornstrahles sich bei der Strahlfäule abspielen. Welcher Art 
jedoch derselbe sein soll, ist nicht ersichtlich. Ein entzündlicher 
kann es nicht sein, denn die fertig gebildete Hornzelle, wenn man 
sie auch noch nicht als vollständig abgestorben ansehen will, ist 
doch keine produktive Zelle mehr, und deshalb kann an ihr auch 
kein Entzündungsprozeß auftreten. Es könnte sich demnach nur 
um einen Prozeß handeln, bei dem gleichzeitig die Fleischzotten 
in Mitleidenschaft gezogen sind. In diesem Falle aber müßte, wie 
Steinbach ganz richtig bemerkt, nach Entfernung des faulen 
Strahlhornes der Fleischstrahl unbedeckt von Hornzellen frei zu- 
tage treten. Das ist aber, wie auch ich bestätigen kann, niemals 
oder doch nur bei groben Eingriffen der Fall. Es käme dann noch 
eventl. ein chemischer Prozeß in Frage. Welchen Ursachen aber 
dieser seine Entstehung verdankt, ist vollständig unklar. 

Bezüglich der Theorie von Kärnbach scheint mir die Bil- 
dung von Spalträumen inmitten der Strahlschenkel von der Form 
des Fleischstrahles, die mit der Außenwelt nicht in Verbindung 
stehen, wie auch meine weiteren Darlegungen ergeben werden, 
nieht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, wenn ich sie 
selbst auch noch nicht gesehen habe. Auch muß die Möglichkeit 
zugegeben werden, daß sich gelegentlich einmal eine Anämie des 
Fleischstrahles einstellen kann. Wie will man aber am lebenden 
Tiere eine solche nachweisen? Wie will man beweisen, daß event!. 
hierdurch und unter dem Einfluß chemischer Substanzen ein Zer- 
fall der jüngsten Zellschichten des Hornstrahles eintritt? Wo 
kommen die chemischen Substanzen her? Wie kommt es, daß 
häufiger das ganze alte Strahlhorn von der Strahlfäule betroffen 
ist und der Fleischstrahl dennoch mit einer einige Millimeter 
starken Schicht jungen Hornes bedeckt ist? Ich kann mir wohl 
vorstellen, daß infolge Anämie des Fleischstrahles weniger 
Horn produziert wird, wie aber hierdurch und unter dem Einfluß 
chemischer Substanzen ein Zerfall der jüngsten Hornzellen ein- 
treten soll, ist mir unerklärlich. 

Viel ungezwungener ist doch die Erklärung der Strahlfäule 
durch Einwirkung von Fäulnissubstanzen. (Ihre Anwesenheit bei 
der Strahlfäule wird wohl niemand abstreiten.) Alle tierischen 
Gewebe können der Fäulnis anheimfallen, und daß das Hufhorn 
hiervon keine Ausnahme macht, dafür ist der Beweis nieht schwer 
zu erbringen. Schüttet man z. B. eine größere Menge Hornspäne 
auf einen Haufen oder in einen Sack und läßt sie längere Zeit 


= 1535. = 


an einem feuchten, nicht zu kühlen Orte stehen, so findet man 
nach einiger Zeit, daß das Volumen derselben beträchtlich ab- 
senommen hat und die Späne selbst mit einer schmierigen, 
stinkenden, grauschwarzen Masse bedeckt sind. Diese Masse kann 
m. E. nichts anderes als durch Fäulnissubstanzen zerstörtes Horn 
sein, denn bei trocken aufbewahrten Spänen findet man sie nicht. 
Daß dieselbe eine grauschwarze Farbe hat, liegt an der Farbe des 
Hornes und der Verunreinigung durch Straßenschmutz; im übri- 
gen ist sie der bei der Strahlfäule vorkommenden Zerfallmasse 
vollkommen gleich. Ja, auch die letztere hat bei starker Verun- 
reinigung durch Straßenschmutz dieselbe Farbe. 

Wenn tierische Gewebe faulen sollen, so ist notwendig: 

1. daß Fäulnisbakterien vorhanden, und 

2. daß diese einen geeigneten Nährboden und Feuchtigkeit 

haben. 
Es ist aber auch 

3. notwendig, daß die Fäulnisbakterien ungestört längere Zeit 

mit dem Gewebe in Berührung bleiben. 

Diese Bedingungen sind beim Strahlhorn nicht ohne weiteres 
gegeben. Fäulnisbakterien werden zwar immer im Boden, in der 
Streu usw. zu finden sein; aber das alte, harte, oberflächliche 
Strahlhorn ist ein wenig geeigneter Nährboden für sie, zumal sie 
infolge der häufigen Berührung des Strahles mit dem Erdboden 
usw. leicht von dessen Oberfläche abgestreift werden. Sie haben 
nicht Zeit, sich festzusetzen und ihr Zerstörungswerk zu beginnen. 
Deshalb sehen wir auch die Strahlfäule zuerst immer an denjeni- 
ven Stellen auftreten, an denen die Fäulnisbakterien gegen äußere 
Einflüsse geschützt sind und sich weicheres oder jüngeres Strahl- 
horn befindet, so z. B. in der Tiefe der seitlichen und mittleren 
Strahlfurchen. 

Während aber die Strahlfäule in den seitlichen Strahlfurcehen 
doch verhältnismäßig selten vorkommt, ist sie in der mittleren 
Strahlfurche und deren Umgebung sehr häufig anzutreffen. Wo- 
her kommt das? Denn bei der größten Zahl der mit Strahlfäule 
beliafteten Hufe ist die mittlere Strahlfurche doch nicht so eng, 
daß man annehmen könnte, die Fäulnisbakterien fänden hier 
einen besonders guten Schutz. Es muß dies somit noch einen 
anderen Grund haben. Welcher ist dieser? 

Wenn man Gelegenheit hat, eine große Anzahl Hufe häufiger 
auf die gesunde Beschaffenheit der Strahle zu untersuchen, wird 
man nicht selten, besonders bei Pferden, deren Beschlag längere 
Zeit nicht erneuert ist oder deren Strahle lange Zeit nicht 
beschnitten sind, die Beobachtung machen, daß sich in dem hinte- 
ren Teile der Strahlschenkel Risse oder Spalten befinden. Diese 
Spalten verlaufen in schräger Richtung von hinten und außen nach 
vorn und innen bis zum Rande der mittleren Strahlfurche und von 


Em? 


_ 


0 == 


hier aus am Rande der Strahlfurche entlang nach hinten, wo sie 


in der Mitte sich vereinigen. 


Sie haben die Gestalt eines lateini- 


schen W (siehe Abbildung), bei dem allerdings häufiger das mitt- 
lere Verbindungsstück nur noch undeutlich zu erkennen ist oder 
Bei genauerer Untersuchung läßt sich 
leicht feststellen, daß sich diese Spalten in mehr oder minder 
großer Ausdehnung unter dem Horn der Strahlschenkel hinziehen, 
so daß ein größerer oder kleinerer Teil des alten Hornes der Strahl- 
schenkel von dem jungen losgelöst ist. Mit dem Messer kann man 
das losgelöste Horn leicht entfernen und dabei feststellen, daß 
dessen Stärke 3 bis 12 mm und darüber beträgt, und daß es an 
seiner oberen Fläche die Form des Fleischstrahles hat. Meistens 


auch vielleicht ganz fehlt. 





Spalt- 
raum 


sind in diesen Spalträumen 
schmutziggraue, manchmal auch 
weiße (je nach der Hornfarbe), 
schmierige, käsige, sehr übel- 
riechende Massen anzutreffen, 
doch findet man, besonders bei 
guter Strahlpflege, häufiger 
Spalträume, welche sich in voll- 
kommen trockenem Zustande 
befinden. Sei es aber, daß diese 
trocken sind, oder schmierige, 
käsige, übelriechende Massen 
enthalten, stets ist der Fleisch- 
strahl mit einer einige Milli- 
meter starken, vollständig in- 
takten Schicht jungen Strahl- 
hornes bedeckt. 

Woher kommen diese Spalt- 
räume? Sind sie das Produkt 


eines chemischen Prozesses an den jüngsten Zellschichten des Horn- 
strahles, oder verdanken sie ihre Entstehung einer Blutarmut des 


Fleischstrahles? 


Vergegenwärtigt 


man sich 


die Theorien von Geiß und 


Kärnbach über die Entstehung der Strahlfäule, so kann es 
kaum einem Zweifel unterliegen, daß beide Autoren diese Spalt- 
räume bzw. die Loslösung des alten Strahlhornes von dem jünge- 
ren beobachtet und, da sie in denselben käsige, schmierige Massen 
vorfanden, wie es bei schlechter Strahlpflege meistens der Fall 
ist, hierauf ihre Theorien aufgebaut haben. Diese tatsächlich ge- 
machten Beobachtungen sind aber m. E. falsch gedeutet worden. 


Es handelt sich 


weder um einen chronischen Prozeß der 


jüngsten Zellschichten des Hornstrahles noch um eine Blutarmut 
des Fleischstrahles, sondern um einen ganz natürlichen Vorgang, 
wie wir ihn an der Hornsohle täglich sehen können. Nach meinen 


= Me 


Beobachtungen stößt sich nämlich das Horn des Hornstrahles 
ebenso wie das der Sohle nach kürzerer oder längerer Zeit ab. 
Da es aber ein festeres Gefüge und selbst auch, wenn es alt und 
hart ist, immer noch eine gewisse Elastizität besitzt, so bröckelt es 
nicht ab wie das Sohlenhorn, sondern löst sich im ganzen los. Die 
Loslösung findet an den Strahlschenkeln und der Strahlspitze in 
verschiedener Weise statt. An den Strahlschenkeln und dem 
Hahnenkamm reißt es, wenn es hart und fest geworden ist, eine 
gewisse Stärke erlangt, und seine Elastizität mehr oder weniger 
verloren hat sowie nieht mehr den Dehnungen des jungen Strahl- 
hornes bei der Hufmechanik zu folgen vermag, an der indiffe- 
renten Zone von dem letzteren ab. Es bilden sich Risse und 
Spalten in den Strahlschenkeln, welche sieh ziemlich schnell ver- 
größern und die Trennung des alten Strahlhornes von dem jungen 
bewirken. 

An der Strahlspitze dagegen ist die Hufmechanik nur sehr 
sering. Deshalb kann hier auch kein Losreißen des alten Strahl- 
hornes von dem jungen stattfinden. Der Ablösungsvorgang spielt 
sich daher in der Weise ab, daß durch den Druck vom Boden aus 
das alte Strahlhorn gegen das junge gepreßt und dieses an der 
indifferenten Zone je nach der Farbe des Hornes zu einer weißen 
oder grauweißen krümeligen Masse zerrieben wird. Beide Pro- 
zesse begegnen sich ungefähr am Anfang der mittleren Strahl- 
furche, und deshalb sehen wir auch hier am längsten den Zusam- 
menhang zwischen altem und jungem Strahlhorn gewahrt. Be- 
merken möchte ich hier, daß auch in der Tiefe der seitlichen 
Strahlfurchen das alte mit dem jungen Horn am längsten in Ver- 
hindung bleibt. 

Der Ablösungsprozeß tritt bei den einzelnen Strahlen ebenso 
wie an der Hornsohle nach verschieden langer oder kurzer Zeit 
auf. Es richtet sich dies nach den Hufformen, der Beschaffen- 
heit des Strahlhornes und dem Wachstum desselben. Nach der 
Stärke der abgelösten Hornschicht ist anzunehmen, daß die Ab- 
lösung bei regelmäßigen Hufen, Hufen mit breiter Trachtenpartie 
und gut entwickelten Strahlen nicht vor 5 bis 6 Wochen, meistens 
aber viel später stattfindet, dagegen bei Hufen mit engen, wenig 
beweglichen Trachten, Trachtenzwanghufen usw. aber schon nach 
3 bis 4 Wochen eintritt. Es ist dies der Grund, daß bei den letzte- 
ren der Ablösungsprozeß häufiger als bei dem ersteren beobachtet 
wird. Denn in 4 bis 5 Wochen wird bei den Pferden gewöhnlich 
der Beschlag erneuert, die Strahle werden dabei beschnitten, und 
dureh das Entfernen des harten, festen Strahlhornes wird die Ur- 
sache für das Ablösen beseitigt. 

Den Ablösungsprozeß des alten Strahlhornes von dem jungen 
habe ich vor mehreren Jahren bei Versuchen, die zwar nicht den 
Zweck verfolgten, die Ursache der Strahlfäule zu ergründen, bei 


== „128. == 


denen aber die Strahle jahrelang nicht beschnitten, jedoch pein- 
lich sauber gehalten wurden, sehr genau verfolgen können. 

Es ist klar, daß diese in den Strahlschenkeln auftretenden 
Spalträume gute Brutstätten für die Fäulnisbakterien abgeben. 
Sie sind dort gegen äußere Einflüsse sehr gut geschützt und finden 
auch sonst die geeigneten Existenzbedingungen. Da sie ferner 
überall, in der Luft, dem Erdboden, der Streu, dem Straßen- 
sehmutz usw. anzutreffen sind, so wird es für sie ein leichtes sein, 
dort einzudringen und sich anzusiedeln. Es kann deshalb wohl 
mit gutem Recht angenommen werden, daß die meistens in den 
Spalträumen befindlichen schmierigen, käsigen, grauschwarzen 
oder grauweißen, stinkenden Massen weiter nichts als durch Fäul- 
nisbakterien verursachte Zersetzungsprodukte des Strahlhornes 
darstellen. Daß dem so ist, geht m. E. auch daraus hervor, daß 
bei guter Strahlpflege nicht selten, ich möchte beinahe behaupten 
„meistens“ (vorausgesetzt, daß die Strahle nicht beschnitten wer- 
den, denn sonst tritt überhaupt keine Ablösung des Hornes ein), 
vollkommen trockene Spalträume angetroffen werden, und daß 
bei längerem Bestehen des etwa vorhandenen Fäulnisprozesses in 
denselben von hier aus auch das ältere Stralilhorn von dem Fäul- 
nisprozeß ergriffen wird und dann ein zernagtes, zerfressenes 
Aussehen zeigt. Auch die Tatsache, daß die Strahlfäule nach Be- 
seitigung des faulen Strahlhornes, Freilegung der Strahlfurchen, 
Reinigung des Strahles mit desinfizierenden und adstringierenden 
Flüssigkeiten, Bestreichen mit Holzteer u. dgl. in wenigen Tagen 
zu beseitigen ist, läßt ebenfalls darauf schließen, daß weder ein 
chronischer Entzündungsprozeß an den jüngsten Zellschichten des 
Hornstrahles noch eine Blutarmut des Fleischstrahles bei der 
Strahlfäule bestehen. 

Aus der sehon vorhin angegebenen Tatsache, daß auch bei 
starker Strahlfäule der Fleischstrahl stets mit einer Schicht jüng- 
ster Hornzellen bedeckt ist, glaube ich annehmen zu müssen, daß 
nur das abgestorbene Strahlhorn von dem Fäulnisprozeß ange- 
griffen wird, und diese jüngsten Hornzellen, als noch nieht völlig 
abeestorben, demselben widerstehen. 

Ich habe vorher bemerkt, daß bei Hufen mit verminderter 
Traehtenbeweglichkeit, 'Trachtenzwanghufen usw. die Ablösung 
des alten Strahlhornes in etwa 3 bis 4 Wochen eintritt. Wenn sich 
nun dieser Vorgang häufiger wiederholt, und bei schlechter Strahl- 
pflege in den gebildeten Spalträumen stets von neuem Fäulnis- 
prozesse auftreten, so entstehen schließlich, besonders bei mangel- 
hafter Entfernung des faulen Strahlhorns beim Beschlagen Strahle, 
welche Steinbach als Strahle mit „etagenartiger Zerklüftung‘ 
bezeichnet. Sie sind jedoch nur sehr selten und bei ganz besonders 
schlechter Hufpflepge anzutreffen. 

Daß die Strahlfäule in den Sommermonaten weniger häufig 


— 19 — 


vorkommt als in den Wintermonaten, erklärt sich dadurch, daß 
der durch die Sonne erhitzte Erdboden austrocknend auf das 
Strahlhorn wirkt, und den Fäulniserregern hierdurch die für ihr 
Fortkommen nötige Feuchtigkeit entzogen wird. Das häufigere 
Vorkommen der Strahlfäule an den Strahlen der Hinterhufe dürfte 
auf die schlechtere Strahlpflege der letzteren und darauf zurückzu- 
führen sein, daß die Hinterhufe immer in feuchter Streu oder 
Dünger stehen. Hierdurch wird das Strahlhorn erweicht und 
kann von den Fäulnissubstanzen leichter angegriffen werden. 


Nach dem Gesagten handelt es sich m. E. bei der Strahlfäule 
nır um einen Fäulnisprozeß, der von den seitlichen und mittleren 
Strahlfurchen oder von den bei der Ablösung des Hornes der 
Strahlschenkel oder des Hahnenkammes sich bildenden Spalt- 
räumen seinen Ausgang nehmen kann. Bei Pferden, die Hufe mit 
aut entwickelten Strahlen besitzen, werden diese Spalträume in 
der Regel den Ausgangspunkt der Strahlfäule bilden. 





Vorkommen von „Filaria papillosa“ bei mongolischen 
Pierden. 


Von Stabsveterinär Hellmuth. 


Während einer langjährigen Tätigkeit in Ostasien ist mir Ge- 
lerrenheit geboten gewesen, das Auftreten von „Filaria papillosa‘ 
in den Augen mongolischer Ponys beobachten zu können. Es 
handelte sich in mehreren Fällen um Ponys, die im Besitze von 
Chinesen waren. Bei diesen mit dem Wurm behafteten augen- 
kranken Pferden war es mir leider nicht möglich, den weiteren 
Verlauf der Krankheit verfolgen und einen eventuellen operativen 
Eingriff machen zu können, da es sich um Pferde von Karren- 
führern handelte, die nomadisierend nur eine Zeitlang in Peking 
waren, um dann später mit ihren Tieren weiter zu ziehen. 


Den einzigen Anhalt, den mir die chinesischen Besitzer ihrer 
an dein Parasiten erkrankten Tiere geben konnten, war der, daß die 
kleine Schlange — so nannten sie diesen Parasiten — nach der 
Regenzeit (Juni bis August) am meisten auftrete, daß diese 
im Auge der Pferde manches Mal von selbst verschwinde. In 
weitaus meisten Fällen jedoch führe der Parasit, wenn er 
lingere Zeit im Auge sichtbar bliebe, eine Zerstörung des Auges 
herbei, was in einem der drei oben angeführten Fälle der Fall war. 
Hier lag der Parasit abgestorben am Grund der vorderen Augen- 
kammer; es bestand eine Entzündung mit Verlust des Sehver- 
Mogens. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 3. Hert. 9 


=> 130 = 


Bei den beiden anderen mit dieser Entozoe behafteten Ponys 
war der Parasit frei im Kammerwasser der vorderen Augenkammer 
schwimmend zu beobachten — die Augen selbst zeigten makrosko- 
pisch keinerlei Veränderungen, das Selıvermögen der Tiere war 
nicht gestört. l 

Jm Jahre 1907 hatte ich in Tsingtau Gelegenheit, das plötzliche 
Auftreten dieser „Filaria papillosa“ bei dem Rennpony „Hildalgo“ 
— im Besitze eines Tsingtauer Kaufmannes — zu beobachten. 

Betreffendes Pferd kam Mitte des Jahres 1906 direkt von der 
Mongolei. Der Pony, 8jährig, brauner Wallach von edler Abstam- 
mung, war mit vielen anderen Pferden von der Mongolei über das 
Gebirge durch die Provinzen Chili und Shantung nach Thinaufu 
getrieben und von da aus mit der Eisenbahn nach Tsingtau trans- 
portiert worden. Bei diesen mehrwöchigen Märschen durch 
überschwemmte und sumpfige Gebiete wurde von den Pferden 
Wasser aus diesen Sümpfen aufgenommen und mit diesem Wasser 
vermutlich die Entozoe auf das Pferd übertragen. In Tsingtau 
wurde das Pferd von seinem Besitzer zum Polospiel und zu Rennen 
benutzt. 

Im Anfang des Jahres 1907 trat über Nacht bei diesem kräf- 
tigen, sich in guter Kondition befindenden Pferde in der vorderen 
Augenkammer des linken Auges ein fadenförmiger, runder, weißer 
Wurm auf, der sehr lebhafte und andauernde, schlängelnde Be- 
wegungen nach Art eines Aales machte. 

Der Parasit selbst war schneeweiß, hatte eine Länge von 
ca. 4 em und war von der Stärke einer Strieknadel, an den Enden 
zuwespitzt. 

Schon von weitem hob sich der Wurm deutlich von dem 
braunen Hintergrund des Auges ab. Trotz der ungemein lebhaften 
Bewegungen des Parasiten blieb das Pferd ruhig. Die Kornea und 
Linse waren bei näherer Untersuchung durchsichtig, die Pupille 
reagierte auf Lichtreize; der Humor aqueus war klar, der Pupillar- 
reflex meergrün. 

Das Pferd wurde von mir in der Folgezeit täglich mehrere 
Male untersucht und beobachtet, und es zeigten sich in den nächsten 
4 Tagen keine krankhaften Erscheinungen. Am 5. Tage war das 
linke Auge des Pferdes trübe. Die Trübung rührte von auf dem 
Boden der vorderen Augenkammer liegenden Ausscheidungen des 
’arasiten her. Sobald Patient Bewegungen mit dem Kopfe machte, 
wirbelten die am Boden sitzenden flockigen Ausscheidungen auf 
und es stellten sich jedesmal Unruheerscheinungen beim Pferde ein. 

Der Besitzer willigte nun in eine Operation und wünschte die 
Entfernung des Parasiten. 

Am 8. Tage nach dem Auftreten des Wurmes wurde der Pony 
zwecks operativen Eingriffes gelegt.  Stabsveterinär Pfeiffer 
(Tsingtau) war so liebenswürdig, zu assistieren. 

Unter Lokalanästhesie mit Kokain und unter strengen Regeln 
der Asepsis wurde am äußeren oberen Rande der Kornea vorsichtig 
inzidiert. Das Kammerwasser der vorderen Augenkammer ent- 
leerte sich spritzend heraus und mit ihm der Wurm. Die Nach- 
behandlung bestand in Anlegen von mit 30 Sciger Protargollösung 


= ‚Jar == 


vetränkten Verbänden. Das Auge war in den ersten Tagen nach 
der Inzision eingefallen, die Kornea milchigweiß; nach Verlauf 
einiger Tage war der Bulbus wieder prall gefüllt, nach weiteren 
14 Tagen war vollständige Heilung eingetreten und hatte das Auge 
wieder ein gesundes und glänzendes Aussehen. An der Einstich- 
stelle am oberen äußeren Rande der Kornea war in einer Länge 
von 4—5 mm eine strichförmige trübe Stelle zurückgeblieben, die 
jedoch keinerlei Störung verursachte. 

Weitere Parasiten sind nicht aufgetreten und hat das Pferd 
später seinem Besitzer noch gute Dienste geleistet. 





Ein Fall von Hyperhidrosis partialis. 


Von Stabsveterinär Spring. 


Am 12. Januar 1910 wurde mir ein etwa 14 Jahre altes Dienst- 
pferd vorgestellt, weil es an der linken Schulter dauernd schwitzte. 

Die Untersuchung ergab das Vorhandensein von kühlem, 
klebrirem Schweiß in der linken vorderen Grätengrube vom Bug- 
relenk bis zur halben Schulterhöhe und an dem sich anschließenden 
Halsteil in einer Breite von etwa 20 em. Der ergriffene Hautteil 
des braunen Pferdes hob sich durch seine infolge der Nässe 
schwärzliche Farbe deutlich von der Umgebung ab. Die Haut 
reagierte überall auf Nadelstiche wie gewöhnlich. In der Gegend 
des 4” und 5” Halswirbels bestand eine geringe, derbe, nicht scharf 
begrenzte Schwellung an von Muskulatur bedeckten Teilen, über 
welcher die dünne Haut leicht verschiebbar war. Vermehrte Druck- 
empfindlichkeit wurde nirgends markiert. Die flache Anschwellung 
bestand nur an der linken Halsseite; die vordere, von der Drossel- 
rinne aus abgetastete Halskante war frei. Der Hals des Pferdes 
wurde scheinbar ohne Schmerzen leicht nach allen Seiten bewegt. 

Eine allgemeine Untersuchung des Pferdes war bezüglich 
weiterer Krankheitserscheinungen ergebnislos. 

Es wurde ermittelt, daß das in einer Rekrutenabteilung gehende 
Pferd vor etwa 3 Tagen in der Reitbahn beim Hürdensprung mit 
untereeschlagenem Kopfe auf die linke Seite gestürzt war, sich 
nach dem Hervorziehen des Kopfes leicht erhoben und seitdem nur 
die sich langsam steigernden, vorstehend geschilderten Symptome 
gezeigt hatte. 

Da das Pferd als leidenschaftlicher Weber seinem Halse keine 
Ruhe gönnte, so wurde das Pferd auf meine Empfehlung hin zur 
weiteren Reitausbildung der Rekruten mit der Beschränkung her- 
angezogen, daß nach Möglichkeit Gangarten vermieden wurden, 
welche ein Seitwärtsbiegen seines Halses erforderten. Die Behand- 
lunge war eine abwartende. 

Vom 8. Februar 1910 ab verminderte sich der lokale Schweiß- 
ausbruch und die Anschwellung wurde härter und kleiner, so daß 
Anfang März der Schweißausbruch nieht mehr sichtbar und fühl- 
bar war und zur Zeit eine knochenharte Anschwellunge von der 
Größe eines halben, längsgeteilten kleinen Hühnereis ungefähr am 


= 


== doz — 


vorderen Ende des 5” Halswirbels persistiert. Der Hals des Pferdes 
ist die ganze Zeit hindurch unverändert leicht beweglich erschienen. 

Ich nehme an, daß es beim Sturz des Pferdes zu einer geringen 
Knochenabsplitterung an der Seite des hinteren Endes des vierten 
oder des vorderen Endes des fünften Halswirbels gekommen war. 
Der einsetzende Heilungsprozeß führte dann die geschilderte flache 
Anschwellung an der linken Halsseite herbei. 

Als Ursache des lokalen Schweißausbruches ist eine Lähmung 
des Halssympathikus dureh Knochensplitter nach dem örtlichen 
Befunde als ausgeschlossen zu betrachten. Ebensowenig kommt 
meiner Ansicht nach eine direkte Reizung eines vielleicht in Höhe 
des 4. oder 5. Halswirbels im Halsmarke gelegenen Spezialzen- 
trums für die Schweißbildung der betroffenen Körperregion wegen 
der während der vierwöchigen Krankheitsdauer niemals sicht- 
bar verminderten Gebrauchsfähigkeit der Halswirbelsäule in Frage. 

Es würde deshalb als wahrscheinlichste Annahme übrig 
bleiben, daß dureh Knochensplitterehen oder durch die den 
Heilungsvorgang begleitenden Entzündungszustände Fasern peri- 
pherer Nerven (fünfter Halsnerv) in Mitleidenschaft gezogen 
wurden. Ob die Perspiratio sensibilis dabei indirekt auf dem Wege 
von langen oder kurzen Reflexbögen (vasomotorischer bzw. sekre- 
torischer Reflex) oder durch direkte Einwirkung auf zentrifugal- 
leitende Fasern (Lähmung von Vasokonstriktoren bzw. Reizung von 
Vasodilatatoren oder sekretorischer Fasern) zustande gekommen 
ist, entzieht sich jeder begründeten Kalkulation. 


Erfahrungen mit Klebeverbänden, insbesondere mit 
Mastixverbänden. 


Von Veterinär Heinz. 


Bei jeder Verletzung ist der tierische Organismus bestrebt, 
die Wunde durch das ergossene Blut einzudecken und zu ver- 
schließen. Ein vollständiger Verschluß erfolgt meist nur bei kleinen 
Wunden durch Schorfbildung (Heilung per primam). Große Wun- 
den heilen unter Eiterung und mit Substanzverlust (per secundam). 
Unter ungünstigen Bedingungen wird der Naturheilprozeß gestört. 
Namentlich kommen hier Schädlichkeiten der Außenwelt in Frage. 
Dieselben abzuhalten und die günstigen Bedingungen für den Na- 
turheilprozeß herzustellen, ist die Aufgabe des Arztes. Das ge- 
schieht durch Anlage von Verbänden in Verbindung mit Heil- 
mitteln aller Art, wie es der einzelne Fall verlangt. 

Die Bedeutung eines jeden Verbandes liegt darin, daß er gut 
hält und abschließt, ohne zu scheuern und zu drücken. Gegen- 
wärtig sind zwei Hauptarten von Verbänden allgemein üblich: die 
Wickelverbände und die Klebeverbände. Erstere haben, abgesehen 
von ihren Vorzügen, den Nachteil, daß sie sich bei großen Haus- 
tieren in beschränktem Maße nur an den Gliedmaßen anlegen 
lassen. Bei eintretenden Schwellungen schnüren sie oft. Wenn 
das Tier arbeitet, rutschen sie leicht, scheuern oder klaffen, so daß 


— 1353 — 


die Wunde leicht verunreinigt wird. Alle diese Nachteile fallen 
heim Klebeverband weg. Letzterer ist in der Menschenmedizin viel 
in Gebrauch und spielt hier eine große Rolle. Dies gilt besonders 
vom Heftpflasterverband, der seit Einführung des Kautschukheft- 
pflasters eine weite Verbreitung gefunden hat. Der Grund liegt in 
der einfachen Anwendung und darin, daß beim Menschen auf der 
unbehaarten Haut alle Klebeverbände sehr gut haften. Beim Tier 
gestalten sich die Verhältnisse wegen der Behaarung weit schwie- 
ricer. Zunächst sind Heftpflasterverbände wenig und meist nur 
in der Hundepraxis in Anwendung und garantieren nur dann eine 
gute Haltbarkeit, sobald sie als Wickelverbände (an Schwanz und 
Gliedmaßen) angelegt werden. Bei Wunden am Rumpf, wo nur ein 
Stück Pflaster flach aufgelegt wird und haften soll, müssen vorher 
die Haare abrasiert werden, da der Verband sonst klafft.e. Aber 
selbst nach vorherigem Rasieren lockert sich das Pflaster noch 
leicht, weil die Pflastermasse durch die Körperwärme oft erweicht, 
so daß bei Bewegungen des Tieres Verschiebungen oder Loslösungen 
erfolgen. Auf die zahlreichen gebräuchlichen Klebstoffe hier näher 
einzugehen, erübrigt sich, Dagegen will ich im folgenden den 
Mastixverband näher beschreiben, mit dem ich seit Jahren die 
besten Erfolge gesehen habe und der allen Anforderungen ent- 
spricht. Mastix ist das Harz der auf der Insel Chios kultivierten 
Anacardiacee „Pistacia Lentiscus“. Am brauchbarsten ist folgende 
Lösung: 
Rp. Mastichos 90,0, Chloroformii 100,0, Olei Lini gutt. Nr. 40,0. 
Diese zeichnet sieh durch außerordentliche Klebkraft und Un- 
löslichkeit in Wasser und tierischer Flüssigkeiten aus, wodurch eine 
große Haftbarkeit garantiert wird. Die Anwendung ist äußerst ein- 
fach und geschieht in folgender Weise: Zunächst wird die Wunde 
nach den Regeln der Chirurgie behandelt (drainiert, geätzt, be- 
pudert usw.), sodann mit einem Tupfer aus Watte oder besser hydro- 
philem Mull bedeckt. Nun bestreicht man mit Hilfe eines Pinsels 
rings um den Tupfer herum die Haut dünn mit obiger Mastixlösung 
und legt darüber ein Stück Mull von entsprechender Größe. Dieser 
klebt sofort an der mit Mastixlösung bestrichenen Haut fest und 
fixiert somit den darunter liegenden Tupfer, so daß er nicht her- 
unterfallen kann. Zum festen Andrücken des Mullschleiers benutzt 
man am besten einen Wattebausch, um sich die Finger nieht zu 
besudeln, zumal man sonst bei der außerordentlichen Klebkraft mit 
den Fingern hängen bleiben und den Verband ablösen würde. Haut 
und Haare dürfen bei Anlegung des Verbandes nicht naß oder ein- 
ecfettet sein, da sonst die Haltbarkeit leidet. Ein Abrasieren der 
Haare ist nieht nötig, nur wenn sie sehr lang sind, empfiehlt sieh 
ein Abschneiden derselben mit der Schere. Der Verbrauch an Kleb- 
stoff ist ein äußerst sparsamer, wodurch der Verband den Vorzug 
der Billigkeit hat. Er empfiehlt sich überall da, wo Wicekelverbände 
schwer anlegbar sind oder nicht halten, also bei Wunden an Kopf, 
Hals, Widerrist, Rumpf, Oberschenkel, Gelenken usw. In Betracht 
kommen vor allem kleinere, aber tiefgehende Hieb-, Stich-, Sturz- 
und Rißwunden, welche nieht übermäßige absondern. Außerdem 
benutze ich die Verbände gern an Stelle des Wiekelverbandes bei 


— 134 -— 


Wunden an Ballen, in der Fesselbeuge und bei Vorderknie-, Sehnen- 
und Sehnenscheidenwunden, sobald sie soweit verheilt sind, daß 
die Tiere zum Dienst herangezogen werden können. Bei Wunden 
im Bereiche der Beugesehnen empfiehlt es sich in diesem Falle, 
über den Mastixverband noch eine Bandage zu legen; man erzielt 
dann eine schnellere Heilung, weil die Wundränder fixiert bleiben. 
Ich habe dabei niemals Scheuerungen beobachtet, wohl aber fast 
regelmäßig dann, sobald nur ein Wickelverband angelegt und die 
Tiere zur Arbeit verwendet wurden. In diesen Fällen hatte sich 
außerdem meist noch Sand zwischen Wunde und Binde eingefuttert. 
Pferde mit durchschlagenen Knieen lasse ich, sobald die Taschen 
zupranuliert sind, nach Anlegung eines Mastixverbandes mitgehen. 
Die Wunden bleiben so beim Hinknieen oder wenn sich die Tiere 
an der Krippe stoßen, vor Beschädigungen bewahrt. Ein leicht 
stolperndes Pferd, welches sich kurze Zeit vorher eine Vorderknie- 
wunde zugezogen hatte und bereits mehrere Tage mit Mastix- 
verband zum Dienst verwendet wurde, stürzte nochmals auf das- 
selbe Knie und blieb durch den Verband vor einer neuen Verletzung 
bewahrt. Gute Dienste leistet der Verband auch nach dem Kupieren 
der Ohren und des Schweifes. Ferner kann man auf diese Weise 
Medikamente, welche eine bestimmte Wirkung entfalten sollen, 
innig mit der betreffenden Stelle in Berührung bringen, ohne daß 
ein Abstreifen, Ablecken usw. zu befürchten wäre. Desgleichen 
läßt sich bei Wunden das Herausfallen der Drainage leicht ver- 
hindern. In vielen anderen Fällen wirkt der Mastixverband direkt 
ästhetisch. Denn was sieht z. B. häßlicher aus, als ein Tier mit einer 
eiternden, von Fliegen umschwärmten Wunde, die aber im übrigen 
seine Verwendung zum Dienst nieht hindert? Ein Mastixverband 
schützt die Wunde vor äußeren Schädlichkeiten und verhüllt sie 
dem Auge des Laien. Der Verband fällt um so weniger auf, wenn 
man ihn der Farbe des Tieres entsprechend färbt, was besonders bei 
Luxuspferden zu empfehlen ist. Schließlich möchte ich noch die 
Verwendbarkeit als Schutzverband bei Operationen nicht uner- 
wähnt lassen. Vor ea. 1 Jahr entfernte ich am stehenden Pferde ein 
Lipom am äußeren Augenwinkel. Um das Auge nicht zu verletzen, 
verschloß ich dasselbe vor der Operation mit einem diek gepolster- 
ten Mastixverbande, der gleichzeitig dem Tiere den Ausblick ver- 
wehrte. Gegen das Ende der Operation wurde das Pferd sehr un- 
ruhig und machte plötzlich eine rasche Bewegung mit dem Kopfe 
gegen das Messer, so daß das Auge verloren gewesen wäre, wenn 
nicht das Messer am Verband abgeprallt wäre. 

Die Abnahme des Verbandes erfolgt in der Weise, daß man 
ihn mit Äther, Chloroform oder Benzin befeuchtet, wodurch sich 
das Harz löst. Man kommt aber auch ohne dieses Mittel aus. Man 
erfaßt dann am besten den Mull an einer Eeke und reißt ihn mit 
einem Ruck glatt ab. Dabei hat das Tier so gut wie keinen Schmerz: 
wohl aber ist dies der Fall, wenn man den Verband langsam und 
vorsichtig abzieht, weil man dann gewöhnlich die festgeklebten 
Haare herauszieht. Reizung der Haut und Haarausfall treten nicht 
oder nur dann ein, wenn man längere Zeit hindureh die Verbände 
an ein- und derselben Stelle anlegst. Die Haut verheilt Jedoch 


— 135 — 


schon nach kurzer Zeit. Desgleichen kommen die Haare sämtlich 
wieder. 

Aus allen diesen genannten Gründen dürfte der Mastixverband 
wohl auch in der Tierheilkunde diejenige Würdigung finden, die 
ihm in der Menschenmedizin schon lange zuteil geworden ist, zu- 
mal er bei seiner einfachen Anwendung vor anderen Verbänden 
den Vorzug der Billigkeit hat. 


Über Digalenwirkung. 


Von Öberveterinär Schober. 


Die während des Brustseucheganges beim Magdeburgischen 
Dragoner - Regiment Nr. 6 bei den Kranken häufig auftretende 
Herzschwäche machte die Anwendung der verschiedensten Herz- 
mittel notwendig. Auf eine Anfrage wurde der Dispensieranstalt 
des Regiments von der Firma F. Hoffmann -La Roche & Co., 
Grenzach-Basel, in zuvorkommender Weise eine größere Menge 
„Digalen“ sowohl in flüssiger wie in fester Form zur Verfügung 
gestellt. 

Das „Digalen“ stellt ein aus den Digitalis-Blättern nach einem 
Verfahren von Professor Cloetta -Zürich hergestelltes Präparat 
dar, das bisher nur mit 25 pCt. Glyzerin gelöst in den Handel kam. 
Beim Regiment wurde nun sowohl dieses gelöste Präparat al; sog. 
Digalen-Spitalpackung (Preis 2,40 Mk.) als auch eine von der 
Firma versuchsweise hergestellte „Digalen-Tablette“ angewandt. 

Eine „Digalen-Tablette‘“ entspricht 7,5 cem „Digalen“ in flüssi- 
ger Form oder 1,13 gr Fol. Digitalis. 

Diese neue „Digalen-Tablette‘“ hat besonders für veterinär- 
medizinische Zwecke den Vorzug des geringeren Preises (4 Ta- 
bletten — 2,40 Mk.); sie kann leicht mitgeführt werden, ist bruch- 
sicher und, da steril und leicht löslich, stets schnell gebrauchs- 
fertig zu machen. 

Das „Digalen‘“ wurde meist subkutan, in einigen Fällen auch 
intravenös, niemals intramuskulär verabreicht. 

Die Einzeldosis betrug meist 15 cem in flüssiger Form oder 
zwei Digalen - Tabletten gelöst in 10 cem gekochten, warmen 
Wassers. In schwereren Fällen wurden auch häufiger 30 eem 
oder entsprechend vier Tabletten als Einzeldosis injiziert. 

Die subkutane Anwendung erfolgte meist unter die Haut der 
Halsseiten, teils in der Mitte der Halsseiten, teils in der von Dr. 
Minder-Bern empfohlenen Weise in der Gegend des 1. und 
2. Halswirbels, weil dann beim Bewegen des Kopfes das Tier die 
Injektionsstelle von selbst massiert. Nach Injektion in der Mitte 
der Halsseite wurde stets durch Massieren der Injektionsstelle das 
Präparat über eine größere Fläche verteilt und damit die Resorp- 
tion erleichtert. 

Das Auftreten von ödematösen Anschwellungen konnte nicht 
beobachtet werden. 


== 180 


Das „Digalen“ kam bei 14 brustseuchekranken Pferden zur 
Anwendung. 

Über die Wirkung des „Digalen“ ist anzuführen, daß bereits 
nach 1 bis 2 Stunden fast immer ein Rückgang in der Pulsfrequenz 
zu verzeichnen war. Bei der intravenösen Applikation trat die 
Wirkung naturgemäß bedeutend schneller schon nach 1% bis 
34 Stunde — ein. 

Der Rückgang in der Pulsfrequenz von einem zum anderen 
Tage schwankt zwischen 4 und 18 Pulsen; bis zum zweiten Tage 
nach der Injektion ist der Puls in einigen Fällen noch bedeutend 
mehr — einmal sogar um 28 Schläge — zurückgegangen. Der 
versehiedentlich ungleiche und unregelmäßige, aussetzende Puls ist 
gleichmäßig und regelmäßig geworden. 

Neben dieser spezifischen Herzwirkung ist gleichzeitig eine 
günstige Wirkung auf das Allgemeinbefinden der Patienten zu 
beobachten gewesen; die starke Mattigkeit ließ nach, der Appetit 
wurde besser. 

Infolge der kräftigeren Herzmuskeltätigkeit und des dadurch 
gesteigerten Blutdrucks kommt es zum vermehrten Blutaustausch 
in den Lungen; diese vermehrte Blutoxydation bedingt das ge- 
steigerte Wohlbefinden des ganzen Körpers. (Dr. Minder — 
Untersuchungen über die Wirkung des „Digalen‘ beim Pferde — 
Bern 1908.) 

Gleichzeitig ist in vielen Fällen auch ein bedeutender Tempe- 
raturabfall zu verzeichnen gewesen. 

Vor der Fol. Digitalis hat das „Digalen‘“ den Vorzug, daB es 
nicht kumulativ wirkt. 

Das „Digalen“ stellt also, wie bereits Stabsveterinär Hent- 
rich (Zeitschrift für Veterinärkunde XXI, Heft 8/9, 1909) hervor- 
gehoben hat, ein schnell, anhaltend, nicht kumulativ wirkendes 
und daher sehr brauchbares Cardiacum bei der Behandlung der 
Brustseuche dar. 





Ein- und Ausladen von Pierden bei Eisenbahn- 
transporten. 
Von Oberreterinär Kabitz. 


Für den Militärveterinär ist es von großer Wichtigkeit, sich 
mit den Vorschriften und dem Verfahren des Ein- und Ausladens 
von Pferden bei Eisenbahntransporten vertraut zu machen. All- 
jährlich kommt der Veterinär in die Lage, sei es bei Remonte- 
kommandos oder bei Eisenbahnfahrten nach und von dem Ma- 
növergelände bzw. den Schießplätzen, einen größeren Pferde- 
bestand beim Verladen zu überwachen. Hierbei machen besonders 
die jungen Pferde Schwierigkeiten, die zum ersten Male in Eisen- 
hahnwagen befördert werden sollen, während die älteren Pferde. 
die schon öfter so transportiert worden sind, sich ohne viele Um- 
stände ein- und ausladen lassen. Im folgendem will ich versuchen, 


— I = 


die dabei in Betracht kommenden Bestimmungen und praktischen 
Verfahren anzuführen. 

In der Regel können Pferde mit allen Eisenbahnzügen des 
öffentlichen Verkehrs im Frieden befördert werden, ausgenommen 
sind hiervon die zuschlagpflichtigen Schnellzüge einschl. der 
D-Züge. In Personenzügen mit mehr als 60 km Geschwindigkeit 
können bis 18 Pferde befördert werden, in Personenzügen bis zu 
60 km Geschwindigkeit bis 60 Pferde und in Eilgüterzügen, Güter- 
zusen mit Personenbeförderung, Güterzügen und Viehzügen bis 
90 Pferde. In der zuletzt genannten Art von Eisenbahnzügen er- 
folget die Beförderung nur dann, wenn die militärischen Rück- 
sichten es zulassen. Sollen über 90 Pferde mit der Eisenbahn be- 
fördert werden, so werden „Militärzüge‘“ benutzt, die nieht mehr 
als 110 Wagenachsen einschl. des Packwagens stark sein dürfen. 
Sobald es sich durchführen läßt, soll der ganze Militärzug aber 
weniger als 110 Wagenachsen stark sein. Hat ein Militärzug 
nicht mehr als 56 Wagenachsen, so wird er „Halbzug“ genannt. 
Zum Pferdetransport sollen vorzugsweise gedeckte Güter- oder 
Viehwagen benutzt werden, offene Güter- oder Viehwagen mit 
hohen Borden werden nur auf Verlangen oder mit Zustimmung 
der Militärbehörde gestellt. Der gedeckte Güter- oder Viehwagen 
soll von 1,80 m oder mehr lichter Höhe der Türen und des Inne- 
ren sowie von mindestens 1,90 m Länge zwischen Mitte der Tür- 
saule und Stirnwand sein. Die Wagen müssen mit Vorrichtung 
zum Erleuchten im Inneren versehen sein; die Einsetzung der 
Laternen und Beleuchtungsmittel liegt derjenigen Eisenbahnver- 
waltung ob, die die Wagen auszurüsten hat. Bei Eisenbahntrans- 
porten von längerer Dauer hat die Anfangsstation des Transports 
dafür Sorge zutragen, daß die Beleuchtungseinrichtungen aller 
Waren sich in brennbereitem Zustande befinden und mindestens 
für eine Nacht ausreichen. Das Anzünden der Laternen und die 
Unterhaltung der Beleuchtungsmittel ist Sache derjenigen Ver- 
waltung, auf deren Strecke der Wagen während der Dunkelheit 
besetzt ist; dieselbe Verwaltung ergänzt auch nach Möglichkeit 
etwa fehlende Beleuchtungsmittel. Nac h Tagesanbruch sind auf 
der ersten Station, auf der ausreichend gehalten wird, die Laternen 
zu reinigen und wieder in brennbereiten Zustand zu setzen, nöti- 
nen zu ersetzen. Bei Tiertransporten, die nieht als Militärgut 
befördert werden, muß der Transportaufgeber selbst für die Be- 
leuchtung Sorge tragen. Zur weiteren Ausrüstung des gedeckten 
Wagens gehören 4 Vorlegebäume, 2 Schutzbretter “und 1 Schemel. 
Zum Einladen der Pferde ist außerdem eine Rampe und eine Lade- 
brücke erforderlich. 

In einem Wagen werden durehsehnittlich sechs Pferde leichten 
oder mittleren Schlages oder vier Pferde schweren Schlages mit 
zwei bis drei Pferdewärtern eingestellt; es wird auch die Aus- 
rüstung von Mann und Pferd und “das Futter in dem Wagen unter- 
sebracht. In gedeckten Wagen müssen die Pferde balınlängs mit 
den Köpfen nach dem mittleren Raume gestellt werden, in der 
Regel je drei in einer Bucht, besonders schwere Pferde je zwei. 
Der mittlere Raum zwischen den Türöffnuneen muß frei bleiben 
zur Aufnahme der Pferdewärter und der Ausrüstung. 


— 138 — 


Im offenen Wagen müssen die Pferde in Querstellung unter- 
gebracht werden und zwar werden sie der Reihe nach von der 
Kopfwand des Wagens anfangend bis an die Eingangstür gestellt. 

Der Truppenteil muß selbst besorgen: 1. Das Überlegen und 
die Wiederaufnahme der Ladebrücken, 2. das Einladen der Pferde, 
8. das Einlegen der Vorlagebäume und 4. das Einschieben der 
Scehutzbretter und das Zuschieben der Türen in den gedeckten 
Güterwagen. 

Bei Glätte, Nässe usw. sind die Rampen, Ladebrücken und 
auch die Wagenböden mit Stroh, Sand oder Asche leicht zu De- 
streuen. An den zu beladenden Wagen müssen die Türen an der 
Ladeseite geöffnet, die gegenüberliegenden aber geschlossen wer- 
den und deren Vorlegebaum muß angelegt sein. Die anderen losen 
Vorlegebäume werden dicht an der geschlossenen Tür niedergelegt. 
Die Laterne wird nach der der Einladetür gegenüberlierenden 
Wagenseite geschoben; bei Dunkelheit muß sie angezündet werden. 
Der Schemel wird außerhalb des Wagens zur Seite der Lade- 
brücke gestellt. Die Ladebrücken sind von der Rampe nach dem 
Wagenboden zu legen, einzuhaken und nötigenfalls durch die her- 
anzuschiebende Tür einzuklemmen. Das Einladen der Pferde soll 
gleichzeitig in alle an der Ladestelle zugänglichen Wagen statt- 
finden. 

Je nach der Größe der Wagen werden die Pferde mit Sattel 
und Geschirr für jeden Wagen in Koppeln zusammengestellt und 
das Einladen beginnt. Es empfiehlt sieh zuerst ein ruhiges älteres 
Pferd, das schon öfter verladen worden ist, in den Wagen zu 
führen, während die beiden anderen dem ersten dieht aufge- 
schlossen folgen. Das Anführen muß so erfolgen, daß die Pferde 
die Ladebrücke und die 'Türöffnung gerade und nicht schräg 
durchschreiten. Ruhige Pferde lassen sieh auf diese Weise willig 
einladen. Das zuletzt hineingeführte Pferd wird dicht an die der 
Türöffnung gelerene Seite gestellt, das nächste kommt auf die 
äußere Seite und das dritte in die Mitte von beiden. Die in den 
Wagen gebrachten Tiere werden zuerst mit den Köpfen nach der 
Stirnseite des Wagens gestellt und nachdem drei bzw. zwei Pferde 
auf diese Weise in einer Bucht eingestellt sind, wird erst der Vor- 
lexebaum eingelegt und dann werden die Pferde zu gleicher 
Zeit umgedreht, so daß sie mit den Köpfen nach der Wagenmitte 
stehen. Darauf werden die Pferde an den Vorlegebäumen ange- 
bunden. Auf gleiche Weise werden die Pferde in die andere Wagen- 
hälfte gebracht. Die vor dem Verladen zur Seite geschobene Laterne 
soll nachher von dem Eisenbahnpersonal in der Mitte des Wagens 
befestirt werden. Alsdann wird der Vorlegebaum an die offene 
Türe gelegt, die Ladebrücke aufgenommen und die Schutzbretter 
werden innen vor die Tür gesetzt, die etwas zugeschoben wird, 
damit der Klinkhaken eingelegt werden kann. Sind die Pferde 
während der Fahrt ruhig geworden, so können die Türen der einen 
oder der anderen Seite weiter geöffnet werden. 

Im Wagen werden die Pferde abgezäumt und abgesattelt bzw. 
abgesehirrt. Die Pferdeausrüstung wird in die Wagenmitte gelegt. 

Nicht immer geht das KEinladen der Pferde auf diese eben 


— 139 — 


reschilderte Weise von statten, besonders wenn es junge oder 
widerspenstige Tiere sind. Die meiste Schwierigkeit machen wohl 
die jungen Remonten, die nach dem Empfang auf den Remonte- 
depots mittels Eisenbahntransports zu den Truppenteilen befördert 
werden. Große Mühe verursachen auch die dreijährigen Pferde, 
die von den Remonteankaufkommissionen angekauft sind und nach 
den Remontedepots befördert werden müssen. Es erfordert viel 
Geduld und auch manchmal Zeit, bis sämtliche Pferde verladen 
sind. Von großem Werte ist hierbei beherztes Personal, das ge- 
wandt ist und im Umgang mit Pferden Erfahrung hat. 

Viele Pferde, die sich gegen das Führen in den Wagen sträu- 
ben, können mit Leichtigkeit hineingebracht werden, sobald man 
sie rückwärts in den Wagen führt. Hauptbedingung ist auch hier- 
hei, daß die Pferde nicht schräg, sondern gerade über die Lade- 
hrücke und durch die Tür gehen, damit sie nieht mit irgend einem 
Körperteil an das Geländer der Ladebrücke oder an die Tür an- 
stoßen; dadurch werden besonders kitzlige Pferde unruhig, schlagen 
aus, steigen, machen Sprünge nach vorn und nach der Seite und 
sind auch auf diese Art nicht in den Wagen zu bringen. In diesem 
Falle empfiehlt sich ein Versuch mit Verdecken der Augen, damit 
das Tier seine Umgebung nicht sieht. Am vorteilhaftesten können 
hierzu Trensen verwandt werden, an deren Backenstücken vier- 
eckire, aus Tuch oder Leder bestehende Blenden angebracht sind, 
die über die Augen geschlagen und mit Bändern oder Lederstreifen 
zusammengebunden werden. Gewöhnlich hat man diese Blenden 
nicht zur Hand und so muß eine Drillichjacke oder ein Woilach 
denselben Zweck erfüllen. Am besten eignet sich eine Drillichjacke, 
die dem Pferde von hinten über den Kopf gestreift und durch 
Knoten der Ärmel befestigt wird. Manche Pferde werden dadurch, 
daß sie niehts sehen, mitunter so gefügrig, daß sie von selbst dort- 
hin gehen, wohin sie geführt werden. Das Hauptaugenmerk ist 
auch hier darauf zu richten, daß das Tier nirgends anstößt. Bei 
Pferden, die trotzdem nieht in den Wagen hineingehen wollen, 
kann dadurch nachgeholfen werden, daß zwei Leute hinter dem 
Pferde in Höhe der Oberschenkel sieh die Hände geben und es nach 
vorne schieben. 

Mit dem Anlegen der Nasenbremse habe ich keine guten Er- 
fahrungen gemacht, da die Tiere meistens widerspenstiger wurden 
als sie es vorher waren und sich öfter mit der angelegten Nasen- 
bremse auf keine Weise einladen ließen. Ebenso führt das An- 
loeken dureh Vorhalten von Heu selten zu dem gewünschten Ziele. 

Lassen sieh Pferde auf die eben geschilderten Arten nicht in 
den Wagen führen, dann muß sanfte und nicht rohe Gewalt an- 
gewendet werden. Ich habe gesehen, daß roh behandelte Pferde 
ausschlugen, stiegen, sieh überschlugen und zwischen Rampe und 
Waren fielen, wobei sie sieh natürlich starke Verletzungen zu- 
zoven, aber erst nach großer Mühe und viel Zeitverlust in den 
Wagen gebracht werden konnten. Schläge sind beim Verladen von 
Pferden nieht am Platze. Grundsatz sollte es sein, zum Verladen 
von Pferden die Peitsche zu Hause zu lassen, Gurte aber nicht zu 
vergessen. Deswegen muß jedes Remontekommando mit Decken- 


== 7407 = 


gurten ausgerüstet werden, die beim Einladen von großem Werte 
sind. Es genügen 4 Deckengurte, von denen man je zwei zusammen- 
schnallt, damit sie länger werden und dadurch Beschädigungen 
der Mannschaften durch die Pferde vermieden werden. Ein Decken- 
gurt wird dem vor die Ladebrücke gestellten Pferde auf das Geniek 
ganz dicht hinter die Ohren gelegt, und die Enden werden auf 
beiden Seiten des Pferdes von je einem Mann gehalten, während 
der andere Deckengurt von zwei Mann hinter den beiden Ober- 
schenkeln angelegt wird. Auf Kommando fangen die Leute an, 
den Kopf des Pferdes allmählich nach unten zu drücken bzw. 
das Pferd nach vorne zu schieben. Gewöhnlich läßt sich auf diese 
Art das Pferd in den Wagen schieben. Sollte wider Erwarten das 
Pferd widerspenstig werden, so wirkt folgendes Experiment manch- 
mal Wunder. Man besorgt sieh im Freßbeutel oder in einem an- 
deren Behälter Sand, der wohl überall zu haben sein wird, und 
wirft ihn mit der Hand in schneller Aufeinanderfolge dem Pferde 
in die Fesselgegend der Hinterbeine. Hierdurch wird manches 
Pferd so verdutzt, daß es ohne weiteres in den Wagen geht. 

Führen diese genannten Mittel nieht zum Ziele, so wird als 
ultima ratio das Rückwärtsriehten ausgeführt, um das Pferd zu 
ermüden. Nachdem es nun je nach der Widerspenstigkeit eine 
kürzere oder längere Zeit rückwärts gerichtet worden ist, wird es 
inn Rückwärtsrichten dieht vor der Ladebrücke einige Male um 
sich selbst gedreht und dann in den Wagen rückwärts geführt. 

Weniger Schwierigkeit bereitet das Ausladen, da die Pferde 
besonders nach längeren Eisenbahnfahrten froh sind, aus dem 
engen Wagen wieder an die frische Luft zu kommen und ihre 
Gliedmaßen gebrauchen zu können. Die Pferde werden vor der 
Ankunft, also noch während der Eisenbahnfahrt, gezäumt und ge- 
sattelt bzw. geschirrt. Sobald nun der Wagen an der Ausladestelle 
hält, wird die Tür nach der Rampe von außen geöffnet und die 
Ladebrücke wie beim Einladen übergelegt. Zum besseren Fest- 
liegen wird sie durch die Schiebetüren festgeklemmt. Das Schutz- 
brett und der Vorlegebaum werden aus der Türöffnung entfernt 
und die im Mittelraume untergebrachten Sachen herausge- 
tragen. Die Schiebetür der entgegengesetzten Seite wird ge- 
schlossen und die Laterne nach dieser Seite geschoben oder aus- 
gehängt. Nachdem diese Vorbereitungen getroffen worden sind, wird 
der Vorlegebaum vor den inzwischen losgehalfterten Pferden der 
einen Wagenhälfte entfernt und die Tiere herausgeführt. Um Be- 
sechädigungen zu vermeiden, muß jedes Pferd im Wagen so ge- 
wendet werden, daß es die Türöffnung und die Ladebrücke gerade 
durehschreitet. Aus diesem Grunde wird zuerst das mittlere Pferd, 
nach ihm das an der äußeren Wand und zum Schluß das an der 
Türöffnung zunächst befindliche herausgeführt. 

Das Ausladen auf freier Strecke ohne Notrampe geschieht auf 
folgende Weise: Ein Mann springt aus dem Wagen, hält das Pferd 
am Halfterriemen oder an der Furagierleine, die unter der Kehle 
durch die Marschhalfter gezogen wird, fest, während zwei andere 
Leute sieh hinter das Pferd stellen und in Höhe der Oberschenkel 
sich die Hände geben. In dem Augenblicke, in dem sich das Tier 


w 


zum Sprunge hebt, wird es nach vorwärts geschoben. Bei dieser 
Art des Ausladens lassen sieh aber Verletzungen der Pferde nicht. 
vermeiden. 


Kastration einer Stute durch Flankenschnitt. 


Von Stabsveterinär Nordheim. 


Ein Offizierdienstpferd — 8jährige Fuchsstute edler Abstam- 
mung -— litt so stark an Nymphomanie, daß sie wegen Kitzligkeit 
und der Untugend des Schlagens zu jedem Dienst unbrauchbar 
wurde. Mit den üblichen Mitteln wurde diese krankhafte Rossig- 
keit ohne Erfolg bekämpft. Unter anderem wurden nach dem 
Vorrang des Schrotens bei weiblichen Schweinen mehrmals 
Metallkugeln — größte Nummer Automobilkugeln — in die Gebär- 
mutter durch den mit dem Finger erweiterten Gebärmutterhals 
eingeführt. Da hiernach eine gewünschte Reaktion nicht eintrat, 
wurden auf einmal 12 Schrapnellkugeln im Gesamtgewicht von 
450 g dem Tragesack einverleibt. Auch hiernach blieb irgend eine 
Wirkung aus. Es wurde nun die Kastration von der Flanke aus 
beschlossen. 

Nach mehrtägiger Hungerdiät wurde die Stute auf die rechte 
Seite gelegt und tief chloroformiert. Nach Abrasieren der Haare 
wurde dann in der linken Hungergrube in dem Raum zwischen 
Hüftwinkel und hinterem Rand der letzten Rippe ein 12 em langer 
von hinten und oben nach unten und vorn verlaufender Schnitt 
durch Haut und Bauchmuskeln gelegt. In nahezu gleicher Länge 
wurde dann die gelbe Bauchhaut und das Bauchfell — letzteres 
nach vorsichtigem Erfassen mit einer Pinzette — mit dem Messer 
durehtrennt, so daß die linke Hand des Operateurs bis nahe an 
den Ellenbogen in die Bauchhöhle zum Aufsuchen und Erfassen 
der Eierstöcke eingeführt werden konnte Patient war hierzu 
hinten möglichst hoch gelagert. Trotz vorangegangener Entlee- 
rung des Mastdarmes war beim Aufsuchen der Eierstöcke noch 
eine eroße Zahl von Kotballen des Mastdarmes störend. Die in 
der Gebärmutter befindlichen Metallkugeln konnten deutlich mit 
der eingeführten Hand gefühlt und in der nicht veränderten Ge- 
bärmutter einzeln und lose hin- und hergerollt werden. Eine 
Schwellung oder Verdiekung der Gebärmutter wurde nicht fest- 
gestellt. Nach wenigen Minuten gelang es, den tiefer gelegenen 
rechten Eierstock zu erfassen und in die Schlinge des Ketten- 
Ekraseurs — Hauptner „Simplex“ Nr. 1255 — zu bringen. Die 
Kette und der untere Teil des Rohres wurde hierzu dieht an dem 
in der Bauchhöhle verbleibenden Arme in diese herabgelassen. 
Das Abdrehen geschah langsam durch einen Gehilfen und in 
mehreren Absätzen und erforderte gegen Ende eine bedeutende 
Kraftaufwendung. Die linke Hand des Operateurs kontrollierte 
dabei dauernd den Kettenzug, daß Darmteile nieht mit einge- 
klemmt wurden, und hielt den Eierstock solange fest, bis er lose 
in die Hand fiel und aus der Bauehhöhle genommen werden 


= M2 = 


konnte. Nun wurde der höhergelegene linke Eierstock mit der 
wieder in die Bauchhöhle eingeführten linken Hand aufgesucht. 
Dieser konnte aber nur durch eine dünne Haut hindurch (Gekrös- 
blatt) gefühlt und erfaßt werden, und es gelang nicht, ihn von 
dieser Haut zu isolieren. Erst nach Durchtrennung des Gekrös- 
blattes mit dem Fingernagel wurde der Eierstock allein erfaßt und 
in derselben Weise wie der rechte mit dem Ekraseur innerhalb 
der Bauchhöhle abgequetscht und entfernt, da er nicht wegen des 
bei Stuten zu kurzen Eierstorckbandes bis in die Flankenöffnung 
gebracht werden konnte. 


Der Verschluß der Flankenwunde geschah in der Weise, daß 
etagenweise zuerst das Bauchfell mit Vömel-Catgut, dann die 
mehrere Zentimeter starken Bauchmuskeln, darüber zuletzt die 
äußere Haut mit Vömel-Seide dieht vernäht wurden. Schwierig- 
keiten machte das Vernähen des Bauchfells, das in einer Tiefe von 
etwa 8 em unterhalb der Haut- und Muskelwunde mit Pinzetten 
gefaßt werden mußte, damit es mit stark gekrümmter Nadel und 
Nadelhalter genäht werden konnte. Die Operation geschah unter 
Beobachtung strengster Asepsis. 


Die Stute war nach dem Aufstehen und dem Rückgange 
der Chloroformwirkung vollkommen munter. Eine fieberhafte 
Temperatursteigerung trat in der Folgezeit nicht auf. Der 
Appetit blieb dauernd gut. Am 5. Tage nach der Operation wur- 
den die unteren Hautnähte entfernt, wonach sich aus der nur 
wenig geschwollenen Wunde eine rotgefärbte geruchlose Flüssig- 
keit mit kleinen sehwarzroten Blutgerinnseln entleerte. Der 
größere Teil der oberen Hautnähte verheilte ohne Eiterung. Erst 
nach einigen Wochen zeigte sich Fistelbildung infolge Eiterung 
der Muskelnähte. Als diese durch nochmaliges Öffnen der äußeren 
Wunde entfernt wurden, erfolgte der vollständige Verschluß der 
Wunde, die fast ohne sichtbare Narbe verheilt ist. Die krank- 
hafte Rossigkeit sowie die Untugend der Kitzligkeit und des 
Schlagens sind aber bis jetzt — drei Monate nach der Entfernung 
der Eierstöcke —- nieht gesehwunden. Beide entfernten Eierstöcke 
zeigten normale Größe und keine krankhaften Veränderungen. 


| HE 


Die mechanischen Gesetze des Gleichgewichts, der Bewegung 
und der Zäumung. The Cavalry Journal. Oktober 1911. 


Das Skelett des Pferdes ist das Gerüst der wichtigsten Kriegs- 
waffe des Reiters. Die Vorhand ist mehr belastet als die Hinter- 
hand. Die Dornfortsätze der ersten 13 Rückenwirbel zeigen nach 
hinten, der Dornfortsatz des 14. steht senkreeht, die Dornfortsätze 
des 15. bis 18. Rückenwirbels und die sechs Lendenwirbel sind 
nach vorn geneigt. Der 14. Rückenwirbel ist also der Mittelpunkt 
für die Bewegung des Pferdekörpers. 





— 143 — 


Beim weidenden Pferd sieht man, daß ein Vorderbein und 
rieichzeitig das diagonale Hinterbein vorgesetzt werden, um das 
Gleichgewicht zu erhalten. Die Vorderbeine sind im wesentlichen 
„Stützen“, die Hinterbeine im wesentlichen „Vortreiber‘“; bis zu 
-inem gewissen Grade sind sie aber auch „Stützen“. Eine Senk- 
tehte durch den Schwerpunkt würde näher der Schulter liegen 
als eine SenkKrechte durch den 14. Rückenwirbel, den Bewegungs- 
nittelpunkt. Wahrscheinlich würde die Senkrechte durch den 
“-ıwerpunkt bei einem Pferde mit kurzer Schulter durch den 12. 
uler auch 11. Rückenwirbel gehen. 

In Fig.B. stellt a, b, c, d eine Platte von 9 Zoll Länge und 
+ Zoll Breite vor. An den Ecken sind vier je 7 Zoll lange Stützen 
Wwweglich angebracht. Es ist also das ungefähre Verhältnis des 
Pferdes gewahrt 9:4:7. Die vier Stützen werden senkrecht ge- 
tellt (x) und ein kleines Gewicht w wird auf den Mittelpunkt 
der Platte gelegt. — Wird nun w nach einem Ende hin verschoben, 
2. B. nach w,, so neigt sich die Platte nach F. Werden jetzt die 
Schenkel nach x, gestellt, so stützt die Platte das Gewicht, ist aber 





ach F geneigt. — Wird das Gewicht nach H zu geschoben, so 
leibt die Platte in ihrer Lage, wenn dieselben Schenkel nach X, 
“ler die anderen beiden Schenkel nach x, gerückt werden. 

Das ist dasselbe, als ob der Reiter =: dem Gewicht die gleichen 
Stellungen auf dem Pferderücken durehmacht, wobei der Einfluß 
des Kopfes und Halses außer Frage bleiben. 

Die beiden Stützpunkte des Pferderückens sind die Hüft- 
und die Schultergelenke, Kopf und Hals spielen aber beim Gleich- 
zewicht (les Pferdes eine große Rolle. Man muß auch daran denken, 
dlan die Schenkel selten genau unter den Hüft- oder den Schulter- 
-#ienken stehen. Das traf zu für „Eclipse“ ‚ein Pferd mit voll- 
kommener Symmetrie. — 

Wie beeinflußt die Verteilung des Gewichts den Gang des 
Pferdes? 

Im Stande der Ruhe sind die vier Beine „Stützen“, In der 
Bewerung dagegen sind die Vorderbeine „Stützen“, die Hinterbeine 
„vorwärtstreiber‘“. Die vorwärtstreibende Kraft der Hinterschenkel 
wird berünstigt durch Verschiebung des Gewichts nach vorn; daher 
-itzt der Rennreiter nach vorn über. Wird das Gewicht zu weit 
nach hinten verlegt, dann werden die Hinterschenke] zu „Stützen“ 
und die vorwärtstreibende Kraft wird verringert wie z.B. bei dem 
Pferd der „hohen Schule“. Hier erzieht der Reiter das Pferd dazu, 
"ine verhältnismäßig große Last mit den Hinterbeinen zu tragen 
und zwar dadurch, daß er seinen Schwerpunkt hinter den 


— 144 — 


14. Rückenwirbel verlegt. Die Sprunggelenke werden stark ge- 
' bogen. Die Hauptsache ist nicht der Gang, sondern gewisse Fertig- 
keiten. Einige englische Reiter verspotten die „hohe Schule‘ des- 
halb, aber der Manege-Reiter muß sie beibehalten. 

Der Kavallerist sitzt auf dem hinteren Teil des Sattels und 
verteilt sein Gewicht einschließlich das seiner Ausrüstung so, daß 
der Mittelpunkt der Schwerkraft hinter den 14. Rückenwirbel 
fällt. Um dieser Abweichung vom Natürlichen entgegen zu wirken, 
spannt das Pferd die Schenkel an. Es kann also weder die vor- 
treibende noch die hebende Tätigkeit der Schenkel am vorteil- 
haftesten ausgenutzt werden, wenn nieht ihre verschjedenen Hebel- 
arme bestimmte Winkel mit einander bilden. Diese Winkel beein- 
flussen den Druck des Hufes auf den Boden und die schnelle Auf- 
einanderfolge in der Tätigkeit. Die größte Hebelwirkung wird für 
die vortreibende Kraft erreicht, wenn das tätige Pferd seine Hinter- 
schenkel möglichst weit nach vorn unterschieben Kann. Infolge- 
dessen müßte unter dem Reiter mit Ausrüstung der Gang eines 
Pferdes gemindert werden, nicht allein wegen des Gewichts, son- 
dern auch wegen der Verteilung des Gewichts. 

Kopf und Hals in Beziehung zum Gleichgewicht: 

Der Mittelpunkt der Bewegung liegt in der Senkrechten dureh 
den 14. Rückenwirbel und der Mittelpunkt der Schwerkraft beim 
tätigen, nicht berittenen Pferde fällt vor den Bewegungsmittel- 
punkt. Mittelpunkt der Schwerkraft vor dem Bewegungsmittel- 
punkt ist für das Pferd mit Rücksicht auf das Gleichgewicht gün- 
stig beim Rennen und in geringem Grade bei der Jagd. Umge- 
kehrt, der Mittelpunkt der Schwerkraft hinter dem Bewegungs- 
mittelpunkt ist günstig für die „hohe Schule“. Unbedingt not- 
wendig ist aber, daß diese beiden Mittelpunkte für Kavallerie- 
Reitpferde zum Zusammenfallen gebracht werden. — 

Beim Rennen geht das Pferd entweder in einer langen Kurve 
oder in einer gestreckten, aber wie schwach diese Kurve auch 
immer sein mag, der Mittelpunkt der Schwerkraft des Pferdes 
liegt stets näher der „Bande“ als er beim gestreckten Lauf liegen 
würde. In der „hohen Schule“ braucht das Pferd nur verschiedene 
Wendungen in ruhigem Gang zu machen. Der Kavallerist fordert 
aber scharfe Wendungen in starker Gangart. In allen Fällen wird 
das Gleichgewicht dureh das Tragen von Kopf und Hals wesentlich 
beeinflußt. 

In Fig. C ist ad die Kante der vorher beschriebenen Platte, 
d x, ax sind die Schenkel, d N, d O und d P sind drei gleich lange 
Hebel mit dem semeinschaftlie hen Drehpunkt d. Diese drei Hebel 
stellen drei verschiedene Hälse vor, die unter verschiedenen 
Winkeln zu den Wirbeleelenken des Halses und des Rückens 
stehen. 

Ist d die Hand eines Mannes, d N ein Stab mit einem Gewicht 
bei N, so ist klar, daß es schwerer ist, das Gewicht in N zu halten, 
als wenn der Stab mit einem Gewicht nach P zeigt. Man kann sich 
davon leieht selbst überzeugen: Nimmt man den Stab mit dem 
Gewicht in die Hand, so stellt man unwillkürlich ein Bein vor, 
um Stab und Gewicht zu unterstützen, d. h. man ändert sein 


— 145 — 


Gleichgewicht. Also, das relative Gewicht von Kopf und Hals dN 
wird in dem Verhältnis gemindert, wie seine Lage sich d P nähert. 
Mit anderen Worten: Der senkrechte Druck eines Gewichtes 
an einem Hebelarm steht in geradem Verhältnis zu der Entfernung 
der durch das Gewicht gelegten Senkrechten vom Drehpunkt. 
Das relative Gewicht wird dargestellt durch die Entfernung, 
in der der Punkt N außerhalb der Drehpunkt-Linie d x liegt. Ist 
das Gewicht bei O, so stellt die relativ kürzere Entfernung d N, das 
Gewicht dar; ebenso stellt d N, ein relativ kleines Gewicht dar. 
Der Hals des Pferdes verhält sich nicht wie der hier dar- 
gestellte unbiegsame Hebel, weil der Kopf in verschiedenen 
Winkeln zum Halse stehen kann. Daher kann man durch Beugen 
des Halses und Kopfes das Gleichgewicht des Pferdes verändern, 
d. h. Beugen ändert den Mittelpunkt der Schwerkraft des Pferdes. 
Fig. D zeigt die natürliche Lage des Halses und Kopfes, wobei 
der Mittelpunkt der Schwerkraft auf der Linie x y vor dem Be- 
wegungsmittelpunkt liegt. 





Durch Heben und Senken des Kopfes und Halses wie DO 
können beide Mittelpunkte zum Zusammenfallen gebracht werden 
und dies ist für die Zwecke der Kavallerie unbedingt nötig. 

Es gibt nun an jedem Vorder- und Hinterbein einen Knochen 
von besonderer Bedeutung. Das sind Unterschenkel und Oberarm, 
deren obere Enden (Drehpunkt) sich am Oberschenkelbein bzw. 
am Schulterblatt stützen. | 

Zieht man die Linien BQ und RS durch das Ellenbogengelenk 
und durch das Kniegelenk im rechten Winkel, so treffen diese genau 
den 14. Rückenwirbel. 


In Fig. D ist das Pferd im Stande der Ruhe dargestellt. Die 
vortreibende Kraft der Hinterbeine beginnt nunmehr und die Höhe 
ihrer Tätigkeit ist dann vorhanden, wenn der Unterschenkel in der 
Lage, wie die Figur angibt, sich befindet; sie verliert aber an 
Stärke, wenn der Schenkel gegen R rückt, während im Gegenteil 
die Hub- und Tragetätigkeit des Vorderschenkels ansteigt, wenn 
das Vorderbein wie in der Figur steht und abnimmt, wenn der 
Schenkel nach B rückt. Daher ist der 14. Rückenwirbel Mittel- 
punkt in der Bewegung und in der Ruhe. — 


Zeit=chr. f. Veterinärkunde. 1912. 3. Heft, 10 


— 146 -- 


Durch den Gebrauch des Halses paßt das Pferd sein Gleich- 
gewicht dem Schnelligkeitsgrade an. Das kann man auch bei den 
Pferden auf der Weide beobachten, wo Kopf und Hals sich fort- 
gesetzt den Forderungen des Augenblicks anpassen. Aus diesem 
Grunde haben Kopf und Hals auch für den Reiter einen so großen 
Wert. 

Bisher war der Hals als eine gerade Linie aufgefaßt worden. 
in Wirklichkeit ist er aber eine doppelte Kurve nach oben und nach 
unten. Die theoretisch beste Stellung des Halses und Kopfes ist 
die in Fig. D mit DO bezeichnete. Hierbei arbeitet die Hebelwir- 
kung direkt mit der Tätigkeit der Hinterbeine zusammen. — 

Ein Kavallerist hat in der einen Hand die Zügel, in der an- 
deren die Waffe. Das Pferd muß daher augenblicklich der Bewe- 
gung seiner Schenkel und Hände folgen, wenn es brauchbar sein 
soll. Ist der Kopf des Truppenpferdes nicht in der passenden 
Stellung, so kann die Hebelwirkung nicht eintreten und man be- 
kommt das Bild des „Sternguckers“, mit dem nichts anzufangen 
ist. Deshalb muß der Kopf durch Dressur, durch Anwendung eines 
passenden Gebisses, in die richtige Stellung gebracht werden. 

Wie der Hals wichtig bei der Erhaltung des Gleichgewichts ist, 
so ist der Kopf der Schlüssel zum Halse. Die Hebelwirkung hängt 
nicht so sehr von der wirklich aufgewendeten Kraft ab als von 
der Richtung ihrer Einwirkung. Faßt man z. B. den Kopf als 
einen Hebel auf, der auf den Hals einwirkt, und nähert ihn der 
Züg:lhand, so ist ersichtlich, daß bei ausgestrecktem Hals, wie 
beim Rennpferd, eine Hebelwirkung überhaupt nicht vorhanden 
ist. Die Hebelwirkung ist dagegen am größten, wenn der Kopf im 
rechten Winkel zur Halsachse steht. Daher, je mehr ein Pferd 
entweder seine Nase ausstreckt oder seinen Hals beugt, desto 
weniger Hebelwirkung wird erreicht. In beiden Fällen ist die 
Hebelwirkung des Kopfes auf den Hals und des Halses auf den 
Bewegungsmittelpunkt gleich Null, d. h. der Reiter hat keine Macht, 
weil er nur dann sein Pferd regieren kann, wenn er richtig auf die 
Hinterschenkel, die Vortreiber, und auf den Bewegungsmittelpunkt 
einwirken kann. 

Wie der Kopf für den Hals, so ist das Maul der Schlüssel für 
den Kopf. Man muß ein Kavalleriepferd in jeder Gangart unter 
vollkommener Kontrolle wenden können. Deshalb müssen das Ge- 
wicht und das Gebiß jeden Übergang von einer zur anderen Gang- 
art zulassen. 

Oberst v. Eyshausen sagt hierzu: „In der Regel ist die 
Stellung des Kopfes die beste, welche den Gang des Pferdes rein 
und frei macht, und ihm gestattet, sich willig und ohne Anstren- 
gung und Unterbrechung seines Ganges zu wenden, diesen ohne 
Zögern zu vermindern oder zu verstärken sowie nach Wunsch 
unter Bewahrung eines guten Gefühls zu parieren oder vorwärts 
zu gehen.“ 

Kein noch so gut verpaßtes Gebiß wird eine Remonte zum 
trainierten Pferd machen noch ihm richtige Wendigkeit, Gefühl 
oder Haltung verleihen. Die Haltung ist nicht eine Folge des 
(Gebisses, sondern sie wird dureh das Gebiß nur in ihrem Zustande 


= Jr = 


erhalten. Sie wird erreicht durch ein verständiges Training und 
Reiten, während das Gebiß das Ganze vollendet oder auch zer- 
stört, besonders für Soldaten, die mit einer Hand reiten müssen. 
Alle Erfolge des Trainings können durch ein schlechtes Gebiß ver- 
nichtet werden. Das Gebiß ist der Schlüssel zur Haltung; es macht 
die Kavallerie verwendbar und vergeudet keine Kraft durch un- 
richtige Belastung der Vorderbeine. Es verleiht dem Soldaten das 
Gefühl der Sicherheit und Kraft und gewinnt dadurch höchste Be- 
, deutung. 

Die Wirksamkeit des Gebisses beruht auch wieder auf Hebel- 
wirkung. Bei einem Hebel 2. Grades sind Kraft und Drehpunkt 
an den Enden des Hebels angebracht, die Last zwischen beiden. 
Der mechanische Vorteil ist proportional den relativen Entfer- 
nungen der Kraft und der Last vom Drehpunkt. Beim Gebiß wird 
die Last durch den Druck auf die Lade, der Drehpunkt durch die 
Kinnkette und die Kraft durch die Zügel dargestellt. Beträgt z. B. 
in Fig. F die Zügelkraft P — fünf Einheiten, so können entweder 


$ F 





eg ‘= GT 
2-3:1% —>3441® mes aH- 
2!—>? ker! 


—s 9'!—>5 





fig. F 


drei Einheiten auf die Kinnkette und zwei auf die Lade wirken, 
so daß das Pferd Schmerzen nach zwei Richtungen hin hat und 
„bohren“ wird; oder es wirken drei Teile auf die Kinnlade und 
zwei auf die Kinnkette. In beiden Fällen bleibt ein Unterschied von 
einer Einheit, wohingegen bei Verringerung der schmerzhaften 
Wirkung der Kinnkette auf O die ganze Arbeit der Kinnlade auf- 
erlegt wird. Hierin liegt die ganze Theorie und Praxis des Gebisses. 
Ein kleines Gebiß kann ebenso wirkungsvoll und richtiger sein als 
eine große Menge nicht gehörig verpaßten Stahles. 

Prüfen wir nun die absolute und notwendige und die verhält- 
nismäßige Länge. Der Oberbaum der Kandare, gemessen von dem 
Mundstück bis zum oberen Auge, soll so lang sein wie die Ent- 
fernung der Kinnkettengrube von der Lade, im allgemeinen 1,88 
oder 1,75 Zoll (1 Zoll = 2,54 em), sehr selten weniger und kaum 
mehr bei Kavalleriepferden. Ein Gebiß ohne Kinnkette dreht sich 
im rechten Winkel und übt keine Hebelwirkung aus, es „fällt 
durch‘; eine zu feste Kinnkette dagegen stellt das Gebiß fest. 
Zwischen beiden Extremen liegt das Richtige. Fig. H zeigt, daß 
ein Zügelzug an f! die Kinnkette näher an das Kinn zieht. Ein 
Gebißĝ mit langem Oberbaum da=df=-2de nimmt die Lage 
adf ein, es wird fest und steil. Die Kinnkette geht aufwärts und 

Jo% 


en 1A. = 


drückt auf die empfindlichen Teile des Kiefers oberhalb der Kinn- 
kettengrube. Eine Hebelwirkung findet nicht statt, wenn Ober- und 
Unterbaum df=da gleich lang sind. Infolgedessen lehnt sich 
das Pferd auf oder bohrt. Ist im Gegensatz hierzu de=!»de 
und wirkt der Zügel bei f? ein, so stellt sich das Gebiß nach e!d f" 
ein, es fällt durch. Die Kinnkette bleibt hierbei wahrscheinlich in 
der Kinnkettengrube und wirkt gegen ec!, ist aber infolge ihres 
sehr spitzen Winkels mit dem Gebiß kaum von Wert. Die Hebel- 
wirkung ist aber sehr groß, nämlich 4:1 (fd—=4de). — Ist nun 
aber d b—d e, dann nimmt das Gebiß die Stellung bd f? an, steht 
nicht fest und fällt nicht durch, die Kinnkette bleibt in der Kinn- 
kettengrube und wirkt richtig gegen eb ein. Da fd:db—=2:1 ist, 
so ist die Hebelwirkung ausreichend und wirkungsvoll. 

Demnach stellen sich die richtigen Maße des Gebisses wie folgt: 
Oberbaum 134 Zoll, Unterbaum 313, Zoll, Oberbaum = d e. 

Das Mundstück muß auf der Lade genau gegenüber der Kinn- 
kettengrube ruhen. Theoretisch kann nur in dieser Lage das recht- 
winklige Dreieck edb erhalten werden. Praktisch ist dieser Teil 
der Lade der für die Wirkung des Mundstückes beste. Die meisten 
Fehler der Zäumung sind der Nichtbeachtung dieser Tatsache zu- 
zuschreiben. 

Das bestverpaßte Gebiß kann aber nicht ordentlich wirken, 
wenn die Kinnkette nicht die richtige Länge hat. Um Schmerzen 
vorzubeugen, muß sie möglichst breit sein; jedoch ist ihre Breite 
begrenzt; denn bei zu erheblicher Breite drückt ihr oberer Rand 
auf den Kiefer und verursacht Schmerzen. Sie darf auch nur 
solang sein, daß sie bei genau passendem Mundstück überall an- 
liegt. Ist das Mundstück nur um !» Zoll zu weit, so drückt die 
Kinnkette nur auf einen Fleck und veranlaßt einen Druckschaden. 
Die Kinnkette sollte 14, Maulbreite, ausschließlich der Kinnketten- 
haken, lang sein. Zu beachten sind auch die Schaken der Kette, 
die nieht zu lang sein dürfen, weil sonst das richtige Anliegen un- 
möglich wird. 

Es war vorher schon darauf hingewiesen, wie viel von dem 
Winkel abhängt, in dem bei einem Hebel die Kraft angreift, und 
daß der rechte Winkel der vorteilhafteste ist. Wäre in Fig. K das 
Gebiß nach b oder e verschoben, so fiele die Hebelwirkung aus 
oder je mehr das Gebiß nach b oder e verschoben ist, desto ge- 
ringer ist der Wert der Hebelwirkung. — Der Hebel wirkt auf den 
Bewegungsmittelpunkt, der unter dem Reiter liegt. Daher fühlt 
der Reiter, daß sich das Pferd unter ihm versammelt, ebenso wie 
er empfindet, daß das Pferd unter ihm davonläuft. — Zu beachten 
ist auch, daß die Hand des Reiters nicht zu hoch gehalten wird, 
weil sonst die mechanischen Gesetze des Hebels verletzt werden. 
Je tiefer die Hand, desto besser ist die Einwirkung auf das Pferd. 

Die Kunst des Zäumens ist der Eckstein für die Erhaltung des 
tleichgewichts und der Wendigkeit eines trainierten Pferdes, und 
für den Reiter eines gut gerittenen Pferdes ist die Zäumung die 
Krönung des Gebäudes. W. Müller. 


— 149 — 


Joest und Emshoff: Untersuchungen über den Tuberkel- 
hazillengehalt der Galle bei tuberkulösen Tieren. Ein Beitrag 
zur Kenntnis der offenen Lebertuberkulose. Zeitschrift für 
Infektionskrankheiten, paras. Krankh. u. Hygiene der Haustiere. 
10. Band. 4. Heft. 


Nachdem Calmette und Guérin experimentell an Kanin- 
chen gezeigt hatten, daß intravenös mit bovinen Tuberkelbazillen 
infizierte Tiere virulente Tuberkelbazillen mit der Galle in den 
Darm ausscheiden, schienen bei der Wichtigkeit der Frage Unter- 
suchungen angezeigt, ob sich auch bei spontan tuberkulösen Tieren 
die Ausscheidung der Bakterien in gleicher Weise vollzieht. Das 
von teschlachteten Tieren stammende Material wurde wie folgt 
verarbeitet: Die Oberfläche der gefüllten Gallenblase wurde mit 
einem glühenden Messer an einer Stelle gut abgebrannt, dann 
wurde an dieser Stelle mit ausgekochter Spritze eingestochen, die 
gewünschte Menge Galle aufgesaugt und je zwei Meerschweinchen 
am Hinterschenkel intramuskulär injiziert, und zwar anfangs je 
2 eem, später nur 1 ccm. Ferner wurden jedesmal Ausstrichprä- 
parate angefertigt. In dieser Weise wurde die Galle von 57 spontan 
tuberkulösen Tieren (26 Rinder und 31 Schweine) untersucht. 

Insgesamt in 14 Fällen (6 bei Rindern und 8 bei Schweinen), . 
also bei rund 25 % der untersuchten generalisiert tuberkulösen, zu- 
gleich mit Tuberkulose der Leber oder wenigstens der portalen 
Lymphknoten behafteten Rinder und Schweine (nur in einem Falle 
handelte es sich um eine nicht generalisierte Erkrankung) konnten 
durch den Tierversuch virulente Tuberkelbazillen in der Galle 
nachgewiesen werden. In Wirklichkeit wird der Prozentsatz ein 
noch höherer sein, weil sich bei der Verimpfung einer nur 
kleinen Menge nichtzentrifugierter Galle eine Anzalıl 
von Fällen, bei denen die Galle Tuberkelbazillen in nur geringer 
Menge enthielt, der Feststellung entziehen mußte. In einigen Fällen 
ließen sich auch die Tuberkuloscerreger ohne weitere Vorkehrungen 
zum Teil sehr zahlreich im Ausstriehpräparat der Galle direkt 
nachweisen. 

Die Anwesenheit der Tuberkelbazillen in der Galle ist bis jetzt 
nur so zu erklären, daß sie aus tuberkulösen Veränderungen der 
Leber stammen. Zur Ausscheidung der Krankheitserreger mit der 
Galle bedarf es nicht immer gröberer tuberkulöser Veränderungen 
in der Leber, sondern als Kennzeichen für die stattgehabte tuber- 
kulöse Infektion genügt das Vorhandensein spezifischer Verände- 
rungen in den portalen Lymphknoten. 

Da nun das Vorhandensein der Tuberkelbazillen in der Blasen- 
galle, in welchem Sekret sie an ihrer Virulenz niehts einbüßten, ihre 
Entleerung in den Darm einschließt, so ist die Leber- 
tuberkulose in vielen Fällen eine offene Tuberkulose. 

Die Entleerung von Tuberkuloseerregern mit der Galle in den 
Darm kann nun einerseits zur weiteren Ausbreitung der Tuber- 
kulose im Organismus des betreffenden Individuums beitragen, 
anderseits können durch die Ausscheidung von Tuberkelbazillen 
mit den Fäces auf Grund einer offenen Lebertuberkulose andere 
Tiere und die Milch infiziert werden. Besonders wiehtie scheint 


— 150 — 


die Lebertuberkulose der Schweine für die Weiterverbreitung der 
Tuberkulose unter den Schweinen zu sein, da sie entsprechend 
ihrer Häufigkeit auch oft in offener Form auftreten wird. 

Da nun auf Grund der Untersuchungen der Kot tuberkulöser 
Tiere, abgesehen von den seltenen Fällen, in denen er von einer 
Darmtuberkulose aus infiziert wird, sehr häufig tuberkelbazillen- 
haltig sein muß, deshalb darf besonders beim Rinde bei Ermittlung 
der offenen Tuberkuloseformen die Untersuchung des Kotes auf 
Tuberkelbazillen nicht auf die Fälle beschränkt werden, in denen 
der Verdacht auf Darmtuberkulose besteht, sondern es ist bei allen 
auf offene Tuberkulose zu prüfenden Tieren eine systema- 
tische Kotuntersuchung unerläßlich. Otto. 


W. Liebermann: Beiträge zur Wundbehandlung mit Bolus 
alba. Deutsche Med. Wochensch. 37. Jahrg. Heft 40. 


Nachdem Stumpf in seiner Abhandlung „Der Bolusverband, 
ein neuer steriler Wundverband‘“, die Bolusbehandlung empfohlen 
hatte, hat auch Verfasser Versuche in der Wundbehandlung mit 
. Bolus alba angestellt. Er wandte Bolus in Form der Paste an, in- 
dem er feingepulverten und sterilisierten Bolus mit 96%igen Alko- 
hol verrieb und dieser Masse Azodermin (ein entgiftetes Amidoazo- 
toluol, hergestellt von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation 
in Berlin), das sich schon unter dem Namen Scharlachsalbe als ein 
vorzüglich epithelisierend wirkendes Mittel bewährt hatte, und 
Glyzerin zusetzte, letzteres, um hauptsächlich die Konsistenz zu 
wahren. Zur Verwendung gelangte nur Bolus feinster Körnung, 
dessen Prüfung auf Keimgehalt, insbesondere auf Tetanusbazillen, 
nach erfolgter Sterilisierung der Paste durch Verimpfung auf Tiere 
erfolgte. Das Azodermin gibt der Paste eine hautähnliche Farbe, 
welche ihre Verwendung für die menschliche Haut besonders ge- 
eignet macht. 

Verfasser hebt auf Grund seiner Erfahrungen hervor, daß in 
der aseptischen Boluswundpaste ein zuverlässiges und handliches 
Wundmittel gefunden ist. Die Paste ist ungiftig, reizlos, besitzt 
keine Färbekraft für die Haut, wirkt adstringierend und sekretions- 
beschränkend. Sie dient der Keimarretierung und eignet sich zur 
Vorbereitung des Operationsfeldes und zur ersten Versorgung und 
Behandlung von Operations- und akzidentellen Wunden. In der 
Wunde selbst bewirkt die Paste vermöge ihrer sekretionsbeschrän- 
kenden, austrockenden, adstringierenden, auch desodorierenden 
Wirkung eine schnelle Abstoßung nekrotischer Teile und eine 
schnelle Wundreinigung. Ihre Verwendung schränkt in vielen 
Fällen die Häufigkeit des Verbandwechsels ein und kürzt die Hei- 
lungsdauer ab. Sie ist im keimfreien Zustande stets gebrauchs- 
fertig, sparsam im Gebrauch und billig im Vergleich zu anderen 
Wundmitteln und in Anbetracht der Ersparnis an Verbandmaterial. 
Ihre Verwendung kann daher im Felde bei der Versorgung akziden- 
teller Wunden in Betracht gezogen werden. Sie kommt in Tuben 
von 100 g in sicher keimfreiem Zustand in den Handel und wird 


— 151 — 


von der Pharmazeutischen Abteilung der Aktiengesellschaft für 
Anılinfabrikation zu Berlin hergestellt. 

Die Arbeit ist um so beachtenswerter, als sich auch in der 
veterinären Praxis die Anwendung der Paste in vielen Fällen, na- 
mentlich in denen ein Verband nicht anlegbar ist, empfehlen dürfte. 

Wöhler. 


Kohlstock: Uber den Einflufs der konstanten Berieselung mit 
heifsem Wasser auf die Wundbehandlung. Ein Beitrag zur 
Thermotherapie in der Tierheilkunde. Inaugural- Dissertation. 
1909. Mit 1 Abbildung. (Aus der chirurgischen Klinik der 
Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, Direktor: Ober- 
medizinalrat Prof. Dr. Röder.) 


Nach einer Besprechung der physiologischen Wirkungen der 
konstanten Wärme und der therapeutischen Anwendung derselben 
in der Tierheilkunde beschreibt Verfasser den von ihm benutzten 
Apparat, welchen Röder konstruieren ließ. Derselbe besteht aus 
einem etwa 15 Liter fassenden Wasserbehälter (aus verzinntem 
Kupfer), dessen Inhalt durch Gasheizung und mittels Thermo- 
rerrulators auf die gewünschte Temperatur gebracht wird. Die 
Zuleitung des Wassers zu den Körperstellen erfolgte durch Gummi- 
schlauch und 20 bis 35 cm lange, biegsame Zinkröhren. Zur 
Berieselung der verschiedenen, mit äußeren Leiden behafteten 
Körperstellen (etwa in 20 Fällen) — Knochenkaries, Fisteln, 
Abszeßhöhlen, gewöhnlichen Wunden und Wunden nach Operatio- 
nen, Quetschwunden —, wurde nur reines, heißes Wasser ohne 
jeden Zusatz verwendet. Der Verfasser faßt die Ergebnisse seiner 
Untersuchungen in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Bei der konstanten Berieselung mit heißem Wasser geht 
die Reinigung der Wunden sehr schnell vor sich, da nekrotische 
Gewebsstücke und sonstige die Heilung störende Substanzen bal- 
dierst abgestoßen werden. 

2. Die Eiterung wird sofort beschränkt oder ganz aufgehoben. 

3. Durch die Wasserspülung wird eine Ansammlung des Se- 
kretes und eine Zersetzung desselben auf der Wundfläche ver- 
hindert. 

4. Die Granulationsbildung wird angeregt und sehr beschleu- 
niet, besonders in Wundhöhlen und -kanälen. 

>. Die Epithelisierung wird mächtig gefördert. 

6. Übermäßige Wucherungen treten nicht auf. 

1. Die zwecekmäßige Dauer der Berieselungen beträgt 6 bis 
8 Stunden täglich. 

8. Die dabei günstigen Temperaturen liegen zwischen 40 bis 
42° 0, 

9. Eine Mazeration der vom Wasser berührten Hautstellen 
fand gar nicht oder nur in geringerem Maßstabe bei dieser Be- 
handlungsmethode statt. Dr. A. Albrecht. 





Ehrung des Korpsstabsveterinärs a. D. Kösters. 


Aus Anlaß des Ausscheidens des Korpsstabsveterinärs Pro- 
fessor Kösters, der vom 1. August 1891 bis 17. Januar 1912 
technischer Vorstand der Militär-Lehrschmiede Berlin war, hatten 
die in dieser Zeit als Vorstände und Assistenten der preußischen 
Lehrschmieden tätig gewesenen Veterinäroffiziere, soweit sie noch 
im aktiven Dienst sind, für ihren hochverehrten Lehrer eine Samm- 
lung zwecks Stiftung eines Abschiedsgeschenkes veranstaltet. — Am 
Sonntag, den 18. Februar überreichten Korpsstabsveterinär Herbst, 
Stabsveterinärt Müller und Oberveterinär Schulze dem 
Scheidenden das Abschiedsgeschenk -— Araber zu Pferde in Bronze 
und eine künstlerisch ausgeführte Adresse in Lederband mit den 
Namen der Stifter. | 

Überrascht und sichtlich gerührt sprach Professor Kösters 
der Deputation seinen Dank aus und bat, diesen auch den übrigen 
Herren zu übermitteln. 

An den feierlichen Akt schloß sich ein herrliches Mahl, das 
die Familie Kösters und die drei Gäste lange in angereeter 
Stimmung vereinte. 


Obermedizinalrat Profi. Dr. Gustav Pusch, Dresden f. 


Am 1. Februar verschied plötzlich am Herzschlag in seinem 
Studierzimmer Obermedizinalrat Dr. Pusch, ordentlicher Pro- 
fessor und Direktor des Zootechnischen Institutes an der Tier- 
ärztlichen Hochschule zu Dresden und Landestierzuchtdirektor. 


Oberveterinär Preising t. 


Aın 20. Februar fand sich in der Kapelle des Berliner Garnison- 
lazarettes eine zahlreiche Trauerversammlung zusammen, um dem 
drei Tage vorher jäh aus dem Leben gerissenen Kameraden, Korps- 
bruder und Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Mit ihm war ein 
edler, sympathischer Mensch zu früh geschieden; der südwestafri- 
kanischen Kämpfer einer. 

Friedrich Wilhelm Hugo Preising war am 1. Dezember 
1876 zu Insterburg als Sohn eines Lehrers geboren, trat Oktober 
1895 beim Ulanen-Regiment Nr. 12 als Veterinäraspirant ein, wurde 
1897 auf ein Jahr zur Militär-Lehrschmiede kommandiert, um 1898 
zur Militär-Veterinär-Akademie überzutreten. Hier erwählte ihn 
das Vertrauen seiner Kommilitonen zum Semesterältesten,; die 
schwierige Vertrauensstellung hat er bis zum Studienschluß 1902 so 


- 1883 — 


zuverlässig und selbstlos ausgefüllt, daß in gleichem Maße das 
Semester und ich als damaliger Inspizient ihm Dank dafür wußten. 
Sein großer, ihm aufrichtig ergebener Freundeskreis stammt — 
außer aus seinem ihm eng liierten Korps Cimbria, in dem er ein 
Semester das Ehrenamt eines 1. Chargierten bekleidete — wesent- 
lich aus jener Tätigkeit, für die er mit seinem vornehmen, takt- 
vollen und dabei bestimmten Wesen wie geschaffen war. Daß er 
sieh die gleichen Sympathien im Grenadier-Regiment zu Pferde 
Nr. 3 erwarb, dem er bis 1904 als Unterveterinär angehörte, hob 
der Geistliche bei der schlichten Leichenfeier hervor. 

Bei Ausbruch des südwestafrikanischen Aufstandes schloß er 
sich dem kolonialen Kampfe mit jugendlicher Begeisterung an. Auf 
der afrikanischen „Pad“ fand Preising zehn weitere Semester- 
kameraden, etwa ein Drittel seines Semesters — ein gutes Zeichen 
für den prächtigen militärischen Sinn dieses Kreises, auf dessen 
Zugehörigkeit er stolz war. Die Teilnahme an mehreren Patrouillen- 
gefechten brachte ihm das weißschwarze Band. Seine Mitteilungen 
aus jenen Kriegsjahren, 1904 bis 1906, atmen Frohsinn und Be- 
friedigung. Die Strapazen des langen Feldzuges hatten indessen die 
starken Nerven des kräftigen Mannes derart mitgenommen, daß 
seine Freunde nicht ohne Sorge den Heimgekehrten begrüßten. 
Ein längerer Erholungsurlaub, die gesunde Tätigkeit des mili- 
tärischen und beruflichen Dienstes und vor allem das in glück- 
lichster Ehe ihm gewordene innige Familienleben schufen einen 
Ausgleich. Die während seines Kommandos zum Oberveterinär- 
kursus 1911/12 vor kurzem erfolgte Versetzung zum Leibkürassier- 
Regiment Nr. 1 entsprach seinen Wünschen; den neuen Truppenteil 
hat er indessen nicht mehr gesehen. | 


Ehre seinem Andenken! 
Grammlich. 


Die irdischen Überreste des Stabsveterinärs Ronge in 
Südwestafrika aufgefunden. 


Endlich nach sieben Jahren klärt sich der Tod des Stabs- 
veterinärs Ronge auf. Dieser hatte, wie bekannt, im Beginn des 
Jahres 1905 mit dem Reiter Feibicke einen Dienstritt von 
l.üderitzbucht nach Bethanien unternommen. Auf dem Rückritt, 
den er am 10. Januar 1905 mit demselben Reiter von Kubub aus 
antrat, und den er über die Wasserstelle Ukama zu machen ge- 
dachte, ist er nebst seinem Begleiter verschollen. Alle Nach- 
forschungen blieben ergebnislos, so daß man annahm, daß beide 
sieh in der Wüste verirrt hätten und verdurstet oder von Ein- 
reborenen ermordet seien. 

Wie nun die Lüderitzbuchter Zeitung mitteilt, fand eine von 
Chamis ausgesandte Patrouille nicht weit von Kolmannskuppe die 
Leiche des Stabsveterinärs Ronge. Sie lag auf der halben Höhe 
einer Wanderdüne und war, weil sie sehr wahrscheinlich die ganzen 
sieben Jahre unter trockenem Sande gelegen hatte, gänzlich mumi- 
fiziert und gut erhalten. Bei der Leiche fand man außer eigenen 


— 154 — 


Aufzeichnungen des Verstorbenen ein Paket Feldpostbriefe, zum 
Teil von später gefallenen Offizieren und Angehörigen der Schutz- 
truppe herrührend, sowie eine größere Geldsumme. 

Aus den Aufzeichnungen und Postkarten an seine Angehörigen 
geht hervor, daß Ronge die Wasserstelle Ukama verfehlt hat, 
und daß er nun seinen Tod durch Verdursten vor Augen sah. Um 
diesen schrecklichen Qualen zu entgehen, hat er sich schließlich 
durch einen Revolverschuß in die Schläfe den Tod gegeben. Es ist 
eine eigentümliche Schickung, daß er genau sieben Jahre nach 
seinem Todestage aufgefunden wurde. 

Merkwürdigerweise besagen die hinterlassenen Schriftstücke 
Ronges nichts über den Verbleib des Reiters Feibicke. 

So tragisch auch das Ende dieses hochverdienten Mannes ist, 
so werden seine Angehörigen und alle ihm Näherstehenden Trost 
und Beruhigung in dem Gedanken finden, daß er wie ein Held 
den Tod für König und Vaterland starb. 


Verleihung akademischer Grade an die Bergakademien. 


Durch Allerhöchsten Erlaß vom 29. Januar 1912 ist den Berg- 
akademien das Recht der Verleihung eines Dipl.-Ing. und eines 
Dr. ing. erteilt worden. 

Der Erlaß hat folgenden Wortlaut: 

„Auf Ihren gemeinsamen Bericht vom 24. Januar 1912 will 
ich den Bergakademien in Berlin und Clausthal das Recht ein- 
räumen, auf Grund der Diplomprüfung den Grad eines Diplom- 
Ingenieurs (abgekürzte Schreibweise, und zwar in deutscher 
Schrift: Dipl. ng.) zu erteilen. Ich beauftrage Sie, den Minister 
für Handel und Gewerbe, die weiteren Anordnungen hierüber im 
Benehmen mit dem Minister der geistlichen und Unterrichtsange- 
legenheiten zu erlassen. Ich will ferner genehmigen, daß in Fällen, 
wo die von der Bergakademie in Berlin oder der Bergakademie 
in Clausthal graduierten Diplom - Ingenieure die Würde eines 
Doktor-Ingenieurs (abgekürzte Schreibweise, und zwar in deutscher 
Schrift: Dr. ing.) bei der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde 
der Technischen Hochschule in Berlin zu bewerben beabsichtigen, 
das Kollegium dieser Abteilung durch Professoren und Dozenten 
der Bergakademie verstärkt wird. lch beauftrage Sie, den 
Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, die weite- 
ren Anordnungen hierüber im Einvernehmen mit dem Minister für 
Handel und Gewerbe zu erlassen. 


Berlin, den 29. Januar 1912. 
gez. Wilhelm, R. 
vepengez. Sydow. v. TrottzuSolz. 


An den Minister für Handel und Gewerbe 
und den Minister der geistlichen 
und Unterrichtsangelerenheiten. 





Die Militärtierärztliche Vereinigung in Berlin tagte, wie all- 
monatlich, unter Vorsitz des Generalveterinärs Hell, am 3. Fe- 
bruar d. Js. in den oberen Räumen des Restaurants „Zum Heidel- 
berger“. Anwesend waren 75 Veterinäre aller Grade Auf der 
Tagesordnung stand zunächst der Vortrag des O. V. Lührs: 
„Über Zelleinschlüsse in den Epithelzellen der Lunge brustseuche- 
kranker Pferde“. 

O.V. Lührs fand bei den im Königlichen Institut für Infek- 
tionskrankheiten unter Leitung des Geh. Obermedizinalrats Prof. 
Dr. Gaffky zur Erforschung der Brustseuche ausgeführten 
Untersuchungen interessante Einschlüsse in den Epithelzellen des 
erkrankten Lungengewebes, wie sie bisher bei der Brustseuche 
noch nicht beschrieben waren. 

Die Präparate, welche diesem Vortrage zugrunde lagen, und 
die an mehreren Mikroskopen den Teilnehmern zur Anschauung 
gebracht und auch an Abbildungen demonstriert wurden, stammen 
von Versuchsfohlen, die sich auf natürliche Art und Weise mit 
Brustseuche infiziert hatten und 24 bis 60 Stunden nach dem Auf- 
treten der ersten Krankheitserscheinungen getötet wurden. 

Die Ausstriche sind hauptsächlich aus den Lungenpartien her- 
gestellt, die den Übergang des kranken in das gesunde Lungen- 
gewebe bildeten. Ferner wurden auch die erkrankten Lungen- 
partien von Versuchspferden punktiert und aus dem Punktate 
Ausstriche hergestellt. Die Ausstriche wurden an der Luft ge- 
trocknet und mit AÄtheralkohol fixiert bzw. feucht in Sublimat- 
alkohol. Um etwas Näheres über die Natur der Einschlußkörper- 
chen zu erfahren, wurden eine große Anzahl von Färbemethoden 
zur Anwendung gebracht. Die schönsten Präparate wurden bei 
der Färbung mit Toluidinblau, Giemsa, v. Krogh und 
Heidenhain erzielt. Die Zahl der Lungenepithelien, die solche 
Einschlüsse zeigen, wechselt. In dem einen Falle findet man sie 
reichlich, in dem anderen Falle spärlich, und zwar bei derselben 
kranken Lungenpartie, je nachdem man die Ausstriche direkt aus 
der Zone, die den Übergang vom kranken zum gesunden Gewebe 
bildet, oder mehr nach der Mitte zu entnimmt. Die fraglichen Ge- 
bilde liegen meist intrazellular einzeln und zu mehreren, von einem 
hellen Hofe umgeben. In der Regel sieht man vier, aber auch 
zwei, drei bis acht in einem solchen Hofe. Die Form der Ein- 
schlüsse ist verschieden; es sind zum Teil runde, ovale, bohnen- 
fürmige und ringförmige Gebilde. Die Größe dieser Finschlüsse 
ist meist gleich, sie variiert nur in geringen Grenzen. Eine 
Innenstruktur ist nicht erkennbar. 

In dem nach Giemsa gefärbten Präparate sieht man neben 
dem violettgefärbten Zellkern in dem zartrosaviolett bis zart- 
bläulichgefärbten, deutlich wabigen Protoplasma, häufig eine meist 
rundliche, vom übrigen Protoplasma differenzierte, hell erschei- 
nende Zone, die die oben beschriebenen Einschlüsse enthält. Die- 


— 156 — 


selben haben eine tiefdunkelblau bis schwarzblaue Färbung an- 
genommen und unterscheiden sich durch ihre Farbe gut von dem 
Zellkern. Die befallenen Epithelzellen erscheinen oft mehr oder 
weniger geschwollen. Der Kern ist meist gut erhalten. 

Die Untersuchungen der Schnittpräparate haben ganz ähn- 
liche Befunde ergeben, wie sie in frischen Ausstrichen beschrie- 
ben worden sind. Es fällt hierbei nur auf, daß in einer Zelle 
häufig mehrere solcher hellen Höfe mit den beschriebenen Ein- 
schlüssen auftreten. 

Über die Natur dieser Körperehen kann Vortragender keinen 
Aufschluß geben; es handelt sich hier wahrscheinlich um Zellver- 
änderungen, die durch das spezifische, noch gänzlich unbekannte 
Virus der Brustseuche hervorgerufen werden. Kontrollunter- 
suchungen von Lungenausstrichen gesunder Pferdelungen und 
Lungen, die infolge von Druse und Septikämie erkrankt waren, 
wiesen diese Veränderungen nicht auf. 

Der Vorsitzende spricht dem Vortragenden den Dank der 
Versammlung für die interessanten Mitteilungen aus und gab der 
Hoffnung Ausdruck, daß es bald gelingen möge, Licht in das 
dunkle Gebiet der Ätiologie der Brustseuche zu bringen. Darauf 
hielt O. St. V. Görte seinen Vortrag: „Über die Formverände- 
rungen der Hufbeine und ihre Beziehungen zum Hufbeschlag“. 
Er schilderte in ausführlicher Weise die mannigfachen Form- 
veränderungen der Hufbeine durch die Veränderung der Form 
des Hufes, und wie diesen dureh geeigneten Beschlag vorgebeugt 
bzw. begegnet werden kann. Anschließend an den Vortrag zeigte 
K. St. V.Tetzneran der Hand eines interessanten pathologisch- 
anatomischen Knochenpräparates (Fessel-, Kronen- und Hufbein), 
daß auch dureh Erkrankungen der Knochen und Gelenke des 
Unterfußes infolge von Belastungsänderungen nach dem Gesetze 
der Transformation erhebliche Formveränderungen am Hufbein 
entstehen müssen, die das Präparat deutlich zur Anschauung 
brachte. Eine weitere Diskussion fand über den Vortrag nicht statt. 

Die nächste Versammlung findet am 2. März d. Js., abends 
“1> Uhr, statt. In derselben werden referieren: K. St. V. 
Güntherberg über „Die verschiedenen Formen der Rotlauf- 
seuche der Pferde und die Immunitätsfrage bei derselben“, St. V. 
Bauer „Über Schadenersatzklagen gegen einen Tierarzt“. 


in neues Leibpferd des Kaisers. Durch Rittmeister Grafen 
Westphalen vom Garde du Korps wurde aus dem ungarischen 
Gestüt des ungarischen Grafen Armin Mikes der siebenjährige 
Schimmelwallach „Gereben“ von „Veritas“ aus der Halbblüterin 
„Gerle“ als Leibreitpferd für den Kaiser angekauft. „Gereben“ ist 
175 m groß und von ausgesprochenem arabischen Typus und 
großem Adel. Das Gestüt des Grafen Mikes befindet sich in 
Zabole bei Brosso (Kronstadt) an der rumänischen Grenze und ist 
das größte und bedeutendste Halbblutgestüt Ungarns. 
(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht, 28. Jahrg. Heft 20.) 


Maultierzucht in Westpreufsen. Auf besonderen Wunsch ein- 
zelner Züchter ist in Westpreußen zur Einführung der Maultier- 
zucht im letzten Frühjahr im Landgestüt Marienwerder ein Esel- 


= p i ( 


Lie o ei 


hengst stationiert worden. Die Zahl der angemeldeten Stuten war 
» vyrob, daB ein erheblicher Teil zurückgewiesen werden mußte. 
Dieser Eselhengst soll auf der Deckstation Finkenstein aufgestellt 
werden. Hier sind bereits früher Maultiere zur Arbeit verwendet 
worden. (Deutsche Landwirtschaftl. Tierzucht. Heft 1. 1912.) 


Dreiundeinviertel Millionen Mark werden in dieser Saison 
auf den drei großen Berliner Bahnen ohne die den Siegern zurück- 
zuzahlenden Einsätze zur Verteilung gelangen, wie die Zeitschrift 
für Pferdekunde mitteilt. Hiervon treffen auf Hoppegarten 
1096 600 Mk., auf Grunewald 1127400 Mk. und Karlshorst 
1026 600 Mk. 


In Frankreich wurden im Jahre 1911 für de Förderung 
der Pferdezucht 23486689 Frances aufgewendet. Diese 
Riesensumme verteilt sich wie folgt: Rennen 19 690 180 Fr., Hengst- 
prüfungen 72000 Fr., Prämiierungen von Stuten, Fohlen und 
Hengsten 1876676 Fr., Prämien für angekörte Hengste 714 200 
Franes, Concours de Dressaye 1077 133 Fr. und Prämien für Voll- 
blutstuten 56500 Fr. (Zeitschrift für Pferdekunde und Pferde- 
zucht, XXIX Jahrg., Heft 1.) 


Frankreichs Pferde-Einfuhr und -Ausfuhr. Während Frank- 
reich im Jahre 1902 im Ganzen 17 561 Pferde einführte und 23 227 
Stück ausführte, hat es im Jahre 1910 nur 11236 ein-, dagegen 
30771 Pferde ausgeführt. In einem neunjährigen Zeitraum ergibt 
dies eine Verbesserung der Landespferdezucht um rund 14 000 
Pferde. Während früher die größte Anzahl Pferde aus Algier be- 
zogen wurde, steht jetzt Belgien mit 3538 abgegebenen Pferden an 
der Spitze der Frankreich damit versorgenden Länder. Dann folgt 
Algier mit 3411, Österreich mit 1765, England mit 1122, Tunis mit 
558, Rußland mit 251, Spanien mit 142, Deutschland mit 77, die 
Niederlande mit 75, Italien mit 66, die Schweiz mit 52 Pferden. 
Für die Ausfuhr war Belgien schon früher (1902 mit 8052 Pferden) 
der beste Abnehmer französischer Pferde und ist es auch jetzt noch 
mit 7661 Pferden geblieben. Die zweite Stelle nimmt Deutschland 
mit 6283 Pferden ein, so daß Deutschland 6206 Pferde mehr über 
die Vogesen holte als dorthin abgab. Fast die gleiche Zahl, näm- 
lieh 6069, bezog die Schweiz. Dann folgen Italien mit 3794, Spanien 
mit 2256, England mit 2015, die Vereinigten Staaten Nordamerikas 
mit 1073 und Algier mit 803 Pferden. Während in den letzten 
Jahren das Bedürfnis nach fremden Pferden fast stetig abge- 
nommen hat, springt die zahlenmäßige Ausfuhr mehrfach recht 
bedeutend hin und her. Immerhin bleibt Jahr für Jahr eine sehr 
beträchtliche Mehrausgabe gegenüber dem Eigenbedarf zu ver- 
zeichnen. (Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht XXIX. 
Jahrg., Heft 1.) 


Digipuratum, ein vorzügliches Cardiacum und Diureticum. 
Der wechselnde Gehalt an wirksamen Bestandteilen in den Digi- 
taıısblättern und die dadurch bedingte Unsicherheit der Digitalis- 
droge in der Wirkung und in der Bemessung der Dosis hatte zur 
Folge, daß mehr und mehr die reinen Glveoside der Digitalis- 


==: 198 = 


blätter, wie sie hauptsächlichst durch Digitoxin und Digitalin 
repräsentiert werden, verwendet wurden. Aber auch in diesen er- 
kannte man bald Präparate, die nicht von konstanter Zusammen- 
setzung waren, sondern variable Gemenge verschiedener Digitalis- 
glycoside mit unsicherer Wirkung darstellten. 

Dagegen ist Digipuratum, wie Dr. Braitmaier in der 
Deutschen Medizinischen Wochenschrift, Nr. 51, ausführt, das 
erste Digitalispräparat, das sämtliche in der Digitalis enthaltenen 
wirksamen Stoffe in ihrer natürlichen Form enthält, physiologisch 
gleichmäßig und chemisch gleichartig zusammengesetzt und gut 
haltbar ist. Digipuratum ist gereinigtes, von unwirksamen Ballast- 
stoffen und unangenehm wirkenden Nebenbestandteilen (Digitonin) 
befreites Extractum Digitalis, das auf dem Wege der Dialyse aus 
frischen Pflanzen gewonnen wird. 

Es wird innerlich in Form der Tabletten sowie zur schnelleren 
Wirkung intravenös angewendet. Hervorgehoben wird die vor- 
zügliche und anhaltende diuretische Wirkung desselben neben 
einer gleich guten, kräftigen Wirkung auf das Herz. Die kumu- 
lative Wirkung und die häufigen Magendarmstörungen, die bei 
Verwendung größerer Gaben der Digitalisblätter häufiger beob- 
achtet werden konnten, treten in den Hintergrund, weil das Mittel 
rasch absorbiert und ebenso schnell ausgeschieden wird. 

Nach Versuchen von Franzen (Dissertation 1910) ist Digi- 
puratum auch für Tiere ein gutes Digitalispräparat und von ihm 
bei Hunden (drei bis vier Tabletten per os und pro die) zur An- 
wendung gekommen. 


Wichtige Entscheidung des Kammergerichts. Nach einer 
Entscheidung des Landgerichts und Kammergerichts ist auch das 
Arbeitspferd eines Rennvereins, welches zum Instandhalten der 
Rennbahn benutzt wird, als Luxuspferd zu betrachten und somit 
tritt auch für dieses Arbeitspferd die Haftpflicht des Tierhalters 
„ohne Verschulden“ ein, denn es dient lediglich dem Zwecke des 
Rennsports und nicht irgend einem nützlichen Broterwerbe. 
(Deutsche landwirtschaftliche Presse, XXXVIII. Jahrg. Nr. 85.) 





v. d. Malsburg: Die Zellengröße als Form- und Leistungs- 
faktor der landwirtschaftlichen Nutztiere. Ein histobiologi- 
sches Problem in der Züchtungskunde. Mit 27 Tafeln. Verlag 
M. & H. Schaper. Hannover 1911. 


Verfasser hat aut Grund eines umfangreichen Untersuchungsmaterials 
und unter Berücksichtieung der einschlägigen Literatur gewisse tierärztliche 
Probleme in geistreicher Weise zu lösen versucht. Er legte sich die Fragen 
vor: ]. ob bei unsern Haustieren nach Gattung, Art, Rasse, Geschlecht und Alter 
histologische Unterschiede vorhanden sind und in den Größenverhältnissen 


—: 159 — 


der Zellen zum Ausdruck gelangen; 2. ob auch die verschiedenen Nutzungs- 
formen der Haustiere durch Unterschiede in der Zellengröße charakterisiert 
sind: und 3. ob Ernährung und Klima einen Einfluß auf die Gestaltung der 
/«llengröße ausüben und dementsprechend Formenannäherungen verschiedener 
Tierarten auf einer Übereinstimmung der Zellengestaltung beruhen: Er ist 
zu der Überzeugung gelangt, daß diese züchterischen Probleme nur im histo- 
biologischen Sinne gelöst werden können, denn über den allgemeinen archi- 
tektonischen und speziellen konstruktiven Eigentümlichkeiten des tierischen 
Körpers stände seine strukturelle Beschaffenheit, die Eigenart der Zellen, und 
zwar in biochemischer, biophysischer und biomorphologischer Hinsicht. Seine 
hiechinteressanten Erörterungen, unterstützt durch die Ergebnisse zahlreicher 
verzleichender Untersuchungen, führen ihn zur Bejahung obiger drei Fragen. 
Er unterscheidet drei biologische Zelltypen: 1. feine Tierzellen, deren Plasma- 
inhalt biochemisch sehr aktiv und mäßig mit H,O imbibiert. ist, kleine Dimen- 
sionen, reger Stoffwechsel, intensiver Stoffumsatz ; 2. grobe Tierzellen, biochemisch 
zwar normal, aber übermäßige Hydration, wodurch physiolog. Aktivität her- 
abgesetzt ist, große Dimensionen, unzureichende Oxydation, fettige Spaltungs- 
produkte, niedrige energische Spannung der physiologischen Funktionen ; 
>. zarte Tierzellen mit anormalem, in der biochemischen Aktivität herabge- 
setzten Plasmainhalt und ungleichmäßiger Hydration (unentwickelte, jugend- 
liche oder atrophisch verkünmerte alternde Zellen). Entsprechend diesen Zell- 
typen schlägt der Verfasser zur Anlehnung an das praktische (Gebiet der 
Tierzucht folgende histobiologische Organisation der Haustiere vor: A. fein- 
zellig organisierte Haustierformen, B. grobzellig organisierte Haustierformen, 
C. zartzellig organisierte Haustierformen. Von Pferden kämen in die 
Gruppe A die Ponys. Doppelponys und die orientalischen Rassen. Zur 
Gruppe B werden die kaltblütigen Schläge gerechnet, während Übergangs- 
formen das englische Vollblutpferd, in welchem trotz seiner orientalischen 
Abkunft ein gewisser Anteil „kalten“ Blutes rinnt und die verschiedenen 
Halbblutzuchten, Oldenburger, Norfolk, Anglonormannen, Hannoveraner, Ost- 
preußen usw. darstellen. Auf weitere Einzelheiten kann bei dem reichhaltigen 
Inhalt hier nicht eingegangen werden. Das Werk enthält trotz seines 
verhältnismäßig geringen Umfanges eine solche Fülle von Neuem, Inter- 
essantem und Lesenswertem auf dem Gebiet der Züchtungskunde, daß es 
jedem Veterinär warm empfohlen werden kann. H. 





Preufsen. In Genehmigung seines Abschiedsgesuches m. d. 
gesetzl. Pension zur Disposition gestellt: der Gen. Major Dreher, 
Mil. Vet. Insp. v. Glasenapp, Oberstlt. u. Kom. des U.R. 9, kdt. z. 
Dienstl. b. d. Mil. Vet. Insp., zum Mil. Vet. Insp. ernannt. — Be- 
befördert: Zu St.V.: die O.V. Jerke beim H.R. 6, Preller beim 
K.R. 6; zu O.V.: die V. Dr. Eckert beim U.R. 1, Hommelsheim 
beim D.R. 7, Hahn beim U.R. 14, Teipel beim K.R. 4, Piek beim 
U.R. 16, Geibel beim Fa. 25, Müllauer beim D.R. 16, Richters beim 
D.R. 11, Froehlich beim Fa. 73, Scheele beim U.R. 12, Hoenecke 
beim Fa. 75. Unter Beförderung zu V. versetzt: die U.V. bei der 
M.V.A.: Beck zum 1. G.D.R., Leineweber zum H.R. 8, Dr. Kawohl 
zum Fa. 16, Schütte zum Fa. 8, Dr. Bumann zum KR. 7, 
Dr. Deseler zum Fa. 74, Bayer zum Fa. 66, Möller zum Fa. 45. — 


— 160 — 


Versetzt: die St.V.: Küster beim H.R. 13, zum D.R. 5, Belitz 
beim H.R. 8, zum H.R. 13; die O.V.: Thieme beim 1. G.D.R., zum 
1. G.Fa., Becker beim Fußart. R. 4, zum Fa. 2, Horstmann beim 
Fa. 2, zum Fußart. R. 4. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension 
bew.: Freude, St.V. beim 1. G.Fa., mit der Erl. zum Tragen seiner 
bish. Uniform. — Im Beurlaubtenstande, Zu V. befördert: 
die U.V. d. Res. Dr. Schmidt (1 Altona), Garbe, Deckert, Pif- 
rement (III Berlin), Ruppert (Brandenburg a. H.), Wessendorf 
(Coesfeld), Dr. Brilling (Dt. Eylau), Braunert (Guben), Dr. Lüssem, 
Best (Jülich), Roske (Liegnitz), Müller (Meschede), Bahr (Neustadt), 
U.V. der Landw. 1. Aufg. Nachgenannter Veterinärbeamter zum 
Veter. Offiz. und zwar zum 0O.V. der Landw. 1. Aufg. ernannt: 
Dr. Pante (Osnabrück), O.V. der Landw. 1. Aufg., mit einem 
Patent vom 21. 10. 1908 unmittelbar hinter dem O.V. der Res. 
Wiethüchter (Hildesheim). Nachgenannte Veterinärbeamte a. D. als 
Veter. Offiz. angestellt: Pahl (III Berlin), char. St.V. a. D., zuletzt 
O.V. beim 1. G.Fa., als St.V. mit einem Patent vom 25. 9. 1908 bei 
der Landw. 1. Aufg., Poddig (Glogau), O.V. a. D., zuletzt beim 
U.R. 3, als O.V. mit einem Patent vom 30. 1. 1905, unmittelbar 
hinter dem O.V. Meßler der Landw. 1. Aufg. (Torgau), bei der 
Landw. 2. Aufg., Dr. Krautstrunk, Königl. Bayer O.V. der Res. a. D. 
(Bonn), in der Preuß. Armee und zwar als O.V. mit einem Patent 
vom 16. 11. 1903 bei den Veter. Offiz. der Res. angestellt. -— Der 
Abschied bew.: Nelke (Nienburg a.d. Weser), St.V. der Landw. 
2. Aufg.; den O.V. Jochim (Bremerhaven), Büttner (Wismar) der 
Landw. 1. Aufg., Hermessen (Soest) der Landw. 2. Aufg. Beamte 
der Militärverwaltung: Huber (Karlsruhe), St.V. der Landw. 
2. Aufg., Hellner (Torgau), Wessel (Rendsburg), O.V. der Landw. 
2. Aufg, Eggeling (Anklam), O.V. der Landw. 1. Aufg, — der Ab- 
schied bew., 

. Ordensverleihungen: Dem St.V. Karpe beim H.R. 17, der 
Osterr. Orden der Eisernen Krone 8. Kl. 


Sachsen. Die St.V. (mit dem Titel O.St.V.): Blumentritt beim 
1. U.R. 17, Stiegler bei der Militär-Reitanstalt, --- zu O.St.V. mit 
dem Range der char. Majore ernannt. 


Notiz. 
Die Militär-Veterinär-Akademie hatte im 
Dezemberheft 1911 an die Veterinäre der Armee 
die Bitte gerichtet, dureh Einsendung von 


Pferde-Schneidezahngebissen zur Beschaffung 
einer möglichst vollständigen Sammlung beizu- 
tragen. Dabisjetztnurvoneinereinzigen Seite 
derartige Präparate eingesandt sind, gestattet 
sicehdie Akademie, ihre Bitte zu wiederholen. 

I. A.: Otto. 


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Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 


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Cf. Korpsstabsveterinär Dr. Bächstädt: Z. f. V., Heft 4, 1910 







i T. R., 19. 9. 1910 = 

a Oberstabsveterinär Kalkoff:' 2,5 V., Heft 11, 1910 

is Priess, Oberveterinäre Nordt, Garbe, 
Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911 

s Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., ’ Heft 6. 1911 

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entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, 
Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzün- 
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id LG LG BL BP BL BI IT ZLLDNDND IND N DI NDS NED NDNDNINZDNIENG 


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Bericht über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911 im Königl. Institut für . 


Iniektionskrankheiten iortgeführten Untersuchungen über die Brust- 
seuche der Pierde. Erstattet am 20. Juli 1911 von Prof. Dr. = 


Über Blutuntersuchung. Von C. Troester 


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Erfahrungen mit konzentrierten Salvarsanlösungen bei bastgeliche, 
kranken Pferden. Von Stabsveterinär Bauer. — Über die Anwendung 
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Von Oberstabsveterinär Kapteinat. — Epilepsie mit folgender Amaurosis 


bei einem Privatpferde. Von Stabsveterinär Wilczek. — Eine voll- 
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Versuche hervorragender Sachverständiger sowie Referenzen 
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Vergl. Zeitschrift für Veterinärkunde 1911, 12. Heft: „Er- 
fahrungen bei der Salvarsanbehandlung brustseuchekranker Pferde 
der Armee.“ 


. 
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Telegrammadresse „Veterinaria“. Telephon Amt Norden Nr. 4778 u. 8140. 





24. Jahrg. April 1912. 4. Heit. 


Zeitschrift nr Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abomnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Bericht‘) über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911 
im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten fort- 
geführten Untersuchungen über die Brustseuche 
der Pierde. 
Erstattet am 20. Juli.1911 von Prof. Dr. Gaffky. 


Gemäß Verfügung des Königlichen Kriegsministeriums vom 
28. November 1908 — Nr. 626. 11. 08. A. 3 — waren die Unter- 
suchungen über die Brustseuche der Pferde vorläufig eingestellt. 
Sie wurden gemäß kriegsministerieller Verfügung vom 1. Juli 1909 
N. 19/6. 09 A. 3 — im Sommer 1909 wieder aufgenommen. 

An den Untersuchungen hat sich außer dem zum Institut kom- 
mandierten Oberarzt Dr. Christian der Öberveterinär Dr. 
Jl.ührs beteiligt, dessen eifrige und umsichtige MON TRE mir 
von größtem Wert gewesen ist. 

Regen Anteil hat übrigens wie an den früheren hir: n 
so auch an den Arbeiten in der Berichtszeit der Korpsstabsveterinär 
Tröster genommen. 

An Räumlichkeiten standen für die Versuehe mit Pferden der 
fiskalische Stall in der Hollmannstraße, ein Schuppen in der Han- 
noverschen Straße und seit dem 26./1. 1910 auch ein fiskalischer 
Stall in der Kruppstraße zur Verfügung. 

Die Beschaffung von Fohlen für die Versuche war mit den 
größten Schwierigkeiten verknüpft und konnte auch mit Rück- 
sicht auf die Beschränktheit der Geldmittel nur in geringem Um- 
fange geschehen. Um so willkommener war es, daß seitens des 
Königlichen Kriegsministeriums auf Ansuchen die erforderlichen 
Remonten und das notwendige Wartepersonal alsbald überwiesen 
wurden. Der Königl. Remonte-Inspektion, den Regiments- 
kommandos und den Truppenveterinären sind wir für die stets uns 





*, Anschließend an den im 2. und 3. Hefte des laufenden Jahrzanges 
dieser Zeitschrift veröffentlichten Bericht. 
Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 4. Heft. 11 


bereitwilligst gewährte Förderung unserer Versuche zu Dank ver- 
pflichtet. | Sr 
Weitere Schwierigkeiten ergaben sich dadurch, daß während 
längerer Perioden geeignetes Infektionsmaterial wegen Erlöschens 
der Brustseuche in Berlin und Umgebung nicht zu erhalten war. 


Die Untersuchungen, über welche im nachstehenden berichtet 
wird, lassen sich unter folgenden Gesichtspunkten ordnen: 

I. Untersuchungen zur Aufklärung der Infektionswege unter 
Berücksichtigung der unmittelbaren Übertragung von Pferd zu 
Pferd und der mittelbaren Übertragung durch Putzstaub, Ge- 
brauchsgegenstände, infiziert gewesene Stallungen, Stallstreu und 
durch etwa beteiligte tierische Zwischenträger. Im Anschluß hieran 
Infektionsversuche mit Ausscheidungen und Organbestandteilen 
erkrankter, verendeter und getöteter Pferde. 

II. Anatomische, mikroskopische und kulturelle Unter- 
suchungen. 

III. Krankheitsverlauf, Diagnose und Differentialdiagnose 
zwischen der Brustseuche und der Rotlaufseuche der Pferde. 

IV. Therapie. 

V. Epidemiologische Beobachtungen. 


I. 
Untersuchungen zur Aufklärung der Infektionswege. 


Eine bestimmte Antwort auf die Frage, ob für das Zustande- 
kommen der Infektion die Berührung mit einem erkrankten oder 
infiziert gewesenen Pferde unbedingt erforderlich ist, oder ob das 
Kontagium etwa zuvor in den Stallungen, in tierischen Zwischen- 
trägern, wie namentlich Stechfliegen und dergleichen eine Ent- 
wicklung durchmachen muß, war weder durch die in der Literatur 
niedergelegten Beobachtungen noch durch die von uns angestell- 
ten Versuche bis dahin gewonnen. Jedenfalls war uns niemals 
eine Übertragung ohne direkte Beteiligung eines kranken Pferdes 
einwandfrei gelungen. Zur weiteren Klärung der sogenannnten 
natürlichen Infektionswege bei der Brustseuche wurden nachein- 
ander drei Hauptversuche mit einer größeren Zahl von Remonten 
ausgeführt, die im nachstehenden als „Austauschversuch‘“, als 
„Lag- und Nachtversuch“ und als „Kontaktversuch Tempelhof“ be- 
zeichnet werden sollen. 


Austauschversueh. 


In diesem Versuch galt es, ein Urteil darüber zu gewinnen, ob 
zum Zustandekommen der Infektion der infizierte Stall erforder- 
lich ist oder wenigstens die Infektion begünstigt oder beschleunigt. 
Es wurden daher von zwölf noch nicht durehseuchten Remonten 
fünf in einen verseuchten und noch mit kranken Pferden besetzten 


— 19 — 


Stall eingestellt, während fünf in dem gesunden Stall verblieben, 
aber dadurch der Infektion ausgesetzt wurden, daß fünf kranke 
Pferde aus jenem Seuchenstall zwischen sie gestellt wurden. Zwei 
von den zwölf Remonten dienten abgesondert als Kontrolle. 


Die zwölf Remonten waren dem Institut von der Remonte-In- 
spektion am 19. Juli zur Verfügung gestellt und im Stall IV der 
Hollmannstraße (siehe die Skizze) untergebracht. Während einer 
vierwöchigen Beobachtung hatten sie sich völlig gesund gezeigt. 

Am 16. August 1909 wurden fünf von diesen Remonten in 
Stallungen des 2. Garde-Dragoner-Regiments, in denen die Brust- 


Stallungen in der Hollmannstraße. 


|| 


Stall VI Stall V Stall IV Stall III Stall II Stall I 


— — _- .— -—— — 


Dung- 
grube 






Reitplatz 


Wohngebäude 





< -— -— - Hollmannstraße — > 


seuche herrschte, eingestellt. Es kamen ‚„Nimrod“, „Nordsee“, 
„Nessel‘“ zur 5. Eskadron und „Nordlicht“ und „Natur“ zur 4. Es- 
kadron. Die Remonten wurden nur mit der Trense, sonst nackt, auf 
dem Kasernenhofe des Regiments gegen fünf brustseuchekranke 
Dienstpferde ausgetauscht und bezogen die frei gewordenen Stände. 
Die fünf Dienstpferde, sämtlich in den ersten drei Tagen ihrer Er- 
krankung befindlich, wurden mit den Trensen der übergeführten 
fünf gesunden Remonten in die Hollmannstraße gebracht. 


Die fünf gesunden Remonten, mit denen sie in Stallabteilung IV 
der Hollmannstraße zusammengestellt wurden, waren: „Napoleon“, 
„Nichte“, „Nachtigall“, „Nibelung“ und „Nacht“. Die Fütterung 
und Pflege der Pferde in der Hollmannstraße regelte sich wie im 
Schwadronsstall, d. h. die Tiere wurden zusammen aus denselben 
Eimern getränkt und erhielten dieselben Futtermittel. 


U hi 


=, 4164 = 


Zur Kontrolle wurden im Stall VI in der Hollmannstraße zwei 
gesunde Remonten, „Notar“ und „Nanon“, aufgestellt. Sie er- 
hielten eigenes Pflegepersonal und Stallgeräte. Das Futter und 
Wasser für diese beiden Kontrolltiere wurde aber aus. denselben 
Beständen entnommen, aus denen auch die Versuchtiere verpflegt 
wurden. Die Pferdepfleger aller Remonten wohnten zusammen in 
einem Zimmer des Gebäudes in der Hollmannstraße. Jeder ein- 
zelne Mann durfte nur den Stall betreten, der ihm zugewiesen war. 

Die Remonten wurden täglich, stallweise getrennt, geführt. 
Nach 20 Tagen, am 4. September 1909 erkrankte nun die erste 
Austauschremonte („Nimrod“) bei der V. Eskadron des 2. Garde- 
Dragoner-Regiments typisch an Brustseuche. Es folgten am 6. 9. 
„Nessel“‘ und am 7. 9. „Nordsee“ bei derselben Eskadron. In- 
zwischen war aber auch schon am 5. 9. „Napoleon“ in der Holl- 
mannstraße erkrankt. Es schlossen sich hier an: 

am 12. 9. „Nichte“ und „Nachtigall“, am 13. 9. „Nacht“ und 
„Nibelung“, 

Zuletzt, nämlich am 14. 9., also am 30. Tage nach Beginn des 
Versuches erkrankte die bei der 4. Eskadron eingestellte Remonte 
„Natur“. 

Ein übersichtliches Bild von der Zeitfolge der Erkrankungen 
gibt die nebenstehende tabellarische Zusammenstellung. 


Verlauf des Austausch -Versuches. 











Versuchstag 





| 2/13/45'6/7'8/9110111112/13)14 15/16] 17 18/19'20'21 12223/242526 27/28/29 30/31 32/33/3435 36 
August September 
16 17/18/19/20/21 22/23 24 25/26 27 28 29 30 31] 1|/2/3|/4/5|/6/7/|8/910/11/12/13/14|15/16/17/18/19 20 
iu |% = |ti 
SEE EIE 
AA =37 
ei | zi; urn Ze 
= |: Ar 
ale | 
SA 


Anmerkung: 
Remonten, (die in der Dragonerkaserne erkrankt sind. 
Remonten, die in der Hollmannstraße erkrankt sind. 


Der Gang der Körpertemperatur und die Dauer der Erkran- 
kungen bei den Remonten brauchen hier nicht im einzelnen mit- 
geteilt zu werden. Erscheinungen, die von dem gewöhnlichen Bilde, 
das man bei der Brustseuche beobachtet, abgewichen wären, waren 
nicht zu verzeichnen. 

Von.den zehn Versuchsremonten ist in diesem Versuch also 
nur eine gesund geblieben. Es war dies die Remonte „Nordliecht‘“, 


— 165 — 


die bis zum 30. 9., also 11% Monate in dem verseuchten Dragoner- 
stail gestanden hat. Die beiden Kontrollremonten (,Notar“ und 
„Nanon‘“) waren während der Versuchszeit gesund und sind dann 
zu einem später noch zu besprechenden Versuche verwandt. 

Als Ergebnis dieses Austauschversuches darf wohl die Tat- 
sache bezeichnet werden, daß ein wesentlicher Unterschied in der 
Infektiosität eines bereits verseuchten Stalles einerseits und eines 
bis dahin gesunden, soeben erst mit brustseuchekranken Pferden 
besetzten Stalles anderseits sich nicht ergeben hat. Der Ausfall 
des Versuches spricht also nicht dafür, daß der Krankheitskeim 
dem Stalle anhaftet, sondern daß das kranke Pferd es ist, von dem 
das Kontagium auf das gesunde Pferd übergeht. 

Es blieb aber immerhin die Möglichkeit bestehen, daß ein 
Zwischenträger den Krankheitskeim von Pferd zu Pferd vermittelt, 
beispielsweise Stechfliegen oder Milben, und es mußte daran ge- 
dacht werden, daß unter solchen Verhältnissen die Übertragung 
vielleicht nur am Tage oder nur während der Nacht stattfände. 
Es wurde daher der folgende: 


„Tag- und Nachtversuch“ 


ausgeführt, zu dem 18 frisch aus Remontedepots überwiesene und 
in der Hollmannstraße eingestellte Remonten zur Verfügung 
standen. Die Remonten wurden in drei Gruppen zu je sechs 
geteilt. Jede Gruppe stand für sich in einer besonderen Stallab- 
teilung und wurde von besonderen Mannschaften verpflegt. Auch 
bei der täglichen Bewegung auf dem Laufhofe wurde eine Berüh- 
rung unter den Gruppen tunlichst vermieden. 

Drei Tage nacheinander — am 7., 8. und 9. Dezember 1909 — 
wurden die sechs Remonten aus Stall I, nämlich „Blume“, „Braut“, 
„Bergmann“, „Beresina“, „Biber“ und „Belgrad“ morgens 8 Uhr 
in einen verseuchten Stall der 3. Eskadron des 2. Garde-Dragoner- 
Regiments übergeführt. Diese sogenannten Tagpferde blieben hier 
von 8 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags stehen und wurden dann 
zur Hollmannstraße zurückgeführt. 

Mit den sechs Remonten aus Stall V, „Benno“, E 
„Barbarossa“, „Berolina“, „Bummler“ und „Bredow“, den soge- 
nannten Nachtpferden, geschah dasselbe während der Dunkelheit 
von T Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Eine Berührung zwischen 
Tag- und Nachtpferden wurde während der Transporte ver- 
mieden. 

Die 3. Gruppe von sechs Remonten blieb als Kontrolle für 
sich im Stall VI der Hollmannstraße. 

Die Versuchsremonten waren, wie aus der nebenstehenden 
Skizze ersichtlich ist, während ihres Aufenthaltes in der Dragoner- 
kaserne folgendermaßen aufgestellt: 

Zwei Tag- und zwei Nachtpferde, und zwar „Beresina“ und 
„Blume“ sowie „Benno“ und „Bentheim“ standen in einem ab- 


— 166 — 


gesonderten Vorraum des Schwadronstalles mit einem brustseuche- 
kranken Dienstpferde zusammen, so daß die Köpfe der Versuchs- 
remonten mit dem des kranken, nur durch einen Flankierbaum 
von ihnen getrennten Dienstpferdes sich berühren konnten. - 

„Belgrad“ und „Barbarossa“ waren in dem Stande unterge- 
bracht, in dem das obengenannte Dienstpferd erkrankt war. Die 
in der Skizze leer gelassenen Stände waren besetzt mit Dragoner- 
remonten, von denen einige kurz vorher durchseucht, die andern 
der Infektion ausgesetzt gewesen waren und zum Teil später er- 
krankt sind. 

„Braut“, „Biber“ und „Bergmann“, sowie „Berolina“, „Bumm- 
ler“ und „Bredow“ standen tagsüber bzw. nachts auf der ziemlich 


Remontestall der 8. Eskadron II. Garde-Dragoner-Regiments. 


1 


1 krankes >3 „Braut“ „Berolina“ 
z6 krankes 
Dienstpferd I Biber” o Bumimler’ Dienst- 
ES i T ` 
, 27 Bergmann” Bredu“ ferd 
„Beresina" Ī ’ & l P u 
„Blume“ _—S 


„Benno“ 
„Bentherm“”. 


Draxronerremonten 


Vorraum 


Anmerkung: Nachtpferde. — Ta:rpferde. 


dunklen Stallgasse, in der Nähe eines kranken Dienstpferdes. 
Futter und Wasser erhielten die Remonten während des Versuches 
in dem Schwadronstall nicht. Das Putzen geschah nur in der 
Hollmannstraße. Vom 10. Dezember an standen die Pferde wieder 
in den ihnen zuerst zugewiesenen Stallungen der Hollmannstraße, 
ohne daß Tag- und Nachtpferde untereinander in Berührung 
kamen. 

Die sechs im Stall VI als Kontrollen stehenden Remonten ver- 
ließen das Gehöft in der Hollmannstraße während der ganzen 
Dauer des Versuches nicht; sie wurden durch besonderes Pflege- 
personal versorgt. Dieser Stall VI stand seit etwa fünf Wochen 
leer und war gereinigt und desinfiziert worden. 

Der Verlauf des Versuches war folgender (vgl. nebenstehende 
Übersicht): Am 24. Dezember 1909 erkrankte das Tagpferd 
„Blume“ in Stall I an Brustseuche, also mit einer etwa 16 Tage 
betragenden Inkubationszeit. Am 25. folgte dann das Nachtpferd 
„Bummler‘“, Dieses Pferd litt seit dem 11. Dezember an einer 


Paraproctitis und fieberte dabei. Da die Temperatur am 25. De- 
zember auf 40° stieg und dann den typischen Verlauf, wie bei der 
Brustseuche nahm, ferner „Bummler‘“ an einer rechtsseitigen Lun- 
genentzündung erkrankte und auch sonst alle Erscheinungen der 
Brustseuche zeigte, so steht die Diagnose außer allem Zweifel. Es 
folgte am 29. Dezember das Tagpferd „Biber“, am 30. Dezember 
die Nachtpferde „Bentheim“ und „Berolina“, am 1. Januar 1910 
das Nachtpferd „Barbarossa“, am 2. Januar das Tagpferd „Braut“ 
und das Nachtpferd „Bredow‘“ und am 4. Januar das Tagpferd 
„Beresina“. 


Die Tagpferde „Bergmann“ und „Belgrad“ erkrankten nicht 
nachweislich an Brustseuche. 


Verlauf des Tag- und Nachtversuches. 











— — 
ı 22345 6 7j8t9hon 1213 14,1516 17[18]19 20 21 22| 23 
l en o atie ae aaa io 






24 25 26 272829 30 31 32 3 134 35 
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Januar 1910 
123456789 101112 


Dezember 1909 
i ! , | 1 ' ; i ! l | 
T 8 9 10.111213 14|15,1617 18 190 21°22 28 24 25 2627 2x 2 30| 31 















„Biber 


„Berolina“ 
„Braut“ 


„Blume“ 
K ,Bredow“ 


oBrummler ?" 





„ Ben no 


„Beresina® 








„Barbarossa“ 








„Bentheim“ 


| 
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Anmerkung: Nachtpferde. — Tagpferde. 


Wie aus vorstehendem erhellt, hat sieh ein nennenswerter 
Unterschied zwischen der Infektion der Tagpferde einerseits und 
der Nachtpferde anderseits nicht ergeben. Die Inkubationszeit 
hat bei beiden zwischen etwa 16 und 27 Tagen geschwankt. Dieses 
Ergebnis läßt sich mit der Annahme, daß zur Infektion die Mit- 
wirkung ausschließlich am Tage oder ausschließlich während der 
Nacht wirksamer Zwischenträger in Betracht kämen, schwer ver- 
einbaren. Ebenso hat in diesem Versuch mit Sicherheit ausge- 
schlossen werden können, daß etwa die Aufnahme von Futter oder 
Wasser als Infektionsträger erforderlich wären. Dagegen waren 
auch in diesem Versuche die zu infizierenden Remonten der Be- 
rührung mit noch kranken oder doch der Infektion verdächtigen 
Pferden mehr oder weniger innig ausgesetzt gewesen. 


Kontaktversuch Tempelhof. 


Hatte schon der Austauschversuch die Annahme bestätigt, daß 
zur Übertragung der Brustseuche der Aufenthalt des zu infizieren- 


— 168: — 


den Pferdes in einem verseuchten Stalle nicht erforderlich ist, 
sondern daß die Berührung mit einem kranken Pferde zur Infek- 
tion ausreichen kann, so schien es doch notwendig, zunächst über 
diesen Punkt noch weitere Aufklärung zu gewinnen. 

Die Möglichkeit zu einem reinen Kontaktversuch bot sich, als 
Ende Dezember 1910 beim Garde Train-Bataillon in Tempelhof die 
Brustseuche ausgebrochen war. 

Auf dem Terrain der Kaserne befand sich nämlich ein Wagen- 
schuppen, der überhaupt nicht mit Pferden belegt gewesen war 
und sich daher dazu eignete, ganz vorübergehend kranke und ge- 
sunde Pferde mit einander in nahe Berührung zu bringen. 

An gesunden Pferden standen für diesen Versuch acht unver- 
seuchte Remonten zur Verfügung, die wegen Mangels an Seuchen- 
gängen seit Monaten zu keinem Versuche gedient hatten. Die Re- 
monten wurden in zwei Gruppen von je vier geteilt. Die Pferde 
der ersten Gruppe (,„Cara“, „Comtesse“, „Caecilie‘, „Chef“) wur- 
den am 6. Januar 1911, nur mit Zaum versehen, nach Tempelhof 
geführt und hier für vier Stunden in dem erwähnten Wagenschup- 
pen mit zwei Dienstpferden in nahe Berührung gebracht, die seit 
sieben bis acht Tagen an Brustseuche krank waren. Die Pferde 
konnten sich gegenseitig belecken und beschnuppern. 

Mit der zweiten Gruppe der Remonten (,„Cintra‘“, „Ceres“, 
„Centurio“, „Cäsar“) wurde der gleiche Versuch unter Benutzung 
derselben beiden kranken Dienstpferde, die in dem Schuppen 
stehen geblieben waren und auch weiterhin hier belassen wurden, 
am nächsten Tage, dem 7. Januar 1911 wiederholt. 

Nach Ablauf der vier Stunden wurden die Remonten am 
6. bzw. 7. Januar sofort in den seuchefreien Stall der Hollmann- 
straße zurückgeführt. 

Erwähnt sei npeh, daß das Wetter zur Zeit des Versuches 
naßkalt, und der Boden mit im Auftauen begriffenen Schnee leicht 
bedeckt war. 

In jeder der beiden Remontegruppen erkrankte ein Pferd und 
zwar in der ersten Gruppe „Cara“ am 10. Februar 1911 (Inku- 
bation 35 Tage) und in der zweiten Gruppe „Cintra“ am 16. Fe- 
bruar (Inkubation 40 Tage) typisch an Brustseuche. 

Um zu beobachten, wie die Seuche sieh weiter unter den Re- 
monten verbreiten würde, blieben die acht Tiere in der gemein- 
schaftlichen Stallabteilung der Hollmannstraße zusammen. Die 
erste Neuerkrankung trat 26 Tage nach der Erkrankung von 
„Cara“ ein, und betraf „Centurio“ Nachdem dieser am 8. März 
erkrankt war, folgten am 9. März (27 Tage nach „Cara“) „Caecilie“, 
am 25. März (33 Tage nach „Cara“) „Chef“ und „Ceres“ und am 
26. März (44 Tage nach „Cara“) „Caesar“. 

Die Erkrankungen von „Centurio“, „Caeeilie“‘, „Chef“ und 
„Ceres“ (Inkubation zwischen 26 und 33 Tagen) sind wohl sicher 


— 169 — 


auf „Cara“ und „Cintra“ als Quelle zurückzuführen. Bei „Caesar“ 
könnte die Infektion vielleicht auch von einer der nacherkrankten 


Remonten ausgegangen sein. 


Für die Ersterkrankten, „Cara“ und „Cintra“, steht die Inku- 


bation von 35 bzw. 40 Tagen wohl einwandsfrei fest. 


Bei den 


übrigen Remonten bedeutet die Annahme einer Inkubationszeit von 
2 bis 44 Tagen unter den gegebenen Verhältnissen natürlich nur, 
daß die Infektion innerhalb dieser Zeiträume erfolgt sein muß. 
Die 8. Remonte, „Comtesse“, hat während der Versuchszeit 
zwar zweimal eine Temperatursteigerung auf 39,5° C gezeigt, ist 


aber sonst gesund geblieben. 


Der leichteren Übersicht wegen mögen die Daten des Versuches 
nachstehend noch einmal kurz zusammengestellt sein. 


Kontaktversuch Tempelhof (8 Remonten der Hollmannstraße). 


Gruppe I. („Cara“, „Comtesse“, 
„Caecilie“, „Chef“) 6. 1. 1911 
4 Stunden in Tempelhof. 
„Cara“ erkrankt 10. 2. 1911. 
(Inkubation 35 Tage.) 


Gruppe II. („Cintra“, „Ceres“, 
„Centurio“, „Cäsar“) 7.1.1911 
4 Stunden in Tempelhof. 
„Cintra“ erkrankt 16.2.1911. 
(Inkubation 40 Tage.) 


Primär. (,„Cara‘ und „Cintra“) 
sichere Inkubation 35 und 
40 Tage! 


Sekundär („Centurio“, „Caecilie“, 
„Chef“, „Ceres“, „Caesar“) 
Inkubation zwischen 26 und 
44 Tagen! 


„Centurio“ erkrankt 8. 3. 1911 
60 Tage nach Kontakt Tempel- 
hof, 26 Tage nach „Cara’s“ 
Erkr. 


„Caecilie“ erkrankt 9. 3. 1911. 
62 Tage nach Kontakt Tempel- 
hof, 27 Tage nach „Cara’s“ 
Erkr. 

„Chef“ erkrankt 15. 3. 1911. 
68 Tage nach Kontakt Tempel- 
hof, 33 Tage nach „Cara’s“ 
Erkr. 

„Ceres“ erkrankt 15. 3. 1911. 
67 Tage nach Kontakt Tempel- 
hof, 33 Tage nach „Cara’s“ 
Erkr. 

„Caesar“ erkrankt 26. 3. 1911. 
78 Tage nach Kontakt Tempel- 
hof, 44 Tage nach „Cara’s“ 
Erkr., 18 Tage nach „Cen- 
turios“ Erkr. 


„Comtesse“? (Immun?) 2mal 
39,5° C. 


Es kann nicht wundernehmen, daß tei der kurzen Dauer des 
Kontaktes zwischen den gesunden Remonten und den beiden kran- 


ken Dienstpferden nur vereinzelt Infektionen erfolgt sind. 


Ein 


— 10 — 


ähnliches Ergebnis würde man vermutlich auch haben, wenn man 
eine Anzahl noch nicht an Scharlach erkrankt gewesener Kinder 
einige Stunden mit einem Scharlachkranken in Berührung bringen 
würde. Daß in unserem Versuche auch die zunächst gesund ge- 
bliebenen sechs Versuchsremonten brustseucheempfänglich waren, 
hat sich durch ihre sekundäre Erkrankung erwiesen. Eine Mit- 
wirkung von größeren tierischen Zwischenträgern wie Stechfliegen 
usw. war in unserem Versuche wohl ausgeschlossen. Die Mitwir- 
kung von Läusen und ähnlichen kleinen Parasiten läßt sich dagegen 
nicht ausschließen, umsoweniger, als sich bei Pferden des Ba- 
taillons bei sorgfältigem Suchen Läuse haben nachweisen lassen. 

Streu befand sich in dem Wagenschuppen in Tempelhof über- 
haupt nicht. 

Futter und Wasser haben die Remonten während der vier 
Stunden des Kontaktes sicher nicht aufgenommen; sie wurden, auf- 
gezäumt, von je einem Mann gehalten. 


Sonstige Versuche der Krankheitsübertragung 
von Pferd zu Pferd. j 


Anschließend an den „Kontaktversuch Tempelhof“ sei noch 
mitgeteilt, daß drei Versuchsfohlen (,„Aps“, „Arnolde“, „Anna‘) 
vom 6. Januar bis 14. Januar 1911 ebenfalls in dem Schuppen 
der Kaserne des Garde-Train-Bataillons in Tempelhof aufgestellt 
waren, ohne daß sie trotz diesem achttägigen Zusammenstehen mit 
den beiden kranken Dienstpferden (und anderen nach Ablauf des 
Kontaktversuches in den zum Krankenstall umgewandelten Schup- 
pen hier eingestellten Patienten) erkrankten. Es war aber bei den 
Fohlen eine direkte Berührung mit den kranken Pferden ver- 
mieden, im Gegensatz zu den acht Remonten des besprochenen 
Kontaktversuches. An Mangel an Empfänglichkeit kann das Aus- 
bleiben der Erkrankung jedenfalls bei dem einen Fohlen („Aps“) 
nicht gelegen haben; denn es ist später nach anderweitiger Infek- 
tion typisch erkrankt. 

Im übrigen steht dieses negative Ergebnis in Einklang mit der 
auch schon früher gemachten Erfahrung, daß es keineswegs immer 
gelingt, gesunde Pferde durch Einstellen in einen mit kranken 
Pferden besetzten Stall zu infizieren. — 

Um für experimentelle Untersuchungen das erforderliche Ma- 
terial zu gewinnen, wurden am 10. März 1911 drei wenig wertvolle 
Fohlen, die allerdings schon zu mancherlei Versuchen gedient 
hatten, in einen verseuchten Stall zu kranken Pferden gestellt. 
Von diesen drei Fohlen (,„Apollo“, „Adolfine‘“, „Alexander“) er- 
krankten zwei, nämlich „Apollo“ am 14. April, und „Alexander“ 
am 16. April, beide aber so leicht, daß von ihrer beabsichtigten 
Tötung abgesehen wurde. 

In gleicher Weise und in demselben Stall wurden drei andere 
Fohlen, („Aps“, „Anna“ und „Arnolde“) vom 31. März 1911 ab 


= I = 


der Infektion ausgesetzt. Auch diese drei Fohlen kamen dabei mit 
einem noch schwer kranken Pferde in direkte Berührung. Während 
zwei der Fohlen („Anna“ und „Arnolde‘‘) gesund blieben, er- 
krankte das dritte („Aps“) schwer am 4. Mai, 35 Tage nach seiner 
Einstellung. Die am 5. Mai vorgenommene Tötung und anatomi- 
sche Untersuchung bestätigte die Diagnose. 

Nachdem durch die vorstehend beschriebenen Versuche fest- 
gestellt war, daß es zur Übertragung der Seuche von Pferd zu 
Pferd unter Umständen nur einer verhältnismäßig kurzen Be- 
rührung bedarf, und daß dabei dem verseuchten Stalle an sich eine 
Mitwirkung anscheinend nicht zukommt, galt es festzustellen, o b 
Übertragungen vielleicht doch erzielt werden 
können, wenn die direkte Berührung oder auch 
nur das Zusammenstehen mit kranken Pferden 
ausgeschlossen ist. Diese Versuche, über welche im nach- 
stehenden berichtet werden soll, sind, wie vorweg bemerkt sei, 
sämtlich bis auf einen nicht ganz eindeutigen Versuch negativ 
ausgefallen. In diesem einen Versuche — Auflegen von bei kranken 
Pferden benutzten Decken — war nämlich die Möglichkeit einer 
anderweitigen Infektion nicht mit Sicherheit auszuschließen. 


Versuche über ausschließlich mittelbare Übertragung. 


l. Infektionsversuche mit Putzstaub und Haut- 
schorfen. 


Putzstaub, der in Berlin unmittelbar vorher von brustseuche- 
kranken Pferden der verschiedensten Krankheitsstadien gewonnen 
war, ist in einer ganzen Reihe von Versuchen gesunden Pferden, 
Remonten und Fohlen, auf die Haut gestreut und auf ihr verrieben, 
„ler mit dem Striegel verarbeitet, ohne daß auch nur in einem 
Falle eine Erkrankung zu erzielen gewesen wäre. In gleicher Weise 
wurde Putzstaub kranker Pferde, aus den verschiedensten Garni- 
sonen bezogen, erfolglos verarbeitet. In einer Reihe von Ver- 
suchen wurde der Putzstaub auch mit dem in der Krippe befind- 
lichen Futter gründlich durchgemischt, so daß die Versuchspferde 
ihn in erheblicher Menge in den Magen aufnahmen und ohne 
Zweifel auch in die Respirationsorgane einatmeten. Diese Ver- 
suche wurden zum Teil auch mit den Krusten und Borken aus- 
geführt, die im Anschluß an einen pustulösen Hautausschlag bei 
brustseuchekranken Pferden sehr häufig, namentlich auf der Haut 
des Halses, zu finden sind. Gelegentlich wurden selbst kleine Haut- 
stückchen von derart erkrankten Partien herausgeschnitten und in 
gleicher Weise zu Infektionsversuchen (Einreibung in die Haut 
und Verfütterung) verwendet. Alle diese Versuche blieben erfolg- 
los. Erwähnt sei dabei noch, daß die Empfänglichkeit für die 
Krankheit wenigstens bei einem Teil der vergeblich mit Putzstaub 
Iehandelten Pferde mit Erfolg nachgeprüft worden ist. 


— 1172 — 


2. Infektionsversuche mit Gebrauchsgegen- 
ständen. 


Mit den beiden Remonten ‚Notar“ und „Nanon“, welche in 
dem Austauschversuch als Kontrollen gedient hatten und nicht er- 
krankt waren (siehe Seite 164) wurde im September 1909 folgender 
Versuch ausgeführt. Wollene Decken, die unmittelbar vorher 
während 24 Stunden auf brustseuchekranken Pferden gelegen 
hatten, wurden ihnen aufgelegt und durch Gurte befestigt und 
zwar am 14. und 15. September für je etwa 24 Stunden. Beide 
Remonten erkrankten fast gleichzeitig und zwar am 25. September, 
elf Tage nach Beginn des Versuches, an typischer Brustseuche. Es 
ist aber nicht ausgeschlossen, daß sie trotz möglichst sorgfältig 
durchgeführter Absonderung schon vor dem Versuch mit einem 
der in der Hollmannstraße, wenn auch in anderen Stallabteilungen 
untergebrachten kranken Pferde in Berührung gekommen sind. 
Der Versuch mußte daher in einwandsfreier Weise wiederholt 
werden, zumal zwei in dem damals völlig seuchefreien Stalle der 
Hannoverschen Straße untergebrachte Fohlen gesund geblieben 
waren, obwohl ihnen in ganz gleicher Weise, wie den Remonten 
„Notar“ und „Nanon“, Decken aufgelegt waren, die vorher auf 
denselben kranken Pferden gelegen hatten. 

Sechzehn am 1. bzw. 20. Juli 1910 aus Remontedepots über- 
wiesene Remonten wurden zur Hälfte in der Hollmannstraße, zur 
Hälfte in einem fiskalischen Stall in der Kruppstraße unterge- 
bracht. Vom 2. bis 9. August, also eine volle Woche wurden diesen 
Remonten wollene Decken aufgelegt, die vorher auf brustseuche- 
kranken Pferden eines Privatstalles gelegen hatten. Die Decken, 
welche den kranken Pferden abgenommen waren, wurden sofort 
zusammengerollt, um etwaiges Ungeziefer in ihnen festzuhalten, 
dann in die Versuchsstallungen transportiert und mit den Decken 
der Versuchsremonten ausgetauscht, die ihrerseits dann alsbald 
wieder auf die kranken Pferde des Privatstalles gelegt wurden. 
Dieser Wechsel der Decken fand während der Versuchswoche 
morgens und abends statt. 

Wider Erwarten blieben sämtliche 16 Remonten trotz der 
langen Infektionsperiode völlig gesund. Der Einwand, daß sie 
möglicherweise bereits früher hätten durchseucht sein können, 
würde an sich schon sehr fern liegen, er ist aber auch deswegen 
hinfällig, weil die Seuchenempfänglichkeit für die Hälfte der Ver- 
suchstiere, nämlich für die acht in der Hollmannstraße unterge- 
brachten Tiere, bei späteren Infektionsversuchen festgestellt wor- 
den ist. Der negative Ausfall dieses Versuches ist um so bemer- 
kenswerter, als die Privatpferde, auf denen die Decken gelegen 
hatten, in allen Stadien der Brustseucheerkrankung sich befanden 
und zwei verschiedenen verseuchten Pferdebeständen angehörten. 

Bei den schon besprochenen Infektionsversuchen mit Putz- 


= 13 — 


staub wurden, wie an dieser Stelle noch hervorgehoben sei, viel- 
fach dieselben Striegel und dieselben Kartätschen, die zur Ab- 
nahme des Staubes von kranken Pferden gedient hatten, auch be- 
nutzt, um den Staub den gesunden in die Haut einzureiben. 


Es ist uns also, abgesehen von einem nicht einwandfreien 
Versuche, nicht gelungen, durch infizierte Gebrauchsgegenstände 
die Krankheit zu übertragen. 


3. Infektionsversuche mit Insekten. 


Zu diesen Versuchen wurden fünf Fohlen benutzt, die in dem 
Schuppen in der Hannoverschen Straße untergebracht waren, ihr 
Futter von einem Furagelieferanten erhielten und mit brust- 
seuchekranken Pferden in keinerlei unmittelbare Berührung 
kamen. 


In erster Linie wurde versucht, diese Fohlen durch Stech- 
fliegen, welche vorher an brustseuchekranken Pferden gesogen 
hatten, brustseuchekrank zu machen. Die in den verseuchten Stal- 
lungen (2. Garde-Dragoner-Regiment, Ulanen 16, Husaren 10, 
Kürassiere 6, Ulanen 9, Artillerie 74, 2. Garde Feldartillerie-Regi- 
ment, 2. Garde Ulanen-Regiment, Telegraphen-Bataillon 1) in 
großer Zahl eingefangenen Stechfliegen (Stomoxys calecitrans) 
wurden in dem Fohlenstall frei gelassen. Ferner wurden solche 
Stechfliegen mit Hilfe weithalsiger Gläser an den Fohlen zum 
Saugen gebracht, was ohne Schwierigkeiten gelang. Endlich 
wurden in den unverdächtigen Stallungen des Instituts für Infek- 
tionskrankheiten Stechfliegen in großer Zahl eingefangen und, 
nachdem sie an brustseuchekranken Pferden Blut gesogen hatten, 
sofort in den Fohlenstall gebracht, wo sie teils alsbald in Freiheit 
gesetzt, teils direkt zum Saugen an den Fohlen gebracht wurden. 


Alle diese Versuche blieben erfolglos. Ihre Wiederholung 
wurde zurückgestellt, nachdem sich in dem „Austauschversuch“ 
und in dem „Kontaktversuch Tempelhof‘ ergeben hatte, daß jeden- 
falls auch ohne Mitwirkung von Stechfliegen die Krankheitsüber- 
tragung sich vollziehen kann. 


In einem Versuche wurden den Fohlen einige aus einem ver- 
seuchten Stall des Ulanen-Regiments Nr. 9 stammende Stech- 
mücken (Culex) erfolglos angesetzt. 


Zu weiteren Versuchen wurden die verschiedensten anderen 
Insekten benutzt, die in verseuchten Stallungen eingefangen waren. 
Dabei wurde besonderer Wert auf solche Insekten gelegt, die ent- 
weder direkt erkrankten Tieren abgenommen, oder aus dem Putz- 
staub isoliert waren. Zu ersterem Zweck wurden auch den kran- 
ken Pferden Gürtel umgebunden, an denen sieh durehlochte, hohle 
Hollunderstäbehen befanden. Diese Gürtel wurden dann den 
Fohlen umgebunden. Aus dem Putzstaub wurden die Milben usw. 


= It = 


teils direkt herausgesucht, teils mit Hilfe besonderer Herrichtun- 
gen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, isoliert. 

Diese Infektionsversuche blieben ebenfalls sämtlich erfolglos. 
Das gleiche gilt von einigen Versuchen, in denen die Stechfliegen 
und Milben mit Kochsalzlösung zerrieben den Fohlen unter die 
Haut gespritzt wurden. 

Auch in den neueren Übertragungsversuchen hat sich also 
eine Tatsache, welche die Annahme der Mitwirkung tierischer 
Zwischenträger bei der Brustseucheinfektion bestätigt hätte, nicht 
ergeben. Trotzdem wird dieser Frage auch weiterhin die Aufmerk- 
samkeit zugewendet bleiben müssen, zumal die wenigen bisher zu 
den Versuchen benutzten Pferde nur zum Teil später auf andere 
Weise haben infiziert werden können. 


4. Versuche über die Infektiosität der von 
Pferden geräumten Seuchenställe sowie der 
Stallstreu. 


Der verseuchte Stall IV der Hollmannstraße wurde nach Be- 
endigung des Austauschversuches von Pferden geräumt, sonst aber 
weder gereinigt noch desinfiziert. Der letzte Krankheitsfall war in 
diesem Stall am 14. September 1909 vorgekommen. Die Räumung 
des Stalles fand am 27. November statt und wenige Stunden später 
wurden dann vier Fohlen eingestellt und bis Ende Januar 1910 auf 
der verseuchten Streu belassen. Sie blieben sämtlich gesund. 

Am 14. Januar 1911 wurde aus vier Ständen eines verseuch- 
ten Stalles des 2. Garde Ulanen-Regiments, in denen sich noch 
Pferde verschiedener Krankheitsstadien befanden, die Matratzen- 
streu herausgenommen und in möglichst großen zusammenhän- 
genden Stücken in den seuchefreien Versuchsstall der KruppstraBe 
gebracht. 

Auf diese Streu wurden dann vier Versuchsremonten gestellt, 
während drei andere im selben Stall, aber auf der entgegengesetz- 
ten Stallseite auf ihrer alten Streu stehen blieben. 

Eine Erkrankung trat unter diesen sieben Remonten nicht ein. 

Inzwischen war in der Stallabteilung VI Hollmannstraße der 
Kontaktversuch Tempelhof beendet. Die letzte Erkrankung unter 
den Remonten hatte hier am 26. März stattgefunden und war eine 
schwere gewesen (Remonte „Caesar“). Am 4. Mai 1911 erkrankte 
das hier ebenfalls untergebrachte anderweitig infizierte Fohlen 
„Aps“ (siehe Seite 170). Die Streu der Stallabteilung VI durfte also 
wohl als infektionsverdächtig bezeichnet werden. Noch am Tage 
der Erkrankung von „Aps“ wurden die in der Stallabteilung VI 
stehenden Pferde einschließlich der durehseuchten sieben Remonten 
und des eben erkrankten „Aps“ aus dem Stall entfernt und nach 
der Kruppstraße übergeführt. An ihrer Stelle rückten eine Stunde 
später die bis dahin in der Kruppstraße untergebrachten sieben 


- 15 — 


Remonten ein. Eine Berührung der beiden Gruppen von Pferden 
wurde bei diesem Austausch auf das Sorgfältigste vermieden. Auch 
bei diesem zweiten Versuch, sie durch Stehen auf verseuchter Streu 
zu infizieren, blieben die sieben Remonten monatelang gesund. Daß 
sie etwa sämtlich unempfänglich für die Brustseuche gewesen sein 
sollten, erscheint höchst unwahrscheinlich; sie werden im übrigen 
zur Zeit noch auf andere. Weise der Infektion ausgesetzt.*) 


Infektionsversuche mit Ausscheidungen und Organbestandteilen 
brustseuchekranker Pferde. 


Soweit unsere Versuche zurzeit ein Urteil gestatten, genügt also 
zur Infektion weder die Stallstreu, auf der, noch der Stall, in dem 
hrustseuchekranke Pferde gestanden haben; vielmehr scheint es 
auch nach diesen Versuchen, als ob die unmittelbare Mitwirkung 
des kranken Pferdes bei der Infektion das Entscheidende ist. 

Ausgedehnte Versuche wurden angestellt mit Nasenausfluß und 
Rachenschleim an Brustseuche erkrankter Pferde. In der Regel 
wurde ein etwa 50 cm langer Draht mit dem einen Ende, an dem 
ein Wattebausch gut befestigt war, in die Nasenhöhle der kranken 
Tiere oft bis zur Rachenwand eingeführt und auf diese Weise der 
reichlich vorhandene, oft mit Blut durchsetzte Schleim gewonnen. 
Tunlichst unmittelbar nach der Entnahme wurde dann der Schleim 
mit Hilfe des Entnahmeapparates den Versuchstieren in die Nasen- 
höhle eingebracht und auf der Schleimhaut verrieben. Das Ma- 
terial zu diesen Versuchen lieferten kranke Pferde verschiedener 
Stadien vom 2. Garde Ulanen-Regiment, vom 1. Garde Dragoner- 
Regiment und aus zwei Privatstallungen. Als Versuchstiere dien- 
ten fünf Fohlen und nicht weniger als 16 unverseuchte Remonten. 

Eine Ansteckung konnte in keinem dieser Versuche erzielt 
werden. 

Das gleiche gilt von den Versuchen mit Kot und Urin kranker 
Tiere. Dieses Material wurde den Versuchspferden mit dem Futter, 
oder mit Hilfe von Gelatinekapseln per os beigebracht. 


In Übereinstimmung mit zahlreichen früheren Versuchen 
blieben subkutane und intravenöse Einspritzungen von Blut sowohl 
bei Remonten als auch bei Fohlen wirkungslos, obwohl das Blut 
teils im Inkubationsstadium, teils auf der Höhe der Erkrankung 
entnommen und noch lebenswarm in der Menge von je 5 eem inji- 
ziert wurde. 


Schießlich sei noch erwähnt, daß bei acht Remonten und 
einigen Fohlen ohne Erfolg versucht wurde, sie durch Einbringung 
von frischen Organteilen an Brustseuche gestorbener Pferde 


© *) Es ist in diesen späteren Versuchen nicht gelungen. diese Remonten 
mit Brustseuche zu infizieren. 


=. 50.5 


(Lunge, Milz, Leber, Milchbrustgang, Lymphdrüsen, Gehirn und 
Rückenmark) in den Verdauungskanal zu infizieren. 

Die dringendste Aufgabe der Brustseuche- 
forschung, einen Weg zu finden, auf dem die 
Krankheit bei gesunden Versuchspferdenexpe- 
rimentell beliebig erzeugt werden kann, ist 
alsoimmer noch ungelöst. 

(Fortsetzung folgt.) 





Über Blutuntersuchung. 


Von C, Troester. 


Die mikroskopische Untersuchung des Blutes sowohl als auch 
die Zählung seiner geformten Bestandteile gewinnen für die Be- 
urteilung der Krankheiten der Pferde immer größere Bedeutung. 
Man kann wohl, ohne sich einer Übertreibung schuldig zu machen, 
sagen, daß eine Untersuchung, die den Befund am Blute vernach- 
lässigt, unvollständig ist, wenn es sich um einen innerlich Kranken 
handelt. Dabei stecken wir in der Anwendung dieses Zweigs der 
Untersuchung noch in den Anfängen, und es ist zu erwarten, 
daß bei weiterer Ausbildung dieses Gebietes die Diagnose und 
Prognose an Sicherheit gewinnen werden. Daß wir hierin noch 
nicht weiter gekommen sind, liegt aber zum nicht geringen Teil 
an äußeren Umständen, die die Blutuntersuchung bei Tieren ge- 
genüber derjenigen beim Menschen erheblich erschweren. Die 
Entnahme des Blutes zur Zählung der Blutkörperchen z.B. ge- 
lingt nur dann, wenn das blutliefernde Untersuchungsobjekt sich 
vollständig ruhig verhält, da man mit einer feinen Pipette eine 
genau bestimmte sehr kleine Blutmenge entnehmen muß. Tritt 
infolge einer nur geringen Bewegung die Spitze der Pipette aus 
dem Blutstropfen und Luft an Stelle von Blut in das Röhrchen, 
was sehr leicht geschieht, so muß der Versuch abgebrochen und 
die Pipette umständlich gereinigt und getrocknet werden, wonach 
die Prozedur von neuem beginnen kann, um vielleicht nochmals 
unterbrochen zu werden. 

Andere Übelstände machen sich bei der Herstellung von Blut- 
ausstrichen für die mikroskopische Untersuchung bemerklich. Hier 
bietet zwar die Blutgewinnung keine Schwierigkeiten, wohl aber 
die Handhabung der Objektträger oder der Gläschen, deren un- 
umgänglich erforderliche vollkommene Sauberkeit beim Manipu- 
lieren in Ställen nur schwer zu erhalten ist. Dazu kommt noch, 
daß die Luft in Ställen meist sehr feucht ist, weshalb die Aus- 
striche beträchtliche Zeit zum Trocknen gebrauchen; sie zeigen 
aber nur dann die Blutzellen frei von sekundären Veränderungen, 


— 11 — 


wenn sie in kürzester Zeit, höchstens in einigen Sekunden, auf 
dem Glase trocken geworden sind. Nimmt man anderseits die 
Herstellung der Ausstriche außerhalb des Stalles vor, so sind die 
Präparate der Verunreinigung durch Staub ausgesetzt und trocknen 
auch nur im Sommer mit genügender Schnelligkeit. 

Diesen Übelständen geht man aus dem Wege, wenn man 
sich des Verfahrens bedient, welches ich schon seit längerer Zeit 
bei der Entnahme von Blut anwende, und welches darauf beruht, 
daß man die Gerinnung des Blutes durch einen Zusatz von Oxa- 
laten verhindern kann. Das Blut wird mit der Hohlnadel aus 
der Halsvene entnommen und in einem Reagensgläschen aufge- 
fangen, welches 1 ccm einer kaltgesättigten Lösung von Ammonium- 
oxalat enthält. Außerdem ist an dem Gläschen eine Marke an- 
gebracht, welche den Inhalt von 11 cem bezeichnet. Man läßt 
das Blut bis zur Marke einfließen, mischt es mit der Oxalat- 
lösung durch mehrmaliges Schwenken, stopft zu und kann nun 
die Untersuchung noch nach Stunden in aller Bequemlichkeit und 
Ruhe in der Dispensieranstalt oder im Laboratorium vornehmen. 
Solches flüssig erhaltene Blut ist für die Blutkörperchenzählung 
genau so zu verwenden, wie frisch dem Körper entnommenes, 
und die gewonnenen Zahlen sind genau so zuverlässig wie die 
von frischem Blute erhaltenen. Nur muß man nicht vergessen, 
daß eine Blutverdünnung um !/,, stattgefunden hat, daher ist die 
gefundene Blutkörperchenzahl noch um diesen Betrag zu ver- 
mehren; z. B.: 


Gezählt...... 7 280 000 rofe Blutkörperchen, 
dazu l/o... 728 000 
zusammen .. . 8 008 000, 


die wahre Anzahl der roten Blutkörperchen in einem Kubikmilli- 
meter unverdünnten Blutes. 

Es lag nahe, das durch Oxalatzusatz flüssig erhaltene Blut 
auch zur Herstellung von Ausstrichen für die mikroskopische 
Untersuchung zu verwenden. Eine durch lange Zeit fortgesetzte 
vergleichende Prüfung hat ergeben, daß die geformten Bestand- 
teile des Blutes durch das Oxalat nicht verändert werden. Daher 
sind dann auch die hieraus hergestellten Ausstrichpräparate den 
im Stalle gewonnenen an Güte meistens erheblich überlegen. 

Wenn man das durch Oxalatzusatz vor der Gerinnung be- 
wahrte Blut in graduierte Standzylinder gibt, so beobachtet man, 
daß sich die Blutkörperchen senken und nach einigen Stunden 
eine Säule bilden, die sich scharf gegen die überstehende Flüssig- 
keit absetzt. Diese Beobachtung hat mich auf den Gedanken ge- 
bracht, ob man nicht die immerhin umständliche und einen 
komplizierten Apparat erfordernde Zählung der roten Blutkörperchen 
durch eine Messung ihres Volumens ersetzen könnte. Es handelt 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 4. Heft. 12 


22.108 


sich häufig um die fortlaufende Ermittlung der Zahl der roten 
Blutkörperchen bei demselben Tier, und da nach den bisherigen 
Beobachtungen die Größe der roten Blutkörperchen bei einem Tier 
im Zustande der Gesundheit und Krankheit annähernd gleich- 
bleibend ist, so muß ihre Zahl ihrem Volumen proportional sein, 
und die Schwankungen des Volumens müssen denen der Zahl 
parallel gehen. \Venn man das mit Oxalat versetzte Blut in ge- 
nügend engen, graduierten, senkrecht gehaltenen Röhren aufstellt, 
so werden die Ablesungen sogar noch genauer sein als die Blut- 
körperchenzählungen und sind dabei mit so wenig Mühe ver- 
bunden, daß ich das Verfahren den Klinikern zu Versuchen 
empfehlen möchte. 





Erfahrungen mit konzentrierten Salvarsanlösungen bei 
brustseuchekranken Pierden. 


Von Stabsveterinär Bauer. 


Die außerordentliche Bedeutung der Salvarsanbehandlung der 
Brustseuche-Patienten für die Armee und das große Interesse, das 
Allerhöchsten Orts und von allen maßgebenden Stellen dieser Me- 
thode entgegengebracht wird, lassen es gerechtfertigt erscheinen, 
schon jetzt über die beim 3. Garde-Ulanen-Regiment gesammelten 
Erfahrungen zu berichten, obwohl diese Seuche zur Zeit noch nicht 
erloschen ist, und die Salvarsanbehandlung noch fortgesetzt wird. 

Ferner ist es von großer Wichtigkeit, möglichst schnell die 
Frage zu entscheiden, ob die bequem anzuwendenden konzentrier- 
ten Salvarsanlösungen ohne Nachteil für den Organismus sind und 
die gleich vorzügliche Wirkung wie die stark verdünnten Lösungen 
haben. | 

Die Brustseuche herrscht im Regiment unter den drei jüngsten 
Jahrgängen; der Seuchengang ist als ein schwerer zu bezeichnen. 
Im ganzen sind bisher 74 Pferde — 70 Dienst- und 4 Offizierpferde 
— erkrankt, von denen die am schwersten betroffenen 13 Pferde 
mit Salvarsan behandelt worden sind. 

Da beim Ausbruch der Seuche die vom Kriegsministerium an- 
derweitig angeordneten Versuche gerade zum Abschluß gekommen 
waren, konnte von der Militär-Veterinär-Akademie dem Regiment 
zunächst kein Salvarsan überwiesen werden. Das Regiment war 
deshalb zunächst auf einige wenige Dosen angewiesen, die diesem 
vom 1. Garde-Ulanen-Regiment überlassen wurden. Erst später 
erhielt dann das Regiment noch 8 Dosen Salvarsan von der Mili- 
tär-Veterinär-Akademie kostenlos übersandt. 


— 179 — 


Unter diesen Umständen mußte von vornherein davon Abstand 
genommen werden, in ähnlicher Weise zu arbeiten wie die vom 
Kriegsministerium eingesetzte Kommission, deren Aufgabe es 
war, die Wirkung des Salvarsans bei Brustseuche nachzu- 
prüfen und näher zu untersuchen. Da inzwischen die günstigen 
Resultate dieser Versuche bekannt geworden waren, kam es darauf 
an, die praktische Durchführbarkeit der Salvarsanbehandlung bei 
der Truppe weiter zu erproben. Dabei war der Grundsatz maß- 
gebend, das Salvarsan — wie jedes andere Arzneimittel — nur 
dann anzuwenden, wenn es nach Lage des Falles nötig erschien. 
Mit Rücksicht auf die große Zahl der Patienten und die verhältnis- 
mäßige geringe Menge des vorhandenen Salvarsans konnte auch 
das Mittel in den meisten Fällen nicht — wie von vielen Seiten 
empfohlen wird — bereits am ersten oder zweiten Tage ange- 
wendet werden, sondern erst dann, wenn sich der Fall als ein be- 
sonders schwerer kennzeichnete. Besonders in der ersten Zeit, als 
dem Regiment selbst noch kein Salvarsan zur Verfügung gestellt 
war, wurden nur solche Patienten behandelt, die schon bedrohliche 
Erscheinungen zeigten. 

Da also unter ganz anderen Voraussetzungen und unter we- 
sentlich schwierigeren Bedingungen gearbeitet wurde als von der 
genannten Kommission, muß auch bei Beurteilung der erzielten Re- 
sultate ein anderer Maßstab angelegt werden. Die Erfolge, die auf 
diesem Wege errungen wurden, sind aber für die Beurteilung der 
ganzen Salvarsanfrage deshalb besonders wertvoll, weil in der 
Truppe bei ausgedehnten Seuchengängen mit Rücksicht auf die zur 
Verfügung stehenden beschränkten Geldmittel meist nach den- 
selben Grundsätzen verfahren werden dürfte. 


Zur Herstellung der konzentrierten Lösung wurde, nachdem 
das Verreiben in einer kleinen Reibschale, das Schütteln mit Glas- 
perlen und das direkte Auflösen in alkalischer Kochsalzlösung als 
wenig praktisch befunden war, folgendes Verfahren angewendet. 
In ein dünnwandiges (hitzebeständiges) Becherglas gießt man für 
je 1 g Salvarsan 10 cem 0,6 %ige Kochsalzlösung und setzt stets nur 
soviel Salvarsan zu, daß die Oberfläche der Flüssigkeit bestäubt er- 
scheint. Erst wenn diese geringe Menge sich gelöst oder wenig- 
stens eine glasige Beschaffenheit angenommen hat, stäubt man 
wieder etwas Pulver auf die freien Stellen. Sollten kleine Klümp- 
chen auf die Oberfläche fallen, so bewegt man das Glas vorsichtig, 
damit sich die Kügelchen verteilen. Heftiges Schütteln ist zu ver- 
meiden, weil sonst die Kügelehen untersinken und sich dann ver- 
hältnismäßig schwer lösen würden. Einzelne der aufgestäubten 
Teilchen führen auf der Oberfläche kreisende oder tanzende Be- 
wegungen aus, was als Beweis dafür anzusehen ist, daß das Sal- 
varsan an sich leicht löslich ist und Schwierigkeiten nur dadurch 
entstehen, daß größere Mengen zusammenbacken. Mehrmaliges 
Erwärmen der Flüssigkeit im warmen Wasserbade erleichtert die 
Auflösung. Die vollkommen klare Lösung wurde dann stets durch 
ein Filter in ein 100 cem fassendes Kochkölbehen oder weithalsiges 
Arzneiglas mit Glasstopfen gegossen und mit 5,7 cem 15% ige Na- 
tronlauge alkalisiert. Obwohl sich bei Anwendung der filtrierten 

19° 


— 180 — 


Lösung keine Nachteile gezeigt haben, kann im Notfalle das Fil- 
trieren auch unterbleiben, weil kleine Glassplitter, die in die Lö- 
sung gelangt sein könnten, beim vorsichtigen Aufziehen in die 
Spritze am Boden des Glases liegen bleiben würden. Auf diese 
Weise läßt sich eine alkalische Lösung der gewöhn- 
lichen Dosis von 3 g Salvarsan in 30 cem Flüssig- 
keit ohne Schwierigkeit herstellen. 

Zur Einspritzung der Lösung wurde eine 40 ccm fassende 
Impfspritze der Firma Hauptner mit verstellbarem Duritkolben 
und angeschraubtem 20 cm langem Schlauchansatz benutzt nebst 
der aus dem Infusionsapparat der Militär-Veterinär-Akademie ent- 
nommenen Hohlnadel. Die Verwendung besonders konstruierter 
Hohlnadeln (Doppelkanäle) ist nach meinen Erfahrungen über- 
flüssig. 

BeidiesergegenüberderInfusion wesentlich 
vereinfachten Artder Einverleibung haben sich 
keinerlei unangenehme Nebenerscheinungen 
bemerkbar gemacht.. Es ist im Gegenteil sehr auffallend, 
daß bei keinem einzigen der 13 so behandelten Pferde Zittern, 
Schweißausbruch, Unruhe- oder gar Kolikerscheinungen beob- 
achtet worden sind. Die einzigen Veränderungen im äußeren Ver- 
halten der Pferde nach der Einspritzung waren bei einem Pferde 
10 Minuten lang anhaltendes Kopfnicken und bei einem anderen 
etwa 20 kurz aufeinander folgende kräftige Hustenstöße. Da zur 
Herstellung der Lösungen keine der nur im Laboratorium anwend- 
baren Vorsichtsmaßregeln (Dampfkochtopf, Berkefeldfilter, frisch 
destilliertes Wasser) gebraucht wurde, sondern nur aus der Apo- 
theke bezogene keimfreie Kochsalzlösung aus chemisch reinem 
NaCl benutzt wurde, so scheint mir die Möglichkeit nicht ausge- 
schlossen, daß die von anderen Berichterstattern beobachteten Un- 
ruheerscheinungen usw. lediglich auf die große Flüssigkeitsmenge 
bzw. das darin enthaltene NaCl zurückzuführen sind. 

Anschwellungen der Einspritzungsstelle sind bei keinem 
Pferde aufgetreten und lassen sich bei Benutzung der Spritze wohl 
auch leichter vermeiden als bei Anwendung des Infusionsapparates. 

Krampfhaftes Zusammenziehen der Halsmuskeln wurde bei 
einem Pferde nach dem Einstechen der Hohlnadel beobachtet, es 
ließ jedoch sofort nach, als die Nasenbremse etwas gelockert wurde. 

Temper ratursteigerungen nach der Einspritzung wurden bei 
ı Pferden festgestellt; sie setzten 3—9 Stunden nach der Ein- 
spritzung ein und hetrugre n 0,3—0,6" C. Auch die Zahl der Atem- 
züre war bei einigen Pferden um 4—8 während einiger Stunden 
vermehrt. 

Aus bereits angeführten Gründen wurden mit den konzen- 
trierten Lösungen nur schwerkranke Pferde behandelt. Als Maß- 
stab für die Schwere der Erkrankungen diente vor allen Dingen die. 
Zahl und die Beschaffenheit der Pulse und die Höhe der Fieber- 
temperatur unter Berücksichtigung des Allgemeinbefindens und der 
Futteraufnahme. Dagegen konnte auf bestehende Lungenentzün- 
dung wegen der großen Zahl der damit behafteten FAUCHIER nur 
wenig Rücksicht genommen werden. 


— 181 — 
Mb 


Unter diesen Voraussetzungen wurde die Einspritzung ausge- 
führt: 
am 2. Tage bei 3 Pferden — 3 


” 3 „ ” 2 ”»” è æ 

n 4 ” ” 1 » m 7 
n 5 „ „ 3 » =—. 

„ 6 „ n 2 n —— 73 
9 T „ „ 1 „ ee 5 

” 8 n” „ 1 n ı / 


Von den am zweiten Tage behandelten Pferden zeigten zwei 
Temperaturen von 41,3 bzw. 41,4° C. und 60 Pulse sowie hoch- 
gradige Mattigkeit und Eingenommenheit. Das dritte Pferd — ein 
Offizierpferd — war am Tage vor der Erkrankung zu einer sehr 
langen Jagd geritten worden. Bei einem dieser Pferde war eine 
Lungenaffektion klinisch nicht nachweisbar (mußte aber aus der 
Zahl der Atemzüge vermutet werden), alle übrigen 12 Pferde litten 
vor der Einspritzung an Lungenentzündung. In drei Fällen waren 
beide Lungen ergriffen, sechsmal die linke und dreimal die rechte 
Lunge. Ein Pferd zeigte vor der Einspritzung Gehirnreizungs- 
erscheinungen, die sich durch Drängen und Stemmen gegen die 
Halfterkette und ruheloses Hin- und Hertreten mit der Hinterhand 
und später, als das Pferd in seiner Box losgebunden worden war, 
durch Manegebewegungen zu erkennen gaben. 

Die erzielten Erfolge sind am besten zu ersehen aus der am 
Schlusse beigefügten Übersicht über die mit Salvarsan behandelten 
Pferde. Zum Vergleich ist noch eine zweite Übersicht über 13 
andere nicht mit Salvarsan behandelte Pferde desselben Seuchen- 
ganges beigefügt, die gewissermaßen als Kontrollpferde anzusehen 
sind. | 

Die Krankengeschichte zweier Pferde der Tabelle I bedarf 
einer ausführlichen Beschreibung: Bei einem Pferde (Nr. 6) ent- 
wickelte sich im Anschluß an eine mehrere Tage vor der Salvarsan- 
behandlung verabfolgte Einspritzung von 100 g Ol. camphor. an 
der Vorbrust eine septische Phlegmone, die am zweiten Tage nach 
der Salvarsaneinspritzung zu einer erneuten Temperatursteigerung 
und nach weiteren fünf Tagen zum Tode führte. Auch bei diesem 
Pferde war die Salvarsanwirkung klar zutage getreten, da vor dem 
Einsetzen der Blutvergiftung innerhalb 24 Stunden ein Tempe- 
raturabfall von 41,0° C auf 38,9’ C eingetreten war. 

Bei einem anderen Patienten (Nr. 7), einem Offizierpferde, das 
vor der Erkrankung täglich mehrere Stunden anstrengend geritten 
worden war, konnte aus Mangel an Salvarsan erst am 8. Krank- 
heitstage die Einspritzung vorgenommen werden, obwohl der un- 
günstige Ausgang kaum zweifelhaft erschien. Die Wirkung war in 
diesem einen Falle eine unvollkommene, denn die Temperatur fiel 
nur von 41,2° C auf 39,6° C, das Allgemeinbefinden und die Futter- 
aufnahme besserten sich zwar, aber der tödliche Ausgang war 
nicht mehr zu verhindern. Wahrscheinlich bestand schon zur Zeit 
der Einspritzung die bei der Obduktion gefundene ausgedehnte 
Lungennekrose. 


— 182 — 


Als Ergänzung zu der Tabelle I sei noch folgendes angeführt: 
Bei zwei Pferden, die am 5. und 6. Krankheitstage behandelt wor- 
den waren, sank die Temperatur innerhalb 24 Stunden zur Norm. 
Vier Pferde, die am 2., 3., 4. und 7. Erkrankungstage behandelt 
worden waren, waren am zweiten Tage fieberfrei. Bei zwei wei- 
teren Pferden, die am 2. bzw. 6. Tage die Einspritzung erhalten 
hatten, stand die Temperatur zwei Tage später auf 38,8 bzw. 38,6° 
‚Celsius. Am dritten Tage waren zwei Pferde, die am 2. und 
ð. Krankheitstage behandelt waren, und am vierten Tage ein Pferd, 
das am zweiten Tage behandelt war, fieberfrei. 

Diese Feststellungen, die für die Klärung der Frage, ob der 
Zeitpunkt der Einspritzung einen Einfluß auf den Temperaturab- 
fall ausübte, von Wert sind, dürfen nach klarer, aus folgenden 
Zusammenstellungen zu ersehen sein: 








Einspritzung erfolgte am | Fieberfrei war Patient am 





... Krankheitstage ... Tage 

2, 2,3.4 
3. 2.3. 
4. 2. 

5. 1.? 3. 
6. 1.3. 

T. 2, 

8. ? 





Fieberfrei war Patient am | Die Einspritzung erfolgte 
... Tage ...am Tage 





Als fraglich (?) sind die beiden oben näher beschriebenen Fälle 
Nr. 6 und 7 der Tabelle I bezeichnet. 

Auf die Schnelligkeit des Temperaturabfalles hatte also der 
Zeitpunkt der Einspritzung keinen Einfluß, dagegen scheint die 
Ausdehnung der Lungenentzündung eine entscheidende Rolle dabei 
zu spielen, denn bei 2 Pferden, die erst am 3. Tage fieberfrei waren, 
bestand ausgedehnte beiderseitige Lungenentzündung. Gegen diese 
Annahme scheint zu sprechen, daß ein Pferd, bei dem keine Lungen- 
affektion nachzuweisen war, erst am 4. Tage fieberfrei war. In 
diesem Falle hat aber wahrscheinlich eine Mischinfektion mit Rot- 
laufseuche vorgelegen, welche letztere kurz vorher im Regiment 
geherrscht hatte, oder es hat sich um eine herdförmige (lobuläre) 


— 183 — 


Pneumonie gehandelt, die ja zuweilen durch Perkussion und Aus- 
kultation nicht nachgewiesen werden kann. 

Auf den Verlauf der Lungenentzündung hatte die Salvarsan- 
behandlung — mit Ausnahme des soeben beschriebenen Falles 
Nr. 7 — stets einen günstigen Einfluß. Die Dämpfung war bei 
einigen Pferden schon am 2. Tage nach der Einspritzung nicht 
mehr nachzuweisen. 

Auch bei denjenigen Pferden, bei denen sich die Lungener- 
krankung langsamer zurückbildete, trat mit dem Temperaturabfall 
fast regelmäßig eine Kräftigung der Herztätigkeit und eine Besse- 
rung des Allgemeinbefindens und der Futteraufnahme ein. Infolge- 
dessen gingen diese Patienten bedeutend weniger im Nährzustande 
zurück als andere gleich schwer erkrankte Pferde. 

Günstig war auch die Wirkung bei dem mit Gehirnreizungser- 
scheinungen behafteten Pferde. In den ersten Stunden nach der 
Einspritzung zeigte es keine Veränderung im Benehmen, vor allen 
Dingen trat keine Steigerung der Reizungserscheinungen ein. Am 
nächsten Tage lag das Pferd viel und zeigte ziemlich starke Be- 
nommenheit; am 2. Tage war es vollkommen munter. 

Im Gegensatz zu den Beobachtungen anderer Berichterstatter 
sind bei zwei Pferden als Nachkrankheit Sehnenscheidenentzün- 
dungen aufgetreten. Von diesen beiden Pferden — Nr. 1 und 8 der 
Tabelle I — war das eine am 6., das andere am 5. Erkrankungstage 
mit Salvarsan behandelt worden. Ob es ein Zufall ist, daß gerade 
nur diese beiden Pferde bereits nach 16 Stunden fieberfrei waren, 
läßt sich bei dem wenigen Beobachtungsmaterial nicht entscheiden. 
Die Entzündung der gemeinschaftlichen Sehnenscheiden des Huf- 
und Kronenbeinbeugers trat bei dem einen Pferde vorn links 
31 Tage nach der Einspritzung, bei dem anderen vorn links nach 
45 Tagen auf. Während dieser Zeit waren die Pferde nicht aus 
dem Stall gekommen. Erst zwei Tage vor der Erkrankung an der 
Sehnenscheide waren sie im Schritt geführt worden. 

Diese beiden Fälle mahnen jedenfalls zur Vorsicht nie 
der Ansicht, „daß die Pferde eventuell sofort als dienstbrauchbar 
zu erachten sind“. 

Zweitens können sie zur Lehre dafür dienen, daß die Salvar- 
sanbehandlung am 5. und 6. Krankheitstage zuweilen schon zu spät 
einsetzt, um mit Sicherheit Nachkrankheiten zu verhüten; während 
dieses Ziel nach den bisherigen Erfahrungen bei Einspritzungen 
am 1. oder 2. Tage erreicht wurde. 

Leider ist es aber zur Zeit mit Rücksicht auf die zur Verfü- 
gung stehenden Geldmittel und den hohen Preis des Salvarsans bei 
ausgedehnten Seuchengängen nicht möglich, alle Pferde am 1. oder 
2. Tage zu behandeln. Bei Behandlung sämtlicher 73 Patienten 
dieses Seuchenganges hätte das Regiment allein für das Salvarsan 
1752 Mk. bezahlen müssen. Vom klinischen Standpunkte ist die 
allgemeine Anwendung am 1. oder 2. Krankheitstage auch kaum 
gerechtfertigt, weil erfahrungsgemäß bei jedem Seuchengange eine 
Anzahl Pferde bereits am 3. Tage einen Rückgang der Temperatur 
erkennen lassen und andere so leicht durchseuchen, daß Nach- 
krankheiten nicht zu befürchten sind. Es würde deshalb für die 


— 184 — 


Praxis wohl genügen, wenn man sich am 3. Tage entscheidet, ob 
man Salvarsan anwenden soll oder nicht. 

Anders gestaltet sich dagegen die Beantwortung der Frage, 
wenn man sie vom militärischen und ökonomischen Standpunkte 
aus betrachtet. Wenn sich die beim 2. Leibhusaren-Regiment ge- 
machten Erfahrungen auch fernerhin bestätigen sollten, daß die 
am 1. und 2. Tage mit Salvarsan behandelten Pferde bereits nach 
zwei Wochen im Schritt bewegt und nach vier Wochen zu jedem 
‘Dienst verwendet werden können, so wäre das für die Truppe von 
so großem Vorteil, daß der Kostenpunkt demgegenüber zurück- 


treten müßte. Da sich aber bei frühzeitiger Anwendung des Sal-. 


varsans — wie man heute wohl mit ziemlicher Bestimmtheit be- 
haupten kann — Todesfälle an Brustseuche fast ganz vermeiden 
lassen, würden dem Staate durch dessen allgemeine Anwendung 
am 1. oder 2. Tage nicht nur keine Mehrkosten entstehen, sondern 
es könnte dadurch eine ziemlich erhebliche Summe erspart werden. 

Nach dem Statistischen Veterinär-Sanitätsbericht für die 
Armee aus dem Jahre 1910 sind 2955 Pferde an Brustseuche er- 
krankt und 121 Pferde gestorben. Wären sämtliche Pferde mit 
Salvarsan behandelt worden, so hätten die Kosten bei dem heutigen 
Preise des Salvarsans von 24 Mk. für eine Dosis im ganzen 
70 920 Mk. betragen. Der durch die Verluste entstandene Schaden 
berechnet sich — den Durchschnittswert einer Remonte mit 1000 M. 
angenommen — auf 121000 Mk. Im Jahre 1909 betrug die Zahl 
der Erkrankten 3868; die der Verluste 194. Der entsprechende 
Wert für Behandlung und Verluste hätte sich demnach belaufen 
auf 92832 Mk. bzw. 194 000 Mk. Die Ersparnisse hätten also im 
Jahre 1909 rund 100000 Mk. und im Jahre 1910 rund 50 000 
Mark ausgemacht. Noch wesentlich günstiger würde sich 
die Rechnung gestalten, wenn es gelingt, Nachkrankheiten 
gänzlich zu vermeiden. Eine Berechnung oder Schätzung 
des Wertes der infolge von Nachkrankheiten ausrangierten oder 
minderwertigen Pferdeist nach den statistischenAngaben nicht möglich. 

Wenn es auch nicht möglich ist, mit Hilfe des Salvarsans die 
Brustseuche selbst zu tilgen, so können doch mit diesem Mittel 
große Vorteile für die Schlagfertigkeit der Armee und bedeutende 
Ersparnisse erzielt werden. 


Zum Schlusse sollen die Vorteile der Einspritzung konzen- 
trierter Lösungen gegenüber der Infusion stark verdünnter Lösun- 
gen nochmals kurz zusammengefaßt werden: 

1. Die Wirkung ist bei beiden Verwendungs- 
arten die gleiche. 

2. Nachteile sind bei Anwendung der konzen- 
trierten Lösungen nicht entstanden. 

3. Das Eindringen von Flüssigkeitin dieta 
terhaut läßt sich bei der Einspritzung leichter 
vermeidenals beider Infusion. 

4. DiekonzentrierteLösungläßtsichleichter 
transportieren, sogar unter primitiven Ver- 
hältnissenan Ortund Stelle herstellen. 

5. Das Instrumentarium ist wesentlich ein- 
f[acher. 


A rn 





aM 





— 185 — 


Tabelle I. 


Übersicht über 13 mit Salvarsan behandelte Brustseuchepatienten des 3. Garde- 
Ulanen-Regiments. 









































T = Körpertemperatur 
= E | 
TZ = Kurz vor der 1 2 | 3 | 4 5 | 6 
= 5| Behandlung | e Bemerkungen 
Zal .| Aare nz 2, G T 
& 2 w fn 
= Sr aj T. | P. | A. Tage später ` 
— ng A 
1] 6.13 39,0 60 | 40 137,5) normal y i | . | Lungenentz. r. 
21 2. [341.3 72 | 46 [39,6 39,0, normal ee A p rou l. 
31 7.13 40,4, 72 | 40 40.3 39 8 normal. . : " l. 
+] 5. 131402: 78 | 44 | 40,3! 39,5' DOMA ©. o. [Rungenentz. r.u. l Ge- 
| | g | hirnreizungserschein. 
51 +. 13]40,5| 72 | 36 139,6) normal | . |. f Lungenentz. 1. 
6f 5. |3]41,0 72 | 46 |3893 | er | Fa | 
“1 8. 13141,2 80 | 38 39,6 392, 39,7: 40,2 
Si 5. 13140,0. 72 | 26 137,7 normal | . . ~ l. 
91 2.13 | 60 | 28 40,4 39,5, 39,8, 38,7 normal a nicht nach- 
| 'ISDAaT. 
101 6. [3 [40,6: 72 | 32 139,1 38.6 normal | . |. [Lungenentz. r. 
111 2. |3]40,6. 60 | 26 40,1 normal a en „ r. 
12| 3. |3[41,4 68 | 36 |40.0' 38,8! normal . `: TE 
31 3. 13 2 SO | 48 u normal | i | TEE i l. 
| : ' f 
Tabelle II. 


Übersicht über 13 nicht mit Salvarsan behandelte een 


- — un 






























39 5, 40,7 Mi 40,2, 40,4| 39,8! 39,9. 39,9; 39, A 39,0: 38.3: . | . [rm1 Lungenentz. 
40,7 40.4 40,41 40.7) 40,7| 40,7, 40,5 40,1398 39.013791 . | . | ofruar a 
40.8°41.0 40.9 40,5 41,0: 40,4 39,1: 38,9 38.0) . Loa |. [links 

39.0 39,8 40,0; 40,5, 40,4| 40.4- 40,6; 40,4 40,5. 40,0 38,9, . ©. | . [rechts 

40,3 40,8, 40,7| 40,4| 40,8| 40,5 40,4 40,3. 39,8. 38.85) . |... | al 

30.6 40,3 40,6 41.3 41,11 405| 40,5 40.4 39,8 39.5 385.1... [ru 

40,3 403.409 40,7: 40,7] 40, 39.5 39.2 39,3 389... , . [rechts 

39.6 39,7 39,91 40.3 40,7 40.1. 40,2. 40.3 40.2. 39.8 39,2 310. 39.6: . a 


39 
39, 
a2 
30, 
39, 





‘0 389 39.0: 40.0. 40,2 40,4 40,0. 40.3 40.4 40, 3 38.9 38,7 


O. 40.0 40,2! 40,71 40,7| 40 9,40, ‚31 40,6. 40.5 402 39,6! 398 39.4 38.5] links 
2 40,0. 40,8 40,7 408| 405 40.4 40,5 40,7 40.0 39,7 39.5, 392| 384] r. u. . 
#308 40,2; 40,7, 40,7] 40,4 39,6 40,1 403386, 1. . [rechts 
1.399 410, S 407, 10,3 A 39,5 a 39,2 388 ajoo 

; | | | 





y Vom nächsten Tage ab septisches Fieber, 1. L. gestorben; r. und 1. 
Lungenentzündung, | | 


Bemerkungen 





— 186 — 


Über die Anwendung des Salvarsans in konzentrierter 
Lösung mittelst der Pravazschen Spritze. 
Von Oberstabsveterinär Kapteinat. 


Beim 1. Garde-Ulanen-Regiment war zunächst das Salvarsan 
und zwar bei 26 Dienstpferden und 1 Offizierpferde mit dem in der 
„Zeitschrift für Veterinärkunde‘“ im November v. J. beschriebenen 
Infusionsapparat den brustseuchekranken Pferden einverleibt und 
hierbei die große Menge von 1000 bis 1500 g der Lösung jedesmal 
in die Blutbahn infundiert worden. Da sich dieser Apparat nebst 
der fertigen Lösung, wenn an einem entfernten Orte mehrere In- 
fusionen gemacht werden sollten, als schwer transportabel und um- 
ständlich, ja lästig und sehr empfindlich in der Verpackung erwies, 
so wurde nunmehr die Behandlung versuchsweise mit einer kon- 
zentrierten Lösung mittels der Pravazschen Spritze ausgeführt, wie 
dies bei sechs Pferden des Regiments im Heft Nr. 12 der „2. f. 
V.“, S. 596, bereits näher beschrieben ist. Diese Behandlungsweise 
wurde im Laufe des Brustseucheganges bis zum Schlusse des Be- 
richtsjahres fortgesetzt. Da die kostenlose Lieferung des Salvar- 
sans durch die Militär-Veterinär-Akademie eingestellt wurde, und 
keine besonderen Mittel zur Verfügung standen, so mußte die Aus- 
wahl der Patienten sorgfältig getroffen werden. Es wurden des- 
halb nur solche Fälle mit Salvarsan behandelt, in denen nach der 
praktischen Erfahrung ein tödlicher Ausgang befürchtet werden 
mußte. 

Kasuistik 


Fall 1—6 siehe „Zeitschrift für Veterinärkunde‘“, Seite 596. 











i 
| 


P 
3 
E 
-3 
= 
© 
= 


Tag 





| Fall 7: „Violine“. 
1. 39,8] 40 16 | starke Gelbfärbung der Schleimhäute, Husten, 
Nasenausfluß, linksseitige Lungenentzündung. 
kein Appetit, Mattigkeit, Herzschwäche. 


40,7 vO 34 3:30 Salvarsan. 
38.5 | 48 24 | Appetit bessert sich. 


LA gesund, Lunge frei. 


Fall 8: „Vater“. 
l. 40.6 | 60 20 | Gelbfärbung, Husten, kein Appetit, beiderseitige 
Lungenentzündung, kleiner Puls. 
> 4091 7 20 | 3:30 Salvarsan. 
3. 400 | 58 18 
4 350 | 42 18 | guter Appetit, Dämpfung zurückgegangen. 





À. 


ID 


— 


ir de Cu IND _ Ivy 


zu gs rH Nm 


Sr geno 


411,3 


41,3 
38,1 
38,1 


40,1 


412 
35,9 
38,1 
37,6 


40,3 
40,4 


39,6 
39.0 
38.0 


102 
402 


39,5 
39.4 
39.4 
39,1 
37,9 


41,5 
412 
40,4 
38,1 


43 


67 
45 
45 
48 


48 


50 
42 
42 


41 
41 
40 
49 


42 
47 


40 





Fall 9: „Vogel“. 

Mattigkeit, Nasenausfluß, unreine Herztöne, 
Husten. 

3:30 Salvarsan. 


Fall 10: „Tuchi“. 


Husten, Nasenausfluß, schlechter Appetit, 
Schwanken. 
3:30 Salvarsan. 


Fall 11: „Oceana“. 


hohe Dämpfung rechts, keine Freßlust, Nasen- 
ausfluß. 

3:30 Salvarsan. 

Patient sehr munter. 

guter Appetit. 


Fall 12: „Ursel“. 


rechtsseitige Lungenentzündung. 
große Mattigkeit. 
3:30 Salvarsan. 


Fall 13: „Urne“. 

rechtsseitige Lungenentzündung, Husten, Nasen- 
ausfluß. 

3:40 Salvarsan, geringe Unruhe nach der 
Infusion. 


Patient reckt sich öfters und sicht sich nach 
dem Hinterleib um. 


Fall 14: „Via“. 

linksseitige Lungenentzündung, Mattigkeit, 
Schwanken, Nascnausfluß. Husten. 

3:30 Salvarsan. 





Fall 15: „Union“. 


1. 39,41 48 14 | Mattigkeit, Husten, gelbe Schleimhäute, kein 

Appetit. 
2; 4021 65 17 
3: 40,1 7 20 12:20 Salvarsan. 
4. 39,4 | 56 19 | guter Appetit. 
5. 38,5 | 50 18 
6. 38,7 | 48 15 

Fall 16: „Tosca“. 

1. 40.3 | 8&2 24 | Herzschwiche, große Mattigkeit, Husten, starke 

Gelbfärbung. 
2: 40.2 | 85 21 
3. 40,0 I 88 19 13:30 Salvarsan. 
4. 3971 79 19 I guter Appetit. 
3. 38.61 73 19 
6. 13871 50 | ı7 
is 38.0 | 57 15 

Fall 17: „Upatz“. 

Ñ: 39,9 | 46 17 | große Mattigkeit, Husten, gelbe Bindehäute. 
2: 40,5 49 22 13:30 Salvarsan. 
3, 3991 47 20 f 
4. 38,2 45 14 


Außer diesen 17 Fällen wurden noch 6 andere schwere Fälle, 
darunter einer mit Gehirnreizungserscheinungen, am 2., 3. oder 
4. Tage in gleicher Weise behandelt. Auch diese Fälle führten zur 
Genesung. - 

Insgesamt sind mithin 23 Pferde mit der kon- 
zentrierten Lösung 3:30oder2:20 behandelt, ohne 
daß Komplikationen eintraten. 

Mithin steht es nach diesen einwandfreien Nachprüfungen fest, 
daß die Heilwirkung des Salvarsans in dieser konzentrierten 
Lösung ebenso vorteilhaft hervortritt wie bei Verwendung der bis- 
her üblichen starken Verdünnung. Es sind weder bedenkliche An- 
sehwellungen entstanden, noch ist eine Minderwirkung bei 
schweren Fällen, insbesondere bei hochgradiger Herzschwäche, 
hervorgetreten. Nachkrankheiten sind bis jetzt nicht zu verzeich- 
nen. Die TieresindindreibisfünfTagengesund, 
beigutem Appetitund ohne wesentlichen Rück- 
gangim Futterzustand. Es hat sich weiter gezeigt, daß 
bei kleinen Pferden scheinbar auch 2 g Salvarsan — in den ersten 
Erkrankungstagen angewandt — genügen; siehe Fall „Union“, 

Diese Versuche lassen folgende Schlußfolgerungen zu: 

1. Die vereinfachte Injektionsmethode ist 
ebenso wirksam wie die Infusionsmethode. 


— 189 =- 


2. Sieistungefährlichundumso Er OLEE ENGIEN 
je früher sieangewandt wird. 

3. Die Methode ermöglicht ein sehimerleres und 
bequemeres Einverleiben des Mittels in den 
Tierkörper als die Infusionsmethode. 

+4. Sie gestattet ein bequemes Mitführen von 
LösungeningrößererZahlinFläschchenä 30 
bis 40 g. 

Bedingung der Anwendung selbstverständlich wie bei der In- 
fusion: Exakte Arbeit und Verbrauch der Lösungen am selben 
Tage. Ob mehr als sechs Stunden alte Lösungen die gleiche ein- 
wandfreie Wirkung wie frische haben, darüber werden weitere 
Versuche angestellt. 

Bezüglich der Hohlnadel sei erwähnt, daß eine besondere 
Hohlnadel (Doppelkanüle) nicht erforderlich ist, sondern eine ein- 
fache Kanüle von mittlerem Lumen genügt. 


Epilepsie mit folgender Amaurosis bei einem Privat- 
pierde. 


Von Stabsveterinär Wilczek. 


Ein sehr edel gezogenes Reitpferd ostpreußischer Abstammung 
mit viel Temperament mußte seit Jahren für den Hufbeschlag mit 
einer Morphiuminjektion vorbereitet werden. In der letzten Zeit 
schien das Morphin nicht mehr genügend zu wirken, und ich suchte 
nach anderen Mitteln. Da das Chloralhydrat weder als Tränke 
trotz längster Durstperioden und angestrengter Arbeit noch als 
Klystier dem Pferde beigebracht werden konnte, beabsichtigte ich 
den Beschlag ausführen zu lassen mit Hilfe des Hauptnerschen 
Lasso-Dompteurs, von dessen Brauchbarkeit ich mich gelegentlich 
beim Beschlage eines sehr widerspenstigen Pferdes überzeugt hatte. 

Nach vielen Mühen war endlich der Apparat angelegt. Jeder 
Versuch des Pferdes, zu schlagen, zu steigen, sich durch Sprünge 
und wiederholtes Hinwerfen des beengenden, zähmenden Umganges 
zu entledigen, schlug fehl. - Mit jedem Hammerschlage wurde die 
Erregung größer; das Pferd zitterte hörbar, dampfte förmlich, 
atmete keuchend und beschleunigt, stierte nach unten, schwankte 
und brach mit einem quietschenden Aufschrei zusammen. Mit 
stark konvex gebogenem Rücken, Kopf und Hals zwischen den 
Vorderbeinen, lag das Pferd ohne jedes Bewußtsein regungslos da. 
Reflexe waren nirgends auszulösen; die Blinzknorpel traten stark 
hervor; die Pupillen waren aufs höchste erweitert. Die Muskel- 
krämpfe setzten bei den Massetern ein und gingen rasch kaudal- 
wärts; die Beine wurden tetanisch weggestreckt. Der Herzschlag 
war pochend, der Puls drahtförmig, kaum fühlbar und schr be- 
schleunigt (90—100). 

Fast 30 Minuten hielt der Krampf an; allmählich wurden die 
Muskeln entspannt, — zuerst wurden die Extremitäten beweg- 
lich — und das Bewußtsein kehrte wieder. 

Die Versuche, den Wallach mit U E aufzurichten, 


— 190 — 


mißlangen, so daß ich schon eine Läsion des Rückenmarkes be- 
fürchtete. 

Nach ungefähr einer Stunde jedoch sprang das Pferd sehr 
behend von selbst auf und ging mit auffallend hochgehobenen 
Füßen und Kopf direkt in eine Mauerwand hinein. Die Unter- 
suchung der Augen verlief völlig negativ. 

Die Pupillen reagierten prompt auf jeden Lichteindruck; 
weder der dioptrische Apparat noch das Innere der Augen zeigten 
die geringsten pathologischen Veränderungen; trotzdem war das 
Pferd vollständig blind; es war amaurotisch, seelenblind, geworden. 

Durch den heftigen Zusammenbruch bei dem Krampfanfalle 
muß in der Rinde des Hinterhauptlappens, in dem sich nach 
H. M unk das Sehzentrum befindet, eine Blutung eingetreten sein. 
Das ganze Befinden des Patienten sprach für eine Gehirnblutung. 
Er war sehr schreckhaft, hielt den Kopf auf den Krippentisch ge- 
stützt, hatte eine Temperaturerhöhung bis 39,3, benahm sich zeit- 
weise nach Aussage des Pflegers „wie verrückt“, trank Wasser nur 
aus der Krippe, nicht wie früher aus dem Eimer usw. 

Allmählich wurde das Allgemeinbefinden wieder normal, die 
Sehkraft des rechten Auges stellte sich nach zehn Tagen wieder 
ein; das linke Auge blieb blind, wurde phthisisch und zog sich 
immer mehr in die Augenhöhle zurück. Bei den Untersuchungen 
mit dem Augenspiegel sah man später eine deutliche Blutleere 
in den Netzhautgefäßen und geringe Atrophie der Papille des 
linken Auges. Auffallenderweise reagierte immer noch längere 
Zeit die Pupille auf Lichteinflüsse. 

Ein zweiter Krampfanfall ist dem ersten nicht gefolgt; aller- 
dings wurde das Pferd auch nieht mehr beschlagen und später ver- 
kauft. 


Eine vollständige beiderseitige Kniescheiben- 
verrenkung. 
Von Oberstabsveterinär Blumentritt. 


„Othero“, ein junges, sehr aufgeregtes Remontepferd, er- 
krankte an einer schweren Anschoppungskolik. Sie war hervor- 
gerufen durch Lähmung des Grimmdarmes und dauerte zehn 
Tage. Nach Beseitigung der Kolik blieb eine allgemeine 
Schwäche des Pferdes zurück. Eines Abends stand das Pferd 
mit steif gehaltenen, weit nach vorn und außen gespreizten 
Hinterschenkeln im Stande, es konnte sich nicht von der Stelle 
bewegen, beide Kniescheiben waren nach außen und oben luxiert. 
Die linke Kniescheibe wurde sofort bei stark nach vorn gezogenem 
Schenkel durch Abheben derselben und Druck nach innen in ihre 
normale Lage zurückgebracht, in der sie auch dauernd blieb. Das 
Zurückbringen der rechten Kniescheibe in die normale Lage ge- 
lingt erst am vierten Tage am niedergelegten Tiere. Beim Auf- 
stehen des Pferdes springt sie wieder nach außen und oben, sie 
läßt sich aber nun auch am stehenden Pferde durch Ziehen des 


= 4191 = 


Schenkels nach vorn, Abheben derselben und Druck nach innen in 
die normale Lage zurückbringen, aus der sie aber ab und zu 
wieder herausspringt. Mit Zuhilfenahme von Strohballen wird 
nun ein ganz enger Stand konstruiert, in dem das Pferd nicht seit- 
wärts treten kann, jetzt bleibt die Kniescheibe dauernd in ihrer 
normalen Lage. 

An beiden Schenkeln wird die Kniegegend mit Liniment. am- 
moniat. camphorat. eingerieben. Nach zehntägigem Stehen in 
diesem engen Stande war ein Lahmgehen nicht mehr vorhanden,. 
die Kniescheiben blieben in ihrer normalen Lage, das Pferd war 
geheilt. 

Als Ursache dieser Luxation kann nur ein Hintenausschlagen 
des sehr reizbaren Pferdes bei allgemeiner schlaffer Körperkon- 
stitution in Frage kommen. 





Reinhardt: Die Rotzdiagnose mit Hilfe der Augenprobe. Mo- 
natshefte für praktische Tierheilkunde XXIII. Bd., 4. u. 5. Heft. 


Nachdem Fröhner kürzlich recht günstige Erfahrungen 
mit der Augenprobe bei der Rotzdiagnose mitgeteilt hat, berichtet 
Verfasser über gleich gute Resultate der DPAthamoEen clion: 

Verfasser hatte Gelegenheit, im Verlauf von 11% Jahren, eine 
größere Anzahl rotzansteckungsverdächtiger Pferde der Ophthal- 
moreaktion zu unterziehen und neben dieser bei einer kleineren 
Zahl derselben Pferde die kutane und subkutane Malleinimpfung, 
die Praezipitation, die Agglutination und die Komplementbindung 
anzuwenden. 

Zur konjunktivalen und kutanen Impfung wurden teils 
Mallein. concentr. Klimmer, teils Malleine brute Pasteur, teils 
Mallein. sicc. Foth in 0,5 prozentiger Karbolsäurelösung im Ver- 
hältnis 0,03 :5,0, zur subkutanen Impfung stets die letztgenannte 
Lösung, und zwar 5cem pro dosi verwendet. Ins Auge wurden 
stets nur einige Tropfen dieser Lösung instilliert. 

Das Klimmersche Mallein wird als sehr geeignet für die 
Augenprobe und für kutane Reaktion bezeichnet; die Reaktion trat 
früher (4 bis 6 Stunden nachher) und auffallender in die Erschei- 
nung als mit F o t h schen Mallein. 

In acht ausführlich mitgeteilten Fällen war die Ophthalmo- 
reaktion positiv und Rotz bei der Obduktion einwandfrei festge- 
stellt worden. In einem neunten Fall, in welchem das Pferd auf 
Grund der Anamnese sowie der klinischen Erscheinungen für im 
höchsten Grade rotzverdächtig erklärt war, auf die konjunktivale 
Reaktion aber nicht reagiert hatte, erwies sich das Pferd bei der 
Obduktion rotzfrei. 

Außerdem hat Verfasser bei einem gesunden Anatomiepferd 
und 46 seuche- bzw. ansteckungsverdächtieren Pferden die Augen- 


— 12 — 


probe zur Kontrolle ausgeführt. Von diesen hat nicht ein einzi- 
ges reagiert und konnte auch bei vier Pferden durch die Obduk- 
tion und bei den übrigen nach einer siebenmonatigen Beobach- 
tungszeit Rotz nicht nachgewiesen werden. Es hatte somit in 
allen 55 Fällen der konjunktivalen Impfung das Ergebnis mit den 
tatsächlichen Verhältnissen übereingestimmt. 

Bei der vergleichsweisen Anwendung der übrigen diagnosti- 
schen Methoden wurden folgende Beobachtungen gemacht: 

Die kutane Impfung zeigte in drei Fällen von vier deutliche 
Reaktion. Sie ist im großen und ganzen ein gutes Diagnostikum, 
aber die Augenprobe ist derselben überlegen. 

Die subkutane Malleininjektion wurde bei einem rotzkranken 
Pferde mit positivem und außerdem bei acht von 42 rotz- 
ansteckungsverdächtigen Pferden mit zweifelhaft bis positivem 
Erfolge appliziert. Es kamen erhebliche Temperatursteigerungen 
vor, ohne daß Rotz vorlag. Der Ausfall der subkutanen Impfung 
hatte somit vielfach mit dem Ergebnis der Obduktion nicht über- 
eingestimmt. Die Temperaturmessungen sind außerdem zeit- 
raubend und mit großen Umständen verknüpft; die trotz aseptischen 
Vorgehens entstehenden zum Teil suppentellerartigen, schmerz- 
haften Schwellungen der Unterhaut bedingen ein Außerdienst- 
stellen der Pferde für zwei Tage, während bei der konjunktivalen 
Reaktion Dienststörungen für die Pferde nicht eintreten, weil diese 
nur eine Nacht in Anspruch nimmt. 

Der wesentlichste Nachteil der subkutanen Impfung mit 
Mallein ist jedoch der Umstand, daß hierdurch die serologischen 
Untersuchungen auf längere Zeit illusorisch gemacht werden, da 
nach derselben die Komplementbindung sowie die Agglutination 
noch nach Monaten ein positives Ergebnis liefern, während bei der 
Ophthalmoreaktion niemals eine Beeinflussung der Reaktions- 
körper im Blut stattfindet. 

Auch die Praezipitations- und Agglutinationsmethode hält Ver- 
fasser für nicht zuverlässig, die letztere versagte in sechs Fällen, 
in einem Falle und einem zweiten Falle lieferte sie erst bei wieder- 
holter Untersuchung ein positives Ergebnis. 

Dagegen war der Komplementsbindungsversuch bei der ver- 
eleichsweisen Anwendung in allen Fällen positiv. 

Verfasser faßt sein Urteil dahin zusammen, daß die Oph- 
thalmoreaktion ein sehr zuverlässiges. Diag- 
nostikumist. Sie ist einfach und billig in der 
Anwendung,leichtin der Beurteilung, läßtsich 
ohne großen Zeitaufwand und unabhängig von 
Untersuchungsstationen ausführen, und die 
serologischen Untersuchungen werden dureh 
sie weder beeinträchtigt noch gestört. 

Siestelltsomiteinebensoeinfaches wie aus- 
sezeichnetesMittelzurSicherungderRotzdiag- 
nose und zur Bekämpfung des Rotzes dar. 

Wöhler. 


— 193 — 


Titze: Ist das durch Endlaugen aus Chlorkaliumfabriken ver- 
unreinigte Wasser für Haustiere gesundheitsschädlich? Son- 
derabdruck aus „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheits- 
amte“. Band XXXVIII, Heft 3, 1911. 


End- oder Ablaugen entstehen in Chlorkalium- und ähnlichen 
Fabriken und enthalten hauptsächlich Chlormagnesium, daneben 
in kleineren Mengen Kalium, Natrium und Schwefelsäure. 

Die Erstattung eines Gutachtens über die Versalzung der 
Wipper und Unstrut durch solche Endlaugen gab T. Veranlassung, 
die Frage der Gesundheitsschädlichkeit derartigen Wassers an 
Schafen und Gänsen näher zu prüfen, da die wenigen von 
Künnemann hierüber angestellten Versuche mit je einem 
Pferde und Hammel und zwei Schweinen keinen genügenden Auf- 
schluß gaben. 

T. ließ monatelang acht Schafe bei Weidegang und Stallhal- 
tung gruppenweise mit Wasser von verschiedenem Endlaugen- 
gehalt tränken und stellte dabei fest, daß sich bei den mit um 
60° durch Endlaugen verhärtetem Wasser getränkten Tieren keine 
nachweisbaren Gesundheitsstörungen zeigten, während das um 
600° verhärtete Wasser ungern genommen wurde und ein nicht 
unerhebliches Zurückbleiben des Gewichtes gegenüber den Kon- 
trolltieren, bei einem Tiere sogar deutliche Abmagerung, bewirkte. 

Die als Ergänzung hierzu unter ähnlichen Verhältnissen an 
15 Gänsen vorgenommenen Tränkversuche ergaben, daß sich bei 
allmählich zunehmender Konzentration des Wassers um 500 Härte- 
grade keine wesentlichen Gesundheitsstörungen einstellten. Das 
unvermittelte Verabreichen von um 600° verhärtetem Wasser hatte 
bei den betreffenden Tieren schon am dritten Tage schwere Darm- 
entzündungen mit teilweise letalem Ausgange zur Folge. Bei all- 
mählicher Steigerung des Endlaugengehaltes bis zur Verhärtung 
um 600° können Schädigungen ausbleiben und die Tiere sich an 
so beschaffenes Wasser gewöhnen. Amann. 


Keller: Über den Wert der Öltherapie in der Bauchhöhlen- 
chirurgie. Zeitschrift für Tiermedizin XVI. Bd., I. Heft. 


Nachdem Glimm durch experimentelle Untersuchungen an 
Tieren die günstige Einwirkung von Öl auf den Verlauf von Peri- 
tonitiden festgestellt, und Hirschel.an der chirurgischen Klinik 
zu Heidelberg in schweren Fällen von Peritonitis beim Menschen 
(darunter eine schwere Bauchverletzung durch einen Baumast) 
durch Kampferöl intraperitoneal nach Vornahme der 
Laparotomie eine Heilungsziffer von 50 pCt. erzielt hatte, hat 
Keller in der geburtshilflichen Klinik der Wiener Tierärztlichen 
Hochschule die Ölbehandlung in geeigneten klinischen Fällen bei 
Hunden angewendet. Nach den ausführlich mitgeteilten Kranken- 
seschichten handelt es sich um 4 sog. „schwere Fälle“, in denen der 
trächtige Üterus u. a. wegen fauliger Zersetzung des Inhaltes exstir- 
piert werden mußte, und für welche ein günstiger Ausgang mehr 
als zweifelhaft war. In dem ersten Falle, der eine verschleppte 


Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 4. Heft. 13 


— 194 — 


Uterustorsion betraf, wurde die Laparotomie gerade zu einer Zeit 
ausgeführt, in welcher nach vorangegangener gut überstandener 
Kollapsperiode der peritoneale Entzündungsprozeß wieder im Auf- 
flammen begriffen war. Im zweiten Falle bestand eine per con- 
tinuam im Anschluß an die Metritis zur Entwicklung gelangte, stark 
ausgebreitete chronische Peritonitis. Hier kam als erschwerender 
Umstand noch in Betracht, daß während der Operation die Bauch- 
höhle eitrig infiziert wurde. Im dritten Fall waren zur Zeit der 
Laparotomie peritoneale Entzündungserscheinungen noch nicht 
offensichtlich, jedoch war durch die entstandene Uterusruptur eine 
schwere Infektion der Bauchhöhle außer jedem Zweifel. In 
diesen drei Fällen wurde in ganz kurzer Zeit 
eine Heilung herbeigeführt. Hierzu wird besonders 
hervorgehoben, daß in keinem Falle ein ausgesprochen eitriges 
Exsudat in der Bauchhöhle vorlag. Der vierte Fall endete trotz 
Ölbehandlung letal, weil bereits vor der Operation allgemeine 
Sepsis bestanden hatte. 

‘ Die Ölbehandlung wurde in der Weise ausgeführt, daß nach 
sorgfältiger Reinigung der Bauchliöhle mittels trockener Tupfer 
ungefähr 50 cem Ol. Paraff. in die Bauchhöhle eingegossen 
und möglichst über die ganze Serosenoberfläche zur Verteilung 
gebracht wurden. 

Neben der resorptionshemmenden Wirkung, welche Glimm 
annimmt, leistet die Öltherapie jedenfalls noch in anderer Rich- 
tung sehr willkommene Dienste. Es ist mehr als wahrscheinlich, 
daß das Öl einen für das Wachstum der pathogenen Keime sehr 
ungünstigen Nährboden darstellt. Ein außerordentlich wichtiger 
Faktor in der Wirkung des Öles ist ferner die Verminderung 
adhäsiver Prozesse. Diese Wirkungsweise hat auch Hirschel 
in neuester Zeit hervorgehoben. 

In der Humanmedizin hat die Ölbehandlung des Bauchfells in 
den letzten zwei Jahren auch in prophylaktischer Hin- 
sicht eine große Bedeutung gewonnen. Bei dieser Behandlungs- 
methode liegt nach Höhne der Wert des Öles nicht in der Ver- 
minderung der Resorptionsfähigkeit des Bauchfells durch Ver- 
legung der Lymphbahnen, sondern darin, daß das Öl als Reiz- 
mittel eine exsudative aseptische Peritonitis hervorruft, wodurch 
Scehutzkräfte wachgerufen werden, die imstande sind, einer In- 
fektion erfolgreichen Widerstand zu leisten. Otto. 


Findeisen: Uber die therapeutische Beeinflussung der Beuge- 
sehnen des Pferdes durch Anwendung der scharfen Behand- 
lung (kutanes und perforierendes Brennen und scharfe Ein- 
reibung). Inaugural - Dissertation. Leipzig 1911. (Aus der 
chirurgischen Klinik der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden, Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. Röder.) 

Nach eingehender Besprechung der in der Literatur niederge- 


legten Ansichten der topographischen, histiologischen und patho- 
logischen Anatomie der Beugesehnen kommt Verfasser zu seinen 


== 199: == 


eirrenen Untersuchungen. Es dienten dazu vier Pferde mit teils 
gesunden, teils chronisch veränderten Beugesehnen einschl. Unter- 
stützungsband, welche nach obiger Methode behandelt wurden. 
Das kutane Brennen geschah in Strichform, das perforierende mit 
dem Autokauter Dechery, als Salbe wurde verwendet Quecksilber- 
bijodatsalbe (1:5), welche unter derbem Druck 15 Minuten lang 
eingerieben wurde. Die Pferde wurden etwa drei Tage später ge- 
tötet und die behandelten Teile einer makroskopischen und mikro- 
skopischen Untersuchung unterzogen. 

In der Wirkungsweise der angewandten hautentzündenden 
Mittel — kutanes Brennen und scharfe Einreibung — war nur 
ein gradueller Unterschied zu bemerken. Beide Methoden wirken 
tief ins Gewebe hinein hyperämisierend. Die Annahme einer 
blutableitenden Wirkung aus der entzündeten Sehne nach Strich- 
brennen ist durch den Versuch entschieden widerlegt worden. 

Die scharfe Einreibung hat nicht die große Tiefenwirkung wie 
das Brennen, immerhin war eine deutliche Beeinflussung der ober- 
flächlichen Beugesehnen im Sinne der Hyperämisierung wahrzu- 
nehmen; auch die tiefergelegenen Sehnen kommen in günstigere 
Ernährungs- und Temperaturverhältnisse (größere Innenwärme 
und damit regerer Stoffwechsel). Die scharfe Einreibung wirkt 
daher in doppeltem Sinne auf die Sehne: zunächst da, wo sie tief 
genug wirkt, durch die Hyperämie im Sinne der Anschauung 
Biers; im Gewebe der tiefen Beugesehne, ihres Unterstützungs- 
bandes und des oberen Gleichbeinbandes müssen wir der indirekten 
Wirkung der Haut- und Unterhautentzündung mit ihrer Hyper- 
Iymphie (Schäffer) und der Erhöhung der Innentemperatur der 
Sehnen, als alimentärem, stoffwechselanregendem Reiz, im Sinne 
Zschokkes den endgültigen günstigen Erfolg im wesentlichen 
beimessen. Watteverbände in allen Fällen der scharfen Behand- 
lung anzubringen, ist empfehlenswert, denn sie bewirken physio- 
logisch durch den steten Kontakt der hautreizenden Mittel mit der 
Haut die Unterhaltung der Entzündung und durch Verminderung 
der Wärmeabgabe physikalisch eine erhöhte Innenwärme des 
Sehnengewebes. Dem Drucke der infolge der scharfen Einrei- 
bung oder des kutanen Brennens stark turgeszent gewordenen 
Haut ist ebensowenig wie dem Drucke straff angelegter Watte- 
verbände in dem Sinne, daß die geschwollene Haut nunmehr nicht 
nach außen ausweichen kann, sondern nach innen auf die Sehnen 
drücken muß, eine positive Rolle beizumessen. Retrahierende, ab- 
heilende Narben dagegen beschleunigen später das Abklingen der 
entzündlichen Vorgänge und wirken als fester Gurt bei starker 
Belastung. 

Beim perforierenden Brennen wirkt in der Hauptsache das 
gewebsauflösende Transsudat, das das Sehnengewebe selbst durch- 
tränkt, an Ort und Stelle; der serösen Durchtränkung des Unter- 
hautbindegewebes kommt auch hier eine unterstützende Rolle zu. 
Auch nimmt Verfasser als wahrscheinlich an, daß der Teil der 
Bindegewebszellen, die infolge der Hyperämie embryonale Eigen- 
schaften erhalten haben, aus dem die Sehnenverdiekungen bedin- 
genden interfaszikulären Bindegewebe in die vorhandenen Hohl- 

13* 


== 190 == 


räume einwandert und sie auf diese Weise, die Verdickung der 
Sehnen im günstigen Sinne merklich beeinflussend, mit jungem 
Narbengewebe ausfüllt. 

Die scharfe Behandlungsweise ist bei Sehnenleiden der Pferde 
durchaus berechtigt. Sie ist dort, wo die akuten Entzündungs- 
erscheinungen bereits abgeklungen sind, ohne eine völlige Heilung 
zustande gebracht zu haben, und wo eine schleichende, chronische 
- Entzündung eingesetzt hat, am Platze. Das perforierende Brennen 
ist unter peinlichster Asepsis nur bei sehr alten chronischen Pro- 
zessen, die mit Verdickungen und überaus reichlicher Bindegewebs- 
wucherung einhergehen, zu empfehlen. Ungünstige Erfolge des 
perforierenden Brennens sind bei falscher Indikation und bei 
Hinzutritt einer Infektion der Brandkanäle sicher zu erwarten. 

Der Arbeit, welche noch andere zahlreiche wertvolle Gesichts- 
punkte enthält, sind vier mikroskopische Abbildungen und ein 
Literaturverzeichnis von 37 Nummern beigegeben. 

Dr. A. Albrecht. 


North Dakota Agricultural Experiment Station (Department of 
Veterinary Science). Swamp Fever in Horses by L. Van Es, 
E. D. Harris and A. F. Schalk. Bulletin 94. Fargo, N. D., 
September 1911. 


Nach einer Veröffentlichung von Torrance: Report on 
Swamp Fever in Horses, Ottava 1903, ist die Krankheit schon im 
Jahre 1881 von den Tierärzten in Manitoba beobachtet worden, zu 
welcher Zeit sie auf die dem Red River angrenzenden Landesteile 
beschränkt war. Von hier aus scheint sie sich über einen großen 
Teil von Manitoba und auch einige Distrikte der Nord-West-Terri- 
torien ausgebreitet zu haben. 

Eine ähnliche Krankheit trat in Wiskonsin auf. Über Swamp 
Fever wird ferner berichtet aus Nebraska, Nord-Dakota, Okla- 
hama, Kansas, Missouri, Washington und dem Mississippi-Delta. 
Wahrscheinlich ist die Krankheit identisch mit einer ähnlichen, die 
unter den Pferden Europas vorkommt und vielfach beschrieben 
worden ist (Perniziöse Anämie der Pferde). 

Die amerikanischen Autoren stimmen darin überein, daß das 
Leiden meist auf sumpfigen Weiden gefunden wird, wobei es wenig 
auf die absolute Höhe der Lage ankommt, da es in den Niederungen 
und auch in 2500 m Höhe beobachtet worden ist. Feuchte Witte- 
rung begünstigt den Ausbruch. Die Verfasser des vorliegenden 
Berichtes fanden die meisten Fälle auf niedrig gelegenem, sumpfi- 
gem Gelände, obwohl es gelegentlich auch auf niedrig gelegenem, 
trockenem Boden auftrat. Die Zeit des Ausbruchs war der 
Sommer und der Frühherbst. 

Die Verluste sind in den befallenen Gegenden sehr hoch, bis zu 
40 pCt. des Bestandes in einem Jahr, 

Über die Ursachen des S. F. sind sehr verschiedene Ansichten 
geäußert worden. Brimhall, Westbrook und Bracken 
in Minnesota isolierten ein kleines, unbewegliches, ovoides Bakte- 


= 67 s 


rium, das sie Bacillus equisepticus nannten und in allen Fällen von 
S. F. nachweisen konnten. Dies Bakterium war höchst virulent 
für Kaninchen, Tauben und Sperlinge, weniger für Kälber. Hunde 
und Schweine schienen sich refraktär zu verhalten. Pferde er- 
lagen der Infektion und zeigten bei der Sektion in der Hauptsache 
dieselben Erscheinungen wie beim akuten S. F. 

Ballah fand in mehr als 50 pCt. der von ihm untersuchten 
Fälle gewisse Einschlüsse in den Leberzellen, welche er für Proto- 
zoen hielt. In gesunden Lebern konnte er diese Einschlüsse nicht 
finden. 

Brickman will in den Blutkörperchen Parasiten analog 
denen der Malaria beobachtet haben, Francis und Mar- 
steller hingegen konnten im Blut der Kranken bei ihren vielen 
Untersuchungen nichts finden. 

Darling fand Trypanosomen im Blut eines amerikanischen 
Wallachs und bei einer Anzahl von Maultieren des Panamakanal- 
gebiets. Die Tiere litten an einer Krankheit, welche klinisch mit 
S. F. übereinstimmte; die Leichtigkeit aber, mit der Darling eine 
groBe Menge verschiedener Tierarten infizieren konnte, läßt die 
Identität der Krankheit fraglich erscheinen. 

Vallée und Carré machten ihre Beobachtungen in Europa. 
Sie konnten die Krankheit durch Impfungen mit Blut auf gesunde 
Pferde übertragen. Schon beim ersten Versuch erlag der Impf- 
ling in 57 Tagen, wobei die Zahl seiner roten Blutkörperchen von 
7.8 Millionen auf 2,8 Millionen fiel. Sie fanden weder Bakterien, 
noch Trypanosomen, noch Piroplasmen. Da auch das durch ein 
absolut bakteriendichtes Filter gegangene Blut infektiös blieb, so 
waren Vallée und Carré zu dem Schlusse berechtigt, daß das Virus 
zu den filtrierbaren gehöre. 

Bei weiteren Untersuchungen konnten diese Autoren fest- 
stellen, daß die Virulenz des Blutes durch wiederholte Pferde- 
passagen gesteigert werden kann, und daß auch Esel ansteckungs- 
fähig sind. Sie unterschieden einen akuten, einen subakuten und 
einen chronischen Typus und stellten fest, daß die Krankheit auch 
durch Verfüttern kleiner Blutmengen und durch Urin kranker 
Pferde übertragen werden kann. Pferde, welche an der chroni- 
schen Form gelitten hatten und vollständig geheilt erschienen, 
konnten dennoch die Krankheit übertragen. Rinder, Schafe, 
Ziegen, Hunde, Kaninchen, Meerschweine, Mäuse und weiße Ratten 
verhielten sich refraktär. Durch einstündiges Erhitzen auf 58° 
wurde das Gift zerstört, nicht aber durch Eintrocknen im Vakuum 
bei Zimmertemperatur. Solches Material war nach zehn Tagen 
noch stark infektiös, nach sieben Monaten aber wirkungslos. 
Fäulnis schien das Gift nicht anzugreifen. Vallée und Carré 
meinten, daß die Krankheit durch Futter und Wasser übertragen 
werde, welche mit den Abgängen kranker Pferde verunreinigt 
wurden. Nach ihren Versuchen spielten blutsaugende Insekten 
keine Rolle bei der Übertragung. 

Diese Ergebnisse wurden durch Arbeiten anderer bestätigt, 
auch die umfangreichen Versuche der Verfasser der vorliegenden 
Schrift hatten analoge Resultate. Auch hier wurde das Virus im 
Blut und Urin gefunden, nicht aber in den Fäces. 


— 198 — 


Die Verfasser (Van Es, Harris und Schalk) kamen auf 
Grund einer großen Anzahl sorgfältig ausgeführter Obduktionen 
zu dem Ergebnisse, daß es bei dieser Krankheit keine Organver- 
änderungen gibt, die als pathognomonisch für dieselbe angesehen 
werden können. 

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den klinischen Symptomen, 
die von den genannten Autoren eingehend beschrieben werden. 
. Sie weisen auf die auffallende Erscheinung hin, daß die Anämie 

ein regelmäßig vorhandenes Symptom bei den Fällen von S. F. in 

der tierärztlichen Praxis ist, während sie bei den durch Impfung 
krank gemachten Pferden ein ziemlich ungewöhnliches Vorkomm- 
nis ist. Sie schließen daraus, daß auch in der Praxis zahlreiche 

Fälle von S. F. vorkommen mögen, bei denen die Anämie fehlt. 

Dadurch wird die Diagnose sehr erschwert (wenn man absieht von 

dem Mittel der Übertragung auf Pferde und Esel) und sie ist nur 

möglich, wenn man neben den Symptomen auch die übrigen Um- 
stände, Gegend, endemisches Auftreten, berücksichtigt. Die nicht 
offensichtlich erkrankten Keimträger und Verbreiter der Krankheit 
können nur durch Impfung ermittelt werden. Diese Unsicherheit 
der Diagnose vermindert auch beträchtlich den Wert der Angaben 
aus der Praxis über den Prozentsatz der Todesfälle, der Heilungen 
und über die Wirksamkeit der angewandten Mittel. Die eigenen 

Versuche der Verfasser mit Trypanblau, Atoxyl und Chinin, welche 

stets durch Impfungen kontrolliert wurden, zeigten, daß die Viru- 

lenz des Blutes durch diese Mittel nicht vermindert werden konnte. 

Was die Immunität gegen S. F. anbetrifft, so kommen Pferde 
mit angeborener natürlicher Unempfänglichkeit vor. Die Versuche 
über künstliche Immunisierung waren zur Zeit der Abfassung der 
Arbeit noch nicht abgeschlossen. 

Der Arbeit ist ein sehr reichhaltiges Literaturverzeiehnig, eine 
Anzahl von Abbildungen und Tabellen beigefügt. Am Schlusse 
fassen die Autoren ihre Forschungsergebnisse in folgenden Sätzen 
zusammen: 

1. Swamp-Fever ist eine ansteckende Krankheit, welche durch 
subkutane und intravenöse Impfung und vom Darmkanal 
aus übertragen werden kann. 

2. Das Virus ist im Blut und Harn, nicht aber im Kot der be- 
fallenen Tiere vorhanden. 

3. Das Virus muß zur Zeit zu den filtrierbaren gerechnet werden. 

4. Das Virus verträgt ohne Schädigung das Gefrieren bei den 

niederen Wintertemperaturen der nördlichen Gegenden 

Amerikas. 

5. Wenn auch die Möglichkeit einer Übertragung durch In- 
sekten und Parasiten nicht geleugnet werden soll, so erfolgt 
doch die natürliche Ansteckung durch Futter und Wasser, 
welche mit dem Harn infizierter Pferde verunreinigt worden 
sind. 

6. Die Krankheit ist in der Hauptsache eine Septikämie, welche 
anatomisch ausgezeichnet ist durch subseröse und subendo- 
kardiale Blutungen bei den mehr akuten Fällen, durch ge- 
legentliche Mitbeteiligung der Lymphknoten und der Milz, 
durch degenerative Prozesse. 


=> 19 = 


Die hauptsächlichsten und konstantesten Symptome der 
Krankheit sind Fieber und Albuminurie. Das Fieber ist re- 
mittierend oder intermittierend, öfters mit ziemlich regel- 
mäßigen Intervallen, während die Albuminurie vorüber- 
gehend ist und oftmals mit den fieberhaften Temperatur- 
steigerungen zusammenfällt. | 

8. Viele Fälle des S. F. enden tödlich ohne eine erhebliche Ver- 
minderung der roten Blutkörperchen, im Widerspruch zu der 
landläufigen Auffassung der Krankheit als einer Anämie. 

9. Das Blut kann bis zu 35 Monaten nach der ursprünglichen 
Infektion virulent bleiben, ohne daß das Pferd klinische Er- 
seheinungen zeigt. 

10. Solche äußerlich nicht erkennbaren Virusträger spielen 

wahrscheinlich eine große Rolle bei der Entstehung von In- 

fektionszentren von verschiedener Dauer. 

Trypanblau und Atoxyl sind keine Heilmittel der Krankheit. 

Auf Grund unserer gegenwärtigen Kenntnisse müssen wir die 

Krankheit mit prophylaktischen Maßnahmen bekämpfen, 

also durch Töten kranker Tiere, Absonderung der verdächti- 

gen, Quarantäne neu angekaufter Pferde, Bewahrung von 

Futter und Getränk vor Verunreinigung mit Harn, Drainieren 

der Weiden und Desinfektion der Ställe. C. Troester. 


The Journal of Medical Research, Vol. XXV, Nr. 2. 


Nach Park und Krumm wiede ist die bovine Form des 
Tuberkelbazillus für den erwachsenen Menschen ohne alle Be- 
deutung, bei Kindern dagegen verursacht sie eine nicht geringe 
Zahl von Erkrankungen. Bei jungen Kindern veranlaßt diese 
Form 613—10% der durch Tuberkulose bedingten Todesfälle. 

C. Troester. 


Boston med. and sury Journal 1911, Nr. 6. 


Nach Sutton erzeugt Sporotrichum Schenkii eine in Nord- 
amerika weit verbreitete Krankheit, die durch Knotenbildung und 
Literung gekennzeichnet ist, bei Pferden vorkommt und auch auf 
den Menschen übertragbar ist. Die Kultur gelang. Heilung wurde 
durch Jodkali erreicht. C. Troester. 


The Journal of experimental Medicine, Fol 13, Nr. 1. 


Whipple und Hurwitz fanden bei Hunden, daß eine 
Chloroformnarkose von zweistündiger oder längerer Dauer eine 
zentrale Lebernekrose herbeiführt. Entsprechend dem Fortschrei- 
ten dieser Nekrose sinkt der Fibrinogengehalt des Blutes bis zu 
dem Grade, daß schließlich selbst die kleinsten Wunden unstill- 
bare Blutungen veranlassen. 

Auch nach einer schweren Schädigung der Leber kann Hei- 
lung eintreten und in etwa zehn Tagen der normale Zustand 


— 200 — 


wieder erreicht werden. Entsprechend dem Fortgang der Heilung 
tritt auch wieder mehr Fibrinogen im Blut auf, ja es kann kurze 
Zeit nach der Wiederherstellung der normale Fibrinogengehalt 
überschritten werden. Aus diesen Beobachtungen kann man 
schließen, daß das Fibrinogen entweder in der Leber gebildet wird 
oder daß wenigstens seine Bildung vollständig von der Tätigkeit 
der Leber abhängt. C. Troester. 





Versammlung der Veterinäroftiziere des VIL Armee- 
korps. 


Im Beisein Seiner Exzellenz des kommandierenden Generals, 
General der Kavallerie v. Einem gen. v. Rothmaler, des 
Chefs des Generalstabes Oberst Hoeppner und der übrigen 
Offiziere des Generalstabes und der Adjutantur fand am 24. Fe- 
bruar d. Js. im Vortragszimmer des Generalkommandos eine Ver- 
sammlung der aktiven Veterinäroffiziere des Armeekorps statt. 
Hierzu waren erschienen 20 Veterinäroffiziere. 

Ausgehend von den während des vorjährigen Korpsstabsvete- 
rinärkursus gewonnenen Erfahrungen hielt Korpsstabsveterinär 
Feldtmann einen Vortrag über die Fortschritte der Wissen- 
schaft. 

Redner wandte sich zunächst zur Serumdiagnostik im allge- 
meinen, dann zu der der Rotzkrankheit im besonderen und gab in kur- 
zen, scharfen Umrissen eine allgemein verständliche Darstellung 
von dem Wesen und der Ausführung der Agglutination und Kom- 
plementablenkung. Die Malleinprobe wurde kurz erwähnt. 

Der weitere Vortrag erstreckte sich auf die Schilderung der 
Präzipitationsmethode zur Erkennung des Milzbrandes, die Be- 
handlung der Brustseuche mittels Salvarsans (Demonstration). 

Die chemotherapeutischen Versuche an tumorkranken Tieren 
von A. v. Wassermann wurden eingehend besprochen. 

An frischen Kehlkopfpräparaten wurde die Stimmtaschen- 
operation zur Beseitigung des Kehlkopfpfeifens näher demon- 
striert. 

Zum Schluß seines Vortrages besprach Redner die moderne 
Desinfektion des Operationsfeldes, das perforierende Nadelbrennen 
und dessen zweekmäßige Nachbehandlung. 

Seine Exzellenz der kommandierende General dankte dem 
Korpsveterinär und erklärte, er habe mit großem Interesse von 
den Fortschritten der Veterinärmedizin Kenntnis genommen, er 
hoffe, daß die Veterinäre es sich angelegen sein ließen, stets mit 
der Wissenschaft fortzuschreiten und von deren Fortschritten Ge- 
praueh zu machen zur Gesunderhaltung des kostbaren Pferde- 
materials, zur Abwehr und Tilgung der die Ausbildung der Trup- 





2.90, = 


pen störenden Seuchen und zur Erhaltung der Schlagfertigkeit 
der Armee. 

Nachdem Seine Exzellenz mit den übrigen Offizieren des 
Generalkommandos die Versammlung verlassen hatte, besprach 
der Korpsveterinär die wichtigen Punkte der Berichterstattung 
und Rapportführung, die sorgsame und einwandfreie Aufstellung 
der Gutachten, die Kontrolle der Futtermittel, die Bewirtschaftung 
der Dispensieranstalten und die Pferdesammelstellen. 

Mit der nun folgenden Besprechung von Vorschlägen für die 
Neubearbeitung der Militär-Veterinär-Ordnung war der dienst- 
liche Teil der Versammlung erledigt. 

Um 6 Uhr abends versammelten sich alle Teilnehmer mit ihren 
Damen zu einem gemeinschaftlichen Mahl in den festlich ge- 
schmückten, behaglichen Räumen des Allgemeinen Offizierkasinos. 
Eifrig den Freuden des Tanzes sich hingebend, blieben die An- 
wesenden noch manche Stunde froh vereint. 

Die Versammlung war ein Ereignis, auf welches die Vete- 
rinäroffiziere des VII. Armeekorps mit Stolz und hoher Befrie- 
digung zurückblicken, und für das sie ihrem Korpsveterinär auf- 
richtigen Dank wissen. Kettner. 


Tierärztliche Hochschulen. 


Professor Dr. Mießner, Vorsteher der Abteilung für Tier- 
hygiene in Bromberg, sowie Kreistierarzt Dr. Oppermann- 
Halle a. d. S. sind an die Tierärztliche Hochschule in Hannover 
berufen worden. 

Mit der Wahrnehmung der Direktorialgeschäfte der Tierärzt- 
lichen Hochschule in Hannover ist vom 1. April 1912 ab das 
älteste Mitglied des Lehrer-Collegiums, Geheimrat Professor 
Dr. Tereg, betraut worden. 

Professor Dr. Johannes Richter, bisher Vorstand der 
Ambulatorischen Klinik in Dresden, wurde zum ordentlichen Pro- 
fessor für Tierzucht und Geburtskunde als Nachfolger des ver- 
storbenen Professors Dr. Pusch ernannt. 


Zwei große Concours-hippiques in Berlin. 


Das an der Spitze von 50 Reitervereinen Deutschlands stehende 
Kartell für Reit- und Fahrsport veranstaltet in diesem Jahre 
zwei große Concours-hippiques. Der erste soll am 19., 20. und 
21. April, der zweite am 14., 15. und 16. Juni im Sportpalast in 
der Potsdamer Straße stattfinden. Damit auch das tagsüber 
nicht abkömmliche Publikum Gelegenheit hat, sich diese Veran- 
staltung anzusehen, wird der Beginn am Freitag den 19. auf 7 Uhr 
abends angesetzt (sonst 2 Uhr). Für die erste Veranstaltung sind 
an Geld- und Ehrenpreisen insgesamt 20000 Mark vorgesehen. 
Die Ausschreibungen zum Concours-hippique werden von der Ge- 
schäftsstelle des Kartells, Potsdam, Schwertfegerstraße 10, ver- 
sendet. 


=. DD = 


Dauerausstellung von Instrumenten für Tiermedizin 
und Tierzucht. 


Von der Firma H. Hauptner ist in ihren neuen Geschäfts- 
räumen in Berlin neben der Tierärztlichen Hochschule eine Ein- 
richtung getroffen worden, die einen neuen Typ eines Verkaufs- 
raumes darstellt. Hauptner hat mit der alten Methode, der 
teilweisen Verwendung von Schubkästen, gebrochen und zeigt 
jedes Stück wie in einem Museum oder einer Ausstellung, und 
zwar in streng durcheeführter Trennung der einzelnen Abteilun- 
gen des Instrumentariums. Was Hauptners Instrumenten- 
Kataiog im Bilde zeigt, sieht der Beschauer in dem Hauptner- 
Ausstellungsraum in Wirklichkeit. Ermöglicht wird dies durch 
grobe, bis auf den Fußboden reichende Auslagen, in denen auf 
durch Metallkonsole getragenen Glasplatten die Gegenstände 
systematisch, aber auch für das Auge gefällig, geordnet sind. Da- 
dureh, daß nur immer ein Stück eines Instrumentes vorhanden 
ist, wird eine vorzügliche Raumausnutzung und Übersicht er- 
inöglicht. Etwa sofort an einen Käufer abgegebene Stücke wer- 
den täglich mehrere Male aus dem Großlager ergänzt; für häufig 
geforderte Handverkaufsartikel ist ein kleines Sonderlager vor- 
gesehen. Die dureh keine Zwischenwände getrennten Schränke 
sind innen und außen mit weißem Emailleanstrich versehen und 
in die Wand eingebaut, damit Staubablagerungen ausgeschlossen 
sind. 

Abends sind die Schränke durch elektrische Soffitten-Lampen 
beleuchtet, die von außen nicht sichtbar sind und eine große Licht- 
fülle erzeugen, so daß jede Feinheit eines Gegenstandes erkenn- 
bar ist. Auf den oberen, die ganze lange Schrankreihe umziehen- 
den Glasplatten haben künstlerische Lehrmittel für den Unter- 
richt in der Tierzucht (aus dem Hauptner-Verlage hervor- 
gegangen) Platz gefunden. Das Gesamt-Arrangement ist als eine 
Vervollkommnung der von Hauptner auf der Weltausstellung 
Paris 1900 zum ersten Male angewendeten Ausstellungsmethode 
anzusehen. Der Hauptner- Ausstellungsraum eignet sich zur 
Abhaltung von Demonstrationen für Unterrichtszwecke; er ver- 
dient wegen seiner neuartigen Einrichtung das Interesse der 
Fachgenossen. 


Auszeichnung. 


Dem Inhaber der Firma H. Hauptner, Instrumenten- 
fabrik für Tiermedizin und Tierzucht, Berlin, ist vom König der 
Belgier das Offizierkreuz des Ordens der belgischen Krone ver- 
liehen worden. 





Schnürschuhe mit Gamaschen für Offiziere usw. 


Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß allen 
Offizieren, Sanitätsoffizieren und Veterinäroffizieren sowie allen 
Beamten der Militärverwaltung das Anlegen der nach Meiner 
Ordre vom 16. Januar 1908 versuchsweise eingeführten Schnür- 
schuhe mit Gamaschen in und außer Dienst, ausgenommen zum 
Paradeanzuge und beim Kirchgange im Standorte, an Stelle der 
hohen Stiefel fortan wahlweise gestattet sein soll. 

Das Kriegsministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen. 


Berlin, den 1. Februar 1912, 
Wilhelm. 
An das Kriegsministerium. v.Heeringen. 


N EDA Berlin, den 1. Februar 1912. 

Vorstehende Allerhöchste Kabinetts-Ordre wird 
zur Kenntnis der Armee gebracht. 

Mit Allerhöchster Genehmigung wird dazu bestimmt: 

1. Berittene Offiziere legen zu Schnürschuhen mit Gamaschen 
Anschnallsporen an. 

2. Auf Truppenübungs- und Fußartillerie-Schießplätzen, in 
der Ortsunterkunft sowie bei Übungs-, Erkundungs-, Generalstabs- 
reisen und Übungsritten dürfen Schnürschuhe zum kleinen Dienst 
und außer Dienst auch ohne Gamaschen getragen werden, von Be- 
rittenen mit Anschlagsporen oder ohne Sporen. 

3. Gleichmäßigkeit der Fußbekleidung innerhalb der Ver- 
bände darf bei keiner Gelegenheit, bei der Schnürschuhe mit 
Gamaschen zulässig sind, gefordert werden. 

4. Durch den Dienst dunkel oder schwarz gewordene Schnür- 
schuhe, Gamaschen und Sporenleder dürfen bei allen Gelegen- 
heiten weiter getragen werden. 

5. Für die Beschaffenheit der Schnürschuhe, Gamaschen, An- 
schnallsporen und Sporenleder gilt folgendes: 

a) Schnürschuhe. Mit glattem Vorderblatt, ohne Verzierun- 
gen. Absätze 2 bis 3,5 em hoch. Auffallende Formen un- 
zulässig. Schnürung oben oder an der Seite freigestellt. 

b) Gamaschen. Vorn und hinten gleich hoch, der vordere Rand 
soll bis etwa 5cm unter den unteren Rand der Kniescheibe 
reichen. Naht hinten zulässig. Verschlußart freigestellt. 

c) Anschnallsporen. Aus vernickeltem oder poliertem Stahl. 
An den Backen zwei Knöpfe, einer mit Schnallvorrichtung 
für das Sporenleder. 

d) Sporenleder. Oberer Riemen mit Schnallstrippe und einem 
Knopfloch, unterer Riemen mit zwei Knopflöchern. 


204 — 


Zu a bis d. Für die Farbe der Schnürschuhe, Gamaschen und 
Sporenleder von gebräuntem Leder sind die unterm 18. Januar 
1908 — Nr. 170/1 08 B. 3 — als Proben ausgegebenen Gamaschen 
und Sporenleder maßgebend; sie dienen im übrigen ebenso wie 
das gleichzeitig ausgegebene Sporenmuster nur als Anhalt. 

Glanzleder ist verboten. 


v. Heeringen. 





Militärtierärztliche Vereinigung. In der letzten Versammlung, 
die infolge Verhinderung des Vorsitzenden vom K. St. V. Tetz- 
ner geleitet wurde, referierte zunächst K. St. V. Güntherberg 
auf Grund der Angaben in den Statistischen Veterinär-Sanitätsbe- 
richten über die Fragen: „Ist die Rotlaufseuche der Pferde eine 
einheitliche Krankheit und hinterläßt sie Immunität?“ Das Be- 
obachtungsmaterial ist in bezug auf den Symptomenkomplex ein 
sehr wechselseitiges, bleibt aber gerade für die Beantwortung der 
beiden Fragen lückenhaft. Viele Berichterstatter begnügen sich 
bei der Beschreibung der Symptome mit der Angabe: „Die Pferde 
erkrankten unter den charakteristischen Erscheinungen“. Andere 
erwähnen, daß der Seuchengang sich durch leichte Erkrankung 
auszeichnete. Bis zum Jahre 1897 wird im allgemeinen nur von 
den charakteristischen Erscheinungen, d. h. der schweren Form 
der Rotlaufseuche, gesprochen, wie sie in der Seuchenvorschrift 
zur M. V.O. beschrieben ist. Von diesem Jahre ab wird häufig 
hervorgehoben, daß der Charakter der Seuche sich insofern ge- 
ändert habe, als die Pferde durchweg an Quaddeln und Ausschlag 
in der Haut mit seröser Ausschwitzung erkrankten. Des öftern 
wird dieser Nesselausschlag als Hauptsymptom des Seuchen- 
ganges hingestell.e Daneben finden sich Schilderungen von 
seuchenhaften Erkrankungen, die sich nur auf Appetitmangel, 
Mattigkeit, Lichtscheu und geringe Steigerung der Körpertem- 
peratur mit rascher Genesung beschränken. 

Die Angaben über die Inkubationszeit sind ziemlich überein- 
stimmend; diese wird meist auf 3—7 Tage angegeben. 

Recht verschieden wird auch die Frage der Immunität be- 
handelt. Während im allgemeinen angenommen wird — in 
gleicher Weise spricht sich auch die Seuchenvorschrift aus —, daß 
die Pferde gegen eine zweite Erkrankung immun sind, finden sich 
zahlreiche Angaben über Pferde, die zum zweiten Male erkrankt 
sind. Nach dem vorliegenden Beobachtungsmaterial erscheint es 
wahrscheinlich, daß die schwere Form der Rotlaufseuche tat- 
sächlich im allgemeinen eine Immunität hinterläßt. 

In der anschließenden Diskussion wurde von verschiedenen 
Seiten bestätigt, daß die charakteristische Form der genannten 


— 205 — 


Seuche in den letzten zehn Jahren selten beobachtet ist, und 
zum Ausdruck gebracht, daß die in den Statistischen Ve- 
terinär - Sanitätsberichten erwähnten leichten Erkrankungen 
var keine Rotlaufseuche seien, sondern ein ansteckendes Nessel- 
fieber oder vielleicht auch andere noch nicht erforschte Krank- 
heiten, durch welche Annahme sich auch wohl die verschie- 
denen Ansichten über die Immunität erklären lassen. Mit Recht 
wurde ferner zu großer Vorsicht bei Stellung der Diagnose ge- 
raten, um nicht unnötig der Truppe bei der Anzeigepflicht der 
Rotlaufseuche weitgehende dienstliche Störungen zu bereiten. 
Der Ausbruch der Seuche könne nur erklärt werden, wenn die 
charakteristischen, in der Seuchenvorschrift angegebenen Er- 
scheinungen vorliegen. 

Nach einer Pause gab St.V. Bauer eine interessante Schil- 
derung einer Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt. Über die 
Einzelheiten dieses Prozeßfalles wird, falls die Genehmigung zur 
Veröffentlichung des ausschlaggebenden Obergutachtens gegeben 
wird, demnächst berichtet werden. 

Die nächste Versammlung wurde auf Sonnabend, den 11. Mai, 
abends 713 Uhr, festgesetzt. 


Auf dem Landgestüt Warendorf in Westfalen ist der Voll- 
bluthengst „Habenichts“ eingegangen. Er wurde 1895 
in Graditz geboren als ein Sohn des unvergleichlichen 
„Chamant“, und nach seiner glänzenden Rennkarriere hoffte man, 
daß er in der Zucht ein würdiger Nachfolger seines Vaters werden 
würde. Dies erwartete man um so sicherer, als er von seiten seiner 
Mutter „Haselnuß“ ein Enkel von „Flibustier“ und Ur- 
enkel von „Buccaneer“ war, somit die besten Blutlinien in 
sich vereinigte. Nach seinem Niederbruch wurde er 1899 in Graditz 
as Hauptbeschäler aufgestellt. In der Zucht enttäuschte 
er jedoch vollständig. Seine Nachkommen, von denen „Fein- 
schmecker“ „Rosenkranz“, „Pathos“ „Gymkhana“ 
und „Kostetnichts“ zu nennen wären, haben keine größeren 
Taten vollbracht. Der Hengst wurde dann 1907 an das Landgestüt 
Preußisch Stargard und schließlich an das Gestüt in Waren- 
dorf abgegeben. 

Als Rennpferd hat „Habenichts“ in der Turfgeschichte 
einen klingenden Namen. Das Ergebnis seiner kurzen Rennzeit 
sind zwei Ehrenpreise und 175598 Mark. Er war u. a. als Zwei- 
jähriger Gewinner des Zukunftsrennens 1907 gegen die Vertreter 
Frankreichs und Österreich-Ungarns und als Dreijähriger Sieger 
im Deutscher Derby 1908. (Deutsche Landwirtschaftl. Presse.) 


 Künstlich erzeugter Kropf bei Ziegen. R. Mecarrison konnte 
bei gesunden Ziegen Kropf dadurch erzeugen, daß er ihr Trink- 
wasser mit den Fäces von Menschen, die an dieser Krankheit litten, 
versetzte. Nach diesem Autor kommt Kropf nur in solchen Ge- 
genden vor, wo das Trinkwasser nicht vor Verunreinigung ge- 
Sr ist. (Annals of Tropical Medicine and Parasitology Vol. V. 
AT. á. 


— 206 — 


Farblose Jodtinktur. Die Jodtinktur hat den Nachteil, daß 
sich die Hände und die Gewebe färben. In England entfärbt man 
sie deshalb folgendermaßen: Zu einer Lösung von Aqu. dest., Natrii 
subsulfuros., Jod aa 10,00 setzt man folgende Mischung: Liqu. 
Ammon. caustic. 15,00, Alkohol (90 %) 75,00. Nach Stehenlassen 
filtriert man. (La Maréchal moderne, Februar 1912.) 


Englands Pferdehandel 1911. England exportierte im vorigen 
Jahre 64 195 Pferde gegen 59 149 im Jahre 1910. Von den 64 195 
Pferden gingen 33 324 nach Belgien, 20 998 nach Holland (nach 
diesen beiden Ländern hauptsächlich zu Schlachtzwecken), 2993 
nach Frankreich und 6820 nach anderen Ländern. Ihr Gesamt- 
wert betrug 1464095 Pfund Sterling gegen 1294 238 Pfund im 
Jahre 1910. Der Durchsehnittswert der exportierten Pferde war 
22 Pfund 16 Schilling gegen 21 Pfund 17 Schilling im Jahre 1910. 
Von den 54 322 nach Holland und Belgien exportierten Pferden 
betrug der Durchschnittswert 12 Pfund 10 Schilling pro Haupt, 
welcher Preis einen Rückschluß auf die geringe Qualität der Mehr- 
zahl dieser Pferde gestattet. Von den nach Frankreich und andern 
Ländern exportierten Pferden war der Durchschnittswert 69 Pfund 
Sterling. Während die Zahl der aus England exportierten Pferde 
in den letzten Jahren ständig zugenommen hat, hat die Zahl der 
importierten Pferde in den einzelnen Jahren geschwankt; sie be- 
trug 1908 13 216, 1909 16 774, 1910 14674, 1911 11528. (Zeitschrift 
für Gestütkunde, Heft 3 1912.) 


Behandlung der Haemoglobinaemie bei Pferden durch sub- 
kutane Luftinfusionen. Tierarzt Brunschwig beschreibt im Jour- 
nal de Médecine Veterinäre, Oktober 1911, sein Verfahren zur 
Heilung der schwarzen Harnwinde bei Pferden. Mittels einer ein- 
fachen Luftpumpe wird durch eine große Pravazsche Nadel in die 
Unterhaut an Vorderbrust, Hals und Schulter Luft eingepumpt, 
die durch eine antiseptische Flüssigkeit geleitet und durch einen 
Wattepfropf filtriert war. Das Emphysem verschwindet in einigen 
Tagen. In 36 Stunden erhebt sich der Patient und ist gerettet. 
Autor heilte vier schwere Fälle durch diese Methode. (Öster- 
reichische Wochenschrift für Tierheilkunde, Nr. 9 1912.) 





Die Haustiere in Abstammung und Entwicklung. Von Privat- 
dozent Dr. M. Hilzheimer in Stuttgart. Verlag von Strecker 
und Schröder, Stuttgart. Preis geb. 1,40 Mk. 


Das kleine Werk ist der 11. Band der von Prof. Dr. Kurt Lampert 
herausgegebenen Sammlung „Naturwissenschaftlicher Wegweiser‘. Wenn es 
auch in der Hauptsache eine populär natur- und kulturgeschichtliche Dar- 
stellung der Abstammung und Entwicklung der Haustiere gibt, so wird doch 
auch der Tierarzt es mit Interesse lesen und manches Wissenswerte darin 
finden, Wöhler. 


ae DT == 


Martin, Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. I. Band. 2. um- 
gearbeitete Auflage. Stuttgart 1912. Verlag von Schickhardt 
und Ebner (Konrad Wittwer). Preis geb. 28 Mk. 


Die vorliegende Auflage — an Stelle der V. Auflage des Franckschen 
Handbuches der Anatomie der Haustiere — enthält allgemeine und ver- 
gleichende Anatomie sowie Entwicklungsgeschichte und mikroskopische Ana- 
tomie. Das Werk hat gegenüber der ersten im Jahre 1902 erschienenen Auf- 
lage den Bedürfnissen und Forschungen der Veterinäranatomie entsprechend 
eine gründliche Umarbeitung erfahren. Neu aufgenommen sind kurze, zu- 
sammenfassende Übersichten der Knochen und ihrer Verbindungen sowie der 
Muskeln, Blut-, Lymphgefäße und Nerven mit entsprechenden Zeichnungen. 
Auch die Anatomie des Menschen ist erfreulicherweise teilweise zum Vergleich 
herangezogen. Trotz Vermehrung des Stoffes ist der Umfang des Buches um 
ca. SD Seiten geringer geworden, da mehr oder weniger alle Kapitel besonders 
der mikroskopischen Anatomie und Entwicklungsgeschichte zum Teil wesent- 
liche Einschränkungen erfahren haben. Der 2. Band, die spezielle Anatomie, 
wird dafür, wie die Vorrede hervorhebt, Gelegenheit zu eingehenderen Ab- 
handlungen geben. Wenngleich überall durch knappe Fassung und möglichste 
Beschränkung sowie durch teilweisen Kleindruck die Übersichtlichkeit zu er- 
höhen gesucht wurde, so dürfte es bei der Reichhaltigkeit des Stoffes be- 
sonders dem Studierenden doch schwer fallen, die nötige Übersicht zu ge- 
winnen. Trotzdem aber reiht sich die Auflage ihrer Vorgängerin würdig und 
den übrigen veterinär-anatomischen Lehrbüchern ebenbürtig an die Seite und 
wird, dafür birgt der Name des Verfassers, sicherlich viele Freunde finden. 

Amann. 


Topographisch - anatomische Untersuchungen des Hufes vom 
Pferde. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der veterinär- 
med.-Doktorwürde von Walter Grujer, Tierarzt aus Chemnitz. 
13 Abbildungen. Dresden 1911. 

Die im Institut für Hufkunde der Königl. Tierärztlichen Hochschule 
zu Dresden entstandene Arbeit bietet besonders in den ausgezeichneten Ab- 
bildungen der verschiedensten Schnitte durch den Huf einen sehr interessanten 
Beitrag zur Anatomie des Hufes. Besonders hervorzuheben ist die farbige 
Wiedergabe der Blutgefäße. Becker. 


=] Personalnachrichten 


o o 

Preußen. Frhr. v. Hoverbeck gen. v. Schoenaich, Major im 
Kriegsministerium, zum Stabe des D.R. 18 versetzt. Zu O.V be- 
fördert: die V.: Jaehnke beim D.R. 5, Balzer beim 1, L.H.R.i. — 
Versetzt: die St.V.: Schulz bei der M.V.A, zum D.R. 6, Woite 
beim G.D.R. 23, zur M.V.A., Beier beim H.R. 3, zum G.D.R. 23, 
Spring beim D.R. 6, zum H.R. 3, Reichart beim U.R. 2, zum 
Train-B. 5, Rode beim D.R. 19, zum H.R. 12, Schultz beim H.R. 12, 
zum D.R. 19, Altmann beim 2. L.H.R. 2, zum Fa. 36, Leonhardt 
beim Jäg.R. z. Pferde 2, zum L.K.R. 1; die O.V.: Schlaffke beim 
Fa. 36, zum 2. L.H.R. 2, Warmbrunn beim U.R. 12, zum U.R. 2, 
@röschel beim Fa. 51, zum Jäg.R. z. Pferde 2, Thiede beim H.R. 17, 
zum U.R. 15, Menzel beim U.R. 15, zum H.R. 17, Gaufselmann 
gen. Efsing beim Fa. 11, zum Fa. 51. — Im Beurlaubtenstande. 





==. 208. = 


Zu V. befördert: Götsch, Friesicke (Brandenburg a. H.), Dr. 
Gräfingschulte (Osnabrück), U.V. d. Res. Loewel (Mülhausen i. Th.) 
char. St.V. a. D., zuletzt O.V. beim U.R. 6, als St.V. mit einem 
Patent vom 31. 12. 1910 bei der Landw. 2. Aufg. angestellt. — 
Beamte der Militär-Verwaltung. Gressel, St.V. beim Rem.Dep. 
Ferdinandshof, mit dem Char. als O.St.V., auf seinen Antrag mit 
Pension in den Ruhestand versetzt. — Ordensverleihungen: 
. Dem Gen. Maj. z. D. Dreher, bisherigen Veterinärinspekteur, der 
Kr.O. 2. Kl.; dem K.St.V. Troester bei der M.V.A. der Bayer. Mili- 
tär-Verdienstorden 4. Kl. m. d. Krone; dem O.V. Dr. Reinecke bei der 
M.V.A. der Bayer. Militär-Verdienstorden 4. Kl.; dem St.V. Dr. 
Berger vom Fa. 21 in Grottkau die Rettungsmedaille am Bande. 


Bayern. Dem K.St.V. Hochstetter, techn. Vorst. d. Lehrschm., 


der Rang als Oberstlt. verl. Zu O.St.V. befördert: die St.V. und 


Regts.V.: Zix beim 7. Fa., Morhardt beim 11. Fa.; zu St.V. (überz.) 
befördert: die O.V. Klotz beim 1. U.R., Dr. Zimmermann beim 
6. Fa., Dick beim Rem.Dep. Benediktbeuern; zum V. mit Patent vom 
22.2.d. Js. befördert: der U.V. Tausenpfund beim 5. Fa. 


Württemberg. Dr. Jahn, V. im D.R. 25, kdrt. zum Kaiserl. 
Gesundheitsamt, zum O.V. mit Patent vom 27. 1.12 befördert; Dr. 


Bub, V. im D.R. 26, Neher, V. im U.R. 19, zu O.V. mit Patent vom- 


20. 2,12 befördert; Dr. Theurer (Heilbronn), U.V. der Res., zum 
V. befördert. — Ordensverleihungen: Dem O.St.V. Kalkoff, 
Regts.V. im U.R. 19 das Ritterkreuz 1. Kl. des Friedrichsordens. 


Dem K.St.V. Schlake, techn. Vorst. der Lehrschm. Berlin, ist 
die Stelle eines wissenschaftl. Beraters an der M.V.A. übertragen 
worden. 


Promoviert. Die V. Beck beim 1. G.D.R., Schütte beim Fa. 8, 
Hallich beim D.R. 2, Ohmke beim 2. G.D.R. zum Dr. med. vet. in 
Berlin. 





Verlobte. Fräulein Magdalene Degenhardt, Tochter des Kauf- 
manns Fritz Degenhardt in Bebra, mit Herrn Veterinär Dr. Bruno 
Deseler in Torgau. 


Berichtigung. 


Im vorigen Heft dieser Zeitschrift in dem Artikel S. 153 und 
154 ist der Name des in Südwestafrika umgekommenen Stabsve- 
terinärs Rogge mit „Ronge“ verwechselt worden. 


.— —— [m 1 — u — nn i — = 





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Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 











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F T. R., 19. 9. 1910 
2: Oberstabsveterinär Kalkoff:' ER V Heft 11, 1910 
A Priess, Oberveterinäre Nordt 
Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., 
„ Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 
„ Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24.8. 11 
Indikationen: Distorsionen, akute u. chron. Sehnen- 
entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, 
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6 








| 






Sicherheits- Hufbeschlag 


nennt sich unsere „Hufeinlage aus imprägniertem Filz“, 

die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wie htig- 
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elast 

SA zität des G anges, vergrößert die Leistungs- 

PA fähigkeit des Arbe itspferdes und ve rmindert 

“die Prellung 

Wohltät Tr und heilend wirkt unsere Hufeinlage 

= bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang- 

= huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 

fe hlerhafter Richtung der Wände, Stein- 

Hornspalten usw. 

Ents stehung von Nageltrittverletzungen 
ist numdglich und die Le iden der Lahmbheit 
werden in den meisten Fällen geheilt. 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Äsphaltboden und Eis ver- 
hindert, 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw, Ihr leichtes Gewichtbei größter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
HMufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und 
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw, stehen zu Diensten. 


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Handbuch der Hysiene und 
Diätetik des Truppenpferdes 


Zum Gebrauch für Veterinäre und Studierende, sowie 
Offiziere und Verwaltungsbeamte 


Bearbeitet von 


Wilhelm Ludewig, 


Korpsstabsveterinär beim IX. Armeekorps. 
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Nicht nur der Veterinär, sondern auch der Offizier, der nicht selten 

eines sachverständigren Rates in den hier erörterten Fragen entbehren muß, 

werden das Werk beifüllig begrüßen. Ferner ist es auch dem Magazin- und 

aubeamten, der sich Über veterinäre Angelegenheiten und Auffassungen zu 

unterrichten wünscht, von Nutzen. 48 Bildertafeln ergänzen in vortrefflicher 
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Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71 








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Haben Sie Interesse für den Huf und den Hufbeschlae? 
Dann empfehlen wir Ihrer ganz besonderen Beachtung den diesem 
Hefte beiliegenden Prospekt der Firma 

M. & H. Schaper, Verlag für Tierzucht und Tiermedizin, Hannover. 











Diesem Hefte liegt ein Prospekt des 
Chem. Pharm. Laboratorium „Sahîr G. m. b. H, München 


bei, auf den wir hiermit noch besonders aufmerksam machen möchten. 


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Betrachtungen und Ratschläge auf 
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Von Dr. Heuh, reise ti puenen :; = M 1,50 —= 
Verlag von E.S. Mittler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW 68. 
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eines gleichen Quantums. 
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gez. Feldmann, Oberstabsveterinär. 























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Gedruckt in der Kgl. Hofbuchdruckerei von E.S. Mittler &Sohn , Berlin SW68, Kochstr. 68—71 


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‘24. Jahrg. Mai 1912. 5, Heit. 


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ZEITSCHRIFT FÜR | 


VETERINÄRKUNDE | | 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE | 
ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 








Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 
$ der Militär-Lehrschmiede Berlin u 


Redigiert von n Korpsstabsveterinär 
Wöhler IE 


Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 





Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 





Inhaltsangabe, ee 


Bericht über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911 im Königl. Institut 
für Iniektionskrankheiten fortgeführten Sal rauchungen aer die 
Brustseuche der Pferde. Von Prof. Dr. Gaffky . . 209—223 


Der Ultrakondensor von Dr. Felix Jentzsch. Von C. Troes te er . . 223—225 
Periodische Appetitlosigkeit bei Reit- u.Zugpferden. Von Dr.Sustmann 225—230 


Mitteilungen aus der Armee 230—241 

Das Hautjucken beim Pferde, Pruritus “cutaneus, und die absolut 
sichere Heilung desselben. Von Stabsveterinär Kröning. — Beider- 
seitige periphere Lähmung des Nervus facialis. Von Oberstabsveterinär 
Lewin. — Stomatitis pustulosa contagiosa als Ursache einer Binde- 
haut und Hornhautentzündung. Von Oberveterinär Otto. — Ein an- 
steckender pustulöser Hautausschlag in der After- und Schamgegend. 
Von Oberveterinär Scholz. — Untersuchungen über das Vorkommen 
von Arhythmien der Herztätigkeit bei unsern Dienstpferden. Von 
Stabsveterinär Dr. Dreyer. — Nesselfieber als selbständige, ansteckende 
Krankheit bei Pferden. Von Stabsveterinär Böhland. — Beseitigung 
der Lahmheit an chronischer Schale durch Unterbindung der äußeren 
Digitalarterie. Von Stabsveterinär Biermann. 

Referate . . 241—247 
Askoli und Legnani: Die Folgen der Exstirpation der Hypophyse. 
Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 10,1912.— Köhler: Der gegenwärtige 
Stand der Hormonologie. Deutsche Militärärztliche Zeitschrift 7. He t, 
41. Jahrgang. — Horn und Huber: Untersuchungen über die Ver- 
breitung der Typhusbazillen durch Fliegen. Zeitschrift für Infektions- 
krankheiten der austiere, Band 10, Heft 6. — Bouin: Untersuchungen 
über das Exterieur der Vorderbeine des Pferdes. Revue gen. de méd. 
vet. 1.2.12. — Hewlett and Hall: The influence of the culture medium 
on the germination of Anthrax spores. The Journal of Hygiene, Vol. 
lt Nr.4. December 1911. — Rievel: Der Wert der Guajaktinktur- 
probe zur Unterscheidung roher und erhitzter Milch. Deutsche Tier- 
ärztl. Wochenschrift Heft 11. 1912. — Veterinärstatistik der russischen 
Armee für das 1909. Revue mil. vet. 31. 12. 11. — Veterinärstatistik 
der französischen Armee für Heimat, Algerien und Tunis für das 
Jahr 1910. Repue vet.mil 31. 12. 11. — Veterinärstatistik der holländischen 
Armee für das Jahr. 1909. — Statistischer Bericht über das Veterinär- 
ei Revue gen.de med.vet.1.1.1912. 


Tagesgeschichte . . ; p oao a E en ee ee. a a Del 
Verschiedene Mitteilungen Doas a ee er ee a ee Ae 
Bücherschau. . . a e De he ee ee a a a e De 
Personalnachrichten . Ge Ga a Male a de ee ee ee 
Familiennachrichten. . . : oo. 256 


Ausgegeben am 1. Mai 1912. 


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Vergl. Zeitschrift für Veterinärkunde 1911, 12. Heft: „Er- 
fahrungen bei der Salvarsanbehandlung brustseuchekranker Pfeıde 
der Armee.“ 


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Telegrammadresse „Veterinaria“. Telephon Amt Norden Nr. 4778 u. 8140. 





24. Jahrg. Mai 1912. 5, Heft. 


Zeitschrift i Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


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Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 3. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 











Bericht‘) über die vom 1. Juli 1909 bis 1. Juli 1911 

im Königl. Institut für Iniektionskrankheiten fort- 

geführten Untersuchungen über die Brustseuche 
der Pierde. 


Erstattet am 20. Juli 1911 von Prof. Dr. Gafiiky. 


II. 


Anatomische, miskroskopische und kulturelle Untersuchungen. — 
Infektionsversuche an kleinen Versuchstieren. 


Auch in der Berichtszeit hat sich wieder gezeigt, daß es un- 
bedingt erforderlich ist, Versuchspferde in frühen Stadien der 
Krankheit töten und untersuchen zu können, wenn man ein durch 
sekundäre Veränderungen nicht entstelltes Bild gewinnen will. 
Die zahlreichen Obduktionen, welche an spontan eingegangenen 
Pferden seitens der Truppenveterinäre vorgenommen und, soweit 
wie irgend möglich, von Herrn Oberveterinär Lührs ausgenutzt 
worden sind, haben neue Gesichtspunkte nicht ergeben, abgesehen 
davon, daß in einer Anzahl von Fällen hochgradige Veränderungen 
der Nasenschleimhaut nachgewiesen werden konnten. Es han- 
delte sich um starke Öödematöse Schwellung der Schleimhaut und 
zahlreiche größere und kleinere, teils intramuköse, teils sub- 
muköse Blutungen. Die Blutungen waren zum Teil auch in der 
Rachen- und Kehlkopfschleimhaut sowie den Kehlkopfmuskeln zu 
finden. 

Ein im Beginn der Krankheit getötetes Tier zu untersuchen, 
bot sich nur einmal Gelegenheit, da die Infektion der angekauften 
Fohlen in der Regel nicht gelang, und die erkrankten Remonten 
wegen ihres hohen Preises für die Tötung nicht in Betracht kamen. 
Jener Fall betraf das Rappfohlen „Aps“. Es war vom 31. März 
bis 4. Mai 1911 der Berührung mit kranken Pferden ausgesetzt 


*) Anschließend an den im 2., 3. und 4. Hefte des laufenden Jahrganges 
dieser Zeitschrift veröffentlichten Bericht. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 5. Heft. 14 


= :210: >= 


gewesen und erkrankte am 4. Mai 1911 morgens unter den Er- 
scheinungen der Brustseuche. Temperatur 40,4, Puls 52. Rechts 
und links in den unteren Lungenpartien Fehlen der Atmungs- 
geräusche und Dämpfung. Das Fohlen wurde am 5. Mai mittags 
durch Kopfschuß getötet und sofort seziert. Der Befund war fol- 
gender: 
| Der Kadaver ist gut genährt. Die Körpermuskulatur führt zuckende 
Bewegungen aus. Die linke Kniefaltendrüse ist taubeneigroß, blaß. Im freien 
Raum der Bauchhöhle findet sich kein fremder Inhalt; Bauchfell glatt und 
glänzend, bis auf fünf von einander ziemlich weit getrennte etwa markstück- 
große Stellen, an denen es mit Blutungen durchsetzt ist. Beim Anschneiden 
dieser Stellen findet man je einen 2 bis 4 cm langen Rundwurm. Die Bauch- 
eingeweide zeigen in ihrer Lage und Farbe keine Abweichung. Der Magen 
ist klein und enthält etwas gelbgraue schleimige Flüssigkeit. Die Magen- 
schleimhaut ist blaß. Die Leber ist 9 Pfund schwer und braunrot gefärbt. 
Auf dem Durchschnitt sind die Leberläppchen bis reiskorngroß; ihre Grenzen 
sind deutlich erkennbar. Die Milz ist 33 cm lang, mißt 18 cm in der größten 
Breite und 4 cm in der größten Dicke. Die Farbe ist außen graublau. Das 
Pulpagewebe ist dunkelrot gefärbt und weich, das Balkenwerk deutlich er- 
kennbar. Die Nieren zeigen keine Abweichungen. Die Nierenkapseln lassen 
sich leicht abtrennen. 

In jedem Brustfellsack etwas rotgelbe Flüssigkeit, zusammen etwa ein 
Tassenkopf voll. Das Brustfell ist glatt und spiegelnd. Die Lungen liegen 
frei in den Brustfellsäcken. Der untere, mittlere Teil beider Lungen ist groß, 
schwer, dunkelblaurot und derb. Die übrigen Teile der Lungen sind weich 
und lufthaltig. Der derbe Lungenteil der rechten Lunge ist 28 cm breit und 
19 cm hoch. Hinter diesem Teil liegt ein zweiter derber Herd von 6 cm 
Breite und 5 cm Höhe. In der Umgebung dieser derben Herde sieht man 
durch die Pleura durchscheinend eine zweifingerbreite gelbgraue Zone. Auf 
dem Durchschnitt zeigt sich, daß der ganze Herd unter der Pleura von einer 
l mm dicken, hellgelben, gallertigen Masse überzogen ist. In dem Herde 
sieht man bis etwa 1 cm breite gelbgraue Straßen verlaufen, die ein glasiges 
Aussehen besitzen. Ferner fallen auf der Oberfläche des Herdes unter der 
glatten Pleura einige prallgefüllte, stark geschlängelte venöse Gefäße auf. 
Die Pleura selbst über dem kranken Lungenteil ist mit kleinen Blutungen 
besetzt, so daß sie wie mit Blut bespritzt aussieht. An der linken Lunge liegt 
der gleiche Zustand vor, nur daß hier der Herd 22 cm breit und 14 cm hoch 
ist. Die derben Lungenteile erscheinen auf dem Durchschnitt braunrot ge- 
färbt, luftleer und sehr feucht. Im Herzbeutel etwa 2 Eßlöffel voll einer 
rötlichgelben, klaren Flüssigkeit. Herzbeutel, Herzmuskel und Herzklappen 
nicht verändert. Die Schleimhaut des Kehldeckels ist dick und durch die 
gefüllten Venennetze gerötet. Im linken Posticus ist eine etwa bohnengroße 
intramuskuläre Blutung nachweisbar. 


Der Obduktionsbefund ähnelt also im hohen Maße dem in 
meinem Bericht vom 27. Februar 1908 beschriebenen, bei Fohlen 1 
erhobenen Befunde. Wie damals, so hat sich auch bei dem Fohlen 
„Aps“, trotz der bereits weit vorgeschrittenen Lungenveränderung, 
weder mikroskopisch noch kulturell die Anwesenheit von irgend- 
welchen Bakterien ergeben. Die erkrankten Lungenteile sind 
unter Anwendung der verschiedensten Färbungs- und Züchtungs- 
methoden in dieser Beziehung auf das sorgfältigste durchforscht, 
stets mit negativem Ergebnis. Auch diese Befunde zeigen, daß 
den in vorgeschritteneren Krankheitsstadien in den Lungen nach- 


— 21l — 


weisbaren Streptokokken lediglich eine sekundäre Rolle zu- 
kommt. 

Bei den Untersuchungen von Schnittpräparaten aus den er- 
krankten Lungenteilen fanden sich regelmäßig um die Bronchien 
herum ziemlich spärlich zellige Gebilde, deren Zugehörigkeit zu 
den eosinophilen Zellen zunächst fraglich erschien. Ihre mit 
Giemsa rotgefärbten Einschlüsse waren zum Teil überaus klein, 
zum Teil unregelmäßig gestaltet oder auch stäbchenförmig. Bei 
der weiteren Untersuchung mußten diese Gebilde aber doch den 
eosinophilen Zellen zugerechnet werden. 

Bei den mit Teilchen der pneumonischen Lunge des Fohlens 
„Aps‘ angesetzten Kulturversuchen war auch ein Gemisch von 
sterilem Pferdeserum und Nähragar als Nährboden benutzt 
worden, in den kleine Partikel des Ausgangsmaterials eingebracht 
waren. Auch diese Kulturen blieben völlig steril, obwohl sie bis 
zu 60 Tagen im Brutapparat standen. Etwa 30 Tage lang behielten 
sie dabei ihre rötliche Färbung und fingen erst dann an, abzu- 
blassen. Von Zeit zu Zeit wurde aus einigen dieser Reagensgläser 
ein ausgesätes Lungenteilchen herausgenommen, gehärtet und 
mikroskopisch untersucht. Bemerkenswerte Befunde wurden hier- 
bei nicht gemacht. 

Es würde zu weit führen, auf alle mikroskopischen Befunde, 
die bei der Untersuchung von Lungenausstrichen, von Nasen- 
schleim und anderen Bestandteilen und Exkreten erhoben worden 
sind, hier im einzelnen einzugehen. : Alles, was bei diesen überaus 
zeitraubenden und mühevollen Arbeiten auffällig erschien, wurde 
in Zeichnungen fixiert, um bei ähnlichen Befunden zum Vergleiche 
zu dienen. Bemerkt sei nur noch, daß in dem die Kotballen be- 
deckenden Schleim der kranken Pferde häufig eine Form von 
Dinoflagellaten gefunden wurde, die sich auf sterilem und mit 
Bouillon getränktem Pferdemist fortzüchten ließen; daß im Nasen- 
schleim oft Gebilde sich fanden, die der Form und dem Aussehen 
nach den Sporen von Brandpilzen entsprachen, und endlich, daß 
in den veränderten Hautpartien nicht selten der Reichtum an 
eosinophilen Zellen ins Auge fiel. 

Zur Vervollständigung dieser Untersuchungen wurden auch 
noch die verschiedensten, in den infizierten Stallungen gefundenen 
Insekten in Ausstrichpräparaten, zum Teil auch in Schnitten 
mikroskopisch untersucht, ohne daß sich dabei bemerkenswerte 
Befunde ergeben hätten. 

In Ergänzung früherer Versuche wurden die Bemühungen 
fortgesetzt, bei kleineren Versuchstieren eine Infektion mit Brust- 
seuchematerial zu erzielen. Kaninchen, Meerschweinchen und 
Ratten wurden mit dem charakteristischen Nasenausfluß kranker 
Tiere intranasal, subkutan und durch Einführung in den Magen 
behandelt. Ferner wurden Lungenstückchen des Fohlen „Aps“ 

14* 


aus den Serumagarkulturen anfänglich täglich und dann von 8 
zu 8 Tagen entnommen und Kaninchen teils subkutan, teils intra- 
tracheal beigebracht. Alle diese Infektionsversuche blieben ohne 
ein bemerkenswertes Ergebnis. 


III. 


Krankheitsverlauf und Diagnose, Differentialdiagnose von 
Rotlauf. 


Bei der Beobachtung unserer erkrankten Versuchstiere hat 
sich hinsichtlich der Krankheitserscheinungen nichts Neues ergeben. 
Typisch ist im allgemeinen der Verlauf der Temperaturkurven 
gewesen (vgl. die auf S. 216 u. 217 wiedergegebenen Kurven). 
Wir haben immer von neuem den Eindruck gehabt, daß im Be- 
ginn der Erkrankung die Diagnose „Brustseuche‘“ bei dem einzel- 
nen Pferde sich nur mit mehr oder weniger großer Wahrschein- 
lichkeit stellen läßt, und daß erst die mehrtägige Beobachtung der 
Temperaturkurve nach dieser Richtung im Verein mit den übrigen 
Symptomen einige Sicherheit gewährt. Unter diesen Umständen 
erschien es notwendig, den Versuch zu wiederholen, ob nicht durch 
Untersuchung des Serums der kranken Tiere mit Hilfe der soge- 
nannten Komplement-Bindung oder der Präcipitationsmethode 
diagnostisch ein Fortschritt zu erzielen sei. Es kann davon ab- 
gesehen werden, die einschlägigen Versuche hier im einzelnen mit- 
zuteilen, da sie sämtlich, ebenso wie von anderer Seite in der 
Literatur mitgeteilte*) ergebnislos verlaufen sind. 

Zu vergleichenden Untersuchungen über die Rotlaufseuche der 
Pferde. mit der die Brustseuche offenbar in manchen Seuche- 
gängen verwechselt worden ist, bot sich einige Male Gelegenheit. 
Vorweg sei bemerkt, daß es nicht gelang, die Rotlaufseuche mittels 
des Nasenausflusses oder der Konjunktivalabsonderung kranker 
auf gesunde Pferde zu übertragen; ebensowenig gelang dies mit 
einem aus dem Nasenausfluß gezüchteten Mikroorganismus, der in 
allen seinen Eigenschaften dem von Liegnieres beschriebenen 
und auch heute noch vielfach als Erreger der Krankheit betrachte- 
ten Coccobazillus entsprach. : Wurden Reinkulturen dieses Bakte- 
riums Versuchspferden in erheblicherer Menge beigebracht, so 
traten wohl gelegentlich vorübergehende Temperatursteigerungen 
und Drüsenschwellungen auf, in keinem Falle aber konnte eine 
Krankheit erzeugt werden, die als Rotlauf hätte angesehen werden 
können. Solche Pferde konnten später mehrfach der natürlichen 
Infektion mit Rotlauf ausgesetzt werden; sie erwiesen sich dabei 
voll empfänglich, so daß also offenbar eine Immunität bei ihnen 
dureh die Behandlung mit dem Liegnieresschen Bakterium 
nicht eingetreten war. Weitere Untersuchungen zeigten dana, daß 


*, Archiv für Tierheilkunde 1910 S., 422. 


-= —— , — a aM 


cin dem Coccobazillus Liegnieres entsprechender Mikroorga- 
nismus sich nicht selten auch im Nasenschleim und im Konjunkti- 
valsack gesunder Pferde vorfindet. | 

Im Blut und in den Ausscheidungen rotlaufkranker Pferde 
konnten auch sonst weder mikroskopisch, noch kulturell Mikro- 
organismen nachgewiesen werden, die als Erreger der Krankheit 
hätten angesprochen werden können. 

Ein rotlaufseucheerkranktes Fohlen wurde am vierten Krank- 
heitstage getötet, und die Organe auf das sorgfältigste mikrosko- 
pisch und kulturell untersucht, ebenfalls mit völlig negativem 
Ergebnis. Bei der mikroskopischen Blutuntersuchung der rot- 
laufkranken Pferde wurden, wie hier noch hinzugefügt sei, die 
eosinophilen Zellen nicht auffallend vermindert gefunden, wie das 
für die Brustseuche vom Korpsstabsveterinär Tröster fest- 
gestellt ist und im allgemeinen bei unseren Untersuchungen hat 
bestätigt werden können. Auffallend vermehrt fanden sich in dem 
Rotlaufblute auf der Höhe der Krankheit die Blutplättchen; sie 
erreichten oft die Größe eines roten Blutkörperchens. 

Im Gegensatz zur Brustseuche, bei der alle Versuche, die 
Krankheit mit Hilfe des Blutes kranker Pferde auf gesunde zu 
übertragen, bisher völlig ergebnislos verlaufen sind, ist bei der 
Rotlaufseuche der Krankheitserreger offenbar im Blute vorhanden, 
wenngleich weder mikroskopisch noch kulturell nachweisbar. Die 
ersten Übertragungsversuche mit Blut sind von Oberveterinär 
Lührs bereits im Jahre 1907 ausgeführt worden. Sie hatten in 
Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen anderer Forscher 
ein positives Ergebnis gehabt. In einem Falle war es Dr. Lührs 
geiungen, durch subkutane Injektionen von 2 ccm lebenswarmen 
Rotlaufblutes bei einem gesunden Pferde Rotlauf zu erzeugen, der 
10 Tage nach der Injektion zum Ausbruch kam. In einem zweiten 
Falle hatte er defibriniertes Blut zur subkutanen Infektion eines 
Pferdes benutzt, das 9 Tage danach an Rotlaufseuche erkrankte. 

Im Sommer 1908 bot sich die Gelegenheit, diese Versuche 
wieder aufzunehmen, da beim 1. Garde-Dragoner-Regiment Rot- 
laufseuche aufgetreten war. Es zeigte sich in einem Versuche, daß 
Rotlaufblut, dem zitronensaures Ammoniak zur Verhütung der 
Gerinnung zugesetzt war, seine Infektiosität verloren hatte; denn 
drei damit subkutan behandelte Pferde blieben gesund. 

Zu weiteren Versuchen konnte erst im Jahre 1910 geschritten 
werden, als unter den Pferden eines Berliner Fuhrherrn die Rot- 
laufseuche aufgetreten war. 

Am 17. Januar 1910 wurde zweien dieser Pferde Blut ent- 
nommen, mit Glasperlen defibriniert und nach Ablauf von etwa 
drei Stunden auf drei in einem räumlich entlegenen Stalle auf- 
gestellte Versuchspferde übertragen. Zwei dieser drei Pferde, 
welche 5 ccm subkutan injiziert erhalten hatten, erkrankten am 


— 214 — 


fünften und sechsten Tage nach der Injektion typisch an Rot- 
laufseuche, das dritte, welchem 5 ccm des defibrinierten Blutes in- 
travenös injiziert waren, ebenso am vierten Tage nach der In- 
jektion. Am 26. Januar 1910 wurde diesen drei noch fieberhaft 
kranken Pferden Blut entnommen, die Proben gemischt, defibri- 
niert, und davon je 5 ccm zwei in einer Stallabteilung der Holl- 
. mannstraße stehenden Fohlen intravenös eingespritzt. Schon am 
nächsten Tage erkrankte das eine und nach etwa 40 Stunden auch 
das zweite fieberhaft. 

Am 30. Januar 1910 wurde dem einen dieser beiden Fohlen 
Blut entnommen, und davon ohne vorherige Defibrinierung einem 
Fohlen und einer Remonte je 10 ccm intravenös injiziert. Die Re- 
monte erkrankte zwei Tage danach, während das Fohlen gesund 
blieb und auch weiterhin nicht erkrankt ist, obwohl es der In- 
fektion durch Stallgenossen später ausgesetzt war. 

Die Übertragung des Rotlaufes von Pferd zu Pferd durch sub- 
kutane oder intravenöse Injektionen von einigen Kubikzentimetern 
lebenswarmen oder defibrinierten Blutes war also in sechs von 
sieben Versuchen gelungen. 

Da in dem infektiösen Blut Mikroorganismen nicht hatten 
nachgewiesen werden können — auch feinste, zum Teil schrauben- 
förmige, deutlich nur bei Dunkelfeldbeleuchtung sichtbare Gebilde, 
ähnlich den von französischen Forschern bei der Lungenseuche 
der Rinder nachgewiesenen, konnten als Lebewesen bei genauer 
Untersuchung nicht angesehen werden —, lag es nahe, zu prüfen, 
ob man es hier nicht mit einem sogenannten filtrierbaren Virus 
zu tun hätte. Es wurden daher folgende Versuche angestellt: 

Am 12. 3. 10 wurde Blut eines rotlaufkranken Pferdes defi- 
briniert, zentrifugiert, und das Serum dann durch Reichertfilter 


filtriert. Drei ältere Pferde, die von diesem Serum 10 cem sub- ° 


kutan erhalten hatten, blieben gesund; es war aber nicht auszu- 
schließen, daß dieser negative Ausfall auf eine frühere Durch- 
seuchung zurückzuführen war. 

l Am 17. 3. 10 wurde zwei rotlaufseuchekranken Pferden Blut 
entzogen. Nach scharfem Zentrifugieren wurde das Serum durch 
verschiedene Filter, deren Keimdichtigkeit nachträglich durch Zu- 
satz von Prodigiosus festgestellt wurde, filtriert. Es erhielten 
dann drei 1%—1jährige Versuchsfohlen (,Anna“, „Arnold“, „Aps‘) 
das filtrierte Serum in der Menge von je 5 cem subkutan injiziert. 
Da am vierten Tage, dem 21. 3., eine Erkrankung bei ihnen noch 
nicht eingetreten war, so erhielten am 21. 3. „Anna“ nochmals 
eine subkutane Injektion frisch filtrierten Serums (10 ccm) und 
„Aps“ ebenfalls eine solehe (15 cem). Das dritte Versuchsfohlen 
„Arnold“ zeigte am 21. 3. bereits eine Temperatursteigerung von 
39,3° C und erhielt daher keine zweite Injektion. Am 22. 3. trat 
auch bei „Anna“ und „Aps“ Fieber ein, und am 23. 3. boten alle 
drei Pferde das Bild der typischen Rotlaufseucheerkrankung. 


== 215 = 


Bemerkt sei noch, daß „Anna“ mit Pukallfilter-, „Arnold“ mit 
Kieselguhrfilter-- und „Aps“ mit Reichertfilterfiltrat behandelt 
waren. 

Zur Kontrolle hatte am 17. 3. 10 gleichzeitig mit „Anna“, 
„Arnold“ und „Aps“ das Fohlen „Alfred“ von demselben, aber nur 
defibrinierten, nicht filtriertem Blut 5 cem subkutan injiziert er- 
halten. Dieses getrennt untergebrachte Fohlen erkrankte bereits 
nach drei Tagen, am 20. 3. 10, an Rotlaufseuche. 

Nach den mitgeteilten Versuchen kann wohl kaum noch daran 
gezweifelt werden, daß das Rotlaufseuchevirus in die Gruppe der 
sogenannten invisiblen Virusarten gehört. 

Auffällig ist, daß der Zeitraum, welcher zwischen Blut- bzw. 
Blutseruminjektion und dem Eintritt der Erkrankung bei den 
Versuchspferden gelegen hat, zwischen 1 und 10 Tagen schwankt. 
Am häufigsten, nämlich bei vier Pferden, betrug dieser Zeitraum 
fünf Tage. 

Versuche, in dem Blutserum von Rotlauf-Rekonvaleszenten 
spezifische Körper durch die Komplementablenkungs-Methode 
nachzuweisen, verliefen ergebnislos. Ebenso hatten mehrfach aus- 
geführte Versuche, mit Rotlaufmaterial (Blut, Organteilen, Inhalt 
von Hautpusteln) bei kleineren Versuchstieren, Mäusen, Ratten, 
Kaninchen, Meerschweinchen und Hunden eine Infektion zu er- 
zielen, ausschließlich negative Ergebnisse. 

Auf welche Weise die Übertragung der Rotlaufseuche von 
Pferd zu Pferd sich vollzieht, hat noch nicht hinreichend geklärt 
werden können. Ein von uns angestellter, allerdings nicht ganz 
einwandfreier Versuch spricht dafür, daß Stechfliegen hierbei be- 
teiligt sein können. 

Auf Seite 216 u. 217 sind einige Temperaturkurven der an Rot- 
lauf erkrankten Pferde wiedergegeben. Die außerordentliche Ver- 
schiedenheit des Temperaturverlaufes bei Brustseuche einerseits 
und Rotlaufseuche anderseits erhellt ohne weiteres, wenn man die 
beiden gegenübergestellten Kurvengruppen vergleicht. Ganz be- 
sonders fallen bei den Rotlaufkurven die starken Morgen-Remissio- 
nen und die Kürze der Fieberperioden auf. 

Im Laufe der Untersuchungen bot sich die erwünschte Ge- 
legenheit, das Verhalten der Rotlaufseuchein 
einem bereits mit Brustseuche vorher durch- 
seuchten Pferdebestande zu beobachten. 

Seit Anfang Januar waren die in dem sogenannten „Tag- und 
Nachtversuch‘“ verwendeten und mit Brustseuche infiziert gewese- 
nen Remonten in den Stallungen der Hollmannstraße stehen ge- 
blieben, um ihre Quarantäne durchzumachen. Es waren dies 
12 Versuchsremonten, von denen 11 durchseucht waren, und 6 
Kontrollremonten, die der Brustseucheinfektion noch nicht aus- 
gesetzt gewesen waren. Außerdem befanden sich in einer besonde- 
ren Stallabteilung 4 bis dahin mit Brustseuche noch nicht erfolg- 


— 216 — 
| 
reich infizierte Fohlen, mit denen in der zweiten Hälfte des Ja- | 
nuars die bereits besprochenen Versuche mit Rotlaufseuche an- | 
gestellt wurden. Die 3 Fohlen, bei denen die Rotlaufinfektion ge- 
lang (,„Adalbert‘“, „Apollo“, „Alexander“) standen in der Stall- 
abteilung IV (vgl. die Skizze auf S. 163 Heft 4). In die Stallabtei- 
lung I, in der 6 Remonten sich befanden, wurde der Rotlauf ab- 
sichtlich dadurch eingebracht, daß eine dieser Remonten („Blume“) 
am 30. I. 10 eine intravenöse Injektion von Rotlaufblut erhielt. 
Von den Stallabteilungen IV und I aus verbreitete sich dann 
die Rotlaufseuche auch auf die Stallungen VI und V, in denen je 


Rotlaufseuche. Brustseuche. 


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Rotlaufseuche. Brustseuche. 


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G Remonten sich befanden. Der Verlauf gestaltete sich so, daß 
sämtliche 18 Versuchsremonten, von denen 11 erst etwa drei bis 
vier Wochen vorher die Brustseuche durchgemacht hatten, an Rot- 
lauf erkrankten. Dieser Verlauf zeigt zugleich, wie allgemein 
Pferde für Rotlauf empfänglich sind, sofern sie diese Krankheit 



















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— 218 — 


noch nicht überstanden haben. Er zeigt ferner, daß die Über- 
tragung des Rotlaufes von einer Stallung in eine benachbarte sich 
unschwer vollzieht, und endlich, daß die Durchseuchung eines 
Pferdebestandes mit Rotlauf in verhältnismäßig kurzer Zeit sich 
abspielen kann. Denn die Infektion der sämtlichen 18 Remonten 
ist in der Zeit vom 29. Januar bis zum 3. Februar, also im Laufe 
‚von etwa sechs Tagen, erfolgt. 

In Ergänzung des Vorstehenden sei noch mitgeteilt, daß in 
einem Falle auch eine Brustseucheerkrankung nach voran- 
gegangener Rotlauferkrankung hat beobachtet werden können. 
Es handelte sich hier um das bereits erwähnte Fohlen „Aps“, 
welches Ende März 1910 typische Rotlaufseuche durchgemacht 
hatte und dann am 4. Mai 1911 an ebenso typischer, durch die 
Obduktion bestätigter Brustseuche erkrankt ist. 


IV. 
Therapie. 


Es ist hier nur über einige Versuche mit Brustseucheserum zu 
berichten, das von der Fabrik Gans-Frankfurt a. M. dem In- 
stitut zur Verfügung gestellt war. Es handelte sich um ein Serum, 
das von Pferden nach Vorbehandlung mit hochvirulenten, von 
Herrn Obermedizinalrat Prof. Dr. Lorenz der Fabrik über- 
lassenen und von ihm als Erreger der Krankheit betrachteten 
Mikroorganismen gewonnen war. Einer Anregung des König- 
lichen Kriegsministeriums entsprechend, wurden mit diesem 
Serum 5 zweifellos an Brustseuche erkrankte Remonten behan- 
delt und zwar mit subkutanen Injektionen von je 50 cem. Es 
waren dies die Pferde „Biber“, „Benno“, „Braut“, „Beresina‘, 
„Bredow“. - Bei „Biber“ und „Braut“ konnte das Serum ganz im 
Beginn der Erkrankung injiziert werden, während bei den übrigen 
drei Pferden die Injektion auf der Höhe der Krankheit stattfand. 
Bei diesen allerdings wenig zahlreichen Versuchen haben wir nicht 
den Eindruck gewinnen können, daß der Krankheitsverlauf durch 
die Injektion nennenswert beeinflußt war. Gerade bei „Biber“ 
und „Braut“ hat das Serum offenbar ganz versagt. Übrigens kann 
nach der Art seiner Herstellung das Serum als ein spezifisches 
Brustseucheserum durchaus nicht gelten. Es kann sich höchstens 
um die Frage handeln, ob die sekundär einsetzende Infektion 
mit Streptokokken durch die Injektionen günstig beeinflußt _ 
werden kann, in ähnlicher Weise, wie das für das Antistrepto- 
kokkenserum beim Scharlach des Menschen in Betracht kommt. 


V. 
Epidemiologische Beobachtungen. 
Nachdem am 1. Juli 1909 von seiten des Kriegsministeriums 


angeordnet war, daß die Veterinäre der berittenen Truppenteile des 
Garde-, I., III., IV. und V. Armeekorps den Ausbruch und Ver- 


— 219 — 


lauf der Brustseuche bei ihren Truppenteilen dem Institut mit- 
teilen sollten, sind vom 15. Juli an die erbetenen Anzeigen von 44 
verschiedenen Truppenteilen eingegangen. 


Mitteilungen über den Verlauf der Seuche ergänzten die An- 
zeigen, und Anfragen des Instituts wurden bereitwilligst beant- 
wortet. Stallstaub und Insekten (Fliegen, Mücken) aus den ver- 
seuchten Ställen wurden ebenso wie Organteile bei eingetretenen 
Todesfällen dem Institut übersandt. 


Wo die Brustseuche einen besonders interessanten Verlauf 
nahm, wurden gelegentlich an Ort und Stelle die einschlägigen 
Verhältnisse studiert. Die baulichen und hygienischen Verhält- 
nisse der Ställe wurden dabei durchweg in tadellosem Zustand ge- 
funden. Auch in neuerbauten, allen hygienischen Anforderungen 
entsprechenden Stallungen kamen schwere Brustseuchegänge vor. 


Von Insekten, die als Krankheitsüberträger in Betracht 
kommen könnten, fanden sich fast in allen Stallungen Fliegen; 
neben der gemeinen Stubenfliege (Musca domestica) nahezu regel- 
mäßig auch die Stechfliege (Stomoxys calcitrans). Der Prozent- 
satz der beiden Arten war ein sehr verschiedener. Daß übrigens 
die Brustseuche auch ohne die Gegenwart von Stechfliegen in den 
Stallungen sich verbreiten kann, halten wir nach unseren und den 
von einigen Truppenveterinären uns mitgeteilten Beobachtungen 
für sicher. Stechmücken konnten in den infizierten Stallungen 
nur ausnahmsweise und in einzelnen Exemplaren gefunden 
werden. Dagegen ließen sich Milben in jedem Stalle in erheb- 
licher Zahl nachweisen. Es handelte sich hauptsächlich um eine 
der gewöhnlichen Vogelmilbe ähnliche Art; daneben kamen aber 
auch andere, zum Teil sehr kleine, eben noch sichtbare Arten vor. 


Spinnen, Asseln und kleine Skorpione fanden sich fast stets 
in den Stallungen. Erwähnt sei auch, daß sehr kleine, mit einer 
Springgabel versehene Tierchen mehrfach auf Pferden bemerkt 
wurden, offenbar zu den Podurina oder Springschwänzen gehörig. 
Sie sind wegen ihres ausgezeichneten Springvermögens nur 
schwer zu fangen. Ob sie Blut saugen, muß noch dahingestellt 
bleiben. Bisher sind unter diesen Podurinen Tierschmarotzer 
nicht bekannt. 


Besondere Aufmerksamkeit wurde dem Vorkommen von 
Pferdeläusen (Haematopinus macrocephalus) zugewandt. Sie 
wurden in der Tat in einigen Fällen gefunden und mögen sich bei 
ihrer keineswegs leichten Nachweisbarkeit hier und da auch der 
Feststellung entzogen haben. 


Bei den Erhebungen konnte nur ein einziger Fall ermittelt 
werden, in dem ein und dasselbe Pferd wiederholt an Brustseuche 
erkrankt sein sollte; als ganz einwandfrei konnte auch diese Be- 
obachtung indes nicht angesehen werden. Die allgemein ver- 
breitete Ansicht der Truppenveterinäre war die, daß das einmalige 


=, 220: = 


Überstehen der Brustseuche fast sicheren Schutz gegen spätere 
Neuerkrankung bietet. 

= Bei allen Regimentern war bei Erlöschen des Brustseuche- 
ganges noch unverseuchtes Pferdematerial mehr oder weniger reich- 
lich vorhanden. Es steht diese Beobachtung im Einklang mit ver- 
schiedenen unserer Versuche, in denen sich gezeigt hat, daß noch 
nicht durchseuchte Pferde selbst längere Zeit in einem Seuchen- 
stall zwischen kranken Pferden stehen können, ohne infiziert zu 
werden. Daß es sich in solchen Fällen nicht immer um Mangel an 
Empfänglichkeit handelte, zeigt sich dann gelegentlich durch das 
Erkranken des betreffenden Tieres bei erneuter Infektions- 
gelegenheit. 

Über die Art der Einschleppung der Seuche hat sich in der 
Regel Sicheres nicht ermitteln lassen. Es würde zu weit führen, 
die einschlägigen Beobachtungen hier mitzuteilen. In einigen 
Fällen lag der Gedanke nahe, daß entweder gesunde Keimträger 
oder aber noch unbekannte Zwischenträger eine Rolle gespielt 
haben könnten. 

Die Weiterverbreitung der Seuche ist fast stets in derselben 
Weise erfolgt. Die Einschleppung führte in der Regel zunächst 
nur zu einem, seltener zu einigen Erkrankungsfällen. Darauf folgte 
meistens eine Pause von 20, 30 und mehr Tagen. Nach dieser 
Zeit trat eine Anzahl von neuen Fällen auf, und im weiteren Ver- 
laufe war meistens dann der Gang so, daß eine Regel hinsichtlich 
der zwischen den einzelnen Erkrankungen liegenden Zeiträume 
nicht mehr zu erkennen war. : Hier und da kam auch eine Kette 
von einzelnen voneinander durch einige Wochen getrennten Fällen 
vor, ehe der allgemeine Ausbruch der Epidemie erfolgte. Ge- 
legentlich wurden als Zwischenglieder zwischen weit auseinander 
liegenden Erkrankungen Fälle von Lungenentzündung und sonsti- 
gen kürzer und leicht verlaufenden Erkrankungen beobachtet, die 
nicht gleich als Brustseuche erkannt und erst nachträglich auf 
Grund epidemiologischer Betrachtungen als Vermittler des An- 
steekungsstoffes angesehen wurden. 

Hinsichtlich der räumlichen Weiterverbreitung der Seuche in 
den infizierten Stallungen wurde die alte Erfahrung bestätigt ge- 
funden, daß keineswegs besonders häufig zunächst die Nachbarn 
eines erkrankten Pferdes ergriffen werden, sondern mehr oder 
weniger von ihm entfernt stehende Pferde (im Gegensatz zur Rot- 
laufseuche, bei der in dieser Beziehung die Kontagiosität weit 
deutlicher in die Erscheinung tritt). Es darf aber nicht unberück- 
sichtigt bleiben, daß doch überaus häufig während der Nacht ein 
oder einige Pferde sich losreißen und so auch mit entfernteren 
Stalleenossen in unmittelbare Berührung kommen können. 

Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß auch der 
Wirksamkeit der in den Seuchengängen angewandten Be- 


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kämpfungsmaßregeln unsere Beachtung zugewandt wurde. Wir 
haben dabei im Einklang mit den Ergebnissen neuerer Versuche 
den Eindruck gewonnen, daß Desinfektionsmaßregeln sowie die 
Anwendung von Wechselstreu an Stelle der Matratzenstreu einen 
ersichtlichen Einfluß auf den Gang der Seuche nicht ausübten. 


VI. 
Schlufsbemerkungen. 


Die Untersuchungen, über welche im Vorstehenden berichtet 
ist, haben nach einer Richtung nur in sehr beschränktem Umfange 
ausgeführt werden können, insofern nämlich, als nur ein brust- 
seuchekrankes Pferd in frühem Krankheitsstadium hat getötet 
werden können. Es hat sich in diesem Falle wiederum ergeben, 
daß trotz der am zweiten Krankheitstage bereits vorhandenen 
hochgradigen Lungenerkrankung irgendwelche Mikroorganismen, 
namentlich Streptokokken, weder in der Lunge, noch in anderen 
Organen haben nachgewiesen werden können. Experimentelle 
Übertragungsversuche unter Benutzung des aus frühen Krank- 
heitsstadien stammenden Organmaterials, namentlich Lungen- 
teilen, konnten ebenfalls in dem geplanten Umfange nicht aus- 
geführt werden. Es steht zu hoffen, daß, nachdem nunmehr 
größere Mittel für die Forschungen bereitgestellt sind, jene Lücken 
werden ausgefüllt werden können. 

Die früheren Beobachtungen, nach denen das Inkubstions: 
stadium bei der Brustseuche mindestens etwa zwei Wochen be- 
trägt, haben bestätigt werden können. Auffallend ist, daß die 
Dauer des Inkubationsstadiums in der Regel entweder gegen 
20 Tage oder gegen 40 Tage betragen hat, und daß eine gewisse 
Regelmäßigkeit insofern in dieser Hinsicht zu bestehen scheint, 
als in dem einen Seuchengange die etwa 20tägige, in einem 
anderen die etwa 40tägige Inkubationszeit bevorzugt ist. Es wird 
weiteren Beobachtungen vorbehalten bleiben müssen, ob und wie 
diese Unterschiede sich erklären lassen werden. 

Drei größere Versuchsreihen, der „Austauschversuch‘“, der 
„Iag- und Nachtversuch‘“ und der „Kontaktversuch Tempelhof“, 
haben über die Art der Krankheitsübertragung von Pferd zu Pferd 
nach verschiedenen Richtungen Aufschluß gebracht. Es hat sich 
gezeigt, daß gesunde, empfängliche Pferde mit Brustseuche infi- 
ziert werden können durch nahe Berührung mit kranken Pferden 
bei völligem Ausschluß der Mitwirkung eines verseuchten Stalles 
und unter Verhältnissen, unter denen auch die Aufnahme von 
Futter und Wasser aus verseuchtem Bereiche völlig ausgeschlossen 
ist. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um eine solehe Kon- 
taktübertragung zustande kommen zu lassen, bleibt allerdings 
noch zu klären. Alle Versuche, durch Putzstaub, Hautabsonde- 
rungen und die verschiedensten Ausscheidungen kranker Pferde 


— 22 — 


die Seuche auf empfängliche Tiere zu übertragen, sind nach wie 
vor erfolglos verlaufen. : Es drängt sich daher immer von neuem 
die Vermutung auf, daß irgendwelche tierische Zwischenträger, in 
denen der Infektionskeim zunächst eine Entwicklung durchmachen 
muß, bei der Übertragung eine Rolle spielen. Die hier in Betracht 
kommenden Möglichkeiten lassen sich auf Grund jener drei größe- 
.ren Versuchsreihen allerdings schon jetzt nach verschiedenen 
Richtungen einschränken. So dürfte die Beteiligung von Tieren, 
wie Ratten und Mäusen, aber auch die von größeren Insekten, wie 
Stechfliegen, kaum noch in Betracht zu ziehen sein. Am ehesten 
werden noch kleine, auf den Pferden schmarotzende Parasiten in 
Betracht kommen, deren Nachweis, wie unsere Untersuchungen 
immer von neuem ergeben haben, auch dann keineswegs leicht ist, 
wenn sie in gar nicht geringer Zahl vorhanden sind. 

Es handelt sich hier um Fragen, die der experimentellen 
Forschung zugänglich sind, wenn sie auch begreiflicherweise auf 
erhebliche Schwierigkeiten stoßen. 

Wo uns die absichtliche Übertragung der Brustseuche ge- 
lungen ist, war stets die Möglichkeit vorhanden gewesen, daß das 
Versuchspferd nahe Berührung mit einem erkrankten oder kurz 
vorher erkrankt gewesenen Pferde gehabt hatte. In keinem Falle 
haben wir gesehen, daß durch Menschen oder durch Gebrauchs- 
gegenstände die Seuche verschleppt wäre. Auf der anderen Seite 
ist die Überzeugung, daß die letztgenannte Art der Übertragung 
möglich ist, unter den Tierärzten so weit verbreitet und durch so 
zahlreiche Beobachtungen gestützt, daß hier eine unbedingt noch 
der Aufklärung harrende Frage vorliegt. Auch über die Mit- 
wirkung sogenannter Keimträger lassen sich zur Zeit, wo uns noch 
jede Aufklärung über die Natur des Infektionsstoffes fehlt, nur 
Vermutungen anstellen. 

Die großen Schwierigkeiten, welchen die Stellung der Krank- 
heitsdiagnose bei einem einzelnen Krankheitsfalle in frühem 
Krankheitsstadium begegnet, haben sich auch in unseren Unter- 
suchungen bestätigt gefunden. Zumal ist die klinische Differen- 
tialdiagnose zwischen Brustseuche und Rotlaufseuche in den 
ersten Krankheitstagen schwer zu stellen. Sie erscheint indessen 
leicht, wenn man zu dem Hilfsmittel greift, einige Kubikzentimeter 
defibrinierten Blutes des kranken Tieres auf gesunde Pferde des 
Bestandes durch subkutane oder intravenöse Injektionen zu über- 
tragen. Liegt Brustseuche vor, so wird eine solche Injektion ohne 
Wirkung sein, beim Vorhandensein von Rotlaufseuche dagegen 
wird, da eine vorangegangene Durchseuchung wohl nur aus- 
nahmsweise vorliegt, die beabsichtigte Übertragung Erfolg haben. 
In letzterem Falle dürfte zu erwägen sein, ob es sich empfiehlt, 
den gesamten Pferdebestand durch Blutinjektionen zu infizieren, 
um ihn auf diese Weise mit Rotlauf schnell zu durchseuchen. 


— 23 — 


Von der Beseitigung der Matratzenstreu und ihrem Ersatz 
durch Wechselstreu können wir nach unseren Erfahrungen einen 
Erfolg im Kampfe gegen die Brustseuche nicht erwarten. Von 
brustseuchekranken Pferden geräumte Stallungen, in denen die 
Matratzenstreu telassen wurde, haben sich in unseren Versuchen 
bisher nicht geeignet gezeigt, die Krankheit auf neu eingestellte 
Pferde zu übertragen. Es scheint auch, als ob von Desinfektions- 
maßregeln, soweit sie sich auf die Stallungen beziehen, ein Erfolg 
nicht zu erwarten ist. Immerhin wird es auch nach dieser Rich- 
tung hin noch weiterer Versuche und Erfahrungen bedürfen. 


Der Ultrakondensor von Dr. Felix Jentzsch. 


Von C. Troester. 


In der Sitzung der physikalischen Abteilung der 82. Versamm- 
lung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Königsberg am 
22. August 1910 beschrieb Dr. Felix Jentzsch eine Einrichtung 
für ultramikroskopische Untersuchungen, die er als Ultrakonden- 
sor bezeichnete, und durch die man in einfachster Weise jedes 
Mikroskop in ein Ultramikroskop verwandeln kann. 

Der Apparat*) besteht aus einer zylindrischen Büchse, die auf 
den Mikroskoptisch gestellt wird. Diese Büchse enthält ein ver- 
kittetes Glasstück mit zwei angeschliffenen Kugelflächen und einem 
nach oben sich öffnenden Hohlraum, der durch eine durchsichtige 
Platte bedeckt und dicht verschlossen werden kann. Für gewisse 
Untersuchungen ist die Fassung des Deckels an zwei gegenüber- 
liegenden Stellen durchbohrt und mit Zuleitungsrohren versehen, 
die in den zentralen Hohlraum führen. Beim Gebrauch wird der 
Hohlraum des Kondensors mit dem zu untersuchenden Körper, 
Flüssigkeit oder Gas (oder auch mit durchsichtigen festen Körpern 
in Flüssigkeit von gleichem Brechungsexponenten) gefüllt und auf 
den Mikroskoptisch gesetzt. Dann entfernt man den etwa vor- 
handenen A bbeschen oder sonstigen Kondensor und leitet mög- 
lichst intensives Licht, am besten Sonnen- oder Bogenlicht, mit 
dem Planspiegel in die optische Achse des Instruments. Falls 
man den Hohlraum nicht mit einem nahezu optisch leeren Me- 
dium gefüllt hatte, wird man in der Mitte desselben den Schnitt- 
punkt der Lichtstrahlen als einen freischwebenden hellen Punkt 
gewahren. Auf diesen stellt man mit einem schwachen Trocken- 
system, etwa Leitz Nr. 3, Zeiß A, Apochromat 16 mm, ein und sieht 


*) Die genaue Beschreibung findet sich in den „Verhandlungen der 
deutschen physikalischen Gesellschaft im Jahre 1910“. Der Kondensor wird 
von Ernst Leitz, optische und mechanische Werke in Wetzlar, angefertigt. 





= 24 — 


nun die in dern eingebrachten Medium enthaltenen körperlichen 
Elemente freischwebend sich hell vom dunkelen Grunde abheben. 
Handelt es sich um Flüssigkeiten oder Gase, so zeigen die Teilchen 
lebhafte Molekularbewegung. 

Für die erste Orientierung sind namentlich Versuche mit 
Gasen zu empfehlen, denen feinstverteilte Fremdkörper, z. B. 
- Salmiaknebel oder Tabaksrauch zugesetzt sind. Man vermag hier 
noch Teilchen wahrzunehmen, die bei gewöhnlicher Untersuchung 
auch mit Systemen höchster Apertur vollkommen unsichtbar sind. 

In gewisser Weise ergänzt dieser neue Ultrakondensor die bis- 
her für bakteriologische Zwecke angewandten Dunkelfeldeinrich- 
tungen, vor denen er manche Vorteile voraus hat, indem er sehr 
leicht zu zentrieren ist, und vor allem dadurch, daß die Wahr- 
nehmungen nicht durch die sehr störende Adsorption fester Teil- 
chen an den Flächen von Objektträger und Deckglas beeinträchtigt 
werden können. 

Durch eine kleine Änderung habe ich den neuen Ultrakonden- 
sor auch mit starken Systemen verwenden können, am besten ist 
es jedoch, nur schwächere Objektive zu gebrauchen, denn es 
handelt sich bei diesen Untersuchungen zunächst nicht um die 
Erkennung von Größe und Form der Teilchen, sondern vor allem 
um den Nachweis ihres Vorhandenseins, und hier genügt ein Blick 
auch bei schwacher Vergrößerung, um zu entscheiden, ob ein Me- 
dium feste Teilchen enthält oder nicht, und in welcher Menge sie 
vorhanden sind. Da es sich meistens um submikroskopische Teil- 
chen handelt, so wächst mit steigender Vergrößerung auch nicht 
ihre scheinbare Größe, sondern nur ihr gegenseitiger Abstand. 

Der Jentzsche Ultrakondensor zeigt in vollkommendster 
Weise, daß alle Teilchen, welcheLichtstrahlen ab- 
zubeugen vermögen, beigeeigneter Beleuchtung 
unter allen Umständen sichtbar werden, ganz 
unabhängig von ihrer Größe und der ange- 
wandten Vergrößerung, daß also für passend 
und genügend stark beleuchtete Teilchen die- 
selben Gesetze bezüglich der Sichtbarmachung 
gelten wiefürselbstleuchtende (vgl. Mandelstam, 
„Zur Abbeschen Theorie der mikroskopischen Bilderzeugung‘“, 
Annal. d. Physik, Bd. 35, 1911). Es ist der Kontrast in der Be- 
leuchtung, der die Teilchen sich von der Umgebung abheben läßt, 
und es ist vorteilhafter, sie möglichst intensiv beleuchtet auf dun- 
kelem Grunde darzustellen als umgekehrt sie mehr oder weniger 
stark gefärbt in einem hellen Gesichtsfeld aufzusuchen, da im letz- 
teren Falle Irradiation und die Blendung des beobachtenden Auges 
die Grenzen der Sichtbarkeit viel früher erreichen lassen. 

Gegen die Richtigkeit des zuletzt Gesagten scheint die Beob- 
achtung zu sprechen, daß man in Präparaten von geeigneter Fär- 


bung Bakteriengeißeln noch besser sieht als in einem guten Dunkel- 
felde (Arthur Meyer: ‚Notiz über das Aussehen der Bakterien 
im Dunkelfeldmikroskop“. Archiv für Protistenkunde, Bd. 24, 
Heft 1). Der Widerspruch erklärt sich aber, wenn man erwägt, 
daß die gefärbten Geißeln durch Farbstoffe oder durch reduziertes 
Metall um ein Vielfaches verdickt sind. 

Noch immer begegnen wir in Arbeiten über ultramikrosko- 
pische Krankheitserreger der irrigen Auffassung, daß die von 
Abbe entwickelten Gesetze über die Grenzen des Auflösungs- 
vermögens des Mikroskops sich auch auf die Grenze der 
Sichtbarkeit bezögen. Eine solche Grenze gibt es kaum, zum 
mindesten müssen wir sagen, daß wir keine Grenze für die Sicht- 
barkeit angeben können, und daß sie durch die neuesten 
Ultrakondensoren außerordentlich weit hinausgeschoben werden 
kann. Es ist daher nicht ganz gerechtfertigt, wenn behauptet 
wird, daß gewisse Krankheitserreger sich durch ihre Kleinheit der 
Entdeckung entzögen. Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, daß 
wir zuviel sehen, und daß wir nicht immer feststellen können, 
ob die Teilchen, die wir sichtbar machen, in der Tat die gesuchten 
Erreger sind. 

Ich habe mir erlaubt, die Aufmerksamkeit der Bakteriologen 
auf den Ultrakondensor von Jentzsch zu lenken, da er noch 
wenig bekannt und bei seiner einfachen Handhabung sehr geeig- 
net ist, die Forschung in mancher Richtung zu erleichtern und aus- 
zudehnen. ` 


Periodische Appetitlosigkeit bei Reit- und Zug- 
pierden. 


Von Dr. Sustmann, Dresden. 


Gesundheit und Appetit stehen in einem nahen Zusammen- 
hange, und ein Tier, das aus irgendeinem Grunde einwandfreies 
Futter nicht annimmt, wird in der Mehrzahl der Fälle unter einer 
Beeinträchtigung des Normalbefindens leiden. So geht auch den 
meisten inneren Krankheiten zunächst immer ein Appetitverlust 
voraus; dabei ist es ganz gleich, ob der Sitz der Krankheit im 
Verdauungstraktus selbst oder an einer anderen Stelle zu suchen 
ist. Ist der Patient wieder gesund, so stellt sich auch daran an- 
schließend der Appetit wieder ein. 

Es gibt aber nun Fälle — ich spreche hier nur von Pferden —, 
wo dieser Appetitverlust auf anderer Basis beruht, des öfteren 
wiederkehrt und sozusagen an gewisse Zeiten gebunden ist. Am 
besten ist dieses daraus zu erkennen, daß mehrere Pferde gleich- 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 5. Heft. 15 


— 26 — 


zeitig oder nach und nach das ihnen vorgelegte Futter meiden, 
ohne aber sonst Merkmale einer Krankheit zu zeigen. 

Diese Art der Appetitlosigkeit habe ich des öfteren bei 
Truppenpferden beobachten können und daher nach der Ursache 
gesucht. Jeder Veterinär sowie jeder Eskadrons- und Batteriechef 
kennt diesen Zustand der Freßunlust ganz genau. Manche Pferde 
‚sind auch schon als schlechte Fresser von jeher bekannt, 
und es fällt daher gar nicht einmal mehr auf, wenn die betreffen- 
den Tiere das Futter versagen. Falls solche Pferde nicht zufällig 
mit einem chronischen Verdauungsleiden behaftet sind, so tritt 
bei diesen Tieren der Appetitmangel zu bestimmten Zeiten immer 
nur als Einzelsymptom auf. Ohne sonst krank zu sein, verweigern 
diese Tiere häufig ganze Mahlzeiten, mäkeln auch wohl nur im 
Futter herum, ohne aber nennenswerte Mengen zu verzehren. Der 
Ernährungszustand ist im allgemeinen mittelmäßig und darunter. 
Bei der Arbeit dagegen sind diese Tiere in der Regel lebhaft und 
zeitweise aufgeregt. Nach Verlauf einer gewissen Zeit, nachdem 
schon mit allen hygienischen und therapeutischen Hilfsmitteln 
operiert worden ist, bessert sich dieser Zustand, und die Tiere 
fressen ihre Ration ohne Rückstand. Der Erfolg wird natürlich 
dann immer der Behandlung zugute geschrieben. 

Meine Beobachtungen haben mich aber überzeugt, daß ein 
Erfolg auch ohne therapeutische Behandlung eintritt, und dem- 
nach das Leiden anderswo zu suchen ist. 

Um der Ursache näher zu kommen, habe ich mir zunächst 
die Zeitpunkte notiert, an denen diese mißlichen Umstände sich 
besonders zeigten; ferner habe ich die Tiere selbst näher unter- 
sucht und die Dauer des Bestehens des Appetitmangels angemerkt. 

Dabei habe ich gefunden, wie dies auch wohl schon von jedem 
Veterinär beobachtet worden ist, daß der Übelstand immer zu dem 
Zeitpunkte bemerkt werden kann, von dem aus den in Frage kom- 
menden Tieren größere Anstrengungen (im Verhältnis zu der 
Arbeit vorher) zugemutet werden, z. B. zur Zeit des Überganges 
vom Reitbahndienst zur Außenarbeit, zur Exerzierperiode und 
zum Felddienst. Vielfach wird auch bei dem Übergang von der 
Trensen- zur Kandarenarbeit, der aus ähnlichen Gründen Appe- 
titverstimmungen hervorruft, das harte Aufliegen der Kandare auf 
dem Zwischenkiefer für den Appetitmangel verantwortlich ge- 
macht. Kommt dann noch ein geringfügiger Ladendruck hinzu, 
so ist die Ursache zu der Appetitverstimmung gesichert. Das 
Pferd wird je nachdem außer Dienst gestellt oder die Kandare 
höher oder tiefer gelegt oder umwickelt. Wird das Leiden im An- 
sehluß hieran gehoben, so ist der ursächliche Zusammenhang end- 
gültig geklärt. Man bedenkt aber dabei nicht, daß Pferde mit oft 
größeren Ladendrücken während der Manöverzeit usw. ihr Futter 
oft reichlich und ohne Störung aufnehmen. 


"o 


Meines Erachtens ist der ganze Übelstand anderswo zu suchen. 
Vergegenwärtigen wir uns einmal die Futtermengen und Futter- 
art, die einem Truppenpferde zusteht, genauer, so finden wir, daß 
diese zunächst mit wenigen Ausnahmen und im allgemeinen immer 
die gleiche und gleichartige ist. Hat nun ein solches Pferd bei 
einer derartigen Futterkonstanz den Winterdienst (in der Regel 
nur eine Stunde Reitbahndienst) in der offenen oder 
verdeckten Bahn ohne Störung ausgeführt, so hat sich der Tier- 
körper an diese Tätigkeit und Futterration auch gewöhnt, und eine 
Korrelation zwischen Arbeit und Futterquantität bzw. zwischen 
Kraftaufwand und Kraftersatz ist eingetreten. Wird nun 
aber die Arbeit plötzlich gesteigert, so muß auch eine Gesamt- 
anderung in der Maschine „Pferd‘“ eintreten. Da dieses aber 
nicht immer so schnell vor sich gehen kann, so werden bei einigen 
Tieren sich erst Störungen in gewissen Nervenzentren heraus- 
stellen. Hierbei werden in erster Linie die mit ihren Zentren in 
Verbindung stehenden Nervengebiete, in diesem Falle u. a. die des 
Verdauungsapparates in Mitleidenschaft gezogen, und es kommt 
dort zu einer frühzeitigen Ermüdung der mechanischen und sekre- 
torischen Tätigkeit der Verdauungsorgane. Diese Störung muß 
natürlich in einer Appetitverstimmung, die man wohl mit 
Futtermüdigkeit bezeichnen kann, zum Ausdruck kommen. 
Betrifft dies zudem noch nervöse Tiere, so ist diese Beeinträch‘i- 
gung des nervösen Einflusses um so erheblicher, denn hier tritt in 
den Nervengebieten des Verdauungsschlauches gewissermaßen 
eine Lähmung oder Ermüdung ein. Die an und für sich leicht 
ermüdende glatte Muskulatur des Darmkanales ist den Anforde- 
rungen nicht mehr gewachsen, und die Natur sorgt selbst durch 
einen Appetitverlust, daß dieser Zustand nicht verschlimmert wird. 
Dasselbe gilt im anderen Sinne auch von den Verdauungsdrüsen. 

Was nun die Behandlung dieser Futtermüdigkeit anbe- 
trifft, so wird in therapeutischer Hinsicht im all- 
gemeinen wenig zu erreichen sein; denn alle Mittel 
werden zwar den Darm usw. anfangs zu einer erhöhten Tätigkeit 
anregen können, aber um so schneller und intensiver bei weite- 
rer Verabreichung die Ermüdung begünstigen und dann über- 
haupt keine reaktive Tätigkeit mehr auslösen. Da die Tiere weder 
Hungergefühl noch Freßlust besitzen, so werden deshalb auch in 
den meisten Fällen selbst alle Leckerbissen verschmäht und diese 
daher überflüssig werden. Hier ist der Satz, wenn auch in ande- 
rer Bedeutung „Hunger (es müßte eigentlich Ruhe heißen) 
ist der beste Koch“ am Platze, und, richtig befolgt, wird 
auch der Erfolg nicht ausbleiben. Die tierische Maschine ist plötz- 
lich überanstrengt worden und esistRuheneben mäßiger 
Bewegungim Freien zu verordnen. Die Bewegung und die 
Arbeit sind erst nach und nach zu steigern. Verfährt man daher 


19* 


= 228 — 


während der Übergangsperiode vom Winterdienst zum Außen- 
dienst schon von vornherein in dieser Weise, steigert man also die 
Tätigkeit des Pferdes allmählich, so werden Zwischenfälle von 
zeitweisem Appetitmangel eine Seltenheit werden. Nervöse und 
aufgeregte Pferde, namentlich jüngeren Alters, müssen zunächst 
einen um den anderen Tag bei mäßig steigender Arbeit geschont 
oder während der Übergangsperiode zu den gewöhnlichen Exer- 
zierübungen nur teilweise herangezogen werden. Man hat dieses 
Verfahren schon bei anderweitig krank gewesenen Pferden, z. B. 
lahm gewesenen Tieren, in Form von Schonpferden mit Erfolg in 
Anwendung gebracht. 

Der beste Gradmesser für futtermüde Pferde sind immer 
unter Berücksichtigung des Temperaments die Art und die Er- 
heblichkeit der Futteraufnahme und die Ausnutzung der aufge- 
nommenen Futterquantität. Schlecht oder ungenügend ausge- 
nutztes Futter ist, falls andere Leiden (Zahnleiden, Magen- und 
Darmkatarrhe usw.) auszuschließen sind, immer ein Zeichen, daß 
wir es hier mit einem noch nicht ausgeglichenen Verhältnisse einer 
Anderung des Energieverbrauches zur quantitativen Nahrungs- 
aufnahme zu tun haben. 

Ein ähnliches Verhältnis tritt auch im umgekehrten Falle ein. 
Erhebliche Minderung der Arbeit bei gleichbleibender Nahrung 
oder Nahrungsaufnahme, wie wir dieses nach den Herbstübungen 
nicht selten finden, ist hier die Ursache. Hier ist der Appetit im 
Vergleich zum Kraftverbrauch zu stark. Der Verdauungsappa- 
rat ist aber infolge der veränderten Verhältnisse in einem Zu- 
stande, in dem er wegen Aufstapelung der Energiestoffe in ande- 
ren Organen die großen Futtermengen weder verarbeiten noch 
auch unverdaut nach außen schaffen kann (indirekte Lähmung). 
Diese sich anstauenden Futtermassen benötigen, um ausgelaugt 
und dann als Fäzes abgesetzt zu werden, eine starke Kraftleistung 
der Darmmuskulatur usw. Diese letztere an und für sich durch die 
Anderung in Kraftaufwand und Kraftersatz beeinträchtigt, ermüdet 
schnell, und eine vollständige Darmlähmung mit nachfolgender 
Kolik kann sich leicht herausbilden. Diese Art der Koliken sind 
bekanntlich deswegen gefürchtet, weil die üblichen Drastika (Aloe, 
Arekolin usw.) nichts nützen oder vielmehr nichts nützen können. 
Daß dieses zutrifft, beweisen auch die statistischen Jahresberichte 
der Armee. Aus diesen Statistiken ist zu erkennen, daß in der 
Zeit kurz nach den Manövern oder größeren, längere Zeit andau- 
ernden Übungen die meisten Kolikerkrankungen zu verzeichnen 
sind, und auch die Mortalitätsziffer dieses Leidens gegenüber den 
anderen Monaten erheblich gesteigert ist. Das Sektionsbild läßt 
fast regelmäßig eine starke Anfüllung des Dick- und Blinddarmes 
mit teilweise ziemlich trockenen Futtermassen erkennen. Die 
Darmschleimhaut selbst zeigt in denjenigen Partien der größten 


— 229 — 


Stauung partielle Drucknekrose neben einer allgemeinen passi- 
ven Hyperämie. 

Daß dieser Umstand Berücksichtigung verdient, beweist auch 
fernerhin die Tatsache, daß bei denjenigen Regimentern, die län- 
gere Rückmärsche von dem Manöverfelde bis zu ihrem Stand- 
quartiere, z. B. acht Tage und darüber, hinter sich haben, diese 
Anschoppungszustände nicht bemerkt werden. Hier sind eben 
schon Körper und Arbeit nach und nach durch marschmäßige Be- 
wegung bei allmählicher Abnahme der Anstrengung wieder in ein 
korrelatives Gleichgewicht gebracht worden. Trotz des Ver- 
lustes an Zeit, trotz der Mehrkosten usw. ist daher immer ein län- 
verer Rückmarsch einer kurzen Bahnfahrt vorzuziehen. Eine ent- 
sprechende Arbeit für die Pferde ist nach den Manövern kaum 
ausführbar, einmal wegen Leutemangel, das andere Mal wegen 
Fehlen der hierzu nötigen Zeit. Die vielfach empfohlene Präkau- 
tionsmaßregel, den Tieren leichtere Abführmittel täglich ins Futter 
zu mischen, muß aus oben genannten Gründen erfolglos bleiben 
und außerdem auch verworfen werden. 

Es ist aus diesen Gründen auch die Ansicht Magnins,*) daß 
die Zahl der Koliken mit der Zunahme der 
Arbeit der Dienstpferde steigt, falsch; das Gegen- 
teil ist die Folge, denn Koliken sind im Gegensatze zu Magnin 
während der Herbstübungen im Verhältnis zu anderen Zeitperio- 
den sehr gering. 

Wird nun zwischen dem periodischen Appetitmangel und dem 
Anschoppungszustande, der in der Regel nach größeren Übungen 
zu finden ist, ein Vergleich gezogen, so wird man finden, daß man 
es hier mit zwei physiologischen Störungen zu tun hat. Auf der 
einen Seite ist eine plötzliche Steigerung der Arbeit als Ursache 
anzusehen, auf der anderen bildet eine plötzliche Arbeitsminde- 
rung den Grund zu einer nicht ungefährlichen Anschoppung im 
Verdauungsschlauche. Es soll natürlich hiermit nicht gesagt sein, 
daß diese Zustände auf alle Fälle zutreffen müssen, sondern daß 
die Möglichkeit vorliegt, daß derartige Störungen entsprechend 
der Konstitution des einzelnen Tieres unter den genannten Bedin- 
sungen auftreten können und auch beobachtungsgemäß in der 
Regel zur Ausbildung kommen. 

Fasse ich nach diesem noch einmal alles Vorgebrachte kurz 
zusammen, so komme ich zu nachstehenden Schlußfolge- 
rungen: 

1. Der periodische Appetitmangel der Pferde ist in einer 
Störung der Korrelation zwischen dem Kraftaufwand und dem 
Kraftersatz zu suchen. 

*) Magnin, Über die Ätiologie und Behandlung der Koliken in der 
französischen Armee. Revue générale de med. vet. 1909 Nr. 149, 


2. Eine Steigerung oder Minderung des Kraftaufwandes — 
vermehrte oder verminderte Arbeitsleistung — macht gleichzeitig 
eine Steigerung oder Minderung des Kraftersatzes notwendig. 

ə. Beide, die Steigerung oder die Minderung des Kraftver- 
brauches und des Kraftersatzes, können ohne Schaden für das 
Wohlbefinden des Pferdes nicht plötzlich, sondern nur nach und 
nach herbeigeführt werden. 

4. Eine plötzliche Änderung des normalen Verhältnisses zwi- 
schen Kraftaufwand und Kraftersatz zieht in erster Linie eine 
physiologische Funktionsstörung im Bereiche des Verdauungs- 
apparates nach sich, die sich in einem mehr oder weniger erheb- 
lichen und verschiedene Zeit andauernden Appetitverlust einer- 
seits (Steigerung der Arbeit) und einer zunehmenden Anstauung 
von Futtermassen im Dick- und Blinddarm anderseits (Minderung 
der Arbeit) zu erkennen gibt. 

5. Diese Funktionsstörung wird am besten dadurch gehoben, 
daß man Verhältnisse schafft — Ruhe oder Arbeit —, die dem vor- 
hergehenden korrelativen Gleichgewicht des Tieres nahe kommen. 
Die Verabreichung von therapeutischen Mitteln ist zwecklos, 
wenn nicht gefährlich. 

6. Für die unter Ziffer 1 bis 5 gegebenen Folgerungen kom- 
men in erster Linie Militärpferde und solche Pferde in Betracht, 
die dauernd einer rationellen Fütterung unterliegen, und die nicht 
mit Krankheiten, namentlich mit solchen im Bereiche des Ver- 
dauungsapparates (Zahnleiden, Magen- und Darmkatarrhe usw.), 
behaftet sind. 


ai || Mitteilungen aus der Armee ||: 


Das Hautjucken beim Pferde, Pruritus cutaneus, und 
die absolut sichere Heilung desselben. 


Von Stabsveterinär Kröning. 








; 
8, 


Wer jemals in die Lage kam, das Hautjucken, den echten Pru- 
ritus, beim Pferde behandeln zu müssen, wird sich erinnern, welcher 
Geduldprobe sowohl Pferd als Besitzer als auch der behandelnde 
Veterinär unterworfen sind. | 

Alle nur erdenklichen Medikamente sind im Laufe der Zeit 
durehprobiert, und wenn auch das Leiden oftmals bei Übergang zu 
einer anderen neuen Behandlungsmethode oder im Laufe des Winters 
scheinbar beseitigt war, plötzlich ist das Übel in alter Weise wieder 
da, und die mühevolle, undankbare, längst als aussichtslos aufge- 
gebene Behandlung setzt auf Wunsch der Besitzer immer wieder 


== 231 — 


ein. So erging es auch mir mit meinen drei Dauerpatienten mit 
Pruritus. 

Zwei Dienstpferde (elf- und zwölfjährig), an deren Wieder- 
herstellung wegen ihrer ganz besonderen Güte der Truppe 
unendlich viel gelegen war, waren seit Jahren mit Pruritus be- 
haftet und fast dauernd in Behandlung. Das Leiden ging im Laufe 
des Winters wohl zurück, verschwand jedoeh niemals ganz und 
breitete sich dann im Laufe des Sommers wieder in altgewohnter 
Weise aus. Zu Anfang des Sommers waren in der Regel nur die 
Sattel- und die Geschirrlage von dem Übel ergriffen, das Juck- 
gefühl war immer am heftigsten unmittelbar nach dem Reiten, all- 
mählich breitete sich das Leiden über den ganzen Rumpf aus, und 
das Juckgefühl wurde derartig heftig, daß die Pferde sich nicht 
nur scheuerten, benagten, sondern sich selbst heftig bissen. 

Infolge des andauernden Scheuerns, Nagens, Beißens gingen an 
den betroffenen Stellen die Haare aus, es bildeten sich kahle, 
wunde, später mit Borken und Schorfein bedeckte Stellen; jedoch 
Knötehen (Dieckerhoff) oder einen nässenden Ausschlag oder gul- 
dengroße nässende Quaddeln (Schlesinger, „Berl. Tierärzt. 
Wochensehr.“ 1910. S. 355) konnte ich niemals feststellen. Beide 
Pferde machten trotz ihres Leidens jeden Dienst mit und zeigten, 
obgleich Sattel- und Gesċhirrlage wund waren, niemals Sattel- 
oder Geschirrdrücke. 

Das dritte Pferd, ein 9jähriges Offizierpferd, scheuerte sich 
dauernd an beiden Sitzbeinhöckern, woselbst größere, kahle, wunde 
Stellen entstanden. Dieses sonst ausgezeichnete Pferd war durch 
dieses Leiden fast entwertet, an Verkauf war nicht zu denken. 

Das Allgemeintefinden aller drei Pferde war niemals gestört, 
der Ernährungszustand nicht verschieden von anderen Pferden, 
welche den gleichen Arbeitsleistungen unterzogen wurden; auch 
Verdauungsstörungen sind zu keiner Zeit beobachtet worden. 

Da als Krankheitserscheinung einzig und allein das Juck- 
gefühl mit den Folgezuständen in der Haut der betroffenen Körper- 
gegenden in Frage kam, so kämen noch differentialdiagnostisch 
vier Krankheiten in Betracht: 

1. Räude, 

2. Läuse, 

3. Pemphigus acutus, 

4. Dermatitis verminosa. 

Die makroskopische sowie die eingehendste mikroskopische 
Untersuchung der Hautschuppen, Borken, Schorfe und der mittels 
Messerschneide abgeschabten Oberhautteilchen ergaben keinen po- 
sitiven Befund.. Läuse, Räudemilben, Filarien oder Larven 
wurden nicht gefunden. Demnach konnte es sich weder um 
Läuse, noch um Räude, noch um Dermatitis verminosa handeln. 
Auch Pemphigus acutus scheidet aus, da niemals Blasenbildung 
beobachtet wurde, und der Pemphigus in kurzer Zeit in Heilung 
ausgeht. Somit bleibt als Diagnose „Pruritus cutaneus“, und zwar 
Pruritus cutaneus universalis bei den zwei Dienstpferden mit Aus- 
breitung des Leidens über den ganzen Rumpf, und Pruritus cuta- 
neus localis bei dem Offizierpferde mit Lokalisierung an beiden 
Sitzbeinhöckern. 


— 22 — 


Die ursächlichen Momente des Pruritus sind bis heute noch 
nicht aufgeklärt. Wie der Juckreiz zustande kommt, ist völlig un- 
klar; die übliche Beschuldigung der mangelhaften Reinigung der 
Haut kann ich nicht anerkennen, weil gerade diese Pferde in der 
Truppe auf das sorgfältigste gewartet und gepflegt wurden. Auch 
die Ernährung kann keine Rolle spielen, sind doch unter an- 
nähernd gleichen Verhältnissen nur drei Pferde innerhalb eines 
‚ganzen Regiments betroffen (auch das Offizierpferd steht im fiska- 
lischen Stalle). 

Was die Behandlung anbelangt, so ist, wie schon erwähnt, 
alles nur Denkbare versucht und angewendet worden. 

Prophylaktisch wurden die Pferde behandelt — durch Aus- 
binden mittels Seitenstäbe, Polstern der Wände, der Trennungs- 
bäume und der Standbäume —, innerlich durch Arsenikgaben, 
durch Fütterung im Sommer mit reichlich Grünfutter und 
Disteln. Weil sich herausgestellt hatte, daß der Juckreiz unmittel- 
bar nach dem Reiten am heftigsten war, wurden die Pferde sogleich 
nach dem Reiten gewaschen und geputzt, ae lenbar zum größten 
Wohlbehagen der Tiere. 

Die medikamentöse Behandlung bestand in Waschungen mit 
Lysol, Kreolin, Kreosot, Bazillol, Sublimat, Formalin, Therapogen, 
Burowscher Mischung, Kochsalzlösung, Pottaschelösung, sodann in 
Einpinselungen mit Jod, Chlor, Myrrhentinktur, starker Formalin- 
lösung, Spiritus, Pyoctaninspiritus, Salicylspiritus, Lösung von 
übermangansaurem Kali, in Aufbringen von Chloroform mit 
Olivenöl zu gleichen Teilen, Holzteer, S A gebrann- 
tem Alaun in Substanz oder in Salbenform. 

Nach dem Erscheinen des Artikels von Schlesinger in der 
„Berl. Tierärztl. Wochenschr.“, Jahrgang 1910, S. 355, griff ich 
sofort zu den empfohlenen Mitteln, und zwar 1. zu Cocain 2,0 mit 
Natr. bor. 5,0 und Lanolin 200,0 als Salbe. Die Salbe versagte bei 
meinen Patienten. 2. Nach Reinigen der Hautstellen mit Kreolin- 
wasser Abtupfen der Stellen mit Benzin, sodann Aufbringen eines 
Streupulvers, bestehend aus Orthoform 3,0 mit Dymal 100,0 in 
dichter Lage. Dies letzte Mittel war das probateste aller bisher an- 
gewandten. Es trat vorübergehend Abheilung ein, so daß ich 
schon glaubte, gewonnen zu haben, aber nach etwa vier bis fünf 
Wochen setzte der Juckreiz von neuem ein, so daß ich die 
gleiche Behandlung nunmehr häufiger wiederholte; trotzdem trat 
das Übel nach der Gewöhnung an die neuen Mittel wieder hervor in 
der gleichen Heftigkeit und Ausdehnung. 

Gelegentlich der vorjährigen Schießübung (Juli 1911) auf dem 
Truppenübungsplatz Alten-Grabow erfuhr ich durch den Kollegen 
Gaußelmann von seiner erfolgreichen Kur bei Pruritus; er gab mir 
liebenswürdigerweise von seinem Salbenvorrat ab, und ich konnte 
im Hochsommer (Juli) zur Zeit des heftigsten Juckgefühls die neue 
Salbe ausprobieren. 

Der Erfolg war verblüffend, das Juckgefühl verschwand schon 
nach der ersten Schmierkur vollständig, doch zur Vorsicht wurde 
dreimal Salbe an drei Tagen hintereinander aufgetragen. Das 
Leiden ist bei allen drei Pferden vollkommen beseitigt und trotz des 


— 233 — 


anhaltend heißen Sommers bis heute, also nach 51% Monaten, nicht 
wiedergekehrt. Die Haut der erkrankt gewesenen Partieen zeigt 
wohl ein stumpfes Deckhaar und vermehrte Schuppenbildung, 
sonst aber keinerlei Anzeichen der überstandenen Strapazen. 

Die angewandte Salbe besteht aus Naftalan 20,0 mit Unguent. 
Paraffini 200,0 unter Zusatz von Oleum Terebinthinae, um die Kon- 
sistenz der Salbe weicher zu gestalten. Die Behandlungsmethode 
besteht in Reinigung der Haut mittels einer beliebigen Waschung 
(ich nehme für gewöhnlich eine schwache Pottasche-Seifenlösung) 
und gehörigem Einschmieren aller ergriffenen Stellen; man kann 
unbeschadet den ganzen Rumpf auf einmal einreiben oder besser 
gesagt einschmieren. Die Ticderhomag der Behandlung geschah 
in allen drei Fällen zweimal. 

Das Naftalan ist ein seifehaltiges Rohnaphthaprodukt und 
kommt als eine schwarzgrüne, brenzlich riechende, dichte, salben- 
ähnliche Masse in den Handel zum Preise von 0,90 Mk. für 100 g. 
Das Mittel ist erst in neuerer Zeit dem Arzneischatz einverleibt 
worden, hat sich aber bereits einen guten Ruf erworben. Naftalan 
wird empfohlen bei frischen und eiternden Wunden, bei chroni- 
schen und nässenden Ekzemen, bei Pruritus, bei Brand- und Atz- 
wunden, bei Insektenstichen und parasitären Hautkrankheiten so- 
wie bei Arthriten und Tendovaginiten. — Er ber beschreibt in der 
„Zeitschrift für Veterinärkunde“, 1911, S. 271 einen Fall von Pru- 
ritus mit Heilung durch Nafalan; letzteres ist ein Konkurrenzpro- 
dukt des Naftalan und besteht aus 95 pCt. Naphtha und 5 pCt. 
Seife. 


Beiderseitige periphere Lähmung des Nervus facialis. 


Von Oberstabsveterinär Lewin. 


Abends vor dem Ausmarsch ins Lager wurde ich in die 
Kaserne gerufen, weil ein Pferd nicht fressen könne. Das Tier 
stand, ohne Erscheinungen einer inneren Krankheit zu äußern, in 
seinem Stande und war aufmerksam auf seine Umgebung. Bei 
der weiteren Untersuchung konnte ich feststellen, daß Ober- und 
Unterlippe schlaff herabhingen, daß Speichel abfloß und die 
Zungenspitze zum rechten Maulwinkel heraushing. Nadelstiche 
auf diese Teile wurden nicht empfunden, Veränderungen an den 
Ohren und Augenlidern bestanden nicht. Das Tier zeigte großen 
Hunger, in vorgehaltenes Futter (Heu und Hafer) biß es mit den 
Schneidezähnen gierig hinein, ohne die Lippen zu bewegen und ließ 
es nach einigen Kaubewegungen fallen. Heu, welches ich dem 
Pferde zwischen die Backzähne schob, wurde gierig gekaut und 
abgeschluckt, wobei der Kopf meist zur Seite geneigt wurde. In 
einen vorgehaltenen Eimer Wasser steckte Patient den Kopt tief 
hinein und leerte ihn bis auf einen kleinen Rest. 

Auf diesen Befund hin stellte ich die Diagnose periphere Fa- 
cialislähmung“ und ließ das Pferd mit der Bahn ins Lager be- 
fördern, da eine Vorhersage über die Dauer des Leidens unmöglich 
war. 


— 9 — 


Alle Versuche des Tieres, Heu und Hafer zu fressen, miß- 
langen, deshalb ließ ich es in den ersten Tagen mit Mehltränken 
und Zuckerwasser .ernähren. Nach achttägiger Krankheitsdauer 
beobachtete ich, daß das Pferd schon Futter zwischen die Back- 
zähne schieben konnte; beim Kauen jedoch geriet ein Teil des 
Futters zwischen Backzähne und Backe, wo es durch ungenügende 
Bewegung der Backenmuskeln festlag oder ausgespieen wurde. Im 
‘weiteren Verlaufe lernte das Tier auch diesen Übelstand beseitigen, 
indem es die mit Futter gefüllte Backe gegen den Krippenrand 
drückte und auf diese Weise das Futter immer wieder zwischen die 
Zähne beförderte. Infolge der hierdurch bedingten geringen 
Futteraufnahme ging der Nährzustand erheblich zurück. : Da das 
Pferd erst elf Jahre alt war, sehr gute Beine hatte, wurde alles 
versucht, es der Truppe zu erhalten. Nach vier Wochen hatte sich 
der Zustand so weit gebessert, daß Weichfutter und Heu, wenn 
auch langsam, in solcher Menge gefressen werden konnte, daß der 
Nährzustand nicht weiter zurückging. Die Lippen hingen jedoch 
noch schlaff herab. 

In den ersten 14 Tagen erhielt Patient täglich eine Ein- 
spritzung von Strychnin, in der dritten und vierten Woche Ein- 
spritzungen von Veratrin. Im weiteren Verlauf der Erkrankung 
wurde das Pferd täglich nach der von Schlamp angegebenen 
Art elektrisiert: Die Beweglichkeit der Lippen sowie die Futter- 
aufnahme wurden langsam besser. Nach 31% Monaten war die 
Lähmung bis auf ein geringes Herunterhängen der rechten Hälfte 
der Unterlippe zurückgegangen. Das Pferd konnte das Manöver 
mitmachen und kam gut genährt aus demselben zurück. 

Als Ursache dieser hochgradigen Lähmung ist das Abstreifen 
der Stallhalfter anzusehen. Das Pferd hatte die üble Eigenschaft, 
sich sehr oft von der Halfter zu befreien, und soll diese an dem 
Tage bei einem derartigen Versuche auf den Backen festgesessen 
haben. 


Stomatitis pustulosa contagiosa als Ursache einer 
Bindehaut- und Hornhautentzündung. 
Von Oberrveterinär Otto, Stolp. 


Zwei Offizierpferde erkrankten gleichzeitig an Stomatitis pu- 
stulosa contagiosa. Nach etwa 10 Tagen, als die Stomatitis im 
Abheilen begriffen war, bemerkte man bei dem einen Pferde ge- 
ringe Lichtscheu, leichten Tränenfluß, Schwellung der Bindehäute 
und Absonderung eines schleimigen, dicken, gelben Sekretes. Die 
Schwellung der Bindehaut nahm am zweiten Tage erheblich zu; 
bald darauf zeigte sich eine starke parenchymatöse Entzündung 
der Hornhaut. Die untere Hälfte der Hornhaut war stark getrübt 
und hatte eine graugelbe Färbung. An den unteren Augenlid- 
rändern dieses Pferdes saßen in geringen Abständen kleine rund- 
liche, etwas erhabene Geschwüre, im Aussehen dieselben Ge- 
schwüre, die sich vor etwa 8 Tagen auf der Maulschleimhaut ge- 


— 235 — 


zeigt hatten. Somit waren also als Ursache der Hornhaut- 
erkrankung diese Geschwüre anzusehen. Das andere ältere Pferd 
wies die Veränderung an den Augen nicht auf. 

Die Behandlung der Augenerkrankung bestand in kühlenden 
Umschlägen, Einträufeln von 30 %iger Borsäurelösung und 
0,5 %iger Atropinlösung. Außerdem wurde der Patient in einen 
dunkelen Stall gebracht. Die Heilung erfolgte nach 4 Wochen. 


Ein ansteckender pustulöser Hautausschlag in der 
Aiter- und Schamgegend. 
Von Oberveterinär Scholz. 


Am 7. Oktober 1911 wurde bei dem Pferde „Nixe“ der 3. Es- 
kadron Husaren-Regiments von Schill (1. Schles.) Nr. 4 bemerkt, 
daß am After, an der unteren Fläche der Schweifrübe und bei 
einigen Pferden auch in der die Scheide umgebenden, fein be- 
haarten Haut in unregelmäßiger Verteilung mehrere linsen- bis 
bohnengroße, teils runde, teils längliche Erhabenheiten auftraten, 
auf welchen die Haare miteinander verklebt waren. Die Haut auf 
diesen Knötchen war etwas gerötet und vermehrt warm. Schon am 
zweiten, spätestens am dritten Tage bildete sich an diesen Stellen 
ein grauschwarzer, höckeriger Schorf, an dessen Rändern eine 
bernsteingelbe, klebrige Flüssigkeit hervorsickerte, die man auch 
noch nach der innerhalb 3 bis 5 Tagen stattgefundenen Loslösung 
des Schorfes auf einer frisch- bis dunkelroten Wundfläche vorfand 
und allmählich zur Eintrocknung kam. Nach der Abheilung blieben 
weiße, rundliche und längliche Hautflecken zurück, welche in 4 
bis 10 Wochen wieder die ursprüngliche Farbe der betreffenden 
Körperstelle annahmen. Von Tag zu Tag kamen nun durchschnitt- 
lich zwei neue Patienten mit dem gleichen charakteristischen 
Krankheitsbilde hinzu. Bei jedem dieser Pferde konnte die Krank- 
heit in den verschiedensten Stadien der Entwicklung gleichzeitig 
beobachtet werden. Die Ansteckung erfolgte teils sprungweise, 
teils wurden die Pferde einzelner Beritte vollständig hiervon er- 
griffen. Bei manchen Patienten war die Hauterkrankung auf den 
After und dessen Umgebung oder auf die untere Fläche der 
Schweifrübe beschränkt geblieben, bei anderen erstreckte sie sich 
auf die haarlosen bzw. dünn behaarten Hautstellen unterhalb des 
Afters bis zur Schambeinfuge und auch bis auf die Innenfläche 
der Hinterschenkel. Bei Stuten war die Scham und deren Um- 
gebung meist mitergriffen. Pferd „Polin“ hatte außerdem an der 
ganzen oberen Partie des rechten Hinterschenkels derartige Haut- 
erkrankungen, Pferd „Olga“ sogar fast auf der ganzen Hautober- 
fläche. Ein nachteiliger Einfluß auf den Organismus wurde bei 
sämtlichen erkrankten Pferden nicht bemerkt; Temperaturer- 
höhung oder Appetitmangel waren nicht vorhanden, doch war das 
Haarkleid bei einigen Patienten glanzlos, fühlte sich rauh an und 
war trotz der besten Pflege -fast struppig. Einige Pferde blieben 


— 236 — 


etwas in ihrem Nährzustande zurück und zeigten nicht die sonstige 
Frische. Ein Juckgefühl und eine Veränderung der Scheiden- 
schleimhaut waren nicht vorhanden, auch fielen keinem Patienten 
die Haare der erkrankten Stellen aus. Im ganzen erkrankten 35 
Pferde dieser Eskadron, meist Stuten, welche durchweg auch hef- 
tiger ergriffen wurden. Die Heilungsdauer betrug im Einzelfalle 
1 bis 3 Wochen. Mitte November, also ungefähr 5 Wochen nach 
dem ersten Erkrankungsfalle, waren die Hauterkrankungen be- 
seitigt. 

Bezüglich der Ursache dieser Hauterkrankung wird ange- 
nommen, daß bei der Reinigung des Afters und der Scham durch 
unreine Tuchlappen eine Infektion stattfand, die sich weiter über- 
trug. Auch können Fliegen als Überträger des Infektionsstoffes 
in Betracht kommen, da zu dieser Zeit sich deren eine große An- 
zahl im Stalle angesammelt hatte. Das zur Verabreichung gelangte 
Futter erwies sich frei von Schädlichkeiten und war von vorzüg- 
licher Beschaffenheit. 

Die Wischlappen und das Putzzeug wurden täglich gewaschen 
und in 3 %ige Kreolinlösung getaucht, ebenso wurden die er- 
krankten Stellen täglich zweimal mit 3 %iger Kreolinlösung vor- 
sichtig gereinigt und mit gepulvertem Alaun und Weizenmehl 
(1:20) bepudert. 


Untersuchungen über das Vorkommen von Arhythmien 
der Herztätigkeit bei unsern Dienstpierden. 


Von Stabsveterinär Dr. Dreyer. 


Arhythmie der Herztätigkeit, d. h. Störungen in der regel- 
mäßigen Aufeinanderfolge der einzelnen Herzkontraktionen, ins- 
besondere aussetzender Puls und Herzschlag, finden wir nicht 
selten auch bei sonst ganz gesunden Pferden. Über die Häufigkeit 
des Vorkommens dieser Anomalie bei unseren Dienstpferden sind 
aber meines Wissens bisher keine größeren Untersuchungen an- 
gestellt. Zur Klärung dieser Frage untersuchte ich sämtliche 
Pferde zweier Schwadronen sorgfältig nach der in „Friedberger 
und Fröhner Untersuchungsmethoden“ angegebenen Weise auf 
Herzanomalien. 

Bei Störungen der Rhythmik wurde noch besonders auf 
etwaige Vergrößerung der Herzdämpfung, Stärke des Herz- 
schlages, Herztöne und ev. Nebengeräusche, Zahl und Beschaffen- 
heit des Pulses geachtet. Die Pferde waren bei der Untersuchung 
vollständig ausgeruht; von denjenigen, die Arhythmie der Herz- 
tätigkeit zeigten, wurde etwa die Hälfte auch nach der Bewegung 
— 1 Stunde Bahnreiten — untersucht. 

Nach Krehl, „Pathologische Physiologie‘, unterscheidet man 
zwischen echten Arhythmien, d. h. solchen, die durch Störungen der 
automatischen Reizerzeugung hervorgerufen werden, und Par- 
arhythmien, die auf das Entstehen von Extrasystolen zurückzu- 


— 237 0 — 


führen sind. Bei letzteren bleibt der normale Herzrhythmus er- 
halten, während bei den ersteren der ursprüngliche Herzrhythmus 
kaum noch oder gar nicht mehr zu erkennen ist. Bei meinen Unter- 
suchungen fand ich nun lediglich Pararhythmien, also aussetzen- 
den Puls und Herzschlag, nur in einem Falle war bloße Unregel- 
mäßigkeit der Schlagfolge ohne eigentliches Aussetzen festzustellen. 
Im übrigen war das Resultat doch überraschend, von 272 Pferden 
waren 42 mit diesem Leiden — aussetzendem Puls und Herzschlag 
— behaftet, d. s. 15,5%, ein unerwartet hoher Prozentsatz; und 
zwar verteilen sich diese 42 ziemlich gleichmäßig auf beide Schwa- 
dronen. Bei 5 Pferden erfolgte das Aussetzen des Herzschlages 
in regelmäßigen Zwischenräumen (4., 5. oder 6. Herzschlag), bei 
den übrigen dagegen mehr oder weniger unregelmäßig. 4 Pferde 
zeigten diese Störung nur sehr selten, meist erst beim 12. oder 17. 
Herzschlag, zuweilen längere Zeit hindurch überhaupt nicht. Bei 
3 Pferden setzte im Gegensatz hierzu der Herzschlag außerordent- 
lich oft aus, in der Regel schon der 2. oder 3. Bei den übrigen 
fiel die 4., 5., 6., 7., 8. oder 9. Herzkontraktion aus, die 6., 7. und 8. 
seltener, meistens die 4. bzw. 5. oder die 9. Dabei bestanden diese 
Störungen nicht immer in der gleichen Intensität, sondern es 
fanden sich oft erhebliche Schwankungen; es kam nicht selten vor, 
daß bei ein und demselben Pferde an einem Tage Puls und Herz- 
schlag häufig und unregelmäßig aussetzend, am anderen Tage fast 
ganz regelmäßige Herztätigkeit zu finden war. Bei einigen Pferden 
verschwand die Störung merkwürdigerweise schon, wenn man 
ihnen zwecks genauerer Untersuchung die Schulter nach vorne 
ziehen ließ. Hierbei möchte ich eine Beobachtung erwähnen, die 
ich vor mehreren Jahren bei einem Pferde machte, das ebenfalls 
häufiges unregelmäßiges Aussetzen des Herzschlages zeigte und 
oft an Kolik litt. Bei diesem Pferde wurde die Herztätigkeit jedes- 
mal nach einer Eserin-Arecolin-Einspritzung vorübergehend — 
etwa 2 Stunden lang — vollständig regelmäßig. Ebenso wurden 
bei einzelnen Pferden Herz und Puls nach der Bewegung ganz 
regelmäßig, eine Erscheinung, die auch zuweilen beim Menschen 
beobachtet wird. Bei der größeren Mehrzahl der Fälle übte die 
Bewegung einen ungünstigen Einfluß aus, die Unregelmäßigkeit 
des Herzschlages nahm zu, auch bei denen, die im ausgeruhten 
Zustande nur selten aussetzenden Puls und Herzschlag zeigten. In 
einer kleineren Anzahl von den nach der Bewegung untersuchten 
Pferden blieb die Arbeit anscheinend ohne besonderen Einfluß. 


Die durch das Aussetzen des Herzschlages entstehende Pause 
in der Schlagfolge entsprach im allgemeinen der Länge der kom- 
pensatorischen Herzpause, bei 3 Pferden war sie länger, in diesen 
Fällen war aber dann eine sehr schwache Herzkontraktion fühlbar, 
wobei nur der erste Herzton schwach zu hören war, der zweite da- 
gegen nicht, auch kam hierbei keine fühlbare Pulswelle zustande. 
Die Herztöne waren in allen Fällen rein, Nebengeräusche nicht 
wahrnehmbar. Bei den meisten Pferden war der Herzschlag von 
normaler Stärke, bei einzelnen auffallend schwach, besonders bei 
denjenigen, welche sehr häufiges Aussetzen des Herzschlages zeig- 


— 238 — 


ten. Bei 7 Pferden war der Herzschlag pochend und die Herz- 
dämpfung etwas nach hinten vergrößert. Der Puls setzte den 
fehlenden Herzkontraktionen entsprechend ebenfalls aus und zeigte 
sonst keine bemerkenswerten Abweichungen. 


Was das Alter der mit dieser Anomalie behafteten Pferde be- 
trifft, so gibt die beigefügte Tabelle darüber Aufschluß. Es geht 
daraus hervor, daß die Zahl der Erkrankungen mit zunehmendem 
Alter steigt. Von den 15 bis 18 Jahre alten Pferden waren 36% 
mit diesem Leiden behaftet, von den 10 bis 14 Jahre alten 27%, 
von den 7- bis 10 jährigen 14% und von den 4- bis 6 jährigen nicht 
ganz 6%. Wenden wir uns nun der Frage zu, auf welche Ursachen 
diese Anomalie bei den einzelnen Tieren zurückzuführen ist, so 
lassen sich darüber nur Mutmaßungen aufstellen, denn die meisten 
Fälle sind erst durch die von mir angestellten Untersuchungen er- 
mittelt worden und über ihre Entstehung ist nichts bekannt. Beim 
Menschen tritt dieses Leiden bei den verschiedensten Krankheiten 
auf, besonders bei bestimmten Erkrankungen des Herzmuskels 
(Myokarditis, Koronarsklerose u. a.), bei Überanstrengung und 
akuter Dehnung der Kammerwände nach starken Muskelanstren- 
gungen, auf der Höhe oder noch häufiger in der Rekonvaleszenz 
von akuten Infektionskrankheiten, bei nervösen Herzstörungen, in 
einzelnen Fällen von Dyspepsien, schließlich bei Vergiftungen 
(Urämie, Digitalis, Coffein, Nicotin u. a.). Bei Pferden habe ich 
diese Arhythmie häufig im Rekonvaleszensstadium schwerer 
Brustseucheerkrankungen beobachtet; sie verschwand meistens 
nach 2 bis 4 Wochen, in einem Falle blieb sie über 12 Wochen be- 
stehen; ob sie sich schließlich ganz verlor, kann ich nicht an- 
geben, da ich den betreffenden Fall nicht weiter verfolgen konnte. 
Auch bei leichten Koliken habe ich diese Störung der Herztätigkeit 
vereinzelt gesehen, es handelte sich in der. Regel um Kolik infolge 
von Anschoppung im Dickdarm. Bei einer jungen Remonte stellte 
sie sich im verflossenen Sommer nach Überanstrengung ein; das 
betreffende Tier war aus der Hocke ausgebrochen und weggelaufen 
und wurde erst mehrere Stunden später schaumbedeckt wieder 
eingefangen. Wahrscheinlich spielen bei der Entstehung der mei- 
sten Fälle die Anstrengungen des Dienstes eine große Rolle, darauf 
weist der Umstand hin, daß dieses Leiden sich besonders bei älte- 
ren Pferden findet. Vielleicht sind auch frühere Erkrankungen 
an Brustseuche oder Rotlauf nieht ohne Einfluß; von den 42 mit 
dieser Unregelmäßigkeit behafteten Pferden haben 6 Brustseuche, 
8 Rotlauf und 4 Brustseuche und Rotlauf früher überstanden. In 
manchen Fällen mag es sich aber auch um rein nervöse Störungen 
handeln. 


Im allgemeinen ist die Ansicht verbreitet, daß die Leistungs- 
fähigkeit der Pferde nicht darunter leidet. Es sind zahlreiche Fälle 
bekannt, in denen solche Tiere jahrelang alle Anstrengungen des 
Dienstes ausgehalten haben. Auch bei den meisten der von mir 
untersuchten Fälle sind bisher keine Störungen oder Herabsetzung 
der Leistungsfähigrkeit bekannt geworden, einige gelten als schlapp 
bzw. träge; Atembeschwerden habe ich dabei niemals feststellen 


— 239 — 


können. Ob das Leiden aber in allen Fällen als unerheblich an- 
zusehen ist, darüber kann erst eine längere Beobachtung Aufschluß 
geben; ebenso über die Frage, ob das Leiden dauernd bestehen 
bleibt oder wieder nach einiger Zeit verschwindet. 


Tabelle über das Alter der mit Arhythmie des Herzens behafteten 








Pferde. 
Zahl der 
Lfd. Nr. Alter vorhandenen | Davon krank 
Pferde 
Jahre 

1. 18 4 1 

2. 17 4 2 

3. 16 2 — 

4. 15 12 D 

5. 14 7 3 

6. 13 10 2 

1: 12 21 îi 

8. 11 23 2 

9. 10 24 4 
10. I 21 3 
11. 8S 28 6 
12. v 31 2 
13. 6 27 2 
lH. 5 30 2 
15. 4 30 1 


Nesselfieber als selbständige, ansteckende Krankheit 
bei Pierden. 
Von Stabsveterinär Böhland. 


Bei der 5. Eskadron Dragoner-Reg. Nr. 9 erkrankten im Juli 
1911 20 nur den jüngeren Jahrgängen angehörige Pferde unter 
folgenden Erscheinungen: Bei den Pferden ließen sich Nesseln und 
Quaddeln von verschiedener Größe — erbsengroße Hautanschwel- 
lungen bis handgroße Platten — nachweisen, die sich bald über den 
ganzen Körper verbreiteten, bald nur an einzelnen Stellen und 
dann gewöhnlich an der Schulter und den Hinterbacken ihren Sitz 
hatten. Die ergriffenen Hautstellen fühlten sich vermehrt warm 
an; Scheuern wurde bei keinem Pferde beobachtet, nur die Beine 
waren etwas angelaufen. Die Körpertemperaturen waren hierbei 
teils normal, teils stiegen sie bis 39,7° C. an. Die Kopf- 
schleimhäute zeigten in allen Fällen eine schmutzigrote Verfärbung, 
das Allgemeinbefinden war insofern etwas gestört, als in den ersten 
Tagen der Appetit weniger rege war. Bei sämtlichen Patienten 
konnte durch Druck auf den Kehlkopf ein etwas matter Husten 
ausgelöst werden, auch waren eine geringe Mattigkeit und wenig 
Gehlust festzustellen. Die fieberhaft erkrankten waren nach 24 
bis 36 Stunden fieberfrei, die Quaddeln am zweiten bis dritten Tage 


— 240 — 


fast vollständig verschwunden, während der Husten durchschnitt- 
lich acht Tage anhielt. 

Anfangs wurde dem bei zwei Pferden auftretenden Nesselaus- 
schlag keine weitere Beachtung geschenkt, da einzelne Erkrankun- 
gen an Nesselfieber hier und da einmal vorkommen. Als aber 
dann einige Zeit später innerhalb acht Tagen 20 Pferde erkrankten, 
konnte nun kein Zweifel mehr bestehen, daß bei denselben 
ein infektiöses Leiden vorlag. Nachforschungen in betreff der Ur- 
sachen blieben ohne Erfolg. 

Bei dem gutartigen Verlauf der Erkrankungen war eine Be- 
handlung mit Arzneimitteln überflüssig, es genügten eine rein 
diätetische Verpflegung und 14tägige Schonung. 


Beseitigung der Lahmheit an chronischer Schale durch 
Unterbindung der äußeren Digitalarterie. 


Von Stabsveterinär Biermann. 


Bei einem Pferde eines Gutsbesitzers, welches an chronischer 
Schale auf dem rechten Vorderfuß litt, blieben alle Behandlungs- 
methoden, wie eine 3 monatige absolute Ruhe, Kälte, feuchtwarme 
Umschläge, scharfe Einreibungen und Brennen, ohne jeden Er- 
folg. Um nicht gleich das sonst so wertvolle junge Tier durch die 
Vornahme der Neurektomie der Volarnerven zu entwerten, machte 
ich vorher noch einen Versuch mit der Unterbindung der äußeren 
Digitalarterie, um auf diese Weise eine Beseitigung der Lahmheit 
zu erzielen, nachdem vorher die Diagnose durch eine Kokaininjek- 
tion gesichert war. 

Diese zuerst von dem Militärveterinär und Leiter der Klinik 
an der Kavallerieschule in Saumur, G. Joly, ausgeführte und in 
der Zeitschrift für Veterinärkunde im Jahre 1906 beschriebene 
Operation führte ich folgendermaßen aus: Nach gründlicher Rei- 
nigung und Desinfektion meiner Hände, des Operationsfeldes und 
der Instrumente wurde die Haut auf der äußeren Seite des rechten 
Vorderfesselgelenks genau in der Höhe des Gefäß- und Nerven- 
bündels durchschnitten. Die Vene wurde vorn gelassen, der Nerv 
dagegen nach rückwärts verschoben und eine mit einer Öse ver- 
sehene Sonde unter die freigelegte Arterie geschoben. Alsdann 
wurde ein Seidenfaden durch die Öse gezogen, die Sonde entfernt 
und die Arterie mit dem Seidenfaden doppelt unterbunden. Die 
Ligatur wurde einige Millimeter von dem Unterbindungsknoten 
abgeschnitten und die Hautwunde vernäht. Auf die Hautwunde 
streute ich Tannoform und legte einen Watteverband an, der 10 
Tage liegen blieb und dann erneuert wurde. Am folgenden Tage 
war der operierte Fuß mäßig geschwollen. Diese Anschwellung 
verschwand aber innerhalb weniger Tage. Die Heilung der Haut- 
wunde erfolgte per primam. 5 Wochen nach der Operation ließ 
ich das Pferd zum ersten Male vorführen. Von einer Lahmbheit war 
nichts mehr zu sehen, nur machte das Pferd mit der rechten 


— 241 — 


Vordergliedmaße kürzere Schritte als mit der linken. 14 Tage 
später wurde das Pferd wieder geritten. Es gebrauchte die rechte 
Vordergliedmaße jetzt vollständig normal. 

Ich habe diese Operation zum zweiten Male ausgeführt, das 
erste Mal bei einem Offizierpferde, welches ebenfalls an chroni- 
scher Schale litt, jedoch mit negativem Erfolge. Der letztere Erfolg 
hat mir Veranlassung gegeben, weitere Versuche mit der Unter- 
bindung der äußeren Digitalarterie bei Pferden zu machen, die an 
chronischen Knochenentzündungen der Zehenglieder leiden. 





Askoli und Legnani: Die Folgen der Exstirpation der Hypo- 
physe. Münch. Medizin. Wochenschrift Nr. 10, 1912. 


Verfasser geben die Ergebnisse ihrer seit drei Jahren vor- 
genommenen Untersuchungen bekannt, die sie nach Abtragen der 
Hypophyse bei Tieren feststellten. Sie haben bei etwa 70 Hunden 
diese Operation entweder auf pharyngealem Wege durch den Keil- 
beinkörper oder auf temporoparietalem Wege vorgenommen. In 
allen Fällen schließt die Operation eine Lebensgefahr ein, nur in 
wenigen Fällen blieb der tödliche Ausgang aus. 

An den in dieser Weise operierten Tieren konnten Verfasser 
folgende Beobachtungen machen: 

i. Das Wachstum der Tiere et eine voll- 
ständige Hemmung. 

Ein junger Hund hatte noch nach vier Monaten dieselbe Größe 
und Statur wie bald nach der Geburt und war nach acht Monaten 
in dem Wachstum so erheblich zurückgeblieben, daß er mit dem 
Kontrolltier desselben Wurfes nicht mehr gleichrassig erschien. 

2. Die Entwieklungsstörung prägt sich auch 
im Skelett aus,die Ossifikationder Knochenist 
verzögertund die Ernährungder Knochenleidet. 

Beim Vergleich der zwei Monate unter den gleichen Verhält- 
nissen gehaltenen Hunde waren die Epiphysenfugen des Metatar- 
sus und des Fersenbeins bei den operierten Tieren vollständig er- 
halten, während sie bei den Kontrolltieren spurlos verschwunden 
waren. Die Knochen der operierten Hunde waren auffallend 
kleiner und schwächer als jene der Kontrolltiere. Besonders fiel 
bei den ersteren die geringe Stärke der substantia compacta und 
die Neigung zu Spontanfrakturen der Knochen auf. 

Die Größenverhältnisse zwischen Diaphysen und Epiphysen 
sind gestört. Erstere sind auffallend schwach und dünn, letztere 
unverhältnismäßig breit und überhängend. Dementsprechend sind 
die operierten Tiere nicht bloß zwerghaft klein, sondern mehr oder 
weniger mißgestaltet, und die schmächtigen Glieder, der lange 
dünne Hals geben dem Tiere bei faßförmigem Brustkorb ein 
plumpes Aussehen. 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 5. Heft. 16 


— 242 — 


3. Die Hypophysenektomiehataußerdem ge- 
wöhnlich eine ausgesprochene Ernährungs- 
störung zur Folge. 

In der Mehrzahl der Fälle trat eine erhebliche Fettanhäufung 
in der Unterhaut ein, die das plumpe Aussehen der Hunde noch 
vermehrte. In einzelnen Fällen dagegen zeigte sich von Anfang an 
eine fortschreitende Unterernährung. 
| 4. Die geschlechtliche Reife wird gehemmt. 

Bei beiden Geschlechtern bewahren äußere wie innere Ge- 
schlechtsteile kindlichen Typus. 

5. In der Milz, Thymusdrüse, Schilddrüse 
und den Nebennieren treten tiefgehende Ver- 
änderungen auf. 

Die Milz wird kleiner, blaß, ist von fibrösem Aussehen und 
homogener Schnittfläche.e Die Thymusdrüse ist fettdurchwuchert, 
verkleinert und bindegewebig entartet. Auch die Schilddrüse ist 
atrophisch und zeigt senile Entartung. Die Nebennieren weisen 
häufig diffuse oder herdförmige, makro- wie mikroskopische 
Blutungen auf, außerdem eine Strukturveränderung der Rinde. 
Die dreizonige Schicht ist zu einer einzigen verschmolzen, deren 
Zellen vergrößert und mit grobtropfigen Fett- und Lipoidkügelchen 
gestaut erscheinen. Die Schädigung bzw. Ausschaltung der Hypo- 
physe hat somit außer den vorerwähnten sinnfälligen Symptomen 
ausgebreitete Veränderungen an dem inneren Sekretionsapparat 
zur Folge. 

Die interessanten Ausführungen werden durch viele instruk- 
tive Abbildungen veranschaulicht. Wöhler. 


Köhler: Der gegenwärtige Stand der Hormonologie. Deutsche 
Militärärztliche Zeitschrift 7. Heft, 41. Jahrgang. 


Die Hormone (deuaw = anregen), chemische Stoffe, sind Pro- 
dukte der inneren Sekretion und dauernd im Kreislauf des Blutes 
vorhanden. Alle haben aufeinander einen gewissen abgestuften 
Einfluß, es besteht also im gesunden Organismus ein Gleichgewicht 
ihrer Hemmung und Antriebe, dessen dauerndes Aufrechterhalten 
zu den subtilsten chemischen Vorgängen des Lebens gehört. 
Scheinbar ganz selbständige Lebens- und Organfunktionen, wie 
Wachstum, Geschlechtsentwicklung, Menstruation u. a. stehen 
unter dem Einfluß dieses normalen „Hormontonus“. Geringe 
Störungen dieses Gleichgewichts haben ganze Gruppenstörungen 
zur Folge, da die einzelnen Hormone bildenden Organe in gegen- 
seitigem Verhältnis der Förderung bzw. Unterstützung oder der 
Hemmung (Antagonismus) stehen. So läßt sich eine große Anzahl 
zum Teil wesentlichster Störungen und Krankheiten des mensch- 
lichen Körpers auf Hormonstörungen zurückführen. Ferner hat 
man erkannt, daß fast alle Organe mit innerer Sekretion in Be- 
ziehungen zum Kohlehydratstoffwechsel stehen. Die Verminde- 
rung eines Hormons hat nun bestimmte Ausfallerscheinungen auf 
der einen Seite und ein Überhandnehmen der normaliter von erste- 


— 243 — 


rem gehemmten Hormone auf der anderen Seite zur Folge. Diese 
Kenntnis ist die Grundlage der modernen ÖOrganotherapie, bei der 
versucht wird, durch Zufuhr der ausfallenden Hormone den nor- 
malen Hormontonus wieder herzustellen. 

Auf die einzelnen Hormone hier näher einzugehen, verbietet 
leider der Mangel an Raum. Diese Andeutungen sollen nur auf 
die hochinteressante Abhandlung hinweisen. Otto. 


Horn und Huber: Untersuchungen über die Verbreitung der 
Typhusbazillen durch Fliegen. Zeitschrift für Infektionskrank- 
heiten der Haustiere, Band 10, Heft 6. 


Horn und Huber beschäftigten sich mit Untersuchungen 
über die Verbreitung der Typhusbazillen durch Fliegen. Sie unter- 
suchten eine große Zahl dieser Insekten, ohne daß es ihnen ge- 
lang, in den Fäces derselben echte Paratyphusbazillen nachzu- 
weisen. Dagegen fanden sie in einer Anzahl von Fällen Bakterien, 
die in der Form den Paratyphusbazillen glichen und bis zu einem 
gewissen Grade auch bei der biologischen und serologischen Unter- 
suchung, so daß sie bei einer weniger eingehenden Prüfung wohl 
mit den echten Paratyphus - B-Bazillen verwechselt werden 
könnten. 

Diese aus den Fliegen gewonnenen Bakterien finden sich auch 
im Darm von Rindern und Pferden. Da nun wiederholt auf EB- 
waren, besonders auf Fleischwaren, Bakterien gefunden wurden, 
die mit den bac. paratyphi B anscheinend übereinstimmten, ohne 
daß die damit behafteten Nahrungsmittel gesundheitsschädlich 
wirkten, so ist es leicht möglich, daß es sich in diesen Fällen nicht 
um echte Paratyphus-B-Bazillen, sondern um die ihnen in hohem 
Maße ähnlichen, aber unschädlichen Bakterien des Pferde- und 
Rinderdarms handelte, die durch Fliegen verbreitet wurden. 

Tröster. 


Bouin: Untersuchungen über das Exterieur der Vorderbeine des 
Pferdes. Revue gen. de méd. vet. 1. 2. 12. 


Bouin kommt auf Grund seiner Messungen zu folgendem 
Ergebnis: - 

1. Das Hufhorn hängt von der Rasse ab. Das Vollblut hat 
einen engeren Huf als das Halbblut. 

2. Die Ungleichheit der Hufe ist sehr häufig beim Vollblut, 
häufig bei Vollblut- und Halbblutkreuzung, ziemlich häufig beim 
Halbblut. 

3. Die Veränderungen des Hufes bestehen hauptsächlich in 
Verlängerung und Verschmälerung; Entfernung der Trachten und 
Kronenumfang verändern sich wenig. 

4. Wesentliche Krankheiten des Hufes und Knochenentzün- 
dungen durch Überanstrengung ziehen Diagonalstellung des Beines 
und Umbildung des Hornschuhes nach sich. 

16° 


— 244 — 


ð. Das Verhältnis von Länge : Breite wird größer bei Hufen, 
welche wesentliche Erkrankungen haben oder gehabt haben. 

6. Die Vererbung der Hufform, der Stellung, und die Ver- 
erbung der Knochenentzündung durch Anstrengung sind nach- 
gewiesen. i Müller. 


Hewlett and Hall: The influence of the culture medium on the 
germination of Anthrax spores. The Journal of Hygiene, 
Vol. 11 Nr. 4. December 1911. 


Die Verfasser stellten fest, daß flüssige Kulturmedien. (Bouil- 
lon) ganz ungeeignet sind, um die Lebensfähigkeit von Anthrax- 
sporen bei Desinfektionsversuchen zu prüfen, während Agar dazu 
wohl geeignet ist, selbst dann, wenn mit dem Sporenmaterial nicht 
unerhebliche Mengen des Desinfektionsmittels übertragen werden. 
Der Grund dieser auffälligen Erscheinung konnte noch nicht er- 
mittelt werden. Tröster. 


Rievel: Der Wert der Guajaktinkturprobe zur Unterscheidung 
roher und erhitzter Milch. Deutsche Tierärztl. Wochenschrift 
Heft 11. 1912. 


Zur Unterscheidung der rohen von gekochter Milch bedient 
man sich der Guajaktinkturprobe. Mischt man 5 cem Milch mit 
0,5 ccm Guajaktinktur, so zeigt rohe Milch eine deutliche Blau- 
färbung, genügend erhitzte oder abgekochte Milch hingegen nicht. 
Die Farbenreaktion beruht darauf, daß die in der Milch enthalte- 
nen Oxydasen bzw. Peroxydasen durch Sauerstoffübertragung die 
im Guajakharz enthaltene Guajakonsäure blau färben. Die Gua- 
jaktinkturprobe ist zuverlässig, wenn die zur Verwendung kom- 
mende Guajaktinktur alt ist (mehrere Tage bis Wochen), die frisch 
bereitete dagegen zeitigt auf bis jetzt nicht aufgeklärte Weise un- 
sichere Resultate. 

Die Molkereibesitzer suchen nun die Guajaktinkturprobe zu 
diskreditieren, indem sie behaupten, daß trotz genügender Er- 
hitzung der Milch öfter bei dieser Probe Blaufärbung eintrete, 
welcher Ansicht auch viele Sachverständige sind. 

So behauptet Tewes in der Hildesheimer Molkereizeitung 
(Nr. 79 v. 7. 1911), daß, wenn der Milch nach dem Erhitzen fremde 
Stoffe oder 15 pCt. Wasser zugesetzt würden, dann die Milch trotz 
genügender Erhitzung mit Guajaktinktur Blaufärbung zeige. Er 
ist der Meinung, daß die Oxydasen nicht präformiert in der Milch 
vorhanden, sondern bei dem Lebensprozesse der Bakterien aus- 
geschiedene Produkte seien, die dureh Kochen ebenso wie durch 
Bakterien zerstört würden. Wenn nun in die gekochte Milch 
frische Bazillen hineingelangen, die die Fähigkeit haben, Oxydasen 
zu bilden, oder derselben Ozon, Wasserstoffsuperoxyd, Mehlstaub 
zugesetzt werden, weleh letzterer leicht in Molkereien, die einen 


>. 


— 245 — 


Schrotgang laufen haben, in die Milch gelangen kann, so soll die 
Guajaktinkturprobe wieder positiv ausfallen. 

Durch die Versuche von Rievel, Gröger und Kühn ist 
nun nachgewiesen, daß Wasserzusatz, Wasserstoffsuperoxyd in 
geringer Menge — 1,5 bis 3 ccm einer 3prozentigen Lösung 
zu 100 cem Rohmilch unterdrückt die Reaktion —, ferner Bakte- 
rien keinen störenden Einfluß auf die Guajaktinkturprobe aus- 
üben. Dagegen hat Weigmann bei Nachprüfung der Tewes- 
schen Gründe festgestellt, daß Futterstaub und wahrscheinlich 
auch Mehlstaub bei 0,1 bis 0,8 pCt. in einer Viertelstunde eine 
Blaufärbung erhitzter Milch bei Anwendung der Tinktur hervor- 
rufen, bei 0,04 pCt. aber erst nach 70 Minuten, also so spät, daß 
sie bei der Prüfung außer acht gelassen werden kann. 

Für die polizeiliche Kontrolle auf erhitzte Milch ist diese Tat- 
sache ohne Bedeutung, denn ein Gramm unlöslicher Substanz in 
einem Liter Milch stellt eine so grobe Verunreinigung dar, daß sie 
einmal sofort erkennbar in die Augen fällt, zum andern ist es 
auch nicht denkbar, daß die Milch beim Überlaufen über den 
Kühler soviel Futterstaub aufnehmen sollte. 

Rievel hält daher die Guajaktinkturprobe auch fernerhin 
für ein brauchbares und zuverlässiges Reagens zur Unterscheidung 
roher und erhitzter Milch und führt alle Fehlresultate auf un- 
genügendes Erhitzen der Milch zurück. Wöhler. 


Veterinärstatistik der russischen Armee für das Jahr 1909. 
Revue mil. vet. 31. 12. 11. 


Die Iststärke betrug 187957 Pferde. 

In Behandlung kamen 71730. Davon geheilt 65595, ge- 
storben 1947, getötet 414, am 31. 12. 09 im Bestand geblieben 1815. 

Es wurden behandelt an Infektionskrankheiten 5803, von 
denen 3974 geheilt wurden; 736 starben oder wurden getötet. Der 
Verlust an Rotz betrug 326 Pferde, an Milzbrand 221 (12 wurden 
geheilt). 

Bei 12883 Pferden der Reserveregimenter und bei 99 Artil- 
lerie-Remonten des Depots Turkestan wurde die Milzbrand- 
Präventivimpfung ausgeführt. - Ein Pferd starb infolge der In- 
jektion. Das Impfmaterial war bezogen von Professor Land, 
Veterinärinstitut zu Kasan. 

An Pleuropneumonia contagiosa erkrankten 1457 mit 159 Ver- 
lusten. In Petersburg erkrankten allein 512 Pferde. 

Wegen Krankheiten des Respirationsapparates wurden behan- 
delt 5472 Pferde; davon geheilt 4908, gestorben 348. 

An Krankheiten des Verdauungsapparates litten 11 871 Pferde; 
davon geheilt 10 912, gestorben 829. 

An Kolik erkrankten 7251, davon starben 501. 

Krankheiten des Bewegungsapparates hatten 10050; davon 
gestorben 19, getötet 5. Müller. 


— 246 — 


Veterinärstatistik der französischen Armee für Heimat, Algerien 
und Tunis für das Jahr 1910. Revue vet. mil. 31. 12. 11. 


Die Zahlen in Klammern ()) sind dem Stat. Vet. Sanit. Ber. für 
die preußische Armee und das 12., 13. und 19. Armeekorps ent- 
nommen. 


Iststärke am 31. 12. 10: 


Frank- Algerien 

reich und Tunis 
Pferde. . . 2. . . . . 115 663 11 279 
Maultiere. . . 2. 2.2. 1.641 2209 
117 304 13 488 


Von den 117 304 Tieren in Frankreich*) (111 267) sind 89 656 
im Krankenstall behandelt worden. Hierzu kommt noch ein Be- 
stand von 3360, im ganzen also 93 016 (58408) Kranke. Davon 
sind: z f 

fo fo 

geheilt. . . . . . 87038 = 93.57 (53 809 = 92,31) der Kranken 
gestorben oder getötet 2 602 = 2,21 ( 1697 = 28) ,„ i 
ausrangiert . . . . 6768 = 5,75( 383 = 0,65) „ Ri 


Am 31.12.10 im Bestand 3376 (1333). 


Außerdem sind noch 147 232 Tiere außerhalb des Kranken- 
stalles behandelt worden (sog. Indisponibles), die weiterhin un- 
berücksichtigt geblieben sind. 

Wegen Rotz wurden 31 (0) Tiere getötet. 

An Druse erkrankten 14 806, davon 8708 Remonten auf den 
Depots. Gestorben oder getötet sind 273, davon 191 Remonten. 
Die Krankheit ist heftiger und häufiger aufgetreten als in allen 
Vorjahren. : Die Ursache hierfür wird im vielen Regen und der 
Feuchtigkeit des Sommers gesucht. 

An Starrkrampf sind 76 (61) Tiere erkrankt und davon 43 
(48) gestorben bzw. getötet. 

Wegen Krankheiten des Verdauungsapparates wurden 11 013 
(7343) Tiere behandelt mit 713 (659) Verlusten. Darunter befinden 
sich 7578 (6557) Koliker, von denen 541 (575) starben. 

Wegen Krankheiten des Atmungsapparates kamen 4233 (1377) 
in Behandlung mit 180 (140) Verlusten. 

An Krankheiten des Bewegungsapparates wurden 14 759 
(18668) Tiere behandelt mit 168 (416) Verlusten. Müller. 


Veterinärstatistik der holländischen Armee für das Jahr 1909. 


Die Iststärke betrug 5598 Pferde, und zwar: 2651 Pferde der 
Kavallerie, 2172 Pferde der Artillerie, 671 Remonten auf den De- 
pots, 104 Pferde der Militärschule. 


*) Algerien und Tunis sind weiterhin nicht berücksichtigt. 


— 247 — 


Behandelt wurden 7071 gleich 126,25 pCt. der Iststärke. Ge- 
sturben sind 59, getötet 52 Pferde. 


Es erkrankten an 


Pferde 

Influenza . . . . 454 5 starben. 
Nasenkatarrh. . . 373 1 gestorben. 
Druse . ...n. 91 3 davon starben 
Kolik. . . . . . 2883 22 davon starben 
Pododermatitis . . 475 
Nageltritt . . . . 73 3 davon getötet. ` 
Fesselverstauchung. 416 
Schulterlahmheit. .. 91 2 davon ausrangiert. 
Sehnenentzündung.. 410 

Rotz ist seit 1894 nicht beobachtet. W. Müller. 


Statistischer Bericht über das Veterinärwesen der englischen 
Armee für 1908 bis 1909. Revue gen. de méd. vet. 1. 1. 1912. 


Iststärke der Heimatsarmee 20 892. Davon sind in Behand- 
lung gewesen 96,41 pCt., gestorben oder getötet 2,23 pCt., ausran- 
giert 3,94 pCt. Das mittlere Alter der englischen Armeepferde be- 
trägt 10 Jahre 1 Monat, in Frankreich 9 Jahre. 

Kolik: 19,43 pCt. aller Koliker erkrankten vor dem Tränken, 
80,57 pCt. nach dem Tränken. Deshalb ist angeordnet, daß die 
Pferde mindestens viermal täglich getränkt werden, statt wie bis- 
her dreimal. Die Pferde der Infanterie haben Selbsttränken und 
erkranken seltener an Kolik. 

In Südafrika hat England 5908 Pferde. Davon sind 106 ge- 
storben, 60 getötet, 316 ausrangiert. 

Von den 1193 Armeemaultieren daselbst sind 19 gestorben, 
16 getötet, 50 ausrangiert. 

Gefüttert wird in der Hauptsache indisches Korn, das viel ver- 
daulicher ist als Hafer, Luzerne und Haferstroh. 

Es gibt in Südafrika fünf Veterinär-Hospitäler. Seit Oktober 
1908 darf den Tieren der Schweif nicht mehr beschnitten werden 
wegen der vielen Fliegen. Rotz wurde in zwei Fällen beobachtet. 

In Ägypten waren 1326 Tiere gleich 160 pCt. der Iststärke in 
Behandlung. 14 Pferde starben. 11 wurden getötet. Viele Pferde 
haben Sommerwunden, deren Zahl sich verringert, seitdem man 
die Wunden unter Verband hält. Müller. 









jia: 


1:1} Tagesgeschichte ||% 


Bes 





Veterinär Peglow f. 


Nach langer, schwerer Krankheit starb am 5. April im Alter 
von 24 Jahren der Königliche Veterinär im 2. Thüringischen Feld- 
artillerie-Regiment Nr. 55, Herr Otto Peglow. Wir betrauern 
in dem so früh Dahingeschiedenen einen lieben Kollegen. Seine 
vornehme Gesinnung sichert ihm ein dauerndes Andenken. 

Im Namen der Veterinäroffiziere XI. Armeekorps. 


Buß, Korpsstabsveterinär u. 'Korpsveterinär. 


Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums der Tierärzt- 
lichen Hochschule zu Berlin. 


Das Rektorat der Hochschule teilt mit: 

Am 20. Juni d. J. kann die Tierärztliche Hochschule auf ein 
25jähriges Bestehen als Hochschule zurückblicken. Dieser Tag 
soll durch eine würdige, seiner Bedeutung entsprechende Feier 
begangen werden, von der sämtlichen Tierärzten und Freunden 
der Hochschule schon jetzt Mitteilung gemacht wird. 

Die Feier wird bestehen in einem Festakt in der Aula der 
Hochschule, einem Festessen und einem Festkommers der Studen- 
tenschaft. Das genaue Festprogramm wird in Kürze mitgeteilt 
werden. 


Anerkennung des Titels Dr. med. vet. in Oldenburg. 


Durch Großherzoglichen Erlaß ist den an den Veterinärmedi- 
zinischen Fakultäten der Universität Bern und Zürich promovier- 
ten Tierärzten, welche vor dem 8. März 1912 im Großherzogtum 
Oldenburg ansässig waren, die Führung des Doktortitels gestattet 
worden. 


Hochschulnachrichten. 


Hannover. Geheimrat Dr. Damman hat sich am 1. April 
von dem Lehrkörper der Tierärztlichen Hochschule, deren Leitung 
32 Jahre in seinen Händen lag, verabschiedet. Auf den Wunsch 
des Landwirtschaftsministers bleibt er weiterhin außerordentliches 
Mitglied des Landesveterinäramtes in Berlin und Veterinärassessor 
beim Medizinalkollegium in Hannover. 

Bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst ist Prof. Dr. Dam- 
man der Charakter als Geheimer Oberregierungsrat mit dem 


— 249 — 


Range der Räte zweiter Klasse verliehen worden. Gleichzeitig hat 
der König von Sachsen ihm das Komthurkreuz zweiter Klasse des 
Albrechts-Ordens verliehen. 

Die Professoren Dr. Hermann Mießner und der bisherige 
Kreistierarzt Dr. Theodor Oppermann sind zu etatsmäßigen 
Professoren an der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover er- 
nannt worden. 

Dresden. Obermedizinalrat Prof. Dr. Edelmann wurde 
zum Geheimen Medizinalrat und Vortragenden Rat im Ministerium 
des Innern ernannt. 





Militärtierärztliche Vereinigung. In der nächsten Versamm- 
lung am 11. M ai, die übrigens die letzte ist, da während des Som- 
mers keine Zusammenkünfte stattfinden, wird K.St.V. Bäch- 
städt über „Praktische Erfahrungen beim Pferdekauf und Ein- 
stellung von Pferden in rationsberechtigte Stellen“ sprechen. 


Der Remonteankauf für 1911. Die Ausgabe an Remonten 
aus den Depots an die preußischen Truppen im Jahre 1911 be- 
trug: 10 302 Remonten. Hiervon entfallen in runden Zahlen auf 
die Kavallerie 6600, Feldartillerie 3300, Fußartillerie 100, Ver- 
kehrstruppen und Train 300 Pferde. Der Ankauf im Laufe des 
Sommers 1911 gestaltete sich folgendermaßen: Auf im ganzen 532 
Remontemärkten sind zusammen 23600 Pferde zum Kauf vor- 
gestellt und rund 10810 gekauft worden, darunter 80 Stück als 
Ersatz für abgegebene Remonten zu Zuchtzwecken. Die meisten 
Remonten stellt nach wie vor Ostpreußen. Hier konnten 6407 Re- 
monten gekauft werden. | 

Gekauft wurden: in Hannover 1194, beiden Mecklenburgs 882, 
Posen 848, Schleswig-Holstein 437, Westpreußen 426, Pommern 
263, Brandenburg 148, Oldenburg 89, Schlesien 80, Rheinland 33 
Remonten. In dem Bereiche der 1. und 2. Ankaufskommission 
deckten auch die bayerische wie sächsische Militärverwaltung 
ihren Bedarf an Remonten, der sich für Bayern auf 850 und für 
Sachsen auf 750 pro Jahr stellt. (Zeitschr. f. Gestütkunde.) 


Approbationen. Im Prüfungsjahr 1910/11 wurden in Deutsch- 
land approbiert: 1048 Ärzte, 281 Tierärzte, 363 Zahnärzte, 598 Apo- 
theker und 88 Nahrungsmittelchemiker. Von den Tierärzten 
wurden approbiert in Preußen 133, Bayern 40, Sachsen 25, Würt- 
temberg 37, Hessen 46. 


Die vorläufigen Ergebnisse der aufserordentlichen Vieh- 
zählung vom 1. Dezember 1911 für den preufsischen Staat. Ver- 
gleicht man zunächst den bei der neuesten Zählung ermittelten 


250 == 


Viehbestand mit dem früherer Jahre, so ergibt sich folgendes. Es 
waren vorhanden: 

Im Jahre Pferde Rinder Schafe Schweine 
1873 (10. Jan.) 2 282 435 8639 514 19 666 794 4 294 926 
1883 5 2 417 367 8 737 641 14 752 328 5819 136 
1892 (1. Dez.) 2 653 661 8 871 521 10 109 594 1725 601 
1897 z 2808 419 10 552 672 ı 858 096 9 390 231 

- 1900 3 2 923 627 10 876 972 7 001 518 10 966 921 
1902 5 2 927 484 10 405 769 5 917 698 12 749 998 
1904 5 2 964 408 11 156 133 5 660 529 12 563 899 
1906 s 3 018 443 11 646 908 5 435 053 15 355 959 
1907 i 3 046 304 12 011 584 5 408 867 15 095 R54 
1908 s 3 062 835 12 089 072 5 260 238 13 422 373 
1909 = 3 077 946 11 763 161 4 975 632 14 162 367 
1910 „ 3 128 535 11 592 521 4 632 069 16 491 559 
1911 3171 369 11 659 217 4 369 376 17 222 677 


33 


Die Pferdezahl zeigt nach dieser Tabelle eine stetige Zunahme. 
Letztere betrug 1902/04 durchschnittlich jährlich 27 012, 1906/07: 
23 861, 1907/08: 16 531, 1908/09: 15 111, 1909/10: 50 589, 1910/11: 
42 834. Es ist auffallend, daß trotz des ständigen Vordringens des 
Automobils gerade in den letzten beiden Jahren eine erhebliche Zu- 
nahme der Pferdezahl eingetreten ist, die sogar annähernd dreimal 
so groß ist, wie in den letzten Jahren vorher. Die Zunahme kommt 
dem platten Lande zugute, da die größeren Städte seit Jahren eine 
rückläufige Bewegung ihres Pferdebestandes zeigen. Dabei ist zu 
bemerken, daß Berlin, welches in den letzten Jahren stets beträcht- 
liche Abnahmen gehabt hat, diesmal genau die gleiche Zahl an 
Pferden aufweist wie im Vorjahr. 

Die Bewegung der Zahl der Rinder ist durch eine größere Un- 
ruhe als bei den Pferden gekennzeichnet. Im allgemeinen ist die 
Entwieklung in den weiter zurückliegenden Jahren günstiger wie 
in den neueren. Im Jahre 1909 trat in der bis dahin steigenden 
Zahl der Rinder eine erhebliche Abnahme ein, der Verlust beträgt 
gegen das Vorjahr 325 911, im folgenden Jahre 170 640 Stück. Das 
letzte Jahr hat trotz der ungünstigen Verhältnisse wieder einen Zu- 
wachs von 76 696 Stück gebracht, der aber nicht annähernd aus- 
reicht, den Verlust der beiden vorhergehenden Jahre einzuholen. 

Die Schafe zeigen einen ständigen Rückgang; vom Jahre 1873 
bis 1911 hat sich die Zahl um 15 297 418 vermindert. 

Bei den Schweinen ist außer den Jahren 1907 und 1908 eine 
ständige Vermehrung eingetreten, die besonders stark in den 
letzten Jahren ist. : Dabei ist bemerkenswert, daß das ungünstige 
Jahr 1911 doch noch eine Zunahme von 731118 Schweinen (4,43 
pCt.) gebracht hat. (Deutsche Landwirtsch. Presse, 367, Heft 22.) 


Ein neues Gärungs-Saccharimeter von Dr. E. Weidenkaff. 
Dr. Weidenkaff hat ein neues Saccharimeter konstruiert, das 
sich ausgezeichnet bewährt haben soll. Der Apparat besteht aus 
einem zweischenkligen Glasgefäß, dessen einer Schenkel birnen- 
förmig gestaltet und mittels Glasstopfens verschließbar ist, wäh- 
rend der andere eine sich nach oben erweiternde, mit einem Ventil 


= Bl — 


abschließende, zylindrische Röhre darstellt, auf der eine Prozent- 
skala eingeätzt ist, deren einzelne Markierungen !/,, bzw. !/., pCt. 
angeben und bis 10 pCt. reichen. Ein vernickelter, mit Blei aus- 
gegossener Metallfuß trägt den Glasapparat. Dem Instrument sind 
beigegeben eine Metallklammer zum Festhalten des Stopfens, eine 
geeichte Pipette zum Abmessen des Harnes usw., eine Flasche mit 
dem erforderlichen Quecksilber, eine Dose Hahnfett und 20 Ana- 
lysengläschen. Eine beigegebene ausführliche Gebrauchsanwei- 
sung erläutert die Anwendung des Saccharimeters. Derselbe ist 
zu beziehen durch alle Instrumentenfirmen sowie direkt von Dr. 
E. Weidenkaff, München, Klugstraße 39. 


Filmaronöl als Bandwurmmittel.e. Nach Prof. A. Jaquet 
in Basel ist Filmaronöl (1 Teil Filmaron in 9 Teilen Rizinusöl) ein 
vorzügliches Anthelminticum. Seine Wirkung ist zehnmal so stark 
als bester Filixextrakt, sie ist konstant, während die Extrakte in 
der Wirkung sehr variieren. Prof. Jaquet bedauert, daß Filmaronöl 
nicht offizinell ist. Filmaron ist der wirksame Bestandteil des Farn- 
extraktes und stellt ein bräunliches Pulver dar, das unlöslich in 
Wasser, schwer löslich in Alkohol und löslich in fetten Ölen ist. 
In der Veterinärmedizin ist dasselbe bisher nur wenig zur Anwen- 
dung gekommen, aber bei Hunden je nach Größe in Dosis 0,2 bis 
1,0 g mit einer entsprechenden Menge Rizinusöl versucht worden. 


In der Kaiserlichen Biologischen Anstalt werden von dem 
Vorsteher des Bakteriologischen Laboratoriums, Regierungsrat 
Dr. Maaßen, in diesem Jahre wiederum zur Ausbildung von 
Sachverständigen für Bienenkrankheiten zweiwöchige, gebühren- 
freie bakteriologische Lehrkurse über die Infektionskrank- 
heiten der Bienen abgehalten, an denen Naturwissenschaft- 
ler, Humanmediziner, Veterinärmediziner, Nahrungsmittelchemi- 
ker, Lehrer usw. teilnehmen können, die in der Bienenwirtschaft 
erfahren sind. 

Der erste Kursus findet vom 29. April bis 11. Mai statt. Nach 
Bedarf werden weitere Lehrkurse eingerichtet. Vorgesehen sind 
zunächst Kurse vom 13. bis 25. Mai, 3. bis 15. Juni, 24. Juni bis 
6. Juli, 5. bis 17. August, 26. August bis 7. September und 16. bis 
28. September. l | 

Jeder Teilnehmer hat sich sein Mikroskop selbst zu stellen. 
Die Firmen E. Leitzund KarlZeißin Berlin haben sich bereit 
erklärt, für die Kurse geeignete Mikroskope gegen eine Leihgebühr 
von 5 Mk. abzugeben. Alle anderen Instrumente usw. werden von 
der Biologischen Anstalt unentgeltlich geliefert. 

Wegen der beschränkten Zahl der Arbeitsplätze können zu 
jedem Kursus nicht mehr als 10 Teilnehmer einberufen werden. 
Die Anmeldungen sind möglichst frühzeitig an den Direktor der 
Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in 
Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 19, zu richten. 


Behandlung des Petechialfiebers mit Atoxyl. Ein russischer 
Tierarzt hat mit dieser Behandlung gute Erfolge erzielt. Nach der 
Atoxylanwendung schreitet die Krankheit nicht mehr vorwärts. 


— 252 — 


Es tritt weder Hautgangrän noch Darmaffektion ein. Das Fieber 
schwindet schnell, worauf Appetit und Allgemeinbefinden sieh 
bessern. (Österreichische Wochenschrift für Tierheilkunde, Nr. 9 
1912.) 


Deutschlands Ein- und Ausfuhr an Pferden im Jahre 1911. 
Auf Grund der monatlichen Nachweisungen über den auswärtigen 
Handel Deutschlands ergibt sich folgende Gestaltung der Ein- und 
` Ausfuhr an Pferden im Jahre 1911. Es wurden eingeführt: 





geren 
1911 1910 
Arbeitspferde, leichte, Stuten. . 14 254 — 443 
Arbeitspferde, leichte, Hengste, Wallache 38 478 — 1285 
Arbeitspferde, schwere, Stuten . . 23 933 + W 
Arbeitspferde, schwere, ARE Wallache 36 031 + 855 
Zuchthengste, leichte . . 117 + 16 
Zuchthengste, schwere . . Tee 228 + 4 
Kutsch-, Reit-, Rennpferde usw. o. 6 120 — 546 
Schlachtpferde . ; PEE AE — — 
Pferde unter 1,40 m Stocknaß . . . . 18 229 — 3980 
Absatzfohlen . . 2 2 2 2 2 20. 4 861 — 1114 
Saugfohlen . . 2. 2 2 on nn nen 404 + 4 
142 645 — 6449 


Der Wert der Einfuhr an Pferden nach der vorläufigen 
Schätzung betrug 107 315 000 Mk. Die Einfuhr, die in den beiden 
Vorjahren bedeutend zugenommen hatte, ist im Jahre 1911 wieder 
zurückgegangen. Dieser Rückgang von 6449 Stück erstreckt sich 
auf leichte Arbeitspferde, Luxuspferde, Pferde unter 1,40 m Stock- 
maß und Absatzfohlen, während die Einfuhr an schweren Arbeits- 
pferden (hauptsächlich aus Dänemark — 2010 Stück) und Zucht- 
hengsten noch etwas gestiegen ist. Abgenommen hat die Einfuhr 
aus Belgien (um 2933), den Niederlanden (um 563), Österreich- 
Ungarn (um 2625), Rußland (um 3965); dagegen hat sie zugenom- 
men aus Dänemark (um 2248), Frankreich (um 525), Großbritan- 
nien (um 119), Schweden (um 437). Es wurden ausgeführt: 


gegen 
1911 1910 
Arbeitspferde, leichte, Stuten. . ; 171 — 8 
Arbeitspferde, leie hte, Hengste, W allache . 176 — 58 
Arbeitspferde, schwere, Stuten . . 193 — 1% 
Arbeitspferde, schwere. Hengste, W allache . 246 — 
Zuchthengste, leichte . 2. 2 2 2 2 00.. 62 —- 31 
Zue hthengste, schwere . . . ge Aa R Dt -H 23 
Kutsch-, Reit-, Rennpferde usw. . . .. 1012 + 142 
Sehlac htpferde . pad Er D715 + 802 
Pferde unter 1,40 m Stoekmaß . 2 2. 105 + 9 
Absatzfohħlen a aan 185 — 9 
Saugfohlen . . . 20a a e nn ] — 27 
7940 + 824 


Der Wert der ausgeführten Pferde nach der vorläufigen 
Schätzung betrug 2 695 000 Mk. Die Ausfuhr hat um 10,4 pCt. in 
der Stückzahl zugenommen, während der Wert nur um etwa 6 pCt. 


—, 253 — 


gestiegen ist, was in der Hauptsache darauf zurückzuführen ist, 
daß an der Mehrausfuhr von 824 Stück die Schlachtpferde allein 
sehon mit 802 Stück beteiligt sind. Der Wert der Einfuhr mit 
107 315 000 Mk. ist um 2103000 Mk. geringer als der endgültig 
festgesetzte Wert der Einfuhr des Jahres 1910. Der Wert der Aus- 
fuhr steht mit 2 695 000 Mk. um 160 000 Mk. höher als im Vorjahr. 
Der Einfuhrüberschuß beziffert sich danach für 1911 nach der vor- 
läufigen Wertberechnung auf 104 620 000 Mk. (Zeitschr. f. Pferde- 
kunde und Pferdezucht.) 


Ein neues Laryngoskop. Nachdem das im Jahre 1888 kon- 
struierte Schindelka - Polanskysche Laryngoskop wegen der 
Stärke seines Führungsrohres und des dadurch bedingten schwie- 
rigen Einführens in den Nasenraum keinen Anklang gefunden 
hat, ist von der Firma Josef Leiter, Wien IX, Mariannen- 
straße, nach den Angaben von Dr. Faramitti neuerdings ein 
Instrument konstruiert worden, das sich bei den Versuchen glän- 
zend bewährt haben soll. Das neue Laryngoskop wird von der 
Firma in einem handlichen Holzetui (64x9X5) geliefert, welches 
das Laryngoskop selbst, ein Führungsrohr, ein Leitungskabel und 
zwei Reservelampen enthält. Es wird mit zweierlei Optik ge- 
liefert, mit einer, die nur für Untersuchungen allein oder mit einer 
Optik, die auch für photographische Zwecke bestimmt ist. 

Das neue Instrument besitzt kalte Metallfadenlampen mit 
großer Leuchtkraft. Als Batterien kommen dreizellige Tracken- 
elemente zur Verwendung, die so kompendiös sind, daß sie 
(11,5x10X4) eventuell in die Tasche gesteckt werden können. Das 
Instrument liefert ein deutliches aufrechtes Bild. Seine Anwen- 
dung ist einfach, schnell sowie gefahrlos, und die Tiere lassen sich 
die Einführung des Instrumentes meist ohne alle Zwangsmaß- 
regeln gefallen. 

Es lassen sich mit demselben alle Veränderungen im Rachen- 
raum, speziell auch die so häufige Hemiplegia laryngis deutlich er- 
kennen. Das Instrument kann auch nach entsprechenden Abän- 
derungen als Cystoskop zur Besichtigung des Blaseninneren bei 
Stuten benutzt werden. 

Bei Verwendung einer von der Firma Leiter eigens hierzu 
konstruierten photographischen Kamera, welche an dem Instru- 
ment aufgeschraubt wird, ist man imstande, Aufnahmen von der 
Rachenhöhle und dem Blaseninneren zu machen. (Zeitschrift für 
Tiermedizin XVI. Band, Heft 2.) 


Hydrargyrum oxycyanatum, ein gutes Desinfektionsmittel. 
Zur Desinfektion an Stelle von Sublimat nimmt man neuerdings 
vielfach eine Lösung von 1 Teil Hydrargyrum oxycyanatum auf 
1000 Teile Wasser. Die desinfizierende Wirkung kommt der des 
Sublimat gleich, jedoch werden Hände und Instrumente nicht an- 
gegriffen. Die Firma Guthmann in Dresden-Neustadt fertigt 
auch eine Oxyeyanidseife, enthaltend 1% Hydrarg. oxy- 
cyanat, 86 bis 87 % neutrale Kali-Natronseife, 4% überschüssige 
Fettsäure und 8 bis 9% Wasser. 





Johnes Trichinenschauer, Leitfaden für den Unterricht in der 
Triehinenschau und für die mit der Kontrolle und Nachprüfung 
der Trichinenschauer beauftragten Veterinärbeamten, neubear- 
beitet von Dr. Richard Edelmann, Obermedizinalrat, Königl. 
Landestierarzt, ordentl. Honorarprofessor an der Königl. Tier- 
ärztl. Hochschule zu Dresden. 11. Auflage. Verlag von Paul 
Parey, Berlin. Preis 3,75 Mk. 


Verfasser hat den altbewährten Leitfaden, den „Trichinenschauer von 
Professor Johne", welcher in 20 Jahren zehn Auflagen erlebt und damit seine 
jrauchbarkeit und Zweckmäßigkeit vollauf bewiesen hat, unter Beibehaltung 
der Einteilung und Einrichtung des Buches neu bearbeitet. In dem Werke 
sind die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung und praktischen 
Erfahrung auf dem Gebiete der Triehinen- und Finnenschau berücksichtigt. 
Unter Ausmerzung aller überholten Tatsachen und Beseitigung von sonstigem 
nicht unbedingt notwendigem Inhalt sowie einzelner entbehrlicher Abbildungen 
ist das Buch auf seinen ursprünglichen Umfang zurückgeführt, ein Umstand, 
der den Wert des Buches wesentlich erhöht. Das Werk ist in den beteiligten 
Kreisen einer guten Aufnahme sicher. Wöhler. 


Handbuch der Serumtherapie und Serumdiagnostik in der Ve- 
terinärmedizin. Unter Mitwirkung zahlreicher Autoren her- 
ausgegeben von Prof. Dr. M. Klimmer und Dr. A. Wolff- 
Eisner. Verlag Dr. Werner Klinkhardt, Leipzig. Preis geh. 
18 Mk. geb. 20 Mk. 


Das 495 Seiten umfassende Werk stellt infolge der Zusammenarbeit der 
beiden Herausgeber gleichzeitig den zweiten Band des günstig beurteilten 
Handbuches der Serumtherapie in der Humanmedizin, herausgegeben von 
Dr. Wolft-Eisner, und die s. Zt. angekündigte Fortsetzung der Klimmerschen 
Veterinärhygiene dar. Da in der Veterinärmedizin ein dringendes Bedürfnis 
nach einem derartigen für die Praxis wirklich brauchbaren Nachschlagewerk 
vorlag, so werden die praktischen Tierärzte das Erscheinen dieses Handbuches 
besonders freudig begrüßen. Ist doch der Praktiker durch dieses Werk in die 
Lage versetzt, sich über alle Fragen und die Fortschritte der biologischen 
Diagnostik und Therapie schnell und objektiv zu informieren. Dafür 
bieten die Namen der 17 Mitarbeiter — Human- und Veterinärmediziner — 
volle Gewähr. Die am Schlusse eines jeden Abschnittes befindliche Zu- 
sammenstellunge der vorhandenen Literatur wird besonders dem auf dem 
Immunitätsgebiet wissenschaftlich arbeitenden Mediziner willkommen sein. 

Otto. 


Riedels Berichte — Riedels Mentor 1912. 


Riedels Berichte bringen wie im Vorjahre im ersten Teil wiederum aus- 
gewählte Arbeiten aus den wissenschaftlichen Laboratorien der chemischen 
Fabrik der Firma J. D. Riedel A. G.. Berlin, von denen besonders hervor- 
gehoben zu werden verdienen: „Zur Kenntnis des Eigelblezithins“, „Unter- 
suchung vegetabilischer Drogen mit Berücksichtigung des D. A. B. 5. Ausgabe“ 
und „Einige Bemerkungen zum neuen deutschen Arzneibuch“. Der zweite 
Teil der Berichte nimmt den breitesten Raum ein und gibt eine Übersicht 


250, = 


über die wichtigsten pharmako-therapeutischen Arbeiten des Jahres 1911. 
Im dritten Teil, dem eigentlichen Mentor, werden die Zusammensetzung, 
Eigenschaften und Anwendung neuerer Arzneimittel, Spezialitäten und tech- 
nischer Produkte kurz und prägnant besprochen, im vierten Abschnitt die 
Riedelschen Sonderpräparate. Die 217 Seiten umfassenden Berichte geben 
erschöpfende Auskunft über die neuesten Arzneimittel und Spezialitäten und 
sind vor allem vorzüglich geeignet, den vielbeschäftigten Praktiker schnell 
und gut über diese zu orientieren. Auf Wunsch werden die Berichte den 
Interessenten kostenlos zugeschickt. Wöhler. 


Lehrbuch der Protozoenkunde. Eine Darstellung der Naturge- 
schichte der Protozoen mit besonderer Berücksichtigung der 
parasitischen und pathogenen Formen von Dr. F. Doflein, 
a. 0. Professer der Geologie an der Universität München. Dritte 
stark vermehrte Auflage. Mit 951 Abbildungen im Text. Ver- 
lag von Gustav Fischer, Jena 1911. Preis 26,50 Mk., geb. 29 Mk. 


Das ausgezeichnete inhaltsreiche Werk Dofleins liegt nunmehr in der 
dritten Auflage vor. Es läßt eine vieljährige, mühevolle Arbeit erkennen und 
umfaßt das Gesamtgebiet der Protozoenkunde Auf diesem Spezialgebiete 
gilt es zurzeit wohl mit Recht als das vollständigste Werk. In der neuen 
Auflage ist in dem allgemcinen Teile freudig zu begrüßen, daß die jüngsten 
Arbeiten des bekannten Protozcologen Hartmann und seiner Schüler berück- 
sichtiet worden sind. Der zweite Teil handelt von der speziellen Natur- 
geschichte der Protozoen. Besonderes Interesse verdienen hier die neueren 
Forschungsergebnisse über den Parasitismus und die pathogene Bedeutung 
der Spirochäten, der verschiedenen Trypanosomen, des Kala-Azar, der Babesien 
und mancher Amöben. Wir finden so z. B. in dem Anhang über die Babesien 
eine genaue Beschreibung des Entwicklungsganges des Erregers des Ostküsten- 
tiebers (Theileria parva) nebst vorzüglichen Abbildungen, die zum Teil nach 
Präparaten von Dr. Theiler angefertigt, zum Teil der Arbeit Gonders ent- 
nommen sind. Obgleich das schöne Werk wohl in erster Linie für Geologen 
wcschrieben ist, wird es aber auch für Tierärzte, besonders für die Kolonial- 
tierärzte, die sich mit der Naturgeschichte des Protozoen befassen, ein un- 
entbehrlicher Ratgeber sein. Dr. Reinecke. 


=] Personalnachrichten 


Preufsen. Beförderungen. Zum St.V.: Meyrowitz, O.V. 
beim K.R. 7; zu O.V.: die V. Hancke beim K.R. 3, Meyer beim 
Fa. 39; zu V.: die U.V. Glamser beim H.R. 7, Eckardt bei der 
M.V.A., dieser unter Vers. zum 1. L.H.R., Drofs bei der M.V.A,, 
unter Vers. zum D.R. 14. — Versetzt. Die St.V.: Vomberg beim 
D.R. 14, zum D.R. 9, Proelfs beim Fa. 56, zum K.R. 2; die O.V.: 
Eschrich beim D.R. 9, zum D.R. 8, Dr. Eckert beim U.R. 1, zum 
Fußa. 15, Balzer beim 1. L.H.R,, zum Fa. 56; Dr. v. Böhm, V. 
beim D.R. 8, zum U.R. 1. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pens. 
bew.: Grötz, St.V. beim H.R. 7, m. d. Erl. zum Tragen s. bish. 
Uniform, Iwitzki, O.V. beim Fa. 15, Hoppe, O.V. in der Schutz- 
truppe für Südwestafrika. — Beurlaubtenstand. Zum Q.V. 





— 256 — 


wird befördert: der V. Dr. Maafs der Res. (I Hessen); zu V. werden 
befördert: die U.V. der Res. Franzen (Aachen), Weis (Karlsruhe), 
Dr. Fürstenau (Münster), Burkhard (Offenburg), Traut (Rastatt), 
Weinberg (Swinemünde). Angestellt werden: Memmen, St.V. der 
Landw. a. D. (Ruppin), zuletzt der Landw. 1. Aufg. (Ruppin), als 
St.V. mit seinem Patent vom 16. 6. 1911 bei der Landw. 1. Aufg.; 
Michalski, char. St.V. a. D. (Magdeburg), zuletzt O.V. beim K.R. 3, 
als St.V. mit einem Patent vom 4. 6. 1902 bei der Landw. 1. Aufg.: 
Mann, O.V. a. D. (Weißenfels), zuletzt beim D.R. 20, als O.V. mit 
einem Patent vom 20.9. 1900 bei der Landw. 1. Aufg. Der Ab- 
schied wird bew.: dem St.V. Just der Landw. 2. Aufg. (Siegburg); 
den O.V. Reimer der Landw. 1. Aufg. (I Altona), Baumeier desgl. 
(Halle a. S.), Friedrich der Landw. 2. Aufg. (Hersfeld). 


Bayern. K.St.V. Prechtel, K.V. des II. A.K., m. d. gesetzl. 
Pension u. d. Erl. zum Forttragen der bisherigen Uniform zur 
Disp. gestellt. Ernannt zum K.V. des II. A.K. den O.St.V. Fort- 
huber, Regts.V. des 3. Fa, zum Regts.V. im 3. Fa. den St.V. 
Dr. Maier, Assist. der Milit. Lehrschmiede; zum Abteil.V. der 
Besp.A. des Telegr.Batls. den St.V. Reiseneder des 1. Train-Batls. 
— Versetzt: Die O.V. Lindner vom Rem.Dep. Fürstenfeldbruck 
zum 1. Train-B, Klingler vom 8. Fa. zum 2. Train-B. mit 
dem Standorte Germersheim, Magerl vom 5. Chev.R. zum Rem.Dep. 
Fürstenfeldbruck, Dietsch vom 2. Chev.R. zum Rem.Dep. Schwaig- 
anger und Dörfler vom 2. Train-B. als Assist. zur Milit. Lehr- 
schmiede. 


Sachsen. Schindler, O.V. beim 6. Fa. 68, zum 1. Fa. 12, 
Standort Königsbrück, versetzt. 

Württemberg. Der Abschied bew.: Borger (Stuttgart), St.V. 
der Landw. 1. Aufg., Metzger (Calw), Hägele (Heilbronn), St.V. 
der Landw. 2, Aufg. 





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Paul Tetzner in Berlin. 


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Margarete, geb. Schröter in Königsberg. — Herr Oberveterinär 
Schober und Frau Erna, geb. Hörner in Berlin. — Herr Korps-, 
stabsveterinär Josef Wilden und Frau Anna, verw. Krings, geb 
Hendrichs in SUN i. Elsaß. 


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Berlin SW 63, Kochstraße 68—71. 


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liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u.Elasti- 
zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 
SA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
= die Prellung.“ 

une Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
$a bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u.Zwang- 
huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
gallen, Hornspalten usw. 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt, 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
hindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigr ößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


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Der Erfolg der Vasogen-Präparate 


in der humanen wie in der Tiermedizin (über 100 Originalarbeiten 
erster Autoritäten) hatte die Entstehung zahlreicher 


minderwertiger Nachahmungen 


von inkonstanter Zusammensetzung zur Folge. Diese können natur- 
gemäfs billiger hergestellt und verkauft werden, aber bei ihrer An- 
wendung läuft man Gefahr, unerwünschte Wirkungen zu erzielen. 

Es empfiehlt sich daher, nach wie vor Vasogen-Präparate zu 
verordnen, und zwar ausdrücklich in 


Originalpackung: 30 gr. Mk. 1.—, 100 gr. Mk. 2,50 
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Gedruckt in der Kgl. Hofbuchdruckerei von E.S.Mittler&Sohn j Berlin SW68, Kochstr. 68-71 i 


Hierzu 4 Beilagen. SS 


%4. Jahrg. Juni 1912. 6. Heft. 


a aia 


ZEITSCHRIFT FÜR 


VETERINÄRKUNDE 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE 
ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 





















Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 
z: der Militär-Lehrschmiede Berlin R | 


Redigiert von Korpsstabsveterinär 


Wöhler i 
Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 





Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 


Inhaltsangabe, Seite 


Studien über die ie des Pierdes. Von Oberveterinär 
Borcherdt . . . oaie aa a a AoT 
Mitteilungen aus der Arnee k rå . 273—289 
Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandiang: Von Stabs- 
veterinär Rips. — Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit einer 
hochgradigen Brustseucheerkrankung. Von Oberveterinär Kegler. 
— Nabelbruchoperationen. Von Oberveterinär Trams. — Zur Be- 
handlung des Schweißekzems (Hitzpocken) des. Pferdes. Von Korps- 
stabsveterinär Bächstädt. — Perforation der Scheide und des Mast- 
darms einer Stute bei der Geburt. Von Oberveterinär Jerke. — 
Erfahrungen mit Biebricher Scharlachrot-Salbee Von Stabsveterinär 
Löb. — Ein Fall von Kieferbruch. Von Stabsveterinär Bauer. — 
Erfahrungen bei Anwendung von Wasser der Ludwigsburger Heil- 
quelle bei Hoheneck (Hohenecker Wasser). Von Oberveterinär 
Dr. Jahn. — Starrkrampf beim Hund. Von Oberveterinär Eschrich. 


Referate . . . . 289—292 
Schlampp: Über Adrenalin-Therapie bei: Morbus macılasus des 
Pferdes. Münchener Tierärztl. Wochenschr. 1911. — Smirnoff: Die 


Anwendung - des Salvarsans bei Febris recurreos. Aus der Febris 
recurreos- Abteilung des Städtischen Basmannschen Hospitals in 
Moskau. Deutsche Medizinische Wochenschrift Nr. 16, 1912. — 
Schreiber: Über Neosalvarsan. Münchener Medizin. Wochenschrift 
' Heft 17, 1912. — Weber: Die Guajakringprobe. Zeitschrift für Tier- 
medizin, 16. Band Heft 4, 1912. 


Tagesgeschichte . . . . . eon ee ee ae war 202-5204 
Amtliche Verordnungen . . . >: : Coon nen 294 
Verschiedene en ee ee ie Ace, 204300: 
Bücherschau . . . . ee ee ce. a 
Perssonalnachrichten . . . . . : om nn nn... 303 -304 
Familiennachrichten. . . . 2 ln 304 


Ausgegeben am 4. Juni 1912. 


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sind an die Verlagshandlung, Berlin SW es, Kochstrafse 68—71, einzusenden. 


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24. Jahrg. Juni 1912. 6. Heit. 


Zeitschrift u Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Studien über die Sprungbewegung des Pierdes. 


Von Oberveterinär Borcherdt. 


Einleitung. 

Beobachtungen über die Bewegungen der Tiere sind seit alters 
her gemacht worden, und namentlich war es das Pferd, das infolge 
seiner Dienstbarmachung zu verschiedenen Arbeitsleistungen als 
das edelste und vornehmste Geschöpf unter den Tieren stets ge- 
golten hat, dessen Bewegungen am meisten studiert sind. 

Gerade die Reitkunst, die schon bei den Völkern des Altertums 
in hoher Blüte stand, veranlaßte die Menschen zur genaueren Be- 
obachtung der Bewegungen des Pferdes. So finden wir in 
Bildhauerei und Malerei die getreue Wiedergabe der gemachten 
Beobachtungen aus jenen Zeiten. Auf Gemälden und Denk- 
mälern sind Pferde in allen möglichen Gangarten und Be- 
wegungsphasen dargestellt, und alle Wiedergaben, von welchem 
Volke sie auch stammen mögen, geben die Bewegungen überein- 
stimmend wieder. Alle hatten die gleichen Beobachtungen ge- 
macht und sie bildlich fixiert. Und doch hat es sich herausgestellt, 
daß alle diese Beobachtungen, sei es der Ägypter, sei es der Grie- 
chen usw. falsch sind. Jahrtausende haben sich die Menschen täu- 
schen lassen, d. h. sie haben schon Beobachtetes als Tatsache hin- 
genommen und selber nicht weiter beobachtet (Schwyterb)). 
So haben sich diese Irrtümer von Generation zu Generation fort- 
gepflanzt bis in die Neuzeit. Wie viele noch im letzten Jahrhundert 
errichtete Denkmäler stellen nicht ein Pferd oder ein Stück Wild 
in falscher Stellung dar. Die Momentphotographie hat alle diese 
von Künstleraugen, Malern oder Bildhauern, gemachten Wahr- 
nehmungen als vollständig falsch hingestellt. Bereits Borel- 
lius?) und später Marey°) erkannten, daß die Wiedergabe der 
Bewegungen der Tiere nicht korrekt war, und daß die alleinige 
Beobachtung der Bewegung der Gliedmaßen durch die Augen leicht 
Irrtümer im Gefolge hatte. Marey +) konstruierte einen Apparat, 
mittels dessen die Bewegungen der einzelnen Gliedmaßen auf einer 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 6. Heft. 17 


— 258 — 


Registriertrommel in Gestalt von Kurven aufgezeichnet wurden, 
und der dann das Ablesen leicht ermöglichte. Jedoch stellte diese 
Art der Wiedergabe nur die Reihenfolge der einzelnen Gliedmaßen 
bei den verschiedenen Bewegungen dar. Auch aus den Hufspuren, 
wobei die Hufe mit vier verschieden geformten Eisen beschlagen 
wurden, beurteilte man ‘die Gangart des betreffenden Tieres. 
Schließlich wurden auch die Wahrnehmungen mit dem Gehör unter 
Berücksichtigung der Aufeinanderfolge der einzelnen Hufschläge 
zur Beobachtung herangezogen. Man befestigte zu diesem Zweck 
Schellen von verschiedenem Klang an den vier Beinen und hatte so 
neben der Beobachtung mit den Augen die Unterstützung durch 
den Gehörssinn. Diese beiden letzten Methoden sind hingegen nur 
subjektive Beobachtungen und stehen hinter der chronographi- 
schen Methode von Marey zurück. : Aber auch diese wiederum ist 
nicht von gleichem Werte wie die Art, die Bewegungen photogra- 
phisch zu fixieren. So fertigte Muybridge’) in Philadelphia 
im Auftrage der Universität die ersten Momentphotographien von 
Menschen und Tieren in der Bewegung in rasch aufeinanderfolgen- 
den Serien an. Die äußerst reichhaltige Sammlung, die aus meh- 
reren Bänden besteht, ist ein sehr wertvolles Material für exakte 
Untersuchungen. Muybridge benutzte nämlich als Hinter- 
grund für seine photographischen Aufnahmen eine durch Linien 
in halbe Quadratmeter eingeteilte Wand, und diese weist wiederum 
eine weitere Teilung in 10 qcm auf. Längs dieser ließ er die zu 
photographierenden Bewegungen ausführen, so daß man durch 
Messungen die Veränderungen in der Haltung des Körpers bei der 
Bewegung genau abmessen kann. 

Gleichzeitig mit Muybridge machte in Deutschland Oto- 
mar Anschütz!) photographische Serien von Momentauf- 
nahmen der Bewegungen von Tieren. Diese Wiedergaben sind 
auch sehr exakt und haben nur vor den Muybridgeschen Bil- 
dern den Nachteil, daß man die Entfernungen nicht ohne weiteres 
ablesen kann, sondern dieselben erst an der Hand von feststehen- 
den Größenmaßen ausrechnen muß. 

Beide Männer haben sich durch ihre Arbeiten um die Wissen- 
schaft ein großes Verdienst erworben. 


- Schwerpunkt. 

Der Sprung stellt eine Bewegungsform dar, bei welcher der 
Körper durch die Triebkraft der beiden Hintergliedmaßen nach 
vorwärts in die Luft geworfen wird und dann wieder eine Unter- 
stützung durch die vier Beine erhält. 

Die Bewegung eines Körpers von rein physikalischem Ge- 
sichtspunkte ist im wesentlichen eine Bewegung seines Schwer- 
punktes. Als solchen bezeichnet man denjenigen Punkt, in welchem 
man das Gewicht sämtlicher materieller Teilchen eines Körpers 


== 259 = 


vereinigt denken kann, so daß bei Unterstützung dieses Punktes 
der Körper selbst unterstützt ist und ruht. Um diesen Punkt ist 
die Masse des Körpers so verteilt, daß alle seine Teile ringsherum 
im Gleichgewicht sind, daher sieht man ihn auch als „Mittelpunkt 
der Masse“ an. Eine ausreichende Unterstützung des Schwer- 
punktes ist nur dann vorhanden, wenn derselbe innerhalb der 
Unterstützungsfläche des betreffenden Körpers oder in einem 
Punkte senkrecht über derselben liegt. Diese Unterstützungsfläche 
wird beim stehenden Pferde durch die äußeren Verbindungslinien 
der Berührungspunkte der vier stützenden Gliedmaßen mit dem 
Erdboden begrenzt. | 


Natürliches und künstlich hergestelltes Gleichgewicht des 
Pferdekörpers. 

Die Lage des Schwerpunktes im stehenden Pferdekörper wird 
nach Collin’) gewonnen in dem Schnittpunkte folgender drei 
Ebenen: der hinter dem Schaufelknorpel des Brustbeins gelegenen 
Frontalebene, der durch das zweite Drittel des sterno-vertebralen 
Durchmessers gehenden Horizontalebene und der Medianebene. Am 
ruhig stehenden Pferde ist er im Brustraum etwa eine Spanne breit 
über dem Schaufelknorpel gelegen; seine Lage ist jedoch keine ab- 
solut fixe, sondern infolge der unwillkürlichen Bewegungen beim 
Atmen eine ständig wechselnde. Überhaupt sind die baulichen 
Verhältnisse des Rumpfes, die Entwicklung der einzelnen Körper- 
teile sowie ihre Proportionalität zueinander mitbestimmend für die 
Lage des Schwerpunktes. Jedenfalls sehen wir, daß der Schwer- 
punkt unter normalen Verhältnissen der Vorhand bedeutend näher 
liegt als der Hinterhand. 

Die Unterstützungsfläche des Pferdekörpers hat die Form 
eines Rechtecks. Zieht man in demselben die Diagonalen, so fällt 
der Schwerpunkt beim stehenden Pferde stets vor den Schnitt- 
punkt derselben, also kopfwärts. Ist der Körper in diesem Punkte 
senkrecht unterstützt, so befindet er sich im Gleichgewicht. Es 
würde also schon eine einzige Säule genügen, um den Körper im 
Gleichgewicht zu erhalten. Die vier Gliedmaßen tragen den Körper 
im stabilen Gleichgewicht, da das Lot vom Schwerpunkt innerhalb 
der Unterstützungsfläche liegt. 

Durch Wägeversuche von Morris und Baucher?) ist fest- 
gestellt worden, inwieweit die Vorhand mehr belastet ist wie die 
Hinterhand. Es ruhten bei normaler Körperhaltung von dem Ge- 
samtkörpergewicht 5/, auf der Vorhand und */, auf der Hinter- 
hand. Eine Verringerung dieser Mehrbelastung der Vorhand trat 
ein, wenn das betreffende Pferd mehr beigezäumt oder sein Hals 
und Kopf mehr aufgerichtet wurden. Dagegen wurde bei gesenkter 
Kopfhaltung das Belastungsverhältnis für die Vorhand noch un- 
günstiger. 


17* 


— 260 — 


Reinicke) erklärt sich diese Gewichtabnahme an der Vor- 
hand bei starker „Aufrichtung und Beizäumung“ dadurch, daß 
durch das Hochheben und Zurücknehmen von Kopf und Hals und 
das damit verbundene Näherrücken zum Schwerpunkt der vorher 
im Gleichgewicht befindliche Körper in der Hinterhand das Über- 
gewicht erlangen muß. Er konstruierte zu diesem Vergleich einen 
gleicharmigen Hebel aus Holz, dessen Drehpunkt der Lage des 
Schwerpunktes beim Pferd entspricht, und dessen einer Hebelarm 
den Rumpf und die Hinterhand und dessen anderer die Vorhand 
mit Kopf und Hals darstellen sollte (s. Abb. 1). 

An dem Hebelarm der Vorhand wurde vor dem Drehpunkt ein 
neues Gelenk und weiter nach vorn noch ein weiteres Gelenk ein- 
geschaltet, so daß die dadurch entstehenden einzelnen Abschnitte 
des linken Hebelarms dem Hals und Kopf des Pferdes entsprachen. 
Nun traten je nach dem Grade des Aufrichtens des Halsteiles bzw. 
des Herannehmens des Kopfteiles des Hebelarmes Belastungs- 
unterschiede zwischen Vor- und Nachhand auf, indem sich letztere 


(°) 


Abb. 1. Modell nach Reinicke. 


als stärker belastet erwies, weil hierdurch der Angriffspunkt der 
Last dem Drehpunkt bedeutend näher gerückt war und daher nicht 
dieselbe Wirkung ausüben konnte wie bei gänzlicher Streckung 
des Hals- und Kopfteiles. Diese schematische Darstellung der 
Gleichgewichtsverhältnisse zwischen Vor- und Hinterhand läßt aber 
den Umstand, daß der Schwerpunkt im Pferdekörper kein fester 
Punkt ist, unberücksichtigt. Die Verlegung irgendwelcher Körper- 
teile nach hinten hat ohne weiteres ein Nachhintenrücken des 
Schwerpunktes und eine Mehrbelastung der Hinterhand im Ge- 
folge. Wir sehen also, daß willkürliche und unwillkürliche Mo- 
mente imstande sind, Gleichgewichtsverschiebungen von der Vor- 
auf die Nachhand und umgekehrt hervorzubringen. Es ist daher 
wohl möglich, eine gleichmäßige Belastung der Vor- und Nachhand 
durch geeignete Hilfen zu erzielen. Hierzu gehört nach der An- 
sicht Schwyters,:!°) daß das Pferd stark beigezäumt ist und in 
den Gelenken der Hintergliedmaßen etwas einknickt, d. h. sich in 
den Hanken biegt. Ob aber diese künstliche Herstellung des 
Gleichgewichts für die Bewegung eines Tieres zweckmäßig ist, er- 
scheint doch sehr fraglich. Erstens kann dieses künstlich erzwun- 
gene Gleichgewicht nur durch Muskelarbeit hergestellt und er- 
halten werden, weil dabei die senkrechte Stützung durch die Beine 


— 261 — 


aufgehoben ist, d. h. das betreffende Tier leistet schon im Stande 
der Ruhe eine größere Arbeit als bei natürlicher Stellung. Ander- 
seits ist, wie später noch erörtert werden soll, die kraniale Lage 
des Schwerpunktes und die dadurch bedingte Mehrbelastung der 
Vorhand für die Vorwärtsbewegung von äAußerordentlichem 
Nutzen. Es bleibt daher der Hinterhand ihre Hauptaufgabe, die 
Schiebewirkung nach vorn, fast ausschließlich erhalten. 


Stoßrichtung der Hinter- und Vorderbeine gegen den Schwer- 
punkt. 

Läge der Schwerpunkt genau in der Mitte des Körpers oder gar 
noch mehr nach der Hinterhand zu, so würde der Stoß, den der 
Schwerpunkt durch die abstemmenden Hinterbeine erhält, nicht 
genügend nach vorn, sondern mehr senkrecht nach oben zu ge- 
richtet sein. Die Folge wäre, daß die Vorwärtsbewegung eine starke 
Einbuße erlitte.e Man sieht hieraus, daß der Winkel, den die Ver- 
bindungslinie der Hinter- bzw. Vorderhufe und des Schwerpunktes 
mit dem Erdboden bildet, für die Vorwärtsbewegung Bedeutung 
hat. In diesem Winkel findet man beim stehenden Pferde be- 
deutende Unterschiede. Dieser sogenannte Ruhewinkel beträgt bei 
der Hinterhand etwa 45°, bei der Vorhand dagegen 70—75°. Der 
Stoß der Hintergliedmaßen von ihrem Stützpunkte am Boden aus 
gegen den Schwerpunkt vollzieht sich also unter einem ziemlich 
spitzen Winkel, der während der Dauer des Stoßes und bis zur 
vollständigen Streckung der Hinterbeine noch eine Verkleinerung 
erfährt. Die möglichst weite Verlegung des Schwerpunktes nach 
vorn ist daher eine für die vorwärts stemmende Wirkung der 
Hinterbeine günstige Bedingung. Es ist eine bekannte Tatsache, daß 
sich Pferde mit einem langgestreckten Körper und kurzen Beinen 
viel besser zum Ziehen schwerer Lasten eignen als kurze und hoch- 
beinige. Das Pferd soll, wie man im Volksmunde sagt, „viel Boden 
unter sich haben“, damit die Richtung des Stoßes gegen den 
Schwerpunkt in sehr schräger, spitzwinkliger Richtung erfolgt. 

Dank dieser Lage des Schwerpunktes hat der Körper stets das 
Bestreben, sich nach vorn zu bewegen. Sogar im Stande der Ruhe 
kann man dies beobachten, indem nämlich eingeschlafene Pferde 
stets vornüberfallen. Bei schnellaufenden Tieren, Rennpferden 
oder fliehendem Wild, sehen wir, daß sie durch extensive Streckung 
des Halses und Kopfes den Schwerpunkt noch mehr nach vorn zu 
verlegen suchen, um dadurch ihre größte Schnelligkeit erreichen 
zu können. So kann man auch bei einem Menschen, der einen 
Wagen zieht, beobachten, daß er sich so weit als möglich vorn- 
überlegt, um dadurch einen günstigen Abstoßwinkel zu erlangen. 

Eine weitere Mehrbelastung erfährt nach Morrisund Bau- 
cher die Vorhand durch den Reiter, dessen Gewicht zu 23 von 
der Vorhand und nur zu 13 von der Hinterhand getragen wird. 


== 262, == 


Dieser Belastungsunterschied der Vor- und Hinterhand ändert sich 
noch mehr durch den Sitz des Rennreiters. So verlegt der Jockey, 
namentlich der amerikanische, durch seinen Sitz und das Vorn- 
überneigen des Körpers fast sein ganzes Gewicht auf die Vorhand 
und hai dadurch nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die 
Schnelligkeit seines Tieres. 


Bewegung des Schwerpunktes. 

Bei der Bewegung im Schritt wird der Schwerpunkt geradlinig 
nach vorn geschoben. Die seitlichen Schwankungen, die der Körper 
hierbei ausführt, sind, abgesehen vom Paßgang, nicht sehr er- 
heblich, da die Verschiebung des Schwerpunktes ganz allmählich 
erfolgt und seine Unterstützung immer durch mehrere Gliedmaßen 
oder mindestens ein diagonales Fußpaar stattfindet. Dagegen sind 
die vertikalen Bewegungen sehr erheblich und je nach der Gangart 
verschieden stark. Die Stärke derselben kann man am besten 
feststellen beim Reiten alter, struppierter Pferde, bei denen wegen 
Mangels an Elastizität eine Brechung des vertikalen Stoßes nicht 
mehr stattfindet und daher für den Reiter in voller Stärke, nament- 
lich im Trabe, wahrnehmbar wird. 

Beim Galopp vollziehen sich diese Vertikalbewegungen des 
Schwerpunktes wiegend, weil bei demselben der Körper durch die 
in allen Winkeln gebeugten Hinterbeine aufgefangen und dann 
nach vorn auf die Vordergliedmaßen geschoben wird. 


Bemerkungüberden Galopp. 


Es seien hier einige Bemerkungen über den Galopp ein- 
geflochten, weil in vielen namentlich älteren Lehrbüchern die Be- 
schreibung eine nicht ganz richtige ist. In den meisten Fällen 
hat man den Galopp beschrieben, indem ein Pferd beobachtet 
wurde, das aus dem Stehen vom Fleck angaloppierte, was ja 
bei einem leidlich zugerittenen Pferde nicht schwer ist. Hierbei 
haben alle Beobachter folgendes festgestellt: Das Pferd hebt, um 
in den Galopp zu kommen, zuerst die Vorhand, um dann dem 
Körper mit den Hinterbeinen einen kräftigen Abstoß zu erteilen. 
Das Niedersetzen auf den Boden vollzieht sich in umgekehrter 
Reihenfolge wie das Abstoßen. Es werden also zuerst die Hinter- 
beine und nach ihnen die Vorderbeine den Boden berühren. Das 
zweite Abheben der Beine vom Erdboden vollzieht sich wiederum 
umgekehrt wie beim ersten Male, es werden also die Hinterbeine 
nacheinander und dann die Vorderbeine abgehoben usw. 

Diese Art der Beschreibung und Beobachtung ist leicht dazu 
angetan, eine falsche Vorstellung von dem Galopp zu geben. Es 
ist nämlich vielfach übersehen worden, daß die Galopphase, welche 
bei einem von der Stelle angaloppierenden Pferde beobachtet 
wurde, wobei sich die Vorderbeine zuerst vom Boden abheben, 


— 263 — 


während des weiteren Galoppierens nie wieder auftritt. Diese 
hat also lediglich nur den Zweck, dem Pferde das Angaloppieren 
aus dem Stande der Ruhe zu ermöglichen. : Collin!!) sagt, daß 
der erste Galoppsprung (pas initial) nicht zur Analyse dieser Gang- 
art herangezogen werden darf, weil er nicht regelmäßig (régulier) 
ist. Um daher ein richtiges Bild vom Galopp zu bekommen, muß 
man ein bereits galoppierendes Pferd beobachten. Aber auch hier- 
bei können leicht Täuschungen unterlaufen, weil selbst das ge- 
übteste Auge nicht so schnell den Bewegungen der vier Gliedmaßen 
folgen kann und eine gleichzeitige Wahrnehmung durch Gesicht 
und Gehör recht schwierig ist. Eine absolut richtige Beobachtung 
kann daher nur mit Hilfe der Momentphotographie erfolgen. So 
sind in den Serienaufnahmen galoppierender Pferde von An- 
schütz und Muybridge wohl allein zuverlässig richtige 
Wiedergaben des Galopps zu suchen. 

Eine Betrachtung dieser ausgezeichneten Aufnahmen wird dem 
Beobachter sofort zeigen, daß es bei einem bereits galoppierenden 
Pferde eine Galopphase wie die anfangs beschriebene beim An- 
galoppieren aus dem Stehen überhaupt nicht gibt. 

Beobachten wir also an der Hand dieser Bilder ein galoppie- 
rendes Pferd, und nehmen wir als Ausgangspunkt unserer Be- 
obachtung einen Moment an, der tatsächlich beim Galopp vor- 
kommt, nämlich den, in dem das Pferd frei in der Luft schwebt. 
Es werden nun auf den Boden aufgesetzt: zuerst ein Hinterfuß, 
alsdann das andere Hinterbein, das diagonale Vorderbein und zu- 
letzt das andere Vorderbein. Nehmen wir an, daß das zuletzt auf 
den Boden aufgesetzte Vorderbein das rechte ist, so sprechen wir 
von einem Rechtsgalopp. Das Abheben der Beine vom Erdboden 
vollzieht sich genau in derselben Reihenfolge wie das Aufsetzen. 
Es werden also das linke Hinterbein, das rechte Hinterbein und fast 
gleichzeitig das linke Vorderbein und zuletzt das rechte Vorder- 
bein, über das in diesem Moment die ganze Last des Körpers hin- 
weggleitet, abgehoben. Jedoch ist diese Arbeitsleistung nicht zu 
überschätzen, weil doch dem Körper vornehmlich eine horizontal 
gehende Propulsionskraft von den abstoßenden Hinterbeinen er- 
teilt worden ist. In dieser Reihenfolge wiederholen sich die ein- 
zelnen Galoppsprünge, und man bezeichnet den Galopp je nach- 
dem welche Vordergliedmaße die zuletzt stützende ist, als Rechts- 
oder Linksgalopp. 


Der Sprung vom physikalischen Gesichtspunkt aus. 
Dieselbe Bewegung wie beim Angaloppieren vollführt das 
Pferd beim Sprunge aus dem Stande, während bei einem bereits 
in der Bewegung befindlichen Pferde der Sprung über ein Hin- 
dernis einfach an Stelle eines gewöhnlichen Galoppsprunges tritt, 
d. h. der Sprung beginnt, nachdem das betreffende einzeln 


— 264 — 


stützende Vorderbein zum Hangbein wird und die Hinterbeine wieder 
den Erdboden erreichen. Die in allen Gelenken gebeugten Hinter- 
beine erteilen dem Körper durch kräftigen Abstoß eine Progressiv- 
bewegung nach vorn, die über das Maß eines Galoppsprunges hin- 
ausgeht. Aufgabe der Vordergliedmaßen ist es dann, jenseits des 
Hindernisses den Körper aufzufangen. Werden hierbei die Vor- 
dergliedmaßen genau in der Reihenfolge auf den Boden gesetzt, 
in der sie vorhin abgehoben wurden, so kann das Pferd ohne Mühe 
an diesen Sprung den nächstfolgenden Galoppsprung eines Rechts- 
oder Linksgalopps anschließen. Berühren jedoch die Beine nicht 
in der erwünschten Reihenfolge den Boden, so geht das Pferd, das 
vor dem Sprung Rechtsgalopp ging, nach demselben Linksgalopp. 

Die durch den Abstoß dem Schwerpunkte nach vorn und oben 
erteilte Beschleunigung läßt ihn nach den bekannten Gesetzen der 
Wurflinie eine parabolische Linie beschreiben. Eine Abweichung 
von der Parabel ist nicht möglich, wohl aber kann sich die Haltung 
ändern und dadurch bei gleicher Parabel einmal ein Hindernis ge- 
nommen und das zweite Mal nicht genommen werden. Für die 
physikalisch-mechanische Betrachtung ist allein die Höhe und 
Weite der Parabel maßgebend, vom praktischen Standpunkt da- 
gegen die Überwindung des Hindernisses. Daher ist vom wissen- 
schaftlichen Standpunkt aus die Beurteilung des Sprunges eine 
andere, wie wir ihr im alltäglichen Leben begegnen. 

Nach den Ausführungen von R. du Bois-Reymond!?) 
über die Physiologie des Springens beim Menschen ist es daher 
ganz unwissenschaftlich, von einem Turner zu sagen, daß er 1 m 
hoch springen kann, wenn er über eine Schnur springt, die einen 
Meter über der Erde hängt. Für die Berechnung der wirklichen 
Höhe eines Sprunges ist es notwendig zu wissen, wie hoch der 
Schwerpunkt des betreffenden Körpers geworfen wurde, um über 
das Hindernis zu kommen. 


Sprungkurve. 

Wie wir gesehen haben, liegt der Schwerpunkt beim Pferde 
im Brustraum senkrecht über dem Schaufelknorpel zwischen dem 
zweiten und dritten Drittel des sterno-vertebralen Durchmessers, 
also bei einem mittelgroßen Pferde etwa in einer Höhe von 1,20 
bis 1,30 m. Will daher ein Pferd über ein 1 m hohes Hindernis 
springen, so wäre hierzu eine Verlegung des Schwerpunktes nach 
oben an und für sich nicht notwendig, wenn nicht mit der Tiefe 
der Brust unterhalb des Schwerpunktes und mit den Gliedmaßen 
zu rechnen wäre. Diese erfordern die Verlegung des Schwerpunk- 
tes in eine solche Höhe, daß Brust und Gliedmaßen genügend 
Raum haben, um über das Hindernis hinwegzugleiten. Soll ein 
Hindernis, welches sich in die Breite ausdehnt, also etwa ein 
Graben, übersprungen werden, so muß die Parabel des Schwer- 





— 265 — 


punktes dergestalt sein, daß sie hinter dem Hindernis endet. Sie 
wird eine bestimmte Höhe haben müssen, da auf den frei fliegen- 
den Körper während des Sprunges der Luftwiderstand und seine 
eigene Schwere wirken. Eine gerade horizontale Flugbahn ist 
daher physikalisch undenkbar. 

Die Größe des Winkels, unter dem sich die Parabel vom Erd- 
boden abhebt (Elevationswinkel), als Tangente im Anfangspunkt 
gemessen, ist mithin abhängig von der Höhe und Weite des 
Sprunges sowie von der Geschwindigkeit des sich bewegenden 
Körpers. Die Geschwindigkeit resultiert nun wiederum aus der 
wagerechten Anlaufs- und der durch den Abstoß der Hinterglied- 
maßen erteilten Geschwindigkeit. Erstere ist für den Sprung von 
großem Werte, indem sie durch den Abstoß in die schräg aufwärts- 
gehende Bahn der Sprungkurve gelenkt wird. Es findet also eine 
Umsetzung der Horizontalgeschwindigkeit in Vertikalbeschleuni- 
gung teilweise statt, und zwar wird dieses von den Vorderglied- 
maßen ausgeführt. „Mit der elastischen Kraft, die einen zur Erde 
geworfenen Gummiball wieder steigen läßt“, vergleicht Le 
Hello?) daher die Wirkung der Vordergliedmaßen. Ein um so 
größerer Teil der Stoßkraft der Hintergliedmaßen bleibt daher für 
die horizontale Vorwärtsbewegung aufgespart. 

Das genauere Studium des Sprunges des Pferdes unter Be- 
rücksichtigung der rein physikalischen und mechanischen Mo- 
mente war nur mit dem reichhaltigen Material, welches Muy- 
bridge und Anschütz in ihren photographischen Moment- 
aufnahmen bieten, möglich. Deshalb sind auch meine Beob- 
achtungen bei Pferden, welche zu diesem Zwecke über Hindernisse 
sprangen, nur zur Ergänzung eingeflochten worden. 

Das Pferd ist infolge seiner horizontalen Körperhaltung zu 
allen Bewegungen und namentlich zum Sprunge besser eingerich- 
tet wie der Mensch. Aber auch vor den übrigen größeren Haus- 
tieren hat es durch die Eleganz seines Körperbaues und die außer- 
ordentlich praktische Anlage und Verwendung der Muskelkraft 
den Vorzug einer größeren Bewegungsmöglichkeit, die ihren Höhe- 
punkt im Sprung findet. Betrachtet man ein über ein Hindernis 
springendes Pferd, so sieht man das Tier pfeilartig in schönem 
Bogen über dasselbe hinweggleiten. Die genauere Betrachtung 
ergibt, daß dieser sich vor unseren Augen so glatt vollziehende 
Sprung doch aus mehreren einzelnen Phasen zusammengesetzt ist. 
Man sieht, daß das Pferd kurz vor dem Hindernis seinen Körper 
in eine in die Sprungkurve passende Lage bringt. Es wird näm- 
lich durch Abstemmen der Vorderbeine, unterstützt durch den 
Muskelzug der Kruppen- und Rückenmuskulatur, die Vorhand in 
die Höhe geschnellt. Hierdurch wird der Schwerpunkt nach oben 
und durch das Einknicken der Hintergliedmaßen in allen Gelenken 
auch gleichzeitig nach hinten verlegt. Bei einem in der Bewegung 


— 266 — 


befindlichen Pferde vollzieht sich diese Änderung in der Körper- 
haltung so schnell, daß sie kaum wahrnehmbar ist und nicht in 
Betracht kommt. 

Durch das Strecken der Hinterbeine wird dem Körper zu 
seiner Eigengeschwindigkeit eine weitere durch den Abstoß erteilt. 
Haben die Hinterbeine den Boden verlassen, so fliegt der Körper 
frei und den physikalischen Gesetzen gemäß nach vorn, indem sein 
Schwerpunkt eine Parabel oder, genauer gesagt, eine ballistische 
Kurve beschreibt. Von dem Augenblick an, wo das Pferd den 
Boden verläßt, ist die Bewegung des Körperschwerpunktes absolut 
genau eine ballistische Kurve. Der Schwerpunkt kann schon vor- 
her derselben Kurve gefolgt sein, aber rechnen kann man sie erst 
von diesem Punkt an, der deshalb als „Anfangspunkt‘“ bezeichnet 
werden mag. Körperbewegungen während des Sprunges sind 
nicht in der Lage, eine Änderung der parabolischen Flugbahn her- 
beizuführen (s. Abb. 2). 





Der Schwerpunkt bei einem zum Sprunge abstoßenden Pferde 
in der Aufnahme von Muybridge Nr. 639 liegt etwa in einer 
Höhe von 1,35 m, er erreicht den Kulminationspunkt der Parabel 
mit einer Höhe von 1,60 m, um dann wieder absteigend seine ge- 
wöhnliche Lage einzunehmen, die bekanntlich in 1,20 m Höhe vom 
Erdboden zu finden ist. Diese scheinbare Verkürzung des auf- 
steigenden Astes findet ihre Erklärung darin, daß der Schwer- 
punkt infolge seiner kranialen Lage beim Abstoß durch die in 
allen Winkeln gestreckten Hintergliedmaßen vom Erdboden weiter 
entfernt ist, als nach dem Sprunge beim Auffangen durch die 
wesentlich kürzeren Vorderbeine. Eine ähnliche Kurve wie der 
Schwerpunkt beschreiben mit den durch ihre Stellung bedingten 
Abweichungen sämtliche Körperteile. So bewegt sich die Vorhand 
in einer fast ähnlichen Kurve wie die Hinterhand. Trotzdem ist 
in beiden ein Unterschied. Wie Messungen ergeben haben, ist die 
Parabel der Hinterhand höher als die der Vorhand. Der Grund 
hierfür dürfte wohl in folgendem Umstande zu suchen sein: die 
den kräftigen Abstoß des ganzen Körpers bewirkenden Hinter- 
gliedmaßen können nicht so schnell gebeugt werden, um über das 
Hindernis zu gleiten und bedürfen daher mehr Raum, wie die 
bereits beim Heben der Vorhand gebeugten Vorderbeine. Außer- 
dem liegt die Hinterhand vom Mittelpunkt der Masse, dem Schwer- 
punkt, viel weiter entfernt als die Vorhand. Es wird daher der 


PEN (7 Tg ai en. u . m A EEE SE u a ru EEE Ge nn... VA... 


längere Hebelarm Schwerpunkt—Hinterhand viel höher aus- 
schlagen müssen als der kürzere Schwerpunkt—Vorhand, weil 
der freischwebende Körper sich nur um seinen Schwerpunkt 
drehen kann. Hiernach ist auch verständlich, daß die Verschieden- 
heit in der Höhe der Parabel für Vor- und Hinterhand nur bei 
Hindernissen, die sich in der Höhe ausdehnen, wie z. B. Hürden, 
Mauern usw., festzustellen war, während bei Sprüngen über 
Gräben beide Kurven die gleichen waren. Im letzten Falle konnten. 
die Beine in einer beliebigen Beugehaltung während des Sprunges 
gehalten werden. 


Richtung des Abstoßes der Hintergliedmaßen. 


Der Winkel, unter dem sich der Abstoß der Hintergliedmaßen 
in der Richtung auf den Schwerpunkt vollzieht, ist abhängig von 
der Größe bzw. Höhe des Hindernisses. So wurde bei den Muy- 
bridgeschen Sprüngen 639—645 festgestellt, daß derselbe bei 
einem Sprunge über eine Hürde von %4—1 m Höhe 40—45°, da- 
gegen bei Weitsprüngen über einen 2 m breiten Graben nur 35° 
betrug. Das gleiche Verhältnis in der Winkelgröße lag auch vor 
bei der Vorhand nach dem Sprunge, wobei der Winkel beim Hoch- 
sprung etwa 70° und beim Weitsprung 40—45° betrug. Diese 
gefundenen Größen stehen proportional den anfangs beschriebenen 
Winkeln am stehenden Pferde gegenüber. Bei der Vorhand ist 
also der Ruhewinkel, an der Hinterhand der Winkel nach dem 
Sprunge der größere. Diese Erscheinung erklärt sich folgender- 
maßen: Zur Aufnahme der Körperlast auf die Hinterbeine werden 
dieselben weit nach vorn unter den Körper gestellt. Barthey, 
Lafosse und Cuvier'*t) bezeichnen diese Stellung der Glied- 
maßen als eine Vorbereitung (temps de préparation) zum Sprunge, 
wodurch die Stoßkraft derselben bedeutend erhöht wird. Die 
Hinterhufe werden hierbei weit unter den Körper gestellt und die 
Verbindungslinie Schwerpunkt—Hinterhufe bildet mit dem Erd- 
boden einen rechten Winkel. Durch die Streckung der Hinterbeine 
in allen ihren Gelenken beim Absprung wird der Körper und mit- 
hin der Schwerpunkt bedeutend weiter nach vorn geschoben und 
dadurch der Verlauf der Hinterhufe-Schwerpunktlinie ein sehr 
schräger, und der Winkel, den dieselbe mit dem Erdboden bildet, 
ein ziemlich kleiner, d. h. 35° bei Weitsprung und 40° bei Hoch- 
sprung. 

Der Bogen, den die Stoßrichtung durch die Knochen der Hin- 
tergliedmaßen, das Becken und die Wirbelsäule, auf den Schwer- 
punkt zu nimmt, wird also im letzten Moment des Abstoßes flacher 
sein als zu Beginn desselben. 

Ob sich die Stoßkraft tatsächlich in dieser Richtung im Bogen 
auf den Schwerpunkt fortpflanzt (Le Hello'°) und Collin'"), 
oder vom Stützpunkt der Hufe sich geradlinig gegen das Zentrum 


— 268 — 


der Masse richtet (Prince pe&re),!®) ist aus ihrer Wirkung auf 
den Schwerpunkt zu erkennen. Derselbe wird geradlinig in der 
Richtung Stützpunkt—Schwerpunkt nach vorn bewegt. Da sich die 
Form dieses Bogens (l'arc puissant) vom Moment der Übernahme 
der Körperlast durch die stark untergestellten und gebeugten 
Hinterbeine bis zum Moment ihres durch völlige Streckung her- 
vorgebrachten Abstoßes wesentlich ändert, so kann von einer Stoß- 
sıchtung längs des Bogens nicht die Rede sein. 

Bei den Vorderbeinen kommt im Moment des Landens nach 
dem Sprunge durch die Neigung des Körpers nach unten der 
Schwerpunkt nahezu senkrecht über den Stützpunkt der Vorder- 
hufe zu liegen. Die Folge davon ist eine Vergrößerung des Win- 
kels. Ein Ausgleich tritt erst ein, sobald der Körper in seine hori- 
zontale Lage zurückkehrt. 


Größe des Elevationswinkels. 


Für die Größe des eigentlichen Elevationswinkels, d. h. des 
Winkels, den die parabolische Bahn des Schwerpunktes von dem 
Moment des erfolgten Abstoßes ab mit der Horizontalen bildet, 
liegen die Verhältnisse anders als für den Winkel, den die Hinter- 
bzw. Vorderhufe im Moment des Abstoßes bzw. Landens mit dem 
Schwerpunkt bilden. 

Nach den physikalischen Gesetzen von der Wurfbewegung er- 
reicht die Wurfhöhe ihren größten Wert, wenn der Sinus des Ele- 
vationswinkels am größten, also æa =90° ist. Hingegen treten 
für die Wurfweite die günstigsten Bedingungen ein, wenn sin 2 a 
das Maximum erreicht hat, d. h. 2& =W° oder œ = 45° ist. 
Wenn also die ganze Sprungbewegung allein durch die beim Ab- 
stoß gewonnene Geschwindigkeit bedingt wäre, würde der Winkel 
von 45° der beste sein. Um aber unter größter Ausnutzung einer 
dem Schwerpunkt schon gegebenen Horizontalbeschleunigung die 
größte Wurfweite zu erzielen, kann die Flugbahn einen flacheren 
Bogen beschreiben. Dieses trifft, wie die Messungen der Winkel 
bei Weitsprüngen an dem vorhandenen Material (Anschütz) er- 
geben haben, zu. Es kann daher bei der Kleinheit des Winkels und 
der flachen Bahn der Parabel fast die ganze Horizontalgeschwin- 
digkeit als solche für den Sprung verwendet werden, da nur ein 
geringer Teil derselben in Vertikalbeschleunigung umgesetzt zu 
werden braucht. Beim Hochsprung hingegen muß entsprechend 
der Größe des Elevationswinkels ein nicht geringer Teil derselben 
zur Vertikalbeschleunigung des Schwerpunktes herangezogen 
werden. 

Schon R. du Bois-Reymond”) fand, daß die Richtung 
des Abstoßes beim Menschen, um die größte Sprungweite zu er- 
reichen, nicht um 45°, sondern um etwas mehr als 30° gegen den 
Erdboden geneigt war. Diese Berechnung ergibt sich aus dem 


— 269 — 


Vergleich der Horizontal- und Vertikalgeschwindigkeit, die der 
Körper beim Sprunge hatte. Für einen 5 m langen Weitsprung, 
der in 0,75 Sekunden ausgeführt wurde, fand du Bois-Rey- 
mond, daß dem betreffenden Körper eine Vertikalbeschleunigung 
von 3,75 m in einer Sekunde erteilt werden mußte, so daß dieselbe 
etwa nur halb so groß ist als die 6,6 m in einer Sekunde betragende 
Horizontalgeschwindigkeit. Nach dem Parallelogramm der Kräfte 
folgt, daß der Winkel, den die Resultante mit der Wagerechten oder 
die Richtungslinie mit dem Erdboden bildet, etwa 30° ist. 

Beim Weitsprung des Pferdes hat sich nun herausgestellt, daß 
dieser Winkel noch bedeutend kleiner ist als beim Menschen. 

Der Hauptgrund hierfür dürfte wohl von vornherein in dem 
Unterschiede in der Körperhaltung zwischen Mensch und Pferd 
zu suchen sein. Während in der Ruhestellung beim Menschen der 
Schwerpunkt senkrecht über den Gliedmaßen liegt, und der 
Winkel, den die Schwerlinie mit dem Erdboden bildet, 90° beträgt, 
ist beim Pferde der Winkel, den die Verbindungslinie des Schwer- 





Abb. 3. 
punktes mit den Hinterhufen bildet, bekanntlich nur 45°. Der 
Mensch muß also beim Weitsprunge zunächst seinen Körper in die 
Richtung der Parabel bringen, was beim Pferde infolge seiner hori- 
zontalen Körperhaltung bereits geschehen ist. Alsdann erfährt der 
menschliche Körper durch die horizontale Anfangsgeschwindigkeit 
eine weitere Neigung nach vorn. Es vollzieht sich also beim 
Menschen die Verkleinerung des Ruhewinkels in zwei Phasen, in- 
dem zunächst der Körper um 45° gegen den Erdboden geneigt 
wird und dann durch die Anfangsgeschwindigkeit eine weitere 
Verkleinerung um 15° erfährt, so daß ein Elevationswinkel von 
30° übrig bleibt. Beim Pferde ist die erste Phase von Natur aus 
bereits vollzogen, es kommt als zweite die Verkleinerung des Win- 
kels durch die Horizontalgeschwindigkeit vor dem Sprunge hinzu. 
Wie sich durch genaue Messungen der Parabeln an den Weit- 
sprüngen bei Anschütz und Muybridge herausgestellt hat, 
erfährt der Winkel, unter dem sich der Abstoß vollzieht, tatsäch- 
lich eine nicht unbedeutende Verkleinerung, so daß die Parabel 
einen sehr flachen Bogen beschreibt. Bei Weitsprüngen über 6 
bis 7 m hatte der Elevationswinkel nur die geringe Größe von 10 
bis 15° bei einer durchschnittlichen Sprungzeit von 0,5 Sekunden. 
Die Berechnung geht immer von der Zeit aus. Die Zeit gibt die 


= 20 > 


Vertikalbewegung an, die immer genau den Fallgesetzen entspricht. 
Alles übrige ist Horizontalbewegung, die im allgemeinen gleich- 
mäßig ist (s. Abb. 3). 


Höhe der Sprungkurve bei Hoch- und Weitsprüngen. 


Hiernach läßt sich auch die Höhe der Parabel, die ebenfalls 
an den Augenblicksbildern gemessen worden ist, nach den Gesetzen 
des freien Falles berechnen, wonach die Höhe gleich der Hälfte 
der Fallbeschleunigung mal dem Quadrat der Fallzeit bzw. der 
halben Sprungdauer ist. Die Fallbeschleunigung, die ein Körper 
infolge der Anziehungskraft der Erde erfährt, JOE in einer Se- 
kunde 9,8 oder rund 10 m. 

Nachdem der Schwerpunkt des Pferdes beim Sprunge den 
Höhepunkt der Parabel passiert hat, folgt er auf seiner weiteren 
. t2 





Flugbahn den Gesetzen des freien Falls nach der Formel h = & 


9 ? 
= wobei g die Fallbeschleunigung = 9,8 und t die halbe Dauer des 
í 2 
ganzen Sprunges zu setzen ist. Es ist also se ea ader 
9,8-0,062 10-0,062 2 


—0,31. Die Höhe der Parabel beträgt also 





2 2 
0,31 m, und zwar ist dieselbe von dem Punkt aus zu rechnen, in 
dessen Höhe sich der Schwerpunkt im Moment des Abstoßes be- 
findet, in dem die vollständig gestreckten Hinterbeine gerade den 
Boden verlassen. Diese Rechnung ist nicht ganz genau, weil die 
Zeit vom Beginn des Fliegens bis zum Ende gerechnet wird und 
die Stellung des Körpers in beiden Fällen, also auch die Höhe des 
Schwerpunktes, verschieden ist. 


Vertikalgeschwindigkeit. 


Ebenso läßt sich die Vertikalgeschwindigkeit, die der Körper 
beim Fall hat, auf diese Weise nach der Formel v=g.t berechnen, 
wobei g wieder die Fallbeschleunigung und t die halbe Flugdauer 
ist, v = 9,8 . 0,25 = 10 . 0,25 = 2,5 m in einer Sekunde. Bekannt- 
lich ist die Wurfbewegung eines Körpers auf dem auf- und ab- 
steigenden Ast der Parabel entgegengesetzt gleich. Da nun die 
Länge des Sprunges 6 m ist und in 0,5 Sekunden ausgeführt 
wurde, so ist die Horizontalgeschwindigkeit 12 m in einer Sekunde, 
der eine Vertikalbeschleunigung von 2,5 m in dem gleichen Zeit- 
abschnitt gegenübersteht. In einem Parallelogramm mit diesen 
Komponenten ist der Winkel der Resultante mit der Wagerechten 
10°, wie auch die Winkelmessungen auf den Augenblicksbildern 
ergeben haben. Hieraus ist ersichtlich, daß die Umwandlung von 
Horizontalgeschwindigkeit in Vertikalbeschleunigung beim Weit- 
sprung nur in ganz geringem Maße stattfindet. 


a, AA lim -— —— 


= 21 = 


Die Sprungweite ist, wie Collin!?°) mit Recht sagt, abhängig 
von der Beschaffenheit (Länge) der Hintergliedmaßen, der Schnel- 
ligkeit vor dem Sprunge und der Stärke und Richtung des Ab- 
stoßes. - Auch ist die Entwicklung der Hintergliedmaßenmusku- 
latur von großem Einfluß auf die Weite des Sprunges. Deshalb 
finden sich gerade unter den kleinen Tieren (Hase, Katze) die 
besten Springer. Überhaupt steht, wie Cuvier sagt, die Sprung- 
leistung eines Tieres im umgekehrten Verhältnis zu seiner Körper- 
größe. Bereits Borellius,!?) der die ersten gründlichen Studien 
über die Bewegung der Tiere gemacht hat, sagt in seinem Werk 
de motu animalium 1685: Quo minora sunt animalia etc. (s. An- 
merkung). 

Beim Hochsprung wurden betreffs der Winkelgröße ähnliche 
Verhältnisse festgestellt. Bei einem über eine 1 m hohe Hürde in 
0,7 Sekunden ausgeführten Sprunge hatte die Parabel bei einer 
Länge von 4 m eine bedeutende Höhe. Setzt man die gefundenen 


.t2 $ 2 
Werte ein, so ergibt sich nach der Formel EE u 


2 
Un 0,60 m. Die Vertikalbeschleunigung betrug v=g.t 
oder 10.0,35—=3,5 m. Die Sprungweite von 4 m in 0,7 Sekunden 
ist mit 5,7 m in einer Sekunde als Horizontalgeschwindigkeit an- 
zusehen. Der Elevationswinkel beträgt in diesem Falle 25°, er 
nimmt mit der Höhe des zu überspringenden Hindernisses zu. 


Geschwindigkeit während des Sprunges. 


Die Geschwindigkeit beim Sprunge ist abhängig von der Hori- 
zontalbeschleunigung des Schwerpunktes des betreffenden Tieres 
beim Absprung. Wie aus obigen Zahlen hervorgeht, bewegen sich 
diese in weiten Grenzen je nach der Geschwindigkeit der 
Gangart, die das Pferd zum Anlauf benutzt. Wir wissen, daß ein 
trabendes Pferd 3 m, dagegen ein flottgehender Orloff- oder ame- 
rikanischer Traber 11—12 m in einer Sekunde zurücklegen 
kann.?°) Ebenso stellt sich bei ruhigem Schulgalopp die Geschwin- 
digkeit auf 3 m, beim Renngalopp sogar auf 20 m in einer Se- 
kunde. Den gleichen Schwankungen ist auch die Geschwindigkeit 
beim Sprunge unterworfen. Die günstigste Ausnutzung der An- 
laufgeschwindigkeit findet natürlich beim Weitsprunge statt. In 
diesen Fällen wurde festgestellt, daß die Geschwindigkeit während 
des Sprunges 11—13 m in einer Sekunde betrug. Dieses scheint 
aber auch die Maximalgrenze zu sein; denn sie entspricht ungefähr 
der Schnelligkeit beim Renngalopp. Eine vollständige Über- 
tragung der Anlaufgeschwindigkeit auf den Sprung kann natürlich 
selbst unter den günstigsten Bedingungen nicht stattfinden, da, 
wie schon erwähnt, diese teilweise in vertikale Richtung über- 
geht. Um diese Umwandlung zu bewerkstelligen, ist immer ein 


sn D d 


geringer Zeitverlust erforderlich. Eine Wahrnehmung derselben war 
auf den photographischen Aufnahmen kaum möglich. Ihr tat- 
sächliches Vorhandensein beweist aber auch der Umstand, daß 
ein Reiter unmittelbar vor dem Abstoß seinen Körper, unwillkür- 
lich der Schwerkraft folgend, nach vorn neigt. Diese geringe Ab- 
nahme der Geschwindigkeit erfährt aber sofort durch den energi- 
schen Abstoß des Pferdes seine Kompensation, und so konnte auf 
der Aufnahme von Muybridge Nr. 640 und Nr. 643 eine geringe 
Beschleunigung in Richtung der Horizontalkomponente im Mo- 
ment der Streckung der Hinterbeine festgestellt werden. 

Während der Körper als freischwebendes System, dem Bogen 
der Parabel folgend, weiterfliegt, bleibt die Geschwindigkeit in 
allen Zeitabschnitten die gleiche. Beim Hochsprung ist die Ab- 
nahme der Geschwindigkeit während des Sprunges gegenüber der 
Anlaufgeschwindigkeit stärker. 

Es ist ferner auch erklärlich, daß die Geschwindigkeit des frei 
in der Luft schwebenden Körpers in horizontaler Richtung eine 
Einbuße erleidet, d. h. daß die horizontalen Wege allmählich 
kleiner werden, weil sich der Luftwiderstand der Horizontalbewe- 
gung widersetzt. Jedoch sind die Verhältnisse in dieser Beziehung 
beim Pferde günstiger wie beim Menschen; denn der Luftwider- 
stand ist beim Pferde im Vergleich zu der vorhandenen lebendigen 
Kraft verhältnismäßig bedeutend kleiner. 


Luftwiderstand. 


Die Größe des Luftwiderstandes läßt sich nach der Formel aus 
Lübsen, die sich allerdings nur auf ebene Flächen bezieht, wie 


2 
tolet Testatellen we IV abei tür it die Oberlläche 


und für v die Geschwindigkeit zu setzen ist. Die Frontoberfläche 
beträgt beim Pferde etwa 0,75 qm, ist also nicht größer als beim 
Menschen. Es ist daher bei der gegebenen mittleren Sprungge- 


1,39.0,75.1,3. 
schwindigkeit von 6 m in einer Sekunde wer 00 


—2,3 kg. Für einen Sprung von 4 m Weite wäre also der Luft- 
widerstand mit einer Gegenarbeit von 9,2 m/kg in Rechnung zu 
stellen. Berücksichtigt man aber den Umstand, daß sich die vor- 
dere Oberfläche des Pferdekörpers beim Sprunge durch Strecken 
des Halses und Kopfes sowie der Vorderbeine bedeutend verklei- 
nert, und daß die Frontoberfläche nicht eben, sondern gewölbt ist, 
so wird man zugeben, daß sich die Größe des Luftwiderstandes in 
noch viel kleineren Zahlen bewegen muß. 


(Schluß folgt.) 





Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandlung. 
Von Stabsveterinär Rips. 


A. Beider Brustseuche der Pferde. Nach der von 
mir inaugurierten Methode der Brustseuchebehandlung mit Sal- 
varsan sind bis heute eine ganz erkleckliche Anzahl von Pferden 
behandelt und geheilt worden. - 

Ich selbst verfüge heute über 36 Fälle, die sämtlich in 
Heilung übergeführt wurden. Es dürfte kaum einem Zweifel 
unterliegen, daß wir in dem Salvarsan eine mächtige Waffe in der 
Brustseuchebehandlung besitzen. (Vgl. dazu besonders die schwie- 
rigen Fälle: B.T. W. Nr. 14, Jahrg. 1912.) 

Frühzeitig, sorgfältig und in genügender Menge angewandt, 
antwortet der infizierte Tierkörper auf die Infusion oder Injektion 
beinahe mit der Promptheit einer chemischen Reaktion. 

Bei Durchsicht der in Nr. 12 der Zeitschrift für Veterinärkunde, 
1911, Nr. 4 derselben Zeitschrift, 1912, der B. T. W. Nr. 7 und 14, 
1912, veröffentlichten Fälle drängt es mich, schon jetzt ein war- 
nendes Wort zu sagen, weil ich befürchte, daß die exakte Methode 
Gefahr laufen könnte, in Mißkredit zu geraten dadurch, daß einige 
Berichterstatter hervorheben, sie griffen erst zum Salvarsan, wenn 
der Fall bedenklich zu werden begann. Das ist natürlich grund- 
falsch, und wer einigermaßen in das Wesen der Brustseuche ein- 
gedrungen ist, wird mir recht geben. Wer möchte in den ein- 
schlägigen Fällen das Risiko übernehmen, unter die Propheten zu 
gehen? 

Sobald die lokalen Prozesse in der Lunge einen Grad erreicht 
haben, daß es an einzelnen noch so kleinen Stellen zur Nekrose 
kommt, dann steht es natürlich nicht mehr in der Macht des Be- 
handelnden, auch mit dem besten Mittel von der Welt, den Fall zur 
restitutio ad integrum zu führen. Ja selbst der kleinste, oberfläch- 
lich unter der Pleura gelegene Herd kann bei sonst gar nicht be- 
denklich erscheinender Erkrankung einen Strich durch die Rech- 
nung machen. Mit diesem Augenblick kann ich also das teure 
Salvarsan sparen! 

Es könnte jemand die Frage aufwerfen: „Wann greife ich nun 
am vorteilhaftesten mit dem Mittel ein?“ Die Antwort muß lauten: 
„Zumeist so früh, wie möglich und mit der Dosis maxima!“ 

Bei der Brustseuche hat sich jedoch, so paradox es klingen 
mag, ein etwas modifiziertes Verfahren bewährt. 

Da wir jetzt ein absolut sicheres Mittel zur Heilung des ein- 
zelnen Brustseuchefalles haben, so können wir dem alten thera- 
peutischen Axiom „frapper fort et frapper vite“ in seinem letzten 
Teil zuwiderhandeln — (ich habe hierbei allerdings nur geregelte 
Verhältnisse, wie sie bei der Truppe und sonst gut beaufsichtigten, 
vroßen Pferdebeständen durchgeführt werden können, im Auge: 


Zeitschr, f. Veterinärkunde, 1912. 6. Heft. 1S 


— 274 — 


Temperaturmessungen morgens und abends; Beachtung des Cha- 
rakters der Seuche) —, wenngleich wir dem „frapper fort“, dem 
Grundstein der therapia sterilisans magna durchaus Geltung ver- 
schaffen müssen. 

Wir können nach meinen Erfahrungen die Hilfsaktion des Or- 
ganismus, Antikörper gegen den Brustseucheerreger zu bilden, 
durchaus benutzen; daß dies geschieht, dürfte keinem Zweifel 
unterliegen, denn das einmalige Überstehen der Seuche schafft fast 
immer lebenslängliche Immunität. Wir werden dadurch sogar das 
Gute stiften — was besonders für die Armee sehr wertvoll ist —, 
daß wir den Tierkörper für die Zukunft und für seine ganze 
Lebenszeit, wie gesagt, brustseuchefest machen. 

Da die Salvarsanbehandlung, wie überhaupt unsere Tätigkeit 
an Objekten, leider eine Geldfrage ist, so kam es auch für mich 
natürlich darauf an, zu ergründen, ob man ohne großen Schaden 
gegen das oben zitierte alte therapeutische Axiom sündigen darf. 

Da kann ich sagen, daß ich, wenn ich einen Patienten am 
dritten Tage offensichtlicher Erkrankung mit 3 g „606“ behan- 
delte, ebenso weit kam, als wenn ich einen anderen von ungefähr 
demselben Körpergewicht und derselben Konstitution am ersten 
Tage der Erkrankung mit 4 g spritzte. Ich darf sehr wohl die 
Krankheit eine gewisse Höhe erreichen lassen. Über den dritten 
Tag hinauszugehen, empfiehlt sich keinesfalls wegen der Gefahr 
der Mischinfektion! (Siehe auch B.T.W. Nr. 14, 1912.) 

Der einzelne Brustseuchefall hat erfahrungsgemäß meistens 
einen typischen Verlauf, Rezidive im Sinne derer der Syphilis, 
Schlafkrankheit und Recurrens gibt es dabei nicht. Ich kann des- 
halb z. B. durch einen therapeutischen Akt 80 pCt. der Parasiten 
vernichten und es ruhig dem Organismus des Brustseuchepatienten 
überlassen, durch seine entstandenen und entstehenden Antikörper 
den überbleibenden Rest von 20 pCt. zu vernichten. Es erfolgt 
durch die kombinierte Wirkung von Chemikale und Antikörper 
eine rasche und vollkommene Heilung. Das ist außer bei Brust- 
seuche z. B. bei der Hühnerspirillose der Fall, bei der Uhlen- 
huth zuerst diesen Heileffekt festgestellt hat. 

Dies alles gilt eben nur für solche Parasiten, welche keine Re- 
zidivformen bilden. Ex iuvantibus etwa über die Natur des (prae- 
sumptiven) Brustseucheerregers weitergehende Schlüsse ziehen zu 
wollen, wäre selbstverständlich ganz deplaciert, da Salvarsan auch 
eine Reihe von Erkrankungen trifft, die z. B. mit Spirillen nichts 
zu tun haben. 

Vom größeren Standpunkt der Brustseuchebekämpfung muß 
es uns, wie oben erwähnt, darauf ankommen, die natürlich gebil- 
deten Antikörper des Pferdes zu benutzen. 

Aber auch das angewandte Chemikale, das Salvarsan, gehört 
zu den Zellhaftern, zu den sessilen Arsenikalien, d. h. zu den 
Stoffen, die den Körper nicht flüchtig durcheilen, sondern die 
sicher tage- und wochenlang, in Spuren sogar länger, an die Zelle 
gebunden bleiben, denn wie Ehrlich annimmt, sollen die organi- 
schen Heilsubstanzen nicht nur von einem einzelnen Chemoceptor 
gefesselt werden, sondern es sollen mehrere derselben in Aktion 


— 25 — 


treten; beim Salvarsan beispielsweise der Arsenoceptor und ein 
Orthoamidophenoloceptor. (P. Ehrlich: Aus Theorie und 
Praxis der Chemotherapie, Leipzig 1911. Verlag von Dr. W. 
Klinkhardit.) 

Die von mir von Anfang an für die schnell verlaufende Brust- 
seuche empfohlene Applikationsform der intravenösen Infusion 
hat sich durchaus bewährt. Die Lösung in dem Verhältnis 1 : 500 
hat urbeschadet enger genommen werden können, so daß sogar 
Lösungen 1:10 eingespritzt worden sind. Ich halte das Verfallen 
in Extreme für unangebracht, befürworte und bevorzuge Lösungen 
von 1 : 30—100. Es sind zwar bei den engen Lösungen 1:10 keine 
üblen Zufälle beobachtet worden, jedoch können, abgesehen von 
hämolytischen Eigenschaften bei der engen Alkaleszenz, un- 
angenehme Infiltrate und Thrombenbildung an der Operationsstelle 
infolge geringer Verletzungen der Venenwand leicht eintreten, was 
bei wertvollen Pferden doch sehr zu beklagen wäre und dem be- 
handelnden Veterinär zur Last gelegt werden müßte. 

Was nun die Dosis Salvarsan pro Pferd anlangt, so muß be- 
merkt werden, daß 3 g durchaus keine Standard-Dosis sind. Es 
muß die Vorschrift Ehrlichs bestehen bleiben: 0,01 g pro kg 
Körpergewicht. 3 g sind für leichte Pferde (unter 400 kg) etwas 
zuviel, anderseits für schwere Halbblutpferde nicht genug, beson- 
ders am ersten Erkrankungstage. 

Eine weitere Frage wäre noch zu klären: „Bildet sich beim 
Pferde eine spezifische Überempfindlichkeit gegen Salvarsan aus?“ 

Als noch die stark verdünnten Lösungen angewandt wurden, 
machte ich die Erfahrung, daß nicht das Salvarsan, sondern das 
Lösungsmittel, die Kochsalzlösung, Überempfindlichkeit macht; ich 
enıpfahl deshalb, vor dem vierten Tage von einer Wiederholung 
der Infusion Abstand zu nehmen. ~Bei Anwendung konzentrierter 
Lösungen will man an einer Stelle schon am nächsten Tage eine 
Wiederholung der Einspritzung bei großer Salvarsandosis (7 g) 
ohne Schaden vorgenommen haben. 

Ein Hauptaugenmerk muß auf die Beschaffenheit des destil- 
lierten Wassers gerichtet werden. Es muß möglichst frisch, nicht 
über zwölf Stunden alt sein. Es ist das Verdienst Wechsel- 
manns, diese Fehlerquelle ausfindig gemacht zu haben. Älteres 
destilliertes Wasser ist sogar schädlicher, als wenn man frisches 
Leitungswasser nimmt und sterilisiert als Lösungsmittel verwen- 
det. Ich habe es auch versucht, jedoch wollten mir diese Lösungen 
nicht so wirksam erscheinen. 

Das destillierte Wasser stellt man sich am besten selbst dar; 
den hierzu erforderlichen Apparat kann man sich ohne große 
Kosten selbst zusammenstellen oder bei Gebr. Lautenschlä- 
ger, Berlin, für 14 Mk. beziehen. 

Andere leicht zu vermeidende, technische Fehler sind zu hohe 
Temperaturen der Injektionsflüssigkeit und zu starker Alkaligehalt. 
Dr. Schreiber- Magdeburg weist in der Zeitschrift für Chemo- 
therapie, Bd. I, S. 23, darauf hin, daß kühlere (20—25° C) Lösun- 
gen besser vertragen werden als warme. 

Wenn ich noch einige Nebenwirkungen und Folgeerscheinun- 

13” 


— 276 — 


gen nach der Salvarsaninjektion kurz streifen darf, so ist zunächst 
der Temperaturanstieg bald nach der Einverleibung des Mittels zu 
erwähnen. Er beträgt im Verlauf der nächsten 4—8 Stunden oft 
0,5—2° C mehr als zur Zeit der Injektion. Dieser Umstand ist 
auch in der Humanmedizin nicht unbekannt, und man führt ihn 
dort in erster Linie auf den mehr oder minder großen Spirochäten- 
reichtum zurück. Aber auch andere Umstände fallen ins Gewicht! 
So dürften viele unangenehme Begleiterscheinungen auf das Konto 
der Natronlauge zu setzen sein. Diese hält sich nicht steril, und 
ferner ist festgestellt worden,*) daß vielfach statt der geforderten 
Normal-Natronlauge — wir verwenden die offizinelle (15prozentige) 
Natronlauge — irgendeine andere Konzentration, ja sogar statt 
Natron- überhaupt Kalilauge, Ammoniak, selbst Methylalkohol ge- 
liefert sind. 

Oft werden am Tage nach der Injektion nach Fieberlosigkeit 
wieder vorübergehende Temperaturanstiege beobachtet. Es wird 
das auf die Anwesenheit massenhaft vorhandener, aber schon ab- 
getöteter Erreger, vielleicht auch auf frei werdende Endotoxine 
oder auch auf schlechte Beschaffenheit des destillierten Wassers 
zurückgeführt. Unregelmäßiger Fieberabfall wird beobachtet bei 
Verwendung zu schwacher Dosen und bei vorgeschrittener Krank- 
heit, d. h. bei Anwesenheit von Lungenentzündung. 

Ich kenne ferner einen Fall, in welchem ein Offizierpferd mit 
Lungenentzündung am neunten Erkrankungstage mit einer in- 
suffizienten Dosis (1 g) gespritzt wurde und drei Tage später mit 
2 g. Das konnte nicht verhindern, daß das Pferd auf beiden Vor- 
derfüßen als Nachkrankheit heftige Sehnenscheidenentzündung be- 
kam, die nach Einverleibung von weiteren 3 g sich verhältnis- 
mäßig schnell wieder zurückbildete. 

Weiter sei noch bemerkt, daß das Mittel bei hochtragenden 
brustseuchekranken Stuten ohne Nachteil mit Erfolg Anwendung 
gefunden hat. 

Mit durchaus positivem Erfolge habe ich das Salvarsan außer 
bei Brustseuche noch angewandt: 

B. Beimyeloider Leukämie des Pferdes: Zwei 
Infusionen à 4 g in 14tägigen Zwischenräumen retteten den Pa- 
tienten. Nach einjähriger Beobachtungszeit kein Rückfall. Näheres 
an anderer Stelle (Stat. Vet. Sanitätsbericht f. d. preuß. Armee). 

C. BeieinereigentümlichenHauterkrankung 
in der Sattellage, die jeder Behandlung mit äußeren und inneren 
(Arsenik-)Mitteln getrotzt hatte; eine Art Dermatitis apostematosa 
mit nachfolgenden granulösen Wucherungen bis zu Fünfmark- 
stückgröße. Dreimalige Infusion à 4 g brachte vollkommene 
Heilung. Beobachtungszeit: ein Jahr. 

D. Ein Pferd, das an periodischer Augenentzün- 
dung gelitten hatte, erkrankte vier Wochen später an Brust- 
seuche und wurde mit 3 g gespritzt. Im Verlauf eines Jahres kein 
neuer Anfall von innerer Augenentzündung mehr. 

Weitere Versuche in frischen Fällen wären hier am Platze! 


*) Schreiber: Münchener Medizin. Wochenschrift 1912. Nr. 17. 


= Bl ae 


E. Bei perniziöser Anämie waren zufriedenstellende 
Erfolge nicht zu erzielen. 

Dies Gebiet ist nach der epidemiologischen und klinischen 
Seite hin so wenig erforscht, daß ich vorschlage, daß diese Krank- 
heit, wie es bei der Beschälseuche (Dourine) geschehen, an einigen 
Patienten an tierärztlichen Instituten (Hochschulen) näher studiert 
werden möge. Vieles, was darüber in Lehrbüchern, Dissertationen 
usw. geschrieben worden, ist nicht zutreffend. 

Die von mir in Gemeinschaft mit Stabsveterinär a. D. Beck- 
m ann- Metz behandelten Fälle wurden, wie es damals noch ge- 
schah, bei Verwendung stark verdünnter Lösungen dreimal vor- 
übergehend bis zu vier Wochen deutlich gebessert; ein Fall mit 
6 g gespritzt soll geheilt worden sein. 

In einem fünften, verhältnismäßig frischen Falle, der nur da- 
durch entdeckt wurde, daß das Gespannpferd an derselben Krank- 
heit starb, war zunächst außer etwas beschleunigter Atmung und 
Puls bei hochnormaler Innentemperatur nichts Besonderes zu ent- 
decken. 4 g wirkten wie eine provokatorische Impfung, d. h. es 
trat jetzt erst dauernd niedergradiges Fieber auf. 14 Tage später 
mit 6 g nachgespritzt, hatte wohl eintägige Fieberlosigkeit zur 
Folge, jedoch ging Patient acht Wochen später ein. 

Ich schlage weitere Versuche mit großen Dosen in engen 
Lösungen vor. 

F. Die Rotlaufseuche und die Druse im Initialstadium 
bleiben durch Salvarsan unbeeinflußt. 

G. Über den Wert der Anwendung bei Strahlkrebs 
konnte aus äußeren Gründen ein abschließendes Urteil nicht ge- 
wonnen werden. 

So wäre also der Weg frei für eine universelle Anwendung des 
Salvarsans, insonderheit zu einer in- und extensiven Benandiung 
der Brustseuche! 

Erst wenn wir in der Lage sind, jeden Fall von Brustseuche in 
der Armee, in den Remontedepots, in den Gestüten sowie in den 
Zuchtgebieten überhaupt bis zum dritten Tage offensichtlicher Er- 
krankung zu spritzen, kann das souveräne Mittel seinen wahren 
Wert im Interesse eines bedeutenden Teils des Nationalvermögens 
unseres Volkes entfalten. 

Bekanntlich fürchten wir bei Brustseuche nicht so sehr die 
Todesfälle als die Schädigung des befallenen Individuums, die 
Nachkrankheiten und beim Zuchtmaterial das Verwerfen der 
Stuten usw. 

Was das wertvolle Pferdematerial an sich und seine Aufzucht 
unter Brustseuche zu leiden hat, läßt sich zahlenma big auch nicht 
annähernd angeben. 

Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Niehtanwendung des 
Salvarsans in den einschlägigen Fällen als ein Kunstfehler im 
wahren Sinne des Wortes bezeichnet werden muß. 


— 2178 — 


Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit einer 
hochgradigen Brustseucheerkrankung. 


Von Oberveterinär Kegler. 


Ein fünfjähriger kräftiger Fuchswallach erkrankte am 5. April 
1911 an Brustseuche. 

Die Erkrankung war eine äußerst schwere. Neben beider- 
seitiger Lungenbrustfellentzündung bestanden als Komplikation 
hochgradige, langandauernde Herzschwäche und Erguß von Ex- 
sudat in beide Pleurasäcke, so daß am 18. April linkerseits 15 Liter 
und am 20. April rechterseits 20 Liter Exsudat entleert werden 
mußten. 

Durch das lang anhaltende hohe Fieber sowie durch die drei- 
wöchige schwere Appetitstörung hatte der Ernährungszustand des 
Patienten erheblich gelitten. Das Tier war zum Skelett abgemagert 
und konnte sich vor Schwäche kaum stehend erhalten. 

Die Behandlung war neben diätetischen Maßnahmen eine 
symptomatische. 

Ende April waren die einzelnen Krankheitserscheinungen so- 
weit beseitigt, daß Patient als Rekonvaleszent angesehen werden 
konnte. Während der nächsten Wochen machte die Genesung 
sichtbare Fortschritte. Patient zeigte regen Appetit und Wohl- 
befinden. Langsam rundeten sich wieder die Körperformen. Doch 
in Anbetracht der eben überstandenen schweren Erkrankung und 
der noch vorhandenen Schwäche wurde das Pferd sowohl während 
des Exerzierens in Zeithain wie auch während der Herbstübungen 
in der Garnison zurückgelassen. 

Etwa gegen Ende Mai 1911 begannen die Haare des Schweifes, 
der Mähne und des Schopfes nicht nur beim Putzen, sondern auch 
ganz von selbst auszufallen. Es fielen immer die längsten Haare 
einzeln und zu Büscheln zuerst aus, während die kurzen fest haften 
blieben. Dabei konnte weder abnorme Schuppenbildung noch Er- 
krankung des einzelnen Haares, wie Trichorrhexis nodosa, beob- 
achtet werden; ebenso bestand kein Juckreiz. 

Die Behandlung bestand in vollständigem Scheren der Mähne 
und des Schopfes, in teilweisem Beschneiden des Schweifes und 
danach in Anwendung von desinfizierenden Waschungen mit 
Sublimatlösung 1:1000. Auch wurden Einreibungen mit Peru- 
balsam und Spiritus zu gleichen Teilen vorgenommen, wonach der 
Haarwuchs wieder allmählich eintrat. 

Nach acht Monaten sind Schweif-, Mähnen- und Schopfhaar 
noch nieht so vollständig wieder vorhanden wie vor der Erkran- 
kung des Pferdes. Ich fasse den Haarausfall als einen Folge- 
zustand der Brustseucheerkrankung auf und beziehe ihn vornehm- 
lich auf den durch die Brustseucheerkrankung bedingten, lang an- 
dauernden schlechten Ernährungszustand des Tieres. 

Andere Nachkrankheiten der Brustseuche sind bei dem Pferde, 
das seit Anfang Oktober v. J. geritten wird, nicht aufgetreten. 


e EEE a B O 


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Nabelbruchoperationen. 
Von Oberveterinär Trams. 


Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, einen Nabelbruch bei 
einem halbjährigen Fohlen zu operieren. Der Bruch bestand seit 
3 Monaten, hatte Kindskopfgröße und ließ sich leicht reponieren. 
Die Bruchpforte war 5 cm lang und 2,5 cm breit. 

Nachdem das Tier einen Tag gehungert hatte, wurde die Ope- 
ration unter Chloroform-Narkose (30 g) in Rückenlage ausgeführt. 
Nach Rasieren der Operationsstelle iegte ein Schnitt in der Länge 
des Bruchsackes durch Haut und Unterhaut die Bruchpforte frei, 
deren Ränder ich dann mit Catgut zusammenbrachte Hierauf 
wurde von der äußeren Haut ein ziemlich großes Stück weg- 
geschnitten und diese ebenfalls genäht, worauf ein Bruchband 
angelegt wurde. Die Wunde heilte ohne Störung und es konnte 
das Tier nach vier Wochen ohne Bruchband als geheilt betrachtet 
werden. 

Heute mache ich obenstehende Operation nicht mehr. Von der 
Firma Hauptner-Berlin sind Aluminiumkluppen in den Handel 
gebracht worden, mit welchen Nabelbrüche bis zu Kindskopfgröße 
sich in 5—7 Tagen gefahrlos beseitigen lassen, ohne Eröffnung des 
Bruchsackes und ohne jegliche Naht. : Die Kluppen besitzen eine 
vorzügliche Wirkung und haben einen ausgezeichneten Sitz. Sie 
werden von der Firma in drei Größen angefertigt und lassen 
sich bei dem auf dem Rücken liegenden Tiere mit Leichtigkeit an- 
legen. In fünf Fällen habe ich mit diesen Kluppen ausgezeichnete 
Resultate erzielt und verdienen diese vor Holzkluppen den Vorzug. 


Zur Behandlung des Schweißekzems (Hitzpocken) des 
Pierdes. 


Von Korpsstabsveterinär Bächstädt. 


Jedem Veterinär ist dieses besonders im Sommer unter der 
Einwirkung von Schweiß und Staub auftretende Ekzem hinlänglich 
bekannt. Nicht selten wird hierdurch der Dienstbetrieb, nament- 
lich während der Exerzierperiode und Herbstübungen, in unan- 
genehmer Weise dadurch beeinträchtigt, daß sonst ganz gesunde 
Pferde tagelang außer Dienst gestellt werden müssen, weil kein 
Sattel aufgelegt werden kann. Der Hautausschlag hat bekanntlich 
seinen Sitz in der Haut der Lendengegend, wo das hintere Ende 
des Woilachs nicht durch den Sattel bedeckt wird, breitet sich aber 
oft weiter nach unten bis in die Flankengegend und nach vorn bis 
in die Sattellage aus. 

Man kann vom praktischen Standpunkt aus drei Stadien des 
Ekzems unterscheiden, und zwar zeigen sich im ersten Stadium er- 
höhte Empfindlichkeit, vermehrte Wärme und leichte Schwellung 
der Haut. (Dauer 24—48 Stunden.) Hierauf treten im zweiten 
Stadium hirsekorn- bis erbsengroße Knötchen auf, welche sowohl 
in oberflächlichen Schichten der Haut als auch in der Unterhaut 


— 280 — 


ihren Sitz haben können. Die Haare sind gesträubt, die Haut ist 
äußerst empfindlich und schmerzhaft. Dieser Zustand dauert ge- 
wöhnlich drei Tage. Nunmehr brechen im dritten Stadium, dessen 
Dauer zwischen drei bis acht Tagen schwankt, die Knötchen auf, 
und es entleert sich eine gelbliche, klebrige Flüssigkeit, welche ge- 
rinnt und mit den Haaren einen der Haut mehr oder weniger fest 
anhaftenden Schorf bildet. Dieser stößt sich allmählich ab, und 
der Ausschlag kommt unter Verlust der Haare zur Heilung. Nicht 
selten bilden sich jedoch, wenn die Pferde weitergeritten werden, 
oberflächliche oder tiefe Geschwüre und selbst Brandschorfe, 
welche die Pferde unter Umständen zwei bis drei Wochen dienst- 
unbrauchbar machen. 

Für die Truppe ist dieses Leiden von der größten Bedeutung. 
Daher ist in erster Linie dahin zu streben, daß das Auftreten des 
Ekzems durch geeignete prophylaktische Maßnahmen vermieden 
wird. In zweiter Linie ist, wenn der Ausschlag trotzdem zum Aus- 
bruch kommt, eine möglichst schnelle Heilung herbeizuführen. Als 
Vorbeugungsmittel gelten allgemein gründliche Reinigung des 
Rückens von Schweiß und Staub sowie kalte Waschungen der 
Lenden- und Rückengegend nach dem Dienst. Sollte sich 
der Schweiß mit kaltem Wasser nicht entfernen lassen, so emp- 
fiehlt sich, lauwarmes Wasser und Glyzerinseife anzuwenden. Bei 
solchen Pferden, welche besonders wegen Senkrücken oder 
Überbautsein oder wegen empfindlicher Haut zu dieser Haut- 
erkrankung neigen, empfiehlt sich zur Vorbeuge Waschung des 
Rückens mit einer 5 proz. Lösung von übermangansaurem Kali. 

Was die Behandlung des Ekzems selbst betrifft, so habe ich 
in einer größeren Anzahl von Fällen die verschiedensten Medi- 
kamente in Form von Einreibungen und Waschungen versucht, und 
zwar 4 und 5%iges Kreolin und Lysolspiritus, 8—10 %igen 
Josorptolspiritus, Seifenspiritus und Kampferspiritus, 4—5 %iges 
Borwasser, 5—10 %ige Eichenrindeabkochung und wässerige 
Josorptollösungen (8—16 Teile Josorptol auf 100 Teile Wasser). 
Von allen diesen Mitteln hat sich am besten bewährt 8—10 %iger 
Josorptolspiritus und 4—5 %iger Kreolinspiritus. Hierbei ist zu 
bemerken, daß die Behandlung nur dann Aussicht auf eine schnelle 
Beseitigung der Hautkrankheit und Wiederherstellung der Dienst- 
brauchbarkeit des Pferdes hat, wenn die Behandlung im ersten oder 
im Anfang des zweiten Stadiums einsetzt. Ist bereits Exsudation 
der Knötchen, Verschorfung oder Geschwürbildung eingetreten, so 
kann die Behandlung mit den erwähnten Mitteln keine erhebliche 
Verkürzung des Krankheitsverlaufes mehr herbeiführen. 

Zur einmaligen Einreibung sind je nach dem Umfange der 
Hautaffektion 25—40 g Josorptolspiritus, welchem ich den Vorzug 
vor dem Kreolinspiritus gebe, da das Mittel sich später wieder 
leichter abwaschen läßt, erforderlich. 

Das Präparat wird 2—3 Minuten lang mit der Hand gründlich 
eingerieben, eine Stunde vor und 24 Stunden nach dem Einreiben 
ist die leidende Hautpartie mit kaltem Wasser gründlich abzu- 
waschen und mit einem reinen Leinentuch abzutrocknen. 

Gewöhnlich gehen bei dieser Behandlung die Empfindlichkeit 


— 281 — 


der Haut und der Umfang der Knötchen innerhalb 24 Stunden er- 
heblich zurück. Meistens bildet sich nach der Einreibung mit 
Josorptolspiritus eine oberflächliche Verschorfung der Knötchen, 
so daß sie nicht zum Aufbruch kommen. Die auf den Knötchen 
sitzenden trockenen Schorfe dürfen nicht entfernt werden. Es 
empfiehlt sich, den hinteren Rand des Woilachs etwa handbreit 
mit glattem Gummituch zu besetzen, um Scheuern zu verhüten. 
Wenn irgendmöglich, sind die Pferde, je nach der Schwere der Er- 
krankung, 1—3 Tage ohne Sattel und Woilach zu lassen. In der 
Regel ist jedoch die Hautaffektion nach zwei Tagen soweit zurück- 
gegangen, daß die Pferde zum Dienst herangezogen werden können. 
Bei feinhäutigen, empfindlichen Pferden wird statt des Josorptol- 
spiritus eine 4—5 %ige wässerige Josorptollösung oder 5 %iges 
Borwasser, etwa 50—60 g zur einmaligen Waschung, angewandt, 
und zwar täglich dreimal. 

Seifenspiritus und Kampferspiritus bewähren sich nicht, da 
leicht Hautentzündungen entstehen. Eichenrindeabkochungen und 
Lysolspiritus beeinflußten die Heilung nicht erheblich. Die hydro- 
pathische Behandlung ist nur in den ersten 6—12 Stunden nach 
dem Auftreten des Ekzems zu empfehlen. Bei längerer Anwen- 
dung wird die Oberhaut leicht mazeriert und die Heilung hierdurch 
verzögert. — Da nach meinen Erfahrungen eine außerordentlich 
große Verschiedenartigkeit bezüglich der Empfindlichkeit der Haut 
des Rückens besteht, so ist die vorstehende Angabe der Konzentra- 
tion der Lösungen nur eine annähernde und muß die diesbezügliche 
spezielle Festsetzung dem behandelnden Veterinär überlassen 
bleiben. 


Perioration der Scheide und des Mastdarms einer 
Stute bei der Geburt. 


Von Oberveterinär Jerke. 


Eine erstgebärende Stute schweren Schlages konnte trotz 
heftiger Wehen den Fötus nicht ausstoßen. Beim gewaltsamen 
Durchziehen des sehr stark entwickelten und wahrscheinlich ab- 
norm gelagerten Fohlens bemerkte der Besitzer, daß ein Fuß des 
Fohlens in der Afteröffnung des Muttertieres zum Vorschein kam. 
Nachdem das Junge zurückgeschoben und endgültig extrahiert war, 
fand aus der Scheide eine mittelstarke, langsame Blutung (etwa 
3 Liter) statt, die nach Verlauf einer halben Stunde von selbst auf- 
hörte. Kurz nach der Geburt gingen auch die Eihäute ab. Mehrere 
Stunden später entleerte das Pferd Kot durch die Scheide. Erst 
am andern Tage wurde tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen. 

Befund: Temperatur 38,9° C, Puls in der Minute 45 mal 
deutlich fühlbar, gleich- und regelmäßig; 16 ruhige Atemzüge; 
sichtbare Schleimhäute etwas blaß; Appetit gut. Die Exploration 
des intestinum recti ergibt in dessen unteren Wand einen 
von vorn nach hinten verlaufenden etwa 8 cm langen Riß, der 
6 cm vor der Afteröffnung endet. Bei der Untersuchung der 


— 282 — 


Scheide läßt sich feststellen, daß die obere Scheidenwand ebenfalls 
von vorn nach hinten in einer Länge von etwa 10 cm durchgerissen 
ist. Das hintere Ende dieses Risses liegt etwa 7 cm von der Scham- 
öffnung entfernt. Das zwischen Mastdarm und Scheide liegende 
Bindegewebe ist in derselben Ausdehnung zerrissen. Schwellung 
im Bereiche der Scham ist nicht vorhanden. Kot wird durch After 
und Scham entleert; das Absetzen ist schmerzhaft. 

Behandlung: In den ersten zwei Tagen Öfteres Heraus- 
nehmen des Kotes aus dem Mastdarm mit der Hand. Um für die 
Folge leichten Absatz und weiche Konsistenz des Kotes herbei- 
zuführen, erhielt das Pferd täglich mehrmals Einfüllungen warmen 
Wassers in den Mastdarm; ferner wurden täglich 250 g Karlsbader 
Salz im Trinkwasser, Grünfutter, Mohrrüben und Weizenkleie ver- 
abreicht. In den ersten 14 Tagen wurden täglich mehrfach, be- 
sonders nach jeder Kotentleerung, Ausspülungen des Darms und 
der Scheide mit Sublimatlösung (1 : 4000) gemacht. In der Folge- 
zeit erstreckte sich die Behandlung auf Ausspülungen mit Chinosol- 
lösung (1: 1000) und 5 %iger Holzessiglösung in derselben Weise. 

Nach 23tägiger Behandlung hatte sich die Wunde ganz be- 
deutend verkleinert, und nach insgesamt 62 tägiger Krankheits- 
dauer war vollständige Verheilung der Wunde eingetreten. Wäh- 
rend der ganzen Zeit war das Allgemeinbefinden des Pferdes nicht 
sonderlich gestört. 


Erfahrungen mit Biebricher Scharlachrot-Salbe. 


Von Stabsveterinär Löb. 


Die Biebricher Scharlachrot-Salbe wurde in einigen Fällen zur 
Anwendung gebracht und hat den an sie gestellten Anforderungen, 
ein Anregungsmittel zur Bildung von Epithel zu sein, im allge- 
meinen entsprochen. 

Der Farbstoff bildet ein dunkelrotbraunes Pulver, welches in 
Wasser unlöslich ist; Alkohol, Benzol und Aceton lösen ihn nur 
wenig, reichlicher beim Kochen. Leicht lößt er sich dagegen in 
Phenclen, Fetten und fetten Ölen, jedoch bringen ihn Vaseline und 
Paraffine in der Kälte nur wenig, reichlicher dagegen in der Wärme 
zur Lösung. 

Zur Behandlung gelangten zwei Pferde, die sich umfangreiche, 
etwa kinderhandtellergroße Erosionen und Ulzerationen in der 
Sprunggelenksbeuge durch Hängenbleiben in der eigenen Halfter- 
kette bzw. Übertreten über die Halfterkette des Nebenpferdes und 
Hängenbleiben in dieser zugezogen hatten. Es waren dies Ver- 
letzungen, die jeder Veterinär wegen des Sitzes zu den sehr schwer 
heilbaren rechnen dürfte. Bekanntlich läßt sich an dieser Stelle 
schwer ein lange gut sitzender Verband anlegen; durch die Be- 
wegungen, «lie das Tier mit dem Beine ausführt, lockert sich ein 
derartiger Verband recht bald, so daß er schließlich mehr schadet 
als nützt. Eine derartige Wunde wird an und für sich schon durch 
die Beugebewegungen des Beines gereizt, und durch einen Verband 
wird der Reiz zum Beugen und die Reizung der Wunde nur noch 
vermehrt. 


— 283 — 


Nachdem sich an den betreffenden Stellen die nekrotischen 
Gewebsfetzen abgestoßen hatten, die Eiterung beseitigt war und 
eine gute Granulationsbildung eingesetzt hatte, die durch Ätzen mit 
Höllenstein bzw. Alumen ustum in gleichmäßiger Höhe erhalten 
war, wurde die ganze Wundfläche in der Dicke eines Messer- 
rückens mit Biebricher Scharlachrot-Salbe (Biebricher Schar- 
lach R. medicinale „Ralle‘“ 8,0: Vaselin. flav. 100,0) bestrichen; 
hierauf wurde etwas Verbandmull getan und dann der Vorschrift 
gemäß ein regelrechter Watteverband angelegt. Dieser Verband 
wurde drei Tage liegen gelassen und dann gewechselt. Nach einigen 
Verbandwechseln konnte kein wesentlicher Erfolg konstatiert wer- 
den, weswegen nach etwa 14 Tagen die Verbände fortgelassen und 
die Wunden nur durch Bestreichen mit dieser Salbe offen behandelt 
wurden; das Bestreichen geschah alle drei Tage. Schon nach 
einigen Tagen setzte vom Rande her eine ausgezeichnete und 
dauerhafte Epithelbildung ein, die die Wunde nach kurzer Zeit 
wesentlich kleiner machte. Bei dem einen Pferde war in der Mitte 
der Wunde noch eine erbsengroße Hautinsel stehen geblieben; von 
hier aus wurden förmliche Epithelfortsätze in die Wundfläche hin- 
eingeschickt, so daß sich diese zusehends verkleinerte und das 
Pferd nach völliger Verheilung in kurzer Zeit wieder dienstfähig 
wurde. 

Nach diesen Erfahrungen muß man die Scharlachsalbe für ein 
recht verwendbares und verläßliches hautbildendes Mittel 
halten, mit welchem man in geeigneten Fällen rascher zum Ziele 
gelangt als mit jedem anderen. Bedingung ist jedoch, daß es sich 
um reine granulierende Flächen handelt, die nicht mit einem Ver- 
bande bedeckt werden dürfen, weil dadurch die Wundheilung un- 
günstig beeinflußt wird. 


Ein Fall von Kieterbruch. 


Von Stabsveterinär Bauer. 


Bei einem tags zuvor aus dem Manövergelände eingetroffenen 
Pferde wurde als Ursache des Versagens der Futteraufnahme eine 
Zersplitterung des ersten Backenzahnes im linken Unterkiefer fest- 
gestellt, die, nach einer in Höhe des betreffenden Zahnes außen an 
der Backe befindlichen Hautwunde zu urteilen, von einem Schlag 
des Nebenpferdes herrühren mußte, 

Die Splitter des zertrümmerten Zahnes wurden entfernt und 
das Pferd, da sich die Futteraufnahme etwas besserte, nach einigen 
Tagen aus der Behandlung entlassen. 

Nach etwa 14 Tagen wurde mir das Pferd vorgestellt, weil sich 
am Unterkiefer eine starke Anschwellung ausgebildet hatte. 

Die Untersuchung ergab folgendes: An der Außenfläche des 
linken Unterkieferastes befindet sich in der Höhe des ersten 
Backenzahnes eine knochenharte, flache Anschwellung von 15 cm 
Länge, die vom oberen bis zum unteren Rande des Unterkiefers 
reicht. Die Dicke der Anschwellung läßt sich nicht mit Sicherheit 
feststellen, weil der vordere Teil des Kehlganges durch eine gänse- 


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eisroße Geschwulst ausgefüllt ist, die an ihrem höchsten Punkte 
3 cm über den unteren Kieferrand hervorragt und deutliche Fluk- 
tuation erkennen läßt. In der Umgebung ist die Unterhaut teigig 
geschwollen. Bei der Untersuchung der Maulhöhle sind in dem 
noch nicht vernarbten Zahnfache des linken ersten Backenzahnes 
Knochen- bzw. Zahnsplitter zu fühlen. 

Aus der fluktuierenden Anschwellung entleert sich nach einem 
Einschnitt 1, Tassenkopf dünnflüssigen, übelriechenden Eiters, in 
dem einige kleine mürbe Knochensplitter enthalten sind. Mit der 
Sonde gelangt man jetzt in eine geräumige Abszeßhöhle, in deren 
Tiefe sich mehrere Kanäle nachweisen lassen. Ein Kanal führt an 
der Innenfläche des Kieferastes entlang neben dem Zahnfache des 
ersten Backenzahnes bis in die Maulhöhle; ein anderer Kanal dringt 
durch einen rauhen Spalt im Kiefer bis in das Zahnfach hinein. 
Mittels des in die Abszeßhöhle eingeführten Fingers fühlt man 
mehrere bewegliche Knochensplitter, von denen aber nur einige 
kleinere mit der Kornzange herausgenommen werden können. 

Da sich auch die Knochensplitter aus dem Zahnfache von der 
Maulhöhle aus nicht entfernen ließen, mußte das Pferd nieder- 
gelegt und operiert werden. Es wurde von der Abszeßwunde aus- 
gehend ein 15 cm langer Hautschnitt angelegt, der etwas schräg 
zum Kieferaste nach vorn und außen verlief. Nachdem die Haut 
gelöst und mit Wundhaken auseinander gehalten worden war, 
konnte man feststellen, daß ein unregelmäßiger Splitterbruch 
schräg von vorn und außen nach hinten und innen durch den 
Kieferast verlief. Es wurden nun mehrere größere Splitter ent- 
fernt. Um aber an das Zahnfach gelangen zu können, mußte ein 
4 cm langes Stück des unteren Kieferrandes mit dem Meißel ent- 
fernt werden. Jetzt wurden mit Hilfe eines stumpfen Stempels die 
im Zahnfache zurückgebliebenen Reste der Zahnwurzel nach der 
Maulhöhle zu herausgetrieben und mit der Kornzange zahlreiche 
Splitter von den Rändern des Zahnfaches entfernt. Dagegen mußte 
eine größere bewegliche Knochenplatte, die an der Innenseite des 
Kieferastes hinter der eigentlichen Bruchlinie lag, in der Wunde 
belassen werden, weil sonst ein zu großer Substanzverlust im 
Knochen entstanden und die Heilung des Bruches dadurch be- 
deutend erschwert worden wäre. Auch wären durch das Entfernen 
der Knochenplatte die Zahnfächer des zweiten und dritten Backen- 
zahns an der Innenseite freigelegt worden, Es sollte vielmehr der 
Versuch gemacht werden, ob diese Knochenplatte anheilen würde. 
Ebenso wurde der zweite Backenzahn, dessen Wurzel in die Wunde 
hineinragte, nieht gezogen, weil er noch fest im Zahnfach saß. 

Um feststellen zu können, ob noch weitere Sprünge im Knochen 
vorlägen, und um zu einem sicheren Urteil über die Art der wei- 
teren Behandlung, über die Heilungsmöglichkeit und auch über 
den Verlauf der Heilung zu gelangen, versuchte ich einige Tage 
nach der Operation den erkrankten Körperteil mit Röntgenstrahlen 
zu untersuchen. Der Chefarzt des hiesigen Garnisonlazaretts und 
der Vorstand der Röntgen-Abteilung erklärten sich in liebens- 
würdigster Weise bereit, mir die Apparate zu einigen Aufnahmen 
zur Verfügung zu stellen. 

Das Pferd wurde im Lazarett vor dem Fenster des Röntgen- 


= pgp == 


zimmers aufgestellt und die Leitungsdrähte vom Induktor durch 
das geöffnete Fenster zu der außenstehenden Röntgenröhre ge- 
führt. Da aber das Röntgenzimmer im Hochparterre liegt, war 
die Entfernung zwischen dem Induktor und der Röhre und des- 
halb der Leitungswiderstand so groß, daß trotz größtmöglichster 
Stromspannung (1400 Volt) ein Aufleuchten der Röhre nicht erzielt 
werden konnte. 

Es blieb deshalb nichts anderes übrig, als die Behandlung auf 
Grund des bei der Operation festgestellten Befundes fortzuführen. 
Da es sich um einen Splitterbruch handelte, wurde davon abge- 
sehen, die Bruchenden durch Silberdraht oder auf andere Weise 
zu befestigen. Die Anwendung von Schienen u. dgl. verbot sich 
wegen der im Kehlgang befindlichen Operationswunde. Die Be- 
handlung beschränkte sich deshalb auf dreimal tägliche Aus- 
spülungen der sehr geräumigen Wundhöhle mit einer 2 %igen 
Therapogen-Lösung. In der Zwischenzeit wurde die Schleimhaut- 
wunde in der Maulhöhle durch einen festen Wattetaınpon ge- 
schlossen, um nach Möglichkeit zu verhüten, daß sie durch Futter 
usw. verunreinigt würde. 

Das Futter bestand aus gequetschtem Hafer, Kleie, stark zer- 
kleinerten Mohrrüben, Leinkuchen und Heuhäcksel. Da das Pferd 
kein Heu fressen wollte oder konnte, wurde der Versuch gemacht, 
das Heu durch Anbrühen weicher zu machen, damit es das Pferd 
leichter kauen könnte. Das Pferd verweigerte aber auch die 
Aufnahme des so zubereiteten Heues. Es blieb deshalb nichts 
anderes übrig, als das Rauhfutter in Form von kurzem Häcksel 
zu verabreichen. Das Pferd hatte stets einen regen Appetit 
und fraß — wenn auch langsam und einseitig kauend — 
seine volle Ration. Dabei war die Beweglichkeit der Bruch- 
enden so groß, daß ein eigentümlich klappender Ton zu hören war, 
der durch das Zusammenschlagen der Backenzähne der linken 
Seite entstand. 

Die Beweglichkeit des linken Kieferastes an der Bruchstelle 
verminderte sich allmählich im Verlaufe der nächsten Wochen 
durch umfangreiche Kallusbildung, so daß nach vier Wochen der 
Kieferbruch als geheilt angesehen werden konnte. Die Operations- 
wunde hatte sich während dieser Zeit bis auf 3 em geschlossen. 
Diese kleine, am unteren Kieferrande gelegene Wunde zeigte keine 
Neigung zur Heilung; sie war mit dunkelroten Granulationen be- 
deekt und sonderte täglich einen Fingerhut voll Eiter ab. Von der 
Wunde aus führte ein Kanal in eine von rauhen Knochen umge- 
bene Höhle im Kiefer. Durch wiederholtes Auskratzen der Höhle 
mit dem scharfen Löffel und tägliches Ausspülen mit antisepti- 
schen Flüssigkeiten besserte sich der Zustand in den nächsten 
Wochen soweit, daß aus einer kleinen Öffnung täglich nur einige 
Tropfen rahmartigen, nicht übelriechenden Eiters abflossen. Da 
diese geringgradige Eiterabsonderung die Gebrauchsfähigkeit des 
Pferdes nicht beeinträchtigte und nur darauf zurückgeführt wurde, 
daß die im Kiefer vorhandene Höhle sieh noch nieht vollständig 
mit Granulationen gefüllt hatte, wurde von einer weiteren opera- 
tiven Behandlung Abstand genommen. 

Da der Futterzustand des Pferdes nichts zu wünschen übrig 


— 286 — 


ließ, wurde das Pferd bereits vier Wochen nach der Opera- 
tion allmählich in Arbeit genommen. Weil es aber nicht unge- 
fährlich erschien, das Trensengebiß auf den möglicherweise noch 
nicht genügend festen Kiefer wirken zu lassen, ließ ich eine Nasen- 
kettentrense anfertigen, die ich früher bei Ladendrücken schon 
wiederholt angewendet und sehr praktisch gefunden habe. Das 
Trensengebiß wird aus den Ringen entfernt und an den Ringen 
eine flache etwa 5 mm breite Kette so befestigt, daß sie auf den 
Nasenrücken dicht oberhalb der Nüstern zu liegen kommt. Um 
das Abgleiten der Kette zu verhüten, wird sie in ihrer Mitte durch 
eine Schlaufe an dem Nasenriemen der Reithalfter befestigt. Mit 
Hilfe dieser Nasenkettentrense wurde das Pferd zunächst geführt, 
dann im Schritt unter dem Reiter bewegt und schließlich sogar 
in der Abteilung geritten. 

Im Laufe der nächsten Monate heilte die Operationswunde 
vollständig und der Kallus bildete sich soweit zurück, daß außer 
der eingezogenen Operationsnarbe äußerlich keine Veränderung 
am Kiefer zu sehen ist. 


Erfahrungen bei Anwendung von Wasser der Ludwigs- 
burger Heilquelle bei Hoheneck (Hohenecker Wasser). 


Von Oberveterinär Dr. Jahn. 


Die Ludwigsburger Heilquelle bei Hoheneck wurde am 17. De- 
zember 1906 gelegentlich einer Bohrung nach Trinkwasser er- 
schlossen. Nach der chemischen Analyse von Geh. Reg.-Rat Prof. 
Dr. Fresenius in Wiesbaden hat das Wasser folgende Zu- 
Samınensetzung: 


In 1000 Gew. 

Teil. Wasser 
Natriumehlorid (NaCl). . 2 . . . 12458601 
Kaliumehlorid (K C). . . . . 2... 0,152553 
Lithiumehlorid (LiCD . . . 2 . . 0,010271 
Ammoniumehlorid (NH, CI) . . . . 0.005014 
Natriumbromid (Na Br). . . . ......0,004037 
Natriumjodid (NaJ). ... 0,000080 
Natriumsulfat (Na S0) . . . . . 4,740500 
Caleiumsulfat (Ca SO ai . 1,305447 
Caleiumhydrucarbonat (C A HE O5) ) 1.165999 
Strontiumhydrocarbonat. (Sr (H CO], 0,022 809 


E 
Magnesiumhydrocarbonat (M&[HCO,)) 0,488402 


F errohydrocarbon: at (Fe|H CO ala) . . 0,015174 
Borsäure (meta) (HBO) . . . «0,012476 
Kieselsäure (meta) (H, Si O). . . . 0,009171 
Freies Kohlendioxyd (CO,) 20.20. 0402117 

Summe aller Bestandteile . . . 20,792 651 


Das Wasser ist also in der Hauptsache zu den jod- und brom- 
haltigen Salzwässern zu rechnen. Außerdem hat Professor Dr. 
Kauffmann in Stuttgart durch verschiedene Messungen einen 
konstanten Gehalt von Radiumemanationen feststellen 


mE sr ° 
GERNNZERZEZEN, p nn Se un A md nı, Mae une nt une a We S E u 2 U N Ef 9 Au E u Mu, 2 Led E mn Au 


— 287 — 


können. Das Wasser wird infolgedessen in der Humanmedizin so- 
wohl zu Trink- als auch zu Badekuren verwendet. Einem mir be- 
kannten Herrn war aufgefallen, daß nach einem solchen Bade zu- 
fällig vorhandene Wunden ein wunderschönes Aussehen angenom- 
men hatten und rasch heilten. 

Da gerade in diesem Jahre die auffallend häufig auftretenden 
Sommerwunden die denkbar schlechteste Tendenz zur Heilung zeig- 
ten, und fast alle angewandten Mittel mehr oder weniger versagten, 
kam ich auf den Gedanken, einen Versuch mit dem Hohenecker 
Wasser zu machen. Die Versuche wurden hauptsächlich an Dienst- 
pferden der 2. Eskadron vorgenommen. Das Wasser wurde teils 
in Form von Bädern oder feuchten Umschlägen, teils in beiden 
Formen zugleich angewendet. Zu diesem Zwecke holte die Eska- 
dron etwa alle 2 Tage in dem 3 km entfernten Hoheneck 2 Fässer 
mit je 50 L. Wasser. Die Erfolge waren recht gute. Eine Menge 
kleiner Sommerwunden, die jeder Behandlung trotzten, konnten 
in kürzester Zeit zur Abheilung gebracht werden. Besonders auf- 
fallend waren drei Fälle, in denen es sich um größere Wunden 
handelte. 

1. Fall. Scheuerung im Kehlgang von Kartenblatt-Größe (Som- 
merwunde). Trotz 6 wöchiger Behandlung kein Rückgang. Von 
da ab täglich 1 Stunde baden mit Hohenecker Wasser. Die Wund- 
fläche nimmt eine schöne Färbung an, die kissenartige Erhebung 
der Wundfläche geht zurück, die Wundränder wölben sich bald 
darüber und ziehen sich zusammen. Nach 4 Wochen völlige 
Heilung. 

2. Fall. Sommerwunde an der Vorderseite des Unterschenkels. 
Trotz Behandlung nahm die anfangs dreimarkstückgroße Wunde 
stetig an Umfang zu (bis fast zur Tellergröße). Täglich 1 Stunde 
baden. Verlauf ähnlich wie oben. Nach 3 Wochen Heilung. 

3. Fall. Schwere Wunde der Sehnen und Sehnenscheiden h. 1. 
(durch Anreiten). Trotz Verbänden mit Sublimatwasser (1°/,,) 
und Wasserstoffsuperoxyd, Anwendung antiseptischen Pulvers und 
des Glüheisens nahm die Wunde nach kurzer Zeit den typischen 
Charakter der Sommerwunde an. Mehrmalige gründliche Opera- 
tionen (Abtragen der veränderten Gewebe mit Messer und scharfem 
Löffel) hatten nur vorübergehenden Erfolg. Das Hohenecker 
Wasser wurde hier in Form von Bädern und Umschlägen ange- 
wendet. Der Erfolg war gut. Inzwischen hatte ich die Beobachtung 
gemacht, daß das Wasser bei längerem Stehen sich zersetzt. Ich 
beschloß daher, das Pferd an Ort und Stelle zu baden. Das Tier, 
das nicht mehr lahmte, wurde jeden Tag nach Hoheneck geführt 
und 1 Stunde gebadet. Nach 3 Wochen völlige Heilung. 

Diese gute Heilwirkung des Hohenecker Wassers mag wohl in 
erster Linie den in ihm enthaltenen Salzen zuzuschreiben sein. 
Ob dabei auch eine Radiumwirkung beteiligt ist, wage ich nicht zu 
entscheiden. i 

Endlich versuchte ich noch bei einigen Pferden, die sich in- 
folge chronischen Magendarmkatarrhs stets schlecht nährten, eine 
Trinkkur, wie sie auch bei der Humanmedizin in ähnlichen Fällen 


=. 280 = 


zur Anwendung kommt. Anfangs nahmen die Tiere das Wasser 
nur zögernd, später jedoch sehr gerne zu sich. Da bei diesen Zu- 
ständen eine ev. Wirkung weniger deutlich und offensichtlich zu 
sein pflegt, so genügen mir die wenigen Fälle noch nicht zur Ab- 
gabe eines endgültigen Urteils. Bei konsequenter Anwendung ist 
jedoch ein Erfolg sehr wahrscheinlich. 


Starrkrampf beim Hund. 


Von Oberveterinär Eschrich. 


Im Oktober 1911 wurde ich zu dem Hunde eines Privat- 
mannes gerufen mit dem Vorbericht, das Tier wäre vor fünf Tagen 
von ihm selbst kupiert worden, hätte seit zwei Tagen ein voll- 
kommen verändertes Benehmen, fresse gar nichts und sei seit 
heute früh ganz steif. 

Bei der Untersuchung wurde folgender Befund festgestellt: 

Der ungefähr ein halbes Jahr alte Pintscher schrak auf Anruf 
und besonders beim Berühren zusammen und versuchte unter ge- 
streckter Haltung der Gliedmaßen einige Schritte zu laufen. Die 
Körpertemperatur betrug 39,7° C., die Atmung war beschleunigt 
und oberflächlich; es wurden 52 Atemzüge in der Minute gezählt. 
Die Anzahl der mittelkräftigen Pulsschläge war 125. 

Kopf und Hals wurden gestreckt gehalten, die Stirn war ge- 
runzelt. Die Ohren standen aufgerichtet und einander genähert, 
die Augen waren tief in die Orbita zurückgezogen, und die Nickhaut 
war etwas vorgefallen. Das Maul wurde geschlossen gehalten, und 
nur mit Mühe konnte dieses um einige Zentimeter geöffnet 
werden. Aus den Maulwinkeln floß in langen Fäden zäher Speichel. 
Die Muskulatur des Halses, besonders aber die der Hinterhand, war 
gespannt und hart. Der Schwanz wurde unbeweglich und etwas 
nach oben und rechts gehalten. 

Nach Abnahme des um das Schwanzende gelegten Verbandes 
zeigte sich unter dem teilweise durch Eiterung gelösten Schorfe 
auf der Amputationswunde eine üppige Granulation von mig- 
farbenem Aussehen. 

Irgendwelche andere Verletzungen oder Narben am Körper des 
Tieres konnten trotz sorgfältiger Untersuchung nicht nachgewiesen 
werden. Da auch alle anderen Erkrankungen, die differentialdia- 
gnostisch in Betracht kommen, besonders eine Strychninvergiftung, 
ausgeschlossen waren, wurde die Diagnose Wundstarrkrampf in- 
folge Kupieren des Schweifes gestellt und die Behandlung dem- 
entsprechend eingeleitet, trotzdem nach vorstehendem Befund 
kaum auf einen Erfolg zu hoffen war. 

Um die Quelle und weitere Zufuhr des Tetanus-Toxins aufzu- 
heben, trug ich nach gründlicher Desinfektion ein noch zweifinger- 
dreites Stück des Schwanzes ab, stillte die Blutung mittels eines 
glühenden Eisens und legte einen Sublimatverband an, der dauernd 
feucht gehalten wurde. Gegen die Kotverhaltung kamen Einläufe 
von Jauwarmem Seifenwasser in Anwendung. Endlich erhielt 


— 289 — 


Patient als krampfstillendes Mittel eine subkutane Einspritzung 
von Morph. hydrochlor. 0,1. 

Am nächsten Morgen traten die vorher angeführten Symptome 
noch deutlicher in Erscheinung. Patient lag und konnte sich nur 
mit Mühe erheben. Die Reflexerregbarkeit war hochgradig ge- 
steigert; die Körpertemperatur betrug 40,3° C. Im Laufe des Tages 
erhielt Patient noch eine zweite Morphiumeinspritzung; doch gegen 
Abend war das Tier tot. 





Schlampp: Über Adrenalin-Therapie bei Morbus maculosus des 
Pferdes. Münchener Tierärztl. Wochenschr. 1911. 


Schl. hat mit dieser Behandlung gute Erfolge erzielt, stellt 
aber das Ergebnis seiner Versuche bei ihrer noch geringen Zahl 
nicht als maßgebend hin, sondern will zu weiteren Versuchen an- 
regen. Er injizierte 2 bis 4 ccm der Solutio Adrenalini hydrochlor. 
Takamine ad 10 ccm aq. dest. subkutan jeden zweiten Tag; ge- 
wöhnlich waren 4 bis 5 Injektionen nötig. : Innerhalb 12 bis 18 
Stunden sanken ausnahmslos zwischen 40,0° und 40,7° C gele- 
gene Körpertemperaturen zur Norm herab. Die Patienten blie- 
ben dann mindestens zwei Tage fieberfrei, und bei erneutem Tem- 
peraturanstieg brachte die nächste Injektion wiederum prompte 
Remission. Die Petechien blaßten ziemlich rasch ab. Schon vor- 
handene Ödeme gingen etwas langsamer zurück, verschwanden 
aber fast gänzlich innerhalb drei bis fünf Tagen. Die gefürchte- 
ten Mortifikationsprozesse blieben aus, obwohl anfänglich nicht 
selten umfangreiche, hochgespannte Schwellungen entstanden 
waren. Otto. 


Smirnoff: Die Anwendung des Salvarsans bei Febris recurrens. 
Aus der Febris recurrens-Abteilung des Städtischen Basmann- 
schen Hospitals in Moskau. Deutsche Medizinische Wochenschrift 
Nr. 16, 1912. 


Im ganzen wurden 240 Fälle von Febris recurrens mit Sal- 
varsan behandelt. Von diesen wurden in 6 Fällen die subkutane, 
in 33 Fällen die intramuskuläre und in 201 die intravenöse Injek- 
tion angewandt. 

Bei den intramuskulären Injektionen waren die beobachteten 
Infiltrate zwar schmerzhaft, jedoch geringer als bei den subku- 
tanen Injektionen, und in allen 33 Fällen wurden sie im Laufe 
von 1 bis 3 Wochen vollständig resorbiert. Die Spirillen ver- 
schwanden aus dem Blute im Verlauf von 7 bis 10 Stunden. 

Glänzende Erfolge ergaben die intravenösen Injektionen des 
Salvarsans. Schon nach 4 bis 5 Stunden verschwinden die Spi- 


Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 6. Heft. 19 


— 290 = 


rillen aus dem Blut und die Temperatur fällt nach kurzer Zeit. 
Größere Dosen als 0,3 bis 0,4 scheinen keinen Einfluß auf die 
Dauer des Temperaturabfalles und auf die Sicherheit der Krank- 
heitsunterdrückung auszuüben, da in einem Falle, in dem 0,5 des 
Präparats während des ersten Anfalles injiziert wurde, die Krank- 
heit dennoch mit 3 Anfällen, mit Spirillenbefund im Blute, ver- 
lief. Durchschnittlich fiel die Temperatur nach 10 bis 12 Stunden 
nach der Injektion ab. In der Mehrzahl der Fälle beobachtetes 
Erbrechen und mäßige flüssige Darmentleerungen verschwanden 
in den ersten 24 Stunden nach der Injektion und die Kranken er- 
holten sich schnell. Von 201 Fällen der intravenösen Injektion 
traten in 17 Fällen Rezidive auf (8,45%). In einem Falle der in- 
travenösen Injektion wurde eine zweimalige Erkrankung an Febris 
recurrens — Reinfektio -— 30 Tage nach dem letzten Anfall der 
ersten Krankheit beobachtet. Wenn man berücksichtigt, daß hier- 
zu öfter ein dreimonatiger Zeitraum als kürzester Termin einer 
möglichen Reinfektion beobachtet wurde, so deutet eine zwei- 
malige Erkrankung nach einem Monat nach der Behandlung mit 
Salvarsan auf eine Herabsetzung der Immunität und Verkürzung 
der Immunitätsdauer hin. 

Bei den intravenösen Injektionen des Salvarsans wurden 
keinerlei unangenehme Nebenerscheinungen beobachtet. 

Das Salvarsan hat sich bei der intravenösen Behandlung des 
Rückfalltyphus als ein sicheres Mittel bewährt und entfaltet bei 
keiner anderen Krankheit, bei der es angewandt wurde, eine der- 
artige schnelle bakterizide Wirkung wie bei dem Rückfalltyphus. 

Dr. A. Albrecht. 


Schreiber: Über Neosalvarsan. Münchener Medizin. Wochen- 
schrift Heft 17, 1912. 


Verfasser hat mit dem neuen Mittel Neosalvarsan 914, das 
ebenfalls von Ehrlich dargestellt und versucht ist, umfassende 
Versuche angestellt. 

Neosalvarsan ist ein echter Abkömmling der Salvarsans und 
entsteht durch eine Kondensation des formaldehydsulfoxylsauren 
Natrons (CH,(OH)O.SO.Na) mit Salvarsan. Die Reaktion ver- 
läuft nach dem Schema: 

R.NH, + HO. CH,O.SONa =R. NH . CH,OSO . Na + H,O. 


Da das Salvarsan zwei Amidogruppen enthält, können je naeh 
den Versuchsbedingungen ein oder zwei Reste des Formaldehyd- 
sulfoxylats eintreten. Das Salvarsan stellt das Monoprodukt dar. 

Es ist ein gelbliches Pulver, wie das alte, besitzt aber den 
großen Vorzug, daß es sich außerordentlich leicht in Wasser löst, 
und daß diese Lösung vollkommen neutral ist. Es fällt somit bei 
diesem Mittel die bisher erforderliche Neutralisation mit Natron- 
lauge weg. 

Was die Anfertigung der Lösung betrifft, so wird das Präparat 
aus den Ampullen direkt in friseh destilliertes steriles Wasser ge- 
sehüttet, mehrere Male umgeschwenkt, und die Lösung ist ge- 


— 291 — 


brauchsfertig. Ein kräftiges Schütteln ist zu vermeiden, weil da- 
durch leicht eine Oxydation eintreten könnte. Aus diesem Grunde 
ist es auch ratsam, die Lösungen immer kurz vor dem Gebrauch 
herzustellen. Verfasser weist ausdrücklich darauf hin, daß bei 
Verwendung von Kochsalzlösung zur Herstellung der Neosalvar- 
sanlösung nur schwächere Konzentrationen derselben bis 0,4 pCt. 
verwendet werden dürfen, weil bei stärkeren Kochsalzlösungen 
leicht Trübungen entstehen, und das Präparat auch in stärkerer 
Kochsalzlösung giftiger zu sein scheint. Die Lösung darf mit 
warmem Wasser hergestellt werden, dagegen nachher wegen 
eintretender Oxydation nicht mehr erwärmt werden. Die Oxyda- 
tionsprodukte sind zweifellos giftiger als das Präparat selbst. 

Verfasser benutzt zur Lösung zimmerwarmes Wasser, höch- 
stens bis zu 20°, und macht darauf aufmerksam, daß auch beim 
alten Salvarsan kühlere Lösungen besser vertragen wurden als 
warme. 

Was die Dosis anbelangt, so ist diese dreimal so groß wie 
beim alten Salvarsan; bei kräftigen Männern wurden 1,5, bei 
Frauen 1,2 g glatt ertragen. Die klinischen Erfolge waren ebenso 
prompte wie beim alten Salvarsan, es hatte den Anschein, als ob 
die Erscheinungen noch schneller zurückgingen als früher, denn 
die Spirochäten waren nach 24 Stunden immer verschwunden. 

Die Nebenerscheinungen waren geringer, und es fehlten die 
lästigen Infiltrationen, die man früher nach mißglückten Injek- 
tionen sah, auch klagten die Patienten nicht mehr über den bren- 
nenden Schmerz dabei. Auch bei den intramuskulären Injektionen 
war der lokale Reiz ein erheblich geringerer als beim alten Sal- 
varsan, was auch durch Tierversuche bestätigt wurde. Die Neo- 
salvarsanlösung wird bei der intramuskulären Injektion ferner 
schneller resorbiert, und es empfiehlt sich, zur eruan eine Lö- 
sung von 1,5 : 20 zu verwenden. 

Verfasser hat bei 230 Patienten wegen Syphiliserkrankung 
bisher 1200 Injektionen teils subcutan, teils intramuskulär aus- 
geführt. Nach seinen Erfahrungen bestehen die Vorzüge des Neo- 
salvarsans kurz zusammengefaßt: 

1. in der leichteren Löslichkeit und in der absolut neutralen 
Reaktion; 


2. ist das Neosalvarsan leichter erträglich und kann dem- 
gemäß in größeren Dosen angewandt werden; 

3. ist die Wirksamkeit zum mindesten ebensogut wie beim 
alten Salvarsan; 

4. eignet sich das Mittel auch besser zur intramuskulären In- 


jektion. Wöhler. 


Weber: Die Guajakringprobe. Zeitschrift für Tiermedizin, 
16. Band Heft 4, 1912. 

Verfasser bevorzugt die Ringprobe vor der Mischprobe mittels 
Guajaktinktur. Die Ausführung dieser einfachen Probe geschieht 
in der Weise, daß man auf 1 cem der zu prüfenden in einem Rea- 

19* 


— 292 — 


genzglase befindlichen Milch einige Tropfen Guajakholztinktur 
gibt. : Ist die Milch roh, ungenügend erhitzt, oder ist rohe und ge- 
kochte gemischt worden, so tritt ein blauer Ring an der Berüh- 
rungsstelle der beiden Flüssigkeiten zutage. 

Bei Verwendung gekochter Milch bleibt diese Blaufärbung aus. 
Verfasser, der sich seit zehn Jahren intensiv mit der Guajaktinktur- 
reaktion beschäftigt hat und eine große Anzahl von Vergleichs- 
versuchen zwischen Ring- und Mischprobe mit Guajaktinkturen 
der verschiedensten Herkunft und mit Milchproben von den ver- 
schiedensten Kühen angestellt hat, ist der Ansicht, daß die Ring- 
probe viel sicherer eine Reaktion ergibt als die Mischprobe. 

Frisch hergestellte Tinkturen, die in der ersten Zeit oftmals 
nicht reagieren, erzeugten den beweisenden blauen Ring sehr bald 
nach ihrer Fertigstellung, während das Erscheinen der diffusen 
Blaufärbung der Mischprobe oftmals sehr lange Zeit auf sich 
warten ließ. 

Empfehlenswert ist es, die zu verwendende Tinktur in ge- 
wissen Zwischenräumen auf ihre Reaktionsfähigkeit hin zu prüfen, 
weil es vorkommt, daß die letztere ohne jede erkennbare Ursache 
auf einige Zeit oder für immer verschwunden ist. Wöhler. 





Ernennung. 


Der bisherige Hilfsarbeiter im Königlichen Preußischen 
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Regie- 
rungs- und Veterinärrat Nevermann ist zum Geheimen Re- 
gierungsrat und Vortragenden Rat in diesem Ministerium ernannt 
worden. Die Ernennung ist in tierärztlichen Kreisen mit Freuden 
begrüßt worden. Sie ist einmal ein Beweis für die Anerkennung 
der verdienstvollen und erfolgreichen Tätigkeit Nevermanns und 
auch anderseits für die Staatliche Würdigung der öffentlichen 
Bedeutung des Veterinärwesens. 


Ehrung des verstorbenen Robert Koch. 


Am 24. März 1912 waren 30 Jahre verflossen, seitdem 
Robert Koch seine Entdeckung des Tuberkelbazillus in der 
Berliner Physiologischen Gesellschaft bekannt gab. Um das An- 
denken des großen Gelehrten für alle Zeiten zu ehren, hat Seine 
Majestät der Kaiser befohlen, daß der Bezeichnung des König- 
lichen Institutes für Infektionskrankheiten in Berlin, das für 
Robert Koch errichtet worden und 20 Jahre lang seine Arbeits- 
stätte gewesen ist, am Schlusse der Name „Robert Koch“ hinzu- 
gefügt wird. 


— 293 — 


Hochschulnachrichten. 


Dresden: Zum Rektor der Tierärztlichen Hochschule ist auf 
Grund einstimmiger Wahl und auf Vorschlag des Professoren- 
kollegiums Geheimer Rat Professor Dr. Ellenberger auf die 
Zeit vom 1. Mai 1912 bis 30. April 1915 von Seiner Majestät dem 
König ernannt worden. 


Einladung zur Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums 
der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. 


Am Donnerstag, den 20. Juni d. Js., feiert die Königliche 
Tierärztliche Hochschule zu Berlin ihr 25jähriges Bestehen als 
Hochschule. An diesem Tage wird um 12 Uhr mittags in der 
Aula der Hochschule ein 


Festakt 


stattfinden, bei welchem der Rektor die Festrede halten wird und 
auch Deputationen, welche der Hochschule ihre Glückwünsche 
darbringen wollen, empfangen werden. 

Hieran schließt sich um 31% Uhr nachmittags ein 


Festessen 


im Bankettsaal des Hauptrestaurants Zoologischer Garten (Ein- 
gang: Lichtenstein-Brücke). 
Endlich folgt um 8 Uhr abends ein 


Festkommers 


der vereinigten Studentenschaft der Königlichen Tierärztlichen 
Hochschule und Königlichen Militär-Veterinär-Akademie im 
Marmorsaal des Hauptrestaurants Zoologischer Garten (Eingang: 
Lichtenstein-Brücke). 

Sämtliche Tierärzte und Freunde der Tier- 
ärztlichen Hochschule werden zu diesen Feier- 
lichkeiten ergebenst eingeladen. 

Indessen sei noch bemerkt, daß bei der voraussichtlichen 
größeren Anzahl der in besonderer Eigenschaft an dem Feste be- 
teiligten Persönlichkeiten und bei der Beschränktheit im Raume 
es sich wohl empfiehlt, mindestens 8 Tage vor der Feier eine Ein- 
trittskarte für den Festakt in der Aula im Bureau der Hochschule 
zu entnehmen oder wenigstens zu bestellen. 

Diejenigen Herren, die an dem Festmahl teilzunehmen beab- 
sichtigen, werden gebeten, dies möglichst bald, spätestens aber 
8 Tage vorher, dem Bureau der Hochschule mitzuteilen. Ohne 
vorherige Mitteilung kann auf einen Platz an der Festtafel nicht 
gerechnet werden. Der Preis des trockenen Kuverts ist auf 6 M. 
testeesetzt. 


— 294 — 


Veterinärdienst in der italienischen Armee. 


Die „Tribuna“ teilt unter dem 2. März 1912 mit, daß dem- 
nächst eine Neuerung der Organisation des Militär-Veterinär- 
dienstes zu erwarten ist. Die Frage der Errichtung der Stelle 
eines Generalveterinärs wird erörtert. 





Kriegsministerium. 
Nr. 942/4. 12. A.3. 


Inkraittreten des Viehseuchengesetzes. 


Das Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 (Reichs-Gesetzbl. 
S. 519) und die Ausführungsvorschriften des Bundesrats hierzu 
vom 7. Dezember 1911 (Reichs-Gesetzbl. 1912, S. 4) sind am 
1. Mai 1912 in Kraft getreten. 

Nach $ 3 des angeführten Gesetzes sind von den Militär- 
behörden die Polizeibehörden der Stand-, Unterkunfts- und 
Marschorte von dem Auftreten eines Seuchenverdachts und von 
dem Ausbruch einer Seuche, sowie bei Seuchenausbrüchen in nicht 
kasernenmäßig untergebrachten Viehbeständen auch von den ge- 
troffenen Schutzmaßregeln sofort zu benachrichtigen und von dem 
Verlauf sowie dem Erlöschen der Seuche in Kenntnis zu setzen. 

Die §§ 1 und 22 (letzter Absatz) der Seuchenvorschrift, An- 
hang II zur Militär-Veterinärordnung, sind entsprechend hand- 
schriftlich zu berichtigen. Soweit in der Seuchenvorschrift die 
Vorschriften des bisherigen Viehseuchengesetzes oder der bis- 
herigen Bundesrats-Instruktion wiedergegeben werden, kommen 
sie in Fortfall. 

Die Änderung der Seuchenvorschrift bleibt vorbehalten. 


Im Auftrage: Wandel. 


|| Verschiedene Mitteilungen || 


Militärtierärztliche Vereinigung. In der am 11. Mai 191? 
unter Vorsitz des Generalveterinärs Hell tagenden Versammlung 
sprach zunächst O. V. Dr. Dieckmann über den Nachweis des 
Milzbrandes mittels der Präzipitationsmethode. Nach Erörte- 
rung der einzelnen Methoden des Milzbrandnachweises kommt 
er eingehend auf die Präzipitinreaktion beim Milzbrand zu 
sprechen und bezeichnet diese als eine bequeme, sichere und von 


Berlin den 2. Mai 1912. 





= .299 = 


jedem Tierarzt bei einiger Übung leicht auszuführende Methode, 
die selbst bei vorgeschrittener Fäulnis des Kadavers noch zuver- 
lässige Resultate ergebe. 

Die Präzipitationsmethode wurde von dem Vortragenden als- 
dann praktisch vorgeführt. Die demonstrierten Reaktionen ließen 
jedoch bei vielen Anwesenden berechtigte Zweifel aufkommen, ob 
es in allen Fällen gelingt, sicher eine spezifische Reaktion von 
einer nichtspezifischen zu unterscheiden. 

Aus der Versammlung heraus wird auf negative Fälle dieser 
Reaktion in der Literatur (Fischöder) hingewiesen. K.St.V. 
Tetzner betont demgegenüber, daß Geheimrat Schütz die 
Präzipitationsmethode des Milzbrandes als absolut sicher ansieht, 
daß negative Resultate immer durch Unregelmäßigkeiten in der 
Ausführung begründet seien, und daß sie jeder Veterinär aus- 
führen könne. 

Darauf verbreitet sich O. V. Dr. Lührs über neuere Unter- 
suchungen bei der Rotlaufseuche der Pferde. 

Der Vortragende bespricht zuerst eingehend die diesbezüg- 
liche Literatur und beschreibt einen neuen Übertragungsversuch, 
der im Anschluß an die Versuche, die im Maiheft dieser Zeitschrift 
veröffentlicht sind, ausgeführt wurde. Das Ausgangsmaterial, 
und zwar defibriniertes Blut von rotlaufseuchekranken Pferden, 
stammte von der 2. Eskadron Dragoner-Regt. Nr. 12. Am 18. 4. 
wurden je 10 cem dieses Blutes, 48 Stunden nach der Entnahme, 
den Fohlen 87 und 89 intravenös eingespritzt. Darauf erkrankte 
Fohlen 89 nach 7 Tagen an Rotlaufseuche Pferd 87 erkrankte 
während des Versuches nicht. Gleichzeitig mit diesen Impflingen 
waren in dem Versuchsstalle 6 Kontrollfohlen aufgestellt, von 
denen das erste Fohlen 92 am 29. 4. erkrankte. Es folgten dann 
aim 30. 4. und 1. 5. die übrigen 5 Kontrollfohlen. 

Von dem am 29. 4. erkrankten Fohlen 92 wurden am 30. 4. 
10 cem defibrinierten Blutes einem in einem anderen Stalle unter- 
gebrachten Fohlen 32 intravenös eingespritzt. Es stellte sich dar- 
auf am 5. 5. die erste Temperaturerhöhung ein — 5 Tage Inku- 
bation —. Die Sektion des Pferdes wurde am 8. 5. ausgeführt 
und war vollkommen negativ, bis auf einige kleine punktförmige 
Blutungen in der Schleimhaut der Blase. 

In drei Versuchsreihen mißlang die Übertragung der Rot- 
laufseuche durch Blut. Wiederholte Injektionen mit virulentem 
Blut riefen nach dem Überstehen der Rotlaufseuche bei den Impf- 
lingen keine zweite Erkrankung hervor. 

Mit Atoxyl behandelte Pferde genasen scheinbar etwas schnel- 
ler als die nicht behandelten Patienten. 

Im weiteren Verlaufe des Vortrages bespricht Lührs das 
Blutbild der Rotlaufseuche und demonstriert einige Blutaus- 
striche, in denen das massenhafte Auftreten der Blutplättehen auf- 
fällt, wodurch sich das Blutbild der Rotlaufseuche von dem der 
Brustseuche unterscheidet. Lührs schließt sieh nach: seinen 
Untersuchungen den Autoren an, die die Blutplättehen von den 
Leukozyten herleiten. Ferner demonstriert Vortragender einige 
Blutausstriche von rotlaufseuchekranken Pferden, die dadurch in- 


— 296 — 


teressant sind, daß in den roten Blutkörperchen anaplasmaartiee 
Gebilde sichtbar sind. Zum Vergleich diente ein Rinderblutaus- 
strich mit Anaplasma marginale (Theiler).. Lührs fand diese 
Anaplasmen auch bei ganz gesunden und noch nicht durchseucelı- 
ten Pferden. Ein drittes Präparat zeigt eine Blutfilarie, die zu- 
fällig im Blute eines rotlaufseuchekranken Pferdes nachgewiesen 
wurde. 

In der Diskussion bestreitet O. V. Eberbeck, daß die 
Blutplättchen pathognomonisch für die Rotlaufseuche der Pferde 
seien, sie kämen bei allen Krankheiten mit vermehrtem Zerfall 
der roten Blutkörper vor. Diese letzteren werden von den Leuko- 
zyten aufgenommen und bei Zerfall der Leukozyten werden die 
Blutplättchen frei. 

O. V. Hahn schließt sieh dieser Ansicht an, während K. St. 
V.Tröster dem widerspricht mit der Begründung, daß die Blut- 
plättchen reich an Chromatin seien, welches nur von den Kernen 
der Leukozyten herrühren könne. 

Zum Schluß erörtert K.St.V. Bächstädt das Thema: 
Praktische Erfahrungen beim Pferdekauf und Einstellung von 
Pferden in rationsberechtige Stellen. An den besonders für junge 
Veterinäre sehr lehrreichen Vortrag schloß sich eine längere Dis- 
kussion, an der außer dem Vorsitzenden namentlich die Herren 
Tetzner, Grammlich, Gröckel, Dr Budnowski 
und Dr. Perkuhn sich beteiligten. 

Nach Besprechung einiger dienstlicher Fragen wurde die 
Sitzung um 1115 Uhr von dem Vorsitzenden geschlossen mit dem 
Hinweis, daß die heutige Versammlung die letzte in diesem Früh- 
jahr sei, mit dem Dank für das stets bewiesene rege Interesse an 
den Versammlungen sowie in der Hoffnung, im Wintersemester 
wieder mit frischen Kräften in diese eintreten zu können. 


Was ist Mashfutter? Ineiner Broschüre „Über Zucht und Auf- 
zucht der Pferde“ gibt der hippologische Sachverständige Tierarzt 
Edm. Suckow folgende Erklärung über die Art der Zuberei- 
tung und Verabreichung des Mashfutters: Will man eine einzelne 
Ration Mash für ein volljähriges Pferd herstellen, so nehme man 
4 bis 5 Pfund gequetschten Hafer, setze „eine kleine Handvoll“ 
gequetschten oder ungequetschten Leinsamen und 1 bis 11» EB- 
löffel voll Kochsalz nebst etwa 13 Pfund klein geschnittene 
Zuckerrüben, gelbe Möhren oder Kohlrabi und bis zu 1 Pfund ge- 
quetschte Pferdebohnen oder Erbsen hinzu, mische alles gut 
durcheinander und gieße unter ständigem Umrühren kochend 
heißes Wasser solange darüber, bis die ganze Masse genügend 
durchfeuchtet ist. Nachdem dies eine Zeit lang geschehen ist, 
überdecke man diese Masse mit etwa 4 Pfund beste Weizenkleie, 
um nach 1% bis 1 Stunde auch diese gründlich mit der übrigen 
heißen Futtermasse durcheinander zu rühren. Zum Abkühlen 
braucht dieses so vermengte Futter gewöhnlich 3 bis 4 Stunden. 
(irundbedingung ist hierbei, daß das kochend heiße Wasser die 
gesamten Futtermassen tüchtig durchsogen hat und nicht abfließen 
darf. Einzelne Züchter vermischen von Anfang der Mischunrs- 


— 297 — 


prozedur an die Weizenkleie mit den übrigen Futtermitteln. Besser 
ist aber, die heißen Massen unter der undurchlässigen dichten 
Weizenkleieschicht durchschmoren zu lassen und dann diese 
letztere nach 1% bis 1 Stunde ebenfalls mit der darunter befind- 
lichen Masse durcheinander zu rühren. Eine derartige Ration 
genügt ebenfalls für 2 bis 3 Absatzfohlen, je nach Alter, Größe 
und Rasse berechnet. 

Das Zuchtmaterial wird in England-Irland, in Belgien, in fast 
allen Gestüten und in unseren meisten Vollblutgestüten zwei- bis 
dreimal pro Woche mit Mashfutter unter geringen Abweichungen 
in den Futtermischungen gefüttert. 

Bei Kaltblutpferden setze man dem Mashfutter abwechselnd 
statt Hülsenfrüchte gequetschten Mais hinzu. Immer benutz: 
man Leinsamen. Höchste Vorsicht ist gegenüber den zugekauften 
Leinmehlen am Platze wegen ihrer häufigen mangelhaften Be- 
schaffenheit. 

Um Säuerungen zu verhüten, müssen die Mashmischungen in 
reinen Behältern täglich frisch vorgenommen werden. 

Abgearbeitete und infolge übermäßiger Anstrengung ermattete 
Pferde oder Rekonvaleszenten erholen sich speziell im Winter auf- 
fallend schnell, wenn sie mit Mash gefüttert werden. Die Tiere 
nehmen das Mashfutter gerne Es wird verabreicht, wenn es 
„noch eben warm“ ist. Einzelne Pferde ziehen abgekülıltes 
Futter vor. 


Feuerbeständiger Stahl. Als feuerbeständigen Stahl brin- 
gen Darwin & Millner in Sheffield (England) einen Stahl 
für Hand- und Schrotmeißel, Hämmer usw. in den Handel. Dieser 
soll auch durch noch so oft wiederholte Feuerbehandlung bei 
den höchsten Temperaturen in seiner Qualität nicht beeinflußt 
werden, so daß ein Überhitzen und Verbrennen unmöglich ist. 
Er soll schmiedbar wie weiches Eisen, leicht schweißbar und leicht 
zu härten sein. Es wird bei seiner Verwendung an Geld, Zeit und 
Lohn gespart, da das Handwerkszeug am Kopf nicht absplittern, 
lange aushalten und wirksam sein soll. Jedes Anlassen fällt weg. 
Der Stahl ist nicht teuer und kann von der Firma Heckers Sohn 
in Dresden-N., Körnerstraße, bezogen werden. 

Versuche, die mit dem Stahl in der Lehrschmiede zu Dresden 
gemacht sind, haben sehr befriedigt. („Der Hufschmied“, 
XXX. Jahrgang, Heft 5.) 


Der Gesamtstand der Pferde auf der Erde. Die Gesamt- 
pferdezahl auf der Erde ıst nahezu auf 80 Millionen geschätzt 
worden. Hiervon entfallen auf Europa 40, auf Asien 11, auf 
Afrika 11/, auf Amerika 2513 und auf Australien 2 Millionen. 

Von den 40 Millionen Pferden in Europa kommen allein 
93 Millionen auf Rußland und nur 4200 000 auf Deutschland. 

Frankreich hat etwa 3 Millionen Pferde, Österreich-Ungarn 
4 020 000, Italien 742000, Schweden 525 000, Norwegen 151000, 
Dänemark 449 000, die Niederlande 285 000, Belgien 241 000, Spa- 
nien 397000, die Schweiz 109000, Rumänien 844000, Bulgarien 


==: 5208. = 


344 000, Serbien 180 000 und Griechenland 100 000 Pferde. Die 
Pferdezahl der Türkei, wo es keine Statistik gibt, wird auf 300 000 
angegeben. 


Das britische Kaiserreich wird im ganzen auf 8 Millionen 
Pferde geschätzt. Großbritannien besitzt davon etwa 3 Millionen, 
wovon 580 000 auf Irland kommen. Eigentümlich ist, daß Eng- 
land mit dem besten Pferdematerial der Welt keine Staatsgestüte 
aufweist. Japan zählt etwa 11% Millionen Pferde, die jedoch für 
militärische Zwecke nicht gut geeignet sind. Nordamerika (Ver- 
einigte Staaten, Kanada und Mexiko) besitzen etwa 19 Millionen, 
Zentral- und Südamerika gegen 6 Millionen Pferde. Argentinien 
hat 41% Millionen und Australien 11, Millionen Pferde. 

In Südafrika gab es vor dem Kriege 400 000 Pferde. Wäh- 
rend des Krieges starben 340 000 Tiere. 

Endlich ist noch zu erwähnen, daß Neuseeland 300 000 Pferde 
und Indien 1 340 000 Pferde haben soll. Die größere Mehrzahl der 
Pferde sind Ponys. (Zeitschrift für Gestütkunde, Heft 5, 1912.) 


Ponyzugkraft.e. Vom Regierungsbaumeister L. Kropf, 
Kassel, ist die Frage: „Welches Gewicht kann ein gesunder, mittel- 
kräftiger Pony, 1,43 m hoch, kräftig gebaut, 450 kg schwer, tragen 
und ziehen? Ist für ihn ein Wagen von 125 kg, belastet mit drei 
Personen, bei schlechten Wegen und vielen Bergen zu viel?“ wie 
folgt beantwortet worden: 


Für die verschiedenen Arten der Arbeit gibt es bestimmte Ge- 
schwindigkeiten — V und Arbeitszeiten — t, die dem Tiere ent- 
sprechend zuträglich sind, und bei denen seine normale Zugfähig- 
keit am größten wird. Wenn man nun jene Werte mit Vm, tm, 
Zm näher bezeichnet, so ist die größte Arbeitsleistung: 


tm = Zm : Vm- tm 


Jede Abweichung von diesen normalen Werten der Grö- 
ßen Vm, tm, Zm hat eine Verminderung der täglichen Gesamt- 
leistung zur Folge, wenn das Tier nicht übermäßig angestrengt 
werden soll. 


Zur Bestimmung der Zugkraft, die für den Fall verwertet 
werden kann, daß das Tier unter anderen als normalen Verhält- 
nissen arbeitet, dienen besondere Kraftformeln, von denen z. B. 
die von Maschek herrührende, recht häufig zur überschlägli- 
chen Bestimmung dient: l 

5 ö , ; , V t 
Normale Zugkraft Z = Zm (3 — a o J 
Vm m 

Sie bringt für die Werte von V und t, die von den mittleren 
oder normalen Werten nicht zu sehr verschieden sind, ziemlich 
brauchbare Ergebnisse. 


Von Lannhardt ist nachgewiesen, daß, wenn von einem 
der drei mittleren Werte Vm, tm, Zm abgewichen werden muß 
und demzufolge der unbedingte Größtwert Zm.V.t der täglichen 
J.eistung nicht erzielt werden kann, der alsdann noch mögliche 


— 299 — 


Größtwert (ein relatives Maximum) unter der Bedingung V :Vm 

—-t:tm erhalten wird, so daß die Masc hek sche Formel in der 

vereinfachten Form 
2=Zm(3—2,.-)=Zm([3— 2) 


Vm tm | 





benutzt werden kann. 
Für die im Zuge arbeitenden Pferde pflegt man als zweck- 
mäßige Werte zu setzen: 


t = § bis 10 Stunden und V = 1,1 m/Sek: 


im allgemeinen ist durchschnittlich anzunehmen: 

für mittelstarke Pferde vom Eigengewicht G —= 350 kg eine 
Zugkraft Z von 75 kg, 

für starke Pferde vom Eigengewicht G — 450 kg eine Zug- 
kraft Z von 90 kg. Dabei ist jedoch der zurückzulegende Weg auf 
den Tag mit nicht mehr als rund 30 km anzusetzen. 

Demnach ist Zm = rund 1⁄4 bis 13 G. — 

Während kürzerer Zeitzeit ist jedoch auf wesentlich stärkere 
Leitungen zu rechnen: Für den Pony von 450 kg (enorm hohes 
Gewicht für ein Pony, D. R.) kann unter Umständen die angege- 
bene Zugkraft von 125 kg noch gerade auf mäßige Zugdauer zu- 
lässig sein, wenn die Wege nicht allzuschlecht sind. 

(Deutsche Landwirtschaft. Presse, 39. Jahrg., Nr. 34.) 


Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen jungen und 
alten Hasen gibt Amtstierarzt Dr. Stroh in Augsburg in der 
Zeitschrift „Der deutsche Jäger“ an. Man nimmt den. Vorderlauf 
des Hasen und fährt am unteren Teil des Vorarms und zwar 
außen und ziemlich gut rückwärts mit der Daumenspitze dicht am 
Knochen herunter. Hierbei wird man bei jungen Hasen etwa 1cm 
über dem Pfotengelenk ein Knötchen, bei alten Hasen aber 
eine abgeglättete Knochenoberfläche wahrnehmen. 
Zweckmäßig biegt man die Pfote hierbei ab. Die knotige Auftrei- 
bung stellt die schmalen Knorpelfugen dar, die sich zwischen dem 
nur 13 mm langen unteren Knochenstückchen und dem langen 
Mittelstück des Ellenbogenbeins befinden, welche letztere beiden 
beim jugendlichen Knochen noch nicht vereinigt sind. Nicht zu 
verwechseln ist dieses Knötehen mit dem akzessorischen Knochen 
an der Rückseite des Gelenkes. 


Zur Frage der Stechmückenhekämpfung. Ein Verfahren der 
Stechmückenbekämpfung, das für manche Tropengegenden sehr 
empfehlenswert sein dürfte, hat Giemsa im Archiv. f. Schiffs- 
und Tropenhyg., Heft 16, angegeben. Die in den Räumen sitzenden 
Mücken werden durch Besprayung mit einer mückentötenden 
Flüssigkeit abgetötet. Diese besteht aus Pyrethrumtinktur 5500 g 
(20 Teile Pyrethrumpulver in 100 Teilen 96% Alkohol extrahiert), 
aus grüner Kaliseife des Handels 1800 g, Glvzerin 2400 g und 
Kohlenstofftetrachlorid 300 g. Diese Lösung wird mit der 20fachen 
Menge Wasser verdünnt und mittels einer von der Firma 
C. B. Koenig (Altona) hergestellten Druckluftpumpe, die nach Ein- 


— 300 — 


pumpen von Luft bis zu 5 Atmosphären Überdruck automatisch 
arbeitet, fein zerstäubt. Laboratoriums- sowie vorgenommene 
praktische Versuche zur Vertilgung der Mücken in Kellern und 
Ställen sollen günstig ausgefallen sein. 


Luminal, ein neues subkutan anwendbares, starkwirkendes 
Hypnotikum. Das neue Präparat Luminal (Phenyläthylbarbitur- 
säure) unterscheidet sich vom Veronal dadurch, daß eine Äthyl- 
gruppe durch den Phenylrest ersetzt ist. 


Co—NH Co—NH 
s | | i | | 
GH—G Co CH ~E Co 
C: H; | DARS | | 
Co—NH Co—NH 
Veronal Luminal 


Es kommt in Pulverform und in Tabletten zu 0,1 g sowie in mit 
Teilstrich versehenen Tabletten zu 0,3 g in den Handel und ist 
außerordentlich leicht löslich in Wasser. Dr. Walter Geiß- 
ler, Trier, hat es in Dosen von 0,2 bis 0,5 g sowie subkutan wie 
per os bei Menschen versucht und in allen Fällen seine vorzügliche 
schlafmachende Wirkung ohne jede Nebenerscheinungen während 
und nach Anwendung des Mittels festgestellt. 

(Münch. Mediz. Wochenschrift, Heft 17, 1912.) 


Tanargentan, ein neues Darmdesinfiziens und Adstringens. 
Tanargentan, ein Tannin-Silber-Eiweißpräparat, welches von der 
Firma Dr. R. und O. Weil in Frankfurt hergestellt wird, soll nach 
Dr. Mandelbaum bei der Kälberruhr vorzügliche Dienste 
leisten. Das Präparat enthält ungefähr 6% Silber und 25% 
Tannin an Eiweiß gebunden. Es ist unlöslich im Magensaft und 
schwer löslich im alkalischen Darmsaft. Es kann daher in größe- 
ren Dosen längere Zeit gegeben werden, ohne toxisch zu wirken. 
In der Humanmedizin hat sich das Mittel bei Brechdurchfällen, 
bei dünnflüssigen Darmentleerungen, die bei Typhus abdominalis 
und bei tuberkulösen Darmaffektionen auftreten, bewährt. 


Osteomalacie und Rachitis. Jekeres in Arpad untersuchte 
zum Studium der Östeomalacie die Eierstöcke an typischer Osteo- 
malacie verendeter und notgeschlachteter Kühe auf der Donauinsel 
Schütt in Ungarn, woselbst auch sehr häufig Fälle von Kretinis- 
mus, Struma und Rachitis unter der Bevölkerung vorkommen. 
Er führt zahlreiche Beispiele und Daten an, welche zu der Schluß- 
folgerung berechtigen, daß die gleichzeitig bei Menschen und 
Tieren in ein und demselben Orte und Hause beobachteten Er- 
krankungen von Kretinismus, Struma, Osteomalacie und Rachitis 
in ursächlichem Zusammenhang stehen. Der Autor ist der An- 
sicht, daß alle diese Erkrankungen in dieser Gegend bei Menschen 
und Tieren hauptsächlich auf das Wasser bestimmter Brunnen 
bezogen werden müßten. Welcher Natur die schädlichen Stoffe des 
Brunnenwassers sind, soll erst durch weitere Forschungen er- 
mittelt werden. 








Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tier- 
ärzte. Von Dr. med. und Dr. med. vet. h. c. Eugen Fröhner, 
Geheimem Regierungsrat und Professor an der Königl. Tier- 
ärztlichen Hochschule in Berlin. I. Teil. Organkrankheiten. 
Verlag von Ferdinand Enke. Stuttgart. Preis 4 Mark. 


Das 160 Seiten umfassende Werk behandelt den Stoff der Pathologie 
und Therapie der Organkrankheiten (sporadischen Krankheiten) in wohlbe- 
rechneter Kürze, indem es nur das Wesentliche und Erprobte ohne alles 
theoretische Beiwerk und ohne Literaturangaben in übersichtlicher Weise 
bringt. Den Wunsch der Studierenden, für die es in erster Linie geschrieben 
ist, eine kurzgefaßte gedruckte Grundlage an der Hand zu haben, um so 
der Mühe des Nachschreibens in den Vorlesungen oder des Exzerpierens 
diekbändiger Handbücher enthoben zu sein, erfüllt es vollkommen. Der 
zweite Teil des Kompendiums (Infektionskrankheiten) soll im Laufe dieses 
Jahres folgen. Wöhler. 


Bericht über die Tätigkeit des Bakteriologischen Instituts der 
Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen zu Halle a. S. 
während der Jahre 1906 bis 1910. Von Dr. H. Räbiger, 
Leiter des Bakteriologischen Instituts. 


Der recht lesenswerte Bericht gibt ein Bild der vielscitigen in dem In- 
stitute geübten Tätigkeit: Untersuchungen zur Erforschung und Bekämpfung 
der Haustierseuchen (Rindertuberkulose, Kälberruhr, Brustseuche der Pferde, 
Rotlauf des Schweines, Schweinescuche, Schweinepest und Trichinenkrankheit 
der Schweine), Herstellung von Impfstoffen und Bakterienkulturen, bakterio- 
logische Versuche im Laboratorium und in der Praxis. Am Schlusse ist 
eine Übersicht über die umfangreiche Vortrags- und publizistische Tätigkeit 
der wissenschaftlichen Mitglieder des Instituts beigefügt. Wöhler. 


Bericht über das Veterinär - Institut mit Klinik und Poliklinik 
bei der Universität Leipzig für die Jahre 1909 und 1910. 
Erstattet von Prof. Dr. A. Eber, Institutsdirektor. Verlag von 
Richard Schoetz. Berlin. 


Dem ersten im Sommer 1909 für die Jahre 1907 und 1908 erschienenen 
Bericht des Veterinärinstituts ist nun der zweite, die Jahre 1909 und 1910 
umfassend, gefolgt. Der 80 Sciten starke Bericht gibt Kenntnis von der 
regen wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit dieses Instituts. Unter 
den größeren wissenschaftlichen Arbeiten sind vor allem zu nennen: „Die 
Nachprüfung der bekannten Behauptung Robert Kochs, daß die mensch- 
liche Tuberkulose von der Rindertuberkulose verschieden sei und auf das 
tind nicht übertragen werden könne.“ Die nunmehr zum Abschluß gce- 
brachten Institutsversuche haben ergeben, daß es möglich ist, vom Menschen 
stammende Tuberkelbazillen durch wiederholte Rinderpassage derartig zu 
modifizieren, daß sie sich auf künstlichem Nährboden sowie im Rinderver- 
suche wie echte Rindertuberkelbazillen verhalten. Es wird also damit der 
Standpunkt der Arteinheit der beim Menschen und Rinde vorkommenden 
Tuberkelbazillen vertreten. Weitere Untersuchungen wurden angestellt über 
die praktische Brauchbarkeit der Tuberkulose-Schutzimpfstoffe „Bovovaecin“ 
(v. Behring) und „Tauroman“ (Schütz), die nach den Feststellungen des In- 
stituts keinen ausreichenden Schutz gegenüber der natürlichen Tuberkulose- 
ansteckung gewähren, ferner über verschiedene andere zur Bekämpfung der 
Rindertuberkulose unternommene Schutzimpfungen, über den Gehalt der 


— 302 — 


Marktmilch und der Molkereiprodukte an Tuberkelbazillen, über die sogenannte 
Vorzugsmilch, über die Bekämpfung des seuchenhaften Verkalbens, des an- 
steckenden Scheidenkatarrhes, über die Bedeutung des agonalen und post- 
mortalen Eindringens von Bakterien in die Organe schwerkranker Tiere sowie 
endlich über Besonderheiten in dem anatomischen Bau der Schafslunge. 
In dem Bericht sind schließlich die im Institut in der Berichtszeit ange- 
fertigten Dissertationen sowie die umfangreiche Tätigkeit der Klinik, aus 
welcher bemerkenswerte Einzelfälle mitgeteilt werden, aufgeführt. Wöhler. 


Das Veterinärwesen und die Fragen der Tierzucht in Deutsch- 
Südwestafrika. Reisebericht von Prof. Dr. R. Ostertag. 
Veröffentlichungen des Reichs-Kolonialamtes, Nr.3. Mit 87 Text- 
abbildungen. Jena 1912. Verlag von Gustav Fischer. Preis 6 Mk. 


Verfasser, der im Jahre 1910 zur Feststellung einer in Südwestafrika 
sich in beunruhbigender Weise ausbreitenden Schafseuche sowie zum Studium 
der Einrichtung des Veterinärwesens in seinen Beziehungen zur Tierzucht 
und Tierhaltung seitens der Reichsregierung nach Deutsch-Südwestafrika ent- 
sandt wurde, hat in dem vorliegenden 188 Seiten umfassenden Reisebericht 
die Ergebnisse seiner Reise der Öffentlichkeit übergeben. Eine Fülle von 
Material ist in dieser Schrift in meisterhaft fesselnder und kritischer Dar- 
stellungsweise niedergelegt. Eingehend werden insbesondere die Verhältnisse 
des Landes, der Stand der Tierzucht, die Tierseuchen, die Abwehr- und Be- 
kämpfungsmaßregeln der letzteren mit Rücksicht auf die eigenartigen Ver- 
hältnisse des Landes, die Fragen über die Verbesserung der für das Schutz- 
gebiet unumgänglich notwendigen Tierzucht, und die im Interesse einer 
wirksamen Seuchenbekänpfung wunerläßliche baldige Umgestaltung des 
Veterinärwesens besprochen. Zahlreiche in dieser Richtung von Ostertag 
gemachte Vorschläge, die zum Teil schon zur Ausführung gekommen sind, 
beweisen, mit welcher Gründlichkeit und Sachkenntnis Ostertag die Verhält- 
nisse und Bedürfnisse dieses Landes studiert hat. Verfasser hebt als beson- 
ders dringliches Bedürfnis die Vereinigung der bisherigen getrennten 
Referate für Tierzucht und Veterinärwesen, die Besetzung dieser Stelle mit 
einer auf dem Gebiete der praktischen Veterinärpolizei und der wissenschaft- 
lichen Forschung gleich autoritativen Persönlichkeit, die Vermehrung der 
Stellen der Regierungstierärzte, die Wiederaufnahme der wissenschaftlichen 
Untersuchungen zur Erforschung und Bekämpfung der Tierseuchen und die 
Errichtung eines zu diesem Zweck erforderlichen bakteriologischen Instituts 
hervor. Gleich interessant wie fesselnd sind die Schilderungen der Reise 
Östertags durch die Südafrikanische Union, die er von „Südwest“ aus unter- 
nommen hat. Diese Ausführungen gewähren einen guten Einblick in die 
eigenartigen landwirtschaftlichen und tierzüchterischen Verhältnisse, in die 
mustergültige Organisation des Veterinärwesens und in alle sonstigen für die 
Farmer Südwestafrikas beachtenswerten Einrichtungen der Union. Die Schrift 
ist mit zahlreichen instruktiven Abbildungen ausgestattet. Mit großer Be- 
friedigung und mit Dankbarkeit gegen den Autor werden alle, die sich für 
die wachsende Bedeutung unseres Schutzgebietes ‚„Südwestafrika‘‘ interessieren, 
das Buch aus der Hand legen. Wöhler. 


E. Merks Jahresbericht. Über Neuerungen auf dem Gebiete der 
Pharmako-Therapie und Pharmazie. 25. Jahrgang. Darmstadt. 
Mai 1912. 

Merks Jahresbericht. der sich die Aufgabe gestellt hat, alles Wissens- 
werte und Neue auf dem Gebiete der Pharmakologie, und zwar nicht nur über 
die eigenen Fabrikate, zu bringen, umfaßt in diesem Jahrgang 531 Druckseiten. 
Im ersten Teil enthält derselbe Spezialartikel, in welchen die glyzerinphosphor- 
sauren Salze, die Digitaliselycoside und verwandte Arzneistoffe der letzteren 
in umfassender Weise (134 Seiten) besprochen werden. Dann folgt die Be- 
sprechung einer Reihe von Arzneipräparaten und Drogen in alphabetischer 


mE eu „ee 


— 303 — 


Ordnung bezüglich ihrer Anwendung und Wirkung. Unverständlich ist es, 
daß unter „Salvarsan“ die Salvarsanbehandlung der Brustseuche auch nicht 
mit einem Worte erwähnt ist, für die es doch unstreitig ein souveränes Mittel 
ist. Die wichtigen erfolgreichen Versuche der Salvarsanbehandlung der Brust- 
seuche in der Armee (Zeitschrift für Veterinärkunde Heft 12, 1911) sind auch 
in dem sonst ausführlichen Literaturverzeichnis des Berichts nicht aufgeführt. 
Dem Jahresbericht sind angeschlossen: ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis, 
ein Autoren- wie Literaturverzeichnis sowie ein Generalregister der Merkschen 
Berichte von 1887 bis 1911. W öhler. 


Harms Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe. Vierte völlig 
umgearbeitete Auflage. I. Teil: Das Geschlechtsleben der Haus- 
säugetiere von Prof. Dr. Schmaltz, Berlin. II. Teil: Geburts- 
hilfe, Pathologie und Therapie von Prof. Dr. J. Richter, 
Dresden, Prof. Dr. J. Schmidt, Dresden und Prof. Dr. Rein- 
hardt, Stuttgart. 2 Bd. mit 318 Abbildungen. Preis broschiert 
29,00 Mark, geb. 32,00 Mark. Richard Schoetz. Berlin. 


Das vorliegende Werk ist von den Autoren, um den Begründer des 
Stammwerkes zu ehren, als Harms’ Lehrbuch der tierärztlichen Geburts- 
hilfe, 4. Auflage, bezeichnet worden, obwohl es inhaltlich mit dem alten 
Harms’schen Lehrbuch fast nichts mehr gemeinsam hat. Der 1. Teil ist 
wieder, wie bereits in der 3. Auflage, von Prof. Schmaltz bearbeitet worden 
und empfiehlt sich daher von selbst. Die Abschnitte ‚Geschlechtstrieb‘‘, „Be- 
gattung“, „Befruchtung“, „Schwangerschaft“ haben eine Neubearbeitung er- 
fahren. An Stelle der fortgelassenen, in den Rahmen einer tierürztlichen Ge- 
burtshilfe nicht unbedingt hineingehörenden Kapitel „Vererbung und Ent- 
stehung des Geschlechts“ sind erfreulicherweise hinzugetreten „Die Anatomie 
der (seschlechtsorgane‘“ und ‚Die Geschlechtszellen“. Die zahlreichen Ab- 
bildungen erhöhen den Wert des Buches. Der II. Teil ist ein umfangreiches 
Werk und eine gänzliche Neuschöpfung seiner Bearbeiter. Aus dem überaus 
klar und verständlich geschriebenen Inhalt spricht praktische Erfahrung, so 
daß dieses mit zahlreichen instruktiven Abbildungen ausgestattete Lehrbuch, 
das einem wahren Bedürfnis entspricht, namentlich dem jungen Tierarzt auf 
dem Gebiet der Geburtshilfe ein unentbehrlicher Ratgeber sein wird. Möge 
das buchhändlerisch gut ausgestattete Werk die Verbreitung finden, die es 
verdient. Otto. 


i Personalnachrichten i 





= 





Preufsen. Zu O.V. befördert die V.: Brefsler beim U.R. 2, 
unter Versetzung zum Fa. 55, Ziegert beim Fa. 31. — Der Absch. 
m. d. gesetzl. Pension bew.: Oelhorn, St.V. beim K.R. 2. — Be- 
urlaubtenstand. Zu St.V. befördert: die O.V. d. Res.: Schulze 
(Bartenstein), Dr. Peters (Bonn), Ahrens (I Hamburg), Timmer- 
manns (Osnabrück), Kemner (II Trier); die O.V. der Landw. 
1. Aufg.: Dr. Männer (Karlsruhe), Skerlo (Stade). Zu O.V. be- 
fördert: die V. d. Res.: Heil (Altenburg), Schrage, Pitzschk 
(III Berlin), Ruhr (Bonn), Lübke (Braunsberg), Dr. Müller (Cott- 
bus), Hotter (Freiburg), Schröder, Lambertz (Geldern), Dr. Hart- 
wig (Göttingen), Schweiger (Goldap), Lüer (Hameln), Dr. Klee, 
Rittelmann (Karlsruhe), Musolff (II Königsberg), Trautmann 
(Lauban), Dr. Lenfers (Münster), Davis (Posen), Humberg Reck- 


— 304 — 


lingshausen), Rehberg (Rostock), Heepe (Schneidemühl), Lenze, 
Kahle (Stade), Dr. Riebe (Stralsund), Uebe (Torgau), Fürther 
(Weimar), Mayer (Worms); der V. der Landw. 1. Aufg. Schöttler 
(Stade). Zu V. befördert: die U.V. der Res.: Dr. Schuh (Barten- 
stein), Otto, Sürder, Tarnowski (III Berlin), Kleinert (Marienburg), 
Spekker (Neustrelitz), Barbarino (Oels), Dr. Teppig (Potsdam), 
Dr. Siefke (Weißenfels). Angestellt: Woltmann, O.V. a. D. (Stral- 
sund), zuletzt i. d. Schutztruppe f. S. W. A. als O.V. mit einem 
Patent vom 28. 9. 1905 bei der Landw. 1. Aufg. Der Absch. bew.: 
den St.V. d. Landw. 1. Aufg.: Fredrich (Bromberg), Heger (Frei- 
burg), Kaiser (Göttingen); den O.V.: Dr. Schwabe der Res. 
(I Hamburg), List (Neuhaldensleben), Gladen (Recklinghausen) 
der Landw. 1. Aufg. 


Sachsen. Männel, O.V. beim H.R. 18, zum St.V. befördert, 
Offermann, O.V. beim 4. Fa. 48, vom 1.6.12 ab auf 1 Jahr zum 
Kaiserl. Gesundheitsamt in Berlin kdt. Dr. Hemmann, überz. 
V. der Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu 
Dresden, kdt. z. Dienstl. beim 3. Fa. 32, unterm 1. 7. 12 als V. zu 
diesem Regt. vers. Dr. Höfer, Bräuning, U.V. der Milit. Abt. b. 
d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden, kdt. z. Dienstl. 
beim 8. Fa. 78 bzw. beim 6. Fa. 68, zu überz. V. befördert. Winkler, 
St.V. beim 8. Fa. 78, unter Enthebung von dem Kdo. z. Kaiserl. 
Gesundheitsamt in Berlin, mit Pension der Abschied bewilligt. 


Familiennachrichten 


Verlobte: Fräulein Dora Pannier in Berlin, Tochter des ver- 
storbenen Architekten Franz Pannier, mit Herrn Oberveterinär 
Baehr in Allenstein. 

Gestorben: Oberstabsveterinär a. D. Andreas Storbeck in 
Berlin. Stabsveterinär Buchwald in Saarlouis. Stabsveterinär 
Wilhelm Schmidt in Lüneburg. 





Mitteilung der Schriftleitung. 


Das Generalregister der Zeitschrift für Veterinärkunde, die 
ersten 23 Jahrgänge umfassend, wird den Abonnenten im Juli 
zugehen. 


Berichtigung. 

Auf S. 240 der vorigen Nummer dieser Zeitschrift ist der Ver- 
fasser des Artikels „Beseitirung einer chronischen Lahmheit an 
Schale“ statt mit Oberveterinär irrtümlich mit Stabsveterinär Bier- 
mann bezeichnet worden. 

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, 
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 


- 


AcetylIsalicyIsäure 
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i T. R., 19. 9. 1910 
Oberstabsveterinär Kalkoff:” Z f. V., Heft 11, 1910 
Priess, Oberveterinäre Nordt Garbe, 
Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft5, 1911 
Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 
Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24. 8. 11 
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SA zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 
a fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
ea die Prellung.“ 
HS Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
bei allen Hufabnormitäten, wie:Flach-u, Zwang- 
huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
gallen, Hornspalten usw, 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt, 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
> Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
iindert, 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage., 


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Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


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Gedruckt in der Kgl. Hoibuchdruckerei von E.S.Mittler&Soh n, Berlin SW68, Kochstr. 68—71. 
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dem technischen Vorstand und den Assistenten E Wöbler : 
eg der Militär-Lehrschmiede Berlin ss | Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 



















Herausgegeben von den 


Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71. \ 


Inhaltsangabe, 


Studien über die Sprungbewegung des Pierdes. Von Oberveterinär 
Borcherdt. (Schuß) . . 2 2 2 2m In nn nn... 305—319 
Mitteilungen aus der Armee . . . . 2: 2 2 2 En ne. 319—335 
Ein neues Verfahren zur Hautdesinfektion, insbesondere der Hände. 
Von Stabsveterinär Blunk. — Über Josorptolwirkungen. Von Ober- 
stabsveterinär Kalkoff. — Zur Behandlung des Nageltritts. Von 
Stabsveterinär Dr. Lutz. — Ein Wasserstoffsuperoxyd für die Tier- 
heilkunde. Von Veterinär Dr. Löffler. — Bruch des Nasenfortsatzes 
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kieferbeines und deren Heilung. Von Oberstabsveterinär Rexilius. — > 
Algerisches Heu als Ursache kolikähnlicher Erkrankungen. Von Stabs- 
veterinär. Vogler. — Zerreißung des breiten Einwärtsziehers. Von 
Stabsveterinär Köhler. — Beseitigung eines hartnäckigen Ekzems 
mittels Salvarsan. Von Oberveterinär Matthies. 
Relerate. -o 2 nun Er re ee a ae 2 
Dr. Kranich: Über die kolloidal-chemischen Unterschiede zwischen 
lebendem und totem Gewebe. — :Jurgelunas: Zur Frage vom Ur- 
sprung und der Entwicklun „det allgemeinen Tuberkulose. Zeitschrift 
für Hygiene und Infektianskrankheiten, „71. Band, zweites Heft. — 
Schumacher; Hilfeleistung bei Tieren aus Oefälligkeit. Deutsche Land- 
wirtschaftl. Presse Nr. 44, 1912. — Schneider: Untersuchungen über 
die metastatischen Verän erungen der Sehnenscheider und Augen des 
Pferdes. — Inchaurregni und Blasi: Kuti- und Ophthalmo-Reaktion 
mit Tuberkulin beim Hufld. Revista de medecina veterinaria, Monte- 
video. Juli 1910. Nach einem Referat in Revue gen. de med. vet. 15.5.1912. 
Tagesgeschichte . . . : 2:2 Lo rennen. 342— 346 
Amtliche Verordnungen - . . : : 22m m nen en. 346—347 
Verschiedene Mitteilungen . -. . . : 2: > 2m en nn ne. 347—349 
Bächerschau.. . . 2.2 2. nn nn nn. 349—351 
Personalnachrichten . . . . 2 2 nm nenn. 351—352 
NOS. -eir zur va at a ae ne a ae y o a e e a 352 


Ausgegeben am 2. Juli 1912. 


Seite 


S88000oWw0we® Inserate susssusssos 
sind an die Verlagshandlung, Berlin SWes, Kochstrafse 68—71, einzusenden. 


N 








/ 





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Erkrankungen der Haustiere. 


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Schür- und Rißwunden, 


Mauke, Klauenleiden usw. 


Vorzügliches Schorfmittel, 
eiterbeschränkend, desodorierend. 


Es sind Nachahmungen und minder- 

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Die Herren Tierärzte werden daher 

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Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9%. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Studien über die Sprungbewegung des Pierdes. 


Von Oberveterinär Borcherdt. 


(Schluß.) 
Energie. 


Die so gefundene Wirkung des Luftwiderstandes trägt zur 
Veränderung der dem Körper beim Sprunge erteilten Bewegungs- 
energie bei. Berechnet man ungefähr die Größe dieser Energie- 
menge, so sieht man, daß der Verlust durch den Luftwiderstand 
verschwindend klein ist. Die Energie, die zur Bewegung 
einer bestimmten Masse erforderlich ist, beträgt das halbe Pro- 
dukt der Masse mal dem Quadrat der Geschwindigkeit gleich 
m + v? 

2 
schwindigkeit 6, so ergibt sich als Energie: 


Rechnet man das Gewicht des Pferdes 350 kg und die Ge- 
ee 
Bei jedem Meter der Sprungweite wird daher diese Energiemenge 
infolge des Luftwiderstandes um 2,3 m/kg vermindert, also für 
den ganzen Weg von 4 m 9,2 m/kg. Der Luftwiderstand hat also, 
wie hieraus ersichtlich ist, einen ganz geringen Einfluß auf die 
seschwindigkeit. Die Horizontalgeschwindigkeit in den zurück- 
gelegten Wegabschnitten der Parabel ist also praktisch überall die 
gleiche. Es konnte durch die Messungen der einzelnen Bilder- 
serien eine Abnahme der Geschwindigkeit, während der Körper 
frei in der Luft schwebte, nicht festgestellt werden. 


Ein Mensch, der einen gleichen Sprung ausführen würde, 
hätte ebenfalls einen Luftwiderstand von 9,2 m,kg zu überwinden. 
Hieraus ist ersichtlich, daß der Mensch mit seiner verhältnismäßig 
großen Stirnfläche den gleichen Widerstand wie das Pferd mit 
einer ungleich geringeren Energiemenge zu überwinden hat, die 
aber immerhin so groß ist, daß selbst hier der Luftwiderstand ver- 
nachlässigt werden darf. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 7. Heft. 20 


— 306 — 


Eigenbewegungen einzelner Körperabschnitte während 
des Sprunges. 


Mit dem Augenblick, in welchem das Pferd infolge des Abstoßes 
den Boden verläßt, beschreibt sein Körper als frei schwebendes 
System die anfangs beschriebene parabolische Flugbahn. Eine Ab- 
weichung von dieser Bahn kann der Körper durch Wirkung seiner 
inneren Kräfte, d. h. durch Eigenbewegungen irgendwelcher Kör- 
perteile, nicht bewirken. Verfolgt man den Sprung, so ist leicht 
zu erkennen, daß die mannigfaltigsten Bewegungen von einzelnen 
Körperteilen ausgeführt werden, ohne jedoch irgendwelchen Ein- 
fluß auf den Verlauf der Parabel auszuüben. Es werden z. B. in dem 
Moment, in welchem das Pferd zum Sprunge ausholt, Hals und 
Kopf gehoben und zurückgenommen, um so das Heben der Vor- 
hand und das Verlegen der gesamten Körperlast auf die Hinter- 
gliedmaßen zu erleichtern. Im Moment des Abstoßes vollführen 
Kopf und Hals eine kräftige Streckung und begünstigt dadurch 
das Abspringen nicht unwesentlich. Indem auf diese Weise die 
Frontoberfläche und damit auch der Luftwiderstand verringert 
wird, werden ferner durch Wiederherstellung des vorher aufge- 
hobenen natürlichen Gleichgewichts im Körper die günstigsten Be- 
dingungen für den Sprung geschaffen. In dieser Haltung durch- 
fliegt der Körper den größten Teil der Parabel bis kurz vor dem 
Berühren des Bodens durch die Vorderbeine wiederum ein außer- 
ordentlich starkes Zurücknehmen und Heben des Kopfes und 
Halses stattfinden. Die hierbei gefundenen Maße sind je nach der 
Beschaffenheit des Hindernisses in bezug auf Höhe und Breite 
sehr verschieden. Es wurde festgestellt, daß bei einem Sprunge 
von 1 m Höhe der Kopf, sobald das Pferd die Vorhand hebt, um 
10—12 em zurück- und gleichzeitig um 20 cm tiefer genommen 
wurde. Im Moment des Abstoßes treten dann stets wieder die nor- 
malen Verhältnisse ein. Sobald der Höhepunkt der Parabel über- 
schritten war, wurden Hals und Kopf um 35—40 cm gehoben 
und letzterer noch 5—8 cm zurückgenommen. Diese Ver- 
änderungen in der Haltung des Kopfes und Halses haben nur 
den Zweck, als Hilfsmittel für den Beginn des Sprunges und 
weiterhin zur Gewährleistung eines sicheren Niederspringens zu 
dienen. Würde das Pferd von selbst oder gezwungenerweise vor 
dem Abstoß die entgegengesetzten Bewegungen mit dem Kopf und 
Halse ausführen, so würden sicher die Bedingungen für eine 
Sprungekurve gegeben sein, die für das betreffende Hindernis nieht 
paßt, und es würde ein Fehlsprung, sei er zu kurz oder zu niedrig, 
die sichere Folge sein. Noch mehr kommen diese akkommodierten 
Bewegungen des Kopfes und Halses für die Sicherheit des Landens 
nach dem Sprunge in Betracht. Wie anfangs erwähnt, kommt nach 
dem Durchlaufen des absteigenden Astes der Parabel der Schwer- 
punkt nahezu senkrecht über den Stützpunkt der Vorderglied- 


— 307 — 


maßen zu liegen, also dicht an den vorderen Rand der Unter- 
stützungsfläche, die sich nach dem Sprunge zu bilden beginnt. 

Es besteht somit für die Erhaltung des Gleichgewichts die 
große Gefahr, daß das Pferd vorn niederstürzen oder sich gar nach 
vorn überschlagen kann. Dieser Eventualität arbeitet das Pferd 
durch energisches Heben und Zurücknehmen des Kopfes und 
Halses entgegen und versucht dadurch das Gewicht des Körpers 
mehr auf die Hinterhand zu legen. 

Würde dieser Ausgleich nicht stattfinden, so würde das Pferd, 
wie der Sprung nach Muybridge Nr. 641 zeigt, in den Vorder- 
beinen beim Niedersprung zusammenknicken und niederstürzen. 
Bei diesem Sprunge, welcher über zwei etwa 1 m auseinander- 
stehende Hürden führt, springt das auf allen anderen Moment- 
bildern als guter Springer erprobte Pferd unter den oben be- 
schriebenen Verhältnissen gut ab. Auf dem absteigenden Ast der 
Parabel tritt aber die Korrektion in der Kopf- und Halshaltung 
"nicht ein, sondern beide werden weit nach vorn gestreckt. In 
dieser Haltung kommt die Vorhand auf den Boden nieder. Das, 
was jedem unbefangenen Beobachter als unvermeidlich erscheint, 
tritt auch wirklich ein. Das Tier knickt in den Vorderbeinen ein, 
berührt schon mit den Vorderfußwurzelgelenken den Erdboden und 
wäre sicher völlig niedergestürzt, wenn es eben nicht ein so 
brillanter Springer gewesen wäre. Infolge dieser Unsicher- 
heit beim Landen müssen natürlich Hilfsmittel eingreifen, um 
einen Sturz zu vermeiden. Daher werden bei diesem Sprunge die 
Hintergliedmaßen auffallend rasch gestreckt und stoßen dabei die 
letzte Hürde um. Hieraus dürfte wohl sicher der Beweis erbracht 
sein, daß diese Eigenbewegungen gewisser Körperteile für das voll- 
ständige Gelingen eines Sprunges absolut notwendig sind. 

Die Streck- und Beugebewegungen der Gliedmaßen während 
des Sprunges sind zwar für den Verlauf der Schwerpunktbahn 
von Einfluß, jedoch dürften sie auch für das Abspringen und 
Landen nicht ganz ohne Bedeutung sein. Eine starke Streckung 
der Vorderbeine vergrößert beim Niedersprung die Unterstützungs- 
fläche ziemlich bedeutend nach vorn, und ist deshalb hierbei ein 
wesentliches Hilfsmittel. 


Einwirkung der Kopf- und Halshaltung auf den Sprung. 

Zieht man die Gewichtsverhältnisse der einzelnen Körper- 
abschnitte in Betracht, so dürfte einleuchten, daß ihre Schwere je 
nach ihrer Haltung verschieden wirken muß. Der Kopf eines 
Pferdes von 350 kg wiegt etwa 18 kg, der Hals 20 kg. Bei voll- 
ständiger Streckung des Halses wird das Gewicht des Kopfes an 
dem langen Hebelarm mehr zur Geltung kommen, als wenn beide 
stark zurückgenommen und aufgerichtet sind. Diese Tatsache 
findet sich bereits durch die Wägeversuche von Morris und 

2" 


-- 308 - 


Baucher bestätigt. Vergleicht man das Gewicht von Kopf und 
Hals mit dem der übrigen Körperteile und dem Gesamtgewicht der 
Vorhand, so tritt deutlich zutage, welchen Anteil ihr Gewicht und 
ihre Haltung bei der Herstellung des Körpergleichgewichts haben. 

Von dem 350 kg wiegenden Pferde entfallen, wie Dr. Adloff, 
Assistent des Anatomischen Instituts, liebenswürdigerweise auf 
meinen .Wunsch festgestellt hat, auf das Gewicht: des Kopfes 18 kg, 
des Halses 20 kg, des Brustkorbes mit Lunge usw. 50 kg, der 
beiden Vorderschenkel 44 kg, der beiden Hinterschenkel 72 kg, der 
Baucheingeweide 80 kg, der Haut 15 kg. Der fehlende Rest ent- 
fällt auf Blut und den Wasserverlust des Fleisches durch Aus- 
trocknen nach der Zerlegung. Obige Zahlen zeigen, daß von dem 
Gewicht der Vorhand ein Drittel derselben auf Kopf und Hals 
entfällt. 


Einfluß des Gewichts des Reiters. 

Nieht ganz ohne Einfluß auf den Sprung sind ferner die 
Körperhaltung des Reiters und seine dem Pferde gegebenen 
„Hilfen“. Wir sehen den Reiter während des Sprunges verschie- 
dene Körperbewegungen ausführen, welche teils passiver, teils 
aber auch aktiver Natur sind. Diese müssen jedoch in einem 
harmonischen Verhältnis zu denjenigen des Pferdes stehen, um 
den Sprung in keiner Weise zu beeinträchtigen. Würde er ent- 
gegengesetzte Bewegungen machen, z. B. sich beim Landen anstatt 
nach rückwärts nach vorn neigen, so würde er dem Beharrungs- 
gesetze gemäß vorn herunterfallen und so die Sicherheit des Lan- 
dens in Frage stellen. 

Es ist daher im Gegensatz zuTepper-Lasky:°') das Hin- 
tenüberlegen des Körpers auf dem absteigenden Ast der Parabel 
von nicht zu unterschätzendem Werte sowohl für das Pferd wie 
für den Reiter. Die Erfahrung lehrt, daß bei Nichtbefolgung dieser 
Regel Roß und Reiter nach dem Sprunge leicht zu Fall kommen 
können. : So ist denn auch auf allen Momentbildern, ob Hoch- 
oder Weitsprung, das Rückwärtsverlegen des Körpergewichts des 
Reiters zu erkennen. 


Drehung des Körpers um seine Querachse beim Sprunge. 

Aber noch ein weiterer Nutzen soll diesen Bewegungen zu- 
fallen. Das Pferd führt während des Sprunges Drehungen um 
seine Querachse aus, indem es, auf allen vier Beinen stehend, erst 
sich auf die Hinterbeine hebt, alsdann beim Landen mit den Vor- 
derbeinen zuerst den Boden berührt, um schließlich wieder auf 
allen vier Beinen zu stehen. Der Drehpunkt der Querachse geht 
dureh den Schwerpunkt. 

Beim Sprunge des Menschen ist der Körper nach E. Kohl- 
rauseh=) beim Absprung unter einem spitzen Winkel nach 





— 509 — 


vorn und nach Vollendung des Sprunges unter fast demselben 
Winkel nach hinten geneigt. Es hat sich also der Körper während 
des Sprunges um seine durch den Schwerpunkt gehende Frontal- 
achse nach rückwärts gedreht. Diese Drehung ist notwendig, weil 
der Körper, falls er dieselbe Neigung wie beim Absprung bei- 
behielte, beim Niedersprung vornüber fallen würde. Ferner hat 
diese den Zweck, der erteilten Geschwindigkeit entgegenwirkend, 
den Körper im Gleichgewicht zu erhalten. Da das Pferd von 
den Hinterbeinen auf die Vorderbeine springt, so erklärt es sich, 
daß sich die Drehung anders vollziehen muß wie beim Menschen. 
Man könnte eigentlich beim Pferde von einer Vorwärts- und Rück- 
wärtsdrehung sprechen. Das sich mit den Hinterbeinen zum 
Sprunge abstoßende Pferd durchfliegt die Parabel und kommt mit 
den Vorderfüßen zuerst auf den Boden; es hat also während dieser 
Zeit eine Vorwärtsdrehung des Körpers um die Querachse, von der 
rechten Seite aus beobachtet, im Sinne des Uhrzeigers statt- 
gefunden. Die Lehre vom Galopp zeigt, daß das Pferd nach einem 
Galoppsprung stets mit den Hinterbeinen zuerst auf den Boden 
niederkommt. Das Landen mit den Vorderbeinen nach einem 
freien Sprung ist daher nur als Notbehelf anzusehen. Damit aber 
auch die Hinterbeine wieder auf den Boden kommen, muß eine 
Rückwärtsdrehung, d. h. von rechts gesehen im umgekehrten 
Sinne des Uhrzeigers, stattfinden. 

Die Vorwärtsdrehung hat sich ganz allmählich, und zwar in- 
folge der dem Körper durch den Abstoß erteilten Richtung, voll- 
zogen. Die beim Landen der Vorderbeine noch in der Luft schwe- 
bende Hinterhand würde, falls der Sprung nicht gerade zu hoch 
und zu steil war, von selbst auf den Erdboden gelangen. Damit 
aber die einfallende Körperlast nicht zu steil und infolgedessen zu 
schwer auf die Vorderbeine drückt, und, um auch ein eventuelles 
Überschlagen nach steilen Sprüngen (wie wir es bei unseren 
kleinen Haustieren, Hund, Katze, sehen können) zu verhüten, ver- 
sucht das Pferd die Hinterhand möglichst schnell auf den Boden 
zu bekommen, und dieses erreicht es dureh Zurücknehmen des 
Halses und Kopfes im Moment des Landens der Vorderbeine. Eine 
Momentaufnahme der Firma Goerz stellte ein Pferd im Augen- 
blick des Landens der Vorderbeine nach einem etwa 1,50 m hohen 
Sprunge ohne Reiter dar. Dieses Pferd nimmt den Kopf und Hals 
dermaßen stark zurück, daß letzterer sich fast unter einem Winkel 
von 90° vom Rücken abhebt. Das gleiche ist auf allen Bildern 
von Anschütz und Muybridge, wenn auch nicht in dem 
extremen Maße, festzustellen. 

Wie durch die Wägungen von Morris und Baucher’) 
festgestellt ist, wird auch durch das Zurücknehmen des Kopfes 
und Halses die Vorhand erleichtert, so daß die infolgedessen 
schwerere Hinterhand das Übergewicht hat. Elenso hat Rei- 


— 310 — 


nicke durch Aufrichten des Kopfhalshebels an seinem Modell das 
Entlasten der Vorhand und die Mehrbelastung der Hinterhand 
nachgewiesen. Es werden daher die Hinterbeine den Boden 
schneller erreichen, wenn die Belastungsverschiebung stattfindet. 
Dieses läßt sich auch auf den Aufnahmen von Muybridge 639 
bis 643 und bei Anschütz erkennen. Die Hinterbeine brauchen 
von dem Moment, in dem sie den Abstoß ausgeführt haben, bis zum 
Höhepunkt der Parabel zum Beugen mehr Zeit als umgekehrt vom 
Kulminationspunkt bis zum Niedersetzen auf den Erdboden. 
Jedoch hat diese veränderte Kopf- und Halshaltung auf die Rück- 
wärtsdrehung nur Einfluß von dem Moment ab, in welchem die 
Vorderbeine den Boden erreichen. Während des freien Fluges 
haben bekanntlich Eigenbewegungen gewisser Körperteile keinerlei 
Einfluß auf den Verlauf der Flugbahn. 

Der Abstoß dürfte für die Rückwärtsdrehung ohne Nutzen 
sein, denn er vollzieht sich ja in der Richtung der Parabel und be- 
günstigt somit die Vorwärtsdrehung. 

Daß Pferde diese Selbsthilfe auch sonst üben, kann man bei 
Bergabreiten von sehr abschüssigen Bergen beobachten, wobei sie 
Kopf und Hals rechtwinklig zum Rücken zurückbiegen. Demnach 
ist die Haltung von Kopf und Hals gemeinsam mit den Bewegun- 
gen der Gliedmaßen als Hauptfaktor der KUckwarisürehung beim 
Landen anzusehen. 


Tätigkeit der Muskeln der Hintergliedmaßen beim Sprunge. 


Die beim Sprunge aufgewandte Muskelkraft wird je nach- 
dem, ob es sich um einen Sprung von der Stelle oder um einen 
mit Anlauf handelt, verschieden groß sein. Bei einem Sprunge aus 
dem Stande wird die Muskelarbeit als allein treibende Kraft für 
den Sprung angesehen werden müssen. 

Wie eingangs erwähnt, sind für die Bewegung, welcher Art 
sie auch immer sein mag, die Hintergliedmaßen die treibenden 
Faktoren, während die Leistung der Vorderbeine sich wesentlich 
nur auf das Stützen des Rumpfes beschränkt. Es resultiert daher 
die Fortbewegung des ganzen Körpers aus der Verkleinerung bzw. 
Vergrößerung der Gelenkwinkel der Hintergliedmaßen. Wir sehen, 
daß, sobald sieh der Körper bei Feststellung der unteren Ab- 
schnitte der hinteren Extremitäten auf dem Erdboden nach vorn 
bewegt, alle Winkel derselben eine beträchtliche Vergrößerung er- 
fahren. Die treibende Kraft, welcher der Körper seine Bewegung 
verdankt, entstammt dem kolossalen Muskelzuge der massigen 
Muskelgruppen der Hintergliedmaßen. Namentlich sind es die 
Muskeln am Becken und um den Oberschenkel, welchen eine aktive 
Leistung bei der Bewegung des Körpers zufällt. Nach 
Zschokke) wird hauptsächlich dureh das Öffnen und 
Schließen des Hüft- und Kniegelenks dureh Muskelzug dem Körper 


== ‚all. — 


die stoßende Bewegung nach vorn gegeben. Die Sprung- und Zehen- 
gelenke sind gemäß der anatomischen Anordnung ihrer Muskeln 
und Sehnen diesen großen Gelenken untergeordnet, und somit ist 
ihre Bewegung passiver Natur. Von den Becken- und Oberschen- 
kelmuskeln unterscheidet man solche, die entweder allein eine 
Wirkung auf die betreffenden Knochen, an die sie sich anheften, 
ausüben, oder im Verein mit anderen eine bestimmte Wirkung 
haben. 

Hier sind zunächst die großen Kruppenmuskeln, die haupt- 
sächlichsten Strecker des Oberschenkels, zu nennen; sie werden 
in ihrer Wirkung durch den Semimembranosus, Semitendinosus, 
Adductor und Biceps femoris, von denen die drei ersten eigentlich 
Einwärtszieher sind, unterstützt. Die Wirkung aller vier Muskeln 
gemeinschaftlich ergibt eine Rückwärtsbewegung des Oberschenkels 
und ein Öffnen des Hüftgelenks. Die Vorwärtsbewegung des Femor 
wird von dem Psoas und Iliacus ausgeführt. Das Öffnen des 
Kniegelenks bzw. Feststellen des Unterschenkels ist lediglich Auf- 
gabe des Quadriceps. Die gewöhnlich als Beuger bzw. Strecker 
des Schienbeins genannten Tibialis anterior und Gastrocnemius 
haben infolge ihrer starken sehnigen Einlagerungen und teilweise 
gänzlichen Umwandlung in Sehnen ihre Eigenschaft als Muskel 
größtenteils eingebüßt und stellen deshalb nur Spannbänder dar. 

Eine freischwebende Gliedmaße werden daher die Strecker des 
Oberschenkels nach hinten ziehen und dadurch die Hüft- und 
Kniegelenkswinkel vergrößern. Findet aber die Kontraktion dieser 
Muskeln bei Feststellung der Gliedmaße statt, so wird durch die 
Vergrößerung der beiden oberen Winkel und der damit verbunde- 
nen Verlängerung der ganzen Gliedmaße der Körper nach vorn 
geschoben. 

Die Vergrößerung der einzelnen Winkel, die sie bei extensiver 
Streckung der Gliedmaße erfahren, ist ziemlich bedeutend. So 
erweitert sich der normal 90° große Hüftgelenkswinkel auf 130°; 
am Kniegelenkswinkel tritt eine Vergrößerung von 110° auf 150° 
ein. Sprung- und Fesselgelenk erweitern sich von 145° auf 165° 
bzw. von 45° auf 70°. 

Die hierdurch bedingte Verlängerung der Gliedmaßen beträgt 
etwa 60 cm. Dieser Umstand ist für den Abstoß von großer Be- 
deutung. 

Am Körper des Pferdes und des Menschen sind Muskeln, die 
der Bewegung dienen, u. a. so angeordnet, daß sie an dem kürze- 
ren Hebelarm angreifen, während die Last auf dem längeren 
Hebelarm ruht. Daher spricht Collin*®) den kurzen Knochen 
die größere Kraft, den längeren die größere Schnelligkeit zu. Der 
Zweck dürfte darin zu suchen sein, bei geringer Bewegung des 
kurzen Hebelarms der Kraft eine um so größere desjenigen der 
Last auszulösen. Dieses Prinzip ist auch an allen Gelenken der 


— 312 — 


Gliedmaßen durchgeführt. Überall sind Knochenvorsprünge vor- 
handen, an die sich Muskeln ansetzen, und die von diesen um ihren 
Drehpunkt in Bewegung gesetzt werden. Eine durch Muskelkon- 
traktion am kurzen Hebelarm ausgeführte Bewegung wird am ent- 
gegengesetzten Ende des Knochens eine bedeutend größere Bewe- 
gung auslösen. Diese Art der Hebel, auch wohl Geschwindigkeits- 
hebel genannt, die namentlich bei unseren schnellen Tieren ver- 
treten ist, erfordert natürlich einen großen Kraftaufwand. Bei den 
anderen Tierklassen ist der Längenunterschied zwischen Hebelarm 
der Kraft und Last nicht so groß. 

Beim Pferde, welches wohl unstreitig das schnellste unserer 
großen Haustiere ist, finden wir daher das System der Geschwin- 
digkeitshebel an allen Gelenken der Gliedmaßen und namentlich der 
Hintergliedmaßen in schönster Form ausgeprägt. Der beträchıt- 
lichen Länge des Femur gegenüber ist der Trochanter nur sehr 
kurz, der Unterschenkel verdankt seine Bewegung dem Muskelzug 
an der das Kniegelenk nur wenig überragenden Kniescheibe. Das 
Schienbein ist etwa fünfmal so lang wie der Calcaneus, und 
schließlich sind die Sesambeine nur winzige Knochenvorsprünge 
am oberen Ende des Fesselbeins, das zu bewegen ihre Aufgabe ist. 

An den Vordergliedmaßen, deren produktiver Anteil an der 
Schnelligkeit ein ziemlich geringer ist, finden wir außer dem 
Ellenbogenhöcker und Erbsenbein keine wesentlichen Knochenvor- 
sprünge, die Muskeln einen geeigneten Anheftungspunkt böten. 

Für die Kraftentwicklung der Muskeln ist die günstigste Be- 
dingung geschaffen, wenn sie rechtwinklig angreifen. Dieses trifft 
aber nur für die Muskeln am Trochanter und Calcaneus an- 
nähernd zu, während sich die übrigen Muskeln entweder unter 
einem spitzen oder stumpfen Winkel anheften. Dieses ist der Fall 
bei den Tendinosi, Membranosi usw. sowie den Streckern der Knie- 
scheibe und des Unterschenkels. Da der Winkel sich bei der Be- 
wegung ändert, gelten diese Angaben immer nur für einen Teil 
der vorkommenden Stellungen. 


Kraftentwicklung der Muskeln mit Rücksicht auf ihre Insertion 
und ihren Querschnitt. 

Die Arbeitsleistung der einzelnen Muskeln bei der Bewegung 
und namentlich beim Sprunge ist je nach ihrer Insertion und 
Massiekeit verschieden. 

Holt das Pferd zum Sprunge aus, d. h. verlegt es das Körper- 
gewicht auf die Hinterglielmaßen, so werden letztere in allen ihren 
Gelenken stark gebeugt. Dieses Aufbäumen des Pferdes, wie man 
es auch nennt, wird eingeleitet durch das weite Untersetzen der 
Hintergliedmaßen, alsdann erfolgt ein kräftiger Abstoß der Vor- 
derbeine, so daß die Vorhand sieh vom Boden abhebt. In dieser 
Lage wird der Körper bis zum Moment des Abstoßes dureh 


=. 919: == 


Muskelkräfte gehalten. Namentlich sind es die Muskeln der Hinter- 
backe (Biceps, Tendinosus, Membranosus) (Günther:®)). Diese 
Muskeln sind vermöge ihrer doppelten oberen Anheftung an Kreuz- 
und Sitzbein in der Lage, durch Kontraktion die Vorhand des 
Körpers auf die Hinterbeine zu ziehen. Unterstützt werden sie 
in dieser Richtung von den Glutaeen. Um den stark gebeugten 
Gliedmaßen das Tragen der gesamten Körperlast zu ermöglichen 
und vor allem zu verhüten, daß sie nicht unter der Last zusammen- 
knicken, greifen die Kniescheibenstrecker (quadriceps) mit ihrer 
ganzen Masse ein. Sie sind nicht allein in der Lage, den Schenkel 
nach vorn zu führen, sondern auch in jeder beliebigen Streck- 
oder Beugestellung der Gliedmaßen diesen die nötige Festigkeit zu 
verleihen. Sie regulieren gleichsam den Kniegelenkswinkel. Ihre 
Kraftentfaltung ist ganz außerordentlich, so daß durch ihre Kon- 
traktion die Wirkung ihrer Antagonisten, der Vorwärtstreiber, Glu- 
taeen und der Hinterbackenmuskeln, aufgehoben werden kann 
(Le Hello°")). : Unterstützt werden sie zum Teil beim Feststellen 
des Kniegelenks von den untersten Anheftungen des Biceps, welche 
das Kniegelenk seitlich von hinten umfassen und auf diese Weise 
in seiner Lage erhalten helfen. Die unterhalb des Knies gelegenen 
Gelenke erfahren infolge der sehnigen Verbindung untereinander 
eine passive, von Knie- und Hüftgelenk ausgehende Fixation. 
Nachdem das Pferd diese Aufbäumestellung eingenommen hat, 
treten die Vorwärtstreiber des Rumpfes in Tätigkeit. Die Glutaeen 
greifen mit großer Kraft am großen Trochanter des Femur und 
die Muskeln der Hinterbacke am unteren Ende des Femur bzw. 
an der Kniescheibe an und versuchen die auf dem Boden fest- 
gestellten Gliedmaßen nach hinten zu ziehen. Da die Gliedmaßen 
eine solche Bewegung nicht ausführen können, so muß der Körper 
eine entgegengesetzte Bewegung nach vorn ausführen, er erhält 
somit seine Vorwärtsbewegung. Bei dieser Arbeitsteilung zwi- 
schen den Kruppen- und Backenmuskeln dürfte wohl die Leistung 
der Glutaeen als die größte in Betracht zu ziehen sein. Ihre An- 
heftung und Zugriehtung am Trochanter ist nahezu senkrecht und 
hat daher die besten Bedingungen zur Kraftentfaltung. Außerdem 
ist die Kraft dieses stärksten Muskels am Pferdekörper infolge 
seines außerordentlich großen Querschnittes, 24:14 em, eine von 
keinem anderen Muskel erreichte. Die zweite Quelle der vorwärts- 
treibenden Kraft ist die Tätigkeit der Backenmuskeln. Ihre Ein- 
wirkung auf die Bewegung ist durch zwei Umstände bedingt. 
Erstens greifen alle drei Muskeln im Gegensatz zu den Glutaeen 
an dem langen Hebeların an und würden daher eine außerordent- 
lich große Kraft entfalten können, wenn nicht mit dem zweiten 
Umstande zu rechnen wäre, daß nämlich ihre Anheftung am un- 
teren Ende des Femur in einem sehr spitzen Winkel erfolgt. Na- 
mentlich dürfte zu Anfang des Sprunges, wenn die Hinterglied- 


—_ 314 — 


maßen weit unter den Körper gestellt sind, hierdurch eine ziemlich 
ungünstige Stellung für Kraftentfaltung eintreten. Befindet sich 
dagegen der Körper vor dem Sprunge in Bewegung, so werden 
hierdurch die unter den Körper gestellten Gliedmaßen aus ihrer 
schräg nach vorn gehenden Richtung bald in die senkrechte Stel- 
lung gebracht, so daß dann die Muskeln ebenfalls wieder günstige 
Bedingungen zur Kraftentfaltung haben, da sich die Insertions- 
winkel vergrößert haben. Berücksichtigt man dazu die Masse 
dieser drei Muskeln, von denen der Biceps femoris einen Quer- 
schnitt von 16:4 em, der Semitendinosus von 10:2 cm und der 
Semimembranosus von 12 : 314, em haten, so erhellt, daß Kraft und 
Hubhöhe bei ihnen sehr bedeutend sind. 

Die Wirkung der Muskeln der Kruppe und Hinterbacke ist 
also eine doppelte: Es greifen die gewaltigen Muskelmassen der 
Glutaeen an dem kurzen Hebelarm der Kraft unter einem sehr 
günstigen Winkel an, unterstützt durch das gleichzeitige Eingreifen 
der Backenmuskeln an dem langen Hebelarm, dem gleichzeitigen 
Hebelarm der Last. Vermöge ihrer außerordentlichen Länge wird 
die Hubhöhe, die ja bei der Länge des Hebelarmes erforderlich ist, 
eine sehr große sein und ihre Wirkung beim Vorwärtsschieben der 
Last ebenfalls eine große Rolle spielen. 

Diese so ausgezeichnete Kraftausnutzung der Muskeln findet 
nur zu Anfang des Sprunges, also im Moment des „Ausholens zum 
Sprunge“ ungünstige Bedingungen zu ihrer Entfaltung. Durch 
das Unterstellen der Hinterbeine unter den Körper erfahren Hüft- 
und Kniegelenkswinkel eine starke Verkleinerung. Der Trochanter 
zeigt infoige der Schrägstellung des Oberschenkels schräg nach 
hinten, so daß der Angriffswinkel der Glutaeen ein spitzer wird. 
Ebenso verkleinert sich der Insertionswinkel der Backenmuskeln 
am unteren Ende des Femur. Es haben sich also für beide Muskel- 
gruppen die Bedingungen für ihre Kraftentwicklung ungünstig 
gestaltet. Es ist daher für den Anfang der Bewegung eine ver- 
hältnismäßig große Kraft von seiten der Muskeln erforderlich, um 
die normale Winkelstellung und die für ihre Kraftentwicklung 
günstigsten Verhältnisse wieder herzustellen. 

Diese Periode der vermehrten Muskelspannung kommt aber 
nur beim Sprunge aus dem Stand in Betracht, wobei Horizontal- 
und Vertikalgeschwindigkeit lediglich das Produkt von Muskel- 
arbeit sind. Anderseits fällt dieser für die Muskelwirkung un- 
günstige kurze Zeitabschnitt nicht so schwer ins Gewicht, wenn das 
betreffende Pferd vor dem Sprunge bereits in Bewegung war. 
Hierbei stellt die vorhandene Horizontalgeschwindigkeit gemein- 
sam mit der Muskelwirkung recht bald die normale Winkelung 
wieder her, so daß nach Wiederherstellung des normalen Winke- 
lungesverhältnisses die Entwieklung der Muskelkraft unter den 
günstigsten Bedingungen stattfindet. Die Gastroenemii und Tibiales 


— 315 — 


anteriores haben, wie bereits erwähnt, wegen ihrer fast voll- 
ständig sehnigen Beschaffenheit keinen großen funktionellen An- 
teil an der Bewegung der Gliedmaßen. 

Wie oben gezeigt, werden einzelne Abschnitte der Gliedmaßen 
in die für die Bewegung günstigste Stellung gebracht, indem sich 
die betreffenden Winkel um soviel verkleinern, daß die Muskeln 
nach Möglichkeit rechtwinklig angreifen können. Diese Vorbedin- 
gung kann schon durch den Körperbau gegeben sein. Es wird 
namentlich in der Länge und Stellung der einzelnen Knochen und 
deren Abschnitte den Pferden von vornherein die Möglichkeit seiner 
Verwendung vorgeschrieben. Wir sehen, daß Formation der Kruppe 
und die Stellung der Ober- und Unterschenkelknochen kei einem 
starken, zum schweren Zuge bestimmten Pferde eine andere ist 
wie bei einem leichten Reitpferde, bei dem die Schnelligkeit die 
erste Bedingung ist. 

Der schräge, abschüssige Verlauf der Kruppe bei schweren 
Zugpferden gestattet dem Oberschenkelknochen ebenfalls unter 
Berücksichtigung der günstigsten Angriffsbedingungen der Mus- 
keln eine vermehrte Schrägstellung. Vor allen Dingen wird aber 
der Winkel, unter dem die Glutaeen an dem Trochanter angreifen, 
mindestens 90° betragen, während er bei mehr horizontal verlau- 
fender Kruppe stets kleiner ist. Vermöge dieser beiden Umstände, 
Vergrößerung des Winkels und schräger Stellung des Oberschen- 
kels, sind diese Pferde zum Entwickeln großer Kraft von Natur 
aus besser geeignet wie die andern. Außerdem sind alle Knochen 
im Verhältnis zu ihrer Massigkeit kurz, das Becken ist tief, Tro- 
chanter und Sitzbeinhöcker sind lang, und letztere stehen schräg 
nach unten. Es ist also überall mehr der Entwicklung großer 
Kraft als Schnelligkeit Rechnung getragen. 

Bei unseren schnellen Pferderassen finden wir dagegen 
gerade das Gegenteil im Bau der Hintergliedmaßen. Die Kruppe 
ist fast horizontal, die Knochen stehen steiler, die ganze Gliedmaße 
ist mehr aufgerichtet. Die distalen Enden der Knochen, Hebelarme 
der Last, sind verhältnismäßig lang; es herrscht das Sehnellig- 
keitshebelsystem vor. Nach neueren Untersuchungen von 
Duerst:®) findet dieses Verhältnis seine Bestätigung in dem 
Bau des Beckens und der Stellung des Femur, je nach dem Ge- 
brauchszwecke des Pferdes. 

Bei horizontaler Stellung des Beckens und fast wagerechtem 
Verlauf der Beckenlinie (Hüfthöcker—Sitzbein) ist die Stellung 
des Femur eine mehr schräge und der Femurwinkel kleiner als bei 
schräger Beckenstellung und Verlauf der Beckenlinie unter einem 
Winkel von fast 40°. Es eignet sich die erstere Stellung vermöge 
des größeren Femurausschlages bei der Bewegung mehr zur 
Schnelligkeit, während die schräg abfallende Kruppe eine größere 
Kraftentwicklung gestattet. Dieselbe resultiert namentlich aus der 


== cpl = 


Kürze der Kniegelenkstrecker (semitendinosus—membranosus und 
biceps), da der Sitzbeinhöcker der Kniekehle bedeutend näher ge- 
rückt ist als beim horizontalen Becken. 

Mit dieser Schrägstellung des Beckens und Steilerstellung 
des Femur geht auch eine Vergrößerung des Kniegelenks einher. 
Durch die Schließung dieses möglichst weit geöffneten Kniegelenks- 
winkels wird der Last eine weit größere Stoß- und Schnellkraft 
erteilt als bei einem kleinen Winkel der horizontalen Becken- und 
schrägen Femurstellung. | 

Deshalb müssen wir für die Entwicklung einer möglichst 
großen Stoßkraft beim Sprunge ein schräg gestelltes Becken ver- 
langen. | 
Diese beiden großen Unterschiede im Bau der Hinterglied- 
maßen finden wir aber auch bei unseren schnellen Reit- und 
Rennpferden schon allein ausgeprägt. Es dürfte nach obigen Aus- 
führungen nicht mehr zweifelhaft sein, daß sich das Pferd mit dem 
Typus der schräggestellten Kruppe und Oberschenkeln zur Ent- 
wicklung einer momentanen Kraftleistung, wie sie ja beim Sprung 
erforderlich ist, besser eignet, als jenes in allen Teilen der Glied- 
maßen aufgerichtete.e Man würde also jenem Pferde eine größere 
Geeignetheit für einen Steepler, diesem dagegen für ein Flachrenn- 
pferd zusprechen müssen. 


Aufgabe der Vorderbeine beim Sprunge. 

Die Rolle der Vordergliedmaßen bei dem Sprunge dürfte sich 
wohl nur auf das Abstemmen vor dem Sprunge und Auffangen 
nach demselben beschränken. Bei der Vorwärtsbewegung ist ihre 
Stoßkraft in der Richtung der Bewegung schr gering. Nur im 
äußersten Notfalle werden sie auch hierzu herangezogen, wie man 
es beim Anziehen schwerer Lasten beobachten kann. Der Um- 
stand, daß z. B. im Hinterteil gelähmte Hunde sich trotzdem vor- 
wärtsbewegen können, beweist noch nicht, daß den Vorderbeinen 
in Gemeinschaft mit den Hinterbeinen eine vorstoßende Kraft bei 
der Bewegung zugesprochen werden muß. Diese Bewegung ist 
aber sehr gering schon aus dem Grunde, weil die Winkelung der 
Vordergliedmaßen eine sehr steile ist. Auf jeden Fall bedarf es 
erst einer längeren Übung und Gewohnheit, bis ein Tier, das eben 
noch auf vier Beinen ging, mit einem Male sieh nur mit den Vor- 
derbeinen vorwärtsbewegen kann. 


Unterscheidung der Sprünge und ihre Maximalgrenzen. 

Die Unterscheidung der Sprünge nach Collin als einfachen 
Sprung oder als Sprung verbunden mit einer vorher dem Körper 
zuteil gewordenen Bewegung dürfte nicht ganz der Wirklichkeit 
entsprechen, weil er im ersten Falle beide Hinterbeine und im ande- 
ren ein Hinterbein als treibende Kraft ansieht. Bei einem Sprunge 


=. 37 = 


aus dem Stande soll sich das Pferd mit beiden Hinterbeinen gleich- 
zeitig abstoßen, d. h. es stehen im Moment des Abstoßes beide 
Gliedmaßen in gleicher Höhe. Bei dem Sprunge mit Anlauf sind 
aber ebenfalls beide Gliedmaßen in gleichem Grade an dem Ab- 
stoß beteiligt, nur mit dem Unterschiede, daß sie nicht genau neben- 
einander stehen. Diese Art des Abstoßes hat vor der ersteren den 
Vorzug, daß sie nicht so ruckweise erfolgt wie jene, sondern durch 
die Aufeinanderfolge beider Beine beim Abstoß der Körper gleich- 
sam über das Hindernis geschoben wird. Hierdurch ist das Pferd 
in der Lage, die Zeit des Abstoßes zu verlängern und somit wir- 
kungsvoller zu gestalten. Diese Beobachtung Collins trifft 
nicht zu, es sind bei unseren Haustieren selbst beim Sprung aus 
dem Stand die Hinterbeine räumlich und zeitlich getrennt. 

Mit beiden Beinen gleichzeitig springen vornehmlich die klei- 
neren Tiere, Katzen usw., ab, welche bekanntlich verhältnismäßig 
viel besser springen als große Tiere. 

Was die Maximalleistung beim Springen anbetrifft, so dürfte 
wohl beim Hochsprunge des Pferdes die mittlere Grenze bei 1,50 m 
liegen. Diese Höhe entspricht auch der Höhe der Hindernisse auf 
unseren deutschen Rennbahnen. Immerhin können die Leistungen 
bei guten Springern bessere sein, wie de Currieu mitteilt, daß 
Pferde Mauern von 2 m Höhe übersprungen haben. Bei Weit- 
sprüngen dagegen sind die Entfernungen, welche beim Sprunge 
zurückgelegt werden, bedeutend größere. Sprünge über 7 m und 
noch mehr sind keine Seltenheit. Bei einer diesjährigen Spring- 
konkurrenz betrug die Länge des besten Sprunges sogar 7,60 m. 

Man kann daher das Pferd mit Rücksicht auf sein Gewicht 
als einen guten Springer bezeichnen. 

Ziehe ich nun das Resumee vorstehender Ausführungen, so er- 
gibt sich folgendes: 

1. Für die Bewertung der Sprungkurve ist allein nur die Be- 
wegung des Schwerpunkts maßgebend, die aus der Stoß- 
kraft der Hinterbeine und der dem Körper vorher bereits 
erteilten Horizontalgeschwindigkeit resultiert. 

2. Die Richtung des Abstoßes der Hintergliedmaßen setzt sieh 
geradlinig vom Stützpunkt der Hinterhufe gegen den 
Schwerpunkt fort. 

3. Der Elevationswinkel der Kurve beträgt bei Weit- und Hoch- 
sprüngen etwa 10—15° bzw. 30°. 

4. Die abschüssige Kruppe mit schräggestellten Oberschenkeln 
ist für die Kraftentwieklung beim Sprunge am geeignetsten, 
für schnellste Flachrennpferde hingegen die horizontale 
Kruppe. 

Für das Gelingen eines Sprunges sind sowohl beim Ab- 
springen wie beim Landen akkommotlierende Bewegungen 
von Hals und Kopf des Pferdes notwendig. 


Si 
. 


= 318 — 


6. Die Maximalgeschwindigkeit des Körpers während des 
Sprunges beträgt unter Inrechnungstellung des etwa 9,2 m/kg 
betragenden Luftwiderstandes 11 bis 13 m in einer Sekunde. 


Herrn Professor Dr. R. du Bois-Reymond möchte ich 
an dieser Stelle für das rege Interesse, das er der Arbeit entgegen- 
brachte, und für die mannigfaltigen Anregungen meinen aufrich- 
tiren Dank aussprechen. 


Anmerkung. Nachfolgende Stelle wird oft zitiert; sie ist sogar in eine 
kürzere Formel zusammeugezogen worden: Quo minora sunt animalia, eo 
maiores faciunt saltus, die im Urtext gar nicht vorkommt. Es ist deshalb 
wohl angemessen, einmal die ganze Stelle hier abzudrucken: 

Animalia minora et minus ponderosa maiores saltus efficiunt, respectu 
sui corporis, si caetera fucrint paria. 

Quoniam ostensum est, quod duo corpora inaequalia, impulsa a potentiis 
motivis, eandem proportionem habentibus, quam corpora ipsa, moventur 
aequalibus velocitatibus, verbi gratia; si corpus primum fuerit, duplum secundi, 
eorumque virtutes motivae pariter sint in dupla proportione, spatium trans- 
actum in primo aequale erit ei, quod a secundo tempore percurritur. 
Hinc sequitur, quod si in equo et cane existerent vires motivae proportionales 
molibus corporeis eorum, scilicet si pondus et moles canis fit una quinqua- 
gesima pars ponderis et magnitudinis equi et vires motivace in eorum corpori- 
bus diffusae fuerint uniformes et homogencae, erit quoque vis motiva canis 
una quinquagesima pars virtutis motivae equi. Igitur si caetera fuerint paria 
(nempe vectes et reliqua sint in eadem proportione) saltus canis tantum 
spatium percurret, quantum ab equo transigitur, scilicet ambo spatium octo 
pedum unico saltu pertransibunt. Verum, quia saltus octo pedum longitu- 
dinem equi non superat et corporis canis longitudinem quater comprehendit, 
hinc fit, quod saltus canis respectu sui corporis quater maior et vehementior 
sit saltu equi. 

Quo longiores sunt Vectes extremi crurum. eo maiores saltus fiunt. 


Literatur. 


1) Schwyter: Über das Gleichgewicht des Pferdes 1907. 

H Joh. Alph. Borellius: De motu animalium, pars prima 1646. 

3 Marey: Animal mechanism a treatise on terrestrial and aerial locomo- 
tion 1874 (englische Übersetzung). 

1, Marey: Animal locomotion studied in the horse, pag. 138:-—119. 

* Muybridge: Animal locomotion. An Elcetro Photographie Investigation 
ot Conseentive Phases of Animal movements 1587. 

6, Ottomar Anschütz, Lissa/Posen: Momentphotographien der Bewegungen 
verschiedener Tiere. 

P Collin: Physiologie eomparde des animaux 1871. Pag. 416. 

“oJ. Munk: Physiologie des Menschen und der Säugetiere. Pag. 373. 

3), Reinicke: Zeitschrift für Veterinärkunde 1006. Pag. 152. Geometrische 
Veranschaulichung des Gleichgewichts des Pferdes. 





— 319 — 


) Schwyter: Über das Gleichgewicht des Pferdes. 1907. 

11) Collin: Physiologie comparée. Pag. 438. 

12), R. du Bois-Reymond: Archiv für Anatomie und Physiologie 1905: 

Zur Physiologie des Springens,. 

Journal de l’Anatomie et de la Physiologie 1893. Le Hello: De Faction 

des organs locomotures, pag. 78. 

1) Le Hello: Journal de ’Anatomie et de la Physiologie, pag. 68. 

1) Le Hello: Journal de l’Anatomie et de la Physiologie 1893, pag. 68. 

15, Collin: Pag. 475. 

11) R. du Bois-Reymond: Zur Physiologie des Springens, pag. 338. 

15) Collin: Physiologie comparée: du saut, pag. 446. 

19) Borellius: De motu animalium, pars prima pag. 181. 

2) J. Munk: Physiologie des Menschen und der Säugetiere 1597. Trab 
der Tiere, pag. 3S1. 

°?) v. Tepper-Lasky: Rennreiten 1S97. 

2) E. Kohlrausch: Physik des Turnens. Hof 1887, pag. 45. 

23, J. Munk: Physiologie des Menschen und der Siugetiere, pag. 373. 

Zschokke: Statik und Mechanik des Vertebratenskeletts. 1802. 

25) Collin: du saut, pag. 447. 

Günther: Topographische Myologie des Pferdes. 1896, pag. 206. 

”, Le Hello: De l'action des organes locomotures IV. 

*, Duerst: Anatomisch-mechanische Untersuchungen über die Ursache der 
abschüssigen Kruppe bei Pferden. 


13 


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Ein neues Verfahren zur Hautdesiniektion, insbe- 
sondere der Hände. 
Von Stabsveterinär Blunk. 


Das im Jahre 1907 von Grossich angegebene Desinfek- 
tionsverfahren der Haut mittels Jodtinktur wird in Nr. 42, 1907, 
des Centralblattes für Chirurgie als einer der wichtigsten Fort- 
schritte auf chirurgisch-technischem Gebiete bezeichnet. Die 
Grossich sche Desinfektionsmethode ist auch von Veterinär- 
medizinern vielfach angenommen, so ist sie an der chirurgisehen 
Klinik der Tierärztlichen Hochschule Berlin eingeführt. 

Für mich war die günstige Aufnahme des Verfahrens von be- 
sonderem Interesse, weil ich sehon seit 1902 eine ganz ähnliche 
Desinfektionsmethode angewandt hatte, worüber ich in einem 
Sonderbericht 1906 berichtet habe. Da jener Bericht nicht in die 
Öffentlichkeit gelangt ist, ich aber fortgesetzt gute Erfahrungen 
mit meiner Methode gemacht habe, will ich nochmals auf diese 
aufmerksam machen. 

Mein Verfahren unerscheidet sich von dem Grossichschen be- 
treffs Desinfektion des Operationsfeldes nur dadurch, daß ich an- 
statt Jodtinktur Jodvasogen oder Jodozoniment (Bengen) ver- 
wende. Die außerordentlich keimtötende Kraft des Jods ist be- 
kannt, werden doch Eiterkokken schon bei einer Jodverdünnung 


— 320 — 


von 1:10000 sicher durch dasselbe getötet. Günstig ist auch der 
Umstand, daß die Jodlösungen nicht wie die übrigen annähernd 
stark wirkenden Antiseptika einen Ätzschorf bilden. 

Wenn ich für die Veterinärchirurgie das Jodvasogen der Jod- 
tinktur vorziehe, so geschied dies wegen der Tiefenwirkung der 
Vasogene, mit der die spirituösen Lösungen nicht konkurrieren 
können. Obgleich dies wissenschaftlich festgestellt ist, so will ich 
doch den dies bestätigenden empirischen Versuch angeben, daß ein 
mittels Jodtinktur auf der Haut angebrachter trockener Fleck die 
in der Tiefe der Haut liegenden Rillen ungefärbt erscheinen läßt, 
während dies bei Färbung durch Jodvasogen nicht der Fall ist. 

Daß die Tiefenwirkung für das Desinfektionsmittel des Vete- 
rinärs im Hinblick auf die stark behaarte Haut des Tierkörpers 
eine größere Rolle spielt als für das des Humanmediziners, leuch- 
tet ohne weiteres ein. Es soll nicht in Abrede gestellt werden, daß 
an Hautstellen, die rasiert oder sehr schwach behaart sind, die 
Desinfektion nach Grossich erfahrungsgemäß genügt. Die An- 
wendung von Jodozoniment bzw. Vasogen ist indessen ebenso ein- 
fach, jedoch von sicherer Wirkung, und vor allen Dingen, dies 
möchte ich besonders hervorheben, kann der Operateur dieses 
Mittel gleichzeitig zur Desinfektion seiner Hände verwenden, wäh- 
rend sich wohl schwerlich jemand dazu verstehen wird, seine 
Hände und Arme mit Jodtinktur zu bestreichen. Begießt man sich 
hingegen die Hände kurze Zeit vor der Operation mit 3 %igem 
oder 6 %igem Jodozoniment (Bengen), und opfert man nach der 
Operation eine Zitrone, so ist den Händen nichts anzusehen. 
Man hüte sich indessen vor den von den Apothekern an Stelle der 
Bengenschen oder ÖOriginalvasogene gerne verabfolgten Ersatz- 
produkten, den Vasolimenten. 

In Kliniken mit moderner Einrichtung oder bei Tierärzten, die 
mit Assistenten arbeiten, wird meine Methode weniger Anklang 
finden, aber für den allein Operierenden kann ich sie dringend 
empfehlen. Hier muß der Operateur das Pferd selber mit ab- 
werfen und ausbinden. Inhuman ist und bleibt es, das Pferd 
länger, als es unbedingt nötig ist, in seiner Zwangslage zu halten, 
ganz abgesehen davon, daß sich die Nervosität des Besitzers von 
Minute zu Minute steigert, wenn der Operateur lange wäscht und 
bürstet, während das Pferd am Boden liegt und stöhnt. 

Die Desinfektion mit Jodozoniment ist in kürzester Zeit ge- 
sechehen. Nach grober Reinigung der Hände und schnellem Ab- 
reiben des Operationsfeldes mit einem trockenen Handtuche, Watte 
oder dergl. — nur bei stark schmutziger Haut reibe ich mit einem 
Spirituslappen ab — gießt man etwas Jodozoniment (3- oder 
6%1ig) auf dasselbe und reibt es leicht ein. Gleichzeitig wird das 
Desinfektionsmittel über Hände und Handgelenke verbreitet, wo- 
bei besonders die Fingernägel nieht zu kurz kommen dürfen. 

Jede Stelle, an welche Jodozoniment gelangt ist, betrachte ich 
nieht nur als aseptisch, sondern auch als antiseptisch wirkend. 
So stören mich geringe schwarze Nagelränder, wie sie regelmäßig 
beim Ausbinden des Pferdes entstehen, nicht, wenn nur alles mit 
Jodozoniment durchsetzt ist. Die Scehlüpfrigkeit der Hand und 


— 321 — 


des Operationsfeldes wird oberflächlich mittels eines sauberen, zu 
diesem Zwecke besonders verwahrten Handtuches beseitigt, und 
die Operation beginnt. 

Würde man mir entgegenhalten, daß ich meine Hände und das 
Operationsfeld durch das Handtuch mit Keimen beschicke, so 
würde ich einwenden, daß meine antiseptisch wirkende Haut dies 
Übel beseitige. Jedenfalls habe ich nach diesem Verfahren auch 
mehr als hundert Kryptorchiden mit gutem Erfolge operiert. 

Die durch das Jodozoniment in der Nachbarschaft der Opera- 
tionswunde erzeugte Hyperämie scheint das Zustandekommen 
einer Heilung per primam zu begünstigen; dabei dürfte das in die 
Haut eingedrungene Mittel in gleichem Sinne dadurch wirken, daß 
es der Ansiedlung von Eitererregern für Tage hindurch entgegen- 
wirkt. Aus diesem Grunde beschicke ich die angelegte Hautnaht 
nochmals mit dem Medikament. 

Das Nähmaterial desinfiziere ich unter allen Umständen nur 
durch Tränken mit Jodozoniment, während ich die Instrumente, 
bevor ich sie mit dem Medikament versehe, auskoche, wenn Ge- 
legenheit dazu vorhanden ist. 

Daß sich Ozonimente und Vasogene für Hufoperationen ein- 
schließlich Operationen an der Hufkrone nicht besonders eignen, 
wenn man Heilung per primam erzielen will, soll nicht unerwähnt 
bleiben; auch an Wunden der Augenlider läßt man nach meinen 
Beobachtungen diese Mittel besser fort. 

Nach obigem halte ich für die Veterinärmedizin die Desinfek- 
tion des Operationsfeldes mittels Jodozoniment dem Grossich- 
schen Desinfektionsverfahren mindestens für ebenbürtig. Von be- 
sonderem Werte aber halte ich meine Methode zur Desinfektion 
der Hände für den ohne Assistenten arbeitenden Tierarzt. 


Über Josorptolwirkungen. 
Von Oberstabsveterinär Kalkoff. 


Die im Novemberheft 1910 d. Z. von mir veröffentlichten Ver- 
suche mit „Josorptol Schürholz‘“ sind seither durch weitere An- 
wendung desselben und besonders seiner Mischungen mit Hydrar- 
gyrum bijodatum rubrum ergänzt worden. Nach den Auf- 
zeichnungen wurden die Präparate seither an über 150 Pferden, 
vom Vollblüter bis zum schweren Belgier, verwendet. Was die 
Wirkung des Josorptols anbelangt, so haben die weiteren Beob- 
achtungen die in oben erwähntem Bericht niedergelegten guten 
Erfahrungen voll und ganz bestätigt. 

Für unsere warmblütigen Pferde ist dagegen die Mischung 
von Josorptol mit Hydrargyrum bijodatum 6 + 1 entschieden als 
eine zu stark wirkende zu bezeichnen. Es zeigte sich nach der 
Einreibung in vielen Fällen, besonders in den abnorm heißen und 
trockenen Sommermonaten 1911, trotz peinlichster Vorsicht bei 
den Patienten das Bestreben, die eingeriebenen Stellen zu scheuern 
und zu benagen. Die Wirkung war eine starke mit langdauernden 
Schwellungen und Bildung dicker, festsitzender Schorfe. 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 7. Heft. 21 


S 3 +) BEE 


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ln einzelnen Fällen trat an den eingeriebenen Partien kein 
vollständiger Haarersatz auf, die Haare bildeten sich spärlicher 
und standen gesträubt. Bei Verwendung des Mischungsverhält- 
nisses 8 Josorptol + 1 Hydrarg. bijod. (Orig. Schürholz) traten 
die eben geschilderten unangenehmen Nachwirkungen nicht ein. 
Es zeigte sich hier die gute, durch den Zusatz von Hydrarg. bijod. 
verschärfte Josorptolwirkung. Doch ist auch hier Vorsicht ge- 
boten an Stellen mit besonderer Empfindlichkeit der Haut. In 
zwei Fällen konnte bei Einreibungen an der Schulter das Zurück- 
bleiben einer großen, haarlosen, narbigen Fläche beobachtet 
werden. 

Während bei einem älteren, struppierten ostpreußischen Rapp- 
wallach dies belanglos war, so unangenehm machte sich die große, 
haarlose, narbige Stelle bei einem 6 jährigen, schönen ostpreußi- 
schen Goldfuchs bemerkbar. Vorherige Behandlung der ein- 
zureibenden Stellen mit Fluid, Linimenten usw. erhöht die 
Hautempfindlichkeit und damit die Wirkung der Josorptol- 
präparate. Vorzügliche Dienste leistete dagegen das -Josorptol 
mit Hydrarg. bijod. 6 + 1 bei alten Lahmheiten dickhäutiger 
Pferde, besonders bei beginnenden Sehnenverkürzungen. Wenn 
ich auch in Zukunft dem Josorptol und seinen Präparaten vor 
den bisher gebräuchlichen scharfen Einreibungen den Vorzug 
gebe und es lieber zweimal hintereinander als einmal und 
dann in zu starker Mischung verwende, halte ich es doch für 
erforderlich, sowohl um den Kollegen unangenehme Überraschun- 
gen zu ersparen, als auch um das sonst so vorzügliche Präparat 
nicht in Mißkredit zu bringen, auf die eventuell eintretenden un- 
angenehmen Neben- und Nachwirkungen solcher Mischungen auf- 
merksam zu machen. 


Zur Behandlung des Nageltritts. 


Von Stabsveterinär Dr. Lutz. 


Die Nageltrittverletzung wird nicht nur durch ihren Sitz und 
durch die Art der Infektion gefährlich, sondern insbesondere auch 
durch die Schwierigkeiten, welche sich der Wunddesinfektion und 
dem Sekretabfluß hier entgegenstellen. Da der Erfolg der Nagel- 
trittbehandlung aber hauptsächlich von der Überwindung dieser 
Schwierigkeiten abhängt, so soll zunächst dargetan werden, wie 
das am besten geschieht. 

Die Wundöffnung ist beim Nageltritt zwar insofern günstig 
gelegen, als dieselbe am tiefsten Punkt des Wundkanals sich be- 
findet, dagegen ist sie in der Regel zu eng, weil das elastische 
Horn, insbesondere das Strahlhorn, nach dem Herausziehen des 
Nagels sieh wieder zusammenzieht und so die Öffnung verschließt. 

Die erste Behandlung bei der Heilung des XNageltritts besteht 
daher bekanntlich in der triehterförmigen Erweite- 
rung der Stichöffnung im Horn bis zur Huflederhaut. 

Zu diesem Zweck darf nicht damit begonnen werden, das 
Horn in der Umgebung der Stiehöffnune ad maximum zu ver- 


= 2 E 


dünnen, weil die so verdünnte Hornschicht dem Messer ausweicht 
und auf diese Weise das weitere exakte Ausschneiden ohne Ver- 
letzung der Huflederhaut erschwert wird: es ist dann die Zuhilfe- 
nahme von Pinzette und einer spitzigen, gekrümmten starken 
Schere notwendig. Statt dessen empfiehlt es sich, von Anfang 
an das Horn stark zu lassen und eine regelrechte B o h r öffnung 
von etwa 1 cm Durchmesser herzustellen, und zwar mit Hilfe 
eines sehr schmalen Rinnmessers oder eines Hufbohrers und eines 
scharfen Löffels. Letzterer ist besonders empfehlenswert, nach- 
dem man zuvor das Horn durch Einlegen eines mit purem Lysol 
getränkten Tampons in das Bohrloch bis zum nächsten Tag ge- 
nügend aufgeweicht hat. Auf letztere Weise kann am bequemsten 
unblutig durch Auslöffeln die Öffnung im Horn nach Belieben 
erweitert werden, ohne daß ein Vorfall der Huflederhaut dem Ab- 
fluß des Wundsekrets hinderlich wird. 

Zur Desinfektion des Stichkanals werden für 
gewöhnlich antiseptische Bäder empfohlen. Diese sind aber un- 
rationell, und zwar aus folgenden Gründen: 


Das untere Fußende des Pferdes ist stets stark verunreinigt; 
der Schmutz sitzt zwischen den dichten, langen Haaren des Fessels 
und in den Ritzen und Spalten des Hufhorns. Durch die Bäder 
wird jedesmal all dieser Schmutz aufgeweicht oder aufgelöst und 
der Badeflüssigkeit mitgeteilt. Es müßte also eine umständliche 
Radikaldesinfektion des Fußes vorausgehen und dieser durch einen 
kostspieligen Hufschuh und Verband vor Verunreinigung ge- 
schützt werden. Durch die Bäder wird auch eine Quellung des 
Horns hervorgerufen und die Stichöffnung wieder verengt. End- 
lich aber wird die Badeflüssigkeit wohl kaum in den infolge ent- 
zündlicher Schwellung der Weichteile des Hufes verlegten Weg 
des Stichkanals weit genug eindringen. Danach dürften solche 
Bäder in ihrer Wirkung illusorisch, wenn nicht sogar schäd- 
lich sein. 

Schon längst verzichte ich daher auf die Anwendung von 
Fußbädern bei Nageltritt. Vielmehr wird zunächst die ganze 
untere Huffläche gründlichst ausgeschnitten und dadurch ge- 
säubert. Alsdann verwendet man am praktischsten eine ältere 
Pravazsche Spritze, versieht diese mit einem etwa 15 cm 
langen Duritschlauch, um beim Ausspritzen den Abwehrbewegun- 
gen des Pferdes leichter folgen zu können, und setzt eine starke, 
stumpfc, längere Hohlnadel in das Schlauchende. Zum Aus- 
spritzen ist zunächst Jodtinktur, später die schwächere Lugolsche 
Lösung angezeigt. Am gebremsten Pferd wird die Hohlnadel 
möglichst tief bis auf den Grund des Stichkanals eingeführt und 
während des langsamen Zurückziehens der Spritzeninhalt entleert. 
Nadel und Spritze müssen sofort mit Alkohol gereinigt werden, 
da sie sonst durch das Jod bald ruiniert werden. 

In Fällen, in denen der Kanal nicht tief ist oder eine Spritze 
momentan nicht zur Verfügung steht, wird bei starker Volarflexion 
der Phalangengelenke die triehterförmig ausgeschnittene Stich- 
öffnung unter Jodtinktur gesetzt und die Hohlsonde in den Stich- 
kanal eingeführt, wobei durch Andrücken derselben an die Wan- 

21° 


— 324 — 


dung des Kanals dieser etwas klaffend gemacht wird, so daß die 
Desinfektionsflüssigkeit eindringen kann. 

Als Verband bei Nageltritt dient am besten ein 
Lederschuh, auf dessen unterer Fläche ein Hufeisen zur Erhöhung 
seiner Haltbarkeit aufgenietet ist. Andernfalls wird ein Deckel- 
eisen, im Notfall und in leichteren Fällen ein Splintverband ver- 
wendet (letzterer darf nicht drücken, daher eventuell die Eisen- 
blechstücke abzukröpfen sind); dabei wird zweckmäßig in den 
Verband eine Lage wasserdichten Stoffes eingefügt, da- 
mit keine Feuchtigkeit von außen eindringen kann. 

Ist die Wundsekretion nicht stark, so pflege ich bei allen 
Hufwunden (insbesondere auch bei Hufabszessen und Ver- 
nagelung) in die trichterförmige Vertiefung des Horns nach Ein- 
träufelung von etwas Jodtinktur einen kleinen Wattetampon ein- 
zulegen und darüber Klebwachs zu streichen. Der Watte- 
pfropf muß je nach der Reichlichkeit der Wundsekretion nach 
kürzerer oder längerer Zeit erneuert werden. Es ist dies eine ein- 
fache und bequeme Art des Wundverschlusses am Huf. 

Als Vorsichtsmaßregel hat zu gelten, daß ein Pferd mit Nagel- 
tritt nicht zu bald bewegt werden soll, da infolge des Huf- 
mechanismus die Gefahr der Ausbreitung des Entzündungs- 
prozesses auf die Nachbarschaft (Phlegmone) besteht. Für Trans- 
porte empfiehlt sich ein orthopädisches Hufeisen auf- 
schlagen zu lassen, d. h. ein Eisen mit extrahohen Stollen (bis 
zu 5 bis 6 em), wodurch nicht nur der Hufmechanismus ver- 
mindert, sondern auch dem Patienten, welchem die Dorselflexion 
Schmerzen bereitet, das Gehen erleichtert wird. 

Eine Schutzimpfung mit Tetanus-Antitoxin erscheint 
prinzipiell angezeigt bei Nageltritt, zumal der Preis für eine 
Schutzdosis ein mäßiger ist (1,50 bis 2 M). 


Ein Wasserstoffsuperoxyd für die Tierheilkunde. 


Von Veterinär Dr. Löffler. 


Die Fülle von Veröffentlichungen über die Wirkung und An- 
wendung des Wasserstoffsuperoxydes, bereitet aus Perhydrol 
„Merek“, erweist in Tausenden von Fällen den unstreitig hohen 
Wert dieses Mittels für die humane Medizin. In auffallend spär- 
lichen Abhandlungen berichtet dagegen die Veterinärmedizin über 
ihre Erfolge mit diesem Präparat. Die Erklärung für die geringe 
Verwendung in der Tierheilkunde ist einzig und allein darin zu 
suchen, daß die Herstellung einer gebrauchsfertigen Wasserstoff- 
superoxydlösung für tierärztliche Zwecke bisher verhältnismäßig 
kostspielige war. Ein Kilo Perhydrol, d. i. chemisch reines, säure- 
freies 30 Geiges Wasserstoffsuperoxyd, aus dem der Arzt seine 
Lösungen herstellt, kostet einschl. Glas 36,40 #. Andere im Handel 
befindliche geringprozentige Wasserstoffsuperoxydsorten erwiesen 
sich als wenig haltbar und dureh ihren stärkeren Säurezusatz 
für die Wundbehandlung ungeeignet. Der chemischen Fabrik 
E. Merck in Darmstadt ist es nun gelungen, ein 15 Telges, reines, 


== 3235 — 


haltbares Wasserstoffsuperoxyd herzustellen, das einerseits 
wesentlich reiner als das gewöhnliche Wasserstoffsuperoxyd des 
Handels, anderseits erheblich billiger als Perhydrol ist, worauf 
zum ersten Male Korpsstabsveterinär Reck aufmerksam gemacht 
hat (Ztschr. f. Veterinärkunde 1912, Heft 1). Dieses Mittel wird 
als Hydrogenium peroxydatum medicinale purum 15% Merck 
verschrieben, kostet bei Bengen 4 M das Kilo und wird in 
Originalflaschen zu je 200 und 500 g Inhalt gehandelt. Die 
Flaschen sind innen leicht paraffinisiert und mit einfachem Glas- 
stöpsel versehen. Aus einem Kilo dieses 15 gewichtsprozen- 
tigen Wasserstoffsuperoxyds lassen sich mit abgekochtem Wasser 
5 Kilo 3%iger Lösung herstellen, so daß 1 Kilo 3%iger 
Wasserstoffsuperoxydlösung nur 80 Pfennig 
kosten würde. Da nun in der Regel eine 1 bis 2 %ige Lösung 
ausreicht, anderseits jedesmal nur eine geringe Menge (einige cem) 
benötigt wird, so erhellt, daß dieses neue Mittel äußerst billig und 
sparsam im Gebrauche ist. 

Von dieser Erwägung ausgehend, versuchte ich das 15 %ige 
Präparat in einer Reihe von Fällen, um seine Geeignetheit für die 
Veterinärmedizin zu erproben. 

Von den zahlreichen, innerhalb eines halben Jahres behan- 
delten Fällen seien die bemerkenswertesten kurz beschrieben. 

1. Sehnenscheidenwunde bei einem 9jährigen Wallach. Die 
untere gemeinschaftliche Sehnenscheide des Huf- und Kronbein- 
beugers vorn links war durch einen Stacheldraht 3 cm lang er- 
öffnet; die Haut ist dabei in einer Länge von 10 cm abgelöst und 
läßt sich vom Kötenzopf nach oben umschlagen. Tropfenweiser 
Ausflug von Sehnenscheidenflüssigkeit. Temperatur: 39,3. Der 
in die Wunde eingedrungene Schmutz haftet fest im Unterhaut- 
bindegewebe. Nach Entfernung einiger loser Gewebsfetzen mit 
der Schere wurde die Wunde mit 3 %iger Wasserstoffsuperoxyd- 
lösung gereinigt. Darauf Verband mit derselben Lösung unter 
anfangs täglichem Wechsel. Nach zwei Tagen normale Tempera- 
tur. Am fünften Tage Aufhören des schleimigen Ausflusses. Nach 
drei Wochen konnte die Wunde offen behandelt werden. Heilung 
in fünf Wochen. 

2. Nageltritt bei einer jährigen Stute. Nach Erweitern des 
Nagelkanals wurden einige Kubikzentimeter 10 %iger Wasserstoff- 
superoxydlösung mittels einer Pipette in den Kanal geträufelt, der 
von der Strahlspitze 3 cem nach aufwärts drang. Unter heftigem 
Schäumen wurde aller Schmutz aus dem Stichkanal emporge- 
trieben. Darauf Splintverband mit 3 Giger Lösung. Die anfangs 
hochgradige Lahmheit verschwand nach 8 Tagen. 

3. Zungenwunde bei einer 6jährigen Stute. Es war das 
Zungenbändchen am Grunde zerrissen. Starke Blutung, die durch 
Betupfen der Wundfläche mit 5%iger Weasserstoffsuperoxyd- 
lösung fast momentan gestillt wurde. Tägliche Ausspülung mit 
ID reae Lösung. Nach 3 Tagen nimmt Patient wieder Futter 
auf. 

4. Sturzwunde bei einer 10jährigen Stute. An der linken 
Vorderfußwurzel befand sich eine handtellergroße, stark verun- 


— 326 — 


reinigte Lappenwunde mit Zertrümmerung der Haut und Unter- 
haut und Eröffnung des Schleimbeutels. Mit 3prozentiger Wasser- 
stoffsuperoxydlösung kam die Blutung zum Stehen, und durch 
mehrmaliges Betupfen mit befeuchteter Watte wurde der Schmutz, 
der sieh sonst aus den Wundtaschen schwer entfernen läßt, 
aus den tiefsten Schlupfwinkeln mit Leichtigkeit entfernt. Darauf 
feuchter Wasserstoffsuperoxydverband. Die Eiterung blieb auf 
den zulässigen Grad beschränkt; das abgestorbene Gewebe wurde 
schnell abgestoßen. Nach 12 Tagen offene Wundbehandlung. 

8. Widerristdruck bei einem 1l0jährigen Wagenpferd. Auf 
der Höhe des Widerrists ist die Haut in einer Länge von 12 und 
Breite von 4 cm abgestorben. Der Eiter quillt am Rande des 
Hautstückes hervor. Das Hautstück wird entfernt und die Stelle 
mit 3%iger Lösung gereinigt. Bei täglicher Behandlung 
wird auch der in der Tiefe sich sammelnde Wundeiter durch 
Wasserstoffsuperoxyd leicht entfernt, ohne daß eine Reizung des 
Gewebes stattfindet. Nach 10 Tagen ist die Wundfläche trocken. 
Heilung in 3 Wochen. 

Weiterhin wurden 4 Sprunggelenkwunden, von denen 2 ınit 
Phlegmone vergesellschaftet waren, mit gleichgünstigem Erfolge 
behandelt. Ferner benutzte ich das Wasserstoffsuperoxyd bei 
Abszessen, Fisteln, Kronen- und Ballentritten und in 1Gc.iger 
Lösung bei Augenwunden des Pferdes. Schließlich sei noch eine 
Einträufelung von 10 %iger Lösung bei Entzündung des äußeren 
Gehörganges des Hundes erwähnt, wodurch innerhalb 8 Tagen 
Heilung dieses sonst so langwierigen Leidens herbeigeführt wurde. 

Vergleiche ich die Ergebnisse mit denen des Perhydrols, das 
ich früher zur Herstellung der Wasserstoffsuperoxydlösungen be- 
nutzte, so scheinen sie mir in therapeutischer Hinsicht gleich 
günstig zu sein. Ebenso wie bei dem Perhydrol erfährt auch 
diese 15 %ige Stammlösung, sofern man die Flasche gleich nach 
Gebrauch verschließt, keinen nennenswerten Verlust an Wasser- 
stoffsuperoxydgehalt. 

Den genauen Prozentgehalt bestimmt man durch Filtrieren 
mit Kalipermanganatlösung. Man verdünnt 1 cem der zu unter- 
suchenden Flüssigkeit mit 14 cem destillierten Wassers, nimmt 
hiervon 5 cem, säuert mit verdünnter Schwefelsäure an und titriert 
mit 1/,. Normal-Kaliumpermanganatlösung, bis die Rotfärbung 
dauernd auftritt. Durch Multiplikation der Menge der ver- 
brauchten Lösung in cem mit 0,51 erhält man den Gehalt an Ge- 
wichtsprozenten (Kreutzer, „Wochenschrift f. Tierheilk. und Vieh- 
zucht“, 1905, 17—19). 

Die von mir benutzte Wasserstoffsuperoxydlösung, welche 
15 Gewiehtsprozente Wasserstoffsuperoxyd enthält, wird als 50- 
voiumprozentig bezeichnet. Durch diese Bezeichnung soll zum 
Ausdruck gebracht werden, daß aus solchem Wasserstoffsuper- 
oxyd das SVfache Volumen gasförmigen Sauerstoffs in Freiheit ve- 
setzt werden kann. Hiernach würde eine 3 gewichtsprozentige 
\Wasserstoffsuperoxvdlösung das 1Vfache Volumen Sauerstoff ent- 
wiekeln. Die selbst hergestellten geringprozentigen Lösungen 
sind nun nicht so lange haltbar wie die Stammlösung und müssen 
deshalb frisch bereitet werden. Immerhin waren meine 1- bis 
3 igen Lösungen 2 Wochen lang brauchbar. Ob noch wirk- 





— 327 — 


samer Sauerstoff in den Lösungen vorhanden ist, läßt sich leicht 
an der Schaumbildung bei der Wundbehandlung erkennen. Diese 
Schaumbildung kommt durch die Spaltung des Wasserstoffsuper- 
oxydes in Wasser und gasförmigen Sauerstoff bei Berührung 
mit Blut, Eiter, Wundsekret usw. zustande (Katalyse). Gerade 
dieses Aufschäumen ist die hervorragendste physiologische Eigen- 
schaft des Wasserstoffsuperoxydes ünd geht so intensiv vor sich, 
daß außer dem Schmutz und Wundsekret auch die in den tiefsten 
Buchten und Taschen der Wunde wuchernden Keime emporge- 
schleudert und entfernt werden. Es wird also gleichsam eine 
mechanische Desinfektion der Wunde, und zwar ohne Schädigung 
der Zelle, erreicht. Wird doch das Aufschäumen des Wasserstoff- 
superoxydes bei der Diagnose der Gonorrhöe mit Vorteil benutzt. 
Man spritzt eine 3 %ige Lösung in die Harnröhre; auf dem 
alsbald herausquillenden Schaum findet man die Gonokokken. 
Sie werden aus den tiefsten Schleimhautfalten der Harnröhre auf 
diese Weise herausgeholt, selbst in den Fällen, in denen die bis- 
herigen Auffindungsverfahren negative Resultate ergeben haben. 

Bedenkt man nun, daß neben dieser mechanischen Desinfek- 
tion auch noch eine beträchtliche antiseptische Wirkung dem 
Präparate eigen ist (eine 3%ige Lösung kommt einer 1°/, ‚gen 
Sublimatlösung an bakterizider Kraft gleich), ohne daß es das 
Gewebe schädigt, so kann man sich die ausgezeichneten Er- 
folge leicht erklären. Man benötigt nicht immer eine 3prozentige 
Lösung, es genügt in den meisten Fällen zur Wundreinigung und 
zum feuchten Verbande eine lprozentige Lösung, die man mit 
einer Pipette in die Wundtaschen usw. einträufelt.e Die mit Blut, 
Eiter usw. behafteten Instrumente können durch Wasserstoff- 
superoxydtupfer leicht und sicher gereinigt werden. Jauchigen 
Prozessen wird durch dieses Präparat sofort der üble Geruch ge- 
nommen, während es an sich geruchlos ist. 

Zusammenfassung: Bei meinen Versuchen haben sich 
die Lösungen aus Hydrogenium peroxydatum medicinale purum 
15%. Merck ebenso vorzüglich bewährt wie diejenigen aus 
Perhydro!. 

Somit ist es der chemischen Industrie gelungen, auch für tier- 
ärztliche Zwecke ein brauchbares und doch billiges Wasserstoff- 
superoxyd herzustellen und damit eine alte Forderung der Vete- 
rinärmedizin zu erfüllen. 


Bruch des Nasenfortsatzes des Zwischenkieferbeines 
und des Zahnhöhlentortsatzes des Oberkieierbeines 
und deren Heilung. 

Von Oberstabsveterinär Rexilius. 

Auf dem Truppenübungsplatz Arys wurde ich zu einem 
Offizierpferd gerufen mit der Meldung, daß dieses von dem 
Nebenpferde in die Oberlippe gebissen worden sei und sich da- 
durch einen Bruch des OÖberkiefers zugezogen habe. 


— 328 — 


Ich stellte folgenden Befund fest: Die Maulspalte des Pferdes 
hat ein schiefes Aussehen. Die Oberlippe ist auf der rechten 
Seite nach oben verzogen. Lippen und Nase sind mit Blut be- 
schmutzt. Etwa 1 cm oberhalb des linken Maulwinkels befindet 
sich eine zweimarkstückgroße, oberflächliche, blutrünstige Haut- 
wunde. Die drei oberen Schneidezähne der rechten Seite haben 
eine schräge Richtung nach oben und stehen zu denen der linken 
Seite in einem Winkel von ungefähr 135°. Die Zange der rechten 
Seite ist an ihrem unteren Ende etwa 6 bis 7 mm von der der 
linken abgewichen. Der Nasenfortsatz des Zwischenkieferbeins 
und der Zahnhöhlenfortsatz des Oberkieferbeins sind rechterseits 
ungefähr in der Mitte zwischen der ersten Praemolare und dem 
Hakenzahn durchgebrochen. Die Bruchenden stehen 2 em weit 
auseinander. An der Bruchstelle sind der harte Gaumen sowie 
die Schleimhaut des zahnlosen Randes und der Nase derart zer- 
rissen, daß man durch die daselbst befindliche walnußgroße 
Wunde mit dem Finger in die Nasenhöhle eindringen kann. 

Wenn auch erfahrungsgemäß die Wunden der Maulhöhle 
meistens recht gut heilen, so mußte doch im vorliegenden Falle 
die Prognose vorsichtig gestellt werden. Denn es handelte sich 
um einen komplizierten Knochenbruch, der von der Nasenhöhle 
aus jederzeit leicht infiziert werden konnte, zumal eine geeignete 
Desinfektion und die Anlegung eines Okklusivverbandes nicht aus- 
führbar waren. Der hohe Wert des Pferdes und das Interesse, 
das der Besitzer an der Erhaltung desselben hatte, zwangen ie- 
doch zu einem Heilversuch, der nach Lage des Falles nur in der 
Vereinigung der Bruchenden durch Draht bestehen konnte. Das 
Pferd wurde abgeworfen, die Bruchenden nach Entfernung einiger 
Knochensplitter in die richtige Lage gebracht, mit dem Drillbohrer 
durehbohrt und mit diekem Silberdraht vereinigt. Um die beiden 
oberen Zangen wurde gleichfalls eine Drahtschlinge gelegt, und 
darauf die Schleimhautwunde vernäht. Die Operation war hier- 
mit beendet. 

Am andern Tage zeigten sich Nase und Oberlippe stark ge- 
schwollen. Die Futteraufnahme war behindert. Nur mit Mühe 
gelang es dem Pferde, Gras und Heu in kleinen Portionen mit 
den Lippen zu fassen und ins Maul zwischen die Backzähne zu 
bringen, wo dann die Zerkleinerung, wenn auch etwas langsam., 
so doch ohne sichtbare Schmerzäußerung vor sich ging. Am 
zweiten Tage aber hatte die Schwellung schon erheblich nachge- 
lassen, und in den folgenden 4 bis 5 Tagen war sie vollständig be- 
seitiet. Die Futteraufnahme fand nun regelmäßig statt und, ober- 
flächlich betrachtet, konnte man dem Pferde nichts Krankhaftes 
mehr anmerken. Die Wunde an der Bruchstelle war aber erst 
5 Wochen nach der Operation verheilt. Zu dieser Zeit hatten sich 
auch die Drähte gelockert und mußten entfernt werden. Das 
Pferd hat von da ab regelmäßig seinen Dienst getan. 


389 = 


Algerisches Heu als Ursache kolikähnlicher 
Erkrankungen. 


Von Stabsveterinär Vogler. 


Von Mitte bis Ende November 1911 erkrankten ungewöhnlich 
viel Pferde (21) des 2. Kurhessischen Feldartillerie - Regiments 
Nr. 47 unter kolikähnlichen Erscheinungen; die Zahl sämtlicher 
während der ersten drei Quartale desgleichen Jahres wegen Kolik 
behandelten Pferde belief sich auf nur 19. 

Außer der Häufung der Krankheitsfälle waren die Erscheinun- 
gen, unter denen die Erkrankungen verliefen, höchst auffällig und 
durchaus abweichend von dem Krankheitsbild, wie es die ver- 
schiedenen als Kolik bezeichneten schmerzhaften Zustände des 
Magens und Darmes bieten. 

Die Pferde versagen das Futier und stehen mit gesenktem 
oder auf die Krippe gestütztem Kopf teilnahmslos in ihrem Stand. 
Der Blick matt und ausdrucklos, die Lidbindehäute bei einigen 
normal rosarot gefärbt, bei anderen blaß und in geringem Grade 
geschwollen; vielfach grauweiße Schleimflocken im inneren Augen- 
winkel und selbst Tränenfluß. Die Maulschleimhaut trocken und 
heiß. Der Puls voll, aber ungleichmäßig und unregelmäßig, 34 
bis 36 mal in der Minute zu fühlen. Körpertemperatur in keinem 
Fall fieberhaft erhöht. Atmung normal. Die Darmperistaltik zu 
Anfang verzögert, später lebhaft. Umsehen nach dem Leibe und 
Stöhnen werden oft beobachtet. Einige Tiere scharren mit den 
Vorderfüßen, andere legen sich ruhig nieder mit ausgestreckten 
Gliedmaßen und nach vorn gestrecktem Kopf; in dieser Haltung 
verharren sie völlig bewegungs- und teilnahmslos. Beim Führen 
fallen die matten Bewegungen auf, unsicherer Gang, Knickeln in 
den Hinterfesselgelenken und bei Kehrtwendungen selbst Schwan- 
ken der Hinterhand. Die teils freiwillig eintretenden, teils nach 
Arecolin-Injektion erfolgenden Darmentleerungen oft dünnbreiig 
und dann penetrant stinkend. Bei wenigen Pferden sind am 
2. bis 3. Krankheitstage die Erscheinungen geschwunden, die 
meisten bleiben eine Woche und länger, selbst bis zur Dauer von 
drei Wochen müde, matte Bewegungen und Appetitlosigkeit be- 
stehen, so daß die Pferde zum Dienst nicht verwendet werden 
können. Sämtliche Erkrankten wurden geheilt. 

Außer den beschriebenen Erkrankungen traten in derselben 
Zeit bei zahlreichen Pferden des Regiments Durchfall und Appetit- 
losigkeit auf, zu deren Beseitigung diätetische Maßnahmen ge- 
nügten. 

Unter den geschilderten Umständen war die Vermutung nicht 
von der Hand zu weisen, daß die Erkrankungen dureh eine mit 
dem Futter aufgenommene Schädlichkeit hervorgerufen seien. 

Die Untersuchung der von der Truppe angekauften oder selbst 
erworbenen Futtermittel ergab deren einwandfreie Beschaffenheit. 
Weniger günstig fiel das "Resultat der Untersue hung der vom 
Proviantamt verausgabten Futtermittel aus: 

1. Hafer. Besteht zum größten Teil aus Voll- und Normal- 
korn, ist aber mit Staub, Spelzen, Mäusekot, Wieken, Kornrade 


— 330 — 


und anderen fremden Bestandteilen nicht unerheblich verunreinigt. 
Die Farbe der Körner fast durchweg schmutziggrau bis graugelb, 
ihre Oberfläche stumpf, glanzlos. Der Geruch bei Zimmertempe- 
ratur hochgradig dumpfig, der Geschmack der zerbissenen Körner 
bitter. Die Oberfläche der Körner ist in geringer Menge, die der 
Spelzen fast durchweg, besonders an den Spitzen, mit einem 
schmutziggrauen Belag versehen, der sich auf die Innenseite nicht 
selten  fortsetzt. Der Belag besteht aus Schimmelpilzsiedlungen. 

2. Stroh. Die Strohbunde, meist Maschinenlangstroh, ent- 
halten in der Mehrzahl in der äußeren Schicht gelbglänzende 
Halme, im Inneren finden sich in reichlicher Menge mißfarbene, 
gelanzlose Halme, die mit dunkelbraunen oder schwarzen Flecken 
besetzt sind, und mit Schimmelbelag versehene Spreu. Ungefähr 
zur Hälfte sind die Halme ferner mit grauem oder grauweißem 
Schimmelbelag, zum Teil in dicker Schicht, bedeckt. Häufig sind 
Strohhalme und Kräutergewächse zu mit Schimmel durchsetzten 
Büscheln verfilzt. Das Stroh staubt stark und verbreitet einen 
durehdringend muffigen Geruch. 


3. Heu. Preßheu ausländischen Ursprungs, das, wie die 
diesbezüglichen Feststellungen ergeben haben, aus Algier stammt 
und teils graugelb bis strohgelb, teils blaß- bis dunkelgrün gefärbt 
ist. Blühende Kleegewächse finden sich in vereinzelten Büscheln; 
zum größeren Teil enthält das Heu Gräser, die sehr verspätet ge- 
schnitten sind und deren üppig gewachsene, diekwandige Halme 
in erheblichem Grade verholzt sind. Verholzte und verkieselte 
Kräuterstengel, die Daumenstärke erreichen, mit Schimmel be- 
decktes, Schoten tragendes Erbsenstroh, stechende Distelgewächse 
und deren kopfförmige, mit harten spitzen Stacheln besetzte 
Fruchtstände finden sich in reichlicher Menge. Abgefallene Blatt- 
und Blütenteile bilden mit dem ausgefallenen Samen eine grob- 
krümelige Masse. Von den wenigen blühenden Gräsern sind nach- 
zuweisen Dactylus glomerata, Holcus lanatus und eine Haferart. 
Zur Hälfte bestehen die Heubunde aus Halmen, die sowohl was 
Farbe wie Beschaffenheit anlangt sich von Stroh durch nichts 
unterscheiden und in erheblicher Menge mit gelb- bis braunröt- 
lichen Flecken und Schimmelbelag bedeckt sind. Das Heu besitzt 
bei geringem Volumen erhebliches Gewicht. 

Das Regiment lehnte auf Grund dieses Befundes die Annahme 
der beanstandeten Futtermittel ab. Vom Proviantamt wurde das 
Stroh bereitwillig gegen magazinfähige Ware eingetauscht, der 
Umtausch des Hafers und Heus abgelehnt. Den dumpfigen Geruch 
des Hafers führt der Proviantbeamte darauf zurück, daß die dem 
Ackerboden einverleibten Düngemittel in den Hafer übergegangen 
seien und den abnormen Geruch hervorgerufen hätten. 

Eine hiernach vom Garnisonkommando gemäß § 74 2.4 der 
Fr. V.V. einberufene Kommission erklärte sämtliche Futtermittel 
für magazinfähige Ware; den dumpfigen Geruch des Hafers führte 
die Kommission auf die an jenem Morgen herrschende feuchte 
Witterung zurück. 

Das bakteriologische Laboratorium der Militär-Veterinär- 
akademie beurteilte die ihm eingesandten Futterproben folgender- 
maßen (im Auszug wiedergegeben)! 


HEHE. in EEE —. en O 


= 331 = 


1. Hafer stammt von einem alten Hafer, der infolge 
schlechter Lagerung einen so hohen Grad von Verdorbenheit an- 
genommen hat, daß er als schlechte, nicht magazinfähige Sorte 
bezeichnet werden muß. 
2. Stroh. Das Stroh hat durch schlechte Lagerung eine 
solche Veränderung erlitten, auf Grund deren es als hochgradig 
verdorben bezeichnet werden muß. 
3. Heu. Das im Handel als „Schwedisches Preßheu‘“ be- 
zeichnete Heu ist auf Grund seiner schlechten Eigenschaften als 
ein Heu schlechter Sorte zu bezeichnen und zur Verfütterung an 
Pferde gänzlich ungeeignet. 
Das Generalkommando erkannte die vom Truppenteil erhobene 
Beschwerde als berechtigt an. 
Es wurde angeordnet: 
1. Das beanstandete Stroh gelangt nicht mehr zur Ausgabe. 
2. Der Hafer ist durch häufige Bearbeitung und gründliche 
Durchlüftung zu säubern und nach Möglichkeit zu bessern. 

3. Das algerische Heu ist im Proviantamt sorgfältig zu ver- 
lesen und darf nur zu 1⁄4 der zuständigen Ration neben 
gutem inländischem Heu zur Ausgabe gelangen. 


Seitdem diese Maßnahmen, deren gewissenhafte Ausführung 
durch eingehende und häufige Untersuchungen kontrolliert wird, 
getroffen worden sind, traten Erkrankungen der oben geschilderten 
Art nicht mehr auf. 

Es handelt sich nun um die Entscheidung der wichtigen Frage: 
Sind die Erkrankungen auf den Genuß verdorbener Futtermittel 
zurückzuführen, und ist — bejahenden Falles — nur das eine 
oder das andere derselben als Ursache zu betrachten? 

Die erste Frage darf wohl ohne weiteres in zustimmendem 
Sinne beantwortet werden; dafür sprechen die fast gleichzeitige 
Erkrankung einer größeren Anzahl Pferde, die Appetitlosigkeit, der 
Durchfall, die Benommenheit und Schläfrigkeit der Patienten, die 
Mattigkeit und die kardialen Erscheinungen, ferner der Umstand, 
daß neue Erkrankungen nicht mehr auftraten, nachdem die oben 
angeführten Maßnahmen getroffen waren. 

Für die Entscheidung der zweiten Frage dürfte der Hafer in 
ursächlicher Beziehung ausscheiden. Nach Verfütterung von 
schimmligem, multrigem Hafer ist das Auftreten einer hoch- 
gradigen Polyurie beobachtet worden, was ich aus eigener Er- 
fahrung bestätigen kann. Im Verlauf der beschriebenen Erkran- 
kungen trat Polyurie in keinem Falle auf. Außerdem kommt in 
Betracht, daß durch die Durchlüftung und Umarbeitung des lagern- 
den Hafers der dumpfige Geruch wohl zeitweise beseitigt oder 
doch herabgemindert werden kann, die schädlichen Eigenschaften 
aber, die Pilzsiedlungen und Veränderungen, die der Mehlkörper 
in seiner chemischen Zusammensetzung erlitten hat, hierdurch 
doch keinesfalls behoben werden. Ä 

Trotzdem ferner vom Proviantamt pilzbefallenes, muffig 
riechendes Stroh nicht mehr ausgegeben wurde, traten doch noch 
Erkrankungen auf, die erst dann sistierten, nachdem das aus 
Algier stammende Heu gründlich verlesen und nur zu 14 der 
Ration den Pferden vorgelegt wurde. 


— 33929 — 


Die auf Grund der angeführten Tatsachen nicht unberechtiet 
erscheinende Vermutung, in dem ausländischen Heu allein die Ur- 
sache für die Erkrankungen zu erblicken, erfährt eine wesentliche 
Stütze durch eine Beobachtung, die zu machen sich mir Gelegen- 
heit bot: 

Am ersten Weihnachtsfeiertage 1911 wurde ich zum Spedi- 
teur F. in F. gerufen. Innerhalb weniger Tage waren sechs seiner 
Pferde unter den eingangs beschriebenen Erscheinungen erkrankt. 
Die Untersuchung der Futtermittel ergab einwandfreie Beschaffen- 
heit des Hafers und Strohs, förderte aber gleichzeitig die mich 
doch überraschende Tatsache zutage, daß neben gutem Heu eine 
größere Menge algerischen Heus lagerte. Der Besitzer hatte dieses 
Heu, dessen Annahme vom Proviantamt verweigert worden war, 
übernommen und gab nunmehr zu, daß das Auftreten der Er- 
krankungen mit dem Beginn der Darreichung dieses Heus zeitlich 
zusammenfalle, daß ferner die Pferde, die die Aufnahme des Heus 
verweigert hatten, gesund geblieben seien. 

Dem Besitzer wurde angeraten, von der weiteren Verfütterung 
des Heus Abstand zu nehmen. Anfangs Januar 1912 teilte er 
mir gelegentlich mit, daß er von den schädlichen Eigenschaften 
des Heus nicht überzeugt gewesen sei und es den Pferden weiter 
gegeben habe; es seien darauf noch drei Pferde erkrankt, darunter 
eins mit tödlicehem Ausgang. Nachdem er nunmehr das Heu be- 
seitigt habe, seien weitere Erkrankungen nicht mehr aufgetreten. 
Dieser Vorgang, dem ich fast den Wert eines Kontrollversuches 
beimessen möchte, beweist m. E., daß das aus Algier stammende 
Heu gesundheitsschädlich zu wirken geeignet ist. 

Auch aus anderen Gründen dürfte das Heu als magazinfähige 
Ware kaum zu betrachten sein. Infolge der grobstengeligen Be- 
schaffenheit und weit vorgeschrittenen Verholzung seiner Halme, 
infolge des Mangels an zarten und nährstoffreichen Blatt- und 
Blütenteilen, ferner infolge der erheblichen Vermischung mit 
dicken, verholzten und verkieselten Kräuterstengeln, Distel- 
gewächsen und stachligen Früchten besitzt es geringen Nährwert. 
Mit kleinem Volumen verbindet das Heu hohes Gewicht, so daß 
die Truppe — abgesehen von dem Umstande, daß zahlreiche 
Pferde die Aufnahme des Heus verweigern bei Verausgabung 
derartigen Heus dureh das Proviantamt immer benachteiligt wird. 





Zerreißung des breiten Einwärtsziehers. 
Von Stabsveterinär Köhler. 


Von Muskelzerreißungen kommt wohl beim Pferd am häufie- 
sten die des Schienbeinbeugers der Hintergliedmaßen vor. Die 
Diagnose ist in diesem Falle wegen der charakteristischen Lahm- 
heit, nicht schwer. Bei Zerreißung anderer Muskeln gestaltet sich 
die Diagnose wenigstens anfangs etwas schwieriger, wie aus nach- 
folgendem Falle hervorgeht. 

Ein Öffizierpferd lahmte plötzlich nach einem Sprung über 
einen Graben auf dem rechten Hinterbeine. Die betreffende Glied- 


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maße wurde dabei im Schritt und Trabe weniger weit vorgesetzt 
als die der anderen Seite. Das Hüftgelenk wurde stark gebeugt 
und gestreckt, während das Sprunggelenk steif gehalten wurde, 
ähnlich wie beim Spat. Am ersten Tage konnte außer gering- 
gradigen Schmerzen an der inneren Fläche der rechten Hinter- 
gliedmaße nichts Abweichendes beobachtet werden. Am zweiten 
Tage bemerkte man im Bereiche der unteren Hälfte des breiten 
Einwärtsziehers eine leichte ödematöse Anschwellung, die sehr 
schmerzhaft war. Es wurde jetzt eine Zerreißung des breiten 
Einwärtsziehers angenommen. Das Pferd blieb stehen und die 
erkrankte Gliedmaße wurde andauernd mit Burowscher Mischung 
gekühlt. Nach vier Tagen war die Anschwellung verschwunden, 
und nun konnte man in der Gegend des unteren Endes des zer- 
rissenen Muskels eine etwa 5 cm lange, querverlaufende Aus- 
höhlung, in welche sich leicht ein Finger einlegen ließ, bemerken. 
Nach weiteren zehn Tagen war die Lahmheit verschwunden, und 
nach zwei Monaten war an der Gliedmaße keine Abweichung mehr 
zu erkennen. 

Hervorgerufen war die Muskelzerreißung durch Überdehnung 
beim Grabenspringen. Die Heilung ist wohl auf die nachfolgende 
Ruhe zurückzuführen. 


Beseitigung eines hartnäckigen Ekzems mittels 
Salvarsans. 
Von Öberveterinär Matthies. 


Eine achtjährige, gut genährte braune Stute litt seit ihrer 
Einstellung als Remonte ununterbrochen an einem hartnäckigen 
Hautausschlage (Ekzem) und war deswegen fast in ständiger Be- 
handlung. 

Das Ekzem trat in der Regel in den wärmeren Jahreszeiten 
stärker auf, um in den kälteren Monaten mehr oder weniger zu 
verschwinden. 

Alle sechs Stadien der Hautentzündung, die Friedberger 
und Fröhner in ihrem Lehrbuche, Pathologie und Therapie 
der Haustiere angeben: Ekzema erythematosum, papulosum, vesi- 
culosum, madidans, pustulosum und crustosum, waren während 
der Sommermonate bei dem Patienten zu beobachten, häufig alle 
sechs Stadien zu gleicher Zeit an verschiedenen Körperstellen. Am 
häufigsten jedoch trat die papulös-vesikuläre Form in Erscheinung. 

Sitz des Ekzems waren Rücken, seitliche Brustwandungen 
und Hals, also Körperstellen, die leicht schwitzen und außerdem 
mechanischen Einwirkungen besonders ausgesetzt sind. 

Ende Februar vergangenen Jahres trat das Ekzem besonders 
stark auf. Das Pferd zeigte im Anfange hochgradiges Juckgefühl 
in der Sattellage. Es bildeten sich in größerer Anzahl Knötchen 
bis zur Größe einer Erbse. Die Haut war höher temperiert, leicht 
veschwollen und schmerzhaft beim Betasten. Die Haare standen 
auf den Knötchen gesträubt. 





=m Bh 


Im späteren Verlaufe bedeckten sich die Knötchen mit 
Schorfen. An den Stellen, an denen die Knötchen sehr zahlreich 
und dicht nebeneinander standen, fielen die Haare aus, und es 
bildeten sich größere wunde Flächen. 

Ferner kam es zur Bildung von Acneknoten und -pusteln, aus 
denen sich Eiterpfröpfe und talgartige, schmierige Massen aus- 
pressen ließen. Nach dem Auspressen blieben kesselförmige Ge- 
schwüre zurück. Die Hautpartien mit den Acneknoten zeigten die 
Erscheinungen einer chronischen, indurierenden Dermatitis. 

Die Haut ließ sich nur schwer oder gar nicht abheben, war 
hart und stark verdickt. 

Stellenweise war die Haut mit dicken Krusten belegt, an an- 
deren Stellen wiederum hatte das Ekzem einen nässenden Cha- 
rakter. 

Die vorgenommenen mikroskopischen Untersuchungen von 
Haut und Blut hatten negativen Erfolg. 

Bei früheren Erkrankungen kamen bei der Behandlung eine 
ganze Reihe von Arzneimitteln zur Anwendung, nachdem die Haare 
zuvor abgeschoren und die erkrankten Hautstellen gründlich ge- 
reinigt waren. 

Waschungen mit einer Bleizucker-Alaunlösung oder Ein- 
reibungen von Creolin-Sublimat-Creosotspiritus sowie Anwendun- 
gen von Perhydrol, Jodsalbe, Jodvasogen, Tannoform, Zinkum 
oxydatum neben innerlicher Verabreichung von Arsenik führten 
nach längerer Behandlung stets nur eine vorübergehende Heilung 
herbei. 

Eine Behandlung ohne innerliche Gaben von Arsenik ließ so 
gut wie keinen Erfolg erkennen. 

Die vielfachen Erfolge nun, welche in der Humanmedizin bei 
der Syphilisbehandlung durch Salvarsan erzielt worden sind, ver- 
anlaßten mich, das Präparat auch bei dieser hartnäckigen Haut- 
erkrankung zu versuchen. Das Experiment war um so verlocken- 
der, als ja nur nach innerlicher Verabreichung von Arsenik ein 
geringer Erfolg zu verzeichnen war. 

Professor Dr. Mießner, Vorsteher der Abteilung für Tier- 
hygiene des Kaiser-Wilhelms-Instituts für Landwirtschaft in 
Bromberg, stellte mir die zu diesem Versuche erforderlichen 
Salvarsandosen in liebenswürdigster Weise zur Verfügung. 

Dem Pferde wurden 2 g Salvarsan mit 20 cem physiologischer 
Kochsalzlösung und 3,8 cem Normalnatronlauge mittels Pravaz- 
scher Spritze injiziert. 

Außer leichtem Muskelzittern in der Hinterhand und etwas 
beschleunigter Atmung waren keine nennenswerten Veränderungen 
im Verhalten des Pferdes nach der Injektion wahrzunehmen. 
Temperatur vor der Injektion 38,3° C., eine Stunde nach derselben 
38.2? CC, 

In den Stall geführt, verzehrt das Pferd mit großem Appetit 
sein Futter. Eine äußerliche Behandlung wurde nicht eingeleitet. 

Das Pferd erhielt einen Tag Ruhe und wurde dann täglich 
am Vor- und Nachmittag eine Stunde bewegt. 

Der außerordentliche Juekreiz verlor sich sehon in den näch- 
sten vier Tagen. Die nässenden Stellen trockneten ab, und die 


— 333 = 

Schorfe lösten sich allmählich. Nach Ablauf von 14 Tagen war 
der Prozeß vollkommen abgeheilt.e Das Pferd wurde von nun 
ab wieder täglich geritten, und zwar auf Armeesattel ohne Woi- 
lach. Die Haare sind an allen Stellen nach Verlauf von vier 
Wochen nachgewachsen. Die Haut war an einigen Stellen des 
Rückens zwar noch verdickt, fühlte sich jedoch weich und ge- 
schmeidig an. 

Auf Vorschlag von Mießner injizierte ich nach 30 Tagen 
nochmal 2 g Salvarsan in der gleichen Weise auf der rechten 
Halsseite, obwohl keine Hauterkrankung bestand. 

Bis zu meiner Versetzung im Juli 1911 habe ich ein Wieder- 
auftreten des Ekzems nicht mehr beobachtet. 





Dr. Kranich, Darmstadt: Über die kolloidal-chemischen Unter- 
schiede zwischen lebendem und totem Gewebe. 


Am 12. Januar 1912 behandelte der physiologische Chemiker 
Dr. Lenk-Wien im Verein Deutscher Chemiker zu Darm- 
stadt (Technische Hochschule) obiges Thema in einem inter- 
essanten Vortrage, der auch dem Veterinärmediziner soviel Neues 
hot, daß er mir zum ausführlichen Referat geeignet erschien. 

Zunächst wies der Vortragende auf die Kolloid-Chemie hin, den 
jüngsten Zweig der physikalischen Chemie, dem es in den letzten 
Jahren gelang, die für die Lebensvorgänge charakteristischen Re- 
aktionen und Gleichgewichte zu erfassen und eine Deutung der 
Vorgänge im Zelleben zu versuchen. 

Jeder Wechsel im funktionellen Verhalten der Zelle ist durch 
eine Veränderung der physikalisch-chemischen Beschaffenheit der 
Zellkolloide bedingt. 

Die kolloidalen Lösungen werden eingeteilt in Suspensoide, in 
denen die Teilchen fest sind, und in Emulsoide, deren Teilchen 
flüssig sind. Die Emulsoide sind quellbar, d. h. sie können Wasser 
absorbieren, das nicht nach stöchiometrischen Gesetzen an den Teil- 
chen verankert ist. Das Wasser ist nicht abpreßbar, bei Anwen- 
dung eines noch so hohen Druckes. 

Die Eiweißkörper gehören nun zu ‘den Emulsionskolloiden. 
Auch bei ihnen ist eine Änderung in der Wasserbindung möglich, 
die streng von der mit Hilfe des osmotischen Druckes gemessenen 
Wasseranziehung gesondert werden muß. Die Quellfähigkeit der 
Kolloide wird nun durch Gegenwart einer verdünnten Säure sehr 
gesteigert. Eine Leimplatte nimmt in leicht angesäuertem Wasser 
viel mehr Wasser auf als in reinem Wasser. Den gleichen Einfluß 
hat die postmortale Säurebildung auf die Quellungsverhältnisse 
der Muskeln. 

Die Tatsache der postmortalen Milehsäurebildung im Muskel 
und die Erkenntnis der Bedeutung der Säuren für die Quellung 


‘ 


— 336 — 


haben Prof. v. Fürth- Wien und den Vortragenden dazu geführt, 
systematische Untersuchungen über die Quellungsverhältnisse des 
Muskels mit Rücksicht auf den Eintritt und die Lösung der Toten- 
starre in Angriff zu nehmen (Biochem. Zeitschr. 1911, Bd. 33, 
S. 341). 

Man ließ frisch dem Körper entnommene Muskeln in Wasser 
oder verdünnter Säure quellen und verfolgte dabei durch wieder- 
holte Wägungen den zeitlichen Verlauf der Gewichtsveränderungen 
des Muskels. Man fand zwischen der 20. und 30. Stunde die 
höchste Steigerung der Gewichtszunahme, das Maximum der Quel- 
lung. In den folgenden Stunden nahm das Gewicht allmählich, 
aber stetig ab. Es trat also eine Entquellung des Muskels ein. Die- 
selben Erscheinungen zeigten auch andere tierische Organe, wie 
Niere, Milz usw. 

Jedoch hat man es hier nicht mit einer allgemeinen Eigen- 
schaft der Kolloide zu tun. Eine Leimplatte quillt zwar auch auf 
in angesäuertem Wasser, gibt aber ihr Quellungswasser nicht wie- 
der ab. Offenbar liegt in der Entquellung eine Besonderheit des 
organisierten Protoplasmas vor. 

Um dem Wesen der dem organisierten Protoplasma eigentüm- 
lichen Entquellungserscheinung näher zu kommen, wurde in zahl- 
reichen Versuchen der Verlauf der Entquellung bei den verschie- 
denen Starrezuständen, und zwar der natürlichen Totenstarre, der 
Wärmestarre und der chemischen Starre, eingehend studiert. Man 
fand, daß der Entquellungsvorgang nicht durch den Starrezustand 
als solchen bedingt ist, sondern durch eine postmortale Gerinnung 
der Plasmaeiweißkörper. 

Diese Erkenntnis änderte die alte Anschauung über das Wesen 
der Totenstarre, die lediglich durch Muskelgerinnung eintreten 
sollte, in tiefgreifender Weise und führte zu folgender wohlbegrün- 
deten und leicht erklärlichen Hypothese. 

Die Totenstarreist durch einen Quellungs- 
vorgang bedingt. Dieser kommt dadurch zu- 
stande, daß die unmittelbarnach dem Aufhören 
der normalen Zirkulation einsetzende Milch- 
säurebildung die fibrillären Elemente des Mus- 
kels zum Quellen bringt und dadurch eine Ver- 
kürzung,d.h.Starredes Muskels bedingt. Durch 
weitere Säureanhäufung kommt es allmählich 
zueinerGerinnungderEiweißkörper. Diese geht 
mit einem Entquellungsvorgang einher, als 
dessen physiologischer Ausdruck die Lösung 
der Totenstarrezu betrachtenist. 

Im Gegensatz zu der alten Theorie ist also nicht der Eintritt, 
sondern die Lösung der Totenstarre durch Gerinnungsvorgänge be- 
dingt. Mit dieser neuen Hypothese läßt sieh das Gesamtgebiet der 
Starreerscheinungen in ungezwungener Weise erklären. Früher 
konnte die Gerinnungstheorie allenfalls den Eintritt, keinesfalls 
aber die Lösung der Totenstarre erklären, während jetzt durch den 
Entquellungsvorgang (Wasserabgabe mit Entspannung der Mus- 
keln) die Lösung leieht verständlich ist. 


=. ZT 


Da alle Faktoren, die eine Gerinnung des Plasmas fördern, z. B. 
Wärme, zugleich auch die Lösung der Starre beschleunigen, ist es 
jetzt auch begreiflich, daß bei Sommerhitze die Lösung der Toten- 
starre schneller vor sich geht als bei Winterkälte. 

Es erhellt, daß, wenn die Starre als solche durch einen Ge- 
rinnungsvorgang bedingt wäre, durch vermehrte Wärmezufuhr 
eine Steigerung der Starre, nicht aber eine Lösung, wie es tatsäch- 
lich der Fall ist, eintreten müßte. 

Auch die Rolle, welche die Milchsäurebildung im Muskel spielt, 
liegt jetzt klar zutage. Es ist bekannt, daß große Anstrengungen, 
lange Märsche, Hetzjagden, Krämpfe usw. den Eintritt und die 
Lösung der Totenstarre beschleunigen, und zwar, weil die ver- 
mehrte Milchsäurehäufung, die mit jeder Muskelanstrengung ein- 
hergeht, im Muskel den Quellungsvorgang der Fibrillen und damit 
den Eintritt der Totenstarre beschleunigt. Gleichzeitig beschleunigt 
die sich im Muskelinnern anhäufende Milchsäure die Gerinnung des 
Muskeleiweißes und damit den Entquellungsvorgang, die Lösung 
der Starre. — 

Im zweiten Teil seines Vortrages sprach Lenk über seine 
Quellungsversuche mit pflanzlichem Eiweiß, die er im Verein 
mit Brach- Wien an der Bohne, Samen von Phaseolus, an- 
gestellt hatte. Aus den Versuchen ergab sich, daß beim pflanz- 
lichen Eiweiß ganz andere Quellungsverhältnisse bestehen. 

Man fand bei der Bohne zunächst eine steigende Wasserauf- 
nahme, entsprechend dem osmotischen Drucke der Zellbestandteile, 
und zwar bis zu einem gewissen Maximum. Hier verliert die 
Bohne das regulatorische Prinzip der Wasseraufnahme und gibt 
einen Teil des Wassers wieder ab. Darauf folgt eine zweite Wasser- 
aufrahme, welche einer Quellung der Bohnenbestandteile (Eiweiß, 
Stärke und sonstige Reservestoffe) entspricht. Man fand bei diesen 
Versuchen die merkwürdige Tatsache, daß die Bohne bei der ersten 
Wasseraufnahme bis zu dem genannten Maximum keimfähig 
bleibt. Ist aber das Maximum überschritten, so geht die Keim- 
fähigkeit verloren. Mankannalsoaufdiese Weiseden 
Tod der Bohne bzw. des pflanzlichen Eiweißes 
bestimmen. | 

Zum Schlusse wurde noch auf eine bemerkenswerte Fest- 
stellung von Prof v. Fürth und dem Vortragenden hingewiesen, 
die für die Nahrungsmitteluntersuchung von höchster Bedeutung 
ist. Fleisch, das im lebenden Körper einer physiologischen Koch- 
salzlösung (0,85 pCt.) isosmotisch ist, verändert sich kurze Zeit 
nach dem Tode derart, daß es mit einer viel konzentrierteren Koch- 
salzlösung isosmotisch ist. 

Schon wenige Stunden (4) nach dem Tode nahm das Fleisch 
sogar aus einer etwa 5 %igen Kochsalzlösung noch Wasser auf, 
wie durch Wägungen genau festgestellt wurde. 

Ist das Fleisch einen Tag alt, so nimmt es aus einer etwa 
10 ”igen Kochsalzlösung noch Wasser auf. Nach fünf Tagen steht 
der Muskel mit einer etwa 15 %igen Lösung im Gleichgewicht. 
Mehrere Monate altes argentinisches Fleisch war erst mit einer etwa 
25 %igen Kochsalzlösung isosmotisch. 

Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 7. Heft. 23 


— 333 — 


Was die Erklärung dieser Erscheinung betrifft, so dürfte dies 
damit in Zusammenhang stehen, daß Neutralsalze (Kochsalz) die 
Quellkraft eines in einer Säurelösung (Milchsäure) befindlichen 
Kolloides hemmen. Die sich im Muskel immer mehr steigernde 
Milchsäuremenge braucht also immer mehr Kochsalz, um die durch 
die Säure herbeigeführte Quellung zu paralysieren. 

Auf diese Weise ist es möglich, auf das Alter des Flei- 
sches schließen zukönnen, was für die Nahrungsmittel- 
untersuchung um so wichtiger ist, als bis jetzt kein Mittel zur Ver- 
fügung steht, um das Alter einer Fleischprobe festzustellen. . 


Jurgelunas: Zur Frage vom Ursprung und der Entwicklung 
der allgemeinen Tuberkulose. Zeitschrift für Hygiene und 
Infektionskrankheiten 71. Band, zweites Heft. 


Gegenwärtig bestehen verschiedene Ansichten über die Wege, 
auf denen die Tuberkelbazillen in den Organismus eindringen, und 
zwar: die Koch-Cornetsche, oder, wie sie gewöhnlich genannt 
wird, die Cornetsche (Inhalationstheorie), die Flügge sche 
(Theorie der Tröpfeninfektion), die v. Behring sche (Infektion 
nur vom Darm aus) und die v. Baumgarten sehe (Germinale 
Infektion). Jurgelunas hat über die einzelnen Infektionsmög- 
lichkeiten umfangreiche experimentelle Untersuchungen angestellt 
und gelangt zu folgenden Schlußfolgerungen: 

1. Bei Meerschweinchen, die der Inhalation sowohl von 
trockener als von feuchter menschlicher Tuberkelbazillenkultur 
ausgesetzt gewesen sind, werden zuerst die Organe der Brusthöhle 
betroffen, wobei deren Ansteckung durch auf den Atem- 
wegen eingedrungene Tuberkelbazillen bedingt ist; mitunter 
gelangen diese auch durch die Wände der Mund- und 
Rachenhöhle in den Organismus. 

2. Ein Unterschied zwischen der Inhalation von feuchter und 
trockener Tuberkelbazillenkultur wurde nicht bemerkt. Die Tiere 
wurden gleich leicht mit Tuberkulose angesteckt, unabhängig da- 
von, ob eine Inhalation von feuchter oder trockener Kultur er- 
folgt war. 

3. Bei der Einführung der Tuberkelbazillenemul- 
sion in die Mundhöhle von Meerschweinchen dringen die Bazillen 
amschnellstenund leichtestendurch die Wände 
der Mund- und Rachenhöhle in den Organismus 
ein und gelangen mit dem Lymphstrom zunächst in die Sub- 
maxillar- und Halsdrüsen. Von hier rücken sie längs den Lymph- 
netzen — von Drüse zu Drüse — bis zu den größeren Lymph- 
stämmen vor, um schließlich in das Blutgefäßsystem und durch 
dieses in verschiedene Organe verschleppt zu werden. 

4. Was die Ansteckung der Meerschweinchen vom 
Darmlumen her anbelangt, so ist diese möglich, erfolgt aber 
nichtsdestoweniger nur unter gewissen Bedingungen, und zwar ist 
dazu die Einführung von verhältnismäßig großen Mengen Tu- 
berkelbazillen erforderlich. Als die am meisten betroffenen Organe 


— 339 — 


erwiesen sich die Mesenterialdrüsen und die nächst gelegenen regio- 
nären Drüsen dieses Bereiches, sodann die Milz und der Dickdarm. 

5. Die Einführung einer Emulsion von menschlichen Tuberkel- 
bazillen in den Verdauungskanal von Kaninchen ruft keine 
Erkrankung derselben an Tuberkulose hervor; umgekehrt dringen 
bei der Einführung einer Emulsion der vom Rinde herstammenden 
Tuberkelbazillen die letzteren leicht durch die Wände der Mund- 
und Rachenhöhle in den Organismus ein. Das Eindringen der von 
einem perlsüchtigen Rinde stammenden Tuberkelbazillen vom Darm 
aus ist bei der Einführung einer großen Menge Tuberkelbazillen- 
kultur möglich. 

6. Die Einführung von menschlichen Tuberkelbazillen in die 
Mundhöhle von Milchferkeln, Ziegen und Schafen ruft 
bei diesen Tieren keine Erkrankung hervor, während die Erreger 
bei der Einführung einer von einem perlsüchtigen Rinde herstam- 
menden Tuberkelbazillenemulsion leicht durch die Wände der 
Mund- und Rachenhöhle in den Körper eindringen. 

7. Die unverletzte Darmwand dient bei den oben er- 
wähnten Tieren bis zu einem gewissen Grade als Schutzwehr 
gegen das Eindringen der Tuberkelbazillen aus dem Lumen des 
Magendarmkanals in die Gewebe. Die Einführung von verhältnis- 
mäßig großen Mengen Tuberkelbazillenkultur in den Magen er- 
leichtert wesentlich das Eintreten der Ansteckung vom Darm aus. 
Folglich stellen die mit der Epithelschicht der Schleimhaut in Be- 
rührung befindlichen Tuberkelbazillen durchaus nicht für die 
letztere gleichgültige Körperteilchen dar, sondern wirken durch 
ihre Ausscheidungsprodukte toxisch auf die lebenden Zellen ein 
und rufen deren Untergang hervor. Die Verletzung der Integrität 
der Epithelschicht erleichtert das Eindringen der Bazillen in die 
Tiefe der Darmwand. Als ein zweites, das Eindringen der Tu- 
berkelbazillen aus dem Darm in den Organismus begünstigendes 
Moment erscheint der Umstand, daß des öfteren bei ihrem Aussehen 
nach gesunden Tieren verschiedene mehr oder minder ausgeprägte 
Krankbeitsprozesse in den inneren Organen zur Beobachtung ge- 
langen. 

8. Der Unterschied in den Ergebnissen der von J. mit der An- 
steekung von Tieren verschiedener Art mit menschlichen und von 
einem perlsüchtigen Rinde stammenden Tuberkelbazillen an- 
gestellten Versuche spricht zugunsten der Notwendigkeit, einen 
Typus humanus und Typus bovinus der Tuberkel- 
bazillenkultur zu unterscheiden. 

9. Als die besten Objekte für die Diagnostizierung der Art 
des Tuberkelbazillus erscheinen Kaninchen und Milchferkel. 

10. Was diegerminaleundplazentarelnfektion 
anbetrifft, so glaubt J. auf Grund einiger bei seinen Unter- 
suchungen erhaltener Daten, im Gegensatz zu der Anschauung von 
Baumgarten, annehmen zu dürfen, daß dieser Ansteckungs- 
weg im Prozeß der Tuberkuloseentwicklung keine wesent- 
liche Rolle spielt. 

Bezüglich der Einzelheiten der Versuche muß auf das Original 
verwiesen werden. Otto. 


nn 23% 


= :310: 


Schumacher: Hilfeleistung bei Tieren aus dGefälligkeit. 
Deutsche Landwirtschaftl. Presse Nr. 44, 1912. 


Verfasser beschäftigt sich in einem längeren Aufsatz mit der 
bedeutungsvollen Frage, ob der Tierhalter für Beschädigungen von 
Personen haftbar zu machen ist, wenn diese Personen aus Ge- 
fälligkeit Hilfeleistung gewähren. 

Er teilt diese Hilfeleistungen in zwei Gruppen ein: in solche, 
die auf Ersuchen des Tierhalters stattfinden, und in solche,’ bei 
welchen jemand freiwillig und sogar ohne Wissen des Tierhalters 
bei seinem Tiere eingreift. Fordert z. B. ein Tiereigentümer den 
Nachbar auf, ihm bei seinem Pferde behilflich zu sein, so ist dies 
ein Fall, der unter die erste Gruppe gehört, hält aber jemand 
fremde durchgehende Pferde auf, so wäre der zweite Fall gegeben. 

Nach mehreren reichsgerichtlichen Entscheidungen, entgegen 
dem Urteil des Oberlandesgerichts Colmar, ist ein Schadenersatz 
gerechtfertigt, wenn jemand auf Ersuchen oder doch 
mitdem Willen des Tierhalters bei einem Tiere Hilfe 
leistet und Schaden nimmt. Dies wird aber davon abhängen, ob 
es sich dabei um ein Luxustier oder ein anderes Tier handelt. Ist 
ein Luxustier die Veranlassung des Schadens, so haftet der Tier- 
halter unter allen Umständen, auch dann, wenn der Schaden durch 
Zufall entsteht und niemand ein Verschulden trifft. Als Begrün- 
dung wird angeführt, daß es eine große Unbilligkeit sein würde, 
wenn der aus Gefälligkeit Handelnde schlechter gestellt sein sollte, 
trotzdem er lediglich im Interesse des Tierhalters tätig wird, als 
der gegen Entgelt Handelnde, für den der Tierhalter ohne weiteres 
haftbar ist. 

. Ein Schadenersatz könnte ausnahmsweise nur dann nicht ver- 
langt werden, wenn der Helfende beispielsweise beim Aufheben 
eines gestürzten Tieres sich so ungeschickt benimmt, daß der 
Schaden im wesentlichen auf sein eigenes Verschulden zurück- 
geführt werden kann. 

Ganz anders ist aber die Sachlage, wenn das Tier kein Luxus- 
tier ist, sondern dem Berufe, der Erwerbstätigkeit oder dem Unter- 
halte des Tierhalters zu dienen bestimmt ist. 

Im Grunde haftet er auch hier für jeden durch die Tiere ver- 
ursachten Schaden, er kann sich aber davon dureh den Nachweis 
befreien, daß er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet 
hat, also alles getan hat, was vernünftige und anständige Menschen 
im Leben zu tun pflegen. Kann er dies nachweisen, so wird der 
Schadenanspruch des aus Gefälligkeit Helfenden zurückgewiesen. 

Wie stellt sieh nun die Haftpflicht für den Tierhalter, wenn 
das Eingreifen des Helfenden auf dessen freiem Entschluß beruht 
oder sogar gegen den Willen des Tierhalters erfolgt? Die Beklar- 
ten haben aus diesem Umstand in allen Prozessen einen Grund für 
die Abweisung der Klage hergeleitet mit der Begründung, daß die 
Verletzten die Beschädigung selbst verschuldet hätten. Aber auch 
diesen Auffassungen ist das Reichsgerieht nicht beigetreten. ' 

Hat nämlich jemand eine Situation herbeigeführt, in welcher 
es für einen anderen zur rechtlichen und moralischen Pflicht wird, 
ohne Rücksicht auf die damit verbundene Gefahr zum Schutze des 


— 341 — 


Lebens, der Gesundheit oder vielleicht wertvoller Güter dritter Per- 
sonen einzugreifen, so kann nach Entscheidungen des Reichs- 
gerichts (21. März 1892, Bd. 29, S. 122) derjenige, welcher für die 
Entstehung der Gefahr verantwortlich ist, sich der Haftung für die 
bei den Rettungsversuchen entstehenden Schäden nicht entziehen. 
Wenn auch der Schaden in erster Linie durch eine auf freiem Ent- 
schluß beruhende Handlung der Beschädigten selbst herbeigeführt 
ist, so handelt es sich doch um eine Tätigkeit, welche der Handelnde 
nicht unterlassen kann, wenn er seine Pflicht im vollen Umfang er- 
füllen und sich die Achtung seiner Mitmenschen erhalten will. Es 
ist nach einem Urteil des Reichsgerichts vom 20. Februar 1902 nicht 
einmal nötig, daß in Wirklichkeit Gefahr für andere besteht, son- 
dern es genügt, wenn der Helfende nach Lage der Umstände zu der 
Annahme berechtigt war, daß durch die Tiere Menschen in Gefahr 
geraten. 

Der Schadenersatzanspruch ist aber in jedem Falle davon ab- 
hängig zu machen, daß der Helfende mit der gehörigen Vorsicht, 
Sorgfalt und Besonnenheit verfährt, ferner auch davon, ob es sich 
um ein Luxustier oder ein anderes Tier handelt. Im ersteren Falle 
haftet der Tierhalter dem aus Gefälligkeit freiwillig Ein- 
oreifenden auch dann, wenn nur der Zufall Schadenursache war. 
Handelt es sich jedoch um ein Tier, welches dem Berufe, der Er- 
werbstätigkeit oder dem Unterhalte des Tierhalters zu dienen be- 
stimmt ist, so wird dieser von der Haftung frei, wenn ihn kein 
Verschulden trifft, er vielmehr alles getan hat, was man von einem 
vernünftigen Menschen verlangen kann. Wöhler. 


Schneider: Untersuchungen über die metastatischen Verände- 
rungen der Sehnenscheiden und Augen des Pferdes. Schweiz. 
Archiv für Tierheilk. 54. Bd., 2. bis 4. H. 

Gegenstand seiner Untersuchungen waren die metastatischen 
Prozesse nach Brustseuche. 

Die pathologisch-anatomischen Veränderungen 
bestehen in akuten Fällen in starker Hyperämie der erkrankten 
Sehnenscheide und der in ihrem Bereich liegenden Sehnen. Bei 
ehronischen Zuständen findet man sowohl Verdiekungen der Seh- 
nenscheide als auch Indurationen der Beugesehnen, die namentlich 
den Hufbeinbeuger betreffen. Verwachsungen der Sehnenscheiden 
mit den Sehnen konnte er nie beobachten. Histologisch sind 
im akuten Stadium Hyperämie und ausgedehnte Blutungen in den 
gequollenen Sehnenscheiden und den Zwischenräumen des ge- 
lockerten Sehnengewebes zu konstatieren. Die Blutgefäße sind 
häufig thrombosiert. Das Gewebe ist reichlich mit Rundzellen in- 
filtriert. In chronischen Fällen macht sich in den Sehnenscheiden 
und interfibrillären Zwischenräumen der Sehne rege Bindegewebs- 
neubildung bemerkbar. 

Durch die mikroskopischen Befunde hält Sch. den Beweis für 
erbracht, daß es sich schon bei den akuten metastatischen Prozessen 
der Sehnenscheiden nicht nur um reine Tendovaginitis, sondern 
gleichzeitig um interstitielle Tendinitis handelt. Die Recidive, 


— 32 — 


die häufig lokale Tendiniten der Beuger darstellen, entstehen nicht 

durch langsames Übergreifen des Prozesses von den Scheiden 
auf die Sehnen, sondern die Ursache dazu wird gleich beim Ent- 
stehen der metastatischen Entzündung in die Sehne hineingelegt. 

Atiologisch haben alle Versuche ein negatives Resultat 
gehabt; u. a. sind Überimpfungen von Sehnenscheideninhalt kran- 
ker Pferde in die Sehnenscheiden gesunder Pferde ohne Reaktion 
verlaufen. 

Während die Sehnenscheidenmetastasen mehr Nachkrankheiten 
der Brustseuche sind, treten de Augenentzündungen in 
der größeren Zahl der Fälle schon während der Primärerkrankung 
auf. Die Symptome einer Erkrankung der mittleren Augenhaut 
treten in den Vordergrund. Die durchschnittliche Dauer dieser 
Augenentzündungen betrug 23 Tage; 73,3 % heilten aus. 

Otto. 


Inchaurregni und Blasi: Kuti- und Ophthalmo -Reaktion mit 
Tuberkulin beim Hund. Revista de medecina veterinaria, 
Montevideo. Juli 1910. Nach einem Referat in Revue gén. de 
med. vet. 15. 5. 1912. 


Von acht Fällen, in denen die obigen Methoden angewandt 
wurden, verliefen drei positiv, fünf negativ. Unter den Hunden, 
die nicht. reagierten, war einer mit klinischen Erscheinungen von 
Tuberkulose: Ascites, Pleuritis, Herzschwäche. Die Obduktion er- 
gab generalisierte Tuberkulose mit käsigen Veränderungen. Ein 
anderer Hund mit Ascites zeigte bei der Sektion Miliartuberkulose 
des Thorax und Abdomens. 

Die Verfasser empfehlen die Anwendung der beiden Methoden 
warm. W. Müller. 





25jähriges Hochschuljubiläum der Königlichen Tierärzt- 
lichen Hochschule in Berlin. 


Am 20. Juni 1912 vollendete die Berliner Tierärztliche Hoch- 
schule ihr erstes Vierteljahrhundert. Die Vollendung dieses so- 
wohl für die Entwicklung wie für den akademischen Ausbau der 
Hochschule besonders bedeutungsvollen Zeitraumes bildete eine 
wohlberechtigte Veranlassung für die junge Hochschule, diesen Tag 
durch eine entsprechende Feier festlich zu begehen, und der glän- 
zende Verlauf des Festes legte beredtes Zeugnis davon ab, welch 
hoher innerer wie äußerer Wert dieser Feier zukommt. 

Die Feier begann mit einem Festakt in der Aula, zu dem sich 
Vertreter des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und 
Forsten, des Kriegsministeriums, der Stadt Berlin, sämtlicher 


— 343 — 


Hochschulen Berlins, der Tierärztlichen Hochschulen Hannover, 
Dresden und Kopenhagen, der Militär-Veterinär-Akademie, der ein- 
zelnen tierärztlichen Korporationen und eine große Zahl Tierärzte 
und Veterinäroffiziere von nah und fern eingefunden hatten. Um- 
rahmt von den Vertretern der studentischen Korporationen der 
Hochschule und der Militär-Veterinär-Akademie mit ihren farben- 
prächtigen Bannern, bot die Festversammlung ein schönes 
Bild dar. 


Die Feier wurde eingeleitet durch den Königlichen Hof- und 
Domchor mit dem Gesang des 100. Psalms: „Jauchzet dem Herrn 
alle Welt!“ Darauf hielt Seine Magnifizenz der Rektor Professor 
Dr. Eberlein die Festrede. Er gab einen Überblick über die aus be- 
scheidenen Anfängen heraus erfolgte Entwicklung der Anstalt bis 
zu ihrer jetzigen Höhe. Mit ehrenden Worten gedachte er dabei 
des Landstallmeisters Grafen Carl v. Lindenau, dessen tatkräftiger 
Initiative die Gründung der Hochschule auf Anregung des Königs 
Friedrich Wilhelm II. zu verdanken ist. Zu ewigem Gedenken und 
zur Ehrung dieses mit weitschauendem Blick ausgestattet gewesenen 
Mannes wurde darauf in der Aula sein von Professor Schnee im 
Auftrag der Hochschule nach einem in Schloß Lieberose vorhan- 
denen Kupferstiche gemaltes Bildnis feierlichst enthüllt. Nach der 
Rede des Rektors, die mit einem Hoch auf Se. Majestät Kaiser Wil- 
helm II. schloß, als den ganz besonderen Förderer der Hochschule 
und der tierärztlichen Wissenschaft, wurden von dem Rektor die 
Ehrenpromotionen verkündet, welche hohe Würde elf um die tier- 
ärztliche Wissenschaft verdienten Männern zuteil wurde. Diese 
sind: der Präsident des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Wirkl. 
Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Bumm, die Vortragenden Räte 
im Ministerium für Landwirtschaft Geh. Reg.-Rat Dr. Hesse 
und Geh. Reg. und Veterinär-Rat Nevermann, 
Generalveterinär Hell, Direktor der Militär-Veterinär- 
Akademie, Geh. Medizinal-Rat Prof. Dr. Esser in 
Göttingen, Geh. Rat Dr. W.Ellenberger, ord. Professor an 
der Tierärztlichen Hochschule in Dresden, Prof. a. D. Dr. Kitt 
in München, Hofrat Prof. Dr. Bayer, früher Professor an 
der Tierärztlichen Hochschule in Wien, Hofrat Prof.Dr. Hu- 
tyra, ord. Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Buda- 
pest, Dr. CarlR. Jensen, ord. Professor an der Tierärztlichen 
Hochschule zu Kopenhagen, und endlich der praktische 
Tierarzt Schmidt in Kolding in Dänemark, der erfolg- 
reiche Bekämpfer der Gebärparese des Rindes. Die Bekanntgabe 
der letzten Ehrenpromotion rief besonders große Freude bei den 
zahlreich versammelten Tierärzten hervor und fand in spontanem 
Beifall ihren Ausdruck. 

Nach dem Gesang des Domchores: „Salve fac regem“ began- 
nen die Ansprachen, die der Vertreter des landwirtschaftlichen 
Ministeriums, Unterstaatssekretär Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. 
Küster, eröffnete. 

Er überbrachte die Grüße und Glückwünsche des leider an der 
Festteilnahme verhinderten Herrn Ministers, hob noch einmal die 
bedeutsamen Momente in der Entwicklung der Anstalt hervor und 
erinnerte daran, daß gerade die Unterstellung der damaligen Tier- 


— 344 — 


arzneischule — im Jahre 1872 — unter das landwirtschaftliche 
Ministerium für deren glückliche und glänzende Entwicklung be- 
deutungsvoll geworden ist, obwohl hervorragende Männer, wie 
Virchow, diese Unterstellung als den Untergang der tierärztlichen 
Wissenschaft ansahen. Der Redner schloß mit den Worten: Wir 
haben der Hochschule ein stattliches Haus gebaut, möge auch fer- 
nerhin, wie in den letzten 25 Jahren, fruchtbringende Arbeit in ihr 
geleistet werden zu Nutz und Frommen der Wissenschaft, zum 
Heil und Segen des Vaterlandes. 


Für das Reichsgesundheitsamt sprach der Präsident desselben, 
Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Bumm, für die Akademie der 
Wissenschaften Geheimrat Prof. Dr. Waldeyer, für das Landes- 
Ökonomie-Kollegium Rittmeister a. D. v. Arnim, für die Deutsche 
Landwirtschaftsgesellschaft Exzellenz Thiel, für die Universität, 
die Technische, Landwirtschaftliche Hochschule und Handelshoch- 
schule hier die derzeitigen Rektoren, für die Bergakademie hier 
und die Forstakademie in Eberswalde die derzeitigen Direktoren, 
für die Tierärztlichen Hochschulen in Hannover und Dresden der 
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Tereg bzw. der Medizinal-Rat Prof. Dr. 
Schmidt. Im Namen der Militär-Veterinär-Akademie sprachen Ge- 
neralveterinär Dr. Hell, der Stadt Berlin Stadtschulrat Michaelis, 
der Zentralvertretung der tierärztlichen Vereine Preußens Geh. 
Med.-Rat Prof. Dr. Esser, des Deutschen Veterinärrates Departe- 
mentstierarzt Dr. Lothes, des Vereins beamteter Tierärzte Veteri- 
när-Rat Rust, für den Verein der Schlachthoftierärzte Veterinär-Rat 
Goltz, für den Verband der Privattierärzte Tierarzt Arnous und 
endlich im Namen der Studierenden der Hochschule und der Mili- 
tär-Veterinär-Akademie stud. med. vet. Thurm. Der Rektor Prof. 
Dr. Eberlein ließ es sich trotz der Fülle der Ansprachen nicht 
nehmen, fast jedem Redner einzeln mit herzlichen Worten für die 
Teilnahme an der Feier, die Glückwünsche und die Beweise der 
Freundschaft und Liebe, welehe der Hochschule anläßlich ihres 
Jubiläums von allen zu ihr in Beziehung stehenden Seiten ent- 
gegengebracht wurden, zu danken. 


Hieran schloß sich die Übergabe des von den Damen der Tier- 
ärztlichen Hochschule der Studentenschaft gestifteten Bannerban- 
des durch Fräulein Eberlein, die Tochter des Rektors, und der 
Dank des Vorsitzenden des Ausschusses der Studentenschaft für 
diese Stiftung an die Damen der Hochschule. 


Die Jubelfeier fand am Nachmittage ihre Fortsetzung in einem 
Festmahl im DBankettsaal des Hauptrestaurants Zoologischer 
Garten, woselbst an der Ehrentafel die Vertreter der hohen Be- 
hörden, der Hochschulen und der wissenschaftlichen Institute, die 
neuernannten Ehrendoktoren mit dem Rektor und dem Professo- 
renkollegium und an weiteren vier langen Tafeln eine große Zahl 
Tierärzte und Veterinäroffiziere zu Ehren der jubilierenden Alma 
mater sieh vereinigt hatten. 

Prof. Dr. Eberlein hieß nach dem begeistert aufgenommenen 
Kaiserhoch die Gäste herzlich willkommen und dankte insbeson- 
dere den Mitgliedern der Regierungen für ihr Erscheinen und dem 


— 345 — 


Unterstaatssekretär Küster für seine allzeit warme Unterstützung 
und Förderung der Tierärztlichen Hochschule. Unterstaatssekre- 
tär Küster sprach dem Rektor seinen Dank aus, erinnerte daran, 
daß die Tierarzneischule bei ihrer Eröffnung nur zwei Professoren 
und einen Apotheker hatte, während die Hochschule jetzt 30 Lehr- 
kräfte zähle. Er weihte sein Glas dem Professorenkollegium. Prof. 
Dr. Schmaltz gedachte der Ehrendoktoren, für welche der Präsi- 
dent des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat 
Dr. Bumm in humorvoller Rede antwortete und diese ın ein Hoch 
auf das Blühen und Gedeihen der Berliner Tierärztlichen Hoch- 
schule ausklingen ließ. Prof. Dr. Schütz, der Senior des Lehrer- 
kollegivris, weihte sein Glas den alten Studenten der Hochschule, 
füı die Prof. Dr. Tereg mit einem Hoch auf Geheimrat Schütz er- 
widerte. 

Prof. Jensen-Kopenhagen toastete auf die Gastfreundschaft 
seiner Berliner Kollegen, Dr. Marks auf das Veterinäroffizierkorps, 
worauf noch einige andere Trinksprüche folgten. 

Die Festteilnehmer blieben noch längere Zeit nach Aufhebung 
der Tafel in den Nebenräumen des Festsaales in zwanglosen 
Gruppen vereint, dabei alte Erinnerungen und Freundschaften er- 
neuernd und neue anknüpfend. 

Die Jubelfeier fand ihren Abschluß in einem im Marmorsaale 
des Hauptrestaurants Zoologischer Garten abends stattfindenden 
Fest-Kommers, der einen glänzenden und harmonischen Verlauf 
nahm, und der mit dem auf den Galerien anwesenden reichen 
Damenflor und den schmucken Studenten in Wichs ein farben- 
prächtiges Bild bot. 

Stud. med. vet. Thurm hielt die Festrede, cand. med. vet. 
Liebnitz von der M. V. A. die Kaiserrede und stud. med. vet. Brügge- 
mann die Damenrede Weitere Ansprachen folgten durch die 
Rektoren der. Tierärztlichen Hochschule und der Technischen Hoch- 
schule sowie durch den Geh. Reg.- und Veterinär-Rat Dr. Never- 
mann. 

Alle Teilnehmer werden sich oft und gern dieses schönen Jubi- 
läums erinnern und mit dem Bewußtsein von dem Fest geschieden 
sein, daß die Tierärzte aller vier Gruppen eine große einige Familie 
bilden, die einen großen Tag erlebt hatte. 


Das neue Landesgesundheitsamt für das Königreich 
Sachsen. 


Durch Verordnung des Ministeriums des Innern vom 20. Mai 
d. J. ist in Sachsen mit dem 1. Juni d. J. ein Königliches Landes- 
gesundheitsamt durch Verschmelzung des 1866 errichteten Landes- 
medizinalkollegiums mit der seit 1856 bestehenden Kommission für 
das Veterinärwesen gebildet worden. Es untersteht dem Ministe- 
rium des Innern. 

Bei dem Landesgesundheitsamt sind drei Abteilungen gebildet: 
die I. Abteilung für Medizinal-, die II. Abteilung für Veterinär- und 


— 346 — 


die III. Abteilung für pharmazeutische und Apothekerangelegen- 
heiten. 

Zum Präsidenten des Landesgesundheitsamtes ist Geh. Rat 
Prof. Dr. Renk, zu seinem Stellvertreter der derzeitige Rektor der 
Tierärztlichen Hochschule, Geh. Rat Prof. Dr. Ellenberger, ernannt 
worden. 

Vorsitzender der Veterinärabteilung ist Geh. Medizinalrat Prof. 
Dr. Edelmann. 


Tierärztliche Hochschulen. 


Die württembergische Zweite Kammer hat die Aufhebung der 
Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart beschlossen. 


Die Tierärztliche Hochschule in Wien wird neu gebaut, und 
ist für den Neubau ein Bauterrain im 16. Bezirke angekauft 
worden. 


84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Münster i. W. 15. bis 21. September 1912. 


Die 84. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte findet 
vom 15. bis 21. September in Münster i. W. statt. Für die Teil- 
nehmerkarte sind 20 M. zu entrichten. Außerdem werden Damen- 
karten zum Preise von 6 M. ausgegeben, die zu allen allgemeinen 
Versammlungen, Festlichkeiten und Ausflügen berechtigen. 


Die Teilnahme ist der Geschäftsführung (Prof. Dr. R. Rose- 
mann, Münster i. W., Raesfeldstraße 26, bzw. Prof. Dr. K. Busz, 
Münster i. W., Heerdestraße 16) oder einem der Einführenden bal- 
digst mitzuteilen. Einführende für die Veterinärmedizin sind: 
Korpsstabsveterinär Feldtmann, Raesfeldstraße 13, Veterinärrat 
Dr. Foth, Hoyerstraße 5, Schlachthofdirektor Ulrich, Schlachthaus- 
straße 1. 

Den Teilnehmern wird ein ausführliches Programm zugesandt 
werden. 





Feldgraue (graugrüne) Uniform der Unterveterinäre. 


Wie für Veterinäroffiziere, jedoch abnehmbare — einschließ- 
lich Vorstoß — 5,5 em breite Schulterklappen und keine Kragen- 
patten am Waffenrock; an letzterem oberhalb der Armlochnaht 


= 37) e 


eine Schlaufe von Grundtuch für die Zunge der Schulter- 
klappen. 

Schulterklappen aus feldgrauem Tuch mit gleichem Unter- 
futter und karmoisinrotem Vorstoß. Einfassung und Abzeichen 
wie an der dunkelblauen Uniform. 

Armee-Verordnungsblatt 1912. Nr. 11. 


Änderungen aus Anlaß des Reichshaushalts-Etats 1912. 


Zum 1. Oktober 1912: 5 Oberveterinäre oder Veterinäre infolge 
Neuerrichtung der Bespannungs-Abteilungen der Fußartillerie- 
Regimenter Nr. 1 in Königsberg, Nr. 6 in Neiße, Nr. 9 in Ehren- 
breitstein, Nr. 13 in Ulm und bei der Fußartillerie-Schießschule 
(als 2. Bespannungs-Abteilung) in Jüterbog. 

Armee-Verordnungsblatt 1912. Nr. 10. 





Afridolseife, eine neue Quecksilberseife. Es unterliegt keinem 
Zweifel, daß Sublimatseifen, wie alle medikamentösen Seifen, sich 
in kürzerer Zeit zersetzen, weil das darin enthaltene Quecksilber- 
chlorid in allen Fällen, selbst bei bestpräparierter Grundseife, zu 
metallischem Quecksilber reduziert wird, was sich auch an der 
grauen Farbe der Seife unschwer erkennen läßt. In dem oxy- 
quecksilber—O—-toluylsauren Natrium ist nun ein Mittel gefunden, 
das sich für die Herstellung haltbarer, desinfizierender Seifen vor- 
züglich eignet, da es im Seifenkörper nicht zersetzt wird und da- 
durch die an und für sich desinfizierende Wirkung der Seife 
wesentlich erhöht, welche der des Sublimats völlig gleichkommt. 
Dieses Mittel ist in der Afridolseife zu 4% enthalten. Dr. F. 
Schmidt-Augsburg empfiehlt die Afridolseife auf Grund mehr- 
monatiger günstiger Erfahrungen bei verschiedenen Ekzem- und 
Akneformen, bei Herpes tonsurans, Sykosis (Bartflechte) und 
Furunculosis. (Therapie der Gegenwart, 6. Heft. 1912.) 


Das erste öffentliche Schlachthaus in Deutsch-Südwestafrika 
ist in Lüderitzbucht errichtet und dem Betrieb übergeben worden. 
Ein modern eingerichtetes Genossenschaftsschlachthaus bestand 
schon in Windhuk. 


Übertragung des Scharlachs auf einen Orang-Utan. Leo- 
vaditi, Landsteiner und Danulesco haben einem jungen 
Orang-Utan Scharlachvirus eingeimpft und bei diesem ein Krank- 
heitsbild beobachtet, das völlig mit dem beim Menschen durch 
Scharlach hervorgerufenen übereinstimmt. Nach einer Inkubation 
von sechs Tagen trat bei dem Tier Fieber, Röte des Rachens und 
leichtes Hauterythem, am 15. Tage Abschuppung der Haut auf. 


— 348 — 


Die histologische Untersuchung der Haut ergab ähnliche wie beim 
Scharlach des Menschen beobachtete Hautveränderungen. Gegen 
Ende des Krankheitsbildes trat Albuminurie auf. (Münch. Med. 
Wochenschrift, Heft 22. 1912.) 


Tagung englischer Hygieniker in Berlin. Um eine Aus- 
sprache mit den deutschen Gelehrten über die wichtigsten Tages- 
fragen herbeizuführen, wird die diesjährige Tagung des „Royal 
Institut of Public Health“ in der Zeit vom 25. bis 28. Juli d. J. in 
Berlin stattfinden. — Es ist auch eine veterinär-medizinische 
Sektion vorgesehen. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift.) 


Behandlung der Tollwut vor hundert Jahren. Dr. A.Pagen- 
stecher in Braunschweig gibt einige Behandlungsmethoden der 
Tollwut vor 100 Jahren bekannt, die sich in den hinterlassenen 
Papieren seines Großvaters, Arztes in Elberfeld, finden und welche 
zweifellos ein medizinisch-historisches Interesse haben. Prof. 
Kruttge in Breslau bestreute danach die Bißwunden mit spanischen 
Fliegenpulver und legte darüber noch ein Kantharidenpflaster. Mit 
dieser Behandlung wurde sechs Wochen fortgefahren und zu 
gleicher Zeit dem Verletzten versüßtes Quecksilber bis zu einem 
Gran gereicht und dann graue Quecksilbersalbe eingerieben, bis 
ein Teichlicher, sechs Wochen lang zu unterhaltender Speichelfluß 
entstand. Vor der Vernarbung der Wunden wurde dem Verletzten 
ein Fontanell gesetzt und ihm empfohlen, dieses ein volles Jahr 
lang in Eiterung zu halten. Nach einer zweiten Methode wurden 
die Bißwunden mit warmem, mit Asche versetztem Wasser aus- 
gewaschen, zur Vermehrung der Blutung ausgedrückt oder 
Schröpfköpfe oder Blutegel angesetzt. Möglichst bald wurden 
dann dem Gebissenen brechenerregende und schweißtreibende Mit- 
tel gegeben und die Wunde durch rote Präzipitatsalbe in eine meh- 
rere Wochen zu unterhaltende Eiterung gesetzt. Während der gan- 
zen Behandlung mußte der Kranke auf dem Bauche liegen, damit 
der Speichel stets guten Abfluß hatte und nicht abgeschluckt wurde. 
Außer diesen werden noch drei andere Behandlungsmethoden mit- 
geteilt, die in ähnlicher Weise die Behandlung der Bißwunde mit 
reizenden und desinfizierenden Substanzen vorschreiben und bei 
welchen innerlich Belladonna-Wurzel in steigenden Gaben verab- 
reicht wurde, alles in der Absicht, das Gift der Tollwut aus dem 
Körper zu eliminieren. (Therapeutische Monatshefte, Heft 6. 1912.) 


Erfolgreiche Behandlung der Lumbago der Pferde mit 
Diastase absolut. Merk. Ausgehend von der Erwägung, daß 
die Spaltung des in den Muskeln aufgespeicherten Glycogens in 
Maltose und in weitere Abbauprodukte dureh hier vorhandene Fer- 
mente bei der Arbeitsleistung im erhöhten Maße vor sich geht, und 
daß bei Lumbago dureh eine Abkühlung der Nachhand dieser Vor- 
gang gestört ist, kam Tierarzt A. Waldeck in Marburg zu der Über- 
zeueung, daß nur mit Ililfe spezifischer diastatischer Fermente auf 
subkutanem oder intramuskulärem Wege eine Heilung dieser 
schweren Krankheit zu erreichen ist. Waldeck verwandte zu diesem 
Zwecke Diastase absolut. Merk. und spritzte davon 2 g subkutan 


— 349 -— 


und intramuskulär ein- bis zweimal innerhalb 24 Stunden ein. In 
vier schweren Fällen sah er bei dieser Behandlung innerhalb 24 
bis 48 Stunden Genesung eintreten. W. ist der Ansicht, daß die 
Diastase einen spezifischen Einfluß auf die Lumbagoerkrankung 
ausübt, rät dringend zu Nachprüfungen und empfiehlt in ver- 
zweifelten Fällen eventuell noch häufigere Injektionen zu machen. 
(Münch. Ticrärztl. Wochenschrift, Nr. 21. 1912.) 


Baryumsulfat.e. Dr. Schwarz, Leiter des Röntgenlabora- 
toriums in der Universitätsklinik in Wien, macht den sehr zweck- 
mäßigen Vorschlag, das unlösliche und daher ungiftige Baryum- 
sulfat, um Verwechselungen mit dem sehr giftigen Baryum sul- 
furatum und Baryum carbonicum zu vermeiden, Skiabaryt (Schat- 
tenbaryt) zu nennen, es eventuell durch einen geeigneten Farbstoff 
kenntlich zu machen und mit dieser Bezeichnung und Farbe in 
die Pharmakopöe aufzunehmen. In Anbetracht des in letzter Zeit 
wieder durch Verwechslung mit Baryumcarbonat vorgekommenen 
Todesfalles und der Unersetzbarkeit des Baryumsulfats für Rönt- 
genzwecke durch ein anderes Präparat hält er die Regelung dieser 
Angelegenheit für sehr dringlich. 


Das Skelett von Flying Fox, dem berühmten Hengst, hat 
Herr Edmond Blanc dem Pferdemuseum in Saumur angeboten. 
Flying Fox hatte Herrn Blanc eine Million Frank gekostet. (Le 
Maréchal Moderne, Mai 1912.) 


Vorzügliche Erfolge mit der Stimmtaschenoperation bei 
Kehlkopfpfeifern. Frederick Hobday in Kensington hat 
nach den Berichten in The Veterinary Journal 1911 und 1912 mehr 
als 520 Kehlkopfpfeifer mit Erfolg nach der Methode des Professor 





tion — operiert. In dem vorliegenden Sonderabdruck weist H. in 
100 dieser vor 113 bis 21%, Jahren operierten Fälle nach, daß der 
Erfolg nicht ein vorübergehender, sondern ein dauernder ist. Da- 
mit sei der Haupteinwand gegen die Operation entkräftet. — Von 
diesen 100 Pferden sind auffallenderweise 81 Hunter, nur 2 Orloff- 
traber und 5 schwere Pferde. In sechs Fällen war eine Wieder- 
holung der Operation nötig. 


Bücherschau E =: 


Reichsviehseuchengesetz vom 26. Juni 1909. Mit den Ausführungs- 
vorschriften des Bundesrats vom 7. Dezember 1911 und dem 
preußischen und bayerischen Ausführungsgesetz. Textaussabe 
mit alphabetischem Sachregister. München, C. H. Beck. 

Das kürzlich erschienene Büchlein vervollständigt die Becksche Sammlung 
deutscher Reichsgesetze. Es enthält die in der Überschrift angeführten Be- 
stimmiungen. Aus welchem Grunde der Anhang zu Abschnitt II Nr. 3 der 





— 350 — 


Ausführungsvorschriften des Bundesrats betr.: »Verfahren bei der Unter- 
suchung des Blutes rotzverdächtiger oder der Ansteckung mit Rotz verdäch- 
tiger Pferde« keine Aufnahme gefunden hat, ist nicht angegeben. Auch das 
Fehlen der preußischen Verordnung betr. Influenza der Pferde vom 4. Sep- 
tember 1908 wird der preußische Tierarzt als eine Lücke empfinden. Die 
Handlichkeit dieses in Oktavformat gehaltenen Büchleins hätte bei der Be- 
rücksichtigung der erwähnten beiden Punkte keine Einbuße erlitten. 

Otto. 


Kompendium der speziellen Pathologie und Therapie für Tier- 
ärzte von Dr. med. und Dr. med. vet. h.c. Eugen Fröhner, 
Geh. Regierungsrat und Professor an der Tierärztlichen Hoch- 
schule zu Berlin. II. Teil: Infektionskrankheiten. Verlag von 
Ferdinand Enke. Stuttgart 1912. Preis 3 Mk. 


Dem im Mai d. J. erschienenen ersten Teil des Kompendiums der 
Speziellen Pathologie und Therapie ist nunmehr der II. Teil gefolgt, der die 
Infektionskrankheiten behandelt und ebenfalls nur das Wesentliche und Er- 
probte bringt. Wöhler. 


v. Rohrscheidt: Die Viehseuchengesetze für das Deutsche Reich 
und für Preufsen mit den Ausführungsbestimmungen des 
Bundesrats, der preußischen Viehseuchenpolizeilichen Anordnung, 
den preußischen Ausführungserlassen, dem Rinderpestgesetz, 
dem Vieheinfuhrverbotsgesetz, der Rinderpestinstruktion, dem 
Viehbeförderungsgesetz und Ausführungsbestimmungen sowie 
dem Tierkadavergesetz und dessen Ausführungsbestimmungen. 
Unter Mitwirkung von Gerichtsassessor Dr. Stegner für den 
praktischen Gebrauch erläutert. Zweite Auflage. Verlag von 
Franz Vahlen. Berlin 1912. Preis geb. 7 Mk. 


Das neue Viehseuchengesetz und die meisten mit ihm in organischem 
Zusammenhang stehenden Gesetze, Ausführungsbestimmungen und Anord- 
nungen, soweit sie den Inhalt obigen Werkes bilden, sind erst am 1. Mai 
d. Js. in Kraft getreten, das Erscheinen des Werkes selbst folgte somit fast 
unmittelbar danach. Die mit Erläuterungen reich versehene Ausgabe der 
gesamten Viehseuchengesetzgebung ist deshalb bis jetzt wohl noch die 
einzige ihrer Art und kommt schon deshalb einem dringenden Bedürfnis ent- 
gegen. 
Nachdem im Jahre 1SS1 eine in ihren allgemeinen Grundsätzen für ganz 
Deutschland geltende einheitliche WViehseuchengesetzgebung zustande ge- 
kommen war, konnte den Viehseuchen viel wirksamer entgewengetreten 
werden, als dies vorher auch bei gleichem Stande der zugrunde liegenden 
Kenntnisse und Erfahrungen überhaupt hätte der Fall sein können. Aber 
erledigten sich nun auch die zahlreichen Fragen der Seuchenbekämpfung 
allerwärts in einem Sinne, so machten sich doch immer noch viele Schwierig- 
keiten geltend, welche im Verein mit der fortschreitenden Kenntnis von den 
Lebenseigenschaften der Seuchenerreger nicht nur bei den Tierärzten. sondern 
auch bei der Staatsverwaltung und den Tierbesitzern immer stärker das 
Bedürfnis nach weiterer Ausgestaltung des Viehseuchengesetzes hervortreten 
lieben. Das Abänderungseesetz vom 1. Mai 1504 war die nächste Folge, 
aber auch weiterhin wurden immer noch von tierärztlichen, landwirtschaft- 
lichen, gewerblichen und anderen Vertretungen Erfahrungen und Beobach- 
tungen zur Sprache gebracht, die weitere Moditikationen unvermeidlich 
machten und ‚zunächst zu einer Zusammenstellung und eingehenden Be- 
ratung aller Anderungsvorschläre tührten, Nicht nur sämtliche Bundes- 
rexierungen, sondern alle interessierten Vertretungen, Korporationen. Berufs- 


— 351 — 


stände und wissenschaftlichen Instanzen wirkten bei den Prüfungen der 
Vorschläge mit. Das soeben in Kraft getretene Viehseuchengesetz ist der 
Niederschlag aller gepflogenen Beratungen. Wenn auch die in langjähriger 
Praxis erprobten Methoden der Seuchenbekämpfung beibehalten worden 
sind, so bringen doch die im Interesse der deutschen Viehhaltung nötig 
gewordenen Erweiterungen und Ergänzungen derselben vieles Neue, nament- 
lich auch eine Steigerung der Anforderungen an die Veterinärpolizei. Ferner 
sind von jetzt ab mehrere Seuchen gesetzlichen Bekämpfungsmaßregeln 
unterworfen, für die bislang nur durch Spezialerlasse des Reichskanzlers 
Anzeigepflicht eingeführt war. Umfassender noch als am eigentlichen Vieh- 
seuchengesetz haben sich naturgemäß die Änderungen gestaltet, welche die 
ergänzende Bundesratsvorschrift sowie das preußische Ausführungsgesetz er- 
fahren mußten. 

Die vorliegende Ausgabe der Viehseuchengesetzgebung im weiteren Sinne 
stützt sich auf aıntliches Material, besonders auch auf die Rechtsprechung. 
In klarer Weise erläutert sie nicht nur diejenigen Punkte, bei welchen irgend 
eine Veränderung gegenüber der bisherigen Gesetzgebung zutage tritt, 
sondern auch unverändert gebliebene Bestimmungen. Welcher Art die Ver- 
änderungen und Ergänzungen des alten Viehseuchengesetzes sind, das ergibt 
sich summarisch ja schon aus der Lektüre des interessanten Abrisses der 
»Entwicklung der Viehseuchengesetzgebung in Preußen und dem Deutschen 
Reiche«, der die Einleitung des Werkes bildet. Noch deutlicher aber treten 
die Einzelheiten bei weiterem Studium hervor. Fast jedem Gesetzespara- 
graphen sind Erläuterungen beigefügt, die etwaige Zweifel über dessen Sinn 
und Absicht beseitigen, und gerade in den Anmerkungen findet der suchende 
Leser oft das zu seiner Aufklärung Notwendige (merkwürdigerweise ist auf 
den Seiten 26 und 27 in Anmerkung 3 zu $ 2 immer noch von Militär- 
Roßärzten die Rede, während doch an anderer Stelle von Veterinären 
gesprochen wird). Für den Militärveterinär ist bemerkenswert, daß $ 3 des 
Seuchengesetzes eine Umänderung in dem Sinne erfahren hat, daß der 
Mılitärverwaltung nunmehr selbständige veterinärpolizeiliche Befugnisse be- 
züglich aller ihr gehörigen nutzbaren Haustiere, also nicht nur hinsichtlich 
der Pferde und Provianttiere eingeräumt worden sind. Die Blutentnahme 
für die Zwecke serodiagnostischer Untersuchungen muß auf Grund des neuen 
Gesetzes künftig vom Tierbesitzer gestattet werden. 

Im übrigen sind die Veränderungen des neuen Gesetzes gegenüber dem 
alten so zahlreich und vielseitig, daß deren Aufzählung Raum und Rahmen 
einer Buchbesprechung erheblich überschreiten würde. Das in Rede stehende, 
von Juristen bearbeitete Buch wird seinen Zweck: Tierärzte, Tierbesitzer, 
Verwaltungsbeamte und Juristen mit dem neuen veterinärpolizeilichen Ver- 
fahren vertraut zu machen, gewiß in bester Weise ertüllen und den 
genannten Parteien schnell unentbehrlich sein. Christiani. 


Personalnachrichten Ey 


Preufsen. Zu St.V. befördert: Die O.V. Kabitz beim Fa. 42, 
Tschetschog beim Fa. 71, Engel beim Fa. 45; unter Beförderung 
zu V. versetzt: Die U.V. bei der M.V.A.: Dietze, zum D.R. 16, 
Sehuhmanı, zum Fa. 44, Pietzsch, zum U.R. 5. Zu U.V. beför- 
dert die bisherigen Stud. der M.V.A.: Gieben, Müller, Wachsmuth, 
Bülles, Zoeger. — Versetzt: Die St.V.: Wünsch beim U.R. 15, 





zum Fa. 38, Degner beim Fa. 38, zum U.R. 15, Brülhlmeyer beim 
U.R. 5, zum Fa. 8, Richter beim D.R. 22, zum Fa. 34; Biermann, 
O.V. beim Fa. 43, zum D.R. 22, Busch, V. beim Fa. 27, zum Fa. 43. 
— Der Abschied m. d. gesetzl. Pension bew.: Krampe, St.V. beim 
Fa. 34, mit der Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform. — Mit der 
gesetzl. Pension ausgeschieden: Suchantke, O.V. beim Fa. 44. 
Mentzel, St.V.a. D. (mit dem Titel O.St.V.) (Sprottau) zuletzt beim 
D.R. 7, die Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform erteilt. — Im 
Beurlaubtenstande. Zum St.V. befördert: der O.V.: Wulff der 
Landw. 1. Aufg. (Schleswig); zu O.V. werden befördert: die V. 
der Res. Schmidt (II Dortmund), Berendes (Rheydt), Weichel 
(Straßburg), Hilderscheid (Wesel); zu V. werden befördert: die 
U.V. der Res.: Dr. Kramm (Aschersleben), Jüling (V Berlin), 
Zimmermann (Brieg), Bosch (Hanau). — Der Abschied wird be- 
willigt: den St.V. Witt der Res. (Flensburg), Fründt der Landw. 
2. Aufg. (Neustrelitz); den O.V.: Dr. Zeller der Res. (V Berlin), 
diesem zwecks Übertritts in Königl. Württemberg. Militärdienste; 
Dr. Schmidt, Voigt der Landw. 1. Aufg. (Bitterfeld), Resow der 
Landw. 1. Aufg. (Frankfurt a. O.) Wulf der Landw. 2. Aufg. 
(II Altona). — Ordensverleihungen: Dem St.V. Woite bei der 
M.V.A, das Ritterkreuz I. Kl. des Großh. Hess. Verdienstordens 
Philipps des Großmütigen. Das Dienstauszeichnungskreuz haben 
erhalten: die St.V. Dr. Rautenberg, Tel.B. 1, Nippert, Fa. 17, Woite, 
M.V.A., Born, D.R. 12, Herrfurth. U.R. 3, Wünsch, U.R. 15, Dr. 
Albrecht, R. d. Gardes du Corps, Grökel, Fa. 18, Laahs, Train-B. 17, 
Ohm, K.R. 3, Rathje, K.R. 6, Degner, Fa. 38, Roeding, H.R. 10, 
Achterberg, D.R. 18, Gaucke, Fa. 20, Münsterberg, U.R. 16. 


Bayern. St.V. Diek vom Rem. Dep.. Benediktbeuren zum 
7. Chev.R., O.V. Zeheter vom 7. Chev.R. zum Rem. Dep. Benedikt- 
beuren versetzt. 


Württemberg. Im Beurlaubtenstande. Befördert: Dr. 
Uhland, Weifs (Rottweil), Dr. Günter (Heilbronn), Späth (Hall), 
V. der Res. zu O.V. mit Patent vom 11. 4. 11, Schneider (Calw), 
Seitter, Keck (Stuttgart), Dobler (Ludwigsburg), Metz (Mergent- 
heim), Bendele (Ulm), V. der Res., zu O.V. mit Patent vom 27. 1. 12. 
Dr. Leonhardt, Wenzel, Dr. Belz (Stuttgart), Köhle (Heilbronn), 
V. der Res. zu O.V. 


Notiz. 


Die Herren Kollegen gestatte ich mir auf das Abonnement der 
nieht mehr in dieser Zeitschrift zum Abdruck kommenden neuen, 
vollständig umgearbeiteten Dienstaltersliste für Veterinäroffiziere 
aufmerksam zu machen, da bei der bisherigen geringen Abonnenten- 
zahl ihr Erscheinen in Frage gestellt ist. 


Wöhler. 








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Pr Oberstabsveterinär Kalkoff:' Zi: V., Heft 11, 1910 

s5 Priess, Oberyeterinäre Nordt Garbe, 
Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V., Heft 5, 1911 

J Stabsveterinär Achterberg: Z. f. V., Heft 6. 1911 

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ist unmöglich und die Leiden der Lahmhbheit 
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hindert, 

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Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbei größter Widerstands- 
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ı 


24. Jahrg. August/September 1912. 8./9. Heit. 


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ZEITSCHRIFT FÜR 


VETERINÄRKUNDE 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE 
ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 








Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär -Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 
z der Militär-Lehrschmiede Berlin 4i 


Redigiert von Korpsstabsveterinär 


r 
Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 





Veriag von E.S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 
SAISIS SI IAAI ZLIDNDNIININININIIIS 





Inhaltsangabe, 'Seite 


Hebung des Pierdezustandes im Sinne der Verfügung der General- 
peuHon e der Kavallerie vom 3. enaA 1910. Von Stabsveterinär 


353—360 
Schadenersatsklage gegen einen Tierarzt. Von Stabeveterinär Bauer 360—366 
Mitteilungen aus der Armee . . . 367—417 


Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung der Brustseuche mit 
konzentrierten Lösungen. — Ein Fall von Hornsäule. Von Oberveterinär 
Kabitz. — Über Fütterungsversuche mit Schachtelhalm. Von Stabs- 
veterinär. Werner. — Ein Beitrag zur Wirkung moderner Handfeuer- 
waffen. Von Stabsveterinär Dorner. — Vergiftung eines Pferdes mit 
Kornrade. Von Stabsveterinär Duill. — Ein Fall von Botryomykose an 
der Schulter des Pferdes. Von Veterinär Böttger. - 


Reierate . . . o... o © 417—428 


Miessner: Die Bedeutung der Apr fütinations, Komplementbin- 
dungsmethode und a ür die Diagnose des Rotzes. 
Centralblatt f. Bakteriol. usw. Heft 4/6. 1912. — Gottfried Roth: 
Das Schicksal der Milzbrandkeime in der Stalljauche. Centralbl. f. 
Bakt. usw. I. Abt. Originale. Bd. 63, Heft 4/6. — Geschichtlicher Rück- 
blick auf das Veterinärwesen in Belgien. Nach einem Bericht im 
L’Echo Veterinaire Lüttich. Juli 1911. — Schütz und Pfeiler: Der 
Nachweis des Milzbrandes mittels der Präzipitationsmethode. Archiv 
f. wissensch. u. prakt. Tierheilkunde. Band 38, Heft3. 1912. — Jos. Koch: 
‚Über experimentell erze un Gelenkerkrankungen und Deformitäten. 
Zeitschrift für H giene und Infektionskrankheiten 72. Bd., Heft 2, 1912. 
— Eberlein; Die operative Behandlung des Kehlkopfpfeifens der 
Pferde. Exzision der seitlichen Kehlkopftasche. Archiv für wissen- 
schaft. und prakt. Tierheilkunde 38. Bd., Heft 4. — Hausen: Uber 
Desinfektion von Jauche. Monatshefte für praktische Tierheilkunde 
XXIII. Bd., 8. und 9. Heft. 


Tagesgeschichte . . . .. 2... 1 27T mem en nenn 428—431 
Amtliche Verordnungen . . . . 431—432 
Die Wahi der Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes 2 zu Veterinär- 
olfizieren . - PER S een. 432—433 
Verschiedene Mitteilungen DE m ee a a ee ee ee AB 
Bücherschau . . : : nenn. 437—439 
Personalnachrichten . . . . : nn nn nn nn... 430—440 
Familiennachrichten . . . . on 440 


Ausoeoehen am fh. Anoust 1912. 


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24. Jahrg. August/September 1912. 8./9. Heft. 


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Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark, 
Preis einer einzelnen Nummer 1.50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Hebung des Pierdezustandes im Sinne der Ver- 
fügung der General-Inspektion der Kavallerie 
vom 3. Januar 1910. 


Von Stabsveterinär Ohm. 


Die wohl jedem Veterinäroffizier aus der Seele sprechende 
Verfügung, welche die Hauptursachen des oft ungenügenden Futter, 
und Kräftezustandes und der Überanstrengung der Pferde hervor- 
hebt, und die hier aus dienstlichen Gründen nicht mitgeteilt werden 
kann, setze ich als bekannt voraus. 

Die eingangs dieser Verfügung erwähnte Zunahme der Erkran- 
kung der Bewegungsorgane, welche auf die den Pferden zuge- 
muteten übermäßigen Anstrengungen zurückzuführen ist, gibt dem 
Veterinär Veranlassung, mit allen Kräften daran zu arbeiten, die 
hohe Erkrankungszahl herabsetzen zu helfen. Unter den Erkran- 
kungen der Bewegungsorgane sind es wohl hauptsächlich die 
Gelenk-, Sehnen- bzw. Sehnenscheidenleiden, die infolge Über- 
anstrengung am meisten zutage treten und nicht selten zu chro- 
nischen bzw. dauernden Lahmheiten führen. 

Es muß mit der größten Umsicht und Sorgfalt danach gestrebt 
werden, daß besonders im Frühjahr während der Exerzierperiode 
tägiich sämtliche Pferde einer genauen Untersuchung der Glied- 
maßen, vornehmlich der Sehnen und Gelenkpartien, unterworfen 
werden, denn, wenn geringgradige Veränderungen der Sehnen und 
Gelenke übersehen bzw. nicht rechtzeitig erkannt werden, 
werden die betreffenden Pferde, weil sie noch nicht lahm 
gehen, zum Dienste weiter herangezogen, was eine Verschlimme- 
rung des an sich vielleicht geringfügigen Leidens zur Folge hat. 

Ein Pferd, das ursprünglich nur eine warme Sehne hatte, 
zeigt bei weiterem Dienstgebrauch bald hochgradige Entzündungs- 
erscheinungen, Schmerzhaftigkeit, Anschwellung der Sehnen, 
Lahmbheit. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8./9. Heft. 2 


— 354 — 


Wird auch jetzt noch mit einer durchgreifenden Behandlung 
gezögert, was nicht selten auf Wunsch des Eskadronchefs in dem 
Glauben geschieht, daß er für die Exerzierperiode nicht hinreichend 
Pferde behält, dann entstehen Verdiekungen und Verhärtungen 
der Sehnen, die schwer zu beseitigen sind, einen chronischen 
Verlauf nehmen, bis zur vollständigen Heilung sehr lange Zeit 
benötigen oder schließlich dauernde Lahiheit verursachen. 

Ähnlich verhält es sich mit den Erkrankungen der Gelenke, 
besonders der Fessel- und Kronengelenke, und mit den nach An- 
strengungen sehr häufig auftretenden Knochenhautentzündungen. 

Es ist daher darauf hinzuarbeiten, daß Pferde, die auclı 
nur die geringsten Entzündungserscheinungen an den Schnen usw. 
zeigen, geschont bzw. nicht zum Dienst herangezogen werden. 

Von dem Standpunkte ausgehend, daß man unter Sehnen- 
entzündung eine teilweise Sehnenzerreißung versteht, 
ist davor zu warnen, sich zu lange mit milden Mitteln — Wasser 
(kalt und warm), Prießnitzschen Umschlägen, Massagen usw. — 
aufzuhalten. Diese Mittel im Verein mit absoluter Ruhe sind nur 
anzuwenden bei im Entstehen begriffenen Entzündungen, bei denen 
nur selten oder nur ganz geringgradige Lahmheit besteht. 

Auch die bei vielen Eskadronchefs zur Behandlung erkrankte” 
Sehnen beliebten Mittel, wie Essigbandagen, Fluide, Einreibunien 
mit Resolvierseife, Reduzin, Frikol usw., sind nicht imstande, die 
erwünschte Heilung herbeizuführen, sondern täuschen häufig eine 
solche vor, ziehen den Krankheitsverlauf in die Länge und erzeugen 
so chronische Zustände. 

Man soll stets derjenigen Behandlung den Vorzug geben, die 
in der kürzesten Zeit dauernde und vollständige 
Dienstbrauchbarkeit zur Folge hat. 

Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, von den stärker wirken- 
den Mitteln, vornehmlich der scharfen Einreibung, beizeiten Ge- 
brauch zu machen. Diese kupieren vielfach die heftige Entzündung, 
beugen einer Verschlimmerung -—- Verhärtungen und Verdickungen 
der Sehnen — vor, indem sie dem Pferde stets die erforderliche 
Ruhe verschaffen und krankhafte Exsudate zur baldigen Resorp- 
tion bringen. 

Auch bei erkrankten Gelenken wird die scharfe Einreibune 
mit besonderem Vorteil verwandt, weil durch diese eine Fixierung 
bzw. Ruhestellung der Gelenke herbeigeführt wird. 

Leider wird in den allermeisten Fällen erst zur scharfen Ein- 
reibung gegriffen, wenn die leichten Mittel längere Zeit ohne Er- 
folg angewandt sind und sich schon Sehnenverdiekungen, Knochen- 
auflagerungen usw. eingestellt haben. Daher sieht man wäh- 
rend der Exerzierperiode selten ein scharf eingeriebenes Pferd 
im Stalle stehen, wohl aber am Schlusse derselben einegrößere 
Anzahl; dagegen werden eine erhebliche Anzahl lahmer Pferde, 


= 35 — 


fa: wochenlang dieselten, täglich bandagiert und gekühlt. Er- 
fahrungsgemäß schadet aber eine beizeiten oder sofort angewandte 
ceharfe Einreibung niemals. Vielmehr hat sie noch den Wert, daß 
das sonst nötig werdende Brennen des Pferdes, das noch 
längere Ruhe erforderlich macht, erspart wird; und eine große An- 
zahl von gebrannten Pferden in einer Eskadron ist meiner Ansicht 
nach durchaus kein äußeres Zeichen von sachgemäßer Beinpflege. 
Hiermit will ich aber durchaus nicht sagen, daß man vom Glüh- 
eisen keinen Gebrauch machen soll. So sollte man es nicht unter- 
lassen, auch während des Manövers oder längerer Abwesenheit aus 
der Garnison an Sehnen- und Gelenkentzündungen erkrankte 
Pferde sofort mit der Bahn in die Garnison zu schicken und scharf 
einreiben zu lassen, und sollte diese nicht, wie es häufig beobachtet 
wird, von einem Quartier ins andere schleppen oder auf Übungs- 
plätzen den Krankheitsverlauf durch Kühlen usw. in die Länge 
ziehen, schließlich durch Mitnahme der Pferde am Besichtigungs- 
tage zum Füllen der Rotten das Leiden erheblich verschlechtern, 
und diesen Patienten dann erst nach dem Einrücken die längst 
verdiente scharfe Salbe zugute kommen lassen. 

Gleichzeitig wird empfohlen, mit Sehnen- und Gelenkleiden 
behafteten Patienten möglichst lange Ruhe und Aufenthalt im 
Krankenstall ($ 71 M.V.O.) zu geben, denn nur hier kann man 
diesen Patienten wirkliche Ruhe angedeihen lassen; im Eskadrons- 
stalle werden sie bald ein Stein des Anstoßes, werden oft durch 
Herausführen probiert, ob sie schon besser gehen. 

Wenn man auch bei ganz alten Pferden, die voraussichtlich 
im Herbst zur Ausrangierung gelangen, und bei solchen Tieren, bei 
denen, wie man sagt, nichts mehr zu verderben ist, eine Ausnahme 
macht, und sie, um die Truppe nicht zu sehr zu schwächen, trotz 
eventueller Schäden zum Dienst heranzieht, so soll man jedoch be- 
sonders bei jungen Pferden — alten Remonten usw. — und solchen, 
die noch viele Jahre Dienst tun müssen, niemals von obigem 
Prinzip abweichen. Nur hierdurch ist man in der Lage, eine auf 
den Beinen etwas angegrilfene Eskadron in die Höhe zu bringen. 

Es soll nicht verkannt werden, daß an der Erreichung dieses 
Zieles außer der speziellen Behandlung der lahmen Pferde usw. 
sachgemäßes Exerzieren, gute Fütterung und Stallpflege einen nicht 
geringen Anteil haben, denn Eskadrons, die in einem guten 
Futterzustand und in guter Kondition sind, werden naturgemäß 
stets bei weitem weniger lahme Pferde haben als abgetriebene 
Eskadrons, deren Pferde sich, wie man so sagt, die Knochen ent- 
zwei schlagen. Somit ist es Grundbedingung, daß die Pferde im 
Frühjahr in gutem Futterzustande auf den Exerzierplatz kommen; 
ferner müßte zum Prinzip gemacht werden, daß das tägliche Pen- 
sum in einer bestimmten Zeit zu erledigen ist, und daß nicht, wie 
es häufig der Fall ist, die Pferde nutzlos und zu lange auf dem 


6] 
2a 


=> 396: — 


Platz belassen werden. Einen sehr großen Einfluß auf die 
gute Kondition und Beschaffenheit der Beine der Pferde hat die 
Dauer der Exerzierperiode; es wäre daher ratsam, diejenige des 
Eskadronsexerzierens niemals zu lange zu bemessen bzw. die Be- 
sichtigung nicht zu weit hinauszulegen; dann ist es ohne Schaden 
der Pferde sogar noch möglich, gleich das Regiments- und Bri- 
gadeexerzieren anzuschließen, um die Pferde während einer ver- 
hältnismäßig langen Felddienstperiode schonen zu können. Diese 
Zeit ist dann ausreichend, sehr viele Schäden auszubessern, um 
mit frischen, gut genährten, kräftigen und gut gehenden Pferden 
ins Manöver gehen zu können. Unter diesen Umständen ist es auch 
möglich, ohne die Ausrückestärke der Truppe sehr zu schwächen, 
eine größere Anzahl von alten Remonten, welche erfahrungsgemäß 
noch sehr der Schonung bedürfen, vom Manöver zu entbinden. 

Liegen dagegen die Besichtigungen spät, werden die Pferde 
durch größere Übungen kurz vor dem Manöver zu sehr angestrengt, 
dann gehen die Eskadrons mit müden Pferden ins Manöver, und 
mancher Todesfall infolge Übermüdung, Lungenkongestion, Darm- 
entzündung, Kolik usw. findet hierin seinen Grund; ferner hat dann 
öfter. jede Eskadron eine große Anzahl lahmer Pferde, die ins 
Manöver nicht mitgehen können, und an deren Stelle durchaus alte 
Remonten mitgenommen werden müssen. 

Daß eine möglichst lange Schonung der jungen Pferde auf 
die Dauer sehr zur Hebung des Pferdezustandes einer Truppe bei- 
trägt, ist eine alte Erfahrungssache, weshalb auch von seiten der 
General-Inspektion der Kavallerie das Zurücklassen sämtlicher 
alten Remonten von den Herbstübungen angestrebt wird. 

Die zu heutiger Zeit für die Kavallerie sehr anstrengenden 
Manövertage — schon in den Brigademanövern wird sehr früh 
aus- und spät eingerückt — erfordern aber, um oben genannte 
Verluste zu vermeiden, durchaus Pferde in guter Kondition und 
gutem Futterzustande, kurz Pferde, die „etwas zuzusetzen“ 
haben; denn nicht selten werden im Manöver die Pferde über ihr 
Futter hinweggetäuscht, d. h. sie erhalten es, aber sie fressen es 
nicht, denn, wenn sie es schließlich abends spät nach dem 
Einrücken vorgelegt bekommen, sind sie teilweise zu müde 
oder haben nicht Zeit, es zu verzehren, da bereits um 2 Uhr früh 
oder früher ausgerückt wird. Oft ist auch bei Tage während der 
Übung weder Zeit noch Gelegenheit zum Füttern, manchmal sogar 
nieht zum Tränken. — Meine Erfahrung während vieler Manöver 
geht dahin: „Nicht infolge zu langer Bewegung werden unsere 
Pferde im Manöver müde, sondern weil sie wegen schlech- 
ter Kondition den Anstrengungen nicht ge- 
wachsen sind, ferner weil sielängere Zeit über 
ihr Futter hinweggetäusceht wurden oder zu 
lange hungern mußten.“ Ein müdes Pferd ist auch durch 


ein kleines Haferfutter bald erfrischt und weiterhin brauchbar, ein 
übermüdetes Pferd rührt kein Futter an, ist längere Zeit 
dienstunbrauchbar, und es dauert lange, das Tier wieder in die 
Höhe zu bringen. 

Hierbei will ich nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß ein 
weiterer Feind unserer Truppenpferde im Manöver, besonders bei 
uns im Osten, die kalte Witterung ist, die meist schon im 
September herrscht. Wohl jeder Kavallerist, der mehrere Biwak- 
nächte erlebt hat, weiß, wie sehr unsere Pferde unter der Kälte 
leiden, und in welcher Verfassung diese am Morgen nach einer 
oder gar nach zwei Biwaknächten sich befinden, und wieviel Fälle 
von Erkältungskolik und Verschlag finden nicht hierin ihren 
Grund. 

Wenn man auch die Biwaks bei den berittenen Truppen mehr 
oder weniger beschränkt hat, so werden doch während kalter 
Manövertage die Pferde, die infolge längeren Trabens oder 
Galoppierens warm oder schwitzig geworden sind, bei längerem 
Stehen auf einer Stelle und bei kalten Winden, Regen usw. recht 
ungünstig dahin beeinflußt, daß sie meist, abgesehen ven Er- 
kältungskrankheiten, Koliken usw., in wenigen Tagen im Futter- 
zustande erheblich zurückgehen. 

Um unsere Pferde hiergegen möglichst zu schützen und zu 
wappnen, gibt es meiner Ansicht nach nur zwei Mittel: Füttern 
und Abhärten. | 

Die Abhärtung soll aber unsere Pferde nicht nur kalte 
Manövertage leichter ertragen helfen, nein, sie soll unsere Dienst- 
pferde zu Kampagnepferden ausbilden, die imstande sind, auch 
Kälte längere Zeit hindurch, ohne an Leistungsfähigkeit einzu- 
büßen, zu ertragen, und, was von ebenso großer Bedeutung ist, 
durch Abhärtung müssen unsere Pferde gegen Erkältungskrank- 
heiten, insbesondere gegen Seuchen —- wie Brustseuche, Rotlauf- 
seuche — widerstandsfähiger gemacht werden. 

Abhärtung bedeutet nun Pflege der dem Organismus von der 
Natur verliehenen Schutzmittel. 

Zu diesen gehört beim Pferde in erster Linie die äußere Haut 
mit ihren Haaren. Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit bekommen 
die Pferde ein kurzes glänzendes Haar; im Herbste dagegen bildet 
sich das längere dichtere Winterhaar aus; durch dieses wird das 
Pferd gewissermaßen von einem schlechten Wärmeleiter umgeben, 
es entsteht zwischen den Haaren eine stehende Luftschicht, die 
die plötzliche Abkühlung des Körpers verhütet. Daher ist es 
absolut erforderlich, daß wir im Herbst die Ausbildung des Winter- 
haares begünstigen und diese nicht durch zu warme Ställe und 
dauerndes Eindecken verhindern; leider werden die Ställe vielfach 
besonders warm gehalten und stehen die Pferde dauernd unter 
Decken, so daß sich bei diesen Tieren überhaupt kein rechtes 


— B8358 — 


Winterhaar ausbildet. Auch das zu intensive Putzen der Pferde 
um diese Zeit ist schädlich, da hierdurch der das Pferd gegen Nässe 
schützende Hauttalg, der sich jetzt in vermehrtem Maße ent- 
- wickelt, heruntergeputzt wird; man sollte um diese Zeit den Körper 
des Pferdes weniger mit Striegel und Kardätsche als mit Stroh- 
wischen, Abstäuber (Roßhaarwedel) und wollenem Lappen reinigen 
lassen. Aus diesen Gründen müßte ferner besonders im Herbst 
und Winter für gute frische Luft in den Ställen und für nicht zu 
hohe Temperatur in denselben gesorgt werden; die Befolguns 
der Seuchenvorschrift — § 42 betr. Ventilation usw. — müßte den 
Truppenteilen zur ganz besonderen Pflicht gemacht und das Ein- 
decken im Herbst und Winter direkt verboten und nur bei Sinken 
der Stalltemperatur unter 10° C. ausnahmsweise gestattet werden. 
Dann wird die Natur unsere Pferde mit einem guten dichten 
Schutz gegen die Kälte versehen. Es soll nieht verkannt werden, 
daß unter diesen Umständen der Wärmeverbrauch des Körpers 
erhöht und damit der Stoffwechsel vermehrt ist; deshalb ist es 
empfehlenswert, gerade zur Zeit der Entstehung des Winterhaares 
die Pferde möglichst vor größeren Anstrengungen zu bewahren 
und ihnen diätetische Futterzulagen (Kleientrank, Leinkuchen, 
Möhren usw.), auch wenn möglich als Kraftfutter Erbsen usw., 
neben der Ration zu verabfolgen. 

Das Winterhaar muß dem Pferde solange erhalten bleiben, 
bis die Natur wieder in ihre Rechte tritt und es von selbst ausfallen 
läßt; das Aushaaren ist bei den Pferden sehr individuell; es trıtt 
bei einigen sehr früh, bei anderen sehr spät ein. 

Es ist daher grundfalsch, in Anbetracht der bevorstehenden 
Frühjahrsbesiehtigung schon wochenlang vor dieser mit allen Mit- 
teln danach zu streben, die Pferde in ausgehaartem Zustande her- 
auszubringen. Um dies zu erreichen, werden die Pferde ver- 
mehrt geputzt, die Winterhaare werden durch Abhaaren mit den 
angefeuchteten Händen gewaltsam entfernt, die Pferde stehen tage- 
lang vor der Besichtigung unter 1 bis 2 wollenen Decken, und die 
Ställe werden bei Tag und erst recht bei Nacht viel zu warm ge- 
halten. 

Das gute Aussehen der Pferde für die Besichtigung wird durch 
diese Maßnahmen zwar gefördert, leider aber werden die Pferde 
hierdurch für Erkältungskrankheiten disponiert, und diese Tiere 
sind bald nach der Besichtigung auf dem Exerzierplatz stundenlang 
den rauhen Frühjahrswinden ausgesetzt. Das beste Gegenmittel 
gegen diese falschen Maßnahmen wäre wohl eine entsprechende 
Kritik des besichtigenden höheren Vorgesetzten über die sach- 
gemäße Behandlung der Pferde während des Haarwechsels. Aller- 
dings bei künstlich ausgehaarten Pferden oder solchen, die in 
warmen Ställen und unter Decken gestanden haben, tritt später 
doch wieder die Natur in ihre Rechte, das junge Sommerhaar 


— 359 — 


wächst zu einem viel längeren Haare aus, als es sonst der Fall 
wäre, man sagt: die Pferde haaren nach; sie sind dann den ganzen 
Sommer hindurch langhaarig und schwitzen leicht. 

Daher ist auch im Frühjahr streng darauf zu halten, daß die 
Pferde sachgemäß und nicht zu scharf geputzt werden, daß das 
Aushaaren der Natur überlassen und nicht durch künstliches bzw. 
gewaltsames Entfernen der Winterhaare, warmes Eindecken und 
durch zu warme Ställe forciert wird. 

Gerade im Frühjahr ist der Übergang vom Winter- zum 
Sommerdienst — aus der Reitbahn auf den Exerzierplatz — ein 
sehr sehroffer; man sollte daher sich die natürlichen Schutzmittel 
zunutze machen und auch um diese Zeit durch Futterzulagen den 
Organismus zu kräftigen suchen. Mit Ausnahme der Rekruten- 
pferde und einiger Pferde, die zu Dauerritten benutzt werden, gehen 
fast alle anderen Pferde etwa 6 Monate lang täglich aus ihrem 
Stalle in die Reitbahn, welche beide oft miteinander in Verbindung 
stehen, und zurück, und kommen daher diese Pferde sehr selten 
oder gar nicht ins Freie bzw. in die frische Luft. Es muß danach 
gestrebt werden, daß alle Pferde — auch die jüngsten Remonten — 
täglich, bevor sie in die Bahn gehen, draußen mindestens 20 Mi- 
nuten oder länger herumgeführt werden ohne Rücksicht auf die 
Witterung; ferner wären öftere kleinere Übungsmärsche für sämt- 
liche Pferde der Eskadron während des Winters ein gutes Mittel, 
die Pferde abzuhärten und sie einmal für kurze Zeit dem täg- 
lichen Zwange der Bahndressur zu entziehen, was meiner An- 
sicht nach auf den guten Ausfall der Kandarenbesichtigung keinen 
ungünstigen Einfluß ausüben kann. Für den Kavalleristen ist 
es sicher von sehr großem Vorteil, im Winter bei Schnee und Eis 
öfter auszurücken. Bei einer einzigen im großen Verbande ange- 
setzten Übung rückt meistens nur eine geringe Anzahl von Mann- 
sehaften und Pferden aus, und während dieser hat der einzelne 
Mann, der zu Patrouillen oder als Meldereiter verwandt wird, 
kaum Zeit, sich hinreichend mit seinem Pferde speziell zu be- 
schäftigen, oder er ist für eine größere Winterübung nach dieser 
Richtung hin nicht einmal genügend vorgebildet; gerade auf 
Märschen im Winter sammelt der einzelne Reiter Erfahrungen, 
die für sich und sein Pferd nur von Nutzen sind, im Ernstfalle 
sogar eine recht weittragende Bedeutung haben können. 

Nur unter Berücksichtigung der angegebenen Punkte ist eine 
Abhärtung unserer Pferde möglich. In einem Feldzure aber 
brauchen wir abgehärtete Pferde, die einmal gegen die Unbilden 
der Witterung geschützt, durch zu warme Ställe nicht verweich- 
licht und schließlich gegen Erkältungskrankheiten und Seuchen 
gewappnet sind. 

Wenn Truppenführer und Veterinäroffizier zusammenarbeiten 
und diese Gesichtspunkte im Auge behalten, sind sie imstande, zur 


— 360 — 


Hebung des Pferdezustandes der Truppe einen nicht geringen Teil 
beizutragen. Die Hebung des Pferdezustandes hat ihrerseits einen 
nicht geringen Einfluß auf die Schlagfertigkeit der berittenen 
Truppe und auf die Erhaltung ganz bedeutender Geldwerte. 


Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt. 
Von Stabsveterinär Bauer. 


Der Schadenersatzklage lag foigender Tatbestand zugrunde: 
Am 4. 8. 1900 wurde Kollege X. zu dem Brauereibesitzer St. ge- 
rufen, um zwei Pferde zu mustern, die letzterer einige Tage vorher 
beim Pferdehändler P. gegen ein Paar von seinen Pferden und ein 
Aufgeld von 400 M. eingetauscht hatte. Nach der Musterung gab 
der Tierarzt X. sein mündliches Gutachten dahin ab, daß die Pferde 
weniger wert seien als die von St. weggebenen Pferde, weil sie 
älter und struppiert seien und das eine Pferd anscheinend „dumm“ 
sei. Auf Anfordern zeigte der Brauereibesitzer St. dem Tierarzt X. 
den Kaufvertrag, „in welchem Käufer und Verkäufer neben Fest- 
stellung des Preises ausdrücklich betonen, daß die Pferde ohne 
gregenseitige Garantie getauscht würden und sich aus dem Tausch 
kein Prozeß entwickeln dürfe“. 

Diesen Zusatz hatte St. gewünscht, weil er wußte, „daß der 
Pferdehändler P. gern prozessiere“. 

Nach Kenntnisnahme dieses Schriftstückes erklärte der Tier- 
arzt X. dem Brauereibesitzer St., daß er „reingefallen sei und seinen 
Schaden mit Anstand und Würde tragen müsse“. — Nach längerer 
Zeit trifft der Tierarzt X. zufällig auf der Straße den Brauerei- 
besitzer St., der ihm „triumphierend mitteilt, daß das Gericht den 
Prozeß mit dem Pferdehändler P. doch angenommen hätte“. Auf 
die Bemerkung des Tierarztes X., daß es dann doch angezeigt wäre, 
das Pferd eingehend auf Dummkoller zu untersuchen, erhielt er die 
Antwort, daß das Pferd bereits wieder verkauft und geschlachtet 
sei. Die Frage, ob denn ein anderer Tierarzt Dummkoller fest- 
gestellt habe, wurde verneint. Vielmehr sollte dem Pferdehändler P. 
durch einen seiner früheren Koppelknechte das arglistige Ver- 
schweigen des Dummkollers bei dem Pferde nachgewiesen werden. 
Brauereibesitzer St. hatte nämlich auf Anraten eines Rechtsanwalts 
die Zahlung des Aufgeldes von 400 M. verweigert und wurde nun 
von dem Pferdehändler P. verklagt. 

In dem sich nun entwickelnden Prozeß P. gegen St. wegen 
Zahlung von 400 M. wurde der Tierarzt X. als Sachverständiger 
vernommen. Die Akten dieses Prozesses sind mir leider nicht zu- 
gänglich, so daß ich seinen Verlauf nur nach den Ausführungen, 


iiber Me -O — 


== 361- == 


die sich in den späteren Schadenersatz-ProzeBakten vorfinden, und 
nach mündlichen Mitteilungen schildern kann. Der Tierarzt X. 
sollte als Sachverständiger bekunden, ob das Pferd an Dummkoller 
gelitten habe, und gab sein mündliches Gutachten aus der Erinne- 
rung wahrheitsgetreu ab, daß er der Ansicht sei, das Pferd sei mit 
dem Dummkoller behaftet gewesen, und „betonte, daß er sich keine 
Notizen gemacht hätte, weil er einen Prozeß nach Kenntnis des 
oben erwähnten Kaufvertrages für ausgeschlossen gehalten hätte“. 
Daraufhin wurde der Pferdehändler P. mit seiner Klage abgewiesen; 
er legte aber beim Oberlandesgericht Berufung ein. Dieses forderte 
ein Gutachten vom Departements-Tierarzt Y., das ich ebenfalls 
nicht im Wortlaut, sondern nur aus einzelnen Bemerkungen in den 
Akten des späteren Schadenersatz-Prozesses zusammenstellen kann. 


Dieser Gutachter vertrat folgenden Standpunkt: 

Das mündliche Gutachten des Tierarztes X. ist wertlos; der- 
selbe hätte, auch wenn Brauereibesitzer St. kein schriftliches Gut- 
achten forderte, trotzdem nicht leichtfertig verfahren dürfen. „Die 
erforderlichen Notizen über den Befund zu machen, war unbedingt 
nötig; dies tut jeder sorgfältige Arzt; es ist dies ausdrückliche Vor- 
schrift für Tierärzte.“ Er hat auch bei der Untersuchung nicht 
die erforderliche Sorgfalt walten lassen. Er mußte das Pferd vor 
einen Wagen spannen und so lange laufen lassen, bis es in Schweiß 
ausbracu, und hätte es auch auf Temperaturgrade und Pulszahl 
untersuchen müssen. 

Auf Grund dieses Gutachtens und weil dem Pferdehändler P. 
das arglistige Verschweigen des Dummkollers bei dem betreffen- 
den Pferde nicht nachgewiesen werden konnte, wurde Brauerei- 
besitzer St. zur Zahlung der 400 M. und zum Tragen der Kosten 
verurteilt. | 

Brauereibesitzer St. strengte nun gegen den Tierarzt X. eine 
Schadenersatzklage an auf Zahlung sämtlicher ihm durch die 
beiden Prozesse entstandenen Kosten, denn er habe den Prozeß nur 
verloren, weil der Tierarzt X. — wie aus dem Gutachten des De- 
partements-Tierarztes Y. hervorginge — bei der Untersuchung des 
strittigen Pferdes nicht die erforderliche Sorgfalt hätte obwalten 
lassen. 

Das Oberlandesgericht forderte in diesem Prozeß ein Ober- 
gutachten des Herrn Professors Dr. Malkmus ein, das ich im Wort- 
laut folgen lasse: 


Tierärztliches Gutachten in der Prozeßsache des Brauereibesitzers 
Chr. St. in... . gegen den Königl. Kreistierarzt X. 


Das Königl. Oberlandesgerieht (z. N.) hat mich in der vor- 
bezeichneten Sache zum Sachverständigen ernannt und beauftragt, 
ein schriftliches Gutachten über folgende Fragen zu erstatten: 


— 8362 — 


a) Konnte der Beklagte bei einmaliger Beobachtung fest- 
stellen, ob das von ihm untersuchte Pferd des Klägers mit Dumm- 
koller behaftet war, oder gehörte dazu eine längere Beobachtung? 


b) Ist es üblich, und war es besonders hier angezeigt, daß sich 
der Beklagte ausführliche Notizen machte, die ihn in den Stand 
setzten, bei seiner Vernehmung ein vollständiges Krankheitsbild 
zu geben? 


c) Würde ein derartiges Krankheitsbild einem Sachverständi- 
gen, der das Tier nicht gesehen hat und beobachten konnte, die 
Möglichkeit gegeben haben, Dummkoller mit unumstößlicher 
Sicherheit festzustellen? 

d) Ist mit Rücksicht auf den dem Klärer von seiten des P. 
drohenden Prozeß und seine beabsichtigte Rechtsverteidieunge eine 
eigene Fahrlässigkeit des Klägers darin zu erblieken, daß er das 
Pferd ohne nochmalige Untersuchung hat abstechen lassen und 
eine Sektion und weitere Feststellung des Krankheitszustandes des 
Pferdes nicht veranlaßt hat? 

Vom Königl. Amtsgericht (H.) wurden mir zu diesem Zwecke 
die Gerichtsakten sowie Schriftsatz des Klägers vom 30. Oktober 
übergehen, auch die Akten des Prozesses P. gegen St. beigefügt. 

Dem mir gewordenen Auftrage entspreche ich im nachstehen- 
den Gutachten, indem ieh mich auf die in den genannten Schriften 
festgestellten Tatsachen und Behauptungen beziehe. 


Gutachten. 


Der Kläger hat wenige Tage nach dem Ankaufe der beiden 
Pferde von dem Pferdehändler P. den Beklagten ersucht, die beiden 
Pferde zu untersuchen. In der Klageschrift und auch in 
späteren Schriftsätzen behauptet zwar der Kläger, dem Beklagten 
nur den Auftrag gegeben zu haben, das eine hier in Frage stehende 
Pferd auf Dummkoller zu untersuchen. In dem Sehriftsatze vom 
30. 10. jedoch gibt er selbst zu, den Bekiagten ausdrücklich zu einer 
Untersuchung der Tiere zugezogen zu haben, und schließt sich damit 
der Behauptung des Beklagten sowie der Aussage des Zeugen 
St. jun. an, daß der Beklagte die Pferde untersucht hat. 
Keine der Parteien behauptet, daß die Zuziehung des Tierarztes 
wegen einer eingetretenen Erkrankung des einen oder anderen 
Pferdes erfolgte; es ist daraus zu entnehmen, daß der Käufer ein 
Urteil über die neurekauften Pferde vom Beklagten haben wollte: 
ob diese Aufgabe des Tierarztes als Musterung oder Untersuchung 
bezeichnet wird, ist nebensächlieh; denn eine mit tierärztlicher 
Sachkenntnis vorgenommene Musterung ist eine Untersuchung. Es 
ist vom Sachverständigen zu erwarten, daß er mit der erforder- 
liehen Sorgfalt die Untersuchung vornimmt. 


— 363 — 


Im Vorprozeß hat der Beklagte (Sachverständige)*) angegeben, 
beide Pferde in der gewöhnlichen Weise auf Alter, Augen und 
äußere Fehler untersucht zu haben; daraus ist wiederum zu ent- 
nehmen, daß er zur Musterung beider Pferde aufgefordert war 
bzw. seine Aufgabe dahin auffaßte, ohne daß ihn der Kläger anders 
belehrt hat. 

Der (Sachverständige) Beklagte hat nur diesen einen Auftrag 
vom Kläger erhalten; es ist ihm weder freigestellt worden, seine 
Untersuchung zu wiederholen oder zu vervollständigen, noch ist er 
ein zweites Mal aufgefordert worden zur Untersuchung. 

Strittig ist zwischen den Parteien, ob der Kläger den Beklagten 
aufgefordert hat, speziell das eine Pferd auf Dummkoller zu unter- 
suchen; der Beklagte bestreitet dies. Tatsächlich hat aber der 
Beklagte das Pferd im Rahmen der Aufgabe, wie er sie auffassen 
zu müssen glaubte, auch auf Dummkoller untersucht. 

Die Kaiserliche Verordnung, betreffend die Hauptmängel und 
Gewährfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 bestimmt in 
8 1. I.2., daß als Dummkoller anzusehen ist die allmählich oder 
infolge der akuten Gehirnwassersucht entstandene unheilbare 
Krankheit des Gehirns, bei der das Bewußtsein des Pferdes herab- 
gesetzt ist. Zur sicheren Feststellung dieses Hauptmangels ist 
hiernach notwendig der Nachweis der Unheilbarkeit der Gehirn- 
erkrankung, die durch Störung des Bewußtseins charakterisiert ist. 
Da Störungen des Bewußtseins auch noch bei anderen vorüber- 
gehenden Krankheitszuständen auftreten können, ist eine mehr- 
malige Beobachtung des Pätienten notwendig, um sicher zu er- 
weisen, daß die Störung des Bewußtseins einer selbständigen Er- 
krankung des Gehirns entspringt und diese unheilbar ist. Die 
Störungen des Bewußtseins lassen sich gleich bei der ersten Unter- 
suchung ermitteln und in nicht seltenen Fällen auch mit an- 
nähernder Sicherheit die Diagnose auf Dummkoller stellen, jedoch 
erfordert die Feststellung zu forensischen Zwecken eine wieder- 
holte Untersuchung, um allen Einwendungen mit Sicherheit be- 
segnen zu können. 

Der Beklagte hat nach Aussage des Zeugen St. jun. Manipula- 
tionen mit dem Tiere vorgenommen, die zur Erkennung dieses 
Hauptmangels zweckdienlich und üblich sind, und dabei auch ein- 
zelne prägnante Symptome dieses Hauptmangels gefunden. Der 
Beklagte hat auf Grund seiner Untersuchungen unter anderem die 
Meinung gewonnen, daß das Pferd an dem Hauptinangel Dumm- 
koller leide, und diese Meinung auch dem Kläger ausgesprochen. 
Eine einwandfreie Feststellung des Hauptmangels Dummkoller 
war * damit aber nicht erfolgt; war diese zum Zweck einer gericht- 


=) Um | Verwecher Jungen mit dem später als Sachverständigen bezeich- 
neten Departementstierarzt Y zu vermeiden, habe ich einige M: de das Wort 
Sachverständiger durch Beklaster ersetzt. (D. Ref. 


— 8364 -— 


lichen Klage notwendig, so mußte die Beobachtung noch auf einige 
Tage ausgedehnt werden. 

Der Kläger macht dem Beklagten den Vorwurf, bei dem Pferde 
die einmalige Untersuchung nicht mit der erforderlichen Sorgfalt 
ausgeführt und insbesondere die innere Körpertemperatur nicht 
festgestellt zu haben; er gründet diesen Vorwurf auf die verschie- 
denen Gutachten des Departements-Tierarztes Y. im Vorprozeß. 
Ganz abgesehen davon, daß die Unterlassung der Temperaturauf- 
nahme nicht festgestellt ist, sondern der Beklagte sich nur nicht 
erinnern kann, ob er sie vorgenommen hat, ist diesem Umstande 
von dem Sachverständigen eine Bedeutung beigelegt, die ihm tat- 
sächlich nicht zukommt. Dieser Sachverständige hat den Begriff 
des Hauptmangels Dummkoller verkannt, da er ihn als eine 
chronische fieberlose, unheilbare Gehirnkrankheit definiert, wäh- 
rend die Kaiserliche Verordnung die Fieberfreiheit als not- 
wendiges Tatbestandsmerkmal des Hauptmangels Dummkoller 
nicht verlangt, es konnte der Beklagte auch ohne die Temperatur- 
messung zu der Überzeugung gelangen, daß das Pferd an Dumm- 
koller leidet. l 

Es ist ferner nicht immer notwendig, ein Pferd zur Unter- 
suchung auf Dummkoller auch im Geschirr zu fahren, wenn es 
ausreichende Erscheinungen schon im Stand der Ruhe im Stalle 
zeigt. Bei dem fraglichen Pferde scheinen tatsächlich die Er- 
scheinungen des Dummkollers so deutlich gewesen zu sein, daß 
ein Fahren zur Abgabe eines privaten Gutachtens nicht nötig er- 
schien. 

Es läßt sich dem Beklagten der Vorwurf auch nicht kon- 
struieren, daß er nicht aus freien Stücken die Beobachtung des 
Pferdes fortgesetzt hat, der Beklagte hat vielmehr — wie auch von 
klägerischer Seite zugegeben wird — dem Kläger abgeraten, weitere 
Schritte zu unternehmen, nachdem er von dem Inhalte der Kauf- 
verhandlungen Kenntnis genommen hatte. Man darf wohl an- 
nehmen, daß damals in dem Augenblick weder dem Kläger noch 
dem Beklagten der Gedanke gekommen ist, daß der im Schrift- 
stück des Pferdehändlers P. vereinbarte Ausschluß gegenseitiger 
Gewährleistung ungültig ist bei Arglist des Verkäufers; beide 
waren der Meinung, es sei bei der Sachlage nichts zu Sachen 
Der Beklagte hat offenbar geleitet von dieser Überzeugung von 
einer weiteren Beobachtung des Pferdes Abstand genommen. 

Zu b). Der Kläger macht dem Beklagten zum Vorwurf, daß 
er sich über den aufgenommenen Tatbestand nicht ausführliche 
Notizen gemacht habe, um auch zu jeder späteren Zeit sein ab- 
gegebenes Gutachten in ausreichender Weise objektiv begründen 
zu können. Demgegenüber ist zu bemerken, daß es üblich und er- 
forderlich ist, den bei Untersuchungen von Tieren vorgefundenen 
Tatbestand nur dann zu notieren, wenn der Besitzer in irgendeiner 


BR, a nz ee ae nn TE zn. 2. 0 nn A > 0 un nn. Ra A tla — 


=: 365. — 


Weise zum Ausdruck bringt, daß er auf die gemachten Fest- 
stellungen einen Rechtsanspruch geltend machen will; es würde 
viel zu weit führen, in allen solchen Fällen von Musterungen neu 
gekaufter Pferde den Tatbestand aufzuzeichnen. Die Besitzer be- 
genügen sich mit dem unverbindlich abgegebenen Urteil des Sach- 
verständigen, weil es ihnen zumeist nur darauf ankommt, ein sach- 
verständiges Urteil zu hören. Will aber jemand auf Grund des 
sachverständigen Urteils einen Rechtsanspruch vor Gericht er- 
heben, so muß er dies dem Sachverständigen zu erkennen geben. 
Dann erst ist es Pflicht des Sachverständigen, alle Tatsachen zu 
fixieren, die ihn zu dem Urteil geführt haben. Es sind in der tier- 
ärztlichen Praxis doch immer nur Annahmen, daß die Fixierung 
des Tatbestandes verlangt wird; die Besitzer, die solches ver- 
langen, müssen dies auch Zum Ausdruck bringen. 

Die Parteien streiten darüber, ob der Kläger dem Beklagten 
seine dahingehende Absicht kundgegeben hat; wenn die Absicht 
des Klägers auch nach vorgenommener Untersuchung des Pferdes 
und nach Abraten von einem Prozeß wirklich dahin ging, den Ver- 
käufer P. zu verklagen, dann hätte er dem Beklagten dies auch 
nach der Erteilung des Rates, vom Prozeß abzustehen, erklären 
müssen. 

Es ist aber aus den Behauptungen des Klägers nicht zu er- 
sehen, daß er dies getan hat; selbst wenn er vorher tatsächlich die 
Absicht kundgegeben hatte, so mußte nunmehr sein Schweigen den 
Beklagten zu der Meinung verleiten, daß er die Absicht aufgegeben 
habe, und nun seinerseits eine Fixierung des Tatbestandes nicht 
nötig sei. 

Es mußte aber ferner dem Sachverständigen die Fixierung 
des Tatbestandes als bedeutungslos erscheinen, weil sich lediglich 
auf Grund dieser einmaligen Untersuchung doch nicht pro foro er- 
weisen läßt, daß das Pferd an dem Hauptmangel Dummkoller 
leidet. 

Zu c). Würde der Beklagte seine gemachten Feststellungen 
in vollständigem Umfange schriftlich niedergelegt haben, so würde 
doch ein anderer Sachverständiger auf Grund dieser einmaligen 
Untersuchung aus oben angegebenen Gründen ebenso wie der Be- 
klagte nicht mit Sicherheit zu folgern imstande sein, daß das 
Pferd an dem Hauptmangel Dummkoller leidet. 

Zu d). Mit Rücksicht auf den dem Kläger von seiten des P. 
drohenden Prozeß (Vorprozeß) und seiner beabsichtigten Rechts- 
verteidigung erforderte es die gewöhnliche Umsicht, daß er sieh 
den Beweis für das Vorhandensein des Dummkollers sicherte; er 
mußte sich sagen, daß er in diesem unter allen Umständen sehr 
schwierigen Prozesse vor allem nachzuweisen hatte, daß das Pferd 
an diesem Hauptmangel leidet. Zum mindesten mußte er dem 
Beklagten in nicht mißzuverstehender Form erklären, daß er sich 


— 366 — 


vor Gericht auf sein Gutachten berufen wolle. Es ist aber im Vieh- 
handel allgemein üblich und jedenfalls zweckmäßig, sich von dem 
untersuchenden Tierarzt ein schriftliches Gutachten geben zu 
lassen. Der Kläger hat in leichtfertiger Weise diese Vorsicht nicht 
geübt, niemals sein Beweismaterial auf Zuverlässigkeit geprüft; 
hat vielmehr unbgreiflicherweise das Pferd, das seiner Annahme 
nach arbeitsunfähig war, für einen Preis verkauft, bei dem er sich 
wohl sagen mußte, daß das Pferd der Schlachtbank zugeführt wird 
und damit das Beweisobjekt verschwindet. Wenn er vorher nicht 
die nötige Umsicht gezeigt, so mußte er während der vier Wochen, 
die das Pferd untätig bei ihm im Stalle verbrachte, das Versäumte 
nachholen. 

Diese Fortgabe des Beweismittels ist eine Fahrlässigkeit, wie 
man sie sich gröber kaum denken kann; sie steht in gar keinem 
Verhältnis zu den hohen Anforderungen, die der Kläger anderen 
Personen gegenüber zur Wahrung seiner eigenen Rechte erhebt. 

Hiernach fasse ich mein Gutachten in folgendem zusammen: 

1. Der Beklagte konnte bei einmaliger Beobachtung nicht mit 
Sicherheit feststellen, daß das fragliche Pferd mit Dummkoller be- 
haftet war; es gehörte dazu eine wiederholte Untersuchung. 

2. Es ist im vorliegenden Falle weder üblich noch angezeigt, 
daß der Beklagte sich ausführliche Notizen über das Unter- 
suchungsergebnis machte, die ihn in den Stand setzten, zu einer 
späteren Zeit ein vollständiges Krankheitsbild wiederzugeben. 

8. Eine derartige Niederschrift würde einem anderen Sach- 
verständigen, der das Pferd nieht untersucht hat, die Möglichkeit 
nicht gegeben haben, Dummkoller mit unumstößlicher Sicherheit 
festzustellen. 

4. Mit Rücksicht auf den dem Kläger von seiten des P. drohen- 
den Prozeß und seine beabsichtigte Rechtsverteidigung ist eine 
grobe Fahrlässigkeit des Klägers darin zu erblicken, daß er den 
Beklagten nieht zum mindesten in klarer Form davon unterrichtete, 
vor Einlaß in den Prozeß sein Beweismaterial nieht einmal prüfte 
und das Pferd verkaufte, ohne sieh zu vergewissern, daß er des Be- 
weismaterials nieht mehr bedürfe, und ohne das Pferd noch einmal 
untersuchen zu lassen. 


H., den 14. 11. 1905. 
gez. Prf. Dr. M. 
Auf Grund dieses Gutachtens wurde der Kläger St. mit seiner 
Schadenersatzklage gegen den Beklagten X. kostenpflichtig ab- 
gewiesen. 





Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung 
der Brustseuche mit konzentrierten Lösungen. 


Seit Veröffentlichung der Behandlung der Brustseuche 
mit konzentrierten Salvarsanlösungen durch Oberveterinär Dr. 
Reinecke, Stabsveterinär Bauer und Öberstabsveterinär 
Kapteinat sind in der Armee eine größere Anzahl solcher In- 
fusionen ausgeführt, über die die Erfahrungen in den nachstehen- 
den Berichten mitgeteilt werden: 


I. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Dr. Pätz vom 
2. Leib-Husaren-Regiment Königin Viktoria von Preufsen Nr. 2. 


Nach der Abfassung des Berichtes vom 20. 1. 1912*) wurde bei 
weiteren 19 brustseuchekranken Pferden von der Salvarsantherapie 
Gebrauch gemacht, und zwar bei 15 Dienstpferden und 4 Offizier- 
pferden — Krankheitsfälle Nr. 61 bis 79 —. In der gleichen Zeit 
wurden 10 an Brustseuche erkrankte Dienstpferde ohne Salvarsan 
in der bisher üblichen Weise behandelt. 

Es sind im Regiment in dem am 3. 1. 1911 begonnenen Seuchen- 
gange bis jetzt in 79 Krankheitsfällen 85 Salvarsaninfusionen bzw. 
-injektionen ausgeführt worden. 

Über die Krankheitsfälle Nr. 61 bis 79 geben die diesem Be- 
richte beigefügten tabellarischen Übersichten im einzelnen Auf- 
schluß. 

Das Salvarsan wurde in der Berichtsperiode nur bei den — 
nach dem klinischen Untersuchungsbefunde und dem Allgemein- 
eindrucke beurteilt — sehr schwer einsetzenden oder einen gefahr- 
drohenden Verlauf annehmenden Erkrankungen angewendet. Doch 
wurde auf Grund der Erfahrungen der Vorvierteljahre, um die 
Lungenentzündungen wirksam zu kupieren und besonders schwere 
langdauernde Krankheitsformen zu verhüten, die Anwendung 
dieses Heilmittels nicht übermäßig lange hinausgeschoben. Es 
wurde die Salvarsantherapie in den 19 Fällen eingeleitet bei 7 Pferden 
am 1., bei 8 Pferden am 2., bei 1 Pferde am 3., bei 1 Pferde am 4., 
bei 1 Pferde am 5. und bei 1 Pferde am 6. Krankheitstage. 

Die Brustseuche trat im Berichtsvierteljahre im allgemeinen 
in schwerer Form auf. Erkrankungen der Brustorgane waren die 
Regel. Einige Male bestand große Herzschwäche. 

Der Ausbruch der Erkrankungen wurde meist beim Früh- 
stalldienst bzw. bei der Temperaturmessung bemerkt. In mehreren 
Fällen hatten die Pferde sich schon tags zuvor im Dienste matter 
als sonst erwiesen oder das Abendfutter nicht ganz verzehrt, ohne 
daß eine fieberhafte Steigerung der Körpertemperatur vorhanden 
war. In 10 Fällen wurde der Ausbruch der Krankheit zwischen 


*) Der Bericht ist nicht veröffentlicht worden. 


— 368 — 


den periodischen Temperaturmessungen festgestellt, nachdem das 

Stallpersonal durch das teilnahmlose Verhalten oder das ge- 

sträubte Deckhaar des Pferdes aufmerksam geworden war. 
Sämtliche erkrankten Pferde wurden geheilt. 


Die Technik der Salvarsananwendung. 


Die Zubereitung der Salvarsanlösung erfolgte in der 
früher beschriebenen Weise. Es fand nur ganz frisch destil- 
liertes Wasser, das in der Dispensieranstalt des benachbarten 
1. Leib-Husaren-Regiments kurz vor jedesmaligem Gebrauche be- 
reitet wurde, Verwendung. Ebenso wurde nur chemisch reines 
Chlornatrium benutzt und an den Grundsätzen der Sterilisation 
festgehalten. 

In der Konzentration der Salvarsanlösung wurde aus unten 
näher zu erörternden Gründen im Laufe der Berichtszeit gewechselt. 
Es wurden Lösungen im Verhältnis von 1:500, 1:50 und 1:10 
angewendet. 

Hiernach scheiden sich die 19 behandelten Fälle in 3 Behand- 
lungsgruppen: 

Gruppe I: Fall 61 bis 65 (5 Fälle), Lösungsverhältnis 1:509; 

Gruppe II: Fall 66 bis 76 und 78 (12 Fälle), Lösungsverhältnis 
1 : 50; 

Gruppe III: Fall 77 und 79 (2 Fälle), Lösungsverhältnis 1: 10. 

Für die Krankheitsfälle Nr. 61 bis 65 — Behandlungsgruppe I 
— wurde, wie das in den ersten 60 Krankheitsfällen durchweg ge- 
sechehen war, die Heildosis von 3 g Salvarsan in 1500 cem 
0,6 9. igem Kochsalzwasser gelöst. 

Trotz Abänderung des Infusionsapparates und Verwendung 
anderer Nadeln (statt der Rips-Eberbeckschen die Ripssche Nadel 
neuesten Modells und die Reineckesche Nadel) blieben die früher 
zutage getretenen Schwierigkeiten in der Einverleibung der großen 
Flüssigkeitsmengse von 1500 cem in die Jugularvene bei aufgeregten, 
unruhigen und widersetzlichen Pferden bestehen. In den 5 Fällen 
traten viermal bei besonders aufgeregten Pferden Störungen der- 
gestalt ein, daß ein Einstich an beiden Halsseiten nötig war und 
daß dem Patienten in 1 Falle nur 0,75 g, in 1 Falle nur 2,0 g und 
in 1 Falle nur 1,5 g Salvarsan von den für ihn bestimmten 3 g in- 
fundiert werden konnten. 

Ein Rückblick auf die ganze Reihe der im Regiment mit dem 
1:500 gelösten Salvarsan ausgeführten Infusionen läßt erkennen, 
daß die Zahl soleher Störungen einen beträchtlichen Prozentsatz 
— 21,54 % der Infusionen — ausmacht. In den 65 Fällen konnte 
einmal die Infusion überhaupt nicht bewerkstelligt werden. Sie 
mußte abgebrochen werden 1 mal nach Einlauf von 0,75 g, 2 mal 
nach Einlauf von 1,0 g, 1 mal nach Einlauf von 1,2 g, 1 mal nach 
Einlauf von 2,0 g, ? mal nach Einlauf von 2,1 g, 1 mal nach Ein- 
lauf von 2,4 g und 5 mal nach Einlauf von 2,5 g Salvarsan. 

In etwa = 7 der behandelten Krankheitsfälle war demnach 
die Einverleibung des Mittels sogar nur in so geringer Menge 
möglich gewesen, daB von einer wirksamen Behandlung nicht 
mehr die Rede sein konnte. 

Infiltrationen in die Nachbarschaft der Vene kamen mehrfach vor 


2 


<< = a aa 


— 369 — 


Die Methode der voluminösen Infusionen 
entbehrtalsoinfolgeihrer Umständlichkeit der 
Zuverlässigkeitin der Durchführung. 

Eine solche Zuverlässigkeit muß aber um so mehr gefordert 
werden, wenn man sich im Interesse des Heilerfolges, den Er- 
fahrungen Rechnung tragend, dazu entschließt, schon in frühen 
Krankheitstagen die Salvarsanbehandlung einzuleiten, also dann, 
wenn die Pferde äußeren Einwirkungen gegenüber noch nicht völlig 
teilnahmlos geworden sind. 

Es ist beachtenswert, daß von den oben erwähnten Störungen 
der Einverleibung 6 Fälle bei Infusionen am 1, 5 Fälle am 2, 
1 Fall am 3. und 2 Fälle am 5. Krankheitstage sich ereigneten. 

Für die Krankheitsfälle Nr. 66 bis 76 und 78 — Behandlungs- 
gruppe II — geschah die Lösung der Heildosis von 3 g Salvarsan 
in 150 ccm 0,9% iigem Kochsalzwasser, also in einem Lösungsver- 
hältnisse 1 : 50. 

Die Einverleibung erfolgte als Infusion — nach denselben 
Grundsätzen wie früher — mit dem Hauptnerschen Infusions- 
zylinder für konzentrierte Lösungen. 

Es ist in den 12 Krankheitsfällen gelungen, die 150 cem Sal- 
varsanlösung 1:50 stets ohne Störung restlos in etwa 1% Minute in 
die Jugularvene einlaufen zu lassen, trotzdem einige recht un- 
ruhige Pferde unter den Patienten waren und 6 Pferde bereits am 
1., 4 Pferde am 2., 1 Pferd am 3. und 1 Pferd am 6. Krankheitstage 
behandelt wurden. Übertritte von Salvarsanlösung in die Unter- 
haut sind dabei nie vorgekommen. 

Der Infusionszylinder ist bei der Infusion leicht zu handhaben 
und der Einlauf leicht zu überwachen. Der Apparat ist haltbar, 
leicht zu reinigen und zu sterilisieren. Auch der Transport von 
Lösungen in dem Apparate zu Infusionen fernab vom Herstellungs- 
orte macht keine Schwierigkeiten. Im Falle 67 wurde die Lösung 
in dem in Watte verpackten Apparate bei 10° Kälte zu Wagen nach 
einem Offizierpferdestalle in Danzig transportiert und hatte 
1!2 Stunden später noch ihre Ursprungstemperatur und Klarheit. 

Die geringe Flüssigkeitsmenge der konzen- 
trierten Lösung sichert den Erfolg der Einver- 
-leibungdes Mittels. Esistmithinderzuverlässi- 
geren Technik dieser Methode entschieden der 
Vorzug vor dem bis dahin geübten Verfahren zu geben. 

Ein technisches Bedürfnis, das Lösungsverhältnis noch enger 
zu gestalten, lag nach diesen Erfahrungen nicht vor. Trotz der 
erheblichen Verminderung der Flüssigkeitsmenge von 1500 auf 
150 cem hörten aber die sogenannten Nebenreaktionen nach den 
Salvarsaninfusionen nicht auf, waren im Falle 76 sogar in einem 
sehr hohen Grade in die Erscheinung getreten. Aus diesem Grunde 
wurde im Falle 77 und 79 — Behandlungsgruppe III — die Sal- 

varsanlösung im Verhältnis 1:10, also 3 g Salvarsan in 30 cem 
0,6 % igem Kochsalzwasser, hergestellt und dem Pferde als In- 
jektion in die Jugularvene mit der Pravazschen Spritze bei- 
gebracht. 

Über die Anwendung des Salvarsans in der engen Konzentra- 

Zeitschr. f. Veterinärkunde 1912. 8.9. Heft. 21 


— 3/0 — 


tion von 1:10 als intravenöse Einspritzung ist nach den beiden 
Fällen kein bestimmtes Urteil möglich. Verglichen mit dem Ver- 
fahren in Gruppe II ist die Herstellung der Lösung etwas schwie- 
riger und zeitraubender. Die Injektion gelingt bei ruhigen Pferden 
glatt. Aber die Kontrolle des Einlaufes der Flüssigkeit in die Blut- 
bahn kann unter Umständen vielleicht schwieriger sein. Bei 
schnellen Bewegungen, plötzlichen Kontraktionen der Halsmuskeln 
des Pferdes und dadurch bedingten Veränderungen im Sitz der 
Nadel kann der behandelnde Veterinär an dem kleinen Infusions- 
apparate (Infusionszylinder) jede Störung des Einlaufes sofort er- 
kennen und schnell danach handeln, um einem Eindringen von 
Salvarsanlösung in die Unterhaut bzw. in die Muskulatur vorzu- 
beugen. Das dürfte beim Gebrauche einer größeren Pravazschen 
Spritze, wenn deren Stempel ein Gehilfe führt, weniger leicht sein. 
Die erwähnten Zufälle zu vermeiden, muß aber nicht allein wegen 
der sich an die Infiltration anschließenden Reizzustände, sondern 
auch wegen des damit verbundenen Verlustes wirksamer Substanz 
— denn nach den Trakehner Erfahrungen sind subkutane Injek- 
tionen des Heilmittels wirkungslos — um so wichtiger erscheinen, 
je konzentrierter die Lösungen gewählt werden. 

Als Nadel diente in den letzten 14 Fällen ausschließlich die 
Reineckesche mit der konkaven Spitze. Diese Nadel hat sich 
am besten von den versuchten bewährt. Doppelkanülen sind 
nicht nur nicht nötig, sondern können sogar störend wirken — wie 
ich im vorigen Berichte ausführte. Die Ripssche Nadel neuesten 
Modells schneidet wegen ihrer Stärke und lanzettförmigen Ver- 
breiterung der Spitze ein unnötig großes Loch, das sehr leicht zum 
Blutaustritte und zum Erguß von Salvarsanlösung in die Nach- 
barschaft der Vene bei Störungen der Infusion Veranlassung gibt. 


Die Dosierung des Salvarsans. 
Über die zur Behandlung der Krankheitsfälle angewendeten 
Salvarsanmengen gibt folgende Tabelle Aufschluß. - 
Es erhielten: 





l malig 
einverleibt 











2 malig (an 2 verschiedenen 
Tagen) einverleibt. 



















im oo ES ae u 
verhältnis 1,0 1,0 | 10 
g Salvarsan . . . Pferde g Salvarsan . . . Pferde 








zusammen 11 | 1 Ä 1 | 4 | 1 | 1 


Bei der Dosierung des Salvarsans wurde im allgemeinen an 
der erprobten Dosis von 3 g festgehalten. Man soll nach unseren 
Erfahrungen nicht unter diese Dosis hinuntergehen. Die Fälle 62 


— 31 — 


und 63 bestätigen das auch in dieset Behandiungsreihe. 2 g haben 
hier nicht genügt, um eine bedrohliche Ausbreitung der Krankheit 
im Organismus zu verhüten. 

Da, wo in den vorliegenden Fällen erstmalig weniger Salvar- 
san einverleibt worden ist, war dieses nicht beabsichtigt, sondern 
wurde durch Störungen in der Infusion bei Verwendung großer 
Flüssigkeitsmengen bedingt. | 

Bei sechs Pferden wurde zweimal Salvarsan gegeben. In den 
Krankheitsfällen 62 und 63 wurde die nicht ausreichende Erst- 
dosis — 2,2 bzw. 2 g — durch eine zweite Infusion von 1 g vier 
bzw. drei Tage später auf die Höhe der Heildosis von 3 g ergänzt. 
In vier Fällen (Fall 73, 74, 75, 78) wurden 4 g Salvarsan in zwei- 
maliger Verabreichung angewendet: erstmalig 3 g, später (drei- 
mal am nächsten, einmal am vierten Tage darauf) noch 1 g. 

Über die Gründe, die zu der wiederholten Salvarsananwendung 
Anlaß gaben, und über die Erfolge dieser Maßnahme ist folgendes 
zu berichten: 

Die verzögerte Entfieberung in manchen Fällen und das’ mehr- 
fach beobachtete Wiederaufflackern des Fiebers in relativ vielen 
Fällen nach Fieberabfall selbst bis zu mehrstündiger oder gar 
mehrtägiger Fieberfreiheit legte die Vermutung nahe, daß eine 
Umsetzung oder Ausscheidung des Salvarsans im Körper ziemlich 
schnell erfolgt, und ließ den Gedanken aufkommen, ob es nicht 
ratsam sein würde, zur Beschleunigung der Deferveszenz und zur 
Verhütung der den nochmaligen Anstieg der Temperatur bedin- 
genden Vorgänge im Organismus der ersten Salvarsangabe später 
eine zweite kleinere folgen zu lassen. 

Das Pferd 62 wurde sofort nach der Krankmeldung mit dem 
im Falle 61 nicht zu infundierenden Rest des 1:500 gelösten Sal- 
varsans — 2,2 g — behandelt. Es wurde dadurch die Entfiebe- 
rung zwar eingeleitet, die Wirkung des Salvarsans war aber nicht 
nachhaltig genug. Es trat am dritten Krankheitstage unter Wieder- 
anstieg der Körpertemperatur eine rechtsseitige Lungenbrustfell- 
entzündung in die Erscheinung. Als diese Brusterkrankung bis 
zum fünften Krankheitstage unter Fortbestehen des Ficbers und 
Verschlechterung der Freßlust zunahm, wurde dem Pferde noch 
1 g Salvarsan, 1:500 gelöst, infundiert.e Am folgenden Tage war 
das Pferd fieberfrei und hatte wesentlich besseren Appetit, die 
Dämpfungslinie war allerdings zunächst noch gestiegen. Am 
neunten Krankheitstage waren alle Krankheitserscheinungen be- 
seitigt. Die Rekonvaleszenz dauerte nur kurze Zeit. 

Im Falle 63 war das mit linksseitiger Lungenbrustfellentzün- 
dung behaftete Pferd am dritten Krankheitstage mit 2 g Salvarsan 
(1:500 gelöst) behandelt. (500 g der zubereiteten Lösung von 3 g 
gingen bei der Infusion infolge großer Unruhe des Tieres verloren.) 
Es erfolgte hiernach prompt ein Temperaturabfall um 115° (von 
40,8 bis 39,3) und eine Abnahme der Pulszahl um 11 (von 69 auf 
55). Am fünften Krankheitstage stieg die Zahl der Pulse wieder 
um zehn, die Lungenbrustfellentzüändung dehnte sich weiter aus. 
Als am sechsten Krankheitstage auch die Temperatur anstieg (auf 
39,7), die ganze linke Lunge sich verlegt zeigte, und das Pferd 


>t% 
24 


ei. 72: = 


sehr schwach wurde, erfolgte eine Salvarsangabe von 1 g (1:500 
gelöst). Die Nebenreaktion dieser Infusion war beängstigend stark. 
Die Entfieberung, die Besserung des Pulses, die Abnahme der 
Lungenbrustfellentzündung, die Hebung der Freßlust und des All- 
gemeinbefindens setzten jedoch schnell und nachhaltig ein. Das 
Pferd erholte sich zusehends. Am elften Krankheitstage waren 
alle Krankheitssymptome beseitigt. 

Im Falle 73 handelte es sich um die schwer einsetzende Er- 
krankung eines Pferdes, das die Tage zuvor angestrengt geritten 
war und bei diesem Reiten sich schon nicht mehr ganz frisch ge- 
zeigt hatte. Bei der sehr schweren Störung des Allgemeinbefindens, 
der großen Herzschwäche (elender Puls, Oedeme der Gliedmaßen) 
und der schon am zweiten Krankheitstage deutlich feststellbaren 
Lungenbrustfellerkrankung mußte das Ziel der Behandlung sein, 
das Pferd möglichst schnell und sicher zu entfiebern, um so früh 
wie möglich kräftesparend zu wirken. Durch die Doppelanwen- 
dung des Salvarsans — 1. Infusion 3 g, 1:50 gelöst, am ersten, 
zweite Infusion 1 g, ebenso gelöst, am zweiten Krankheitstage — 
wurde dieses erreicht. Das Pferd war 30 Stunden nach Einleitung 
der Salvarsanbehandlung fieberfrei und konnte 14 Tage nach Be- 
seitigung der Krankheitserscheinungen unter dem Reiter bewegt 
werden. 

Im Krankheitsfalle 78 war nach der am ersten Krank- 
heitstage gegebenen Infusion von 3 g Salvarsan, 1:50 gelöst, 
63 Stunden später zwar Entfieberung erfolgt, nach weiteren 
27 Stunden begann jedoch die Körpertemperatur von neuem zu 
fieberhafter Höhe zu steigen. Dazu zeigte die inzwischen aufge- 
tretene Lungenbrustfellentzündung eine Neigung zu schneller Aus- 
breitung. An den vier Gliedmaßen bildeten sich Oedeme, die nach 
der ersten Infusion gebesserte Freßlust verschlechterte sich wieder. 
Es wurde daher am fünften Krankheitstage noch 1 g Salvarsan, 
1:50 gelöst, infundiert. Das Pferd war 16 Stunden nach der 
zweiten Infusion fieberfrei und blieb fieberfrei. Freßlust und All- 
gemeinbefinden besserten sich zusehends. Die Erscheinungen der 
Lungenbrustfellentzündung waren in drei Tagen völlig beseitigt. 

In den Krankheitsfällen 74 und 75 handelte es sich um die 
Ersterkrankungen eines Neuausbruches der Brustseuche in der 
4. Eskadron. Fall 74 schien von vornherein nieht schwer, Fall 75 
trat sogleich schwer auf. Es lag in diesen Fällen dem nachhalti- 
ven Eingreifen die Absicht zugrunde, zu versuchen, durch sofort 
nach dem Auftritte der ersten Fiebererscheinungen durchgeführte 
strenge Absonderung der Pferde im Krankenstalle und frühzeitige 
Salvarsanbehandlung langdauernde schwere Krankheitsformen 
(ausgedehnte Lungenentzündungen) zu verhüten, dadurch die 
Verstreuung des Ansteckungsstoffes einzulämmen und eine Kupie- 
rung der ausgebrochenen Seuche zu erreichen. Die völlige Ent- 
fieberung war im Falle 74 85 Stunden, im Falle 75 46 Stunden 
nach Einleitung der Salvarsanbehandlung erreicht. Die Lungen- 
erkrankungen blieben bei beiden Pferden auf einen geringen Um- 
fang beschränkt. Nervöse Störungen (Zuekungen), die bei dem 
einen Pferde aufgetreten waren, bildeten sich in 24 Stunden zu- 


— 393 — 


rück. Die Rekonvaleszenz war kurz. Die Seuche setzte mit dem 
11. März ein. Seit dem 18. März sind keine Erkrankungen mehr 
vorgekommen. 


Dieerste Wirkung der Salvarsaninfusionim 
Körper — die sogenannten Nebenreaktionen. 


Die sogenannten Nebenwirkungen der Salvarsaneinverleibung 
sind ebenso wie in den früheren Berichtsperioden auch jetzt beob- 
achtet worden. 

Nach unseren Beobachtungen kann nur wiederum berichtet 
werden, daß als erste Wirkung der Salvarsaninfusion ziem- 
lich konstant in die Erscheinung trat: 

1. eine gewisse Hinfälligkeit des Pferdes, eine psychische 
Depression und eine Schwäche, besonders in der Hinterhand; 

2. ein Anstieg der Körpertemperatur; ferner daß meist eine 
Vermehrung der Pulszahl erfolgte, häufig Muskelzittern eintrat 
und nicht selten eine Veränderung der Atmung bemerkbar war. 

Die Erscheinungen schwankten in ihrer Intensität allerdings 
beträchtlich. Ein völliges Ausbleiben aller Nebenerscheinungen, 
besonders aber der erstgenannten — der Hinfälligkeit und des 
Temperaturanstieges — scheint nach meinen Erfahrungen die 
Ausnahme der Regel zu sein. 

Die bald nach der Infusion eintretende Hinfälligkeit der 
Pferde äußerte sich verschiedengradig, ohne daß Anhaltspunkte 
in der Beobachtung gewonnen werden konnten für die Gründe 
ihres geringeren oder stärkeren Auftretens. Insbesondere konnten 
keine bestimmten Beziehungen zwischen dem Grade der Hinfällig- 
keit und der Fieberreaktion ermittelt werden. 

Bisweilen war nur eine gegenüber dem Verhalten der Tiere vor 
der Infusion bemerkenswert verstärkte Mattigkeit zu beobachten. 
Pferde, die während der Krankheit bis dahin nie gelegen hatten, 
legten sich nieder. Auffallend war oft das häufige Umschildern der 
Pferde auf den Hinterbeinen, das Einknicken in den Hinterfesseln 
nach vorn, ein haltloses Ausfallen der Hinterhand nach einer Seite. 
Besonders schwere Schwächezustände wurden in dem Falle 63 
nach einer am sechsten Krankheitstage (drei Tage nach einer 
ersten Infusion von 2 g) gegebenen zweiten Salvarsaninfusion von 
1:500 und in dem Falle 76 nach der am zweiten Krankheitstage 
vorgenommenen Infusion von 3:150 beobachtet. Beide Pferde 
waren haltlos in der Hinterhand, so daß sie hinfielen. 

Die Hinfälligkeit der Pferde schwand bisweilen mit einer auf- 
fallenden Plötzlichkeit, und zwar meist, bevor der Temperatur- 
anstieg sein Maximum erreicht hatte. 

In neun der 19 Fälle (zweimal ‘in Gruppe I, siebenmal in 
Gruppe II) wurde Muskelzittern beobachtet, eine Viertel- bis eine 
Stunde, meist drei Viertelstunden nach der Infusion einsetzend 
und ungefähr eine Stunde lang anhaltend (einmal über zwei 
Stunden lang dauernd). Einige Male wurde ein derartig starker 
Schüttelfrost gesehen, daß die in Ruhestellung gebeugte, nur mit 
der Hufzeheaufgesetzte Hintergliedmaße förmlıch hin und her flatterte. 

Anstiege der Körperinnentemperatur des Pferdes wurden 
innerhalb der ersten vier Stunden beobachtet: 


— 314 — 


in der Behandlungsgruppe I 


1 mal um . . . 1,5° i mal um . . . 0,25 
l »- s» e a e A l » s saa O 
1 = 5. 


2 mal erfolgte gleich ein Abfall der Temperatur, 
in der Behandlungsgruppe II 


1 mal um . . . 19% 4 mal um . . . 0,6- 

1 99 ”„ s . $ 1,4° 2 99 39 . . . 0,5” 

2 99 ?9 g s , 1,0° 3 99 9? . . . 0,4° 

1 ”„ 39 F . e 0,9° 2 99) 99 . . . 0,3 = 
in der Behandlungsgruppe III 

imal um . . . 0,3 i mal um . . . 0,25 


Der Fieberverlauf war der in dem früheren Berichte näher ge- 
schilderte, im einzelnen aus der Anlage 2 zu ersehende Ein 
Übersteigen der erst erreichten Maximaltemperatur bei weiterem 
Ablaufe der Reaktion in der oft beobachteten welligen Kurve 
kam nur einmal im Falle 75 vor. 

Ein grundlegender Unterschied in den Fieberkurven der ein- 
zelnen Behandlungsgruppen, also bei den verschiedenen Konzen- 
trationen der Salvarsanlösung, war nicht festzustellen. 

Die Pulszahl erfuhr meist bald nach der Infusion eine wesent- 
liche, einige Stunden anhaltende Steigerung. So wurden beob- 
achtet: 











Ann nn m e 





vor der zen 
im Falle Infusion an Pulse Differenz 
Pulse Infusion 
Gruppe I. 62 58 3 70 — 12 
03 66 1 09 ER. 
3 Ti — 1l 
65 70 3 S0 + 
Gruppe II. 66 60 Ba TS -- 15 
1 65 —— D 
D 48 — 1? 
67 60 3 64 = 
68 (5 15 90 =- 12 
69 44 4 38 — 6 
70 44 2 BU — 16 
72 49 13, 7O — 21 
T3A 69 È 65 — |] 
B DS T 48 — 10 
Gruppe III. 77 6O 1 64 — 4 
ae 68 — $ 
5 62 — 2 


In wenigen Fällen war keine Beeinflussung der Pulszahl be- 
merkbar. In mehreren Fällen sank die Pulszahl sogleich. 

Die Atmung wurde mehrfach — bei ausgedehnteren Lungen- 
erkrankungen immer — bald nach der Infusion angestrengter, was 
sich nicht allein in einer Zunahme der Zahl der Atemzüge, sondern 


— 375 — 


auch in starker Bewegung der Flanken (und bisweilen auch der 
Nüstern) äußerte. Auffallend war die Atemnot im Falle 63. Einige 
Male trat eine schnaufende, hechelnde Atmung ein (Exspirations- 
geräusch). | 

Über die Beeinflussung der Atemfrequenz geben die folgenden 
Zahlen einen Anhalt. Es wurden festgestellt: 



















vor der x 7 ae 

: =e tunden ʻi i 

im Falle Infusion ach der Atemzüge Differenz 
Atemzüge Infusion 





Gruppe I. 62 21 3 24 + 8 
68 48 1 60 +12 

3 36 — 12 

Gruppe IT. 66 22 Ua 24 + 2 
1 24 .—+ 2 

5 40 418 

67 24 3 30 + 6 

68 28 13, 26 — 2 

69 15 4 36 +21 

70 12 217, 45 + 33 

2 24 19; 20 — 4 

T3A 21 6 20 — i 

B 25 T 19 — 6 

Gruppe III. 77 20 1 28 + 8 
| 11/3 30 +10 

d 32 +12 


Hustenreiz stellte sich nach der Infusion öfter ein. 

Kolikerscheinungen wurden nach der Infusion nicht bemerkt 
— wenn man nicht die Erscheinungen im Falle 69 etwa als solche 
ansprechen will. Einmal wurde ein Aufhören der Darmgeräusche, 
mehrmals eine Verstärkung beobachtet. 

Häufig führten die Pferde, sobald sie nach dem Stadium der 
Mattigkeit wieder munterer wurden, Leck- und Kaubewegungen 
aus, gähnten und flehmten bisweilen, nahmen dann von dem vor- 
gelegten Heu oder suchten in der Streu Strohhalme. In einem 
Falle — Nr. 70 — traten etwa 11; Stunden p. i. kurz hinterein- 
ander deutliche Brechbewegungen auf. 

Unruheerscheinungen in der Vorhand, Kopfnicken, Kopfschüt- 
teln, Stampfen und Scharren mit den Vorderfüßen, hatten ihre Ur- 
sache stets in Reizzuständen an der Infusionsstelle, hervorgerufen 
durch Eindringen von Salvarsanlösung in das die Jugularvene 
umgebende Gewebe bei gestörter Operation. 

Beeinflussungen der Heilwirkung der Salvarsaninfusionen 
durch diese sogenannten Nebenreaktionen konnten nicht festgestellt 
werden. 

Die Nebenreaktionen der Salvarsaninfusion haben sich bei 
Einverleibung der verschiedensten Flüssigkeitsmengen — 1500, 
500 (Fall 63 b), 150, 30 ccm — regellos bald einmal in höherem, 
bald einmal in niederem Grade offenbart. Sie haben sich unab- 
hängig gezeigt von dem angewandten Lösungsverhältnisse: sie 
sind bald stark, bald gering zutage getreten, bald einmal ganz 
ausgeblieben, gleichgültig, ob das Salvarsan im Verhältnis 1:500 


— 376 — 


oder 1:50 oder 1:10 gelöst war. Sie sind bei Verwendung ganz 
frisch destillierten Wassers und chemisch reinen Chlornatriums 
und bei Beachtung aller Grundsätze der Sterilisation aufgetreten. 
Daher dürfte die Schlußfolgerung wohl berechtigt sein, daß bak- 
terielle und toxische Beimengungen der Infusionsflüssigkeit eben- 
sowenig Ursachen jener Erscheinungen sein können wie die 
Flüssigkeitsmenge an und für sich. Ich bin nach diesen Beob- 
achtungen geneigt, jene im unmittelbaren Anschluß an die In- 
fusion auftretenden Reaktionen im Körper des Pferdes als eine 
direkte Wirkung des Salvarsans anzusprechen, deren unterschied- 
liche Intensität in individuellen Verhältnissen des Organismus be- 
gründet ist. 

Daß diese Reaktionen durch schädliche Beimischungen zum 
Lösungswasser und durch ein sehr großes Volumen der Infusions- 
flüssigkeit eine Steigerung wohl erfahren können, mag zugegeben 
sein. Eş dürfen deshalb die bisher beachteten Grundsätze bei der 
Zubereitung der Lösungen nicht ohne Grund aufgegeben werden. 
Immerhin lassen die mit den konzentrierteren Lösungen gemachten 
guten Erfahrungen aber wohl daran denken, im Interesse des Feld- 
gebrauches des Heilmittels auch zu versuchen, ob man bei der 
geringen Flüssigkeitsmenge im engen Lösungsverhältnisse nicht 
vielleicht mit gewöhnlichem abgekochten Wasser als Lösungs- 
mittel unbeschadet der Heilwirkung arbeiten könnte. Kann man 
den Kochsalzzusatz bei der Lösung nicht entbehren, so ließe sich 
chemisch reines Chlornatrium in Tablettenform leicht mitführen, 
leichter wohl als fertige sterile Kochsalzlösung. 


Die Heilwirkung des Salvarsans auf die ein- 
zelnen Krankheitserscheinungen der Brust- 
seuche. 


Die Wirkung des Salvarsans auf die fieberhaft erhöhte Kör- 
pertemperatur erfolgte auch bei den brustseuchekranken 
Pferden der vorliegenden Berichtszeit im allgemeinen in der früher 
beschriebenen Weise. 

Das Salvarsan leitete einen Fiebersturz ein und 
verkürzte die fieberhafte Krankheitsperiode. 

Der Einwand, daß man bei den behandelten — namentlich bei 
den in den ersten Krankheitstagen behandelten — Pferden nicht 
wissen könne, ob sie nicht auch ohne Salvarsan ebenso schnell 
entfiebert wären, wird nicht zu Recht erhoben. Um das gesam- 
melte Beobachtungsmaterial besser übersehen zu können, haben 
wir nach den Krankheitsgeschichten für sämtliche bis jetzt mit 
Salvarsan behandelten 79 Pferde dieses Seuchenganges graphische 
Kurven ihrer Körpertemperaturen in der Krankheitsperiode auf- 
gestellt. In allen Fällen zeigt die Kurve der Tagesaufnahmen 
einen mit dem Tage der Salvarsanbehandlung einsetzenden deut- 
lichen Abstieg der Körpertemperatur, gleichgültig, an welchem 
Tage (Krankheitstage) die Infusion ausgeführt wurde. Die völlige 
Enntfieberung geschah aber nicht immer besonders schnell. 

Eine vorübergehende Fieberfreiheit vor der völligen Entfiebe- 
rung trat in den Fällen 63, 64, 67, 71, 74, 77 für wenige Stunden, 
im Falle 68 für die Dauer von 24 Stunden, im Falle 70 für die 


— 


377 


Dauer von 26 Stunden, im Falle 78 für die Dauer von 27 


Stunden ein. 


Die Entfleberung der behandelten Pferde war völlig beendet. 











je Ot he I O ha 


ee. o o 














In diesen Fällen war Salvarsan 


gegeben am 


1. | 2.] 3.14 |5 ] 6. 
Krankheitstage ... mal 


Bemerkungen 








*) Zwischendurch 1 fieberfreier 
Tag. 





Fall 61 ist nicht berücksichtigt, 
da nur 0,75 S einverleibt wurde. 


In einer Anzahl der Fälle ist die Zeitdauer bis zur völligen 


Entfieberung nach Stunden bestimmt worden: 





Gruppe 


II. 

















Infusion 
Fall jam.... Ai 
Krank- 
No. heits- S 
tage 
62 A 1. 22:1100 
ō. 1,0: 500 
63 A 8. | 2,0 : 1000 
B 6. 1,0: 500 
64 5. 2,5: 1250 
65 2. 3,0 : 1500 
66 4. 3,0: 150 
e le n 
68 i-.1 = 
69 2. | $ 
70 1.*) | = 
Ti 1.**) | ss 
72 1. | i 
«3 A 1. 3,0: 150 
B 2. 1,0: 150 
T4A | 2. |3,0: 150 
B 8. 1,0: 50 
T5 A 2, 3,0: 150 
B| 3. |10: 50 
76 2. 3,0: 100 
78 A 1. 8.0: 150 
B 5. 1.0: 50 
77 | 2. |30: 30 
79 2. 3,0: 30 


— a 0 aea. 


*) 9 Stdn. nach der offensichtlichen Erkrankung. 
**) 8 Stdn. nach der offensichtlichen Erkrankung. 





} 
| 
N 46 
| 


Entfieberung 
beendet ... 
Stunden p.i. 


18 


31 
18. 
39 
52 
50 
22 
50 


23 
23 


29 


85 


39 
110 


40 
79 


Bemerkungen 


nach der 2. Infusion. 


nach der 2. Infusion. 


20 Stdn. p. i. 1 Stde. fieberfrei. 
41 Stdn. p. i.: fiir 21 Stdn. fleberfrei. 


17 Stdn. p. i.: für 26 Stdn. fleberfrei. 
19 Stdn. p. i.: für 3 Stdn. fieberfrei. 


von der 1. Infusion ab gerechnet 
(8 Stdn. nach der 2. Infusion). 


von der 1. Infusion ab gerechnet 
(65 Stdn. nach d. 2. Infusion), 9 u. 
39 Stdn. nach der 2. Infusion für 
1 Stde. fieberfrei. 


von der 1. Infusion ab gerechnet 
(20 Stdn. nach der 2. Infusion‘. 


von der 1. Infusion ab gerechnet 
(16 Stdn. nach der 2. Infusion), 
63 Stdn. nach der 1. Infusion 
für 27 Stunden fieberfrei. 


= IRB = 


Daß das Salvarsan die Gesamtfieberzeit abkürzte, kann keinem 
Zweifel unterliegen. 

Von den der jetzigen Berichterstattung unterworfenen salvar- 
sanbehandelten Pferden hatten: 








Baker Die Salvarsantherapie war eingeleitet am 
Tage Pferde I 2.7 a g A, De 
Fieber Krankheitstage ... mal 








Über die günstige Einwirkung des Salvarsans auf die Herz- 
tätigkeit der brustseuchekranken Pferde sind die früheren 
Erfahrungen wiederum bestätigt worden. Die Pulszahl nahm 
(nach einer öfter beobachteten vorübergehenden Steigerung) bald 
— meist nach wenigen Stunden schon — ab. Die Pulswelle wurde 
kräftiger und der Tonus der Arterienwand größer. Die Besserung 
der Herzaktion war meist eine nachhaltige, ließ jedoch in einzel- 
nen Fällen da, wo die Erkrankungen der Lungen sich weiter aus- 
dehnten, nach einigen Tagen wieder nach, konnte dann aber durch 
eine erneute Salvarsaninfusion (1 g) schnell wieder gehoben 
werden. 

"Die Wirkung des Salvarsans auf de Erkrankungender 
Lungen war stets eine günstige. Die Entstehung von 
Lungenentzündungen wurde durch das Salvarsan auch bei seiner 
frühzeitigen Anwendung nicht sicher verhütet. Wohl aber konnte 
der Ausbreitung der Lungen- bzw. Lungenbrustfellerkrankungen 
durch Salvarsaninfusionen wirksam entgegengearbeitet werden. 
Am ersten Tage nach der Infusion machte sich oft noch ein An- 
steigen der Dämpfungslinie bemerkbar, dann trat aber infolge der 
Salvarsanwirkung eine meist schnelle Rückbildung der Entzün- 
dungserscheinungen an den Brustorganen ein, so daß man mit 
Ree ht von einer Kupierung der Lungenentzündungen durch das 

Salvarsan sprechen kann. Doch zeigen die Fälle 62, 63 und 78, 
daß zur sicheren Erreichung dieser Wirkung auch ausreichende 
Mengen des Heilmittels einverleibt werden müssen und unter Um- 


ständen eine wiederholte Zuführung von Salvarsan — zwerk- 
mäßig wohl nicht später als nach zwei Tagen — nötig ist. 


Über die als günstig bekannte Beeinflussung der Freßlust, des 
Allvemeinbefindens und der Rekonvaleszenz der Pferde sind neue 
Beobachtungen nieht gemacht worden. Alle salvarsanbehandelten 
Pferde haben sieh schnell erholt. Sie konnten meist schon 14 Tage 
nach dem Verschwinden der offensichtlichen Krankheitssymptome 
unter dem Reiter bewegt werden. Mehrere nicht mit Salvarsan 
behandelte Pferde hatten eine sehr ausgedehnte Rekonvaleszenz 


— 379 — 


und fielen noch sehr lange durch verminderte Leistungsfähigkeit 
und schlechtes Aussehen gegenüber den salvarsanbehandelten auf. 
Verschiedene der in der früher üblichen Weise behandelten im 
Dezember vorigen Jahres brustseuchekrank gewesenen Pferde, 
sind trotz guter Pflege heute noch nicht wieder in dem Futter- 
zustande, den sie vor ihrer Erkrankung hatten. 

Als Komplikation traten bei einem Pferde — Fall 64 — 
infolge der durch Unruhe des Tieres hervorgerufenen Störungen 
bei der Infusion der Salvarsanlösung 3:1500 eine Phlebitis und 
Thrombose beider Jugularvenen ein. Die Veränderungen haben 
sich völlig zurückgebildet. 

Das bis zu seiner Brustseucheerkrankung atemreine, am drit- 
ten Krankheitstage mit 2,5 g Salvarsan behandelte Pferd — Fall 
Nr. 58 — ist, wie drei Monate nach der Krankheit bei der ersten 
Galopparbeit festgestellt wurde, hochgradiger Kehlkopfpfeifer ge- 
worden. 

Unter den nicht mit Salvarsan behandelten Pferden des Vor- 
vierteljahres traten in drei Fällen als Folge der am Halse appli- 
zierten subkutanen Einspritzungen von Oleum camphoratum forte 
Abszeßbildungen auf. In einem Falle war ein tiefliegender ab- 
gekapselter Abszeß entstanden, der ein Herausschäken der Kapsel 
notwendig machte. In zwei Fällen verlangten multiple Abszesse 
mehrfache Inzisionen mit lange dauernder Nachbehandlung. 


Der Einfluß der Konzentration der Lösung auf 
dieHeilwirkung desSalvarsans. 


Wie die Konzentration der Lösung keine Beziehung zu den 
sogenannten Nebenreaktionen hat, ebensowenig scheint sie einen 
Einfluß auf die Schnelligkeit der Entfieberung zu haben. 

Die nachstehende Tabelle gibt über die Zeiten der völligen Ent- 
fieberung der Pferde aus den Behandlungsgruppen I bzw. II und 
III Aufschluß. 

Auch die Einwirkung auf die sonstigen Krankheitserscheinun- 
gen ist unabhängig von der Konzentration der Salvarsanlösung. 





Die Entfieberung der Pferde war völlig beendet: 









nach in EswardieSalvarsantherapie eingeleitet am 





























Gruppe 
ee letz 
Tagen | Fällen | Krankheitstage ... mal 
| g SEE 
I. 1 | 10 218 | 2 | 2 1 

2 Ba her, 2. 
3 | 18|1|66, 4; 4113| 1 
| | | 
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59 24 SEE 


Cr 
we Jee- | 
IS 
— 


— 380 — 





Die Entfieberung der Pferde war völlig beendet: 









nach | in !EswardieSalvarsantherapieeingeleitet am 
1. | 2.1 3. J 4:1 91.8 1 T| 
Krankheitstage ... mal 


Gruppe 





Tagen 




































II. und III. 
Es hatten ... Tage Fieber: 
Gruppe | | Es war die Salvarsantherapieein geleitetam 
Tage | Pferde bp 221.32 182.194 6.19. 
| | Krankheitstage ... mal 
I. 2 | 5 a a ee 
5 ! À { É. fs ; 
6. atg ; 
p.i ; ; ; ; 
8 | En er 
10 i Bel 38 ß ee Re 
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| | 
II. und II. 2: 4.4. Zr | ; | | 
3 | 4 ı 1:28 | | | | 
2 Sa e I 
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6 1 | er : lj à- 
T es | pge li | a | | 
8 | 1 | : | 1 
Ho 6j 6a jafu, 1] 


Der Einfluß des Zeitpunktes der Einleitung der 
Salvarsanbehandlungauf die Heilwirkung. 


Auf die Schnelligkeit der entfiebernden Wirkung kann 
dem Zeitpunkte der Erkrankung, an dem das Salvarsan einver- 
leibt wurde, wohl kein Einfluß zugeschrieben werden. Jedoch er- 
folet die Entfieberung auch nicht in langsamerem Tempo, wenn 
das Salvarsan in frühen Krankheitstagen gegeben wird. Deshalb 
wird die Krankheitsdauer um so mehr verkürzt, je frühzeitiger 
das Salvarsan zur Anwendung gelangt. 

Die Erfahrungen des letzten Vierteljahres bestätigen durchaus 
die Richtigkeit der früher geäußerten Ansicht, daß die früh- 
zeitige Anwendung des Salvarsans — am ersten oder zweiten 


— 3831 — 


Krankheitstage — unbedingt notwendig erscheint, wenn wirklich 
bedeutende Abkürzungen der Fieberzeit erreicht und nachhaltige 
Konstitutionsschwächungen vermieden werden sollen. Das ab- 
wartende, zögernde Vorgehen in der Salvarsantherapie geschieht 
zum Nachteile des Gesamterfolges. 


Es hatten von den mit 2 g und mehr Salvarsan behandelten 
14 Pferden dieses Seuchenganges: 





Es war die Salvarsantherapie eingeleitet am 








Tage 1. |2. ]3.] 4 |5 16]7 |8 |9 |10. 
Fieber Krankheitstage ... mal 
| | | | | 
2 11 9) 2l. E S EA 
3 15 7i 4i 4 E A EE me 
4 15 5l 6j 4 le 
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6 7 ete Soe D ea 
7 4 7 ala al). 
8 2 1 u E SEIE 
i i sih en | Ta E > 
EIS Sn De 


Die in den früheren Berichten aus dem derzeitigen Seuchen- 
gange mitgeteilten Beobachtungen und die jetzigen Fälle 65, 68, 
69, 70, 71, 72 in Gegenüberstellung zu 66, 67 und insbesondere die 
Fälle 73, 74, 75 in Parallele mit den Fällen 62, 63 und 78 scheinen 
doch darauf hinzudeuten, daß sich auch schwere, langdauernde 
Krankheitsformen der Brustseuche und vor allem ausgedehnte 
Erkrankungen der Brustorgane mit großer Wahrscheinlichkeit ver- 
meiden lassen, wenn man sich zu frühzeitiger und aus- 
giebiger Anwendung des Salvarsans entschließt, d. h. wenn 
man am ersten oder spätestens zweiten Krank- 
heitstage dem erkrankten Pferde 3 g Salvarsan einverleibt 
und, falls nach etwa 24 bis 48 Stunden keine völlige Entfieberung 
eingetreten ist, nochmals 1 g Salvarsan nachgibt. Die zweite Sal- 
varsangabe von 1 g wird, wie die so behandelten sechs Fälle 


zeigen, von den Pferden gut vertragen — wenn auch der Fall 63 
zu einer gewissen Vorsicht gegenüber sehr später Anwendung bei 
ausgedehnter Lungenerkrankung mahnt — und scheint in hart- 


näckigen Fällen von vorzüglicher Wirkung zu sein. Zur vollen 
Wirkung in der krankheitabkürzenden Richtung gelangt sie, wie 
Fall 62, 63, 78 gegenüber Fall 73, 14, 75 beweisen, aber nur, wenn 
sie schon nach ein bis zwei Tagen der ersten Dosis folgt. 


Man darf sich von einer auf diesem Wege erreichten Verhütung 
schwerer, langdauernder Krankheitsformen der Brustseuche und 
ausgedehnter Lungenentzündungen vielleicht auch einen Erfolg 
für die Bekämpfung der Brustseuche als Seuche versprechen. 
Denn die Kupierung der einzelnen Krankheitsfälle und das Nieder- 
halten der Lungenentzündungen dürfte wohl der Ausbildung der 
gefährlichen alten Lungenherde entgegenarbeiten und zur Ver- 
minderung der Verstreuung von Ansteekungskeimen wirksam mit- 
helfen können. 


Anlage 1. 


— 332 — 


Tabellarische Übersicht tiber die Krankheitsbefunde bei den mit 


Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pferden. 








Krankheitsfall 


oe 
[a 


) 


62 


63 


64 


6 


6r 


6S 


69 


Des Behandlung 
Pferdes 











Angaben iber 
Körpertemperatur, Zahl der Pulse und Atemzügve. 


Befund am .... Krankheitstage. 








14 









































= = 5 z Tag der Salvarsaninfusion =—— Schluß der Fieber- 
E z2) 5 periode |. Einsetzen der Lungen- bzw. Lungen- 
CERN LE- T brustfellentzündung * 
E žļ22| > — — 
Ss <I="|5 EIS L EN, 1U 
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| 2 | 0,5] 404 108 100 39.6 39,1 38 37,8: 37,7) 
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2, TOS 1302912177265 02.397137: 
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| J00 ! | | | | 
16| 3 | 20 | 394 |410 408,393. 39,4 E EE E 5 
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300 S 
2515,23 35.6 jos 102 105 40,2 38.615383 37,5 37.6 37.9 
= BR 15000 |64 665 Wia 48 45536 
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E | 15o [am Tage der Infusion eT- | o | | 
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= 150 38099 ZB 390] 19 
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z | bis O F 4o [300 300 | 
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-= Des [Behandlung Befund am .... Krankheitstage. Angaben über 
= [Pferdes = Körpertemperatur, Zahl der Pulse und Atemzüge. 
= Dr | = g] É Tag der Salvarsaninfusion —. Schluß der Fieber- 
HE Zł] $ periode |. Einsetzen der Lungen- bzw. Lungen- 
=|-= es Rn T brustfellentzündung * 
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2 45  |40) 40 ' | 
20 | 24*| 20 | | 
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af. ef 1139| 397 139,6 37,8 | 
Z] :_ [bis 40,0 | - u 
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z 3 |10:] 21 19 | 10 | | 
Z 50 | | | | | 
“|,;5| 2 |30:| 39,8 |39,7140,139,0:389137.8. 352, 
ER 150] 4 46 A 46 | 42 |47 | 40 | 
7 3 |10:| 12 W H 12 | 10| 10, 8 | 
Z e S N E E. B E: E E, EOE VER | 
3 71 2 130:| 402 |40, 40. 103 39,01 37,8: 37,8 | 
£ 150į 52 52S bis | 38 I 38 | | 
zZ 3 110:] 16* | 16* 12 |385| $; 8 | 
u 50 40 | 
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le | 6f 2 | 30] 394 | 301 1; 39,2 38.1. 
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E 150] 14 10) un 
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Z | |; 60 (T07 56 FT Bu: | 
Z| p 30} 22 |20% 24 |1410) 0 
sja [8f 1 p30: 40,6 89.9 30.2 384] 38,3] 38,2! 37.9 37,7 
z 150] 6r 43/40 34; Dis] 38 1 40 | 36 | 
= | b |10:| 16 |13% 12 112394] 18 12 8 
2 50 | iS | 
af 512 30 39,8 |404, 39,9 30,3 39.0] 37,9 | 
2 | po HON 40140 | bis | 38 | 
Z 30 | 29 120 ! 20% 24 385| 14 
Z | | | | 38 
| | | 20 





























383 




























































































































Anlage 2. 


Tabellarische 


über die Wirkung der Salvarsaneinverleibung auf die Körperinnentemperatur 














Er 
b SE 
Des |2 Es wurde EE Kurz vor 
€ 2 SE der 
ppm a BEN z 
= |Pfer- [* _ Salvarsan S= s| Infusion 
85 sS'z| hatte 
= | des I = einverleibt 5£ E|das Pferd 
> RES wn E 
IN E o- 128, 1 
D = ~ . | bc i A bad =] t | o 
13,6: |2 |s| 35128] |. 
cE ER ar 2 |22| s88 |55| o |2|S 
Ig alaa Ee S Sata Zase 218 
<| °F = [3a] 28°) s 
AA SEE A AT 8. 9. 110. 1112 
| | | 
61.{S5t./8j.| 5 10,75/1:500,0,6/9 A E i 40,8 66/14 a 
| | Ian 
| | | | 
| | | 
62.|St.551 5 1A) 11:500 0,6%, — 140,255 115 
| 2.2 
| 
| 
dann 
B) 
1,0 11:500 0,6°/, Lbr. r.| 39,358 21 
| > Ns | 
| 
| 
| 
63. W.6)j} 7 14) 1:500 0,6%, 3. [Lbr. 1.]40.8/69/24 
2,0 >!1/, |sehr matt 
dann | 
B) 











1.0. 1:500 0,6°/, 








Verhalten des Pferdes: 


a) bei der Infusion, 
b) nach der Infusion 


13. 


) Infusion l. muß nach Einlauf 
von 0,755 abgebrochen werden 
Pferd unruhig, widersetzlich, wirft 
sich hin, Infusion r. mißl eben- 
falls, weil sich das Pferd hinwirft. 


b) keine Nebenerscheinungen. 


A) a l.: 085 (409 ccm). Pierd 


springt hoch in die Krippe. In- 
fusion abgebrochen. Geringe Men- 
gen Flüssigkeit in Unterhaut. — 
r.: 1,4 S (700 com). Während der 
ganzen Dauer der Infusion Unrube 
und Kontraktion der Halsmuskeln. 
Geringe Menge Flüssigkeit in 
ae Dur: ne ann bleibt nach 
der Infusion sehr unruhig, stampft 
dauernd mit den Vorderfüßen und 
schüttelt fortgesetzt mit dem 
Kopfe. Nach 3 Stdn. ruhig, legt 
sich !/, Stde. lan 


Bı a)ruhig. bj mm E 3 Stdn. pi 
70, A. 24. 


. 70, A. 24 





Lbr.1.189.7 66.48 


1/ 


1 


schwach 


u 


A) a) Unruhe. l.: 14 S (700 cem), 


r.: 0,65 (300ccm). 500 com Flüssig- 
keit gingen infolge starker Us- 
ruhe und Widersetzlichkeit de 
Pferdes verloren. b) Kopfschütteln 
infolge Reizes an der Infusions- 
stelle (wahrscheinlich Flüssigkeit 
in Unterhaut). 


B) a) ruhiy. b) 25 Min. p. i Milt 


das zunächst oft umschildernåe, 
in den Hinterfesseln knickelnde 
Pferd haltlos um. Atmet sehr 
angestrengt, 60 mal p. Min. Puls 
infolge heftigen Muskelzitterns 
nicht zählbar. Arterie drahtför- 
mig. Starker Hustenreiz. — 1 Stde 
p.i. läßt das Zittern nach; Pul: 
fühlbar, 99 p. Min. — 2 Stdn. p.i 
Pferd munter, klarer Blick, auf- 
merksam auf Umgebung, huste! 
viel, frißt mitregem Appetit Heu. — 
8 Stdn. p. i. 41,2°, P. 77, A. 38. 


Í — og 


_ ME U VE. Ann. a E o a 


‚Übersicht 


385 


Anlage 2. 


der brustseuchekranken Pferde und über die sog. Nebenreaktionen der Infusion. 





nn 


Jie Höhe des 
ersten 
Temperatur- 
instieges nach 
der Infusion 
surdeerreicht 


| N 


mit °C, 
| Differer 
| gegen 
| Spalte 10 
in Stunden 
p. i. 


Fieberverlauf 
nach dem 


ersten Anstiege I- 





— 
pa 





04402 2 


| 
| 








071,4 8 


— | 


eich Abfall 
| | 


hr; 


deich Abkall gleichmäßiger Ab- 


fall bis 39,5° nach 
6 Stdn., dann in 
2Stdn. Anstieg bis 
39,8,nach weiteren 
6 Stdn. Abfall bis 


























Die Körper- 
temperatur | Auffallende Die 
wurde erst- | Niedrig- [Entfieberung 
malig unter d.[temperaturen | war beendet 
Temperatur wurden (dauernd 
in Spalte 10 | beobachtet |unter 38,5 9) 
beobachtet 
Is o|® s © 31.2| +l.% 
> TE 1 2,5 = P-iPRACH 
5 582 827] 5 |s&8| [8313553 
o Sasat o ES: g jassi S 
A ng | = 7 2 al el RS 
18. | 19. 120.121. | 22. |23.124.|25.| 26. 
| | 
tes 
| 
| 
m a eeen — Ta E 
39,0—12 8| |5| 6. 
| | | 
| 
AA | | | 
38,9 —0,4 6 188,6,—0,7) 8ļ18| 1| 6. 
| 38,2/—1,1 18 | 
| 
| 
| 
40,4—04 2 139,018 28| | 4] 8. 
| | | 
| 
| | 
39,61—0,1| 7 188,5/—1,2 11 [31 11/,| 8. 
37,3—1,9 31 
| | 
2.) 


Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1912. 8.9. Heft. 


Bemerkungen 





DD 
aJ 





Das Pferd wurde 
sofort nach der 
Krankmeldung be- 
handelt mit dem 


Rest der für Fall 6i 
bestimmten Lö- 
sung. 

















=. eE ! 
ng 
= z5 < 
Des |5 Es wurde gg [Kurz vor 
= =. der 
a >» P Q = fæ 3 
5 Pfer Ta Salvarsan HEE Paon Verhalten des Vene: 
= I des 3 F einverleibt = 
= - ga g|dasPfed| 2) bei der Infusion, 
e”) . 
ur u: Ta eg 3:4 nach der Infusion 
HERE s |s| agos T 
4 2|sf; = Is: | „33 EEP = EHE: 
= E = 2 |DOE 7 5 
als asje] = 23 M2 jas]. 28 
ei EEE Miia 
ET EINE TR 9. [10.1112 Er 
| 
64.1St. 5j. 6 | 2.5 1:500 0,69%, d. L. r. |39,8 66 18 a) große Unruhe und Widersetzlich- | 


| etwal/ | keit; links und rechts infundiert. | 
| 3 Das Pferd bekam späterhin Phle- ; 
| | bitis und Thrombose beiderseits; 
| ohne Folgen geheilt, 

b) Pferd scharrt nach der Infusion 

fortgesetzt, 21/, Stdn. 2.2 j. legt sick 
| das Pferd 2mal (1 5, dann 15 
| | Min, lang) hin. Scharrt noch » 
| | | und an. Nach 4 Stdn. Ruhe, 


U S e r 
65.18t. 4.1 83 3,0 1:500 0,60 2 ELSE 1/3 40, 9170 18] a han? 

J | lo b) a Stde. p.i. legt sich das Pfe ‚il 
| | | | o Ain. lang. — %, Stdn. p.i. leg 
| | Sich das Pferd wiel er —; atmet a1 

| | gestrengt, schnaufende Exspi 

| | tion: hustet öfter; allgemein 
Muskelzittern; P. 80, A. 20. — 1! 

| | Stdn. p. i. schnaufende Atmn 
| | und Muskelzittern lassen nac 
| | Pferd wird munterer, frißtStroh. 
| 3Stdn.p.i. Pferd schläfrig, matt. 
Li 4'/, Stdn. p. i. Pferd frißt Haf 
und Heu. 





Í 











66.1St.16j.] 6 | 3,0 1:50 0,9%% 4 J|L.r.1/,] 40,7 8012 22 2) ruhig. 
| b) 1/2 Stde. p. i. P.78, A.24.— 1 Stde, 
p.i. P. 65, A. 24. Pferd ist seir 
| matt, hat %, Stdn, lang Muskel- 
| zittern. — 8 Stdn. p. i, P.48, A. 
| Atmung angestrengt. 





7AW. 6j.] 8 | 3,0 |1:50 0,9%, 6. |[Lbr.1.]39, 8.60 24| a) ruhig. 
| l; b) ist matti als yar BA Infusi 
| 3 Stdn. p.i. P. 64, 


- 
~- 
- 


(2 
Lbr>r 
> Ua 


68.18t. 6j] 3 I 3,0 | 1:50 0,99 1, Harto i 1898 a) ruhig. 

| i be- feroBe Herz-| P) "/s Stde. p. i. beginnend 3⁄4 S 
| ginnend| schwäche lang Muskelzittern. — 3, St erg 
| frißt etwas Heu. — 11% siena 
| a: legt Be 1/, Stde. ‚lang _ 

| 13/, Stdn. p. i. P. 90, A. 26, r 

fach heftige Hostenenfälle Hu 
matt. — 2!/, Stdn. p.i. Pferd 
sich !/, Stde. lang. — 4 Stdn. 

Pferd frißt Hafer. 








— 38 — 





- nu. H Die Körper- 
Eh Ag temperatur | Auffallende Die 
wurde erst- Niedrig- |Entfieberung 


























erinnere f malig unter d.|temperaturen | war beendet 
ustegesnach] Fieberverlauf | Temperatur wurden (dauernd 
der Infusion in Snalte 10:1 bachach o 
wurdeerreicht| nach dem na pe oyki achtet [unter 38,5 °)| Bemerkungen 
RN = [ersten Änstiege i ET al —, 
a|s 95 ns olg a S E A 
. ia THARA HEEE 
Ssus|2 . O |g w2 27] O |3 %2] 5 1321825 eh: 
= Egan" o agane o Egal 5 jasa 5 
E A JE a ns A n| E E| 8°:3 
14. | 15. |16. 17. 18. | 19. |20. |21. | 22. |23. |24.|25.| 26. 27. 
RE | el 
-— 39940, 1 : Stdn. p. i. 8,5139,21—0,6| 3 138,5/—1,3| 8[18 | 1 | 7 
| ür die Dauer | DQ O| ~ 
von4Stdn.,dann 38,21— 1,5) 18 





| nochmals Anstieg 
| in 4 Stdn. bis 38,8, 
dann in 2Stdn. Ab- 
fall bis 38,29, 














| f | Í 
42.01,i| 1 [5Stdn. p. i. 2 Stdn. |40,7 —0,2 3 
lang 38,9, dann in i mi 

6Stdn. Anstieg bis 

| 40,9, dann in 27 | 





38,9 —2,0, 5|89 1'/, 4. [Offizierpfera, 








Stdn. Abfall bis 
| 38,49, 


—_ 


41.1 Su 9 | Abfall: 9Stdn.p.i. 5 —( 4 
+0, | 38,9, dann fE pen 20, ),2 
in 9 Stdn. bis 39,9, 
darauf etwas wel- | 
| liger Abfall bis | 
| 38,6 (31 Stdn. p.i), 
dann in 18 Stdn. 
Anstieg bis 39,1, 
darauf Abfall zur 

| | Norm. 



















| | | 








38,9—1,8| 9|52 24| 7. 
886—2131] | à 
38,4 —?2,3| 52 | 











38,4|—1,4 20150| 2 | 9. nn sen 

PR, sas | nden besserte sich 
für 1 Stunde | wesentlich erst 
etwa 6 Tage nach 
der Infusion. 


Offizierpferd. 


104-406 3 Idann Abfall: 2021897 —0,1 4 
| Stdn. p. i. 38,4, dann eT 
| | nochmaliger An- | 





stieg bis 39,0, dann 
| in etwa 30 Stdn. | | 
Abfall zur Norm. 


— 





ng, 














393 —0,8 19175 | 3 | Das Pferd war am 
2985—16 4 3. Krankheitstage 
de s9 | | fieberfrei (37,6), am 

4. Krankheitstage 


s~ 
Q1 
. 


41,5+14 2 [dann lan D 7 
1 gsamer 0—0,1 14 

| Abfall in 17 Stdn. 40, 1 1 

I | auf 39,3, darauf in | 

| 


8 Stdn. Anstieg bis | bleibt24Stdn. 


39,8. 41 Stdn. p.i. 
fieberfreitag- 
über: folgenden 
Tags noch ein- 
mal leichtes Fie- 
ber 38,6—39,0°. 





fieberfrei 
(bis 37,6 hin- 
untergehend) 
37,8 —2,3| 75 
| | 
| 


stieg die Tempe- 
ratur noch einmal 
bis 89,09. 

(Siehe auch Fall 70, 
78.) 


€ 





69.1St. 6j. 


=| Krankheitsfall Nr., 








Qeschlecht | 





ID 


} L 

Es be _ — 

= © = — 

u = — sa z 

= = == | 8 

= g > 75 | s% 
o is Pe. 

b z z= 3 

— = 


> 





Es wurde 
Salvarsan 


einvcrleibt 














or 
S> 


3,0 1:50 0,9% 2. 


(aber nur etwas so 
über24 Stunden) 5 








TOJW. 


| 


) | 
o | 


~] 





( 


721.2 


3,0 11:50. 0,9%, 1. 


| (etwa 
| 9 Stdn. 
nach 


der 


offen- 
sicht- 
lichen 
Erkran- 
kung) 


heitstage | 






Bestand Lungenentzündung 


(Lungenbrustfellentzündung) 


am 
— 
. 


| 


vor der Infusion? 


L:i; 


gering 


Kurz vor 
der 
Infusion 
hatte 
das Pferd 


O, 


e—a 
= 


151 a) ruhig. 
40,1 44 151 à Aah 





Pulse 


— 140,0 44 112 b) $ 


to | Atemziige 


bus 
fe 








3,0 1:50 0,9%), Í; 


(etwa 
s Stdn. 
nach 


der 


offen- 
sicht- 
lichen 
Erkran- 
kung) 


:50/0,9% 1. 


DON, f 


dann 
B) 


1,0|1:50 0,9) 2. 


| (22Stdn, 
-päter) 


Lbr.l. 


1 . 


40,0 40 20 


Verhalten des Pferdes: 


a) bei der Infusion, 
b) nach der Infusion 


13. 





P: i. Pferd tritt unruhig 
in und her, als wenn es sich 
hinle en wollte; kein Darmg* 
räusch; hustet oft. — % ‚Stdn. p.i 
schildert auffallend häufig auf 
beiden Hinterbeinen abwechselnd 
— 1 5Stde, p.i. beginnt zu zittern. 
leckt häufig, fehmt. — ı1!/, Stdn. 
p. i. zittert stark !/, Stde,. lang: 
drängt auf den Harn; nimmt Heu. 
— 1%, Stdn. p. i. frist Hafer. — 
4 Stdn. p.i. P. 38, A. 35. 


ruhig. 

Ją Stdn. p.i. Muskelzittern 1 Stde. 
ang. — 1 Stde. p. i. legt sich das 
Pferd 10 Min. lang hin, hustet 
mehrere Male. — 1!/, Stdn. pi 
Muskelzittern ist sehr heftig am 
ganzen Körper. Das Pferd schil- 
dert hinten auffallend oft um. 
Nimmt bisweilen einige Halme 
Heu. Macht viel Leckbewegungen. 
gähnt und flehmt hä und führt 
einige Male deutliche Brechbe- 
wegungen aus. Hustet mehr- 
fach. P. 66. we Stdn. p.i. P.&, 
A. 45. Pferd frit. 


a) ruhig. 
b) reaktionslos. 





40,0 49 24 





39,8969 21 
elend sehr 
schwach, 
Ödem der 


Füße * 


| 
39,8 58 25 
sehr 
schwach 


A) a) ruhig. 


a) ruhig. 


‚ Stdn. p. i. legt sich 


b) ruhig. 2 
. 70, A. 2. 


20 Min. Da 


b) sehr matt, aber 
ruhig; hustet mehrfach. 6 Stdn. 
p.i. 68, A.20.* Das Pferd war 
us Tage zuvor angestrengt ge- 
ritten. 


Ran jro b) ruhig. 7 Stdn. p.i 


ŘÁD aG Ti, y, G A a a (GE, D | — | EEE s „ An I in 


| 


389 








Die Höhe des 
ersten 
Temperatur- 

















Die Körper- 
temperatur | Auffallende Die 
wurde erst- Niedrig- IEntfieberung 


malig unter d.|temperaturen | war beendet 























































































un Fieberverlauf | Tem peratur wurden (dauernd 
wurdeerreicht| nach dem $ Spalte 10 | beobachtet [unter 38,5 °)| Bemerkungen 
, eobachtet 
Fe z [ersten Anstiege |) — = rer 
. z „Sl 9,8 z Sja 2 PIE 
= 798.15 Sa-i Se |a lezla t aag 
GT Pin o E38 57-10 55212 heisa 52 
= E33 8 o Eisgalo Era a |se gge 
= — >p a N (iem r 2 = aA = “5 E 2 É T 
as AA f F- r pe] z= 
Bar. Ras 2 ea i eane SR 
14. 15. |16. 17. 18.| 19. 20.121. | 22. |23.]24.|25.| 26 27. 
eu 200 3 [dann Abfall in 7139,9 —0,2| 6 = T 21122| 1| 3. 
| Stdn. bis 39,9, dar- 384 —1 7 93 
| auf in 8 Stdn. An- LI j 
stieg bis 40,2, dann | | 
| Abfa l in 6 Stdn, ' | 
"bis 38,6%, | | | ' | 
| | 
= 
| | | 
| | 
| E 
| | | | 
serie 2 von E EETA EENES EEEN SCHEN PEE EE ERE TEESE 
0 — dann Abfall in 7189.7 —0.3! = | 2 . [Das Pferd war 
i 1.0 2 Stdn. bis 38,7, dar- lee a ar. in aN | i etwa 24 Stdn. nach 
Ä an an D a 299 ’ | a: ee 
stieg bis 30,8, dann ichen Erkrankung 
[Abfall in 3 Stan. en | fieberfrei. Nach 2 
| bis 38,5: 26 Stdn. | tieberfreien Stdn. 
| lang fieberfrei. | | | i | am 8. Krankheits- 
Dann nochmals 5 | | | tage nochmals 5 
| Stdn. lang Fieber | | | Stdn. lang 8,6 his 
| bis 30,39, | | | 39,39 Fieber. 
l i | | | (Siehe auch Fall 68, 
| | 78.) 
| | | | Offizierpferd. 
E | | 
ag ern een 27 2 aa 
41.0 un ‚0 4 |dann Abfall in 5 [39,8 —0O, 19]23| 1, 3. 
Stdn. bis 39,8, in | fieb : | 
| non nochmals | STan fie er pog 
' nstieg bis 400, M | 
| | dann in? Stdn. Ab- | 38,3: —1,7| 20 | | 
| fall bis an in 38,61 1,4) 29 | 
2 Stdn. nochmals | 
| | kleiner Anstieg | 33 2 —1 ‚8 23 | | 
bis 28,8% dann | 
l normal. | Ä | 
eu, —— m WESEN ELENA] i | 2 
40.2 2082 2 faina miear a 89,8 —0,2, 5 [38,6 —1,4; 19 | 23 | 1 8. 
all in welliger | IRR OAIR 
40.3 +0,3; 7 | Kurve. 88,5 —1 ä 23 | u 
Er | PN | BE Da 
40.4 2.06) 8 E 18 Stdn. lang[39,3:—0,5 19 [39 a 7 22 | 29 un 3. 
i | ch 
| | | 
| | | 
| | | | | 
30.6 40,3; 3 |dann Abfall in 5[89 11 — 1886 —07 7 17 | 83, 
9.6 0,3, 3 ee 39,11—0,1 51388,6 —0.7 7 8 3l 3 
vi a | 


— 390 — 








































SH 
= S8 IKurzv 
Des |2 Es wurde 373 = vor 
9 = er 
& Pfer ag Salvarsan ž E8 en Verhalten des Pferdes: 
‚zZ a 
— | des e ap einverleibt E83 ER Du 
E Eis PR das Pferd a) bei der Infusion, 
sL = = m . 
ale 15 a ,. 198% ® b) nach der Infusion 
=|2 |£ = |58 | bojak? | Šo 
ciz |8|,s = z| s54 1332-1]? 1515 
äl2 algi 8 | - O8 |eM2 I250|o |g 
D . 2 N p Per) 
al aa RE a ee |. 1 S 
EISEN, 9. 1 10. 11112 13. 
| | | | 
T4ISt.|5il 5 5 | 9. -r.? | 38.6 46 14| A) a) Unleidliche Stute. Beim Eiu- 
‚4.1 St 5) 9 Ai | 1:50 0,90 L 38,6 ai stich 1. heftige Muskelkontraktion, 
ae | | Pferd springt vorwärts. Rechts- 
dann seitig Infusion ohne Störung aus- 
B | eführt. b) 1 Stde. p.i. über 1 Stde. 
) ang Muskelzittern, Pferd scharrt 


L. r. ]40,3)54112 
gering, matt 
l. unbe- | 
stimmte | 
Atmungsgeräusche 
Amama Fr biaia E 


dabei hin und wieder. — 2%/, Stdn. 
P: i. Pferd sehr matt, schildert 
inten oft um, legt sich mehrfach 
nieder. 

B) a) ruhig. b) reaktionslos. 


1,0 | 1:50 10,90%) 8. 
29Stdn. 
später) 











ae ala 














> St 7 F : 90 9 52.161 A) a) ruhig. b) 1 Stde. p. i. 
75.158. 77.1 4 a 1:50 0,9% 2116 sich das Brerd 1/, Stde. ang. = 
oO, tritt Muskelzittern ein, das bis 
3 Stdn. p. i. anhält. 
dann 
B) | | 
1,0 | 1:50 0,9%) 8. 5.48.12] B) a) ruhig. b) reaktionslos. 
| | | (Stdn. 
| | | später) 








a) ruhig. 

b) hustet. 45 Min. p. i. matt, Mus- 
kelzittern. — 50 Min, p. i. Pferd 
fällt hin, um gleich wieder auf- 
zustehen. Bald nachher fällt das 
Pferd wieder hin, liegt auf der 
Brust mit vorgestreckten Vorder- 
und untergeschlagenen Hinter- 
beinen, macht einen sehr matten 
Eindruck, stützt den Kopf auf. 
P.44, A.16. Bei einem Versuche 
aufzustehen kann das Pferd mit 
der Hinterhand nicht hoch. Bei 
einem erneuten Versuche aufzu- 
stehen wird am Schweife nach- 
geholfen: das Pferd kommt hoch, 
knickt aber in der Hinterhand so- 
fort wieder ein. Nach einiger Zeit 
gelingt es, das Pferd mit Unter- 
stützung hochzubringen: das Pferd 
steht, als hinten zunächst unter- 
stiitzend nachgeholfen wird. Das 
Pferd ist matt, teilnahmlos, schil- 
dert hinten oft um. Muskelzittern 
an Vorderbeinen, Flanken, Kruppe, 
Schweif. P.40, A. 14. Beiderseits 
recht lebhafte Darmgeräusche. — 
1!/, Stdn. p.i. das Pferd wird ziem- 
lich plötzlich munter, nimmt ein 
paar Halme Heu, sucht in der 
Streu nach Strohhalmen, wird auf- 
merksam auf die Umgebung, wie- 
hert, als die vorher entfernten 
Pferde wieder in die Nachbarstände 
zurückgebracht werden. 40,39. 


{steil 3 | 30 1:50 00%, 2. 

















El u | — — o — = N s N m á 
Á o | ` _ 
— — o (| m ww ul 
>  nE- — 
è Oo ——_ — | m a | — D a l Aeen 


391 





Die Höhe des 


Die Körper- 




















ersten temperatur 
T wurde erst- 
emperatur- li d. 
h malig unter 
ee Be nach] Fieberverlauf | Temperatur 
er Infusion : 
nach dem | in Spalte 10 
wurdeerreicht beobachtet 
— 7 — {ersten Anstiege a 
T N © | 5 | N S T 
O |TeTty, and. 
E88 57 3 542187 
= E3:27°* o Szeh*- 
Fate “za Anis 
14. 14. 15. |16, = 17. 18. | 19. |20. 
| | 
40,5 +1,9 dann in 8 Stdn. [38,5 
+ Abfall bis 38,5. 01.10 
Nachher stieg die | 
Temperatur wie- 
| der bis 40,50 — %8 | 
tdn. p.i. > 
40, 9 +0, 6; 3Idann langsamer 39,8:—0.5 6 
Abfall in welliger | 
Kurve. | | 
4 | 
en d SEON. M E A i 
40.6 +0.5 dann Abfall in 3139 6, — 
41. 1 +0 015 15 Stdn. bis 30 4,dann = i l 4 
in 9 Stdn. Anstieg 
| bis 41,1,darauf Ab- | 
i fall in 8 Stdn. bis 
on Ei | 
40,1 --0,6| 4 Temperatur hält 139,42 —0,1| 16 
a sich 13 Stdn. hoch, f | 
dann Abfall in ö 
© | _ (Stam, bis 3852, ma 
40.5 1.048 8 | dann schneller Ab- 39.8 8 —0,3; 
u fall in 4 Stdn. bis 
35,65. Auf dieser | 


' Höhe bleibt die ' 

i Temperatur 45tdn. | 

| i lang, dann noch- 
mals welliger An- 

stieg bis (9,70. | 


























Auffallende Die 
Niedrig- |Entfieberung 
temperaturen| war beendet 
wurden (dauernd 
beobachtet | unter 38,5°)| Bemerkungen 
: ©| > je =, 
EE ROEE 
o 54822 [32 32,5% 
o Siaj EHER 
A a| 3 5| TPA 
“aj al 5i ne 
21.| 22. |23.|24..25.| 26. Br. 
531/, 6. 
1 Stde. lang | 
38, 5—1,8, 8.37 | 
Ttde lang | |, __ au 
39,4! —0,6 6 | Am 4. Krankheits- 
| tage stellten sich 
bei dem Pferde ein 
- heftires, sich häu- 
| 6| 2 | D. fiir wiederholendes 
nervöses Zueken des Kopfes und 
38,5 —1,0 20 Halses und ein fortgesetztes 


. Augenlidblinzeln ein. Die Er- 
scheinungen gingen in 24 Stdn. 





_ | [Į zuriick ERS ENDE 
5 [38,8—1,3° 6 ar 
38,01—1,4 7 | 
38,11—2,0 39 


















































Verhalten des Pferdes: 


a) bei der Infusion, 
b) nach der Infusion 





13. 


— = 
bl = es r £ 
Des |2 Es wurde ch Kurz vor 
sS? Gaoi der 
„= | Pfer- f _ Salvarsan 3# 8| Infusion 
H = = 
Z RE? o='z| hatte 
= des |3 & einverleibt S 2 .Eldas Pferd 
g sr Sn = 
gu en — SR __ 
— pe . ze Bui j 
S e O . bo = > „ao © 
|? = Ba. 5 |se| 5%15%7 E 
alls- = |28| |58 n| o |2| 
ajs jSjlaajg = OS | dá 1850] o SE 
213 1°6 s laal er Mi 
TÅ 19 00 EN r L a Bi 
1.1 A ES 4.1 5 6 T: 8 9. 10. (11/12 
| | | 
77.St.6j.] 3 | 3,0 |1:10,0,6%, 2. 


Injektion 


| 


78.{w. 5j.| 4 | A) 11:500,6%, 1. 
dann 


B) 
1,0 11:50.0,6%,| 5. 





79.1St. 5.1 5 | 8,0|1:10)0,6%, 2. 
Injektion 


L. 1. {40,1160 20 a) links starke Muskelkontraktion 


gering 








| obe ‚rflächl. Flankenbeweg. 


Wi 
| 
— 140,3 64.16 


| 


| 
| 


Lbr. 1.| 39,4 44 28 
>!) 


— [40,4420 


und Unruhe beim Einstich. Die 
Injektion erfolgt rechts glatt. 

b) 1 Stde. p.i. P. 68, A. 28—30 unter 
starke r Flankenbewegung. Pferd 
steht ruhig, schildert hinten lange 
Zeit hindurch häufig um, pro Min. 
etwa 3 mal. — 1! Stdn. p.i. P. 68 
A. 28—30. Nüstern- und Ya 
Flankenbewegung; deutlich ver- 
stärkter Herzsc ilag Schüttelt 
sich, wird plötzlich maunterer, frißt 
einige Heu- und Strohhalme. Hus- 
tet öfter. — 5 Stdn. p.i. P.62, A. 32. 
Herzschlag weniger pochend. 





A) a) ruhig. b) ohne Nebenreaktion. 
3 Stdn. p. i. 57—60 arythmische 
Pulse, A. 16. 


B) a) ruhig. b) ohne Nebenreak- 
tion. 5 Stdn. p.i. P. 40, A. 30. 


B) ruhig. 
b) ohne Nebenreaktion. 5 Stdn. p.i. 
P. 42, A. 18. 





II. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Draegert 
vom 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1. 


Die Brustseuche brach am 21. Januar 1912 unter den Pferden 
der 1. Eskadron aus und griff im Laufe des Vierteljahres auf sämt- 


liche Eskadrons über. 


M ln M_M "Mi. U EEE „nn EEE | m. — „ii i) u | en A A | | An. ua „u | Aue: A ee 


— 393 — 





— Te a a e a a a a mn o nour 


Jije Hö Die Körper- 

ae. temperatur | Auffallende Die 

Temperatur- wurde erst- | Niedrig- IEntfieberung 
pe malig aed temperaturen | war beendet 


ee nn Fieberverlauf Temperatur wurden (dauernd 
nfusion - à 
wurdeerreicht| nach dem in Spalte 10 | beobachtet | untera88,5 9) 





























f beobachtet 
= oz [ersten Anstiege j ~rr |) — Ba er 
u IS. SE È Sig a erek akl 2 z2% 
S 72,5 . |SS |. Es, zamäaz 
> E22 g= o Egel- o E33 g 155%: %55 
= 25338 ° Eaz. Ss3 3 #383“: 
a aTzs Are Ga 8| 8 87. 
Ra aD et ajoi 
14.| 15. |16. 17. 18. | 19. 120.121. | 22. |23.|24.'25.| 26 
40,4 -+0,8| 1 | Temperatur bleibt {39,9 —0,2; 12 [88,7 — ta 18 


12 Stdn.hoch, dann 
langsamer Abfall 
in 75tdn. auf 38,49, 
hält sich in dieser 

Höhe 2 Stdn. lang, 


88,4! —1,7 19 


2 T 
fieberfrei 


steigt dann wie- 
der an. 











| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 











| 

| 

| 

| 

| 

| 

| 

| 

ge ze a : | | 

0.S-+-0,5 dann in 3Stdn. Ab- —02: 7 

a a a 
auf ganz langsa- | 
mer Abfall, nach | 
63 Stdn. fieberfrei p 
die 

| 

| 














E 
27 Stunden 
fieberfrei 
30,8 +0, 4 5 [dann in5Stdn. auf 39,2 7 188,6 —0.8| 11116 716. 
38,6, in 2 Stdn. noch- 

mals Anstieg bis 
39.00, nach weite- 
l ren 3 Stdn. dau- 


ernd fieberfrei. 


| 





| 
i 
|] 
| 
| 
| 
| 


| | 


i 





nm nn nenn De AE 39,9 


40. 6 —0.2 2 3 jhält sich 16 Stdn. |40, 8:—0, 15 0,5 17 
über 40°, dann ganz | | 6-1. 8: 67 


langsamer Abfall. 
u | ' 188.5,—1,9. 70 


auftStunde 
fieberfrei 


38,5—1,9| T9 


dauernd 
fieberfrei 















| 
i 
| 
| 
| 








Nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die 


Bemerkungen 





Am 4. Krankbeits- 
tage 27 Stan. lanır 
fieberfrei, dann 
wieder Anstieg. 
(Siche auch Fall 6s, 

T0.) 


Oftizierpferd. 


Zahl der 


Kranken und der Verluste, den Ausbruch der Seuche bei den 
einzelnen Eskadrons, die letzte Erkrankung und die Zahl der mit 


Salvarsan behandelten Pferde. 


— 394 — 








Anzahl Anzahl Ausbruch Letzte Mit 


a usl- . 
EA h i i der der Seuche | Erkrankung | Salvarsan 
> NG» 


kranken Verluste am am behandelt 







E-kadron 





Von den erkrankten 22 Pferden litten 
an beiderseitiger Lungenbrustfellentzundung, 
an beiderseitiger Lungenentzündung, 
an linksseitirer Lungenentzündung, 
an reehtsseitiger Lungenentzündung. 
Bei 9 Pferden konnten Lungen- bzw. Brustfellerkrankungen 
klinisch nicht nachgewiesen werden. 

Der bisherige Verlauf der Seuche läßt vermuten, daß ihr Er- 
löschen bald erfolgen wird, zumal eine größere Anzahl jüngerer 
Pferde bereits beim vorjährigen Seuchengang durchgeseucht ist. 
Im ganzen kamen zur Beobachtung 9 leichte, 11 mittelschwere 
und 2 schwere Erkrankungen. Von den zwei schweren Fällen ver- 
lief einer tödlich. Das Pferd erkrankte als erstes der 5. Eskadron, 
als das Regiment für die Salvarsan-Behandlung noch nicht ein- 
gerichtet war, und starb infolge doppelseitiger exsudativer Lungen- 
brustfellentzündung. 

Zur möglichst schnellen Bekämpfung der Seuche wurde auf 
frühzeitige Absonderung der Fieberkranken ganz besonderes Ge- 
wicht gelegt. Zur Ermittlung der Fiebertemperatur wurden sämt- 
liche Pferde des Regiments täglich zweimal gemessen. Durch diese 
Temperaturaufnahmen wurde bei 15 Pferden die Erkrankung am 
Vormittag und bei 7 Pferden gegen Abend festgestellt. Jedes Pferd 
mit erhöhter on wurde sofort aus dem Eskadronstall 
entfernt und blieb so lange in einer besonderen Abteilung des 
Krankenstalles unter Beobachtung, bis die Diagnose gesichert war. 

Zur möglichst frühzeitigen Separation der erkrankten Pferde 
empfiehlt es sich deshalb, bei sämtlichen Pferden täglich mehr- 
mals Temperaturmessungen vornehmen zu lassen. 

Da der Krankenstall innerhalb des Kasernements liegt und 
keine Garantie für absolute Separation der kranken Pferde und 
des Pflegepersonals bietet, wurde dem Regiment auf Befehl der 
Kommandantur ein Wagenschuppen des Traindepots, das 1 km 
vom Kasernement entfernt liegt, zur Unterbringung der seuche- 
kranken Pferde zur Verfügung gestellt. 

Die Übersiedelung in das Depot erfolgte sofort nach Her- 
richtung des Schuppens am 8. Februar. Das Pflegepersonal, ein 
Unteroffizier und vier Mann, wurde ebenfalls im Depot unter- 
gebracht und jeglicher Verkehr mit dem Kasernement verboten. 


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Lage. u (er SE Ze En l ee A En > a EEE E FREE a 7 CHE RD ET un O En 0 l 


Diese Maßregeln scheinen sich bewährt und das stärkere Um- 
sichgreifen der Seuche verhütet zu haben. 

Sofort beim Ausbruch der Seuche wurden die zur Salvarsan- 
infusion notwendigen Instrumente bestellt und das Generalkom- 
mando um Gewährung der nötigen Mittel gebeten. Am 4. Februar 
konnte mit den Infusionen begonnen werden. Pferde mit hohem 
Fieber, großer Mattigkeit und fehlender Freßlust — insgesamt 
13 — wurden im Laufe des ersten Quartals mit Salvarsan behan- 
delt. Es wurden in die Jugularvene infundiert mittels eines von 
der Firma Hauptner gelieferten Infusions-Apparates — Modell 
der Veterinär-Akademie — Salvarsan 3:150 ccm 0,6%ige Koch- 
salzlösung. Zur Herstellung der Kochsalzlösung wurde destillier- 
tes Wasser verwendet, das mit einem von der Firma Leit z-Berlin 
gelieferten Destillierapparat in der Dispensieranstalt unmittelbar 
vor jeder Infusion frisch hergestellt wurde. 

Die Infusion von 150 cem nahm 30 bis 40 Sekunden in An- 
spruch und wurde in zehn Fällen am ungebremsten Pferde aus- 
geführt. Die Fiebertemperatur stieg in der Regel nach der In- 
fusion im Verlaufe von 1 bis 3 Stunden, selten von 4 und melır 
Stunden um 0,2 bis 1° C an. 


Das Abfallen der Temperatur geschah in der Regel allmäh- 
lich. Die Entfieberung setzte ein: 


bei 3 Pferden am 2. Tage nach der Infusion 


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Jol r „ 7. Krankheitstage, 12 Stunden nach 


der zweiten Infusion. 


Bei Nr. 5 sank die Temperatur am zweiten Tage nach der In- 
fusion von 40,4° C auf 38,3°, stieg nach zehn Stunden wieder bis 
39,5° C an, um dann auf die Norm zu fallen. 

Nr. 12 war bei der ersten Infusion am 22. März so unruhig, 
daß trotz viermaliger Einführung der Hohlnadel nur 50 cem der 
Lösung infundiert werden konnten. Es entwickelte sich eine 
beiderseitige exsudative Lungenbrustfellentzündung. Die Futter- 
aufnahme sistierte vollkommen. Die Atmung geschah ruckweise 
und pumpend, 42mal in der Minute. Der Puls war klein und 
84mal fühlbar. 


In diesem Stadium bekam das Pferd am 7. Krankheitstage 
eine zweite Infusion von 3 g Salvarsan. Der Erfolg war über- 
raschend gut. Nach 20 Stunden war die Temperatur von 40,5° C 
auf 37,9° C zurückgegangen, der Puls war kräftiger und die At- 
mung ruhiger geworden. Das noch am Tage vorher durch Per- 
kussion und Auskultation nachgewiesene Exsudat war fast ganz 
resorbiert; dagegen zeigte sich an der linken Schulter eine kinds- 
kopfgroße Schwellung, die sich derb und heiß anfühlte und sehr 
schmerzhaft war. Durch Einreibungen mit Kampfersalbe ging die 
Schwellung allmählich zurück, und das Pferd erholte sich bald 
vollständig. 


— 396 — 


Unangenehme Nebenerscheinungen sind bei den mit Salvar- 
san behandelten Pferden nicht aufgetreten, nur bei einigen Pferden 
wurden nach der Infusion mehrere Hustenstöße und leichtes Mus- 
kelzittern beobachtet, und bei einem Pferde hatte sich an der Ein- 
stichstelle eine geringe Anschwellung gebildet, die nach acht Tagen 
verschwunden war. 

In jedem Falle ist es gelungen, durch die Behandlung mit 
Salvarsan die Brustseuche zu heilen und die Krankheitsdauer ab- 
zukürzen; schon am zweiten oder dritten Tage nach der Infusion 
bekundeten die Patienten regen Appetit und Munterkeit. 

Nachkrankheiten sind bei den mit Salvarsan behandelten 
Pferden bis jetzt nicht aufgetreten. 

Bei der Behandlungsweise ohne Salvarsan wurden die dure h 
die Erfahrungen bewährten Grundsätze befolgt. 


Nachweisung der mit Salvarsan in Lösung 3:150 behandelten Pferde 
beim Leib-Husaren-Regiment Nr. 1. I. Quartal 1 1912. 











































.& Körpertemperatur 
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a LAIN | na | m ale: io 
IR | M 
11 4.13.0] 40.4 | 38.8 37.8 | j rechtsseitige 
| Lungenentzünd. 
21 1.13.0 [39.5 | 39.5 98,7 38.2 | rechtsseitize 
i l | | Lungenentzünd. 
31 2.13.0140.5139.7 !40.2 40.5 140.0 40.1 39.5 38.2: linksseitisre 
Lungenentzünd. 
+] 2.13.0 [39.7 | 39.8 38.8 38.3 
51 2.13.0 140.1 139.3 De 31.8 | 
6 | 3. 13.0 140.3 139.6 39.4 39.2 37.9 | beiderseitige 
| Lungenentzünd. 
71 2:.13.0 139.9 138.9 35.0 | beiderseitige 
| Ä Lunrenentzünd. 
81 2.13.0140.9|40.8 30.1 38.4! | i rechtsseitige 
| i Lungenentzünd. 
91 2.13.0 139.9 139.2 BR | | 
10 1 3.13.0 | -40.3 | 39.6 aai 375; | | 
11] 1.13.01 40.9140.2 39.4 89.1: 40.1 39.4382 | 
1 | 
121 7.13.01 40.5 [37.9 385 BiG 31.0 | Ä beiders.Lungen- 
| | | u. Brustfellentz. 
131 2.18.0 [40.2 139.3 |38.3 nor- | rechtsseitize 
Ä mal | | Lungenentzitnd. 


III. Bericht des Stabs- und Regimentsveterinärs Poss vom 
l. Grossherzogl. Mecklenburgischen Dragoner- Regiment Nr. 17. 
In der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1912 sind mit Sal- 

varsan behandelt: 

»9 Dienstpferde, 

4 Offizierpferde, 

1 Offizier-Aushilfepferd. 

Summa 64 Pferde. 


= 397° — 


Es erhielten 1 Pferd 3,0+1,0=4,0 g, 60 Pferde je 3,0 g, 
2 Pferde je 2,25 g, 1 Pferd 2,0 g. 

Bei einem Dienstpferde, dem 60., ist die Infusion infolge 
Widersetzlichkeit mißlungen. Die Lösung ging größtenteils ver- 
loren. 

Es wurde behandelt mit konzentrierten Salvarsanlösungen 
3:150 Kochsalzlösung und 3 bzw. 2,25 oder 2:90 cem. Bevorzugt 
wurde die schwächere Lösung mit 150 cem Kochsalzlösung wegen 
des geringeren Verlustes an Salvarsan bei etwaigem Verschütten 
und Zurückbleiben kleinerer Reste in Zylinder und Gummi- 
schlauch. Desgleichen bewährte sich der für 150 cem eingerich- 
tete Kolben besser als der kleinere, in dem der Gummistopfen 
schlecht Halt hat. Aus dem engen Zylinder hebt sich der 
Gummistopfen selbsttätig hervor. 

Infundiert wurde in allen Fällen in die linke Drosselvene. Die 
Haare wurden rasiert, die Haut mit Seifenspiritus abgerieben. 
Irgendwelche unangenehmen Nebenerscheinungen an der Ein- 
stichstelle sind in keinem Falle aufgetreten. Ein Pferd zeigte wäh- 
rend einiger Tage eine etwa walnußgroße Verdickung, die nicht 
schmerzte und ohne Behandlung nach einigen Tagen verschwand. 


Infundiert wurde bei den 59 Dienstpferden: 
17 mal am 1. Fiebertage, 


29 ” ” 2. ” 
9 ”„ 99 3. ” 
ae A ”» | Widersetzliche Pferde 
s? ” 7 ” und Schläger. 
99 29 e ”„ 


Von den 17 am ersten Tage infundierten Pferden waren 1 
nach 5 Stunden, 1 nach 15 Stunden, 1 nach 18 Stunden (2,25 Sal- 
varsan), 5 nach 20 Stunden, 6 am 2. Tage, 2 am 3. Tage und 1 
am 4. Tage (4 g Salvarsan) dauernd fieberfrei.. 

Von diesen 17 waren nachweisbar an Lungenentzündung er- 
krankt 7 Pferde. Die Lungenentzündung bestand bei 3 Pferden 
vom 1. bis 5., bei 1 Pferde vom 1. bis 7., bei 1 Pferde vom 2. bis 6., 
bei 1 Pferde vom 3. bis 6. und bei 1 Pferde vom 3. bis 9; Krank- 
heitstage. 

Von den 29 am 2. Fiebertage behandelten Pferden waren: 1 
nach 6 Stunden, 1 nach 10 Stunden, 3 nach 20 Stunden, 1 nach 22 
Stunden, 5 nach 24 Stunden, 14 am 2. Tage und 4 am 3. Tage 
dauernd fieberfrei. 

Lungenentzündung trat bei diesen Pferden 16mal auf, und 
zwar bei 3 vom 2. bis 5., bei 4 vom 2. bis 6., bei 2 vom 2. bis 7., 
bei 1 vom 2. bis 10., bei 4 vom 3. bis 6., bei 1 vom 3. bis 7., bei 
1 vom 5. bis 9. Tage. 

Von den 9 am 3. Fiebertage behandelten Pferden waren 2 
nach 20 Stunden, 2 nach 24 Stunden, 4 am 2. Tage und 1 am 
3. Tage fieberfrei. 

Von diesen 9 Pferden waren an Lungenentzündung erkrankt 
4 Pferde, und zwar: 1 vom 3. bis 8., 1 vom 3. bis 9., 1 vom 4. bis 7. 
und 1 vom 4. bis 8. Krankheitstage. 


— 398 — 


Ein Pferd, am 5. Fiebertage behandelt, war am 2. Tage darauf 
fieberfrei. Es litt vom 6. bis 9. Krankheitstage an Lungenent- 
zündung. 

Ein Pferd, am 6. Fiebertage behandelt, war am 3. Tage darauf 
fieberfrei ohne nachweisbare Lungenentzündung. 

Die beiden am 7. Fiebertage (1 mit 2,25 g, 1 mit 3 g) behan- 
delten Pferde waren nach 20 Stunden fieberfrei. Eins von diesen 
litt an beiderseitiger Lungenentzündung vom 5. bis 10. Tage, das 
andere desgleichen vom 4. bis 13. Tage. 

Es scheint so, als wenn bei Behandlung mit Salvarsan am 
ersten Tage die Lungenentzündungen verhältnismäßig seltener 
auftreten als bei Behandlung am zweiten Tage oder bei noch 
späterer Behandlung. 

Prophylaktisch ist mit Salvarsan kein Pferd behandelt worden. 
Ein erhebliches Ansteigen der Körpertemperatur in den ersten 
Stunden nach der Infusion gehört, wie aus der Tabelle ersichtlich, 
durchaus nicht zur Regel. Bei keinem Pferde nahm nach der 
Salvarsaninfusion die Dämpfung zu, vielmehr blieb sie immer auf 
das untere Drittel beschränkt und verschwand in einigen Tagen. 

Zu einem Resorptionsfieber kam es bei einem der am 7. Tage 
behandelten Pferde, und zwar am 5. Tage nach der Infusion. Bei 
keinem Pferde entstand eine Brustfellentzündung. In der Regel 
wurde die Pulsfrequenz bedeutend und dauernd herabgesetzt; in 
einem Fall von 84 Pulsen (bei der Untersuchung vor der Infusion) 
auf 54 Pulse nach 20 Stunden. Nur bei zwei Patienten (,„Max“ 
und „Landgräfin“ der Leib-Eskadron) hielt sich die Pulsfrequenz 
während dreier Tage auf 60. 


Es sind dies die Pferde, bei denen die Entfieberung am 
längsten auf sich warten ließ. Da es sich um sehr große Pferde 
handelte, ist anzunehmen, daß bei diesen die Dosis von 3 g zu 
klein war. 

Ein Pferd („Moritz“) erhielt, nachdem ihm am ersten Krank- 
heitstage (39,1 T., 46 P., 10 A.) 3 g infundiert waren, die nach 
48 Stunden ein stetiges Steigen bis auf 39,7 nicht hatten verhin- 
dern können, noch 1 g mit der Wirkung, daß das Pferd nach 
24 Stunden fieberfrei war und blieb. Die am dritten Krankheits- 
tage nachweisbare rechtsseitige Lungenentzündung war am neun- 
ten Krankheitstage abgceheilt, die Pulsfrequenz von 50 auf 36 ge- 
sunken. Am zwölften Krankheitstage ging dieses Pferd an akutem 
l.ungenödem ein, nachdem es während der letzten Woche wieder- 
holt schwere kurze Anfälle von Atemnot gehabt hatte. 

Bei der Zerlegung wurde neben akuter Milzschwellung und 
trüber Schwellung des Herzmuskels Herzvergrößerung und Herz- 
erweiterung festgestellt. Die Lungenentzündung war vollständig 
abgeheilt und Rückstände frischer Brustfellentzündung nicht vor- 
handen. 

“in einziges Mal sind nach der Infusion hochgradige Unruhe, 
Schweißausbruch, ängstliches Wiehern, Hinstürzen aufgetreten 
und zwar bei dem ersten mit Salvarsan behandelten Patienten. 
Der Anfall ging in kurzer Zeit vorüber, bei allen übrigen Patienten 
sind nicht die geringste Unruhe, Kolikerscheinungen oder der- 


— 399 — 


gleichen bemerkt worden. Alle Pferde gingen ruhig, ohne das 
geringste Unbehagen zu äußern, in ihren Stand zurück. 

Es mag sein, daß die Schuld an diesem beängstigenden Zu- 
stand der Abkühlung der Salvarsanlösung beizumessen ist. Jeden- 
falls sind in der Folge, als die Lösungen an Ort und Stelle her- 
gestellt und fast blutwarm einverleibt werden konnten, Zufälle der 
beschriebenen Art nicht wieder eingetreten. 

Die mit Salvarsan behandelten Pferde der 3: Eskadron blieben 
sechs Wochen abgesondert, die der Leib-Eskadron wurden fast 
ausnahmslos sechs bis zehn Tage nach der Entfieberung aus dem 
Krankenlager in den Schwadronsstall zurückgestellt, um festzu- 
stellen, ob ein erheblicher Zugang an brustseuchekranken Pferden 
im Vergleich zur 3. Eskadron dadurch verschuldet würde. 

Aus dem Umstand, daß dies nicht eintrat, kann wohl gefolgert 
werden, daß die mit Salvarsan geheilten Pferde kaum als Träger 
des Ansteckungsstoffes in Betracht kommen. Ein exakter Versuch 
hierüber könnte allerdings nur bei Pferden vorgenommen werden, 
die nachweisbar die Brustseuche noch nicht überstanden haben. 
Die 3. Eskadron hatte den Vorteil, daß sämtliche Pferde aus den 
verseuchten Stallungen entfernt und in Zelten abgesondert wurden, 
während die Pferde der Leib-Eskadron im Schwadronsstall bleiben 
mußten. 

Bei Beginn des Seuchegangs konnte sowohl bei der 3. als 
auch bei der Leib-Eskadron ein ungewöhnlich starker Zugang von 
Patienten festgestellt werden. Dieser Zugang verringerte sich bei 
der 3. Eskadron nach der Entfernung sämtlicher Pferde aus den 
Seuchestallungen und ihrer Unterbringung in Stallzelten am 
9. Januar 1912. 

Es erkrankten vom 10. bis 29. Januar 1912 (letzter Patient) 
bei dieser Eskadron noch acht Pferde bei einem Gesamtkranken- 
bestand von 38 (Ausbruch der Seuche am 11. Dezember 1911). 

Die Leib-Eskadron, die erst am 18. März 1912 das Abson- 
derungslager bezog, hatte vom 22. Januar 1912 bis zu diesem Tage 
47 Patienten und einen sich ziemlich gleichbleibenden Zugang. 
Durch das lange Verbleiben der Pferde dieser Eskadron in dem 
verseuchten Stalle wird das Plus von 9 Patienten zur Genüge er- 
klärt. 

Keins von den mit Salvarsan behandelten Pferden ist bis jetzt 
zum zweiten Male erkrankt, trotzdem die Rekonvaleszenten der 
Leib-Eskadron in den verseuchten Schwadronsstall zurückgestellt 
und eine Anzahl Rekonvaleszenten der 2., 3. und 4. Eskadron ab- 
sichtlich lange Zeit hindurch neben schwer und frisch erkrankten 
Brustseuchepatienten in den Krankenbaracken zurückgehalten 
wurden. 

Ein Pferd (,Candidat‘ der 3. Eskadron) ist nach 513 Wochen 
und zwei Pferde (,Helena‘“ der Leib- und „Kurfürst“ der 3. Eska- 
dron) sind versuchsweise 3 Wochen nach Ausbruch der Krankheit 
voll und ganz ohne jeden Schaden in Dienst gestellt worden, und 
zwar das erstere („Candidat“) zum Reit- und aushilfsweise zum 
Fahrdienste, das zweite („Helena“) als Reitpferd in einer Rekruten- 
abteilung und das dritte als Krümper in schwerem Zug. Alle drei 
Pferde sind bei der Einlieferung erheblich krank gewesen. 


— 400 — 


1. „Candidat“, 17” Jahre alt. 


Zugang am 9. Januar 1912 mit 38,8 T., 40 P., 10 A., steigt bis 
zum 13. Januar auf 40,1 T., 40 P., 20 A. (Salvarsan 3 g), nach 
24 Stunden, am 14. Januar, hoch normal (38,8° C, 44 P., 14 A.), 
mit rechtsseitiger Dämpfung. Die Lungen sind am 18. Januar frei 
(36 P., 12 A.). 


2. „Helena“, 12 Jahrealt, 


wird am 22. Januar mit 40,5 T., 60 P. und 20 A., beiderseits ver- 
schärftem Bläschenatmen, gelben glasigen Bindehäuten als erster 
Patient der Leib-Eskadron ins Krankenlager eingestellt. Am 
23. Januar 40,4 T., 60 P., 20 A., linksseitige Dämpfung, schwan- 
kender Gang. Futteraufnahme schlecht. (Salvarsan 3 g.) Nach 24 
Stunden fieberfrei. Allgemeinbefinden munter. Futteraufnahme 
Lesser. In den nächsten Tagen stellt sich Husten ein. Futterauf- 
nahme bleibt gut, desgleichen Allgemeinbefinden. Am 6. Tage ist 
die Dämpfung geschwunden (37,4 T., 40 P., 12 A.). 


3. „Kurfürst“, 3 Eskadron, 10 Jahrealt. 


Zugang am 29. Januar 1912, il Uhr vorm., mit 40 T., 50 P., 
20 A., links Dämpfung. Salvarsan 3 g. 

Am 30. Januar, 91, Uhr vorm., 38,6 T., 44 P., 14 A.; am 31. Ja- 
nuar 37,9 T., 44 P., 14 A.; am 2. Februar sind die Lungen frei 
(37,4 T., 39 P., 10 A.). 

Als einziges Krankheitssymptom halten sich die in den meisten 
Fällen erst glasigen gelb gefärbten, dann stark geröteten Binde- 
häute und der mehr oder weniger schwankende Gang 5 bis 7 Tage. 

Als günstigster Zeitpunkt für die Infusion kommt nach der 
hier gemachten Erfahrung der erste und zweite, allenfalls 
auch der dritte Tag nach Ausbruch der durch Temperatursteige- 
rung nachweisbaren Erkrankung in Frage. 

Es empfiehlt sich jedoch, die Infusion auch späterhin (bei 
etwaiger Verzögerung in der Anlieferung des Medikaments oder 
bei anfangs widersetzlichen Patienten) noch vorzunehmen. 


Bei Behandlung mit Salvarsan schon am ersten Krankheits- 
tage — auch bei feststehendem bösartigen Charakter der Seuche 
-— könnte der Einwand erhoben werden, daß die natürliche Bildung 
von Schutzstoffen aufgehoben, und damit die Immunität, die 
dureh Überstehen der Brustseuche bei der alten Behandlungsweise 
eintritt, in Frage gestellt wird. Es ist aber wohl anzunehmen, daß 
die Bildung dieser Stoffe schon während der Inkubationszeit (im 
stadium prodromorum) in ausreichender Weise vor sich geht, weil 
auch beim Abortivverlauf in 24 Stunden und beim unmerklichen 
Durehseuchen diese Schutzstoffe als vorhanden angenommen wer- 
den müssen. | 

Indessen empfiehlt es sich doch, der Sicherheit wegen mit der 
Behandlung bis zum zweiten bzw. dritten Tage zu warten, falls 
nicht besondere Umstände (Ilerzschwäche, schnell fortschreitende 
Lungenentzündung und Temperatursteigerung) auftreten. 


= _ m (m si u | mi „(din rin _ D D Mituunun — iin — 


— 401 — 


Zusammenfassend kann über die Salvarsanbehandlung bei 
Brustseuche gesagt werden: 


I. DieEinverleibungdesMittelsinderbisher 
üblichen Gabe in konzentrierter, möglichst 
blutwarmeralkalischer Kochsalzlösungistun- 
gefährlich. 


II. Der Krankheitsverlauf wird durchweg 
günstig beeinflußt. 


a) Die Futteraufnahme und das Allgemein- 
befindenleidenwenig.GänzlichesVersagen 
der HaferrationistnurbeiwenigenPferden 
undbeidiesennurfürdieDauervon12Stun- 
den nach der Einverleibung des Mittels be- 
obachtet worden. 


b) DieTemperatur wirdmitSicherheit für die. 
Dauer herabgesetzt, falls die Gabe der 
Größe des Pferdes entspricht. 


c) Die Pulsfrequenz sinkt gleichzeitig mit 
dem Abfall der Körperwärme zur Norm. Das 
Herz wirdentlastet. 


IneinzelnenFällenkommteszumAbfall 
von20bis30Pulsschlägeninnerhalb24 Stun- 
den. 


d) Lungenentzündung tritt bei frühzeitiger 
AnwendungdesMittelsmeistnichtein, nie- 
mals nimmt sie einen erheblichen Um- 
fangan. 


Bereits vorhandene Lungenentzündung 
geht zurück. | 
Brustfellentzündung und andere Kompli- 
tionentretennichtauf. 

f Das Rekonvaleszenzstadium wird auf 
2 bis 3 Wochen abgekürzt, die Leistungs- 
fähigkeit leidet wenig. 

g) Nachkrankheiten sind bisher nicht beob- 
achtet worden. 


e 


~N 


Würde auch eine Immunität für Lebens- 
zeit nicht erzielt, so bietet die Behandlung 
der Brustseuche mit Salvarsan doch so viele 
Vorteile, daß selbst der hohe Preis kein Hin- 
dernis sein sollte, sämtliche Pferde damit zu 
behandeln; auf jeden Fallistesein die Fieber- 
temperatur zuverlässig und dauernd herab- 
setzendes Mittel,nachdemmanbeiderfrüheren 
Behandlung der Brustseuche vergeblich ge- 
suchthat, 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 26 























— 402 — 
Fiebertabelle der nicht mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken 
Pferde. 
Z Namen der Körperwärme an den en 
E Pferde a a a ee 
a (Eskadron) 2 | 3 | 4 5 1 19 
Bd | | 
| 
Nero (3.) . . 40,1 2 | ' | 
Panther (3.) 39.5 39.0 392 39) 0, 88,8'39,1 8 > | 


240,0 40,7 40.0 40.4 40,1 40.0 39,7 38,9 38.8 88.1 er 
2 40.1 40,4'40.8 39.8 40,1: 39,8 20: 38,3 38,8 37,7. 
‚639.0 39,5 39,5 39,6. 39,5: 39,2: 38,6 38,0 
840.1) 40,3 40,2 39,7 38,7) 39,1: 37,9 38,7, 37,7 
39.8 40,9 41.0 40.2: 40,1 40,4 40,9 40, 1 0,1 
8 38.7 39,9 40,1 39,8 39,7 39,0 38.8 38.5 37,6, 
30.9 40.2 40.2 40,0 40.4 40.1. 40.3 40,3 39,1: 39,4 3S,8 37,7 
38, 3l 40,1 40,6 40,6. 40,7. 40,5: „1| 39,1 379 | 
40,0 41,0, 40,7: 40,5| 40,4 40.5 39.4 39,3 40,1 40,1 gstb. 
40,4 40,1 40,4: 40,1, 40,1 40,4. 39,5 38,7 38,9. 39,4 35.0 


1 
2 
31 Kuroki (3.) . 
4 | Michel (3.) . 


Lukas (3.). . 





38.9 38,9 





Obotrit (3.). 

10 | Pleite (3). . 

11 | Lore (3.) 

12] Pütt (3.)... . 39,5 

13 | Kammerherr | | | | 
(3.). ©.. .][38,7.38,7.39,9 40,1. 40,2 39,8 

14| Fahne (3.). . 139,3 38,3. 38,7 39,7 40,3 40.2 

151 Erna (3.) .. fF 89.4 39,5 88,9 3092 30.3 385 38.9 38,3 | 

16 | Nonne (3.) . 139.0. 39.8 40.2 40.7 41.0 40,8 40,0. 39,9 39,8 39.5 39.5 38,7 

17 | Komet (3.) .139,3.39.1 38.7 38.2 | 

18 | Igel (3.) . 30.9 39,5 38,7, 38.7 89,7] 39, 

19 | Parodie (3.). 30.0:38.9 39,9 39,6 40,2 40.5 40.0: 39.9. 

20 | Kleopatra(.)[ 38,0 39.7 39.0 38.1 | 

211 Peter (3.) . . 139.2 39.4 40.2 40.1 89.8 40.1 30,7:40.1 30.2 38,2 

99 | Helena (3.) .139.0 39,2 39,5 892 89.4 40.4 B99 88.9 38,5 38,2 

23 | Lottka (3.) | | 88.9 39.3 40.1 40,0 30.9 40.4 80.8 30,3. 39.1 39,1 38,1 

24 | Palisade (4.) [40.11 40.1 39.1 38.3 40,4 30.2 39,2.30.0.39.2 38.9 38.4 

25 | Flieder (3.) . (38.9 37.4 382 87.7 38.1 87,7 37,5 38.4 38.9, 37,9 

26 | Natter (3.). . 














; : | ; 
40,3 39,9 39.5 39,6 39.8 38.4 
39.9 39.7 39,7 38,2 











39,1 40.2 9 39,2 38,9 


37,6 
38,8 87,9) | 








27 
28 
29 


30 


Lerche ( 
Luchs (1.). . 
Griseldis (1.) 
). E 


Mary (1 


1.) .139.1 
39,0 


30,2 


301 
35.5. 
8S4 
39.1 


38.4 38 
35,1 


38.5 853 


8 38S. 38. 





38,3 


| 
38.9 98.1 | Ä ! | | | Ä 
9375 | 


31 | Lola Ga). . .[39,1 39.2 38.9 39.0 3850. | | 
32 | Marder (1.). 10.1, N | | | 





Fiebertabelle der mit Salvarsan behandelten Pferde. 
* — Tag der Salvarsanbehandlung. 


D 





5 Name Körperwärme an den Krankheitstagen 

f des Pferdes e 

S (Eskadron) ı 2 3 4 D 6 T 8 | 9 
| { 





30,0%; 


1| Isabella (3.) . . . 7.8 

21 Mücke ...... R94 398 40.0 401 39,9 40.1* 39,9 38.9 38.4 
3 Puppenfee .... [35.8 9L S* 29,7 39.2. BSA., | | 

4| Galatz 2.2.2... BOB BS 5 B859 BT | | | 

D| Kunigunde. ... | [39.6% 30.1303 378 | | | 

6] Künstlerin . 393° 383 | | ! 


— 403 — 































































































Z Name Körperwärme an den Krankheitstagen 

K des Pferdes u FEN: 

= | (Eskadron) GEILES LIEGE 
N | l i 

7| Orkan ...... 39,3*| 38,8 | u t 

8l Kandidat... ... 39,9 | 40,1*| 39,8 i 38,0 | | 

9| Kastanie... ... 39.2 | 39,0 89; 3*138.9 87,8 | 

10| Dachs ...... 38,9*| 38,4 | | | | | 

11 | Preussen (4.). . . [39.7*, 40,2 : 38,9 | 838,1 | Ä 

12| Poseidon... ..... 39,1 |40,5*' 37,6 | 

13 | Kanaille (3.). . . [39,1 | 89,5* 37,8 | 

14| Helena (1.) .. . [40,5 |40,4*, 38,8 37,7 | 

15 | Pasch (3.) . 39.6 | 39,8* 39.5 | 38,2 

16 | Kronprinz 1). 40,2 '40,1* 38,0 | | | 

17 | Kurfürst (3.). . . |40,0* 39,2 137,9 | | 

18 | Kaiserin (1 ). 40,8 | 40,6* 39,9 ‚38,6 | 37,8 | 

19 | Mikado (2.) . . 139.9 | 40,6*, 40,1 39.4 384 | 

20 | Horst (1.) .. . . [39,7 | 40,0* 39,3 187,5 | | | 

Sl Kalif... 410.5* 39,8 |383 | | Ä 

92] Münze ...... 40,4 |40,1 | 40,8*, 38,4 

93 | Landgraf... ... 39,6 |405* 39,4 38,4 | | | 

241 Herold...... 39,5 40,0% 39,7 38.8 | Ä 

25| Nabob ...... 40,3*, 389,9 | 35,2 | | 

26 | Kamecke..... 40,0* 38,0 | | | | 

27|Ibikus ...... 39,5 39,8 |40,1*, 40.0 '39.2 | 37,8 | 

a8|Ladyr....... 39,9 !39.8 | 39.6* 89,8 | 38.0 | 

29| Nonsens ..... 89,5 , 40,0*, 39,5 37,5 | | 

30 | Poet ....... 39,8 ı 40,9* 38.6 | 37.4 | 

31 | Granit ...... 39,9 '89.8* 39.6 138,8 | | 

32| Marta (1.)..... 40,2%: 39,4 | 87,9 | 

83 | Mondfee ..... 39,1 :39,5*) 38,2 | | 

s4lLola ....... 39.2 | 89,4* 30,4 38.7 | 

35| Minus ...... 39,3 | 39,5*! 39,9 | 38,4 | 

36] Murks ...... 39,4 '39.5%1 830.6 37,8 | 

37 | Ironie... .... 39,5 139.9 89,7 39,5 140,5 402 1 39,6% 37,9 

381 Hummel..... 40,0% 38,4 | | | 

39 Pandur...... 40.0%,393 87,7 | | | 

40 | Nachhut ..... 39,6 30,9% 89,0 | 88.7 | | | 

41 | Merkur...... 30.0 | 39,9* 39,4 38,0 | | | 

42| Nini ....... 39,0% 38,0 | | | 

43 | Moritz . . .... 39,1*, 39,7 |30.6*% 38.9 38.3 | 

441 Fabel....... 39,0 1393 |40.2%, 30,7 BT. 

45|Hexe....... 40,2 | 40,5%, 40.0 87,9 

46| Narr ....... 40,3 | 40.5* 39,7 37,6 | | | 

47\Irma ....... 39,7 | 40.8% 38.5 137.4 | Ä | 

48| Natter ...... 39,8 40,2% 394 B8B | | 

49 | Laura... .... 39,8 |40.1*, 40.5 886 37.5 ' 

50|Max ....... 3908 40.6* 40,1 88.7 187,5 

51] Hildburg..... 39,8 | 40.1% 38.4 

52 | Ebenholz. .... 38.8 | 38.9 | 39.8* 38,3 ` 

531 Nonua ...... 40,8 40.7% 882 ` | 

54 | Parade... ... 38,7 39.740,77 839,4 1881 | | | 

55| Novelle... . .. 39,0 | 39,8 140,0*, 38,4 | | 

56| Pedro... .... 401 1404% 308 406 837,7! 

57[|Käte........ 30,5 30.2 40,4 40,0 37,9 

58| Ingo ....... 40,7%, 38.9 | 38.7 | | | 

59 | Landgräfin. . . . [40,0 40,0%, 39,8 39,6 38.3 | 


— 404 — 


IV. Bericht des Stabsveterinärs Gumbold vom -1. Westpreufsischen 
Feldartillerie-Regiment Nr. 35. 


Das Regiment erhielt Anfang Januar d. J. 8 Dosen Salvarsan 
à 3 g sowie 8 Tuben à 100 g 0,9 % sterile Kochsalzlösung zur Be- 
handlung brustseuchekranker Pferde überwiesen. Mitte Januar 
wurden noch einmal 12 Dosen Salvarsan à 3 g zur Verfügung ge- 
stellt. Nach Eintreffen des für konzentrierte Lösungen erforder- 
lichen Apparates von der Firma H. Hauptner konnte am 6. Ja- 
nuar mit den ersten Infusionen begonnen werden. 

Die Brustseuche herrschte zu dieser Zeit in schwerer Form 
bereits in 3 Batterien (3. Batterie: Ausbruch am 15. 11., 4. Batterie: 
Ausbruch am 4. 12., 2. Batterie: Ausbruch am 13. 12.). Es waren 
bis zum Schlusse des Jahres 1911 24 Pferde erkrankt, von denen 
4 starben. 

Die Seuche breitete sich im Jahre 1912 auch auf die anderen 
Batterien des Regiments aus. Der Ausbruch erfolgte bei der 5. Bat- 
terie am 8. Januar, bei der 1. Batterie am 25. Januar, bei der 
6. Batterie am 31. Januar, bei der 2. reitenden Batterie am 22. Fe- 
bruar, bei der 1. reitenden Batterie am 30. März. Es erkrankten 
im I. Quartal 1912: 48 Pferde. 

Die geringe Zahl der Salvarsan-Dosen ließ eine generelle An- 
wendung dieses Heilmittels nicht zu. Unter den Patienten wurde 
dahin eine Auswahl getroffen, daß nur solche Fälle mit Salvarsan 
behandelt wurden, die nach den klinischen Erscheinungen als 
schwer bezeichnet werden mußten, ferner auch, wenn infolge 
Lungenbrustfellentzündung oder Herzschwäche den Tieren mög- 
lichst bald Erleichterung verschafft werden sollte. 

Das Salvarsan kam daher auch niemals bei Beginn der -Er- 
krankung zur Anwendung; wenn irgend angängig, wurde der dritte 
und vierte Krankheitstag aus Sparsamkeitsrücksichten abgewartet. 

Von 16 nach diesen Gesichtspunkten ausgewählten Pferden 
erhielten die Salvarsan-Infusionen am 2. Krankheitstage 2 Pferde, 
3. Krankheitstage 2 Pferde, 4. Krankheitstage 3 Pferde, 5. Krank- 
heitstage 2 Pferde, 6. Krankheitstage 5 Pferde, 7. Krankheitstage 
2 Pferde. 

Die Dosis und Konzentration der Lösung waren bei allen Pfer- 
den die gleiche: 3 g Salvarsan auf 90 cem 0,9% sterile Kochsalz- 
lösung (1:30). 

Die zur Filtration der Lösung und zur Infusion nötigen Ge- 
räte wurden auf einfachste Weise sterilisiert. 

In einen niedrigen emaillierten Kochkessel, der zu !/, mit 
Wasser gefüllt war, kamen zwei Kanülen, die Klemme für den 
Gummischlauch sowie Pinzette und Schere. Auf diesen wurde ein 
passender, mit Deckel versehener höherer Kessel aufgesetzt, dessen 
Boden durchlöchert war. Er nahm alle übrigen zur Infusion 
nötigen Geräte mit Ausnahme von Kochkölbehen (nach Erlen- 
meyer) und Glaszylinder auf. Mittels Spirituskocher wurde das 
Wasser in dem unteren Kessel zum Sieden gebracht und darin 
10 Minuten unterhalten. Über einer zweiten Spiritusflamme konnte 
während dieser Zeit das Erlenmeyer-Kölbchen, eventuell nach not- 
wendirer Reinigung mit Sodawasser, durch Aufkochenlassen einer 
ausreichenden Menge destillierten Wassers sterilisiert werden. Nach 


— 405 — 


Einfüllen von 90 ccm der 0,9 % igen sterilen Kochsalzlösung und 
Erhitzen derselben bis auf 55° wurden 3 g Salvarsan allmählich 
zugesetzt und durch Umschütteln zur Lösung gebracht. Nach 
Hinzufügen von 5,7 cem 10 % iger Natronlauge mittels Meßpipette 
sowie einiger Tropfen Lauge als Überschuß und nach Prüfung der 
Reaktion erfolgte die Filtration der Lösung über Papier-Watte- 
filter in den auf gleiche Weise sterilisierten Glaszylinder des In- 
fusionsapparates. 

Da durch einen unglücklichen Zufall der Glaszylinder gelegent- 
lich des Sterilisierens zerbrach, so wurde dieser von nun an 
durch eine weithalsige diekwandige Flasche von 150 cem Inhalt 
ersetzt, die im Dampfkochtopf sterilisiert wurde. 

Schwierigkeiten haben sich bei der Herstellung der Salvarsan- 
lösung niemals ergeben. 

Die Infusionsstelle wurde nach vorherigem Rasieren mit Spi- 
ritus abgerieben. Die Einführung der Hohlnadel ließen sich alle 
Pferde ohne Bremse gefallen, und die Infusion der auf Bluttempe- 
ratur abgekühlten Lösung nahm noch nicht 14 Minute in Anspruch. 
Innerhalb einer halben Stunde konnten die ganzen Vorbereitungen 
einschließlich der Infusion erledigt werden. 


Nach Beendigung der Infusion wurde stets die Vorsicht be- 
achtet, den Blutabfluß durch die Kanüle noch etwa Y, Minute lang 
andauern zu lassen, um Salvarsanreste aus der Hohlnadel zu ent- 
fernen. Eine Reizung an der Einstichstelle und ihrer Umgebung 
konnte niemals wahrgenommen werden. 

Unruheerscheinungen nach der Infusion traten bei keinem 
Pferde auf. Hustenreiz im Anschluß an die Infusion war keine 
konstante Erscheinung und wurde nur bei 4 Pferden beobachtet. 
Bei dem einen bestand aber schon vor der Infusion eine größere 
Empfindlichkeit der Luftröhre beim Umfassen derselben zwecks 
Kompression der Vene. Dies Pferd hustete unmittelbar vor, während 
und nach der Infusion, wodurch die letztere etwas erschwert wurde. 

Bei 5 Pferden wurden während einiger Stunden nach der In- 
fusion größere Mattigkeit und Hinfällirkeit beobachtet. Eins von 
ihnen zitterte zeitweilig und zeigte 4 Stunden nach der Infusion 
sowie noch einmal am folgenden Tage vorübergehend Durehfall. 
Bei einem anderen Pferde wurde 20 Stunden nach der Infusion 
ebenfalls vorübergehend flüssige Darmentleerung beobachtet. 
Kolikerscheinungen fehlten. 


Eine Besserung des Appetits ließ sich meist erst am Tage nach 
der Infusion feststellen, verzögerte sich aber in einzelnen Fällen 
bis zum dritten Tage nach der Infusion. 2 Pferde, deren Tempe- 
ratur in 12 Stunden bis zur Norm zurückgegangen war, zeigten be- 
reits am Behandlungstage besseren Appetit und am folgenden 
Tage ausgezeichnete FreBlust. 


Die Wirkung des Salvarsans auf die Körpertemperatur — 
zweistündliche Messungen — äußerte sich meist in der Weise, daß 
das Fieber in den ersten 2 bis 4 Stunden eine Steigerung um einige 
Zehntel Grad (0,1—0,7° C) erfuhr. Danach folgte ein langsamer 
fortschreitender Abfall, öfter mit leicht welligem Verlauf der Fieber- 
kurve — ein- oder mehrmalige leichte Steigungen, die nur selten 
die Ausgangstemperatur erreichten —. Ein Temperatursturz um 


mr 


— 406 — 


1° erfolgte im Falle 12 innerhalb 2 Stunden, im Falle 11 in 
4 Stunden. 

Das Temperaturmaximum nach der Salvarsan-Infusion trat 
dreimal nach 2, sechsmal nach 4, je einmal nach 6 bzw. 8, zweimal 
nach 10 und einmal nach 12 Stunden ein. In zwei Fällen wurde 
nach 2 bzw. 4 Stunden nur die Ausgangstemperatur erreicht. Die 
Entfieberung nach der Salvarsan-Infusion war dauernd beendigt: 
2 mal nach 12 Stunden (Fall 6, 11), 2 mal nach 42 Stunden (1, 12), 
3 mal nach 44 Stunden (2, 9, 10), 1 mal nach 46 Stunden (8), 1 mal 
nach 48 Stunden (14), 1 mal nach 50 Stunden (13), 1 mal nach 
60 Stunden (16), 3 mal nach 62 Stunden (4, 7, 15), 1 mal nach 
70 Stunden (5) und 1 mal nach 88 Stunden (3). 

Im Falle 16 — nach 60 Stunden dauernd fieberfrei — wurde 
die nach 48 Stunden zum ersten Male erreichte normale Tempe- 
ratur 52 bzw. 58 Stunden nach der Infusion noch einmal um t/o ° 
überschritten. 

Nicht ohne Einfluß auf den schnelleren oder langsameren Ab- 
fall der Temperatur nach der Salvarsan-Infusion dürften wohl 
die bestehenden oder in Entwicklung begriffenen pathologischen 
Zustände in den Lungen sein. So wurden zur Zeit der Infusion 
klinisch festgestellt bei 6 Pferden beiderseitige, bei 10 Pferden ein- 
seitige Lungenerkrankung. Gelbfärbung der Lidbindehäute wiesen 
13 Pferde, gelblichen Nasenausfluß 8 Pferde auf. Bei 6 Pferden 
bestand große Herzschwäche. Diese hatte bei 5 Pferden an vor- 
hergehenden Tagen Kampheröl-Einspritzungen nötig gemacht. 
Dennoch war ein günstiger Einfluß des Salvarsans unverkennbar, 
wenn auch nicht so augenfällig wie bei in Entstehung begriffenen 
Lungenerkrankungen, die kupiert wurden. Eine vorübergehende 
Weiterausbreitung der Lungenentzündung nach der Salvarsan-In- 
fusion wurde in den Fällen 13 und 15 beobachtet, in letzterem Falle 
trat selbst noch zwei Tage lang andauernde Gelbrotfärbung der 
Lidbindehäute auf. 

Auf das Herz war die Wirkung des Salvarsans eine offen- 
sichtliche. Die Pulswelle wurde sehr bald kräftiger, ferner fand 
mit Ausnahme der Fälle 4 und 5 eine täglich fortschreitende, 
nachhaltige Abnahme der Pulszahl statt. 

Die Zahl und die Intensität der Atemzüge nahmen ebenfalls 
fortschreitend ab, eine Vermehrung der Zahl blieb nur eine vor- 
übergehende Erscheinung. 

Auf das Allgemeinbefinden, namentlich der schwerkranken 
Pferde, hatte das Salvarsan einen auffallend günstigen Einfluß. 
Das Benehmen der Tiere wurde einige Stunden nach der Infusion 
freier, und diese Besserung hielt an. 

Kräfte- und Nährzustand litten weniger Einbuße und wurden 
sehr bald wieder ausgeglichen. Demgemäß erfuhr auch die Re- 
konvaleszenz eine bedeutende Abkürzung. 

Nachkrankheiten sind bei den mit Salvarsan behandelten 
Pferden bis jetzt nicht beobachtet worden. 

Die Erfolge der Salvarsan- Therapie sind bis jetzt zu- 
friedenstellende, sie würden, wenn nicht die leidige Kostenfrage 
der frühzeitigeren und allgemeineren Anwendung des Mittels im 
Wege stände, wesentlich günstigere gewesen sein. Die Anwendung 


— 407 — 


ist aber auch in späteren Krankheitsstadien immer noch sehr vor- 
teilhaft. Seit der Salvarsanbehandlung ist kein Todesfall mehr 
vorgekommen. 

Der Vorteil der Salvarsanbehandlung besteht hauptsäch- 
lich in der frühzeitig eintretenden und nachhaltigen Besserung 
des Allgemeinbefindens, wodurch Kräfte und Nährzustand eine 
geringere Beeinträchtigung erfahren, im besonderen in günstiger 
Beeinflussung des Herzens sowie der Krankheitsprozesse in den 
Lungen und in der Abkürzung der Rekonvaleszenz, ferner in Ver- 
hütung von Todesfällen. 

Die Konzentration der Salvarsan-Lösung 1:30 muß bei Ver- 
wendung 0,9% iger steriler Kochsalzlösung in zugeschmolzenen 
Glastuben als großer Fortschritt angesehen werden. Hierdurch 
wird eine saubere, wenig zeitraubende Herstellung der Salvarsan- 
lösung ermöglicht und ferner durch beträchtliche Verkürzung der 
Infusion vielen Zufälligkeiten vorgebeugt. 


Nachweisung der mit Salvarsan 1:30 behandelten Pferde. 




























e els Körpertemperatur 
CES- -E Bemerkungen 
< zl2|I822|3 
e =I=| IE | = Lbr. = Lungenbrustfell- 
BE E entzündung 
2831-8 | 

. pt N .. 
EZTEIE| ES L. = Lungenentzündung 
Cai ei Er E 

ó au 






k 
7 


1 6 8 | 40,3 | 39,7 r. Lbr. l. L. 

2 3 8 | 40,2 | 89,6 | 38.8 | 88,2 l. r. L. 

8 D 8 | 40,1 | 40,0 | 393 | 394 | 884 | 1. L. r. Lbr. Herzschwäche 
41 6 |8] 4094 400 | 39,0 | 38,4 l. L. Herzschwäche 

5 3 31 40,11 89,4: 391 | 38,9 | 383 Il. r. L. 

6|} 7 3] 39,1 | 38 5°) | l. L. *) In 12 Std.zur Norm 
71 5 13] 40,7 | 396 | 39,7 ` 38,0 l. r. L. Herzschwäche 

8 7131 404 39.4 | 38,5 | l. r. Lbr. Herzschwäche 
9 4 131 40,0 | 39,0 : | 38,3 | r. L. Herzschwäche 

10} 4 13| 404 | 396 | 385 | r. L. 

11] 6 3 {| 839,5 33,5") | Lr. L. *) In 12Std. z. Norm 
12 5 8 | 39,4 | 39,1 | 385 : T. Lbr. 

13| 4 |3 | 40,4 | 39,6 | 38,8 | 38.2 | r. L. 

14 2 31] 40,6 | 39,3 | 88,9 | 37,9 r. Lbr. 

15] 2 13] 40,7 | 40,7 | 39,0 | 88,4 r. Lbr. 1. L. Herzschwäche 
16} 6 13] 40,5 | 39,3 | 838,6 37.5 | r. Lbr. 1. L. Herzschwäche 








Die Entfieberung der kranken Pferde war völlig beendet 


Eh in In diesen Fällen war Salvarsan gegeben am 
RER Ne 1.121 3-14 5.6 || 7 
Tagen Fällen Krankheitstage 








— 408 — | | 


Tabellarische Übersicht über die Krankheitsbefunde i 
bei den mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pferden 
des 1. Westpr. Feldart. Regt. 35. 





+ ' 4 = 
„15 JEF 4: 
z1=_j<Z|I KrankheitsbefundTPA E E ee = - 
- IS? 1|,@ einseitige beiderseitige 
2132182 Lungenentzündung 
N -= y Pa w" t . e i l 
MAE | Schluß der Fieberperiode |< 
-E k-ai |= = 
Pii = = ei P . . r pr z 
3|_.=|2=| — Salvarsaninfusion am ....... Krankheitstage | 
zi E E 

< jes| 1] 2 


e 9 {10| nj 12| 23 I 
| ! l 





| 
| i 
| | | | | | 4 





















































> 40.2 140,6 40,3 398 40,9 40,5 39.8 [38.4 37,7 378 Be 37,4 378. 
e ja 
L = 138,2]40.12 58.16 56.20 50.26 58. 307 12.32 2.32 66.34]52.1: 5 48.15 48.12 50. 12 46.14 10 Eu 
> 38,9 40,2 40.4 30,9 38.8 BS2 37,9 u | | 
= | | | | | 
2| = [37,9188.12,45.21 60.20 44.26 44.20[44.16 48.23 35.14 f | | le = 
P 39.5 BL 40.5 40,5 Ea 202 30,3 an 38.4 38.1 BIS 
= *%* ' 4 
srs 38,3]40. 12 56.20.02. 34 66. 34 12.40 40 72.36 72. a 20164.21 wo. 15 46.1; 1 Mr 
x 39,8 a 40,7 39,6 303 40.3 40,2 39.0 [88.4 ' 88.3 BTT. l 
= | ee 
4 2 heahosonanon 72.14 0016 72.18 72.18 60.16 72.1410412 54.10 48.8 | In en 
F 40,3 a 40.0 394 39,1 38,9 [88.3 37.3 | 
E | | 
en | 
5I 2 38,252.11 60.12 72.13 60.12 46.12 50.1548. 1640.10 | | 7 
qe 40,0 40,3 40.2 40,0 39.7 40.1 39,1 138.0 37,8 375 37.6 374 37,4 375 
- | | | 
6| = |88.0]54.12'72.16 70.20 60.28 64. 30 72.30 68.3064. 2400.24 54.30 48.24 44.24 48.20 40.19 
ze 30.4 40,4 40,0 40.2 40.2 30.7 39.7 [35,0 87,9 20 372 376 
g | | ! 
t= [87.8448 70.127 2.13 80.17 80.28 80, 2472.22 06.16 62.12 48.12 48.10 48.12 . 
Is 39,7 403 B9B B92 40,0 39.6 30.7 39,8 [38.5 35.2 378 373 
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Krankheitsfall Nr. 
Alter und Geschlecht 








des Pferdes 


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39,2 30,1 39,4 40,6 40.8 408 39,6 38,6 137,5 573 BTB BTA B78 j 














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37,9138.8 38.9 46.10 68.1 3 80.24 80 2.24 62. 2460. 13 4. 12 56.9 54. 8 48 8 
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Ein Fall von „Hornsäule“. 


Von Oberveterinär Kabitz. 


„Friedrich“, ein zwölfjähriges Reitpferd, ging ein Vierteljahr 
lang periodisch auf dem rechten Vorderbeine ganz geringgradig 
lahm. Die Untersuchung ergab stets folgenden Befund: 


Patient lahmt auf der rechten Vordergliedmaße auf hartem 
Boden ganz geringgradig, auf weichem Boden tritt die Lahmheit 
gar nicht in die Erscheinung. Die Lahmbheit ist eine Stützbeinlahm- 
heit. Die Schienbeinarterie zeigt verstärkte Pulsation. Der Huf 
macht bei der Besichtigung einen vollkommen gesunden Eindruck. 
Beim Abtasten und Beklopfen des Hufes mit der Hufunter- 
suchungszange werden an der Hufzehe geringe Schmerzen aus- 
gelöst. An derselben Stelle wird eine vermehrte Wärme wahr- 
genommen. Beim Nächschneiden am Huftragerande werden keine 
Zusammenhangstrennungen festgestellt, die auf einen eitrigen Pro- 
zeß schließen lassen. 


Der übrige Befund an dem lahmen Bein ist negativ. 


Die Behandlung bestand jedesmal in feuchten Umschlägen um 
den Huf. Das Pferd wurde nach einer Behandlungsdauer von 
zwei Tagen wieder in Dienst gestellt, da die Lahmheit sich auf 
Steinpflaster nicht mehr zeigte. 


Im Juli wurde das Pferd auf dem rechten Vorderbeine wieder 
lahm. Die Untersuchung ergab den oben beschriebenen Befund. 
Nach Abnahme des Hufeisens wird beim Nachschneiden an der 
Hufzehe zwischen Hornsohle und Hornwand ein Kanal von 3 mm 





== 410 = 


Durchmesser gefunden, aus dem sich grauweißer Eiter in ganz 
geringer Menge entleert. Die Hornwand ist an dem Kanal verdickt 
und mit der weißen Linie in der Größe eines halben Pfennig- 
stückes nach innen ausgebuchtet. Durch Sondieren wird fest- 
gestellt, daß der Kanal in der Richtung der Hornröhrchen nach 
der Hufkrone zu führt. Durch Perkussion der Hornwand, die einen 
etwas dumpferen Schall als die der gesunden Hornwand ergibt, 
wird festgestellt, daß die Erkrankung bis etwa 4 cm unterhalb 
der Hufkrone reicht. Auf Grund des Befundes wird die Diagnose 
„Hornsäule“ gestellt. 


Zur Beseitigung des Hufleidens wurde eine operativer Eingriff 
beschlossen. Zur Vorbereitung der Operation wurde das über- 
flüssige Horn an der Hornsäule mit dem Hufmesser abgetragen 
und der sorgfältig gereinigte Huf mit einem Umschlage versehen, 
der 24 Stunden mit 3%igem Bazillolwasser feucht gehalten wurde. 
Während derselben Dauer wurden dem Pferde Futter und Wasser 
entzogen, damit das zur Betäubung zu verabreichende Chloral- 
hydrat (40,0) mit dem Trinkwasser besser genommen würde. Am 
folgenden Tage wurde aber die Chloralhydratlösung nicht ge- 
trunken. Der operative Eingriff wurde daher auf den nächsten 
"Tag verschoben, und um auf jeden Fall zu verhindern, daß das 
Pferd aus Versehen getränkt werden könnte, wurde es irn Kranken- 
stalle untergebracht. Nach 48stündiger Entziehung von Futter 
und Wasser wurde das in einem halben Eimer Wasser gelöste 
Chloralhydrat trotz Beigaben von Zucker und Kleie ebenfalls 
nicht genommen. 


Nach einer subkutanen Injektion von Morph. muriat. 0,5 : 15,0 
Aqu. dest. und Einspritzung von Cocain. muriat. 0,5 : 10,0 Aqu. 
dest. in die Nähe der beiden Volarnerven wurde das Pferd nieder- 
gelegt. Unter Blutleere (Esmarchscher Schlauch) wurde zu 
beiden Seiten der Hornsäule 1 cm von derselben entfernt je eine 
Rinne in der Richtung der Hornröhrchen bis auf die Fleischwand 
eingeschnitten, die vom Tragerand bis 3 em unterhalb der Huf- 
krone reichten. An der weißen Linie und 3 cm unterhalb der 
Hufkrone wurden die beiden Längsrinnen durch eine dritte und 
vierte verbunden. Mit einer Zange wurde das umgrenzte Stück 
nach oben abgehoben. Die freigelegten Fleischblättchen sahen 
grauweiß aus und waren von festerer Beschaffenheit. Die Blättehen 
waren niedriger und unregelmäßig angeordnet. Zwischen ihnen 
war grauweißer Eiter vorhanden. 

An dem abgelösten Hornwandstücke waren die Hornblättchen 
in einer Breite von 6 mm stark vergrößert und dicker. Sie ragten 
5 mm über die Oberfläche ihrer Umgebung. Die Verdickung der 
Hornblättchen reichte bis zum Tragerande und hatte die weiße 
Linie nach innen ausgebuchtet. Zwischen den Hornblättchen 
befand sich grauweißer Eiter in geringer Menge. 


Die krankhaft verkleinerten Fleischblättehen wurden bis auf 
das Hufbein mit dem scharfen Löffel ausgekratzt. Nach gründ- 
licher Desinfektion wurde das Operationsfeld mit Jodoformäther 
übergossen und ein Druckverband mit desinfizierten Jutetampons 


Cad 


— All, == 


angelegt. Patient wurde in einen Laufstand mit weicher Streu 
gestellt. 

Nach 12 Tagen wurde der Verband erneuert und auf die 
Wunde, die trocken war, Tannoform gestreut. Dieser Druckver- 
band blieb 5 Tage liegen. Darauf wurde ein Teerverband an- 
gelegt. Nach einer Behandlungsdauer von vier Wochen hatte sich 
genügend Narbenhorn gebildet, und der Huf wurde mit einem 
Schlußeisen mit zwei seitlichen Zehenaufzügen beschlagen. Nach 
dem Beschlage ging Patient ganz geringgradig auf hartem Boden 
lahm. Die Lahmbheit verlor sich nach weiteren 8 Tagen, so daß 
nach einer Behandlungsdauer von 36 Tagen das Pferd als geheilt 
in Dienst gestellt wurde. 

Seit der Indienststellung des Pferdes sind 5 Monate ver- 
strichen, ohne daß ein Recidiv eingetreten ist. 


Über Fütterungsversuche mit Schachtelhalm. 


Von Stabsveterinär Werner. 


Im Jahre 1903 erkrankten bei der 3. Batterie Kurmärkischen 
Feldartillerie-Regiments Nr. 39 unter Lähmungserscheinungen der 
Hinterhand 9 Pferde, von denen 8 vollständig geheilt wurden. 
1 Pferd mußte als dienstunbrauchbar ausrangiert werden, da es 
nach monatelangem Verweilen im Hängeapparat ohne Unter- 
stützung weder stehen noch gehen konnte. Als Ursache war eine 
Vergiftung durch Schachtelhalm angenommen wor- 
den, der in dem Heu bis zu 1,2% gefunden wurde Auf Grund 
eines Fütterungsversuches mußte ich aber bezweifeln, daß eine 
Schachtelhalmvergiftung vorgelegen hat. Ohne irgendwelche 
Krankheitserscheinungen zu zeigen, nahm ein gut genährtes acht- 
jähriges Pferd innerhalb 20 Tagen etwa 30 kg Schachtelhalm Auf, 
der aus dem verdächtigen Heu aufgelesen worden war. Die 
Schachtelhalmmengen wurden unvermischt dargereicht, an meh- 
reren Tagen bis zu 2,5 kg. 

5 Jahre später (IV. Quartal 1908) erkrankten bei dieser Bat- 
terie, die inzwischen das neue Kasernement bezogen hatte, 
wieder 8 Pferde unter Lähmungserscheinungen,‘ besonders der 
Hinterhand, außerdem noch 42 Pferde bei der 1. Batterie und ein 
eigenes Offizierpferd. Von diesen sind drei Patienten gestorben, die 
übrigen geheilt. Bei einigen Patienten, die schwere Lähmungs- 
erscheinungen gezeigt hatten, bestanden noch lange Zeit eine 
Schwäche der Nachhand und Störungen in der Herztätigkeit, die 
aber nach Jahresfrist vollständig verschwanden. Hervorgehoben 
werden muß noch, daß ein Pferd der 3. Batterie bereits 1903 unter 
denselben Erscheinungen erkrankt war, und daß bei zwei Pferden 
der 1. Batterie nach Ablauf von ungefähr vier Wochen eine Er- 
krankung im Wiederholungsfalle auftrat. 

Nach eingehenden Untersuchungen der gesamten hygienischen 
Verhältnisse im Regiment kam Oberstabsveterinär Ludewig, 


= 419: = 


der zur Erforschung der Ursache damals hierher entsandt worden 
war, zunächst zu dem Ergebnis, daß die Pferde wahrscheinlich 
durch reichlichen Genuß von Schachtelhalm, von dem ausge- 
sprochen giftige Exemplare dem Heu beigemischt waren (Equise- 
tum palustre), erkrankt seien. 

Trotzdem das Regiment sofort ein sorgfältiges Auslesen des 
Schachtelhalms anordnete, traten immer noch weiter neue Er- 
krankungen auf. Es wurde deshalb von Korps-Stabsveterinär 
Wittig die Vermutung ausgesprochen, daß der Schachtelhalm 
nicht als die alleinige Ursache der Krankheit angesehen werden 
kann, sondern daß durch Schimmelpilze im Futter die Gifte des 
Schachtelhalms in ihrer Wirkung unterstützt werden und so die 
Krankheit zustande kommt. Hierauf wurde Heu aus Rathenow 
bezogen. Der Transport nach Perleberg verzögerte sich jedoch 
etwas, so daß erst am 8. Januar 1909 mit der Verabreichung dieses 
Heues begonnen werden konnte. Da nun aber schon seit dem 
21. Dezember 1908 kein neuer Erkrankungsfall mehr vorgekommen 
war, konnte das Aufhören der Erkrankungen nicht auf den 
Wechsel des Heues zurückgeführt werden. 

Zur Klärung der Frage, ob die gefundenen Schachtelhalm- 
mengen als die Ursache der Erkrankungen angesprochen werden 
müssen, habe ich zwei Fütterungsversuche mit den aus dem ver- 
dächtigen Heu ausgelesenen Schachtelhalmen angestellt. Das erste 
Versuchspferd — kräftig gebauter neunjähriger Wallach, kurz vor 
Beginn des Versuchs aus Magdeburg hier eingetroffen — hat in 
10 Tagen (21. bis 31. Oktober 1908) 34 kg Schachtelhalm 
an Stelle von Heu nach dem Abendfutter erhalten. Vorgelegt und 
mit gutem Appetit verzehrt wurden Mengen von 2 bis 6,5 kg. Zur 
besseren Kontrolle wurde das Pferd abends in einem zu meiner 
Wohnung gehörigen Stall untergebracht, während es am Tage zu 
landwirtschaftlichen Arbeiten benutzt wurde. Störungen der Ge- 
sundheit konnten nicht festgestellt werden, auch nicht während der 
nächsten vier Wochen nach Beendigung des Fütterungsversuches. 

Ein zweites Versuchspferd erhielt 32,5 kg Schachtel- 
halm, ohne krankhafte Störungen des Befindens zu bekunden. 

Auf Grund dieser Fütterungsversuche muß ich annehmen, daß 
die in dem verdächtigen Heu vorgefundenen Schachtelhalmmengen 
nicht als die Ursache der Erkrankungen angesehen werden 
können. 

Bei der Untersuchung des selbst geernteten Heues und Grumtes 
der beiden Batterien wurde das Grumt bezüglich seiner physika- 
lischen Eigenschaften durch Korps-Stabsveterinär Wittig als 
schlecht bezeichnet. Die tiefer gelegenen Schichten fühlten sich 
feucht an und hatten einen dumpfigen Geruch; es sei daher nicht 
ausgeschlossen, daß das Grumt mit Schimmelpilzen behaftet ist. 
Die Fütterung von Grumt wurde deshalb auf Anordnung des 
Generalkommandos verboten. 

Um nun festzustellen, ob das gesperrte Grumt der 1. und 
3. Batterie gesundheitsschädliche Eigenschaften besitzt, habe ich 
an drei Privatpferden Fütterungsversuche angestellt. Ein Pferd 
erhielt vom 21. bis 29. Dezember 1908 etwa 50 kg Grumt der 1. Bat- 


— 413 — 


terie an Stelle von Heu. Bei den täglichen Untersuchungen dieses 
Pferdes konnten keine Störungen der Gesundheit beobachtet wer- 
den. Dasselbe Resultat hatte der vom 10. bis 17. Februar 1909 
an zwei Privatpferden unternommene Fütterungsversuch mit 
Grumt der 1. und 3. Batterie, von jeder Batterie etwa 40 kg. 

Diese Versuche gestatteten den Schluß, daß eine Gesundheits- 
schädigung durch das Verfüttern dieses Grumtes nicht zu be 
fürchten war. Ich hielt es demnach für unbedenklich, das gesperrt 
gewesene Grumt dem Häcksel beigemischt zu verwenden. Bei 
dieser Fütterungsweise haben’ sich keine schädlichen Folgen 
gezeigt. 

Unterm 27. 4. 1909 hatte die Inspektion des Militär-Veterinär- 
wesens dem Kriegsministerium Kenntnis gegeben, daß im Rhinluch 
ein feines, sehr aromatisches Gras, im Volksmund „Flunkerbart“ 
genannt, wächst, das bei Pferden schwere Lähmungen des 
Rückenmarks erzeugt, wenn es eingeerntet und verfüttert wird, 
ohne vorher Regen bekommen zu haben. Diese Grasart soll auch 
in der Gegend von Perleberg vorkommen, wie Rittergutsbesitzer 
v. Bredo w -Pessin bei Paulinenaue behauptet. Das hiesige Pro- 
viantamt erhielt hierauf vom Kriegsministerium den Auftrag, 
Nachforschungen über das Vorkommen und über die Schädlichkeit 
dieser Pflanze anzustellen. Nachdem einige Exemplare der Pflanze 
durch oben genannten Herrn dem hiesigen Proviantamt eingesandt 
worden waren, konnte festgestellt werden, daß der Flunkerbart mit 
Molinia coerulea, blauem Pfeifengras, Blaugras, blauem Perlgras, 
identisch ist, das in der Prignitz auch gefunden wird. 

Mit Rücksicht auf die Beobachtungen im Rhinluch erschien 
es mir wichtig, einen Fütterungsversuch mit dem blauen Pfeifen- 
gras selbst anzustellen. Ein geeignetes Stück Wiese — feuchtes 
Sandland — wurde mir bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Nach- 
dem dieser Wiesenabschnitt tief umgegraben und zur Bestellung 
vorbereitet war, ließ ich ihn mit einer Reinsaat von Molinia 
coerulea, von der Samenhandlung Metz u. Cie. in Steglitz be- 
zogen, ansamen. Bei der Ernte wurde Sorge getragen, daß dieses 
Heu keinen Regen bekam. Gesamternte 2 Zentner 68 Pfund, in der 
Hauptsache aus blauem Pfeifenkraut bestehend. Es wurde auf 
dem trockenen, luftigen Boden des Krankenstalls gelagert. Erst 
einige Monate später konnte ich mit einem Fütterungsversuch be- 
ginnen. Auch dieses Mal war es, wie in allen früheren Fällen, die 
Perleberger Viehversicherungsgesellschaft, die mir ein geeigne- 
tes Versuchspferd zur Verfügung stellte. Das Pferd erhielt vom 
1. Februar 1911 ab außer Hafer nur das Versuchsheu zur beliebigen 
Aufnahme und hatte bis zum 28. Februar die Gesamtmenge auf- 
gezehrt, ohne die geringste Störung der Gesundheit zu bekunden. 
Noch einige Wochen nach Beendigung des Versuchs stand das 
Pferd unter meiner ständigen Beobachtung und zeigte auch wäh- 
rend dieser Zeit keine Störung der Gesundheit. 

Nach diesem Fütterungsversuch muß ich bezweifeln, daß das 
blaue Pfeifengras eine gesundheitsschädliche Wirkung hat bzw. 
die Ursache der erwähnten Erkrankungen der Pferde mit Läh- 
mungserscheinungen der Hinterhand sein kann. 


— 414 — 


Ein Beitrag zur Wirkung moderner Handfeuerwalien. 
Von Stabsveterinär Dorner. 


Mit Genehmigung des Regimentskommandeurs wurde ein an 
hochgradiger akuter Gehirnentzündung erkranktes Chargenpferd 
getötet. Um die Sektion des Gehirns nicht illusorisch zu 
machen, wurde die Tötung durch Herzschuß mit der Pistole 08 vor- 
genommen. Das Geschoß hat eine abgeplattete Spitze und besteht 
aus nickelkupferplattiertem Stahlmantel mit Hartbleikern. Da 
das Pferd im Zirkel auf der rechten Hand Manegebewegungen 
machte, wurde von der rechten Seite geschossen. Der erste Schuß 
drang eine Hand breit über dem Brustbein zwischen der 5. und 
6. Rippe ein, zersplitterte den hinteren Rand der 5. Rippe, ging in 
schräger Richtung nach oben, traf 13 cm von der Herzspitze an der 
rechten Längsfurche die rechte Herzwand, streifte die rechte Herz- 
kammer, ging durch das Septum in der linken Kammerwand 
entlang, streifte die linke Kammer 20 cm von der Herz- 
spitze entfernt am Papillarmuskel und verließ den Brustkorb 
zwischen der 6. und 7. Rippe 20 cm über dem Brustbein. 
Die rechte Herzkammer zeigte eine federkielgroße Öffnung, 
die linke eine etwa 1 cm große Öffnung; der Einschuß 
an der äußeren Brustwand war 1 cm groß, der Ausschuß etwas 
kleiner und schwer auffindbar. : Durch den Schußkanal im Herzen 
konnte man bequem den Zeigefinger hindurchstecken. 

Nach dem ersten Schuß brach das Pferd sofort zusammen 
und erhielt im Liegen einen zweiten Schuß, der etwa 3 cm tiefer 
lag und beinahe horizontal ging. Er drang zwischen der 4. und 
5. Rippe 10 cm über dem Brustbein ein, traf das Herz 9 cm von 
der Spitze entfernt in die rechte Herzwand, durchbohrte sie und 
drang durch die rechte Herzkammer und das Septum in die linke 
Herzkammer und verließ diese 11 cm von der Spitze entfernt durch 
die linke Kammerwand. Der Einschuß an der äußeren Brustwand 
war 1 cem stark. Der Schußkanal durch die Herzwände war zeige- 
fingerstark. Der Ausschuß an der Brustwand war etwa 1 cm groß 
und schwer auffindbar. 

Die Lungen wiesen keine Verletzung auf. Der Tod trat nach 
drei Minuten ein infolge vollkommener Verblutung in die Brust- 
höhle. 

Beachtenswert ist bei den oben beschriebenen Schußver- 
letzungen, daß der Schußkanal durch die Herzwandungen größere 
Dimensionen zeigt als die äußere Brustwand sowohl am Einschuß 
als auch am Ausschuß. Auffallend muß auch erscheinen, das der 
Ausschuß kaum größer ist als der Einschuß. 


Vergiftung eines Pierdes mit Kornrade. 
Von Stabsveterinär Duill. 
Am 23. Dezember 1911 wurde ich zu einem Pferde gerufen 


mit dem Vorbericht, daß es an Kolik erkrankt sei. Die nähere 
Untersuchung ergab folgenden Befund: Patient steht mit tief- 


— 45 — 


gesenktem Kopf teilnahmlos vor der Krippe, trippelt hin und her 
und versucht sich öfters hinzulegen. Schweißausbruch über den 
ganzen Körper. Auf Anruf reagiert das Pferd nicht. Die Augen- 
schleimhäute sind höher gerötet, dabei leicht glasig geschwollen. 
Darmgeräusche beiderseits völlig unterdrückt. Der abgesetzte Kot 
ist weich, stark durchfeuchtet, riecht sauer und enthält unver- 
daute Haferkörner. Puls sehr schwach, zeitweise unfühlbar. Herz- 
töne deutlich hörbar, Herzstoß nicht fühlbar. Atmung oberfläch- 
lich mit 28 Atemzügen in der Minute. Reflexerregbarkeit stark 
vermindert. Beklopfen der Stirn läßt sich das sonst sehr empfind- 
liche Tier ohne jegliche Abwehr gefallen. Es speichelt stark und 
streckt in Pausen von zwei bis drei Minuten den Kopf; dabei hört 
man gurgelnde Schlundgeräusche und sieht Speichel in Strähnen 
aus dem Maul abfließen. Das Schluckvermögen ist erheblich be- 
hindert. 

Auf Befragen erfuhr ich, daß Patient, ein sonst sehr lebhafter 
Gänger, die letzten Tage viel träger gegangen sei. Besonders sei 
dieses am Morgen des Erkrankungstages der Fall gewesen. 

Meine Diagnose lautete: Darmkatarrh verbunden mit Kolik; 
Ursache Intoxikation. 

Ich dachte zuerst an Verfütterung von schimmeligem Brot. 
Der Pferdepfleger erklärte mir jedoch, daß das Pferd kein Brot 
erhalten habe. Die Untersuchung des Heues und Strohes lieferte 
auch keinen Anhalt, da beide von tadelloser Beschaffenheit waren. 
Die Untersuchung des Hafers hatte ein anderes Ergebnis. Schon 
von weitem sah dieser wie mit schwarzen Punkten übersät aus. 
Diese erwiesen sich als Kornradekörner, mit denen der Hafer der- 
art verunreinigt war, daß auf 500 g Hafer 7 g Kornrade kamen. 
Bei der täglichen Ration von 11 Pfund Hafer nahm das Pferd also 
77 g Kornrade auf. Von diesem Hafer war schon seit Anfang De- 
zember gefüttert worden. Das Tier hatte also in dieser Zeit etwa 
1540 g Kornrade aufgenommen. Wie verschiedene Berichterstatter 
angeben, soll eine tägliche Verfütterung von 77 g Kornrade bei 
einem Pferde mit völlig gesunden Verdauungsorganen noch keine 
schädliche Wirkung haben, da die giftigen Bestandteile der Rade 
bei normaler Verdauung in ungiftige zerlegt werden. Anders ver- 
hält es sich jedoch bei bestehendem Magendarmkatarrh. Bei diesem 
Leiden wird möglicherweise das der Kornrade eigentümliche Gift 
Sapotoxin im Magen und Darm nicht gespalten und entgiftet, son- 
dern es wird unverändert resorbiert, so daß es seine schädlichen 
Eigenschaften voll und ganz entfalten kann. Da bei dem er- 
krankten Pferde Darmkatarrh vorlag, was der sauer riechende, 
stark verflüssigte Kot zur Genüge erkennen ließ, so muß die täg- 
liche Aufnahme von 77 g Kornr ade für das Tier von giftiger Wir- 
kung gewesen sein. Ob der Darmkatarrh durch die dreiwöchige 
Verfütterung der Kornrade entstanden ist, möchte ich ohne wei- 
teres nicht mit „Ja“ beantworten. Das zweite Pferd desselben 
Besitzers hat denselben Hafer und dieselbe Ration bekommen und 
ist gesund geblieben. Der Pfleger behauptet allerdings, das zweite 
Pferd habe die schwarzen Körner stets in der Krippe gelassen, 
während das kranke die Rade mitgefressen habe. Bei der im De- 
zember herrschenden kalten, regnerischen Witterung konnten je- 


— 416 


doch auch Erkältungseinflüsse den Darmkatarrh verursacht haben, 
da das kranke Pferd ganz besonders angestrengt worden war. 

Zur Hebung der Herztätiekeit wurde die Behandlung mit 
Coffein-Injektionen eingeleitet, und weiterhin erhielt Patient eine 
Pille, enthaltend 20 g Extrakt. Aloes und 5 g Calomel. Erst nach 
zwölfstündiger Krankheitsdauer besserte sich die Herztätigkeit. 
Das Benehmen wurde freier. Nach 36 Stunden war Patient ge- 
nesen. 


Ein Fall von Botryomykose an der Schulter des Pierdes. 


Von Veterinär Böttger. 


Ein zwölfjähriger Rappwallach der 1. reitenden Batterie 
1. Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 7 wurde mir im Mai 
vorigen Jahres zur Behandlung übergeben. Bei dem Pferde war 
eine etwa handflächengroße Anschwellung an der linken Seite des 
Widerristes entstanden, die über die Oberfläche beetartig hervor- 
ragte und aufgebürstetes Haar trug; auf ihr war eine kleine haar- 
lose, bohnengroße Stelle zu sehen, die in der Mitte eine etwa linsen- 
große, von einigen Tropfen eines klebrigen Sekretes bedeckte 
Hautabschürfung erkennen ließ. Die Anschwellung fühlte sich 
mäßig fest an, war vermehrt warm und schon auf geringen Druck 
mit dem Finger schmerzhaft. Die sofort eingeleitete Behandlung, 
bestehend in Umschlägen mit essigsaurer Tonerde, hatte keinen 
Erfolg. Die Geschwulst am Widerrist dehnte sich vielmehr immer 
weiter aus und erstreckte sich nach ungefähr 14 Tagen über die 
ganze linke Schulter, und zwar in der Größe und Richtung des 
Schulterblattes. Diese Schulteranschwellung fühlte sich fast holz- 
hart an, war nicht schmerzhaft und die Haut auf ihr nicht ver- 
schiebbar. 

Der Gang des Pferdes und das Allgemeinbefinden waren hier- 
durch in keiner Weise beeinträchtigt. 

Eine inzwischen in der zuerst beschriebenen Anschwellung am 
Widerrist aufgetretene Eiteransammlung wurde operativ behandelt. 
Die Abszeßhöhle — etwa walnußgroß —, aus der sich eine gelb- 
liche rahmähnliche Flüssigkeit entleerte, hatte einen speckigen 
Grund. Von ihr aus führte ein Fistelkanal in dem derben und 
gleichfalls speckigen Unterhautgewebe in schräger Richtung nach 
vorn und unten in die Schulteranschwellung hinein. Nach gründ- 
licher Desinfektion des erkrankten Körperteiles wurde am Grunde 
des genannten Ganges eine Gegenölfnung gemacht und diese 
durch einen langen und tiefen Schnitt nach oben und unten mitten 
durch die Anschw ellung erweitert. Dabei ließ sich die Beschaffen- 
heit und das Aussehen des erkrankten Gewebes genau erkennen. 
Die mit der Haut verwachsene und in der Unterhaut gelegene Ge- 
schwulst bestand aus schwartigem, grauweißem, derbem fibrösen 
Bindegewebe, in dem gelbrötliche, sulzig-weiche, auf der Schnitt- 
fläche etwas hervorquellende Herde mit "kleinen weißgrauen Körn- 
chen von der Größe eines kleinen Sandkornes eingebettet waren. 


Der Grund des Fistelkanals enthielt einige Tropfen einer jauchig- 
eitrigen Flüssigkeit. Die Wandungen desselben waren zäh und 
von gelblich-grauem Granulationsgewebe ausgekleidet. 

Die Behandlung war eine operative. 

Das krankhaft veränderte Gewebe wurde nach Art der 
Operation der Brustbeule herausgeschält, der Grund der Ge- 
schwulst mit einer Höllensteinlösung bestrichen, die Wunde aus- 
tamponiert und vernäht. Nach vier Wochen trat bei dem Pferde 
vollkommene Heilung ein, so daß das Tier später seinen Dienst 
wieder in jeder Beziehung verrichten konnte. 

Die mikroskopische Untersuchung von Geschwulstteilen hat 
ergeben, daß die sandkorngroßen Einlagerungen traubenförmige 
Konglomerate dicht zusammenliegender, meist runder Mikro- 
kokkenhaufen waren, die durch eine Kapsel zusammengehalten 
wurden. Nach dem Befunde ist die Geschwulst auf eine Botryo- 
myces-Infektion zurückzuführen. Man darf wohl annehmen, daß 
der Ansteckungsstoff (Botryomyces equi) durch die kleine Ver- 
letzung am Widerrist (Satteldruck) in die Haut eingedrungen ist 


und sich von hier weiter ausgebreitet hat. 
Koi Ko Referate TA 
a e] gDRORR,, aa 00° B 


Miessner: Die Bedeutung der Agglutinations-, Komplement- 
bindungsmethode und Konjunktivalprobe für die Diagnose 
des Rotzes. Centralblatt f. Bakteriol. usw. Heft 4/6. 1912. 


Mießner hat an einem großen Pferdematerial (133 Pferden) 
umfassende Versuche mit den einzelnen modernen Methoden des 
Rotznachweises gemacht und berichtet darüber in einer längeren, 
mit zahlreichen statistischen Daten belegten interessanten Ab- 
handlung. 

M. empfiehlt die von ihrem Entdecker (Wolff-Eißner) gewählte 
Bezeichnung „Konjunktivalprobe“ statt Augenprobe bzw. Oph- 
thalmoreaktion beizubehalten, einmal um dem Entdecker dieser 
Methode gerecht zu werden, zum anderen, weil diese Reaktion sich 
nur auf der Konjunktiva abspielt. 

Nach den Ergebnissen seiner Untersuchungen bei 133 Pferden 
hat die Komplementbindungsmethode die besten 
Resultate geliefert, insofern, als durch diese kein gesundes Pferd 
der Rotzkrankheit verdächtigt und umgekehrt sämtliche rotzigen 
Pferde (100%) erkannt wurden. 

Durchdie Agglutinationsmethode wurden 888% 
der rotzigen Pferde ermittelt und 2% gesunder Pferde der Rotz- 
krankheit verdächtig. Die Konjunktivalprobe verhält 
sich bezüglich der gesunden Pferde genau so wie die Komplement- 
bindungsmethode, d. h. kein einziges der gesunden Pferde zeigte 
eine positive Reaktion. Bei 90 % rotziger Pferde wurde eine posi- 
tive Konjunktivalreaktion festgestellt. 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 27 





= M — 


Diese ist somit bezüglich der Ermittlung der 
rotzfreien wie auch der rotzigen Pferde der 
Agglutinationsprobe überlegen. 

Bei den guten Resultaten der Konjunktivalprobe wäre nach 
Ansicht des Verfassers die Frage zu entscheiden, ob nicht an Stelle 
der in Preußen üblichen kombinierten Anwendung der Ageluti- 
nations- und Komplementbindungsmethode die erstere durch die 
Konjunktivalprobe ersetzt würde. Bei einiger Übung sei die Er- 
kennung einer positiven Konjunktivalprobe nicht schwierig. 

Die Ausführung der Konjunktivalprobe gestaltet sich nach M. 
folgendermaßen: 

Mit Hilfe eines Pinsels wird eine 1%ige Malleinlösung (mal- 
leinum sieeum Foth, zu beziehen durch die Sächsischen Serum- 
werke) auf der Schleimhaut des unteren Augenlides eines Auges 
verstrichen. Die Auflösung des Malleins in physiologischer Koch- 
salzlösung (0,03 in 3 ecm Kochsalzlösung) hat stets kurze Zeit 
vor Ingebrauchnahme zu erfolgen. Etwa 14 bis 20 Stunden nach 
der Einpinselung hat die Untersuchung zu beginnen. Hierbei sind 
sechs Reaktionsgrade zu unterscheiden, welche dureh folgende 
Zeichen zu vermerken sind: 

— = Auge unverändert, 

— Geringer serös sehleimiger Ausfluß, 
Ausfluß mit Eiterflocken vermischt, 
Eitrirer Ausfluß, 
Eitriger Ausfluß, unteres Augenlid geschwollen, 
Starker eitriger Ausfluß, beide Augenlider ge- 
schwollen und verklebt. 


Den mit + bezeichneten Ausflug sieht M. als unverdächtie, 
den mit als verdächtig, die übrigen als spezifisch an. 

Das verdächtige Sekret soll von trüber, gelber Beschaffenheit 
sein, also eiterähnlichen Charakter haben. 

Sollte eine Reaktion zweifelhaft sein (in den Fällen — 
und -H--), so wird am besten 24 Stunden nach der ersten Kon- 
junktivalprobe diese auf demselben Auge wiederholt, und dann 
bietet die Beurteilung der zweiten Probe nach 14 bis 20 Stun:ten 
keine Schwierigkeiten mehr. 

Temperaturmessungen bei der Konjunktivalprobe haben nach 
M. für die Praxis keinen Wert und würden nur die Einführung 
der Konjunktivalprobe in der Praxis erschweren und verteuern. 

M. hat weiterhin auch den Einfluß der Konjunktivalprobe auf 
die Agglutinations- und Bindungswerte geprüft und durch zahl- 
reiche Untersuchungen den strikten Beweis erbracht, daß weder 
Agglutinations- noch Bindungswert irgendwelche Veränderungen 
erleiden, und somit die Untersuchung des Blutes gesunder Pferde 
dureh die Konjunktivalprobe in keiner Weise beeinflußt wird. 

Bezüglich der Frage, wie sieh die Konjunktivalprobe gegen- 
über den Sera rotzirer Pferde verhält, konnte festgestellt werden. 
daß infolge vorhergehender Malleinisation der Agglutinationswert 
unverändert bleibt, während der Bindungswert zuweilen eine ge- 
ringe, aber unwesentliche, keine praktische Bedeutung habende 
Steigerung erleidet. 


—e— -e 
m. 1 — 
t “ 


„me = 0-0... 


E a u ug | 


-H 


== 41% = 


Bei künstlich mit Rotz infizierten Pferden (subkutan oder 
stomachal) konnte M. beobachten, daß der Komplementbindungs- 
wert am spätesten nach der Injektion zu steigen beginnt, 
während der Agglutinationswert etwa 5 bis 7 Tage und die Kon- 
junktivalreaktion 5 bis 9 Tage nach der Injektion deutlich sicht- 
bar werden, daß somit die Konjunktivalprobe gegenüber der 
Agglutinationsprobe, wie Fröhner behauptet, keinen Vorteil be- 
züglich der Frühdiagnose des Rotzes besitzt. 

Von Interesse sind schließlich auch die Feststellungen M., daß 
die Reaktionswerte des Blutes rotziger Mutterpferde wesentlich 
verschieden von denjenigen der dazu gehörigen Foeten sind. Es 
ist damit einwandfrei der Beweis erbracht, daß die in dem Blute 
vorhandenen Reaktionskörper der Mutter nicht auf den Foetus 
während der Trächtigkeitsperiode übergehen. a 

öhler. 


Gottfried Roth: Das Schicksal der Milzbrandkeime in der 
Stalljauche. Centralbl. f. Bakt. usw. I. Abt. Originale. Bd. 63, 
Heft 4/6. 


Verfasser hat über das Verhalten der Milzbrandstäbchen und 
-sporen in der Stalljauche Untersuchungen angestellt und gelangt 
zu folgendem Ergebnis: 

1. Die Stalljauche besitzt hochgradig anthraxbakterizide 
Eigenschaften, so daß die Milzbrandstäbchen in wenigen Tagen 
vernichtet sind; Milzbrandsporen dagegen werden auch durch 
monatelanges Liegen in Stalljauche nicht zerstört. 

2. Die anthraxbakterizide Eigenschaft der Stalljauche nimmt 
mit steigernder Temperatur zu. 

3. Anthraxbakterizide Faktoren der Stalljauche sind: 

a) der hohe Alkaligehalt, 

b) thermolabile und 

c) thermostabile Bestandteile. 

Bei der Behandlung der mit Milzbrandkeimen verseuchten 
Stalljauche hat man daher zu unterscheiden, ob der Milzbrand- 
erreger in seiner Wuchs- oder Dauerform hineingelangt ist. Im 
ersten Falle kann die Jauche ohne Gefahr zu Düngerzwecken 
verwendet werden, im anderen Falle dagegen nicht. Die rationelle 
Viehseuchenpolizei muß also dahin streben, die mit den Abgängen 
milzbrandkranker Tiere auf den Stallboden gelangenden Milz- 
brandstäbchen in die Stalljauche zu bringen, bevor die Sporen- 
bildung begonnen hat. Blutige Abgänge stellen sich meist erst 
gegen das tödliche Ende der Krankheit ein, auch der Harn ist zu 
dieser Zeit erst bazillenführend. Wenn nun weiter auch erwiesen 
ist, daß Milzbrandstäbchen im Darmkanal Sporen bilden können, 
so dürfte es doch in den seltensten Fällen bei dem akuten Verlauf 
der Krankheit zur Ausscheidung der Sporen kommen; denn die 
Sporenbildung, die im günstigsten Falle 16 Stunden benötigt, kann 
erst beginnen, wenn infolge anatomischer Veränderungen Blut in 
den Darminhalt übergetreten ist. 

27* 


— 4120 — 


Berücksichtigt man ferner, daß die Sporenbildung im all- 
gemeinen bei 12 bis 20° C. nach etwa zwei Tagen, bei 20 bis 25° C. 
nach etwa 11, Tagen und bei höherer Temperatur bis zu 43° C. 
im günstigsten Falle nach 16 Stunden beendet ist, so ist es mög- 
lich, die ausgetretenen Milzbrandstäbchen an der Sporenbildung 
zu verhindern. Die abgesetzten Fäzes sind mit dem Kadaver zu 
beseitigen und die Stalldesinfektion unverzüglich vorzunehmen. 
Die Jauche ist alsbald mehrmals tüchtig umzurühren, um milz- 
brandstäbchenhaltiges Material in innigen Kontakt mit dieser 
zu bringen. Die nicht von Jauche bespülte Wandpartie der Grube 
muß tüchtig gereinigt und mit Kalkmilchanstrich versehen werden. 
will man der Jauche ein Desinfektionsmittel zusetzen, so wird 
sich, wie die Viehseuchengesetzgebung vorschreibt, ein Zusatz von 
Kalkmilch empfehlen. Auf jeden Fall sind alkalisch reagierende 
Desinfektionsmittel den Säuren vorzuziehen. Die so behandelte 
Jauche soll noch etwa 14 Tage in der Grube liegen bleiben und 
kann nachher zur Düngung verwendet werden. Otto. 


Geschichtlicher Rückblick auf das Veterinärwesen in Belgien. 
Nach einem Bericht im L’Echo Vétérinaire Lüttich. Juli 1911. 


Die ersten Spuren amtlicher Dokumente über das Veterinär- 
wesen führen auf den 6. Januar 1815 zurück. Das Schriftstück ist 
zwar selbst nieht mehr aufzufinden, doch ist an verschiedenen 
Stellen darauf Bezug genommen. Ebenso ist es mit einem Erlaß 
vom 22. Mai 1824, der am 25. November 1831 durch einen anderen 
ersetzt wird, der ein neues Dienstreglement für die Veterinäre 
der Armee bringt. In einem Schriftstück vom 5. Januar 1831 
findet sich eine Aufstellung über die Organisation des Sanitäts- 
wesens, zu dem damals auch das Veterinärwesen gehörte. Es 
scheint sich jedoch keiner besonderen Beweglichkeit erfreut zu 
haben, denn der Berichterstatter sagt, „es war an das Sanitäts- 
wesen angekettet wie ein Hund an seine Hütte“. Seit 1835 wurden 
alle amtlichen Erlasse im „Journal militaire officiel“ bekannt- 
gemacht, und der erste, welcher das Veterinärwesen betrifft, ist 
vom 9. September 1835 datiert und betrifft die Reorganisation des 
Sanitätsdienstes in der Armee. 

Im Jahre 1826 wurden die Personen, die die kranken Tiere 
behandelten, „artiste vétérinaire“ genannt. Ein Examen hatten sie 
in der Regel nicht abgelegt; jedoch waren schon einige approbierte 
Tierärzte darunter, die die Veterinärschulen in Frankreich und 
Holland besueht und mit einem Diplom verlassen hatten. Sie wer- 
den als „artiste vétérinaire adjoint I. Klasse‘ bezeichnet. So setzte 
sich das Veterinärpersonal 1826 folgendermaßen zusammen: 

a) artistes-v6terinaires, wahrscheinlich ohne Examen, aber 

durch Anciennität Inhaber der höheren Stellen; 

b) artistes-veterinaires adjoints I. Klasse, mit Examen; 

c) artistes-veterinaires adjoints II. Klasse, ohne Examen. 

Am 24. Oktober 1830 werden fünf Kavallerie-Regimenter ge- 
bildet, deren jedes einen artiste vétérinaire I. Klasse (mit Examen) 
und einen Il. Klasse (mit oder ohne Examen) hatte. Am 10. No- 


— 421 = 


vember und 10. Dezember kamen dazu je fünf Kompagnien Feld- 
artillerie mit je einem artiste vétérinaire I. Klasse und fünf artistes 
vétérinaires II. Klasse. Insgesamt also Ende 1830 22 Veterinäre. 

1831 wurde die Leibwache mit drei Veterinärstellen geschaffen, 
ferner eine 11. Kompagnie Feldartillerie mit einem Veterinär. 
Außerdem wurde bestimmt, daß jedes Kavallerie-Regiment im 
Frieden einen Veterinär I. und einen Veterinär II. Klasse, im Kriege 
zwei Veterinäre II. Klasse haben sollte; insgesamt 24 Veterinäre. 

1832 wurde die Leibwache um eine Eskadron vermehrt mit 
einem Veterinär I. Klasse; ferner wurden zwei neue Kompagnien 
Artillerie mit je einem Veterinär II. Klasse gebildet. 

In Summa: 8 Veterinäre I. Klasse, von denen einer die Tätigkeit 
eines Inspekteurs ausübte (sämtlich mit Examen), und 18 Vete- 
rinäre II. Klasse (mit oder ohne Examen). 

1834. Die 13 Kompagnien Artillerie werden in Batterien um- 
gewandelt, von denen 11 fahrende und 2 reitende das Artillerie- 
Regiment bilden. 

1836. In diesem Jahre gingen aus der Veterinärschule in 
Cureghem bei Brüssel die ersten approbierten Tierärzte her- 
vor, doch war ihre Zahl zu klein, um damit alle Veterinärstellen 
der Armee zu besetzen. Außerdem war es nicht angängig, die alten 
Veterinäre plötzlich zu beseitigen. 

Durch Königliche Kabinetts-Ordre wurde die Artillerie anders 
organisiert. Es wurden drei Regimenter gebildet, die sich zu- 
sammensetzten aus dem Stabe, 6 reitenden oder fahrenden Batte- 
rien Feldartillerie, 6 Batterien Festungsartillerie und einer Reserve- 
batterie. Dazu kamen vom Train der Stab, 4 Kompagnien und 
eine Reserveabteilung. 

Im Kriegsfall kommt zu jedem Stabe der drei Artillerie-Regi- 
menter ein Veterinär I. und einer II. Klasse, ebenso für jede 
Batterie ein Veterinär II. Klasse; zum Stabe des Trains ein Vete- 
rinär I. Klasse und für jede Kompagnie ein Veterinär II. Klasse. 

Im Frieden sind bei der Artillerie drei Veterinäre I. Klasse 
und drei Veterinäre II. Klasse, bei den Kavallerie-Regimentern je 
fünf, einer I. Klasse für die Leibwache und einer I. Klasse als In- 
spekteur. So sind im ganzen im Frieden vorhanden: 


10 Veterinäre I. Klasse, davon 1 Inspekteur 
„ 2 , 
1838. Ein Regiment Kürassiere wird neu gebildet. 
11 Veterinäre I. Klasse (1 Inspekteur) 
10 ; II. i 
1839. Durch Kabinetts-Ordre vom 6. Dezember erhält jedes 
Regiment drei Veterinäre. 


11 Veterinäre I. Klasse (1 Inspekteur) 
10 ” II, „ 
10 „ HI. j 


31 


Nach dem Friedensschlusse mit Holland wurden die außer- 
etatsmäßigen Veterinäre, soweit angängig, in die Armee eingestellt, 
die übrigen als verabschiedet betrachtet. Seitdem die etatsmäßige 


= 22 = 


Ziffer der -Veterinäre durch approbierte Tierärzte gedeckt werden 
konnte, wurden nichtapprobierte Personen nicht mehr zugelassen. 

Die artistes vétérinaires adjoints wurden in solche I. (appro- 
bierte) und II. Klasse (nichtapprobierte) geteilt; nur die ersteren 
konnten Veterinäre I. Klasse werden. 

1845. Es waren vorhanden: 1 Veterinaire-Inspekteur, 27 Vete- 
rinäre I., II. und III. Klasse. 

In den nächsten Jahrzehnten erfolgten öfters Reorganisationen 
ohne wesentliche Bedeutung. _ 

1872 wurde die Stelle eines Veterinaire-Inspekteurs abgeschafft 
und dafür die Grade eines Vétérinaire en chef und Vétérinaire 
prineipal eingeführt. 

1886. Der Grad des Vétérinaire I. Klasse wird beseitigt; dafür 
wird der eines Vétérinaire de régiment I. und II. Klasse einge- 
richtet. 

1889. Ein Erlaß des Königs faßt alle zurzeit über das Vete- 
rinärwesen bestehenden Bestimmungen zusammen. 

1899. Die Grade eines Veterinär de régiment I. und II. Klasse 
werden in die eines Veterinär de régiment und eines Veterinär 
I. Klasse umgewandelt; der Grad eines Vétérinaire adjoint wird 
neu gebildet. 

Während seit 1899 die Stellung der Ärzte und Apotheker bei 
der Armee erhebliche Verbesserungen erfahren hat, ist dies bei den 
Veterinären nicht der Fall, trotzdem ihre Aufgaben seither bedeu- 
tend umfangreicher geworden sind. 

1910 war der Bestand folgender: 


1 Veterinaire en chef mit dem Range eines Oberstleutnants 


4 Vétérinaires principaux m. d. „ „ Majors 
10 t de régimeut „p „ » „  Kapitäns 
5 ” I. Klasse ”„ ”„ 99 29 ” 
8 ai ll. 5 te a „  Leutnants 
8 A IHL. , a ia u „ Secondleutnants 
9 " adjoints. 
45 Dr. Müller. 


Schütz und Pfeiler: Der Nachweis des Milzbrandes mittels 
der Präzipitationsmethode. Archiv f. wissensch. u. prakt. Tier- 
heilkunde. Band 38, Heft 3. 1912. 


Im Jahre 1910 waren Ascoli und Valenti mit der An- 
gabe in die Öffenlichkeit getreten, daß man imstande sei, mit Hilfe 
ihrer Sera die Milzbrandinfektion noch zu einer Zeit nachzuweisen, 
zu der die anderen Methoden längst versagen, nämlich in faulen 
Organen. Zur Ausführung dieses Verfahrens bedürfe man eines 
Milzbrandserums, das die Eigenschaften hat, in Auszügen aus 
Milzbrandbazillen oder Organen milzbrandkrank gewesener Tiere 
Niederschläge zu bilden. Diese Eigenschaft besitzen nicht alle, 
sondern nur wenige Milzbrandsera. Die Ausflockung in Form 
einer ringförmigen Trübung an der Berührungsfläche vom Milz- 
brandserum und Extrakt aus Milzbrandmaterial solle nahezu 
momentan oder innerhalb von 5 bis 10 Minuten erfolgen. Sie 


— 423 — 


trete nicht nur bei Verwendung von Extrakten aus verschiedenen 
Milzbrandbazillenstämmen, sondern auch bei Extrakten aus Milz, 
Lunge, Leber, Niere, Nebenniere und Darm milzbrandkranker 
Tiere auf. Sogleich nach Bekanntwerden dieser Veröffentlichun- 
gen haben Schütz und Pfeiler die Arbeiten hierüber auf- 
genommen, die zunächst der Nachprüfung der Ascolischen Fest- 
stellungen galten, dann aber hauptsächlich der Herstellung eines 
für die Praxis brauchbaren präzipitierenden Milzbrandserums 
dienten, zumal anfangs nur ganz allgemeine Angaben von Ascoli 
und Valenti vorlagen, aus denen lediglich zu entnehmen war, 
daß die Bildung der präzipitierenden Körper hauptsächlich von 
der Einführung großer Mengen von Bakterien und von unbekann- 
ten, individuellen Faktoren im Organismus der Immuntiere ab- 
hängig sei. 

Das Ergebnis dieser Versuche, die die Ascolischen Fest- 
stellungen bestätigen, ist folgendes: 

„Präzipitierende Milzbrandsera lassen sich von Kaninchen, 
Schaf, Rind, Esel und Pferd gewinnen. Am besten eignet sich 
der Esel für die Serumgewinnung. Die Vorbehandlung zum 
Zwecke der Gewinnung solcher Sera geschieht mit Vorteil durch 
intravenöse Verabfolgung größerer Mengen lebender, schwach oder 
mittelgradig virulenter Milzbrandkulturen. Die Vorbehandlung 
mit abgetöteten Milzbrandbazillen oder Extrakten aus Milzbrand- 
bazillen führt in der Regel nicht zur Bildung ausreichender Men- 
gen präzipitierender Antikörper (Praezipitine). 

Über die Bildung dieser Körper entscheidet nicht nur die indi- 
viduelle Veranlagung des vorbehandelten Tieres, sondern auch die 
besondere Beschaffenheit der für die Vorbehandlung verwendeten 
Kulturen. 

Die präzipitierenden Antikörper werden nach den bisher ge- 
machten Beobachtungen etwa um den fünften Tag nach der ent- 
scheidenden Injektion in größerer Menge gebildet. Sie verschwin- 
den aus dem Blutserum der vorbehandelten Tiere bei einzelnen 
Individuen schneller, bei anderen langsamer. 

Das Präzipitin im Milzbrandserum ist schädigenden Einflüssen 
gegenüber ziemlich widerstandsfähig, namentlich wird es durch 
Fäulnis nicht leicht zerstört. Es läßt sich durch Zusatz von Phenol 
ausgezeichnet konservieren. 

Für den Nachweis des Milzbrandes mittels der Präzipitations- 
methode dürfen nur solche Sera verwendet werden, die in Extrakten 
aus Milzbrandorganen augenblicklich einen Niederschlag hervor- 
rufen. Die präzipitierenden Milzbrandsera ebenso wie die für 
die Anstellung von Kontrollversuchen dienenden Normalsera 
dürfen gegenüber den als Extraktionsmitteln gebräuchlichen 
Flüssigkeiten nicht das geringste Reaktionsvermögen zeigen. 
Ebenso dürfen sie in Extrakten aus gesunden Organen oder Or- 
ganen von Tieren, die an einer anderen Krankheit als Milzbrand 
verendet sind, keinen Niederschlag hervorrufen. 

Die Präzipitinreaktion beim Milzbrand ist für die Zwecke 
der praktischen Diagnostik als absolut spezifisch anzusehen. Bei 
Benutzung von Reinkulturextrakten aus Bakterienarten, die den 


=s 194, e 


Milzbrandbazillen nahestehen, lassen sich jedoch Gruppen- oder 
Verwandtschaftsreaktionen ermitteln. 

Als die sicherste Art der Extraktbereitung ist die von Ascoli 
und Valenti ursprünglich angegebene langsame Extraktion 
nach Vorbehandlung des verdächtigen Materials mit Chloroform 
anzusehen.“ i 

Im pathologischen Institut der Berliner Hochschule sind 
mittels der Präzipitationsmethode etwa 1700 Prüfungen vor- 
genommen; ein Teil derselben ist an einem aus der Praxis stam- 
menden Material, das an anderer Stelle bereits einer bakteriologi- 
schen Untersuchung unterzogen war, ausgeführt worden. Die 
Präzipitationsmethode ist leicht anzuwenden und führt zu einem 
sicheren Ergebnis, namentlich in denjenigen Fällen, in denen 
wegen Fäulnis des Untersuchungsmaterials die mikroskopische 
und bakteriologische Methode für die Bestimmung der Krankheit 
nicht mehr ausreichen. In diesem Umstande liegt der große Wert 
der Methode. l 

Bezüglich der Einzelheiten muß auf das Original verwiesen 
werden. Otto. 


Jos. Koch: Über experimentell erzeugte Gelenkerkrankungen 
und Deformitäten. Zeitschrift für Hygiene und Infektions- 
krankheiten 72. Bd., Heft 2, 1912. 


Verfasser hatte bei früheren Untersuchungen an Kaninchen 
die Beobachtung gemacht, daß bei einer durch pathogene Mikro- 
organismen hervorgerufenen Allgemeininfektion im Epiphysen- 
mark eine besonders reichliche Ansiedlung und Vermehrung des 
betreffenden Erregers stattfand, und daß die Knochen unter der 
Einwirkung dieser Erreger besonders an den das physiologische 
Wachstum bedingenden Stellen pathologische Veränderungen er- 
leiden. l 

Zur weiteren Klärung dieser auch für die Rachitis der Kinder 
wichtigen Frage stellte er daher an den verschiedensten Tieren 
mit den verschiedensten Mikroorganismen (Strepto-, Staphylo-, 
Pneumokokken und Drusestreptokokken) Versuche an und fand 
hierbei, daß der jugendliche Hund im Alter von 5 bis 12 Wochen 
das dankbarste Versuchsobjekt für diesen Zweck darstellte. Die 
Wirkung dieses in die Vena jugularis superficialis colli eingespritz- 
ten infizierenden Materials war eine sehr verschiedene; die Tiere 
gingen vielfach zum Teil an Sepsis nach 2 bis 4 Tagen zugrunde, 
oder es traten bei ihnen an den verschiedensten Gelenken gewal- 
tire Eiterungen und periartikuläre Abszesse neben anderen Er- 
scheinungen auf. | 

Während somit alle diese Injektionen im allgemeinen nichts 
Typisches und Besonderes hatten, konnte Verfasser an der Hand 
von 12 Versuchsprotokollen zeigen, daß sich nach Einverleibung 
von Streptococeus longus seu erysipelatos vom Menschen bei jungen 
Hunden ein typisches Krankheitsbild entwickelt, bei dem die Affek- 
tion der Gelenke und des Darmes die wesentlichsten Symptome 
sind. 


— 12 — 


Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 3 Tagen schwellen bei 
den Tieren in der Regel mehrere Gelenke — nicht gleichzeitig, 
auch nicht gleich schwer — an, und hierbei sind gewöhnlich die 
Knie- und Fußgelenke bevorzugt. Die Tiere sind im Gebrauche der 
Gelenke erheblich behindert, liegen meist mit gebeugten Glied- 
maßen und lahmen stark. Ein zweites auffallendes Symptom ist 
die Enteritis mit dünnflüssigen, spritzenden Stühlen. 

Das Allgemeinbefinden ist verschieden stark gestört. Es be- 
stehen Appetitlosigkeit, Frösteln, Fieber und Abmagern. Die Dauer 
der Erkrankung wechselt, einzelne Hunde sind in wenigen Tagen 
wieder munter; die Gelenke schwellen ab. Bei anderen sind die 
Gelenkaffektionen noch nach 10 Tagen und länger zu konstatieren. 
In einzelnen Fällen nimmt das immer in den Gelenken vorhandene 
seröse Exsudat eine eitrige Beschaffenheit an, die zur Sepsis führen 
kann, oder die Tiere sterben an Entkräftung durch die anhaltenden 
Diarrhoen. 

Auf der Höhe der Erkrankung findet man außer einer geringen 
Milzschwellung und einem leichten Dünndarmkatarrh die inneren 
Organe nicht verändert. Dagegen ist die Synovialflüssigkeit in 
den Gelenken stark vermehrt, klar oder getrübt, aber dabei völlig 
steril. Besonders wichtig ist, daß auch die nächste und weitere 
Umgebung der Gelenke, Sehnen und Muskeln entzündet ist. 

Im Mark der Epiphysen lassen sich zahlreiche Mikroorganis- 
men nachweisen, die nebst den eintretenden Verdickungen der Ge- 
lenkenden ein Beweis dafür sind, daß es den Hauptherd der Er- 
krankung bildet. 

Im Blut dagegen finden sich schon nach 24 Stunden keine 
Streptokokken mehr, was nach Ansicht des Verfassers auf seine 
stark bakterizide Wirkung zurückzuführen ist. Damit erklärt sich 
auch die Tatsache, daß der Streptococcus longus, der bei Menschen, 
Kaninchen und der Maus schwere Allgemeininfektionen erzeugt, 
für den erwachsenen Hund fast gar keine und für den jungen Hund 
nur eine geringe Pathogenität mit geringer Neigung zur Sepsis 
zeigt. 

Die mit Streptokokken auf haematogenem Wege erzeugte Ge- 
lenkerkrankung des Hundes zeigt größere Übereinstimmung mit 
den Symptomen des Gelenkrheumatismus; sie entspricht aber nicht 
ganz dem Bilde, weil die Erscheinungen der akuten Enteritis und 
die Erkrankung der Gelenkenden (wenigstens die mikroskopischen) 
fehlen. 

Was aber den experimentell erzeugten Gelenkerkrankungen 
ein besonderes Interesse verleiht, das sind die eigenartigen Folge- 
zustände der Deformitäten der Knochen und der Epiphysen, die je 
nach den durch die Einwirkung der Streptokokken verschieden 
stark auftretenden degenerativen Veränderungen nach einiger Zeit 
hervortreten und die Entwicklung des Knochensystems mehr oder 
weniger nachteilig beeinflussen. Die Folgen sind: O-beinige Stel- 
lung der vorderen Extremitäten, die teils so hochgradig war, daß 
der Hund sich kaum fortbewegen konnte, Verdiekungen der Kno- 
chen in toto, namentlich an Radius und Ulna, starke Auftreibung 
der Kondylengegend, starker rachitischer Rosenkranz an den Ge- 
lenken, starke Auftreibung an der Knorpel-Knochenegrenze der 


— 426 — 


Rippen und Gelenke, Verkrümmung der Vorderbeine in Form eines 
Türkensäbels und Valgusstellung derselben, die teils so erheblich 
war, daß der Hund nicht mehr mit der Zehe, sondern mit dem 
ganzen Unterfuß auftrat. 

Diese Anomalien der Knochen und Gelenke entsprechen nach 
Ansicht des Verfassers in ihrem mikroskopischen Aussehen ganz 
den rachitischen Deformitäten beim Kinde, und er hält es für eine 
dankbare Aufgabe des Pathologen, die mikroskopischen Befunde 
bei beiden festzulegen und zu vergleichen. Wöhler. 


Eberlein: Die operative Behandlung des Kehlkopfpfeifens der 
Pferde. Exzision der seitlichen Kehlkopftasche. Archiv für 
wissenschaftl. und prakt. Tierheilkunde 38. Bd., Heft 4. 


Verfasser geht zunächst auf die Geschichte der operativen Be- 
handlung des Kehlkopfpfeifens ein, die so alt ist, wie es eine wissen- 
schaftliche Tierheilkunde gibt, und in der die Namen F. Gün- 
ther,K. Günther, Stockfleth und Möller eine hervor- 
ragende Rolle spielen. Interessant ist dabei die Mitteilung, daß 
auch die jetzige Stimmtaschenoperation bereits von K. Günther 
ausgeführt und in seiner topographischen Myologie vom Jahre 
1866 näher beschrieben’ wurde. Sie ist dann leider in Vergessen- 
heit geraten und in neuerer Zeit von Williams, New York, 
wieder aufgenommen worden. Williams hat diese Operation 
zunächst im Jahre 1907 in der Weise vorgenommen, daß er das 
Stimmband mit der Schleimhaut entfernte und dann im Jahre 1908 
das Verfahren auf die Entfernung der Schleimhaut der Tasche 
beschränkte. Die William sche Operation ist später von Hol- 
day in London (1910) und in Deutschland von Goldbeck, 
Pfeiffer undEberlein aufgenommen und vonGoldbeck, 
wie er siein England gesehen hat, näher beschrieben worden. Ver- 
fasser bespricht dann nach einigen topographisch-anatomischen 
Erörterungen eingehend die von ihm angewandte Kehlkopfopera- 
tion, die durch sehr instruktive Abbildungen erläutert wird, und 
bezüglich deren Einzelheiten auf das Original verwiesen werden 
muß. — 

Hervorzuheben ist, daß nur diejenigen Pferde für die Opera- 
tion geeignet sind, bei denen das Kehlkopfpfeifen auf einer Re- 
eurrens- bzw. Ringschildmuskellähmung beruht. Die Technik der 
Eberleinschen Operation weicht wesentlich von der William- 
schen ab, und besonders praktisch gestaltet sich nach Eberlein 
ale Herausnahme der Taschensehleimhaut. Neuerdings nimmt E. 
immer die Schleimhaut beider Taschen heraus, auch wenn nur eine 
einseitige Erkrankung vorliegt. E. narkotisiert auch, entgegen 
allen anderen Operateuren, die Tiere nicht tief, sondern diese er- 
halten vorher 40—60 ge Chloralhydrat mit dem Trinkwasser und 
außerdem wird die Kehlkopfschleimhaut an der Operationsstelle 
mit Novokain-Adrenalinlösung anästhesiert, ein Verfahren, das 
nieht nur die Operation erleichtert, sondern auch beschleunigt. 

Die Nachbehandlung der Wunde erstreckt sich nur auf die 
äußere Operationswunde, während die Schleimhautwunde der 
Tasche am besten gar nicht behandelt wird. 


— 427 — 


Komplikationen des Heilverlaufes hat E. unter 30 Pferden nur 
dreimal beobachtet, die in Phlegmone der Kehlkopfschleimhaut 
und in zwei Fällen in Stimmritzenkrampf bestanden, der nach Aus- 
führung der Tracheotomie beide Male zur Genesung führte. 

Der Erfolg der Operation wird wesentlich dadurch bedingt, 
daß der Aryknorpel hoch und fest auf seiner Grundlage anheilt; 
heilt er zu niedrig an, dann bleiben die Tiere Pfeifer oder das 
Leiden verschlimmert sich sogar, heilt er nicht fest genug an, so 
roaren die Pferde mit schlotterndem Ton. Die Heilung ist wesent- 
lich abhängig von dem Alter des Leidens, def Beschaffenheit des 
M. cricoarytaenoideus dorsalis (nicht zu weit vorgeschrittener 
Atrophie), von der vollständigen Entfernung der Schleimhaut- 
tasche und schließlich davon, daß der Heilverlauf nicht durch 
unnötige Bewegungen des Aryknorpels gestört wird. 

Aus diesem letzteren Grunde hält E. es für notwendig, daß die 
Operationswunde nicht genäht, sondern lange offen gehalten wird, 
damit das Tier möglichst lange ohne Gebrauch des Kehlkopfes 
atmen kann, und daß dem Tiere eine 6—8 wöchige Ruhe gegeben 
wird. 

Wenn somit die Bedingungen für eine günstige Heilung auch 
nicht sicher zu schaffen sind, so sind doch die Heilungsprozente 
nach den bisherigen Erfahrungen hoch. 

William erzielte 77%, Hobday 66% und Eberlein 
75% Heilungen. Wöhler. 





Hausen: Über Desinfektion von Jauche. Monatshefte für prak- 
tische Tierheilkunde XXIII. Bd., 8. und 9. Heft. 


Verfasser geht von der Betrachtung aus, daß für die Des- 
infektion von Jauche nur solche Mittel in Betracht kommen, die 
die in der Jauche befindlichen Bakterien abzutöten imstande sind 
und sich dann, spätestens wenn die Jauche aufs Feld gebracht 
wird, in eine unschädliche Verbindung umwandeln läßt, damit der 
Düngewert der Jauche keine Einbuße erleidet. 

Seine Versuche haben ergeben, daß der Chlorkalk ein 
Mittel ist, das beiden Forderungen gerecht wird. Auch ist der Chlor- 
kalk, wie Berieselungsversuche in der dänischen Samenkontroll- 
anstalt dargetan haben, unschädlich für höhere Pflanzen, da er 
durch die Jauche, vermöge ihres großen Gehalts an kohlensaurem 
Ammoniak, in unschädliche Verbindungen zersetzt wird. 

Bei einer Konzentration von 2 : 1000 wird einesteils eine wirk- 
same Desinfektion erzielt, anderseits ist ein Verlust von nur 2% 
Stickstoff zu verzeichnen (bei stärkerer Konzentration ist der Ver- 
lust größer). Außerdem ist der Chlorkalk für diesen Zweck das 
billigste Desinfektionsmittel. 

Bei der Desinfektion ist die erforderliche Menge (2 kg auf 
1 cbm Jauche) erst in Wasser zu einem Brei auszurühren und 
dann der Jauche unter Umrühren zuzusetzen. Dann soll diese 
mindestens einen Tag stehen bleiben (nach 24 Stunden die beste 
Wirkung), bevor sie aufs Feld gebracht wird. 

Wasserstoffsuperoxyd hat keine ausreichend des- 
infizierende Wirksamkeit und ist außerdem zu teuer. 


— 428 — 


Auch Kresol (und wahrscheinlich auch die ähnlichen Prä- 
parate), das zwar im Verhältnis 4:1000 genügend wirksam 
ist, kann den Chlorkalk nicht ersetzen, weil es zu teuer ist und 
nicht zersetzt wird, und somit die Jauche ständig steril erhalten 
und im Felde schädlich wirken wird. 

Dem Kalk und den anorganischen Säuren legt 
Verfasser von vornherein keine Bedeutung für die Desinfektion 
der Jauche bei. Der Kalk hat zwar den Vorzug der Billigkeit 
und ist ein an sich unschädlicher Stoff, da er sich schnell in 
kohlensauren Kalk umwandelt; aber die große Menge kohlen- 
saurer Salze der Jauche schwächt die nicht starke Desinfektions- 
kraft des Kalkes noch mehr, und außerdem wird der Kalk als 
stärkere Base einen Teil des Ammoniaks austreiben und somit 
den Wert der Jauche als Düngemittel vermindern. 

Die anorganischen Säuren haben für den genannten 
Zweck deshalb keine praktische Bedeutung, weil bei ihrem ver- 
hältnismäßig geringen Desinfektionsvermögen große Mengen an- 
gewendet werden müssen, und weil außerdem die saure Jauche, 
wenn sie als Dünger verwertet werden soll, durch Alkali neutrali- 
siert werden müßte. Otto. 


= [=] Tagesgeschichte 


Bestattung des Stabsveterinärs Rogge. 


Am 1. Juli sind die irdischen Überreste des Stabsveterinärs 
Rogge, der während des Feldzuges in Südwestafrika vor sieben 
Jahren in den Sanddünen bei Lüderitzbucht auf einem Dienstritt 
verschollen war, in Stettin beigesetzt worden. Mit den Angehörigen 
haben es die Veterinäre mit tiefem Dank empfunden, daß die 
Militärbehörde das letzte Geleit dieses Toten so überaus feierlich 
gestaltet hat. Eine Kompagnie des Grenadier-Regiments König 
Friedrich Wilhelm IV. in Parade, an ihrer Spitze die Regiments- 
musik, Abordnungen des Offizierkorps des Füsilier-Regiments 
Königin Viktoria von Schweden und des Pommerschen Pionier- 
Bataillons Nr. 2, ein Vertreter der Schutztruppen, der Korpsvete- 
rinär des II. Armeekorps und mehrere Veterinäre begleiteten mit 
der Mutter und den Geschwistern des Verstorbenen den Sarg. Drei 
Salven boten dem im Felde Verblichenen einen letzten Ehrengruß. 
Das Andenken dieses tapferen Veterinärs wird in uns fortleben; 
nie werden wir vergessen, wie ciner der Unsrigen in treuester 
Pflichterfüllung für das Vaterland auch in fernen Erdteilen bis 
zum Tode sich bewährt hat. „Ich habe mich auf einem Dienstritt 
nach Ukamas in der Wüste verirrt, ich sehe keinen Ausweg mehr, 
der Tod durch Verdursten tut bitter weh, lebt wohl“, das sind die 
letzten ergreifenden Worte, die Rogge einer an seine Mutter ge- 
richteten Karte anvertraut hat. Unversehrt ist dieses letzte Lebens- 
zeichen bei der Leiche gefunden worden. — So ist endlich Licht 
gekommen in ein trarisches Geschick, das die endlose Wüste in 
Ihrem Sande so lange verschlossen gehalten hat. 





— 429 — 


Von 1901 bis zum Herbst 1904 war Rogge in China, und zwar 
bei der deutschen Besatzungsbrigade in Tientsin. Schon wenige 
Wochen nach seiner Rückkehr ging er als Stabsveterinär der Süd- 
etappe nach Südwestafrika..e Am 12. Januar 1905, als er mit 
seinem Burschen, dem Reiter Feibicke vom Kürassier-Regiment 
Nr. 6, von Kebub nach Lüderitzbucht auf demselben Wege, den er 
kurz vorher geritten war, zurückkehren wollte, verirrte er sich, und 
Reiter und Tiere blieben seitdem spurlos verschollen. Umfang- 
reiche, planmäßige Absuchung der hohen, aus feinstem, leicht 
beweglichem Sande bestehenden Dünen blieben erfolglos. Die 
Spuren waren schon in der ersten Nacht durch die dort fast 
ständig tobenden Winde verweht. Die Annahme, daß die Wander- 
dünen die Leichen bald verdeckt haben mußten, war wohl zu- 
treffend. Jetzt genau nach sieben Jahren ist die eine Leiche 
nicht zufällig gefunden worden, — kaum jemals wird der Fuß 
eines Menschen zufällig dieses Tod und Verderben atmende Ge- 
lände betreten — sondern eine auf Kamelen berittene Offizier- 
patrouille war wiederum ausgezogen, um planmäßig zu suchen, 
und dieses Mal endlich mit Erfolg. An dem Hange einer hohen 
Düne lag der Leichnam frei zutage, unversehrt, zum Teil zur Mumie 
vertrocknet. So konnte er geborgen und der heimatlichen Erde 
übergeben werden. Kleider, Waffen, Uhr, Papiere, Geld usw. 
waren gut erhalten, ein Stück Packpapier mit der gut leserlichen 
Aufschrift: „Das ist Stabsveterinär Rogge von der Südetappe, 
Lüderitzbucht, Angra Pequena“ lag bei der Leiche. In der Nähe 
war ein von Woilach und Schlafdecken hergerichtetes Lager. — 
Von dem Reiter ist bisher nichts entdeckt worden; auch die Auf- 
zeichnungen Rogges geben über dessen Schicksal keinen Auf- 
schlug. Nach dem Bericht des Offiziers war eine Rettung der 
durch Hunger und Durst geschwächten Menschen und Tiere aus 
solehem Gelände nicht mehr möglich. 


Kommers anläßlich der Ehrenpromotion des Direktors 
der Militär - Veterinär - Akademie, Generalveterinärs 
Dr. Hell. 


Die Studierenden der Königlichen Militär-Veterinär-Akademie 
veranstalteten am 27. Juli abends in den oberen Räumen der 
„Schlaraffia“ zu Ehren des Direktors der Militär-Veterinär-Aka- 
demie, Generalveterinärs Dr. Hell, anläßlich dessen Ehrenpromotion 
einen Kommers, der einen glänzenden Verlauf nahm, und an dem 
außer den Veterinäroffizieren der Akademie und der Militär-Lehr- 
schmiede zahlreiche Veterinäroffiziere des Gardekorps und des 
III. Armeekorps teilnahmen, und bei dem auch ein reicher Damen- 
flor zugegen war. 

Die große Teilnehmerzahl und der Verlauf des Kommerses legten 
beredtes Zeugnis darüber ab, wie groß und allgemein die Freude über 
diese Ehrenpromotion ist und welcher großen Liebe, Verehrung 
und Wertschätzung sich Herr Generalveterinär Dr. Hell bei den 
Veterinäroffizieren und Studierenden erfreut. 


= 430 — 


Kameradschaftliche Vereinigung der Veterinärofiiziere 
in Karlsruhe. 


Wie schon im Winter 1910/11, so fanden auch in diesem Winter 
auf Veranlassung des Herrn Korpsstabsveterinär Plättner 
regelmäßige Zusammenkünfte der Veterinäroffiziere der Garnison 
Karlsruhe und der zunächst liegenden Standorte statt. Dienst- 
liche sowie fachwissenschaftliche Besprechungen und Vorträge 
regten stets eine lebhafte Diskussion an. Von besonderem Interesse 
war der Vortrag des Veterinärs Dr. Bönisch über: „Das Zahn- 
alter des Hundes“, das derselbe an einer großen Zahl von Prä- 
paraten demonstrierte..e Außerdem aber wurden auch Vorträge 
aus anderen Gebieten zu Gehör gebracht, so von Oberveterinär 
Haase: „Über das Flugwesen in der Armee“ und der äußerst 
lebenswahre und spannende Vortrag des Oberveterinärs Krack: 
„Meine Tagebuchaufzeichnungen aus dem südwestafrikanischen 
Feldzuge“. 


Vor Beginn der größeren Sommerübungen sind die regel- 
mäßigen Versammlungsabende geschlossen, sie beginnen wieder 
nach den Manövern. 


Die neue tierärztliche Prüfungsordnung 


ist nunmehr dem Vernehmen nach in ihren Grundzügen zwischen 
den Bundesregierungen festgestellt und wird dem Bundesrat im 
Herbst zugehen, so daß die neuen Bestimmungen mit Beginn des 
Sommersemesters 1913 in Geltung treten können. Sie wird auch 
Bestimmungen enthalten über die Anrechnung des halben Dienst- 
jahres mit der Waffe auf das Studium an den tierärztlichen Hoch- 
schulen. Die Studierenden der Veterinärmedizin können danach 
grundsätzlich ihr halbes Dienstjahr mit der Waffe bei einem be- 
rittenen Truppenteil ablegen, mit alleiniger Aus- 
nahme für Gießen, wo bei dem Fehlen einer berittenen 
Truppe es statthaft ist, bei der Infanterie zu dienen. 


Die Verlegung des Königl. preußischen Hauptgestüts 
Graditz. 


Auf Veranlassung des Kgl. preußischen Oberlandstallmeisters 
von Öttingen soll das Kgl. Hauptgestüt Graditz nach der 
Domäne Bilderlahe unweit Seesen in Braunschweig verlegt werden. 
Veranlassung hierzu ist der Umstand, daß Klima und Bodenver- 
hältnisse von Graditz für die edle Pferdezucht nicht günstig sind. 
Insbesondere läßt der wenig kalkhaltige Boden von Graditz viel 
zu wünschen übrig. Der Kaiser soll bereits seine Zustimmung zu 
der Verlegung gegeben haben. 


= 451 = 


Hochschulnachrichten. 


An der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden ist der Lehr- 
plan durch zwei Fächer: „Bienenzucht und Fischzucht“ erweitert 
worden. — Obertierarzt Bongert, Abteilungsvorsteher am 
hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule, ist zum etats- 
mäßigen Professor ernannt worden. 


Auszeichnung. 


Dem Direktor der Veterinärabteilung am Kaiserlichen Gesund- 
heitsamt Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. med. et med. vet. Ostertag 
ist vom König von Württemberg das Ehrenkreuz der Württem- 
bergischen Krone verliehen worden, womit der Personaladel ver- 
bunden ist. 


Amtliche Verordnungen 


Neue Remontierungsordnung. 


S. M. der Kaiser hat am 18. Mai d. J. eine neue Remontierungs- 
ordnung genehmigt, die an Stelle derselben Vorschrift vom 
ð. Mai 1894 tritt. 





Änderungen aus Anlaß der Neuformationen im Reichs- 
haushalt-Etat 1912. 


8. Der Etat erhöht sich: 


f) bei der Feldartillerie um: 
6 Oberstabs- oder Stabsveterinäre, 
12 Oberveterinäre oder Veterinäre. 
g) beider Fußartillerie um: 
3 Oberveterinäre oder Veterinäre. 
h) beiden Verkehrstruppen um: 
1 Oberveterinär oder Veterinär. 
i) beim Train um: 
2 Oberstabs- oder Stabsveterinäre. 
l) Außerdem um: 
2 Korpsstabsveterinäre, je 1 für das XX. und XXI. 
Armeekorps. 
Armeeverordnungsblatt, Seite 156 und 157 vom 1. Juli 1912. 


— 432 — 


Erhöhung der Übungsgelder. 


Das aus Kapitel 24 Titel 6 zuständige Übungsgeld für Offiziere, 
Sanitätsoffiziere, Veterinäroffiziere, obere Militärbeamte, 
Unterärzte, Unterapotheker und Unterveterinäre des Beur- 
laubten- und des inaktiven Standes während der Übung beträgt 
täglich:4 M. für den Oberleutnant, Leutnant, Oberarzt, Assistenz- 
arzt, Oberveterinär, Veterinär und den Wohnungsgeld- 
zuschuß nach der Tarifklasse V beziehenden Beamten; 2 M. für 
den Unterarzt, Unterapotheker und Unterveterinär. Armee- 
verordnungsblatt S. 161 v. 1. 7. 12. 


Für die Veterinäre 


der Reserve und Landwehr 





Die Wahl der Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes 
zu Veterinäroffizieren. 


Die Wahl der Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes setzt 
die Erfüllung folgender Bedingungen voraus: Zunächst müssen die 
Unterveterinäre gemäß Ziffer 138 der MVO. während ihrer aktiven 
Dienstzeit die vorgeschriebene Prüfung in den einzelnen Zweigen 
des Veterinärdienstes, der Seuchenvorschriften, Berichterstattung 
und des Hufbeschlages bestanden und ein Befähigungszeugnis vom 
Eskadronchef und rangältesten Veterinäroffizier des Truppenteiles 
erhalten haben. Dieses Befähigungszeugnis hat sich darüber aus- 
zusprechen, daß der Inhaber seiner Gesinnung, seinen Leistungen 
und seinem Auftreten nach verspricht, bei weiterer Ausbildung ein 
brauchbarer Veterinäroffizier des Beurlaubtenstandes zu werden. 

Die im Besitz dieses Befähigungszeugnisses befindlichen Unter- 
veterinäre haben ferner gemäß Ziffer 148 in einer abzulegenden 
Übung zufriedenstellende Leistungen im Veterinärdienst nachzu- 
weisen, müssen nach dem Urteil des zuständigen Bezirkskom- 
mandos mit Rücksicht auf Lebensstellung und außerdienstliches 
Verhalten zum Veterinäroffizier geeignet sein, sich mit der Be- 
förderung zum Veterinäroffizier schriftlich einverstanden erklären 
und gewählt werden. 

Die Wahl erfolgt durch die aktiven Veterinäroffiziere des be- 
treffenden Armeekorps. Das Bezirkskommando schlägt beim zu- 
ständigen Korpsveterinär unter Vorlage des Befähigungszeugnisses, 
einer Erklärung des Vorgeschlagenen über scine Schuldenfreiheit 
und eines Zeupnisses des rangältesten Veterinäroffiziers des 
Truppenteils, in welehem die Übung abjreleistet ist, den Untervete- 
rinär zur Wahl vor. Das Dienstzeugnis des rangältesten Veterinär- 
offiziers hat sich darüber auszusprechen, daß der Vorgeschlagene 
sowohl nach Führung, Dienstbefähigung und seinen den Ansichten 
der Standesgenossen entsprechenden sittliehen Eigenschaften zur 
Beförderung pflichtgemäß empfohlen werden kann. 


— 433 — 


Die Wahlverhandlung leitet der Korpsveterinär des zuständi- 
gen Armeekorps. Von diesem werden die nicht am Standorte des 
Generalkommandos befindlichen Veterinäroffiziere über den ge- 
samten Sachverhalt schriftlich unterrichtet; diese geben ihre 
Stimme schriftlich ab. | 

Bei der Wahl entscheidet Stimmenmehrheit. Werden Tat- 
sachen zur Sprache gebracht, deren nähere Aufklärung der Korps- 
veterinär für erforderlich erachtet, so wird der Vorschlag bis zur 
erforderlichen Aufklärung zurückgestellt. Die Gründe der Minder- 
zahl gegen die Wahl werden nur dann in die Wahlverhandlung 
aufgenommen, wenn die Minderzahl mindestens ein Drittel der 
gesamten Zahl der Stimmenden ist. Der leitende Veterinäroffizier 
nimmt in diesem Falle hierzu Stellung und legt das gesamte Ma- 
terial auf dem Dienstwege dem Kriegsministerium vor. Dieses ent- 
scheidet, inwieweit die abweichenden Ansichten zu berücksichtigen 
sind. 

Ist die Mehrheit gegen die Wahl des Vorgeschlagenen, so wird 
der betreffende Unterveterinär ohne weiteres zurückgestellt. 

Nachdem durch die Wahl der aktiven Veterinäroffiziere der 
Vorgeschlagene zur Aufnahme in das Veterinäroffizierkorps für 
würdig erachtet ist, erfolgt der Beförderungsvorschlag. 

Der Vorschlag geht mit Personalbogen und mit den oben näher 
angegebenen Erklärungen, Zeugnissen und der Wahlverhandlung 
auf dem Dienstwege an das Allgemeine Kriegsdepartement, das die 
Vorschlagsliste behufs Einholung der Allerhöchsten Entscheidung 
weitergibt und die Benachrichtigung der Beförderten veranlaßt. 





Zur Behandlung der Stollbeule. Grenztierarzt Bayer in 
Lindau benutzte zur Behandlung von Stollbeulen (reine Hygrome) 
in sieben Fällen mit sehr gutem Erfolge eine von der Firma 
Wolfram & Co. in Augsbung hergestellte 50%ige Jodlösung: Ein- 
stechen einerHohlnadel mit weitem Lumen, Ausziehen der Flüssig- 
keit, Injektion von 20—50 g der bezeichneten Jodlösung, Ent- 
fernen der Nadel. Nach etwa acht Tagen bildete sich um die 
Mitte der steinhart gewordenen Stollbeule eine kreisförmige ein- 
schneidende Linie und nach weiteren acht Tagen war die Ge- 
schwulst von der Demarkationslinie an ausgefallen. Nach im 
ganzen etwa sechs Wochen war nichts mehr von der Stollbeule 
zu sehen. Eine Außerdienststellung der behandelten Pferde war 
nicht erforderlich. (Münchener Tierärztl. Wochenschr.) 


Hochgradige Trichinose eines Schweines. In Rüthenbach in 
Bayern wurden am 31. Mai d. J. in den 14 Trichinenschau- 
präparaten eines Schweines nicht weniger als 12530 Trichinen 
gefunden; ein Gramm des Fleisches enthielt somit 12500 Trichinen. 
In einem Präparate wurden bis zu 110 Trichinen gezählt. Dieses 
Schwein war demnach noch stärker mit Trichinen durchsetzt als 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 8.9. Heft. 28 


— 434 — 


ein am 4. Januar 1907 in Nürnberg geschlachtetes, bei dem ein 
Gramm 10450 Trichinen enthielt (Zeitschr. für Fleisch- und 
Milchhygiene, XXII. Jahrg. 1912. Heft 12.) 


Filariosen bei einheimischen Pferden. Dr. D. Wirth hat 
bei zwei in einem Stalle in Wien stehenden österreich-ungarischen 
Militärpferden im Blut Embryonen von Filarien nachgewiesen. 
Während das eine Pferd keinerlei Krankheitserscheinungen zeigte, 
traten bei dem anderen folgende Symptome auf: Schlechte Freß- 
lust seit etwa einem Jahre, dauernde Mattigkeit.e. Auf den Be- 
sitzer machte das Tier den Eindruck, daß es an einer Schlaf- 
krankheit leide. Temperatur war stets unter oder weniges über 
der Norm. Zeitweise traten Besserungen im Allgemeinbefinden 
auf. Bei der Blutuntersuchung (native Blutpräparate) wurden 
in jedem Bluttropfen 2—3 Mikrofilarien gefunden von ungefähr 
5 u Breite und 250 „ Länge Diese bewegten sich sehr 
lebhaft zwischen den roten Blutkörperchen. Außerdem war eine 
Vermehrung der eosinophilen Zellen nachzuweisen. Zu welchem 
Elterntiere diese Embryonen gehörten, konnte nicht ergründet 
werden, da sie keine besonderen Kennzeichen boten. (Zeitschr. 
für Infektionskrankheiten usw. der Haustiere 1911.) 


Eine Verbesserung des Aspirins, das „Aspirinlöslich“. Die 
schwere Löslichkeit des Aspirin hat die Verwendung dieses Prä- 
parates bisher in Mixturen und Wasser ziemlich ausgeschlossen. 
Von der Farbenfabrik Fried. Bayer & Co. ist nun ein Kalium- 
salz des Aspirins hergestellt worden, das in Wasser leicht 
löslich ist. Es ist ein weißes Pulver, das 90% Aspirin und 10% 
Kalium enthält und auch in Tabletten in den Handel kommt, die 
zum Zwecke einer leichteren Zerfallbarkeit etwa 0,15 g Amylum 
enthalten, welches letztere das Wasser leicht trübt. 

Da die Lösung des Kaliumsalzes des Aspirins nach mehr- 
tägigem Stehen kleine Mengen Essigsäure abspaltet, so empfiehlt 
es sich, Lösungen immer frisch herzustellen, zu welchem Zwecke 
sich die Tabletten gut eignen. Jede Tablette enthält 0,5 g 
Aspirin löslich. 

Das neue Präparat ist so gut wie geschmackfrei, es hat eine 
fast neutrale Reaktion, und es treten deshalb die bei dem Gebrauch 
von Azetylsalizylsäure beobachteten Beschwerden, wie Reizung des 
Schlundes und der Nieren, nicht ein. Außerdem ist der geringe 
Gehalt an Kalium für die Verbesserung der sedativen Wirkung 
von Wert. (Deutsche Medizin. Wochenschrift 1912. Heft 26.) 


Tierschutz in England. Seit dem 1. Januar 1912 ist in Eng- 
land ein neues Tierschutzgesetz in Kraft getreten. Nach diesem 
wird das Quälen der Tiere durch heftiges Schlagen oder ander- 
weitige Mißhandlung und ungebührliche Anstrengung mit Ge- 
fängnis bis zur Dauer von sechs Monaten mit harter Arbeit 
bestraft. Dazu kann noch eine Geldstrafe von 500 M. treten. 

Nach den weiteren Bestimmungen des Gesetzes kann die Be- 
hörde in allen Fällen, in denen es grausam wäre, ein Tier am 
Leben zu lassen, dessen Tötung anordnen. Einem notorischen 
Tierquäler kann sein Tier weggenommen werden. Den Roß- 


— 435 — 


schlächtern ist der Pferdehandel verboten. Zum Schlachten be- 
stimmte Pferde sind innerhalb zwei Tagen zu töten. Personen 
unter 16 Jahren dürfen keinen Schlachthof betreten. Die Vor- 
nahme der Operation an Tieren ohne die nötige Sorgfalt wird 
bestraft, desgleichen das mit unnötiger Schmerzenserzeugung aus- 
geführte Schlachten. Die Abhaltung von Tierkämpfen jeder Art 
ist untersagt. (Der Tierfreund.) 


Aleudrin, ein neues Hypnoticum und Sedativum. Nach der 
Einfügung des ersten Schlafmittels, Chloralhydrat, in den Arznei- 
schatz durch Liebreich im Jahre 1869 war das Bestreben 
der Pharmakologen stets dahin gerichtet, weitere organische Ver- 
bindungen aufzubauen, die sich bei gleich guter schlafmachender 
Wirkung vor dem Chloralhydrat durch geringere Heftigkeit und 
das Fehlen unerwünschter Nebenwirkungen auf Kreislauf und 
Verdauung auszeichneten. Zu diesem Zwecke hat man die ge- 
chlorten Alkohole, wie das Chloralhydrat, mit der ebenfalls gute 
Hypnotika liefernden Harnstoffgruppe vereint und eine Reihe ge- 
chlorter Alkohole in ihre Carbaminsäureester übergeführt. Be- 
sonders geeignet zur therapeutischen Verwendung erwies sich der 
Carbaminsäureester des aa-Dichlorispropylalkohols, Aleudrin be- 
zeichnet, unter welchem Namen er von der chemischen Fabrik 
Dr. BrunoBeckmann, Berlin, in den Handel gebracht wird. 

Aleudrin hat folgende Zusammensetzung: 

CH — O CO NH, 

CH, — Cl. 
und stellt eine weiße, geruchlose, schön kristallisierende Substanz 
dar, die bei 82° schmilzt. Es löst sich leicht in Alkohol, 
Benzol, Chloroform, Äther, Aceton, Glyzerin und fetten Ölen. In 
Wasser ist es schwer löslich, aber mit Wasser, dem wenig Glyzerin 
zugesetzt ist (2:100), läßt sich leicht eine 2%ige Aleudrinlösung 
herstellen. 

Bei Tierversuchen hat sich Aleudrin als ein Mittel von guter 
einschläfernder Wirkung erwiesen. 

Bei Menschen erzeugen nach einer größeren Versuchsreihe 
Dosen von 0,5 g eine ausgesprochene Beruhigung und häufig 
eine deutliche Linderung bestehender Schmerzzustände, solche von 
1 g einen mehrstündigen Schlaf. Nach dem Erwachen besteht 
keine Benommenheit, sondern das angenehme Gefühl der Frische 
und Erquiekung. Daß trotz hoher Dosen Aleudrin unschädlich ist, 
beweist ein Fall, in dem nach der hohen Dosis von 3 g ein 
achtstündiger Schlaf ohne jedwede Neben- oder Nachwirkung 
eintrat. (Deutsche Medizin. Wochenschrift, Heft 26, 1912.) 


Zur Verordnung von Woasserstoffsuperoxydlösungen. Zur 
Herstellung von Wasserstoffsuperoxydlösungen stehen zwei 
Stammpräparate zur Verfügung: Das Hydrogenium peroxydatum 
des Arzneibuches, das in 100 Teilen 3 Gewichtsteile H, O, enthält 
und das völlig säurefreie Perhydrol mit 30 Gewichtsteilen H, O, 
in 100 Teilen Wasser, es ist also zehnmal so stark wie das 
Hydrogen. peroxydatum des Arzneibuches. 


28* 


— 436 — 


Es ist nun von vielen Seiten der Vorschlag gemacht worden, 
Wasserstoffsuperoxyd nur nach Gewichtsprozenten zu ver- 
schreiben, wie z. B. Solutio Hydrogen. peroxydat. 1 Gewichts- 
prozent H, O,, wobei 33 g Hydrogen. peroxydat auf 100 Teile 
Flüssigkeit zu nehmen sind. Von ärztlicher Seite wird aber eine 
derartige Verordnung nicht für zweckmäßig gehalten mit der 
Begründung, daß die Verordnung nach Gewichtsteilen geläufiger 
sei, und es für den Arzt am nächsten liegt, bei der Verordnung 
von Wasserstoffsuperoxydlösungen anzugeben, wieviel von diesen 
bekannten Stammpräparaten und wieviel Aqua destillata der 
Apotheker zur Bereitung nehmen soll. 


z. B. Rp. Perhydrol 2,0—3,0 oder Rp. 


Aqu. destill. ad 300,0 Hydrogenperoxyd 20,0---30,0 
M.D.ad vitr. nigr. Aqu. dest ad 300,0 
S. Gurgelwasser M.D.ad vitr. nigr. 


S. Gurgelwasser. 


Bei dieser Verordnung sei jede Verwechslung bei der Rezeptur 
seitens des Apothekers bei der Zubereitung unmöglich. Die Aus- 
drucksweise nach Prozentgehalt lasse man besser ganz fallen, 
namentlich wenn man sich nicht absolut klar darüber ist, daß 
z. B. bei einer 3%igen Wasserstoffsuperoxydlösung (nach Gewichts- 
prozent) das unverdünnte Hydrogenium peroxydatum des Arznei- 
buches vom Apotheker abgegeben wird. Als Gurgelwasser sei 
eine solche Lösung viel zu stark. (Münchener Medizin. Wochen- 
schrift, Nr. 26, 1912.) 


Alte Pferde. Graf Wrangel wendet sich in seinem Werke 
„Das Buch vom Pferde“, gegen die Unterschätzung alter Pferde. 
Nach seiner Ansicht, die auch von Fachleuten als die richtige 
anzuerkennen ist, soll nicht das zehnte, sondern das fünfzehnte 
Jahr als diejenige Altersgrenze angesehen werden, nach deren 
Überschreitung eine bedeutende und schnelle Abnahme der Lei- 
stungsfähigkeit eines Pferdes zu gewärtigen ist. Mit zehn Jahren 
seien manche der besten Eigenschaften des Pferdes kaum zur 
Entwicklung gelangt, und wer seinen Pferden große und aus- 
dauernde Leistungsfähigkeit zumute, der solle den fünf- und sechs- 
jährigen Tieren aus dem Wege gehen und sich lieber an erprobte 
zehn- oder zwölfjährige Veteranen halten, auch wenn diese die 
Kennzeichen in der Reibefläche ihrer Schneidezähne gegen andere 
Kennzeichen ausgetauscht haben sollten, die Zeugnis von treuer. 
harter und schneidiger Dienstleistung ablegen. Als Beweis für 
seine Behauptungen führt Graf Wrangel eine Reihe von Bei- 
spielen an: Das Leibpferd Friedrichs des Großen „Condé“ war 
40 Jahre alt, auch ein Schimmel, den der große König in der 
Schlacht bei Mollwitz ritt, wurde über 40 Jahre alt. In Dulwich 
bei London lebten drei Pferde im Alter von 30—39 Jahren, die 
an Rüstigkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Die Militärschule 
zu Woolwich besaß ein Pferd von 40 Jahren, im Reichslande 
lebte sogar ein Pferd von 45 Jahren, das trotz seines Alters noch 
sehr leistungsfähig war und einen tadellosen Gang hatte. Das 
höchste Alter dürfte aber ein englisches Arbeitspferd in Warring- 
ton erreicht haben, welches 52 Jahre alt wurde. Weiter wird 
angegeben, daß englische Vollblüter ein Alter von 38 Jahren er- 


— 43i — 


reicht haben, und daß in Frankreich auf dem Gestüt Ambus eine 
38 Jahre alte Stute versuchsweise zu Zuchtzwecken verwendet 
wurde und am 5. Mai 1895 noch ein gutes Fohlen zur Welt 
brachte, das in mustergültiger Weise säugte. Ein Landmann in 
Norwegen besaß ein Pferd von 37 Jahren, das noch eine Last 
von 800 Kilo 70—80 Kilometer weit zog. (Zeitschrift für Pferde- 
kunde und Pferdezucht.) 





Handbuch der pathogenen Mikroorganismen. Herausgegeben 
von Dr. W. Kolle, Professor der Hygiene und Bakteriologie 
an der Universität Bern und Direktor des Instituts zur Er- 
forschung der Infektionskrankheiten daselbst, und Dr. A. von 
Wassermann, Professor in der medizinischen Fakultät Berlin, 
Geheimer Medizinalrat, Abteilungsvorsteher am Institut für 
Infektionskrankheiten. Zweite vermehrte Auflage. Jena, Verlag 
von Gustav Fischer 1912. 


Von dem PRiesenwerk, an dem nahezu 100 Mitarbeiter tätig sind und 
dessen erste Auflage 1902 erschien, ist eine Neuauflage notwendig geworden, 
denn die Arbeiten auf bakteriologischem Gebiet schreiten dauernd und in 
beschleunigtem Tempo fort. 

In den ersten Jahren halfen sich die Herausgeber durch Veröffent- 
lichung von Ergänzungsbänden; es zeigte sich indes, daß dieses Mittel nicht 
ausreichte, indem vielfach durch neuere Entdeckungen nicht nur neue Tat- 
sachen bekannt, wurden, sondern auch die bisherigen Anschauungen eine 
durchgreifende Anderung erfuhren. Es mußte daher eine neue Bearbeitung 
des ganzen Werkes erfolgen, allerdings unter Wahrung seines bisherigen 
Charakters, denn es hat sich gezeigt, daß die Anlage des Werkes, wobei die 
mit den einzelnen Spezialgebieten vertrauten Forscher Monographien über 
einzelne Krankheiten und deren Erreger liefern, als wohl gelungen bezeichnet 
werden kann. Auch in der Neuauflage ist ‘daher diese Methode befolgt 
worden, nur sind die einzelnen Abschnitte wesentlich umfangreicher geworden, 
auch sind neue Teile dazugekommen. Bei der Bearbeitung des Stoffes 
durch viele Autoren ist es allerdıngs unvermeidlich, daß Wiederholungen 
vorkommen; diese bilden aber nicht einen Nachteil, sondern gereichen dem 
Werke zu einem bedeutenden Vorteil, da sie umständliches Nachschlagen 
in anderen Teilen entbehrlich machen. Über die Bedeutung des Handbuchs 
zu sprechen, ist wohl überflüssig; jeder, der mit irgendeinem Zweige der 
bakteriologischen Wissenschaft zu tun hat, also auch jeder mit irgendwelchen 
Forschungen beschäftigte Veterinär wird es kaum entbehren können. 

Das Bu Werk wird etwa 40 Lieferungen von je 10 Druckbogen um- 
fassen und jede Lieferung soll 5 Mark kosten. Um den Besitzern früherer 
Auflagen die Anschaffung zu erleichtern, nimmt die Verlagsbuchhandlung 
die erste Auflage des Handbuchs der pathogenen Mikroorganismen zum 
Preise von 45 Mark zurück. 

Bis jetzt sind 10 Lieferungen erschienen. Die erste (Probe-) Lieferung 
beginnt mit einem „Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Lehre 
von der Infektion, Immunität und Prophylaxe“ von Abel an folgen 

„Allgemeine Morphologie und Biologie der pathogenen Mikroorganismen“ 
von Gotschlich, „Allgemeine Methoden der Bakteriologie“‘ von E. Fried- 
berger und H. Reiter, „Cholera asiatica“ von W. Kolle und W. Schür- 


— 438 — 


mann, „Choleraimmunität“ von H. Hetsch, „Pest“ von A. Dieudonné 
und R. Otto, „Methoden der aktiven Immunisierung einschließlich Her- 
stellung von Antigenen‘‘ von M. Ficker, „Die Hefenpilze oder Fumyzeten“ 
von H. C. Plant und die .„‚Sproßpilze* von A. Buschke. 

C. Troester. 


Das Lymphgefäfssystem des Rindes. Von Obermedizinalrat 
Dr. Baum, ordentlicher Professor an der Königlichen Tier- 
„ärztlichen Hochschule zu Dresden. Mit 32 Tafeln farbiger Ab- 
bildungen. Berlin 1912. Verlag von August Hirschwalll. 
Preis 24,00 Mark. 


Baum hat in der vorliegenden geradezu klassisch zu nennenden Mono- 
graphie eine Arbeit geliefert, die eine Zierde und der Stolz der tierärztlichen 
Wissenschaft für alle Zeiten sein wird, und von der wir mit vollem Recht 
sagen können, daß sich ein gleich erschöpfendes Werk bisher auch in der 
Humanmedizin nicht findet. Die Monographie ist die Frucht einer 7 jührigen 
mühevollen Arbeit, die an einem großen Material (160 Tieren) mit staunens- 
werter Gründlichkeit durchgeführt ist. 

Verfasser hat das gesamte Lymphgefäßsystem des Rindes, soweit die 
Lymphgefäße makroskopisch verfolgbar sind, auf Grund eigener umfang- 
reicher Untersuchungen dargestellt. Diese Untersuchungen und Feststellungen 
bedeuten nicht nur für die normale Anatomie einen erheblichen Fortschntt. 
sondern sind auch für die Bakteriologie, die pathologische Anatomie und 
die Fleischbeschau von grundlegender Bedeutung. Sind doch hauptsächlich 
die vielen strittigen und ungelösten Fragen in der Beurteilung des Fleisches 
vom Rinde, zumeist hervorgerufen durch unzulängliche und lückenhafte 
Kenntnis der Verbreitung der Lymphgefäße, die Veranlassung und Anregung 
zu der Arbeit des Verfassers gewesen, und man kann wohl, ohne zu über- 
treiben, sagen, daß diese Arbeit für die Bewertung und Erklärung der 
Befunde in der Fleischbeschau erst die richtige notwendige Grundlage schafft. 

Es würde den Rahmen einer Buchbesprechung weit überschreiten. 
wollte ich auf alle neuen Tatsachen und wertvollen Einzelheiten des Werkes 
eingehen, denn es ist eben fast alles neu. Ich will daher nur einzelnes 
herausgreifen. 

Von wesentlicher Bedeutung ist die Feststellung, daß die Knorpel. 
also Organe ohne Blutgefäße, entgegen der bisherigen Ansicht Lymphgetfäre 
besitzen, daß solche aber nicht in den wirklichen Blutlymphknoten und in 
der Milz vorhanden sind, daß ferner das Barthel’sche Schaltungsgesetz, 
wonach alle Lymphgefäße (ausgenommen die Endstämme) vor ihrer Endigung 
in das Venensysten erst einen oder mehrere Lymphknoten passieren müssen, 
kein Gesetz ist, sondern nur eine Regel von den vielen Ausnahmen bildet. 

Nieht minder interessant und bedeutungsvoll sind die Beobachtungen, 
daß Lympheefäße die Mediancbene überschreiten und in Lymphknoten der 
anderen Körperhälfte einmünden, daß manche Organe, wie Euter, Hoden. 
Ovarium, Knochen und Muskeln, nur einer einzigen Lymphknotengruppe 
tributär und anderseits einige Lymphknotengruppen nur für ein einzelnes 
Organ regionär sind, daß Lymphgefäße, ohne Lymphknoten zu passieren. 
direkt in den Duetus thoracicus einmünden und direkte Einmündungen 
kleinerer Lymphgefäße in Venen vorkommen, Die strittige Frage, ob Lymph- 
refäße mit offenen Stomata beginnen, wird auf Grund zahlreicher Injektions- 
ergebnisse an Pleura, Peritonäum, Sehnenscheiden und Gelenkhöhlen in be- 
jahendem Sinne beantwortet. Mit welcher Zuverlässigkeit die Feststellungen 
gemacht sind, beweist die Angabe, daß jede Lymphknotengruppe mit den 
dazu gehörigen Lymphgefäßen wenigstens 6 mal untersucht wurde. Der 
Stoff ist in + Abschnitte gegliedert: I. Allgemeines, II. Lymphknoten, 
IHI. Lymphgefäße und IV. Verhalten der Lymphknoten und Lymphgetäle 
in den einzelnen Organen. Die auf 32 Tafeln verteilten _79 künstlerisch 
ausgeführten Abbildungen sind von unerreichter Klarheit und Übersichtlichkeit. 








— 439 — 


Das mit großen persönlichen Geldopfern und finanzieller staatlicher 
Unterstützung hergestellte Werk ist vorbildlich und grundlegend für alle 
ähnlichen Bearbeitungen, und neben seinem hohen wissenschaftlichen Wert 
ein unentbehrlicher Ratgeber für den Praktiker. 

Die buchhändlerische Ausstattung des Werkes ist bei verhältnismäßig 
niedrigem Preis eine vorzügliche. Wöhler. 


Bakteriologische Diagnostik mit besonderer Berücksichtigung 
der experimentell-ätiologischen Forschung, Immunitätslehre 
und der Schutzimpfungen für Tierärzte und Studierende der 
Veterinärmedizin. Von J. Bongert, städtischem Obertierarzt 
und Leiter des bakteriologischen Laboratoriums auf dem 
städtischen Schlachthof in Berlin. 3. neubearb. Auflage. Verlag 
von Otto Nemnich, Leipzig 1912. Preis 12,00 Mark. 


Das allbekannte und sehr geschätzte Lehrbuch des Verfassers, das 
sich speziell mit den tierpathogenen Mikroorganismen unter Berücksichtigung 
der zwecks ihres Nachweises als zuverlässig erprobten und den praktischen 
Verhältnissen angepaßten Untersuchungsmethoden, der Immunitätslehre und 
der Schutzimpfungen beschäftigt, bringt in dritter neubearbeiteter Auflage in 
bewunderungswürdiger Kürze, aber trotzdem in seltener Vollständigkeit den 
augenblicklichen Stand der bakteriologischen Wissenschaft. 

Bei der Neubearbeitung sind die wichtigsten Forschungsergebnisse der 
neuesten Zeit, insbesondere die biologische Diagnose des Milzbrandes, der 
Rotzkrankheit, des seuchenhaften Abortus des Rindes und die für die 
Nahrungsmittelkontrolle höchst bedeutungsvolle Eiweißdifferenzierung ein- 
nn berücksichtigt worden. Neu aufgenommen sind ferner die Methoden 

er Dunkelfeldbeleuchtung, das Burrische Tuscheverfahren, die Anaphylaxie 

und deren diagnostische Anwendung sowie die neueren Forschungsergebnisse 
aus dem Theilerschen Institut über das afrikanische Küstenfieber und die 
Anaplasmosis usw. Das vorzüglich buchhändlerisch ausgestattete Werk ist 
gleich seinen beiden ersten Auflagen einer guten Aufnahme nicht allein bei 
Veterinärmedizinern sicher. Wöhler. 


Viehseuchengesetzgebung. Von F. Backhaus. Karl Heymanns 
Verlag, Berlin. 


Die vorliegende ‚„Taschen-Gesetzsammlung‘“ ist eine zusammenfassende 
Darstellung aller für die Bekämpfung der Viehseuchen in Betracht kommenden 
Vorschriften. Neben dem Wortlaut dieser Vorschriften bringt es kurze, den 
Gresetzesbegründungen entnommene Erläuterungen, die dem besseren Ver- 
ständnis dienen sollen, und Verweisungen zwischen den im Zusammenhang 
stehenden gesetzlichen Bestimmungen. Die für die Durchführung des Vieh- 
seuchengesetzes haupteächlich in Betracht kommende preußische viehseuchen- _ 
Anordnung vom 1. Mai 1912 ist durch einen roten Schnitt 

enntlich gemacht. Das sorgfältig zusammengestellte Sachregister erleichtert 
die Orientierung. Den mit der Durchführung des Gesetzes betrauten Be- 
amten und Behörden kann die Anschaffung dieses in Oktavformat gehaltenen 
Buches nur empfohlen werden. Ô tto. 





Preufsen. Neumann, O.V. b. d. Milit. Lehrschmiede i. Königs- 
berg i. Pr. zum St.V. befördert. Zu U.V. befördert die bisherigen 
Stud. der M.V.A.: Kunzendorf, Hahn, Honigmund, Behn, Pahlen, 


— 440 — 


Kiesewetter. Gregor und Macharski. — Im Beurlaubtenstande. 
Erhardt, O.V. d. Res. (Hannover), zum St.V. befördert. Zu V. be- 
fördert die U.V. d. Res.: Dr. Clafs (Bartenstein), Neugebauer 
(III Berlin), Dr. Lieske (II Hamburg), Dr. Tang (Hannover), 
Dr. Langkau (Lötzen), Dr. Pfleiderer (Straßburg); der U.V. d. 
Landw. 1 Rüdiger (Danzig). — Der Abschied bewilligt: Böhne, 
O.V. d. Landw. 1 (Osnabrück). 


Württemberg. Neher, O.V. i. Ulan. R. 19, der Abschied m. d. 


gesetzl. Pension bewilligt. 
=] 


Familiennachrichten =] 


Geboren: Eine Tochter dem Herrn Stabsveterinär Jäger in 
Ludwigsburg. 


Verlobte: Fräulein Gawantka in Breslau, einzige Tochter des 
Rentiers Fritz Gawantka, mit Herrn Oberveterinär 
Dr. Streppel in Pr. Stargard. Fräulein Else Stegemann in 
Deutsch-Krone, Tochter des Rentierss Stegemann, mit 
Herrn Oberveterinär Maeder in Landsberg a. W. 








Notizen. 


Es ist beabsichtigt, die neue Dienstaltersliste für Veterinär- 
offiziere Anfang Oktober erscheinen zu lassen, um die umfang- 
reichen Personal- und Standortveränderungen anläfslich der Neu- 
formationen noch berücksichtigen zu können. Ihr Erscheinen ist 
jedoch bis jetzt immer noch in Frage gestellt, es fehlt zur 
Sicherstellung der Druckkosten noch eine Abonnentenzahl von 
etwa 150. Wöhler. 


In der Sammlung von Pferde-Schneidezahn- 
gebissen fehlen noeh Gebisse folgenden Alters: 

2-, 213-, 3, 315-, 412r, 10-, 12-, 14-, 15-, 16-, 18-, 19-, 22jährige 
und höheren Alters. 

Um weitere gütige Unterstützung seitens der 
Veterinäroffiziere zur Vervollständigung der 
Sammlung wird nochmals ergebenst gebeten. 


I. A.: Otto. 


Die Herren Doktoranden werden gebeten, ihre Dissertationen der 
Bücherei der Militär-Veterinär-Akademie gütigst zueignen zu wollen. 
Oedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, 

Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 








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ersten und zweiten Halswirbel, 

für intramuskuläre der Hals oder besser die Vorarme 
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T. R., 19. 9. 1910 

Oberstabsveterinär Kalkof fo 2:3: V., Heft 11, 1910 

Priess, Oberveterinäre Nordt Garbe, 

Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V. , Heft 5, 1911 

Stabsveterinär Achterberg: A f. V., Heft 6. 1911 

Oberveterinär Dr. Sustmann: NE W., 24. 8. 11 

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entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, 

Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzün- 

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die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig- 
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg- 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti- 
A zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 
fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
die Prellung.“ 
Er Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
== bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang- 
= huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
7 und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
gallen, Hornspalten usw, 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt. 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
hindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


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Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


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gemäfs billiger hergestellt und verkauft werden, aber bei ihrer An- 
wendung läuft man Gefahr, unerwünschte Wirkungen zu erzielen. 

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%.Jahrg. Oktober 1912. 10. Heft. 


NEIN BL BD BD BE LE LE BL BL LE US A SI u 


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ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 


Herausgegeben von den Redidie on K 
Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie, giert von Korpsstabsveterinär 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 


z der Militär-Lehrschmiede Berlin e 





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Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 
Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 
Inhaltsangabe, Es 


Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des Pierdes durch SEE 


pilzvergiftung. Von Korpsstabsveterinär Tetzner . . . 441—454 
Der biologische Nachweis giitiger Den, in Futter- 
mitteln. Von Oberveterinär Dr. Kranich . . 455—464 
Mitteilungen aus der Armee . . . 2 2 220 e e e e e a. 464—473 
Fünf Fälle von Thrombose. Von Stabsveterinär Brehm. — Eine 
seltene Schlundverletzung beim Pferde. Von Oberstabsveterinär 
Steinbardt. — Sehnenscheidenentzündung als Nachkrankheit eines 
mit Salvarsan behandelten brustşeuchekranken Pferdes. Von Oberstabs- 
veterinär Bergin. — Beitrag zur Behandlung der Leukämie. Von 
Oberstabsveterinär Krüger. 
Referate . . . 414—480 


Bongert: Welche an “dei Rinderleber Senn Lymphdrüsen sind 
als regionäre aufzufassen? Zeitschrift f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1912, 
Heft 12. — Zeller: Behandlung und Heilung von Krebskranken durch 
innerlich und äußerlich angewendete Mittel. ünchener Med. Wochen- 
schrift, Nr. 34, 1912. — Dr. Fischoeder: Die Feststellung des Milz- 
brandes nach dem Verfahren von Ascoli. Zeitschrift f, Infektionskrankh. 
usw. der Haustiere, Zwölfter Band. — Fontaine: Über den Sitz der 
Sehnenentzündungen an den Vorderbeinen. Revue generale de medicine 
vétérinaire vom 15. Juni 1912. — C. Thomassen: Neuritis der nervi 
optici infolge Sinusitis sphenoidalis. Sonderabdruck aus Revue gen. 
de med. vet. 15. November 1911. 


Tagesgeschichte . - . 22 nme... 481—482 
Verschiedene Mitteilungen . - - . . 2 22 222mm nn. 482—485 
Bücherschau. . . . 2. 2: or nennen. 485—486 
Personalnachrichten . . . : 2 2 2 2 nn nn nn... 486—488 
Famjliennachrichten . . . 22m mn 488 


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24. Jahrg. Oktober 1912. 10. Heit. 


Zeitschrift w-Veterinärkunde 


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Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 9. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1,50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 





Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des 
Pierdes durch Schimmelpilzvergiftung. 


Von Korpsstabsveterinär Tetzner. 


In der letzten Zeit sind bei verschiedenen Regimentern ver- 
hältnismäßig viele tödlich verlaufene Krankheitsfälle vorgekom- 
men, die auf Schimmelpilzvergiftung zurückgeführt werden 
mußten. Das Krankheitsbild wurde stets von An- 
fangandurchdieErscheinungeneinerLähmung 
des Blind-und Grimmdarmsbeherrscht. Da in der 
tierärztlichen Literatur über eine derartige Wirkung der Schimmel- 
pilze noch keine genaueren Angaben vorliegen und es sich haupt- 
sächlich um Schimmelbildung auf Maschinendruschstroh handelt, 
das als solches auch leichter der Verderbnis ausgesetzt ist als 
Langstroh und zudem bei dem jetzigen JLandwirtschaftsbetriebe 
mehr und mehr auf den Markt gebracht wird, so dürfte es ange- 
bracht sein, die besondere Aufmerksamkeit der Veterinäre darauf 
hinzulenken. 

Zu meiner Kenntnis sind in der Zeit von Anfang Juni 1911 
bis Ende Juni 1912 36 solcher Erkrankungsfälle gelangt, die bei 
5 Offizierpferden und 31 Dienstpferden in fünf verschiedenen 
Truppenteilen auftraten und ohne Ausnahme zum Tode der 
erkrankten Tiere führten. Auffallend war es, daß bei größeren 
Truppenverbänden die Krankheitsfälle meist nur in einer Eskadron 
bzw. Batterie oder sogar nur in einer Stallabteilung vorkamen. 

Bei den meisten dieser Pferde konnten während einiger Tage 
vor der Erkrankung ein erschwerter Kotabsatz und bei sonst 
gutem, ungestörtem Allgemeinbefinden ein Nachlassen der Munter- 
keit und der Gehlust bemerkt werden. Dann bekundeten die Pferde 
ein apathisches Benehmen, mangelhaften Appe- 
tit und geringe Unruheerscheinungen nach Art einer 
leichten Kolik; Puls, Atmung und Temperatur waren bei Beginn 
der Erkrankung stets innerhalb der normalen Grenzen, und erst 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 10. Heft. 29 


— 442 — 


gegen das letale Ende hin stieg die Zahl der Pulse bis auf 120, 
die der Atemzüge bis auf 25 in der Minute, die Temperatur auf 
39,6—40,0°C. Bei einzelnen Patienten konnte im Laufe der Er- 
krankung sogar eine subnormale Temperatur festgestellt 
werden. Die Augenbindehäute zeigten bei Beginn der Erkrankung 
meist eine blaßrote Farbe, erschienen zum Teil auch etwas glasig, 
wurden dann blasser miteinem StichinsGelbliche und 
bei einigen Pferden intensiv gelb, im weiteren Krankheitsverlaufe 
wurden sie dann rot bis verwaschen dunkelrot. 

Die Untersuchung vom Mastdarm aus ergab fast immer eine 
AnhäufungvonverhältnismäßigfestenInhalts- 
massenimBereichedesBlind-bzwGrimmdarms. 
Die Dünndarmgeräusche waren anfangs noch deutlich hörbar, 
schienen auch die normale Häufigkeit zu haben, dieDiekdarm- 
geräusche waren dagegen in jedem Falle schon 
bei der ersten Untersuchung stark verringert. 
Während dann die Dünndarmgeräusche nur langsam geringer 
wurden, hörten die Dickdarmgeräusche bald ganz auf. Etwa 10 
bis 12 Stunden nach der offensichtlichen Erkrankung der Tiere 
konnte man nur noch bei längerer Auskultation ganz vereinzelte, 
geringe, knurrende, als Dickdarmgeräusche anzusprechende Ge- 
räusche hören; vom 2.Krankheitstageabwarenüber- 
hauptkeine Diekdarmgeräusche mehr wahrzunehmen. 
Bei keinem der Patienten trat im Verlaufe der 
Krankheit eine Auftreibung des Hinterleibes 
auf; dieser erschien vielmehr aufgezogen, und 
die Tiere magerten scheinbar schnell ab. Bei der 
rektalen Untersuchung preßten die Pferde meist stark, wäh- 
rend sonst nie ein Drängen auf Kotabsatz zu bemerken war. 
Mit dem in den Mastdarm infundierten Wasser gingen manchmal 
einzelne kleine, harte, mit Schleim überzogene Kotballen, in an- 
deren Fällen nur schleimige Fetzen ab. Kot wurde sonst nicht ab- 
gesetzt, es konnte auch durch kein der gebräuch- 
lichen Abführmittel Kotabsatz herbeigeführt 
werden. Harn dagegen wurde häufig und meist 
inkleineren Mengenentleert, bei Wallachen fielen zum 
Teil häufigeres Ausschachten und Schweifwedeln auf. 

Die Futteraufnahme sistierte bei den meisten der Erkrankten 
bald vollständig, nur einzelne von ihnen nahmen gelegentlich noch 
etwas Grünfutter auf, während Hafer und Heu nicht angerührt 
wurden; Wasser dagegen wurde meist gern und oft 
genommen. 

Die Unruheerscheinungen blieben meist nur gering. Die Tiere 
scharrten vereinzelt in der Streu, sahen sich mehrfach nach der 
rechten Bauchseite um und verharrten manchmal in dieser Stellung 
längere Zeit; viele nahmen häufig eine gestreckte Stellung ein. Die 


— 443 — 


Pferde legten sich vorsichtig nieder, und zwar fast nuraufdie 
linke Seite, zum Teil sprangen sie bald wieder auf, zum Teil 
blieben sie lange und ruhig liegen. 

Ein in einer Box untergebrachtes Pferd zeigte Manegebewe- 
gungen, ein anderes schwankende Bewegungen. Bei allen Pferden 
wurde der Blick mit der Zeit ein stierer, ausdrucksloser. Die Tiere 
standen meist ruhig, traurig, mit etwas gesenktem Kopf da und be- 
kundeten starke Eingenommenheit des Sensoriums. Einige Pferde 
ließen ein eigentümliches helles Wiehern hören. Mehrere Stunden 
vor dem Tode nahmen die Unruheerscheinungen zu, dann stürzten 
die Tiere plötzlich um und starben nach kurzen Krämpfen. 

Am 2. Krankheitstage wurden mehrfach unabhängig von Are- 
kolingaben leichtes Speicheln, bei mehreren Pferden einige Stunden 
vor dem Tode Aufstoßen, Brechanstrengungen und selbst Er- 
brechen beobachtet. 

Der Tod trat bei je 1 Pferd 15 bzw. 19, bei 6 Pferden 24--29, 
bei 7 Pferden 33—36 Stunden, bei 8 Pferden 2, bei 3 Pferden 21,, 
bei 5 Pferden 3, bei 4 Pferden 4 und bei 1 Pferde 5 Tage nach Be- 
ginn der Erkrankung ein. 

Bei der Zerlegung wurde bei der größten Anzahl der Pferde 
eine Anschoppung bzw. Verstopfung im Bereiche 
des Diekdarms, meist im Blinddarm undin der 
magenähnlichen Erweiterung gefunden. Die Massen 
waren in diesen Darmabschnitten bis zu Kindskopfgröße zu- 
sammengeballt, oft trocken und hart, graugrün bis dunkelgelb und 
hafteten der Darmwand manchmal so fest an, daß beim Heraus- 
nehmen der Inhaltsmassen die oberflächliche Schicht der Schleim- 
haut an ihnen hängen blieb. Nur in wenigen Fällen waren die 
Inhaltsmassen des Blinddarms dünnbreiig und rotbraun, die des 
Grimmdarms teils dünnbreiig, teils festweich. In drei Fällen liegen 
keine näheren Angaben über die Beschaffenheit der Darminhalts- 
massen vor. Die Schleimhaut der betroffenen Diekdarmabschnitte 
war rot bis dunkelrot gefärbt und geschwollen. 

Starke Anfüllung des Magens mit verhältnismäßig festen, 
trockenen Futtermassen wurde dreimal beobachtet; in einem Falle 
erstreckten sich die trockenen Massen weit in den Zwölffingerdarm 
hinein. Magenzerreißung wurde im ganzen fünfmal nachgewiesen, 
in drei dieser Fälle hatte die Zerreißung bei Lebzeiten der Tiere 
stattgefunden. Die Schleimhaut des Magens zeigte meist nur ge- 
ringe streifige Rötung. 

In einem Falle lag außerdem eine Längsachsendrehung der 
linken Grimmdarmlagen um 180° vor, zweimal wurden eine mäßige 
Menge Sand und kleinere Steinchen im oberen Querkolon gefunden. 

In allen Fällen bestanden eineleichteSchwellungund 
Gelbfärbung der Leber und eine Schwellung der 
Nieren, während Milzschwellung nur vereinzelt nachgewiesen 


99* 


— 4dd4 — 


werden konnte. Trübe Schwellung der Herzmuskulatur war ein 
regelmäßiger Befund. 

Die durch die Diekdarmlähmung bedingte Verstopfung konnte 
in keinem Falle gehoben werden, trotzdem die verschiedensten Ab- 
führmittel versucht wurden. Von solchen kamen zur Anwendung: 
Pillen von 25—30 g Aloeextrakt, Ol. Ricini 300—700 g, Calomel 
ö g, große Gaben von Olivenöl, Arekolin, Pilokarpin und versuchs- 
weise auch Chlorbarium. Die meisten Patienten erhielten ver- 
schiedene der angegebenen Mittel und zum Teil wiederholt. 

In allen Fällen konnte der Nachweis erbracht werden, daß die 
erkrankten Pferde Gelegenheit gehabt hatten, teils stärker mit 
Schimmelpilzen besetztes Stroh, teils verschimmelte Matratzen- 
streu aufzunehmen. 

Das Stroh war Maschinendruschstroh, besonders Maschinen- 
krummstroh; dieses war außerordentlich weich, sämtliche Halme 
waren breitgequeischt. Es war von ungleichmäßiger Beschaffen- 
heit. Zwischen einwandfreien Bunden befanden sich auch solche mit 
Büscheln, in denen die Halme, besonders aber die Blattscheiden, 
mit schwarzen Punkten und Strichen stark besetzt waren, auch 
bräunliche bis rötliche Flecken zeigten sich in geringer Menge. Bei 
einer Anzahl von Bunden war der untere Teil der Halme auf un- 
gefähr 15 cem Höhe dunkel verfärbt, in angegebener Weise befallen, 
und unter den Blattscheiden befanden sich hier außerdem häufig 
weiße Schimmelpilzrasen. Einzelne Bunde bestanden außen aus 
verhältnismäßig gut aussehendem, im Innern jedoch zu ungefähr 
zwei Dritteln aus vollständig verdorbenem Stroh. Ganze Büschel 
von diesem waren völlig grauschwarz; außerdem waren an diesen 
groBe Flächen von weißen Pilzrasen vorhanden. Der Geruch war 
ein eigentümlich penetrant multriger; beim Schütteln dieses Strohes 
entstand eine Staubwolke von Pilzsporen von scharfem Geruch 
und Geschmack. 

Die fragliche Matratzenstreu war nach Angabe des Truppen- 
teils erst ungefähr vor drei Monaten ganz frisch angelegt und zu 
dieser Maschinenlang- und besonders Maschinenkrummstroh ver- 
wandt worden. Die Matratze ‘hatte eine genügende Höhe, bestand 
aus vollständig zusammengedrückten, weichen, meist zundrigen 
Halmen, war fast durchweg trocken, mit vielen zu Pulver zerfalle- 
nen Streumassen durchsetzt und hatte, hochgenommen, einen 
durehdringenden, eigentümlich multrigen Geruch. 

Auch die Matratzenstreu eines anderen in Frage kommenden 
Truppenteiles war mit Maschinenlang- und Maschinenkrummstroh 
angelegt worden. In der Stallabteilung, in welcher allein Krank- 
heitsfälle aufgetreten waren, war die Streu ziemlich hoch und meist 
stark durchfeuchtet; in den vorderen Standhälften enthielt sie viel 
kurzes, krümeliges Material. Soweit diese Massen trocken waren, 
hatten sie ebenfalls den eigentümlichen multrigen Geruch, der dem 
des stark verschimmelten Strohes gleich war. 


— 445 — 


Von dem von mir als Ursache der Erkrankungen bezeichneten 
verschimmelten Stroh und in gleicher Weise von der beanstandeten 
Matratzenstreu wurden Proben an die Militär-Veterinär-Akademie 
eingesandt und in deren Laboratorium untersucht. Hier konnte 
folgendes festgestellt werden: 

Die Untersuchung des im Juni 1911 beanstandeten Strohes er- 
gab ein massenhaftes Vorhandensein von Schimmelpilzen, haupt- 
sächlich Kopfschimmel (Mucor-Arten), seltener Kolbenschimmel 
(Aspergillus glaucus), ferner von Rost- und Brandsporen (Braun- 
rost, Puccinia dispersa und Steinbrand). Die auf künstlichen Nähr- 
böden neben Schimmelpilzrasen aufgenommenen Bakterienkolo- 
nien gehörten zu den Futterbakterien in die Gruppe der Koliarten. 

Die Untersuchung einer Probe des im Juni 1912 beanstandeten 
Strohes eines anderen Truppenteils ergab, daß das Stroh äußerst 
stark mit Schimmelpilzen durchsetzt war. Beim Aufstellen der mit 
Strohteilchen oder mit dem Staube des Strohes beschickten Petri- 
Schalen im Brutofen bei einer Temperatur von 40° zeigte sich nur 
ein spärliches, beim Aufstellen bei Zimmertemperatur ein ungemein 
üppiges Wachstum von Mucor racemosus; andere Schimmelpilze 
waren nicht nachzuweisen. 

Zur Feststellung der in der Matratzenstreu enthaltenen Schim- 
melpilze wurden Teile dieser in Petri-Schalen mit Ragit-Agar aus- 
gelegt. Nach 24 Stunden waren im Brutschrank bei einer Tempe- 
ratur von 37° neben einer reichlichen Bakterienflora überall 
Schimmelpilze aufgegangen, die nach Verlauf eines weiteren Tages 
bei Zimmertemperatur und gedämpftem Lichte sämtliche beschickte 
Platten überwuchert hatten und reichliche Sporulation zeigten. Erst 
nach 4 bis 5 Tagen hatten sich hierunter weniger lebhaft wach- 
sende, mehr begrenzte Pilzrasen entwickelt. 

Aus verschiedenen Überimpfungen auf Nährböden gleicher Art 
ergab sich, daß zwei Drittel aller Schimmelpilzbildungen aus Kopf- 
schimmel (Mucor) bestanden, der sich durch ein üppiges Wachstum 
auszeichnete, und von dem mehr als die Hälfte Muc. racemosus, der 
Rest Muc. mucedo war. Der übrige Schimmelanteil bestand aus 
Kolbenschimmel (Aspergillus), und zwar vornehmlich aus Asperg. 
glaucus, seltener aus Asperg. flavus. Nur bei zwei Platten war je 
einmal Pinselschimmel (Penicillium glaucum) zu verzeichnen. 

Die mit Matratzenstaub und mit einer aus physiologischer 
Kochsalzlösung hergestellten Matratzenabschwemmung besäten 
Platten lieferten ungefähr das gleiche Bild. Die aufgegangenen 
einzelnen Pilzkolonien bestanden zu zwei Dritteln aus Kopf- 
schimmel, und zwar wieder hauptsächlich aus Mucor racemosus. 
Penicillium war hier nicht gewachsen. 

Eine zum Vergleich herangezogene und in gleicher Weise be- 
handelte Matratzenstreu eines Berliner Truppenstalles ergab das 
Vorhandensein von Muc. racemosus und Muc. mucedo in umge- 
kehrtem Verhältnis wie bei voriger. Dem Asperg. glaucus und 


— 446 — 


Asperg. flavus entsprach etwa eine gleiche Menge Asperg. glaucus. 
Penicillium war nicht gewachsen. 

Ein Fütterungsversuch mit einem Extrakt aus 2 kg der be- 
anstandeten Matratze und 4 L Wasser zeitigte kein Resultat. Dieser 
muß als belanglos angesehen werden, weil eine größere Menge von 
der Matratze nicht zur Verfügung stand. Zweimalige endermatische 
Impfungen desselben Pferdes mit 50 bzw. 125 ccm eines wässe- 
rigen Extraktes aus 1⁄ kg der gleichen Matratze waren ebenfalls 
erfolglos. Verdauungsstörungen, speziell Unterdrückung der Dick- 
darmtätigkeit, Verlangsamung der Defäkation und dergleichen Er- 
scheinungen wurden nicht beobachtet. 

Die Zeit, die bis zum Eintritt der ersten Krankheitsfälle nach 
der vermutlichen Aufnahme stärker verschimmelten Strohes ver- 
ging, betrug 8, 11, 18 bzw. 20 Tage. 

Der letzte Krankheitsfall wurde beobachtet: 

1. Bei einem Truppenteile an dem Tage, an dem vom Bericht- 
erstatter verschimmeltes Stroh als Ursache der Krankheit fest- 
gestellt wurde. Es war in der betreffenden Stallabteilung an diesem 
Tage noch ein Bund stark verschimmelten Strohes vorgefunden 
worden. 

2. Bei einem Truppenteile, bei dem die wiederholte Aufnahme 
verschimmelter Matratzenstreu als Ursache der Erkrankungen an- 
zusehen war, einen Tag nach Entfernung der Matratze aus dem 
Stalle. Doch ist hierbei zu berücksichtigen, daß diesen Pferden be- 
reits in den beiden vorhergehenden Tagen reichlich einwandfreies 
Stroh untergestreut war, so daß an diesem Tage schon wenig oder 
gar nichts von der Matratzenstreu aufgenommen sein dürfte. 

ə. Bei zwei Truppenteilen, bei denen auf einem Truppen- 
übungsplatze Krankheitsfälle vorgekommen waren, am 8. bzw. 
9. Tage nach dem Verlassen dieses Platzes, doch liegen über die in 
den betreffenden Garnisonen bezüglich Stroh und Matratzenstreu 
gegebenen Verhältnisse keine Untersuchungen vor. 

Bei einem Truppenteile nahmen die Erkrankungen auch nach 
der Rückkehr von dem Truppenübungsplatze in der Garnison ihren 
Fortgang, und muß hierfür das in letzterer empfangene Stroh, in 
dem zum Teil starke Schimmelbildung nachgewiesen werden 
konnte, bzw. die während der SchießBübung in den Ständen liegen 
gebliebene verschimmelte Matratzenstreu als Ursache angenommen 
werden. 

Unter den gleichen Erscheinungen starben auch in einem Vor- 
orte Berlins 2 Pferde nach der Aufnahme verschimmelter Erbsen. 
Stabsveterinär Keutzer berichtet darüber folgendes: 

Am 27. 5. 12 untersuchte ich ein Pferd eines Fuhrwerks- 
besitzers, das am Tage vorher langsame Futteraufnahme gezeigt 
haben und anscheinend an Kolik erkrankt sein sollte. Das in mäßi- 
gem Nährzustande befindliche, etwa 12 bis 15 Jahre alte Pferd 


— 447° — 


zeigte ein rauhes Haarkleid und eine unregelmäßige Verteilung der 
Temperatur über die Körperoberfläche. Es stand teilnahmlos im 
Stall, ließ den Kopf hängen, sah sich hin und wieder ängstlich nach 
dem Hinterleibe um, legte sich zuweilen auf dielinke 
Seite, stöhnte und stand wieder auf. Futter wurde nicht auf- 
genommen. Der Hinterleib war nicht aufgetrieben, dieDarm- 
tätigkeit rechts vollständig unterdrückt, links 
waren mäßige, jedoch auch zuweilen auf einige Minuten vollständig 
unterdrückte Darmgeräusche wahrzunehmen. Die rektale Unter- 
suchung ergab keine Gasauftreibung und keinerlei Anhäufung von 
Futtermassen. Die Lage der Beckenflexur des Grimmdarms war 
nicht festzustellen. Im Endstücke des Mastdarms lagen mäßige 
Mengen festweichen Kotes von gelbgrüner Farbe und üblem Ge- 
ruche. Diese Kotmassen nahmen an der Luft bald eine dunkel- 
braune Farbe an; sie zeigten keine fremden Beimengungen, und 
das Futter war anscheinend gut ausgenutzt. Die Harnblase zeigte 
keine abnorme Füllung, Urin wurde während der Untersuchung 
nicht abgesetzt. 

Die Bindehaut der Augen war trocken, bla 8 und später stark 
gelblich verfärbt. Es konnten 48 etwas schwache, aber gleich- 
mäßige Pulse und 18 Atemzüge in der Minute festgestellt werden. 

Die eingeleitete Behandlung erstreckte sich auf Frottieren des 
Hinterleibs, Prießnitzsche Umschläge um diesen, Infusion von 
warmem Seifenwasser in den Mastdarm und subkutane Injektion 
von 0,15 g Pilocarpin. muriatic. sowie von 80 g Ol. camphorat. Da- 
nach zeigte Patient ein munteres Benehmen; der Puls wurde kräf- 
tiger und die Darmtätigkeit reger; die leichten Unruheerschei- 
nungen ließen nach, und vorgehaltenes Heu wurde aufgenommen. 

Am folgenden Tage wurde mitgeteilt, daß es dem Patienten 
besser gehe und eine Untersuchung nicht nötig sei. Am 29. 5. soll 
das Tier plötzlich zusammengebrochen und verendet sein. Die 
Sektion ist leider unterblieben. 

Am 30. 5. erkrankte bei demselben Besitzer ein zweites Pferd 
unter ähnlichen Erscheinungen. Das 9—10 jährige Pferd, bei dem 
eine ungleiche Verteilung der Temperatur über die Körperober- 
fläche wahrzunehmen war, stand teilnahmlos im Stalle, senkte 
öfter den Kopf unter die Krippe, sah sich ängstlich nach der rechten 
Seite um, scharrte zuweilen mit den Vorderbeinen, legte sich in der 
Stunde etwa zehnmal nieder, und zwar stets auf die linke 
Seite, stöhnte im Liegen, erhob sich langsam wieder und nahm 
auf längere Zeit eine gestreckte Stellung ein. Futter wurde nicht 
aufgenommen. Darmgeräusche waren rechts nicht 
vorhanden, links verzögert und unterdrückt. Die Untersuchung 
durch den Mastdarm ergab starke Füllung des Endstückes dieses 
Darmes mit breiigen, braungelben, übelriechenden Kotmassen, 
die an der Luft sofort einen dunkleren Ton annahmen. Der Grund 


— 448 — 


des Blinddarmes war aufgetrieben, und es entleerten sich nach 
dessen Massage Darmgase. Die Beckenflexur des Grimmdarms 
war ziemlich stark mit festweichen Futtermassen angefüllt.e. Die 
Massage des Blinddarmgrundes und der Beckenflexur verursachte 
dem Tier Schmerzen, die es durch Stöhnen kundgab. Die Harn- 
blase enthielt wenig Urin; fünf- bis sechsmal in der 
Stunde.wurde jedesmal eine geringe Menge Urin 
vonnormalerFarbeunterDrängenabgesetzt. Die 
Augenschleimhäute hatten einen gelblichen Ton. Der Puls 
war etwas schwach, 44 mal in der Minute zu fühlen, die Arterie ge- 
spannt; Herzstoß fühlbar, die Herztöne rein. Der Gang des Pferdes 
war müde, etwas schwankend. 

Die Behandlung war die gleiche wie bei dem ersten Patienten. 
Auch hier stellte sich ein kräftigerer Puls und erhöhte Peristaltik 
ein. Vorgehaltenes Heu wurde aufgenommen. Eine nochmalige 
Untersuchung des Mastdarms ergab wiederum eine starke Füllung 
im Endstück mit festweichen Kotmassen, die anscheinend wegen 
Darmerschlaffung nicht entleert werden konnten. 

Am 31. 5. vormittags zeigte Patient denselben Befund wie tags 
zuvor. Die Augenschleimhäute waren stärker gelb gefärbt, der 
Hinterleib war hoch aufgeschürzt, und es war 
eine auffallende Abmagerung zu erkennen. Die 
Pulszahl war 48 in der Minute; Patient lag viel, die Kotmassen 
mußten aus dem Mastdarm entfernt werden, die Massage vom 
Mastdarm aus war sehr schmerzhaft. Urin wurde oft, aber immer 
nur in geringer Menge, abgesetzt. Gegen Abend trat freiwillige 
Kotentleerung ein. 

Die Behandlung erstreckte sich wiederum auf Frottieren, PrieB- 
nitzsche Umschläge, subkutane Injektion von 80,0 Ol. camphorat. 
und 0,2 Pilocarpin. muriatic. Außerdem wurde eine Aloepille mit 
einem Zusatz von Kreolin gereicht. 

Am 1. 6. wesentliche Besserung; Aufmerksamkeit auf die Um- 
gebung war vorhanden, der Darm tätig, wenn auch nicht besonders 
lebhaft. Heu wurde begierig ergriffen und auch Hafer angenommen; 
38 Pulse in der Minute. Im Laufe des Tages wurde dem Patienten 
lLeinsamenschleim und Karlsbader Salz im Trinkwasser gegeben. 

Nach Aussage des Besitzers zeigte sich das Pferd am 2. 6. sehr 
munter; es machte den Eindruck vollständiger Gesundung. Am 
Vormittage wurde stündlich etwas Heu, am Nachmittage stündlich 
etwas Heu und Hafer gereicht. Außerdem wurde noch Leinsamen- 
schleim angeboten. Kine Besichtigung des Tieres wurde nicht ge- 
wünscht. 

Auch am 3. 6. früh konnten keinerlei abnorme Erscheinungen 
beobachtet werden. Gegen 11 Uhr stellten sich plötzlich Brech- 
bewegungen und Unruheerscheinungen ein. Der Puls wurde schnell 
unfühlbar, und der Tod trat gegen 14,12 Uhr ein. 


— 449 — 


Die 24 Stunden später vorgenommene Sektion ergab in der 
Hauptsache: Außerst starke Füllung des Blind- 
darms, besonders des Grundes, mit trockenen, festen 
Futtermassen. Geringgradige Entzündung der Schleimhaut 
des Blind- und Grimmdarmes. Etwa 25 cm langen Riß am Grunde 
des Blinddarmes. Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. Peri- 
tonitis, Hepatitis, Nephritis und Myocarditis. 

Sobald das zweite Pferd erkrankte, wurde sofort eine Unter- 
suchung des Futters vorgenommen. Hafer, Heu und Gerste, die 
zur Verfütterung gelangten, waren von vorzüglicher Beschaffenheit 
und ebenfalls das zur Streu verwendete Stroh. Nach langem Hin- 
und Herfragen konnte noch festgestellt werden, daß auch Erbsen 
zur Verfütterung gelangten. Eine vorgezeigte Probe war derartig 
beschaffen, daß es keinem Zweifel unterlag, daß ihre Verfütterung 
mit der Erkrankung der beiden Pferde in ursächlichem Zusam- 
menhange stehen mußte. Die Erbsen waren durchweg schwarz 
verfärbt, stark runzlig und hatten einen dumpfen, muffigen Ge- 
ruch. Beim Hin- und Herschütteln entwich eine starke Staub- 
wolke. Sie waren äußerlich und auf dem Durchschnitte ver- 
schimmelt. Das Erbsenfutter bestand aus Viktoriaerbsen, Wicken 
und Kichererbsen. 

Die vom Stabsveterinär Amann vorgenommene Unter- 
suchung der unter den gleichen Bedingungen ausgesäten bzw. aus- 
gestäubten Erbsen, wie es vorstehend von der Matratzenstreu an- 
gegeben ist, ergab ebenfalls als Hauptmasse der vorhandenen 
Schimmelpilze Mucor racemosus. Mucor mucedo fand sich seltener 
als bei der Matratze, dagegen war Aspergillus mehr vertreten, und 
zwar Asperg. glaucus und Asperg. flavus zu gleichen Teilen, 
Asperg. niger nur zweimal. Penicillium glaucum wuchs auf jeder 
zweiten Platte in vereinzelten Stämmen. 

Auch Oberveterinär Dr. Reinecke hatte Gelegenheit, wäh- 
rend eines Urlaubes im Juni 1912 einige Fälle von Diekdarm- 
lähmung bei Pferden infolge Aufnahme verschimmelten Futters 
zu beobachten. 

In einem Bestande von 5 mittelschweren Arbeitspferden in 
Hemsendorf bei Jessen (Provinz Sachsen) erkrankten in einem 
Zeitraum von 11 Tagen 4 Pferde. Die Krankheitserscheinungen be- 
standen in zeitweiser Unruhe und Appetitlosigkeit. Die Lidbinde- 
häute waren am ersten Krankheitstage verwaschen rosarot mit 
einem Stich ins Gelbliche. Sämtliche Patienten waren 
fieberfrei. Die Pulszahl betrug anfangs 50 bis 60 in der Mi- 
nute. Bei Auskultation der Baucheingeweide konnte man linker- 
seits von Zeit zu Zeit lebhafte Darmgeräusche hören, rechter- 
seits waren diese vollständig unterdrückt. Kot- 
absatz erfolgte nur anfänglich, der Kot war dickbreiig oder lose 
geballt und meist übelriechend. Die Tiere stellten sich 


.- 40 — 


häufig zum Urinieren. Harn wurde in beträchtlicher 
Menge einige Male am Tage entleert. Dauer der Krankheit 2 bis 
3 Tage. Von den vier erkrankten Pferden genas eins am ersten 
Krankheitstage, wahrscheinlich, weil nach einer gleich bei Beginn 
der Erkrankung ausgeführten Arekolin-Injektion starke Entleerun- 
gen eintraten. Zwei Pferde starben, und das zuletzt erkrankte Pferd 
war bei der Abreise des Dr. Reinecke bereits so hinfällig, daß 
der Exitus stündlich zu erwarten war. Bei den Obduktionen, denen 
Dr. Reinecke nicht beiwohnen konnte, sollen außer Rötung der 
Schleimhaut des Blind- und Grimmdarms keinerlei Veränderungen 
bestanden haben. 


Die Pferde hatten Weizen- und Maisschrot mit Häcksel ge- 
mengt als Futter erhalten, und der Häcksel war aus Preßstroh ge- 
schnitten worden. Das Gemengsel, das der Besitzer für den ganzen 
Pferdebestand täglich frisch bereitete, wurde in einer Ecke des 
Pferdestalles aufbewahrt und dann zu jeder Mahlzeit stark an- 
gefeuchtet verfüttert.e Das Heu bestand vorzugsweise aus grob- 
stengeligen und sauren Gräsern, war aber sonst von guter Be- 
schaffenheit. Als Streumaterial diente ein aus der Nähe bezogenes 
Preßstroh; ein Vorrat von diesem war nicht mehr vorhanden. In 
den Ecken der Futtertröge, vornehmlich aber unter diesen am Fuß- 
boden, lagen multrige bzw. faulig riechende Futter- und Streureste, 
die makroskopisch starke Schimmelbildung erkennen ließen. Ob- 
wohl nach dem Auftreten des zweiten Krankheitsfalles eine Säube- 
rung und Desinfektion des Stalles sowie ein Wechsel in der Fütte- 
rung erfolgte, sind erst einige Tage später die weiteren Erkran- 
kungen vorgekommen. 


In sämtlichen 42 eingangs beschriebenen Krankheitsfällen war 
das Krankheitsbild im großen und ganzen ein einheitliches. Dieses 
wurde beherrscht durch die Erscheinungen der Blind- und 
Grimmdarmlähmung, deshalb auch die durch kein Mittel 
zu beseitigende Verstopfung im Bereiche des Dick- 
darms. Fast immer wurden außerdem ikterische Erschei- 
nungen und eine Nierenreizung beobachtet. Immer fiel 
bei den Patienten das apathische Benehmen auf, der 
Hinterleib war stets aufgeschürzt, die Unruhe- 
erscheinungen waren gering, trotzdem die Schmerzen 
im Bereiche des Diekdarms erheblich waren. Auffallend war es 
weiterhin, daß die Pferde sich stets auf die linke Seite 
legten, und daß trotz vollständig sistierter Futteraufnahme 
Wasser oft und gern genommen wurde. : Zwei Berichterstattern fiel 
auchdassehnelleAbmagern der Patienten auf. Wie weit 
das beobachtete Speicheln, das Aufstoßen und die Brechanstren- 
gungen auf die eigentliche Krankheit oder auf die gegebenen 
Arzneimittel (Arekolin und Pilocarpin) zu beziehen sind, läßt sich 
nicht ohne weiteres entscheiden; Schwanken und Manegebewegun- 
gen wurden nur in je einem Falle beobachtet. 


-E O DES E e 2 


= 41 = 


Daß verdorbenes Stroh und verschimmelte Matratzenstreu bei 
unseren Dienstpferden Erkrankungen hervorrufen, ist nichts 
Neues. Folgende Mitteilungen liegen darüber vor: 

„In einer Eskadron erkrankten innerhalb 14 Tagen 12 Pferde 
an Kolik, von denen 3 in wenigen Tagen starben. Bei diesen ent- 
hielten die im Darm befindlichen schleimigen Massen, wie die mikro- 
skopische Untersuchung ergab, zahlreiche Rost- und Brandpilze, 
deren Aufnahme mit dem Stroh stattgefunden haben dürfte. Das 
Stroh zeigte bei der gewöhnlichen Prüfung eine mattweiße Farbe 
und verbreitete einen stechenden Geruch. An den meisten Halmen 
befanden sich zahlreiche schwarze Flecke (Pilzrasen). Beachtens- 
wert ist noch, daß neue Erkrankungen nicht mehr auftraten, nach- 
dem die weitere Verwendung des Strohes verboten war. Auch in 
einem anderen Truppenteile wird Stroh von der in Rede stehenden 
Beschaffenheit als Ursache der Kolik angesehen. — In einer an- 
deren Eskadron erkrankten in zwei Tagen 6 Pferde an Kolik, nach- 
dem man das aus den Strohsäcken der Mannschaften genommene 
kurze Stroh als Streumaterial verwendet hatte.“ (Auszug aus den 
Rapporten über die Krankheiten bei den Dienstpferden der Armee 
pro IV. Quartal 1884. S. 24 u. 25.) 

„Bei einem Truppenteil war ein Teil der Matratzenstreu wäh- 
rend der Herbstübungen absichtlich in den Garnisonställen belassen 
worden, damit die Pferde nach der Rückkehr vom Manöver sich 
nicht erkälten sollten. Die zum Teil verschimmelte Streu wurde 
von den aus dem Manövergelände zurückgekehrten Pferden mit 
großer Gier gefressen. Die Folge davon war, daß viele von ihnen 
an Kolik erkrankten. Nach dem Entfernen dieser Streu hörten die 
Kolikerkrankungen auf.“ (Statistischer Veterinär-Sanitäts-Bericht 
für 1895. S. 91.) 

„Korpsstabsveterinär Hell sah in einer Eskadron in einem 
Sommermonat binnen 14 Tagen 30 Pferde an Kolik erkranken, 
denen als Streu verdorbenes Roggenstroh untergeworfen war. Erst 
durch die Entfernung der Matratze und Verwerfung des noch vor- 
handenen schlechten Strohs wurde Abhilfe geschaffen.“ (Statisti- 
scher Veterinär-Sanitäts-Bericht für 1896. S. 105.) 

„Eine detachiert liegende Batterie des IX. Armeekorps verlor 
im 4. Quartal 3 Pferde an Kolik; außerdem kamen noch mehrere 
Fälle vor, die geheilt wurden. Es wurde zunächst eine zu niedrige 
Temperatur des Tränkwassers (5° C) beschuldigt; wahrscheinlicher 
ist es jedoch, daß das Streustroh, das ein Landwirt der Bat- 
terie unentgeltlich überlassen hatte, und das von einer Miete ab- 
gefahren war, teilweise dumpfig gewesen ist. Jedenfalls sind, 
nachdem nach dieser Richtung hin Vorbeuge getroffen war, weitere 
Erkrankungen nicht mehr vorgekommen.“ (Statistischer Vete- 
rinär-Sanitäts-Bericht für 1899. S. 131.) 

„Wenige Tage nach dem Eintreffen in der Garnison nach dem 
Manöver erkrankten in einer Stallabteilung des Ulanen-Regi- 


— 42 — 


ments Nr.8 5 Pferde an Kolik. Bezüglich der Ursachen wurde 
festgestellt, daß für diese Stallabteilung als Streu Stroh verwendet 
war, das schlecht eingebracht, verschiedentlich naß geworden und 
mit Pilzen besetzt war. Von diesem Stroh hatten die Pferde reich- 
lich gefressen.“ (Bericht des Stabsveterinärs Barth. Statisti- 
scher Veterinär-Sanitäts-Bericht für 1902. S. 128/129.) 

Leider fehlen in diesen Fällen sowohl die bei Lebzeiten der 
Tiere beobachteten Krankheitserscheinungen als auch die bei den 
Sektionen nachgewiesenen Veränderungen, vor allem aber fehlen 
eingehende mykologische Untersuchungen. 

Alljährlich gehen ungezählte Tiere an sogenannter mykoti- 
scher Magen- und Darmentzündung (Mykosis) ein, weil sie durch 
Pilze verdorbenes Futter bekommen haben, und die in der tier- 
ärztlichen Literatur verzeichneten Fälle von Schimmelpilzvergif- 
tungen sind außerordentlich zahlreich. 

Schon Gerlach (7) gibt 1862 an, daß Beobachtungen von 
Vergiftungen durch schimmeliges Brot und Mehl bei Pferden und 
Rindern vorliegen. Die an diesen Substanzen ganz allgemein vor- 
kommenden Pilze seien der gemeine Kopfschimmel (Mucor mucedo) 
und seltener der grüne Kolbenschimmel (Aspergillus glaucus). 

Gastrische Störungen, Poltern im Leibe, in einzelnen Fällen 
Auftreibung, in anderen Durchfall, immer Leibschmerzen (Kolik- 
zufälle bei Pferden) in verschiedenen Graden, beschleunigter 
kleiner, später selbst unfühlbarer Puls, zuweilen Atembeschwerde, 
Zittern und Eingenommenheit des Kopfes geben nach ihm das all- 
gemeine Krankheitsbild. 

Nach Dieckerhoff (2) begünstigen durch Schimmelpilze 
verdorbene Futterstoffe nach reichlichem Genuß bei Pferden das 
Zustandekommen einer einfachen Kolik oder einer Indigestion. 
Akute auf den Genuß verschimmelten Futters zurückzuführende 
Allpemeinaffektionen seien bei Pferden sehr selten. Am meisten 
sei verschimmeltes Brot die Ursache einer akuten Allgemeinerkran- 
kung bei Pferden. Doch sei bis jetzt die Gattung der die Vergiftung 
veranlassenden Schimmelpilze noch nicht festgestellt. In jedem 
Falle scheine die Aufnahme einer größeren Quantität Schimmel- 
pilze erforderlich zu sein, wenn eine Erkrankung eintreten soll. 

Symptome: Kolik mit diarrhöischer Entleerung der Darm- 
exkremente. Starke Pulsfrequenz. Dyspnoe Muskelschwäche im 
Hinterteil und zuweilen starke Depression des Bewußtseins. 

Dammann (1) führt in seiner Gesundheitspflege der land- 
wirtschaftlichen Haussäugetiere aus, daß die nach dem Verzehren 
schimmeligen Futters wahrgenommenen Krankheitsprozesse vor- 
nehmlieh immer lokaler, und zwar gastro-enteritischer Natur sind, 
doch müsse man auch wie beim Lauterstall nach dumpfigem Hafer 
eine chemische Noxe annehmen. Zu den den Haustieren gefähr- 
lich werdenden Schimmelpilzen rechnet er die Gattungen Mucor, 


S 453 — 


Aspergillus, Penicillium und Oidium. Von diesen wächst Mucor 
mucedo hauptsächlich auf stickstoffreichen, M. racemosus beson- . 
ders auf an Kohlehydraten reichen Substanzen, M. stolonifer vor- 
nehmlich auf saftigen Früchten, M. Phycomyces oder Phycomyces 
nitens auf Ölkuchen und sonstigen Fettsubstanzen, Aspergillus 
glaucus auf eingemachten Früchten und vielen anderen Nährsub- 
straten, Penicillium glaucum auf Brot, eingemachten Früchten und 
geräucherten Fleischwaren, Oidium lactis auf saurer Milch. 

Nach TeregundArnold (16) kommen von den Schimmel- 
pilzen in Betracht: Von der Gattung Aspergillus: A. glaucus; 
A. niger (nigricans, nigrescens); A. nidulans; A. flavus oder flaves- 
cens; A. fumigatus; A. Lindtii. Von einzelnen derselben (A. niger 
und A. fumigatus) sei es erwiesen, daß sie in ätiologischer Be- 
ziehung zu den Pilzpneumonien der Vögel, Hunde, Schafe, Pferde 
und Rinder stehen. 

Von der Gattung Penicillium: P. glaucum; doch lägen Erkran- 
kungen, die durch ausschließlich mit Penicillium besetzte Futter- 
substanzen veranlaßt worden wären, oder Versuche mit Rein- 
kulturen dieses Pilzes noch nicht vor. 

Von der Gattung Oidium: O. lactis, O. albicans (Soorpilz); 
O. moniloioides auf Gräsern und Getreidearten im Frühling, Peri- 
thecien davon (Erysiphe graminis) im Herbst. Ein als Erysiphe 
Martii (s. communis var.) bezeichnete Perithecien bildende Form 
eines Oidiums auf den verschiedensten Pflanzenfamilien, speziell 
auch auf Lupinen, Luzerne, Rot- und schwedischem Klee, gebe die 
Ursache der Kleekrankheit bei Tieren ab. 

Außerdem zähle man gewöhnlich noch aus der Familie der 
Mucorineae zu den Schimmelpilzen die Gattung Mucor, von der 
M. mucedo, M. racemosus und M. stolonifer in Betracht kämen. 

Schimmeliges (mit Penicillium glaucum, Eurotium herba- 
riorum usw. besetztes) Rauhfutter erzeuge nach Pott (13) läh- 
mungsartige Krankheitszustände, Krämpfe, Schläfrigkeit, aufge- 
triebenen Bauch, verzögerten Exkrementenabgang, schleimige und 
blutige Exkremente, steife Bewegungen, und habe in vielen Fällen 
den Tod von Tieren bewirkt. 

Nach Friedberger und Fröhner (4) kommen von den 
Schimmelpilzen hauptsächlich Mucor, Aspergillus und Penicillium 
in Betracht, doch soll sich nach diesen Autoren die Art der Pilze 
nicht in jedem einzelnen Falle mit Sicherheit bestimmen lassen, da 
es Enzootien gäbe, die das typische Bild der Pilzvergiftung dar- 
bieten, ohne daß es überhaupt gelänge, die Pilze selbst als krank- 
machende Ursache nachzuweisen. Wahrscheinlich habe man es 
auch nicht selten mit einer kombinierten Wirkung mehrerer Pilz- 
arten zu tun. 

Die pathogenen Arten der Schimmelpilze sind nach Fröhner 
(6) folgende: 


ss Ad 


1. Mucor, mit den Unterarten M. mucedo, M. racemosus, M. sto- 
lonifer und M. Phycomyces. 

2. Aspergillus, mit der Vergiftungen erzeugenden Unterart 
A. glaucus. (A. fumigatus, niger und flavus sind nur in- 
sofern pathogen, als sie sich zuweilen im Innern des Tier- 
körpers, z. B. in der Lunge, ansiedeln; sog. Pneumomykosis.) 

3. Penieillium glaucum, sehr verbreitet und namentlich auf 
Brot parasitierend. 

4. Oidium lactis, als schimmelartiger Anflug auf saurer Milch 
vorkommend. 


Vergiftungen durch Schimmelpilze kämen am häufigsten bei 
Pferden, außerdem bei Rindern und Schafen vor. Sie ereigneten 
sich durch die Aufnahme verschimmelter Futterstoffe: Hafer (sog. 
multriger Hafer), Stroh, Heu, Häcksel, Kleeheu, Brot, Mehl, Öl- 
kuchen u. a. Die Vergiftung verläuft nach Fröhner entweder 
unter den Erscheinungen der Gastroenteritis oder einer 
charakteristischen Affektion der Nervenzentren. Das Ver- 
giftungsbild sei polymorph, ungleichartig, und die wichtigsten 
Krankheitserscheinungen seien in vielen Fällen folgende: A ppe- 
titlosigkeit, Kolik, Tympanitis, Verstopfung, 
Durchfall, blutiger, schleimiger, oftsehr übel- 
riechender Kot; außerdem würden Speicheln, Schling- 
beschwerden, Aufstoßen und Erbrechen (bei Pferden) sowie ikte- 
rische Erscheinungen beobachtet. Die nach der Verfütterunr 
multrigen Hafers bei Pferden auftretende Polyurie (sog. Lauter- 
stall) sei allgemein bekannt; auch Erscheinungen der Nephritis 
und Cystitis seien konstatiert worden. Nicht selten äußern sieh 
ferner die Schimmelpilzvergiftungen in Schwindel, Tau- 
meln, Schwanken, Betäubung, dummekollerarti- 
gem Benehmen, Gefühllosigkeit, Apathie, Läh- 
mung der Gliedmaßen, des Hinterteils, der 
Zunge, der Blase, der Ohren, der Retina (Amau- 
rosis), Umfallen sowie allgemeiner Körperläh- 
‚mung. Zuweilen würden auch zerebrale Erregungserscheinungen 
beobachtet. Außerdem finde man starken Schweißaus- 
bruch, unfühlbaren, sehr frequenten Puls, starke Injektion und 
rotbraune Verfärbung der Konjunktiva sowie rasch zuneh- 
mendeAbmagerung. Der Verlauf sei oft sehr akut, so daß 
der Tod schon innerhalb 12 bis 24 Stunden eintrete; in anderen 
Fällen dauere die Krankheit mehrere Tage. 

(Schluß folgt.) 


— 455 — 


Der biologische Nachweis giftiger Ricinusbestand- 
teile in Futtermitteln. 


Von Öberveterinär Dr. Kranich. 


Die Samen der Ricinusbohne liefern bei der Ölfabrikation 
einen Preßrückstand, der, obschon sehr giftig, wegen seiner großen 
Billigkeit in betrügerischer Absicht den bekannten Kraftfutter- 
mitteln, wie Erdnußmehl, Sesamkuchen, Weizenschalenkleie usw., 
häufig beigemischt wird. 

Das in dem Preßrückstand enthaltene Gift, das Ricin, ist den 
Tieren gesundheitsschädlich und kann sogar den Tod verursachen. 
Nach Mießner (Mittl. des Kaiser-Wilhelm-Inst. 1909, Bd. I, H.3) 
beträgt die tödliche Dosis der Ricinussamen bei einmaliger Fütte- 
rung für das Pferd 30 bis 50 g, für das Rind 350 bis 400 g, Schaf 
30 g, Schwein 60 g, Kalb 15 bis 20 g. 

Unter praktischen Verhältnissen hat man aber damit zu rech- 
nen, daß erst nach mehrmaliger Verabreichung des schädlichen 
Futtermittels die Krankheitserscheinungen erkannt werden. Bei 
mehrmaliger Verabreichung sinkt aber die Todesdosis ganz erheb- 
lich. Mießner fand, daß bei zwei- bis dreimaliger Fütterung 
von Rieinussamen die Tiere schon eingehen können, obgleich die 
Gesamtmenge des verfütterten Ricins die obige dosis letalis sim- 
plex kaum zur Hälfte erreicht hat. Man ersieht daraus, daß ver- 
hältnismäßig geringe Beimischungen von Ricinussamen genügen, 
um «dem Tiere gefährlich zu werden. 

Der Nachweis solcher giftiger Bestandteile in Futtermitteln 
war früher einzig und allein an die Auffindung von Schalenteilen 
der Ricinusbohne geknüpft. Die Samenschalen sind braun gefärbt 
und grau gesprenkelt. Zerkleinerte Schalen, wie sie im Preßrück- 
stande vorkommen, sind mit Hilfe des Mikroskopes durch ihre 
eckigen Epidermiszellen mit zum Teil rotbrauner Farbstoffeinlage- 
rung, ferner durch eine darunterliegende typische Schicht radial 
gestreckter Zellen mit Kristalldrusen aus oxalsaurem Kalk nach- 
zuweisen. Findet man keine Schalenteile, so versagt die mikro- 
skopische Untersuchung. Wenn nun die Schalenelemente als Riei- 
nusbestandteile erkannt werden, so ist damit immer noch nicht der 
einwandfreie Beweis erbracht, daß die Vergiftungserscheinungen 
von Ricin herrühren. Denn die Schalen sind nach Mießner un- 
giftig und enthalten kein Riein. Die Gegenwart der Schalenteile 
könnte also nur den Verdacht einer Ricinvergiftung rechtfertigen, 
indem man von der Anwesenheit der Schalen auf das Vorhanden- 
sein der giftigen Kernmasse schließt. 

Der Tierversuch hat für den Riceinnachweis keine beweisende 
Kraft. Er kann höchstens dartun, ob das Futtermittel giftig war 


-- 456 — 


oder nicht. Auch die quantitative und qualitative Bestimmung der 
Rieinbeimischung mittels der chemischen Analyse scheiterte bis- 
her, da die Konstitution des Rieins unbekannt ist und spezifische 
chemische Reaktionen ihm nicht eigen sind. 

Auch das Krankheitsbild bietet sehr wenig Anhaltspunkte, um 
daraus den Verdacht einer Ricinvergiftung erheben zu können. Die 
Tiere zeigen bald nach der Aufnahme des gefälschten Futters kurze 
Kolikerscheinungen, verweigern die Nahrung, geraten in starken 
Schweißausbruch; dabei besteht gleich am ersten Tage fieberhafte 
Temperatursteigerung mit heftigem, meist blutigem Durchfall, 
kaum fühlbarer Puls, starkes Herzklopfen, allgemeine Mattigkeit, 
Schwanken der Hinterhand. Der Tod kann schon während des 
ersten Tages eintreten, meist nach 2 bis 3 Tagen, bisweilen nach 
einer Woche. 

Bei der Sektion findet man blutige Magen-Darmentzündung, 
Nierenentzündung, Degeneration des Herzmuskels, ausgebreitete 
flächenartige Blutungen unter der Innen- und Außenauskleidung 
des Herzens. Milz und Leber sind meist unverändert. 

Man sieht, daß auch der Sektionsbefund ebensowenig genauen 
Aufschluß gibt wie das klinische Bild. 

Trotz der Schwierigkeit des Nachweises einer Ricinvergiftung 
findet man dennoch in der Literatur häufiger Veröffentlichungen 
über Ricinvergiftungen, als man schlechthin annehmen möchte. Bei 
all diesen Fällen waren die Samenschalen der Rieinusbohne in den 
verdächtigen Futtermitteln festgestellt worden. Nach Regen- 
bogen (B.T.W. 1888) starben 2 Pferde an Ricinvergiftung, eins 
mußte getötet werden, 32 erkrankten schwer. Ricinverfälschtes 
Futtermittel: Leinsamenmelıl. 

Nikolsky (Petersb. Arch. f. Veterinärwissensch. II, S. 487) 
berichtet über Rieinvergiftung bei 3 Pferden, von denen eins am 
folgenden Tage starb. Dem Hafer war versehentlich ein halbes 
Pfund Ricinussamen beigemischt. | 

Nach Vollers (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk. 1889, 
S. 136) erkrankten mehrere Tiere, von denen einige starben. Ver- 
fälschtes Futtermittel: amerikanische Kkeie. 

Wolff (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk. 1889, S. 135) 
erwähnte eine schwere Ricinerkrankung bei 40 Kühen, wovon meh- 
rere starben. Futtermittel: Erdnußkuchen. 

Städter (Centralzte. f. Veterinärangelegenheiten Nr. 43) sah 
Ricinvergiftungen bei 2 Pferden, die daran starben. 

Smith (The Veterinarian LXXI, S. 63) berichtet über Ricin- 
en bei 63 Rindern, wovon eins starb. Futtermittel: 

rbsen. 

Renner (Mitt. aus der tierärztl. Praxis, Jahrg. XXII, S. 178) 
fand mehrere Kühe erkrankt nach Genuß von ricinhaltigem Lein- 
kuchen. 


— 457 — 


Viegener (Dammann, Gesundheitspflege 1902, S. 391) sah 
eine Ricinvergiftung bei einem ganzen Bestande von Kühen und 
Schweinen nach verfälschtem Leinkuchenmehl. 

Nach Leonhard (Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk., 
1893, S. 11) erkrankten 28 Schweine, wovon 12 starben. Ursache: 
ricinhaltiges italienisches Futtermehl. 

Eisenblätter (Jahresberichte von Ellenberger & Schütz 
1894, S. 140) erwähnt eine Ricinvergiftung bei 3 Schweinen, von 
denen 2 starben. 

Pingel (Jahresber. d. agrikulturchem. Versuchsstat. Pomm- 
ritz 1907) und Sahlin'g, Harburg (Nach Müller D.T. W. 1911, 
S. 134) beschreiben Rieinmassenerkrankungen in ganzen Milch- 
vieh- und Schweinebeständen. Futtermittel: verfälschte Kokos- 
kuchen. 

Deichmann, Grimma (Ber. über das Veterinärwesen i. Kgr. 
Sachsen, 1910) führt eine Riecinmassenerkrankung an infolge Ge- 
nusses von Roggenkleie, die aus Griechenland bezogen war. Es 
erkrankten 83 Rinder, 27 Schweine, 2 Pferde, mehrere Ziegen und 
Saugkälber. 2 Rinder und 1 Schwein starben. Wirtschaftlicher 
Schaden: 8000 M. | 

Wenn man bedenkt, daß alle leichteren Fälle meist nicht ver- 
öffentlicht werden, weil sie als solche nicht erkannt wurden, daß in 
der Regel nur die schweren Vergiftungen mit zum Teil tödlichem 
Ausgange Erwähnung finden, so erscheint die Zahl der Opfer, die 
das Ricin bisher gefordert, doch recht beträchtlich. Außerdem wird 
über eine Reihe von schweren Vergiftungen durch Kraftfutter- 
mittel berichtet, die in ihrer Ursache gänzlich unaufgeklärt ge- 
blieben sind. Auch in diesen Fällen dürfte eine geeignete Ricin- 
nachweismethode bisweilen den Schleier der Ungewißheit zer- 
reißen. 

Es ist das Verdienst Mießners, für die Erkennung der Ri- 
einvergiftung einen neuen Weg gewiesen zu haben, indem er als 
erster den biologischen Nachweis der Ricinvergiftung mit Hilfe der 
Präzipitation empfahl. 

Dieser biologische Nachweis gründet sich auf die von 
R. Kraus 1897 entdeckte Tatsache, daß in dem Serum von 
Tieren, die mit einem bestimmten Antigen vorbehandelt worden 
sind, neben anderen Antikörpern auch sog. Präzipitine auftreten. 
Dank dieser Präzipitine gewinnt das Serum des vorbehandelten 
Tieres die Eigenschaft, daß es, mit einer Lösung des zugehörigen 
Antigens gemischt, eine Fällung, ein Präzipitat erzeugt, die in einer 
Mischung des Antigens mit normalem Serum nicht auftritt. Ferner 
fand Ehrlich 1891, daß in dem Serum der mit Riein vorbehan- 
delten Tiere Antikörper antitoxischer Natur auftreten, die also die 
Eigenschaft haben, Tiere gegen die schädliche Wirkung des Rieins 
zu schützen. Es war daher von vornherein wahrscheinlich, daß 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 10. Heft. 30 


— 458 — 


in dem Serum der mit Ricin behandelten Tiere neben dem von 
Ehrlich gefundenen Toxin auch ein Präzipitin vorhanden sei, 
und diese Annahme wurde durch die Untersuchungen von Mieß- 
ner bestätigt. 

Wenn man also nachweisen will, daß in einer bestimmten 
Flüssigkeit giftige Bestandteile der Rieinusbohne vorhanden sind, 
so hat man nur nötig, dieser Flüssigkeit etwas Serum eines mit 
Ricinuseiweiß vorbehandelten Tieres beizumischen und zu prüfen, 
ob eine Präcipitation eintritt oder nicht. 

Die Schwierigkeit der Methode liegt einmal in der Her- 
stellung eines geeigneten Auszuges aus den zu prüfenden Futter- 
mitteln, zweitens in der Gewinnung eines hochwertigen Antiricin- 
serums. Über die Darstellung des letzteren, speziell über Immuni- 
sierung der Tiere, wird Dr. Landmann an anderer Stelle aus- 
führlich berichten. Meine Aufgabe war es, die neue Methode auf 
ihre praktische Brauchbarkeit hin zu prüfen und die sich etwa er- 
gebenden Mängel zu beseitigen, in dem Bestreben, das Verfahren 
möglichst einfach zu gestalten. 

Zunächst galt es, das zur Verfügung stehende Antirieinserum 
„Merck“, mit dem ich die Untersuchungen anzustellen hatte, auf 
seine Brauchbarkeit, d. i. Präzipitationsstärke, auszuprüfen. Da- 
bei wurde genau nach der Methode verfahren, die von Uhlen- 
hut und seinen Mitarbeitern für die spezifische Eiweißdifferenzie- 
rung ausgearbeitet worden ist. Ein Abweichen von dieser einmal 
festgelegten und bewährten Methode, wie es von verschiedenen 
Autoren beliebt wurde, erschwert dem Nachprüfer die Untersuchung 

Aus dem Handelspräparat Ricin „Merck“ wurde eine 1 %ige 
Ricinstammlösung in 0,85 %iger Kochsalzlösung und daraus die 
Verdünnungen bis 1:100000 hergestellt. Von jeder Verdünnung 
wurde 1 cem in Uhlenhutsche Reagenzgläser gegeben und 0,1 cem 
Antiserum unterschichtet. Nach 10 und 20 Minuten wurden die 
Reaktionen notiert. Bei dieser Versuchsanordnung trat innerhalb 
kürzester Zeit an der Berührungsfläche beider Flüssigkeiten eine 
ringförmige Trübung auf, die durch das dort entstehende Prä- 
zipitat verursacht wird. Diese Ringbildung war in unserem Falle 
in 10 bis 20 Minuten beendet und ist in der nachstehenden Tabelle 
bemerkt. 


Tabelle 1. 
Ausprüfung des Antiricinserum Merck. 
1 cem der Rinrbildung nach 
Antiserum  Ricin Verdünnung 10 Min. 20 Min. 
0,1 1: 1000 + +- + 


1: 5000 a 
1: 10000 

0,1 1: 50000 E 
1 : 60000 0 = 
1: 70000 0 en 


— 459 — 


Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß noch bei einer Verdün- 
nung von 1: 50000 innerhalb 10 Minuten eine Präzipitation in Ge- 
stalt eines sehr deutlichen (+ +) Ringes zwischen Serum und Ri- 
einlösung eintrat, während Verdünnungen bis zu 70000 noch 
schwache (+) Ringbildung innerhalb 20 Minuten erkennen ließen. 
Das Serum besaß somit nach der von Uhlenhut eingeführten 
Nomenklatur einen spezifischen Titer von 50000. Mithin war die 
eine Bedingung zur erfolgreichen Ausführung der neuen Methode, 
nämlich die Hochwertigkeit des Antiserums, erfüllt. 

Nunmehr prüften wir die bisher geübten Extraktionsverfahren 
zur Gewinnung des Antigens aus den zu untersuchenden Futter- 
stoffen. 

Nach Mießner (l. ec. S. 252) wurde 1 g des Futtermiittels 
mit 100 cem 10 %iger Kochsalzlösung angerührt, darauf 24 Stun- 
den in den Schüttelapparat gebracht, mehrmals zuletzt durch Ton- 
kerzen filtriert, bis der Auszug klar war. Es stellte sich heraus, 
daß man erst nach vieler Mühe völlige Klarheit erreichte. Bei eini- 
gen Extrakten blieb dennoch eine feine Trübung zurück, die un- 
bedingt störend wirken mußte. 

Meine Nachprüfungen der Mießnerschen Versuche 
fielen ungünstig aus. Die rieinhaltigen Extrakte gaben sowohl mit 
Antiserum wie mit Normalserum starke Trübung; desgleichen 
zeigten die ricinfreien Extrakte mit Antiserum Niederschläge. 
Offenbar gelang es nicht, mit diesem Extraktionsverfahren die spe- 
zifische reaktionsfähige Substanz, das Präzipitinogen, in genügend 
reiner Form zu isolieren, so daß es ungestört in unserer Anordnung 
(0,1 Antiserum + 1 cem Extrakt) zur Wirkung kommen konnte. 

Diese Schwäche des Mießnerschen Verfahrens erkannte 
auch Mooser (Die landwirtsch. Versuchsstationen, 1911, Bd. 75, 
Heft 1 u. 2, S. 115), weshalb er folgendes Riecinermittlungsver- 
fahren vorschlug. 

10 g des verdächtigen Futtermittels werden in einem Kolben 
mit 100 ecm reinen Glycerins vermischt und 24 Stunden unter häu- 
figem Schütteln in Thermostaten bei 37° gehalten. Durch eine 
vorgewärmte Porzellannutsche, deren durchlöcherte Fläche mit Fil- 
trierpapier belegt ist, wird der Glycerinauszug filtriert. Man er- 
hält 70 bis 90 ccm einer braunen Flüssigkeit. Diese wird in dün- 
nem Strahl unter Umrühren in ein Alkohol-Aether-Gemisch ein- 
getragen, dessen Volumen das Zehnfache des Auszuges beträgt. 
Klärt sich die Flüssigkeit unter Bildung eines Niederschlages, so 
kann dekantiert werden. Bei bleibender Trübung wird nach einer 
Stunde filtriert. Der auf einem Faltenfilter gesammelte Rück- 
stand wird mit Alkohol, dann mit Aether ausgewaschen und bei 
37° getrocknet, sodann in einem Mörser mit 20 cem 10 %iger Koch- 
salzlösung angerührt. Die breiige Masse bringt man in einen 
200 eem-Kolben und verdünnt bis auf 100 cem mit der gleichen 


30* 


— 460 — 


Salzlösung. Das Gemisch wird unter Öfterem Schütteln eine 
Stunde im Thermostaten gehalten. Sodann füllt man bis zur Marke 
auf und filtriert. Das klare Filtrat, nötigenfalls unter Verwendung 


von Kieselgur erhalten, prüft man mit Antirieinserum, indem man 
1 cem mit 0,1 des aktiven Serums überschichtet und im Ther- 


mostaten mehrere Stunden aufbewahrt. ° 

Bei der Nachprüfung der Mooserschen Methode und unter 
Benutzung seiner von der allgemeinen gebräuchlichen Uhlen- 
hutschen abweichenden Prüfungsmethodik (Ablesung erst nach 
mehreren Stunden) konnte zunächst festgestellt werden, daß man, 
wenn auch manchmal mit vieler Mühe, stets klare Extrakte und 
anderseits nie unspezifische Reaktionen erhielt. Die ricinfreien 
Lösungen blieben bei Zusatz von Antiserum immer klar, während 
die rieinhaltigen Auszüge mit Antiserum ein Präzipitat in Gestalt 
eines Bodensatzes bildeten, wie aus Tabelle II ersichtlich ist. Die 
Stärke des Präzipitates ist in der Tabelle durch ein -- angedeutet. 


Tabelle II. 


Prüfung des Ricinermittlungsverfahren nach 
Mooser. Auszug au Sesamkuchen nach Mooser: 


Rieinzusatz Mit Nach 15 Stunden 
aus Preßkuchen Antiserum bei 37 Grad 

10 u: 0,1 — + + 

3 un 0,1 7 — -+ 

1 i 0,1 -= Ea 
0,3 o 0,1 + — 

/ | 
0 15 0,1 klar 


Dieser Versuch spricht einerseits für die Brauchbarkeit der 
Mooserschen Methode, anderseits für die Güte des Serums. 
Mooser selbst hält das Serum Merck für weniger geeignet als 
sein eigenes Fabrikat. Leider hat er es unterlassen, seine Behaup- 
tung irgendwie näher zu begründen, geschweige denn durch Ver- 
suchstabellen zu erhärten. 

Das Moosersche Verfahren scheint aber nicht für alle 
Futtersorten gleichmäßig scharf zu sein. So fanden wir bei Cocos- 
kuchen, denen Rieinpreßrückstand beigemischt war, bei 0,1 Gciggem 
Rieinzusatz weder eine Trübung noch eine Fällung. Bei Baum- 
wollsaatmehl erhielten wir nur bei 10% Ricinzusatz einen Nieder- 
schlag, während die 3 Geige Riecinbeimengung kein Präzipitat und 
auch keine Trübung aufwies. 

Ein weiterer Nachteil der Mooser schen Methode besteht un- 
zweifelhaft darin, daß sie bis zur Sicherung der Diagnose einen 
Zeitraum von 2 bis 3 Tagen erfordert, denn sowohl der Landwirt 
wie der Tierarzt haben ein Interesse daran, so schnell wie irgend 


— 41 — 


möglich die Ursachen der Massenerkrankungen zu erfahren. Es 
kann hier von größtem Nachteil sein, wenn das Versuchsergebnis 
mehrere Tage auf sich warten lassen muß. Zudem tritt immer 
durch das Einsenden des verdächtigen Futtermittels an die Unter- 
suchungsstation eine weitere, unwillkommene Verzögerung ein. 
Darum ist es von höchster Bedeutung, wenn die Methode in kurzer 
Zeit und mit so einfachen Mitteln durchgeführt werden kann, daß 
es dem Tierarzt ermöglicht wird, die Prüfung selbst vorzunehmen 
und ein definitives Urteil in wenigen Stunden abzugeben. 

In dieser Richtung bewegten sich unsere Versuche, die sich 
mit den verschiedensten Extraktionsverfahren beschäftigten, die 
hier nicht näher geschildert werden sollen, und schließlich zu den 
günstigsten Ergebnissen führten, wenn die Futtermittel bei etwas 
höherer Temperatur extrahiert wurden. Es stellte sich heraus, 
daß durch Erhitzen bis 50° die bei der Präzipitation reaktions- 
fähige Substanz, also das Ricinpräzipitinogen, nicht zerstört wird. 
Auf dieser Tatsache bauten wir folgendes Schnellverfahren 
auf, das als eine Art Thermopräzipitation zu bezeichnen 
wäre, ähnlich dem Askolischen Verfahren bei der Milzbrand- 
diagnose. 

2 g des verdächtigen Futtermittels werden 
mit 40 ccm Glycerin versetzt und 10 Minuten lang 
inein Wasserbad von 50° unter Umschütteln ge- 
halten, dann durch ein Mullfilter (vierfach) ge- 
preßt. Man erhält eine trübe Flüssigkeit (etwa 
35 ccm), die in 350 cemeinesGemischesausgleichen 
Teilen Alkohol und Aether unter Umrührenein- 
getragen wird. Manläßteine Viertelstundelang 
absetzen, gießtdieüberdemBodensatzstehende 
klare oder auch trübe Flüssigkeit ab, filtriert 
den Bodensatz durch ein kleines Filter, wäscht 
mit Alkohol, dann mit Aether nach. Der Rück- 
stand trocknet auf dem Filter in einer Viertel- 
stunde an der Luft. Den trockenen Rückstand 
bringt man mit dem Filter in eine (Petri) Schale, 
gießt 10 cem 1 %iger Kochsalzlösung darüber, die 
man auf etwa 50° erwärmt hat, gibt dann diese 
trübe Lösung, ohneden Rückstand besonders zu 
verreiben, in ein Asbestfilter und erhält sofort 
ein wasserhelles, klares Extrakt. 

Von diesem Extrakt pipettiert man 1 cem in ein Uhlenhut- 
sches Reagenzgläschen und schichtet 0,1 Antiserum darüber. Be- 
reits nach 10 bzw. 20 Minuten tritt dann die Reaktion in Ge- 
stalt einer deutlichen Trübung des ricinhaltigen Extraktes ein. 

Das ganze Verfahren nimmt etwa eine Stunde in An- 
spruch und ist ohne Zuhilfenahme eines komplizierten Laborato- 
riums durchzuführen. 


Bezüglich des Asbestfilters ist zu erwähnen, daß man die As- 
bestwolle einfach fest in die Spitze des Glastrichters preßt, so daß 
die Spitze etwa 2 cm hoch angefüllt ist. Es ist noch hervorzu- 
heben, daß man nach einigen Stunden (8 bis 20) bei Zimmertem- 
peratur eine zweite Bestätigung der Diagnose erhält, und zwar 
durch eine am Boden des Reagenzglases auftretende dicke, grau- 
weiße Fällung, die je nach dem Ricinzusatz verschieden stark ist 
und bei den hochprozentigen Beimischungen früher erscheint als 
bei den geringprozentigen. Bei unseren Versuchen wurde der Ri- 
einpreßkuchen des Handels als Beimischung von 0,1 bis 10 % ver- 
wendet. 

Die Empfindlichkeit und Sicherheit des neuen Verfahrens er- 
hellen aus folgenden Tabellen: 


Tabelle III. 


Ricinermittlung durch das Schnellverfahren. 
Auszug aus Baumwollsaatmehl: 


Ricin- Mit Antiserum Merck nach 

zusatz 10 Minuten 20 Minuten 18 Stunden 
10%, Trübung Bodensatz 
30) Trübung ý 

0 

19, Trübung s 

0,3 / klar Trübung 5 
0,1 0/0 klar Trübung a 

0 klar klar klar 


Die Trübungen sind je nach dem Ricinzusatz verschieden 
stark und durchlaufen alle Stadien von milchigweißer bis blau- 
grauer Farbe. Alle Extrakte wurden außerdem mit Normalserum 
geprüft, wobei nirgends eine Trübung oder ein Bodensatz, selbst 
nicht nach 48 Stunden, eintrat. 


Tabelle IV. 


Auszug aus Kokoskuchen nach dem Schnell- 
verfahren: 


Riein- Mit Antiserum Merek nach 
zusatz 10 Minuten 20 Minuten 12 Stunden 
10°, Trübung Trübung Bodensatz 
3 un „ 99 19 
0: 
„ „ „ 
0,: ol? ”„ n 19 
0,1 jo 1 ”„ 19 
0%, lar klar klar 


In gleicher Weise wurden geprüft: Sesamkuchen, Palm- 
kuchen, Weizenschalenkleie, Erdnußmehl, Reis- 
schlempe, Biertreber, LeinsamenmehlundRaps- 


s> |: = 


kuchen, und zwar alle Futtermittel mit dem gleichen einwand- 
freien Resultat. Bei den zahlreichen Versuchen mit den verschie- 
densten Proben erhielt man immer dieselbe Skala der 
Bodensätze am folgenden Tage, so daß man mit Hilfe der 
Skala ungefähr auf den Prozentsatz der Ricinbeimischung schlie- 
Ben kann, wie die beigefügte Abbildung zeigt. 

Zieht man in Betracht, daß die Tagesration solcher Kraft- 
futtermittel, z. B. für Pferde, durchschnittlich ein Pfund beträgt, 
so würde eine 10 %ige Ricinbeimischung 50 g Rieinpreßkuchen be- 
tragen, was für Pferde bei einmaliger Fütterung die tödliche Dosis 
bedeutet. Bei mehrmaliger Fütterung würden 15 bis 25 g Ricin- 


Sà 
3 | 





I 10% 3% 1%. 03% 01% 0% N 


preßkuchen, das wäre eine 3—5 %ige Beimengung, den Tod herbei- 
führen. Geringere Mengen bis hinab zu 1% müßten als gesund- 
heitsschädlich bzw. gefährlich bezeichnet werden, während bis 
0,1 %ige Rieinzusätze kaum einen nennenswerten krankmachenden 
Einfluß ausüben können. Diese niedrigen Prozentzahlen haben 
deshalb in unseren Versuchen nur den theoretischen Wert zum 
Nachweis der außerordentlich hohen Empfindlichkeit unserer Me- 
thode. Die Extrakte sind jedesmal von 2 g Futtermittel her- 
gestellt, denen der betreffende Prozentsatz Rieinpreßkuchen bei- 
gefügt war, so z. B. wurden bei 0,1% 2 mg Rieinpreßkuchen zu- 
gegeben, d. i. ein winzig kleines Körnchen von der Größe eines 
Stecknadelkopfes. Auch dieses wurde, wie die Versuche zeigen, 
jedesmal mit einem deutlichen, wenn auch geringen Bodensatz 
wieder ermittelt. | 


— 464 — 


Zusammenfassung: Das neue Verfahren gestattet 
den einwandfreien Nachweis giftiger Ricinus- 
bestandteile in Futtermitteln mit Antiricin- 
serum Merck innerhalb einer Stunde ohne Be- 
nutzung eines Laboratoriums, ohne besondere 
Vorkenntnisse. 

Neben diesem praktischen Ergebnis haben 
die Versuche auch noch das theoretisch wissen- 
schaftliche Interesse, daß eine gewisse Ther- 
mostabilität auch für das Ricinpräzipitinogen 
nachgewiesen wurde. 





Fünf Fälle von Thrombose. 


Von Stabsveterinär Brehm. 


Im Verlauf des Jahres 1911 erkrankten bei der reitenden Ab- 
teilung des 1. Kurhessischen Feldart.-Regts. Nr. 11 fünf Pferde in- 
folge Thrombose der Hüft-, Blind- und Grimmdarmarterie bzw. der 
Schenkel- und Beckenarterien. Hiervon entfielen auf die 1. Batterie 
ein Pferd, auf die 2. Batterie vier Pferde. Zwei von den fünf 
Pferden verendeten unter dem Krankheitsbild der Kolik; drei 
Pferde zeigten die für Thrombose der Schenkel- und Beeken- 
arterien charakteristischen Erscheinungen und wurden als un- 
heilbar und des Futters unwert ausrangiert. 

Von den unter Kolikerseheinungen verendeten Pferden er- 
krankte eins am 9. März unter den Erscheinungen eines heftivren. 
fieberhaften Darmkatarrhs mit Durchfall, starker Gelbfärbunge 
der Lidbindehäute, sehr vermehrter Atmung und unregelinäßigrrem, 
bald kleinem, bald starkem, dann aber hartem Puls. Die Pulszalıl 
stieg bis zu 72 in der Minute. Wiederholt wechselte Besserung 
mit Rezidiven, bis das Pferd nach fast vierwöchiger Krank- 
heitsdauer wieder zum Dienst verwendet werden konnte Als 
Stangenpferd machte es die Schießübung und auch das 
Manöver bei gutem Gesundheitszustand mit. Mitte Oktober zeigte 
es wiederholt leichte Kolikerscheinungen, immer mit Gelbfärbune 
der Lidbindehäute und unrerelmäßigem Puls einhergehend. Am 
2. November traten sehr heftige Kolikerscheinungen auf, die am 
3. November zum Tode führten. 

Das zweite verendete Pferd erkrankte am 28. Juli unter hef- 
tiven Kolikerscheinungen. Der Puls war erst voll und hart, wurde 
aber bald schwächer und unregelmäßig, schließlich drahtförmie 
und unfühlbaär. Die Pulszahl stieg von 64 bis 110 in der Minute. 
Die Atmung war und blieb bis kurz vor dem Tode stark be- 


et _ En. SCHERE ERS OBERE AS mul mu S, HERR , eignen, gme 


— 465 — 


schleunigt. Die Lidbindehäute waren hochrot und gelblich ver- 
färbt, um dann zyanotisch zu werden. Der Tod trat nach 
28stündiger Krankheitsdauer ein. 

Der Obduktionsbefund war bei beiden Pferden fast derselbe. 
Aneurysma und Thrombose der Hüft-, Blind-, Grimmdarmarterie, 
Emboli in beiden Blinddarmarterien und in der unteren Grimm- 
darmarteriee An der Innenwand der Hüft-, Blind-, Grimmdarn- 
arterie befanden sich Selerostomen. 

An Thrombose der Schenkelarterien bzw. der Schenkel- und 
Beckenarterien erkrankten drei Pferde. Ein Pferd — Wachtel 
der 2. Batterie — versagte beim Reiten in der Hinterhand, 
schwankte nach größerer Anstrengung und stürzte öfters nieder. 
Der linke Hinterschenkel versagte hierbei völlig, der rechte teil- 
weise. Puls und Atmung waren stark beschleunigt; am ganzen 
Körper trat Schweißausbruch ein. Nach einigen Stunden Ruhe 
waren Krankheitserscheinungen nicht nachweisbar. Bald ver- 
schlechterte sich jedoch der Zustand des Pferdes derartig, daß es 
nicht mehr zum Dienst herangezogen werden konnte. Im Stande 
der Ruhe waren eine große Kreuzschwäche, zugleich auch eine teil- 
weise bald stärkere, bald schwächere Lähmung des Mastdarmes 
und des Schweiles vorhanden, ferner unregelmäßiger und be- 
schleunigter Puls, vermehrte Atmung, die sich oft bis zur Atemnot 
steigerte, und Schweißausbruch. Die rektale Untersuchung ergab 
eine Erweiterung der Aorta vor ihrer Teilung sowie auch der ab- 
gehenden Arterienäste. Pulsation an den verdiekten Stellen kaum 
fühlbar. Die erweiterten Gefäßteile fühlten sich derb an. 

Die beiden anderen Pferde erkrankten plötzlich: Sie schwank- 
ten stark in der Hinterhand, brachen wiederholt zusammen und 
konnten den linken Hinterschenkel fast gar nicht gebrauchen. Zu- 
gleich waren Schweißausbruch, Atemnot und ein beschleunigter, 
unregelmäßiger Puls vorhanden. Die rektale Untersuchung ergab 
den bereits oben angeführten Befund. Während der nächsten Tage 
wechselte Besserung mit Rezidiven. 

Weil bei allen drei Pferden eine Heilung aussichtlos war, 
wurden sie als dienstunbrauchbar und des Futters unwert aus- 
rangiert. 

Da die verhältnismäßig große Zahl an Thrombose erkrankter 
und gestorbener Pferde auffiel, wurde ich vom Generalkommando 
beauftragt, Trinkwasser, Futtermittel, Stroh und Streu genau auf 
Schätdlichkeiten usw. zu untersuchen. 

Die Untersuchungen begannen mit dem Leitungswasser, das 
zum Tränken der Pferde in der Garnison Verwendung findet. Ende 
Juli und anfangs August mußten die Pferde infolge Wasser- 
mangels wiederholt in der Eder getränkt werden. Sonst haben 
sie in der Garnison nur Leitungswasser bekommen. 

Die physikalische Untersuchung des Wassers ergab dessen 
einwandfreie Beschaffenheit. 

In den zur chemischen Untersuchung eingesandten Proben 
wurden ebenfalls keine schädlichen Bestandteile vorgefunden. 

Vorstadien von Selerostomen konnten trotz Untersuchung zahl- 
reicher Proben des Wassers und des Bodensatzes der Tränkbottige 
nicht nachgewiesen werden. 


— 466 — 


Hafer, Heu, geliefertes Roggenstroh, zugekauftes Hafer- und 
Erbsenstroh waren ohne Schädlichkeiten. 

Zuletzt wurden frischer Kot und feuchte Matratzenteile 
untersucht. 

- Im frischen Kot konnten, nachdem er drei Tage hindurch 
angefeuchtet bei Zimmertemperatur aufbewahrt worden war, Eier 
und die kleinen Embryonen von Sclerostomum nachgewiesen 
werden. 

In den der Matratze entnommenen Proben wurde sofort die 
Rhabditisform von Scelerostomum gefunden. Es waren 0,2 bis 
0,5 mm lange, sehr bewegliche, drehrunde Lebewesen, an denen 
deutlich ein Mund, der Darm und ein langes Schwanzende nach- 
zuweisen waren. Bei mehreren Tieren, die eine größere Länge, 
bis zu 0,7 mm, erreicht hatten, war auch der Ansatz der Ge- 
schlechtsteile am Anfang des hintersten Drittels des Körpers sicht- 
bar (Weibchen). In der Feuchtigkeit blieben sie in demselben Prä- 
parat lange beweglich; nach Entziehung der Feuchtigkeit starben 
sie bald ab und schrumpften ein. 

Aus den Untersuchungen ging also hervor, daß Trinkwasser 
und Futtermittel frei von Sclerostomen bzw. deren Vorstadien 
waren, dagegen mehrere Pferde mit geschlechtsreifen Darmselero- 
stomen zur Zeit der Untersuchung behaftet gewesen sein mußten, 
und daß ferner die meisten Matratzen die Rhabditisform von 
Scelerostomum enthielten. 

Dementsprechend wurden die Maßnahmen zur Bekämpfung 
des Parasiten getroffen: Entfernen sämtlicher Matratzen aus dem 
Stall, sorgfältigstes Scheuern des Stalles nebst Wänden usw. bis 
zu 2 m Höhe, Nachscheuern mit heißer Sodalauge. Peinlichste 
Sauberhaltung der Streu, der Wände, der Krippen, der Latier- 
bäume usw. und der Pferde selbst. Sofortiges Entfernen des Kots 
aus dem Stall in die Dunggruben. Bis auf weiteres Hochbinden 
der Pferde am Tage, um möglichst Aufnahme von Streu zu ver- 
hindern. 

Die Reinigung des Stalles wurde innerhalb eines Vierteljahres 
zweimal durchgeführt und hat während des Manövers noch ein- 
mal stattgefunden. — Die Ställe der jungen Remonten sollen in 
jedem Jahr nach Eintreffen derselben in den ersten vier Monaten 
monatlich einmal in der obigen Weise gesäubert werden, da anzu- 
nehmen ist, daß eines oder mehrere dieser Pferde mit Selerostomen 
zur Zeit der Einlieferung behaftet sind. 

Im ersten Quartal 1912 sind nachweisbare Erkrankungen an 
Thrombose nicht vorgekommen. 


Eine seltene Schlundverletzung beim Pierde. 
Von Öberstabsveterinär Steinhardt. 


Am 1. Juni d. J. nahm eine Remonte des Remontedepots 
Bratrieken wenig Futter auf, beim Tränken liefen Futter und 
Wasser aus Maul und Nase zurück, und das Pferd machte Würg- 
und Brechanstrengungen. Es konnte festgestellt werden, daß das 


— AT — 


Würgen und Erbrechen nach jedem Abschlucken von Wasser ein- 
trat, wobei an der linken Seite der unteren Halsfläche eine etwa 
10 cm lange, wurstartige Anschwellung hervortrat, die sich beim 
Abtasten derb anfühlte.e Schwellung in der Umgebung und 
Schmerzen bei Druck bestanden nicht. Das Allgemeinbefinden war 
nicht gestört. T. 38,4 C; P. 41; A. 11. 

Diagnose: Schlunderweiterung am Brusteingang mit teilweiser 
Schlundverstopfung. 

Das Tier erhielt Ausspülungen des Maules mit frischem 
Wasser, Schrottränke, dünne Schroteinläufe und Waschungen mit 
Burow scher Lösung an der betreffenden Stelle des Schlundes. 
In den beiden nächsten Tagen änderte sich der Zustand nur inso- 
fern, als das Pferd am 2. Juni noch etwas Heu zu sich nehmen 
konnte, ohne daß sich jedesmal beim Abschlucken Würgen und 
Erbrechen einstellten. Vom 3. bis 6. Juni konnte Patient weder 
Futter noch Wasser aufnehmen, nach jedem Abschlucken traten 
sofort heftige krampfartige Würg- und Brechanstrengungen ein. 
Patient war sehr abgeschlagen, bekundete auch ein gewisses Angst- 
gefühl und hatte höher gerötete Schleimhäute. T. 38,4—38,1 C; 
P. 36—58; A. 12—10. Bauchdecken stark aufgezogen, Flanken 
eingefallen. Die ausgeatmete Luft leicht übelriechend. Perkussion 
und Auskultation ergaben negativen Befund. Am Brusteingang 
bestand in gleicher Weise die harte Anschwellung des Schluniles. 
Am 7. Juni schien es, als sei der baldige Eintritt des Todes zu er- 
warten. Patient lag, stöhnte, machte zuweilen Schwimmbewegun- 
gen mit den Vorderfüßen und schwitzte am ganzen Körper. Augen- 
bindehaut dunkelrot. Es bestand starkes Afterblasen. P. 96, A. 21. 
Am 8. Juni früh war das Pferd viel munterer, hatte 2 Stalleimer 
Wasser ausgetrunken, ohne daß Würgbewegungen auftraten. Die 
Konjunktiven hatten normale Färbung und am Brusteingang war 
die wurstartige, harte Anschwellung des Schlundes verschwunden 
und nur noch eine geringe Verdickung zu fühlen. Patient ver- 
zehrte mit Appetit etwas frisches Gras und Schrot. In den näch- 
sten Tagen trat Verschlimmerung des Zustandes ein, es zeigte sich, 
daß durch Verschlucken erbrochener Futterteile eine rechtsseitige 
Lungenentzündung eingetreten war. Augenbindehaut wieder dun- 
kelrot, die ausgeatmete Luft stinkend, Appetit wieder völlig aufge- 
hoben. Ab und zu nimmt Patient etwas Wasser. Bei der Per- 
kussion der rechten Lunge besteht bis zur Mitte der Brustwandun- 
gen abgedämpfter und leerer Schall, bei der Auskultation sind in 
den unteren Partien keine Geräusche, im mittleren Teil leichte 
Schabegeräusche zu hören. In der linken Lunge war kein abnormer 
Befund festzustellen. Herzschlag pochend. 

Am 14. Juni nachmittags stand Patient schweratmend in säge- 
bockartiger Stellung. After offen. P. 132; A. 45. Patient fällt 
plötzlich um und verendet. 

Die Obduktion ergab folgenden Befund: Kadaver stark abge- 
magert. Totenstarre vorhanden. Innenfläche der Haut und Unter- 
haut, Zellgewebe an beiden Rippenwandungen und Schultern 
blutig und sulzig durchtränkt. Muskulatur der linken Halsseite 
unten am Brusteingang mit starken Blutungen durchsetzt. Bauch- 


=, 408, = 


höhle ‚ohne abnormen Inhalt. Lage der Eingeweide normal. Magen 
enthält außer zahlreichen an der Schleimhaut festsitzenden Gastrus- 
larven etwa 4 Liter trüber, gelblicher Flüssigkeit. Darmkanal fast 
leer, nur im Dickdarm geringe dünnbreiige Kotmassen. Leber ge- 
schwollen, sehr mürbe, brüchig, von gelbbräunlicher Farbe, Milz 
nur gering geschwollen. Pulpa braunrot, aber weich. Beide 
Nieren geschwollen, von grauroter Farbe und weicher, schlaffer 
Konsistenz. Zeichnung der Schnittfläche verwischt. Im rechten 
Brustraum etwa 4 Liter trüber, milch-schokoladenähnlicher Flüssig- 
keit, in der einige lockere gelbliche Fibringerinnsel schwimmen. 
Herzbeutel, zum Teil rechte Lunge und Rippenfell, von leichten 
Faserstoffauflagerungen bedeckt, nach deren Entfernen die stark 
gefüllten Gefäße hervortreten. Farbe der Brustorgane grau- 
grünlich. 

Pleura der rechten Lunge getrübt, verdickt, Oberfläche der 
Lunge uneben. Der vordere Lappen und der hintere Lappen sind 
mit Ausnahme der oberen Partien derb, zeigen auf den Schnitt- 
flächen hasel- bis walnußgroße Hohlräume, die mit grauschwärz- 
lichen, schmierigen, stinkenden Massen gefüllt sind. Das übrige 
Gewebe zeigt abwechselnd dunkel- und graurote Herde. Schleim- 
haut der größeren Bronchien der rechten Lunge und der Luftröhre 
verdickt, grünlich, mißfarben und mit zähem Schleim bedeckt. 
Linke Lunge weich, auf dem Durchschnitt dunkelrot, sehr blut- 
haltig. 

Herzbeutel enthält 2 Obertassen dunkelroter, trüber Flüssig- 
keit. Unter dem Epikardium zahlreiche flohstichähnliche Blutun- 
gen. Herzfleisch graurot, mürbe. 

Im Brustteil des Schlundes eine nicht festsitzende, ausgebildete 
Gastruslarve. 

Der Schlund zeigt unmittelbar vor der Umbiegungsstelle am 
Brusteingang eine 8 em lange, derbe Anschwellung, die sich als die 
auf 1 cm verdickte Muskulatur des Schlundes herausstellt. Der 
Zusammenhang der Schlundschleimhaut, die im übrigen nicht ge- 
schwollen ist, ist an einer 6 em langen in der Längsrichtung und 
an einer etwa 2 cm langen in der Querrichtung verlaufenden 
Stelle unterbrochen. Die Ränder sind glatt und nicht blutig. 
Schleimhaut des Kehl- und Schlundkopfes grünlich, mißfarben, 
mit klebrigem Schleim bedeckt. 

Sachverständiges Urteil: Der Schlund ist wahrscheinlich 
durch einen Hufschlag stark gequetscht, die Schleimhaut gleich- 
zeitig dabei an 2 Stellen zerrissen worden. Infolge der Verdiekung 
der Schlundmuskulatur und Verengung des Lumens kam es zur 
Verstopfung durch Futterbissen, die eine weitere Futter- wie Ge- 
tränkaufnahme behinderte und die Würg- und Brechanstrengungen 
verursachte. 

Durch Eindringen erbrochener Futterteile in die Lunge bildete 
sich eine rechtsseitige Lungenbrustfellentzündung aus, die den Tod 
herbeiführte. 


a —— e ze Zt 


— 469 — 


Sehnenscheidenentzündung als Nachkrankheit eines 
mit Salvarsan behandelten brustseuchekranken Pierdes. 


Von Oberstabsveterinär Bergin. 


Am 18. Mai d. J. erkrankte ein Pferd unter den Erscheinungen 
der Brustseuche. Kurz vor der Behandlung mit Salvarsan am 
20. Mai wurde durch die Untersuchung eine linksseitige Lungen- 
brustfellentzündung festgestellt. 

Am 2. Juni ist Patient nicht munter, zeigt geringen Appetit 
und liegt viel. Die Belastung der Vorderfüße wird abgekürzt, da- 
bei die Phalangen volarflektiert.e. Im Stande der Ruhe werden die 
Vorderextremitäten in kürzeren Zwischenzeiten zum Belasten ge- 
wechselt. Die nähere Untersuchung ergibt eine Anschwellung der 
Sehnenscheide des Huf- und Kronenbeinbeugers auf beiden Vor- 
derfüßen. Der Umfang der geschwollenen Partie beträgt 


vorn rechts 


6 em, vom Kötenzopf entfernt . . . . . 26 em, 
9 em, ,„ v = 2 2... 24 cm, 
12 cm, ,„ X 5 goe ea e 21 eM, 
vorn links 
6 em, vom Kötenzopf entfernt . . . . . 27 cm, 
9 em, » ji 5 e.. ee 24 M, 
.12 em, » > 4 en ea, 225 SCH, 


Dieselben Maße betragen an den korrespondierenden Stellen 
der Hintergliedmaßen 24 em — 201, em — 20!» cm. Die An- 
schwellung beruht in der Hauptsache auf einer stärkeren Füllung 
der Sehnenscheide, indes ist auch das Unterhautbindegewebe in 
der Nachbarschaft geringgradig Öödematös geschwollen. Die ge- 
schwollene Partie ist höher temperiert und bei der Palpation sehr 
schmerzhaft. Die Konsistenz ist festweich, fluktuierend. 

Diagnose: Tendovaginitis sero-fibrinosa acuta. 

Für die therapeutischen Maßnahmen kam vor allem in Be- 
tracht, dem Patienten möglichst Ruhe zu geben und durch feucht- 
warme Einwicklungen mit essigsaurer Tonerde in Verbindung mit 
einem Druckverband die Resorptionsvorgänge in der erkrankten 
Sehnenscheide anzuregen. Vom dritten Tage ab wurde die Sehnen- 
partie vorn rechts mit Jodvasogen und vorn links mit Ichthyolsalbe 
behandelt. Abgesehen von den Schmerzen, die bei der Ichthyolbe- 
handlung schon nach 3 Tagen nachließen, während sie vorn rechts 
länger anhielten, vollzog sich die Besserung des Leidens im übrigen 
ziemlich gleichmäßig. Die Untersuchung am 30. Juni ergab das 
Fehlen der akut-entzündlichen Erscheinungen, und abgesehen von 
einer ganz geringen Füllung der Sehnenscheide vorn rechts sind 
keine nachteiligen Folgen zurückgeblieben. 

Wie oben erwähnt, konnte bereits kurz vor der Behandlung 
mit Salvarsan eine linksseitige Lungenbrustfellentzündung nach- 
gewiesen werden. Trotzdem die Wirkung des Mittels prompt ein- 
trat, und die Lokalaffektion der linken Lunge und Pleura im wei- 
teren Verlaufe keine große Ausbildung erfuhr, entwickelte sich 
15 Tage nach Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen als 


— 40 — 


Komplikation eine Sehnenscheidenentzündung auf beiden Vorder- 
füßen. 


Da der Erreger der Brustseuche nicht bekannt ist und so das 
Studium der Salvarsanwirkung auf diesen nicht im Bereiche 
der Möglichkeit liegt, ist man in bezug auf die Art der Entstehung 
von Komplikationen während und nach der Brustseuche nur auf 
Hypothesen angewiesen. Wenn es auch denkbar ist, daß nicht in- 
fektiöses, pleuritisches Exsudat oder die Residuen einer abgelaufe- 
nen Brustfellentzüändung nach Resorption an irgendeinem Organe 
entzündliche Reizungen hervorzurufen imstande sind, so steht mit 
dieser Annahme die wissenschaftliche Beobachtung im Widerspruch, 
nach welcher metastatische Sehnenscheidenentzündungen bei ein- 
fachen Organerkrankungen bisher nicht zur Kenntnis gelangten. Die 
Tatsache, daß die Nachkrankheiten häufig erst geraume Zeit nach 
dem Eintritt der Infektion, wenn die Allgemeinsymptome der 
Krankheit längst verschwunden sind, entstehen, läßt die Annahme 
zu, daß jene durch das spezifische Brustseuchevirus, die prima 
causa der Brustseuche, überhaupt nicht erzeugt werden, sondern 
daß hierbei andere Mikroorganismen tätig sind, die erst zur Wirk- 
samkeit gelangen, wenn der tierische Körper im Kampfe gegen 
den spezifischen Brustseucheerreger geschwächt ist. Hiermit im 
Einklang stehen die Untersuchungen Ostertags und seiner 
Mitarbeiter Bongert und Grabert, denen es gelang, durch 
intravenöse Injektionen mit Reinkulturen des Schützschen 
Diplokokkus bei gesunden Pferden experimentell die Nachkrank- 
heiten der Brustseuche, namentlich Sehnenscheidenentzündungen 
und innere Augenentzündung, zu erzeugen. Es wirken demnach 
bei der Brustseuche meist zwei infektiößse Momente — einmal das 
unbekannte infizierende Agens, die prima causa der Brustseuche, 
sodann als Komplikation der Streptokokkus Schütz, die secunda 
causa, die die Nachkrankheiten erzeugt. 


Dieser mit einer Komplikation verbundene Verlauf der Er- 
krankung des Pferdes läßt sich wissenschaftlich so erklären, daß 
das Salvarsan augenscheinlich nur gegen die prima causa der 
Brustseuche seine Wirksamkeit entfaltet und durch Abtötung des 
noch unbekannten infizierenden Agens den schädlichen Reiz auf 
die Brustorgane aufhebt und so indirekt auf die Lungen- und 
Brustfellentzündung günstig einwirkt. Dahingegen beeinflußt das 
Salvarsan nicht direkt die secunda causa, den Streptokokkus 
Schütz, und ist daher auch nicht imstande, die Ausbildung einer 
Komplikation oder Nachkrankheit zu verhüten. Da dieser Diplo- 
kokkus erst auf der Basis der eigentlichen Brustseucheinfektion 
seine pathogenen Eigenschaften entfaltet, ist von der Salvarsan- 
injektion möglichst frühzeitig, d. h. vor dem Auftreten des 
Schützschen Diplokokkus, Gebrauch zu machen. Ob der Or- 
ganismus in dieser kurzen Zeit genügend Immunsubstanzen bilden 
kann, um einer später erfolgenden Infektion nicht zu unterliegen. 
ist eine andere Frage. 

Inwieweit endlich das Salvarsan bei ausgebildeter metastati- 
scher Sehnenscheidenentzündung therapeutisch zu verwerten ist, 
würde durch Versuche festzustellen sein. Von einer diesbezüglicher: 
Anwendung des Mittels wurde weren des hohen Preises Abstand 


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— 41 — 


genommen. Desgleichen bleibt es weiterer Forschung überlassen, 
ob die Injektion mit Antistreptokokkenserum in diesem Falle an- 
gezeigt wäre. Jedenfalls ist die Behandlung der Nachkrankheiten 
mit solchem Serum auf Grund der experimentellen Feststellungen 
durchaus geboten. 


Beitrag zur Behandlung der Leukämie. 


Von Oberstabsveterinär Krüger. 


Die leukämischen Erkrankungen scheinen bei unseren 
Truppenpferden nicht allzu häufig vorzukommen, wenigstens 
weisen die statistischen Veterinär-Sanitätsberichte über die Königl. 
preußische Armee usw. nur niedrige Erkrankungsziffern auf. 


Es erkrankten an Leukämie: 


1900. . . . . 2 Pferde 1906. . . . . 0 Pferde 
1901. % 8.22 en 1907. 2.2.2.9 2 
1902 , 3 1905. .... 2 

1903 . 4 1909. 2. 2 20.9 

1904 . 5 1910. . . . ad 

1905 . 4 . 


99 


Im ganzen also in einem Zeitraum von 11 Jahren 29 Pferde. 


Der Krankheitsverlauf dieser chronischen konstitutionellen 
Krankheit ist im allgemeinen derselbe. Die Pferde erkranken in 
der Regel unter den Erscheinungen allmählich zunehmender 
Körperschwäche und Abmagerung, sie zeigen sich matt, ermüden 
leicht, schwitzen schnell und atmen angestrengt schon nach geringen 
Dienstleistungen. Die Herztätigkeit ist oft beschleunigt, der Puls 
klein und unregelmäßig. Die fühlbaren Körperlymphdrüsen sind 
oft vergrößert. Trotz anfänglich noch guten Appetits gehen die 
Pferde im Nährzustande zurück, das Deckhaar wird lang, rauh 
und glanzlos. Mit dem Nachlassen des Appetits wird der Nähr- 
zustand immer schlechter und die allgemeine Körperschwäche 
größer; es treten nicht selten Öödematöse Anschwellungen an den 
Beinen, der Unterbrust und dem Bauche auf. Die eigentliche Dia- 
gnose läßt sich meistens erst nach längerer Beobachtung und Be- 
handlung des Patienten in Verbindung mit der mikroskopischen 
und chemischen Untersuchung des Blutes stellen; anfänglich wer- 
den solche Patienten vielfach unter der Diagnose des chronischen 
Magen- und Darmkatarrhs geführt und hieran meistens erfolglos 
behandelt. Auch die tuberkulösen Erkrankungen der Pferde ver- 
laufen nicht selten unter diesem Krankheitsbilde, so daß meist erst 
die Obduktion Aufschluß über die Krankheit gibt. So ergab die 
Obduktion bei einem Pferde des Feldartillerie-Regiments Nr. 56 
Tuberkulose. Dieser Patient war unter mikroskopisch nach- 
grewiesenen Erscheinungen der Leukämie erkrankt. (Statistischer 
Veterinär-Sanitätsbericht für 1910.) Ebenso läßt sich die Form 
der Leukämie, ob lineale, Iymphatische oder myelogene vorliegt, 
nicht immer durch die mikroskopische Untersuchung und durch 
das Krankheitsbild feststellen. 

Der Verlauf des Leidens ist ein ehronischer, er erstreckt sieh 


— 412 — 


oft über Jahre. Die Prognose ist ungünstig; die Krankheit führt 
meist unter zunehmender Körperschwäche und Abmagerung zum 
Tode. Viele Pferde werden vorher schon als unheilbar und dienst- 
unbrauchbar ausrangiert. Die bisher übliche und allgemein be- 
kannte Behandlung läßt uns in der Regel im Stich. Von den 29 
in den letzten 11 Jahren an Leukämie erkrankten Truppenpferden 
sind nur 4 geheilt, 16 gestorben, 5 ausrangiert und 4 getötet. Von 
den 4 geheilten sollen 2 an Pseudoleukämie gelitten haben. 

Auch im diesseitigen Regiment hatte ich Gelegenheit, im Jahre 
1911 zwei Fälle von Leukämie zu beobachten. 

Das eine Pferd „Quadrant“ der 2. Batterie starb nach einer 
durch scheinbare Genesung unterbrochenen Krankheitsdauer von 
länger als einem Jahre, kurz bevor es als unheilbar ausrangiert 
werden sollte. Nach dem Ergebnis der mikroskopischen Blut- 
untersuchung schien die chronisch-Iymphatische Form der 
Leukämie vorzuliegen: „Die untersuchte Blutprobe hatte einen 
Agglutinationswert von 1:300. In den Blutausstrichen fanden 
sieh neben Lymphocyten mit größerem Protoplasma und baso- 
philer Körnung unregelmäßig zackig geformte Kernfragmente mit 
wenig Chromatin. Eine auffällige Vermehrung der weißen Blut- 
körperchen ließ sich nicht feststellen, Veränderungen an den roten 
Blutkörperchen waren nicht nachweisbar.“ Bei der Obduktion 
fand sich jedoch neben einer vollständigen Abmagerung, Leber- 
schrumpfung, Vergrößerung der Milz, Schrumpfung und Schwund 
der gesamten Skelettmuskulatur eine blutig-sulzige Entartunz des 
Knochenmarkes der meisten Röhrenknochen, so daß als Todes- 
ursache die myelogene Form der Leukämie angesehen werden 
mußte. 

Das zweite unter leukämischen Erscheinungen erkrankte Pferd 
„Zacharias“ derselben Batterie war anfangs an einem chronischen 
Magen- und Darmkatarrh behandelt worden. Die Behandlung be- 
stand in Außerdienststellung des Pferdes, Aufenthalt am Tage in 
einem Freilaufstande, innerlicher Verabreichung von Fowler- 
seher Lösung und in diätetischer Verpflegung. Hiernach trat eine 
scheinbare Heilung ein. Im Mai erkrankte das Pferd jedoch 
wieder unter denselben Erscheinungen — Appetitlosiskeit, Ab- 
magerung und Mattigkeit waren größer als bei der ersten Er- 
krankung. Der Patient machte einen müden, schläfrigen Ein- 
druck. — Die Behandlung war dieselbe. Im Verlaufe des Leidens 
trat noch eine derbe, verschiebbare, schmerzhafte Anschwellung 
des linksseitiren Kehlgangsilymphknotenpakets ein. Die mikro- 
skopische und chemische Untersuchung einer aus der Jugularis 
entnommenen Blutprobe ergab neben einer niedrigen Agglutina- 
tionsziffer folgendes: 

„Zahl der roten Blutkörperchen normal, die der weißen nicht 
sonderlich abweichend; es finden sich unter den letzteren in er- 
heblicher Zahl solche Formen, die aus dem Knochenmark stammen 
und in normalem Blut fehlen.“ 

Somit lag auch bei diesem Patienten der Verdacht der mye- 
logenen Leukämie vor. 

Ende September 1911, also nach einer 5 Monate langen mit 
vollständiger Außerdienststellung des Pferdes verbundenen Be- 


= 43 — 


handlung, hatte sich der Zustand soweit gebessert, daß das Pferd 
Anfang Oktober 1911 wieder mit Schonung zum Dienst heran- 
gezogen werden konnte. Der müde Blick war jedoch noch zeit- 
weise vorhanden, auch schwitzte das Pferd nach jeder geringen 
Anstrengung sehr leicht. Es war beabsichtigt, da es sich um eine 
Remonte handelte, falls die Besserung nicht fortschreiten oder 
sogar eine rückfällige Erkrankung eintreten sollte, das Pferd 
zum eigenen Wiederersatz zu verkaufen. 

Am 30. Oktober 1911 erkrankte das Pferd „Zacharias“ an 
Brustseuche. Obgleich keine besonders bedrohlichen Erschei- 
nungen am Atmungs- und Zirkulationsapparat nachzuweisen 
waren, ging das Pferd bei vollständiger Appetitlosigkeit sehr 
schnell wieder in seinem Närzustande zurück. Es wurde deshalb 
mit Rücksicht auf die leukämische Erkrankung am zweiten Krank- 
heitstage mit Salvarsan behandelt. Ende Dezember konnte das 
Pferd wieder unter Schonung zum Dienst benutzt werden. Appetit 
und Nährzustand, die sich nach der Salvarsaninfusion wieder ge- 
hoben hatten, besserten sich jetzt erheblich. Das Pferd konnte be- 
reits im I. Quartal dieses Jahres ohne besondere Schonung als Zug- 
pferd benutzt werden; es ist zurzeit gut genährt, hat guten Appetit, 
glattes, glänzendes Deckhaar, lebhaften, munteren Ausdruck in den 
Augen, arbeitet, ohne leicht zu ermüden; auch der früher schon 
nach leichten Anstrengungen auftretende Schweißausbruch wird 
nicht mehr beobachtet. Die Anschwellung der linksseitigen Kehl- 
gangslymphknoten ist ebenfalls zurückgegangen und das Pferd 
überhaupt vollkommen in Kraft. 

Die kürzlich vorgenommene mikroskopische Blutunter- 
suchung hatte ein sehr günstiges Ergebnis; dasselbe steht im Ein- 
klang mit dem guten Allgemeinbefinden des Pferdes. In der unter- 
suchten Blutprobe wurde im Gegensatz zu der im Sommer 1911 
vorgenommenen Blutuntersuchung nichts Abnormes mehr ge- 
funden. 

Berücksichtigt man, daß bei der Behandlung der Leukämie das 
einzige Mittel das Arsenik ist, von dem in einzelnen Fällen noch 
eine Besserung bzw. Heilung des Leidens zu erwarten ist, so er- 
scheint es nicht ausgeschlossen, daß auch in dem vorliegenden 
Falle die günstige Beeinflussung der Leukämie und die außer- 
ordentlich gute Hebung des Nähr- und Kräftezustandes auf das 
Salvarsan zurückzuführen sind. Mit diesem Arzneimittel wird dem 
Blute direkt Arsenik in besonderer Form und Lösung zugeführt. 

Es dürfte daher angebracht sein, dort, wo es die Mittel er- 
lauben, das Salvarsan auch bei chronischen Magen- und Darm- 
katarrhen und Leukämie wie überhaupt bei chronischen, kon- 
stitutionellen Leiden für die Folge zu versuchen, um über den 
Wert des Salvarsans bei solchen Erkrankungen ein abschließen- 
des Urteil zu gewinnen. Ein sicher wirkendes Heilmittel fehlt uns 
immer noch bei diesen Krankheitszuständen, die infolge ihres un- 
günstigen Verlaufes verhältnismäßig große Verluste unter unseren 
Truppenpferden verursachen. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 10. Heft. 3l 





Bongert: Welche an der Rinderleber gelegenen Lymphdrüsen 
sind als regionäre aufzufassen? Zeitschrift für Fleisch- und 
Milchhygiene, 1912, Heft 12. 


Gemäß $ 35,4 des B.B. A. zum Reichsfleischbeschaugesetz ist 
ein Organ auch dann als tuberkulös anzusehen, wenn nur die zu- 
gehörigen Lymphdrüsen tuberkulöse Veränderungen zeigen. Die 
Tatsache aber, daß nicht selten in den Leberlymphdrüsen tuber- 
kulöse Herde gefunden werden, ohne daß bei genauester Unter- 
suchung des Leberparenchyms tuberkulöse Veränderungen nach- 
zuweisen sind, hat den Verfasser bei der Wichtigkeit der Frage für 
die Fleischbeschau zu eingehenden Untersuchungen veranlaßt, ob 
auch sämtliche an der Rinderleber gelegenen Lymphdrüsen Leber- 
lymphdrüsen sind. 

An der Rinderleber kann man vier getrennte Gruppen von je 
zwei bis vier Lymphknoten unterscheiden. Zwei Lymphknoten- 
gruppen umgeben halbmondförmig die Pfortader. Die dritte 
Gruppe liegt oberhalb des Spigelschen Lappens, zum Teil von der 
Bauchispeicheldrüse bedeckt, seitlich und oberhalb der hinteren 
Hohlvene, das vierte Lymphknotenpaket unterhalb der Leberpforte 
im Leberzwölffingerdarmband und ist bei erwachsenen, gut ge- 
mästeten Tieren von Fett eingeschlossen. 

Verfasser hat nun durch Dr. Schneppe, dessen Feststellungen 
in einer Dissertation niedergelegt sind, durch parenchymatöse In- 
jektion mittels Farbstofflösungen, durch Einführen dieser von der 
Leberarterie und Nabelvene aus den Verlauf der Lymphbahnen 
in der Leber feststellen lassen. Bei allen drei Methoden füllten 
sich nur die um die Leberpforte gelegenen Lymphdrüsen mit 
Farbstoff, außerdem die Lymphbahnen des serösen Überzuges, des 
Leber-Zwerchfellbandes und die des kleinen Netzes an dessen 
viszeraler Seite. Mehrere starke Lymphgefäße gingen auch auf 
das Leber-Nierenband über, und in mehreren Fällen füllte sich 
die rechte Nierenlymphdrüse mit Farbe, eine Feststellung, die die 
auffällige Erscheinung erklärt, daß nicht selten die Nierenlymph- 
knoten hochgradig erkranken, ohne daß die Nieren selbst tuber- 
kulös sind. 

Die Untersuchungen haben auch bewiesen, daß die Lymphe 
aus dem Leberparenchym in das oberflächliche Lymphgefäßnetz 
der Kapsel, aber nieht in umgekehrter Richtung abfließen kann — 
entgegen der Ansicht Baums. 


Auch dureh praktische Untersuchungen wurde das wissen- 
schaftliche Ergebnis erhärtet. Nur mit einer Ausnahme wurden 
in 87 Lebern mit tuberkulöser Erkrankung der in der Leberpforte 
gelegenen Lymphdrüsen auch im Leberparenehym tuberkulöse 
Herde gefunden, dagegen konnte in 13 Fällen von Tuberkulose 
der drei übrigen Gruppen der Leberlymphdrüsen nicht eine Spur 


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— 45 — 


von tuberkulöser Parenchymerkrankung der Leber nachgewiesen 
werden. 
Es sind daher nach Bongert nur die in der Leberpforte ge- 
legenen Lymphknoten als Lymphoglandulae hepaticae anzusehen. 
Wöhler. 


Zeller: Behandlung und Heilung von Krebskranken durch 
innerlich und äufserlich angewendete Mittel. Münchener 
Medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1912. 


In der Einleitung gibt zunächst Prof. Czerny, Heidelberg, den 
Eindruck wieder, den die Demonstrationen Zellers auf ihn gemacht 
haben. Czerny hält die Resultate Z.s für sehr beachtenswert und 
fordert die praktischen Ärzte zu Versuchen mit den Zellerschen 
Mitteln auf. Wenn auch diese Mittel nicht neu seien, so bewiesen 
die Z.schen Heilerfolge wiederum, daß es weniger auf das Mittel 
als auf die beharrliche und kunstvolle Anwendung der Heilmittel 
ankomme. Im wesentlichen sei es die Anwendung einer Arsenik- 
paste, die der alten Cosmeschen Mischung aus Arsenik und Zin- 
nober nachgebildet ist, die im Verein mit dem innerlichen Gebrauch 
der Kieselsäure die Heilerfolge gezeitigt hat, wobei Czerny der 
Arsenikpaste den Löwenanteil an den Erfolgen zuspricht. 

Zellers Versuche der Krebsbehandlung mit Vermeidung eines 
operativen Eingriffs erstrecken sich über einen Zeitraum von 
17 Jahren. 

Zunächst behandelte er die Krebskranken mit Kieselsäure, 
die schon Battyl innerlich in Dosen von 0,06 g mehrmals täglich 
als Pulver gegen Krebs gegeben hatte. Im Verlauf von 10 Jahren 
(1895 bis 1905) wandte er diese mit Erfolg bei neun an Tumoren 
Erkrankten an. Teils handelte es sich hierbei um größere Mamma- 
tumoren, die in einem Falle nach dreimal täglich innerlicher Dar- 
reichung eines Pulvers von Kal. und Natr. silic. (entsprechend 
einer Dosis von 0,18 g acid. silic.) in 11, Jahren und in einem 
anderen Fall nach Verordnung von Liqu. Kal. silic. und Natr. silic. 
von dreimal täglich 15 Tropfen in einem Vierteljahr zur Heilung 
kamen. 

Ob indessen die Diagnose in allen Fällen berechtigt war, läßt 
Zeller bei dem Fehlen einer mikroskopischen Untersuchung dahin- 
gestellt. 

Nach diesen Erfahrungen kam Zeller zu der Überzeugung, daß 
Silicium irgend ein Einfluß auf bösartige Tumoren zukommen 
mußte und befaßte sich daher in der nächsten Zeit mit der Her- 
stellung eines leicht löslichen organischen Siliciumpräparates, eines 
Siliciumesters. Mit diesem erzielte er aber bei 25 Krebskranken 
des Heidelberger Krebsinstitutes keinen durchschlagenden Erfolg, 
wohl trat ein Stillstand, auch eine Verkleinerung der Krebs- 
geschwülste, niemals eine Heilung ein. 

Er schloß aber aus diesen Versuchen, daß das Silicium bei 
kleinen nicht nekrotischen Tumoren Verkleinerung und Heilung 
bringen konnte, nicht aber bei größeren Krebsgeschwülsten, die 


31* 


= 40 = 


schon teilweise sich in Nekrose befinden. Bei diesen konnten 
seiner Meinung nach die noch lebenden Krebszellen abgetötet, nicht 
aber die durch die Nekrose verursachte Ptomainbildung und ihre 
verderbliche Wirkung auf den Gesamtorganismus verhindert 
werden. 

Er suchte daher nach einem Mittel, das in vorgeschrittenen 
Krebsgeschwülsten die Zerfallsprodukte ohne Schädigung des ge- 
sunden Gewebes zerstört und dadurch die Bildung der Ptomaine 
verhindere. Ein solches fand er in der schon von alten Ärzten 
angewandten Ärsenikpaste, die nach Scheurlen folgende Zusam- 
mensetzung hat: 


Acid. arsen. nn D 
Zinnober . . . . . . . 150 
Carbon. vegetab. . 1 
Res. Dracon. e E e | 
Fiat Pasta ad . . . . . 100,0 


Mit dieser kombinierten Behandlung hat Zeller seit November 
1910 Versuche gemacht und kann heute über 57 Fälle berichten, 
von denen 44 völlig geheilt, 10 noch in Behandlung und drei 
gestorben sind. Hierbei ist zu beachten, daß Zeller in einem 
kleinen Landstädtchen Württembergs (Weilheim) praktiziert, in 
dem wegen Mangel eines Krankenhauses die Fälle nur ambula- 
torisch behandelt werden können. Gewöhnlich wurden nur äußere 
Krebse behandelt, in den meisten Fällen handelte es sich um 
Epitheliome der Haut, besonders des Gesichtes. Doch befinden 
sich darunter auch drei Mammakarzinome und zwei Karzinome 
der Portio vaginalis uteri. 

Unter den 65 Krankheitsfällen sind wenigstens 25 lebens- 
gefährlich gewesen. 

Die Anwendungsweise der kombinierten Heilmethode ist fol- 
gende: 

Zuerst werden die Krebsgeschwulst und ihre Umgebung mit in 
Benzin getränkten Wattebäuschchen gereinigt. Dann wird die Paste, 
der er den Namen Cinnabarsan gegeben hat, auf die Geschwulst 
und ihre Umgebung dick aufgestrichen., 

Wenn die Paste trocken ist, so wird bei kleineren Geschwülsten 
ein Kollodiumüberzug gemacht. Bei größeren und geschwürigen 
Krebsen wird darauf achtfach Verbandgaze und darüber eine 
Watteschicht gelegt. Das Ganze wird durch Leukoplast ab- 
geschlossen und festgehalten. Je nach der Wirkung wird diese 
Prozedur alle 8 bis 14 Tage wiederholt. Gleichzeitig werden von 
Anfang an dreimal täglich je 1, g Siliciumsalze in Pulverform, 
Nacasilicium von Zeller genannt, in Wasser eingegeben. 

Bei kleineren Krebsen macht die Paste wenig oder keine 
Schmerzen, bei größeren Krebsen treten oft heftige, tagelang an- 
haltende Schmerzen auf. 

Auf die Krebsgeschwulst wirkt die Paste ganz intensiv ein, 
während sie normales Gewebe sehr langsam angreift. Anfangs ver- 
größert sich der Krebs, sowie er sicht- und fühlbar ist, durch die 
Verbindung mit der Paste um das Doppelte seiner Größe. Er bildet 


= rg 


dann eine schokoladenfarbige, schwammige Geschwulst. Diese 
läßt sich namentlich bei kleineren Krebsen, wenn sie ganz nekroti- 
siert ist, leicht mit einem Wattebäuschchen oder mit einer Pinzette 
herausnehmen. Wenn die Paste normales Gewebe angreift und 
nekrotisiert, so bekommt man eine gelbe, schmierige Farbe. 

Bleiben von der Paste nicht angegriffene Krebssprossen zu- 
rück, was bei größeren Tumoren gewöhnlich der Fall ist, so er- 
kennt man sie sofort an der intensiv roten bis braunroten, erd- 
beerähnlichen Farbe. Man kann sich also der Paste neben der 
klinischen und mikroskopischen Methode als diagnostischen Hilfs- 
mittels sicher bedienen. 

Sarkome bekommen durch Einwirkung der Paste eine Rosa- 
färbung. Lymphdrüsen bleiben hell. Dagegen werden mit Krebs 
infizierte Drüsen ebenfalls schokoladenfarbig. 

Ist nach kürzerer oder längerer Zeit das ganze Krebsgebilde 
abgestorben und geschwunden, so bleibt ein Geschwür mit gelb- 
schmierigem Grund zurück. Dieses reinigt sich aber, sobald die 
Paste weggelassen wird, und bedeckt sich mit frischen roten Granu- 
lationen. Durch Reinigen mit Benzin und durch tägliches Auflegen 
von mit Salicylzinksalbe bestrichener Gaze tritt sehr schnelle 
Heilung ein. | 

Die Narbenbildung ist in allen Fällen eine sehr schöne und 
glatte. 

Zeller gibt über sämtliche geheilte Fälle eingehende Krank- 
heitsgeschichten. Gegenüber etwaigen Zweifeln an der Diagnose 
betont er, daß in 20 Fällen die mikroskopische Untersuchung, in. 
den übrigen Fällen ganz unzweifelhaft die klinische Untersuchung 
die Diagnose rechtfertigte..e Ob die Heilungen von Dauer sein wer- 
den, vermag Zeller nicht anzugeben. Immerhin befanden sich 
unter den geheilten Fällen neun Rezidive. 

Wenn auch der Behandlungsmethode Zellers die Bedeutung 
nicht abzusprechen ist, so ist doch hervorzuheben, daß die große 
Mehrzahl der Heilungen fast nur Hautkrebse betrifft, die auch 
dem Messer des Chirurgen und manchen anderen nicht operativen, 
bewährten Heilmethoden leicht zugänglich sind, und daß bei dieser 
Methode die gewöhnlich viel bösartigeren und häufiger vorkom- 
menden Tumoren der inneren Organe nicht berührt werden. 

Es fehlt auch bisher noch jeglicher Beweis, ob das innerlich 
gegebene Silikat dabei irgendeine Rolle spielt. Wöhler. 


Dr. Fischoeder: Die Feststellung des Milzbrandes nach dem 
Verfahren von Ascoli. Zeitschrift für Infektionskrankheiten 
usw. der Haustiere, Zwölfter Band. 


F. hat im ganzen 60 Fälle nach dem Verfahren von Ascoli 
untersucht. In allen Fällen (21), in denen es sich um Milzbrand 
handelte, ergab das Verfahren eine deutliche Trübung, die auch 
in ganz starken Verdünnungen deutlich in Erscheinung trat. Der 
bisherigen Methode zum Nachweis des Milzbrandes ist die Prüfung 
nach Ascoli insofern überlegen, als sie auch dann noch zu einem 


— 478 — 


sicheren Ergebnis führt, wenn die Milzbrandkeime durch Fäulnis 
oder Eintrocknung bereits zugrunde gegangen und als solche nicht 
mehr nachweisbar sind. 

Die Bildung eines Niederschlages bleibt jedoch nicht nur auf 
die wirklichen Milzbrandfälle beschränkt, sondern der Trübungs- 
ring tritt auch in solchen Fällen auf, in denen das Vorhandensein 
von Milzbrand ganz ausgeschlossen ist. Die Zahl solcher Fälle 
war keineswegs gering. Denn von den untersuchten 39 Fällen, in 
denen Milzbrand nicht vorgelegen hat, war nur in 17 Fällen eine 
Trübung nicht bemerkbar; in den übrigen 22 Fällen — 56,4 &% 
trat dagegen ein deutlicher Trübungsring auf. Das ist aber ein 
großer Mangel, und aus diesem Grunde kann die alleinige An- 
wendung des Verfahrens von Ascoli zur Feststellung des Milz- 
brandes vorläufig noch nicht gefordert werden. Fischoeder 
empfiehlt daher, das bisherige Verfahren zur Feststellung des Milz- 
brandes beizubehalten, daneben aber auch die Prüfung nach Ascoli 
vorzunehmen, namentlich in den Fällen, in denen der Nachweis 
der Milzbranderreger nicht gelingt. Tritt in solchen Fällen kein 
Trübungsring auf, so wird man das Vorhandensein von Milzbrand 
ausschließen können. 

Wegen der großen Empfindlichkeit und Feinheit des Ver- 
fahrens von Ascoli erscheint es aber geboten, dieses weiter aus- 
zubauen und namentlich die Fehlerquellen zu beseitigen, die beim 
Nichtvorhandensein von Milzbrand die Bildung des Niederschlages 
verursachen. Otto. 


Fontaine: Über den Sitz der Sehnenentzündungen an den 
Vorderbeinen. Revue generale de me&dieine vétérinaire vom 
15. Juni 1912. 


F. hat den Sitz der Sehnenentzündung an den Vorderbeinen 
bei den Pferden festgestellt, die in den drei letzten Jahren im 
Krankenstall zu Saumur — zumeist mit Feuer — behandelt 
wurden. 


Es waren betroffen: 
Die Kronbeinbeugesehne allein, besonders in der Mitte . 143 mal 


u; 5 dicht unter dem Vorderknie . 10 „ 
s j besonders ihr Unterstützungsband 16 , 

a ji Ringband . . 18 , 
dicht oberhalb des Fesselgelenks 13 , 

Die Hufbeinbeugesehne Pa 385 p 
Davon: ihr Unterstützungsband er ee Is 

Die Fesselbeinbeugesehre . . <... H, 


(3 an den Hinterbeinen.) 


Die meisten Erkrankungen betrafen den Körper und die 
Schenkel des Fesselbeinbeugers gleichzeitig; einige nur den inneren 
oder den äußeren Schenkel. W. Müller. 





š -e 


— 479 — 


C. Thomassen: Neuritis der nervi optici infolge Sinusitis 
sphenoidalis. Sonderabdruck aus Revue gén. de méd. vét. 
15. November 1911. 


Im Jahre 1909 hatte Th. Gelegenheit, zwei Fälle von Amaurose 
auf beiden Augen infolge Erkrankung der Keilbeinhöhle festzu- 
stellen. Erkrankungen dieser Höhle sind den Veterinärpathologen 
bisher entgangen. In Friedberger und Fröhner, Spez. Path. und 
Therap., 5. Aufl., wird in zwei Sätzen darauf Bezug genommen. 
In der Humanmedizin finden sich Angaben hierüber erst in den 
letzten Jahren. Vor einem Jahrhundert schrieb Beer jedoch schon: 
„Alles, was einen Schnupfen plötzlich unterdrücken kann, ist wohl 
auch imstande, mittelbar diese amaurotische Gesichtsschwäche 
hervorzurufen.“ 

Die Symptome zeigen sich nicht immer auf beiden Augen 
gleichmäßig. Ouodi erklärt dies beim Menschen damit, daß der 
eine Opticus durch eine mehrere Zentimeter dicke, der andere nur 
durch eine papierdünne Knochenplatte vom Sinus entfernt ist. Ver- 
fasser hat festgestellt, daß beim Pferde die Keilbeinhöhlen sym- 
metrisch sind, daß aber die Lamina papyrosa des Keilbeins sich 
verdicken und eine Falte in der Höhlung des Keilbeins bilden 
kann, wodurch dann eine Unregelmäßigkeit des Sinus hervor- 
gerufen wird. | 

Überhaupt können beim Beginn der Erweiterung der Keilbein- 
höhlen die Symptome auf einem Auge überwiegen. Im letzten 
Stadium können auch die seitlich am Keilbein gelegenen Nerven 
(nervus oculomotorius, abducens, trochlearis und trigeminus) in 
Mitleidenschaft gezogen werden. Dadurch erklärt sich dann u. a. 
die Lähmung der Augenmuskeln. 

Bei normaler Kopfhaltung des Pferdes liegt die Keilbeinhöhle 
höher als die Kieferhöhle. Die exsudierten Flüssigkeiten können also 
leicht von der ersteren zur letzteren fließen, falls die Öffnung nicht 
so klein ist, daß die geringste Schwellung der Schleimhaut den 
Abfluß verhindert. Im ersten Falle, den Th. sah, war die Öffnung 
durch polypöse Wucherungen geschlossen, beim zweiten mußte 
die Schleimhaut erst zerschnitten werden, bevor sie gefunden wer- 
den konnte. 1. Fall: 11jährige Stute, Offizierreitpferd, seit einiger 
Zeit an doppelseitiger Amaurose leidend, 1 Jahr vorher an In- 
fluenza, Tendovaginitis und Schnupfen erkrankt gewesen. Es be- 
standen vollkommene Blindheit, stark erweiterte Pupillen, normale 
Spannung, Papillen atrophisch, Venen sinuös erweitert. 10 Tage 
nach der Untersuchung wurde das Tier getötet: Stirn- und Kiefer- 
höhle sowie Keilbein normal. Nach Herausnahme des Gehirns 
zeigte sich die Sehnervengrube (sulcus chiasmatis) vorgewölbt, die 
Löcher zum Durchtritt der Sehnerven geschlossen und das Chiasma 
opticum sowie die Sehnerven abgeplattet. Der sinus sphenoidalis 
war stark erweitert und enthielt 20 bis 25 cem einer gelblichen 
Flüssigkeit, in der sich Cholesterin-Krystalle vorfanden. Die Öff- 
nungen zwischen dem Sinus und den Kieferhöhlen waren durch 
polypöse Wucherungen verschlossen, die aber nicht näher unter- 
sucht wurden. 

2. Fall: Irische Stute, Truppenreitpferd, 18 Jahre alt. Vom 
25. 10. 1907 bis 15. 5. 1908 wegen Husten und XNasenausfluß in 


— 480 — 


Behandlung gewesen. 1. 9. 1909 wurde Blindheit bemerkt. Die 

Untersuchung ergab: Beginnende Atrophie der Papillen und Hyper- 

ämie der Papillargefäße Die Zentralvenen, besonders im linken 

Auge, sinuös erweitert. 

Die Erblindung führte Verfasser auf eine Erkrankung des 
Sinus sphenoidalis zurück und entschloß sich zur Operation. 

In der Humanmedizin war Schäffer-Bremen der erste, 
der die Keilbeinhöhle öffnete. 

Patient erhielt 0,4 g Morphium subkutan, 100,0 g Chloral- 
hydrat per clysma. Dann wurde das Pferd in der Mitte des Halses 
tracheotomiert und auf den Rücken gelegt. Darauf Rasieren der 
Kehlkopfgegend und Desinfektion mit Jodtinktur. Alsdann 15 cm 
langer Schnitt in der Medianlinie, Spalten des ligamentum crico- 
thyreoideum und des Ringknorpels, Kokainisieren des Kehlkopfes, 
Ansetzen des Trokars, wie ihn Vermeulen-DUtrecht zur Öff- 
nung des Luftsackes gebraucht, senkrecht zur Achse des Kopfes 
zwischen den Tubae Eustachii. Einige leichte Hammerschläge er- 
öffnen alsdann die Keilbeinhöhle. Hiernach floß sogleich etwas 
Flüssigkeit durch den Trokar ab, der nun herausgenommen wurde. 
Drei Stunden nach der Operation mußte Patient 0,06 g Arekolin 
erhalten wegen Verstopfung. 

Am ersten Tage bekam er nur Milch. Die Temperatur stieg 
auf 38,6°. Am dritten Tage erhielt er schon Hafer. Die Wunde 
heilte schnell. Wegen der vorgeschrittenen Atrophie der Papille 
war jedoch eine Heilung der Amaurose nicht zu erwarten; das 
Pferd wurde daher 9 Wochen nach der Operation getötet. 

Bei der Sektion zeigte sich, daß das Stilet in den Sinus ein- 
gedrungen war. Es hatte sich aber wieder Flüssigkeit angesam- 
melt, die unter hohem Druck stand, weil die Öffnung, etwa 8 mm 
groß, zu klein war. 

Der Erfolg der Operation hängt ab von dem Grade der Atro- 
phie der Sehnerven; deshalb ist möglichst frühzeitige Eröffnung 
des Sinus zu fordern. 

Bei der Behandlung der Stirn- und Kieferhöhlen ist es sehr 
gefährlich, unter hohem Druck zu irrigieren, weil der Inhalt der 
Höhlen leicht in die Keilbeinhöhle gelangen kann. 

Schlitzenberger hat oft beobachtet, daß nach einer In- 
fluenzaepidemie nach Monaten und nach Jahren Fälle von Amau- 
rose und anderen Augenkrankheiten auftraten. Th. führt diese 
Fälle auf Erkrankungen der Keilbeinhöhlen zurück. 

Zusammenfassung: 

1. Die Amaurose eines oder beider Augen kann dureh Sinusitis 
sphenoidalis hervorgerufen werden. 

2. Wegen der Gefahrlosirrkeit ist, wenn man eine Erkrankung der 
Keilbeinhöhle vermutet, möglichst bald zur Operation zu 
schreiten. 

3. Wenn man die Amaurose als redhibitorischen Mangel erklärt, 
so muß man den vorhergegangenen Krankheiten, die eine Si- 
nusitis sphenoidalis verursachen können, Rechnung tragen. 

4. Es ist empfehlenswert, Pferden, die an Nasenkatarrhen leiden, 
zur Schleimverflüssieung Jodkalium zu verabreichen. 

W. Müller. 





Stabsveterinär- und Oberveterinärkursus. 


Durch Verfügung des Allgemeinen Kriegsdepartements findet 
an der M. V. A. vom 17. Oktober bis 5. November d. Js. ein Stabs- 
veterinärkursus und vom 11. November 1912 bis 3. März 1913 ein 
Oberveterinärkursus statt. 

An dem Stabsveterinärkursus nehmen teil: 

Von Preußen: die Stabsveterinäre mit dem Titel O. St. V.: 
Iversen, Engelke, Günther, Dahlenburg, Rottschalk, Biermann, 
Thomann, Lewin, Hischer, Walther, Erber, Korff. Die Stabs- 
veterinäre: Mölhusen, Hensel, Seegert, Böhland, Krüger, Dix, 
Tennert, Nordheim, Kühn, Brose, Dietrich, Krill, Herbst, Grund- 
mann, Brost, Barth, Mohr, Bandelow und die Remontedepot- 
veterinäre: O. St. V. Hinz, Fuchs, Pelka, Giesenschlag und St. V. 
Träger. Von Württemberg: die O. St. V. Basel, Dr. Lutz und 
Hepp. Von Sachsen: die O. St. V. Richter und Schley. 

An dem Öberveterinärkursus: 

Von Preußen: die Oberveterinäre Storbeck, Meyer, Freise, 
Hansmann, Siebert, Külper, Warmbrunn, Klein, Haase, Pamperin, 
Gronow, Wickel, Witte, Dr. Dieckmann, Zoglowek, Klotz, Morgen- 
stern, Fontaine, Garbe, Wantrup, Hölscher, Schmidt, Breithor, 
Stellmacher, Dröge, Hahn, Lehmann, Giese und Maeder. Von 
Württemberg: die O. V. Dr. Huber, Laubis, Bley und Hauber. Von 
Sachsen: die O. V. Schierbrandt und Dr. Emshoff. 


150 jährige Jubelfeier der Tierärztlichen Hochschule 
zu Lyon. 


Am 26. bis 28. Oktober begeht die Tierärztliche Hochschule 
in Lyon die Feier ihres 150 jährigen Bestehens, für die der Minister 
für Landwirtschaft den Vorsitz übernommen und staatliche Mittel 
zur Verfügung gestellt hat. Am Sonnabend, den 26. Oktober, 
findet im Auditorium maximum der Festakt der Jubiläumsfeier 
und der Zweihundertjahrfeier Bourgelats statt. Am Sonntag-Vor- 
mittag wird die Büste von Prof. Gatthier feierlichst enthüllt und 
für den verstorbenen langjährigen hervorragenden Direktor Prof. 
Arloing, dessen Standbild zur Einweihung noch nicht fertig ist, eine 
Gedenkfeier veranstaltet. Mittags findet ein Festessen statt, und 
abends sind die Festteilnehmer Gäste der Stadt im Rathause. Die 
folgenden Tage sind für die Besichtigung der Schlacht- und Vieh- 
hofanlagen der Stadt Lyon und der Sehenswürdigkeiten der Stadt 
und für Ausflüge in die Umgebung bestimmt. 

Ein Damen-Komitee wird sich der Damen der Teilnehmer an- 
nehmen und für Unterhaltung sorgen. 

Das Organisationskomitee ladet alle Tierärzte der Welt zu der 
Feier ein, die zu einer großen Feier der tierärztlichen Wissenschaft 
und des tierärztlichen Standes ausgestaltet werden soll. 


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Die französischen Bahnen bewilligen den Teilnehmern bei vor- 
heriger Anmeldung bei dem Direktor der Hochschule, Prof. Alfred 
Faure, eine Fahrpreisermäßigung von 50%. 


Auszeichnungen. 


Den Professoren an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, 
Geheimen Regierungsräten Eggeling und Dr. Fröhner, ist 
der Rote Adlerorden III. Klasse mit der Schleife verliehen. 


Deutscher Veterinärrat. 


Die Plenarversammlung des Deutschen Veterinärrates findet 
in der Zeit vom 17. bis 19. Oktober d. Js. in Eisenach statt. 


X, Tierärztlicher Weltkongreß in London. 


Der ständige Ausschuß der Internationalen Weltkongresse hat 
beschlossen, im Anschluß an die Gedenkfeier des 150 jährigen Be- 
stehens der Tierärztlichen Lehranstalt in Lyon am 25. Oktober 1912 
dortselbst eine Sitzung abzuhalten. 

Der deutsche Vertreter, zugleich Vorsitzender des ständigen 
Ausschusses, ist Geheimrat Dr. Lydtin. 


Gesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin. 


Das Institut für öffentliche Gesundheitspflege in Rostock hat 
den Namen „Landesgesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin“ 
erhalten. Es besteht aus zwei Abteilungen, von denen eine der 
Erforschung und Bekämpfung der Krankheiten der Menschen 
und Tiere, die zweite der Untersuchung von Lebensmitteln und 
Gebrauchsgegenständen dient. Eine Nebenabteilung der letzteren 
erledigt die gerichtlichen Untersuchungen. 

Der Direktor des hygienischen Instituts in Rostock ist gleich- 
zeitig Direktor des Landesgesundheitsamtes. Als tierärztliche 
Mitglieder gehören dem letzteren Kreistierarzt Hilbrandt und 
Dr. Balzer an. 


Verschiedene Mitteilungen 


Militärtierärztliche Gesellschaft. Im Wintersemester finden 
wieder regelmäßig Versammlungen statt. Der erste Vortragsabend 
ist am Sonnabend, den 26. Oktober, abends 714 h. c. t., im Restau- 
rant Atlas, 1 Treppe, an der Weidendammer "Brücke. An diesem 






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— 483 — 


Abend wird Stabsveterinär Keutzer einen Vortrag über „Die 
Einteilung der Gräser und ihre Erkennung in 
der Blüte‘ halten. Anmeldungen von Vorträgen für spätere 
Versammlungen werden gern entgegengenommen und sind recht- 
zeitig zu richten an den Vorsitzenden, Generalveterinär Dr. Hell. 


Rennsiege eines Veterinäroffiziers in Tsingtau. Während 
die Militärveterinäre in Österreich-Ungarn sich vielfach am Renn- 
sport beteiligen und manche vortrefflichen Siege zu verzeichnen 
haben, haben sich die deutschen Veterinäroffiziere bisher noch 
völlig vom Rennreiten ausgeschlossen. Daher dürfte wohl die 
Leser die Nachricht interessieren, daß nach der „Kiautschou 
Post“ Stabsveterinär Mrowka in Tsingtau ein eifriger Renn- 
reiter ist. Auf dem Frühjahrsmeeting des Tsingtau-Rennvereins 
ist er nicht weniger als sechsmal im Sattel gewesen und in diesen 
Rennen dreimal als erster und einmal als zweiter durchs Ziel 
gegangen. Der „K. P.“ zufolge ist es seinem geschickten Reiten 
zu verdanken, daß der Fünfviertelmeilen-Rekord (2000 m) nicht 
unerheblich gedrückt wurde. Im Flachrennen nämlich legte der 
chinesische Pony „Eo ipso“ unter Mrowka die Entfernung von 
2000 m in 2 Min. 46% Sek. zurück. Die deutschen Rennpferde 
laufen in derselben Zeit etwa 400 m mehr. Die Ponys kommen 
roh aus der Mongolei und werden in Tsingtau trainiert. Wir 
wünschen dem jungen Rennreiter weitere Erfolge! 


Jodtinkturflasche nach Marinestabsarzt Dr. Scheel. Dr. Scheel 
hat zur Desinfektion mit Jodtinktur nach der Grossichschen 
Methode eine Flasche konstruiert, mit der es ermöglicht ist, die 
Hautdesinfektion stets mittels eines sterilen Tupfers vorzunehmen. 
Die Flasche ist von länglicher, achteckiger Form, faßt etwa 50 bis 
100 cem, besteht aus diekem, dunklem Glas und hat einen in den 
weiten, kurzen Hals eingeschliffenen Glasstöpsel. An diesem ist 
ein ziemlich langer, fast bis auf den Boden reichender massiver, 
in die Jodtinktur ständig eintauchender Glasstab befestigt, an 
dessen mit Rillen versehenem Ende ein kleines Stück Asbest auf- 
gewickelt ist. 

Diese Jodtinkturflasche stellt einen luftdichten Behälter dar, 
in dem die Jodtinktur vor dem Verderben geschützt ist, und die 
einen bei jedem Grad der Füllung der Flasche keimfreigemachten, 
stets gebrauchsfertigen Tupfer in sich schließt. 

Die Vorteile gegenüber der bisher üblichen Methode liegen 
in der besseren Dosierung der aufzutragenden Menge der Jod- 
tinktur, in dem Fortfall der in besonderen sterilen Gefäßen mitzu- 
führenden Tupfer, in dem Nichtbeschmutzen der Hände und In- 
strumente (Pinzetten und Holzstäbchen) mit Jodtinktur und der 
durch Eintauchen in die Jodlösung ständig sterilen, durch diese 
nicht zerstörbaren Asbesttupfer. 

Die Flasche kann von der Firma Evens & Pistor-Cassel zum 
Preise von 1 M. bezogen werden. 


Behandlung des Starrkrampfes bei Pferden mit Pilocarpin. 
Zwei französische Tierärzte haben mit dieser Behandlung über- 
raschende Erfolge gehabt. Nachdem die erkrankten Tiere in einen 


— 484 — 


dunklen Stall gebracht sind, wird dreimal täglich 0.1 Pilocarpin 
subkutan gegeben. Nach &8tägiger Behandlung schwanden die 
Krankheitssymptome. 


Tierärztliches Meldewesen in Berlin. Der Polizeipräsident 
von Berlin erinnert daran, daß mit Bezug auf die Verordnung 
vom 15. Dezember 1902, betr. das Meldewesen der Ärzte, Zahn- 
ärzte und Tierärzte Berlins zu der vorgeschriebenen Meldung für 
den ganzen Landespolizeibezirk Berlin der Königliche Departe- 
mentstierarzt, Veterinärrat Koschel, zuständig und an den 
Wochentagen vormittags im Dienstgebäude am Alexanderplatz. 
Eingang HI, 2. Stock, Zimmer 274, zu sprechen ist. 


Deutscher Erfolg auf der Olympia-Pferdeschau in London. 
In diesem Jahre war eine offizielle Beschiekung mit Vertretern 
unserer Armee nicht ins Auge gefaßt worden. Dagegen hatte ein 
einziger deutscher Offizier privatim mit Allerhöchster Genehmigung 
ein Pferd zur Olympiaschau genannt. Es war Lt. Erberaf v. Fugger 
vom Regt. Gardes du Corps, der seine Sjährige schwarzbraune Stute 
„Othero“, von „Oetober“, einem Beberbecker Perkunos-Sohn aus 
einer Chamantstute, für die Konkurrenz leichterer Chargenpferdr 
gemeldet hatte. 16 Pferde, darunter ein französisches, sonst nur 
englische, traten gegen „Othero“ in Wettbewerb, wobei diese Stute 
zunächst nach einer flüchtigen Musterung im Gang als vierte auf- 
gestellt wurde. Bei näherer Betrachtung wurde „Othero“ jedoch 
von den Preisrichtern, einem englischen, französischen und schwe- 
dischen Offizier, auf den zweiten Platz dirigiert. Nachdem sämt- 
liche Preisriehter die ostpreußische Stute und das bis dahin an 
erster Stelle stehende englische Pferd schließlich durch eigenes 
Reiten eingehend geprüft und ausprobiert hatten, wurde „Othero“ 
endlich der 1. Preis zugesprochen. Diesem Erfolge des einzigen 
deutschen Reitpferdes in London muß entschieden eine nicht zu 
unterschätzende Bedeutung beigelegt werden. Die 8jährige Stute 
ist nach den Feststellungen des Reichsverbandes für deutsches 
Halbblut in Ostpreußen von dem Züchter Emil Soldat-Pleinlanken, 
Kreis Insterburg, gezogen. Ihr Vater „October“ ist 1890 in Beberbeck 
geboren und kam 1893 als Landbeschäler nach Insterburg. Seine 
Mutter „Ottilie“ gehört der besten Stutenfamilie Beberbecks an, die 
seinerzeit aus dem Fr. W. G. nach dem Rheinhardswald über- 
siedelte. „Ottilie“ stammte vom „Chamant xx“. „October“ selbst 
hat, nach dem Blutwert berechnet, 8333 xx und 5€%, ox Blut in 
sich. (Zeitschrift für Gestütkunde.) 


Verbesserung des Avancements der französischen Militär- 
veterinäre. Nach einer Notiz in Le Bulletin vétérinaire vom 
15. Juli 1912 ist im französischen Kriegsministerium unter dem 
Vorsitz von Millerand über den Vorschlag des Deputierten 
Mequillet -—- Aufbesserung der Militär-Veterinäre — beraten 
worden. Es wurde festgestellt, daß die Zahl der Zivilstudieren- 
den bei den Tierärztlichen Hochschulen in Alfort, Toulouse und 
J,yon seit Jahren die gleiche bleibt, während die der Militärstudie- 





— 485 — 


renden von Jahr zu Jahr zurückgeht, besonders seit 1906. Mé- 
quillet schlug vor, zur Besserung des Avancements neue Stellen 
zu schaffen, und zwar 1 Veterinärinspekteur mit dem Rang eines 
Brigadegenerals, mehrere Vétérinaires principaux 1. Klasee mit 
Oberstenrang und mehrere Vétérinaires principaux 2. Klasse mit 
Oberstleutnantsrang. Außerdem wurde Gleichstellung der Vete- 
rinäre mit den Ärzten und Bildung eines Veterinärkorps gefordert. 





Serodiagnostik. Kurze Zusammenstellung der biologischen Reak- 
tionen nebst einem Anhang über die wichtigsten Protozoen von 
Dr. M. Piorkowski, Berlin. Mit 11 Abbildungen. Verlag von 
Richard Schötz, Berlin 1912. Preis 1,50 Mk. 


In der kleinen nur 38 Druckseiten umfassenden Broschüre war Verfasser 
sichtlich bemüht, in möglichst kurzer und prägnanter Art nur das durchaus 
Wissenswerte auf dem Gebiete der Serodiagnostik zusammenzufassen, soweit 
dieses zum Verständnis der biologischen Vorgänge unentbehrlich ist. Am 
Schluß ist eine kurze Beschreibung der in neuerer Zeit zu größerer Bedeutun 
gelangten Protozoen beigefügt. Studierenden und Tierärzten, die sich ‚schnell 
über die wesentlichsten serodiagnostischen Methoden sowie über die bezüg- 
lichen Fachausdrücke orientieren wollen, wird das kleine Werkchen will- 
kommen sein. Wöhler. 


Sammlung deutscher Reichs- und Landesgesetze mit Erläuterungen. 
Viehseuchengesetz. Vom 26. Juni 1909. Nebst den Ausführungs- 
vorschriften des Bundesrats vom 7. Dezember 1911 und einem 
Anhange, enthaltend die anderen Reichsgesetze zur Bekämpfung 
vonViehseuchen, sowiedas preußische und bayerische Ausführungs- 
gesetz. Herausgegeben von Dr. Helmuth Lehmann, Gerichts- 
assessor in Charlottenburg. Verlag von C.L. Hirschfeld, Leipzig. 
Preis in grau Leinen gebunden 3 Mk. 


Das Werk enthält das Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909, die Aus- 
führungsvorschriften des Bundesrats zum Viehseuchengesetz, die Anweisung 
für die tierärztliche Feststellung der Tuberkulose, für das Desinfektions- 
verfahren bei Viehseuchen, für das Zerlegungsverfahren und für die 
unschädliche Beseitigung von Kadavern und Kadaverteilen. Im Anhang 
ist beigefügt das Reichsgesetz, und zwar betreffend 1. Maßregeln gegen 
die Rinderpest, 2. Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinderpest 
erlassenen Vieh-Einfuhrverbote, 3. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen 
bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen und 4. die Beseitigung von Tier- 
kadavern. Ferner enthält der Anhang unter 5 die Ausführungsbestimmungen 
des Bundesrat3, betreffend die Beseitigung von Tierkadavern, unter 6 das 
Preußische Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom 25. Juli 1911 
und unter 7 das Bayerische Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom 
13. August 1910. Die preußischen, bayerischen und sächsischen Ministerial- 
verordnungen sollen in einem besonderen, einzeln käuflichen Nachtragheft 
demnächst folgen. Zur schnellen und zuverlässigen Orientierung des Lesers 
sind bei den einzelnen Paragraphen des Viehseuchengesetzes Anmerkungen 


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gemacht, die eine knappe, aber ausreichende Erläuterung der Gesetzesbestim- 
mungen geben und gleichzeitig auf andere bei der Anwendung eines Para- 
graphen in Betracht kommende Gesetzesstellen hinweisen. Zu diesem Zweck 
ist auch bei jeder Gesetzesbestimmung grundsitzlich die dazu gehörige Straf- 
vorschrift angegeben. Das buchhändlerisch gut ausgestattete und in Taschen- 
format erschienene Werk ist hauptsächlich für den praktischen Gebrauch des 
Tierarztes, Landwirtes und Verwaltungsbeamten bestimmt. Wöhler. 


B Personalnachrichten 


Preufsen. Befördert: Zum Generalleutnant: Generalmajor 
Wandel, Dir. des Allgem. Kriegs-Dep. — Zum Oberst: Oberstlt. 
v. Glasenapp, Milit. Veter. Insp. — Zu K.St.V. die O.St.V.: Lewin beim 
K.R. 4, unter Versetzung zum Gen. Kom. I. A.K., Mierswa beim 
Fa. 42, unter Versetzung zum XX. A.K., Scholtz beim Fa. 14, 
unter Versetzung zum Gen. Kom. II. A.K., vorl. ohne Patent, Petsch 
beim 2. G.U.R., unter Versetzung zur M.V.A., vorl. ohne Patent. — 
Wöhler, K.St.V. bei der M.V.A. ein Patent seines Dienstgrades er- 
halten. — Zu St.V. befördert: die O.V. Dr. Perkuhn beim U.R. 3, 
Hennig bei der Milit. Lehrschm. in Berlin, Kraenner beim Fa. 34, 
Lührs beim 1.G.Fa., Zeumer beim Fa. 61, Roth beim D.R. 5, dieser 
unter Versetzung zum H.R. 9, Seidler beim H.R. 16, Seminler beim 
R. der Gardes du Corps, Moldenhauer beim Fa. 27, Schmidt beim 
U.R. 6, Bochberg beim H.R. 6, dieser unter Versetzung zum K.R. 5, 
Wiechert beim Fußa. 7, unter Versetzung zum Fa. 84. — Zum O.V. 
befördert: Lemhöfer, V. beim D.R. 22. — Zu U.V. befördert: die 
bish. Stud. d. M.V.A.: Brendecke, Flemming, Lepinsky, Pape, 
Kömpf, Stier, Leitner, Büntzel, Bonger. — Versetzt: Tetzner, 
K.St.V. u. Erster Inspiz. b. d. M.V.A, zum Gen. Kom. d. G.K, 
Schmieder, K.St.V. u. K.V. beim Gen. Kom. I. A.K., zum XXI. A.K.; 
die St.V.: Dr. Pätz beim 2. L.H.R. 2, zum Fa. 14, Stahn beim D.R. 11, 
zum Train-B. 2, Guhrauer beim Train-B. 2, zum 2. L.H.R. 2, Duill 
beim Train-B.7, zum K.R.4, Timm beim U.R. 6, zum Fa. 42, Fischer 
beim 2. G.U.R., zum D.R. 4, Günther beim 1. L.H.R.1, zum Train-B. 17, 
Blunk beim H.R. 9, zum Train-B. 15, Dr. Dreyer beim K.R.4, zum 
Train-B. 7, Karstedt beim U.R. 7, zum Fa. 8, Müller b. d. Milit. 
Lehrschm. in Berlin, zum 2. G.U.R., Christ beim D.R. 4, zum Fa. 79, 
Ehrle beim Fa. 8, zum Fa. 80, Parsiegla beim D.R. 6, zum Fa. 80, 
Laabs beim Train-B. 17, zum Fa. 81, Baumann beim Jäg. R. z. Pf. 4, 
zum Fa.82, Tschetschog beim Fa.71, zum Fa. 82, Biermann beim 
Fa. 70 zum Fa. 83, Heydt beim Train-B. 15, zum Fa. 84, Jocks 
beim Lehr-B. d. Fußa. Schießsceh., zum Lehr-R. d. Fußa. Schießsch,, 
Brilling beim K.R. 3, zum Train-B. 20, Wesolowski beim H.R. 14, 
zum Train-B. 21; die O.V.: Ammelounx beim Fa. 15, zur Milit. Lehr- 
schmiede in Berlin, Wickel beim Fa. 1, zum D.R. 11, Borcherdt 
beim U.R. 14, zum Fa. 15, Dr. Dieckmann b. d. M.V.A., zum D.R. 6, 
Klotz beim U.R. 3, zum 1. L.H.R, 1, Scheike beim Train-B. 5, zum 





— 487 — 


H.R. 6, Lehmann beim Fa. 16, zum Fußa. 1, Wendt beim D.R. 15, 
zum U.R.7, Weber beim H.R. 11, zum Fußa. 13, Scholz beim H.R. 4, 
zum Fußa.6, Wagenknecht beim Fa. 8, zum Fa. 70, v. Holwede 
beim Fa. 59, zum Fußa.7, Rothenstein beim R. der Garde du Corps, 
zum Fußa. 9, Schunk beim U.R. 11, zum D.R. 5, Richters beim 
D.R. 11, zur M.V.A,, Bähr beim D.R. 10, zum Fa. 81, Volkmann 
beim Fa. 33, zum Fußa. 16, Hommelsheim beim D.R. 7, zum Fußa. 18, 
Sommerfeld b. d. M.V.A., zum Fußa. 20, Wiedemann beim Lehr-R. 
d. Fa. Schießsch., zum Lehr-R. d. Fußa. Schießsch., Kürschner 
beim 1. G.Fa., zum Telegr. B.5; die V.: Dr. Buchal beim Fa. 53, 
zum Lehr-R. d. Fa. Schießsch., Möller beim Fa. 45, zum D.R. 1, 
Viehmann beim H.R. 13, zum H.R. 14, Siehring beim Fa. 2, zum 
Fa. 71, Klabe beim Fa. 73, zum D.R. 10, Gneufs beim Fa. 72, zum 
D.R. 11, Zappe beim Fa. 63, zum Fa. 33, Dr. Burghardt beim 
3. G.Fa., zum 2.G.U.R., Mangelow beim Fa. 46, zum Jäg. R. z. Pf. 4, 
Dr. v. Böhm beim U.R. 1, zum H.R. 4, Dr. Rathsmann beim Fa. 67, 
zum D.R. 15, Dr. Berger beim Fa. 15, zum U.R. 14, Osinski beim 
Fa. 70, zum U.R. 3, Dr. Heise beim Fa. 75, zum Fa. 59, Dr. Bumann 
beim K.R. 7, zum H.R. 11, Bayer beim Fa. 66, zum H.R. 13, 
Schäfer beim Fa. 21 zum Fa. 79, Dr. Löffler beim L.D.R. 24, zum 
Fa. 83. — Völker, Königl. Württ. St.V., komm. nach Preußen, jetzt 
beim 4. Württ. Fa. 65, wird dem H.R. 8 überwiesen. — Martin, 
V. beim Fa. 44 wird behufs Verwendung beim 3. Württ. Fa. 49 nach 
Württemberg kommandiert. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension 
u. d. Erl. zum Tragen ihrer bish. Uniform bew.: den K.St.V.: 
Bartke beim Gen. Kom. II. A.K., Herbst beim Gen. Kom. d. G.K. 
beiden unter Verleihung des Kr.O.3.; dem O.St.V. Priefs beim 
H.R. 8. — Der Abschied m. d. gesetzl. Pension aus dem aktiven 
Heere bew.: Lange, O.V. beim D.R. 1, zugleich ist derselbe bei den 
Veterinäroffizieren der Landw. 1. Aufg. angestellt. — Kaiserl. 
Schutztruppen: Knochendöppel, O.V. i. d. Schutztr. f. S.W.A., 
zum St.V. befördert. — Beurlaubtenstand: Dr. Litty (Halle a. S.), 
O.V. der Res. zum St.V. befördert. Der Abschied bew.: Böhme 
(Altenburg), Schmidt (II. Dortmund), Schulz (Lüneburg), O.V. der 
Landw. 2. Aufg. 


Bayern. U.V. Götz des 2. Chev. R. zum V. in diesem R. mit 
Patent v. 22. 7. 12 befördert. 


Sachsen. Kuhn, O.St.V. beim 3. Fa. 32, unter Versetzung zum 
Gen. Kom. XIX. A.K., zum K.St.V. befördert. Krause, St.V. beim 
Karab.R., zum 3. Fa. 32 versetzt. Die O.V. Schumann beim 
2. H.R. 19 zum St.V. befördert. Dr. Emshoff der Milit. Abt. b. d. 
Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden zum Fußa.B. 19, 
Schütze beim Train-B. 19 unter Enthebung von dem Kmdo. zur 
Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden 
zum 2. H.R. 19, Bauer beim 5. Fa. 64 zur Milit. Abt. b. d. Tierärztl. 
Hochsch. u. d. Lehrschm. zu Dresden kdrt. u. z. 2. Train-B. 19, 
Peritz beim 1. Fa. 12 zur Milit. Abt. b. d. Tierärztl. Hochsch. u. d. 
Lehrschm. zu Dresden, Bergelt, V. beim 7. Fa. 77, zum Karab.R. 
— versetzt. Walther, K.St.V. beim Gen. Kom. XIX. A.K., mit der 
gesetzl. Pension u. m. d. Erl. zum Tragen seiner bish. Uniform, 


— 488 — 


der Abschied bew. unter Verleihung der Krone zum Ritterkreuz 
I. Kl. des Albrechts-Ordens. Kegler, O.V. beim 2. H.R. 19, auf 
sein Gesuch zu den Veterinäroffiz. der Landw. 1. Aufg. überge- 
führt. — Stiegler, O.St.V. bei der Milit. Reitanstalt, unter Ver- 
setzung zum Gen. Kom. des XII. A.K, zum K.St.V. befördert. — 
Schley, St.V. (m. d. Titel O.St.V.) beim 4. Fa. 48, zur Milit. Reit- 
anstalt; die St.V. Werrmann beim 1. Train-B. 12 zum 4. Fa. 48, 
Rehm beim 3. U.R. 21 zum 1. Train-B. 12 — versetzt. Offermann, 
O.V. beim 4. Fa. 48, unter Belassung in dem Komdo. zum Kaiserl. 
Gesundheitsamt in Berlin zum St.V., Walther, V. beim G.R.R. 
zum O.V. — befördert. Müller, K.St.V. beim Gen. Kom. des 
XII. A.K, m. d. gesetzl. Pension u. m. d. Erl. zum Tragen seiner 
bish. Uniform der Abschied bewilligt. 


Württemberg. Völker, St.V. beim Fa. 65, wird behufs Ver- 
wendung beim H.R. 8 nach Preußen kdrt. Claufs, St.V. beim 
Train-B. 13, zum Fa. 65, Schmehle, überz. St.V. beim Fa. 49, als 
etatsm. St.V. zum Train-B. 13 — versetzt. König, O.V. beim 
Fa. 49, zum überz. St.V. befördert. Martin, Königl. Preuß. V. 
beim Fa. 44, vom 1. 10. 12 ab nach Württemberg kdrt, dem 

Fa. 49 überwiesen. 


Ordensauszeichnungen. Der R.A.O. 3. Kl. mit der Schl. dem 
G.V. u. Dir. der M.V.A. Dr. Hell, der K.O. 3. Kl. dem O.St.V. a. D. 
Grefsel, der R.A.O. 4. Kl.: dem O.St.V. Tiedke beim Rem. Dep. i. 
Bärenklau, den St.V.: Werner beim Fa. 39, Hentrich bei der 
Milit. Lehrschm. i. Berlin, Keutzer bei der M.V.A., Heinze beim 
Fa. 40, Aulich beim Fa. 5 und Schmidt beim 1. G.D.R., dem 
Königl. Sächs. K.St.V. Kuhn und O.St.V. Richter. Das Ritter- 
kreuz I. Kl. d. Königl. Sächs. Albrechts - Ordens: dem K.St.V. 
Stiegler und O.St.V. Blumentritt. 


Promotionen. An der Tierärztl. Hochsch. zu Berlin die U.V. 
an der M.V.A.: Müller, Wachsmuth und Behn. 


|| Familiennachrichten 


Geboren. Eine Tochter dem Herrn Oberveterinär Dröge, 
Militär-Lehrschmiede Berlin. 





Berichtigung. 

Im vorigen Heft muß es in dem Referat „Die operative Be- 
handlung des Kehlkopfpfeifens“ Seite 426, Zeile 3 im 2. Absatz 
heißen: „Ringgießkannenmuskellähmung“ statt „Ringschildmuskel- 
lähmung.“ 











Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, 
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 


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Decubitus, Herpes, Panaritien etc. ferner bei Kontusionen, 

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-e Cf. Korpsstabsveterinär Dr. PACTS Z. f. V., Heft 4, 1910 e9 
s x T. R., 19. 9. 1910 AI” 

= P Oberstabsveterinär Kalkoff:" Z. f. V., Heft 11, 1910 

um 22 Priess, Oberveterinäre Nordt Garbe, D > 
7) Griebeler, H. Schulz, Eschrich: Z.f.V.,Heft5, 1011 |= 

z3 „ Stabsveterinär Achterberg: Z. f: V. Heft 6. 1911 a | 0° 
S „ Oberveterinär Dr. Sustmann: B. T. W., 24.8.11 -J ” 
eg Indikationen: Distorsionen, akute A BE E =. = 
S| entzündungen, Gallen, Lahmheiten (Schulter, Lenden, |@ |= 
L Gelenke), Knochenhaut-Entzündung, Euter-Entzün- = N 
z dung, Phlegmone, Lymph- u. Blutextravasate, Herpes, |= |g 
D Hitzpocken der Pferde, Fisteln, schwerer Nageltritt © 

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keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzlig- 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti- 
zitätdes Ganges, vergrößert die Leistungs- 
fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
Adie Prellung.“ 
NO Wohltät ig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
Sa bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang- 
S huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
3 und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
gallen, Hornspalten usw. 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt. 

: Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eis ver- 
hindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 

Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und 
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


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in der humanen wie in der Tiermedizin (über 100 Originalarbeiten 
erster Autoritäten) hatte die Entstehung zahlreicher 


minderwertiger Nnchahmungen 


von inkonstanter Zusammensetzung zur Folge. Diese können natur- 
gemäfs billiger hergestellt und verkauft werden, aber bei ihrer An- 
wendung läuft man Gefahr, unerwünschte Wirkungen zu erzielen. 

Es empfiehlt sich daher, nach wie vor a E A PAERSS zu 
verordnen, und zwar susdrücklich in 


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Mit 1 Beilage. 








24, Jahrg. November 1912, 11. Heit. 


INNEN NENET INIEINDINZEVSSE III 


ZEITSCHRIFT FÜR 





MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE 
ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE - 










Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär-Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 

der Militär-Lehrschmiede Berlin 


. Redigiert von Korpsstabsveterinär 
Wöhler 

Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 

Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr, 68-71 
AAAA aA aA aA arar Ar aAa aA TENEAN 


Inhaltsangabe. 


Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des Perdes durch SE Ore , 
pilzvergiitung. Von Korpsstabsveterinär Tetzner . . . . 489—504 


Mitteilungen aus der Armee . . . ne. 505-514 


Polyarthritis rheumatica bei einem Pferde. Von Oberveterinär 
Wiedemann. — Strychninvergiftung beim Pferde. Von Stabsveterinär 
Dr. Hock. — Gallensteinkolik beim Pferde. Von Veterinär Grimm. — 
Mehrere gleichzeitig. aufgetretene Fälle von Lumbago. Von Stabs- 

veterinär. Klinner. 


Referate . . . praua a ar ee ce ae ee a A520 


Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte. Von 
Korpsstabsveterinär Feldtmann. — Einecker: Über einige neuere 
Desinfektionsmittel (Phenostal, Morbicid K. T. und Husinol). Arbeiten 
aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt, Bd. 28, Heft 2, 1911. — Schlas- 
Der Der Einfluß des Salvarsans auf die Nieren bei intravenösen 

niektionen.. Dermatologische Zeitschrift Heft 10, 1912. — Dörrer: 

ie verhalten sich die Beugesehnen am Fuße des Pferdes hinsichtlich 

ihrer Spannung beim Durchtreten und beim Abschwingen bezw. Ab- 
stemmen? Der Hufschmied Nr. 10, 1912. — Fröhner: Weitere ' 
Untersuchungen über den diagnostischen Wert der Opthalmoreaktion 
beim Rotz. Monatshefte für prakt. Tierheilkunde 10. u. 11. Heft. 1912. — 
Abderhalden und Weil: Uber die Diagnose der Schwangerschaft 
mittels der optischen Methode und des Dialysierverfahrens. B. T. W. 
und Münch. Medizin. Wochenschrift 1912. — Sinigaglia: Unter- 

` suchungen über Staupe. La clinica veterinaria rassegna di polizia 
sanitaria e di igiene N. 10. 1912. 


Tagesgeschichte Goe ee ne 020530 4 

Verschiedene Mitteilungen . . : . : 2: 2 2 2 m nn nn nn. 590-534 

Bücherschau . . ::: 20 534535 

Personalnachrichten . . . . : : 22m nn en 
| Ausgegeben am 2. November 1912. r 





Seite 















a hd G a ur TI aAA Et h A a l Å-A m e T m». Tr a VE TE FETT un — 
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S00000000« In serate sossuse NN 
sind an die Verlagshandlung, Berlin SW es, Kochstrafse 68—71, -inzu, ER 


PYOKTANIN 


Vollständig ungiftiges und. geruchloses 





Antiseptikum, 





zur Prophylaxe und Therapie der 


Maul- und Klauen- 
Seuche 


besonders empfohlen. 








kd 

















Pyoktanin wurde während des letzten Seuchenganges in 
großem Umfange verwendet und hat sich an zahlreichen 
Stellen vortrefflich bewährt. 








Literatur zur Verfügung. 


E.Merck, Darmstadt. 








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empfohlen als billigste Desinfektion 
gegen Seuchen aller Art, insbesondere 


Maul- und Klauenseuche 


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im‘ a e 12-13 














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° Arbeitspferde 


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Ständig in kondenen uewant 
Direkter Jmport. 


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Mustads 
Hufnagel 


Das Beste ist gerade gut genug für den Hufbeschlag, und wenn das Beste 
dazu noch zu vorteilhaftem Preis geboten wird, so wird dem Schmiedemeister die 
Wahl nicht schwer. 

Dies gilt in vollem Maße von dem Hufnagel 


„MARKE MUSTAD“. | 


Dieser Hufnagel hat sich seiner großen Vorzüge wegen überall, wo er 
bekannt wurde, beliebt gemacht; cr hat sich bereits in den besten und größten 
Hufbeschlagschmieden eine bleibende Stätte erobert. 

Ich verwende nur Hufnägel Marke MUSTAD, das bekommen die Händler, 
welche andere Hufnägel anbieten, überall und tausendfach zu hören. 

Welches sind denn nun die Vorzüge des MUSTAD Hufnagels, die ihn zum 
Liebling aller Schmiedemeister machen ? 

Der MUSTAD Hufnagel ıst von Anfang bis zu Ende fachmännisch hergestellt: 

Kopfform — Klinge — Richtung — Zwicke — Spitze 
alles tadellos. 

Abspringen der Köpfe bei sachgemäßer Verwendung unmöglich. 

Alle üblichen Kopfformen und alle Größen werden geliefert. 

Der Preis ist billig. 

Und die beste Empfehlung für den MUSTAD Hufnagel: 

Er ist aus echtem schwedischen Spezial-Hufnageleisen. 

Dieses Hufnageleisen wird ausschließlich für die MUSTAD Hufnägel hergestellt. 
Es verleiht dem Nagel seine unvergleichliche Güte und Haltbarkeit. 

Zu haben in den Eisenhandlungen. 








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Dittersderter Filz- und Kratzeniuchlabrik, Dittersderier Filz- und Kratzentuchlabrik, 
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bei Chemaitz,  Kommandanteastr. 20—21, Böhmen. Capistrangasse 2. 


Schwammfilz und sämtliche Bandagenfilze. 


Schwammfilz für hydropathische Umschläge in Nr. 12, Jahrgang I, 
dieser Zeitschrift von Herrn Stabsveterinär Verfürth empfohlen. 


Muster postfrei. 


Ferner alle Gattungen Filz für Konfektion, Stickerei, Portieren, Tischdecken, Juponr- 
und Mützenfabrikation. Teppichfilze. Filzstoffe, Oberfilze, Futter- und Einlegesohlen- 
filze für Schuhfabrikation. Mechanik- und Pianofilze. Formstecherfilze. Polierfilze 
Zylinder- und Kratzentuchfilze, überhaup; erstklassige FeinfllzeallerArt —Export. 
















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Pix liquida 
in der Veterinär-Medizin. 


Pulverförmiges Kondensationsprodukt aus Pix liquida 
und Formaldehyd, genau dosierbar, nur schwach riechend, 
frei von unangenehmen Reizwirkungen irgendwelcher Art. 


Innerliche Anwendung: Bei Aonie des Magens und Darms, 
m ——, DO ADNOM Öärungen,Tympanitis, 


Kälberruhr, Durchfällen und anderen infektiösen Erkrankungen des Darms. 
Bei Pyelitis und Cystitis als antiseptisches Diureticum. Bei verminösen 
Krankheiten und blennorrhoischen Erkrankungen der Atmungsorgane, als 
kausales, bzw. antikatarrhalisches Expektorans. 


Darreichungsform: Pulver, Pillen, Latwergen, Mischungen mit Rizinus- 
öl usw., Gelatinekapseln. 


Dosis für Rinder: 10—30 g, Pferde: 10—20 g: Kälber, Fohlen, Schafe, 
Ziegen, Schweine: 2—8 g, Hunde: 0,1—3 g, Geflügel: 0,1—0,2 g. 


ÄuBerliche Anwendung: Als keratoplastisches, juckstillendes, 
aaa. AOE TESOTDIEFENAES 


und desinfizierendes Mittel zur Behandlung von chronischen Haut- 
krankheiten, namentlich trockenen squamösen Ekzemformen, Ausschlag, 
Schuppenflechte, Juckflechte, Psoriasis, Prurigo, Rückenekzem der Hunde, 
Mauke der Pferde, sowie bei parasitären Dermatosen, wie Räude, Favus, 
Herpes usw. Ferner als antiseptisches, austrocknendes, granulations- 
beförderndes Mittel bei chronischen torpiden Hautaffektionen, schlaffen 
Wunden und Geschwüren, Otitis, Dekubitus, bei Euterknoten, Aktinomykose, 
zu Dauerverbänden, bei Huf- und Klauenleiden, Steingallen, 
Hornspalten, Panaritien, Klauenseuche usw. 


Anwendungsformen: Rein oder mit Bolus, Lykopodium, Zinc. oxyd., 
Amylum vermischt als Streupulver, in Aceton, Spiritus oder Collodium 
gelöst zur Pinselung, mit Fett, Vaseline oder Schmierseife, ev. unter Zusatz 
von Schwefel, Perubalsam usw. als Salbe oder Paste, in Perubalsamöl 
gelöst zu Einreibungen, endlich in Form flüssiger und fester Seifen, ev. 
mit weiteren Zusätzen zu Waschungen und Bädern. 

Proben von Pittylen und Pittylen-Präparaten zum äußerlichen Gebrauche, 
insbesondere auch von Pittylen-Seifen, stellen wir gern zur Verfügung, 
ebenso auch Rezeptur -Vorschriften, sowie Separatabdrücke der bisher 
erschienenen Arbeiten. Wir bitten die Herren Tierärzte, solche einzufordern 
und Versuche in der Praxis anzustellen. 


Dresdener Chemisches Laboratorium Lingner G.m.b.H. 


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für Pferde und Rinder, bestehend aus zwei Wolldecken mit starker 
Öltuch-Zwischenlage, die mit der äußeren Wolldecke fest zusammen- 
genäht ist; die innere Decke ist zwecks Anfeuchtens abnehmbar 


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— D.R.G.M. 
Mit 12 m Seide in Stärke 4 gefüllt . 
Mit 10 m Seide in Stärke 6 gefüllt . . . . 
(Siehe Stärkenskala Seite 55 des Hauptner-Kataloges 1907.) 
Das trockene Nähmaterial ist sterilisiert und fertig zum Gebrauch. 
Es kommt nur so viel Seide mit der Außenluft in Berührung, wie 
en wird. Die beiden letzten Meter sind gefärbt, so daß der 
perateur merkt, wenn der Vorrat zu Ende geht. 
Leere, unbeschädigte Behälter werden bei Neufüllung zu 
M 0,25 p. Stück in Zahlung genommen. 


Telegramm- Adresse: „Veterinaria.“ 





—— l oo 


24. Jahrg. November 1912. 11. Heft. 





Zeitschrift ü Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 80. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1.50 M. — Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen an. 


Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des 
Pierdes durch Schimmelpilzvergiitung. 


Von Korpsstabsveterinär Tetzner. 
(Schluß.) 


Der Pilzgehalt gesunder Futtermittel schwankt sehr. Bei 
den Futtermitteln vegetabilischer Herkunft hängt er ab vom Bau 
der Pflanzen oder deren einzelnen Teilen, von dem Wetter während 
der Vegetations- und der Erntezeit, der Behandlung und Aufbe- 
wahrung nach der Ernte, der Art der Weiterverarbeitung und der 
Art des Transportes u. a. mehr. 

Die Art der in einem Futtermittel sich entwickelnden Pilzflora 
und der durch sie bewirkten Stoffzersetzung wird nach Lafar 
(10) durch die chemische Zusammensetzung des Futtermittels, 
seinen Wassergehalt, die Anwesenheit oder Abwesenheit des 
atmosphärischen Sauerstoffs und durch die Temperatur bedingt. 
Die an und in den Futtermitteln vorkommenden Pilze stellen in 
diesen Beziehungen ganz verschiedene Ansprüche. 

Die bei geringem Feuchtigkeitsgehalte in den 
Futtermitteln sich vermehrenden Pilze sind lediglich Eumyceten, 
die hauptsächlich zu den Gattungen Aspergillus, Penicillium, Mo- 
nilia u. a. gehören. Erst bei erheblich höherem Wassergehalt 
stellen sich Schizomyceten ein. 

Unter natürlichen Verhältnissen verlaufen die in den Futter- 
mitteln eintretenden Zersetzungen bei mittlerer Tempera- 
tur, und es entwickeln sich daher auch vorwiegend die bei dieser 
am besten gedeihenden Pilzarten. Tritt aber aus irgendeinem 
Grunde längere Zeit eine Temperaturerhöhung ein (Selbst- 
erhitzung), so vermehren sich auch besonders die bei höheren Tem- 
peraturen besser gedeihenden Arten (Aspergillus flavus, A. niger, 
Rhizopus nigricans u. a.), die bei dem Verschimmeln unter ge- 
wöhnlichen Verhältnissen mehr zurücktreten. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 32 


— 490 — 


Von großem Einfluß auf die Flora in Zersetzung begriffener 
Futtermittel ist deren chemische Zusammensetzung. 
Die Eumyceten allerdings sind von ihr nur in geringem Grade ab- 
hängig, da der Kreis der von ihnen verwertbaren Nährstoffe ein 
sehr großer ist. 

Bekannt ist auch, daß die verschiedenen Pilze sich gegenseitig 
durch ihre Stoffwechselprodukte beeinflussen, daß bei gleichzeitiger 
Anwesenheit verschiedener Arten bei einzelnen von ihnen sowohl 
eine Beschleunigung im Wachstum stattfinden kann als auch um- 
gekehrt eine Hemmung. 

Bezüglich der bekannten Schädlichkeit verschimmelter Futter- 
stoffe glaubte Gerlach (7), daß die nachteilige Wirkung weniger 
von den Schimmelpilzen selbst als vielmehr von der durch sie zer- 
setzten Substanz herrührt. 

Nach Dammann (1) nähren sich die Schimmelpilze von den 
Stoffen des Substrats und bilden bei deren Zerlegung Zwischen- 
produkte von noch unbekanntem Charakter. Unzählige Male sei 
es gesehen worden, daß der Genuß schimmeliger Nahrung 
schwere Erkrankungen bei den Haustieren verursacht hat, vielleicht 
ebenso häufig sci dieser aber ohne Folgen geblieben. Allerdings 
habe die Analyse bisher weder in den Futterstoffen, in denen die 
Schimmelpilze vegetieren und Zersetzungsprodukte bilden, ein Gift 
nachgewiesen noch auch in den Saprophyten selber. Damit sei aber 
nicht bewiesen, daß es fehle. Man könne annehmen, daß eine in 
den Schimmelpilzen vorhandene ursprünglich indifferente Substanz 
erst durch eigentümliche, im Digestionsrohr vor sich gehende Um- 
setzungen zu einem toxischen Körper wird. Vielleicht noch berech- 
tigter sei die Annahme, daß die Schimmelpilze in den Verdauungs- 
organen durch ihre Einwirkung auf die Ingesta, vor allem auf die 
Amylacea, deletäre Stoffe erzeugen. 

Falk (3) hat mit Penicillium glaucum Versuche angestellt 
und konnte feststellen, daß die Einwirkung von Mund- und Bauch- 
speichel, von Magensaft und Galle bei Körpertemperatur (im Ver- 
dauungsofen) die Lebensenergie bzw. die Entwicklungsfähigkeit 
dieses Pilzes durchaus nicht beeinträchtigt; nur wenn dieser faulen 
Abdominaldrüsensäften ausgesetzt worden war, zeigte sich zwar 
nieht immer Zerstörung, aber stets eine Beeinträchtigung der 
Lebenstätigkeit, namentlich in Gestalt von Verzögerung der Keim- 
fähigkeit. Es erhellt hieraus, daß der gewöhnliche Brotschimmel 
innerhalb des größten Teils des Digestionskanals seine Lebenstätig- 
keit bewahren kann. Er muß im Verdauungskanal selbst seine 
Wirkung, wenn eine solche überhaupt in Frage kommt, entfalten; 
denn erfahrungsgemäß bleibt er endermatisch oder direkt in das 
Gefäßsystem gebracht ganz ohne Effekt. 

Auch vom Aspergillus fumigatus konnte Falk nachweisen, 
daß dieser in gleicher Weise wie der vorige gegen die frischen 


— 491 — 


sauren wie alkalischen Verdauungssäfte resistent ist, durch Fäul- 
nisfermente aber geschwächt wird. 


Durch Fütterungsversuche hat Pusch (14) festgestellt, daß 
der Verdauungsvorgang beim Pferd, Kuh, Schaf, Ziege und 
Schwein nicht imstande ist, die Sporen von Tilletia caries abzu- 
töten, daß aber Temperaturen von der Höhe der Blutwärme der 
Tiere den Keimungsprozeß dieser Sporen aufhalten, weshalb deren 
Keimung innerhalb des Tierkörpers ausgeschlossen erscheint. 


Bei seinen Fütterungsversuchen mit Reinkulturen von Peni- 
cillium glaucum konnte Zippel (19) weder beim Hund, Kanin- 
chen, Ziege noch Pferd Krankheitserscheinungen auslösen; dagegen 
gingen Kaninchen unter Lähmungserscheinungen zugrunde, wenn 
sie verschimmelte Kleie, die mit Kleienwasser angesetzt war und 
über drei Tage gestanden hatte, gefressen hatten. 


Nach Tereg und Arnold (16) sind bei Tieren die Ver- 
giftungserscheinungen nach Aufnahme verschimmelten Brotes ähn- 
lich wie beim Menschen, nur trete die für Cholinwirkung 
charakteristische Lähmung dominierend auf, womit auch der rasche 
Verlauf der Erkrankung — Tod in kurzer Zeit oder Genesung — 
übereinstimme. 


Pott (13) gibt an, daß in Gemeinschaft mit den Schmarotzer- 
pilzen auf den davon befallenen Pflanzen auch andere saprophy- 
tische Pilze vorkommen, die giftige Zersetzungsprodukte liefern. 
So finde man neben dem Schwärzepilz stets auch Leptosphaeria 
tritici, Phoma secalinum und Septoria graminis. Nicht ohne Grund 
nehme deshalb G. Loprione an, daß Cledosporium herbarum 
und seine verwandten Formen an sich keine giftigen Eigenschaften 
besäßen, obgleich diese für von Schwärze befallenen Roggen und 
andere Pflanzen bestimmt nachgewiesen seien. 


Während Friedberger und Fröhner (4) angeben, daß 
die Schimmelpilze an und für sich kaum schädlich seien, aber 
durch die Zersetzung der verschiedenen pflanzlichen Substrate 
wahrscheinlich zur Bildung giftiger ptomainartiger Stoffe Ver- 
anlassung geben, sagt Fröhner (6): Die genaueren Vorgänge 
bei der Giftwirkung der Schimmelpilze sind nicht bekannt. Wahr- 
scheinlich handelt es sich um ein Toxin von scharf narkotischer 
Wirkung, das von den Schimmelpilzen in den Futterstoffen erzeugt 
wird. Leber hat in Kulturen von Aspergillus fumigatus und 
Penicillium glaucum ähnliche entzündungserregende Toxine nach- 
gewiesen wie das von ihm in den Kulturen der Eiterbakterien ge- 
fundene Phlogosin. Je nach der Menge und Beschaffenheit dieses 
Toxins, je nach dem Zustand der Magen- und Darmschleimhaut 
(gesund oder krank) sowie je nach der individuellen Prädisposition 
(Immunität!) sind die Erscheinungen der Schimmelpilzvergiftung 
verschieden. Eine physikalische Einwirkung der Schimmelpilze 


90O% 
32 


— 492 — 


auf den Körper (Einwanderung von Pilzen in die Blutbahn) ist 
nicht anzunehmen. 

Bezüglich der Beurteilung der saprophytischen Pilze in Futter- 
mitteln erklärt König (9), daß weder die saprophytischen höheren 
Pilze noch die Bakterien der Futtermittel an und für sich dem Or- 
ganismus schädlich seien, wie Fütterungsversuche und die all- 
tägliche. Praxis beweisen. Erst die durch Lebensvorgänge ent- 
standenen Stoffwechselerzeugnisse oder die von den Pilzen aus- 
geschiedenen Toxine könnten dem Organismus schädlich werden. 

Nach Lafar (10) ist von einer Reihe pflanzenbewohnender 
Pilze wohl bekannt, daß sie durch Verfüttern an das Vieh Ver- 
giftungen hervorrufen können, die Giftstoffe selbst sind aber noch 
zu untersuchen. Ein wenig weiß man vom Ustilagin der Ustilago- 
arten, das von Rademacher und Fischer aus dem Mais- 
brand dargestellt und als ein alkaloidartiger Körper erkannt wurde. 
Von den Schimmelpilzen enthalten die pathogenen Aspergillusarten 
(A. fumigatus und A. flavescens) stark giftige Stoffe in ihren 
Sporen. Pathogene Mucorineen wirken nach Barthelat nur 
traumatisch, nicht toxisch. 

Butkewitsch hat nachgewiesen, daß Aspergillus niger, 
Mucor racemosus und Rhizopus nigricans aus Pepton und Fibrin 
nicht bloß Ammoniak, sondern als Zwischenstufen auch Amino- 
säuren (Leucin und Tyrosin) bilden. Erschwerung des Luftzutritts 
fördert bei Aspergillus die Ansammlung von Aminosäuren. Shi- 
bata berichtet neuerdings ebenfalls über ein Enzym des Asper- 
gillus niger, das Amidkörper spaltet. 

Bezüglich ihrer chemischen Wirkung sind die Asper- 
gillaceen wohl am meisten untersucht worden. Nach Lafar (10) 
sind bei allen darauf untersuchten Arten Enzyme als Träger zer- 
setzender Wirkungen konstatiert worden. Spaltung insbesondere 
von Kohlehydraten (Disacchariden und Polysacchariden), Glyco- 
siden, Fetten und Eiweißkörpern durch Invertase, Maltase, Lactase, 
Amylase (Diastase), Inulase, Cellulase (Cytase), Pectinase, Meleci- 
tase, Raffinase, Emulsin, Lipase, Protease u. a. sind bekannt, auch 
Labenzym, Amidase, Tannase sowie oxydierende und reduzierende 
Enzyme sind angegeben. Ganz besonders sind Aspergillus niger 
und die Sammelspezies „Penicillium glaucum“ als Versuchsobjekt 
zu diesen Untersuchungen herangezogen worden. Durch die Un- 
klarheit über das, was den Autoren als „Penic. glaucum“ vorlag, 
wird aber der Wert aller hierher gehörigen Resultate erheblich be- 
einflußt. Nur in wenigen Fällen sind freilich die bezüglichen En- 
zyme bislang in Substanz isoliert worden, gewöhnlich wurde ihr 
Vorhandensein durch Reaktionen mit der Kulturflüssigkeit oder 
auch mit Extrakten der zerriebenen Schimmeldecken nachgewiesen. 

Neben den enzymatischen sind eigentliche Gärwirkungen im 
engeren Sinne nur bei wenigen Arten bisher festgestellt. Al- 


— 493 — 


koholgärung nur bei Allescheria Gayoni, Oxydations- 
gärungen dagegen bei mehreren, und zwar Oxalsäure- 
gärung bei Aspergillus niger, Zitronensäuregärung bei 
Cytromyces Pfefferianus, Citoglaber und Penicillium luteum. Ob 
diese Vorgänge vom lebenden Pilz trennbar und auch durch die 
tote Substanz hervorzurufen sind, wurde bislang nicht untersucht. 

Von den Mucoraceen sind die Gattungen Mucor und Rhizopus 
die wichtigsten. Für die nicht selten recht mißliche Identifizierung 
einer gefundenen Mucorart ist in allen Fällen lebendes Vergleichs- 
material anderer Spezies erforderlich. Dazu sind Sammlungen 
aller erreichbaren Arten in mykologischen Instituten anzulegen. 

Die Mucorarten sind ganz vorwiegend Saprophyten und zumal 
Schimmelerreger vegetabilischer Substanzen, die reich an Zucker 
und Stärke sind. Manche bilden die regelmäßige Flora der Faezes 
verschiedener Tierarten, einige lieben auch Substrate, die an Fett 
und Eiweiß reich sind. Wenige sind für Tiere pathogen, so der Mucor 
corymbifer, M. locustieida, M. exitiosus und M. pusillus. Das 
Wachstumoptimum liegt unterhalb 30° (etwa 20—25°) bei Mucor 
mucedo, M. piriformis, M. racemosus, M. Praini, M. hiemalis, ober- 
halb 30° (30—40°) bei M. corymbifer, M. pusillus, M. javanicus, 
M. circinelloides, M. Rouxii und bei sämtlichen Rhizopusarten, so- 
weit sie näher bekannt sind. 

An den pathogenen Arten haben in neuerer Zeit französische 
Forscher lebhaftes Interesse. genommen, und in den Jahren 1902 
bis 1904 sind nicht weniger als sechs zusammenfassende Dar- 
stellungen bzw. Werke darüber im Auslande erschienen, denen in 
Deutschland keine gegenüberzustellen sind. 

Neuerdings wird der pathogene Mucor corymbifer von Lucet 
und Constantin in vier Arten (kleine Arten) aufgelöst: 
M. Lichtheimii, M. ramosus, M. Truchisi und M. Regnieri. Die 
beiden ersten haben geringere Wärmeansprüche, M. Truchisi ver- 
trägt dagegen noch Temperaturen von 51—53°, dazwischen steht 
M. Regnieri. Diese zwei neuen Arten stammten von erkrankten 
Pferden verschiedener Ställe, ihre Impfung auf Kaninchen rief un- 
gefähr dieselben Krankheitserscheinungen hervor wie M. corym- 
bifer. 

Mucor pusillus ist gleic hfalls pathogen (für Kaninchen), aber 
auch von Miehe bei der Braunheubereitung in der etwa 40° 
warmen Heumasse beobachtet. 

Die Gattung Rhizopus bildet gerade wie die Gattung Mucor 
verbreitete Schimmelerreger auf Vegetabilien, zumal stärkereichen 
Stoffen, einzelne erregen auch Fruchtfäule oder sind für Tiere pa- 
thogen (Rhizopus Cohnii, Rh. equinus). 

Was die chemischen Wirkungen der Mucorineen an- 
betrifft, so besitzen die Mucorarten ein Enzym, das sie in den Stand 
setzt, Zucker in Alkohol zu vergären, des weiteren bewirken sie 


— 49 — 


ebenfalls durch Enzyme den Abbau der Kohlehydrate der Stärke- 
gruppe (Polysaccharide) zu Di- und Monosacchariden, also den ge- 
wöhnlichen Zuckerarten. 

Das Verhalten der verschiedenen Spezies gegen Eiweiß, Ge- 
latine, Fett, die Spaltung von Glycosiden, das Säuerungsvermögen, 
Bildung toxischer Substanzen u. a. sind bislang nur vereinzelt oder 
überhaupt nicht genauer untersucht. 

Seit langem ist es bekannt, daß verschiedene Mucor- und Rhi- 
zopusarten ihre zuckerhaltige Nährflüssigkeit ansäuern, also orga- 
nische Säure in freiem Zustande bilden können. 

Die tierpathogene Wirkung einzelner Mucorarten (M. corym- 
bifer) beruht nach Barthelat nicht auf Erzeugung chemischer 
Stoffe (Gifte), sondern soll lediglich eine narkotisierende sein. Bei 
dem pflanzenpathogenen Rhizopus nigricans wirkt nach J. Beh- 
rens jedoch ein kochfester, fixer Giftstoff. Ob toxische Produkte 
beispielsweise in verschimmeltem Mais auf Rechnung speziell von 
Mucorarten zu setzen sind, steht nach Lafar (10) dahin und be- 
darf noch besonderen Nachweises. 

Wenn die mit pflanzenparasitären Pilzen besetzten Futtermittel 
zuweilen für Vergiftungen verantwortlich gemacht werden, so wird 
anderseits doch noch häufiger beobachtet, daß stark mit ihnen be- 
setzte Futtermittel von den Tieren andauernd ohne Schaden ge- 
nossen werden. 

Tereg und Arnold (16) geben an, daß man bisher der An- 
sieht gewesen sei, bei Gärung der an Kohlehydraten reichen pflanz- 
lichen Futtermaterialien spiele die Entwicklung der Kohlensäure 
eine Hauptrolle. Neuere Erfahrungen lehrten indes, daß den stick- 
stoffhaltigen Substanzen trotz ihrer prozentual geringen Menge 
ein toxikologisch bedeutsamer Anteil bei der Lieferung von 
särungsprodukten zufalle, und daß selbst das Stroh eine Quelle 
für die Entstehung N-haltiger Zersetzungsprodukte sein könne. 

Nach Lafar (10) sind bisher giftige Stoffe in den Brand- 
sporen nicht nachgewiesen worden. Tereg und Arnold nähmen 
zwar an, daß die Vergiftung durch Steinbrandsporen auf Cholin 
und Neurin zurückzuführen sei, doch wäre über das Vorkommen 
dieser Stoffe in den. Sporen noch nichts bekannt. Die Ergebnisse 
der bisherigen Fütterungsversuche sprächen nicht dafür, daß diese 
parasitären Pilze die Ursachen der Vergiftungen sind. Zu er- 
wägen bliebe aber, ob diese Pilze nicht in einem gewissen Alter 
oder unter bestimmten Lebensbedingungen giftig sind oder Gifte er- 
zeugen, wie es von den Giftschwämmen bekannt ist und auch bei 
einigen Penicillien und Aspergilleen der Fall zu sein scheint. Auch 
die Disposition der verschiedenen Tierklassen und den jeweiligen 

sesundheitszustand dürfe man nicht außer acht lassen. Die Ver- 
suche von Pusceh deuten darauf hin, daß in dieser Beziehung 
Unterschiede bestehen, die vielleicht durch die Tätigkeit der Darm- 


— 495 — 


ausscheidungen bedingt sind. So ist es auch bemerkenswert, daß 
Vergiftungen durch rostbefallene Futtermittel vorwiegend vom 
Pferde, selten vom Rindvieh erwähnt werden. Erwägenswert er- 
scheint auch die Möglichkeit, daß von Parasiten befallene Pflanzen 
selbst Gifte erzeugen. Am wahrscheinlichsten ist, daß an den Ver- 
giftungen weder die parasitären Pilze noch die erkrankten Pflan- 
zen unmittelbar schuld sind, sondern Saprophyten, die sich sekun- 
där auf den kranken und toten Pflanzenteilen angesiedelt haben. 
Leider sind bisher eingehende mikroskopische und biologische 
Untersuchungen der verdächtigen Stoffe nicht vorgenommen 
worden. 

Etwas besser als über die angeblich durch parasitäre Pilze 
bewirkten sind wir zurzeit über mancherlei Vergiftungen unter- 
richtet, die zweifellos auf die Tätigkeit saprophytischer Pilze zu- 
rückzuführen sind, wenngleich auch hier noch keine umfassenden 
Arbeiten vorliegen. Sowohl den Eumyceten als auch den Bakterien 
der Futtermittel wird in dieser Beziehung eine deletäre Wirkung 
zugeschrieben. An sich sind diese Pilze im allgemeinen nicht giftig. 
Für Penicillium glaucum, den häufigsten Eumyceten der Futter- 
mittel, ist das von Zippel (19) und Welte (17) durch Fütte- 
rungsversuche besonders nachgewiesen worden. Dagegen be- 
haupten italienische Forscher, daß Sporen und Mycel mancher in 
Italien auf Mais lebenden Stämme von Penicillium glaucum und 
Aspergillus fumigatus Gifte enthalten. Otto (12) hat aus dem 
Mycel, nicht aber den Sporen italienischer Stämme von Aspergillus 
fumigatus durch Alkohol Gifte ausziehen können, die bei den Ver- 
suchstieren Krämpfe, manchmal auch den Tod bewirkten. Ebenso 
hat er aus dem Mycel italienischer Stämme von Penicillium glau- 
cum Gifte ausgezogen. Auch die deutschen Penicillien enthielten 
Gifte, aber von geringerer Intensität. Bemerkenswert ist, daß die 
italienischen Aspergilleen und Penecillien nur im Sommer, nicht 
aber auch im Winter giftig sind. 

Den Pferden wird nun das Stroh nicht nur zum sofortigen 
Verzehren vorgelegt, sondern auch untergestreut, und bei Ma- 
tratzenstreu bleibt es monatelang liegen. Da nun die Pferde nicht 
nur frisch untergestreutes Stroh fressen, sondern sehr häufig auch 
das der Matratze, das in vielen Fällen durch den Kot der Pferde 
verunreinigt ist, so ist es erforderlich, auch diesen Umständen Rech- 
nung zu tragen. Leider liegen über die Flora des Pferdekotes und 
der Matratzenstreu bis jetzt noch keine eingehenden Untersuchun- 
gen vor. Um wenigstens einen Anhaltspunkt für die Individuen- 
zahl der im Kot der Haustiere enthaltenen Bakterien zu geben, 
seien die Angaben von Wüthrich und E. von Freuden- 
reich (18) angeführt, die sich allerdings auf den Kuhkot be- 
ziehen. Nach den mit Hilfe der Kulturmethode ausgeführten Unter- 
suchungen dieser Autoren schwankte der Bakteriengehalt des Kuh- 


kotes zwischen 1 800 000 und 187 500 000 Keimen pro Gramm. Be 
merkenswert ist dabei, daß die niedrige Zahl der Keime bei Gras- 
fütterung, die hohe Zahl bei reiner Heufütterung festgestellt wer- 
den konnte. 

Ähnlich groß wie die Individuenzahl scheint die Artzahl der ir 
den Fäzes enthaltenen Mikroorganismen zu sein. Abgesehen vor 
dem Bact. coli commune ist eine große Anzahl der verschieden- 
sten Arten von Spaltpilzen als im Kot vorkommend bekannt; dieser 
enthält außerdem zahlreiche Keime von Eumyceten. Nach Fried- 
berger und Fröhner (5) und nach Marek (11) gehören zu 
den normalen Bestandteilen des Kotes außer zahlreichen Bakterien 
auch Pilzsporen in verschiedener Anzahl, namentlich Brand- und 
Rostpilzsporen. 

Von den Schimmelpilzen stellen nach Lafar (10) die Muco- 
rineen und gewisse Ascomyceten das größte Kontingent. So er- 
scheinen an frischem Pferdekot, der unter einer Glasglocke ge- 
halten wird, nach kurzer Zeit (1 bis 2 Tagen) Rasen von Muvor 
mucedo und anderen Mucorineen, die von Philoboleen abgelöst wer- 
den. Vielfach tritt auch der Schleimpilz Dictyostelium auf. Es 
folgen Ascomyceten der verschiedensten Art, Sordarien, Ascoboleen 
usw., endlich Basidiomyceten. Auch Myxobakterien stellen sich ein. 

Zu den im Kot vorhandenen Organismen treten nun im Stall- 
dünger noch die der Streu, deren Zahl bei Streustroh eine sehr 
große ist. Gegenüber Kot und Streu als natürlichen Trägern von 
Keimen kommt die Infektion aus der Luft gar nicht in Betracht. 
Im Gegenteil stammen die Keime der Stalluft größtenteils aus dem 
Kot bzw. vom Futter und aus der Streu. 

In der neuesten Zeit hat Scheffler (15) bakteriologisch- 
chemische Untersuchungen über den Stalldünger angestellt, doch 
hat auch dieser Autor wieder nur mit Kuhdünger gearbeitet. Naeh 
seinen Untersuchungen sind im frisehen Dünger anfänglich vor- 
handen: 


Fäulnisbakterien . . . . . 44 Millionen pro Gramm, 
Eiweißlösende Arten . . . . 29 - - - 
Glycocollzersetzende Arten . . 13 - - - 
Reduzierende Arten . . . . 9l - - - 


Nach 9 Wochen waren im lagernden Dünger drei von diesen 
vier Keimabteilungen sehr stark angewachsen, und zwar die 
Fäulnisbakterien auf . . . . 107 Millionen pro Gramm, 
kEiweißlösende Arten auf. . . 105 - - - 
Glycocollzersetzende Arten auf 43 - - - 
Reduzierende Arten auf. . . 144 - - - 


Nach 18 Monaten erreichten die 


Fäulnisbakterien ©... . . 190 Millionen pro Gramm, 
Eiweißlösende Arten . . . . 244 - - - 


Glyeocollzersetzende Arten . . 6 - a . 


— 491 — 


Die Fäulnisbakterien waren also abermals vermehrt, und ganz 
besonders war die Zahl der Eiweiß lösenden Arten gesteigert. 

Besonderen Wert für die Beurteilung der durch die Schimmel- 
pilze eventuell in den Ingesta des Darmkanals mitbedingten Um- 
setzungen bietet de Darmfäulnis. 

Bacterium coli commune wird in faulenden Stoffen häufig, 
stets aber im Darmkanal des Menschen und aller bisher darauf 
untersuchten Tiere gefunden und überwiegt im Kot alle anderen 
Pilze bei weitem. In peptonhaltigen Lösungen erzeugt es Am- 
moniak und Indol. Glucose, Saccharose und Lactose vergärt es 
unter kräftiger Gasentwicklung zu organischen Säuren und wächst 
bei ihrer Gegenwart auch unter Abschluß der Luft. Verwandte des 
Bacterium coli sind die sogenannten Paratyphusbakterien (Bac- 
terium paratyphosum und das Bact. typhi murium, das nur für 
Mäuse pathogen ist). 

Es ist nach den Forschungsergebnissen der letzten Jahre nach 
Lafar (10) sehr wahrscheinlich, daß Bacterium coli die Aufgabe 
hat, die Darmfäulnis innerhalb der dem Körper unschäd- 
lichen Grenzen zu halten und die Entwicklung schädlicher Bakte- 
rien zu verhindern. Fäulnis findet nur in den als Dick- und Mast- 
darm bezeichneten Teilen des Darmes statt. Der aus dem Magen 
in den Dünndarm gelangende Speisebrei hat schwach saure Reak- 
tion und enthält große Mengen gärungsfähiger Zuckerarten, die 
durch die Milchsäurebakterien (Bacterium lactis aerogenes) zum 
Teil vergoren werden, so daß der Dünndarminhalt stets stark sauer 
ist. In dem Maße, wie sich der Speisebrei dem hinteren Ende des 
Dünndarms nähert, nimmt seine saure Reaktion infolge Neu- 
tralisation durch den alkalischen Darmsaft ab, während gleich- 
zeitig der größte Teil der Nahrungsstoffe gelöst und resorbiert wird. 
Beim Eintritt in den Diekdarm ist der Speisebrei neutral. Er 
enthält noch ein Siebentel des für den Körper verwertbaren Nah- 
rungsproteins, das nun der Fäulnis verfällt und dem Körper da- 
durch entzogen wird. Mit dem Eintritt des Speisebreies in den 
Dickdarm steigt die bis dahin geringe Zahl der in ihm enthaltenen 
Bakterien ins Ungeheure, und zwar besteht diese Flora fast aus- 
schließlich aus Bacterium coli commune. Dieses überwiegt von da 
ab in den Speiseresten bis zu ihrem Austritt aus dem Körper. Man 
nennt daher das Bact. coli commune, das zu den Schleimhautzellen 
des Blinddarms in einer Art symbiotischen Verhältnisses stehen 
soll, das obligate oder körpereigene Darmbakterium im Gegensatz 
zu den aus der Nahrung stammenden „wilden“ Bakterien. Zu 
ihnen gehören auch die proteinzersetzenden, luftliebenden und luft- 
scheuen Arten. Gewinnen sie einmal die Oberhand, so ist nach 
den Beobachtungen von Rodella und Klein eine oft töd- 
liche Entzündung des Darms die Folge. Klein (8) konnte den 
virulenten Bacillus enteritidis sporogenes auch in durch Pferdedung 


— 498 — 


verunreinigtem Straßenstaub nachweisen, während dieser Erreger 
im Kuhdung und im Darminhalt der Schweine nicht vorhan- 
den war. 

Neben den Stäbchenbakterien werden auch besonders im An- 
fange der Fäulnis stets Vertreter der Coccaceen gefunden, so der 
in der Natur ziemlich häufige Micrococcus flavus und die als Er- 
reger von Eiterungen bekannten, weit verbreiteten Microcorcu: 
pyogenes und Streptococcus pyogenes. Auch die kochfesten Bak- 
terien, wie Bacillus subtilis, Bac. mesentericus und andere ver- 
wandte Arten, sind bei der Fäulnis oft beteiligt, doch weiß main 
über ihren Anteil am Fäulnisvorgange bisher noch wenig. 

Zu den anaeroben Fäulnisbakterien gehören Bacillus oede- 
matis maligni, Clostridium foetidum, Bacillus Chauvoie (Rausch- 
brandbazillus), Bacillus putrificus, Bacillus perfringeus, Bacillus 
bifermentans sporogenes und Bacillus gracilis putidus. 

Die Fäulnisbakterien sind in der Natur weit verbreitet, und es 
hängt ganz von den jeweiligen Verhältnissen ab, welche von ihnen 
bei der Fäulnis die Oberhand gewinnen. Da die Fäulnis in der Natur 
meist unter Umständen verläuft, die den strengen Anaeroben die 
Entwicklung gestatten, so findet man in faulen Stoffen zu gewissen 
Zeiten stets Vertreter dieser Pilze, und zwar fehlt anscheinend Ba- 
eillus putrificus nie, während sich die anderen Arten jeweilige ver- 
treten. Die Anaeroben zersetzen die Proteine viel schneller und ein- 
greifender als die Aeroben, und ihnen dürfte daher beim Ab- 
bau dieser Stoffe die Hauptrolle zufallen. Die Aufgabe der 
Aeroben wird wesentlich darin bestehen, die Entwicklung der An- 
aeroben möglichst zu begünstigen, indem sie den Sauerstoff ver- 
zehren und die hochmolekulären Spaltungserzeugnisse der an- 
aeroben Fäulnis zu den einfachsten unorganischen Verbindungen 
abbauen. 

Auch von der ehemischen Zusammensetzung des Nährbodens 
hängt in hohem Grade die Art der sich entwickelnden Fäulnisflora 
ab. Stoffe tierischer und pflanzlicher Herkunft enthalten neben 
Proteinen meist wechselnde Mengen von Fetten und Zucker. Die 
Fette haben keinen Einfluß auf die Fäulnis, dagegen wirken die 
Zuckerarten bestimmend auf die Zusammensetzung der Fäulnis- 
flora und den Verlauf des Abbaues. Bei ihrer Anwesenheit ent- 
wickeln sich zunächst diejenigen Fäulnisbakterien, die auch Zucker 
vergären, wie Bacterium vulgare, Bacterium coli, Bacillus perfrin- 
geus, Bacillus bifermentans sporogenes, zuweilen auch die die Pro- 
teine nur unerheblich angreifenden Milchsäurebakterien. In sol- 
chen Fällen erfolgen die Vergärung der Zucker zu Säuren und die 
Zersetzung der Proteine gleichzeitig, und überwiegt erstere, so 
wird letztere sehr verlangsamt. 

Bei der Zersetzung der Proteinstoffe durch die 
Fäulnisbakterien entstehen dieselben Stoffe wie bei ihrer Spaltung 


a 


dureh Säuren und Alkalien. 


— 499 — 


Die Abbaustoffe des Proteins gehören teils zu den aromati- 
schen, teils zu den aliphatischen Verbindungen. Ihre Zahl ist 
außerordentlich groß, doch darf man dabei nicht vergessen, daß 
manche der bei der Fäulnis auftretenden Stoffe vielleicht auf se- 
kundäre synthetische Vorgänge zurückzuführen sind. 

Die Fäulnisstoffe aromatischer Natur entstehen durch 
den Abbau der im Eiweißmolekül vorhandenen aromatischen Ami- 
nosäuren, der @-Phenylaminoproprionsäure, der p-Oxyphenyl- 
a@-Aminoproprionsäure (des Tyrosins) und der Indolaminoproprion- 
säure. Die wichtigsten der durch die Fäulnis dabei entstehenden 
Verbindungen sind Phenol, Kresol, Skatol und Indol. 

Aus den Stoffen der aliphatischen Reihe entstehen bei 
der Fäulnis zuerst ebenfalls Aminosäuren. Von ihnen sind beson- 
ders oft das Glycocoll und das Leucin gefunden worden. Von den 
Diaminosäuren sind das Arginin, das Lysin und Histidin beobachtet 
worden. Aus dem Leuein entsteht durch Reduktion Valeriansäure. 
Außer dieser sind Ameisensäure, Buttersäure und Kapronsäure 
nachgewiesen worden. Von zweibasischen Säuren tritt sehr häufig 
die Bernsteinsäure auf, doch auch Oxalsäure wurde gefunden. 

Der Schwefel des Eiweißes tritt bei der Fäulnis teils als 
Schwefelwasserstoff, teils in organischer Verbindung als Methyl- 
merkaptan auf. 

Über den Verbleib des Phosphors der Proteine bei der Fäulnis 
ist bisher wenig bekannt. 

Außer den schon genannten Gasen entstehen bei der Fäulnis 
stets Kohlensäure, Wasserstoff und Ammoniak, zuweilen auch Me- 
than und Stickstoff. 

Das im Tier- und Pflanzenkörper reichlich enthaltene Leci- 
thin ist die Muttersubstanz für eine wichtige Gruppe von Ptomai- 
nen. Es zerfällt bei der spontanen Fäulnis sowie unter Einwirkung 
des Bacterium prodigiosum, des Bacillus mesentericus und einiger 
Vibrionenarten in Fettsäuren, Glyzerinphosphorsäure und eine 
Base, das Cholin. Dieses ist nur in großen Mengen giftig. 
Durch Oxydation entstehen aus ihm zwei weitere basische Verbin- 
dungen, das Muscarin und das Betain. Eine andere sich 
vom Cholin durch Abspaltung eines Moleküls Wasser ableitende, 
bei der Fäulnis häufig beobachtete Base ist das sehr giftige 
Neurin. 

Von Basen der aliphatischen Reihe werden außer 
den genannten bei der Fäulnis stets die Amine einfachster Konsti- 
tution erzeugt, doch kommen ihnen keine giftigen Eigenschaften 
u. Ferner entstehen oft Verbindungen aus der Reihe der Diamine, 
wie das Aethyldiamin, das Putresein, Cadaverin, Neu- 
ridin und Saprin. Letztere sind in großen Gaben giftig. 

Von Basen der aromatischen Reihe sind ebenfalls 


“ne größere Anzahl nachgewiesen worden, doch haben sie nicht die 
Wichtigkeit. 


— 500 — 


Über die chemische Natur einer großen Anzahl anderer Pto- 
maine ist sicheres noch nicht bekannt. 

Gleiche und ähnliche Ptomaine wie in faulenden Stoffen sind 
nun auch in den Züchtungen verschiedener krankheitserregenden 
Spaltpilze, wie des Bacterium typhi, des Bacillus diphtheriae, des 
Bacillus tetani und des Vibrio cholerae, gefunden worden. Diese 
neuen Gifte, die man jetzt allgemein Toxine nennt, sind wie die 
Enzyme, denen sie in vieler Beziehung ähneln, Sekrete der Bakte- 
rien. Es sind hochmolekuläre, in Wasser lösliche Verbindungen. 
Die Toxine sind vermutlich nicht einheitliche Körper, sondern be- 
stehen aus mehreren Komponenten, die sich durch den Grad ihrer 
Giftigkeit und auch durch die Art der Einwirkung auf den Orga- 
nismus unterscheiden. In physiologischer Beziehung sind die 
Toxine dadurch von anderen Giften grundsätzlich verschieden, daß 
sie streng spezifisch nur auf gewisse Tierarten und auf gewisse 
Zellen wirken, und daß die von ihnen hervorgerufenen Vergiftungs- 
erscheinungen erst eine gewisse Zeit nach der Einverleibung in den 
Körper zutage treten. Diese für die einzelnen Toxine charakte- 
ristische Zeitdauer nennt man die Inkubationsperiode. 

Nicht alle krankheitserregenden Bakterien erzeugen nun aus 
der Bakterienzelle in die umgebende Flüssigkeit austretende Toxine, 
die man deshalb Ectotoxine genannt hat. Beim Bacterium typhi, 
Vibrio cholerae und anderen Arten hat man mit Sicherheit 
bisher nur Toxine nachweisen können, die an das Innere der Bak- 
terienzelle gebunden sind. Diese als Endotoxine bezeichneten Gifte 
gelangen nur in Lösung, wenn die Bakterien zerstört werden. 

In bezug auf die Beurteilung schimmeligen Fut- 
ters muß man nach Dam mann (1) vorläufig jedes schimmelige 
Futter als gefährlich ansehen und streng genommen den Rat er- 
teilen, von dessen Verwendung Abstand zu nehmen. Da- 
gegen bietet nach König (9) das Vorkommen von Schimmelpilzen 
und Bakterien in den Futtermitteln an sich keinen Grund zur Be- 
anstandung. Diese kann erst dann erfolgen, wenn nachgewiesen 
wird, daß die Pilze in den betreffenden Futtermitteln sich vermehrt 
und wesentliche Stoffumsetzungen in ihnen hervorgerufen haben. 
Dieser Nachweis ist jedoch nicht immer mit Sicherheit zu führen. 
Eine höhere Keimzahl allein ist nicht ausschlaggebend. Jedes 
Futtermittel aber, in dem Bakterien und Schimmel sich vermehrt 
haben, ist vom Verfüttern auszuschließen oder doch nur mit großer 
Vorsicht zu verwerten. 

Ist nur eine oberflächliche Schicht des lagernden Rauhfutters 
von den Pilzen durchsetzt, so genügt es nach Dammann (l), 
diese zu entfernen und dem Düngerhaufen einzuverleiben. Es ist 
nieht gefahrlos, sie als Streumaterial zu verwenden. Wo aber die 
großen Massen eines verdorbenen Rauhfutters den Zwang aufer- 
legen, die verschimmelte Schicht als Nahrungsmittel für die Tiere 


— 501 - 


auszunutzen, da kann man den Versuch machen, sie nach Entfer- 
nung der am meisten betroffenen Partien durch Lüften und Sonnen 
allmählich auszutrocknen und, wenn dies gründlich gelungen ist, 
mittels Flegel oder Dreschmaschine von dem Pilzstaub zu be- 
freien. Wenn ein Trocknen aber nicht zu erreichen oder die Ver- 
schimmelung hochgradig ist, bleibt nichts anderes übrig, als das 
Heu und Stroh zu zerkleinern und einem Dämpfprozesse zu unter- 
werfen. Minder gut ist ein bloßes Einbrühen, weil die Siedehitze 
dabei nicht so energisch einwirkt. Alles nach diesen Vorschriften 
gedeihlicher gemachte Futter soll immer nur in mäßiger Menge 
neben anderem untadelhaften gereicht und niemals an jugendliche 
und tragende Tiere verabfolgt werden. 

Dagegen sagt Pott (13), daß die oft vertretene Ansicht, man 
könne verschimmeltes Rauhfutter vermittels starken Dreschens 
und Ausstäubens verfütterbar machen, auf einem Irrtum beruhe. 
Merklich angeschimmeltes Rauhfutter müssegedämpft wer- 
den und sei nur in dieser Form ohne weiteres zu verfüttern. 

Die Frage, wie die Schimmelpilzvergiftungen bei unseren 
Haustieren zustande kommen, ist bei ‚dem gegenwärtigen Stand 
unserer Kenntnisse darüber noch eine offene. Als feststehend 
dürfte anzunehmen sein, daß die Pflanzenfresser mit ihrer Nah- 
rung stets eine größere oder geringere Menge von Schimmelpilzen 
aufnehmen, und daß diePilze unter gewöhnlichen Verhältnissen keine 
Krankheitserscheinungen auslösen. Unzählige Male ist beobachtet 
worden, daß die Aufnahme sogar stark verschimmelter Futtermittel 
ohne schädliche Folgen geblieben ist, während in vielen anderen 
Fällen dadurch schwere Erkrankungen hervorgerufen worden sind. 
Soweit exakte Untersuchungsergebnisse (Zippel, Welte) vor- 
liegen, muß man annehmen, daß die Schimmelpilze an und für sich 
für unsere Haustiere nicht giftig sind, wenn auch vereinzelt in 
einigen von ihnen giftige Stoffe nachgewiesen werden konnten, daß 
sie aber in Kraftfuttermitteln giftige Umsetzungen hervorrufen und 
dadurch schädlich wirken können. Anders liegen die Verhältnisse 
beim verschimmelten Rauhfutter, denn von diesem sind bis jetzt 
noch keine schädlichen Zersetzungsstoffe bekannt geworden. Hat 
doch auch selbst die endermatische Einverleibung eines aus ver- 
schimmelter Matratzenstreu gewonnenen Extraktes bei einem Ver- 
suchspferde keinerlei Gesundheitsstörung hervorrufen können. Be- 
kannt ist ja auch, daß die mit verschimmeltem Futter angestellten 
Fütterungsversuche negativ zu verlaufen pflegen. Ohne Zweifel 
besitzen unsere verschiedenen Haustierspezies eine verschiedene 
Empfindlichkeit gegen verschimmelte Futterstoffe, und die Pferde 
scheinen am empfindlichsten zu sein. Aber auch bei diesen be- 
stehen wieder Unterschiede, und jüngere Pferde erkranken erfah- 
rungsgemäß leichter als ältere; so waren auch die meisten der ein- 
gangs erwähnten Pferde noch jüngeren Alters. Man muß an- 


nehmen, daß alle Pferde in ihrem Körper bestimmte Schutzvor- 
richtungen gegen die eventuellen Umsetzungsprodukte der Schim- 
melpilze besitzen, und daß diese Schutzvorrichtungen mit dem 
Alter der Tiere an Stärke zunehmen, daß also vielleicht eine Art 
Gewöhnung an die schädlichen Stoffe, eine Immunität gegen diese. 
eintritt, und doch kann man beobachten, daß Tiere, die schon 
längere Zeit ohne Schaden verschimmelte Futterstoffe aufgenommen 
haben, mit einem Male daran erkranken. Auffallen muß es doch 
auch, wenn eine ganze Eskadron von etwa 140 Pferden 
unter ganz gleichen Verhältnissen steht, und nur einzelne erkran- 
ken, während die größere Mehrzahl vollständig gesund bleibt. Des- 
halb ist man gezwungen, auch noch besondere Gelegenheits- 
ursachen für das Zustandekommen der Schimmelpilzvergiftun- 
gen anzunehmen. Am nächsten liegen alle Störungen im Gesund- 
heitszustande überhaupt, namentlich aber im Bereiche des Magens 
und Darmkanals, sei es eine einfache Indigestion, ein Katarrh der 
Magen- und Darmschleimhaut oder eine Anschoppung von Futter- 
massen in irgendeinem Abschnitte des Darmkanals. Dazu kommt. 
daß das durch den jetzigen Landwirtschaftsbetrieb hauptsächlich 
auf den Markt gebrachte weichere Maschinendruschstroh (besonders 
als Maschinenkrumm- und Maschinenpreßstroh) und ebenso der 
aus solchem Stroh geschnittene Häcksel ohne Zweifel geeignet sind, 
solche Anschoppungen von Futtermassen im Darmkanal häufiger 
herbeizuführen. Und doch fehlt auch bei soleher Annahme noch 
eine genauere Erklärung. Wir wissen noch nichts über die Ein- 
wirkung der Schimmelpilze auf die Ingesta des Darmkanals. Wir 
wissen nur aus den Versuchen von Pusch, daß die Schimmelpilze 
Magen und Dünndarm passieren, ohne daß sie selbst geschädigt 
werden. Wie sie sich aber dann im Dickdarm verhalten, der 
gerade bei den Pferden eine besondere Wichtigkeit für die 
Verdauung der schwerer verdaulichen pflanzlichen Stoffe besitzt 
und dementsprechend auch ganz andere Größenverhältnisse auf- 
weist wie bei unseren übrigen Haustieren, davon wissen wir noch 
nichts. Dammann nimmt an, daß die Schimmelpilze im 
Dickdarm vielleicht Kohlehydrate zersetzen, doch dürften dadurch, 
wenn es der Fall sein sollte, keine giftigen Umsetzungsprodukte 
entstehen. Andere glauben, daß diese Pilze im Darmkanale Pro- 
teinstoffe abbauen, doch liegen auch darüber noch keine Unter- 
suchungen vor, wenn auch zugegeben werden muß, daß namentlich 
bei unvollständigem Abbau der Eiweißkörper für den Organismus 
giftige Stoffe gebildet werden können. In den vorstehenden Aus- 
führungen habe ich nun darauf hingewiesen, daß die verschiedenen 
Pilze sich untereinander beeinflussen, daß bei Gegenwart einzelner 
Arten andere teils günstig, teils ungünstig im Wachstum beeinflußt 
werden Können, und daß das Wachstum der einzelnen Spezies ab- 
hängig ist von der chemischen Zusammensetzung des Substrats, 


— 503 -—- 


vom Feuchtigkeitsgehalt, von der An- oder Abwesenheit des atmo- 
sphärischen Sauerstoffes und von der Temperatur. Anderseits 
geht aus meinen Ausführungen hervor, welche Wichtigkeit der im 
Dickdarm sich abspielenden Darmfäulnis zukommt, und daß an 
dieser teils aerobe, teils anaerobe Spaltpilze beteiligt sind, daß vor 
allem das Bacterium coli commune die Aufgabe zu haben scheint, 
die Darmfäulnis zu regulieren, daß die aeroben Pilze, zu denen ja 
auch die Schimmelpilze gehören, imstande sind, den Sauerstoff zu 
verbrauchen, um dadurch die Entwicklung der anaeroben Pilze zu 
ermöglichen oder zu fördern. Aus diesen Gründen dürfte es das 
wahrscheinlichste sein, daßdie Schimmelpilze weniger 
selbst beider Zersetzung der Ingesta eine Rolle 
spielen, als daß sie in Wechselbeziehung zu der 
eigentlichen Fäulnisflora des Darmkanals 
stehenundbeimassenhaftem AuftretenimDick- 
darmdieDarmfäulnisinder Weisebeeinflussen, 
daßdiedaselbstvorhandenen Proteinstoffenur 
unvollständig abgebaut werden und dadurch 
Giftstoffe entstehen, durch deren Resorption 
dann die als Schimmelpilzvergiftung bezeich- 
neten Krankheitserscheinungen ausgelöst wer- 
den. Obessich dabei um bestimmte Ptomaine oder vielleicht um 
Toxine einzelner Bakterienarten handelt, müßte erst noch durch 
Untersuchungen festgestellt werden. Die Beeinflussung der Fäul- 
nisflora des Darmkanals kann aber keine einheitliche sein, denn 
sonst würde das Krankheitsbild der Schimmelpilzvergiftung nicht 
ein polymorphes sein. Bei alledem ist auch noch zu berück- 
sichtigen, daß die vom Darmkanal aus resorbierten Stoffe erst 
noch die Leber zu passieren haben, und daß in diesem 
Organe manche Stoffe zurückgehalten, umgebaut, ab- oder auf- 
gebaut werden können. Weiteren Untersuchungen muß es auch 
vorbehalten bleiben, wie sich die einzelnen Gattungen der Schim- 
melpilze bei diesen Vorgängen verhalten, ja sogar welchen Einfluß 
die verschiedenen Spezies dieser Gattungen ausüben. Auffallen 
muß es doch, daß, soweit in den vorliegenden Fällen genauere 
Untersuchungen gemacht werden konnten, die Mucor-Arten an 
Zahl die anderen Schimmelpilzarten weit überwogen, und daß ge- 
rade die Spezies Mucor racemosus am zahlreichsten vertreten war, 
sowie daß das Krankheitsbild von Anfang an durch die Lähmung 
des Blind- und Grimmdarmes vollständig beherrscht wurde, wäh- 
rend bisher in der Literatur gerade darüber keine Aufzeichnungen 
vorhanden sind. Um über die vielen noch ungelösten Fragen Klar- 
heit zu schaffen, ist es erforderlich, umfangreiche Untersuchungen 
vorzunehmen über die Pilzflora der Futtermittel, der Matratzen- 
streu, des Kotes und der verschiedenen Abschnitte des Diekdarms 
der Pferde. Erst wenn man darüber genügend orientiert ist, hat es 


— 504 — 


Zweck, Fütterungsversuche mit den verschiedenen Schimmelpilz- 
arten vorzunehmen, um dann deren Einfluß auf die Darmflora und 
die dadurch bedingten Änderungen in der Umsetzung der Ingesta 
zu studieren. Zu den letzteren Versuchen sind aber nur jüngere 
Pferde zu verwenden, weil bei diesen eher auf schädliche 
Einwirkungen der Schimmelpilze zu rechnen ist, während andere 
Tiere, namentlich die sogenannten kleinen Versuchstiere, ganz un- 
geeignet sein dürften. 

Die Vergiftung der Haustiere durch verschimmelte Futter- 
mittel liegt auf einem Gebiete der Gesundheitspflege, auf dem noch 
so ziemlich alles erforscht werden muß, und eine baldige Inangriff- 
nahme der vielen noch zu erledigenden Fragen durch den Tierarzt, 
Mykologen und Chemiker ist nur dringend zu wünschen. 


Literatur. 
l. Dr. Carl Dammann: Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen 
Haussäugetiere. Berlin 1856. 
W. Dieckerhoff: I.chrbuch der speziellen Pathologie und Therapie für 
Tierärzte. Berlin 1558. 
3. Dr. Falk: Virchow’s Archiv, Bd. 93, 1883. 8. 177. 


4. Friedberger und Fröbner: Lehrbuch der speziellen Pathologie und 
Therapie der Haustiere. 7. Auflage. Stuttgart 1910. 


5. Friedberger und Fröhner: Lehrbuch der klinischen Untersuchungs- 
methoden. 4. Auflage. Stuttgart 1907. 

6. Dr. med. Eugen Fröhner: Lehrbuch der Toxikologie. 3. Auflage. 
Stuttgart 1910. 

‘. A. C. Gerlach: Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde. Berlin 1562. 

8. E. Klein: Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde. I. Abt. 
1598. 23. Bd., 8. 542. 

9. Dr. J. König: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich 
wichtiger Stoffe. 4. Ausgabe. Berlin 1911. 

10. Dr. Franz Lafar: Handbuch der Technischen Mykologie. 1. bis 4. Bd. 
Jena 1904—1905. 

ll. Dr. Josef Marek: Lehrbuch der Klinischen Diagnostik der inneren Krank- 
heiten der Haustiere. Jena 1912, 

12. Otto: Zeitschrift für klinische Medizin. 1906. Bd. 69, S. 322. 

13. Dr. Emil Pott: Handbuch der tierischen Ernährung und der landwirt- 
schaftlichen Futtermittel. 1. Bd. Berlin 1904. 

11. Dr. Pusch: Deutsche Zeitschrift für Tiermedizin und vergleichende 
Pathologie. 19. Bd. 1803. S. 3S1. 

15. W. Scheffler: Landwirtschaftliche Jahrbücher. Zeitschrift für wissen- 
schaftliche Landwirtschaft. 1912. 42. Bd., S. 429. 

16. J. Tereg und Dr. ©. Arnold: Tierärztliches Arzneibuch. III. Teil 
Toxikologie. Berlin 1592. 

17. Welte: Archiv für Hygiene, 1895. Bd. 24, 8.84 und Bd. 25, S. 104. 
18. Dr. E. Wüthrieh und Dr. E. v. Freudenreich: Centralblatt für 
Bakteriologie und Parasitenkunde, II. Abt. 1595. 1. Bd., S. 873. 

19. Zippel: Zeitschrift für Veterinärkunde 1804. S. 57. 


9 





Polyarthritis rheumatica bei einem Pierde. 


Von Oberveterinär Wiedemann. 


Anfangs Oktober 1911 erkrankte ein Offizier-Reitpferd —- 
brauner Wallach, 7 Jahre alt (ungarisches Halbblut) — abends 
unter Fiebererscheinungen. Besondere Ursachen waren nicht er- 
kennbar. : Größere Anstrengungen hatte das Pferd in der Zeit nicht 
gehabt, auch war es Erkältungen nachweislich nicht ausgesetzt 
gewesen. 

Bei der Untersuchung zeigte der Patient Schüttelfrost und 
Schweißausbruch. Die sichtbaren Schleimhäute waren höher ge- 
rötet. Die Körpertemperatur betrug 40,3° C, die Pulszahl in der 
Minute 60. Der Puls war kräftig, gleichmäßig und regelmäßig. 
Die Atmung war oberflächlich. Die Zahl der Atemzüge betrug 18 
in der Minute. Bei der Auskultation und Perkussion der Lungen 
war nichts Krankhaftes nachzuweisen. Der Appetit war gering. 
Das Pferd nahm nur etwas Heu, aber auffallend viel Wasser zu 
sich. Die Darmperistaltik war beiderseits regelmäßig. Der Kot 
war kleingeballt. Es wurde wenig dunkler Harn abgesetzt. Das 
Pferd bekam Prießnitzsche Umschläge um den Brustkorb und 
mehrmals einen Einlauf von kaltem Wasser. Das Tier wurde 
diät gehalten. Am andern Morgen war das Allgemeinbefinden 
dasselbe. Die Temperatur betrug 40,1° C, die Zahl der Pulse in der 
Minute 64. Der Puls war ziemlich kräftig, gleichmäßig und regel- 
mäßig. Die Atmung war oberflächlich und geschah zwanzigmal in 
der Minute. Die Auskultation und Perkussion der Lungen ergaben 
nichts Krankhaftes. Der Appetit fehlte ganz. Das Pferd nahm 
nur Wasser auf. Die rechte Vordergliedmaße wurde kaum mit 
der Hufzehe aufgesetzt. Das rechte Vorderfußwurzelgelenk war im 
ganzen stark geschwollen. Die Schwellung war gespannt, höher 
temperiert und sehr schmerzhaft. Es wurden heiße Heusamen- 
bäder und warme Einwicklungen mit Watte und Werg verordnet. 
Innerlich bekam der Patient Acetanilid 100,0 als Latwerge im 
Laufe des Tages in kleineren Dosen. Abends war auch das Fessel- 
gelenk vorn rechts etwas geschwollen, vermehrt warm und gegen 
Berühren sehr empfindlich. Die Temperatur betrug 39,8° C, die 
Pulszahl 70, die Zahl der Atemzüge 20 in der Minute Das Pferd 
nahm Wasser und Kleietrank zu sich. Während der Nacht legte 
sich der Patient und konnte am anderen Morgen nur mit einem 
Flaschenzuge zum Stehen gebracht werden. Er wurde dann in 
einen Hängegurt gebracht. Das Allgemeinbefinden war unver- 
ändert. Das Pferd war auffallend stark abgemagert. Tempe- 
ratur 39,6° C, Pulszahl 72, Atemzüge 18. Der Puls war ungleich- 
mäßig. Mittags wurden nochmals Acetanilid 25,0 als Latwerge 
innerlich gegeben. Im Laufe des Nachmittags zeigte das 
linke Sprunggelenk starke Schwellung, vermehrte Wärme und 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 33 


— 506 — 


hochgradige Schmerzhaftigkeit. Die linke Hintergliedmaße wurde 
leicht gebeugt gehalten und nur mit der Zehe aufgesetzt, dafür 
wurde die rechte Vordergliedmaße wieder in geringem Grade be- 
lastet. 


Das Krankheitsbild war nun geklärt, die Diagnose lautete Ge- 
lenkrheumatismus. Die Behandlung bestand in Einreibungen der 
drei erkrankten Gelenke mit Salunguene (Bengen) und nachfolgen- 
den warmen Einwicklungen mit Watte und Werg. Innerlich wurde 
Natr. salicylic. als Latwerge gegeben, und zwar in folgenden Dosen: 
4 Tage je 150,0, 4 Tage je 100,0, 4 Tage je 50,0 und weitere 4 Tage 
je 25,0. Da das Pferd die erkrankten Gliedmaßen zu wenig be- 
lastete, konnte es nicht mehr im Hängegurt gehalten und mußte 
niedergelegt werden. Am Abend des dritten Krankheitstages war 
das Allgemeinbefinden des Patienten schlecht. Er lag stöhnend 
da, zeigte gar keinen Appetit und nahm nur Wasser auf. Die 
Temperatur betrug 39,8° C, die Atmung war sehr oberflächlich 
und geschah 22 mal in der Minute, die Pulszahl betrug 90 in der 
Minute. Der Puls war klein, der Herzstoß deutlich fühlbar. Zur 
Stärkung der Herztätigkeit erhielt der Patient Ather 10,00 1 
eamphorat 20,0 in 3 Dosen innerhalb 6 Stunden subkutan. Am 
folgenden Morgen lag das Pferd wieder ruhiger. Die Tempe- 
ratur betrug 39,4° C, die Zahl der Atemzüge 18, die Pulszahl 72. 
Der Puls war wieder kräftiger, doch ungleichmäßiger. Die Herz- 
töne waren rein. Patient nahm Kleietrank und einige Futterrüben 
auf. Die Anschwellung des linken Sprunggelenkes hatte noch zu- 
genommen. Behandlung: Einreibungen mit Salunguene (Bengen) 
und innerlich Natr. salieylie., wie oben angegeben. Abends betrug 
die Temperatur 39,2° C, Atemzüge 18, Pulszahl 76. Der Puls war 
wieder klein, der Herzschlag pochend. Patient bekam daher noch- 
mals Äther 10,0-+01. camphor. 10,0 in 2 Dosen subkutan. Am 
fünften Krankheitstage hatte sich der Zustand des Patienten etwas 
gebessert. Er zeigte wieder mehr Appetit und nahm außer Kleie- 
trank und einigen Futterrüben auch etwas Heu zu sich. Die Tem- 
peratur betrug morgens 38,8° C, die Zahl der Atemzüge 18, die 
Pulszahl 66. Nachdem das Pferd mit dem Flaschenzuge auf- 
gerichtet war, konnte es einige Stunden im Hängegurt stehend er- 
halten werden. Es stützte sich dabei in befriedigender Weise auch 
mit der rechten Vordergliedmaße Die linke Hintergliedmaße 
wurde noch nicht angesetzt. Die Behandlung wurde, wie oben 
angegeben, fortgesetzt. Abends betrug die Körpertemperatur 
38,8° C, Zahl der Atemzüge 16, Pulszahl 68. Der Puls war un- 
gleichmäßig. Bei der Auskultation der Herztätigkeit hörte man 
ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch. Am sechsten Krank- 
heitstage stützte sich das Pferd beim Aufrichten schon mit den 
erkrankten Gliedmaßen und belastete im Stehen auch die linke 
Hintergliedmaße etwas, so daß es fast den ganzen Tag im Hänge- 
gurt bleiben konnte. Die Körpertemperatur betrug morgens 
38,6°C, die Zahl der Atemzüge 16, die Pulszahl 62. Die Schwellung 
der Gliedmaßen war noch nicht zurückgegangen. Das Allgemein- 
befinden des Pferdes war befriedigend. Abends war die Körper- 
temperatur 38,7° C, die Zahl der Atemzüge 16, Pulszahl 64. Vom 


— 507 — 


7. Krankheitstage ab war das Pferd fieberfrei. Während des 7. 
bis 15. Krankheitstages schwankte die Körpertemperatur zwischen 
38,5—38,0° C, die Zahl der Atemzüge war ungefähr 16, die Puls- 
zahl 62—54. Der Puls war regelmäßig und kräftig, doch ungleich- 
mäßig. Bei wiederholter Auskultation des Herzens hörte man stets 
ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch, der zweite Herzton 
war deutlich hörbar. Eine Vergrößerung der Herzdämpfung war 
nicht festzustellen. Der Appetit des Patienten besserte sich all- 
mählich. Die Anschwellung der Gelenke ging auch zurück. Auf- 
fallend schnell besserte sich das linke Sprunggelenk. Die Ver- 
diekung nahm sehr schnell ab, und die Gliedmaße wurde jeden 
Tag besser belastet, so daß sich das Pferd am 13. Krankheitstage 
abwechselnd auf beide Hintergliedmaßen stellte. Die rechte Vorder- 
gliedmaße wurde noch geschont. Patient wurde am Tage im 
Hängegurt stehend erhalten, nachts niedergelegt. Vom zehnten 
Krankheitstage ab wurde mit den Einreibungen von Salunguene 
aufgehört, und dafür wurden die erkrankten Gelenke täglich mehr- 
mals mit heißem Heusamen gebadet. Die warmen Einwickelungen 
wurden fortgesetzt, ebenso die Verabreichung von Natr. salicylic. 
Vom 16. Tage ab wurde auch damit aufgehört. Der Patient blieb 
weiter fieberfrei, sein Allgemeinbefinden besserte sich von Tag zu 
Tag. Er nahm reichlich Heu, außerdem Kleie und Futterrüben 
sowie gequetschten Hafer in steigenden Mengen auf. Auch die 
rechte Vordergliedmaße wurde zeitweise vollkommen belastet. Vom 
20. Krankheitstage an konnte das Pferd ohne Hängegurt stehen. 
Nur mußte es anfangs noch beim Aufstehen unterstützt werden, 
da ihm die rechte Vordergliedmaße noch Schmerzen machte und 
infolgedessen noch nicht ganz in Funktion trat. Die erkrankten 
Gelenke wurden jetzt täglich mit Fluid eingerieben und außer- 
dem die heißen Bäder fortgesetzt. Nach ungefähr vier Wochen 
war am linken Sprunggelenk kaum noch eine Verdiekung zu 
sehen, das rechte Vorderfußwurzelgelenk jedoch war noch deut- 
lich geschwollen. Beim Beugen und Strecken desselben äußerte 
das Pferd noch etwas Schmerzen, und man hörte ein deutliches 
Knacken im Gelenk. Beim Versuch, das Pferd zu führen, ging es 
vorn Techts hochgradig lahm. Besonders das Beugen des Vorder- 
fußwurzelgelenks schien dem Pferde schmerzhaft zu sein. Von 
der fünften Woche ab wurde das Pferd in einen Laufstand ge- 
bracht. Das Allgemeinbefinden des Patienten war dauernd gut. 
Es fiel jedoch auf, daß sich trotz guten Appetits und guter 
Verdauung der Nährzustand des sehr abgemagerten Pferdes nur 
sehr wenig besserte..e Die Temperatur und Atmung hielten sich 
in normalen Grenzen, die Pulszahl betrug fast konstant 52. Puls 
und Herzgeräusche waren wie oben beschrieben. Nach sieben 
Wochen ging das Pferd im Schritt nieht mehr lahm. : Das rechte 
Vorderfußwurzelgelenk war immer noch etwas geschwollen. Beim 
Beugen und Strecken desselben hörte man ein deutliches Knacken, 
was auf Erschlaffung der Gelenkkapsel und Gelenkbänder bzw. 
Auflagerungen auf dieselben zurückgeführt wurde. Das Pferd 
wurde von nun an täglich im Schritt bewegt. Nach zehn Wochen 
war die Lahmheit vollkommen geschwunden. Anfangs Januar 


33* 


— 508 — 


1912, also nach drei Monaten, wurde das Pferd wieder geritten. 
Ende Januar wurde es nochmal vorgestellt und näher untersucht, 
da das Pferd nach Angabe des Besitzers nicht mehr so leistungs- 
fähig wäre wie früher. Das Pferd war mager. Es hatte trotz guter 
Pflege und sorgsamster Fütterung nicht mehr den Nährzustand 
erreicht, in dem es sich vor der Erkrankung befand. Das rechte 
Vorderfußwurzelgelenk war im ganzen noch etwas verdickt. Beim 
Bewegen desselben hörte man Knacken. Am linken Sprunggelenk 
und am Fesselgelenk vorn rechts waren keine Veränderungen zu 
erkennen. Lahmheit bestand nicht. Die Körpertemperatur betrug 
37,9° C, die Zahl der Atemzüge in der Minute 14. Die Atmung 
war oberflächlich. Der Puls war regelmäßig, kräftig, doch un- 
gleichmäßig und 46mal in der Minute fühlbar. Nach 10 Minuten 
langer Bewegung im Trabe und im Galopp unter dem Reiter zeigte 
das Pferd starken Schweißausbruch. Die Atmung war angestrengt 
und geschah 30mal in der Minute. Der Puls war schwach, un- 
gleichmäßig und unregelmäßig, die Pulszahl in der Minute betrug 
86. Der Herzschlag war deutlich fühlbar. Bei der Auskultation 
hörte man ein schnurrendes systolisches Herzgeräusch. Der zweite 
Herzton war laut und deutlich hörbar. Eine Vergrößerung der 
Herzdämpfung war nicht deutlich nachzuweisen. Erst nach 
25 Minuten war die Pulszahl wieder bis auf 46 gesunken, die 
Atmung nach 20 Minuten wieder normal. 

Es war also bei dem Pferde nach dem Gelenkrheumatismus 
ein Herzfehler entstanden, und zwar hatte sich nach der als Kom- 
plikation anzusehenden Endokarditis ein Klappenfehler entwickelt. 
Hiernach war eine aktive kompensatorische Herz-Hypertrophie 
eingetreten, die zur Zeit der letzten Untersuchung in Dilation 
überzugehen schien. 

Das Pferd konnte nicht weiter beobachtet werden, da es an- 
fangs Februar in den Besitz eines Händlers überging. 


Strychninvergiftung beim Pferde. 


Von Stabsveterinär Dr. Hock. 


Am 30. 10. erkrankte das Reitpferd — ein 15 jähriger brauner 
Wallach — des Herrn H. infolge von Harnverhaltung an Blasen- 
kolik. 

Das Pferd war nach dem Vorbericht etwa 8 Tage vor der 
offensichtlichen Erkrankung einer Überanstrengung und Erkäl- 
tung ausgesetzt gewesen, und man hatte wahrgenommen, daß seit 
dieser Zeit die Munterkeit des Pferdes nachließ. Das Pferd, das 
sonst beim Futtersehütten in die Krippe stieg und beim Bewegen 
sprang und ausschlug, unterließ diese Äußerungen seines Wohl- 
befindens; ferner wurde eine gewisse Beschwerde beim Harn- 
absetzen beobachtet. Dabei blieb das Pferd jedoch bei gutem 
Appetit und zeigte sonst keinerlei auffällige Erscheinungen. Am 
30. 10. warf sich das Pferd mehrere Male nieder, um sofort wieder 
aufzuspringen. 


— 509 -= 


Bei meiner Untersuchung fand ich das Pferd zitternd in 
seinem Kastenstand stehen, gegen dessen eine Wand angelehnt. 
Da eine Untersuchung in dem engen Raume zu gefährlich 
war, ließ ich das Pferd herausführen und an einen nach allen 
Seiten offenen Stand bringen. Bei dieser Überführung konnte sich 
das Pferd kaum auf den Beinen halten; es schwankte und mußte 
sorgfältig gestützt werden. Kaum war es an dem neuen Stand an- 
gelangt, so stürzte es mit gebeugtem Kopf nach vorwärts unter die 
Krippe und schlug mit den Beinen um sich, so daß jede Annähe- 
rung unmöglich war. Die Atmung war stark beschleunigt, das 
Ausatmen geschah stoßweise und war häufig von lautem Stöhnen 
begleitet. Häufig sah sich das Pferd auch nach dem Bauche um. 
In einem günstigen Moment spritzte ich dem Pferde 0,5 Morph. 
mur. : 15,00 Aquae dest. unter die Haut, worauf nach einiger Zeit 
eine genaue Untersuchung möglich war. Beim Eingehen mit der 
Hand in das Rectum erwies sich dieses mit einer ungewöhnlich 
großen Menge von Kotballen angefüll. Sonst war der Darm 
mäßig gefüllt und nirgends empfindlich. Die Harnblase bildete 
einen großen mit Flüssigkeit gefüllten Sack, der weit in die Bauch- 
höhle hineinragte. Selbst jeder leichte Druck auf die Harnblase 
war äußerst schmerzhaft und wurde von dem an der Erde liegen- 
den Pferde mit lautem Stöhnen und heftigen Abwehrbewegungen 
beantwortet. Infolge dieser Abwehrbewegungen ließ sich auch der 
Penis nicht hervorziehen und der Harn mittels des Katheters ent- 
leeren. 

Nach etwa 12 Stunden sprang das Pferd, das bereits auf- 
gegeben war, auf und entleerte von selbst eine große Menge Harn; 
gleich darauf nahm es auch etwas Futter zu sich. Doch war das 
Pferd noch am nächsten Tage stark benommen. Die Untersuchung 
des Harns ergab seine normale Beschaffenheit. Der Kot 
mußte nun dreimal täglich in den ersten drei Tagen, obwohl Aloë 
gegeben worden war, aus ddem Beckenstück des Mastdarmes mit 
der Hand entfernt werden; später genügten dazu Einläufe von 
warmem Wasser. Sowohl bei der Palpation der Harnblase als 
auch beim Harn- und Kotabsetzen äußerte das Pferd noch einige 
Zeit durch Stöhnen heftige Schmerzen. Allmählich jedoch ver- 
ringerten sich die Beschwerden beim Harn- und Kotabsatz. 

Nach diesen Erscheinungen handelte es sich bei dem Pferde 
um eine akute Lähmung des Entleerungsmuskels der Harnblase, 
des Detrusors, sowie des Beckenstückes des Mastdarms hervor- 
gerufen durch Überanstrengung und Erkältung. Die Zurückhaltung 
des Kotes und insbesondere des Harnes hatte zu dem Anfall von 
Blasenkolik geführt. 

Zum Zwecke der Behandlung begann ich am zweiten Krank- 
heitstage mit Stryehnin-Injektionen, welche Lösungen nach Vor- 
schrift in einer Apotheke vor dem jeweilgen Gebrauche frisch 
angefertigt wurden. Am 31. 10. erhielt das Pferd 0,05 Stryehnin. 
nitric. : 10,00 Aq. dest. subkutan, ebenso am 1. 11. 

Da die Krankheitserscheinungen jetzt rasch nachließen, wur- 
den die Einspritzungen ausgesetzt, jedoch nach 7 Tagen, als immer 
noch leichte Beschwerden beim Kotabsatz nicht verschwinden 
wollten, wieder aufgenommen. 


== 010 = 


Das Pferd erhielt am 8. 11. 0,03, am 9. 11. 0,05 Strychnin. 
nitric. in wässeriger Lösung subkutan. Am 10. 11. wurde aus- 
gesetzt. Am 11. und 12. 11. wurden wiederum je 0,05 Strychnin. 
nitric. unter die Haut gespritzt. 

Vielleicht 20 Minuten nach der letzten Einspritzung wurde ich 
in den Stall zurückgerufen, das Pferd habe einen neuen Anfall. 
Aber es bot sich mir ein ganz anderes Krankheitsbild als das 
erste Mal. 

Das Pferd stand heftig zitternd in seinem alten Kastenstanl, 
Hals und Kopf weit vorgestreckt, die Nüstern trompetenförmig 
aufgebläht, die Atmung stark beschleunigt und angestrengt, der 
Schweif krampfhaft auf den Rücken gezogen. Bei jeder Bewegung 
des Nebenpferdes, beim Rasseln eines Dungkarrens usw. fuhr das 
Pferd zusammen, und ein heftiger, einige Sekunden andauernder 
Krampf flog blitzartig durch das ganze Pferd, wobei es schmerz- 
haft aufstöhnte und die Darmgase explosiv herausgepreßt wurden. 
Nachdem das Pferd unter diesen sich immerfort wiederholenden 
Krampfanfällen etwa 10 Minuten lang gestanden hatte, brach es zu- 
sammen und schlug nun, sich selbst verletzend, die Bretterwände 
seines Standes ein. Dazwischen traten wieder die geschilderten 
blitzartigen Krämpfe auf und Erstickungsanfälle, wobei das Maul 
weit aufgesperrt wurde. In kurzem war das Pferd ganz in Schweiß 
gebadet. 

Diese Erscheinungen ließen keinen Zweifel darüber, daß 
Stryehninvergiftung vorlag. Als Gegenmittel wurde sofort 
Chloralhydrat in Gummischleim gelöst als Klystier angewendet. 
Das Pferd erhielt etwa 100 g, immer in Dosen zu 20 bis 30 g. Doch 
kam nicht die ganze Quantität des Mittels zur Wirkung, da er- 
hebliche Mengen der Klystiere, besonders im Anfang, bald wieder 
herausgepreßt wurden. 

Nach 8 Stunden beruhigte sich das Pferd, die Krampf- und 
Erstickungsanfälle hörten auf, die Schweifrübe war zurück- 
gesunken. Der jetzt unternommene Versuch, das Pferd aufzu- 
richten, hatte Erfolg, und das Pferd konnte in einen Hängegurt 
gebracht werden. Die Atmung beruhigte sich sofort und der vorher 
unfühlbare Puls kam wieder zum Vorschein. Das Pferd nahm 
gierig Wasser und außerdem Mohrrüben und Zucker. Hafer und 
Heu wurden nicht genommen. In den folgenden Tagen stellten sich 
Fieber ein, starke Hinfälligkeit und übelriechender Atem mit 
Nasenausfluß. Am 17. 11. verendete das Pferd. 

Als Todesursache wurde durch die Sektion multiple brandige 
Lungenentzündung (Aspirations-Pneumonie) festgestellt. Am Len- 
den- und Kreuzmark, der Harnblase und dem Beeckenstück des 
Mastdarms waren keine krankhaften Veränderungen nachzu- 
WEISEN. 

Nach Fröhner, Toxikologie und Arzneimittellehre, beträgt 
die kleinste tödliche Dosis des Stryehnin. nitr. für das Pferd 02 
bis 0,3 subkutan, 0,15 intratracheal. Die Heildosis beträgt 0,05 
bis 0,1 pro die subkutan. Bei der Stryehninbehandlung soll das 
Körpergewicht genau berücksichtigt und jeden dritten Tag mit 
den Einspritzungen ausgesetzt werden. Ferner soll die Lösung 
jeweils frisch ang. fertigt sein. 


— 5ll — 


Alle diese Bedingungen wurden in diesem Falle erfüllt. Das 
Pferd hatte ein Gewicht von etwa 600 kg, eine Tagesdosis von 
0,05 war demgemäß nicht zu hoch. Ferner wurden die Injektionen, 
wie oben ersichtlich, unterbrochen und die Lösungen stets frisch 
verschrieben. 

Ich füge an, daß ich in dieser Weise ein Pferd mit neurogener 
Muskellähmung vier Wochen lang mit Strychnin behandelt habe, 
ohne daß sich die geringsten Vergiftungserscheinungen gezeigt 
haben. 

Im vorliegenden Falle kommen nur zwei Umstände in Frage, 
die die Strychninvergiftung herbeigeführt haben. Es kann eine 
Überempfindlichkeit des in Rede stehenden Pferdes gegen Strych- 
nin die Schuld tragen — obwohl das Pferd in obiger Dosierung 
im ganzen nur 0,28 g Strychnin, nach Abzug der ersten zwei 
kaum zu rechnenden Einspritzungen nur 0,18 g erhielt — oder ein 
Versehen bzw. Außerachtlassen der nötigen Vorsicht von seiten 
des Apothekers bei Anfertigung der Strychninlösung, eine Mög- 
lichkeit, worauf Fröhner in seiner Toxikologie hinweist, so daß 
das Pferd eben größere Strychninmengen erhielt, als verordnet 
waren. 


Gallensteinkolik beim Pferde. 


Von Veterinär Grimm. 


Am 26. Januar 1912 bemerkte abends gegen 11 Uhr der Stall- 
wachposten, daß das Pferd „Edi“ am ganzen Körper zitterte und 
stark schwitzte. Die Untersuchung ergab folgendes: Das Pferd 
steht teilnahmlos im Stalle mit vollständig zum Boden gesenktem 
Kopfe. Es tritt auf Anruf nicht herum, jede Bewegung macht es 
ungern und äußert dabei starke Schmerzen. Der Körper ist mit 
kaltem Schweiß bedeckt. Das Pferd zittert am ganzen Körper. 
Die Lidbindehäute sind blaßrosarot gefärbt. Der Puls ist an der 
Kinnbackenarterie nicht aufzunehmen, durch Auskultation des 
Herzens werden 46 regelmäßige, schwache Pulsschläge gezählt. Die 
Herztöne sind rein, die Herzdämpfung ist nieht vergrößert. Die 
im Mastdarm gemessene Temperatur beträgt 38,7 C. 

Die Atmung geschieht angestrengt, pumpend, 28 mal in der 
Minute. Die Ausatmung erfolgt stoßweise. Im Verlauf des Kehl- 
ganges, an Kehlkopf und Luftröhre ist nichts Abnormes festzu- 
stellen. Die Auskultation der Lungen ergibt überall verstärktes 
vesikuläres Atemgeräusch, die Perkussion überall lauten Schall. 

Der Hinterleib erscheint nicht aufgetrieben. Darmgeräusche 
sind beiderseits gänzlich unterdrückt. Kot- und Harnabsatz sind 
seit zwei Tagen nicht beobachtet worden. Die rektale Untersuchung 
ergibt zunächst eine leichte Drehung des Mastdarmes um die 
Längsachse nach rechts, und erst nach der ohne Mühe erfolgten 
Lageberichtigung kann die Untersuchung jenseits der Ampulle fort- 
gesetzt werden. Die Harnblase und der hintere Teil des Mastdarms 
sind leer. Die vorliegenden Darmteile haben ihre normale Lage 
und sind prall mit festweichen Futtermassen gefüllt. 


le 


Die Behandlung bestand zunächst in Massage des Hinterleibes, 
in Prießnitzumschlägen und Warmwasserklystieren. Innerlich er- 
hielt das.Pferd Chloroformium, Tinctura Asae foetidae und Tinc- 
tura Opii zu gleichen Teilen. Nach 11% Stunden wurden ferner Ex- 
tractum Aloës 30,0 mit Spiritus aethereus 100,0 und 3000,0 Aqua 
verabreicht sowie subkutan Arecolinum hydrobromicum.: 0,1 zu 
10,0 Aqua in fraktionierten Dosen. Nach der zweiten Arekolin- 
dosis erfolgte geringer Abgang von Darmgasen. Darmgeräusche 
stellten sich jedoch nicht ein. 

Gegen 2 Uhr nachts schlug das Herz unregelmäßig und 
schwächer. Es wurden deshalb Oleum camphoratum forte 50,0 sub- 
kutan injiziert. Etwa nach einer Viertelstunde wurde der Herz- 
schlag ruhiger und kräftiger, und nach Verlauf einer weiteren 
Viertelstunde konnten 60 Pulsschläge an der Kinnbackenarterie, 
wenn auch nur schwach, gefühlt werden. Die Atmung blieb ange- 
strengt und pumpend und steigerte sich bis zu 60 Atemzügen in der 
Minute. Die Lidbindehäute nahmen eine blaßrote, fast weiße 
Färbung an. 

Das Pferd blieb bis 6 Uhr morgens mit sägebockartig ausein- 
andergestellten Gliedmaßen und gesenktem Kopfe stehen. Kot und 
Harn wurden nicht mehr abgesetzt, und der Darm blieb regungslos. 
Plötzlich fiel das Pferd zur Seite und verendete. 

Die Sektion ergab als pathologisch-anatomische Diagnose: An- 
ämie der äußerlich sichtbaren Schleimhäute, 'blutig-seröses Exsu- 
dat in der Bauchhöhle, Anschoppung trockener Futtermassen im 
Dickdarm und dünnbreiiger im Dünndarm, Darmentzündung, 
Leberzirrhose, Gallensteine, parenchymatöse Entzündung des Herz- 
muskels, Blutungen unter dem Herzbeutel, insbesondere in der 
Kranzfurche. 

Auffallend waren die Veränderungen in der Leber: Diese war 
im rechten Lappen gelb-braun, im linken dunkelbraun gefärbt, ge- 
schwollen und zeigte abgerundete Ränder. Sie war um das Drei- 
fache vergrößert. Ihre Konsistenz war, besonders im linken Lap- 
pen, derb. Auf der Oberfläche erschien die Leber höckerig und auf 
der Höhe der Höcker heller gefärbt. Beim Einschneiden in den 
rechten helleren Lappen floß eine gelblich-rote Flüssigkeit von 
durehdringendem, stinkendem Geruch ab. Die Gallengänge waren 
stark erweitert, mit dieser Flüssigkeit angefüllt und hatten stark 
verdickte Wandungen. Beim Einschneiden in den linken Lappen 
floß die gleiche rötlich-gelbliche Flüssigkeit ab, die jedoch hier 
diekflüssiger und noch übelriechender war. Auch hier waren die 
Gallengänge bedeutend erweitert und ihre Wandungen bis zu 3, cm 
verdickt. Außerdem fanden sich hier in allen Gängen mohnsamen- 
bis erbsengroße, steinharte, gelbe Gebilde von rundlicher, ei- bis 
walzenförmiger Gestalt in einer Anzahl von mehreren hundert 
Stück. Im Hauptausführungsgang befand sich ein taubeneigroßes, 
eiförmiges, gelbes Gebilde von derselben Beschaffenheit. Der 
Längsdurcehmesser betrug 4 em. Die einzelnen Leberteilehen waren 
zwar noch zu erkennen, jedoch atrophisch. Auf dem Durchschnitt 
zeigt sich ein weißes, mehr oder weniger breitstreifiges, groß- 
maschiges Netz von neugebildetem Bindegewebe, das größere oder 


— 913. — 


kleinere Felder atrophischen und entarteten Lebergewebes ein- 
schließt. 

Auf Grund dieses Befundes darf man wohl annehmen, daß die 
von dem Pferde bekundeten Kolikerscheinungen im ursächlichen 
Zusammenhange mit den Gallensteinen gestanden haben. 

Auffallend an dem ganzen Krankheitsbilde war das völlige 
Fehlen einer auf Ikterus deutenden Erscheinung. 


Mehrere gleichzeitig auigetretene Fälle von Lumbago. 


Von Stabsveterinär Klinner. 


Wegen Mangels an Mannschaften während der Pfingstfeiertage 
konnten die Pferde weniger als sonst bewegt werden. Am ersten 
Feiertage herrschte eine große Hitze, am zweiten Feiertage 
naßkaltes, windiges Wetter. Am nächsten Tage rückten die 
Eskadrons zum Exerzieren aus. Es wehte ein naßkalter, hefti- 
ger Wind, besonders über den Exerzierplatz. Etwa eine Stunde 
nach Beginn des Exerzierens fing das Pferd eines Oberleutnants an, 
heftig zu schwitzen und matt zu werden. Als kolikkrank wurde es 
in den Stall (Privatstall) zurückgebracht. Nach Aussage des 
Burschen war das Pferd beim Führen an der Hand gar nicht vor- 
wärts zu bringen, und er hatte es reiten müssen, um das Pferd im 
Gang zu erhalten. 

Bei der näheren Untersuchung stellte ich Kreuzverschlag fest. 
Patient konnte nur schwer im Stand herumgedreht werden. Be- 
sonders fiel die steife Haltung der Hinterhand auf. Der abgesetzte 
Harn war fast dunkelrot. Der Appetit war nicht gestört. Die 
Kruppenmuskulatur war auf beiden Seiten bretthart und rechts 
etwas höher gewölbt als links. 

Ungefähr eine halbe Stunde später erkrankten auf dem Exer- 
zierplatz unter denselben Erscheinungen bei der 1. und 2. Eskadron 
je 1 Pferd, bei der 3. und 4. Eskadron je 3 Pferde. Diese Pferde 
blieben beim Exerzieren im Gliede zurück, schwitzten erheblich 
und atmeten etwas beschleunigt. Vier Pferde, die nur eine geringe 
steife Haltung der Hinterhand zeigten, konnten nach Hause ge- 
führt, die anderen mußten geritten werden, da sonst ein Vorwärts- 
bringen nicht möglich war. Die Hintergliedmaßen wurden breit 
und steif nach hinten gestellt und unter Zittern die Hufzehen be- 
lastet. Bei 2 Pferden war deutlich die rechte Kruppenmuskulatur 
gegenüber der linken nach oben hervorgewölbt und auch derber. 
Bei 4 Pferden wurde dunkelroter Harnabsatz bemerkt. Im Stall 
nahmen sämtliche erkrankten Pferde mit großem Appetit das dar- 
gereichte Heu auf. Bei den schwerer erkrankten Pferden war die 
Augenschleimhaut höher gerötet und die Zahl der Pulse um 20 bis 
25 in der Minute erhöht. Eine medikamentöse Behandlung fand 
bei keinem Pferde statt. Die Pferde wurden mit Strohwischen 
trocken gerieben und mit Woilachs warm eingedeckt. 

Bei den leichter erkrankten Pferden waren schon bis Mittag 
sämtliche Krankheitserscheinungen verschwunden. Geren Abend 


— 5l4 — 


waren auch die anderen Pferde wieder vollständig gesund. Am 
anderen Tage, an dem schönes, warmes Wetter war, konnten sämt- 
liche erkrankt gewesenen Pferde ohne Nachteil unter dem Reiter 
eine halbe Stunde bewegt werden. 

Es ist in diesem Falle, in dem neun Pferde an einem Tage an 
Kreuzverschlag erkrankten, die Ursache wohl wahrscheinlich 
nur darin zu suchen, daß die Pferde nach zweitägiger Ruhe einer 
Anstrengung bei naßkaltem, rauhem Winde ausgesetzt, zuerst in 
Schweiß gerieten und sich erkälteten. Bei der 5. Eskadron, die 
dem Vorbericht nach weniger exerziert, sondern nur Gefecht zu 
Fuß geübt hatte, war kein Pferd erkrankt. 

Eine etwaige Vergiftung durch Futter, Wasser oder andere 
Stoffe ist hier mit Sicherheit auszuschließen, da Futter und Wasser 
einwandfrei waren, und auch der Appetit der erkrankten Pferde 
gar nicht gestört war. 





Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Ärzte. 


Von Korpsstabsveterinär Feldtmann. 


Die besonders festlich geschmückte. uralte Westfalenhauptstailt 
Münster, der reiche Flaggen- und Blumenschmuck ihrer Häuser 
und Straßen und die herzliche Gastfreundschaft ihrer Einwohner 
gaben beredtes Zeugnis von der großen Freude, die Teilnehmer an der 
vom 15. bis 21. September d. Js. hier tagenden Versammlung Deutscher 
Naturforscher und Ärzte begrüßen und in ihren Mauern aufnehmen zu 
dürfen. Wenn dieser Ort auch nieht dureh eine Reihe großer und 
reichlich ausgestatteter wissensehaftlicher Institute den Forscher er- 
freut und hierdurch seine wissenschaftlichen Ziele der Lösung näher 
bringt. so bietet Münster mit seiner mehr als tausendjährigen Ge- 
schiehte und Kultur. seinen ragenden Kirchen, seinen stolzen Adels- 
höfen, seinen malerischen Gebäuden und Straßenfluchten. seinem 
groBen Reichtum alter architektoniseher Sehönheiten, seinen vielen 
Schmucekplätzen und seinen herrlichen, die ganze Stadt wie ein 
Blumengürtel umgebenden Promenaden dem Auge des Besuchers ein 
wunderschönes Städtebild von ganz eigenem künstlerischen Gepräge. 
wohl würdig, eine so hochbedeutsame Versammlung bei sich zu Gaste 
zu laden. 

Mit literarischen Festgaben wurden die Teilnehmer reich be- 
dacht. Die heimische Gelehrtenwelt, die medizinisch-naturwissen- 
schaftliche Gesellschaft Münsters, überreichte jedem Teilnehmer eine 
Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten, die glänzendes Zeugnis dafür 
ablegen, daß die mannigfachen Zweige der Medizin und Naturwissen- 
schaften auch hir eine gute Pflegestätte besitzen. In ihrer Festschrift 
spendete die Stadt Münster ein wertvolles, umfangreiches Meisterwerk 
heimatkundlieher Darstellung. 

Am Begrrüßungesabend in dem gewaltigen Festsaale des Sehützen- 
hofes bot die Stadt dureh Aufführung des Lambertusspieles mit seinen 


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— 515 — 


frohen bunten Szenen altmünsterischen Volkslebens einen freundlichen 
Willkommensgruß. 

| Für Montag abend hatte Münster die Versammlung zu einem 
Bierabend eingeladen und bescherte den überaus zahlreich erschienenen 
Damen und Herren durch auserwählte Orchester- und Chorvorträge, 
insbesondere durch die Darbietungen glänzender Perlen westfälischer 
Sangeskunst, einen schönen und genußreichen Abend. 

Bei reger Beteiligung der Behörden vereinte der Mittwochabend 
die Teilnehmer mit ihren Damen zu einem glänzenden Festmahl 
wiederum im Festsaal des Schützenhofes, in dem sie sich bei begeistern- 
den Reden, unter angeregter, froher Unterhaltung, lieblichen musi- 
kalischen Weisen und guter Bewirtung ersichtlich sehr heimisch 
fühlten. Das inhaltreiche Festprogramm mit seiner großen Zahl von 
Ausflügen in das Industriegebiet, in Badeorte und an Naturschön- 
heiten reiche Gegenden, brachte angenehme Abwechslung und Er- 
holung von den Anstrengungen ernster wissenschaftlicher Arbeit. 

Für die Unterhaltung der Damen des Kongresses hatte ein 
rühriger, umsichtiger Damenausschuß ausgiebig gesorgt. Den Reigen 
eröffnete der von letzterem gegebene Tee im altehrwürdigen Rathaus- 
saal. Teilnahme an den Vorträgen der allgemeinen Versammlungen, 
Besichtigungen der Stadt, der Kirchen, der Kunstsammlungen, der 
technischen Institute, der Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen 
unter sachverständiger Führung sowie zahlreiche Ausflüge nahmen 
Zeit und Spannkraft der Damen voll in Anspruch. Ein von Sr. Durch- 
laucht dem Prinzen von Ratibor und Corvey im Festsaal 
des Königlichen Schlosses gegebener Tee zählte mit zu den Glanz- 
punkten der für die Damen des Kongresses bestimmten festlichen 
Veranstaltungen. 

Eine für die Versammlung hergerichtete Ausstellung naturwissen- 
schaftlicher und medizinischer Gegenstände und Lehrmittel sowie 
ehemisch-pharmazeutischer Präparate, die vorwiegend Neuheiten der 
letzten Jahre umfaßte, ließ den Besucher sich schnell orientieren und 
gab ein anschauliches Bild des mächtigen Vorwärtsstrebens und der 
groBen Errungenschaften auf diesen Gebieten. 

Die durch den ersten Geschäftsführer Professor Dr. Rosemann 
mit einer bedeutsamen Begrüßungsansprache eröffnete Versammlung 
gab in ihrem weiteren Verlauf durch die große Zahl allgemeiner und 
besonderer Vorträge ein staunenerregendes Gesamtbild wissenschaft- 
licher Produktion und eine gewaltige Fülle von Anregung und Be- 
lcehrung. In den allgemeinen Versammlungen und in den Gesamt- 
sitzungen der naturwissenschaftlichen und medizinischen Hauptgruppe 
wurden folgende Vorträge gehalten: 

1. V. Czerny- Heidelberg: Die nichtoperative Behandlung der 

Geschwülste. 


2. E. Becher- Münster: Leben und Bescelung. 

3. Graf Arco-Berlin: Uber drahtlose Telegraphie. (Mit Demon- 
strationen.) 

4. W. Nernst-Berlin: Zur neueren Entwicklung der Thermo- 
dynamik. 

5. Sarasin- Basel: Über die Ausrottung der Wal- und Robben- 
fauna sowie der arktischen und antarktischen Tierwelt überhaupt. 

6. H. Küttner-Breslau: Moderne Kriegschirurgie. 

7. C. Correns- Münster und 

8. R. Goldschmidt- Münehen: Vererbung und Bestimmung des 
Geschlechts. 

9. W. Straub- Freiburg: Uber die Bedeutung der Zellmembran 


für die Wirkung chemischer Substanzen. 
10. R.v. Wettstein- Wien und 


— 516 — 


11. A. Czerny -Straßburg und 

12. R. v Hannstein-Berlin: Die Wissenschaft vom Leben in 
ihrer Bedeutung für die Kultur der Gegenwart. 

13. P. Th. Müller-Graz: Über die neueren Forschungsergebnisse 
auf dem Gebiete der Serumtherapie. 

14. F. Rolly- Leipzig: Uber die Nutzanwendung der neueren For- 
schungsergebnisse auf dem Gebiete der Serumtherapie in der 
Praxis. 

15. H. Mießner-Iannover: Uber die praktischen Erfolge der 
Serumtherapie in der Veterinärmedizin. 

16. R. Klemensiewiez-Graz: ber die physiologischen Grund- 
lagen für den normalen und pathologischen Flüssigkeitsverkehr 
und die Ansammlung von Flüssigkeit in Geweben und Hohlräumen. 

17. Lubarsch- Düsseldorf: Pathologische Morphologie und Phy- 


siologie des Ödems. 
18. Ziegler-Breslau: Das Ödem in seiner Bedeutung für die 
Klinik. 
Außerdem wurden in den Abteilungssitzungen 450 wissenschaft- 
liche Vorträge gehalten. 


33. Abteilung: Veterinärmedizin. 


Nach Benehmen mit der Geschäftsführung gelang es mir, für 
diese Tagung die auf den vorangegangenen Versammlungen 
übliche Bezeichnung „Abteilung für Tierheilkunde“ in die hier- 
überstehende, mehr zutreffende Bezeichnung umzuwandeln. 

Um den Teilnehmern dieser Abteilung genügend Zeit für die 
übrigen Vorträge und Veranstaltungen des Kongresses zu lassen, 
wurden die Arbeiten an drei Nachmittagen erledigt. Sie nahmen 
ihren Anfang am Montag, den 16. September, im historischen 
Seminar der Universität. Hier wurden folgende Vorträge ge- 
halten: 

1. Bongert-Berlin. Über die Ätiologie der Aktynomykose 
des Rindes. 

Anläßlich seiner umfangreichen Untersuchungen hat Bon- 
gert bei der Kieferaktinomykose stets ein schlankes, 
pleomorphes, unverzweigtes Stäbchen gefunden, das besonders 
auf Serumagar gut und ohne Verzweigungen wächst. Bei Kanin- 
ehen bewirkten subkutane Injektionen Abszesse, in denen jedoch 
Aktinomykoseerreger nicht nachgewiesen werden konnten. 

Diplokokkenartige Kurzstäbehen ohne Verzweigungen fanden 
sich stets in den von Bongert untersuchten 80 Fällen von 
ZJungenaktinomykose. Nur in alten Kulturen konnte 
Bongert keulenförmige Verdiekungen, Aktinomyces-Keulen. 
nachweisen. Auf Zuckerbouillon mit Serum wuchsen die Erreger 
gut. Für kleine Versuchstiere waren sie nicht pathogen. 

Unter 80 Fällen von Aktinomykose der Milchdrüsen des 
Schweines konnte Bongert 50mal Staphylokokken beobachten. 
In den übrigen 30 Fällen blieben die Kulturen wohl dureh Unter- 
sang der Erreger steril. Sich verzweigende Fadenpilze fand 
Bongert niemals. 

Auf Grund dieser Beobachtungen stellte Bongert fest, daß 
die Aktinomykose keine aetiologisch einheitliche Krankheit dar- 
stellt, sondern polybakteriell ist. 


— 517 — 


Die keulenförmigen Pilze spricht Bongert als Degenerations- 
produkte an. Sie stellen keine soliden Gebilde dar, die sich nicht 
mit Kernfarbstoffen färben lassen, sondern sind als degenerierte 
Zellschläuche anzusehen. 

Bongert hat bis jetzt an Rindern und Schweinen keine In- 
fektionsversuche mit den von ihm ermittelten Mikroorganismen 
vornehmen können, so daß er ein abschließendes Urteil über seine 
Ermittlungen noch nicht abzugeben vermag. 

2. Schreiber-Landsberg a. W. Der infektiöse Abortus 
der Rinder und seine Bekämpfung mittels Schutzimpfung. 

Der Vortragende führt aus, daß nach übereinstimmendem 
Urteil aller Forscher als der Erreger des seuchenhaften Verkal- 
bens der Bangsche Bazillus anzusehen ist, da dieser in jedem 
Falle sowohl in den Eihäuten als auch in der Frucht gefunden 
wird und unter Beobachtung seines eigentümlichen biologischen 
Verhaltens auch in Reinkultur herausgezüchtet werden kann. Zur 
Feststellung, ob ein Tier mit dem Bangschen Bazillus infiziert ist 
oder war, dient erstens die diagnostische Impfung mittels Bak- 
terien-Extrakt nach Analogie der Tuberkulinisierung, zweitens 
die Agglutinations-Methode und die Komplementbindung. Wäh- 
rend die diagnostische Impfung als unsicher zu bezeichnen ist, 
haben sich die beiden anderen Methoden im Laboratorium als 
feines Reagens bewährt und sind besonders zu empfehlen. 

Die Frage, ob die Bangschen Bazillen aus verschiedenen Be- 
ständen Stammverschiedenheiten, ähnlich dem Kälberruhrerreger 
zeigen, ist im Serum-Institut Landsberg mit Hilfe der Agglutina- 
tion zu lösen versucht worden. Es sind aber, trotzdem die Höhe 
des Agglutinations-Titerss bei den verwendeten zehn Stämmen 
Schwankungen aufwies, mit dieser Methode Stammverschieden- 
heiten nicht nachzuweisen. 

Auf Grund zahlreicher Untersuchungen an eingeschickten 
abortierten Foeten kommt der Vortragende zu dem gleichen Re- 
sultat, welches er auf der Naturforscher-Versammlung in Königs- 
berg berichtete, nämlich, daß häufig Mischinfektionen mit Koli- 
Bakterien, Streptokokken und Paratyphus-Bakterien den Abor- 
tus komplizieren, so daß damit die Ausfälle nach der Schutz- 
impfung zu erklären sind. Durch Versuche an weißen Mäusen 
konnte nachgewiesen werden, daß die gefundenen Bakterien in 
Mischinfektionen untertödliche Dosen des Bangschen Bazillus in 
tödliche verwandeln. Auf Grund der zahlreichen Impfungen, 

welche mit dem Landsberger Abortin in der Praxis angestellt wor- 
den sind, kommt der Vortragende zu dem Schluß, daß in Ställen, 
wo der infektiöse Abortus rein auftritt, also nur durch den Bang- 
schen Bazillus hervorgerufen wird, er durch Impfung erfolgreich 
bekämpft werden kann. Läßt dagegen das Abortin im Stich, dann 
ist die Impfung entweder zu spät ausgeführt worden, oder aber 
es handelt sich um die beobachteten Mischinfektionen, welche in 
Stallungen auftreten, wo die Kälberruhr herrscht, so daß sich die 
Rinder leicht mit diesen Erregern infizieren können. In solchen 
Ställen ist es unbedingt nötig, daß neben der Impfung auch die 
hygienischen Maßregeln durchgeführt werden, die das Kaiserliche 


— 518 — 


Gesundheitsamt in Form eines Merkblattes bekannt gegeben hat, 
und welche in sachgemäßer Desinfektion unter tierärztlicher An- 
leitung gipfeln. 

3. Weil-Halle a. S.: Neuere Forschungen über die Fer- 
mente des Tierkörpers und ihre Anwendung auf die klinische 
Diagnostik, speziell der Schwangerschaft. 

Vortragender führt folgendes aus: Der lebende Organismus 
ist imstande, auf die Zufuhr jedes seinem Blut fremden biolo- 
gischen Stoffes mit der Bildung spezifischer Fermente zu reagie- 
ren, welche die Spezifität des fremden Körpers zerstören und ihn 
in Bausteine zerlegen, die die Körperzellen weiter verarbeiten 
können. 

Bei dem fermentativen Abbau des Eiweißes entstehen 
Zwischenprodukte, Peptone, die auf den Körper toxisch wirken. 
Diese Erkenntnis hat zur Aufstellung von Theorien für die Ana- 
phylaxie und eine große Zahl von Infektionskrankheiten geführt. 
Die praktische Anwendung der Ergebnisse der Fermentforschung 
finden wir in den von Abderhalden ausgearbeiteten Methoden, 
der biologischen Methode und dem Dialysierverfahren. Bei der 
ersteren benutzt man als Indikator zur Sichtbarmachung der Fer- 
mentwirkung Lösungen der entsprechenden zu Peptonen ver- 
arbeiteten Eiweißkörper und erkennt einen Abbau an der An- 
derung des Drehungsvermögens für polarisiertes Licht. 

Bei dem Dialysierverfahren benutzt man das nicht veränderte 
Eiweiß, das man zusammen mit der fermenthaltigen Flüssigkeit, 
z. B. Serum in einen Pergamentschlauch füllt. Ist wirksames Fer- 
ment vorhanden, so wird das Eiweiß zu löslichen Peptonen abge- 
baut, die durch den Schlauch hindurch diffundieren und in der 
Außenflüssigkeit mit Hilfe der Biuretprobe oder des Triketohy- 
drindenhydrats, das mit Peptonen Violettfärbung gibt, nachge- 
wiesen werden können. Zum Nachweis der Schwangerschaft be- 
nutzt man als Indikator foetale Placenta und als Fermentlösung 
das Serum des Muttertieres. Abderhalden und Kiutsi 
konnten so Schwangerschaft beim Menschen, Abderhalden 
und Weil bei Kühen nachweisen. 

In der Diskussion berichtete Mießner über seine zusammen 
mit Immisch angestellten Versuche, die optische Methode bei 
der Diagnose von Infektionskrankheiten zu verwenden. 

Bei der Vermischung von Serum bzw. Peptonen von Pferden, 
die mit Rotz, perniciöser Anaemie, Trypanosomen usw. behaftet 
waren, mit den entsprechenden Antigenen gelang es niemals, ein 
für eine bestimmte Krankheit spezifisches Drehungsvermögen zu 
erhalten. 

4. Schubert- Münster: Serodiagnose der Rotzkrankheit. 

Redner besprach die Vorzüge und Nachteile der Agglutina- 
tions- und der Komplementbindungsmethode und ihre wechsel- 
seitige Ergänzung. Er erläuterte anschaulich die Technik der 
Komplementbindungsmethode und machte besonders auf die Wich- 
tigkeit der Verwendung der kleinsten Komplementmenge auf- 
merksam. Schubert besprach die hohe veterinärpolizeiliche 
Bedeutung der Serodiagnose, welche auch in größeren und stark 


— 519 = 


verseuchten Beständen die Rotztilgung fast regelmäßig im Verlauf 
von vier Wochen ermöglicht. 

Mießner hob in der anschließenden Diskussion die gewal- 
tigen Vorteile hervor, die der Rotzbekämpfung durch die von 
Schütz und Schubert für diese Seuche eingeführte Kom- 
plementbindungsmethode erwachsen sind. Auf Grund seiner 
neueren Untersuchungen ist Mießner der Ansicht, daß auch die 
Konjunktivalprobe mit Hilfe von Malleinum siccum Foth vor- 
zügliches leistet und bessere Resultate liefert als die Agglutina- 
tionsmethode. Wegen der großen Einfachheit ihrer Anwendung, 
Ermittlung der rotzigen Pferde in 24 Stunden, Ausschließens von 
Verwechselungen, schlägt Mießner vor, in Zukunft lediglich die 
Komplementbindungsmethode in Verbindung mit der Konjunk- 
tivalprobe zu verwenden. Das Nähere sei aus seiner Arbeit, Zen- 
tralblatt für Bakteriologie 1912, Band 63, Heft 4 bis 6, zu er- 
sehen. 

5. Gräfin v. Linden-Bonn: 

a) Die Entwicklung des Lungenwurms, Strongylus micrurus, 
außerhalb seines Wirtstieres. 

b) Erfahrungen über die Behandlung der Lungenwurmseuche 
unserer Haustiere und des Wildes mit Kupferchlorid. 

Die Vortragende berichtete und erläuterte an photographischen 
Aufnahmen, daß ihr die Züchtung des Strongylus micrurus aus 
Lungenschleim auf steriler, mit Grassamen besäter Erde gelun- 
gen sei. 

Die Behandlung der wurmkranken Tiere sei mit Kupfer- 
chlorid-Lecksteinen erfolgreich durchgeführt worden. 

Aus der Versammlung entstanden Zweifel über die richtige 
Deutung der von der Vortragenden angestellten Beobachtungen. 

Schubert vermißte bei den auf dem Lande angestellten 
Versuchen die erforderlichen Kontrollen darüber, daß nicht be- 
handelte Tiere an der Wurmkrankheit verendeten oder immer 
mehr abmagerten. 

Mießner erachtete es nicht für bewiesen, daß die behan- 
delten Tiere überhaupt mit Lungenwürmern behaftet waren. Es sei 
ferner zu erwägen, daß die angeblichen Heilungen meist am Ende 
des Sommers einsetzten, also zu einer Zeit, zu der vorher küm- 
mernde Schafe ohne Behandlung in guten Nährzustand gelangen. 
Mießner hat in Westpreußen einen von der Gräfin v. Linden 
mit Erfolg behandelten Bestand mehrfach untersucht und nicht 
I.ungenwurmseuche, sondern Septicaemia pluriformis ovium fest- 
gestellt. Es sei jedenfalls erforderlich, die von der Vortragenden 
gemachten Beobachtungen einer fachmännischen Nachprüfung zu 
unterziehen. 

(Schluß folgt.) 


— 520 — 


Einecker: Über einige neuere Desinfektionsmittel (Phenostal. 
Morbieid K. T. und Husinol). Arbeiten aus dem Kaiserlichen 
Gesundheitsamt, Bd. 28, Heft 2, 1911. 


Verfasser untersuchte einige neuere Präparate hauptsäch- 
lichst darauf, ob diese, wie von den Fabrikanten behauptet wird, 
eine geringere Giftwirkung und eine höhere Desinfektionskraft 
besitzen als die entsprechenden Phenolpräparate. 


I. Phenostal. 


Das von der Firma Schülke und Mayer in Hamburg her- 
gestellte Präparat wird in Tabletten und Pulverform, im letzteren 
Fall als reines und technisches Präparat in den Handel gebracht. 

Das technische Präparat ist rötlichbraun und ist für die 
Zwecke der Großdesinfektion bestimmt (auch in Tafeln von 50 bis 
100 g gepreßt käuflich); das reine pulverförmige Phenostal ist 
weiß, die Tabletten sind durch einen Farbstoff rot gefärbt. Es 
wird als Diphenyl — ortho — oxalester bezeichnet. 

Bei den Desinfektionsversuchen, bei denen als Testobjekte 
Staphylococeus pyogenes aureus, Bact. typhi, Bact. coli, Bact. sui- 
pestifer und Milzbrandsporen zur Verwendung kamen, stand das 
technische Präparat gegenüber Staphylokokken hinter dem Phe- 
nostal in Tablettenform zurück. Im allgemeinen waren auch die 
Unterschiede zwischen der Wirkung gleichprozentiger Phenostal- 
tabletten- und Karbolsäurelösungen bei höheren Konzentrationen 
nicht so groß, dagegen erwiesen sich die 1 % igen Phenostal- wirk- 
samer als gleichprozentige Phenollösungen. Milzbrandsporen wur- 
den dagegen durch eine 5 % ige Phenostaltablettenlösung in acht 
Stunden, durch eine 5 % ige Phenollösung aber erst in 48 Stunden 
abgetötet. Bezüglich der Giftwirkung konnte an Tierversuchen 
festgestellt werden, daß Phenostaltablettenlösungen nicht giftiger 
sind als die gleichen Karbolsäurelösungen. 

II. Morbicid K. T. 

Was dieses Präparat anbelangt, das nach den Angaben der 
Fabrik Schülke und Mayer aus 37% Rohkresol und einer 11 C 
Formaldehyd enthaltenen Harzseifenlösung besteht und eine 
braune, klebrige, nach Teerölen riechende Flüssigkeit darstellt, so 
haben die vom Verfasser angestellten Versuche folgendes ergeben: 
die Giftigkeit ist nach den Mäuseversuchen gering. An Seiden- 
fäden angetrocknete Milzbrandsporen von einer Dampfresistenz 
von 4 Minuten wurden in einer 10 % igen Lösung Morbicid K. T. 
in 4 Stunden, in 5 % iger in 6 Stunden abgetötet; 5 % ige Phenol- 
lösungen dagegen waren noch in 24 Stunden wirkungslos. Milz- 
brandsporen von einer Dampfresistenz von 6 Minuten wurden da- 
gegen in 10 % iger Lösung Morb. K. T. in 12 Stunden, in 5 % iger 
erst in 24 Stunden vernichtet. Gegenüber dem Staphyl. pyogenes 
aur. und Bact. coli erwiesen sich 3 bis 5% ige Lösungen der 
Morb. K. T. wirksamer als gleichstarke Lösungen Phenol und 
Lysoform, dagegen standen sie hinter gleichstarken Lösungen der 
Kresolseifenlösung des deutschen Arzneibuches A. IV. und der 
40 7, igen Formaldehydlösung zurück. 1- bis 3% ige Morbicid- 
lösungen erwiesen sich aber gegen Bact. coli wirksamer als gleiche 
Lysol- und Kresolseifenlösungen. 


— 521 — 


HI. Husinol. 

Dieses von Braun in Melsungen in den Handel gebrachte, aus 
Kresol, stearinsaurem Natrium und freiem Alkali bestehende Prä- 
parat, das auch in Tabletten zu 1 g (enthaltend 0,5 Kresol) käuf- 
lich ist, ist nach den Untersuchungen des Verfassers selbst in 
warmem Wasser schwer löslich, ein Umstand, der seine Anwendung 
erschwert. 

Die wie Milchkaffee aussehenden Lösungen wirken in 1% igen 
Lösungen gegenüber Staphylokokken schwächer als 1 % ige Lysol- 
lösungen. Husinol steht auch gegenüber Staphylokokken und dem 
Erreger der Hühnercholera in der Wirkung hinter Kresolseifen- 
lösung des D. A. zurück, übertrifft aber gleichprozentige Lösungen 
von Phenol in der Wirkung auf Bact. coli und Bact. suipestifer. 
Seine Wirkung auf Milzbrandsporen ist ganz ungenügend. . 

Wöhler. 


Schlasberg: Der Einflufs des Salvarsans auf die Nieren bei 
intravenösen Injektionen. Dermatologische Zeitschrift Heft 10. 
1912. 


Die große Bedeutung der jetzt bei Menschen und Tieren im 
Vordergrund stehenden Behandlung mit Salvarsan bei den 
verschiedensten Leiden hat den Verfasser veranlaßt, Unter- 
suchungen darüber anzustellen, ob die Ausscheidung des Sal- 
varsans, die gleich allen Arsenikpräparaten zum größten Teil mit 
dem Urin sich vollzieht, mit oder ohne Läsion der Nieren von- 
statten geht. 

Verfasser teilt zunächst die umfangreichen Beobachtungen 
mit, die er und andere Autoren bei Anwendung von Salvarsan 
bei Menschen bezüglich seiner Wirkung auf die Nieren gemacht 
haben, und stellt fest, daß nach den Angaben der Literatur das 
Mittel in der Regel gut ertragen worden ist. Nur wenige Fälle 
sprechen für eine Schädigung der Nieren, — Albuminurie, Zylin- 
drurie und Nephritis — und vielfach läßt sich diese Schädigung 
nicht einmal auf das Salvarsan beziehen. Zur Klärung dieser 
Frage hat Verfasser zahlreiche Salvarsaninjektionen an Kaninchen 
vorgenommen. 

Die Versuche haben gezeigt, daß eine einzelne intravenöse 
Salvarsaninjektion in einer Dosis von ungefähr 0,02 g pro Kilo 
Körpergewicht nicht imstande ist, eine klinische oder anatomische 
Veränderung der Nieren hervorzurufen. Wird dieselbe Dosis 
wiederholt, so entsteht eine Störung, die sich klinisch nur durch 
das Auftreten von Zylindern im Urin, sowohl hyalinen als kör- 
nigen, und anatomisch außer einer Hyperämie durch eine mehr 
oder weniger ausgesprochene Degeneration in den Epithelkernen 
der gewundenen Harnkanäle kundgibt. Wird die Salvarsandosis 
auf ungefähr das Doppelte gesteigert, so tritt nach einem oder 
ein paar Tagen eine Zylindrurie auf, die nach und nach zunimmt 
und bald von Albuminurie gefolgt ist. Wendet man eine Dosis 
von 0,07—0,08 pro Kilo an, so tritt alsbald eine Albuminurie mit 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912, 11. Heft. 4 


22 — 


| 
Si 


zahlreichen Zylindern auf. Diese geht ziemlich bald zurück, wäh- 
rend die Zylindrurie etwas länger andauert. Auf der Höhe der 
Albuminurie und Zylindrurie findet man Anzeichen einer starken 
Degeneration in den Nieren. Diese scheint aber ziemlich gut- 
artiger Natur zu sein, nach dem Bilde zu urteilen, das man 
von solehen Nieren bekommt, die schwere klinische Symptome 
dargeboten haben, aber erst später, wenn diese zurückgegangen 
waren, zur Sektion gekommen sind. 

Diese Untersuchungen stimmen auch mit den Untersuchungen 
Kochmanns bei Hunden und Kaninchen überein, der erst bei 
einer Dosis von 0,05 pro Kilo eine Reizung der Nieren ein- 
treten sah. 

Wenn man diese Verhältnisse auf das Pferd bezieht, so würde 
die Salvarsandosis pro Kilo Körpergewicht 0,007 g bei der ge- 
wöhnlich verabreichten Dosis von 3 g auf ein Körpergewicht von 
etwa 450 Kilo betragen, eine Dosis, die somit eine Schädigung der 
Nieren ausschließt und auch bisher noch nicht beobachtet ist. 
(D. Ref.) Wöhler. 


Dörrer: Wie verhalten sich die Beugesehnen am Fufse des 
Pferdes hinsichtlich ihrer Spannung beim Durchtreten und 
beim Abschwingen bzw. Ahstemmen? Der Hufschmied Nr. 10. 
1912. 


Bei der großen Bedeutung, die der Sehnenspannung für die 
Entstehung der Sehnenentzündung zukommt, der Wichtigkeit des 
Einflusses des Hufbeschlages auf letztere und zur Klärung der 
vielfach divergierenden Ansichten hierüber hat Dorrer m 
Gemeinschaft mit Prof. Lungwitz im Institut für Hufkunde 
in Dresden die Spannungsverhältnisse der intakten Sehnen sowohl 
an toten Gliedmaßen mit Hilfe des Moserschen Belastungs- 
apparates als auch an lebenden Pferden durch manuelle Unter- 
suchung während der verschiedenen Bewegungsstadien eingehend 
geprüft. 

Übereinstimmend mit den Versuchen der meisten Autoren, hat 
jeder seiner Versuche ergeben, daß beim Abstemmen der 
Last die Hufbeinbeugesehne am stärksten ge- 
spannt war, die Kronbeinbeugesehne und das 
obere Gleichband jedoch entspannt waren, daß 
aber umgekehrt diese letzteren beiden Sehnen 
stark gespannt waren, wenn die Gliedmaße im 
Fessel durehtrat, am stärksten das Gleichbeinkand. Die 
IMufbeinbeugesehne war in diesem Stadium weniger gespannt. 

Zu bemerken ist aber, daß, obwohl die an frischen toten 
Präparaten und die am lebenden Pferde gewonnenen Versuchs- 
ergebnisse übereinstimmen, bei den Versuchen an lebenden Pferden 
niemals eine so ausgesprochene Sehnenentspannung eintritt, wie 
an toten Gliedmaßen zu erkennen ist, und daß beim ruhigen 
Stehen der Pferde auf den vier Gliedmaßen und bei gestreckter 


— 523 = 


Zehenachse die Anspannung aller drei Sehnen im Verhältnis zu- 
einander die gleiche zu sein scheint. 

Verfasser hält demgemäß bei Erkrankungen des 
oberen Gleichbeinbandes und der Kronbein- 
beugesehne besonders an Vorderhufen eine Er- 
niedrigung der Trachten durch Vermeidungvon 
Stolleneisen, dagegen bei Erkrankungen der 
Hufbeinbeugesehne eine Erhöhung der Trach- 
ten durch eventuelle Anwendung von Stollen- 
eisen für richtig. Wöhler. 


Fröhner: Weitere Untersuchungen über den diagnostischen 
Wert der Ophthalmoreaktion beim Rotz. Monatshefte für 
prakt. Tierheilkunde 10. und 11. Heft. 1912. 


Im Anschluß an seine früheren Versuche, die Malleinaugen- 
probe als diagnostisches Mittel zu verwerten, teilt Fröhner 31 neue 
Fälle mit, bei denen sich die Augenprobe wiederum ausgezeichnet 
bewährt hat. 

Danach hat sich bei 41 (einschließlich der 10 früher erwähn- 
ten) der Klinik als rotzkrank oder rotzverdächtig überwiesenen, 
zur Tötung bestimmten Pferden, von denen 35 rotzkrank (darunter 
ö latent rotzige), 4 roizfrei waren und zwei zweifelhaft geblieben 
sind, bei der Augenprobe folgendes Resultat ergeben: 

1. Alle 35 bei der Zerlegung als rotzkrank festgestellten 
Pferde zeigten eine positive Reaktion (100 %). 

2. Auch die 5 mit latentem Rotz behafteten Pferde äußerten 
eine positive Reaktion. 

3. Alle 4 bei der Zerlegung als nicht rotzkrank festgestellten 
Pferde haben eine negative Augenprobe gezeigt. Unter ihnen be- 
fand sich ein Pferd, das auf Grund der Blutprobe als rotz- 
verdächtig zur Tötung bestimmt war, bei dem sich somit die 
Augenprobe zuverlässiger als die Blutprobe erwiesen hat. 

4. In 2 Fällen war das Resultat ein zweifelhaftes. Die beiden 
Pferde waren auf Grund der Blutprobe als latent rotzig erklärt 
und deshalb zur Tötung bestimmt. Die Malleinaugenprobe ver- 
lief negativ. Der zuständige Kreistierarzt hatte auf Grund der 
Sektion das Vorhandensein des Rotzes bejaht, während Fröhner 
die bei der Sektion vorgefundenen geringfügigen Veränderungen 
als zweifelhaft erschienen sind. Eine Klärung der Fälle durch 
Impfung und Wiederholung der Augenprobe nach 3 Wochen 
konnte wegen Tötung des Pferdes nicht vorgenommen werden. 

Fröhner ist der Ansicht, daß die große praktische Bedeu- 
tung der Malleinaugenprobe für die klinische Diagnose des Rotzes 
von niemand mehr geleugnet werden kann, und legt besonderen 
Wert darauf, daß die Augenprobe auch geeignet ist, die latent 
rotzigen Pferde herauszufinden. 

Verfasser erwähnt dann eingehend die technische Seite bei 
den einzelnen Arten der Malleinisation, der Ophthalmo-, Kuti- und 
Thermoreaktion — und stellt treffende Vergleiche zwischen der 


34* 


— 514 — 


von den Malleinisationsmethoden sich allein als zuverlässig er- 
wiesenen Augenprobe und der Blutprobe (Agglutination und Kom- 
plementbindung) an, die zugunsten der Augenprobe ausfallen, mit 
der ausdrücklichen Betonung, daß die Komplementbindungs- 
reaktion eine absolut zuverlässige Methode ist, aber den großen 
Nachteil hat, daß sie nur in Laboratorien ausführbar ist. 

Am Schlusse der Arbeit werden eingehend die Kranken- 
geschichten (31 Fälle) mitgeteilt. Wöhler. 


Abderhalden und Weil: Über die Diagnose der Schwangerschaft 
mittels der optischen Methode und des Dialysierverfahrens. 
B. T. W. und Münch. Medizin. Wochenschrift 1912. 


Auf Grund der Beobachtung, daß zwar arteigene, jedoch 
blutfremde Stoffe dann, wenn sie in die Blutbahn eindringen, 
bewirken, daß im Plasma Fermente in Erscheinung treten, die 
das fremdartige Material abbauen können, haben die Autoren mit 
Erfolg versucht, bei Frauen die Schwangerschaft dureh Unter- 
suchung des Blutes zu diagnostizieren. Es zeigte sich, daß das 
Blutplasma resp. -serum von Schwangeren Placentaeiweiß und 
aus diesem bereitetes Pepton abbaut. 

Bei der optischen Methode wird das zu prüfende 
Serum mit einer Lösung von Placentapepton gemischt und das 
Drehungsvermögen der Flüssigkeit sofort abgelesen. Das Polari- 
sationsrohr wird dann mit der Flüssigkeit bei 37° aufbewahrt 
und von Zeit zu Zeit das Drehungsvermögen wieder bestimmt. 
Stammt das Serum von schwangeren Individuen, dann tritt nach 
einiger Zeit eine deutliche Änderung der Anfangsdrehung des Ge- 
misches auf, während im anderen Falle die Anfangsdrehung inner- 
halb enger Grenzen konstant bleibt. 

Da mit Hilfe dieser Methode die Schwangerschaft beim Men- 
schen in einer großen Anzahl von Fällen sichergestellt werden 
konnte, wurde geprüft, ob auch bei Tieren die Diagnose 
Schwangerschaft aus dem Blutserum zu stellen möglich ist. Gün- 
stige Beobachtungen an Hunden, Kaninchen und Meerschwein- 
chen lagen bereits vor. Die Versuche wurden zunächst auf Kühe 
ausgedehnt. Die optische Methode ergab nun recht zuverlässige 
Resultate. Nur in zwei von 20 Fällen wurde auch bei Seren nicht- 
schwangerer Tiere eine größere Drehungsänderung beobachtet. 
Beide Fehldiagnosen werden darauf zurückgeführt, daß das Serum 
nicht ganz frisch war. 

Diese Methode erfordert große Übung im Ablesen der Dre- 
hung, und ferner ist nur ein sehr guter Polarisationsapparat ver- 
wendbar. Außerdem ist die Darstellung des Placentapeptons 
etwas umständlich. Einfacher in der Ausführung und ebenso 
sicher ist das Dialysierverfahren. Durch dieses läßt sich 
allerdings nur die Frage entscheiden, ob ein Abbau eingetreten 
ist oder nicht, dagegen können keine Schlüsse auf die Art des 
Abbaues gezogen werden, welche Möglichkeit die optische Methode 
bietet. 

Das Dialysierverfahren wird am zweekmäßigsten, wie folgt, 
durchgeführt: Die foetalen Anteile ganz frischer Placenten von 


— 525 — 


Kühen werden durch Spülen mit Wasser rasch vollständig blut- 
frei gewaschen. Die Placentazotten werden dann in bereit ge- 
haltenes kochendes Wasser geworfen und 5 Minuten lang gekocht. 
Hierauf wird das Wasser abdekantiert oder abfiltriert und durch 
neues ersetzt. Nach weiterem 5 Minuten langen Kochen wird 
eine Probe des Kochwassers auf Biuretreaktion geprüft. Ergibt 
diese ein negatives Resultat, dann gießt man die Kochflüssigkeit 
mitsamt dem koagulierten Placentaanteil in eine weithalsige 
Flasche, bedeckt die Flüssigkeit mit einer Toluolschicht und ver- 
schließt die Flasche. Das so dargestellte Präparat ist haltbar 
und reicht für viele Versuche. (Sollte die Reaktion positiv aus- 
fallen, so ist das Wasser nochmals zu erneuern und wieder 5 Mi- 
nuten zu kochen. Es empfiehlt sich, von Anfang an auf 1 Liter 
Wasser 1 Tropfen Eisessig zuzusetzen.) 

Das zu untersuchende Serum wird nun in folgender Weise 
geprüft. In eine gut ausgewaschene Dialysierhülse gibt man etwa 
1 g der koagulierten Placenta, und zwar diese am besten in linsen- 
große Stücke zerzupft. Auf die am Boden liegenden Stückchen 
gießt man nunmehr 2 bis höchstens 3 cem vollständig haemoglobin- 
freies Serum. Dann wird die mit zwei Fingern am oberen Ende 
zugehaltene Hülse unter der Wasserleitung gründlich abgespült 
und in ein passendes, 15 bis 20 cem Wasser enthaltendes Glas- 
gefäß gestellt, das so eng sein muß, daß das Wasser mindestens 
so hoch reicht, wie das Serum in der Hülse steht. Auf den Inhalt 
der Hülse gibt man 1 Tropfen Toluol, bedeckt ferner damit die 
Außenflüssigkeit und stellt das Ganze in den Brutschrank oder 
in ein warmes Zimmer und läßt es 12 bis 16 Stunden stehen. 
Hierauf entnimmt man dem Gefäße, nachdem die Hülse heraus- 
gehoben ist, mittels einer Pipette 10 ccm des Dialysats. Zu diesem 
fügt man 5 cem 33% iger Natronlauge und aus einer Bürette 
0,5 cem einer 2% igen Kupfersulfatlösung. Letztere muß vor- 
sichtig überschichtet werden. Bei positiver Reaktion tritt ein vio- 
lettroter Ring auf; enthält das Dialysat keine die Biuretreaktion 
gebenden Körper. (Peptone), dann beobachtet man das Auftreten 
eines blauen Ringes. 

Auch diese Prüfung auf Peptone erfordert einige Übung und 
groBe Sorgfalt. Eine neue Methode, die auch dem weniger Ge- 
übten stets gute Resultate liefern soll, ist die nachstehende. Zu 
10 cem des Dialysats setzt man 0,2 cem einer 1% igen wässerigen 
Lösung von Triketohydrindenhydrat, erhitzt das Ge- 
misch bis zum Sieden und läßt es genau eine Minute lang kochen. 
Bei negativer Reaktion bleibt die Lösung meist farblos oder nimmt 
höchstens eine leichte Gelbfärbung an, bei positiver Reaktion da- 
gegen erhält man eine prachtvolle violettblaue Färbung. Be- 
dingung für ein einwandfreies Resultat ist, daß das verwandte 
Serum ganz frisch und vollständig haemoglobinfrei sein muß, und 
daß das benutzte koagulierte Placentagewebe keine mit Triketo- 
hydrindenhydrat reagierende Stoffe an das Kochwasser abgegeben 
hat. Das Triketohydrindenhydrat kann von den Höchster Farb- 
werken bezogen werden. Otto. 


Sinigaglia: Untersuchungen über Staupe. La clinica veterina- 
ria rassegna di polizia sanitaria e di igiene N. 10. 1912. 


In der Sitzung am 26. Juni 1911 gibt S. die Resultate einer 
Reihe von Untersuchungen über Hundestaupe bekannt. 

Bei Angabe der Literatur werden die Arbeiten von Semmer, 
Laurson, Rabe, Friedberger, Mathis, Marcone 
und Melloni, Millais, Schantyr, Galli Valerio, 
Lignières und Carre& erwähnt. Dann gibt Verfasser zur 
Vervollständigung seines Berichtes noch eine genaue Beschreibung 
der bekannten Staupeformen (konjunktivale, pulmonale, nervöse, 
intestinale und kutane Form), bezweifelt aber mit einigen anderen 
Autoren, daß die kutane Form mit der Staupe in Beziehung steht, 
während die Mehrzahl der Forscher, wie auch Friedberger 
und Fröhner (Spez. Path. u. Therapie d. Haustiere 1896, Bd. 2, 
S. 321), dem Nachweis der Staupepusteln eine besondere diagno- 
stische Bedeutung zuschreiben. 

Bei der Untersuchung von 7 Hunden, die an der broncho- 
pulmonalen Staupe gelitten hatten, fand Verfasser in den Epithel- 
zellen der kleinen und mittleren Bronchien kleine rundliche oder 
ovale, bisweilen in die Länge gezogene Körperchen, die sich bei 
einer in Rot gelungenen Färbung gut von dem azurblauen Proto- 
plasma des Zelleibes abheben. (Fixierung nach Zenker, Fär- 
bung Mann). Die Mehrzahl der rundlichen Körperchen mißt 
2 bis 3, selten 5 Mikra im Durchmesser; die ovalen haben einen 
Längsdurchmesser von 3 und einen Querdurchmesser von 2 Mi- 
kra. Einigemale sind neben diesen auch bis zu 8 bis 9 Mikra 
lange Körper mit einem Querdurchmesser von 11, bis 2 Mikra 
gefunden worden. Übergangsformen sind vielfach vorhanden. Die 
kleinen und mittleren dieser endozellulären Körperchen haben eine 
regelmäßige Kontur, die größeren und besonders jene in die Länge 
gezogenen zeigen dagegen einen gewellten Rand. Die Körper von 
kleiner und mittlerer Größe finden sich teils in der Zone des Proto- 
plasmas, die gegen das Lumen des Bronchus gekehrt ist, teils 
in jenem Bezirk zwischen dem Kern und der’ Ansatzstelle auf 
dem Bronchus. Die länglichen Formen sind parallel zum Kern 
und zur Längsachse der Zelle gelagert. Charakteristisch ist dabei 
die Struktur dieser endozellulären Körperehen. Wie auch ihre 
Formen und Durchmesser sein mögen, immer zeigen sie in ihrem 
Innern rundliche oder ovale Figuren, die den Eindruck von Va- 
kuolen machen und weniger intensiv rot gefärbt sind. Fast alle 
diese „internen Gebilde“ — formazione interne — haben einen 
ziemlich kleinen Durchmesser und sind von fast gleichmäßiger 
Einförmigekeit. 

Um festzustellen, ob der Befund als ein spezifischer an dem 
Bronchialepithel der an Staupe gestorbenen Hunde anzusehen ist, 
führte S. drei Gruppen von Untersuchungen aus. 

Die erste Gruppe umfaßte die Lungen von Tieren, die an 
einer spontanen bronchopulmonalen Affektion gestorben waren, 

die zweite Lungen der an experimenteller Bonchopneumonie 
verendeten Hunde. 

In der dritten Gruppe wurden Lungen von an Broncho- 
pneumonie (aus verschiedener Ursache) gestorbenen Menschen 


=. 597. = 


untersucht. Im ganzen wurden 16 Lungen sehr genau untersucht, 
aber niemals ist ein Gebilde gefunden worden, das dem oben be- 
schriebenen Befunde in den Epithelzellen der Bronchien an Staupe 
gestorbener Hunde auch nur annähernd geglichen hätte. 

Durch Abschaben der Konjunktiva bei der konjunktivalen 
Form hat S. alsdann in den gut differenzierten Epithelzellen eben- 
solche endozellulären Körperchen nebst ihren „internen Gebilden“ 
gefunden. 

Etwaige Angaben über Untersuchungen der intestinalen Form 
der Hundestaupe finden sich in diesem Berichte nicht vor; da- 
gegen teilt Verfasser mit, daß er bei vier von der schweren ner- 
vösen Staupeform ergriffenen Hunden etwas Neues, und zwar 
nicht Uninteressantes gefunden hat. Dabei werden in literarischer 
Hinsicht noch Mazzei und Standfuß angeführt und der 
bekannten Arbeit von Lentz einer längeren Erwähnung getan. 

Bei der Untersuchung des Rückenmarkes wurden dann, ab- 
gesehen von anderen histopathologischen Läsionen wie hämorrha- 
gischen Herden, perivaskulären Infiltrationen und degenerativen 
Zuständen von seiten der Nervenzellen ebenfalls die kleinen endo- 
zellulären Körper gefunden. Ihre Form ist auch bald rundlich, 
bald oval, bald in die Länge gezogen. Die kleinen und mittleren 
Körperchen besitzen ebenfalls eine regelmäßige Kontur, während 
die größeren einen welligen Rand aufweisen. S. fand die rund- 
lichen Körper mit einem Durchmesser von ungefähr 7,5 Mikra, 
die länglichen mit einem Längendurchmesser von 8 bis 12 und 
einem Querdurchmesser von 3 bis 4 Mikra, ferner einen unregel- 
mäßigen Körper mit den beiden größten Durchmessern von 16 
und 12,8 Mikra. Selten kommen diese Körper isoliert in den 
Nervenzellen des Rückenmarks vor, meist enthält ein und dieselbe 
Zelle von ihnen eine ansehnliche Zahl (6, 8, 10, 12 und mehr). 
In einem Schnitte finden sich aber nur eine, höchstens zwei er- 
griffene Zellen, die dabei in ihrem Ganzen noch gut erhalten zu 
sein pflegen. Häufig ist es nötig, eine ganze Reihe von Schnitten 
zu durchmustern, bevor man den obigen Befund erhält. In ihrem 
Innern kennzeichnen sich ebenfalls kleine rundliche oder ovale 
„interne Gebilde‘, die den Eindruck von Vakuolen machen. 

Einen ganz ähnlichen Befund hat S. inden Purkinjeschen 
Zellen des Kleinhirns gefunden, jedoch sind die Dimensionen der 
endozellulären Körperchen hier nie so groß wie im Rückenmark, 
sondern ihr Durchmesser beträgt höchstens 5 bis 6 Mikra. Aber 
auch hier besteht dieselbe knappe Anzahl erkrankter Zellen, 
und die Körperchen zeigen das Bestreben, in Gruppen aufzutreten. 
Weiterhin hatte der Verfasser diese endozellulären Körper mit 
der beschriebenen Struktur in den Ependymzellen gefunden, aber 
immer nur sehr klein, 2 bis 3 Mikra, — in der Hirnrinde, im 
Ammonshorn und in der Hirnbasis dagegen niemals. Nach einem 
anderen Färbeverfahren zwecks genauerer Untersuchung hat S. 
dann noch in jedem der farblosen Vakuolen (ohne Zweifel die in- 
ternen (Gebilde) dem Anscheine nach in exzentrischer Lage Gra- 
nula aufgefunden, die eine violett- bis schwarzrote Färbung an- 
nehmen. Die Gesamtheit der Tatsachen führt den Verfasser zu 
der Schlußfolgerung, daß die von ihm beschriebenen Staupe- 


— 528 — 


körperchen als Protozoen anzusehen sind und in enger Verwandt- 
schaft zu dem von Negri entdeckten Wutparasiten (Neuroryctes 
hydrophobiae) stehen, mit dem der Parasit der Staupe die 
Hauptmerkmale gemein hat, indem er ebenfalls individuelle, sehr 
schätzenswerte und deutliche Kennzeichen besitzt. Die Möglichkeit 
nun, in den Nervenzellen der Cerebrospinalachse der an nervöser 
Staupeform erkrankten Hunde Parasiten anzutreffen, die mit jenen 
der Wut Berührungspunkte besitzen, möchte von vornherein viel- 
leicht einen gewissen Zweifel über den absoluten diagnostischen 
Wert der Untersuchung der Negrischen Körperchen zwecks 
Feststellung der Wutinfektion auftauchen lassen. 

Wenn man in der Tat aber die Beschaffenheit der Struktur 
und die Art des Auftretens des Staupeparasiten im Vergleich mit 
dem Neuroryctes hydrophobiae betrachtet, so erhält man eine aus- 
gezeichnete Reihe diagnostischer Kriterien von unbestreitbarem 
Werte, die ich hier nur kurz zusammenfassen und dabei auf das 
Original verweisen möchte. 

1. Bei der Wut haben die Körperchen immer scharfe Konturen, 
die durch eine im Verlauf regelmäßige und gut markierte Linie 
gekennzeichnet sind. Das Innere des Parasiten hat ein ansehn- 
liches Brechungsvermögen, und seine „internen Gebilde“ besitzen 
die bekannten charakteristischen Figuren (Rosetten, Margueriten 
usw.). 

Bei der Staupe ist der Parasit nur von mittlerer Größe, und 
sein äußerer Rand ist durch eine mehr gewellte Linie gekenn- 
zeichnet, die bisweilen einen sehr gewundenen Verlauf annimmt. 
Das Brechungsvermögen ist ein geringeres als im Neuroryctes, 
und seine „internen Gebilde“ verleihen dem Staupeparasiten ein 
granuliertes Aussehen. 

2. Bei der Wut besteht ferner eine multiple Invasion der 
Nervenzellen nur, wenn ihre Mehrzahl mit Parasiten besetzt ist. 
Bei der Staupe dagegen enthält die bei weitem größte Mehrzahl 
der Nervenzellen überhaupt keine Parasiten, und die wenigen, die 
sie aufweisen, besitzen davon im Gegensatz eine beträchtliche 
Anzahl. 

3. Die Negrischen Körperchen werden im Ammonshorne 
in 95 bis 96 % aller Fälle gefunden. Der Staupeparasit ist aber 
bis jetzt in den Ammonshörnern noch niemals gefunden worden. 

4. Während bei der Wut nur die Nervenzellen infiziert sind, 
findet bei der Staupe die gleichzeitige Invasion der Ependymal- 
zellen statt. 

5. Komplizierter würde jedoch die Frage erscheinen können. 
wenn zufällig von dem verdächtigen Hunde das Ammonslıorn 
nicht zur Verfügung steht. In diesem Falle nimmt man eine 
Untersuchung des Kleinhirns und der Hirnrinde vor. Diese dop- 
pelte, nur einen geringen Zeitverlust verursachende Untersuchung, 
wird vor jeder eventuellen Verwechslung sicheren Schutz gewäh- 
ren. Wenn es sich dabei um Wut handelt, werden die Parasiten 
außer in den Purkinjeschen Zellen des Kleinhirns auch in den 
Zellen der Hirnrinde mit ihren spezifischen Merkmalen vorhanden 
sein. Liegt dagegen Staupe vor, so sind nur die Purkinjeschen 


— 519 — 


Zellen des Kleinhirns invasiert; gleichzeitig sind die Körper von 
Lentz vorhanden, die sich nur bei dieser Krankheit vorfinden, — 
in der Hirnrinde dagegen fehlt dieser Befund. 

6. Als letztes Unterscheidungsmerkmal dient der biologische 
Versuch. Berthold Krüger 





Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Hermann Munk f. 


Am 2. Oktober 1912 ist, 73 Jahre alt, Geheimrat Munk 
nach kurzem Krankenlager gestorben. 

Hermann Munk war seit dem Jahre 1876 Lehrer der 
Physiologie an der Berliner Tierärztlichen Hochschule In dem 
physiologischen Institut dieser Hochschule machte er die bahn- 
brechenden Untersuchungen über die Funktionen der Großhirn- 
rinde, die seinen Weltruf begründeten und ihn in die Reihe der 
hervorragendsten Physiologen stellten. Mit hoher Begeisterung 
und unermüdlicher Arbeitskraft bearbeitete er dieses seit Anfang 
der 0er Jahre im Vordergrund des Interesses und der Er- 
forschung stehende schwierige Gebiet der Hirn- und Rückenmarks- 
physiologie, dessen Bebauung und Erschließung sein ganzes 
Lebenswerk ausfüllte und ihm im Jahre 1880 einen Sitz in der 
Akademie der Wissenschaften eintrug. Seine Forschungsergeb- 
nisse auf diesem Gebiete haben nicht nur speziell die Gehirnchirur- 
gie, sondern die gesamte klinische Medizin in grundlegender Weise 
beeinflußt. 

Am 1. Oktober 1907 schied er wegen vorgerückten Alters aus 
dem Professorenkollegium der Tierärztlichen Hochschule und 
blieb nur noch Dozent an der Universität Berlin, der er seit 1869 
als außerordentlicher und seit 1897 als ordentlicher Honorar- 
professor der medizinischen Fakultät angehörte. 

Nicht ohne Rührung werden sich viele Standesangehörige der 
letzten Vorlesung Munks in dem Hörsaal der alten Anatomie 
der Tierärztlichen Hochschule im August 1907 erinnern, die den 
Abschluß seiner 30jährigen Lehrtätigkeit an dieser Hochschule bil- 
dete, und die sich gerade wegen ihres schlichten Charakters zu 
einer überaus eindrucksvollen Sympathiekundgebung der Studie- 
renden für ihren hochverehrten Lehrer gestaltete. 

Mit Munk ist ein feinsinniger Gelehrter, ein hervorragender 
Lehrer, eine vornehme, charaktervolle Persönlichkeit von schlich- 
tem, einfachem Wesen dahingegangen. 

Die Veterinäroffiziere der preußischen und württembergischen 
Armee, die, mit Ausnahme der jüngsten, wohl alle Schüler 
Munks sind, sie werden gleich den übrigen allzeit in Dank- 
barkeit, Treue und Verehrung ihres geliebten und vortrefflichen 
Lehrers gedenken. 


— 530 — 


Geheimer Reg. Rat Professor Dr. Werner t. 


Am 17. Oktober 1912 starb im 74. Lebensjahre zu Berlin 
Geheimrat Werner, Professor an der Landwirtschaftlichen 
Hochschule in Berlin. Werner war lange Jahre Dozent für 
Tierzucht an der Berliner Tierärztlichen Hochschule, welche Lehr- 
tätigkeit er mit Schluß des Sommersemesters 1910 wegen Kräuk- 
lichkeit aufgab. 


Stabsveterinärkursus 1912. 


Infolge der nachträglich erfolgten Kommandierung des in- 
zwischen zum Korpsstabsveterinär beförderten O.St.V. Graf 
(Jägerregiment z. Pf. Nr. 6) zur Teilnahme am Stabsveterinär- 
kursus ist das gleiche Kommando des Stabsveterinärs Bande- 
low (Militär-Reitinstitut) rückgängig gemacht worden. 


Schließung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. 


Laut Bekanntgabe des Württembergischen Staatsanzeigers 
ist am 1. Oktober d. J. der Schluß der altehrwürdigen Tierärzt- 
lichen Hochschule Stuttgart einschließlich der Kliniken erfolgt. 





Die militärtierärztliche Vereinigung tagte in diesem Winter- 
semester zum ersten Male am Sonnabend, den 26. Oktober, abends, 
in den oberen Räumen des Restaurants Atlas. 

Der Vorsitzende, Generalveterinär Dr. Hell, eröffnete die 
Sitzung unter Begrüßung der zahlreich erschienenen Kameraden 
vom Gardekorps, IH. Armeekorps, der M.V.A. und der Teil- 
nehmer des diesjährigen Stabsveterinärkursus und mit Dank:s- 
worten für die rege Teilnahme und das warme Interesse an diesen 
wissenschaftlichen Abenden. 

Sodann erteilte er St. V. Keutzer das Wort zu seinem 
Vortrag: Die Einteilung der Gräser und ihre Er- 
kennung in der Blüte. Der hochinteressante Vortrag, der 
die für die Beurteilung des Heues so überaus wichtige Erkennung 
der Gräser in prägnanter, klarer und übersichtlicher Weise zur 
Anschauung brachte und dureh Vorlage vorzüglicher Pflanzen- 
exemplare aus dem vom Redner mit großer Sorgfalt angelegten 
Herbarium der M. V. A. und durch Zeichenvorlagen wirksam unter- 
stützt wurde, wurde mit siehtlichem Interesse verfolgt und erntete 
den Beifall der Versammlung, den der Vorsitzende noch besonders 
mit warmen Worten der Anerkennung und des Dankes dem Vor- 
tragenden zum Ausdruck brachte. 


531 — 


Nicht unerwähnt soll ein recht zweckmäßiger Vorschlag des 
St.V. Keutzer bleiben, die fraglos wichtige, genaue Kenntnis 
der Gräser bei den Militärveterinären dadurch zu fördern und 
zu erhalten, daß bei den Truppenteilen ein kleines botanisches 
Gärtchen für Gräser angelegt wird, zu welchem Zweck überall 
ein Stückchen Erde zur Verfügung stehen dürfte Es ist dies 
sicherlich eine billige, bequeme und praktische Methode, die 
Gräser eingehend im Wachstum und in der Blüte zu 
studieren. Samen aller Grasarten können von der Firma Metz 
und Co. in Steglitz bezogen werden. 


In der Diskussion erwähnte St.V. Rakette die Grasverhält- 
nisse des südwestafrikanischen Schutzgebietes und’ betonte be- 
sonders den guten Nährwert und die geringe Verholzung der hier 
gewissermaßen auf dem Halm zu Heu werdenden Gräser für oft 
mehrere Jahre. Zum Schluß wurden von verschiedenen Seiten 
noch Mitteilungen über Differenzen bei Stahllieferungen durch eine 
Firma gemacht, die das Interesse der Versammlung erregten, 
Differenzen, die zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der 
betreffenden Firma führen dürften. 


Um 11 Uhr wurde die Sitzung vom Vorsitzenden mit dem 
Ersuchen geschlossen, für.die nächste, am 7. Dezember statt- 
findende Versammlung Vorträge rechtzeitig anmelden zu wollen. 


Prüfung des Harfstschen Desinfektionsapparates. Auf Ver- 
anlassung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten 
hat Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Frosch im Hygienischen Institut 
der Königlichen Tierärztlichen Hochschule in Berlin einen von 
AdolfHarfstinNorden angefertigen Desinfektions- 
apparat geprüft. 

Der aus starkem Eisenblech hergestellte Apparat ist so ein- 
gerichtet, daß innen eine Schale für das zu verbrennende Pulver, 
das durch eine Spiritusflamme erhitzt wird, aufgestellt wird, und 
die sich entwickelnde Dämpfe durch ein am oberen Teil des 
Apparates befindliches Abzugsrohr nach außen geleitet werden. 
Die Zusammensetzung des Pulvers hat der Verfertiger nicht 
bekanntgegeben. 


Die eingehende von Prof. Dr. Froseh vorgenommene Prü- 
fung des Apparates hat ergeben, daß der mittels des Pulvers 
dureh den Apparat erzeugte Qualm eine desinfizierende Wirkung 
nicht hat, und daß dieser Apparat sich weder zur Desinfektion 
von Stallungen noch zur Bekämpfung und Verhütung von Tier- 
seuchen eignet. (Deutsche landwirtsch. Presse, 39. Jahrg. Nr. 54.) 


Die Entwicklung der Pferdepreise in Belgien. Bei der er- 
heblichen Zahl der aus Belgien nach Deutschland eingeführten 
Pferde dürfte es von Interesse sein, einen kurzen Überblick über 
die Preise zu geben, die für diese Tiere im Mutterlande bezahlt 
wurden. Im Jahre 1837 wurden für besonders gute belgische 
Zuchtpferde durchschnittlich 600 Franes bezahlt. 1849 wird als 
bemerkenswert ein Preis von 1200 Frances für einen Lasthengst 
angeführt. Im Jahre 1876 fand ein belgischer Landwirt bei 
Berechnung der allvemein gültigen Pferdepreise als Mittel für 


== -D92. — 


ausgewachsene Pferde 631 Franes. Zu derselben Zeit betrug der 
Preis für eine Elitestute nicht mehr als 1500 Francs, der 
für einen besonders guten Hengst 3000 Frances. Dann be- 
einnt eine neue Epoche, die vor etwa 25 Jahren durch die Société 
Nationale des éleveurs Belges eingeleitet wurde. Seit dieser Zeit 
war ein guter Hengst unter 10000 Francs nicht mehr zu haben. 
So wurde 1896 „Olympien“ an die deutsche Gestütsverwaltung für 
die Summe von 17500 Frances verkauft. Für „Carthago‘“ wurde 
ein Angebot von 20000 Francs zurückgewiesen. In neuerer Zeit 
wies der Besitzer von „Reve d’Or“, Champion der Internationalen 
Pferdeausstellung in Paris 1900, ein Angebot von 30000 Franes 
zurück. „Bienfait de Masnuy“, Champion des Concours in 
Brüssel, wurde für 40000 Frances angekauft. „Indigone de 
Fosteau“, mehrmals Champion in Brüssel, erhielt ein Angebot von 
15 000 Francs, das abgelehnt wurde. Im letzten Jahre wollte eine 
Gesellschaft deutscher Käufer einen schweren dreijährigen Hengst 
„Condé“ ankaufen. Ihr Angebot von mehr als 100000 Frances 
wurde zurückgewiesen. (Münchener Tierärztl. Wochenschrift.) 


Zur Förderung des arabischen Vollbluts hat sich in Ägypten 
eine internationale Gesellschaft gebildet. Es sollen in Cairo 
Ausstellungen und Verkaufsmärkte für das arabische Vollblut 
organisiert werden. Für Arabien, selbst Syrien, Indien, Meso- 
potamien würde Ägypten durch seine zentrale Lage den bequem- 
sten Vereinigungspunkt bilden, gewünscht wird aber, daß mög- 
lichst aus allen Teilen der Welt recht viel Araber zusammen- 
kommen, um die größtmöglichste Auswahl zu bieten. Klagen doch 
die Käufer, daß es heutzutage zu schwierig ist, gute Araberhengste 
von nachgewiesener Abstammung zu finden. In einer Denk- 
schrift, die jene Gesellschaft verbreitet, weist sie darauf hin, daß 
die Umwälzungen im Innern Arabiens die Weiterexistenz des rein- 
gezogenen Pferdes bedrohen oder wenigstens die Gefahr seiner 
Vermischung mit anderen eingeborenen Rassen nahelegen. Die Ge- 
sellschaft will versuchen, mit den großen Beduinenstämmen der 
syrischen Wüste und den Händlern in Koweit, Mossoul und Bom- 
hay in Verbindung zu treten, sie will aber auch die europäischen 
Afterzüchter für ihre Arbeit gewinnen. 

Die Ausstellung soll nicht nur arabisches Vollblut, sondern 
auch Halbblut und verwandte Rassen enthalten, darunter die Anglo- 
Araber aus Frankreich, Österreich-Ungarn und Rußland, letzteres 
Land würde auch die Orlow’s und die Streletpferde zu zeigen 
haben; dazu kämen die Pferde aus Kabarda und aus Turkmenien. 
Geplant sind auch Rennen für Araber über mindestens 100 km und 
zu reiten von Offizieren in voller Feldausrüstung, unter Schutz- 
maßregeln gegen zu große Schnelligkeit und Überanstrengung. 
(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht Nr. 13. 29. Jalıre.) 


Das Pferdemuseum in Saumur. In dem bei Paris gelegenen 
alten Schlosse von Saumur ist unlängst ein neues französisches 
Museum eröffnet worden, das in erster Linie dem Pferde, seiner 
Entwieklung und seiner Geschichte, dann aber auch allem dem 

ewidmet sein soll, was in Krieg und Frieden mit dem Pferde 
'sammenhängt. Das Museum soll die Entwicklungsgeschichte 


— 33 = 


des Pferdes von der Tertiärperiode bis in die neuesten Zeiten 
veranschaulichen. An Bildern wie an vorhandenen Knochen- 
präparaten lassen sich die allmählich vor sich gegangenen Ver- 
änderungen beobachten, die der Tierkörper im Laufe der Jahr- 
hunderte durchgemacht hat. 


In anderen Sälen findet sich eine Sammlung, die alles enthält, 
was die Bekleidung und Verwendung des Pferdes in den verschie- 
densten Epochen und bei den verschiedenen Völkern betrifft. Hier 
finden sich eine Unmenge von Sätteln, Sporen, Zügeln, Gebissen 
und dergl. von einfachster bis zu einer von Silber und Gold 
strotzenden Ausstattung, wie sie sich die vornehmen Herren des 
Mittelalters zuzulegen pflegten. 


In dem dem Rennsport gewidmeten Saale sind die Bilder der 
berühmtesten Rennpferde und ihrer Jockeys ausgestellt, und hier 
erregt das Skelett des Flying Fox, des englischen Hengstes, der 
seinem Besitzer über eine Million an Renngewinnen einbrachte, be- 
sondere Aufmerksamkeit. 


Das Museum ist eine Gründung des Chefs des Veterinär- 
dienstes an der Kavallerie-Applikationsschule in Saumur, des 
Veterinärmajors Georg Joly, der gleichzeitig Konservator des 
Museums ist. Das Museum besteht aus zwei Abteilungen, der 
chronologischen und der spezifischen. Dem Museum ist auch eine 
reiche hippiatrische Bibliothek angeschlossen. 

(Österreich. Wochenschr. Nr. 32 u. 38. 1912.) 


Vergiftungen durch die Bohnen von Peru und Java (Phase- 
olus lunatus) bei Pferden. Nach dem Bericht eines französischen 
Veterinärs erhielten 20 Pferde längere Zeit 3,5 kg Hafer, 4 kg 
Mais, 12 kg Bohnen, 2 kg Melasse und 3 kg Häcksel. Die 
Bohnen erwiesen sich als ausgezeichnete Nährmittel. Bei einem 
weiteren Bezug von Bohnen und Verfütterung dieser an eine 
größere Zahl von Pferden traten plötzlich Vergiftungserschei- 
nungen auf, die sich in drei charakteristischen Formen äußerten 
und alsbald mit dem Entziehen der Bohnen verschwanden. 


Die erste gutartige Form verlief unter den Erscheinungen 
der Inappetenz, die zweite schwerere, aber auch nicht tödliche 
Form unter Erscheinungen der Kolik, Diarrhöe und eines nach- 
folgenden schweren Verschlages auf allen vier Füßen. Die Tiere 
genasen alle innerhalb acht Tagen. Bei der dritten Form be- 
standen neben den schweren intestinalen Symptomen hochgradige 
nervöse Störungen. Die Pferde zeigten bei geschlossenen Augen- 
lidern starke Depression und Dyspnoe, Störungen in der Mobilitäi 
und Sensibilität. Nach 3—4 Tagen traten Paraplegie und selbst 
völlige Paralyse ein. Bei zunehmendem Kollaps erfolgte der Tod 
im Koma gewöhnlich 5—6 Stunden nach dem Beginn der Krankheit. 
Die Obduktionsergebnisse bestanden in einer Gastritis und Enteritis 
haemorrhagica et ulcerosa, Milzschwellung und Leberhypertrophie 
Nieren, Blase, Lungen und Zentralnervensystem blieben intakt. 

Die Giftigkeit der Bohnen soll nach Guignard in ihrem 
Blausäuregehalt, der allerdings je nach Art und Wachstum 
erheblich wechseln soll, begründet sein. Die Bohnen enthielten 
in einem Fall auf 500 g 4 cgr, in einem zweiten 51 egr. Die 





— 534 — 


tödliche Dosis für Pferde beträgt 30—50 cgr. Die Blausäure ist 
nicht als solche, sondern als Glycosid „Phaseolunatin‘“ enthalten, 
das unter dem Einfluß des Fermentes Emulsin Blausäure bildet. 
(Der Tierarzt, Nr. 13, 1912, nach Rec. de med. vet. 1911.) 





Deutscher Veterinärkalender für das Jahr 1912—1913. XXIV. 
Jahrg. Herausgegeben in 3 Teilen von Prof. Dr. R. Schmaltz, 
Geheimem Regierungsrat. Berlin 1912. Verlag von Richard 
Schötz. Preis 5 Mk. 


Der neue Kalender hat in seinem I. Teil besonders dureh die Auf- 
nahıne der neuen Veterinärpolizeigesetzgebung eine Verstärkung von 
vier Druckbogen erfahren. Hinter dem Reichsviehseuchengesetz und 
den Ausführungsbestimmungen des Bundesrats (B. A.) sind neu aufge- 
nommen die Ergänzungsverordnungen der einzelnen Bundesstaaten 
sowie von den Anlagen der B. A. die Anweisungen für die Tuberkulose, 
über das Desinfektionsverfahren. über die Kadaverbeseitieune und 
ferner das Reichsgesetz betreffend die Beseitigung von Tierkadavern. 
Zur Vermeidung einer Verstärkung des Umfanges des Kalenders sind 
das Zerlegungsverfahren, die Besprechungen über die Abdeekerei- 
privilegien weggelassen und die umfangreichen Gesetze und Aus- 
führungsbestimmungen, betreffend Entschädigung und Schätzungsver- 
fahren der einzelnen Bundesstaaten. durch einen kurzen. aber trotzilem 
ausreichenden Auszug über die Entschädieungsbestimmungen ersetzt 
worden. In besonders zweekmäßiger Weise sind zur Verkleinerung des 
Kalenderumfanges die Landesverordnungen als Einlagen so beirefügt, 
daß jeder den ihn interessierenden Teil herausnehmen kann, ohne den 
Zusammenhang des Ganzen zu stören. Ob das Fehlen des wichtigen 
Zerlegungsverfahrens vielen Abnehmern willkommen sein wird. er- 
scheint fraglieh. Im zweiten Teil sind wesentliche Änderungen nicht 
vorgenommen. Das sonst alsbald beigefügte Personalverzeiehnis wird 
den Abonnenten erst am Jähresschlusse Kostenlos zugehen. Diese 
Maßnahme war im Interesse der Ubereinstimmung mit den erst am 
1. Oktober jeden Jahres hierüber vorliegenden amtlichen Erhebungen 
notwendig. Somit hat der Kalender unter möglicehster Wahrung der 
Handliehkeit und Übersiehtliehkeit wiederum eine wesentliche Be- 
reicherung seines Inhaltes erfahren. Wöhler. 


Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Vete- 
rinärmedizin. Herausgegeben von Prof. Dr. med., phil. et med. 
vet. W. Ellenberger und Prof. Dr. med. et med. vet. 
W.Schütz. Redigiert von W. Ellenberger und Otto Zietsch- 
mann. 31. Jahrgang (1911). Verlag von A. Hirschwald, Berlin. 


Der 31. Jahrgang des allgemein bekannten und vortretflichen 
Jahresbericehtes über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär- 
medizin ist wiederum sehr umfangreich und ninnnt 414 Druckseiten 
in Anspruch. Der Band führt neben der vollständigen Angabe der 
Literatur die große Zahl der erwähnenswerten und bedeutenden wissen- 
sehaftlichen Arbeiten des Jahres 1911 auf diesem Gebiete im Auszug 


— 535 — 


auf und gibt damit gleichzeitig ein Bild über den Fortschritt und den 
derzeitigen Stand der gesamten Tiermedizin in allen Kulturstaaten. 
Die Fülle und Vielseitigkeit des Inhalts lassen es in dem Rahmen 
einer Buchbesprechung untunlich erscheinen, auf diesen näher cin- 
zugehen. Zu bedauern ist, daß, wie Professor Ellenberger angibt. 
über zahlreiche Arbeiten tierärztlicher Autoren, namentlich Disser- 
tationen, nicht referiert werden konnte, weil sie trotz wiederholt aus- 
tresprochener Bitte nicht eingesandt waren. Es wird daher gern 
der im Vorwort des Werkes enthaltenen Bitte entsprochen. für 
die rechtzeitige Einsendung von Originalartikeln, Monographien. 
Dissertationen oder Autoreferaten über diese im Interesse einer er- 
sehöpfenden Berichterstattung seitens der tierärztlichen Autoren 
Sorge tragen zu wollen. Aus demselben Grunde werden die Heraus- 
geber tierärztlicher Zeitschriften, namentlich ausländischer, aus denen 
bisher noch keine Referate aufgenommen sind, um Einsendung von 
Austauschexemplaren ihrer Zeitschriften an den Verleger des Jahres- 
berichtes oder an Professor Ellenberger gebeten. Wöhler. 


Lehrbuch der Arzneiverordnungslehre für Tierärzte. Von Prof. 
Dr. med. et med. vet. h. c. Eugen Fröhner, Geheimem Re- 
gierungsrat und Professor an der Königlichen Tierärztlichen 
Hochschule in Berlin. Vierte umgearbeitete Auflage Verlag 
von Ferd. Enke. Stuttgart 1912. Preis 8 Mk. 


Die Neuauflage ist entsprechend den zahlreichen Neuerungen und 
Änderungen in dem neuen deutschen Arzneibuch (5. Ausgabe 1910) 
umgearbeitet worden. Wesentliche Änderungen und Ergänzungen sind 
infolgedessen eingetreten bei den Kapiteln über die -Arzneiformen, 
bei den Arzneitabellen B und C — bei welchen unter anderem besonders 
zu erwähnen ist, daß das vielgebrauchte Arekolin in die Tabelle B und 
Liquor Kresoli saponatus in die Tabelle C neu aufgenommen sind — 
über die Arzneitaxe, die Dosentabelle und die Novelle zur Kaiserlichen 
Verordnung, betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln. Bei der Be- 
deutung des Dispensierrechtes der Tierärzte ist eine genaue Anwei- 
sung mitgeteilt bezüglich der Anforderungen. die das neue deutsche 
Arzneibuch an die tierärztlichen Hausapotheken stellt. Weggelassen 
sind die auch eigentlich in eine Arzneiverordnungslehre nicht hinein- 
gehörenden Abschnitte über die Untersuehung des Wassers, der Milch. 
des Fleisches und des Harns, wodurch im wesentlichen eine Verminde- 
rung des Werkes um 50 Druckseiten eingetreten ist. Das Werk ent- 
spricht somit allen Ansprüchen der Neuzeit. Wöhler. 





Preufsen. Befördert: Graf, O.St.V. beim Jäg.R. z. Pferde 6, 
unter Versetzung zum Gen. Kom. des XVI. A. K., zum K.St.V; 
Schlaffke, O.V. beim 2. LH.R., zum St.V. Ein Patent ihres 
Dienstgrades erhalten: die K.St.V. Scholtz beim Gen. Kom. des 
II. A.K.; Petsch bei der M.V.A. Zu U.V. befördert die bisherigen 
Stud. d. M.V.A.: Schilling, Gauger, Kries, Höher, Fuchs, Ebner, 
Foerster, Bannasch. — Versetzt: Die St.V.: Krankowski beim 


— 556 — 


Fa. 53, zum Gren.R. z. Pferde 3, Brohmann beim Gren.R. z 
Pferde 3, zum D.R.2, Dr. Goldbeck beim D.R. 2, zum Fa. š 
U.V. Niemerg unter Belassung bei der M.V.A, zum 3. G.Fa. — 
Der Abschied mit der gesetzl. Pension bew.: Dem K.St.V. Hönscher 
beim Gen Kom. XVI. A. K., mit der Erlaubnis zum Tragen seiner 
bish. Uniform. Witte, O.V. beim Rem. Dep. Kattenau, zum St.\ 
ernannt. — Im Beurlaubtenstande. Befördert: Dr. Jost. OV. 
d. Res. (V Berlin), Dr. Peters, O.V. d. Landw. 1. Aufg. (Mainz! 
zu St.V.; Leidig, V. der Res. (Schneidemühl), zum O.V. Achen- 
bach (Gumbinnen), Thun (Hannover), U.V. d. Res., zu V. Nach- 
genannte Veterinärbeamte a. D. werden als Veterinäroffiziere bei der 
Landw. 1. Aufg. angestellt: der char. St.V. a. D. Lüek (Soest), zu- 
letzt O.V. beim Fa. 22, als St.V. mit Patent vom 15. 7. 09, unmittel- 
bar hinter dem St.V. Herffurth beim U.R. 3; die O.V. a. D. Schmidt 
(Hirschberg) zuletzt beim H.R. 3, als O.V. mit Patent vom 6. 8. 91: 
Pee (V Berlin), zuletzt beim Train-B. 16, als O.V. mit Patent vom 
16. 11. 96, unmittelbar hinter dem O.V. Spitzer der Landw. 2. Aufr. 
(Neustettin). — Der Abschied bew.: den O.V. Wolfram d. Res. 
(I Bochum), Haas (Offenburg), Maafs (Potsdam) der Landw. 
1. Aufg., Loderhose (Höchst), Dogs (Konitz) der Landw. 2. Aufs 


Bayern. Ernannt: Zum Regts.V. des 5. Chev.R. der StV. 
Dr. Backmund, Bat.V. des 2. Train.B., zum Abt.V. der Besp. Abt 
des 3. Fußa. der St.V. Klotz des 1. U.R. zum Bat.V. des 2. Train-B. 
der St.V. Zeiller des 3. Train-B. — Versetzt: Der St.V. Meyer. 
Regts.V. des 5. Chev.R., zum Rem. Dep. Benediktbeuren, die O.V. 
Jaufs vom 3. Chev.R. zum 1. U.R., Schneider vom 9. Fa. zum 
1. Chev.R, Dr. Ibel vom 1. Chev.R. zum 9. Fa, Herzer vom 
8. Chev.R. zum 3. Train-B. — Befördert: Zu St.V. die O.V.: 
Wildhagen des 7. Fa, Harder, Assist. der Militär-Lehrschmiede, 
zum V. im 9. Fa. mit Patent vom 21.8.12 der U.V. Buecher de: 
5. Chev.R. 


Sachsen. Dr. Gottschalk, O.V. beim 1. Fa. 12 in der Sehutz- 
truppe für S.W.A. angestellt. 


Württemberg. Kalkoff, O0.St.V. im U.R. 19, unter Versetzung 
zum Gen. Kom. des A.K., zum K.St.V. befördert. — Versetzt: 
Amhoff, St.V. beim Rem. Dep. Breithülen, in das U.R. 19, Jüger. 
StV. im D.R. 25, zum Rem. Dep. Breithülen, us überz. StV. 
im 3. Fa. 49, als etatsm. St.V. in das D.R. 25, UV Ott, Train-B. 13, 
zur M.V.A. kommandiert. — Bub, K.St.V. beim Gen. Kom. des A. K, 
der Abschied m. d. gesetzl. Pension u. d. Erl. zum Tragen s. bist. 
Uniform bew. Dr. Zeller, Königl. Preuß. O.V. d. Res. a. D., als 
O.V. mit einem Patent vom 19.12.11 bei den Veterinäroffizieren 
d. Res. (Leonberg) angestellt. 


Ordensauszeichnungen. Dem St.V. Rakette bei der M.\.A, 
der R.A.O. 4. Kl. m. d. Krone. Den Königl. Bayer. St.V. Rössert 
beim 1. U.R. u. Dr. Se beim 1. Schweren-Reiter-R. der R.A.O. 4. Kl. 


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gierungsrat und Professor an der K. Tierärzt- 
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Lex. 8°. 1912. geh. M.8.-; 
in Leinw. geb. M. 9.20. 











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nennt sich unsere „Hufeinlage aus imprägniertem Filz*, 
die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig- 
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg- 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti- 
A zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 
SA fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
Bi die Prellung.“ 

BE Wohltät ig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
Sa bei allen Hufabnormitäten, wie:Flach-u.Zwang- 
= huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
se und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
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Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt. 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
sie das Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eisver- 
hindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


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Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


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EN 


. Jahrg. Dezember 1912. . 12. Heft. 


ZEITSCHRIFT FÜR í 
VETERINARKUN DE} 


MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER HYGIENE 





uD u e 


ORGAN FÜR DIE VETERINÄRE DER ARMEE 







Herausgegeben von den 
Inspizienten der Militär -Veterinär-Akademie, 
dem technischen Vorstand und den Assistenten 

der Militär-Lehrschmiede Berlin s 


Redigiert von Korpsstabsveterinär 


Wöhler 
Inspizient a. d. Kgl. Militär-Veterinär-Akademie 
| Verlag von E. S. MITTLER & SOHN, Königliche Hofbuchhandlung, BERLIN SW 68, Kochstr. 68-71 
u BL BZ UL AL AL AL LATE AN CI Er Ben NENZNNENS NEN ER | 


Inhaltsangabe, | 


Beitrag zur Kenntnis der Erkrankungen der ERBeNgE EDER des hen | 


Seite 






| Von Stabsveterinär Dr. Berndt . } 537—549 
jarkokarzinom in der Orbita. Von Stabsveterinär Rathi ie 222... 550—555 
itteillungen aus der Armee . . . 555—569 


Erkrankungen an Rehe nach Aufiiahme von 1 Wiesenschaumkraut im 
Grünfutter. Von Stabsveterinär Pfefferkorn. — Neuer Infusionsapparat 
für dieSalvarsanbehandlung. Von Oberveterinär Dr. Reinecke. — Eisen 
: mit Aushau gegen das Einballen von Schnee. Von Oberstabsveterinär 
Rexilius. — Heilung einer perforierenden Bauchwunde beim Pferde. 
* Von Stabsveterinär Michaelis. — Über die Wirkung des Schwefel- 
‚  kohlenstoffs bei Gastruslarven-Invasion. Von Stabsveterinär Duill. — 
Häufige Erkrankungen an Steinkolik bei Truppenpferden. Von Stabs- 
veterinär Biermann. — Partielle Zerreißung des rechtsseitigen Kopf- 
Hals-Armmuskels, ein Beitrag zu der spärlichen Kasuistik dieses Leidens. 
Von Stabsveterinär Stahn. — Hautjucken (Pruritus) verbunden mit Darm- 
katarrh nach Verfütterung von mangelhaft gekochtem Reis bei den 
Meutehunden. Von Oberstabsveterinär Rexilius. — Tuberkulose beim 
Pferd. "Von Oberveterinär Mogwitz. 


Bde a a ee en It 
3 Die 84. Versammlung Deutscher "Naturlörscher und Ärzte. Von 

a Korpsstabsveterinär Feldtmann. — Wulff: Die Milzbranddiagnose 

‘ durch Untersuchung des Knochenmarkes. Zeitschrift für Infektions- 

ìà  krankheiten der Haustiere. 3. Heft. 1912. — Ohmke: Über die Licht- 
empfindlichkeit weißer Tiere nach Buchweizengenuß RESMENN ): 

Inaugural - Dissertation (aus dem physiol. Institut der Königl. Lan 

wirtschaftl. Hochschule zu Berlin). — 2 chumscher: Leicht scheuende 

Tiere. Deutsche Landwirtschaftiiche Presse Nr. 92. 1912 





Tagesgeschichte . . . a ea ee Ale ee a en ige a Bl 
erschiedene Mitteilungen ne ah o g re ee ne a IT 
ücherschau . . . . . Z a ee a a en. A ee et 9825 
Personalnachrichten et an dat ehe Ser ae a De Ar ihre El 
familiennachrichten . . . : : 2 m mern. 584 


Ausgegeben am 2. Dezember 1912. 


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sind an die Verlagshandlung, Berlin SW 68, Kochstrafse 68—71, einzusenden. 


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24. Jahrg. Dezember 1912. 12, Heit. 


Zeitschrift w Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ für die Veterinäre der Armee 
Redakteur: Korpsstabsveterinär Wöhler. 


Erscheint monatlich einmal in der Stärke von etwa 3 Bogen 80. — Abonnementspreis jährlich 12 Mark. 
Preis einer einzelnen Nummer 1.50 M. — Bestellungen nehmen alle Bichhandiunven an. 





Beitrag zur Kenntnis der Erkrankungen der 
Zehengelenke des Pierdes. 


Von Stabsvetertnär Dr. Berndt. 


Bei Durchsicht der Literatur über die Erkrankungen der 
Zehengelenke des Pferdes stößt man, wie auch in der Praxis, auf 
große Meinungsverschiedenheiten und auf manche noch der Be- 
leuchtung sehr bedürftige Stellen. So widersprechen sich, um hier- 
für ein Beispiel anzuführen, die vergleichsweisen Angaben über die 
Häufigkeit von Verstauchungen des Fesselgelenks einerseits und 
des Krongelenks anderseits in ganz auffallender Weise. Während 
Stockfleth, Eberlein, Fröhner und Bayer der Ansicht sind, 
daß die Verstauchungen des Fesselgelenks viel häufiger vorkommen 
als die des Krongelenks, behaupten Möller und Frick genau das 
Gegenteil. Diese und andere hier in Betracht kommenden Fragen 
einer kritischen Beurteilung zu unterziehen, ist der Zweck des Nach- 
folgenden, da eine möglichst klare Übersicht über die Erkrankungen 
der Zehengelenkedes Pferdes von ganzaußerordenlicher Bedeutungist. 

Bei Berücksichtigung des Umstandes, daß die Erkrankungen 
der Zehengelenke des Pferdes wegen ihrer Häufigkeit und 
Hartnäckigkeit in der Armee gefürchtet sind, ist es verständlich, 
daß die Veterinäre in Beachtung dieser Erfahrung bei vorkom- 
menden Lahmheiten diesen Gelenken bei Stellung der Diagnose 
ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Da sie auch ihr 
Pferdematerial genau kennen und im Gegensatz zu den meisten 
Ziviltierärzten den Krankheitsverlauf täglich verfolgen können, so 
läßt sich aus alledem folgern, daß gerade sie trotz der häufig vor- 
handenen Schwierigkeiten durchweg in der Lage sind, eine zuver- 
lässige Diagnose bei Erkrankungen der fraglichen Gelenke zu 
stellen. Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, vom statisti- 
schen Veterinär-Sanitätsbericht der Preußischen und Württembergi- 
schen Armee auszugehen. Zur Gewinnung einer möglichst großen 
Übersicht sei deshalb im nachfolgenden eine Tabelle aufgestellt, die 
mit dem Jahre 1886 beginnt, da in diesem zum ersten Male in dem 
statistischen Bericht der Versuch gemacht wird, wenigstens ein- 
zelne Gelenkerkrankungen gesondert aufzuführen. 


Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 12. Heft. 3D 


— 538 — 


Tabellarische Übersicht über die vom Jahre 1886 bis 1910 in der Preußi- 
sehen und Württembergischen Armee vorgekommenen Zehengelenkerkras- 
kungen des Pferdes. 





| Akute (Chronische 
Ver- | Ver- Zer- | Gelenk-' Gelenk- 
stauchung! renkung | reißung | ent- ent- 

zündung| zündung 





Erkrankt 







































| 
1886 | Fesselgelenk . .. zug | — | — | 488 | — 
Krongelenk ... = en ee 2553 
Hufgelenk .... — NE E ee 106 
1887 | Fesselgelenk . .. — | =a n S — i — 
Krongelenk ... -— — en — = 
Hufgelenk .... za ie 3 Sa og wi 
1888 | Fesselgelenk ... . — | — — za a 
Krongelenk ... = — ln — 261 
Hufgelenk .... — o Zu | -| — 
1889 | Fesselgelenk . . . — l = G = 339 
Krongelenk ... — — I ge u ee 31i 
Hufgelenk .... en et = => 
1890 | Fesselgelenk ...| sa | — | 2 2 © — 
Krongelenk ... 112 | — I} — 15 — 
Hufgelenk .... 8 | — | 6 — = 
1891 | Fesselgelenk . . . 692 | 4 | 8 S0 | 253 
Krongelenk ... 192 — | 1 6 ze 
Hufgelenk .... 8 |! - | — | Be Sr 
1892 | Fesselgelenk . . . 814 6 |] 1 0 97 | 279 
Krongelenk ... 185 1 | 1 46 | 351 
Hufgelenk .... 8i S y S 418 ATO 
1893 | Fesselgelenk . .. 975 3!) | — | 144 | 335 
Krongelenk ... 319 ı 1. — | 96 >` 363 
Hufgelenk .... 31 a o g 9 ; 116 
1894 | Fesselgelenk . . . | 1131 ı l = | a37 | aa 
Krongelenk ... 351 2 — ! 12% 446 
Hufgelenk .. ... 19 — — | 2 | 101 
1895 | Fesselgelenk . . . 959 5 4 132 | 356 
Krongelenk ... 332 2 1 63 | 393 
Hufgelenk .... 15 u 6 59 
1896 | Fesselgelenk... 940 1 | 6 135 | 357 
Krongelenk ... 478 3 1 S4 417 
Hufgelenk ...... 30 I — | — 7 | KY 
1897 | Fesselgelenk . . . 953 6 |] 3 147 355 
Krongelenk ... 495 1 | 1 102 | 408 
Hufgelenk ... . 11 — K #2 37 | S9 
1898 | Fesselgelenk . . . 963 3 | 4 144 295 
Krongelenk ... 505 | l i a | «8 435 
Hufgelenk . ... . 1 ı — — 28 92 








I) Gleichzeitig mit Zerreißung. 





1900 


1901 


1902 


1903 


1904 


1909 


1910 







Fesselgelenk . . . 


Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 
Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk . .. 


Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk . . . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk . . . 
Krongeleuk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk ... . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk ... . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk . . 


Fesselgelenk ... . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


Fesselgelenk ... . 
Krongelenk ... 
Hufgelenk .... 


17 


1118 
628 
13 
940 
611 
14 


1208 
710 
15 


1215 


1315 








Is II» lea Ile tws | 


| 


le | 


BES 


| ID. 





Zer- 


reißung 


| mm wer 


| | 


il [=w lew Ile 


BES 


1) 34 mal Fessel- und Krongelenk gleichzeitig. 
2) Gleichzeitig das Fesselgelenk. 
3) Gleichzeitig das Krongelenk. 





Chronische 


_ Akute 
Gelenk- | Gelenk- 
ent- ent- 





zündung | zündung 


149 


216 
187 

46 
304 
228 

30 
412 


43 





496 
97 


401 
481 
84 


355 
439 
95 


380 
450 
96 


308 
487 


97 


107 
396 


241 
416 
80 


296 
427 
8 


397 
494 
109 


292 
453 
126 


409 
601 
125 


610 
139 


— 540 — 


Nach der vorstehenden Tabelle beträgt die Summe der in 
den Berichten angeführten Erkrankungen an den Zehengelenken 
in den Jahren 1886 bis 1910, also in 25 Jahren, für: 


das Fesselgelenk . . . . . . 85637 Fälle, 
das Krongelenk . . . . . . 22990 „, 
das Hufgelenk . . . . . . . 2974 , 
Davon sind im speziellen von Verstauchungen angegeben für: 
das Fesselgelenik . . . . . . 24942 Fälle, 
das Krongelenk . . . . . . 11546 „, 
das Hufgelenk . . . . 2... 463 „ 
An akuter Entzündung erkrankte: 
das Fesselgelenk . . . . . . 3549 mal, 
das Krongelenk. . . . . . . 2015 „, 
das Hufgelenk . . . . 2... 431 „. 
Von chronischer Entzündung sind angeführt: 
vom Fesselgelenk . . . . . . 7091 Fälle, 
vom Krongelenk . . . ....9118 „, 
vom Hufgelenk. . . . . . . 2088 „ 


Die an der Gesamtsumme noch fehlenden Zahlen entfallen 
auf Verrenkungen und Zerreißungen. 
Es litt an Verrenkung: 


das Fesselgelenk . . . ... 94 mal, 

das Krongelenk . . . ... 24 n, 

das Hufgelenk . . . . 2... 2 a 
Von Zerreißungen sind geführt am: 

Fesselgelenk. . . . 2.2.2... 172 Fälle, 

Krongelenk . . . 2. 2 2002. 15 „, 

Hufgelenk . . . 2 2 2 2. O p». 


Von den angeführten Zahlen ist hervorzuheben, daß sie, wie 
schon ein flüchtiger Blick auf die Tabelle zeigt, nur annähernd zu- 
treffen, da von den Berichterstattern offenbar wegen Lücken im 
zugegangenen Material in keinem Jahresbericht alle Gelenkleiden 
genau angegeben werden. So sind besonders in den ersten Jahren 
des geführten Zeitraumes überhaupt nur ganz vereinzelt bestimmte 
Gelenkerkrankungen angeführt. Da aber in der vorliegenden 
Arbeit nur mit diesen gerechnet werden kann, so ist ersichtlich, 
daß die Zahl der hier speziell angeführten Gelenkerkrankungen im 
Verhältnis zur Wirklichkeit zu niedrig ist. Dieser Fehler wird 
jedoch dureh den Umstand wesentlich vermindert, daß in den Be- 
richten die Bestände an Gelenkleiden aus dem vorhergehenden 
Jahre immer nur summarisch angeführt werden. Diese Über- 
nahmen in das neue Jahr kommen aber wiederum zur Berechnung, 


— 541 — 


so daß sie also doppelt gezählt werden. So kommt man trotz dieser 
Ungenauigkeiten zu der Folgerung, daß dennoch von einem hier 
genügenden Überblick gesprochen werden kann. 

Wie die übrigen Zahlen zeigen, sind in einem Zeitraum von 
25 Jahren 12 647 Erkrankungen am Fesselgelenk mehr geführt als 
solche am Krongelenk. Da erst vom Jahre 1890 ab etwas genauere 
Angaben für die einzelnen Erkrankungen gemacht werden, so 
empfiehlt es sich, auch erst von diesem Jahre ab nähere Vergleiche 
zu ziehen. Es ergibt sich dann, daß in den Jahren 1890 bis 1894 
die Verstauchungen des Fesselgelenks das 3- bis 7fache von 
denen des Krongelenks betragen. In den Jahren 1895 bis 1898 
beträgt diese Zahl zwei- bis dreimal soviel. Vom Jahre 1899 ab 
sind nur noch 113 bis 21,,mal so viel Verstauchungen am Fessel- 
gelenk geführt als am Krongelenk, und zwar gilt die Ver- 
hältniszahl 11, für die ersten Jahre der Periode, die Zahl 214, für 
die letzten, so daß also allmählich wieder eine Steigerung einge- 
treten ist. Ein Überblick über diese Zahlen ergibt also, daß die 
Zahl der Verstauchungen des Fesselgelenks vom Jahre 1890 etwa 
das 3- bis 7Tfache betrug, daß sie dann von der Mitte dieses Zeit- 
raumes ab etwa das 2fache ausmachte, um in den letzten Jahren 
auf das 2l;fache zu steigen. 

Im Gegensatz zu diesen schwankenden Zahlenverhältnissen 
zwischen den Verstauchungen des Fessel- und denen des Kron- 
oelenks bleibt die Zahl der Entzündungen an beiden Gelenken ın 
den 25 Jahren etwa die gleiche. 

Wegen der Wichtigkeit der hier vorliegenden Fragen mag kurz 
das Zahlenverhältnis eingeflochten werden zwischen Erkrankungen 
des Fessel- und des Krongelenks einerseits und denen aller übrigen 
Gelenke anderseits bei den verschiedenen Waffengattungen. Eine 
Übersicht aus der Statistik ergibt zunächst, was allerdings bei der 
Natur des Dienstes von vornherein als selbstverständlich gelten 
konnte, daß in allen Jahren die Kavallerie die meisten und der 
Train die wenigsten Erkrankungen der Gelenke hatte, und zwar 
erkrankten im Durchschnitt bei der Kavallerie etwa 5%, bei der 
Artillerie etwa 4% und beim Train etwa 3% der Iststärke. Von 
diesen Gelenkerkrankungen kommen nun z. B. im Jahre 1910, 
abgesehen von Gelenkwunden, 5456 Erkrankungen des Fessel- 
und Krongelenks vor, und nur 1806 mal waren andere Gelenke 
betroffen. 

Am Schluß dieser kurzen Betrachtungen aus der Statistik der 
Armee über die Erkrankungen der Zehengelenke des Pferdes 
drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wie es zu erklären ist, 
daß die Zahl der Verstauchungen am Fesselgelenk die des Kron- 
gelenks in allen Jahren weit übersteigt, da doch letzteres viel 
schwächer aufgebaut ist. Diese Frage soll erst später beantwortet 
werden. 


ss opio = 


Dagegen soll hier gleich das zweite auffällige Ergebnis der 
Statistik erörtert werden, wonach die Zahl der Verstauchungen des 
Fesselgelenks im Verhältnis zu denen des Krongelenks seit den: 
Jahre 1890 von dem ursprünglichen Verhältnis 3—7 :1 allmählich 
gesunken ist auf einen Stand von 2—21%, : 1. Der Grund kann ein- 
mal im Pferdematerial zu suchen sein. Da ist es nicht zu leugnen. 
daß das Armeepferd in diesem Zeitraum allmählich wesentlich 
besser geworden ist. Während man früher vielfach ein hochbeini- 
ges und schmales Pferd vorfand, herrscht heute das kurzbeinire 
und breitere Pferd vor. Vor allem aber ist auch die Stellung der 
Gliedmaßen erheblich besser geworden. Daß ein derartiges Pferd 
durchschnittlich einen viel höheren Gebrauchswert besitzt als jenes. 
unterliegt keinem Zweifel. Der Erfolg konnte nur der sein, daß 
das kurzbeinige, breitere Pferd mit guter Beinstellung resistenter 
gegen Gelenkkrankheiten ist als ein Pferd von mangelhaftem Ge- 
bäude. Als zweiter Umstand bei der Suche nach den Ursachen der 
Verschiebung im Verhältnis von Verstauchungen der fraglichen 
Gelenke wäre zu berücksichtigen, daß die Anforderungen im Dienst 
an das Armeepferd im Laufe der Jahre sehr gestiegen sind. 

In der Tat spielen hier wohl beide Faktoren eine wesentliche 
Rolle. Es kommt aber noch als wiehtig hinzu, daß das Verständnis 
und die Aufklärung über die Erkrankungen der Zehengelenke 
ungemein zugenommen haben und in der subkutanen Kokaininjek- 
tion ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel gewonnen worden 
ist. Trotzdem findet man, wie schon eingangs erwähnt, in der Lite- 
ratur wie in der Praxis die größten Widersprüche, so daß es an- 
gebracht erscheint, auf die Einzelheiten an der Hand der Erfahrung 
näher einzugehen. | 

Eine Verstauchung des Fesselgelenks wird durch einen Felıl- 
tritt eingeleitet, der meist bei beschleunigter Gangart infolge eines 
ungleichmäßigen Auftritts zustande kommt. Das hierbei vor- 
übergehende Voneinanderweichen der dGelenkenden führt zu 
Zerrungen des Bandapparates, die trotz etwa vorhandener starker 
Lahmheit so leichter Natur sein können, daß sie zuweilen nur 
wenige Minuten oder doch nur einige Stunden Bewegungsstörungen 
veranlassen. Eine derartige Verstauchung konnte ich einmal im 
Manöver beim Reiten im Trabe hinter einem Pferde beobachten. 
das auf einem Landwege mit tief ausgefahrener Radspur ging. Es 
trat in diese hinein und wurde dabei auf einem Vorderbein hoeh- 
gradig lahm. Die Untersuchung ergab eine Verstauehung des 
Fesselgelenks. Das Pferd wurde deshalb mittags nach dem Quar- 
tier geschickt und hier für einen längeren Aufenthalt entsprechend 
der starken Lahmheit Vorrichtung getroffen. Um so größer war 
die Überraschung, als abends bei einer nochmaligen Besichtigung 
nicht die geringste Spur von einer Lahmheit mehr vorhanden war. 
Das Pferd fand infolgedessen am nächsten Tage schon wieder als 


— 543 — 


Reitpferd Verwendung und wurde auch in der folgenden Zeit nie- 
mals wieder lahm. 

Derartige Erkrankungen, die ja jedem Praktiker bekannt 
sind, zeigen, daß Verstauchungen des Fesselgelenks, selbst 
solche, die mit so hochgradiger Lahmheit verknüpft sind, daß 
sie im ersten Augenblick den Verdacht einer Fissur erwecken, 
schnell vorübergehen können. Sie werden wegen ihres schnellen 
Verlaufs wohl kaum im Krankenrapport der Regimenter Auf- 
nahme gefunden haben und mithin im statistischen Bericht der 
Armee fehlen. Da die Zahl dieser schnell vorübergehenden Ver- 
stauchungen des Fesselgelenks erfahrungsgemäß nicht klein ist, so 
folgt daraus, daß sie in Wirklichkeit wesentlich höher ist, als im 
Bericht angegeben. Von praktischer Bedeutung sind sie jedoch 
nicht, da sie den Dienstbetrieb nicht nennenswert stören und auch 
kaum eine Disposition zu späteren Erkrankungen abgeben. 

Vielmehr haben nur diejenigen Fälle Geltung, bei denen die 
Lahmheit mindestens mehrere Tage dauert, die also auch in den 
Rapporten geführt worden sind. Bei diesen Erkrankungen fällt 
dann bei der Untersuchung zunächst die bekannte Steilstellung der 
Fessel auf. Die Lahmbheit ist meist mittelgradig, häufig sogar stärker 
und nimmt oft mit der Bewegung ab. Des weiteren lassen sich bei der 
Palpation vermehrte Wärme und in der Regel auch verstärkte Pul- 
sation der Schienbeinarterie feststellen, was zum Unterschiede von 
Erkrankungen des Krongelenks besonders hervorgehoben sei. Da- 
gegen findet man im Gegensatz zu den Angaben von Fröhner 
und anderen wohl nur ausnahmsweise bei passiver Beugung und 
Streckung oder Drehbewegung hinreichend deutlich Schmerzens- 
äußerung, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, daß bei dem 
starken Bandapparat des Gelenks die menschliche Kraft zur 
Schmerzauslösung nicht ausreicht. Endlich lassen sich auch nur 
selten deutliche Schwellungen feststellen. 

Die Verstauchungen des Krongelenks treten in mehrfacher Be- 
ziehung anders in Erscheinung. Nach Fröhner beobachtet man 
hier plötzlich hochgradige Lahmheit, starke Schmerzen bei passi-. 
ven Bewegungen des Gelenks und zuweilen entzündliche 
Schwellung. Nach Eberlein ist die Lahmheit meist hochgradig. 
In der Ruhe stellen die Pferde die Gliedmaße nach vorn oder halten 
sie gebeugt und äußern bei Drehbewegungen oft hochgradige 
Schmerzhaftigkeit. 

Die Untersuchungsbefunde bei den Truppenpferden weichen 
jedoch von diesen Angaben meist ab. Was zunächst die Lahmheit 
anbelangt, so ist sie in der Regel nur mittelgradig, oft sogar noch 
geringer und bleibt mit der Bewegung gleich stark. Schmerzen 
lassen sich bei passiven Bewegungen im Gelenk nur selten mit 
solcher Sicherheit nachweisen, daß sie als zuverlässiger Anhalts- 
punkt gelten können. Dagegen findet man so gut wie immer die 


— 544 — 


Erscheinungen der Entzündung in Gestalt von Schwellung und 
vermehrter Wärme. Vorstellen der erkrankten Gliedmaße oder 
Beugestellung, wie Eberlein als Krankheitssymptom angibt, 
wird nur bei schweren Erkrankungen beobachtet. Eine deutliche 
Steilstellung der Fessel, wie sie häufig angegeben wird, ist in der 
Regel nicht vorhanden. 

Stellt man nach den obigen Angaben einen kurzen Ver- 
gleich zwischen den Verstauchungen des Fessel- und denen des 
Krongelenks an, so ergibt sich, daß die Erkrankungen des Fessel- 
gelenks oft mit stärkerer Lahmheit verbunden sind, während man 
bei denen des Krongelenks meist nur geringere Lahmheit beob- 
achtet. Die bei Fesselverstauchungen gewöhnlich sehr stark ins 
Auge fallende Steilstellung der Fessel wird in der Regel bei Er- 
krankungen des Krongelenks vermißt oder tritt hier doch nur so 
undeutlich in Erscheinung, daß darüber gestritten werden könnte. 
Die Fesselgelenksverstauchung ist in der Regel mit verstärkter Pul- 
sation der Schienbeinarterie verbunden, die des Krongelenks nicht 
oder doch nur undeutlich. Die allgemeinen Erscheinungen der 
Entzündung sind am Fesselgelenk meist undeutlich, die des Kron- 
gelenks in der Regel deutlich. 

Sind die Krankheitserscheinungen so undeutlich, daß man nicht 
sofort eine Diagnose stellen kann, was besonders für frische Er- 
krankungen gilt, so ist dies doch nach einigen Tagen so gut wie 
immer der Fall. Die Erfahrung lehrt, daß bei Verstauchungen des 
Fesselgelenks die Lahmheit in den allermeisten Fällen schon narh 
einigen Tagen der Ruhe wesentlich besser geworden ist, während 
die des Krongelenks dann in der Regel noch ebenso stark geblieben 
oder doch nur unwesentlich besser geworden ist. Am Fesselgelenk 
hat dann auch schon entsprechend dem Grade der Lahmheit die 
Steilstellung abgenommen. 

Die Fesselgelenksverstauchung hat also in der Regel mehr 
einen schnell verlaufenden, akuten, die des Krongelenks dagegen 
mehr einen schleppenden, chronischen, Charakter. Dem Wesen 
‚nach lassen sich diese Verhältnisse wohl dahin zusammenfassen, 
daß man es bei der Fesselgelenksverstauehung in der Regel mit 
einfachen Bandzerrungen zu tun hat, die die Tendenz zu baidiger 
Heilung haben, während bei den Verstauchungen des Krongelenks 
oft gleichzeitig Prellungen und Quetschungen der Gelenkknochen 
und ihrer Knorpel vorliegen, die schon die Einleitung zur Schale 
bilden können. 

Bei eingehender Würdigung der angeführten Erfahrungen 
wird man bei einer gründlichen Untersuchung so gut wie immer 
imstande sein, festzustellen, an welchem von den beiden Gelenken 
die Verstauchung vorliegt. Sollten dennoch Zweifel bestehen, so 
lassen sich diese durch Kokaininjektionen beseitigen. 

Was die Häufigkeit dieser Erkrankungen anbelangt, so beob- 
achtet man naturgemäß die meisten Verstauchungen besonders 


— 515 — 


während der großen Übungen mit ihren Anstrengungen auf zum 
Teil ungünstigem Boden. 


Im übrigen erscheint es angebracht, besonders auf die ver- 
hältnismäßig häufig bei den Remonten vorkommenden Ver- 
stauchungen hinzuweisen, die im Beginn der Ausbildung im 
ersten Halbjahr besonders dann beobachtet werden, wenn in 
dieser Zeit, wie früher häufiger, schon längerer Galopp geritten 
oder gar mit ihnen viel gesprungen wird. Für derartige An- 
strengungen sind unsere vierjährigen Remonten noch nicht straff 
genug entwickelt, so daß ihre Gliedmaßen bei größeren Anforderun- 
gen leiden. Werden sie übermäßig angestrengt, so treten Über- 
dehnungen des Bandapparates an den Gelenken ein, die zu Lahm- 
heiten führen. Die Untersuchung ergibt dann häufig den auffallen- 
den Unterschied, daß die Erkrankungen an den Vorderbeinen Ver- 
stauchungen des Krongelenks und die an den Hinterbeinen solche 
des Fesselgelenks sind. Erhalten dann die jungen Pferde sofort 
Ruhe und das erkrankte Gelenk die üblichen Prießnitzschen Um- 
schläge mit Burowscher Mischung, so ist die Lahmheit an 
den Hinterbeinen in der Regel in etwa 8 Tagen, an den Vorder- 
schenkeln in etwa 14 Tagen beseitigt. Geschieht dies nicht, wird 
insbesondere das Pferd weiter zum Dienste herangezogen, wie es 
leider in der Armee zuweilen geschieht, damit die Remonte in der 
Ausbildung nicht zurückbleibt, so entwickelt sich eine chronische 
Lahmbheit, die meist mindestens mehrere Wochen dauert. Diesen 
Verhältnissen trägt die neue Reitvorschrift in hervorragender Weise 
Rechnung, indem sie mit bezug auf die Ausbildung der jungen Re- 
monten sagt: „Die Spätreife der Remonten verlangt besonders im 
ersten Ausbildungsjahre unbedingtes Maßhalten in den Anforde- 
rungen. Ein Überschreiten dieses Maßes hat selbst bei großem Ge- 
schick des Lehrers wie der Reiter eine Schädigung des Materials 
zur Folge.“ An einer anderen Stelle besagt die Vorschrift, daß in 
der ganzen Abteilung vor Mitte Februar nicht galoppiert werden 
darf. Im Kapitel über Springen heißt es: „Die jungen Pferde 
müssen systematisch im Springen geübt werden. Da sie noch nicht 
die Widerstandsfähigkeit der Bänder und Sehnen der Beine be- 
sitzen, die erforderlich ist, um sie ohne Schaden unter dem Reiter 
springen zu lassen, so sind sie im ersten Halbjahr nur an der Hand 
einzuspringen.“ Seitengänge sollen erst etwa 4 Wochen nach 
Wiederaufnahme der Dressur im zweiten Jahre geritten werden. 


Das summarische Ergebnis aller Untersuchungen nach der im 
vorhergehenden angegebenen Richtschnur wird sein, daß nicht, wie 
der statistische Veterinär-Sanitätsbericht anführt und Stock- 
fleth, Fröhner und Eberlein behaupten, am Fesselgelenk 
bei weitem mehr Verstauchungen vorkommen als am Krongelenk, 
sondern daß mindestens die Zahl etwa die gleiche ist, so daß sich 
also diese Ansicht der von Möller und Frick nähert. Der 
Grund für die auseinandergehenden Ansichten mag in der Haupt- 


— 546 — 


sache darin zu suchen sein, daß meist eine sofortige Diagnose er- 
strebt wird, was bei der schwierigen Sachlage oft unmöglich ist. 

Eine möglichst klare Erkennung und Unterscheidung dieser 
Erkrankungen sind jedoch von größter Wichtigkeit, denn die Be- 
urteilung der Verstauchungen an den beiden fraglichen Gelenken 
ist ganz verschieden. Während die des Fesselgelenks im allgemei- 
nen durchaus günstig ist, da das Leiden meist etwa in acht Tagen 
geheilt ist, ohne einen Rückfall befürchten zu müssen, liegen die 
Verhältnisse beim Krongelenk wesentlich ungünstiger. Hier dauert 
die Lahmheit meist mehrere Wochen und muß gründlich ausgeheilt 
werden, um neue Erkrankungen zu verhüten. Auch sollen der- 
artige Pferde in der folgenden Zeit möglichst zu leichter Arbeit ver- 
wandt und scharf beobachtet werden, denn schon die erste Ver- 
stauchung gibt gar zu leicht eine Disposition zu Rückfällen ab, die 
dann schließlich zu Schale führen. 

Was nun weitere Dispositionen zu Verstauchungen des Fessel- 
und Krongelenks anbelangt, um diese Frage hier kurz zu streifen, 
so spielt offenbar die Richtung der Fessel eine ganz außerordent- 
liche Rolle. Pferde mit zehenenger Stellung neigen so unge 
wöhnlich sehr zu Verstauchungen der Zehengelenke, daß 
sicher bei weitem der größte Teil dieser Pferde daran 
lahm ist oder doch einen stumpfen, unfreien Gang hat. Die 
Ursache liegt offenbar darin, daß durch diese Stellung eine un- 
gleichmäßige Belastung der kleinen Gelenkflächen und Zerrung der 
dazugehörigen Bänder bedingt ist. Auch muß diese schiefe 
Fesselung eine unnatürliche Bewegung und oft auch selbst bei 
bestem Beschlage wegen der hei weiterem Wachsen ungleichmäßi- 
gen Höhenverhältnisse der dazugehörigen halbeng-halbweiten Hufe 
einen unplanen Auftritt bewirken und Fehltritten Vorschub leisten. 
Zum Glück ist die Zahl der zeheneng gestellten Pferde jetzt in der 
Armee nur gering, was früher nicht der Fall war. Der Grund mag 
wohl der sein, daß die Remonteankaufkommissionen auf die gefähr- 
liche Disposition soleher Pferde zu Verstauchungen aufmerksam 
geworden sind und deshalb derartig gestellte Pferde vom Ankauf 
zurückweisen. Erwähnenswert erscheint noch, daß selbst geringere 
Abweichungen der Zehe nach innen mit Mißtrauen zu betrachten sind. 

Die allgemein auch als ungünstig angesehene zehenweite 
Stellung in mäßigem Grade scheint nicht die gefährliche Rolle zu 
spielen, die man ihr gewöhnlich beimißt. Durchmustert man auf 
Richtung der Zehe hin größere Pferdebestände, so findet man, daß 
die allermeisten eine zehenweite Stellung haben, ohne daß dabei 
eine Disposition zu Zehengelenkerkrankungen aufgefallen wäre. 
Im Gegenteil scheint es sogar, als wenn eine geringe Richtung der 
Zehe nach außen mit Bezug auf Haltbarkeit besser wäre als eine 
gerade nach vorn gerichtete Zehe. 

Hat eine Erkrankung des Krongelenks den Charakter der 
Schaleentwieklung angenommen, dann ist die Beurteilung im all- 


gemeinen zweifelhaft, aber doch sehr verschieden, je nachdem arti- 
kuläre oder periartikuläre Schale vorliegt. Die erstere ist selbst 
bei gerader Beinstellung und guter Fesselung so gut wie immer 
unheilbar. Bei Anwendung von Scharfsalben oder des Brenn- 
eisens mit nachfolgender mehrmonatiger Ruhe läßt sich zwar häufig 
scheinbare Beseitigung der Lahmheit erreichen. Werden die Pferde 
dann aber wieder angestrengt, so stellt sich auch bald wieder die 
alte Lahmheit ein. Eigenartig ist dabei die bekannte Tatsache, daß 
die Lahmhbheit in arbeitsreichen Zeiten oft nahezu verschwindet, um 
dann aber in Ruheperioden wieder in Erscheinung zu treten. Diese 
Eigenart spielt in der Armee insofern eine große Rolle, als der 
Truppenführer während des Manövers bei Aufstellung der Aus- 
rangierungsliste häufig gerade die mit artikulärer Schale behafte- 
ten Pferde behalten will, wenn er keine Lahmheit und auch am 
Gelenk nichts Krankhaftes sieht. 

Sehr viel günstiger als die artikuläre ist die periartikuläre 
Schale zu beurteilen. Besonders gilt dies für das Hinterbein; heilt 
doch ein großer Teil hieran erkrankter Beine von selbst ab, oft so- 
gar, ohne daß der Besitzer um den Zustand des Pferdes wußte oder 
die Arbeit des Pferdes unterbrochen werden mußte. So leidet ein 
großer Teil der Lastpferde in Berlin an periartikulärer Schale auf 
den Hinterbeinen, was bei der hier üblichen täglichen Belastung 
der Wagen mit über 5000 kg auf glatter Straße nicht wunder- 
nehmen kann. Erkundigt man sich des näheren, ob die Pferde 
deswegen außer Dienst. gestellt sind, so erhält man häufig eine 
verneinende Antwort. Wesentlich ungünstiger ist die periartikuläre 
Schale an den Vorderbeinen zu beurteilen. Zwar tritt auch hier 
manche Erkrankung unbemerkt auf und heilt ohne jegliches Zu- 
tun ab. Meist sind jedoch zur Beseitigung des Leidens sehr ein- 
greifende Mittel und Maßnahmen erforderlich, vor allem ein Zeit- 
aufwand von mindestens 5 Wochen. Immerhin ist als günstig 
hervorzuheben, daß bei der nötigen Geduld in der Regel Heilung 
zu erzielen ist. j 

Was nun die gewöhnlich als Ursache der Schale besehuldigten 
wiederholten Verstauchungen anbelangt, so geben sie ja sicherlich 
in sehr vielen Fällen die direkte Veranlassung zur Schalebildung 
ab. Offenbar aber wird eine nicht kleine Anzahl der Erkrankungen 
an Schale hervorgerufen dureh Überanstrengung mit Prellungen 
und Quetschungen im Gelenk, sei. es, daß übertriebene Anforde- 
rungen in Dauer und Schnelligkeit gestellt werden, oder daß das 
Gewicht des Reiters zu groß oder dieser ungeschickt im Reiten ist. 

Ein Beispiel hierfür ist folgendes: Ein Offizier kaufte ein 
ungarisches Reitpferd im Alter von 7 Jahren von außergewöhn- 
lich gutem Wuchs, insbesondere mit geraden Beinen und guten 
Fesseln. Da das Tier wegen Heftigkeit unbequem im Reiten war, 
wurde es zum Zureiten einem ziemlich schweren Unteroffizier über- 
geben, der dafür bekannt war, daß er eine harte Faust hatte und 


— 518 — 


von seinen Pferden viel verlangte. Dieser war nun natürlich be- 
strebt, das Pferd recht bald gut zugeritten dem Offizier zurückzu- 
geben. Er strengte es zu sehr an, was zur Folge hatte, daß es zu- 
nächst sein ursprünglich ungewöhnlich geräumiges Gangwerk ver- 
lor und bei längeren schnellen Gangarten scheinbar nur mit Wider- 
streben vortreibenden Hilfen folgte, was aber nur als Unfolgsam- 
keit gedeutet wurde und erst recht zu erhöhten Anforderungen 
Veranlassung gab. Schließlich trat dann geringgradige Lahmheit 
auf dem rechten Vorderbein ein, die Veranlassung zur Unter- 
suchung gab. Hierbei wurde vermehrte Wärme am Krongelenk 
gefunden, während sonstige Krankheitserseheinungen an dem er- 
krankten Bein nieht nachzuweisen waren. Beim Vorführen blieb 
die Lahmheit gleichmäßig stark. Nach einer Kokaininjektion unter 
dem Fesselgelenk wurde die Lahmheit vorübergehend beseitigt. Ge- 
mäß diesem Befunde wurde die Diagnose Verstauchung des Kron- 
gelenks gestellt und PrieBnitzsche Umschläge mit Burowscher 
Mischung gemacht. Eine Besserung wurde hierdurch jedoch 
nicht erzielt, denn nach einer dreiwöchigen Ruhe war immer noch 
dieselbe Lahmheit vorhanden. Da dem Besitzer sehr daran lav, 
diese unter allen Umständen zu beseitigen, so wurde das Gelenk 
jetzt mit Kantharidensalbe eingerieben und dem Pferde eine vier- 
wöchige Ruhe gegeben. Nach Ablauf dieser Zeit zeigte sich am 
Krongelenk eine bei dem schleppenden Verlauf des Leidens schon 
längst vermutete ringförmige Knochenauftreibung, die schmerzlos 
war. Trotz der nunmehr schon 7 Wochen dauernden Ruhezeit 
war immer noch dieselbe Lahmheit vorhanden. 


Durch diesen Befund wurde der Krankheitsfall dahin klar ve~ 
legt, daß die Erkrankung mit artikulärer Schale begonnen und 
sich hierzu dann im weiteren Verlauf periartikuläre Knochenver- 
änderungen gesellt hatten. Deshalb wurde das Pferd jetzt auf 
6 Wochen zur Weide geschickt. Nach Verlauf dieser Zeit war zwar 
die Lahmheit soweit gebessert, daß sie sehr leicht übersehen wer- 
den konnte, jedoch für den Kenner noch immer vorhanden war. 
Darauf wurde das Tier zur Schießübung mitgenommen und hier 
täglich zur Arbeit herangezogen. Dabei zeigte sich schon nach 
etwa 8 Tagen eine so wesentliche Besserung, daB die Lahmmheit 
auf ebenem Boden überhaupt nieht mehr zu sehen war und erst 
auf unebenem Pflaster oder nach mehreren Wendungen sichtbar 
wurde. Beim Schluß der Schießübunr war dann auch der letzte 
Rest der Lahmheit geschwunden. Dieser Zustand hielt auch wäh- 
rend des darauf folgenden Kaisermanövers an, obwohl hier an das 
Tier hohe Anforderungen gestellt wurden. Auch während des 
Winters zeigte das Pferd, das täglich eine Stunde geritten wurde, 
keinerlei Unsicherheit auf dem rechten Vorderbein. Als dann aber 
das Frühjahr herannahte, stellte sich ohne nachweisbare besondere 
Ursache die alte Lahmheit wieder ein. Die Diagnose lautete auch 
diesmal wieder Schale. Letztere war so hartnäckig, daß trotz der 


— 59 — 


dreimaligen Einreibung mit Kantharıdensalbe in Zwischenräumen 
von 10 zu 10 Tagen und einer sechswöchigen Ruhe nicht die ge- 
ringste Besserung erzielt wurde. Da in Anbetracht dieses Um- 
standes eine Heilung durch Brennen mit dem nadelförmigen Eisen 
unwahrscheinlich war, auch die davon zurückbleibenden Narben 
gefürchtet wurden, so wurde das Pferd, wie auch im Jahre zuvor, 
6 Wochen auf die Weide geschickt und hierbei nochmals mit Kan- 
tharidensalbe eingerieben. Besserung wurde jedoch auch hier- 
durch nicht erzielt; vielmehr ist eine kaum mittelgradige Lahmbheit 
bestehen geblieben. Die Veränderungen an dem erkrankten Gelenk 
sind auch heute noch so geringradig, daß man schon sehr genau 
hinsehen muß, um dann einen feinen Ring am Gelenk festzustellen, 
der sich beim Befühlen als fester, schmerzloser Knochenwall zu er- 
kennen gibt. Der Fall kann als typisch für die ja so häufig sich 
schleichend entwickelnde artikuläre Schale gelten und ist in 
mehrfacher Beziehung lehrreich. Zunächst zeigt er, daß auch gut 
gewachsene Pferde ganz allein infolge von Anstrengung durch 
einen ungeschickten Reiter an unheilbarer Schale erkranken kön- 
nen. Als Vorbote der Erkrankung stellte sich ein stumpfer, un- 
freier Gang ein. Wäre jetzt das Pferd mit der nötigen Vorsicht be- 
handelt worden, so würde es wahrscheinlich nicht zur Schalebil- 
dung gekommen sein. Als dann aber das Leiden in voller Ent- 
wicklung begriffen war, war eine Heilung nicht mehr möglich. 

Abgesehen von der für die Armee belanglosen Ankylose, da vor 
Entwicklung dieses Zustandes so gut wie immer Ausrangierung 
erfolgen wird, ist die vielfach behauptete Heilung von Pferden 
mit artikulärer Schale wohl in der Regel darauf zurückzuführen, 
daß die Lahmheit oft nach einer gründlichen Kur beseitigt zu 
sein scheint. Wie der obige Fall zeigt, können die Pferde auch 
monatelang arbeiten, ohne daß irgend etwas von dem alten Leiden 
bemerkt wird. Dennoch stellt es sich oft gerade in Ruheperioden, 
in denen man es am allerwenigsten erwarten sollte, gelegentlich 
wieder ein. 

Eine deutliche Sprache für die häufige Erkrankung des Kron- 
gelenks sprechen die so oft an diesem vorhandenen alten Bandver- 
diekungen und Knochenauftreibungen. Sie werden ja gewöhnlich 
zum Teil auf äußere Einwirkungen wie Stoß und Schlag zurückzu- 
führen sein. Ein großer Teil muß aber nach dem ganzen Befunde 
als Folgezustand voraufgegangener Verstauchungen angesehen 
werden. Die hier in Betracht kommenden Zahlen sind so beträcht- 
lich, daß, was hier auch für die später ausführlicher zu behandelnde 
Schale vorweggenommen werden soll, in manchen größeren Be- 
ständen ein Viertel der Pferde und darüber an diesem oder jenem 
Bein mit Veränderungen am Krongelenk behaftet ist. 


== DOOU => 


Sarkokarzinom in der Orbita. 


Von Stabsveterinär Rathje. 


Bei unseren Haustieren sind Tumoren in der Augenhölle 
nicht so häufig wie beim Menschen. Möller beschreibt in seiner 
Augenheilkunde ein Cancroid der Orbita, das Augenbeogen, 
Tränen- und Jochbein zerstört hatte und in den Öberkiefer, die 
Stirn- und Nasenhöhle eingedrungen war. Fröhner berichtet 
über zwei Sarkome, von denen er das eine mit, das andere ohne 
Erfolg operiert hat. In letzterem Falle lagen die Verhältnisse ähn- 
lich wie in dem von Möller erwähnten. Bayer hat in seiner 
Augenheilkunde über ein von ihm mit dauerndem Erfolg operiertes 
Melanom berichtet, das den Bulbus in sich eingeschlossen hatte. 
Endlich beschreibt Richter ein halbgänseeigroßes kleinzellicres 
Rundzellensarkom in der rechten Augenhöhle einer sechsjähriren 
Kuh. Weitere Fälle von Orbitatumoren habe ich in der mir zu- 
gänglichen tierärztlichen Literatur nicht gefunden. In den preubßi- 
schen Veterinär - Sanitätsberichten der letzten 12 Jahre sind nur 
viermal Sarkome des Auges erwähnt, die aber ihren Sitz stets an 
den äußeren Schutzorganen des Auges hatten. An diesen Stellen 
sind auch öfters gutartige, kleinere Neubildungen gefunden und 
operiert worden. 

Beim Menschen dagegen gibt die Orbita einen Hauptsitz der 
verschiedenartigsten Sarkomformen ab, und hier spielen die retro- 
bulbären Geschwülste eine größere Rolle, für deren Untersuchung 
und Entfernung eine besondere Operation von Krönlein in die 
Chirurgie eingeführt ist. Diese besteht darin, daß aus der Außen- 
wand der Orbita ein keilförmiges Knochenstück herausgemeißelt, 
freipräpariert und nach hinten umgeklappt wird. Dadurch werden 
sämtliche retrobulbären Gebilde und die dort befindlichen Tumo- 
ren zugänglich. 

Weil nun bei den Haustieren Neubildungen in der Augenhöhle 
seltener sind, dürfte nachstehend beschriebener Fall eines gewissen 
Interesses nicht entbehren, um so mehr, als der Tumor eine erheh- 
liche Größe hatte, und seine Entfernung erfolgreich war. Aber 
auch der histologische Befund läßt die ausführliche Mitteilung be- 
rechtigt erscheinen, da es sich um einen Mischtumor oder nach 
Sticker um eine Mutationsgesehwulst handelt, eine Geschwulst- 
art, der die Krebsforscher in der letzten Zeit lebhaftes Interesse 
entgegengebracht haben. 

Ein 17jähriger Wallach des Kürassier-Regiments Nr. 6 war 
infolge einer eitrigen Panophthalmie auf dem linken Auge seit 
sechs Jahren erblindet. Da der Bulbus stark atrophiert war, wurde 
dem Pferde ein künstliches Auge eingesetzt, dieses aber nicht 
zeitweise herausgenommen, sondern so lange darin gelassen, bis 


= mE = 


eine starke Bindehautentzündung die Herausnahme nötig machte. 
Seit dieser Zeit soll das Auge stets geschlossen gehalten worden 
sein. Zeitweise soll dann das untere Augenlid entzündlich ge- 
schwollen gewesen sein; jedoch seien die Entzündungserschei- 
nungen immer wieder zurückgegangen, so daß das Pferd dem 
Dienst niemals entzogen wurde. In der letzten Zeit aber sei die 
Schwellung des unteren Augenlides stärker als sonst und wolle 
nicht mehr zurückgehen. 

Die Untersuchung ergibt folgendes: Das Pferd ist fieberfrei 
und innerlich gesund. Schon von weitem sieht man das untere 
Augenlid des linken Auges stark hervorgewölbt; am freien Lid- 
rande ist die geschwollene und gerötete Bindehaut hervorgestülpt 
und bildet einen etwa 1 cm breiten roten Saum, der die Lidspalte 
vollständig schließt. Das untere Augenlid ist unbeweglich und auf 
seiner Unterlage festgewachsen; es ist soweit nach oben gezogen, 
daß man auch beim Hochstülpen des freibeweglichen oberen Lides 
nicht in die Augenhöhle sehen kann. Nach vorn ist es 3 cm weit 
vorgedrängt. Durch die intakte äußere Haut der Lider fühlt man 
eine feste, nicht fluktuierende, unbewegliche Geschwulst, die an- 
scheinend die gesamte Augenhöhle ausfüllt und bei Palpation 
wenig schmerzhaft ist. Da in letzter Zeit die Geschwulst rapide 
nach außen gewachsen ist, so ist die Bösartigkeit des Tumors ziem- 
lich sicher. Es wird daher zur Operation geschritten. 

Das Pferd wurde in der Chloralhydratnarkose abgeworfen 
und der Konjunktivalsack, soweit er zugänglich war, nach vorauf- 
gegangener Desinfektion mit 5%iger Kokainlösung anästhesiert. 
Darauf wurde das untere Augenlid mit der Bindehaut in der 
Medianlinie senkrecht gespalten. Nach dem Lospräparieren beider 
Lidhälften von ihrer Unterlage trat die Geschwulst als eine grau- 
rötliche, derbe Masse zutage, die die ganze vordere Orbitalöffnung 
ausfüllt und aus ihr hervorquillt, so daß man nur mit Mühe einen 
Finger zwischen Geschwulst und Orbitalwand schieben kann. Auf 
stumpfem Wege, nur mit dem Finger oder der stumpfen geboge- 
nen Schere wurde die mit der Orbitalwand nicht im Zusammen- 
hang stehende Geschwulst von dem umgebenden Gewebe losgelöst. 
In der Tiefe fühlte man dicht neben der Eintrittsstelle des Seh- 
nerven einen fingerstarken, kurzen Strang, an dem der Tumor 
festsaß. Da in diesem Strang mit Recht das zuführende Ernäh- 
rungsgefäß vermutet wurde, so wurde hier eine Ligatur angelegt, 
die Geschwulst abgetrennt und aus der Augenhöhle gezogen. 
Dicht neben dem erwähnten Strang nach oben, innen und hinten 
fühlte man eine zweite, etwa walnußgroße, rundliche Ge- 
schwulst, die sich nach Entfernung des Tumors als der atrophische 
Bulbus herausstellte . Die Augenhöhle wurde dann mit Sublimat- 
lösung ausgespült und mit sterilen Gazetupfern tamponiert, die 
durch Vernähen des durchtrennten unteren Augenlides in ihrer 


=e 9 a 


Lage erhalten wurden. Die Blutung während und nach der Ope- 
ration war mäßig. Das Pferd wurde während der ersten drei Tare 
nach der Operation zwischen den Standbäumen ausgebunden und 
später in einen Laufstand gestellt. Am ersten und zweiten Tage 
war die Temperatur nur um einige Zehntel Grade gestiegen; am 
dritten Tage jedoch stellten sich eine erhebliche Steigerung der 
Innentemperatur (39,6°) und Appetitverminderung ein. Diese 
Symptome wiesen auf eine Resorption des Wundsekrets hin. Nach 
Entfernung des festen Tampons und Ausspülung der Augenhüöhle 
ging dann auch die Temperatur auf die Norm zurück. Darauf 
vollzog sich die Heilung unter täglicher Ausspülung und leichter 
Tamponade ohne jede Störung, so daß das Pferd bereits nach 
18 Tagen zum Dienst herangezogen werden konnte. Von dem 
Strang, durch den die Neubildung mit dem periorbitalen Gewebe 
in Verbindung gestanden hatte, war nichts mehr zu sehen. 

Die exstirpierte Neubildung hat im allgemeinen eine länglich 
runde Gestalt, deren Durchmesser von vorn nach hinten 10,5 em 
beträgt. In der Breite mißt sie 7,5 em und in der Höhe 8 em. Sie 
hat ein Gewicht von 176 g. Ihre Oberfläche ist höckerig; die Kon- 
sistenz ist die eines gespannten Muskels. An der Verbindunes- 
stelle mit dem periorbitalen Gewebe befindet sich ein kurzes, 2 em 
breites glattes Muskelstück vom äußeren geraden Augenmuskel. 
das in die Geschwulst hineingewachsen ist und mit dem erwähnten 
Gefäßstrang in Verbindung gestanden hatte. Auf dem Durch- 
schnitt hat der Tumor ein gelbliches, drüsig-markiges Aussehen. 
Er ist von feinen, weißglänzenden Streifen durchzogen und er- 
scheint marmoriert. Ferner erkennt man auf dem Durchschnitt 
zahlreiche kleine, stecknadelkopfgroße Erhebungen, aus denen sich 
bei Druck eine schmutzig-gelbe, schmierige Masse entleert. 

Die von verschiedenen Stellen des Tumors entnommenen und 
in Formalin gehärteten Schnittpräparate ergaben folgenden mikro- 
skopischen Befund: Man sieht breite Bindegewebszüge sich nach 
allen Richtungen durchflechtend mit zahlreichen Zellen durchsetzt; 
an einzelnen Stellen ist der Zellreichtum geringer, und nur an 
wenigen Stellen findet man das Bindegewebe ganz frei von fremden 
Zellen. An den Rändern der Züge liegen diese Zellen am dich- 
testen. Sie haben eine rundliche Gestalt und sind fast alle gleich 
groß, etwa in der Größe der roten Blutkörperchen. Ihr Kern ist 
von runder oder ovaler Form und füllt fast den ganzen Zelleib aus. 
Die Kerne haben eine kompakte Struktur und färben sich mit Hae- 
matoxylin intensiv. Der mit Eosin gefärbte Zelleib legt sich als 
feine rote Zone dicht herum. Der Protoplasmasaum ist bedeutend 
zarter als der Kernsaum. Die Bindegewebszüge lassen nun verschie- 
den große Lücken zwischen sich, die ebenfalls mit Zellen vollge- 
stopft sind; hin und wieder finden sich auch Hohlräume, aus denen 
die Zellhaufen ausgefallen sind. Die in Ballen dicht zusammen- 


— ý — 


liegenden Zellen haben keine erkennbare Zwischensubstanz. Sie 
sind drei- bis viermal so groß als die im Bindegewebe liegenden 
Rundzellen und haben etwa die Durchschnittsgröße von Lympho- 
zyten. Sie liegen meist so in den alveolären Lücken, daß sich rings 
um den Zellhaufen ein schmaler freier Rand befindet. Nach ihrer 
Größe und Gestalt muß man sie als glatte Epithelzellen ansehen. 
Sie sind rundlich und besitzen meist einen Kern, der aufgequollen 
und durchscheinend ist. Ihre Kerne färben sich nicht so intensiv 
wie die der kleinen Rundzellen. 

Auch hier ist die Kontur des Zelleibes nicht so scharf wie die 
des Kerns. An einigen Stellen ist Zerfall eingetreten. Die Kerne 


Rundzellen Rundzellen 





Zerfallene Epithelien 





140 fache Vergrößerung. 450 fache Vergrößerung. 


haben dann keine Umgrenzung und bilden Schollenhaufen; ander- 
seits findet man einige Kerne frei liegen ohne Zellsubstanz. Herr 
Korpsstabsveterinär Tröster, der in liebenswürdigster Weise 
gleichfalls eine Untersuchung vorgenommen und meine Diagnose 
bestätigt hatte, schreibt über seinen Befund: „Es fanden sich in 
einem Stroma von sarkomatösem Charakter ausgedehnte Nester 
großer, rundlicher, sehr hinfälliger Epithelien, die stellenweise 
schon zugrunde gegangen waren. An solehen Erweichungsstellen 
bemerkte man zahlreiche Bakterien, von denen wohl anzunehmen 
ist, daß sie sich schon während des Lebens in den Zerfallsmassen 
angesiedelt haben.“ 

Nach der Beschreibung und nach den beigefügten Zeichnun- 
gen unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß es sich in diesem Fall 
um eine Kombination von zwei verschiedenen Geschwulstarten, 
d. h. um einen Misch- oder Mutationstumor handelt. Es ist eine 

Zeitschr. f. Veterinärkunde. 1912. 12. Heft. 36 


— did — 


maligne bindegewebige Geschwulst, verbunden mit einer malignen 
epithelialen, ein sarcoma carcinomatodes. Rindfleisch bezeich- 
nete eine derartige Geschwulstform als alveoläres Rundzellensarkom 
mit karzinomatöser Entartung. Er sah in solchem Falle die olıne 
Stützgewebe zusammengehäuften Zellkonglomerate nicht für Epi- 
thelien an, sondern bezeichnete sie als epitheloid. Von den Patho- 
logen ist diese Geschwulstgruppe in der letzten Zeit genauer be- 
arbeitet worden, und zwar zuerst vonv. Hansemann. Hern- 
heimer hat eine Übersicht über alle bis 1908 bekannten Fälle 
gegeben, und zwar sind nach ihm 20 aus der menschlichen und 
2 Spontantumoren dieser Art aus der Tier-Pathologie bekannt. In 
jüngster Zeit hat Carl eine interessante Arbeit über ein Sark 
karzinom des Ovariums bei einer im pathologischen Institut der 
Universität Königsberg sezierten Frau veröffentlicht. Die von ihm 
beschriebene Neubildung hat mit der hier geschilderten Ähnlichkeit. 

Der in der Augenhöhle verbliebene Bulbus nahm kurze Zeit 
nach der Operation seine normale Lage und Beweglichkeit wieder 
ein. Er zeigt sich als ein walnußeroßes, rundes Gebilde und liegt 
tief in der Augenhöhle. Die weiße Sklera ist von vielen roten Strei- 
fen durchzogen. Die durchsichtige Hornhaut hat nur noch die 
Größe eines Zehnpfennigstückes, ist getrübt und mit vielen milch- 
weißen Streifen durchsetzt. In der oberen Hälfte ist die Epithel- 
schicht nekrotisch und bildet einen erbsengroßen, festsitzenden 
Schorf. Wegen Undurchsichtigkeit der Cornea kann man die Be- 
schaffenheit der Linse nicht erkennen. Die bestehende Fluktuation 
läßt auf eine Verflüssigung des Glaskörpers schließen. 

Es bleibt noch zu erörtern, von wo aus die Geschwulst ihren 
Ausgang genommen und ob etwa eine äußere Ursache den Reiz 
zu der Gewebswucherung gegeben hat. Als Ausgangspunkt ist 
wohl das periorbitale Gewebe im Hintergrunde der Augenhöhle 
dicht neben der Eintrittsstelle des nerv. opticus anzusehen. Der 
Strang, an dem die Geschwulst saß, ist meines Erachtens dureh 
den Zug, den sie nach unten und vorn ausgeübt hat, entstan- 
den. Dies war für den Fall selbst das günstigste Moment. Be- 
treffs der Ursache ist sehr wohl in Betracht zu ziehen, daß das 
Pferd längere Zeit einen Fremdkörper (künstliches Auge) in der 
Orbita beherbergt hat, der einen dauernden Reiz auf die Schleim- 
haut ausübte und zu wiederholten Entzündungen Anlaß gab. Der- 
gleichen dauernde Reize sind erwiesenermaßen öfters die Ursache 
von malignen Geschwülsten (Lippenkrebs!). Die Neubildung hat 
dann den atrophischen Bulbus nach hinten und innen gedrängt und 
ihn vollkommen verdeckt. Sie ist dann durch die Lidspalte nach 
außen gewuchert und eine ziemlich innige Verwachsung mit der 
entzündlich alterierten Bindehaut des unteren Augenlides einge- 
gangen. Vielleicht hat auch die karzinomatöse Entartung erst cin- 
gesetzt, nachdem das Sarkom mit der drüsenreichen Conjunetiva 


— 555 — 


palpebralis in Berührung gekommen ist. Anzeichen von Rezidiven 
sind bis heute, elf Wochen nach der Operation, nicht zu bemerken. 
Das untere Augenlid ist jetzt an dem unteren Orbitalrand festge- 
wachsen und nicht mehr beweglich. 


Literatur. 

Möller, Augenheilkunde. 

Fröhner, Kompendium der speziellen Chirurgie. 

Derselbe, Monatshefte Bd. IX. 

Bayer, Augenheilkunde. 

Richter, Rundzellensarkom des Auges beim Rinde. Berliner Tierärztl. 

Wochenschrift 1907 8. 945. 

6. Stat. Vet. Sanitätsbericht über die Preuß. Armee 1901, 1903, 1904. 1908. 

‘. v. Bergmann und v. Bruns, Handbuch der praktischen Chirurgie. 
Band I: Chirurgie des Kopfes. 

S. Helbron (Berlin), 34. Chirurgen - Kongreß 1905, „Die Krönleinsche 
Operation“, 

9. Rindfleisch, Lehrbuch der Pathologischen Gewebslehre. 

10. W. Carl, Beitrag zur Frage des Sarcocarcinoms. Archiv für mikro- 
skopische Anatomie Bd. 78, 1911. 


Mitteilungen aus der Armee 


Erkrankungen an Rehe nach Aufnahme von Wiesen- 
schaumkraut im Grünfutter. 


Von Stabsveterinär Pfefferkorn. 


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Am 19. Juli d. Js. waren auf Vorwerk Schleinitz 26 Remonten 
unter den Erscheinungen der Rehe erkrankt. Die Vorderbeine 
werden weit nach vorn gesetzt, während die Hinterbeine unter den 
Leib gestellt werden. Der Gang ist klamm, die Schritte sind kurz 
und schnell, die Hufe werden nicht mit der Zehe, sondern mit den 
Trachten belastet. In einigen besonders schweren Fällen waren 
die Pferde gar nicht von der Stelle zu bringen. Die Lokalunter- 
suchung ergibt vermehrte Wärme, große Schmerzhaftigkeit der 
Hufe beim Beklopfen und bei Druck mit der Zange. Die Pulsa- 
tion der Schienbein- und Fesselarterien ist sehr stark. Das Allge- 
meinbefinden ist mehr oder weniger gestört; während in leichten 
Fällen weder Fieber noch eine erhebliche Appetitverminderung 
besteht, treten in den schwereren Fällen mittelhochgradiges Fieber, 
Appetitlosigkeit sowie Verstopfung auf. 

Durch die große Anzahl der Erkrankten mußte angenommen 
werden, daß die Erkrankungen durch eine mit dem Futter aufge- 


Da wu 
3 


— 556 — 


nommene Schädlichkeit hervorgerufen seien. Die nähere Unter- 
suchung ergab, daß im Grünfutter Wiesenschaumkraut vorhanden 
war, von dem bekannt ist, daß es die oben geschilderten Symptome 
hervorruft. 


Das Wiesenschaumkraut, Cardamine pratensis, eine Kruzifere, 
soll nur in voller Blüte und grün verfüttert giftig wirken; in ge- 
trocknetem Zustande, im Heu, ist eine Erkrankung noch nicht 
beobachtet worden. Durch den Schwitzprozeß, der durch Fer- 
mente bzw. Bakterien eingeleitet und unterhalten wird, geht Wasser 
verloren, auch werden die Pflanzenstoffe in günstiger Weise che- 
misch verändert und so die Giftstoffe unschädlich gemacht. 
Ferner treten Erkrankungen nicht in jedem Jahre auf. Man muß 
annehmen, daß die Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Pflanze 
wächst, auf die Bildung und Menge des Giftkörpers einen Einfluß 
ausübt. Aber nicht nur der Boden, sondern auch die Düngung 
und das Wasser müssen bei Bildung des Giftkörpers mit ausschlag- 
gebend sein. 


Die Empfänglichkeit für das Gift scheint ziemlich gleich zu 
sein und wird durch Rasse, Geschlecht und Alter nicht beeinflußt. 
Die Heftigkeit der Erkrankung hängt ab von der Menge des auf- 
genommenen Giftes. 


Über das Wesen der krankmachenden Ursache ist man noch 
nieht unterrichtet. Am wahrscheinlichsten ist, daß der schädliche 
Stoff ein rein ehemisches Gift ist. 


Die fragliche Pflanze befand sieh im Futter, das auf neu an- 
gelegten Kulturwiesen gewonnen war. Von den betreffenden Wie- 
sen wurde nur im Vorwerk Schleinitz täglich eine Fuhre Gras im 
halbtrocknen Zustande neben Wickfutter verfüttert. Vier Tage war 
dieses bereits verabfolgt, ohne bei den Remonten irgendwelche 
Nachteile herbeizuführen. Es ist anzunehmen, daß die giftige 
Pflanze, die in dem halbtrockenen Zustande im Futter kaum er- 
kennbar war, an dem bewußten Tage zufällig in größerer Menge 
beigemischt war. 


Durch sofortige und energische Behandlung — Aderlaß, sub- 
kutane Einspritzungen von Arecolin bzw. Arecolin-Eserin, Diät und 
und Einstellen in Lehm — wurden sämtliche Erkrankungen ge- 
heilt. 

Der Verlauf war verschieden. Bei den meisten Pferden sind 
am vierten bis fünften Krankheitstage die Erscheinungen ge- 
schwunden; bei den anderen blieben eine Woche und länger, selbst 
bis zur Dauer von zwei Wochen, müde und matte Bewegungen und 
Appetitlosigkeit bestehen. 

Auf Grund dieser Beobachtungen dürfte es sich empfehlen, 
Futter von solehen Wiesen, auf denen Wiesenschaumkraut in 
erößerer Menge wächst, grün überhaupt nicht zu verfüttern, son- 
dern nur in durehgesehwitztem Zustande. 


— 507 — 


Neuer Infusionsapparat für die Salvarsanbehandlung. 


Von Öberveterinär Dr. Reinecke. 


Der bisher bei der Salvarsanbehandlung benutzte Infusions- 
apparat (Modell des Laboratoriums der Militär-Veterinär-Akademie) 
hatte, trotzdem er sonst wohl allen Anforderungen gerecht 
wurde, den Nachteil, daß beim Umkehren des Zylinders und Aus- 
treiben der Luft aus dem Schlauche eine immerhin nicht unbe- 
trächtliche Menge Salvarsanlösung verloren ging. Deshalb habe 
ich einen neuen Zylinder konstruieren lassen, bei dem dieser 
Übelstand beseitigt ist. Wie die Abbildung 
zeigt, läuft der untere Teil des Zylinders 
in ein engeres Rohr aus, auf das der 
Gummischlauch aufgezogen wird. In 
seinem oberen Teile ist der Zylinder 
etwas abgesetzt und an einer Stelle 
durchbohrt. Als Verschluß dient ein 
hohler Glasstopfen, der seitlich ebenfalls 
durchbohrt ist, und zwar so, daß dieses 
Loch genau auf dasjenige des Zylinders 
paßt. 

Die fertige Salvarsanlösung wird, 
nachdem man den Schlauch in seinem 
unteren Ende mit den Fingern kompri- 
miert hat, in den Zylinder gefüllt, den 
man dann mit dem Glasstopfen so ver- 
schließt, daß die Bohrlöcher nicht auf- 
einanderstehen. Da so ein Zutritt von 
Luft nicht mehr erfolgen kann, steht die 
Flüssigkeitssäule im Zylinder und im 
Schlauche auch ohne Kompression des 
letzteren vollkommen fest. 

Bei der Infusion wird dann, nach- 
dem man die Nadel in die Jugularvene 
eingeführt hat, der Stopfen so gedreht, 
daß die beiden Löcher genau aufeinander- 
passen. Die durch die so entstandene Off- 
nung eintretende Luft läßt die Lösung 
langsam austreiben. Soll die Infusion 
schnell unterbrochen werden, so hat man 
den Stopfen nur ein wenig zu drehen, damit die Luftzufuhr w iccer 
abgeschnitten wird. Will man alsdann die Infusion fortsetzen, so 
ist ein Austreiben der Luft aus dem Schlauche nicht erforderlich, 
da er vollständig mit Salvarsanlösung gefüllt bleibt. 

Der Zylinder faßt 150 cem. Schlauch und Nadel sind dieselben 
wie bei dem alten Apparat. Das Bohrloch im Zylinder ist größer 
als das des Deckels, um ein leichteres Aufeinanderstellen der Löcher 
zu ermöglichen. Die Schliffläche des Stopfens ist vor dem Ge- 
brauche ein wenig einzufetten. Die Firma Hauptner liefert diesen 
Apparat zu dem gleichen Preise wie den alten Infusionsapparat. 








— J08 — 


Eisen mit Aushau gegen das Einballen von Schnee. 


Von OÖOberstabsveterinär Rexilius. 


Das Einballen von Schnee im Winter bei frischem Schnee und 
Tauwetter in die untere Huffläche beschlagener Pferde ist schon 
immer als ein großer Übelstand empfunden worden. Denn es 
können dadurch verschiedene Huf- und Beinschäden, wie Quet- 
schungen der Fleischsohle, Verstauchungen und Entzündungen der 
Gelenke, Beinbrüche usw., hervorgerufen werden, die langan- 
dauernde Lahmheiten oder gänzliche Unbrauchbarkeit der Pferde 
im Gefolge haben. Der Ausfall an dienstfähigen Pferden kann 
hierdurch bei der Truppe gegebenenfalls ein sehr erheblicher sein. 

Zur Beseitigung dieses Übelstandes sind verschiedene Mittel 
angewendet worden: Man hat die untere Huffläche stark einge- 
fettet, sie mit geschmolzenem Talg, Holzteer, flüssig gemachtem 
Asphalt oder grüner Seife bestrichen. Ein nennenswerter Erfolg 
ist jedoch dadurch nieht erzielt worden. Besser haben sich die 
verschiedenen Hufeinlagen aus Gummi, Kork, Huflederkitt, Kokos- 
nußfasern und Stroh bewährt. Aber auch diesen haften verschie 
dene Nachteile an: Sie sind meistens zu teuer und können im 
Bedarfsfalle nieht in der benötigten Menge beschafft werden, es sei 
denn, daß sie, was kaum angängig, von der Truppe ständig mit- 
geführt werden. Die Anfertigung der meisten dieser Einlagen 
durch die Schmiede ist ausgeschlossen. Das Einlegen erfordert 
mehr oder weniger Zeit, und schließlich kommen nicht selten dureh 
Hufeinlagen bei frisch beschlagenen Pferden mit Lahmheit ver- 
bundene Quetschungen der Fleischsohle vor. Am geeignetsten ist 
bis jetzt immer noch die Strohsohle befunden worden; und es läßt 
sieh nieht leugnen, daß eine gut gearbeitete Strohsohle ihren Zweck 
einigermaßen erfüllt. Ich sage einigermaßen; denn auch die Stroh- 
sohle hat ihre Nachteile. Als solehe möchte ich besonders ihre ge- 
ringe Haltbarkeit und das Mitführen geeigneter Halter, um das 
Nachhintenschieben der Strohsohle zu verhindern, erwähnen. Auch 
ist die Befestigung einer guten Strohsohle nieht jedermanns Sache. 
eine schlechte hat aber gar keinen Nutzen. Ob im Feldzuge das 
geeignete Material stets zu beschaffen ist, scheint ebenfalls frarlich. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß es bisher ein in jeder Be- 
ziehung für die Truppenpferde geeignetes Mittel gegen das Ein- 
ballen von Schnee nicht gibt. Ich habe deshalb im vergangenen 
Winter, von der Erkenntnis ausgehend, daß das Einballen von 
Schnee hauptsächlich seinen Grund in dem hohen inneren Eisen- 
rand und der Abdachung des Eisens hat, Versuche mit Eisen mit 
Aushau, d. h. Eisen, deren innerer Rand von der Bodenfläche zur 
Tragefläche in einem Winkel von etwa 40 bis 45° abgeschrägrt ist, 
angestellt. Diese Eisen sind, obgleich sie keine Neuheit auf dem 
Gebiete des Hufbeschlages darstellen, meines Wissens gegen das 
Einballen von Schnee in größerem Maße noch nicht verwendet 
worden. Sie sind als Vordergreifeisen jedem Veterinäroffizier und 
Falınenschmied hinlänglich bekannt. Ihre Anfertigung bietet keine 
Schwierigkeit. Mit Ausnahme einer halbrunden Feile zum Glatt- 
feilen der abgeschrägten Fläche, deren oberer Rand möglichst 


— 559 — 


scharf zu halten ist, ist besonderes Handwerkzeug dazu nicht er- 
forderlich. Beim Herannahen des Winters können die Pferde statt 
mit gewöhnlichen nach und nach mit ausgehauenen Eisen be- 
schlagen werden, so daß sie im Bedarfsfalle damit versehen sind. 

Das Ergebnis der mit diesen Eisen angestellten Versuche muß 
als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Es hat sich zwar 
ergeben, daß sie das Einballen von Schnee nicht ganz zu verhin- 
dern vermögen; aber der etwa zwischen den Schenkelenden einge- 
ballte Schnee haftet nur lose und fällt leicht wieder heraus. Bei 
Pferden einer Eskadron, die zum Teil mit gewöhnlichen und zum 
Teil mit ausgehauenen Eisen beschlagen waren und bei Tau- 
wetter sowohl in tiefem als auch schon etwas zusammengetretenem 
Schnee geritten wurden, konnte festgestellt werden, daß die 
Hufe der ersteren meistens mit starken Schneeballen angefüllt, 
die der letzteren dagegen fast stets frei davon waren. Demgemäß 
gingen die ersteren auch unsicher und stolprig, während bei den 
letzteren der Gang frei und sicher war. Nachteilige Folgen infolge 
des Fehlens der Abdachung an den Eisen sind nicht beobachtet 
worden. Ein Unterschied in der Haltbarkeit dieser und gewöhn- 
licher Eisen konnte nicht festgestellt werden. Ein Verbiegen hat 
nieht stattgefunden. 

Nach den Beobachtungen und Feststellungen geht mein Urteil 
dahin: Die Eisen mit Aushau gewähren einen hinreichenden 
Schutz gegen das Einballen von Schnee. Sie haben bei guter An- 
fertigung und guter Verpassung keinen Nachteil für die Hufe und 
sind ebenso haltbar wie die gewöhnlichen Eisen. Sie haben ferner 
vor allen bis jetzt gegen das Einballen von Schnee bekannten 
Schutzmitteln den Vorzug, daß ihre Anfertigung von den Schmie- 
den ohne Schwierigkeit bewerkstelligt werden kann, und daß sie 
einen dauernden Schutz gewähren. 

Es wäre mir lieb, wenn in dem kommenden Winter derartige 
Versuche auch von anderer Seite gemacht würden und mein Urteil 
Bestätigung fände. Die Kameraden des Regiments haben sich 
meinem Urteil angeschlossen. 


Heilung einer perforierenden Bauchwunde beim Pferde. 
Von Stabsveterinär Michaelis. 


Heilungen perforierender Bauchwunden gehören auch beim 
Pferde heute nicht mehr zu den Seltenheiten. 

Die unausgesetzten Fortschritte in der Wundbehandlung haben 
auch die Aussichten bei diesen gefürchteten und in der Regel letal 
endenden Verletzungen ganz erheblich verbessert. 

Zu den Ausnahmen dürfte aber doch der glückliche Ausgang 
einer unter besonders ungünstigen Umständen erfolgten Perforation 
der Bauchwand zu zählen sein, wie die nachstehende nähere Be- 
schreibung erkennen läßt. 

Ein Schmied hatte bei dem Beschlagen eines jungen Pferdes, 
das etwas unruhig stand, mit der Beschlagzange einen heftigen 
Stoß gegen die rechte Bauchseite des Pferdes geführt. 


— 560 — 


Dabei war der eine etwas zugespitzte Schenkel der Zange etwa 
8 cm tief in die Bauchhöhle eingedrungen, wie von Augenzeugen 
beobachtet worden war, und wie sich auch durch Blutspuren an 
der Zange beweisen ließ. 

Die Zange war zum Aufpassen des Hufeisens auf den Huf be- 
nutzt worden, an den Schenkelenden stark beschmutzt und mit 
einer klebrigen Masse bedeckt, wie sie sich beim Aufbrennen der 
Hufeisen an den Eisenteilen häufig bildet. 

Die Verletzung befand sich in der rechten Flankengegend etwa 
eine Hand breit unter dem letzten Rippenbogen. 

Die rundliche Wundöffnung entsprach der Dicke des Zangen- 
schenkels. Der Wundkanal führte in ziemlich horizontaler Rich- 
tung in die Bauchhöhle Eine tiefere Sondierung wurde unter- 
lassen. 

Die Wunde wurde nach gründlicher Reinigung und Desinfek- 
tion ihrer Umgebung mit etwas Jodoformäther ausgespritzt und 
mit einer dicken Lage Watte bedeckt, die durch einen Verband 
aus zusammengenähten Handtüchern in der Lage gehalten wurde. 

Am nächsten Tage war das Allgemeinbefinden des Pferdes be- 
trächtlich gestört. Das sonst sehr muntere Tier zeigte deutliche 
Eingenommenheit des Bewußtseins und Mattigkeit und war nur 
schwer zum Herumtrceten zu bewegen. Der Appetit war fast gänz- 
lich aufgehoben. 

Die Mastdarmtemperatur betrug 39,6° C. Der Puls war 48mal 
in der Minute fühlbar. 

Die Umgebung der Wunde war in beträchtlicher Ausdehnung 
teigig geschwollen. Bei der Palpation der Bauchwandung äußerte 
Patient durch Stöhnen und Ausweichen Schmerzen, insbesondere 
war die nähere Umgebung der Wunde außerordentlich schmerz- 
empfindlich. 

Aus der Wunde entleerte sich etwas klebriges Sekret. 

Der Wundkanal wurde in den nächsten Tagen, in denen das 
Befinden des Patienten sich nicht wesentlich änderte, mit 1 %iger 
Protargollösung ausgespritzt, und der Verband ständig mit Burow- 
scher Lösung feucht gehalten. 

Nach vier Tagen war die Körpertemperatur normal. Bei fort- 
gesetzter Hungerdiät schloß sich der Wundkanal in zehn Tagen. 
Die Eiterung war nur ganz geringfügig gewesen. 


Über die Wirkung des Schweielkohlenstoffs bei 
Gastruslarven-Invasion. 


Von Stabsveterinär Duill. 


Im Frühjahr dieses Jahres wurden bei zwei 5jährigen Pferden 
häufiger Gastruslarven in dem After beobachtet. Bremslarven 
kommen eigentlich nur bei Weidetieren vor. Sie nehmen 
die Schmarotzer auf die Weise auf, daß die Maden der von den 
Bremsfliegen an die Haare der Tiere gelegten Eier durch Lecken 
in die Mundhöhle und von da in den Magen gelangen. Mit dem 


— 56l — 


: bewaffneten Kopfende bohren sie sich in die Schleimhaut des 


. Pylorusteils ein und verbleiben dort ungefähr % Jahre bis zu ihrer 


:- vollen Entwicklung. Es ist also anzunehmen, daß die beiden be- 


troffenen Pferde im Sommer vorigen Jahres die Larven aufge- 
' nommen haben, und daß die ausgewachsenen Exemplare im Früh- 
jahr mit den Exkrementen abgingen. Da in rascher Aufeinander- 


> folge immer wieder Larven zum Vorschein kamen, war eine er- 


hebliche Invasion zu befürchten. Die Praxis lehrt, daß die Gastrus- 


- larven für gewöhnlich unschädliche Parasiten sind, die trotz 


der Häufigkeit ihres Vorkommens im Pferdemagen als Krankheits- 
= ursache nur ausnahmsweise in Betracht kommen. Sie können je- 
doch bei größerer Ansammlung zu Verdauungsbeschwerden, Ab- 
magerung und Kolik die Ursache abgeben und auch bei geringerem 
Vorhandensein Abszesse zwischen den Magenwandungen, Perfora- 
tion des Magens und dadurch tödliche Bauchfellentzündungen und 
. bei Anbohrung von arteriellen Blutgefäßen Verblutung des Wirts- 
tieres veranlassen. Auch Verirrungen der Larven kommen vor; sie 
können in den Nasengängen, dem Gehirn, der Blase und an ande- 
ren Orten schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen. 


Ausgehend von obigen Betrachtungen entschloß ich mich zur 
Entfernung der Larven, und zwar mittels Schwefelkohlenstoff. 
Jedes Pferd erhielt, nachdem es am Tage diät gehalten war, abends 
eine Aloepille und im Laufe des nächsten Tages 4 mal je 10 g 
Schwefelkohlenstoff in Gelatinekapsel. Die Kapseln wurden mit 
dem Pilleneingeber verabreicht. Die Wirkung des Schwefel- 
kohlenstoffs hat für denjenigen, der sie zum ersten Male sieht, etwas 
Beängstigendes. Direkt nach Verabreichung der ersten Dosis traten 
bei beiden Pferden hochgradige Kolikerscheinungen auf. Die 
Pferde warfen sich hin und wälzten sich 5 bis 10 Minuten lang un- 
aufhörlich in der Streu. Alsdann trat Beruhigung ein, und nach 
kurzer Zeit machten sie den Eindruck, als ob sie eine erhebliche 
Dosis Morphium erhalten hätten. Sie reagierten auf Anruf nicht 
und man mußte sie durch Schieben zum Herumtreten bewegen. 
Mehrere Male konnte ich auch beobachten, daß ein Tier sich hin- 
legte und wie tief schlafend liegen blieb. Nach Verabreichung der 
zweiten Dosis traten dieselben Erscheinungen auf. Nach der dritten 
Dosis waren die Kolikerscheinungen bedeutend schwächer, um nach 
der vierten Dosis fast vollständig auszubleiben. Die Erscheinungen 
der Bewußtlosigkeit waren zwei Stunden nach der letzten Dosis 
fast völlig verschwunden. Es muß nun auffallen, daß die Kolik- 
erscheinungen nach der ersten Dosis so heftig und nach der vierten 
fast gar nicht auftraten. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich 
behaupte, daß die Kolikerscheinungen nach den ersten Dosen da- 
durch bedingt sind, daß die Schmarotzer sich der Einwirkung des 
Schwefelkohlenstoffs durch vermehrtes Einbohren in die Magen- 
schleimhaut zu entziehen suchen und so dem Tiere die Schmerzen 
bereiten. Bei der dritten Dosis sind wohl nur noch wenige und 
nach der letzten Dosis gar keine Schmarotzer mehr an der Magen- 
schleimhaut vorhanden. Eine Gewöhnung der Magenschleimhaut 
an den Schwefelkohlenstoff ist wohl nicht anzunehmen. 

Am folgenden Tage gingen bei mehrmaliger Kotentleerung 


— 562 == 


ganze Klumpen von Larven ab. Der Schwefelkohlenstoff hat alse 
hier eine gute Wirkung auf die Gastruslarven gezeigt, und d:e 
anfangs etwas beängstigenden Nebenwirkungen sind ohne Bedeu- 
tung geblieben. 


Häufige Erkrankungen an Steinkolik bei Truppen- 
pierden. 
Von Stabsveterinär Biermann. 


Steinkoliken werden in der Literatur als selten bezeichnet. 
Nach den Angaben der statistischen Veterinär-Sanitätsberichte vom 
Jahre 1900 bis 1910 waren in den einzelnen Berichtsjahren von den 
tödlich verlaufenen Kolikfällen, deren Ursachen durch die Sek- 
tion festgestellt wurden, 2 bis 5,7% durch Darmsteine verursacht. 

Bei der II. Abteilung Feldartillerie-Regiments Nr. TO ist die 
Prozentzahl der Verluste durch Steinkolik dagegen ganz außer- 
ordentlich hoch. In der Zeit vom 1. Juli 1903 bis zum 1. Juli 1912 
habe ich bei der Abteilung 63 Kolikfälle verzeichnet. Von diesen 
endeten 14 Fälle tödlich. Bei der Sektion wurde bei diesen 14 Fällen 
6mal als Todesursache ein eingeklemmter Darmstein mit nachfol- 
gender Darmzerreißung festgestellt. 

Von 62 Kolikfällen — 14 Todesfälle = 22,58 %; Steinkolik — 
6 Todesfälle — 42,85 %. 

Die sehr hohe Verlustziffer der Gesamterkrankungen wird be- 
dingt durch die fast immer tödlich endenden Steinkoliken. 

Von den 6 Pferden, bei denen ein Darmstein die Todesursache 
abgab, ist 1 Pferd 2mal, die übrigen 1mal unter den 62 Kolikfällen 
verzeichnet. 

Unter den 62 Kolikfällen befinden sich im Jahre 1904 zwei 
Fälle als Grimmdarmverstopfung von mir verzeichnet, bei einem 
Pferde ‚„Gemse‘, das 1906 als verbraucht ausrangiert und dem In- 
fanterie-Regiment Nr. 17 hier überwiesen wurde. Dieses Pferi 
ging 1907, 15 Jahre alt, an Kolik ein. Bei der Sektion wurde von 
mir ein kindskopfgroßer Darmstein gefunden, Ferner sind zwei 
Fälle von Grimmdarmverstopfung 1904 und 1907 des Pferdes 
„Rübezahl“ (Lotse) verzeichnet. Dieses Pferd wurde 1908 aus- 
rangiert und von einem Landwirt erworben. Zwei Jahre später, 
14 Jahre alt, ging es an Steinkolik ein. 

Die Ursache dieser als Grimmdarmverstopfung registrierten 
Fälle ist vermutlich auch auf die vorhandenen Darmsteine zurück- 
zuführen, sie würden die Prozentzahl der Steinkoliken noch er- 
höhen. 

Von den 62 Kolikfällen sind 43 als Grimmdarmverstopfungen 
in Erscheinung getreten. Es ist zu vermuten, daß unter diesen 
außer den tödlich geendeten Fällen noch einige durch Darmsteine 
verursacht wurden. 

Aus den vorstehenden Zahlen ist der Schluß zu ziehen, daß 
die häufigen Steinkoliken bei der I. Abteilung eine besondere Ur- 
sache haben müssen. 


— 0603 = 


Die bei der Sektion gefundenen Steine habe ich sämtlich auf- 
bewahrt: 

Zwei Steine von kugliger Form hatten die Größe eines Kinds- 
kopfes und ein Gewicht von 1800 bzw. 1870 g. 

Zwei Steine von kugliger Form und Doppelfaustgröße wogen 
etwa je 850 g. 

Ein Stein von spindelförmiger Gestalt, 19 em lang und 11 cm 
breit, hatte ein Gewicht von 950 g. 

Diese Steine zeigten alle eine gleiche höckerige Oberfläche mit 
kleinen inselartigen Erhabenheiten, sie lagen einzeln in der magen- 
ähnlichen Erweiterung des Grimmdarmes bzw. im Anfangsteil 
des kleinen Kolons, mit Ausnahme des spindelförmigen Steines, der 
in der linken oberen Grimmdarmlage in der Nähe der Becken- 
krümmung lag. 

Drei Steine von kugeliger Form und glatter Oberfläche fanden 
sich bei demselben Pferde. Der erste, über faustgroß und 400 g 
schwer, war von trockenen Kotmassen umhüllt im kleinen Kolon 
festgeklemmt. Der zweite, doppelfaustgroß und 750 g schwer, saß 
festgekeilt im Anfangsteil des kleinen Kolons. Der dritte faust- 
große, 380 g schwere Darmstein lag lose in der magenähnlichen 
Erweiterung des Grimmdarmes. 

Die Farbe der Steine war an der Oberfläche vorwiegend grau- 
braun. Auf dem Durchschnitt zeigten sämtliche Steine konzen- 
trische Schichten von hauptsächlich hellgrauer Farbe (zement- 
farben). Bei den meisten hatte sich um einen harten, festen Kern 
eine weichere, dunklere Schicht gelegt, die dann wieder von harten 
Schichten umgeben war. Bei einzelnen Steinen waren in den 
weicheren Schichten Häckselstückchen, Haferkörner und Haare 
vereinzelt eingelagert. Bei einem Stein lag im Zentrum ein Sohlen- 
nagel, bei einem anderen eine an der Spitze abgebrochene Blau- 
zwecke, bei einem dritten ein kleines Kieselsteinchen. Die übrigen 
Steine ließen keinen eingeschlossenen Fremdkörper erkennen. 

Die Steine waren als ein Mittelding zwischen echten und fal- 
schen Darmsteinen anzusehen. Das hohe Gewicht, die Farbe und 
Schichtenbildung ließen sie zu den echten, die höckerige Oberfläche 
und eingelagerte weichere Schichten zu den falschen Darmsteinen 
zählen. 

Das Wachstum der Darmsteine scheint längere Zeit in An- 
spruch zu nehmen, ehe sie eine Größe erreichen, die Verstopfungen 
und Einklemmungen herbeiführen können. Die an Steinkolik ge- 
storbenen 6 Pferde waren nämlich 9, 10, 13, 14, 15 und 16 Jahre 
alt. Da bei jüngeren Pferden keine Steinkoliken beobachtet sind, 
ist wohl anzunehmen, daß ein größerer Stein mehrere Jahre zur 
Bildung braucht. 

In ihren Krankheitserscheinungen unterscheiden sich die Stein- 
koliken von den gewöhnlichen Grimmdarmverstopfurgen durch 
die heftigeren Schmerzen und den rascheren tödlichen Verlauf in- 
folge Darmzerreißung. Zwei Pferde zeigten vor ihrer tödlichen 
Erkrankung mehrmals ganz plötzlich auftretende, heftige Darm- 
schmerzen, die nach einigen Minuten vorüber waren; das eine 
Pferd etwa zwei Monate vorher. Es stieg plötzlich in die Höhe, 


krümmte den Rücken, sah sich nach den Flanken um und legte 
sich dann ziemlich heftig nieder. Nach kurzer Zeit erhob es sich 
und fraß mit vollem Appetit das vorgelegte Futter. Das andere 
Pferd bekundete 11, Jahre vorher in ähnlicher Weise rasch vor- 
übergehende Darmschmerzen. 

Nach der Literatur finden sich Darmsteine besonders bei 
Müller- und Bäckerpferden, die mit Kleie und Nachmehl gefüttert 
werden, weil die Kleie 1 bis 21%, % phosphorsaure Magnesia ent- 
hält. Da hier Dienstpferden keine Kleie oder Nachmehl verabfolgt 
wurde, muß also eine andere Ursache mitwirken. Ich neige zu der 
Ansicht, daß das sehr harte Trinkwasser in Mörchingen die Bil- 
dung von Darmsteinen begünstigt. Nach den vom Sanitätsamt 
Metz angeordneten chemischen Untersuchungen enthält das im 
Artillerie-Kasernement entnommene Wasser: 


aus der 

aus den Kesselbrunnen Wasser- 

Nr.24 Nr.25 Nr.26 leitung 
Abdampfrückstand. ....... 47,50 53,00 52.00 49,0 
Gesamthärte (deutsche Grade) . 16,5 20,5 
Kalk va 92:0 u 1132 10,40 1128 10,80 
Magnesia ...... 2.2.2220. 10,59 1101 10,20 10.52 
Chlor. 2.5 202 2a 4 252% 1.12 2.54 3,20 1.42 
Schwefelsäure . . 2.2.2.2... 0,51 1.00 1,71 3.16 
Salpetersäure .. 2.2.2202... Spuren 1625 12.93 Spuren 
Kaliumpermanganatverbrauch . 0,25 0,53 0,53 0,28 


Bei dem Vorhandensein von Magnesia, schwefelsaurem Kalk 
und anderen anorganischen Verbindungen in so reichlicher Menge 
im Trinkwasser ist es sehr wahrscheinlich, daß dieses die Bildung 
von Darmsteinen begünstigt. Die Pferde wurden fast nur aus im 
Freien befindlichen Wasserbottichen getränkt. Es ist daher an- 
zunehmen, daß sie das zur Bildung der Darmsteine nötige Ammo- 
niak mit der urindurchtränkten Streu aufnehmen oder durch die 
Fäulnis und Gärung des Darminhaltes im Dickdarm Stoffe ent- 
stehen, die im Verein mit dem an anorganischen Salzen reichen 
Trinkwasser Darmsteine bilden. 


Partielle Zerreißung des rechtsseitigen Kopf-Hals- 
Armmuskels, ein Beitrag zu der spärlichen Kasuistik 
dieses Leidens. 

Von Stabsveterinäir Stahn. 


Ein an der Hand bewegtes Offizierpferd hatte sich losgerissen 
und war auf dem Pflaster des Kasernenhofes gestürzt. Nach dem 
Sturz wurde die rechte Vordergliedmaße in Volarflexion gehalten 
und nur mit der Hufzehe gestützt. Die erzwungene Vorwärtsbe- 
wegung des Pferdes geschah sprungweise auf drei Beinen, weil 
Patient nieht imstande war, den rechten Vorderfuß aktiv über die 
Senkrechte hinaus nach vorn zu führen. Das künstliche Rück- 
wärtsziehen des rechten Vorderfußes verursachte dem Pferde hef- 


— 565 — 


tige Schmerzen. Kopf und Hals wurden gesenkt und in mäßigen 
Grade nach rechts gebeugt gehalten. Den Versuch, Kopf und 
Hals nach links abzubiegen, machte das Pferd durch Steigen un- 
möglich. Kaum handbreit unterhalb des rechten Buggelenks zeigte 
sich im gemeinschaftlichen Kopf-Hals-Armmuskel eine in seiner 
Querrichtung verlaufende, fingerbreite und ebenso tiefe Lücke, 
deren manuelle Untersuchung heftige Schmerzen bei dem Pferde 
auslöste. 5 em unterhalb dieser Lücke war eine zweite in gleicher 
Richtung verlaufende, flachere und schmalere Lücke an genanntem 
Muskel sicht- und fühlbar. Die äußere Haut war im Bereich dieser 
Zusammenhangstrennungen vollkommen intakt. 

Eine halbe Stunde nach dem Unfall trat in der Umgebung der 
Rißstellen eine teigige Schwellung des Gewebes auf. 

Die Behandlung war die übliche: Anwendung des Hängegurts, 
dreitägiges Kühlen (in Form von Berieselungen) des erkrankten 
Muskels zur Minderung der örtlichen Entzündungserscheinungen, 
später warme Berieselungen zur besseren Aufsaugung der Entzün- 
dungsprodukte, Frottieren und Bandagieren der infolge starker 
Belastung geschwollenen linken Vordergliedmaße Nach Verlauf 
von drei Wochen wurde der Hängegurt zeitweise entfernt. Patient 
belastete nach siebenwöchiger Krankheitsdauer die erkrankte 
Glieimaße vorübergehend. Acht Tage später wurde der Versuch 
gemacht, das Pferd zu bewegen (im Sehritt an der Hand). Die 
Fortbewegung geschah, wie zu Beginn der Erkrankung, sprung- 
weise auf drei Beinen, während der rechte Vorderfuß wie gelähmt 
herunterhing. Trotz des anfänglichen Mißerfolges wurde der Ver- 
such aber — schon mit Rücksicht auf den bestehenden Sehwund 
der rechten Schultermuskulatur — fortgesetzt, zumal nach der Be- 
obachtung des Pferdes im Stande ein Stützen und aktives, wenn 
auch mäßiges Vorwärtsbringen der erkrankten Gliedmaße möglich 
war. Es war deshalb anzunehmen, daß nicht oder nicht allein der 
Muskelschwund an dem Mißerfolge schuld war, sondern daß dem 
Pferde infolge der längeren Inaktivität der Gliedmaße die Energie 
zum Stützen und Vorwärtsbeweren der Gliedmaße fehlte. Nach 
wenigen Minuten setzte denn auch das Pferd den Kranken Fuß zu- 
erst zaghaft, später fester auf und konnte unter Abkürzung des 
Schritts nach vorn bewegt werden. Dabei wurde im Augenblick 
des Vorführens des kranken Vorderfußes der Kopf gesenkt. Der 
erkrankte Muskel wurde jeden zweiten Tag massiert, das Pferd in 
eine Box gestellt. 

Nach dreimonatiger Krankheitsdauer war die untere Lücke im 
Muskel kaum noch zu fühlen, während die obere Rißstelle 11%, em 
tief war und an ihrem unteren Rande eine sehnige Beschaffenheit 
fühlen ließ. Die bessere und vollständigere Heilung des unteren 
Muskelrisses dürfte wohl nicht allein auf seine geringere Ausdeh- 
nung zurückzuführen sein, sondern auch auf den Umstand, daß 
dureh den oberen tieferen Riß eine Entspannung des ventral gele- 
genen Muskelabschnitts herbeigeführt und so ein günstiger Heil- 
faktor für die untere Ruptur gegeben wurde. Dahingegen wurde 
die Immobilisierung der Ränder des oberen Risses dureh die Kopf- 
und Halsbewegungen des Pferdes verhindert. 


— 566 — 


Sechs Monate nach dem Unfall wurde das Pferd verkauft, wei? 
es zum Reitdienst ungeeignet war. Am rechten Vorderfuß war «in 
Schwächezustand zurückgeblieben, denn das Pferd stieß öfter in 
der Sehrittbewegung mit der Hufzehe an (stolperte) und lahrnt- 
dann. In der Trabbewegung bestanden Lahmheit und Unsicher- 
heit im Gange. 

Im Hinblick auf die knappe Kasuistik der genannten Muskel- 
zerreißung dürfte der vorstehend beschriebene Fall vielleicht eme 
willkommene Grundlage für die prognostische Beurteilung dieses 
Leidens bei Reitpferden abgeben. 


Hautjucken (Pruritus) verbunden mit Darmkatarrh 
nach Verfütterung von mangelhaft gekochtem Reis 
bei den Meutehunden. 

Von Öberstabsveterinär Rexilius. 


Schon mehrmals war bei den Meutehunden des Regiments ein 
starker Juckreiz in der Haut beobachtet worden. Die Hunde 
scheuerten und kratzten sich unaufhörlich. Die Sitzbeingerend. 
die inneren Flächen der Beine waren meistens ganz kahl un! au 
vielen Stellen blutrünstig und blutig gescheuert und gekratzt. Aber 
auch am Kopf, Bauch und an der übrigen Körperoberfläche be- 
fanden sich viele haarlose, blutrünstige und blutige Stellen. Die 
Hunde magerten mehr und mehr ab und hatten mehr oder weniger 
starken Durchfall. Hin und wieder verendete auch ein Hund. 

Dieses starke Juckgefühl, das anfänglich auf Räude zurürk- 
geführt wurde, verschwand, wenn die Hunde in Lysolwasser oder 
mit Schwefelleberlösung gebadet wurden und ihr Nährzustand sich 
besserte. 

Vor ungefähr 3 Jahren trat dieser Juckreiz wieder in selır er- 
heblichem Grade, und zwar bei allen Hunden zu gleicher Zeit auf. 
In kurzer Zeit waren Sitzbeingerrend, Beine, Bauch, Kopf und Hals 


von Haaren entblößt, blutrünstig und mit Kratz- und Scheuer- 


wunden in großer Zahl bedeckt. An der übrigen Körperoberfläche 
befanden sich gleichfalls viele haarlose, blutrünstige Stellen und 
Kratz- und Scheuerwunden. Es bestand ferner Durchfall. Die al- 
gesetzten Fäzes hatten eine grünliche Farbe und einen penetranten 
Geruch. Die Hunde, die anfangs noch munter waren, maerrten 
von Tag zu Tag mehr und mehr ab und wurden schließlich so hin- 
fällig, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Sie 
lagen dann beständig auf ihrem Lager und gingen nach 3 bis 
Ə Tagen an Erschöpfung ein. Waschungen mit Lysolwasser und 
Bäder mit Schwefelleber sowie die innerliche Verabreichung von 
Magendarmmitteln hatten keinen Erfolg. Es starben in kurzer 
Zeit 5 Hunde. 

Da der Juckreiz in der Haut sich stets zuerst zeigte und erst 
später der Durchfall auftrat, so wurde natürlich zuerst nach der 
Ursache des Hautjuckens gesucht. Auf der Haut ließen sich jedoch 
krankhafte Veränderungen nicht nachweisen. Das Ungeziefer. das 


= 6 = 


bei diesen Hunden wohl stets zu finden ist, konnte einen derartig 
starken Juckreiz unmöglich verursachen. Bei der mikroskopischen 
Untersuchung der Haut und Hautsehuppen waren Räudemilben 
oder pflanzliche Parasiten, die als Ursache des Juckreizes hätten 
angesehen werden können, nicht zu finden. Woher kam das Juck- 
gefühl? 

Es konnte kaum zweifelhaft sein, daß der bestehende Durch- 
fall mit dem Hautjucken in einem ursächlichen Zusammenhang 
stand. Es galt daher die Ursache des Durchfalles zu erforschen. 
Es konnte nun folgendes festgestellt werden: Die Hunde wurden, 
wie es bei Meutelhunden wohl überall der Fall ist, mit in Wasser 
gekochtem Reis gefüttert. Ab und zu erhielten sie etwas Fleisch, 
Hundekuchen und Küchenabfälle.e Zu damaliger Zeit, es war wäh- 
rend des Manövers, bekamen sie nur Reis. Dieser war, wie sich bei 
der Untersuchung zeigte, nur mangelhaft, halbgar gekocht. Er 
wurde deshalb auch von den Hunden ungern gefressen. Diese ver- 
zehrten nur geringe Mengen der Mahlzeit, der größte Teil mußte 
vor der nächsten Mahlzeit, häufig schon sauer, aus den Krippen 
entfernt werden. Es lag deshalb nahe, den Durchfall und den Juck- 
reiz auf die Aufnahme des mangelhaft gekochten oder sauren 
. Reises zurückzuführen. Der Reis wurde deshalb von jetzt ab mit 
etwas Fleisch, Hundekuchen oder Milch nur gut gar gekocht den 
Hunden verabreicht und jetzt gern gefressen. Deren Zustand 
besserte sich denn auch von nun an zusehends, ohne daß eine medi- 
kamentöse Behandlung der Haut und des Darmkanals erfolgte. 
Der Juckreiz hörte bald auf, die Haare fingen an zu wachsen, die 
Kratz- und Scheuerwunden verheilten, der grünliche, stinkende Kot 
nahm eine festere, graue Beschaffenheit an, und der Nährzustand 
wurde von Tag zu Tag besser. Zur Jagdzeit befanden sich die 
überlebenden Hunde alle in gutem Futterzustande und hatten ein 
glattes, glänzendes Haarkleid. 

Im Juli d. J. zeigte sich bei mehreren Hunden wieder starker 
Juckreiz und ein Zurückgehen im Nährzustande. Bei einigen waren 
schon Sitzbeingegend, die Beine und der Bauch ganz kahl ge- 
scheuert, blutrünstig und mit Kratz- und Scheuerwunden bedeckt. 

Als Ursache mußte wieder der mangelhaft gekochte Reis be- 
schuldigt werden. Nachdem dafür gesorgt wurde, daß die Hunde 
nur gut gar gekochten Reis mit etwas Fleisch, Hundekuchen oder 
Milch erhielten, hörte das Juckgefühl sofort auf, die Kratz- und 
Scheuerwunden heilten und das Haar wuchs bald nach. 


Tuberkulose beim Pierd. 


Von Oberveterinär Mogwitz. 


Im Sommer vorigen Jahres hatte ich Gelegenheit, auf dem 
Rittergute S. ein Pferd zu behandeln, dessen Krankheitsgeschichte 
von einigem Interesse sein dürfte. 

Als mir das Tier zum ersten Male vorgeführt wurde, konnte 
ich folgenden Zustand ermitteln: Der vierjährige dunkelbraune 
Wallach befindet sich in mittelmäßigem Nährzustande. Das Haar- 


— 568 — 


kleid ist glatt und glanzlos, die Körpertemperatur um wenige 
Zehntelgrade erhöht und über die Oberfläche gleichmäßig ver- 
breitet. Der Puls schlägt 44mal in der Minute, ist klein, regel- und 
gleichmäßig; der Herzstoß ist nicht fühlbar, die Herztöne sind rein, 
Bindehäute blaß. Die Nasenschleimhaut ist hellrosa, rein, Kehl- 
gangslymphknoten bohnengroß, Atmung geschieht oberflächlich 
14mal in der Minute. 

Die Schleimhaut der Maulhöhle ist pappig und zeigt eine weiß- 
liche Färbung. 

Schlundkopf und Schlund weisen keine krankhaften Verände- 
rungen auf. Die Flanken sind hoch aufgeschürzt, die Bauchdecken 
stark gespannt, bei Druck jedoch nicht wesentlich empfindlich. 
Kot wird öfter abgesetzt in Form von taubeneigroßen, trockenen, 
festen Ballen. Einzelne dieser Ballen haben einen Überzug von 
bräunlichen Schleimfäden. Bei der rektalen Untersuchung fällt 
der große Widerstand auf, den der Darm dem eindringenden Arme 
entgegensetzt. In der Tiefe der Bauchhöhle fühlt man zunächst 
den Diekdarm ziemlich leer. Beim Abtasten hat man das Gefühl, 
als ob man dünne, feste Würste in die Finger bekäme. 

Da der Zustand sich allmählich entwickelt haben soll und in 
Anbetracht des elenden Ernährungszustandes, stelle ich die Dia- 
genose: „Chronischer Darmkatarrh“. 


Auf meinen Rat wurde das Pferd aus dem Dienst genommen, 
in die Koppel gebracht und mit der allermöglichsten Pflege ver- 
sehen. Obgleich das Pferd, wie ich mich selbst überzeugt habe, 
ziemlich viel Futter aufnahm, ging der Ernährungszustand immer 
mehr zurück; nach einigen Wochen stellten sich Kolikerscheinungen 
und öfters Durchfälle ein. Die Lidbindehäute waren schmutzig- 
weiß, der Puls oft nicht fühlbar, der Herzschlag pochend und bei 
der geringsten Bewegung hoch beschleunigt. Bei Druck auf die 
Bauchdecken stöhnt das Pferd laut auf. Die Mastdarmtemperatur 
zeigte sich im Laufe des Tages oft schwankend zwischen 38 und 
40° C. Der Appetit wurde schlechter und schlechter, das Tier lag 
viel, und eines Morgens war es, stark abgemagert, gestorben. Die 
Zerlegung des Pferdes hatte ieh mir ausbedungen und führte sie 
noch am selben Morgen aus. Beim Abhäuten fällt die völlige Blut- 
leere der Hautgefäße auf; das Fett ist bis auf Spuren geschwunden. 
Beim Eröffnen der Bauchhöhle fließt aus dem Schnitt eine klare, 
rosarote, aszitische Flüssigkeit ab, deren Menge etwa 4 bis 5 Liter 
beträgt. Das Bauchfell, sowohl das parietale als auch das viszerale, 
ist mit linsen- bis taubeneigroßen, eng nebeneinanderliegenden, 
höckerigen, warzigen Knoten bedeckt. — Diese Granulome unter- 
scheiden sich von den pleuritischen Belägen des Rindes durch ihre 
Größe, ihre kugeligen Formen und durch die auffallend grauweiße 
Farbe, ohne eine Spur von Rot. — Der Darm ist gänzlich 
leer und zusammengefallen. Zwölffingerdarm und Leerdarm sind 
nieht verändert. Der Hüftdarm ist daumenstark, die Wand schwie- 
lenartie verdiekt und stellenweise 2 em stark. Die Schleimhaut ist 
in der Nähe des Blinddarms besonders stark geschwürig zerfallen. 
Der Blinddarm hat seine gewöhnliche Lage und Größe, dagegen ist 
der Grimmdarm als soleher kaum kenntlich. An vielen Stellen mit 
der Parallellage verwachsen, hat dieser bisweilen nur ein Lumen, 


— 569 — 


durch das man kaum den Finger hindurchstecken kann. Die 
Schleimhaut ist mit pfennig- bis markstückgroßen Geschwüren, 
ähnlich denen der Schweinepest, besetzt. Ähnliche Veränderungen 
zeigt der Mastdarm. Der Magen ist leer, die Schleimhaut blaß, 
sonst nicht verändert. Die Gekröslymphknoten sind bis zu Faust- 
größe geschwollen, graurot und sehr saftreich. Die portalen 
Lymphknoten sind doppelfaustgroß. In der Leber sieht man viele 
bis kastaniengroße Knoten von gelappter Struktur, in deren Innern 
eine bröcklige, gelblichweiße Masse. Ähnliche Knoten, doch nur 
erbsengroße, finden sich in der nicht wesentlich vergrößerten Milz; 
der Knoteninhalt ist hier von mehr schmieriger Konsistenz. Die 
Nieren sind auffallenderweise und desgleichen die Brustorgane 
nicht krankhaft verändert. 

Meine pathologisch-anatomische Diagnose: „Tuberkulose des 
Bauchfells, des Darms, der Leber und der Milz“, wurde im Vete- 
rinärinstitut der Breslauer Universität nachgeprüft und durch Aus- 
striche und Impfung bestätigt. 

Das Pferd war im Frühjahr aus dem Fohlenstall nach dem 
Ackerstall überführt worden. Die Fohlen werden von einem Wärter 
verpflegt, der an Tuberkulose leidet und viel Sputum auswirft. 

Vermutlich ist die Infektion durch Aufnahme des vom Wärter 
ausgeworfenen tuberkulösen Materials auf digestivem Wege er- 
folgt. Was das Alter der tuberkulösen Veränderung anbetrifft, so 
konnte ich durch Nachfragen ermitteln, daß leichte Krankheits- 
erscheinungen, wie Mattigkeit, zeitweiser Appetitmangel und leichte 
Kolikerscheinungen, bereits im März vorigen Jahres beobachtet 
worden sind. Der Tod ist im Oktober eingetreten. 


HE 


Die 84. Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Ärzte. 
Von Korpsstabsveterinär Feldtman n. 
(Schluß.) 





6. Kettner- Düsseldorf: Salvarsan bei der Brustseuche 
der Pferde. 

Hierüber führte Kettner folgendes aus: 

Das in Verfolg des Grundgedankens der Chemotherapie von 
Ehrlich hergestellte Salvarsan hat bei der bisher nur symptoma- 
tisch zu behandelnden Brustseuche der Pferde hervorragende Er- 
folge gezeitigt. Seine Bedeutung besteht bei rechtzeitiger Anwen- 
dung in: 

1) der Herabsetzung des Fiebers (verzögerter Abfall bei be- 
stehender Lungenentzündung), 

2) der Verhütung einer Lungenentzündung, 


Zeitschr, f. Veterinärkunde, 1912. 12. Heft. Dı 


— 570 — 


3) der günstigen Beeinflussung einer vorhandenen Lungen- 
entzündung, 

4) dem Sinken der Pulsfrequenz und der Entlastung des 
Herzens, 

5) der dauernden Hebung der Munterkeit und des Appetits; 
Ernährungszustand geht nicht zurück, die Pferde sind in 4 bis 
5 Tagen wieder dienstbrauchbar, 

6) der Vermeidung der gefürchteten Nachkrankheiten, 

7) der Möglichkeit, die Infektionsquelle durch schnelle Be- 
handlung der zuerst erkrankten Tiere rasch zu verstopfen. Über- 
tragung nach Ga ffky nur von Pferd zu Pferd, nicht durch Stall 
bzw. Streu, 

8) dem ungestörten Zustandekommen der natürlichen Im- 
munität. Kettner rät nach Rips, erst am dritten Tage zu 
spritzen, um dem Körper bis dahin Gelegenheit zu geben, mög- 
lichst viel Antikörper zu bilden. Die vereinte Wirkung von Che- 
mikale und Antikörper besorgt dann eine raschere und vollkom- 
mene Heilung. 

Als Prophylaktikum hat sich das Salvarsan nicht bewährt. 

Seine Wirkung ist durch eine Verankerung an die Zellen der 
Protozoen bzw. der Bakterien zu erklären. 

Meist unwesentlich und bei einiger Vorsicht zu vermeiden 
sind die bei der Anwendung des Mittels sich zeigenden Neben- 
erscheinungen: 

a) Unruhe und Koliksymptome, sie verschwinden ohne Zu- 
tun in einhalb bis zwei Stunden, 

b) vorübergehendes Ansteigen der Temperatur als Folge einer 
Giftwirkung der im käuflichen destillierten Wasser vorhandenen 
abgetöteten Bakterien, 

c) Husten, 

d) Quaddeln auf der Haut wie beim Nesselfieber, 

e) Anschwellungen an der Infusionsstelle infolge Eindringens 
von Salvarsanlösung in die Unterhaut, 

f) Thrombose der Jugularvene nach Verletzung der hinteren 
Venenwand, 

g) Überempfindlichkeit, nur bei Anwendung zu weiter Lösun- 
gen, da nach Rips die Na Cl-Lösung die Überempfindlichkeit 
macht. 

Nach den Beobachtungen von Rips setzt 12 bis 24 Stunden 
nach der Einspritzung Polyurie ein, wie sie sonst beim natürlichen 
Seuchenverlauf im kritischen Stadium vorkommt. 

Für das Gelingen der Therapie sind steriles Arbeiten und sterile 
Lösung unerläßlich. Das destillierte Wasser stellt man sich am 
besten selbst her (Apparat bei Lautenschläger in Berlin kostet 
14 M.). Das Öffnen der Ampullen muß ohne Splitterbildung ge- 
schehen. Man benutzt zur Lösung den nach Angabe der Militär- 
Veterinär-Akademie konstruierten Infusionsapparat, Hauptner- 
Berlin, Neuheitenblatt, Januar 1912 Nr. 11 722. 

Mit der Entdeckung des Neosalvarsans ist die Herstellung der 
Lösung wesentlich vereinfacht, da dieses Mittel schon neutral 


— 51 — 


reagiert. Zur Bereitung der Neosalvarsanlösung verwendet man 
nur eine 0,3 %ige Kochsalzlösung, da sonst leicht Trübungen ent- 
stehen und das Präparat nach Schreiber in stärker konzen- 
trierter Na Ol-Lösung auch giftig wirkt. 

Die ersten Versuche wurden mit einer Lösung von 1:500 vor- 
genommen, heute gilt eine Konzentration von 1:30 bis 100 als 
zweckmäßig. Die Temperatur der Lösung soll nicht zu hoch sein. 
Kühlere Lösungen von 20 bis 25° C. werden nach Schreiber 
sogar besser vertragen. Als Dosis rechnet man auf das Körper- 
kilogramm 0,01 g Salvarsan oder 0,015 g Neosalvarsan. 

Rips steht auf dem Standpunkte, daß trotz des hohen Preises 
die Nichtanwendung des Mittels in den einschlägigen Fällen als 
ein Kunstfehler anzusehen ist. 

Bei der Diskussion wies Mießner erfreut darauf hin, daß 
man jetzt in der Human- und Veterinärmedizin die zuerst von ihm 
in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 1911 Nr. 11 
empfohlenen konzentrierten Salvarsanlösungen erfolgreich be- 
nutzte. Giftig sei wegen seiner blutgerinnenden Wirkung nur die 
saure Salvarsanlösung. Mießner hält den Weasserfehler bei 
Tieren für belanglos, deshalb läßt sich jedes sterile Kochsalzwasser 
zur Verdünnung verwenden. Wegen der geringen Menge der 
konzentrierten Lösung, 60 bis 90 cem, hält Mießner.einen be- 
sonderen Apparat nicht für erforderlich, eine gewöhnliche In- 
jektionsspritze genügt. Mießner leugnet eine Anaphylaxie bei 
der Salvarsanbehandlung. Die Lösungen seien jedoch stets sofort 
nach Öffnung der Ampullen zu bereiten und zu verwenden, da 
infolge schnell eintretender Oxydation die Giftigkeit des Salvar- 
sans zunimmt. Bei Maul- und Klauenseuche, Rotz und Tollwut 
war Salvarsan erfolglos. Prophylaktisch wirke Salvarsan wegen 
seiner schnellen Ausscheidung nicht. 

7. Papenhusen-Neuhaus: Neuere Forschungen auf dem 
Gebiete der Eiweißverdauung. 

Abderhalden bewies 1905, daß die Verdauung im Darm- 
kanal große Ähnlichkeit mit der in vitro mit kombiniertem Magen- 
darmsaft eingeleiteten besitzt. Hier wie dort entstehen die ein- 
fachsten Bausteine des Eiweißes, die Aminosäuren, aus denen der 
Organismus das ihm zusagende körpereigene Eiweiß aufbaut. 

Durch Versuche mit Hunden, die mit Fleisch gefüttert und zu 
verschiedenen Zeiten getötet wurden, löste dann Abderhalden 
die Frage, wie weit das Eiweiß abgebaut wird. Im Magen wurden 
keine Aminosäuren gefunden, wohl aber im Darm verschieden- 
artige, auch erst nach längerer Dauer der Fermentwirkung frei- 
werdende. Für alle anderen Haustiere und für Geflügel konnten 
Klingemann und Papenhusen dasselbe feststellen. 

Um über die Bedeutung der Verdauung der Proteine Auf- 
schluß zu bekommen, versuchten Abderhalden und Peter 
Rona, das Eiweiß mit einem aus Eiweiß hergestellten Gemisch 
von Aminosäuren als einzige stickstoffhaltige Nahrung zu ersetzen, 
und zwar verfütterten sie vollständig abgebautes Casein neben 
Fett, Stärke, Rohr- und Traukenzucker. Die Stickstoffbilanz war 
positiv, und die Tiere hatten an Gewicht zugenommen. Abder- 

30° 


= 5 


halden, Frank und Schittenhelm ernährten dann einen 
Menschen 15 Tage hindurch mit vollständig abgebautem Eiweiß. 
Ein weiterer Versuch, ein Tier mit einem aus Seide hergestellten 
künstlichen Gemisch von Aminosäuren vor Stickstoffverlust zu 
schützen, gelang nicht. Hingegen konnte ein Hund 15 Tage lang 
mit vollständig abgebautem Eiweiß ohne Fett und Kohlehydrate 
im Stickstoffgleichgewicht gehalten werden. Es war somit gelun- 
gen, alle Nahrungsstoffe durch vollständig abgebautes Eiweiß zu 
ersetzen. 

Wenn auch bei diesen Versuchen das abgebaute Eiweiß nur in 
kleinen Portionen verfüttert wurde, so wurden doch dem Darm 
bedeutend mehr Aminosäuren zugeführt, als normalerweise in ihm 
zu finden sind. Trotzdem greifen die Nieren, wie man eigentlich 
annehmen sollte, nicht regulierend ein, um dieser Überschwem- 
mung des Blutes mit Aminosäuren abzuhelfen, denn Abder- 
halden fand bei Prüfung des Urins, daß der Aminostickstoff- 
wert nicht gestiegen war. Vollständig abgebautes Eiweiß bietet 
also auch quantitativ einen vollwertigen Ersatz für nicht 
abgebautes Eiweiß. 

Der Behauptung, daß die im Darmkanal gebildeten Amino- 
säuren direkt in die Blutbahn gelangen, tritt Abderhalden mit 
Nachdruck entgegen. Er fand hier nie Aminosäuren. Seiner An- 
sicht nach werden sie von der Darmwand, die er sich als eine 
große Drüse mit innerer Sekretion denkt, resorbiert, zu Plasma- 
eiweiß aufgebaut und dann in die Blutbahn sezerniert. Zur Unter- 
stützung seiner Hypothese erinnert er an die Milchdrüsen, Ver- 
dauungsdrüsen, Nebennieren, Geschlechtsdrüsen usw., die alle 
Stoffe produzieren, von denen im Plasma nichts Identisches vor- 
kommt. 

Mit Recht hält hiernach Abderhalden das Problem der 
Einweißverdauung für gelöst. 

8. Mießner-Hannover: Tollwut. 

Bei den im Winter 1911/12 in Bromberg ausgeführten Toll- 
wutuntersuchungen handelte es sich um die Ermittlung eines für 
große Wiederkäuer und Pferde geeigneten Impfverfahrens gegen 
Tollwut. 

Die angestellten Versuche erstreckten sich nach drei Rich- 
tungen. 

1. Erzielung einer aktiven Immunität. Auf Grund des in der 
Humanmedizin gewonnenen großen Erfahrungsmaterials gelangte 
Mießner nach zahlreichen mühevollen Vorversuchen zu einer 
praktisch verwertbaren Impfung. 

Um eine größere Menge leicht transportablen, genügend viru- 
lenten Impfstoffes vorrätig zu halten, benutzte Mießner neben 
dem Rückenmark auch noch das Gehirn von Kaninchen, welche 
nach einer Virus fixe-Injektion in 9 bis 11 Tagen gestorben waren. 
Beide Organteile wurden unter sterilen Kautelen im Mörser sehr fein 
zerrieben, mit wenig physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt 
und auf großen Emailleschalen in etwa 0,5 cm hoher Schicht in den 
Heim-Faustschen Schnelldampfapparat bei einer Temperatur von 
30° C. gestellt. Schon nach 24 Stunden befand sich am Boden der 


— di — 


Schale eine trockene Masse, welche zu Pulver verrieben in zuge- 
schmolzenen Röhren aufbewahrt wurde. Dieser Impfstoff hatte 
nach 14 Tagen bis drei Wochen noch seine volle Virulenz; mit 
einem sieben Wochen aufbewahrten Präparat konnte Mießner 
noch Kaninchen infizieren. Für das Präparat, welches auch zur 
Zwangsimpfung aller in bedrohten Bezirken vorhandenen Hunde 
sehr geeignet ist, schlägt Mießner den Namen Lyssin vor. 

2) Passive Immunisierung. Mit dem zwecks passiver Immu- 
nisierung gewonnenen Antiserum sowie mit der Simultanimpfung 
konnten keine brauchbaren Resultate erzielt werden. 

3) Durch intravenöse Salvarsaninjektionen gelang es nicht, 
die Tollwuterkrankungen zu verhindern oder ihren Ausbruch zu 
verzögern. 

Gelegentlich der Tollwutversuche hat Mießner noch fol- 
gende interessante Beobachtungen gemacht: 

a) die biologischen Methoden ließen sich zur Diagnose der 
Tollwut nicht verwerten, 

b) das Kammerwasser von Virus fixe-Kaninchen erwies sich 
stets dann als virulent, wenn die Tiere auf der Höhe der Erkran- 
kung waren und Lähmungserscheinungen zeigten, 

c) es gelang in einem Falle mit dem Gehirn eines Schaffötus, 
welcher von einer tollwutkranken Mutter stammte, Kaninchen mit 
Tollwut zu infizieren. 

In seinem in der Gesamtsitzung der medizinischen Haupt- 
gruppe gehaltenen Vortrag über die praktischen Er- 
folge der Serumtherapie in der Veterinär- 
medizin führte Mießner folgendes aus: Der Haupt- 
wert der Serumtherapie liegt bei den Tierkrankheiten in 
der Schutzimpfung. Die Anwendung des Pasteurschen Milz- 
brandvirus hat zusammen mit dem Sobernheimschen Immun- 
serum die Milzbrandepidemien wesentlich eingeschränkt und 
häufig getilg. Auch wird mehrfach über offenbare Heil- 
erfolge durch Sobernheimsches Serum berichtet. Durch die 
mühevollen Arbeiten von Löffler, Frosch und Uhlen- 
huth ist die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ermög- 
licht. Beim Schweinerotlauf hat sich sowohl Schutz- als Heil- 
impfung glänzend bewährt. Auch scheint ein erfolgreiches Vor- 
gehen gegen die Schweinepest gesichert zu sein. Bei ihr spielt 
der Bacillus suipestifer nur eine untergeordnete Rolle, während 
der eigentliche Erreger ein ultravisibles Virus ist. Das durch 
passive Immunisierung gewonnene Serum gelangte in Ungarn 
zur Schutzimpfung von 250000 Schweinen mit großem Erfolge 
zur Anwendung. Bei der Schweineseuche ist wegen der Unklar- 
heit des Krankheitsbegriffes und der hierdurch bedingten schwie- 
rigen Beurteilung der Impfstoffe die passive Immunisierung bis 
jetzt noch von geringer Schutzkraft. Dagegen kann die durch 
ein ultravisibles Virus verursachte Rinderpest durch Immuni- 
sierung wirksam bekämpft werden. Auf Grund sorgsamer Fest- 
stellung des in Betracht kommenden Erregers ist man in der 
Lage, bei der Kälberruhr durch Serumbehandlung erfolgreich zu 
wirken. Ein von Mießner hergestelltes Serum hat sich bei 


— 574 — 


den Diplokokkenseuchen der Kälber und Schafe sehr gut bewährt. 
Es ist nicht gelungen, die Brustseuche der Pferde durch die 
Serumtherapie zu bekämpfen. 

Die Teilnehmer der veterinärmedizinischen Abteilung, welche 
am Donnerstag nachmittag das wissenschaftliche Programm der 
diesjährigen Tagung erledigt hatte, folgten mit ihren Damen der 
freundlichen Einladung des Tierärztlichen Vereins der Provinz 
Westfalen, dessen Vorsitzender, Veterinärrat Nutt, zu einem 
Bierabend in der Ratsschänke gebeten hatte. Bei liebenswürdiger 
Gastlichkeit, froher Festesstimmung und angeregtem Austausch 
der Gedanken schwanden die Stunden nur allzurasch dahin. 

Die Gesamttagesordnung war am Freitag vormittag durch 
drei hochinteressante wissenschaftliche Vorträge von Nernst- 
Berlin, Sarasin-Basel und Küttner- Breslau erledigt. Der 
1. Vorsitzende Professor Dr. Heider-Innsbruck sprach in herz- 
lichen Worten den Dank der Versammlung allen denen aus, die 
die 84. Tagung unterstützt und gefördert und zu ihrem erfolg- 
reichen Gelingen beigetragen hätten. Hierauf ergriff der 2. Ge- 
schäftsführer Professor Dr. Busz- Münster das Schlußwort. Er 
dankte allen denen, die von nah und fern herüber gekommen 
waren, um an der Versammlung teilzunehmen, im besonderen 
aber denen, die durch ihre Vorträge so sehr zu der Entfaltung 
wissenschaftlichen Lebens während dieser Tagung beigetragen 
haben. Er hoffe, daß alle Teilnehmer der Tagung einen guten 
freundlichen Eindruck mit nach Hause nehmen und ihren Auf- 
enthalt in Münster nicht bereuen würden. Sein Schlußwort 
lautete: „Auf fröhliches Wiedersehen auf der nächsten Tagung in 
der schönen, alten Kaiserstadt an der blauen Donau, auf Wieder- 
sehen in Wien!“ 

Mich diesem Wunsche aus ganzem Herzen anschließend, er- 
achte ich es aus Berufs- und Standesrücksichten für durchaus 
zweckmäßig, daß die Tierärzte sich nicht nur möglichst zahlreich 
an den Versammlungen beteiligen und ihre wissenschaftlichen Be- 
strebungen fördern, sondern auch die Mitgliedschaft der Gesell- 
schaft Deutscher Naturforscher und Ärzte erwerben. Der Mitglied- 
Jahresbeitrag beträgt 5 M. Diejenigen Mitglieder, welche die von 
der Gesellschaft herausgegebenen „Verhandlungen“ zu beziehen 
wünschen, haben außerdem 6 M., also zusammen 11 M. zu zahlen. 
Dieser Betrag wird jedoch bei Lösung der Teilnehmerkarten für 
die einzelnen Versammlungen voll abgerechnet. 

Anmeldungen zur Mitgliedschaft haben schriftlich beim 
Schatzmeister der Gesellschaft, Geheimen Regierungsrat Professor 
Dr. Duisberg in Leverkusen bei Cöln a.Rh. unter Beifügung 
des Betrages von 5 M. oder 11 M. zu erfolgen. 


Wulff: Die Milzbranddiagnose durch Untersuchung des Knochen- 
markes. Zeitschrift für Infektionskrankheiten der Haustiere 
3. Heft. 1912. 
Bekanntlich gehen die Milzbrandbazillen besonders bei 
warmer Jahreszeit in den Kadavern durch die Fäulnis frühzeitig 
zugrunde. Besonders schnell gehen sie in der Milz unter, weniger 


— 57b — 


schnell in den peripheren Venen, den Ohr- oder Schwanzvenen. 
Es ist daher öfter in heißer Zeit selbst schon 24 Stunden nach 
dem Tode des Tieres nicht mehr möglich, die in Zerfall begriffenen 
Milzbranderreger einwandfrei zu erkennen und aus solchem Ma- 
terial Kulturen anzulegen. Aus diesen Verhältnissen heraus er- 
klären sich auch die häufigen Widersprüche in der Diagnose 
zwischen Obduzent und nachprüfendem Institut bei den in ge- 
wissen Fällen nach $ 9 der Ausführungsbestimmungen zum Aus- 
führungsgesetz zum Reichsviehseuchengesetz vom 25. Juli 1911 
vorgeschriebenen Nachprüfungen. 

Wulff hat sich daher mit der Prüfung der Frage beschäf- 
tigt, welche Organe oder Körperteile sich am 
besten und längsten zum bakteriologischen 
Nachweis eignen. 

Zu diesem Zweck hat W. planmäßig sämtliche Organe und 
Körperteile von Milzbrandkadavern untersucht und sich bemüht, 
den Nachweis der Milzbranderreger hierbei sowohl durch die Fär- 
bung (Giemsasche Lösung) als auch durch die Kultur zu er- 
bringen. Nach den umfangreichen Versuchen W.s halten sich die 
Milzbrandbazillen bei weitem am längsten im Knochenmark, zeigen 
sich noch ziemlich resistent in dem Ohrvenenblut, während sie 
in den übrigen Organen, Milz, Leber, Nieren, Muskeln und den 
verschiedenen Drüsen verhältnismäßig schnell zugrunde gehen. 
Die der Arbeit beigegebenen Tabellen geben hierüber genaue und 
interessante Aufschlüsse. 

Die Versuche bestätigen somit, daß es möglich ist, aus dem 
Knochenmark bei der Entnahme der Proben sowohl direkt aus 
dem Kadaver als auch aus eingesandtem Material Milzbrand- 
bazillen auch dann noch nachzuweisen, wenn die anderen Me- 
thoden versagen. Hierbei ist aber zu erwähnen, daß es W. 
weniger gut gelang, durch die Färbung im Knochenmark die 
Milzbrfandbazillen nachzuweisen, aber in allen Fällen mit abso- 
luter Sicherheit durch das Plattenverfahren. Die Anfertigung und 
Färbung von Schnittpräparaten aus den Knochen erwiesen sich 
als umständlich und erübrigten sich auch mit Rücksicht auf den 
sehr einfachen kulturellen Nachweis. 

Nach den Untersuchungen W.s beherbergen sämtliche Röhren- 
knochen die spezifischen Erreger, und ein Unterschied in den ein- 
zelnen Knochen besteht in dieser Beziehung nicht, auch nicht in 
der Anzahl der Bakterien zwischen Epi- und Diaphyse. 

Die Dauer des Nachweises der Erreger hängt im wesentlichen 
von der Festigkeit der Knochen und der dadurch bedingten 
schnellen oder langsamen Fäulnis ab. 

Nach W. dürfte daher für die Nachprüfungen in erster Linie 
der Nachweis der Milzbrandbazillen im Knochenmark in Frage 
kommen, und er hält somit die Einsendung eines Knochens — 
Metacarpus oder Metatarsus mit Fesselbein — außer den durch 
die erwähnte Anweisung vorgeschriebenen Proben aus Blut und 
Milz für sehr erwünscht und äußerst zweckmäßig. Wöhler. 


— 576 — 


Ohmke: Über die Lichtempfindlichkeit weifser Tiere nach Buch- 
weizengenufs (Fagopyrismus). Inaugural-Dissertation . (aus 
dem physiol. Institut der Königl. Landwirtschaftl. Hochschule 
zu Berlin). 


Verfasser konnte experimentell durch den Doppelfaktor Son- 
nenlicht und Buchweizenfütterung an weißen Mäu- 
sen, weißen: bzw. weißgefleckten Meerschweinchen und Kaninchen 
die Krankheitserscheinungen erzeugen, die nach den Literaturan- 
gaben bei weißen und weißgefleckten Tieren, besonders Schafen, 
Ziegen und Schweinen, nach Buchweizengenuß in Verbindung mit 
der Einwirkung des Sonnenlichtes auftreten, und die als Fago- 
pyrismus bezeichnet werden. Graue sowie im Dunkeln gehaltene 
Tiere erkrankten nicht. Die Hautaffektionen beschränkten sich 
bei den Versuchstieren, abgesehen von einem stets am ganzen 
Körper sich zeigenden Juckgefühl und von dem Kopfschütteln, 
ausschließlich auf den Kopf, besonders die Ohren, und bestanden in 
Rötung, Schwellung und Bläschenbildung. Die anderen Krank- 
heitserscheinungen waren hauptsächlich Gehirnreizung, Unruhe 
bzw. Benommenheit, wilde Drehbewegungen, wildes Springen und 
Umbherrennen, Steifheit des Ganges und motorische Lähmungen, 
die meist kurz vor dem Tode eintraten. Sowohl die Schale als auch 
der Kern des Buchweizens zeigte sich wirksam. Dementsprechend 
ergab die chemische Untersuchung des Buchweizens das Vor- 
handensein eines fluoreszierenden Körpers in der Schale und im 
Kern. Durch Alkohol extrahierter Buchweizen war bei belichteten 
und nicht belichteten Tieren wirkungslos, während der alkoho- 
lische Extrakt bei belichteten weißen Mäusen die charakteristi- 
schen Krankheitserscheinungen und den Tod der Tiere herbei- 
führte. 

Da die im Dunkeln gehaltenen Tiere durch die Verfütterung 
des Buchweizens -— auch des lichtexponierten — nicht erkranken, 
so kann ein Giftstoff im Buchweizen selbst weder enthalten sein, 
noch aus diesem infolge der Belichtung sich bilden. Die Entstehung 
der Krankheit ist vielmehr in folgender Weise zu erklären: Durch 
die Buchweizenfütterung beladen sich alle Zellen und Organe mit 
dem im Buchweizen enthaltenen fluoreszierenden Körper. Dieser 
macht sie gegen die chemisch wirksamen Strahlen empfindlicher, 
potenziert also die chemische Energie des Lichts und verwandelt so 
an sich unschädliche Lichtstrahlen in schädliche. Unter der Wir- 
kung der Sonnenstrahlen bzw. des Tageslichts entsteht nun aus 
den Körpergeweben ein Giftstoff, der die mehr oder minder 
schweren Läsionen am Protoplasma der Zellen machen kann, die 
dann zu den Krankheitserscheinungen und ev. zum Tode des Tieres 
führen. Das Blut vermittelt dabei die Wirkung auf die inneren 
Organe, besonders auch auf das Zentralnervensystem. Wegen un- 
genügender oder mangelnder Absorption chemisch wirksamer 
Strahlen kann es bei schwarzen Tieren zu dieser Wirkung zwischen 
Licht und Fluoreszenzstoff nicht kommen. Da infolgedessen hier 
das veranlassende Moment fehlt, kann bei ihnen die Ausbildung 
der Krankheit auch nicht eintreten. Otto. 


— dA — 


Schumacher: Leicht scheuende Tiere. Deutsche Landwirt- 
schaftliche Presse Nr. 92. 1912. 


Verfasser erörtert in einem kurzen Aufsatz die Ersatzpflicht und 
den Umfang des Ersatzes bei Schadenfällen durch leicht scheuende 
Pferde, die man, je nachdem sie vor der Eisenbahn oder vor einem 
Kraftfahrzeug scheuen, als bahn- bzw. autoscheu bezeichnen kann. 

In Entscheidungen des Reichsgerichts aus den Jahren 1905 
und 1907 hatte dieses den Standpunkt vertreten, daß die Eisenbahn- 
verwaltung nicht verlangen könne, daß der Besitzer oder Lenker 
von leicht scheuenden Tieren die an Eisenbahnen grenzenden Land- 
straßen nicht befahren dürfe, die Landstraße sei vielmehr in erster 
Linie für den Fuhrverkehr bestimmt, und die Eisenbahn dürfe 
daher nicht beanspruchen, daß der Straßenverkehr sich überall 
nach der Eisenbahn zu richten habe. (Entscheidung des Reichs- 
gerichts vom 11. Dezember 1905.) 

Der Besitzer eines leicht scheuenden Tieres hat aber anderseits 
die Pflicht, nieht unnötiger Weise ein bahnscheues Tier 
den Einwirkungen des Bahnbetriebes auszusetzen und alles zu tun, 
was das Scheuwerden der Tiere verhindern kann. So haben bei- 
spielweise die Lenker von Fuhrwerken mit leicht scheuenden Tieren 
beim Nahen eines Zuges abzusteigen, das Tier am Kopf zu halten 
und zu versuchen, es durch Zureden und sonstige Maßregeln 
am Scheuen zu verhindern. Hat der Führer alle Sorgfalt aufge- 
wendet, um den Schaden zu verhüten, so ist die Eisenbahn zum 
Schadenersatz verpflichtet. 

Hat aber bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden 
des Beschädigten mitgewirkt, so hängen die Ersatzpflicht und der 
Umfang des Ersatzes von den Umständen ab, insbesondere davon, 
inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder anderen 
Teile verursacht worden ist. 

Die gleiche Auffassung hat das Reichsgericht auch bei 
Schadenfällen durch Kraftfahrzeuge, wenn erstere durch leicht 
scheuende Tiere verursacht werden. 

Von einem Kraftwageneigentümer war in einem Prozesse der 
Einwand erhoben, daß eine von Kraftwagen stark befahrene Straße 
nicht von leicht scheuenden Tieren benutzt werden dürfte, und daß 
der Eigentümer der Tiere in einem solchen Falle den Schaden 
selbst verschuldete. 

Dieser Auffassung ist das Reichsgericht nicht beigetreten, mit. 
der Begründung, daß, wenn die zur Sicherung des Verkehrs er- 
lassenen Vorschriften und insbesondere auch die das Verhalten 
der Kraftwagenführer bei Annäherung anderer Fuhrwerke regeln- 
den Vorschriften Beachtung und Anwendung finden, die Pferde- 
besitzer sich dann gegen ein Scheuen des Pferdes rechtzeitig und 
sachgemäß schützen können. Es könne somit eine Verletzung der 
im Verkehr erforderlichen Sorgfalt in der Benutzung eines leicht 
scheuenden Pferdes nicht gefunden werden. 

Anderseits müsse man von dem Führer eines leicht scheuenden 
Pferdes verlangen, daß er alles aufwendet, um den Schaden durch 
das scheuende Pferd zu verhüten. Was in den einzelnen Fällen 
dabei zu geschehen hat, muß der sachverständige Führer selber 
wissen. Wöhler. 


— 58 — 


SE BE Tagesgeschichte 


Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, 


Prof. Dr. R. Eberlein, wurde vom Konseil des Dorpater Vete- 
rinärinstituts zum Ehrenmitglied ernannt. 





Einweihung der neuerbauten Tierärztlichen Hochschule 
in Stockholm. 


In Gegenwart des Königs von Schweden fand am 17. Oktober 
d. J. die Einweihung der neuerbauten Tierärztlichen Hochschule 
statt. Die einzelnen Gebäude, die aus dem Hauptgebäude, dem Ver- 
waltungsgebäude, den Gebäuden für das Pathologisch-anatomische. 
das Anatomische, Physiologische und Chemische Institut, aus der 
Klinik für kleine und der medizinischen und chirurgischen Klinik 
für große Haustiere, der Apotheke und Beschlagschmiede bestehen. 
sind mustergültig angelegt und eingerichtet. 

Die Kosten des Baues belaufen sich auf 213 Mill. Kronen. 


Fischereibiologisches Institut an der Tierärztlichen 
Hochschule in Dresden. 


Das Sächsische Ministerium des Innern hat dem Privatdozenten 
der Zoologie an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, Prof. 
Dr. Wandolleck, einen Lehrauftrag für die Biologie der Fische. 
Fischzucht und Fischkrankheiten erteilt. Gleichzeitig ist in der 
Tierärztlichen Hochschule mit der Schaffung eines Fischereibio- 
logischen Institutes begonnen worden. 


|| Verschiedene Mitteilungen 


Hohlnadel aus Tantal. Die Firma H. Hauptner, Berlin, 
sandte dem Laboratorium der Militär-Vet.-Akademie eine neue 
Hohlnadel aus Tantal zur Erprobung. Die Nadel hat die für die 
subkutane Injektion bei Pferden üblichen Abmessungen und Lan- 
zettspitze. Härte, Steifheit und Farbe sind dieselben wie von blau 
angelassenem Stahl. Der Vorzug der Kanüle aus Tantal vor denen 
aus Stahl liegt darin, daß sie vollkommen rostfrei bleibt, zur 
Reinigung von Blut- und Medikamentresten ohne Schaden zu 





— 509 - 


nehmen mit Säuren behandelt werden darf, und daß ihre Härte 
und Glätte durch Ausglühen bei dunkler Rotglut nicht 
leiden. Das Ausglühen muß allerdings mit Vorsicht, am besten 
in einer kleinen Spiritusflamme, geschehen, damit die Temperatur 
nicht über dunkle Rotglut hinausgeht; diese Vorsicht wird dann 
aber auch durch vollkommene Erhaltung des ursprünglichen Zu- 
standes belohnt. 

Die Tantalnadel wird gute Dienste leisten in allen Fällen, in 
denen eine sofortige Reinigung nach dem Gebrauch nicht vorge- 
nommen werden kann, besonders aber dann, wenn man mit einem 
sicher sterilen Instrument arbeiten und daher die Kanüle unmiittel- 


bar vor der Anwendung ausglühen will. C. Troester. 


Dem Kasinofonds der Militär-Veterinär-Akademie sind von 
den Teilnehmern des Stabsveterinärkursus 175 M. zugeführt 
worden. 


Militärtierärztliche Vereinigung. Die nächste Versammlung 
ist am 7. Dezember, abends 71% h. c. t., im Restaurant „Zum Heidel- 
berger“. Stabsveterinär Amann hält einen Vortrag über „Be- 
urteilung von Futtermitteln“. 


Zur Bemontierung des deutschen Heeres. An Remonten 
wurden im Jahre 1911 aus den Depots an die preußischen und an 
die unter preußischer Verwaltung stehenden Truppen 10 302 Pferde 
ausgegeben. Davon entfallen in runden Zahlen auf die Kavallerie 
6600, auf die Feldartillerie 3300, auf die Fußartillerie 100 und den 
Train 300 Pferde. Der Ankauf im Sommer 1911 gestaltete sich wie 
folgt: Auf 532 Remontemärkten wurden 23600 Pferde zum Kauf 
vorgestellt und 10810 gekauft, darunter 80 Stück als Ersatz für 
abgegebene Remonten zu Zuchtzwecken. Den weitaus größten Teil 
der Remonten stellt nach wie vor Ostpreußen; es wurden hier allein 
6407 Remonten gekauft. Ferner wurden gekauft in Hannover 1194, 
in den beiden Mecklenburg 848, in Schleswig-Holstein 437, in West- 
preußen 426, in Pommern 263, in Brandenburg 148, in Oldenburg 
89, in Schlesien 80 und im Rheinland 33 Remonten. Im Bezirk der 
I. und II. Ankaufskommission deckten auch die bayrische und die 
sächsische Militärverwaltung ihren Bedarf an Remonten; für 
Bayern beträgt er 850 und für Sachsen 750 Stück jährlich. Der 
Gesamtbestand des deutschen Heeres stellte sich am Ende des 
vorigen Jahres auf 115 899 Dienstpferde, zu denen noch etwa 7000 
eigene Offizierspferde hinzuzurechnen sind. Die jährlichen Er- 
gänzungskosten für die Dienstpferde belaufen sich auf 16 Mill. M., 
die für die Offizierpferde auf wenigstens 3 Mill. M. 

(Zeitschrift für Pferdekunde und Pferdezucht. Heft 10. 1912.) 


Remontezüchter-Versammlung in Ostpreufsen. In Inster- 
burg fand eine Versammlung der Remontezüchter Ostpreußens 
statt, in der die hochaktuelle Frage der Remontepreise erörtert 
wurde. Infolge der hohen Aufzuchtkosten der Remonten sei eine 
Rentabilität der Pferdezucht bei den jetzigen Remontepreisen in den 


=> 580 = 


meisten Fällen gar nicht oder nur in geringstem Maße vorhanden. 
Um einen Rückgang der Zucht zu vermeiden, wurde beschlossen, 
dem Herrn Kriegsminister und dem Herrn Landwirtschaftsminister 
eine Resolution zu unterbreiten, die dahin geht, daß für den Reichs- 
etat 1913 eine Erhöhung der Remontepreise auf mindestens 1300 M. 
vorgesehen wird. (Deutsche Landwirtschaftliche Tierzucht. Nr. 42.) 


Ein Museum für Urpferde. Ein solches besitzt in größtem 
Umfang die Yaleuniversität in Newhagen (Staat Connecticut), das 
Peabodymuseum nach seinem Stifter genannt. In diesem sind 
Skeletteile von 26 Arten oder Varietäten des vorgeschichtlichen 
Pferdes vorhanden; dem Museum stehen reiche Geldmittel zur Ver- 
fügung, die es ermöglichen, besondere Expeditionen zur Vervoll- 
ständigung der Sammlung auszurüsten. In diesem Jahre geht 
eine Forschungsexpedition nach den Staaten Nebraska und Texas. 
Leiter ist Professor Leu. (Zeitschrift für Gestütkunde.) 


Die Benedietsche Zuckerprobe. Da die Trommersche sowie 
Fehlingsche Zuckerprobe manche Fehlerquellen aufweisen, nament- 
lich wenn nicht frisch bereitete Lösungen verwendet werden, hat 
Benedict in der Erkenntnis, daß die Hydroxyde der Alkali- 
metalle auf Glukose und andere Kohlenhydrate stärker zersetzend 
wirken als die Karbonate, und in Übereinstimmung damit, daß eine 
durch Natriumkarbonat alkalisch gemachte kupferhaltige Lösung 
eine schärfere und charakteristischere Zuckerreaktion als eine mit 
Na O bereitete ergibt, folgende Lösung vorgeschlagen: Kalium- 
sulfat 17,3 g, Natriumzitrat 173 g und wasserfreies Natriumkar- 
bonat 100 g zu 1 L destillierten Wassers. Bei der Herstellung der 
Lösung wird das Kupfersulfat für sich allein in ungefähr 100 bis 
150 ccm destillierten Wassers gelöst und dann langsam unter be- 
ständigem Umrühren mit der filtrierten Lösung der übrigen In- 
gredienzien gemischt (ungefähr 800 cem) und schließlich auf 1 Liter 
aufgefüllt. Bei der Harnuntersuchung auf Zucker werden nun 
ungefähr 5 cem der Lösung in ein Reagensglas gegeben und 8 bis 
10 Tropfen (nicht mehr) des zu untersuchenden Urins zugefügt. 
Man läßt die Mischung 1 bis 2 Minuten lang stark kochen und 
dann allmählich erkalten. Ist Zucker vorhanden, so bildet sich in 
der ganzen Flüssigkeitssäule ein roter, gelber oder grüner Nieder- 
schlag, der bei geringem Zuckergehalt (unter 0,3 %) erst nach dem 
Erkalten eintritt. Ist kein Zucker vorhanden, so bleibt die Lösung 
klar oder zeigt eine leichte blaue Farbe. 

Für die quantitative Zuckerbestimmung nimmt 
Benedict folgende Lösung: Kupfersulfat 18,0, wasserfreies 
Natriumkarbonat 100,0, Natriumzitrat 200,0, Kaliumsulfocyanat 
125,0 und 5 cem einer 5 %igen Ferrocyankaliumlösung auf 1 Liter 
destillierten Wassers. Der Urin wird zu diesem Zwecke bei größe- 
rem Zuckergehalt am besten entsprechend verdünnt in eine genau 
graduierte Bürette gegeben. 25 cem der volumetrischen Lösung 
werden in eine 150 cem haltende Jenaische Extraktionsflasche pi- 
pettiert und 5 bis 10 g wasserfreies Natriumearbonat und etwas 
pulverisierter Bimsstein zugegeben. Die Mischung erhitzt man auf 
einem Drahtgeflecht mit dünnem Asbestbelag bis zu kräftigem 


— 581 — 


Kochen, läßt den Urin rasch zulaufen, bis sich ein kalkfreier Nieder- 
schlag zu bilden beginnt, dann langsamer unter beständigem 
Kochen, bis ein Tropfen die letzte Spur von blauer Farbe zum 
Verschwinden bringt und so den Endpunkt anzeigt. Die 25 cem 
Kupferlösung werden durch genau 50 mg Glukose oder 52 mg 
Lävulose reduziert. Beide Benedictschen Lösungen haben den 
Vorzug, daß sie lange haltbar sind durch den Natriumzitratgehalt. 
(Münch. Mediz. Wochenschrift Heft 27. 1912.) 


Bedeutung der Alkalien in der Behandlung septischer 
Prozesse. Da bei allen Infektionskrankheiten die Alkaleszenz des 
Blutes herabgesetzt ist, führt man in der Humanmedizin seit 
einigen Jahren Kranken mit schweren Entzündungsprozessen 
reichlich Alkali in Form von Na, CO, zu. Auffallend war, daß 
alle Kranken bei dieser Behandlung sich trotz schwerster Allge- 
meinstörungen subjektiv wohlfühlten, und daß auch prognostisch 
recht ungünstig beurteilte Fälle schwerer Sepsis geheilt wurden. 
Vorschütz (Köln-Lindenberg) hat nun experimentell nachzu- 
weisen versucht, daß der Körper bei angesäuertem Blut in gerin- 
gerem Grade imstande ist, die Toxine zu entgiften als in normal 
alkalischem Blut. Die Versuche wurden mit Ricin gemacht. Vor- 
versuche hatten ergeben, daß 0,1 mg Ricin pro kg Tier die absolut 
tödliche Dosis ist. Die Ansäuerung des Blutes geschah mit 
1/ o Normalsalzsäurelösung, von der 50 cem in die Vena jugularis 
injiziert wurden. Die durchschnittlich 2 bis 214, kg schweren 
Kaninchen vertrugen diese Dosis anstandslos. Wurde diesen 
Tieren nun Ricin in nicht tödlicher Dosis gegeben, so gingen sie 
dennoch nach einiger Zeit zugrunde; das angesäuerte Blut war 
also nicht imstande wie das normale, das Toxin in gleicher Dosis 
zu entgiften. Die Tiere blieben aber am Leben, wenn die Salz- 
säure durch eine entsprechende Menge Alkali neutralisiert wurde. 
Dies gelang durch '/,, Normalnatronlauge, ebenfalls 50 ccm in 
die Vena jugularis injiziert. Auf Grund der klinischen und experi- 
mentellen Erfahrungen empfiehlt Vorschütz bei schweren 
Formen von Eantzündungsprozessen von vornherein die Dar- 
reichung von Alkalien. (Deutsche Medizinische Wochenschrift 
1912, Nr. 41.) 


Einen koppenden Hund beobachtete Tierarzt Holterbach ge- 
legentlich einer Konsultation. Das Tier trug wegen seiner Bös- 
artigkeit stets einen Maulkorb. Der Hund beugte den Kopf zur 
Erde, beleckte mit der Zunge 3 bis 4 Minuten in der löffelnden Be- 
wegung, mit der Hunde Wasser aufnehmen, das Leder seines 
Maulkorbes, hob dann mit einem plötzlichen Ruck den Kopf und 
zog ihn krampfhaft an die untere Halspartie, wobei ein eigentüm- 
liches Spiel der Lippenmuskeln folgte. Gleichzeitig sah H. an 
dem mageren Hals des Hundes einen „Luftbissen‘“ die Drosselrinne 
hinabgleiten. Mitunter konnte er ein schmatzendes Geräusch fest- 
stellen. Nach dem Schluckakt wurde der Kopf langsam gestreckt, 
und nach wenigen Minuten begann das Koppen von neuem. Der 
Hund neigte seit jeher zum Erbrechen und litt oft an Verstopfung. 
(Österreichische Wochenschrift für Tierheilkunde.) 


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Schnelle Diagnose des Luftkoppens heim Pferde. Pecus 
(Frankreich) bringt zu diesem Zweck das Pferd vor eine leere 
Krippe morgens oder eine Stunde nach der Futteraufnahme und 
zählt das Gähnen, Lecken und Speichelabschlucken. Jedes Pferd. 
das mehr als zwei Schluckbewegungen in der Minute zeigt, darf 
nach ihm als Sialophage und mit einer chronischen Gastropathie 
behaftet bezeichnet werden. Bei koppenden Pferden zeigt sieh 
alsdann die Untugend schon nach einigen Minuten. Um das 
Koppen schneller und stärker hervorzurufen, gibt P. mit der 
Hand ein Stück Brot oder etwas Hafer und stellt sich dann so 
hinter das Tier, daß er noch die Bewegungen des Halses und der 
Lippen beobachten kann. Ist das Pferd ein Kopper, so beginnt 
das Lecken fast alsbald nach der Aufnahme der Nahrung infolge 
einer leichten stomachikalen Überreizung, die beim Kopper eine 
nervös@ Reaktion auslöst. (Referat in „Der Tierarzt‘, Nr. 18.) 





Schapers Taschenbuch der Tierärztlichen Hochschulen des 
Deutschen Reiches. XII. Jahrgang. 1912/13. M. & H. Schaper. 
Verlagsbuchhandlung, Hannover. 


Das alljährlich neu erscheinende kleine Taschenbuch ist ein treftlicher 
Führer auf dem akademischen Gebiet der Veterinärmedizin. Es gibt in 
prägnanter Weise zuverlässigen Aufschluß über sämtliche Tierärztliche Hoch- 
schulen und Veterinärinstitute Deutschlands sowie über die Königliche Militär- 
Veterinär-Akademie in Berlin bezüglich der Aufnahmebedingungen, des Unter- 
richtshonorars. der Vorlesungen, Stipendien, Preisarbeiten, Prüfungsvorschriften, 
P’romotionsordnungen, Korporationsverhältnisse und über die Krankenkassen 
der Studentenschaft. Das Taschenbuch kann kostenfrei von dem Verla: 
M. Schaper, Hannover, bezogen werden. Wöhler. 


Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere. Bear- 
beitet von Geheimrat Dr. med. et phil. et med. vet. W. Ellen- 
berger und Obermedizinalrat Dr. phil. H. Baum, Professor 
an der Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. 13. Auf- 
lage. Berlin. Verlag von August Hirschwald. Preis 30 Mk. 


Die nunmehr vier Jahre nach der 12. erschienene 13. Auflage des von 
allen deutschen Tierärzten hochgeschätzten Handbuches der vergleichenden 
Anatomie der Haustiere, das von Grurlt begründet und in erster Auflage im 
Jahre 1822 heranszrereben wurde, hat dem Inhalte sowie dem Texte nach 
sowie auch an Abbildungen wesentliche Bereieherungen und zahlreiche Er- 
weiterungen erfahren. Wenn trotz dieses Ausbaues der Umfang des Werkes 
noch um zehn Druckseiten vermindert werden konnte, so war dies den Ver- 
fassern nur möglheh, dureh Streichen von irgendwie entbehrlichen Worten. 
Sitzen und Abschnitten, durch Weglassen und Kürzen unwesentlicher Be- 
schreibungen sowie zweekmäßizere Ausnutzung des Raumes bei den Ab- 
bildungen und endlich dureh vermehrte Anwendung des Kleindruckes. Die 
jwearbeitung der neuen Auflage ist nach den bewährten Prinzipien der früheren 
erfolgt, und die Einteilung und Anordnung des Stoffes sind dieselben se- 
blieben. In textlieber Beziehung ist ein neues, reich illustriertes Kapitel 


— 583 = 


tiber die Lymphknoten und Lymphgefäße des Rindes unter eingehender Be- 
rücksichtigung der neuesten Untersuchungen Baums aufgenommen. Neu ist 
auch die Beschreibung des feineren Baues der Knochen, der Sehnenscheiden 
des Rindes und des Hundes. Das Werk enthält 1078 sehr instruktive und 
vorzüglich ausgeführte Abbildungen. Es ist somit um 237 Abbildungen, von 
dienen 49 zum Ersatz alter dienen, bereichert worden. Diese betreffen haupt- 
sächlichst Skelettknochen, Eingeweide usw. von allen Haustieren und von 
Menschen, die meistens durch zweckmäßige Nebeneinanderstellung den Ver- 
gleich wesentlich erleichtern. Das stattliche Werk ist mustergültig durch- 
gearbeitet und ausgebaut, und die buchhändlerische Ausstattung macht dem 
Verleger alle Ehre. Wöhler. 


Pfeiffer: Operationskursus für Tierärzte und Studierende. 
Fünfte, vermehrte Auflage. Verlag von Richard Schoetz, Berlin. 
Preis 4,50 Mk. 


Die vor kurzem erschienene neue Auflage ist bereits die fünfte in einem 
Zeitraum von fünf Jahren, der beste Beweis für die günstige Aufnahme und 
den Wert des kleinen Werkes. Einem Bedürfnis der Studierenden ent- 
sprechend ist in dieser neuen Ausgabe den einzelnen Operationen — mit 
Ausnahme der 'Tracheotomie — eine kurze Aufzählung der häufigsten Indi- 
kationen vorangestellt. Neu aufgenommen sind ferner einzelne Operationen, 
nämlich die in letzter Zeit modern gewordene Exstirpation der Schleimhaut 
der Stimmtasche bei Kehlkopfpfeifen, ferner das Ausmeißeln der Zähne, die 
operative Behandlung der Stollbeule, die Radikaloperation der Piephacke und 
eine zweite Entropiumoperation keim Hunde. Otto. 





Preufsen. Befördert: Zu St.V. die O.V.: Süssenbach beim 
U.R. 2, unter Versetzung zum D.R. 12, Mogwitz beim D.R. 8. Zu 
O.V. die V.: Viehmann beim H.R. 14, Wilhelmy beim K.R. 5, 
Goetsch beim U.R. 14, Schäfer beim Fa. 79. Zum V.: Niemerg, 
U.V. beim 3. G.Fa.R., mit Patent vom 18.10.12 und unter Ver- 
setzung zum 1. G.D.R. — Versetzt: Bergin, O.St.V. beim K.R. 2, 
zum Fa. 75, die St.V. Krüger beim U.R. 12, zum Fa. 41, Loeb 
beim D.R. 18, zum Jäg.R. z. Pferde 6, Seebach beim D.R. 12, zum 
K.R. 2; die O.V. Richter beim D.R. 17, zum D.R. 18, Otto beim 
H.R. 5, zum U.R. 12, Weile beim Leib-K.R. 1, zum U.R. 2; 
Dr. Beck, V. beim 1. G.D.R., zum D.R. 17. — Der Abschied m. d. 
gesetzl. Pension u. d. Erl. zum Tragen ihrer bish. Uniform be- 
willigt: Schatz, O.St.V. beim Fa. R. 41, Bose, St.V. (m. d. Titel 
O.St.V.) beim Fa. 75, unter Verleihung des Ranges der char. 
Majore. — Beurlaubtenstand. Zu St.V. befördert: die O.V. d. 
Res.: Prof. Dr. Kärnbach (V Berlin), Jacobsen (II Cassel), Stenzel 
(Detmold); die O.V. d. Landw. 1. Aufg.: Dr. Meyer (Hagen), 
Majewski (Schlawe), Kurschat (Schroda). Zu O.V. d. V. d. Res.: 
Thies (V Berlin), Zörner (Bernburg), Laux (Frankfurt a. M.), 
Hahn (Görlitz), Dr. Stietenroth, Trolldenier (Kiel), Becker (Naum- 
burg a. S.), Oehnke (Samter), Eckeberg (Schleswig), Herda, 


— 584 — 


Auerbach (Stettin); die V. d. Landw. 1. Aufg.: Wallenberg (Hal 
a. S.), Dr. Stute (Höchst), Schellhorn (Kiel), Kleine (Stettin). Zu 
V. befördert: die U.V. d. Res.: Schaele (V Berlin), Brauer (Dui-- 
burg), Steinberg (Gelsenkirchen), Dr. Albacht (Recklinghauseni. 
Dr. Mette (Sangerhausen). — Angestellt: Guba, O.V. a. D. (V Berlini, 
zuletzt beim Fa. 8, als O.V. mit einem Patent vom 17. 2. 1900 — 
unmittelbar vor dem O.V. Bartsch d. Res. (Neiße) — bei den 
Veterinäroffiz. d. Res. — Der Abschied bewilligt: Wulff (Schleswig), 
St.V. d. Landw. 1. Aufg. 

Bayern. Zu O.V. befördert die V.: Eckart des 2. UR, 
Dr. Oschmann des 5. Chev.R., Buckl des 2. Fa., Fürst des 10. Fa. 

Sachsen. Die O.V. Schierbrandt beim Fa. 12, zum 1. U.R. 1’, 
Frohs beim 2. Fa. 28, zum G.Reiter-R., Walther beim G.Reiter-R, 
zum Fußa. 12 — versetzt. — Beurlaubtenstand: Mielsch, V. d. 
Res. des Landw.-Bezirks Zittau, zum O.V. befördert. 





Geboren: Ein Sohn dem Herrn Stabsveterinär Hohlwein in 
Darmstadt. — Eine Tochter dem Herrn Oberveterinär v. Holwede 
in Köln. 


Gestorben: Oberstabsveterinär Rexilius in Allenstein. 


Notizen. 


Das Generalregister der Zeitschrift für Veterinärkunde (die 
ersten 23 Jahrgänge umfassend) befindet sich im Druck und 
wird im Laufe des Monats Dezember an die Abonnenten be- 
stimmt zur Ausgabe gelangen. Weitere Bestellungen auf dieses 
werden von der Redaktion der Zeitschrift für Veterinärkunde 


noch bis zum 15. Dezember entgegengenommen. 
Wöhler. 


Bei der sachgemäßen Herrichtung der eingesandten Gebisse 
zu Dauerpräparaten hat sich herausgestellt, daß einzelne Gebisse 
zu stark mazeriert waren. Diese sind infolgedessen unbrauchbar 
geworden, so daß die Akademie die Liebenswürdigkeit der Vete- 
rinäre der Armee nochmals in Anspruch zu nehmen gezwungen ist. 
Zu ergänzen sind Gebisse nachstehenden Alters: 4-, 6-, 7-, 9-, 10-, 
12-, 14-, 15-, 18-, 19-, 20 jährige. Die Gebisse sind dicht an den 
1. Prämolaren abzusägen und nur die Fleischteile zu entfernen. 
Um gütige Unterstützung zur Vervollständigung der Gebißsamm- 
lung wird gebeten. I. A.: Otto 


Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. s. Mittler & Sohn, 
Berlin SW 68, Kochstraße 68—71. 











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(Tetrabrombrenzkatechinwismut), neues, in zahlreichen Kliniken 
erfolgreich geprüftes Wundstreupulver, ermöglicht 
Wundantisepsis durch Wundaustrocknung. 


Noviform vermindert Sekretion und Eiterung, bildet mit dem 
Sekret keine Kruste, desodorisiert, beschleunigt Epidermisation, 
befördert Granulationsbildung, ist geruchlos, ungiftig, sterilisierbar. 


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ersten und zweiten Halswırbel, 

für intramuskuläre der Hals oder besser die Vorarme 
besonders geeignet. 


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Dr. med. und Dr. med. vet. h. c., Geh. Re- 
gierungsrat und Professor an der K. Tierärzt- 
lichen Hochschule in Berlin. 


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erwendung für rde usw.; sie 
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leistungsfähiger. Schlechte Fresser, 
sloknager usw. bekunden, daß sie 
an Salz unger leiden und diesen soll 
man ungesaäumt Lecksalz verabfolgen. 
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Sicherheits- Hufbeschlag 


nennt sich unsere „Hufeinlage aus imprägniertem Filz“, 
die für das Wohl des Pferdes von allergrößter Wichtig- 
keit ist. Dieselbe leistet dem gesunden Pferde vorzüg- 
liche Dienste: „Erhöht die Sicherheit u. Elasti- 
A zität des Ganges, vergrößert die Leistungs- 
A fähigkeit desArbeitspferdes und vermindert 
die Prellung.“ 

Err Wohltätig und heilend wirkt unsere Hufeinlage 
Š% bei allen Hufabnormitäten,wie:Flach-u. Zwang- 
H huf, bei den verschiedenen Schiefhufformen 
J und fehlerhafter Richtung der Wände, Stein- 
gallen, Hornspalten usw, 

Die Entstehung von Nageltrittverletzungen 
ist unmöglich, und die Leiden der Lahmheit 
werden in den meisten Fällen geheilt, 

Als Winterbeschlag ist die Filzeinlage von größter Bedeutung, weil 
4 sr Ausgleiten auf gefrorenem Boden, Asphaltboden und Eis ver- 
iindert. 

Der Sicherheits-Hufbeschlag überragt infolge seiner vorzüglichen 
Eigenschaften alle anderen Unterlagen, wie Gummi, Leder, nicht im- 
prägnierten Filz usw. Ihr leichtes Gewichtbeigrößter Widerstands- 
fähigkeit, Elastizität, genaues Anpassen für alle erdenklichen 
Hufformen und die Tatsache, daß sie alle Unreinlichkeiten und drük- 
kenden Fremdkörper zwischen der Einlage und der Bodenfläche des 
Hufes ausschließt, sichern ihr den Ruf der bestexistierenden Hufeinlage. 


Zeugnisse der Tierarzneischulen, hervorragender Tierärzte und 
Pferdebesitzer sowie Beschreibungen usw. stehen zu Diensten. 


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Steinhäuser & Kopp, Filzfabrik, Offenbach a. M. 





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Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. 
Soeben erschien: 


Friedberger und Fröhners 


Lehrbuch der klinischen 


Untersuchungsmethoden 
für Tierärzte und Studierende herausgegeben von 


Geh. Rat Prof. Dr. E. FRÖHNER 


unter Mitwirkung von 
Prof.Dr.Th.Kitt, Prof. Dr. M. v. Sußdorf, Prof. H.Dexler und Prof. Dr. R. Reinhardt 


- Fünfte neubearbeitete Auflage 
Mit 185 teils farb. Abbild. Lex. 8°. 1912. Geh. M 22,40, in Leinw. geb. M 24,— 





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empfehlen ihre auswechselbaren, dem anatomischen 
Bau des Hufes entsprechenden elastischen 


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von Schnee sowie zur Verhütung und Behandlung von Zwang- 
hufen, Sohlensenkungen nach Rehe, Hornspalten und Steingallen 


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Zeitschrift 
 Veterinärkunde 


mit besonderer Berücksichtigung der Hygiene 


Organ 
für die Veterinäre der Armee 


Herausgegeben 
von den Inspizienten der Militär-Veterinär- 
Akademie, dem technischen Vorstand und den 
Assistenten der Militär-Lehrschmiede Berlin 


+ 


Redigiert von 
Korpsstabsveterinär Wöhler 


Inspizient an der Königlichen Militär-Veterinär-Akademie 


Vierundzwanzigster 
Jahrgang 


Berlin 1912 


Ernst Siegfried Mittler und Sohn 


Königliche Hofbuchhandlung 
Kochstraße 68—71 


Sachregister. 


(Die Zahlen hinter den einzelnen Sätzen bedeuten die Seitenzahlen.) 
Bearbeitet von Stabsveterinär Barthel, Leipzig. 


ıbortus, Schutzimpfung gegen den infektiösen — der Rinder. Vortrag 
von Schreiber. 517. 

ıfridolseife, eine neue haltbare desinfizierende Quecksilberseife. 347. 

\ktinomykose, Über die Ätiologie der — Vortrag ven Bongert. 516. 

\leudrin, ein neues Hypnotikum und Sedativum. 434. 

Amaurose, Erblindung (Neuritis der nervi optici) infolge Erkrankung der 
Keilbeinhöhle. Von Thomassen (Ref.). 479. s. a. Epilepsie. 

\nämie, Salvarsanbehandlung bei perniziöser —. 277. 

Appetitlosigkeit, Periodische — bei Reit- und Zugpferden. Von Sust- 
mann. 225. 

Arzneiwagen für den Feld-Veterinärdienst (Frankreich). 46. 

Aspirinlöslich, eine empfehlenswerte Kaliumverbindung des Aspirins. 434. 

Atoxyl. s. Blutfleckenkrankheit. Rotlaufseuche der Pferde. 

Augenentzündung, -geschwulst..s. Brustseuche. Filaria. Sarkokarzinom. 

Augenentzündung, periodische, Salvarsanbehandlung bei —. 276. 

Augenprobe, -reaktion. s. Rotz. Tuberkulin etc. 

Auskultation der Gelenke mittels Hörrohr. 49. 


BER RE A des in en erhältlichen destilliertten Wassers. Von 
ler (Ref.). 103. s. a. Brustseuche. Syphilis. 
PE nee Filmaronöl als — für Hunde. 251. 
Baryumsulfat, Vorschläge zur Vermeidung von Verwechslungen des — mit 
anderen „giftigen“ B.-Verbindungen. 349. 
ne Heilung einer perforierenden — beim Pferd. Von Michaelis. 
5 


Belgien, Entwicklung der Pferdepreise in —. 531. 

—, Geschichtlicher Rückblick auf das Veterinärwesen in —. 420. 

Berlin, ne Meldewesen in —, gemäß Verordnung vom 15. 12. 1902. 
4 


Beugesehnen, Therapeutische Beeinflussung der — des Pferdes durch scharfe 
Einreibung sowie kutanes und perforierendes Brennen. Inaug.-Diss. 
von Findeisen. 194. 

—, Das Verhalten der — am Fuße des Pferdes beim Durchtreten und Ab- 
schwingen, Regelung des Hufbeschlags bei Erkrankungen der —. Von 
Dörrer und Lungwitz (Ref.) 522. 

Biebricher Scharlachrot-Salbe zur schnellen Überhäutung von Wunden. Von 
Loeb. 282. s. a. Bolus alba. 

Bienen, Bakteriologische Lehrkurse über die Infektionskrankheiten der — 
in der Kaiserlichen Biologischen Anstalt zu Berlin-Dahlem. 251. s. a. 


Tagesgeschichte. 
Blasenkolik infolge Lähmung des Detrusors. Von Hock. 508. 
Blutfleckenkrankheit, Adrenalin-Therapie bei der — Von Schlampp 
(Ref.). 289. 


—, Behandlung der — mit Atoxyl. 251. 


Blutgerinnung, Verhinderung der — (für Blutuntersuchungen) durch Oxalat- 
zusatz. 177. s. a. Chloroform. 

—, Zitronensaures Ammoniak zur Verhütung der —. 213. 

Blutuntersuchung, Blutkörperchen-Zählung und -Messung (mittels graduier- 
ter Röhren). Von Troester. 1786. 

Bohnen;,: Vergiftungen bei Pferden durch — infolge Blausäurebildung. 533. 

Bolus alba mit Azodermin (Scharlachsalbe) als aseptische Paste zur Wund- 
behandlung. 150. 

Botryoınykose an der Schulter eines Pferdes. Von Böttger. 416. 

Bovotuberkulol, Augenreaktion bei Tuberkulose mittels —. 58. 

Brennen, Perforierendes —."s. 194 (Beugesehnen). 

Brüche. 1. 6. 32. s. Fesselbein. Frakturen. Kiefer. Knochen. Nabel. 

Brustseuche, Berichte über die im Institut für Infektionskrankheiten aus- 
geführten Untersuchungen über —. Von Gaffky 65. 113. 161. 209. 

—, Zelleinschlüsse in den Epithelzellen der Lunge bei —. Vortrag von 
Lührs. 155. s. a. 211. 

—, Dauer des Inkubationsstadiums bei —. 113. 121. 167. 168. 169. 221. 

Brustseuche, 0 Obduktionsbefund und -Technik bei —. (Ausf. Beschreibung!) 
13 


—, ne Sehnenscheidenentzündung (s. a. d.) als Nachkrankheit bei 
mit Salvarsan behandelten Pferden bei —. 106. 183. 469. s. a. 341. 410. 
(Augen- und Sehnenscheidenentzündung.) 


en Ausfall des Schutzhaares als Nachkrankheit bei —. Von Kegler. 278. 

—, RNA UDeDan DE bei —. 58. 106. 181. 183. 379. 399. 469. 570. s. a. 
oben. 

—, Zusammenfassender, übersichtlicher Vortrag über die Salvarsanbehand- 
lung bei — Von Kettner. 569 

—, Die bisherigen Ergebnisse der Salvarsanbehandlung bei — Von Rips. 
273. 


—, Genaue Angabe über Indikation, Zeit der Anwendung und Dosierung für 
die Salvarsanbehandlung bei —. 90. 106. 483. 273 ff. 370. 380. 398. 400. 570. 

—, Neuer Infusionsapparat für die Salvarsanbehandlung bei —. Von 
Reinecke. 557. 570/71. s. a. 89 

—., Weitere Erfahrungen in der Salvarsanbehandlung der — mit konzen- 
trierten Lösungen. 8 Reinecke; 105/06 Reinecke und Bauer: 
178 Bauer; 186 Kapteinat; 367 Pätz; 392 Drägert; 3% 
PoßB; 404. 407 Gumbold. 

—, Vorteile der Einspritzung (mittels gewöhnlicher Injektionsspritze) kon- 
zentrierter Salvarsanlösung gegenüber der Infusion stark verdünnter 
Lösungen bei —. Von Bauer 184 (178); Kapteinat 188 (186): 
Mießner (als erster!) 571; s. a. 89 (Reinecke). 276. 333. 

—, Destillierapparat von Leitz bzw. Lautenschläger-Berlin für die Salvarsan- 
behandlung bei —. 395. 570. s. a. 103. 404. 

—, Neosalvarsan (neutral!) zur Behandlung der —. 570/71. 

—, Das Lorenzsche Brustseucheserum nicht spezifisch für —! 218. s. a. 573. 

Buchweizengenuß, Über die Lichtempfindlichkeit weißer Tiere nach — (Fago- 
pyrismus). Inaug.-Diss.. von Ohmke. 576. 

Bücheranzeigen (Bücherschau) und Kritiken. 60. 110. 158. 206. 254. 301. 349. 

437. 485. 534. 582. 
Bücherei der Mil.-Vet.-Akademie, Ersuchen um Zueignung von Dr.-Dis:er- 


tationen an die —. 440. 


Chloralhydrat, Verweigerung der Annahme von — als Tränke bzw. Klvstier 
trotz längster Durstperioden und Ang eatrenBlesier Arbeit. 189. 410. s. a. 
TT. 510. Strychnin. Widersetzlichkeit. 

Chloroformnarkose bei Hunden, Verminderung des Fibrinogengehalts im 
Blute infolge —. 199. 

Cholesterin. 54/55. s. Kobragift. Lipoide. Wutvirus. 


Darmfäulnis, Wesen und Bedeutung der —. 497. s. a. Tanargentan. 
Desinfektion von Jauche mittels Chlorkalk usw. 427. s. a. Milzbrandkeime. 
—, Jodtinkturflasche zur — nach Grossich. Von Scheel. 483. s. a. 319 Haut. 


2 N 


Desinfektionsapparat nach Harfst, Prüfung des —. (Negatives Ergebnis.) 531. 

Desinfektionsmittel, Über einige neuere — (Phenostal, Morbicid und Ilusino!). 
Arbeiten a. d. K. Gesundheitsamt. 520. 

Dienstaltersliste für Veterinäroffiziere. Von Wöhler. 352. 440. 

Digalen-Präparate, Anwendung und Wirkung der —. Von Schober. 135. 
s. a. Brustseuche. 

Digipuratum, ein vorzügliches Kardiakum und Diuretikum (intravenös und 
per os). 157. 

Digitalarterie,' Unterbindung der äußeren — "gegen Lahmbheit bei Schale. Von 
Biermann. 240; 304 (Berichtigung). 

Distanzritte, Bedeutung der Temperaturaufnahmen bei — Von Leh- 
mann. 90. 

Druse, Über Salvarsanbehandlung bei —. 273. 

Dunkelfeldbeleuchtung. 214. 223. s. a. Ultrakondensor. 


Einballen von Schnee, Eisen mit Aushau (sog. Konkaveisen) gegen das —. 
Von Rexilius. 558. 
Eisenbahntransporte, Vorschriften und Verfahren für das Ein- und Ausladen 


von Pferden bei —. Von Kabitz. 136. 

Eiweißverdauung, Neuere Forschungen und Ergebnisse über die —. Von 
Abderhalden. 571. 

Ekzem, Beseitigung eines hartnäckigen — mittels Salvarsan. Von Mat- 


thies. 333. s. a. 276 (Rips). 

England: Tagung englischer Hygieniker in Berlin (mit veterinärmedizinischer 
Sektion). 348. 

—, Deutscher Erfolg einer ostpreußischen Stute auf der Olympia-Pferdeschau 
in London. 484. 

—, Pferdeausfuhr und -einfuhr in —, 1911. 206. 

—, Tierschutz in — nach dem neuen Tierschutzgesetz vom 1. 1. 1912. 434. 

—, Veterinärstatistik der Armee 1908/09. 247. s. a. Kupieren. Selbsttränken. 

Epilepsie mit nachfolgender Amaurose infolge Hirnblutung beim Pferd. Von 
Wilezek. 189. 

Exterieur, Untersuchungen über das — der Vorderbeine des Pferdes. 243. 


Facialislähmung, Beiderseitige periphere —, Behandlung mit Elektrizität, 
Strychnin, Veratrin. Von Lewin. 233. 

Familiennachrichten: 64. 256. 304. 440. 488. 584. 

Fermente, Neuere Forschungen über die — des Tierkörpers und ihre An- 
wendung. Von Weil (Vortrag). 518. s. a. Trächtigkeit. 

Fesselbeinbrüche, Architekturumwandlungen bei —. 6. 32 ff. 

Filaria papillosa, Operative Entfernung einer — aus dem Auge cines mon- 
golischen Pferdes. Von Hellmuth. 129. 

Filariosen bei einheimischen Pferden. 434. 


Fleischprobe, Feststellung des Alters einer — mittels verschieden stark kon- 
zentrierten Kochsalzlösungen. 337. 

Fliegenplage, Bekämpfung der —. Vortrag von Mayer. 60. s. a. Typhus. 

Fluoreszeinreihe, Farbstoffe aus der — als chemische Transportmittel für 
intravenöse Injektionen. 100. 

Frakturen, Form- und Architektur-Veränderungen bei —. 1. 


Frankreich: 150jährige Jubelfeier der Tierärztlichen Hochschule zu Lyon. 481. 

—, Verbesserung des Avancements der Militärveterinäre in —. 484. 

—, Pferdeein- und -ausfuhr in —. 157. 

—, Mangel an Feldzugs-Leistungsfähigkeit bei mehr als 13 Jahre alten 
Pferden. 48. 

—, Skelett von Flying Fox im Pferdemuseum zu Saumur. 349. 532. 

—, Über Förderung der Pferdezucht in —. 157. 

—, Veterinärwesen (-Dienst) beim Expeditionskorps in Marokko 1907/08. 45. 
s. a. Arzneiwagen. Pferdelazarett. 

—, Veterinärstatistik der Armee für Heimat, Algerien und Tunis, 1910. 246. 

Futtermittel (Hafer, Heu, Stroh), Untersuchung von — im Proviantamt auf 
sog. Magazinfähigkeit. Von Vogler. 329. s. a. Rieinusbestandteile. 


= Vf = 


Fütterungsversuche in bezug auf gesundheitsschädliche Wirkung (Lähmungen) 
mit Schachtelhalm (Equisetum palustre) und Molinia coerulea mit 
negativem Ergebnis. Von Werner. 411. s. a. Schimmelpilze. 


Gärungs-Saccharimeter, Ein neues — Von Weidenkaff. 850. 

Gallensteinkolik beim Pferd mit tödlichem Ausgang. Von Grimm. 51. 

Gangarten. 96. 142. s. Mechanik. 

Gastruslarvenkrankheit, Über die Wirkung des Schwefelkohlenstoffes bei der 
—. Von Duill. 560. s. a. 93. 467 (Kolik). 

Gehirn-Rückenmarksentzündung, Untersuchungen über die dei — 
(Borna’sche Krankheit) des Pferdes mit besonderer Berücksichtigung 
des Infektionsweges und der Kerneinschlüsse. Von Joest. 101. 

Gelenk-Auskultation mittels Hörrohr zur Diagnostik von Gelenkerkrankun- 
gen. 49. 

Gelenkerkrankungen, Über experimentell durch Streptokokkeninjektion er- 
zeugte — und -Deformitäten. Von Koch. 424. 

Gelenkrheumatismus beim Pferde, Herzklappenfehler infolge —. Von 
Wiedemann. 505. 

Geschwülste. s. a. Krebs. Sarkokarzinom. Tumoren. 

— (künstliche und spontane Sarkome und Karzinome bei Mäusen), Heilung 
von — mittels intravenöser Injektion einer Eosinselenverbindung. 99. 

Gesichtsschwindel infolge Einwirkung greller Sonnenstrahlen auf das Augen- 
innere beim Pferd. Von Freise. 95. 

Gräser, Einteilung der — und ihre Erkennung in der Blüte. Vortrag von 
Keutzer. 531. 

Guajakringprobe zur Feststellung gekochter Milch. Von Weber. 291. s 
244. 


Hämoglobinämie (Lumbago, Kreuzverschlag), Gehäuftes Auftreten von — bei 
Truppenpferden. Von Klinner. 513. 
—, Diastase subkutan und intramuskulär als Spezifikum bei —. Nach 


Waldeck (Ref... 348. 

—, Heilung durch subkutane Luftinfusionen bei —. 206. 

Haftpflicht des Tierhalters bei Schadenfällen durch leicht scheuende Pferde. 
Von Schumacher (Ref.). 577. 

— für Beschädigung von Personen, die aus Gefälligkeit Hilfe leisten. Von 
Schumacher (Ref.) 340. 

— für Arbeitspferde von Rennvereinen (Kammergerichtsentscheidung). 158. 
s. a. Schadenersatz. 

— für Krümperpferde der Armee (gemäß § 833 des Reichsgesetzes vom 
30. 5. 1908). 50. 

Handfeuerwaffen, Ein Beitrag zur Wirkung moderner — Von Dorner. 41. 

Hasen. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen jungen und alten —. 
Von Stroh. 29. 


Hautausschlag, Ansteckender pustulöser — des Pferdes in der After- und 
Schamgegend. Von Scholz. 235. 
— , Beseitigung eines hartnäckigen — beim Pferde durch Salvarsanbehand- 


lung. 273. 333. 

Hautdesinfektion, insbesondere der Hände, Ein neues Verfahren der — mittels 
8- oder 6;eigem Jodozoniment-Bengen (bzw. Jodvasogen) anstatt mit 
Jodtinktur (Grossich'sche Methode). Von Blunk. 319. s. a. 51. 483. 

Hautjucken (Pruritus cutaneus) beim Pferde, Naftalan-Salbe als Spezifikum 
gegen — Von Kröning. 230. 

— verbunden mit schwerem Darmkatarrh nach Fütterung von mangelhaft 
gekochtem Reis bei Meutehunden. Von Rexilius. 566. 

lleißwasserberieselung, Konstante — mittels Thermoregulator zur Wund- 
behandlung. 151. 

Herztätigkeit, Arhythmien der — bei Dienstpferden. Von Dreyer. 236. 

Hitzpocken (Schweißekzem) des Pferdes, Vorbeugungsmittel und Behandlung 
mit Josorptol bei — Von Bächstäd. 279. s. a. Sommerwunden. 

IIohenecker Wasser in Form von Bädern oder feuchten Umschlägen, erfolg- 
reich bei Sommerwunden, sowie als Trinkkur bei chronischem Magen- 
darmkatarrh der Pferde. Von Jahn. 286. 


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— VII — 


Holländische Armee, Veterinärstatistik der — für das Jahr 1909. 246. 
Hormone, Ersatz ausfallender — durch Organtherapie. Ref. 242. 
Hornsäule, Operative Behandlung der — beim Pferd. Von Kabitz. 409. 
Huf, Topographisch-anatomische Untersuchungen des — vom Pferde. Inaug.- 
Diss. von Grujer. 207. 
Hufbeine, Formveränderungen der — und ihre Beziehungen zum Hufbeschlag. 
Vortrag von Gör te. 156. s. a. Transformation. 
Hühnerspirillose, Erfolgreiche Behandlung der — mit Salvarsan. 274. 
Hydrargyrum oxycyanatum und Oxycyanidseife als Desinfektionsmittel. 253. 
Hyperidrosis partialis an der Schulter eines Pferdes. Von Spring. 131. 
Hypnotika und Sedativa. s. Aleudrin. Luminal. Veronal. 57. 300. 434. 
Hypophyse, Die Folgen der Exstirpation der — bei Hunden. Ref. 241. 


Italien, Neuerung in der Organisation des Militär-Veterinärwesens in —. 294. 

Jodtinktur, Mittel zur Entfärbung von —. 206. s. a. Desinfektion. Nageltritt. 

— -Mastixverbandverfahren zur Wundbehandlung. 51. 

Josorptol, Über die Wirkung des — und seiner Mischungen mit Hydrarg. bij. 
(6 bzw. 8:1). Von Kalkhoff. 321. s. a. Schweißekzem. 


Bu. and, Dipipkgkkenesuelis der Kälber (und Schafe), Serumtherapie 

i —. 57 

Kardiaka, Digalen und Digipuratum als —. 135. 157 

Kastration (Ovariotomie) durch Flankenschnitt bei ne krankhaft rossigen 
Stute (ohne Erfolg). Von Nordheim. 141. 

Kehlkopfpfeifen, Operative Behandlung (Exzision der seitlichen Kehlkopf- 
tasche) bei —, nach Eberlein. Ref. 426. 488. s. a. Laryngoskop. 

—, Vorzügliche Erfolge mit der Stimmtaschenoperation bei —. 200. 349. 426. 

Kerneinschlüsse in den Ganglienzellen des Ammonshornes und der Riechwin- 
dung bei Borna’scher Krankheit. 103. s. a. Zelleinschlüsse. 

Kiefer. s. Ober- und Zwischenkieferbein. Unterkiefer; Nasenkettentrense. 

Kiemenfistel KO IE ERLLISHENIERADNN Zahnbalgzyste) beim Pferde. Von Dor- 
nis. 76. 84. 

Klebe- und Wickelverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von 
Heinz. 132. 


Kniescheibenverrenkung, Vollständige beiderseitige — infolge Ausschlagens 
beim Pferd. Von Blumentritt. 190. 

Knochen, Wesen und Bedeutung der Transformation der — für Knochen- 
und Gelenkkrankheiten des Pferdes. Gr. Abh. von P. Tetzner. 1. 
s. a. 156. 

Knochenbrüche, Naturheilprozeß und Kallusbildung bei —. 6. 32. 

Knochenmark, Milzbranddiagnose durch Untersuchung des —. Von Wulff 
(Ref.) 574. 

Kobragift, Cholesterin zur Neutralisierung von —. 54. 

Kolik. s. Blasen-, Gallenstein-, Stein-Kolik; Gastruslarven. Koppen. Kornrade. 
Thrombose. 

Kolikähnliche Erkrankungen beim Pferde, Algerisches Heu als Ursache 
von —. Von Vogler. 329. 


Kollodial-chemische Unterschiede zwischen lebendem und totem Gewebe. 
Vortrag von Lenk. (Ref.). 335. s. a. Fleisch. Totenstarre. 

Kopfhalsarmmuskel, Partielle Zerreißung des rechtsseitigen — durch Sturz. 
Von Stahn. 564. 

Koppen, Schnelldiagnose des — beim Pferde. Nach Pecus (Frankreich). 


Ref. 582 
- Koppriemen mit Halseisen nach Goldbeck gegen —. 9. 
—, Anwendung der Marek’schen Schlundsonde bei Kolik infolge von —. Von 


Goldbeck. 92. 

Koppen beim Hund. Von Holterbach. (Ref.). 581. 

Kornrade, Vergiftung (Darmkatarrh mit Kolik) eines Pferdes mit —. Von 
Duill. 414. 

Krätze (Scabies) des Menschen, Ristin, ein neues Antiskabiosum gegen —. 


Krebs beim Menschen, Neue Bahnen und Aussichten für die Heilung von —. 
101. (99). 


— VII — 


Krebs, Heilung von — mittels Arsenikpaste (äußerlich) und Kicselsäure (inner- 
lich). Von Zeller (Ref.). 475. 

Kropf bei Ziegen, Künstlich (durch Fäces von an Kropf erkrankten Menschen) 
erzeugter —. 205. 

Kupieren der Pferdeschweife, Verbot des — bei der englischen Armee in Süd- 
afrika. 247. s. a. Starrkrampf. 

Kurpfuschereigesetz, Schicksal des Entwurfs vom —. 57. 


Lähmung des Blind- und Grimmdarmes des Pferdes durch Schimmelpilzver- 
giftung. Gr. Abh. von Tetzner. 441. 489. 500. s. a. 412. 

Laparotomie, Über den Wert der Öltherapie bei der —. Von Keller (Ref.). 
193. s. a. Kastration, Uterusexstirpation. 

Laryngoskop, Ein neues — zur Feststellung von Hemiplegia laryngis (Keh!l- 
kopfpfeifen). 253. 

Läusebehandlung bei Pferden (nach einem feanzesischen Rezept). Ref. 109. 

Leberlymphdrüsen (-knoten), Welche — sind beim Rinde als regionär anzı- 
sehen? Von Bongert. 474. s. a. 438. 

Lebertuberkulose, Ein Beitrag zur Kenntnis der offenen —. Von Joest und 
Emshoff. 14. 

Leistungsfähigkeit, Mangel an Feldzugs- — bei älteren Pferden. 48. 436. 

Leukämie bei Pferden, Diagnose und Behandlung mit Arseuik bzw. Sal- 
varsan. Von Krüger bzw. Rips. 273/76. 471. 

Lipoide, Selbstschutz des Organismus durch die — Von Picard. (Ref.). 54. 

Luminal, ein neues subkutan anwendbares stark wirkendes Hypnotikum (dem 
Veronal nahestehend). 300. 

Lungenwurmseuche der Haustiere und des Wildes, Behandlung der — mit 
Kupferchlorid. 519. 

Lymphgefäßsystem des Rindes. Gr. Abh. von Baum. 438. s. a. 474. 


Mallein von Klimmer, Vorzüge des — bei der Augen- und kutanen Reaktion 
gegenüber dem von Foth. 191. s. a. 518. 

Malleinisation, Die Technik bei den einzelnen Arten der — (Ophthalmo-, Kuti- 
und Thermoreaktion). Von Fröhner. (Ref.). 523 

Marek’sche Schlundsonde, Verfahren für die Anwendung der —. 92. s. a. 
Koppen. 

Mashfutter, Zubereitung und Verabreichung von —. Von Suckow. (Ref.). 296. 

Mastdarm- und Scheidenperforation einer Stute bei der Geburt (Ausgang in 
Heilung). Von Jerke. 281. 


Mastixverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von Heinz. 132. 
s. a. 51. 

Maul- und Klauenseuche bei Pferden (Fohlen). 158. 

—, Serumtherapie bei der — der Rinder. 5793. 

Maultierzucht in Westpreußen (Landgestüt Marienwerder). 156. 

Mechanik und Zweckmäßigkeit der Gangarten des Pferdes, Über —. Von 


Schoenaich. %. 

ES Gesetze des Gleichgewichts der Bewegung und der Zäumung. 

ef. 142. 

Milch, Guajaktinkturprobe zur Unterscheidung roher und erhitzter —. (Ref.) 
Von Rievel244; Weber 29. 

Militärärztliche Vereinigung zu Berlin, Wissenschaftliche Abende der —. 
59. 105. 155. 204. 249. 294. 482. p80. 819. 

Militär-Veterinär-Akade mie, Sammlung von Pferde-Schneidezahngcebissen für 
die —. 160. 440. 584. s. a. Bücherei. Tagesgeschichte. 

—, Zuwendungen für das Kasino der —. 59. 579. 
Militärveterinärwesen, Änderungen im — aus Anlaß des Reichshaushaltsetats 
für 1912. 347. 491. s. a. Belgien. Frankreich. Italien. Veterinär. 

Milzbrand, Über die Serumtherapie bei —. 245. 573. 

Milzbranddiagnose mittels des Askolischen Verfahrens (Präzipitinreaktion). 
200. 294. 422. 461. 477; s. a. 514. (Knochenmark). 

Milzbrandkeime (-stäbehen und -sporen), Das Schicksal der — in der Stall- 
jauche. Von Roth. (Ref.). 419. 


za IX s 


Milzbrandsporen, Über die Beschaffenheit von Nährböden für die Prüfung 
der Lebensfähigkeit von — bei Desinfektionsversuchen. 244. 
Mitteilungen bzw. Notizen der Schriftleitung usw.: 160. 304. 352. 440. 584. 
Museum für Urpferde in Nordamerika. 580. s. a. Frankreich. 
Au a des breiten Einwärtsziehers beim Grabenspringen. Von 
öhler ; 
— des Kopfhalsarınnuskeis infolge Sturz. Von Stahn. 564. 


Nabelbruch der Fohlen, Operative Behandlung bzw. Anlegen von Aluminium- 
kluppen bei —. Von Trams. 279. 

Nageltritt, Zur Behandlung des —. (Keine sog. antiseptischen Fußbäder, 
sondern Jodpräparate.) Von Lutz. 322. 

Nasenkatarrh bei Pferden, Jodkalium zur Schleimverflüssigung bei —. 480. 

Nasenkettentrense bei Ladendrücken und Kieferbrüchen. 286. (283). 

Naturforscher und Ärzte, 84. Versammlung deutscher — in Münster. Ref. 
v. Feldtmann. 346. 514. 569. 

Neosalvarsan. 290. 570/71. s. Brustseuche. Syphilis. 

en als selbständige, ansteckende Krankheit bei Pferden. Von Böh- 
and. 239. 


Ober- und Zwischenkieferbein, Heilung eines komplizierten Bruches am — 
mittels Silberdraht. Von Rexilius. 327. s. a. 285. 

Obduktionsbefunde und -Technik. 61. 73. 210. 465. 467. 568. 

Ohrfistel (Zahnbalgzyste) beim Pferde. Von Dornis. 76. 

ne N den Wert der — in der Bauchhöhlenchirurgie. Von Keller. 
(Ref.). 193. 

Ophthalmoreaktion (Augenprobe, -reaktion. Konjunktivalprobe). s. Mallein. 
Rotz. Tuberkulin. 

Optische Methode, Versuche über Verwendbarkeit der — zur Diagnose von 
Infektionskrankheiten. (Negatives Ergebnis) Von Mießner und 
Immisch. 518. s. a. Fermente. Schwangerschaft. 

Osteomalacie und Rachitis nach Genuß von schädlichem Brunnenwasser. 300. 


Personalveränderungen und Ordensauszeichnungen in der Armee. 62. 111. 159. 
207. 255. 303. 351. 439. 486. 535. 583. 

— an Tierärztlichen Hochschulen. 201. 248. 293. 431. 

Pferde, Über alte —. Von Graf Wrangel. 436. s. a. 48: Museum. 

Pferdeaus- und -einfuhr Deutschlands 1911. 252. s. a. Belgien. England. Frank- 
reich. 

Pferdebestand, der gesamte — auf der Erde. 297. 

Pferdelazarette beim französischen Expeditionskorps in Marokko 1907/08. 46. 


s. a. 247. 

Pferdezucht. s. a. Belgien. England. Frankreich; Remontierung. 

—: Verlegung des Kgl. preuß. Hauptgestüts Graditz nach Bilderlahe? 430. 

—: Zur Förderung des arabischen Vollbluts. 532. 

—: Über den Graditzer Vollbluthengst „Habenichts‘“. 205. 

—: Ein neues ungarisches Leibreitpferd des Kaisers. 156. 

Pferdezustand, Hebung des — im Sinne der Verfügung der Gencral-Inspek- 
tion der Kavallerie, v. 3. 1. 10. Gr. Abh. von Ohm. 353. 

“ONTZEA TAL; Zur Bestimmung der —. Von Kropf, Regierungsbaumeister. 


Pyocyanase, Gehalt und Bedeutung der Lipoide für die —. 55. 
Pyrethrum. 109. 299. s. Läuse-, Stechmückenbekämpfung. 


Rachitis und Osteomalacie, Schädliches Brunnenwasser als Ursache von —. 


Rehe, Erkrankungen von Remonten an — durch Wiesenschaumkraut im 
Grünfutter. Von Pfefferkorn. 555. 

Rektale Untersuchung zur Feststellung von Thrombosen beim Pferd. Von 
Brehm. 464. 

Remontezüchter-Versammlung in Ostpreußen (Erörterung über Erhöhung der 
Remontepreise). 579. 


— X — 


Remontierung des deutschen Heeres für 1911. 249. 579. 

Remontierungsordnung, K. K. O. vom 18. 5. 12. betr. die neue —. 431. 

Rennpreise der drei großen Berliner Rennbahnen für 1912. 157. 

Ricinusbestandteile in Futtermitteln, Nachweis giftiger — mittels Therıns- 
präzipitation. Gr. Abh. von Kranich. 455. 

Rinderpest, Galle zur Immunisierung gegen —. 54. s. a. 573 (Serumtherapie). 

Röntgenstrahlen, Verwertbarkeit der — in der Tierheilkunde. 43. (Z. 57.) 

Rotlauf der Schweine, Uber Erfolge der Serumtherapie beim —. 573. 

Rotlaufseuche der Pferde, Über Ätiologie und Immunität der —. 204. s. a. 218. 
(Brustseuche). 

—, E a Diagnose und Differentialdiagnose usw. der —. 212. 

. 295. 

—, Atoxyl zur Behandlung der —. 295. 

—, Über Salvarsanbehandlung bei —. 277. (273). 

Rotzdiagnose, Über den Wert der Agglutinations- und Komplementbindunzs- 
methode sowie der Konjunktivalprobe (mit Malleinum siccum Foth) für 
die —. Vortrag von Schubert a. d. Naturforscher-Versammlung. 518. 

—, Vergleichsweise Anwendung der verschiedensten Methoden (Augenprobe, 
kutane und subkutane Malleinimpfung, Präzipitation, Agglutination 
und Komplementbindung) für die — Von Reinhardt. 191. 

—. Über die Vorzüge des Mallein von Klimmer gegenüber dem von Foth bei 
der kutanen und Augen-Reaktion. 191. 

—. Bedeutung der Agglutinations-, Komplementbindungsmethode und der 
Konjunktivalprobe (Wolff-Eißner) für die — Von Mießner. 417. 

—, Über die Technik der einzelnen Arten der Malleinisation (Ophthalm»-, 
Kuti- und Thermoreaktion) für die —. 523. 

Rückfalltyphus, Erfolgreiche Behandlung des — mit Salvarsan. (Ref.). 289. 

Russische Armee, Veterinärstatistik der — für 1909. 245. s. a. Milzbrand. 


Salvarsan, die verschiedenen Anwendungsformen (subkutan, intramuskulär 
und intravenös) des —. 289. s. a. Brustseuche. 

Salvarsan, Der Einfluß intravenöser Injektionen von — auf die Nieren. (Ver- 
suche an Hunden und Kaninchen.) 521. 

Salvarsanbehandlung, Bisherige Ergebnisse der —. s. a. Perniziöse Anämie. 
Periodische Augenentzündung. Brustseuche. Druse. Ekzem. Hautaus- 
schlag. Hühnerspirillose. Leukämie. Rotlaufseuche. Rückfalltyphus. 
Strahlkrebs. Syphilis; Neosalvarsan. 

Sarkokarzinom in der Orbita beim Pferd. Von Rath je. 550. 


Schachtelhalm (Equisetum palustre), Fütterungsversuche mit —. 411. 
Schadenersatzklage gegen einen Tierarzt. (Erfolglos.) Von Bauer. 360. 
Scharlach, Übertragung von — auf einen Orang-Utan. 347. 


Scheiden- und Mastdarmperforation einer Stute bei der Geburt. 281. 

Schimmelpilze als Krankheitsursache bei Pferden. 412. 441. 444/45. 489. 496. 500, 

Schlundverletzung beim Pferde, Tod durch Fremdkörper-Lungenbrustf£ell- 
entzündung (Obduktionsbefund). Von Steinhardt. 466. 

Schwangerschaft (Trächtigkeit), Über die Diagnose der — mittels der opti- 
schen Methode und des Dialysierverfahrens.. Von Abderhalden 
und Weil. (Ref.). 518. 524. 

Schweißekzem des Pferdes. s. Hitzpocken. Sommerwunden. 

Schnenentzündungen, Sitz der — an den Vorderbeinen der Pferde. Von Fon- 
taine. (Ref.). 478. s. a. Beugesehnen. 





Schnenscheidenentzündungen, Experimentelle, metastatische —. 470. 
‚ Untersuchungen über die metastatischen Veränderungen bei — nach 
Brustsenehe. 541. 
Seifen. Desinfizierende —. s. 253. 347. Afridol. Hydrargyrum oxyeyanatum. 


Selbstschutz des Organismus dureh Lipoide. 54. 

Selbsttränken für Pferde in der englischen Armce. 247. 

Sepsis, Infektionskrankheiten, Behandlung von — mit Alkalien. 581. 

Serumdiagrnostik. 254. s. a. Brustseuche. Rotz. 

Serumpapicre, Agglutinierende, präzipitierende und hämolytische Sera in 
Form der —. 58. 


— XI — 


| Serumtherapie, Über die praktischen Erfolge der — in der Veterinärmedizin. 

Vortrag von Mießner. 573. s. a. 254. 

Sklerostomenseuche bei Pferden, Feststellung und Bekämpfung der —. 465. 

Sommerwunden, Heilung von — unter Verband. 247. s. a. Hitzpocken. 

Hoheneck. 

Spat, die verschiedenen Entwicklungsstadien (Arthritis deformans, Ankylose 

und Exostosenbildung bei —. 15. 40. 

—, Ankylose und Pseudoankylose bei —. 15. 37. 

Sporotrichum Schenkii als Erreger einer in Nordamerika vorkommenden 

Pferdekrankheit. 199. 

Sprungbewegung des Pferdes, Studien über die —. Gr. Abh. von Borcherd. 

| 257. 305. s. a. Gangarten. 

ı Stahl, Snstige Beurteilung des sog. feuerbeständigen —. (Hufschmied.) 297. 

| Ställe, Über die in Truppen- — vorkommenden Insekten. 118. 

Stalljauche, Das Schicksal der Milzbrandkeime in der —. 419. 

Stalldünger, Bakteriologisch-chemische Untersuchungen über den —. 496. 

ı Starrkrampf beim Hunde nach Kupieren des Schweifes. Von Escherich. 
288. 

— bei Pferden, Pilocarpin mit Erfolg gegen —. 483. 

— -ähnliche Erscheinungen infolge Spulwürmer beim Pferde. Von Otto. 
91. 

| Staupe, Endozelluläre Körperchen in den Epithelzellen der Bronchien, sowie 
im Rückenmark und Kleinhirn bei —. Von Sinigaglia. (Ref.). 526. 

| s. a. Zelleinschlüsse. 

Stechmückenbekämpfung, Zur Frage der —. Nach Giemsa. 299. 

Steinkolik, Ursachen der häufigen Erkrankung bei Truppenpferden an —. 
Von Biermann. 28. 

Stollbeulen (Hygrome), Behandlung der — durch Ausziehen und Injektion 
einer 50 %igen Jodlösung. Nach Bayer. 43. 

Stomatitis pustulosa contagiosa, Binde- und Hornhautentzündung infolge —. 
Von Otto. 234. 

Strahlfäule, Betrachtungen über die Ursache der —. Von Rexilius. 123. 

Strahlkrebs, Salvarsanbehandlung bei —. Von Rips. 273. 

Strychnin, Chlorhydrat gegen Vergiftung durch — beim Pferd. 510. s. a. 
Facialislähmung. 

Sumpf-Fieber, Untersuchungen über —, eine infektiöse Erkrankung der 
Pferde in Nordamerika. 196. 

‚Syphilis, Vermeidung unangenehmer Nebenerscheinungen bei der Salvarsan- 
behandlung der — durch Verwendung von nur frisch destilliertem 
Wasser. 103/4. 

—, Behandlung der — mit Neosalvarsan (vorteilhafter als mit Salvarsan). Von 
Schreiber. (Ref.). 290. 


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Tagesgeschichte. s. a. Frankreich. Militär. Verordnungen. Veterinär. 
Verleihung akademischer Grade an die preußischen Bergakademien, K. K. O. 
v. 29. 1. 12 betr. —. 154. 
Anerkennung des Titels Dr. med. vet. in Oldenburg. 248. 
Approbationen in Deutschland 1910/11. 249. 
Auszeichnungen (Ehrungen, Ernennungen, Verleihungen): K.St.V.a.D. 
Wittig 105. Prof. Kösters 152. Hauptner 202. Dammann 248. Robert 
Koch 292. Nevermann 294. Ostertag 431. Eggeling und Fröhner 482. 
Eberlein 578; s. a. 343 (Ehrenpromotionen). 
Todesfälle, Nachruf: K.St.V.a.D. Qualitz 56. O.St.V. Stramitzer 
57. Prof. Pusch, Dresden und 0. V. Preising 152. St. V. Rogge 
153. 208. 428. V. Peglow 248. Prof. Munk 529. Prof. Werner 530. 
Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers und Königs. 104. 
Kommers anläßlich der Ehrenpromotion des Direktors der Militär-Veteri- 
när-Akademie, Generalveterinärs Dr. Hell. 429. (343). 
25. Stiftungsfest des Korps „Obotritiat an der Mil.-Vet.-Akademie. 59. 
un. Hochschulen: Stuttgart, Wien 346. Stuttgart 530. Stockholın 
518. 


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— XI — 


Tagesgeschichte. 
Tierärztliche Hochschulen, Personalveründerungen an —. 201. 248. 293. 431. 
s. a. n. Auszeichnungen usw. (Tagesgeschichte). 
Feier des 25jährigen Hochschuljubiläums der Tierärztlichen Hochschule zu 
Berlin. 248. 293. 342. 
Bienenzucht und Fischzucht im Lehrplan der Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden. 431. 
Fischereibiologisches Institut an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. 
878. 
Tierärztliche Prüfungsordnung, Die neue deutsche —. 430. 
Dauerausstellung von Instrumenten für Tiermedizin und Tierzucht von 
Hauptner. 202. 
Deutscher Veterinärrat, Plenarversammlung des — in Eisenach. 482. 
10. Tierärztlicher Weltkongreß in London. 482. 
Landesgesundheitsamt für Mecklenburg-Schwerin. 482. 
— für das Kgr. Sachsen, M. V. v. 20. 5. 12 betr. —. 345. 
Zwei große Concours hippique in Berlin, 1912. 201. 
Deutsch-Südwestafrika (Lüderitzbucht), Das erste öffentliche Schlachthaus 
in —. 341. 
Tanargentan, ein neues Darmdesinfiziens und Adstringens. 300. 
Tantal, Vorzüge der Hohlnadeln aus —. 578. 
Thrombose der Hüft-, Blind-, Grimmdarmarterie (mit Kolik) bzw. der 
Schenkel- und Beckenarterien (mit Lahmheit). 464. 
Tollwut, Intrauterine Infektion eines Schaffötus bei —. 573. s. a. Wutvirus. 


—, Behandlung der — beim Menschen vor hundert Jahren. 348. 
—, Schutz-, Zwangs-Iınpfung gegen — bei Tieren mittels Lyssin, nach Mieß- 
ner. 572. 


Totenstarre, Erklärung für das Wesen der — mittels der Kolloidchemie. 330. 
Tötung von Pferden durch Lufteinblasen in die Jugularis. 73. 
Trächtigkeitsdauer der Stuten, Beitrag zur —. 60. s. a. Schwangerschaft. 


Transformation der Knochen, Wesen und Bedeutung der — für Knochen- 
und Gelenkkrankheiten des Pferdes. Gr. Abh. von P. Tetzner1.s.a. 
156. 

Trichinose, Hochgradige — eines Schweines. 433. 


Tuberkelbazillengehalt der Galle tuberkulöser Tiere, Untersuchungen über 
den —. Ein Beitrag zur Kenntnis der offenen Lebertuberkulose. Von 
Joest u Emshoff. 149. s. a. 474. 

De Infektiosität der bovinen Form des — für Kinder. 199. s. a. 

1. 

Tuberkulin, Kuti- und Ophthalmoreaktion mit — beim Hund. Ref. 342. s. a. 

58. (Bovotuberkulol). 


Tuberkulose, Über Ursprung und Entwicklung der allgemeinen —. Von Jur- 
gelunas. (Ref.). 338. 

—. Übertragung der menschlichen — mittels Sputum auf das Pferd (Obduk- 

tionsbefund). Von Mogwitz. 567. 

—. — — — — auf Rinder; Tuberkulose-Bekämpfung; Tuberkelbazillen- 
Untersuchung. Von Eber. 301. 

Tumoren (Sarkom und Karzinom), Heilung von — durch Injektionen von 
Selen- bzw. Tellurnatriumlösung. 99. 

Typhusbazillen, Keine Verbreitung der — durch Fliegen. 243. s. a. Rückfall- 
typhus. l 

Uberbeinbildung. Verknöcherung des Ligamentum interosseum bei der —. 36. 

Uberbeine. Traumatische und spontane — (Dieckerhoff.) 8. 

— am Metacarpus bzw. -tarsus, Wesen und Ursachen der —. 36. 60. 


Ultrakondensor von Jentzsch für ultramikroskopische Untersuchungen. Von 

Troester. 223. s. a. Dunkelfeldbeleuchtung. 
Unterkiefer, Bruch des einen Astes vom — beim Pferd. Von Bauer. >83. 
Uterusexstirpation beim Hund. Von Keller. 193. s. a. Laparotomie. 
Uzara, ein neues Antidiarrhoikum beim Menschen. 109. 


— XII — 


EEE 


Vergiftung. s. Bohnen. Kornrade. Lähmung. Rehe. Strychnin. 
Veronal als Hypnotikum. 57. 300. 
Verordnungen. s. a. Tagesgeschichte. Veterinäre. 

Übungsgelder, Erhöhung der — für Veterinäroffiziere. (A. V. Bl. 1. 7. 12 

S. 161). 432. 

Neue Schirmmütze, K. K. O. u. K. M. V. vom 27. 12. 11 betr. die —. 106. 
nenn mit Gamaschen für Offiziere usw., K. K. O. u. K. M. V. 
| 1. 2. 12 betr. —. 203. 





Heldirane (graugrüne) Uniform für Unterveterinäre. (A. V. B1. 1913. Nr. 11.) 
346 


Viehseuchengesetz, K.M.V. v. 2. 5. 12 betr. das Inkrafttreten des neuen —. 
294. s. a. Bücherschau. 
Verstopfung bei Pferden, Behandlung mit verschiedenen Mitteln. 444. ` 
Veterinärmedizin, Sammlung von Dokumenten der —. 52. 
er en Dienstaltersliste der — Von Wöhler. 352. 440. s. a. 
N ilitär 
. Rennsiege des Stabsveterinärs Mrowka in Tsingtau. 483. 
| —. Stabsveterinär- und Oberveterinärkursus. 59. 481. 530. 579. 
I —, Kameradschaftliche Vereinigung der — in Karlsruhe. 430. 
—, Versammlung der — des VII. bzw. XVIII. Armeekorps. 57. 200. 
— des Beurlaubtenstandes, Wahl der Unterveterinäre d. B. zu —. 


432. 
— — —, Einkleidungsgeld für die — nach § 22 der Besoldungs-V. v. 26. 10. 11. 
107. (432). 
' Veterinärstatistik. s. England. Frankreich. Holland. Rußland. 
Ion us, Ergebnisse der außerordentlichen — vom 1. 12. 11 für Preußen. 
49. 





Wasser, Über Gesundheitschädlichkeit des durch Endlaugen aus Chlorkalium- 


fabriken verunreinigten —. 19. 

Wasserstoffsuperoxyd (15 eig) für die Tierheilkunde. Von Löffler. 324. 
s. a. 5T. 435. 

Wickel- und Klebeverbände in der Tierheilkunde, Anwendung der —. Von 
Heinz. 132. 


Widersetzlichkeit beim Beschlagen, Morphium, Chloralhydrat bzw. Lasso- 
Dompteur gegen —. 189. 

Wundbehandlung. s. Biebrich. Bolus. Mastix. 

' Wutvirus, Rabizide und bakterizide Kraft des Cholesterins und Lezithins auf 

| das —. 55. s. a. Tollwut. 





Zahnbalgzyste (Kiemen-, Ohrfistel) beim Pferde. Von Dornis. 76. 
Zahnlosigkeit, Erklärung für die — der Wiederkäuer im Oberkiefer usw. 83. 
Zehengelenke, Über die Erkrankungen der — beim Pferde. Gr. Abh. von 





Berndt. 53. 
Zell- ax Kerneinschlüsse. s. Brustseuche. Gehirnrückenmarksentzündung. 
taupe. 
\ Zuckerbestimmung, Quali- und quantitative — mittels Benedietscher Lösun- 


gen, sowie Trommerscher und Fehlingscher Zuckerprobe. 580. s. a. 
250. Gährungs-Saccharimeter. 


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PRINTED IN U.S.A. 


CAT. NO. 23 239 











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| Zeitschrift für Veter- 
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Zeitschrift für Veter- 
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